Google

This is a digital copy of a book that was prcscrvod for gcncrations on library shclvcs bcforc it was carcfully scannod by Google as pari of a projcct

to make the world's books discoverablc online.

It has survived long enough for the Copyright to expire and the book to enter the public domain. A public domain book is one that was never subject

to Copyright or whose legal Copyright term has expired. Whether a book is in the public domain may vary country to country. Public domain books

are our gateways to the past, representing a wealth of history, cultuie and knowledge that's often difficult to discover.

Marks, notations and other maiginalia present in the original volume will appear in this flle - a reminder of this book's long journcy from the

publisher to a library and finally to you.

Usage guidelines

Google is proud to partner with libraries to digitize public domain materials and make them widely accessible. Public domain books belong to the public and we are merely their custodians. Nevertheless, this work is expensive, so in order to keep providing this resource, we have taken Steps to prcvcnt abuse by commercial parties, including placing lechnical restrictions on automated querying. We also ask that you:

+ Make non-commercial use ofthefiles We designed Google Book Search for use by individuals, and we request that you use these files for personal, non-commercial purposes.

+ Refrain fivm automated querying Do not send automated queries of any sort to Google's System: If you are conducting research on machinc translation, optical character recognition or other areas where access to a laige amount of text is helpful, please contact us. We encouragc the use of public domain materials for these purposes and may be able to help.

+ Maintain attributionTht GoogXt "watermark" you see on each flle is essential for informingpcoplcabout this projcct and hclping them lind additional materials through Google Book Search. Please do not remove it.

+ Keep it legal Whatever your use, remember that you are lesponsible for ensuring that what you are doing is legal. Do not assume that just because we believe a book is in the public domain for users in the United States, that the work is also in the public domain for users in other countries. Whether a book is still in Copyright varies from country to country, and we can'l offer guidance on whether any speciflc use of any speciflc book is allowed. Please do not assume that a book's appearance in Google Book Search mcans it can bc used in any manner anywhere in the world. Copyright infringement liabili^ can be quite severe.

Äbout Google Book Search

Google's mission is to organizc the world's Information and to make it univcrsally accessible and uscful. Google Book Search hclps rcadcrs discover the world's books while hclping authors and publishers rcach ncw audicnccs. You can search through the füll icxi of ihis book on the web

at|http: //books. google .com/l

Google

IJber dieses Buch

Dies ist ein digitales Exemplar eines Buches, das seit Generationen in den Realen der Bibliotheken aufbewahrt wurde, bevor es von Google im Rahmen eines Projekts, mit dem die Bücher dieser Welt online verfugbar gemacht werden sollen, sorgfältig gescannt wurde. Das Buch hat das Uiheberrecht überdauert und kann nun öffentlich zugänglich gemacht werden. Ein öffentlich zugängliches Buch ist ein Buch, das niemals Urheberrechten unterlag oder bei dem die Schutzfrist des Urheberrechts abgelaufen ist. Ob ein Buch öffentlich zugänglich ist, kann von Land zu Land unterschiedlich sein. Öffentlich zugängliche Bücher sind unser Tor zur Vergangenheit und stellen ein geschichtliches, kulturelles und wissenschaftliches Vermögen dar, das häufig nur schwierig zu entdecken ist.

Gebrauchsspuren, Anmerkungen und andere Randbemerkungen, die im Originalband enthalten sind, finden sich auch in dieser Datei - eine Erin- nerung an die lange Reise, die das Buch vom Verleger zu einer Bibliothek und weiter zu Ihnen hinter sich gebracht hat.

Nu tzungsrichtlinien

Google ist stolz, mit Bibliotheken in Partnerschaft lieber Zusammenarbeit öffentlich zugängliches Material zu digitalisieren und einer breiten Masse zugänglich zu machen. Öffentlich zugängliche Bücher gehören der Öffentlichkeit, und wir sind nur ihre Hüter. Nie htsdesto trotz ist diese Arbeit kostspielig. Um diese Ressource weiterhin zur Verfügung stellen zu können, haben wir Schritte unternommen, um den Missbrauch durch kommerzielle Parteien zu veihindem. Dazu gehören technische Einschränkungen für automatisierte Abfragen. Wir bitten Sie um Einhaltung folgender Richtlinien:

+ Nutzung der Dateien zu nichtkommerziellen Zwecken Wir haben Google Buchsuche Tür Endanwender konzipiert und möchten, dass Sie diese Dateien nur für persönliche, nichtkommerzielle Zwecke verwenden.

+ Keine automatisierten Abfragen Senden Sie keine automatisierten Abfragen irgendwelcher Art an das Google-System. Wenn Sie Recherchen über maschinelle Übersetzung, optische Zeichenerkennung oder andere Bereiche durchführen, in denen der Zugang zu Text in großen Mengen nützlich ist, wenden Sie sich bitte an uns. Wir fördern die Nutzung des öffentlich zugänglichen Materials fürdieseZwecke und können Ihnen unter Umständen helfen.

+ Beibehaltung von Google-MarkenelementenDas "Wasserzeichen" von Google, das Sie in jeder Datei finden, ist wichtig zur Information über dieses Projekt und hilft den Anwendern weiteres Material über Google Buchsuche zu finden. Bitte entfernen Sie das Wasserzeichen nicht.

+ Bewegen Sie sich innerhalb der Legalität Unabhängig von Ihrem Verwendungszweck müssen Sie sich Ihrer Verantwortung bewusst sein, sicherzustellen, dass Ihre Nutzung legal ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass ein Buch, das nach unserem Dafürhalten für Nutzer in den USA öffentlich zugänglich ist, auch für Nutzer in anderen Ländern öffentlich zugänglich ist. Ob ein Buch noch dem Urheberrecht unterliegt, ist von Land zu Land verschieden. Wir können keine Beratung leisten, ob eine bestimmte Nutzung eines bestimmten Buches gesetzlich zulässig ist. Gehen Sie nicht davon aus, dass das Erscheinen eines Buchs in Google Buchsuche bedeutet, dass es in jeder Form und überall auf der Welt verwendet werden kann. Eine Urheberrechtsverletzung kann schwerwiegende Folgen haben.

Über Google Buchsuche

Das Ziel von Google besteht darin, die weltweiten Informationen zu organisieren und allgemein nutzbar und zugänglich zu machen. Google Buchsuche hilft Lesern dabei, die Bücher dieser Welt zu entdecken, und unterstützt Autoren und Verleger dabei, neue Zielgruppcn zu erreichen. Den gesamten Buchtext können Sie im Internet unter|http: //books . google .coiril durchsuchen.

■^^^

DB

ivcr»f^o

w w--^

*-

\

r

MITTHETLUTSTGEN

DES

HISTORISCIM TMEIMS

PUR

STEIERMARK.

Herausgegeben von dessen Ansschnsse.

XIXII"^. HEFT.

- :

Graz, 1876.

Im Selbstverlage.

In Commission der k. k. Üniversitäts-Buchhandlung Leuschner & Lubensky.

Cancclled T d. M. JV. E. C

j^<>0

Inhalt.

m

X

xn

XV

A. Vereins-Angelegenheiten.

Geschäfts- üeb er sieht

I. Chronik des Vereines über die Zeit von der 26. bis zur 27. JahresYersammlong. 28. Jänner 1875 7. Jänner 1876

n. Uebersicht Aber die Empfänge und Ausgaben

m. Veränderungen im Personalstande

IV. Sammlungen.

A. Für die Bibliothek

B. Für das Archiv XXIV

C. Für die Kunst- und Alterthums-Sammlung XXV

B. Abhandlung.

Georg Matthaeus Vischer und seine Wirksamkeit in Steiermark.

Von J. y. Zahn 8

C' Kleinere Aufsätze und Mittheilungen.

Buch er- Anzeigen.

Graz, (beschichte und Topographie der Stadt und ihrer Umgebung,

Ton Franz Ilwof und Karl F. Peters 139

Geschichte der religiösen Bewegung in Inner-Oesterrdch im acht- zehnten Jahrhundert, yon Dr. Hans von Zwiedineck- Südenhorst 140

Die Deutschen auf den KreuzzUgen, von R. Röhricht, besprochen

von Prof. Rudolf Reichel 141

Eegister.

Di« BeiteBiBgaben mit Torgeietatsm A beseiohnen dU Aea AdmlBfatratlTbertelite».

idmoiit, grosse Vischerische Ansicht von --, 105 uff.

Baneraanniheii in Steiermark, Vor- trag über die A. 4.

Beekh-Widmanstetter, Austritt aus dem Anssch. A. 7.

..Beiträge'*, Reorganisation derRe- daction der - A. 6.

BischoH; Dr. F. , Wahl z. Vor- stand-Stellvertreter A. 6, in das Redactionscomit^ der „Bei- träge« A. 6.

Oassebericht, . A. 10.

Correspondirende Mitglieder, Wahl von solchen A. 4.

Dümmler, Dr. E. , Halle, Wahl zum Ehrenmitgliede A. 8.

Ehrenmitglieder, Wahl von solchen

A. 8.

Felicetti, M. v. Liebenfels, Wahl in dem Ausschuss A. 4.

Forchtner J. B. , Kupferdrucker in Graz 51, 52.

Credächtnisstafeln, Errichtung von in Graz, Comit^ z. ~ A. 3.

Graos, J. Conservator, Wahl in den Ausschuss A. 5.

Gras, grosse Yischerische Ansicht V. 107 uff., Landhausca- pelle, Leuchter von Vischer ge- ziert mit Wappen 109, - Comit^ zur Errichtung von Gedächtniss- tafeln A. 3, Vortrag über im Mittelalter A. 4.

Greischer, Kupferstecher 99.

Gross, Dr. K. , Austritt aus dem Ausschusse A. 4.

Häckhl, M. B. in Graz 51, 52.

Dwof. Dr. F. —, Wahl in den Aus- schuss A. 3, 4. Vortrag über Graz im Mittelalter A. 4.

Kilian, Kupferstecher 99.

Krainz, Joh. Lehrer zu Knittel- feld, Bezirkscorrespondent A. 7.

Krones, Dr. F. , Wahl in das Redactions-Comit^ der „Beiträge« A. 6 in das Wanderversamm? lungs-Comit6 f. 1876 A. 6, in den Ausschuss A. 8.

Mandling, Karte über den Pass an der 109 uff.

Mayer, Dr. F. , Vortrag über die Bauemunnihen A. 4. Wahl in den Ausschuss A. 5. zum Schriftführer A. 8.

Mommsen, Dr. Th. Berlin, Wahl zum Ehrenmitgliede A. 8.

VameD, Vortrag über Bildung der Geschlechts in Steiermark A. 7,

Pest, Vortrag über die —jähre in Steiermark A. 8.

Peinlich, Dr. R. - , Wahl in das Comit^ für Gedächtnisstafelu A. 3, in das fftr die Wanderver- sanunlung von 1876 A. 6. Vortrag über die Pestjahre A. 8.

Ranke, Dr. L. v. Beriin, Wahl

zum Ehrenmitgliede A. 8. Reichel, Prof R. -, Vortrag über Entstehung der Geschlechtsnamen A. 5, Wahl in das Wander- versammlungs-Comite's für 1876, A. 6.

Reicher, G.-L.-Gerichtsrath Joh. , Austritt aus dem Ausschusse A. 4.

Riegersbnrg, Text zu den Vische- rischen Ansichten v. , lOO uff.

Schriftführer, Beschluss über dessen Honorirung für den Administrativ- bericht A. 3.

Semmring, Karte über die Grenze

am , 112 uff. Sickel, Dr. Th. , Wien, Wahl

zum Ehrenmitgliede A 8. SpUlmann, F. B. -, Kupferstecher,

Steiermark, Bauemunnihen A. 4, Geschlechtsnamen A. 5, Pestjahre A. 8 (sämmtlich Vorträge); Karte Vischers 14 uff., 18 uff.; -- Schlösserbuch Vischers 34 uff. ; Kriegsthaten der 116 uff.

Tilesins, Staatsrath, v. Tilenau, Petersburg, Wahl zum corresp. Mitgliede A. 4.

Trost, A. ■— , Kupferstecher 38 Note 53, 51 uff., 98, 99.

Ungarn, Nationalmuseum, Schriften- tausch mit dem A. 4.

ünger, Theod. , Wahl in das ComitÄ für Gedächtnisstafehi in Graz A. 3.

Vischer, G. M. , Geograph, sein Wirken in Steiermark 1 uff.

Vorträge: von Mayer, über die Bauemunnihen A. 4, Ilwof, über Graz im Mittelalter A. 4, Reichel, über Entstehung der Geschlechts- namen A. 5. Peinlich, über die Pestjahre .in Steiermark A. 8.

Walch, Jos. , Kaufinann in Graz 51, 52,

Wanderversammlnng d historischen Vereines, eventuell für 1875 A. 8, ftir 1876 A. 6.

Wnrzbach, Dr. C. v. , Wien, Wahl zum corresp. Mitgliede A. 4.

Zahn, Prof. J. - , Wahl zum Vor- Stande A. 4; in das Redactions- Comitö der „Beiträge« A. 6, in das Wanderversammlungs-Co- mit^ für 1876 A. 6.

Zwiedineck, Dr. J. v. - , Wahl in das Wanderversammlungs-Comitö für 1876 A. 6.

■«••■

A.

Vereins- Angelegenheiten.

Geschäfts-Uebersicht.

Chronik des Vereines

über die Zeit von der 26. bis zur 27.. Jahresversammlung. 28. Jäimer 1875 7. Jämier 1876.

1. In der Ausschu8S-Sitzungyom8.M&rz wurde beschlossen, den Schriftführer für die Zusammenstellung des geschtftlichen Theiles der Mittheilungen so zu honoriren, wie die Schrift- steller für ihre Arbeiten. (Dieser Beschluss wurde der nächsten öffentlichen Versammlung mitgetheilt) Ausserdem wurde der Prds des vom Verein herausgegebenen ältesten Landrechtes für die Mitglieder, welche dassdbe durch den Verein bezieh^ auf 2 fl. festgesetzt, gegenüber dem Preise von 3 fl. im buch- hfindlerischen Vertriebe.

2. In der Ausschuss-Sitzung vom 14. April wurde der Schriftentausch mit der „Bataafsch-Genootschaft der Roefon- deroindelyke wysbegeerte in Botterdam** angenommen. Ausserdem wurde beschlossen, zur eingehenden Verhandlung über den vom Herrn Prof. Dr. Ilwof in der letzten Jahres- versammlung gestellten Antrag zur Anbringung von Gedächtniss- tafeln an soldien geschichtlich merkwürdigen Stellen, welche dm*ch die bevorstehende Annahme des neuen Stadtplanes von Graz eine Veränderung ihrer bisherigen Bestimmung erfahren werden, ein Dreier-Comit^ einzusetzen und fiel die Wahl auf die Herren Regierungsrath Dr. R. Peinlich, Prof. Dr. F. Ilwof und Archiv- Adjunkt Th. Unger.

3. Am 30. April fand die 17. Quartal-, zugleich ausser- ordentliche Jahresversammlung des historischen Vereines statt Die Versammlung bewilligte die Kosten einer eventuell in diesem Jahre abzuhaltenden Wanderversammlung. Dann wurden

KtiheiL d. bist Vereina f. Steiermark. XXIV. Heft, 1876. A*

IV

die in der Jahresversammlung vom 28. Jänner unterbliebenen Wahlen vorgenommen: Zum Vorstand wurde gewählt Herr Prof. J. Zahn, zum Vorstand-Stellvertreter Herr Prof. Dr. F. B i s c h 0 f f^ zu Ausschüssen die Herren Prof. Dr. 1 1 w o f und Hauptmann M. Felicetti von Liebenfels. Femer wurden die Herren k. k. Regierungsrath Gonstant Wnrzbach von Tannenberg und der k. k. russische Staatsrath A. T i 1 e s i u s von T i 1 e n a u in Petersburg zu correspondirenden Mitgliedern ernannt.

Endlich hielt Herr Prof. Dr. Franz Mayer einen Vortrag: „Ueber die ersten Bauemunruhen in Steiermark und den an- grenzenden Ländern, ihre Ursachen und ilir Verlauf," der im 23. Hefte der Mittheilimgen abgedruckt erschien.

4. In der Ausschuss-Sitzung von 18. Mai wurde beschlossen, den Preis des 1 . Bandes des steiennärkischen Urkundenbuches fUr die Mitglieder, welche dasselbe durch den Verein beziehen, auf 5 fl. gegenüber 8 fl. im buchhändlerischen Vertriebe, fest- zusetzen. Die Herren Prof. Dr. Karl Gross und Oberlandes - gerichtsrath Johann Reicher zeigten ihren Austritt aus dem Ausschusse an.

5. In der am 15. Juli abgehaltenen 18. Vierte^jahresver- jBammlung hielt Herr Prof. Dr. Franz Ilwof einen Vortrag: „lieber Graz im Mittelalter, "^ der folgenden Inhalt hatte.

Dr. II w of erörterte erst die geographische Lage der Stadt, sprach von den keltischen und römischen Funden daselbst, ging sodann auf die Gründung der Stadt als Hengistiburg in der Mitte des 11. Jahrhunderts über sowie auf das Erscheinen des Namens Graece um 1136. Er entwickelte sodann aus dem darüber vorhandenen urkundlichen Materiale ein Bild der Stadt und des Lebens ihrer Bewohner, sowie der geschichtlichen Ereignisse, welche sich in ihr abspielten in der Periode der Traungauer, unter den Babenbergern, im Zwischenreiche und unter den Habsburgem bis zum Regierungsantritte Friedrichs HI. im Jahre 1424.

Der Vortrag fand bei der Versammlung lebhaften Beifall.

6. In der Ausschuss*Sitzung vom 18. October wurde in Folge Angebotes eines werthvoUen archäologischen Werkes von Seite des Directors des ungarischen Nationalmuseums be- schlossen, dieser Anstalt den Schriftentausch anzubieten (der mit Beginn 1876 regelrecht eingeleitet wurde).

~ V

7. In der am 3. November abgehalteixea 19. Vierte^ahrs- Versammlung (ausserordentliche allgemeine Versammlung) wur- den zu Ausscbussmitgliedem gewählt di^ Herren Prof. Dr. Fr. Mayer und k. k. Conservator Johann Graus. Herr Prof. Budolf Reicbel hielt einen Vortrag «lieber die Entstehung der Familiennamen im Mittelalter^:

Nach einer kurzen Einleitung, in der die wichtigsten Sammlungen von Familiennamen und die hervorragendsten Schriften über die Entstehung und Bedeutung derselben Er- wähnung und Würdigung fanden^ besprach der Vortragende zu* nächst die Entstehung der sogenannten Familiennamen und ihre Bedeutung für die Kulturgeschichte. Er wies nach, dass der Vorgang überall, wenn auch nicht ein gleich» zeitiger, doch in der Hauptsache gleichartiger war, wenn auch einzelne Gegenden gewisse Kategorien dieser Namen mit Vorliebe entwickelten. Nachdem der Vortragende den allmählichen Uebergang von Beinamen, die nur einer ein- zdnen Person zukamen, zu erblich gewordenen Fa- miliennamen an Beispielen gezeigt hatte, besprach er unter Hinweisung auf das von ihm in Marburger Gymnasial- Programmen (1867, 1869, 1870) veröffentüchte Material und gestützt auf zahkeiche, dem Urkundenschatze des Landes* archivs entlehnte Belege die steirischen Namen des Mittel- alters nach ihren verschiedenen Kategorien. Es kamen zunächst, zur Besprechung die patronymischen und metrony- mi sehen Namen nebst den sich daranreihenden zahllosen Koseformen und den Entstellungen, femer die dem Amte oder der Würde entlehnten Namen (wozu auch manche Scherznamen gehören) nebst ihren Zusammensetzungen. Drittens die Namen vom Geschäft, Handwerk, Gewerbe ent- lehnt, welche in culturhistorischer Beziehung zum Theil be- sonders interessant sind, da sie uns Bezeichnungen erhalten haben, die im Leben ganz verschwunden oder nur mehr ni bestimmten Gegenden mehr oder minder üblich geblieben sind. (Z. B. Flad^er, Grätterstriddier, Seidennater, Sudlkoch, Wat- manger; Wiltwercher, Sauerpeckh, Semmler, Fueterer, Spindler u. s. £)

Auch die von der Nation oder der Heimat her-' genommenen Bezdchnungen bieten historisches Interesse, in- dem sich aus ihnen erkenneü läset, aus welchen Gregenden man besonders nach Steiermark einwanderte. (Oesterreieh, Kärnten, Baiem lieferten (fie meisten Einwanderer, vereinzelt treffen wir auch Italiener^ Tiroler, Franken, Böhmen u. a. L.) Sehr zahlreich sind die dem Namen oder der Lage

VI

des Hauses oder Hofes entnommenen Unterscheidungen. In^eweit es auch in Steiermark Sitte war, Häuser mit be- stimmten Namen zu bezeichnen, wagte der Vortragende nach dem vorhandenen Materiale nicht bestimmt zu entscheiden, doch erschien es ihm wahrscheinlich, da sich sonst eine grosse Zahl von Namen nicht erklären lässt Hierauf kam der Vor- tragende auf jene Gruppe von Namen zu sprechen, welche ton geistigen oder körperlichen Eigenschaften und auch von Kleidern, Waffen u. s. f. entlehnt sind. Von dieser Kategorie bieten schon die Register des stei- rischen Urkundenbuches viele Beispiele. (Prunzagü, Genszagil, Pttchilhart, Chelbl, Crophet, Urch, Gir, Gallina, Gokkil, Glaz, Hufhagel, Rufiis, Schieb, Longus, Zunpreche u. A). Den Schluss bildeten die sogenannten imperatorischen und Satznamen, an denen Steiermark Oberaus reich ist (z.B. Swen- tenkrieg, Schreckenast, Schwingenhammer, Hebenstreit, Schlagen- öchs, Nachenstier, Nagengast, Cuksswert u. s. f.). Wiederholt hatte der Vortragende Veranlassung, darauf huizuweisen, wie empfindlich sich gerade auf diesem Gebiete der Mangel eines steirischen Idiotikons geltend mache und zum Beweis sah er ich zum Schiusse veranlasst, eine Anzahl Namen mitzutheilen, deren Erklärung ihm nicht gelingen wollte, um Andere, ndt dem Dialect Vertrautere zu Lösung derartiger Schwierigkriten zu veranlassen.

Der Vortrag wurde mit lebhaftem Beifall aufgenommen.

8. In der Ausschuss-Sitzung vom 10. November wurde beschlossen, den Plan der systematischen Herausgabe steirischer Geschichtsquellen aufzugeben, das betreffende Comite aufzu- lösen, QueUenpublicationen nach Massgabe der Mittel selbst zu besorgen, die „Beiträge^ aber bestehen zu lassen und ein neues Bedacüonscomitä mit eigener Geschäftsordnung zu wählen.

9. In der Ausschuss*Sitzung vom 19. November wurden die Statuten des Gomit^'s zur Herausgabe der „Beiträge'' ange- nommen und die Herren Bischoff, Krones und Zahn in. das Comite gewählt Femer wurde em Comit6 zum Zw ecke der Berathungen einer Wanderversanunlung nach Mar- burg im Sommer 1876 zu bilden beschlossen und in das- selbe gewählt die Herren Prof. Krones, Regierungsrath Peinlieh, Prof. Reichel, Prof. Zahn, Prof. von Zwie- dineck.

vn

10. In der Ausschuss-Sitzung vom 22. December zeigte Sdujftfbbrer Herr L. v. B e c k h - Widmanstetter seinen Austritt ans dem Anssehnsse an.

11. Am 7. Jänner 1876 fand die 28. Jahresversammlung statt.

Aus dem vom Vorsitzenden Herm Prol Josef Zahn YOiigelesenen Jahresberichte verdient Folgendes erwähnt zu werden :

Dem Vereine sind in diesem Vereinsjahre neu beigetreten 19 Mitglieder; ausgetreten sind 14, gestorben 3 Ehrenmit- glieder und 6 ordentliche Mitglieder.

Der Verein zählt also (Eode December): ordentliche Mitglieder 369

Ehrenmitglieder 24

correspondirende Mitglieder 15.

Die Zahl der Bezirks-Correspondenten beträgt 21.

Die Zahl der Vereine, mit denen der histor. Verein im Schriftentausch steht, ist 183.

Die Zahl der Ortschronisten ist bis auf 39 gestiegen ; es haben sich nämliefa zur Führung von OrtschroniKen in ihren Wohnorten gemeldet die Herren: Friedrich Böser, Schul- director in Voitsberg, Johann Lakitsch, Lehrer in Jager- berg, CarlPichl, lUtter von Gamsenfels, Gutsbesitzer zu Eggenwald für Eerschbach, Jacob Pils, Oberlehrer in Krau- bat, Clement P r 0 1 1 , Lehrer in Pischelsdorf, Johann Schmutz, Lehrer zu St Ste&n ob Leoben, Franz Schöpfer, Ober- lehrer in Weiz, Johann Slana, Lehrer in Liezen; femer Frau Amalia Steuber, Private in Oberwölz und Fräulein Anna Pichl von Gamsenfels, Gutsbesitzerstochter in Eggenwald für Ober-Radkersburg.

Ergiebig hat sich dieses Jahr in Publicationen und Er- werbungen gestaltet Von erster en erschienen: Das 23. Heft der Mittheflungen, das 12. Heft der Beiträge, das steiermär- kisehe Landrecht des Mittelalters und der 1. Band des T7r- kondenbuches. Mit Befriedigung kann der Verein seine Lei- stungen mit jenen jedes Nachbarvereines in Vergleich stellen. Die Auslagen für die Publicationen fanden ihre Deckung in den MitgUederbeiträgen, in der jährlichen Subvention des Landes und die durch das hohe Ministerium für Cultus und Unterricht für 3 Jahre bewilligte Subvention von jährlieh 500 Gulden.

Ueber die Erwerbimgen berichtet der Verwaltungsbericht

Unter den Bezirkscorrespondenten ist Herr Lehrer Johann. K r a i n z in Enittelfeld weitaus der thätigste und fleissigste

vm

Seio^em Eifer ist es gelungen, dem Vereine das Archiv von Neumarkt zuzuwenden, er hat dem Vereine auch sonst Acten zugesendet. Er hat femer die Gemeinde Oberwölz bewogen, verschiedene durch einen auswärtigen Antiquitätenhändler im Schloss Oberwölz gekaufte Folterwerkzeuge zurückzukaufen und in der genannten Stadt Vorträge über die Geschichte der Stadt gehalten. Zu Winklem bei Oberwölz hielt er femer einen Vortrag über die Gründung der dortigen Kirche zu Gunsten amier Schulkinder und zur Einbringung der Kosten für die Benovirung eines alten Altarbildes daselbst Er rettete einen Peststein zu Niederwölz, der die Altarstelle bezeichnet, wo im J. 1715 im Freien der Pest wegen eine Messe gelesen wurde und berichtete über eine Münzsammlung zu Neumarkt und ^ einen neuentdeckten Bömerstein bei Einöd südlich von Neumarkt *

Die Versammlung ernannte dann einstimmig die Herren Prof. Dr. Theodor Sickel in Wien, Prof. Dr. Ernst Dum ml er in Halle, Hofirath Dr. Leopold von Ranke und Prof. Dr. Theodor Mommsen in Berlin zu Ehrenmitgliedern.

Darauf wurde Herr Prof. Dr. Franz Mayer zum Schrift- führer gewählt Da dieser Herr dem Ausschusse angehört, so ward dadurch eine Ersatzwahl nothwendig, die auf Prof. Dr. Fr. Krön es fiel.

Der Ausschuss besteht demnach aus folgenden Herren: Prof. Jos. Zahn, Vorstand, Prof. Dr. Ferd. Bischoff, Vor- standstellvertreter, Prof. Dr. Fr. Mayer, Schriftführer, Ernst Fürst, Cassier, Hauptmann Felicetti von Liebenfels, k. k. Conservator Johann Graus, Director Dr. Fr. 1 1 w o f und Prof. Dr. Fr. Krön es.

Der Cassier legte dann die Jahresrechnung für das Jahr 1875 vor und liest den Gassabericht und den Voranschlag der Einnahmen und Ausgaben für das Jahr 1876 vor.

Zuletzt hielt Herr Begiemngsrath Dr. Bichard Peinlich einen Vortrag „lieber die Pest in Steiermark*':

Wiewohl die Pest durch 400 Jahre auch in der Steier- mark eine häufige und furchtbare Landplage gewesen war, so finden sich doch in den histor. Schriften bisher wenig Aufzeich- nungen. Dennoch ist das Thema wichtiger, als es scheint, da solche Jahrhunderte hindurch wiederkehrende Volkskrank- heiten auf die Cultur einen grossen Einfluss gehabt haben müssen. Die vielen Votiv-Capellen, Statuen^ Gemälde und Pest* kreuze im Lande deuten es heutzutage noch an, in welchem Jammer und Elende sich das Volk befand. Auch Graz hat solche Denkmäler, aus denen das Voüvbild an der Domkirche vom J. 1480 und die Dreifaltigkeitssäule von 1680 (welche

^ IX

am Haaptpl^tz stand) merkwürdig sind, letztere auch als histor. Wahrzeichen, dass Graz seit der Errichtung dieser Säule von der Fest verschont blieb.

Nach einigen Andeutungen über das Wesen der Pest, die verschiedenen Erscheinun^ormen und das charakteristische Merkmal derselben durch alle Perioden, tückisches Auftreten, rasche Verbreitung durch Ansteckung und massenhaftes Ster- ben, sovrie über die Unzulänglichkeit der Heilkunde wurde der panische Schrecken bei ihrem Ausbruche, die Flucht der ver- möglichen Leute und der Behörden und andere Folgen dar- gestellt und eine kleine Schilderung gegeben, wie es in einer infizirten Stadt aussah.

Hieran schloss sich eine gedrängte Anfbhrung der Pest- jahre und Orte ihres Grassirens im Lande von 1348 bis 1716. Bei 70 Seuchenjahre wurden aufgezählt, unter welchen die wichtigsten 1349, 1480, 1562, 1585 und 1586, 1633 und 1634, 1646, 1680 bis 1683 1713 bis 1715 mit einigen hervor- ragenden Momenten charakterisirt wurden. In Graz herrschte die Seuche zum mindesten 12mal, am ärgsten 1480, 1636 und 1680. 1358 und 1359 verödeten viele Orte in der oberen Steiermark, 1503 5 litt das Viertel Voran furchtbar, 1541 das Mürzthal; 1585 erhielt Graz eine spedelle Infecüonsord- nrmg, 1598 wurde die Gegend hinter dem Schöckel arg her- genommen, 1646 viele Orte im Gillier Viertel fast menschen- leer gemacht, 1680 und 1681 durchzog sie das ganze Land und hauste insbesondere auch zu Badkersburg und Pettau, beide Städte waren überhaupt oft heimgeßucht; 1713 wurde der nordöstliche und 1715 nordwesüiche Theil der Steiermark in schreckhcher Weise dezimirt

Den Schluss des Vortrages bildete eine Hinweisung auf das gehäufte Unglück, welches Türkenkrieg, Heuschrecken, Missjahre, Pest und Schadenfeuer über die Steiermark brachten. Hiedurch wurde zwar der volkswirthschaftUche Fortschritt nicht wenig gehemmt, aber die kräftige Natur des Steirers nicht gelähmt

(Der Vortrag, vielfach erweitert und quellenmässig bear- beitet,' wird unter dem obigen Titel im Drucke erscheinen.)

Der gedi^ene Vortrag fand den lebhaftesten Beifall und reiche Anerkennung.

^jt^f

X -

n. Ueber-

übei die Empfänge und

Nr.

Empfinge

kt Wainr.

1

fl.

kr.

I

Gassarest vom 81. Deoember 1874

847

68

n

Jahresbeiträge der P. T. Mitglieder

1754

98

m

IV

Für erhaltene Interessen

24 27

74 24

An Diplomgebtlhren

V

VI

Sabvention vom hohen Ministerinm ihr Goltus and Unterricht

600 600

ünterstütsnngsbeitrag Ton der hochlöbüchen steier^ mftrlkijfchen BparcABfw . . . . t . t - r -

vu

Jahressnbvention der hohen steierm. Landschaft

626

vin

Geschenk des Herrn Reg. -Rathes Dr. R. Peinlich

1

IX

Fttr verkaufte Vereinsschriften

647

68 17

Somme der EmpftUige . . .

4728

Wird die Summe der Ausgaben von der der EmpflUige abgezogen mit

8787

48 69

so verbleibt am 81. December 1876 ein Rest von

940

Dieser Gassarest zerf&llt in 2 Theile, als:

a) in angelegte Gapitalien . 816 fl. 60 kr. aod

m

b) in barem Gelde .... 126 19 »

69

1

also in Somma wie oben . . 940 fl. 69 kr.

940

Graz, am 81. December 1876.

XI

Sicht

Ausgaben im Jahre 1876.

Hr.

Auegaben

öat wahr.

fl.

kr.

41

«

92

84

11

63

8

26

7

96

180

96

50

66

9

80

780

76

6

28

42

1

8

4

6

6

7

8

9

10

11

12

18

14

16 16 17 18 19 20

Remanerationen an die Dienerschaft

Fftr Porti und Speditionsaaslagen

Ftkr EanzleibedürfiÜBBe

llfit^edbeitrag für den Geschichts- nnd Alterünims« verein in Darmstadt pro 1875 (5 Thaler) . . .

Ffir Stempelaaslagen

Gehalt an den Hflfsbeamten des Vereines . . .

Entlohnung an den Vereinsdiener . . . . .' '.

Kosten der Versammlungen pro 1875

Für die kalligraphische Ansarheitong der Diplome

Kosten der Mitthdlangen XXn. Heft

Fttr Reinigong der Kanzlei pro 1874

Für Büchbinderarbeiten

Kosten des steierm&rkischen Landrechtes des Mittel- alters von Prof. Dr. Ferdinand Bisch off . .

Jahresbeitrag an das germanische Nationahnaseom in Nürnberg pro 1875

Ausgaben für das ürkundenbucb der Steiermark, 1. Bd.

Honorar für auBhilÜBweise geleistete Kaosleidienste

Ausgaben ftkr die Beitr&ge, XII. Jahrgimg . . .

Kosten der IGttheilungen XXm. Heft ....

Für angekaufte Bücher

Für Buchhttndlerbeischlüsse . .

Summe der Ausgaben

543

5

1166

15

204

572

2

21

8787

Ernst FQrst,

d. z. Cassier.

9

80

10 16 63

48

xn

III.

Veränderungen

im

1875,

Neu aufgenommene ordentliche Mitglieder.

Die P. T. Herren: Bellegarde Heinrich Graf von, Gutsbesitzer auf Klingenstein bei Vasoldsberg. Bochinz Filipp Jacob, f. b. Lavanter geistlicher Rath, Professor der Eirchengeschichte und Spiritual im Priester-Seminar in Marburg. Dimitz August, k. k. Finanzrath und derzeit Secretär des histor. Vereines für Krain in Laibach. Forcher Franz Ton, k. k. Reserve - Lieutenant im Pionier -Regimente, Guts- besitzer zu Schloss Hauzenbichl. Goehlert J. Vinzenz, Dr., k. k. Regierungsrath im Ruhestande in Graz. Himmel- bauer Isidor, k. k. Notar in Graz. Hut ter Josef, Caplan in Hitzendorf. Kaltenegger Leonidas, Capitular und Kästner der Benedictinerabtei in Admont Euenburg Walther Graf von, k. k. Auskultant in Troppau. Lange Johann, Bürgerschullehrer und k. k. Lieutenant a. D. in Für- stenfeld. — Ludewig Heinrich, Buchhändler in Graz. Müller Gottfried, bürgert. Uhrmacher in Graz. Pils Jacob, Oberiehrer zu Kraubat ob Leoben. Plaimschauer Eduard, Pfarrer zu Wartberg im Mürzthale. Pro 11 Ludwig August, k. k. Bezirksrichter in Frohnleiten. Razlag Jacob, Dr., Advocat und Administrator der gräflich Attems'schen Güter in Untersteier, Reichsraths- Abgeordneter und Mitglied des Staatsgerichtshofes in Rann. Rösch Franz, Oberlehrerund Ortschronist inScheifling. Spork Emest, Lehrer in Graz.

xm

Correspomiifende Mitglieder.

Czerwenka Bernhard, Dr. der Theologie und evange- lischer Pastor in Frankfürt am Mam.

Tilesius yon Tilenau Adolf, kaiserl. russiflcher wirk- liche Staatsrath, Mitglied namhafter wissenschafUicher Institute in Petersburg.

Wurzbach von Tannenberg, Dr. Constantin, k. k. Regierungsrath und Vorstand der administrativen Bibliothek im k k. Ministerium des Innern, Ritter des Ordens der eisernen Krone und Mitglied namhafter wissenschaftlicher Institute in Wien.

Bezirkscorrespondenten.

Kigler Johann, Pfarrprovisor zu Frauenburg bei Unz- markt

Ausgetretene ordentliche Mitglieder.

Franck Alfred Ritter von, k. k. Major in Graz. Gradt Johann, Archidekt in Wien. Heinzl Richard, Dr. der Philosophie und k. k. Professor an der Universität in Wien. Hofrichter J. C, k. k Notar in Windischgrätz. Hör mann Ludwig, Dr. und Scriptor an der Universitäts- Bibliothek in Graz. Mayerhofer Wenzel, Gutsbesitzer zu Schloss Rottenfels bei Oberwölz. Pferschy Hermann, Capitular des Stiftes Rein, Pfarrer zu St Bartholomä. Keits am er Martin, k. k. Postverwalter in Leoben. Rohrau Karl, Ritter von, Gutsbesitzer zu Schloss Wetzeisdorf nächst St Stefan im Rosenthale. Semlitsch Anton, Dechant in Strassgang bei Graz. Strachwitz Mauritz, Graf, von, k. k. Kämmerer und Gutsbesitzer in Graz. Yalentinitsch Franz, Professor in Graz. W a i z 1 a b Anton, Pfarrer in Dz.

Gestorben die P. T. Herren:

Ehrenmitglieder.

Legat Bartholomäus, k. k. Gubemialrath und Bischof von Triest und Capo d' Istria, in Triest, am 12, Februar 1875. Rauscher Josef Othmar, Ritter von, Eminenz, Cardinal- Fürsterzbischof in Wien, am 24. November 1875. Sei dl Johann Gabriel k. k. Hofrath und MitgUed der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien, am 18. Juli 1875.

- XIV -

Ordentliche Mitglieder.

Baumg&rtner Peter, Wund- und Geburtgarrt in Graz, am 10. August 1875. Gödl Johann^ Domherr in Graz, am 18. Februar 1875. Grein er Ubich, Capitular des Stiftes Ran, Curat in Strassengel, am 6. Mai 1875. E&ferbftck Virgfl, Capitular des Stiftes Admoat und Gymnasial-Professor in Graz, am 19. Jänner 1875. Pichl Bitter von Gamsen- fe is Oswald, k.k. Telegrafen-Offizial in Leoben, am 5. Mitarz 1875.

XV

IV.

Den Sammlungen des Vereines

sind im Jahre 1875 zugekommen: JU FMU* die Bibliothek.

I. Durch Schenkung.

3694. Yon den Bisfhttmern Lavant und Seckau die Personal- Verzeichnisse pro 1875.

3695. Brunn, vom mährischen Landes-Ausschusse : Mährens allgemeine Geschichte (von Dr. Beda Dudik). VL Band, 1875.

3696. Dimitz August, k. k. Finanzrath und Secretär des histor. Vereines Air Erain: Geschichte Erain's, 1. bis 3. Lie- ferung des 2. Theiles, und 1. bis 4. Lieferung des 3. TheUes.

3697. Graz, Sparcasse: Gedenkbuch zurFei^ des 50jährigen Jubiläums der Steiermark. Sparcasse am 15. Mai 1875.

3698. Einnast P. Florian: Album Admontense seu catalogus religiosorum ordinis S. P. Benedicti in abbatia Admon- tensi superioris StirisB anno jubilseo 1874.

3699. Erainz Johann, Schullehrer und Bezirkscorrespondent in Oberwölz: a) Burg Rotenfels; Kleine Beiträge zur Lindwurmsage in Steiermark.

3700. Krczyianowski de Wola-Sienenska Stanislaus, Dr., corres- pon(Urendes Mitglied der polnischen Akademie der Wissenschafben in Krakau: Ryszard z Krzyianomc chorai^ krakowski Legenda z Wieku XL Gedruckt Odessa, 1875.

3701. Luschin von Ebengreuth Arnold, Ritter, Dr., k. k. a. o. Professor an der k. k. Universität in Graz, seine Ab- handlung : „Die mittelalterlichen Siegel der Abteien und Convente in Steiermark" 1874.

3702. Peinlich Richard, Dr., k. k. Regierungsrath in Graz, mn Werk: „Die Egkennperger Sfift zu Graz im 15. u. 16.

XVI

Jahrhundert (Ein Beitrag zur Culturgeschichte und Topographie der Stadt Graz, 1875.)

3703. Badkersburg, die Direction der steierm. Landes-Bttrger- schule: 4. und 5. Jahresbericht, 1875.)

3704. Rosenthal Ludwig, Antiquariat in München:

a) Geschichte des baierischen Herzogs und Eurfbrsten Maximilian I., 1. Band, Heidelberg 1842; b) Chro- nologisches Yerzeiehniss der baierischen StaatsTerträge vom Tode Herzogs Georg des Reichen (1503) bis zum Frankfurter Territorial-Recess (1819). Passau, 1838.

3705. Seyder Karl Ludwig, Domorganist in Graz: »Christlichen Feier-Abend", die Nummern 15 und 16 ddo. 1873, 14, 15 und 16 ddo. 1874, mehrere von ihm verfasste geschichtliche Aufsätze enthaltend.

il. In Schriftentauscb.

3706. Agram, sttdslavische Akademie der Wissenschaften : Rad jugoslavenske Academrje znanosti i unyetnosti, Heft 29 ■bis 32.

3707. Altenburg, die geschichts- und alterthumsforschende Gesellschfdft des Osterlandes: Mittheüungen, 8. Band, 1. Heft, 1875.

3708. Amsterdam, die königl. Akademie i€t Wissenschaften:

a) Jaarbock, 1873; b) Verslagen en Mededeehngen Afdeeling Letterkunde , tweede reeks, vierde Deel, 1874.

3709. Baireuth, histor. Verein für Oberfranken: Archiv, 12. Band, 3. Heft, 1874.

3710. Basel, histor.-antiquarische Gesellschaft:

a) Das Umer-Spiel von Wilhelm Teil. (Von Wilhelm Vischer.) b) „Beiträge zur vaterlandischen Geschichte,* 10. Band, 1875.

3711. Berlin, königl. preussische Akademie der Wissenschaften:

a) Monatsberichte, Jahrgang 1875; b) Ab- handlungen philos. histor. Classe aus dem Jahre 1874.

3712. Verein für die Geschichte der Stadt Berlin:

a) Berlinische Chronik nebst Urkundenbuch ; b) Schriften des Veremes, Heft XI, 1874; c) Mitglieder - Verzeichniss Nr. 8, Jänner 1875; d) Programm der 184. Versammlung des Vereines.

3713. Verein „Deutscher Herold" : Monatsschrift 5. Jahr-

gang, 1874.

3714. Bern, histor. Verein des Cantons: Archiv, 8. Band

3. Heft, 1874.

xvn --

3715. Bern, aUgememe geschichtsforschende GeseUschaft der

Schweiz: Archiv, 19. Band, 1874.

3716. Bistritz, das evangelische Obergynmasiiim : „Programm^ des Schuljahres 1874 75.

3717. Bonn, Verein der Alterthumsfreunde im Rheinlande: Jahrbücher, Heft 52 bis 56.

3718. Brandenbarg a. d. Havel, histor. Verein: Jahresberichte 1 bis 6 der Jahrgänge 1870 bis 1874.

3719. Braunsberg, historischer Verein für Ennland:

a) Zeitschrift, Jahrgänge 1873—74, 15. und 16. Heft, gedruckt 1874; b) Monumenta historiaß Wanniensis, Band 5. I. Abtheilung Codex diplomaticus Wanniensis, 3. Band, Schlussheft, 1874.

3720. Bremen, Abtheilung des Künstler- Vereines fllr bremische Geschichte und Alterthümer: Jahrbuch, 7. Band, 1874.

3721. Breslau, die schlesische GeseUschaft für vaterländische Cultur:

a) 52. Jahresbericht 1874; b) Festgruss an die 47. Versammlung deutscher Naturforscher und Aerzte vom 18. September 1874.

3722. Breslau, Verein für Geschichte und Alterthum Schlesiens :

a) Zeitschrift, 12. Band, 1. und 2. Heft;, 1875; b) Scriptores rerum silesiacarum, 9. Band, 1874; c) Codex diplomat Silesiae (Regesten) von 1259 bis 1280, 7. Band, 2. Theil, 1875.

3723. Brunn, histor. statistische Section der mährisch-schles. Gesellschaft zur Beförderung des Ackerbaues, der Natur- kunde etc.: Schriften, Band 22, 1875.

3724. Brunn, mährisches Landesarchiv: Codex diplomaticus et epistolaris Moraviae, Band IX, 1875.

3725. Budapest, königl. ungarisches National-Museum : „Monu- ments Epigraphiques du Mus^e National Hongrois de Buda-Pest (Von Ernest Dejardins.) 1873.

3726. Cassel, der hessische Verein für Geschichte und Alter- thumskunde :

a) Zeitschrift, N. F. 4.-5. Band, 1873—74; b) Festschrift der Jahresversammlung vom 23. Juli 1874; c) Mitgheder- Verzeichnisse pro 1874—75.

3727. Chambery, Societe savoisienne d' histoire et d' archeo- logie: Memoires et documents, tome 15, 1875.

3728. Cilli, das Real-Gymnasiura : Programm des Schuljahres 1875.

3729. Dannstadt, histor. Verein für das G.-H. Hessen: Archiv, 13. Band, 3. Heft, 1874.

Mltthml. d. hUt. Vereins f. Steiermark. XXIV. Heft, 1876. B

xvm

3730. Dorpat gelehrte estnische GeseUscfaaft :

a) VerhandJungen , 8. Band, 2. Heft, 1875; b) Sit^ngsberichte pro 1874.

3731. Dresden, königl. sächsicher Alterthumsverem : Mitthei-

lungen, 25. Heftig 1875.

3732. Verein für Geschichte und Topographie Dresdens

und Umgebung: MittheSungen, 2. Heft, 1875.

3733. Elberfeld, bergischer Geschichts-Yerein: Zeitschrift, 9. und 10. Band, 1873—1874.

3734. Frankfurt a. Main, Verein fllr Geschichte und Alter- thumskunde :

a) Mitthölungen, V Band, Nr. 1. März 1874; b) Die deutsche Ordenskomende Frankfurt a. Main (yon Df. Euler), 1874.

3735. Freiberg in Sachsen, Alterthumsverein : „Mittheilungen,*» 11. Heft, 1874.

3736. St. Gallen (Schweiz), histor. Verein:

a) Urkundenbuch der Abtei St Gallen, HL Theil, 1. Lie- ferung, und b) Toggenburg unter äbtischer Herrschaft, 1875.

3737. Genfeve, Society d' histoire et d' arch^ologie: Memoires et documents, 19. Band, 1. Lieferung, 1875.

3738. Genova, la Sodeta Ligure die storia patria:

a) Atti, 7., 10., IL, und 12. Band, 1874. b) II palazzo del principe Döria a Fassolo in Genova (von A. Merü und L. T. Belgrans), 1874.

3739. Glarus, histor. Verein: Jahrbuch, 12. Heft^ 1876.

3740. Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften :

Neues Lausitzisches Magazm, 51, Band, Heft 1, 1874.

3741. Naturforschende Gesellschaft: Abhandlungen, 15.

Band, 1875.

3742. Göttingen, köngl. Gesellschaft der Wissenschaften: Nach- richten, 1874.

3743. Graz, Joanneum: 63. Jahresbericht über das Jahr 1874.

3744. IL Staatsgymnasium: Jahresbericht 1875.

3745. steierm. landschaftliche Oberrealschule: 23. und

24. Jahresbericht, 1874—1875 3746 k. k. Staats-Oberrealschule : 3. Jahresbericht 1875.

3747. Verein der Aerzte in Steiermark : „Mittheilungen,**

Jahrgang 1674 75.

3748. christlicher Kunstverein der Diöcese Seckau:

a) Kirchenschmuck, Jahrgang 1875; b) Bericht über die Thätigkeit des Vereines im Jahre 1874.

XIX

3749. Oraz, akademischer Leseverein: 8. Jahresbericht, 1875.

3750. steienn. Gewerbeverein : 38. Jahresbericht, 1874.

3751. geognostiseh-montanistischer Verein für Steiermark :

Schlussb^cht, Graz, 1874. . 3752. Greifswalde, GeseDschaft für Pommer'sche Geschichte

und Alterthmnskimde : a) Pommer'sche Geschichts- denkmäler, 5. Band, 1875. b) Vom Baltischen Strande. (Bügisch- Pommerische Lebensbilder von Karl von Bösen.) 1876.

3753. königl. Uniyers.-Bibliothek: Convolut von 72 Stück

Inaugural-Dissertationen der medidnischen Facultät

3754. Haue, thüringisch-säcl^cher Verein für Erforschung des vaterl. Altertfaums: Neue Mittheilungen aus dem Gtebiete histor. antiquarischer Forschungen, 13. Bd., 4. (Schlussh^) 1874.

3755. Hamburg, Verein für hamburgische Geschichte: Zeit- schrift N. F. 3. Bd., 4. Heft. 1875.

3756. Hannover, histor. Verein für Niedersachsen: a) Zeit- schrift Jahrg. 1873; b) 36. Nachricht, 1874.

3757. Hard, Vorarlberger Museumsverein: 14. Bechenschafts- bericht, 1873.

3758. Hermannstadt, Verein für siebenbürgische Landeskunde :

a) Archiv, N. F., 11. Bd., 3. Heft u. 12. Bd., 1. Heft, 1874; b) Jahresbericht 1873/74; Programm der Gymnasien von Hermannstadt, Mühlbach und Schäss- burg, 1873/74; d) der siebenbürgisch-sächsische Bauer (eine social-hist Skizze) 1873, und e) Beiträge zur Eeimtniss Sächsisch-Beens (Festgabe) 1870.

3759. Innsbruck, Ferdinandeum : Zeitschrift, 3. Folge, 19. Heft, 1875.

3760. Kid, Gesellschaft für die Geschichte der Herzogthüm^ Schleswig-Holstein und Lauenburg:

a) Zeitschrift, 4. Bd. (ScUussheft) 1872, 6. Bd., 1. Heft, 1874, dann Schlussheft 1875; b) Quellen- sammhmg, 4. Bd., 1., 2. Heft, 1874—75; c) ür- kondensammlung, 4. Bd., Fase I., H., 1874 1875; d) die prähistor. Archäologie in Schleswig-Holstein (von H. Handelmann) 1875.

3761. Elageofurt, k. k. Gymnasium: Programm des Studien- jahres 1875.

3762. Köln, histor. Verem für den Niederrheih: Annalen, 26.-27. Heft, 1874.

3763. E(hDdg8berg, königl. und Univera-Bibttothek : Altpreus- sische Monatsschrift. Neue Folge, Jahrg. 1875, Heft 1—6.

B*

XX

3764. Kopenhagen, königl. dftnische Gesellschaft für nordische Alterthumskunde :

a) Aarboger, .1.-4. Heft, 1874; b) TyDaeg til Aarboger, Jahrg. 1873; c) Memoires, Neue Serie, 1873—74.

3765. Erakau, histor. Commission der königl. poln. Akademie der Wissenschaften:

a) Rozprawy i Spravosdania z Posiedz^n wydoziala filologicznego, Tomo 1 und 2, 1874 und Tomo 2 und 3, 1875; b) Dzieje Bezkrölewia poskonie Jana m., Tomo I., 1874; c) A. Z. Heida Pism-Pozostalych wydanie fosmiertne, Tomo L, 1874; d) Monumenta medii aevi historica res gestas poloniae illustrantia, Tomus L; Pomniki Dziejowe Wieköw Srednich do objasnienia rzeczy polskich sluzace Tomo L, 1874; e) Rocznik Zarzadu Akademii umiejetnosd w Erakome, Jahrg. 1874; - f) Pamietnik, Bd. 2, 1875; g) Biblio- grafia Polska des 15. und 16. Jahrhunderts, 1875

3766. Laibach, k. k. Obergymnasium: Jahresbericht 1875.

3767. Landshut, histor. Verein ftü* Niederbaiem: Verhand- lungen, 17. Bd., 1.— 4. Heft, 18. Bd., 1. 2. Heft, 1873.

3768. Lausanne, histor. Gesellschaft der romanischen Schweiz: Memoires et documents, 29. Bd., 1875.

3769. Leeuwarden, Frisch Genootschap van Geschied-, Oud- heid- en Taalkonde: Verslag der Handelingen fbr das Jahr 1873/74.

3770. Leiden, Matschappy der Nederlandsche Letterkunde:

a) Handelingen en Mededeelingen ftkr das Jahr 1874; b) Levensberichten der a^estorvene Medeleden, Beilage zu den Handelingen von 1874.

3771. Leipzig, deutsche morgenl&nd. Gesellschaft: Zeitschrift, 28. Bd., 4. Heft, 1874, und 29. Bd., 1. u. 2. Heft, 1875.

3772. Lemberg, Graf Ossolinski'sches National-Institut :

a) Czasopismo naukowe, Jahrg. 1829, 30 und 31, je 4 Hefte; b) Bibliotheka naukoirego zaUadu imienia Ossolinskich, 1842^1844 in 12 Bd., 1847 2 Bde. in 12 Heften, 1848 l Bd. in 4 Heften;

c) Pamietnik literacki 1850, Heft 1 bis 29;

d) Bibliotheka Ossolinskich, 12 Bde., 1862-1869;

e) Biblia Krölöwej Zofii, 1871 ; f) Sprawoz- danie z czynnösci, L, 1870-72, IL 1873, III, 1874.

3773. Leseverein der ruthenischen Jugend an der Uni-

versität und technischen Akademie „Akademiczesky kruzok".

XXI

3774. Leoben, Realgymnasium: 9 Jahresbericht 1875.

3775. Lübeck, Verein für Lübeckische Geschichte:

a) Zeitschrift, Bd. 3, Heft 2, 1873; b) Jahres- bericht, 1873; - c) Pauli, Dr. E. W. Lübeckische Zustände im Mittelalter, 1872. 3756. Luxembourg, Soci^t^ arch^logique : PubUcations, 28. xmd

29. Bd., 1873 und 74.

3777. Luzem, histor. Verein der ftlnf Orte Luzem, üri, SchwyÄ, Zug und Unterwaiden: „Geschichtsfreund"

30. Bd., 1875.

3778. Mainz, Verein zur Erforschung der riieinischen Ge- schichte und Alterthümer : Zeitschrift, Bd. 3, Heft 2, 1875.

3779. Marburg, k. k. Gymnasium: Programm, Jahrg. 1873 und 1875.

3780. Metz, L'acad^mie des lettres, sciences, arts et agricul- ture: Memoires, 54. Jahrg. 1872—73. (3. Serie, 2. Jahrg.) gedr. 1874.

3781. Mitau, knrländische Gesellschaft für Literatur und Kunst: „Sitzimgsberichte aus dem Jahre 1874," gedr. Riga, 1875.

3782. Mens, Sod^t^ des sciences, des arts et des lettres du Hainaut: Memoires et PubUcations, 9. 10. Bd., 1874 bis 1875; Concours de 1875.

3783. München, königl. bair. Akademie der Wissenschaften:

a) Sitzungsberichte, Bd. 2, Heft 1—2, 1874 und Bd. 1, Heft 1, 2, 3, Bd. 2, Heft 1, 2, 1875; - b) Abhandlungen der histor. Classe, 12. Bd., 3. Abt., 13. Bd., I.Abt, 1875: c) Festrede von Franz vonLöher „über Deutschlands Weltstellung*', 1874; d) Festrede des Dr. Eonrad Bursian „über den religiösen Charakter des griechischen Mythos, 1875.

3784. Alterthumsverein ftlr Kunst und Kunstgewerbe:

„Die Wartburg«, HI. Jahrg. 1875, Nr. 1—6.

3785. Münster, literarischer Handweiser: Nr. 1 18 des 14. Jahrg. 1875.

3786. Neuburg an der Donau, histor. Filial-Verein : CoUec- taneenblatt, 38. Jahrg., 1874.

3787. Nürnberg, germanisches Museum: Anzeiger, 21. Jahrg., 1874.

3788. Osnabrück, Verein für Geschichte und Alterthumskunde : Mittheilungen, 10. Bd., 1875.

3789. Paderborn, Verein für Geschichte und Alterthumskunde Westphalens: „Zeitschrift," Bd. 32 und 33 (4. Folge, 2. und 3. Bd.) 1874—75.

3790. Poitiers, Gesellschaft der Alterthumsforscher des west-

xxn

liehen Frankreichs: Bulletin, 1., 2., 3. und 4. Quartal, 1875.

3791. Prag, königl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften :

a) Sitzungsberichte pro 1875, Nr. 1—6; b)AbhandluDgeiI, 6. Folge, 7. Bd., 1874, gedr. 1875.

3792. Yereux fUr Geschichte der Deutsehen in Böhmen :

a) Mittheilungen, 13. Jahrg., Heft 3 und 4. 14. Jahrg., 1., 2. Heft, 1875; b) Jahresbericht pro 1874/75; c) Horawitz: Caspar Bruschius, Prag und Wien 1874; d) Leeder: Geschichte von Aman, H. Prag 1873; e) Pangeri: Die Choden zu Taus, Prag 1875.

3793. akademischer Leseverein der böhmiseben Sta*

denten : Jahresbericht (Vyrofcni zpräva) pro 1873/74 und 1874/75.

3794. Lese- und Redehalle der deutschen Studenten:

Jahresbericht pro 1874/75.

3795. Regensbui^, histor. Verein von Oberpüalz:

a) Verhandlungen, 30. Bd. (der N. F. 22.) 1874; b) Verzeichniss über die Schriftsteller und Abhandlungesi zu den bisher erschienenen 30 Bdn., 1874.

3796. BJga, Gesellschaft ft^ Geschichte und Alterthumskunde der Ostse^rovinzen Busslands:

a) Mittheilungen, 12. Bd., 1. Hdä, 187^; Sitzungs- berichte pro 1874.

3797. Salzburg, Gesellschaft für Salzburger Landeskunde: Mittheilungen, 14. u. 15. Vereinsjahr, 1874/75.

3798. Salz^edel, altmärk. Verein für vaterländ. Geschichte und Idodustrie: 18. Jahresbericht, 1875.

3799. Schmalkalden, Verein filr Hennebergische Geschichte und Landeskunde: Zeitschrift, Heft 1, 1875.

3800. Schwerin, Verein fllr meklenburgische Geschichte und Alterthumskunde: Jahrbuch, 39. Jahrg., 1874

3801. Stettin, Gesellschaft fttr Pomraer'sche Gesdiichte und Alterthumskunde: Baltische Studien, 25. Jahi^ 2. HeDt» 1875.

3802. Strassbnrg, la Societe pour la conservation des moiaai« ments historiques d'Alsace:

a) Bulletin, 2. Serie, 9. Bd., 1874; b) Siteuags- berichte anno 1875, Nr. 1 bis 8.

3803. Stuttgart^ köoigl. Statifitisch-topograf. Bureau:

a) Württembergische Jahrbücher fbr Statistik und Landeskunde, Jahrg. 1873, 1. und 2. Theil, gedr. 1874; Jahrg. 1874, 1. und 2. Theil, gedr. 1875; b) Ver-

xxin

. zeichniss der Ortschaften des Königreichs Württemberg, 1874.

3804. Trier, Gesdlschaft fftr nützliche Forschungen: Jahres- berichte von 1872 und 73, gedr. 1874.

3805. Uhn, Verein für Kunst und Alterthum in Ulm und Oberschwaben: Verhandlungen. Nene Reihe, 7 Heft^ 1875.

3806. Utrecht, histor. Genootschap:

a) Kroniek, 6. Serie, 4. Theil, 29. Jahrg., 1873, gedr. 1874; b) Werken, neue Serie Nr. 20, 1874 (Rogge's Briefe von Johann Wtenbogaert) ; c) Histoire des Prbvinces Unies des Paifs Bas, Tome 4, 1874.

3807. Venedig, Istituts Veneto di scienze, lottere ed arti: Atti, tomo terzo, serie quarta, Dispensa decima, poi tomo primo, serie quinta, Dispensa prima, seconda, terza, quarta, quinta e sesta, 1874/75.

3808. Wernigerode, Harz-Verein für Geschichte und Alter- thumskunde :

a) Zeitschrift, 7. Jahrg., 4. Heft, 1874; 8. Jahrg., 1. und 2. Heft, 1875; b) Teppiche des Jungfrauen- stiftes Marienberg bei Helmstedt vom Landschaftsrath A. F. von Münchhausen in Hannover, gedr. 1874.

3809. Wien, kais. Akademie der Wissenschaften:

a) Sitzungsberichte philos.-histor. Classe, 75. Bd., Heft 1—3, 1873; 76. Bd., Heft 1 3, 1874; 77. Bd., Heft 1—4; 78 Bd., Heft 1. 1874 und Register zu Bände 1 bis 70; b) Archiv für österr. Geschichte, 51. Bd., 2. Hälfte 1873, 52. Bd., 1. Hälfte 1874; c) Register zu den Bänden

des Archiv 1—50, 1874; d) Denkschriften, 23. Bd., 1874.

3810. k. k. Central- Commission zur Erforschung und

Erhaltung derBaudenkmale : Mittheilungen, 20. Bd., 1874, und 1. Bd., 1. und 2. Heft der neuen Folge, 1875.

3811. k. k. geographische Gesellschaft: Mittheilungen

17. Bd. (der N. F. 7.) 1874.

3812. Verein für Landeskunde in Niederösterreich:

a) Blätter, N. F. 8. Heft, 1874; b) Topografie von Niederösterreich, 8. Heft, 1875

3813. heraldisch-genealogisch§r Verein Adler ^: Jahr-

buch, 1. Jahrg., 1874.

3814. der Tourist: Jahrg. 1875.

3815. Lese verein der deutschen Studenten:

XXIV «

a) Jahresbericht pro 1873 und 74 ; b) Kaufs Kategorischer Imperativ und die Gegenwart (Vor- trag des Dr. Johann Volkelt), 1875.

3816. Wien, akademische Lesehalle an der k. k. Universität:

Jahresbericht 1873, 1874 und 1875.

381 7. Alterthumsverein : Berichte und Mittheilungen, Bd. 1 3

und 14, 1873—74.

3818. Wiesbaden, Verein für nassauische Alterthumskunde und Geschichtsforschung: Annalen, 13. Bd., 1874.

3819. Würzburg, histor. Verein für Unterfranken und Aschaf- fenburg: Archiv, 23. Bd., 1. Hefl, 1875.

3820. Zürich, Antiquarische Gesellschaft : Neujahrsblatt XXXIX, 1875.

III. Durch Ankauf.

3821. Dannstadt, Gesammtverein der deutschen Geschichts- und Alterthumsvereine : Correspondenzblatt, Jahrg. 1875.

3822. Mainz, römisch-germanisches Centralmuseum : Die Alter- thümer unserer heidnischen Vorzeit, von Dr. L. Linden- schmit, 5. Heft des 3. Bd., 1875.

I. Urkunden und Acten.

Geschenk von den Herren:

1606. Götz Franz, Buchhändler in Leibnitz: Eine Gopie des Grazer Dombildes, den Einfall der Türken in die Steier- mark im Jahre 1480 darstellend. (Aus der steierm. Zeitschrift.)

1607. Hofrichter J. C., k. k. Notar in Windischgrätz : Mehrere gedruckte Stammbäume europäischer Fürstenhäuser, dann einige Entwürfe zu Panoramen aus der Steiermark.

1608. Napreth Ignaz, Kaufmann in Graz: Zunftordnung von Kaiser Leopold ddo. Wien 16. Juli 1698, dann Siegel sammt Kupferplatte (Kundschaft) der Barett-, Socken- und Strurapfstricker in Graz.

1609. Pichl von Gamsenfels Carl Ritter, Gutsbesitzer in Eggen- wald:

a) Mehrere Acten aus dem laufenden Jahrhundert, Gülten bei Radkersburg betreffend ; b) einen Situa- tionsplan der neuerbauten Jakomini- Vorstadt in Graz vom Jahre c. 1790.

- XXV

1610. Schmutz Johann, Lehrer in St. Stefan ob Leoben: Ori- ginal eines Vergleiches der Herrschaften Eaisersberg, Massenberg, Stift Neuberg, und Göss in Zehentstreitig- keiten ddo. Eaisersberg 18. April 1759.

II. Handschriften.

503. Eamer Josef, pens. Pfarrer in Graz: Eine etymologisch- topografische Berichtigung des Namens des Dorfes Eals- dorf oder Earlsdorf.

504* Pils Jacob, Oberlehrer zu Kraubat in Obersteier : Schät- zungs-Urkunde des Amtes Ehober ddo. 17. Juni 1642 Ober den Nachlass des verstorbenen Bernhardt Ehober.

505. Seidl J. G., k. k. Hofirath : Eine Sammlung von steirischen Gesängen und Tänzen.

O. FtLV die Klixnst- und AJteirtliixms-

Geschenk vom Herrn:

1132. Graggober Johann, Hauptmann der Feuerwehr in Ober- wölz: Eine Münze, sogenannten Talismann ^.

1133. Pichl von Gamsenfels Carl Ritter, Gutsbesitzer in Eggen- wald : Einen Kupferabschlag der Aversseite einer Denk- münze auf Martin Luther.

1134. Pils Jacob, Oberlehrer zu Eraubat in Obersteier: 5 Stück alte Silber- und 4 Stück alte Bronze-Münzen.

1135. Schmutz Johann, Lehrer zu St Stefan ob Leoben: Eine kleine tirolische Silbermünze des 15. Jahrhunderts aus dem Galler'schen Funde zmschen Eaisersberg und Kraubat, dann 4 Stück römische Silbermünzen.

1136. Tilesius von Tilenau, kaiserl. mssischer Staatsrath in Petersburg, em Facsimile jenes Bildes, welches der Manesse'sche Codex in Paris zur Verherrlichung des steir. Minnesängers Ulrich von Liechtenstein enthält

. . /

^

f

- < » I

* * f-

r

B.

Abhandlungen.

Georg Maiaeus Visclier

und

seine Wirksamkeit in Steiermark.

Von

J. V. Zahn.

Das Leben und Wirken des hochverdienstlichen Mannes, dessen Name hier obenan steht, ist in umfassender Weise bereits vor einer Reihe von Jahren Gegenstand der Darstellung gewesen.

Durch weiland J. Feil, welcher 1857 mit der ihm eigenen Gründlichkeit G. M. Vischer's karto- und topographische Ar- beiten für Ober- und Nieder-Oesterreich und für Steiermark von den nebenläufigen allgemeinen und jenen localen für Mähren und Ungarn abgesehen behandelte '), goss sich eigentlich zum ersten Male das Licht der Forschung über den- selben aus. Vor ihm gab es nur sehr verstreute Notizen und fromme Wünsche Einzelner nach genauer Kenntniss des Lebens und Arbeitsganges eines Mannes, der in gewisser Beziehung und für die obgenannten Lande phänomenalen Wirkens gewesen.

^ In den „Berichten und Mittheilungen des Alterthumsvereines in Wien", 2. Bd. Auf diese treffliche Arbeit mag auch für alle Fälle jenseits des Rahmens vorliegendeu Aufsatzes verwiesen sein. Einen Auszug von Feiles Darstellung, doch ohne Ergänzungen, lieferte F. Simony 1858 in den „Mittheilungen der k. k. geograph. Gesellschaft^', 2. Heft, p. 13 uff. Wegen der verhältnissmässigen Seltenheit, in welcher Fe iTs Arbeit im Lande existirt, ist hier sein rein beschreibender und ver- zeichnender Theil in grösserer AusfÜrlichkeit, mit Zusatz der Nach- träge, verwendet, um den Artikel so weit möglich an Einem Flecke erschöpfend und för Sammler handbar zu gestalten.

KittheU. d. hist. Vereine f. Steiermark. XXIV. Heft, 1876. 1*

4

Das Bild spricht für bestimmte Fälle eine weit klarere, kürzere und verständlichere Sprache, als jede wörtliche Dar- stellung. In örtlichen Fragen tritt aus ihm das Vergleichs- materiale weit greifbarer, weil sichtlich, an den desselben Bedürftigen heran, als es durch die schriftliche Auseinander- setzung geboten werden könnte. Als Erzeugniss der graphischen Kunst ist ihm eine weitere Stufe in der gewönlichen Pietät gesichert Ist der Kunstwerth gering, so wiegt ihn die Ver- einzelung oder das Alter des Stückes auf. Es veraltet eigentlich nie so leicht wie ein Buch, und kann, seiner fassUchen Sprache wegen, auf einen weit ausgedehnteren Kreis rechnen als ein solches, womit freiUch auch wieder die Gefar des Sichver- lierens erhöht ist.

An der reichen Folge von Ortsbildem, welche V i s c h e r in verhältnissmässig wenig Jahren weit mehr als 1000 in etwa 1 5 Jahren hervorrief oder selbst schuf, an den vielen Ansichten von Städten und Märkten, Burgen und Klöstern, wie selbe um c. 1670 in den genannten drei Ländern bestanden, hat sich so Mancher von Jung und Alt erfreut und erfreut sich noch jetzt. Dem ausgeprägten heimatlichen Sinne ist da- durch die Wandlung des Schönen und Grossen auf Erden so nahe gelegt, dem unklaren verhilft das Werk zum Gepräge. Es dürfte Wenige geben, denen an dem Vergleiche der Gegen- wart bei ihnen wolbekannten Oertlichkeiten mit deren Zustande in der Vergangenheit nichts gelegen ist und die daraus nicht eine Bereicherung ihrer Kenntnisse auf angeneme Art ersehen. Da sind vielthürmige Burgen auf weitschauender Höhe, zu ihrer Zeit der Stolz des Landes und der alt eingesessenen vomemen Familien, denen sie gehörten: heute sind die Geschlechter ausgestorben oder verarmt, und von ihren Vesten ragen einsame Thurm- und Mauerreste aus Geröll und wucherndem Gestrüppe allein noch empor. Hier zeigen sich uns kleine, bescheidene Schlösschen, anspruchslos wie vielleicht auch vor Zeiten die Geltung ihrer Eigentümer : heute sind daraus stattliche Land- sitze geworden, oder auch sind sie fast sogar mit dem Namen von der Scholle verschwunden, welche sie trug. Dort sind Klöster

5

abgebfldet, die weit in die Culturgescliichte des Landes mit ihrer Gründung zurückreichen, umfassende Bauten, reichbelebt : heute dienen sie profanen Zwecken oder es weiden die Ziegen auf ihrem übergrünten Getrümmer und durch die geborstenen Wände pfeift der Wind. Endlich die Städte und Städtchen, die einen hinter Mauergürteln geborgen vor der ostnachbar- lichen Unsicherheit, die anderen meist mehr malerisch gelegen als bautenreich : heute haben sie sämmtlich ihren Umfang aus- gedehnt, die Mauern fielen, die Strassen recken sich weit in die Umgebung hinein und ziehen die nächsten Dorfschaften zur Stadt, Fabriken und Gewerke beleben die Nachbarschaft und nur wenige haben durch eigentümliche Verhältnisse in der Zeit nicht gewonnen.

Und weil diese Bildwerke so deutlich von der Heimat sprachen, standen sie auch hoch in der contemplativen Pietät Es steht zwar mit anderen Dingen in Beziehung, aber demungeachtet fest, dass nur Einmal ernstlich gefragt wurde, welches denn der Lebensgang, die Werke, dieMühenVischer's, durch die er sich emporgerungen, gewesen ? und dass diese Eine Frage erst nach langen Jahren beantwortet wurde. Die gediegene Studie Feils hatte, im Zusammenhange mit dem frisch auflebenden historischen Sinne und Schaffen, den Erfolg, dass Vi scher 's Bilderwerke mehr und mehr gesucht, dass die Exemplare verglichen und durch neue Abdrücke aus den erhaltenen Platten *) ergänzt wurden, und dass für Steier- mark wenigstens dieselben, je nach ihrer Vollständigkeit, namhaften Sammelwert errangen.

'") Das Bteierm. Landesarchiv bewart ihrer 289; andere 13 (darunter die grosse, doch teilweise umgearbeitete des Stiftes) befinden sich zu Admont, andere 5—6 zu s. Lambrecht. Es dürften wohl auch zu Reun und Yorau deren noch vorhanden sein. Einzekie Platten von Schlossern geraten zuweilen in Handel, wie denn deren 2 (Königsberg und Wisell) der bekannte Vischerkenner, Herr Privatier E. F ü r s t zu Graz, in Pettau (aus dem Nachlasse des bekannten Historikers Sim. Povod-en) erworben hat und dem Landesarchive zum Geschenke machte. Wartinger gibt 1834 nur mehr 285 als im stand. Archive befindlich an. (Stmk. Zeitschr., Neue Folge, I., 2. Heft, p. 73.)

6

Freilich darf man nicht verkiennen, dass die Erhaltung in Zal und Güte der Exemplare sehr durch den Umstand gefördert wurde, dass dieselben in Buchform uns überkommen sind, worin sie je einen starken Band abgaben. Ungebunden hätten sie sich verzettelt, wie dies noch bis in die neueste Zeit kostbaren Suiten von Ortsbildem und wie es auch den Einzelblättem Vischer's von Admont, Graz, Kremsier und Wien mid auch seinen Landkarten begegnete.

Die Bedeutung Vi seh er 's ruht nicht in seinen Werken allein, in der Ausdehnung, Zal und Umfassend heit derselben, sondern noch in dem Umstände, dass er in seiner Art und speciell für unser Land der Erste gewesen und es auch für lange, lange Jahre gebUeben. Die wenigen Karten der Steier- mark, welche vor ihm erschienen waren''), halten in keiner Weise mit der seinen den Vergleich aus, weder in Grösse, noch in Reichtum, noch in Richtigkeit. Zum Teile sind es nur kartographische Incunabeln, zum Teile buchhändlerische Unter- nemungen, welche, für diese unbekannten Landstriche wenig- stens, Anspruch auf Stichhältigkeit nicht machten und für uns mehr Curiosa als Gegenstände von Studien über Auffassung abgeben. Wie etwa jenes Augustinermönchs von Fürsten- feld im Auftrage Ferdinand's IL begonnene Karte der Steier- mark ausgefallen wäre, lässt sich nach den wenigen uns er- haltenen Skizzen und Aufnamen, so geschickte Zeichnerhand sie auch verraten, nicht mit Gewissheit schliessen. Nicht minder gab es vor V i s c h e r der Ortsbilder für unser Land sehr

*) Von Lazius (1561), Dakert's, Mercator (1611) und Blaeiuv (1644), welche Feil anftirt. Für das 16. Jahrh. besitzt das steierm. Landesarchiv eine kleine Karte von Steiermark auf Pergament und illuminirt, welche bisher unbekannt geblieben scheint. Zu den obge- dachten vorvischerischen Karten fUgen wir noch Merlan resp. Sut- t i n g e r (1 649 in des Erstercn Topogr. Stiri«), welche offenbar eine Ver- kleinerung der holländischen von Blaeiuv ist, weiters die im steierm. Landesarchive befindliche Handzeichnung Joh. Caspar Spengler 's „Steinschneider zu Graz", für Innerösterreich von 1655, dann die Karte Martin Stier's, kais. Oberingenieurs, für Ungarn von 1664, die jedoch auch ganz Steiermark u. s. w. enthält.

7

wenige nach dem Erhaltenen zu urteilen und von dem Dutzend fällt ein gut Teil auf die Untememung Merian's (1649), welche der zu Kanten in Obersteier geborene Martin Zeiller mit begann. Steieimark lag eben abseits der grossen europäischen Verkehrswege und fand und bot in dieser Neben- stellung nicht genügend Interesse. Die Kunstthätigkeit in besagter Richtung wirkte damals an weit mehr entwickelten Culturstätten in dem viel geld- und ereignissreicheren und untemeraungslustigeren Centrum und Westen von Europa, und richtete sich nach Abnemem und Mäcenen, die mit allen früher genannten Veranlassungen bei uns feiten. Hat doch selbst

V i s c h e r nur mit Mühe seinen Arbeitslohn für das Schlösser- buch blos zum Teile hereinbringen können ! Dieser Mangel an Ortsbildem behob sich durch sein Erscheinen mit einem Male, und die Sachlage änderte sich so sehr, dass von da ab Steier- mark zu den mit Ortsansichten bestausgestatteten Ländern zälte.

So vortrefllich auch Feil's oberwänter Aufsatz über

V i s c h e r ist und so gründhch er auch alles damals zugäng- üche Materiale verarbeitet bietet, so entbehrt er doch nicht der Lücken. Sie sind aber nicht auf des ungemein umsichtigen und gewissenhaften Forschers Rechnung zu setzen. Seit Feil haben sich in Steiermark wenigstens neue Arbeiten Vischer's, sowol im Stiche als in Handzeichnungen gefunden; zu den schon bekannten Actenstücken treten neue, welche sowol sein Leben und Streben als auch seine Werke, ausge- fürte und nicht ausgefürte oder verkommene, dann andere, von welchen früher Kenntniss nicht vorhanden war, erwänen. Für Steiermark sind um 1857 nur etwa 30 Documente Feil zugänglich gewesen, wogegen die Protokolle, sowol der Verordneten als der Landtage, der Buchhaltung, des Zalamtes, der Registratur und des Expedites nicht benützt worden sind. Diese neuen Funde an Arbeiten Vischer's und Aufschrei- bungen ihn betreffend liegen diesem gegenwärtigen Aufsatze zu Grunde. Er hat die Absicht, das Wirken Vischer's auf steirischem Boden allein, doch im Zusammenhange mit dem schon Bekannten, darzustellen. Freilieb mangelt es

8

auch hier nicht an mehr oder minder empfindlichen Lücken; zum Teile sind z. B. die Cassenbücher einzelne Pro- tokolle nicht mehr vollständig, zum Teile lassen ihre Auf- schreibungen an Ausfürlichkeit zu wünschen übrig. Die fülbarste Lücke ist jene der Jahre 1673 1676 und sie wäxe nur durch das Tagebuch Vischer's zu decken, das bereits Simony vergeblich herbeisehnte Es kann auch sein, dass sich an Acten einzelne Nachträge noch finden. Jedenfalls dürfte aber an dem Faden des neuaufgeschlossenen Materiales die bisherige Kenntniss über V i s c h e r einigermassen bereichert werden.

Georg Matthaeus Vis eher war der Geburt nach ein Tiroler, sonach ein Landsmann des ihm geistesverwandten Peter An ich. Man nimmt an und wol mit Recht dass seine Eltern Bauersleute gewesen, Mathias V i s c h e r und Mar- garetha geb. Anderer, sesshaft zu Wens im Pitzthale, das gegenüber von Jmst in das Oberinnthal mündet. Dort erblickte Georg Matthaeus am 22. April 1628, eine Schwester Anna 1633 das Licht der Welt. Damit schliessen aber auch die Familiendaten. Wir wissen nicht, was den Knaben zum Stu- diren brachte, wer ihn darin förderte, wo er die unteren, wo er die theologischen Schulen absolvirte ; nur das giebt er selbst in seiner „Erdbeschreibung" an, dass er als 1 öjähriger Knabe über die Rauhe Alp bei Ulm gewandert sei. Es mag auch sein, dass Vis eher das Los der vielen tiroler und vorarl- berger Jungen teilte, welche vor Zeiten wenigstens um die Familie zu entlasten in die Fremde zogen, als Hirten u. dgl. sich verdingend, dass sein guter Stern sein mathematisches und Zeichnentalent dort entdecken liess, wo man geneigt und in der Lage war, diese Anlage auszubilden, dass unter solcher Förderung er spät zu studiren begann und endlich um das Fortkommen zu haben, Geistlicher wurde. Mit der Anname Feil's, dass Vis eher, wie es heutzutage gewönlich geschieht, mit 24 Jahren als absoMrter Theologe in die Welt getreten sei, kann ich mich nicht recht befreunden. Wie käme der ein- same Knabe mit 15 Jahren auf die Rauhe Alp? Die unteren Classen zälten damals nicht so viele Jahrgänge wie jetzt und

Hessen sich auch von Späterkommenden in noch kürzerer Zeit zusammenfassen. So meine ich denn, dass V i s c h e r keineswegs den gewönlichen Schulgang gemacht, sondern erst später mit gutem Glücke die Bahn betreten habe, die ihm von Haus aus kaum vorgezeichnet war.

Genug an dem, wir finden Vis eher als 38jährigen Mann mit Einem Male in der Stellung eines Caplans zu Andrichs- fiirt, bei Schärding im Innviertel gelegen, das heute zu Ober- österreich und der Diöcese Linz gehört, damals aber in politischer Beziehung dem Eurfürstenthume Baiem, in geist- licher dem Bisthume Passau unterstand. Es war dies 1666, und er tritt uns in einem Documente entgegen, in welfchem er bei dem Patron von Leonstein, dem Grafen Georg Sigmund von Salburg, um Verleihung dieser Pfarre nachsuchte. Bereits damals muss er jedoch schon ausgedehnte geometrische, resp. kartographische Arbeiten getrieben haben, denn zugleich mit jenem Gesuche legte er den Ständen von Oberösterreich auch den Antrag der Abfassung einer Karte des Landes ob der Ens vor. Beides glückte ihm, schlug indess in der Folge nach keiner Seite zur Zufridenheit aus. Die gedachte Pfarre Leonstein wurde ihm am 9. Juni 1666 verliehen. Die Verhandlungen mit den Ständen gewannen aber erst 1667 festere, ihm mehr zusagende Formen. Mit Erlaubniss des Ordinariates zu Passau verbrachte Vischer die gute Zeit mit seinen geometrischen Auihamen und Zeichnungen, den Winter aber in der Seel- sorge auf seiner Pfarre, und wol auch mit Uebertragung seiner sommerlichen Ergebnisse. Das stand aber wenig nach dem Sinne des neuen Gutsherrn und Patrons, des Grafen Gott- hard Heinrich von Salburg. Wie weit der Conflict gedieh, lässt sich nicht sagen. Möglich auch, dass Vischer die Zeit für gekommen erachtete, wo er auf die geistliche Pfründe als Lebensschutz nicht mehr zu reflectiren brauchte und dass er die Hoffnung hatte, mit seinen Lieblingsstudien allein sich ent- sprechend fortzubringen, kurz, Ende 1668 legte er das Pfarramt zurück und am 15. Jänner 1669 finden wir ihn schon als agewesten" Pfarrer bezeichnet

10

In Oberösterreicb, wo Vis eher Jahre hindurch weder mit Liberalität, noch besonderer Glimpflichkeit behandelt wurde, war ihm indess ein Gönner in dem Grafen Bartholomä von Starhemberg erwachsen, der (wol zur Zeit der Wendung seiner Angelegenheiten im Lande ob der Ens) dem Kaiser von der neuen ^perfecten Mappa^ sprach, und dass, wenn es Sr. Majestät gefiele, man den Geographen auch für Nieder- österreich haben könne ; worauf Leopold L antwortete, er sähe es gerne, wenn sich der Untememer einmal in Wien einfinden würde. Der Graf liess diese günstige Aussicht Vis ehern durch seinen Secretär mitteilen und ihm zugleich angeben, wo er sieh zu melden hätte *). Auf diese Art wurde unserem damals wol ziemlich bedrängten Kartographen eine schöne Per- spective eröflhet. Zwar war seine erste Arbeit noch keines- wegs vollendet; aber gerade auch das kennzeichnet diesen thätigen Mann, dass er stets 3 4 Untememen auf einmal im Auge und unter der Hand hatte. In Wien, unter der wol- woUenden Aegide des Monarchen und hoher Herren, wo er eben so leicht Helfer als Auftraggeber finden konnte, wo seine seltene Kunst Anerkennung und Lohn erwarten durfte, was doch in der Provinz ihm nicht zu blühen schien, konnte er auch eher mehreren Plänen auf einmal sich widmen.

Noch anfangs 1669 wendete er sieh dahin. Sein Project kam bereits am 18. Februar im Landtage vor und am 11. bis 12. wurde die niederösterreichische Landschaft unter für ihn ungewönlich günstigen Bedingungen vertragseinig'').

^) Diese an sich ganz neuen Daten resultiren aus dem Briefe Vi seh er 's an die stmrk. Verordneten vom 3. April 1673; s. dens. in Note 14

^) Feil beklagt den Mangel der Erhaltung des niederöst Gontractes Ihn ersetzende Auszüge aus niederöst. -ständischen Einreichungs- and Expeditsprotokollen finden sich bei unseren Acten, besorgt durch den n. ö. Expeditor Adolf Crem er und offenbar 1672 den steir. Ständen entweder durch Y i s c h e r selbst oder mit dem Empfelungsschreiben der n. ö. Verordneten (vgl. Note 6) vorgelegt. Ausnams weise lassen wir diese Protokollsauszttge zur Ergänzung der bisherigen n. ö. Daten hier folgen.

11

Die niederösterreichische Karte schloss V i s c h e r in der Aufiiame bereits 1669 ab, vollendete sie im Stiebe 1670, druckte sie stets noch mit den Arbeiten für Oberösterreich be- schäftiget — 1671 und gab sie anfangs 1672 an die Oeffent- lichkeit

Das Jahr 1671 war auch jenes, in welchem er mit den Ständen der Steiermark behufs Abfassung einer Karte für dieses Land sich in Verbindung setzte. Es muss das etwa gegen Ende Septembers gewesen sein, denn am 1. October erfolgte im Landtage über seine Eingabe der Beschluss, die Fürung

„Copi des vnterösterreichlschen Contracts. Yischer Georg Mattheuss berichtet, dass (er) eine Mappam vber Ober-Ossterreich gemacht, tiiuet sich bey den lobl. Ständen in Y. 0. vmb dergleichen Arbeit auch anmelden.

Rathschlag.

Herr Landtmarschalkh wird von denen drey obei en Ständen hiemit freintdienstlich ersucht, ob derselbe ihme belieben lassen hette, den Suplicanten fir sich zu fordern vnd Yon ihme zu Ternemben wie vnd welcher Gestalten, auch mit wass fir einem Vnkosten er innermelte Mappam inss Werkh zu stöUen Yorhabenss, auch wan er damit förtig zu sein ihme getraue, folgents die löbl. Stände dessen Erclärung widerumben zu erindern.

Wien im Landtag den 18. Febr. 1669.

Idem zttfolg seines am 18- Febr. verbschaidten Anbringenss vber- gibt hernach volgente Puncta. l^° solle die Mappa von khonfftigen Ossteren inner zwayen Jahren verförtiget werden, 2J^ Raissuncosten, Mühe vnd Arbeith, Bezahlung der Khupffer 3600 fl. gegen Liferung derselben vnd 150 Exemplarien, 3<^ Bezahlung dieser 8600 fl. alss zum Anfang 1000 fl. , der Änderte auf Martini huius anni wider 1000 fl., der dritte Ossteren 1670, der vierte wan die Mappa zu- ständen gebracht, 4^ Patent zu Freypassierung vnd dass er aller Orth eingelassen, mit dem Praedicat Landschafft Geographi, vnd solches durch die Viertlbotten intimieren zu lassen ; dafehren Gaution desideriert werden sollte, schützet vor Herrn Graffen Bärtholme von Starhmberg.

Rathschlag.

Dem Suplicanten widenimb hinausszugeben, vnd haben die lobl. Stände in heutiger dero Yersamblung geschlossen, dass demselben zu Perficierong innermelten Operis geographici in Allem 3000 fl., vnd zwar gleich anieczto die 500 fl., nach Yerfbrtigung eines jeden

12

(ier Angelegenheit den Verordneten zu überlassen*'). Dann ruhte selbe den Winter über, wol Vi scher 's selbst wegen, der, wie eben erwänt, just mit den Schlussarbeiten der nieder - österreichischen Karte zu thun hatte und begann wider im März 1672 in Fluss zu kommen. Vis eher mag um diese Zeit selbst in Graz gewesen sein, wohin er ein freundliches Für- wort der niederösterreichLschen Stände mitbrachte. Er habe ihnen, sagten diese, mit seiner Eartenarbeit „ein saatsames Contento vnd Wohlgefallen" erwiesen'). Wenn auch die Ver- handlungen noch nicht bis zum schriftlichen Vertrage gediehen, so muss doch ein mündliches Uebereinkommen getroffen worden

Viertls aber alle Zeit widerumb 500 fl. vnd den Vberrest nach Voll- endung des Toelligen Werkhs geraicht, ihme auch dass gebettne Pa- tent! eruolgt werden solle, hingegen er ihnen lobl. Ständen von jeden Yiertlen gleich das erste Exemplar vnd hernach so es ihnen gefellig 200 derselben ohne ihren Entgelt herein geben, wie auch den Khu- pferstich, nachdem er hieruon 800 Exemplaria für sich verförtigen lassen, restituieren vnd kheinen andern darnach stechen lassen solle. Wien im Landtag den 11. April 1669. Vischer Georg Mattheuss ist erbüettig der löbl. Stände am 11. diss ergangnen Schluss zufolg dass Werkh vmb die versprochne 8000 fl. eheistens anzufangen, bitt anieczto vmb 500 fl. ein Geschafft an den Einnember ausszuförtigen.

Rath schlag. Fiat allermassen der lÖbl. Ständt Schluss vermag dem Einnember vnd der Ganczley aufzulegen wie begehrt vnd disses sambt gedachten Schluss bey der Registratur alles Fleisses aufzuheben, dem Supli- canten aber auf Begehren vidimirte Abschrifften zu erthailen.

12. April 1669. «) 1671, 1. October.

„G. Vischer der löbl. n. ö. Landtschafft Geographus offerirt die Landtcharten vber Steyer gegen Bezallung zuuerfbrttigen.

Rathschlag. Der löbl. Verordneten Stöll einzuraichen, die wollen communi con- silio mit Herrn Landtshaubtmann wegen hierin angebottener Ver- förttigung der Landtcharten vber Steyer mit dem Supplicanten auf ein Leidenliches zu tractim gedacht sein."

Stmrk. L.- Archiv, Landtagshandlungen 1671, f. 360. ') Feil a. a. 0. p. 68 (Sonderabdruck).

13

sein. Denn aus einer späteren Eingabe Vischer's stellt sich heraus, dass man sich damals bereits auf einen Pauschalbetrag von 2000 fl. geeiniget hat, womit Vischer's Mühen und Kosten gelont werden sollten und wofür er 200 Exemplare der Karte in das Landhaus abzuliefern hätte ^). Dass man die Arbeit seitens der Stände mit gewisser Bestimmtheit in's Auge gefasst, dafür spricht auch, dass als Abschlag des erst fest- zustellenden Vertrages das Einnemeramt schon am 31. März d. J. angewiesen wurde, ihm einen Betrag von 50 fl. auszu- bezalen ^. »

Nicht weniger steht fest, dass V i s c h e r die Absicht hatte, sogleich im Frühjahre 1672 die Aufhamen zu beginnen. In- dessen traten Gelegenheitsarbeiten in Wien an ihn heran, welche den Beginn jener um ein ganzes Jahr hinausschoben. Um Ostern nämlich entsendete ihn die Hofkanuner in Be- gleitung des General-Kriegscommissärs Grafen von Hochenfeld nach Ungarn, um die Wieselburger Gespanschaft und das Altenburger Comitat zu mapprren, und nach Vollendung dieser Arbeit der Hofkriegsrat in Begleitung des Generalwacht- meisters Grafen von Kielmannsegg zu gleichem Behufe in die Schutt Die noch übrige gute Zeit des Jahres 1672 konnte er nicht für Reisen verwenden, da eine seitens der nieder- österreichischen Stände ihm zugesagte Remuneration von 100 Ducaten erst im October flüssig wurde, und nun war es

«) Vgl. Wortlaut in Note 9 und Resolution in Note 10. ») 1672, 31. März.

„Georgen Vis eher Geographo in Abschlag des mit ihm chOnftig aufrichtenden Contrats angeschafft 50 fl."

Strmk. Landesarch., Yerordnetenprotokolle, 1672 73, f. 70. Daraus gestaltet der Einnemer folgende Aufschreibung: „Georgen Vi scher, Buchhändler, welcher wegen etlicher darge- botener BQecher sein Beiss nach Wien vorgenomben, vnd dits Orts mit ihme ein Contract geschlossen wierdet, in Abschlag dessen

entricht 50 fl."

Ebend., Ausgabenbuch, 1672, Extraordinary. In Graz existirte damals auch ein Buchhändler Mathias Vi scher; ob der Einnemer ihn mit unserem Georg Matthaeus verwechselt habe, lässt sich sieht constatiren, ist aber kaum wahrscheinlich.

14 -

zu spät für Aufiiamen im Gebirge. So erklärt er denn im März 1673 den steierm. Verordneten, er habe die Winterszeit auf das oberösterr. „Schlösserbuch" und an die „österreichische Histori vnd Beschreibung" gewendet, sei aber jetzt bereit, mit Steiermark zu beginnen, falls die Angelegenheit noch im Belieben der Stände läge ^°). Das war allerdings der

i^*) „Vnterthänig gehorsambes Memoriale Georg Matthei Y ischers Geo- graph! betr. die Verfertigung der Landcarthn (an die steierm. Ver- ordneten).

Vor ainem Jahre hahe bey denen hochlöblichen Herren Herren Verordneten ich mit gehabter hiessig Wiennerischen Recommendation die Landcarthen vber das Herczogthumb Steyer zu machen angemelt, worauf mit mir vor Allem Raissvnkhosten, Mühewaltung vnd Khupfer- Btüch denen hochlöblichen Herren Herren Landtständen einzuant- worten 2000 fl. tractiert worden, ich wol vnd gewiss vermaint verschinen Früeling gleich anzufangen, aber so bin ich gleich zuuer- Bchinen Ostern von kay. Hofkammer mit Ihr Excellents Herren General Eriegscommissario Herren Grafen von Hochenfeld erstens ein Garthen vber die Wisslburgische Gespon- vnd Altenburgische Grafschafft, dan vnd andemss von kay. Hofkriegsrath mit Ihr Excellents Herren General Wachtmaister von Eielmansegg eine dergleichen Carthen vber die grosse vnd khleine Schutt, auch Rabau vnd Tökhes zu machen verschikht worden, drittenss haben mir hiessige Osster- reichische H. H. Stände ein Recompens von hundert Duggaten ver- wüligt, aber die Expedition erst im October eruolgt, zu welcher nun der verhinderliche Winter mich in dem Gebürg zu raissen vnd zu operiem herzugenachet (!), habe also zu Gewinung der Zeit dissen Winter hindurch die Ober Ossterreichische Topographiam (Gemmae Norici ripensis intitulirt) zuuerfertigen, auch mich auf die Osster- reichische Histori vnd Beschreibung begeben, welche beide bis Osstem fertig werden. Sehen also Ihr hochgräfl. gnädiger Herr Herr Praesident vnd Ihro hochwürdig Gnaden vnd Gnaden, dass ich gar mit gewichtigen Vrsachen biss hiehero seye verhindert worden, wann aber ieme nach noch beliebig vnd gefilllig, dass ich diss Werkh (Ihr Landtcarthen) solle noch anfangen, bitte ich vnterthänig vmb geiiadige Signatur, Eür hochgräfl. Gnaden vnd hochwürdig Gnaden vnd Gnaden mich gehör-, samblich befelchent.

Eür hochgräfl. Gnaden, hochwürdig Genaden vnd Genaden

vnterthänig gehorsamer Diener Georg Mattheus Vis eher Geographus m. p.**

Orig., strmk Landesarchiv.

--- 15

Fall *0 ^^d datirt vom Tage des Bescheides (21. März) auch der fönnliche Vertrag, welchen Vis eher indess 1676 noch nicht unterzeichnet hatte **).

Dieser setzte fest, dass Vischer die Karte binnen zwei Jahren, wahrend welcher er die Mappirung vomemen sollte, fertig zu bringen, jede Fünflelsaufhame denn Steiermark zerfiel damals in fünf Kreise in der Au&ame behufs Revision, respective Besserung und Vervollständigung den Verordneten vorzulegen, endlich 200 Beindrucke sammt den Kupferplatten einzuUefem hätte. Dafür verpflichten sich die Stände 2000 fl. ihm derart zu bezalen, dass ihm zu Beginn 300 fl. und für jedes eingebrachte fertige Fünftel abermals 300 fl. entrichtet würden, der Rest aber nach Abgabe der 200 Exemplare und der Platten. Es stünde ihm frei, sich 800 Exemplare (für den Handverkauf) abzuziehen. Ebenso würde man ihm ein Patent ausfertigen, welches ihm seitens der Obrigkeiten und Herr- schaften, der Städte und Märkte alles Entgegenkommen sicherte.

^1) Auf der Aussenseite obiger Eingabe findet sich folgende Resolution:

„Die löbl. verordnete StöU lasst es communi consiiio mit Herrn Landtshanbtmann bey der mit dem Supplicanten ratione Formirung der Steyrischen Landtkarten beschlossenen Accord, hieromben auch demselben bewiUigten zweytausend Gulden nachmaUen allerdings ver- bleiben vnnd solle derenthalben ein ordentlicher Gontract verfertigt vnd gegeneinander verwexlt werden, des Versehens, er Geographus werde ihme die Landtkarten accurat emzurichten, auch bestmüglichst zu befllrdem angelegen sein lassen.

Graz den 21. Merzen 1673.

Galnstein m. p.*^

und das Yerordnetenprotokoll 1673—79, £ 1' fasst den Beschluss wie folgt:

„Dem Vis eher Geographo Yerbschaidung, bleibt bei dem mit ihme getroffenen Accord, wirt sich mit einem gueten Ehupferstecher zu- aersehen wissen.'' <*) Original, Concept und Abschrift im st. Landesarchive; voUer Wortlaut desselben bei Feil a. a. 0. p. 62—68. Dass Vischer zur Zeit des Abschlusses des Vertrages nicht in Graz war, geht aus seiner Eingabe vom 23. April 1673 (Note) hervor; wegen des Vertrages und seiner Unterschrift s. auch Note 15 und 20.

16

Wegen der Form des Patentes wendete sich der Präsident der Verordneten * '*) an V i s c h e r, um das niederösterreichische als Muster zu erhalten, und auch mit der Anfrage, ob die niederösterr. Stände ihren Beschluss wegen der Abfassimg der Landkarte dem Kaiser zur Genemigung vorgelegt hätten. Das Erstere Uess V i s c h e r mit seiner Antwort nach Graz gelangen, wegen des Letzteren konnte er nur berichten, wie eigentlich des Kaisers Gnade ihn nach Wien gezogen, wie selbe ihm die Ueberreichung der n. ö. Karte reich gelont und wie hohe Regierungsbeamte für die Aufhame sämmtlicher Erblande, und hohe Herren für jene von Steiermark besonders sich in- teressirten ^^). In diesem Zweifelfalle zogen die stehischen Verordneten vor, ihre Beschlussfassung der Regierung zur

^s) Diess war damals Joh. Maximil. Graf Ton Herberstein.

**) Orig. -Schreiben, strmk. Landesarchiv:

' ,,Hochwolgebohrner, gnädig und hochgebüettonder Herr! Auss Eur Genaden Briefl habe ich vernomben, dass ein Abschrift dess Patent! verlangt werde, welche hierbey sambt dess Contracts eruolgen; 2^^* ob die österreichischen Stände bey dem kai. Hof desswegen schiifflich angelangt vnd aiuen Bschaid dariber erwartet, auf welches ich in Ynterthänigkheit berichte, dass Herr Graf Bartlme von Starhmberg Ihr khay. Mayt mündtlich vorgetragen, wie dass Einer ein perfecte Mappam vber Oberössterreich gemacht habe, wan nun Ihr Mayt. allergnädigst WolgefaUen daran trugen, dass auch Ynterössterreich also sollte gemacht werden, khonte man dissen Gteographum wol hieher bekhomen. Worauf Ihr Mayt. geantwort, dasa Sie es von Herzen geren sechen wurden, wan nun ein solcher sich einmal anmelden wurde. Darauf hat Herr Graf Bartlme von Starhm- berg mirs durch seinen Secretarium lassen zu wissen thun vnd alle Gelegenheit lassen an die Hand geben, wo ich mich an zu melden habe. Dan ist auch aus dissem abzunemben, dass Ihr khay. Mayt. allergnädigst WolgefaUen an dissem Werkh getragen haben, dass Sie mir nach Praesentii-ung einer Mappa em gülden Khetten von 60 Cronen vnd noch darzu 100 Reichstaller angeschafft haben. Tertio Ihr Ex- cellents Herr Cammerpraesident Herr von Sintzendorf verlangt sehr, dass alle österreichische Erblandt soUen also gemacht werden , dessgleichen fragen mich fast alle Grandes, ob Steyermarkh noch nit förtig seye, wan sie mich nur ersechen. Eur Genaden haben mit Ausstheilung der Topographia nit folgen khinden, desswegen ich noch

17

Anerkennung einzubringen "), warscheinlich nicht so sehr, weil sie über ihre Befugnisse im Unklaren waren, als vielmehr um ihre Thätdgkeit auch auf diesem Gebiete dem Monarchen, der thatsächlich viel Sinn für dergleichen Untememungen hegte, zur Kenntnissname vorzulegen. Ausserdem hatte es noch be- sonderes Gewicht, wenn es im Patente hiess, die Regierung protegire diese Arbeiten. Die Ratification seitens der Letzteren erfolgte am 2. Mai 1673 '^) und das sie bereits ausdrücklich erwänende Patent trägt das Datum des 15. Mai *').

Es liegt in dfer Natur der Sache, dass wir von jetzt ab von strenger Chronologie in der folgenden Darstellung des Vischerischen Wirkens auf steirischem Boden absehen. Wie nämlich schon erwänt, hatte Vi seh er stets 3 4 verschiedene Arbeiten im Zuge und wir würden die UebersichÜichkeit stören, wollten wir nach der Zeitfolge der Daten, wie sie vorliegen, berichten. Es ist dafür die Wal gegeben, entweder nach der Chronologie der einzelnen Leistungen in der Er- zälung vorzugehen, oder aber diese selbst in Gruppen zu teilen imd für diese die Quellen abzuhören. In ersterem Falle würden umfassende und zwischenlaufende kleinere Arbeiten wechseln und nicht viel weniger als die reine Chronologie die Ueberschau erschweren. Anders in letzterer Weise, da es denn doch weniger auf die unbedingte Festhaltung des Zeit- fadens in der Beurteilung des Wirkens Vischers ankömmt, als auf die möglichst erschöpfende Erörterung dessen Wirkens.

3 vberschikhe, bittend mich dannit an gehörigen Orthen zu recom- mendieren, dass ich möchte ein Remuneration davuor bekhomen, dan mich auch AUes Gelt khost. Befilche Enr Gnaden mich vnterthänig gehorsamlich.

Wien den 5. April 1673. £ur Genaden

vnterthftnig gehorsamer Georg Mattheuss Vischer m. p." «5) Steierm. Landesarchiv, Registraturbücher 1669—74, f. 241'; Feil a.

a. 0. 63. Das Anlangen datirt vom 26. April. «) Orig. strm. Landesarchiv; Feil a. a. 0. ") Concept ebd.; Feil a. a 0. 63-64.

Vittbeil. d. hist. Vereins f. Steiermark. XXIV. Heft, 1876. 2

18

Daher ziehen wir die Sonderung der Leistungen nach Gruppen vor und glauben damit der Sache und deren Verständniss oder leichterem Verfolge beim Leser zu dienen.

Solcher Gruppen sind drei: die erste bildet die Karte mit ihren .verschiedenen Formen, in welchen sie noch durch V i s c h e r zur Vorlage gebracht wurde. Denn die von F e i 1 be- schriebene eine Form ist keineswegs auch die einzige. Die zweite begreift das „Schlösserbuch" oder die sogenannte Topo- graphie, und die dritte die Einzel- und Kleinarbeiten, welche teils der einen, teils der anderen Gruppe, teils auch keiner von beiden angehören, und welche bisher nicht so wie seine übrigen Arbeiten bekannt geworden smd.

Was die sogenannte Mappa oder steirische Land- karte anbelangt, so sind wir zwar in der angenemen Lage eine grosse Anzal an sich neuer und auch interessanter Belege beizubringen, doch ist zu bedauern, dass nicht sämmt- liehe datirt sind, daher nur dem begründeten Vermuten nach sich einreihen und verwerten lassen, dann dass über den Anfang und die Detailbegebnisse der Arbeiten auch wir mit dem sichtlich vermehrten Stoffe an Quellen nichts Sicheres anzugeben vermögen. Das Eine nur ist gewiss, dass auch hierlands V i s c h e r sich betreflFs der Abschlusszeit, wie sie der Contract festsetzte, verrechnete, dass er 1675 nicht schon mit der Arbeit fertig wurde, sondern, sehr warscheinlich sie damals erst begann. Nicht minder schwankte er, an welchem Ende anfangen. Zuerst schwebte ihm die Angrifihame des Vorauer Viertels vor. Das ist aus seinem an einen der Ver- ordneten gerichteten Briefe vom 23. April 1673 ersichtlich. Er bat darin um das Patent, damit er nicht mit Abholung desselben in Graz Zeit und Geld unnötig opferte; käme er später nach der Landeshauptstadt, so würde er den Vertrag unterzeichnen * *"). Das Patent erhielt er nun, wol in bureaukratischer Vorsicht,

**) Orig., strm. Landesarchiv.

pHoch vnd Wolgebohmer Genaedig- vnd Hochgebüettunder Herr Herr! Eur Genaden Briefl sambt beyligentem Exemplar ist in meiner

19

nicht, und ebensowenig begann er mit dem Vorauer Gebiete, denn dieses wurde erst 2 Jahre nach Vorlage des obersteirischen Districtes (1677) fertig. Vergleicht man, dass (nach Feil a. a. O. p. 54) die oberösterr. Stände Vi seh er am 11. April 1673 dringend einluden, persönhch nach Linz zu kommen, so scheint ein undatirter Brief an den Landeshauptmann von Steiermark von dort durch ihn geschrieben in den Beginn Sommers 1673 zu gehören. Darin bittet er neuerdings um das Patent, weil er von Linz aus in Obersteier seme Arbeiten anheben wolle ^^, Möglich, dass ihm jetzt das Patent zukam, möglich auch, dass er wirklich zu mappiren anfing; gewiss

Abwessenheit in mein Zimmer gelifert worden, desswegen erst bey disser Pos8t dass Yiertl Ynter Mannhartsberg begehrtermassen vber- sende, mich darmit gehorsamblich zu befelhen.

Es melden £ur Genaden, dass zn erster Zusamenkhanfft der hochlobl. Herren Herren Verordneten der Contract werde geförtiget werden, vnd auch nothwendig seye von mir vnterschribn zu werden, welches zwar alhier von mu: nicht begehrt worden, khan doch solches gar wol sein, wan ich hinein khome. Allein zu Gewinnung der Zeit vermainte ich gleich in der Hineinraiss dass Vorauer Vicrtl zu be- reithen vnd zuuerfertigen, desswegen dan mein vnderthanige Bitt ist, wan dass Patent verfertigt, mir solches herausszuschikhen, will mich alss dan nit säumen den Anfang zu machen. Befilche £ur Genaden alss meinem genädigen Patron mich vnderthänig gehorsamblich -verbleibent

£ur Genaden

vnterthänig gehorsamer Diener G. M. Vischer.«

Wien den 23. April 1673. ^^ Orig., strm. LandesarchiT.

„Hoch vnd Wolgebohmer Graf vnd Herr Herr Praesident, auch hochlöbliche Herren Herren Verordnete.

Ich supponiere nunmehr dass denen hochloblichen Herren Herren Verordneten genädig beliebe, dass icli diese Geographische Arbeith Tnd Ihr Landcarthen zu machen eheistenss anfangen vnd so bald ess möglich beforderen solle. Gelangt deme nach an dieselben mein vnter- thfinig-gehorsame Bitt, Sie wollen Ihnen genädig belieben lassen mir ein Patent, damit ich aller Orthen sicher vnd vngehindert passiert werde, aussförtigen zu lassen. Vrsach, warumb ichs anineczto begehre, ist, dieweillen ich von Lincz hinein raissen werde, vnd auf disser

2*

20

ist nur, dass er am 23. October 1673 seitens der Ver- ordneten 300 fl. in Abschlag angewiesen erhielt '^), dass er mit der ober- und niederösterreichischen Topographie Ab- haltungen in Menge hatte und erst 1675 die zwei ersten Fünftel im Aufrisse den Verordneten zur üeberprüfung vorlegte. Vielleicht stammt sein anderes undatirtes Sclweiben an einen steir. Verordneten aus dem Frühjahre 1674 oder 1675, worin er anzeigt, dass er in den nächsten 3 4 Wochen die Viertel Ensthal und Judenburg bereisen und dann sich nach Graz verfügen wolle ; man möge sein uns abgängiges „Memoriale", worin er offenbar um Geldanweisung nach- suchte, erledigen, damit er nicht lange aufgehalten werde ^ *). Im October 1675 lieferte Vi seh er die Bisse des „ober- steyrischen District delineirt" ein und die Verordneten, welchen schien, „als ob vnterschidliche Orth vnd Situs ein bössere Regl vnd Situation vonnöthen betten," gaben dieselben, wie es in, dem Contracte bestimmt war, verschiedenen Stände- herren zur Üeberprüfung, die, ihrer Anname nach, der dortigen

Raiss durch Steyr diss Werkh gleich anfangen khonde, vnd nit ver- gebens die Zeith vnd Zöhrung verzöhrt werde, dan auch ess möchte Bein wol sein, dass ich nacher Grätz khäme, zu welcher Zeit die hochlöbl. Herren Herren Verordnete nit versamblet wären, ich aber- mall wegen Ermanglung dess Patents nit raissen khunte vnd ein zimbliche Zeit vmbsonst verzöhren müeste. Befilche mich in vnter- thänigem Gehorsamb zu gewehrlicher Resolution.

Eur hochgräfl. Gnaden hochwirdig Gnaden vnd Gnaden

vnterthänig gehorsamer Diener Georg Mattheus Vischer m p." 20) 1673, 23. Oct.

„Angeschafft worden.

Georg Mathesen Vischer Geographo in Abschlag zu Verförti|nmg der steyrischen Landtcharta 300 fl/'

VerordnetenprotokoU, 1673-74, f. 114'. 2') Orig., strmk. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 71. Feil bezieht diesen Brief auf das J. 1677, was aber nicht passend scheint, da Vischer die berUrten obersteir. Fünftel schon mindestens 1675 bereist haben musste, wie aus dem Folgenden hervorgeht; dass 1674 schon die grosse Ansicht von Admout gearbeitet ist, fallt hier wenig in's Gewicht.

21

Gegend kundig sein sollten. So (am 19. Oct.) dem Grafen Geoi^ Sigmund von Herberstein und dem Freiherrn Hans Balthasar Galler, am 8. November dem Dompropste von Seckau [Freiherrn Max Ernst von Gleispach] '"•). Die beiden Ersteren lehnten das Gutachten ab, weil sie vom Ens- und Paltenthale „ainiche Information" nicht besassen*^); vom Dompropste liegt keine Auskunft vor. Darauf wurde (Franz) Springer, welcher eine Stellung beim Haiamte zu Aussee be- kleidete**), am 4. März um die Revision und zwar in Gemein- schaft mit Freiherm von Weisersheim angegangen. Des Letzteren Bericht mangelt, während jener des Ersteren vor- liegt Aus ihm ersehen wir, dass Baron von Weisersheim die Gegend um Brück und Leoben und weiter aufwärts bis zur Ensbrücke (bei Gröbming) untersuchte, dass Springer mit V i s c h e r persönlich verkehrte was also Ende März oder anfangs April gewesen sein muss ihn 4 Tage in seinem Hause zu Gaste hatte, ihm die feienden Partien nachwies imd ihn auf Lücken oder Bessenmgen aufmerksam machte, worauf „die Mappa der Notturfft nach perlustriert" wieder an die Landschaft gelangte ''^).

**) Concept an dieselben im stnnk. Landesarchive ; Feil a. a. 0. 66.

«*) Unterm 29. Jänner 1876, Orig., strmk. Landesarchiv; F eil a. a. 0. 66.

-*) Er erscheint in dieser doch nicht ausdrücklich benannten Eigenschaft in den Expeditsbüchern des Landesarchive s.

'5) Orig., strmk Landesarchiv; Feila. a. 0. 66 gibt den Auszug dieses an sich interessanten Schreibens so kurz, dass wir hier es mit Weg- lassnng der Formalien, anf&ren wollen:

9 Was massen Euer hochgräfl. Excellenz, Hochwürden Gnaden vnd Gnaden mier genedig anbevolhen, das neben Herrn Landtscommissario Baron von Welsersheimb ich die durch Herrn Vi scher einge- hendigte Mappa, sovil dass Ennss- und Baltenthall betrifft, reuidiern, tind was darbei ratione situum und nominum etwann verbessert, be- richten, oder aber dem Geographo andeitten, nichtweniger wegen der Zusambenkhunfft, oder ob jetweder einen gewissen District zur Ke- uidiening vor sich nemben will, wier mit einander corrospondiern sollen, des habe ich mit Ymhstendten auss dem sub dato 4. Mart\j an mich abgeloffenen Befelch, so ich den 2. Aprill mit gebierenter Reuerenz erhalten, vemomben, auch darauf nit vnderlassen, mit Herrn

22

Vi scher hatte bereits am Februar 1676 um Anweisung der nach Vorlage der Entwürfe ihm gebürenden 600 jä. nachgesucht ; es wurden ihm auch dieselben am 4. März an- gewiesen, ausbezalt aber erst in 4 Terminen, deren letzter am 12. September war^'').

Zur selben Zeit, als die genannten Kartenteile in Ueber- prüfung gegeben wurden, überreichte Vi seh er auch seine grosse Ansicht der Stadt Graz der Landschaft. Sie voran- sendend hoffte er um so eher auf Einwilligung der Stände behufs Abfassung einer steir. Topographie, wie er solche schon für Ober- und Niederösterreich gearbeitet hatte. Auf diese Richtung seiner Thätigkeit kommen wir später ausfürlich zurück.

Landtscommissario Baron von Welsersheimb zu correspondiern, der mich dan berichtet, das, weillen ohnedem die Heylige Zeit ob- handten, er den District von Leoben vnd Prugg, auch andern umb- ligenden Orthen bis auf die Ennspruggeir vor sich genomben, vnd was ihme wissentlich bekhannt, in der Mappa verbessert, das Uebrige aber von der Ennspruggen bis nach der Salzburgischen vnd Oesster- reichischen Confin, micr überlassen, hierauf habe ich auch nit vmb- gangen, obgedachten Herrn Vi scher die jenige Gegent, so sich in der Mappa noch nicht befunden, vorzuweisen, damit er den Situm auch verzaichnen khönne^ vnd ihme desshalben ein vier Tag bey mier behalten, auch die Mappa der Nottiu-fft nach perlustriert, vnd reuidiert, vnd was etwan ausgelassen gewesen, derselben beygerukht, das ich also verhoffe, souil disen District betrifft, wenig Fäller sich zeigen

sollen

Aussee den 8. Aprill 1676 "

2«) VerordnetenprotokoU 1676, f. 29 u. Expeditbuch 1675—76, f 78' vom 8 Febr. Jetzt forderte man strenge von ihm die Unterschrift des Contractes und Hess durchblicken, dass davon die Anweisung des Geldes abhinge („soll vorhin den gefertigten Contract hinauss em- pfangen vnd vnter seiner Fertigung einen herein geben, so dan ferrer Beschaidt erfolgen wirdt"). Die Anweisung geschah am 4. März (Ver- ordnetenprotok. 1678-79, f. 65 und 1676, f. 42'), die nochmalige Weisung an den Einnemer am 16. März {Expeditbuch 1675 76, f. 96'), die erste Zalung mit 150 ff. am 19. März; die folgenden Termine waren der 80. April (150 fl), 2 Mai (I50 fl.) und der 12. Sept. (150 fl.) (Ausgabenbuch 1676, „Extraordinary**, Nr. 13, 86, 93 u. 228.)

23

Hier wird ihrer weniger der Zeitfolge seiner Leistungen auf steir. Boden wegen gedacht, als vielmehr, weil selbe schuld war, dass es mit der Karte nicht vorwärts ging. Die Ver- ordneten und die Stände hatten ihn bereitwilligst für das neue Untememen gefördert, allein da im Frühjahre 1677 die Karten der erwänten zwei Fünftel noch immer die .einzigen waren, sahen sie am 2. Mai gen. Jahres sich gezwungen, ihn zu manen. „Nachdeme sie . . in eflfectu verspürret, dass solches Werkh (der Mappa) gar langsam von statten gehet, vnd (Vischer) mer der Priuat - Verförtigung der Schlösser Vnd Clöster alda alss iecztbesagter Toppographia obliget", forderten sie ihn au^ ;,dass er mit Hindansezung anderer dergleichen Occupa- tionen seinem Contract gemess ohne Aussezung solche steyerische Mappa in die Volkomenheit dermalen ainist bringen solle" ^').

Von da ab wurde Vischer nicht mehr gemant, wol aber hatte man den Herrschaftsbesitzem das Untememen, welches sie gerade wie die Abfassung des Schlösserbuches *^ in Kleinsinn oder Bequemlichkeit ignorirten, neu an's Herz zu legen. Denn er beschwert sich wol um 1677 dass „die wenigsten Caualier etwass von der Mappa, von der Topographia aber gar kein WissenschaflFt haben", und sucht abermals um ein Patent nach '*). Es mag dieser Notschrei wol der Zeit angehören, wo der Sage nach Vischer bei Aufhame eines Schlosses mit einem Schusse aus einem Doppelhaken begrüsst wurde, dessen Kugel glücklicherweise nur über seinem Haupte in einen Baum schlug*^.

Für das Jahr 1677 begegnet uns eine Anfrage Vischers, ob die Karte „beyfündige (also in Skizze vorgelegte) Parerga vnd Zierden" erhalten sollte, was die Verordneten insofeme genemigten, als sie den Wunsch aussprachen, dass er „die Tier auch in die Landtkhardten einbringe" ^^). Damit sind offenbar die symbolischen Ausstattungen gemeint, welche am

*') Concept, steierm. Landesarchiv ; Feil a. a. 0. 69.

**) Orig., ßtrmk. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 70.

*•) Feil a. a. 0. 65. Perneck i. d. Elsenau soll der Ort gewesen sein.

*•) Verordnetenprot. (3. Juni) 1677^ f. 99' und Expeditsbuch 1677, f. 87.

24

oberen (heraldisch) linken und rechten unteren Rande ange- bracht erscheinen.

Wol im März 1678 war es, dass Vi seh er auch die drei übrigen Fünftel des Landes in den Rissen einbrachte. Die- selben wurden seitens der Verordneten behufs Revision so verteilt, dass jenes zwischen Mur und Drau der Propst von Stainz (Georg Sigfrid Freih. von Jöchlingen) und Graf Erasmus Fridrich von Herberstein, das von Cilli Graf Wolf Ferdinand von Schrattenbach, und endlich jenes von Voran HeiT Franz von Stubenberg zur „Ruminierung" überkam'^*). Am selben Tage wurden Vi seh er neuerdings 300 fl. angewiesen ' ), und ihm befal man nach Ueberprüfung der Karte und ihrer Aufschriften und Beigaben und nach Vollendung des Stiches unter anderen auch 12^ illuminirte Exemplare der Landschaft einzureichen'*'). Die llluminirung aber hatte er selbst beantragt.

Am 5. August 1678 wurden die Karten den Verordneten fertig übergeben^*).

Was ihre Beschreibung anbelangt, so folge ich der ge- wissenhaften Darstellung F e i 1 s (a. a. 0. 1 9), in teilweiser Ver- gleichung mit dem mir vorliegenden Exemplare des Landes- archives.

Nach dem Erzälten ist die Karte begonnen worden 1674 oder 1675, wurde vollendet 1678 und ist in Kupfer gestochen von Andreas Trost.

») 1678, 30. März, VerordnetenprotokoU 1673—79, f 136'; Registratur- buch 1675-78, f. 151'.

«) VerordnetenprotokoU 1677 78, f. 234.

»2) Ebd. f. 231' u. Expeditbuch 1678-79, f. 47.

3*) Vis eher suchte zugleich um „Recompens" an (LandtagsprotokoU 1678-79, f 70'). Ein weiteres Anlangen um Bezalung vom 10. Sept. wurde, da fllr dringendere Bedürfnisse das Geld mangle, zur Geduld verwiesen (Verordnetenprot 1678, f. 40' und 41' und Expeditsbuch 1 678 79, f. 1 20). Was ihm fUr seine Kartenarbeit von da ab ange- wiesen und bezalt wurde, stellen wir hier zusammen: 1679, 3. Oct. angewiesen 150 f. (Verordnetenprot. 1679—80, f. 46'), 5. Oct. (fi\r 9 illuminirte Karten und „vor alles") 150 fl. (ebd. 47'), 10. Nov.

j

25

Die Ueberschrift an dem oberen Rande ausserhalb iles Massstabes lautet: „Styriae Ducatus Fertilissimi Nova Geo- graphica descriptio Authore G: M: Vischer 1678."

Die Karte besteht aus 12 gleich grossen Blätteni, jedes 11" 8'" höh, 16" 10"' breit und ist sie im Ganzen 3' 10" 8"' höh, 4' G"' breit. Der |klassstab der Ausfllrung ist 1 : 172.000.

Blatt 3 enthält in einem nach der Breite gestellten grossen von Lorbem eingeramten Ovalfelde folgende Widmung: „REVEREND."" ET AMPL.™^« NEC NON EXCELL,^' \ ET ILLVST."^" PERILL.^^« AC GENEROSIS DOMINIS DOMINIS | IMCLYTI DUCATUS STYRI^ STATIBUS: | ILLUST :»° ET EXCELL:"»« | DOMINO DOMINO \ JOANNI HAXIMILIANO | COMITI AB ET IN HERBERSTEIN | Libero Baroni ab & in Neuberg, a Gutenhag & Lanckowitz, Domino in | in- feriori Flädnitz, Stubenberg, Mühlhausen, Auffen & Liebenau | HiEREDITARIO CUBICULARIO, ET DAPIFERO CARIN- THUE, I SAC. C^S. MAJEST. | CONSILIARIO INTIMO, CUBICULARIO, ET MARESCHALLO | AULICO, HUJUS DUCATUS CAPITANEO SUPREMO. | Simul ac Pro tempore | Reverendissimo, ac Dlustrissimis Deputates Patriae Patribus, Dnis Dnis. | GEORG. SIGEFR, Praepos. in Stainz. JOAN. CHRISTOPH. Com. de Rotthal Praesidü. j WOLF. FRIDER. Comiti a Schrottenbach. ERASMO FRIDER Com. ab Herber- stein. ' FRANCISCO Domino a Stubenberg | Dominis Dominis meis clementissimis ac Gratiosissimis { Geographicam hanc Styriae Iconem (ut quorum Auspidjs & Impensis caepta est, | Eonmdem in Gloriam permaneret.) Non minori labore, quam

250 fl. (ebd. . 51') und 260 fl. (ebd. 54); 1680, 8. Juni 250 fl. (ebd. 1680—81, 61), bezalt 16. Juni 250 fl. (Ausgabenbuch 1680, „Extraordinary" Nr. 95), 17. Juni ange^viesen (für 7 gemalte Karten) 56 fl. (Verordn.-Prot. 1680-81, f. 9); 1682, 3. März für 100 Landkarten 75 fl. (ebd. 1681—82, f. 59), die aber erst 1684 gezalt wnrden; 1684, 19. Sept. für gelieferte Karten 75 fl. (ebd. 1684, f. 199), bezalt 21. Oct 76 fl Ausgabenb. 1684, „Extraordinary Nr. 131); 1685, 24. März für 50 gelieferte Karten angewiesen 100 fl. (Landtagsprot. 1684-85, f. 212 und Verordn.-Prot 1685, f. 117), bezalt 26. Mai 100 fl. (Ausgabenbuch 1685^ f. 135').

26

et Me a se delineatam | Aeriq. insculptam, | In aetemum Obsequij, ac Venerationis Monumentum | D. D. Dq. | Author G. M. V. Tyrol. Wensius.«

Auf Blatt 6 zeigt sich, bereits im Gebiete von HÜNGAEIiE PARS, in einer grösseren Gruppe der Erzengel Michael, den Lindwurm erlegend, dabei ein ebenfalls auf diesen einstürmender Adler, und neben Scepter und Schwert ein Schriftstreifen mit dem Reime:

„Zu Ruckh von dannen mit dem Drachen Zerstosst, vnd Zaumbt, ihm seinen Rachen."

Bei der Stadt „Stein am Anger, Sabaria** ist angefügt: „Locus Natiuitatis S. Martini Episcopi Turonensis et Sepul- turae Pub. Ouidij Nasonis Poötae" und bei S. Gothard: „Hie Acerrimus Confllctus inter Christianos et Turcas fuit Anno MDCLXini Prima Die Augusti, ex quo Christiani reportanmt Victoriam." Dabei steht aber unterhalb dem Rabfluss noch: „HAEG PARS HVNGAR \ UE TVRCJS TRIBVTAItlA.''

Auf Blatt 7 zeigt sich ein von 4 neben einander ge- spannten Pferden gezogener vierräderiger Triumphwagen mit dem von Trophäen umgebenen Wappenschilde des steirischen Panthers, unterhalb die 6 Wappenschilde der obgenannten ständischen Verordneten; nebenan sind die beiden Distichen: ;,Ite triumphales Fama plaudente Quadrigae Qua venit orta dies, qua moritura cadit. Haec Mundi monstrate oculis, dignissima visu Cum totam Patriam paucula Scuta tegunt."

Auf Blatt 9 ist eine eingeramte Tafel mit Emblemen von astronomischen, kosmographischen und geographischen Werk- zeugen u. s.w., dann die SCALA MILLIARVM und eine NOTARVM EXPLICATIO, nämUch Erklärung der Zeichen auf der Karte. An den beiden Ecken der Tafel sind zwei Engel, welche Schilde halten, und zwar der eine rechts mit dem Porträt Vi Sehers, der andere Unks mit seinem Wappen: einem Fische in Gold und Grün im grünen und goldenen von links nach rechts schräg abwärts geteilten Felde. Unter der Zeichen- erklärung steht: „Cum Priuilegio | Sac. 1 Caes. | Mayestatis*

^ 27

und darunter ist die Magnetnadel mit den Nam^n der vier Weltgegenden auf dem Rande der Scheibe in den mit Lorber- zweigen besteckten Kamen der Tafel eingefügt.

Blatt 1 0 ist fast ganz mit einer allegorischen Anspielung auf die Naturproducte SteiermaAs ausgefüllt Im Hintergrunde hohe Felsengebirge mit Gemsen u. dgL, Brücken und Schachten, an deren Fusse Gewerke, ein Strom, daneben „Goldwascher*' und darauf eine „Saltzfuhr*'. Ein Bergmann und ein Jäger (hinter welchen ein Fischer) halten ein ausgebreitetes Tuch mit folgenden Versen:

„Gold, Silber, Kupfer, Eisen, Bley, Vns Flüss vnd Berg hier geben, Der Fisch, vnd Wildpräth mancherley

Zu nutz des Menschen lebea Des Saltz ist hier ein vberfluss

Mann führts in frembde Lande, Vnd was nur dient zum Lebensgnuss

Gibt aus diss Land zur hande. Zur Menschen gsundheit gibt es auch

Wildbäder, vnd Saurbrünnen, Die ohne vblen gschmach vnd rauch

Reichquellent hervor rünnen." Blatt 1 1 bringt endlich eine Verwarung betreffs des Zuges der Landesgrenzen hinsichtlich der unmassgeblichen Richtigkeit mit den Worten: „Hisce Punctulis Terminos Provinciae deno- tare, nuDius Tarnen luribus quidquam Derogare volui* *'*).

Blatt 12 hat ein grosses Postament mit einer Vase und herabhängenden Guirlanden von Blättern und Fruchten, zur Lmken desselben die nackte, sitzende Gestalt eines bärtigen Mannes mit Schilfblättem statt der Haare, der seine rechte Hand mit einem Ruder auf die eine Ecke des Postamentes

'^) Es erinnert diese an die GrenzBtreiUgkeiten, welche Steiermark mit Oesterreich am Semmering und mit Salzburg an der Mandling damals hatte, und wohei auch Vischer in seiner Eigenschaft als Geometer intervenirte. Auf diese Angelegenheiten werden wir bei der dritten Gmppe seiner Arbeiten zu sprechen kopmien,

28

stützt und die Linke über eine Ume hält, aus der Wasser strömt. Auf der anderen Seite des Postamentes sind vier an der Guirlande ziehende Engel und weiter vorne fünf rebenum- kränzte Kinder mit Kannen, Vasen und Schalen. Die Bedeutung dieser allegorischen Darstellung erläutert folgende Inschrift: „Der Muhrfluss streittet mit ' Andern FlUssen wegen I Des Kostparisten Weins."

Darunter sind folgende Reime: „Rhein, Mosell, Main, vnd Thonaw Stromb Auch ander Flüsse all zu samb

Ihr habt nit Wein mems gleichen: Dreyhundert gülden war der werth Nur vmb ein Vass, so ziecht ein pferdt.

Mir must ihr alle weichen: Der Luettenperger hier in Landt Den Sigkhrantz helt vnd Oberhandt" Auf dem unteren Rande des Postaments, ober dem Sockel steht: „Andr. Trost sculpsit**

In Beziehung auf die Darstellung der Gebirge ist die Karte in der damals gepflogenen Weise gehalten: es gibt keine Gebirgszüge, sondern nur mehr minder dicht an einander gestellte Berge. Von Interesse sind die Darstellungen der Schlösser, fast sämmtlich kleine Skizzen ihres wirklichen Aus- sehens in damaliger Zeit.

Von dieser Karte gibt es eine Variante, die Feil unbe- kannt geblieben ist. Sie besteht in einem Zusätze, respective in einer Weglassung, und zwar insofeme als auf Blatt 10 ein Parallelogranun in der Länge von 10" 4'" und Höhe von 3" 4\'i'" aus dem Vordergrunde links von dem Tuche mit dem Lobmeir auf Steiermark ausgeschnitten ist, derart, dass der Jäger, welcher jenes Tuch mit hält, bis zur Brust davon ge- deckt ist. Auf dem Ausschnitte ist „Graz die Haubt-Stadt in Steyermarck" und zwar von der Vis eher geläufigen Murseite aus abgebildet. Da die Platten nicht mehr erhalten sind **),

"^) In der Landschaft wurden ebmals viele Platten, welche einst ver- schiedenen Zwecken gedient hatten, aufbewart. Eine Anzal davon

29

lässt sich nicht sagen, ob diese Einfügung eine ursprüngliche oder eine nachträgliche, zu veimuten ist indess das Letztere- Von dieser interessanten Karte befindet sich ein Exemplar im strmk. Landesarchive.

Von einer ganz eigenthümlichen phantastischen Ausstattung und Verarbeitung der steir. Landkarte durch Vis eher geben uns zwei Notizen in den Landtagsbüchem Nachricht. Sie Hessen sich nur annähernd erklären, wenn nicht ein günstiger Zufall das Stück selbst, um welches es sich handelt, uns, wenn gleich in defectem Zustande erhalten hätte, das uns glücklich auch auf eine andere bisher als Vischer's Arbeit nicht bekannte Leistung fürt.

Die eine Notiz besagt: „G. M. V., so die steyrische Landtkarten in forma eines martialischen Kopfs praesentirt, wirdt mit seinem Anbringen auf die Verordneten-StöU remittirt puncto Verehrung" '•), und die andere: „G. M. V. Geogr. offerirt denen gesambten Ständten die steyerische Landtkarten in forma eines martialischen Kopfs illuminirter, damit des Landt Figur, Situm vnd Gleichnuss zu zaigen, dabey sich zu Gnaden reconunendirent. Auf die löbl. Verordnete Stöll vmb Bericht vnd Guetachten remittirt" =^).

Beide Notizen datiren vom 3. Aprü 1680. In den Aus- gabebüchem findet sich kein bestimmt darauf bezüglicher Beleg, welcher eine ^Verehrung" auf Grund dieser Widmung nach- weist. Ob selbe nicht in der Zalung fllr andere illummirte Karten begriffen, lässt sich nicht sagen. Endlich ist es auch

meist mit Wappen u. s. w., deren Stichveranlassung unbekannt, bewart noch das Landesarchiv. Andere hatten, der Sage nach, ein eigen- tümliches Geschick. Ein Beamter, welcher diese Gegenstände in Ver- warlosung sah, meinte sie besserer Verwendung zuzuitlren, wenn er versteht sich, ohne um Erlaubniss nachzusuchen für seinen Haushalt Eüchengeschirr daraus machen Hess. Natürlich nahm er nicht die kleineren Eupferplatten. Möglich denn, dass jene der Vischer'ßchen Karte auch darunter gewesen. Das soll in der 1. Hälfte unseres Jahrh. sich begeben haben.

•') Landtagsprotokoll, 1860-81, f. 64'.

^ Landtagbhandlungen, 1680 - 83, f. 48.

30

denkbar, dass die schrekliche Pest dieses Jahres das Ganze in Vergessenheit geraten liess.

Die Karte selbst hat sich indess erhalten und ist erst vor wenigen Jahren seitens der landschaftl. Registratur an das Archiv abgetreten worden.

Sie ist nicht selbstständig gearbeitet, sondern aus der alten Karte mit Zuziehung der erwänten bisher unbekannten künstlerischen Leistung hergestellt. Die Grösse ist dieselbe wie schon oben beschrieben. Von der Karte von 1678 ist nur Kand mit Gradmesser und die geographische Figur des Landes verwendet. Beide sind scharf von einem Exemplar der alten Karte herausgeschnitten und auf em Blatt grundirter Leinwand aufgeklebt.

Die Ueberschrift am oberen Rande ist geschrieben und gleichfalls aufgeklebt. Sie lautet: „Styriae Ducatus Bellicosissimi Genuina Figura. Authore G. M. Vischer. 1681". Warum hier ein anderes Jahr als in den darauf weisenden Notizen, lässt sich vielleicht eruiren. Ob er nicht etwa zuerst den „martialischen Kopf" ohne die Randbeigaben, von denen wir sogleich sprechen werden, vorlegte und dann 1681 denselben „Kopf* m i t denselben und dass uns jetzt nur mehr letzteres Product erhalten?

Die eigentümliche Figur des steirischen Landgebietes hat nun Vischer durch Handarbeit in einem federgeschmückten geschlossenen Ritterhehn anschaulich machen wollen und mit einigem Zwange, der begreiflich dabei nicht fehlen kann, für etwas Phantasie es auch richtig zu^ Stande gebracht Das Oberhaupt ist an der österreichischen Grenze und die not- wendige Abrundung des natürlidien Linienzickzacks ist durch Farbenzüge hergestellt. Der Gesichtsteil ist an der Strecke von Fridberg bis nach Pettau hinab und hat aUerdings Un- ebenheiten die nicht ganz so auf einem wirklichen Helme vor- kommen. Namentlich ober Pettau ist diess der Fall und bei dieser Stadt ein starkes Kinn sichtbar. Den Hals und die Halsberge, wie den Brustaufsatz bildet das ehemalige Viertel Cilli. Von Fridberg nach Westen zur Mur hat ein Farbenzug,

31 -

von da abwärts und nach Osten die Mur selbst den Helmes- rand zu veranschaulichen. Der von dieser Linie eingeschlossene Teil stellt das Gesicht vor und ist ohne Farbe, wärend der Hehn dunkler gehalten ist. Der erwänte Farbenzug geht für sich tiefer abwärts bis in die Ohrgegend und trifft da mit emem anderen zusammen der vom Oberhaupte, d. h. von Gallenstein aus sich herabzieht. Beide zusammen zeigen das aufgeschlagene Visir an. Das Hinterhaupt, d. h. die Gegend von Gallenstein bis Obdach, ist durch eine andere im Halb- bogen gezogene Farbenlinie angegeben. An ihm setzen sich in der Horizontale gegen Westen die (5) Federn an ; zu ihrer Bildung sind Berge, Thäler und Flüsse jener obersteirischen Gebiete verwendet und hier hat der Pinsel in gar kühnen Strichen der Phantasie nachgeholfen. Die Ausbeugung des Helmes vom Kinne nach rückwärts ist durch die Drau ange- zeigt und von Windischgraz zieht sich eine Farbenlinie nach Windischlandsberg abwärts, womit Vis eher ohne Zweifel die Bitterkette andeuten wollte.

Die von der alten Karte bekannten „Parerga und Zierden" feien ganz und sind durch Darstellungen ersetzt, deren Inhalt mit dem Ausdrucke „bellicosissimi ducatus" stimmt. Auf der linken Seite sind deren 9; daran reiht sich gegen rechts das Widmungsblatt mit 6 Wappen und einer Inschrift, die gleich- falls auf die steirische Kriegstüchtigkeit Bezug hat. Hechts unten ist die Beschreibung; darüber befinden sich noch 3 kriegsgeschichtliche Bilder, deren sonach im Ganzen 1 2 sind, und zur Deckung der Lücke zwischen ihnen und dem Helme ist das steirische Pantherwappen, aus dem Titelblatte des ^ Schlösserbuches" geschnitten, aufgeklebt.

Diese Arbeit ist an sich ein Curiosum und hat nur den Wert eines solchen. In ihr liegt die absonderliche Ver- schmelzung zweier Leistungen Vischers zu einem Ganzen vor, das an sich nicht übel gedacht und auch nicht schlecht ausgeführt ist. Wir wollen nur hoffen, dass seine Idee ihm auch Früchte getragen habe. Der Hauptwert indess beruht in dem thatsächlich dadurch ermöglichten Nachweis, dass die

- 32

in einzelnen Blättern schon bekannten Bilder aus der stei- rischen Kriegsgeschichte wirklich V i s c h e r zum Autor haben und somit eines ganz neuen Werkes seiner Hand.

Wir müssen es uns versagen in die Beschreibung dieser Kriegsbilder hier einzugehen und versparen dieselbe auf den Punct, da wir dem Systeme der Erzälung entsprechend weiter unten an sie gelangen.

Von der Landkarte überreichte V i s c h e r den oberösterr. Ständen 200 Exemplare, wofür selbe ihm 320 fl. (sonach für das Exemplar 1 fl. 36 kr.) spendeten und ebenso dem Kaiser, der ihm eine Remuneration von 150 fl. angedeihen liess'**). Wie die steir. Landschaft ihm etwa mittelst Schreibens die Arbeit gedankt habe, ist nicht bekannt, wol aber wissen wir aus einem Buchhaltereiberichte von 1703, der durchaus auf Acten gegründet erscheint, dass „ermelter Vis eher dise Landcharten ... zu voUstendigen Vergnügen ad typum gebracht, auch daruor sein accordierte Bezahlung erhalten".

Sein Werk ist im 18. Jhrh. in den Atlassen von Ho- mann, dann von Seutter mit ausdrücklicher Angabe seines Namens auf 17 : 20" verkleinert neu verwertet Das war nun just dasselbe was auch Vis eher einmal damit beabsichtiget hatte. Damals, 1696, als er den betreffenden Antrag der Land- schaft vorlegte, befand er sich bereits an der Edelknabenschule zu Wien. AUein die Stände hatten damals eben ihre leidige Not mit dem Abschlüsse des „Schlösseibuches" und mochten auch der ohnehin damit beschäftigten Arbeitskraft des schon 66jährigen Mannes nicht mehr zu viel zutrauen. Ob wol die Kosten nur auf 200 fl. veranschlagt waren, lehnten sie doch ab *«).

3*) Feil a. a. 0. 69. Auch der inneröst. Hofkammer verehrte Vi scher 25 Exemplare und wurde der Hofpfennigmeister am 25. Aug 1678 angewiesen, ihm 50 fl. auszubezalen (Acten der k. k. Statthalterei in Graz.)

*o) 1696, 10. März.

„G. M. V. Geogr. betr. die grosse hie bcuorn steyrische Landt Garten

- ä3 -

Es dürfte interessiren, welche Summen sich Vi scher durch seine Karte bei den Ständen erwarb. Leider sind daf&r die Au&dcfannngen weder ganz klar, noch auch vollständig. Die Protokolle nämlich lassen es nicht mit Sicherheit fest- steDen, ob nicht der eme Posten mit dem andern trotz des Zeitonterschiedes der Aufschreibung identisch sei Am ge- wissesten w&ren freilich die Ans&tze der Cassenbücher, aUein da feien eben einzelne Jahrg&nge. Wir haben indess alle Anwei- sungsposten (sogenannte „Anschaffungen^), die nur einigermassen darauf sehliessen lassen, dass sie Beproductionen wären, aus- geschieden und nemen als Grundlage, dass ihm 2000 fl. ver- tragsmässig zugesichert waren, dass Einiges sicher als Re- muneration ihm zugeflossen sei und endlich hat er auch nach- weisbar Karten in gewisser Mehrzahl an die Landschaft „ver- ehrt". Es muss also sein Erwerb sicher ein Erkleckliches über 2000 fL betragen haben, während wir nach den Ausgabebüchern nur 1131 fl. zusammenbringen.

Nach den Protokollen wies man Vi seh er 1672 in Ab- schlag des Vertrages 50 fl. an, 1678 dessgleichen 300 fl., 1676 dessgleichen 600 fl. und 1678 dessgleichen 300 fl. und eine „Extrarecompens" von 300 fl. Es war das Jahr der Fertigung der Karte. Im Jahre 1679 wurden ihm in Abschlag ;, ange- schafft'' 1 50 fl., dann für 9 üluminirte Karten und als „Re- compens** 150 fl., laut Vertrages 250 fl. und aus demselben Grunde 25Ö fl., 1680 zu vollständiger Bezälung 250 fl., fbr 7 üluminirte Karten 56 fl., 1682 für 100 Landkarten 75 fl., 1684 für Landkarten 75 fl. und 1685 für 50 Landkarten 100 fl. ADe diese Posten geben zussmmen die Summe von 2906 fl., als Auslagen der Landschaft für das Kartenwerk und als besondere Anerkennung für dessen Autor.

zaaerklüienern nach Inhalt beyligentes Formular, die erforderlichen Yncossten belauifen sich auf 200 fl.

Rathschlag Die löbl. Stöll will in dise Aussgaaben nicht willigen.

Gr. Maister." Expeditsbuch 1696—97, f 28'.

IBitheU. d. hist. Yereins f. Steiermark. XXIY. Heft, 1876. 8

34

Welche Abdrucke sp&ter noch von den Platten gemacht worden, ist unbekannt Nur das ist sicl^er, dass 1706 der Eupferdrucker J* B. Forchtner 60 Exemplare fiUr die Land« Schaft abzog, wofür man ihm 36 fl. bezalte ^ *).

Die zweit« fbr Steiermark noch interessantere und heute noch sehr wertvolle Gruppe ist die seiner topographischen Arbeiten. Wir wollen darunter nur das sogenannte „Schlös^ serbuch^ verstehen, weil dasselbe an sich schon eine Gruppe bildet, und davon die separaten topographischen Arbeiten von Graz und Admont als Einzelarbeiten, welche nicht in Zeit und nicht in Format mit dem „Schlösserbuche'' in unscheidbarem Zusammenhange stehen, davon trennen und ihre Besprechung der letzten Gruppe zuweisen.

Richtig scheintallerdings, wie Feil ^^) meint, dass Vischer nüt der Widmung der grossen Ansicht von Graz (1675) sich die Geneigtheit der Stände für Abfassung einer Topographie nach dem Muster der ober- und unterösterreichischen ge* winnen wollte. Nach dieser Richtung ging seine Neigung und so war das Mittel recht passend. Vielleicht hätten aber die Verordneten auch ohne diese Vorlage sich zur Genemigung bereit gefunden. Denn sie gehörten grossdenkenden, prunklie- benden Geschlechtem an und sahen nach dem Style der Zeit und der Tradition ihrer Geschlechter in dem Werke einen Ruhmeszweig in dem Lorbeerkranze ihres Vaterlandes. Aber mochte Vischer 's Unpünktlichkeit in Vollendung der Karte oder die grössere Sunune, die auf die Durchftlrung des Untememens überhaupt zu wenden, sie vorsichtiger ge- macht haben, kurz sie acceptirten unter Bedingungen,

*•) 1706, 12 Juli.

„Joh. Bapt Fortaer Drackher p. gnädiger Anschaffung 36 fl. vor 60 Stackh Landtkhardten zu druckhen deren jede in 12 Pögen Medion Papier vnd contrahirtormassen vor das Stackh 36 kr.*"

Expeditbuch 1706, f. 218'. ^<) A. a. 0. 67. Es fällt aber auf, dass er in den ProtokoUen nicht mit der „Verehrung*' seines 1674 gefertigten grossen Bildes von Admont erscheint. Vermutlich ist diese Arbeit rein Privatarbeit und nicht zu seiner Verfügung gewesen.

35

weldie sich nachträglich als wahre Quäle von Verlegenbetten fbr beide Teile und als unhaltbar erwiesen. Aus dieser Lei^ stung erwuchs in deren Fortgänge den Ständen wenig An- genemes, dem armen Topographen aber rechte Not. Das ganze Zustandekommen des „Scfalösserbuches" stellt sich als eine auf 20 und mehr Jahre ausgeddmte Kette von Verlegenheiten dar, welche Yischer nahezh aus dem Lande trieben, den Abscbhiss des Werkes selbst m Frage steten und nur die Vollendung als merhwOrdig erscheinen lassen. *

Am 4. März 1676 trug Vischer sein Angebot vor**). Für die „controfaitischen Riss . . . vnd in's Kupfer stöchen lassen" in vorgelegter Grösse verlangte er: für das Kupfer 6 fl^ 200 Exemplare fttr sich (auf seine Kosten abgezogen), und dass die Landschaft von ihren Drucken kernen verkaufe**). Der Kostenpunct, welcher noch an dritthalbtausend Gulden streifte, genirte die Verordneten in ihrer selbstständigen Gebarung und sie legten das Project den im Mai versammelten Ständen vor. Wol wiesen sie darauf hin, dass ein solches Werkh dem ganzen Landt vnd dessen Ständten ad decus publicum geraichete**, fanden es aber vorsichtiger, den Antrag zu stellen, dass die Bezalung nicht aus der Ständecasse, sondern von jedem Ein- zelnen fttr sich zu leisten sei, der „mit dem Closter, Herrschafft oder Statt interessirt ist". Es solle eben Jedem freistehen, ^ diese Spesa zu machen vnd sem Closter, Herrschaft oder Statt in's Kupffer bringen zu lassen oder nit" *'). Dazu hätte es aber ständischer Genemigung eigentlich gar nicht bedurft! Von derlei Auffassung mag Vischer nicht sehr erbaut ge- wesen sein, denn knapp vor dem Landtagsbeschlusse (am 20. Mai) erneuerte er sein Angebot und suchte durch den Vor- schlag, die Landschaft soQe das Papier hergeben und den

^*j Orig., steierm. LandeBarchir; Feil a. a. 0. 68. Das Datum geht

aus den Bflchem m Note 46 hervor. ^ Yertragsentwarf, steierm. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 68. ^*) Orig.; steierm« Landesarchiv, Feil a. a. 0. 68; Landeshaaptmanns-

mid YerordnetenprotokoU 1673—79, f. 65' und Begistraturbuch 1675

bis 1678, £ 50. Beide vom 4. März.

8*

36

Dradcer bezalen, er woDe dann eine Menge Exemplare liefern ^*), die Landschaft unmittelbar an d^n Werke zu interesairen. Doch schon am 21. Hai genemigte der Landtag den An- trag der Verordneten und ttberiiess diesen die weitere Aas- ^^i^i^^S^^)* Später musste er dann hoch bedauern, dass er nicht directe eingegriffen und sich mittelst Steuenunlagen gedeckt; erst vide Collisionen und grosse Aergemisse brachten ihn dahin, zu dem Untememen eine Stellung zu gewinnen, welche am besten gleich anfangs genommen gewesen wftre.

Die Verordneten hielten den privativen Ciharakter des Untememens, den sie durch keinerlei ämthche Ingerenz zu ändern vorhatten, so strenge fest, dass sie Vischer sogar die Beistellung eines Patentes, um welches er. am 22. Juni zur Unterstützung seiner Reisen nachgesucht hatte, verwei- gerten. Da Jeder, der seine Besitzung aufgenommen haben wolle, ohnehin den Zeichner fördern würde, wie selbst- verständlich — bedürfe es keines Pat^tes^^. Ob es nun ohne solches nicht recht ging oder noch andere Gründe für den berechtigten Wunsch Vischer 's sich ei^aben kurz, am 24. November wurde ihm doch em Unterstütznngs- schreiben ausgefertiget. Darin ist die Bezalung der Emzel- arbeit durch jeden Gutsbesitzer ausdrückhch hervorgehoben, Jedem aber in Form eines Ehrenpunctes nahe gelegt, seine Schlösser s. w. für das Werk stechen zu lassen, den Künstler zu fördern und endlich auch gebürlich zu bezalen^*).

Von da ab vergeht ein volles Jahr, bis wieder eine Nach- richt über das Gedeihen des Untememens zu uns dringt und diese zeigt bereits die Schattenseite des allzu vorsichtigen Vertrages.

Die Karte war Landesbedür&iss gewesen; ihrethalben konnten die Verordneten leicht für ihre Contrahirung als einer Arbeit für Amtszwecke eintreten und die Landescasse mit den

*") VerordnetenprotokoU 1676, f. 107. Expeditsbuch 1676-76, f. 131. ♦') Rubrum auf Act von Note 43; LandtagsprotokoU, 1676—78, f. 64. *") Expeditbuch 1675-76, f. 154. *^ Concept, strmk. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 69.

87

Kosten belasten. Mieht so ftmtlieh freiUdi Hess, sich das nSeUlteserbueh^ «uSassen; doch hätte sidi, me bei anderen Gd^eidieiten, die nur pro deearo des Landes viaren, die Ver- einbarung leicht erzielen lassen, die Auslagen zwar als private za betraditen^ zur Sirtdcbterung und ani^andslosen Fertigung des Werkes aber sie, je nadid^n die Besitzer mit einem Stiebe oder mänr darin interessirt, auf die Heirengolte zu schilpen und mit der Steuer einauheben. Dann hfttte eine gewisse autori« tative Oberleitung bestanden und Vis eher w&re nicht auf de» unangenemen Weg geraten, sich seme wenigen Gulden mOhsam von samuigen Schuldnern beitreiben zu müssen. Ander- seits wttrde der Landschaft erspart worden sein, nicht allem an dem Gemeinsinne, sondern auch an der privaten Ehren- haftigkeit vieler ihrer Mitglieder laute Zweifel zu erheben.

Vischer reichte am 10. October 1677 die zwei Stiche de« Landhauses ein, wie sie Strassen- und Hofsmte im «SchlOsserbuche^ figuriren^^), zugleich aber auch die Bitte um ein Mahnpatent an seine Schuldner: nun hatte er 180 Kupfer gestochen und 71 (also nahezu die Hälfte) seien ihm nicht bezalt worden ^^). Es lässt sich nicht lAugnen, dass jetzt die Verordneten sehr lebhaft seiner sich annamen. Nicht nur, dass sie es als „v^-sdmnpffich^^ erklärten, wegen so gerii^;ftkgiger Betrage sich man^ zu lassen, so würden audi die ordentlich zalenden Teilhaber am Werke, ja dieses selbst im Ganzen geschädigt; denn durch solche Saumsal könne das Unter- nemen förmlich gesperrt werden, da ohne Zalung der Künstler nicht weiter arbeiten würde und es sei Sache der Anstän- digkeit und des Gemeinsinnes „pro decoro des Vatterlanndts^ zur rechten Zeit der Verpflichtung nachzukommen**).

Vielleicht rürt auch aus diesem Jahre die Anzeige Vi-

>0) Yerordnetenprotokoü 1677—78, f. 165; die Bezalang dafür mit 12 fl.

erhielt er am .16. Jftmier 167Ö (Ausgabenbuch 1678, „Extraordioary**,

Nr. 258). ^<) Orig., strmk. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 71 72; Begistraturbuch,

1676—78, f. 189. '^ CoDoept, steierm. Landesarchiv; Feil a. a. 0. 72.

38

sGher's, €ar halM, da der AMgaburgiiefae KtqpfeKStechar ihn immer hinhalte, einen eigenen Stecher in's Land gesogen, dssaen Arbeitrtttchtigkeit er anch »dureh eine nicht mehr erhaltene Beilage nachivies^').

Von hier an, gestaltet sich die Angeleesnbeit mehr und m^r un^quicklich. Sie zeigt nns ein chronischea Bingen Vi^ 8 eher 's mit der UnpQnotlkhkeit sein^ Schuldner, derUnentt scUoBsenheit der Landschaft, aof das Zuatandekemmm des Werkes den Druck ämtlieher Autocit&t za ttbcn, endlich den höchst ungünstigen Zeitverhältniasen. Dass Vi seh er dem Davongehen niher stand, ab dem feisdien Fortarbeiten, daas ihn die Unlust zur Arbeit endlich auch zeitweilig bemeistem musste und das ^^Schlösserbuch'', so frisch begonnen, nahem im Sande verlief, wenigstens durch ihn nicht den entspre- chenden Abschluss erlangte, wie die beiden östermehischen Vorganger, wird man nach d&ai Folgaaden erklärlich findat

Im Frühjahre 1678 suchte Vischer neuerdings um thatkräüige Unterstützung und um einen Zehrpfiennig fbr die Landesbereisung nach. Zugleich zeigte er an, dass ^ 1 94 Kuirfer fertig gemacht habe, davon 130 bezalt, 64 aber noch unbe- zalt seien ^^). Im Zusammenhalte mit seiner Mekhing vom 10. October 1677 hatte er den Winter über 14 Platten ge- stochen und von den damals ausstandigen waren ihm 7 gedeckt worden. Er wies darauf hin, dass in der bisherigen Art die Arbdt nicht gedeihen könne; entweder solle man ihn im

^*) Orig., Bteierm. LandesarchiY; Feila.ii.0. 71. Sehr Termutlich ist Trost gemeint, denn Trost arbeitete nachweisbar schon Yor 1679 für Vischer, wie aus den Ansichten Yon Gutenhag, Herberstein, Nenberg und Lankowitz hervorgeht, welche schon lange Yor Erscheinen des „Seldösserbnches*', 1680, dem Werke des Naso von Leuenfels über die Familie Herberstein beigegeben erschein^. Auch sind die beiden Stiche des Landhauses in Graz, welche 1677 datiren, wie obige Notiz besagt, schon mit Trost 's Namen versehen und ebenso die Karte you Steiermark 1678.

^^) Undat. Orig., steierm. LandesardÜT (mit Weglassung der FormaUen) :

„Die hochldbl. Herren Herren Landtstände haben auss dissen vier

aufgehöfften Taflen genädig zuersechen, dass an dero nur angedingten

89

Yorans bezalen, oder das (MA bei einem bestimmten land- sdiaftlielien Beamten deponiren, der ihm je nach Etnliefenrng der Platten Zalung leiste. Zugleidi bot er sidi an, ein Ver^ zeidmiss des Baches nadi den Orten und Besitzern heim- stellen. Was er mit d«r Zugabe alter Doeomente beabsichtigte nnd ^rie äiese in dem Index mi figuriren h&tten, i^rt unklar. In der That brach sich die entsprechende Ueberzeugung bei den Ständen Bahn. Man acceptirte sein letzteres Angebot und sagte ihm „eine merer alss Merunden begrifene £rge2>- lieUdieit Umnftig zu", wenn er besagten Index liefern wtU'de ^*) und zeigte auch in dem Patente, dass maai ernstere Mittel zu «greifen Wülens, um nicht durch die Saumsal Einzeher m an sidi schönes Werk scheitern zu lassen. Der Zahii^sauftrag an die „Benitenten*^ lautet in d^n betreffenden Patente ziemlich

Topograpbia dess Herzogthumbs Steyer 194 Ehupfer yerfbrtifirt« von denen mir bereits 180 bezahlt vnd 64 noch zu bezahlen ausständig seindy welche mier zn soledtieren also sehwehr Cülen, dads mir vn- mdgUch ist, in disser Arbeit auf solche Weiss fortzufahren. Gelangt demenach an die hochlöbl. Herren Herren Landtstände mein vnter- thönig gehorsambe Bitt vmb einen genädigen Schluss, wie ich möchte wegen der ausständigen Khupfer bezahlt (werden), vnd so ich soU diese Atbeit continnieren, amtwederss dass Gelt ich yorhinein oder zu einem Landtechafllofficier depositierter ohne yüflUtiges SoMcilBeven nach verfertigten Ehnpferen versichert zn empfangen habe. Will mich alssdan befieissen, alle bezahlten Kupfer oder Landtgttther disser Topographiae oder Buchs mit einer authentisierten Beschreibung, wo iedwederess lige, die Possessofes zu benennen vnd mit alten Docu- mentiB lu siehren. Befilche nuch zn wüMiriger Resolutien md gnädigem Sehlass.

Der hochlabL HH. HH. Landtstände

vnterthänig gehorsamber Diener Georg ÜAattheuss Vi scher Geographus.''

Der Act stammt vom 28. März; vgl. Landtagsprotokoll 1678—79, f. 86'. **) ExpedHbneh 1678—79, f. 40. Er scheint auch wirklich sein Wort nnr wissen wnr nicht die Form gelöst zu haben, denn am 17. März 1678 weisen ihm die Verordneten «wegen sechs Bfiecher mit den steyrischen Lanndt Gflettem zur Verehrung** 80 fl. an. (Ver- ordnetenprotokoU 1677—78, f. 219.)

40

unverblümt Indem manAUe, wekfae dieAufiiame ibrer ScUitaser u. s. w, noch nicht bestellt, aufforderte, die Anmeldung unverr züglich zu thun, sprach man förmlich die Verpflichtung, einem Untememen beizutreten aus, dem man ursprünglich rein facul- tativen Charakter beigemessen. Warum man doch nicht so- gleich zur Herstellung aus Landesmittebi und Deckung dieser aus den Herr^igttlten griff? Die Kupfer, hiess es, würden an die Landschaft geliefert und dort revidirt, alle Interessenten hätten an den Landschaftssecretär den landtäglich festgestellten Betrag per Platte unverzüglich zu leisten. Dort könnten auch die Einzelnen ihre Kupfer beheben. Ebenso sei Vis eher auf alle Weise in dem Vorhaben zu unterstützen, dem „Schlösser- buche'' „eine authentisirte Beschreibung** mit „alten Documentis gezührt'' beizugeben^*). Betreffs Letzterer ist noch ein An- suchen V i s c h e r 's notirt um Mitteilungen aus dem „Titular^ buch vonderLandtsMatricul*', womit der Begistrator beauftragt wurde *').

Mit Vischer's wenig fireudvollem Wiiken im Lande steht wol seine Bitte an die Stände in Beziehung, ihn dem Kaiser flir Verleihung einer Pfarre zu empfehlen, ein Ansuchen, dem der „obhabenten gueten Qualiteten willen" auch willfart wurde **).

Daraus erfolgte indess kein Resultat; wenigstes begegnet er uns nicht in der Seelsorgereigenschaft. Dafür treffen wir zunächst eine seiner Arbeiten, welche die Ergänzung des „Schlösserbuches" beabsichtigte. Er legte nämlich am 20. Mai 1679 sdne „Schriften . . der steyerischen neuen Topographia so in Truckh kernen sollen" vor. Leider fand man so viel Feierhaftes darin, dass selbe ihm behufs Ueberarbeitung rück- gestellt wurden *"). Und wieder zeigt er 36 säumige Schuldner an, wegen 143 anderer fordert man ihm das namentliche Ver-

&6) CoDcept Yom 23. März, Btrmk. Landesarchiv.

^^ YerordnetenprotokoU vom 6. Mai 1678, f. 158' und fixpeditsbuch,

1678-79, f. 71. &») 30. Sept 1678, LaodtagsprotokoU, 1678—79, f. 81' und B^gistratur-

buch, 1675—78, f. 174\ *») Verordnetenprotokoll 1678 (u. 79), 1 160.

41

zeichmss ab *®). Wir stosam bier auf Namen, daran Neimung auf diesem Flecke man sonst nicht erwartet hätte; so GrOn- berg, Bischof TonGurk, Gwissinger, kais^Hofkammer, Jabomigg, Kazianer, Lengheim, Mörsberg, Kloster Neuberg, Kloster s. Paul, Putterer, Kadmannsdorf^ Bamschfissel, Bechlingen, Schranz, Schrottenbach, Steinadi, Stibich, Trautmannsdori^ Tschurtschen- thaler, Vetscher (Utscher?^ Stadt Voitsbei^, Kloster Voran, Wagensberg, Weisersheim und Zechetner. Jetzt zum ersten Male wurde im betreffenden Patente den S&umigen mit Pfiln- dung gedroht, allein bis zur einzig richtigen Handhabe, die Allgelegenheit thunlichst glatt abzuwickeln, hatte man sich noch

nicht aufgeraSl"' )•

Mittlerweile war bekanntlich die steirische Karte fertig geworden, und wol zum Danke ftü: sie hatte man Vischer mit der gewünschten Pfarrempfehlung ausgestattet Auf die För- derung des Kupferwerkes hatte jener Abschluss keinen ent- scheidenden Einfluss. Ungeachtet Vischer nachgewiesen, dass die wenigsten „Cavaliere'' von der Karte und erst gar von der Topographie Ahnung hatten, blieb es auch 1679 noch bei dem Hinschleppen und sein Drängen wegen der Massregeh für die Vollendung zu einem bestimmten Schlüsse zu kommen, blieb firuchtlos'O- £f beschäftigte sich indess mit dem Stiche des Schlosses Kremsier, wol auch mit den steirischen Arbeiten, darunter das Eintreiben der Schuldposten eine ansehnliche Stelle eingenommen haben mag, und darüber kam das „Schlös- serbuch "* ganz in's Stocken. Die Pest von 1680 trug selbst- rerständbch ungemein dazu bei. Als Vischer am 13. Juli anfragte, wo er diess Werk weiterarbeiten sollte und für seine Abreise von Graz am pestfreien Ort Zehrgelt sich

•o) Expeditblich, 1678—79, f. 219. Diese Ziffern Bind mcfat recht ver- ständlich im Zusammenhalte mit den oben genannten; daran ist wol die Kürze der Auszüge Schuld.

**) 1679, 7. Juni, Orig. und Concept, steiefm. Landesarchiv; Yerordneten- ProtokoU 1673—79, f. 182 imd Eqieditbuch, 1678-79, f. 219.

•-) 1679, 30. Juni, YerordnetenprotokoU 1678 (u. 79), f. 183' und Ex- peditbuch, 1678-79, f. 229'.

42

erbat, bedeutete man ihm, er könne in Graz auch bleiben ••). Und doch hatte sich die gesammte ständische Amtirnng nach Brück a. d. M. gerettet und als einmal der Registrator es wagte, aus der verpesteten Stadt Acten zu holen, wurde es ihm sehr höh angerechnet!

Als die entsetzliche Epidemie verschwunden, wurde Ti- sch e r Ende 1 680 und Anfang 1681 zur Aufhame der strittigen Grenze auf dem Semmering abgesendet wovon wir später erzälen wollen und Mitte des letztgenannten Jahres brachte er das „Schlösserbuch* und dessen Abschluss wieder vor. Er bat um 300 fl. Anweisung und um Besöhition wegen der sogenannten Beschreibung, die jedenfalls etwas ganz Anderes enthalten haben mag, als der uns bekannte gedruckte Index. Seinem Gesuche hat wol ein Passus innegelegen, der f&r den Fall der Fortschleppung der Angelegenheit seine Entfernung aus dem Lande in Aussiebt stellte, denn die Verordneten resolvirten, „die Abreis stehe bei ihm*. Sonst verlangten sie nur Ausweise über die Rückstände behufs Einmanung und verwiesen betreffs des 2. Punctes an den Landtag**).

Das Eine lässt sich von^ diesem Jahre noch berichten, dass, wenigstens dem Datum nach. Vis eher das Titelblatt des „Schlösserbuches** fertigte.

Durch drei volle Jahre schweigt nun jede Quelle über seine hierländigen Arbeiten, selbst die sonst so fleissig, wenn auch nur kurz sprechenden Bücher der Landschaft. Das Kriegs- jahr 1688 würde sich m seiner Unfrachtbarkeit für uns selbst erklären. Es war das Jahr der Türkenflucht •*, wie der Buch- halterbericht von 1703 am Ende unserer Darstellung sagt Anzunemen ist, dass Vis eher in demselben den Gedanken an die Ausftlrung der ungarischen Kriegskarte fasste, welche er in 12 Blättern 1685 herausgab.

Erst 1684 treten wieder Nachrichten auf. Vi seh er legte

•») VerordnetenprotokoU 168Q— 81, f. 28, Expeditbuch 1680-82, f. 9i. ^) 1681, 26. Juni, Yerordnetenprotokoil 1680-83, f. 29' und Expedit- buch, 1680—82, f. 178'.

~ 48

etwa im Sqrtember d. J. (in einer uns yertarenen Eingabe) der Ltfkdsdiaft vor, irie er bis wm 211 Kupfer getleeheB, dftTon 48 Bodi nnbesalt seien; 162 sollten noch gearbeitet werden, damit das Werk vollständig wäre. Sonach war der UmiiBg lüeeee auf 393 AosieUen geplant, d. h. jenen, in welchen die sogeaannte Wiener Ausgabe zumeist ersdieiBt Die „Renitenten^ wofiten nidit beulen, ja vide Prälaten imd Herren ibre KMster imd Sddösser „gar nit dreoibringm lassen*. Die Ans* weise über das Verendete und die Rackstände liegen ideht vor; wenigstais passen die eitekenen »cht zlSermässig am dieser Emgabe und gehören (auch der Schrift nadi) späteren Daten an.

Abemab beschränkten sich die Verordneten darauf von iHesen Usständen Kenntniss zu nemen und den Ständen lUnimg und Pftndungsdrethnng als Ifittd zu empfrtden *^). Deeswegen enthält auch dae betreffende Patent vom 2. Oo- tober 1684 nur die Auffordenmg, bis nächsten 1. November zu bezalen, Appellationen an die Emsieht, dass das zur

«B> 1684, 19. Sept., Eingabe der Verordnelen an den Landtag, Goneept nnd Orig., stnnk. Landeeairohiv. Sie besagt znerst die bekanaten Gmndzflge des Vertrages und spricht dann:

»Non gibt ermelter Geographus Vischer ein ordentliche Speci- fication . . . ein, wassmassen 168 Kupffer schon verförtiget vnd be- zahlt, 48 aber yerförtiget, aber nit bezahlt, vnd I82 noch nit in's KhupS^ gebracht worden, anss Vrsach, dass selbige Particolam oder Beaiser die ringe Besallung der 6 fl. ni^ laissten, imo theils ihre QMcfalöeser ynd dösster gar nicht dreiA bringen lassen wolloi.

Weillen dann das Maisste schon gerichtet das Pretium ring, also sdüoiiifflich ist, das solches sn allgemainer Zier, Gedächtnus, Nach- richt vnd Ehr des Landts angesehenes ringes Quantum nit erfolgen adle, massen auch andere Erbländer als U: und 0: Osstoreich, item Khimdten ynd Grain ein solches Werekh aussgehtti lassen, alss thnen wflr bisshero nur aoss Hinderung etlicher Particularn ins Stdckhen gerathenes guetes Vorhaben hiemit erindem, mit ymnass- geblichen Guetachten ynd Wolmainung, dass ein Idbl. Landtschafit, wass de in Sachen schon zum Oefftern anbefohlen ynd aUo ein ge- schlossenes Wesen ist, nunmehr zur giazlichen VolziehoAg vnd Per- fectioo bringen, dahero die yerzdgerenten Interessurten entweder durch

44

HUfte schoB fartjge Werk doeh nicht wegen Emseiner ganz Men gelassen werden könne, an die Ehre, Drohung der Pfikndung 11. s. w., was doch Alles bish«: nidit gefruchtet hatte "').

Um wenigstens das vorhandene Matmaie einigennassen zu verwerten, vielleicht auch, weil er sich mit dem Gedanken trug, das Ganze als verlorne Muhe au&ugeben, stellte Y i s ch er aus den bisherig» Abzogen 55 Exemplare zusammen und Überreichte sie der Landschaft So wenigstens fassen wir den Ausdruck „55 StQckh Topographien'' »jf, ftür welche er „accordirtermassen'' 3 fl. per Stück verlangte. Es muss sonach ein Abkommen für diese Lieferung getroffen gewesen sein, etwa fbr den Fall, dass das Untememen nicht weiter gediehe *''). Unter Accord scheint man nämlich damals eine Yorverabredang verstanden zu haben, welche jedem Teile gestattete, ehe maa schlüssig wurde, nach Umstanden zurackzutreten. Denn wenn er bindend gewesen wäre, hätten fb^di die Yerordneten auf Yisch er 's Eingabe nicht erklären können, sie würden diesen Betrag erst bezalen, wenn die YoUendung des Schlösser- buches nahe stünde. Dann beisst es weiter in dem Condusum: ^Jn aber folget zum Bericht, dass sich die Partheyen nur selbst seiner Nachlässigkheit beklagen' "*). Wie bei ämtlich so oft nachgewiesener Saumsal der Besitzer, bei der Mittel- losigkeit des Künstlers, der (wie belegt werden kann) gutenteils auf fremde Kosten lebte und arbeiten musste, in Anwartschaft der Zalung, die con^tant ausblieb, wie unter solchen Yer- hältnissen dieser Yorwurf ihn treffen konnte, ist nicht erklärlich.

Patent oder Zueschreiben dahin vermdgen lassen woUe, dass sie das geringe Quantum der 6 fl. nit ansehen, sondern zu Ehr der Stftndte vnd des gantzen Landts dises Vorhaben befördern helfen, im Widrigea sie mit der Pfandtung bezogen werden sollen. '^

Vgl. auch Landtagsprotokoll <28. Sept.) 1684-85, f. 121 und Kegistraturbuch, 1684 - 85, f. 64. **) Concept, steierm. Landesarchiv; Registraturbuch, 1684—85, f. 69\ *^) Von einem „Versprechen* sagt auch der auf Acten beruhende Buch- haltersbericht am Schlüsse dieses Artikels. ^ Verordnetenprotokoll, 1684, f. 243 und £xpeditsbuch, 1684—85, f. 95.

45

Vischer arbeitete damals allerdings an der Karte des Kri^^ sAanplatzes in Ungarn, allein diese Unternemnng, über weldie er frei Terfbgte, trug ihm doeh wenigstens 6dd zum Leben.

Die Angelegenheit des „Schkysserbuches" schien bis zum Brechen gediehen. Allein wie das so häufig der Fall, geriet sie noch im letzten Augenblicke in besseres Geleise. Die GrOnde, wenn aasser der durch die Thatsachen belegten Ein- sicht etwa noch persönlicher Einfluss sich geltend machte, sind unbekannt Im J&nner 1685 fassten die Verordneten mit Einem Male den Beschluss, die Kosten in erster Reihe auf die Landes- mittel zu nbememen und auch das Kupfer zu Kefem. Sie er- klftrten, ftlr je 25 fertig vorgelegte Platten mit den dazu ge- hörigen Abzügen 100 Reichsthaler (= 150 fl.) zu bezalen und die Einzelbeträge von Amtswegen bei den Interessirten dnzuholen **). Zugleich auch kam man betrefis der 55 halb- fert^en Topograhien zu einem billigen Schlnsse, anerkannte die Forderung und zaite ihm auf die 165 fl. den Betrag von 81 fl. in Abschlag aus '^).

Durch mehrere Jahre besitzen wir nun fast blos Notizen aber angewiesene oder bezalte Summen ^*). Nur Einmal (1686) wurde eine Eingabe Vischer's um Geldanweisung mit dem Bemerken, dass er vorher die Kupfer vorzulegen hätte, abge-

•^ Verordnetenprotokoll, 1684—85, f. 125 und Expeditsbuch 1684—85,

f 126. ''^ Am 26. Febr., laut Bttchhaltersbericht am Schlüsse dieses Artikels '*) 1685, 18. Jnni fftr 50 Knpfer bezalt 200 fl. (Ansgabenbucb, 1686, £82'); 22. Juni in Abschlag angewiesen 100 iL (Verordneten- Protokoll, 1685, f. 1690; 9- J^li bezalt 100 fl (Ausgabb., a J. f. 1840; 22. Aug. för 25 Knpfer in Abschlag angewiesen 100 fl. (Verordn.-Prot. a. J. f. 203); - 25. Aug. bezalt 100 fl. (Ansgabb. a J. f. 188); 28. Oct in Abschlag angewiesen 100 fl. {Verordn.-Prot a. J, f. 229); 5. Nov. bezalt 100 fl (Ansgabb. a. J., f* 1920; 13. Dec. flUr 25 Kupfer in Abschlag an- gewiesen 100 fl. (Verordn^Prot. a. J. f. 265); - 1686, 9 JÄn. bezalt 100 fl. (Ausgabb. 1685 n. 86, f. i960; 80. März in A])- sefalag angewiesen 75 fl. (Verordn.-Prot 1686, f. 60); 17. Apr. bezalt 75 fl. (Ausgabenb. 1686, f. 1680; 17. Jtmi in Abschlag

46

M»it^*) und 1688 er um N«cUi«fenuig noch ausstftndtger Kupfer gemanf). Es scheint, dass er Ende 1686 oder an- fwiga 1687 Staermaik verlassm, um den Posten eines Mathematjktehrers der Edelknaben in Wien anzutretend^). Denn nach 1686 tritt eine lange Pause in der Einlieienuig ein, welche sich auf diese Art erklftren liess ; auch- erfolgte (tie Zustellung der Manung von 1688 laut Rubrum auf dem Acte obme genaue Kenntniss der Adresse seitens der Landadiaft^^). Ob das Veizeicfaniss, wdches dieser Aufforderung nach Feil beigelegen und sich noch erhalten hat, auch wirklich das ent* sprechende, möchte ich fast bezweifeln. D^m bis 1686 (resp. 1688) waren im Ganzen 311 Platten gestochen, resp. einge- liefert worden: sonach feiten noch 81 83 zur nachweisbar gelieferte Zal, welche auch mit der geplanten bis auf 2 Stacke stimmt Das Verzeichniss enthält aber nur 71 Stttdce und zwar darunter einige, welche me gemadit wurden. Jeden&Us indess hat dasselbe den Wert, dass seine aufjgezaltra Schlosser u. s. w. zu irgend welchem Jahre jener Zeit fbr die Aufhame vorgemerkt waren '*).

Noch 1694 war Vischer nicht zum AbscUusse ge- kommene^). Die Bevision seitens der Landsdiaft filrte deren

angewiesen 100 fl. (yerordn.-Prot a. J., f. 186'}; 19. Juli, bezalt tOO fl. (Ausgabb. a. J., f. 169')2 18. Sept in Abschlag angewiesen 300 fl. (Verordn.-Prot. a. J., £ 156); 20. Sept. bezalt 800 fl. (Ausgabb. a. J., f. 172).

^«) Verordneten-Protokoll, 1686, f. 78 und Expeditsbuch 1686—87, f. 58'.

^^ Goncept v. l. Juli, stdenn. Landesarchhr; Feil a a. 0. p. 74-75.

'*) Feil a. a. 0. 78.

''^) „An Matthaeum Vischer Qeographum zu ezpediren, Tnd die Spe- dfication deren abgflngigen beizuschliessenj sodan dem Hftckhl Huet- stOpper alhie einzuhändigen, oder von ihm zu erfragen, wohin es miesse dirigirt werden.'

''^ Dieses Yeneiehmss bei Feil a a. 0. 75 in Note.

'') YerordaetenprotokoU 1694, f. 2' und Expeditsbuch 1694—95, f. i. Doch wurden ihm am 18. Febr. 75 fl. „pro recompensa'' ange- wiesen (Yerordn -Prot. 1694, f. 89); am 21. Mai f&r 25 Platten neuerdings angewiesen 150 fl. (ebend. f. 149) und am 10. Juli bezalt 150 fl. (Ausgabenbuch, 1694, f. 210').

47

SecretAr Dr. Maister^O* I^ letzten Platten^ welche Vischer selbst noch vorlegte, kamen 1696 ein und waren 37 Stücke ^^; dietetzten Kiq^fer (1 9) überhaupt, welche aus der V i s c h e r 'sehen Arbeitsleitung datiren, wurden 1699 von sdnen Erbw oder Nachlasswerbem vorgelegt **), worauf die Landschaft den Be- fehl erteilte, dass aUe vorhandenen £xemplare des »Schlösser- boches" gegen Ersatz des Papieres und der Druckkosten von den Erben auagehändiget werden sollten und sistirte bis dahin den für diese Platten entMenden Betrag von 115 fl. ^').

Bis zu seinem Abgälte von Graz (1686 oder 1687) hatte Vischer mehrere Jahre bei dem Hutstq^per Hftckhl ge* wont ^''). Dieser und ein gewisser Walch hielten ihn zusammen über Wasser. Nicht nur nut dem täglichen Bedarfe, sondern auch mit dargeUehen^ Geldern für seine Untememungen hatten sie ihn gefördert und war namentlich Walch damit tief in's , Haben" und, wie er später behauptet, «auf das weithe Feldt vnnd auf den Beüstab gerathen" ^'). Mit Beiden gab es nach Yischer's Tode noch eine langwierige Auseinander- setzung. Ueber sie und so Manches aus der ganzen Unter- nemung gibt des Buchhalters Bericht von 1703, den wir weiter unten wörtlich geben, eine zwar schwerfäUige, aber klärende und interessante Darstellung.

Berücksichtiget man, dass die Erben, respective die Gläu* biger Yischer's sicherlich ihre Anrechte bald nach dem Tode des Mannes geltend machen mussten, und dass es sich nicht absehen lässt, warum sie ihre Anmeldung ein par Jahre aufsparen hätten sollen, so kann man nicht mit F e i 1 annemen.

^ Yerordnetenprotokoll, 1694, f. 115 und Expeditsbucb 1694—96, f. 68'.

'») VcrordnetenprotokoU, 1696, f 77' und Expeditsbuch 1696-97, f. 74'; Tgl. Yerordnetenprot. v. gl J., f. 82, 19. Mai. Von den auf dieser Sendung haftenden 222 fl. wurden ihm am 30. Noy. d. J. 168 fl. in Abschlag bezalt (Ausgabenbuch 1696, £ 241').

W) Expeditsbucb, 1698-99. f. 201.

sf) Registratnrbuch, 1697-99, f. 118.

^^ Vgl. oben Kote 75.

*^ Bachhaltersbericht Ton 1708 am Schlosse dieses Artikels.

48

dass er schon 1697 gestorben sei**). Die Einlieferang der 19 Platten darch die Erben geschab am 4. Juni und so ist anzunemen, dass Vis eher spätestens im Mai 1699 mit Tod abgegangen sei*'). Anderseits muss zugegeben werden, dass es auffldlig, wie Jac. Hoffmann und Jac. Hermundt zu Augs- burg es noch bei seinen Lebzeiten (1697) wagen durften, seinen Namen aus der niederösterr. Karte zu schleifen, die ihren einzusetzen und unter denselben eine Neuausgabe zu veranstalten.

Grehen wir die Zal der von Vis eher actenmässig als vorgelegt nachweisbaren Platten durch, so finden wir, dass er 180 bis 1677 gearbeitet hatte, 14 im Jahre 1678 und 17 bis 1684; dann lieferte er im Jahre 1685 100 Stück, 1695 25, 1696 37 und seine Erben gaben 19 Stücke ab. Ihre Summe gibt 392. Als er 1684 mit 211 fertigen Kupfern sich auswies, sagte er, dass noch 182 zu machen wären, womit die Summe auf 393 gerückt wäre. Ob damit alle Platten auch gemeint oder ob welche als bezalt an die Parteien gegeben und sonach nicht mitgerechnet wurden, lässt sich nicht sagen. Das scheint nicht imwarscheinlich, dass zwischen den Eingelieferten und Gemachten ein Unterschied besteht und Vi seh er sonach mehr gearbeitet habe, als obige Ziffern enthalten. Denn diese nennen bis 1684 zwar die gestochenen Platten überhaupt, von da ab jedoch nur die eingelieferten. Nun ist aber bekannt, dass mehrere Oertlichkeiten von 2 4 Seiten aufgenonmien und auch in Kupfer gebracht wurden. Wie mit diesen in Rechnung das Zalenverhältniss sich stelle, lässt sich nicht sagen, sowie überhaupt eine Constatirung desselben nach dem gegebenen Actenmateriale m'cht ausfilrbar ist

"*) A. a. 0. 79. Auf ^ar keinen Fall aber ist er 1695, wie Feil durch- blicken lässt, gestorben; vgl. auch Note 40.

