D>) SS 22» > 355 5 SE Fein ER ER —__ N RZN ER | TITET CE < a 71 Arbeitsgenossen, absonderliche 62 Athene noctua NEN 91 Audienz bei Sr. Majestät 10 Auffütterung eines gefangenen jungen Thurmfalken durch seine Eltern 57 Ausgestorbene Vogelarten in der käis. Samml. in Wien. Seo Ausstellung, Dritte, der „Aegintha“ in Berlin ONE Ne ERDE Me Ausstellung der Westsibirischen For- schungsreise 1576 39 Barboza J. V., du Bocage, Omithologie d’Angola (Rec.) 5 si Bastard, fruchtbarer von Ringeltauber und Haustaube 37 Bastarde von Haushahn "und "Perl. | henne 35, 43 | Beiträge für die. Sammlung des Ver- eines 38, 80 Birkhuhn, kaukasisches 25,29 Bocage J. V. Barboza du, Ornithologie d’Angola (Reec.) & 81 Briefkasten : 11, 21, 10, 72, 82 Brünnlbad, Nistkästchen im . 18 Bürzeldrüse, elektrische Eigenschaft der 55 Chine, Les Oiseaux de la, David & Oustalet (Rec) 2.un: ES Culturen, zum Schutze unserer 5 David P. Arm. & Oustalet E., Les Oiseaux de la Chine (Ree.) . s1 Deutschlands Säugethiere und Vögel, von E. F. Homeyer (Ree.) 48 Drosseln, Verkauf derselben zu Küchen- zwecken Druckschriften, 90 "11,21 40, Eier, von einem Thurmfalken im Käfig eingelaufene gelegt 6 39 Eierdotter, schwarze af: 55 Elektrische Eigenschaft der Bürzeldrüse 55 | Ephialtes scops., L. . © 29 || Eversmann, Addenda ad eeleberrimi Pallasii Zoographiam Rosso-Asiati- cam (Vortrag) 27 Ficedula hypolais, L. 17: | Fremde Vereine, Von dens, Flussrohrsänger, 10, 30, 72, 91 dessen Nest und Eier 51 Gefiederte Welt, v. Dr. K. Russ (Rec.) 64 Geflügelausstellung , III. internat. in Wien Geflügelzucht - erein? (Erster Oesterr. 10, 30, 72 Giebel Dr. C. G., Thesaurus Ornitho- | logiae (Rec.) 72 Hlabichtseule, die in Mähren 8 Habichtseule, zur Verbreitung der . . 47 Hartlaub Dr. G., die Vögel Madagas- cars etc. (Rec.) 56 Haushahn, Bastarde von ihm und Perl- henne 935,043 10,30: | REGISTER. Seite Hausrothschwanz, dessen vertik, Ver- | breitung E 169, Haustaube, Bastarde von She "und Ringel- tauber 37 | HomeyerE.F. ‚Deutschlands Säugethiere und Vögel etc. AREA) ..N - . 48 Bllustr. Thierbilder von Fried. Tichter- | feld (Rec.) 82 | Inserate 11, 22, 30, "40, 50, 56, 64, 72, 832, 94 MKaukasisches Birkhuhn ; a 29 er 7 fer Kiwi, ein gefangener Kormoran- Scharbe unter zahmem W asser- | geflügel . 62 | Lachmöve 5| Lang Karl 7 12 Lanius collurio, L. 62 Larus yidibundus, L. 5 Lebenszähigkeit einer Truthenne 93 | Leser, an unsere se] Liehterfeld Fried., Illustr. "Thierbilder | (Ree.) SER 8.0 | Lilienfeld, Vogelfauna von 58, [656 76, 87 | Literarisches 19, 48, 56, 63, 72, 81, 93 | Lusciola Tythis, Scop. . Eh. 63 | Mlelanismus beim Pirol . . . . , 90 | & beim Rephuhn .. 80. Mayer Dr. A. B. Abbildungen von | Vogel-Skeletten (Rec.) 5 2 Mitglieder, 1877 neu beigetretene, 19, 30, | Beh 1/24, su | Monatschrift des Sächs. Thür. Vereines | für Vogelkunde und Vogelschutz | (Rec.) ö ES | Monatsv ersammlungen al Zeh EL el ur, || 78, 80, 90, 91 | Museum Kaiserl., Nester- Acquisition | desselben . . , 47 | Nattern als Vogelfeinde 55 | Nest, ein poetisches o 39 | Nester, Acquisition des kaiserl. Musse- | ums von solchen . 47 Nistkästehen im Stadtpark 9 | % in Wien 18 | @©bedska bara 13, 23 | Oriolus galbula 90) Ornis Austr.-Hung., Uebersichten der ausserhalb Oest. Ungarn vorkomm. Arten der, v. En Marschall 15, 29, 38, 50, 78, 90 Ornis, die meines Gartens von Viktor | v. Tsehusi-Schmidhofen . 