^^) Nach dem Buchhaltersberichte v. i708 geschah die Einlieferung der Platten seitens der Erben am 30. März 1699, was bei denselben Annamen den Tod um einige Monate vorrücken würde. Wie mir aus Wien mitgeteilt wird, enthalten die magistratischen Todtenbücher von 1697—99 den Namen Vi scher 's nicht.

49

Zq diesem treten vier VerzeiclmisBe, davon wir des einen bereits gedachten. Sie hdfen insofeme, als sie einerseits fest- stellen lassen, von welchen Orten Yischer Platten zu ge- gebener Zeit vorgelegt, dann welche (nieht ansgeftürte) OerÜidi- keiten unter anderen vorzunemen beabsichtiget waren. Wir betrachten sie als überhaupt zugehörigen Stoff und wollen daraus so viel Nutzen zidien, als uns möglich.

Nach unserem Dafbrhalteii ist das Uteste derselben die »Specification d^en Gschlösser vnd adelichen Sttczen in Steyr, wdiche annoch nicht topographice abgebttldet, demnach noch zuuerfördtigen seynd". Es ist von FeiP^ zum Jahre 1688 gestellt, enthlllt 71 Namen und war das einzig von diesem Autor benützte. Uns scheint es weit mehr 1681 oder noch vorher zu gehören. Denn z. B. seine erste Oertlichkeit „Altm- hoffen Siez"" wird daselbst „Herrn Pflniquftr' zugeschrieben, wihrend dieselbe 1681 in die Hftnde des Ghrafen v. Saurau überging. Die Schlussnote «ess befindten sich aber deren noch mehrer, welliche mier dissmal mit Namben nit einMen,** seheint mehr auf eine der Arbeit vorausgdiende, seitens der Stftnde von einem ^«mer des Landes gewünschte und benutzte gutachtliche Aufzeichnung zu deuten, nicfat aber auf eine strenge Ergänzung des Mandates, zu welchem Feil sie als Bdlage nimmt

Das zweite Yerzeichniss mag in die Mitte der 80er Jahre gehören. Es enth&lt eine Desideratenliste unter der Aufechrift «Spedfication der Kupferstich, so noch zu machen vnd weme derentwegen zuzuschreiben''. Es bringt die Namen von 128 Oertiichkeiten. Whr möchten es desshalb in die besagte Zeit und vor 1687 legen, weQ die 3. Liste, welche wir 1687 zu- schrdben, von vielen Orten derselben bereits die Platten als eingeliefert bezeichnet Sie kann also nicht nach dieser datiren.

Das dritte Yerzeichniss, die „Lista der von Georg Mathie Yischer Mathematid (!) hereingegebenen Ehupffer*', welches 198 Orte au&&lt, dürfte wol dem Jahre 1687 angehören, in

•^ Vgl. Kote auf p. 74 a. a. 0.

MiUkeg. a. liist:. Vereins f. Stelermftrk. XXIV. Heft, l876.

50

welchem Vis eher aus Steiermark forteog, oder £&de 1686^^ Da er bis dabin nachweisbar 311 Platten (mit dem Landhause 313) gemacht, so muss der Ueberscfauss wol den Besitzern bereits aosgehftndiget worden sein. Dass in dieser Liste die 2 Landhansplatten sich nicht Torfinden, würde auch die Ver- mutung znlassBi, es seien damit nur die zur Zdt seiner Ab- reise in seinen Händen befindlichen Kupfer und nicht seine überhaupt abg^ebenen gemeint gewesen.

Das vierte Verzetchniss ist die «Spedfication deren Schlössern in Land Stejrer, welche in Eupffer abgängig seint*" ; es gehört jedenfalls dem 18. Jhrh. und darin einer Zeit an, welche für uns kein Interesse mehr bietet und scheint aus der Ver^eichung der deponirten Platten mit der Zal der Kupfer in einem Exemplare der 2. oder sogenannten Grazer Ausgabe zu stammen.

Wir werden indess die 3 ersteren Verzeichnisse in der unten fdigenden Gesammtflbersicht benutzen.

Betrachten wir nun die Sununen, welche Vischer aus setaiem „Schlösserbuche'' zu fordern hatte, und jene, die er nachweisbar bekam.

Aus den 392 nachweisbar gestochenen Platten ^^) sollte Vischer, zu 6 fl. das Stück, ein Honorar von 2352 fl. zuteil werden. Die Cassebttcher weisen Zalungen an ihn im Betrage von 1423 fl. auf; der Buchhaltersbericht von 1703 spricht auch von einer AbschUigzalung von 81 fl. auf die überreichten 55 Topographien. Beide Posten gäben die Summe von 1504 fl., womach also Vischer noch mit 847 fl. bei der Landschaft im „Haben** gewesen wäre. Der Gegenschreiber jedoch wdss (im genannten Berichte von 1703) nur von 1075 fl. Zalung gegen 2364 fl. Forderung, und wären sonach die Stände bei Vischer mit 1289 fl. im „Sollen^ gestanden, und er hat vielleicht auch Recht

*'') Feil a. a. 0. 78 gibt an, dass Vischer von da ab den Titel

Mathematicus führte. •«) Der Bachhaltersbericht von 1703 zält 394 Platten; vielleicht bilden

die 2 Landhausplatten die Differenz.

51 ~

Zveieriei geht aus diesen Betrachtungen heiror : V i s c h e r hat mit der steirischen Topographie, wdehe zu sehr von der Efaisieht und dem guten Willen der Einzelnen abfaing, weder ein gutes Cresehäft gemacht, noch seine kfinstlerische SteQung irgendwie entsprechend gelohnt gefunden. Anders wäre es gegangen, hätten die Stände sogleich J^e Massr^l ergtißeit, welche sie unter Aem Dmeke der Lässigkeit erst zu Ende anfiuunen. Weiters ist klar, dass das „ScUOsserbudi' bis 1699 nicht herauskam, dass die von Vi scher 1684 ftber- reichten 55 Exemplare nur Notzusanmenstellungen waren, die irfcht viel aber 200 Kupfer begriffen, und dass sonach Vi sc her selbst die erste annähernd vollständige Ausgabe nicht erlebte, noch weniger aber die vermehrte. Es wider'^ spricht dies zwar der bisherigen Anname, auch den Angaben FeiTs, der memt, 1681 „der grösste Teil' des Stfashes der Kupfer sammt dem Titelblatte bereits beendiget** ^^) ge* wesen, veriiüt sich aber doch so.

Wenn wir nun schon, wie oben gesagt^ nicht vollkommen genao alle Stiche der Zeit Vischer's und jener hadi ihm namhaft machen kennen, so haben wir doch ein gesammtes Yerztfdmiss sämmtlicher projectirter, ausgeAkrter und über- arbeiteter Platten zu geben vor. Damit steht im ElnkhiBge froher noch tn berichten, was unmittelbar nach dem Tode des Geographen an seinem Werke noch unternommen wurde, und* was sich dabei zutrug, soweit es uns dieAuibchreibuagea gestatten.

Das ist sehott erwänt worden, dass die Landsdiaft Auftrag gegeben, über die Einlieferung sämmtUdier Abzüge der Plattm, die bei Vischer's Gläubigem und Nadilasserben aushaften moditen, zu wachen.

Das Geschäft der Kupferstichlieferuii^ lag in Händen des Kaufinannis Jos. Walch, der Witwe Maria Barbara Häckhl und des Künstlers And. Trost, der nebenbei auch Tagsarbeiten, z. B. Sackkalender u. s. w. fabridrte. Als Kupferdrucker wirkte Joh. Bapt Forchtoer.

«»•) A. a. 0. 22.

- 52

Die Daten, welche uns vorliegen, sind leider nicht solchen Zusammenhanges, dass wir das Yerhilltniss in all seinen Teilen klar ttbarsehen könnten. Auf alle Fülle waren erstgenannte Zwei durch ihr» frttheren Bezidiungen zuVischer und durdi ihre Forderungsrechte die materiellen Lieferanten des ver- vollständigten „Schlösserbuches*.

Wir sehen dies aus Folgäidem:

Ende 1 700 sucht Walch um Vorschuss von 50 fl. behufe Fertigung der Stiche (soll wol heissen behufs Lieferung der Abdrücke) an. Die Landschaft verweigert sie, wirft ihm Saumsal und Unsauberkeit der Arbeit vor, und fordert, zumal er ohnehin schon das Notwendige erhalten, reine Abdrücke *'). Drei Wochen später bittet Frau Häckhl um 150 fl. als Abschlag (Ür 100 Topographien, wofür sie 300 fl. zu fordern hätte und die Landschaft weist auch sie auf Vervollständigung der Leistung, wozu ihr die Kupfer hinausgegeben worden seien * ^. Ende 1701 findet sich fbr Beide, entgegen einem Ansprüche von 600 fl.. ein Abschlagsposten von 227 fl. **')• Der Kupfer- drucker Forchtner hatte von 19 Platten (wol die 1699 eiDige- lieferten) 100 Abzüge hergestellt, die ihm mit 43 kr. vom Hundert berechnet wurden *')> und Ende 1702 bekam er abermals füi* 2000 Abdrücke 14 fl. *").

Trost, über dessen Herkunft man leider nichts und sonst nur weiss, dass er 1686 zu Wagensberg in Kärnten fbr Valvasors Beschreibung von Kärnten arbeitete"'), setzte die TMügkeit Vischer's in künstlerischer Beziehung fort Als Zeichner und Stecher überragte er ihn indess bei weitem. Seine Arbeiten sind weit durchsichtiger und klarer und seine Blätter von Graz übertreiFen ohne Zweifel jene Yischer'a.

•) 1700, 1. Dec, Verordnetenprotokoll 1700, f. 214.

•») 1700, 23. DJBc., Expeditboch 1700—01, f. 187'.

•*) 1701, 29. Dec., Anegibenbnch 1701, f. 182' und Verordnetenprotokoll

1701, £ 241'. »») Verordnetenprotokoll 1701, f. 227, Expeditbuch 1700—01 f. 387 und

Ausgabenbuch 1701, f. 188'. (27 fl. 1 ß. 26 $».) ^) 1702, 23. Dec, Verordnetenprotokoll, 1702, f. 180. «) Feil a. a. O. 29.

63

Anfangs 1700 widooete er der Landschalt eine Ansicht von Graz**) und wurde ihm daftür ein klingender Dank von 60 fl. *^ und ein weiterer von 18 fl. '*) vetirt Wenn nicht schon durch seme froherm Leistungen in Y i s c h e r 's Diensten, schdnt er dadurch sich der Landschaft fbr die FortfCirung des ,»Schl(ysserbuches^ empfolen zu haben.

Es fragt sich nun, welche Ansicht von den uns bekannten diess war? Um 1700 erschien Macher's Werk „Graedum ind. ducatus Stjrrise metropolis^ welches 5 Stiche von Trost enthalt und auch eine mittelgrosse Aufiiame von Graz von der Sud- oder Jacominisdte her. Letztere zeigt zwar weder T r o s t's Namen, noch Monogramm, demungeachtet jedoch stammt sie nadi diüea Merkmalen der Arbeit von ihm. Es ist unltogbar sdne Strichfbrung, seine Behandlung der Bftume u. s. w. Das Blatt ist etwa zwdmal so gross als eines im Schlosserbuche ", und war ausserdem fbr den Privatbedarf gearbeitet, sonach nur in Abzügen, dodi nicht in der Platte der Landschaft gewidmet Wenn Vis eher ftlr seinen dreimal grösseren Stich von Graz nur 12 fl. „Recompens^ erhielt, so lässt sich nicht annemen, dass man Trost flu* eine so viel kleinere Aufiiame und ohne dass die Platte in den Besitz der Stftnde überging, von diesen 78 fl. Remuneration erhalten haben sollte. Es muss sich hier sonach um eine weit grössere Arbeit handeln.

Nun sind die beiden prächtigen Aufiiamen von Graz, weldie der Deyerlspergischen Erbhuldigung v<m 1728 beige- geben sind, und wdche auch Feil (a. a. 0. 18) so sehr rühmt, wol Vielen unserer Leser bekannt Es hat sich aber in neuester Zeit herausgestellt, das die eine derselben, die Westseite, von Trost gearbeitet ist. Es liegt uns nämlich ein Abzug vor, der scheinbar nie mit der Deyerlspergischen Pubhcation in Verbindung stand und der auf der Basis des Steines im rechten

•^ 1700, 9. Jan., LandtagsprotokolT 1699—1700, f. 244. ^ Ebd. f. 251' und Verordnetenprotokoll 1700, f. 8'. ^ Yerord..Pjrot. 1700, f. 4'.

54 ~

Wiidoel unten aiif dem Blatte die biacbift zeigt »Andreas Trost delin. etsculpsit 1703/ Die Abdillicke belDeyerls* perg und die Platte zeigen diese Legende heraiisgesdbliffen und so kam es, dass erst durch Einaelahsttge früherer Zeit als die „Erbhuldigung'' man über die Autorschaft Trost's an dieser herrlichen Arbeit aufgeklärt werden konnte. Das SatenstQck dazu, die Ostseite, weist keinerlei Namenszug auf. D^nunge- ad^t wird Niemand, der die beiden Stiche ver^eicht, ver- kennen, daes sie Einan Griffel entstammen. Die Unterschiede, weldie allerdings sich ergeben, bestehen einzig in einigen d^ Schriftcharaktere und in der Form der omamentalen Beigaben. Das kttm auch davon rüren, dass das eine Blatt einige Jahre früher als das andere gearbrttet ist In der Hauptsache, der Behandlung der Perspective, der Baulichkeiten und der Land- schaft veiTät sich dieselbe Hand Man kann sich der lieber- zeugong nicht verschMessen, dass man es hier gleichfalls mit einem Werke Trost's ai thun hat Dieses angenommen, kann es ebensogut sein, dass dieser Stich vor 1703, also um 1699 gearbeitet worden, um im Jänner 1700 den Sttodoi dedidrt zu werden. Es ist auch durch die fbr jene Zeit grosse Summe von 78 fl. Geschenk constatirt, dass die Widmung ein sehr grosser und schöner Stich gewesen sein muss, wenn Vischer für seine an sich schon grosse Ansicht von Graz nur mit einer so kleinen Remuneration bedacht wurde. In der That ist aber eben diese Aufiiame von der Ostsdte die um- fangreichste und klarste künsüerisdie Darstellung der Stadt, und so sehen wir uns zum Schlüsse gedrängt, dass diese An- sicht und keine andere die dar Trostischen Widmung ist Dass über die Einbringung der Platte Westsäte Graz 1703 die Aufzeichnung der Honorirung feit, liegt an dem Mangel der Bücher von 1704 ab.

Im Jahre 1700 scheint auch mit Trost das Abkommen betreffs Vervollständigung des Schlösserbuches ^ getroffen worden zu sein, denn am 8. Jänner »1 701 bittet er um einen Pass- brief für Bereisung des Viertels Cilli zu diesem Zwecke, mit dem Bemerken, „mecht ohne dem für suspect gehalten vnd

55

Bit gestatt werden'' *"). Das Patent gab man ihm ^eicbfi^ *^% Am 15. Jmii legte er Stiebe ohne Angabe der Zal Tor; die EnÜohmmg fdr das Stück betrug wie beiVischer 6 fl. *^*). Am 18..MSarz 1702 erseheint er mit 3 nnd am 29. November d. J. mit 9 neuen Kupfern *^*). Zur Bereisung behufs „Ab- reissung der Osefalösser" hatte man ihm 12 fl. versprochen! Er bat am 12. Februar 1708 um «Zurugkhung ekiiger Onade^, da er 16 Tage aussen zugebracht; es findet sich aber nicht, dass man sich bewogen geibhlt hiltte, ihm mehr als besagte Summe zu bezalen '®'). Wofbr ihm 1706 cKe „Ergeziichldieit'* von 60 fl. zu Teil geworden, ist unbdcannt ^^^). Um 1709 er- sdieint er als gestorben, just 10 Jahre nach Vischer. Seine Witwe feilt der Landschaft ihre „Sackcalendi^le'' veigebUch an und als sie um Bezalung der angewiesenen 50 fl. „vmb Att Kfaupffer der Stadt vnd Vestung Graz* (worunter vielleicht die Westseite von 1703 verstand^ ist) bittet, wnrd sie auf TeOzahmgen gesetzt**^').

Diess ist aetenmftssig der Ausgang des grossgeplanten echlhien Untememens. Es ist eine Art von Veiiaufen im Sande daran nicht zu verkennen. Und wie der Schhiss unerquicklich

M) Verardnetenprotokoll 1701, f. 7.

*^ 1701, 12. Jftn. Concept stnnk. Landesarchi? ; RegiBtraturbüoh 1700—01, f. 67.

w') Verordnetenprotokoll, 1701, f. 168'.

««) Ebd. 1702, ff. 35, 169 n. 160\

«»<) EzpedttiNicli 1702—03, f. 206' und Ausgabenbuch (19. Mftn) 170S, f. 142.

*^) Ausgabenbuch 1706, f. iSl.

<<»^) Expeditbach 1709—10, ff. 167', 202. Ausser den zu bezeichnenden Blättern des uSchlÖsserbuches**, den Arbeiten mit Valvasor, den zwei erwftnten grossen Ansichten yon Oraz, endlich der Ansicht von Qraz bei Macher hat Trost noch gearbeitet fftr Macher: den Platz und die Sackstrssse, die Biirg^ das Mausoleum und das Bathaus in Gras, dann das Schloss Karlan (diese sflnuntUch mit Namen), femer Schloss Eggenberg (ohne Namen), endlich den Stich des Altarblattes in der Khrche von Maria Wasen zu Leoben. Letzteres Blatt ist erst vor kflrzester Zeit dem Landesarchive als Geschenk seitens des P. Wichner zu A<httuiil sQgegangen.

Se- als Zank bei der Landschaft spielte, davon handdt der Buch- haltersbericht, welchen wir dieser Darstellung sraiem Wortlaute nach beifügen.

In dem Nachfolgenden geben wir eine soweit möglidi vervollständigte Uebenddit der Stiche für das rSohlösserbuch". Wir nemen in dieselbe auch die als überarbeitet bekannt ge- wordenen Blätter au^ wozu namentlich 13 Stücke von Admont und semen Besitzungen zälen. Um die Anlage und Bichtig- Stellung dieses Verzeichnisses hat sich ein wesentliches Ver- dienst Herr Privatier Ernst Fürst zu Graz erworben, wdcher mit besonderer Liebe der Sammlung Vischerischer Arbeiten zugethan ist Er hatte die grosse GreftUigkeit, vorliegende Zusammenstellung zu prüfen, und gestattete, seine Eilarungen hier verwerten zu lassen.

Im Allgemeinen pflegt man der alphabetischen Ordnung des Vischerischen (ziemlich seltenen) Index zu folgen. Die Anlage dieses wird wol kaum Jemand als sachgemässe und nach unseren heutigen Forderungen durchgefürte erkennen. Wenn unser Verzeichniss für Sammeln und Nachschlagen bequem sein sollte, musste es nach heutiger Schreibung der Ortsnamen und in strengerer Ordnung so wie mit Unterordnung der TeOe eines Ganzen unter dieses angelegt werden. So musste der Lidl-; der Pranker-, der Weisseckerhof u. s. w. zu Graz und nicht zu L, P oder W sich stellen. Auf diese Weise hat sich aber auch ergeben, dass Nr. 388 und 418 (Wallan und W()länä) identisch und dass (was bisher übersehen worden) Nr. 34 und 410 zwei zusammengehörige Ansichten von Windisch-Feistritz sind, während sie im Vischerischen Index weit auseinanderstehen. Anderseits wird man nicht verkennen, dass der Vischerische Index einer willkürlichen, weil nicht streng methodischen Ordnung folgt und kann es daher kaum von Nutzen sein, ihn hier etwa abgesondert und mit Ver- weisen auf unsere Anordnung gleichMs einzustellen. Aller- dings muss auch der Benutzer unseres Verzeichnisses sich in dasselbe finden, doch wird bei Jedem vorauszusetzen sein, dass er mit der Topographie überhaupt befreundet ist, die

57

Lage der sogen. „Höfe^^ kennt und sie audi unter dem Schlag- worte des Ortes sucht, dem sie jener gemäss zukommen. Die unstatthafte Vermengung der Anlaute A und £, B und P, C und K, D und T, F und V, wie sie im alten Index so viel- fifltig erscheint, muss wol einmal angegeben werden. Nur bei mehreren Oertlichkeiten^ welche heute gSnzKdi anderen Anlaut haben, als im Vischerischen Index, wie z. B. „s. Jörgen' (s. Georgen), „Stöckel Schierhoff'' (Schierhof) u. s. -w. Dann die Zusammensetzungen mit Ober-, Unter- u. dgl. mttssen besonderer Beachtung empfohlen sein.

Die streng alphabetische Ordnung nach modemer Schrei- bung bildet die Grundlage der laufenden Nummern. Varianten sind als neue Nummern betrachtet

Neben diesen Nummern sind jene des Vischerischen Index gereiht'

In den folgenden 3 Rubriken sind die Namen der oben gedachten 3 handschriftlichen Verzeichnisse verwertet, welche die projectirten und gewünschten Blätter, dann jene enthalteni wovon Vischer die Platten abgeliefert

Ihnen folgt die Rubrik des heutigen Alphabetes der Ortsnamen.

Dieser schliesst jene der Aufschriften auf den Blättern an. Wovon die Platten noch vorhanden, da ist in dieser Rubrik ein * oben emgestellt, wenn selbe die des Landesarchives sind. Im Stifte Admont befinden sich die Platten von Admont, Admontbichel, Frauenberg, Gstad, Jaringhof^ Kammern, Rötel- stein, Strechau, Thalhof und Zeving in s. Lamhrecht jene von Aflenz, Biber, s. Gothard, s. Lamhrecht und Maria-Zeil.

Dann folgt die Bezeichnung der örtlichen Lage des Schlosses u. s. w. behufis leichteren Findens, femer die Be- zeichnung der Künstler, wenn genannt oder monogrammirt, des Zeichners oder des Stechers oder Beider.

Die Schlussrubrik bilden Bemerkungen, welche sich teils auf die Variation, die Projectirung oder andere wissenswerte Besonderhdten beziehen.

Ver-

der bisher bekanfit gewordflnen OitsbÜdsr

Lmn- fenile Nun-

Hud.

Ver-

zdchnia»

1

1

2

3

2

,

4

5

3

6

4

7

5

8

11

2

3

9

12

3

10 11

13 U

2

3

12

17

1

13

U

15

18

16

19

17

20

18

21

3

19

26

20

28

1

21

253

3

22

255

3

23

256

2

3

DathothfinÜ.St^tAdmonlOrä. S. •Benedicii in Steyennareh.

Admontbichel

ADMONTPIHEL(,c»,i«»

Alenz

AFFLENZ

Aäing

•AFLING

Aheim

♦AHAIMB

Algeisdorf

•ALGF,RSTORF

Altenberg

ALTENBERG i„ „.toI. tävsent lvst

Altenburg

•ALTENHVRG

Altenhofen

•ALTENHOFEN

Ankenstein

ANCKHENSTEIN a. b.

Ar^

ARNFELS

Anltenhof

AUFFEN

Autbal

AUTHAL

Baierdorf

•BAIDORF

Bertholdsteiii

KERTOLSTEIN

Biber

PROBSTEY BIBER

ichel im MDrzflial

•PIHEL

BicMhofen

•PIHELHOF

^

•PIHELHOF

89 ~

zeichniss

n Yischers „TopograpMa Stiriae"-

Ijage der Orte

Kflnnüer

Bemerkungen

Zdchner

Stecher

! a. d. Ens, dsti. von Uesen i

Yißcher

Trost

1

!

n

n

Yariante im Titel durch Kachstich.

vOdML Ton Judenburg

ff nordwestL Ton Brock a.'M.

Vißcher

n

9

n

Yariante im Thurme u. A. durch Kachstich.

nOrdl. ▼(« Yoitsberg

Ug DordwestL t. Feldbach im Rabthal

9

vcsti. vea Graz bei Edoenbeiig

IML von Yoitsberg bei MoBldrchen

1

M. 6(rei8cher)

"

nordwestl. yon Cflli

wesd. T. Graz b. Plankenwart zflddstl. von Fetten

Trost M. OCrdscher)

Wurde 1848 abgerissen.

Dieselbe Seite doch weit richtigere und schönere Aufiiame.

tOdwestl. V. Leibnitz

lag a. d. Feistritz östl. v. Herfoerstein

Q.P. . .ict

7>

Trost

Westseite; Feil liest fOr den Zeichner Q. Pict. was nicht angeht.

mrddstL ▼. Jndenburg

»

nordösü. von Murau

sfidöstl. Ton Feldbach

n

nordwestl. bei Voitsberg

1

bei Kindberg, Mflrzthal

bd Unzmarkt, ob. Murthal

*

sadastL V. Nemnarkt b. S^Veit

l

1

1

35

•HERRSCHAFT BVRGAV Brie Sie >wn Osttrrtick her gtiechtn wirdl

36

•HERRSCHAFT BVRGAV me Sie von Vngam her ge- stehen mrdt

37

DER GARTEN ZV BVR-

38

31

BurptaU

BVRCKHSTAL

39

32

1

•BURCKSTAL

40

40

2

3

räui

•CILIA

41

42

3

Gorpula

CORPULA

42

44

Diernberg

DlERNl'El'fi

43

45

3

Dienslem

«DIERNSTAIN

44

47

Donnersbach

DONNF.RSPACH

45

51

1

2

Doniau

DORNAU

46

49

2

3

Dorneck

•DORNECKH

47

4S

Domhofen

DORNHOFEN

61

Lage der Orte

Kiln stier

Bemerkungen

Zeichner

Stecher

nördl. bei Nemnarkt

sQdl. bei Irdning

nordöstL von Graz

ifid08U. ?on Graz

Trost

bd Eibiswald

nfirdl. von Graz

veid. bei Cnii heute Nen- GiHi

sflddsd. von Leibnitz

Vischer

Trost

lag bei Gnaa

veiü. von Marburg a. d. kämt. Grenze

nordOetl. von Graz

Trost

Vischer

n

ff

Bordvest]. von Marburg bei Amfels

»

westl. von COli

BtkdwestL von Marburg

Wegen Nen-Gilli s. Brunn-

M. v. Cilli b. Erlachstein

ben?.

M. b. Seckau (Obstrm.)

sttdl. von Nemnarkt a. d. Idmt Grenze

B&dOstl. von GtObming

Spillmaim

oorde^stL b. Pettan

BordwestL von Leibnitz

oorddstl. von Graz

ViBcher

Trost

53

57

54

59

3

55

56

6

2

57

7

3

58

1

59

8

3

60

9

61

10

62

60

2

3

63

61

3

64

56

3

65

66

2

3

66

62

67

63

1

68

61

2

3

69

69

2

3

,70

66

3

71

34

1

2

3

72

410

EibWeld Eibiswald

Eicbberg

Fal

Falkenburg

Farrach

Feistnt2 b. Schilder

Feistritz b. POlhu

Feiatritz, Windisch-

SCHLOS EGGENl'ötG •EIBESFELD EIBESWALD

•AICHBERG •AICHPERG •AICHBERG •AKEN

AINÄDT

AINED

•EPPENSTAW •ERLACHSTEIN •EHRNAV

•EHRNHAVSEN

DIE FALL

FALCKHENBVRG •FARACH •FEISTRE •FEYSTRIZ •BVRG VNP STArr

FEISTRE •STATT WINDISCH FFJSTRE

83

Lage der Orte

Kim Rtler

Bemerkuttoen

Zeichner

Stecher

ndrdl. Ton Bann

8&d5giL Ton Marburg

Trost

nordwestL von Cüli im SchaUtbale

Variante in SteUong des SchloBses lind nächster Umgebung.

Hiebst dem Weiasedceriiof vesüidi bfli Orax

Vischer

Trost

Des Grafen Tattenbach; nicht ausgeführt ) wenn nicht mit Graz: Lidelhof identisch.

^ML v(Mi Leibnits

sfidwestl. von Leibnitc

Trost

1

w

sfldflgd. Ton Voran

Ansicht mehr in Vogelper- spective.

unbekannt

bei Eibiswald dfitl. Ton Irdning

F. B. Spillmann

Des Grafen Sohrottenbacfa ; vgl. 2. Ansicht von Eibis- wald.

sfldl. bei Knittelfeld

Trost

nördL von Cflli

«WwestL Ton Knittelfeld

ÖstL von Cilli

nordwesü. von Leoben

1 ifldl. von Leibnitz

Monogramm F S(pillmann)

Feil meint hier und sonst noah, es sei das Mono- gramm T. 8. und zwar A. Trost's.

▼esü. von Marburg

1

.

sfld]. von Irdning

F. B. Spillmann

^tl. von Knittelfeld

BordöstL von Murau

nordOstl. von Graz

1

Trost

Bfidl. von Marburg

Stadt und Burg nach der einen Seite der letzteren.

1

*

Stadt u. Burg nach der an- deren Seite der letzteren.

66

Lage der Orte

1

ütbistler

1

BenerkHiHiM

Zeichner

Stecher

TroBt in Ifono-

Das ScUoBB im NeabtffcL

gramm A. T.

1

»

destgldchen. .

1

, aordfiitL von Ekidberg

t

bei Ncfumarkt

BfldL bei Wmd.-6rae

Trost

iML bei Vonui

ditL bei WndoD

"

MrdM. T. Gras b. WeiU

bei 8t Bnprecht

1

M^dwetO. bei I<eibnitE

Trost

"

iM]. bei Jndenbiurg

AdL TOD Windifich-Grax

1

Qordwesü. toh Oilli

1

»

n Nenmarkt

Mrdwofltl. bei Admoat

P. Kilifln

«ördL bei Unsmarkt

bei lyeotsh-Landsberg

Vischer

Trost

BordöstL hei Leibnitz

Ml. bei Marburg

öelL Ton Qrkt

Trost

m

1t

n

iBitML d. kkt T«r«iu f. SUierouk. XXIY. H«ft, 287«.

100

79

2

3

101

77

2

3

102

78

3

lOS

80

104

85

2

3

105

86

2

3

106

41

3

107

88

1

2

108

89

109

110

92

1

2

111

307

3

112

91

2

113

93

1

lU

94

1

115

95

3

116

96

in

90

2

3

HS

97

2

3

119

98

120

99

1

Fridnu

•Sull und Schloss FROAV

: Fridberg

•FRIDBKRG

Fridhofen

•FRIDHaFEN.

: Fridstan

•FRIDSTEIS

1 Frondaberg

•FRONSBER»;

! FaiBtenfeld

"STATT FORSTENFELD

FtatenJeld Oomthurei

•COMMENDA MALTE-

1

SER ORDENS ZV

FVRSTENFELX)

' OaUOThoten

•GALENHOFEN

' GaUenatein

GALLENSTEIN

Geirach

•GEKACH ^Wra..«. c«r-

lAUKH

s. Georgen a. d. Stie«iig

•S. JÖRGEN

. Gjaidliof Tobel

GEIAIDHOK

GOgenberg ,

•GILGENPF.RC.

; GUgenbichel

•GlLGENl'niEL

Gleicbenberg

•GLEICHENPERG

Gleinstetten

GLEINSTOTTEN

Gonovitz

•GANOWB

GoppelBbach

•GOPPELSl'ACH

G«ss

DAS HOCHADELICHF

ITOGFRAW CL( ISTER

GÖSS

Gösting

GOSTINC.

-- Wf. ^

Lage der Orte

üS^tUistler

iQdwestl. TOD .Wt<lMi

Bftdvesü. von Mavbiirg ^v^. bei BadkerskiKg '

&<tl. Ton Pettau nördL «OQ Hutbetg

oordwestl. ran Jj6»hm

s&dweati. bei Ll^Uen

..flonIM. Ton Graz

M. TOD Gm» a. d. nag. üheate

«dÖBtL bei Wind]0€hgraif oordOsÜ. TOB Admont

bW. Von CiUf

dsü/bel Wfldon

sOdwestl. Von Graz

Miiwmtl. Ton GiUi

i&ddstL Ton Voitsberg

sfiddsü. Ton Graz

r

sttdweftL Ton Leibnitz

sfidwestL Ton Marburg

wesü. Ton Murau

bei I^oben

nördL bei Grass

Vischer

■Ol

ürfNitwMoDO-

r •»- '

M. G(reißcher) Trost in Mono-

. I

r & >

•:' .1

P.B:8Q[ifflto'aim) in:

*a4 ..: '»f.MiHii

i '

Unoti

It

' Vischer

. « . '

I'

i >

i

Vischer

ii

t

J! ri,j-fc^' ru. i

Trost

•Jl ' ••

frofst

« »

I ,.

YariiRnte durch Nachstich im grossen Thühfte.

u .

5*

123

104

_

1

lae

100

2

3

127

39

3

128

105

129

130

174

1

2

131

187

1

132

213

2

3

133

242

3

134

268

2

3

135

397

2

3

136

398

137

106

1

3

138

111

139

112

140

113

3

141

114

3

142

107

1

143

108

'

2

Graz

*GRAZ nk Maubt ^att in

HertjOKlum Suyvr

Gm: dfe Baig

Gnbenhof

«GRABENHOF

Kariaa

•CARL-AV

DAS LANDTHAVS

tnnem Av^MCI in GrM^

Landhaus, Hof

DAS LANDTHAVS IN

GRAZ wt, <i i.-»«d«

TMteAn

j LechUrcbe

•COMMENDA LECH

Udelhof

•LnX-HOF

J MoMThtf

•MOSERHÜF

OrUwt

Cr F,v' ORTHOF „M

der Smt GfU^Mjitm graben

Prankerhof

•PRANKHERHOF

•WEISEGGERHOF

WEISSFJiHOF „au J,r

1

statt Gratf

Greü«hern

: Greisaeneck

•GREISSENECK

GrottenlKibii

GROTTENHOFEN

Grob

GRUEB

Gmiwcli

•GRVEBEGG

Grabhof

GRVEBHOFEN

Gmnben!

•GRIENBERG

Grmibiche]

•GRIENBIHEL

(W

Lai^e der Orte

1 " X&ltnstler

Zeicbner

i

Steebcr

nOrdl. bei Gnus

i

1

l bei Wmdischgraz

,

1

westL bei Lieteeo

1

nordOttL von Ofllf?

«

t

. . ' ' ; !

in der Vorstadt Graben

*

1

Fftr zwei Anfiiamen projec- tirt und nicht anai^sf&brt.

Murrorstadt, Strafbaus 1 SUMÜty Herrengasse

Vischer

TroBt

w

n

9

ElWbetkToraladt

i. d. Mnrvorstadtldlhofgasse

Stadt

am Mflnsgraben sog. MIlnsgrabenscblAssel

0 ,

Für swei Male projectirt imd nieht aiisgefbhrt.

Giabenvorstadt

M. G(reS8cher)

IfavTorstadt n&chst derBalin|

1

1

Ifnnrorstadt GgS^tnbei^ger tfU .1

■lebt weüer b^annt

M-üirtoBtiKK)

westl. Ten Lieteen

bei Yoitoberg uML von Le8)nits

. Trost

Des . Gniüen Wels^i^shdin, projectirt; wol identisch mit Mitter-Stefnaoh ; s. dieoes;.

Bordwestl. Ton Voitsberg

slldMl. Yen Aiissee

<

sIldL bei Jndenburg

tfidweatL ron Mari^urg

1

ft

bei Bolenmann

/

U4

116

146

119

147

116

148

117

1

149

118

160

161

152

163 1 121

164 1 13»

155

124

166

127

3

157

125

158

126

2

3

169

3

180

12«

2

9

161

129'/.

162

129

2

S

163, 130

2

3

164 1 131

2

3

166 1 120

166

122

il

l'ROBSTEY aSTADT

Giunpensteiii

GVMPENSTEIN

Gntenberg

•GVF.TENBERG

Gutenbichel

•GUETENPICHL

Gatenbag

GVTENHAAG wi™ iu

voll Mohtregg körnende an-

fMwAo kabe»,

^

GVETENHAAG wium

IM gtilUHt KnOnitl

^

GVTENHAAG wi,„j,n,.

von Ptttav koHitndtti im

geeickl falltt

^

GVTENHAAG i«,„j,„.

m IMmrnrg ttmmitn ,r.

KheineKl)

Haiifeld

HAINFPXD

Halbeinm

HALBF.NKAIN

HanfeMen

HANFELDEN

Hanudoi«

•HARMANNSTOKFF

H»rt

•HARDT

Hartberg

•STATT md SCHI.OSS

HARTBERG

■Mtmg: SiOloas

•SCHLOSS m HART-

BERG

Harteuateiii

•HARTENSTEIN

Hartenilorf?

HARDTMANNSDORFF

auB am Bacher

•HAVS AM BACHER

Haraeiibichel

.HAVZENPIHEL

Heckenberg

•HEGGENBFJ4G

HeQeiuteiD

HAILENSTEIN

Hemiicbsberg

HAINRICHSPERG

- 91 -

X^age der Orte

KtiTistler

>

BMieriuMHUn. .

Zeichner | fiteeher

1

nordöBtl. bei Gröbming >>

1

l^ttflhtttoii

Yariante dnreh Kachaüoli in dei>^ Thltnnen.

nordÖBtl. voD Gras

Vischer

südlich Ton Windischgraz

1

1

1 '

östlich voQ Marburg

1

9

1

0 V «

9

9

9

^ i

öBÜich T. Gras b.r6ldbaeh

9

*

nördlich bei Radkersburg

9 '

'1.

nordwestL von Judenbnrg

«

9 ' •••

: - : V ' '

BfidBcfa bei Ona

DordöstL TOD Bmck a. M.

•» '• :

norddstl. Ton Gras a. d. ung. Grevtte

1

nördl. Ton B^im

f

1 *

1

ÖBÜ. T. Graz i. Bitscheinthale sfldl. Toti Marbosg

K TCroiat). in Monograinm

Anfschrift nach Vischer's Index; das Kupfer selbst miirda: bisher ton Nie* mandem gesebf^«.

ndrdl. bd Kmild&M

wesü. von (HIB

nordivestl. von Cilli

j

aüdl. ^i Judenburg

a

1

«

,

167

132

1

2

IM

169

133

2

3

170

136

2

171

136

3

172

134

173

174

175

176

137

2

3

177

138

1

178

140

3

179

141

2

180

204

2

3

181

139

182

142

183

143

184

306

3

185

186

144

1

187

146

188

18»

146

2

3

190

308

3

191

309

192

310

'

HelfeDbei^

Berber

Herbendorf

Hiiitaifeld

Hofrajn

Hohenbrncb

Hohenbm^

Hohenmaathai

Hobenwang

Holeneck

Horneck

8. Jacob

Junnik Jaringbof

JeimerBdorf 3 is. jjobann a. d. Fetetritz

, Johano 8. ';JoBeph in Kroisbacti

»HELFENPERG

•HERBERG •HERBERSTORF

Ptrspectiuischer Äuf^g äet SCHLOSS HERBERSTEIN HERBERSTEIN wuai^on

Mittag her anstehen HERBERSTEIN wUt,yon StpItHtrion gesedun wir dt

DAS SCHLOS HERBER- STEIN tamit dem lutlgarten alda in ptripectiu •HINTENFELD »HOFRAIN •HOHENBRVCKH

HOHENBVRG •MAVTH

HOHENWANG

HOLENECKH

HORNEGG ♦SANGT [ACOB

*IAMNIK lARlNGHOF

♦lENNERSTORF

*S lOHANS mn Closter der Reformierten Augktüner, Ge- ttißt von Grafen Hans Max f u Herberttein

S lOHANNS •SlOSEPHINKROISPACH

•— 78

1

LiSitge der Orte

K-tlnstler

»

Benerkungen

Zeidiiier

flAn all Uli

uaiuier

iieriv««a TOD Gtti

iNSt

ScbloBB von uQten.

■önll nm Rana

Yadante, SchlosB mehr vot dtt* Höhe.

1

lioidOstL rofi Wfldoii

FJ3.8^iniiiaim)

lag weHL Too Wüdon

nordUML ron Graz

Trost

*

1 ...

1

Trost

MaDd sadöstl. bei Gnu.

BordweaU. bei Oftli

•BdL TOD Fllrsteitfeld

1 ' 1

*

Trost

4

Andere behaupten^ es sei das Militär-Yerpflegama- gaain in der 8ctkdrgelgaste in Graz.

rtdML von Yoitaberg

irettL von Maibvrg - aoidML ▼on Bruek a. M.

M. Oreischer

aBdweaO. Ton Wüdon

Trost

weaU. Ton Wildon

i

»

■oidwesd. Ton Marburg

1

1

Yaciante, Neubao.

nordöati. too Gflli I

1

-

nordifed TOD llaiborg nMML Ton Foldbacb

1 1

Trost

Yariante durch Kachatieh in den ThOrmen.

nordMl. Ton Grat

!

1 (

tfidAaÜ. TOD Harburg

i

did. bei Graa

.

208

97 J

204

152

205

38

1

206

153

207

154

2

208

209

169%

210

IM

211

156

2

212 167

2

213

158

214

169

215

159

216

160

217

161

216

162

2

219

Kapfenbei^ KapfenBtein

SUbel

I

Kindberg 8 ^ Kirchberg a d. Rab Kjrchberg am Wald I SUbam ' Klach ■KUngenstein KüiUelfeld KftnigBberg Kopreinig Komberg

MERN ' obtr Leoben CAMMERSTEM" ' •KAPFKNBERO' CAPPKNSTRIN

KAfSCH

KHILBKL

KILBL

KYUBEBC

KIRCHRERG ie, K •KIRCHBERG •KLAI'FKNAV

KLECH

KLINGENSTEIN •KNITTUfELD •KONIGSPERG

KOPREINIG •KORENBEKG •KORNBKRG ,

-^ T6

Lage der Orte

»

KLttnstier '

1 l'

BenerkififM

<

Zeichner

' otecheif

vesfl. YOtL Mnratr

i

' '.

i&dv€iCl.'voa Bnic^ a. M.

^

■■

XQ JadeDbnrg

1

^

,1

i

1

nönD. Ton Yoitsberg

'

!

1 V

Trost in Monogfamm

<

BordOBlL von Gf«&

. Xroßt

sldwestl. ¥Ott Leobeir

t

: f

öttL von GnuB oordvettL rm Lepbm

t

1

Dr. Fleckh su Kirchb«^ a. Rab soll eine Yarikiite dAYcm besitsen.

1

' oontostl. M Brtidc a. Bl

MM, Ton 6ra£ an d^ äug. Grellst

TWmt

nordML tob Mmwa

ViBcher

Tn)8t

*• ' .'

Aorddsa. Ton Qrae

1

.

'

Xr^.:

Variante; vgl. Fei}. ,

iMidSstl. vim Brüek a. JML

1

«

« * .4 '

«MML von Gmc

' Ttm

1 1

lordOttl. bei BarflMrr

k

i '

diä. bs& Aifttiers

1

. 1

nardH. b^ B«4kei«btlrg;

Tnw4.:

*

8fldd0tf. Toa Giw

t

m

Adwestt. tqh Leobtt

' . 1

m

aardSfltl toh Ram

TNpt

westi. TOD Leibnitz

lUOad. T. Gras b. Fildhacb

«

i

«

-

Variante, schlecbterer Btioku

77

I Lage der Orte

Künstler

BMierkunfeii

1

1

Zeiehner

Steeber

iQdL f OD Marburg

-

MM, bei Toitsberg

noidfisä. Ton Bmck a. M.

ML bei Qrtt. oordM. von Bmdc a. M.

vestL von Leibnitz •fldM. voD Mnrau

Viflcher

M. Greiseher Trost

n

Dieses (das Graf Galler geborte) ist v^eUeicht identisdi mit Kroisbacb des Verzeichnisses I , das daataU des Grafen Inza- glii war.

BordwestL tod Wildoi»

1

cfidwetd. TOB wndon -

.bischer

TNBt

1

bML ?on Badii

iMriw€ta. ?oii Vdtfiberg

Vischer

TltMt

I

MM. wn WindiBcfagns

iiord08tl Ton Graz

Variante dorch Znsittze im Hinter- nnd Vordergrtad

veiiL TOD Marburg

nordvestL von GiBi

MvMlL Toa Bnnk a. M.

Visdier

Trost

lOdLbei Yoitsberg

MrdwestL roii Eisenerz

-

1

mHwäL bti Anaaaa |

taar bei Graz

aordBtd. von Wilden

*

«füL Ton Wfldon

MdöttL Ton Brack a. M.

bei Jadenborg

ifkddttL Ton Gflli

MM. Ten Toit8b*g

M. Greiseher

n

Mrdwestl. nm Cilli

Trost

Variantws «ibteebfrer Stich (M Mit» von Frank).

MnlwettL mm Marburg

n

263

33

ist

265

233

266

196

267

200

268

269

201

270

271

312

!

Borg

DE BURG. h <fer Sbtf

makrburg

B

BVRG WU ii€ in der .statt

^u geweht kombt

Ober-

OBERMARftBVRG

[flrenberg

•MÄHRNRERG Ei« JunM

frm Clantf- S. DamWa

Ordens

HBriahilf i. d. Wüste

(Inneres der Kirche)

a. Martin bei Graz

MARLE HILF /„4er H-ä«(rt Neckst der Fall an der Draw denen P. P. BenoUettmtr» p i. Faul in Kämthen gehörig

MARIA HIF 0) ,-„

Wueslen i NEV ERBAVTE KIRCH ti in wendig

Contrafee derbekanthen Kirch: vnd n'allfarth MARL€ ZI-LL

MARLG ZELL Vo«

andern Seithen j

S. HÖRTEN K. /^«te,J

nechst Gräl^

^ »fl

z»z

'£•£1

a

293

220

2

3

294

295

223

2

3

296

226'/,

297

227

2

3

298

22«

3

1

neiiDanB NeaUoster

NeusdJou

•NEVCLÖSTERL /vrfii"

Orifl»

•NEÜCLOSTER /v,«pr

Oräem •NEVSCHLOSS

Neiutift

•NEY-STIFFT

Obarndorf

•OBERBVRG •OBERNDORF

81

Lag^ der Qrte.

Künstler

»

Bemerkungen

1 Zeficbner

Stecher

rtand nAchst Leoben

Trost

westl. bei Knittelfeld

nördL von L^soben

»

Bfidötd. T<« Pettan

sfidl. bei Graz

ffldteü. von Oilli

sfidl. bei Gras

>i

yariante,HaaB vergröBaert) rttckwftrtigeB Haus zor Ci^pelle gemacht u. s. w.

OstL von Graz bei Freiberg norddstl. von Graz

ViBcher

Greischer

Variante, Hans vollBtändig auBgebant im Seitentract n B. f. ; Bämmtliche Exem- plare bei Herrn Fflrst.

wesd. von Jndenbnrg

«estl TOD Badkersborg

Dordwestl. von CilH

üordöttL Ton Brack

tfidl. bei Radkersburg

Trost

nonhresd. v. Mfirzznschlag

Viflcher

»

nordwestl. bei Hartberg

fi

T)

bd FQrstenfeld

9

fi

ösü. bei Vmdon |

BorddBtl. von Graz |

1

oordvestl. von Gill]

n

Variante, Bchleehterer Stich.

1

1

nordwesü. von Wüdon

1

flüiftgt]. TOB Marburg

Trost (in

Monogramm)

weaü. Ton Cilli

«

ndrdl. von Leoben in der TragOBi

,

Ißttäeil. d. Mal. T«reiu f. Stoiennwk. XXIY. H«ft, 1876.

6

300

417

2

't

301

243

302

244

303

245

1

304

246

2

3

305

263

306

307

308

22

1

2

3

309

266

310

249

3

311

23

3

312

26

2

313

260

3

3U

234

1

315

251

316

248

1

317

260

3

318

261

1

2

319

262

320

264

321

322

323

Olimie

•GLOSTERO) WOLIMIA

SJ-auti j>nm Ertmitae Ordeni

OBtenritz

OSTERWIZ

Otterebach

OTTERSPACH

Pack

•DIE PACKH

Paclntem

•PACKSTEIN

Feckau

•PÖKACH

Peilenstejn Fels bei Wildon

FenkhofeD

Peoneck a. M.

P^neck i d. Easenaa

Pettau, Stadt

. Sdiloss

Pfaimberg

Pjschatz

Flaokenstein

Plankenwart

Pollau, Kloster

»BEILENSTEIN

POLS

»PENKHHOF •BERENECK

BERNECK

PETTAV •SCHLOSS OBER TAV

PFANNBERG •PELINSPERG (!) •PISCHAZ •PLANHENSTEIN

PLANCHKENW/

VÖLA Ein Sirfft Ca*

Regularium Dom HochUblicIu | Stim

PÖLLA ;

PÖLLA «i» siafft CtfioJ corum Regul/"^"— '

PÖLLA von der «. StUtn

rnderca

»3

Lage der Orte

nordöstl. bd Jadenburg söddstl. Ton Gilli

sädwestL von Cilli

westi. nm Leibnitz

sAdvesti. ron Yoitsberg

nordwestL tod Cilli

nÖnO. Ton Graz

sfldöfttl. von Cilli

Bflfdirestl. bei Wildon

öBtl. bei Jadenborg

sflddstl. bei Brack a. M.

Bordöfitl. TOD Hartberg sfiddstl. Ton Marburg

n

nördL ron Graz

wesü. Ton Aassee

loidöstlieh von Rann

nordöttl. von Cilli

BordwestL bei Graz

«

aord(M. von Graz

>i

Vischer

Trost (in Monogramm)

Trost

Trost

F£.S(pinmami)

Vischer Trost

Trost

11

w

Variante durch Nachstich, Vorderhaus dyrch Terasse ersezt, Mittelhäuschen un- fertig, Stich unvollendet. Exemplar bei Scheiger.

Variante durch Nachstich, wie oben, 2 Seitenhäas- chen fertig.

Der Sage nach soll hier auf Vischer beün Zeichnen ans dem Schlosse ge' schössen worden sein.

6*

348 349

281

Riegersburg

Cloiter wie « von OeddenU hiemali ^utehtn •RHEIN Dat Fyrstl. Styfl vni Closter Wie es von OccidenU hiemali gesehen wird

SCHLOSS REGGERS-

PVRG Wiees von MiHmtuM ynd Österreicher gesehen wirJt

85

JjObge der Orte

Künstler

Bamerkunien

Zeicbner

Steeber

nOrdL von Hured^

i

vestL Ton Cilli

ViBcher

Trost

nordted. bei Knittelfeld

fttdirad. bei Gras

indL im Marburg

-

n

Trost

, vead fon JndeDbarg

DordwMtL T<m Mure<^

r

oordwnfl. von GüU

odrfl. von Graz

F3^illnuum)

sOdffstL von Graz

n

lag wesiL bei Mureck

Trost

BftddsÜ. von CiUi

9

DordweatL bei Mnrau

-

aonhrestL bei Bann

,

ffldtetL von GiUi

nAnfl. bei Judenburg

aoidDstL von Om

Yiseher

Trost

«BdfiatL bei Graz

anageflirt.

uML von Hartberg

Trost (in

weafl. von Gnus

Monogrannu)

aordwesd. von Graz

11 ifidöBlL von Graz

Viflcher

Trost

356

279

1

357

294

358

295

3

359

296

360

297 V,

1

361

282

2

3

362

363

299

364

297

2

3

365

298

2

3

366

300

2

3

367

368

301

3

369

302

3

S,0

303

2

3

Rogei«

•ROGEIS

RoMtsch

ROHITSCH

Bohr

•ROHR

Robrbach

RORBACH »«,-.,,10 >, jMtpl,

genant

BoQau

ROLLAV

Rötelsteiii

•RETTLSTAIN

^

SMm 1 RETTLSTAIN |

gleich Ober Admont

Botenbsch

ROTTENPACH

Boteneok

•ROTENECKH

BolenfelB

•ROTTENFELS

•ROTTENMANN

» »

STYFFT ROTENMANN

Saft

•STIFT ROTTENMANN

•ROTTENTVRNfad^Po--

itnt^ an der Muer

•SÄLHOFEN

87

Lage der Orte

Ktlnstler

Zeichner

Stecher

Bemerkungen

sflddstl. Y<m Graz.

)9

n

Vischer

dMI. bei Judenborg norddsti v<m Feldbach

sfidl. ¥on Marburg BQdwegÜ. TOD Pettao

tOddsa bd Wüdxm Ö8Ü. bei StaiiuB

BttdOsÜ. von Yoitsberg bei Admont

mderKihe t. WindischgralE iiOTdwesIl. von Gilli

bei Ober wels MldwestL von Admont

w

wesü. bei Jndenburg wesil. ▼<m Maiborg

Trost

n

Trost

Rpillinflnn

(Trost)

Paulus EitiaD Trost

M. Qreischw

ffienn im LandeBarddre als bisheriges Unicum der eiUarende Text, 1869 photolithografisdi Terviel- fiUtiget.

Heisst heute Gabelkoto.

Heiflst heute Narrenbichel, frflJier auch Narrengra- ben.

Tariante^ schlechterer aber ilterer Stich.

380

356

1

381

325

1

382

324

383

35

3

384

326

385

322

386

323

387

327

3

388

328

2

389

331

2

3

390

329

391

330

392

361%

1

393

317

Schladming SchlangenbuTg

Schleinjtz, Bmf-

Schmierenberg

Scbßnbichel

SefaOnateiii

Scbrattenberg

Schffant>erg

Schwarzeneck

Schwarzensteio

Schwarahof; (wo! das

hantige Schnaizeneck)

Seckaii„S|üft

STÖKL ALLERNECHST

ARNFELS •SCHLADMING •SCHLANGENBVRG Sodi

der btyligindtn TßptiU jtnJ

Wildpad

•BVRG SCHLEMZ

SCHMIERNBERG

SCHENPHEL

SHENSTEIN •SCHRATENBERG •SCHWANBERG

•SCHWARZENSTEIN •SCHWARZHOF

SWÖLLA

DAS FÜRST.TVMSTYFT SECAV Wi. .. .iH>ii M/- gattg der Sonne» fm leHen

69

Lage der Orte

Künfltler

Beaerkwigen

Zdchner .

Stectar

nudwesfl. ?oo fhlH

»

TroBt

nordweitL ron OiSi

1

westl. bei Jadenburg

1 1

«

ösä. bei Morau

t

Bfldösti. bei Pettau

1

Dordwestl. von Brück a M.

1 t .

oordwesü. Ton Cüli

1

t «

▼estL Ton Jtidenburg

'

nordÖBÜ. tob Graz

Trost

sfidwestl. von Leibnitz

t

sQdweBÜ. Ton Admont

m

Bord^esil. von Cilli

#

Trost

*

sftdl. von Marburg

Monogramm A. T(roBt)

OMdwestL Yon Marburg

wesü. bei Cüli

M. 6(reisch^)

nordwestl. von Cüli

Vischer

1

Trost

95d«eBtL Yon Jadenburg

VMÜ. TOB Tiflibmtz

Trost

ttordwestl. bei Wildon nordwestl. yod CUU

Projectirt nnd nicht ans- gefdit; ygl. Schwarzhof.

BArdvead. bei Wiidon

▼estl. Ton EibiBwald

_•

nidit nachweisbar nordvestf. ron Kmttelfeld

1

Dee Grifen Schrattenbach, wenn nicht m:it 878 odw 879 identisch, projectirt and nicht ansgcrort.

9

y.

408

312

1

409

313

110

315

111

112

113

316

2

3

411

317

2

3

115

209

3

116

238

417

381

3

118

311

2

119

318

1

Spitzhart Stadel

•SPIZHARDT STADL

Slainz

STAINZ H. Siyfi Ciioril-

eorum Rtgularium STAINZ H. SM/I Cii.o«i-

COmm Regularimn WU tt

wn Au/gattg gigm Vnttr-

gang Kken ist STAINZ w„ a ym f.lo-

gang gegilt aufging pueA*

ist

Stattenbeix Steil

•STATTENBERG •STEIN

Steinach, Mitter- ObM^

•MITTERSTEINACH •OBERSTEINACH

, Unter-

•VNTERSTEWACH

Steinhof

•STADJHOF

Stermol

•STERMOL

91

XiSge der Orte

Künstler

Benerkungan

Zeicbner

Stechttr

«ordwestL ^on Knittelfeld

westl. TOD Leibnite

s&dwestl. von Graz

t

«

norddstl. von Oilli

ft

Variante, sdüediterer Stich.

sIldL Ton Gröbming

tftdÖBtl. TOD Oraz

M. 6(fei8eher)

sfldLv.Neamarkti. Kärnten

BQddstL von Cilli

M. Oreiseher

astl. von Pettau

Trost

BfldMl. bei Graz

ncnddsd. tob Brack a. M.

nordwestl. bei Knittelfeld

Trost

südöstl Yon Leibnitz

Bfidl. bei FnrstenfiBld

nordöstL von Graz

Trost

SoU das heutige Gütchen Hartberg sein.

westL von Wildon

n

n

Trost

v

n

«

Bttdl. von Marburg

-

Ostl. von Moran

westl. von Admont

1

1

F. SOoillmaiui)

Vischer

Trost

n

F. SCpfltanaim)

ittdweztL von Radkenborg

weatl. bei Rohitgch

420

351

stralecJi

OMttnluiag gthMg

421

352

SInse

ScUou STRASS

422

353

1

•STRASS-ENGL

_

1

(von der andern Seiten)

423

364

1

2

s

Straussenecb

•STRAVSSENECKH

424

356

Strechau

STROCHÄ

425

.

426

367

Stubeck

•STVBECKH

427

358

STVBENBERG

428

349

StDbichhofen

STIBICHHOF

429

360

Stubiiig

STIBING

430

359

3

Studenitz

•STVDENITZ

431

360

Stuimberg

STVRMBERG

432

43

Tum

DANN gtgtn Aufgang tUr

SOBWPf

433

DANN gegen Vntergang dtr Sonnen

434

46

3

Tiumeck

•DONNEGG

435

367

Tenfenbuch

TIEFFENPACH

436

239

Tbil, Ober-

•SCHLOSS OBER THAL nüt seinem Schönen Lnit- ganen

437

382

, ünter-

VNTER THAAL

438

365

2

3

Tbalberg

•THALBERG

4S9

362

2

3

Thalerhof

•TALERHOF

440

364

3

ThuUiof

•THALHOF

441

^

442

363

TALHOF

443

374

2

3

Thuni

•TVRN

144

366'/,

3

Thum im Scballtbal

•THURN

~ »8

La^e der Orte

ILünstiLer

BmierkmifeA

Zdchner

Siectar

sttdtetl. TOA Maiburg

Yischer

Trast

«ndl. TOD LeibiiitK

ii

nordwesd. Yon Graz

1

1

n

nordwesU. ron Cilli

Prqjeetirt und nicht aus- gefUirt.

westl. bei RotemBton

nordÖBtL yon Gnus

1 1

Variante dnrch Nachatich in den ThOrmen.

)9

Trost

inTrofiuach nordwesü. von Leoben

ndnfl. Yon Gru

9

südl. Yon Marburg

-

norddBÜ. Yon Gras

Vischer

9

ftstL Yon Judenborg

w

1

»

n

MmeeÜ. von Gröbming

SpQhDann

dstl. Yon Morau j

westl. bei Graz

»

Trost

sfidwesü. Yon Friedberg

sfidl. bei Graz

westl. bei Botenmann

Trost

unnacbweisbar

Variante durch Nachstich mitZubau von Tfatümchen

nördl. Yon Munn

TroBt

nordwestl. von Cilli

-

9*

448

449

371

450

372

1

451

422

1

452

368

453

373

1

454

3747.

455

366

456

374'/,

457

377

458

383

3

459

384

1

460

376

461

462

463

394

3

464

386

1

2

465

387

466

389

3

467

390

1

2

468

391

3

469

392

470

393

2

3

^

•TRAUTENFELS jfmjio.

itfl/ij facin

•TRAVTMANSTORF

Tribein

•TRIBEIN

Tschakathum

•ZSCHAKATVRN i. os,r

st,r„

'Tüffer

•TIFER

Timau

•TUNA

Tnraiach

•TURNISCH

Tumowitz

TERNOVTZ

Tumoviz {nach dtm Register]

Vasoldsbei«

VASOLTSBERG

Voitsberg, Stadt

•STATT VorrsPERG

. Ober-

•SCHLSSf!) OBER VOITS-

PERG

Votau

STYFFT VARAV

STYFFT VARAV

^

VARAV

Wacbseneck

•WAXENEGG

Wagna

•WAGNA

Waldeck

WALDECKH

Waldscbachen

•WALDSCHACH

Waldstem

WALDSTEIN

^

oberes oder altes Schloss

•WALLENSTEIN

Waaen

WASEN

Waaserberg

•WASSERBERG

96

La^e der Orte

KLUnstler

ZeSidmer

Siedler

Bemerkungen

sftdveeü. bei Onus

oordwesil. von Marburg nordÖBÜ. Yon Gröbming |i

s&dl. von Feldbach aOdweed. von Radkersburg i sOdl. bei Scheoffing

sfldl. Ton Gilli

nordwesd. von Marburg

sftdwesü. bei Pettau

Unter-Steiermark

BfldÖstL von Graz

westL von Graz

nordwegü. von Hartberg

n

nordOstl. von Graz fl&dÖBÜ. von Leibnitz

nordwestl. von Gflli

BordwestL von Leitmiti

nordvrestL von Peckau

in Steiennark nicht nach- weisbar

nordfiatL von Wildon

nordwestl. von Knittelfeld

Trost

M. Greischer Trost

Trost T(rost?)

M. Greischer

M. Greischer

Trost

Trost

Trost

Projectirt und nicht ans- gefürt.

Nie noch von Jemand ge- sehen.

Der Neubau des Stiftes ohne Zweifel von Trost nach Entwürfen.

Hiess froher Naireneck.

Projectirt und nicht ans- gef&rt.

Ist wol Waldenstem in Kirnten.

491

414

11

492

415

2

A

493

416

494

418

s

495

388

496

419

497

420

498

499

421

s

Wisell

•WISFXL

Wittdiem

•WITSCHEIN

WolkeMtein

•WOLCKHENSTEIN

Wallan

•WÖLÄNÄ

^

WALLAN

Wnmbei^

WVRMBERG

Zeiring, Propstei

l'ROBSTEY ZEYKING

97

ÜAge der Orte

ndrdl. toh CUli

sfidl. bei Judenburg

Dfirdl. bei Frohnleiten

BQdöstl. Yon Leibnitz

Büd]. von Graz

ÖbU. von Judenburg

ndrdl. von CiUi

west). bei Mureck

nordwestl. von Marburg

sfidwcstl. von Fürstenfeld

n

n

nordwestl. von Judenburg

sftdl. von Windiscbgraz

nordwestl. von Leibnite

westl. von Marburg

südl. von Graz

südl. bei Marburg

nordwestl. von GiJli

stand nordwestl. von Wildon

nordOstl. von Rann

nordwestl. von Marburg

nordwestl. von Rotenmann

nordwestl. von Cilli

«

nordwestl. von Pettau

nordwestl. von Judenburg

n

nordwestl. von Leoben

i*

mmmmmimmmtm

Ktmstler

Zdchner

Stecher

Bemerkungen

Trost

Spillmann

Trost

Trost Trost

J1

M. G(reischer)

Trost

Das Schloss von unten.

Das Schlossgebäude allein.

Variante ohne die Fignr unter dem Thore und dem 4spänn. Wagen.

Vischer

Vischer

Schlechterer Stich.

ÄttkeiL d. hitt. V«TeiBt f. Steiermaric. XXIV. Heft, 1876.

Variante durch Nachstich in den Thürmen.

98

O^en wir die Statistik dieser Ansiditeii in Beziehung auf ihre Arbeiter durch, so inden wir zuvörderst Vi scher auf 48 Stücken als Zeichner angegeben *^*), als Stecher nie, und zwar in ersterer FjgftnsnhAft stets mit A. Trost zu- sammen, ausgenommen Nr. 57 (Ober - Maierhofen) , wo kein Stecher genannt ist In Gesellschaft eines anderen Künstlers wird Vischer auf diesen Platten nie genannt Da Vischer nach FeiTs Ansicht ein geübter Stecher nicht war und er um 1677 schon 180 Platten fertig hatte, dürfte wol eine Anzal der nicht signirten schlechteren Platten auf seine Rech- nung zu stellen sein. Wir überlassen es einem Freunde des Topographen, aus dem Verzeichnisse 3 der von Vischer um 1686—87 eingegebenen Platten unter den nicht signirten Vischer's Stil vielleicht herauszufinden, ***').

Der fleissigste Mitarbeiter am Werke war A. Trost Von ihm sind nachweisbar 159 Platten gravirt *^*) und es dürften noch einige an seiner Manier zu erkennen sein, welche

*^^ Die Nummern sind nach unserem laufenden BegiBter 1, 3, 5, 31, S5, 47, 50, 90, 108, 116, 119, 128, 129, 147, 149, 151, 152, 15S, 206, 226, 227, 229, 281, 287, 257, 268, 266, 270, 281, 288—290, 809, 820, 825, 848, 849, 850-852, 886, 416, 420, 421, 481, 482, 498, 496.

^^t) Es sind diess 8, 10, 18, 21-26, 28, 80, 82, 88, 40. 41, 45, 46, 48, 57, 59, 62, 68, 65, 68, 69, 71, 78, 79, 86, 89, 91, 102, 104—106, 117, 118, 121—124, 126, 127, 182, 184, 185, 187, 140, 141, 156, 158—160, 163, 164, 169, 171, 176, 178, 180, 184, 189, 190, 198, 194, 196 (? 197 ?), 208, 212, 215, 218, 220, 224, 228, 282, 289—241, 244—246, 251, 255, 256, 260, 262, 278, 276-278, 288, 286, 292, 298, 824, 834, 885, 887, 889-842, 846, 847, 358, 861, 364-866, 870, 872, 376, 886, 889, 395, 897, 399, 401, 404, 405, 413, 414, 428, 430, 438, 439, 444, 445, 447, 458, 466, 468, 470, 471, 475, 476, 477, 479, 488, 484, 4{j6, 489, 490, 492, 494, 499.

«o«) Es sind die Nummern 1-5, 7, 1>, 16, 17, 19, 27, 81, 84-38, 47, 49, 50, 54, 60, 70, 78, 74, 77, 88, 90, 93-99, 101, 108, 111, 115, 116, 119, 120, 128, 129, 138, 147, 149—155, 162, 167, 172, 173. 175, 177, 182, 188, 187, 188, 198-201, 205, 206, 208, 210, 213, 214, 216, 226, 227, 229, 231, 287, 249, 250, 263 -267, 269—272, 275, 281, 287—290, 296, 800, 805, 309, 811, 813, 820—828, 825,

99

er nicht mit Namen oder Monogramme gezeichnet Uebrigens arbeitete er bekanntlich nach 1700 auch als Zeichner, doch scheint er nicht auf allen hieher gehörigen sieh auch graaaat au haben. Denn in dieser Eigenschaft tritt er nur bei dea Bl&ttem 321, 322 und 323, dann bei 411 hervor. Seine Signimng ist übrigens wechselnd; bald zeichnete er sich mit vollen, bald mit abgekürztem Namen, bald mit Monogrammen verschiedener Form^ bald auch nur mit A. T. oder gar nur T. Es ist sogar zweifeUiaft, ob die verschiedenen Verbindungen von A und T. jederzeit auch ihm angehören.

Greischer und Spillmann arbeitten auch schon vor 1687 mit Vis eher, da manche ihrer Stiche im Ver- zeichnisse von 1687 erscheinen. DerErstere erzeugte 19 '®'), der Letztere 14 Platten *'"). Greischer's Monogramm ist nie unklar, wol aber wurde jenes Spillmann's von Feil öfter mit jenem T r o st's verwechselt Es ist eine eigentümliche Verbindung von F. B und S, so dass das F nur durch den Querstrich von T unterschieden werden kann und die 2 Halb- bäuche von S auch jene von B bilden.

Wer der Zeichner Q. P ict auf Nr. 14 ist, welchen

Feil ftar Q. Pict liest, ist unklar.

Kilian arbeitete eigentlich bloss zur Ergänzung der Admonter Besitzungen c. 1707 die Platten Nr. 88 und 362 im Vi seh er 'sehen Formate und gehört nur nebenbei in's SchlOsserbudL

Wie schon im Beg^ter erwänt, ist vor einigen Jahren das bisherige Unicum der gedruckten Beschreibung von Biegersbui^ entdeckt worden. Das befindet sich jetzt im

839, 886, 843, 845, 849-852, 865, 860, 868, 871, 879, 882, 888, 886, 888, 403, 406, 407, 409-413, 416, 420, 421, 427> 429, 481 bis 488, 487, 440, 448,' 446, 449, 458, 454, 465, 467, 472, 474, 478, 480—482, 491, 498, 405 - 497.

<••) Nftmlich 9, 18, 14, 100, 188, 186, 181, 225, 247, 282, 868, 809, 885, 400, 402, 448, 461, 468, 487.

«>0) AlB 44, 59, 61, 67, 108, 146, 170, 815, 888, 359, 415, 417, 484 a. 478.

7*

100

Landesarchive. Es ist in einer geringen Anzal von Exemplaren photo-lifhographisch vervieUUtiget worden. Diese Arbeit ist als eine der wenigen Schriftdrueke aus Vischer's Hand zn be- trachten und wir setzen sie ihrer grossen Seltenheit wegen hier ein» Der Text ist in 2 breiten Spalten, das Blatt von der Grösse, um in's „Sehlösserbuch^ eingelegt zu werden. Unten am Rande ist in 31 Puncten die Erklärung zum Grund- risse der Burg (Nr. 353). Der Text huitet:

..Beschreibung dess Schloss fteggerspurg.

Reggerspurg ein Herrschafft in Vndter-Steyer 6. Meilen vnter der Haupt-Stadt 6r&tz / vnd eme von Fürstenfeld / zwischen den Flössen Raab vnd Feystritz auff einen von Wein vnd Traidt gar fruchtbaren Boden / von dannen noch 1. Meil in Vngam / allwo die Christen wider den Türeken vnweit S. Godhard / Anno 1664. standhaift gelochten / darumben die Schlacht vnd das Feld erhalten. Das Schloss liget auf einen hohen auss der Erden alleinig hierumb auffisteigenden gäben Felsen / auff welchen vnterschiedliche grosse Ebene vnd Vn- ebene Platz / auff denen theils nothwendige Gebäu erbauet / thefls aber neben einer Reitt-Schul / vnd ffingelren-Bahn zu fruchtbaren Obst-Garten vnd Wein-GebOrg zugericht / auss welchem so der Wein wol gerathen biss in 15. Stärtin das ist 1 50. Emmer gefechsnet worden. Das Schloss hat inwendig 5. Höf 7 von welche nothwendige Wirthschaffts - Gewölb vnd oben auff lustige Wohnungs-Zimmer erbauet seynd / zwischen welchen auch ein schön alte CapeDen zusehen / in dero täglich Abends ieTö man schlaS^en gehen will Litaniae Lauretanae von der gesambten anwesenden Herrschafit vnd DiensÜeuthen / GOtt zu forderst / dann Mari8B der Mutter GOttes zu Ehren l^ut / gebettet wird / in dem umem Hof / ist ein grosse Cistisren dessgleichen eine bey dem Reittstall / vnd dennoch 5. Ziech- brunn mit Stareken Zuflüssenden Wasser / dass diser gantze Orth mit Wasser genugsamb versehen ist. Vor dem Schloss seynd verwunderlich zu sehen von einer Gäbe. dess Felsens biss mr andern zwee^. in harten, gantzen Felsen eingebaute Graben / dem der innere allzeit mit Wasser erfüllt /• der

lOl -

äussere aber drucken ist / zwischeu disen hat es ein \^öhr* hafte Gallerie mit einer Pastey darauss alles gar wol kan defendirt vnd bestrichen werden. Von disen kombt man zwischen dem Weingebürg / Obst- und Kräntzl-Garten durch ein weitbe mit breithen Steinblatten 270 Sckritt (!) lang inperspectiv ge- pflasterte Strassen erst zum ßeittstall vnd Mayrhof / welche aber schon vil niderer als obgenante Gebftu ligen / doch mit absonderlichen Thor / Thum vnd. Ringmauern abermals be- schossene!). Ausser disen endet sich die Ebene vnd fanget erst an die Gäbe dess Felsens / welche nicht genugsamb zur (2, Colomne) wöhrhaflften Defen^ion verbauet wäre / ist solche von Ihre Hoch-Gräflfl. Gnaden Herrn / Herrn Johann Ernst Grafen von Burggstall / als er zur Gmahel hätte Catharinam Beginam gebome Gällerin / mit Cortmnen vnd Pasteyen wie es das Orth zugelassen auff dise Weiss / (desswegen beige- setzte lateinische mscription in die Leopoldi Pastey einmauern lassen) wie auss den 5. Eupffer-Blättem zusehen eingeschlossen worden / so alles mit Ziffern bezeichnet zu erkennen. Dum regit Imperium Leopoldus Primus et äuget.

Quae cemis sumpta facta fiiere meo Jn multis normam transgressus non, tibi mirum

Sit, cogor montes aedificando sequi. *) Als Leopold der Erst die Welt

Beherrscht vnd das Reich mehret Hab ich zur Zeit mit eignem Gelt

Diss Felsen-Beth vmbkheret / Ob zwar die Regl dess Gebäu

AUhier gehabt zu büssen. Bin zwungen worden, sag es frey /

Den Kluppen weichen müssen. Gleich vnter dem Schloss doch noch auff dem Berg ist ein hierzu gehöriger Marcktflecken darinnen ein schöne Pfarr- Kirch vnd Spital / ausser dess Marckts ist der Hanpt(!)- Pfarrhoff auff welchem wohnt der Haupt-Pfarrer / so von der Herrschafft auss praesentirt wird / er aber acht vornehme vnd

*) Im Originale steht die üebersetzung neben den latein. Versen.

102

erträgliche Pfarren hierumb zuverleihen hat I welchen annjetzo besitzet der Wol-Edle vnd Hochgelehrte Herr Joan. Antonius de Gabrielis SS. Theologise Doctor von Fleimitz auss Tyrol gebürtig mein gar hochwerter Herr vnd Patron

G. M. Vischer Geograph."

Die Ziffemerkläningen am unteren Rande, zu dem Grund- risse der Burg gehörig, besagen:

„1. Das Schloss. 2. Das Cronegg davon ein Gangsteig in's Schloss hinauff. 3. Der Wassergraben. 4 . Zeughauss. 5. Officier-Quartier. 6. Galleria vnd Pastey. 7. Druckner Graben. 8. Weinpress vnd Feigen-Hauss. 9. Weinge- burg. 10. Kuchelgarten. 11. Kräntzlgartea 12. Obst- garten. — 1 3. Provianthauss. 14. Reittstal]. 15. Mayr- hoflf. 16. Hochegg Pastey vnd Thor. 17. Alte Pastey. ~ 18. St Johanes-Thor. 19. St Johanes-Pastey. 20. Leopold! Pollwerck. 21. St Antoni. 22. St Josephi. 23. St. MariÄ. 24. St Kaveri. 25. St Michaelis. 26. St Regina. 27. St Catharinä Polwerck. 28. Alte Defension. 29. Burgthor. 30. Der erste Eingang. 31. Höh gäher Felsen."

Gelegentliche Untersuchung der ün Landesarchive aufbe- warten Platten hat ergeben, dass auch deren Rückseiten Gravirungen enthielten, und zwar sind selbe mannigfacher Art So sind auf Nr. 14 und 249 der Platten (453 und 479 unseres Index, Tüffer und Welsbergl) geometrische Zeichnungen, auf Nr. 265 (470 des Index, Wasserberg) das figuralische Titel- blatt zum Schlösserbuche, auf Nr. 90, 101 und 119 (164, 174 und 234 des Index, Heckenberg, Judenburg und Lehen- hofen) Darstellungen aus den unten zu besprechenden „Kriegs- thaten" der Steirer, nämlich das Widmungsblatt dazu, die „Propa- gatio Tauriscorum'' und die Schlacht bei Brück a. M. von 1291, auf Nr. 20 und 21 (73 und 74 des Index, Burg Feistritz von Innen und Aussen) Tafeln zu Ahnenproben und endlich auf Nr. 96 (177 des Index, Hofrain) stark verklopfte Darstellungen zu sehen mit Resten von Rahmen, Wappen, Ornamenten u. s. w., welche von einem grossen Stiche stammen.

103

Das eben erwftnte Titelblatt des „ScUösserbuches'^ zeigt inmitten des Feldes ein Medaillon mit dem steir. Panther, vom Herzogshttte gedeckt und mit Oel- und Lorberzweigen einge- rahmt, darüber ein Band mit der Inschrift: „Topographia Dncatas Styriae 1681. Cum Privileg. Sac: Caes: May." und in der linken unteren Ecke ein Quadrat mit den Worten: „Avthore et DeHneatore Georgio Matheo Yischer.*' Rechts unten ein Theil der Stadt Graz mit dem Schlossberge, links Über dem Schriftquadrate ein Hügel, darauf ein Mann ein entferntes Schloss visirt

Dass dieses Titelblatt das Jahr 1681 zeigt, berechtiget nadi dem obigen Beweise, dass Vi seh er überhaupt die Topographie nie abgeschlossen, durchaus nicht zur Anname, dass um 1681 die Ausgabe gemacht worden. Es zeigt nur, dass das Titelblatt des Gkmzen und zwar im Jahre 1681 vor- gearbeitet worden.

Doch unterscheidet man 2 Ausgaben, eme Wiener und eine Gratzer. Die erstere hat ein gedrucktes Titelblatt und kein Verzeichniss, die letztere hat ein Yerzeichniss und kein gedrucktes Titelblatt. Dieses lautet:

„G. M. Vischers KayserHchen GEOGRAPH! [ TOPO- 6RAPHIA DUCATVS STIRIiE | Das ist: EigentUche DELI- NEATIon vnd Abbildung aller | Städte, Schlösser, Marckfleck, Lustgärten, Probsteyen, Stiilter, | Clöster vnd Kirchen, so sich im Hertzogthumb Steyermark befinden; | Und aojetzo | vmb einen billigen Preyss zu finden seynd | bey Johann Bitsch Universitäts Buchhändlern Aufif dem Juden-Platz * * ^ bey der güldenen Säulen. **

Gegen FeiP'*) sind wir der Ansicht, dass dieses Titel- blatt der älteren, also der sogenannten Wiener Ausgabe angehöre. Wir nemen, wie wol ganz sicher, an, dass erst die Nachlassgläubiger Yischer's, Walch und Häckel, nebst anderen Rechten aus V i s c h e r 's Erbschaft auch das des Abzuges

«'«) In V^ien.

^«*) Am a. 0. p. 22.

104 -

von 200 Exemplareu ausübten und dem ^ucihhAndler Bitsch in Wien die Commission derselben Obertnigen, um zu ihrem Gelde 201 kommen. Das mag allerdings um 1 700 gewesra sein. Daher das gedruckte Titelblatt und die geringe Vorsoige für Beigabe eines InhaltsTerzeichnisses. Diese Wiener Ausgabe ist auch weniger reichhaltig, doch wechselnd in der Zal und zwar von 370—390, aber auch mit 427—437 Bildern. Wie diese Verschiedenheit kam, ist schwer zu erklären. Endlich sind in dieser Ausgabe von s. Jacob, PöUau, Stainz, Voran und Welsdorf nur die alten, nie aber die Um- und Neubauten enthalten.

Die Grazer Ausgabe, d. h. die durch Trost allein ver- mehrte Auflage hält stets 462—465 Blätter, besitzt kein ge- drucktes Titelblatt, doch den Begister und fehlen in ihr die alten Bauten, wol aber bringt sie die Neubauten der eben erwänten fünf Oertlichkeiten, und zwar sind einzelne, deren Stiche nicht nach der Natur, sondern nach den Entwürfen gearbeitet. Das zeigt sich bei PöUau, dem noch jetzt der zweite Thurm mangelt, und bei Voran, das noch heute seine alten spitzen Eirchthurmdächer aufweist Ob die Landschaft diese vermehrte Auflage veranstaltete oder gleichfalls die Gläubiger- schaft Vis eher 's, oder ob die Stände sie Dritten übertrugen, ist unbekannt

Als sehr seltene Blätter sind zu bezeichnen, s. Jacob (Nr. 185), Kilbel (Nr. 208), Mosbrunn (ältester Bau, Nr. 278) Peckau (Nr. 306 und 307) und Stift Rotenmann (Nr. 367).

Diese letzten Angaben über die Auflagen, ihren Reichtum und die seltenen Blätter verdanken wir dem emsigen Fleisse des Herrn E. Fürst

Nachdem wir mit Karte und „Schlösserbuch'' die umfang- und inhaltreichsten der Vi sc her 'sehen Arbeiten ftür Steier- mark abgetan, woUen wir zur 3. Gruppe, zu den Einzel- und Kleinarbeiten übergehen. Dabei sei es vorbehalten, am Schlüsse der Darstellung die verschiedenen Leistungen Vischers im Lande und für dasselbe in chronologischer Uebersicht aufzureihen, um so die Wirksamkeit des Mannes,

les

weidie wir bis jetzt mahr nach bestimmten Themensorten belmchtet, auch in dieser Art zur Anschauung zu bringen und gewissennassen zu recapituUren.

Hier tritt uns zuerst ein ganz neues, Feil unbekannt gebliebenes Werk, das in dessen Liste als Nr. 13 figuriren sollte^ entg^en, die grosse Ansicht von Admont Als vor einer Reihe von Jahren am Joanneumsarchive die vor- rätigen Platten Vis che r's neu abgezogen wurden und allent- halben im Lande eine Bewegung zur Ergänzung mangelhafter Exemplare Vis eher 's auf diesem Wege entstand, gelangte auch Manches zu Tage, was früher an emschlägigem Materiale unbeachtet geschlummert hatte. So brachte Herr Regienmgsrat Dr. B. Peinlich damals jenes Kupfer ein; es kam dann auch die (überarbeitete) Platte davon zu Tage, und weitet's langten noch 13 Kupferplatten zum Schlösserbuche ** aus Admont an.

Diese Ansicht des Klosters besteht aus dem eigent- lichen Bilde und dem Erklärungsrande unterhalb; mit letz- terem hat sie 13" 9", ohne demselben 13" 1" Höhe, gegen 19" Breite.

Das Stift ist darauf von der Westseite in Vogelperspective aufgenommen, ganz so wie es die Ansicht im « Schlösserbuche ^ zeigt, nur aus grösserer Höhe, so dass die rückwärtigen Höfe und der Garten sich mehr ausdehnen. Eben desshaib schliesst auch dieses Blatt oben mit der Gartenmauer ab und feit der Thal- und Berghintergrund des kleinen Bildes. Wo auf diesem in der linken unteren Ecke das Erklärungsquadrat angebracht ist, eben dort ist auf der grossen Ansicht eine besondere Orna- mentik eingesteUt Zwei Pyramiden, oben mit Rosetten und Maschen geziert, stehen mit Kugelfüssen je auf 4 konischen Felsblöcken; ihre Spitzen sind durch ein Band verbunden, über welchem eine Gemshaut herabhängt und diese hat die Inschrift: „REVEREND™^ PERILLVSTBI i et Amplissimo Praesuü ac Duo Dno | BAIHYNDO \ Dei Gratia Celeber™^ Monasterii | Admontensis i Ordinis S. Benedicti abbati Vigilant"'^^ j Superioris Styri« Archidiacono, Sac: | Caes. May: et Cel- sissimi Principis et Archi- { Epi Salisburgensis consiliario

106

respectrae | Intimo ete. Dno ac Maecenati suo { clementissimo hanc Monasterii | sui frenographicam delineatiosem hmnillime oflfert I G: M: Vischer. | Geograpbus. | Anno 1674/

Sonach wäre dieses Blatt das erste Werk Vischer's auf steirischem Boden nnd fbr denselben, noch vor seiner Ansicht von Graz und lange vor der Karte selbst datirend, und eigentlich die Inauguration seiner späteren topographischen Arbeiten. Leider enthält das Sttftsarchiv nach den Mitteilungen des Capitulars und Archivars P.Jacob Wi ebner keinerlei Daten, welche über die Verbindung V i s c h e r 's mit dem Kloster und dem Prälaten Baimund (Baron von Bechlingen) aufklären.

Da nicht nachgewiesen werden kann, dass Vischer seine Landesbereisung behufs der Karte schon 1674 gemacht, ist es auch nicht grundlos anzunemen, dass er schon früher das Bild von Admont vorbereitet habe. Denn das Stiit liegt nur eine kurze Wegstrecke von der oberösterreichischen Grenze ab und es ist sehr zu vermuten, dass er bei seiner Bereisung jener Gegenden des Landes ob der Ens es besucht, gezeichnet, noch vor Beginn seiner steirischen Arbeiten gestochen und dem Pr&laten überreicht habe.

Diese Ansicht ist älter als die kleine im „Sctdösserbuclie". Abgesehen davon, dasa letztere von dem erst später beige- zogenen Trost gestochen wurde, liegt der Beweis auch in der Grestalt der Thürme der Klosterkirche. Der rechte oder nörd- liche nämlich hat auf dem grossen Bilde noch die alte Form, das Spitzdach und das vortretende ührfenster darauf, und ist niederer als der südliche, welcher auf dem viereckigen alten Thurm bereits den achteckige Aufsatz mit dem Zwiebeldadie trägt Ausserdem tritt auf dem grossen Blatte die rechte Thurmfront etwas gegen den Stiftsvorbau vor und ist dagegen der Kirchenvorhof Meiner als auf der Ansicht im „Schlösser- buche ^. Letztere hat schon beide Thürme gleich und die äussere Linie des nördlichen Thurmes Mt mit jener des Stiftsvorbaues zusammen.

Der Erklärungsrand zält 32 Nummern, während die kleine Ansicht nur 6 Teile erklärt

107

Zeidmer und Stecher sind auch in Monogramm genannt nicht zu entdecken. Es soQte wol das „6. M. Yischer 6eo- graphns offert" Alles decken. Ob unser Topograph denn auch wirkKch der Aetzer gewesen, mag fraglich sein.

Dieses Blatt mnss als Unicum gelten. Ein zweites Exem- {dar ist bisher nicht vorgefunden worden.

Wie die anderen Besitzungen Admonts, welche im ^SehKVsserbuche^ . erscheinen , hat dieses Kupfer 38 Jahre sp&ter eine üeberarbeitung erfahren.

Abt Raimund wai* bereits 1675 gestorben und der 4. Abt nach ihm, Anselm (Lürzer von Zechenthal), inaugurirte das Jahr seines Regierungsantrittes unter Anderem auch mit diese Massregel. Diese wurde hübsch bequem aufgefasst; statt des alten Thurmes wurde ein neuer, d^n südlichen gleicher, AN- SELMO statt RAIMVNDO, und 1707 statt 1674 eingestellt Alles Andere blieb. Dass Yischer damals schon mindestens 8 Jahre todt war und seinen angeblichen Mäcen Anselm ver- mutlich gar nicht kannte, beirrte nicht

Auch auf dieser Üeberarbeitung ist keinerlei Namens- zeichen zu entdecken.

Die Platte davon, weitaus wol Vischerisches Operat, befindet sich im Stifte.

Die nächste Einzelarbeit Vi seh er 's, der wir in der Zeit begegnen, ist die bei Feil (p. 18) als Nr. 8 der Werke be- zeichnete grosse Ansicht von Graz.

Yischer reichte das Blatt, welches entschieden keine Ver- trags-, sondern eine Privatarbeit ist und das er 1675 fertig brachte, im Jänner 1676 der Landschaft ein. Zu^eich brachte er zu ihrer Eenntniss, dass er auch eine Beschreibung der Stadt drucken lassen wolle und dazu der Namen der vomemsten in ihr sesshaften oder wirkenden Landeswürdenträger bedürfe. Nach unserer Auffassung der Eingabe * '') scheint es sich um eine Ausstattung des Bildrandes mit erklärenden Daten ge-

1 *) . . . allhiegBige kaisserl. Tiid auch einer hochlöbl. Landtschaflft Stollen aUhero vnd darunter, neben herab aber ancli die kurze Be* schreibang der Statt . . ."

108

haaddt zu haben und die Landschaft sollte nach seiner Bitte die Revision der Bichtigkeü; pflegen lassea Sie beauftragte zwar den Begistrator damit ' '^), aber es ist nicht bekannt, dass die Sache bis zur Ausftünng gediehen sei. Vi sc her erwänt zwar in wenig späterer Eingabe, er arbeite daran '^'), allein es ist kein Exemplar dieser. Beschreibung oder eine Stadt - ansieht mit derselben bisher bekannt geworden. Nur das' ist aus den bücherlichen Aufzeichnungen gewiss, dass man ihm ftlr die Widmung ein Geschenk von 12 fl. gab '**).

Bezüglich der Beschreibung dieser Langansicht , davon das Landesarchiv leider kein Exemplar besitzt, das wir aber aus dem etwas verletzten des Herrn Privatiers £, F ü r s t kennen, folgen wir Feil (a. a. 0. 18),

Sie besteht aus 2 zusammenpassenden Blättern, welche im Ganzen 35" 3'" Breite und 10" 7"' Höhe haben.

Oben in der Mitte ist ein auf Wolken gestelltes Medaillon mit dem steir. Panther, über welchem ein blasender Engel den Lorberkranz hält, während ein zweiter Engel in der Rechten mit einem grossen Zweig, den Schild mit der Linken zu halten scheint. Die Aufschrift lautet:

.,(Srät( bie jQanlit Statt im l|ör^09tt|itmli 3tti|er.''

Die Stadt ist vom Westen aus der Murvorstadt aufge- nommen. Den Schlossberg krönt das alte wolerhaltene Schloss. An seinem Fusse ist „Der Änderte Sackh"^ und „Der Dritte Sackh*", rechts im Hintergrunde der „Rosenberg'' mit 2 Schloss- chen, links etwas tiefer ,,St. Leonhart" und unten „am Graben''.

In der Mitte des Bildes und der von der Flussmauer eingesäumten Stadt ist das Murthor mit der in halber Länge gedeckten Brücke und dem Blockhause darauf mit den Auf- zügen. Die Einzelbauten der Stadt sind in 25 Nummern erklärt

In jeder der beiden oberen Ecken sind eingeramte Tafehi,

*•*) Orig., stimk. Landesarchiv j Feil a. a. 0.67; Verordne tenprotokoU

1676, f. 16, Expeditbuch 1675—76, f. 67'. «^•») Orig. ebd.; Feil a. a. 0. 68.

ii**) Yerordnetenprot. (9. März) 1676, f. 46 und Ausgabenbuch (16. März) 1676, f. 190'.

109

darin Uehie, aber recht klar gearbeitete Ansichten von Graz uod zwar von anderen Seiten als die grosse darstellen. Die rechts gibt „Die Hanbt Vestung Gratz wie sie denen von Wienn vnd Saltzbnrg körnenden sieh erzeiget*', also von Norden, jene links „Die Haubt Vestung vnd Statt Grätz, wie sie denen aus Krabatten vnd windischen Marckh khonunenden zu sehen vorkhömbt'', sonach von Süden.

Der Name des Zeichners und Stechers ist nicht bemerkt; dass aber wenigstens die Zeichnung von Vi seh er stammt, ist wol sicher; ob der Stidi, wird nach Kennern wie Feil, die Vischer's Aetzkunst gering anschlagen, bezweifelt

Eine andere fast gleichzeitige Kleinarbeit V i s c h e r 's ist, dass er die Wappen der Verordneten auf 6 silbeme Leuchter der Landhauscapelle stach. Der Auftrag dazu wurde 1676 vollzogen und betrug sein Honorar dafbr 12 fl. ^"). Diese Objecto befinden sich heute längst nicht mehr im Inventare der Landschaftscapelle ; gegenwärtig dienen daselbst die gewönhchen hölzernen, geschnittenen und reich vergoldeten Leuchter.

Weitere Bethätigung seiner Geometerkenntnisse wurde Vischer aus den Grenzstreitigkeiten, welche zwischen Steier- mark und Salzburg einer-, dann Steiermark und Niederöster- reich anderseits obschwebten.

Mit dem Erzbisthume warte der Zwist an der Mandling hn Ensthale zwischen Schladming und Radstadt schon seit 1589. Gegen Mitte der siebziger Jahre des 17. Jhrh. ergab es sich, dass die Salzburger mit ihrem Ausbau der Befesti- gungen zu empfindlich das steir. Gebiet berttrten. Es wurde 1677 eine Commission ernannt, bestehend in dem Grafen Erasmus Friedr. von Herberstdn und dem Propste Maximilian von Seckau. Letzterer hatte ohnehin seine Hausdifferenzen mit dem Erzbischofe, mochte sich dessen Abneigung nicht anssetzen und trat gar nicht in die Commission. Für ihn nam

'*^ Verordnetenprot. (8. Juli) 1676, f. 1S8 und Ausgabenbuch (26. Aug.). 1676, f. 221'.

- 110

Abt Franz von s, Lambrecht das Amt an. Die CiMmaisaion sollte am 28. Juli an der Mandling sich mit den Salzburger Abgeordneten zusammenfinden. Ihr Begleiter war unser „Geo- graphus Georgius V i s c h e r, welcher ohne dessen die Steyrische Landt Karten zuuerfasssen hat^^ Er hatte den Auftrag um einen Tag (4. August) vorauszugdien, „dass er situm loci adamussim abmessen, in Grund legen vnd getreulich zu Papier bringen, massen dan er beykombenden in der Bamb einge- fasten Abriss . . geometrice entworfifen^, denselben, den wir in der ersten Eunstbeilage hier in autographischer Copie bieten. Die Comnüssion einigte sich in einem Vergleiche vom 7. Au- gust 1677 und die Streitigkeiten dauerten fort*'").

Das Ei^ebniss der Vi scherischen Mitarbeit ist eine Doppelaufioame der salzburgischen Befestigungen und deren salzburgischer und steirischer Umgebung, in Ansicht nämlich und in Grundriss. Das Origmal ist uns nicht mehr erhalten und dürfte in einem der kaiserlichen Archive liegen, da auch der Vertrag im Original an die Hofkammer ging; doch liegt uns eine voraussichtlich getreue Copie des 18. Jhrh. vor, welche wir fbr die Wiedergabe bentttzen.

Der obere Teil der Doppelau&ame nennt sich nAui^e- zogener Abris der Salzburgerischen Schanz an der Mandling*', der untere „Geometrischer Grund-Riss der Lands-Confia zwischen Steyer vnd Salzburg auf der MftndUng im Ennsthall 1677^. Der Copist besagt ausdrucklich, „das Original ist von G. M. Vischer Geograph.^

Da die.autographirte Copie gleicher Grösse mit der Vor- lage, so ist das Mass gegeben Nur ist zu bemerken, dass auf Letzterer unten noch ein 5" hoher lUnd sich in den Gesammtramen einbezogen findet, welcher die Erklftrungen von A— AA enthält Unser Quasioriginal ist ziemlich schlecht in Wasserfarben gehalten imd hat man daher in unserer Copie von Farbendruck absehen zu sollen ge^^bt Es ist eine folbar getreue, aber harte und fasst möchte man sagen.

<i8j Grencacten des LandesarchiTes.

lU

bnreaakratische Wiedei^e des unbekaimt gebliebenen Ori- ginales, ohne Spur jener künstlerischen Hand, die man in der 2. Beilage allerdings erkennt

Wie man aus unserer Copie ersieht, waren damals die salzburgischen Grenzbauten an der Mandling sehr umfangreich ; ans den heutigen Ueberresten würde man diess kaum mehr ahnen. Zum Verständniss der einzelnen Bauten und Oertlich- keiten wollen wir hier die in der Copie ersparungshalber weggelassenen Erklärungen folgen lassen.

«A Gruener Püchl woruon man die Salzburgerische Schanz völlig besehen kan. ^ B Die Salzburgerische Schanz sambt der Soldaten Wohnung.

C Die Mauer mit welcher die Schanz von hinten her umbfEmgen.

D Palissaden mit welchen was nit mit Mauren einge- ÜBügen beschlossen.

E Zwey Bastionen von starcken dicken Mauren au%e- fbhret

F Die Cordinen zwischen beeden Pastionen.

G Die Streichwöhren,

H Drey Schild und WachlrHaussl.

J Plochhaus von Holz aufgesezt

E Der Ausfall in der untern Bastion bey der Ennss.

L Der Grästein wohin Salzburg anfangs seine Gränizen vorzeigt vnd praetendirt hat.

M Hueber Palfen in dem ein eingebautes Creuzl zu sehen, von welchem anfangs bis zu der Rottenwan(d) die Steyrische Confin von unss begehrt worden.

N Die rotte Wand wie mans in gemein pflegt zu nennen.

0 Der neue MüUschlag vorhin strittigen Confin Orths, aniezo aber auf der Salzburgerischen Grund stehend.

P Die Mandling Pruggen wie in obem Riss zu sehen.

Q Der Fluss Mändüng ober der Pruggen, welcher aniezo biss zu der Prüften P die Confinen auf der Mitte des Rmsall schaidet

R Der Fluss Ennss.

112

S Der Fluss Mtodling wie er unter der Pruggen in die Ennss flüest

T Die Scbriembs unbequeme Pruggen von Schanzthor heraus, me sie bishero gestanden und in untern Ria zu sehen ist

V Wie die vorbenante Pruggen T aniezo grader und bequember zu machen verglichen worden, vnd in obem Bis zu sehen.

W Rott spiziger Stainfels wohin man sich aniezo wegen der Confinen verstanden hat

X Die gerade Grundlinien von obbesagter Hueber Palfen M bis zu der Bottenwandt N wie in den untern und obem Bis angezaigt und vermerkt wirdet

Y Diese Linien zaigt von Mitte der Mftndling Pruggen P die Confin bis an den rothspizigen Steinfelsen W.

Z Die verglichene LandmarchseuUen, wie sie sollen gesezt werden und in obem Bis vermörkt seyn *'•).

AA ain gemaurtes Pastein-Egg, welches noch vorhin von den Salzburgerischen zu weit herein in den Fluss Mändling auf Steyrischer saits erbauet worden."

Visch^r's Entlohnung fbr seine Mtthewaltung bestand in der Summe von 60 fl: „Lifergelt^ (Di&ten), worin wol Alles begriffen scheint Graf Herberstein bekam 300 fl. "^.

Drei Jahre später ging Vis eher als Grenzgeometer an den Semmring.

Acten liegen darüber nicht vor, wol aber besitzen wir seinen „Abriss der Landtgranitz auf dem Semring zwischen dem Hertzogthumb Steyer vnd Ertzhertzogthumb Ostereich die alhier mit rother Färb gezeichnet zusehen "^ und beigefügt ist unten „Gemacht durch Georg Mattheum Vi scher Geo- graphum Anno 1680 den 9. 9br."

***) Bei den Gi^nxacten und zwar der Vergleichscopie Yom 7. Aug liegt eine Curbige Abbildung einer solchen «Lundmarcbsaulen*, die Yon gewandter Hand gearbeitet ist und möglicherweise von Vis eher Btanunt, wenn sie nicht ebenfalls doch gleichzeitige Copie ist.

<«) Verordnetenprotokoll 1677-78, f. 174.

113

Aiieb diese Arbät g^en w in autographirter Nach- büduig als zweite KuBStbeilage.

Die GreBzkarte am Semmring ist uns in 4 Exemplaren ecliallen. Davon sind 3 gleicbzeitig mit 1680 und scheinbar von derselben Hand gemadit; eine derselben ist nur in Feder geaeicbnet und luit wol obige Aufschriften, doch keine Ter- weiabucbstaben; die anderen zwei sind mit der Feder gemacht und haben leichte Farbentinetur, doch keine Au&chrift, wd ab^ die Eiklänmgsbuchstaben. Letztere beide zeigen $xtA eine grüne und eine blaue Grenzlinie auf steirischem Gebiete, wie Oesterrelch sie prfttendirte, welche Beide wider auf der festeren feien. Endlich ist noch eine Copie des 18. Jhrh. in Federzeichnung und Farben vorhanden, die aber gegenüber den anderen drei nidit in Betracht kommt. Unsere Copie in Beilage 2 ist eine Compositicm aus den ersten dreiai, weil es uns mcbt allein auf die Yisc herische Arbdt, sondern auch auf den Stand der Angelegenheit anzuk(»nmm scheint

Es ist schwer zu entscheiden, ob die drei ^eichzeitigen Karten, deren Schriftettge, wie gesagt, durchaus dieselben sind^ von Vi seh er oder von einem Copisten etwa Trost rttren. Die Züge sind in lateinischer Cursiv mit dn^ gewissen Sorgfalt gemadit, und darnach lässt sich Identität der Schriften weit schwerer feststellen, als wenn sie gewdnliche, man möchte sagen, Wochentagszüge machen. Von Vis eher liegen uns nur seine gewönlichen Briefe m deutscher Cursiv vor, auch die Unterschriften darin. Selbe sind wol ganz anders als die Züge auf diesen Karten. Wenn man aber deren Unterschrift mit jener auf Feils Porträt vergleicht, dann ergibt sich allerdings grosse Aehnhchkeit und die Anname der eigen- händigen Erzeugung der Karten.

Sei dem wie immer, so ist die Gleichzeitigkdt dieser mit Vischers Operate nicht zu läugnen und so wie die drei Karten unter sich stimmen, stimmten sie wol auch mit Vi- schers Originale, wenn sie nicht selbst Originale sind.

Die Art der Aufoame erinnert sehr an die grosse Karte von Steiermark. Die Berge sind hier im grösseren Massstabe

Mittheil. d. hist. Yereins f. .Steiermark. XX lY. Heft, 1876. 8

114

ganz so behandelt, wie dort im Kleinen, und die Orte Spital, Schottwien und Klamm eigentlich nur Gopien ihrer Sldzssen daselbst Den kansüerischen Strich erkennt man an der leichten Weise der Waldberandnng der Berge, an der nicht uneleganten Auffassung der Orte und an der Weise d^ Farbentingnrung.

Wür haben auf unserer Copie m Beilage 2 die 3 Grenzen in Farben nicht geben lassen, sondern selbe durch verschiedene leicht verständlidie Striche markirt; fOr das Detail der Oert- lichkeiten soll die Erklärung sprechen, welche in den Acten erhalten ist. Sie lautet:

^Abriss einer gewissen Landts Confin zwischen N: Ö: ynd Steyer, gegen dem Berg Semring, darinnen der rothe Strich (mit denen Buechstaben A B G D E F 6) die von steyri- scher Seithen angezogne Confinen, der blaue Strich aber (mit L M N) die von Seithen 'S: (f: vermaintlicbe Landscheidung bedeüttet, der griene Strich aber (mit O P) zeiget, wie weit die Österreicher ihren Wildpan extendiem wollen.

Bedettttung der emgesetzten Buchstaben.

A Auf dissen Peillstein ist die Confin vndisputierlich vnd fangt aldorten an.

B Ein Marchpaum darin ein Khreitz gehauen.

C Ein SchnöUgalgen, so von steyerischer - Seithen auf- riebt worden, herentgegen von Östereichem wider abgethon worden.

D Alda bey einem Prttndl fangt an der Mörtengraben, gehet hinauf zwischen den Göstritz Kogl, vnd Ärtzt-KogL, vnter der Strasss aber haisst es in der Haarpoint vnd ist ostereichisch.

E Auf der Höche dess ArtzkogI fangt an ein Zaun, der scheidet die Burgerwissen vnd Spittälerwissen biss auf den Weinweeg. NB. Die Burgerwissen ist vndisputierlich ostereichisch vnd die Spittälerwissen vndisputierlich steyerisch.

F Ein Tafele, alss ein Martersaul an ein Baum angehöfft, biBS dahin gehet Kranichbergisch (id est) Ostereicher gebUett vndisputierlich.

G Der Pfaff ein grossser Berg, der nach der Wasssersag

I 115

steyerischer Sdthen steymsch, vnd Ostereicher Seithen osteraehischviidisputierlich eikhenat wirdt.

H Em Martersaul, so Herr General von Kielmannssegg Ttxr Bit langen Jahren auss Andacht dahin setzen lassen, gegen zum StOfft Neuberg (welchess aldort den Grundt ynd Poden hat) gegebnen Reuers, vnd also khein Zeichen der Landschi- dung ist, oder allegiert werden khan.

K Ostereichisch neygemachtess Verh&kh, darbey sie Wacht gebalten, vnd den 26. Octob. 1680 durch die steyerischen Henmi Clonnnissarien cassiert, auch die österdchische Wacht in den M(Mengraben alss zur rechten Confin hinab geschafft vnd be^ait worden.

L Ostereichisch gesuechte Landt Gränitz, so bey M den Buechwald ihrerseits einschüesset, vnd sich biss an den Wein- weg N extendiem solle, der in die Dierr gehet

0 Ostereichisch praetendierter Wildpahn^ so sich biss an Weinweg P der in die FrOschnitz gehet, erströkhen solle. **

Fitr die Leistung wurden Vischer i,als wegen Be- reithung der strittigen Landtsconfin auf dem Sembring fQr Raiss alss andere Vncossten^ 150 fl. angewiesen und am

15. Jfinner 1681 ausbezalt '* 0*

Schon oben ***) ist des ümstandes gedacht worden, dass 1680 eine seiner stdrischen Landkarten zugeschnitten und in der Form eines Ritterhelms mit zurückgeschlagenem Visir bemalt den Ständen vorlegte und dass dasselbe Product mit gewissen Randbeigaben uns vom Jahre 1681 erhalten ist.

Auf diese letzteren kommen wir jetzt zu sprechen. Sie zeigen uns Vischer in einer Sph&re, fbr welche wir bisher nur Andentungen besassen, nämlich als Historiker. Congruent ist diese Thätigkeit bis auf gewissen Grad mit der ungarischen Landkarte, welche als Karte des Kriegsschauplatzes eigentlich der Tagesgeschichte diente. Es lag dann nahe, dass er aach die Herausgabe anderer kriegsgeschichtlicher Blätter

"') Verordnetenprotokoll (9. Dec.) 1680-- 81, f. 51' und Ausgabenbuch

1680-81, Nr. 198. '««) Seite 29.

8*

116

unt^mam, warn Dimlich der Getet im Lande seiner Fferivai- unternemun^ Unterstützung imd ihren Leistungen Abname versprach. Und das mnsste doob wol sein, sonst konnte er zu dner ganzen Serie von Stieben sich kaum herbeilassem und spricht filr den geschichtlichen Sinn, und« fast müdite man sagen, den Eriegsstok des Landes.

Nach der Fassung, in welcher die Notiz von 1681 spiidii, dürfte unzweifelhaft ein doppeltes Substrat der Landschaft zur Anerkennung vorgelegt worden sein, im Jahre 1680 der ^martialische Kopf** zuerst allein, und am 2S. Mai 1681 abemalfi als „inuentierte rC^embhche Landts Figur,'' die jedoch sehen die lobwttrdigen Khriegsthatten in sich haltet'**). Was er fUr das Eine erhielt, wissen wir nicht; von dem anderen wissen wir, dass er nidits erhielt Er wurde dafür auf das „vorige Quantum'^ gewiesen; folglich hatte er w^gstens etwas erhalten.

Von der Existenz der „Kriegsthaten** wussten wir bereits. Ein Exemplar in welcher VoUständigkeit kt uns nicbt' mehr erinnerlich haben wir vor Jahren in Privathaad gesehen; verstreute BUtter derselben kommen hie und da v<Hr und hat auch emes derselben (die Schlacht vor Graz von 1260 darstellend) einen Unkundigen vor kurzer Zeit bewogen, darin eine echte Ansicht unserer Landeshauptstadt zu erkemien und mit litho- graphischer Wiedergabe ein verfdtes Unteraemen auf den gläubigen patriotischen Sinn zu eröffnen; eine gute Anzai davon findet sich in Einzelblättem im Landesarchive. Den ersten Wink über die Urhebersbeziehung gab eine gelegentliche Untersuchung der noch erhaltenen Platten des ^SchUteei^ buches''. Da ist auf der Rückseite des Kupfers von Sehloss Heckenberg die „Propagatio Tauriscorum'', auf der von Lehen- hofen die Schlacht Albrechts L gegen die Aufistlbidischen bei Brück *^^) und auf der von Judenburg eine omamentirte

**») Verordnetenprotokoll 1680 -81, f. 128 und Expeditbuch 1680—82,

f. 164'. ^*^) Ist in lithogr. Copie und vergrössert auch als Titelbild in Graffis

Gescb. V. Brück a. M. ververtet.

11t

Widntong in lateni. Distidieii gravirt, die, allein genommen wenig Terstfindlich , Ton Einigen oberflftclüich als Dedica- tiond>latt zum Schlösseibuche genommen wurde. Nicht die Verse sprachen dalbr (Aeim waa hätten die ,,duodecies Tictrida arma** mit den steir. Burgen u. s. w. zu thun ?) aber dass ^Vischer Author* darunter stand, das stellte fest, das Blatt gehöre zu einer Arbeit, welche eben vor wenigen Jahren noch nicht sonstatirt war. Es gab sich mit der genaueren Unter- sudiung des gesammten Yischer-Materialee Niemand ab, sonst hätte mit einiger Bestimmtheit das Zttsanmiengeh(Vren der De- dication und der Oeschichts- und Kriegsbilder wol schon nach- gewiesen werden könnm. Durch die Erhaltung und Entdeckung der Gesuchsbeilage Ton 1681, des „martiaüsehen Kopfes mit der kOnstlerischen Randglossirung, dem Widmungsblatte und der „Beschreibung^ ist die Arbeit als eine Vischerische YoUkMunen ausser Frage gestellt

Wer die Studie Feirs durchliest, wird finden, dass Vi- scher manches Nebensächliche zu seinen rein karto- und topographischen Arbeiten betrieb und Zugaben dieser im Schilde fürte, welche zwar im geistigen, doch aber nicht in sachlich notwendigem Zusammenhange mit denselben standen. Auch oben haben wir bereits derartiges nachgewiesen. So stodirt er die österr. Chroniken, um itlr sein niederöster- reichisdies »Schlösserbuch'' einen begleitenden Text zu schreiben; auch Air die Ansicht von Graz trug er sich sehr ernst mit einem gleichen Gedanken und von Schloss Riegers- burg hat er wirklich ein Textblatt geliefert, das zu den grOssten Seltenheiten gehört Nicht minder war diess beim steir. „Schlösserbuche^ der Fall. Doch was ihm geriet, behagte den Ständen nicht Allein ei^hat nachweisbar einige Exemplare „Büecher mit den steyerischen Landt Glletem" vorgelegt, wo- mit eine Beschreibung gemeint sein kann. Diese Unter- nemungen sollten wol seine Bildwerke landläufiger madien. Es gab da mancherlei Namen zu nennen, und das gefiel und konnte den Absatz fördern Und so wie dann die Karte mit dem „martialischen Kopf^ die weitere Ausnutzung emes ver-

118

wirklichten Gedankens, eine Speculationssache war, so ist das mit den sogenannten Beschreibungen nicht anders und ganz so auch mit den „Kriegsthaten'' . Sie rechneten auf den selbst- bewussten historischen Sinn und waren eine Verwertung der winterlichen Lesestunden Vi seh er s. Er textirte eben seine Geschichtsstudien durch Bilder, und seine Bilder wider durch erklärende Worte. So viel wir wissen, war er in jenen glücklicher.

Diese „Kriegsthaten'' hat er dem illuminirten „martialischen Kopf illuminirt als Bandzier beigeklebt, das Widmungsblatt, den steir. Panther aus dem „Schlösserbuche^^ und endlich ein Blatt Text in 3 breiten Columnen beigefügt, an dessen Schlüsse es heisst: „Inventirt vnd zusammengetragen durch G. M. Vi* scher."

Ausser Zweifel scheint es, dass Vis eher diesen Text ganz besonders für dieses Verschneiden vüxd diese Ausstattung der Karte habe drucken lassen. Die Aufschrift desselben lautet nämlich:

„Bedeutung der beygefügten Kupfferstichen, welche an- zeigen, glorwürdige Kriegs-Thaten der Steyerer, die mit der Figur ihres Vatterlands (so da ist eines Kriegs-* Helden Haupt) übereinkommen.^'

Es scheint aber, dass er die 12 Blätter „Kriegsthaten^^ nur aus einer um 3 Blätter reicheren Serie genommen und zu- sammengestellt habe. Es sind nämlich noch 3 Blätter einzeln vorhanden, die „Origo" und die „Propagatio Tauriscorum* und die Belagerung von Brück 1291, welche mit den „Kriegs- thaten'' Eine Grösse und entschieden innere Beziehung haben. Da nun die „Kriegsthaten" manchmal so sagenhaft, wie die „Origo'' und „?ropagatio", da sie öfters aber auch gar keine „Kriegsthaten'' sind, so scheint die ganze Serie nur Geschichts- bilder des Landes darstellen zu sollen, davon Vis eher eine Anzal walte, ihnen einen besonderen Titel gab und so auch dieses Werk nochmals in zweiter Weise verwendete. Und eben für diese secundäre Verwertung druckte er das Textes-, aber auch das Widmungsblatt, welches nur von 1 2 Bildern spricht.

U9

Dieses letztere ist, wie schon gesagt, auf der Rückseite des Kupfers von Jadenburg gravirt Diese Stadt niiiss erst nachträglich darauf gestochen und die Platte beschnitten worden sein, denn dermalen ist die Basis des Architekturwerkes um etwa \V* abgestossen. Das Dedicationsbild stellt einen zweistufigen, oben veijüngten Aufbau vor; auf der Mitte des Randes der oberen geschweiften Stufe prangt zwischen zwei Eckkugehi das Wappen des Landeshauptmanns Grafen von Saurau; auf dem Rande der unteren Stafe sind die Schilde der 5 Verordneten gestellt, des Propstes von Seckau (eines Gleispach), des Herrn von Stubenberg und der Grafen von Lengheim, Tattenbadi-Rheinstein und Auersperg.

Die Inschrifttafel dieser unteren Stufe trägt folgende etwas schwerfällige Dichtung:

„Conveniunt Patriae Styrorum praelia formse

Quse indigitat Martis (pulchra) regale caput Anna duodedes Victricia conseruerunt

Pro patria et Populo, Principe namque suo. Patribus ut Patrice sie gloria karta perennet Trophseum hoc Styris pono solerte manu

Vi seh er Author.**

An der Basis steht links unten „Cum Priv. Sac. Caes. Mai. ."

Wir wollen nun die einzebien Blätter mit ihren Auf- schriften, den entsprechenden Stellen aus dem Textblatte und ihren Darstellungen anftkren. Nur bemerken wir, dass die ersten 2 Notizen wol zum Werke in seiner angenommenen ersUm Form zu gehören scheinen (denn wo gehörten sie sonst hin?), begreiflich aber als Nicht -„Kriegsthaten^^ auf der Karte des „martialischen. Kopfs^' feien. Die eingeschlossenen Nummern sollen die ganze Serie, die oifenen jene auf der fraglichen Karte bezeichnen.

(1) „Origo Tauriscorum | Liberi Sem Cham et Japhet filiorum Noe, colonias nusquam non deduxerunt, teste Flauio Josephe L. 1. c. 6/^

Rechts das kaspische Meer mit Felsengebirge (Mens

130

Taurus et Amanus in Asia, honim Accolaa Tanridd et Amoiütae), links Ebene, dnrch welche ein langer Zug sich bew^; im Vordeif^runde Frauen auf Kamelen, rechts 3 Männer, dayon der vorderste auf das Meer weist; im Hintergrunde Stadt und Thurm Babel (Vrbs Babel).

(2) „Propagatio Tayriscorum, eorvmque Provindtt et Ciyitates excitatse."

Zusammenstellung der OerÜkfakeit^ in deren Namen der Laut Taur oder Tur enthalten; so ,,Taurus mons^ mit „Tauris CSuitas^^ daneben „Chersonesus Taurica, Taurunum (Grrie- ehisch-Weisenburg), Tarui8ia(r), Turinum in Pedemonte, Tur- gouia in Heluetia, Thuringia oUm ampKssimum Regnum^' and „Tauriscorum Comitatus vulgo Steyer^^ in Ober Oestereich, je mit Ansichten von Städten, Bergen, Landschaften, Seen und Meeren offenbar eine Filiation Steiermarks als des Landes der Taurisker und seine Parentel mit lautlich verwandten Ortsnamen.

Die Gravüre dieser Gruppe ist auf der Rückseite des Kupfers von Schloss Heckenberg erhalten.

Folgen nun die Blätter auf der Karte, doch muss bemerkt werden, dass diese vollkommen aufschriftslos, da sie des Raumes wegen und weil ohnehin eine Beschreibung beigegeben, beschnitten worden sind. Wo wir davon noch Einzelblätter besitze, werden wir die Aufschriften aus diesen geben.

1 (3) Aufechrift:

Beschreibung: „L Figur. Otto der erste Römischer Kayser / zu genannt der Grosse / stillet mit den Marcheren (hernach die Steyrmarcher genannt) die Rebellische Windische Marcher entzwischen überziehen die Hunnen abermahl Teutschlandt ' diso hat Otto der Grosse bey Augspurg mit denen bey äch habenden Marchem vnd andern bemühen teutschen Völckeren sambüich erleget. Anno 955. den 10. Augusti. Ita Abbas Ursperg: Aventinus et Megiserus in suis chronids.^'

Geschlossene Herrhaufen in Kreiss^^mentform kämpfend; im Hintergrund das vielthurmige Augsburg,

2 (4) Aufschrift: „OTTOCARVS TERTIVS MARCHIO

- 121 -

ST¥BiE CmCA ANNVMDNI 1 1 10 1 Hungaroft Prope Petteuiim terribiliter caedit Latius de migralioiie Gentium. £oL 224.''

Beschreibiiiig: JL Figur. Ottocarus der Dritte / auss denen Marggraffen von Sleyr / begegnet denen Feindseelig einfidlenden Vngani bey Pettau / erleget die meiste / die übrige jagt er ausB dem Land. Anno 1110. Joan. Cuspinianus in lib. 2. de Anstria et ZeSerus in topograph. Styri».''

Im Hintergrunde Ansicht TOn Pettau (ganz wie im SehUteerbuche), die Dran, dann Tome 2 dichte, furchtbar gedr&ngte Heerscharen Ton Reitem.

3 (5) Aufechrift- ^VCATVS STYEM; 1260 BELA. nn. HVN6AB0RVM REGE | muaditur, Graecium- que obsidetm*, sed fortiter repelEtur. Cuspinia: m Lib: de Anstria.'^

Beschreibung: ,4n. Figur. Durch den zu Neapel ent- lumpten Qertzogen Friderich / stunden die Östereichischen Landt ohne Mannliches Haubt / Bela der Vierdte König in Vngam yersuchet sein Glück an dem Hertzogthumb Steyr / belagert Grätz / wird aber mit seinem Vnglück wider abge- triben / 1269. den 29. Octob. Ita Cuspin. Latius in reb. Vienn. Zcäerus ex Boreghio Cron. Bohem. foL 227/^

Ansicht Ton Graz (Ton 1675) wie es auf der 2. Vignette des grossen Vis eher ischen Budes erscheint; rechts vorne Lager, auf dem „Glacis*^ kämpfende Scharen ; von Norden ziehen zalreiche Truppen herbei

4 (6) Aufschrift: „STYRI RVDOLPHO L ROM: IMP: CONTRA OTTOCARVM REGEM BOHEMÜE Ann** 1278 Opern ferunt, Vietoriamque cum alijs reportant Gerhard de Boo: in Hystoria Austriaca { L. i. fol. 28.^'

Beschreibung : „I^. Figur. Rudolphe dem Ersten / Römi- schen Kayser / schicken die Steyrer zu Behaubtung Kayserl Authoritat / 1000. ausserlesene Reitter / dise halffen Ottocarum König in Böheimb überwinden / kommen Sig^uiSt wider nach Haus. Anno 1278. Cuspin. Loc. cit. Gerhard, de Roo. Megi-> serös et Spec Austriacorum.^

Eine in Halbmondform gebildete Schlachtlinie von 12

122

starken Geschwadern, gegen deren inneren Kreis 1 3 feindliche anstürmen und zum Teile auch zerstieben.

Nun tritt wieder ein Blatt in den Kreis, welches auf der Karte nicht erscheint, obgleich es eine „Kriegsthat^ enthftlt

(7) „Mvhrae Pontani Ao 1291 obsessi, in svltibvs hostivm valide resistvnt, | Donec ä Prindpie TerrsB Alberto I. Born. Imp. Obsidione liberantur. Gerh: de Boo. L. 2. fol. 54/^

Ansicht von Brück a. M. wie im „Schlösserbuche'', vorne Lager, die drei Brücken von Soldaten besetzt, 2 Heerhaufen, rechts und lipks (in 5, resp. 14 Scharen) ziehen an.

Die Karte setzt fort:

5 (8) Aufschrift: ,JEENESTVS FEBREVS DVX STYRLE CARNIOLiE ET VINDOMABCELE TVECAS ANO 1418 | primitus in Styriam irruentes prope Bakaspurgum terribiliter profligat. Zeilerus in Topographia Styriae Fol. 77."

Beschreibung: „V. Figur. Emestus Ferreus (4er Eisene) Hertzog in Steyr schlagt bey Backaspurg die ersthch emfallende Türeken meistens Todt / die übrigen in die Flucht Anno 1418. Zeilerus in Topographia Aust fol. 65."

Umriss von Backersburg in den Befestigungen; von der Stadt nur ein Thorthurm und 2 Kirchen, der sonstige Baum leer; im Hintergrunde Oberradkersburg ; vorne Schlacht.

6 (9) Aufschrift: „STYBI FBIDEMCO Iffl. BOM: IMP: VIENNi*^. IN SVA AVLA OBSESSO | Succurrunt Anno 1462. Specul. Honor. Archiducum Austriae. L. 5. Fol. 696.

Beschreibung: „VI. Figur. Fridericus der Vierdte Bömi- scher Kayser wird von den Burgeren zu Wienn in seiner Burg alda belagert vnd bestürmet zu dessen Eriedigung die Steyrer mit nambhafiften Succurs zu Hilfif kommen. Anno 1462. Sigism. von der Birckhen in speculo Austriacorum fol. 695.'^

Burg von Wien, Westseite wie in der niederösterr. Topo- graphie; vorne Schanzen, rechts und links zwischen Schanz- körben je 2 Kanonen, dann ein Lager und 4 Heerhaufen; heftiges Feuern aus der Burg.

7 (10) Aufechrift: „FBIDEBICVS BOM: IMP: EX OB- SIDIONE UBEB IMPEBATBICEM ELEONOBAM ET 1 Filio-

133

Iiun Maximtlimmn I""^ Sab armis Styrorum Neoetadiam Austrise mittit Big. von der Birken in Specalo Aast/'

BeschreibaBg : ^VH. Figur. Nach aoffgehobner BeUgerung schickt Kayser Friderrich(!) sem Frau Gemahel vnd den KayserL jungen Printzen Maximilianum L vnter Steyrischer Völcker Schutz in die Wienerische Neustatt. Anno 1462. Laz. in rebus vien. Gerhard, de Bog in Hist. Aust. fol 256. Sigism. von der Birckhen loc. dt. fol. 703."

In Form eines S gewundener Zug von nicht weniger als 16 grösseren und kleineren Reiterscharen, in deren Mitte 8 Equipagen", durchaus sechsspännig.

8 (11) Aufschrift: ,,ABEL DE HOLENECK COPIAS AVXILIARES STYRORVM VIENNAM, AD DEFENDEN DAM EAM ANO | 1529 Contra Obsidionem Solymanni Türe. Imp. Ducit, locumque cum illis propetulam Caesaris defendit

j Ortel. in Cron: Vng. D. Cent. Megisserus Cron. Carinth. L. 11.

i C. 22."

Beschreibung: „Vni. Figur. Zuvor als Wienn von Soli- manno TürckiscHen Kayser belagert worden / schicken die Steyrer nambhafften Succurs, der in w&hrender Bel&gerung die Seiten von dem Burg- (!) biss zum Kämer^Thor zu beschützen hatte. Anno 1529. Ortelius in Cron. üng. et Megiserus in Cron. Carint.'*

Ansicht der Stadt von Sttden ; im Hintergrunde der „untere Wort" (die Leopoldstadt) in Flammen; im Vordergründe tOrkisches Lager, Truppen und 4 Batterien zu 6 Geschützen; rechts gegen die Donau und so auch hnks andere Batterien.

9 (12) Aufschrift: „SOLYMANNVS TVRC: IMP: FRV- STRA ATTENTATO GVNSIO ANNO 1532 STYMAM | Graedumque Obsessurus muadit at Fortitudine ards territus Turciam repetit. Megisserus Chron. Carinth. L. 11. C. 25."

Beschreibung: ,JK. Figur. Erstbemeldter Solimannus be- lagert die Stadt GOnss in Ungarn / ziecht verlurstig ab / gehet in Steyer Grätz zu belagern / findt aber ein Haabt ^Yestung wolbesetzet / gehet vorbey vnd wider in Tttrckey. Anno 1532. Megiserus loc. cit. 1. 11. c. 25."

124

Graz wie auf 3 (5); Iniks (Ostseite) schwedcen starke und viele Heerhaofen in Halbfareisform um die Stadt

10 (13) Aufschrift: ^COMENDANTE DNO lOANNE KA- ZIANER EXCVRRVNT GR^CENSES, RETROQVARDIAM | Turcarum agrediuntur, eamque caedunt supremique Bassse Caput Graecio important. Megisser: Loc. lit L. 11. C 25.

Beschreibung: „X. Figur. Vnter dem Commando Herr Hansen Eatzianer / fallen die Grätzer in des TOrcken Hinter- halt / erschlagen vil hundert / sambt dem Christ Bassa / dessen Eop£f in Grätz gebracht worden. Anno 1532. Megiserus loc. cit. 1. 11. c. 25."

Ansicht von Graz von Südwest; die Nachhut der ab- ziehenden Türken auf dem linken Ufer von den Grazem angefallen ; man sieht einen einzelnen Reiter mit hoher Lanze und, darauf ein Haupt, der Stadt zusprengen.

11 (14) Aufschrift: „CAROLVS ARCHI: AVST: ET DVX STYRLE IN CONFINIBVS, PRiESENTU SVA ET | Copijs Styrorum Solymanni Sigethum Obsidentis, incursiones in has partes reprimit. Anno 1565. Megisserus Lab. 12. C. 1.''

Beschreibung : „XI. Figur. In TOrckischer Bel&gerung der Yestung Sigeth / stellt sich Ertz^Hertzog Karl Hertzog in Steyer mit seinem Adel au£f die Gräntzen verhilett mit seiner Gegenwart der TOrcken Einfall / vnd beschützt Land vnd Leuth. Anno 1565. Megiserus loc. cit. l 12. c. 1.

HeeresaufsteUung in 2 Linien mit Vor- und Nachhut, im Ganzen 22 Haufen; vorne und links Trompeter und Anfilrer.

12 (15) Aufschrift: „T\TIC^ 1664 STYRIAM INVASVRI IN CONFINIBVS PROPE S. GOTHARDVM j acie vincuntur pacificantes que repdluntur. Auth. huius Vestigia perlustrauit. Cadauerum Gssa adhuc iacentia, vidit.^

Beschräbung: „XH. Figur. Der Türckische Gross=Vezier will gewaltiglich in Steyer eindringen / wird aber in denen Cionfinen bey S. Gotthard hart geschlagen vnd Fried zu begehren gezwungen. Anno 1664. den 1. Augusti. Author vestigia perlustrauit."

125

Türcken dringen in Fom einer 8 Über die Bftb, wo sie längs des Ufers auf die kais. Armee etossen.

Sieht man von einzelnffli wenigen Städtesnaicfaten ab (wovon namentlich die von 6 (9) die beste), so bleibt von kflnsflerisch^n Werte sehr wenig ttber imd historischer ist gar keiner in dieser Suite. Das Ganze ist in hohem Grade sobjectiv, um nicht zu sagen kindlich ao^e&sst.. Die Städte haben im 10., 12. und 13. Jhrh. ganz dasselbe Aussehen, wie

m

am Ende des 17; die „Marcheren^^ in der Lechfeldschlacht erinnem setac an die Sage in der Familie Herberstein, wor* nach ein Herbert vor Augsburg 955 von Otto zum Ritter gesfishlagen worden sein sdl, der Ahnherr des Geschlechtes, und eben mit denen von Herberstein scheint Vischer sich gut gestanden zu haben; bei der Belagerung der Wiener Burg sieht man von jedem Schusse die Kugel und aus den Thürmen der Burg wird mit Kanonen gefeuert Warhaft erheiternd ist der Zug der Kaiserin in 8 schönen Equipagen, wie sie Leo- {Mdd I. nicht besser hatte, und die Heerhaufen haben sämmtlich eine solche Dichte, dass, wenn sie sich nicht erschlagen, ersticken müssen. Es zeigt sich darin eine gewisse naiv unvollkommene Anschauung, die wir ja vor 50—60 Jahren in Darstellungen „aus den Ritterzeiten'' auch kennen. Es mag das Ganze fUr das Volk berechnet gewesen sein, und da dieses nach kritischer Richtigkeit nicht zu fragen pflegt, erfnllte es wol auch seinen Zweck, und das war die Hauptsache. Für uns aber muss die Suite interessant sein als neues, bisher unbe- kanntes Werk Vischer's, als eine andere Sichtung seiner gewiss sehr auf Broderwerb gestellten Thätigkeit und er hat so viel Schönes uns hinterlassen, dass wir von dieser einseitigen Leistung uns höchstens das Urteil fOr sein tägliches Streben ergänzen, nicht aber das Hauptorteil über den Künstler be- einflussen lassen wollen.

Bisher haben wir nach Massgäbe miserer Quellen genau anzugeben versucht, welche Summen Vischer für seine un- mittelbaren, im Interesse unseres Landes gelieferten Arbeiten erhielt. Es ist nun schon früher erwftnt worden, dass er

126

manidg&ch beflissen war, seine Werke nach mehreren Seiten zu verwerten: stdrische auf aussersteirischem Boden und umgekehrt Das war ihm wol zu gönnen. Zur Abnmdung des Oanzen mag auch hier Platz finden, welche Summen er fbr seine sonstigen Widmungen, die das Steirerland gegenständfich nicht berürten, von unseren Ständen bekam.

So erhielt er am 31. Mai 1676 „wegen verehrter nieder- östereichischer Topographia" 30 fl. ••*), aiA 4. Sept „vmb dass er den Indicem zur vndterösterr. Topographia truckhen lassen* 9 fl. '*•) und am 17. Oct. „wegen gelifferter oberössterr. Topo- graphie Recompens^ 30 fl. ^'^). Am 30. März 1678 wies man ihm „wegen verehrten 6 astronomischen Sonnen-Yhm" 30 fl. an, „jedoch auf vorhero hereingebente schrüitliche Infor- mation" ^*^), letztere vermutlich um doch die Uhren handhaben zu können. Am 24. März 1685 sprach ihm der Landtag für die eingereichte Landkarte von Ungarn 30 fl. zu ^^*) und 1694 am 5. Aug. das VerordnetencoUegium fbr 12 Exemplare seiner Kosmographie 48 fl. "»•). Eine für den 19. Nov; 1679 angewiesene „Becompens* von 30 fl. ^'^) lässt durch Mangel der Angabe des Grundes unbekannt, wofür sie ihm zuge- sprochen worden.

Um aber den Fleiss des Mannes auch nach anderer Richtung zu constatiren, wollen wir hier die Chronologie seiner Arbeiten Übersichtlich bringen, während wir früher selbe nur nach Gruppen behandelt. Die Lücken von 1681 ab erklären sich durch erhöhte Leistungen für das „Schlösserbuch" und seinen Abgang aus Steiermark.

Die Reihenfolge der Arbeiten ist folgende:

1^*) YerordnetenprotokoU 1676, f. 105 und Attsgabenbuch 1676, f. 201.

"«) Ebd. f. 149' und ebd. f. 223'.

««') Ebd. f. 173 und ebd. f. 230.

»8») VerordnetenprotokoU 1677—78, f. 283'.

««•) LandtagsprotokoU 1684—85, f. 197.

^^ VerordnetenprotokoU 1694, f. 158' und Ausgabenbuch 1694, f. 215.

"•) VerordnetenprotokoU 1679—80, f. 56.

127 --

1674, grosse Ansicht von Adm<mt (neu).

1675, ^ n if Graz.

1676, Stich der Wappen auf Leuchter der Landhauscapelle (neu). ,

1677, Aufhame der Grenze an der MandUng (neu).

1678, Karte der Steiermark.

1680, Karte mit dem „martialischen Kopf^ (neu), a Au&ame der Grenze am Semmring (neu).

1681, Kriegsthaten der Steirer (neu).

1677 99 das „Schlösserbuch*, dessen Vollendung Vis eher nicht erlebte.

Wie es mit seinen Ansprüchen an die steir. Landschaft nach seinem Tode ausging, mag der Buchhalters-Bericht in der Beilage erzälen.

Der Wert Vischer's Leistungen, namentlich der topo- graphischen, springt allseitig in die Augen. Es liegt in jedem Menschen, der des angenemen Gefüles der Fesselung an eine grössere Scholle Landes fähig ist, die Neigung, zu sehen, zu vergleichen, wie die Orte, an denen sein. Herz oder doch seine Teilname hängt, firOher gestaltet waren. Weniger Interesse praktischer Bedeutung mag die Karte haben. Sie ist überlebt und eine Karte spricht auch, es mögen ihre Vorzüge welche immer sein, nie so leicht verständlich, leicht begriffen zum Beschauer als ein Bild. Daher kann ein Bild streng genommen auch nie veijähren. Vi seh er war es be- schieden, uns darin Steiermark in reicher Fülle zu zeigen. Es dürfte, ausser den österr. Landen, wenige geben, die eine solche Fülle von Ortebildem au&uweisen hätten, wie Steier- mark, versteht sieh, am Ende des 17. Jhrh. Die Illustration ist eine Erzälung durch den Griffel, und jedem Erzäler vom eigenen Lande soll man Dank nicht versagen. Umsomehr fült man sich dazu gedrängt; wenn man die grosse Leere vor und die grosse Lücke nach Vi seh er betrachtet, die sich in bildnerischen Darstellungen über Steiermark ausdehnt. Hätten wir V i s e h e r nicht, so besässen wir auch keine Ahnung von dem Zustande unserer mit Burgen und Städten reich ausge-

128

Blatteten Heimat, und irie sdbe darin vor 2 JiArtraiideiteH ans- gesehen. Er war der Erste und auf lange, lange Zeit auch der Leiste, der uns davon zeichnete und zeigte, der die dOrre Oede der bildlichen Darstellungen unterbrach^ der unser Land den westliche^ Gebieten auf diesem Felde der Heimatskunde in hervorragender Weise anreihte, der den Stolz alter Zeit uns durch seine kunstgettbte Hand vererbte, und daher sei in Ehren sein Andenken!

Graz, 11. Jänner 1876.

Seilage.

Bericht des landschaftl. BnchhalterB über die rückständigen Forderungen des Verlasses 0. M. Vischer's an die steierm.

Stände.

1708, 13. Mftrz.

Buchhalters gehors. Berichts-Erstattting.

Teber Josephen Walch, als des Georg Mathe! Yischers, gewesten Geographi see : vorgebent nachgelasssenen Erbens ein- geraichtes Anbringen wegen praetendierten Bnckhstandts per 488 fl. vor die von obgemelten Vis eher see: eingelifferte Original Knpferbleter, auch derentwillen von H: Laa: Gegen- Schreiber beraiths abgestatten Beiicht.

H. H. Verordnete etc. etc.

Demnach Joseph Walch, als des Mathei Vi scher, Geo- graphi see: £rb vnnd Creditor mit nebenfdndtigen Memorial A: bey der Löbl: Stöll vnterth. angebracht, wie dass gleich ementen Vi sc her, als da derselbe die Kupfer yber die im Landt befindtliche adellicbe Süz vnnd Schlösser verfertiget, in wehrenter diser Zeith demeselben nit allein die alimenta, sondern auch die erforderlichen Spesen vnnd Beqoisiten in Hoffnung der richtigen Befandiemng völlig dargeraicbt habe, wardurch er Suppt. dergestalten an seinen Mitlen sich entblesset, dass er

124 -

dardnrch auf das weithe Feldt vnnd auf den Beüstab gerathen 6eye, Tnnd ob er zwar mit der Maria Barbara Häkhlin sab B vmb das mkhstendige Contingent vnterths: angelanget, anch hierttber vnterm dato 15 Xbris 701 eine Anschaffung pr 550 11. erlialten betten, anch ob der Snppt. sich zwar dessen herzlichen erfrenet, so wehre er doch nachgents nnr in mehrerer Bestflrznng khomben, zumahln, vnnd da die gemelte Häkhlin ihre Anfordenmg mit 250 fl. wttrkhlichen erhalten, er dahingegen sein Quantum pr 300 fl. weg^n eines von dem Fischer see: prae tendierten Hansszinnss ohne vorgegangener Anmeldung bej dem Yerlass oder Clag arrestiert, sondern auch diejenige Anschaffung mit 114 fl. 80 "den 30. Marty 1699 wegen eingeraichter Original Kupfer, ergangen, also bayde Posten sye Häkhlin enthaltet, da doch der Suppt: mit ihro in pari statu gestandten, vnnd wann etwas nach dem Fischer see: zu bezahlen, so woll sie, als er zu entgelten gewest wehm.

Vmb dass nun aber vermög Speciflcation C: an solchen eingeraichten Kupferstichen yber die bezahlte 100 fl. annoch 488 fl. restierendt, wehre hierüber dem H: Secretario Maister aufferlegt worden, dass derselbe in Sachen die gehörige Nach- seUagung vorkheren solte , wie zumahln aber er Suppt : bis anhero von gemeltem H: sein intentum nicht erhalten khönnen, dahero er gemHessset wurde vmb die Remedierung bey der löbl: Stell etc. anzulangen.

Zu dem Ende er Suppt: vnterth: gebetten, die löbl: Stell gemhete sich sein vnnd seiner armen 8 Ehfinder genedig zu erbarmben, vnd dahin die gdige: Verordnung ergechen zu lassen, dass dermahleinst wegen des Ruckhstandts pr. 488 fl. die Nachschlagung beschechen, solche referirt vnnd enndtlichen darauf die Richtigkheit mit der gebtthrendten Anschaffung ge- troffen werden möchte, yber welch des Suppt : sub A eingeraichtes Anbringen die löbl: Stell etc. vnterm 11. Aug: 1702 von dem Einnember Ambt vnnd Gegenschreiberey den Bericht vnnd die Aahlungs Nachschlagung genedig abgeforderet.

Gegenschreibers gehors: Bericht.

Auf vorstehunt genedige Verordnung der H: Jacob Sig:

Mittheil. 0. bist. Vereins f. Steiermark. XX IV. Hefl, J876. 9

ISO

Pftrman Laa: Gegeasehreiber sab D seines thaUls den Bericht er- stattet, vnnd hat in disen gleich anfangs gemeldet, dass das Generall-Einnember Ambt vorgeben, in Sachen nichts berichtlich^s beyznbringen wdssete, dahero gdig: zu wflssen wehre, dass anf dessen in dennen Anssgaab Blechern beschechenes fleissiges Nachschlagen wie der Extract E : das mehrere anssweissete, dem Fischer see: auf die eingeraichte 3^4 Stnckh Khnpfer, deren eines lanth des den 11. 9ber 1676 ergangenen Patent auf 6 fl. taxirt worden, ihme Fischer nicht mehr dan 1075 fl. besahlt worden wehren, dahingegen trogen die 394 gelifferte Stnkh znsamben 2364 fl. richtig ans, ans welchem abznnemben, dass denen Fischerischen Erben yber oben empfangene 1075 fl, noch wttrckhlichen 1289 fl. zn vergfletten mkhstendig wehren, yber welch abgelegten gegenschreiberischen Berieht die 16bl: Stell vnterm 23. Xber 1702 mir ex offo gdig: anfferlegt, dass ich disen von der Oegenschreiberey gezogenen Best woU nuni- niem, vnnd wie zomahhi nicht verlanget wirt, dass ainem oder andern ThaiU etwas zn Schaden verhandlet werde, ich hieryber meinen anssfOhrlichen Bericht abstatten solte.

Bnechhalters gehors: Bericht. Zn vnterth: vnnd schuldigster Nachlebnng vorstehent ge- nediger Verordnung belieben Euer HochwQrden, Hochgräffl: Exe: Gden: vnnd Oden: etc. hierüber als souill ich aus dennen bey der Buechhalterey befindtlichen actis, dan anderwerths zur Sachen dienlichen Information colligieren vnnd abnemben khönnen, mithin gdig: zu vememben, dass noch hiebeuom Ao 1676: als da Ihre hochgr : H : H : Joh : Maximillian Gr : von Herberstain hochsee : Angedenkhens dem Landtsobrigkheitlichen Gubemp höchst mehm- wttrdigist vorgestandten , dieselbe coi^jonctim mit diser löbl: Stell sich dahin entschlossen, yber das Landt Steyer eine Geo- graphische Mappam oder Landt Charten aui&ichten vnnd ver- fertigen zu lassen zu dem Ende dieselbe veranlasset worden, dlses Werkh dem H: Georg Mathias Tis eher, als einem bemeffenen Geographo gdig: zu commlttiren, wie dan mit deme ein ordent- licher Contract celebriert, vermitlss dessen zu Anssführung dises lobwürdigen Werckhs 2000 fl. zu bezahlen accordirt worden;

181 -

als nun ermeiiter Vis eher difte JLandt Charten aafQgericht vnnd zu YollBtendigeD YergnOegen ad typua gebracht, auch daroor sein aeoordierte Bezahtauig erhalten, seint mit deme hochgemelt 8: Landtshaabtoianas £x : see: mit gleichmösssiger Beystimmang diser k>bl: Stell etc. fehrer dahin angeeylEert worden, zur ver- ewigten Benomienmg dero wehrten Yatterlandts eine recht voll- st^dige Topograf hiam aller in Landt stechenten nambhafften Domidllien, StOtt, Stflfft, Cldsster vnd Herrschafften durch ihme Yischer zu copieren ynnd folgents in ein gedmkhtes volumen zusammen sezen zu lassen, zu dem Ende von banden Thaillen dahin beliebet worden, dass er Yischer an alle dise im Landt Ugente Orth sich verfliegen, solche in dem Grundt oder Abrt^ss legen, darOber die Kupfer Blfttter v^ertigen, dauon genuegsambe Abdruckh nemben vnnd volgsamb die Original Kupfer Bletter denen interessierten Aigenthumbem der Domicillien, Stött, Stttfft, Qdster vnnd Henrschafiten gegen Jedtwed dauor erlegenten 6 fl. einhändigen vnd zuestellen sollte, vnnd wie nun dises ruehm- wardige Werkh so gestalten ohne Entgelt der Ua: Cassa, dan ohne sonderbahre Empfindtligkheit eines jedtwedem interesssierten einzurichten ordiniert gewest, aJss hat man dise gefaste Intention vermi^^ dnes vnterm 24. 9ber 1676 aussgefertigten öffentlichen Patents, so ihme Yischer mitgegeben worden, jedermenigkhlich pro Informatione vnnd gehöriger Nachlebung dessen ernstlichen khundt gemacht. Alss nun gleich mehr gemelter Yischer zu Folge seüer angenuhmenen Obligation das Werkh inoamminiert, yber etwelche Domiciüa die Kupfer Bl&tter verfertiget, mitbin der Mainung gelebent, dass dise so gleich von denen in- teressierten Herrschafften paar abgelediget werden selten, mit demp er sein pro rato aussgelegte Ynkhosten recuperiem vnnd zu Fortsezung dises khoatbahren Werkhs einen beysteuerlichen fundum verschaffen khönnen, so hailsamb, lobwUrdig vnnd unendt- pfindtlich nun dise genedige Intention des hochlöbk Gubemi hinanes gesechen, so unuerhofft fruchtlosss hat dise in praxi aussgeschlagen, angemerkht die wenigste interessierte Herrschafften dero verfertigte Kupfer Bletter gegen Dargebung der statuierten 6 fl. zurukhnemben wollen dahero nit allein ex hoc eroergenti,

9*

18S -

sondern äti6h da zur selben Zeitii ob hochgemek S: Läudts» bftUbtmans Ex: s^: dei^ fraezetttige Tett vnnersecbeas jber- fallen, Auch balt hernacb die Pestztiith, iia^h diser die TOrggen- ilaeht vnterbrochen, dises vorhabente Werkh nach verfloössner geraiünber Zeith mithin gebzlichen in das Stekhen gerathen; nachdem nun di^e Tronblen sich in etwas geleget, hat widemmben offtgemeHer Y i s c h e r diser Gelegenheit sich bedienet vnnd den Statimi remm gehörig hinterbradit, anch vmb die billiche Reme- dierüng vnnd vmb paare Abledigung seiner iti Handten zornckh gebübenen Enpferbleter angehalten. Indeme nnn die löbl: Stell etc. aus deme genuegsamb wahmemben Idtönnen, dass der anfangs projectierte modus, dass nemblichen jedtwedere Herrschaft : dero ver^rtigtes Kupferblat mit Dargebung 6 fl. an sich lesen solte, ^ich nicht durchgehenfs vnnd vollstendig practiciem lasse, wie zumahlen die mehriste Partheyen zu soAaner Ablösung auf kheine Weiss in der Güette nicht tu bequemben gewest, dahin- gegen aber beherziget, dass bey so gestalten Dingen das vor- habente vnnd beraiths incamminierte lobwftrdige Werkh genzlichen cessieren vnnd zu Wasser werden mieste, als hat mehr hochge- melt löbl : Stell etc. com"* : cons"* : mit H : H : Landtshaubtmann zu Restiscitierung sothaneü Vorhabens sieh dahin entschlossen, ofitgemelten Y i s c h e r dahin in verbschaiden, dato er die ange* fangene Topographia wider zur I&ndt nemben, vnnd damit er die erforderliche Spesen vnib so uiU leichter beyschaffen khönte, als solte derselbe, so baldten er 25 Kupferblat ad perfectionem gebracht, solche der löbl: Stell etc. so dan selbsten einraicben, dauor ihme vor jedes Biat vorhin gedungener Massen 6 fl« an- geschafft vnnd bezahlt, vnnd von Seithen diser löbl: Stell etc. Bodan die Einbringung von denen interessierten Landts Mit- glidem bewerkhstellet werden solte, welcher gdigen: Yerbschaid vnnd Verot^nung er Vis eher auch so gestalten nachgelebet, wie dan derselbe zu verschidenen Mahlen die Lifferungen ge^ pflogen, dauor aber, damit er mithin obligiert wurde das Werkh zu endtlichem Schlusss zu bringen, niehmahlen die voUstendige Contentierung erhalten, sondern bey jedtwederer seiner Lifferung nur das Advenant laut des Extract E: in Abschlag die An-

188 -.

sehafiiug . vnnd ZaUttBgen erhaltw, gestalten dan die Anssgaab- bieher enthalten, dass ^der offtgedachten Visclier von A:

1685 biss 1696 inoloaive mit Einlifisningeq solcher Knpfer- bleter coatinairet, vnnd ob nun zwar vermög der vntern 20. Septb. 1686 vorgemerkht vi^nd eingetragenen Zahlung der 300 fi. vnnd in faac co;iifonmtate auch hierüber beschechenen Anschaffung enthalten st^et, wannit auch der H : Oegeaschreiber seinen abgelegten Bericht fimdieren wollen, dass von disen Kupfer Bietern bis dahin 894 Stnkh wehren geliffert worden, so khann doch dieer angeseste Numero der gleich benenten 894 Stuckh aus des Yischers vorhin eingegebenen aigenh&ndigen Original Anbringen, vnnd hierinuen benenten Liflferung auch darauf er- uolgten Abschlags Anschaffungen dise Gewissheit gantz nit abge- nomben werden, zumahln enhalt solcher Anbringen bis 20. Septb:

1686 nicht mehr in der dach selbsten als 192 Stuckh wehrn eingeüffiert worden.

Keben welchem auch genedig zu w&ssen ist, dass der Ti- sch er noch Ao&ngs 1685 ^5 topographische Baeher diser löbl : Stell etc. eingeraichet, dauor als vor jedes Buech demeselben 3 fl. zu bezahlen versprochen worden, daran er auch vnterm 26. Febr: 1685 81 fl. in Abschlag angeschafft vnnd bezahlter erhalten; indeme derselbe aber hernach vermitls eines andern Anbringens yber dise geUfferte 55 Bieher die voUstendige Contentierung begehrt vnnd in disem Gontext anfangs vermeldet, dass er mithin 150 Blat zu Ergenzung des Steyerischen Topo- graphia einliffere, in dem Schluss dlses seines Anbringen, dahin- gegen nur alleinig die an dennen gleich gemelt gelifferten 55 Bjieher die voUstendige Gontentiernng begehrt, so ist hierüber die AnschaArag dises Inhalts ergangen, dass ihme Vischer wegen febrers gelifferten Kupfer 100 iL bezahlt werden solten,. welche ergangene Anschaffung vnnd das hierCüber verfaste Anbringen, wie sub F. dauon die Beylag genedig zusechen, einander repugnieren, aus welchen nun der clare Zweiffei entstechet, ob der Tis eher lauth dises seines Anbringens etwas von denen Original Kupfer Bietern mithin eingeliffert habe oder nicht? dass er von disen nichts eingeliffert, khdnte mit deme behaubt werden, indeme

134

derselbe in dem Schlass dises leines Anbrmgens vor solche LHFening kheine AnsctoAmg, sondern alleinig den Rest von dennen vorhin eingegebenen 65 Biehem angesueehet, woher es dan aber Sach, dass renerä ein Lifferong beschechen, wie dan die hierfiber ergangene Anscfcaffhng die Praesnmption fast be- hanbten will, so entstechet abennahfai die Frag wie niU deren Kupfer Bieter miessen eigentlich gewest sein, vnnd ob zwar er Vischer in disen seinen angezogenen Memorial anümgs ein- fahret, dass er nfiithin 180 Bttftzn Erjgenzung der steyerischen Topographia einraiche, so findte ich doh meines Erachtens, dass solche 150 Blat nit Original-Kupfer, sondern nur Eupferstieh, so zu Completiemng der obgemelten 55 Bieher gehört, miessen eingeraickt worden sein. Auf eine gleiche Weiss lauthet auch ein anders dessen eingeraichtes Anbringen, waruon anfangs gemelt wiert, dass er 13 Kupfer einraiche, in den Schlnss aber nicht das gedungene Pretiom aequivalens, sondern nur vor die 55 Bieher als vor jedes 3 fl. anzuschaffen gebetten. Indeme ich nun ge- sechen, dass vermitls diser ergangenen Anschaffungen nicht auf den Chrtindt der real beschechenen Lifferung zu khomben, zudeme auch die lObi : Stell etc. hiebeuom der Buechhaherej pro futura norma in Sachen gantz nichts zuekhomben lassen, als hab ich mich beworben zu Abstattung abgefordert aussfohrüchen Berichts bey denen zwayen Herrn laa: Secretarien H: v. Monzell vnnd H : Maister als welche hierin&hls damahln die Incumbenz gehabt, efn vnnd andere nechere Information einzuheilen, welche Herrn aber mier eben&hls hierfiber nichts verlftslich vnnd aigentlicfaes zu communiciem gewust, vnnd da ich volgents erfahren^ dass dise eingeraichte Original Kupfer Bieter zu des H: Laa: Registratoris Handten abgesezt worden, hab ich Hoffnung gemäht, mit Abzehlnng deren in cognitionem certi numeri zu khomben, dabey aber gleichmessig vememben miessen, dass solch von dem Vischer verfertiget vnnd eingeraichte Original Kupfer Bieter nicht vollstendig in die Canzley reponiert worden wehren, aus welch der Sachen befindthchen vngleichen Bewandtnus weder ich noch jemandt anderer, zumahln der principal Interesssirte nicht mehr im Leben, auch dem Vememben nach khein zur Sachen

135

dienstliehe Yerzaichims von ibme nicht beyznbiingen seye, aof den Gnmdt wahrer Beschaffenheit zn gehingen yennag, ex qnibns prioniBsis aach des H: Gegenschreibers in Sachen erstatter Berieht, in welchen er dlsen Sappten: 1289 fl. noch gnett zn- maehen attribnieren will, da doch derselbe nnr 488 fl. ersnechet, handtgreifilichen ynfiindiert, anch billich zn reformieren ist.

Damit nnn die lObl: Stell etc. in disen verwahrten Werckh sichentlichen gdig: determinieren, auch disen Snppten:, welcher ohne deme ein anner vnnd indebitierter Mann ist, zofriden Btellen möge, findte nichts anders ybrig zn sein, als hierttber so vnvorgreüHich als vnterth : einznratten, dass deme sein eingelegte Praetension in gnediger Beherzignng dise von Seithen hochlobl: Laa: nicht abgelainet, noch mit andern Oegenbeweisthnmben retorqniert werden khann, nach billichen Dingen de aeqno et bono zu vergietten wehre, wie znmahln aber er Snppt : in obge- melt snb G: eingelegter Praetension anfhhret, dass ihme anff denen aosstendigen 558 fl. nur 100 fl. guett gemacht, dahin- gegen aber ans dennen hienom ergangenen Anschaffungen abzu- nemben ist, dass die Jenige 165 fl. welche wegen der 55 Bieher angerechnet stechen, vollstendig abgestossen werden, als khOnten dise gleich gemelte 165 fl. an der Praetension der 588 fl. de&ldert, vnnd der Veberrest mit 423 fl. so gestalten ange- schaffet werden, dass der Suppt : mit disen respectu seiner zwar zweiffelhafftig eingeraichten Praetension mithin semel pro semper vergnieget, auch derentvdUen khtknfltig sich nichts mehr anzu- fordern haben solte welches ich gehors: berichten vnnd zu dero hohen Gnaden mich vnterth: empfelhen sollen. Gr&z den 13. Marty 1703. Berichtbuch de ao. 1703 fol. 72 75', stnnk. Landesarchiv. Die angezogenen Beilagen A F feien.

c.

Kleinere Aufsätze

und

Mittlieilmigen.

189

Btlolier- Anzeigen.

Qtaz. Oeftcliichte und Topographie der Stadt und ihrer

Umgebimgy ron Fmas Ilwof und Karl F. Peters . . . Gn» 1876. Verlftg der GesehilMUininf der 46. VerMiniiiliiiif der deutschen Katmfonoher und Aenle. 6, 488, 4 SeiteD, i Pltn von Gras. 8^.

Gelegentlich der hn September 1875 in Graz abgehaltenen 48. Ver- sammlnng deutscher Naturforscher und Aerzte erschien als Festschrift das vorliegende Werk, weldies durch seinen historischen und statistischen Thefl eine wesentliche Bereicherung ftr die Geschichtschreibung unseres Landes bietet Auf 188 Seiten behandelt Herr Dr. Franz Ilwof die Ge- schichte der Stadt Graz und erfilUt dadurch einen von Freunden der Tsterlindischen Geschichte schon vielfach geäusserten Wunsch nach einer dem Standpunkte der heutigen Forschung entsprechenden zusammen- hängenden Darstellung der Schicksale des materiellen und geistigen Lebens mtserer Hauptstadt In der Vorgeschichte (Seite 68—69) wird ein UeberbHck Aber die TerhSltnisse der St^ermark während der Kelten- ond Römerzeit, sowie während der Völkerwanderung gegeben; die Grün- dung (Seite 70—78) wird auf Grundlage der v. Felicetti'schen For- Mhungen eingehend behandelt, es folgt dann die Erzählung der wichtigsten anf Graz Bezug habenden Begebenheiten unter den Traungauern (8. 74—77), unter den Babenbergern (S. 77—83), im Zwischen- reiche (S. 84—91) und im Anschlüsse daran eine Zusammenstellung jener auf Bauten, Gewerbe, Handel, Gerichtspflege etc. bezüglichen Daten, welche sich ftr das 13. Jahrhundert erheben Hessen. Eben solche Eulturskizzen tcUiessen sieh an fllr die nächsten Kapitel : Unter denHabsburgern von 1276 bis 1424 (S. 91 116), Unter Friedrich HI. und Maximilian I. (8. 116—142), und erhalten durch zwei weitere Kapitel: Rechts- historisches und Volkswirthschaftliches (S. 142-152) und Schulwesen im Mittelalter (152 155) vielseitige Ergänzungen.

Für die bisher aufgezählten Perioden hat Ilwof nicht nur das ge- sammte in Publicationen niedergelegte Material gewissenhaft benutzt, sondern seine Erzählung auch anf eigene Quellenstudien gestützt, indem er sämmiliche mit Graz in Beziehung stehende Urkunden des steier- näridsehen Landesarchives einer Durchsicht unterzog, so dass wir eine statdiehe Reihe neuer, bisher nicht gekannter Thatsachen hier zum erstenmal aufgenommen finden. Für die Geschichte der letzten drei Jahrhoadarte verstand es der Veriasser die vorhandene Literatur mit grossem Gescfaieke

140

au8ziuiQtsen and aus den viel&ch zerstrenten Details ein zosammen-

biogendes wolgeordnetes Gaoaes zu gestalten. Wir finden den Stoff in der

Weise angeordnet, das^ sich die Abschnitte: Unter Ferdinand L and

Karl n. (S. 1557-173), Reformation und O'egenreformation

(S. 179-194), Von 1600 bis 1740 (8. 194-220), Unter Maria

Theresia, Josef 11. und Leopold ü. (S. 221— 229), Von 1792 bis

1815 (8. 229—240) und Von 1815-1875 (8. 240 246) ergeben. Auch

1s diesen TheOe des Werkes ist nidbt nur anf alle irgendwie erhebHdien

.Begebenheiten Btkdasidit.ge&oiBBMB, Ten welehen ansere LsttdeBhmptstadt

berthrt wurde, sondem es ist auch nai^ Mtfgitehkeit der Fordfirong nach

KlarstdUung der LebensTetUtnisse, der ProdB0ti<»L and GoososBlion, sowie

der Gliederung der politischen und Admini&tratiybehörden Bechnnng ge-

tragen. Dass Ilwof zu erzfthlen Tersteht^ ist im Kreise der Leser dieser

Bl&tter längst bekannt, ebenso, dass er in die chronologisch geordnete

Kette von Begebenheiten gerne fsrbenreiche Bilder fingt, welche durch den

.Eeiz der Schilderung das Interesse filr die Erzfthlung erhöhe In dem

vorliegenden Falle entspricht es dem Zwecke des Buches als Festschrift,

dass dabei die Darstellungen von Festlichkeiten und öffentliche Yorgftngen

besonders bedacht sind.

Ausser der Geschieht» von Graz enthält das besprochene Werk die

poetische Wiedergabe der «Sage von Grätz*" von G. G. Bitter von Lei tue r,

die Schilderung des Bodens von Graz und Umgebung von Prof Peters,

sowie die Topographie von Graz, ebenfalls von Ilwof bearbeitet, in

weldier die Lehranstalten, Sammlungen, Spitäler, Vereine, Yertretungs-

körper und Behörden besonders beracksichtigt sind. Der „Anhang*' bietet

Aufsätze „aber Eisenerze in der Steiermark*' und die „Braunkohle in der

Steiermark** von Peters, „ttber die Braunkohlenfloren der Steiermark',

von Gonst. Freih. von Ettingshausen und „Mineralquellen und Cur-

orte** von Peters und Conrad Clar.

V. Zw.

Oescliichte der religiösen Bewegung in Inner-^Oesterreich

im achtzehnten Jahrhundert, von Dr. Hans von Zwiedineck- Südenhorst. Wien 1875. (Separatabdruck aus dem 53. Bande des Ar- cbives flu* österreichische Geschichte, herausg. von der zur Pflege vaterländischer Geschichte aufgestellten Commission der kais. Akademie der Wissenschaften.)

Es ist ein sehr dankbarer Stoff, den sich Herr Prof. Dr. H. von Zwiedineck-SiVdenhorst in der vorstehenden Abhandlung zur Be« arbeitung gewählt hat: das Gebiet der religiösen Bewegung in Oesterreich im achtzehnten Jahrhundert vor Kaiser Josef ü. war bisher nur sehr dOrfkig bearbeitet worden. Der Verfasser verarbeitete das Material, das ihm das Archiv des Cultusministeriums in Wien, die Registratur der k. k.

141

StattItaHerei, und das Landesaxdifv in Gras sowi^ das landsch. Archiv in Elagenfiirt bolen, zu «iner angcRMliiii lesbaren, an Anftdilttssen reichen Ablmdlinig.

Diese aerfldlt in zwei Theile : Im ersten werden die BeUgfonsnnniben in Kirnten und Steiermark 1731 - 1796 und die Gegenrefcntnation unter Kaiser Karl Tl., im zweiten die confesdoneUen Wirren in Innarl(sterr»ieb unter Maiia Yberesia behandelt Im Anhange werden zehn besottders interessanie ActenstOcke theüs ToUinfaaltlich, theils in ansgewIhHen Stellen mMgetheiH #

in ehngen Gegenden Kärntens und Steiermarks war die Lehre Lu- ther^ nie aasgestorben, aber von religiösen Streitigkeiten und ümtdien hörte man nichts, bis 1781 der Salzbnrger Erzbischof seine protestantischen ünterlhanen zur Answanderung ndthigte. Noch bevor das Emigratfons- patent vom 81. Oetober 1781 erschien, dureh welches ^e letzte nnd lanfiwsendste Austreibnng der Protestanten veranlasst wurde, sah sich di^ österreichische Regierung bewogen, Massregeln gegen die Oebertragnng der Bewegung auf Österreichisches C^ebiet zu ergreifen. Gi^ssere Zu- sammenkünfte der Bauern wurden untersagt, die militärische Besetzung der von Salzburg in österreichisches Gebiet führenden Pftsse ward ange- ordnet, die Grundherrschaften wurden verhalten, Ober verdächtige Be^ wegungen auf ihrem Grund und Boden an die Behörden Bericht ztf erstatten.

Von da an bereiteten die Protestanten in Steiermark und Kärnten der Regierung manche Verlegenheiten, die von dem Herrn Verfasser, soweit seine Quellen reichen, geschildert werden. Dass die Begierung bei ihrem Vorgehen stets mehr <fie politische Seite im Auge hatte, vrird bewiesen; auf die Einwiikung der protestantischen Staaten Deutsehlands fällt manches Licht So bezeichnet die erwähnte Abhandlung eine wesentiiche Er-* Weiterung unserer Kenntnisse über eine bisher vernachlässigte Zeit lnner-> Österreichs. M.

Die Deutachen auf den Xrenszftgen, von R. Röhricht

In Zache r's Zeitschrift ftlr deutsche Philologie, Bd. VII, Heft 2, bringt H. Röhricht eme von Historikern und Philologen gewiss längst ersehnte Zusammenstellung hervorragender Deutscher, die in der Zeit von 1096 1190 das gelobte Land als Pilger oder als Kreuzfahrer besucht haben. Das zu bewältigende Material ist ein gar grosses und so wird es denn Nieniand Wunder nehmen, dass es bei diesem ersten Versuch nicht an Verstössen fehlt, insbesondere erfreut sieb die österreichische Provin- zialgeschichte in Deutschland noch nicht der verdienten Beachtung, sonst worden Fehler wie p. 142 Wilhering in Steiermark (!), p. 146 Cister- z i e n s e r kloster Melk, p. 186Cisterziense r kloster Admont unterblieben sein; man hätte auch nicht p. 157 Medling und 158 Mödling für zwei

142

verschiedene Orte gehalten. Auch ein (^itecreichiaeher Herzog von Meidlits (sict) ist mir unbekannt Was Steiermark anbelangt, so ffthrt Röhricht Bernhard von Sponheim, der von Kärnten, von Marburg und von Truhsen rabenannt wird, dreimal an, p. 139, 140 u. 143, in dem Glauben, es mit drei verschiedenen Personen zu thun zu haben. Pag. 142 wird Ottokar YII. genannt, sein Sohn heisst aber p. 162 Herzog Ottokar YI., also sind die beiden ZJUilungen konfundiert P. 145 wird gesagt, Markgraf Otto von Steiermark (soll wohl heissen Ottokar) sei 1172 mit Heinrich dem Löwen im Morgenlandg gewesen, das ist aber unmöglich, denn Ottokar ym (VI) war am 19. August 1168 geboren, damals also erst 9 Jahre alt, urkundet Übrigens anoh am 16. Mai 1172 zu Graz, wahrend Heinrich am 2. Februar von Regensburg aufbrach. Auch die Schreibung der Namen ist schwankend, p. 187 Bilstein, p. 169 Peilstein; der zweimal erwähnte Rupert von St Georg, heisst (s. Wichn«, der dtirt wird) von St Georgen an der Stiefing. Mehrere hervorragende Persönlichkeiten fi^en ttberdiess. Einige Kreuzfiihrer werden zweimal genannt, beim zweiten und beim dritten Kreuzzug. Von dem einen, Rupert von St Georgen, läast sich nun bestimmt nachweisen, dass er auf dem zweiten KrenzzQg und nicht auf dem dritten war. Muchar EI. 847 führt als Quelle das Admonter Salbuch lY an, ebendasselbe auch Wichner, der die Urkunde abdruckt In derselben erscheint als Zeuge Ditricus de Cholbam minisiteralip marchionis de Stiria; das passt nun nicht mehr f&r die achtziger Jahre, wo es keinen marcMo mehr gab. Dieselbe Be- wandtzdss wird es auch mit Hartnit von Riegersburg, Richer von Wildon und During von Sulz haben, die Röhricht auch beim zweiten und dritten Kreuzzng nennt Richer von Wildon spendete 1147 zwei Hüben an Admont, unter den Zeugen erscheint Heinricus Mutil ein Admonter, derselbe erscheint aber auch in der vorerwähnten, sicher in die Zeit des zweiten Kreuzzugs gehörigen Urkunde Ruperts von St Georgen. Der Zeuge Switker de Dorf erscheint aber wieder in der folgenden Urkunde Hartnits von Riegersburg (eines Bruders Richers von Wildon), die also auch gleichzeitig ist Ich erianbe mir nun im folgenden den Freunden steir. Geschichte das rektifizirte Yerzeichniss mitzutheilen :

I. Kreuzzug: Bei Röhricht ist Steiermark unvertreten. Als Reisege- nosse des von ihm erwähnten Erzbischofs Thiemo von Salzburg und der Markgräfin Ita von Oestenreich gieng aber Abt Gisilbert von Admont nach dem Orient, der am 1. October 1101 bei Jerusalem starb. n. Kreuzzug: 1) Heinrich von Dnnkelstein, Ministerial Ottokars Yü., ui--

kundet für Rein (nicht Nein, wie p. 138 steht), D. in der Grafschaft Ptttten.

Rupert von St Georgen (a. d. Stiefing),

Giselher, Ministerial von A<imont,

143

Sigfrid ¥00 QiMu (Glouey Heinrich von (Hone and Rnodbert Tim Ginne, beide ÜBhlen bei Röhricht),

Bernhard von Sponheim (Elmten, Marbarg, Tmchien) starb im Orient,

Poppe ton Fiber,

Hartnit von Biegenburg (Rutkerspurch),

Bicher von Wildon,

Markgraf Ottokar YII.,

Sighart, der Sohn Muto's,

Döring von Sulz,

Graf Konrad von Peilenstein (schenkt Gftter in üntersteier an Admont),

Bndolf Ton ,.Huaenberg',

Bertold von Ettmsdorf (Ettendorf, nach Widmer bei Stains, oder im Lavantthal, Röhricht meint: Tirol?).

1164 zog mit Ottokar vn^ der in Fttnfkirchen starb, Heinrich von Trosmarsdorf^ Graf Gebhart von Borg- hausen, SchirmTogt von Admont, Graf Sigftied von Liebenau und Beimbert von Mnreck (der Letztere bei Bdhricht nicht erwfthnt); der aach mitziehende Beginhef von Tovenuch ist ein Efarntner. in. Kreozzug: Abt Isenrik von Admont, starb in Bulgarien 10. August

1189 (zwischen Nissa und Sofia) Heiwic der Böhme, Marschall in Steiermark.

Graf Sigfrid von Liebenau (nicht bei Graz, wie Röhricht meint denn dieses Liebenan hiess früher Vaters- dorf — sondern in Oberbaiem),

Liutold von Waldstein,

Graf Eonrad U von Peilenstein (Bilstein) Liutold U. von St. Dionysen Ghitenberg.

Nicht erwfihnt ist Ubrich von Peckau (Muchar UI. 847). Ich werde seinerzeit nicht ermangeln, die versprochene Fortsetzung der Arbeit Röhricht's zu besprechen.

Graz, 28. April 1876.

Prof. Radolf Rcichcl.

■i^c^io^'*-

I 'i

•^

/

}

MITTHEILÜNGEN

HISTORISCHEN VEREINES

STEIEEMAKK.

VON I)ESSB;N AUSSCHÜSSE

2Z3CTr. HEE"!".

Graz, 1877. Im Selbstverlage.

In Commission der k, k. Univeraitfits-Biichhandliing. Leuschner & Lubensky.

MITTHEILÜNGEN

DES

fflSTOßISCHEN VEREINES

FÜR

STEIERMARK.

HERAUSGEGEBEN

VON DESSEN AUSSCHUSSE.

SISITr- HE^"!«-

Oraz, 1877.

Im Selbstverläge.

In Commission der k. k. Üniversitäts-Buchhandlang. Leuschner & Lubensky.

|^ykiim-.in«efWUi»l. Or%».

Inhalt.

A. Vereins -Angelegenheiten.

Geschäfts-Üebersicht.

Seite

I. Chronik des Vereines III

Beriebt über die 2. Wanderversammlung des histor.

Vereins /Qr Steiermark XIII

Aus den Berichten der P. T. Bezirks- Correspondenten XXI

II. Veränderungen im Personalstande des Vereines .... XXVII

in. Uebersicht über die Empfänge und Ausgaben im Jahre 1876 XXX IV. Sammlungen:

A. Für die Bibliothek XXII

B. Für das Archiv LXI

C. Für die Kunst- und Altertliums-Sanuulung . . . XLII

B. Abhandinngen.

Zur Geschichte Herzog Emsts des Eisernen (1406—1424), von Emil

Kümmel 8

Beitrftge zur Zeit- und Gulturgeschichte der östlichen Steiermark,

von Gttokar Eemstock 66

Die Gründung des katholischen Vicariates St. Ruprecht am Kulm

in der evangeliscffen Ramsau (1748), von Franz Ilwof ... 75 Das steirische Aufgebot von 1566 etc., von Dr. H. von Zwiedineck-

Sodenhorst 87

Der Brotpreis zu. Graz und in Steiermark im 17. Jahrhunderte, von

Dr. R. Peinlich 103

C. Gedenkbnch.

(Fortsetzung aus dem XIV., XV., XXI. und XXIII. Hefte der

„Mittheilungen''). Mathias Macher, von Dr. Franz Ilwof 47

•_

*

Register.

Die Seitenangaben mit Torgesetxtem A beseichnen die des AdministratiTberiebtea.

A.

Anlagepunkt, ältester voo Marburg

A. 14. Aufgebot, das steirische, von 1565.

Abhandlung von Dr. H. v. Zwie-

dineck-Sndenhorst 87. Anst A., Bericht als Bez.-Gorre-

spondent A. 22.

B.

Bacher, Ruinen auf dem A., 15.

Banoalari, A. 15.

Blschofr, Dr. F., Wahl zum Vor- stand A. 12.

Brotpreis, der in Steiermark etc. Abhandlung von Dr. R. Peinlich 103.

c.

Caosaberioht, A. 80, 31.

Conservatorium, grossherzogliches der Alterthümersammlungen in Karlsruhe , Schriftentausch mit demselben A. 4.

D.

Dnohatsoh, Dr., Vicebfirgeemeister von Marburg A. 18 u. ö.

E.

Ehrenmitglied, Wahl eines solchen A 7.

Erdbeben, A. 16.

Ernst der Eiserne, Herzog. Abhand- lung von E. Kümmel 3.

F.

Felber, Schreiben desselben über

das Bild von Marburg A. 17. Felioetti Liebenfeis Moriz von,

Wahl zum Ausschuss A. 12. Floker Adolf, Dr., Wahl desselben

zum Ebrenmitgliede A. 7. Fleol(, Stadtpfarrvicar in Marburg

A. 16 u. ö.

Franzosen in Marburg A. 16, 19. Friedhof der Marburger Juden A. 15. Fürst Ernst, Wiederwahl zum Cassier A. 12.

6.

Gemälde zu Niederwelz A. 22.

Goidwäsoherei in der Dran A. 20.

65dl, Stadtcassier in Marburg A. 15.

G5hlert V., Dr., Vorweisung einer Karte von Gallien A. 4. Vor- trag über die ältesten Ortsnamen in Steiermark A. 11.

Grans J., Conservator, Vortrag über Steiermarks älteste Baudenlanäler A. 4.

Gutscher J. , Gymnasialdirector in Marburg A. 13.

H.

Hasendorf, Funde bei A. 25.

Hofrichter, Notar, A. 15.;

Hoiztafein an der Pfarrkirche von Krieglach A 26.

Horak, Gymnasialprofessor in Mar- burg A. 13.

I.

liwof, Dr. , Wahl zum Vorstand- Stellvertreter A. 12. Invasionszeit, französische A. 16. Ipavio, Dr., A. 15 u. ö.

K.

Kogei, über, A. 26.

Kozirep, Schlossruine von, A. 15.

K5tiach, Funde bei A. 23.

Krainz Job., Lehrer in Knittelfeld, Aufsatz für die pädagogische Zeit- schrift A. 9; ~ Erwerbung des Archives von Wasserberg A. 10; Berichte A. 10, 21 ff.

Krones Fr., Dr., Obmann des Comit^'s für die Wanderversammlung A. 13; Vortrag in Marburg A. 14.

I

L.

Landsoha, Funde bei A. 28. Lebring, Funde bei A. 28. Leihnitzer Feld, Funde auf dem

A. 28. Leitrlng, Funde bei A. 28 u. ö. Lnsohin Arnold v., Dr , Wahl zum

AusBchusB A. 12.

M.

Macher M., Dr., seine Biographie, von Dr. llwof, im Gedenkbuche 47.

Marburg, WanderTersammlung A. 6, 18 ff.; Bild von M. A. 17.

Marienwerder, histor. Verein von, Schriftentausch mit demselben A. 4.

Meixner A. , Kaplan , Bericht als Bez.-Gorrespondent A. 28.

Mayer Frauz , Dr. , Schriftführer, Yerzichtleistnng auf das Honorar des Geschäftsberichtes, zu Gunsten der Vereinscassa A. 6; Vor- trag in Marburg A. 14.

0.

Ortsnamen, Vortrag über die ältesten 0. der Steiermark, von Dr. W. Göhlert A. 11.

P.

Pajk, Professor in Marburg A. 14 u. Ö.

Pauer Ludwig, Bericht als Bez.- Gorrespondent A. 25.

Peinlich Richard, Dr., k. k. Re- gierungsrath, Antrag auf Statuten- änderung A. 6; Mitglied des Comit^*s f&r die Wanderversainm- lung A. 13; Vortrag Ober die Brotfrage in Steiermark A. 10.

Perfall Joh. Benedikt von, Propst von Voran 66 u. ö.

Pest, die A. 16, 18, 21 u. ö.

Peststein in Niederwelz A. 21.

Pichl K. Ritter von , Bericht als Bez.-Gorrespondent A. 21.

Pivola, Tarkenhügel bei, A. 15.

B.

Relohel Rud.« Professor, Mitglied des Gomitö*8 für die Wanderver- sammlung A. 13 ; Vortrag in Marburg A. 14.

Reiser Math., Dr., Bürgermeister

von Marburg A. 18 u. ö. Rothwein A. 16.

S.

Sohiossar A., Dr., Vortrag über einen steier. Dichter des 18. Jahr- hunderts A. 6.

Schnabel, Prof. in Marburg A. 18.

Stadtbefestigung vonMarbnrg A.15.

Staromesto bei Rothwein A. 16.

St. Heinrich, Ruine bei, A. 16.

St. Ruprecht am Kulm, Gründung des kathol. Vicariates zu, Abhand- lung von Franz Uwof 75.

T.

Türkeneinfllle , TOrkengräber A. 15 ff., 18 ff.

T.

Vorträge : von Dr. V. Göhlert, über eine Karte von Gallien A. 4; von Dr. V. Göhlert, über die ältesten Ortsnamen in Steiermark A. 11; von J. Graus, über Steiermarks älteste Baudenk- mäler A. 4 ; von Dr. R. Pein- lich, über die Brotfrage in Steier- mark etc. A. 10; von Dr. Schlossar , über einen steier. Dichter des 18 Jahrh. A. 6.

w.

Wagna, Funde bei A 23 Wanderversammlung , in Marburg A. 6, 13 ff.

Wiesthaler A. 16. Wohnungen, älteste der Marburger Juden A. 15.

Z.

Zahn Josef von, Wahl zum Aus- schuss A. 12; -> Mitglied des Gomit^'s fhr die Wanderversamm- lung A. 18 u. ö.

Zeit- und Gulturgeschichte der 6A* liehen Steiermark, Beiträge zur, Abhandlung von Ottokar Kern» stock 66.

Zwiedineok H. von, Mitglied des Gomit^'s für die Wanderversamm- lung A. 18.

A.

Vereins -Angelegenheiten.

MUtk*U. d«i kiat. V*reln« f. 8trl«nnark, XXV. Heft, 1R77.

J

Geschäfts - Uebersicht.

I.

Chronik des Vereines

Über die Zeit von der 27. Jahresversanimlung am 7. Jänner 187G bis- zur 23. Yierteljahrs-Yersammlung mit den Rechten einer Jahresversamm- lung am 30. April 1877.

1. Am 19. Jänner 1876 fand eine ausserordentliche Versammlung statt, welcher der Ehrenpräsident Herr Dr. M o r i z Edler von Kaiserfeld präsidirte. Die Ursache dieser Versammlung waren die Forderungen und Anwürfe des früheren Schriftführers Herrn Oberlieutenant L. v. Beck - Widmanstetter gegenüber dem Vereinsausschusse in Betreff der Ablehnung des letzteren, die von jenem Herrn angebotene Vercinsmatrikel so in Druck zu legen, wie derselbe verlangte.*)

In dieser vertraulichen Versammlung verlas der Vorstand

*) Nur eine umfangreiche Darstellung des ganzen Sachverhaltes könnte das grosse Publikum vollkommen orientiren. Eine solche erscheint aber dem Ausschüsse als Träger eines Vertrauensamtes um so weniger nothwendig, als ein doppeltes Verdict der Vereinsversammlung (v. 1 9. Jänner 1876 und 80. April 1877) zu seinen Gunsten actenmässig vorliegt. Die Protokolle liegen in der Yereinskanzlei (Joanneum, I. Stock), die vorstehende Angelegenheit betreffenden Actenstflcke bei dem dermaligen Yereinsvorstandc Herrn Prof. Dr. Bischoff zu jeder Zeit und jedem Vereinsmit- gliede zur Einsicht bereit.

IV

Herr Prof. v. Zahn den Rechenscliaftsbericht des Ausschusses gegenüber den Anwürfen des genannten Herrn und erklärte in demselben, dass der Ausschuss seine Mandate in die Hände der Wähler zurücklege.

Nach längeren Debatten wurde der Antrag des Herrn Prof. Dr. Bidermann: „die Versammlung anerkennt das abwehrende Verhalten des Vereinsausschusses gegen den ge- wesenen Schriftführer als vollkommen gerechtfertigt** an- genommen und zwar von allen Anwesenden, mit Ausnahme von dreien, welche sich bei der Abstimmung nicht erhoben, und der Ausschuss per acclamationem wiedergewählt.

2. In der Ausschusssitzung vom 7. April wurde der Schriftentausch mit dem grossherzogl. Conservatorium der Alterthümersammlungen in Karlsruhe und mit dem historischen Verein zu Marienwerder in Ostpreussen angenommen.

3. In der 20. Vierteljahrsversammlung, abgehalten am 25. April, wies Herr Dr. V. Göhlert, Bibliothekar desReichs- rathes und Regierungsrath, eine Karte von GaUien vor, die auf Befehl des Kaisers Napoleon III. angefertigt worden und auf der sich alle Fundorte keltischer Alterthümer eingetragen finden. Der Herr Regierungsrath knüpfte daran einen kurzen Vortrag über die Einrichtung dieser Karte.

Dann hielt der hochwürdige Herr Johann Graus, k. k, Conservator, einen Vortrag „über Steiermarks älteste Bau- denkmäler."

Der Redner macht in einigen Zügen auf den Unterschied eines kunstgeschichtlichen und rein historischen Excurses auf- merksam, betont den Zusammenhang der Kunstgeschichte mit der Menschengeschichte überhaupt, verbreitet sich, die Perl o de der Römerherrschaft und des antiken Einflusses auf Steiermark fixirend, auf die Erwartungen, welche der Forscher hegen könnte von Denkmalen, die hier zu Lande dem Einflüsse ihrer Kunst entstammen und welche auch die spätere mittel- alterliche Kunst in concreter Weise beeinflusst haben müssteo. Constatirend, wie die überaus heftigen Sturmfluthen der Völker- wanderung diesen directen Einfiuss der antiken Kunst fllr

UDser Land vernichtet haben, weist er auf die zwei kirchlichen Radiationspunkte des Christenthums : der Cultur und Kunst hin, von denen man die Einwirkung auf das mittelalterliche Kunstleben Steiermarks herleiten muss, nämlich: Aquileja und mehr noch Salzburg, dessen überwiegende Thätigkeit das altersschwache Aquileja nicht paralysiren konnte, so dass zur Bestimmung der Kunstrichtung unserer Heimat das ger- manistische Salzburg völlig die Oberhand erhielt. Durch Salz- burg kam die erste Kunstphase der germanischen Völker bei uns zur Geltung: der romanische Styl; als sein be- deutendstes heimisches Denkmal erscheint die Säulenbasilika Seckau in Obersteier, nach 1142 gegründet, 1163 ge- weiht. Pfeilerbasiliken geringerer Dimensionen, schlichterer Aufführung stehen diesem ansehnlichen Werke zur Seite ; zum Theile Städtekirchen wie die Stadtpfarrkirche zu Pettau, zu Marburg, zum Theile Gotteshäuser an alten bedeutenden Orten wie Pols, P ü r g g, L o r e n z e n im Mürzthale, repräsen- tiren sie eine Mittelklasse von materieller Kraftanstrengung und Kunststreben. Noch einfacher sind die Kirchen alter „Mutterpfarren** ausgefallen, nach der Aera der Holzbauten im II. und 1 2. Jahrhunderte errichtet, durch einen bestimmten Typus in der baulichen Anlage (einfaches Schiff, Thorquadrat, darüber häufig der massive Thurm, mit oder ohne vorgelegter Apsis) charakterisirt als romanische Dorfkirchen. Dergleichen wären (uiehr oder minder aus dem ursprünglichen Status gewichen) Kobenz, St. Marein bei Neumarkt, Stadtkirche zu Voitsberg, Friedhofkirche zu Knittelfeld, Piber, St Ruprecht bei Brück u. s. w. Beinhäuser, „Karner** genannt, bilden dagegen abweichende Anlagen jener Zeit; zu erwähnen als hervorragend unter diesen Friedhofkapellen sind: Hartberg, St. Lambrecht, Geist- thal, Köflach, Pernegg, Pols etc. Aus der Profan- architektur wurden namhaft gemacht für jene Kunst- epoche die Burgen von Thalberg, Gösting, Frauen- burg, Pfannberg, Waldstein mit deutlich erkennbaren Kapellenanlagen oder sonstigen architektonischen Details. Mit

1

VI -

der Erinnerung an die bösen Schicksale, welche diese unsere ältesten Baudenkmale erfahren mussten, mit dem Wunsche, die jetzigen glücklichen Zustände unserer Steiermark möchten auch diesen Zeugen einer oft bittersten Vergangenheit bessere Zeiten bringen durch Erhaltung und Restauration derselben, schliesst der Redner.

Beide Vorträge wurden mit grossem Beifalle auf- genommen.

4. In der Ausschusssitzung vom 20. Mai wurde der Schrifbenaustausch mit dem Vereine fllr Chemnitzer Geschichte angenommen.

5. Die 21. Quartal Versammlung wurde als zweite Wanderversammlung am 4. und 5. Juni zu Marburg abgehalten und folgt darüber (p. XIII. uff.) ein eigener Bericht

6. In der 6. Ausschusssitzung vom 10. Juli wurde der Schriftentausch mit dem archäologischen Vereine zuLemberg beschlossen.

7. In der 22. Quartalversammlung hielt Herr Dr. Anton Schlossar einen Vortrag ;,über einen steiermärkischen Dichter des 18. Jahrhunderts^ (J. v. Kalchberg), der vielfach erweitert in den Mittheilungen des nächsten Jahres veröffent- licht werden wird.

8. In der Ausschusssitzung vom 14. December erklärt Schriftführer Prof. Mayer auf die Honorirung der Abfassung des Geschäftsberichtes zu Gunsten der Vereinscassa zu ver- zichten.

9. In der Ausschusssitzung vom 20. Jänner 1877 wurde beschlossen, dem neugegründeten „deutsch - österreichischen Leseverein der Wiener Hochschiden" auf sein Ansuchen, in Anbetracht der patriotischen Tendenz desselben, ein Exemplar der Vereinsschriften zu bewilligen.

10. Am 23. Jänner 1877 fand die 29. Jahresversamm- lung statt In derselben besprach Herr Regierungsrath Dr. R. Peinlich die Nachtheile, welche dem Vereine daraus entstehen, dass es statutenmässig nicht gestattet sei, solche Mitglieder des Ausschusses, welche mit den Geschäften voll-

r

vn

kommen vertraut, nach zweijähriger Functionsdauer aus dem Ausschusse scheiden sollen, wieder zu wählen, und stellte den Antrag, die Versammlung möge beschliessen :

„Die Alinea 3 des § 8 der Vereinsstatuten hätte zu lauten : Die Wiederwählbarkeit der Ausscheidenden in den Ausschuss ist zulässig. Nur der Vereinsvorstand darf binnen der nächsten zwei Jahre als solcher nicht wieder gewählt werden."

Dieser Antrag wurde einstimmig angenommen und in Folge dessen die Ausschusswahlen, welche in dieser Ver- sammlung hätten vorgenommen werden sollen, für die nächste Quartalversammlung, welche deshalb als allgemeine Versamm- lung mit den Rechten der Jahresversammlung zu berufen wäre, verschoben.

Auf den im Namen des Ausschusses vom Herrn Rector Dr. Franz Krones gestellten Antrag wurde Herr Dr. Adolf Ficker, Sections-Chef in Wien, zum Ehrenmitgliede des Vereines einstimmig ernannt.

Aus dem vom Schriftführer verlesenen Jahresberichte sei F'olgendes hervorgehoben:

Dem Vereine sind in dem verflossenen Vereiixsjahre (bis Ende December) zugetreten 2) Mitglieder« ebensoviele sind ausgetreten. Doch ist deshalb die Zahl der Mitglieder nicht unverändert geblieben: wir müssen leider constatiren, dass dem Vereine in diesem Jahre durch den Tod weitaus mehr Mitglieder entrissen worden sind, als dies je in einem der früheren Jahre der Fall gewesen. Es sind nämlich 1 2 Mitglieder gestorben und zwar: Frau Gräfin Franziska Stubenberg und die Herren : Graf Anton Auersperg, Domherr Ludwig Donin, Notar Dr. Johann Fleckh, Gymnasial - Director Theodor Gassner, Chorherr Ferdinand Gebhardt, Franz Grub er, Dr. Mathias Macher, Gymnasial-Professor Johann Oreschek, Anton Wilhelm, Fürst Alfred von und zu Windischgrätz, Capitular Eugen Edler von Wi m m e r.

Der Verein zählt demnach (Ende December) 356

VIII

ordentliche, 26 Ehrenmitglieder und 15 correspondirende Mitglieder.

Die Zahl der Bezirkscorrespondenten beträgt 23, die Zahl der Vereine, mit denen der historische Verein im Schriftentausch steht, ist 188. Die Zahl der Ortschronisten ist auf 48 gestiegen.

Es haben sich zur Führung von Ortschroniken in ihren Wohnsitzen im verflossenen Vereinsjahr erboten die Herren: Alois Friedrich, Lehrer in Langen wang, Emerich Hiden, Lehrer in Eisenerz ; Isidor K a d i v e c , Oberlehrer in Neumarkt an der Rudolfsbahn; Franz Krone s, Oberlehrer in Kumberg; Franz Küschall, Oberlehrer zu Schöder bei Murau; Alois Mi kusch, Lehrer zu Baierdorf, Gemeinde Eggenberg; Ludwig Pauer, Lehrer in Krieglach; Karl Stark, Oberlehrer zu St Veit ob Graz, und Johann Vogl, Lehrer in Lödersdorf.

Es wird hier bemei*kt, dass im kommenden Jahre die Einreichung und Prämiirung der Ortschroniken stattfinden wird. Auch kann der Ausschuss mit Genugthuung darauf verweisen, dass sich das vom Vereine geschaffene Institut der Ortschroniken auch ausserhalb Steiermark Geltung und Anerkennung verschafft hat: von Ried in Oberösterreich und von der Stadtgemeinde Waidhofen a. d. Y. in Niederösterreich sind an den Ausschuss Gesuche um Mit- theilung der Formularien gestellt worden.

Der Ausschuss hat zur Herausgabe einer kleinen Schrift eine Subvention bewilligt, welche den Zweck verfolgt, dem Verein neue Mitglieder zuzuftkhren. Der Ausschuss hielt sich nämlich immer vor Augen, dass besonders die Lehrer- welt des Landes durch Bildung und Stellung berufen sei, jene Bestrebungen des Vereins zu unterstützen, welche darauf abzielen, die Kenntniss von den Geschicken unseres engeren Vaterlandes in immer weitere Kreise zu verbreiten, Thdl- nahme allenthalben für das zu wecken, was irgend mit Steier- mark in Verbindung steht. Die Lehrer des Landes von dem Wirken des historischen Vereins und der Art und Weise der

- IX --

Theilnahme an seinen Arbeiten und Bestrebungen von Seite der Lehrer in nähere Kenntniss zu setzen, hat Herr Johann Krainz inKnittelfeld einen Aufsatz für die pädagogische Zeitschrift verfasst, der den Titel ftthrt: Der Lehrer als Förderer der Heimatskunde. Dieser Aufsatz wurde als Sonderabdruck durch den hohen Landesschulrath unter die Lehrer verbreitet. In ganz erschöpfender Weise behandelt darin Herr Lehrer Krainz sein Thema: der Ausschuss hofit, dass die kleine dafUr gewährte Unterstützung dem Vereine gute Früchte tragen werde.

Eine kleine Unterstützung hat der Ausschuss dann auch zur Herbeischaflfung eines Römersteins gewidmet, der jetzt im Joanneum sich eingemauert findet.

An Publicationen erschienen im vei*flossenen Jahre das 24. Heft der Mittheilungen und das 13. Heft der Beiträge. Am zweiten Bande des Urkundenbuchs wird stetig gearbeitet. Die Auslagen fanden ihre Deckung in den Mitgliederbeiträgen, in der jährlichen Subvention des Landes und der Subvention des hohen Ministeriums f. C. u. U.

Von den Bezirkscorrespondenten haben diesmal die Herren Kaplan A. M e i x n e r zu St. Veit am Vogau ; J. Wichner in Admont; A. Aust zuGaal; IgnazSchlagg in Obdach; Ludwig Pauer in Krieglach; J. Krainz in Knittelfeld, Karl PichlR. v. Gamsenfels mehr oder minder wichtige Berichte zukommen lassen. Ueber das Wichtigste wird besonders berichtet werden.

Von einigen dieser Herren, sowie von den P. T. Herren Pfarrer Fei kl in Assach, Oberlehrer Jakob Pils in Kraubat, August Diroitz in Laibach, Kaplan Andreas Strerapfl in Riegersburg, Domherrn Oroäen in Marburg, Oberiehrer Schönegger in Krieglach (durch Herrn Bez.- Corresp. Lud. Paur), Herr Realitätenbesitzer Jakob Walter in Knittelfeld (durch Herrn Lehrer Krainz); endlich aus dem Nachlasse des Notars Job. Fleckh sind dem Vereine nam- hafte Geschenke zugemittelt worden, wofür hier noch einmal der geziemende Dank abgestattet wird.

X

Als die wichtigste Erwerbung muss jedenfalls die des Archivs von Wasserberg in Obersteier bezeichnet werden. Auf Anregung des Herrn Lehrers Job. Krainz und durch Vermittlung der Herren Franz von Forcher auf Schloss Hauzenbichl und Oberlandesgerichtsrath Reicher hat die Besitzerin des Schlosses Wasserberg, Frau Johanna Se ssler sich entschlossen, das Archiv dem historischen Vereine ge- schenkweise zu überlassen. Von diesem Archive dürfen die Freunde vaterländischer Geschichte manche Bereicherung ihrer Kenntnisse erwarten und gewiss gebührt der Frau Sessler, sowie den vermittelnden Herren für das bedeutende Geschenk der lebhafteste Dank des Vereins.

Der Jahresbericht schloss mit folgenden Worten:

„Noch auf einen Punkt glaubt der Ausschuss^ schliesslich aufmerksam machen zu sollen: es ist nämlich in diesem Jahre trotz der Zeitverhältnisse, die natürUch auch auf unseren Verein rückwirken mussten, der seine Mitglieder in aUen Ständen der Bevölkerung hat, gelungen, denVerein schulden- frei hinzustellen. Denn sowohl das Urkundenbuch, wie das Landrecht wie endhch auch die regelmässigen Publicationen sind bereits bezahlt. Es ist dies ein Resultat, wie es der Verein schon seit Langem nicht aufzuweisen hatte.

Und somit schUesst der Ausschuss seinen Bericht mit dem Wunsche, es möchte den Leistungen des Vereins auch in Hinkunft die ehrende Anerkennung zu Theil werden, die ihnen bisher immer geworden, es möchte den Bestrebungen des Vereins auch fürder die Unterstützung zu Gute kommen? die ihn bisher förderte, damit der Verein nach und nach wirklich das werde, was er zu sein berufen ist: das geistige Band, das in allen Gauen der Steiermark alle jene umschlingt welche der Vergangenheit des Landes wie des Volkes ihr Interesse zuwenden.*^

Nach Abwicklung des geschäftlichen Theils hielt Herr Regierungsrath Dr. Richard Peinlich einen Vortrag : Ueber die Brotfrage in Steiermark, namentlich in Graz, während des 17. Jahrhunderts". Dieser gediegene Vortrag findet sich mit

XI

einigen Zusätzen versehen in den diesjährigen Mittheilungen abgedruckt.

12. In der 23. Vierteljahrs-, zugleich allgemeinen Ver- sammlung, abgehalten am 30. April, hielt Herr Regierungsratb Dr. Vincenz Göhlert einen Vortrag über die ältesten Orts- namen der Steiennark. Nachdem der Redner betont, dass man stets die ältesten Namensformen in Betracht ziehen müsse, weist er darauf hin, dass dann, wenn mehrere Volksstämme ein Land bewohnen, wie dies in Steiermark der Fall ist, bei der Verschiedenheit der Sprachen Lautverschiebungen und Zwitterformen entstanden sind, indem z. B. das Grundwort dem Deutschen, das Bestimmungswort dem Slavischen ange- hört. Auch aus den sprachlichen Verhältnissen ergibt sich, dass Steiermark ehedem durchaus von Slaven bewohnt ge- wesen ist Dass vorher Kelten dagewesen, geht auch aus jenen Ortsnamen hervor, die aus der Römerzeit überliefert sind; hiebei werden einige keltische Appellativa, welche in alten und heutigen Ortsnamen der Länder West -Europas (von Spanien bis Schottland) enthalten sind, näher erörtert. Ans den alten Ortsnamen wird zugleich ein Schluss gezogen, wie es vor nahezu tausend Jahren in Steiermark ausgesehen haben möge, da noch der Elenn (Scheich oder Alch) Auer (Ur), Bison (Wisent) und Biber in den dichten Urwäldeni hausten.

Herr Dr. Göhlert erklärt schliessUch noch einige Orts- namen, die im ersten Bande des Urkundenbuchs vorkommen und die er in 5 Gruppen theilt: die deutschen, die slavischen, die slavisch-deutschen, die keltischen und jene zweifelhafter Natur.

Der Vortrag wurde beifällig aufgenommen.

Nach Verlesung des Verwaltungs- und Gassaberichtes gab Herr Rector Dr. Krones im Namen des Ausschusses eine Erklärung ab bezüglich der „Anmeldung" des Herrn Oberlieuterants v. Beckh-Widmanstetter. Dieser hatte nämlich seinen Eintritt in den Verein angemeldet mit der Bemerkung um als Mitglied sein (vermeintliches), „nicht aufgegebenes

XU

Recht" betreffs der Matrikel wieder verfechten zu können. Eine derartige und sogestalt motivirte Eintrittserklärung, die förmliche Inaugnrirung neuer Streitigkeiten und Wirrnisse zum Schaden des Vereins, konnte der Ausschuss nicht an- nehmen und er beschloss, den genannten Herrn als Mitglied nicht aufzunehmen. Diesem ihr eröffneten Beschluss stimmte die Versammlung einhellig bei.

Da die hohe k. k. Statthalterei die in der Jänner- Versammlung beschlossene Statuten-Aenderung bestätigt hatte, so konnte jetzt zu den Wahlen geschritten werden. Es wurden gewählt: Herr Prof. Dr. Ferd. Bischoff zum Vorstand; Herr Dir. Dr. Franz Ilwof zum Vorstand-Stellvertreter. Zum Cassier wurde HeiT Ernst Fürst per acclamationem wieder gewählt. Zu Ausschüssen erschienen gewählt die Herren: Prof. J. v. Zahn und A. v. Luschin. Da aber der letztere erklärte, diesmal die Wahl wegen UeberbOrdung mit Amtsgeschäften und literarischen Arbeiten nicht annehmen zu können, und dass es ihm gerecht und passend erscheine, dass der Ausschuss in derselben Personal - Zusammenstellung wie seit 1875 auch jetzt wieder fungire, so wurde an seine Stelle Herr Hauptmann v. Felicetti gewählt.

j

Bericht über die 2. Wanderversammlung des hißt. Vereins für Steiermark.

(4. und 5. Juni 1876.)

Zur zweiten Wanderversamml ung des historischen Vereines fdr Steiermark im Sommer des verflossenen Jahres, war der Vorort des Unterlandes, Marburg, ausersehen. Das Grazer Comit^, bestehend aas den Herren: Landesarchivar und Vereinsvorstand Prof. v. Zahn, Re- gierungsrath Director Peinlich, den Professoren: Dr. Reichel, Dr. v. Zwiedineck-Südenhorst und Dr. Krones, dem Obmanne, setzte sich in Bezug des Programmes, der Einladungen u. s. w. mit dem Marburger Localcomit^ in Verbindung, an dessen Spitze der HeiT Bürgermeister Dr. 6. Reiser als Obmann, Vicebürgermeister Dr. Duchatsch als Stellvertreter standen und zu welchem in erster Linie die Herren: 6ym- nasialdirector Gutscher, Professoren: Horak, Schnabel zählten^ Obmann und Comit^mitglieder boten Alles auf, um den Ankömmlingen den Aufenthalt in Marburg aufs angenehmste zu gestalten. Am Pfingst- sonntage, den 4. Juni 1876, Vormittags, trafen die Grazer Gäste, durch Gesinnungsgenossen aus der Nachbarschaft verstärkt, in dem freundlichen Marburg ein, aufs herzlichste begrtisst von dem dortigen Gomit^. Sie brachten die Festgabe des Vereines, Exemplare der lithographisch nett ausgeführten Copie der bislang ältesten, in Oelfarbe gemalten Abbildung der Marburger Stadt mit.

Um 11 Uhr versammelte sich in den freundlichen Casinoräumen eine gewählte Gesellschaft von Geschichtsfreunden, in der auch die Frauen- welt ihre willkommene Vertretung fand, um den drei festgesetzten Vor- trägen der Grazer Gäste beizuwohnen. Vicebürgermeister Dr. Duchatsch begrQsste im Namen Marburgs mit ebenso wannen als gewählten Worten die Gäste, worauf dann unter der Leitung des Vereinsvorstandes Landes- archivars Prof. V. Zahn das Geschäftliche der Wanderversammlung zur

XIV

Behandlung kam und vom genannten Vorstände zunächst Bedeutung und Programm der Wanderversammlung erörtert wurde.

Den Reigen der Vorträge eröffnete der Schriftführer des historischen Vereins Prof. Dr. Franz Mayer mit einem historischen Spaziergange durch die Jahrhunderte des Marburger Geschichtslebens, wobei das Jahr 76 vom karolingischen Zeitalter ab den Schwerpunkt des Vortrages aus- machte. An ihn reihte sich eine historische Skizze Professors Dr. Fr. Krön es Über die historische Physiognomie Marburgs am Schlüsse des Mittelalters, worauf Prof. Dr. R. Reich el einen dem Unterlande zustän- digen Hexenprocess culturgeschichtlichen Betrachtungen unterzog. Gegen 2 Uhr begann das gemeinsame Festmahl und verlief in der gehobensten, zwanglosesten Stunmung, durch Trinksprüche gewnrzt, deren ersten Herr Bürgermeister Dr. G. Reiser als gemüthvoHen Gruss ausbrachte. Ihm er- widerte Prof. Krones mit einem Toast auf Marburg. An das Festmahl reihte sich ein genussvoller Gesammtausflug und der Abend versammelte dann die Theilnehmer in den Räumlichkeiten des Gasino's zur heiteren Geselligkeit.

Der nächste Morgen die FrUhstunden des Pfingstmontages fand die Wanderversanimlung auf dem deutschen Kalvarienberge , einem der reizendsten Aussichtspunkte, vor. Es war ein Häuflein froher Menschen und dass es diesem nicht an mannigfaltiger Labung fehlte, daf^ sorgte, unterstützt von anderen Damen, die liebenswürdige Gattin des Herrn Bürgermeisters. Es schien daher kein geringes Wagniss, den Freuden im Grünen die zweite Hauptaufgabe der Wanderversammlung, die Er- örterung jener Marbiu*g betreffenden, localgeschichtlichen Fragen unmit- telbar folgen zu lassen, welche das Grazer Gomit^, im Einvernehmen mit dem Marburger, zusammengestellt hatte, und welche durch das Letztere einige Zeit vor der Wanderversammlung im dortigen Localblatte zur allgemeinen Verständigung veröffentlicht worden waren. Allein der Erfolg dieser Besprechung, die nach 11 Uhr im Casinosaale unter starkem Zuspruche und unter Leitung des Grazer Gomit^obmannes Prof. Dr. Krones vor sich ging, war ein so günstiger in reger Betheiligung und vielseitigen Aufschlüssen, dass dieses Wagniss als vollkommen geglückt bezeichnet werden muss.

Die erste dieser localgeschichtlichen Fragen lautete: Welche Marburger Oertlichkeit erscheint als ältester Anlagepuukt der Stadt? An ihrer Discussion betheiligten sich vorzüglich die Professoren Dr. R. Reiche! und Pajk. Jener brachte die beiden Traditionen zur Geltung, wonach die Allerheiligen- und Schwarzgasse und das Minoritenkloster in der An, oder der Raum zwischen dem Messnerhäuschen und dem Jagdschlosse die Liniamente Alt - Marburgs abgäben ; dieser gedachte einer dritten Ueberlieferung, welche die Anfönge Marburgs in der Richtung gegen Maria-Rast suche, in der Goldwäscherei und Fischerei nahe dem Lend-

J

XV

platze. Dabei kam es auch zu einer Discussion beider Herren hinsichtlich der Stelle bei Wolfram von Eschenbach von dem goldführenden Trajena- bache und über die Goldwäschen der Vorzeit

Die zweite Frage: Welche Spuren und Nachrichten weisen auf die Entwicklung und den Bestand der einstigen Stadtbefestigung? fand ihre Erörterung durch die Herren Bancalari, Pajk und J. G. Hof- richter.

Herr Bancalari bezeichnete die noch 1 786 übrig gebliebenen Reste der ursprünglichen Stadtbefestigung an der Ostseite Marburgs, gedachte Ober-Marburgs, des unterirdischen Ganges, der traditionell von Ober- Marburg bis Kranichsfeld geführt habe, der sagenhaften Schätze u. s. w. Herr Prof. Pajk erwähnte der ehemaligen Ringmauer bei der Burg, während sich Herr Notar Hofrichter im Allgemeinen gegen die Glaub- würdigkeit solcher Localsagen aussprach.

Die dritte Frage: Welche Erinnerungen und Spuren lassen sich von dem mittelalterlichen Wohnsitze und Friedhofe der Marburger Israeliten auffinden? erörterten Prof. Dr. Reiche 1, Herr Bürgermeister Dr. Reiser und Herr Gödl, Stadtcassier. Prof. Reichel besprach einen Grabstein vom ehemaligen Judenfriedhofe zu Marburg, der Familie Morpurgo zugehörig, Herr Gödl und insbesondere der Herr Bürger- meister erörterten die Oertlichkeitsfrage und Letzterer wies auf bezüg- liche Urkunden, den Judenacker ** betreffend.

Zur vierten Frage: Gibt es noch Traditionen in der Marburger Gegend von den Türkeneinfällen und welches Bewandtniss hat es mit den sogenannten Türkengräbem oder Hügeln bei Pivola, unweit Rötsch ? hatte insbesondere Prof. Dr. Reichel angeregt und zum Behufe ihrer sachgemässeren Erörterung Prof. Horak, keine Mühe scheuend, eine äusserst genaue Begehung und graphische Aufnahme jener 50 Hügel bei Pivola aufjgenommen. Er bot nun einen anziehenden Bericht über den ganzen Befund, sodann Aufschlüsse über die Gegenstände, welche man in einzelnen Hügeln ausgrub und betonte die Schwierigkeit, der historischen Natur dieser Hügel auf den Grund zu kommen. Herr Dr. j. I p a V i c behandelte die bezügliche Tradition des Landvolkes von diesen Türkengräbem und den bei Kranichsfeld (Ra^je) oder eigentlich bei Kreuz. Herr Hofrichter sprach im Allgemeinen Über den Türkenzug von 1582, während Herr Prof. Reichel als Kern der Tradition die all- gemeine Erinnerung an die Türken und die Bedeutung des Gegend- namens Razboj, ,,Ent8cheidungs6chlacht'', hervorhob.

Die fünfte Frage: Welche Ruinen und verfallenen Schlösser gibt es auf dem Bacher und wo lag das schon im 18. Jahrhunderte als Roine angeführte Schloss Kozirep? hatte Landesarchivar Prof. v. Zahn angeregt und ergriff auch zunächst das Wort, um seinen Anschauungen über die mittelalterliche Bedeutung des Bachers als einer Landes warte

XVI

ähnlich dem Wienerwaldo Niederösterreichs Ausdruck zu geben und auf (las einstige Vorhandensein eines Befestigungszuges hinzuweisen. Herr Bürgermeister Reiser erwähnte solcher Ruinenreste bei St. Hein* rieh am Fächern. Auch Herr Lehrer Pfeifer sprach über den Gegenstand. Dr. Ipavic gedachte solcher Befestigungsspuren östlich von Tainach. Prof. Pajk erwähnte der Gräben bei Tainach und der Bedeutung des Namens Kozi Rep als „Drachen-Grab''. Prof. Roichel kam auf die geschichtliche Bedeutung der Schlösser Lembach, Frauheim, Saldenhofen u. A. zu sprechen.

Ueber die sechste Frage: Welche Traditionen knQpfen sich an das sogenannte Staromesto bei Rothwein (Razwai, Razwanje)? er- griff zunächst der Anreger der Frage, Prof. Reiche I, das Wort; sodann Prof. Pajk, welcher Letztere auf die Bedeutung von Razwaqje als lyAussenstadt** im Gegensatze zu Staromesto „Altstadt-" verwies.

Die siebente Frage: Welche Daten bietet Marburg und die ganze Umgebung ftlr die Chronik der Pest und der Erdbeben? gab zu- nächst dem Herrn Prof. Reich'el Anlass über die Pest oder , leidige Sucht'' zu sprechen und des bezüglichen Sterbebuches v. J. 1680 zu ge- denken. Herr Wiesthaler erwähnte der bezüglichen Tradition des deutschen Kalvarienberges und Prof. P a j k des Maria- Raster Votivbildes der Familie Flucher. Auch Herr Prof. Reich el und Herr Dr Ipavic ergriffen bei diesem Anlasse das Wort. Eine Reihe interessanter Daten eroiterte Herr Stadtpfarrvicar Fleck zur Geschichte des Pestjahres 16SÜ wonach ein Drittel der Bevölkerung wegstarb und ein eigener Pestfried- hof noth wendig wurde. Zahlreiche Knochenfunde verweisen darauf. Des gleichen gab er Aufschlüsse über den damit zusammenhängenden Bau der Kapelle am deutschen Kalvanenberge. Auch gedachte er des in treuer Erf^iUung seines Berufes verstorbenen Arztes Duchatsch. Herr Vicebürgermeister Dr. Duchatsch theilte die Grabesinschriffc eines gleichfalls in treuer Pflichterfüllung verstorbenen Geistlichen mit (Hie jacet sepultus P. Aegidius Graecencis concionator qui pro pestiferis expo- situs a peste extinctus exiit anno 1682, 3. Julii. Requiescat in pace).

Bei der letzten Frage: „Welche Erinnerungen knüpfen sich an die französische Invasionszeit der Jahre 1797—1809?'' betheiligten sich insbesondere Herr Stadtcassier Gödl und Herr Stadtpfarrvicar Fleck. Es ward der trefflichen Haltung des damaligen Bürgermeisters Fei'linz, der hohen Requisitionen des Feindes^ der bezüglichen Drohungen und des Nachlasses der Hälfte, des luxuriösen Lebens des französischen Generals u. s. w. gedacht. Prof. P a j k gedachte der Tradition von zu- rückgebliebenen Franzosen zu W.-Feistritz, Gonobitz u. a. 0. Prof v. Z a h n stellte dies in Parallele mit den Ueberlieferung^n von zurückgebliebenen Türken. Solche Ueberlieferungen seien eben zu alten Zeiten dem Land- volke geläufig gewesen.

XVII -

Um ein Uhr trennte sich iie Versammlung um gegen 5 Uhr in einem Gasthaus- Garten nochmals zui^ammcnzukommen und dann, von den Marburger Freunden begleitet, mit dem Abendzuge die anmuthige Stadt zu verlasssen, an die sich recht frohe Augenblicke knüpften.

Mit Bezug auf das Bild der Stadt Marburg und einige der histo- rischen Localfragen trafen nachträglich zwei Schreiben ein, das Eine von Herrn AI. Fe Ib er in Pössnitz, das andere von Herrn Stadtpfarr- vicar Fleck in Marburg, deren wesentlicher Inhalt wörtlich also lautet. Herr Fei her bespricht die Entstehungszeit des Bildes in folgender Weise:

Anlässlich eines Artikels in der Tagespost v. 23. Juni hinsicht- lich des Haas'schen Bildes von Marburg aus dem vergangenen Jahrhunderte erlaube ich mir meine zwar unmassgeblichen, doch immerhin bemerkens- werthen Yermuthungen bezüglich der Zeit der diesftilligen Aufnahme als Beitrag zur ri':htigen Erforschung derselben mitzutheilen.

Ich überkam eben erst dieses Bild und auf den ersten Blick fiel mir die Abwesenheit* der Calvarienkirche-auf der zweiten symmetrisch mit der Burg Obermarburg dominirend dastehenden Bergspitzo auf; die braune Felskuppe ist nun schon seit 1680 mit dem besagten Kirchlein gekrönt. Sollte es möglich sein, dass dies der Zeichner übersehen hätte, was sein Bild verschönert haben würde?

Ferners ist die gegenwärtig bestehende Burgkapelle in der Süd- fronte schon 1655 (laut Steininschriiten) erbaut geworden, welche auch auf dem Bilde nicht ersichtlich ist; diese hätte nicht genügend llaum finden können, weil die auf dem Bilde ersichtliche alte Kirche im Burgvorhofe noch bestand, in welche erstere hätte theil weise hineingesetzt werden müssen.

Weiters stand fast an der Brücke am rechten Drauufer laut PuflTs Marburg I. Theil, S. 128, Nr. 19 ein Haus, schon 1680 in Vischer's Topographie abgebildet, was im Haas'schen Bilde wieder nicht ersichtlich, sowie auch mehrere als Bollwerke in der Stadt bezeichnete Stellen zu Anfang des vergangenen Jahrhunderts bereits zu Häusern umwandelt waren.

Es scheint demnach, dass die eigentliche Aufnahme dieses Haas'- schen Bildes fast um hundert Jahre frülier datirt, gewiss aber nach dem Jahre 1617, weil das Kloster ausser dem Burg- (Stadt-) Thore damals von dem Grafen Jakob Kiesel (Kliiesel) erbaut wurde, wozu dieser Erzkatholik die Steine von den Bollwerken Ober-Marburgs theil- weise verwendete. Die kaiserlichen Protectionskinder, die Grafen Khiesel unter Erzherzog Karl bis Leopold I. fühlten sich sicher, die granitenen Aussenbefestigungen entrathen zu können und bauten das Kloster und ihre Gruft imit 13 kupfernen Särgen) ausser der Stadt- mauer; im Innern der Stadt sollten aber an 100 Jahre und weiter hinaus die längst unnütz gewordenen kieselsteinernen Wehrblöcke als Steine des Anstosses verblieben sein? Das ist nicht leicht denkbar,

MSttk«!!. dM hUt. Varaiiu f. SMtoniuirk, XXV. Uvft, 1R77. "D

^

xvni

darum wäre die Zeit des Aufrisses unseres Bildes mindestens vor das Jahr 1680 zu stellen, die Ausführung desselben kann'später geschehen sein

Herr Fleck erörtert die localgeschichtlichen Fragen 2, 3, 7 und 8 wie folgt:

In den Jahren 1396-1400 fielen die Türken in Steiermark ein, kamen auch nach Marburg und schleppten mehrere hiesige Bewohner mit sich.

Im Jahre 1528 vertheidigte der damalige Stadtrichter Christof Waldenreiner Marburg gegen die Türken. Als Trophäe seiner Siege erbaute er das jetzige Rathhaus.

In der Mitte des 15. Jahrhunderts erschien der Türke gar häufig vor Marburg; infolge dessen führte man gewisse Befestigungen auf, die aher nur aus Holz waren.

Im Jahre 1555 wurde die Stadtbefißstigung in Marburg angeordnet und zwar soll diese nicht aus Holz, sondern von Stein gemacht werden, wozu ein Steinbruch im Weingarten des Beneficiaten Lorenz Lubsche angewiesen wurde. Gegenwärtig stehen von dieser Fortification nur noch die 4 Thürme in der Richtung der 4 Weltgegenden.

Die für den Handel so günstige Lage Marburgs mag die Israeliten hieher gelockt haben und zwar in so bedeutender Anzahl, dass sie ein eigenes Stadtviertel, nämlich die jetzige Allerheiligengasse, bewohnten, eine Synagoge (gegenwärtig Inquisitenhaus, der Familie Delago gehörig) und einen eigenen Richter hatten. In der hiesigen Kärntner- Vorstadt an der Stelle des gegenwärtigen ärarischen Holz-, Heu- und Stroh-Depots war die Begräbnis s statte der Israeliten.

Im Jahre 1680 grassirte in Marburg die Pest, gewöhnlich der schwarze Tod genannt. Ein Drittel damaliger Bewohner wurde ein Opfer der Pest. Ausser der Ringmauern, südöstlich von der Stadt, zwischen der gegenwärtigen Steinmetz- Werkstätte und der Drau wurde ein eigener Friedhof, Pest-Friedhof genannt, für die an der Pest Verstorbenen errichtet. Zu derselben Zeit war ein gewisser Georg Haller Bürger- meister von Marburg. Vor ungefälir 15 Jahren hob man an dieser Stelle den Schotter heraus und man fand viele Menschenknochen und Schädel. Diese Gebeine wurden gesammelt und auf dem hiesigen städt. Friedhof beerdigt. In der südlichen Gartenmauer der P. P. Franzis- kaner ist ein Grabstein zweier an der Pest verstorbenen Kapuziner mit der Inschrift: anno 1680 3. September peste defuncti P. Marianus Tra- burgd concionator, F. Isidonis Clagenfurte der. 12. septemher jacent hie sepulti. Ein zweiter Grahstein, dessen Dr. Duchatsch Erwähnung gethan, ist unweit des Hauptthores in der Mauer der gegenwärtigen Franziskaner-Kirche mit der Inschrift: Hie jacet sepultus P. Aegidius Graecensis qui pro pestiferis expositus a peste extinctus est anno 1682 3. Julii.

XIX

WÄhrend der Pest machten die Marhurger vielfältige Gelöbnisse. Nach dem Erlöschen derselben wurden auf dem Hauptplatze die Marien- Sftule und mehrere Statuen errichtet, diejenigen Heiligen vorstellend, welche als besondere Helfer in dieser Krankheit verehrt wurden.

Zu derselben Zeit wurde die Kapelle zur h. Barbara auf dem hiesigen Calvarienberge erbaut. Die Frauen von Marburg haben infolge eines Gelöbnisses die Materialien zum Baue dieser Yotivkapelle auf den steilen Berg getragen.

Im Pfarrhof zu Maria-Rast befindet sich ein Votivbild, Marburg darstellend, mit der Jahreszahl 1680. In der Klosterkirche zu Maria Nazareth ob Cilli ist ebenfalls ein im Jahre 1681 von den Marburgern wegen der Pest dahin geopfertes Votivbild.

Die sogenannte Francisci-Kapelle der hiesigen Dom- und Stadt- pfarrkirche wurde um das Jahr 1683 erbaut aus Dankbarkeit nach glOcklich überstandener Pest. Das betreffende Altarbild stellt vor das alte Schloss Marchburg auf dem jetzigen Pyramidenberge sowie die gegenwärtige gräflich Brandis'sche Burg und vor dieser eine grauenhafte Scene der Lebenden, die sich verzweifelnd geberden in der Mitte der an der Pest dahin Sterbenden.

Vom 27. bis 30. August 1780 dauerte die hundertjährige Jubi- läumsfeier bei den Statuen am hiesigen Hauptplatze mit Processionen, Messopfem und Predigten.

Ueber Erdbeben in Marburg habe ich in meiner Chronik keine Notizen; konnte auch nirgends darüber etwas verzeichnet finden.

Im Jahre 1797 war der Einzug der Franzosen in Marburg. Die Handwerksgesellen, aus Furcht, von den Franzosen zum Militär gestellt zn werden, flüchteten sich. Die französischen Generäle waren in der gräflich Brandis'schen Burg einquartiert. Im Jahre 1805 war das Haupt- quartier der Franzosen in der hiesigen Kärntner-Vorstadt.

Am 24. Mai 1809 rückten die Franzosen mit gezogenen Säbeln durch das Kärntner -Thor in die Stadt ein. Die Schulen wurden ge- schlossen, die Studenten begaben sich grösstentheils in ihre Heimat, einige gingen als P>eiwillige zur Landwehr; so begab sich auch der gegenwärtig hier domicilirende 85 Jahre alte Herr Franz Gödl im patrio- tischen Gefühle als Officier zur steierm. Landwehr, wo er dann in der Schlacht bei Raab verwundet die militärische Laufbahn verliess.

Der damalige Bürgermeister {Stadtrichter) von Marburg Georg Ferlinz und der Bürger Forstner (beim Vortrage im Casino am 5. Juni 1. J. habe ich irrthümlich den Namen Remitz genannt) wiu-den als Geiseln mit dem Erschiessen bedroht, bis die Bürgerschaft eine Oontri- bution von 20.000 fl. und eine grosse Quantität Fleisch und Brot erlegte. Diese beiden aber bewiesen kühnen Muth und sprachen, dass diese Contribution zu gross sei und in dieser kurzen Zeit nicht geleistet

B*

XX

werden könne, worauf die Forderung vom feindlichen Gommandanten auf die Hälfte herabgesetzt wurde. Es waren damals über 15.000 Mann Franzosen in Marburg, wobei fast alles Schlaclit- und Zugvieh den Bürgern weggenommen wurde.

Am 5. Juni 1809, als die Franzosen gerade mit der Brotfassung am Hauptplatze beschäftigt waren, sprengte der kaiserliche Corporal Karlik mit zwei Mann mit gezogenen Säbeln durch die Grazer Vorstadt auf den Burgplatz, erbeutete aus dem Stalle des Gasthofes „zum schwarzen Adler" eine Menge französischer Pferde, alarmirte die ganze Besatzung, fiel aber am Doniplatze, von den französischen Kugeln ge- tödtet. Darauf verbarrikadirten die Franzosen einige Gassen mit Heu- wägen und wollten die Grazer Vorstadt, deren Bewohner sie mit dem österreichischen Militär einverstanden glaubten, plündern und in Brand stecken. Karlik's Monument steht neben dem Thore der früheren Knaben- und gegenwärtigen Mädchenschule.

Am 10. August bewirtheten die französischen Officiere im Gast- hof »zum Hirschen" (gegenwärtig Pachner's Haus) in der Postgasse auf das Glänzendste das österreichische Officier-Corps.

Am 15. August 1809 war auf Befehl der Franzosen die ganze Stadt Marburg wegen Napoleon's Namensfest illuminirt.

Im Jahre 1809 soll sich in der Sulz (ausser Marburg) ein fran- zösischer General im Weinmoste gebadet haben. Am 10. Jänner 1810 räumten die letzten Franzosen Marburg. Am 13. October 1810 erkrankte hier Ludwig Buonaparte, König von Holland und lag längere Zeit im Gasthofe zum Löwen in der hiesigen Kärntner-Vorstadt.

Es wurde gelegentlich gedachter Wauderversammlung auch über die Goldwäscherei in der Drau gesprochen ; darüber kann ich nach meinem Gedenkbuche nur dies berichten, dass unter den Bürgermeistern Christof Pisi im Jahre 1688 und Leopold Schweighofer 1698 die Gold- wäscherei in der Drau in der Richtung von Maria-Rast herab bis Wurm- berg am meisten betrieben wurde, indem diese beiden Stadtrichter die- selbe grossartig unterstützten. Die vorzüglichsten Goldwäscher hiessen Fasser und Juchi in den Jahren 1690—1700. Der hiesige Dom- und Stadtpfarrer Herr Georg Mathiaschitsch erzählte mir, dass er als ehe- maliger Kaplan von Lembach in den Jahren 1837—^842 häufig Gold- wäscher gesehen und gesprochen habe, die an den Sandbänken bei Lembach mit ihrem Kahne landeten und auf die gewöhnliche Weise die Goldwäscherei betrieben, und gefragt, ob sie wohl so viel Gold bekom- men, dass sich ihre Mühe lohne, antworteten sie, dass jeder täglich einen alten Zwanziger profitire.

Aus den Berichten der P. T. Bezirks-

Correspondenten.

Es liegen dem VereinssuHüichuKse einii^e recht werthvolle Berichte der Bezirkscorrespondenten vor, ans welchen wir im Nachfolgenden das Bedentendste hervorheben.

/

1. Herr Lehrer Joh. Krainss in Oberwelz berichtete (im Mai und December i87f>) über das Archiv des Marktes Neamarkt und einen Peststein in Niederwelz, über P'olterwerkzeuge in Oberwelz (vgl. Mitth. 24. Heft p. VIII), Aber die Auffindung mehrerer Römersteine in Einöd bei Neumarkt und über eine Münzsammlung zu Neumarkt.

2. Herr Karl Ritter vonPichl berichtet am 14. Juni 1876 über den Zustand der Burg Obercilli. Seit einem Decennium sagt der Bericht- erstatter, ist diese Ruine sehr herabgekommen und zwar zumeist in Folge der Bäume und Gesträuche, besonders des £pheus; er macht daraufaufmerksam,dasses nur durch Kntfcniung dieser Gesträuche möglich sei, das Rir das Land so wichtige Denkmal zu erhalten.

3. Im November 1875 sandte Herr Lehrer Krainz auch einen Bericht über einen zu Niederwelz aufgefundenen Peststein. Er fand am westlichen Abhänge des Glaunzberges auf dem Grunde des Anton Denk' vulgo Stingelbauer einen pyraraidenartigen, stark beschädigten Stein dessen Inschrift lautet: «1715. In zeit der pest ist an disen orth 20 Wochen die h. möss gelesen. Aus disem dorfe sein 42 persohn ge- storben, also diser stain (zum ge) dechtnus (ist hiebe) r sötzt (worden)." Die Tradition des Volkes sagt über diesen Stein: Als 1718 in Steier- mark die Pest herrschte, raffte sie auch im oberen Murthale Viele da- hin. Aus Furcht vor der Ansteckung mieden sich die Leute, selbst die Kirche besuchten sie deshalb nicht, daher wurde auf dem Glaunz- berge, von wo man eine schöne und weite Aussicht in's Mur- und Welzerthal geniesst, ein Altar errichtet, an dem ein Priester unter freiem Himmel das Messopfer verrichtete, auch dem Volke die Sünden

- xxn -

vergab, während die Leute zerstreut im Thale und auf den umliegen- den Höhen dem Gottesdienste beiwohnten und auf den Knieen vom Himmel die Abwendung der Pest erflehten. Als diese Krankheit nach- gelassen und der Gottesdienst wieder in der Kirche abgehalten wurde, hat man auf der Stelle, wo der Altar gestanden, den gegenwärtigen Pest- oder Gedenkstein aufgestellt zur Erinnerung an die Pest und die Abhaltung des Gottesdienstes in der freien Natur.

Dieser Gedenkstein wurde in die Wohnung des Gemeindevorstandes von Niederwelz, Herrn Mitterbacher, geschafft.

Das Volk erzählt sich, dass die Opfer der Pest auf dem zwischen der neuen Bezirksstiasse und dem alten Fahrwege gelegenen Grunde des vulgo Strozmann beerdigt wurden, wo man ein gemauertes Kreuz er- richtete. Schatzgräber, die bei den Leichen Werthgegenstände ver- mutheten, trugen zur Nachtzeit das Kreuz ab und durchwühlten den Boden. Seitdem wurde das Kreuz nicht wieder errichtet.

In der Kirche zu Niederwelz befindet sich unter dem £mpore ein altes Gemälde, einen Engel darstellend, welcher dem an einen Baum gebundenen h. Sebastian Pfeile aus dem Leibe zieht. Unter dem Bilde steht: „1715. In betriebter Pest Zeitt ist disse bildnas von einer Gesambter NachbarschaiTt in Niedrweltz Verlobt undt Geopfert worden. Gelobt seie Gott undt s. Sebastian. **

Ein zweiter Bericht des Herrn Oorrespondenten J. Krainz vom November 1875 behandelt alte Grenzmarken im Bezirke Oberwelz.

4. Herr Ant. J. Aust, prakt. Arzt zu Gaal bei Knittelfeld, schickte mit Bericht vom 6. Mai 1876 die Copic eines eisernen Gart«nthores, das sich beim Eltemhause des Herrn Georg Zeilinger im Yormarkte bei Uebelbach seit mehr als 80 Jahren befindet und das als ein Pracht- exemplar echt steiermärkischer Kunstschlosserei aus dem vorigen Jahr- hundert anzusehen ist. Er berichtet darttber wörtlich Folgendes : Dieses Gartenthor wurde vor mehr als einem Jahrhundert von einem Grazer Schlosser unbekannten Namens im Auftrage eines Gutsbesitzers ange- fertigt, der aber dann wahrscheinlich die Kosten (4000 fl. in B. -Zetteln) nicht decken konnte, weshalb das Gitter im Besitze des Yerfertigers verblieb, bis es in das Eigenthum des Gewerken Johann Georg Zeilinger überging. Dieser Hess das Wappen des Bestellers entfernen, an dessen Stelle sein Werkzeichen (drei gekreuzte Säbel), die Initialen seines und seiner Gattin Namen anbringen, das Thor bronzlren und aufstellen. Es wird sammt dem gleichfalls stark bronzirten und schon sehr alten eisernen Gitter bei den Fenstern des 1. Stockwerkes des Herrenhauses von den Uebelbach besuchenden Kunstkennern mit Recht bewundert.

5. Herr Lehrer Joh. Krainz, nun in Knittelfeld, berichtete am 8. Mai 1876 von seinen Reisen im Knittelfelder Bezirke; er erwarb mehrere Alterthümer, darunter auch Urkunden und eine päpstliche

- xxni

Jubiläumsmtinze vom Jahre 14r)0, die er einsandte. Anch bewog er Herrn Bealitätenbesitzer Jakob Walter in Knittelield, elf Stück Urkunden aus dem 18. Jahrh. dem Vereine zu überlassen.

6. Ein weiterer Beriebt des Herrn Job. Krainz in Knittelfeld vom 25. August 1876 gilt den Haus- und Hofinarken. Die von Herrn Krainz mitgetheilten Marken gehören zum grössten Theil den ehemaligen Unterthanen der Herrschaft Wasserberg im Bezirke Knittelfeld an und mussten diese solche Marken in das von ihnen gefällte herrschaftliche Holz einprägen. Bei der Fällung des sogenannten Bischofsholzes hatten sie ausser ihren Marken noch ein besonderes Zeichen in die Stämme zu hacken. Herr Krainz theilt 71 Marken mit den Benennungen mit.

7. Herr Kaplan A. Meixner zu St. Veit am Vogau berichtete am 29. October 1876 Über Alterthftmerfunde und Forschungen aus den Jahren 1874 und 1875.

ZuKötlach am Semmering wurden gefunden: ein Ohrring von Bronze, ein Römerstein, der in einer kreisrunden Vertiefung den Buchstaben M zeigt. Herr Meixner kam femer in den Besitz von keltischen und römischen Münzen, deren Fundort nicht bekannt ist. Zu Graz er- warb er verschiedenartige Alterthümer, unter anderenein silbernes Bruder- schaftsschlüsselchen mit den SiglenM (arian) A (bt) Z (u) R (ein) 1770 und A (bbatia) C (isterciensium R (unae) C (ondita) 1129. Es bestand näm- lich zu Rein eine Bniderschaft, deren Abzeichen ein sogenanntes Peters- schlüsselchen war, das der jeweilige Abt in Gold, Silber und Metall prägen Hess. Bei alten Rosenkränzen sind dergleichen noch zu sehen, doch werden sie schon selten. Herr Meixner erwähnt dann der 12 Kegel, welche sich an der alten Strasse, die sich auf dem Leibnitzerfelde vom Kaindorfer P e s t k r e u z e am alten Landgerichtskreuze vorbei gegen Lebring hinzieht, befinden; der Funde, die dort gemacht wurden und der Sagen, die an der Gegend haften. Aus Leibnitz selbst erhielt Herr Meixner zwei römische Bronzemünzen sowie die Zunftkanne der Leibnitzer Bäckerinnung. Eine grosse Menge Münzen wurden auf den Gründen zwischen Wagna, Landscha und Leitring gefunden, die der Herr Kaplan alle verzeichnet; 'besondere Beachtung verdient der Fnnd einer Hand ans feinem weissen Marmor, die eine Schale hielt lind die wahrscheinlich die Hand einer Salus gewesen. Sie wurde bei einer Doppel-Ara gefunden, welche Herr Meixner näher beschreibt. Von IrQheren Funden heisst es in dem Berichte wörtlich: „Hier seien einige Anfgrabungen und Funde aus früherer Zeit erwähnt, die man bisher nicht geachtet hat und die von Niemand notirt wurden. Beim v. Kogl- wirth fand man einen Mühlstein (er liegt noch beim Brunnen), einen Insehriftsstein, der aber beim Bau eines Stalles in den Grund hinein gemauert wurde, mehrere über 6' lange vergoldete Buchstaben, die ver- geben wurden; zwei Steine mit plastischer Arbeit auf dem Felde beim

- XXIV

Pestkreuze; nach der Sage der Leute waren auf demselben eine Frau und ein Kind dargestellt. Beim y. Liebmann einen Inschriftstein, der noch beim Haus sein soll, schöne grosse und kleine 6eckige Pflaster- ziegel. Auf dem Grunde des v. Lackl traf man auf einen Mosaikboden. Auf dem „Schanzacker", dem Felde des v. Wirth, das seinen Namen aus den Zeiten der Tflrken haben mag, die 1529 bei Leibnitz geschlagen worden, wurden die oberwähnte Doppelara und die Marmorhand gefiinden. Möglicherweise stand hier ein Tempel der Salus. Beim v. Neubauer wurde eine Säule aus Aflenzer Stein mit plastischer Arbeit aufgegraben ; an der Säule kletterten zwei liebliche Knaben, von denen der untere den andern zu erreichen suchte. Bei Anbringung der Säule bei einem Stalle schlugen die Maurer die Figuren herab. Beim Mauthwirth traf man auf weissschwarzen Mosaikboden und Mörtelstücke, blau, roth und gelb bemalt; 1844 traf der v. Hackllipp auf ein Gewölbe, das ganz gleiche Mosaik und Malerei enthielt."

Unter der Ueberschrift Leitring sagt der Bericht: „Vom alten Solva aus, von den hochgelegenen Feldern Wagna's, wo sich nur Ge- bäuderesto finden, ziehen etwa 60 Cm. tief unter der Ackererde gegen die Mur Kanäle. Streckenweise sind sie eingestürzt, vor etlichen Jahren geschah es einigemale, dass beim Ackern solche Kanalgewölbe durchbrachen und Pferde und Ackersmann bis auf den halben Leib einsanken. Ein von der unteren Eisenbahnschranke herführender Kanal wurde beim v. Schneckerl vermauert, ein anderer zeigte sich beim v. Eggertmüller, wo der neue Kanal unter der Reichsstrasse durchführt; der dritte ist bei- läufig in der Mitte des Dorfes, unweit der Mur kenntlich."

Auf dem sog. Eggartfeldc wurden 1873 bei den dortigen Kogeln des V. Niggitsch gelegentlich des Schottergrabens zwei grosse Urnen mit Kupfermünzen, Asche, Kohlen und Knochenresten gefunden. Auf dem Hauskuechtkogel (einem isolirten Kogel nahe der Mur , umgeben von einem Wallgraben und zur Türkenzeit sicher befestigt) traf man 1872 auf zwei Gewölbe und fand ein Schwert und ein eisernes Vorh&ng- schloss mit Schraubenschlüssel aus neuer Zeit; 1874 wurden daselbst gefunden: Hauen, Reitersporen, Sälw»l, Ringe, eine Lampe aus Messing, viele Geschirre, aber alle zerbrochen. Am nördlichen Abhang etwa 100 Häfen mit Asche, Münzen und Steinplatten, ein aufrechtstehender, behauener, 1 Klftr. langer Eichenpfahl, 7" im Quadrat-Durchmesser. Die Sage behauptet, es sei dort ein. König begraben und in der Mitte des Kogels befinde sich eine goldene Truhe. Herr Meixner erwarb von den Pfunden Manches, unter Anderem eine sechsseitige Messinglampe, von der er sagt: „Diese Lampe ist einzig in ihrer Art. Inmitten der Schale ist ein über 4 Cm. hoher zehnseitiger Behälter, zum Aufnehmen eines Lampendochtes sow^ohl als auch einer Kerze eingerichtet. Die Wand der Schale hat oben in gleicher Entfernung drei Löcher, an denen man

XXV

Schnüre oder Kettlein anbringen und so die Lampe aufhängen konnte. Die sechs Seiten der Wand sind aussen mit Falzen versehen, so dass die Lainppe in einem entsprechenden Gestelle auf- und abgeschoben werden konnte, je nachdem die statt des Dochtes hineingesteckte Kerze CS erforderte. Besagtes Geräth war also Lampe und Leuchter zugleich und konnte aufgehangen, gestellt und geschoben werden. **

Ein wichtiger Fundort ist ein zu der Ortschaft Hasendorf gehöriges Feld, Micheleggart genannt. Auf diesem Felde ist ein viereckiges Terrain mit antiken Bauresten, Ziegeln und Scherben wie besäet ; selbst das vorbeifliessende Bächlein zeigt auf seinem Grunde eine Menge Alter- thOmer. Man fand auf diesem Felde Münzen, Marmorsteine, Theile eines Mosaikbodens, eine Hand vom Ellenbogen an. ^Ich las, sagt Herr Meixner, auf dieser Stätte schöne Bruchstücke von Deck- und Wärme- leitungsziegeln, Taufsteinen und ein paar feine bläulich-schwarze Ziegel- stücke zusammen; letztere waren nicht aus Lelim, sondern nach meinem Erkennen aus „Letten'' (Bach- und Murschlamm) verfertigt Die Yolks- sage glaubt, dass hier eine dem heil. Michael geweihte Kirche gestanden, wahrscheinlich des Namens Micheleggart wegen; doch bedeutet michel im Mittelhochdeutschen soviel als „gross**. Nach den Funden zu schliessen. stand hier zur Kömerzeit ein grosses Gehöfte oder eine kleine Ortschaft.''

Den Schluss des Berichtes machen einige Angaben über Kogel: „Am sog. Teufelsgraben, der zur Kömerzeit die Lasnitz und Mur ver- band und das liCibnitzerfeld bewässerte und der in seinem unteren Lauf die Grenze zwischen Bachsdorf und Obergralla bildet, stösst man häufig auf altes Gemäuer. Bei Untergralla ist ein sog. Kogelfeld; dort steht ein Kogel, der früher höher war und von dem man eine weite Aussicht bis Lebring hat. Von Funden bei demselben weiss man nichts : man hält ihn für eine Schanze und er mag in der That ein Beobach- tungsposten gewesen sein, wenngleich der Zweck solcher Kogel auch darin bestanden haben kann, dass sie als Begräbnissstätten dienten. Dieser Art ist der Fritzenkogel im oberen Stiefingthale, der Grafen- kogel bei Stocking, selbst der Hausknechtkogel bei Leitring. Denselben Charakter hatte jener mächtige Kogel von Obervogau, der bei Umlegung der Reichsstrasse 1827 dieser Platz machen musste und an dem Platze stand, wo diese von der St. Veiterstrasse durchschnitten wird.**

Ein recht interessanter Bericht ist auch der des Herrn Bezirks- Correspondenten Ludwig Pauer, Lehrers zu Krieglach, verfasst am 15. Jänner 1877. Er erwähnt der Sage, dass die Gegend von MOrz- zuFchlag, Langenwang, Krieglach, Wartberg einst ein See gewesen, dass in der Einöde (eine Einengiuig des Thaies bei Wartberg) ein Lindwurm durchgebrochen habe, wodurch der See zum Abfluss gekommen sei. Von Krieglach heisst es, dass es ehedem eine befestigte Stadt gewesen und cursiren über die Gründung derselben verschiedene Sagen, von denen

XXVI

folgende die verbreiteste ist: Als der See abgelaufen, schwamm auf der Wasserfläche ein Krtiglein daher, in dem sich ein Bildchen, den heil. Jakob darstellend, befand. Nach dem gänzlichen Versiegen des Wassers sei das KrUglein in einer Lache liegen geblieben und dort haben die Leute dem hl. Jakob zu Ehren eine Kirche gebaut. Das Volk spricht von einem Heidenterapel auf dem Höllkogel. Der Bericht erwähnt dann zweier alten Gebäude in Krieglach, von denen das eine, welches am getäfelten Plafond eines düsteren Raumes die Zahl 1628 aufweist, ehedem das Amtsgebäude der gräfl. Stubenberg*schen Herrschaft Widen gewesen, dann dem Herrn Baron Sessler-Herzinger gehörte, der es der Gemeinde zum Geschenke machte. Das andere (jetzt Pnmner'sche üaus) soll von den Jesuiten erbaut worden sein. Herr Pauer beschreibt dann die Pfarrkirche von Krieglach. Im Eingange zur Kirche finden sich zwei Holztafeln aufgehängt, die Folgendes enthalten:

I. Tafel, links (11 dm. hoch, 5 dm. breit):

In dem 1529 Jahr ist der Tttrgkli hie gewösen und hat 800 etlich Perschannen wegkh gefiehrt.

Anno 1541 seintt in die 1600 Perschannen von St. Jakobi biss hin auf Martini gestorben. Gott wolle Ihnen gnedig sein.

Anno 1544 am Pfingstag vor Bärtholomai seintt die Heuschrökhen mit hauffen hie gewöst, dass sie die Sonnen haben verdökht.

II. Tafel, rechts :

Anno 1693 den 23. Juli hat der Donner bey hellen Sonnenschein in Kornschibern ohne Verlözung eines andern Hälmllein stro alda zugleich Mann und Weib erschlagen.

Anno 1693 den 18. Nach- und den 19. Augusti Vormittag sein wilder die Heuschröckhen in unbeschreiblicher menge durchgeflogen: alda schier kheinen anderweitig aber in Traith grossen schaden gethau, was Folgen werdt, ist (rott bekhanndt oder dessen abwendtung von Ihme zu erbetten.

In der Gemeindekanzlei von Krieglach fand Herr Pauer blos Weide- und Holzordnungen der Herrschaft Stubenberg 1619 1706. Er erwähnt dann einiger Funde von Waffen aus der TQrkenzeit (ein Steinwall an der Hattner Strasse auf der Alm heisst noch „Tiii'keu* schanze '') sowie Ortsnamen, die slavischen Ursprungs sind und berichtet zuletzt über die Erwerbung zweier Manuscripte von Herrn Oberlehrer Schönegger. Das eine ist ein Protokoll der Schule Neuberg von 1795, das zweite ein Bericht über Neuberg von 1544.

Veränderungen

im

Personalstande des Vereines .

in der Zeit vom 1. Jänner 1876 bis incliis. 30. April 1877.

Neu gew&hlte Ebrenmitglieder.

Die P. T. Herren: Dttmmler Ernst, Dr., Professor der Ge- schichte an der Universität zu Halle. Mommsen Theodor, Dr., Professor an der Universität und Secretär der Akademie der Wissen- schaften in Berlin. Ranke Leopold von, Dr., Historiograph des preuss. Staates , Kanzler des Ordens pour le m^rite für Wissenschaft und Kunst, Professor an der Universität in Berlin. Sickel Theodor, Dr., Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, Professor an der Universität in Wien.

Ordentllclie MitgUeden

Bancalari Jacob, Kreissecretar in Marburg. Duchatsch Ferdinand, Dr. und Vice - Bürgermeister in Marburg. - Fleck Josef, Dom- und Stadtpfarr -Vicär in Marburg. Friedau, der Lehrer- verein. - Fürstenfeld, die landesftlrstl. Bürgerschule. Gutscher Johann, Gymnasial - Director in Marburg. Hiden Fmerich, Lehrer in Eisenerz. Hof er Rupert, Bürgermeister in Rotenmanu. Knittelfeld, der Lehrerverein. Krone s Franz, Oberlehrer iu Kumberg. Kümmel Phnil, Aspirant im Landesarchive in Graz. Möstl Franz, stud. philos. in Graz. Nerath Michael, Oberlehrer in Marburg. Pauer Ludwig, Lehrer in Krieglach. Pranger Vincenz , Lehrer in Radegund. Puschi Albert, Studirender in Graz. ~ Rotenmann, die Stadtgemeinde. Rozbaud Wenzel, pens. Steuereinnehmer in Graz« Schlossar Anton, Dr., Bibliotheks-

xxvm

Beamter an der Universität in Graz. Schmid Anselm, Kaplan in Kammern. Schmidt Paul, Güter- und Forst-Inspector in Graz. Schubert Johann, Lehrer zu Veitsch im Mttrzthale. P. Schweiger Gabriel, Provinzial - Commissär, Definitor und Quardian, zugleich prov. Pfarr - Administrator zu Mariahilf in Graz. Steinwenter Arthur, Dr. und Gymnasial - Professor in Graz. Zechner Norbert, P. und Mitglied des Stiftes in St. Lambrecht.

Bezirkscorrespondenten.

Pauer Ludwig, Lehrer in Krieglach.

Ausgetretene ordentliche Mitglieder.

von Beck-Widmanstetter Leopold, k. k. Obcrlieutenant des 27. Infanterie- Regimentes in Graz. Bischof Hermann, Dr. der Rechte und Philosophie, Professor an der Handels- Akademie und Privatdocent an der Universität in Graz. ~ Bergmann Karl J., Fabriksbesitzer in Graz. Boeheim Wendelin, pens. Hauptmann in Wien. - Eyller Johann, Director der Actien-Gesellschaft fl\r Papier- und Druckindustrie „Leykam- Josef sthal" in Graz. Franck Moriz, Ritter von, Guts- besitzer in Graz. Habianitsch Franz, Gewerksbesitzer in Juden- burg. — Haust ab Franz, Ritter von, k. k. geh. Rath und Feldzeug- meister i. R. in Wien. Herberstein Sigmund, Graf, k. k. Kämmerer und Major a. D. in Graz. Jenko Ignaz, Dr. Medicinae in Graz. Khevenhttller-Metsch Albig, Graf von, k. k. Kämmerer a. D. in Graz. Krassberger Sigmund, pens. Beamter in Graz. Lucas Georg, Dr., Gymnasial -Professor in Graz. Mayer Josef, Privatier in Leoben. Marx Friedrich, pens. Hauptmann in Graz. Meixner Anton, Kaplan in St. Veit am Vogau. - Pichler Friedrich, Dr. und Professor in Graz. Proschko Isidor, Dr., kaiserl. Rath und Polizei- Ober -Commissär in Wien. Richter Gregor, Werksverweser in Murau. Strempfl Andreas, Kaplan in Riegersburg. Tatten- bach Ludwig, Graf von, königl. bair. Oberst a. D. zu Landshut in Baiern. Winter, Gustav, Dr., Concipist im k. k. geheimen Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien.

Gestorben die P. T. Herren.

Ehrenmitglieder.

Prokesch-Osteu Anton, Graf, k. k. wirkl. geh. Rath, Feldzeugmeister

i. R. in Wien, am 26. Octobcr 1876. Tarnoczy Max., £dler von, Eminenz, k. k. wirkl. geh. Rath, Cardinal-

Fürsterzbischof zu Salzburg, am 4. April 1876.

- XXIX -

Ordentliche Mitglieder.

Aiiersperg Anton Graf von, Dr., k. k. geh. Rath, in Graz am 12. September 1876.

Donin Ludwig, Curat, in Wien am 20. August 1876.

Fleckh Johann, Dr., Advocat, zu Krieglach am 27. Februar 1876.

Früh mann Michael, Dr., Üniversitäts-Professor, in Graz am 20. Jän- ner 1877.

Gassner Theodor, Gymnasial -Director, in Innsbruck am 4. October 1876.

Gebhard Ferd. , Chorherr des Stiftes Voran, in Graz am 20. Sep- tember 1876.

Göttmann von Göttsburg Gustav, General-Major i. R., auf Schloss Sannegg bei Cilli am 14. Februar 1877.

Gruber Franz, Bürger, in Oberwölz am 21. April 1876.

Macher Mathias, Dr. Medicinse, in Graz am 27. Juni 1876.

Oreschek Johann, Gymnasial-Professor, in Cilli am 12. October 1876.

Rebenburg Ludwig von, Gutsbesitzer, in Graz am 16. Jänner 1877.

Stubenberg Francisca, Gräfin, in Graz am 2. August 1876.

Wilhelm Anton, Beamter, in Leoben im Jahre 1876.

Windischgrätz Alfred Fürst zu , Durchlaucht , k k. geh. Rath, Feldmarschall-Lieutenant etc., in Wien im April |876.

Winimer Eugen Edler von, Capitular des Stiftes Admont, zu Admont am 17. April 1876.

Wucherer v. Hui den fehl Peter Freiherr, Hofrath i. R. zu Graz am 17. März 1877.

XXX

U e b e r-

über die Empfänge und

M

Empfänge

Oesi Wäkr.

fl.

kr.

I Gassarest vom 31. December 1875

ir FOr erhaltene Interessen

HI Jahresbeiträge der P. T. Mitglieder

lY FOr verkaufte Vereinspublicationen

y An Diplomsgebühren

VI Subvention der hohen steierm. Landschaft pro 1876 YII Subvention des hohen Unterrichtsministeriums . . . VIII Theilnehmerbeiträge an der II. WanderversammUing

in Marburg

IX Honorarvercichtleistung zu Gunsten des Vereines von Herrn Prof. Dr. Franz Mayer

Summe der Kinnahmen . . .

Wird die Summe der Ausgaben von der der Em- pfänge abgezogen mit

so verbleibt am 31. December 1876 ein Rest von

Dieser Gassarest zerfällt in zwei Theile, als:

a) in angelegte Gapitalien fl. 615.50 und

b) in baares Geld . . . fi. 424.16

also in Summa wie oben . .

fi. 1039.66 =

Graz, am 31. December 187i'..

940

62

1264

561 25

525

500

100 7

3985

2946

1039

1039

69 52 12 40

73

66

66

Ernst Fürst,

d. Z. Cassier.

sieht

Ausgaben im Jahre 1876.

Ausgaben

WAt.

Remunerationen an ilie Verein »bedien Bieten ....

Porti und Speditionsniialagen

Für Stempelausltgen

For KanzkibedUrfniese

Für ReiDigiing der Kanzlet pro 1876

Kosten der Versammlungen

Honorar an den Hilfsbeamten

EntloliniinE an den Vereinsdiener

Für au sserge wähn lieh geleistete Kanzlei dionste . . Mitgliedsbeitrag an den Oesammtverein der deutschen

hist. Vereine in Darmstadt (5 Tbaler) .... Für die kalligraphische Ausarbeitung der Diplome Druckkoslen des 12. Jahrganges der Beiträge . . Beitrag an das germanische Museum in Nürnberg . Subvention an Herrn J. Krainz in Kntttelfeld . . . Koelen des Bildes rMari>iirg" 7ur II. Wanderver-

sammlong in Harburg

Kosten der Mitlheilungen 24. Heft

Zum Ankaufe eines Römersteines

Bisherige Kosten der Beiträge 13. Jahrgang . . . Für lOOOSeparatebdrOcke; „Der Lehrer als Förderer

der Heimatakunde - aus der Pädagogischen

Zeitschrift

Resti,ahlQng fllr den Druck des Urkundonbucbes

I. Band an Leykam-Josefathal

Für Ankauf Ton Büchern

Für BuchhändlerbeiscblÜEse

Summe der Ausgaben .

Den Sammlungen des Vereines

sind im Jahre 1876 und bis 30. April 1877 zap;ekommen

A. Für die Bibliothek.

1. Durch Schenkung.

Von den Bisthümern Gurk , Lavant und Seckau die Peraonal- Verzeiclmisse pro 1876 und 1877.

3828. Dimitz August, k. k. Finanzrath und Secretär des histor. Vereines fÜrKrain: Geschichte Krain's, 1. und 2. Lieferung des 4. Theiles.

3824. Knödl Vincenz, Abt des Cisterzienserstiftes in Rein: Katalog des geistlichen Personalstandes der Cisterzienserstifte der fisterr.- un- garischen Provinzen pro 187(1.

8H25. Manzano Conte di, Francesco, zu Cormons: Conipendio di Storia Friulana, Udine 187(1.

382(>. Oro^en Ignaz, Domherr in Marburg: Das Benediktinerstift Oberbnrg.

3827. Paris, der Congres Archeologique de France: Sitzungs -Protokolle des Jahres 1874, betreffs Erhaltung der Bandenkmale. Paris, l»75 und XLIl, Session, 187r..

3828. Pils Jacol), Oberlehrer in Kraubat ob Leoben:

a) Ursprung und Bedeutung aller Ceremonien, (iebräuche und Gewohnheiten der katholischen Kirche, gedr. 1728; b) Alt und Neues Oesterreich oder compendieuse Universal-Historie. 4 Bände, gedr. 1734 30; c) Salzburger Schreibkalender ftlr das Jahr 1786; d) Frb - Huldigung der niederösterr. Stände beim Re- gierungsantritt der Kaiserin Maria Theresia am 22. November 1 740 ; e) Universal - Historie zum Gebrauche fiir ftsterr. ProWnzialschulen, gedr. 1758.

3829. Wichner Jacob P., Capitular und Archivar des Stiftes Admont: Geschichte des Benediktinerstiftes Admont von der Zeit des Abtes

xxxm

Isenrik bis zum Tode des Abtes Heinrich II. (1178—1297) ge- druckt 1876.

2. Im Schriftentaiiscli.

8880. Aarau, histor. Gesellschaft des Cantons Aargau: a) Argovia, 9. Band, 1876; b) Katalog der Bibliothek der Gesellschaft vom Jahre 1874 nebst erstem Nachtrag vom Mai 1876.

S88I. Agram, stidslavische Akademie der Wissenschaften :

a) Rad jugoslavenske Akademie znanosti i un^etnosti, Band 83 bis 87, 1875-76; b) Starine, Band 7 u. 8, 1875 -76; c) Monumenta und Listine, Band 5, 1875; d) Vetera Monu- menta Slavoruni Meridionalium (von Aug. Theiner) 1875; e) Monumenta historico-juridica slavorum meridionarium. Pars I. Yol. L u. Statuta et Legcs civitatis et insolae Curzulae (1214 bis 1558) gedr. 1877.

3882. Amiens , die Gesellschaft der Alterthnmsfreunde der Picardie : M^moires, 28. Band, 8. Heft der 8. Serie, 1878.

3838. Amsterdam, königl. Akademie der Wissenschaften : Jahrbuch, 1874.

8834. Augsburg, histor. Verein im Regierungsbezirke Schwaben uud Neu- burg: a) Zeitschrift, II. und UI. Jahrgg. , Heft 1 bis 3; b) Jahresbericht pro 1874 und 1875.

8885. Baireuth, histor. Verein für Oberfranken: Archiv, Band 13, Heft 1—2, 1875-76.

8886. Bamberg, histor. Verein für Oberfranken: 37. et 88. Bericht über den Bestand und das Wirken des Vereines in den Jahren 1874 75.

Sb87. Berlin, königl. Akademie der Wissenschaften: a) Monatsberichte, Jahrgg. 1876; b) Abhandlungen philos. - histor. Glasse aus dem Jahre 1875, gedr. 1876.

S838. Berlin, Verein „deutscher Herold*^ : Monatsschrift, 6. Jahrgg. 1875.

8689. Berlin, Verein fQr die Geschichte Berlins: a) Schriften, Heft 12 und 18, 1874—75; b) Statuten vom 1. Februar 1870 nebst Mitglieder- Verzeichniss des Jahres 1876; c) Berliner Chronik nebst ürkundenbuch. 18. Lieferung des ganzen Werkes, Jahrgg. 1876.

3840. Bern, histor. Verein des Cantons: Archiv, Band 9, Heft 1, 1876.

3841. Bern, allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz: a) Archiv, 20. Band , 1876 ; b) Chronik des Hans Fründ, Landschreibers zu Schwytz. (Von Christian Immanuel Kind), Chur 1875 ; c) Jahrbuch für schweizerische Geschichte, I. Band, Zürich 1877.

8842. Bonn, Verein der Alterthumsfreunde im Rheinlande: Jahrbücher,

Heft 57 und 58, 1876. 3843. Brandenburg (am Havel) histor. Verein: Märkische Forschungen,

Band 18, Berlin 1876.

ItUtkcU. d. bUt. Xm^uB f. Slalvmark. XXV. Umtt, lit77.

XXXIV -

8844. Bregenz, vormals zu Hard , Yorarlberger Museums -Verein:

15. Rechenschaftsbericht des Jahres 1874. 3845. Bremen, Abtheilung des Künstler-Vereines für bremische Geschichte

und AlterthOmer: Jahrbuch, 8. Band, 1876.

8846. Breslau, schlesische Gesellschaft vaterländ. Cultur: 58. Jahres- bericht, 1875.

8847. Breslau , Verein für Geschichte und Alterthum von Schlesien : a) Zeitschrift, 18. Band, 1. Heft, 1876; b) Acta Publica, (Verhandlungen und Correspondenzen der schlesischen Fürsten und Stände) Jahrgang 1621, Breslau 1875; c) Begesten zur schlesischen Geschichte, 1. Lieferung bis zum Jahre 1200. Breslau, 1876; d) Wegweiser durch die schlesischen Geschichtsquellen bis zum Jahre 1550. (Von C. Grünhagen.) Breslau 1876.

8848. Brunn, mährisches Landesarchiv : Mährens Allgemeine Geschichte. (Von Dr. Beda Dudik.) 7. Band, Brunn 1876.

8849. Brüssel, die königl. belgische Akademie: a) Bulletin, 2. Serie, tomo 88, 89, 40; b) Annuaire, 1876, 1876.

8850. Budapest, das königl. ungar. National - Museum , Bücherkatalog, Heft 1, 1876.

8851. Cassel, hessischer Verein für Geschichts- und Alterthum skunde von Cassel , Darmstadt und Mainz : a) Zeitschrift , N. F. 5. Supplement, 1875; N. F. 6. Band, Heft 1 bis 8, 1875 und 1876; b) Mittheilungen, Jahrgg. 1875, Vierteljahresheft 1, 2.

8852. Chambery, sociötö savoisienne d*histoire et d^arch^ologie : Memoires et documents, tomo 15, 2. Hälfte, 1876.

8858. Chemnitz, Verein fQr Chemnitzer Geschichte : Mittheilungen, Jahr- buch für 1878—75, Heft 1, gedruckt 1876.

8854. Christiania, Verein zur Erhaltung und Aufbewahrung nordischer Vorzeitdenkmäler : a) Gm Nordboemes Forbindelser med Rusland og Tilgrsendsende Lande, 1878; b) die egyptischen Denkmäler in St. Petersburg , Helsingfors , Upsala und Copenhagen. (Von J. Lieblein.) 1878; c) Grundtrcekkene i den seldste norske Proces. (Von Ebbe Hertzberg.) 1874; d) Foreningen, Jahrgg. 1874.

8855. Cilli, die Gymnasial -D irection : Programm pro 1876.

8856. Darmstadt, historischer Verein für das Grossherzogthum Hessen: Archiv, 14. Band, Heft 1 und 2, 1875—76.

8857. Dijon, die Commission des Antiquites du d^partement de la C6te d'Or: „Memoires", 9. Band, 2. Lieferung, 1874—75.

8858. Dorpat, gelehrte esthnische Gesellschaft: a) Sitzungsberichte des Jahres 1875 und 1876; b) Verhandlungen, 8. Band, 8. Heft, 1876.

3859. Elberfeld, bergischer Geschichtsverein: Zeitschrift, 11. Band, (N. F. 1) 1876.

- XXXV -

3860. Emden, Gesellschaft für bildende Kunst und vaterländische Alter- thtimer: Jahrbuch, 2. Band, 1. und 2. Heft, 1875 1877.

3861. Erfurt, Verein für Geschichte und Alterthumskunde : a) Mit- theilungen, 7. Heft, 1876; b) Erinnerungen an Karl M. E. Herrmann. (Von Dr. J. Ch. Hermann Weissenborn.) 1875; c) zwei lateinische Gedichte, verfasst von Dr. Hermann Weissen- born, 1875.

3862. Frankfurt a. M., Verein für Geschichte und Alterthumskunde: a) Neiyahrsblatt ffer 1875 und 1876; b) Mittheilungen, Bd. V, Nr. 2; c) „Battonn Johann Georg", Beschreibung der Stadt Frankfurt a. M., 7. Heft, 1875; d) Tagebuch des Canonicus Wolfgang Königstein, über die Vorgänge seines Capitels und die Ereignisse der Reichsstadt Frankfurt a. M. in den Jahren 1520 bis 1548. (Von Dr. Georg Eduard Steitz.) 1876.

8863. Frauenfeld, histor. Verein des Cantons Thurgau: Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, Heft 16, 1876.

3864. Freiberg in Sachsen, Alterthumsverein : Mittheilungen, Heft 1 2, 1 8 7 5 .

3865. Genova, la Societä Ligure di Storia patria: ^Atti'', Band X, Fas- cikel IV, 1876; Band XI, Fascikel H, 1876.

8866. Glarus, historischer Verein: Jahrbuch, 13. Heft, 1877.

8867. Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Neues Lausitzisches Magazin, 52. Band, 1. und 2. Heft, 1876.

3868. Göttingen, königl. Gesellschaften der Wissenschaften : Nachrichten aus dem Jahre 1875 und 1876.

3869. Graz, Garl-Franzens-Universität : Pcrsonalstand, Jahrgang 1876

und Sommersemester 1877.

8870. technische Hochschule Joanneum: Programm des Studien- jahres 1876/77.

3871. Joanneum, recte steierm. Landesaus schuss: 64. Jahres- bericht, 1875.

8372. I. Staatsgymnasium: Jahresbericht pro 1876.

3873. -- IL Staatsgymnasium: 7. Jahresbericht pro 1876.

8874. Staatsoberrealschule: 4. Jahresbericht pro 1876.

3875. steierm. landschaftJ. Oberrealschule: 25. Jahresbericht

pro 1876.

3876. Christlicher Kunstverein der Diöcese Seckau: Kirchen-

schmuck, 7. Jahrgg. 1876 und 8. Jahrgg. Nr. 1-4.

3877. akademischer Leseverein an der Universität und technischen

Hochschule: 9. Jahresbericht, 1876.

8868. steierm. Gewerbeverein: 39. und 40. Jahresbericht, 1875,

1876. 8879. Greifs walde, königl. Universitäts - Bibliothek : Personalstand der

C*

- XXXVI -

akademischen Behörden für den Sommer- und Wintersemester 1876/76, dann 7 9 Stücke Inaugural-Dissertationen des Jahres 1875. 8880. Hanau, Becirksyerein für hessische Geschichte und Landeskunde : Mittheilungen Nr. 6, 1876 und Fried. Rückert als Professor am Gymnasium zu Hanau. (Eine Episode aus den Wandeijahren des Dichters.) Von Dr. Albert Duncker, Hanau 1874.

3881. Hannover , historischer Verein für Niedersachsen: Zeitschrift, Jahrgg. 1874 und 87. Nachricht, 187&.

8882. Helsingfors, die finnländische Gesellschaft d. Wissenschaften : a) Acta Societatis Seien tiarum Fennicae, tomo X, 1875; b) öfversigt af Finska Yetenskaps - Societetens Förhandlingar , vol. XVH, 1874—75; c) Bidrag tili kännedom af Finlands natur och Folk, vol. XXIV, 1875; d) Observations m^t^orologiques, ann^e 1878.

8888. Hermannstadt, Verein für siebenbürgische Landeskunde: a) Pro- gramm des Gymnasiums zu Hermannstadt pro 1874/75; b) Archiv, N. F., 12. Bd., 2. und 8. Heft, 1875 ; c) Jahres- bericht pro 1874/75; d) Schriftsteller-Lexicon oder biograph. literar. Denkblätter der Siebenbttrger Deutschen. (Von Josef Trausch) , 8. Band, 1875; e) ürkundenbuch zur Geschichte des Kisder Kapitels vor der Beformation, 1875.

3884. Hohenleuben, voigtländisch-alterthumsforschend. Verein : Festschrift zur Feier des 50jährigen Bestehens dieses Vereines, 1. u. 2. Theil, nebst 44., 45. und 46. Jahresbericht, 1876.

8885. Innsbruck, Ferdinandeum : Zeitschrift, 3. Folge, 20. Heft, 1876.

3886. Kiel, königl. schleswig-holstein-lauenburgische Gesellschaft für die Geschichte dieser Herzogthümer : a) Zeitschrift, 6. Band, 1876 ; b) Kieler Stadtbuch aus den Jahren 1264— -1289, gedr. 1875.

3887. Klagenfurt , Geschichtsverein für Kärnten : a) Archiv für vater- ländische Geschichte und Topographie, 18. Jahrgg., 1876; b) Garinthia, 65. Jahrgg., 1875.

8888. Klagenfurt, Staats-Obergymnasium : Programm des Studienjahres

187G. 3889. Köln, historischer Verein für den Niederrhein : Annalen, 28., 29.

und 80. Heft, 1876.

8890. Königsberg, königliche und Universitäts-Leihbibliothek : Altpreus- sische Monatsschrift, N. F., Jahrgang 1876.

8891. Kopenhagen, königlich dänische Gresellschaft ft)r nordische Al- terthumskunde : a) Tilloeg til Aarboger, Jahrgang 1874; b) Aar- boger, Jahrgang 1875, Heft 1—4 und Jahrgang 1876, Heft 1—2.

8892. Krakau, königliche Akademie der Wissenschaften: a) Rocznik Zarzadu für das Jahr 1875; b) Monumenta Medii Aevi Histo- rica, tomo 8. 1876; c) Rozprawy i Sprawozdania z Po- siedzen wydzialu filologicznego, tomo 8 und 4; 1875; d) Jan

xxxvn

Sniadecki. Jego Stanowisk w. Dziejach Oswiaty i filosofi w Polsce, 1875; e) Starodawne Prawa Polskiego Pomniki, tomo 4, 1875; f) Scriptores rerum polonicaram, tomo 8, 1875 ; g) Biblio- graphische Berichte über die Publikationen der Akademie, 1. Heft, 1876.

3893. Laibach, Obergymnasium: Jahresbericht 1876.

389 (. Landshut, historischer Verein f&r Niederbaiem : „Verhandlungen'* 18. Band, Heft 3 und 4, 1875.

3895. Lausanne, Soci^t^ d'histoire de la Suisse romande; Memoires et documents, 80. Band, 1876.

3896. Leipzig, königlich sächsische Gesellschaft der Wissenschaften: a) Berichte der philos. histor. Glasse, 25., 26. und 27. Band, Jahrgang 1873 bis 1875; b) Abhandlungen: Die Geschicht- Bchreibung über den Schmalkaldischen Krieg, yon Georg Voigt, Band VI., 1874; die Epheten und der Areopag yor Solon, yon Ludwig Lange. Band VU. Nr. 2, 1874; zur Charakteristik König Johann's yon Sachsen in seinem Verhältniss zu Wissenschaft und Kunst, yon Dr. Johann Paul yon Falkenstein, Band VU. Nr. 8, 1874; über das Aelius- und Sabinus-System, wie über einige yer- wandte Rechts-Systeme, yon Moriz Voigt, Band Vn. Nr. 4, 1875.

3897. Leipzig, deutsche morgenländische Gesellschaft: Zeitschrift, 29. Band, 3. und 4. Heft, 1875, 80. Band, 1., 2., 8., 4. Heft, 1876.

3898. Leipzig, fürstlich Jablonowski'sche Gesellschaft: «Preisschriften^ Band 19 und 20, 1876.

8899. Leisnig, Geschichts- u. Alterthums- Verein: Mittheilungen, 4. Heft, 1876.

3900. Lemberg, archäologischer Verein: Przeglad archeologiczny, Jahr- gang 1876, yon Nr. 1 bis 8.

3901. Lemberg, Graf Ossolinski'sches National-Institut: Codex Diploma- ticus Monasterii Tynecensis, 1875.

3902. Leoben, Realgymnasium : 10. Jahresbericht, yereint mit dem 1. Jahresbericht der Oberrealschule pro 1876.

3903. Linz, Museum Francisco-Carolinum : 83 und 84. Jahresbericht, nebst der 28. imd 29. Lieferung der Beiträge zur Landeskunde von Oesterreich ob der Enns, 1 876-- 16 76.

3904. Luxembourg, historische Section des Institutes (Soci^t^ arch^o- logique). Publications, SO. und 31. Band, der neuen Serie 8—9. 1875—76.

8005. Luzern, historischer Verein der fünf Orte Luzem, Uri, Schwyz, Unterwaiden und Zug: „Geschichtsfreund^* 81. Band, 1876. i

3906. Marburg, "*) Staatsgymnasium : Programm des Schuljahres 1874, 1876.

*) In den Ifittheiliingen XXIY. Heft, p. XXI, Kr. 8779 sollte es heissan : ICsfImrg, Ojmnasiuni, Prof. Jahrf . 1878 k. bU 1876 (stelt „und'*).

xxxvin

8907. Marienwerder, historischer Verein: Zeitschrift, 1. Heft, 1876.

8908. Meiningen, hennebergisch-alterthumsforschender Verein : „Henne- bergisches Urkundenbuch", 7. Theil 1877.

8909. Metz, die Akademie der Wissenschaften : M^moires, 8. Serie,

3. und 4. Jahrgang 1875—1876.

8910. Mitau, die kurländische Gesellschaft für Literatur und Kunst: Sitzungsberichte aus dem Jahre 1875.

S911. Mons, Sociöt^ des sciences, arts et des lettres du Hainaut:

„M^moires«, IV. Serie, I. Band, 1876. 8912. Montb^liard, Society d'^mulation: M^moires, Band 4, femers

Nachtrag hiezu Seite 218 bis 494, dann Nachtrag zum 5. Bande

Seite 429 bis 556. 3918. München, königlich bairische Akademie der Wissenschaften:

Sitzungsberichte, Jahrgang 1875, Band 2, Heft 8 und Supplement

hiezu, dann Heft 4; Jahrgang 1876, Band 1, Heft 1—4. 8914. München, historischer Verein von und für Oberbaiem: Archiv,

38. Band, 2. und 8. Heft, 84. Band, 1., 2. und 8. Heft, 85. Band,

1. Heft. Jahresbericht, 84 und 85 fOr die Jahre 1871 und

1872, gedr. 1874.

3915. München, der Alterthumsverein : die Wartburg, Zeitschrift für Kunst- und Kunstgewerbe, 8. Jahrgang 1876 Nr. 7 bis 12;

4. Jahrgang Nr. 1 bis 9.

3916. Münster, literarischer Handweiser: 15. Jahrgang, 1876; 16. Jahr- gang 1877 Nr. 1 bis 8.

8917. Neuburg, histor. Filialverein : CoUectaneenblatt für die Geschichte Baiems, 89. Jahrgang, 1875.

8918. New-York, American Museum of natural history : Annual Report für das Jahr 1875.

8919. Nürnberg, germanisches Museum: 21. Jahresbericht 1875; Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit, N. F. 22. und 28. Jahrgang 1875, 1876.

3920. Paderborn, Verein für Geschichte und Alterthumskunde West- phalens: Zeitschrift, 34. Band, der 4. Folge 4. Band, 1876.

3921. Pettau, landschaftliches Realgynmasium : 7. Jahresbericht, 1876.

3922. Pest, königlich ungarische Akademie der Wissenschaften: a) Al- manach, 1774 und 75; b) Ertesitöje, Heft 7 und 8; c) N^v ^s Tärgymutatö Ertesitöjenek I— Vm, 1875; d) Akadömiai Könyrck- nek, 1875; e) Ertekez^sek tudomanyok kör^böl Band 2, Heft 10, 1878; Band 8, Heft 1—10, Band 4, Heft 1—6, Band 5, Heft 1, 1874—75; f) Török-Magyarkori Törtenelmi Emlekek, 19. Band, 1878; g) N^Y 6b T&rgymutato a Török-Magyarkori Allamokm&ny- tir, 1875; h) Magyar Törtenelmi Tar, Band 19—21, 1874—75; i) Monumenta hungariae historicka Tört^nelmi-Eml^kek Band 18

XXXIX -

bis 24. (Diplomataria) Elsö osztäly Okmanytarak ; k) idem, Band 22, 26, 27 und 82 1873—76. (Scriptores) Mäsodik osztäly Irok; 1) idem, Band 1—2. 1874—75. (Magyar Orszäggytil^si- Emlekek); m) idem, Band 1—2, 1875 (Diplomataria) Kegyedik osztäly Diplomaczia i Eml^kek) ; n) Archiyum Bakoczianum. (Elsö osztäly had-es belügy), Band 2—4, 1873—75; o) idem, (Mdsodik OBztaly: Diplomatia) Band 2, 1873. 3988 Poitiers , Gesellschaft der Alterthumsforscher des westlichen Frankreichs: a) M^moires, 88. und 39. Band, Jahrgang 1874 und 1875; b) Bulletin. 1. bis 8. Quartal 1878 und 1 bis 4. Quar- tal 1876; -^ c) Documents In^dits pour servir k l'histoire du Poitou, 1876.

8924. Porrentrui, la Soci^t^ jurassienne d'emulation: Monatsschrift, 1. Jahrgang, 1876, 2. Jahrgang 1877, Monat Jänner, Februar und März.

3926. Prag, Museum des Königreiches Böhmen: a) Pamätky archeolo- gick^ a Mistopisne Dilu X, roßnik I, II, III. 1874—1876; b) Vor- trag des Geschäftsleiters, 1875 1876; c) Mitglieder- Verzeich- niss des Jahres 1875 und 1876; d) Libri Oonfirmationum, libri I. pars altera, 1874; Tingl. Liber primus oonfirmationum, tomus I. Prag 1867; f) Tingl. Liber secundus confirmat. Prag 1868; g) Tingl. Liber quinti confirmat. anno 1390, Prag 1866; h) Tingl. Liber quinti confirmat. anno 1391 und 92, Prag 1865; -^ i) Tingl. Liber quinti confirmat. ad beneficia, ab anno . 1898—1899, Prag 1866; k) Acta judiciaria, Prag 1865.

8926. Prag, Verein für die Geschichte der Deutschen in Böhmen: a) Mittheilungen, 14. Jahrgang, Heft 8. und 4., 1876, 16. Jahr- gang, Heft 1, 2, 3, 1876/77. b) Stadtbuch von BrOx bis zum Jahre 1626. (Von Dr. Ludwig Schlesinger. c) Wilhelm von Wenden. (Ein Gedicht Ulrichs von Eschenbach.) Prag 1876.

8927. Lese- und Bedehalle der deutschen Studenten: Jahresbericht, 1876/76.

8928. Regensburg, historischer Verein Yon Oberpfalz und Begensburg; Verhandlungen 31. Band (der N. F. 28) 1875.

8929. Beval, die esthländisch-literarische Gesellschaft: Beiträge zur Kunde Esth-, Liv- und Kurlands, Band 2, Heft 2, 1876.

8930. Biga, Gesellschaft für Geschichte und Alterthumskunde der Ost- seeprovinzen Russlands: a) Mittheilungen, Band 12, Heft 2, 1876 und b) Sitzungsberichte aus dem Jahre 1875.

3981. Rom, die königliche Akademie dei Lincei: Atti, Jahrgang 1876/77.

Serie 3", Volume 1"% Fascicolo 1"° 4^ 8982. Salzburg, Gesellschaft für Salzburger Landeskunde : Mittheilungei)

16* Bandy 1. und 2, Heft, 1876,

- XL

30.3^. Schwer'n, Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthums- künde: Jahrbücher und Jahresbericht, 40. und 41. Jahrgang, 187.S/76.

3934. Sigmaringen, Verein für Geschichte und Alterthumskunde in Hohenzollem: Mittheilungen, 8. Jahrgang, 1874/76 und 9. Jahr- gang 1875/76.

3935. Speier, bist. Verein der Pfalz: Mittheilungen, 5. Band, 1875.

39 3G. Steinamanger, histor.- archäologischer Verein: A vasmegyei R^g^s- zeti-Egylet ^vi Jelent^se, 4. Heft, 1876.

3937. Stettin, die Gesellschaft für Pommer'sche Geschichte und Alter- thumskunde: a) Baltische Studien, 26. Jahrgang, Heft 1 und 2, 1876; ~ b) 38. Jahresbericht 1876.

3938. Strassburg, la Soci^tö pour la Conservation des Monuments his- toriques d'Alsace: Sitzungsberichte des Jahrganges 1876, Nr. 1 bis 11 und Jahrgang 1877, Nr. 1.

3939. Stuttgart, königl. statistisch-topograph. Bureau: Württembergische Jahrbücher, Jahrgang 1875, I., U. Theil nebst Anhang.

3940. Stuttgart , württembergischer Alterthumsverein : a) Jahresheft, ü. Band, 2. Heft, 2. Lieferung, 1875 (die Cisterzienser Abtei Maulbronn) ; b) Schriften, H. Band, 2. Heft, 1875.

8941. Tettnang, Verein für Geschichte des Bodensee's und seiner Um- gebung: Schriften, 6. Heft, 1875.

3942. Tongres, la Society scientifique et litt^raire du Limbourg: Bulletin, tome Xm., 1874.

3943 Trier, die Gesellschaft für nützliche Forschungen: das Plateau von Ferschweiler bei Echternach (von Dr. Karl Bone) Trier, 1876.

3941. Ulm, Verein, für Kunst und Alterthum : Correspondenzblatt, 1. Jahrgang 1876 und H. Jahrgang 1877 Nr. 1 bis 4.

8945. Utrecht, histor. Genootschap: a) Werken, Neue Serie, Nr. 21 bis 24 ; b) I&oniek, 30 und 81. Jahrgang, 6. Serie, 5. und 6. Theil, gednickt 1875-76.

3946. Venedig, L'istituto Veneto di scienze, lettere ed arti: Atti, tomo 1", Serie 5**, dispensa 7, 8, 9 et 10, 1874/76; tomo 2**f Serie 5**, dispensa 1-9, 1875/76.

3947. Washington, Smithsonian Institution: Annual Report, für die Jahre 1878 und 1874.

3948. Weinsberg, historischer Verein ftkr das württembergische Franken : Zeitschrift, 9. Bd., 8. Heft, Jahrgg 1878, 10. Bd., 1. Heft, 1875.

3949. Wernigerode, Harzverein für Geschichte und Alterthumskunde: Zeitschrift, 8. Jahrgg. 1875, 8. und 4. Heft, 9. Jahrgg. 1876.

3950. Wien, kaiserliche Akademie der Wissenschaften: a) Sitzungs-

bericht philos. -histor. Classe, 78. Band, 2. bis 3. Heft, 1S74, 79. und 80. Band, 1. bis 4. Heft, 1875, 81. Band, 1. bis

XLI

8. Heft, 1876, 82. Band, 1. und 2. Heft, 1876; b) Archiv, 52. Band, 2. Hälfte, 53. Band, 1. und 2. Hälfte, 1875, 54 Band, 1. Hälfte, 1876; c) Fontes rerum austriacarum, 8. Bd., 1. und 2. Abtheilung 1875— 1876; ~ d) Denkfichriften (der philos.- histor. Classe), 24. und 25. Band lri76.

3951. Wien, k. k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung

der Kunst- und histor. Denkmale: Mittheilungen, N. F., Band 1, Heft 8 und 4, 1875, Band 2, Heft 1—4, 1876-

3952. k. k. geographische Gesellschaft: Mittheilungen, 18. Band,

(der N. F. VHI), 1875.

395a. ~ Verein für Landeskunde in Nicderösterreich : a) Blätter, N. F., 9. Jahrgg., 1876; b) Topographie von Nieder- österreich, 9. Heft, 1875.

31»54. Heraldischer Verein „Adler", Jahrbuch, II. Jahrgg. 187"».

3905. der Tourist: 8. Jahrgg. 1876, Band 1 und 2 und 9. Jahrgg. Nr. 1 bis 8.

3056. Wttrzburg, historischer Verein ftir Unteriranken und Aschaffen- burg: Archiv, 23. Band, 2. Heft, 1876.

3. Durch Ankauf.

3957. Darmstadt, Gesammtverein der deutschen Geschichts- und Alter- thumsvereine : Gorrespondenzblatt, Jahrgg. 1876.

3958. Mainz, römisch - germanisches Gentralmuseum : die Alterthümer unserer heidnischen Vorzeit, von Dr. L. Lindenschmit , 6. Heft des 3. Bandes, 1875.

B. Für das Archiv.

I. Urkimdeii und Akten.

Geschenk von den Herren: 161 L Krenn Gustav in Kötsch bei Obdach: 3 Stück Original- Urkunden aus dem 15. Jahrhundert.

1612. Meixner Anton, Kaplan zu St. Veit amVogau: Mehrere Urkunden und alte Akten aus dem 17. Jahrhundert.

1613. Pils Jakob, Oberlehrer in Kraubat ob Leoben: Abschriftliche Pergament-Urkunde ddo. Grätz 17. März 1745 fdr die Steiermark. Sattlermeister mit anhängendem Kapselsiegel.

1614. Walter Jakob, Realitätenbesitzer in Knittelfeld : Mehrere Urkunden aus dem 15., 16. und 17. Jahrhundert.

XLU

C. Für die Kunst- und Alterthums-Sammlnng.

Geschenk von den Herren: 1137. Anst Anton. Gewerksarzt zu Gaal bei Knittelfeld: Eine Karte

auf Leinwand gespannt des Königreiches Ungarn vom Jahre 1808. 1188. Felkl Wilhelm, Pfarrer in Assach: Eine 4eckige Silbennünze

vom Jahre 1C44 mit dem Bildniss der Heiligen Rupertus und

Virgilius.

1139. Forcher Franz von, k. k. Pionnier - Lieutenant und Gutsbesitzer auf Schloss Hauzenbichel : Photographie des Schlosses Hauzen- bichel bei Knittelfeld. (Aufgenommen von der nordöstlichen Seite.)

1140. Krainz Johann, Lehrer in Knittelfeld: Eine kupferne und eine messingene Denkmünze vom Jahre 1450.

1141. Pils Jakob, Oberlehrer in Kraubat bei Leoben: 7 Stttck Münzen von früheren Jahrhunderten und eine Landkarte des Marburger Kreises in Steiermark, auf Leinwand gespannt, ohne Jahreszahl.

1142. Schmitt Hermann, Bürgermeister in Knittelfeld: Photographie des landschaftl. Siechenhauses in Knittelfeld.

1148. Senekovitsch Franz, Privatier zu St. Georgen ob Judenburg: < Ein römischer Gedenkstein, aufgefiinden in der Gemeinde Pichel- hofen, Bezirk Judenburg.

Yerzeichniss

der

Mitglieder des hist. Vereines fftr Steiermark

nach dein Stande am 30 April 1877.

Ehren - Präsident.

Kaiser fei d Moriz Edler von, Dr., Landeshaiiptmann in Steiermark, lebenslängliches Mitglied vom Herrenhause des Österr. Reichsrathes, Präsident der steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft und des Musik- vereines , Curator und Ausschuss der steierm. Sparcasse in Graz, Gutsbesitzer, Ehrenbürger von Graz, Radkersburg und Brück a. d. Mur etc.

Yorstand.

Bisch off Ferdinand, Dr., k. k. o. ö. Üniversitäts-Professor , corre- spondirendes Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften in Wien etc.

Yorstand - StellTortreter.

llwof Franz, Dr., Director der steierm. Landes-Oberrealschule, Corre- spondent der k. k. Central -Commission ftlr Erhaltung und Erforschung der Baudenkmale etc.

Sehriftfftlirer.

Mayer Franz, Dr., Professor und Privat-Docent an der k. k. Universität in Graz.

Cassier.

F&rst Ernst, diplomirter Apotheker, Privatier in Graz.

XLIV

Ausschflsse.

Felicetti von Lieben fels Moriz, k. k. Hauptmann im Rahestande,

in Graz. Graus Johann, k. k. Conservator n\r Steiermark, Cooperator, in Graz. Krone 8 Franz, Dr., Rector magnificus und k. k. o. ö. Pofessor an der

Universität in Graz, correspondirendes Mitglied der k. Akademie

der Wissenschaften etc. Zahn Josef von, k. k. Professor, Vorstand des steierm. Landesarchives,

correspondirendes Mitglied der kaiserl. Akademie der Wissenschaften.

Ehrenmitglieder. *)

Arneth Alfred Ritter von, Dr. und k. k. Hofrath , Director des k. k. geheimen Haus- , Hof- und Staatsarchives , Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften, in Wien.

Aschbach Josef, Dr., k. k. Hofrath und jubilirter Professor an der Universität und Mitglied der k. k. Akademie der Wissen- schaften, in Wien.

Bach Alexander Freiherr von, k. k. wirklicher geheimer Rath, in Wien.

Birk Ernst, k. k. Hofrath, Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften, Vorstand der k. k. Hofbibliothek, in Wien.

Gaimo Edler von Dragoni, Podestä bei der Municipal - Congre- gation, in Udine.

*Czörnig von Czernhausen Karl Freiherr, Dr., wirklich geh. Rath, Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften, in Ischl.

Du mm 1er Ernst, Dr., Professor der Geschichte an der Universität, zu Halle.

Gollmayer Andreas, Fürst-Erzbischof, in Gdrz.

Hasselt Andreas von, Mitglied und Inspector der k. Akademie, in Brüssel. 10 Heider Gustav, Dr., k.k.Mini8terialrath im Unterrichts-Ministerium, correspondirendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Präsident der Akademie der bildenden Künste, in Wien.

Jäger Albert, Dr., jubilirter k. k. Professor an der Universität und Mitglied der k.k. Akademie der Wissenschaften, in Innsbruck.

Kerckhove Vicomte de Varent Josef, Präsident der archäo- logischen Akademie, in Antwerpen.

*) Jene Ehrenmitglieder, deren Namen dnreh ein Sternchen beseichnei sind, be- eitien neh die ordenüidie Uitgliedaehaft des Yereines.

J

XLV

Klein Anton, Dr. der Theologie, fnrsterzbischöflicherGonsistorialrath,

in Wien. *Leitner Karl Gottfiried Ritter von, st. 1. Secretär im Ruhestande,

in Graz. Miklosiö Franz, Dr., k. k. Hofrath, k. k. Professor, Mitglied der

k. k. Akademie der Wissenschaften, in Wien. Mommsen Theodor, Dr., Professor an der Universität und Secretär

der Akademie der Wissenschaften etc., in Berlin. Pertz Heinrich, Dr., kön. preuss. geh. Regierungsrath , Ober- bibliothekar und Mitglied der Akademie der Wissenschaften,

in Berlin. Ranke Leopold von, Dr., Historiograph des preuss. Staates, Kanzler

des Ordens pour le m^rite für Wissenschaft und Kunst, Professor

an der Universität etc., in Berlin. Scorza Chevalier de, Director im k. ital. Unterrichtsministerium. 20 Schnerich Josef, k. k. Notar zu Baierhofen bei Wolfsberg, in

Kärnten. Schwarzenberg Friedrich Josef Fürst von, Durchlaucht, Cardinal-

Fürsterzbischof, zu Prag. Sickel Theodor, Dr., Professor an der Universität und Mitglied

der k. k. Akademie der Wissenschaften, in Wien. Still fr ied-Alcantara Rudolf Graf von, Dr., geh. Rath, Ober-

ceremonienmeister Sr. Majestät des deutschen Kaisers, in Berlin. Thun-Hohenstein Leo Graf von, k. k. geheimer Rath, Güter- besitzer, in Böhmen. Wickenburg Mathias Konstantin Graf von, k. k. wirkl. geheimer

Rath, in Wien. Wiesenfeld Karl, Professor der Land-, Wasser- und Strassen-

Baukunst, zu Prag.

Gorrespondirende Mitg^lieder.

Berger Adolf, Vorstand des fürstlich Johann Adolf zu Schwarzen-

berg'schen Central-Archives, in Wien. Bock Franz, Domkaplan und Conservator, in Köln. Braun Josef Wilhelm, Dr. und Professor, in Bonn. Codelli Freiherr von F ahnenfei d, Gutsbesitzer, in Krain. ♦Czerwenka Bernhard, Dr. der Theologie und evangel. Pfarrer,

zu Frankfurt am Main. Dudik Beda, Dr., Capitular des Stiftes Raigern, mährischer

Landeshistoriograph, zu Raigern bei Brunn. Elvert, Christian Ritter d', k. k. Oberfinanzrath, Vorstand der

histor. statistischen Section der k. k. mähr, schles. Gesellschaft

für Natur- und Landeskunde und Bürgermeister von Brunn.

XLVI

Helfert. Alex. Freih. von, Dr., wirkl. geheimer Rath, Präses der k. k. Central-Coxnmission für Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale in Wien etc.

Lisch Friedrich, Dr., grossherzogl. mecklenburgischer Archivar in Schwerin. 10. Neumann Karl Woldemar, k. bairischer Hauptmann und Adjutant in Rogensburg.

Orsolato Giuseppe, Dr., Mitglied der Akademie in Padua.

*Pangerl Mathias, Dr., Univ.-Profeßsor und Secretär des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen zu Prag.

Tillesius von Tillen au Adolf, kaiserlich russischer wirklicher Staatsrath und Mitglied namhafter wissenschaftlicher Institute, zu Petersburg.

Weinhold Karl, Dr., Professor an der Universität zu Breslau.

Wurzbach von Tannenberg Gonstantin, Vorstand der admini- strativen Bibliothek im k. k. Ministerium des Innern, Verfasser des biographischen Lexikons des Kaiserthums Oesterreich, Ritter des Ordens der eisernen Krone und Mitglied mehrerer Wissen- schaft!. Institute, in Wien.

Bezirkscorrespondenten :

Ausser den wirklichen Mitgliedern :

Gregor F u c h s, Leop. Hundegge r, Ijudwig J o s s e k, Johann Kr a i n z, Jakob Pauer, Ludwig Pauer, Karl von Pichl, Ludwig A. Pröll, Ferd. Raisp, Rupert Rosegger, Ignaz Schlagg und Jakob Wichner,

die Herren:

Aust Anton, Gewerksarzt zu Gaal bei Knittelfeld.

F ich na Anton, steierm. Landtagsabgeordneter und Director des

Realgymnasiums, in Pettau. Fröhlich Anton, Hauptpfarrer zu Heiligen Kreuz bei Sauerbrunn. Hablesreiter Vincenz, Beneficiat, in Judenburg. Hofrichter J. C., k. k. Notar, in Windischgraz. Jenko August, Dr., Hof- und Gerichts-Advokat, in Mürzzuschlag. Kodermann Gölestin, Capitular und Hofmeister des Stiftes St.

Lambrecht. Krautgasser Johann, Dr. Med., praktischer Arzt, in Mureck. Meixner Anton, Kaplan zu St. Veit am Vogau. Rigler Johann, Pfarrprovisor zu St. Jakob am Frauenberg l»ei

Unzmarkt. Tiefenbacher Franz, pens. Finanzbeamter, in Fehring.

XLvn

Ordentliche Mitglieder.

Abele von und zu Lilienberg, Franz Freih. v., k. k. Oberst a. D. in Güns.

Achatz Anselm, Capitnlar, in St. Paul in Kärnten.

Aichelberg Franz von, k. k. Notar, in Leoben.

Allinger Isidor, Abt des Augustiner-Chorherrenstiftes, in Voran.

Arbesser von Rastburg Karl, k. k. Kreis- Gommissär und Güterbesitzer, zu Schloss Spielberg bei Knittelfeld.

Attems Ferdinand Graf von, k. k. Kämmerer und Regiernngs- Rath a. D., in Graz.

Attems Ignaz Graf v., Dr. d. Rechte und Güterbesitzer, in Graz.

Attems-Petzenstein Heinrich Graf von, k. k. Major a. D., in Graz.

A u s 8 e e , die Marktgemeinde. 10 Bachmayer Eberhard, Kaplan, in Wildalpen.

Bancalari Jacob, jubil. k. k. Kreis-Sccretär, in Marburg.

Baumgartner Leander, Stifts- Caplan, in Voran.

Bayer Josef Ludwig, Gutsbesitzer, in Graz.

Beck Peter Paul, Dr. der Philos., k. k. Polizei-Commissär, in Wien.

Bellegarde Heinrich Graf von, Gutsbesitzer, auf Klingenstein bei Vasoldsberg.

B e r g e r Othmar, f. b. geistl. Rath, Volksschuldirector und Bezirks- Schul-Inspector, in Admont.

Berka Karl, suppl. Prof. an der Oberrealschule am Schottenfeld in Wien.

Beyer Gottlieb, k. k. Feldkriegs- Concipist i. R., in Graz.

Bidermann Hermann Ignaz, Dr., k. k. Universitäts-Professor in Graz. 20 B i s c h 0 f f Ferd., d. Z. Vorstand , in Graz.

Bochinz, Filipp Jacob, f. b. geistl. Rath, Prof. und Spiritual am Priester-Seminar, in Marburg.

B r a n d i s Anton Graf und Herr zu, k. k. Kämmerer und Haupt- mann a. D., Güterbesitzer, zu Burg Schleinitz in Untersteier.

Breisach Wilhelm, k. k. Contre-Admiral i. R., in Graz.

Brenner-Enckevoirth, August Graf von, sen., k. k. Käm- merer und Hofrath a. D., zu Schloss Grafenegg in Nieder- Oesterreich.

Breuner-Enckevoirth, August Graf von , jun., k. k. Käm- merer zu Schloss Grafenegg in Nieder-Oesterreich.

Brück an der Mur, die Stadtgemeinde.

Brunnsee, das landtäfliche Gut in Untersteier.

XLvm

B r u 8 c h Friedrich, infulirter Propst, Ereisdechant und Haupt- pfarrer, in Bnick a. d. M. Büchinger Josef, Dr. inful. Prälat und Domdecbant, in Graz.

30 Burger Anton, k. k. Oberfinanzrath, in Graz.

B u r k a r d Karl, Gassier der steierm. Sparkasse, in Graz. Buttlar-Brandenfels, Anna Gräfin von, geborene Herrin

und Gräfin zu Stubenberg, Sternkreuzordens dame, in Graz. Campi Edler zu Montesanto Louis von, Gutsbesitzer, zu Cles in Südtirol.

C a r n e r i Bartol. Ritter von, Gutsbesitzer und Landtags- Abge- ordneter, zu Schloss WildhauB bei Marburg.

C i 1 1 i , die landesfUrstliche Stadt.

C i 1 1 i, die Gymnas. -Bibliothek.

C i 1 1 i , der Lehrerverein.

Conrad vonEybesfeld Sigmund Freiherr, Dr. der Rechte, geh. Rath, Truchsess u. k. k. Statthalter in Nieder-Oesterreich, in Wien.

C 0 r e t h Moriz, Graf von, k. k. Kämmerer und Rittmeister a. D., Gutsbesitzer, zu Schloss Welsbergl im Sulmthale.

40 Czerwenka Bernhard, Dr. der Theologie, evangel. Pfarrer, in Frankfurt a. Main. Czörnig vonCzernhausen Karl Freiherr, Dr., wirklich geheimer Rath, Mitglied der k. k. Akademie der Wissenschaften, in Ischl.

Dantscher Karl, Dr. Med. u. Chirurgie, k. k. Üniv.-Prof. und

Regierungsrath, in Innsbruck. Desenffans d'A v e r n a s Alfred Graf von, k. k. Kämmerer,

steierm. Landtags-Abgeordneter und Gutsbesitzer, zu Neuschloss

bei Kaisdorf.

Desenffans d'A v e r n a s Heinrich Graf von, k. k. Kämmerer, steierm. Landtags -Abgeordneter und Gutsbesitzer, zu Neuschloss bei Kaisdorf.

D i m i t z August, k. k. Finanzrath, Secretär des historischen Vereines für Krain, in Laibach.

Duchatsch Ferdinand, Dr. und Yice^Bürgermeister, in Marburg.

D u p k y Alexander, Capitular des Stiftes Admont und Kaplan, zu

St. Michael ob Leoben. £ b e r 1 Josef, k. k. Postadministrator, in Gleisdorf. Egartner Matthäus, Besitzer des Pichelhofes zu St. Veit bei

Neumarkt in Obersteier.

50 F a b e r Karl Maria, Dr., Gewerk- und Güterbesitzer, in Graz. Failhauer Alois, k. k. Finanzrath in Pension, in Leoben.

XLK

F a i 1 h a u e r Wilhelm, k. k. Postmeister und Realitätenbesitzer,

in Leoben. Fasching Gerhard, Capitular des Stiftes Admont und Pfarrer

von Hohentauem. Felberbauer Leopold, f. h. geistl. Rath, Dechant und Pfarrer,

in Schwanberg. Fe'licetti von Liebenfels Moriz, Ausschuss, in Graz. Fels Julius, Chemiker, in Wr. -Neustadt. F e r k Franz, Professor an der Lehrerbildungsanstalt, in Graz. Ferro Auguste Edle von, k. k. Ministerialraths- Witwe, in Graz. Fettinger, Ehrenbert, Capitular des Stiftes Admont und

stiftischer Oekonomie-Yerwalter, in Jahringhof.

60 F e y r e r Alois Edler von, Gutsbesitzer, zu Haus am Bacher bei

Marburg. F i n d e y 8 Ludwig, Capitular des Stiftes Admont, in Admont. Fischer-Rolf Maria, Fräulein, Private, zu Schloss StObing. Fleck Josef, Dom- und Stadtpfarr-Vicär, in Marburg. F 0 r c h e r Franz von, k. k. Reserve-Lieut. im Pionnier-Regimente,

Gutsbesitzer, zu Schloss Hauzenbichl. Forchheimer Eduard, Privatier, in Wien. Frankfurt am Main, die Stadtbibliothek. Fraydenegg-Moncello Franz Ritter von, k. k. Oberlandes-

gerichtsrath, in Graz. Frei ding Gebhard, Capitular des Stiftes Admont, Pfarrer, in

St. Michael. Fried au, die landesfürstliche Stadt.

70 F r i e d a u , der Bezirks-Lehrerverein. Friedberg, die landesftlrstliche Stadt. Fries ach Karl, Dr. Philos. Regierungsrath und Ünivers.-Prof.,

in Graz. F r i e 8 8 Ignaz Ritter v., infulirter Abt und Domherr zu St. Stefan,

in Wien. Friess Gottfiried Edmund, Capitular des Benedictinerstiftes

Seitenstetten und Profess, in Seitenstetten an der Ybs. Fuchs Alois, f.-b. Seckauer Domherr, Consistorialrath, emeritirter

Ordinariatskanzler, in Graz. Fuchs Gregor, Dr., Capitular des Stiftes Admont, f.-b. geistl. Rath

und Gymnas.-Director, Yereins-Bezirks-Correspondent, in Leoben. Fflrst Ernst, Cassier des Vereines, in Graz. Farstenfeld, die landesfürstl. Stadt. Fflrstenfeld, die landesfürstl. Bürgerschule. 80 G m e i n e r Josef, Dr. d. Rechte und Advokat, in Graz.

Goehlert J. Yincenz, Dr. k. k. Regierungsrath i. R., in Graz.

MlttbaU. d. Uat. Vmnlau t BMntmmwk. XXV. H«ft, 1877. J)

L

Gomilschak Jacob, deutscher Prediger, in Triest. Graefenstein Ottokar yon, Dr. d. Theologie, Gapitular des

Stiftes Admont, f.-b. geistl. Rath, Dechant und Professor, in

Admont. Graus Johann, Ausschuss, in* Graz. Graz, die steierm. Landeshauptstadt. G r i e 8 s 1 Anton Domkaplan, in Graz. Gross Karl, Dr., Univ.-Professor, in Graz. Gross Johann, Kaplan, in Oberwölz. Gschirts Andreas, Pfarrer, in Göss bei Leoben.

90 Guggenberger Josef, Gymn. -Professor, in Leoben. Gutscher Johann, Gymn.-Director, in Marburg. Ha im Johann, Kaplan, in Leoben. Hammer-Purgstall Karl Freih. von, k. k. Hauptmann a. D.,

Landtags-Abgeordneter und Gutsbesitzer, in Hainfeld. H a r t n e r Karl, Pfarrer zu St. Leonhard, in Graz. H a s 1 i n g e r Karl, Gemeinde-Secretär, in Leoben. H a t z y Anton, Gapitular des Stiftes Admont, Gutsverwalter der

Propstei, in Zeyring. Haupt Karl, k. k. Oberlieutenant a. D. und Besitzer des Schlosses

in Straussenegg. Hebenstreit Alois, Dr. Theol. päpstlicher Kftmmerer, Domherr,

in Graz. Helly Karl, Ritter von, Dr. Med. u. Ghirurgie, Univ.-Professor,

in Graz.

100 Herberstein Johann Heinrich, Reichsgraf von und zu, k. k. Kämmerer, erbl. Reichsrath und Güterbesitzer, in Wien. H e s c h 1 Richard, Dr. Med. u. Ghirurgie, Univ.-Professor, in Wien. H i d e n Emerich, Yolksschullehrer, in Eisenerz. Himmelbauer Isidor, k. k. Notar, in Graz. Hirsch Karl, Dr., k. k. Director der Lehrerbildungsanstalt (fXr

Lehrerinnen, in Graz. Hirschmann Yirgilius, Gapitular des Stiftes Rein, Localcurat,

in Stiboll. H 0 f e r Rupert, Bürgermeister, in Rottenmann. Ho ff er Franz, Dr., Advocat, in Leoben.

Hoffmann Gajctan, Gapitular des Stiftes Admont, Professor am ~ L Staats- Gymnasium, in Graz.

H ö 1 1 e r Wilhelm, Pfarrer, in St. I^orenzen am Wechsel. 110 Homann Moriz, Dr. Medicinae, in Leoben.

Hummel Ferdinand, Buchdruckereibesitzer und Redacteur des

Wiener Weltblattes, in Wien. Hundegger Josef, Dr., Hof- und Gerichts- Advocat, in Meran.

- LI

Hundegger Leopold, Dr., Hof- und Gerichts- Advocat, Bezirks-

Correspondent, in Fürstenfeld. Hütter Josef, Kaplan, in Hitzendorf.

J a n i s s Franz, Cooperator a. d. Vorstadtpfarre Waasen, in Leoben. Jeitteles Adalbert, Dr., Bibliothekar an der Universität in

Innsbruck.

Ilg Albert, Dr., Philos., Custos und Docent am k. k. Österreich.

Museum fl&r Kunst und Industrie, in Wien. 1 1 w 0 f Franz, Vorstand-Stellyertreter, in Graz. Jocherl Ignaz Heinrich, Kaplan, in Deutsch-Landsberg.

120 Jossek Ludwig, k. k. Bezirks-Hauptmann und Yereins-Bezirks-

Correspondent, in Rann. Jug Andreas, Pfarrer zu St. Cantius in Kiez. Kaas Georg, Gymnas.-Professor, in Graz. Kaiserfeld Josef, Edler von, Dr., Hof- und Gerichts- Advocat,

in Graz.

Kaiserfeld Moriz Edler von, Dr., Landeshauptmann in Steier- mark etc., Ehren-Präsident des Vereines, in Graz.

Kaltenegger Leonidas , Capitular und Kastner des Stiftes Admont, in Admont.

Karabacek Josef, Dr., Ünivers.-Prof., in Wien.

Karajan Max Ritter von, Dr., Univers. -Prof., in Graz.

Kaschowitz Rainald, Capitular des Stiftes Admont, stiftischer Oekonomie- Verwalter, zu St. Martin bei Graz.

Kellersperg Emest Freiherr von, k. k. geheimer Rath, Land- tags-Abgeordneter und Gutsbesitzer, in Graz.

130 Kernstock Ottokar, Chorherr und Archivar des Augustiner- stiftes, in Voran. Khünburg Therese Gräfin, gebome Gräfin Goess, k. k. Käm- merers-Witwe und Stemkreuzordensdame, in Graz.

Kindberg, die Marktgemeinde.

K i n n a s t Florian, Capitular und Rentmeister der Abtei, in Admont. K 1 i n g e r Franz, Dr., f.-b. geistl. Rath, Decan und Universitäts- Professor, in Graz.

Knittelfeld, der Bezirks-Lehrerverein.

K n ö d 1 Vincenz, f.-b. Consistorialrath, infulirter Abt des Cister-

zienserstiftes, in Rein. Kofi er Adolf, Hofweinlieferant und Realitätenbesitzer, in Pettau. König von Warthausen Elise, Freiin, Gutsbesitzerin auf Schloss

Warthausen in Württemberg. Königsbrunn Anton, Freiherr von, k. k. Kämmerer und Oberst

a. D., in Graz.

LH

140 Königsbrunn Sigd., Freiherr von, k. k. Kftmmerer und Landes- gerichtsrath a. D., in Graz.

Korp Franz, Professor am I. Staatsgymnasium, in Graz.

Kova£ Ludwig, Lehrer, in Cilli.

Krainz Johann, YolksschuUehrer und Yereins-Bezirks-Correspon- dent, Knittelfeld.

Krappek Heinrich Photograph, in Marburg.

Erezyzanowski de Wola Sienenska Stanislaus, Dr., corre- spondirendes Mitglied der pohlischen Akademie der Wissen- schaften in Lemberg.

EremsmQnster, die Stiftsbibliothek der Benedictinerabtei in Ober- österreich.

Erones Franz, Ausschnss, in Graz.

Erones Franz, Oberlehrer, in Eumberg.

Eflbeck Guido, Freih von, k. k. geheimer Rath, Statthalter von Steiermark, in Graz.

150 Euefstein Earl, Graf, Erlaucht, k. k. Eämmerer, erblicher Beicbs-

rath und k. k. Legationsrath, in Paris. Euenburg Walther, Graf von, k. k. Auskultant, in Troppau. EOmmel Emil, Aspirant im Steiermark. Landesarchiv, in Graz. Eupelwieser Franz, Professor an der Bergakademie, in Leoben. Lackner Friedrieb, Dr., k. k. Stabsarzt, in Marburg. L amberg Anton Raimund, Graf von, k. k. Eämmerer, Major a. D.

Gutsbesitzer, in Graz. L amberg Julius, Graf von, k. k. Eämmerer und Gutsbesitzer, in

PöUau bei Hartberg. L amberg Earl, Graf von, k. k. Eämmerer und OfiFicier in der

Armee, in Graz. Lampl Norbert, Stifts-Eaplan, in Voran. Lange Johann, Bürgerschullehrer und Lieutenant a. D., in Fflr-

stenfeld.

160 Lazarini Alex., Freiherr von, k. k. Eämmerer und Major a. D., in Laibach.

Legwarth Franz, f. b. Seckauer Ehren-Domherr und Pfarrer am Graben, in Graz.

Lehmann Heinrich August, Dr. d. Theologie, f. b. geistl. Rath, Dechant und Hauptpfarrer, in Riegersburg.

Leibnitz, der landesfürstl. Markt.

Leitner Albin, Freih. von, königl. bairischer Eämmerer und Guts- besitzer, in München.

Leitn er Earl Gottfried, Ritter von, st. st. Secretär im Ruhestände, in Graz.

Leitner Friedrich, Ritter von, Dr., in Gröbming.

Lin

Leuzendorf Friedrich, Reichsritter too, k. k. Oberlieutenant a. D. und Gutsbesitzer, in Prag.

Lewohl Karl, Besitzer des Schlosses Laubegg bei Wildon.

Leykam-Josefsthal, Actiengesellschaft für Papier- und Druck- industrie in Graz.

170 Liechtenstein Fried., Fttrst von und zu, k. k. geheimer Rath, General der Gavallerie i. R. etc., in Wien. Lilienthal Leopold, Edler von, römischer Graf, Realitäten- besitzer, in Graz.

Lininger Ulrich, k. k. Oberlandesgerichtsrath, in Graz. LinkenhÖller Karl, Kaplan, in Hatzendorf bei Fehring. Lucas Josef, Dr. Philos., Director der Lehrerbildungsanstalt,

in Graz. Ludewig Heinrich, Buchhändler, in Graz.

Lukacs Johaun Valentin, k. k. evang. Militär-Prediger, in Graz. Luschin Arnold, Ritter von Ebengreuth, Dr., Üniv.-Professor,

in Graz. Macchio Florian, Freih. von, k. k. Feldmarschall-Lieutenant, im

Ruhestande, in Graz. Macun Johann, Professor am L Staats-Gymnasium, in Graz. 180 Marburg, die landesfllrstl. Stadt.

Mar eck Bernhard, k. k. Oberingenieur i. R. und Bürgermeister

in Leoben. Marenzi Franz, Graf, Markgraf von Yal-Oliola, k. k. Käm- merer und Feldmarschall-Lieutenant i. R., in Triest. Matzner von Heilswerth Leopold, Ritter, Dr., Schriftsteller,

in Graz. Mayer Franz, SchriftfCkhrer des Vereines, in Graz. Mayer Karl, k. k. Statthaltereirath, in Graz. Mayr Franz, Freih. von Meinhof, lebenslängl. Reichsrath, Gttter-

und Eisenwerksbesitzer, in Leoben. Mazzuchelli Johann, Graf von, k. k. Landesgerichts-Präsident,

a. D. und Gttterbesitzer zu Zwischenwässem bei Laibach. Meran Franz, Graf von, k. k. Major a. D., erblicher Reichsrath,

GQterbesitzer, in Graz. Mi hur CO Eugen, k. k. Staatsanwalt, in Graz. 190 Miknsch Alois, Yolksschullehrer, in Baierdorf bei Graz. Mit seh Heinrich, Radgewerke, in Graz. Mittarsch Josef, Pfarrer, in Weitsberg bei Leoben. Monte cuccoli-Laderchi Max, Graf von, GQterbesitzer, zu

Schloss Mitterau in N.-Oesterreich. Mörath Anton, A^junct im Fürst Schwarzenberg'schen Archive zu

Schwarzenberg in Franken»

- LIV

Morzin Peter, Graf von, k. k. Feldmarschall-Lieutenant i. R., in

Graz. Moscon Alfred, Freili. von, Gutsbesitzer, zu Schloss Piscbfttz in

Untersteier. Möstl Franz, Stud. Pliilosophiae, in Graz. Müller Zeno, f. b. Gonsistorialratb, infulirter Abt des Benediktiner-

stiftes Adroont, in Admont. Müller Gottfried, bürgerlicher Uhrmacher, in Graz. 200 Mulle y Eduard, GOterdirector, in Weitenstein.

Müllner Alfons, k. k. Professor an der Lehrerbildungsanstalt,

in Marburg. Mürzzu schlag, der landcsftirstl. Markt. Nedwed Anton, k. k. Notar, in Graz. Nerath Michael J., Oberlehrer, in Marburg. Neu markt, der landesfürstl. Markt.

Niss Bonifaz, Capitular des Stiftes Rein, PfaiTcr in Semriach. Noe Heinrich, Director der k. k. Staats- Oberreal schule, in Graz. Noest Ignaz, k. k. Postofficial, in Klagenfurt. Novakh Ignaz, Secretär d. Radmeister- Communi tat, i. Vordemberg. 210 Oberstrasser Josef, Realitätenbesitzer, in Leobeu.

Ob er w öl z, die landesfürstl. Stadt.

Orozen Ignaz, Domherr, in Marburg.

Oster er Johann, Gutsbesitzer, in Leoben.

Paar Karl, Fürst von, Freih. von Ilartberg, Durchlaucht, k. k.

Kämmerer, geh. Rath, erblicher Reichsrath etc., in Wien. Pacbler Faust., Dr., Gustos an der k. k. Hofbibliothek,

in Wien. Palffy-Daun von E r d ö d Ferdinand Leopold, Graf, Fürst von

Thiano, Erbgraf von und zu Press bürg, k. k. geheimer Rath,

Kämmerer etc., zu Schloss Stübing bei Graz. P a 1 1 a Josef, Professor an der Lehrerbildungsanstalt, in Klagenfurt. P all er Franz, k. k. Statthaltereirath, in Laibach. Pal tauf Christian Sigmund, Dr. Med. & Chirurgie, Director des

Bades Neuhaus, in Graz. 2*20 Pangerl Mathias, Dr., Univ. -Professor und Secretär des Vereines

für Geschichte der Deutschen in Böhmen, zu Prag.

Parapat Johann, Pfarr-Administrator, in Rabensberg bei Stein

in Krain. Pauer Jakob, Capitular des Stiftes St. Lambrecht, Superior und

Vereins-Bezirks- Correspondent, in Mariazell. Pauer Johann, Reichsraths- Abgeordneter u. Gutsbesitzer, in Graz. Pauer Ludwig, Vereins-Bezirks-Correspondent und Lehrer, iu

Krieglach.

LV

Peinlich Richard, Dr., Gapitular des Stiftes Admont, f. b. Con- sistor.-Rath, k. k. Regierungsrath und Director des I. Staats- Gymnasiums, in Graz.

Pfundheller Josef, Schriftsteller und Redacteur der Wiener Gemeinde-Zeitung, in Wien.

Pichl Ritter von Gamsenfels Karl, Gatsbesitzer und Yereins- Bezirks-Gorrespondent, zu £ggenwald bei Radkersburg.

Pichl von Gamsenfels Anna, Edle von, Fräulein, Gutsbesitzers- tochter, zu Eggenwald bei Radkersburg.

Pichl er Karl, Edler von, Privatier, in Graz. 230 Pichl er Alois, bOrgerl. Handelsmann und Realitätenbesitzer, in Oberwölz.

Pils Jakob, Oberlehrer, in Kraubat ob Leoben. Piro Franz Sales, Gapitular des Stiftes zu St. Paul in Kärnten. Plaimschauer Eduard, Pfarrer, in Wartberg im MUrzthale. Plessing zu Plesse Max. Ritter von, k. k. Major i. R. und Besitzer des Schlosses Waldegg, in Graz.

P 0 i s 8 1 Ludwig Freiherr von, Redacteur der Wiener Gemeinde- Zeitung, in Wien.

Pöltl Ürban, prov. Pfarrvicar und Professor der Kirchengesch., in Admont.

P ö 1 z 1 Franz, Dr. und Ünivers. -Professor, in Graz.

Postuwanschitz Johann, Kauftnann, in Graz.

Pranckh Sigmund Freiherr von, geheimer Rath, königl. bair. General-Lieut. und Kriegsminister, in München. 240 Prangner Yincenz, Lehrer, in Radegund.

Prasch Josef, f.-b. Gonsistorialrath, Domherr, in Graz. Prem Simon, Gymnasial-Professor, zu Ried in Ober-Oesterreich. Pröll Ludwig, k. k. Bezirksrichter und Yereins-Bezirks-Gorre- spondent, in Frohnleiten.

Propst Benedict, Gapitular des Stifties Admont und Professor

am I. Staats- Gymnasium, in Graz. Proschko Gomelius, Professor an der k. k. Oberrealschule am

Schottenfeld in Wien. Puff Hermann, k. k. Hauptmann-Auditor in Pension und Notar,

in Oberradkersburg. P u s c h i Albert, Studierender, in Graz.

Raab Karl von , Professor an dem Mädchen - Lyceum , in Graz.

Rachoy Franz, Bergverwalter, in Leoben. 250 Raisp Ferdinand, gräfl. Herbersteins'scher Güterverwalter und Yereins-Bezirks-Gorrespondenty in Pettau,

LVI

R a z 1 a g Jacob, Dr. d. Rechte, Administ. der gräfl. Attems'schen Guter, in Rann.

R eiche 1 Josef, Prof. im I. Staats-Gymnasium, in Graz. Reichel Rudolf, Director des Mädchen-Lyceams, in Graz. Reicher Johann, k. k. Oberlandesgerichtsrath i. R., in Graz. Reininghaus Johann Peter, Realitätenbesitzer, in Graz. Reissenberger Karl, Dr., Gymnasial -Professor, in CiUi. Reschegg Heinrich, Pfarrer, in Frauenberg. Rigler Franz Edler von, Dr., Hof- und Gerichts-Advocat, in Wien. Robitsch Mathias, Dr., Theol., f.-b. Consistorialrath, Ehren- Domherr und Professor an der Universität, in Graz. 260 Rogner Johann, Dr., Director u. st. 1. Professor, in Graz.

Rösch Johann, Kaplan, in Köflach. Rösch Franz, Oberlehrer, in Scheifling.

Rosegger Rupert, Gapitular des Stiftes Rein, Yereins-Bezirks- Correspondent und Pfarrer zu Deutsch-Feistritz bei Peggau.

Rosenberger Theobald, Stifts- und Land-Dechant, in Yorau. Rottenmann, die Stadtgemeinde.

Rozbaud Wenzel, k. k. Steuereinnehmer in Pension, in Graz. Rubatscher Willibald, Gapitular des Stiftes Admont und Gym- nasial-Professor, in Graz.

Rzehaczek Karl Edler von, Dr. d. Med. u. Chirurgie, Operateur, Primär- Chirurg im allgemeinen Krankenhaus und Prof. an der Universität, in Graz.

Säur au Anna Gräfin von, gebome Gräfin von GoSss, Stemkreuz- Ordens- und Palastdame, Gutsbesitzerin, in Graz. 270 Schachner Ambrosius, Kaufmann, in Leoben.

Schäfer Friedrich, Gapitular und Prior des Stiftes Admont, in

Admont. Scheiger Josef Edler von, k. k. Post-Director i. R., in Graz. Schindler Heinrich, Oberlehrer und Bezirks-Schulinspector, in

Leoben.

Schlagg Ignaz, k. k. Bezirksrichter und Yereins-Bezirks-Gorre- spondent, in Obdach.

Schlossar Anton, Dr., k. k. Bibliotheksbeamter an der Univers., in Graz.

Schmid Anselm, Gapitular d. Stiftes Admont, Kaplan, zu Kammern.

Schmidburg Rudolf Freiherr von, k. k. Kämmerer, General- Major i. R. und Gutsbesitzer, zu Schloss Hohenbruck.

Schmidt Wilfried, Gapitular und Subprior des Stiftes Admont, in

Admont. Schmidt Wilhelm, Professor am H, Staats-Gymnasium, in Graz,

j

Lvn

280 Schmidt Paul, Güter- und Forst-Inspector des Freiherrn von Sesfller-Herzinger, in Graz.

Schmutz Johann, VolksschuUehror, zu St. Stefan ob Leoben. Schneemann Bruno, Stifts-Kaplan, in Voran. Schönbach Anton, Dr. und Universitäts Professor, in Graz. Schott Johann, k. k. Artillerie-Major i. R., in Leoben. Schreiner Konrad, Capitular des Stiftes St. Lambrecht, Pfarrer in Aflenz.

Schreiner Moriz, Ritter von, Dr. der Rechte, Hof- und Gerichts- Advocat, Mitglied des steierm. Landes-Ausschusses in Graz.

Seh roll Beda, ('apitular des Stiftes St. Paul und Guts-Admini- strator zu Eberndorf in K&rnten.

Schrotter Ignaz, st. 1. Professor, k. k. Bezirks-Schul-Inspector, in Graz.

Schubert Johann, Unterlehrer, zu Veitsch im Mürzthale. 200 Schurz Anton, k. k. Hauptmann-Aiulitor des 1. Landwehr-Bat., in Wien.

Schwach Rudolf, Dr., k. k. Landesgerichts- Secretär, in Graz.

Schwarzel Lorenz, Leiter der Volksschule, in Rauten.

Schwarzenberg Johann Adolf, Fürst, Herzog zu Krumau, Durch- laucht, k. k. geheimer Rath, Herr der Domäne Murau mit Apper- tinentien, in Wien.

Schwarzenberg Johann Karl, Studierender an der Universität,

in Graz. Schweiger Gabriel, Quardian und Pfarr-Administrator zu Maria-

Hilf, in Graz. Seeling Alois, f. b. geistl. Rath, Dechant imd Stadtpfarrer, in

Leoben.

Senior Karl, Dr. Med, & Chirurgie, in Graz. Sessler-Herzinger Victor Felix, Freih. von, k. k. Oberlieut.

a. D., Güterbesitzer, in Graz. Setznagel Alexander, f. b. Consistorialrath, infulirter Abt des

Stiftes St. Lambrecht, zu St. Lambrecht. 300 Seunig Eduard, Dr. der Rechte, in Laibach.

Seydler Karl Ludwig, Domorganist, in Graz. Skuhala Johann, Kaplan und Professor der Theologie, in Marburg. Sokceviö Josef, Freih. von, k. k. geheimer Rath, Feldzeugmeister, und Besitzer des Schlosses Weixelbtätten bei Cilli.

Spielberger Georg, Steuereinnehmer, in Gröbming.

Spork Eugen, Redacteur, in Graz.

Spork Emest, Lehrer, in Graz.

Sprung Ludwig, Dr. der Rechte und Landesgerichtsrath, in Leoben.

Lvm

Sprung Franz, Director der Innerberger Gewerke, zu Donawitz bei Leoben.

Stäche Friedrich, Ritter von, Architekt, in Graz. 810 Stadl Ottokar, Freih. von und zu, k. k. Kämmerer und Ritt- meister a. D., in Graz.

Steinwenter Arthur, Dr., Professor am I. Staats- Gymnasium, in Graz.

Stelz er Julius, Kaplan, in Wenigzeil.

Stelzer Dominik, Secretär der städtischen Sparcasse in Leoben.

Stepischnegg Jakob Maxmilian, Dr. Theologiae und Fürstbischof von Lavant, in Marburg.

Stern Andreas, Dr., Vorsteher des Wirthschaftsamtcs, in Leoben.

Streeruwitz Johann, Ritter von, k. k. Major und Commandant des 8. Festungs- Artillerie- Bataillons, in Josefstadt.

Stubenberg Josef, Graf Herr von und zu, k. k. Kämmerer und Gtiterbesitzer, in Graz.

Taucher Cajetan, Kaplan an der Ilauptstadtpfarre, in Graz.

Tech et Franz, Vorstadtpfarrer in Waasen, zu Leoben. 320 Tendier Mathias, Mechaniker und Realitätenbositzer, in Eisenerz.

Teuffenb ach - Teuf fcnb ach Albin, Freih. von, k. k. Oberst- Lieut. im Generalstabe, in Wien.

Tomas er übald, Kaplan, in Waldbach.

Traut tmannsdorff- Weinsberg Maxm., Graf von, k. k. Kämmerer und Güterbesitzer, in Graz.

Tschanet Johann, Professor am laudschaftl. Realgymnasium und Bezirks-Schulinspector in Leoben.

Tunner Peter, Ritter von, k. k. Hofrath und Director der Berg- akademie, in Leoben.

Ungar Theodor, Adjunct im steierm. Landesarchive, in Graz.

Uranitsch Anton, Dr., Hof- und Gerichts-Advocat, Gemeinde- rath, in Graz.

Vaczulik Josef, k. k. Postamts-Official, in Graz.

Vasquez Hugo, k. k. Oberstlieut. im Generalstabe, in Agram. 330 Voitsberg, die Stadtgemeinde.

Wagensperg Felix Graf von, k. k. Kämmerer u. Oberlieut. a. D.,

zu Schloss Wemberg in Kärnten. Weinberger Franz, Dechant und Hauptpfarrer, in Straden. Weiss Anton, Capitular und Bibliothekar des Stiftes, in Rein. Weiss Johann, Dr. und Uni vers. -Professor, in Graz. Welsersheimb Karl Graf von, Domherr, in Olmütz. Werk Alois, gräfl. Chambord'scher Güterverwalter, in Brunnsee. Wi ebner Jacob, Capitular und Archivar des Stiftes Admont,

Vereins-Bezirks- Correspondent, in Admont,

LIX

Wimpffen Gustav, Graf von, k. k. geheimer Rath, Feldmarschall-

LieuteDant i. R., in Graz. Wimpffen Heinrich Emil Graf von, steierm. Güterbesitzer, inAVien. Windischgrätz Ernest Forst zu, Durchlaucht, k. k. Oberst a. D.

GOterbesitzer, in Graz.

340 Windiscligrätz Robert, Fürst zu, Durchlaucht, k. k. Ritt- meister a. D. und Güterbesitzer zu Hassberg bei Planina in Kraiu.

Winter er Johann Ev., Dr. d. Theologie, f.-b. Consistorialrath und Domherr, in Graz.

Wohlfarth Karl, Buchhändler, in Graz.

Wolf Adam, Dr., Uni versitäts- Professor, in Graz.

W o 1 f Alexander, Professor der Technik, in Udine.

Worm Johann, Dr. d. Theologie, f.-b. Consistorialrath und Dom- herr, iit Graz.

W ti 1 1 e r 8 1 o r f f - U r b a i r Bernhard Freiherr von, k. k. geheimer Rath und Vice-Admiral i. R., lebenslänglicher Reichsrath, in Graz.

W fl n s c h e r Eduard, Gasthofbesitzer, in Leoben.

Wurmbrand- St upp ach Ferd. Graf von, Erlaucht, k. k. Käm- merer, geheimer Rath, Obersthofmeister des Herrn Erzherzogs Franz Carl, in Wien. 350 W u r m b r a n d - S t u p p a c h Gundacker Graf -von, k. k. Kämmerer, (lUtsbesitzer zu Ankenstein bei Pettau.

W u r m b r a n d - S t u p p a c h , Hermann Graf von, k. k. Käm- merer und Major in der Armee, in Oberradkersburg.

Zahn Josef von, Ausschuss, in Graz.

Z e c h n e r Norbert, Pater und Bibliothekar im Stifte, zu St. Lam- brecht.

Z e i d 1 e r Prokop von, k. k. Oberlieutenant a. D. und Besitzer des Schlosses zu Gutenegg bei Cilli.

Z ei dl er Franz, Oberrechnungsrath der steierm. StatUi alterei, in

Graz. Zwerger Johann, Dr. d. Theologie und Fürstbischof von Seckau,

in Graz. Zwiedineck von Süden hörst Johann, Dr., st. 1. Professor

und Privatdocent an der Universität, in Graz.

Ortschronlsten.

J Aust Anton, prakt. Arzt, für die Gemeinde Gaal.

2 Böser Friedrich, Schuldirector, für die Gemeinde Voitsberg.

3 Burkhart Josef, Yolksschullehrer, ttkr die Gemeinde Liezen.

4 Dienstler Georg, Yolksschullehrer, für die Gemeinde Wolfsberg.

LX

5 Friedrich Alois, Yolksschullehrer, für die Gemeinde Langenwang.

6 Frodl Karl, Yolksschullehrer, für die Gemeinde Schönberg.

7 Gruber Filipp, Volksschullehrer, für die Gemeinde Strass.

8 Harkamp Johann, Yolksschullehrer, für die Gemeinde St. Marein a. P.

9 Hell ige Otto, Oberlehrer, für die Gemeinde Riegersburg.

10 Hiden Emerich, Lehrer, für die Gemeinde Eisenerz.

11 Hirschmann Yirgil, Pfarrer, für die Gemeinde Stiboll.

12 Jocherl Ignaz, Kaplan, für die Gemeinde D.-Landsberg. 18 Kadivec Isidor, Oberlehrer, für die Gemeinde Neumarkt.

14 Kahr Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Leibnitz.

15 Kappel Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Gleinstätten. IG Krautgasser Johann, Med. Dr., für die Gemeinde Mureck.

17 Krone 8 Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Kumberg.

18 Kttschall Franz, Oberlehrer, fUr die Gemeinde Schöder bei Murau. D KQnstner Jakob, Grundbesitzer, für die Gemeinde Winklem.

20 Kurzmann Michael, Lehrer, für die Gemeinde St. Nicolai ob

Drassling.

21 Lakitsch Johann, Lehrer, für die Gemeinde Jagerberg.

22 Merz Josef, Lehrer, für die Gemeinde Neuberg.

23 Mi kusch Alois, Lehrer, für die Gemeinde Eggenberg.

24 Nepel Adolf, Lehrpr, fQr die Gemeinde Leutschach.

25 Noest Ignaz, Postofilcial, für die Gemeinde Steinbrück.

26 Orth Cfgetan, Lehrer, für die Gemeinde Ehrenhausen.

27 Pauer Ludwig, Lehrer, für die Gemeinde Krieglach.

28 Pezlederer A., Apotheker, für die Gemeinde Kindberg.

29 Pichl Karl Ritter von, Gutsbesitzer, für die Gemeinde Kerschbach.

30 Pichl Anna von, Gutsbesitzerstochter, fftr die Gemeinde Ober-

Radkersburg.

81 Pils Jakob, Oberlehrer, für die Gemeinde Kraubat.

82 Pirker Franz, Lehrer, für die Gemeinde Wildon.

88 Prangner Vincenz, Lehrer, für die Gemeinde Radegund.

84 Pröll Clement, Lehrer, für die Gemeinde Pischelsdorf.

85 Raisp Ferdinand, Güterverwalter, für die Gemeinde Pettau. Rösch Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Scheifling.

37 Rösch Johann, Kaplan, für die Gemeinde Köflach.

38 Schmutz Johann, Oberlehrer, für die Gemeinde St. Stefan in der

Lobming.

89 Schöpfer Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Weiz.

40 Schubert Johann, Oberlehrer, für die Gemeinde Yeitsch.

41 Söllner Franz, Oberlehrer, für die Gemeinde Fürstenfeld.

42 Stark Karl, Oberlehrer, für die Gemeinde St. Veit ob Graz. 48 Steuber Amalie Frau, für die Gremeinde Oberwölz.

44 Stoppacher Oswald, Lehrer, für die Gemeinde Perchaa.

LXI

45 Tiefenba eher Franz, pens. Finanzbeamter, ft\r die Gemeinde

Fehring.

46 Valentinic, f&r die Gemeinde Hrastnigg.

47 Vogl Johann, Lehrer, für die Gemeinde Lödersdorf.

48 Yogi sang Alois, Gutsbesitzer, für die Gemeinde St. Lorcnzen.

49 Weswaldy Franz, Bürgerssohn, für die Gemeinde Gleisdorf.

60 Wurzinger Josef, Bürgermeister, für die Gemeinde St. Ruprecht

an der Eaab. 51 Zinnauer Markus, Lehrer, für die Gemeinde St. Nicolai im Sausal.

1

Statuten

dos

Mstorischen Vereines für Steiermark.

Zweck.

§ 1. Der Verein hat fttr Belebung des Interesses an der heimatlichen Geschichte und für Erweiterung der Kenntniss derselben zu sorgen.

Mittel

§ 2. Als Mittel zur Erreichung dieser Ziele haben zu gelten :

a) systematische Forschung nach den Quellen und Denkmalen der Geschichte des Landes;

b) Erwerbung solcher in Originalen oder guten Copien ;

c) Einflussnahrae auf Erhaltung jener, die der Verein nicht erwerben kann ;

d) Veröffentlichung aus einzelnen Gebieten der Landesge- schichte ;

e) mündhche Besprechungen und Vorträge in regelmässigen Versammlungen ;

f) Beförderung und Unterstützung der Herausgabe ein- schlägiger Schriften;

g) Aussetzung von Preisen für Arbeiten im Interesse der Landesgeschichte ;

h) Verbindung mit auswärtigen Gesellschaften verwandter Richtung, und

i) Ueberlassung der Erwerbungen des Vereines an die be- treffenden heimischen Landessammlungen 11).

Lxin

Sitz.

§ 3. Sitz des Vereines ist die Landeshauptstadt Graz.

Hier werden auch dessen regelmässige Versammlungen abgehalten, unbeschadet etwa künftig in anderen Städten des Landes abzuhaltender Versammlungen.

Mitglieder.

§ 4. Der Verein besteht aus ordentlichen, correspondi- renden und Ehrenmitgliedern.

Als ordentliche Mitglieder können Gebildete aller Stände beitreten, die mündlich oder schriftlich oder durch ein Vereins- mitglied ihren Beitritt und die Uebernahme der damit ver- bundenen Verpflichtungen 5) dem Ausschüsse anmelden, welcher allein betreffs der Aufnahme entscheidet 8 lit. c).

Zu correspondirenden Mitgliedern können nur Auswärtige (ausserhalb Steiermark Wohnende) ernannt werden, welche die Vereinszwecke bereits in anerkannter Weise förderten.

Zu Ehrenmitgliedern ernennt der Verein nur Solche, welche entweder um die Geschichtswissenschaft im Allgemeinen oder um den Verein im Besonderen hervorragende Verdienste sich erwarben, dieselben mögen nun bereits Mitglieder des Vereines sein oder nicht.

Der Vorschlag zur Ernennung der correspondirenden und Ehrenmitglieder kann durch den Ansschuss oder ein Vereins- mitghed, muss aber stets mit entsprechender Begründung in der Jahresversammlung gemacht werden, die allein und zwar mit absoluter Stimmenmehrheit darüber entscheidet 6 lit. b).

Pflichten und Rechte der Mitglieder.

§ 5. Jedes ordentliche Mitglied des Vereines verpflich- tet sich:

a) zur Zahlung eines jährlichen Beitrages von mindestens 3 fl., welcher während des laufenden Jahres zu erlegen ist;

b) zur Unterstützung der Vereinszwecke durch Mittheilung entsprechender Nachrichten und

c) zur Förderung der wissenschaftlichen Ziele der vom Vereine entsendeten Bevollmächtigten.

Jedes Mitglied hat das Recht auf den unentgeltlichen Bezug der regelmässigen Vereinsschriften, auf die Benützung der Vereinssammlungen und auf Sitz und Stimme in allen Versammlungen des Vereines.

LXIV

Bezüglich der Wahlen können Mitglieder, welche der Ver- sammlung beizuwohnen nicht vermögen, ihre Stimmen durch Zuschrift an den Vereins- Ausschuss oder durch dem Ausschüsse schriftlich bekannt gegebene Bevollmächtigte abgeben. Schrift- lich eingebrachte Anträge abwesender Mitglieder können nur dann zur Verhandlung gebracht werden, wenn ein anwesendes Mitglied sie aufnimmt

Wer vom Vereine ein Diplom, das seine Mitgliedschaft bekundet, zu erhalten wünscht, hat in Anbetracht der künst- lerischen Ausstattung der nunmehr eingeführten Diplome den Betrag von 2 fl. dafür zu entrichten. Wer dagegen bei seiner Aufnahme in den Verein den Bezug eines solches Diplomes ablehnt, erhält an dessen statt eine einfache Bescheinigung und hat gleich jedem Mitgliede blos die darauf gelegte Stempel- gebühr dem Vereine zu vergüten.

Der Austritt steht jederzeit frei, ist aber dem Ausschusse oder der Vereinsversammlung schriftlich anzuzeigen. Als still- schweigend ausgetreten sind jene Mitglieder zu betrachten, welche ungeachtet erfolgter Mahnung mit einem dreijährigen Beitrage aushaften.

Oeffentliche Versammlungen.

§ 6. Alle Beschlüsse in Vereins-Angelegenheiten stehen den öffentlichen Vereinsversammlungen zu, deren unbe- schadet dem Rechte, ihre Zahl nach Massgabe des Bedürfnisses zu mehren in jedem Jahre mindestens vier stattfinden, und zwar:

a) die Jahresversammlung im Monate Jänner, mit welchem das Vereinsjahr beginnt;

b) die Vierteljahrs-Versammlungen in den Monaten April, Juli (erste Hälfte) und October, welche auch als Wander- Versammlungen abgehalten werden können 3).

Uebrigens hat der Ausschuss nach Bedürfhiss oder über Verlangen von 20 Mitgliedern auch ausserordentUche Versamm- lungen einzuberufen 8 lit 9).

Die Vierteljahrs-Versammlungen beschäftigen sich mit den laufenden Angelegenheiten des Vereines und können selbst- ständige Beschlüsse in allen jenen Fragen fassen, deren Aus- führung den Kostenbetrag von 50 fl. nicht übersteigt Es wird Sache des Ausschusses sein, bei diesen Versammlungen wissen- schaftliche Gegenstände aus dem Bereiche der Geschichte zur

LXV

Erörterung zu bringen und die Abhaltung solcher Vorträge einzuleiten.

Die Leitung und der Vorsitz in den Versammlungen des Vereines steht dem Vorstand oder bei dessen Verhinderung dem Vorstand-Stellvertreter zu.

Der Jahresversammlung ist vorbehalten:

a) Die Wahl des Ehren-Präsidenten, des Ausschusses und zweier Revidenten für die Rechnungen des folgenden Jahres ;

b) die Ernennung zu correspondirenden und Ehrenmit- gliedern ;

c) die Grenehmigung der richtiggestellten Jahresrechnungs- legungen und die Feststellung der Jahresvoranschläge ;

d) jene Beschlüsse, deren Ausführung den Kostenbetrag von 50 fl. übersteigt;

e) die Abänderung der Statuten und

f) die B^schlussfassung über allfällige Auflösung des Vereines.

In der Regel ist jede rechtzeitig einberufene Versamm- lung bescblussfähig und zur Giltigkeit der Beschlüsse der öffentlichen Versammlungen absolute Stimmenmehrheit nöthig. Ausnahmen hievon bestimmen die §§13 und 14.

Ehren-Präsident.

§ 7. Der Verein prahlt sich einen Ehren-Präsidenten auf Lebenszeit.

Verein s-Aussch US s.

§ 8. Die Vertretung des Vereines nach aussen und die Leitung seiner inneren Angelegenheiten obliegt dem Vereins- Ansschuss.

Dieser besteht aus acht Mitgliedern, nämlich aus einem Vorstande,

;, Vorstands-Stellvertreter,

j, Schriftführer,

Cassier und vier Ausschuss-Mitgliedem.

Die Wahlen in die Vereinsleitung geschehen durch Stimm- zettel und ist für den Ausschlag die absolute Stimmenmehrheit erforderlich. Alle Ausschuss-Mitglieder virerden auf zwei Jahre gewählt; die Wiederwählbarkeit der Ausscheidenden in den Ausschuss ist zulässig. Nur der Vereinsvorstand darf

MUilicil. (L Mut. V«r»{Bi t. gtH^rmmk. XXV. II«A, 1M77. 1^

LXVI

binnen der nächsten zwei Jahre als solcher nicht wieder gewählt werden.*)

Scheidet ein Ausschussmitglied während der Amtszeit aus, so findet bei der nächsten Jahresversammlung eine Ersatzwahl statt

Dem Ausschusse sind zugewiesen:

a) Die Bestellung der Yereinsbediensteten (Kanzelist und Diener) ;

b) die Vorbereitung der Geschäftsstücke behufs erschöpfender Behandlung in den Versammlungen;

c) die Wahl von Sonder- Ausschüssen für denselben Zweck ;

d) die Verfügung in dringenden Geldangelegenheiten bis zu 30 fl.;

e) Entscheidung über Aufnahme von ordentlichen Mitgliedern ;

f) desgleichen jene über Aufnahme schriftlicher Arbeiten in die Publikationen des Vereines;

g) die Berufung der ordentlichen und ausserordentlichen Versammlungen und die Ausführung ihrer Beschlüsse;

h) die Berichterstattung und Rechnungslegung bei den- selben, und

i) die Ausfertigungen und Bekanntmachungen des Vereines, zu deren Giltigkeit die Unterschriften eines Vorstandes und des Schriftführers erforderlich sind. Aufhahmsdiplome fertigen der Präsident, der Vorstand und der Schriftführer.

Der Ausschuss fasst seine Beschlüsse mit absoluter Stim- menmehrheit ; bei Stimmengleichheit entscheidet der Vorsitzende. Zur Beschlussfähigkeit des Ausschusses ist die Anwesenheit von wenigstens fünf MitgUedem erforderlich.

3ezirks-Correspondenten und Sonder-Ausschüsse.

§ 9. Dem Ausschusse sind zur Förderung der Vereins- zwecke und leichteren Besorgung der Geschäfte nach Thun- lichkeit und Bedürfniss Bezirks-Correspondenten und Sonder- Ausschüsse an die Seite zu stellen.

Die Wahlen zu Bezirks-Correspondenten stehen über be- gründeten Vorschlag des Ausschusses nur den Versammlungen zu. Dieselben werden bezüglich ihrer Rechte den ordentlichen Mitgliedern gleichgestellt, übernehmen jedoch nur die Verpflich- tung, dem Vereins-Ausschusse nach ihren Kräften von allen

♦) Dieser Punkt lautete früher: Eine V\riederwaW fftr die nächste Wahlperiode ist nur bei dem Schriftführer und Kassier, bei den übrigen Ausschuss-Mitgliedern erst nach Ablauf eines Yerein^ahres zulässig.

LXVII

jenen Gegenständen und Ereignissen Kenntniss zu geben, welche, dem Gebiete der Vereinsbestrebungen angehörig, zu ihrer Wis- senschaft gelangen, so wie die Zerstörung geschichtlicher Denk- male thunlichst hintanzuhalten.

Die Sonder-Ausschüsse werden nach Erforderniss vom Ausschusse oder den Versammlungen zur Behandlung gewisser ihnen vorzulegenden Fragen und Geschäftsstücke gewählt

Von ihrem und der Bezirks-Correspondenten Verhältnisse zum Ausschusse handelt die Geschäftsordnung.

Vereins- Vermögen.

§ 10. Das Vereins-Vermögen besteht aus den Beiträgen der Mitglieder, den Erträgnissen aus dem Verkaufe der Vereins- schriften und sonstigen Zuwendungen aus öffentlichen oder privaten Mitteln und aus dem Vereine sonst eigenthümlich gehörigen Wcrthgegenständen.

Es darf nur zu Vereinszwecken verwendet werden und steht unter Verwaltung des Ausschusses.

Verein 8- Sammlungen.

§11. Der Verein legt keine selbstständigen Sammlungen aus seinen Jahr für Jahr erworbenen wissenschaftlichen Gegen- ständen an, sondern tritt dieselben dem Landesarchive (Ab- theilung: Joanneumsarchiv), dem Münz- und Antikenkabinete und der Bibliothek am st. 1. Joanneum unter Vorbehalt des Eigenthumsrechtes und der Benützung nach ihren Statuten, oder in zweiter Reihe anderen Anstalten im Lande ab, welche davon ihrer Natur nach am ehesten Gebrauch machen würden.

Schiedsgericht.

§ 1 2. Streitigkeiten aus dem Vereinsverhältnisse zwischen Mitgliedern unter einander oder zwischen solchen und dem Vereine entscheidet mit Ausschluss jeder Berufung ein Schieds- gericht, für welches jede Partei einen Schiedsrichter bestellt, die zusammen einen Obmann wählen.

Abänderung der Statuten.

§. 1 3. Abänderungen der Statuten können nur durch die Jahresversammlung beschlossen werden und ist dazu die Stim- menmehrheit von zwei Drittheilen der anwesenden Mitglieder erforderlich. Anträge in dieser Richtung sind dem Ausschusse

E*

Lxvni

mindestens \ierzehn Tage vor der Jahresversammlung zur entsprechenden Begutachtung einzubringen.

Auflösung des Vereines.

§ 14. Die Berufung der Jahresversammlung, welche über die Auflösung des Vereines entscheiden soll, hat nur in Folge eines von mindestens zwanzig ordentlichen Mitgliedern beim Ausschuss schriftlich eingebrachten Antrages, mindestens vier Wochen vor dem Tage ihrer Abhaltung und mit aus- drücklicher Bekanntgebung jenes Antrages zu geschehen.

Zur Beschlussfähigkeit dieser Versammlung ist die An- wesenheit von wenigstens Dreifllnftel der ordentlichen Mit- glieder, zum Auflösungsbeschluss aber eine Mehrheit von wenig- steni^ Zweidrittel der giltig abgegebenen Stimmen erforderlich.

Könnte die ordentlich einberafene Jahresversammlung wegen Mangel der erforderlichen Anzahl dabei Anwesender über die Auflösung des Vereines nicht beschliessen, so wäre hiezu unter den gleichen Bestimmungen wie jene die nächste Vierteljahresversammlung berechtigt.

Sollte auch diese nicht beschlussfähig sein, so hätte die nächste Vierteljahresversammlung bei jeder Anzahl anwesender Mitglieder mit einer Mehrheit von Zweidrittel der Stimmen über die Auflösung zu beschliessen,

Dieselbe Versammlung, welche die Auflösung des Vereines beschloss, verfügt in gleicher Weise auch über die Verwendung der Geldmittel und sonstigen Werthgegenstände des Vereines. Die wissenschaftlichen Sammlungen aber gehen in das Eigen- thum jener Anstalten über, welchen sie vorläuflg abgetreten worden und die Akten des Vereines werden im Landesai'chive hinterlegt.

Die letzte Statutenänderung wurde bestätigt mit dem Erlasse der hohen k. k. Statthalterei) ddo, Graz, 10. Februar 1877, S. 2143.

B.

Abhandlungen.

Mltih«U. dM Mit. Verein« f. Stelarmark, XXY. H«lt, 1877. 1

Zur Geschichte Herzog Ernst des Eisernen

(1406 U24).

Mit besonderer Rflcksicht auf die politische Sachlage in der

Steiennark.

Von Kmil Kümmel,

»t. I. Archlvbeamtor.

Es war ein eigenes Geschick, das der grünen Steiermark aus der Herrschaft der Habsburger erwuchs. Gleich einem willenlosen Spielballe war sie in der schweren, der kaiser- losen Zeit aus der Hand des einen in die des andern ge- wandert, und mochten sich die steirischen Ministerialen auch noch so trotzig geberden, in der Wirklichkeit hatten sie hinlänglich bewiesen, dass sie doch nicht Kraft genug be- lassen, der von aussen herandrängenden Uebermacht zu widerstehen. Die Schlacht auf dem Marchfelde hatte auch ttber ihr Schicksal entschieden, und es kam jetzt nur noch darauf an, zu beweisen, ob die künftige Herrscherhand auch stark genug sei, sich für die Dauer zu behaupten. Daran war aber nach dem bisherigen kaum melir noch zu zweifeln. War es dem ersten Habsburger gelungen, einen Gegner nieder- zuwerfen, der sich mit dem Gedanken einer Weltherrschaft getragen, so musste er umsomehr in dem Lande, dessen Sympathien ihm' schon vor der Entscheidungsschlacht ent- gegengebracht worden waren, auf eine willige Unterordnung hoffen. Drohte auch hie und da momentane Unzufriedenheit an dem festen Baue zu rütteln die Hand der Habs- hurger, die trefflich gegen Gefahren aller Art zu schirmen

1*

4

verstand, wusste auch diese Strömungen, als letzte Ueber- reste einer regellosen Vorzeit, sehr rasch wieder einzu- dämmen.

Das war nun jene goldene Zeit, wo ;,die Entwicklung des Verhältnisses zwischen Fürsten und Volk verhältniss- mässig ruhig vor sich ging. Da gab es fast nie Zerwürfnisse, beide Parteien gewöhnten sich, ihre Rechte gegenseitig zu achten und ilu-e Pflichten zu erfüllen; Streitigkeiten hatte es nur zwischen den MitgUedem des regierenden Hauses, und in Steiermark wurden die Ministerialen zufällig nie in die- selben verwickelt".*)

Doch das Leben der Staaten gleicht in vieler Be- ziehung dem der Organismen. Wir bemerken hier eine Periode des Wachsthums, eine der Blüte und schliesslich eine des Verfalles. Mochte die im obigen kurz charakterisirte Zeit zur Periode des Wachsthums gehören, so muss das Folgende entscheiden, ob die jetzt zu betrachtende Zeit noch der ersten oder schon der mittleren Periode zuzuzählen sei.

Der Keim zu einer Veränderung war bereits in den oben angedeuteten inneren Zwistigkeiten der herrschenden Dynastie gelegen. Die Ländertheilungen von 1373 1404 mussten auf die spedfisch habsburgische Idee einer centrali- sirten Verwaltung in den einzelnen Ländern einen alterirenden Einfluss ausüben. Um nun die vom Jahre 1406 an sich ab- spielenden Ereignisse weniger rätselhaft zu finden, ist es nötig, eine kurze Rückschau zu halten über die obbe- zeichnete Periode der Ländertheilungen, eine mit dem vor c. 120 Jahren so glücklich angewendeten Wahrworte : „Nemo potest dominis digne servire duobus!^ höchst widerspruchs- volle Zeit Als leitenden Gesichtspunkt wollen wir hiebei die politische Stellung Steiermarks inmitten der dynastischen Veränderungen annehmen.

») Zahn, Jahresbericht d. steierm. Landesarchives, 1869, S. 6. Es sei gleich hier die Bemerkung gestattet, dass die im genannten Archive befindlichen Urkunden und Acten in den folgenden Noten mit dem Bach- Stäben „A'^ nebst der Locationsnummer citirt werden.

5

Der erste hiehergehörige Vertrag ist der vom 25. Juli 1373, geschlossen zwischen den Herzogen Albrecht III. und Leopold in. Er vollzieht eine Theilung von Rechten, deren Besitz, ira Widerspruche zu den Hausordnungen Albrechts H. vom 25. November 1355 und Rudolfs IV. vom 18. November 1364, den ersten Schritt zur isolirten Landesregierung bildet. Herzog Albrecht nämlich behält sich die Besetzung der obersten Landesämter in Oesterreich ob und unter der Enns und in Steiermark vor, Herzog Leopold die in den übrigen Ländern. Aus diesem Grunde darf auch keiner der beiden Herzoge in einer solchen Stadt residiren, wo sich die Haupt- mannschaft des Bruders befindet.-)

Diese Abmachung war auf die Dauer von 2 Jahren festgesetzt worden, so dass man nach Verlauf derselben am 3. Juni 1375 zu einer weiteren Vereinbarung schritt, welche im Wesenthchen mit der vorigen übereinstimmte. Nur in Bezug auf den zweiten Punkt betreffs der herzoglichen Residenz glaubte man etwas genauer sein zu müssen, indem für die allfällige üebertretung der selbstgesetzten Ein- schränkung man sich feierUchst verwahrte, dass dies nur ge- schehen dürfe „ohne des andern und seines Hauptmannes Schaden und ohne derselben Hauptmannschaft Gebresten."')

Das waren aber doch nur halbe Massregeln, woran kein Theil seine volle Befriedigung fand, und so zog man denn in der definitiven Ländertheilung vom 25. September 1379 die letzte Consequenz. Steiermark erhielt an Leopold III. seinen Heim, dem auch alle übrigen Länder mit Ausnahme von Oesterreich ob und unter der Enns zufielen, welche letztere allein der ;, sanfte" Albrecht behauptete.*) Es war für Steiermark ein einfacher Regententausch.

Diese Verhältnisse hatten einen Bestand von 7 Jahren. Da fiel Leopold HL in der Schlacht bei Sempach (9. Juli 1386)

«) KuTÄ, „Albrecht III.«, 1. Bd., S. 238.

9) Ebd. 262.

^) Bauch: Scriptores rer. Anstr. 3. Bd. 895.

6

und hinterliess vier Söhne: Wilhelm, Leopold, Ernst und Friedrich. Der älteste unter ihnen, Wilhelm, fand dieTheilung vom Jahre 1379 sowohl für sich als auch fbr die Länder selbst für „verderblich".'*) In Folge dessen suchte er seinen Oheim zu bewegen, dass dieser alle FürstenthQmer , Länder und Herrschaften wieder ^zusammenwerfe".") Dies war oflFenbar wieder eine Umkehr zu jenem Principe der Untheilbarkeit^ wie es sich in den älteren Hausordnungen geltend gemacht hatte. Dem entsprechend beurkundete auch Albrecht am 10. October 1386, dass er sich seiner Neffen und ihrer Ge- schwister, ihrer Lande und Leute und aller ihrer Geldschulden „unterwinden" wolle. Er solle von nun an alle Fürsten* thümer und Länder „verwesen" und ^jinnehaben*'.^) So erhielt denn Steiermark ihren früheren Herrn zum unmittelbaren Regenten wieder zurück.

Albrecht IIL starb am 29. August 1395. Seine letzte Willensmeinung enthielt die dringende Bitte an seine Erben, zu ihrem eigenen, sowie zu* Nutz und Frommen der ihnen untergebenen Länder ;,mit allen ihren Landen und Leuten bei einander zu bleiben*.'') Sollte das Gott nicht wollen, so sollten sie wenigstens sich an die alten Theilbriefe halten, die er weiland mit seinen Brüdern aufgerichtet.

Albrechts Erben, nämlich sein Sohn Albrecht IV. und die drei Brüder Wilhelm, Ernst und Friedrich kamen nach vielfachen Streitigkeiten am 22. November 1395 zu Hollen- burg überein, dass Wilhelm und Albrecht ^mit allen ihren Landen und Leuten freundlich und lieblich beieinander bleiben sollen und wollen, so lange sie leben".'*) Das heisst, Steier- mark hat von nun an statt eines, zwei Herren.

«)„... daz die taylung vns vod auch vnsem landen

vnd leuten verderblich wer." 1. c 401.

«)„... daz der egenant vnser lieber herre vnd vetter die vor- geschriebenen tailung wieder abliezz vnd die vorgenanten fürstenturo, land vnd herschefte mit vns vnd vnsern bnidern wider zesammen wiirffe.** 1. c.

') 1. c. 402. «) 1. c. 409. 9) 1. c. 411.

7

Nachdem aber in dem Hollenburger Vertrage der zweite Bruder, Herzog Leopold, nur mit der Nutzniessung von 6000 fl. jährlich abgefertigt, der dritte Bruder, Herzog Ernst, der ja auch bereits volljährig war, ganz unberücksichtigt ge- büeben war, so sollte ein neuer Vertrag vom 30. März 1396 diese Verhältnisse regeln. In diesem wurde eine neue Theilung zwischen den Brüdern Wilhelm und Leopold vor- genommen, nach welcher letzterer die Herrschaft zu Tirol, an der Etsch und in dem Innthal; Herzog Wilhelm die übrigen Länder nebst dem Lande Steyr zugewiesen erhielt ^^) Ernst und Friedrich sollten durch die Brüder apanagirt werden. *^) ,

Von 1396 an war also Herzog Wilhelm alleiniger Herr der Steiermark. Er blieb es bis 1402. In diesem Jahre, am 20. September, einigten sich die Brüder bei einer Zusammen- kunft in Brück a. d. M. dahin, dass die Bestellung eines Hauptmannes nach Graz in Steiermark durch Wilhelm und Leopold zu erfolgen hätte, dass aber Wilhelm und Ernst Steiermark, Kärnten und Krain sammt Zugehör verwesen sollten, wie vorher Herzog Wilhelm allein.^-) Dadurch waren wieder zwei Herren über unser Land gesetzt. Diese Ab- machung habe aber nur bis zum 24. April 1403 Geltung; drei Monate nach erwähntem Tage werde entschieden, ob diese Ordnung fortzubestehen oder eine andere einzutreten

«») Kurz „Albrecht IV.« 1. Bd. S. 168.

< I) n Auch Bullen wir herczog Wilhalm ynsern lieben bruder hei'czog Ernsten vnd sein gemahel vnser liebe swester von vnserm tail die egenanten zway jar innhaben, getrewlich vnd brüderlich ausrichten. So sullen wir herczog Leupolt Tusem lieben bruder herczog Fridreichen das nächst jar bey vns haben vnd den von vnsem tail mit allen Sachen auch ausrichten vnd versorgen getrewlich vnd briiderlich. Vnd wenn sich das erst jar, das da wirdet von nu dem nechsten sand Jörgen tag vber ain jar verlauffet, so sullen vnd wellen wir vorgenannter herczog Leupolt denselben vnsem bruder herczog Fridreichen vnuerczogeulich wider ant- wurtten dem yorgenanten vnserm bruder herczog Wilhalm in sein gewalt.** 1. c. 167.

•«) Lichnowsky „Gesch. d. H. Habsburg«, V. Bd S. 41.

8

habe. Nichtsdestoweniger erfolgte eine factische Aenderung erst zwei Jahre späten am 21. März 1404.

An diesem Tage werden zwei wichtige Urkunden aus- gestellt, indem nämlich einerseits die Herzoge Leopold, Ernst und Friedrich gegenüber ihrem Vetter Herzog Albrecht IV. auf das Land Oesterreich mit dem Lande ob der £nns Verzicht leisten"), während anderseits Albrecht IV. für Jene folgende Ländertheilung vornimmt: Herzog Wilhelm erliält nebst dem Antheil an Oesterreich und der Residenz zu Wien Neustadt, Neunkirchen, Scbottwien, die Länder Kärnten und Krain, die windische Mark, Portenau, Triest, Isterreich und die Medlik durch drei Jahre vom 24. April 1404 an. Herzog Leopold dagegen bekommt Steiermark mit der Residenz in Graz, dann Tirol, das Land an der Etsch und das Innthal. ^ ^) Diese Besitzverhältnisse blieben auch nachdemTodeAlbrechtsIV. (14. September 1404) unverändert

Cürca 30 Jahre waren also vorübergegangen und Steiermark hatte eine siebenmalige Aenderung der Re- gierung erfahren! Die rasche Aufeinanderfolge der Verträge und der dadurch bewirkte Personenwechsel musste keine geringe Verwirrung in den damaligen Landesverhältnissen hervorrufen. Diese Verwirrung spiegelt sich auch in den Auf- zeichnungen damaliger Chronisten, ja sie hat sich sogar bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt. Denn in allen Lehr- und Handbüchern der Geschichte Steiermarks finden wir für die Zeit von 1395—1406 Herzog Wilhelm als Landesherm auf- geführt.*'') In der Wirklichkeit aber wechselte die Regent-

13) Rauch m. 429.

*-<) „Da engegen sol vnser obgenannter vetter hertzog Leupolt den sitz zu Gretz vnd das land ze Steir mit aller zugehorung, die herschaiTt ze Tyrol, das land an der Etsch vnd das Intal . . . yunehaben.*" 1. c. 434.

IS) Vergl. Cäsar, Eindermann, Wardnger, Gebier, Mnchar u. a. Muchar wundert sich sogar einmal, dass Herzog Leopold so oft in Steier- mark urkundet: „Herzog Leopold scheint indessen noch immer (t) in Steiermark gewesen zu sein, wie es Urkunden vom 23. Juli, 0. August, 11. September und 4. October bewähren.'' (YH. Bd. S. 83 84 zum J. 1404).

9

Schaft viermal in diesen 1 1 Jahren, so dass Steiermark durch den Tod Wilhelms (15. Juli 1406) kehieswegs ein herren- loses Land wurde, da ja eben Leopold von 1404 an daselbst herrschte. Es konnte daher auch von einer echten und rechten Erbfolgefräge für Steiermark gar keine Rede sein. Und den- noch rief Wilhelms vorerwähnter Hintritt eine Bewegung hervor, die schliesslich die Einsetzung Herzog Ernsts in das Uerzogthum Steiermark nach sich zog.

Der Grund hiezu liegt in der Thatsache, dass Herzog Wilhelm nach dem Tode Albrechts IV. die Vormundschaft über dessen hinterlassenen Sohn Albrecht V. gemäss den Vereinbarungen von 1379, 1386 und 1395 übernommen und bis zu seinem eigenen Ende fortgeführt hatte. ^*) Durch den unglücklichen Sturz, der Wilhelm das Leben kostete, wurde nun zweierlei erledigt. Zunächst sein ihm 1404 zugefallener Besitz- Antheil, sodann das einflussreiche Amt eines Vormundes über den noch immer mindeijährigen Albrecht V. Eines wie das andere musste bei der durch die bisherige Erfahrung nur noch erhöhten Neigung zu frischen Verträgen eine Neuerung in Aussicht stellen.

Drei Brüder waren da, zwischen denen die in Schwebe stehenden Fragen zur allseitigen Zufriedenheit geordnet

'<■) Es kann gewiss nur von Interesse sein, über die Auffassung des österr. Yormundschaftsverhältnisses bei der päpstlichen Curie eine authentische Mittheilung zu erhalten. Am ungeschminktesten drückt sich hierüber die Bulle P. Nicolaus V. v. 1452, 4. April, Rom aus: . . . Cum igitur audienciam nostram fama reffe rente publica et experiencia edocente deuenit, licet ab olim inter principes et duces domus Austrie laudabiliter introdnctum est et inconcusse eciam a tanto tempore, quod de contraria memoria hominum non existit, obseruatum faerit, quod decedente quocumque ex principibus et ducibus domus eiusdem superstite sibi herede impuberi princeps et dux maior natu domus ipsius terrasetdomi- nium eiusdem heredis impuberis regere et eiuscuram siue tutelam utpote ad eum de jure delatam gerere cum plenaria gubemacione regimen et admiiiistracionem et terrarum et dominiorum hainsmodi per se ipsum gerendi conscendere debeat et eciam teneatur.*< Handschrift 37/20 in d. Grazer UniversitAtsbibl., f. 158'.

10

werden sollten.'') Ihr bisheriges Verhältuiss zu einander war nun ein derartiges gewesen, dass etwaige jetzt entstehende Differenzen nicht ganz unerwartet kommen mussten. Dies lässt sich am besten aus dem bis 1406 zurückgelegten Lebenslaufe des an Alter zwischen Leopold und Friedrich stehenden Herzogs Ernst ersehen.

Zwar was seine Jugendgeschichte anbelangt (er erblickte im gleichen Jahre wie weiland Albrecht IV., nämlich 1377, das Licht der Welt)^ so verfügen wir nur über höchst mangel- hafte Ueberlieferungen. ^ Einige lassen ihn in Bologna der Rechtsgelehrsamkeit beflissen sein; andere wieder behaupten, dass er nicht einmal hätte schreiben können. Alle aber stimmen im Lobe über seine Leibesstärke und Gewandtheit in körperlichen Hebungen überein. Schon 1392 vermählte er sich mit Margaretha, der Tochter Herzog Boguslaws V. von Pommern, welche Ehe übrigens kinderlos blieb und 1410 durch den Tod der Gattin sich löste. '^)

Ueber Ernsts politische Thätigkeit besitzen wir schon genauere Angaben. Bis zum Jahre 1396 wird seiner in den bezüglichen Hausverträgen gar nicht gedacht, während sein Altersgenosse Albrecht IV. schon 13ii5 nach dem Hollen- burger Vertrage eine Rolle zu spielen anfing. Erst im ge- nannten Jahre (1396) wird auch auf seine Versorgung Bedacht genommen. ^^ Eine derartige Existenz konnte aber

Albrecht IL 1298—1858

Albrecht lU. Leopold III. 1 349 - 1 886 1349-1395 . .

I Albrecht IV. Wilhelm Leopold IV. Brost Friedrich IV.