31 | Ornithological Miscellauy, von M. G. Dawson Rowley (Ree.) 19, | Ornithologische Literatur, eine Selten- | heit derselben te Ornithologischer Reisebericht . von. Ed. | Hodek.. ....44, 69, 73, 83 Ornithologisches Centralblatt (Ree.) 19, 94 Palmen, Zugstrassen der Vögel 49 Papag ei, Gedächtniss und Dankbarkeit eines grauen . 9 Perlhenne, Bastard von ihr u. Haushahn 35, 43 Phalacrocorax carbo, Dum. 5 62% Pirol, Melanismus bei demselben 90 Plecetrophanes nivalis 91 Poetisches Nest . . 39 Polnische Vogellegenden s0 Prater, die einstige Vogelfauna desselben 16 Prospeetus 1 Pyrrhocorax alpinus, Vieill. 62 Bephuln, Melanismus bei demselben. 80 | Seite Reisebericht, ormithologischer von E. Hodek 30 oe oe Reservegarten, Nistkästehen im 0 ee Ringeltauber, Bastard von ihm und Haustaube . 37 Rothrückiger Würger . 62 Russ, Dr., Kal, Gefiederte Welt (Ree.) 64 Sächs.-Thür. Verein für Vogel-Kunde und Vogel-Schutz, Monatschrift des (rechie 0 64 Salicaria Auyiatikis, Mey er nd w AilE 51 Sammlung des Vereines, Beiträge für dieselbe . 33, SO Schnee-Ammer . 2 RR gi Schnee-Eule . . . 30 BoD Schul- ee, IT RS! Schwab, Dr., Sebald 7 . . 38 Schwalbenfreund: nr kleiner 71 Schwarze Eierdotter IRB 55 Schwarzplättchen, ein thörichtes 41 Sperlingseule o a) Spottvogel gelber, hohes Alter "eines { solchen . 17 Staar, im Volksgarten 54 Stadtpark, Nistkästehen im 9 Starna cinereä s0 Steinkauz . o 9] Subvention von Sı. "Majestät 18 Surmia nictea, L. 29 Surnia passerina, L. 10 Sylvia atricapilla 3, al Syrnium uralense, Pall 8, 47 Wermeszetrajzi füzetek (Rec.) . 11, 49 Tetrao Miokosiewiczi, Taezan . . 25, 29 ThesaurusOrmithologiae v. Giebel (Ree.) 27 Thierbilder, illustrirte von Lichterfeld (Recent: 82 Thurmfalke (Tinn. alaud. ) Auffütterung eines gefangenen Jungen durch seine Eltern 57 Thurmfalke (Tinn. alaud. )i im n Käfig Bier legend ö 39 Trutheune, Lebenszähigkeit einer 93 Webersichten, von in fiemden Ländern vorkommenden Arten der Ornis Austr.-Hung. v. Graf Marschall 18, 29,38, > 7S, 90 Uraleule, in Mähren . . . R Ss Uraleule, zu deren Verbreitung H 47 Verbreitung vertikale des Hausroth- schwanzes . . E65 Vereinefremde, von denselben 10, "30, 72, 91 Vereinsangelegenheiten 10, 18, 28, 38, 50 72, 79, 90 Vögel, die, Madagascars etc. von Dr. G. Hartlaub (Ree.) Se 56 Vogelfauna, unseres einstigen Praters 16 Vogelfauna, von Lilienfeld 55, en 76, 87 Vogelfeinde, Nattern als & „ 55 Vogelfutterplatz, bei der Schule 34, 41 Vogelleben, in oberbayrischen Voralpen von W. Reichenau (Ree.) 20 Vogellegenden, Polnische so Vogelmärchen, v.A.E. Baldamus (Rec.) 19 Vogelschutz, der in der Volksschule 28 Vogel-Skelette, Abbildungen von solehen von Dr. A. B. Meyer Re) 72 Volksgarten, ein Staar im 54 Westsibirische se. Aus- stellung derselben . . Sr: 39 Zugstrassen der Vögelv.Palmen (Rec.) 49 Ziwerolkau ze 2 2 Er, Zwergohreulen . 29 I. Jahrg. . Nr. I & 2. Te Blätter für Worelkunde, Wrgel- Sans in Ditene Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Einderes. Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in W jene, Sdlenen monatlich einmal. Abonnements ä2H., sammt Franco- -Zustellung 2 fl. 23 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate &S kr. n —16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Friek anner ß rlar in Wien, I. Graben Nr. 27 entgegengenommen, und einzelne Nummern &ä 20 kr. — 40 PISamieR ö 7} 1 :\: daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redaktionsangelegenheiten sind an Herm Dr. C. id Enderes, Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Prospecetus. — An unsere