1377—1404 1370-1406 1871—1411 1877—1424 1382-1489.

I Albrecht V. (K. IL)

1897—1489.

18) Ueber die genealogischen Verhältnisse vergl. Herrgott: Genea- logia diplomatica augustae gentis Habsburgicae, I. p. 225, § 6/

19) S. Note 11. Am 28. Juli 1400 verlieh Herzog Wilhehn seinem Bruder Ernst „alle die leben vnd guter die yns von dem jungen Stadegger yeczund sind ledig worden, es sein vest, herschefit, heuser, merkt, dorfier,

J

11

seinem Ehrgeize nur schlecht genügen Wir stehen ihn auch deshalb in Amtshandlungen verwickelt, die eine tbätige Theilnahme an der Landesregierung voraussetzen ') Endlich wird diese Thätigkeit durch den Vertrag vom 20. Sep- tember 1402 gewissermassen legalisirt Ernst ist nun, sicher- lich nur durch seine Bemühungen und auf sein Betreiben hin, factischer Mitregent von Steiermark. Aber nur zu bald wird der Herrlichkeit ein Ende gemacht, denn der Theilbrief vom 21. März 1404 drückt ihn wieder in's Privatleben

»

zurück.**)

leut vnd gfiter.'' (Bergmann „Die Stadecker und ihre Erben ** in den Sitzongsber. d. k. k. A. d. Wissensch. IX. 848.) Die hier nur summarisch genannten Lehen bestanden nach einer andern Urkunde in der öden Yeste und dem Burgstall genannt Stadeck bei Graz, dann Rorau der Yeste und Herrschaft in Oesterreich, der Yeste Tiefenbach, den Gütern zu Straleck und in demMttrzthale bei Langenwang {Ghmel> Regesta Ruperti Nr. 1730). Ernst konnte sich aber nicht lange dieser Güter erfreuen , denn die Gilliergrafen traten als Yerwandte der Stadecker dagegen auf und brachten sich auch wirklich nach und nach in den Besitz derselben, bis dann im Jahre 1404 Hugo v. Montfort damit belehnt wurde. (Weinhold „lieber d. Dichter Graf Hugo YIH. v. Montfort** in d. Mitth. d. histor. Yereines ftlr Steiermark, YII. 139.)

*^ Am 19. März 1401 entscheidet Herzog Ernst zu Graz in dem Streite zwischen Rudolf Abt zu St. Lambrecht und den Brüdern Otto, Jakob und Wulfing v. Stubenberg um die Yogtei der St. Lambrechter Güter zu Aflenz, zu Zell und in der Yeitsch u. a. (A. 4042a.) Am 17. September 1402, zu Brück, werden die Herzoge Wilhelm und Ernst von Dietmar dem Gailer aus Dankbarkeit ft\r die thätige fürstliche Hilfe bei der Gewalt, Ueberlast und dem Frevel von Seite seiner eigener Yer- wandten Ortlein und Hanns v. Teuffenbach, für den Fall seines kinder- losen Absterbens als Erben genannter Güter eingesetzt. (Lichnowsky Y. Bd., Reg. Nr. 505.)

•') „Auch sprechen wir, daz vnser vetter hertzog Wilhalm seinem bruder vnsem vettern hertzog Ernsten und sein gemaheln vnser liebe swester von seim tail der nücze die vorgenant zeit getrewleich vnd bruderlich sol ausrichten. So sol vnser vetter hertzog Leupolt seinen bruder vnsem vettern hertzog. Friedreichen dieselben zeit von seinem tail der nütze auch ausrichten getrewleich vnd brfiderleich vngeuerleich, ** Ranch Scriptor. m. 489.

12

Dieser kaum erwünschte Schicksalswechsel, wie auch die durch Wilhelms Tod sich ergebende Constellation, welche bei dessen gehabten Doppelbeziehungen für eine mehrseitige Rechtstheilung so versprechend schien, mussten ab- gesehen von allen persönlichen Charakter - Eigenschaften ein Eintreten in die Action auch von Seite Emsts er- warten lassen.

Sobald nun auch Friedrich, der freilich erst 18 Jahre zählte, Prätensionen zu erheben anfing, so trat hiedurch ein Fall ein, für welchen bereits der umsichtige Albrecht IL in seiner Hausordnung vom 25. November 1355 vorgesorgt hatte, indem er die österreichischen Stände zu Schieds- richtern bei inneren Streitigkeiten des regierenden Hauses ein- setzte.'*) Darauf gebührende Rücksicht genommen, wird man es auch nicht mehr als ein befremdend eigenmächtiges Vor- gehen der österr. Stände bezeichnen können, wenn sie sich am 6. August 1406 zu Wien verbündeten, dem Herzoge Albrecht zu gehorchen und nur denjenigen als Vormund und Regierer anzunehmen, dem ihre eigene Mehrheit beistimmen würde.--') Die Compromisse Emsts und Leopolds auf die Landherren vom 2. September 1406-*), worin diese bevoll- mächtigt werden, die zwischen den Brüdern herrschenden „Misshellungen , Stösse und Forderungen^ durch ihren Ausspruch auszugleichen, liefern nur weitere Zeugnisse für einen regelrechten Verlauf.

Ueber Steiermarks Antheil an den nun folgenden Ver- handlungen gibt uns die erwähnte Bündnissurkunde vom 6. August einigen Aufschluss, indem sie uns bedeutende Namen vorführt, wie Bernhard v. Liechtenstein, Heinrich v. Kranichberg, Burkard v. Winden, Markard v. PoUheim, Pilgrim V. Buchheim u. a. m. Es sind Repräsentanten des Herrenstandes, denen es an dem nöthigen Ansehen nicht

**) Steyerer: Hißt. Alberti Add. ad c. I. col. 185.

*3) Rauch III. 448.

<4) LichnowskyY. 792; Rauch III. 452; Kurz: Albr. II. 1. Bd. 33.

18

gebrach, um die Interessen unseres Landes kräftigst zu ver- treten. Wenngleich wir nun über den Yerhandlungsmodus einer zeitgenössischen Schilderung entbehren, so ersehen wir doch aus den erhaltenen ActenstQcken zur Genüge, dass der Gedanke einer Separirung Steiermarks mit dem Hauptsitze „Greiz'' nicht nur von Ober- und Niederösterreich, sondern auch von Kärnten, JKrain u. s. w. immer mehr Platz griff. •'*) In diesem Sinne lautete auch der Ausspruch der österreichischen Stände vom 12. September 1406.-")

Die Sentenz stellt kategorisch die Alternative: einer der beiden Herzoge Leopold oder £mst solle die Vormundschaft über Albrecht V., der andere die Regierung von Steyr über- nehmen.*":) In Bezug auf letztere unterscheidet sie jedoch scharf zwei Verwaltungsperioden, von denen die erste nur bis zum Ende der Vormundschaft, d. i. bis zum nächsten Georgitag und von da an noch vier Jahre'''; zu dauern habe, nach deren Ablauf also das Land sich eines abermaligen Herrenwechsels zu erfreuen die nicht eben entzückende Aussicht hatte.^') Und in § 29 wird die Separation des Landes von allen übrigen Ländern ganz klar und unver- kennbar zum Ausdruck gebracht.-^")

•6) So z. B. in Leopolds Reverse v. 2. Sept. 1406: „. . . daz wir denn vnder vns annerziehen vnd verrer waigrung sullen vberain werden, daz sich ainer vnder vns der Vormundschaft, vnd der ander der Verwesung zu Gretz vnd des landes ze Steyr vnderwinden.*' Rauch 111. 454. Kurz 1. c.

'*) In einer gleichzeitigen Abschrift in A. 4280a, sowie bei Rauch findet sich die Datirung: „Suntag nach Ynser frawentag als sy geborn wart." Der 5. September bei Lichnowsky 494 wäre demnach nur möglich, wenn das Original „Suntag vor . . .** hätte.

*7) § 27 : „daz vnder den zwain brudem herczog Lewpolten vnd herczog Ernsten , ainem die Vormundschaft auf die obgeschriebenn jar, vud dem andern der sitz ze Gretz mit sainer gewaltsam geuallen sullen."

•8) § 22.

'') § 29* »also daz der eltist die wal hab vnder den egenanten drein sitzen, vnd darnach der elter vnder den andern zwain sitzen."

^^) Ebd.: Item auch sein wir vberain worden von drcyer sitz wegen, wenn die voimundschaft ein end nympt, der ainer sol sein ze

u

Genehmigten die Herzoge diese Vorschläge, so lag das zukünftige Schicksal Steiermarks klar vor Augen. Es war kein beneidenswertes Loos, fQr 4V2 Jahre gewissermassen auf dem Wege der Auction vergeben zu werden. Da musste schon ein beträchtliches Mass von Selbstverleugnung und Liebe zum Lande mitgebracht werden, wenn der betreflfende Herzog diese kurze Regierungszeit einzig dem Wohle seiner zeitweiligen Unterthanen widmen sollte. Und war dies von den zwei einander feindselig gestimmten Brüdern zu er- warten, von denen der eine der Stolze, der andere ebenso bezeichnend der Eiserne hiess?

Doch die Propositionen fanden bei den Herzogen nicht nur keinen Widerspruch, sondern schon nach vier Tagen, am 16. September, ihre vollinhaltliche Bestätigung in drei Reversen.").

Diesen zufolge übernahm Herzog Leopold die Vormund- schaft*'*), und somit ist vom 16- September 1406 an Herzog Ernst der Eiserne Herr von Steiermark.

Wenden wir uns nun zum Lande selbst, indem wir zunächst dessen Umfang in's Auge fassen. Die Grenzen im Nordwesten gegen Salzburg und Oberösterreich näherten sich schon seit

Gretz mit dem lannd ze Steyr, der ander ze Ijaybach mit den lannden Kernden vnd Krain, Triest, Portnaw vnd was si auf dem Karst vnd ze Isterreich habent, vnd der dritt ze Tyrol mit dem lannd an der £tsch vnd dem Yntal."

»") Rauch III. 466; Kurz I. 41; Lichnowsky V. 798.

'*) „Damach sein wir vnd der egenant vnser bruder hertzog Ernst mit einander vberain worden, daz er vns der obgenanten Vormundschaft gttnnet hat.'' - Nach dem Bisherigen kann also von einer eigentlichen »Theilung'' nicht mehr die Rede sein. Wenn nichtsdestoweniger bei manchen Schriftstellern eine solche angenommen wird, so folgen sie hierin der Autorität Gerards de Koo, eines Schriftstellers des sechzehnten Jahr- hunderts, der in seiner österreichischen Geschichte (IV. p. 128) sagt: „Wilhelme mortuo Leopoldus, Fridericus et Emestus fratres, Austria Alberto relicta, reliquas inter se provincias partiti sunt.^ Es ist dies offenbar eine untreue Reproduction der oben geschilderten diplomatischen Vorgänge. Vergl. auch die kleine Klostcmeuburger Chronik, herausgegeben von Zeibig, im Arch. f. K. ö. G. VII. S. 239.

16

dem 13. Jahrhunderte so ziemlich dem gegenwärtigen Be- standet^. Dagegen gab es in nordöstlicher Richtung einige Schwankungen, die gerade durch die verschiedenen Hausver- träge entstanden waren. Denn nachdem im Frieden des Jahres 1254 der Bezirk von Wiener-Neustadt bis an die Schwarzau und Piesting von Steiermark abgetrennt und mit Oesterreich u. d. Enns vereinigt worden war'*), so hatte sich seit dem Theilungsvertrage von 1379 dieses Verhältniss wieder derart verschoben, dass das genannte Gebiet abermals nominell zu Steiermark gerechnet wurde. Eine genaue Fixirung der da- maligen Grenzlinie wird durch die verschiedenartige Zuwei- sung einzelner Herrschaftsgebiete an diesen und jenen Herzog bedeutend erschwert ^^). Bezüglich der steirisch-ungarischen Grenze findet sich zwar kein ähnlicher Grenzvertrag wie für Oesterreich u. d. Enns und Ungarn^®), doch kann aus Urkun- den, welche die heutigen steirisch-ungarischen Grenzorte (z. 6. Friedberg, Hartberg, Fürstenfeld, Radkersburg, Luttenberg^ Friedau) betreffen^'), auf eine ungefähre Gleichheit des dama- ligen mit dem heutigen Verhältnisse geschlossen werden. Ein gleiches kann auch für die Grenzen gegen Kärnten und Krain gelten^*).

Steiermark von damals fiel demnach dem äusseren Um- fange nach mit dem von heute nahezu zusammen. Die terri- torialen Grenzen deckten sich aber mit jenen der Landes- hoheit des neuen Herzogs trotzdem nicht vollständig. Wir müssen eben im Lande zwischen zweierlei Gebieten unter- scheiden: erstens solchen, wo der Herzog mit seinen Institu- tionen unmittelbar eingriff, und zweitens anderen, in denen ein

33) Yergl. Ottocars Reimchronik bei Pez scrr. III. p. 251.

»V 1. c. p. 36.

'») Vergl. hierüber auch Newald: „Die Grenzen zwischen Steiermark und Oesterreich in der stidl. Hälfte des Kreises U.W. W.* in den Blättern des Vms. f. Ldskde. v. N. Oesterr. III. 62—53.

3«) Lichnowsky V. Urkundenbeilage Nr. 2.

3») Vergl. A. 4867a, 4663, 4645, 4391, 3972f, 4000.

3^ Yergl. Hermann „Handb. d. Oesch. d. Herzogthlmis Kärnten", resp. dessen Karte; Dimitz , Gesch. Krains" I. 806 818.

1

16

vom Landesherrn in vielfacher Beziehung unabhängiger ^Grund- herr" schaltete. Solcher autonomer „Herrschaften* gab es geistliche und weltliche. Die ersteren unterschieden sich wie- der in grössere Landcomplexe einzelner Kirchenfürsten, und in klösterliche geringeren Umfanges, jenen theils untergeordnet theils von ihnen unabhängig. Unter den Eirchenibrsten ragt vor allen der Erzbischof von Salzburg mit seinen Suffraganen, den Bischöfen von Seckau, Gurk und Lavant hervor, dem sich dann die Bischöfe von Bamberg und Freising anreihen.

Die Salzburger Erzbischöfe, von denen selbst die öster- reichischen Herzoge Erbämter zu Lehen trugen, hatten vom 7. Jahrhunderte an durch Schenkungen u. s. w. Güter er- worben, die im Enns-, Palten-, Liesing-, Murthal, am Pettauer- felde, im Mtlrzthal, auf dem Leibnitzerfelde, im Baabthale, an der Sulz und Lafhitz , an der Sulm und Sottla u. a. 0. lagen ^^), und deren MassenhafÜgkeit durch die im Laufe der Zeit er- folgten Verkäufe, Belehnungen und Austausche kaum merklich verändert wurde.

Neben Salzburg finden sich auch Bamberg und Frei- sing in Obersteier begQtert, jenes hauptsächlich im Palten-, dieses ün Wölzthale. Gurk's Güter lagen in üntersteier. Der gesammte Besitzstand der letztgenannten Hochstifte erreichte aber lange nicht die Hälfte dessen von Salzburg*'*).

Auch die Elostergüter sind nicht gering anzuschlagen. So konnte beispielsweise die Aebtissin Aleys zu Göss von den Besitzungen ihres Stiftes den Antheil an der Stadt Leoben, sowie die Festen Pfannberg, Kaisersberg und „Luginsland" dem Herzoge Ernst lehensweise tiberlassen* Oi abgesehen von anderen Belehnungen.

>») Ihre Aufzählung bei Muchar (II. 155 158) bis z. J. 1284 ftiUt mehrere Seiten.

*") Vergl. Muchar „Gesch. v. Steierm.« 11. 158; Zahn „Die freis. Güter in d Steierm « im XI Hefte d. Mitth. d. histor. Vereines f. Steierm. und „Reisebericht etc.** in den Beitr. z. K. steir. G. Qu. m. 48; Cbmel „Gesch. K. Friedr." I. 49 ff.; Krones „Umrisse d. Gesch. Leb.« 111 u 184.

*') c. 1420: A. 4816b.

17

An diese ^^gnedigisten herren^ geistlichen Standes reihten sich die mächtigen einheimischen Adelsgeschechter der Cillier, Pettauer, Stubenberger und Liechtensteiner. Durch den Besitz der erstgenannten entfiel allein fast ganz Untersteier der Landeshoheit des Herzogs*").

Kehren wir nach dieser Abschweifung wieder zu Ernst zurück. Die heftige Art der Brüder hätte zur Zeit der Ent- scheidung wegen der Vormundschaft leidenschaftMche Auftritte erwarten lassen. Nun war aber die Sache so verhältnissmässig glatt abgelaufen, dass man denn doch wieder guten Grund hatte, der Zukunft etwas beruhigter entgegenzusehen. Aber man täuschte sich trotzdem.

Bei der bisher behebten Verhandlungsweise, wobei die Herzoge Leopold und Ernst mit einander verkehrten, als ob kein dritter Bruder Friedrich existirte, sowie bei dem Mangel präciser Auseinandersetzungen und Bestimmungen in Betreff des Wiener-Neustädter Bezirkes, resp. dessen Zugehörigkeit* •), und schliesslich bei der noch in Aussicht stehenden Erbthei- lung der von Herzog Wilhelm hinterlassenen Realien, gab es der Reibungspunkte genug, an denen sich die bestehenden Gegensätze noch mehr schärfen konnten.

Während Herzog Ernst noch in Wien sich den ersten Regierungsgeschaften hingab**), langte gegen Ende des Jahres 1406 ein bitteres Beschwerdeschreiben von seinem Bruder Friedrich ein*'), und bald darauf begann es sich auch wegen der „Newnstatt" zu rühren. Leopold suchte in Bezug auf das letztere auszuweichen und bevollmächtigte seinen Vertreter Friedrich von Walsee über sämmtliche Streitpunkte zu ,tei-

*^) Ueber die Begrenzung der „Grafschaft Gilli'' vergl. das Diplom Kaiser Karls lY. y. 30. Sept. 1872, Brunn, abschriftl. in A 3148.

*^ In dem Schiedssprüche v. 12. Sept. 1406 hatte es nur geheissen: „Dann von der Newnstat vnd Newnkirchen wegen, das haben wir von redleicher sach wegen geschoben vntz auf das hoftaiding zu Weyennachten schierst künftig, es gee für sich oder nicht *" Rauch in. 464.

**) Lichnowsky 814 und 818.

*») Kurz I. 44 ff.

Mitth«M. dM blat. Veralai f. 8t«l*rn«rk, XXV. Haft. Ifi77. 0

18

dingen '^j doch «ausgenommen um die Neustadt ^.^") Da aber Ernst in dieser Angelegenheit nicht nachgab, so recurrirten beide an König Sigmund und an den Grafen Hermann II. von Cilli, jenen glänzenden Vertreter eines dem Höhepunkte seiner Macht zueilenden, aber auch seinem Falle schon so nahen Hauses^'). Am 23. Februar 1407 erfolgte zu Wiener-Neustadt der Schiedsspruch: Bis zum nächsten Georgitag und von da an zwei Jahre solle Leopold, die folgenden Jahre Herzog Ernst Neustadt und Neunkirchen besitzen; sodann hätte es bei den alten Verträgen, die hierüber existiren, zu verbleiben**) ein Urtheil) dessen Tendenz, beiden Streitenden genug zu thun, unverkennbar ist. Mochte es nun klug sein oder nicht, im Sinne einer BeschwichtigungspoUtik Fristen zu bestimmen, der Ausgang schien den Grafen zu rechtfertigen, denn am 2. Juni vollzog sich jener brüderliche Vergleich, der an Herz- Uchkeit wenigstens betreffe der Ausdrücke allerdings kaum etwas zu wünschen übrig lässt*^). Der Passus: alle ihre „Händel, Sachen und Notdurft" austragen zu wollen, „damit wir bei unseren Ehren und Landen und Leuten be- stehen und bleiben mögen'', ist jedoch sehr bezeichnend für die wahren Motive der Vertragsschliessung und lässt wohl etwas mehr Besorgniss als rein brüderUche Rücksicht durchschimmern. Auch sticht der kalte, pflichtmässige Ton bezüglich ihres Mündels etwas sonderbar ab''^').

*«) Lichnowsky 833.

<») 1. c. 843; Krones „Hermann IL v. CiHi" im 21. Hefte der Mitth. d. bist. V. f. St.

*8) Kurz I. 74.

^*) Vgl. Kurz 75. Es ist nur merkwürdig, wie nachlässig die Vertragsausfertigung vor sich ging. Das Original-Papier (A. 4809) zeigt wenig Sorgfalt in der Auswahl. Die Schrift ist mehrfach corrigirt, resp. Auslassungen (unwesentlicher Natur) eingesetzt Es könnte, wenn nicht ein sehr unkenntlich aufgedrücktes Siegel sich darauf befände, eher ftlr eine schlechte Gopie gelten.

^^) n . . was ainen antrifft, daz das den andern auch sol angeen an geuer, ausgenomen vnser lieben vetem herczog Albrechts, gen den sullen wir allezeit tun als wir im wol phlichtig und gepunden sein**.

- 19

Wichtig Ar Steiermark ist, dass Herzog Ernst die Städte Leoben und Marburg zu Bürgen nimmt, die ihm im Falle des Vertragsbruches den Gehorsam entziehen dürfen ein Beleg für die allmälig sich hebende politische Bedeutung der Städte, die gerade unter Ernst sich aus ihrer bisherigen Ranglosigkeit emporarbeiteten.

Auch die Provinzialbeziehungen zwischen Oesterreich und Steiermark gestalteten sich von nun au etwas freundlicher. Denn während es noch zu Ende des Jahres 1406 möglich war, dass die Wiener-Neustädter vor dem durchreisenden Herzog Ernst die Thore schlössen ^0? verbündeten sich jetzt (am 5. Juni zu Obdach) die steirische Ritterschaft und jene des Landes Oesterreich »gegen Jedermann, der sie angreifen würde, ausgenommen die Herzoge von Oesterreich""). Und dazu that es auch wahrhafiig not: inner- und ausserhalb des Landes herrschten Unruhen. Wenn wir von Wegelagereni in Obersteier lesen, die unter ihrem Führer Johann Sokol von Lamberg sogar ein Vorrücken des steirischen Aufgebotes unter H. Ernst notwendig machten'*-), so fühlen wir uns so recht in die Blütezeit des Faustrechtes zurückversetzt, und können dem Regenten unsere Achtung nicht versagen, der langsam aber stetig an der Beseitigung so ungeordneter Zu- stände arbeitete'*).

Vorläufig war er darin wohl durch seine auswärtige PoHtik in etwas behindert. Während nämlich Herzog Leopold durch ungeschickte Führung der Vormundschaft Albrechts V.

AI) Thom Ebendorffer de Haselbach „chronicon Austriacum" (Pez, Script, rer. Austr. II.) p. 829.

3*) Lichnowsfy 900.

»3) Ebendorfer 830, Lichnowsky 932, 936; s. Pauler Stiftsannalen (im Arch. f Gesch. und Topogr. v. Kärnten III) 22; Zeibig „Kloster- neub. Chr." 239.

**) Beweis dessen die ürtheilssprQche , die H. Ernst im Verein mit dem bereits erwähnten Grafen Hermann v. GiUi fäUte, in den Strei- tigkeiten einerseits zwischen Reinbrecht und Friedrich v. Wal^ee und Otto dem Pergauer (Notizenblatt d. k. A. d. W. I. 881—382), ander- seits zwischen Herzog Leopold u. Jost dem Hofkircher (Lichnowsky 889).

2*

20

sich in Oesterreich in eine schiefe Stellung brachte, n&herte sich Ernst immer mehr seinem Bruder Friedlich, welcher, trotzdem er bisher völlig ignorirt worden war, gerade auf den einseitigen Abmachungen seiner Brüder fussend, sich in Tirol festgesetzt hatte '*'^).

Nachdem Ernst bis über Mitte Juli'***) noch in Wien verweilt hatte, reiste er nach Tirol, wo er mit Friedrich nach vorausgeschickten kleineren GefälUgkeiten"') am 12. August jene denkwürdige Vereinbarung schloss, welche die bereits bekannte vom 2. Juni nahezu aufhob, da hier schon der mögliche Fall eines feindseligen Auftretens gegen Leopold in Aussicht genommen wurde ^^).

Um sich aber von einem solchen Falle nicht überraschen zu lassen, beabsichtigte man lieber gleich nach Wien zu Her- zog Leopold zu reisen ••*). In der Wirklichkeit ging aber nur Ernst allein, und er hatte auch seine Gründe dafür, denn seine Stellung zu Leopold wurde immer zweifelhafter.

Eine Note über ihre Streitigkeiten aus dieser Zeit*^) deckt die Schäden auf, welche auch tief genug gingen. Da handelte es sich nicht blos um lauter solche Kleinigkeiten wie etwa „vmb die siben zerbrochen köpf, vmb das guidein creutz, vmb die teutschen pucher , pett vmbheng vnd ander klaynot'* es sind auch wahre Prindpienf ragen , die hier mitunter berührt werden. So gleich Leopolds zweiter Ke-

s>) 1407<% Bruneck urkundet er mit der vorausgeschickten Be- merkung : „als wir yecz von Ordnung wegen vnser prüder hie in dem lande an der Etsch mit voller gewaltsam verbliben.'' (Lichnowsky 912).

8«) Lichnowsky 910. »') 1. c. 917, 918, 920.

8^) . . . hilfflich vnd geraten ze sein wider allmencklichen aus- genommen vnsem lieben bruder herczog Leupolten, gen den wir im auch geraten vnd hilffleich sein suUen, daz im (Friedrich) geleichs vnd bru- derleich wideruare" Kurz 78.

>•) Lichnowsky 928.

•0) BrandlB „Tirol unter Friedrich. ** 259.

21

schwerdepunkt"^). Trotz der Einsilbigkeit erkennen wir in dieser Klage dennoch eine Forderung der in der Praxis schon längst problematisch gewordenen Senioratsvorrecht«. Leopold der Aelteste des Hauses, war aber bei der endgiltigen Ent- scheidung vom Jahre 1406 gewiss nicht zu kurz gekommen. Wir sehen ihn seitdem nicht nur in Oesterreich ob und unter der Enns als Vormund schalten und walten, er nimmt auch an der Regierung von Krain**'), Tirol und den Vorlanden ''^) thätigen Antheil. Was Wunder, wenn seine Ansprüche sich auch über Steiermark erstreckten, ein Land, in welchem er ja früher in eigener Person geherrscht hatte. Nichts mochte ihm natürlicher erscheinen, als dass er das Recht habe, seine alten Landesnutzungen auch jetzt noch fortzubeziehen. In die- sem Sinne erliess er an den steirischen Landschreiber Befehle, gewisse -— rein private Ausgaben von den Einkünften des Landes zu bestreiten'^).

*>) Item daz sich vnser herr hertzog Ernst in Steyr vnterwuoden hat, vnd dem lantschreiber vnd andern amptleutten embotten vnd ver- schriben, daz sy nichts ze schafTen haben.'*

6*) i^Herzog Ernst scheint mit seinem Bruder Leopold in den Jahren 1406 und 1407 geDieinschafüich Erain mit ZugehÖr regiert zu haben, denn wir finden Regierungshandlungen beider in Bezug auf Krain urkundlich bezeugt.'' Dimitz I. 262.

•3) nTirol und die Yorlande blieben von jetzt (d. i. 1406) an vor- züglich Friediichs Obsorge überlassen. Doch mischten sich seine älteren Brüder noch öfters in deren Anliegen." Egger » Geschichte Tirols-' L 467. Vgl. Lichnowsky 888, 857 58, 861, 863, 876, 910, 917—18, 928, u. s. w.

*4) Am 28. November 1407 schreibt Herzog Leopold an Ulrich Beicheneck Landschreiber in Steir: »Wir lassen dich wissen, daz wir Tnserm lieben getrewn raspam dem Sawrer vnserm rate vnser haus vnd vesten Oestnig in phlegweys ingegeben vnd empholhen vnd zu purkhut anderthalb hundert phunt phenig beschaiden haben ürlich zu raichen zu sampt den nfizzen vnd gfilten, die zu derselben haus gehirent, als daz Caspar Hau von vnsem wegen hat inngehabt, doch vngeu2i'lich. Dauon emphelhen wir dir emstleich, daz du dem egenanten Sawrer dieselben anderthalb hundert phunt phenig von vnserm tail der nuzz, so du von vnsem wegen innimbst, also ierlichen vnd all die weil er vnser phleger daselbs ist, als Yorgeschriben stet, gebest vnd ansrich-

24

schlossene Vergleich vom 23. November'"') war wohl imr mehr eine Art von Waffenstillstand. Denn der Revers, den Ernst am 8. December den österreichischen Ständen ausstellte,"*') zeigt ihn bereits im Vollbesitze der Macht. Er führt nun die Vormundschaft und er stellt nun die Be-

dingungen, unter denen er dieselbe wieder an Leopold ab- treten wolle. Die drei Stände in Oesten-eich ob und unter der Enns ' ^) hätten jetzt ihm die Vormundschaft über Herzog Albrecht übertragen, was er mit den hierüber gemachten Verschreibungen beweisen könne, und er habe dieselbe über- nommen trotz der damit verbundenen Mühe, nur danjit nicht (im Weigerungsfalle) Land und Leute zu Schaden kommen möchten.^*) Er wolle aber einen Tag einberufen"') und diesem die Entscheidung vorbehalten. Wenn dieser urtheilen würde, dass Leopold die Vormundschaft wieder „rechtleich vnd pilleich* übernehmen solle, so werde er sie ihm ;, willikleich vnd an alle widerred" abtreten. Beschliesse aber die Ver- sammlung, dass er (Ernst) Vormund sein solle, so gelobe und verspreche er, das ihm übertragene Amt anzunehmen und es so zu führen, dass keinerlei Unzufriedenheit sich erheben könnte, und wenn die Zeit um sei, werde er auch gern wieder zurücktreten.

Trotz dieser sichern Sprache sucht sich aber Ernst doch auch allseitig zu decken. Schon früher**) hatte er dem Salzburger Erzbischofe zugesichert, die von seinen Vor- fahren mit Salzburg eingegangenen Bündnisse zu halten.'')

Jetzt (9. December) verbündet er sich auch mit dem

«•) Lichnowsky 965.

70) Rauch HI. 468.

7') ^die drey pai'teyen die erwirdigen vnd ersamen die prel&ten vnd vnser lieben getrewen die lantherren vnd stete in Osterreich vnd ob der Enns.''

7^^) ^lannd vnd läuten zu eren, nutz vnd geuallen.^

'•<) Dazu wolle er berufen : „vnser freunt vndander die vnsern** I

'*) 1474, 11. Feb. Graz.

'*) Lichnowsky 837.

25

Herzoge Heinrich von Baiem und lässt sich von diesem Ililfs- truppen versprechen."®)

Aber auch im Lande selbst sucht er seinen Anhang zu bewahren. Da sind es namentlich die Städte Krems und Stein, deren Treue er sich zu versichern trachtet, und an die sogar die Stände schreiben müssen, um ihnen den Hergang des Streites (natarlich im Sinne Ernsts) auseinanderzusetzen.'') Und Ernst fügt mit allem Eifer hiezu, sie möchten ja niemand anderem glauben als nur den Landständen. ^ ") Zwei Tage darnach fordert er sie schon auf, sich kriegsfertig zu halten, ' ") um ihm im Momente der Not beizustehen. Man sieht, wie ihm der Boden unter den Füssen brennt, und er eine Entscheidung, sei es durch Kampf oder im Wege der Ver- handlung herbeisehnt. Auch für letzteres wird gesorgt; bis zum nächsten Lichtmesstage (2. Febr.) sollten die beiden Städte zwei oder drei ihrer Mitbürger nach Wien senden, um dort einen Beschluss zu fassen. '^^) Eine ganz gleiche Aufforderung erging auch an die Bürger von Freistadt in Oberösterreich. **^)

So finden wir uns denn mitten in die Hochflut eines Bürgerkrieges versetzt. Immer drohender zieht sich das Un- wetter zusammen. Nicht nur die genannten Städte, auch die gesammte Ritterschaft fängt nun an sich lebhaft zu betheiligen. Die hervorragendsten Vertreter derselben schicken einen Ab- gesandten (Hermann den Schad) an die Städte Krems und Stein und suchen sie durch diesen von der Partei Ernsts ab- wendig zu machen.''') Aber auch dieser ruht nicht, er spricht

7«) Kurz I. 287.

") 1. c. 314.

'•0 1. c. 813.

'') ;,mit volcke vnd allen andern sachen." 1. c. 315.

^^) „von des tag wegen, den wir von vnsers lieben (!) bmders herzog Leupolts, der vormuntschaft vnd ander merklicher notturfit we- gen hie halten werden''. 1. c.

•0 Archiv f. K. ö8t. 0. Qu. XXXI. 298.

'«) Kurz 815.

26

ihnen Mut ein""^) und bietet Entsatz an, wenn sie es für nötig hielten. Man beschränkte sich aber nicht blos auf solchen leeren und thatenlosen Briefwechsel, vielmehr wurde gleichzeitig der Bürgerkrieg in allen seinen Consequenzen mit einer solchen gegenseitigen Erbitterung durchgefochten, dass der zeitgenössische Chronist Ebendorfer darüber ein über das andere mal in gerechtes Erstaunen geräth/^)

Es liegt nicht in den Grenzen dieses Aufsatzes, die einzelnen Wechselfälle jenes unseligen Kampfes näher zu betrachten, wir wollen uns bloss an das Resultat des- selben halten.

Am 15. Jänner 1408^') spricht Ernst den Städten Krems und Stein seinen Dank für deren geleistete Hilfe aus und benachrichtigt sie von dem Tags vorher zu Komeu- bürg abgeschlossenen Frieden."'*) Es war, wie man zu sagen pflegt, ein fauler Friede, der hier geeint worden. Kein Wort von dem, was eigentlich den Kampf erregt hatte, nichts als „brüderleich" und ^.liebleich' und immer wieder „frewntleich und brüderleich" ! Doch sei es daran, man hatte wenigstens, was am allermeisten not that Ruhe.

»*) 16. Decemb. 1407 : „So habe wir geschriebn vnd ernstleich empholchen N. dem Kelberscharder daz er mitsampt ew vbersitze vnd ain Ordnung mache mit zirke, mit wacht vnd mit hut wie das allemützlichst sey.** ~ Kurz 316.

84) Pez. IL 830 -833.

8») Kurz 323.

'^>) 1. c. 289. Von dem Zustandekommen des Komeuburger Ver- trages und den dabei zu überwindenden Schwierigkeiten liefert derKloster- neuburger Chronist die anschaulichste Schilderung : f,In diesem jar zu dem Kewen jar was herczog Leopoldt, bischoff von Freysing, graff Johann von Maydtburg, Jani Sockholl Liechtenstainer vnd ander ritterschafit in Oesterreich zu Comeuburg woll 12 tag lang. Herczog Ernst, Meyssawer, Walseer, Buechhaimcr, Pottenstorffer, Eberstorffer und alle andern landt- herren, brelaten, stött lagen zu Clostemeuburg , vnd daydingten mit ein ander, baydte thayl von wegen ihrer stdss vnd vormimdtschafft des jungen herczogen Albrechten halben, und ein jeder thail hat sich mit volckh vnd ganczer macht gerechtnet vnd wolten im er an einander.'' (Arch. f. K. ö. G. Vü. 240.)

27

Ein kurzer gemeinschaftlicher Autenthalt in Wien beschloss die Tragödie, dann trennte man sich : Leopold nach Wiener-Neustadt, Ernst endlich wieder nach Steiermark. Am 1 0. März finden wir ihn in Rottenmann, wo er die Rechte und Freiheiten des Stiftes Admont bestätigte/') am nächsten Tage bereits in Graz/*)

Steiermark war glücklicherweise von der Bewegung in Oesterreich nicht berührt worden, aber gar viel hatte es vor diesem Lande auch nicht voraus. Zwar waren es keine „Haupt- und Staatsactionen^, die sich hier abwickelten man könnte sie Nadelstiche nennen diese kleineren Fehden, aber das Land litt doch darunter. Im Ober- und Unterlande wucherte genug derartiges Unwesen. Vergriff sich hier Otto Pergauer an Klostergütem,*") so machten dort die Gebrüder von Emmerberg das Land unsicher.*") Beiderseits ist der Herzog genötigt, persönUch einzuschreiten. Nebenher laufen die Fehden zwischen den Lichtensteinem untereinander,'*') dem Lobminger und den Herbersteinem,'*-) den Walseem und den Stubenbergem/^) Andre dem Teufenbacher und der Propstei Gurk,*"^) u. s. w. Kurz, für Unruhen jeder Art gab es Zündstoff genug.

Dazu kam, dass schon wieder ernstliche Zwistigkeiten zwischen den herzoglichen Brüdern aufzutauchen drohten, und zwar diesmal auf steirischem Boden. Das Schloss Gösting gab jetzt die Veranlassung hiezu her. Wir fanden bereits Gelten- heit zu erwähnen, dass sich Herzog Leopold im Besitze dieser wichtigen Feste befand.''*') Er hatte dieselbe vom Bischof

«») Muchar VII. 103.

•»«) A. 4S41.

"') 8. Panier Stiftsannalcn 1. c. 22.

•<^) Lichnowsky 992.

•0 A. 4280.

»») A. 4288. Kumar „Gesch. d. B. u. F. Herbersfcein'* 81 ff.

•») A. 4292, 4864.

»*) A. 4338a.

'S) 8. oben Note 64.

28

Berchtold von Freising und dessen Vettern Leopold und Berchtold den Wehingern am J. April 1407 llbemommen.'**') Nun war zwischen den beiden Brüdern noch eine Schuld von nahezu 6000 fl. auszutragen. Da Leopold im Momente zahlungsunfähig war, so erbot er sich, seinem Bruder Ernst dafllr die Feste „Gestnig" zu verpfänden,"') Er befahl auch demgemäss seinem damaligen Pfleger Caspar dem Saurauer, das Schloss in diesem Sinne zu übergeben/^) Doch Tags darauf quittirt schon Ernst, dass Herzog Leopold an der Summe von tOOO fl. , die wld. Herzog Wilhelm und jener ihm schulden, um den ihn betreifenden Theil genug gethan habe."") Somit hatte er keinen realen Grund mehr auf der Pfandübergabe zu bestehen. Nichtsdestoweniger that er es dennoch, warum, liegt auf der flachen Hand. Nun entspann sich ein interessanter Briefwechsel. Leopold spart nicht gute Worte, um seinen Pfleger standhaft zu erhalten ^ und als dieser einmal zufällig abwesend ist, berichtet ihm dessen resolute Hausfrau, dass Herzog Ernst sich an sie gewendet habe. Dieser Bericht wird schnell an Leopold gesendet und der erklärt ihnen nun in einer langem Antwort den ganzen

*•) Lichnowsky 865. Der Besitz desselben war ihm sehr wichtig. Vgl. die Aussage Caspar Saurauers v. Uli: „Als der selb mein herr herczog Leupoldt s&lig dem benantten meinen genedigen herm herczog. Ernsten etc. der gewaltsam des lannds ze Steir abgetretten (!) wer do hiett er sein brief, klainod vnd ander hab , die er ze Grecz gehabt hiett, gen Grestnig in sein yest ffiren lassen vnd hiett daselbs Gaspam Hann seinen phleger gehabt . . . ** (A 4479a).

v') 1. c. 988. Also gerade das umgekehrte von dem, wie es Mu- char (YII. 100) darstellt. Vgl. auch die folgende Note.

^^ 1408, 1. Febr. Wien: „Wir lassen dich wissen, daz wir dem hochgebomen f&rsten herczog Ernsten herczogen ze Oesterreich etc. vnserm lieben bruder^vnser haus Gestnig f&r ain sum gelts zu firphand haben verschrieben nach laut des briefs, den er von vns darumb hat Dauon emphelhen wir dir ernstlich, daz du demselben vnserm bruder oder dem er das emphilhet mit demselben haus gelobest gehorsam zn sein nach begreiffung des vorgenanten briefs 'angeuerde.** A. 4887.

•^ Lichnowsky 990.

j

29

Sachverhalt.^"^) Von dieser Antwort machen wir besonders anf einen Punkt aufmerksam, nämlich dass die Herzoge schon um diese Zeit die sogenannte Pfaffensteuer eingehoben hatten ^"^) ein Umstand, weswegen bekanntlich Ernst später (1423) mit dem Kirchenbanne belegt wurde. Der Streit um Gösting gedieh endlich so weit, dass die Brüder an K. Sigmund appellirten,^"*) der ihnen auch einen Tag be- stimmte. ^<'') Dessen Schiedsspruch ist zwar nicht bekaimt, doch dürfte er zu Leopolds Gunsten ausgefallen sein, da dieser bis zu seinem Tode im Besitz der Festung blieb.

Leopolds oberwälmter Brief ^^^^) enthält einige Stellen, die im Zusammenhalte mit dem bisher Erzählten etwas dunkel and unverständlich zu sein scheinen. Wie kann Leopold sagen, es hätte ihm rechtmässiger Weise von der in Steiermark einge- hobenen Pfaffensteuer ein Antheil gebührt ? Wie kann er von

100) 1408 «y? Wien: ^Lieber getrewer N. Sawrer. Als du vns ye- zimd enpoteji hast, wie dir dein hausfraw geschnben hab, das vnserprn- der herczog Ernst Gestnikg an sy hab geuordert etc. das haben wir wol uemomen. Lassen wir dich wissen, das vnser rät, ee der tag vmb Gestnikg komen was, von vnsem wegen mit dem egenaut«n vnserm prü- der geret vnd meidung getan haben von des gelts wegen, so er vns ist schuldig vnd enphor genomen hat, vnd sunderleich an vnserm tail der pfaffenstewer, so er yeczund in Steyr ingenoraen hat das er sich von demselben vnserm tail der egenanten geltschuld pezahlte. Vnd darauf verviengen wir vns baiderseit ains tags, der zu vnser amt- lent komen vnd raitung tun sollen; vnd was ainer dem andern phlichtig wer oder emphor genomen biet, der solt des den andern ausrichten. Des sein wir vnser ambtiewt nicht sawmig gewesen vnd warten noch huet darauf. Da von ist vnser maynung, das ir im des hawses nicht ab- trettest noch in antwurtten haissesst, wan im vnser ret von vnsern we- gen ze gleicher weisse auch darauf habent verschrieben. ** A 4r854a.

^^^) Vgl. diesbezOgl. auch den Schiedsspruch (C Sigmds. v. >yil409. Kurz I. 299. (»von des gelts wegen, das man in dem lannd Oster- reich auf prelet, phaffen, stet, land, lewt vnd Juden angeshlagen, damit man nemlich die geuangen von Merhereo solt geledigt haben").

'0«) UOö«V,, Wien (A. 43G2.,

i"^) .den achceden tag nach der hl. Dreyr kunig tag scbirisl knnfdg." (A. 4362).

»«*) S. Note 100.

30

„unseren" Amtleuten sprechen, da wir doch wissen, dass in Bezug auf Steiermark keine Regierungsgemeinschaft bestand, dass sich Ernst schon früher gegen eine solche verwahrt hatte? Um dies zu verstehen, mttssen wir auf die gleich- zeitigen Vorgänge in Oesterreich einen Blick werfen.

Daselbst hatten sich in der Zwischenzeit einige wichtige Momente abgespielt Der Korneuburger Vertrag vom 14. Jänner 1408 hatte bekanntUch die eigentUchen Streit- fragen ganz unentschieden gelassen. Er war gcwissermassen nur ein Stauungsmittel gewesen, ohne eine intensive Verein- barung zu erzielen. Das entsetzliche Ende Friedrichs von Walsee, des Hofmeisters Herzog Emsts,^®^) musste auch noch dazu kommen, um die kaum gestillten Leidenschaften aufs neue wach zu rufen. Die darauf folgenden ViTiener Wirren**^'*) übergehen wir und wollen nur noch anmerken, dass am

26. April 1408 sich auch Leopold bereit erklärte, betreffs der Vormundschaft sich einem Schiedsgerichte zu unterwerfen.^®')

Der „hindergangbrief" einiger Landherren *<*^) vom

27. April bereitet schon auf das Kommende vor, indem die- selben sich im voraus unterwerfen, was die Herzoge Ernst und Leopold wegen Besetzung der Hoftaiding und Hofschranne zu Oesterreich verfügen werden. Am 22. Mai fand das Schiedsgericht, bestehend aus je 10 Vertretern der Herren, Ritter und Knechte statt, doch ist uns der Spruchbrief nicht mehr erhalten, und wir können dessen Beschlüsse nur mehr aus den Reversen Leopolds und Emsts, beide vom 2. Juni, nehmen. ^"^) Den Hauptpunct derselben bedeutsam für Steiermark bildet die gegenseitige Erklärung, die Vor- mundschaft von mm an gemeinschaftlich führen zu wollen.

«">) Ebendorfer 833; Zeibig „Klosterneub. Chr.** 289, "^6) Ebendorfer 834 ; Zeibig 1. c. i<'7) Kurz 99. «0«) Rauch m. 470.

•«») Kur« I. 100 ; Rauch III. 473 ; vgl. Beitr. z. Kde. strmk. 0. Quell. III. 96 Nr. 29.

31

Und während es Leopold seinem Bruder noch freistellt, zu diesem Zwecke seine Residenz mit ihm in Wien nun aufzu- schlagen, erklärt dieser schon ganz bestimmt, er werde dies auch thun ^ ' ) Wie sie aber die Lasten miteinander theilen wollen, so auch die Rechte. Somit müssen auch die zur Fuhrung der Vormundschaft bestimmten Einkünfte getheilt werden, und der Hubmeister von Oesterreich kat ihnen beiden Rechnung zu legen. Aber nicht nur die Umlagen von Nieder- und Ober - Oesterreich, sondern auch die von allen andern Ländern, mithin auch von Steiermark, müssen getheilt werden. ^^^) Wenn so die Theilung der landeshoheitUchen Reclite consequenter Weise in allen Beziehungen durch- geführt worden wäre, so hätte das natürlich das ganze bis- herige System mit einem Schlage geändert. Da machte sich jedoch abermals das Princip der Sonderverwaltung geltend. Jedes Erbland bildet für sich einen eigenen Verwaltungs- Organismus. *^*^) Und damit darüber ja kein Zweifel auf- kommen könne, beruft man sich ausdrücklich auf die früheren Verträge. *^'^) Somit sind unter den ;,unsem" Amtleuten eigent- lich nur die von Oesten-eich zu verstehen, weil nur hier völlige Regierungsgemeinschaft bestand. ^^^) Aehnüch wie bei

<io) .So wellen wir furbas stetikleich vnd wesenleich ze Wienn bei im mit vnserm bof sein vnd wonen vnd vns also gen im halten, daz er vns ze danken bat.** Raucb 474.

III) „Denn vmb all ander n&tz, gult vnd vgl], in welbem weg die an vns ainen oder vns baid genallent vnd vns baiden sunderlich in Oesterreich zugehorent, vnd darzu all nfitz, gdlt in allen vnsern landen, die wir yetz innbaben oder gewinnen, suUen vnd wellen wir geleicb mit einander tailen getreulich vnd angeaerde."" 1. c.

I ') r Ausgenomen vmb alle die vSll in vnsern egenanten lannden desselben vnsers vetterlichen eribs, die mag vnser yetweder in sein Verwesung selber oder sein ambtleutt innemen." I. c. 475.

1*3) „Auch sol dise vnser bH^derliche ainung vnd Ordnung vns baiden an allen den briefen, die wir vormalen an einander gegeben ha- ben vnd auch des von Gyly ausspruch kaincn schaden bringen in dhai- nem weg vngeuerlich.** 1 c. 476.

*i^) „Ynd darauf sullent vns vnser amptleutt derselben vnser lande vnsers vetterlichen eribs damit geloben gehorsam vnd gewertig ze

82

dem Vertrage von genau vor einem Jahi*e nirarat auch jetzt wieder Herzog Ernst einige steirische Städte zu Bürgen. Diesmal sind es Graz. Leoben. Judenburg und Marburg.

So hatte denn Herzog Ernst, bisher nur Herr von Steier- mark, contractmässig einen Machtzuwachs erfahren, der in Bezug auf jenes Land nicht ohne Einfluss bleiben konnte. Zunächst versprachen es aber keine guten Fruchte zu werden, die daraus erwuchsen. Der Competenzstreit zwischen den nie- derösterreichischen „lantherren" einerseits und den „rittem vnd knechten" anderseits tlber die Zulassung der letzteren zur Hofschranne, der anfangs eine rein juridische Färbung hatte, artete bald in Folge der einander entgegenlaufenden Ur- theile Emsts**') und Leopolds ^i*) in ein ungezügeltes Partei- treiben aus^^').

Dazu kam noch der durch eine Unvorsichtigkeit Leo- polds hervorgerufene Volksauflauf in Wien^*^ und auf ein-

sein geleich ainem als dem andern.'' 1. c. 475. Dies scheint das gerade Gegentheil von obiger Behauptung auszusprechen. Dieser scheinbare Widerspruch klärt sich jedoch sofort, wenn man hiemit das vorher in Note 112 und 113 Mitgetheilte vergleicht Wenn man nicht annehmen will, dass in einer wohlttberdachten und lange beratenen Beschlussfassnng ein Satz derselben einen benachbarten andern vollends zunichte machen solle, 80 muss hier das „vnser^ in dem durch obige Bestimmungen be- schränkten Sinne genommen werden.

»'») Rauch 477.

H«) 1. c. 479.

117) „Fuit magna controversia inter ciientes, milites et barones in Austria.^ Kleine Chronik v. Oesterreich im Arch. f. K. ö. 6. u. Qu. IX. 866. Vgl. die Annales Mellicenses bei Pertz IX. 615. Der Klostemeu- burger Chronist beklagt sich sehr darttber: »Da was Jammer vnd not in den landt, es raubt ein thayl den andern vnd jedes thay! het gest ge- laden zu in, die fuerten gross guet aus dem landt.*' (Arch. f. K. ö. 6. VII. 239).

H8) Ebendorfer 835. FUr die Art und Weise wie Ernst selbst in so kritischen Momenten sich Anhänger zu erwerben suchte, ist folgen- des Circulandum sehr bezeichnend. 1408, Suntag nach Jacobi (= 29. Juli, bei Lichnowsky 27. Juli) Graz. Hzg. Ernst schreibt dem Bürger- meister, Richter u. Rat von Wien : nErbem, weisen vnd liebsten getrewen. Als jr vns yeczund geschriben habt, wie die hendel, die an dem Yorlauff, dem

33

mal erlebte Oesterreich das gleiche Schauspiel wie im Vor- jahre, nur wo möglich noch ärger. ^**)

Wenn auch Emsts Politik in diesen Zeiten der Not zum Theile eine herzlose genannt werden muss und ist es die Leopolds nicht auch?^-^) Steiermark trug, während Oesterreich blutete, für sich doch einen Vortheil davon. Es ist dies der Vertrag, den Herzog Ernst wahrscheinlich durch Vermittlung des CilUer Grafen Hermann H. mit dem Könige von Ungarn am 2. September 1408 schloss^^^). Die Bezie-

Rampelstorffer vnd dem Roggen, den got gnad, von anruffang wegen der ganczen gemain, beschehen sein ?on merkleicher notdnrfit wegen. Empfehlen wir ew vnd begem emstleich, daz ir vns ewrselbs verschribne antwurt ynuerczogenleich wissen lazzet, mit wen die egenanten fromen leut soihe swere strafe verschuldet haben, vnd ob das mit ewren wissen vnd willen sey zugegangen vnd ob ir daran schuld habt oder nicht.'* (Orig. im Wien. Stadtarch.) In der gleichen Angelegenheit sind von Hzg. Ernst noch 48 gleich datirte und' gleichlautende Briefe an die Handwerkszechen in Wien ergangen. Die ausführlichste Darlegung dieser wirren Verhältnisse und der wahren Stellung H. Emsts hiezu, liefert der Klostemeuburger Chronist (1. c).

II») Ebendorfer 885—838. Besonders ausführlicch Kurz 109-183. der für diese Kriegsperiode auch handschriftliche Quellen bentltzte.

"«) Vgl. Kurz 112 u. 116.

"0 Lichnowsky. Anhang G. I. („Wir Sigmund . . . haben wir vns mit allen vnsem preleten, lantheren vnd steten in Ungern vnd andern ▼nsem landen zu dem egenanten vnserm swager vnd ohem vnd allen seinen preleten, herren, rittem, knechten vnd steten in Steir vnd andern seinen landen vnd lewten ainer solchen frewntschaft vnd puntnisse ver- phlicht vnd veruangen . . .''). Dieser so wichtige Vertrag -wird von Muchar gar nicht einmal erwähnt. Es durfte keine leere Vermutung sein, wenn man das Verdienst dieser Vertragsschlies- sung vorzugsweise auf Rechnung des Gilliergrafen Hermann II. setzt. Wir hatten seiner Mittlerrolle zwischen Sigmund und Ernst bereits oben gedacht (s. Seite 18). lieber das nahezu intime Verhältniss des Grafen zum Ungarkönige vgl. vor allem Krones: Hermann U.'^ in d. Mitthei- lungen des bist. Vereins für St. XXI. S. 121—123. Wenn es nun ge- stattet wäre, den bei Gelegenheit der Friedenskündigung erwähnten „sacz, den derselb von Gili zwischen sein vnd vnser vnd vnser baider lan- den Ungern vnd Steir hat gemacht^ (s. imten Note 200) mit dem in Rede stehenden Vertrage zu identificüren, so wäre damit obige Ver- mutung sur Gewissheit erhoben.

Mlfth«U. dM bUt. V«r«bM f. Bt«i«nnark, XXV. Haft, 1877. 3

34

hungen mit Ungarn waren von jeher nicht besonders freund- lich gewesen ^^^) und gelang es einmal, dies Verhältniss in etwas zu einem milderen umzugestalten, so konnte man dies immerhin als eine schätzenswerte Errungenschaft betrachten. Es wird nun nicht bloss, wie dies bei solchen Bündnissen gewöhnlich der Fall ist, gegenseitige Hilfeleistung fbr den Augenblick der Not ausbedungen, es findet vielmehr eine von Grund aus regulirende Abmachung statt. Alle jene heiklen Fragen, die zwischen zwei sich ungünstig gestimmten Land- schaften beständige Veranlassung zu Reibereien bieten, finden hier eine befriedigende Lösung, und dies Alles in einer so präcisen Formulirung, wie man es nie besser sich hätte wünschen könnenJ*')

<><) Vgl. Kar^an in den Sitzungsber. 42. Band S. 490 ff.

<*s) ),Auch BuUen vnser baidertail land vnd lewt in Ungern vnd Steyr vnd ander ynser land nu furbazzer freundieich vnd friedleich ge- geneinander steen beleiben, also das prelaten , herren, ritter, knechte, kaofflewt vnd ander lewt wie die genant sein in baidertail land mit irr arbait, kaufimannschaft vnd sust nach irer notdurft hin vnd her in gatem fried vnd schurm gereiten, gehandein vnd wol gearbeiten mugen, als das in guter gewohnhait von alter herkomen ist. Auch sullen vnser baider- tail land mit iren gtaerken gegeneinander steen, beleiben vnd sich gein ainander friedleich halten , alt von alter mit* guter gewonhait herkomen ist, angeuerde. Wir wellen auch vestiklaich wem vnderstehen vnd nicht gestaten vngeuerlich, das yemand aus Vngem noch andern vnsem landen gen Steyr vnd ander derselben vnsers oheims vnd swagers landen furbaz- zer mer dhunerlay angriff vnd scheden tu in dhainen weg. Hette aber yemand der vnsem in üngem vnd andem vnsern landen gen Steyr vnd ander desselben vnsers oheims vnd swagers landen zesprechen oder zedagen, der oder die suUen das tun mit dem rechten an den steten da es billich ist Wolt aber yemand vnsem egenanten ohem vnd swager in seinen obge- nanten landen nicht gehorsam sein, die solich angriff in vnsere egenan- ten lande teten, die sol er furderlich darzu halten vnd noten, das sie ge- horsam vnd gerecht werden. Waer aber dem egenanten vnserm ohem vnd swager das zu swer vnd das er das nicht getnn mochte, so sul er vns dammb manen vnd wir sullen dann noch der manunge vnverczogenleich selber ze im knmen oder aber im vnser volk vnd hilff mit macht zu- schicken, darnach vnd dann die sache an ir selber ist ungeuerlieh, das er solich vngehorsam gerecht vnd gehorsam mache. Weih aach die weren, die vns in vnsem egenanten landen nicht gehorsam sein wolten,

j

35

Freilich, die Kosten dieses Vertrages musste Oester- reich tragen. Aber auch hier wendete es sich allmälig zum Besseren. Der kluge Entschluss der Stände, durch ein aus ihrer Mitte gewähltes Schiedsgericht eine Vereinbarung zu vermitteln ^*^^), oder, wenn dies resultatlos bliebe, an König Sigmund zu appelliren^ brach der Bewegung die Spitze. Eine weitere gute Folge war, dass sich jetzt auch Leopold mit König Sigmund zu verständigen suchte ^'^^). Und wenn Ernst auch darnach den Kampf noch fortzuführen bereit war und deshalb am 27. September mit Herzog Heinrich von Baiern ein gegen Leopold gerichtetes BUndniss abschlösse ^'O die allgemeine Stimmung entschied bereits für den Frieden. Wohl oder übel mussten die Brüder derselben ^'^^ Rechnung tragen, und der Ennser Vertrag vom 7, October war gewissermassen nur eine Wiederholung der schon längst öffentlich ausgespro- chenen allgememen Wünsche, sanctionirt durch den Ausspruch der Herzoge* 2 8)^

Ein Schiedsgericht unter Sigmund als Obmann sollte den Ausgleich herbeiführen, und damit der König dieses Ehrenamt auch annehme, wollen ihn beide Herzoge durch

vnd an vnsern willen ynd wissen angriff vnd scheden daraus in vnsers egenanten ohems vnd swegers land teten vnd dem rechten nicht gehor- sam sein wolten, vnd auch alle die, die solich lewte darauf enthielden, die- selben solen wir alle vnuerczogleich anuallen vnd sie darumb an lieb vnd gut swerb'ch pessern, vnd sullen auch darzu genczlich aus denselben vn- sern landen verczaJt vnd ansgeslagen sein, vnd wir weUen in darum kein beliben noch wesen furbazzer mer lassen vnd dhain gnad daran nicht tun an vnsers egenanten ohems vnd swagers wissen vnd willen. Doch ist vnser egenanter ohem vnd swager nicht gepunden ze helfPen wider die Türken.« Der am 16. Febr. 1409 (Kurz 291) erfolgte Beitritt Hzg. Emsts nebst einigen steir. Edlen zum ungarischen Drachenorden sicherte noch mehr die Dauerhaftigkeit dieser wertvollen Einigung.

<") Kurz 119.

«") «%1408. Kurz 120.

»•) Rauch m. 461.

««») Vgl. Lichnowsky 1047.

>*<0 Hauch m. 485.

3*

36

ihre Oesandten i^vnuertzogenleich vnd fleizzig^ darum er- suchen.

Durch diese Erklärung fiel nun jeder Grund zur Fort- setzung von Feindseligkeiten weg, und Ernst begab sieh auch wieder nach Graz, wo er am Neujahrstage von 1409 eine wichtige Verfügung bezüglich der Grazer Münze erliess*^*). Dann reiste er nach Ungarn, wo er sich durch den Beitritt zum Drachenorden der günstigen Stimmung König Sigmunds zu versichern suchte ^^*^), der endlich am 13. März zu Ofen den entscheidenden Ausspruch that'^^). Er berief sich jedoch ausdrücklich auf das bereits früher durch den Vertrag vom 7. October festgesetzte Schiedsgericht von 16 Vertretern der österreichischen Stände und auf die von diesen gemachten Beschlüsse; er seinerseits wolle nur über Punkte entscheiden, worüber diese nicht einig geworden waren. Die Abhaltung jenes Schiedsgerichtes war in dem erwähnten Vertrage (vom 7. October) innerhalb des Zeitraumes bis zum künftigen Georgitag festgesetzt. Da aber dessen Spruchsurkunde nicht mehr zu finden ist, so ist auch der Tag des facüschen Zu- sammentrittes desselben unbekannt. Ebenso ergibt sich aus dem Urtheile Sigmunds nur das negative Resultat, worüber die 16 nicht einig geworden waren.

Und da ist es denn eme ganz stattliche Anzahl von Punkten. Der wichtigste derselben war jedenfalls die Bestäti- gung der Mitvormundschaft Herzog Emsts. Vortheilhafter für diesen war nur, dass jetzt dieses bereits de facto bestehende Verhältniss viel klarer und bestimmter dargelegt wurde, als es am 2. Juni v. J. geschehen war. Auch wurde jetzt, was damals ganz unberücksichtigt geblieben war, eine nochmalige

1") LichnowBky 1068.

^^^) Hormayr's Taschenbuch fiir vaterländ. Gesch. Jahrgang 1836, S. 811 ; eine lichtvolle Motivirung hiefÜr bietet Luscbin's Aufsatz : „Halbe Turnose der Stadt Thann un Elsass'' im lY. Bande der von Karabacek redigirten „numismatischen Zeitschrift''.

i") Kurz 295.

37

und zwar zweiseitige Huldigung der Stände zur Bedingung gemacht.

Eine gewiss nicht erwünschte Illustration zur jüngsten Vergangenheit bildet die Bestimmung Sigmunds, man solle doch nachsehen, wo denn eigentlich die Steuergelder hingekom- men seien *^2). Uns ist dies zum Theile wohl bekannt, dass es nämlich die Herzoge selbst waren, die ganz willkürlich damit ihre gegenseitigen Privatforderungen ausgeglichen hatten, statt sie dem bestimmten Zwecke zuzuführen ^^^). Mochte es sich nun aber damit wie immer verhalten, die in Aussicht ge- stellte genaue Verrechnung versprach auch hier so manches wieder gut zu machen, und wenn nur alle Punkte ihrer Inten- tion gemäss ausgeführt wurden, so war nicht zu zweifeln, dass man rasch sich wieder erholen werde können. -— Auch die Eventualbestimmung, dass jeder der beiden Vormünder das Recht habe, dasjenige allein durchzuführen, was der andere in saumsehger Weise unterliesse^^^), bot eine Garantie mehr für eine gesicherte Zukunft

Die nun folgenden zwei Jahre zeigten auch in der That einen völlig friedlichen Charakter, Es war eine Epoche, in welcher endlich die Wirkungen der geschilderten Ereignisse zu Tage treten konnten. Nun ist es erst möglich, eine klare Ueberschau zu halten, um aus dem Gegenüberstellen des Er- reichten mit dem ehemals Dagewesenen eine richtige Vorstel- lung von der politischen Sachlage in der Steiermark zu ge- winnen. Steiermark wurde zwar, wie bereits bemerkt, nie son- derlich in das Getriebe des Vormundschaftsstreites mit hinein- verfochten ; doch ist wieder anderseits nicht zu verkennen, dass sich in Folge der letztgeschilderten Vorgänge die Physiognomie

"») Kurz 299.

"0 S. oben Note 100.

*'^) „Yod welcher vnder den benanten baiden vnsem swegem mit solher awssrichtung der eegenaoten vormundschafft sawmig wurd, in wei- hen Sachen das wer, so sol dennoch der ander derselben sach gantzen vnd vollen gewalt haben awsszerichten vnd ze enden, damit lannt Tnd lewt nicht gesawnibt werden.^

38

dieses Landes wesentlich geändert hatte. Denn noch bis zum Kremser Vertrage vom 2. Juni 1408 stand Steiermark unter den innerösterreichischen Erbländern in einer ausgeprägten Selbstständigkeit da. Es war ein Landesherr da, der im Herzen des Landes residirte und, wenn auch noch nicht durch einen förmlich ausgesprochenen Huldigungsact an dasselbe gekettet, dennnoch eifersüchtig auf die Wahrung seiner Autonomie bedacht war. Herzog Ernst war wohl auch Mitregent von anderen Ländern, doch sein Haupt- und Stammland war Steier- mark. Nun kann wie alles so auch dieses Yerhältniss von zwei Seiten betrachtet werden, je nachdem man dabei ent- weder vom Herzoge oder vom Lande zuerst ausgeht Das letztere war in staatsrechtUcher Beziehung jedenfalls besser gestellt, wenn es so hätte fortbleiben können, wie es bis zum obbezeichneten Momente stand. Ob aber hiebei auch der Her- zog gewann, ist eine andere Frage.

Ernst, jener kraftvolle Vertreter der althabsburgischen Hausinteressen, sollte sich mit der Regentschaft eines so kleinen Landes allein begnügen? Und das in einer Zeit, wo das historische Recht seiner Brüder durch gar keine Tradition besser verbrieft war als sein eigenes? Darin lag ein Wider- spruch, und bei der Lösung desselben musste Ein Tbeil ver- lieren: der Herzog oder das Land. Wir kennen bereits den Ausgang: eben Ernst hat sein Ziel erreicht; vom 2. Jimi 1 408 an schlug er seine Residenz in Wien auf. Er blieb zwar immer noch alleiniger Herr von Steiermark, doch beschränkte sich jetzt seine Hoheit nicht mehr auf dieses Land allein er musste nun auch für andere sorgen. Freilich musste er dies auch früher schon, aber es ist doch ein Unterschied, ob der Schwerpunkt einer Thätigkeit da oder dort liegt Die natürlichen Consequenzen davon konnten nicht ausbleiben; denn dass dadurch die Administration des Landes einen nach- haltigen Umschwung erlitt, braucht wohl nicht erst des brei- teren ausgeführt zu werden, es ist nur die notwendige Folge des Residenzwechsels. Wir sind zwar nicht so glücklich, uns im Besitze kanzleimässiger Aufschreibungen zu sehen, wie

39

etwa allgemeiner Verordnungen, Anits-Instructionen u. s. w. aus jener Zeit, die uns so klar, als wir es nur wünschen, die damaligen Verhältnisse vergegenwärtigen könnten ^^^. man braucht aber nur verschiedene Thatsachen zusammenzuhalten, und die hieraus sich ergebenden Consequenzen können un- möglich entgehen. So wissen wir z. B., dass bei den diversen Vor- mundschaftsverträgen gewisse Verabredungen bezüglich der LandeseinkOnfte getroffen worden waren« Wenn nun Herzog Leopold in der Mitte des Jahres 1410* 3^) dem Wilhelm Perneker seinen Antheil an dem Hubamte zu Graz Air 3000 fl. verpfänden konnte, so ist ja sein Hereingreifen in das Steuer- wesen des Landes zur Evidenz gebracht, und dass sich dessen Steiermark nicht besonders erfreuen konnte, ist auch selbst- verständlicL Und dies dürfte die zweite Wunde sein, die unser Land aus dem vergangenen Bürgerkriege, ohne sich daran betheiligt zu haben, trotzdem davontrug.

Ein drittes Moment für unsere Betrachtung wäre die grössere oder geringere Wärme, mit der sich Herzog Ernst von nun an für unser Land interessirte, resp. dessen Regent- schaft führte. Viele Aemter, viele Sorgen, sagt das Sprichwort So musste es auch hier sein. Unmöglich konnte jetzt Ernst, wozu er wohl früher verpflichtet gewesen wäre, sein ganzes Augenmerk auf die Bedürfhisse seines eigentlichen Haupt- landes concentriren. Sein Interesse war und blieb jetzt getheilt. So ist es doch wenigstens der Mühe wert, in Erfahrung zu bringen, inwieweit sich dasselbe auch auf Steiermark erstreckt habe. Zu dem Ende wäre es freiHch auch hier sehr zu wün- schen, wenn wir eine so ziemlich vollständige Sammlung der auf Ernst bezüglichen Urkunden aus dieser Periode besässen.

136) Das im Wiener Staatsarchiv hinterliegende Copialbuch aus der Kanzlei Herzog Ernsts (Nr. 13 bei Böhm „die Handschriften des k. k. H. H. u. St. A.) konnte ich nicht einsehen, üeber die Form der amtli- chen Beziehungen finden wir wohl auch anderorts beachtenswerte Andeu- tungen (ygl. z. B. unten Noten 175, 200, 211.)

IS6) 14101% Wien. Mittheünngen des histor. Vereins flu- Strmk. Vn. 259 (Muchar 113).

40

Leider ist auch das ein frommer Wunsch, der in dem factisch Gegebenen eine nur approximative Erfüllung finden kann. Aus der Vergleichung alles bis jetzt Erreichbaren ergeben sich nun folgende Resultate.

Der Aufenthalt Emsts in Steiermark beschränkte sich jetzt, wie man es auch kaiun anders erwarten durfte, nur auf ganz karg bemessene Zeitmomente, Wenn wir hier die Zeit vom Ofener Schiedssprüche (13. März 1409) bis zum Tode Herzog Leopolds (3. Juni 1411) in's Auge fassen, so entfallen fUr jedes Jahr 1 2 Monate, in welchen er für je einige Tage im Lande verweilte. Für das Jahr 1409 sind es die Monate Mai und November >^v» für 1410 der März ^^ 8) und für 1411 abermals der März*''^). Die übrigen auf Steiermark bezüglichen Urkunden Herzog Ernsfs haben als Ausstellungsorte : Wien ^ ^% Steier ^ ^ *), Neunkirchen ^ ^^). Wollte man diese Vergleichung in minutiöser Weise sogar auf die Bestimmungen ausdehnen, in welchen Monaten Ernst gar nicht für Steiermark urkundete, und wie sich die Stückzahl der auf die einzelnen Länder bezüglidien Urkunden zu einander verhielte, so Uesse sich aus dem bisher Bekannten etwa Folgendes angeben, obwohl man sich von vornherein gar sehr gegen die Ansicht verwahren müsste, als ob man daraus allein auf etwas Positives unfehlbar schliessen könne und dürfe. Jm Ganzen sind es 56 Urkunden, die uns als er- halten'^^) erreichbar waren. Von diesen entfallen 18 auf

1") 1409»% Graz (A. Handschr. 2255c p. 257); 1409 "/i, Graz (Brandl Urkundenbuch d. Teufenbach Nr. 200); 1409 »»/i, Graz (A. Hand- schrift Nr. 2255c p. 261).

138) 1410% Graz (A. 4410a); 1410»/, Brück a/M. (A. 4413, 4413a, 4413b).

»»>) 1411% Graz (A. 4444 b).

«*o) 1409»% (Muchar 110), 1409% [A. 4381a), 1409"/, o (Mu- char llO;, 1410'% (A. 4408), 1410% (A. 4420).

'*») 1410«% (A. Handschr. 471 f. 56), 1410«%o (Preuenhuber 78), 1410%, (1. c).

'«) 1410«%, (A. 4432).

»<*) Ausser den bereits oben citirten Fundorten wurden biebei in Betracht gezogen: Der 27. und der 31. Band des Archivs f. K. öst. G.

41 -

Steiermark bezugnehmende Stücke, 20 für Ober- und Nieder- Oesten-eich, 8 für Tirol, 1 für Kärnten, 5 betreffs des Ver- hältnisses zu den Herzogen von Baiern und 4 in Bezug auf den mit Herzog Friedrich geschlossenen Erbfolge vertrag. In welchen Monaten Herzog Ernst gar nicht für Steiermark ur- kundete, ist dem oben Citirten leicht zu entnehmen. Aus dieser ganzen, vielleicht müssig scheinenden Zusammenstellung ersieht man doch; dass Steiermark wenigstens kein ganz ver- gessenes Stiefkind blieb. Es sind theils allgemein giltige Verordnungen, die der Herzog erliess,*^^) theils Privilegisi- rungen für einzelne Orte, ^^5) Kirchen und Klöster, theils Ur- kunden, betreffend einzelne Personen, wie Belehnungen, Ur- theile u. s. w. Es kann aber nicht oft genug wiederholt werden, dass es ein unverzeihlicher Irrthum wäre, zu meinen, mit der Ausfertigung dieser bekannten und unbekannten Ur- kunden habe sich die gesammte Thätigkeit Emsts für Steiermark erschöpft. Ein flüchtiger Blick auf das bisher

Qu., Regesta Boica XII. Band, Monumenta Zolleriana VI., Abschriften aus dem Wiener Stadtarch. um Besitz des H. Prof. Zahn) und Brandis „Tirol unt. Friedrich'^ Dass natürlich die Untersuchung nicht bei dem Genannten allein stehen blieb, bedarf wohl kaum erst einer Versiche- rung. Wo anderwärts hat sich eben nichts Neues gefunden und kann daher auch nicht angezogen werden.

«^*) So z. B. 1409% Wien: Hzg. Ernst gebietet» dass keiner, wel- cher in Kärnten, Steyr und Krain nicht sesshaft ist, in diesen Landern Tuch nach der Elle auf den Märkten verkaufe (A. 4881a).

14») 140910/4 Wien. Hzg. Ernst gestattet der Stadt Brück a/M. den freien Salzhandel in Üntersteiermark (Muchar 110).

1410'Vio Steier. Hzg. Ernst erlässt an seinen Burggrafen zu Kirchdorf das Verbot gegen den Verkauf und die Verführung der vene- tianischen Waaren über die Zeiring und des Eisens ttber die Buchan und den Pyrn. (Preuenhuber 78.)

1410% t Steier. Herzog Ernst hebt dieses Verbot wieder auf (ebendaselbst).

1411% Graz. Hzg. Ernst verordnet, dass alle im Burg^eden der Stadt Rottenmann Hegenden Grundstücke gleichmässig zu steuern hätten, und dass niemand ausser den Bürgern daselbst Handel und Gewerbe treiben dürfe (A 4444b).

42

Mitgetheilte zeigt schon, dass sich darunter gar nichts be- findet, was sich etwa auf den Zusammenhang Emsts mit der Landesverwaltung im Grossen und Ganzen bezöge. Dürfte man deshalb diesen schon auch leugnen? Wir müssen zwar bedauern, dass uns keine eingehenderen Quellen zu Gebote stehen, doch war es immerlün gestattet, aus allem uns Zugäng- lichen die oben ausgeführten Folgerungen abzuleiten.

In diese Zeit fällt auch der bereits erwähnte wichtige Erbfolge vertrag Herzog Ernsts mit Friedrich. ^^*') Bei dem Umstände, dass Ernst bis jetzt aus einer langjährigen Ehe noch keiner Nachkommenschaft sich erfreuen konnte, gewann diese Erbfolgeordnung auch für Steiermark eine erhöhte Be- deutung. Denn Friedrich wurde fbr den Fall des kinderlosen Abganges Herzog Ernsts zum Erben aller dessen Lande dies- und jenseits des Arlberges oder zum Vormund der etwaigen mimündig hinterlassenen Kinder Ernsts eingesetzt. Dieser letztere Fall trat auch wirklich nach Emsts Tode ein und dies nicht gerade zum Glücke des Landes sowie dessen künftigen Regenten. Der Abschluss des Erbvertrages wird von den meisten Schriftstellern als ein Act der Abneigung Emsts gegen seinen Bmder Leopold aufgefasst. Das Verhäituiss zwischen beiden war allerdings nicht besonders intim, doch fanden keine ausgesprochenen Feindseligkeiten mehr statt, da ja die Hauptveranlassung hiezu jetzt beseitigt war. Beide Herzoge hatten gleichen Machtantheil, damit waren ja ihre Wünsche im allgeraeiuen erfüllt Ob damnter auch die Vormundschaft gedieh, war bei beiden doch mehr oder weniger Nebensache. Die Ueberzeugung hievon trat auch schon damals zu Tage und sprach sich am stärksten in der Erklärung des plötzlichen Todes Leopolds (3. Juni 141 P^*) aus. Der Aerger über das eigenmächtige Vorgehen der

«*•) 1409"/7 Wien. Kurz 139.

■^') Die Angabe „terdo Maij^ bei Ebendorfer 840 wird durch den Zusatz ^die ipsa eancti Erasmi quae tunc erat quarta feiia in feste PentecoBtes'' auf den 3. Juni hin berichtigt.

- 43

Stände bezüglich seines Mündels ^^^) habe ihm das Leben geraubt. ^^*)

Nach Leopolds Hingange entrollte sich in Oesterreich unter der Enns ein eigenthümliches Schauspiel. Es war eine echte, durch kerne künstlichen Mittel hervorgerufene Volks- bewegung, die dem jungen Herzoge Albrecht in einem Jubel entgegenkam, der wahrhaftig tiefe Schatten auf die zu Ende gelaufene Periode zu werfen geeignet war. Gleich als hätte das Land bisher unter dem Drucke eines unheimlichen Alps geschmachtet, wurde es jetzt der Schauplatz von Kund- gebungen der Gefühle des Wiederauflebens und der hofl^nungs- reichen Erwartung. Mögen auch die diesbezüglichen Schilde- rungen Ebendorfer's ' ^^ mehr novellistischen als historischen Werth besitzen etwas Wahres steckt gewiss dahinter. Wir könnten ja am Ende an das bekannte „leichte Blut"* der Wiener erinnern, die von jeher zu solchen Demonstrationen hinneigten.

Dieser Jubel entsprach aber schlecht den Wünschen des bisherigen Vormunds, Herzog Ernst Wir sind zur Genüge mit denselben vertraut geworden, um uns vorstellen zu können, wie hart es ihm fallen musste, auf die Erfüllung derselben freiwilHg zu verzichten. Und war denn nicht Herzog Albrecht erst 14 Jahre alt nnd deshalb noch unvogtbar? War aber anderseits nicht auch Friedrich da, der, lange genug zurück- gesetzt, nun endlich auch einmal eine Rolle zu spielen be- rufen schien? Wenn es dem Ernst geglückt war, eine Vor- mundschafts - Gemeinschaft mit Herzog Leopold sich heraus- zuschlagen, warum in aller Welt sollte dies nicht auch dem Friedrich gelingen? Welche Perspectiven eröfl&ien sich da! Darum sollte sich also Ernst, dessen höchstes Ziel Autokratie

148) Ebendorfer 840. Aeneas Sylvius „De viris illustribus" (Bibl. d. literar. Yer. in Stuttgart, I. Band) S. 66.

^*^) „Ne ab re BuspiciaDdnm pato, quod et hanc sanguinis ebuUitionen maturavit gra\i8 in barones, prselatos et civitates timc Egen- bnrgfe in unum coactos ferrens ira et vindictae effectus.^ 1. c. 841.

'*'7 Pez, II. 842.

44

war, 80 lange geplagt haben, damit er in dem Augenblicke, wo er das Heft allein in der Hand zu haben schien, abenuals mit einem Bruder theilen sollte! Dieser Antagonismus musste früher oder später abermals zu einem Kampfe führen.

Jetzt war aber die Sachlage viel zu kritisch, um den Kampf sogleich aufnehmen zu können. Es konnte ftkr den Augenblick sogar nützlicher erscheinen, wenn Ernst sich mit Friedrich verbündete, um mit dessen EQlfe die ihm wider- strebenden Elemente zu beseitigen. War nur einmal das Gröbste abgethan, so konnte man seine Operationen schon etwas weiter ausdehnen. Und wirklich finden wir beide Brüder in einer aggressiven Stellung gegen Wien. Das nahe- gelegene Himberg war der Ausgangspunkt ihrer Unter- nehmungen.^^^)

Doch diesmal scheiterten dieselben an drei ihnen weit überlegenen Widerstaudskräfbeu : an dem jugendlichen, aber frühreifen Herzog Albrecht selbst, der durchaus keine Lust zur Rückkehr in das alte und ihm sogar schädliche Vormund- schaftsverhältuiss bezeigte; an König Sigmund, der ganz auf der Seite des letzteren stand; und an den Ständen, deren hervorragendster Vertreter Reinprecht von Walsee, Hauptmann des Landes ob der Enns, den Reigen eröffnete.

Die rasch getroffenen Vorkehrungen dieses energischen Mannes erzwangen auch den Rückzug der Herzoge von Himberg nach Wiener-Neustadt *' 2) Noch einmal sollte das schon so oft gebrauchte Mittel helfen ein Schiedsspruch. Schon am 14. September compromittirte Ernst zu Himberg

<><) Ebendorfer 842. Zugleich säumte auch Ernst nichts seinen alten Einfluss bei der Wiener Bflrgerschaft wieder zur Greltung zu brin- gen; am 18. Juli schickte er von Wiener-Neustadt aus seinen Eammer- schreiber Hanns z. Perchtoltztorff dahin mit der Empfehlung, diesem ebenso „als Ynsselber"" zu glauben. Es ist zu vermuten, dass die im Briefe nicht angedeutete Mission desselben sich auf die in Schwebe stehende Angelegenheit bezog. (Nach e. Abschrift v. Prof. Zahn aus dem Wien. Stadtarch.)

«B») Ebendorfer 843. Lichnowsky 1228.

1

45

auf den König Sigmund J^^) Ehe aber dieser sich zu dem entscheidenden Schritte herbeiliess, schloss er mit Herzog Albrecht gleichsam zum Beweis, dass er ihn fUr reif genug halte am 5. October den so wichtigen ungarisch-öster- reichischen Grenzvertrag ab.^54) 2 Tage darnach verlobte er ihm Elisabeth, sein zweijähriges Töchterchen. ^'^)

Nach solchen Vorläufern konnte man über den Inhalt des erwarteten Schiedsspruches nicht mehr lange im Zweifel sein. Der offidellen Kundmachung desselben, ^^'') die am 30. October erfolgte, ging eine äusserst sorg&ltige Ueber- prUfung aller einschlägigen Documente voraus. ^^') Sodann urtheilte der König : in Anbetracht dessen, dass der himmlische Schöpfer dem 14jährigen Albrecht für sein Alter „genug redlicher vernunfft vnd sinn'' verliehen habe, sowie auch mit Rücksicht darauf, dass schon anfänglich bei der Einsetzung der Yonnundschaft im Jahre 1406 die Dauer derselben nur auf 5 Jahre festgesetzt worden sei, erkläre er nun Albrecht ausnahmsweise schon mit 14 Jahren für volljährig. *^*^) Dem- zufolge habe auch Ernst sich aller vormundschafUichen Rechte zu begeben und die Verwesung des Landes ob und unter der Enns niederzulegen. Finanzielle Streitfragen, die auf jene Bezug haben, werden mit den übrigen gegenseitigen Privatforderungen entweder gleich entschieden oder einer späteren Untersuchung vorbehalten.

Wohlweislich wird schon im ersten Paragraphe ge-

'»») LichnowBky 1227. LOnig R. A. VII. 26.

'»*) Lichnowsky C. II.

«") Kurz 302.

'**) Abgedruckt bei : Herrgott: Monum. Aug. Dom. AuBtr. III/i 18; SchrOtter, Y. Abhandlung aus d. österr. Staatsrechte 849 (unvoUständ.) ; Preuenhaber : Qesch. d. Stadt Steyr, 79 (mit dem Dat. 6. Novemb.) und Rauch: Scriptor. III. 491.

is^ . . . vnd die (versigelten Zeddeln) mit sampt vnsem reten, ertzbischouen, bischouen, preleten, fursten, landherm, rittem vnd knech- ten vnd auch geistlichs rechten vnd kayserlichen gesetzt lere aigentlichen vnd gentzlich(*n vberlesen, verhöret vnd wol vemomen haben. ^ Rauch 498.

lA") Ueber den Rechtsstandpunkt vgl. Schrötter 1. c. VII. Abschnitt.

46

fordert, dass Ernst dieserlialben seinem ehemaligen Mündel keinerlei Feindschaft nachtragen solle. '5*) Wie nachlässig aber Ernst diese Vorschrift eingehalten hat, lehrt die Folgezeit Es ist übrigens kein Revers bekannt; in welchem sich unser Herzog mit obigen Punctationen für einverstanden erklärt hätte. Die Folge davon war, dass das bisher ziemlich fremoid- schaftliche Yerhältniss zwischen Herzog Ernst und König Sigmund ebenfalls in ein gespanntes und später sogar feind- seliges sich umwandelte.

Enföt war aber jetzt viel zu machtlos, um seine ein- gebildeten oder wirklichen Rechte mit Erfolg ausfechten zu können, und der höhnende Nachruf der Wiener: „khez geen Graz!"*^^) bezeichnete diese Machtreducirung in erbarmungs- loser Schärfe.

Und nicht genug an dem, so war jetzt strenggenommen Ernst nicht einmal mehr Herr von Steiermark. Denn nun war ja jener Fall eingetreten, von dem wir bereits bei Ge- legenheit des allerersten Vormundschaftsvertrages gesprochen. Damals war ganz deutlich ausgemacht worden: wenn die Vormundschaft ein Ende haben werde, so sollten die drei Brüder unter drei Länderabtheilungen mit den Vororten Graz, Laibach und Tirol wählen, wobei der älteste zuerst und dann der nächstältere seinen Willen kund geben könnte.^***) Für den Fall, dass mittlerweile einer der drei Brüder mit Tod abgehen könnte, hatte man freilich nicht vorgesorgt Doch was verschlug das? Die beiden überlebenden mussten ja trotzdem dem bisherigen Provisorium durch irgend einen Entschluss ein Ende machen. Und dass gerade Ernst und Friedrich zufälligerweise die überlebenden waren, konnte die Sache nur noch erleichtem.

Wenn man von den DiflFerenzen absieht, die wegen der Vormundschaft möglicherweise hätten entstehen können,

'B^ ^vnd (las in der vorgenant Ernst kain fein tschaft darumb zu- ziehen 8ol in dhain weise.'' Rauch 601. »«0) Ebendorfer 848. 1«') S. oben Noten 27, 29 und 30.

J

47

sofern nicht König Sigmunds Machtspnich dazwischen getreten wäre, so muss man gestehen, dass zwischen jenen beiden bis jetzt ein ganz gutes Nebeneinanderleben stattgefunden hatte. Zeuge hiefür ist auch der von ihnen seinerzeit abgeschlossene gegen- seitige Erbfolgevertrag. ^'^^) Jn Hinblick auf diesen konnte also die bevorstehende Ländertheilung eigentlich nur mehr Sache eines freundschaftlichen Abkommens sein. Und aui diesem Wege scheint sie auch geordnet worden zu sein, denn es findet sich nirgends eine Spur von einer Thcilungsurkunde, keine Ständeversammlungen, kein Schiedsspruch 'mehr. Nur eine vereinzelte chronikalische Mittheilung belehrt uns, dass eine factische Theilung vor sich gegangen war.***')

Jetzt erst war an eine Dauerhaftigkeit des Bestehenden zu denken. Kein Vorbehalt, keine Präclusivclausel, drohte nun- mehr den Zusammenhang zwischen dem Lande und dessen Kegenten zu erschüttern. Wohl hatte dieser mit Steiermark auch Kärnten und Krain gleicherweise übernommen, aber die eigentliche Residenz des Herzogs war jetzt doch wieder Graz. Und so war denn Steiermark wieder zu jener politischen Stellung gelangt^ die sie bereits bis 1408 eingenommen hatte und jetzt sogar noch im vergrösserten Massstabe. Denn sie bildete den Kern eines Ländercomplexes, der später unter dem Namen „Innerösterreich" zusammengefasst wurde. Diese erweiterte Machtstellung mochte auch in Verbindung mit der angeborenen Ehrsucht des Regenten die Veranlassung bilden, warum er sich von jetzt an,^^^) anfangs vereinzelt, dann aber permanent ,,Erzherzog'^ schrieb und so tituliren liess.

<") S. oben Note 146.

183) Yeit Arenpeck im Chron. Austr. bei Fez I. 1275: „mortus igitur Wilhelmo duce et fratre eins Leopoldo juniore sine liberis Ernes- tu8 et Fridericus fratres diviserunt terras. Emesto cessit pars inferior Styria, Carinthia et Camiolia; Friderico pars superior scilicet Tyrolis, Alsatia, Burgovia et€.^

!•<) Also nicht erst von Hld an, wie Muchar YII. 127, meint: Der Gebrauch des Erzherzogtitels bei Ernst ist zuerst in einer Urkunde von 141 1<% V^iener-Nenstadt nachweisbar, woselbst rErzherzog** (archi- dux) Ernst die Rechte, Freiheiten und Privilegien von Pordenone bestätigt

48

Dieser neuen Aera ermangelte auch nicht der nötige geräuschvolle Anfang. Es war dies die Walseer Fehde, an der anfangs Herzog Friedrich selbst auch mithalf (wahr- scheinlich October bis November 1411 ^"5), und die für die streitlustige Ritterschaft dieser Zeit eine wahre Musterfehde abgegeben haben mag. Wir wollen deren Verlauf bei einer späteren Gelegenheit etwas genauer in^s Auge fassen und wenden jetzt unsere Aufmerksamkeit der anderweitigen Be- thätigung des Herzogs zu.

Theils private, theils öfFentUche Angelegenheiten waren es.

(Font, rer Austr. XXIY. 161). Machan Ansicht, die auch von Fritz „Gesch. des Land, oh d. Enns*^ u. a. getheilt wird, ist übrigens nur eine Wiederholung dessen, was Lichnowsky V. 156 behauptet hatte, der noch hinzusetzt j : »Auf seinen Siegeln war er nur Herzog und fremde Forsten nannten ihn nicht anders." Auch das letztere ist unrichtig, denn schon im Jahre 1408, also lange bevor noch Ernst selbst sich so nannte, titulirte der Doge Mocenigo von Venedig ihn als „archidux Austriae^ (Vgl. Godice diplomatico Istriano III. u. Mittheilungen des histor. Vereins für Krain X. 22). Und dann ist auch in der That bei Herrgott „Monum. aug. dorn, austr. I. Tab. VIII. Nr. 6 ein Siegel abgebildet, das die Umschrift führt: „Amestus dei gracia archidux Austrie, Styrie, iCarinthie et Garni* ole etc.^ Die zu Gunsten Lichnowsky's abgegebene Erklärung Fimha- bers (im Notizenblatte des k. k. Akad. d. Wissensch. L Band S. 74) ändert an der oben aufgestellten Ansicht ebenfalls nichts ; denn trotz des- sen n emsigsten*^ Nachforschungen konnte es ganz gut möglich sein, dass ihm eine Urkunde entging, indem sie eben an einem ihm unzugänglichen Grte sich befand. Sachlich genommen, dürfte es gewiss auch viel plau- sibler sein, den Anfall von so und so viel Ländern eher für den wahren Grund der Annahme des Titels zu halten, als nur die simple Erbhuldi- gung in Kärnten. So fasste es auch der alte Schrötter in seiner II. Ab- haudlung v. d. österr. Staatsrechte (I. Abschn. § 20, Seite 54—55) auf, der freilich als Beispiel nur die kämtn. Landhandfeste von 1414 an- führt. Höclist interessante Beiträge über den Gebrauch des Erzherzog- titels förderte in neuerer Zeit Ghmel zu Tage (in seinem „Berichte Ober den Fortgang einiger akademischer Unternehmungen" in den Sitzungs- bericht, der k. k. Akad. d. Wissensch. XXII. p. 42, Note 2), namentlich über die Zeit vor und nach Ernst. Die von diesem selbst gebrauchte und von andern ihm beigelegte Titulatur ist fast durchgängig : „Herczog Ernst erczherczog ze Österreich etc.'' <«•) Ebendorfer 843.

49

die ibn beschäftigten. Unter die ersteren gehört vor allem auch die Besitzergreifung des Schlosses Göstmg. Kaum hatte Leopold die Augen geschlossen, so forderte Ernst schon auch von dem dortigen Pfleger die üebergabe der Festung. Das Pflegeramt versah damals der schon öfters genannte Caspar der „Sawrer*', ein Ahne der nachmaligen Saurauer*'^'^). An- fangs ein einfacher Schreiber zu Göss*^'^, woselbst seine Muhme Anna Dechantin war*^^), und Amtmann in dem dazu- gehörigen j^Schratlamergerichte" **'*), hatte er es verstanden, sich allmälig dem Herzoge Leopold zu nähern und dessen Vertrauen zu erwerben. Er erhielt das Schloss Gösting in Pflege*^") und bezog ftlr diese „purkhut" jährlich 150 Pfd. Pfennige ^^^). In

166) ^icht zu verwechseln mit dem kärntnerischen Adelsgeschlechte der Saurer; der Unterschied ist am Siegel zu erkennen. Auch wird er einmal in einem Originale (A. 4444a) ausdiilcklich Caspar der S a w r a- wer genannt, üeber die Familien- und Besitzverb&ltnisse des Caspar 8. ergeht sich ausführlich dessen Testament von 17. Juli 1899| welches er vor dem Antritte einer weiteren Reise ausgestellt hatte. Es sei ge- stattet, aus demselben einige Belegstellen mitzutheilen : „Des ersten, were, ob ich des geuerts darauf ich yetz bin vnd in fremde land main ze reiten, nicht herwider haim ze land k6m vnd von tods wegen abgieng, da got vor sey, so sol das gemacht vnd die Widerlegung, so ich Doro- theen von FlSdnicz meiner lieben elichen hawsfrowen gegeben vnd getan hab, by allen krefften vnd handuesten beleiben . . . Wer auch, daz die selb mein elich hawsfrow als ich sie yeczund s wanger hinder mir gelassen hab, ain tochter gewunen vnd nicht ainen Knaben, so sol mein tail der vest Lug gast . . . geuallen auf Balthasarn den Sawrer meinen lieben prüder vnd auf sein sun .... Ich hab euch der egenanten meiner hawsfrawen etwie vil geprochens Silbers empho- Ihen, vnd hab euch auf einer Joppen etwie vil Silber, darczu hab ich ain silbrin gurtet hie ze Tann gelassen. Also schaff ich, wSr daz ich von tods wegen abgieng, daz man dann aus demselben Silber ain mon- strantz machen sol die zehen mark silber swSr sey . . . vnd dan diesel- ben monstrantz an die pbarrkirchen ze Lnggast geben . . . Item man sol euch nach meinem tod vnd abgang tawsent mess ausrichten . . . (A. 3986).

"») A. 4307.

"») A. 4290.

«••) A. 4290.

<*«) A. 4826a.

t?>) A. 4829.

MltÜMO. dit hUU V«r«iu C St«l«rautfl(, XXV. H*ft, 1877. ^

50

dem Kriege gegen Mähreu unterstützte er seinen Herrn nach Kräften *^^ und wusste glücklich gegen ihn eine Schuld- und Burghutforderung von 310 Pfd. zusammen zu bekommen, so das8 jener ihm versprechen musste, ihn solange in der Pflege zu belassen, bis diese Forderung getilgt sei^'^). Wie sich der Saurauer in dem Besitzstreite zwischen Ernst und Leopold verhalten, haben wir bereits erfahren. Der beinahe flehende Ton, in dem ihm Leopold schreibt, lässt uns die Wichtig- keit dieses Mannes erkennen ^'^). Ein echter „Haltfest*', war er damals nicht auf die Anträge Ernstes eingegangen und misstraute ihnen auch jetzt noch. Denn trotz des herzoglichen Befehles an den Landeshauptmanns^^) und von diesem wieder an den Landschreiber, zögerte er dennoch mit der Herausgabe der versiegelten Kisten, Truhen, Laden u. s. w,, und wenn ihn der letztere auch hundertmal versicherte, dass er seinem Diener Dörnberger vertrauen könne wie ihm selber**^ er konnte des Gedankens an seine ^^versorgnüss*" nicht los wer-

>'>) A. 4893.

«»») A. 4898.

174) z. B. 1408* V,, Wien: . . . Dauon bitten wir dich mit ganczem ernst, das du also bey vns auf denselben tag zu der Newen* statt seyest vnd dich daran nichts lassest irren. Daran erczaigst du vns ain solich lieb geuallnuss die wir gnedichleich gen dir erkennen vnd zu gut nicht vergessen wellen dein ver- schriben antwurt." A. 4362.

i'>) 1411"/« Wien. Hzg £rn8t schreibt an den Landesshauptm. Friedr. v. Fledentz: „Lieber getrewr haubtmann. Wir schreiben yecz deinem aidem Caspam dem Sawrer, daz er vnserm lantschreiber Lyenharten dem Stubyer der losung vmb Gestnikg stat tu, vnd daz er dir vnd im auch mit ainer gCiten gewissen inantburt alle verpetschadt, kisten, truhen, laden vnd all andere ding, stuk vnd gezeug, die im von vnsers lieben pruders herczog Leupolts seligen wegen geantwurt sind. Emphelhen wir dir vnd begern ernstlich, daz du dabey seyst vnd mit sampt vnserm egenanten lantschreiber ewm fleiss darzu keret dax vns an der losung des gelts geleich vnd recht geschech vnd daz ir die ege- nanten kisten, laden, truhen vnd die andern stuk, ding vnd gezeug von im mit ainer guten gewissen innemet vnd daz du die dem egenanten vnserm lantschreiber ingebest . . . " A. 4454.

176) A. 4466.

51

den. Um doch endlich in dieser Beziehung in's Reine zu kom- men, musste sich der Herzog sogar bequemen, eine Tagsatzung anzuordnen und sich daselbst durch Hanns den Leisser ver- treten zu lassen ^^') Der „Herr Pemhart von Pettaw" musste die beiden Theile abhören und schliesslich scheint ein güt- liches Uebereinkommen getroffen worden zu sein. Der Saurauer blieb wie bisher Burghüter und diente jetzt ebenso treu seinem neuen Herrn wie vormals dem Herzog Leopold.

So war Ernst in den langersehnten Besitz des besagten Schlosses gelangt. Wenn wir mit dieser Thatsache noch ver- binden, dass Herzog Ernst sich auch vom Günther von Herber- stein dessen Feste Mährenfels (in Istrien) zum Dienst und Gebrauche einräumen liess^'^), so erkennen wir hierin sein Bestreben, sich mit allen Mitteln festzusetzen.

Noch blieb aber das Wichtigste die Stellung zum Lande selbst zu reguliren. Bis jetzt war noch immer weder eine Huldigung noch eine Bestätigung der steirischen Landeshandfesten vor sich gegangen. Die geduldigen Steirer hätten dagegen auch gewiss nichts einzuwenden gehabt, wenn die Verhältnisse sich nur halbwegs so angelassen hätten, wie etwa noch unter Wilhelm dem Freundlichen. Sonderbarer Weise hatte man bisher sogar lieber vermieden, um eine Gesammtbestätigung der Landes-Freiheiten anzusuchen, aus Besorgniss, dass bei einer solchen AufFrischung möglicherweise der eine oder der andere Punkt ein klein wenig Schaden leiden könnte. Inzwischen hatte sich aber der Charakter der Zeit sehr gewaltig verändert Die Verworrenheit der verflosse- nen Jahre, das Schwankende der Gegenwart in Verbindung mit dem ebenso wenig tröstlichen Unsicheren der Zukunft dies Alles zusammen musste die steirischen Stände doch endlich einmal aus ihrer verhängnissvollen Lethargie heraus- rütteln. War man denn sicher, ob nicht schon im nächsten

<7^ A. Handschr. 3057a. Nor das Verhör ohne Urtheil, wosa in der Handschr. unter der Ueberschrift : „Yrtail von Gestnig wegen** wohl Raun gelassen, derselbe aber nicht ansgeflUlt wurde.

'7") A. 4458; Kumar I, 155.

4*

52

Jahre wieder ein unverhoffter Sy stein Wechsel eintrat? Und was durfte man da um einzelne Punkte sich ängstigen, wenn bei dem Mangel eines ständigen Aufbewahrungsortes sehr kostbaren Freiheitsbriefen in ihrer Ganzheit ein Verlust drohte, wie es factisch schon bei einigen der Fall war?'^^)

Solche Erwägungen mussten bei der Landschaft unbe- dingt den Wunsch nach einer definitiven Sicherstellung rege werden lassen. Auf der andern Seite aber hatte auch der Herzog Gründe genug, um solche Wünsche nicht gänzlich unbeachtet zu lassen. Die Erfahrungen der letzten Jahre konnten an ihm nicht spurlos vorübergegangen sein. Die Stände in Oesterreich waren ihm als eine Macht entgegen- getreten, vor der er trotz air seiner glänzenden Eigenschaften schliessUch doch den Kürzeren zog. Sollte er es auch in Steiermark zu einer solchen Selbsständigkeit, einem so selbst- bewussten Auftreten gelangen lassen?

Wir wissen nicht, ob uQch etwa eine sich eingestellte Pression diese Besorgniss veinnehrte, das Resultat der obigen Momente lässt aber eine solche vermuten. Denn schon am 2. Dezember 1411 trat ein Huldigungslandtag zusammen ^^^). Während hier der Eid der Stände gewissermassen nur eine Ergebenheitsversicherung in ziemlich knapper Form darstellt ^ ^ ^),

<'•) Vgl. Luscbin: „Die steir. Landhandfesten'' i. d. Beitr. z. K. 8t. ö. Qu. IX.

i'^o) „Anno etc. quadringentesimo iindecimo feria qnarta post An- dree dominus dux £rnestus prestitis baronibus jurementum in Styria*. Cod. ms. Nr. 14. fo!. 75b im k. k. Staatsarch. z. Wien. Vgl. Krones: „Vorarbeiten" zur Quellenkunde und Gesch. des mittelalterl. Landtagswe- sens in Steierm.^ i. d. Beitr. z. E. st. 6. Qu. II. p. 78 Nr. 99.

"^0 „Juramentum baronum et ministerialium econverso: In werdet all swem dem hochgebom fursten vnserm gnedigen herrn herczog Ern- sten etc. als dem eltisten vnd als ewm rechten landsfSrsten vnd erb- herren seinen frumen ze furdern vnd seinen schaden ze wenden vnd ge- trew vnd gehorsam ze sein, als das von alter mit recht herkomen ist. vngeuerlich." Cod. ms. nr. 14. fol. 76b. im k. k. Staatsarch. z. Wien. Lichnowbky 1248.

53

ist in dem vom Herzoge abverlangten Eide ein bestimmter, vorschreibender Ton erkennbar* ^2),

Merkwürdig ist auch, dass die hierin erwähnte Bestäti- gung der Landeshandfesten erst 3 Jahre später erfolgte. Sollten die Stände; welche dem Herzoge nach erfolgter Vor- legung der Privilegien nur eine einmonatliche Ueberlegungs- frist gestatteten, mit deren Beschaffung durch eigene Schuld so lange gesäumt haben, oder waren die Misshelligkeiten mit König Sigmund daran schuld, oder der Unmut des Herzogs über irgend eine vorhergegangene Pression?

Sehr zu beachten ist, dass bei diesem Huldigungslandtag noch immer nicht die „stett vnd merkt" vertreten sind, wie dies wohl schon in der nachfolgenden fridericianischen Periode regelmässig der Fall ist Nichtsdestoweniger ist ihre politische Bedeutung im Steigen begriffen. Der Fälle, wo sie der Herzog durch Annahme zu Bürgen auszeichnete, haben wir bereits gedacht. In der richtigen Erkenntniss, dass er gerade an ihnen eine wichtige Stütze gewinnen könne, begünstigte er sie auch noch femer. So schon in den nächsten Tagen nach dem ge- nannten Landtage, indem er ihre Abhängigkeit von der Grazer Landschranne aufhob und die Befugniss der Stadt- und Marktrichter erweiterte *^^), sowie er auch auf ihre ökonomi- sclien Verhältnisse Bedacht nahm*^^). Im folgenden Jahre werden sie bereits zu den Landtagen zugelassen*"^)

<0*) n Gnädiger herr herczog Ernst etc. Ir werdet swem den land- lenten, herren, rittem vnd knechten ze Steyr, sy vnd ir erben lassen be- Hben bey allen den rechten, fireyhaiten vnd g&ten gewonhaiten, als das von alter herkomen ist, vnd auch aUe die rechten, die ewr voruordem brief beweisent, auch stet wellet halten vnd dabey genaslich lassen be- leyben an all geuerde, vnd vns auch diese brief mit ewm brieffen be- stettigt in ainem monneyd nach dem vnd man ew sy versigelt f&rbringt ^ Ebenda. Lichnowsky 1242.

i>i8) 1411«/,, Graz, A. 4472a und 1411%« Graz, A. 4473a. '«*) 1411 »/n Graz, A, 4473. (bezüglich ihrer Schankprivilegien). •") Vgl. A. 4486 und 4496; Krones 1. c. m. p. 96 -97. Nr. 22 nnd 28.

54

Am nämlichen Tage, an dem der Huldigungsact vor sich ging, fertigte Herzog Ernst auch eine ganz merkwürdige Urkunde aus. Er erklärte darin, dass Reinprecht von Walsee wegen Ungehorsam gegen den Landesftlrsten und Erbherm alle Herrschaften, Festen, Sätze, Lehen und Gülten in seinen und Herzog Friedrichs Landen verwirkt habe und belehnt damit den letzteren, der sie zu seinem Gehorsam bringen und ziehen mag ^als andere Unser beider Güter" ^^^. Hiemit werden wir abermals an die Walseer Fehde erinnert.

Die Veranlassung hiezu war rein politischer Natur. Wir haben Reinprecht von Walsee bereits als einen Hauptanhänger des junges Herzogs Albrecht kennen gelernt Da er wegen seiner ausgedehnten Besitzungen auch in den südlichen Alpen- ländern in einem gewissen Abhängigkeitsverhältnisse zu den beiden herzoglichen Brüdern stand, so war sein Auftreten gegen diese allerdings auch ein Auflehnen gegen seine recht- mässigen Landes- und Lehensherren. Unter seinen zahlreichen Besitzungen in Steiermark mögen nur die Herrschaft Bie- gersburg nebst zahlreichen Gütern am Raaberboden, das Dorf Waltendorf bei Graz und Gonobitz in Untersteier hervor- gehoben werden*^'). Bis 1413 hatte Herzog Ernst bereits 7 Schlösser von ihm genommen *^^).

Schon in dem Schiedssprüche Sigmunds vom 30. Oc- tober Uli war auf diese Misshelligkeiten Rücksicht genom- men worden *^*^), und es hatte damals geschienen, als ob Herzog Ernst zu einem gütlichen Vergleiche sich herbeilassen wolle. Doch bald hatten die Feindseligkeiten wieder von neuem begonnen. Es ist gar nicht unwahrscheinlich, dass die- selben mittelbar sogar gegen Herzog Abrecht selbst gerichtet waren, denn am 28. Jänner 1412 sieht sich dieser genötigt

18«) Lichnowsky 1244; Kurz I. 172.

<8') Vgl. die Regesten üb. d. Hen-n v. Walsee von J. Chmel, No- tizenblatt der k. k. Acad. d. Wissensch. 1654 (TV. Band).

•«") Preuenhuber „Gesch. d. Stadt Steyer' 80 (die Namen der Schlösser werden nicht genannt).

»•^«) Rauch DI. 601. § 3.

j

55

zur Hintanhaltung der „krieg, stOss vnd mishelung'^ in seinen Landen einen Landfrieden aufzurichten^'^, Air dessen Ein- haltung aber Reinprecht von Walsee in erster Linie reversiren muss^^^). Dieser letztere war eben auch nicht der Mann, der geduldig und widerspruchslos sich seines Eigentfiums entäussem liess und solcher Verträge wie mit den Söldnerhäuptlingen Peter von Eonypazz und Jan Necztyn, die ihm mit 180 Pferden gegen seine Feinde zu Dienst reiten sollen ^*2), mag er gar manchen gegen den ihm feindlichen Herzog abge- schlossen haben.

Diese Fehde zog sich nach einzelnen Unterbrechungen ziemlich in die Länge. Die Stadt Steyer ftlhrte bei derselben eine Ait Spionage aus. So oft der Walseer mit irgend einem Anschlage schwanger ging, avisirte sie schleunigst den Herzog Ernst davon, der es dann nicht versäumte, ihr' regelmässig seinen Dank abzustatten^'^. Am 13. Jänner 1413 unterrichtete er sie von Gonobitz aus von seinem Plane, dem Walseer die Burg Gonobitz wegzunehmen ^'4); er bestellte sich auch wirk- lich zu diesem Zwecke von seinem Pfleger zu Gösting 4 Fäss- chen Pfeile und ein Fässchen Pulver ^'^). Endlich, nach dem Falle auch dieser Festung*'^), schlössen Ernst und sein Bru- der am 4. Februar 1413 mit dem Walseer einen Waffen- stillstand ab, der sich nach verschiedenen Erneuerungen im Jahre 1417 endUch in einen völUg friedlichen Ausgleich ver-

^90) „wun wir durch frum, nucz vnd aufnehmens willen vnserer land, leutt vnd ze underkomen solich krieg, stdsse vnd misshelang, die yecr in vnserm land sind, ainer ainung vnd Ordnung vberainkomen sein . . . ** Notizenblatt der k. k. A. d. W. 111. 807. Vgl. Arch. f. K. ö. G. Qu. XXXI. 305.

1*0 Notizenblatt 1. c. 808.

»••) 1. c. II. 8. Nr. 260.

«»*) Vgl. Preuenhuber 80.

'•*) 1. c.

"«) A. 4516.

**<) „Desselben jahrs (1418) gewang herczog Einst vnd herczog Fridrich herm Reinprechten von Walsee ob Rockerspurch, ain guets banss, Ganabicz und andere geschlöss und gnetter aulT der Stoyennarckh.** Klostemeuburger Chr. 241.

56

wandelte*'^. Als hauptsächliclister Beweggrund zur Abschlies- sung des Waflfenstillsandes wird von beiden Theilen die Inter- vention König Sigmunds angegeben**^.

Die Stellung zu diesem hatte in der letzten Zeit auch so manche Wandlungen erfahren. Betrachtet man den Gang der Osterreichischen Geschichte vom Tode Wilhelms bis zum Regierungsantritte Herzog Albrechts V. , so ist es - wirklich auffallend, welch' dominirenden Einfluss König Sigmund auf die Entwicklung derselben ausübte. Nicht Eine bedeutende Krise konnte da vorübergehen, bei der er nicht irgendwie betheiligt gewesen wäre. Und fragt man nach dem meritori- Rchen Werte dieses Einflusses, so kann man durchaus nicht leugnen, dass der König oft genug wie ein Dens ex machina sich einem heillosen Zusammenbrechen entgegengestenunt hatte. Der Dank hiefilr war allerdings nur ein getheilter. Es ist aber nur zu wundem, dass er nicht schon längst die Ver- wirkUchung jenes bekannten Sprüchleins von den zwei Strei- tenden und dem dritten sich Einmengenden an sich selbst er- fahren hatte. Dagegen war er freilich viel zu ansehnlich und herüben die Uneinigkeit viel zu gross. Aber endlich hatten sich auch hier einmal die Verhältnisse geklärt; zwischen den beiden herzoglichen BrtUlem herrschte nicht nur keinerlei Zwiespalt, es machte sich vielmehr ein stetig wachsendes Ein- verständniss bemerkbar. So oft sich aber Ernst seinem Bruder Friedrich genähert hatte, galt es immer zum Bunde gegen einen Dritten, früher gegen Leopold, dann wieder gegen Her- zog Albrecht und den Walseer und jetzt endlich gegen König Sigmund.

So etwas konnte aber diesem letzteren nicht lange ver- borgen bleiben. Das zu Anfang des Jahres 1412 mit der ihm

«•») Kurz I. 188 ff.

1'^) Schon am 27. Jänner hatte Ernst von Brück a/M. aus der Stadt Steyer befohlen, den mit seiner GeseUschaft abziehenden Abensper- ger den Pass durch Steyr ziehen zu lassen, weil König Sigmund von ihm begehre, mit Reinprecht von Walsee bis Michaeli Frieden zu machen. Preuenhuber 80.

57

feindlichen Republik Venedig geschlossene Bttndniss der beiden Brüder*®^ benahm ihm jeden Zweifel über die eigentlichen Absichten derselben, und um ihnen zuvorzukommen, kündigte er Herzog Ernst den Frieden (1412 Februar^^*^). Aber dieser hatte sich ebenfalls für diese EventuaUtät schon vorgesehen. Schon zu Ende 1411 hatten er und sein Bruder mit dem Polenkönige Wladislaw II Unterhandlungen angeknüpft, welche gegen den Ungamkönig gerichtet waren ^o^). Das Ergebniss dieser Verhandlungen war ein am 24. Februar 1412 abge- schlossenes Schutz- und Trutzbündniss^'^'^). Trotzdem muss dieses letztere keine genügende Sicherheit gewährt haben, denn Ernst ist noch immer um sein Land besorgt^^s) und wandelt lieber auf dem sicherem Wege der Unterhand- lung**^^). Durch die Intervention Herzog Albrechts gelingt es

!••) Lichnowsky 1246; Egger, Gesch. Tirols I. 471 72; Asch- bach, Gesch. König Sigmunds I. 823.

100) I4l2<*/t Wiener-Neastadt, schreibt Hzg. Ernst an seinen . Pfleger Caspar Sawrer: „Getrewr. Vnser lieber getrewr Fridrich von Fledencz ynser haubtmann in Steyr hat vns gesagt, wie in der edel vnser Heber getrewr graf Hermann von Cili der elter hab geschribeni daz vnser swager N. der kunig den sacz den derselb von Cili zwischen sein vnd vnser baider landen ungern vnd Steir hat gemacht, abgesagt hab, daz der ah eritag nach Reminiscere schirist künftig ausgee (= 1. März) vnd well mit vnsselber kain sacz halten. Dauon emphelhen wir dir vnd wellen ernstlich, daz du dich darnach richtest, so du pest kennest, wenn wir oder vnser egenanter haubtman dir embieten, daz du dann zu vns ziehest ze rossen vnd zu fuessen so du sterkest mfigest vnd vns, vnser land vnd lefit helffest ze retten als du vns des schuldig bist. Das wel- len wir gnSdiklich gen dir erkennen. Vgl. oben Note 128.

»«') Brandis nTirol unter Friedrich«, 864.

«««) Kurz 806.

"») S. oben Note 200.

»»*) Ernst an Saurer (1412'»/, Wiener-Neustadt): ... Als wir dir vor geschriben haben, daz du herren, rittern vnd knechten soltest embieten zu dir ze komen, begem wir ernstlich, weih also zu dir gen GrScz komen w@m, daz du die bey dir daselbs behaltest, wan vnsers lieben vettern rSte yecz hie bey vns liegend, vnd mainet derselbe vnser vetter zwischen dem kunig vnd vns ain frid ze machen, darumb aber noch nichts ist beschlossen, vnd wie sich das endet, das wellen wir dich auch für sich wissen lassen.'' A. 448Sa.

58

auch einen Waffenstillstand bis nächsten Georgitag zu Stande zu bringen *''*^^).

Die Zwischenzeit wollte Ernst benützen, um sich auf einem Landtage mit den steirischen Ständen in ein näheres Einvernehmen zu setzen^^^. Die Stimmung muss aber hier keine besonders kriegslustige gewesen sein; denn nach Ab- lauf des Ruhetermines befindet sich der Herzog auf der Reise nach Ungarn, um dort abermals zu unterhandeln. Unterdessen beauftragt er seinen getreuen Saurer fUr die Zusammensetzung eines neuen Landtages zu sorgen und im Notfalle den Land- sturm aufzurufend^*). Aus diesem Auftrage sowie aus der weiters mitgetheilten Correspondenz leuchtet hervor, dass der Herzog diesmal seine Lage durchaus nicht von einem optimi- stischen Standpunkte aus beurtheilte. Es wird wohl auch ander- seits behauptet, dass Ernst absichtlich mit dem Beginne der Feindseligkeiten so lange gezögert habe, um sich vorher noch mit dem zu Sigmund reisenden Polenkönige Wladislaw etwas genauer zu verständigen ^^^. Dieser scheint aber eine etwas

«»*) Lichnowsky 1288.

»0«) Ernst an Saurer (1412«y3 Graz): „Lieber getrewr. Von sol- her stoBB wegen, ^ie sind zwischen vnserm swager dem kfinig vnd vns vnd darumb der frid auf den nächsten sand Jörgen tag ausgeet, empfel- hen wir dir ernstlich vnd weUen, daz du aU Sachen zerugg legest vnd dich nichts irren noch sawmen lassest in dhainen weg, du komest auf den nächsten Samstag nach Tiburcy vnd Yaleriani (= 16. April) schirist kfinftig her zu vns, wan wir prelaten, herren, dein vnd anderr ritter vnd knecht vnd stet, die wir auch dannher besandt haben von der vnd an- der (I) vnser merklichen notdurft wegen genötigs bedfirffen. Dauon lasse des nicht, das wellen wir gen dir gnedig erkennen."^ A. 4486.

"») Ernst an Saurer {H12^% Wiener-Neustadt): „Wir sennden dir hiemit ainen offen brief an all graffen, herm, ritter, knecht, stet vnd mSrkt in Steyr, den du wol vernemen wirdest Empfelhen wir dir vnd bitten auch gar emstleich, daz du dir all vnser sach, die weil wir yecz ze Ungern sein, lassest sein getrewleich empliolhen vnd darin das pest tust als wir dir wol getrawen, vnd ob sein not geschah, so solt du vnser egenant lantvolk auf vnser vorgenant schreiben vnd den offen brief vmb rat vnd hilff anrfiffen." A. 4496.

*") Aschbach I. 324.

j

59

zweideutige Rolle gespielt zu haben ; denn einerseits verkelirt er in sehr intimer Weise mit Sigmund was ihn aber an ge- heimen Intriguen gegen diesen nicht hindert^"^) anderseits macht er wieder an Ernst Zugeständnisse'^*^), und schliesslich ist dieser doch nur erst so weit, dass er bei seiner Abreise zwei Vertraute beim Polenkönige zurücklassen muss, um diesen noch weiter zu bearbeitend^*).

üeber Sigmund ist Ernst geradezu empört, er schiebt ihm sogar unlautere Motive unter, und doch scheut er sich jetzt mehr als je vor einem Angriffe und rüstet sich nur zur Yertheidigung^*'^. Diese Haltung ist auch ganz natürlich, denn

"•) Vgl. 1. c. Note 84.

««0) Engel nöesch. üng.« II. 271.

<'i) Ernst an Saurauer (141218/5 Ung. Altenburg): ^Getrewer lie- ber. Als wir yecz zu Ofen bey Tnserm lieben brüder dem kunig von Po- lan sein gewesen, sein wir mit vnserm swager dem kfinig von Üngem an end von dann geschaiden vnd versteen, er well sein mutwillen mit vns treiben vnd vns an vnserm vätterlichen erb zedringen, doch unnerschuldt des wir vns aber mit gots bilfiP weUen widerhalten. Emphelhen wir dir vnd begem ernstlich, daz du dir an vnsers lieben getrewn Friedrichs v. Fledencz vnsers hofmaisters vnd haubtmans in Steir deins swehers stat all vnser Sachen lassest empholhen sein vnd sonderlich dein knntschaft allenthalben habst, ob die Ungor in vnser land wolten ziehen, daz du dan yedeiman anruffest zu dir zereiten, vnd das pest tust in allen Sachen, als wir nicht zweifeln, daz wir an vnsem geslossen icht schaden noch smSch emphahen. Auch haben wir zwen vnsrer rSt zu Ofen bey vnserm brfider dem von Polan von der sach wegen gelassen, was die endes bringent weUen wir dir auch embieten.** A. 4500a.

***) 8. vorige Note. Ob sich Emsts Vorwurf: ^er weU seiuv mutwillen mit vns treiben** sich nicht auf die von Ebendorfer (p. 844 fiberlieferte angebliche Indignation des Königs Qber die herzoglichen Pferde- decken bezieht? Sigmund wäre solch' launiger Einfälle schon &hig gewesen; vgl. z. B. Aschbach I. 357-859. Dass aber König Sigmund guten Grund hatte, sich über Herzog Ernst zu ärgern, dürfte aus der obigen Darstelung klar genug hervorgehen. Hiemit erledigt sich auch die von Chmel (in dessen „Notizenblatte'' v. J. 1848, S. 24) aufgeworfene Frage: „Wie ist folgende Stelle der Chronik des Thomas von Hasel- bach (1. c.) zu verstehen? Warum zürnte Kaiser Sigmund über Herzog Ernst den Eisernen?'' Welche momentane Wirkung der „kaiserliche Zorn beim Herzoge hervorrief, davon zeugt die artige Anekdote bei Un-

60

kurz vorher (6. Juni) hatte sich ja Sigmund mit Herzog Albrecht förmlich gegen ihn verbunden**^). Ernst war mithm in Gefahr, von zwei Seiten eingeschlossen und zuletzt erdrückt zu werden. Wenn er nur wenigstens vom Polenkönig eine sichere Unterstützung hätte erwarten dürfen doch das Ganze, was er bei diesem erreichte, reducirte sich auf das kahle Versprechen, zwischen dem 30. Juli 1412 bis zum Georgitag 1413 einen Schiedsspruch zu fällen '^^). Wie viel man auf dieses Versprechen gab, beweisst der Umstand, dass trotz der näheren verwandtschaftlichen Beziehungen, die sich durch die um diese Zeit^*^ erfolgte Vermählung Herzog

rest (Ghron. Austr. in Hahn ^Ooll. mon.'' I. 540): ^Er (d. i. Ernst) was kaines forsten zag, er sorgt auch kayser Sigmundten nichts! Wann ains- mals was im der kayser etwo gram, do kam hertzog Ernnst zu im gen Prespurk, da emphienng in der kayser mit ubermuet und sprach: Seyt wiUikum der von Habspurg, do dannckt er im und sprach: 6ot danck ewch herr von Lutzelburg.^

«»») Kurz 173.

«•*) Lichnowsky 1388.

OB) Die chronologische Einreihung der Hochzeitsfafart des Herzogs Ernst nach Polen, sowie die der Wallfahrt nach Jerusalem ist noch immer nicht mit Sicherheit festzustellen. Während das magnum chron. Belgicum p. 355 die erstere in das Jahr 1418 verlegt, ist dies nach Ebendorfer (844) um ein Jahr früher anzusetzen, da er den Herzog gleich von Ofen weg nach Krakau eilen lässt. Bezüglich der Fahrt zum heil. Grabe berichten nur zwei Quellen: Ebendorfer (844>, der sie vor die Reise nach Ofen setzt und das Tagebuch Kaiser Friedrich's (bei Chmel „Gesch. K. Friedr.'' I. 584), in welchem die Ritter, die mit seinem Vater am heil. Grabe den Rittersschlag erhalten hatten, in eine Liste gebracht sind, ohne weitere Zeitangabe. Nach und nach hat sich folgende aUge> meine Ansicht herausgebildet. Im Jahre 1412 habe Ernst die Cimburga heimgeführt und im nächsten oder zweitnächsten Jahre die Wall&hrt unternommen; das Erstere der Angabe Ebendorfers zulieb, das Zweite gegen dieselbe, da hiemit das aus den AussteUungsorten der emestim- sehen Urkk. hergestellte Itinerar nicht übereinstimme. Muchar's sehr scharfsinniges Raisonnement (YII. 125) lautet: «I^&s Land Steiermark betreffend, haben wir seit Ende des Jahres 1412 keine Urkunde des Landesherzogs Ernest und gleicherweise keine mehr vom 4. Februar bis zum 8. Juli 1413. Diese Zwischenzeit halten wir für die wahre Epoche, in welcher Herzog Ernst seine Wallfahrt gethan hat" Nun

61

Ernst's mit Ciraburga, der Tochter des inasovischen Herzogs Szemovit ergaben man des projectirten Schiedsspruches nachher gar nicht mehr gedachte. Dafür wurde aber der end- liche Ausgleich durch Herzog Friedrich herbeigeführt

fängt diese Lücke aUerdings erst nach dem 14 Februar an, an welchem Tage Ernst noch zu Wiener-Neustadt urknndete (Brandis ,, Tirol unt Friedr.'' 884), doch ist sie immerhin gross genug, um diese Ansicht plau- sibel zu machen. Aber betrachten wir uns einmal die Aufenthaltsorte des Herzogs unmittelbar vor diesem Zeitraum. Am 17. Jänner ist er in Gonobitz und bestellt sich von da aus Pulver und Pfeile zum Kampfe gegen den Walseer (A. 4416.). Vier Tage frflher hatte er von dem näm- lichen Orte aus an die Stadt Ste3rr geschrieben, er mache sich jetzt an die Belagerung von Gonobitz, und wenn er damit fertig sei, dann komme er nach Steyer (Preuenhuber 80). Wirklich finden wir ihn am 27. Jänner in Brück a M. (Preuenhuber 80) und am 4. Februar in Wiener-Neustadt (Kurz 189), wo er sich noch am 14. Februar befindet (Brandis 884). Aber das ist ja der geradeste Weg vom SQden nach Nor- den und führt denn der nach Palästina? Und wie sonderbar, dass Her- zog Ernst von dem gelobten Lande aus schnurstracks, ohne nach rechts oder nach links sich umzuschauen, nach Salzburg zieht und dort am 8. und 9. Juli Urkunden ausstellt (A. 4529; Regesta Boica XII. 142—148). Von dort aus geht er nach Admont (Muchar 127) und von da nach Wiener-Neustadt (A. 4581). Das wäre wieder die Richtung vom Westen nach Osten, die gewiss nicht aus Palästina ftihrt Doch, was nOtzt das Alles, das sind noch immer keine Gegenbeweise. So lange wir keine henogl. Urkunde beibringen, die mitten in diese Periode hineinfällt, so lange bleibt auch sein Alibi unerschütterlich. Wie ist es aber mit seinen Be- gleitern? Was vom Herzoge gilt, muss wohl auch von jenen gelten. Nun stellt einer derselben, nämlich Rudolf von Liechtenstein am 16. März zu Liechtenstein ein Zeugniss aus bezüglich einer strittigen Alm in dem Muckentall (A. 4591a). Da es nach Falke's Forschungen (wGesch. des Hanses Liechtenstein'') um diese Zeit nur einen einzigen Rudolf dieses Geschlechtes gegeben hat, so ist es unmöglich, dass ein und derselbe Mann zu gleicher Zeit nach Asien pilgert und in Steiermark urkundet Falke schiebt denn auch diese ganze Pilgerreise in die Winterszeit von 1414 auf 1415: ^Im Frühjahre kehrten die Pilger wieder aus dem gelobten Lande zurück*^ (S. 281). Nun wird aber wohl niemand den 10. Jänner schon zum Frühjahre rechnen, denn an diesem Tage („an pCincztag nach sand Erharts tag') vidimirt Herzog Ernst zu Wiener- Neustadt den Heiratsgut Widerlagsbrief Hannsena von Pottendorf an seine Frau Margareth v. Stnbenberg (A. 4578). Wollte man nun auch

62

Dieser mochte bei dem ganzen Handel nur schlecht seine Rechnung gefunden haben. Was nützte es ihm, Wenn Ernst im Osten einige Vortheile errang? Getheilt hÄtte er sie gewiss nicht mit ihm. Zudem h&tte Friedrich in Tirol zum mindesten eine ähnliche Stellung einnehmen müssen wie Ernst in Steiermark, um sicherer auftreten zu können. Nun hatte er aber in seinem eigenen Lande vollauf zu thun und hätte es gewiss unendlich bedauert, wenn er durch eine un- kluge Haltung gegen König Sigmund auch noch diesen zum Angriife gereizt hätte. Der König musste aber wieder seiner- seits bestrebt sein, von den ihn bekriegenden Venetianem

aller Chronologie znm Trotz, den einfachen „Erhartstag'* = 8. J&nner auf nErhardi translatio*' = 8. October reduciren, so steht dem eine andere Urkunde entgegen, die jeder derartigen Gewaltsamkeit spottet. Am ^eri- tag nach Vnser frawentag ze der liechtmess', d. i. am 5. Februar 1415 ernennt Herzog Ernst noch immer zu Wiener Neustadt den Propst Ulrich von Seckau zu seinem Kaplan und nimmt ihn, sein Capitel und aU dessen Besitzungen in seinen besonderen Schutz (A. 4580a).

Falke statzt sich bei seiner Behauptung auf die Autorität Lieh- nowsky's, der seinerseits wieder (V. 311 Note 35) auf Verci „stona della marca Trivig. XIX. 89 zurückgreiil, worin eine Urkunde des Dogen Th Mocenigo vom 19. November 1414 mit dem Befehle an Andreas Conta- reno, den Herzog Ernst, der zu dem heil. Grabe reise und morgen nach Pordenone gehe, in Treviso ehrenvoll zu empfangen. Dieser hestimmten Angabe könnten wir nur das gerechte Bedenken entgegensetzen, wie es denn möglich gewesen sei, in nicht viel mehr als einem Monate eine so grosse Reise zu machen und dazu noch zur Winterszeit?

Ob wir es hier vielleicht mit dem unaasgeflkhrten Projecte einer einer zweiten Pilgerfahrt zu thun haben, und ob die erste viel firOher odei vielleicht gar mit der Albrechts IV. („mirabilia mundi**) im Jahre 1398 zusammenfiel, das lassen wir bei dem Mangel positiver Quellenan- gaben dahingestellt. Wahrscheinlicher wäre es übrigens schon, dass er noch als junger Mann unter dem genannten Albrecht am heil. Grabe nebst ande- ren zum Ritter geschlagen wurde, anstatt erst 16 Jahre darnach, wo er bereits zum zweitenmale sich verehlicht hatte. Dann wftre es auch immerhin möglich, dass gerade in den obbezeiehneten Zeitraum vom 14. Februar - 8. Juli 1413 die bewusste Hochzeitsreise hineinfiel. Damit würde die Wegesrichtung Obereinstimmen, da würde auch das magnum chronicon belgicum mit seinem Jahresansatze von 1413 rechthaben, ond endlich auch Ebendorfisr, der die Wallfahrt vor die Hochzeitsreise setzt

63

jede Unterstützung durch die Herzoge möglichst fern zu halten. Bei einer solchen gegenseitigen Friedensgeneigtheit war eine Verständigung schon leichter zu erzielen.

Was nun Ernst anbelangt, so hatten wir schon früher bemerkt, dass er ganz und gar nicht für den Kampf schwärmte, da er seine isolirte Stellung nur zu gut emsah. Nach kurzem, uns nicht näher bekanntem diplomatischen Verkehr lösten sich diese gespannten Verhältnisse endlich in einen von Sigmund imd Herzog Ernst ausgehenden Com- promiss auf Herzog Friedrich auf ^*^) (1413 ^V, Udine). Wie dieser entschied, ist uns nicht bekannt, doch mag wohl bei dem persönlichen Contacte zwischen ihm und dem Könige^ ^') kein Theil zu kiu'z gekommen sein.

Der Vertrag der herzoglichen Brüder mit dem Herzoge von Baiem zeigt sie uns bereits wieder im völligen Einver- ständnisse mit dem Könige.^ ^^

Der Ausgleich mit Sigmund bildet einen entscheidenden Wendepunkt in der Geschichte Steiermarks unter Ernst dem Eisernen. Es hatte bisher das kaum beneidenswerte Los ge- nossen, in einem steten Schwanken zwischen Sein oder Niditsein sich zu befinden. Der Bevers Herzog Emsts vom 16. September 1406 hatte, so ungünstig dessen Bedingungen für das Land auch immer lauteten, doch wenigstens für eme Periode von fünf Jahren Ruhe und Sicherheit versprochen. Allein der Ehrgeiz des Regenten ruhte nicht, bis auch er einen Herrschaftsantheil in Oesterreich erlangt hatte. Dadurch trat aber wieder Steiermark in den Hintergrund. Dann wieder verhiess der Tod des Herzogs Leopold eine wohlthätige Aenderung; da trat aber das Eriegsverhältniss mit König Sigmund inzwischen und drohte den kaum erst begonnenen Bau aufs neue zu zerstören. Lrgend eme Limitation, sei es an Besitz, sei es an Macht, war immer zu befürchten. Doch der bisher dem eisernen Ernst so günstige Stern sank auch

*»«) Brandis „Tirol unter Friedr.« 882. s>7) Aschbach I. 355 ff. '"') Regesta Boica Xn. 142.

64

jetzt noch nicht Die Kluft zwischen ihm und dem Könige wurde ausgefüllt, ohne dass er auch nur an dem Geringsten eine Einbusse erlitten hätte. Damit war aber auch f&r das stets beunruhigte Land das Ende der „Sturm- und Drang- periode ^ herangekommen.

Die nun folgende Zeit von da an bis zum Tode des Herzogs^ ^') war eine Friedenszeit^^o^ j^ ^^^ Sinne, dass

durch keinerlei äusere Vorgänge, wie durch einen Krieg an den Grenzen des Landes oder im Innern desselben, oder durch irgend ein Ereigniss im diplomatischen Leben wie etwa durch contractmässiges Uebertragen der Landeshoheit von einem Herzog auf einen andern, oder durch irgend einen andern Systemwechsel Steiermarks Bestand eine Aendening erhtten hätte.

Ein einziger Fall scheint dieser Ansicht zu wider- sprechen. Es ist dies die Innsbrucker Theilung vom 22. De- cember 1410 zwischen Friedrich und Ernst '^*^') Diese war aber nur eine genauere Feststelhmg des bereits seit 1411 Be- stehenden, und die hiebei ausgemachte Rententheilung war eine rein private, ohne auf die Landesverwaltung einen vor- wiegenden Enifluss auszuüben. Ob aber die letztere gut oder schlecht genannt werden müsse, ist Sache der Darstellung der inneren Verhältnisse des Landes, worauf wir vielleicht bei einer anderen Gelegenheit zu sprechen kommen dürften. Auch die äussere Politik des Herzogs, wie sein Verhalten zum Constanzer Condl, zu König Sigmund und Herzog Friedrich und andrerseits gegen die Husiten blieben ohne alle Rück- wirkung auf unser Land als solches. Es sind dies sozusagen rein persönliche Momente und haben mit der Landesgeschichte

*>•) 1424, 10. Juni; vgl d. Tagebacli des K. Friedrich bei Chmel I. 574, und die St. Lambrecbter Todtenbücher i. d. Fontes r.A. XXIX. 138.

MO) Der angebliche TQrkeneinfall von 1418 erwies sich nach den eingehendsten Untersuchungen Ilwofs (Mittheilungen des bist Vereins f. Strmk. IX. 196 ff. und dsgl f. Krain XIX. 86) als eine Erfindung Me- gisers, ebenso wie der EinM v. 1481 und die Schlacht bei Villach 1492.

«»») Lichnowsky 1662.

65

eigentlich gar nichts zu tun. Wir müssen bei Ernst eben zweierlei unterscheiden: einerseits den kraftvollen ;, Verfechter des habsburgischen Stammrechtes ^ , anderseits den Landes- regenten von Steiermark. Wir haben ihn als letzteren in allen seinen Stadien des Werdens verfolgt und nun, wo einmal eine gewisse Stabilität erreicht war, ist unsere auf ein bestinuntes Ziel lossteuernde Aufgabe gelöst Steiermark hatte mit dem Tode Wilhelms das Ende seiner guten Tage erreicht; jenes patriarchalische Einvernehmen zwischen dem Lande und seinem Begenten war verschwunden; dafOr aber regte es sich im Innern des Landes. Die socialen Verhältnisse bekamen unter Ernst einen mächtigen Ruck zum Besseren. Was in anderen Ländern schon längst bestand, fand nun seinen Weg auch nach Steiermark, und da war es namentlich Herzog Ernst der Eiserne, der diesem Fortschritte Thür und Thor öffnete. Eine genauere Betrachtung der inneren Verhältnisse würde uns zeigen, dass die Regierungszeit Herzog Emst's für Steiermark eine ähnliche Bedeutung habe, wie später jene Maximilian's L für Deutschland im Allgemeinen.

llltU«lU tfM hlaU Vvralns f. SMiOTnwk, XXV. Haft, 1877.

Beiträge zur Zeit- und Culturgeschiclite der östlichen Steiermark.

Aus den Papieren eines steirischen Prälaten.

Johann Benedict von Perfall, der 38. Propst des Chor- herrenstiftes Voran, gehört ohne Widerspruch zu den aus- gezeichnetsten Persönlichkeiten, die je daselbst den Krummstab geführt. An seinen Namen knüpft sich eine Reihe der heil- samsten Reformen, eine vollständige moralische, wie materielle Regeneration des von ihm geleiteten Ordenshauses. Durch die gewaltigen Einflüsse der lutherischen Geistesströmung in ihrem Personalstande stark reducirt, von den kriegerischen Bewegungen des 16. Jahrhunderts theils direct, theils durch die desshalb veranlassten hohen Subsidiargelder und Dona gratuita schwer getroffen, überdies durch die Misswirthschaft einiger Prälaten dem pecuniären Ruine nahe gebracht *), schien die altehrwürdige Stiftung mit dem Tode des Propstes Zacharias (1593) die Reihe ihrer Vorstände und die eigene Existenz beschliessen zu wollen. Vor diesem Aeussersten rettete sie nur das thätige Eingreifen des Salzburger Erzbischofes, welcher durch die Postulation des Canonicus Johann Benedict aus dem

>) Die Bestätigung dieser Tbatsache liefert die in diesem Punkte sonst äusserst difiicile Hauschronik, die den Einen der unmittelbaren Vorgänger Perfalls einen „dilapidator monasterii" nennt und vom Andern berichtet: er hätte nichts hinterlassen als Schulden.

J

67

Reichsstifte Bercbtesgaden einen Mann an die Spitze des dissoluten Conventes stellte, dessen Schultern allein im Stande waren, die erdrückende Atlasbürde zu tragen und den schein- bar überwältigenden Schwierigkeiten energisch die Stirne zu bieten. Wie er diese bekämpft, wie er mit bewunderungs- würdiger Geduld und Umsicht die tausenderlei odiosen An- gelegenheiten des Stiftes, wie seiner Unterthanen selber in die Hand nahm und abwickelte, wie er in den ernstesten Zeit- läufen den Ereignissen mit ungebrochenem Muthe und beson- nener Thatkraft gegenübertrat , darüber gibt uns sein schrift- licher Nachlass Auskunft, den er in den Blättern eines im 15. Jahrhunderte angelegten Formelbuches deponiit hat.

Aus einem Zeiträume von kaum 6 Jahren finden wir dort über 80 von ihm concipirte Briefe und 32 eigenhändige Urkunden - Gopien und Concepte, die einen Massstab für die unermüdliche Arbeitskraft des Prälaten und eine reiche Fülle von Material ftlr seinen Biographen bieten. Wir begnügen uns, dem Zwecke unserer Aufgabe gemäss, daraus nur die Momente hervorzuheben, denen allgemein historisches Interesse abzu- gewinnen ist^ und dazu müssen wohl in erster Linie jene gerechnet werden, welche auf die Mitleidschaft der Ost* Steiermark in den ungarischen Rebellenkriegen von 1605 ein erhellendes Licht zu werfen im Stande sind. Voran nebst dem festen Schlosse Thalberg im weiten Umkreise der einzige fortificatorisch bedeutende Punkt scheint damals, wie auch schon gelegonheitlich früherer feindlicher Invasionen, der Hauptwaffenplatz und die Zufluchtstätte nicht blos der siiftischen Unterthanen, sondern auch der benachbarten Adeligen gewesen zu sein. So ersehen wir aus einem Schreiben Perfalls an den Anwalt der Witwe Steinpeiss zu Eichberg, dass der Gemahl derselben zur Zeit als die ungarischen Malcontenten, verstärkt durch türkische Soldateska, unter Anführung des Beglerbegs von Kanischa, Serosch Ibrahim und des Obersten Georg Ne- methy verheerend das Vorauer Viertel durchzogen, sein ge- sammtes Eigenthum hinter die Wälle des Stiftes geflüchtet

5*

70

Anfklhrung eines gewissen Andre Eberhard Rauber das Schloss Tbalberg belagert und berannt hatte , aber mit blutigen Köpfen heimgeschickt worden war. Die Verwandten der bei dieser Gelegenheit Erschlagenen verlegten nun die nach Ungarn fbhrenden Strassen und schwuren: jeden Steirer niederzuhauen und todtzuschlagen , eine Drohung, die vor- züglich auf die Unterthanen Vorau's und der benachbarten Edelsitze gemünzt war, welche, da es eben um die Lese- zeit, sich in den Weingärten von Eisen- und Rechnitzberg befanden. Der Propst verlangt peremtorisch Abstellung dieses Unfuges, widrigenfalls er sich mit den Waifen in der Hand Selbsthilfe schaffen werde. Die überhandnehmende Unsicherheit nöthigte auch den Bürger und den Bauersmann stets bewaffnet einherzugehen, eine Gewohnheit, die in Verbindung mit der Rohheit, die das gewaltthätige Kriegshandwerk auch den fried- fertigsten Gemüthern allgemach eingeflösst hatte, nicht selten zu blutigen Excessen führte. Welche Verwilderung selbst unter den gebildeteren Ständen Platz gegriffen, wird durch einen Fall illustrirt, den Propst Benedict zum Gegenstand einer Gewaltsklage ddo. 1606, 26. Mai, an den Freiherm von Königsberg zu Pemstein macht.

Karl Faschung, ein Bürger von Pinkafeld und der Pfarrer von Friedberg ritten vom Kirchweihfeste zu Mönichwald heim- wärts; es war schon spät am Tage und begann stark zu dunkeln und Faschung heischte desshalb bei einem Hause in der Lorenzer Pfarre ungestüm einen Wegweiser. Da der Bauer abwesend, die übrige erwachsene Hausgenossenschaft aber krank und bettlägerig war, so kam nur rOin klains büebel herfür, welches, als der Karl ihme zugeritten, aus forcht die flucht geben^; neuerdings wandte sich Faschung zu den Fenstern und versuchte mit eingerecktem röhr den Bewohnern einen Führer herauszuängstigen, doch abermals ohne Erfolg. Er ritt nun mit seinem Begleiter an das nächste Gehöft heran, vor dessen Thüre der Besitzer mit seinem Bruder stand, welche dem Pfarrherren, als sie seiner ansichtig wurden, „einen fried- lichen trunk erbotteu''; Faschung aber sprengte „mit angesporten

71

ross unter poltern vnd trutzen^ auf sie ein und setzte ihnen dergestalt zu, dass, nachdem Bitten und Vorstellungen frucht- los gewesen, endlich der Eine „sein damals auf der achsl bähendes röhr in die handt genumen sagend: So es dan nit sein kan, muess ich mich änderst darczue schicken/ Faschung, kurz resolvirt, gibt darauf Feuer, die Landleute flüchten in das Haus, die beiden Reisegefährten dringen nach, im wilden Tumulte verlöscht das Licht und im Finstem hauen nun die Eindringlinge „mit ihren röhren auf gemeltte leuth** dergestalt los, dass der Eine davon „also iämmerlich erstlich mit solchen röhren vnd dan nach abschlagung derer mitt blossen wehren tractirt wurde das wo gott nitt ihme erhalten, es mensch- hcher weiss, vnmuglich war gewesen ihme bey leben zu er- halten*. — Die Nähe der ungarischen Grenze scheint überhaupt zu zahlreichen Reibungen und Eifei*süchteleien der Anwohner und ihrer Obrigkeiten Anlass gegeben zu haben. So werden der Vorauer Marktrichter sammt einer ehrsamen Rathsbürger- schaft, die sich als Gutsteher einer Schuld nach Steinamanger begeben haben, ohne weitere Umstände dingfest gemacht, und ein ungarischer Freiherr (ungenannt) lässt bei allen seinen Dreissigämtern auf die Waaren der Vorauer Handelsleute Be- schlag legen, weil das dortige Landgericht seinen Juden Isaak von Eobersdorf in Eisen schlagen und Urfehde hat schwören lassen. Perfall vertheidigt das Vorgehen seines Gerichtes auf das Entschiedenste. Besagter Jude habe nicht nur durch sein Betreten der Steiermark der Landhandveste Kaiser Maximilians zuwidergehandelt, in der die Jüdischheit „zu ewigen zeiten" aus dem Herzogthum „austrieben vnd ver- bandisirtt" wurde, er habe sich auch der Bestechung schuldig gemacht, mdem er dem Richter „mit listiger freundlichkaitt ain rothfärbiges fatznetlein" verehrt „zu verdruckung seines standts**' Im Hinblick auf solche Vergehen sei die Strafe eine ohnedem sehr milde gewesen; die Nöthigung zur Urfehde aber recht- fertigt der Propst mit der im Munde einer so intelligenten Persönlichkeit allerdings etwas seltsam klingenden landläufigen Zeitanschauung über die Juden, „die nitt allein von natur

72

gesinnet vns Cristen zu verhassen oder ainig billicher weiss ihn angelegte straf zu rechen, sondern ausser dessen mitt gantzem gemuth vnuerursachter die gantz Cristenhaitt ie vnd allweg zu vertilgen vnd ihre hendt in vnserm vnd der vnserigen vnschuldigen vnmundigen Kinder bluth zu waschen gedenken, dichten vnd trachten, auch schon laider oflFter ins werck gericht." Auch die Umgehung der stiftischen Mauth am „Raissegk" durch die ungarischen Weinfuhrleute, die oberhalb Mönichwald auf ungewöhnlichen Wegen in das Vorauer Territorium ein- brachen, zwingt dem Propste oft genug die Feder zu Klag- schriften in die Hand.

Einen weiteren Anlass zu Conflicten mannigfacher Art gab endlich der durch die Ferdinandeische Gegenreformation zwar gewaltsam unterdrückte Geist des Lutherthums, der jedoch in den Herzen seiner bekenntnisstreuen Beligionsverwandten un- gebrochen fortlebte, und, wo es anging, grollend gegen seine siegreichen Antagonisten Stellung nahm. Als solch' unentwegte Anhänger des Protestantismus lernen wir den Freiherm Hans Ruprecht von Saurau zu Festenburg und Friedberg und Leonhard Lemsitzer (Lembschitz bei Stainz) kennen. Beide feierten am 1 9. November 1 607 ihre Hochzeit gemeinschaftlich in Friedberg, hatten sich jedoch Tags zuvor mit ihren Bräuten nach Pinkafeld begeben, um dort die Trauung durch den „ketzerischen praedicanten" vornehmen zu lassen. Perfall sieht in diesem Vorgehen eine gröbliche Verletzung der „fürstlichen inhibitions generaln " und seiner eigenen, so vrie der geistlichen Jurisdictionsrechte seines pröpstlichen Collegen zu Stainz, den er zu gemeinschaftlichem Voj^ehen bei der Regierung zu gewinnen sucht Auch die Gemeindeglieder der dem Stifte incorporirten Pfarre Dechantskirchen , welche der Chorherr Caspar längere Zeit so ziemüch im Sinne der Neologen pastorirt und der zu Thalberg sesshaft gewesene Prädicant beeinflusst hatte, scheinen in puncto des geistlichen Gehorsams sehr freien Ansichten gehuldigt zu haben; solches erhellt wenigstens aus der drastischen Schilderung, die Perfall selber von einer dort versuchten Pfarrbesetzung gibt. Nach dem Tode

78

des PÜBurrers Georg und auf bittliches Ansuchen mehrerer Gläubigen, die dem Propste güldene ** Berge versprochen, habe er ,,viel müh vnd arbaith angewendett bis er ainen guetten man bekumen namens her Merth^ ; es sei das „ein fein gelerther vnd sittsamer mann^ gewesen, auch „ein ausbundiger in viel fürstlich vnd andern capellen versirtter singer vnd im ertzstifte Saltzburg ge wester chormaister^, mit einem Wort: ein Herr, der eigentlich „nach seinen qualitatibus an besser ortt vnd end zu promouiren wär.^ Als Perfall jedoch mit diesem glücklichen Funde am 8. September 1606 nach Dechantskirchen kam, um ihn dorten zu introdudren , siehe, da fand sich „solche be- schaffenhaitt bey denen pfarrkindern" , dass er sich genöthigt sah, das Brachium saeculare zu Hilfe zu rufen und seinen Pfarrcandidaten bis zur Ankunft des Landgerichtsherren Hans Christoph Freiherm von Unverzagt auf Thalberg beim Pfleger daselbst in die Kost zu geben ^). Es wäre jedoch sehr irr- thümlich, wenn man aus diesem einzelnen Falle von Renitenz auf ein gespanntes Verhältniss zwischen dem Propste und seinen Untergebenen im Allgemeinen schliessen wollte; es scheint vielmehr das vollste Vertrauen zwischen beiden Theilen gewaltet zu haben, und die zahlreichen Intercessionsschreiben, welche den Schwerpunkt der pröpstlichen Briefsammlung bilden, geben zuweilen ein rühi*endes Zeugniss von der väterlichen Fürsorge des Grundherrn für das Wohl und Wehe seiner Unterthanen.

Es dürfte kaum eine Obrigkeit, einen adeligen Guts- besitzer im weitesten Umkreise des Stiftes gegeben haben, mit denen Perfall nicht in Gorrespondenz gestanden wäre; zu bedauern ist nur, dass in den meisten Fällen blos der Charakter dessen, an den der Brief gerichtet ist, nicht aber

*) Ueber den Austrag dieser Angelegenheit fehlen weitere Nach- richten; zweifelsohne aber ist obiger Herr Merth mit jenem Priester Martin Keglmayr identisch, dem Propst Perfall in einem ehrenden Ent- lassungszeugnisse seine halbjährige Verwendung in Stiftsdiensten beschei- nigt und darin hervorhebt, dass er zumal durch seine ,,industrio8a musi- ces vocalis peritia'' die Herzen Aller gewonnen habe.

74

sein Name genannt wird und die Datirung fehlt, Mängel, ohne welche diese Handschriftensammlung auch Dir die Bereicherung und Richtigstellung der oststeiermärkischen Besitzstands- geschichte von beachtenswerther Bedeutung wäre. Ausser den schon oben im Texte angeführten finden sich noch folgende ausdrücklich genannte Ädressatennamen vor: Christoph Ruef, Verwalter des Augustinerklosters zu Fttrstenfeld (1606, 20. Aug.), Hans Ruprecht Freiherr von Saurau auf Festenburg und Fried- berg , des Herzogthums Steier Erbuntermarschall (1606, 30. Sept., 1608, 23. Feb., 12. März, 4. Oct, 14. Novemb.) .Herr Durrlacher, dem der Propst unbekannter Weise am 12* Jänner 1608 fUr die Continuirung der „historischen missiuen^ (Berichte über die Zeitläufe) dankt und „ain klains kübel schmaltz vnd 2 ducatten" als Gratiale verehrt

Johann Copitsch, Verwalter der Gommende Fttrstenfeld (1 608, 4. Feb.), Wolfgang Grassberger, Erzpriester und Pfarrer zu Strassgang (1608, 2 April), Freiherr von Trautmannsdorf zu Burgau (1G09, 21. Jan., 26. Jan., 30. Jan.), Wilhelm Freiherr von Rottal zu Neudau (1609, 26. Jan., 3. Feb., 17. März), Freiherr von Wurmbrand (1609, 21. Feb.), Leon- hard Teufenbacher, Pfarrer von Waltersdorf (1609, 26. Feb.). Frau von Trautmannsdorf auf Kirchberg. Herr von Mindorf, Oswald Demmel, Pfleger zu Pem stein, Herr Stärnitz.

Otakar Eernstock.

i

Die Gründung des katholischen Vicariates St. Ruprecht am Kulm in der evangelischen

Ramsau (1748).

Von Franz Ilwof.

In dem nordwestlichen Theile des Herzogthums Steier- mark, gegen Salzburg und Ober-Oesterreich hin, breitet sich im oberen Ennstbale gegenüber von Schladming unmittelbar unter den schroff imd jäh abstürzenden Südwänden der Dach- steingruppe eine wellenförmige Hochebene, die Bamsau aus. Sie hat eine Seehöhe von 1000 bis 1100 Meter (3000 bis 3400 Fuss), etwa eine Geviertmeile Flächenraum und zieiht sich von Westen nach Osten allmälig abfallend gut zwei Stunden hin. Im Norden ist sie von den mächtig aufragenden Ealksteinmauem des Scheichenspitz (8406 Fuss), des Dachstein (9448 Fuss), des Mitterspitz (9200 Fuss) und des Torstein (9230 Fuss) begrenzt; gegen Süden fällt sie in einem ziemlich steilen, bewaldeten Abhänge gegen das Ennsthal ab^). Diese Hochebene ist in ihrer ganzen west-östlichen Länge von einem Bergrücken, dem Kulm durchzogen, der sie um etwa 60 Meter überhöht Erst nördlich von diesem bis an den Fuss der oben genannten Felskolosse liegt die eigentliche Ramsau, welche

9 Die Ramsau. Von Bernliard Gzerwenka, ev. Pfarrer zu Ramsau (jetzt in Frankfurt am Main). In dem Jahrbuch des österreichischen Al- penvereins. 6. Band (Wien 1872), S. 122—139. und freundliche brief- liche Mittheilungen desselben.

76

trotz ihrer hohen Lage gutes Ackerland und herrliche Wiesen darbietet und Baum für etwa hundert zerstreut liegende Bauernhöfe und 1200 Bewohner hat ^). Stattliche Gehöfte, patriarchalischer Haushalt, rationelle Bewirthschaftung des Bodens, besonders trefflich betriebene Viehzucht zeichnen diese Alpengegend und ihre Bewohner aus, und geben ihr, bei einem grossartigen Gebirgshintergrunde, ein freundliches Ansehen. Die steirischen Ramsauer sind ein kräftiger, kem- hafter Menschenschlag, „namentlich sind die Männer grössten- thells hochgewachsen und das ganze Yölklein ist arbeitsam und sparsam, heiter und lebensfroh, bieder und aufrichtig und hängt mit unwandelbarer Treue am heimischen Herde". „In schwerer Arbeit und rastloser Thätigkeit die Mittel für das eigene Bedttrfhiss erringend, sind sie doch in hohem Grade wolthätig und die Tugend der Gastfreundschaft hat auch in diesem lieblichen Winkel der Erde eine bleibende Stätte gefunden»).«

Die Bewohner dieser Hochebene bekennen sich durchaus zur evangelischen Lehre , dennoch besteht hier seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts ein katholisches Yicariat, St Ruprecht am Kulm, obgleich lange Zeit hindurch die ganze katholische diesem Yicariat unterstehende Gemeinde nur aus dem Yicar und seinem Küster bestand und auch heutzutage nur sehr wenige Gläubige^) zählt.

Die Gründung dieses katholischen Yicariates in der ganz evangelischen Kamsau, welches eine Seelsorgestation ohne Gläubige, eine Kirche ohne Gemeinde ist, erscheint als ein so anomales Yerhältniss, dass die Darstellung des Ursprunges

>) Die Ortsgemeinde Ramsau, welche in die Ortschaften Ramsau- Dorf, Ramsau-Leiten und Ramsau -Schildlehen zerfällt, hat 286 Häuser und 1096 Bewohner Orts-Repertorium des Herzogthums Steiermark. Auf Grundlage der Volkszählung vom 31. December 1869 bearbeitet von der k. k. statistischen Central- Commission. 2. Auflage Graz 1872 S. 77.

*) Gzerwenka a. a. 0. S. 130.

*) Keinen Grundbesitzer, etwa 10 bis 12 Dienstboten, Anlieger und Einwohner.

77

desselben überhaupt und für die Geschichte der Steiermark insbesondere nicht ohne Interesse sein dürfte, umsomehr, als diese Gründung nicht vereinzelt dasteht und die Motive, durch welche sie hervorgerufen wurde, ihren Ursprung in den religiös - politischen Ansichten der damaligen österreichischen Regierung haben.

Die jetzt noch stehende katholische Kirche auf dem Kulm in der Ramsau wurde in den Jahren 1444 bis 1449 errichtet^), welcher Zeit auch der spätgotische Styl, in dem sie erbaut ist, entspricht.

Als die Lehren der Reformatoren in die Alpenländer drangen, war es das obere Ennsthal, Schladming selbst und dessen Umgebung, wo dieselben zuerst festen Fuss fassten und in kürzester Zeit allgemeine Anerkennung fanden. Obwol der Aufstand der Bauern, Bürger und Bergknappen in und um Schladming (1525), welcher durch die Aufstellung ähnlicher Forderungen, wie sie im grossen deutschen Bauernkriege er- hoben wurden, ausbrach, durch Niklas Grafen von Salm blutig war unterdrückt worden '% erhielt sich dort dennoch in fast ungeschwächter Kraft die evangelische Lehre. Umsomehr muss dies in der abgelegenen Ramsau der Fall gewesen sein ; über die religiösen Verhältnisse derselben im 16. Jahrhundert liegt mir zwar keine unmittelbare Nachricht vor, wol aber über die im benachbarten Ennsthale; so heisst es in den Protokollen der Pfarre Haus: „Im Jahre 1585 wurde hier niemand (katholisch) getaufet, weil die ketzerischen Schreyer bei dem Volke einen Hass gegen die Sackramente der Katholiken erreget hatten, obschon im Jahre 1584 am 24. December die Seelsorge der Hauser Pfarre wieder dem Jodok Heller übergeben wird, nachdem der abtrünnige Pfarrsvicar aldort Johann Fürst durch den salzburgischen Theologen Georg Stobäus abgesetzet worden

5) Muchars Geschichte des Herzogthums Steiermark Yll. 854 nach Beiner Urkunden.

') S. den Bericht Sigmunds Yon Dietrichstem an Ferdinand I. aber diesen Aufstand im Archiv für Kunde österreichischer Geschichts- quellen rvni. 181-148.

78

war. Im Jahre 1586 wurden vom 6. April an getaufet 11, 1587 18, 1588 26, 1594 3, 1600 38«'). Also auch hier wie mehrfach anderwärts; der Seelsorger nimmt die neue Lehre an, ihm folgen seine Pfarrkinder, bei erstarkender (regen- reformation wird der evangelische Pfarrer abgesetzt und ein katholischer wieder eingeführt, aber erst 1600, in dem zweiten Jahre der Restauration des Katholicismus, steigt wieder die Zahl der katholisch getauften Kinder.

Die Restauration des Katholicismus, welche in Inner- österreich unter Erzherzog Karl 11.^ begann und unter Ferdinand II. vollendet wurde, drang in die Ramsau nicht hinauf, obwol die Religionscommission im Ennsthale eine energische Wirksamkeit entfaltet hatte; so wurde 1599 auf ihren Befehl die evangelische Kirche, welche in der Au unweit des Schlosses Neuhaus stand, niedergerissen und Hans Stein- berger, der einflussreichste Protestant der dortigen Gegend, gefangen nach Graz geschickt, jedoch bald wieder freigegeben. Dieser ersten Intervention gelang aber die Herstellung des

') Entwurf einer Beschreibung der Gegend Ramsau von Johann Wudi, Pfarrvikar alldort, 1817, S. 23 ff. in den Ortsbeschreibungen des steiermftrkischen Landesarchivs Nr. 835.

^ Da Karl in seinen Mannesjahren nicht nur als strenggläubiger Katholik, sondern auch als ein Verfechter dieses Glaubens auftritt, so ist der jüngst gelieferte Nachweis, dass dies in seinen frQheren Jahren nicht der Fall war, nicht uninteressant Erzherzog Karl zeigte in seiner Jugend um 1560 Hinneigung zum Protestantismus, gleich seinem ganz evangelischen Bruder Max; als um diese Zeit Ober die Verheiratung Karls mit Königin Elisabeth von England verhandelt wurde, unter- stützten die Protestanten dieses Project auf das lebhafteste, weil sie den jungen Erzherzog filr ihren Gesinnungsgenossen hielten und meinten und hofften, er werde seinem Bruder Max nachahmen ; ja Karl hatte sich dem eifrig protestantischen Herzoge Christoph von Würtemberg gegenüber selbst zum Protestantismus bekannt; noch mehr, Ferdi- nand I. hatte von ihm ein eidliches Gelöbniss verlangt, in England als Gemahl der Königin Elisabeth der katholischen Religion treu zu blei- ben, und Erzherzog Karl hatte, wie er sich rtthmte, dies zu geloben sich hartnäckig geweigert. Maurenbrecher (nach englischen Gesandtschaftsacten) in Sybel's historischer Zeitschrift, 82. Band, 1874, S. 276-277. Vgl- auch Forschungen zur deutschen Geschichte XXI 569.

79

Eatholidsmus nicht, im folgenden Jahre musste sich dieselbe Commission abermals nach Schladming begeben, weil die evangelische Lehre dort noch fortlebte ; nun trat sie mit ver- stärkter „Quardia'' auf und das Resultat ihrer Wirksamkeit war, dass Schladming zwar äusserlich katholisch wurde, jedoch 110 Bergknappen und Landleute und 23 Bürger aus- wanderten ^). Denn unter denen, welche vor dieser Religions- Gonunission ihre Rückkehr zur katholischen Kirche bekannten, waren viele, die im Geheimen der .evangelischen Lehre treu blieben, dieselbe auf Kinder und Kindeskinder vererbten und so die Vorfahren der heute zahlreichen protestantischen Be- wohner von Sdiladming und Umgebung wurden.

Da in dieBamsau hinauf die Beligions-Comnüssion 1599 und 1600 nicht gekommen war, so erhielt sich dort die evangelische Lehre, obwol fast zwei Jahrhunderte lang ohne geistliche Pflege, vorläufig wenigstens unbeachtet und darum ungestört. So wie es in diesem stillen Alpenwinkel war, so war es auch in anderen Gebirgsgegenden der Steiermark, deren Bewohner gleich den Ramsauem die Gegenreformation überdauert hatten und wohin die Religionscommissionen nicht gekommen waren. Die Zahl der Anhänger der evangelischen Lehre minderte sich dort durch mehr als hundert Jahre nicht, von Jahr zu Jahr pflanzte sich die Lehre von den Eltern auf die Kinder fort und durch das ganze siebenzehnte Jahr- hundert und noch in den ersten Jahrzehnten des achtzehnten Jahrhunderts wurden die nicht zahlreichen in abgelegenen Gegenden wohnenden Protestanten Steiermarks weder von der Regierung noch von dem katholischen Clerus in ihrem Glauben und in der stillen häuslichen Uebung desselben irgendwo namhaft oder nachhaltig bedrängt oder gehindert Erst nach- dem durch die Austreibung der Protestanten aus Salzburg ihre Glaubensgenossen in Obersteier und Kärnten in Bewegung gerieten und es in diesem Lande in einigen evangelischen Gemeinden zu Unruhen kam, begann die Regierung wieder

•) Eobitsch Geschichte des ProtestantiBinus in der Steiermark (Graz 1859), S. 44, 199, 211.

80

ihre Aufinerksamkeit den Protestanten Innerösterreichs zuzu- wenden und traf Anordnungen, um dieselben der katholischen Kirche zurückzugewinnen. Gegen diese Massregeln trat sogar

m

mehrfach das Corpus Evangelicorum des deutschen Reichstages durch Intercessionsschreiben auf, welche es an Kaiser Karl VI. (1733, 1734, 1735) richtete ^% Noch energischer wurde unter seiner Nachfolgerin in dieser Richtung gearbeitet. Maria Theresia hatte viel mehr aus Orttnden politischer denn religiöser Natur eine heftige Abneigung gegen die Protestanten, welche sich bei jedem Anlasse bemerklich machte; aus der den KreishaupÜeuten ertheilten Instruction ist die Strenge zu ersehen, mit welcher sie jeder Ausübung der protestantischen Religion entgegenzutreten hatten. Die öffentliche Religions- ttbung war zwar den Protestanten in Innerösterreich seit der Gegenreformation nicht mehr gestattet und der Staat hatte in diesen Erblanden dem Protestantismus nur als einer Secte eine gewisse Duldung gewährt, deren Schranken nach den politischen und kirchlichen Grundsätzen des 17. Jahrhunderts bestimmt waren ; die Protestanten waren in allen öffentlichen Verhältnissen den allgemeinen Gesetzen unterworfen, nur Zeugnisse katholischer Pfarrer hatten für sie Giltigkeit, aber sie hatten bisher doch die Freiheit der Hausandacht, der Privatreligionsübung genossen und waren darin nicht gestört worden'^); das änderte sich nun, man ging wieder mit Härte gegen sie vor, „die Religionscommissionen im Lande ob der Enns, in Steiermark, Kärnten und Krain wurden aus den un- duldsamsten Katholiken zusammengesetzt, sie entzogen den Protestanten ihre Bücher, hinderten sie an der Unterweisung ihrer Kinder in den Lehren ihres Glaubens und Hessen kein Mittel unversucht, um sie entweder zum Uebertritte zum

■O) Wa]dau Geschichte des Protestantisinus in Oesterreich, St^er- mark, Kärnten und Erain (Anspach 1784) IL 429—481. E. A. Menzel neuere Geschichte der Deutschen seit der Reformation (Breslau 1855) V. 328 flf.

<0 Adam W^olf: Oesterreich unter Maria Theresia. Wien 1855, 8. 40S ff.

81

Eatholicismus zu bewegen oder aus dem Lande zu ent> fernen" ^^).

Als die vorzüglichsten Mittel, die Protestanten wieder in den Schoss der katholischen Kirche zurtlckzufbhren ^3), betrachtete man die Aussendung von Missionspriestem in die „im Glauben verdächtigen und ketzerischen Orte", die Trans- migration der Führer der protestantischen Bewegung nach Ungarn und Siebenbürgen, die zwangsweise Einreihung von Protestanten in die Armee und die Gründung von katholischen Seelsorgestationen in Gegenden mit evangelischer Bevölkerung, deren mehre um die Mitte des vorigen Jahrhunderts in Inner- österreich gegründet wurden**), wozu die Mittel theils vom Staate, theils von der Kirche, theils von frommen Katholiken gespendet wurden. Ja sogar Stiftungen, welche für andere kirchliche Zwecke bestimmt waren, wurden solchen Gründungen zugewendet In dieser Weise entstand auch das katholische Vicariat St Ruprecht am Kulm in der Bamsau.

Am 1. October 1736 starb Johann Christoph Leeb **), Doctor der Theologie und beider Rechte, Hauptpfarrer zu Pols in Obersteiermark und Erzpriester des Pölsischen Districtes ^ ^').

1*) Arneth Geschichte Maria Theresia's (Wien 1870) VI. 51. Vgl. auch K. A. Menzel neuere Geschichte deT Deutschen V. 418.

i>) üeber diese Regierungsmassregeln, Ober die Ursachen, durch welche sie hervorgerufen wurden, und über die Folgen, welche sie nach sich zogen, sind wir jetzt vollständig unterrichtet durch die queUenmäs- sigen Arbeiten von Zwiediueck-Südenhorst: ^^^^eschichte der religiösen Bewegung in Innerösterreich im 18. Jahrhunderte -^ im Archiv für Öster* reichische Geschichte, 53. Band, 2. Hälfte, S. 457 ff. und „Dorfleben im 18. Jahrhundert. Culturhistorische Skizzen aus Innerösterreich. " Wien 1877, besonders S. 28—79.

1«) Waldau a. a. 0. II. 455.

1^) £8 ist dies derselbe Leeb, der bei Zwiedineck Dorfleben " S. 99 die Sittenzustände semer P&rre Pols 1782 als sehr verkommene schil- dert aber ausdrücklich hervorhebt, dass dort von Ketzerei dermalen keine Spur zu finden sei.

<•) Quelle für das Folgende: Stifts- und Confirmationsbrief für dai Yicariat St. Ruprecht am Kuhn in der Ramsan de dato Graz, 17. Juni 1748, ausgestellt von Leopold Ernst Bischoff zu Seggau, von Filipp An-

MlttkalL d. blii. VtrclM Ar 8Ml«nnsrk. XXV. Uttt, IUI«. g

82

Er hatte gerade vier Wochen vor seinem Tode, am 1. Sep- tember 1736, sein Testament ausgefertigt und legirte in dem- selben ein Kapital von 3000 Gulden zu einem Beneficium bei dem Gotteshause unserer lieben Frau in Eirchthal im Pfleg- gerichte Lofer in Salzburg; die Jahreszinsen dieser Sunune sollten dem von seinem Testaments - Executor oder dessen Substituten zu präsentirenden Benefidaten dortselbst, der ein Weltpriester sein müsse, pro annua sua sustentatione aus- bezalt werden. Zu seinem Testaments-Executor ernannte Leeb die freiherrliche Familie von Eönigsbrunn und zwar zunächst Philipp Anton Freiherm von Königsbrunn, Landrath in Steier- mark und Beisitzer bei den Hof- und Landrechten und dessen männliche Descendenz, und zwar immer den ältesten der Familie; im Falle des Aussterbens dieser Linie sollte die Testaments-Execution auf Philipp Anton's Brüder Franz Georg und Ignaz und deren Descendenz übergehen; im Falle des Aussterbens der ganzen Familie Königsbrunn sollte der Letzte berechtigt sein, die Testaments - Execuüon auf einen seiner nächsten Verwandten weiblicher Linie und dessen Descendenz zu übertragen. Dem jeweiligen Testaments-Executor sollte auch das Präsentationsrecht zu dem Beneficium in Kirchthal für ewige Zeiten zustehen. Der Gründung dieser Stiftung in Kirchthal stellten sich jedoch, wie es in dem erwähnten Stifts- und Confirmationsbriefe heisst, verschiedene Hindemisse ent- gegen, daher bestimmte der Erzbischof von Salzburg, Leopold Anton Graf von Firmian, derselbe, welcher die Austreibung der Evangelischen aus seinem Lande durchgeftlhrt hatte, ex plenitudine potestatis durch Verordnung vom 26. Jänner 1742 dass dieses Kapital, welches inzwischen durch die anwachsen-

ton Freiherr von Königsbrunn, als Johann GhriBtoph Leeb's Testaments- executor und Compatronus und von Franz Ignaz Edlen von Lendenfeldt, als väterlicher Universal -Erb und Compatronus. Original - Urkunde in Pergament im Steiermärkischen Landesarcbiv (aus den Sammlungen des historischen Vereins für Steiermark, Archiv Nr. 1341, Exh. Nr. 4817). Das bischöfliche Siegel weggebrochen, die Siegel von Eönigsbrunn und Lendenfeldt in Siegellack ziemlich gut erhalten.

Ba- den Zinsen sich bis auf 4200 Gulden vermehrt hatte , zur Errichtung eines Vicariates ad St Rupertum am Kulm in der Ramsau in Obersteiermark verwendet werden solle. Da jedoch diese Summe zur Errichtung dieses Vicariates und zur Ver- pflegung eines Vicars daselbst allein nicht ausreichend war, so entschloss sich Franz Ignaz Maria von Lendenfeldt, Ober- secretär der Landschaft Steyer „aus fromen antrib" einen Beitrag dazu zu leisten; sein Vater Johann Jacob Edler von Lendenfeldt, ebenfalls Obersecretär der Landschaft Steyer, hatte nämlich durch Testament vom 22. Jänner 1731 300Ö Gulden zur Gründung eines Beneficiums zu Niderhoffen ^ ') „oder sonst auf ein bequemes Orth^ legirt, wofQi' seinem Sohne Franz und dessen Nachkommen das Präsentationsrecht daselbst zustehen sollte. Dieses Kapital konnte aber „aus erheblichen Gründen" nach Niederhofen nicht verwendet werden und daher erbot sich Franz Ignaz von Lendenfeldt, dasselbe zur Subsistirung eines Vicars in der Bamsau zu überlassen. Die beiden Herren Philipp Anton Freiherr von Eönigsbrunn und Franz Ignaz von Lendenfeldt kamen sodann überem, das Präsentations- und Patronatsrecht des Vicariates am Kulm alternative zu üben.

Nach Beendigung dieser Vorverhandlungen erliess der Erzbischof von Salzburg den Stifts- und Confirmationsbrief für dieses Vicariat, in welchem die Grenzen desselben in folgender Weise bestimmt wurden : „von Aufgang der Sonnen von Pumberg exclusive, wo der Pfarr Hauserische District aufhöret, Strimez und Schlätting und bis zum Perger in Hierzeg gegen Nidergang, gegen Mittag der ganze vordere und hintere Vorberg, wie solcher ob denen schacheren in der höche liget, wie auch der halserberg bis zum Windtgf&ller und Jexner, gegen Mittemacht aber bis auf die Confinien deren Alben". Femer heisst es in diesem Stiftsbriefe, der Vicar in der Bamsau solle „ein exemplarisch-priesterliches un-

17) Niederhofen im Ennsthal, zwischen Liezen nnd Steinach gele- gen. Schmutz historiBch-topographisches Lezicon der Steiermark. (Gr&z 1822) Ul. 89.

ü*

84

sträffliches Leben führen, dass Zihl undt fhidt, so da ist cognitio et conversio suspectorum, vorderist vor Augen haben", „ein qualificiert und vor ein solches in Glaubenssachen sehr verdächtiges Orth wohl gewachsen- und in cura animarum exercierter Priester" sein; er wurde gleich dem Vicar in Schladming dem Pfarrer von Haus untergeordnet

Die übrigen Bestimmungen des Stiftsbriefes enthalten Anordnungen in Bezug des zu haltenden Gottesdienstes und in Betreff der Stolgebühren, worüber bestimmt wird, dass die kleine Stolgebühr, d. i. das Tauf-, Verseh-, Beicht-, Rauch-, Firspreng- ^^ und Bittgeld dem Vicar in der Ramsau ver- bleibe, die grosse Stolgebühr aber dem Vicar zu Schladming zu ersetzen und zu verrechnen sei. Und schliesslich wurde für die erstmalige Ernennung des Vicars dem Freiherm Philipp Anton von Eönigsbrunn das Präsentationsrecht zu- erkannt

„Vor das aufzufllhrende Gebay einer wohnung des besagt aufgestölten Vicary", heisst es am Schlüsse des Stiftsbriefes, selten die von denen Baron Schwizischen Herren Testaments-

Executoribus et Patronis dargegebene Tausendt

Gulden verwendet und getreulich verbaut werden".

So entstand dieses Vicariat, zu dessen Gründung drei Stiftungen, die ursprünglich anderswo bestimmt waren, ver- wendet wurden ; als erster Vicar daselbst wird in einer handr schriftlichen Nachricht*^) schon am 6. August 1747, also fast ein Jahr vor Ausfertigung des Stiftsbriefes, Franz Anton Marcher genannt ; amtlich erscheint er aUerdings erst in einer Verordnung der steiermärkischen „Repräsentation und Kammer in publicis politicis mixtis et cameralibus" vom 2. März 1750 als der von Baron Königsbrunn prilsentirte Vicar. Das Vicariatshaus wurde 1748 zu bauen begonnen.

»

^8) Stola-Gebühr flir das Vorsprengen mit Weihwasser, oder Vor- segnen der Wöchnerinnen, wenn sie nach der Entbindung zam ersten- male aus- und in die Kirche gehen.

'») Wudi a. a. 0.

85

Aehnlich wie auf der Ramsau wurde wenige Jahre später in deren Nähe, zu Bühel westlich von Schladming an der Strasse gegen Badstadt ein katholisches Yicariat gegründet und zu der dort schon bestehenden Kirche das Yicariatshaus er- baut und zwar über Anordnung und auf Kosten der Kaiserin selbst, da „Marie Theres, römische Kaiserin, in gefährlichen Geburtsnötheü ein Gelübd gemacht hatte, in den drey im Glauben verdächtigsten Orten Ihres Reiches einen eigenen Vicar aufzustellen. Das Patronatsrecht übte vorher titl. Herr Fürst - Bischof von Seckau aus, sowie Vogtherr über diese Kirche tiü. Herr Prälat zu St Peter war. Nun ist aber Patronus Se. Migestät der Kaiser und Vogtherrschaft die Herr- schaft Bichl in Haus"20).

Conversionen zu bewirken, scheint diesen neuen Seel- sorgestationen nicht gelungen zu sein; hatten die Ramsauer so lange treu an dem Glauben ihrer Väter gehangen, so schlugen sie auch diesen Sturm auf ihre religiöse Ueber- zeugung ab ; und es währte nur noch drei Jahrzehnte und sie konnten wieder offen ihre evangelische Lehre bekennen und üben. Am 30. Juni 1781 erschien das Toleranzpatent Kaiser Josefs n. und allenthalben, wo hoch im Gebirge oder tief drinnen in abgeschiedenen Thälem der Protestantismus sich erhalten hatte, entstanden nun evangelische Gemeinden. Welchen Rückschlag diese grossartige Massregel auf die Gegen- reformationsversuche in diesen Landstrichen ausübte, beweist eine gleichzeitige Notiz von geistlicher Hand^'): „Vor der Tolleranz waren an dieser Pfarre (Schladming) zwei Kapläne, ein eigener Katechet, und auch ein Missionär angestellt, da die Seelenzahl sehr gross war ; nach der Tolleranz aber ging das Beneficium und eine Kaplanstelle ein. Dermalen (Ende des vorigen Jahrhunderts) befindet sich nur ein Kaplan hier. Die Anstellung eines eigenen Missionar von Salzburg geschah

«0) Wudi a. a. 0.

'0 In den Ortsbeschreibungen des steiemL Landesarchivs ad Tocem Schladming.

86

um die Verbreitung des Lutherthums mehr zu hemmen

Die grosse Maria Theresia hat viel für die Aufrechthaltung der katholischen Religion in dieser Gegend gethan, allein leider fruchtlos". Auch in der Ramsau bildete sich sogleich eine evangelische Gemeinde; schon 1782 erscheint dort Karl Samuel Hirschmann als erster evangelischer Pastor und im folgenden Jahre erbauten die Ramsauer aus ihren eigenen Mitteln im Mittelpunkte ihrer Gemeinde eine Kirche» damals noch Bethaus ** genannt, und ein Wohnhaus für ihren Seelsorger. So wurde die religiöse Gleichberechtigung und der kirchliche Friede nach mehr als zwei Jahrhunderten Kampfes und stillen Duldens in dem schönen Ennsthale zwischen den Felsenzacken des Dachsteins und den mächtigen Hochgipfeln der obersteirischen Tauem wieder hergestellt und so blieb seither und wird es hoffentlich bleiben für alle Zukunft

Das steirische Aufgebot von 1565.

Ein Beitrag zur Geschichte des innerösterreichischen Kriegswesens Ii^l 16. Jahrhunderte.

Von Dr. H. von Zwiedineck-Südenhorst.

Fast zwei Jahrhunderte hindurch haben die Oster- reichischen Erbländer den schweren Kampf mit dem „Erb- feinde^' zu bestehen gehabt, sie haben zu einer Zeit ihre Auf- gabe als Marken des Reiches in treuester Hingebung erfüllt und ein culturvemichtendes Bäubervolk von dem Eindringen in das Herz Deutschlands abgehalten, in welcher das Reichs- bewusstsein den Gliedern des Reiches schon fast gänzlich abhan- den gekommen war und den Vertheidigem der Integrität des deutschen Bodens nicht nur kein Dank erblühte, sondern auch nicht die geringste politische Gegenleistung gewährt wurde.

Dass die Stellung, welche ein Theil der magyarischen Nachbarn während der türkischen Invasion dem Hause Habs- burg gegenüber einnahm, und die daraus sich ergebende Drei- theüung Ungarns die Lage InnerOsterreichs erschweren musste, fällt bei der Beurtheilung der Aufgabe, welche diesem Länder- complexe in den Türkenkriegen zufiel, schwer in's Gewicht.

Ich habe es mir zur Aufgabe gestellt, den Nachweis zu liefern, wie Innerösterreich, vor allem aber Steiermark diesen anunterbrochenen Vertheidigungskrieg geführt, was es zur Ab- haltung der türkischen Eroberungszüge geleistet hat Wenn ich gegenwärtig noch keine erschöpfende und zusammen-

88

hängende Darstellung aller einschlägigen, höchst complicirten Verhältnisse zu geben vermag, da derselben die Durchsicht eines ausserordentlich umfangreichen Actenmateriales vorher- gehen muss, so möchte ich doch den Versuch machen, in einem concreten Falle zu zeigen, in welcher Weise das Land Steiermark sich wehrhaft gemacht, wie es, abgesehen von der Unterhaltung, Besetzung und Armirung der zahlreichen Grenzfestungen ein Contingent gebildet hat, das dem ersten Anstoss eines einbrechenden Türkenheeres Widerstand entgegen- setzen konnte. Dieses Contingent war das „Landes-Aufgebot"*), das aus Reitern und Fussknechten bestand und jedesmal auf- gestellt wurde, sobald die Nachrichten aus den angrenzenden türkischen Gebieten einen OflFensivstoss des blut- und beute- gierigen Erbfeindes erwarten Hessen.

Für das Jahr 1565, das Jahr vor dem letzten Zuge Suleymans, der mit der Belagerung Szigeths und dem Tode des gewaltigen Sultans endete, liegen die Materialien zu einer ausführlicheren Schilderung des steirischen Aufgebotes vor, die einen Einblick in das System gewähren, nach welchem die Kräfte des Landes zur Kriegführung im offenen Felde herbei- gezogen wurden.

Der Landtag vom März 1564 hatte die gesetzliche Grundlage für die kriegerischen Vorkehrungen der Landschaft durch folgende Bestimmungen gegeben^):

„Die Bewilligung ist auif Zway Jar. Jedes Jars Ainmall Hundert Tausent vnnd Fünffzig Tausent gullden. soll auff den Vnndterthan Zwo gülden Phundt per Phundt (der gewöhnlichen Steuer) angeschlagen werden.