Leser. — Ausgestorbene Vogelarten in der kais. Sammlung zu Wien ; von Aug. v. Pelzeln. — Zum Schutze unserer Culturen: Beiträge zur Kenntniss der Lebensweise der Lachmöve (Larus ridibundus L.) von Hanns Neweklowsky. — Die Ural- oder Habichts - Eule (Syrnium uralense Pall.) in Mähren ; von Josef Talsky. — Allerlei. — Vereinsangelegenheiten. — Von fremden Vereinen. — Eingelaufene Druckschriften. — Briefkasten. — Inserate. z| PROSPECTUS. Als wir im vorigen Jahre, kurze Zeit nach der Constituirung des Vereines daran gingen, „Mittheilungen des Ausschusses an die Mitglieder‘ im Drucke erscheinen zu lassen, waren wir schon von dem Gedanken geleitet, dass der Verein dringend eines ei genen OÖrganes bedürfe, welches einerseits dazu bestimmt, die Vorgänge | im Vereine selbst, die Schritte, welche der Ausschuss in Verfolgung der statutenmässigen Aufgaben und Ziele unter- nommen oder durchgeführt, den Mitgliedern ausführlich narzuchellen anderseits geeignet sei, den ersten und wichtigsten Zweck dee Vereines „die Förderung wissens Sakelilener und populärer Vogelkunde in möglichst weiten Kreisen“ zu erfüllen. Es ist dieses Bedürfniss nach einem eigenen Org gane um so dringender, als in Wien keine Zeit- schrift existirt, welche nur einigermassen geeignet wäre, als soldhes zu dienen. Anfangs mussten wir den bisherigen’ Modus unserer Publikationen wählen, weil wir uns, mit Rücksicht auf die geringen Mittel des Vereines, und darauf dass die Frage ob unser Unternehmen Interesse Ende Beitall finden werde eine noch ganz offene war, weder an bestimmte Zeitpunkte des Erscheinens, noch an einen bestimmten” Umfang unserer Mittheilungen binden konnten. Jetzt aber, wo sich der Verein in seinen Mitteln gekräftiget hat und die begründete Aussicht vorhanden ist, dass diess in kürzester Zeit in mach weit höherem Massstabe Far: Fall sein werde, wo wir von verschiedenen Seiten auf das freundlichste ermuthiget, ja direkte auf- 2 gefordert wurden, unsere Mittheilungen in ein Fachjournal zu verwandeln, wollten wir nicht mehr zögern, diesen für unseren Verein so bedeutsamen und wichtigen Schritt zu thun. Das Journal erscheint unter dem Titel: MITTHEILUNGEN DES ORNITHOLOGISCHEN VEREINES IN WIEN; Blätter für Vogelkunde, Vogel-Schutz und - Pflege, vorläufig monatlich einmal, wir hoffen recht bald halbmonatlich, mindestens einen halben Bogen stark, und zeigt an seiner Spitze eine aus dem fernen Süden über das Meer in die Heimat zutnelkkennemdke Schwalbe, welche nach einer ÖOriginalzeichnung in der R. v. Wald- heim’schen artistischen Anstalt in Holz geschnitten wurde. Die Redaction des Blattes wird von den Herren August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes geführt, der Druck in der J. B. Wallishausser'schen Buchdruckerei herge- stell. Format und sonstige äussere Ausstattung sind dieselben wie bei den bisherigen „Mit- theilungen”. Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick hat den Commissions-Verlag übernommen. Stoff und Form des Inhaltes sind durch die Zwecke des Blattes, welche mit jenen des Vereines zusammenfallen gegeben, die Hauptrubriken demnach die folgenden: Streng Wissenschaftlich-Ornithologisches, und zwar mit möglichster Berücksichtigung sowohl der allgemeinen Vogelkunde, als auch aller ihrer einzelnen Theile und Zweige, wie Morphologie, Anatomie, Physiologie, Biologie der Vögel, Systematik, geographische Verbreitung. Populäre, mehr oder weniger feuilletonistisch gehaltene Aufsätze über dieselben Themata, insbesonders aber auch über Nützlichkeit oder Schädlichkeit der Vögel gegenüber den Zwecken und Bestrebungen der Menschen, Vogel-Schutz und -Hegung, die Haltung, Pflege und Züchtung gefangen gehaltener Vögel, sowie des Geflügels im engeren Sinne, über alle damit zusammenhängenden Industrieprodukte, Apparate, Vorrichtungen und Materialien, über Jagd und Fang der Vögel, das Präpariren, Conserviren, Ausstopfen” USSat Eine eigene Rubrik „Allerlei” soll Notizen und Correspondenzen ornithologischer Natur, interessante einzelne Beobachtungen, Ausstellungsberichte u. dergl. m., enthalten. Unserm Vereine und seiner Thätigkeit, sowie Nachrichten von andern Vereinen gleicher oder verwandter Tendenz, sind die Rubriken „Vereins- angelegenheiten” und „Von fremden Vereinen” gewidmet. Die neuen Erscheinungen der ornithologischen Literatur werden ent- weder eingehend kritisch besprochen, oder mindestens angezeigt werden. Endlich wird die Redaction im „Briefkasten alle an sie einlaufenden fachlichen Anfragen nach Massgabe des ihr zur Verfügung stehenden Raumes beantworten. All dieses Materiale soll unseren Lesern in der Regel in Originalarbeiten vorgeführt werden, doch auch die Benützung des von der neuesten Fachliteratur, Journalen, Büchern u. s. w., gebotenen Guten für unser Blatt, unter gewissenhafter Angabe der Quelle, nicht ausgeschlossen sein. Selbstverständlich werden auch Inserate aufgenommen. Den Mitgliedern des Vereines wird das Blatt unentgeltlich und franco zugesendet werden; Nichtmitglieder können dasselbe um den Preis von 2 fl. ohne Zustellung, und 2 fl. 23 — 4 Mark 50 Pfg. mit Franco-Zustellung jährlich, bei der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27 abonniren. Einzelne Nummern werden a 20 kr. — 40 Pfg. abgegeben, und Inserate in ebenderselben Buchhandlung ä 8 kr. 6.W. — 16 Pfg. für den Raum der 3spaltigen Nonpareille-Zeile angenommen. E Der Ausschuss des Ornithologischen Vereines in Wien. An unsere Leser. Heute, da wir mit der ersten Nummer eines neuen Fachblattes in die Oeffentlichkeit treten, drängt es uns einige Worte an dessen Leser zu richten. Wir werden alle unsere Kräfte aufbieten und keine wie immer ge- artete Mühe scheuen, um im Vereine mit tüchtigen Mitarbeitern, auf deren Gewinnung wir von vorneherein ein Hauptgewicht legten, den Inhalt unserer Zeitschrift so gediegen, mannigfaltig und anziehend als nur immer möglich zu gestalten. In diesem Sinne bitten wir denn auch alle Ornitho- logen, Vogelwirthe, Geflügelzüchter und Naturfreunde, insbesondere aber die Mitglieder unseres Vereines uns ihre Unterstützung und Mitwirkung angedeihen zu las- sen. Die neuen Erscheinungen der Literatur werden wir selbstverständlich mit sorgfältigster Aufmerksamkeit ver- folgen und im Interesse unserer Leser benützen. Letzteren Wünsche ent- gegennehmen, und zu berücksichtigen suchen; wir er- bitten uns dagegen freundliches Wohlwollen und die Mitwirkung unserer Leser zu immer grösserer Erweite- Gerne werden wir der rung der Kreise, die sich für unsere Bestrebungen und Ziele interessiren. Möge unser Blatt, gleich der Schwalbe, die es an seiner Spitze trägt, in die Welt ziehen, um das was es der Wissenschaft, dem Vogelschutze, . der Pflege und Zucht der Vögel etwa zu bieten vermag, hinauszutragen und Neues, Interessantes aus der,Fremde heimzubringen. Und so wollen wir denn rüstig ans Werk gehen! Die Redaktion. Ausgestorbene Vogelarten in der kais. Sammlung zu Wien. Von Stets größser