1) Die iUtesten Bestimmungen über das Aufgebot , sowie den organischen Entwicklungsgang des steiermärkischen Rüstwesens erörtert, soweit dies nach den bisherigen Ergebnissen der Forschung möglich ist, Prof. Dr. Krön es in der Schlussbemerkung zu dem Aufsatze von P. Florian Kienast „Zur Geschichte des steiermärkischen Kriegs- und ROstwesens^ Mitth. XVIII. Heft p. 72*-84.

*) Steierm. Landes- Archiv, Landtagshandlungen.

89

Die Termin zu erlegung der steuern sein benendt der erst aniF Johanns Baptistae der Anndere anff Martini.

Die Risstung ist bewilliget: Vor Ain Hundert Phundt gelts Ain gerüsstes Pherdt, Vnd Vnnter funff Phertt Ain Adlsperson. Auff Zway Ynnd Im Faal der Not anff drei Monat lanng auss Aignen seckhl Im Feit Zu vnnterhaUten, wo sy aber lennger alls drey Monatt diennen, Auss der bewilligung Zu uersolden.

Der Persondlich Zuezug der Herrn vnnd Landleutten Im Fall das die R. khays. Majestät oder derselben geliebt Kayserlicher Sun Ainer Aigner Person Inns Feldt Ziehen werden, ist auch dahin gestelt das sy Zu Iren Pferdten Anziehen Vnd Im Fall der nott des dritt Monat auss Aignem seckhl Zeren sollen. Es sollen auch fller den dreyssigisten Mann die Zway Tausent Puchsenschützen allermassen Vnnd gestallt wie die Verschinen Jar be- schechen, angericht Vnnd angeordnet, Vnnd wo sy auff- gemant werden, drey Monat lang erhalten werden."

Damach war die für Kriegszwecke veranschlagte Leistung eine vierfache:

1. 150.000 Gulden an Steuern. 2. Die Gültpferde. 3. Das Aufgebot des dreissigsten Mannes oder 2000 Büchsen- schfitzen. 4. Eventuell der persönliche Zuzug.

Für die Gültpferde und Büchsenschütxen, welche von den landständischen Gutsbesitzern gestellt werden mussten, wurden 1565 die nötigen Vorschreibungen eingeleitet Beide Contingente, die von verschiedenen Befehlshabern ge- führt wurden, waren nach der Grösse des Besitzes und der Zahl der Unterthanen repartirt und von jedem einzelnen Be- sitzer aufgeboten.

Wenige Jahre darnach geht man von dem Modus der Einzelstellung ab, die Grundherren zahlen nur mehr den auf sie entfallenden Betrag und die Landschaft wirbt eine ent- sprechende Zahl von Truppen: 3 Fähnlein Reiter, gewöhnlich Arkebusiere, und 4—6 Fähnlein deutscher Knechte.

90

Die Stellung der im Landtage votirten Galtpferde und Büchsenscbützen geschah nun thatsftchlich im Jahre 1565 nach den von der Landschaft ausgegebenen Yorschreibungen. Die Anzahl der Gfiltpferde, welche jeder Grundherr zur Musterung zu bringen hatte, ist in einem ^»Anschlagpuech^^) verzeichnet, das eine genaue Angabe des Einkommens jedes einzelnen Gutsbesitzers von den „Galten*^ enthält und auch die zu der allgemeinen Landessteuer zu entrichtende Quote angibt FOr 100 Gulden „Gülten'^ ^) entfällt ein gerüstetes Pferd sammt Reiter. Für die Büchsenschtttzen wurde ein eigener „Anschlag^^^ ver&sst, der sich auf die Anzahl der Unterthanen gründete. Indem ich beide Verzeichnisse zusanrnienziehe, ergibt sich die Austheilung des Gesammtcontingentes auf die einzelnen Besitzer in folgender Weise:

<) Steierm. LandesarchiY. „Anschlag Puech auf das 1565 Jar der Bewilligung der 150000 fl. so Ein Ersame Lanndschaff Zu Ynderhaltung Irer Grennzen Zuraichen bewilligt, Item vom Hundert Phundt gelts ain gerOsBt Pherdt vnnd an tftat des dreissigisten Mans 2000 Puechsenschützen drey Monat lang aus aigenen Seckhl Zu vnderhalten, vnnd ist aufs Phundt gellts zway Phundt Phennig Wardtgellt Vier Zehn halbe Kreutzer vnd Rttstgellt 18 khreutzer angeschlagen. Welches Herrn Otten Yon Ratmans- dorff zu Sturmberg alls Ainer E. Landschaflft Einnemem zuegesteUt worden. ** Das Wartgeld war eine Entschädigung für die zur Ausrückung bestimmten Persönlichkeiten dafür, dass sie sich „bereit halten-' mussten, das ROstgeld wahrscheinlich ein Beitrag zur Herstellung der Armatur.

^) „Ueber den Begriff der nGfllt** spricht sich N. v. Beckman in seiner „Idea juris statutarii" (Graedi 1688) folgendermassen aus: „Die Qfilten werden hier in Hertzogthum Steyr , diejenigen Land - Güter genennet, so allein dem Lands-FOrsten, und an statt seiner der löblichen Lanndschaft dienstbahr seynd, und also in der Lanndschaffts GUltbuch ordentlich specificirt, aber sonsten frey und keiner andern particular

Herrschafft dienstbar vnd unterthftnig seynd ICtus Besoldus in

sno thesauro practico sub voce Gült, aliter distinguit, inter vocem Gült und Zins, was an Geld der Obrigkeit von den Unterthanen bezahlt wird, heisst er Zins, und was an Getreid und andern Gefällen der Obrigkeit bezahlt wird, heisst er Gült etc. Nota hie, der Zehend wird auch unter die (}ülte gerechnet.**

*) St. Landesarchiv, 81 Fase. Fase. 1/1.

91

Namen der Verpflichteten

Viertel

I

I

li

i'

A. Geistliche:

Herr Abbt zu Admundt*)

ErzbiBchoff zu Sallzburg

Herr Abbt zu Sanct Lamprecht . .

Pischoff zu Seggao

Abbtisin zu Göbs

Thumbrobst zu Seccaw

Herr Abbt zu Rhein

Bischove zu Laybach

BiftchoYe zu Gurckh

Probst zu Pölla .

Anwalld des Abbt zu Sanct Paulis .

Bischove zu Freysing

Prior zu Seitz .

Probst zu Varraw

Abbt aus der Neustatt

Abbt zu Neuperg

Pischoff zu Lauandt

Priorin zu Mamberg

Priorin zu Gräcz

Abbtissin zu Judenburg

Pfiffher zu Gratwein

Comentheur zu Ffirstenfeld . . . .

Comentheur zum Suntag

Prior zu Greyrach

Brobst zu Rottenmann

Pfarher zu Grfttz

Pfarher zu Rieckherspurg

Pfiffher zu Hardperg

Prior Prediger ordens zu Pethaw .

Commendator am Lee

Abbt S. Peter zu Salzburg . . . . Thnmbbrobst, Techant vnd Gapitel zu

Salzburg

Brobst zu 8. Morizen zu Friesach .

Abbtissin zu Friesach

Prior zum Neuclösterll

Pfarr S. Dionisien . . .*

Pharherr St Pongratzen bei Windisch-

grätz

Pharrer zu Panickhl

Guardian der mindern Prueder zu

Pethaw

87|60

12160

9{6d

2|9

2

II-

II-

22170

121-

W-

2110

II-

1 1

2i|122 16185

5|26

4 4

21

2|10

2|8

1 1

9 6

4

1|-

8

5|24

W-

2 2

11 10

2|7

21-

1|6

II-

-14

*) DU «nie, feil g«4nidkte Zalil b«dtii4ct Ü« OUtpferdt, Ü« uralte di« IMehMMekfttMB.

IAnnwalld der Abbte; su ^ctring . CapUn der Gndner Stifft lu Qrätc

irg Wittib u.

D StnbeDberg

1»|63

- 98 -

Namen der Yerpflicliteten

Viertel

8

«■■

fr

Herr Seürid Narringer

Barnabas Khornperkh .... Cristoff Keisacher Wittib und

EIrben

Livia Rindschaitin

Cristoff Adler

Frau Andree von Weissenegg

Wittib

Niclas Prener

y, Cristoff Kappfensteiner .... Gaudenz von Polbaimb .... Gregor Stadler der Jang vnd

Helena sein hausfraw . . .

Seifried von Gleinnz

Statt Pettaw

yt Mathes von Khainacb .... Melcbior Weillinger . . . .

Cristoff' Hund

Leonhard von £rnaw .... JeronimuB Lamberger ....

Clara Peuscberin

j, Bartlme Reger zu Radkberspurg

Bartlme Reuss

Maximilian Ruepp

Frau Barbara Andree von Traut-

mansdorff Wittib

r, Mert von Fladnicz

n Erasm vnd Bernhardt Rindschaid

gebrueder

Wolfgang KhÖberlin £rben . .

Cristoff Haymer

Wolfgang Eggenperg Erben . . Richter vnnd Ratt zu Weiz . . n Wolfgang Lembsizer Erben . . Veit Aspach Wittib und Erben n Georg Renner und sein brueder

n Hanns Schrampff

9 Sigmund Rattenpcrg Erben . . Zacharias MipergWittib u. Erben

Summa 634 Gültpferde

2088 Büchsenschtttzen Summa der Büchsenschützen aller fünf Yiertl 2543.

^^^m

\ II 1 1 1 i M 1 1 1. II 1 II

2

2

2 2 2

2 2 2

2

1

1 1 11 1 1 1 1 1 II i 1 II 1 1 1 1 1 1 1 1 1 1

2

2 2

1

^^^^

ma

-- Ö9 -

Fasst man aus der vorstehendeD Tabelle die Leistungen der hervorragendsten Familien des Landes zusammen, was für Beurtheilung ihres Einflusses und ihrer Stellung im Lande nicht ohne Bedeutung sein dürfte, so ergeben sich folgende als am stärksten am Aufgebote betheiligt: Stubenberg mit 52 Pferden imd 162 Büchsenschützen

Windischgrätz

T)

16

ff

ff

59

ff

Saurau

n

13

ff

ff

43

ff

Hofmann

n

13

ff

ff

ff

Zackhl

n

12

ff

ff

61

ff

Uerberstein

n

11

ff

7i

51

ff

Reiffenstein

ff

11

ff

ff

ff

Teuffenpach

ff

10

ff

ff

31

ff

Preuner

ff

9

ff

ff

31

»

Trautmansdorff

ff

9

ff

ff

50

ff

Regall

ff

8

ff

ff

46

ff

Stadler

ff

8

ff

ff

33

ff

Montfort

ff

7

ff

ff

34

ff

Reichenberg

ff

7

ff

ff

33

ff

Rindscheid

ff

7

ff

ff

23

ff

Lindegg

ff

7

ff

ff

13

7>

Galler

ff

6

ff

ff

36

ff

Ditrichstein

ff

6

7i

ff

34

ff

Hotoegg

ff

6

ff

ff

31

ff

Polheim

ff

6

ff

30

ff

Tachy

ff

6

ff

ff

28

ff

Radmansdorff

ff

6

ff

ff

26

ff

Gleinnz

ff

6

ff

ff

26

ff

Eybeswald

ff

5

fi

ff

25

n

Herbersdorflf

ff

5

ff

ff

24

ff

Pranckh

ff

5

ff

ff

ff

Eggenberg

ff

4

ff

ff

23

ff

Glojach

ff

4

ff

ff

13

ff

Rackhnitz

ff

4

ff

ff

12

ff

Schärffenberg

ff

4

ff

ff

8

ff

u. s, w.

7*

-- 100

Dem aufmerksamen Leser der gegebenen Uebersicht werden dabei einige auffallende Bemerkungen nicht entgehen. Zunächst der Umstand, dass im Viertel „Enhalb der Trau" oder „Cilli" die Vertheilung der Büchsenschtttzen auf die einzelnen Herr- schaften nicht vorgenommen ist, sondern nur die „Gültpferde" verzeichnet werden. Die Ursache mag vielleicht darin zu suchen sein, dass die Unterthanen der den „windischen Grenzen" zu- nächst gelegenen Herrschaften, deren Gesammtleistung an Schützen jedoch in der angeführten Hauptsumme ersichtlich wird, zur Bildung einer eigenen Grenz-Miliz, der sogenannten „Haramier" verwendet wurden , die auch in Kraiu, Kroatien und der Meer-Grenze aufgestellt wurden. Keinen Erklärungs- grund besitze ich bis jetzt dafür, dass einzelne Landherren, besonders in Obersteiermark, bei einer bedeutenden Zahl von Gültpferden zu gar keiner Leistung an Büchsenschützen ver- pflichtet waren, wie Hofmann, Reiffen stein, Neuhans, Wagen, während andere, z. B. Regall, Windischgrätz, Spangstein, Dürr mit 46, 41, 21 und 18 Schützen, aber keinem einzigen Pferde namhaft gemacht werden.

Ganz merkwürdige Verhältnisse zeigt auch die Eintheilung in Viertel. Die Grenzen derselben lassen sich beiläufig folgen- dermassen angeben'*): Das Viertel „Voraw" war im Westen und Süden durch die Mur, im Osten durch Ungarn, im Norden durch den Kannn der Fischbacher Alpen begrenzt, das Viertel „Zwischen Mur vnd Traw" lag zwischen Mur, Drau und der kämtnerischen Grenze, im Norden reichte es bis zur Stubalpe. Der von der Stub- bis zur Hochalpe führende Gebirgszug war zur Grenzbestimmung nicht weiter verwendet, denn das Viertel „Judenburg", das im Norden von dem Kamme der steiri sehen Tauem abgeschlossen war, reichte bis Uebelbach und Grat- wein, das Viertel ^Enns- und Mürzthall" enthielt noch Frohn- leiten, Feistritz und Rein(!).

Den Befehl über das Aufgebot zu Fuss und die GQlt-

6) Die Vertheilung der Städte und Märkte auf die einzelnen Viertel verzeichnet Beckmann pag. 586.

101

pferde vergab die Landschaft. 1565 sagte Caspar Hab seinen Dienst als Hauptmann über die 2000 Schützen auf, an seine Stelle trat Adam Schrampff, welchem der Landtag die Erhöhung des Wartgeldes von 70 auf 100 Gulden monatUch bewilligte. Die Gttltpferde wurden in Fähnlein getheilt und von land- schaftlichen Rittmeistern befehligt. Das Aufgebot des zehnten und fünften Mannes hatte den Charakter eines Landsturmes, es sollte von dazu bestellten Yiertelmeistem oder Hauptleuten zusammengestellt und eingeübt werden, auch Pfarrer und Kapläne machten sich dabei verdienstlich, es wird aber nie- mals im offenen Felde gegen den Feind verwendet.

Der „persönliche Zuezug** war, wie die citirte Landtags- bewilligung zeigt, an die Mitwirkung des Kaisers oder Landes- fürsten gebunden. Der letzte scheint 1543 stattgefunden zu haben. Das Muster-Register darüber ist den Landtagshandlungen des genannten Jahres beigegeben. Damach sind 846 Reiter am 8. September zu Fürstenfeld gemustert worden. Ein Verzeichniss der steirischen Cavalerie, welche dabei angerückt sind, gibt der VIEL Band von Muchar, pag. 478. Doch ist zu bemerken , dass die dort angegebenen Zahlen der von dem Einzelnen geführten Pferde nicht nur dessen eigene Leistung bedeuten , sondern meistens auch den Zuzug anderer Land- herren enthielten. So vertheilen sich z. B. die 13 Pferde, welche der Fähnrich Jörg Stadler führte, in folgender Weise:

Jörg Stadler für sich selbst 1 Pferd

die jungen Herrn von Dietrichstain 3 ;,

fraw Zetewitzin 3

n den Probst zu Glockhnitz ... 1 ^

,, Melchior Stadler 1 ^

mer die Herrn von Dietrichstain zum

Zuezug 2 »

uier ;, Doctor Chuenradten zum Zuezug 2

13 Pferde.

Dass die Landschaft noch in späteren Jahren auf das Auf- gebot des persönlichen Zuzuges gefasst war, beweist ein Beschluss

102

von 1566, welcher die neugeadelten Personen in die Ver- pflichtung einbezog, indem erklärt wurde: „die neugeadelten Personen betreffend .... eracht E. E. Landschafft gleichfals Vndterthanigist für billich vnd recht, das dieselbigen Zu band- habung Ires Adellichen Titels an Itzo also Herfurgezogen vnd durch offene General Ernstlichen Zuuermanen, das sie sich bey dem Herrn Landshaubtmann anmelden vnd verzaichnen lassen Ynnd Innen Alssdann mit Ernst bei verlierung Irer habenden Adelichen fa*eyhaidten Aufzulegen, das sie sich gegen dem feindt auch Personlich gerttsst vnd gefasst machen wollen, auch sich daneben dess Bürgerlichen gewerbs vnnd Anderer Handtierung enthalten.''

j

Der Brotpreis zu Graz und in Steiermark

im 17. Jahrhunderte.

Eine historische Studie

von

Dr. R. Peinlich.

Einleitung.

In den Ackerbau treibenden Ländern dient das Brot zur Hauptnahrung des Volkes, daher wird der Kaufpreis des- selben insbesondere in Städten zu einer brennenden Frage. Wer vom kärglichen Taglohne oder vom schmalen Monats- gehalte leben muss, für den ist der Geldbetrag, welchen er fllr die tägliche Sättigung ausgeben muss, schon an und für sich von hoher Bedeutung; da aber ausserdem die Preisbemessung der übrigen Lebensbedürfnisse zumeist von dem Preise des Brotes abhängig gemacht wird, so wird dadurch der Einfluss desselben auf die Existenzlage des Volkes noch bedeutend erhöht.

Hieraus erhellt, dass eine eingehende Culturgeschichte der Frage nach den Brotpreisen Rechnung zu tragen hat. Diese Frage wird noch wichtiger und interessanter, wenn in einer vergangenen Zeitperiode auf die Gestaltung derselben nicht allein die jederzeit und allerorts auftretenden Factoren, sondern noch dazu eigenartige, locale, bereits nur mehr der Geschichte angehörige Verhältnisse massp;ebend wirkten.

104

Derartige Verhältnisse fanden in Steiermark im 17. und bis in die Hälfte des 18. Jahrhunderts statt, zuletzt freilich nicht mehr in so durchgreifender und beherrschender Weise, als im 17. Jahrhunderte. Ich beschränke daher das Thema im allgemeinen auf diese Zeit, wenn auch die Natur der Sache es erfordert, zuweilen auch auf frühere oder spätere Zeit zu reflectiren.

Ihren wesentlichen Charakter erhält die Zeitperiode da- durch, dass sich die Bäcker und der Magistrat von Graz, die Herrschaftsbesitzer des Landes und die innerösterreichische Regierung ttber die Bewerthung des im Lande gebauten Getreides , d. i. Weizen und Kom (Roggen) hartnäckig stritten und dass nach dem wechselnden Siege der Preis des Getreides auf den Preis des Brotes Einfluss nahm. Meine Absicht geht aber nicht so sehr darauf hin, die jeweilige Höhe der Brot- und Getreidepreise klar zu legen, als vielmehr die Verhältnisse zu entwickeln, welche fllr das Fallen und Steigen derselben massgebend gewesen waren ^).

Technische Vorbemerkungen,

A. Getreidemas s.

Bei keinem anderen Masse bestand ein solches Vielerlei und eine solche Verschiedenheit bezüglich der Masseinheiten und deren Eintheilung, als beim Körnermasse. Dies zeigte sich nicht nur in Betreff der verschiedenen Länder, sondern auch innerhalb eines und desselben Landes. Namentlich in Steiermark

0 Die Darstellung beruht zum grössten Theile auf Originalacten der innerösterreichischen Regierung und Hofkammer, kaiserlichen Patenten und Resolutionen, Verhandlungen der steiriscben Landtage, sammt den beiliegenden Suppliken und Beschwerden der Bäckerinnung in Graz, den Berichten der Bäcker - Commissionen und der magistratlichen Gutachten, welche sich in der k. k. Statthalterei - Registratur zu Graz vorfinden. Eine specielle Citirung der Quellen an einzelnem Orte konnte daher entfallen. Wo die Quelle anderwärts zu suchen ist, wird das Citat nicht fehlen.

105

bestand eine so grosse Mannigfaltigkeit und zwar oft selbst bei Einerleiheit der Benennung, dass man bei Mass- und Preis-Angaben der grössten Achtsamkeit und Genauheit bedarf, um sich vor Verwechslung und Irrthum zu behüten.

Zunächst sind das Normalmass der Hauptstadt, die localen Masse der Landstädte, Märkte und Gegenden beim Handel und Wandel und endlich die Kastenmasse der Gülten- besitzer zu unterscheiden und strenge von einander getrennt zu halten.

Das Kastenmass, d. i. das Mass. nach welchem die Unterthanen ihre Giebigkeiten an Feldfrüchten der Herrschaft „dienten*", war nicht nur nach den Fruchtarten, sondern auch oft bei einer und derselben Frucht nach den Ortschaften ver- schieden. Ebenso wurde das Mass bald ;,gegupft^ (gehäufelt), bald „gestrichen^, bald ^jgedrückt*" (gepresst) und gestrichen gedient Jede Herrschaft hatte auch ihr eigenthümliches und besonderes Kastenmass. Um daher in die Richtigkeit des herr- schaftlichen Einkommens eine Einsicht zu bekommen, ordneten die Regierung und die Landschaft 1542 bei Reformirung der Gültenschätzung an, sämmtliche Kastenmasse zur theoretischen Berechnung auf das Grazer Normalmass, d. i. das Grazer Viertel, dieses gleich 2 Wiener Metzen ^), zu redudren, Hessen aber den praktischen Gebrauch derselben bestehen, ein Umstand, der sich nachmals als ein grosses Hindemiss zeigte, als auf ein einheitliches Mass im ganzen Lande gedrungen wurde. Daher erhielten sich die Kastenmasse im unveränderten Ge- brauche, bis endlich zu unserer Zeit die Grundablösung die- selben um ihren Zweck brachte und ihnen nur mehr historischen Werth liess.

Der Gebrauch der localenKaufmasse auf dem Lande wurde zwar von der Regierung schon im 16. Jahrhunderte

*) Landtag der vereinigten Ausßchüsse der östrrr. Länder in Prag 1642, die Ausführungsverordnung Wien, 5. Mai 1542. (Muchar, Gesch. d. Steierm. VIII. S. 470). Der alte "Wiener Metzen war kleiner, als der nachmals unter Kaiser Leopold I. am 5. Dec. 1689 als Normal- mass eingeführte Nieder-Oesterreicher oder Wiener Metzen.

106

untersagt und allerorts das Grazer Nonnaliuass vorgeschrieben; allein man blieb fast überall bei der althergebrachten Uebung. Auch die Kaiserin Maria Theresia, welche das niederöster- reichische Mass 1763 für alle Erbländer eingeführt wissen wollte, konnte diese Einheit nicht erzwingen. Erst in der Neu- zeit gelang es, durch das Gesetz vom 21. Jänner 1857 das niederösterreichische Mass und Gewicht in allen Winkeln des Landes einzuführen.

Da in dieser Abhandlung von Kastenmassen nur nebenbei, von localen Kaufmassen nur vergleichsweise hie und da die Bede sein wird, so wird hier von einem genauen Eingehen auf dasselbe Umgang genommen. Für uns ist nur das ;,Grazer Viertel*' und zwar das gestrichene, als Normal- mass für das ;,resche" (schwere) Getreide, Weizen und Korn, von Wichtigkeit. Dasselbe kam im Handel nicht selten auch gehäufelt vor, da aber nur das gestrichene als Norm galt, so soll hier unter der Bezeichnung Grazer Viertel immer nur das gestrichene verstanden werden, wenn es nicht ausdrücklich anders bemerkt wird.

Durch eine ämtliche Erklärung der Regierung und der Landschaft wurde 1 542 ausdrücklich constatirt, dass das Grazer Viertel 48 ;,Viertelkanndl" (Tischkannen) der alten Weinmass enthalte.

Es handelt sich also darum, zu ermitteln, welches Mass- quantum die Viertelkanne, die bereits längst nicht mehr im Gebrauche ist, seiner Zeit enthielt. Dies kann auf zwei Wegen geschehen, entweder durch Untersuchung des Bauminhaltes, welche der alte (jlrazer Eimer von 64 Viertelkannen hatte, oder durch Vergleichung der neuen Getreidemasse mit der älteren. Wir wählen hier den letzteren Weg, weil er verhält- nissmässig der kürzere und verlässlichere ist, denn in alten Zeiten stand unter dem Rathhause in Graz ;,der Cimentstein des Grazer Viertelschaffes", während von einem Normalfasse kein ämtliches Exemplar bestand.

Mit Patent vom 17. Juni 1763 wurde der niederöster- reichische Metzen für Steiermark und alle anderen Erbländer

107

als einheitliches Mass beim Handel und Wandel vorgeschrieben, durch kaiserliche Verordnung vom 21. Jänner 1857 wurde dasselbe als allein gesetzliches Mass erklärt. Letztlich wurde laut Gesetzes vom 23. JuU 1871 das metrische Mass angeordnet. Auf den bei diesen drei Anlässen verfertigten Vergleichungs- tabellen beruht die vorUegende Berechnung des alten Grazer- Viertels.

1770 wurden die Verhältnisszahlen ^) zwischen dem Grazer Viertel und dem niederösterreichischen (eigentlich „neu österreichischen") Metzen ämtlich bekannt gegeben, nämhch 29213:22288. Berechnet in das gegenwärtig gesetzliche Liter mass wäre das Verhältniss:

1 Grazer Viertel verhält sich zu 1 niederösterr. Metzen wie sich 80-591 zu 61-487 Liter verhalten. Allein die obigen Verhältnisszahlen waren nicht genau zutreffend. Nach den beigegebenen Vergleichimgs - Tabellen wurde für den praktischen Gebrauch 1 Grazer Viertel gleich- gestellt 1 niederösterreichischen Metzen mehr 5 niederöster- reichische Massel und wieder dabei erklärt, dass genauer nur 4^^*yi393 niederösterreichische Massel zunehmen seien. Somit wären 16 Grazer = 20*9719 niederösterreichischen Masseln. 1793 fand der beeidete Mass - Adjustirer in Graz, Mathias Stöger ^), ein genaueres Verhältniss. Wir wollen seinen Angaben die Umrechnung in Litermass beifügen. Nach Stöger enthält :

1 Grazer Viertel = 1 niederösterr. Metzen = 61*487 Liter

mehr y^ = 15-372

« n% »1 « = 1'921

Vr.4 ,, ,. = 0-960

« /512 'i'i 51 = 0.120

Somit enthält 1 Grazer Viertel zusammen . . . 79*860 Liter.

Die DiflFerenz von dem oben erwähnten beträgt 0*731 Liter.

3) Yergleichungstabellen der alt - Steiermarkischen Maassen und deren Preise mit den neu-Oesterreichischen und deren Preise. (Gr&tz, gedruckt bei den Widmanstätterischen Erben 1773).

^) Stöger, Gegründeter Ausweiss der für das Herzogthum Steiermark bestimmten Getreidemasse. (Grätz, 1793).

108

Können wir das gewonnene Mass pr. 79*86 Liter nahezu als richtig annehmen, so gibt dasselbe, durch 48 dividirt, das Mass der Viertellcanne pr. 1-6637 Liter.

Zum weiteren Vergleiche können nachstehende Daten dienen :

1 Grazer Viertel-Schaff hat 4350 österr. KubikzoU = 0*79,495

Kubikmeter ; 1 niederösterr. Metzen- Schaff hat 3350 österr. KubikzoU =

0-61,122 Kubikmeter; 1 Grazer Viertel-Schaff hält 5 6 Vi österr. Weinmass; 1 niederösterr. Metzen-Schaff hält 4 3 Vi österr. Weinmass;

Wenn 1 Grazer Viertel Weizen fl. 2.30 rhein. Währ. fl. 2-19 ö. Währ, (ungefähr) kostete, so kömmt 1 niederösterr. Metzen auf 1 fl. 54 kr. 2 ^ rhein. Währ. = fl. 1-67 ö. Währ, zu stehen.

1 Grazer Viertel = 1-3107 niederösterr. Metzen und 1 nieder- östen-. Metzen = 0-76295 Grazer Viertel;

1 Hektoliter = 1-252 Grazer Viertel oder 1*626 niederösterr. Metzen ;

1 Grazer Vieitel = Vs ". 1 niederösterr. Metzen = % Hektoliter.

1 Grazer Viertel Weizen (gute, gereinigte Qualität) enthält un- gefähr 1,705.000 Körner;

1 niederösterr. Metzen Weizen (gute, gereinigte Qualität) ent- hält ungefähr 1,306.000 Körner, bei einer Schwankung von etwa 2000 Körnern auf oder ab ;

1 niederösterr. Metzen Weizen (obiger Qualität) wiegt 86 bis 90 a: = 48-16 bis 55-49 Kilogramm;

1 Grazer Viertel jedoch 102 bis 112 ff = 56-12 bis 6272 Kilogramm; sehr schöner Bauweizen wiegt sogar bis 122 a: = 68-32 Kilogramm.

Zur Erklärung des Verhältnisses der wichtigsten localen Masse des Landes zum Grazer Viertel diene die nachstehende Vergleichungs-Tabelle. Zum leichteren und rascheren Verständ- nisse wurde die Preisvergleichung in Österr. Währung beigefügt unter der Annahme, dass 1 niederösterr. Metzen (im 1 7. Jahr-

1

l

1

1-3107 —2.59

5

1

-0-65535 —1-47

5

1

1

—2-6667 —5-895

5

1

1

—0*703125—1-005

3

1

-0-43229 —0-98

4

-_- .^.

_- .

—2-5 —5-60

109

hundeite) 2 fl. 33 kr. 2 ^^ rhein. Währ. = 2 fl. 24 kr. ö. W. zum Kaufe gestanden wäre.

Steir. Mass Niederösterr. Mass Ii i. ö. Preis

gestrichen 1 leti. 1 \ehtl 1 lanl % lad i/ilaitl latien fl. o. V.

1 Grazer Viertel == 1

1 Brucker Achtel =

1 Judenb. Vierling = 2

1 Marburg. Görg =

1 Cillier Schaff =

1 Ennsthal. Metz. = 2

Was das „gegupfte" Grazer Viertel betrifft, so kann sein Verhältniss zu dem gestrichenen mit Bezug auf Weizen oder Korn am besten ausgedrückt werden, wenn man sagt: 5 gegupfte machen 6 gestrichene Viertel.

Der „Gupf beträgt also bei einem Viertel y,o eines Viertels, d. i. 9-6 Viertelkannen, oder 17'294 Liter.

Der Gesammtinhalt eines gegupften Viertels hat daher 97-154 Liter betragen.

Der Mass -Adjustirer Stöger nimmt für das Verhältniss des gegupften Viertels zum niederösterr. Metzen die Zahlen 335 : 530 ; femer gibt derselbe an, der Gupf desselben betrage im niederösterr. - Masse V4 + Vsa +" Vi 28 + Vas« Metzen. Dies macht 180 13 Liter und sonach hätte ein gegupftes Viertel 97-87 Liter.

Kostete 1 gegupftes Grazer Viertel 4. fl. 3 kr. rhein. W. = 3 fl. 1 2 kr. ö. W., so kostete 1 gestrichenes Grazer Viertel 3 fl. 22 kr. 2 ^ rhein. W. = 2 fl. 59 kr. ö. W. und 1 nieder- österr. Metzen 2 fl. 33 kr. 2 ^ rhein. W. = 2 fl. 24 kr. ö. W.

Wird die Grösse der Viertelkanne durch Untersuchung des Weinmasses ermittelt, so erhält man nahezu das gleiche Resultat, jedoch bei minderer Sicherheit der Berechnung, da in der Geschichte der mehrfachen Umwandlung der steirischen und österreichischen Masse nicht alles klar liegt. Der grösste Unterschied der Resultate beträgt aber nur V, 00 Liter bei der Viertelkanne. Halten wir die Annahme fest, dass 1 Viertel- kanne alter Tischmass 1*663 Liter enthielt, so fasste dieselbe

^ 110

im Vergleiche zur österr. Mass pr. 1-415 Liter um 0248, d. i. nahezu Vi Liter mehr.

1 Viertel-Kanne enthält also nahezu so viel Flüssigkeit, als die Rohitscher Sauerbrunnen-Massflasche. Da der Rohitscher Sauerbrunnen seit Jahrhunderten im Besitze der steirischen Landschaft ist, darf man mit Recht annehmen, dass die 300 Jahre alte Gepflogenheit in Betreif des Flüssigkeits- Quantums der Flasche, das in alter Zeit eine Viertel - Kanne betrug, sich im WesenÜichen nicht geändert hat. Dadurch er- hält die vorliegende theoretische Entwicklung der Grösse des Grazer Viertels eine richtige praktische Dlustration ^).

B. Geldwerth.

Wir kommen jetzt auf die im 17. Jahrhunderte gangbaren Geld münzen und ihren Werth zu sprechen. Es ist dies nothwendig, um bei der Angabe der Getreide- und Brotpreise den Werth derselben in die jetzige Geldwährung umsetzen zu können und so eine richtige Auffassung der Verhältnisse zu gewinnen.

Allein die Werthbestimmung des alten Geldes durch das neue ist eine schwierige Sache, wenn man nur halbwegs das Richtige treffen soll. Dieselbe kann auch nicht im allgemeinen, sondern nur für kleine Zeitperioden gemacht werden, da selbst innerhalb derselben nominellen Währung der reelle Gold- oder Silberwerth der Münzsorten verändert, d. i. der eigentliche Feingehalt vermindert oder vermehrt wurde, zeitweise auch Devalvationen und Agiotirung dazukamen.

Im 17. Jahrhunderte bestand bei uns die Reichswährung nach der Münzordnung vom Jahre 1559.

Man prägte Thaler, Guldengroschen und Pfennige, rechnete aber bei uns im gemeinen Leben nach rheinischer

>) Zur vollen Infonnirong über die Bedeutung von Mass und Münze sehe man die unbedingt massgebende Schrift: Vorschläge und Erfordernisse für eine Geschichte der Preise in Oesterreich von Dr. Arnold Luschin etc. (Wien, 1874.)

~ 111

Währung, d. i. nach Gulden, Schillingen, Pfennigen, später

auch nach Kreuzern:

1 fl. = 1 a: Pfenn. (^) = 240 ^ = 8 Schillinge (ß).

1 ^ = 30 ^; 1 fl. = 60 Kreuzer; 1 Kreuzer = 4 ^. Nach der Mttnzordnung sollte: der Thaler zu 68 kr. 25*46 Gramme Feinsilber haben, was

in ö. W. = 2 fl. 20 kr. ö. W. Silber; der Guldenthaler zu 60 kr. sollte 22'9 Gramme Feinsilber haben,

was in ö. W. = 2 fl. 6 kr. ö. W. SUber; der Kreuzer zu 4 ^ sollte 0*381 Gramme Feinsilber haben, was

in ö. W. = 3-43 kr. ö. W. in Silber.

In Wirklichkeit aber wertheten die Münzstücke viel höher, als sie an Silbergehalt hatten. Nach „Hirsch, des h. römischen Reiches Münzarchiv ^ (V. S. 49) wäre der Werth der Geldstücke in der nachstehenden Zusammenstellung zu ersehen.

Jahr

1559

TarMrunfl In Kreuern

Ideeller Werth

des Guldens

des Kreuzers

1 Reichs- 1 ß^ij^^ thaler

68 60

Feinsilber_ fl. SUber Gramm. ö. W.

i?<.:...:ik in Silber Gramm. g, y^.

22-9 206

0-381 3-43

1569

72 64

21-48 1-93

0-358 3-22

1607

76 68

20-22 1-82

0-337 3-03

1609

84 74

18-54 1-67

0-309 = 2-78

1613

86 76

18-06 1-62

0-301 2-70

1616

96 80

17-16 1-54

0-286 2-57

Die erste Rubrik enthält die Tarifirung des Reichsthalers, der bei gleichbleibendem Silberinhalte (25*46 Gramm fein) in den Jahren 1559 bis 1616 im Nennwerthe von 68 auf 96 kr. stieg, sowie des Reichsguldens (22*9 Gramm fein), welcher ebenso von 60 auf 80 kr. erhöht wurde. Die zweite Rubrik enthält den indeellen Werth, welcher sonach zu dieser selben

112

Zeit der Rechnungsmtinze, dem Gulden = 60 kr. zukam. Die letzte Rubrik enthält ebenso den ideellen Werth des Kreuzers = 4: A. Die zur Veranschaulichung beigefügten Ansätze in österr. Währung entsprechen dem Einlösungspreise, den die k. k. Münzämter heute für das betreffende Silberquantum bezahlen *^).

In Graz wurden um 1607 ^) aus 143/,^ Loth Silber zu dem Einkaufspreise von 12 fl. bis 12 fl. 15 kr. Reichswährung 9^^ Stück Thaler und ebenso halbe und Viertelthaler geprägt. 1 Thaler war also eigentlich 63 Kreuzer werth, ging aber für 68. Die niederen MOnzsorten wurden, wie allerorts, bedeutend geringhaltiger geschlagen, als ihr Nennwerth war.

Von Scheidemünzen wurden damals in Graz geprägt:

Aus 8 Loth Silber und Vi« Ueberschick 129 Groschen (1 zu 12 ^) = 1548 Pfennige.

Aus 4 Loth 3^/,o Quintel Silber 502 Zweier, d.i. Zwei- Plennigsstücke = 1040 Pfennige und

aus 3V,ß Loth Silber 840 Stück Pfennige. 1 Pfennig hatte also den inneren Werth von % (0-6) Neukreuzem ; der- selbe wurde aber im Verkehre für den Werth von V4 des ideellen Kreuzers, also für 0*76 Neukreuzer angenommen.

Es ist eine leidige Thatsache, dass die oben gemeldete Münzverschlechterung den nachtheiligsten Einfluss auf das bürgerliche Leben und den Handel nahm und dass der Wucher, insbesondere auch im Getreidehandel, ein weites Feld gewann. Doch wmden die Münzverhältnisse bald noch trauriger; so z. B. 1621 Münzen mit sehr geringem Gehalte geprägt, aber verordnet, dieselben zu dem Werthe anzunehmen, der ihnen durch die darauf geprägten Zahlen in Kreuzern beigelegt wurde. In solcher Weise gab es schlechte Gulden (lange Münze) mit der Zahl 60, 1 V4 Gulden mit der Zahl 75 u. s. w. 1622

6) Ich verdanke diese Daten der gefiQligen Mittheilung des Numis- matikers Herrn k. k. üniversitätsprofessors Dr. Arnold Luschin Ritter v. Ebengreuth.

7) Instruction Aber das Mflnzwerk (k. k. Statth. Registr. in Qraz Miscellanea, 1607).

- IIa -

wurde 1 Reichs tbaler , der 1559 68 kr. gegolten hatte, mit dem Nominalwerthe von 3 fl. 52 kr. bis zu 10 fl. bewerthet.

Diesen nicht mehr erträglichen Zuständen zu begegnen, setzte ein kais. Patent vom 14. Dezember 1623 die gering- hältige Münze in Verruf und Uess Reichsthaler zu 1 fl. 30 kr. und Ouldenthaler zu 1 fl. 20 kr. prägen.

Da man aber längst schon in Uebung hatte, das Geld nicht nach dem Courswerthe, sondern nach dem inneren Ge- halte anzunehmen, so z. B. 1628 den Reichsthaler von 1 fl. 30 kr. Nominalwerth nur mit 51 kr. Aufgeld, somit haben die näheren Details der Coursschwankungen für unser Thema keine Be- deutung. Es ist nur noch zu erwähnen, dass noch 1680 1 Reichsthaler (8 auf eine rauhe Mark mit 14 Loth 4 Grän Feinsilber) den Courswerth von 1 fl. 30 kr. haben sollte, was aber niemand beachtete. 1681 wurde 1 Reichsthaler zu 1 fl. 36 kr. gerechnet. 1693 liess der Kaiser dem 1690 durch Ueberein- kunft einiger norddeutschen Fürsten entstandenen Leipziger Münzfuss (18 fl. Fuss) auch in seinen Erb-Ländem gesetzliche Geltung zukommen, die nach dem Reichs - Schrot und Korn geprägten Thaler erhielten den Werth von 1 fl. 45 kr. und die in den kaiserUchen und in den Erb-Ländern geprägten Fünfzehner den Werth von 18 Kreuzern Reichswährung.

1695 wurden wieder alle schlechten fremdländisch(^n Münzen in Oesterreich verboten und, was uns hier am meisten interessirt, den Hauptleuten, Pflegern, Verwaltern u. s. w. in den Grenzländem ausdrücklich befohlen, Getreide, Wein und andere Feilschaften im Lande nicht mit geringem Gelde, son- dern nur mit kaiserlichen, und „gerechten'^ Münzen zu be- zahlen^.

Als Scheidemünze erhielten die Fünfzehner (65 Stücke aus der reinen köln, Mark geprägt) den Cours zu 17 kr. und die Sechser denselben zu 7 kr. Reichswährung.

0) Waldner, Yersach eines Entwurfes der Haiiptmomente des deutschen MQnzwesens.

MttUi«U lUa liiat. Vvralaa f. Stelanurk, XXV. Heft, 1877. O

lU

Schliesslich folgt hier zur rascheren Bewerthung des Nennwerthes der im Laufe der Darstellung etwa erwähnten Getreide- und Brotpreise in ßeichswährung die Vergleichung dieser mit der österr. Währung.

Rchswhrg. ö. Währ. Rchswhrg. ö. Währ. Rcbswhrg. ö. Währ. Pfennig. Kreuzer Kreuzer Kreuzer Gulden Gulden Kreuzer

1 = 0-3 1 = 1-4 1 = 87-5

2 = 0-7 5 = 7-3 2 = 1-75

3 = 1-09 10 = 14-5 3 = 2-6 1-5

2/f=15 = 21-9 5 = 4-37-5

4^ = 30 = 43-7 8=7-

Was <len inneren Werth betrifft, so trifft dieser freilich nicht zusammen und ist fllr verschiedene Zeiten verschieden, wie eben das nachstehende Beispiel andeutet:

Wenn 1559 ein Grazer Viertel Weizen 1 fl. 30 kr. Bchswhrg. kostete, so hat diese Zahlung ein Silberquantum oder dessen geprägte Repräsentanten erfordert, welches heut- zutage in ö. Währ, mit 3 fl. 9 kr. eingelöst werden wUrde.

Im Jahre 1616 würde derselbe Nennwerth nur mehr 2 fl. 31 kr. ö. Währ, betragen haben.

Zur Beurtheilung des Geldwerthes reicht aber die objective Umrechnung der Geldstücke in den gegenwärtigen Weith nicht aus, sondern es ist auch das subjective Yerhältniss des Geldes zur Preisbemessung sämmtlicher kaufbaren Gegen- stände, Mobilien und Immobilien, insbesondere aber der wesent- lichen Lebensbedürfnisse in Erwägung zu nehmen.

Um zu ersehen, wie viel das Geld werth war, darf man nur im allgemeinen darauf sehen, wie viel der arme Mann, der mit dem geringsten Erwerbe leben musste, für gewöhnlich als Taglobn bekam, oder wie die unentbehrlichsten Bau- arbeiter, Zimmer- und Maurer-Gesellen entlohnt wurden, oder wie hoch sich der Jahresgehalt für Beamte unterer Kategorien belief, nämlich :

115 -

Jahr Taglohn eines Taglobn eines Jahresgebalt eines

Tagwerkers Maurergesellen niederen Beamten

1487 10^ 18^ 32~-40ar^

1565 12^ 24^ 100 fl. Rchswhfg.

1572 28 J!, 48^

1592 32^ 20 kr. 1 20 fl. Rchswhrg.

1607 8— 10 kr. 24 kr. 120— 200 fl.

1622 12 kr. 30 kr. 235 fl.

1650 12 kr. 30 kr. 250 fl.

1690 12 kr. * 30 kr. 250 fl.

Da mit diesem Einkommen die nothdürftigen Ausgaben bestritten werden konnten, so ergibt sich daraus nicht, dass die Zeiten wohlfeiler waren als gegenwärtig, was sie auch in der That nicht waren, sondern dass das Geld einen höheren praktischen Wertb hatte.

Die Brotsatzung.

Der Kaufpreis des Brotes würde eigentlich dem natür- lichen Verhältnisse nach aus dem Einkaufspreise der Brot- frucht, aus den Unkosten für Vermahlung und bei Bereitung desselben und aus dem Zuschlage eines sattsamen bürgerlichen Gewinnes resultiren; allein es scheint, dass seitdem die Bäckerei, als Gewerbe betrieben wurde, die Gewinnsucht des Producenten eine Störung dieses richtigen Verhältnisses ver- ursacht habe. Satzungen aller Art gehören zwar zum Wesen der Zünfte, aber gewiss gehört die Brotsatzung zu den ältesten Beschränkungen der Freiheit im Kaufe und Ve/kaufe. Diese Satzung wurde nothwendig, weil der Wucher mit dem Brot- preise gerade den armen Mann am empfindlichsten traf und sicher schon in den ältesten Zeiten zu Bäckerkrawallen führte.

Das älteste geschriebene Stadtrecht von Wien, datirt vom Jahre 1221, enthält schon eine Marktordnung, die Taxirung der Lebensmittelpreise und im Artikel 26 die An- ordnung, dass bei unrichtigem Masse der Uebertreter dem landesfürstlichen Richter unterliege.

8*

- 116

ßrünn erhielt 1243 sein eigenes Stadtrecht, in welchem vieles dem Wiener wörtlich entnommen wurde.

1305 erhielten Krems und Stein das Stadtrecht von Wien und besagte der Punkt 65: „Brot und Fleiscli und alle feilen Dinge soll zur Stadt führen, wer will, und es feil haben. Aber in der Stadt soll nur Brot backen, wer Bäckerrecht hat.*^ ^)

Als die Stadt Hradisch in Mähren 1352 die Handwerks- privilegien, welche BrOnn besass, erhielt, beriefen sich die Bäcker gegen die Bestimmung, dass zu leichtes Gebäcke vom Bathe täglich confiscirt werden solle, auf einen alten Brauch, nach welchem dies nur an Sonntagen statthaft wäre. Man kann hieraus erschliessen, wie lange schon die Brotsatzung bestanden haben musste, aber auch wie wenig dieselbe beachtet und gehandhabt worden war, dass sich die naive Anschauung, eine Verletzung der Satzung könne nur an Sonntagen gestraft werden, zu einer Art Berechtigung herausbilden konnte.

Wann die Brotsatzung, oder vielmehr die Ordnung, nach welcher der Preis der einzelnen Brotgattungen mit dem Gewichte derselben in das richtige Verhältniss gebracht wurde, bei uns in Graz ihren Anfang nahm, lässt sich nicht ermit- mitein. Sicher ist, dass dieselbe sehr alt sein musste, da sie der Stadtmagistrat als uralt bezeichnete, als die Bäcker 1576 mit einer Beschwerde über dieselbe zur Regierung gingen.

Die Hebung war, dass der Stadtrichter und zwei aus dem Rathe nach vollendeter Ernte nach dem Preise, zu welchem das Getreide in den Verkauf kam, jedoch immer um 2 y^, d. i. 1 5 Kreuzer, niederer den Satz für das Brot bestimmten.

Dass ab^r das durch den Satz gegebene Gewicht ein* gehalten werde, hatten diese, oder zwei andere gewählte Rathslierren zu überwachen, welche Commissäre daher Brot-

•) Geschiohtsquellen der Stadt Wien. I. Abtli. I. B. S. XVIII. VII. u. Urk. XXV. Wie es scheint, stammen die Satzungen des Wiener Stadtrechtes in vielen Punkten aus den niederrheinischen, niederländischen und flandrischen Städten, die eine ältere Geschichte haben; aber vieles entstammt auch der ureigenen Rechtsentwicklung. Die Stadt- und Markt- rechte der Steiermark stimmen in vielem, aber nicht in allem, mit dem Wiener Stadtrechte überein.

117

besdiauer, Brotscliätzer oder Brotwäger hiessen. So geschah es auch in allen anderen Städten und Märkten, nur war in älterer Zeit die Berechnung der Satzung local verschieden. Zur Ordnung gehörte es auch, dass im allgemeinen das Brot nicht im Hause verkauft werden durfte, sondem in die eigens erbauten Brotläden, häufiger Brottische genannt, kommen musste, wahrscheinlich damit es leichter der öflfentlichen Aufsicht unterzogen werden konnte, vielleicht auch zur Bequemlichkeit der Käufer. In Graz stand z. B. im 14. Jahrhunderte ein solcher Brottisch zu Anfang der Sackstrasse, auf demselben Platze, wo nachmals (1680) die Dreifaltigkeitssäule zu stehen kam.

Die alte (geschriebene) Brots atz ung in Graz hatte die üeberschrift : Ordnung des Prottpacbens so den Peckhen vber die darauf geende Mieh vnd vnkhossten pasiert wirdet." Das Mass des Weizens ist ein Graz er Viertel. Die taxirten Brotgattungen sind nur Gebäcke aus Weizenmehl, wobei jedoch zu bemerken ist, dass beim Oblassgebäcke auch Korn- mehl beigemengt wurde. Reines Kombrot scheint von den Bäckern wenig erzeugt worden zu sein. Die Tabelle enthält den Gewichtsansatz für Semmeln zu 1, zu 2 und zu 4 Pfennigen, ebenso für das Pollusgebäck ; für das Oblassgebäcke aber zu

1, zu 2 und zu 4 Kreuzern. Da aber das Gewicht nach dem Münzwerthe sich in geregelter Bemessung richtete, so genügt für unsere Zwecke der nachstehende Auszug der Taxscala.

y, Wan der Waiz „8ol die pfenwert „das pfenwert „der Vierer (4 Ä) gilt —" Semmel wegen« - Polo" Oblass**

6/r ö.Münz. SLothSVaQuintl 14Loth VaQtl. 2«— LothSQtl.

Ifl. - .

4 , 6

^ ff n

2 » 2 7)

2. 4 ,

2 » 6 » •^

7

ff

1

»

11

» Yi

1,20

»

ff

6

»

%

n

9

n 3

1,12

V

1 «

5

n

1

ff

8

r, V/2.

6

1)

1 ,

4

»

2^/2

7

>, v/^„

1

»

3 ,

4

n

'A

n

6

n 2%

-,30

Tf

ff

3

»

3

»

6

» n

-»27

»

1%»

3

»

1%

»

5

1 r

-»24

f)

% «

3

ff

Va

9

5

» »

-,22

»

1 ,

2

n

3%

ft

4

Ol/

-«21

77

% «

118

Zu dieser Tabelle ist einiges von Wichtigkeit zu bemerken:

1. Ist die Annahme interessant, dass man ein Viertel Weizen um 6 /^ = 45 kr. bekommen konnte , ein Preis , der seit Ende des 15. Jahrhunderts wohl nicht mehr voi^ekommen war. Daraus erhellt, dass diese Scala aus dem 15. Jahrhunderte stanmien dürfte. Noch interessanter ist die Voraussetzung, dass der Weizen -Preis nicht über 3 fl. steigen würde. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts kam dies denn doch schon vor und wiederholte sich im Laufe dieser Zeitperiode nicht nur, sondern der Preis stieg 1685 noch höher und 1695 bis zu 5 fl.; daher man auch veranlasst war, die Scala später bis auf den Preis von 6 fl. fortzusetzen; *^)

2. Auffällig ist der Umstand, dass die Minderung des Gewichtes vom Gebäcke dem Steigen des Weizenpreises nicht

i<^) Die Fortsetzung der Tabelle bis zu dem Preise von 6 fl. dürfte wohl schon 1685 schriftlich gemacht und bald darauf gedruckt worden sein. Eine gedruckte von 1708 lag mir vor. Diese enthält auch die Namen der 39 Bäckermeister und das Jahr, in welchem sie ihr Gewerbe zu Oben begannen, nebst dem Zeichen, welches sie auf ihr Gebäcke zu drücken ver- pflichtet waren. Die Tabelle unterscheidet sich in nichts von der alten, ausgenommen, dass nach dem Preise von 8 fl. nicht mehr die Scala je um 1, sondern um 2/? steigt, dass das 1 Pfennig - Gebäcke und beim Oblass das 1 Kreuzer-Gebäcke wegfällt und bei 8 fl. das Gewicht für 2 Pfennige und 2 Kreuzer nun so gross ist, wie es bei einem Preise von 1 fl. 5 /? um einen Pfennig und 1 Kreuzer war. Uebrigens behaupteten die Bäcker gegen Ende des 17. Jahrhunderts und zwar mit Recht, dass in der Gewichtsordnung von 8 fl. kr Fehler seien, die bald den Bäckern, bald dem Publikum zum Nachtheile kämen.

Um Brotgewicht und Preis der alten Zeit mit dem der Gegenwart zu vergleichen, diene die nachstehende Gegenüberstellung: In wohlfeilen Zeiten: 1 Semmel um 1 Pfennig = % Neukreuzer wog

85 Gramm.

1 Oblassbrot um 1 Kreuzer = 2% Neukrenzer wog 630 Gramm. In theueren Zeiten bei Sfach höherem Weizenpreise:

1 Semmel um 1 Pfenning = % Neukreuzer wog 83 6 Gramm.

1 Oblassbrot um 1 Kreuzer == 2*/-, Neukreuzer wog 253*6 Gramm.

1 Kreuzerlaib = 4% Neukreuzer wog 507*2 Gramm. 1877 1 ordinäre 2 Kreuzer Semmel wiegt 90 Gramm.

1 5 Kreuzerlaib Oblassbrot wiegt 898*6 Gramm.

119

in gleichmässiger Weise abgestuft ist, so dass der Bäcker jederzeit den gleichen Gewinn gehabt hätte, sondern dass je höher der Preis stieg, ein desto kleinerer Gewinn heraussah. Es scheint, dass diese Anordnung den Bäckern die Gleich- giltigkeit bei einer Preissteigerung verleiden und ihr Geschäfts- interesse für einen wohlfeilen Preis rege halten sollte. Hatte man vielleicht in alten Zeiten die Erfahrung gemacht, dass die Bäcker selbst bei Preiserhöhungen des Getreides nicht un- betheiligt waren ?^*)

3. Sonderbar ist es, dass in der Scala nur auf eine Steigerung von 2 zu 2 Schillingen reflectirt wurde, als wenn der Weizenpreis nur immer regelmässig um 60 Pfennige, nicht aber um 5^ 10 u. s. w. Pfennige sich hätte erhöhen können. Eine feste Getreidetaxe gab es ja doch nicht, namentlich bis 1675 nicht für das ungarische Getreide. Wenn also der Preis zwischen die Stufen der Scala fiel, galt stets die niedere Stufe für das Brotgewicht und der Bäcker musste von seinem Ge- winne einbüssen. Kostete z. B. dem Bäcker das Viertel Weizen

1 fl. 1 /^ 20 .1^, so mussle er dennoch das Gewicht geben, als hätte das Getreide 1 fl. gekostet, wobei er die bedeutende Einbusse von 50 Pfennigen hatte; denn um 50 Pfennige konnte man im 17. Jahrhunderte über 6 Pfund Rindfleisch, oder auch 8 Mass Tischwein kaufen. Die Folge davon konnte keine andere sein, als dass der Bäcker selbst darauf einwirkte, den Preis des Getreides bei kleinerer Steigerung gleich um

2 ß höher springen zu machen. Auch die, bei welchen Getreide zum Verkaufe stand, waren klug genug, den Sachverhalt aus- zunützen und jede Steigerung, der Scala entsprechend zu machen, wo sie erwarten konnten, von den Bäckern als Käufern keinen Widerstand und kein Herabhandeln zu finden. Uebrigens wurde von ungefähr 1665 an schon auch auf eine Preis-

17 Man erklärte diese ungleiche Abminderung auch damit, dass hiebei auf den Umstand Rücksicht genommen wäre, dass die Auslagen f)lr Salz, Brennholz, Arbeitsunkosten auch bei steigenden Getreidepreisen dieselben blieben.

120

erhöhung pr. 1 ß Rücksicht genommen und die Tabelle von 1708 führt die Scala in solcher Weise bis zu 3 fl. fort.

4. Endlich ist zu bemerken, dass die Satzung des Brot- gewichtes niemals ganz dem Preise des Weizens entsprechend, sondern immer um 2 Schillinge niederer veranschlagt wurde. Diese Gepflogenheit war so alt, dass weder die Bäcker, noch der Magistrat mit Sicherheit angeben konnten, was der Grund derselben sei. Die einen meinten^ das komme daher, weil die Brotsatzung mit Rücksicht auf das ungarische Getreide gegeben werde, das seit uralter Zeit um 2 Schillinge billiger im Preise stand, als das im Lande gebaute, und zwar weil letzteres schwerer und mehlreicher wäre. Andere gaben an, und dies dürfte das richtigere sein, es erkläre sich dadurch, dass 10 Viertel Weizen lO'/^ Viertel Mehl geben (zufolge Mahl- probe in Graz 1666), dieses halbe Viertel den Bäckern zum Vortheil käme und so die 2 Schillinge einbringe, welche bei dem minderen Ansätze des Getreidepreises in Abrechnung gebracht waren.

Wie dem aber auch sei, gewiss ist, dass die Bäcker in Graz mit dieser Brotsatzuiig nichts weniger als einverstanden waren, darüber immer klagten und zeitweilig auch remon- strirten, zumal dann, wenn die Getreidepreise in die Höhe gingen.

1576 ordnete die Regierung auf eine Beschwerde der Bäcker eine Untersuchung an. Der Magistrat liess eine Mahl- und Backprobe anstellen, deren Resultat war: Ein Viertel Weizen wog ohne Tara 92 % 28 Loth; dieses gab 27 ff 26 Loth Semmelmehl, 47 ff 2^/5 Quintel Poll- und Oblass- mebl und 22 ff Kleie. Vom Wasser, das zur Teigbereitung gebraucht wird, blieben nach dem Backen noch im Gebäcke Uff 11 Loth 3y7 Quintel.

Dies gibt zusammen 89 ff 6 Loth 1 '^'^/•^^ Quintel Gebäcke. Der Erlös von diesem beträgt nebst dem Ertrage von 9 Kreuzern für die 22 ff Kleie im Ganzen bei einer Brotsatzung von 1 fl. 2 ;? = 1 fl. 33 kr. 15%8 Heller.

^21

Die Auslagen waren: 1 Viertel Weizen 1 fl. 15 kr.

Unkosten beim Backen 27 2 ^

Zusammen 1 fl. 42 kr. 2 .«^

Hält man die Einnahme entgegen, so büsste der Bäcker hiebei 9 kr. ein. Würde das Gewicht auf 1 fl. gegeben, so betrüge der Schaden sogar 22 kr.

Nehmen wir an, der Bäcker hätte in einem Monate 84 Viertel Getreide verbacken, so hätte er beim Verkaufe des Brotes einen Verlust von 308 fl. gehabt. Das wäre freilich himmelschreiend gewesen und hätte der dringendsten Abhilfe bedurft.

Allein dass diese Probe durchaus nicht ordentlich war, geht schon daraus hervor, dass 1 gestrichenes Viertel guten Weizens mindestens um 10 S^ mehr wiegt, als oben angegeben wurde und dass man damals noch gar nicht das gestrichene, sondern immer das gehäufelte Mass im Handel und im Ge- brauche hatte, daher sicher noch 20 Sf Getreide mehr in An- schlag zu bringen hat; dass also das Quantum Gebäcke, welches aus einem Viertel erzeugt wird, um ein Bedeutendes zu gering angegeben war.

Was die Regierung verfügte, ist zwar in Acten nicht ersichtlich, aber es besteht die Thatsache, dass die ange- fochtene Brotsatzung bis 1651 ganz unverändert verblieb. Von da an wurde die Satzung von Schilling zu Schilling gegeben.

Die wichtigste Aenderung trat erst 1715 ein, wo nicht nur die Scala von einem Groschen zum andern steigend, son- dern auch die Brotsatzung ohne Abzug der 1 5 kr. dem Weizen- preise entsprechend gegeben wurde.

Wenn ein Bäcker die Brotsatzung nicht beachtete, zu leichtes Gebäcke in den Brottisch gab, oder auch die an manchen Orten von Alters her übliche „Aufgabe* (z. B. wenn jemand zu Leoben 10 Semmeln kaufte, die unentgeltliche Zu- gabe einer eilften) nicht leisten wollte, kurz, wenn er sich in seinem Geschäftsbetriebe einer Benachtheiligung des Publikums

122

schuldig machte, verfiel er in Strafe, welche der Magistrat, oder der Stadtrichter, über ihn verhiog.

Unter diesen Strafen nimmt die des sogenannten Schupf ens^ oder ;,Schnellens^ vorerst unsere Aufmerksamkeit in Anspruch. Die barbarische Weise, die Uebung derselben in allen deutschen Ländern, und die sonderbare Beschränkung dieser eben nur auf Bäcker, deutet auf sehr altes Entstehen derselben. ^^)

Das wesentlichste der Strafe war, dass der Dehnquent in's Wasser geschleudert wurde, um ein unliebsames Bad zu nehmen, das jedoch nicht lebensgefährlich werden sollte. Die Methoden waren daher verschieden. Bei uns in Steiermark war das Schupfen übUch. In Graz stand die „Bäckerschupfen" unterhalb der Murbrücke, in Leoben in dem Galten eines Bürgers, in Judenburg in der Murvorstadt. Eisenerz liess noch 1713 seine Bäckerschupfen am Leopoldsteiner See neu errichten.

Der Apparat bestand aus einem balancirenden elastischen Holzladen, dessen Ende über dem Wasser stand Der Bäcker, dorthin gesteUt und durch den rasch und gewaltsam aus dem Gleichgewichte gebrachten Laden in die Höhe geschleudert, fiel unter dem Hohngelächter und Gejohle des Janhagels in einer sehr unangenehmen Stellung in den Fluss, wurde aber alsbald wieder aufgefischt und herausgezogen.

Häufiger traten wohl die Geldstrafen ein. Das mindeste, was geschehen konnte, war, dass zu kleines Gebäcke weg- genommen und den armen Leuten im Spitale geschenkt wurde. Wahrsciieinlich geschah dies nur mit dem Gelderlöse aus dem

1') In der Wiener Marktordnung von 1221 heisst es: Panifices, «jui violaverint hoc statutum, proiciantur in luteum, nisi tunc ex emptione peciiniaria per gratiam judicis et civium ezsolvantur. Das Stadtrecht Yon lü'ems und Stein von 1305 sagt im Punkte 64: Nach altem Herkommen und Wiener Recht geschehe es „also daz die pechheu werden geschupphct als von alten fursten ist gewesen recht und ander wandel (Strafgeld) nicht geben^. (Geschichtsquellen der Stadt Wien I. Abth. I. Band^ Urkunde XII. u. XXV.)

123

Gebäcke, sonst wären ja auch die Leute, welche Brot brauchten, gestraft gewesen. Bei anderen Anlässen wurden ziemlich hohe Geldstrafen verhängt 1591 wurde zu Leoben einem Bäcker aufgetragen, ;, stracks mit dem Bretzenbacken anzufangen, bei Pön von 4 ungarischen Ducaten**. Eben dort wurde ein An- derer im November desselben Jahres, weil er fortwährend zu geringes oder gar kein Brot buk, in den „Elosterthurm ge- schafft**, bis er 50 Ducaten Strafe erlegt hätte. Er blieb vom 13, bis 30. Dezember in Gewahrsam, wo ihm dann auf die landesübliche Vorbitte seiner Freunde und Angehörigen die Strafe auf 10 Ducaten ermässigt wurde J'')

Geldstrafen wurden in Graz häufig in Anwendung ge- bracht, zuweilen auch über die ganze Zunft verhängt, und wenn dieselbe sich weigerte, mit dem Schupfen gedroht .und endlich die Zunftmeister auf das Rathhaus gerufen „zum SpieP, d. h. damit durch das Los mittelst des Würfelspieles entschieden werde, wer von ihnen geschupft werden sollte. Ein solcher Vorgang trat z. B. im Jahre 1692 ein, weil die Bäcker be- treten wurden , dass sie ihren Getreide -Vorrath verschwiegen hatten, Mangel vorschützten und eine unnatürliche Tbeuerung aufrecht erhielten.

Die Bäckerschupfe kam selbst im 1 8. Jahrhundeite noch nicht ab, zu Gilli wurde eine solche 1752 sogar neu gebaut und mit Geld zu strafen nicht zugelassen.

Während die Bäcker in den Städten das Privilegium des Geihandels mit ihrem Backwerk seit ältesten Zeiten besassen, so z. B. in Graz bis auf 3 Meilen im Umfange der Stadt, so war es auch wieder den Leuten vom Ijande hie und da ge- stattet, zum Wochenmarkt Brot in die Stadt zum Verkaufe zu bringen. Für Graz schrieb^ sich diese Freiheit vom Jahre 1377 her, wenn dieselbe nicht noch älter war. Insbesondere hatten die behausten Schöckelbauem das Recht, Roggenbrot in der Hauptstadt feil zu haben. Da dieses zumeist schwerer

'') Leobner RathsprotokoU.

124 -

im Gewichte war, als das Brot der Stadtbäcker, so konnte sich der arme Mann auf billigere .Weise versorgen.

Zu Marburg waren die Stadtbäcker verpflichtet, jähr- lich durch eine bestimmte Zeit von etwa 4 Wochen das Ge- treide von der Herrschaft Marburg zu nehmen, ohne dass ihnen jedoch ein höherer Brotsatz gestattet worden wäre, wenn der Preis höher gewesen war.

In Cilli, Sachsenfeld, Ttiffer, vielleicht auch an andern Orten, hatten die Bürgerswitwen das Recht, weisses und schwarzes Brot zu backen und feil zu haben.

Ihr Brot hiess daher „Weiberstritzel*, und weil demselben das Brotgewicht nach dem gegupften Cillierschaff gegeben wurde, während für die Bäcker das gestrichene Schaff mass- gebend war, so lieferten sie bei gleichem Preise um ein nam- haftes schwereres Brot, weshalb diese Concurrenz den Bäckern sehr unliebsam, dem Pubhkum aber sehr zuträgUch war.**)

Zu Hohenegg, Prassberg, Frasslau, Tüffer und St. Georgen war es den Bürgern seit undenklichen Zeiten gestattet, Brot feil zu haben, weil sich die Professionisten in diesen „geldlosen** Orten auf Weinschank und Brotbacken ver- legen mussten, um leben zu können. Den Bäckern waren nur die besonderen Gattungen von Brot, wie : Kipfel, Semmel, mürbes Brot, Trenten u. dergl. vorbehalten,

Windischfeistritz, Tüffer, Wöllan, Schön- stein und Rann hatten gar keine Bäcker, sondern wurde das Brot von den Wirthsleuten gebacken und verkauft.

Die Weinwirthe hatten überhaupt, insbesondere in Ober- steier, das Recht, im Hause gebackenes Brot den Gästen zum Trünke zu verkaufen. In L e o b e n und Judenburg durften

'^) Laut eines alten Privilegiums war den Bi\rgem in Gilli über- haupt gestattet: Brotbacken, Verkauf des Weines unter dem Reife, Wirths- haus oder Weinausschank zu halten, Rindfleisch auszuschroten, Schweine und „BrOling" zu schlachten, Würste zu machen und feil zu haben, Kerzen zu verkaufen, mit Getreide an die Säumer zu trafficiren, mit Salz zu handelu etc.

125

sie dasselbe auch am Wochenmarkte feil haben. Man hiess

sie ^Nudelbäcker*', wahrscheinlich von der Cylinderform ihres Gebäckes J 5)

Uebrigens war freilich, wie bei anderen Zünften, auch bei den Bäckern, das Gewerbe vor jeder Beeinträchtigung von jedem Unbefugten geschützt und waren die Bäcker mit Recht stets scharf darauf aus, dass den „Fröttem und Störern *^ das Handwerk gelegt werde.

Schliesslich kann noch im allgemeinen bemerkt werden, dass die Lage der Bäcker wohl in keiner Stadt so beschwerlich und bedrängt war, als in der Hauptstadt Graz, daher es ganz wohl glaublich ist, wenn 1715 die Behauptung ausgesprochen wurde, es wären in 40 Jahren 60 Bäckermeister trotz alles Fleisses zu Grunde gegangen.

Besser war jedenfalls das Los der Bäcker am Lande, insbesondere, wenn der Bäcker selbst im Gemeinderathe sass. Aflenz hatte viel Processe mit seinem Bäcker und gab es alle Augenblicke bei dem ^.SchienbandP Anstände. Rad- kersburg hatte ebenfalls unzufriedene Bäcker, die fort und fort und sogar bei Hofe Klage führten; daher der Magistrat (1752) verlangte, man solle ihnen perpetuum silenüum auf- tragen. Die Brotsatzungen am Lande richteten sich zumeist nach den localen Massen, so zu Judenburg, Weisskirchen, Unz- markt, Oberzeiring und Knittelfeld, nach dem Judenburger Viertel; in Rottenmann nach dem eigenen Viertel; in Murau, St. Peter am Kammersberg, Oberwölz, St. Lam brecht, nach der Murauer Mess; zu Schladming nach dem Rottenmanner Motzen ; zu Admont und Irdning nach ihrem eigenen Viertel ; zu Maria-Zeil nach dem St. Pöltner Brotsatz mit Zurechnung der Getreidefracht; in Brück a. d. Mur, Leoben und Umgebung nach dem Brucker Achtel ; im Mürzthal, mit Ausnahme von Kapfen- berg, nach dem Grazer Viertel; in St. Gallen und Altenmarkt nach dem Waidhofner Motzen; zu Eisenerz nach dem Scheibser

'^ Rathsprotokone von Leoben und Judenburg.

126

Metzen; in Vordernberg nach dem Bergler Viertel. In Kindberg hatten Kipfel, Bretzen, Rundsemmeln und schwarzes Hausbrot keinen Satz; wie auch Leoben während der Marktzeit keinen Brotsatz gab.^*^)

Verhältniss des jährlichen Erträgnisses an Brot- frucht im Lande zum nothwendigen Bedarfe.

Die Productionsmenge von Weizen und Korn im ganzen Lande auch nur für ein Jahr des 17. Jahrhundertes zu con- statiren, ist wegen Mangels an Quellen unmöglicli. Die An- gaben für die erste Hälfte des gegenwärtigen Jahrhundertes beziflFern sich jährlich auf 1,137,340 Metzen Weizen und 1,911,663 Metzeu Korn. Allein diese Zahlen sind wegen der durchaus geänderten Verhältnisse, in Hinsicht der Ausdehnung des Ackerbaues und der hinzugekommenen neuen Gattungen von Culturpflanzen für uns, selbst nicht annäherungsweise, zu verwerthen. Nur dieses möge gleich im vomhinein hiezu be- merkt werden, dass das angegebene Quantum für den Bedarf des Landes eben auch nicht zureichte, wie dies im 17. und 18. Jahrhunderte oft genug erfahren wurde, und daher auch in der Neuzeit eine jährliche Einfuhr zum wenigsten von 600,000 Metzen Brotfrucht aus Ungarn und Kroatien erfor- derlich war.

Da im 17. Jahrhunderte von dem giiindbesitzenden Adel im Lande oft genug behauptet wurde, es werde im Lande so viel Getreide producirt, dass man der ungarischen Einfuhr ganz entbehren könnte, so hat die Regierung es wiederholt versucht wenigstens die Getreidemenge zu ermitteln, welche jeder Grund- besitzer jährlich zum Verkaufe stellen könnte ; allein auch hier fand dieselbe nur mangelhafte und unzulängliche Auskunft

<*) Hiermit sind freilich noch lange nicht alle Orte aufgezählt und fehlt auch die genaue Angahc der Taxverhältnisse ; allein wollte ich das bezügliche Material anführen, würde es den mir in diesen Blättern zu- gestandenen Raum weit überschreiten und zur Förderung des Thema's dennoch wonig beitragen.

127

Da sich die Getreidefrage im wesentlichen nur um Ver- proviantirung von Graz drehte, so wäre es insbesondere von Wichtigkeit gewesen, in Erfahrung zu bringen, wie viel Getreide die Besitzer in guten Jahren nach der Hauptstadt liefern könnten, aber auch in dieser Beziehung fand sich erst 1673 eine entsprechende Antwort.

In diesem Jahre wurde constatirt, und zwar aus nicht controlirten Einbekenntnissen der Herrschaftsbesitzer, dass sie nach Graz zu liefern im Stande wären:

Im Viertel Voran (33 Besitzer) zusammen 12,100 Grazer Viertel

im Viertel zwischen der Mur und Drau

(22 Besitzer) 6,150

aus Obersteier (d. i. südwärts von Brück)

(14 Besitzer) 3,550

endlich was die Bauern mit einander lie- fern könnten 6,000

Gesammt-Summe 27,800 Grazer Viertel Weizen und Korn, also nicht einmal genug, um die Bäcker in Graz zu versehen, welche mindestens 30,000 Viertel jährlich brauchten.

Es versteht sich von selbst, dass in den besagten Ge- genden eine bei weitem bedeutendere Menge Getreide pro- ducirt wurde, die aber für den eigenen Hausgebrauch bleiben musste.

Was Radkersburg, Fürstenfeld, Feldbach betrifft, so haben dieselben schon 1640 der Regierung be- richtet, dass ihre Bürger nicht genug Gründe besitzen, um einen Vorrath von Getreide zu erzeugen und dass sie stets auf die Einfuhr desselben angewiesen seien.

Vom Viertel Cilli erhellt aus einem Berichte* vom Jahre 1718, dass es nicht nur für sich selbst hinlänglich mit Getreide versehen war, sondern zumeist auch in die Lage kam, solches zur Proviantirung der Grenzfestungen zu liefern.

Der Winkel Steiermarks, welcher hinter den beiden Radel und dem Rcmschnigg liegt war durch seine Lage

-- 128

hinter den Bergen vom Getreidehandel ausgeschlossen, wenn er anders einen Ueberschuss erzeugt hätte.

In Obersteier bestand aber das eigenthümliehe Ver- bal tniss der ;,ge widmeten Thal er", d. h. sämratliehe Producte an Getreide, Fleisch, Speclf, Unschlitt und überhaupt alles, was als Lebensmittel gilt, haben zunächst zum Bedarf der Bergwerke und was damit zusammenhängt, also, wie wir heute sagen, der Montanindustrie zu dienen. In den gewidmeten Thälem galt das Privilegium der Bergwerksbesitzer : Nur das- jenige darf ausgeführt werden, was von den Bergwerken nicht benöthigt wird ; es soll daher alles denselben früher zu einem billigen Preise angeboten werden, bevor man über dasselbe frei disponiren könnte. Die älteste Urkunde, auf welche man sich für dieses Vorrecht berief, war ein Patent des Kaisers Friedrich IV. vom Jahre 1490. Allein offenbar muss der Rechtsgebrauch auf viel ältere Zeiten zurückzuführen sein, weil diese Widmung für den Bestand der Bergwerke unum- gänglich nothwendig war. Bestätigungen dieses Patentes, oder, da es ohnehin im ganzen unangefochten blieb, Erneuerungen gewisser Bestimmungen, oder zeitweilig Dispensen „auf Wohl- gefallen", d. i. bis auf Widerruf, kamen öfters vor, namentlich durch die Generale vom 8. Juli und 30. October 1561, vom 20. October 1567 und durch Patent vom 23. Februar 1579.

Da die meisten Bergwerke„K a m m e r g u f, d. i. Eigenthum des Landesiürsten waren, so wachte auch die Regierung genau über die Rechte derselben und zwar um so mehr, da nach einem Ausspruche derselben die Bergwerke der einzige Kanal sind , durch welchen dem Lande Geld zufliesst. Es wäre leicht zu ersehen, dass Untersteier nicht Gestehen könnte, wenn Obersteier „aufliegt".

Es ist bekannt, dass weder Aussee, noch Eisenerz und Vordem b er g, die beiden Haupt-Kammergüter, Getreide- bau haben ; aber auch die naheliegenden Thäler sind nicht im Stande, ein nennenswerthes Quantum dorthin zu liefern, daher man sich gewöhnlich um das dort erzeugte Getreide nicht viel kümmerte. Die Widmung hatte also zunächst wohl nur die

129

Verproviantirung mit Fleisch im Auge; doch kam es auch zuweilen vor, dass man auf das Getreide der gewidmeten Thäler Anspruch machte, weil es eben von auswärts nicht zu haben war. Die Bezugsquellen werden am entsprechenden Platze genannt werden.

Welches Erfordemiss die Kammergüter an Lebensmitteln im 17. Jahrhunderte hatten, soll hier, insoweit möglich, berichtet werden.

Die Salzpfanne in Aussee, Ischl und G munden bedurfte jährhch für ihre Leute 12.000 Ochsen; Aussee 18.400 „Halbmetzen" (1 Halbmetzen = 1 gestrichenes Grazer Viertel) Weizen und Korn und 270 Centner Unschlitt und Schmalz.

Zu Aussee war nach der 1568 confirmirten Markt- ordnung — der Getreidehandel nur gewissen Bürgern und den Müllern gestattet. Was von denselben von Gmunden her über die Petschen gebracht wurde, durfte nur im Markte und nicht über den Radling hinüber weiter verkauft werden. Auf jedes Viertel durfte ein Gewinn von 6 Pfennigen und nicht mehr geschlagen werden. Gmunden berichtete daher wöchentlich, wie viel Getreide und zu welchem Preise gekauft wurde und der Marktrichter in Aussee controlirte wieder den Verkauf. Von dem Getreide aber, das von steirischer Seite über den Radling gebracht wurde^ durften pr. Viertel nur 4 Pfennige Gewinn an- geschlagen werden. Wer sich dabei einer Uebertretung schuldig machte, wurde um den ganzen Werth des Getreides bestraft. Die eine Hälfte der „Pön" (des Strafgeldes) fiel dem Markte, die andere dem Marktrichter zu.

Nach Aussee war (1490) nicht bloss der untere, sondern auch der obere „Boden^^ (Murboden, Murthal) mit allen an- grenzenden Thälem und Nebenthälern gewidmet Ueber den Umkreis des Murbodens wurde aber gestritten. Die weiteste Auffassung bezog die Thäler von St. Michael ob Leoben bis über Judenburg in den unteren, die Landgerichtsbezirke Murau, St Lambrecht, Schladmmg und Wolkenstein in den oberen Boden ein.

MUtlicU. d. hUt. V«r«lns fBj 8t«i«nn»rk. XXV. Haft, lt77. U

^ 130

t)ie „Eisen würzen" (Eisenerz, Innerberg) bezog ilas Getreide nach der Capitulation von 1625 aus Oesterreich, nämlich aus Scheibs, Gresten, Steyr und Purgstall, von wo die österr. Händler kamen und das Eisen und zwar um 24 kr. theurer, als die Steirer, kauften und mit Getreide zahlten. Man gab in Eisenerz den Bergarbeitern die Fassung (Getreide, d i. Mehl und Schmalz) in natura, ob der Preis hoch oder nieder stand, daher die Kammerverwaltung nicht selten hohen Verlust hatte. Zum Erzberge waren gewidmet: Kammerthal, Afienztlial, Mürzthal und der Murboden.

Welchen Bedarf Eisenerz im 17. Jahrhunderte hatte, konnte ich nicht ermitteln. 1836 betrug die Lieferung dahin 2339 Metzen Weizen, 6138 Metzen Korn, 376 Centner Schmalz; für das Fuhrwerk 6233 Metzen Hafer, 20 Centner Schmeer. Für Grubenlichter und Beleuchtung 55 Centner Oel.

Die Gewerkschaft in Vordernberg brauchte jährlich 39.600 Viertel Getreide (also fast so viel als die Bäcker in Graz) und 288 Ochsen für die Hammermeister. (Obersteier hatte 26 Radwerke und über 100 Hämmer). Der freie Verschleiss wurde nach Bericht des Amtmannes von Vordemberg » durch die Gewinnsucht der Particulares" und dadurch, dass viele eigene Wirthschaft trieben, gehindert.

Nach Eisenerz gehörten auch die Eisenwerke und Hämmer im unteren Ennsthale, im Paltenthale und in St. Gallen. Man brauchte dort 12.000 Viertel Weizen, 1250 Viertel Korn und 1300 Viertel Hafer Grazer Mass.

Die Communität in L e o b e n und der Bergbau auf Eisen im Viertel Obdach konnten ebenfalls von dem Privilegium der Widmung Gebrauch machen.

Von den Werken in Seckau und Schladming ist nur bekannt, dass sie die Arbeiter in barem Gelde auszahlten, daher der Bedarf au Getreide nicht ermittelt werden kann.

Aus Obersteier wurde , wie wir sahen , im allgemeinen keine Brotfrucht für den Handel nach auswärts erübrigt, nur auf den erzbischöflich Salzburg'schen Herrschaften im Mur- boden, H aus uml Baierdorf, blieb von dem Dienst-Getreide

131 -

der Unterthanen alljährlich eine uamhafte Menge zur Disposition, das in guten Jahren nicht in Anspruch genommen, sondern nach Salzburg ausgeführt wurde.

Wie in Obersteier das Getreide von Oesterreich, nämlich von Scheibs, Gresten, Purgstall nach Eisenerz, von Waidhofen an der Ybbs nach St. Gallen, von Wiener-Neustadt zuweilen auch nach Mürzzuschlag und Neuberg eingeführt wurde, so brachten es auch die Salzfuhrleute (Säumer) aus Kärnten, aus dem Murboden und aus Untersteier nach Aussee, um so einen Gegenhandel zu haben.

In Untersteier aber hatte der Getreidehandel einen mächtigen Concurrenten an den Ungarn. Die benachbarten Herrschaften der Esterhazy, Erdödy, Batthiany, Zriny, Nadasdy u. a. versorgten nicht nur die an der Grenze liegenden Städte und Märkte, sondern schickten ihr Getreide bis nach Graz und noch weiter in*s Land. Die Bauern mussten die Fuhr als Robot leisten, so kam die Verfrachtung den Herrschaften biUig genug, um den Preis des Getreides nicht besonders zu erhöhen und da die Bauern auf ihre leichten Wägen nicht mehr als etwa 10 12 Viertel aufluden, so machten auch die grösstentheils übel beschaffenen Strassen wenig Beschwer.

Wenn nun aber auch der Weizen, der aus Ungarn kam, weder so schwer, noch so mehlreich wie der inländische war, so fand derselbe doch gerne Käufer, da er stets um 15 kr. billiger war, als dieser.

Namentlich waren die Bäcker in Graz fleissige Abnehmer desselben und zwar nicht nur wegen des billigeren Preises, wo- durch sie den Druck, welchen die Brotsatzung übte, einiger- massen verringern konnten, sondern auch, weil man sie bei diesem Einkaufe nicht so genau zu controliren vermochte. Ausserdem war das Landgetreide, welches sie von den Herr- schaften zu kaufen genöthigt wurden, trotz seines höheren Preises zuweilen nicht von viel besserer Qualität, als das ungarische. Das Getreide nämlich, welches bei den Gülten- besitzem zum Verkaufe stand, war zum grössten Theile nicht

9*

Von diesen selbst gebaut, sondern von ihren Unterthanen als Garben- oder auch als Sack-Zehent in den herrschaftlichen Kasten gekommen und hatte daher weder gleichmässige Güte, noch war es sorgfältig gereinigt und „geputzt".

Genug an dem, thatsächlich kam es insbesondere in guten Jahren vor, dass die Landesherren ihren Getreidevorrath nicht an Mann bringen, oder dass sie nicht jenen Preis er- langen konnten, der ihnen genehm gewesen wäre. Dies zu er- reichen, wurde mancherlei versucht Gegen die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde diese Angelegenheit fast jährlich ein Gegenstand der Landtage und nicht selten mit den Con- tributions - BewiUigungen in unmittelbaren Zusammenhang gebracht.

Der Kaiser hatte, von der Landschaft bedrängt, aber doch auch das Gemeinwohl der Städte und Märkte und vor allem der Hauptstadt Graz zu berücksichtigen ; demnach erhielt die innerösterr. Regierung and Hofkammer widerholt gemes- senen Auftrag, die Sachlage zu untersuchen, zu prüfen und einen Ausweg zu finden, dass auf der einen Seite den billigen Forderungen des landschaftlichen Adels Rechnung getragen, auf der anderen Seite das Gemeinwesen, namentlich der Bürger, nicht gedrückt werde, damit wie Kaiser Leopold L es öfters kundgab „jeder sein Stückel Brot habe und die Anlagen bezahlen könne".

Wäre es nach den Wünschen der Herrschaftsbesitzer gegangen, so würde das ungarische Getreide entweder vom Markte ganz ausgeschlossen oder doch mit einem Zoll von solcher Höhe belegt worden sein, dass es nicht mehr preis- würdig gewesen wäre. Die Bäcker und die Bewohner von Graz wären dann gezwungen gewesen, Landgetreide zu kaufen und der adelige Besitzer, der sich einen bestimmten Satz auf sein Getreide nicht einmal von der Regierung, viel weniger vom Stadtmagistrate gefallen liess, hätte die Preise nach Belieben gestellt und, wie man es auch bei für Preissteigerungen günstigen Zeiten leider erfuhr, dieselben auf eine Höhe emporgeschraubt, die dem Gemeinwesen ausnehmend beschwerlich fiel. Man

133

hatte es im 1 7. Jahrhunderte nur dem festen und beharrlichen Widerstände der innerösterr. Regierung zu verdanken, dass der schnöden Gewinnsucht der Grundbesitzer einerseits und der Bäcker anderseits eine Schranke gesetzt wurde, und so der Preis der Lebensmittel die meiste Zeit hindurch auf jener Höhe blieb, die den damaligen Geldverhältnissen angemessen war. Wie sich die Dinge in kritischen Perioden gestalteten, welche Gegenmittel man versuchte, welche Missgrüfe man machte, das wird nun Gegenstand der nachfolgenden Dar- stellung sein.

Getreide- und Brotpreise von 1600 bis 1674.

Die billigen Jahre, wo das Grazer Viertel Weizen

1 fl. bis lü.2 fi Bchswhrg. kostete, waren schon 1590 zu Ende gegangen. Fast durch 10 Jahre stand der Preis auf

2 fl. 4' ßy stieg 1600 wegen Missemte auf 3 fl., 1601 sogar in Mureck auf 4 fl.; sank dann auf l ü. 4 fi und blieb auf dieser Höhe mit kurzen Schwankungen nm 2 jH auf oder ab, bis zum Jahre 1622, wo er rasch auf 2 fl., 2 fl. 4 y^, 4 und sogar 5 fl. stieg.

Wohl hatten die verworrenen Geldverhältnisse , die schlechten MQnzsorten, die im Umlaufe waren, einiges dazu beigetragen, die Preise hinaufzutreiben, allein die Hauptschuld lag bei den Herrschaftsbesitzem , welche, die mindere Ernte des Jahres 1621 benutzend, ihr Getreide in den Kästen be- hielten und dasselbe nur bei steigender Noth und Nachfrage um stets höhere Preise ablassen wollten. Die Regierung erliess freilich am 22. JuU 1622 an den Landeshauptmann den Auf- trag, diesen Wucher der Herrschaften abzustellen ; allein wenn auch derselbe, gestützt auf das Landesrecht, dem Adel in gewissen Dingen befehlen konnte, so reichte seine Macht- vollkommenheit doch nicht so weit, um demselben eine Getreidetaxe vorschreiben zu können und selbst, wenn er es vermocht hätte, so war der Weg von Graz zu den Schlössern und Burgen so weit, dass die Herren sich durchaus nicht

134

beeilen zu dürfen meinten, wenn der Befehl ihren Wünschen nicht entsprach. Daher sanken die Getreidepreise, wiewohl die Ernte 1622 ziemlich gut gerieth und wiewohl die Ungarn und Kroaten 1623 ziemlich viel Weizen und Korn nach Graz brachten, nur um ein weniges. Diesmal Utten darunter ins- besondere die Hofoffiziere (Beamten), weil der Bürgermeister und der Rath der Stadt Graz (diesen nicht besonders hold) ausser den Bürgern niemanden von den Kroaten zu kaufen erlaubte.

Ein Regierungsbefehl behob zwar diese Beschränkung, aber die Weizenpreise hielten sich bis 1630 auf der Höhe von 2 fl, 4 /?, und als dieselben 1633 auf 1 fl. 4 /f, dann 1635 auf l ü. 2 Ji herabgingen, gefiel dem Adel dieser wohlfeile Preis so wenig, dass er alles in Bewegung setzte ^ um beim Kaiser zu erlangen, dass 1637, zunächst versuchsweise, ein Aufschlag von 8 kr. auf jedes von Ungarn eingeführte Viertel Weizen gelegt wurde. Da aber in Folge dessen der Preis bald bis auf 4 fl. stieg ; so wurde der Aufschlag alsbald wieder aufgehoben, worauf der Preis wieder auf 1 fl. 45 kr. bis 2 fl. 15 kr. kam.

Als die Getreide-Herren im Dezember 1640 im Landtage zusammenkamen, fand die Klage, dass es am Gelde fehle, bei allen ein treues Echo, es wurde daher der Beschluss ge- fasst, die Sperre der ungarischen Einfuhr zu einer Landtagsangelegenheit zu machen. Man erhob bei dem Kaiser die Beschwerde, es fehle allerorts am Gelde, woran zumeist die grosse Contribution die Schuld trage. Man müsse zwar immer zahlen, aber seit Jahren sei kein Versuch gemacht worden, Geld in's Land zu bringen. Das eine der diesbezüg- lichen Mittel, die „Eisenhandlung^, habe wegen der 20 Jahre langen „Kriegs-Pressura zurückgeschlagen** und nunmehr „erliege^ dieselbe ganz; das andere Mittel, der Getreide- verkauf der Stände, werde^^durch die ungarische Einfuhr ge- schädigt. Durch diese würde das noch vorhandene Geld nach und nach „zusammengerappelt^ und ausser Landes gefbihrt. Dadurch bliebe das Landgetreide unverkauft liegen und ver-

135

derbe. Soll das Landgetreide wieder einen Werth erhalten und das Geld im Lande bleiben, so mttsste die Einfuhr aus Ungarn aufgehoben werden.

Würde man dagegen einwenden, dass hiedurch das kaiser- liche Kammergefälle geschmälert werde, indem dann Eisen und Salz keine Abnehmer fände, so sei zu bedenken, Eisen mtlssten die Ungarn jedenfalls aus Steiermark beziehen, Salz aber wQrde ohnehin wenig ausgeführt ^ da sie das wohlfeilere ;, türkische'' Salz haben und dieses sogar nach Steiermark führen.^')

Wenn aber die Bewohner nach Aufhören der ungarischen Zufuhr durch eine kleine Steigerung des Preises „aggravirt'' würden, so müssten sie sich dieses aus Vaterlandsliebe ge- fallen lassen und den Landsleuten einen kleinen Gewinn lieber gönnen, als den Fremden.

Hierauf gestützt, verlangte die Landschaft, die Regierung möchte die Sperre der ungarischen Einfuhr auf 2 Jahre ver- suchsweise anordnen. Der Landeshauptmann rieth zu diesem Versuche ein; aber die Städte, um ihre Aeusserung befragt, waren einstimmig dagegen. Die Stadtbehörde von Graz be- merkte, einige würden sich bereichern, hunderte verarmen.

Radkersburg erklärte, eine solche Sperre nicht 14 Tage, viel weniger 2 Jahre ertragen zu können. Der Bürger und der gemeine Mann sei an den Wochenmarkt ge- wiesen, wo die Ungarn nicht nur Getreide, sondern auch Schmalz, Brot, Griesmehl u. A. zu billigen Preisen brächten. Das alles erlange man im Tauschhandel und käme hiebei die Mauth nicht zu kurz. Würde man die Ungarn ausschliessen, so wäre dies um so unkluger, da sie ohnehin den Deutschen nicht wohl affectionirt seien.

Pettau und Marburg äusserten sich entgegen, weil sie für ihren Handel mit Honig und Häuten u. A. Schaden

17) Türkisches Salz, d. i. Seesalz, aber auch Steinsalz aus Rumänien wurde nach Pettau, Radkersburg, Gleichenberg, Hainfeld, Pertelstein, Eapfenstein, kurz an alle Orte nahe an der ungarischen Grenze gebracht und trotz strenger Verbote und scharfer Ueberwachung noch 1680 und 1690 cingeschwärzt und bis in die Mitte des Lauiled vecliaadelt.

1 36

befürchteten. Fürsten feld und Feldbach aber behaup- teten, sie könnten nicht existiren, wenn sie nicht billiges Ge- treide von den Ungarn erhalten.

Daher sprach sich denn auch die Regierung am 20. März 1641 unbedingt gegen die Sperre der Einfuhr aus nach dem Grundsatze: „Es ist das commodum publicum dem privato (des Adels) vorzuziehen." Dieselbe bemerkte auch in sehr zutreffender Weise, wäre die Sperre schon in guten Zeiten vom Uebel, so würde sie in Zeiten des Mangels noch verderblicher werden.

Wie viele Schuld aber bei den Herrschaftsbesitzern selbst lag, wenn sie ihr Getreide nicht in entsprechender Weise ver- silbern konnten, wird aus dem Handel einleuchten, welcher 1 64 1 zwischen diesen und den Kammergütem entstanden war.

Die Landschaft hatte sich beschwert, dass A u s s e e und die Eisenwurzen, Inner- und Vordernberg, das Getreide nicht aus den gewidmeten Thälern, sondern in grosser Zahl aus Kärnten und dem Lande ob der Enns bezögen, wo - durch das Getreide der „Herren und Landleute erliege, er- alte und ermottle*". Diese stellten daher das Verlangen, dass man dasselbe nur in ihren Thälern kaufe, oder ihnen aber ein für allemal bewillige, es wo immerhin zu versilbern.

Man beachte nun die Antworten aus den Kammergütem. Das Hallamt Aussee gibt allerdings zu, dass eine grosse Anzahl Getreide von Unter-Oesterreich , vom Lande ob der Enns und von Kärnten durch die Salzfuhrleute und Säumer gebracht werde, weil diese ohne Gegenfuhr und Gegenhandel eben so wenig bestehen könnten, wie die einheimischen Fuhr- leute, welche mit dem Salz hinaushandeln. Würde dies auf- gehoben,^ so würde der ganze Handel zum Schaden des Hall- amtes gestört. Um aber dem Verlangen der Adeligen einiger- massen gerecht zu werden, macht das Hallamt den Vorschlag, dieselben sollten ihr Getreide in dem Kammergebiete feil bieten und würde dasselbe dessen nicht bedürfen, so sollte ihnen ohne Weiteres der freie Handel auswärts gestattet sein.

- 137

Der Kammergrat in Eisenerz beruft sich auf die Ca- pitulation von 1625, wodurch man obligirt ist, das schwere Getreide aus Mangel an Geld vermittelst eines Stichhandels von „Herth, Graglach und Wasch werk" von den incorporirten Proviantmärkten in Oesterreich, Scheibs, Purgstall, Gresten, Steyr und Waidhofen zu nehmen. Hafer werde jedoch alle- zeit von den „Herren und Landleuten" Admont, Seckau, Göss, Kaisersperg, Massenberg, Reifenstein und von den Pfarrern zu Pols und Brück verkauft. Alle Gewerkschaften baten, man möchte sie vor Neuerungen und bösen Consequenzen schützen.

Der Eanunergraf fügte erklärend bei, die Beschwerden der Landschaft entsprängen allein daher, dass der Eisen- und Stahl- Verschleiss in das Reich wegen des Krieges damieder- liege. Die Gewerken müssten nunmehr in das achte Jahr ihres Erträgnisses entrathen und hätten noch dazu eine Schuld von 90,000 fl. machen müssen, damit die Radgewerks-Wirthschaft nicht in schädliches Feiern und Aufliegen gekommen wäre. Würde mit dem I rieden der Verschleiss sich wieder eröffnen, würden die Werkgaden wieder in grösserer Zahl in Betrieb gesetzt werden, dann würde auch wieder mehr Proviant ge- braucht werden und vor anderem das obersteirische Getreide, welches mehlreicher und ergiebiger ist, als das österreichische; dann würde man auch in den gewidmeten Thälem kaufen können und nicht draussen in Oesterreich auf langes Borgen.

Bedingter Weise gestehe man daher der Landschaft den freien Getreidehandel auf so lange zu , als man ihr Getreide nicht bedürfte; aber „totaliter für alle Zeit"*, dies könnte nicht gestattet werden, da die alte kaiserliche und landesfürstliche Satz-Proviant-Ordnung, wie sie das Generale von 1602 pu- blicirte, durchaus entgegenstünde.

Was der Kammergraf nur verblümt andeutete, das sprachen die Radmeister inVordernberg offen aus : Es ist unwahr, dass Vordemberg sein Getreide nicht in den gewidmeten Thälem kaufen will. Nur 1623 bis 1626 geschah dies, weil es im Lande nicht zu haben war Aber es ist in dieser schweren Zeit des damiederliegenden Eisenhandels zu beklagen, dass

138

die Herrschaften ihr Getreide nur gegen baares Geld geben. Wenn man frage, erhalte man die Antwort^ um so hohen Preis und nicht anders sei es feil ; wolle man diesen nicht bezahlen, so würde es anders wohin verkauft. Der Preis wird aber von ihnen höher gestellt, als er sonst im Lande ist, und wie es andere Leute kaufen. Warum aber sollten die Radmeister theurer, als andere, kaufen? In Zukunft mttsste man auch wirklich den Proviant zur Erhaltung der armen Bergarbeiter wo anders kaufen. Eben deshalb bitten die Radgewerken nicht nur, dass den Herrschaften der freie Handel verwehrt würde, sondern dass sie vielmehr angehalten würden, ihnen den Proviant zu einem „gerechten* und üblichen Preise zu über- lassen, oder ihn auf die Wochenmärkte zu bringen.

Der Amtmann in Vordemberg berichtet bestätigend hiezu, dass einige Adeligen die Widmung der Thäler nicht zugestehen wollten, selbst freien Handel trieben, oder doch den Ueber- reitern bei Betretung von Contrebande keine Assistenz leisteten . Seit den 12 Jahren, dass er amtire, würden alle Viktualien in den Thälern gekauft. Nur 1622 und 1623 sei dies nicht ge- schehen, weil die Radmeister das Getreide dort, wiewohl kein Missjahr war, nicht bekamen, theils weil die Herren es in Er- wartung einer theueren Zeit in den Kästen zurückbehielten, theils weil sie es anders wohin verkauft hatten.

Damals wurde es zu Wiener-Neustadt gekauft und 15 Meilen weit mit grossen Unkosten nach Vordernberg verführt. Aber die Herrschaften hätten auch die Preise zu hoch gestellt. 1641 verkauften sie das Grazer Viertel Hafer in Vordeniberg am 45 kr. und Korn um 1 fl. 1 5 kr. und nicht biiUger, während man zu Graz Hafer mit 30 33 kr. und Korn mit 45 kr, bezahlte. In Oesterreich und Ungarn wäre es noch billiger und nach Aussee brächte man es sogar von Kärnten zu billigerem Preise, als es in den gewidmeten Thälern ausgeboten würde. Wenn daher der Adel freien Handel ansuche, wohin will er dann mit seinem Getreide ? Allein es sei nicht auf jetzt, son- dern auf eine etwa künftige Theuerung abgesehen. Leider eine traurige Speculation auf armer Leute Kosten. Man soll daher

139

demselben die Ueberschätzung des Getreides nicht gestatten, noch weniger zulassen, dass sie von einer Zeit auf die andere auf eine Theuerung zuwarten. Am besten wäre es, die Land- schaft totaliter abzuweisen und zu befehlen, dass sie ihre „Pfennwerth^ in den Thälem zu billigem und gerechtem Werthe geben.

Auf diese Berichte gestützt, verordnete die Regierung, die Adeligen sollten ihr Getreide den Eammergütem jederzeit anfeilen und wenn diese es nicht kaufen wollten, eine Be- scheinigungs-BoUette darüber erhalten, dann könnten sie damit handeln, wohin sie wollten.

Dagegen brachte der Landtag 1642 einen neuen Vor- schlag, nämlich Sperre der Getreide-Einfuhr auf eine gewisse Zeit, oder einen Aufschlag auf das ungarische Getreide, auf ein Viertel Weizen 6, TCorn 4 5 und Hafer 3 kr. Die Re- gierung stellte sich jedoch dagegen mit dem Einwände, dass hiedurch Ungarn nur disgustirt und uns in Zeit des Miss- wachses stecken lassen würde; dass aber ein Aufschlag nicht dem Ungar, sondern dem aimen Manne zur Last fallen würde. Die „raggione di stato verlange die Zufuhr zu den Hauptstädten zu fördern, nicht zu sperren".

Schon 1644 kam man in die Lage, die Folgen zu er- fahren, wenn aus Ungarn kein Getreide kam; denn da dieses wegen der Pestseuche gesperrte Pässe erhielt, entstand alsbald ein Getreidemangel. Als nun 1645 wegen des Einbruches des Feindes in Oesterreich auch Besorgnisse fQr Graz entstanden, die Errichtung eines Proviantmagazins in der Stadt anbefohlen wurde, stiegen die Getreidepreise alsbald auf 2 fl. 30 kr. und behaupteten sich auch noch das nächste Jahr auf dieser Höhe, wiewohl kein Getreidemangel bestand. Die Stadt Graz hätte 1646 bald Brotmangel gehabt, an der Pest Utt sie ohnehin, weil die Herrschaften (Eggenberg, Rindsmaul und Rottal), an- geblich wegen Furcht vor der Seuche, das bereits contract- mässig zugesagte Getreide nicht abliefern wollten. Die Bäcker behaupteten aber, dies sei nur ein Deckmantel, um den Weizen- preis zu steigern.

140

Hier niuss nebenbei bemerkt werden, dass in den Hof- kammeracten von 1645 ein Gesuch der Stadt Graz vorliegt man sollte ihr wieder die Disposition über das Brotgewicht überlassen, wie es früher gewesen w&re. Die Zeit aber, wann die Regierung die Anordnung des Brotgewichtes in ihre Hände nahm, es geschah über Anlangen der Landschaft liegt in Acten nicht vor. ^^ Es dürfte jedoch in eine Periode ge- fallen sein, wo der Stadtmagistrat den Bäckern gegenüber zu nachgiebig gewesen sein mochte.

1649 und die ganze Reihe der Fün&iger - Jahre hin- durch standen die Getreidepreise billig, 1652 und 1658 auf kürzere Zeit bei 2 fl., auch 2 fl. 30 kr., sonst aber zumeist zu 1 fl. 30 kr. Gute oder doch mittlere Ernte und die regel- mässige Zufuhr durch die Ungarn bewirkten diesen günstigen Stand. Aber weil eben die Zufuhr reichlich war, begannen die Bäcker die Ungarn am Marktplatze warten zu lassen und drückten ihnen dann den Weizen um Spottpreise ab, bis der Magistrat im Interesse eines geregelten, der Zufuhr förderlichen Marktes dieses unlautere Vorgehen verbot

Am 24. November 1650 bestätigte Ferdinand III. die alte Bäckerordnung von 1603, ohne dass die Bäcker etwas dagegen einzuwenden hatten. So gingen denn die Dinge ihren geregelten Gang, bis dann 1661, noch mehr 1663 bis 1665 der Weizen zu Zeiten bis 3 fl. stieg und erst 1666 wieder auf 2 fl. 15 kr. fiel. Das war eine böse Zeit für die Bäcker, denn wie man aus der Satzordnung ersehen wird war bei einem Preise von 3 fl. der den Bäckern gelassene Nutzen ausserordentlich klein. Bei dem ersten Fallen der Weizen - Preise 1666 verringerte die Regierung den Brotsatz und ging bis auf 14, im August sogar bis auf 12 y^ herab; stellte endlich auf Protest der Bäcker den Satz auf 14 y^ blieb aber hartnäckig bei diesem^ wiewohl die Bäcker behaupteten,

1^) Erst im Jahre 1709 wurde dem Stadtmagistrate auf dessen Ansuchen die Stellung der Brodsatzung wieder überlassen, der Regierung jedoch die Oberaufsicht vorbehalten.

141

sie müssten selbst das ungarische Getreide um 16 /? kaufen. Hiebei erw&hnten dieselben freilich nichts davon, dass sie noch bei 2000 Viertel Weizen im Vorrath hatten, den sie um etliche 20 Groschen (mit den Ungarn wurde gewöhnlich in Groschen gehandelt) erkauft hatten. Auch der „Haiden^ (das Haidekorn, Buchweizen), ein Hauptnahrungsmittel des Land- volkes in Untersteier, war gut gerathen.

Der Hauptgrund aber, warum die Regierung wirklich mit einiger Unbilligkeit gegen die Bäcker auf dem niederen Satze beharrte, beruhte auf der Ansicht des Stadtmagistrates von Graz, dass man auf diese Weise zu billigerem Getreidepreise kommen würde ; denn würde man den Bäckern einen höheren Brotsatz gestatten, so würden die „Traidtherren^ nach diesem Satze mit dem Preise hinauffahren, wenn man aber geringeres Gewicht gäbe, würden sie sich zu niederen Preisen accomodiren.

So versuchte es denn die Regierung durch einen Druck auf den Brotsatz, einen Druck auf die Getreidepreise auszu- üben, ohne zu beachten , dass sie hiermit selbst gegen den Punkt 14 der Bäckerordnung sündigte, welcher lautete: „Die ordentliche gebräuchliche Brotwage soll nach dem Land- und Haupt-Getreide und nicht nach dem geringen monaüich in die Brottische gegeben werden. Bei dieser ist zu verbleiben und es ist nicht erlaubt, um eine Verringerung oder Vermehrung anzuhalten, ob auch das Getreide auf- oder abschlage, sondern in dem Werthe, in welchem dasselbe gekauft wurde, in eben diesem ist es auszubacken."

Die Folge davon war, dass die Bäcker sich in anderer Weise zu revangiren suchten, am 18. Jänner 1667 kein Brot zum Verkaufe stellten und die Semmeln so schwarz buken, dass sie aussahen, wie die „Röggeln*' (Roggenbrot in kleinen Laiben).

Die Bäcker beriefen sich zur Entschuldigung ausser auf ihre Ordnung auch auf den Umstand, dass Holz und Salz

142

theuerer *") geworden sei und dass sie verarmen müssten, wenn der Satz nicht erhöht würde. So gab denn die Regierung nach^ stellte den Satz auf 16 y^. Als die Preise fielen, kam derselbe im Juni auf 13 und als das Haidekom missrieth und wegen schlechter Wege die Zufuhr ausblieb, im November wieder auf \^ ß.

Der Landeshauptmann, von der Regierung über diese neuerlich^ Steigerung zu Rathe gezogen, meinte, die Bäcker kaufen nicht zur rechten Zeit vor und melden auch ihren Kauf nicht ehrlich an. Es sei auch kein Getreidemangel, son- dern nur wegen des schlechten Wetters weniger Zufuhr. „Er könne den Herren, die ohnehin mit schwerer Conthbution be- legt seien, keinen Werth präfigiren." Abhilfe würde die Er- richtung eines Magazinshauses geben.

Auch 1668 war das Jahr gut, ungarischer Weizen stand im März zu 12 ß, Landweizen um 16 y^ im Preise, der Brot- satz war auf 13 ^ gestellt; allein die Bäckermeister buken nur schwarze Semmeln, denn, sagten sie, der ungarische Weizen gäbe keine weissen.

Auch protestirten die Bäcker dagegen, dass ein „ver- dorbener Back marbe Beigl'' (ein mürbes weisses Gebäck in Ringform) backe und unter dem Murthore verkaufe, das Ver- stösse gegen ihre Privilegien, sei eine neue Gebäcksform, die nicht eingeführt werden dürfe ; nur lange Semmeln und Roggen- brot sei erlaubt, wie auch die Schöckelbäuerinnen ihr schwarzes Brot unverwehrt auf der Schanze verkaufen könnten. Die Stadt und die Regierung bewilligten aber das neue Gebäck und als der Verfertiger 1673 nachwies, dass er dabei nicht bestehen könnte, auch noch den Verkauf eines anderen neuen Gebäckes, das unter dem Namen „Trenten* (wahrscheinlich Milch- brot) ging.

Trotz der billigen Getreidepreise wurden 1668 Mehl und Kleie am Markte um die alten Preise verkauft

^^) Die Bäcker gaben an, 1576, wo man ihnen die Gewichtsordnimg gegeben habe, hatte die Klafter Holz 30 kr. und das Fuder Salz 1 fl. gekostet, jetzt aber koste das Holz 1 fl. 7 kr. 2 iS und Salz 1 fl. 30 kr.

US

Aus diesen etwas ausführlicher gegebenen Daten ist zu ersehen, wie eben die Gewerbsieute selbst in billigen Zeiten durch allerlei Praktiken einen höheren Gewinn herauszuschlagen suchten, als es billig war und dass die Regierung im Allgemeinen Recht hatte, wenn sie, wie man zu sagen pfl^t, dem Bäcker- handwerk den Daumen auf das Auge drückte.

Dieses Verfahren fand 1668 ganz unerwartet seine be- sondere Rechtfertigung. Als nämlich die Regierung ^o) eine neue Ordnung für die r Beschreibung** des von den Bäckern angekauften Getreides einführte, da zeigte es sich, dass die Bäcker seit lange her (100 Jahren) niemals alles Getreide und- das daraus verfertigte Brot ordentlich angesagt hatten, z. B. nichts von dem , was sie von Bürgern in Graz oder in der nächsten Nähe gekauft hatten. Nun wurde auf einmal in wenigen Monaten mehr verbacken, als sonst in einem ganzen Jahre. Selbstverständlich wurden die Bäcker mit Strafe belegt, die in Anbetracht des Betruges mit 50 Thalem milde genug bemessen war.

1669 wurde der Brotsatz auf 11, 1670 auf 10 ;? gestellt, weil Steiermark und Ungarn seit Jahren mit Getreide reichlich gesegnet waren.

Die Bäcker wollten freilich einen so niedrigen Satz un- begreiflich finden und meinten, die Ungarn würden bei dieser Wohlfeilheit aufhören, Getreide zu bringen ; es gäbe auch viele Vorkäufer, daher bekämen sie selbst (?) das Getreide nicht so billig; das Landgetreide ^ was allein weisses Semmelgebäck gebe, wäre ohnehin theurer.

*o) Ich miiss so oft von der „Regierung^ sprechen und finde es daher nothwendig, diese Bezeichnung näher zu erklären. Es ist stets die inner- österreichische Regierung zn verstehen, wie sie Karl II. 1565 organisirt hatte und wie sie nach der Instruction vom 10. März 1678 zusammen- gesetzt war, nämlich aus einem Statthalter, einem Kanzler, 19 Käthen und 3 Hofkammerräthen, fast sämmtlich aus Männern bestehend, die weder Besitzer von im Lande liegenden Nutzungen, noch Mitglieder der steie- rischen Landschaft waren.

144

Die günstigen Getreidejahre hatten die Kästen der Herr- schaften gefüllt, aber dafür gefiel denselben weder der billige Preis, der ihnen angeboten wurde, noch war auch die Nach- frage so lebhaft, als sie es gewünscht hatten; so wurde denn am Landtage 1670 das alte Petitum wieder auf das Tapet ge- bracht und verlangt, entweder Abstellung der unga- rischen Einfuhr, oder ein Aufschlag von 3 y^ auf 1 Viertel Weizen, von 2 /f auf 1 Viertel Korn. Von Gründen dafür wurde nicht viel neues beigebracht: Das inländische Getreide „verschlage", das Geld gehe ausser Land den Türken zu, während die Raison fordere, dass es im Lande bleibe. Das Getreide bleibe den Herrschaften im Kasten ; erst beim Mangel der ungarischen Zufuhr und bei Theuerung müssten sie es gewissennassen mit Gewalt hergeben. Es sei unwahr, dass der Bürger bei etwas mehr theuerem Getreide leide, gerade der Bauer leide mehr als der Bürger; er behelfe sich das ganze Jahr hindurch mit „türkischen Weizen '^ (?), Buchweizen und Hirse, damit er sein schweres Getreide zur Bezahlung der Landesanlagen verkaufen könne, der Bürger aber stelle die Preise seiner Hantirung nicht billiger, wenn auch das Getreide wohlfeiler zu haben sei. Endlich könnten sich die Ungarn nicht aufhalten, wenn sie einen Aufschlag erlitten, da auch die Steirer in Ungarn bei Feilschaft und Weinbauden „Dreissigsten'^ zahlen müssten.

Auch die Einwendungen des magistratlichen Gutachtens enthielten kaum einen neuen Gedanken. Unter allem traf wohl am schlagendsten zu : die Erfahrung lehre, dass bei einem Ausbleiben der ungarischen Zufuhr auch nur auf kurze Zeit der Preis des inländischen Getreides in die Höhe getrieben werde. Es wurde auch ziffermässig nachgewiesen, dass die Grazer Bäcker jährlich über 40.000 Viertel Weizen und Korn verbrauchen, wobei nicht eingerechnet sei, was Klöster und Private verbacken und was an Mehl in der Küche verbraucht werde. Die Herrschaften, und es könnten nur die im Viertel Vo r a u in Rechnung gebracht werden, seien bei weitem nicht im Stande, diesen Bedarf zu decken.

I >

- 146 -

Wollte man jedoch eine Auflage auf das ungarische Cre« treide setzen, so wäre dies nur eine neue perpetuirliche Con- tribution, deren ohnehin schon so viele seien, dass der gemeine Mann, sie kaum zu erschwingen vermag.

Die Regierung schloss sich diesen Gründen an und be- hauptete ihren schon vor 30 Jahren erklärten Standpunkt, dass die freie Einfuhr für das Wohl des Gremeinwesens wesentlich sei, 9 zuvörderst, weil die Landschaft auf ihr Getreide keinen Satz geben und annehmen wolle, da ihr doch das Viertel gutes Getreide um 2 Schillinge höher als den Ungarn zu bezahlen verstattet würde".

Als der Adel sah, dass er durch Landtags-Propositionen wenig erreichen konnte, da dieselben im Wege der Regierungs- gutachten stets eine ungünstige Beleuchtung erhielten, so suchte er das Ohr des Kaisers unmittelbar für sich zu gewinnen. Die Folge davon war, dass 1672 von Wien aus eine Auffor- derung an die i. ö. Regierung herabgelangte, über den Sach- verhalt Bericht zu erstatten: Es sollen nämlich Ungarn und Kroaten eine grosse Menge Getreide, allerhand Vieh und son- derlich sehr viel Schweme, auch Speck, Schmalz, Käse und andere Victualien einführen und dadurch die armen Land- bewohner in ihren Producten schädigen. Es wird die Anfrage gestellt, ob man auf alles dies nicht eine Mauth schlagen und die Einnahme zur Fortification des Landes verwenden könnte.

Der Bürgermeister der Stadt Graz, zu Bericht auf- gefordert, erklärte: „Diese Angaben sind nicht richtig''. So wie die Bauern nicht genug Getreide bauen^^), ebenso steht es mit dem Schlachtviehe. Es ist unter hundert Bauern kaum einer, der jährlich 1 oder 2 Ochsen für den Verkauf mästet, oder Mastschweine hält. Wenn nicht die Ungarn kämen, so würde Graz und die umliegende Bauernschaft Mangel an Fleisch

'>) Der BOrgermeiBter fasste den Ausdruck „arme Landbewohner" fn zu engem Sinne auf und spricht daher von den Bauern zuerst; aber die Landschaft hatte zunächst nicht diese, sondern die Gultenbesitzer im Auge.

Mlttbrtl. dn kUt. VnMn9 f. Stotoraiwk, XXV. Haft, 1877. 10

[

146

und „Vermachet" (Sdiweinfett) leiden. Was will man vom Schmalz sagen, da die Unterthanen nicht so viel erzeugen, dass sie ihren „ßrein" immer damit vermachen könnten; deren Elend und Unvermögen sei ohnehin jedermann bekannt. Zudem könnte jeder Bau«r seinen Speck u. A. in Graz gut verkaufen, wenn er ihn zu billigem Werthe schätze."

^Auch die Herrschaften würden durch die Einfuhr nicht leiden, wenn sie nur billig verkaufen wollten. Man sollte die Herrschaften mit Namen nennen, welche ihre Pfennwerth hier in Graz nicht um einen billigen Preis hätten anbringen können. "

„Eine Mauth würde ja doch auf die Waare geschlagen und vertheuert diese, was der arme Mann büssen muss. Eine Mauth brauche ein Mauthhaus, einen Mauthner, wenigstens 2 Uebergeher, mache also Unkosten, welche dieselbe kaum tragen dürfte." (1676 weiset der Magistrat nach, dass bei einer Ein- fuhr von 1 9,000—20,000 Viertel Getreide das ganze Erträgniss nicht viel über 300 fl. wäre.)

„Die Folge derselben wäre also viel Ungelegenheit wenig Einnahme, wohl aber Fluch und Theuerung."

Mittlerweile war Kaiser Leopold 1673 mit seiner Braut Claudia Felicitas nach Graz gekommen, hatte hier sein Beilager gehalten und längere Zeit verweilt. Bei dieser Ge- legenheit erfuhr er es selbst, dass die Herrschaften das Ge- treide übertheuern, indem ihm sogar kaiserUche „Minister" (Herren, die Erblandhofämter bekleiden) und Kämmerer den Hafer zu theuer verkauften. Daher fiel die Wagschale gegen die Landtagsforderung und wurde mit Generale vom 13. Jänner 1674 die freie Einfuhr aus Ungarn aufrecht erhalten.

Dass dies nur sehr kurze Zeit dauerte, werden wir gleich sehen, nachdem einiges wenige über die Brotpreise nachge- tragen wurde.

Im Mai 1670 war der ungarische Weizen auf 28 Groschen gekommen, das Landgetreide auf 1 fl. 30 kr., die Regierung stellte den Brotsatz auf 1 fl. 15 kr.; die Stadt plaidirte für 11 y^ (1 fl. 22 kr. 2 /Ä), was nicht bewilligt wurde, bis der Adel im November, wo die Ungarn gewöhnlich nicht mehr zu-

147

fuhren, 14— 1(> ß forderte und daher der Satz auf \2 ß er- höht wurde.

Im Februar 1671 kamen die Ungarn wieder, die Preise fielen, mit denselben der Brotsatz auf 11, im Mai auf 10 ß. Natürlicher Weise hatten die Bäcker Einwendungen zu machen, weil man ihnen wirklich nur knappen Gewinn gestattete. Dies geschah selbst bei den Bretzen.

Seit Jahren hatten die Bäcker 8 Bretzen aus dem Teige gemacht, der auf 4 Pfennige Werth berechnet war, die zu 1 Pfennig verkauft wurden, wodurch eine Kreuzer - Semmel 8 Bretzen gleichgestellt wurde. Nun befahl die Regierung, 6 Bretzen im Gewichte einer Semmel backen und blieb dabei, wiewohl die Bäcker unter anderen Einwänden nachwiesen, dass 6 Bretzen ausgebacken um 4 Loth weniger wiegen würden, als eine Kreuzer-Semmel, wenn sie nicht zu ihrem Schaden 4 Loth Teig beifügen. Dies käme daher, „weil die Bretzen ganz klein ausgelengt werden müssten, wie Biskotten ausgedörrt würden und meist lauter Rinde hätten, daher sie ein Jahr alt werden könnten^.

1672 wurde im Jänner der Brotsatz zu 10 /f gegeben, wogegen sich die Bäcker beschwerten, da im September, Ok- tober und November des vorigen Jahres der Weizen 14/^ ge- kostet hätte und wohlfeileres Getreide nur wenig eingekauft worden wäre. Die Regierung gab aber nicht gleich nach, denn 1. hätten die Bäcker billiger gekauft^ als sie ansagten; 2. wäre Getreide genug im Lande zu haben gewesen, sie hätten sich aber nicht darum gekünmiert ; 3. sei ihr Brot immer so schwarz, dass man sieht, es sei aus ungarischem Getreide gebacken, selbst am Lande bekäme man weissere Semmeln, als in Graz ; 4. klage zwar der gemeine Mann jetzt nicht über theures Brot, aber darauf habe man nicht zu warten, sondern früher für Wohlfeilheit zu sorgen; 5. die ungarische Zufuhr mangle jetzt nicht, und es sei am Platze Korn zu 36 kr. zu haben gewesen ; endlich 6. würde man 1 1 /^ für den Brotsatz gewähren, so würde dies gerade nur den Ungarn zu Gute

10*

148

kommeD, die sich alsbald mit ihrem Preise nach diesem Satze richten würden. Die Regierung bewilUgte daher den Satz von 1 1 ß nur bis zum April und ging erst dann auf 10 >^ herab.

Nun kam so reichliche Zufuhr aus Ungarn, dass selbst die Regierung bedenklich wurde und den Magistrat zu Rathe zog, ob man nicht eine eigene Gewichtsordnung auf das Brot aus ungarischem Getreide geben sollte; doch fand sie bald selbst, dass eine doppelte Gewichtsordnung nur Confusion machen würde. Man griff daher im Jänner 1673 zu einem anderen Mittel. Es erging eine Verordnung an alle Städte und Märkte, den Bäckern aufzutragen, ungarischen Weizen nicht theuerer, als um 9 ß^ zu kaufen. Hiermit war eine Taxe für dieses Ge- treide gegeben und ein Weg betreten, der schliesslich vom Ziele abführte.

Trotzdem, dass das Getreide 1673 wohlfeil und die Brot- taxe auf 1 1 ß stand, machten die Bäcker in Graz das Gebäcke gering und redeten sich dabei aus, sie hätten noch vom Ein- kaufe 1672 einen Verlust hereinzubringen, wie sie eben auch damals angegeben hatten, sie hätten Schaden von 1668 her.

Im November 1673, wo die Zufuhr ohnehin gewöhnlich ausblieb, behaupteten die Bäcker, hieran sei nur der Umstand Schuld, dass man den Ungarn nicht mehr als 9 ß zahlen dürfe. Das Landgetreide koste aber 12 13 y^, das bessere auch 14—15 ß^ daher solle man ihnen den Brotsatz auf 12 bis 13 y^ erhöhen und freien Handel mit den Ungarn geben. Allein thatsächlich waren noch 10,000 Viertel wohlfeil er- kauftes Getreide am Lager und daher gar nicht nothwendig, das Gewicht kleiner zu machen.

Allein 1673 missrieth die Ernte, daher das Getreide aufschlug und der Weizen allgemein auf 14 16 ß stieg.

1674 standen die Preise höher, die Brottaxe aber mit 1 3 y^ verhältnissmässig zu nieder ; denn die Regierung hatte die Bäcker wegen unredlicher Ansage im Verdachte. Sie liess daher die Gesellen auf das Rathhaus berufen, wo sie unter Eidschwur

149

angeben mussten, wie viel ihre Meister wöchentlich backen und wie viel sie Getreide- Vorrath haben.

Wir haben oben erzählt, dass die Stände zu Beginn des Jahres 1674 in Betreff der ungarischen Einführ negativ be- schieden worden waren. Nichtsdestoweniger brachte der ausser- ordentliche Landtag desselben Jahres die alte Forderung aber- mals vor, und siehe da ! wiewohl die Regierung und die Stadt dagegen waren, diesmal wenigstens theilweise mit Erfolg.

Die freie Einfuhr aus Ungarn nur durch 3 Monate

gestattet

Periode von 1675 bis 1689.

Im October 1674 kam diese nicht nur für die Stadt, sondern auch für die Regierung überraschende Wendung in der Getreidefrage zur Verlautbarung. Was für Augen mögen die ehrsamen Bäcker gemacht haben, als am Hauptplatze der Stadt das kaiserliche Patent vom 5. October 1674 unter Trommelschlag publidrt wurde des Inhaltes, fllr Fürsten- feld, Fehring, Feldbach, Hartberg, Pettau, Rad- kersburg und Graz sei die ungarische Einfuhr nur für die Monate September, October und November gestattet Zur Verhütung einer Preissteigerung (durch die Herrschaftsbesitzer) habe die niederösterr. Regierung und Hofkammer von Zeit zu Zeit die Preistaxe des inländischen Getreides zu bestimmen und zu publiciren. Dieser habe sich jedermann zu fügen, sonst würde die Einfuhr wieder ganz freigegeben werden.

Dieses Patent wurde weder von der Hofkammer gut- geheissen, welche höchstens eine Beschränkung der Einfuhr auf 9 Monate passend gefunden hatte, noch weniger von dem Publikum. Man fand auch insbesondere die Wahl dieser 3 Monate für die Zufuhr nicht günstig, weil die Leute im September zumeist noch zu Hause mit Anbauen, Weinlese und Dreschen zu thun haben und im November schlechtes Wetter und grundloser Weg einzutreten pflegte. Die Grenz-

150

orte, die an Ungani gewiesen waren, sahen sich schon vollends zu Grunde gerichtet. Graf Zriny verbot, wie er davon hörte, seinen Unterthanen Oberhaupt alle Einfuhr.

Da der Befehl ausserdem zu rasch gekommen war und grössere Vorräthe fehlten, so verwendete sich die Regierung, dass die Einfuhr diesmal noch bis Februar gestattet blieb.

Dass sich die Bäcker nun tummelten, ungarisches Getreide in Yorrath zu bringen, ist selbstverständUch, weniger, dass sie ihren Einkauf nicht ordentlich anmeldeten, daher am 9. J&iiner 1675 Auftrag geschah, die Bäckerschupfen bei der Murbrttcke in Stand zu setzen.

Der inländische Weizen stand im Jänner auf 14 15^, der Brotsatz aber auf 1 1 /?, da es an der Zufuhr nicht fehlte. Da aber das Landgetreide auf 2 fl. stiege liess man die Ungarn auch noch im März zufahren, setzte ihnen aber 1 1 /? als Taxe. Allein da ihnen diese zu niedrig war, so setzten sie das Ge* treide bei verschiedenen Leuten in der St Leonhardergasse ein und kehrten heim. Nun erlaubte die Regierung, den Weizen um 12 ß^ Korn um ü ß zu kaufen.

Da wegen der Sperre der Einfuhr, obwohl dieselbe noch nicht einmal ernstlich durchgeführt worden wai-, viele Klagen und Suppliken an die Regierung und an den Hof gelangt waren, so fing man dort 1676 neuerdings an, den Plan zu erwägen, ob man nicht statt der Sperre durch einen Auf- schlag von 1 5 kr. auf ungarischen Weizen und Korn und von einem Schilling auf Hafer den Vertrieb des Landesgetreides fördern könnte; aber weder die Landschaft, noch die Stadt gab ihre Beistimmung, und da es leicht zu berechnen war, dass die Unkosten der Mauth den Erlös verschlingen würden, so liess man den Plan fahren.

1676 stand der Weizen zu 2 fl. 15— 30 kr., 1677 zu 2 fl. Am 3. Februar dieses Jahres klagte die Landschaft am Landtage, dass ungarisches Getreide sogar bis nach Obersteier gegangen wäre und dass man sich überhaupt um das Verbot wenig kümmere. Das Patent wurde daher am 12. Mai 1677 neuerdings publicirt

151

Im Juni wurde das Getreide wohlfeiler, daher die Taxe fiHr den Weizen auf 1 fl. 30 kr. , für Korn auf J fl. gestellt Die Zufuhr im November war stark, aber das Brotgewicht wurde doch auf 11 /? berechnet, weil die Ernte minder und der Weizen wieder auf 13 /? gestiegen war.

1677 arbeitete der Regierungsrath Ferd. Baron Rech« bach einen Plan aus, durch Errichtung eines Proviant- hau s es in Graz die ungarische Einfuhr zu beschränken und die Verproviantirung der Stadt sicher zu stellen. Dieser Plan wurde durch die Landschaft und durch den Hofbuchhalter Schurian geprüft und überarbeitet und ging 1679 an die Hofstelle. ^^ Da aber die Unkosten für Erbauung des Proviant- hauses von der Regierung, von der Landschaft und von der Stadt 'im vorhinein abgelehnt wurden, so zerfiel die Sache von selbst.

1678 taxirte man ungarischen Weizen mit 11 >^, die Adeligen aber gaben ihren nicht um 1 3 /? her, wie es eigentUch der Gepflogenheit nach hätte geschehen sollen. Aber im Herbste wurde die Einfuhr durch die in Ungarn grassirende Pest ver- hindert, das inländische Getreide ging in die Höhe und die Bürgerschaft von Graz bat 1679, die Einfuhr auch im Jänner, Februar und März zu gestatten , da der Vorrath nur mehr auf 3 Monate reichte-

Wiewohl die Regierung mit der Bürgerschaft in Graz nichts weniger als zufrieden war, indem ihre Sorge pro illorum sublevatione wenig gefruchtet habe, da sie ihre Erzeug- nisse zu stets gleich hohem Preise verkaufe, ob Brot, Wein und Fleisch theuer sei oder wohlfeil, während anderwärts dies doch in consideration gezogen werde; so erwirkte dieselbe doch die kaiserliche Bewilligung fdr die verlangten 3 Monate.

'<) Der erwähnte Vorschlag für eiu Proviaiithaus liegt vollständig in den Hofkammeracten vor, hat aber für unser Thema keine weitere Be- deutung. Interessant ist nur die Angabe, dass die Verproviantirung der Uauptfestung Graz dem Aerar, welches dieselbe allein bestritt, jährlich 18,000 fi. kostete.

152

Im April stand die Brotsatzung auf 14 >f, aber den Bäckern musste mit dem Schupfen gedroht werden, damit sie dieselbe einhielten.

Im Mai begann das Getreide zu mangeln; der Landes- hauptmann sollte „darob sein", dass solches hei^eführt und um den statuirten Preis verkauft werde. Im August wurde befohlen, den Bauern, welche keine Victualien in die Stadt bringen, sondern nur Brot kaufen kommen, keines eher zu geben, bis nicht die Stadt versorgt wäre. Mitte August bekam man nirgends mehr den Weizen unter 18—20 ß\ 20 Bäcker „lagen bereits bei dem niederen Satze auf''. Nun liess die Regierung die Ungarn zur Zufuhr auffordern, erhöhte im September den Brotsatz auf 1 8 >tf , und gab den Bäckern sogar einen Pass nach Obersteier, um einige 1000 Viertel herab- zubringen — allein alles dies half nichts, die Noth war herein- gebrochen.

Bürger und gemeine Leute lamenturten kläglich wegen des Brotmangels. Wenn man ihnen nicht Brot schaffe, würden sie nicht mehr pariren, keine Steuern zahlen, die Wache nicht mehr beziehen. Nun erhoben sich die gegenseitigen Be- schuldigungen: der Mangel kommt vom Adel her, der die Stadt nicht mit Getreide versorgen kann; die Einfuhr zu 3 unpassenden Monaten ist Schuld. Nein, der Eigennutz der Bäcker, die im vorigen Jahre trotz der Einfuhr nicht kauften, oder die Fuhrleute bis Mittag stehen Hessen, um ihnen 3—4 Groschen beim Viertel abzudrücken. Der Stadtraagistrat hätte besser darauf sehen sollen. Man hat von dem Adel nicht zur rechten Zeit gekauft, wie der Misswachs kam, war es zu spät. Die Getreidetaxe in der Stadt war zu gering, man hat sogar am Lande besser verkaufen können, als- dort

Unterdessen war der Bürgermeister von Graz, Georg Paumann, nach Maria-Zell gereist, um den Kaiser (der vor der Pest flüchtig dorthin gekommen war, seine Andacht zu verrichten), um Gewährung der freien ungarischen Einfuhr zu bitten. Er kehrte mit der Bewilligung zurück und wenn auch der Weizen im October noch 22— 24>tf kostete und der Brot-

158

salz mit 20 ß nur geringes Gewicht zuliess, ^so war doch sehr viel gewonnen, denn schon im December ging der Preis \asL \ ß zurück und das ganze Jahr 1680, so bedrängt es durch die schreckliche Pestgeissel war, und auch 1681 litt man wenigstens nicht durch die Sorge um das tägliche Brot. 1682 waren die Zeiten wieder so wohlfeil, dass im Sommer der Brotsatz auf 10 yf und im April 1683 auf 8 ytf gestellt werden konnte.

Selbst die im Juli 1683 sich erhebende gefährliche Kriegszeit, wo auch in Graz Befehl gegeben war, dass man sich verproviantiren solle, wirkte nicht besonders auf eine Preissteigerung. Erst im November, wo aus Ungarn wenig Getreide kam, weil man sich aus Furcht vor den Türken geflüchtet und viel Getreide ungeschnitten gelassen hatte, stieg der Weizen auf 2 fl.

Es war im September dieses Jahres und aus Anlass des Türkeneinfalles und der .Belagerung von Wien, dass der Stadt Graz nebst dem alten Wochenmarkte am Mittwoch ein zweiter am Samstag zu halten bewiUigt wurde, wie es noch heute üblich ist.

Für den Getreidemarkt war der weite Platz zwischen dem Eisen- und Paulusthore bestimmt. Bis 1 0 Uhr Vormittags gestattete man den Verkauf ohne Taxe. Wurde das Getreide bis dorthin wegen zu hohen Preises nicht verkauft, so sollten 2 magistratliche Commissäre den Verkauf zu anständigem Preise „mit guter Manier und Glimpfe vermitteln. Gelänge es diesen nicht, so war durch sie von jedem Getreide ein Muster nebst dem Preiszettel, wie es die Bäcker kaufen sollen, an die Regierungs-Obercommissäre (in Getreide- und Bäcker-An- gelegenheiten) zu geben, welche darnach den Preis und zu- gleich die Brottaxe bestimmten. Wollten es die Verkäufer um diesen Preis nicht geben, so konnten sie es wegfbhren oder irgendwo „aufechütten^ 2').

*<) Diese Lagerung des Getreides bis auf fUr den Verkäufer gün- stigere Zeiten erwies sich nachmals fftr die Käufer sehr nachtheüig, denn sie mnssten es dann nicht selten noch einmal so theuer bezahlen.

154

Nun folgten von 1684 bis 1686 tbeuere Zeiten, anfänglich aus dem natürlichen Grunde, weil man sidi wegen der Un- gewissheit, wohin der Eriegsschwall sich ziehen wttrde^ an allen Orten verprovianüren musste und deshalb auch die Gretreide- ausfuhr allenthalben verboten wurde, später aber aus Gewinn- sucht der Speculanten.

Der Adel in Kärnten ging mit dem Beispiele voran, denn wie es hiess, man müsse sich in Steiermark verprovian- tiren, steigerte man dort trotz des grossen Yorrathes den Weizen von 1 fl. 30 kr. auf 2 fl. und das andere Getreide nach Verhältniss.

1684 gerieth das Getreide gut, es gab auch kein Eriegs- heer im Lande, aber der Preis blieb auf 2 fl. 30 kr., weil die Bäcker denselben ohne weiters zahlten, bis ihnen verboten wurde, mehr als 2 fl. zu geben. Allein im November begannen die Ungarn, welche ein Missjahr gehabt hatten, Getreide im Viertel Voran aufzukaufen und die Herrschaften ihr Getreide auf 20 24 ß zu steigern. Man fragte daher bei dem Landes- hauptmanne an, ob es thunlich wäre, es diesen mit Gewalt zu nehmen, wenn sie es nicht billig hergeben wollten. Natürlich erfolgte eine verneinende Antwort So steigerte sich denn auch in Graz der Brotpreis bis zur Satzung von \% ß und erging wegen beginnenden Mangels das Verbot, Brot auf „das G«y^ zu schicken.

Die Ungarn aber kauften noch im Dezember im Viertel Voran, in den windischen Büheln, jenseits der Pessnitz und bis gegen Marburg hin Weizen, das Grazer Viertel bis zu 5 fl., Korn um 3 fl. J 5 kr. , führten es bei Kotariba über die Mur und bis Kanischa den Türken zu.

Eine Hofresolution vom 29. November 1684 hatte freilich diese Ausfuhr verboten, aber dies hinderte nicht, dass man im Dezember im ganzen Lande nirgends mehr ein Viertel Weizen unter 3 fl. bekam und wo es, wie in Eärnten und Obersteier, um 20 /f zu haben war, würde die Ueberfühning nach Graz zu theuer gekommen sein. Der Brotsatz stand auf 20 /?, fiel aber den Bäckern so hart, dass sie im Februar 1 685

155

sich verpflichteten, wenn man den Satz auf 22 ß gäbe, bis Ende Mai es nach diesem Werthe auszuhacken, sollte der Weizen auch was immer kosten. Die Regierung bewilligte es, musste aber im November, wiewohl das Getreide gerathen war, den Satz wieder auf 22 /f stellen, und weil die Aasfuhr nach Ungarn nicht aufhörte, vom Jänner 1685 an gar zu 3 Ü.

Das war eine schwere Zeit ftu* die armen Leute und sie hielt noch 1686 das ganze Jahr an. Als Graz mit Getreide versorgt war, in Ungarn aber der Mangel fortdauerte, wurde das Verbot der Ausfuhr aufgehoben, damit die Landstände Geld zum Steuerzahlen erhalten könnten.

Als man dann im April wieder zu Graz Getreide brauchte, liessen sich die Cavaliere selbst das schlechte mit 3 fl. bezahlen und sogar der Statthalter Friedr. Graf von Mersperg nöthigte den Bäckern seinen Weizen zu solchem Preise auf. Sobald man dies bei Hofe hörte, drohte man zwar, die Getreide - Ausfuhr wieder zu verbieten; aber die Preise sanken nicht, weil die Bäcker selbst es nicht wollten. Dieselben sagten, der Preis von 22— 23 y^ per 1 Viertel Weizen sei für die jetzige Zeit gar nicht zu theuer, da er immer so gestanden wäre, wenn die Ungarn nicht zugeführt hätten. Freilich mussten sie zugeben, dass das Getreide am Felde (Juni) schön stQnde, aber, sagten sie, man hätte keinen Brief dafür, dass es nicht der Hagel treffen würde, wie 1685. Bis es nicht eingebracht wäre (zu Martini), könne man nicht sagen, was es werth sei. Bis dort- hin sehe man erst, wie das Heidekom geräth, und bis dorthin warten die Leute auch mit dem Verkaufe.

Was die Bäcker hier vorbrachten, war nicht ganz richtig, ihre unlauteren Absichten verrathen sich aber noch mehr durch anderes, was sie für sich geltend machen wollten, wie z. B. es würden täglich 300 Viertel Getreide in Graz verbacken, während in Wirküchkeit wöchentUch nicht mehr, als 608 Viertel in den Backofen kamen. Sonderbar nimmt sich die in dem- selben Athem ausgesprochene Behauptung aus,, sie hätten weniger Brot zu backen gehabt, weil die Schöckelbauem so viel Brot zur Stadt gebracht hätten. Endlich griffen sie auch

156

in der Berechnung des Sdiadens, welchen sie durch die Brot- satzung von nicht entsprechender Höhe erlitten haben wollten, zu hoch. Nach ihrem eigenen Antrage hatten sie den Satz vom 1. Jftnner bis letzten Mai zu 3 fl. und hierauf nach der Begierungs-Anordnung bis Ende August 1686 zu 21 >tf gehabt; dadurch wollten sie 1 396 fl. 5 ^^ verloren haben.

Damit sie diesen Verlust hereinbrächten, bewilligte man ihnen bis Mitte Dezember den Brotsatz auf 18 >^, wiewohl der Getreidepreis bereits gesunken war, und die weitere Zeit bis Mitte Juli 1 687 immer noch mit dem hohen Satze von 16/. Dann erst fiel der Satz auf 15, im October 1687 aber auf \^ ß und die armen Leute konnten endlich wieder ein halb- wegs billigeres Brot erlangen.

Eine nebensächliche Folge dieser theueren Zeit war, dass die Regierung und Hofkammer am 12. September 1686 von der geheimen Stelle in Wien eine RQge erhielt, weil sie nicht genügsame Sorgfalt in Brotsachen gehabt hätte.

Nebenbei muss auch einer anderen Errungenschaft ge- dacht werden , die sich aus dieser Zeit schreibt , nämlich des Stempelpapieres bei ämtlichen Eingaben. Vom November 1687 an findet man diesen Drei-Kreuzerstempel auch auf den Eingaben in der Bäckersache.

Wie sehr auch kleine Steuern und Aufschläge empfindlich werden können, sieht man in der Supplik der Bäcker vom 9. November 1687, von welcher nun zu berichten kömmt Um ihre üble Lage zu verbessern, stellte die Bäckerinnung drei Forderungen :

1. Dass gestattet würde, die Aufschläge, welche sie für jedes Viertel Getreide zahlen müssten, zum Getreidepreis zu schlagen, denn um diese käme ihnen jedes Viertel theurer, und es werde bei der Brotsatzung doch nicht in Anschlag gebracht Diese Aufschläge waren per Viertel 6 ^ magistrat- liche Steuer, 2 /^ für den G^treidemesser und 4 ^ Kasten- geld. (Dass letztere 4 ^ nur bei herrschaftlichem Getreide an den Hausmeister gezahlt wurden, sagten sie nicht)

157

2. Ersuchten sie um eine neue Berechnung der Brotgewichts-Ordnung, indem die seit Alters bestehende merkliche Mängel hätte, die insbesondere bei dem 3 fl.- Satze für den Bäcker beschwerlich fielen. Sie beriefen sich auf die kärntnerische Ordnung, welche 1661 von der Regierung confirmirt worden sei und insgemein die alte steirischc Gewichts-Ordnung genannt würde. Diese wäre gleich- massig abgestuft und sei schon gleich beim ersten Ansätze nicht so hoch, wie die ihrige.

3. Wäre dies aufzuheben, dass die Brottaxe immer um 1 5 Kreuzer niederer berechnet würde, als der Weizenpreis war. Wenn das Brotgewicht auch ihren Privilegien zufolge nur nach dem schwereren Getreide gegeben würde, so trage doch das beste Getreide nicht so viel, das meiste höchstens 3, manches nicht 1 ß Gewinn.

Die mit der Untersuchung dieser Forderungen betraute Commission gestand denselben einige Berechtigung zu, doch wurde die Angelegenheit nicht zum Austrage gebracht und blieb unterdessen alles beim Alten.

1688 war der mittlere Brotsatz \^ ß. Am 26. Februar 1689 verordnete ein kaiserlicher Erlass an alle Städte und Märkte, überall das Weizenbrot nach diesem Satze per 14 yf auszubacken.

Wie 1688, so wurde 1689 das bereits wieder unbeachtet gebliebene Patent wegen Beschränkung der Einfuhr auf 3 Monate neuerdings publicirt Anlass hiezu gab die erneuerte Beschwerde der Landschaft, dass das inländische Getreide „ver- schlage^.

Die Bürgerschaft von Graz beklagte sich (12. Febr. 1689) bitter über diese Sperre, durch welche neuerdings eine Theuerung in Aussicht stünde , wodurch der Adel , oder eigentlich nur einige 4 5 Monopolisten gewinnen wollten. Leider nehme man auf die armen Bürger ^••) wenig Rücksicht ;

s^) Die Städte luid M&rkte „gemeines Mitleidens in Steyr" erhoben im 17. Jahrhunderte gar oft schwere Klagen über ihre gedrückte Lage und baten den Kaiser insbesondere, die ihnen nachtheilige „Geyhantining",

158

-sie hätten 1664 und 1683 beim Türkeneinfalle die Wacht gethan Tag und Nacht, seien aufrichtig dagestanden und hätten des flüchtigen höheren Standes nicht geschicben'^.

Diese Vorstellung schien durchgegriffen zu haben, denn ein Hofdecret vom 23. Februar 1689 hob die Speire bis auf weiteres wieder auf. Hiermit war aber der Statthalter nicht einverstanden und derselbe liess sogar (3. März 1689) dieses Hofdecret gar nicht publiciren und entschuldigte sich damit, es sei keine Getreidepreis-Steigerung zu befürchten, die Land- stände hätten ihr Getreide so billig, wie die Ungarn (14 ß) in Preis gesetzt und sei eine Einfuhr nicht nothwendig.

Bald jedoch kam ein neues Hofdecret, welches die Ver- hältnisse wieder in anderer Weise gestaltete.

welche schon 1502 verboten worden war (das Verbot wurde 1580 auch in die Landhand/este inserirt) durch neue Greneralien abzustellen. Sie thaten dar, dass sie in Folg.* der aufgeladenen Contributionen , Landes- anlagen und Einquartierung in grosse Noth gekommen wären, aber am meisten würden sie durch die Kingriffe in das bürgeiliche Gewerbe und die Geyhantii*ung geschädigt. Geistliche und Weltliche, Herren und Bauern, Edle und Pfleger, kurz aUes, was da lebt und schwebt, greift zum Handel und nimmt den armen landesförstlichen Städten und Märkten das Brot weg. Generale dagegen sind oft genug publicirt worden, ^aber, lieber Gott vom Himmel, wie leider sieht männiglich, dass es dahin gc- rathen ist, dass fast jedermann seinem Stande zuwider unsere Freiheiten molieren und unsem Schaden befördern thut**. Gegen die Landhandfeste kaufen Prälaten, Pfarrer und Edelleute Wein zusammen, oder nehmen ihn mit Gewalt unter allerhand Yorwänden weg, um denselben in ihren Ta- fernen auszuschänken. So machen sie die bürgerlichen „commercia auf den Tod krank'' und entziehen dem Kaiser Mauth und Gefölle. Viele lassen Vieh und Yiktualien nicht in die Stadt bringen, sondern kaufen die Waare selbst auf und verhandeln sie theuerer weiter. Ebenso handeln mit Schmalz, Eisen, Loden, Tuch, „Haar^ (Flachs), Wein, Salz, Getreide, Fleisch u. s. w. wälsche Krämer, unangesessene Hausirer and „Leut- betrOger", und werden von den „Gerichtsherrschaften ^ in Schutz ge- nommen. Den Städten und Märkten wird der ihnen allein gebührende Handel ^mit Herz brechenden Schmerzen und bluttriefenden Augen ent- rissen, dass sie mit Weib und Kind schon am Hungertnche nagen. Es ist die höchste Zeit zur R«'mediernng^. (Statth. Regist. Miscellanea.)

159

Getreidezufuhr aus Ungarn jährlich durch 6 Monate gestattet.

Eine Hofresolution vom 7. Juni 1689 traf die von keiner Seite erwartete Verülgung, dass künftighin die ungarische Einfuhr die Monate Dezember, Jänner, Februar und Juli, August, September offen sein sollte-

Die Landschaft erhob dagegen fruchtlos ihre Beschwerde. Man gab derselben zu verstehen, dass sie an dieser Massregel selbst Schuld trüge, hätten doch sogar einige Cavaliere Getreide an der ungarischen Grenze wohlfeil gekauft und im Lande theuer verkauft, (Wahrscheinlich geschah dies im Jänner KJSl), wo der Kaiser Proviant für Bosnien, Essegg und Possega zu- sammenkaufen Hess.)

1689 fiel aber die Ernte minder aus und war wenig Zufuhr in Graz, wiewohl man 11 ß per Viertel Weizen bieten konnte; denn man zahlte bereits am Lande l^ ß und wurde zu Voitsberg, Landsberg und im Kainachthaie alles aufgekauft um es nach Obersteier zu führen.

Viele Herrschaften gaben auch ihr Getreide um die Taxe nicht her, wiewohl erst vor Kurzem ;,eine wohlreformirte Ordnung derVictualien" gegeben worden war, welche die Klausel enthielt: „wer übrig hat, soll verkaufen, sonst würde er gestraft".

So wurde denn durch Hofresolution vom 10. Dezember

1689 die Taxe für Weizen auf 18, für Korn auf 14 /? gesetzt, und den Herrschaften befohlen, um diese Taxe zu verkaufen und zwar bei Strafe der Refundirung des höheren Preises.

Wie viel dies half, geht daraus hervor, dass im Jänner

1690 zu Graz Brotmangel entstand, der jedoch bald vorüber ging, als die ungarische Zufuhr kam. Wo man die eigentliche Ursache dieses Mangels zu finden glaubte, erhellt aus dem Hofdecrete vom 3. Februar 1690, welches sehr wichtige Be- stimmungen enthielt, nämlich:

160

1. Säiiimtliche Landstände sollen einen Revers abgeben, dass sie ihr Getreide zu rechter Zeit an die Bäcker verkaufen wollen; doch solle dasselbe besser geputzt und gereutert und nicht nach schlechtem Mass geliefert werden. Nach der Gate desselben sollen zwei Taxen für den Verkauf gestellt werden. 2^)

2. Die Gewichtsordnung fiir das Brot soll revidirt werden.

3. Die ungarische Einfuhr soll nicht gehemmt werden, weder durch eine allzu niedrige Preistaxe, noch durch Abkauf an der Grenze, aber auch nicht durch Einführung von neuen Wegmauthen oder Erhöhung der alten Mauth, wodurch man die Ungarn abschrecken wolle.

Nach Graz wurden 1690 eingeführt: 21.744 Viertel Weizen, 2295 Viertel Korn aus Ungarn und 10.392 Viertel Weizen, 6279 Viertel Korn inländisches Product Der Preis für Weizen war von 1 fl. 30 kr. bis 2 fl. 18 kr., fttr Korn von 1 fl. 12 kr. bis l fl. 48 kr. Der Brotsatz stand auf 15 >/, d. i. 1 fl. 52 kr. 2 A; die Bäcker aber behaupteten, sie könnten dabei nicht bestehen, sondern müssten bis auf etUche, welche ihr Vermögen anderswoher hätten, verderben. (Schon 1686 hatten sie auf einer Liste 31 Bäcker verzeichnet, die seit 1664 abgehaust hätten.)

Diesmal fanden die Bäcker aber Unterstützung bei dem Ilegierungs-Commissär Jos. Phil. Grafen v. Jnzaghi, der in seinem Berichte sich vollends auf ihre Seite stellte und be- merkte, er sehe nicht ein, warum man gerade bei diesem Handwerke so strenge auf Erfüllung aller Punkte dringe, bei anderen nicht

**) Diese doppelte Taxe wurde seiner Zeit durch den Hofbuchhalter Scburian für zweckmässig befunden. Er emp&hl, nach dem Gewichte des Weizens zu urtheilen, guter mQsse das Grazer Viertel aber 100 flf schwer sein, der mindere unter diesem Gewichte. Ungarischer Weizen sei um 10 8^ geringer. Guter Roggen wiege 90 8*. Wäre ftlr guten Weizen die Taxe 14 ^, so sollte fitr den minderen höchstens 13 ^ gesetzt werden.

161

1691 war der Durchschnittspreis des ungarischen Weizens 1 fl. 45 kr., allein wegen geringerer Ernte im Lande entstand zu Graz im December Mangel; daher wurde den Parteien, welche nicht um biUigen Preis verkaufen wollten, mit Klage gedroht, wie auch, dass man die ungarische Einfuhr (von solchen Orten, wo die Pest nicht grassire) „indifferenter, so lange bewilligen werde, bis sich die Herrschaften zu einem billigen Preis be- quemen". Dieser Preis war mit 16 fi gestellt und bei hoher Strafe befohlen, nicht theurer zu kaufen, deshalb stand auch der Brotsatz auf 13 /f.

Hierauf remonstrirte die Landschaft beim Kaiser (8. Febr. 1692) gegen die ungarische Einfuhr, bat um eine gründliche commissionelle Verhandlung und unterdessen um eine höhere Getreidetaxe, sonst wären sie „deterioris conditionis, als die Ungarn". Zum Beweise dieses brachten sie unter anderem vor, dass die Herrschaftsbesitzer zum Verkaufe gezwungen würden, die Bäcker aber nach Beheben kaufen könnten, dass diese die Ungarn gleich bezahlen müssten, bei ihnen aber mit der Bezahlung herumzögen und dass sie beim Getreide allerlei unbegründete Ausstellung machten.

Da aber der Mangel an Roggenbrot fortdauerte, erhielten die Gültenbesitzer am I.März 1692 Befehl, ihren Korn vorrath binnen 8 Tagen zum Preise von 12 yj auf den Markt zu stellen. Der Bürgermeister musste diesen Befehl mit Trommel- schlag in Graz verkünden lassen. Als aber der Tennin un- beachtet verstrichen war, wurde die ungarische Einfuhr bis Ende April bewilligt.

Im April kam es auf, dass die Bäcker, um ein geringeres Gewicht zu erhalten, ihren Kornvorrath zurückgehalten und die Begierung hinter's Licht geführt hatten, wodurch der gemeine Mann so bedrängt worden war , dass leicht ein Auf- ruhr hätte entstehen können. Daher verfügte die Regierung zur Bestrafung der Bäcker den Brotsatz zu 13 /? für weisses und 10// für schwarzes Brot durch 4 Monate. Die Rädels- führer aber, oder wenn sie nicht ermittelt würden, einer der

Mltthcll. d. hUt. Vcrilns f. SteUruiark. XXV. M(>ft tH77. 2 1

162

Zeciiineisten welchen das Spiel treffen würde, sollte geschupft werden.

Um aber den Getreidebesitzein zu Leibe zu gehen, wurde am 11. Mai 1692 wegen verweigerten Verkaufes zur Taxe die ungarische Einfuhr ohne Unterschied der Monate bis auf weiteres gestattet

Allein trotzdem währte der Getreidemangel im Laude fort. Der Brotsatz wurde in Graz im Juni um 1 // erhöht, allein die Bäcker behaupteten, man zahle draussen am Lande Weizen um 20 /^, Korn um 2 fl., daher brächten weder Bauern noch Ungarn etwas nach Graz , wo sie um 2 ^ weniger bekämen.

Die meisten Herrschaften weigerten sich, das Getreide um den statuirten Preis herzugel)en, oder hatten andere Aus- reden. Von denjenigen aber, die verkaufen wollten, nahmen es die Bäcker nicht, weil die Hereinbringung auf Graz zu hoch käme, „Gottlob!*' sagten sie Ende Juni ^wir brauchen es nicht, es ist eine gute Fechsung zu erwarten."

Aber leider hiess es im September ganz anders, nämlich „die Emte ist schlecht, der Mehlthau hat sie verdorben, das Korn ist verwintert. Brot mangelt in Graz." Nun wurde bei allen Herrschaften angefragt und befohlen, den Weizen um 3 fl. 15 kr., Korn um 2 fl. 45 kr. zu verkaufen, oder eine schrift- liche Erklärung abzugeben. Man kam sogar auch in die gewid- meten Thäler um Getreide, aber die Kammergüter protestirten gegen die W^egführung desselben.

Die Regierung berichtete hierüber an den Kaiser am 5. November 1692:

1. Es ist öfters kein Brot zu bekommen, weil die Bäcker, wiewohl die Taxe von 18 auf 26 /? erhöht wurde ^ von den Herrschaften in Erwartung einer noch höheren Steigerung kein Getreide erhalten.

2. Die Regierung habe daher einen Beamten nach Eisen btadt, Rechnitz und andere dem Fürsten Ester- hazy gehörige Güter, ferner zu den beiden Bat thiany und nach f ) b e r 1 i m b a c h zum Gi-afen N a d a s d i geschickt. Dieser

163

sollte das Getreide in 3 Theile sortiren. von jedem Muster iDitbriugen, aber für das beste sich nicht über 3 Ü. einlassen und die Bezahlung auf Frist unter Garantie der Regierung bedingen. Aber Esterhazy verlangte für das gestrichene Grazer Viertel 6 Vj^ fl. und Bezahlung der Mauthen, Batthiany, der es früher oft als Gnade angesehen hatte, wenn er sein Ge- treide herführen durfte, verlangte 6 fl., die Fracht- und Mauth- Vergütung und 1000 fl. anticipando.

3. Eine andere Commission hielt bei den Grazer Bäckern Visitation und fand ausser dem angesagten Getreide und dem schwarzen Mehle 1874 Viertel (verschwiegen) vor; daher der Bedarf bis Ende November gedeckt war.

4. Den Herrschaften wurde sub comminatione oxecutionis der Weizen zu 3 fl. 15 kr., das Korn zu 2 fl. 45 kr. abge- fordert, den Bäckern erlaubt, frei bis zu 4 fl. zu steigen ; aber eine Specification des Kaufes mitzubringen , damit man die Wucherer kennen lerne.

5. Endlich zeige es sich, dass nicht Getreidemangel die Ursache der Theuerung sei, sondern zuerst die Bäcker selbst, welche durch Zurückhaltung ihres Vorrathcs dieses Jahr zum zweitenmal einen Rumor des Abganges machten, um eine höhere Brottaxe zu erlangen.

Ihr ^ungleiches* (unbilliges) Beginnen habe die Noth künstlich erzeugt. ,^ Schuld ist, dass die Bäcker nicht in solidum kaufen, sondern dass die reicheren alles aufkaufen, die ärmeren aber nur zizelweise, welche dann nicht genug zum Backen haben."

„Hiezu komme, dass die Getreide - Besitzer , die sich ohnehin weder quoad pretium, noch quoad qualitatem grani fügen wollen, bei sich zeigender Noth zurückhielten und aut die Steigerung speculirten.* „So haben es diesmal auch die Ungarn gemacht."

Die Regierung stellte daher den Antrag: „der Kaiser wolle die Ungarn mit dem künftigen Einfuhrverbot, und die Landstände, welche den Weizen über 4 fl. steigern würden,

11*

Iü4

mit merklicher Strafe und wonn sie ihr Getreide nicht aus- folgen, mit Execution bedrohen."

Es ist nothwendig, zur Illustrirung der Sachlage nun auch das Gutachten des Stadtmagistrates von Graz anzu- führen, der zwar darüber sich empfindlich zeigte, dass die Regierung schon eine Zeit her in Getreideangelegenheiten ohne die Gemeinde zu fragen veifügt hatte, aber dennoch mit seinem Rathe nicht zurückhalten wollte. Derselbe empfahl, das Getreide der ungarischen Cavaliere nicht höher als um 4 fl. zu kaufen, denn man bekäme um diesen Preis noch im Lande genug; der ungarische Händler Feyertag würde es schaffen, da er die Verhältnisse gut kenne. Wie man das ungarische Getreide theuerer kaufen würde, dürfte ohne Zweifel auch das inländische eine Steigerung erleiden. In Ungarn sei das Getreide nidit missrathen und gewiss noch Vorrat; aber die Zufuhr blieb weg, weil den Ungarn die niedere Taxe nicht gefiel, während sie früher frei verkauft hatten. (Nebenbei bemerkt, in Ungarn wurde das Getreide deshalb theuerer, weil für die Soldaten alles aufgekauft wurde.)

Es wäre räthlich, den Brauhäusern den Vorrath weg- zunehmen und den Bäckern zu geben. Doch sollte es nicht gleichmässig ausgetheilt werden, weil das faule Bäcker unter- stützen hiesse, welche dann auch ein andermal sich nicht selbst um Anschaffung von Vorrat kümmern würden.

Am 22. November 1692 traf die Regierung weitere Verfügungen. Das müssige und dienstlose Gesinde wurde von Graz abgeschafft, das Bierbrauen gänzUch eingestellt, das Aus- schicken von Brot in die Wirthshäuser auf die Hälfte reducirt und für den vom Grafen Leng heim (Messendorf) gekauften Weizen, der nicht mehlreich genug war, der Brotsatz auf 3 Va fl. gestellt.

Das Stift St. Lambrecht und der Erzbischof von Salzburg hatten im October Getreide nach Graz gestellt, das die Bäcker im Sommer um 2 fl. hätten haben können, aber zurückgewiesen hatten. Nun un October bezahlte man es gerne um 3 fi. 15 kr. und 3 fl. 45 kr. Allein die Kammergüter hatten

165

gegen diesen Verkauf aus gewidmeten Thälern protestirt und Verbot darauf gelegt. Die Regierung gab ihnen daher strengen Gegenbefehl und bemerkte, ihr Vorwand, ganz Obersteier sei zur Eisenwurzen gewidmet, sei unerhört (!), da nur der Theil am Murstrom diese Widmung habe, entlegene Thäler aber nicht. Der Kaiser, deshalb gebeten, eine genaue Specification der Eisenwurzen zu geben, that dies nicht, sondern Hess es bei der angeordneten freien Passirung des Getreides von Obersteier verbleiben unter der Erklärung, es geschähe dies ohne Präjudiz für die Eisenwurzen.

Im Deceraber wurde nun auch der Unfug abgestellt, dass Leute in Fürstenfeld, Fehring, Pöllau, Radkers- burg, Hartberg und Hz die Verlegenheit in Graz be- nützten, ungarisches Getreide nach ungarischem (grösserem) Masse vorkauften und nach Grazer Mass verkauften.

Endlich wurde die Bäckerinnung auch verpflichtet, das Getreide unter gemeinsamer Haftung für das Ganze (in solidum) einzukaufen und die Vertheilung unter die Zunftgenossen nach Billigkeit vorzunehmen.

Was aber auch immer angeordnet und vorgekehrt wurde, es half alles nichts, theils weil drei Jahre hintereinander die Ernte mehr oder minder missrieth, theils auch, weil die Getreidesache bereits so verfahren war, dass halbe und in aller Eile getroffene Massregeln die Lage nicht besser, son- dern oft nur schlimmer machten. Die hohen Getreide- und Brotpreise behaupteten sich noch 8 Jahre, gingen erst im 18. Jahrhunderte bis auf 2 fl. für das Viertel Weizen zu- rück, bis endlich 1724 ein Mittelpreis von 1 fl. 45 kr. für längere Zeit gangbar wurde.

Es erübrigt nun noch die letzte theuere Zeitperiode bis 1700 in ihren wesentlichsten Momenten darzulegen.

166

Schwere Zeiten.

Zur Uebersicht mögen die Weizenpreise an die Spitze gestellt sein:

1693 2 fl. 15 kr.— 4 fl. 15 kr. 1697 3 fl. 51 kr.

1694 3—4 fl. 1698 4 fl. 15 kr.

1695 2 fl. 30 kr.— 5 fl. 1699 4 fl. 30 ki\

1696 3 fl. 54 kr.— 4 fl. 30 kr. 1700 3 fl. 30 kr.

Der Brotsatz blieb in allen diesen Jahren nach der alten Norm 15 kr. unter, dem Preise des Landgetreides, stand aber im Durchschnitte, um den Nachtheil, welchen die Bäcker stets gehabt haben wollten, auszugleichen, mehrere Monate im Jahre höher.

Wenn sich aber die Regierung bemühte, durch eine Herabsetzung desselben dem armen Manne zu Hilfe zu kommen, oder auch auf ein Herabgehen der Weizenpreise hinzuwirken, so ergab sich richtig immer etwas, wodurch ihr guter Wille zu nichte gemacht wurde. So ging es z. B. im Jahre 1693, wo der Brotsatz von S ü. i) /J im März, 3 fl. 4 ^ im April, 3 fl. 2 yi/ im Mai , im September wieder auf 3 fl. 4 /? hinauf- getrieben wurde, und es ergab sich, dass die Bäcker auch bei diesem unzufrieden waren.

Wie wir gesehen haben, war es eine Lieblingsmassregel der niederösterr. Regierung, das Getreide zu taxiren. Die Regierung in Wien sprach sich jedoch im Jänner 1693 dagegen aus, insbesondere hielt sie es für unpassend, das ungarische Getreide der Taxe zu unterwerfen, da es auf weiten Wegen hergeführt werde und es überhaupt nicht thunlich scheine, den Ungarn „als Ausländern" einen Werth für ihre Feilschaft vor- zuschreiben. Trotz der nicht unbegründeten Einwendung der Regierung in Graz, wenn den Ungarn keine Taxe gegeben würde, würde ihres und das Landgetreide gleich theuer bleiben, erfolgte doch der unbedingte Befehl von der geheimen llofstelle, die Taxirung zu unterlassen.

167

So blieb denn wirklich das Getreide in gleich hohem Preise und es sollen sogar gewinnsüchtige Herrschaften in Ungarn solches gekauft und in Graz als inländisches verkauft haben. Die Bäcker aber wollten das alte Spiel wie 1692 an- fangen, kauften im April nicht, um zwei Monate zuzuwarten, bis die Ungarn mit dem neuen Getreide kommen, wo dann das inländische Getreide unverkauft bleibt, oder wenn die Ungarn nicht kommen, so in die Höhe geht, dass dann auch die Ungarn, durch die Theuerung verlockt, ihre Preise steigeni. Die Bäcker complotirten auch, nichts mehr in solidum zu kaufen und sollte es der Zechmeister der Regierung verrathen, so drohten sie ihn zu steinigen.

Als dann bekannt wurde, dass in Steiermark und in Ungarn die Ernte missrathen war, wollten die Bäcker freien Einkauf haben. Der Weizen stieg auf 4 fl. 4 fl. 12 kr. Mah kaufte denselben in Wildon und Gleisdorf den Ungarn um 4 fl. 15 kr. ab, in Graz sollten die Bäcker aber nicht mehr als 4 fl. bei Strafe mit der Schupfen bezahlen. Wenn es wahr ist, was Graf Batthiany angab, dass ein Grazer Bäcker 1692 bei ihm und bei Bauern viel Getreide eingekauft, aber nicht nach Graz, sondern nur nach Gleisdorf habe führen und dort aufschütten lassen; so erklärt es sich, warum die Bäckercommission auf dem niederen Preis in Graz beharrte.

Die Bäcker rechneten im October für «ich einen Schaden von 3080 fl. heraus und verlangten eine höhere Brottaxe. Der Magistrat von Graz rieth auch auf 3 fl. ein. „Der Bäcker Lamentation sei schon ad nauseam bekannt und actenmässig 100 Jahre alt. Es zeigt sich auch, indem mehr aiine als reiche Bäcker sind, dass ihr Geschäft nicht prosperire ; darauf käme es auch gar nicht an. sondern nur auf das bonum publicum. Aber verlieren sollten sie doch auch nicht. Das punctum historiae sei, dass sie Schaden haben, wenn die Wage (Brotgewicht) um 15 kr. niedriger, als das Landgötreide, ge- rechnet würde."

Am 3. November 1693 verfügte die Regierung: ;,die HeiTSchaften sollen ihr Getreide un verweilt ausdreschen lassen

168

und die Hälfte ihres Vonathes um den Preis von 4 fl. aus- ifolgen, sonst würden sie zur Strafe gezogen werden." Da aber ausser zweien keine gehorchte, so wurden die Renitenten am 12. Dezember vom Kammerprocurator zur Tagsatzung citirt. Dagegen protestirte die Landschaft Daher wurde die Tag- satzung widerrufen , die Regienmg erklärte aber , ^sie wisse nun kein Mittel mehr, dem Brotmangel zu steuern. Seine Majestät der Kaiser möge selbst ein Remedium vor- schlagen^. '^

1694 machte sich der Brotmangel insbesondere in den Kammergütern fühlbar, und man war nicht ohne Besorgniss vor einem Aufstande der Bergknappen.

*

Zu Vordernberg fehlte es schon im Jänner 1694 an Proviant, die Radmeister hatten in den gewidmeten Thälem vergebUch um Getreide angehalten und machten nun der Re- gierung von der üblen Lage Meldung. „Die Knappen könnten mit dem wöchentlichen Liedlohne per 6 ß bei dieser wachsen- den Theuerung nicht bestehen und ihre schwere Arbeit mit hungrigem Magen nicht verrichten.^ Am 2. Februar kamen sie vor den Amtmann, baten um Erhöhung des Lohnes, rSie könnten sonst die Arbeit nicht thun; sie wollten keine Rebellen machen, aber sie würden doch nicht früher wieder zur Arbeit gehen **. Es half nichts, dass der Amtmann zur Drohung daran erinnerte, dass man ihre Vorfahren bei ähnlichem Anlasse einmal am Prebühel geviertelt habe.

Die Radmeister, um ihr Gutachten gefragt, erklärten, sie hätten seit undenklichen Zeiten den Knappen bares Geld als Lohn gegeben und nicht Proviant. Es sei ihnen auch nicht um diesen, sondern um höheren Lohn zu thun. Sie hätten alle eigene Gründe, oder seien bei wohlhabenden Bauern wohnhaft, sie könnten sich daher leichter um Proviant umsehen, als die Blahhausarbeiter , die in Vordernberg wohnen müssten. Den Liedlohn könnten sie aber nicht erhöhen, weil er in der kaiserlichen Amtsordnung so vorgeschrieben wäre und sie ohnehin seit Jahren mit Schaden arbeiteten , weil ihnen der

169

Proviant für die Blalihausleute zu hoch käme. Es müsste in anderer Weise geholfen werden.

Die Vordernberger Knappen gingen nach einigen Tagen auf Zureden wieder zur Arbeit, da der Amtmann von seinem Getreide vorschoss; aber in Aussee drohte im März ein Strike der Pfannhausarbeiter, da nur mehr auf einige Wochen Getreide vorhanden war. Auch Fleisch und Unschlitt wurden im Preise gesteigert.

Es wurde daher den Getreidebesitzem in den gewidmeten Thälem nach allen Seiten hin der Verkauf unter der Drohung aufgetragen, dass man sonst die Getreidekästen mit Gewalt eröffnen würde. Bis Ende Juni war wenigstens für den Moment dieser Noth abgeholfen.

In Graz aber wiederholte sich noch immer die alte Geschichte, bald kauften die Bäcker nicht, bald verkauften die Herrschaften nicht, und wenn etwas gekauft wurde, so wurde es nicht genau angesagt

Im Jänner 1695 kamen die Ungarn, der Getreidepreis sank um 2 /? ; aber die Bäcker, wiewohl zum Ankaufe ermahnt, versorgten sich nicht genügend. Im Mai stieg der Landweizen von 2 fl. 45 kr. wieder auf 3 fl., im Juni auf 3 fl. 15 kr. Die Bäcker zögerten noch immer mit dem Kaufe. Ende Juni be- gehrte man schon wieder 3 fl. 30 kr., und da der Brotmangel wuchs, Hess die Regierung den Adel auifordem, um diesen Preis zu liefern, sonst würde der Kammerprocurator ein- schreiten. Schon bezahlte man aber am Lande selbst 4—5 fl., in Marburg sogar 4 fl. 1 5 kr.

Viele Besitzer hatten entweder nichts zu verkaufen, oder bereits nach Pettau ftlr das kaiserliche Provianthaus gehefert; wer aber noch hatte, beklagte sich bitter tlber die Bäcker, dass diese es damals, als es ihnen angetragen worden, nicht kaufen hatten wollen.

Da auch Ungarn keinen Ueberfluss hatte, Aussee und Vordemberg wieder wegen Mangels von allen Seiten zusammen- kauften und ein Getreide- Ausfuhr- Verbot erging, so verbesserte sich die Lage in Gra^ um nichts und blieb der Regierung

170

niclits anderes übrig, als im November den Brotsatz auf 3 fl. 6 /? zu stellen. Gleichzeitig erging ein Befehl auf 6 Meilen in der Runde um Graz, dass allen erlaubt sei, gleich den Schöckel- bauem an den 2 Wochenmärkten Brot in der Hauptstadt zu verkaufen.

Als der Brotsatz erhöht wurde, sagten die Bäcker, jetzt sei es zu spät, jetzt verkaufe man ungarisches Getreide in Wildon und Leibnitz um 4 fl. 1 5 kr. , das reissend abgehe. Hätte man früher in Graz eine höhere Taxe gemacht, so wäre das Getreide gewiss dorthin gekommen. So treibe man die Ungarn durch die niedere Taxe von Graz ab. Sie hätten nun kaum mehr auf ein Monat Vorrat und man müsste ihnen freien Einkauf, oder eine Anweisung auf ein „gewisses" Getreide bei den Herrschaften geben.

Es ist noch zu erwähnen, dass ungeachtet der schweren Zeiten die Landschaft am Landtage im Frühjahre 1695 wieder um Aufhebung der freien Einfuhr aus Ungarn petitionirt hatte. Die Verhandlungen enthielten weder Neues, noch Bemerkens- werthes, ebensowenig neu war der Beschluss, es solle eine Commission gehalten werden und die ungarische Einfuhr unter- dessen in statu quo verbleiben. Die Landstände wurden aber alsogleich zur Specification der Getreidequantität verhalten, welche ein jeder jährlich liefern könnte, damit man mit Ge- wissheit berechnen könnte, wie viel aus Ungarn zugelassen werden kann. Allein mit diesen Specificationen Messen sich die Getreideherren Zeit.

Im Dezember wurden für die Theuening neue Vor- kommnisse geltend gemacht, nämlich, dass der Buchweizen missrathen sei und dass wegen des kürzlich publicirten Geld- Calo weder die Ungarn, noch die HeiTSchaften verkaufen wollten. Die Bäcker berichteten auch, dass man um die Taxe nirgends Weizen bekonune, sondern dass man zu Steinamanger und in Rechnitz u. a. 0. 4 fl. 30 kr. verlange. Das Brot sei in Graz so „klug" (selten) worden, dass die Leute erbärmlich darum bitten und für einen Batzenlaib gerne 5 kr. geben. Andere fluchen und drohen, so dass sie sich in ihren Wohnungen

171

nicht mehr sicher halten. Das Brot vom Lande sei schwarz und klein, es käme auch wenig herein, und müssten die, Leute für 26 Loth 4 kr. bezahlen. So blieb denn der Regierung nichts anderes übrig, als den Bäckern den freien Einkauf zu gestatten, auf den sie schon so lange gedrungen hatten.

1696 änderte sich die Lage der Dinge fast gar nicht Im August wurde wieder einmal der Getreidevorkauf übeiall verboten, den Bäckern der theuere Einkauf des ungarischen und das Mäkeln und ^^Verschimpfiren" des inländischen Ge- treides verwiesen. Bei einer Visitation aller Bäcker und Mühlen in und um Graz kam es auf, dass ein Grazer Bäcker in einer Mühle zu Kaisdorf Vorräte über den Winter versteckt ge- halten hatte. Die Bäckerjungen sagten beim Magistrate aus, dass das Semmelgebäck bei einem Viertel Weizen 4— 5 fl. und beim Roggen 4 fl. ertrage, dass also von einem Verluste, wenigstens einem empfindlichen, durchaus keine Rede sein könnte. Der ungarische Weizen kostete im August 3 fl. 3 kr. bis 3 fl. 36 kr., Korn 2 fl. 30 kr.

Im Juli wurde in Graz wegen der genaueren Controle befohlen, dass alles ungarische Getreide am Stadtplatze ver- kauft werden und dass jedermann freien Kauf haben sollte.

Im November endlich wurde den Ungarn das beliebte Einsetzen des Getreides verboten, wenn sie den verlangten Preis nicht erhielten, wo sie dann bei üblen Wegen und schlechtem Wetter noch theuerer, als früher verkauften.

Weil aber die Theuerung in den umliegenden und in den eigenen Ländern mehr und mehr zu ^verspüren" war, so ordnete ein kaiserliches Patent vom 29. November 1696 an: 1. die Ausfuhr von jeder Art Getreide ist verboten; 2. in Städten und Märkten ist nur ein Brauhaus und eine Bier- schenke, am Lande gar keines, insbesondere kein neu auf- gebrachtes, zu dulden; 3. Branntwein aus Weizen oder Korn zu brennen, ist ganz verboten.

Am 11. Jänner 1696 wurde in Graz eine Hauptcom- mission wegen der landschaftlichen Beschwerde in Betreff der ungarischen Einfuhr zusammenjjesetzt, welche ihre J3erathungen

172

sofort begann, aber bald in's Stocken gerieth, 1697 am 4. März dieBerathung wieder aufiiahm, ebenso am 15. September 1698; aber erst 1715 zu einem Abschlüsse kam.

Aus den Verhandlungen im Jahre 1696 soll nur das- jenige hier Erwähnung finden, was von einigem Interesse ist.

Der bürgerliche Ausschuss von Graz, der erst auf sein wiederholtes Andringen, da diese Sache zunächst doch die Bürger am meisten angehe" , zur Commission zugelassen worden war, erklärte in einer schriftlichen Eingabe:

Graz braucht, Bäcker, Brauer, geistliche und weltliche Hauswirthschaften einbezogen, jährlich 90—100.000 Viertel Getreide. Die Stadt hätte 30.000 Einwohner 2'), ungerechnet die Fremden an den zwei Jahrmärkten und zu anderen Zeiten und die Nachbarschaft, die ihren Unterhalt von der Stadt bezieht. Das Land liefert nach Graz nie mehr als 13 14.000 Viertel, wenn auch die Landschaft 1675 behauptete, sie könnte 30.000 Viertel aufbringen.

Von 1668 bis 1696, also in 28 Jahren, haben die Land- stände nicht über 364.882 Viertel geliefert, kämen auf ein Jahr 13.031 Viertel; die Bäcker aber haben 1,111.549 Viertel ver- braucht, also um 746.667 mehr.

Die Folge der Sperre der ungarischen Einfuhr war immer Steigerung des Preises, so 1676 und 1677 von 1 fl. 30 kr. auf 3 fl., daher man den Landeshauptmann Grafen v. Herber- stein, dem man diese Sperre zu verdanken hatte, öflfentlich den ;, Brotschmälerer ^ nannte.

Ebenso unpraktisch sei es, zuerst das Landgetreide zum Kaufe aufzunöthigen, dann erst den Abgang durch ungarisches

»7) Nach verlässlichen statistischen Daten (Matrikel der Haupt- stadtpfarre und Acten im st Landesarchive) wurden im Jahre 1713 zu Graz geboren 437, starben 484 Personen, heirateten 148 Paare. Ver- backen wurde Semmelmehl 9785, Roggenmehl 23,106, zusammen 32,891 Viertel. Geschlachtet wurden 3520 Ochsen, 5780 Kälber, 2110 Lämmer, 980 Kostraun (Hammel), zusammen 12,390 Stücke. Aus diesen Zahlen ergibt sich, dass Graz durchaus nicht 30,000 Einwohner hatte, und auch 1696 nicht gehabt haben kann. Im Jahre 1762 wurde die Seelenzahl von Graz pfarrämtlich mit 22.000 angegeben.

173

ersetzen zu wollen. Wenn es ginge, hätte es Landeshauptmann Herberstein sicher eingeführt.

Was aber das Landgetreide betriift, so ist es in seiner Qualität nach dem Boden sehr ungleich, wie auch nicht aller Wein Luttenberger ist, sondern es auch Steinberger (ein Weinberg bei Graz) gibt. Aber die Getreideherren wollen alle den gleich hohen Preis erhalten.

Die Setzung einer Taxe für Getreide sei ganz nutzlos, die HeiTen haben sich nie daran gehalten, selbst wenn sie, wie kürzlich, 5 fl. hoch war.

Graz würde rein von der Gnade der Landschaft ab- hängen. —

1 097 bis 1 099 blieben die Verhältnisse ungeändert, theils weil die Ernte „insbesondere in den beiden letzten Jahren" in Obersteier missrieth, wohl auch, weil die Anhäufung der Soldateska un Lande nach dem Frieden von Carlowitz den Verbrauch an Lebensmitteln steigerte. 1098 war auch die ungarische Einfuhr, wahrscheinlich wegen des eigenen grösseren Bedarfes in Ungarn gesperrt und erst 1099 wieder freigegeben worden.

Schluss.

So trat denn die Steiermark in das 18. Jahrhundert, gedrückt von einem hohen Getreidepreise und mit ungelöster Brotfrage; doch gab es im ganzen in den ersten zwei Decennien, als der Weizenpreis mit Ausnahme der Jahre 1709, 1713 und 1714 zumeist auf 2 fl. 30 kr. stand, keine besonderen Klagen. Die Landschafts - Beschwerde gegen die ungarische Einfuhr wurde erst 1712 wieder aufgewärmt aber erst 1718 beachtet unter der Bedingung, dass dieselbe eine extraordinäre Con- tribution von 30—40.000 fl. bewilligen würde. Aber es zeigte sich bald wieder, dass man im Lande ohne ungarisches Getreide nicht auskommen könne.

1715 wurde eine neue Brotgewichts-Ordnung ohne Abzug der 15 Kreuzer vom Weizenpreise gegeben und die Scala derselben von Groschen zu Groschen gemacht, hiebei auch die

174

Berechnung des Gewichtes geändert ^^, welche die Bäcker so oft verleitet hatte , auf den Satz von 3 fl. 4 >/ hinzuarbeiten, weil sie hiebei einen grösseren Gewinn erzielten, als wenn der- selbe niederer stand. Dadurch hatten die Bäcker erreicht, was sie so lange vergebens angestrebt hatten.

1724 endlich wurde die so oft angeregte Frage wegen Erbauung eines Getreidemagazins in Graz nochmals abgelehnt-

Dass aber die bösen Krisen für die Grazer Bäcker noch lange nicht vorüber waren, geht daraus hervor, dass dieselben 1730 in einer Beschwerdeschrift erklärten, „sie seien die ge- schuudensten Leute auf Gottes Erdboden und nichts als erbärmliche Schlachtopfer der Landschaft".

2s) Die Brotgewichtsordnung begann nun mit dem Ansatz pr. 1 fl. und das Gewicht der Kreuze rsemmel war auf 26 Loth berechnet, welches in der vorhergegangenen Zeit immer 29 Loth gewesen war. Mit diesem Verhältnisse ist das Normale ft^r alle übrigen Aendenmgen in der Taxe gekennzeichnet.