wird die Zahl jener Vogelarten, welche durch das Eingreifen des Menschen und der ihn begleitenden Thiere vom Schauplatze des Lebens verschwinden. Wie die eigenthümliche Vogelbevölkerung der mascarenischen Inseln etwa 1—-2 Jahrhunderte nach der Entdeckung durch europäische Seefahrer er- loschen war, wie der Riesenvogel von Madagascar (Aepiornis) und die mächtigen Moas in Neu- Seeland vertilgt worden sind, so zeigen die letzten Decennien des vorigen und die abgelaufenen des gegenwärtigen Jahrhunderts mehrere Fälle des Aussterbens von Arten, | während andere der Vernichtung sichtlich entgegen- gehen. So trafen die Entdecker der australischen Eilande auf Norfolk und Lord Howe’s Insel die weisse Strand- ralle (Notornis alba) und das Stanley’sche Sultanshuhn (Porphyrio. Stanleyi D. Rowley. Or. Mise. I. 2. 1575 t. 2), welche beide nicht mehr zu existiren schemen. Von der grossen Notornisart (N. Mantelli) in Neu- Seeland wurden ausser den subfossilen Resten nach M. Walter Mantell zwei lebende Individuen ange- troffen und seither keines mehr (vgl. Proc. Z. 8. 1850, 209). Vom langschnäbeligen Nestorpapagei (Nestor pro- duetus Gould), der der Philipps-Insel eigenthümlich war, sind wohl nur die in Sammlungen befindlichen Exemplare übrig. Der letzte lebende wurde von M. Gould zu London im Käfig 1851 gesehen (A. Newton Ene. Brt. 732). Der schwarz und gelbe Sichelschnäbler (Drepanis pacifica), dessen Federn zur Anfertigung von Häupt- lingsmänteln in hohem Werthe standen, scheint in neuerer Zeit auf den Sandwich-Inseln nicht mehr aufgefunden worden zu sein. Der seltsame Wiedehopfstaar (Fregilupus varius) von der Insel Reunion ist offenbar in neuester Zeit ausgerottet worden, da Professor Savi noch im Jahre August von Pelzeln. 1544 mehrere Individuen desselben erhielt (vgl. Salva- dori Atti Acad. Sc. Torino XI. 1876, 482). Von der Labrador-Eiderente (Camptolaimus labra- dorius) ist das letzte bekannte Individuum im Halifax Harbour 1852 getödtet worden (A. Newton Ene. Brit. 9 ed. III 735). Der Brillenalk (Alea impennis), der früher so häufig war, dass er von den Matrosen in Massen getödtet wurde, ist nach den neueren eingehenden Forschungen seit einigen Jahrzehnten ausgestorben; die beiden letzten Exemplare wurden 1844 auf einer Felseninsel bei Island gefangen. Die Drontentaube (Didunculus) auf den Samoa- Inseln, die Kiwis (Apteryx) und der Nachtpapagei (Stringops) auf Neu-Seeland, die Waldralle (Ocydromus sylvestris) auf Lord Howe’s Insel und manche andere scheinen baldiger Ausrottung sich zu nähern. Es wäre im Interesse der Wissenschaft von Wich- tigkeit zu erfahren, wie viele Exemplare von den gänzlich erloschenen Spezies in den Sammlungen sich erhalten haben und wo dieselben sich befinden. Hinsichtlich des Brillenalkes wurde eine solche Statistik bereits gegeben (vgl. V. Fatio, Bull. Soc. Orn. Suisse Il. 1 73 und A. Newton Ibis 1870, 256) und von einigen andern Arten liegen werthvolle Notizen vor, es wäre aber wünschenswerth, dieses Verfahren auch auf die übrigen Fälle auszudehnen. Um einen Beitrag hiezu zu liefern, gebe ich hier ein Verzeichniss von im kais. Museum zu Wien befind- lichen Exemplaren und Resten solcher Arten, welche nicht mehr lebend angetroffen werden, oder von welchen wenigstens ziemlich sicher konstatirt ist, dass sie in neuerer Zeit nicht mehr aufgefunden worden sind. Ausführlichere Daten über die aus dem Museum Leve- rianum stammenden Vögel habe ich im Ibis 1873 an- geführt. Ausgestopfte Vögel. Drepanis paeifica (Gmel.), der schwarz und gelbe Sichel- schnäbler. Männchen und Weibchen aus Owaihi, welehe 1306 bei der Auktion des berühmten Leve- rianischen Museums erstanden worden sind. Die- selben dürften wahrscheinlich von Kapitän Cook’s Reise herrühren ; sie sind die Originale von Lath am’s Beschreibung (Gen. Syn. II, 703, Suppl. 