Berichtigungen.

Seite 23, Zeile 4 v. u. ist nach A. 4299a) einzuschieben : in „Anwendung

kamen". S. 47, Z. 9 V. u.: mortuo statt mortus. S. 49, Z. 8-9 ist der Satz: „und Amtmann in dem dazugehörigen

Schratlamergerichte" nebst der Note 169 wegzulassen. S. 52, Z. 7 V. u. : Ir statt In.

GEDENKBÜCH

DES

»ISIORIIiCII[N VFR[liES FlR STEHRK.

(Zufolge Beschlusses des historischen Vereines f[\r Steienuark in der XV. aligemeinen Jahres -Versammhing am 5. December 1864 fl^r ver- storbene verdiente Vereins -Mitglieder angelegt.)

D

If atMas Maclier.

Von

Dr. Franz Ilwof.

l)er historische Verein für Steiermark fasste in der XV. allgemeinen Jahresversammlung am 5. December 1864 den Beschluss, ein Gedenkbuch für verstorbene Vereinsmit- glieder anzulegen, in welchem die Biographien solcher Männer veröffentlicht werden sollten, die sich um die Durchforschung und Bearbeitung der Geschichte unseres Landes und um die Förderung der Vereinszwecke insbesondere verdient gemacht. Zu diesen Männern gehört auch Mathias Macher ; er hat, wie die nachfolgende Darstellung zeigen wird , die Steiermark im Ganzen und in vielen ihrer Theile nach verschiedenen Richtungen hin durchforscht und literarische Arbeiten hierüber geliefert, und er gehörte dem historischen Vereine seit seiner Gründung als Mitglied an, wirkte stets auf das eifrigste für die Förderung desselben, war ein thätiger Bezirkscorrespondent, wohnte den Vereins Versammlungen, so oft es ihm möglich war, bei und bedachte ihn oft durch Schenkung von Büchern, Ur- kunden, Münzen und Antiquitäten. So verdient Macher in vollem Masse den Dank des Vereines, der ihm durch die Aufnahme seiner Biographie in dieses Gedenkbuch gezollt wird und die Erinnerung an ihn wird in seinen jüngeren Zeit- genossen und in den nächstfolgenden Geschlechtem gewiss nicht erlöschen.

Macher wurde am 8. Jänner 1793 zu Oisnitz, einem Dorfe südlich von Graz im Lasnitzthale in der Pfarre Preding

D*

48

gelegen, geboren. *) In der Pfarrschule des Dorfes Dobl erhielt er seinen ersten Unterricht; zwölf Jahre alt kam er (1805) nach Graz, trat hier in das akademische Gymnasium ein, dessen sechs Classen er vom October 1806 bis Juli 1812 besuchte. Schon während dieser Schulzeit trat einmal der Ernst des Lebens an ihn heran. Nach den Niederlagen, welche unser Vaterland 1805 im Kampfe gegen Napoleon I. erlitten und nach dem für dasselbe so ungünstigen Pressburger Frieden begann eine Reform nach Aussen hin und im Innern, welche nicht nur zu den schönsten Hoffnungen berechtigte, welche auch eine OpferwilHgkeit und Begeisterung unter Oesterreichs Völkern hervorrief, wie sie vordem nie an den Tag getreten. Auch das Heer wurde unter des genialen Kriegshelden Erzherzog Karl Leitung einer vollständigen Reorganisation unterzogen, um in einem neuen Kampfe dem französischen Usurpator erfolgreicher als bisher entgegentreten zu können. Ein wesentliches Glied dieser neu organisirten Armee sollte die Landwehr sein, welche 1 808 errichtet wurde ; und als am 24. Juni dieses Jahres die Studenten aufgefordert wurden, in dieselbe einzutreten und in ihr eigene Compagnien zu bilden, folgten in Steiermark mehr als 300 Jünglinge diesem Rufe; auch Macher, obwohl erst ein fünfzehnjähriger Gymnasial- schüler, liess sich in das erste Grazer Landwehrbataillon ein- reihen; da aber die Regierung unmittelbar vor dem Kriegs- beginne im Frühlinge 1809 sämmtliche Studentencompagnien auflöste, so war es Macher nicht beschieden, an den Ehren und Leiden im Kampfe für das Vaterland unmittelbar theil- zunehmen. **)

In den Jahren 1812 bis 1815 absolvirte Macher die

♦) Grazer „Tagespost« 187ß, Abendblatt ad Nr. 153, vom 7. Juli.

**) Ueber diese Periode seines Lebens hat Macher sehr interessante Memoiren veröffentlicht (s. rUckwäits das Verzeichniss seiner Schriften), welche über die früheren Schulverhältnisse in Steiermark, über die Normalhauptschule, das akademische Gymnasium und die phUosophischen Studien in Graz und über das Kriegsjahr 1809 bandeln.

49

philosophischen Studien*) in Graz und jetzt trat die schwere Frage der Berufswahl zur Entscheidung an ihn heran. Nach dem Wunsche seiner Eltern sollte Macher Priester werden; er selbst aber erkannte rechtzeitig, dass er dafür den Beruf nidit besitze; sein innerer Drang trieb ihn zu den medi- cinischen Studien. Priester und Arzt stehen sich in ihrer Wirk- samkeit nicht so ferne, der Priester ist oft berufen, Leiden der Seele zu heilen, dem Arzte bietet sich häufig die Gelegen- heit dar, neben den Schmerzen des Körpers auch jene der Seele zu lindem ; und so war es jedenfalls besser, dass Macher ein tüchtiger Arzt als ein Priester, der seinen Beruf verfehlte, wurde. Im Herbste 1815, als wieder Ruhe und Frieden in ganz Europa einkehrten, begab sich Macher nach Wien, um dort den medicinischen Studien zu obliegen. Es war eine harte Zeit, durch die er sich durchzuringen hatte ; seine Angehörigen konnten ihn nicht ausreichend unterstützen, das Leben war in den Missjahren 1816 imd 1817 namentlich in Wien sehr kostspielig und nicht selten musste er mit Nahrungssorgen kämpfen; aber er war von zäher Natur und Hess nicht ab, dem selbstgesteckten Ziele mit der ganzen Kraft seines festen Sinnes, unterstützt durch angeborene Heiterkeit und ein glück- liches Temperament, nachzustreben. Wenn er auch manchmal Hunger litt und im Winter in ungeheizter Stube schlief, so erwarb er sich doch durch die Ertheilung von Privatunterricht im ganzen so viel, dass er seine Studien vollenden konnte. Am 21. Juli 1821 wurde er, nachdem er die fünf Jahre des niedidnischen Studiums absolvirt und die strengen Prüfungen, Rigorosen, abgelegt hatte, zum Doctor der Medicin promovirt. Maciher liebte seine Heimat, die grüne Steiermark, über Alles und kehrte, so wie er in Wien das Ziel seiner Studien erreicht, sogleich in dieselbe zurück. Er versuchte zuerst sein

*) Wie emsig er diese betrieb, beweist ein starker Octavband von seiner Handschtift, befindlich im steiermärkischen Landesarchiv, welcher von Graz 1815 datirt, einen „Auszug aus der Naturgeschichte, Zoologie nach Hhimenbach , Botanik nach Vest's und Mineralogie nach Mobs' Vor- lesungen enthält.

- 50

Glück in Marburg, wo er sich als praktitsclier Arzt niederliess. Hier schon wurde er im Staatsdienste verwendet, indem er mehrere Male die Stelle des erkrankten Kreisphysikus versah ; von Marburg wurde er nach Graz berufen, wo ihm, Mai 1823, die Stelle eines unbesoldeten Annenphysikers-Siibstituten an- vertraut wurde. Diese Verwendungen im Staatsdienste tinigen jedenfalls dazu bei. dass ihm bereits im August 1823 die Districtsphysikerstelle in Rann verliehen ^vurde; er bezog dafür einen Jahresgehalt von 250 fl. C. M. aus dem ständischen Domesticalfonde und eine Jahreszulage von 150 fl. aus dem k. k. Cameralfonde. Gerade damals war Untersteiermark von mehreren grösseren Epidemien schwer heimgesucht, wobei Macher eine namhafte ärztliche Thätigkeit zu entfalten Ge- legenheit fand. Damit war der Kreis seines Wirkens nicht ausgefüllt; im Jahre 1825 wurde er zur Supplirung des er- krankten k. k. Kreisphysikers nach Cilli berufen und musste dort dessen Geschäfte besorgen und nebstbei versah er die Stelle eines Badearztes in der Curanstalt Töplitz nächst Tüffer.

Fünf Jahre blieb Macher in Rann; 1828 wurde er über sein Ansuchen ebenfalls als Districtsphysiker nach Maria-Zeil und schon 1829 nach Hartberg übersetzt. Am 9. August 1829 vermählte er sich mit Maria Dimböck, der Tochter eines geachteten Bürgers und Realitätenbesitzers in Graz, mit welcher er 47 Jahre lang bis zu seinem Tode in glücklicher Ehe lebte.

Im September desselben Jahres trat zum ersten Male in Europa die Cholera auf, vonBengalen über Syrien kommend verbreitete sich diese furchtbare Krankheit im südlichen Russ- land und drang über Moskau, Warschau bis an und über die preussische Grenze vor; von da nahm sie ihren Weg durch Galizien und brach im JuH 1831 in Pest, im August in Wien aus; bald war auch die Ostgrenze der Steiermark bedroht und Fürstenfeld, Neudau, Wörth an der Lafhitz wurden durch einzelne Fälle derselben heimgesucht ; diese Gegenden gehörten dem Amtsbereiche Macher's an und er befasste sich sogleich mit dem Studium dieser neuen Erscheinung; er bereiste die Grenzbezirke gegen Ungarn, studirte die Krankheit im Cholera-

-- 51

spitaie in Wien und besprach sie auch in einer populären Abhandlung. Sonst war Macher's zwanzigjährige Amtsthätigkeit in Hartberg wenig von äusseren Ereignissen unterbrochen; 1841 erkrankte er schwer ara Typhus und wäre, wenn ihm nicht seine kräftige Natur geholfen hätte, ein Opfer seines Berufes durch diese damals in Hartbei^ arg wüthende Epi- demie geworden. Auch dasStm^mjahr 1848 verbrachte er dort; aber gerade in Folge desselben wurde ihm kurz nachher ein anderer Wirkungskreis zugewiesen, denn die Reorganisation des gesammten Staatswesens in Oesterreich in den Jahren von 1849 an führte auch eine Umstaltung des medicinischen Staatsdienstes mit sich und in Folge derselben erhielt Macher 1850 über sein Ansuchen die neucreirte k. k. Bezirksarztens- stelle in Stainz (mit dem Gehalte von 400 fl.), welche die früheren Districtsphysikate Voitsberg und Deutsch - Landsberg umfasste. In dieser Stelle blieb er fünfzehn Jahre lang und war bald der älteste aller Sanitätsbeamten in Steiermark; als solchem und in Anerkennung der hervonagenden Verdienste, welche er sich als Arzt und Staatsbeamter erworben, erhielt er eine jährliche Personalzulage von 200 fl. In einem Alter von 72 Jahren und nach dreiund vierzigjähriger Dienstleistung schritt er um die Versetzung in den Ruhestand ein, welche ihm 1865 mit der normalmässigen Pension von 420 fl. und wegen seiner vieljährigen und erspriessHchen Verwendung im Staatsamte mit Belassung der Personalzulage von 200 fl. gewährt wurde. Macher übersiedelte von Stainz nach Graz, und auch jetzt noch war er hier in Vereinen und bei wolthätigen Anstalten rastlos thätig. Er war wirkliches Mitglied des Vereins der Aerzte in Steiermark, der k. k. steiermärkischen Acker- baugesellschaft, permanentes Mitglied des Kinderspitalvereines in Graz, correspondirendes MitgUed der k. k. Gesellschaft der Aerzte in Wien und des Vereins badischer Aerzte zur Förderung der Staatsarzneikunde und ordentliches Mitglied zahlreicher anderer gelehrter und gemeinnütziger Institute, Vereine und Gesellschaften. Insbesondere war er in den Jahren

52

seines Ruhestaudes im Vereine der Aerzte und für den Kinder- spitalverein sehr eifrig wirkend.

jjDr. Macher war im persönlichen Umgange offen und treuherzig, von biederem, rechüichem Charakter; er war ein treuer Freund und heiterer Gesellschafter, besonders in seinen jüngeren Jahren. Ein Freund des freien Wortes, besuchte er regelmässig die ^'ersammlungen der verschiedenen Vereine und Gesellschaften, denen er angehörte, um dort persönlich seine Ansichten und Anträge geltend zu machen und führte oft eine lebhafte Debatte herbei. Ein Mann von vielseitigem Wissen, hatte er sich als Autodidakt vielerlei Kenntnisse er- worben. Er besass Specialkenntnisse besonders in der Ge- schichte, Geographie, Topographie (besonders in jener von Steiermark), in der Alterthumskunde, in der Landwirthschafts- kunde und Technologie. Dabei war er eifriger Politiker und liebte es vorzüglich in seinen jüngeren Jahren, sich in politischen Discussionen zu eigehen, wie auch aus seiner Feder einzelne Brochuren poUtischen Inhalts erschienen sind."^

Nach seiner Jubilirung lebte Macher im Kreise seiner Familie glücklich und zufrieden in Graz und feierte 1871 körperlich und geistig noch vollkommen rüstig sein fünfzig- jähriges Doctorjubiläum , bei welcher Gelegenheit er, ^.der durch 43 Jahre dem Staate mit rastlosem Eifer gedient, und sich durch ein halbes Jahrhundert der Förderung der Wissen- schaft mit so seltener Ausdauer gewidmet hatte'', von Sr. Majestät dem Kaiser durch das Ritterkreuz des Franz- Josef -Ordens ausgezeichnet wurde.

Kurz nach seinem vollendeten 83. Lebensjahre, am 25. Jänner 1876, traf den wackeren Greis ein Schlaganfall, von dem er sich trotz der besten ärztlichen Hilfe und der sorgsamsten Pflege von Seite seiner Gattin und seiner Töchter nicht mehr erholen konnte; nach fünf Monaten schweren Leidens erlag er am 27. Juni 1876 dem Tode, tief betrauert von seiner Familie und von allen Denen, welche den biederen Mann kennen und achten gelernt.

53 ►-

Macher's litei-arische Thätigkeit vinr selir uiniasseiid und reichhaltig; ausser den m dem unten folgenden Verzeichnisse seiner Schriften aufgezählten Werken, Brochuren und Abhand- lungen hat er auch noch zahlreiche grössere und kleinere Arbeiten in medicinischen Fachblättern, wie in den „Wiener medicinischen Jahrbüchern", in Wittelshöfer's »Wiener inedi- cinischer Wochenschrift*, in der ebenfalls in Wien erscheinenden „Zeitschrift fUr gerichtliche Medicin, öffentliche Gesundheits- pflege und Medicinalgesetzgebung'' und ungezählte grössere und kleinere Aufsätze in verschiedenen anderen Zeitschriften, nament- lich in der „Grazer Zeitung^, in der Beilage z\i dieser, dem „Aufmerksamen'', und in der Grazer „Tagespost" veröffentücht

Seine gesammten literarischen Producte lassen sich in drei Gruppen theilen; in die rein medicinischen Schriften, in die Gruppe politischer Brochuren und in die Arbeiten, welche die Steiermark in topographischer, in medicinisch-topographischer und in geschichtlicher Beziehung betreffen. Von den rein medicinischen Schriften soll an dieser Stelle nicht ausführlich gehandelt, nur das mag hervorgehoben werden, dass sie im besten Sinne des Wortes die Wissenschaft zu popularisiren und die reichen Erfahrungen des Verfassers weiten Kreisen zugängUch zu machen bestimmt waren. Wie zahllose Schrift- steller vor und nach ihm hatte auch Macher mit den Chikanen der Yormärzhchen Censur zu kämpfen; seine Brochure „lieber die orientalische Brechruhr" (Wien 1831) wurde in Graz cen- surirt und gedruckt, in Wien aber, wie Macher selbst erzählte, von der Censur verboten, weil man dort an der Ansicht fest- halten wollte, dass die Cholera nicht contagiös sei, während der Verfasser die gegentheilige Ansicht aussprach, daher die ganze Auflage verstampft wurde.*) Die „Pastoral- Heil- kunde*, dem Patriarch-Erzbischof Johann Ladislas Pyrker von Felsö-Eör gewidmet, wurde schon 1836, nachdem sie die Censur unbeanstandet passirt hatte, gedruckt; musste aber über Anordnung des damaligen Fürstbischofs von Seckau,

*) Ein Exemplar dieser Schrift hat sich aber doch erhalten und befindet sich in der hiesigen Joanneumsbibliothek.

54

Roman Sebastian Zängerle auch einer geistlichen Censur unter- worfen werden, welche starke Striche darin vornahm, so dass dieses Werk erst 1838 erscheinen konnte. Die zweite Gruppe von Macher's Schriften ist die der politischen Bro- churen; die gewaltigen Bewegungen des Jahres 1848 Hessen seinen regen Geist nicht ruhen ; sie veranlassten ihn zur Ver- öflFentlichung mehrerer die Tagesfragen behandelnder Flug- schriften, welche beweisen, dass er an allen grossen Begeben- heiten, deren Zeitgenosse er war, den innigsten Antheil nahm, aber auch zeugen, dass er bei aller Freiheitsliebe und bei allem fortschrittlichen Sinne, denen er huldigte, eine Mässigung und eine Besonnenheit besass, wie sie damals nicht allen in der Oeflfentlichkeit wirkenden Männern eigen waren. Für den „historischen Verein für Steiermark*^ liegt das Haupt- gewicht von Macher's literarischer Thätigkeit in den zahlreichen Schriften, in welchen er von unserem Lande handelt und das- selbe sowie dessen angrenzende Gebiete entweder im Ganzen oder in seinen einzelnen Theilen in topographischer und historischer Hinsicht bespricht. Diese Arbeiten ziehen sich durch sein ganzes Leben hin, sie beginnen schon 1823 und enden 1873, begleiteten ihn also durch fünfzig Jahre ; jede in ärztlicher Beziehung wichtige Firscheinung, jeder Ort, an dem er sich durch längere Zeit aufhielt, ward ihm Gegenstand der Forschung und Uterarischen Darstellung; so liegen von ihm medicinisch - topographische Schilderungen von Sauerbrunn bei Rohitsch, von Römerbad bei Tüflfer, von Neuhaus, Topolschiz, Franz - Josefsbad , Einöd-, Grubegg- und Tobelbad, von der Kaltwasserheilanstalt St. Radegund am Schöckel und von Gleichenberg, sämmtliche in Steiermark gelegen, vor; auch über die unserem Lande benachbarten Gebiete erstreckte sich Macher's Thätigkeit, er schrieb Monographien über die Heil- quellen Tatzmannsdorf und Sulz in Ungarn, Warasdin Erapina und Stubiza in Kroatien, Tschatesch und Neustadtl in Krain; auch zusammenfassende Arbeiten dieser Art verdanken wir seinem Fleisse, so die „Uebersicht der Heilwässer und Natur- nierkwürdigkeiten des Herzogthums Steiermark" (1858) und

-- 55

die 1860 erschienene Preisschrift ^Medicinisch- statistische Topographie des Herzogthums Steiermark^, ein Werk, welches nicht nur in ärztlicher, sondern auch in geographischer, statistischer, historischer und topographischer Beziehung noch immer als das reichhaltigste und beste deraiüge Buch über Steiermark bezeichnet werden muss, ein Beweis, dass er nicht blos doit, wo es sich um ärztliche Specialkenntnisse handelte, Treflfliches zu leisten berufen war, sondern auch als Geo- und Topograph hochverdienstlich wirkte ; diess zeigen seine Schriften über Maria -Zell, sein Wegweiser zu Ausflügen auf der Graz-Köflacher Bahn und die Beschreibung seiner „Reise auf den Wechsel". Ja selbst das Gebiet der Geschichte und der Archäologie blieb ihm nicht verschlossen, die Stadt Hartberg, in der er einen grossen Theil seines Lebens zu- brachte, bot ihm Stoff zu derartigen Arbeiten; er untersuchte die Bömergräber jener Gegend und beschrieb sie und die in ihnen gemachten Funde; er durchforschte die Urkunden des dortigen Archives und schrieb Abhandlungen über die Geschichte der Stadt Hartberg. Schon von seiner amtlichen Stellung in den Ruhestand getreten, verfasste er noch die Biographie eines um die Steiermark hochverdienten Arztes, des Protome- dikus Dr. Ghrysanth von Vest und die Darstellung der Gründung und des Gedeihens einer der schönsten Privatwohlthätigkeits- anstalten von Graz, des Anna-Einderspitales, zu dessen werk- thätigsten Gründern und Beförderern er selbst gehörte.

Mit diesen in Druck erschienenen Schriften Macher's ist aber seine literarische Thätigkeit nicht erschöpft; das steier- märkische Landesarchiv bewahrt mehrere Manuscripte*) seiner Feder, welche nicht minder wie seine Druckwerke von seinem Fleisse und seiner schriftstellerischen Gewandtheit Zeugniss ablegen. Es sind diess: ^ Anleitung zum natur- und sanitäts- gemässen Verfahren bei der Untersuchung, Aburtheilung und Bestrafung der Kriminal - Inquisiten und Sträflinge nach dem k. k. österreichischen Kriminalrecht '^ (Rann 1828), ein Werk

*) Die Kenntniss derselben danke ich der gütigen Mittheilung des Herrn Landesarcbivars Prof. J. von Zahn.

56

welches für den Druck bestimmt, auch schon mit dem „Im- primatur" der Censur versehen war, aber ungedruckt blieb; sodann drei Abhandlungen historisch-topographischen Inhaltes: ;,Die Kirche und das Gnadenbild der heiligen Maria in Oster- wiz im Bezirke Deutsch-Landsberg", „Geschichte desKlostere und Spitals der Elisabethinerinnen in Graz bis zum Jahre 1838'' und ein Artikel „Graz nicht Grätz" über die 1848 und 1844 lebhaft ventilirte Frage der Schreibung des Namens dieser Stadt, welcher zum Erscheinen in der „Allgemeinen Zeitung" bestimmt war, als Widerlegung eines in derselben (Beilage zu Nr. 346 vom 12. December 1843) enthaltenen Aufsatzes, aber nicht Aufnahme gefunden zu haben scheint. Endlich befindet sich in demselben Landesarchive noch ein starker von Macher zusammengestellter Sammelband folgenden Inhalts: I. Zwölf Hartberger Urkunden in vidimirten Abschriften mit gemalten Siegeln (aus den Jahren 1310 [2 Stück], 1330, 1360, 1368, 1369, 1404, 1436, 1452, 1463, 1478 [2 Stück]). II. Ab- schriften von landesfürstlichen Privilegien und anderen Urkun- den, Hartberg betreffend (18 Stück aus den Jahren 1310 bis 1597). 111. Hartberger Stiftungsurkunden (alte Abschriften, 57 Stück aus den Jahren 1310 bis 1760). IV. Chronik der Stadt Hartberg und ihrer Umgebung von den ältesten Zeiten bis 1850 (Erweiterung und Fortsetzung der in der steier- märkischen Zeitschrift [Neue Folge I. Bd. 2. Heft] erschienenen „Bruchstücke aus der Geschichte der Stadt Hartberg und ihrer Umgebung"). V, Notizen über die Umgebungen von Hartberg. VI. Medicinisch-topographische Skizze des Districts- Physikates Hartberg nebst verschiedenen topographischen und statistischen Notizen. VII. Verschiedene topographische Notizen über Hartberg. VIII. Bevölkerungs- und Katastral - Tabellen des Physikates Hartberg, zusammengestellt im Jahre 1833. IX Fragmente aus der Geschichte der Herrschaft Feistritz nächst Uz. X. Relation über die Verschlimmerung der Generation der Gebirgsbe Völker ung des Hartberger Physikats und der UnZweckmässigkeit der Aushebung der jungen Militär mann schaft aus derselben. XL Vorschlag zur Gaugemeinden - Einrichtung

57

in der Bezirkshauptmannschaft Hartberg, 1850. XII. Gemeinden- Tabelle der k. k. Bezirkshauptmaiinschaft Hartberg nach der Eintheilung im März 1850. XIII. Sterblichkeit in der Pfarre Hartberg. Vielleicht mehr als irgend eine seiner in Druck erschienenen Schriften beweist dieser Sammelband den rast- losen Eifer, die Vielseitigkeit und Gewandtheit Macher's auf so vielen Gebieten des Wissens und Forschens.

Auch als Dichter versuchte sich Macher und nicht ohne Erfolg; schon 1833 feierte er die Eltern seiner Gattin bei ihrer silbernen Hochzeit in Liedern; als 1871 der Verein der Aerzte in Steiennark Macher's fünfzigjähriges Doctorjubiläum festlich beging, dankte er seinen Collegen in einem tiefempfun- denen Gedichte und das letzte Product seines geistigen Schaffens ist ein gefühlvolles Lied „Abschied von den steirischen Bergend

So war sein langes Leben reich an Arbeit, reich an Früchten ; als Arzt wirkte er zum Wohle seiner Mitmenschen, als Beamter treu im Dienste des Staates und seine Erfahrungen und Kenntnisse, welche er in seinen Schriften hinterlegte, leben und wirken fort und geben Zeugniss von seinem rastlosen Fleisse und von der innigen in ihm lebenden Liebe zu seiner und unserer Heimat der schönen Steiermark.

Verzeichniss von Macher's Schriften.*)

1) 1821. Ueber die Ursachen und das Wesen der in neuerer Zeit so sehr überhandnehmenden Scrophelkrankheit, ihr Verhältniss zur Menscheupocke und zur geimpften Kuh- pocke. Ein Beitrag zur Aufklärung und Entkräftung mancher schädlichen Vorurtheile über die Folgen der Vaccine. Wien 1821.

*) Ausser den hier verzeichneten Arbeiten Macher's sind von ihm noch zahlreiche Correspondenzen und kleinere Aufsätze, meist anonym in verschiedenen Zeitschriften und Tageshlättern erschienen.

58

(Dr. Joseph von Schöller, Gubernialrath und Landes- Protomedikus in Steiermark und Kärnten gewidmet ; diese Schrift, Macher's Inaugural - Dissertation , hat auch den lateinischen Titel: Dissertatio inauguralis - medica de morbo scrophuloso moderno tempore praecipue'regnante ejusque ad Variolam et Yaccinam relatione. Quam annu- entibus lUustrissimo ac Magnifico Domino Praeside ac Directore, Spectabili Domino Decano ac Clarissimis D. D. Professoribus pro Doctoratus Medid laurea rite obtinenda in Antiquissima ac Celeberrima Universitati Yindobonensi publicae disquisitioni submitüt Mathias Macher, Styrus Oisnitzensis. In Theses adnexas dis- putabitur in Universitatis aedibus die 21. Mensis Julii MDCCCXXI. Yiennae. Folgen 16 Thesen.)

2) 1823. Physikalisch-medicinische Beschreibung der Sauer- brunnen bei Rohitsch in Steiermark, mit Anleitung zum Gebrauche derselben an der Heilanstalt für Cur -Gäste. Wien und Graz 1823.

(Den hohen Herren Ständen des Herzogthums Steiermark, den Beförderern alles Nützlichen und Schönen im Yaterlande ehrfurchtsvoll gewidmet.)

3) 1826. Das Römerbad nächst Tüffer in Steiermark, in physikalisch - medicinischer Hinsicht dargestellt für Cur- Gäste. Grätz 1826.

2. Auflage. Neu umgearbeitet und vermehrt von Karl Friedrich Hen, Badearzt und Director dieser Heilanstalt. Graz 1846.

4) 1831. Die orientalische Brechruhr (Cholera morbus), ihre Yorbau- und Heilmittel, nach den neuesten Er- fahrungen kurz und fasslich dargestellt für Aerzte und Nichtärzte, nebst einer Anweisung für Letztere, bis zum Eintreffen eines Arztes in dieser schnell verlaufenden Krankheit Hülfe zu leisten. Wien im September 1831.

5) 1832. Darstellung des Wallfahrtsortes Maria -Zell und dessen Umgebungen in historisch - topographischer Be- ziehung. Wien 1832.

59

Die ersten vier Bogen dieses Werkes erschienen gleichzeitig unter dem Separattitel: „Der Pilger nach Maria-Zeil".

6) 1833. Liederkranz, dem Franz Dirnböck und dessen Gattin Theresia, geborne Dewagner, zur Jubelfeyer der silbernen Hochzeit am 7. Februar 1833, dem 25. Jahres- tage der Trauung gewunden von ihren Kindern, Enkeln und Freunden. Gratz 1833.

7) 1834, Die Heilwässer an den Grenzen von Steiermark, in Ungarn, Groatien und Illyrien. (Tatzmannsdorf, Sulz, Warasdin-Krapina, Stubiza, Tschatesch und Neustadtl.) Graz 1834.

8) 1834. Bruchstücke aus der Geschichte der Stadt Hartberg und ihrer Umgebungen: 1. Von den ältesten Zeiten bis Carl den Grossen. 2. Hartberg unter der Herrschaft ver- schiedener Markgrafen und der Ungarn von 796 bis 1122 n. Chr.

Steierraärkische Zeitschrift. Neue Folge. Erster Jahrgang. H. Heft, (Grätz 1834) S. 123—134.

9) 1835. Der Pilger nach Maria-Zeil in Steiermark; eine historisch-topographische Darstellung dieses berühmten Wallfahrtsortes ; Beschreibung der Gnadenkirche und Kapelle, der Schatzkammer und anderer Merkwürdigkeiten ; der vorzüglichsten Wallfahrtswege, besonders der grossen Wallzüge von Wien und Gratz dahin; Schilderung der merkwürdigsten Umgebungen dieses Gebirgsfleckens. Wall- fahrtern und Freunden einer gesunden Alpennatur ge- widmet. 2. Ausgabe. Mit dem Bilde eines Wallfahrt-Ein- zuges in die Gnadenkirche. Wien 1835.

Macher sagt im Vorworte: Da die erste (1832 erschie- nene) Auflage des »Pilgers nach Maria -Zell", welche nur ein Abdruck der ersten vier Bogen meiner historisch- topographischen Beschreibung dieses Wallfahrtsortes war, vergriffen ist, und manche Wallfahrter auch eine kurze Beschreibung der merkwürdigsten Umgebungen des Gnadenortes auch im Pilger zu lesen wünschten : so lasse

60

ich hier diese ganze historisch-topographische Darstellung von Maria-Zeil und der merkwürdigsten Parthien aus dessen Umgebungen als zweite Ausgabe des Pilgers er- scheinen. — Von diesem Werke erschien noch eine dritte Auflage.

10) 1836. Handbuch der gemeinen Chirurgie für Chirurgen- Lehrlinge und Gehilfen, mit besonderer Rücksicht auf die, in den k. k. österreichischen Staaten hierüber bestehen- den Gesetze und Verordnungen. (Mit einer litho- graphirten Tafel). Wien 1836.

11) 1838. Reise auf den Wechsel. Steiermärkische Zeitschrift. Neue Folge, Fünfter Jahrgang, I. Heft (Grätz 1838.) S. 100—117.

12) 1838. Pastoral-Heilkunde. P]ine kurzgefasste Pastoral-An- thropologie, Diätetik und Medizin mit besonderer Rück- sicht auf die in den k. k. österreichischen Staaten gelten- den Sanitäts-Gesetze und Verordnungen. Leipzig 1838. (Johann Ladislaus Pyrker von Felsö-Eör, Patriarch-Erz- bischof von Erlau gewidmet.)

Zweite Auflage 1843. Dritte Auflage unter dem Titel: Pastoral-Heilkunde für Seelsorger. Augsburg 1847. Vierte umgearbeitete Auflage. 1860.

13) 1840. Abriss einer Geschichte der Stadt Hartberg und der nahen Umgebungen derselben, von der Zeit der ersten urkundlichen Nachrichten über diese Stadt bis auf unsere Tage.

Steiermärkische Zeitschrift. Neue Folge. Sechster Jahrgang, L Heft (Grätz 1840.) S. 29—74.

14) 1846. Das Apothekerwesen in den k. k. österreichischen Staaten. Wien, Gerold 1846. 2 Bände.

15) 1846-1872. Handbuch der k. k. Sanitätsgesetze und Verordnungen; und als dessen Fortsetzung: Handbuch der neuesten kaiserlich - österreichischen SanitÄts - Gesetze und Verordnungen für die k. k. politischen und Justiz- behörden und die Gemeindevertretungen, besonders für Sanitätsbeamte, Aerzte, Chirurgen, Apotheker und Alle,

61

deren Berufsgeschäfte zum öffentlichen Sanitätswesen in Beziehung stehen. In chronologischer Ordnung. Zusammen 8 Bände Graz 1846—1872.

(Das Manuscript dieses Werkes befindet sich im steiermärkischen Landesarchiv.)

16) 1848. Offenes Sendschreiben an die steirischen Herr- schaften und Bauern über die Aufhebung des herrschaft- lichen Unterthan- Verbandes und Ablösung der ünterthan^ Lasten unter Abrechnung der Verpflichtungen der Herr- schaften. Graz 1848, als Extrablatt Nr. 5 des Journals: „Blätter der Freiheit."

17) 1848. Teutschlands gemeinsame parlamentarische Ver- fassung, Freiheit, Gesez, Recht und allgemeine Ver- brüderung vorbezüglich auf die gegenwärtigen Stände und die künftige Konstituzion des Herzogthums Steier. Von einem freimüthigen Steirer. Graz 1848. Gedrukt unter unbeschränkter Pressfreiheil. Jak. Fr. Dimbök's Verlag.

18) 1848. Teutschlands und Oesterreichs Zukunft Teutsch- land ein Bundesstaat, Oestreich ein Staatenbund; beide vereint ein einziges mächtiges Reich von der Nord- und Ostsee bis zum Balkan und ins schwarze Meer. Eine Fantasie. Dem konstituirenden teutschen Parlament in Frankfurt und der östreiclüschen Reichs Versammlung in Wien gewidmet. (Nebst einem Vorschlag zur Erzielung einer Einheit im teutschen und östreichischen Münzwesen, von demselben Verfasser.) Graz 1848. Gedruckt unter unbeschränkter Pressfreiheit Jak. Fr. Dimbök's Verlag.

19) 1849. Welthche Bauern-Predigt (Worte der Wahrheit an alle braven Landleute.) Von einem Bauersmann klüglich ausgedacht || und altägleich zu Papier gebracht || dieweil sie enthält gar nutzbare Lehr || und der guten Ermah- nungen mehr || über unsre neue Zeit || voll gallbittrer Süssigkeit || Geziert mit einem Holzschnitt gar sauber und fein II Der Bauersmann wird wol getroffen seyn || Gedruckt beim Tanzer in Gratz fürwahr || im 1849. Jahr || verlegt und zu haben filr Fern und Nah || um 4 kr. beim

£

62

Dimböck, Buchhändler alda || Bei einem Dutzend oder noch mehr || Ist der Preis um ein Erkleckliches billiger. 1^0) 1849. Gemeinfassliche Belehrung fUr den Landmann, be- sonders für Gemeinderichter, Ausschüsse und Geschwome und für alle Jene, welche sich als östreichische Beichs- bürger näher unterrichten wollen über die allgemeine bürgerliche Gesellschaft, den Staat und die Staatsver- fassungen, vorzüglich über die östreichische Reichsver- fassung mit ihren politischen Grundrechten, die Staats- verwaltung und das künftige Beamtenwesen, den Reichs- tag und die Landtage, die Aufhebung und Ablösung der herrschaftlichen Grundlasten, das neue Jagdgesez und das provisorische Gemeindegesez ; nebst Anleitung zur Einteilung, Zusammenziehung und Einrichtung der neuen Ortsgemeinden, sowie zu den Gemeindewahlen; dann Darstellung der Rechte und Pflichten der Gemeinde- bewohner, der Gemeindeausschüsse und Vorstände (Bürgermeister und Gemeinderäte), der Bezirksausschüsse u. s. w. Von einem Volksfreunde. 1 849. Wien und Graz.

21) 1850. Der neue Methusalem oder lange leben und ge- sund bleiben ohne Doctor und Medicin. Von einem Menschenfreunde. Graz 1850.

22) 1851. Die Römer-Gräber in der Gegend von Hartberg. Aufgefunden und zum Theile untersucht.

Mittheilungen des historischen Vereins für Steiermark. Zweites Heft. (Gratz 1851) S. 107—126.

23) 1856. Der Fremdenführer nach dem Wallfahrtsorte Maria- Zeil in Steiermark und seinen interessanten Gebirgs- gegenden. Eine historisch - topographische Darstellung dieses berühmten Wallfahrtsortes und seines Bezirkes nach den neuesten Umstaltungen, Beschreibung der Gnadenkirche und Kapelle, der Schatzkammer und anderer Merkwürdigkeiten und der Semmering-Eisenbahn. 3. Auf- lage mit 15 Holzschnitten. Wien 1856.

24) 1857. Compendium der Apotheker-Gesetze und Verord- nungen des Kaiserthums Oestreich mit besonderer Rück-

63

sieht auf das Bedürfniss der Candidaten der Pharmacie. Wien, Carl Gerold 1857.

Dritte verbesserte, vermehrte und bis zum Jahr 1861 ergänzte Ausgabe. Wien 1862.

Vierte bis Ende 1867 ergänzte Ausgabe. Wien 1868. Hiezu Ergänzungen: erste und zweite Reihe.

25) 1858. üebersicht der Heilwässer und Naturmerk- würdigkeiten des Herzogthumes Steiermark. Wien und Graz 1858.

26) 1858. Nachträge zu Dr. MüUer's Apothekerwesen. Wien 1858.

27) 1860. Wegweiser zu Ausflügen auf der Graz-Köflacher Eisenbahn. Graz 1860.

2. verbesserte und mit der neuesten Fahrordnung versehene Ausgabe. Graz 1863.

28) 1860. Medizinisch-statistische Topografie des Herzogthums Steiermark. Gekrönte Preisschrift. Graz 1860.

«Die hohe Wichtigkeit medizinischer Topographien würdigend, stellte der Lehrkörper der k. k. medizinisch- chirurgichen Lehranstalt in Graz, zufolge Ausschreibung der Studien-Direkzion derselben vom 27. Juli 1855, eine Preisaufgabe iür die „Verfassung und VeröflFentlichung einer medizinisch-statistischen Topografie des Herzogtums Steiermark, in welcher Jedermann überhaupt, und der von der Lehranstalt mit der Befähigung zur Ausübung der Praxis abgehende junge Wundarzt insbesondere, Belehrung finden könne". Macher arbeitete vorliegendes Werk und dieses wurde durch ehrenvolle Zuerkennung des Preises gekrönt.

29) 1867. Lebensbild Dr. Chrysanths Edlen von Vest, Gubemialrath und Protomedikus in Steiermark, geb. 1776, gest. 1840.)

Im 4. Jahresberichte des Vereins der Aerzte in Steiermark. Graz 1866/67 und in Separatabdrücken daraus erschienen. (Graz 1867. Druck und Verlag von Leykam's Erben.)

E*

Bi- so) 1867. Die lauteren Wannbäder (Akratothermen) des Herzogthums Steiermark: Neuhaus, Topolschiz, Römer- und Franz - Josef bad, Einöd-, Grubegg- und Tobelbad, nebst einer Beschreibung der Ka)twasser-Heilanstalt zu St. Radegund am Schocke! bei Graz. Graz 1867.

31) 1868. Die Kuranstalt Einöd an der Kronprinz Rudolf- Eisenbahn und der Steierm. - Kärntner Reichsstrasse nächst Neumarkt in Obersteier mit ihrer merkwürdigen Sauerbrunn - Therme. Kurz dargestellt für Aerzte und Kurgäste. Graz 1868. In Leuschner und Lubensky's Üniversitäts-Buchhandlung.

32) 1868. Die Kaltwasser - Heilanstalt zu St Radegund am Schöckel bei Graz. (Das steierische Gräfenberg.) Ein Führer für Kurgäste und Gebirgsreisende. Wien 1868. Wilhelm BraumüUer, k. k. Hof- und Üniversitäts-Buch- händler.

33) 1868. Zur Medicinalreform in Oesterreich. Ansichten und Wünsche des Vei-eins der Aerzte in Steiermark. Im Auf- trage des Vereins von Dr. Macher redigirt und als Promemoria mit Petitionen an die Ministerien des Innern, der Justiz und des Unterrichtes vom Verein der Aerzte übersendet Wien 1868.

34) 1868. üeber Dispensirfreiheit der Aerzte.

In den Sitzungsberichten des Vereins der Aerzte in Steiermark. Fünftes Vereinsjahr 1867/68, Graz 1868. S. 99 bis 105.

35) 1869. üeber Mängel und Misbräuche der Todtenbeschau.

In den Sitzungsberichten des Vereins der Aerzte in Steiermark. Sechstes Vereinsjahr 1868/69, Graz 1869, S. 95—96.

36) 1871. Erinnerung zum fünfzigjährigen Doctorjubiläum des jubil. k. k. Bezirks und Gerichtsarztes Dr. Mathias Macher, gefeiert vom Vereine der Aerzte in Steiermark, am 31. Juh 1871, (Gedicht von Dr. Mathias Macher.)

65

37) 1871. Alte Schul Verhältnisse in Steiermark.

(In der Grazer „Tagespost" von 1871. I. Eine Dorfschule vor zweiundsiebzig Jahren, (in Nr. 278); II. Gemeindeschulen (in Nr. 279); in. Die Grazer Haupt- Normalschule vor sechs- und sechzig Jahren, in Nr. 282 und 285.)

38) 1871. Das akademische Gymnasium zu Graz im Anfange des 19. Jahrhunderts. (In der Grazer „Tagespost* von 1871. I. Schluss des alten Schulsystemes (in Nr. 298); n. Beginn des neuen Schulsystemes, (in Nr. 301); m. Das Kriegsjahr 1809 (in Nr. 311 und 324.)

39) 1871. Die philosophischen Studien in Graz vor 60 Jahren. (In der Grazer „Tagespost* 1871, Nr. 343 ff)

40) 1873. Das Anna-Kinderspital und der Kinderspitals- Verein in Graz. Darstellung der Gründung und des Gedeihens dieser Privatwohlthätigkeits - Anstalt in den ersten 29 Jahren von 1844 bis Ende 1872 über Beschluss des Vereins verfasst. Graz 1873.

41) 1873. Gleichenberg in Steiermark als klimatischer und Brunnen-Gurort mit der Konstantins- und Emmaquelle, dem Johannisbrunnen, der Klausen - Stahlquelle, den Mineralbädem, der Inhalations^ und Molkenkur, kurz dargestellt Graz 1873.

Erschien gleichzeitig in französischer, englischer, italienischer und ungarischer Sprache.

42) 1873. Erfahrungen in Blatternepidemien.

In den Sitzungsberichten des Vereins der Aerzte in Steiermark. X. Vereinsjahr 1872/73, Graz 1873. S. 24.

43) 1874. Abschied von den steirischen Bergen. Gedicht.

In der Zeitschrift: Der Tourist 1874.

n

^

MITTHEILUNGEN

,T

DES

HISTORISCHEN VEREINES

FÜR

STEIERMARK.

>*•«-

HERvVUSGEGEBEN

VON DESSEN AUSSCHUSSE.

XlXi'VI. HEFT.

■>.- ^^ -v^--.^^w^^*.

Graz, 1878. Im Selbstverlage.

In Commission der k. k. Universitäts-Buchhandlung

Leuschner & Lubensky.

}

MITTHEILUNGEN

DES

HISTOEISCHM VEREDTES

PUB

STEIERMARK.

HERAÜSOEOEBEN

VON DESSEN AUSSCHUSSE.

^^-VI. HEFT.

Graz, 1878. Im Selbstverlage.

In Commissioii der k. k. üniTernUts-Buchhandlang Leuschner & Lubensky.

l>fiiflk«r«l I.erkam-jM«filliAl Oraa.

Inhalt.

A. Vereins-Angelegenheiten.

GeBchftftB-üebersicht.

8eH«

GhroDik des Vereines m

AuB den Berichten der P. T. Bezirks-GorreBpondenten . XI

Yerändemngen im Personalstande des YereineB . üebersicht über die Empf&nge nnd Ausgaben . . .

Sammlungen:

A. Fflr die Bibliothek XXU

B. Fttr das Archiv XXX

G. Fflr die Kunst- und Alterthums-Sammlung . . . XXXI

B. Abhandinngen.

Johann Bitter von Ealchberg. Ein Beitrag zur Literaturgeschichte

des achtzehnten Jahrhunderts, von Dr. A. Schlossar ... 3

Die „Religionshandlung^ zu Leoben 1676, Yon Dr. R. Peinlich . . 58

Ruprecht von Eggenberg. Ein österr. HeerfOhrer des 16. Jahrhunderts,

Yon Dr. Hans y. Zwiedineck-Sfldenhorst 79

C. Gedenkbncli.

Dr. Georg Göth. Eine biographische Skizze, von E. G. Ritter

V. Leitner . . . . : 67

Mittheil. des bUt. Verein«* f. StelenDarkT UVI. Heft, I8T8

Register.

Di« 8eU«nMis«b«n mit rBiiiiMh«B Stelilmi beaeiehnem di« des AdiiiiiilBtratlTb«riehtes.

A.

Aaenparg Andree y., Relation 108.

B.

Barbara v. Cilli, Vortrag über m.

Basta, General 138.

St BeaedicteD, Kirche zu Xn,XyiII.

BischofTeld XVin.

BesichtigQDg angeblicher Wohn- Stätten und Fandorte Ehester Zeit in der Nähe Ton Graz, Vor- trag ttber m, IV, V.

Becskiy Ste&n 189.

Brenner Gottfried, Freiherr, Rela- tion 121.

Bmnnfeld bei Liezen XIV, XV.

Bnrkhardt Karl, Sparcassa-CasBier, Wahl zum RechnungareTidenten IX

c.

OabiDetto della Minerva in Triest, Schriftentausch mit demselben in.

Carl, Erzherzog 87.

Cassabericht XX.

Cobenzl, Hofkanzler 63.

ComiM der 8. Wanderversammlung IV.

D.

Dobreig, SchloBs XVI. Donersperger M., Borger von Leoben

71.

E.

Eggenbarg, Hans Ulrich 148.

Eggenberg, Ruprecht von, Abhand- lung über 79.

Eggenbarg, Ruprecht von, sein Te- stament 161.

Eggenberg, Wolf von, 153 uff.

Ettenbergar, Stammtafel der, Beil. 2.

Eibeswald 149.

Ernst, Erzherzog 96 uff.

Ernst, Erzherzog, Schreiben 101.

Ernst, Erzherzog, Schreiben 118.

F.

Ferdinand, Erzherzog 1*25.

Ferdinand, Erzherzog, Schreiben 126.

Ferk, Prof. Franz, Mitglied und Schriftführer des Gomit^'s der 2. Wandervers. IV, V. Vortrag über Besichtigung angeblicher Wohnstätten und Fundorte äl- tester Zeit m, IV, V.

Frank Christ., Pfarrer 72.

Fngger, Bankhaus 85.

G.

GablhoTer Michael, Raihsherr von

Leoben 69. Gärtner Wolf^ Hammerwerksbesitzer

72. Gercldngar Kasp., Rathsherr von

Leoben 70. fierreich Tiburtius 7i. Gleispach 149. Gloyach 149. Gradisa, Weingebirgshügel bei St

Eunigund XV. Cfrasswein Stefan, v. 111. Grans Job., Conservator, Austritt

aus dem AusschussIX; Mitglied

des Gomit^'s der Wanderyers. IV. Greif Sigm., Pfarrer in Leoben 60. Gaggier Leonhard, Rathsherr von

Leoben 70.

H.

Hanner Hermann, Rathsbürger in

Leoben 64, 70. Hasiinger Wolf in Leoben 69. Harberstain Sigmund, Freiherr 125. Harbarstein Sigmund Friedrich,

168. Hess Gregor, Schulmeister in Leoben

76.

J.

Johann, Erzherzog ] 2 ff.

Karl. Erzherzog 61 q. ö. Kalcnberg Joh., Ritter v., Abb.

Aber von Dr. A. ScUossar 8. Kriinz Job., Bericbte oIb Besirks-

Oorrespondent XI fF. Krones Dr. Franz, Prof. Vortrag

über Barbara ▼. Cüli m. Wahl

zum AusBchnsB IX.

I.

Leigbalmb 149.

Laoben, Beligionshandlung zu, 1 576,

58.

Lentzendorfer Andr. 71.

larein St bei Knittelfeld XI. Hatbas, Stadtpr&dicant von Leoben

61. Mathias, Erzherzog 138. Max, Erzherzog 128. Mayer Dr. Franz, Prof., Wiederwahl

zum Schriftf. IX. MtttoDberger Wolf, Rathsherr von

Leoben 70.

N.

Henmarlct XU. Inssbaiinier Willibald 145.

P.

Paathier Wilhehn, Rathsherr von Leoben 65.

Parma, Prinz v., Alexander Famese 84 uff.

Peinlicll, Dr. Richard, k. k. Regie- rungsrath, ObmannsteUvertreter des Gomitö's der 8. Wanderver- Bammlnng lY. Abhandlung: Die „Religionshandlung" zu Leoben 1576, 68.

Pestkreazo xn.

Petriaia 125.

PockUodor Job., Pfarrer in Leoben

6'i. Pomnon Michael, Goldschmied in

Leoben 71. Preaner.Adam 148. Prenner Hans 149.

Pvdlleltner Hieron., Mauthner in

Leoben 72. Pnchner Georg, Rathsherr 70. Posterwaldgraben XIH.

B.

Raggaitz Moriz, v. 148.

Ragsaita Gall. v. 149.

Ragsnitz Franz, Freiherr 163.

Redem Melchior, Freiherr 101.

Redem Melchior, Freiherr 101, Re- lation 108.

ReligtoBshaadlnng, die zu Leo- ben 1576. Abhandlung von Dr. R. Peinlich 58.

Rottsberger Erasm., Rathsmitglied von Leoben 69.

Riser Barthlrnft, Pr&dicant in Leoben 61.

Rofko Caspar 8.

Rusawarmb, Feldmarschall 189.

8.

Sander Therese 10.

Schaambarg Georg, Graf 82.

Schenkhle Franz, Pr&dicant in Le- oben 61.

Schleifer Wolf in Leoben 71.

Schlossar, Dr. A., Abhandlung über Joh. R. V. Ealchberg 8.

Schmeltzer Matth&us, Stadtrichter von Leoben 69.

Schneider Hans, Bürger von Leoben 60.

Schrotter Ignaz, k. k. Bezirksschul* Inspector, Wahl zum Rechnungs- revidenten IX

Seckan, Pfarrkirche zu XI.

Seminar, das arch&ol.-epigraph. der k. k. Universität zu Wien, Schrif- tentausch mit demselben lU.

Sissek, Schlacht bei 108.

Spalt Kaspar in Leoben 69.

Speglin Oswald, Pradicant in Leoben 68.

Spork Eugen, Redacteur, Antrag auf ausserordentliche Vorträge V. -— Erster dieser Vorträge: üeber Burgen, und Burgenbauverhält» nisse in Steiermark VI.

Stabenberg Wolf, ▼. 66.

Sulz, Graf Ludwig 141.

Geschäfts-Uebersicht.

Chronik des Vereines

Über die Zeit von der 28. Vierteljahres -Yersammlung mit den Rechten einer Jahres -Versammlung am 80. April 1877 bis zur 28. Jahresversammlung

am 22. Jänner 1878.

1. In der Ausschuss-Sitzung vom 28. Mai 1877 nahm der Ausschuss den ihm angebotenen Schriftentausch mit dem archäologisch-epigraphischen Seminar der k. k. Universität zu W i e n an und knüpfte die gleiche Verbindung mit dem Cabinetto della Minerva in Tri est an.

2. In der Sitzung vom 11. Juni referirte Herr Professor J. V. Z a h n über einen von ihm und den Herren Professoren Fz. Ferk und Fz. Mayer unternommenen Ausflug behufs Besichtigung alterthümlicher Wohnstätten und Fundorte bei Peggau. Der Ausschuss genehmigte, dass Herr Prof. Ferk über diese Besichtigung und deren Resultate in der nächsten Versammlung einen Vortrag halte.

3. Die 24. Vierteljahrs- Versammlung fand am 4. Juli 1877 im Gebäude der Landes-Oberrealschule, 6 Uhr Abends statt Der Rector magnificus der k. k. Grazer Universität, Herr Prof. Dr. Franz Krön es, hielt einen Vortrag ;,über Barbara von Cilli^, der mehr als eine Stunde in Anspruch nahm und mit grossem Beifall ausgezeichnet wurde.

Der Vortragende entwickelte zunächst den Begriff der soge-

A*

IV

nannten ^problematischen" Naturen in der Geschichte, gab sodann eine Skizze der Entwicklung des Hauses der Cillier Grafen, mit besonderer Rücksicht auf den eigentlichen Begründer seines Machtaufschwunges, Altgrafen Hermann n., um dann auf die Verlobung und Vermälung Barbara's mit K Sigismund von Luxemburg, als den Ausgangspunkt der Geschichte dieser Cillierin zu übergehen und aus dem Charakter beider Gatten die Conflicte ihres ehelichen Lebens zu erklären. Das Verhalten Barbara's zu der Familientragödie im Hause der Cillier, welche die Ermordung der Gattin ihres Bruders Grafen Friedrich n. zum Ausgangspunkte hat; Barbara's Bänke gegen den Erbfolgeplan K. Sigmunds, ihre Gefangenschaft, ihr späteres Witwenleben unter den hussitischen Böhmen, dessen Freigeisterei und Sittenlosigkeit Aeneas Sylvius in den grellsten Farben schildert, die Motive dieser Schilderung und das That- sächliche daran, mit Bücksicht auf die gesellschaftlichen Ideen jener Zeit, bildeten die Hauptpunkte des Vortrages.

Der zweite der angekündigten Vorträge, den Herr Prof. Franz F e r k „über eine vorgenommene Besichtigung angeblicher Wohnstätten und Fundorte ältester Zeit in der Nähe von Graz* halten sollte, wurde wegen der bereits stark vorgerückten Zeit für die nächste Versammlung verschoben.

4. In der Sitzung vom 9. October brachte, nachdem eine Reihe geschäfthcher Angelegenheiten erledigt worden, Herr Prof. J. V.Zahn die Frage in Anregung, ob es nicht zweckdienlich wäre, im kommenden Jahre wieder eine Wanderversammlung zu veranstalten. Der Ausschuss beschloss auf den Antrag Herrn Dr. F. 1 1 w 0 f 8 ein Comite zu wählen, welches die Frage, ob im Jahre 1878 eine Wanderversammlung zu veranstalten wäre und unter welchen Modalitäten sie etwa stattzufinden hätte, in Erwägung ziehen sollte. In dieses Comite wurden gewählt die P. T. Herren : Prof. Franz F e r k , Conservator Job. Graus, Regierungsrath Dr. Rieh. Peinlich, Prof. J. v. Zahn und Prof. Dr. H. v. Zwiedineck-Südenhorst. SämmÜiche Herren nahmen die Wahl an und wählten Herrn Prof. J. v. Zahn zum Obmann, Herrn Regierungsrath Dr. Peinlich

V

zum Obmann-Stellvertreter und Herrn Prof. F erk zum Schrift- führer.

5. Die 25. Vierteljahrs- Versammlung wurde am Montag den 29. October im gewöhnlichen Locale abgehalten Herr Prof. Franz Ferk hielt einen Vortrag über alterthümliche Wohnstätten und Fundorte in der Nähe von Graz, der auch durch zwei grosse Abbildungen der betreffenden Oertlichkeiten unterstützt wurde. Der Vortrag wurde später in der „Tagespost" veröffentlicht. Auf die Frage um etwaige Anträge oder Wünsche der Vereinsmitglieder ersuchte Herr Redacteur Eugen S p o r k um das Wort Er führte aus, dass in den Vereinsversammlungen das Interesse des Publikums, so wichtig auch Geschäfts- und Cassabericht seien, doch den Vorträgen sich zuwende; er spreche daher den Wunsch aus, es möchte der Ausschuss in jedem der Wintermonate eine ausserordentliche Versammlung veranstalten, in welcher vom Geschäfts- und Cassabericht ab- zusehen und nur ein Vortrag zu halten wäre.

An der Debatte über diese Angelegenheit, die sich sehr lebhaft gestaltete, betheiligten sich die Herren Professoren Arnold v. Luschin, H. v. Zwiedineck, Ignaz Bider- m a n n und Redacteur Eugen S p o r k. Der Wunsch des Letzteren war übrigens in der Debatte zu einem Antrage formulirt worden, der von der Versammlung mit allen gegen eine Stimme an- genommen wurde.

6. Zu einer weiteren Besprechung über die Durchführung dieses Beschlusses lud der Ausschuss für den 9. November die Herren Redacteur E. S p o r k , die Professoren v. L u s c h i n und von Zwiedineck ein. Auf Grund dieser Besprechung beschloss der Ausschuss in seiner Sitzung vom 7. December die Abhaltung von drei ausserordentlichen Vorträgen im De- cember, Februar und März. Auch beschloss der Ausschuss, die Frage, ob im kommenden Winter Cyclen von solchen ausserordentlichen Vorträgen gegen Entgelt zu veranstalten wären, in nähere Berathung zu ziehen. Für die Vorträge im Winter 1877/78 wurden die Herren E. Spork, Dr. Rieh. Peinlich und Dr. Arnold v. Luschin gewonnen.

__ VI __

7. Am 1 7. December wurde dann der erste dieser ausser- ordentlichen Vorträge gehalten. Herr Bedacteur E. Spork sprach „über Burgen und Burgenbau-Verhältnisse in Steier- mark" Der Vortrag berührte das Vorkommen alter Burgen in der Carolinger Zeit, das Entstehen der meisten Burgbauten vor Schluss des 1 1 . bis im 1 3. Jahrhunderte. Erwähnung der Georgenberger Handveste, in welcher Werth auf „Munitiones** gelegt wird, und des Landiriedens von 1276, welcher auf die räumliche Vertheilung der Burgen Einfluss nahm. Komische Befestigungsreste gaben die Orundzüge fbr Burgen. Holzburgen mit Graben und Verhauen. Thürme. Steinbauten-Charakter im 11. Jahrhundert. Andeutungen, wie man sich in Buinen zu Orientiren habe, um den alten Bauplan zu errathen. (Hinweis auf L e 0, V. S c h e i g e r , V. L e b e r.) Hofburgen, Wasserburgen, Burgstall. Haupttheile eines Burgbaues. Zingeln, Graben, Burg- hof, Viehhof, Brücken, Pforten, Falas, Bergfirit, Gadem. Unter- schied zwischen Palas und Saal, Kemenaten. Sonderbare Thurm- formen. Placirung der Küche in verschiedenen Zeiten ; Nachweis, dass in den ältesten Burgen die Küche ebenerdig war. Die Baumeister blieben fast immer unbekannt. Felsen-Kammern, Felsengräben. Bruchstein- und Quaderbau. Tonnengewölbe. Einbettung des Quaderbaues in den Grundfelsen. Eigenthüm- lichkeiten italienischer Steinarbeiten. Ueber Burgbrunnen und Cistemen. Webrgänge ; Schiess-Scharten und Pechnasen (beide vereint in Krems). Verliesse. Unterirdische Gänge; was über solche, sowie über grosse Rittersäle und Turnierplätze gefabelt wird. Beschreibung von mehreren bekannten Burgruinen, wie Gösting, Thal, Krems, Ligist, D.-Landsberg, Kapfenberg, Rein, Pfannberg, Eppenstein, Liechtenstein, Pemeck, Stadeck, Peggau, dann der noch erhaltenen Burgen und Schlösser Hainfeld, Komberg, Gleichenberg, Rabenstein, Holleneck, Greisseneck, Plankenwart etc. Ueber den Bau der Wehrburg Schachenstein. Burgbenennungen. Wie Burgen zu Grunde giengen. Brechen der Burg. Stürme, Brand, Verlassenwerden. Rapider Verfall der Burgen seit 200 Jahren.

Zum Schlüsse wurde dem Bedauern Ausdruck gegeben.

- VII

dass so viele Adelsfamilien ihre Stammsitze verfallen lassen, selbst solche, die auf leicht zugänglichen Höhen liegen und mit geringen Kosten erhalten werden könnten. Schliesslich sei be- merkt, dass der Vortragende nur Burgen und Ruinen schilderte, die er selbst zu sehen und zu untersuchen in der Lage war.

8. In der Sitzung vom 3. Jänner 1878 berührte Herr Prof. J. V. Zahn den Umstand, dass manche der Bezirks- correspondenten, die nicht zugleich Vereinsmitglieder sind und welche die Vereinspublicationen gegen die Verpfliditung be- ziehen, mindestens alle zwei Jahre einen Bericht über Vor- konmmisse in ihrem Bezirke zu erstatten, solche Berichte nicht einsenden. Der Verein habe also von solchen Correspondenten filr seine Publicationen keine Gegenleistung, wesshalb er den Antrag stelle, der Ausschuss möge diese Sache in dßr nächsten allgemeinen Versammlung vorbringen und diese zu folgendem Beschlüsse zu bestinunen suchen:

j9 Jeder Bezirkscorrespondent, der nicht zugleich ordent- liches Mitglied des Vereines ist und der nicht binnen je zwei Jahren einen Bericht über seine Thätigkeit sendet, welcher Bericht aber . auch blos die Mittheilung enthalten kann, dass dem Bezirkscorrespondenten im Laufe von zwei Jahren nichts Erwähnenswerthes vorgekommen, hört eo ipso auf, Bezirkscorrespondent zu sein.**

9. Diesen Antrag brachte der Ausschuss der 30. allge- meinen Versammlung, die am 22. Jänner 1878 abgehalten wurde, vor und die Versammlung genehmigte denselben ein- stimmig. Vor dieser Absimmung hielt Herr Prof. Dr. H. v. Zwiedineck-Südenhorst einen Vortrag „überdenErb- huldigungslandtag von 1564; ein Beitrag zur Verfassungsge- schichte der Steiermark^.

Der Vortragende hob Eingangs hervor, dass die deutschen Erbländer und unter ihnen auch Steiermark in früheren Jahrhun- derten ein sehr entwickeltes Verfassungsleben aufweisen können und dass die Geschichte desselben den Beweis liefere, mit welchem Ernste und welcher Charakterstärke die Rechte des Landes von dessen berufenen Vertretern gewahrt worden seien.

- VIII

Bei Gelegenheit der Erbhuldigung, welche der März-Landtag von 1564 über Aufforderung Kaiser Ferdinand L dem Erben von Innerösterreich, Erzherzog Karl, leistete, kamen zwei Forderungen der Stände zur Discussion: Die Eidesentlassung der Landesofiiciere, welche ohne Btlcksicht auf den dem Lan* desfürsten geleisteten Eid an den Berathungen des Landtages über die Huldigung sollten theilnehmen können, und die Auf- stellung einer Huldigungsformel, welche beiden Confessionen entsprechen würde. In der ersteren Frage fügte sich der Landtag dem Machtworte des Kaisers, jedoch nicht, ohne durch seinen Sprecher Servatius von Teuffenpach gegen jede Beein- trächtigung der Freiheiten und Gewohnheiten des Landes Verwahrung einzulegen; in Bezug* auf die Eidesformel beim Huldigungsacte kam man den Wünschen der protestantischen Ständemajorität entgegen. Die Besprechung der Vorgänge und Verhandlungen von 1564 brachte auch eine eingehende Würdigung der Huldigung von 1521 mit sich, von welcher eine ausführliche Schilderung erhalten ist. Der Vortragende schloss mit der Bemerkung, dass die Treue und Beharrlichkeit, mit welcher von so manchen Mitgliedern -der ständischen Vertretungskörper schon vor Jahrhunderten die verfassungs- mässigen Rechte des Landes verfochten wurden, dem gegen- wäiligen Geschlechte als leuchtendes Beispiel vorgehalten werden könne.

Der Bericht des Schriftführers zählte u. a. die verschie- denen Geschenke, als Druckwerke, Handschriften, Urkunden etc. auf, die dem Vereine in grosser Zahl zugekommen waren und sprach den Herren Geschenkgebem nochmals den Dank öffentlich aus.

Aus dem Vereine sind in diesem Vereinsjahre 9 Mit- glieder ausgetreten, dagegen 11 zugewachsen; da nun aber der Verein auch 4 verstorbene Mitglieder zu beklagen hat, so beträgt die Zahl der Mitglieder 355. Ehrenmitglieder zählt der Verein 26, correspondirende Mitglieder 15.

Die Zahl der Bezirkscorrespondenten beträgt 23, die Zahl der Vereine, mit denen der historische Verein in Schriften-

IX -

tausch steht, 190; die Zahl der Ortschronisten 51. Hier kann der Ausschuss neuerdings constatiren, dass das von ihm in's Leben gerufene Institut der Ortschroniken auch in der Schweiz Anklang und Nachahmung findet An Herrn S t e r c h i , Biblio- thekar des histor. Vereines in Bern, wurde auf dessen Wunsch ein Formulare unserer Ortschroniken abgesendet.

An Publicationen erschienen im verflossenen Vereinsjahre das 25. Heft der Mittheilungen und das 14. Heft der Beiträge. Am zweiten Bande des Urkundenbuches wird fortwährend ge- arbeitet und ist der Druck bereits bis zum Bogen 28 vorge- schritten, so dass also die Ausgabe des Werkes in nicht zu lauger Zeit erfolgen kann. Das hohe k. k. Ministerium für Cultus und Unterricht hat in Anbetracht der Wichtigkeit des grossen Werkes wieder 500 fl. zunächst fllr ein Jahr gewidmet und hat der Ausschuss auch an den hohen Landtag und die k. Akademie der Wissenschaften in Wien das Ansuchen um eine Unterstützung des Werkes gerichtet.

Von den Berichten der Bezirkscorrespondenten sind be- sonders die von den Herren Karl P i c h 1 Ritter von G a m s e n- fels und Lehrer Johann K r a i n z in Enittelfeld zu erwähnen. Der Erstere sandte ein Verzeichniss von im Schlossarchive zu Oberradkersburg befindliclien Urkunden ; über die Berichte des Letzteren wird abgesondert eine Mittheilung erfolgen.

Die allgemeine Versammlung nahm dann auch die Wahl zweier Ausschüsse und des Schriftführers vor, da die Herren Prof. Dr. F. Krones, Conserv. J. Graus und Prof. Dr. F. Mayer statutenmässig zum Austritte aus dem Ausschusse verpflichtet waren. Gewählt wurden zu Ausschüssen die Herren Professoren Dr. F. Krones und H. v. Zwiedineck-Sü- denhorst und zum Schriftführer wurde Prof. Dr. Franz M. Mayer, der dies Amt bisher bekleidet hatte, wiedergewählt. Als Rechnungsrevidenten wurden die Herren Sparcasse-Cassier Burkhardt und Prof. und Bezirks - Schulinspector Ignaz Schrotter, welche dieses Amt schon seit einer geraumen Zeit mit Sachkenntniss und Hingebung verwaltet hatten, wieder- gewählt

- X

Herr Prof. Franz F e r k sprach hierauf den Wunsch aus, der historische Verein möchte auch die Forschung bezüglich der Römerzeit nicht aus dem Auge lassen und geeignete Kräfte ftlr diese Zeit gewinnen. Es entspann sich darüber eine längere Debatte. SchUessIich sagte der Vorsitzende zu, dass dem Wunsche des Herrn F e r k nach Möglichkeit werde ent- sprochen werden.

Aus den Berichten der P. T. ßezirks-

Correspondenten.

Der Bezirkscorrespondent Herr Lehrer Johann Kr ainz sendete drei Berichte, die wir nachstehend folgen lassen.

I. Bericht Yom 15. Augast 1877 :

1. In der Pfarrkirche zu Seckau, zwischen dem Mausoleum Carl II. und der Bischofskapelle befindet sich an der Wand ein Votivbild, welches wesentlich Folgendes versinnlicht: Maria schwebt in den Wolken über dem Domstifte Seckau, im Vordergründe knien Stiftsgeistliche und Bewohner von Seckau und beten. Rechts schwebt in den Lüften ein Schwärm Heu- schrecken, welche sich hier iin Jahre 1478 einfanden. Im Hintergrunde links sieht man das Thal von Marein, welches 1480 yon den Türken heim- gesucht ward ; man erblickt die Kirche in Flammen und das Metzeln der Türken unter den Bewohnern der Gegend. Darunter liest man: SVB- TVYM.PRAESIDIVM CONFECIMVS SANCTA DEI QENITRIX. Die Yolkssage erzählt, dass die Türken die (hegend nicht finden konnten, weil sie ganz in Nebel eingehüllt war. Unter dem Bilde befindet sich eine Yotivinschrift in Rahmen mit Fracturbuchstaben, wahrscheinlich zu Ende des 16. Jahrhunderts geschrieben.

2. Im Schlosse Wasserberg sollen noch vor Jahrzehnten türkische Kugeln aufbewahrt gewesen sein, die aus der Zeit stammten, als die Türken Wasserberg, jedoch vergeblich, belagerten. Diese Kugeln wurden später, wie so manches andere historisch Denkwürdige, verschleppt.

3. In der Pfarrkirche St. Marein bei Knittelfeld befindet sich hinter dem Hochaltare eine Inschrift auf einem kleinen Stückchen Pergament, welche lautet*

Anno Christi Geburth Alss man hat Zalt MGCGGLXXX an Sand Afran Tag haben die Yerdamblichen Abgottischen hintischen Türkhen das Jungfreiliche Bildt Zerhakht. Gott erbarme's! Mit dieser Inschrift in Verbindung steht ein etwas primitiv gemaltes

Gelbild, das an der linken Seitenwand des Ghores (Presbyteriums) hängt.

Es stellt dar die Kirche St. Marein (Maria im Paradiese), überragt von

XII

dem aus dunklem Waldgruude bervorlugenden Kirchleiu St. Marthen; an der Friedhofmauer lungern einige Tttrken herum, während eine andere Schaar osmanischer Reiter thaleinwärts sprengt und an der Kirchthüre halten einige Moslems ein Muttergottesbild, welches von einigen Tttrken mit Säbeln zerhackt wird. Oberhalb lesen wir die Worte: „Auzilium Cliristianorum<'. Ueber die Sagen aus der TQrkenzeit, welche sich an die hiesige Gegend, Knittelfeld u. s. w. knttpfen, habe ich bereits im Feuilleton der „Qrazer Zeitung« Nr. 34 anno 1876: „Türkenfeld und Blutsattel** berichtet, daher ich selbe hier nicht beiilcksichtige.

4. In der Kirche St. Benedicten (Pfarre St. Lorenzen) befindet sich eine sogenannte Pestkerze. Die Sage erzählt: Heuschrecken hatten die Saatfelder verzehrt, darauf kam der türkische Bluthund in's Land und hauste im Murboden gar schrecklich ; er metzelte Menschen undThiere nieder, plünderte Arme und Reiche, verbrannte Häuser und Dörfer und zerstörte die Kirchen. Da entstand eine schwere Hungersnoth, dass die Leute Baumrinde statt des Brotes essen mussten. Die Türken wollten auch die Kirche St. Benedicten zersUiren, konnten sie aber nicht finden, denn so oft sie ihr nahten, wurde das Gotteshaus ihren Augen durch ein hohes undurchdringliches Grebüsch entzogen. Die geängstigten Bewohner gelobten zur Abwendung der Gefahren eine mehrere Gentner schwere Wachskerze zu opfern. Sie waren nachmals in ihrer Armuth nicht im Stande, eine so schwere Kerze anzuschaffen und Hessen es mit der Nachahmung begnügen, indem sie eine lange Stange mit einem Wachsstocke spindelförmig um- zogen. Als nun später der Feind wieder einmal eingebrochen war und in der Kirche zu St. Benedicten die merkwürdige Kerze sah, nahm er dieselbe weg und vertauschte sie mit einer mit Pulver gefüllten Blech- röhre, in der Absicht, dass sie, angezündet, explodiren und die Kirche sammt den Andächtigen in die Luft sprengen sollte. Zum Glücke entdec kte man rechtzeitig diesen ruchlosen Anschlag. Die Kerze aber wurde viele Jahre aufbewahrt und erst 1713, dann später 1855 durch eine neue ersetzt.

Diese Sage sowohl, als auch Näheres über diese sonderbare Pest- kerze habe ich, wie noch so viele andere Notizen und Mittheilnngen über die Pest, Herrn k. k. Regierungsrath Dr. Richard Peinlich mitgetheilt, welcher sie auch in seiner „Geschichte der Pest in Steiermark ** ver- wertbete. Nachträglich nun fand ich in dieser Kirche ein Yotivbild, das vermuthlich mit der Sage, wenigstens zum Thell, in einigem Zusammen- hange steht, obwohl ich über die Darstellung nicht recht klar werden konnte. Selbes befindet sich hinter dem Hochaltare und zeigt : St. Florian giesst Wasser auf eine links befindliche brennende Stadt (oder Festung?); rechts erblickt man türkische Fusstnippen mit Anfllhrern zu Pferde; im Vordergründe zeigt dies Bild einen Pluss, darinnen ein geharnischter Ritter, auf dem Rücken liegend, schwimmt.

5. Bei Teufenbach hatten die Türken ein hitziges Gefecht zu be-

XIII

m

Stehen, blieben aber schliesslich Sieger und metzelten die üebriggebliebenen nieder. Noch heisst der Ort, wo dies stattgefunden, die Blattratte.

6. Auch im Pusterwaldgraben erzählt sich das Volk (nach Mittheilung meines Gewährsmannes Herrn Franz Prull, Oberlehrer in Lind) eine interessante Sage aus der Türkenzeit, welche ebenfalls einen historischen Kern zu haben scheint:

,,Als die Türken aus dem Kämtnerlande in's obere Murthal vorge- drungen, fielen ihrer ZerstÖrungswuth auch die Kirchen zu AUerheUigen und Pols zum Opfer und die Bewohner der umliegenden Ortschaften mussten alle Qräuel einer osmanischen Invasion erdulden. Eine zahlreiche Horde türkischer Mordbrenner durchstreifte auch den Pusterwaldgraben und verübte auf diesem Zuge alle erdenklichen Gräuelthaten. Darüber empörten sich die Herzen der tapfem männlichen Gebirgsbewohner. Ein gewisser Mair in Gassbach versammelte die kräftigsten und muthigsten Männer, und mit diesen wollte er sich den Türken entgegenstellen. Da aber den wackem Aelplem die Feinde an Zahl weit überlegen waren und daher es voraussichtlich schien, dass sie den Türken unterliegen würden, so dachten sie an List, welche auch gelang. Dort, wo der Graben von steilen Felsen stark eingeengt ist und der Bach mit starkem Gte^le die schmale Schlucht durchbraust, errichteten die Bauern in Eile eine hohe Mauer, welche, von der einen Felsenwand zur andern reichend, auch den reissenden Wildbach in seinem Weiterlauf hemmte, indem man sein Bett absperrte und mit schweren Steinen ausftUlte. Dadurch sammelte sich nun hinter der Mauer das Wasser des Wildbaches an und zwar in einer Höhe, die bald der der Mauer gleichkam. Als nun die Türken durch den Puster- waldgraben zogen, stiessen sie auf die sonderbare Mauer, die ihnen eine Schanze zu sein schien und das weitere Vordringen erschweren sollte. Sie legten nun mehrere grosse Breschen in die Mauer, die nun der ohnedies den dahinter angesammelten Fluthen kaum mehr widerstands- föhigen Mauer allen Halt benahmen. Die Mauer stürzte zusammen und die entfesselten Wasserwogen brausten nun durch die enge Schlucht mit rasender Schnelle, Alles mit sich reissend, Türken, Pferde u. s. w. Kein Mann entkam ; auch ein türkisches Zeltlager, welches nahe der Einmündung des Pusterwaldgrabens in das Pölsthal errichtet worden, wurde von den reissenden Fluthen hinweggeschwemmt. Als sich endlich am darauffolgenden Tage das Wasser allmälig verlaufen hatte, bedeckten zahlreiche Leichname den Erdboden und auch die Wogen der Mur schwemmten viele Todte fort, die der Pölsbach bei seinem Einflüsse in dieselbe mitgeführt Die in selbiger Gegend üblichen Benennungen „Wehrofen" und „Wehranger"* deuten noch auf diese Begebenheit hin.

7. Auch in Nenmarkt leben im Volke sagenhafte Erinnerungen an die Türkeneinfälle, welche jedoch bereits von mir in der Grazer Zeitung ad Nr. 41 v. J. im Feuilleton „Aus Neumarkt^ veröffentlicht wurden.

- XIV -

8. Ebenfalls recht interessante „TOrkensagen^ theilte mir Herr Lebrer Leopold Gschiel in Miesenbach mit:

a) Gleich oberhalb des Hochenhofes bei St. Kathrein am Hauenstein liegt ein sehr grosser Stein mit zwei eingeprägten Fasstritten, darin be- ständig Wasser, welches merkwürdiger Weise keinen Zofluss haben soll, sich befindet und zum Heilen der Zitterrochen dienlich sei ; selbst in der trockensten Zeit enthalten diese fassähnlichen Yertiefongen stets Wasser. Daran knOpft sich nun eine Sage aus dem TttrkeneinfaUe anno 1529. Nämlich die Pfarrpatronin St Katharina stand mit ge- zücktem Schwerte auf diesem Steine, als die Türken heranrückten and blendete selbe derart, dass sie, als sie bis zu der 1 Stande Ton hier entfernten Grenze von Ober- und Mittelsteier gelangt waren, nichts als ein grosses Meer sahen. Noch heisst der lange und breite Graben, von dem aus die Türken das Meer sahen, der Türkenschanzgraben.

b) In der Ortschaft Hinterleithen liegt das sogenannte grosse Oedfeld, auf welchem einst die Türken ihr Lager aufgeschlagen haben sollten. Ein Türke wollte in's nahe Miesenbach reiten, um es anzuzünden; als er aber zu der circa 500 Schritte yom Dorfe entfernten „heil. Brunnkapelle'' kam, ward er mit sammt seinem Pferde erblindet.

c) Südwestlich von Pöllan (bei Miesenbach ?) steht das sogenannte „rothe Schlösse*, ein altes, aber gut erhaltenes Schlossgebäude, vor dem ein weithin sichtbarer hellrother rundlicher Erdcomplex, mit circa 20 Meter im Durchmesser sich befindet Hier soll der Sage nach der letzte Rest der Türken, welche in dortiger Gegend gehaast, niedergemetzelt worden sein.

d) Die auf dem hohen Pöllauberg gelegene Kirche soll bis in die Türkei hinein sichtbar gewesen sein Die Türken wollten sie zerstören, konnten aber wegen des einhelligen Gebetes der in der Kirche versammelten Christen nur bis zu dem südlich, etwa 400 Schritte entfernt gelegenen „Oelkreuze'' gelangen, wo sie insgesammt das Gesicht verloren.

e) In Sti*allegg steht ein Yotivkreuz mit einem Türkenkopfe, über dessen Deutung jedoch mein Gewährsmann mir nichts mitzatheflen wusste.

IL Bericht vom 1. November 1877:

1. Nach den glaubwürdigen Mittheilungen des mir befireundeten und durch mich zur Thätigkeit im Dienste der heimischen Geschichtsforschung angeregten CoUegen Herrn Oberlehrer Joh. Slana in Gaishorn (früher Liezen) befindet sich nördlich und oberhalb des Ortes Liezen eine schief ablaufende, jetzt bebaute Ebene, das sogenannte „Brunnfeld^, auf welchem der Sage* nach einstens eine Römerstadt gestanden haben soll. Diese sei durch eine ungeheure, in Folge eines Erdbebens herbeigeführte Bergab- rutschung gänzlich verschüttet worden. Das Haus des vulgo nOraf** wird als der Platz bezeichnet, auf dem einst ein „Heidentempel^ gestanden

XV

8eL Die im Hintergründe des Bmnnfeldes sich erhebende Berghöhe, ^äie rothe Wand**, gemeinhin auch die .Roth-" genannt, zeigt noch in auffallender Weise das Merkmal einer Erdabrutschung. Die Leute, welche auf dem Brunn felde arbeiteten, stiessen hiebei znweilen, wenn sie etwas tiefer ankamen, auf Mauerreste, ja es fielen sogar den Arbeitern, welche hier auf den Aeckem zur Erntezeit mit dem sogenannten „Vorstecher** (ein schweres, eisernes, stangenartiges Werkzeug zum Schlagen Ton Löchern in den Erdboden) Löcher schlugen, dieser Vorstecher zuweilen durch, was auf hohle Räume schliessen Iftsst.

Als im Jahre 1886—87 die „Salzstrasse** fiberlegt, resp. nougebaut , worden, wurde n&chst Liezen am Ausgange des Brunnfeldes das Erd- material fhr den Strassenban geholt und hat man dabei auf dieser gar nicht so bedeutenden abgegrabenen Erdfläche verschiedene Funde gemacht, so einen Römerstein, welcher gegenwärtig in der Pfarrkirche eingemauert ist, ein Römergrab und Statuetten. Diese letzteren wurden nach Admont' gesandt, wo sie bei dem letzten grossen Brande zu Grunde giengen. Einige Steine des Römergrabes finden sich noch Yor und liegen als Pflastersteine in einem Hofe des Herrn Fuchs in Liezen. Der zweite, ebenfalls in der Pfarrkirche (Choraufgang) eingemauerte Römerstein (von Muchar nicht erwähnt) lag als Pflasterstein, mit der Schrift nach oben gekehrt, vor einem Hause und wurde durch den k. k. Baurath Herrn Job. Lieb ich entdeckt und conservirt. Auch Mfinzenfunde sollen schon auf dem Brunn- felde gemacht worden sein, leider wurden aber selbe verschleppt; nur noch eine Bronzemünze soll sich im Besitze einer Magd vorfinden, fiber welche jedoch mein Gewährsmann mir nichts Näheres mitzutheilen wusste. Die beiden oberwähnten Römersteine wurden bereits vom Herrn Gonser- vator Dr. Pich 1er besichtigt, daher ich die Mittheiluug ihrer Inschriften uBlerlasse.

Am Pyhm (d. i. an der von Liezen nach Oberösterreich führenden Strasse) heisst ein Weg, der die jetzige Strasse durchschneidet und über das sogenannte „Hassegg** flihrt, der „Römerstieg ** ; auf diesem wurden von dem bei oberwähnter Strassenumlegung beschäftigten Ingenieur Po- korny (schon gestorben) mehrere römische Münzen und Waffen ausge- graben, welche leider sämmilich in Privathände übergiengen und zer- splittert worden.

2. Während meines ans Gesundheits - Rücksichten unternommenen FerienaufBnthakes in Marburg machte ich gelegentlich der Theilnahme am HospilanleBCurse an der landsch. Obst- und Weinbauscbnle mehrere Excnrsionen in die Umgegend von Marburg, darunter auch nach St. Knni- gnnd. Das Volk bezeichnet den hinter der auf einer Anhöhe malerisefa •gelegenen PfEurkirche anstrebenden Weingelnrgs-Hügel mit dem Namen Gradifia, auch GradüUca, welcher Name auf eine ehemals bestandene Be- deutet (graMe, gradishshe, gradiöte = Schloss- Stätte oder

XVI

der Ort, wo vormals ein Schloss gestanden). Dieser so benannte Hflgel ist nach drei Seiten bin steil abfallend und besteht aus Weingarten-Erde (Mergel), Lapor, auch Opok genannt Das Plateau desselben misst nur wenige Quadrat-Meter, kaum 10 15. Der Yolkssage nach soll hier eine ,,rÖmische Warte*' bestanden haben. Lassen die Bezeidmangen Gradiöe u. s. w. überhaupt auf einstige, meist römische, Befestigungen schliessen, so scheint dies hier zur vollen Gewissheit zu werden, denn hier nber den Platschberg durch das Langenthai zog sich die Römer- strasse von der Mur an die Drau hinab und das Römerdenkmal in dem benachbarten St. Ober-Kunigund ist gleichsam das Bindungsglied zwischen den römischen Monumenten in Gamlitz und Marburg. Auch war der Punkt hier auf der GradiSe in St. (Unter-) Eunigund ein sehr passender, indem man eine schöne Aussicht über das ganze Langenthai geniesst. Bemer- kenswerth erscheint der Umstand, dass der vor wenigen Jahren verstorbene Grundbesitzer Weingerl hier einige römische Münzen gefunden haben soll; wo diese hingekommen, konnte ich nicht in £rfiihrung bringen. Ob sie nicht vielleicht der Münzensammlung des hiesigen Herrn PfiEurrers einverleibt wurden, welche ich zwar wegen Abwesenheit desselben während meiner Besuche in St. (Unter-) Kunigund nicht zu Gesichte bekonomen, die aber nach Versicherungen, die mir gemacht wurden, nicht unanselinlich sein soll.

Scheint das Plateau dieses Gradi§eberges (mit einiger Sicherheit) ein römischer Beobachtungsposten gewesen zu sein, so dürfte hing^en die zweite Sage, welche auch das Schloss Dobreng auf diesen Gradifie verlegt, weniger Glaubwürdigkeit verdienen. Immerhin konnte die firag* liehe Stelle den Zwecken einer einfachen römischen Warte entsprechen, schwerlich aber den grossen schweren Steinbau einer mittelalterlichen Borg getragen haben; für diese meine Ansicht spricht sowohl die oberw&hnte Bodenart, als auch die geringe Ausdehnung des Plateau's. Es mag sein, dass die daranstossenden Weingartenbesitzer bereits einen Theil des Hdgels abgetragen und das gewonnene Erdreich für ihre Weingärten, weil hieza sehr tauglich, verwendet haben, wie es auch stellenweise als geschehen erscheint, aber immerhin konnte durch die Abgrabnng der Hügel nur um einen verhältnissmässig geringen Theil (der Augenschein zeigt es deatlich) verkleinert werden und war demnach die denkbare Ausdehnung desselben auf alle Fälle eine zu geringe, auf dass daselbst einst das Schloss Dobreng (Dobereng) der Herren von Dobem (Dobringe, Dobrenjie) gestanden haben könnte. Vergebens suchte ich auch hier die nach der Schilderang einiger Topographen von dichten Buchen überwachsenen Spuren einstmaliger Bauten; ebensowenig schien mir die Lage (welche in drei Abschnitten auf schwer zugänglichen Höhen das Gebäude sehr fest gemacht haben sollte?) als Grund für die einstige Existenz des fraglichen Schlosses ein- zuleuchten. Vielmehr glaube ich muthmassen zu dürfen, dass das SchlosSi

XVD -

wenn es wirklich hier bestanden, an Stelle der gegenwärtigen Kirche sich befanden haben mag, wofür die Terrainbeschaflenheit jedenfalls mehr spricht, als für die andere Annahme. Aach mochten hier die von den allfallsigen Rainen herstammenden Steine beün Baue der Kirche and nmliegenden Gebäade leichtere Verwendung gefunden haben, als aof der Höhe des Platean's, wo der gänzliche Mangel Yon Bausteinen und Mauer- Qberresten etwas sa befremdend wirkt, als dass man der Annahme der einstigen Ezistens des Schlosses sogleich ohne jede genauere PrOfiing soBtimmen k5nnte.

8. Gelegenilich dieses meines henrigen Ferienaufenthaltes gelang es mir, auch einige andere kurze Notizen zu sammeln und zwar:

a) Herr Ferdinand Staudinger, Privat in Marburg, erzählte mir, dass Arbeiter in seinem Weingebirge (Stermez) an der steirisch-ungarischen Grenze einen „römischen Legionsziegel^ gefunden. Selber wurde ihm, obwohl zerbrochen, Oberbracht, kam ihm jedoch später abhanden und verschwand spurlos; wahrscheinlich sei er ihm entwendet worden. Zum Glficke jedoch habe er sich eine genaue Zeichnung davon gemacht und werde er mir selbe, wenn er wieder in die Gegend kommt, zur Verfügung stellen.

b) Uebungsschullehrer Herr Joh. Miclosich in Marburg fimdin semem Weingarten (Gegend Luttenberg) ein Steinbeil und befindet er sich noch in dessen Besitz.

c) Oberlehrer Heir Karl Valentiniß in Hrastnig a.d. Südbahn besitzt eine kleine Münzensammlung, darunter eine keltische Münze und einen römischen Ducaten.

d) Unterlehrer Herr Wreöar in St. Nikolai im Sausal theilte mir mit, dass in dortiger Gegend in Wäldern sich auffallend geformte Hügel befänden, die vom Volke Heidengräber ^ genannt werden.

m. Bericht vom 10. November 1877:

1. In der Kirche St. Wolfgang am Zirbitzkogel &nd der Bericht- erstatter unter der Empore an der rechten Seitenwand eine Votivtafel. Selbe ist durch zwei verticale Linien in drei Felder getheilt Das erste (rechte) Feld zeigt ein Wappen und einen knienden Rittersmann. Das Wappen ist durch eine horizontale Linie in zwei, in ein oberes und unteres Feld getheilt Das obere zeigt einen schwarzen rechts gewandten laufenden Panther im blauen Felde ; das untere zeigt '^wei weisse, schräge von links nach rechts laufende Streifen im rothen Felde. Der Bitter ist in spanischer Tracht des 16. Jahrhunderts gekleidet. Das dritte (linke) Feld zeigt eine kniende schwarz gekleidete Rittersfrau und das Wappen einen schwarzen, aufrechtstehenden Bären im braunen Felde. Das mittlere Feld trägt folgende Inschrift mit Fracturbuchstaben: „Zu Ehren der H. Drei- faltigkeit auch der hochgelobten immerwehrenden JVngfrauen Marien und

MUtJidil. des hlal. VareinM f. Btolermu-k. XXVl. H«fft, 187fl. B

xvm

dem H. Bischof S. Wo]%ang, Patron dieaes Gotelwma liat Iftsten madieii dieses Gnixifix des Wolgebomen Qrafen Bern Hern Georg Grafen tu Nagaro]. Diser Zeit Pfleger der Hersdiaft Efamftls Georg Noeber ime auch seiner Lieben Haosfranen zur Gedechtnis Anno lödS.**

2. Aof der Tulgo Bddlmaier-Hnbo, Eigentkam des Gastvirthes Weg- schaider inBischoffsid (PfiureGail), findet aick in Bieaenstlnder kart an der Strasse eine plastische Fignr ans Siem, nett gearbeitet, mge- manert. Selbe ist ungefilhr 1 Sdioh gross nnd stellt eiatn Gnomen mit langem Barte, in hockender Stellang, die Hftnde aof die Knie anfliegend, dar. Schade nur, dass die Figar mit brauner Faite, anm TheUe auch schwarzer, übertOncht ist

Sicherlich hflagt dieses sonderbare MoonnesU, an das sich gar keine mir bekannte Tradition knfipf^ mit dem am Hoehreiehard bestandenen Silberbergbau und der in Wasserberg erfolgten SinschmeUnng dea ge- wonnenen Metalls zusammen. Ueber die Anfifondung dieses Bergwerkes hat der Berichterstatter in den jflngst lom ihm in der Gnuer Zeitung pnb- licirten „Mythen und Sagen aus Obersteiermark", spet. Nr. 249, eine interessante Sage, wie auch einige Notizen mitgetheüt

8. In der Kirche St Benedicten (bei Enittelfeld)« welche zwei Hoch- altäre, des St Florian und des St. Benedictus, enthält, trägt ersterer folgende Inschrift : „Disen altar hat lassen Machen ein Löbliche BrOder- Bchafft St. Floriani Zu ehr Gottes Unsere Herrn, Und dess heiligen Märtyrers Floriani Unsers Lieben Patrons Vnd Feyr Herms Alhir S. Benedictn so Geschehen im Jahr Christi 1657."

Neben dem Hochaltare links an der Seitenwand befindet sich ein grosses Wandbild: Die heil. Maria mit den beiden Kirchenpatronen St Florian (rechts) und St Benedictus (links) zur Seite, ihren Mantel aus- breitend über eine sie zu ihren Füssen umgebende, betende Schaar Menschen. Darunter liest man: „Gott dem Allmächtigen zu Lob und Ehr, und der seligsten Jungfrau und Mutter Gottes, Maria, auch der ehrsamen Bruder- schaft St. Floriany hat lassen disen Altar machen der Erbar Sebastian Klob, und seine Hausfrau E?a, denen Gott der Allmächtige, wie auch durch die Fflrbitt der seligsten Jungfrau Mutter Gottes, Maria, und St. Floriany, den Hnnmel Torleihen wolle. Anno 1616. <* Renovirt 1862.

Veränderungen

im

Personalstande des Vereines.

Vom 1. Mai 1877 bis Ende December 1877 sind

Zugewaolisen : Ordentliohe Mitglieder.

Ebner Johann, Dr. und Professor in Csemowite. F alke Oscar, Gutsbesitzer. Feigel Franz, Oberförster. Ealtenbrunner Fer- dinand, Dr. Kummer Karl, Professor in Wien. -— Macher Fer- dinand, Beamter. Schmid August, Lehrer. Simonid Franz, Dr., Beamter. Schuster Leopold, Dr., Professor. So u van Johann, Privat. Wallner Julius, Professor.

Abgegangen: Ausgetreten.

Ach atz Anselm, Gapitular. Berg er Othmar, Schuldirector. Feyrer Alois, Gutsbesitzer. KOnigsbrunn Sigmund, Freiherr. Mittarsch Josef, Pfarrer. - Oberwelz, Stadtgemeinde. Schwär- zenberg, Student. Tendier Mathias, Mechaniker. Tschanet Johann, Professor.

Gtostorben.

Breunner August, Graf, senior. Eönigsbrnnn Anton, Oberst. Linke nhöller Karl, Gaplan. Morzin Peter, Graf, Feldmarschall-Lieutenant.

Verbleibt der Mitgliederstand Ende December 1877: 855.

Ortschronisten zugewaolisen.

Merz Josef, Oberlehrer in Neuberg, für Neuberg. Prangner Yinzenz, Lehrer in Radegund, f&r Radegund.

B*

XX

U e b e r-

uber die Empfänge und

I Gassarest Yom 81. Deceniber 1876

II Beiträge der P. T. Mitglieder

III Erhaltene InteresBeii

IV SabveDtion der hohen Landschaft pro 1877 . .

V Für verkaofte Vereinspublicationen

VI Sabvention des hohen ünterriditsniinisteriums pro 1877 Vn An DiplomgebOhren

Summe der Einnahmen . . .

Wird die Summe der Ausgaben von der der Em- pfänge abgezogen mit

so verbleibt am 81. December ein Gassarest Ton

Dieser Gassarest serfftllt in zwei Theile, als:

a) in angelegte Gapitalien 716 fl. 50 kr. und

b) in barem Gelde ... 886 fl. 16 kr.

also in Summa wie oben

1061 fl. 65 kr. ^

Graz, am 81. December 1877.

1089

66

889

26

88

41

626

67

76

600

18

8078

2021

1061

1061

Ernst FQrst,

d. Z. CaMlar.

8

48

65

65

sieht

Ausgaben Im Jahre 1877.

Ansgaben

RemaneratiCHi^ ta die VereiiubedieiiBleten . . .

Fflr Stempeluulagen

DrockkoBten der Beitrige, 13. Jahrgang . . . . Rest der DrnckkoBteD der Beiträge, 12. Jahrgang

{ibr die ümacUBge) . .

FDr die B«inigung der Kaiulei pro 1877 . . . .

FDr Porti und SpeditionaauslageD

SubTention an Herrn Job. Erainz in Knittelfeld . . Honorar an den Hiläheamten des Vereines . . .

Entlohnong an den Tereinsdiener

Kosten der Versammlnngen pro 1877

Mitgliedbeitrag an den Qesanuntverein in Darmstadt

pro 1677 mit 1& deatsche Beichsmark . . . Bisherige Kosten der Mittheilungeo, 25. Heft . .

Kosten der Beiträge, 14. Jahrgang

FDt die calligraphische Auaarbeitang der Diplome .

Fttr DmckBorten

Jahresbeitrag pro 1877 an das germaniBChe National-

Masemn in NUmberg

Anslagen der Untersuchung des prähistorischen Walles

bei Feiatrita-Pe^Bu

FDr EaDcleibedarfiiiste

Tbeilbetragiahlung des Honorars fBr das Urkunden-

bucb der Steiennark, II. Band

Summe der Aulgaben . .

Oegl.Wäbr.

Den Sammlungen des Vereines

sind vom 1. Mai bis Ende Dezember 1877 zugekommen

A. Für die Bibliothek.

1. Durch Sohenkung.

8959. Florianscfaitz, Arzt in Seckaa : Spitalsordnong des Spitals in Sedcau.

(Auf Holztafel.)«

8960. Graz, die Verwaltung des Anna-Kinderspitales : 88. Rechenschafts- bericht des Jahres 1876.

8961. HoMchter, Notar in Windischgraz: Ein Paket Zeitungsausschnitte.

8962. Kahlbacher in Seckau: Zunftconfirmationen und Acten, die Lein- weber- und Schneiderznnft in Seckau betreffend.

8968. Oro2en Ignaz, Domherr in Marburg: Das Bisthum und die Diöcese Lavant, recte das Dekanat Oberburg. II. Theil, 1877.

8964. Pirona 6. A., Professor und Gonsenratore der Munidpal-Bibliothek in Udine : Index zur Geschichte von Friaul vom Jahre 1200 bis 1400; herausgegeben vom Abte Giuseppe Bianchi. Udine, 3877.

8965. Peinlich R., Dr. und k. k Regierungsrath in Graz: Nekrolog des am 8. October 1876 verstorbenen k. k. Schulrathes und jubil. Gym- nasial-Director's Theodor Gassner. (Separat- Abdruck aus dem Jahresberichte des I. Stats-Gymnasinms in Graz, 1877.)

3966. Pils Jacob, Oberlehrer in Eraubat ob Leoben: a) Bibel oder die ganze heilige Schrift, gedruckt Mainz 1609; b) Hübner's Zeitungs- und Gonversations-Lexicon; Leipzig 1709, dann Regens- burg und Wien 1765; c) Gebetbuch für Katholiken, Augsburg 1712; d) Katholisches Gesangbuch, Grätz 1718; e) Karte von Griechenland vom Jahre 1741; f) Lesser's Insecto-Theologia, Leipzig 1758; g) Gaesar's Beschreibung von Steiermark, GräU 1778 und 1786. 2 Bfinde, dann 2. Theil, 1. Abtheilung, Grftz 1786. h) Egyptische, griechische und römische AlterthQmer, von Dr. Jos. Ottenberger. 1. Heft, Prag 1819; i) Darstellung des politischen

xxm

Yerliftltnisses der verBchiedenen Gattungen von Herrschaften zur Staatsverwaltung etc. in der k. k. österr. Monarchie, mit beson- derer Berflcksichttgnng auf die ProTinzen* Steiermark, Kärnten und Krain, von Jobann Tschinkowitz. 8. Theil, Gr&ts, 1827; k) Steierm&rkiBGhe Zeitschrift, N. F. I. Jahrgang, 2. Heft, 1834 ; 1) Die Unhaltbarkeit des speciilativen Systems der Güntheri- aner, von P. Idelfons Sorg, Grfttz 18'>1 ; m) Provinzial-Handbuch Tom Enheraogthume Oesterreich ob der Enns ftlr das Jahr 1858, Lfm.

3967. Stillfried-Alcantira, Dr. Rudolf Graf, Gebeimrath in Berlin: „Kloster Heüsbronn'' Berlin 1877.

39G8. SdUner Franz, Bflrgerschullehrer in Fflrstenfeld: Grosser Atlas ftber tfe ganze Welt Nürnberg 1716.

8969. Wickenhauser Franz Adolf in Gzemowitz : „Moldawa*^, oder Bei- träge zügelnem ürkundenbuehe der Moldau und Bukowina, 1877.

2. Im Schrlftentausoh.

8970. Agramt sOdslavische Akademie der Wissenschaften: a) Rad, 38., 89., 40. Band, 1877; b) Monumenta spectantia historiam meridio- nalium, Band 6, und Gommissiones et Relationes Venetae, Bd. 1, 1^76.

8971. Amiens, Gesellschaft der Alterthumsfreunde der Piciurdie: a) M^- moires, 8. Serie, tomo V., 1876; b) Bulletins, tomo XII., Jahr- gang 1874, 1875 und 1876 ; c) Documents Inedits concemant la Province, 8. Band, 1871

8972. Amsterdam, königliche Akademie der Wissenschaften : a) Verhand- lungen aus der Naturkunde, 10. Theil, 1877. b) Verslagen en MededeeUngen aus der Letterkunde, 5. Theil, 1876; e) Jahr- buch pro 1876 und d) HoUandia, 1876.

8978. Baireuth, histor. Verein ftlr Oberfranken: a) Archiv, 18. Band, 8, Heft;, 1877; b) Dr. Theodorich Morung. Eme Jubiläums- schrift zur 50jährigen Feier des histor. Vereines. (Von Dr. Lorenz Kranssold.) 1877.

8974. Bamberg, histor. Verein (&r Oberfranken: 89. Bericht über den Bestand und das Wirken des Vereines im Jahre 1876.

8975. Berlin, königl. Akademie der Wissenschaften: a) Monatsberichte, Jahrgg. 1877; b) Abhandlungen der philos.-histor. Classe aus dem Jahre 1876.

8976. Berlin, Verein deutscher Herold: Zeitschrift deutscher Herold, 7. Jahrgang, 1B76.

8977. Berlin, Verem ftlr die Geschichte Berlin's: a) Bericht Aber das 12. Verein^ahr 1876; b) Berliner Urkunden, Bogen 75—77, 8 Bögen; c) Berliner Bauwerke, Tafel 8, l'V Bogen, Tafel 9,

XXIV

2</, Bögen; - d) Berliner Denlonftler, Tafel 5, 1 Bogen; e) Berliner Medaillen, Tafel U, 2 Bögen; Q Berliner Siegel, Tafel 4, 10 Bögen, zusammen 20 Bögen. 3978. Bern, hifitor. Verein des Gantons : a) Archi?, 9. Band, 2. Heft, 1877 ;

b) Die Schlacht bei St. Jacob an der Birs (von Aogost Bemoulli) ; c) Aarberg bis zum Uebergang an Bern. (J. Sterchi.) 1877.

8979. Bern, allgemeine geschichtsforschende Gesellschaft der Schweiz: Jahrbuch fbr schweizerische Geschieht^ 2. Band, Zfirich 1877.

8980. Bonn, Verein der Alterthumsfreunde im Bheinlande: JahrbQcher, 59. und 60. Heft, gedruckt 1866 -77.

8981. Braunsberg, histor. Verein für die Geschichte und Altertfaumskunde Ermelands: Zeitschrift, 17. und 18. Heft, Jahrgg. 1875—76.

3982. Bregenz, Vorarlberger Museums -Verein: XVI. Rechenschafts- bericht, 1875/76.

8983. Bremen, Abtheilung des KOnstler- Vereines ftlr bremische Geschichte und Alterthümer : a) Die bremischen MUnzen (von Henn. Jungk) ;

, b) Der erste Schwurgerichtshof in Bremen (von Dr. Schumacher) ;

c) Denkmale der Geschichte und Kunst der freien Hansestadt Bremen, 8. Abth., 1. Liefg. 1876; d) Die Stedinger (tou Dr. Schumacher, 1865) und e) Bremisches Jahrbuch, 9. Band, 1877.

8984. Breslau, schlesische Gesellschaft vaterl&nd. Gultur: 54. Jahres- bericht pro 1876.

3985. Breslau, Verein ftlr Geschichte und Alterthum tou Schlesien: a) Zeitschrift, 18. Band, 2. Heft, 1877; b) Scriptores rerum silesia- carum, 10. Band, 1877.

8986. Carlsruhe, das grossherzogliche Conservatorium der badischen Alterthümer-Sammlungen des Staates : Die grossh. badische Alter- thflmersammlung in Carlsruhe, 1. Heft;, Jahrgg. 1877.

3987. Chambery, sodetä savoisienne d'histoire et d' arch^ologie : M^moires et Docnments, 16. Band, 1877.

8988. Christiania, Verein zur Erhaltung und Aufbewahrung nordischer Vorzeitdenkmäler: a) Foreningen, Jahrgg. 1875 und 1876;

b) Register der ftbr das Jahr 1875 erschienenen Schriften, 1876 ;

c) Norske Bygninger fra Fortiden (Von N. Nicolaysen.) 1877. 3989. Chur, die geschichtsforschende Gesellschaft für GraubOnden: a)

7. Jahresbericht pro 1877 und b) GraubQndens Alterthttmer und

Eunstschätze. (Von Samuel Plattner.) Chur 1878. 8990. CüH, die Gymnasiiü-Direction : Programm des Schu^ahres 1877. 3991. Czemowitz, k. k. Universit&ts-Bibliothek : I. Verwaltungsbericht der

akademiscJien Lesehalle an der Franz-Josefs-Üniyersit&t für den

Sommersemester 1877. 8992. Doipat, gelehrte estnische Gesellschaft: Verhandlungen, 8. Band,

4 Heft, 1877.

XXV

8993. Elberfeld, ber^scher Geschichtoyerein: Zeitschrift, 12. Band, Jahrgg. 1876, gedruckt zu Bonn, 1877.

8994. Emden, Gesellschaft ftir bildende Kunst und vateriändische Alter- thOmer: a) Yerzeichniss der Gemftlde-Sammlung; b) Yerzeichniss 'der Alterthttmer-Sammlung; c) Katalog der Bibliothek, gedruckt 1877.

8995. Franenfeld, histor. Verein des Gantons Thurgau: Thurgauische Beiträge zur vaterländischen Geschichte, 17. Heft, 1877.

8996. Freiberg in Sachsen, AlterthumsTerein : Mittheüungen, 1 3. Heft, 1876.

8997. Freibnrg in Breisgau, Gesellschaft zur Beförderung der Geschichts-, Alterthums- und Volkskunde: a) Becuefl Diplomatique dn Ganton de Fribourg, 8. Band, 1877 ; >- b) Zeitschrift, 4. Band, 2. Heft;, 1877.

8998. St. Gallen, histor. Verein: a) Ifittheilungen zur raterländischen Geschichte, N. F. 5. und 6. Heft;, der ganzen Folge 15. und 16. Heft, 1877; - b) St. Gallons Antheil an den Burgunder Kriegen, 1876; c) Der Ganton St. Gallen in der Mediationszeit, 1877; d) Ur- kundenbuch der Abtei St Gallen, 3. Theil, 2. und 8. Lieferung (1241—1296). St Gallen, 1876.

3999. Gen^ve, Sod^t^ dliistoire et d' arch^ologie : Mtooires et Docu- menta tome 19, 2. Lieferung, 1877.

4000. Glarus, histor. Verein: Jahrbuch, 14. Heft, 1877.

4001. Görlitz, Oberlausitzische Gesellschaft der Wissenschaften: Neues Lausitzisches Magazin, 58. Band, 1. und 2. Heft;, 1877.

4002. Göttingen, königl. Gesellschaft der Wissenschaften: Nachrichten aus dem Jahre 1877.

4008. Graz, Carl-Franzens-Üniversität: Personalstand der akademischen Behörden ft)r den Wintersemester 1877/78.

4004. technische Hochschule Joanneum: Programm des Studien-

jahres 1877/78.

4005. Joanneum: recte steierm. Landes-Ausschuss : 65. Jahres-

bericht, 1876.

4006. n. Staatsgymnasium : S.Jahresbericht des Schuljahres 1877.

4007. Staatsoberrealschule: 5. Jahresbericht des Schuljahres 1877.

4008. steierm. Landes-Oberrealschule: 26. Jahresbericht des Schul-

jahres 1877.

4009. Verein der Aerzte in Steiermark: Mittheüungen aus dem

Xm. Vereini^ahr 1875,76, 1. und 2. Theil, Graz, 1877.

4010. christlicher Kunstverein der Diöcese Seckau: Kirchenschmuck,

Vm. Jahrgg., 1877, Nr. 5-12.

4011. Akademischer LeseTcrein an der Universität und technische

Hochschule: 10. Jahresbericht pro 1677.

4012. Die Handels- und Gewerbekammer: Statistischer Bericht

flir die Jahre 1871-1874.

- XXVI

4018. Greifsvalde, kOnigL Umvenitäts-Bibliotii^: 42 Stack Inaaganl- Dissertationen des Jalires 1876.

4014. Greifswalde, Gesellschaft ftkr Pommer'sclie Geschichte: a) 88. und 89. Jahresbericbti 1877; ~ b) Pommer'sche Genealogien, 3. Band, 1878.

4016. Halle, thOringisch-sAchsiscber Verein rar Erforschung des Tater- ländischen Alterthums : Nene Mittheilnngen aus dem Gebiete histor.- antiqnarischer Forschungen, 14. Band, 1. Heft, 1876.

4016. Hamburger, Verein tdr Hamburgische Geschichte : Mittheilungen Nr. 1—3, vom Monat October bis Ende December 1877.

4017. Hannover, histor. Verein ftLr Niedersachsen: Zeitschrift, Jahigg. 1876 und 88. Nachricht, 1876.

4018. Harlem, Bureau sdentifiqne central Nto^landeis: ArchiTes Nte- landaises, Tomo XH., 1877.

4019. Helsingfors, die finnländische Gesellschaft der Wissenschaften:

a) Förhandlingar, 18. Band., Jahrgg. 1876-76; b) Bidrag tOl kinnedom af Finnlands Natur och Folk, 20., 26. und 26. Heft; c) Obsenrations M^t^rologiques, Jahrgg. 1874.

4020. Hermannstadt, Verein ftUr siebenbflrgische Landeskunde: a) Pro- gramm des Gymnasiums zu Hermannstadt des Schu^ahres 1876, 76 ;

b) Jahresbericht des Vereines vom 1. August 1876 bis leisten Juli 1876; - c) Archiv, N. F. 13. Band, 1.-3. Heft, 1876—77.

4021. Innsbruck, Ferdinandeum : Zeitschrift, 3. Folge, 21. Heft, 1877.

4022. Kiel, ktoigl. schlesswig-hollstein-lauenburgische GeseUschaft ftr Geschichte dieser HerzogthOmer : a) Zeitschrift, 7. Band, 1877;

b) Register zum Diplomatarium des Klosters Arensböck, 1877.

4023. Klagenfurt, Staatsobergymnasium : Programm des Studienjahres 1877.

4024. Köln, histor. Verein ftkr den Niederrhein: Annalen. 81. Heft, 1877. 4026. Königsberg, königl. und Universit&ts^Bibliothek : Al^reussische

Monatsschrift, N. F. Jahrgg. 1877, 1.— 8. Heft.

4026. Kopenhagen, königl. dänische Gesellschaft für nordische Alterthums- kunde: a) Mtooires N. Serie, 1876—76; - b) TUlsBg, Jahrgg. 1876;

c) Aarboger, Jahrgg. 1876, 3. und 4. Heft.

4027. Krakau, königl. Akademie der Wissenschaften: a) Bozprawy i Sprawozdania z Posiedz^n, tomo HL, V., 1876, VI. und VH., 1877;

b) Rocznik Zarzadu, Jahrgg. 1876; - c) ZWör Wiadomösd do Antropologü Krakow^, tomo 1., 1877; d) Monumenta Medü Aevi Historica, tomo U., 1876.

4028. Laibach, Obergymnasium: Jahresbericht 1877.

4029. Lausanne, Soci6tö d'histoire de la Suisse roroande: Mtooirea et Documents, tome 84, 1877.

4080. Leeuwarden, GeseUschaft für friesische Geschiebte, Alterthums- und Sprachenkunde: a) De Vr^e Fries MengaUs0ßn« 18, Band, 8. Folge,

xxvn

1. Theil, 2., 8. und 4. Stück; ~ b) 48. Yerslag der Handellngen ftr das Jahr 1876 76.

4081 . Leiden, Maatschappy der Nederlandscbe Letterknnde : a) Yerzeichniss der Mitglieder vom 15. Juni 1876; b) Handelingen en Mededee- lingen vom Jahre 1876; c) LevenBberichten der afgestorvene Medeleden, Beilage zu den Handelingen vom Jahre 1876.

4082. Leipzig, deutsche mmTgenlAadiache Gesellschaft: a) Zeitschrift, Register zu den Bänden 21—30; l^ Zeitschrift, 81. Band, 1., 2., 8., und 4. Heft, 1877; c) Gatalog Nr. 9. Von Fried. Andr. Perthes, 1877.

4088. Leoben, Realgymnasium: 11. Jahresbericht, 1877. .Oberrealschule:

2. Jahiesbericht, 1877.

4084. Lftbek, Verein ftlr Lübek'sche Geschichte und Alterthumskunde : a) Zeitschrift, 8. Band, 8. Heft, 1876; b) Jahresbericht pro 1876 und 1876.

4086. Lflneburg, Altertfaums-Verein : Urkundenbuch der Stadt Lüneburg, 8. Band, von 1887-1402. Lfineburg, 1877.

4036. Luzembourg, histor. Section des Institutes (Sociätö areh^ologique) Charte de la FamiUe de Reinach vom Jahre 1221—1456, Fascikel 1 Luxembourg, 1877.

4087. Luzem, histor. Verein der ftlnf Orte Luzem, Uri, Schwyz, ünterwal- den und Zug: a) Der Geschichtsfreund, 82 Band, 1877; b) Re- gister zum 21. bis inclus. 80. Band des Geschichtsfreundes, 2. Band.

4038. Marburg, Staatsgymnasium: Programm des Studieiyahres 1877.

4089. Metz, die Akademie der Wissenschaften: Memoires, 3. Serie, 5. Jahrgg., 1877.

4040. Mitau, die kurlftnd. Gesellschaft ftlr Literatur und Kunst: Sitzungs- berichte aus dem Jahre 1876.

4041. Mens, Sod^t^ des Sciences, arts et des lettres du Hainaut: Me- moires et Publications, 4. Serie, 2. Band, 1877.

4012. Montb^liard, Soci^t^ d' emulation: Mtooires, 3. Serie, 1. Band, 1877.

4048. München, ktoigl.-bairische Akademie der Wissenschaften: a) Sit- zungsberichte der philos.-philo]og.-histor. Classe, 5. Heft, Jahrgg 1876, 1., 2. Heft, Jahrgg. 1877; b) Abhand- lungen der histor. Classe, 18. Band, 2. Abth, 1877: c) Dr. R. Freiherr tou Liliencron : Ueber den Inhalt der allgemeintn Bildung in der Zeit der Scholastik, 1876.

4044. -^ histor. Verein von und fhr Oberbaiem: Archiv, 30. Band,

3. Heft, 1870-71, 86. Band, 2. und 8. Heft, 1876-76.

4046. Der Alterthumsverein : Die Wartburg, IV. Jahrgg, 1876/77,

Nr. 10—12; V. Jahrgg., 1877 78, Nr. 1—6.

4046. königl. allgemeines Reichsarchiv : Ardiivalische Zeitschrift^

1. Band, 1876.

- xxvm -

4047. Mttnßter, literarischer Handweiser: 16. JaLrgg., 1877, Nr. 4—18.

4048. Neuburg a. d. Donau, histor. FiUal-Yerein : Gollectaneenblatt für die Geschichte Baiems, 40. Jahrgg., 1876.

4049. Nürnberg, germanisches Museum : a) Anzeiger für Kunde der deut- schen Vorzeit, N. F. 24, Jahrgg. 1877 ; b) 23. Jahresbericht für das Jahr 1877.

4050. Pettau, landschafU. Realgymnasium: 8. Jahresbericht, 1877.

4051. Pesth, königl. ungarische Akademie der Wissenschaften: Archaeo- logiai trtesitd, Jahrgg. 1877.

4052. Petersburg, kaiserl. archeologische Gommission: Rapport, Jahr- gang 1872, 78 und 74.

4053. Poitieres, Gesellschaft der Alterthumsforscher des westlichen Frank- reichs: a) Bulletin des 1. bis 4. Quartal, 1877; b) Mtooires, 40. Band, Jahrgg. 1876, Fase. 1.

4054. Porrentrui, la Sod^tö jurassienne d'emulation: L' Emulation Juras- sienne revue mensuelle litteraire et scientifique, II. Jahrgg., 1877., für die Monate April, Mai und Juli.

4055. Prag, kÖnigl. böhmische Gesellschaft der Wissenschaften: a) Sit-

zungsberichte, Jahrgg. 1876;.— b) Abhandlangen der philos.- histor.-philolog. Glasse und der mathematisch-naturwissen- schaftlichen Classe vom Jahre 1875 und 76, sechste Folge, 8. Band, 1877; c) Jahresbericht pro 1876.

4056. •— Verein für die Geschichte der Deutschen in Böhmen : Mitthei-

lungen, 15. Jahrgg., 4. Heft, 1877, 16. Jahrgg. 1., 2., 3. Heft.

4057. Lese- und Redehalle der deutschen Studenten : Jahresbericht

des Vereinsjahres 1876/77.

4058. Roma, die königl. Akademie dei Linoei: Atti, Serie 3 •«, Volume 1**, Jahrgg. 1877, vom April bis Ende Juni 1877.

4059. Salzburg, Gesellschaft für Salzburger Landeskunde : a) Mittheilongen des 17.' Verein^ahres 1877, 1. und 2. Heft; b) Die GefÜss- pflanzen des k. k. botanischen Gartens in Salzburg, U. Spezieller Theil, 1. Heft, 1877; c) Matsee. Eine Festgabe zum llhundert- jfthrigen Gedächtnisstage des Stiftes Matsee, 1877. (Von Dr. F. V. Zilker.)

4060. Schmalkalden, Verein für hennebergische Geschichte und Landes- kunde: Zeitschrift, 2 Heft, 1877.

4061. Schwerin, Verein für mecklenburgische Geschichte und Alterthums- kunde : Jahrbücher und Jahresbericht, 42. Jahrgg., 1877.

4062. Sigmaringen, Verein für Geschichte und Alterthumskunde üi Hohen- zoUem: Mittheilungen, 10. Jahrgg., 1876/77.

4068. Speier, histor. Verein der Pfklz: Mittheilungen, 6 Band, 1877. 4064. Stade, Verein für Geschichte und Alterthum: Archiv, 6. Band, 1877.

XXIX

4065. Stemamanger, hiBtor.-archiologisGher Verein: A Tasmegyel R6g6- szeti-Egylet övi Jelent^se, 6. Heft, 1877.

4066. Stettin, die GesellBcbaft für Pommer'Bche Geschichte nnd Alter- thumskunde : Baltische Studien, 27. Jahrgg., Doppelheft, 1877, nnd 89. Jahresbericht.

4067. Strassbnrg, la Sod^t^ pour ia Gonserration des Monnments histori- ques d'Alsace: Sitzungsberichte des Jahres 1877 die Nr. 2-- 8.

4068. Stuttgart, königl. statistisch topografisches Bureau: Wflrttem-

bergische Jahrbücher f&r Statistik und Landeskunde, Jahrgg. 1876, 1.-4. Heft, und Jahrgg. 1877, 3. Heft.

4069. württembergischer Alterthumsverein : Festschrift zur

vierten Säcular- Feier der Eberhard - Karls - Universität zu Tübingen, 1877.

4070. Triest, la Sodetä del Gabinetto di Minerva : Archeografo Triestino, Jahrgg. 1876. N. S., 4. Band, Fascikel 1—4 und Jahrgg. 1877, 5. Band, Fase. 1—4.

4071. Ulm, Verein für Kunst und Alterthum: a) Correspondenzblatt, 2. Jahrgg., 1877, Kr. 5—12; b) Ulm und sein Münster. Eine Festschrift zur Erinnerung an den 80. Juni 1877 von Friedrich Pressel. Uhn, 1877.

4072. Utrecht, histor. Genootschap : a) Werken, Neue Serie, Nr. 25, 1877 ; b) Register zur Kron^k, Berichten und den Codex Diplomaticus, 1877.

4073. Venedig, L*istituto Veneto di sdeuze, lottere od arti: Atti, tomo 2dOj Serie quinta, dispensa lO»*, 1875 76; tomo S«», serie qdnta, dispensa 1»*, und 7»% 1876 77.

4074 Washington, Smithsonian Institution: Annual Report für das Jahr 1875.

4075. Wernigerode, Harzverein für Greschichte und Alterthumskunde : Ergänzungsheft zum 9. Jahrgange der Zeitschrift des Harzvereines für Geschichte nnd Alterthumskunde, dann Zeitschrift, 10. Jahrgg., 1877.

4076. Wien, kaiserl. Akademie der Wissenschaften: a) Sitzungsberichte,

82. Band, 3. Heft, 1876, 83. Band, 1.— 4. Heft, 1876 ; > b) Archiv, 54. Band, 2. Hälfte, 1876; - c) Fontes Rerum Austriacarum, 39. Band, IL Abth., 1876.

4077. - - k. k. Gentral-Gommission zur Erforschung und Erhaltung der

Kunst- und histor. Denkmale: Mittheüungen, Jahrgg. 1877, N. F. 3. Band, 1.— 4. Heft

4078. k. k. geografische Gesellschaft: Mittheilungen, 19. Band,

der neuen Folge 9., Wien, 1876.

4079. Verein für Landeskunde in Niederösterreich: %> Blätter,

N. F., 10. Jahrgg., 1876; b) Topographie von Nieder- österreich, 2. Band, 1. und 2. Heft, 1876.

XXX

4080. Wien, Heraldischer Verein Adler: Jahrbuch, 3. Jahrgf., 1876.

4081. Archäologisch-epigri^hisches Seminar der k. k. ünirersitiU:

Arch&ologisch-epigraphiBche Mittheiluligeii aus OesCerreich,

1. Jahrgg. 1877, 1. und 2. Heft.

4082. Alterthumsverein: Berichte und lüttheüangen , 16. ond

16. Band, Jahrgg. 1875 und 76.

4083. Tourist: 9. Jahrgg., 1877, 1. Band, Nr. 9—12, dann

2. Band, Nr. 1—12.

4084. Deutsch-dsterr. Leseverein der Wiener Hochschulen : Jahres-

bericht des I. Vereinfijahres, 1877.

4085. akademische Lesehalle an der Universitftt: 7. Jahresbericht,

1876/77.

4086. Leseverein der deutschen Studenten: Jahresbericht über das

5. und 6. Yereinijahr 1875 und 76.

4087. Wiesbaden, Verein f)lr nassauiscbe Alterthumskunde und Geschichts- forschung: a) Annalen, 14. Band, 1. uud 2. Heft, 1875—77; b) Römische Wasserleitungen in Wiesbaden und seiner Umgebung, 4, Heft. (Von Dr K. Reuter.) Ib77.

4088. Würzborg, histor. Verein für Uuterfranken und Aschaffenburg: a) Archiv, 24. Band, 1. Hefk^ 1877; b) Die Geschichte des Bauernkrieges in Ostfranken. (Von Magister Lorenz Fries.) 1876.

4089. Zürich, antiquarische Gesellschaft: Mittheilungen, recte Neigahrs- blätter, Nr. 40 und 41, gedruckt 1876-77.

3. Duroll Ankauf.

4090. Darmstadt, Gesammtverein der deutschen Geschichts- und Alter- thumsvereine : Gorrespondenzblatt, Jahrgg. 1877.

4091. Linz, Museum Francisco-Carolinnm : Urkundenbuch des Landes ob der Enns, 7. Band, 1876.

4092. Mainz, römisch-germanisches Central-Museum: Die AlterthOmer unserer heidnischen Vorzeit. Von Dr. L. Lindenschmit 7. und 8. Heft des 8. Bandes, 1877.

B* Für das Archiv*

1. Urkunden und Acten.

Geschenk von den Herren :

1615. Anst Anton, Gewerksarst bu Gaal bei Enittelfeld: 4 Stück Foto- grafien, und zwar: Ansichten von Seckau und Jadenburg.

1616. Meizner Anton, Csphoi m St. Veit am Vogau: Einige alte Urkunden (EaufbrieüB).

XXXI

1617. MuUey Eduard, Gewerkinhaber zu Weiteustein: Ein urbar von Weitenstein u. a. und 4 Lehnbriefe.

1618. Otboniel .... in Graz, 2 Stück Kaufbriefe aus dem 17. Jahr- hundert.

1619. Schönegger Oberlehrer: a) Yisitations-Bericht des Klosters

Nenberg vom Jahre 1544; b) Protokoll zur Schule Neuberg gehörig, vom Jahre 1795.

2. Handscliriften.

1620. Anderith in Schwanberg schenkt eine Gopie des Testaments der Freifrau von Ortenhofen im Schlosse Limberg bei Schwanberg, ▼om 19. October 1696 und ProtokoUsauszOge.

C. Für die Kunst- und Alterthums-

Sammlung.

Geschenk von den Herren:

1144. Machatschek, Dr. in Weiz: Ein metallenes Plättchen.

1145. Oihoniel in Graz: Ein StOck Wiener Stadt-Bancozettel

per 10 fl., vom 1. Juni 1806.

1146. Razlag, Dr. und Güterverwalter in Kann : Mehrere' alterthümliche - Bruchziegel und ein Salzklumpeu, aufgefunden in Tomovo an der

Stelle des römischen Neviodurum in Krain.

B

Abhandlungen.

Johann Ritter von Kalchberg.

Bio Beilrag zur Lileralorgescbicble des achtzeliotea Jahrhooderls.

Von

£>i*. All ton Selilosfiiai*.

JNicht immer blühte und grünte das Dichterleben in der Steiermark so lebendig und frisch, wie zu den Zeiten der Minnesänger: Rudolf von Stadegge, Harrand von Wildon, Ottokar, wie zu den Zeiten jenes Ulrich von Lichtenstein, der zwar als phantastischer Abenteurer, nicht minder aber auch als Dichter und zwar, so vielfach die Ansichten über die Bedeutung der Dichtungen Ulrich's auch auseinandergehen, Zugestandenermassen als einer der hervorragendsten Sänger jener Zeit bekannt geworden ist In der That hatten in der Folge die Bitter bald Kühneres zu unternehmen, als zu »singen und zu sagen''. Die Zeit des Ernstes, des Eisens brach bald nach der romantischen Periode der Kreuzzüge, in der sich ganze Völker für die Wiedergewinnung eines kleinen Stückchens „heiligen Landes^ begeistern konnten, herein, die Lieder, welche firüher in den schönen, grünen Gauen erklungen waren, übertäubte und übertönte das Waffengeklirr. Einbrüche von Horden wilder Völker des Ostens, Fehden und Kämpfe her- vorragender Geschlechter unter sich erstickten die edlen Künste des Friedens und wenn auch der eine oder der andere Lieder- mund seine Stimme erhob, so verhallte dieselbe doch bald in den Wirren, in dem Tosen und Kämpfen der Zeit.

So zogen wohl Jahrhunderte vorüber. Das materielle Leben einzelner Völker, einzelner Geschlechter hob sich auch wohl, Regenten vergrösserten ihre Macht und waren für das

Mitth»!!. de« hlat. Vercinea f. 8t«Ierm«rli. XX VL Heft, 1878. 1*

4

Wohl ihrer Unterthanen bedacht, aber eine ruhige Entwicklung des Geisteslebens konnte nicht erfolgen, Künste und Wissen- schaften mussten damiederliegen, bis lücht eine andere Zeit gekommen war, eine Zeit, in der die Geschlechter auch im Innern sich bilden, wachsen, gedeihen, erstarken konnten, eine Zeit, die alles Niedergerissene wieder aufrichten musste und darauf erst den Bau der Gesittung, der edleren Bildung und Cultur weiter fortsetzen konnte. Lange, unendlich lange dauerte es, bis diese Zeit einbrach, bis die Morgenröthe eines neuen Tages herüberschimmerte, bis es sich in den Geistern wieder regte und sie zum Bewusstsein ihrer selbst brachte. Von bedeutenderen literarischen Bestrebungen auf steirischem Boden weiss erst das achtzehnte Jahrhundert wieder zu be- richten und auch von diesem Jahrhunderte sind es die letzten Jahrzehnte, in denen einzelne Gestalten hervortreten, die eine grössere geistige Regsamkeit bekunden, die gleichsam den Nachhall bilden jener grossartigen, geistigen Bewegung, welche sich zu derselben Zeit im nördlichen Deutschland kundgab.

Man ist allgemein der Ansicht, dass das literarische Leben auch das ganze vorige Jahrhundert hindurch, ja noch zu Anfang unseres Säculums in der Steiermark ganz ohne Bedeutung gewesen und derjenige, welcher es zu vergleichen wagt mit dem jener genialen Geister, welche der ganzen Zeit die Bezeichnung der classisehen Literaturperiode gegeben, welche als Neubegründer unserer Dichtung überhaupt aufge- treten waren und von denen an man eigentlich erst wieder von einer deutschen Dichtkunst sprechen konnte, mag Recht haben; im Irrthume jedoch befindet sich jener, der Steiermark noch zu jener Zeit als ganz öde und trostlos, als in geistiger Beziehung, in literarischer Hinsicht todt betrachtet Dass dies eben nicht so ganz der Fall, habe ich schon öfter zu zeigen versucht ^), dass insbesondere eine literarisch, nicht

*) Vgl. mein Buch: Innerösterreichisches Stadtleben vor hundert Jahren. (Wien 1877.) IV. Literatur. Dichtung.

- 5

nur für die Steiermärker interessante Persönlichkeit damals auftauchte und seitdem in unverdiente Vergessenheit gerieth, dies nachzuweisen ist der Zweck der nachfolgenden Blätter.

Schon Const. v. Wurzbach hat in seinem biographischen Lexicon ^) die Aufmerksamkeit neuerdings auf Johann Ritter V. Kalchberg gelenl^t, allerdings nur insoweit, als es in dem Plane dieses ausgezeichneten lexicalischen Werkes gelegen sein konnte, eine eingehendere Besprechung K a 1 ch b e r g's ist nirgends erschienen und selbst der Nekrolog, welcher im Todesjahre des Dichters in der „Steiermärkischen Zeitschrift" (VIIL Heft, 1827. S. 45 S.) von Professor Appel verfasst, das Wirken Kalchberg's schilderte, verwandte nicht viele Seiten zu seiner Darstellung und davon wieder nur eine Zahl von Zeilen möchte ich beinahe sagen, zur Entwicklung der literarischen Bedeutung des Mannes, obgleich derselbe manches Jahr hindurch Mitarbeiter, Mitherausgeber, ja Begründer dieser Zeitschrift '^ gewesen und dieselbe ja gewissermassen berufen erschien, die Bedeutung Kalchberg's fllr die Geschichte des Geisteslebens seiner Zeit eingehend zu würdigen; schon waren ja zwei Gesammtausgaben der Werke des Dichters er- schienen und beide in der kürzesten Zeit vergriflFen, schon hatte derselbe die Aufmerksamkeit der weitesten Kreise auf sich gelenkt und zahlreiche Anerkennungen des In- und Aus- landes ftlr seine Thätigkeit erhalten.

Ich habe mich nun schon seit längerer Zeit eingehend mit dieser für die Steiermark nicht nur in literarischer Hin- sicht, sondern auch in vielen anderen Beziehungen interessanten Persönlichkeit beschäftigt und bin auf Grundlage dessen in Ver- bindung mit einem mir von den noch lebenden Familiengliedern Kalchberg^s freundlichst überlassenen wichtigen Material, welches den Dichter betrifft, im Stande, in dem Nachfolgenden

«) X. Thl. S. 879 ff.

' ) Die interessantesten Aufschlösse hierüber gibt die im steierm. Landes« Archive befindliche Sammlong einer grossen Zahl (über 100) von Ori- ginalbriefen des Erzherzog Johann an Kalchberg.

-- 6 -

eioe etwas eingehendere Schilderung seines Lebens und Wirkens zu entwerfen, insbesondere ist es die von der Tochter Kalch- berg's: Emilie verfasste Biographie, die über so viele Ver- hältnisse, welche man bisher nicht kannte, die trefflidisten AufischlOsse gibt ').

In einer der lieblichsten Gegenden der oberen Steiermark, in dem schönen MUrzthale, dort, wo in einer freundlichen Erweiterung desselben die jugendliche Mürz ihre dunkeln Wellen durch lachende, waldumkränzte Wiesen und Felder schlängelt und sich mit dem Veitschbach vereinigt, erblickte Kalchberg, unser Dichter, das Licht der Weit Die Gross- eltem desselben von väterlicher Seite: Veit Kalchegger, Wirth in Wartberg (f 1726) und Johanna Katharina Kalch- egger (t 1707), waren schlichte Bürgersleute. Deren Sohn, Josef Jakob Erhard Kalchegger wurde 1704 geboren und verehlichte sich nicht weniger als viermal, nämlich am 21. April 1727 mit Anna Maria Fasching, der Witwe eines Wirthes Josef Fasching in Krieglach, eine Ehe, die kinderlos geblieben zu sein scheint ^) ; die zweite Ehe schloss Kalchegger mit Katharina Kippner von Kapfenberg, ein Bündniss, das mit 5 Kindern: Maria, Anna, Josef, Katharina und Appolonia gesegnet war; bei dem im Jahre 1756 geborenen Kinde Josef steht im Taufbuche die Notiz : „Dass Herr Josef Kalchegger, Wirth in Krieglach Nr. 75, anjetzo nobilisirt Herr von Kalch- berg auf Pichl heisse*' ^). Nachdem im Jahre 1760 auch die zweite Gattin in Folge der letzten Entbindung gestorben war,

1) Herr Joh. Rösch, Kaplan in Köflach, Mitglied des histor. Vereines für Steiermark, hat mir ausserdem noch in liebenswQrdiger Freund- lichkeit seine Aufzeichnungen über die Familie des Dichters zur Ver- fügung gestellt, welche er selbst aus den Kirchenbfichem in Krieglach, woselbst der Herr Kaplan frilher weilte, ausgezogen. Ich spreche dem genannten geistlichen Herrn für diese Mittheilung hier meinen besten Dank ans.

*) Oder wohnte die Familie nicht in der Pfarre Krieglach? in dem Kir- chenbuche erscheint kein Kind aus dieser Ehe verzeichnet

>) Diese Notiz ist jedenfalls erst später beigefügt worden, da Kialchegger, wie Wurzbach richtig anführt, mit Diplom vom 30. Dezember 1760

1

verehlichte sich Kaichegger von Kalchberg mit Frau Anna Maria de la Mare, geb. von Kronenberg, verwitweten Baro- nesse von Ghablkhofen. Zwei Kinder: Johann Franz und Johann Nep. entsprossten dieser Ehe; am 6. August 1763 (gerade am Geburtstage des zweiten Kindes) wurde Kaichegger von Kaichberg unter die Stände Steiermarks aufgenommen. Endlich schloss er noch eine Ehe mit Anna Wampl Edle von Summersdorf, welcher drei Kinder entsprossten: Johann, unser Dichter, fenier Alois und Franz. Dreizehn Jahre nach der Geburt des ersteren starb Joh. Erhard von Kalchberg (1778), welcher an der Aussen wand der Pfarrkirche zu Krieglach begraben liegt, ein roh gemaltes Kreuz und die Bilder Kalch- egger's und seines Schwiegervaters, der ebenfalls hier begraben worden, bezeichnen die Grabstelle, die heute übrigens schon sehr vernachlässigt ist

Der 15. März 1765 ist der Geburtstag des Mannes, auf welchen nachstehende Blätter wieder die Aufmerksamkeit lenken sollen und der in der Taufe den Namen Johann Nep. Franz Georg erhielt.

Johann von Kalchberg war von der Geburt an ein zartes schwächliches Kind, dem die Pocken schon früh mit immer- währender Blindheit drohten; da er auf dem väterlichen Schlosse Pichl mitten in der herrlichsten Naturumgebung lebte, erstarkte

in den Adelsstand erhoben worden ist; die bezeichnende Stelle des Diploms lautet: . . . „Wann Wirnun gnädigst angesehen, wahrgenohmen nnd betrachtet haben, die adeliche gute Sitten, Tugenden, Vernunft und Geschicklichkeit, deren uns der Josef Kaichegger zu Krieglach inllnserm Erb-HerzogthuniSteyermarckt besonders angerUhmet worden, anbey auch zu Gemüth geAlhrct, dass er nicht nur allein bey denen während gegenwärtigen Krieg häüflng vorgekonunenen Militär Märchen sich willföhrigst gebrauchen lassen, sondern auch das auf Tabac- postirung gestandene Garlstädtische Militär- Gommando sowohl mit der Löhnung, als mit dem Brod fast in die zwey Jahre versehen, und die hierzu erforderliche Mittel aus seinem Seckel vorgeschossen . . . habe . . . Als haben Wir . . . ihme ... in den Grad des Adels erhoben . . . ihme auch das Prsedicat von Kalchberg gnädigst beygelegt.'' Vgl. Original-Adelsdiplom im steierm Landesarchiv.

8 -

er aber bald. Den ersten Unterricht erhielt der Knabe mühsam von einem alten Fräulein, das im Schlosse lebte. Nach dem Tode des Vaters, der, wie oben erwähnt, schon im dreizehnten Lebensjahre des Dichters erfolgte, wurde er einem benach- barten Pfarrer in Hohenwang übergeben, um den ersten Unterricht im Latein von diesem zu erhalten. Dieser Pfarrer war aber ein übler Pädagoge und Misshandlungen aller Art von Seite desselben flössten dem Knaben eine gewisse Scheu gegen Jedermann ein, die sich erst spät verlor, ja im späten Alter noch war es ihm nicht möglich, diese unangenehmen tiefen Eindrücke seiner Jugend ganz zu verwischen.

Endlich im Jahre 1781 kam der nun dem Jünglingsalter entgegenreifende Knabe in das k. k. Seminarium (Convict) nach Graz, dessen Oberleitung Caspar Boyko, ein Mann führte, welcher nicht nur auf dem Gebiete der Kirchengeschichte als Gelehrter Ausgezeichnetes geleistet hatte, sondern der sich auch als Bilder der Jugend hervorgethan *). Kalchberg floh hier den munteren Kreis seiner Collegen, die ihn desshalb auch nicht selten verspotteten und noch mehr gegen sich erbitterten. Obgleich er sogar gegen die Lecture eine Abneigung hatte, so brachte ihm doch Einer aus dem jugendlichen Kreise einige der damals beliebtesten Dichter und Bomane imd bald darauf wird im Lesen der Dichter dem Jüngling eine ganz neue Zauberwelt erschlossen. Freilich war es in der Anstalt streng verboten, Bücher zu lesen, die nicht besonders bewilligt worden waren und gerade die Werke der damaligen gährenden Dichtergemüther gestattete man am wenigsten, doch Hess sich Kalchberg durch das Verbot nicht abschrecken; er ver- schlang förmlich insgeheim den Inhalt der ihm zugekommenen Bände und lernte die hervorragenden modernen Literatur- grössen : Klopstock, Uz, Lessing. Rabener, Herder und ihre Zeit- genossen bald genau kennen und würdigen. Royko, der gelehrte, trotz seines geistlichen Standes überaus aufgeklärte Mann, erkannte in dem Jüngling bald den strebenden Geist, er

') üeher Royko vergl. mein „Innerösterr. St4idtlebeii.« V. S. 206.

9

würdigte ihn seines näheren Umganges, öffnete ihm seine Bibliothek, die reich war an allen Werken der Gelehrsamkeit und Dichtkunst und weckte durch Wort und That und durch die allgemeine Huldigung, die er genoss, in des Jünglings Brust die ersten Triebe der edlen Ehrbegierde, die ihn bis zum Grabe auf der Bahn des Wissens und Wirkens rastlos vorwärts trieb.

Das Feld, welches er ausser seinem Rechtsstudium, dem sich Kalchberg gewidmet hatte, am meisten liebte und auf dem er schon früh zu arbeiten begann, war das der Geschichte und insbesondere derjenigen seines engeren und weiteren Vaterlandes. Noch verhältnissmässig jung, besass er auf diesem Gebiete bereits ausgezeichnete , hervorragende Kenntnisse. „Der Gegenwart fremd, ^ schreibt die Biographin des Dichters, wie erwähnt, seine eigene Tochter, „in der sein aufstrebender Geist sich an so manchen altergrauten Vorurtheilen verwun- dete, floh er gerne in das majestätische Beich der Vergan- genheit, in dem nur das Grosse und Erhabene uns entgegentritt, während der Schleier der Jahrhunderte die Erbärmlichkeiten des alltäglichen Lebens in seine Schatten hüllt. **

Die Heimatsgeschichte gab denn auch dem begabten jimgen Manne den Stoff zu seiner ersten dramatischen Arbeit „Agnes, Gräfin von Habsburg". Ich komme auf den literari- schen Werth dieses Productes weiter unten zu sprechen, hier sei nur bemerkt, dass dieses Stück um so mehr überraschte, als es auf eine Begebenheit einer hervorragenden Familie des Landes gegründet und von einem Steiermärker geschrieben war.

Zu gleicher Zeit stand Kalchberg an der fUr das Leben so wichtigen Wahl der künftigen Laufbahn. Seine Un- kenntniss der Zeit- und Geschäftsverhältnisse und fremder Ratb verleiteten ihn leider hiebei zu einem Missgriflfe, den er stets bedauerte, er trat nämlich im Jahre 1785 in k. k. Bankal- dienste, deren prosaische, trockene Geschäfte seinen strebsamen dichterischen Geist aber so wenig ansprachen, dass er sich darin sehr unglücklich fühlte und sie auch schon nach einigen Jahren wieder verliess. Unterdessen war man selbst im Aus-

- 10

lande auf die literarische Thätigkeit des jungen Mannes, von dem 17.^8 das Drama „Die Tempelherren*' und ein Band ;, Gedichte'' erschienen waren, aufmerksam geworden und die arkadische Gesellschaft zu Rom sandte ihm ihr Mitglieder- Diplom zu. Nachdem Kalchberg auch die Sanunlung „Früchte vaterländischer Musen ^ und noch einige dramatische Dich- tungen, auf welche ich noch zu sprechen komme, vor die Oeffentlichkeit gebracht hatte, war es die herzoglich deutsche Gesellschaft in Jena, welche ihn, „dessen Liebe zu den schönen Wissenschaften, dessen Eifer für die Ehre unseres Vaterlandes den würdigsten Beifall der Kenner und den Ruhm eines edel- müthigen und geschickten Beförderers der deutschen Literatur ihm schon längst erworben hat, nach Verdienst und einer ihren Gesetzen gemässen Wahl zu ihrem ;,vornehmen* Mitgliede'' ernannte.

Was die Familienverhältnisse betrifft, so vermählte sich der Dichter schon einige Jahre vorher mit einer jungen Witwe, die ihm aber in wenigen Jahren durch den Tod entrissen wurde. Eine Reise, die er daraufhin unternahm, führte ihn nach Italien, dem „Lande der Kunst ^, sein Geist wurde auch wirklich darin wunderbar aufgerichtet ; er durchzog ganz Ober- Italien, verweilte längere Zeit in den romantisch-freundlichen Umgebungen von Görz und sah mit wehmüthigen Empfindungen die letzte Vermählung des Dogen von Venedig mit dem Meere und damit den Tod der Republik. Auf der Rückreise über Triest lernte er Therese Sander, ein Mädchen kennen, das ihm seine erste Gattin theilweise ersetzen zu können schien ; ihre Einwilligung zur Verehlichung erhielt er bald, aber die Familie des Mädchens legte ihm zahlreiche Hindemisse in den Weg, die er freilich nach kurzer Zeit besiegte und sich im September 1790 zum zweitenmale vermählte. Drei Jahre verbrachte er mit seiner Gattin auf seinem väterlichen Schlosse Pichl, an dem er viele Bauten vornehmen liess, das er aber eingetretener Familienverhältnisse wegen darnach verkaufen musste. Man kann sich denken, mit wie schmerzlichen Gefhhlen er 9iQh von dem ehrwürdigen Bau, den der Vater bewohnt,

11

trennte; hier, in den Armen der lieblichen Natur hatte sich ja des Dichters Geist, sein Herz entfaltet, hier „hatten die Musen zuerst dem jugendlichen Sänger gelächelt und die Buinen der grauen Vorzeit, die mit heiligem Ernste von der Berge Spitzen den Lauf der Jahrhunderte betrachten, den regen Sinn für Geschichte und Vaterland in des Jünglings Brust geweckt," hier waren in der That auch die meisten der lyrischen Gedichte entstanden, welche sich in der im Jahre 1788 erschienenen Sammlung finden.

Vom Jahre 1791 an datirt sich Kalchberg's öffentliche Thätigkeit. Nachdem im Jahre 1790 das Schauspiel ;,l)ie Grafen von CilW erschienen war und Kalchberg's Name als Dichter und Geschichtsschreiber schon einen hervorragenden Rang behauptete, wählten ihn im Jahre 1791 die Stände Steiermarks zum Ausschussrath. Er folgte diesem ehrenvollen Bufe, allein das rege geistige Le^eB, in dem er sich bewegte, die vielen unvollendeten poetischiL/Arbeiten, der literarische Verkehr, in dem er schon damals inR ausgezeichneten Männern des In- und Auslandes stand, nahmen seine Zeit und seinen Sinn ganz in Anspruch, auch sehnte er sich nach einem ländlichen Aufenthalt und so legte er diese Stelle schon ein Jahr darauf wieder zurück und zog nach Wildbach, woselbst er sich angekauft hatte, um dort ganz den Musen und Wissen- schaften zu leben. Hier bearbeitete und vollendete er von den später erschienenen Dramen „Die Bitterempörung" (Andreas Baumkircher), ;,Maria Theresia" und „Die deutschen Bitter in Accon*.

Im Jahre 1796 abermals von den Steiermark. Ständen zu ihrem Ausschussrathe gewählt, nahm er die Wahl an und beschloss nun in dieser Eigenschaft sich ganz dem Dienste des Vaterlandes zu weihen. Sowie er früher mit rastlosem Streben sich der Kunst und Wissenschaft gewidmet, so betrat er jetzt den neuen Weg mit allem Eifer und mit aller Energie, die seinem Wesen innewohnte. Nachdem im Jahre 1806 noch das Drama „Attila, König der Hunnen" erschienen war, verliess er damit das Gebiet der Poesie und widmete sich in der

12

Zeit, welche ihm seine Geschäfte Übrig liessen, dem Studium der Geschichte, insbesondere derjenigen Steiemiarks in der ein- gehendsten Weise. Besonders untersuclite er fleissig und gründlich die Entstehung und Entwicklung der ständischen Verfassung. Eine Frucht aller dieser Studien und Arbeiten waren die zwei Bände „Historische Skizzen*', welche 1800 erschienen und die treffliche Abhandlung „Ursprung und Verfassung der Stände Steiermarks" ^). Auch eine andere Arbeit Kalchberg's fällt in diese Periode, die seinen eifrigen Sinn für die Geschichte des Vaterlandes und seiner Denkmale bekundet, er hatte oft bei seinen historischen Arbeiten die alten das Land betreffenden Urkunden zur Hand zu nehmen, dieselben befanden sich häufig nicht in der gewünschten, für den Forscher gerade sehr nothwendigen Ordnung, und Kalchberg, den ^ Herzensdrang, Vorliebe und Patriotismus" belebten, ^ seine Zeit und Geisteskräfte vorzüglich dem Dienste der erhabenen Stände seiues Vaterlandes widmen zu dürfen", erbot sich, die Ordnung und zweckmässige Einrichtung unent- geldhch zu übernehmen. „Die Wärme," womit er in der betreffenden Eingabe vom 6. Februar 1800 „vom Gegenstande seiner Wahl, von der Nothwendigkeit dessen Pflege, von der Bedeutung desselben für die Landschaft und die Heimat spricht, kennzeichnet den Mann uud adelt seine Gesinnung." ^) Auch später noch unterstützte er das Archivswesen auf das eifrigste, er war es, der, als eine planmässige Einrichtung dieses Archives unter Erzherzog Johann vorgenommen würde, in einem Promemoria vom 1 8. März 1812 die Aufmerksamkeit auf das Staats-Archiv in Wien lenkte, wohin gelegentlich der Klosteraufhebungen so viele für Innerösterreich wichtige Ur- kunden gewandert waren, er wies darauf hin: man müsse Bereisungen organisiren, um selbst den wichtigsten Urkunden

') Abgedruckt : „Sämmtliche Werke" (Wien.) V. Bd.

■•') Vgl J.v. Z ah n's Arbeit: ^Zur Geschichte des landscbaftlichenAi'chivs- wesens in Steiermark" im „Jahresberichte des steiei-m. Landesarcliivcs zu Graz.« 1. Jahrg. 1ö69. Graz. 1870, S. 25.

13

nachzuspüreD, um zu ihnen zu gelangen, er endlich verlangte damals schon die Vereinigung des ständischen mit dem Joan- neumsarchive und legte die Yortheile derselben in einem abermaligen Promemoria dar ^).

Alle diese Arbeiten hatten aber K a 1 c h b e r g's Anwesen- heit in Graz zur Bedingung gemacht und so schwer ihm dies auch fiel, verkaufte er doch seine Herrschaft Wildbach ebenfalls und übersiedelte in die Hauptstadt „Von nun an," schreibt seine Biographin ;, lebte er ausschliessend den Geschäften und griff nur selten bei ausserordentlichen, meist patriotischen Gelegenheiten noch in der Leier Saiten.'' Als wahrer Patriot, über Steiermark war damals gerade die traurige „Franzosenzeit*' hereingebrochen, hasste und verabscheute er jene kriechende Verehrung französischer Herrlichkeit und sprach seine Gesin- nungen immer laut und freimüthig aus. Von diesen Ansichten zeigt auch sein Aufsatz „Die Franzosen der Vorzeit" '^), den er später veröffentlichte. In der That scheute er in den Tagen der feindlichen Invasion weder Aufopferung noch Gefahr, um seinem Vaterlande nützlich zu sein. Hiefür und für seine übrige eifrige Thätigkeit liefert den besten Beweis die schmei- chelhafte schriftliche Anerkennung, welche der damalige Landes- Gouverneur Graf Attems an ihn richtete ^),

Kalchberg lebte noch immer gerne auf dem Lande und benützte auf der Besitzung Feilhofen bei Deutsch-Landsberg, welche er neuerlich angekauft hatte, seine Müsse dazu, um sich der Wissenschaft zu widmen. Leider brachten ihn die Finanzverhältnisse des Jahres 1811, da er kurz zuvor seine meisten Besitzungen verkauft hatte, in eine materiell traurige

<) An demselben Orte. S. 31 u. 32. Man sieht daraus, dass Kalchberg auch einen Theil zu jener tre£flicben Ordnung und Einrichtung des steierm. Landes-Archives beigetragen, das heute als eine Muster- Anstalt ihrer Art in Deutschland dasteht.

^) Derselbe befindet sich in der Zeitschrift „Der Aufmerksame " Jahrg. 1817. Nr. 78.

^ Ein Theil des Wortlautes derselben findet sich in Appels ;, Nekrolog", den ich oben im Eingange erwähnt habe. S. 52 f.

14

Lage, die für ihn um so drückender ward, als der zartfühlende Mann früher im Besitze eines hübschen Vermögens, mit diesem auch die Zukunft seiner Familie gesichert gesehen hatte und nun die Seinen dem Ungewissen preisgegeben sah. Schon im Jahre 1810 hatten ihn die Stände zum zweiten Verordneten des Bitterstandes erwählt

Hier angelangt, komme ich zu einer Thätigkeit Kalch- b e r g's , deren segensreiche Folgen heute noch f Ir das Land von so nachhaltig günstigem Einflüsse erscheinen. Es ist dies die Theilnahme an der Gründung des „Joanneums", einer Anstalt, welche ihr Entstehen bekanntlich dem erlauchten Gründer Erzherzog Johann verdankt, zu deren zweckmässiger Einrichtung und Fortführung aber Kalchberg's Vorschläge unendlich viel beigetragen. Erzherzog Johann hatte vom ersten Augenblicke an, da er auf Grundlage seiner hiefÜr dem Lande überlassenen trefflichen Sammlungen an die Errichtung dieses Institutes gedacht, auch sein Augenmerk auf den thätigen Geschichtsforscher gelenkt Welches Vertrauen er in Kalch- b e r g setzte, zeigt der oben erwähnte Briefwechsel des Prinzen mit dem Dichter, welcher im steierm. Landes- Archive aufbewahrt, viele Details, welche die Anstalt betroffen behandelt. Den hohen Werth derselben für die Bildung und Vervollkommnung seines geliebten Vaterlandes tief erkennend, strebte Kalchberg nunmehr mit rastlosem Eifer die edlen Absichten des Stifters zu fördern, jedes Hindemiss zu besiegen und sich so des erhaltenen Vertrauens würdig zu zeigen. Von der Versteigerung des LesIiehofeS; in dem das Institut untergebracht wurde, an (bei der im Jahre 1811 Kalchberg im Namen der Stände dieses Gebäude für den gedachten Zweck erstand), hatte sein Eingreifen in allen EntstehungspUasen der Anstalt den wich- tigsten Einfluss. In einer Urkunde vom 26. November 1811 ernannte Erzherzog Johann die drei Curatoren des Joanneums im Sinne der Stiftung; Männer, die das Vertrauen im hohen Grade genossen, die durch allgemeine Verehrung ausgezeidmet waren, sollten zu diesem Amte bestimmt sein. Des Erzherzog Wahl traf den Landeshauptmann Ferdinand Grafen Attems,

15

den Abt zu Admont Gotthard Kuglmayr und endlich ernannte er „zum Curator aus dem Ritterstande den Herrn Johann von Kalchberg, bekannt durch seinen literarischen Buf, durch seine Landes-Kenntniss und seine Denkart". „Mit voller Beruhigung, '^ fährt der Erzherzog fort, „setze ich mein Vertrauen auf diese Herren Curatoren ; durch eine mehrjährige Bekannt- schaft, in ruhigen und gefahrvollen Zeiten, sah ich sie ihre Vaterlandsliebe, ihre Treue gegen den Fürsten und ihren Eifer für alles Gute und Nützliche erproben.*' Kalchberg war es, der die über dem Thore des Hauses, in dem das Institut untergebracht ist, befindliche Inschrift festsetzte und deren Errichtung vorschlug, er beantragte die Aufetellung der Büste des Erzherzogs im Innern, er verfasste den Prolog, welcher bei der feierlichen Enthüllung dieser Büste und der- jenigen des Kaisers Franz am 26. Msd 1814 von der Gräfin Antonie v. Dietrichstein gesprochen wurde ^X er erstattete schon auf dem Landtage am 23. August 1811 einen umständ- lichen und geschichtlichen Bericht über die Entstehung und bisherige Ausbildung des Joanneums, er beantragte, um die Bedeckung der nun immer mehr auflaufenden Kosten zu sichern, eine Bevision des Mühllaufer-Geldes und des Musik- Imposto-Gelälles ^), er unterbreitete über Aufforderung des Erzherzogs im Jahre 1814 einen ausgezeichneten Organi- sationsplan der Anstalt, welcher zu vielfachen Verbesserungen Gelegenheit gab. Kalchberg war 16 Jahre lang bis zu seinem Tode als Curator unermüdlich für das Wohl und den Nutzen dieser Anstalt und der Wissenschaft thätig. In Ver- bindung mit Dr. L. v. Vest, Freiherm v. Thinnfeld und Dr. F. S. Appel leitete er auch durch sechs Jahre von ihrer Gründung an die „Steiermärkische Zeitschnff*, welche mit den

<) Vgl. hierüber: „Dr. G. Göth: Das Joanneum in Graz.«' Gras. 1861.

S. 19 u. 268, sowie den I. Theil von Ealchberg's sämmtlichen

Werken S. 178, woselbst dieser Prolog ebenfalls abgedruckt erscheint ^) £8 wnrden dadurch mehrere hundert früher verschwiegene Mühlen

in die Veranschlagung gezogen, was den Ertrag von 6746 fl. auf

18000 fl. erhöhte. Göth. a. a. 0. S. 20.

16

wissenschaftlichen Bestrebungen an der neuen Anstalt in so engem Zusammeuhange stand. Kalchberg war es endlich auch, welcher im Vereine mit dem st st Archivar Wartinger ein Capital von 1000 Gulden hinterlegte, von dessen Zinsen jährlich eine passende Medaille angeschafft und dem auf dem Gebiete der Geschichte Steiermarks kenntnissreichsten der studierenden Jünglinge übergeben wurde ^), und seiner Thä- tigkeit ist auch die Gründung des Musikvereines für Steiermark zu verdanken, in dem er in den Jahren 1819 bis 1826 als Repräsentant d. i. Vorsitzender des Ausschusses hervorragend wirkte. Das in jener Zeit an verdiente Männer ertheilte Ehren- diplom des genannten Musikvereines hat, was den Text anbe- langt, Kalchberg zum Verfasser. So sehen wir den Mann allüberall auf künstlerischem und historischem Gebiete, ins- besondere auf dem Felde der Heimatsgeschichte thätig und rührig, diese zu fördern, zu unterstützen scheute er keine Opfer.

Im Jahre 1816 wurde Kalchberg zum zweitenmale als zweiter Verordneter der Stände gewählt, er rückte im folgenden Jahre in die Stelle des ersten Verordneten vor. Seine Gründlichkeit und Ausdauer im Arbeiten, wie nicht minder seinen klaren Styl selbst in Amtsschriften zeigen die heute noch im Archive zahlreich erliegenden Referate von seiner Hand. Im Uebrigen lebte der Dichter nun sehr zurück- gezogen, einige kleinere Reisen in Steiermark und eine Reise nach Wien im Jahre 1818 ') abgerechnet, verliess er die Hauptstadt fast gar nicht Seine literarische Thätigkeit be- schränkte sich auf mehr oder weniger wissenschaftliche Publi- caüonen in dem „Archiv für Geographie, Historie, Staats- und

1) Appel's Nekrolog, a. a. 0. S. 53.

^) Es scheint sein erster Besuch in der Residenz gewesen zu sein, deren Treiben ihm gar nicht gefiel. „Also hat Ihnen," schreibt Erzherzog Johann an ihn nach Kalchberg's Zurttckkanft, „die schöne Kaiser- stadt nicht gefallen nachdem Sie sich dort einige Zeit aufgehalten, begreifen Sie, warum ich jenen Aufenthalt nicht mag.** Orig. Brief des Erzherzogs an K. vom 15. Juni 1818 im steiei-m. Landesarchive.

17

Kriegskunst", iin „Aufmerksamen", in der „Steierm. Zeitschrift*^ und an anderen Orten. Seine öffentliche Thätigkeit fesselte ihn oft ganze Nächte hindurch an den Schreibtisch. Aber Trübsinn und Schwermuth bemächtigten sich Kalchberg's in den letzten Jahren seines Lebens, die Uebernahme eines silberhaltigen Bleibergwerkes in der Nähe von Graz verwirrte seine ohnehin schon zerrütteten Vermögensverhältnisse noch mehr, eine lange Krankheit beugte seinen Körper und entzog dem Geiste jene Elasticität, welche ihm bisher immer eigen gewesen war. Im Jahre 1820 ernannte ihn das Vertrauen des Monarchen „in Bücksicht seiner ausgebreiteten gründlichen Landeskenntniss zum Referenten des neu errichteten Grund- Steuer-Provisoriums", Aber seine einmal gestörte Gesundheit konnte nicht wieder erstarken, obgleich er sich mitunter wohler fühlte, quälte ihn doch meistens das heftige Brustleiden und die dadurch hervorgebrachte Gemüthsstörung machte die Schmerzen doppelt empfindlich, das Uebel verschlimmerte sich im Jahre 1826 trotz der beispiellosen Pflege und Sorge der Seinen von Tag zu Tag, mit den sinkenden Blättern sank auch seine letzte Kraft und als im Jahre 1827 die wieder verjüngte Natur sich zum neuen Erwachen bereitete, da rief sie auch ihren treuesten Freund hinüber in den ewigen Frühling einer besseren Welt; am 3. Februar 1827 starb der von so vielen Leiden heimgesuchte Mann.

K a 1 c h b e r g's Grabstätte befindet sich auf der Südseite der Leechkirche, er selbst wünschte an diesem historisch merkwürdigen Orte, an einem der ältesten Denkmale der Stadt Graz begraben zu werden und drückte diesen Wunsch in seinem letzten Willen, sowie auch in einem schönen Gedichte : „Gesuch um eine Grabstätte an der Leechkirche bei Grätz, 1823^ ^) aus. Eine Tafel mit Versen, die er selbst verfasste 2), bezeichnet die Stätte.

<) Man findet dieses Gedicht am Schlosse von Appel's Nekrolog. S. 56 ff. ') Die aber wegen des geringen Raumes der Tafel gekürzt werden

mnssten. Diese Kürzung nahm unser lieber Heimatsdichler K. 6.

Ritter v. Leitner vor, wie er mir selbst erzählte.

MltthcU. des bUt. Ycrcinct f. 8t«i«rmMk. XXYI. Haft, 1878. 2

24

und Drang-Periode an '). Schon Klopstock's Oden hatten noch vor dem Messias, seit dem Ende der Vierziger Jahre dem deutschen Volke im antiken Gewände einen feurigen, genialen, echten Dichtergeist gezeigt, bei dem man es gern übersah, dass der Reim in seinen Poesieen fehlte. Auch auf den steiermärki- schen Dichter müssen die dahinfluthenden antiken Strophen des „nordischen Barden^, der zur Zeit K al chb e r g's auf der Höhe seines Ruhmes stand, einen tiefen Eindruck gemacht haben. In der That eröffnet Kalchberg die Sammlung seiner Gedichte (Ges. Ausg. I. 3.) denn auch mit den alcäischen Strophen „An die Steiermark^ und wendet in der Folge die Klopstock'sche Form antiker Strophen öfter an. Rein und tadellos in der Form, entbehren diese Gedichte keineswegs jenes Schwunges, der die Schöpfungen des Verfassers der Messiade erhebt, Phantasie und Kunstgefühl beherrschen überall den Poeten. Manches unter den früheren Gedichten Ealchberg's erinnert an Schiller, jedenfalls ist es kein blosser Zufall, dass von Schiller (jedoch nur in den Gedichten der „ersten Periode*) häufig angewendete Metra bei dem steirischcn Sänger eben- falls nicht selten sind'^). Auch die wilde, etwas zügellose, in ihrem genialen Fluge oft den Reim mehr oder weniger ver- nachlässigende Sprache gleicht derjenigen des Dichters jener

*) Die ersten lyrischen Gedichte Kalchberg's sind in dem „Wiener Musenalmanach^ und zwar in den Jahrgängen 1785, 1787 und 1786 desselben erschienen, im letzteren Jahi'e kam die erste Sammlung „Gedichte-* (Grätz) heraus, die bereits ziemlich umfangreich war.

'^) So mache ich darauf aufmerksam, wie bezeichnend die trochäischen Metra bei Schiller bis 1785 überwiegen. Unter 26 Gedichten der 1. Periode sind 15 in trochäischen Yersmassen abgefasst. Z. B. Will sich Hektor ewig von mir wenden Schön wie Engel voll Wal- hallas Wonne Meine Laura, nenne mir den Wirbel Wenn dein Finger durch die Seiten meistert Ewig starr an deinem Mund zu hangen Laura, Sounenaufgangsgluth Laura, über diese Welt zu flüchten Banges Stöhnen wie vor'm nahen Sturme Monument von unserer Zeiten Schande Horch, die Glocken hallen dumpf zusammen u. 8. w. Unter diesen wieder ist der fünffüssige Trochäus am häufigsten angewendet, besonders in jener Zusammenstellung, wie er auch in dem oben citirten Gedichte Kalchberg's erscheint.

-- 25 -

verzückten Lieder „An Laura" u. s. w. Man vergleiche z. B. aus Schillers Jugendliedem die Gedichte: „Hektors Abschied," I, Laura am Ciavier/ „Die Entzückung an Laura," „Die Freundschaft" u. a. etwa mit Kalchberg's: „An Mariannen" (L 12.):

Lange, lange sucht' ich stets vergebens

Unter Truggestalten dieses Lebens

Eine weibliche Vollkommenheit;

Nicht allein zum Durste niederer Sinne,

Auch gemacht zur höhern Geisterminne

Und zur wechsellosen Zärtlichkeit

Ach ! schon fing mein Hoffen an zu wanken,

Schon versank ich tief in den Gedanken

Dass mein Suchen ewig fruchtlos sei;

0, da sah ich dich, erhab'ne Schöne!

Und der erste deiner Silbertöne

Machte mich von meinem Zweifel frei. U. s w.

Ebenso charakteristisch in diesem ' Sinne ist „Adolf an Gabrielen". (L 72.) Die kleineren Lieder Kalchberg's, welche sich in der Sammlung finden, sind oft von ausserordentlicher Einfachheit, manches überrascht durch einen originelleren Gedanken, meistens ist die Form gut gewählt und streng durch- geführt

Der Meister auf dramatischem Gebiete, im Zeichnen von Figuren und lebendigem Handeln, tritt uns schon in der Ge- dichtsammlung durch einige Balladen entgegen. Zumeist der Landesgeschichte entnommene Stoffe weiss der Dichter mit Wärme und Lebhaftigkeit vorzutragen. Manchmal dringt köst- licher Humor in einzelnen Strophen durch, an dem wir um so augenscheinlicher die Ungezwungenheit erkennen, mit welcher der Dichter erzählt Die erste Ballade „Hans von Stein und Hedwig von Wagen" mahnt allerdings noch an die Stolberg- Miller'sche Richtung, Geister, brausender Sturm, finstere Nacht und andere Schrecknisse sind nicht gespart, auch die Moral fehlt nicht:

26

Euch, ftthllosen Eltern! Euch wollt idi die Mahr Zur schaurigen Warnung besingen. Der Schöpfer gab Freiheit dem Menschengeschlecht, D'runi; kalte Tjrrannen! D'rum habt ihr kein Recht, Die Liebe der Kinder zu zwingen.

Dag^en muss die Erzählung ^Andreas Eberhard von Rauber und Helena Scharsäckinn ** den besten von K a 1 c h b e r g's Gedichten beigezählt werden. Der bekannte Sackkampf (daher der Name ^Scharsäckin*') zwischen dem durch seine Stärke berühmten steiemiärkischen Ritter Rauber und jenem spanischen Rittersmann ^) bildet den Vorwurf zu der mit grosser Schalk- haftigkeit abgefassten Erzählung.

Von besonderer Bedeutung für die vaterländische, im weiteren Sinne flir die österreichische Literatur des 18. Jahr- hunderts wurde auch eine von J. v. Kalchberg veranstaltete Sammlung von Poesien, die im Jahre 1789 (und 1790) unter dem Titel „Früchte vaterländischer Musen, herausgegeben zum Besten der leidenden Menschheit" (2 Bändchen), erschien. Diese Sammlung ist der damals auftauchenden Musenalmanach- Literatur** beizuzählen. Der Erfolg, welchen der Göttinger, dessen Nachahmung der Leipziger und endlich der Wiener Musenalmanach hatten, bildete jedenfalls auch in Kalchberg den Plan zu einem derartigen Unternehmen, das freilich einen mehr provinziellen Anstrich haben sollte^). So erschienen die beiden Bändchen und sie geben eine treffliche Uebersicht der damals in Steiermark lebenden poetischen Talente. Als Mit- arbeiter finden wir vor Allem Kalchberg selbst vertreten; einige seiner besten Gedichte sind hier zum ersten Male ver-

<) Vgl.: ValYassor's Ehre des Herzogthums Krain.

*) Vgl. : K. Goedeke, Eiif Bttcher deutecber Dichtung von Seb. Braot bis auf die Gegenwart. Leipzig 1849, 1. S. 727. ,Nim fingen die Ahna- nache schon an pronnziell zu werden, denn zunächst nach dem Wiener entstand: Pfalzbayrischer Musenalmanach f&r das Jahr 1781 bis 1782 u. s. w. Lemberger Musenalmanach, herausgeg. von H. G. Y. Brotschneider u. s. w." Kai ebb er g's „Früchte v. M." er- wähnt Goedeke nicht, jedenfalls sind sie ihm unbekannt geblieben.

27

öffentlicht, die weiteren Mitarbeiter, welche theils mehr, theils weniger Beiträge geliefert, sind : Dr. Jos. Eustach König ^), Franz Schräm, J. J. Scheiger, Xav. A, v. Unruhe, A** L**r (Alois V. Leitner), Johanna Gr. v. W**d (Gräfin v. Wurmbrand ?) und mehrere Ungenannte ^), die sich unter Anfangs- und End- buchstaben ihrer Namen verborgen und wohl nicht aufeufinden sein werden.

Wie schon erwähnt, gipfelte das Talent Joh. v. Kalch- bergs im Drama. Die Theaterliteratur seit den Siebziger- Jahren des 18. Jahrhunderts weist die schönsten Perlen unserer dramatischen Poesie auf; sie zeigt aber auch an manchen Orten, ich muss zu diesen leider auch Graz rechnen, einen trostlosen Charakter. Der Ruhm, den sich ein Lessing, ein Schiller und Goethe mit ihren ersten und späteren dramatischen Werken rasch erworben, spornte zahlreiche kleine Geister zu Nachahmungen an, es entstand dadurch ein Wust von Schau- spielen, die selbst auf der Bühne Eingang fanden, ja, wie die Ritterschauspiele eines Spiess, von dem Publikum mit Begierde aufgenommen wurden. Ich erinnere hier nur vorübergehend an die Nachahmungen von Goethe's „Götz von Berlichingen*', welches Schauspiel eigentlich die ganze nachfolgende „Ritter- literatur^' zur Folge hatte. Die Vorzüge Goethe's hatte keiner erreicht; die Mängel, welche man dem „Götz** dagegen zum Vorwurfe machen kann, wurden oft für dramatisch wirksame Schönheiten gehalten und der derbrealistische Anstrich des Stückes eiferte die Nachahmer zu wahren Zerrbildern an, die sich in das Gewand des Ritterschauspieles kleideten^). Die Verfasser solcher Stücke blieben natürlich meistens unbekannt und ungenannt und hatten dazu auch ihre triftigen Gründe. Dass

<) AdTokat in Graz. „Seine Sinngedichte zeigten, dass er Laune, Witzi

NaiTetat und Oberhaupt den Geist eines Mortials besass.^ Vgl. Wink-

Jem: Nachrichten. S. 106 und 107. ^ Vgl. besonders mein Innerösterr. Stadtleben (Literatur. Dichtung).

S. 155 ff. >) Man vergleiche hiezu die ?on mir angeführten Schauspieltitel in

meinem öfter angeführten Buche. S. 41.

- 28

dies übrigens nicht nur bezüglich der Provinzbühnen der Fall war, beweist die Theatergeschichte jener Zeit Unter solchen Umständen musste ein auftretendes Talent, das mit Fug und Recht ein bedeutendes genannt werden konnte, dop- pelte Aufmerksamkeit erregen. Dies war auch wirklich der Fall bei dem ei*sten Schauspiele Kalchberg's: „Agnes, Gräfin von Habsburg** (Gratz, 1786), das der erst 21jährige Dichter veröffentlichte und später unter dem Titel: „Wülfing von Stubenberg** umarbeitete. Der Stoff war schon hier der vaterländischen Geschichte entlehnt, eigene Forschung in Stubenberg'schen Familien-Urkunden hatte die Details der Handlung den Dichter kennen lernen lassen. Und wenn auch bei einer Begebenheit, die, wie diese, in den Anfang des 11. Jahrhunderts fällt, Geschichte und Sage vielfach ineinander- fliessen, so ist doch dem jungen Dichter ein farbenreiches, dramatisches Gemälde gelungen, dessen landschaftlicher Hinter- grund mit der etwas abenteuerlichen Handlung trefflich über- einstimmt Dass der Geschichtsforscher hinter den Dichter vielfach zurücktritt, wird ihm bei der grossen Jugend des letzteren Niemand verübeln, doch macht ein kurzer Vorbericht den Leser zum Theile mit den benützten Quellen bekannt In der Hauptsache bildet die Fabel des Schauspieles die Liebe der Gräfin Agnes von Habsburg zu dem steiermärkischen Ritter Wülfing von Stubenberg, der auf einen Kreuzzug auszog, seiner langen Abwesenheit wegen aber für verschollen gehalten wird, bei seiner Rückkehr erfährt, dass der Burggraf Riedecker von Kuenring sich mit Agnes verlobt hat und schliesslich in dem bekannten Kampfe (von dem das „Rennfeld** seinen Namen haben soll) den Burggrafen besiegt und sich die Braut erkämpft. Erinnert auch die Sprache hier und da an die grosse Jugend des Dichters '), so muss doch die Exposition eine klare und durchsichtige, der Zusammenhang ein geschlossener genannt werden. Die Gestalten der Frauen sind noch nicht fest ge-

1) Der erste Drack lag mir nicht vor, Bondern nur die Umarbeitung der Gesammtausgabe.

29

zeichnet, einzelne männliche Charaktere dagegen vortreiflich. Nirgends eine psychologische Unmöglichkeit, wie sie bei Erst- lingswerken so oft und so gerne vorzukommen pflegt.

Schon in dem nun folgenden dramatischen Gedichte Kalchberg's: ^Die Tempelherren" (1788) tritt uns das Talent desselben gereifter und, mehr geklärt entgegen. Auch diese Dichtung hat insofeme für Steiermark ihr specielles literarisches Interesse, als sie das erste dramatische Gedicht genannt werden kann, welches daselbst entstanden ist und Aufmerksamkeit verdient Dass Lessing sein Vorbild gewesen, geht aus Kalchberg's eigenen Worten hervor, die er im Jahre 1616 an die „Freunde seiner Muse" richtete: „Nathan der Weise und der Mönch von Carmel gingen als Vorbilder meinen Tempelherren voraus in dieser Gattung dramatischer Dichtung, die nun so viele Meisterstücke besitzt" ^). Die Fabel der „Tempelherren" bildet das tragische Schicksal Jakob von Molai's, des Grossmeisters der Tempelherren, den bekanntlich Philipp der Schöne dem Scheiterhaufen überantwortete. Molai ist denn auch die Hauptfigur des dramatischen Gemäldes, um die sich alles andere gruppirt, seinem Orden treu bis in den Tod, stösst er Alles zurück, was den Satzungen desselben entgegen ist, selbst die Liebe der Königstochter Bianca vermag es nicht, ihn seinem Gelübde untreu zu machen. Gedämpfter und milder macht sich dieser edle Grundzug des Charakters auch in dem greisen Gross-Prior Guido von Auvergne geltend. Die Sterbescene zu Anfang des fünften Actes lässt so recht in die sanfte, ' grosse Seele des sterbenden Greises blicken, dessen letzte Worte »Vergib allen meinen Feinden" diese Gestalt der jenes grossen Religionsstifters so ähnlich machen und ihn in einem wahrhaft göttlich milden Lichte erscheinen lassen. Kalchberg liebt es, in den Personen seiner Dich- tungen sich diametral entgegenstehende Gegensätze zu zeigen* Der abtrünnige Noifo Dei, „ein ausgestossener Tempelritter^

*) Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst. Wien 161G. (7. Jahrg.) S. C33.

30

und der charakterlose Kanzler Wilhelm von Nogaret, reprä- sentiren diese Gegensätze hier. Nogaret scheut nicht vor falschem Zeugniss zurück, um den Untergang der Templer zu befördern ; ihn leitet ja, wie er es seihst gesteht:

Das, was hiemieden jeden Weltmann macht, Das grosse Triebrad aller Menschenthateu : Der Eigennutz. Mit einem Geierauge Sieht Phflipp auf der Templer fette Habe; Strebt, ihre Schätze, die sie sich im Feld Durch's Schwert erworben, zu erhaschen, und Versprach von Allem auch ein Dritttheil mir. Auch die Hospitaliter, die des Ordens Verjährte Feind und Nebenbuhler sind, Verhiessen mir den grössten Lohn, wenn ihnen Der Tempelherren Commenthureien würden. So bin ich dann nun beyderseits geborgen Und meine Arbeit bringt gewisse Frucht.

1. Act, 12. Auftr.

Ihm würdig zur Seite steht die verbuhlte Mathilde, Nogaret's Tochter, ein Weib, das nicht zufrieden damit, die Beischläferin eines Königs zu sein, ihre Augen auch zu Molai selbst erhebt und ihre ganze Verworfenheit kundgibt, da ihr der Grossmeister die stolzen Worte zuruft:

Wenn jemals Jakob Molai, Der Pflicht zuwider, einem Weibe fröhnt. So ist doch seiner Seele Stok zu gross. Zu einer Buhlerin herabzusinken. Und war' sie selber eines Königs Motze.

Indem sie ihm noch die unheilverkündende Drohung nach- ruft ^), die mit den Worten schliesst:

Verderben über dich! Verruchter Bube! Mein Auge soll nicht ruhn, bis du gestürzt, Das Opfer meiner Rache bist!

«) 2. Act, 9. Anftr.

31

So vereinigen sich alle bösen Mächte und bereiten dem Tempelherrn den Untergang. Die Templer werden unter den bekannten Scheinbeschuldigungen gefangen genommen, Jakob von Molai, den Bianca noch aus dem Kerker erretten will, schlägt dies Anerbieten aus. Schon hat Mathilde den König bewogen, das Todesurtheil zu unterzeichnen und sie bricht, während die Flamme des Scheiterhaufens vor ihren Augen auflodert und der König schon den voreiligen Schritt bereut, noch in die Rufe aus:

Will es dich yielleicht gereuen? Pfui, Philipp! Wer ein grosses Werk beginnt, Muss keine kleine Seele haben. Ha! Wie schön zum Himmel auf die Flamme lodert.

Allerdings sind alle diese Gestalten vom Dichter kühn gezeichnet, aber keineswegs mit allzugrosser Verletzung der historischen Treue ^). Eine Dichtung; wie diese, mussteKalch- berg's Namen bald auch ausserhalb der Grenzen seines engeren Vaterlandes bekannt, berühmt machen, die Verworfen- heit und den Edelsinn hatte der Dichter hier mit den grellsten Farben dargestellt und sich gegen die Natur doch nirgends versündigt.

Die nächste dramatische Arbeit Kalchberg's nahm ihren Stofif wieder aus der Geschichte des Vaterlandes. „Die Grafen von Cilli.** Eine Begebenheit der Vorzeit, besteht eigentlich aus zwei Abtheilungen *), die auch in verschiedenen

^) Vgl. auch Zach. Werner's dramat. Gedicht: „Die Söhne des Thals,

L: Die Templer auf Gypern^, das 1808 erschienen ist. 2) Die erste Abtheilung (Gilli 1791) enthält den n^nedrich'' und auf dem Titel das Motto:

Steig nieder aus der Schilde Mitte von der Wand, Darbender Seelen Erweckerin, Harfe von Cona mit deinen drei Stimmen! Komm' mit jener, die die Vorzeit aufhellt Und empöre mir des Alterthums Gestalten lieber ihre dttsterbrannen Jahre. Ossian.

In dieser ersten Ausgabe ist das Stfick noch nicht in Acte, sondern in 11 Abtbeilungen gegliedert Die Eintheilung in Acte findet sich

32

Jahren (1791 und 1793) erschienen sind und die sich in- sofeme ergänzen, als die beiden fünfactigeu Schauspiele: „Friedrich Graf von Cilli" und ;,Ulrich, Graf von Cilli" unter dem erwähnten Gesammttitel Charakterbilder der beiden bedeutenden Vertreter jenes rasch berOhmt ge- wordenen Grafengeschlechtes zu liefern versuchen. Dass diese Charakterbilder durch die Hand eines Mannes, wie Kalchberg, auch ihre dramatische Abrundung erhielten, liegt um so mehr auf der Hand, als die Geschichte beider Grafen an sich schon den Gang einer gesteigerten dramatischen Handlung darbietet. Mit dem tragischen Ende der Veronika von Dessenitz schliesst das erste, mit der Ermordung Ulrichs durch Ladislaus das zweite Stück. Zum Vergleiche, in wie weit Kalchberg von den historisch beglaubigten Thatsachen abwich, diene eine kurze Darstellung zuerst des „Friedrich*". Gegen den Willen seines Vaters Hermann IL v. Cilli, der den Glanz und den Ruhm des Cillier Grafengeschlechtes durch hohe Verbindungen noch erhöhen und steigern wollte, vermählte sich Friedrich, nachdem seine erste Gattin, Gräfin Elisabeth von Modrusch im Jahre 1422 gestorben war, heimlich mit Veronika von Dessenitz, einem Mädchen aus dem niederen Adelsstande und lebte mit ihr auf seinem Schlosse Gurkfeld in Kärnthen. Der steiermärkische Edle Jobst v. Helfenberg, einer der bittersten Feinde Friedrichs, hat es ausgekundschaftet, dass Friedrich mit Veronika vermählt sei; er schleiclit sich in den Garten zu Gurk- feld ein, Jobstens Blut selbst geräth beim Anblicke der schönen Veronika, der er sich unerkannt naht, in Wallung und dop- pelten Groll gegen Friedrich im Herzen tragend, eilt er zu dessen Vater. Unterdesseu erscheint Friedrichs Freund: Jakob von Edling, auf dem Schauplatze in Gurkfeld und er- kennt mit tiefem Schmerze in der Gattin seines Freundes

erst in der Umarbeitung in den „Sämmtl. Werken". YIIT., welche Wurzbacb unbekannt- geblieben sein dflrfte, da er a. a. 0. S. 380 b sagt, das StQck sei eigentlich kein Drama, sondern eine Art geschicht- licher Dramatisirung, worin die Dialogenform zur Belebung des Ganzen beiträgt".

33

eine Frauengestalt, die er „bei einem grossen Banket'' in Graz gesehen hat und seitdem, in Liebe zu ihr entbrannt, nicht mehr vergessen konnte, ohne sie aber, so viel er auch gesucht, wieder aufzufinden. Ein Bote, von Hermann gesendet, trifft ein und ladet Friedrich zu den in Cilli stattfindenden Festen, welche zu Ehren der Ankunft der Tochter Hermanns, der Königin Barbara von Ungarn, gefeiert werden. Eine solche Einladung ist Befehl. Friedrich verlässt das Schloss, nachdem er noch dieses und seine Gattin dem Schutze des Freundes em- pfohlen. In Cilli folgen unterdessen Feste auf Feste. Stolz nimmt Königin Barbara die Huldigungen entgegen, welche ihr darge- bracht werden und übergibt in feierlicher Versammlung ihrem Vater das vom König Sigmund, ihren Gemahl, ausgefertigte Pergament; durch welches Hermann die Grafschaft Sagor mit voller Landeshoheit in's erbliche Eigenthum abgetreten erhielt. Aber schon hat der Knappe Pietro auch der Königin die niederschmetternde Nachricht von der Vermählung ihres Bruders mit Veronika mitgetheilt, auf welche das herrsch- süchtige Weib ihren ganzen Hass wirft ^). Hermann, der die heünliche Vermählung Friedrichs nun auch erfährt, wnthet gegen den zum Feste eintreffenden Sohn und verlangt stürmisch die Trennung dieser Ehe. Jobst von Helfeoberg schürt im Vereine mit Barbara die Zornesflamme und Hermann lässt seinen Sohn ergreifen und in den Kerker auf Ober-Cilli werfen. Jakob von Edling auf dem Schlosse Gurkfeld muss alle Kraft seiner Seele anwenden, damit nicht die Leidenschaft hervor- breche, welche er zu der Gattin seines Freundes gefasst hat, aber er widersteht mit echtem Mannesmuth. Da die Nachricht von der Einkerkerung Friedrichs eintrifft und bei dem Stande

*) Barbara's „der zweiten Messallina'' Charakter tritt uns aus den historischen Quellen fast noch verworfener entgegen, als ihn Kaie h- bcrg hier dramatisch zeichnet. Man vergleiche Aeneas Silvius, bist, hohem. C. 59. de vita Barb. S. 114 ** Supan a. a. 0. S. 3 u. 4. Wenn auch Aen. Silvius schwarz malt. Vgl. die milde Auf- fassung bei K r o n e 8 : ,,Barbara von Cilli" in Rosegger's Heimgarten IL Jahrg. S. 34 ff.

MlttliQll. d. h. V«r«iD«fl f. Btei«riiia.k. XXVI. Haft, 1876. S

- 34

der Dinge Jakob einen Ueberfaü der Burg befürchten muss, setzt er Alles ?u deren Yertheidigang in Stand. In Bauem- kleidem flieht Veronika, von dem ebenfalls verkleideten Knappen Georg begleitet Aber auch Jobst der Todfeind Friedrichs, hat durch einen treulosen Burgknecht von der Flucht Kunde erlangt. Er und Pietro legen sich in den Hinterhalt und Veronika wird von ihnen und den Reisigen aufgegriffen und gefangen. Auf Veranlassung Barbara's wird nun Veronika auf dem Schlosse Osterwitz gefangen gehalten. Jakob vonEdling, der bald Alles in Erfahrung gebracht, eilt zu Barbara und beschwört diese, die Bettung seines Freundes und der schuld- losen Gattin zu bewirken; Das lüsterne, verworfene Weib verspricht ihm endhch die Kerkerschlüssel auszuliefern, aber nur gegen den Preis seiner Liebe. Der Knappe Pietro war gegen hohe Verheissungen Barbara's bereit, nach Oster- witz zu eilen und Veronika selbst zu vergiften; da er jedoch Grund hat, an den Verheissungen zu zweifehi und den wankelmüthigen Charakter der Königin zu gut kennt, schilp er sich auf die Seite Jakobs von Edling und verräth diesem den ganzen schändlichen Anschlag ; Jakob hat bereits Hermann's und Barbara's Vorgehen gegen Friedrich befreundeten Rittern desselben mitgetheilt, welche beim Feste anwesend waren. Diese befreien Friedrich aus seinem Kerker und Alle stürmen dann nach Osterwitz. Offener Kampf zwischen Vater und Sohn ist nun ausgebrochen. Auf Friedrichs Seite ist der Sieg; da erhält Hermann die Nachricht von dem Tode seines Sohnes Ludwig. Dieser harte Schlag wendet auch seine Gesinnung Friedrich gegenüber, trotz Barbara's Einrede will er Alles ver- gessen und verzeihen. Auf Osterwitz verfolgt Jobst Veronika mit seinen Liebesanträgen stürmisch und da ihm diese jedesmal stolz abweist, so zwingt er sie, einen Becher mit Gift zu leeren, mit den Worten: „Bald komm' ich wieder, ist er nicht geleert, so wandelst du mit mir nach einem Orte, wo weder Freund noch Feind dich wieder finden und ich gemüthlich deine Blüthen pflücke. '^ Aber zur rechten Zeit ist Friedrich eingetroffen, Pietro bat ihn gut geführt Veronika ist befreit, schon auch

35

Hermann eingelangt und die Versöhnung* zwischen Vater und Sohn vollständig geworden. Da erscheint verschleiert in dem all- gemeinen Glücke Barbara die Verworfene, und stösst der Ve- ronika einen Dolch in's Herz. Mit deren Tode schliesst das Stück. Schon nach dieser Inhaltsangabe wird Jeder mit mir darin übereinstimmen, dass Ka Ichberg den historischen Stoff nach allen Regeln der Aestheük und Dramatik geformt, dass er insbesondere ein Ganzes geschaffen, das in sich abgeschlossen erscheint Von einem schönen Hintergrunde heben sich die Gestalten der handelnden Personen hier ab. Friedrich ist der liebende Sohn aber auch der treue Gatte seines Weibes, für welches er eher des Vaters ganzen Zorn auf sich ladet, als es verlässt Die Geschichte mag über Friedrich wie immer urtheilen, allen Geschichtsschreibern haftet ein gewisses Vor- urtheil an und es ist eine gewiss nur erlaubte poetische Licenz, den Sohn Hermann's von Cilli so edel darzustellen, als er in dem Drama erscheint, überdiess ist die Ermordung der ersten Gemahlin Friedrichs durch diesen selbst und andere trübe Schatten auf diesen Charakter werfende Handlungen keineswegs vollständig historisch beglaubigt, in der That aber muss die Leidenschaft gross gewesen sein, welche er zu Veronika ge- fasst hatte ^). Kalchberg zeichnet mit Vorliebe hässliche Frauencharaktere. Ebenbürtig der in den „Tempelherren" vor- kommenden Mathilde an Verbuhltheit und Verworfenheit ist die Königin Barbara, deren Gestalt von dem Dichter mit Meisterschaft entworfen erscheint. Ihre „Lebensweisheit" ist gar seltsamer Art, stimmt aber mit der Mathildens ganz überein '^).

^) Seine „freigeisterische*' Grabschrift die er sich selbst schrieb, zeigt eher Humor, als Schlechtigkeit. Diese Grabschrift lautet: Haec mihi porta est ad infemos. Quid illic reperiam, nescio. Scio quae reliqui. Abundavi bonis omoibus, ex quibus nihil fero mecum, nisi quod bibi, edi, quodque inexhausta volnptas exhausit.^

3j „Friedrich**, 2 Act, 2. Auftr. „Dieser blinde Gott (Amor) ist ein listiger Republikaner, der allen Unterschied der Stände hasst und durch seine magischen Bande das Hohe an das Niedere knüpft. Ge- niessen seine Wonne, aber sich vor seinen Fesseln hOten, das ist Lebensweisheit. '^ ^Kein, nicht Eines für Eines, Alle f&r Alle

8*

36

Rein und zart dagegen, das ideale BQd des liebenden deutschen Weibes, zeigt sieh Veronika, ihre Ermordung macht einen am ho erschütternderen Eindruck, als dieselbe in dem Momente allgemeiner Freude plötzlich erfolgt Selbst Nebenfiguren sind mit kräftigen Strichen gezeichne't; so besonders das Werkzeug Helfenbergs und Barbara's : Pietro ; ein Zug zmn Bessern zeigt sich doch hier und da bei ihm und er gewmnt uns sogar f&r sich, da ihn Friedrich reichlich belohnen will, er aber jede Belohnung zurückweist: „Behaltet eure Schätze, Graf, ich finde zum ersten Mal in meinem Leben in meinem Herzen die Belohnung. Auch ich will euch nicht zumuthen, mich in eure Dienste zu nehmen. Mein Entschluss ist gefasst: Bis in's ferne Spanien wand're ich als Pilger, lege auf dem Montferrate meinen Dolch zu den Füssen der Mutter ewiger Liebe nieder und bitte sie, in einer der Einsiedeleien jenes Berges wohnend, unausgesetzt auf büssendem Knie, mir die Verzeihung ihres göttlichen Sohnes zu erflehen.''

Das zweite ;, Stück" der „Grafen von Cilli" behandelt Ulrichs Kampf mit Ladislaus und des Grafen Untergang durch die Ermordung, über deren Details die Geschichte so viele Lücken aufweist, so dass dem Dichter hier ein weiter Spielraum seiner Phantasie gegeben ist. Auch hier ist die verworfene Königin Barbara der böse Geist, der unheilvoll in das Geschidc des letzten Grafen von CiUi eingreift. Sie entflieht dem Kloster, das ihr als Aufenthaltsort angewiesen war und sucht Schutz und Hilfe bei ihrem Neffen Ulrich. Auf die Zurückweisung durch denselben schwört sie Rache und weiss durch ein tolles Gaukelspiel den Hunyaden Ladislaus Gorvinus unter der Maske einer Zauberin gegen Ulrich auf das Heftigste aufzu-

hat die Natur geschaffen. Wenn der Blumenstrauss welkt, der deinen Busen schmückt, wirst du dir nicht einen andern pfltlcken? Wenn sich diese Männer- Schmetterlinge das Recht anmassen, mit jeder weiblichen Blume zu kosen, die ihnen gefällt, so kann man es auch diesen Blumen nicht verwehren, ihren Blüthenschoss dem zu öffiaen, den sie, nach Geschmack und Laune, dessen werth finden. ' Man vgl. hiesu die „Tempelherren", I . Act, 9 Auftritt, Mathilden» Gespräch mit Bianca.

37

reizen. Aber Ladislaus wird von Ulrich gefangen. Das edle Auftreten des Grafen und seine ritterliche Gesinnung gewinnen ihm jedoch auch das Herz des gefangenen Hunyaden, wie ja dessen Bruder Mathias Corvinus lange schon den edlen Sinn Ulrichs erkannt und sich ihm herzlich zugewendet hat. Doch Barbara macht ihren Einfluss gewaltig geltend. Ulrichs Gemahlin, Catharina, hatte schon früher Ladislaus in Begierde entflammt ; diese zu entführen und die Burg zu überfallen, lässt Barbara durch einen Boten dem Hunyaden rathen. Aber auch daran wird Ladislaus durch das Dazwischenkommen Ulrichs gehindert. Da erscheint der „König Ladislaus" selbst auf der Burg, r zweimalhunderttausend Türken sind gegen Ungarn im Anzüge", der mächtige Graf von Cilli soll die Macht Ungarns mit den Seinigen verstärken. Noch einmal weiss die königliche Witwe Barbara durch einen Brief Ladislaus glauben zu machen, Ulrich sinne auf Verrath. Ladislaus tritt nun an die Spitze einer Verschwörung gegen den Grafen von Cilli und der Letzte des Stammes jenes berühmten Grafengeschlechtes wird durch die Verschworenen ermordet Mit dessen Tode schliesst das Stück. „Man brachte die Leiche nach Cilli," berichtet das beigefügte Nachwort, j,der Herold zerschlug bei ihrer Begräbniss das Wappen mit den drei Stenien und rief dreimal beim kläg- lichen Schalle der Posaune: ;, Cilli und nimmermehr Cilli!" ^) So viel über die „Grafen von Cilli". Beide Dramen, besonders aber das erste, wurden bei ihrem Erscheinen mit Lobsprüchen von der zeitgenössischen Kritik empfangen. Die „gewaltige" oberdeutsche, allgemeine Literaturzeitung schrieb im CXn. Stücke des Jahres 1791 anlässlich der Besprechung des „Friedrich^: „Ist die tragische Muse überhaupt reizend, wenn sie ihren Stoff von der Geschichte entlehnt, so ist sie es um so mehr in jenem Falle, wenn ein patriotischer Dichter

') Reichhaltige Literaturangaben und eine Kritik sämmtlicher histor. Nachrichten über die Grafen von Cilli findet man in der eingehenden Arbeit: „Die zeitgenössischen Quellen zur Geschichte der Grafen von Cilli, von Dr. Franz Krone s,'* im 8. Bande der „Beiträge zur Kunde steierm Geschichtsquellen^.

38

vaterländische Begebenheiten der Vorzeit in ihrer Sprache

bearbeitet und die Sitten seiner Voreltern schildert

Man kann dieses Stück als ein dramatisches Gedicht ansehen, besonders da die Schilderung der Charaktere trefflich, die Sprache dem 15. Jahrhunderte anpassend und überall das Costum beobachtet worden ist.**

Schon vor dem Erscheinen des zweiten TheUes der ^jGrafen von CiUi" im Jahre 1792 hatte Kalchberg „Die Ritterempörung, eine wahre Begebenheit der Vorzeit,** ver- öffentlicht. Das Stück erschien in Prosa abgefasst; in dem 9. Bande der sämmüichen Werke ist es unter dem Titel: „Andreas Baumkircher*^ voUsändig umgearbeitet, versifidrt und mit einer vortrefflichen historischen Einleitung versehen, von der noch im Jahre 1869 Professor Krones ^) sagt, durch diese Arbeit habe ^Kalchberg das unbestrittene Verdienst, über Baumkircher manchen wichtigen Beitrag zu dessen Ge- schichte vor 1469 geboten zu haben, ohne sich von Erfin- dungen beirren zu lassen**. Kalchberg selbst erkl&rt in der Vorrede zur ersten Ausgabe: „meine Absicht ging dahin, das Schicksal dieses Helden nach historischer Wahrheit vor- zustellen. Daher blieb ich der Geschichte, selbst in den meisten Kleinigkeiten getreu und die erfindende Dichtkunst gab nichts dazu, als ein einfaches wenig geschmücktes Gewand.** Nun waren allerdings des Dichters historische Quellen hauptsächlich C. J. Csesar's Annales ducatus Styria), handschriftliche Chroniken der Steiermark und andere mit nicht genug Vorsicht auizu- nehmende Publicationen^). Wenn auch seine eigenen For- schungen manches Dunkel gelichtet, manchen Irrthum aufgeklärt haben, so waren doch diese Quellen für die Geschichte nach 1469 oft unglaubwürdig, auch mag der Umstand, dass Baum-

*) Andreas Baumkircher. Ein Lebens- und Zeitbild von Dr. F. Kr ones, im 17. Hefte der Mitth. des histor. Vereines f. Steiermark. (S. 54) Graz. 1869.

^ Die ganze Literatur siehe bei Krone s a. a. 0. und insbesondere auch desselben Historikers Aufsatz: „Zeugenverh'dr über Banm- kirchers Thatenleben und Ende", in der Zeitschrift lUr österr. Gymnasien. Jahrg. 1871.

39

kircher schon seit lange gewissermassen als Nationalheld galt, mit zu der Charakterzeichnung in dem Trauerspiele ein solches haben wir ja vor uns beigetragen haben. Die Sage hatte lange Jahre hindurch um das geschichtliche Bild des Helden ihren Schleier gewoben und wohl manchen Zug in demselben verändert, natürlich zu Gunsten des steiermärkischen Ritters. Selbstverständlich bleibt Ealchberg's „BaumUrcher'' im- merhin ein dramatisch gegliedertes, in sich abgeschlossenes Gftnze. Die Fabel des Trauerspieles schliest sich, wie erwähnt, an die Geschichte an. Im Kreise seiner Familie, an der Seite seiner Gattin Margaretha lebt Baumkircher, fem von der stei- rischen Heimath, auf der Bergveste Schlaning in Ungarn, in dem ihm der König von Ungarn eine zweite Heimath bereitete ; längst hatte er die Absicht, sich dem Kaiser Friedrich, mit dem er nun ausgesöhnt ist, wieder zu nahen, denn er spricht es ja selbst aus : Es neigt mein Herz, gewohnt der alten Liebe, Sich noch dem Fürsten zu, für den ich oft Dem Tode trotzte, dessen Angedenken In zwanzig Narben meinen Körper deckt. Nur seine Höflinge entzweiten uns. Unbezahlt zwar sind noch die Summen, die er dem Kaiser geliehen, allein freundschaftlich dies mit ihm jetzt auszugleichen nimmt er sich vor. Aber die friedliche Absicht Baumkircher's wird heftig erschüttert durch die Klagen seines Eidams Hanns von Stubenberg gegen den Kaiser, durch das Erscheinen der beiden Ritter Närringer, denen die kais. Vögte drei Güter im Lande entrissen. Sein eigener Sohn Wilhelm dringt in ihn, die Waffen wieder zu erheben. Erst, da auch der greise Greisenegger vor Baumkircher erscheint und ihm die grauenhafte Mähr erzählt: Als mich des Krieges wandelbares Los In die Gewalt des Feindes brachte, stiessen Sie mich in's tiefeste Verliess, und Hessen Zwei Jahre schmachten mich im Erdenschoss. Die Nachricht meines Todes ward gelogen. Man überliess mich der Vergessenheit Und meine Güter wurden eingezogen.

40

entschliesst sich Baumkircber die Waffen gegen den Kaiser zn ergreifen.

Um Leibnitz entbrennt nun der Kampf der „Empörer" und der „Kaiserlichen^, Leibnitz selbst ergibt sich den ersteren. Da kömmt die Nachricht, der Kaiser wolle Versöhnung ge- währen und zugleich ein Gnadenbrief des Regenten, der Wieder- gabe der verfaUenen Güter zugesteht. Dem Ritter Baumkircher wird Geleit bis zur Vesperglocke gewährt Trotz des Zuredens der Freunde „Traue nicht!" begibt sich Baumkircher nach Graz. Hier weiss ihn der Kanzler bis zur verhängnissvoUen Stunde aushalten, und gerade als er auf dem Rückwege be- findlich, zwischen die beiden Thorgitter in der Murgasse gelangt, ertönt die Vesperglocke. Schon waren auch die besorgten Freunde aussen vor dem Thore angelangt, aber zu spät, hinter dem geschlossenen Gitter wird Baumkircher (am 23. April 1471) enthauptet. Der Charakter Baumkircher*s erscheint von K a 1 c h- b e r g ganz im Sinne der Worte Valvassor's ^) gezeichnet : „Ein heldenmüthiger Kriegsmann, aber schlechter Staatsmann und Politikus, der durch den endlichen Fall seines Kopfes erwiesen, dass er keinen ftlrsichtigen Witz im Kopfe, sondern mehr vom Leuenhim als Fuchshim gehabt." Aber auch im Kreise seiner Familie führt uns der Dichter den Helden vor, jener Familie, die er so sehr geliebt und in deren Schosse er oft den Kummer vergessen, den ihm sein Kaiser und sein Femsein vom Vater- lande bereitet hat, wir lernen in dem Drama im liebenden Gatten und Vater ganz kennen. Zu K a 1 c h b e r g's besten Ar- beiten kann man den „Baumkircher'' trotz der Umarbeitung nicht rechnen. Dazu fehlt den Gestalten zu sehr die drama- tische Vertiefung, dazu ist er, man gestatte mir den Ausdruck, zu streng historisch. Ein Anderes ist es ein getreues Geschichts- bild zu liefern, ein Anderes eine Dichtung. Die ästhetische Schönheitslinie und die Linie des Umrisses, den der Historiker nach dem ihm vorliegenden Material zeichnen muss, fallen selten, fast nie zusammen, nur eine harmonische Verschmelzung der-

*) Yalvassor, Ehre des Herzogthums Krain. XV. Buch.

41

selben rundet das dichterische Bild ab, gibt ihm Schönheit und poetisches Leben. Dessenungeachtet wurde schon die in Prosa abgefasste „Ritterempörung** auf den heimischen Bühnen oft und gerne aufgeführt. Der Grund davon liegt nahe, die Gestalt Baumkircher's lebte längst im Volksmunde, war im ganzen Yaterlande, besonders aber in der Hauptstadt durch die Jahrhunderte nicht vergessen worden, andererseits haschte man ja damals förmlich nach Ritterstücken und nun gar eine „Ritterempörung** mit so gräulichem Ausgange musste ja den Theater-Dh-ector und das Publikum anlocken.

„Maria Theresia** benannte der Dichter das der Zeit nach nun folgende dramatische Gedicht, welches im J. 1793 erschien, aber trotz des bedeutenden patriotischen Gefühles, das ihn bei der Abfassung durchwehte, wieder hinter die andern Arbeiten der früheren Zeit zurücktritt. „Jahre lang**, schreibt Kalch- berg in dem „Vorbericht** (der vom Jahre 1789 datirt er- scheint), „trug ich in meiner Seele den Wunsch, davss die Muse eines unserer vortreflflichsten Dichter diesen schönen Stoff be- arbeiten möchte. Allein meine Hoffnung ward nicht erfüllt Da entstand endlich in mir der kühne Gedanke, dieses Wagestück selbst zu unternehmen.** Allerdings ist der Versuch auch hier gemacht, die Charakteristik der handelnden Personen mit festen, sicheren Strichen zu geben, aber nur in der Gestalt der fast allein in den Vordergrund tretenden Kaiserin gelungen. Das ganze Drama liest sich, wie ein Kapitel in Verse gebrachter Geschichte, die Scenen, in denen Maria Theresia nicht selbst auftritt, scheinen nur zur Ausfüllung eingefügt zu sein. Freilich werden die schönen, edlen Charakterzüge der Kaiserin in ein so glänzendes Licht gestellt, als sie es verdienen, so z. B. in der ersten Scene des zweiten Actes, in welcher Theresia die eingelangten Bittschriften erledigt, wie prächtige Fürstenworte legt ihr der Dichter hier in den Mund:

Weh einem Fürsten, der sein reges Wirken Dem Volke raubt, und die so edle Zeit

Im Schoss der Trägheit und der Wollust mordet.

Ich will, gleich jenem grossen Kaiser, mich

42

Am Abend dnes jeden Tages frag«: »Therese! wdches Gute thalst du beute?' Der ffimmel stirke nddi, dass nie mem Hen Mir sagt: leb babe einen Tag yeiioren.

Der Inbalt des Stockes scbliesst sich auch bier an die Ge- scbicbte an, nnd zwar Ton der Tbronbesteigong Maria Tberesia's bis zu jenem berQbmten Tage zn Pressburg, an welchem die un- garischen Stände begeistert ihre Säbel schwangen, unter dem Rufe : Moriamur pro rege nostra Maria Theresia ! zu den Ffissen der in ihrer Mitte befindlichen Kaiserin hinstürzten und ihr den kräftigsten Beistand gegen ihre Feinde zuschwuren. Glän- zend sind die Schlusscenen des iftnften Actes, rQbrend jene Scenen, in welchen die Kaiserin den Pnrpurmantel abgestreift hat und als die treue Gattin Franzen's, als die liebende Mutter ihrer beiden Kinder Marianne und Josef erscheint FOr die Vorgänge der höheren Politik aber war des Dichters Feder nicht geschaffen, und dies wohl auch der Grund, dass die Kaiserin und nur diese in den Vordergrund tritt, ohne dass uns eine der handelnden Nebenpersonen länger fesseln oder erwärmen kann« Uebrigens scheint mir dieses Drama allen An- zeichen nach noch aus des Dichters früheren Jahren herzu- rühren, dies schliesse ich aus der Abwesenheit jener kräftigen dramatischen Züge, welche alle späteren Arbeiten des Dichters mehr oder weniger charakterisiren, und aus dem Datum des Vorberichtes **, sowie aus dem ganzen Inhalte desselben, der schon darauf hinzuweisen scheint, dass dieses Stück wohl schon vor dem Jahre 1789 abgefasst, von dem Dichter aber aus Scheu nicht veröffentlicht wurde.

Kann man der „Maria Theresia" nicht jenes Lob spenden, dasKalchberg's frühere Publicationen oft im reichen Masse verdienen, so muss das im Jahre 1796 erschienene Drama „Die deutschen Ritter in Accon** geradezu eine Meisteriei- stung genannt werden^). Dieses dramatiche Gedicht (in der

') „Die deatschen Ritter in Accod, sagt sogar die ziemlich seichte uod oberflächliche Besprechung in dem Nekrolog der „Steierm. Zeitschrift, 1827'' bilden den Gulminationspnnkt seiner dichterischen Plastik.''

43

Umarbeitung VII. 117: „Bertram von Dietrichstein") hatte bei dem Erscheinen Aufsehen erregt, wie kaum eine Dich- tung jener Zeit, welche in Oesterreich entstanden ist, und reihte seinen Verfasser nun ohne Frage den ersten Talenten seiner Zeit an. In kemem von Kalchberg's früheren oder späteren Stücken ist auch in der That der Dialog so meister- haft behandelt, die Handlung so klar und doch so fessehid, in keiner sind die ästhetischen Gesetze für das Drama so genau beobachtet, wie hier. Der allerdings an Lessing's Nathan ge- mahnende Hintergrund, die Gegenüberstellung der theils christ- lichen, theils den Sarazenen angehörigen Gestalten, die orga- nische Gliederung der einzelnen Acte ftlr sich und in ihrem Zusammenhange muss das Interesse des Lesers und des Zu- schauers erregen. Die Handlung selbst ist in keinem Drama des Dichters so durchsichtig und klar, die Sprache in keinem so edel. Das Stück spielt zu Accon im Kreuzzugsjahre 1291 und bietet zugleich ein Gesammtbild des Lebens und Kämpfens der Kreuzfahrer im heiligen Lande. Der Inhalt gliedert sich folgendermassen :

Erster Act. Der Ritter Heinrich Holzapfel kehrt aus dem Kampfe zurück zum deutschen Hause in Accon; von dem greisen Prior Conrad von Lichtenstein empfangen, berichtet er diesem von dem siegreichen Gefechte der Brüder und gedenkt besonders des kühnen Bertram, dem an Tapferkeit keiner gleich. Dennoch aber trägt Bertram ein tiefes Leid im Herzen, das Leid hoffnungsloser Liebe. Vor zwei Jahren rettete er den Ritter Otto von Khevenhüller aus Türkenhänden, von diesem nach seinem Schlosse Eichelberg eingeladen, besuchte er ihn und entbrannte in dessen schöne Tochter Ida, „die falsche Dirne liess ihn hoffen", dass er geliebt-sei, entfloh aber, während Bertram zum Heer des Kaisers eilen musste, mit Wilhelm von Seinsheim. In Pilgerkleidem erscheinen Wilhehn von Seins- heim und Ida auf dem Schauplatze, zur Sühne, denn der greise Vater starb aus Gram, nahmen sie den Pilgerstab und zogen hieher in's heilige Land. Indessen ist auch Bertram zurück- gekehrt und seine erste That, da er erscheint, ist eine edle.

44

Reisige verfolgen Emina, die Geliebte des Sultans Khalil, bis bieher , schon ist sie verloren, da befreit sie der herbeieilende Bertram und sendet sie zurück zu ihren Freunden. Zum Dank, den sie ihm bietet, verlapgt er nur, dass tausend gefangenen Christenbrüdem die Last der Sciaverei vermindert*, abgenommen werde. Eine prächtige Erkennungsscene zwischen Bertram, Ida und Wilhelm beschliesst den Act.

Zweiter Act Der Ritter Heinrich von Holzapfel hat Emina zum Sarazenen-Lager zurückgeleitet, die jubelnd von dem über- raschten Sultan Khalil empfangen wird. Sogleich giebt dieser allen Christensclaven die Freiheit ; aber schon im Verlaufe des Ge- spräches mit Emina wird der Sultan misstrauisch und da ihm diese ihren Retter mit glühenden Worten preist, donnert er ihr die Worte entgegen: „Worin bestand wohl deiner Freiheit Preis?" Emina ist empört, aber Khalil wüthet, den vielleicht schön befreiten Christen befiehlt er nachzusetzen, sie zu fangen, zu morden. Da ertönt Lärm, die Christen haben einen Ausfall gemacht, gefangen werden aber Wilhelm und Bertram und vor den Sultan gebracht. Um keinen Preis will dieser die Gefangenen freigeben, da reisst Bertram dem Sultan den Säbel aus der Hand und schlägt sich durch.

Dritter Act. Grässlich ist der Jammer, in den Ida um ihren verlorenen Gatten ausbricht, auch der greise Conrad und Heinrich klagen um die Gefangenen; da erscheint zur allgemeinen Ueberraschung Bertram, der zurückgekehrt, in ihrer Mitte; auf die flehenden Bitten der klagenden Gattin verspricht ihr Bertram auch Wilhelm zu befreien und scheidet mit den Worten:

Morgen siehst du mich Mit Wilhelm oder ewig nimmer.

Vierter Act. Nachdenklich weilt der Sultan mit seinem Emir Omar im Lager, des morgigen Angriffstages und der vermeintlichen Schändlichkeit des entflohenen Bertram geden- kend. Indessen gelangt Emina durch Bestechung der Wächter zu Wilhelm, um diesen zu befreien, beide werden aber vom Mameluken Aga Hassan überrascht, der endlich Wilhelm nur

45 -

unte: der Bedingung freflassen will, „wenn dieser ihr Führer sein wolle bei einem nächtlichen Besuch auf Accon**. Natürlich thut dies Wilhelm um keinen Preis und wird abgeführt Bertram schleicht sich in das Sarazenenlager ein, er trifft Emina und erfährt von ihr:

Mein Vater war ein freier deutscher Ritter; Auch Sarazenen raubten meine Mutter Bei Askalon; nach Freiheit strebt ihr Kind.

Zu seiner Ueberraschung erfährt er, dass der Name von Eminen's Mutter Khevenhüller , diese Ida's Schwester sei. Nachdem sie ihm die Losung verkündet, gelingt es Bertram in der Nacht den Sultan selbst zu rauben und fortzuschleppen.

Fünfter Act. Emina gelangt zu Ida, eine schöne Erken- nungsscene zwischen den Schwestern findet statt. Bertram und Wilhelm kehren zurück, alle gefangenen Christen haben freien Abzug gegen Auslieferung des Sultans. Emina und Bertram gestehen sich ihre Liebe. Aber Khalil hat Emina's Flucht erfahren, er brach sein Wort und dringt stürmend in die Stadt. Da erreichen noch die beiden Paare und die übrigen Ritter die Schiffe, Bertram steht am Gestade und kämpft wüthend, bis die Seinigen geborgen sind, springt sodann an Bord und schnell entweicht das Schiff, während die Sarazenen den Ruf ausstossen : ;,Der Name Christ verhalle hier auf ewig!"

Dass Anklänge an Lessing's Nathan sich hier mitunter finden, zeigt dieser Inhaltsauszug. Aber schon in diesem Um- stände liegt eine gewisse literarhistorische Bedeutung für das Stück.. Von einer Nachahmung ist natürlich keine Rede; die Handlung ist ganz frei und sehr geschickt erfunden. Die Durchführung macht den Eindruck des Ernsten, Gereiften. An Lessings Nathan erinnert der historische Hintergrund, die überraschende Scene, in der in Emina die Schwester Ida's gefunden wird, die Gestalt Khalils, welche freilich mit Saladin nicht viel gemein hat. Die oberdeutsche Literaturzeitung widmete den „deutschen Rittern in Accon" eine eingehende Würdigung, die mit den Worten schliesst: „Kalchberg verdiene unter

46

den deutschen Schriftstellern wirklich einen klassischen Rang** % Mag nun die genannte Besprechung auch vielleicht manchen übertriehenen Lobspruch enthalten, so beweist sie doch, dass Kalchberg einer der ersten Schriftsteller seiner Zeit in Oesterreich und selbst in Deutschland genannt werden muss, sie beweist, dass die Vergessenheit unverdient ist, welcher ein Mann verfiel, von dem man bei seinen Lebzeiten schrieb: „Der Dialog seines Stückes würde dem grossen Schöpfer Nathans des Weisen keine Unehre machen."

Noch ein dramatisches Gedicht erschien von Kalchberg: Attila, König der Hunnen (Wien und 6r&tz 1806), es war das letzte ^. Charakter und Inhalt des Stückes bezeichnet der später geänderte Titel „Attila's Tod**. Hildegunde und Attila sind die beiden in den Vordergrund tretenden Gestalten, um sie gruppiren sich Ardarich, Fürst der Gepiden, Walamir, Fürst der Ostgothen, Edecon, AttQa's Freund, Walther, Prinz von Aquitanien. Die schönen Scenen zwischen Walther und Hildegunde geben dem Dichter Gelegenheit, sein Talent hier und da aufleuchten zu lassen; im Ganzen fehlt dem Stücke die Einheit und das Interesse fttr die Hauptgestalt, nach der es betitelt ist, kann nicht recht zur Geltung gelangen.

An dieser Stelle angelangt, bleibt nur noch übrig, den Prosaschriften K a 1 c h b e r g's die Aufmerksamkeit zuzuwenden. Gerade diese sind es ja, welche auch ftlr den Historiker und insbesondere ftlr d e n Geschichtsschreiber interessant erscheinen, welcher jenes Feld cultivirt, das wir mit der Bezeichnung der „innerösterreichischen Geschichte^ auch heute noch umgrenzen können. Dass in den Einleitungen, Schlussworten und ähnlichen Beifügungen zu den einzelnen dramatischen Werken sich manches nicht imwichtige, historische Datum findet, habe ich schon oben an den betreifenden Stellen angedeutet, nicht selten hatKalch-

<) Beilage II. gibt dis vollständige Besprechung der oberdeutschen

Literatur-Zeitung wortgetreu wieder. ') Der wildphantastische Zacharias Werner veröiFentlichte 1808 seine

romantische Tragödie unter gleichem Titel.

- 47

berg auch hier Resultate eingehenderer Forschung nieder- gelegt i). Im Jahre 1800 erschienen 2 Bände „Historische Skizzen*', welche meist im Gewände der Erzählung Dar Stellungen zumeist aus der Geschichte der Heimat brachten; diese Skizzen traten sehr anspruchslos auf, einige hatten dra- matische Form. Einzelne hatte Kalchberg schon früher veröffentlicht. Es erscheint insbesondere von nicht zu unter- schätzender Bedeutung für den Werth derselben, dass eine derartige Skizze („Scene aus dem Leben Kaiser Heinrichs des Vierten '') schon im Jahre 1793 Schiller der Aufnahme in seine „Neue Thalia ** gewürdigt hat^. Die Skizzen erfreuten sich eines grossen Leserkreises in ganz Oesterreich. Bezeichnend sind dieselben hauptsächlich dadurch geworden, dass Kalch- berg in ihnen versuchte, die Hehnatsgeschichte in einzelnen Bruchstücken und in der Form der einfachen nur hier und da etwas ausgeschmückten Erzählung einem grösseren Leser- kreise zugänglich zu machen, die Geschichte auf diese Art volksthümlich zu gestalten.

Dass der Versuch auch wirklich gelungen, beweist der Beifall, mit dem die Sammlung aufgenommen worden war^). Ich führe einige Titel der darin vorkommenden Stücke an: „Die Schlacht am Marchfelde", „Friedrich der Streitbare", „Veit von Rotenhan", „Die Frauenburg", „Maria von Brabant",

V Man vergleiche beispielsweise die Einleitungen zum „Wülfing von Stubenberg^'y „Andreas Baumkircher'^, das Nachwort zu den „Grafen von Cilli^' u. a. m.

^ Neue Thalia, herausgeg. von Schiller. Leipzig, 1793. Viertes Stttck, S. 8-16.

') Kalchberg sagt selbst in der Ankündigung der vorbereiteten 6e- sammtausgabe seiner V\rerke („Archiv f&r Greographie, Historie, Staats- und Kriegskunst", 1816, S. 684 und „Der Aufinerksame" , 1861, Nr. 140): „Mein Zweck ging dahin, Liebe für schöne Künste und Wissenschaften in meinen jüngeren Mitbürgern zu erwecken, sie mit der Geschichte ihres Vaterlandes näher bekannt zu machen. Nicht ganz fruchtlos blieb dies Bestreben des Patrioten. £r hatte das Vergnügen zu bemerken, dass sich das Interesse an der Vaterlands- geschichte bis zu deu unteren Ständen verbreitete."

48 -

„Die Edlen von Tüchern", „Eva von Gall". Allerdings zeigen diejenigen von diesen Erzählungen, in welchen Kalchberg seiner Phantasie freien Spielraum gelassen, zeigt insbesondere auch die Darstellungsgabe, dass er sich dem herrschenden Geschmacke der Zeit anschloss und aus diesem Grunde müssen auch einzelne Stellen, so z. B. der lüsterne Charakter, den Liebesscenen annehmen und dergleichen vom Standpunkte dieses Zeitgeschmackes aus betrachtet und beurtheilt werden. Die Quellen, welche für die Abfassung dieser allerdings leich- teren geschichtUchen Schilderungen benützt wurden, waren theils schwerer zugängliche, seltene Geschichtswerke, theilweise auch Originalurkunden, deren so manche höchst interessante Kalch- b e r g hier irgend einer historischen Erzählung einverleibt hat Derartige Aufsätze, welche, die Landesgeschichte betrafen, hatte der Dichter auch später verfasst und in dem mehrerwähnten „Archiv für Geographie, Historie, Staats- und Kriegskunst', in der Zeitschrift „Der Aufmerksame^, in der „Steyermärkischen Zeitschrift'' und an anderen Orten veröffentlicht In dem er- wähnten „ Archiv "^ finden wir die Aufeätze „Die Siebenglocke zu Grätz", „Der Rauberhof in Grätz", „Hector von Trautmanns- dorf*, „Der kämthnerische Herzogsstuhl ", „Erasmus Lueger" und die vortreffliche Arbeit „Ueber Ursprung und Beschaffen- heit der Urbarialabgaben in Innerösterreich" (1818); im „Auf- merksamen" stehen ausser einer Reihe von Gedichten die Skizzen: „Die Inquisition in Deutschland", „Die Franzosen der Vorzeit", „Der Reckthurm in Graz" u. a. m.; in der I, Steyermärkischen Zeitschrift" finden wir von historischen Arbeiten: „Die Grafen von Sonnenburg" (I. 87), „Gründung der ersten Karthause in Deutschland" (lU. 65), „Ueber eine seltene Münze imJoanneum" (V. 155). Gesammelterscheinen die meisten dieser Aufsätze, welche bis 1817 erschienen sind, im 2., 3. und 4. Bande der „Sämmtlichen Schriften', eine Sammlung der übrigen veröffentUchten Arbeiten der besprochenen Gattung existirt nur handschriftlich *).

*) Sie befindet sich in meinen Händen und enthält aUe nach der Ge- sammtausgabe verdffentlichten Arbeiten, sowie auch eine Zahl unver-

4fl

Die letzte Gruppe von PuWicationen Kalchberg's, welche ich noch erwähne, ist klein ; sie umfasst die Reiseskizze „Das Mtirzthal" (zuerst abgedruckt im „Aufmerksamen", 1813, Nr. 76 if.) und „Ausflug pach dem Lasnitzthale'^, femer die „Patriotischen Vorschläge zur Errichtung einer Anzahl Getreide- Magazine in der Steiermark", ;, Patriotische Wünsche" und die bekannte treflFliche Arbeit: ^Ursprung und Verfassung der Stände Steiermarks" ; alle diese Stücke sind gesammelt im 5. Bande der sämmtlichen Werke. „Das Mürzthal", eine in Briefen abgefasste Reiseschilderung eines Ausfluges nach der oberen Steiermark und nach Pichl, zu dem Geburtsorte des Dichters, gibt diesem Gelegenheit, in zahlreichen historischen Excursen die geschichtlich merkwürdigen Punkte, welche er bei seiner Reise berührt, zu beleuchten, auch liefert dieser Aufsatz zur Lebensgeschichte Kalchberg's nicht unwesentliche Beiträge, hat er doch seine schönste Jugendzeit in dem von der Natur so freundlich bevorzugten Thale zugebracht. Manches Licht werfen die Reflexionen, welche der Dichter in seiner Reisebeschreibung anstellt, welche uns auch über seinen gei- stigen Entwicklungsgang, über die Wahl der Stoffe zu seinen Dichtungen u. dgl Aufklärung verschaffen, auf dessen Lebensgang. Ich erwähne beispielsweise nur jener Stelle, an welcher er auf das Schloss Weyer in der Nähe von Frohnleiten zu sprechen kommt ^), das einst die Tempelherren besessen haben sollen. „Der edle Orden musste fallen, weil er dem Geiste seines Zeitalters zu weit vorausgeeilt war. Ewig merkwürdig wird in der Geschichte der wichtigste Anklagepunkt seiner Feinde sein :

ÖiTentlichter Gedichte, unter welchen sich sehr charakteristische Stücke befinden. Das Mannscript war zur Veröffentlichung bestimmt und der Censurbehörde auch vorgelegt worden, die es mit dem „Tm- primatur" zwar versah, aber durch Streichen vieler Seiten so ver- stümmelte, dass man die Lust verlor, die so sehr verstümmelte Sammlung, deren gestrichene Theile Übrigens anstandslos früher in den oben genannten periodischen Schriften schon abgedruckt standen, dem Drucke zu übergeben. ') „Sämmtl. Werke'-' V. S 98

UlUbeil. dc-a hUt. Vereine» f. St< ieimark. XXVI. H«rt, 1878. 4

50

Die Tempelherren leben so keusch und nüchtern; nun ist aber dies der menschlichen Natur zuwider, also müssen sie geheime Verbrechen begehen. Dieser so moralische Vernunft- schluss, dem das Blut der biedersten Männer ihrer Zeit ge- flossen ist, ward in Gallien ersonnen.*' Zur Ethnographie des Landes wird man in dieser Beschreibung des schönsten Theiles der Steiermark ebenfalls nicht minder wichtige Beiträge finden, ja der Fussreisende selbst könnte, wenn er heute noch von Graz aus zum Ausgangspunkte jener Wanderung eine Reise unternehmen wollte, keinen in historischer, wie ethno- graphischer Beziehung belehrenderen Führer finden, als Kalch- berg in seinem Aufsatze über „Das MürzthaP, wobei freilich der Titel als zu eng begrenzend unpassend erscheint, da, wie schon aus meinen Andeutungen hervorgeht, auch ein grosser Theil des Murthaies einbezogen ist

In der mit so grossem Fleisse ausgearbeiteten Abhandlung über „Die Stände Steiermarks" hat Kalchberg nicht nur das Material gesichtet und trefflich geordnet, sondern auch eine ausserordentliche Detailkenntniss bewiesen und den Stoff so tüchtig durchgearbeitet, dass man heutzutage noch diese Abhandlung als die einzige in ihrer Art betrachten und zur Kenntniss der ständischen Verhältnisse des Vaterlandes mit dem grössten Nutzen verwenden kann.

Des Mannes und Patrioten warmes Gefühl für sein weiteres deutsches Vaterland zeigt der Aufsatz: ;, Patriotische VFünsche^ in welchem derselbe Vorschläge zur Feier der ruhmvollen Tage des Jahres 1813 macht und auf einige andere den be- geisterten Anhänger seiner Nation ehrende Einrichtungen hin- weist — Mehr veraltet erscheinen Kalchberg's „Vorschläge zur Errichtung von Getreidemagazinen*'.

Meine Skizze über den Dichter Kalchberg, über diese für die Literatur und Geschichte Steiermarks so interessante Persönlichkeit ist damit zu Ende. Wurzbach ^) erwähnt ganz richtig in seiner Besprechung Kalchberg's, dass unter den

<) A . a. 0. S. 383 a.

51

Literarhistorikern keiner Kai chb er g's gedacht hat, obgleich der Mann in den literaturgeschichtlichen Werken „eben so gut einen Platz verdient hätte, als mancher obscure norddeutsche unbedeutende Autor, dem gewiss sein Plätzchen nicht entzogen ist". In der That ist Kalchberg in dieser Beziehung auf- fallend vernachlässigt. Fast scheint es, als ob er im achtzehnten Jahrhundert eine viel hervorragendere Stellung eingenommen, als man sie ihm in den Literaturgeschichten heute einzuräumen Willens ist. Mensel ^) führt die bis dahin erschienenen Werke Kalchberg's ziemlich genau und vollständig an, auch die literarischen Zeitschriften des achtzehnten Jahrhunderts wenden ihm ihre besondere liebevolle Aufmerksamkeit zu, ihm, dessen „Gesammelte Werke" ja schon im Jahre 1793 (allerdings erst in wenigen Bändchen) erschienen waren. Die von mir oben in der Biographie erwähnten Anerkennungen ausländischer Gesellschaften erweisen schon, dass man ihm viel Aufmerk- samkeit erwies. Heutzutage erwähnen die literarhistorischen Werke kaum seiner. Heinrich Kurz 2) ftthrtan: „Joh. Nepom. von Kalchberg aus Steyermark (1765—1827) schrieb einen ;,Attila" (Grätz 1806), welchen Stoff auch Zach. Werner be- handelte;" W. Menzel ^) führt in seiner Besprechung der Sturm- und Drangperiode an, dass vaterländische Schau- und Trauerspiele im Style des Götz etc. in Menge erschienen und nennt unter den gegebenen Beispielen auch ^von Kalchberg die deutschen Ritter in Accon" ; Goedeke '•) zählt wenigstens alle Werke des Dichters auf, wenn auch mit irriger Bezeich- nung der Erscheinungsjahre einzelner. Die beste kurze Ueber- sicht gibt Franz Brummers ^ Deutscher Dichterlexikon" (Eichst, u. Stuttg. 1874—1877).

I) Das gelehrte Teutschland. Angefangen y. G. Ch. Hamberger, fortge- setzt von J. G. Mensel. (6. Aufl. 1797). IV. S. 22.

^) II. Kurz: Geschichte der deutschen Literatur. 4. Aufl. Leipz. 18ß5. III. B. S. 389 a.

3) W.Menzel: Geschichte der deutschen Dichtung. Stuttg. 1858. III. B. 8. 190.

^) Grundriss zur Geschichte der deutschen Dichtung. IL S. 1078.

4*

52

Es ist meine Absicht, eine Neuausgabe der Werke Job. Ritter von K a 1 c h b e r g's zu veranstalten, nicht etwa in dem Sinne, als ob es sich hier um einen Wiederabdruck der ganzen Gesammtausgabe von 1816 und 1817 handelte, die natürlich längst vergriffen ist; aber eine Sammlung der lyrischen, dra- matischen und historisch-erzählenden, insbesondere aber auch der streng historischen Arbeiten des Mannes mit Einbeziehung des Nachlasses, natürlich in strenger Auswahl und unter ge- nauer Revision und Durchsicht der verschiedenen Texte hat nicht nur für den Literarhistoriker, sondern auch für den geschichtsforschenden Vaterlandsfreund überhaupt einen be- deutenden Werth ; eine solche Sammlung erst kann das SchafiFen des Vergessenen ganz klar vor Augen stellen und ihm wieder jene Stellung in der Literatur Oesterreichs und Deutschlands verschaffen, die er verdient Ich habe zu der genannten Aus- gabe alle Vorbereitungen getroffen und einen der renommirtesten Verleger Oesterreichs auf dem Gebiete der Geschichte bereits gewonnen, der auch, was das Aeussere anbelangt, dieser Aus- gabe grosse Aufmerksamkeit zuwenden wird.

Beilagen.

L

Nachstehend folgt ein Verzeichniss der sänuntlichen von Johann Ritter von Kalchberg separat veröffentlichten Werke. Hiezu bemerke ich, dass jenes, welches sich in J. B. v. Wink- lern's: „Biographische und litterärische Nachrichten von den Schriftstellern und Künstlern, welche in dem Herzogthume Steyermark geboren sind" u. s. w. (Grätz 1810. 8".) findet (abgesehen natürlich davon, dass es nur bis zu dem Druck- jahre des bezeichneten Buches reicht), keineswegs vollständig und richtig erscheint. Goedeke, der einzige Literarhistoriker, welcher ausführlicher über Kalchberg handelt, weist an der bezüglichen Stelle seines „Grundrisses zur Geschichte der

- 53 -

deutsclien Dichtung" (Hannover 1859. H. S. 1073) ebenfalls mehrere wesentliche A'erstösse auf, besonders, was die biblio- graphischen Parthien anbelangt ^). Die von mir in Klammem angeführten Titel und Ziffern beziehen sich auf den Band und die Seitenzahl der neuesten Gesammtausgabe : Johann Ritter von Kalchberg's sämmtliche Werke. 9 Bände, Wien 1816—17. 12«. Mit Kalchberg's Portrait und 8 (meist historisch sehr interessanten) Titelkupfern, beziehungsweise auf die von dem Dichter bei der Umarbeitung geänderten Titel.

1. Agnes, Gräfin von Habsburg. Schauspiel. Grätz, 1776 (VI. 1. Wtilfing von Stubenberg).

2. DieTempelherren. Ein dramatisches Gedicht. Grätz, 1788 (VI. 109).

3. Gedichte. Grätz, 1788. (I.)

4. Früchte vaterländischer Musen. Herausgegeben zum Besten der leidenden Menschheit. 2 Bändchen. Grätz. 1789-90. (Die in dieser von Kalchberg ver- anstalteten Sammlung aufgenommenen, von ihm selbst herrührenden Gedichte ebenfalls zu finden in I.)

5. Die Grafen vonCilli. Eine Begebenheit der Vorzeit. 1. Theil, Cilli und Wolfsberg, 1790. 2. Theil, 1793. (VHI. Die Grafen von Cilli. 1. Stück: Friedrich Graf von Cilli. 2. Stück : Ulrich Graf von Cilli.)

6. Die Ritterempörung. Eine wahre Begebenheit der Vorzeit. Cilli, Graz und Leipzig, 1792. (IX. 143. Andreas Baumkircher. Ein dramatisches Gedicht. Poetische Um- arbeitung der in Prosa abgefassten ,,Ritterempörung^.)

7. Maria Theresia. Ein dramatisches Gedicht Grätz, 1793 (Vn. 1).

8. Cantate auf die Schlacht bei Mainz. Wien, 1795. (I.)

9. Die deutschen Bitter in Accon. Ein dramatisches Gedicht. Wien, 1796. (VH. 117. Bertram von Dietrichstein.)

<) Beispielsweise sind „Die Grafen von Gilli'< als im Jahre 1827 er- schienen angeführt.

54

10. An Joseph Adam, Fürstbischof von Seckaa. Grfttz, 1798. (I.)

11. An Franz IL Grätz, 1798. (I.)

12. Historische Skizzen. 2 Bände. Wien, 1800. (II., III., IV. Historische Darstellungen.)

13. AufdenTodderGrossfürstin und Erzherzogin Alexandra Pawlo^^na, kaiserliche Hoheit etc. Grätz, im Lenzmonat 1801. Gedruckt mit Kienreich'schen Schriften. (I.)

14. Die Stände Steiermarks an Se. des Grafen Fer- dinand von Attems Excellenz etc. bey dessen feierlicher Installation zur Landeshauptmanns- Würde am 8. April 1801. Grätz, 0. J. (I.)

15. Attila, König der Hunnen. Ein dramatisches Gedicht. Wien und Grätz, 1806. (IX. 1. Attfla's Tod.)

16. Friedensgesang im Jahre 1814. Grätz, o. J. (I.)

17. Dem erhabenen KaiserpaareFranz und Caro- lin e zur Feier Ihrer allerhöchsten Anwesenheit in Grätz. 1817. Grätz, 0. J.

n.

Oberdeutsche allgemeine Litteraturzeitung im Jahre. 1796.

(Salzburg.) CLII. St., ddto. 21. Decemb. 1796. S. 1198.

(Originalrecension von Kalchberg's ^^Die deutschen Ritter in Accon''.)

Die deutschen Ritter in Accon. Wien, bey Peter Rehni. 1796. 139 S. in gr. 8.

Unter den ziemlich mageren Geistesprodukten, die jetzt zu Wien von Zeit zu Zeit erscheinen, raget gegenwärtiges drammatisches Gedicht sehr vortheilhaft empor. Der Verfasser desselben ist der in Deutschland durch seine schönen lyrischen Gedichte, durch die Tempelherren, die Grafen von Cilli, die Ritterempörung, Maria Theresia, (ebenfalls ein dramatisches Gedicht) und Wülfing von Stubenberg rühmlichst bekannte Johann von Kalchberg, welcher in Unters teyermark auf seinem Landgute Wildbach einsam lebt. Diese deutschen Ritter

55

in Accon in fünf Handlungen und fllnffüssigen leichten Jamben, mit Lessingischer Delicatesse bearbeitet, sind den würdigen Literaturfreunden, Herren Grafen, Franz Joseph von Dietrich- stein (k. k. Obersten) und Moriz Carl (k. k. Major) zugeeignet Alles, was man darüber zum Lobe des Hm. Verfassers sagen könnte, würde vielleicht für diejenigen, die das Stück nicht selbst gelesen, oder auf der Bühne gut vorgestellt gesehen haben, zu schmeichelhaft erscheinen. Der StofiF des Stückes, aus der Geschichte des 13ten Jahrhundertes genommen, ist voi-trefflich gewählt, der Plan wohl durchgedacht, gut geordnet und handlungsvoll. Der Dialog würde dem grossen Schöpfer Nathans des Weisen keine Unehre machen. Die Charaktere, worunter sich vorzüglich die des Bertram von Dietrichstein, V. Seinsheim, von Lichtenstein, Sultan Ehalils, Hassans und der Emina und Ida auszeichnen, sind so treffend und natürlich gezeichnet, dass man bey Durchlesung des Stückes ein leben- diges Galleriegemählde dieser geschilderten Personen vor sich sieht. Wie richtig und wie fein der Dichter jede Nuance von Leidenschaft gehörig mit dem Ganzen zu verflössen wusste, beweiset das Gespräch zwischen Wilhelm und Ida im ersten Akte, zwischen Emina und Bertram, und die rührende Szene am Schlüsse desselben zwischen Bertram, Ida und Wilhelm; im 2ten Akte die Gespräche des Hassan, Omar und Khalil; im 3ten zwischen Conrad und Ida, wo diese tugendhafte Frau um ihren verlorenen Gatten jammert ; im 4ten zwischen Emina und dem verkleideten Bertram; im 5. zwischen Conrad, Emina und Ida u. s. w. Wer lies't und bewundert nicht das steigende Interesse von Akt zu Akt, die rührenden Situationen und die herrliche Illusion zwischen Furcht und Hoffnung, worin man bis auf den letzten Moment erhalten wird. Wie schön spricht Conrad nicht in des letzten Aktes zweyter Szene :

Ha! wie die Freude meinen alten Knochen So viele Stärke gibt! Ich wähnte schon, Sie würde nimmermehr dem Greisen lächeln. Doch strahlet sie so mild! . . . Was fällt mir ein?

56

(Zu Emina) Du Mädchen musst der Schwester Schuld bezahlen. Dem edlen Bertram geben, was sie nahm. Nicht wahr, du wiist es ? Ja ... ! Da werden wir Im Vaterlande dort ein Leben führen. Worum uns Selige beneiden sollen. Wir wollen Gutes thun, so viel wir können, Beschützen jeden Unterdrückten und Das Laster strafen trüg's auch Königspurpur.

Wer wird Emina, diese Krone der Mädchen, nicht Heben, wenn sie zu Ida von dem Helden Bertram sagt:

Viel sagst du? Alles alles ist ihm möglich. Ich glaube nimmer, dass in dieser Schöpfung Ein Mensch gebohren ward, der ihn erreichte. Wer mag bestimmen, ob Herz oder Geist. Geist oder Herz bey ihm den Vorrang habe? Erhaben steht er da, nicht Einer darf Mit ihm sich messen, als allein er selbst

Ueberhaupt gibt es der schönen Stellen in diesem Stücke zu viele, und des Raumes hier viel zu wenig, um noch meh- rere derselben ausheben zu können. Nur noch ein Bruchstück aus der 5ten Szene des letzten Aktes:

Heinrich (hastig).

Jauchzt! jauchzt! Wir sind gerettet! Wilhelm los; Die Christen haben alle freyen Abzug.

Emina. 0 Himmelswonne!

Konrad (sich an Heinrichs Hals werfend). Heinrich, sieh ich weine

Ida. Um Gottes Willen, Mann ! sagst du die Wahrheit ?

57

Heinrich.

Ich lüge nicht. Schon nach dem Untergang, Entöchloss sich Bertram zu dem Aeussersten. Hin auf den Wall Hess er den Sultan führen, Und drohte da den Schädel ihm zu spalten. Diess wirkte. Wir erhielten, was wir wünschten.

Emina. Der Held . . . !

Eines der entschiedensten Verdienste, welches wir an dem Hrn. Verfasser in diesem drammatischen Gedichte zu rühmen nicht umhin können, ist die schöne, reine und durchaus richtige Sprache, dessgleichen die Vermeidung der Zusammen- stossung gleicher Vokalen, welche in den Poesien der meisten und grössten Dichter Deutschlands häufig angetroffen wird. Wir unterschreiben dieses Urtheil mit der Zuversicht, dass der Leser bey Durchgehung der deutschen Ritter in Accon oder der Kenner bey Vorstellung derselben es billig finden, und uns gerne beystimmen werde: Kalchberg verdiene unter den deutschen Schriftstellern wirklich einen klassischen Rang.

Schm.

■♦»»

Die „Religionshandlung" zu Leoben 1576.

Tob

Dr. R. Peinlioli.

Als die lutherische Glaubensneuerung im sechzehnten Jahrhunderte in Steiermark Eingang und Verbreitung fand, war die Stadt L e o b e n unter den ersten Plätzen, wo dieselbe Anhänger gewann. Als „Eisenverlags-Stadt** mit der auslän- dischen Handelswelt im steten Verkehre befindlich, ergab sich für ihre Bargerschaft vielfach Gelegenheit, von der tief ein- greifenden religiösen Bewegung im „Reiche^ Kenntniss zu nehmen, wenn auch das ^ ausreisen" der Handelsherren zu Leoben damals weder besonders üblich, noch nothwendig war. Dafür kamen deutsche und wälsche Händler, namentlich aber fahrende Handwerksgesollen und Schüler umso häufiger nach Steiermark. Fand doch sogar die Sekte der Wiedertäufer einzelne Ableger im Lande und auch zu Leoben, freilich nur als ephemere Erscheinung, da man diesen Sekürern wegen politischer Gefährlichkeit alsbald scharf zu Leibe gieng ^).

*) In dem Befehle, welchen der Rath zu Leoben am Christi EUmmel- fahrtstage 1518 ausrafen liess, heisst es unter anderem: „Nachdem die römisch königliche Migestät, unser allergnädigster Herr, nun zu mehrmalen offen Befehl und Mandat der Wiedertäufer halben aus- gehen lassen und befohlen, dass man keinen Taufer aufhalten, beher- bergen, noch behausen soll, wie auch dann nun oftmals angezeigt, verkündet und „beruft^ worden ist, wollen ein ehrsamer Richter und Rath hier zu Leoben nochmals und zum Ueberflusse nun jeden nnd männiglichen treulich gewarnt, ermahnt und befohlen haben, dass euer keiner, wer der sei, keinen Taufer aufhalt, behause, beherge, noch tränke, noch sich derselben theilhaftig, anhängig oder verwandt mache, dann wo man einen oder mehr, d^r dieser Secte anhängig

- 69

Bevor wir zu unserem speciellen Thema, der Religions- handlung im Jahre 1576, d. i. zur Darlegung der Erlebnisse der Bürgei*schaft in konfessioneller Beziehung, schreiten, ist es nothwendig, der Vorgeschichte derselben, wenigstens in Umrissen, Erwähnung zu thun ^).

Zu Leoben machten sich schon 1529 „Ketzer" bemerkbar, die Regierung hatte davon Kenntniss erlangt und verständigte hievon den Rath der Stadt, nämlich: „Drei Leute hätten die Predigt im Dominicanerkloster (zn Leoben) öffentlich verspottet, - - ein hergelaufener lumpiger Kerl, ein Schüler von Luther, Zwingli und Oecolompadius werde von einem Verein Lutheraner ausgehalten, der die Leute verführe, -»- endlich habe ein Bürger den Richter (?) gezwungen, sein Kind ohne Chrisam und katholische Gebräuche zu taufen. Die Schuldigen sollten ermittelt und in's Gefängniss geworfen werden.*

Ob dieses und was weiter geschah ist nicht bekannt ^).

oder theilhaftig wäre, oder der solche tauferische Leute, wie oben- steht, aufhielte oder wüsste und dem Gericht nicht anzeigt, betreten würde, den oder dieselben würde man nach Befehl hochgedachter röm. königl. Migestät an Leib und Gut schwerlich strafen.*^ Der Leobner Bürger Peter Schuster war 1528 sammt Frau und Schwester der Wiedertäuferei beinzichtigt und vom Stadtrichtor in Arrest genommen, aber nach gepflogener Untersuchung mit einer Verwarnung entlassen worden. Derselbe machte sich jedoch das Jahr darauf nebst dem Bürger Grinzinger abermals verdächtig. Beide wurden, als man sie vor Gericht ziehen wollte, mit Hinterlassung ihrer Habe fi&chtig. Ein anderer Bürger, Namens Wiser, entsagte vor dem Gerichte der Wiedertäuferei und blieb dann unbehelligt. Der Lederer Ruprecht wurde 1545 zu Leoben „mit der Tauferei vorwandt befunden^ und entzog sich der Untersuchung durch die Flucht. Der Rath nahm die hinterlassene Habe in Obsorge und ge- stattete, dass dessen unmündiger Sohn, der kein Wiedertäufer war die Lederei erlerne.

I) Die Quellen dieses Bruchstückes der religiösen Bewegung in Steier- mark sind im allgemeinen die Rathsprotokolle der Stadt Leoben.

0 Bei der Kirchenvisitation 1528 war der Vicar (der Pfarre) zu Ijeoben, H. Paul, bereits ganz lutherisch gefunden worden. Eine seiner Reden war, „ihm sei Christus allein genug,^ „wer schwach im

60

Auch 1539 waren es noch immer nur einzelne Leute, welche sich nicht zur katholischen Lehre bekannten, wenigstens fügte sich der Rath den kaiserlichen Befehlen in Religions- Angelegenheit ohne Wiedei-streben. So schickte derselbe auf Regierungsanordnung in diesem Jahre zwei Bürger in alle Häuser der Stadt, um anzusagen, dass kein Bewohner der Stadt bei Strafe an Leib und Gut in der Fasteuzeit Fleisch esse, noch solches anderen gebe, oder zu essen gestatte. Als der Bürger Hans Schneider des Gebotes nicht achtete, wurde er vom Stadt- richter eingezogen und eingesperrt, übrigens dann von dem Rathe nach der damals üblichen Vorbitte durch Angehörige des Inculpaten wieder freigelassen, jedoch mit dem Auftrage, „zum Pfarrer zu gehen und um Verzeihung zu bitten. Sollte die kaiserliche Majestät aber eine Strafe über ihn verhängen, so würde diese ihm vorbehalten". Dass es so glimpflich ab- gieng, mochte wohl daher kommen; dass im Rathe selbst, wenn auch nicht offene, doch heimliche Protestanten sassen und bei der Bürgerscliaft überhaupt die Hinneigung zum evangelischen Bekenntnisse im Wachsen war.

Dies geht aus einigen derben Reden des Leobner Pfarrers Sigmund Greif hervor, derentwegen ihn seine Zechpröpste 1 540 bei dem Rathe verklagten, er habe sich verlauten lassen, „der Stadtrichter schaffe nichts bei den Lutterlen" (Lutherischen), und „die Bürger seien Schelme und Fleischfresser" ^).

Glauben ist, der mag wohl die Heiligen anrufen'^. Er hatte sich auch wie derselbe sich ausdrückte - ^mit Unterscheid" verheiratet. Es wnrde ihm „ernstlich befohlen, die Dirne weg zu thun^. (Yisitat. Protokoll.) ') Es wurde auch angegeben, „er h&tte auf den Bischof Übel geflucht'', lieber dieses stellte man denselben zwar nicht zur Rede» aber man merkte es sich, und als der ungeschlachte Pfarrer sich nochmals hinreissen liess, auf der Kanzel gegen die Bürgerschaft und den Rath von Leoben loszufahren., wurde derselbe 1542 bei dem Kaiser ver- klagt und dessen ganzes Sündenregister beigefügt. Die nächste Folge war dessen Suspension, der Rath nahm ihn über kaiserlichen Befehl gefangen und überantwortete ihn seinem bischöflichen Ordinarius. Ein Conventual des Stiftes Admont, P. Heinrich Pistori, verwaltete

61

1564 hatten die Lutheraner bereits das Uebergewicht in der Stadt und hielten sich trotz des landesfürstlichen Verbotes einen eigenen Prädicanten. Derselbe wurde in der innerhalb der Stadt gelegenen St Johanneskapelle installirt und erhielt 100 Pfand Pfenninge als Jahresgehalt.

Von nun an beginnt ein hartnäckiges Ringen zwischen dem Fürsten und der Bürgerschaft wegen solcher Prädicanten. Der Fürst schafft sie ab, der Rath entlässt sie dann, um bald darauf einen neuen anzustellen, der dann wieder wandern muss.

So gieng es 1565 dem Prädicanten Franz Sc henkhle, 1569 ersetzte ihn Barthlmä Riser. Die Regierung bezeichnete jedoch diesen als „einen alten meineidigen Ordensbruder von Millstadt'', und derselbe musste 1571 entlassen werden.

Ueber den gezeigten Gehorsam von K a r 1 II. belobt und zur Beobachtung der katholischen Lehre ermahnt, antwortete die Bürgerschaft am 4. August 1571 damit, dass sie sich der Augsburger Confession zugethan erklärte und imi Bewilligung zur Haltung eines Predigers ihrer Confession anhielt

Was der Landesherr anderwärts, wenn auch nicht zuliess, doch wenigstens nicht hinderte, das wollte er aber nach dem damals geltenden Princip ;, cujus regio, illius religio^ in dem landesfürstlichen Leoben, das noch dazu eine „Kammer-Stadt' war, durchaus nicht dulden.

Ungeachtet des abschlägigen Regierungsbescheides wurde 1572 Herr Mathes als Stadtprädicant aufgenommen. Die Bürgerschaft meinte es diesmal klüger eingefädelt zu haben.

die Pfarre, bis Greif restitairt wurde und am 31. April 1543 die Pfarre wieder eingeantwortet erhielt. Bei dieser Gelegenheit yerhiess ihm der Bürgermeister von I^eoben „alle Freundschaft und guten Willen, wenn er auch gegen die Bürger sich so verhielte; wenn er aber auf der Kanzel wieder sich ungebührlicher und unbescheidener Worte gebrauchen würde, die mehr zur Empörung als zur Einigkeit der Bürgerschaft und des Pfarrvolkes gereichen, würde der Rath die oder andere Klage an den Kaiser diu-ch das Gericht machen lassen, daraus ihm dann mehr Unrath und Strafe, als bevor, begegnen möchte*'.

62

indem sie dea alten Pfarrer Johann Pockhleder ^) dazu vermochte, denselben als Kaplan aufzunehmen.

Mathes war von dem Erzbischofe zu Salzburg ordinirt worden, früher einmal Kaplan zu Yeitsberg bei Leoben gewesen, war auch seiner Zeit bei der Synode zu Brück a. d. Mur erschienen. Der VogtheiT, Abt Lorenz von Admont, hatte diese Bestellung genehmigt. Dass man es mit einem Apostaten zu thun hatte, kam erst nachträglich auf.

Dieser Kaplan wurde aber nicht bei der Pfarrkirche, sondern bei der Johanneskapelle installirt, unter dem Vorwande, dass die Bürger ihren Gottesdienst in der Stadt halten könnten. Die Pfarrkirche lag nämlich ausserhalb, aber doch unfern von der Stadtmauer. Die Bürgerschaft gab vor, dies sei ein Uebelstand, „denn es seien während der Predigt schon etliche Feuer in der Stadt gewesen, dessen dann andere Ge- fahren mehr zu erwarten und dabei der fürstlichen Durchlaucht Nachtheil zu besorgen". Uebrigens hielte sich der Pfarrer die meiste Zeit in Göss auf und x? wegen seiner Krankheit und der Lage der Kirche hätten schon etiiche kranke Personen des Trostes des göttlichen Wortes und des hochwürdigen Sacramentes, auch etliche junge Kinder die h. Taufe nicht bekommen mögen, das denn hochschmerzlich sei".

Mit diesen Gründen suchte die Stadtgemeinde den Erz- herzog zu beschwichtigen, als er 1573, von der wahren Sach- lage informirt, befahl, „den Prädicanten alsbald wegzuthun^.

Ihre Supplik schloss mit den Worten: „Die fürstliche Durchlaucht wisse, dass sie einer gottseligen Religion und der Confession, so Kaiser Karl überreicht wurde, zugethan seien und dass nun derlei Prädicanten im Lande schwer zu be- kommen, und möchte daher geruhen, solchen christlichen Seelsorger auf ihre Unkosten zu gestatten."

0 Pockhleder war seit 1560 Pfarrer zu St. Jakob bei Leoben. Erhielt schon seit Jahren keinen Kaplan, weil die Einkünfte der Pfrande es nicht zuliessen und die Stiftungsgelder für das Mumerstiftt, welche die Bürger Gabelkover und Reitersperger (zufolge kais. Befehles vom

63

Mit dieser Bittschrift giengen zwei Bürger (der Stadt- richter hatte die Mission abgelehnt) nach Graz und händigten dieselbe dem Hofkanzler Gobenzl ein. Sie wurden mit den höfischen Worten beschieden, „man finde es nöthig, verreren Bericht einzuziehen ''.

Der Stadt blieb keine lange Zeit, sich in eitlen Hoffnungen zu wiegen, schon am 7. November 1573 wurde ihr der lan- desherrliche Bescheid kund gethan, des unliebsamen Inhaltes : ;,Bei Vermeidung der Ungnade den Prädicanten wegzuthun und sich nicht zu unterstehen, dergleichen Prädicanten, so Ihrer fürstlichen Durchlaucht katholischen Religion zuwider, aufzunehmen."

Bekümmerten Herzens vernahm der Rath den Befehl und stimmte in aller Eile namentlich darüber ab, was nun zu thun sei. Alle waren dafür, dass alsogleich eine neue Supplik abgehen sollte, aber nur zwei Rathsherren (Abraham Donnersperg und Wolf Gärtner) stimmten dafür, dass das Predigen unter- dessen eingestellt würde.

Allein da auch dieses Gesuch am 27. November 1573 ab- schlägig beschieden worden war, so wurde dem Herrn Mäthes das Predigen denn doch eingestellt. Doch sollte er seine Besoldung behalten und in der Stadt verbleiben, denn nach dem Land- tage werde man abermals suppliciren und einen Fussfall thun.

Man hegte nämlich die Hoffnung, durch die Intercession des landschaftlichen Adels, der sich in Religionssachen ganz unabhängig gestellt hatte, endlich doch zum Ziele zu gelangen.

Da aber auch die Verwendung der Landschaft keinen Erfolg hatte, zog der Prädicant Mathes 1574 mit einer Ab- fertigung im Betrage von 24 fl. Reichswährung ab. Doch stand dessen Stelle nicht lange leer, in aller Stille setzte die Stadt 1575 den Prädicanten Oswald Speglin ^) dorthin und er- freute sich wieder des „reinen Wortes Gottes".

Jahre 1642 pr. 40 Pfd. Pfenn. jährlich) hätten xahlen soUen, längst nicht mehr einflössen. *) Oswald Speglin aus Nördlingen war 1564 zn Laaingen znm Prediger ordinirt worden. Zur Infectionszeit im Jahre 1572 stand er an der

1

64 -.

Aus dieser Ruhe wurde die Bürgerschaft durch einen landesfUrstlichen Befehl aufgeschreckt, welcher im Jänner 1576 einlangte und in Erledigung einer Supplik der Stadt, den Herrn Oswald abzuschaffen auftrug.

Hiermit sind wir bei der Religionshandlung des Jahres 1576 angelangt, welche eine eingehendere Darlegung erhalten soll

Zunächst fasste die Rathsversammlung am 27. Jänner den Beschluss: „Nachdem das Elend nicht jdles zu erzählen, so die Zeit her, als man die chnstlichen Prädicanten nicht prädiciren lässt, leider mit Schmerzen erfahren und Gott zu klagen, so ist beschlossen, einen (des Rathes) alsbald abzu- fertigen, der bei dem Hofkanzler um förderliche Erledigung auf die diesfalls eingereichten Schriften anhalte und zufolge des mit Stimmenmehrheit gefassten Beschlusses soll man noch, bis derselbe Antwort bringt, stillhalten und dem Herrn Oswald seine Besoldung monatlich reichen."

Wenn dann der Landesfürst binnen kurzer Zeit, wie es heisst, durch die Stadt reisen würde, sollte der Sitte gemäss demselben „etlich schöner Stuckh Visch vnd zwelf Khandl gueter Wein offerirt" werden ^ und soll durch die ganze Bürgerschaft ein Fussfall geschehen und gebeten werden, dass ihnen die Predigt durch den Caplan ihrer christliclien Religion gestattet werde. Darüber sollte aber noch j,auf mererer Be- sammlung zu handeln angestellt" werden.

Der in dieser und anderen Angelegenheiten nach Graz geschickte Rathsbürger Hermann Hanner kehrte unver-

Stifiskirclie in Graz als Aushilfsprediger in Verwendung. Von da soll er nach Oettingen gekommen sein. Nach seiner Abschaffung von Leoben fand er zu Trautmannsdorf in Oesterreich eine Anstellung, wo er 1580 noch lebte. (Waldau, Gesch. d. Protest. II. Bd. S. 5C5. Raupach, Presbyter ium, S. 178.) *) 15G9 erhielt Karl II. bei demselben Anlasse von der Stadt Leoben einen Startin Wein, ein gutes Essen, Fische „Verchen'' (Forellen) und wurde bei der Einreitung aus dem grossen Geschütze geschossen. 1573 erhielt derselbe bei seiner Ankunft zwei Ochsen, einen Startin Wein und eine Parthie Fische.

65

richteter Dinge nach Leoben zurück, nachdem ihm der Hof- kanzler bekannt gegeben hatte, es sei unnütz eine Erledigung in Graz abzuwarten, der Bescheid werde schon nach Leoben geschickt werden. Da dies nicht tröstlich klang und mittler- weile in der Stadt „eine abscheuliche, sonderlich schmerzhafte Krankheit, vornehmlich unter den Kindern eingerissen" war, wodurch das Verlangen nach dem heilsamen Worte Gottes gesteigert wurde, so berief der Bürgermeister für den 1 3. Fe- bruai* eine allgemeine Bürgerversammlung zur Beschlussfassung, ob man den Prädicanten Oswald predigen lassen solle oder nicht.

Zu dieser erschienen sammt den Bathsherren nur 35 Bürger, von denen 24 sammt dem Stadtrichter dafür stimmten, dass derselbe am nächsten Sonntage seine Predigt halten solle, 1 1 aber nach Antrag des Kathsherrn Wilhelm P a n t h i e r, dass man bis zum ersten Sonntage in der Fasten, oder 2 bis 3 Wochen noch warten sollte.

Da aber so viele vom Rathe und von der „Gemein" nicht zugegen gewesen waren, so schien es bedenklich, einen festen Beschluss zu fassen, bevor man nicht auch die Willensmeinung dieser vernommen hätte. Der Bürgermeister berief eine neue Versammlung auf den 16. Februar. Nachdem er derselben dann vorgehalten hatte, „wie sich ein Rath zu dero eines mereren Gehorsamb versehen vnd inen het gebürth auf vorig Ersuechen zu erscheinen," forderte er sie auf, sich „zu erklären, ob Herr Oswald jetzt, zumal kein anderer Prediger vorhanden ist, oder wann soll auf die Kanzel gelassen werden".

Nachdem sich „ein ersame Gemein" miteinander beredet hatte, gab sie durch Hermann Hanner die Erklärung ab:

„Dieweill sy sich hieuor oftmalls vnnd von Jugent zu der Augspurgerischen Confession bekhent, darüber auch geferttigt vnnd als vill ir schreyben khunden mit aigen Henden vnndter- schriben, vnnd nachdem jetzo an christlichen Predicanten grosser Mangel, wie alle tödtlich vnnd in der Forcht Gottes leben sollen, sonnderlich bei disen Zeiten unnd gefärlichen Krankheiten, dero- wegen vnnd anderer christlicher Vrsachen zu Trost irer Armen

Mittheil, des bist Vereine« f. Bteirnuftt k. XXVT. Heft, 1878. 5

66

Seelen, solle man Herrn Oswalden auf negsten Suntag bey Sant Johans prediedren lassen.''

Dies geschah. Wenige Tage darauf, am 13. März nach 3 Uhr Nachmittags, kam Erzherzog Karl sammt seiner Ge- mahlin gegen Leoben. Er befand sich auf der Reise zu den Landtagen in Kärnten und Krain. Der Rath sammt eüichen Vertretern der Gemeinde erwartete den Landesfürsten bei dem grossen Kreuze vor der Stadt, wo der Stadtschreiber die Erapfangsrede halten sollte. Aber kaum hatte der Fttrst die Stadtvertretung erblickt, so ritt er auf diesellje zu und „fieng stracks mit starker Stimme diese Worte zu reden an: Geht nur hinein und wartet meiner in der Burg, denn ich reite jetzt mit meiner Gemahlin auf Göss. Ich will euch darinnen selbst zusprechen."

Während ein Theil des Rathes den Fürsten nach Göss begleitete, begab sich der Bürgermeister und der Stadtrichter mit den übrigen zum „Lendthore", erwarteten denselben dort und gaben ihm dann das Geleite bis zur Burg. Sobald der Fürst vom Pferde abgestiegen war, empfing ihn der Stadtschreiber „im Namen gemeiner Stadt durch eine unteithänige Oration". Karl erwiederte: „Wir nehmen euere Empfahung derzeit mit Gnaden von euch an.** Hierauf wurde durch den Stadtschreiber „das Präsent, der Wein und Fisch offerirt", worauf Karl aber- mals mit den wenigen Worten replicirte: „Ich und mein Gemahl nehmen die Verehrung mit Gnaden von eudi an." Hiermit war der Empfang abgethan.

Nach Verlauf von mehr als einer Stunde, als es schon fast Abend war, schickte Herr Wolf von Stubenberg zum Bürgermeister, er möchte einen oder zwei mit sich nehmen und alsbald zu ihm kommen. Als dieser mit dem Stadtschreiber gekommen war, eröffnete ihnen Stubenberg: „Die fürstliche Durchlaucht, mein gnädigster Herr, begehren mit Ernst, dass eine ganze hiesige Bürgerschaft morgen früh um 5 Uhr in der Burg in der Tafelstube gewisslich vor ihrer Durchlaucht erscheinen und allda Bescheid erwarten."

So versammelte sich die Bürgerschaft am 14. März um

-^ 67

4 Uhr Morgens am Rathhause und begab sich beim Schlage der fünften Stunde miteinander in die Burg und in die Ritterstube. Der Fürst hatte befohlen, dass niemand von den Hofleuten in dem Audienzsaale anwesend bleibe, als Herr v. Stubenberg. Als dann die Bürgerschaft in den Saal getreten war, einer der Kammerdiener aber hinter derselben auch eintrat, rief ihm der Erzherzog selbst alsogleich in italienischer Sprache zu, er soll draussen warten und die Thüre zuschliessen. Als dies geschehen war, sprach er die Büi^er also an:

„Mir zweiflt nit Ir habt Euch zuerindem, wie oflft; ich Euch beuolchen, die Sectischen Predicanten hinwegg zethuen vnnd Euch solcher Sachen nit anzemassen. Nun habt Ir es aber nit voltzogen, sonder fürsetzlich dawider gehandelt, meine Gebot vnd Verpot in Verachtung gestölt, vnd mir vnd vnnser Landschaft in Steyr mit Euren Schriften vill Müehe vnd Arbaith gemacht vnd geben, derhalben ich woll Vrsach, die Scherf gegen Euch fümemen zelassen, aber weill ich jederzeit mer zu der Güette dann der Scherpf genaigt, will ich Euch dertzeit verschonen vnd daneben selbs persondlich mündlich Euch ernstlich auferlegt vnd beuolchen haben, das Ir meine Bcuelch merers vor Augen habt, vnd Euren sectischen vermainten Predicanten alsbald hinwegg thuet, vnd khein seines gleichen weder iner noch ausser der Statt weiter aufnemet. Euch auch in Religion Sachen an vnnser Landschaft nit henget, dann ich hab auf Eur Beschwär, die Ir von wegen des Pfarrers Alter vnd die Pfarrkhirchen, das die ausser der Stadt ligt, vnd bey nächtlicher Weyll die Statt zu eröffnen gefilrlich vnd anders vemomen vnd darumben ine Pfarrer bemttessigt (ihn, den Pfarrer entlassen) vnd einen andern Pfarrer aufgenomen, den wil ich Euch hiemit selbs gestölt haben, der würdet die Gothzdienst drausen in der Pfarrkhirchen vnd hinnen verrichten, wie er mirs dann auch zuegesagt; so wist Ir, was mit Euch vnd andern zu Prugg gehandelt, dabey las ichs bleiben. Da Ir aber dem nicht voltziehet, werd Ir mich verursachen, mit solcher Straf gegen Euch zuuerfahren, das es mir selbs laid sein würdte. Darnach wist Euch aigentlich zuehalten, vnd es

5*

68

bedarf kheiner Antwort" Nachdem der Fürst dies gesprochen hatte, wendete er sich alsbald von der Bürgerschaft ab und schritt der Thüre zu.

Der Stadtschreiber jedoch, vom Rathe und von der Ge- meinde dazu ,, erkiest", schritt demselben nach und sprach: „Durchleuchtigster Erzherzog, genedigister Lanndtfürst vnnd Herr, weill vor andern Potentaten die Fürsten von Oesterreich mit sonderer Güette begabt, so bitten Eure fürstliche Durcli- laucht wir vnndterthenigist, die wolle ynnss genedigiste Audienz geben." Als der Fürst dies gehört hatte, wendete er sich zurück, sagte: „Was, ich gib Euch der Zeit khein Audientz," und gieng durch die Thüre hinaus.

Bald darauf trat der gesammte erzherzogliche Hof seine Weiterreise an.

Man kann sich die Bestürzung, und nachdem die gehörten Worte und die kurze ungnädige Abfertigung allenthalben be- kannt geworden war, die Aufregung der ganzen Stadt denken.

Um die hin und her rollenden Wogen der Reden und Ansichten in eine geordnete Bahn zu leiten, den eigentlichen Willen der Bürger zum geregelten Ausdrucke zu bringen, wohl auch, damit einer für alle und alle für einen stehen könnten, schien es gerathen, alsbald eine allgemeine Bürgerversammlung abzuhalten. Noch desselben Vormittags kamen der Rath und die Gemeinde auf dem Rathhause zusammen und beredeten die Angelegenheit Dann wurde über das, was zu thun sei, namentlich abgestimmt. Jeder sagte seine Meinung und alles wurde vom Stadtschreiber zu Protokoll genommen. Es wurden 68 stimmfähige Bürger ^) gehört, jedoch nicht desselben, sondern

*) W^ie viele Bürger Leobcn im IG. Jahrhunderte zählte, lässt sich nicht genau ermitteln. In dem Grundbuche der Stadt vom Jahre 1561 fand ich sammt dem Rathhause 120 Häuser in der Stadt und 34 in der Vorstadt verzeichnet; aus letzterer genossen aber nur 13 (und diese erst seit 1560) Hauseigen thümer das BUrgerrecJit. Man dQrfte also im ganzen ungefähr 130 Bürger annehmen, da aber auf einigen Häusern Bürgerswitwen oder unmündige Bürgerssöhne gesessen sein Trerden, so dürfte die ganze Zahl der stimmfähigen Bürger nicht

69

erst des anderen Tages, nachdem auch diejenigen sich geäussert hatten, welche bei der erwähnten Versammlung gefehlt hatten, mit einer geringen Stimmenmehrheit beschlossen, jederzeit des HeiTn Oswalden Predigten einzustellen, bis der angehende Pfarrer gehört worden wäre, alsdann weiter davon zu handeln".

Drei verschiedene Meinungen waren bei der Abstimmung zum Vorschein gekommen. Die erste, für welche sich zunächst der Stadtrichter Mathes " (Matthäus Schmeltzer, der schon 1559 imBathe gesessen und zu mehrmalen hervorragende Stellen bekleidet hatte, so 1547 und 15610 als Bürgermeister) aus- sprach, lautete: ;,Man sollte mit den Predigten Verzug halten, bis der neue Pfarrer eintritt."

34 Bürger stimmten auf diese Weise, darunter die nach- benannten 6 Rathsmitglieder : Erasm. Reitsp erger (schon 1559 im Rathc gesessen), er fügte bei, dass beim Landes- fürsten ohnehin nichts zu erlangen sein werde.

Kaspar Spätt (bereits 1560 und 1573 im Rathe), doch meinte er, man sollte aber unterdessen den Prediger Oswald nicht entlassen. Dasselbe wollten Wolf Haslinger und Fabian Tautter (auch 1573 im Rathe).

Michael Gablhover (1573 ebenfalls Rathsherr) be-

viel aber 90 betragen haben . Wahlfähige in den Rath dürften kaum mehr als 68 gewesen sein. ') £& ist bemerkenswertb, dass Schmeltzer 1561 die Bürgermeister- wahl nicht annehmen wollte und da seine Ablehnung von der Stadt nicht beachtet wurde, einen diesbezüglichen Befehl des Yicedoms der Steiermark erwirkte. Der Rath nahm es sehr übel auf, dass er sich weiter beschwert hatte und erklärte ihm, die Stadt sei in dieser Sache vom Landesfürsten befreit. Wenn sie einen Bürger mit Stimmen- mehrheit zu einem Amte gewählt habe, so müsse derselbe gehorchen und erscheine „sodann ein Jahr auf einen Stecken gebunden*^. Man bitte ihn also im Gehorsam zu verbleiben. Und so fügte er sich auch. Uebrigcns war der Gehorsam der Leobner Bürger durchaus keine alltägliche Sache. Von nicht wenigen der oben genannten Männer, namentlich von den hervorragenden Stimmführern, finden sich in den Rathsprotokollen hie und da Händel verzeichnet, in welchen sie sich nicht leicht unter die Autorität des Rathes zu fügen geneigt zeigten.

70

merkte : »Wer verhaiTt bis an das Ende, der ist selig. Verhofife, Gott wird alles zum Besten wenden.''

Hans Hanner (1569 und 1573 Bürgermeister) war nicht persönlich bei der Versammlung erschienen, Hess aber melden: „Er sehe es für gut an, zu h<Jren, wie sich der neue Pfarrer in seiner Predigt wird anlassen und der fllrstlichen Durchlaucht Trost zu erwarten; aber die Sacramente reichen und taufen soll dem Herrn Oswald zugelassen werden."

Die Namen der in gleicher Weise summenden Bürger sind : Sebast. Jaritz, Valthan Satler, Gregor Fischer, Clem. Lainegger, Hans Weissmann, Hans Walch, Wolf Fleischhacker, Georg Ortner, Kasp. Gott, Valthan Kholfasser, Phil. Waizinger, Paul Walch, Pet. Gegner, Zach. Zechner, Blas. Poltzer; (am 15. März) Seb. Tersch, Math. Schwär, Georg Weinheber, Roch. Messrer, Georg Prandt, Leonh. Trünckher, Hans Rabler, Stef. Schwein- bachmülner, Georg Pruner, Joach. Schmeltzer, Herm. Hanner, Gilg Lasnitzhouer und Zach. Rabler. (Letzterer gab seinen Rathschlag schriftlich.)

Die gegentheilige Meinung erhielt 29 Stimmen. Sie lautete im allgemeinen: Man solle den Herrn Oswald ohne weiters auch femer predigen lassen.

Der erste, der seine Stimme dafür abgab, war der Raths- herr Wolf Mittenberger (sass auch 1 573 im Rathe), derzeit Eisen-Faktor der Stadt. Er sagte: »Man soll Gott geben, was ihm gebührt, und dem Landesfürsten, was ihm gebührt, darum soll man predigen lassen, Gottes Wort hören und dem Lan- desfürsten in allen äusserlichen Sachen gehorsamen."

Rathsherr Leonh. Guggler (schon 1559 im Rathe ge- wesen, deutscher Schulhalter) spricht sich fast mit denselben Worten aus. Ebenso Rathsherr Georg Pu ebner. Rathsherr Hieron. Vischinger ist ;,für das predigen, weil es jetzt die grosse Nothdurft erfordert".

Rathsherr Kasp. Gerchinger (15G0 und 1573 im Rathe) äusserte sich: Es sei schmerzlich, dass sie keine Audienz erhielten. Man soll also in Gottes Namen predigen lassen, denn es steht geschiieben: „Wer verharrt bis an's Ende, wird

71

selig." Man soll aber erwarten, wer der neue Pfarrer seL Inzwischen könne Oswald predigen „und sich darinen aller Gebühr gebrauchen und die Widersacher nicht besonders nennen".

Von den Bürgern sind bemerkenswerth : Mich. D o n e r s- p e r g e r. Dieser äusserte sich Gott will gebeten sein, darum soll man alle Tage um 11 oder 12 Uhr bei St. Johannes (Kapelle) läuten lassen. Da sollte ein jeder Hausvater sammt den Seinigen Gott bitten, seine Kirche und Gemeinde allhier zu erhalten.''

Wolf Schleiffer ist für das Predigen, ;^ weil es besser ist, in die Hände der Menschen zu fallen, als in die Hand und Strafe Gottes".

Daniel Donersperger sagte: „Weil der Fürst ver- meldete, der Prädicant sei sectisch, so rathe er Herrn Oswalden zu seiner Defension zu Verfassung seines Bekenntnisses und seiner Meinung eine Schrift verfassen zu lassen, die der heil, göttlichen Schrift gemäss soll gestellt werden."

Da nun dieser Gedanke einmal aufgetaucht war, fand sich bald wieder ein und der andere Nachtreter. Andr. L e u t z e n- dorf er sagte, er habe in der Taufe geschworen, sein göttlich Reich zu befördern, so könne er mit gutem Gewissen nicht ratlien, die Predigten einzustellen, sonderlich weil Herr Oswald „keines Secten" überwiesen und er der heil. Schrift gemäss jederzeit gepredigt habe.

Tiburtius G e r r e i c h ist für das Verfassen einer Apologie und Schutzschrift", desgleichen Michael Schwär, Christof Khirch- perger und Georg Staudinger.

Michael Ponmon (Bonuomo, 1573 imRath), Goldschmied, sagt, man solle das Wort Gottes nicht verhindern, sondern fortgehen lassen.

Ebenso stimmten Hans Lemer, Wilh. Panthier, Christof Holaus, Christof Frölich, Gregor Khoper, Hans Paur, Christof Pruner, Urb. Vischer, .Steph. Schaur, Adam Khörer, Leonh. Zwickh, Hans Ster (Hafner), Ambros Herman, Georg Grueber, Christof Priewalder (Schneider).

72

Nur zwei Bürger wagten eS; die besondere Meinung zu haben, dass man den Prädicanten Oswald abziehen lasse, beide aber erklärten dies nicht persönlich. Hieron. Puchleutner, der Mauthner, that es schriftlich und der Hammerwerksbesitzer Wolf Gärtner (1569 und 1573 Rathsherr) liess dies durch zwei Vertrauensmänner melden.

Der mit Einwilligung des Abten von Admont als Patrons der Pfarre St. Jakob vom Herzoge eingesetzte neue Pfarrer war Cliristoph Frank, vordem desselben Hofkaplan. Das Anstellungsdecret war schon am 14. Februar 1576 ausge- fertigt Zur Uebemahme der Pfarre hatte der Abt von Admont den 8. April bezeichnet. Dies fiel aber dem alten Pfarrer Joh. Pockhleder unbequem, „er hätte bald nach dem An- tritte der Pfarre am Pfarrhofe Feuerschaden erlitten, ferner den ersten Anbau und die Ansaat der Gründe aus Eigenem bestritten und könnte daher nicht früher abtreten, bis er sich nicht mit dem neuen Pfarrer verglichen hätte, auch gebühre ihm noch der Dienst (die Urbarialgaben der Unterthanen) bis Georgi". Derselbe erbat sich und erlangte die Intercession der Stadt Leoben und so geschah es, dass der neue Pfarrer erst zu Georgi die Pfründe bezog.

Nach Ankunft des Pfarrers Frank sah Oswald Speglin selbst ein, dass es an der Zeit sei, sich um eine andere Stelle umzusehen. Der Rath sicherte ihm, bis er eine solche erlange, den Bezug seines Gehaltes zu (27. April 1576); allein, wiewohl er eine Pfarrerstelle in Oesterreich erlangt hatte, verzögerte sich sein Abzug doch so lange, dass der Landesfürst nochmals im Juli ernstlich darauf dringen musste, ihn abzuschaffen.

Unzweifelhaft lag der Grund dieses erneuerten Aus- weisungsbefehles in der Thatsache, dass Oswald noch fortwährend in der Johanneskapelle heimlich Gottesdienst hielt und die Communion reichte, wozu der Rath (8. Juni 1576) dem Kirchenmeister zu St. Johannes, dem die Sache wegen des landesfürstlichen Befehles denn doch etwas bedenklich schien, ausdrücklich den Auftrag ertheilt hatte, den Prädicanten zu diesen ^'errichtungen ohne weiteres in die Kirche einzulassen.

73

Die Schrift, mit welcher Oswald von der Stadt „Urlaub** nahm und die „Yermahnung that, bei der christlichen Religion beständig zu verharren'', liess der Rath aus „gutem Bedenken ** (zufolge Beschluss vom 16. Juli) der ganzen Gremeinde öffent- lich vorlesen.

Den Pfarrer Frank hatte der Rath sehr kühl empfangen und ihm trocken zu verstehen gegeben, dass die Stadt nur dann zu ihm halten wUrde, wenn er sich als ein Pastor ihrer Confession bewiese. Selbstverständlich lehnte derselbe eine solche Zumuthung ab. Nach wenigen Wochen war auch schon der offene Zwiespalt vorhanden.

Warum es sich handelte, ersieht man aus dem Berichte, welchen der Bürgermeister in einer am 2. Juni eigens hiezu veranstalteten Bürgerversammlung machte. Derselbe enthielt die Eröffnung: Weil die kleine Zeit des jetzigen Pfarrers Hiersein von wegen desselben ärgerlichen Predigten und an- deren Ceremonien viel Beschwerden vorkommen und damit ihm, dem Bürgermeister, später nicht etwa eine Schuld bei- gemessen werde, so habe man dem Pfarrer durch den Stadt- schreiber im Namen der ganzen Bürgerschaft folgende Artikel mündlich erklären und vorhalten lassen:

Für's erste sei es Thatsache, dass der Landesfürst sich etliche Male erklärt habe, einen jeden in seinem Gewissen unbeschwert bleiben zu lassen und liieher zur Seelsorge solche Personen zu bestellen, daran sie keine „Beschwerung haben, sondern begnügt und zufrieden sein sollen. Und da wir übel versehen, dies Ihrer fürstl. Durchlaucht oder dem Pfarrer selbst anzubringen, so soll der Mangel gewendet werden. Weil man dann mit dem vorigen Pfarrer etliche Jahre auch übel vorgesehen gewesen, haben wir uns, wie männiglich wissend, jederzeit zu der christlichen augsburgerischen Ck)nfession er- kannt und bekannt und wissen davon, wie es öfter schriftlich dargelegt wurde, ohne Verlust unserer Seelen Seligkeit nicht zu weichen."

„Wir befinden aber, dass ihr, Herr Pfarrer, bei eueren Predigten, Taufen und Sepultur halten Ceremonien und an^

74

derer verbotener menschlicher Zusätze gebrauchet, welche zur Verkleinerung des Leidens Christi und grossen Aergemiss der christlichen Gemeinde gereichen und solchermassen nicht zu dulden sind."

„Daher wollen wir ihn hiermit sammt und sonderlich ganz christlich ermahnt und höchlich gebeten haben, er wolle die Sachen, wie ein treuer Seelenhirt zu thun schuldig ist, dem Grunde der heil. Schrift gemäss beherzigen und sich nicht mit der Last der Verantwortung beladen, sondern uns in unserm Gewissen unbetrübt lassen."

„Somit habe er das Sacrament der Taufe nach der Ordnung Christi (ohne alle menschlichen Zusätze) in deutscher Sprache zu halten, nebst anderen Ursachen auch darum, weil der Gevattersleute Seelen und Gewissen zum Zeugnisse und auch zum Unterweisen in der christlichen Lehre hoch verob- ligirt sind, so sei es billig, ihnen zu wissen, was hierin traktirt und gehandelt wird. Hiedurch werden auch sie und alle Um- stehenden zu desto mehr christlicher Andacht und eifriger Liebe zu den „Gottlen" (Pathenkindern) gereizt und verursacht"

„Item, das Sacrament ides Altars soll er sub utraque specie nach der Einsetzung Christi (ausser der Messe) män- niglich in der Kirche und den Kranken in den Häusern un- weigerlich reichen, die Beichtkinder mit Fragstücken und anderen Auflagen wider ihr Gewissen niclit beschweren."

„Seine Predigten soll er nach Grund der heil, prophetischen und apostolischen Schrift dahin richten, damit aus denselben Lehre und Trost genommen und der einzig seligmadiende Weg recht erläutert imd durch Scallirung (Schelten und Schimpfen) niemand geärgert werde."

„Bei den Sepulturen soll das Rauch- und Sprengwerk abkommen, die Ceremonien zu vermeiden und dafür christliche Leichenpredigten zu thun und die Prozession mit Psalmen und christlichen Gesängen in deutscher Sprache zu halten, auf dass die mitgehenden 'Personen des zeitlichen Todes und der Bereitung auf ein christliches Abscheiden erinnert und ermahnt werden."

- 75

„Item ist der Wittenbergische Katechismus zu exerciren, wie es bisher im Gebrauche war."

Auf diese denn doch etwas starke Anforderung, dass sich der katholische Pfaner in einen lutherischen Pastor umwandle, erwiederte Frank besonnen und ruhig:

Er nehme ihr freundliches Gesuch mit Vergnügen auf, es scheine ihm, dass solches aus besonderer Schickung Gottes geschehen sei. Da er aber den Auftrag habe, die religiösen Verhältnisse wieder in denselben Zustand zu bringen, wie es vor Jahren gehalten worden war, so könne er „in der Substanz nicht weichen", wolle aber in Betreff der Ceremonien, unge- achtet sie nicht gegen die Schrift wären, einige Beschränkungen vornehmen.

Die Vertröstungen '^, welche der Landesfttrst gegeben habe, seien aber nicht als allgemeine anzusehen, sondern nur „in particulari" einigen geschehen.

Einen Katechismus wolle er schon halten, freilich nicht, einen solchen, der dem Wittenbergischen gleich sei, wer des- selben Autor sei, werde man dann wohl hören.

Der lateinische Schulmeister Gregor Hess machte am 27. April bei dem Rathe die Anzeige, der neue Pfarrer wolle ihn und die Jugend verpflichten, seinen abgöttischen Ceremonien beizuwohnen. Weil er dies untbunlich befinde, wolle er es zu seiner Entschuldigung zeitlich vermeldet haben, damit jeder Vater seine Kinder vor Veiftthrung zu bewahren wisse. Auf dieses wurde dem Stadtschreiber aufgetragen', er solle alle n Beschwerartikel gegen den Pfarrer memoriren und bei einer mehreren Versammlung vorbringen**, den Pfarrer aber liess man auffordern, „sie unbetrübt zu lassen" 0-

Als sich das Fronleichnamsfest näherte, stellte der Pfarrer an den Rath eine Anfrage in Betreff der feierlichen Prozession. Es sei ihm von der fbrstl. Durchlaucht bekannt gegeben worden, dass dieser einen schriftlichen Auftrag gegeben habe,

^) Der Schulmeister Hess mosste nachgehends auf landesflirstlichen Befehl entlassen werden, bei welcher Gelegenheit dann die Stadt die Ermahnung erhielt, den Pfarrer unbeschwert zu lassen.

76

der Bürgermeister hätte ihn auf der einen, der Stadtrichter auf der anderen Seite zu begleiten und vier aus dem Bathe hätten den Traghimmel (über dem hochwilrdigsten Gute) zu tragen, und er begehre daher zu wissen, ob die Herren solches thun wollten, oder nicht.

Der Rath antwortete hierauf, der landesfUrstUche 'Befehl sei verlesen worden und es stehe in jedermanns Belieben, mit der Prozession zu gehen oder wegzubleiben, er wolle hier weder etwas verbieten, noch gebieten. Auf eine zweite Anfrage erhielt der Pfarrer die offene Erwiederung, zum Himmeltragen lasse sich niemand herbei.

Hatte der Rath hiermit indirect sein Festhalten an der Augsburger Confession erklärt, so that die Bürgerschaft das- selbe durch ihr Fernbleiben von der „Corporis Christi Pro- cession**. Frank beklagte sich bei Karl U. bitter, „dass sie dieselbe verachtet und ihrer entäussert habe".

Nachdem nun die Bürgerschaft hinlängliche Erfahrung davon hatte, dass der neue Pfarrer wohl ein eifriger katholischer Seelsorger und nichts weniger als ein Prädicant ihrer Confession sei, kam sie zu dem einhelligeYi Beschlüsse, den Landesfürsten abermals in einer ausführlichen, sorgfältig redigirten Supplik um „Zulassung eines oder zweier christlicher Prädicanten* zu bitten. Mit dieser Supplik giengen der Bürgermeister nebst zwei Rathsmitgliedern und dem Stadtschreiber (um den 10. Ok- tober 1576) nach Graz. Letzterem war wieder die aktive Rolle zugetheilt worden, vor dem Landesfürsten den Sprecher zu macheu. Derselbe überreichte die Schrift in der Ritterstube mit dem Vermelden, dass er ^^solches aus Befehl eines ersamen Rathes thue". Als der Erzherzog sie übernahm, äusserte er sich : „Ich will es vernehmen, wofern es aber Religionssachen betrifft, lasse ich es beim vorigen Bescheide verbleiben, und nehmt nur nichts neues vor." Auf den Stadtschreiber deutete er aber mit der Hand und sagte: „Eben ihr seid der Rädels- führer." Dieser abschlägige Bescheid brachte noch immer keine Entmuthigung in den Rath, sondern es wurde nun beschlossen, „im geheimen auf den Herrn Kanzler ein Missiv zu verfassen und

~ 77

bei ihm die Erledigung von der fUrstl. Durchlaucht wegen Zulassung eines Prädicanten zu erkunden **. (15. October 1576.)

Die abschlägige Antwort des Landesherrn langte bald darauf ein und wurde am 26. October in der Bathsversammlung verlesen.

Hiermit schliessen auch die Verhandlungen über confes- sionelle Angelegenheiten in dem BathsprotokoUe der Stadt für das Jahr 1576.

Man darf jedoch durchaus nicht glauben, dass sich nun die Bürgerschaft in den Willen des Landesherm gefügt hätte. Dieselbe blieb nicht nur bei ihrem passiven Widerstände, sondern ermüdete auch nicht, fast Jahr für Jahr die Begierung mit der Bitte anzugehen, ihr zur ungehinderten Uebung ihres Bekenntnisses die Aufnahme eines Predigers zu bewilligen, wie auch Karl II. nicht ermüdete, dies zu verweigern, in seiner Güte und Langmuth aber es nie zu der angedrohten Strafe kommen liess. Solche religiöse Verhandlungen kamen im Rathe der Stadt 1577, 1579, 1581, 1583, 1586 und nach Karl's II. Tode 1593, 1594, 1595, 1597 und 1599 vor.

Bemerkenswerth ist die Einhelligkeit, mit welcher sich die Bürgerschaft von Leoben 1581 öffentlich zur Augsburger Confession bekannte.

Vom Hofe war der Befehl gekommen, es solle jeder sich persönlich erklären, was für ein Bekenntniss er habe und es solle dies zu Protokoll genommen werden. So erklärten denn 64 Bürger Mann für Mann bei dem „Examen vnnder Rath vnnd Gemain, was Bekhanntnuss oder Keligion ein Jeder sei", sie seien der christlichen Augsburgerischen Confession und wollen dabei bestehen und bleiben Zeit ihres Lebens ^).

Bei einer so einmüthigen Haltung der Bürgerschaft wird es erklärlich, dass alle landesherrlichen Decrete wirkungslos

^) Es ist erwähnenswerth , dass bei dieser Abstimmung, wiewobl seit 1576 nur 5 Jahre abgelaufen waren, 28 neue Bürgernamen vor- kamen und selbst im Rathe zwei ganz neue Bürger, nämlich Michael Mayr und Georg Mager! erscheinen. Auch der Bürgermeister Wolfgang Henncz ist ein neuer Ankömmling.

-^ 78 -

blieben. Zwar wagte sie es nicht mehr, einen Stadtprediger öffentlich zu halten, *) dafOr kam (1594) der von St Peter heimlich in die Stadt, um Predigt zu halten und die Sacramente zu spenden.

Zur Communion in beiden Gestalten gieng man, wai* dieselbe in der Stadt zu empfangen unmöglich, in die Nach- barschaft.^) Dem katholischen Pfarrer verbitterte man das Leben derart, dass Frank zweimal (1581 und 1587) auf seine Pfründe resigniren wollte, was jedoch weder der Patron, noch der Erzherzog zuliessen.

Später pflegten die Leobner ihre Kinder beim Prädicanten in Traboch taufen zu lassen. Als der Pfarrer 1595 darüber bei dem Rathe Klage ftlhrte und Vergütung des „Abtrages" forderte, wurde beschlossen, darauf keine schriftliche Antwort zu geben und würde er um mündlichen Bescheid zum Bürger- meister kommen, so solle ihn dieser wegen des „unfüeglichen Begehrens^ abweisen und ihm bemerklich machen, dass er froh sein solle, wenn man ihn nicht selbst vor das Stadtgericht belange, weil er sich gegen diese Bürger im Leobner Burg- frieden ärgerlich benommen hätte. Als 1595 wieder einmal der Befehl erschien, katholische Bürger in den Bath zu wählen, wurde dieser einfach bei Seite gelegt und lutherische gewählt.

Als aber endlich 1598 in Graz die Katastrophe einge- treten war, dass sämmtliche Kirchen- und Schul - Personen aus Stadt und Land verbannt wurden, da gab auch die Leobner Bürgerschaft den activen und passiven Widerstand auf und ihre Stadt war 1599 eine der ersten, welche wenigstens äusserlich ruhig und willig sich der Gegenreformation fügte.

1) 1533 (26. März) ergieng an den Rath der Befehl, den in der Stadt um schweifenden Prediger Hans Hanner (wahrscheinlich ein Jjeobner BQrgerssohn) nebst seinem Wcibsbihlc abzuschaffen. (Act im steir. Landesarchive.)

*) 1586 forderte eine landesfürstliche Resolution, die Gommnnion nicht auswärts zu suchen und den lutherischen Schulmeister Mag. Thomas Gamposser abzuschaffen.

Ruprecht von Eggenberg.

Ein österreiGliisGher Heerführer des 16. Jahrhunderts.

Dr. Hans v. Zwiedineck-Südenhorat.

1 he Biographie Ruprechts von Eggenberg, welche hiemit zum erstenmal in annähenider Vollständigkeit der Oeffentlichkeit übergeben wird, beschränkt sich nicht auf eine gewisse Be- deutung für die Genealogie oder die Provinzialgeschichte. Die Persönlichkeit, welche vor AMem in ihrer öffentlichen Thätigkeit geschildert werden soll nimmt nicht nur hervon*agenden Antheil an der Begründimg des Ruhmes und des Einflusses der Familie Eggenberg, der mächtigsten, die seit den Cillier Grafen auf dam politischen Boden der Steiermark aufgetreten ist, sie ist nicht nur mit wichtigen Ereignissen einer der interessantesten Perioden der steirischen Geschichte innig verknüpft, sie wird auch mit Recht unter den besten österreichischen Generalen des 1 C. Jahrhundertes genannt, ihr Ruf gieng sogar weit über die Grenzen unseres Staates hinaus und förderte nicht un- wesentlich das Ansehen, welches die österreichische WaflFen- tüchtigkeit in den Jahren genoss, welche dem denkwürdigen Auftreten Wallensteins unmittelbar vorhergiengen. Namhafte Kriegsleute der Landsknechtsperiode tragen überhaupt einen universellen Charakter an sich, dies war in den eigenthümlichen Einrichtungen des damaligen Kriegswesens begründet, ihre

80

Schicksale und Thaten greifen in Verhältnisse ein, die nicht in unmittelbarem Zusammenhange stehen, das innerste Wesen der Kriegführung und Heeresadministration jener noch immer nicht genügend erforschten Zeit wird durch dieselben nach verschiedenen Richtungen aufgeklärt, manche noch dämmerhafte Vorstellung gewinnt Leben und Deutlichkeit. In diesem Sinne dürfte eine breitere Ausführung einzelner Details in dem Wirkungskreise und den Beziehungen eines vielseitig verwen- deten Oflficiers auch vor Demjenigen gerechtfertigt erscheinen, der der fortgesetzten Anhäufung von Monographien, Skizzen und Beiträgen mit einigem Bangen entgegensieht, wenn sie auch auf der Erschliessung neuen Quellenmaterials beruhen.

In letzterer Hinsicht möge im Vorhinein die Mittheilung gestattet sein, dass es insbesondere das gräflich Herberstein'sche Archiv in Graz und das kaiserliche Kriegsarchiv in Wien ist, denen ich die einschlägigen Acten entnehmen konnte. Das erstere enthält das ehemalige Eggenberger Archiv als eine für sich bestehende, abgeschlossene Abtheilung, und darin ein Fascikel mit ausschliesslich auf Kuprecht Bezug habenden Acten. An diese, sowie eine grosse Zahl von Relationen, Befehlschreiben und Briefen aus den Jahren 1592 bis 1606, welche ich im Kriegsarchive vorfand, reihen sich Acten des steiermärkischen Landesarchi ves und Materialien, welche mir vom Herrn Begierungs- rath Dr. Peinlich, vom Herrn P. v. Radics und dem k. k. Oberlieutenant B e ck h von Widmanstettenin freundlichster Weise zur Verfügung gestellt wurden. *) Ausser den genannten

*) Von grösseren Drackwerken und Abhandlungen konnten berücksichtigt werden :

KhevenhiUer, Ännales Ferdinande!.

Jacobi Franc! historia quinquennalis 1590—1505.

Orteh'us redivivas et continuatns, oder Ungarische und siebenbür- gische Kriegshändel, so vom Jahr 1895 bis auf 1665 mit dem Türken fürgelaufen. Frankfurt. Dan. Fievet 1665. Derselbe enthält auch ein Porträt Ruprechts von Eggenberg.

Decms Baronins Magyar historiäja 1592—1598 (Mon. Hung bist. Script XYII).

Valvasor, Ehre Krains IV.

81

Herren fühle ich mich verpflichtet an dieser Stelle Dank zu sagen dem Herrn Sigmund Grafen von Herberstein, der mir den Besuch seines Hausarchives in ausgedehntester Weise ermög- lichte, dem Herrn Landesarchivar Professor von Z a h n, sowie den Vorständen und Beamten des k. k. Kriegsar- chiv e s. Nähere Angaben über Charakter und Fundort des in dem nachfolgenden Aufsatze verwertheten Quellenmaterials sind dem Texte angefügt Ich habe auch diesmal nicht selten die Quellen selbst sprechen lassen, indem ich davon überzeugt bin, dass dadurch ein Hauptzweck der Geschichtschreibung, dem lebenden Geschlechte die handelnden Personen der Vergangenheit plastisch vor Augen zu führen, wesentlich gefördert wird ; dabei war ich bestrebt, die Schreibung möglichst der modernen Ortho- graphie anzupassen, ohne der Stylisirung, die an sich charak- teristisch ist, Gewalt anzuthun.

Graz, im Februar 1878.

Zwiedineek.

H. G. Kovachich, Script, rer'. Hung. minor. Tom. I.

Ersch und Gniber^ Enciclopädie, Artikel ^R. v. Eggenberg ** (v. Stramberg).

Richter, Illyrische Grenzhelden in Hormayrs Archiv, 1819.

Hurter, Geschichte Ferdinand II. und seiner Eltern.

Tlwof, „Einfälle der Osmanen in Steiermark**. (IV. 15. Heft der Mittb. des bist. Yer. ft\r Steierm.)

Hönisch, Ruprecht von Eggenberg (Grazer Zeitung v. 9. Aug. 1878).

yUltiail. fiel hlit. V«r«lnai f. Btet«rrotrk. XJVl. Reft, 1878.

82

L

Abstammung. Kriegsdienste in den Niederlanden, am Rheine und in Frankreicli.

Ruprecht gehört der älteren Linie des Hauses Eggenberg an, als dessen erster nachweisbarer Repräsentant Ulrich Eggen- berger, Bürger zu Graz und Radkersburg (f 1448) bezeichnet wird ^). Dessen Söhne Hans Eggenberger, Bürger zu Radkersburg (t 1481), und Balthasar, Bürger zu Graz und Münzmeister Kaiser Friedrich IH. (f 1493), sind die Stammväter dör beiden Linien, deren jüngere in der vierten Generation den Fürsten- hut nnd den Herzogstitel erwarb, um nach abermals vier Generationen, die den Geschlechtem der deutschen Reichs- fürsten beigezählt wurden und mit denselben in verwandtschaft- liche Beziehungen traten, dem Schicksale des Aussterbens anheimzufallen.

Der Enkel des obgenannten Hans war Christof von Eggen- berg, der in den Jahren 1541 43 das Amt eines Landos- Einnehmers in Steiermark versah und die Herrschaft Ehren- ,hausen vom Grafen Georg von Schaumburg käuflich an sich brachte ^). Er war adelig ^) und mit Benigna Helena Fueger,

*) Zur Verdeutlichung der Familienverhältnisse, die insbesondere ftlr die Stellung Ruprechts zu Hans Ulrich von Bedeutung sind, erlaube ich mir in Beilage 11 eine Stammtafel der Eggenberger beizulegen, die zwar noch nicht vollständig genannt werden kann, jedenfalls aber mehr und Richtigeres, als die bis jetzt bekannten, bietet. Nebst meinen eigenen, waren mir hiefi\r die Notizen des Herrn Regioruncrsrathes Dr. Fe in 1 ich massgebend. Siehe darüber auch des Letzteren „Egkenn- berger StifTl" (Graz 1875). Das Herbersteiner Archiv enthält (L. 4. 43) einen Stammbaum, der überreich an älteren Mitgliedern des Hauses Eggenberg ist, das bis auf einen Chonradus ab Heggenberg circa annum 1190 zurückgeführt wird. Derselbe wird einem gewissen Dr. J. \j. Söhönleben zugeschrieben und ist von Marcus a PerizhoflT un- terzeichnet, Laibach 27. März 1 688 datirt. Diese Daten, welche jeder Beglaubigung entbehren, konnten jedoch nicht ber(\cksichtigt werden.

2) 10. Jänner 1543 Verlass-Acten des k. k. Landes -Gerichtes in Graz.

') Die Adelserhebung der Gesammtfamilie oder der einzelnen Linien

- 8a -

der Tochter des Hans Fueger von Melans '•) (Tirol) vermählt. Als Sprossen dieser Ehe, welche für Frau Helena schon die vierte war, werden uns genannt: Elisabeth (vermählt 1561 mit Michael Rindsmaul von Frauheim), Hans Christof, Andreas, Ruprecht und Barthlmse (Bartholomäus). Die Söhne erbten die Herrschaft Ehrenhausen zu gleichen Theilen nebst einigen Gülten 5). Der älteste, Hans Christof, übernahm die Verwaltung von Ehrenhausen und erscheint als Lehenträger seiner Brüder Ueber die Jugendgeschichte Ruprechts sind keinerlei Daten vorhanden. Bemerkenswerth ist nur der Umstand, dass er und sein Bruder Barthlmae bei der katholischen Religion verblieben ^), während der ältere Bruder Hans Christof, der allgemeinen Bewegung des innerösterreichischen Adels folgend, zur evan- gelischen Lehre sich bekannte. Ruprechts Erziehung war jedenfalls nicht vernachlässigt worden, denn er schrieb ein sehr correctes Deutsch, war auch des Lateinischen und Spanischen mächtig und macht durch sein Auftreten in späteren Tagen jedenfalls den Eindruck eines allseitig unterrichteten, gebildeten Mannes. Die erste sichere Nachricht aus seinem Leben stammt

der Eggenberge lässt sich auf keinen Adelsbrief zurAckfÜhren; doch ist die Thatsache dos adeligen Standes bei den meisten Familien- gliedem unzweifelhaft. Dafür sprechen insbesondere die Heiraten mit durchwegs adeligen Frauen, sowie der Besitz von landständischen Gutem und Gülten. Das Wappen mit den drei Raben, die eine Krone halten, führte schon Ulrich Eggenberger (s. Epitaphium an der Grazer Domkirche). Das Epitaphium des Hans Eggenberger in Radkersburg zeigt ausser diesem auch den Ritterhelm.

^) Epitaphium in der Pfarrkirche von Ehrenhausen. Dasselbe nennt als Gatten der Benigna Helena: Krasmus Schrott, Ruprecht von Herber- Btein, Christof von Mindorf, Christof von Eggenberg, Gregor Stadler den Jüngeren.

^) Yerlass- Acten des k. k. Land.-Ger. in Graz. Theil-Libell vom 1. Mai 1574. In dem Verzeichnisse der Gültpferde und Büchsenschützen von Inf)."» erscheint „Herrn Christoif von Eckenperg Wittib. und Erben" mit 4 Pferden und 20 Schützen veranschlagt Die jüngere Linie „Wolf- gang Eggenperg Erben" stellte nur I Schützen (Mittfaeil. d. bist. Yer. XXV Heft).

•) Siehe das Testament Ruprechts in der Beilage I.

6*

84

aus einer Zeit, in welcher er bereits das 34. Jahr erreicht hatte. Wir finden ihn da als Hauptmann in spanischen Diensten unter den Truppen Alexander Farneses in den Niederlanden. Er mag sich wohl schon frühzeitig den Kriegsdienst zum Lebens- beruf gewählt haben. Wenn man ein von ihm beeinflusstes Schriftstück aus späterer Zeit berücksichtigt, so wäre er bei- läufig im Jahre 1572 in spanische Dienste getreten. In diesem Falle war seine Betheiligung an dem Kriege gegen die pro- testantischen Niederländer nicht einem Zufalle zuzuschreiben, sondern ein wohl berechneter Schritt, der geeignet war, ihm Ansehen und grössere Bedeutung zu verschaffen, als wenn er unter dem Banner des Kaisers oder der steirischen Landschaft seine militärische Laufbahn an der Grenze gegen die Türken begonnen hätte. Die Spanier galten damals als die ersten Kriegsleute der Welt, die wechselvollen ^.Impresen" in den Niederlanden boten Gelegenheit, sich sowohl für den Kampf in offener Feldschlacht, wie für den Festungskrieg auszubilden. Die Kunst der „ArtoUerey" war bei ihnen zur höchsten Voll- kommenheit gediehen. Der Prinz von Parma selbst war als Meister der Kriegführung berühmt, unter ihm zu dienen war ehrenvoll und lehrreich; er wird als der Begründer einer Schule der Kriegskunst angesehen, deren hervorragendster Vertreter nebst Georg Basta unser Ruprecht geworden ist

Das Document, durch welches seine Anwesenheit in den Niederlanden zuerst festgestellt wird, ist ein Schuldbrief, welchen Alexander Prinz zu Parma und Piacenza, Sr. Majestät zu Hispanien Gubernator - General der Niederlande dem Grafen Florens von Barlaymont, als Obersten eines Regiments von 11 Fähnlein am 11. August 1580 ausgestellt hat, wonach diesem und seinen Haupt-, Befehls- und gemeinen Kriegsleuten in drei und zwei Jahresraten die Simime von 717.329 Gulden, 18 Stiber in Frankfurt a M. ausgezahlt werden sollen ^).

"0 Herbst. Arch. Eggb. L «3. 24. Die Gopia, welche sich Ruprecht aas- fertigen liess, ist Tom Grafen Barlaymont am 28. Mai 1 583 zu Namnr ausgestellt.

85

Ruprecht von Eggenberg erscheint darin als Hauptmann mit einem Guthaben von 23715 Gulden, 19 Stiber (jeder Gulden zu 1 5 Batzen oder 60 Kreuzer gerechnet). Ein zweiter Schuld- brief von demselben Tage im Gesammtbetrage von 55258 Gulden schreibt dem Ruprecht von Eggenberg 5448 Gulden zu. Diese Beträge enthalten zwar nicht ausschliesslich den persönlichen Verdienst Ruprechts, sondern auch den Sold für die Knechte seines Fähnleins, es ist aber mit Bestimmtheit anzunehmen, dass der grössere Theil davon auf ihn entfiel, denn die Kriegs- leute jener Zeit verstanden sich auf Berechnungen zu ihrem Yortheil und wussten die momentane Zahlungsunfähigkeit ihrer Kriegsherren, von der auch der König von Spanien trotz der Silberminen von Peru nicht verschont blieb, gehörig auszubeuten. Um sicher zu gehen, cedirte Ruprecht schon wenige Monate darnach seine Forderung an das Bankhaus Fugger gegen eine Pauschalsumme von 1 5000 Gulden ®). Die Fugger hatten jeden- falls Mittel, sich bezahlt zu machen, doch scheint es nicht, als ob Ruprecht die Summe sogleich erhalten habe. Dagegen spricht zunächst der Umstand, dass er sich fast 2 Jahre später noch eine Copie des Schuldbriefes ausstellen Hess und dass er noch lange, nachdem er den spanischen Dienst verlassen, die Realisirung seiner Fordeiiingen zu betreiben genöthigt war. Ein Jahr darnach wurde Ruprecht zum Obrist-Lieutenant eines neu zu werbenden Regiments von 10 Fähnlein ernannt, das den Namen des Prinzen von Parma führen sollte ^). Können wir schon daraus den Schluss ziehen, dass der Eggenberger dem Prinzen von Parma bereits näher getreten war und dessen Vertrauen erworben hatte, so erhellt dies noch deutlicher aus der Mission, die ihm im Frühjahre 1582 zu Theil wurde. Das spanische Regiment Gonzaga wurde damals zu einer besonders wichtigen, geheimnissvollen Expedition bestimmt, deren Ziel nicht angegeben wird. Eggenberg erhielt den Auftrag, das

^ YcrgleichsurkuDde, von Ferdinand Freiherrn von Fugger ausgestellt^

16. October 1580 Yerlass- Acten des Land-Ger. in Qraz. ^ Decret vom 26. Aug. 1581. Herbst. Arch. Eggbg. L. 3. 24.

86

Regiment für dieselbe zu gewinnen. Die betreffende Ordre '*') enthält folgende Punkte:

1. Obrist-Lieutenant Eggenberg soll den Hauptleuten des genannten Regimentes den Auftrag des Prinzen auseinandersetzen und denselben nach seinem Ermessen begründen, 2. Dann soll er sie auch mit dem vom Prinzen mündlich ertheilten Befehl bekannt machen, damit die Hauptleute die Knechte bearbeiten, auf dass diese willfährig werden, ;,dass sie dem von Eggenberg, den sie zuvor längst kennt haben, in seinerti Vor- tragen Folge thun und leisten". 3. Das Regiment soll aus- drücklich versprechen, während der Dauer des hochwichtigen „Anschlages** im Dienste zu bleiben. 4. Für den Unterhalt werden für 25 Tage und je ein Fähnlein 300 Gulden Kronen erlegt und nach Verrichtung des ;, Anschlages** 2 Monatsold baar bezahlt 5. Sollte das Geld nicht gleich zur Hand sein, so wird dem Regiment ein Quartier angewiesen, wo es die Zahlung erwarten soll. 6. Für Proviant und Vorrath im Lager wird genugsam gesorgt werden.

Im Jahre 1584 war Ruprecht mit dem spanischen Succurs unter dem Grafen von Arenberg zur Belagerung von Bonn abgerückt. Bonn war der Hauptwaffenplatz des Erzbischofs von Cöln aus dem Hause Truchsess von Waldburg, der der schönen Agnes von Mansfeld zulieb evangelisch geworden war und gestützt auf die protestantische Auslegung des Augsbui*ger Religionsfriedens sein Erzbisthum in ein weltiiches Territorium umwandeln wollte. Herzog Ernst von Baiem, der von katho- lischer Seite zu seinem Nachfolger in der Würde und den Besitzungen des Erzbisthums gewählt worden war, belagerte Bonn mit spanischen Hilfstruppen. Ruprecht von Eggenberg commandiei-te dabei die Artillerie und nahm an den Bemühungen der Spanier Theil, die ohnehin schon entmuthigte Besatzung von Bonn zur üebergabe der Festung zu veranlassen. Er und der Graf von Arenberg „Hessen sich oftmal bei Nacht und Tag bei der Ringmauer finden und hielten mit der Wacht

10) Decret vom 2. Mai 1582. Ebendaselbst.

87

Sprach" ^*). Der Erfolg blieb nicht aus ; die Besatzung, welche von Ernst von Baiern Bezahlung ihrer Rückstände hofite, nahm den Befehlshaber Carl Truchsess gefangen und öifnete den Baiern die Stadt.

Es ist begreiflich, dass man in der Heimat auf Ruprecht aufmerksam wurde uud dass man seiner auch am Hofe des Erzherzog Carl rühmend gedachte. Dieser aber, der sich der Wehrhaftmachung seiner innerösteiTeicliischen Lande mit so viel Ernst und Hingebung gewidmet hatte, musste wohl darauf bedacht sein, Männer von der Tüchtigkeit Ruprechts nicht ganz dem Dienste des Vaterlandes entziehen zu lassen. Er trug demselben daher eine Stellung an, die ihn verpflichtete, in Tagen der Gefahr an der Vertheidigung Steiermarks gegen den Erbfeind theibsunehmen und es ihm dennoch ermöglichte, so lange man seiner nicht dringend bedurfte, unter den spa- niscJien Fahnen Ruhm und Gut zu erwerben.

Erzherzog Carl hatte im Jahre 1574 die Befestigung der Stadt Graz, seiner Residenz, begonnen und dieselbe durch grossartige Bauten auf dem Schlossberge zu einem festen Platze ersten Ranges gemacht Zum ersten Hauptmanne dieses « Haupt- Schlosses Grätz" und Hauptmapne der Leib-Guardi wurde nun Ruprecht von Eggenberg bestellt. Die Instruction für >das neu geschaffene Amt, welche der Erzherzog am 1. Januar 1585 erliess ^'^), motivirt die Ernennung Ruprechts durch das „gnä- dige Vertrauen, sowie in Bedenkung seiner uns bekannten Redlichkeit, Schicklichkeit und aufrichtigen getreuen nützlichen Dienste" uud normirt seinen Gehalt mit 1500 Gulden und 80 Gulden Beheizuugspauschale jähriich. Sie enthält zugleich die Zusicherung, dass er in des Königs von Spanien oder anderen des Hauses Oesterreich Diensten eine Oberstenstelle

i<) Ehevenlnller, Ann. Ferd. T. II. 322.

") HerbersU Arch. Eggbg. L. 8. 24. Den Inhalt der Instruction, welche in ausftlhrlicher Weise die Obliegenheiten dieses Dienstes auseinander- setzt, der theils militärischer Natur war, theils den Charakter eines Hofamtes trug, werde ich seinerzeit an anderer Stelle zu besprechen haben.

88

aonehmen dürfe, „wofern wir änderst dann dazumal seiner Person nicht selbst unentbehrlich bedürfen und füglich ent- rathen könnten**, unter der Bedingung; „dass er mitlerweil seines Aussenseins und bis auf die Zeit, so wir ihm bestimmt^ inehrberührte beide Hauptmannschaften durch taugliche quali- ficirte, uns dazu annehmliche Personen verwalten lassen möge, ihm auch inzwischen obstehende seine deputirte Besoldung einen als den andern Weg fortlaufen solle''. Mit den beiden vereinigten Hauptmannschaften erhielt Eggenberg zugleich den Titel eines erzherzoglichen Rathes, den er bis zu seinem Ende führte. Ob Ruprecht im Winter 1584 85 in Graz anwesend war und den bezeichneten Posten thatsächlich angetreten hat^ lässt sich nicht mit Bestimmtheit behaupten ; doch ist es nicht unwahrscheinlich, da er erst 1587 wieder in den Niederlanden als Träger eines hohen Amtes genannt wird.

Auch von spanischer Seite suchte man den Eggenberger sich zu verpflichten, denn es wurde ihm zugleich mit den beiden Söhnen des Erzherzogs Ferdinand von Tirol, dem Cardinal Andreas von Oesterreich und dem Markgrafen Carl von Burgau, von welchen der erstere 9000, der letztere 4000 Ducaten er- hielt, eine Jahrespension von 500 Ducaten ausgesetzt und ihm der Oberstentitel verliehen ^^).

Im Frühjahre 1587 war Ruprecht jedenfalls wieder in den

1*) KhevenhiUer, Ann. Ferd. 1\ II. Die Bewilligung dieser Pensionen wird der Intervention des kais. Gesandten am Madrider Hofe, Grafen Ehevenhiller zugeschrieben. Damach scheint die Doppelbestallung des Eggenbergers die Frucht eines Uebereinkommens zu sein, welches die beiden habsburgischen Linien geschlossen haben, um diese tüchtige Kraft ihrem Dienste zu sichern. Am 20. December 1588 bevoll- mächtigte Ruprecht von Eggenberg vor dem kgL Notar Peter van der Hove in Brüssel seinen Geschäftsfreund ^Danielem Retelesium mer- catorem, moram trahentem in nobili emporio et civitate Antwerpiensi'^ zur Empfangnahme dieser Pension. Als Zeugen waren gegenwärtig: Dms. Bemardinus Baro de Herberstein, Ludovicus Baro de Grikinghen et Emanuel de Montbroot Legalisirt ist die Urkunde durch Ferdinand de Salinas, Reg. Cath. Mtis. Gonciliarius et magister libellorum supplicorum in suo supremo consilio.

89 -

Niederlanden. Am *24. Mai stellte ihm der Herzog von P«inna das Ernennungsdecret als Oberster eines Regiments hoch- deutschen Kriegsvolks zu Fuss von 12 Fähnlein aus. Jedes Fähnlein sollte 300 Mann stark werden und die Bestallung G Monate dauern. Würde das Regiment vor oder nach Ablauf der 6 Monate beurlaubt, d. h. entlassen werden, so sollten die Offieiere und Knechte einen halben Monatssold Abzuggeld bekommen. Der Sold für den gemeinen Knecht war nach der in ganz Deutschland geltenden Norm mit 4 Gulden rheinisch für 1 Monat bemessen. Durch die Ernennung zum Obersten war Ruprecht zunächst zur Anwerbung des Regimentes ver- pflichtet, das ja noch nicht bestand ; der Bestallungsbrief galt zugleich als Werbepatent und diesem wurde ein genaues Verzeichniss aller Aemter, Befehlshaber und Parteien und deren Bezüge beigegeben, zu deren Auszahlung sich der Kriegs- hen-, der König von Spanien und an dessen Stelle der Herzog von Parma, verpflichtete *')■ Für seine Person erhielt Eggen- berg 400 Gulden monatlich.

*^) Herbst. Arch. Staat und VcrzeicIinisB, was Ihr Kön. Mait. zu Hispanien, mein Allergnädigster lieber Herr zn Unterhaltung und Besoldung unsers besonders lieben Ruprechten von £ggenberg zu Ehrenhausen, fürstl. Durchlaucht Erzhorzogs CarVs zu Oesterreich Rath, dcro Leib- guardi und des fürstlichen Haupt Schloss Graz Hauptmanns, als Ihrer Maj. Obrister über ein Regiment hochteutschcs Kriegs- Volks

zu Fuss

Erstlich auf gedachts Obristen Leib- und Tafelgeld 400 fl , auf einen Caplan, den er zu halten schuldig sein solle, 8 fl., auf einen Schreiber 8 ü., auf 8 Trabanten 82 fl., auf einen Pfeifer und Trummel- schläger 16 fl., 6 gemusterte Pferd 72 fl., einen Reisewagen 24 fl., einen Dolmetschen 8 il., den Christ Lcutenant 100 fl., dessen 2 Tra- bauten 8 fl., einen Profosen 40 fl., dessen Gaplan 8 fl., Schreiber 8 fl., 4 Trabanten IG fl., des Profosen Leutenant 20 fl., dessen 2 Trabanten 8 fl., 8 Steckenknecht 82 fl., einen Stockmeister 8 fl., einen Nach- richter 16 fl., dem Schultheissen 40 fl., dem Gericht Schreiber 8 fl., 10 Gerichtsleute 40 fl., einen Gerichtsweibel 4 fl., einen Trabanten des Schultheissen 4 fl., einen Wachtmeister 40 fl., dessen Trabanten 4 fl., einem Quartiermeister 40 fl., dessen Trabanten 4 fl., einen Obristen Foldscheer 32 fl., einen Proviantmeister .32 fl., einen Hurer-

90

Auch diesmal war Eggenberg bestimmt, an einer Expedition gegen Bonn theilzunehmen. Dort hatte sich der Parteigänger Martin Schenk festgesetzt, nachdem er die Besatzung des neuen Erzbischofs, des Herzogs Ernst von Baiem, vertrieben hatte ^5), Der Herzog von Parma schickte den Prinzen von Simay, Carl von Croy mit 6000 Mann zur Belagerung des Platzes ab. Unter ihm commandirten die Obersten Spineli, Samblemont, Eggenberg und Don Juan de Cordua mit 300 leichten Pferden. Bei der Belagerung selbst war auch Oberst Verdugo thätig. Ein allzurascher Angriff brachte die Belagerer in grosse Unordnung. Da legte sich Eggenberg mit seinem Regiment „an die Schantz^ und unterhandelte mit den von Martin Schenk geworbenen deutschen Knechten mit so gutem Erfolge, dass sich die Stadt ergab. Darauf zog Eggenberg unter dem Grafen von Mansfeld (dem Vater des im 30jährigen Kriege berühmt gewordenen Erast) gegen die Stadt Wachten- donk, nach deren Einnahme sein Kegiment abgedankt wurde. Die Knechte desselben fanden jedoch sofort wieder Beschäftigung : sie wurden von der Liga in Frankreich geworben, die gegen den König von Navarra im Felde lag.

lui Sommer 1591 bcschloss Alexander Farnese, persönlich der hartbedrängten Liga zu Hilfe zu kommen. Er wollte Rouen entsetzen, das von Heinrich IV. und den deutschen Hilfsvölkern unter Christian von Anhalt belagert wurde. Eggenberg erhielt im Mai den Auftrag, ins Reich zu gehen und eine Fahne Reiter zu 300 Pferden zu werben ^ % Nicht ohne Schwierigkeit, da ihm die Pfalz den Durchzug verweigerte *•), gelangte er auf den Musterungsplatz im Limburgischen ^^) und zog dann

wcibel 4 fl. Summa Summarum aller obbcschricbenen Posten dieses Staats auf einen ganzen Monatssold thut 1084 Qulden." Die 10 Feld^aibel wurden aus den über seh Ossigen Sölden „gutgemacht".

•*) Khevenhiller, Ann. Ferd. T. in. 644 ff.

»•) Herbst. Arch. L. 8. 24.

<') Ebendaselbst Siehe auch den folgenden Brief des Herzogs von Parma an Erzherzog Ernst

IS) Ebendaselbst

91 -

dem Herzoge nach. Die Ligisten in Rouen waren schon im Begriffe, mit dem Könige von Navarra zu unterhandeln, als die Nachricht von dem Anzüge Parma^s zu ihnen gelangte. Sofort standen sie wieder davon ab *^). Parma hatte den Oberst Eggenberg vorausgesendet, um Proviant in die Stadt zu bringen. Eggenberg hatte 70 Pferde und ein „starkes Geleit" bei sicli. Die Protestanten legten ihm aber bei Capelle einen Hinterhalt, nahmen ihm die Proviantwagen ab und „schlugen den mehrer- theil todt Der Colonell selbst entkam mit aller Noth, nachdem er sich tapfer gewehrt" ^'^).

Nach mehrfachen Kämpfen um Rouen erlitten die Spanier im April 1592 eine bedeutende Niederlage und waren in Folge grossen Mangels an Geld und Proviant genöthigt, in die Nieder- lande zurückzuziehen. Eggenberg folgte dem Herzoge von Parma dahin und musste volle 3 Monate zuwarten, bis er das Geld erhielt, um sein Kriegsvolk befriedigen zu können. Nachdem dies geschehen, kehrte er in die Heimat zurück, von der er länger fem geblieben war, als er in Anbetracht der Aemter, die er dort zu versehen hatte, rechtfertigen konnte. Der Prinz von Parma, dessen Vertrauen er im hohen Grade erworben hatte, richtete daher ein eigenhändiges Schreiben an den Erz- herzog Ernst, der seit dem Tode Erzherzog Carl's die vor- mundschaftlichc Regierung in Innerösterreich führte , um Eggenbergs wieder Erwarten ausgedehnte Abwesenheit zu rechtfertigen. Ich theile dasselbe, da es als ein besonderes Zeichen der Anerkennung und als Empfehlungsbrief betrachtet werden muss, in Folgendem mit '-* ^) :

An Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten Herrn Ernsten, Erzherzogen zu Oesterrcich , Herzogen zu Burgand, Steyr, Kärnten, Craiu und Wirtenberg, Grafen zu Ilabsburg und Tyrol, Unsern freundlichen lieben Herrn und Vettern.

'") Jacobi Franc! Ilistoria quinquennalis 1590- 95.

^ Ebendaselbst und bei Khevenhiller, Ann, Ferd. T. lll 929, der dem

Berichte des Jac. Francus fast wortgetreu folgt. «•) Herbst Arch. L. 3. 24,

92

Durchleuchiigcr, Hochgeborncr Fürst, £. L. sind unsere ganz willigen Dienst und was wir mehr Liebs und Guts ver- mögen zuvor. Besonder lieber Herr und Vetter. E. L. werden sich allen Zweifels ohn noch guter massen zu entsinnen wissen, als wir nächst verwichnen Jahrs von' der Egl. Maiestat zu Hispanien, unserm gnädigsten Herrn, Ihrer Kriegsmacht mit einer Anzahl Reiter und Knecht zu starkem Befehl, und unter Andern den Gestrengen unsern lieben besondern Ruprechten von Eggenberg zu Ehrenhausen abermals zum Obersten über zwölfhundert teutscher Reiter und Pferde in Dero Dienst be- stellt gehabt, und obwol nun dieselbige Eggenbcrgischen Reiter im heiligen Reich durch etzliche Ihrer Maj. Abgünstige also behindert und aufgehalten worden, dass er Obrister nur mit einer ringen Anzal dieser Ends angelangt, So hat er dannoch seine bereitwillige Dienstbarkeit im letzt verrichten Feldzug in Frankreich und Entsetzung der Stadt Ronen mit seiner persönlichen Gegenwärtigkeit unter uns bezeugen wollen. Und seithero wir wiederum aus Frankreich hieher augelangt, in Verfolg sein und seiner Reiter praetension und Forderung auch über drei Monat alhie zubringen müssen.

Wann uns aber gedachter von Eggenberg Oberster jetzt und zu mehrmalen hiebevon unterthänig zu erkennen geben, wie er von weiland des Durchleuchtigen Hochgebornen Fürsten Herrn Carls Erzherzogen zu Oesterreich hochseeliger Gedächtnis hinterlassener Junger Herrschaft solche Aemter und Befehl trüge, da sein langwieriges Abwesen E. L. als Administratom derselben Oesterreichischen Länder zu Ungnaden und Misfallen besorglich gelangen möchte, wann wir ihm nicht unsere attesta- tion über bedeutetes sein ehrhaftes langes Ausbleiben an E. L. ertheilen wurden. Hierum ersuchen K L. wir hiemit freundlich die wolle des von Eggenberg Obersten aus angedeutten Hin- derungen verursachtes Abwesen nicht allein in keinen Ungnaden und Unguten vermerken, sondern ihn denselbigen seines tapfern Gemüts, trefflicher guter Eriegserfahrung und mehrerer Adelichen Tugenden halber in allen seinen vorfallenden Sachen zu Gnaden lassen empfohlen sein. Das sind nun E. L. wie ingleichen

93

und andern freundlich und fleissig zu verdienen erbietig und derselben obn das zu Bezeigung aller behaglicher Willfahrung alle Zeit geneigt. Geben zu Spa, den ersten Tag Octobris, anno 1592.

Alexander Herzog zu Parma und Placenz, Ritter vom Orden des gülden Felles der Kön. Maitt. zu Hi- spanien Statthalter-Gubcrnator General und Oberster Feldhauptmann in Niederland

Alex. Farne se m. p. So schmeichelhaft dieses Schreiben für Eggenberg lautete und so sehr er mit der Form seiner Entlassung aus spanischen Diensten zufrieden sein konnte, so unangenehm musste es für ihn sein, dass es ihm nicht gelungen war, eine Befriedigung seiner Geldforderungen noch bei seiner Anwesenheit in den Niederlanden zu erreichen. Es ist nicht zu zweifeln, dass die- selben sehr bedeutend waren, nachdem Ruprecht von Eggenberg wie fast alle seine Standesgenossen damaliger Zeit, es sehr gut verstanden hat, die geschäftliche Seite des Kriegswesens mit Vortheil zu pflegen. Die Gelegenheit hiezu war im reichsten Masse geboten: Oberst und Hauptleute waren die Unter- nehmer der Werbung, mit allen möglichen Mitteln und Prak- tiken ausgerüstet, um sich den Sold für Leute zahlen zu lassen, die entweder gar nie, oder doch nur wenige Tage bei der Fahne waren. Je unregelmässiger die Zahlung war, je öfter die Herren Ofificiere mit eigenen Mitteln aushelfen mussten, desto oberflächlicher war die Controle, desto kühner waren die Rechnungen, welche den Zahlmeistern vorgelegt wurden. Selbstverständlich beeilten sich die Kriegsherren ihrerseits nicht, solche Rechnungen zu liquidiren ; es kam äusserst selten vor, dass sich die Gläubiger nicht irgend einen Abzug gefallen lassen musbten, um nur überhaupt zu einem Gelde zu gelangen. So ergieng es auch Herrn Ruprecht, obwohl er alle Hebel in Bewegung setzte, um die Spanier zur Zahlung zu bewegen. Sein Landesherr, Erzherzog Ernst von Oesterreich, richtete selbst ein Schreiben an den König von Spanien, in welchem er auf die zwanzigjährigen Dienste Eggenberg's „tarn in classc

_ 94

maritima, quam in Inferiori Germania^ und auf seine Be- mühungen bei der letzten Werbung hinwies. Er habe dabei grosse Auslagen gehabt, die ihm in keiner Weise ersetzt worden seien und vom Herzoge von Parma nichts anderes erreicht, als dass ihn dieser an den König gewiesen habe. Der Erz- herzof; intercedire daher nur desshalb, damit dem Eggenberg der erwachsene Schaden wenigstens vergütet werde ^'^. Die Wirkung dieses Schreibens scheint keine befriedigende gewesen zu sein, denn in späteren Verhandlungen Eggenbergs mit dem Kaiser wird ihm mehrmals die Zusicherung gegeben, man wolle seine Abfertigung bei der Krone Spanien betreiben.

n.

Kriegszustand in Innerösterreich. Tttrkenkriege Ton 1592 und 1593 bis zur Schlacht bei Sissek.

Als Ruprecht von Eggenberg im Herbste 1592 in die Heimat zurückkehrte, um von da an in dieser einen seinen Kenntnissen und seinem Rufe entsprechenden Wirkungskreis zu suchen, schwebten die innerösterreichischen Lande, mit deren Verwaltung auch ein Theil des von den Türken be- drohten Grenzgebietes, nämlich die „windische und crabatische Gränze" verbunden war, in grosser Kriegsgefahr. Der 1590 verstorbene Erzherzog Carl von Innerösterreich hatte zwar mit dem grössten Eifer die Verbesserung des trostlosen Ver- theidigungszustandes angestrebt, in welchem er seine Lande beim Regierungsantritte antraf, seine unausgesetzte ThäUg- keit^*) war auch nicht ohne Erfolg geblieben; dennoch hatte

^^ Herbst. Arch. L. 8. 24. „Copia eines Schreibens, so Erzherzog Ernst von Oesterreich ihm Raprechten von Eggenberg Obristen an die kön. Mt. aus Hispanien gethan. 1. Februar 1698.'^

'') Eine eingehende Darstellung derselben mQsste mit den gesammten politischen Verhältnissen Innerösterreich s in Verbindung gebracht werden. Dieselbe wQrde in den Rahmen dieses Aufsatzes nicht passen ; ich hoffe jedoch, in nächster Zeit diesen Glegenstand selbststftndig behandeln zu können.

'95 -

eben nur das Allernothwendigste ins Werk gesetzt werden hönnen, nachdem es an eigenen Mitteln und an ausgiebiger Hilfe gebrach. Niemand konnte in die Widerstandskraft der Grenzhäuser oder des zur Verfügung stehenden Kriegsvolkes festes Vertrauen fassen, nachdem stets neue Klagen einliefen, dass da oder dort die Mauern einer Feste eingestürzt, die „Gebäu" im übelsten Zustande seien, Befehlshaber und Knechte wegen mangelnder Bezahlung davonzugehen drohten und die türkischen Raubexpeditionen immer schon geglückt waren und grossen Schaden an Menschen und Gut angerichtet hatten, ehe die nöthigen Streitkräfte versammelt waren, um ihnen mit Erfolg in den Weg treten zu können. Zwar fehlte es nicht an^ kühnen Handstreichen und siegreichen Angriffen auf Seite der christlichen Truppen, sie waren aber niemals entscheidender Natur und man konnte das Gefühl nicht unterdrücken, dass bei einem ernstlichen Angriffe der Türken so ziemlich Alles auf dem Spiele stand.

Die Friedensschlüsse, welche ab und zu vom Kaiser mit der Pforte geschlossen wurden, hatten für Innerösterreich und dessen Grenzländer nur geringe Bedeutung. Führte auch der Sultan keinen allgemeinen Krieg, so liesen es sich die Sand- schaks der slavischen und ungarischen Territorien doch nicht nehmen, auf ihre eigene Faust in das christliche Gebiet ein- zufallen und wenn diese Züge auch meist nur den Zweck hatten. Beute zu liefern, so niussten sie doch in hohem Grade beunruhigen, da man niemals wissen konnte, wohin und wie weit dieselben gerichtet seien. Klagen und Vorstellungen bei der Pforte waren natürlich gänzlich fruchtlos, nachdem die Würdenträger in Konstantinopel keinen Anlass fanden, auf die reichlichen Geschenke zu verzichten, mit welchen die räuberischen Paschas ihre Zustimmung zu dergleichen kleinen Friedensstörungen erkauften. Für Völkerrecht und politi- schen Anstand haben die Türken jener Zeit kein Verständniss gezeigt

Schon im Sommer 1591 hatten die Türken im Gebiete von Canischa mehrere Grenzhäuser we^rgenommen und Canischa

9fr -

selbst bedroht"*), im April 1592 waren sie mit starker Macht an der Sau erschienen und hatten einen Theil des steirischen Aufgebots, nämlich die Mannschaften der Viertel Ensthal, Juden- burg und Cilli, bei Brest, einem gegenüber Petrinia errichteten Blockhause, am 19. Juli geschlagen '^'^) Sie machten hierauf den Versuch, sich Sisseks zu bemächtigen; die Bestechungs- versuche, welche sie bei den dort gebietenden Agramer Dom- herren anstellten, mislangen nicht nur, sondern gaben diesen Gelegenheit, eine KriegsUst zur Ausführung zu bringen, mdem sie sich scheinbar zur Uebergabe des Platzes anschickten, 500 Türken in die Festung einliessen und dann nieder- machten '*). Die Niederlage bei Brest rief in den bedrohten Ländern eine furchtbare Aufregung hervor. Nach allen Seiten wurden dringende Mahnungen um Hilfe gerichtet Erzherzog Ernst, der Kaiser und die steirische Landschaft schickten Gesandte an die Beichsstände, an Salzburg, Erzherzog Ferdinand von Tirol, nach Schlesien, Oberösterreich u. s. w. Die Ursache des Unglücks suchte man mit Recht in dem Mangel einer einheitlichen Leitung und des Zusammenwirkens der ver- schiedenen Truppen, die an der Grenze zerstreut lagen. Andree von Auersperg, der Oberst der crabatischen Grenze, deren Hut nächst den kaiserlichen und erzherzoglichen Kriegsvölkem den Krainern anvertraut war, mahnte nachdrücklich, man solle vereint und nicht „zizelweis' anziehen" * ')• Am meisten fürchtete man für Canischa, dessen Befestigung noch immer höchst unvollständig war, obwol seit Jahrzehnten auf die Wichtigkeit dieses Platzes auf das nachdrücklichste hingewiesen worden war-^). Der Obderensische Landtag hatte zwar in seiner

*^) Jacobi Franc! historia quinquenn. Frankf. 1596.

-^) Wiener Kriegsarchiv. 1592. 13/2. Wahrhafter Bericht, Anfang nnd

Ursprung dieses jetzigen Hungarischen Kriegs Behandelt in

zusammenhängender Darstellung die Kriegsereignisse von 1592, 1593 und 1594. Abgedruckt i. d. Oesterr. militär. Zeitschrift (Schals) 1821. 12. Heft

*^ Ebendaselbst und bei Decius Baronius Magyar instoriäja.

^"O Steir. Landesarchiv. Fase 3 der sogenanuten 81 Fase.

^) Siehe darüber meine Abhandlung „Ueber den Versuch einer Trans-

97

Session vom April 1592 eine bedeutende Summe als Bauhilfe für Canischa bewilligt; davon war jedoch kaum die erste Rate gezahlt und diese reichte nicht hin, um rasch alle Schäden ausbessern und die nothwendigsten Zubauten auffuhren 2u können - ^). Der Kaiser konnte auch nichts Erkleckliches thun, der gleiclizeitige Einfall der Türken in Ober-Ungarn nahm seine Mittel ohnehin derart in Anspruch, dass sie bald voll- ständig erschöpft waren. Böse Nachrichten kamen aus Con- stanünopel. Hassan Pascha, der Sieger von Brest, hatte dort einen Triumph gefeiert und der Sultan darüber nicht nur eine grosse Freude gezeigt, sondern die Misachtung gegen den Kaiser so weit getrieben, dass er dessen Botschafter, Herrn Friedrich Greckowitz sammt dem Botschaftspersonale gefangen setzen „und ihm allen Despect beweisen^ liess. Die Veran- lassung dazu hatte der Yerrath des Hofmeisters der Botschaft, Ladislaus Martin von Altenburg in Schlesien gegeben, ^^der dem Herrn Oratori über die Ziffer und seine geheime Sachen kommen, dieselben den Türken vertraut und offenbart, er aber, ein sodoraitischer, gottsvergessener loser Bub, wird zum Türken, lässt sich beschneiden und nimmt eine Türkin '^ '''). Diese Vorgänge Hessen es glaublich erscheinen, was allgemeines Gerede in den Landen war, dass in nächster Zeit ein allge- meiner Kriegszüg der Türken zu erwarten sei. Der gefangene Botschafter selbst fand Gelegenheit, eine Depesche abzufertigen, die am 20. März in Prag einlangte und besagte, Sultan Amurath wolle selbst gegen Wien ziehen ' *). Das Kriegsvolk, welches im Herbst 1592 an der Grenze zusammengekommen war, scheint überdies nicht vom besten Geiste beseelt gewesen zu sein. Der Markgraf von Burgau, Erzherzog Ferdinands Sohn, der die kaiserlichen, tirolischen und salzburgischen

laüon des deutschen Ordens an die ungarische Grenze''. (Archir f. öst. Gesch. LYI. Bd. II. Hälfte, pag. 403—445 )

«9) Wiener Kriegsarchiv. 1692 IV. 12.

30) Wiener Kriegsarchiv 1692. I. 1.

^^) Ebendaselbst.

MlUhcil. des hist. Vercliaes f. Btelenaark. XXVI. Heft, 1878. J

98

HOfstruppen befehligte, war nach Innsbruck zurQckgekehrt und hatte seine Leute in ziemlich desperatem Zustande in Croatien zurückgelassen.

Unter solchen Verhältnissen musste Ruprecht von Eggen- berg bei seiner Heimkehr als ein Retter in der Noth erscheinen. Er war .der Mann, um an dem zerfahrenen Kriegswesen an der Grenze zu bessern, was überhaupt unter den gegebenen Verhältnissen zu bessern war. An Kriegserfahrung und An- sehen konnte sich keiner der im Dienste befindlichen Befehls- haber mit ihm messen und man durfte daher erwarten, dass sie sich ihm gerne unterordnen würden. Dass sich diese Er- wartung trotzdem zum Theil trügerisch erwies, werden wir im Verlaufe der Erzählung leider constatiren müssen. Vor Allem aber musste er geeignet sein, der gelockerten Disciplin unter dem Kriegsvolke selbst zu steuern, hatte er doch in den Niederlanden reichlich Gelegenheit gehabt, unter den misslichsten Verhältnissen sich zurechtfinden zu lernen.

Erzherzog Ernst sandte den Eggenberger Anfangs Februar des für diesen zu so grosser Bedeutung bestimmten Jahres 1593 nach Agram "). Er sollte im Vereine mit Stefan Grass- wein, Oberhauptmann zu Copreiniz und Verwalter des Obersten Befehls auf der Windischen Grenze, sowie mit Hans Werner und Jacob Hannibal von Reitenau, Obristen „über das Kaiser- lich und Salzburgisch wider den Erz< und Erbfeind gegen diesen Windischen und Crabatischen Grenzen zu Hilfe ge- schickten Kriegs Volk* als stellvertretender Commissär des nach Tirol verreisten »Obristen Leutenant", des Markgrafen von Burgau, den „Befehl verwalten", sich mit dem Obersten „in Crabaten" (Andree von Auersperg) und dem „Baan in Windisch- land ^, sowie mit allen Hauptleuten in Correspondenz setzen, alles Wichtige dem Erzherzog als „General-Obersten" melden, in dringenden Fällen jedoch selbst das Nöthige vorkehren, wenn auch einer von den Commissären von Agram abwesend

'<) Herberst Arcb. Eggenbg. L. 3. 24. Instruction des Erzberzogs an Biiprecbt von Eggenberg.

99

sein sollte. Besonders betont die Instruction, „dass die armen Leut oder Unterthanen durch das Kriegsvolk mit gewaltiger Hinwegnehmung des üirigen nicht beschwert" und Meutereien wegen röckständigen Soldes verhindert werden. Die Be- stellung von Commandanten unter dem Titel „Commissäre** war eine damals häufig vorkommende Gepflogenheit Die Com- missäre waren immer unmittelbare Vertreter des Kriegsherrn, besonders bei der Musterung und Abdankung, wo sie in erster Linie seine finanziellen Interessen zu wahren hatten. An die Stelle selbständiger Commandanten treten sie meist dann, wenn der Kriegsherr entweder den Rang des obersten Com- mandanten sich selbst wahren will, oder wenn die eigen- thttmliche Zusammensetzung der Heere die Feststellung des Wirkungskreises eines solchen erschwert. Beide Fälle treten hier ein, besonders massgebend dürfte aber eben der Umstand gewesen sein, dass die kaiserlichen, landschaftlichen und fremden Hil£scontingente nicht leicht ein Obercommando anerkannt hätten, wenn dasselbe nicht in den Händen eines Mitgliedes des kaiserlichen Hauses gelegen wäre. Die Commissäre bildeten mit den selbständigen Befehlshabern der einzelnen Zuzüge den Kriegsrath, zu welchem häufig noch einzelne Persönlich- keiten vom Hofe oder von der Landschaft abgeordnet wurden. Im vorliegenden Falle ist Eggenberg unzweifelhaft zum Leiter der Kriegsangelegenheiten bestimmt, durch die grössere Zahl der Commissäre ist nur der Form Genugthuung geschehen. In der Wesenheit war Eggenberg mit der Aufgabe betraut^ in die Leitung des Kriegswesens auf dem voraussichtlichen Kriegsschauplatze des nächsten Jahres Einheit und Ordnung zu bringen.

An) deroutesten war der Zustand der beiden Beitenauischen Regimenter, wie aus der Instruction hervorgeht, welche Ruprecht von Eggenberg und Amelreich von Eibiswald, Oberst-Zeug- meister, erhielten, als sie am 24. April 1593 nach dem Tode des Obersten Hans Werner von Reitenau mit der Musterung und Auszahlung seines Regimentes betraut wurden, dessen Commando der Oberstlieutenant Jacob von Landenburg über-

7*

100

nominen hatte"*). Die Anordnungen, die da getroffen wurden, lassen schliessen, dass die mannigfachen Unterschleife, die bei den geworbenen Landsknechttruppen usuell geworden waren, auch an der Grenze vorkamen, dass die Befehlshaber weit mehr Knechte in ihren Listen, als unter den Fahnen fahrten, um sich durch die „überschüssigen Solde" zu bereichern. Es wurde den Commissären aufgetragen, sich durch keinerlei Vorwände von der Musterung abhalten zu lassen und dieselbe nach den Registern vorzunehmen, welche die früheren Com- missäre Christof Freiherr von Haimb und Alban Grasswein verfertigt und die beeideten Feldschreiber in Händen haben. Nachdem durch den verstorbenen Obersten berichtet worden sei, dass mehrere Fähnlein dieses Regimentes nur 30 oder 40 Mann stark sind, so soll von Namen zu Namen revidirt und genau erhoben werden, seit wann die Plätze erledigt sind. Was die Leute bereits an Proviant oder Munition be- kommen haben, soll ihnen am Solde abgezogen werden. Die „Atzungen*^, die bei der letzten Abrechnung 4950 Gulden betragen haben, sind neuerdings auf 10000 Gulden aufgelaufen, wovon den Haupt- und Befehlsleuten noch gar nichts »aufge- bebt^ (abgerechnet) worden sei. Die Commissäre sollen auch gegen diese nach „Discretion"* vorgehen. Das noch übrige Kriegsvolk soll neuerdings nach Erfordemiss in Fähnlein ge- ordnet werden; was die Commissäre von den ihnen einge- händigten 18000 Gulden ersparen, sollen sie dem Feldkriegs- Zahlamtverwalter Stefan Schmidt gegen Quittung zustellen, neue Muster-Register in duplo anlegen und über die ganze Verrichtung ordentlich relationiren. Die Commissäre konnten ihrer Aufgabe nicht ohne heftigen Widerstand zu finden, ge- recht werden. ;,Nach folgenden Auszahlen^ entstand eine Meuterei unter den Reitenauischen Knechten, die zu den schärfsten Massregeln Anlass gab. Am 16. Mai richteten die Commissäre ein Schreiben nach Graz, worin sie verlangten, dass alle Knechte, die ohne Passport ihres Hauptmannes in

»«) Heiberet. Arch. Eggenbg. L. 3. 24.

~ 101

Städten, Märkten oder Landgerichten betreten werden, ge- ftnglich eingezogen werden mögen.

Diese Angelegenheit konnte kaum geordnet sein, als die türkischen Schaaren bereits gegen die Grenze heranzogen und von allen Seiten die Nachrichten eintrafen, dass diesmal nicht nur der Pascha von Bosnien, sondern auch eine grosse Zahl benachbarter türkischer Befehlshaber am Kriege theiluehmen werde. Anfangs Mai gieng bereits ein türkisches Streifkorps von 3000 Reitern und 200 Fusssoldaten unter Rustan Beg bei Petrinia über die Kulpa und begann mit der Verheerung von Turopolien, der Landschaft zwischen Sau und Kulpa. Sofort wurden die innerösterreichischen Lande zum Anzüge an die Grenze aufgeboten. Die ersten am Platze waren, wie immer, die Krainer ^*) unter Andree von Auersperg, Oberst der croatischen und Meergrenze und Gommandant von Karl- stadt. Von den Steirem waren nur die Besatzungen der windischen Grenzfestungen unter dem Obersten der windischen Grenze Stefan von Grasswein mai'schbereit Das steirische Aufgebot^ 2500 Büchsenschützen oder deutsche Knechte und 300 schwere Reiter, konnte vor einem Monate nicht erwartet werden. Erzherzog Ernst betrieb die Rüstungen aufs eifrigste. Er schrieb darüber nach Prag an den Kaiser ddo. 22. Mai '"): „Die Kundschafter continuiren noch fort, dass sich Bos- nensis (der Pascha von Bosnien) zu Kostanowitz samblet und gegen uns was farzunehmen willens sein soll : unser Herr, der wehre ihm und zerstöre seine Anschläge ! Die Krainer sein zu Ross Fchon angezogen, also halten wir dafür, dass die Karner (Kärntner) auch ihre Pferd hinabgeschickt: der von Röderu ^^)

'^) Ueber die Organisation der Grenzvertheidigung in Krain siehe: Radios, die Schlacht bei Sissek, pag. 3, Anm. 8.

«») Handschr. Nr. 8966 der Wiener Hofbibliothek, Fol. 531 . Diese Handschr. enthält eine grosse Anzahl Gopten von Briefen und Original-Relationen aus dem Kriegq'ahre 1593.

»•) Melchior von Redem zu Ruppersdorf, Freiherr auf Friedland, geb. Ihbß zu Breslau, Sohn des Friedrich v- Redem, Vicedoms und Kammer- präsidenten in Ober- und Niederschlesien und der Salome v. Schönaich,

104

von einem Zengger gehabt, der aus der Türkei (nnangcsehcn gehabter Bürgschaft) zu Fleiss entloffen, dpr Bassa wäre mit Geschütz unter Ottochaz zu ziehen bedacht, also hab ich dem- nach auf gemeltes Burggrafen von Schelin (obwolen jederzeit meine Meinung gewest, mit meinem unterhabenden Kriegsvolk, wo es von Nöthen, zwar meinen Pflichten nach zu jedem Not- fall das meinig treulich zu leisten) mich mit meiner Ritterschaft alsogleich von dannen nit erhoben, sondern in all Weg von gedachten Herrn Baan und Herrn von Eggenberg mehre Ge- wissheit diesorts erwarten wollen und wie ich nun (neben dem ich mein Kriegsvolk mittlerweilen in guter Bereitschaft gehalten) mehrere Erinnerung erwarte, also werde ich gleich den 16. hernach von Herrn Baan und Herrn von Eggenberg um Hilf und meinen Zuzug (mit gleich Bericht der Belagerung von Sissck) ersucht und gebeten, darauf ich mich also meinem hievor ge- fassten Intento nach im Namen des Allmächtigen den 17. hernach mit meiner Ritterschaft, denen 200 Crainerischen und 100 Carnerischen Pferden aufgemacht und denselben Tag bis St. Johann, den folgenden Tag aber bis an die Schanz, so Herr von Eggenberg an dem Fluss Sau ein halbe Meil von Agram aufwerfen lassen, gerückt, nach dieser meiner alkla Ankunft haben sich Herr Baan und Herr von Eggenberg also auch der Herr von Rödern den 19. früh bei mir befunden und mich der leidigen Beschaffenheit Sissek mit mehreren erinnert." Auersperg verlangte darauf, dass man möglichst rasch zum Angriff schreite, da er fast gar keinen Proviant habe und unmöglich im Felde still liegen könne. Wenn ihm der Oberst- Proviantmeister, Herr Innocenz Moscon, nicht aus Freundschaft einige hundert Gulden dargeliehen hätte, so dass er jedem Reiter 2 Gulden hatte darreichen können, so würde er seine Herreise aus Noth und Unmöglichkeit nicht haben unternehmen können. Darauf wurde der Marsch gegen Sissek angetreten. Als man benachrichtigt wurde, dass sich 300 berittene Türken bei Brescowitz (dies war in der rechten Flanke des christlichen Heeres) gezeigt hätten, wurde ihnen ein Streifcorps von 400 Heitern entgegengeschickt, das aus 200 Husaren des Baan,

105

100 krainerischen Husaren unter den Hauptleuten Miklo Thodiolovitsch und Michael Miharinitsch, und 70—80 Monte- cuculischen Reitern gebildet worden war. Die Türken wurden angegriifen, in die Flucht geschlagen und ihnen 40 Rosse ab- genommen. Den 20. Juni verweilte das christliche Heer in Schelin, um auf den Zuzug des Grafen von Serin (Zriny) *^) zu warten, der seine Hilfe zugesagt hatte. Da er jedoch nicht anlangte, zog man am 21. nach Novigrad, schlug ein Lager und ordnete „gute Wachten*^ an. Die ^eilende Post", es seien türkische Reiter im Anzüge, alarmirte die Christen, stellte sich jedoch bald als falsche Nachricht heraus.

Am frühen Morgen des 22. Juni fand ein Kriegsrath statt, über dessen Verlauf sehr widersprechende Nachrichten vorHegen, die nur darin übereinstimmen, dass sich zwei verschiedene Meinungen gegenüber gestanden sind; indem ein Theil der anwesenden Befehlshaber für, ein anderer gegen den so- foi'tigen Angriff sich äusserte. Jedenfalls hat sich schon damals eine Differenz zwischen Andree von Auersperg und Ruprecht von Plggenberg ergeben, die sich später zu einer nachhaltigen Verstimmung gestaltete. Aus diesem Grunde scheint es mir auch nicht zulässig, über den Verlauf dieses Kriegsrathes ausschliesslich die Mittheilungen Auerspergs zu Rathe zu ziehen, die zwar die ausführlichsten, aber durchaus nicht un- befangen sind, sondern das Bestreben zeigen, Eggenbergs Verdienst an der Einleitung der Schlacht herabzusetzen und Vorwürfe, die vermuthlich von diesem einigen Befehlshabern gemacht wurden, zu entkräften.

Auersperg erzählt ^^), er habe gleich nach Tagesanbruch durch den Baan erfahren, Eggenberg wolle zwar bis vor Sissek hinabziehen, um das Schloss zu besehen, dann aber sofort wieder zurückziehen. Er, der Baan, sei nun der Meinung,

^') Die Zriny's besasscii nebst anderen Besitzungen Rann und Csakaturn und hatten eine selbständige militärische SteUung als Gapitäno der Murinsel.

**) Wien. Hofbibl. Handsclir. 89G6, fol. 452-457.

106

dass dieses Vorgehen die Sisseker Besatzung entmuthigen und das christliche Heer dennoch in die Grefahr bringen könne, von den Türken angegriffen za werden. Auerspei^ habe nnn Eggenberg zu sich bitten lassen (?) und dieser habe dann seinen Antrag damit moüvirt, dass er für die Röderischen Reiter und die Reitenauerischen Knechte nicht mit Proviant vorgesehen sei und nicht länger im Felde bleiben könne, als die Besichtigung Sisseks erfordere. Er protestire dagegen, dass ihm der mögliche Fall der Festung zur Last gdegt werde. Dem entgegen habe der Baan protestirt, er wolle vor Gott und der Welt unschuldig sem, wenn durch dieses Hinab- und Zurückziehen das Haus Sissek verloren gehe.

„und dieses^ setzt Anersperg fort „sein beiderseits die damals fürgeloffenen beiden Protestationen gewesen, dass ich aber sagen könnte, wie einer anter uns gewest, der nicht hinab ziehen wollen und Herr von Eggenberg (als ich etlicher massen muss verstehen) dawider protestirt h&tte, davon kann ich, sintemalen ich kein Wort gehört, nichts reden, daon ich zumal zum Hinabzag kein einiges Bedenken gehabt, weilen ich eben dcrowegen mit meiner Ritterschaft von Carlstadt gezogen. In solchen abgehörten zu beiden Theilen hin und wider Protestiren, mit welchen man eine gute Zeit zugebracht, wird endlich von allen Theilen (die recht Wahrheit zu bekennen) zwar gewiss nicht ans unerheblichen sondern mehrern nnd nachfolgenden Bedenken der Zurflckzug geschlossen, n&mhch weil des Feinds Macht merklich gross, zudem er seine Brücke schon zum grossen y ortheil hätte, wir aber entgegen über 5000 nit stark, zumal aber mit der Bedürftigkeit für das Volk sonderlichen so weit nit fürgesehen wftren. Eben in diesem hin und wider Wandeln kommt der allm&chtige Gott mit diesem gn&digen Rat inzwischen und ordnet, dass von Sissek ein eilende Post anlangt, gleich jetzt sei es Zeit, hinabzuziehen, das Haus Sissek zu entsetzen, zu erretten oder solches ganz und gar zu überlassen und des äussersten Verderbens dadurch zu gewarten, weilen es zum Sturm so ganz und gar, ja solchermassen beschaffen, so dass auch die, so drinnen sein, einige Hoffnung haben, dasselbe

107 -

noch diesen Tag zu erhalten. Auf diese Post ohne allen Verzug, auch ohne weitere fürgehende Beden in puncto, inmassen auch schon alle Boss und männiglich zum Aufsitzen fertig, war das Hinahrücken geschlossen und von Gott geordnet." Eggenberg selbst hat sich in seiner Belation über den Vor- gang am Morgen des Schlachttages nicht geäussert; dagegen spricht Melchior von Bödem in folgerder Weise darüber*"): „Den 21. seind wir auf Novigrad zuzogen, des Morgens, welches ist gewesen der 22., als wir fortrücken sollen, haben sich widerwärtige Batschläge begeben, indem etzliche den Fort- zng ganz und gar widerrathen und allerlei Verhinderungen und Unmöglichkeiten praetendirt, die andern aber stark auf den Fortzug gedrungen." Unter diesen „Etzlichen*' sind gewiss die croatischen Befehlshaber zu verstehen, da ja auch Auersperg zugesteh^i muss, dass der Baan und die von den windiscben Ständen Anwesenden gegen den „Hinabzug'' protestirt haben, freilich mit der eigentümlichen Motivirung, weil Eggenberg stracks '^ wieder zurückziehen wollte. Ich kann mich der Ueberzeugung nicht verschliessen, dass Auerspei^s Darstellung eine Ehren- rettung des Bans und der Croaten auf Kosten Eggenbergs bezweckte, mit dem Auersperg aus mehreren Gründen riva- lisirte. Er sucht ja auch sein eigenes Anrücken als ein frei- williges und aus eigener EntSchliessung hervorgegangenes er- scheinen zu lassen, während die übrigen Belationen, besonders die Eggenbergs, von einer gleichzeitig an den Baan und Au- ersperg ergangenen Aufforderung von Seite Eggenbergs sprechen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Eggenberg vorläufig nur die Lage der Dinge vor Sissek recognosciren und für den Fall, als dieses sich noch halten könnte, wieder zurückziehen und so lange eine feste Position an der Sau beziehen wollte, bis wenigstens einigermassen ftlr den Proviant gesorgt worden wäre. Es hat sich später gezeigt, dass der gänzliche Mangel

*s) K. k. Kriegs-Archiv in Wien. 1598. 6. JulL Relation Melchior von Bödern's an den Kaiser.

108

des letzteren die Ausnützung des Sieges von Sissek verhindert hat. Der Baan und die Croaten wollten jedoch überhaupt nicht vor Sissek ziehen und sind offenbar erst im letzten Momente dazu bewogen worden. So erzählt auehKhevenhiller**) : „Den 21. Juni haben die Belagerten um eilende Hilf, weil der Tark ein Pressa (Bresche), dass man ebnes Fuss zu heissen hineinlaufen, und sie sieh nimmer von so grosser Gewalt wehren könnten, geschrieben, mit protestation, sie müssen sonst die Festung aufgeben, darauf die Häupter, als Andree von Auers- perg, Ruprecht von Eggenberg und Melchior von Rödem im Rat, dass dem Feinde unter die Augen sollte gezogen und er von der Belagerung womöglich abgetrieben werden, beschlossen.'' Die windischen und crabatischen Befehlsleute hätten sich erst auf Zureden der Obersten hiezu bequemt Jedenfalls wäre es unbegreiflich, warum Eggenberg, dem doch mindestens das entscheidende Wort gebührte, plötzlich, nach dem Einlangen der „eilenden Post" aus Sissek sich für die Entsatzschlacht entschieden hätte, wenn er eine halbe Stunde früher geneigt gewesen wäre, lieber Sissek aufzugeben, als sich mit den Türken zu schlagen.

Die Schlacht bei Sissek.*^)

Wie schon erwähnt, hatte der Pascha von Bosnien spä* testens am 14. Juni die Belagerung von Sissek begonnen.

*«) Ann. Ferd. T. IV. pag. 1094.

^'') Ausser den Monographien Über die Schlacht bei Sissek von Radios (Laibacb 1861) und Peinlich (Graz 1868), sowie dem schon er- wähnten „Wahrhaften Bericht" liegen mir vor die ebenfalls schon genannte Relation Auersperg's, ferner ein „Extract eines Schreibens aus Wien so Herr Andreas von Auersperg an Herrn Ungnaden wegen jüngst bei Sisseg türkischer Niederlag gethan, ddo. 8. Juli, die Re- lation des Gurriers, so aus dem Lager von Sissek durch Herrn Ru- prechten von Eggenberg an die Fürstl. Dl. Erzherzog Ernst abgefertigt, ddo. 28. Juni, die Relation Ruprechts von Eggenberg an Erzherzog Mathias in Wien, ddo. 28. Juni, die Relation Melchiör'B von Rödem an den Kaiser, ddo. 6. Juli (sämmtlich im Wiener Kriegsarchiv) und eine Handschrift: Geschichts-Erzählung und Beschreibung der wun- derbaren . . . Victoria unter Sissek in Windischland, den 22. Juni 1593.

109

Sissek war damals keine Stadt, sondern ein festes Schloss, das dem Agramer Capitel gehörte und bisher grösstentheils nur von den Domherrn und zusammengerafftem Landvolk vertheidigt worden war. Schon 1576 hatten die innerösterreichischen Lande* ^) auf die Bedeutung dieses Punktes für dieGrenzver- theidigung hingewiesen und die Notwendigkeit dargethan, die Bewachung des Schlosses den Domherren abzunehmen und durch geworbenes deutsches Kriegsvolk versehen zu lassen, denn es sei ^ein solches für treffliches Ort dem Feind Abbruch zu thun, als man eins wünschen könnte, welches gar am Spitz, da die Culp und Sau, beide schiffreiche Wasser, zusammen- rinnen gelegen und eine solche Gelegenheit hat". Galt dies schon zu einer Zeit, in welcher die Türken noch nicht alles Land bis an die Culpa besetzt hatten, so war die Bedeutung Sisseks seit dem Falle von Hrastowitza und Wihitsch noch ungleich grösser geworden. Die Befestigungen waren daher erneuert und zur Verstärkung derselben ein Thurm erbaut worden. Die beigeschlossene Skizze, welche einen im k. k. Kriegsarchive befindlichen Plan getreu wiedergibt, lässt er- kennen, dass diese Befestigungen der allcreinfachsten Form angehörten und eigentlich nur den Charakter einer bastionirten Schanze an sich trugen. Der Thurm, welcher auf diesem Plane nicht ersichtlich ist, dürfte wol zur Deckung der offenen Wasser- seite gedient haben. Die Festigkeit des Platzes lag haupt- sächlich in dem Umstände, dass er von der Kulpa und Sau und einem diese beiden Flüsse verbindenden kleinen Canal vollständig eingeschlossen war, also auf einer Insel lag. Den- noch konnte er nur die Bestimmung haben, kleinere Streifcorps aufzuhalten, einer Belagerung durch ein Heer, wie es Hassan Pascha jetzt vor Sissek versammelt hatte, war er jedenfalls nicht gewachsen. Es war nur dem Heldenmuthe des Abtes Fintis und der aus etwa 100 deutschen Knechten bestehenden

^^) Archiv des Deutschen Ordens iuWien. Milit. 129. „Bedenken der dreier Lande Steier, Kärnten und Krain." Siehe darüber meinen früher ei- wähuten Aufsatz über die Translation des df'ntschen Ordens a. d. Grenze.

- 110 -

Besatzung zu danken, dass die Türken nicht scbon davon Besitz genommen hatten; denn das Fener ans dem am jen- seitigen Ufer der Kulpa aufgestellten StQcke musste T^heerend wirken. Einem Sturm konnte das Schloss nicht widerstehen. Die Gefahr eines solchen war unvermeidlich, seitdem die TOrken eine BrQcke über die Kulpa gesehlagen hatten und in bedeu- tender Zahl über dieselbe gezogen waren.

So standen die Dinge vor Sissek, als das christliche Heer anrückte. Die Türken waren, einen Halbmond bildend, in Schlachtordnung aufgestellt, hatten die Kulpa im Rücken, lehnten sich mit dem linken Flügel an die Odra und reichten mit dem rechten Flügel bis zu der von ihnen errichteten KnIpabrOcke ^'). Sie z&hlten über 18000 an regulären Truppen in folgender Eintheilung, die Eggenberg selbst in seiner Re- lation angibt:

Hassan Pascha mit 4000 Mann zu Fuss und Ross,

Rhamadan Beg mit 1000 Mann,

Opardi Beg von Kliss mit 3000 Mann,

Zivieri Memy Beg mit 1500 Mann,

Seffar Beg von Zemick, des Pascha von Bosnien Bruder mit 700 Mann,

Der Beg von Herzegovina, des Achmet Bassa Sohn an der Porten (Pforte) mit 3000 Mann,

Kurt Beg, des Ferat Pascha Sohn mit 1500 Mann,

Rustan Beg von Petrinia, mit 500 Mann,

^ Die Schlacbtskizze, welche in der Beilage vorliegt, ist die Copie einer Handzeichnung des k. k. EriegsarchiYes, die von einem Angenzeugen und Theilnehmer (die Unterschrift ist unleserlich) wenige Tage nach der Schlacht (am 1. Juli) an den £rzherzog Mathias nach Wien ge- schickt wurde. Sie übertrifft nicht nur die ziemlich ungenauen Dar- stellungen bei Khevenhiller und Ortelius, sondern entspricht auch weit besser den Angaben, als die von Radics i^producirte krainerische Votivtafel. Diese lässt es kaum begreiflich erscheinen, wie die Türken von der Kulpabrficke, die gerade hinter ihrer Aufstellung gezeichnet ist, hätten abgedrängt werden können, wenn ihr Centrum nicht voll- ständig durchbrochen worden wäre. Davon ist aber in keinem Berichte die Rede.

- 111

Ibrahim Beg von Likan mit 2000 Mann,

Capitan von Gradiska mit 1000 Mann.

Dazu kamen noch 2000 Mann Spahis, Saym „und ander Landvolk % 9 Stück „grobes Geschütz''.

3000 Mann unter Kurt Beg und Oparti Beg waren jen- seits der Kulpa bei den Stücken geblieben, so dass 15- bis 17000 ins Gefecht kamen.

Das christliche Heer biederte sich folgendermassen :

1. Krainer: Andreas von Auersperg mit der Karlstädtischen

Ritterschaft, 300 Pferde. Adam Rauber zu Weineck mit 200 Arquebusiren,

400 Hussarcn. 1 Fähnlein (2—300) Knechte unter Georg und

Sigmund Paradeiser.

2. Kärntner: Christof von Obritschan zu Altenburg mit 100

Pferden (stand unter Auerspergs Commando).

3. Steirer: Stefan von Grass wein **^) mit der Besatzung von

Kopreinitz und Ibanitsch (400 Mann zu Fuss und Ross) [Hussaren].

4. Croaten: Der Ban Thomas von Erdödy mit 150 Pferden.

Die Haramier (bewaffnetes Landvolk) des Agramer Capitels.

5. Kaiserliche und Hilfstruppen:

Melchior von Rödem mit 500 schlesischen Reitern.

100 Montecuculische Reiter.

Ruprecht von Eggenberg mit 4 Fähnlein Rei-

tenauischer Knechte (etwa 12 1600 Mann).

Rechnet man hiezu einzelne kleinere Abtheilungen ^ '), so

^) In mehreren Verzeichnissen wird Alban Grasswein genannt, in anderen, so z. B. bei Rödem Stefan Grasswein. Es l&sst sich schwer be- stimmen, welcher der Betheiligte war. Stefan erscheint als Oberhaupt- mann 2U Copreinitz und gleichzeitig Alban als Oberhauptmann zu Ibanitsch. (Landsch. E. n. A B. 1594). Ebenso bald Stefan, bald Alban als Verwalter des Oberstenamtes an der windischen Grenze. 1594 starb Stefiin and Alban erhielt das Gapitanat von Gopreinitz.

^*) Ich habe mich in der Aufzählung an Rödems Relation gehalten. £a

1

112

waren es zusammen 4—5000 Mann. Sie waren in drei Treffen formirt: Das erste bildeten die Croaten und Hussaren unter Anitlhrung des Baan, das zweite unter Auerspergs Führung hatte im Unken Flügel die Karlstädtische Ritterschaft, im rechten die kärntischen und krainischen Arquebusiere, das dritte und grösste unter Eggenberg mit den Rödern'schen und Montecuculischen Reitern und den deutschen Knechten hielt sich in schiefer Richtung nach links von den beiden ersten Treffen.

Diese Aufstellung war eine für den damaligen Kriegs- gebrauch nicht ganz gewöhnliche. Die Noth macht erfinderisch. Die Formirung eines dicht geschlossenen Gewalthaufens, dessen Centrum die Reiter, die Flügel die Schützen bilden mussten, hätte die Schwäche der Christen zu augenscheinlich gemacht Sie trennten sich daher und zogen die Schlachtlinie möglichst auseinander. Die daraus resulürende leichtere Beweglichkeit hat den Sieg über die von zwei Flüssen eingeschlossenen, zusammengekeilten Türken, die ihre Stärke nicht entfalten konnten, ermöglicht, trotzdem die letzteren in vierfacher lieber- macht waren. Der Verlauf des Kampfes, der um die Mittags- stunde begann, war ein ungemein rascher. Das erste Treffen griff an und wurde alsbald zurückgeschlagen. Auersperg brachte jedoch die fliehenden Croaten und Hussaren zum Stehen und führte mit seinen schweren Reitern eine glänzende Attaque auf das Centrum der Türken aus. Diese versuchten Anfangs die kühnen Angreifer zu umzingeln, gerieten aber in Unordnung und drängten auf ihren rechten Mügel und der Kulpabrücke zu. Diesen Moment ersah Eggenberg und stürmte mit dem dritten Treffen gegen den rechten Flügel der Türken, indem er denselben umfasste und ihnen den Rückzug zur Brücke ab- schnitt ' ^). Nun war das türkische Heer vollkommen eingekeilt,

werden anderwärts noch genannt: Peter Erdödy mit Hussaren und Ilaramiern, Stefan Tachy von Stattenberg mit Hussaren, Martin Pietschnig zu Altenhof und Ferdinand Weidner mit deutschen Knechten, Jacob von Prank mit deutschen Knechten der steirischen Landschaft. '^) Eggenberg erzählt die Action mit wenigen Worten : „Ihn (den Türken)

IIB -

die Christen räumten mit fllrchteriieher Wuth unter ihnen auf und es blieb ihnen keine Bettung, als sich in die Kulpa und Odra zu stürzen. Dies brachte jedoch den sicheren Tod, da es unmöglich war, an den steilen Ufern hinanzukommen. Nur einer geringen Anzahl war es gelungen, über die Brücke zu entkommen, bei 8000 Türken wurden zusammengehauen, die übrigen ertranken. Der Pascha von Bosnien theUte das- selbe Schicksal, sechs seiner Begs kamen theils im Treffen, theils im Wasser um. Eine grössere Abtheilung türkischen Fussvolkes unter Kurt Beg und Ferat Pascha, welche das Lager besetzt gehalten hatte, sprengte den Pulveryorrath in die Luft und zog sich mit Preisgebung des Geschützes und des ganzen Lagers eiligst zurück. Die Christen marschirten über die Brücke und nahmen vom Lager der Türken Besitz. Ueber die Zahl der erbeuteten schweren Stücke schwanken die Angaben zwischen 7 und 11, alle Berichte stimmen jedoch darin überein, dass sich unter ihnen die berühmte „KatziAnerin^, die 1533 von den Christen verloren worden war, imd die ;,Kruperin'' (!) befanden. Zu der Beute gehörten auch 2000 ledige Pferde, viele Zelte und prachtvolle Gewänder, 30 Schiffe und 20 Fahnen.

in Gottes Namen alsbald angriffen und in die Flucht geschlagen Über sein alda geschlagene Brücken salviren wollen, ist man doch theils so hart auf ihn gedrungen^ theils auch der Vortheil abgenommen worden, dass er nicht die Brücken erlangen mögen, sondern in der Flucht dem Wasser zugeeilt.'' Fggenbergs Relation macht den besten Eindruck, weil sie präcis, übersichtlich und jedes Selbstlobes bar ist. £ggenberg spricht von seiner persönlichen Betheiligung gar nicht Dagegen kann Auerspergs Bericht kaum als ToUkommen glaubwürdig betrachtet werden, nachdem er den Erfolg der Schlacht ausschliesslich der von ihm commandirten Reiterschaar zuschreibt und von Eggen- bergs Abtheilung meint, sie hätte nur das gethan, was noch zu thun übrig war. Dieses „Uebrige'* war aber eben die Entscheidung. Wäre Auersperg nicht so ausgiebig unterstützt worden, so h&tte er wohl schliesslich von der Uebermacht erdrückt werden müssen. Uebrigens nennt jener Officier, der die beiliegende Schlachtskizze an Erzherzog Mathias gesendet hat, in seinem Begleitschreiben Ruprecht von Eggenberg den „Autor und Director** der grossen Niederlage des Erbfeindes. (K. k. Kriegsarchiv in Wien. 1593, 7, 1 >/,.)

Uiitlieil, d«* histor. V«r«lii«a fBr Bteiemark. IXVl. II«ft, 1878. 9

114

Der Erfolg dieser Schlacht, die unter so wenig günstigen Auspiden angenommen worden war, gestaltete sich zu einem ganz ausserordentlichen. Die Türken sind in offener Feld- schlacht zwar meistens geschlagen worden, wenn ihnen nur annähernd genügende Streitkräfte gegenüberstanden, wie es überhaupt nur Mythe ist, dass die türkischen Truppen, wenn sie nicht in erdrückender Uebermacht waren, von den Deutschen je gefürchtet worden wären oder über dieselben Siege erfochten hätten ; die Sisseker Schlacht blieb aber trotzdem fbr die Zeit- genossen immer etwas Erstaunliches und die Nachwelt wird der Kühnheit und Tüchtigkeit der christlichen Streiter ihre Anerkennung niemals versagen können. Die fortgesetzten, jedem Rechtsgefühl Hohn sprechenden Raubanfälle der Türken, ihre Grausamkeiten und gemeinen Schandthaten, die sie Jahr aus Jahr ein an wehrlosen Greisen , Kindern und Weibern zu verüben gewohnt waren, hatte in den christlichen Streitern die gewaltige „Furia*' angefacht, die in dem Gemetzel an der Kulpa sich endlich Bahn gebrochen hat. Selbst die Klerisei war hinter den Kriegern nicht zurückgeblieben. Der Abt Fintis hatte seine Mönche, die sich in Sissek befanden, ermahnt, auf den Knieen den Allmächtigen um seine Hilfe anzurufen, er selbst aber war mit seinen Haramiem in den Kampf gezogen und hatte muthig mitgefochten. Evangelische und Katkoliken, die in dieser Schlacht wol gleichmässig betheiligt gewesen sein mögen, zollten ihm einstimmig ihre Bewunderung.

Von den Führern gebührt das grösste Verdienst unstreitig Andree von Auersperg und Ruprecht von Eggenberg.' Hatte der erstere durch ungestüme Tapferkeit im Angriffe die Türken zuerst zum Weichen gebracht, so war es andererseits wieder Eggenberg, der den Vortheil des Terrains im richtigen Augen- blicke ausnützte, durch sein Eingreifen entscheidend wirkte und überhaupt durch die eigentliche Leitung der Aufstellung und des Angriffes von seinem strategischen Talente Zeugniss gab.

Die Freude über diesen unerwarteten Sieg war eine all- gemeine. Seit langer Zeit hatten die Feinde des christlichen Glaubens und aller Kultur keine so derbe Züchtigung erfahren.

-^ 115

In Bild und Wort verewigte man die glorreichen Helden des Tages von Sissek ^'). Der Kaiser, der schon am 28. Jani von

^s) In welcher Weise das Yolkalied in Krain seine Landessöhne gefeiert hat, die bei Sissek mitgefochten, hat Radics in seiner mehrerwfthnten Schrift erschöpfend behandelt. Ein „Kunstpoet" Gregorius Bregandt „Höchstemannter ihrer fürstlichen Durchlaucht Erzherzogen Ernsten zu Oesterreich etc. Steyrischen 'Hof Kriegs Gantzley Schreiber zu Grätz" hat die ganze Affaire in zwar nicht sehr zierliche aber wol- gemeinte Reime gebracht, die unter dem Titel ^Newe Zeitung. Eortze, jedoch gründtliche und wahrha£fte Beschreibung, dess nächst fürgan- genen Treffen, vnnd Sigreichen Lobwürdigen Victori, so die Christen mit dem Blutdurstigen, Türckischen Hasan Bassa auss Bossen, vnd seinen bey sich gehabten Beegen, auch anderm Kriegsvolck, den 22. Juny, lauffenden 93. Jahrs, in Grabaten Landt, bey Slssegg, am Turopoliae, Gott lob, glücklichen erhalten vnd obgesiget. Beschrieben, vnd auss den von den Obristen vnd Hauptleuthen einkommen, vnd ihrer fürst. Durchl. vberschickten ordenlichen Particnlaritäten, in Teutsche Rhytmos gebracht ** von Georg Widmanstetter in Graz 1593 gedruckt wurde. (4", 8 Seiten.) Das Gedicht ist dem Erzherzog Einst gewidmet und beginnt mit den Versen:

Mit was Angst, Noth vnnd grosser Pein, Hat ein zeit herumb müssen seyn Beladen, das Grabaten Land, Fttrnemblich Turopolie genannt, Von dem Bassa auss Bossen gross. Der dasselbfg ohne^ivnderlass, Mit Raub vnd Brandt haimbgesuecht hat.

etc.

Unter den Anführern der Christen wird in erster Linie Eggen- berg genannt ^der Königkliche Mayestät Bsteltr Obristr auss Hispania th&t. Der Edl, Gstreng, vnnd starcke Heldt, Der zur Verwaltung ward erwehlt, Dess Obristen Leutenambts Ampt;**

dem Auersperg jedoch mutet der kühne Sänger sogar zu, dass er mit seinen 600 Reitern die 15000 Türken gleichzeitig in die Flucht geschlagen und von der Brücke zurückgetrieben habe.

Die weiteste Verbreitung dürfte wol die Fingschrift gefanden haben:

nEygendliche vnd Warhaiftige Zeitung, Wie der jetzige Türkische

Keyser mit einer gewaltigen Kriegssmacht, nemblicb dreisslg tausent

Mann sich zu Feld begeben vergangne Zeit viel Fe&tungen vnd Slädt

8*

116

dem Siege in Eenntniss gesetzt war , Hess zu Prag in der Domkirche das Te deum laudamus singen „und die Heerpauken in die Orgel schlagen". Die Erzherzoge Ernst, Maxmilian und Ferdinand von Tirol sandten Dankschreiben an Eggenberg ^^). Ersterer schrieb seinen Commissären, „sie würden vor der ganzen Christenheit wegen dieser Victori langwieriges Lob und Ruhm haben, der Kaiser und er werden sich derselben bei jeder Gelegenheit dankbar erinnern*'. Eggenberg^s besonderes Verdienst hat er in einem Schreiben, mit dessen Inhalt wir uns noch eingehend beschäftigen werden, besonders hervor- gehoben.

III.

Vorgänge an der Grenze nacli der Sclilaclit bei Sissek. Eggenberg's Berufung nach Wien. Oberstenamt

zu Baab.

Zu einer ausgiebigen Ausnützung des Sieges kam es leider nicht. Zunächst war es der mehrfach erwähnte Proviant- mangel, der es den Christen unmöglich machte, sich noch weiter von ihren Hauptstationen zu entfernen und in Land- striche einzurücken, die von den Türken bei ihrem Rückzuge verwüstet worden waren. Ausserdem aber gab es, nachdem die ärgste Gefahr abgewendet war, gar kein Mittel, auch nur

eingenommen in Crabaten in Vngerlandt fUr Sissckh sein Lager ge- schlagen. Dasselb mit Sturm vnd Ahnlauff angegriffen in meinung dasselb einzunemen, ja aber gefehlt wie Kitterlich vnd Dapffer sich der Herr Yon Eggenberg gehalten mit seinem Kriegsvolk den Feind erschlagen, ersaufft, verjagt vnnd sein Geschütz sampt tausent Pferdt bekommen. Geschehen den 22. Jun^ Anno 1598. Gednickt zu CöUn bey V^ilhelm Letzenkirchen.« {i^ 4 Bl. s. Titelbld.) Es ist mir nicht gelungen, ein Exemplar dieser sehr seltenen Flugschrift zu Gesicht in bekommen; dem Titel zu Folge scheint sie an Unrichtigkeiten zu leiden. ^^) K. k. Kriegsarchiv in Wien, 1593. 30. Juni. Herberst Arch. L. 3.24, 5. Juli 1593; 15 Juli 1593.

- 117 ^

diese kleine Heeresmacht, die bei Sissek gefochten, beisammen zu behalten. Der Baan und die Grenzobersten zogen ihren Standplätzen zu und den kaiserlichen Commandanten blieben kaum 2000 Mann zu weiteren Operationen. Zu seinem grossen Leidwesen musste Eggenberg aus diesen Gründen den Versuch, Petrinia zu gewinnen, aufgeben. Er meldet: Nicht fUr einen halben Tag habe das Volk Proviant bei sich gehabt, er habe daher, obwol er nach vorgenommener Besichtigung des Raub- schlosses Hoffnung gehabt, es zu gewinnen, keine Belagerung vornehmen können. Auch Rödem's Bericht constatirt, dass das Vorrücken nach Petrinia vornehmlich des Proviants halber eingestellt werden musste. Zur Abstellung dieses Mangels und zur Betreibung der nöthigsten Vorkehrungen sendete Erzherzog Ernst seinen Kriegsrath Hans Friedrich Freiherm von Traut- mansdorf an die Grenze **). Er hatte dem Baan, dem Bischof und Kapitel von Agram und den daselbst anwesenden Land- ständen Schreiben zu übergeben, worin sie ersucht werden, Futter und Victualien, wovon sie, wie man erfahren, Vorrath hätten, dem Heere zuzuführen. Die drei Proviantverwalter sollte er auffordern, den Proviant bei Tag und Nacht fort zu fördern, Kapitel und Stände in Agram ermahnen, die durch die Bela- gerung in Sissek verursachten Schäden rasch ausbessern zu lassen, wozu ihnen der eben an der Grenze sich aufhaltende Baumeister Franz Märtl empfohlen wird.

Eggenberg scheint von der ersten grösseren Unternehmung, die er in kaiserlichen Diensten mitgemacht hatte, trotz des Ruhmes, den er selbst dabei gewonnen, wenig erbaut gewesen zu sein. Er, der gewohnt gewesen war, die Leitung eines Krieges in der Hand eines so hervorragenden Mannes, wie Alexander Farnese, zu sehen, musste über das Chaos von Befehlshabern, Commandanten und Obersten, die alle von ver- schiedenen Herren bezahlt wurden und fortwährend andere Befehle vorschützen konnten , in gerechten Unmuth gerathen.

»>) E. k. Eriegs-Archiv in V^ien. 1593, 29. Jani. Memorial ui H. Fr. y. Trautmansdorf.

^ 118

Ausserdem scheint er sieb persönlicV sei es durch den Baan, sei es durch Auersperg, verletzt gefühlt zu haben: er erbat sich vom Erzherzoge die Abberufung von seiner Stellung als Ck>mmissär und befürwortet die Ernennung eines General- Feldhauptmannes. Es geht dies aus einem Schreiben des Erz- herzoges hervor, welches ich, da es in ausführlicher Weise die Verdienste Eggenberg's hervorhebt und die Verhältnisse an der Grenze bespricht, hier folgen lasse**):

Ernst von Gottes Gnaden Erzherzog zu Oesterrcich etc. Lieber Getreuer, Von unseren hinterlassneu Geheimen und Kriegsr&ten haben wir verstanden, wess du dich ihnen erklärt und entschuldigt, auch auf ihr Zusprechen darauf verharrt. Nun könnten wir zwar wol erachten, dass du dessen zum theil deine Ursachen und Bewegnisse haben möchtest, wie du uns dann mit solchen Gnaden gewogen wissen solltest, dass wir dir selbst einige Ungelegenheit oder Beschwer nit gern gönnen, weniger selbst zumuten wollten. Wann wir aber der uns ob- liegenden Sorge und Verantwortung halber gegen Gott, der Kön. Kais. Matt, und unserm Vaterland, den Sachen ihrer auf sich habenden Wichtigkeit, was endlich den Landen fOr ein Verderben und in widrigem Fall für ein Wolfahrt darauf steht, nachgedcuken, könnten wir nit befinden, wie der Zeit deine Person bei dem vorstehenden Werk zu entrathcn , wie sich auch schicken und für eines Ansehens sein würde, dass du neben den anderen redlichen und ritterlichen Obristen und Kriegsleuten, bei nächster so ansehnlichen Victorl so gute Officia gethan, von dem Allmächtigen Gnad und Segen gehabt, deinen ohne das bekannten Namen in der ganzen Christenheit noch mehr bekannt gemacht, und dass du dagegen gleich jctzo, da man dem Effect der Victori mit Petrinia nachsetzen solle, und alle Sachen schon beschlossen, in praeparatoriis, und der Tag angestellt ist, aussetzen oder dich davon absentieren sollest.

Dann ob wir ja wol dich allein auf sechs Wochen be-

*«) Herberst. Archiv. L. 3. 24.

119

handelt, du aach hieran and mit l&ngerer Continuirung Ihrer Kai. Mtt. und uns ein sonder angenehm Gefallen gethan, so ist doch indessen dies GlQck zugestanden , mit welchem sich die Sachen also verändert und geschickt, dass man ja aller menschlichen Vernunft nach davon nicht aussetzen, noch des Christen Commissari Amt und Directorium, so du mit sonderm Ruhm und Ehren hishero getragen, ohne des ganzen Werks höchster Confusion, Verhinderung und Gefahr, in einer solchen Eil und kurzen Zeit verändern kann, was auch endlich die Stand des Reichs und andere christliche Völker, sowol unsern : als deinethalhen, ja der Feind seihst davon discurieren und gedenken würden. Nehen dem es denen Landen seihst, es gienge die Sach hinaus auf was Weg es wollte, fast heschwerlich fttrkäme, als hei denen du gelieht, befreundet, ein fürnehmes Mitglied, der Zeit an der Hand, Gott lob an gesund und anderen Quahteten nit verhindert, der Gränz und des Eriegs- volks bekannt und gewohnt, und hast du sonderlich zu bedenken, da man vor Petrinia nichts richten sollt*, dass viel der Meinung sein würden, da du als dergleichen Belagerung und Eroberung erfahren, zugegen gewesen, es besser abgangen und daher die Schuld gutentheils deines Abwesens wäre. Und dürften zu für- fallenden Gränznöten alle Christen und Eriegserfahrne im Reich und andern Landen, die man künftig zu behandeln hätte, die ungleichen Gedanken fassen, weil man dich als ein Landsassen in solcher Not, Gelegenheit und erhaltenen Victori nit hätte an die Gränz vermögen können, dass ihnen viel weniger thunlich wäre, sich daher gebrauchen zu lassen, wie es auch dem jetzigen Kriegsvolk bei diesem Anzug nit ein kleines Nachdenken machen möchte, als ob du dir icchtes (irgend ein) Zurichten nit getrautest, und daher sie der Sachen auch desto weniger Lust und Hoffnung schöpfen, welches eines und des andern du selbst (wie wir dich kennen) nit gern sehen oder verursachen würdest. Es wäre zwar ja eines gegenwärtigen General Hauptmannes jetzo alsbald vonnöten, wie du unsern Geheimen Räten vernünftig vermeldest, aber in solcher Eil und da der beschlossne Anzug nit warten kann, ist es ja nit möglich.

120

Weil dann der Allmächtige jüngstlich so reiche Gnad gegeben und du dein Obrist Commissari Amt so glücklich und wol getragen, so wollen wir uns versehen und dich von Höchstgedachter Rom. Kais. Matt, wegen, auch für uns selbst hiemit mit allen Gnaden, damit wir dir gewogen, ersucht und vermahnt haben, du wollest noch weiter und bei dieser Impresa Gott und dem christlichen Namen zu £hren und von des Vaterlands Wolfahrt wegen ein üebriges thun und das Obrist Commissari Amt unter dieser Belagerung mit Göttlichen und der andern kriegserfahrnen Obristen, sonderlich des von Au- ersperg und Baans Rath, Hilf und Beistand allermassen coiiti- nuieren, wie wir es mit dir jtingstlich verlassen haben. Wie solches dir bei Ihrer Kay. Matt, und bei menniglich zu Ruhm und Ehren gereichen und einen ewigen Namen machen würde, also würde .an Mitteln nit mangeln, dir hin- widerum mit gnädigster Contention zu begegnen.

Die hinterlassenen Geheimen und Kriegs Räte haben auch allen Befehl, mit dir die Notdurft zu vorstehendem Werk gehörig zu handeln, zu beratschlagen und äusserster Möglichkeit nach in das Werk zu richten. So unterlassen wir nit, bei eignem Currier Ihr Kays. Matt, um Geld und Zahlung des Kriegsvolks anzuhalten.

Wien, 9. Juli 1593.

Postscriptum von des Erzherzogs eigener Hand:

„Lieber der von Eggenberg, über das, so eben vermeldt wurde, habe ich auch mit diesen wenigen Worten selber euch vermahnen und ersuchen wollen, dass ihr diess mein Begehren nit abschlagen, sondern euch so gutwillig den Wünschen er- zeigen wollet, das würde euch bei der Kays. Mtt. und mir zu Gnaden und Wolgefallen reichen und bei menniglich euer Lob und Ehr verursachen. Ernst."

Eggenberg blieb beim Commando, vermochte aber den in ihn gesetzten Erwartungen nicht zu entsprechen, weil die vorhandenen Mittel allzu unbedeutend waren. Der Oberst des steirischen Aufgebots, Freiherr Gottfried von Brenner, berichtet

121

an die steirischen Verordneten über die Expedition gegen Petrinia ddo. 1^5. August *'):

„Euer Gnaden za berichten soll ich nicht unterlassen und werden dieselben aus meinem jüngst von hier (Lager bei Rann) abgangnen Schreiben mit mehrcrem verstanden haben, dass sowohl tlie andern Kriegshilfen als auch ich mit meinem unterhabenden Steirischen Kricgsvolk im allhierigcn Feldlager verschiencn Montag Abends ankommen, darauf dann nicht unterlassen worden, die wolerbaute Festung Petrinia mit starker Macht bis an dritten Tag zu beschiesscn, es hat aber durchaus nichts damit können gericht(et) werden, weilen es Alles von grossem Eichenholz und Bollwerk zugericht(et). Inzwischen hat sich der neue Bassa aus Bossen auch mit seiner Hilf gegen Petrinia wärts gemacht und ankommen, also haben die diessorts fürgestellten und anwesenden Häupter dahin geschlossen, dass man sich über die (über die) Kulp zugerichte Schiffsbrücken begeben und nicht allein dem Bassa aus Bossen mit ganzer Macht unter Augen ziehen, sondern auch mit ihm ein ernstliches Treffen thun solle, also ist solches zu zweien unterschiedlichen malen ins Werk gcricht worden, und ist die ganze Ritterschaft albereit über dem Wasser Kulp und im Vorzug gewest, so sind doch alsbald solche gewisse und eigentliche Kundschaften durch einen stattlichen gefangnen und entsprungnen Pribeggen •*") erlangt worden, dass albereit der Beglerbcg am Herauszag sei und noch die heutige Nacht oder morgen früh gewiss bei Petrinia mit starkem Heer und grosser Macht ankommen werde. Dass man also mit dem versammelten Kriegsvolk aus allerlei fürgefallenen wichtigen Bedenken wieder zurück und nicht fort- ziehen können, weilen dann die anderen vorhandenen Hilfen, als Herr Graf von Serin, Herr Obrist in Krabaten mit ihren Hilfen, nicht weniger auch die anderen Gränizen (Grenztruppen) um des besorgenden grossen Einfalls willen zu ihren eignen und andern ihnen untergebenen Gränizen ihren Abzug nehmen

*') Steierm. Land. Arcb. Kriegsacten (81 fasc.) fasc. 3. 27. *•) Pervak: Oberhaupt, Dorfrichter, Anführer.

122

und über zwei Tag allhier nicht mehr halten werden, daher

dann nur das Steirische Volk und die Rödernschen Reiter

alhier allein verbleiben möchten, also wftre ich, doch mit

Vorwissen und Gutheissen Euer Gnaden entschlossen, mich mit

meinem unterhabenden Eriegsvolk auch von dannen zu erheben

und meinen Weg gegen Rann w&rts zu nehmen.*' ^')

So stob denn Alles auseinander. Der Beglerbeg von Graecia,

des Sinan Pascha Sohn, rückte mit einem Heere von 40000 Mann

in „grimmigem Zom^ vor Sissek und eroberte die Feste,

nachdem sich die Besatzung tapfer gewehrt und grösstentheils

den Tod gefunden hatte, am 24. August Darauf verwüstete

er ganz Turopolien, streifte bis Agram und Karlstadt, zog aber

dann, nachdem die Grenztruppen Miene machten, sich ihm

gemeinsam entgegenzuv^erfen, nach Ungarn, wo sein Vater, der

zum Yezier ernannte Sinan Pascha, „ein alter, blutgieriger

Hund, über die 70 Jahre alt," einen heftigen Angriff gegen

die ungarische Grenze vorbereiteta Demselben wurde aber

diesmal mit ausreichenden Kräften begegnet, der Graf von

Hardegg schlug bei Stuhlweissenburg mit 18000 Mann ein

grosses türkisches Heer (5. November) und Herr Christof

Ton Teuffenbach eroberte in Oberungam die bedeutende Fe-

stung Fillek (27. November). Auch ein neuerlicher Einfall der

Türken in Croatien wurde durch Alban Grasswein, der 900 Mann

zusammengebracht hatte, mit Erfolg zurückgewiesen. (19. De-

cember.)

Mittlerweile war eine wichtige Veränderung in der Re- gierung Innerösterreichs vorgegangen. Der umsichtige und rührige Gubernator, Erzherzog Ernst, war als ein Opfer der spanischen Diplomatie nach den Niederlanden gezogen, wo er wenig Ehre, aber einen frühzeitigen Tod fand und an seine Stelle war, da Karls Sohn Ferdinand noch in Ingolstadt seinen Studien oblag, Erzherzog Maxmilian, der dritte Bruder Kaiser

^*) Isthuanffis Behauptung, Breuner habe den Ausschlag zum Böckzuge gegeben (Harter, Ferdinand II. 3. 146), ist gänzhch unbegrOindet Breuner beklagt sich im Gegentheil gegen die Landschaft, dasB er gar keinen EinSuBS besitze.

123

Rudolf IL getreten. Dieser sowol, als Erzherzog Mathias, der indessen das Generalat in Ungarn übernommen, bewarben sich um Ruprecht von Eggenberg. Maxmilian trug ihm im Auftrage des Kaisers das Amt eines General-Oberst-Lieutenant an der windischen und croatischen Grenze an*^"), Mathias wollte ihn zum Oberst - Zeugmeister aller kaiserlichen Königreiche und Länder machen. Ruprecht entschied sich vorläufig für den ersteren Antrag und erhielt demgemäss am 1. Mai 1594 einen Bestallbrief als „General -Oberster Leutenant über das auf beiden Windischen und Crabatischen Grenzen dienende Ordinari der Lande Aufbot, wie auch alles andere ausländische Kriegsvolk zu Ross und Fussj soviel sich anjetzo desselben auf berührten beiden Grenzen befindet und noch künftig geworben und aufgenommen wird, darunter auch der Baan und sein unterbietig Kriegsvolk nit ausgenommen sind.** Als Gehalt wurde ihm die für damalige Verhältnisse enorme Summe von 1000 Gnlden monatlich gewährt.

Erzherzog Maxmilian begann den Feldzug von 1594 in eigener Person und war anfangs glücklich. Sissek, Petrinia und Hrastowitz wurden in den ersten Tagen des August ohne Schwierigkeit erobert, mussten aber, weil Krankheiten bei den Tnippen einrissen und wegen mangelhafter Bezahlung und Proviantzufiihr grosses Elend herrschte, wieder aufgegeben werden '). Des Erzherzogs Berichte über den Zustand seines

•^ Herberst. Arch. L. 8. 24. Schreiben Eggenberg's vom 18. Dec. 1593.

**) Die ausfhbrliche DarsteHung dieses Feldzuges von Professor Richter („Illyrische Grenzhelden" Hormayr's Archiv 1819) erwähnt auch Eggen- bergs Theilnahme an demselben. Viele Angaben dieser Erzählung, die sich auf des Grafen Rudolf Coronini ^Bellum Fctriniensc'* (Görz 1779) stutzt, widersprechen jedoch so sehr allen übrigen, dass sie unmöglich als vollkommen sicher angesehen werden könnten. Die hervorragende Bedeutung, welche dabei der Theflnahme der Familie Coronini zugeschrieben wird, lässt die Absicht dieses Buches ziemlich deutlich erkennen. Während hier von einem Sturmangriff von 600 Zengger Uskoken, der den FaU des Platzes herbeigef&hrt haben soll, viel Wesens gemacht wird, spricht sich eine Relation der steirischen Gom- missäre Georg v. Stubenberg und W. v. Windiscbgräz ausdrücklich

124

Kriegsvolkes an den Kaiser geben ein sprechendes Zeugniss von der Art der Kriegführung, wie sie an der Grenze schon zur Regel geworden war'^). Die Ritterschaft in der Carlstadt, schreibt er, sowie das Übrige Kriegsvolk klagen ihre Noth wegen Nichtbezahlung, so dass sie, was sie besitzen, verkaufen und versetzen müssen. Wenn sie nicht bezahlt werden, müssten „diese redlichen Leute, die des Feindes Art und Gelegenheit schon kennen^, ihre Aufstellung verlassen. Ebenso stehe es mit dem Reitenauischen Regiment, das so elend, nackt und mehrestheils krank sei, dass es einen erbarmen müsse. Er beschwört den Kaiser als Gerhab (Vormund) der Erben Erz- herzogs Carl, deren Lande in so grosser Gefahr seien, um eilende Hilfe.

In Folge dieser unglückseligen Verhältnisse konnte es zu dauernden Erfolgen nicht kommen; man musste es als glückliche Fügung preisen, wenn man sich der übermüthigen Feinde wenigstens einigermassen zu erwehren vermochte und wenn persönliche Tapferkeit und Geistesgegenwart der christ- lichen Commandanten von Zeit zu Zeit durch einen geschickt ausgeführten Streifzug den Türken irgendwie Schaden zufügte und sie dadurch in Athem erhielt. So gelang es auch in diesem Jahre dem Herrn von Eggenberg; den Türken einen Streich zu spielen. Der Beg zu Sissek, Ardropli, hatte einen Einfall in Kroatien gemacht, Leute und Vieh davongeschleppt und wollte oben die Beute auf türkisches Gebiet in Sicherheit bringen, als Eggenberg rechtzeitig davon Kunde erhielt, dem türkischen Corps nachjagte, ihm, als er es an der Kulpa ereilt hatte, den Raub abnahm und eine grosse Zahl davon theils niedermachte, theils gefangen nahm. Unter den Gefangenen befand sich Ardropli-Beg selbst, "der nach Graz gebracht wurde,

dahin aus, dass die Türken die Festung freiwillig ger&omt haben, als sie den Ernst der Belagerungsarbeiten sahen. (St. L. A. Kriegs- acten. Fase. 60. 50.) Auch die von Richter behauptete „Schleifang* Petrinias finde ich nirgends beglaubigt

•s) K. k. Kriegs-Archiv in Wien. 1594. 8. 25.

125

weil ihn Erzherzog Maxmilian, da er auf seiner Grenze gefangen worden war, als Beutestück für sich beanspruchte*^).

Im daraufifolgenden Jahre 1595 gelang Eggenberg die Wiedereroberung Petrinia's. Er liess den Freiherm Sigmund von Herberstein, der in diesem Jahre das steirische Aufgebot befehligte, einen Streifzug nach Zemik und Posega unterneh- men^^) und legte sich selbst mit Georg Lenko witsch vor Petrinia. Am 22. September näherte sich Hauptmann Francol init 50 Pferden der Festung auf Schussweite und gerieth mit 80 Türken, an deren Spitze sich der Festungs-Commandant Rustan Beg selbst befand, in ein Scharmützel. Die Türken kehrten zur Stadt zurük, da der Beg schwer verwundet worden war. Die Kaiserlichen zogen sich gegen Sissek zurück. Den nächsten Tag erschien „des Bogen Jung" im kaiserlichen Lager, berichtete den Tod seines Herrn und ermuthigte die Christen zu einem sofortigen Angriffe auf Petrinia. Eggenberg cntschloss sich, obwol man den Angaben des jungen Wallachen nicht viel Glauben schenken konnte, einen Handstreich zu wagen. Er rückte am 24. September vor die Festung und nahm sie ohne Widerstand ''''). Petrinia wurde von da ab eine Hauptstütze der Vertheidigung an der kroatischen Grenze und wurde von allen drei innerösterreichischen Landen ge- meinsam unterhalten. Vom Jahre 1598 an erscheint das Gebiet am rechten Ufer der Kulpa unter der Bezeichnung Kulpa- oder Petrinianische Grenze •*").

Erzherzog Ferdinand, der in demselben Sommer die Re- gierung seiner Lande provisorisch übernommen hatte, schrieb

•*) K. k. Kriegsarchiv in Wien, 1594. 9. 8. Schreiben des Erzherzog

Maxmilian an den Kaiser aus Radkersburg. ^^) Ebendaselbst. 1595. 9. 20. Erzherzog Ferdinand Übersendet dem

Kaiser eine ausführliche Relation Herbersteins über seinen Einfall in

das türkische Gebiet, die sich durch besondere Kirnst der Darstellung

und Btylistische Gewandtheit auszeichnet. •^) Khevenhiller, Ann. Ferd. T. IV. p. 1400. Hurter, Geschichte Kaiser

Ferdinands IL, m. Theil 308. *') Siehe darüber auch Vani^^ek, Specialgeschichte der Militärgrenze 1. 77,

im Uebrigen ein für das 16. Jahrh. vollkommen unverlässliches Werk,

- 126 -

an Eggenberg folgenden Brief, der von der Gutherzigkeit und dankbaren Gesinnung des jungen Prinzen ein schönes Zeugniss gibt «0.

„Lieber von Eggenberg, mein gnädigen Grass znvor, Ener Schreiben hab ich bei dem Hauptmann Francoll gar wol em- pfangen, wie auch den Inhalt und sein mttndliche Relation gar wol vernommen, was fUr herzlich Freude ich daraus vernommen, könnt Ihr wol selbst erachten. Dem Allmächtigen sei ewiges Lob und Dank dafflr gesagt, dass er Sein göttlich . . . *^) aberall so gnädiglich erscheinen l&sst. Die Verordnung in einem und dem andern hab ich schon gethan und soll mir auch der Haupt- mann Francoll gar wol befohlen sein, und ich wflsst auch, die Wahrheit zu sagen, kein bessern an sein statt zu linden ; ich wünschet nichts mehrers, allein dass ich Geld genug hätt, auf dass ich Euch und das redlich Euch unterworfene Kriegsvolk damit erfreuen könnte, wann ich's gleich aus meiner Haut könnte schneiden. Und bleib Euch wie bisher mit aller landsfürstlich Gnaden ganz wol gewogen. Datum Graecii, den 27. 'Septembrls Anno 95.^ Das Verhältniss, in welchem Ruprecht von Eggenberg zu Erzherzog Ferdinand und der Erzherzogin-Mutter Maria stand, war ein dauernd freundschaftliches. Es erklärt sich dies nicht nur aus den Verdiensten, die sich Eggenbei^ uin das erzherzogliche Haus erworben, sondern wohl auch daraus, dass derselbe unter den katholischen Adeligen der Steiermark da- mals eine der hervorragendsten Persönlichkeiten war. In einer Zeit, in welcher das Verliältniss zwischen der übereifrigen katholischen Regierung und der überwiegend protestantischen Majorität der Stände von Tag zu Tag gespannter wurde, mochte die erstere wol Veranlassung haben, Männern von der Bedeu- tung Ruprechts eine besonders gnädige Gesinnung zu bezeugen, wenn diese treulich zu ihr standen ^ 0* ^^ Kriegswesen Inner-

*^ Herberst Arch. Eggenberg. li. 3. 24. *^) „Hilf" scbeint ausgeblieben zu sein.

<*) Bei der Erbhuldigimg des Erzherzog Ferdinand (Anfangs December 1596) wird Ruprecht von Eggenberg von einigen Scbriastellem

127

Österreichs scheint Eggenberg während der Jahre 1595 und 1596 ausschliesslich geleitet zu haben, soweit es dem Erz- herzoge unterstand; auf die Truppen der Stände hatte er keinen Einfluss, ausser in dem Falle, als ein feindliches Heer die Grenzen bedrohte. Nachdem sich aber in diesen Jahren der Angriff der Türken wieder mehr den ungarischen Grenzen zuwandte, war Innerösterreich minder gefährdet. Da ist es denn sehr begreiflich, dass man den bewährten Eriegsmann auf dem Haupt-Kriegsschauplatze zu verwenden gedachte und dass er selbst weiteren Wirkungskreisen zustrebte.

Schon im Frühjahre 1596 begannen die Verhandlungen zwischen dem Kaiser, seinen Wiener Kriegsräthen, dem Erz- herzoge Maxmilian einerseits und Ruprecht von Eggenberg andererseits wegen Uebemahme eines neuen Commanders. Am 12. Mai richtete die kaiserliche Kanzlei eine Aufforderung an den letzteren, sich nach ^^ Verrichtung seiner Ehehafften^ bereit zu halten, als Ihrer Majestät oberster General in Ungarn ge- brauchen zu lassen '^). Damit war jedoch nicht die Stelle eines obersten Feldhauptmanns des Kaisers gemeint, wie sie zwei Jahre später Erzherzog Mathias übernommen hat, sondern das Generalat an der oberungarischen Grenze. Dies geht mit aller Bestimmtheit aus einem Befehlschreiben des Kaisers vom 1 1 . Juli

eine besondere Rolle zugeschrieben. J. B. Winkler (St. Zeitschr. N. F. 1 p. 86) erzählt, Ruprecht habe als „Stellvertreter des Erzher- zogs die Huldigung der St&nde empfangen, bei welcher Gelegenheit er mit königlicher Pracht in Graz erschien.^ Sartori (Pantheon, II. 3. p. 823) f^lgt hinzu, er habe in seinem Stamroschlosse den Ständen ein königliches Gastgebot gegeben. Ritter v. Leitner (Mitth. d. h. Ver. I, 132) erwähnt zwar nichts von der Entgegennahme der Hul- digung, wohl aber von dem Gastmahle im Eggenberger Schlosse, das am 10. Deoember stattgefunden haben soll. Ich kann dem nur ent- gegenhalten, dass Erzherzog Ferdinand die Huldigung persönlich ent- gegennahm und am 12. December in der Burg ein grosses Bankett gab, bei welchem die Erbämter verrichtet wurden. Das Schloss Eggen - berg hat Ruprecht niemals besessen, es wurde von Hans Ulrich er- baut. In den Eggenbergischen Papieren fand ich von diesem Feste nicht die geringste Andeutung. ''^ Herberst. Archiv Eggenberg L. 3. 24.

- 128

hervor ' '), worin er E^enberg mittheilt, dass er ihn an Stelle des Freiherm Christof von Teuffenbach zum Feldobersten in Ober-Ungarn bestellen wolle, dass er jedoch erst im Herbste an diesen neuen Bestimmungsort abzugehen habe. Inzwischen solle er nach Wien kommen „und daselben nicht allein über die Stadtguardi disponiren, sondern auch neben der Burger- schaft und Ihr. Maj. deputirten Herren Rätefi die Stadt selbst inwendig und auswendig an Mauern, Basteien, Courtinen, Gräben und dergleichen reparieren, in omnem eventum, soviel sich immer thun lässt, befestigen und versichern". Die Noth- wendigkeit, Wien in vertheidigungsfähigen Stand zu versetzen, war in den letzten Jahren wieder mehr als je hervorgetreten, als die Gerüchte von einer bevorstehenden Belagerung so entschieden aufgetreten waren. Im August 1594 hatten „die hinterlassenen Kriegsräte*' eine Reihe von Vorstellungen in dieser Angelegenheit an den Kaiser gelangen lassen. Am eindringlichsten spricht sich die vom 10. August aus ^*): „Es sei dringend, das Erzherzogtum Oesterreich und sonderlich die Stadt Wien zu schützen, weil es dazu gekommen, dass Sinan Pascha nach Erobeiomg von Wesprim, Palota, Totis und St. Martinsberg Raab mit grosser Gewalt belagere. Wenn Raab gefallen sei, stehe zu erwarten, dass dieser alte, kriegs erfahrne, listige Krieger, der seine Proben gegen Venedig, Persien und die spanische Majestät abgelegt hat, sich gegen Wien wenden werde. Obwol die Räte schon im October 1593 dem Kaiser die Vorlagen wegen Instandsetzung Wiens für eine Belagerung gemacht hätten, sei bis jetzt doch gar nichts geschehen. Seit etlichen Jahren sei an der Befestigung, mit Ausnahme der Schottenbastei nichts erneuert worden. Es be- dürfe vor Allem eines ansehnlichen Hauptes und Obristen, eines Stadthauptmannes und zugleich Obrist-Leutenants, der nach der bisherigen Gewohnheit und Instruction auch die Bürger

^0 Ebendaselbst. *) K. k. Kriegsarchiv in Wien. 1594. 'p~~\Q~n-

1

- 129 -

2U regieren habe, ferner Kriegsvolk, Baumeister, Verprovian- tierung, Munition/

War damals die Gefahr auch trotz des Verlustes von Raab, das Hardeck an Sinan Pascha übergab, glQcklich vor- übergegangen, so musste sie sich doch jedes Jahr erneuern und der Kaiser konnte dem Verlangen seiner Räthe nicht länger Stillschweigen entgegensetzen. Eggenberg äusserte sich schon am 12. Juli auf das kaiserliche Befehlsschreiben in einer Weise, die erkennen lässt, dass ihm der Plan, ihn mit der Armirung von Wien zu betrauen, bereits bekannt geworden war'*). Er schreibt an den Kaiser, er habe zwar gehofft, dass man ihn wegen der von ihm vorgebrachten Motiven der Beschäftigung in Wien entheben werde, habe aber darüber keine Erledigung bekommen. Wegen der Verantwortung, welche er gegenüber dem Erzherzoge Ferdinand und dem Kurfürsten von Cöln, der ihm Güter anvertraut habe, trage, müsse er jedenfalls einige Wochen Frist erbitten. Er sei bereit, dem kaiserlichen Auftrage nachzukommen, müsse jedoch erklären, dass er hiezu Bau- meister und andere erfahrene Leute brauche, die ihm bei Be- schaffung des Proviants an die Hand gehen, ^^da er der Land Gelegenheit ein Unbekannter sei^. Dass er jedoch ohne genaue Instruction über die ihm zu Gebote stehenden Mittel und den Umfang des Erforderlichen ;, solchen Carico, wie der Buchstabe lautet, genügsamer Gegenwehr und Defension absolute auf sich allein nehmen solle, was zehn oder zwanzig seines Kopfs Vermögens gleichen zu schaffen gebe"*, das würde doch Se. Majestät ihm nicht aufladen. Wenn ihm alles Nothwendige geliefert werde und er eine Specificirung seiner Verrichtung und Verantwortung erhalte, so wolle er mit Gottes Hilfe ans Werk gehen. Am 1 7. Juli fertigte der Kaiser in Prag den Bestallungsbrief für Eggenberg aus '^). Im Eingange ist die drohende Gefahr durch des Sultans persönlichen Anzug gegen Wien erwähnt, woraus sich die Nothwendigkeit ergebe, Wien

''^ Herberst Arch. Eggenberg L. 8. 24. '*) Ebendaselbst.

Mittbril. df*« hiiit Vereiiifi f nteiermKrk. XXVT. Heft, 18T8.

1

130

als nächste Grenzfestung zu vertheidigen. Eggenberg solle seinen »Ressort nach uns (dem Kaiser) auf unsem freundlichen ge- liebten Bruder und Fürsten Erzherzogen Maximilian zu Oester- reich haben". Bauverständige und Proviantmeister werden ihm zur Seite gegeben, im Falle der Belagerung werde fllr die fernere Notdurft Fürsehung getragen und ihm über sein Ver- mögen nichts aufgetragen werden. Wegen einer Besoldung werde mit ihm nichts verglichen, sondern er werde durch die kaiserliche Gnade so bedacht werden, dass er zufrieden sein könne. Vorläufig hatte Eggenberg jedoch noch den grössten Theil seiner Bezüge, die ihm als General der windischen und croatischen Grenze gebührt hatten, ausständig. Der Kaiser trachtete daher, um Eggenberg zur Annahme des neuen Com- mandos zu bewegen, ihn wegen dieser noch offenen Forderung zu befriedigen. Er schrieb daher am 20. Juli an Erzherzog

m

Ferdinand '^): der Erzherzog möge die Bestellung Eggenbergs zum Feldobersten in Ober-Ungarn nicht hindern, ihm auch seine Gnade nicht entziehen und nachdem Eggenberg, als General- Oberstlieutenant der Grenze, sowie der von Auersperg zu gleichen Theilen vom Kaiser^ vom Erzherzoge und von den Landen unterhalten wurde, solle er dafür sorgen, dass, nach- dem ihn der Kaiser contentirt, auch die zwei anderen zur Zahlung verpflichteten Theile den Ausstand begleichen.

Erzherzog Maxmilian billigte in einem Schreiben an den Kaiser aus dem Feldlager vor Hatvän ' ') die Berufung Eggen- bergs, es scheint auch, dass dieser sich sofort nach Wien begeben und über den Zustand der dorügeu Werke, sowie des Kriegswesens der Stadt ein Gutachten verfasst habe. In einem Berichte der Wiener Kriegsräthe an den Kaiser vom 12. August'') heisst es: Der Kaiser werde aus ihrem Bericht und des von Eggenberg „Discurs'' ersehen, was die vornehmsten Mängel seien. Dieselben könnten in der Eile nicht remedirt

'*) Herberst. Archiv. Eggenberg. L. 8. 24. '<0 K. k. Kriegsarchir in MTien. 1596. 8. 19. 7^ Ebendaselbst.

131

werden und auf eine unausgebaute Fortezza könne man sich nicht verlassen. Sie, sowie der von Eggenberg und alle Kriegs- erfahrnen wüssten kein anderes Mittel, als dass durch männ- liche, ritterliche Hand der Feind von Belagerung dieser Stadt möglichst abgehalten werde. Ueber eine weitere Thätigkeit Ruprechts in Wien ist mir nichts bekannt geworden; seine Berufung dahin war von Seite des Kaisers eben nur ein Be- ruhigungsmittel gewesen, um der gewaltigen Angst vor einer Belagerung doch etwas zu steuern. Für diesen äussersten Fall glaubte man in Eggenberg den Mann gefunden zu haben, dessen Ansehen und Kriegserfehrung den Bürgern und Ver- theidigungstruppen Vertrauen einflössen werde, der auch im letzten Augenblicke die nöthige Energie und Kaltblütigkeit besitzen würde. Sobald die äusserste Gefahr vorübergegangen war, brauchte man Eggenberg nicht mehr in Wien, denn für eine dauernde Instandsetzung der Festungswerke, fbr eine systematische Behandlung des Yertheidigungswesens hatte man kein Geld.

Im Frühjahre 1597 wurden daher mit Eggenberg neuerlich Verhandlungen eingeleitet. Dieselben galten jetzt der Ueber- nahme des Feldzeugmeisteramtes in Ungarn. Der Kaiser schrieb darüber am 28. März des genannten Jahres an Erzherzog Maxmilian ' ^) : Er habe Eggenbergs Erklärung wegen Ueber- nahme des Feldzeugmeister-Amts vernommen. „Was er nun anfangs von voriger Behandlung des Ober-Ungarischen Befehls halber anrührt und insonderheit ihm denselben dergestalt, dass er solchen nach voUendtem Feldzug antreten möge, vorzube- halten vermeinen und begehren thut: Darauf wollen Euer Liebden ihm zu verstehen geben, dass unsere gnädigste In- tention jet^o dahin gestellt sei; dass er dies Jahr nicht alleia zu Feld unser Obrister Zeugmeister sein, sondern auch hernach dasselbe stetig Amt bediene und also in solchen ein Ordinari Dienst neben einer Kriegsrat-Steil zu Wien haben solle, daher es sich dann nicht thun lässt, dass der Zeit und jetzig Läuffen

"'S) Herberst. Arch. Eggenberg. L. 3. 24

9*

132

nach bedenklicher Welt so ein Tomehmen Befehl, als der Ober-Ungarisch einer ist, unbestellter zn lassen." Was das deutsche Regiment betrifft, welches Eggenberg zu dem Obrist- Zeugmeisteramte begehre, so halt auch der Kaiser dies f&r sehr nützlich, da aber kein Geld hiezu vorhanden sei, so könne er auch nichts Bestimmtes zusagen, es werde jedoch der Erzherzog die zur Artillerie nöthige Mannschaft „nach Gel^enheit yerordnen**. Bezüglich der Forderung Eggenbergs von seiner crabatischen Bestallung her werde er sich erst mit Erzherzog Ferdinand vergleichen. Aus diesem Schriftstücke geht hervor, dass der Kaiser die höchst gerechtfertigte Absicht hatte, das gesammte Artilleriewesen der gegen die Türken aufgestellten Truppen unter die einheitliche Leitung eines tüchtigen Fachmannes zu stellen. Ein Oberst-Zeugmeister, der nebst dem Feldmarschall, d. i. dem Befehlshaber des reisigen Zuges, der Ritterschaft, und dem Obersten der Fussknechte ein selbständiges Amt unter dem obersten Feldhauptmanne inne hatte, war für ein wolausgestattetes Heerwesen unbedingt nothwendig. Ihm unterstand die gesammte Feld- und Festungs- Artillerie, sowie Alles, was mit Belagerung und Vertheidigung fester Platze in Verbindung stand. Er hatte die Zeughäuser einzurichten und zu ordnen, für Geschütz, Munition, Bedienungs- mannschaft und Bespannung zu sorgen; er bedurfte desshalb auch; wie Eggenberg selbst verlangt hat, eine genügende Be- deckung zum Schutze seiner werthvoUen Objecte, für die er verantwortlich war.

Es dauerte geraume Zeit, bis man Handels einig war. Eggenberg wollte vor Allem seine Forderungen von der letzten Bestallung an der Grenze her gesichert wissen; er hat dies jedenfalls zur Vorbedingung seiner Annahme gemacht, weshalb ihm der Kaiser am 24. Juni 1597 '^) mittheilte, er wünsche eine Specification seiner crabatischen Prätensionen und dessen^ „was ihm in Abschlag der 5474 fl. 15 kr., so er den Reitenauischen Knechten, FrancoFschen Reitern zu Petrinia für geliehen,

'") Herberst. Archiv. Eggenberg. L. 8. 24.

133

bis auf diese Zeit erlegt worden^. Erst am 31. Juli d. J. wurde ihm der kaiserliche Bestallungsbrief als General-Obrist- Feld-Zeugmeister ausgestellt^"). Darin hiess es, er habe für die Bereitung und Bewahrung der Munition zu sorgen, darauf zu sehen, dass mit dem Pulver gespart und ohne Gefahr um- gegangen werde, den Schützen solle Pulver und Munition nicht nach ihrem Begehren, sondern nach Nothwendigkeit ge- reicht werden ; er habe dahin zu wirken, dass die zum Artillerie- staat gehörigen OfiRciere, Diener, Werkleute ihre Dienste ver- sehen, dass Fuhrleute, Geschütz- und Wagenpferde in völliger Anzahl vorhanden sind. Wenn es zu einem Abzug kommt oder im Felde nichts zu thun gibt, solle er das Geschütz und Zeug in das Zeughaus in Wien, oder wo es ihm geschafft sein wird, gut unterbringen und darüber ein Inventar anlegen. Er habe den Erzherzog Maxmilian und dessen General-Oberst-Leutenant nach ihm anzusehen*' und deren Anordnungen in Artillerie- sachen auszurichten. Dafür werden ihm fOr Leibsbesoldung und nothwendige Staats-PersoneU; die in dem Artillerie-Staat nicht passirt werden sollten, monatlich vom 1 5. August an, so lange er im Felde dient, 1200 Gulden zugesichert. Wegen des ausstän- digen Bestes, welchen Eggenberg zu prätendiren hatte, war die Hoikammer schon früher angewiesen worden, ihn mit einem Theil zu befriedigen, mit dem andern zu vertrösten. Für einige Fähnlein zur Versehung seines Amtes sollte Erzherzog Max- milian sorgen. Den Titel Genefal-Obrist-Feld-Zeugmeister hatte Eggenberg selbst verlangt**).

Als Erzherzog Mathias die Stellung als Ober-General in Ungain übernahm, behielt Eggenberg das Oberst-Zeugmeister- amt und war dem General Basta, der als Feldmarschall dem Erzherzoge Maxmilian zur Expedition nach Siebenbürgen folgte^ gleichgestellt Der auf Eggenberg Bezug nehmende Passus der kaiserlichen Besolution für den Eriegsstaat des Erzherzog

»0) Uerberst. Archiv. Eggenberg. L. 3. 24.

^ ) K. k. Kriegsarchiv in Wien. Schreiben des Kaisers an Ensh. Maxmilian vom 3. Mai 1597.

134

Mathias vom 3. August 1598 '^•) lautet: „weil nämlichen so viel Zeit mit Abfertigung des angehenden Feldobristen in Ober- Ungarn Herrn von Eggenberg fürttber, und derselbe diesmal so eilends nit anziehen kann, soll Er, Herr Eggenberg, noch diess Jahr solch Obrist Zeugmeisteramt zu Feld versehen und dann nach geendter Feld Expedition sein Abzug in Obcr- UngaiTi nehmen, mit welchem dann also Ihr Fürstl. Durchl. bei diesem Amt auch ein richtige und gute Ersetzung liaben werden." Eggenberg scheint diese Stelle jedoch nicht früher acceptirt zu haben, als bis ihm der ausständige Best seiner Geldforderungen gezahlt worden war. Dies lässt sich aus einem Schreiben der Erzherzogin Maria an Eggenberg vom 21. Juli d. J. erkennen'*'). Dasselbe beginnt: „Lieber von Eggenberg, Ich hab euer Schreiben vom 14. d. M. wol em- pfangen und daraus vernommen, wie euch der Kaiser bestellt hat . . . Unser Herr geb euch in Allem Glück. Ich freu' mich von Herzen, dass euch der Kaiser euren Crabatischen und Windischen Rest zahlen will. Er ist's euch vor Gott schuldig. Ich hätt* es gern gesehen, dass ihr vor eurem Hinreisen zu uns wärt kommen . . . ^

Mit der Vertröstung auf die Besetzung des oberungarischen Commando'^ im nächsten Jahre war jedoch der Wiener Hof- kriegsrath nicht zufrieden. Er sprach in einem Gutachten über die erwähnte kaiserUche Besolution ^^) die Meinung aus, es sei sehr zweifelhaft, ob sich der von Eggenberg „zu einer so langwierigen Tractation werde brauchen lassen*' und müsste jedenfalls seine Antwort darüber abgewartet werden. In Ober- Ungarn sei jedoch ein Befehlshaber dringend nothwendig; da man sich auf die Verwaltung des Amtes durch Bakoczi durch- aus nicht verlassen könne.

Zu dem Antritte des vielbesprochenen Generalates in Ober-Ungarn kam es von Seite Eggenbergs nicht. Es scheint

*') K. k. Eriegsarchiv in Wien.

^^} Ebendaselbst.

*^) Kumar, Geschichte der Burg und Familie Herberstein. II. 160.

- 135

vielmehr, dass derselbe das Feldzeugraeister-Amt unter Erz- herzog Mathias auch in den nächsten Jaliren noch versehen habe. Genauere Daten sind darüber nicht vorhanden, seine Thätigkeit tritt erst wieder in den Vordergrund der Kriegs- begebenheiten durch seine Ernennung zum Commandanten von Raab. Diese Hauptfestung war am 28. März 1 598 durch Adolf Freiherrn von Schwarzenberg, Commandant von Comorn, wieder erobert worden und das erste Commando daselbst war von Eggenbergs Kriegskameraden von 1593, Herrn Melchior von Rödem, versehen worden. Im Jahre 1600 erhielt dieser das Directorium in Ober- Ungarn und im Frühjahre 1602 erscheint Ruprecht von Eggenberg bereits in seiner neuen Stellung in Raab. Dieselbe war von grösster Wichtigkeit. Raab sammt den umliegenden Castellen und befestigten Orten galt als die Vormauer von Wien. Das Commando des dortigen Fes tungs- Commandanten reichte bis an den Plattensee und bot nicht nur Gelegenheit zur Vertheidigung, sondern auch zu wirksamen Beunruhigungen des Feindes auf dessen eigenem Gebiete, da sich jede Expedition auf eine feste Operations- basis stutzen konnte. Eine erschöpfende Darstellung des Wirkungskreises, innerhalb dessen sich Ruprecht von Eggenberg in Raab bewegte, bietet die von Erzherzog Mathias am 1 . Februar 1602 ausgestellte „Instruction, was der Edl unser lieber ge- treuer Ruprecht von Eggenberg, Freiherr zu Ehrenhausen, der Kais. Mtt unseres geliebten Herrn und Bruders Rat, als der von höchstgedachter Kais. Mtt zum Obristen gegen Raab f&rgenommen worden, in solchem seinen Obristen Befehl getreues Fleiss handeln und verrichten solle" **).

1. Er hat die Festung Raab sammt der „anrainenden Dition" der Kais. Mtt. zu bewahren.

2. Er soll durch christliche Seelsorger Gottesdienst halten lassen und das Kriegsvolk zn christlichem Leben verhalten.

3. Er soll darauf sehen, dass die Besatzung genau dem „Ordiuari Status" entspricht Bei offenem Kriegsfall kann sie auch verstärkt werden.

^^) Herberst. Arcbi?. Eggenberg. L. 3. 24.

136

4. Die Bürger sollen in ihrem Hab und Gut geschützt, im Kriegs- fall jedoch zur Yerthoidigung herangezogen werden.

5. Bischof und Capitel sollen in ihrer Jurisdiction und Rcchteu beschützt werden.

6. Die Bauern und Freisassen, um Raab sollen ebenfalls geschützt, was ihnen vom Kriegsvolk abgekauft wird, nach Billigkeit bezahlt werden.

7. Durch ein Comite von zweien aus der Bürgerschaft, zweien aus der Gespannschaft, zweien vom deutschen, zweien vom ungarischen Kriegsvolk soll Proviant und Fourage in bestimmten Zeiträumen „beteuref* werden.

8. Damit das ihm unterstehende Kriegsvolk in Raab und den Grenzh&usern immer in gehöriger Anzahl vorhanden und wohl- gerüstet sei, solle er dasselbe entweder selbst oder in seiner Abwesenheit durch einen Obristlieutenant fleissig „bereiten und besichten^ lassen. Seiner Administration und Justitia soll kein Eintrag gethan werden.

9. Die Feldschreiber sollen zu genauer Evidenzhaltnng des deutschen und ungarischen Kriegsvolkes angehalten und daran nicht ge- hindert werden.

10. Das „Kutschifahren^ der ungarischen Reiter, sonderlich der „Fellegien" soll hintangehalten werden, weil dadurch die Reihen nicht eingehalten und die Anzahl Pferde geschwächt werden.

11. Jeder „Dienstmann'' soll seine schuldigen Pferde und Diener halten ; wer dies nicht thut, soll dem Kaiser angezeigt werden, damit dessen Stelle auf andere Weg ersetzt werde. Auch soll Niemand von der Bürgerschaft oder den Kriegsleuten dabei „eingebracht" werden.

12. Er hat darauf zu sehen, dass immer genügender Yorrath von Proviant vorhanden ist, eigennützige Proviantmeister „anhero" anzuzeigen.

13. Pulver und Munition in Stand halten, nichts unnütz verschiesscn.

14. Er soll sich mit Bauverständigen über ein „Modell'' der Festung vergleichen, dasselbe dem Kaiser einsenden, die notli- wendigsten Ausbesserungen und Befestigungen ohne über- Üüssigen Zierrath und Pracht ausführen lassen.

137

15. Wenn die ungarischen oder „andere" Stände Hilfe oderRobbot bewilligen, soll dieselbe gut angewendet und Niemand zu mehr, als er schuldig, angehalten werden.

16. Plätze und Ausgänge dürfen nicht verbaut werden, so ^ies geschehen, solle er wieder fOr Erweiterung sorgen.

17. Nachdem jetzt die Gassen und Plätze von Koth und Mist angefüllt seien, und dies im Sommer leicht eine „Infection" hervorrufen könnte, soll er nach Gutachten der Baumeister die Unsauberkeit durch Diejenigen, welche sie gemacht haben, wegführen lassen (!).

18. Für das Kundschafterwesen werden ihm 200 Gulden Steirisch bewilligt. Die incorponerten Grenzen, als : die Oberhauptmann- schaft zu Stuhlweissenburg mit den Grenzhäusern Tschokoki und Schikvar, die Hauptmannschaften zu Pallota, Wesprim^ Papa, Tihan, Tscheben, Wäschön, Kestel, Szegligeth, Tscheswek, St. Martinsperg, Tottes und Gestes sollen alle Kundschaften sofort zu seiner Kenntniss bringen.

10. Den Kreishauptleuten zu Gomom und Gran ist aufgetragen, ihm, wenn nöthig, Hilfe zu bringen.

20. Mit diesen hat er stets vertraute Correspondenz zu halten.

21. Stuhlweissenburg wird ihm untergeordnet, er hat daselbst öfters zu visitiren.

22. Wenn der Kaiser mit den Türken Frieden schliesst, soll er der Capitulation nicht zuwiderhandeln.

23. Keiner von den untergebenen Kriegslcuten darf mit den Türken ohne sein Yorwissen in Correspondenz treten.

24. Das unnöthige „Streifen", das gewöhnlich nur dem Eigennutz dient, ist zu verbieten.

25. Wenn aber der Türke streift, oder „da die ünterthanen beiderseits gehuldigt, etwas befestigen wollen", solle er ent- weder allein oder mit Hilfe der benachbarten Greuzhäuscr Widerstand und Abbruch thun.

26. Wann sie dabei Glück haben und Beute machen, solle es nach der gewöhnlichen Ordnung gehalten werden und jeder- zeit die Paschas, Sandschaks, Begs und Beys der Kais. Mtt* als Kiiegsherrn frei „bevorgehalten werden". Der Oberst solle

138 -^

sich mit einer „Yerehrung" begnügen und die armen Eriegs- lente über Gebühr nicht beschweren.

27. Die Freien und Haiducken, die sich nicht zum k. Kriegsvolk 4)egeben und auf eigene Faust rauben, soll er nicht dulden, sondern zur Bestrafung anhalten lassen.

28. Wenn er ins Feld rückt, soll die Festung eine gehörige Be- satzung und einen Commandanten behalten.

29. Er solle über alle Vorkommnisse an den Kaiser und den Hofkriegsrath berichten und „sumroariter alles das thun und handeln , was einem getreuen Obristen , der Kais. Mit. Rat und Unter than zu thun gebürt*'.

Zusammenhängende Berichte über Eggenberg's Thätigkeit in Raab sind nicht vorhanden, es sind nur Meldungen über vereinzelte Begebenheiten, aus welchen wir Anhaltspunkte fbr ein Bild derselben gewinnen können. Ich beschränke mich darauf, dieselben in Kürze zu regestriren ^**). 9. Juni 1602. Bericht an Erzherzog Mathias, dass 100 un- garische Freibenter in Comom den Ali Pascha, der sich zu Schiff nach der „Portten" begeben wollte, gefangen genommen und nach Weissenburg gebracht haben. Der Pascha habe sich stark gewehrt und zwei Schüsse bekommen. Eggenberg habe ihn gleich verbinden und ihm eine Kugel herausschneiden lassen. Den nächsten Tag werde er ihn nach Wien senden'*'). 1. September 1602. Bericht über die am 28. August erfolgte

Ueberrumplung von Weissenburg durch die Türken. 8. September 1604. Erzherzog Mathias ersucht den Kaiser, Herrn von Eggenberg, der sich schon geraume Zeit in

^^ Sämmtliche zu Grunde liegende Actenstücke befinden sich im k. k. Kriegsarchive zu Wien.

B^ Khevenhiller (VI. 2668) erzählt, dass mit dem Pascha auch ein ans dem Regiment des Obersten Kollonitsch entlaufener Aufwärier ans dem Geschlechte der von Pranckh gefangen worden sei. Er habe sich jedoch verzweifelt gewehrt und sei ihm der Kopf abgehauen worden. Vom Jahre 1603 berichtet Khevenhiller einen glücklichen Strei&ag Eggeoberg's gegen Stuhlweissenburg.

139

Prag aufhalte und jetzt noth wendig bei seinem Befehle in Raab sein solle, alsbald gnädigst nach Raab zu „ver- schaifen und daselbst gute Anordnung und Bestellung durch ihn thun zu lassen^. 1. October 1604. Erzherzog Mathias nimmt zur Kenntniss, dass der Kaiser dem von Eggenberg „um seiner Leibs- beschaffenheit willen des Obristen Befehls zu Raab mit Gnaden erlassen und denselben Befehl seinem Rat und Obei*st Feldmarschall Christof Russwurmb verliehen habe«.

Die Enthebung vom Commando zu Raab war jedoch nur eine zeitweilige, denn im Jahre 1606 finden wir Eggenberg bereits wieder auf seinem Posten. Sein letztes Dienstjahr brachte ihm jedoch viele Unannehmlichkeiten und es lässt sich begreifen, dass der alte Kriegsmann den Entschluss fasste, den Rest seiner Tage in Ruhe zu verbringen. Der Zwiespalt und der immer schärfer hervortretende Gegensatz zwischen dem Kaiser und Erzherzog Mathias mussten Eggenberg's Stellung, durch welche er beiden verpflichtet war, jedenfalls erschweren. Eine offene Parteinahme für einen oder den an- deren wollte er wahrscheinlich vermeiden und doch drängten die Verhältnisse dazu. Am wenigsten scheint das Pactiren des Erzherzogs Mathias mit den ungarischen Rebellen (unter Boczkay's Führung) seinen Intentionen entsprochen zu haben. Er hatte deren Unverlässlichkeit und Hinterlist längst durch- schaut. In seinem Territorium mögen die Zustände im Frühjahre 1606, als Mathias dem Uebermuthe der aufständischen Ungarn Concessionen zu machen sich genöthigt sah, besonders un- erquicklich gewesen sein. Eggenberg's Berichte darüber sprechen deutlich genug. Er schreibt am

14. April 1606 an Erzherzog Mathias: Die in Raab garni- sonirenden Ungarn erzeigen sich so stolz und mit seltsamen Reden, dass er sich nicht mehr traue, mit ihnen auszukommen. Obwol er sie bis jetzt im Zaum gehalten und ihnen „Knopf und Spitz" geboten, wolle es jetzt doch nicht mehr gehen und werden diejenigen,

140

die bis jetzt gut kaiserlich waren, es von nun an mit dem Boczkay halten. Gerade diejenigen, die nach Wien reisen und den Erzherzog um Gnade bitten, seien die Rädelsführer. Sie glauben, man wolle sie nicht bezahlen, wenn der Friede seinen glücklichen Ausgang nicht er- reichen würde. Man solle daher Raab mit Munition und Proviant versehen. Schon seien 14 Tage über den ihm bewilligten Termin seines Abzuges verflossen. Da er nothwendige Rechtssachen in Steier zu besorgen habe, werde er dem Oberst Breuner das Commando übei^eben, denn er befürchte, vom Podagra befallen, wieder bett- lägerig zu werden. 17. April 1606. Der Erzherzog möge den Oberst Breuner herabordnen. Er (Eggenberg) liege bereits zu Bette, könne weder fahren noch reiten und dem Wesen bei der Festung nicht beiwohnen. Dazu erhebe sich zwischen den Deutschen und Ungarn (unter der Besatzung) ein Unwillen um den andern. Sein Wachtmeister sei gestern mit Tod abgegangen, Oberst-Lieutenant habe er keinen und da Hauptmann Tannhammer Gesundheits halber nach Wien gereist sei, so sei die Festung von BefeUs- habem fast entblösst 1 9. April 1 606. Die Rebellen, die sich bisher zwischen Eanischa und Kopan aufgehalten, haben bei Tottis ein Lager errichtet. Es sei nothwendig, Mannschaft nach Raab zu schicken, die Ungarn seien wegen der Zahlung unwillig, er wisse nicht, ob man sich auf sie verlassen könne. Wenn die Zahlung nicht erfolgt und der Friede ge- schlossen werde, wisse er nicht, ob er sie nicht mehr als Feinde, denn als ihrer Migestät getreue Freunde in der Festung habe. Der Boczkay liege ihnen mehr im Herzen, wie Ihre Majestät Bald nach diesem Schreiben dürfte Eggenberg Raab verlassen und damit seine militärische Laufbahn abgeschlossen haben. Ein ofiicielles Enthebungsdecret liegt jedoch unter seinen Papieren nicht vor. Der Kaiser war in der nächsten Zeit mit

141

seinen eigenen Angelegenheiten zu sehr beschäftigt^ als dass er Eggenberg's noch besonders gedacht hätte; mit Erzherzog Mathias scheint Eggenberg selbst nicht auf dem besten Fusse gestanden zu sein. Für eine Pension hatte der Kaiser schon bei Gelegenheit der Erkrankung Eggenberg's in Prag gesorgt, indem er ihm einen jährlichen Betrag von 1000 fl. auf Lebens- dauer verschrieb. '*^) Keineswegs würde jedoch die Annahme zulässig sein, als habe Ruprecht zu gerechten Klagen gegen sein Commando Anlass gegeben oder er sei zu weiterer Be- schäftigung nicht mehr geeignet gewesen. Ein Actenstück aus dem Jahre 1604 beweist, dass er damals zu den hervor- ragendsten Kriegshäuptern des Reiches gezählt wurde.

In einem Gutachten des Grafen Ludwig zu Sulz, Präsi- denten des Holkriegsrathes, beantragt derselbe die Bestellung eines General - Commissärs des gesammten Kriegswesens, der alle kaiserlichen Befehlshaber in ihrer Administration zu con- troliren und, wenn nöthig, zu bestrafen habe. Es müsse zu diesem Befehl ein erfahrner Kriegsmann erwählt werden, der denselben mit Bescheidenheit und scharf versehe. Ate hiezu geeignet nennt er den Hofkammerpräsidenten Bemh. Leo Gall, den Freiherm Hans Friedrich von Mersperg, Hans von Mollart, Christof von Egkh, Ruprecht von Eggenberg, Bar- tolomae Pezzen, Hans Reichart von Schöneburg, Zacharias Geizkofler und Ferdinand von Hoyos.

IV.

Erhebung in den Freiherrnstand.— Oekonomisclies.— Tod, Testament, Leichenbegängniss.

Nachdem ich die militärische Laufbahn Ruprechts von Eg- genberg bis zu ihrem Abschlüsse verfolgt habe, erübrigt, eines Ereignisses zu gedenken, welches für die Geschichte des Hauses Eggenberg ebenso, wie für die unseres Kriegsmannes von be- sonderer Bedeutung ist: die Erwerbung des Freihermstandes.

"") Registratur d. k. k. I^andger. Graz. Yerbss-Acten.

142

Im vorliegenden Falle haben wir darin nicht nur die Vermehrung von Wappen und Titulatur zu begreifen, sondern die Einreihung einer durch ein Jahrhundert im Lande Steier- mark begüterten und den öffentlichen Geschäften sich wid- menden Familie in den ersten der damals zur Theilnahme an der Regierung berufenen Stände den Herrenstand. Der Sieger von Sissek und Petrinia, der langjährige, unverdrossene Diener des Hauses Habsburg konnte von seinem Kaiser diese Gnade erbitten, er konnte nicht nur seine eigene Person, sondern das Gesammthaus der Eggenberge, dessen weitaus bedeutendstes Glied er war, der kaiserlichen Huld empfehlen, von ihm war es keine leere Phrase, wenn er dagegen versprach, die Familie werde sich durch Thaten dieser Ehre wQrdig zu zeigen, bestrebt sein. Ruprecht hat die Felsenstufe gehauen, von der aus sein Vetter Hans Ulrich den Weg des Ruhmes weiter wandeln konnte, denn auch diesen hat auf Ruprechts Bitte der Kaiser in die Standeserhöhung einbezogen, als er am 29. December 1698 das Freihermdiplom für seinen General- Feldzeugmeister ausstellte. ^ **)

Das Dankschreiben, welches Ruprecht nach der ersten Mittheilung dieser Gnadenbezeugung an den Kaiser richtete, ** ) bezeugt es ebenso, wie ein später noch zu berührender Briet Hans Ulrich's an Ruprecht, dass nur auf die Intervention des letzteren hin der künftige Fürst und Herzog von Krumau den Freihermstand erwarb. Dasselbe lautet:

„AUerdnrchlauchtigster, grossmächtigster Kaiser,

AUergnädigster Herr! Euer Kais. Mtt. allcrgnädigste Resolution auf mein ehelängst flbergebenes gehorsamliches Supplicieren für mich , meinen Namen und Stammen betreffend, hab ich mit gebOrlicher Unterthänigkeit gehorsamst vernommen, thne mich auch für mich und mein ganzes Geschlecht gegen Euer Kais. Maj. der Kaiserlichen Gnad nnterthänigst und allergehorsamst bittend,

>•) Herberst. Arch. Eggenbg. L. 4. 43. •^ Ebendaselbst. L. 8. 24.

143

die geruhen Allergnädigst in deroselben Reichs - Hof - Kanzlei zu verordnen, damit mir solche Kaiserliche Gnad in einem schriftlichen Privilegio auf mich, meine Herrn BrQder Bar- tholomä und Hans Christof, auch meinen Vettern Hans Ulrichen sammt allen unsern Erben und Erbs Erben lautend, angeh&ndigt werde. Solche Kaiserliche Gnad will i<^h neben und sammt meinem ganzen Geschlecht um Euer Kaiserliche Majestät und deroselben Hochlöbliches Haus jederzeit wie bis dato in aller Unterthänigkeit zu verdienen mich befleissen.'*

Der Brief Hans Ulrich's, auf den ich früher hindeutete, ^ ') enthält folgende Stelle: „Weil ich auch verstanden, dass der Herr jetzo mit Ihrer Kais. Mtt unsern gnädigsten Herrn nach Prag verreiset, so bitte den Herrn ich dienstlichen vermahnend, er wolle sowol des Wappens, als auch des andern, so ich dem Herrn nach Ehrenhausen geschrieben und er sichs ohne Zweifel wol erinnern wird, bei der Rom. Kais. Matt ingedenk sein. Meines Erachtens' ist jetzo ein solche Occasion, die vielleicht 80 bald hernach nicht kommen möchte. "* In Verbindung mit dem vorher mitgetheilten Schreiben Ruprechtes lässt sich diese Stelle, die noch durch eine in spanischer Sprache angefügte Bemerkung ergänzt wird, wohl dahin auslegen, dass Hans Ulrich dabei die Ausdehnung des Freihermpatentes auf ihn im Auge gehabt habe.

Thatsächlich begründet das Diplom selbst die kaiserliche Gnadenbezeugung mit den Verdiensten Ruprechts, wie aus nachfolgendem Abschnitte des Textes hervoi^eht '-)

*i) Vom 21. April 1598. Herbst. Archiv. Eggenbg. L. 3. 24.

*^ Das im Herberst. Arch. befindliche Original-Diplom ist auf einem Pergamentblatt grössten Formats in Schwarz und Gold, den Haupt- farben der Eggenberger, ausgeführt. Stadel gibt in seinem Ehren- spiegel von Steiermark (Handschrift des Landes-Archivs) als Tag der Ausstellung des Diplomes den 20. Juni 1600 an, was wohl auf Ver- wechslung des Originals mit einer Vidimirung beruhen dürfte. Ein kais. Diplom vom 8. Mai 1598 gewährte Ruprecht von Eggenberg und Allen „des Namens und Stammens Eggenberg" eine Wappenverbes- serung durch Beifügung einer blauen Rexterfahne mit dem Wappen von Bosnien, welche hinter dem Schilde links vom Helme hervorsteht.

144

„nnd Wir dann gnädiglich angesehen, wahr- genommen und betracht, das alt adelich Geschlecht und Her- kommen derer von Eggenberg, auch die Redlichkeit, Tapferkeit, Geschicklichkeit, adeliche gnte Sitten, Tagend und Vemonft, darinnen wir nnsern getreuen lieben Ruprechten, unsern Rath, Bartholomeen und Hans Christofen von Eggenberg zu Ehren- hausen Gebrüder, auch Ihren Vettern Hans Ulrichen von Eg- genberg erkennen. Dazu die angenehmen, aufrichtigen, redlichen, treuen, fleissigen und willigen Dienste, so bemelter Ruprecht Uns nun viel Jahr lang her wider gemeiner Christenheit Erb- feind den Türken, nit allein im jüngsten Feldzug als General- Obrist-Ft;ldzeugmeister, sondern auch zuvor verschienen 93. Jahrs, als der unruhige Hassan Bassa aus Bossen die Festung Sissegg belagert und zum Sturm beschossen, in dem ihm damals von Uns commissionsweis' anvertrauten Generalat der Windischen und Crabatischen Gränzen erlangten glück- und sieghaften Victoij (darin obgedachter Bassa sammt dem mehrern Theil seiner Ritterschaft und Kriegsvolk erlegt und zu Grund ge- gangen) wie auch der Entsetzung solcher Festung, desgleichen Anno fünf und neunzig in Bestreit und glücklicher Eroberung des Haus und Festung Petrinia, so der Türk zu höchstem der ganzen Christenheit Nachtheil und Schaden von Neuem erbaut gehabt, uugespart seines Leibs, Guts und Bluts ganz standhaftig und ritterlich zu unserem gnädigsten Benügen und Wolgcfallen erzeugt und bewiesen, noch t&glich Ümet und hinfüro zu thun sammt seinen Brüdern und Vettern gehorsamst erbietig ist, auch Sie sammt und sonderlich wol thun können, mögen und

sollen, so haben Wir demnach bemelten Ruprecht,

Bartholomeen, Hanns Christof und Hanns Ulrich von Eggenberg

sammt Ihren ehelichen Leibs Erben und derselben

Erbs Erben in den Stand der gebornen

Freiherrn und Freulein erhebt als ob sie von Ihren

vier Ahnen zu beiden Seiten recht geborne Freiherrn und

Freulein wären Meinen, setzen und wollen, dass ob-

genannte Ruprecht, Bartlmee, Hanns Christof und Hans Ulrich von Eggenberg Freiherrn und Freulein sein und sich hinfüro

145

Eggeiiberg Freiherrn und Freulein zu EUren- hansen und Herb er stör ff ausgeben, nennen, heissen und schreiben sollen." Herr Ruprecht hat daAlr gesorgt, dass sich seine neue freiherrliche Würde auf eine ausgiebige materielle Basis stützen konnte. Er wusste mit seinen Geldern trefflich umzugehen und verschmähte kein Geschäft, durch das sich ein guter Gewinn erzielen liess. So war er nicht nur nebenbei Pächter der bischöflich Freisingischen Herrschaft Laak in Krain, sondern trieb daneben auch noch einen ausgedehnten Getreide- und Weinhandel. Rechnet man hiezu, dass er die Familienherrschaft Ehrenhausen ganz an sich brachte, das Schloss völlig neu aufbauen und befestigen liess, so muss man über die Viel- seitigkeit dieses Mannes staunen, der bei- so mannigfachen militärischen Obliegenheiten so vielverzweigte ökonomische Geschäfte zu bewältigen verstand.

Einige Auszüge aus dem Briefwechsel, den er führte, werden geeignet sein, ein Bild von dieser Thätigkeit zu geben die jedenfalls einen äusserst umsichtigen, energischen Mann erforderte ***).

4. Juni 1603. Willibald Nussbaumer, Verwalter in Ehren- hausen schreibt nach Raab, mit den Weinfuhren sei nicht aufzukommen. Der Dimhofer in Strass gibt keine Fuhr, 87 Startin Wein seien bis dato geliefert und von Eggen- bergischen Unterthanen verführt worden. Die Mauer mit der Bastion sei bis zum Kranz fertig. Die Steinhauer im „Bruch" wollen die Klafter um 45 kr. und des Tags ein „Viertl" Wein machen. Der Bärtl Steinhauer hat ihnen gedroht, jedem an Leib und Leben zu gehen, der die Arbeit annimmt, bis er seines Ausstands von E. Gnaden befriedigt ist. Er will die Arbeit unter 1 Gulden nicht machen. (Ein passender Beitrag für die Geschichte der Strikes zur Beruhigung derjenigen, die darin eine so

*3) Die nachfolgenden Angaben entstammen Briefen des Flerbersteiner Archivs (Eggenberg. L. 3. 24).

Mittheil, dos liint. Vereinet f. Steiermark. XXVI. Heft, 1878. XQ

146

gefthrliche Erfindung der Neuzeit erblicken. Alles schon dagewesen !) 12. Juni 1603. Die Weinfiihren für Ihre filrsÜ. DurchL sind vollzogen. Herr Galler begehrt 5 Startin Wein. Eöetrich Mayens, Kaufmann zu Graz, will von den in Ehreahausen liegenden Weinkannen das Paar für 80 fl. annehmen. Das KhevenhiUer'sche Interesse hofft Nussbaumer mit ehestem zur Hand zu bringen.

17. Juni. Die Maurer brauchen 100 Startin Kalk und 3 Brand

Ziegel, ob der Herr die Zi^el brennen lassen wolle ? Der MttUermeister sagt, er könne kein Paar Weizenstein (Mühlsteine für Weizenkom) unter 50 fl. geben; vor Zeiten möchte man's um 40 fl. haben geben.

1 8. Juni. Oswakl Akher (Kauänann ?) bittet um Erfolgung der

ihm schuldigen 700 fl. 24. Juni. Bericht des Verwalters von Laak. Der Verweser von Idria, wohin Eggenberg eine Getreidelieferung über- nommen, will für den Star Weizen nicht mehr als 3 fl. 8 kr., für Korn und Hirse 2 fl. 20 kr. zahlen. Da man in Laak, Krainburg, Laibach nur 40 Batzen (2 fl. 40 kr.) für Weizen, 30 oder 31 Batzen für Korn und Hirse erzielen kann, so empfehle er obigen Verkauf, denn er habe ohnehin nicht genug Raum für das Zinsgetreide (177'/* Star Weizen und 319 Star Roggen und Hirse). 28. Juni. David Heldt, gewesener Handelsmann in Graz, der- malen in Wien, verlangt 784 fl., welche Eggenberg als Rest einer Schuld von 1984 fl. dem Ackher zu zahlen habe, nachdem Heldt das Geld seit 2 Jahren bei Ackher ausständig habe. Zu diesen Correspondenzen kommen noch fortwährende Kaufs- und Verkaufsanträge von Gütern, deren Resultat sich nicht verfolgen lässt, Betreibungen von Steuerrückständen, Verhandlungen mit der Freisingischen Kanuner, die dem Kur- fürsten von Köln, Ernst von Baiern, unterstand, der zugleich Bischof von Freisingen war und so mag es nicht nur in den wenigen Wochen, von deren Geschäftsgang wir hier einigen

- 147

Einblick erlüelten, sondern Jahr um Jahr zugegangen sein. Auffallend ist diese rastlose auf den Erwerb berechnete Be- mühung Ruprechts "*), da er doch fbr keine eigene Familie zu sorgen hatte Er war unvermählt. In seinem Testa- mente '0 setzte er seinen Neffen Wolf Freiherm von Eggenberg an Kindesstelle. Derselbe war durch des Oheims Protection, nachdem er schon an der Grenze gedient hatte, Seiteroberst in Diensten des Grossherzogs von Toscana, Don Ferdinand, geworden und trat auch in seiner militärischen Laufbahn gewissermassen als Erbe Ruprechts auf. Er wurde Oberst zu Karlstadt und an der Meergrenze, war als tapferer Kriegsmann bekannt, folgte yier Jahre nach dem Tode seines Oheims und zweiten Vaters demselben in das Grab und theilt noch heute dessen Ruhestätte, das prachtvolle, leider dem Untergange Preis gegebene Mausoleum zu Ehrenhausen, das er nach Anordnung Ruprechts für diesen hatte erbauen lassen.

Ruprecht starb den 25. oder 26. Februar 1611. Sein Leichenbegängniss wurde mit seltenem Gepränge in Graz abgehalten.' Eine ausführliche Schilderung desselben ^^) gibt Zeugniss von der ausgezeichneten Stellung, die Ruprecht unter seinen Landsleuten einnahm und von dem Bestreben seiner Standesgenossen, wie unstreitig auch des Hofes selbst, ihm noch nach seinem Hinscheiden die höchste Ehre zu bezeugen. Das erwähnte Actenstück berichtet:

„Folgendermassen ist Herrn Ruprechten Freiherrn von Eg- genberg's Obristen seeligcr Leichnam den 28. Febrnar Vormittag am halb neun aus seinem Haas vor St. Panlas Thor getragen and zu den Herrn Franciscanem in derselben Kirchen begleit worden.

**) Auch nach seinem Rücktritte vom Kriegsdienste machte Ruprecht noch grossartige Geldgeschäfte. So erwähnt Harter (Ferdinand II. Y. 7) eines Darlehens von 84.679 fl. an die erzherzoglichc Kammer, woft\r der Erz- herzog am 24. April 1608 die Zahlung der 6% Interessen anordnete.

»*) Siehe die Beilage I, welche den Wortlaut des Testamentes, als eines ft\r die Geschichte des Hauses Eggenberg hochwichtigen Actes, enthält.

^^) Steieim. Landes- Archiv. Handschrift Nr. 719, pag. 58-62.

10*

148

1. Erstlichen giengen voran drei Befehlsleat mit Ueberwehren oder Helleparten gstaffiert.

2. Darauf ein Trommelschläger und ein Pfeifer mit überzogenem Eggenbergischen Wappen.

3. Hernach folgten auch 39 Mnsketierer, welche ihre Rohr unter- wärts getragen.

4. Dann so folgten wiederum 27 Franciscaner also oft ihr zween nach gewöhnlicher Ordnung.

5. Wiederum nach denen 8 Augustiner Ordens, in gleichen Zug.

6. Item darauf 10 Dominicaner ebenermassen in Gang, wie die andern.

7. Auf solche Partei sind die Pfarr- Assistenten gefolgt, nicht weniger anstatt des Stadtpfarrers seine zween Gsellpriester, deren Namen mir unbekannt gewesen.

S.Ist Herr Christof von Windischgr&z Freiherr mit einem in der Hand getragenen auch mit schwarz Sammt über- zogenen Regiment (Commandostab) als ein Fuss-Obrister gefolgt.

9. Herr von Wilferstorf Hauptmann trug nach ihm ein schwarzen Doppelsöldner Spiess auch mit Sammt bekleidet

10. Sind 5 Trommelschläger gegangen, dessen jede Trommel mit schwarzem Tuch über und überzogen gewesen, dabei auch ein Pfeifer war, so kläglich aufgemacht.

11. 13 Trommler in zween abgetheilten Haufen gerichtet, deren jeden eine Klagfahn mit dem Eggenbergerischen Wappen geziert.

12. Inmitten war aber der Heerpauker mit überzogener Pauken mit solchem Aufmachen gestellt.

13. Ist des Herrn von Eggenberg seeligen vom Erbfeind in Bossen erlangte Reiterfahne durch Herrn Morizen von Raggnitz, so blau und das Bossnerisch Wappen darauf, gefolgt.

14. Alsdann ein schöner, schwarzer Grabfahn, an welchem das ganze Eggenberger Wappen entworfen gewesen, auch von Herrn Adam Preuner getragen worden.

15. Darauf war ein ganzer Kürassier zu Ross gefolgt, welcher mit zugethanem Helmelein und wolgezierten Federn auf ein unter Pallido geschmückt gewesen, deren Federn Färb war gelb weiss und schwarz.

149

16. Mehr so ward von Herrn von Tienghaimb und einem jungen von Gleispach ein Pferd geführt, welches mit gutem schwarzen Sammt überkleidet und langen an der Ort ziehenden Schweif gericht gewesen. Nota zu wissen, dass der Schweif sowohl an der Trücken als im Koth fort passieren müssen und nicht aufgehoben worden.

17. Mehr abermal das Klag Ross, mit schwarzem Pey(?) über- zogen, welches nicht allein ein langen von Tuch gemachten Schweif gehabt, sondern es waren an beiden Seiten desselben die Eggenberger Wappen angeheftet gewesen, so an Zug Herr Wagen und N. geführt haben.

18. Sodann folgte darauf der ordinari Klagfahn mit einer langen nach sich ziehenden Spitzen, welchen Herr Hans P r e u n e r nachziehend getragen.

19. Weiter so gieng Herr von Eibeswald mit einem ver- goldeten Paar Sporren, in der Hand aufrecht tragend.

20. In simili nach dem Herr Gall Von Raggnitz, welcher ein vergüldeten Rappier und Dolch, mit Sammtscheiden über sich geführt.

21. Einer von Lenghaimb trug darauf ein Helm, so vergoldet und mit 5 Stoss- oder Schiessfedem geziert war, auf ein End stattlich.

22. Femer ist der Eggenbergerische Schild, so an einer Tafel formirt war, durch Herrn von G l o y a c h und einen andern Landmann getragen worden, doch hatten diese beide Herren zu Mitgehilfen 4 Diener, so zugleich hinten angriiTen.

Nach obbeschriebnen Ceremonien ist die Löbliche Leich Herr Ruprecht von Eggenberg Obrister durch 16 ordentliche bestellte Landsteierischo Haupt- und Befehlsleut mit starker angewandter Bemühung getragen worden. Bei welcher Leich sich dann beiderseits in die 40 Windlichter, welches jedes ein Eggenbergerischen Schild gehabt und durch in Kuttenweiss gekleidete Knaben getragen worden. Weiter so folgt darauf die ansehnliche Freundschaft (Yerwandtscbaft) sonderlichen Herr Ferdinand, Herr Sigmund von Eggenberg, ingleichen Herr Oberst-Hofmeister von Eggenberg, sammt dem hochwürdigen

150

Prälateustand und einer ansehnlichen Anzahl Edler Ste}rrischer Landleat, wie nicht weniger etliche bedachte und in der Klag gerichtet« Frauen, so durch die Herren geführt worden. Nach diesem und wie nun gemeldete Löbliche Leich zu den Herren Franciscanern begleitet, hat Herr Weinberger ein ansehnliche Predigt gethan, darunter auch ein Gebet, so Hen* von Eggen- borg seeliger in seinem Sterbstfindlein zum oftermalen gebetot. (Folgt der Text.)

Nach vollbrachter Predigt war ein 8eelamt gehalten, wie auch das Opfer durch die Gatholischen ehrlicher besucht, das Ross um das Altar geführt, und nach vollbrachtem Gottesdienst ist die Leich stracks von der Kirchen auf ein Wagen, so Aber und aber mit schwarzem Tuch bedeckt und mit Wappen geziert gewesen, gelegt und durch 6 auf schwarz aberkleidete Ross fort gefahrt worden. Nach welcher Leich auch die Adelicho Freundschaft mit überzogenen Rossen gefolgt.

Hiermit zwischen aber und wie nun die Leich fort gefülirt, haben die Soldaten zugleich ihre Röhr losgebrannt, dabei nicht allein ein Fisch or um des grossen Donnern und Goschalls willen sein Lagl (Fischbehälter) fallen lassen, die Fisch ver- haust (verloren) und neben einem Bauern, so um gleichen Schreckens von einem Wagen herabgefallen und sich mit der Flucht salvirt, also davon gelaufen, als ob ihrem Vermeinen nach der ganze Handel ihretwegen zur Furcht angesehen wäre worden. Actum 28. Februarii anno 1611.'' Die Leiche wurde nach Ehrenhausen gebracht Dort ruht sie im Mausoleum, das abseits vom Schlosse auf einer breiten Steinterrasse aufgeführt ist. Ueber dem grossen Stein-Sarkophage hängt das lebensgrosse Bildniss des vielerfahrnen Kriegsmannes, dessen Andenken seinem Heimatlande, wie unserem Kaiserreiche, dem er treu und bieder gedient, für immer erhalten zu werden verdient.

Den Sarkophag ziert das Epitaph:

Mors rapVIt DVCes.

- 151

Beilage I.

Testament Ruprechts von Eggenberg.

(Herberst. Archiv, Eggenberg L. 8. 2'J.)

Im Namen der heiligen unzertheilten Dreifaltigkeit, Gottes Vaters, Gottes Sohnes, Gottes heiligen Geistes, Amen, hab ich Roprecht von Eggenberg, Freiherr anf Ehrenhansen, Röm.-Kais. auch zu Spanien Königl. Mig. Rath und Obrister, die Gewissheit des zeitlichen Todes und entgegen die Ungewissheit der Stunde desselben bei mir betrachtet, und demnach bei guter Vernunft, gleichwohl schwachen und podagraischen Leibes, alle künftige Uneinigkeit meiner Erben und Blutsfreunden verhüten wollen und desswegen diesen meinen letzten Willen verfassen.

1. Befehle ich erstlichen mein Leib und Seel in die grundlose Barmherzigkeit des himmlischen Vaters, auf das bittere Leiden und Sterben seines eingebornen Sohnes, unseres lieben Herrn und Heilandes, Jesu Christi, durch die Gnade Gottes, des heiligen Geistes, damit dieselben des Himmelreiches und der ewigen Freuden und Seeligkeit theilhaftig werden. Amen.

2. Am Andern befehle ich meinen todten Leichnam, bis auf die Stimme der Posaunen des Richters der Lebendigen und der Todten unserer aller Mutter der Erde, als von deren er genommen und herkommen^ ordre beinebens und begehre, dass derselbe nach löbl. christlichem Gebrauch zu Ehrenhausen in meiner angefangenen Capellc am Schlossberg bestattet werde, und so jetzt berührte Capelle und mein Begräbnis in meinem Leben nicht vollendet würde, dass mein instituirter Haupterbe dieselbe dem formirten Modell, und meines Baumeisters Johann Walders Angaben gemäss, inner Jahresfrist nach meinem tödtlichen Abgange vollführen und aufbauen, auch meine Fahnen, Schild, Helm und Grabstein ordentlich aufrichten lassen sollen. Die Capelle aber soll zuvörderst Gott und seiner hochgebenedeiten Mutter, der heiligen Jungfrau Maria zu Ehren, dann zum Gedächt- nis des heil Bischofs RuperU darum eben geweiht werden, weil mir Gott der Allmächtige, eben auf demselben Tag die glück-

152 --

selige Victory und Sieg giiäiliglich verliehen, dass die Festung Petrinia durch mich und mein damals untergehabtes Kriegsvolk im IGO; Jahr*), erobert und eingenommen worden; An welchem Tag dann jährlich mir und meiner Seele zum Tröste die gebräuchige Besingmes mit Vigilien Requiem und ciuem Lobamt durch die umliegende Priesterschaft solle gehalten und ihnen desswegen eine ehrliche Mahlzeit von dem Inhaber Ehrenhausens gegeben werden, sonston aber sollen ausser meinem Leibe, einige (keine) Weibspersonen, sondern alle Catholischen meines Namens und Mannsstammes, so auch dergleichen als Generale und Obriste dienten, doch in ihren absonderlichen Grüften, hinein bestattet werden. 3 Drittens; Mein zeitlich Hab und Gut betreifend erkenne ich darin den Sogen Gottes des Allmächtigen mit dankbarem Herzen, sintemalen ich von meinen lieben Eltern kein grosses Patri- monium, weniger von andern Blutsbefreundeten einigen Heller geerbt, dass mich doch der himmlische Vater zu meinem Stand, durch meine langwierigen ritterlichen Kriegsdienste und hohen bediente Obristen- auch Christen General- und Lcutenants- befehlen in Unjoram und Croatien gnädiglich gesegnet, dass ausser des dritten Theiles vom Schloss Ehrenhausen und weniger Gült dazu als mein väterliches Erbtheil, das fibrige alles mein erworbenes, gewonnenes und erspartes Gut ist; derowcgen ich mich hierinnen der allgemeinen Freiheit eines freien letzten Willens und Testaments, ohn eines Menschen Eintrag oder Hindernis, zu gebrauchen allen Fug, Macht und Recht habe und hiermit auch mit wohlgedachtem Muth gebrauche. Instituire hierauf, ordne und benenne inbeständig allerbester Form, Mass und Gestalt, als solches von Rechts- und Gewohnheitswegen geschehen soll, kann oder mag zu einem rechten, wahren

*) Das Original des Testamentes, bei dessen Abfassung Rnprecht doch selbst mitgewirkt haben musste, enthält auffallender Weise diese auch in ihrer Unvollstandigkeit falsche Angabe. Die Besetzung Petrinia' s durch Eggenberg fand am 24. September (am Tage translationis S. Ruperti) 1595 statt. An einen Gedäcbtnisfehler ist kaum zu denken, da Ruprecht im Jahre 1600 an der Grenze nichts mehr zu thun hatte.

153

Universal-Erben aller meiner Uabe und Güter, liegender und fahrender Baarschaft, aller verbrieften und nnverbrieften Schul- den und alles das, was in meinem Yerlass gefunden wird, wie das Namen haben mag, nichts davon ausgeschlossen, inner oder ausser Landes gelegen oder verschrieben, den wohl- geborncn Herrn Herrn Wolffen, Freiherrn von Eggenberg auf Ehrenhausen und Strass, fürstl. durch). Erzherzogen Maximiliani Erncsti Kämmerer und des Grossherzogs zu Florenz und Toscana bestellten Obristch, meinen lieben Hen*n Vetter, als der sich wie auch sein Herr Vater, mein liebster Herr Bruder scel. meines Willens, vor anderen . meinen Blutsfreunden sich höchlich beflissen, auch meiner cathoHschcn Religion und sich auch meines Willens nach bis in mein und sein Gruben ungezweifelt gehorsam be- fleisscn wird und sollen ; daher dann auf ihn, meinen lieben Herrn Vetter, als in Kraft meines Testaments instituirten Erben, in der Stunde meines seligen Absterbens alsbald re et facto ipso auch ohne einige körperliche Apprehension all meine Verlasseuschaft fallen und gefallen solle ; doch soll er, mein freundlicher lieber Vetter, Herr Wolf, nachfolgende onera tragen und die speciflcirten Legate davon entrichten und bezahlen, wie auch den hernach ausgeführten Fidei- Commiss Conditionen und Bedingnissen gemäss, für bich und seine männlichen ehlichen Leibserben sicher haiton und ver- reversiren.

4. Als zum Vierten soll er nicht allein obvcrmeldte Capelle und mein Begräbnis aufbauen und völlig zurichten lassen, sondern auch zugleich allen andern Bestattungs-Unkosten, allein ohne Ent- gelt der andern substituirten Erben und Legatorien entrichten.

5. Am fünften ; gleichfalls meine Diener abfertigen und treulich auszahlen und nach seiner Discretion und nach Beschaffenheit redlichen Verdienens, jedem eine ehrliche Verehrung dazuge'bcn.

6. Sechstens ; soll er, mein instituirter Erbe, alle andern meine Schulden ohne meine Nachrede, zu Jedermanns billigen Con- tentimng entrichten und befriedigen meinen und seinen an- deren beiden Herrn Vettern.

154

7. Aber fttr*s Siebente, als den auch wohlgebornen Herrn Fer- dinand und Herrn Hans Sigmund, Gebrfldern Frei- herrn zu Eggenberg vermache ich zn einem Legat und Geschäft, jedem derselben dreissig Tansend Onlden Rh. per sechzig Kreuzer oder fünfzehn Batzen gerechnet, dasselbe soll mein instituirter Erbe, ihnen von der Grafschaft Mitterbarg, aof etliche Jahre mir verschriebenen und verhypothecirten Einkünften, so viel deren jährlich fallen werden, doch ohne einiges Interesse des hinterstelligen Rests, in gleichen Theilen bezahlen and gatmachen bis beide dieses ihres Legats, zu- sammen der sechzig Taascnd Gulden völlig contentirt und bezahlt sind; jedoch was Einem und dem Andern in meinen Lebzeiten durch mich selbst oder mein Geschäft in Geld ge- reicht und für sie bezahlt wQrde, solches soll an vorerwähntem Legat der sechzig Tausend Gulden proportionaliter defalcirt abgeschrieben werden ; und von solchem Legat soll jeglicher meiner gedachten beiden Herrn Vettern mit fünfzehn Tausend Gulden, dieselben weiters zu verschaffen und zu vermachen frei sein, ungehindert des andern; mit den andern fünfzehn Tausend Gulden aber ein jeder seines Theils dahin verbanden und vcrobligirt sein, wie dann ein Jeglicher, so er an diesen fünfzehn Tausend Gulden wenig oder viel empfangt, sich ver- revcrsiren und verschreiben auch auf namhafte glwisse Stücke, Gült und Güter verweisen oder an sichern Orten anlegen und ausleihen ; dass er nämlich und seine männlichen Leibes- erben dieselben nur Fidei-Commiss oder leibgedingsweise zu gemessen, nach dessen oder seines maunsstammlichen Erben tödtlichen Abgang aber solche Summa der fünfzehn Tausend Gulden wieder zurück auf andern nächsten Mannsstamm oder in Mangel beider Gebrüder absteigender Linie wieder zu dem Stammhause Ehrenhausen mit gleicher Fidei-Commiss Gondiüon erben und fallen sollen.

8. Doch sollen zum Achten, beide meine lieben Herrn Vettern, Herr Ferdinand und Herr Hans Sigmund, Gebrüder, dieses ihres Legats eher nicht theilhaftig werden, sie haben sich denn gegen meinem instituirten Erben als ihrem und

155

meinem Herrn Vetter, Herrn Wolf von Eggenberg, Freiherrn, und seinen mannsstammlichen ehlichen Leibeserben ihres Theils an dem Schlosse Ehrenhansen, gänzlich verziehen und über- geben, wie ich dann jetzt gedachtem Herrn Wolf vonEg- g 0 n b e r g , meinem lieben Herrn Vetter, auch hiemit solche Verwillignng thne; dass er mit zehn Tausend Galden, ans gedachtem meinem Verlasse, es sei nun zu Abzahlung seiner Schulden oder anderwärts damit zu disponiren und nach meinem Abgang zu veralieniren nach seinem Gefallen steht, wie es ihm gelastet oder verlangt, frei theilhaftig sei und werden mag, allermassen als obstehet, meine zwei Herrn Vetter, je- doch aber und damit kOnftig wegen des Schlosses Ehrenhansen aller nnnothwendige Disputat verhütet werde, ist hiemit zu wissen, dass gemeldter mein lieber Herr Vetter, Herr Wolf den dritten Theil vom Schloss am Gebäude zu verstehen, so ihm von sefnem Herrn Vater sei. erblich angefallen, mir Inhalt aufgerichten Donation Briefs, dessen Datum steht Grätz den dritten Tag Mai, im sechzehnhundert achten Jahr, unterschied- licher ihm wohlbewusster Ursachen willen, frei cedirt und übergeben hat. 9. Weiters zum Neunten, will ich meinen instituirten Erben dahin väterlich ersucht und ermahnt haben, dass er in meiner Be- hausung zu Grätz vor St. Pauly Thor, so gleicher Gestalt wie das Schloss und Herrschaft Ehrenhausen , dem Fidei- Commiss unterworfen sein soll, meine und seine Herren Vetter Herrn Ferdinand und Herr Hans Sigmund von Eggen- berg Gebrüder Freiherren, wann sie ihrer Ehehaften und Nothdurft nach zu Grätz etwa auf vierzehn Tage zu thun haben, doch nur als Gäste aus Freundschaft einkehren und logiren lasse und dass sie sich und ihr Gesinde und Boss auf ihre eigenen Unkosten unterhalten, sonsten aber dass sie sich vetterlich, freundlich, schied- und friedlich also nebeneinander betragen mögen. 10. Insonderheit aber zum Zehnten, mit der Herrschaft Ehren- hausen und mit allen derselben incorporirten Zugehör, Gült und Gütern, die ich im Lande Steier habe liegend und wie

156

ich die bis dato genossen, daza und was ich noch vor meinem Ende dazu bringen, depatiren und hinter mir verlassen wArde, soll er dahin astringirt und gebunden sein, nämlich dass er eben beiden obgenannten meinen und seinen Vettern und beiderseits erbetenen vertrauten zwei Herren Befreundeten, alsbald in einem Vierteljahr nach meinem Abgange, da anders zum Falle ich mit dem zeitlichen Tode übereilt und solches selbst wirklich nicht thun könnte, zwei ordentliche Urbariea und Beschreibung aller solcher Herrschafts-Regalien, Hoch- und Freiheiten und Gerechtigkeiten auch allem anderen Zu- gehör und EinkQnften, sowohl auch ein Inventar aller brieflichen Urkunden, so über die Herrschaft und ihre Pertinentien und auf unsern gemeinen Namen und Stamm lauten, die auch der Munition und Rüst-Kammer aufrichten und verfertigen soll und deren eines er behalten, das andere aber über einer subscnbirten Obligation, als dass er und seine männlichen Leibserben ausser Feindesnoth und überlegener Gewalt hiervon nichts verabalieniren noch verwenden sollen , noch wollen, seinem Herrn Vetter einhändigen und auf solche Weise ist ein jeglicher künftiger Einnehmer und Besitzer dieses Guts gleiche Vemeuerung des Urbary, Inventary und Obligation zu thun und den anderen Interessirten zu geben schuldig, soviel aber die Mobilien in meinem Hause zu Grätz, als Silberge- schmeide, Tapeten, Teppiche, Seidenvorhänge anbelangt sollen gleichfalls nach meinem Ableben auf vorgegangene Sperr in Beisein obgemeldter Herrn, gleichfalls ordentlich inventirt, zwei gleichlautende Inventaria aufgerichtet, eines dem Herrn Wolf verbleiben und das andere den gedachten beiden Herren Vettern zu ihrer künftigen Nachrichtung eingehändigt werden. 11. Folgends am Elften, soll auch jeglicher Inhaber des Schlosses Ehrenhausen an desselben Hause Tagwerk, Zimmern und Basteien, Meierhof, Mühlen, Keller und Pressen, sowohl auch das Haus allhier zu Grätz nichts ab- oder eingehen lassen, sondern in Hinterbleibung dessen auf der mit interessirten Befreundeten als künftigen Successoren Anhalten nach Erkennt- nis unpartheiischer erbetener Herrn und Freunde, all Buss-

157

fertigkeit möglichst wenden und verbessern und alles in gutem wesentlichen Bau erhalten, also auch zu Vermehrung der Mu- nition und Rüstkammer j&hrlich hundert Gulden anlegen und solche Verbesserung jedes Jahres in das Haupt - Inventary bringen. 12. Gleichfalls zum Zwölften soll auch kein künftiger vollmächtiger Inhaber der Herrschaft Ehrenhausen ohne sonderbare Noth und erhebliche Ursachen wie auch ohne Verwilligung der an- deren Mitinteressenten nicht was von der Herrschaft Regalien und Einkommen verkommen, verwenden und ent&ussfem wie sich denn ein Jedweder so dies Fidei-Commiss Gut der hernach vermeldten Substitutions-Ordnung einnehmen wird gegen den andern Mitverwandten deswegen verschreiben muss, als dass er ungeschmälert und unangegriffen des Hauptguts allein den usum fructum und Fruchtgenuss ad dies vitae wie auch seine ehelichen männlichen Leibeserben, innenhabe und besitzen und alles Stiftlicho baulich wesentlich ungeringert erhalten und den in diesem meinem letzten Willen einverleibten Con- ditionen gehorsam nachleben wolle und solle; da sich aber, wider Hoffen begebe, dass ein Verthuenlicher entweder diB Steuern oder andere Landes- Anlagen darauf anstehen und an- wachsen zu lassen wie auch andere Schulden machen oder Alienationen und Verkümmeruisse und mutwillige Abödung vorzunehmen oder hinlässig zu gestatten, sich unterstehen würde, so haben die anderen Interessirten das Recht, bei der Landes Obrigkeit um ernstliches schleuniges Einstehen anzu- rufen, dass die Herrschaft nämlich ihm so lange entzogen und Interim sequestrirt und zu dritter Hand gegeben werde, bis die daraufiiegenden Steuern oder Schulden bezahlt und alle Abödung erstattet; da aber ein solcher Verschwender, vor solcher Enthebung oder Erstattung zeitlichen Todes verfahren und andere eigenthümUche Güter oder ein anderes Vermögen in ausgeliehenem Gelde oder dergleichen neben dieser Fidei- Commiss Herrschaft hinterlassen würde, so soll von demselben seinen eigenthümlichen Verlass ohne Entgeld des Fidei-Gommiss oder denselben succedirenden Inhaber die völlige Enthebung

158

dieser der aaf Ehrenhaosen gelegten Last und Erg&nzaog der Deterioration geschehen.

13. Und zum Dreizehnten soll solche Fidei Gommiss Herrschaft mit jetzt erzählten Conditionen mein institairter Erbe nicht allein ftr seine Person die ganze Zeit seines Lebens inne- haben nnd geniessen, sondern da ihm der AUmftchtige mit ehlichen Leibeserben segnen würde, deren ihm dann der himmlische Vater nicht verziehen sondern ihm dergleichen mildiglich bescheeren wolle, so soll sein ältester Sohn nach ihm nn so derselbe auch mit Tod abginge, weitershin also fort und fort zn raiten, alle Zeit der älteste in absteigender Linie succediren ; wann aber solche des Aeltesten Linie gar abstürbe, alsdann solle es auf den nächsten ältesten and seinen Mannsstamm nach und nach, gleichfalls Fidei Commiss Erben kommen.

14. Im Falle aber zom Vierzehnten mein Herr Vetter Wolf, als institairter Erbe, nnd seine verhofften ehlichen mannsstamm- lichen Leibs- als sabstitnirte Erben, ohne Mannsstamm zeit- lichen Todes verblichen, so sollen die weibsstammlichen Erben

' dieser Linie an solchem Fidei Commiss und Mannsstammen Gut kein Erbtheil noch einige Gerechtigkeiten haben, sondern dieses alles and jedes, vermöge obangedrückter Urbary, In- ventary und Revers soll alsdann auf meinen aacb lieben Herrn Vetter, Herrn Ferdinand Freiherrn von E^ggenberg and nach ihm allezeit auf seinen ältesten Sohn und also fortan oder in Mangel derselben auf den nächst ältesten manns- stammlichen Erben, nach ihm, seiner absteigenden Linie, aller- massen, wie es bei Herrn Wolfens liinie vorhin aosgeffthrt, fallen.

15. Also aach fürs Fünfzehnte, wenn des Herrn Ferdinandi Linie gar ohne Mannsstarom abginge, alsdann auf meinen lieben Herrn Vetter Hans Sigmund, Freiherrn von Eggen- berg, und seine mannsstammlichen Erben, oberzählter Ordnung nach, fallen.

IG. Da es sich aber zum Sechzehnten auch begäbe, dass unter obgemachter Ordnung und Succession darauf denn dies Fidei

159

Commiss der Herrschaft Ehrenhansen fallen solle, noch un- mttndig wäre, so solle alsdann der nächste Agnat, der am nächsten bei der Saccession ist, nnd doch zugleich von der Landesobrigkeit tauglich erkannt wird, des andern Minder- jährigen, bis derselbe sein achtzehntes oder nach G^estalt seines Yerstandes das zwanzigste Jahr erreicht, Tator oder Curator nnd Gerhab sein.

17. Zorn Siebzehnten aber wenn diese alle drei, als meine nächsten Herrn Vettern und Herrn BrOder sei. Söhne und ihre manns- stammlichen Erben alle stQrben nnd der auch wohlgebome H^rr Hans Ulrich, Freiherr von und zu Eggen- berg und auf Adelsberg ihrer fürst-durchl. Erzherzogen Ferdinand zu Oesterreich, ge- heimer Rath und ihrer fürstL-DurchL meiner gnädigsten Frau Hofmeister und Landeshaupt- mann in Erain oder Mannsstammen von ihm ausgehend am Leben wären, so soll es alsdann auf ihn meinen Herrn Vetter oder hernach seinem ältesten, mannsstammlichen Erben obbestimmte Fidei-Gommiss in Bescheidenheit und Ordnung nach fallen und erben; doch wenn es zu solchem Fall, als auf Herrn Hans Ulrich, Freiherm von Eggenbergs Linie kommen würde, so soll er oder sein erbßlhiger Descendent, meiner lieben Frauen Schwester, Frau Elisabet Rinds- maul sei. Nachkömmling und Erben, so zu der Zeit vorhanden sein werden, zehn Tausend Gulden Rh., welche von obgemeldten zurückfiEdlenden dreissig Tausend Gulden Fidei-Commis Gelder her genommen werden sollen, hinaus zugeben schuldig sein.

18. Im unverhofften Fall aber zum Achtzehnten aus Verhängnis Gottes unser derer von Eggenberg Freiherrn Name» und Stand und Geschlecht ganz nnd gar erlöschen und untergehen wOrde ; so soll alsdann solches mannsstammliche Fidei-Gommis aufhören und soll dem allgemeinen steirischen Landesbrauch nach , auf die verzogne Eggenbergischen weibsstammfichen Erben fallen und unter dieselben der Werth denen Ver- zichten und Legitimationen in Stirpes ausgetbeüt werden, doch sollen obgedachte meiner lieben Frau Schwester sei.

" 160

Erben, nämlich den Rinds maul die Ablösung solcher Herrschaft Ehrenhansen wie die von der Landes Obrigkeit geschätzt wird, vor andern weibsstammlichen Erben, bevor- stehen; und da von meinem geliebten Herrn Vetter, Herrn Hans Ulrich von Eggenberg, Freiherm, keine mannsstammlichen Erben zur Zeit sein, noch dies Fidei-Commiss auf sie fallen würde, noch also die Rindsmaurschen Erben obbestimmtes ihres Legates, der zehn Tausend Gulden, noch nicht theil- liaftig gemacht worden, so sollen alsdann in solchem Falle des völlig abgestorbenen Eggenbergischen Mannsstammes die Rindsmaurschen Erben die vorhin ihnen vermeinten zehn Tausend Gulden Legat von den andern weibsstammlichen Erben vor ein Praelegatsweise bevor nachmalen haben und behalten.

19. Am Neunzehnten verschaffe ich meiner beiden Herrn Gebrüder sei. verheirateten Frauen Töchter, wie viel deren nach meinem Tode am Leben sein werden, jeglicher hundert Ducaten zu einer Kette, meiner dabei zu gedenken, in Erwägung sie zuvor in andern Werken als mit AusstalQßrung und Haltung ihrer Hochzeiten, durch mich bedacht worden; den ledigen Freulein aber, so sich dieselben mit ihrer Herren Gebrüder und nächsten Befreundeten Rath und Willen verehlichen, jeglicher zur Besserung ihres Heiratsgutes, auch legatweise zu verstehen, fünfhundert Gulden zu jedweder Hochzeit bar von dem Inhaber Ehrenhausen zu verehren; und wenn nun diese und alle andern vorbestimmten Legate durch meinen Instituirten den Legatariis bezahlt und gutgemacht werden, was sich dann darüber nach meinem Tode in Barschaft oder ausständigen Schulden so man mir zu thun in meiner Ver- lassenschaft befindet,

20. so ordne und disponire fürs Zwanzigste, dass solche ver- lassene Barschaft und Schuldsummen obgedachtem meinen Herrn Erben Wolf, Freiherm von Eggenberg, wirklich er- folgen und zustehen soll ; doch mit dieser Bescheidenheit und Condition dass ermeldtes Geld an gewissen und sichern Orten angelegt als an namhaften liegenden Stück oder Gült oder

161

zu solchem Ende dass beim Hauptgnt keine Oefahr zu ge- wärtigen; denn mein Erbe solches unverkümmert und un- alienirter nutzen und innehaben , allein mit der jährlichen Nutzung frei sein soll, allerdings als wie des Fidei-Gommiss halber oben verstanden und eingeführt worden. Letzlichens den Herrn Mitzeugenfertigern dieses meines Testaments will ich einem jeglichen ein Präsent von hundert Gulden bis in hundert Thaler zu einem Zeugniss dieser ihrer Mitfertigung und ihrer erhofften Execution und zu einer Recognition, dass dieses alles ihnen und ihren Erben ohne allen Schaden und Nachtheil sein solle ; wie denn meine ihnen Herren zugestellten Bittzettel solche Schadloshaltung inehrers ausweisen, verehrt und deputirt haben sie fireundlich ersuchend mit dieser meiner Bezeugung freundlich färlieb zu nehmen. Will also hiemit diesen meinen letzten Willen im Namen des Allmächtigen geschlossen haben und bitte hierauf untert. den durchlauchtigsten hochgebomen Fürsten und Herrn, Herrn Ferdinand Erzherzog zu Oesterreich etc. meinen gnädigsten Herrn und Landesfürsten oder wer in zukünftigen Zeiten allzeit Landesfürst in Steyer, oder wo meine Verlassen- Schaft gelegen sein wird wie auch alle nachgesetzten Obrigkeiten, die hochlöbliche N. Oe. Reg. die Herren Landeshauptleute, Landes- verweser oder andern Gewalthaber im Lande, dass ihre fürstl. Durchl. für sich und ihre nachgesetzte Instanzen ob diesen meinen letzten Willen gnädigst günstig und mächtig halten und Hand- haben und da dieser etwa nicht als ein solennes Testamentum inscriptis gelten soll oder könnte, dass er doch als ein Testa- mentum nuncupativum oder als ein Godicill oder als ein Testa- mentum ad acta sive Principi oblatum oder als ein Fidei-Commiss oder als ein Donatio causa mortis oder wie er sonst vermöge geist- und weltlicher Rechte, auch in Kraft guter Gebräuche und in Sonderheit nach den löblichen steirischen Landesrechten, altem Herkommen und üblichen Gewohnheiten am allerkräftigsten gelten soll, kann oder mag, gelte und passirt werde; jedoch behalte ich mir selber vor, diesen meinen letzten Willen zu vermehren, zu umändern, zu verändern oder gar aufzuheben und da ich ein

MHthelL d«a hiat. Y«r«lnes f. BteUruark. ZZTI. Heft, 1878. H

162

oder melir GodiciD oder Zettel mit meiner eigenen Hand nnter- schrieben über knrz oder fatng hinein oder herm oder an andern vertraoten Orten legen wOrde, so will ich dass solch ein oder mehr eben die Kraft nnd l^rknng haben soDen wie dieses ganze vollkommene Testament; da ich aber bei diesem meinen letzten Willen nichts verändern würde, so soll er allerdings bei gegen- wärtiger Fassung endlich verbleiben.

Vermahne auch hieranf obgenannte meine liebsten Herrn Vettern hiermit 'vetter- ja väterlich, sie woUen ob diesem meinen ihnen v&terlich wohlgeneigten letzten nnd gnten Willen, anch ihres Theils gehorsam nnd treulich halten, darüber einig nnd zoMeden sein nnd diese meine väterliche Gutwilligkeit mit schuldiger nnd billiger Dankbarkeit eAennen nnd annehmen nnd nichts dawider vornehmen, noch handeln thnn nnd lassen, insonderheit bedacht, dass ich mit meinem am wenigsten ererbten nnd doch anch dem- selben sonst nnverbnnden, dann mit meinem meistentheils selbst gewonnenen nnd mit Gefahr Leibs nnd Lebens nnd meinem in Schweiss nnd Blnt hart eroberten Gut, allerdings frei nnd keinem noch Jemandes anderen einige Legitimam oder dergleichen nichts schuldig bin. Im Fall nun wider Verhoffen und Zuversicht meinw Herrn Vettern oder anderer Blutsfreunde, einer oder eine diesen meinen letzten Willen , entweder mit oder ausser Rechtens zu fechten und umzustossen ftlr sich selbst oder auch durch andere sich unterstehen wfirde, der oder dieselbige soll alsdann aller und jeder Portion , so sonst auf ihn oder sie in Kraft dieses meines Testaments kommen möchte, &cto ipso privirt und ent- setzt sein nnd dieselbe Portion dieses meines wohlgeneigten Legats den andern gehorsamen und friedlichen meinen in- und snbstitituirten Erben oder Legatarii accresciren und zuwachsen.

Zu solches meines letzten Willens Execntion, n&chst gedachter fOrstl. Durchl. und deroselben nachgesetzten Obrigkeit und meiner in- nnd snbstitituirten Erben und Legatarii, will ich auch inson- derheit meine Herrn Zeugfertiger und andere nächste Bluts- nnd hohe Freunde erbeten haben, dass sie meinen in- nnd snbstiti- tuirten Erben nnd Legatarii alle gn&digste, günstige nnd freund- liche Beförderung, Hilfe und Vorschub erzeigen wollen.

163

Dieses meines letzten Willens habe ich zwei Exemplare in gleichem Laute aufrichten lassen, dessen eines ich bei mir bis zu meinem seligen Sterbstflndl behalten, das andere auf einen vertrauten Ort bis nach meinem Tode zu verwahren und hernach bei der Landes Obrigkeit zu publiciren gegeben habe.

Und dessen alles zur wahren Urkunde habe ich dieses mein Testament und letzten Willen mit meiner eigenen Handunterschrift und angehangenem Siegel bekräftigt auch zum grossem Zeugniss der Sachen habe ich besonders freundlich, fleissig durch Bittzettel erbeten die wohlgebomen Herrn Herrn Hans Sigmund Waagen zu Wagensperg Freiherrn auf SchOnstein, Pr&wald und Sannegg, Pfand-Inhaber und Hauptmann der Herrschaft Pettau, Röm.-Eais. Mig. Rath, auch fArstl. Durchl. Erzherzog Ferdinand zu Oesterreich etc. geheimer Rath, Kämmerer und Statthalter der N. Oe. Fürsten- thOmer und Lande, Herrn Sigmund Friedrich Freiherrn zu Herber- stein, Keuberg, Gutenhaag und Krems, Herrn auf Lancwitz, Erbkäm- merer und Erbtruchsess in Kärnten, hochgedachter Röm.-Kais. Maj. Rath, auch fQrstl Durchl. geheimer Rath, Kämmerer und Landes- hauptmann in Steyer, Herrn Franz Freiherm von und zu Räcknitz auf Pemegg und St. Ulrich, auch ffirstl. Durchl. Rath, meine besonders lieben Freunde und Herrn, dass sie solches Testament mit ihren eigenen Handschriften und Insigeln (doch solches ihre Fertigung auch ihnen Herren und ihren Erben ohne allen Schaden und Nachtheil) gleichfalls verfertigt haben; Geschehen zu Grätz den letzten Tag Mai im eintausendsechshundert und neunten Jahr.

Ruprecht von Eggenberg, Freiherr.

Hans Sigmund Wagen, Freiherr.

Sig. Friedrich, Freiherr zu Herberstein.

Franz, Freiherr zu Rjäcknitz.

^»»

11*

GEDENKBÜCH

■•-<?-

<Zafolge Beschlasses des historischen Vereines für Steiermark in der XY. allgemeinen Jahres -Yersammlang am 6. December 1864 für ver- storbene verdiente Ve^^eins- Mitglieder angelegt.)

Dr. Greorg &ötli,

Stadien-Director der technischen Hochschale und Gustos am landschaftl. Joanneum zn Graz, Director des hist. Vereines ftr Steiermark etc.

Eine biographische Skizze

TOB

K. O. Ritter v. Iieitner.

iline alte Erfahrung lehrt, dass der Mensch, und wäre es der beste, wenn er einmal den Blicken der Welt entrückt ist, bald auch aus ihrem Andenken verschwindet Vollends ist dies jetzt der Fall in unserer leicht und schnell lebigen Zeit, wo ein Ereigniss das andere jagt und ein Strebender den andern yerdrflngt Darum ist es eine schöne Gepflogenheit, den Männern, die sich um die Förderung des Wissens in irgend einem Fache oder um das öffentliche Wohl im Allgemeinen hervorragende Verdienste erworben haben, nach ihrem Scheiden von uns einige Blätter dankbarer Erinnerung zu weihen. Dieser schönen Sitte gemäss möge denn hier auch ein kurzer Lebens- abriss eines solchen Ehrenmannes Platz finden, wenn er gleich durch werthvoUe literarische Leistungen selbst dafür gesorgt hat, dass er nicht der Vergessenheit anheimfalle.

Georg Göth wurde am 29. December 1803 zu Beindorf, dem jetzigen Budolfsheim, nächst Wien geboren, wo sein Vater Johann Georg Göth als Besitzer eines Hauses und einer Glas- handlung ansässig war und in der dortigen Gemeinde das Btlrgerraeister-Amt bddeidete. In dieser Eigenschaft zeichnete

- 68

er sich während des feindlichen Einfalles der Franzosen im Jahre 1809 durch ungemeine Thätigkeit so sehr aus, dass ihm Kaiser Franz in Anerkennung derselben die silberne Ehrenmedaille verlieh. Ein bösartiges Nervenfieber, dessen Herrschaft die fremden Truppen bei ihrem Abzüge der Residenz zurückgelassen hatten, raffte den wackem Mann schon im nächsten Jahre dahin und seine Witwe stand nun, indem sie ihre beiden Töchterchen schon froher verloren hatte, mit ihrem erst etwas über 6 Jahre alten Sohne Georg allein da. Sie führte durch einige Jahre das Geschäft ihres verstorbenen Gatten noch fort, vermochte aber nicht, der Ausbildung ihres Sohnes Richtung und Ziel anzuweisen. Und so war er es denn selbst, der alle Hindemisse, die sich ihm auf der Studien- laufbahn entgegenstellten, durch Fleiss und ausdauernde That- kraft endlich siegreich überwand und sich allmählig jene ehrenvolle Stellung errang, die er in der Folge am Joanneum in Graz und in der literarischen Welt einnahm.

Den Unterricht des Knaben begann der Ortsschullehrer, indem er ihn aus alten ausgemusterten Kanzleiacten, die er bei einem Krämer erhielt, lesen lehrte und ihn nebenher mit ziemlich geringem Erfolge im Yiolinspiele unterwies. Im Jahre 1815 wurde Georg aber in die damals im besten Rufe ste- hende Hauptschule der Vorstadt Neubau geschickt, wo er sehr gute Fortschritte machte. 1816 trat er in das Gymnasium bei den Schotten über, wohin er, ein schwächliches Bürschchen, fast ' 4 Stunden weit zu wandern hatte. Schon damals machte er m der Mathematik und Geographie gute Fortschritte, jedoch bereitete ihm das Studium der lateinischen Sprache, für das er damals noch zu wenig vorbereitet war, solche Schwierig- keiten, dass er die Classe wiederholen sollte. Dazu konnte er sich nicht entschliessen ; er zog es vielmehr vor, nachdem seine Mutter ihren Besitz verkauft hatte und nach Mariahif übersiedelt war, 1817 in die 4. Classe der k. k. Normalschule überzutreten.

In den beiden Jahrgängen dieser Classe, die damals eine Art Bürgerschule bildeten, that er sich besonders in den tech-

69

nischen Fächern hervor, wurde überhaupt ein Liebliug seiner Lehrer und erhielt wiederholt Schulpreise. Hierauf setzte er seine Studien an der eben erst neu eröffneten Realschule fort. Er widmete sich denselben mit eben so viel Freude als durchaus vorzüglichem Erfolge, wobei ihn der Beligionsunterricht nach den geist- und gemttthvoUen Aphorismen des evangelischen Bischofs J. H. B. Dräseke besonders anzog, so dass ihn sein Professor dieses Faches, der zugleich Yicedirector war, sehr lieb gewann und ihm eine Lection verschaiFt«, die dem wenig bemittelten Jünglinge eine willkommene Zubusse eintrug. Im XJebrigen betrieb er eifrigst das Studium der Mathematik. Professor Josef B e s k i b a , durch mathematische Werke auch als Schriftsteller ehrenvollst bekannt, nannte ihn seinen besten Schüler; und der als geistiger Urheber der Kaiser Ferdinands- Nordbahn hochverdiente Professor Franz R i e p 1 wendete ihm sein besonderes Wohlwollen zu. 6 ö t h fasste nun den Entschluss, sich für die Zukunft ohne recht zu wissen, zu welchem praktischen Zwecke vollends dem Studium der Mathematik zu widmen. So begann er denn den Lehrcurs der höheren Mathematik an der Universität, hörte Beskiba's ausser- ordentliche Vorträge, sowie jene des berühmten Astronomen J. J. von Littrow und machte ausgezeichnete Fortschritte. Er sass gewöhnlich den ganzen Tag im Arbeitszimmer der Sternwarte, machte Auszüge aus mathematischen Werken und speicherte Analecten auf. Littrow, mit dem er und ein paar andere Schüler an einem Tische sassen und auf Schiefertafeln rechneten, veranlasste ihn auch, sich die analytische Geometrie eigen zu machen. Er erhielt eine grosse Fertigkeit in der Transformation der Formeln, namentlich der trigonometrischen und Differenzial-Ausdrücke und füllte viele Hefte mit diesen Ausarbeitungen. Allein alles dies betrieb er ohne Aussicht auf eine künftige Yerwerthung seiner erworbenen Kenntnisse, zumal ihm zur gewünschten Erlangung einer Lehrstelle der Nachweis der damals geforderten Vorstudien fehlte.

Director Littrow, dem er seine Sorge vertrauensvoll mittheilte, gab ihm nun den Rath, die vier Orammatikaldassen

To- des Gymnasiums privatim nachzuholen. Göth gieng sogldch mit allem Eifer an die Ausführung dieses Bathes, nahm ftür die klassischen Sprachen einen tüchtigen Gorrepetitor und hoffte die übrigen Gegenstände, die ihm theilweise schon von der Realschule her bekannt waren, allein bewältigen zu können. Er unterzog sich dann als Privatschüler dieser Jahrgänge einer Prüfung, erwarb sich bei dieser das Zeugniss über seinen genügenden Fortgang und legte auf Grundhige desselben später in Pest auch die Prüfungen aus den Lehrgegenständen der Humanitätsstudien mit Auszeichnung ab. Er meldete sich nun im Herbste 1823 an der Wiener Universität zur Aufiiahme in die philosophische Fakultät

Der Professor der Philosophie, L. Rembold, welcher im nächsten Jahre seiner freisinnigen Vorträge wegen vom Lehramte entfernt wurde, gewann ihn bald lieb, weil er wusste, dass G ö t h seine Vorträge fleissig und genau nachschrieb und mehreren seiner CoUegen erfolgreich Correpetitionen ertheilte. Der Professor der Mathematik, Josef Jenko, beschäftigte ihn bei der Ausführung seiner Lieblingsidee, die Theorie der Parallelen zu begründen; und vom Professor der Physik, welcher ihm nicht sehr hold war, erzwang er sich bei einer wiederholt begehrten Prüfung statt der ihm anfangs gegebenen ersten eine Vorzugsklasse.

Im Jahre 1826 wurde der dritte Jahrgang der Philosophie aufgelassen ; G ö th besuchte aber dessenungeachtet den zweiten Jahrgang der höheren Mathematik bei Ettingshausen, hörte den Curs über Pädagogik und besuchte nebenher auch den L Jahrgang der Rechte.

Nach dem Tode semer Mutter, die w im Späthwhste dieses Jahres verlor, verweilte er während des Jahres 1827 noch in Wien, setzte seine mathematischen Studien ohne Un* terbrechung fort und verfasste eine Theorie der Wahrschem- lichkeits-Berechnung mit Anwendung der höheren Analysis. Er gedachte damit bereits als Schriftsteller aufrutreten und sich zugleich eine Empfehlung für eine künftige Anstellung zu erwerben. Aber trotz der günstigen Beurtheilung von Seite

71

Littr ow^B, der ihn zu dieser Ausarbeitung angefordert hatte, hnd sich dafür leider kein Verleger.

Zur aufheiternden Unterbrechung dieser ernsten Beschäf- tigungen vergönnte er sich am hebsten den Besuch des damals eben in seiner Glanzperiode stehenden. Hofburgtheaters, und der lebhafte Eindruck dieser unvergesslichen Kunstgenüsse diente ihm fikr sein ganzes Leben als Massstab dramatischer Leistungen. Ein geistiger Genuss anderer Art bot sich ihm dadurch dar, dass ihm seine Privatlectionen Gelegenheit gaben, indieSalonsbeiCarolinePichler,Pilat, Klinkowström und Wilhehn August Ton Schlegel eingefbhrt zu werden. Er fand auch Zutritt zu den phflosophischen Vorlesungen des Letzteren, besuchte die berühmten Predigten Zacharias W e r- ner's und Johann Emanuel Veit's, und versäumte überhaupt keine Gelegenheit zu geistiger und gemüthlicher Anregung und Ausbildung.

Bei allem dem beschwerte ihn doch immer ernstlicher die Sorge für seine Zukunft Da eröfiheten sich ihm von mehreren Seiten Aussichten auf eine Erzieherstelle, und wie- wohl sich welche in hochadeligen Häusern ergaben, wählte er doch .zuletzt eine solche bei einer Beamtenfamilie im steierm. Hochgebirge, in welches ihn, wie fast jeden Wiener, eine eigenthümliche Vorliebe hinzog. So traf er denn im Anfange des Decembers 1827 in seinem künftigen Bestimmungsorte, dem k. k. Gusswerke bei Maria*Zell ein, wo ihm fortan oblag, zwei Sfthne eines dortigen Oberbeamten fOr die Bergakademie in Schemnitz yorzubereiten. Die Bemühungen zur Lösung dieser nicht unschwierigen Aufgabe vergalt ihm dar Genuss der ihn umgebenden grossartigen Alpennatur und der tägliche Verkehr mit dem dortigen Werksvorstande Johann H i p p m an n , einem intelligenten, ringsum in grossem Ansehen stehenden Manne, der aHmählig sein bester Freund wurde.

Ein unbedeutender Zufall entschied hier, wie in manchem Menschenleben, so auch in dem Göth's über sein künftiges Schicksal.

Im Jahre 1828 hatte der Erzherzog Johann, der un-

72

vergessliche Gönner Steiermark's, den Bau des Brandhofes, seines idyllischen Heimsitzes am Seeberge, beendet nnd den 24. August zur feierlichen Einweihung der Hauskapelle des- selben bestimmt Da für die Ausschmückung des Festortes noch einiges zu thun^war, wandte sich der Erzherzog um einen Sachverständigen an das Yerwesamt im Gusswerke. Man sandte ihm Göth. Dieser wurde sehr gnädig Aufgenommen und zu Tische geladen. Während des Mittagmahles zeigte dch aber der Irrthum, dass der erlauchte Festveranstalter eigentlich einen Inschriftenmaler benöthigt habe. Göth war darüber allerdings etwas betroffen, da er jedoch auch in der Ealigraphie und im Zeichnen einige Geschicklichkeit besass, erbot er sich doch es zu versuchen, den Befehlen des Erzherzogs nach seinem besten Vermögen zu entsprechen. Er leistete auch nicht nur in dieser Beziehung Genüge, sondern bei seiner vielseitigen Anstelligkeit vermochte er auch noch manchen anderweitigen Bedürfnissen abzuhelfen, wie er denn namentlich damit betraut wurde, die Einweihungsurkunde auf Pergament rein zu schreiben. Der Erzherzog lud ihn hierauf mit besonderer Güte auch zum Feste und forderte ihn zugleich auf, jedesmal, wenn er von des Hausherrn Anwesenheit im Brandhof höre, dort einzusprechen. Göth erhielt bald darauf auch die Aufgabe, die Registratur der Landwirthschafts-Filiale Brandhof, bei deren Versammlungen der Erzherzog präsidirte, in Ordnung zu bringe, führte bei deren Sitzungen die Protokolle und gewann durch verschiedene ähnliche Geschäftsbesorgungen immer mehr die Gunst des Erzherzogs, in welcher ihn auch sein Freund Hipp- mann, der bei diesem ungemeines Vertrauen genoss, wesent- lich befestigte.

Als darauf im September 1830 die Vertragszeit seiner Erziehersstelle zu Ende gieng, nahm ihn denn der Erzherzog förmlich in seine Dienste und Göth übersiedelte nun als erzherzoglicher Archivar, BibUothekar und zweiter Privatsekretftr nach Vordemberg.

Hier war es zunächst seine Hauptaufgabe, die zahlreiche Bibliothek, die Urkundensammlung, die Kupferstiche und Aquarell-

73

Gemälde des Erzherzogs zu ordnen und zu katalogisiren. Die erstere bestand ausser Werken der schönen Literatur vorzüglich aus Schriften ttber Geschichte, Montan-Industrie und Land- wirthschaft In das Fach der letzteren wurde G ö th insbesondere durch seine vielfältigen Geschäfte bei den erzherzoglichen Besitzungen und durch die Begleitung des Erzherzogs auf dessen jährlichen Bereisungen der Landwirthschafts-FiUalen mehr und mehr emgeweiht Von diesen lernte er vor allen jene zu Brandhof kennen, da der Erzherzog seine dortige Alpenwirthschaft mehrmals, besonders zur Zeit der Auerhahn-, Hirsch- und Gemsjagd zu besuchen pflegte. Von diesen Um- ständen begünstigt, verfasste Göth im Jahre 1832 seine erste zum Drucke gelangte Schrift: „Darstellung des landwirthschaft- lichen Zustandes der Filiale Brandhof", welche in den Ver- handlungen und Aufsätzen der steierm. Landwirthscbafts- Gesellschaft verö£fentlicht und zwei Jahre darauf als eine Musterschiift in zahhreichen Sonderabdrücken im ganzen Lande vertheilt wurde.

Das Jahr 1832 erhielt für Göth aber auch in anderer Beziehung eine nachhaltige Bedeutung. Er fand gelegentlich Zutritt bei der Familie des allgemein hochgeachteten Vorstandes der Vordemberger fiadgewerkschaft Prandstetter, und nach seiner Bückkunft von einer im Frühling nach Triest und Venedig unternommenen Beise erfolgte seine Verlobung mit Jos^nen, der ihm längst theuer gewordenen ältesten Tochter des Hauses. Natürlich blieben diese Verhältnisse dem Erz- herzoge nicht unbekannt und bei dessen gütigen Gesinnungen für G ö t h eröffnete er ihm die Hoffnung auf eine Assistenten- stelle am Joanneum, wo eben die Errichtung einer solchen für Elementar-Mathematik im Antrage stand. Allein, da die damalige Studien-Hofcommission überhaupt mit dem Lehrplane an diesem ständischen Institute nicht ganz einverstanden war, so gerieth die Gründung dieser Lehrstelle in Stockimg und Göth machte sich nun 1834 neben seinen pflichtmässigen Geschäften mit allem Eifer an eine topographisch-historische Arbeit, für welche ihm die Archive des Erzherzogs, des

74 - -

Magistrates, der Communität und dar Gewerkschaft m Vor- demberg reichliehe Materialien darboten. Auf diese Weise entstand unter seiner Feder eine Oeschichte Ton Yordemberg, deren Hauptwendepunkt die 1829 durch den Erzherzog zu Stande gekommene Union der Badgewerken bildete. AUein die der CensurbehOrde yorgel^;te Handsdirift derselben eriiidt nicht die Druckbewilttgung, weil die Kundgabe gewisser Ver- handlungen mit der dem Unionsprojeete widerstrebenden inner- bergischen k. k. Hauptgewerkschaft Anstoss fand. Das Werk musste nach Andeutungen der k. k. montanistischen Hofkammer umgearbeitet werden und konnte erst 1839 mit einem Atlas, dessen bedeutende Kosten der Erzherzog selbst bestritt, im Dtucke erschebien. Dieses interessante Werk aber das steler- mäildsche Eisenwesen erhielt allgemeine Anerkennung und der König von Schweden, welchem es vom Director in Fallun, Professor Sefström, vorgelegt wurde, liess zehn Ezemplare desselben fbr die schwedischen Lehranstalten ankaufen und dem Autor die grosse Goldmedaille fbr Kunst und Wissenschaft zusenden.

Nachdem 0 ö th mit dem Erzherzoge 1835 in angenehmster Weise eine Reise durch Kärnten und 1836 während des strengsten Winters im offenen Schlitten eine solche durch das obere Ensthal nach Radstadt, von dort über den Tauem nach Turrach und dann zurQck in das Murthal gemacht hatte, begann er wieder die Ausfbbrung eines neuen literarischen Werkes, nämlich eines topographischen Lexikons von Steier- mark. Hiezu hatten ihm seine Forschungen zu dem vorigen Werke, sowie die vom Erzherzog schon 1811, 1812 und 1813 gesammelten Notizen zu einer Landeskunde Steiermarks höchst schätzbare Stoffvorräthe geliefert, die er nun dadurch zu ver- vollständigen trachtete, dass er ein Venseichniss von Fragen durch das ganze Land versendete, um deren Beantwortung er Behörden und einzelne Private erauchte.

Er benützte zu dieser umfangreichen Arbeit vorzüglich die Müsse, welche sich ihm während der Zeit darbot, da der Erzherzog auf seiner Reise nach dem Oriente abwesend war.

76

Als dieser bei seiner Rückkehr die Angelegenheit in Betreff der beantragten Lehrstelle am Joanneum noch immer nicht weiter vorgeschritten fand, anderseits aber in th der Wunsch, seinen eigenen Herd gründen zu können, immer lebhafter wurde, gab ihm sein hoher Gönner den Wink, sich um die Verleihung der bei der Landwirthschafts-Gesellschaft in Wien erledigten Bibliothekar- und Cnstosstelle in Bewerbung zu setzen. Er befolgte diesen Bath und am 8. Februar 1838 wurde er für diese Stelle ernannt Er verliess nun, nachdem er sieben Jahre und drei Monate in den Diensten des Erz- herzogs gestanden und sich bei seinem Austritte ein glftnzendes Zeugniss erworben hatte, das ihm zur Heimat gewordene Yordemberg und übernahm am 19. März 1838 sein neues Amt in Wien.

Ein Jahr darauf, am 6. Februar 1839, feierte er seine Vermählung mit seiner theuem Verlobten in deren Vaterhause und fbhrte sie dann in den neu gegründeten eigenen Haushalt ein, dessen anfängliche Bescheidenheit das endlich vereinigte junge Paar in seinem Glücke nicht zu beirren vermochte. Göth widmete sich seinem neuen Berufe mit gewohntem Eifer, setzte nebstbei seine Studien in der Mathematik un* unterbrochen fort und brachte zugleich den I. Band seiner Topographie von Steiermark zu Stande, der im Jahre 1840 im Drucke erschien und von Seite des st&ndischen Ausschusses, dem Göth ein Exemplar übersandte, durch ein sehr verbind- liches Schreiben volle Anerkennung erhielt

Mittlerweile erfolgte endlich auch die längst beantragte Errichtung emer Professur für Mathematik am Joanneum, und nachdem Göth im Juni 1841 die Concursprüfung abgelegt hatte, erfolgte am 17. Juli seine Ernennung für diese Lehr- kanzel, worauf er bald nach Graz übersiedelte. Obwohl ihm in seiner neuen Stellung nur der Vortrag über Algebra und Arithmetik oblag, erbot er sich doch freiwillig dazu, auch Geometrie zu lehren und da sich hiedurch ein vollständiger Curs über Elementar-Mathematik, wie er auch am polytechnischen Institute in Wien bestand, herausbildete, so wurde seiq

76

Anerbieten vom ständischen Ausschusse nicht nur gern an- genommen, sondern ihm hieflUr auch eine belobende Anerkennung ausgedrückt. Am 18. Jänner 1843 erhielt er zudem auch die kaiserliche Bewilligung zum Vortrage über cameralistische Arithmetik an der Karl Franzens-Universität zu Graz, ftkr welchen er sich schon durch eine 1841 in Wien abgel^te ö£fentUche Prüfung fähig erwiesen hatte.

Nachdem im Jahre 1 844 der dritte Band der Topographie Steiermark's im Drucke erschienen war, YOtirten ihm die Stände einen Betrag von 500 fl. zur Fortsetzung dieses allgemein mit verdientem Beifall aufgenommenen Werkes, und die Uni- versität Jena verlieh ihm 1845 mit Rücksicht auf seine literarischen Leistungen das Doctorat der Philosophie. In den Ferien dieses Jahres machte er mit seinem Freunde und Amtscollegen am Joanneum, dem berühmten Botaniker Dr. Franz IJ^pger, eine Reise durch Mittel- und Süddeutschland und emen Theil der Schweiz bis Strassburg, und hielt bei der damals in Nürnberg stattgefundenen 23. Versammlung der deutschen Naturforscher und Aerzte einen Vortrag über eine directe Auflösung der Aufgabe, den Stundenwinkel und die Poldistanz eines terrestren Objectes zum Behufe der Zeitbe- stimmung in grossen geographischen Breiten zu bestimmen.

Eine neue Gelegenheit, sein culturfreundliches Streben nicht nur für die Wissenschaft, sondern auch fbr die Kunst darzuthun, fand Göth im Jahre 1846, indem er sich mehreren Kunstfreunden, vrie dem Landeshauptmann Ignaz Grafen von A 1 1 e m s , dem Feldmarschall-Lieutenant Georg Grafen T h u r n und dem Gallerie-Director Josef Ernst Tunner anschloss, um in Graz einen steiermärkischen Kunstverein in das Leben zu rufen. Dieser Verein richtete zunächst sein Bestreben dahin, vom Kunstverein in Wien einige Male im Jahre vor- zügliche Gemälde zur Ausstellung in Graz zu erhalten. Mit dem Ertrage der Eintrittskarten und der Percente für ver- äusserte Bilder bestritt man die Kosten der Fracht und der Schaustellung, kaufte Actien mehrerer auswärtiger Kunstvereine, brachte selbst Gemälde an sich, verlooste diese sowie fremde

77

Prämienbildef und entwickelte auf diese Weise eine zumeist auf dem ebenso uneigennützigen als unermüdbaren Eifer G ö t h's beruhende rege Thätigkeit, die dem Kunstsinne der steiermär- kidchen Hauptstadt einen erfreulichen Aufschwung verlieh.

Die politischen Stürme des Jahres 1848 brachten bald in dieses friedliche Wirken, sowie in Göth's ämtliche und literarische Verhältnisse manche Störungen. Wie jeder öster- reichische Patriot hatte auch er die Gewährung freiheithcher Staatseinrichtungen mit grosser Begeisterung und mit kaum minderer Freude auch die Reformideen des neuen Unterrichts- ministers Freiherm von Feuchtersieben begrüsst. Allein die bald hervorgetretenen Pöbelexcesse in Wien und selbst die mehr und mehr gestörte Disciplin am technischen Institute in Graz mässigten allmählig seine überschwänglichen Hoffnungen, indem er sich durch den verminderten CoUegienbesuch von Seite seiner nur von politischen Ideen erfüllten Zuhörer in seinem Berufe als Lehrer behindert und durch Umändeiiing fast aller bisherigen Landesverhältnisse und Einrichtungen in der Fortsetzung seiner steiermärkischen Topographie gleich- zeitig als Schriftsteller gehemmt sah. Abgesehen von der Stockung aller buchhändlerischen Unternehmungen musste nämlich die Herausgabe des 4. Bandes der Topographie zunächst schon desshalb vorläufig unterbleiben, weil die darin geschil- delten bisherigen Verhältnisse, nämlich die politische Eintheilung des Landes in fünf Kreise und in eine Menge patrimonialer Bezirksobrigkeiten, die nun den neuen Gerichts- und Ver- waltungsbehörden gewichen waren, dem thatsächlichen neuen Zustande nicht mehr entsprachen. Göth gieng dessenunge- achtet eürig an eine zeitgemässe Umarbeitung seines Manu- scriptes; allein, da stets neue Organisirungen einander verdrängten und jede Hoffnung auf eine baldige endgiltige Einrichtung des Staates und Landes zeratörten, so musste der entmuthigte Autor endlich die Vollendung seines höchst verdienstvollen Werkes ftirderhin leider auf sich beruhen lassen. Dabei er- kaltete aber sein Interesse für Kunde und Geschichte des Landes keineswegs, und als ihn der historische Verein für

G

78

Steiermark, dem er schon 1847 als Mitglied beigetreten war, 1850 in seinen Ausschuss wählte, widmete er demselben fortan durch viele Jahre seine aufopfernde Th&tigkeit

In diesem und dem nächsten Jahre unternahm er mit seiner Gemahlin mehrere Ferienreisen, so \ 850 durch Baiem und Oberitalien, 1851 durch Mitteldeutschland bis nach Köln und drei Jahre später nach Salzburg, von wo aus die gross- artigen Hochgebirgs-Oegenden von Berchteagaden und Grastein besucht wurden. Das Jahr 1854 brachte ihm auch eine angenehme Verminderung in seinen ämtlichen Obliegenheiten, indem der ihm sehr lästige Unterricht im Zeichnen, den er seit 14 Jahren neben seinen Vorträgen über Elementar- Mathematik besorgt hatte, bei der steten Zunahme der Schüler einem eigenen Lehrer üb^tragen wurde.

1856 folgte die gänzliche Auflassung der Vorbereitungs- dasse am Joanneum, an der Göth bisher gewirkt hatte und die nach Errichtung einer eigenen Realschule überflüssig ge- worden war. Ihm oblagen femer nur noch die Vorlesungen über die höheren TheQe der Elementar-Mathematik an der technischen Lehranstalt, wodurch ihm der mühsame Unterricht in den ersten Anfangsgründen dieser Wissenschaft erspart blieb. Dagegen ernannte ihn der Finanzminister im Herbste desselben Jahres zum Mitgliede der Prüfungscommission ibr Finanzbeamte, die auf höhere Bedienstungen Anspruch machen wollten, welches Geschäft, da sich Anfangs eine Menge von Bewerbern aus dem Beamten- und Militärstande meldeten, einen beträchtlichen Zeitaufwand erforderte^ zumal bei den praktischen Prüfungen in den Bierbrauereien, Branntwein- Brennereien u. dgl.

Ehe dieses veränderungsreiche Jahr ganz ablief, traf Göth noch ein misslicher Unfall, der ihn Anfangs in grosse Besorgniss versetzte. Er brach sich nämlich im Anfang des Decembers durch einen Fall auf der glatteisigen Strasse den rechtseitigen Vorderarm; die iSeilung gieng aber glücklich vor sich und nach dem Neigahr 1857 vermochte er bereits vneder seine Vorlesungen zu beginnen; wobei er freilich den verletzten Arm

79

noch in der Schlinge trägem und nocli mit der linken Hand •schreiben musste.

Das Jahr 1858 brachte hierauf einen wesentlichen Um- schwung in Göth's ämtliche Verhältnisse. Er wurde nach der Beförderung des Dr. Georg Haltmeyer zum Director des polytechnischen Institutes in Wien vom ständischen Ausschusse an dessen Stelle provisorisch zum Studien- Yicedirector und Gustos am Joanneum ernannt. Da er nebstbei seine Professur wie bisher zu verwalten hatte, so verursachten ihm diese beiden neuen Aemter; zumal Anfangs^ grosse, oft bis tief in die Nacht hinein fortgesetzte Anstrengungen. Allein er über- wand bald alle Schwierigkeiten and errang sich auch in dieser Stellung das unbedingte Vertrauen des Curatoriums und der Studiendirection. Insbesondere war es der Erzherzog, welcher sich dadurch sehr befriedigt fand, dassOöth, der schon vor 28 Jahren sein Hausgenosse war und seither stets unter seinem Schutze stand, nun eine so hervorragende Stellung am Joanneum einnahm und dadurch wieder in vielfältigen und nahen Verkehr mit ihm selbst kam.

Es war am 7. Mai 1859 bei der letzten Sitzung, die der erlauchte Stifter dieser herrlichen Landesanstalt mit deren Curatoren vor seinem nur vier Tage später erfolgten allgemein tief betrauerten Heimgange abhielt, wo Göth Sr. Majestät dem Kaiser zum wirklichen Studien- Vicedirector vorgeschlagen wurde, worauf am 2. August auch dessen a. h. Ernennung erfolgte.

Er legte nun seine Professur nieder und widmete sich ungetheilt den Geschäften, welche die Leitung der technischen Lehranstalt und die Oberaufsicht über die Museen mit sich brachte. Eines der letzteren, das Archiv, Münz- und Antiken- kabinet, verwaltete er auch, während die StciUe des Vorstandes unbesetzt war, durch mehrere Monate unmittelbar. Eine be- sondere Anerkennung sprach ihm der ständische Ausschuss auch für die patriotische Uneigennützigkeit aus, mit der er dem an Räumlichkeiten immer mehr Mangel leidenden Institute die Freiwohnung, die ihm darin als Gustos gebührte, ohne Entschädigung für die eigenen Zwecke überliess.

G*

80

Das Jahr 1861 führte neuerlich wesentliche YerftiideiiiDgen in Göth's Verhältnissen herbei Am 24. April 1861 eriag der Abt zu Bein Ludwig Erophius von Eaiserssieg, durch Humanität und Gelehrsamkeit eine Zierde seines Standes und ein hochverehrtes und hochverdientes Mit^ed der ständischen BathscoUegien und des Joanneums - Curatoriums, unerwartet einer Lungenentzündung. Er hatte schon beim Eintritte der neuen Landesverfassung, acht Tage vor seinem Ableben auch die Stelle eines Studiendu^ectors am Joanneum niedergelegt und 6 ö t h , den er durch jahrelange genaue Erprobung sehr schätzen gelernt, dem neuen Landes-Aosschusse zur Verwaltung des von ihm heimgesagten Amtes bestens empfohlen und noch an dessen Sterbelager empfing 6öth das Decret mit der provisorischen Ernennung zu dessen Nachfolger.

Durch das Ableben des würdigen Abtes von Rein kam auch die Directionsstelle des historischen Vereines für Steier- mark in Erledigung und es gereicht Göth zu hoher Ehre, dass man ihn auch für sie zum unmittelbaren Nachfolger eines Mannes wählte, der seit einem Menschenalter in so hohem Ansehen und so allgemeiner Hochachtung stand.

Der 16. Juli dieses Jahres brachte den Gedächtnisstag des fünfzigjährigen Bestandes des Joanneums. Göth verfasste als eine höchst passende Festschrift, hiezu noch vom erlauchten Stifter selbst aufgefordert, eine umfassende Geschichte dieses schönen Institutes. Sie wurde sammt einer vom Professor Karl Badnitzky gravirten Denkmünze Sr. Majestät dem Kaiser von Oesterreich und mehreren dem verewigten Erz- herzoge befreundeten Souverainen als ein Zeichen dankbarer Erinnerung an ihn übersendet, auch sonst in den weitesten Kreisen vertheilt und trug dem Verfasser nicht nur allgemeine Anerkennung, sondern auch viele Ehrenbezeugungen ein*).

*) So erhielt derselbe von J. M. M. dem Kaiser von Oesterreich und dem Könige von Wflrtemberg die grosse goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft; von den Königen Ludwig und Maxmilian von Baiem, von Sachsen, Belgien, Schweden und Griechenland, sowie von den Grossherzogen von Sachsen- Weimar, Hessen-Darmstadt und Baden und vom Herzog von Brabant schmeichelhafte eigenhändige Schreiben.

81

Leider erschütterte die Anstrengung, welche diese binnen einer kurzen Frist zu vollendende literarische Arbeit erforderte, zum ersten Male Göth's bis dahin feste Gesundheit Aber eine mehrwöchentliche Cur in Karlsbad schien sein Wohlbefinden wieder hergesteQt zu haben, zumal, nachdem er selbe im Sommer 1862 mit gutem Erfolge wiederholt hatte.

Im nächsten Herbste wählte man Göth zum Obmanne eines Comit^'s zur Gründung eines selbständigen Thierschutz- Yereines in Steiermark. Er erkannte den Zweck desselben, die rohe Behandlung der Thiere zu beseitigen, als einen sehr humanen und zudem geeigneten, um auch auf die Milderung der Volkssitte überhaupt civilisirend einzuwirken. Es gelang ihm auch, einen solchen Verein thatsächlich in das Leben einzuführen, und 1863 zu dessen Ausschussmitglied und Cassa- führer erwählt, besorgte er fortan nicht nur dessen sämmtliche Geldgeschäfte, sondern war auch darauf bedacht, stets neue Mitglieder anzuwerben, lieferte passende Aufsätze für das Ver- einsblatt und bemühte sich insbesondere, ein schonenderes Vorgehen bei der Verfrachtung der Stechthiere in Uebung zu bringen. In Würdigung seiner grossen Verdienste um diesen Verein zeichneten ihn die Thierschutzvereine zu München und zu Graz in der Folge durch die Ueberreichung ihrer Vereinsmedaillen aus.

Jm Jahre 1863 wurde Göth vor Allem durch wichtige Obliegenheiten in seinem Hauptberufe in Anspruch genommen. Es galt die schon im vorigen Jahre angeregte neue Organi- sirung der technischen Lehranstalt und deren förmliche Umge- staltung zu einer technischen Hochschule vorzubereiten, zu welchem Zwecke der Lehrkörper unter Göth's Vorsitze die Entwürfe zu den neuen Einrichtungen in vielfältigen Bera- thungen auszuarbeiten berufen war.

Nebenher war Göth aber über Ersuchen des k. baier. Hauptmannes Carl Woldemar N e u m a n n und des k. würtem- bergischen Ober- Justiz-Revisors C. Grüner auch mit grosser Emsigkeit bemüht, das Archiv und die Buchhaltungsregistratur der steiermärkischen Stände zu durchforschen, um neue Be-

82 -

helfe zu einer ausführlichen Lebensbeschreibung Keplers, der bekanntlich von 1594 bis 1600 ständischer Professor an der protestantischen Stiftschule in Graz war, an die Hand geben zu können. Es glückte ihm auch, zahlreiche Beiträge dieser Art in den alten Amtsschriften aufzufinden, und dem zur Errichtung eines Eepler-Denkmales zu Weil der Stadt zusammengetretenen Comite übersenden zu können, wofür ihn dieses in dankbarer Freude zu seinem Ehrenmitglied e ernannte.

Im September darauf unternahm er einen Ferienausflug auf den Pasterzengletscher bei hl. Blut und auf die herrliche Yillacher Alpe Dobratsch; leider zog er sich aber dadurch eine Drüsengeschwulst und eine Gelenksentzündung zu, welche hart- näckige Uebel erst im Frühling 1865 wichen, aber im Sommer doch noch eine Nachkur in Gastein nöthig machten.

Glücklicherweise erhielt der in seinen Gesundheitszu- ständen doch immerhin Geschwächte bald darauf eine willkom- mene Geschäftserleichterung. Gemäss dem neuen Studienplane, welcher ein unter den Professoren aUjährlich wechselndes Studiendirectoriat einführte, gieng nämlich die bisherige stän- dige Directorsstelle gänzlich ein. Göth übergab sonach am 15. September 1865 die Leitung der technischen Lehranstalt an seinen neu gewählten Nachfolger und trat in Folge des Landtagsbeschlusses vom 7. December 1865 mit dem ihm in Anerkennung seiner eifrigen Dienstleistung zugewiesenen Ge- nüsse seines ganzen Gehaltes als emeritirter Director in den Ruhestand, blieb aber noch femer in der Ausübung seines Amtes als Gustos am Joanneum. Dieses beschränkte sich zwar nur auf die innere Verwaltung und CassafÜhrung an demselben, allein, da das vom Stifter eingesetzte Curatorium beseitigt worden war und die Person des Studiendirectors jährlich der Veränderung unterlag, so bildete die Custodie fortan gleichsam den conservativen Vereinigungspunkt am Museum, der dessen geschichtliche Ueberlieferungen zu erhalten und dessen Ge- sammtinteressen walirzunehmen geeignet erschien. Göth fühlte sich in dieser wesentlich erleichterten und doch vielseitig ein- greifenden Wirksamkeit ganz zufrieden, zumal ihn auch das

83

ungeschmälerte Vertrauen des Landes -Ausschusses mit er- hebender Genugthuung erfüllte. Leider sollten diese ihm zu- sagenden Lebensverhältnisse nicht von langer Dauer sein. Mit dem Beginne des Jahres 1868 stellte sich beiGöth ein hartnäckiges Eopfleiden ein, welches, wenn auch mit grosser Schwierigkeit beschwichtigt, doch seme körperliche und geistige Spannkraft so herabstimmte, dass er immer mehr das Bedürf- niss der Befreiung von allen geschäftlichen Mühen und Sorgen wahrzunehmen anfing, und daher im Mai desselben Jahres sich veranlasst fand, die Ehrenämter als Director und Secretär des historischen Vereines für Steiermark niederzulegen.

Es ist vielleicht hier am Platze, auf Dr. Gothas höchst verdienstliches Wirken für diesen Verein sonderheitlich einen RückbUck zu thun. Er schloss sich demselben, wie schon er* wähnt, 1847 als Mitglied an, und musste als solches um so mehr willkommen sein, als er sich bereits durch umfangreiche und gediegene Werke im Gebiete der Orts- und Landesbe- schreibung, welche auch Ergebnisse historischer Forschungen aufweisen, als fachverwandter Schriftsteller hervorgethan hatte. Man wählte ihn daher, nachdem er bereits 1850 in den Ver- einsausschuss berufen worden war, nach dem Ableben des kais. Rathes und Professors Dr. Leop. Hassler 1852 zum Vereinssecretär. Von nun an versah Dr. Göth den ganzen schriftlichen Verkehr des Vereines, führte das Protokoll bei allen Sitzungen des Ausschusses und der allgemeinen Ver- sammlung, verfasste die Jahresberichte über den Zustand und das Wirken des Vereines, sowie die Auszüge des Interes- santesten aus den Berichten der Bezirkscorrespondenten, be- sorgte die Drucklegung der vom Vereine jährlich veröffentlichten Mittheilungen ^ und betheiligte sich an diesem Jahrbache auch eifrigst selbst als willkommener Mitarbeiter, indem er für selbes eine Reihe von werthvollen Aufsätzen, sovrie eine Anzahl von 1490 Urkunden-Regesten lieferte.

Auch später, als man ihn 1861 zum Dfrector des Vereines gewählt hatte, bewährte er den an ihm schon gewohnten un- ermüdlichen Eifer und vei*stand er es zudem, durch sein wohl-

84

wollendes Wesen und seine angenehme Verkehrsweise stets ein freundschaftliches Zusammenwirken der Ausschussmitglieder aufrecht zu erhalten. Darum fanden auch seine Vorschläge geneigtes Gehör. Schon 1860 hatte er in der allgemeinen Ver- sammlung den Antrag gestellt, man möge an jenen Häusern der Stadt Graz, in deren Nähe historisch merkwürdige Gebäude standen, wie z. B. das eiserne Thor, die Murthore u. dgl., oder welche die Geburts-, Wohn- oder Sterbestätten berühmter Männer waren, steinerne Inschrifttafeln anbringen, und zwar vor andern an dem Schlösschen Mühleck unter Graz, wo Johannes Kepler für einige Zeit mit seiner Gattin Barbara Müller von Mühleck sein Heim aufgeschlagen hatte. Dieser Antrag wurde auch bald darauf in Ausführung gebracht, indem man am südlichen Auslaufe der Herrengasse und am Guts- gebäude von Mühleck Denksteine anbrachte. Ebenso veranlasste Göth durch seine 1865 und 1866 wiederholt gestellten An- träge, dass eine neu eröffiiete Strasse, nämlich jene, welche vom Südbahnhofe zur Ferdinands-Kettenbrücke führt, nach dem grossen Astronomen benannt wurde. Er war es auch, der in der allgemeinen Versammlung 1863 zuerst wieder auf das Verdienst zurückwies, welches sich ein gebomer Grazer, Dr. Leop. A u e n b r u g g e r, um die leidende Menschheit durch eine Erfindung erwarb, die lange fast unbeachtet, erst in un- serer Zeit zur vollen Würdigung gelangte, nämlich durch jene der zur Erkennung gewisser Krankheitszustände jetzt allgemein angewendeten Beklopfung der Brustkorbes, welche dieser schon 1762 in seinem Werke „luven tum novum £c" seinen ärztlichen Collegen angelegentlich empfahl.

Wie bereitwillig Göth seine Dienste dem Vereine in jeder Richtung widmete, geht femers daraus hervor, dass er während der ganzen Dauer seiner Function als Director auch die Cassageschafte des Vereines mit grösster Genauigkeit führte. Ebenso weisen die jährlichen Zuwachsverzeichnisse der Vereins- sammlungen nach, dass er dieselben wiederholt durch werth- voUe Geschenke an Büchern und Archivsschriften bereicherte.

Es war nach allem dem nur ein Act gerechter Würdigung

85

von Seite des historischen Vereines, dass er Göth beim Ab- laufe seiner sechsjährigen Wahlperiode im December 1867 neuerlich zum Director erkor, und ihm bei seinem schon im nächsten Jahre erfolgten Rücktritte „über diesen bedauerlichen Entschluss seine Betrübniss ausdrückte, sowie zugleich für den regen Eifer, die stets wache Umsicht und die treue Sorgfalt, womit er für das Gedeihen des Vereines patriotisch gewirkt hat, seinen tiefgefühlten Dank bezeigte ^

Aber auch, nachdem Göth in die Reihe der einfachen Mitglieder des Vereines zurückgetreten war, nahm er an dessen Angelegenheiten noch lebhaften Antheil, betheiligte sich ein- gehend an den Verhandlungen der allgemeinen Versammlungen, und liess sich auch bereit finden, das Comite, welches zum Entwürfe neuer Vereins-Statuten, sowie einer Geschäftsordnung und Instruction für die Bezirkscorrespondenten zusammengesetzt worden war, mit seiner auf reicher Erfahrung beruhenden Sachkenntniss zu unterstützen. Der Verein zeichnete ihn in Anbetracht alles dessen auch durch die Ernennung zu seinem Ehrenmitgliede aus.

Im Sommer 1868 suchte Dr. Göth zwar seine Gesund- heit durch eine mehrwöchentliche Trinkkur in Sauerbrunn bei Rohitsch wieder herzustellen, allein diese vermochte ihm zwar wohl einige Erholung zu gewähren , nicht aber ihm seine vorige geistige Elasticität vollends wieder zu geben. Und so sah er sich denn genöthigt, beim steiermärkischen Landes-Ausschusse um Versetzung in den vollständigen Ruhestand anzusuchen.

Nur mit Bedauern willfahrte man seiner Bitte, indem man ihn am 16. Jänner 1869 auch von seinem Amte als Gustos des Joanneums enthob, nicht ohne ihm zugleich die volle An- erkennung seiner treuen Pflichterfüllung und den Dank für seine unermüdliche Hingebung bei seiner Dienstleitung wieder- holt auszusprechen.

Nun trat für th ein Zustand ein, der ihm bisher ganz unbekannt war, der Zustand gänzlicher geschäftsloser Ruhe. Jedoch er soUte dessen Annehmlichkeit, so sehr er es durch vor- herige Anstrengungen verdient hätte, nicht mehr lange gemessen.

86

Eine im Jahre 1871 ausgebrochene neue Erkrankung, die von einem Exsudate der Lunge herrQhrte, drückte seine ohnehin nie vollends wieder gehobene Lebenskraft noch tiefer herab. Nur dem in diesem und dem folgenden Jahre unter- nommenen Curgebrauche in Gleichenberg und der aufopfernden Pflege seiner geliebten Gattin verdankte er es, dass er noch durch einige Zeit sein Leben fristete. Noch die letzte Neige seiner Tage und Kräfte widmete er mit hingebender Unver- drossenheit einem Geschäfte des historischen Vereines, zu dessen Yollführung er sich selbst angeboten hatte, nämlich der gewissenhaften Revision und Zusammenstellung des Registers zu Albert v. Muchar's achtbändiger Geschichte von Steier- mark« Da es auf der Grundlage von Auszügen beruhte, weldie Herr Eduard Damisch auf 48.000 Zetteln verfasst hatte und einen ganzen, den neunten Band füllte, so geht daraus hervor, welchen Aufwand von beharrlicher Bemühung eine so um&s- sende Leistung erfordert hat.

Göth hatte bei dieser seiner letzten literarischen Arbeit die Wintermonate von 1872 auf 1873, wiewohl grössten- theils auf seine Wohnung beschränkt, in einem ziemlich be*

«

friedigenden Zustande hingebracht und konnte von dem bereits nahe herangerückten Frühlinge eine neuerliche Belebung seines Organismus hoffen. Allein diese Hoffnung sollte sich leider nicht erfüllen.

Am 4. März 1873 machte er um die Mittagsstunde mit seiner Gemalin noch eine Erholungsfahrt in das Freie und befand sich dabei anscheinend ganz wohl Allein er war kaum zu Hause angelangt, so befiel ihn ein Unwohlsein und plötzlich machte ein Lungenoedem seinem thätigen Lehm ein rasches Ende.

Zwei Tage daranf wurde die leibliche Hülle des um die Wissenschaft und ihre Jünger hochverdienten und allgemdn hochgeachteten Mannes unter lebhafter Betheiligung der Be- völkerung bestattet Eine Musikkapelle, die einen eigens dafür componirten Trauermarsch anstimmte, eröffnete den anaehn- Uchen Zug ; dann folgte unter dem Y ortritte von Chorsäiigem

87

und Ordensgeistlichen der Leichenwagen mit dem reich mit Blumenkränzen geschmückten Sarge, dem die verschiedenen Medaillen, mit denen der Verstorbene ausgezeichnet worden war, auf einem Sammtpolster nachgetragen wurden , und un- mittelbar darauf schlössen sich die leidtragenden Angehörigen der Familie in mehreren Trauerwägen an. Ihnen folgten zu Fuss in langer Reihe die Vorstände und Mitgtieder des histo- rischen Vereines und anderer Gesellschafben, denen er ange- hört hatte; Professoren der beiden Hochschulen und anderer Lehranstalten; Doctoren und SchriftsteQer ; Studenten mit ihren Verbindungsabzeichen und eine Menge anderer Verehrer und Freunde des Hingeschiedenen theils zu Fuss, theils in einem zahlreichen Gefolge von Wägen.

G ö t h's irdische Reste ruhen nun auf dem Friedhofe bei St. Peter in der Familiengruft, die in der nordwestlichen Ecke der dritten Abtheilung desselben neu erbaut wurde.

Ihn betrauert seine Witwe Josefine, geb. Prandstetter sammt zwei verheirateten Töchtern, Hermine Freiin v. Zois und Maria Edle v. Campi, an denen auch er bis an sein Lebensende mit inniger Liebe hing. Erstere übergab dem historischen Vereine für Steiermark aus dem Nachlasse ihres Gatten eine Sammlung werthvoUer Bücher und widmete, um sein Andenken bleibend zu ehren, dem Unterstützungsvereine für würdige und dürftige Hörer der technischen Lehranstalten, dem er als Präsidenten-Stellvertreter angehört hatte, ein Ca- pital von tausend Gulden zur Stiftung eines Stipendiums.

W^enn ihn seine Familie mit der liebevollsten Anhäng- lichkeit umgab, so schenkten ihm in den weitesten Kreisen auch Alle, die ihm als Vorgesetzte oder Untergebene, als Freunde oder Berufsgenossen, oder bei zufälligen Anlässen anderswie näher getreten waren, volles Vertrauen, aufrichtige Zuneigung und ungetheilte Hochachtung Die freundliche Miene seines wohlgeformten Angesichtes, das ein nicht reichliches blondes Haupthaar und in den letzten Jahren ein dünner Wangenbart umrahmte, und seine mittelgrosse in gefälligen Umgangsformen leicht bewegliche Gestalt nuu^te schon beim

88

ersten Beg^;nen einen günstigen Eindruck, der aber bei näherer Bekanntschaft durch die trefflichen Eigenschaften seines Innern noch weit mehr erhöht wurde. Er verband stete Höflichkeit mit offener Geradheit, vereinte genaue Pflichterfbllung mit grosser Herzensgüte, überwand oft schwierige Verhältnisse durch kluge Mässigmig, führte Alles, was er einmal ergriffen hatte, mit Eifer und Beharrlichkeit durch ; bewahrte bei aner- kannter Verdienstlichkeit stets gewinnende Anspruchslosigkeit und verdiente wenigstens nie einen Feind, wenn er je einen gehabt haben sollte. Ehre für immer seinem Andenken! Er war nicht in unserer schönen Steiermark geboren, aber er hat vom Beginne seiner frühesten Mannesjahre bis zum Hinscheiden im Greisenalter von siebzig Jahreu in derselben und für dieselbe gelebt und mit hingebendem Liebeseifer gewirkt, wie einer ihrer besten Söhne.

Anhang.

A. Verzoiehniss der von Dr. Georg Goth yeröffentlichten

Werke und Anfeätze.

1. Selbstständige Werke:

Beschreibung des landwirtbschaftlicben Zustandes der Filiale Brandhof im Brucker Kreise. Sonderabdruck aus der Zeit- schrift : Verhandlungen und Aufsätze der k. k. Landwirthschafts- Gesellschaft. Gr&tz 1834. Seiten 83.

Yordernberg in der neuesten Zeit, oder geschichtliche Darstellung der Vereinigung der Radgewerken nebst Beschreibung des Berg- und Hüttenbetriebes daselbst. Mit 13 lithographirten Tafeln; Wien, im Verlage bei J. G. Heubner 1839. S. VL und 252.

Das Herzogthum Steiermark, geographisch - statistisch- topographisch dargestellt und mit geschichtlichen Erläuterungen versehen. Geweiht Sr. kais. Hoheit Johann Baptist, Erzherzog

89

von Oesterreich. Erster Band. Allgemeine Uebersicht. Bmcker Kreis, Anfang. Verlag von J. G. Heubner, Wien 1840, gr. 8. S. XYI und 472. Zweiter Band. Bracker Kreis, Ende. Wien 1841, Verlag von J. G. Heubner. S. VI und 464. Dritter Band. Judenburger Kreis. Selbstverlag des Verfassers. Graz, 1843. Druck und Papier von J. A. Kienreicb. S. V und 600. Vierter Band. Grazer Kreis. Im Manuscript von der Witwe Frau Josefine G ö th dem historischen Vereine für Steier- mark übergeben. Das Joanneum in Gratz, geschichtlich dargestellt zur Er- innerung an seine Gründung vor 50 Jahren. Gratz. Druck und Papier von A. Leykam's Erben. 1861. gr. 8. S. XI und 323.

2. Einzelne Aufsätze in Zeitschriften:

Im ämtlichen Berichte über die 23. Versammlung deutscher Natur^ forscher und Aerzte in Nürnberg 1845, p. 80. Vortrag über eine directe Auflösung der Aufgabe, den Stundenwinkel und die Polhöhe eines terrestren Objectes zum Behufe der Zeitbe- stimmung in grossen geographischen Breiten zu bestimmen.

In „Naturwissenschaftliche Abhandlungen*^. Herausgegeben von Wilh. Haidinger. 1. Band. M. 93. Wien 1847. Bd Braumüller und Seidel : Ueber die Hagelstürme in Steiermark. Mitgetheilt am 19. November 1846*.

In der „Steiermärkischen Zeitschrift". Neue Folge. 9. Jahrgang.

1. Heft, 1848. Das Schloss Feistritz bei Hz und dessen Besitzer. S. 63.

In den „Mittheilungen des historischen Vereines für Steiermark". Historische Mittheilungen. Beschreibung steierm. Schlösser.

2. Heft, 1851. S. 74. Riegersburg. Mit 2 Abbildungen.

3. Heft, 1852. S. 130. Waldstein. Mit 1 AbbUdung. 4. Heft, 1853. S. 73. Strechau. 5. Heft, 1854. S. 103. Haus- und Hofinarken. S. 177. Gösting. ~ 6. Heft, 1855. S. 178. Pöllau. 8. Heft, 1858. S. 125. Zur Geschichte der Hansgrafen in Steiermark. 14. Heft, 1866. Gedenkbuch, S. lU. Erzherzog Johann von Oesterreich. Seine Wirksamkeit für die steierm. Geschichte. 15. Heft, 1867, Gedenkbuch, S. XXIX. Cari-

90

mann Tangl. Jahresberichte über Zustand und Wirken des historischen Vereines. Hefte: 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10 (zwei) nnd 11. Berichte über die allgemeine Yersammlnng des bist. Vereines. Hefte: 6, 7, 8, 9 nnd 10 (zwei). Aus- züge aus den Berichten der Bezirkscorrespondenten. Hefte : 3^ 4, 5, 6, 7, 8, 9 und 10. Urkunden-Regesten. Heftie: 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13 und 14.

B. Ehrenbezeugungen.

Dr. 0. Göth wurde 1833 durch Wahl Mitglied der steierm. Landwirthschafts-Gesellschaft ; 1836 Mitglied des kämt. Industrie- Vereines; 1839 Mitglied der Landwirthschafts-Gesellschaft in Odessa, des Vereines ftlr Natur- und Heilkunde in Dresden, der Gesellschaft zur Förderung nützlicher Künste und Wissenschaften in Frankftirt und der Landwirthschafts-Gesellschaft in Innsbruck ; erhielt 1840 die schwedische grosse goldene Medaille; wurde 1841 Mitglied der Gesellschaft der Erdkunde in Berlin; 1845 Doctor der Philosophie der Universität Jena; 1847 Mitglied des historischen Vereines ftlr Steiermark; 1850 des deutschen National- Vereines zu Leipzig; 1855 des statistisch-historischen Vereines für Natur- und Landeskunde in Brunn ; 1860 der Ge- sellschaft der Wissenschaften in Görlitz; erhielt 1862 die grosse goldene kaiserl. österr. und die grosse goldene königl. würtemb. Medaille und yiele a. h. Handschreiben, sowie die Verdienst- medaillen der Thierschutzvereine zu München und Graz und wurde Ehrenmitglied des historischen Vereines in Krain; 1864 Ehren- mitglied des Kepler-Comit4*s zu Weil der Stadt und des histo- rischen Vereines in Kärnten und 1871 des historischen Vereines flu* Steiermark.

I

m dj

ririch Egj

Bürger zu kra Glebinger (f nul

Beilage II.

efan

II St. Dorothea ann eu Rotten- n 14A5.

(Thomas)

Uürger In Wien UM.

Eli^h

asar

vermahltl 151 G) vonRlnilt N. v. Moss- leiin.

Ursula

(f 1519) vcrm. in. Johann Zieg- 1er, Hub- u. Kollormoister

In Graz.

Margaretha

vermählt m. Leonhard v.

Ehrnao, k. Rath u. Vice-

dom In Steier (151G).

Baltl

(geb. 154n- Biirgor zu AJ Pfttr. zu Augsb verm. 7. XII. Wa

Seifried

(geb. l_52ß, t 1594)

1555 HUrgermeister

verm. m. Benigna GktUer

1558.

A.nna Benigna (t 1617)

brmählt mit i Frli. V. Her- aorf

th. Frh. V. Her- itein.

vermählt mit Heotor v. Sondendorf zu Kirchberg a. W. In Oesterr.

4-

sTolfgang [Maria Sidonia

(t 1614) jrm. m. Jul. Neldhard Graf

m. Anna EliBai Morberg.

ron Backnita. >

Leonor^rfried

iiic) 5. X. 1713 t

Iclitensteln <von Rosenberg.

ton II.

VI. 1716) Gr&fln Scemberg.

Josefa

verm. ra. Job. W. Graf «u Slnzendorf.

Josefa

■. XI. 1774.) arl Graf Ijeslie.

Johann Christian II.

(geb. 9. III. 170J, t 23. II. 1717.)

der letzte Eggenberg.

N

h

'.*

v^