126) und eines derselben auch von der Abbildung Vieillot's (Ois. dor. II T. 63), welchem der Vogel durch den damaligen Besitzer der Sammlung, M. Parkinson zu diesem Zwecke geliehen worden ist. Ein Exem- plar dieser Art‘ befand sich mn Levaillant's Kollektion; es ist mir nicht bekannt, wo sich ..das- selbe gegenwärtig befindet. Platycereus ulieteanus (Gmel).. Braunköpfiger Platt- schweifsittich. Ein Exemplar von Ulietea, einer der Gesellschafts-Inseln aus dem Museum Leverianum. Type von Latham’s Beschreibung (Gen. Synops. 1. 250). Wie Dr. Finsch (Papag. 11272) bemerkt, dürften dieses und ein zweites von der Insel Taanna, welches früher in Bullock’s Sammlung war und jetzt im britischen Museum sich befindet, die einzigen bekannten Individuen dieser Spezies sein. Trichoglossuspygmaeus (Gmel).Grasgrüner Keilschwanz- lori. Otaheite ? aus dem Museum Leverianum. Type von Latham’s Beschreibung (Gen. Syn. I. 256). Das einzige bekannte Exemplar. Nestor produetus (Gould). Langschnäbeliger Nestor-Papa- gei. Philipps-Insel. Ein Exemplar wurde 1839 durch Joh. Natterer in London bei Ward gekauft, ein zweites von Baron Hügel’s Reise erhalten. Psittacus madagascariensis (Less.) (mascarinus L.). Schwarz maskirter Papagei. Ein theilweiser Albino aus dem Museum Leverianum, von Latham (Gen. Syn. I. 265) beschrieben. Die Art dürfte nur in den Museen von Paris und Wien vertreten sein. Notornis alba (White). Weisse Strandralle. Ein Exem- plar von der Norfolk - Insel aus dem Museum Leverianum. Type von White’s Beschreibung und Abbildung (Jourm. Voy. N. S. Wales 1790). Dieser Vogel schemt gänzlich ausgestorben zu sein, da M. Edw. Hill’s Bemerkung über einen weissen perlhuhnartigen Vogel auf Lord Howe’s Insel, der, wenn nicht thatsächlich erloschen, auf dem Wege dazu ist (I bis 1871), viel zu unbestimmt lautet, um einen gegentheiligen Schluss zu erlauben (vgl. auch Dr. G. Bennet, Proc. Z. S. 1869, 471, und A. Newton Ene. Brit. 732). Das Individuum in der Wiener Sammlung ist das einzige bekannte, da das ‚aus Bullock’s Kollektion in das Museum zu Liver- pool gelangte weisse Wasserhuhn nicht zur Gattung Notornis gehört, sondern neuerlich als Porphyrio Stanleyi D. Rowley beschrieben worden ist. Eine naturgetreue Abbildung von Notornis alba findet sich Ibis 1873, T. 10. Camptolaimus labradorius (Gmel). Labrador-Eiderente. Ein Männchen wurde 1330 von Baron Lederer erhalten, ein Weibchen 1846 von H. Brandt in Hamburg gekauft. Alea impennis L. Brillenalk. Ein Exemplar aus Island im Jahre 1531 vonH. Frank gekauft. Skelete. Dinornis maximus Owen. Riesen-Moa. Fundort: Glen- mark Swamp 4 miles nördlich von Waipara, Prov. Canterbury, Südinsel von Neu-Seeland. Dinornis didiformis Owen. Drontenförmige Moa. Glen- mark Swamp. Dinornis graeilis Owen. Schlanke Moa. Palapteryx elephantopus Owen. Elefantenfüssige Moa. Glenmark Swamp. Euryapteryx (Palapteryx) gravis Owen. Plumpe Moa. Meionornis easuarinus Owen. Kasuarähnliche Moa. Alle diese Skelete sind Geschenke von Herrn Dr. Julius Ritter von Haast m Neu-Seeland. Knochenreste. Pezophaps solitaria (Gmel). Solitärdronte. 5 Knochen vom Beine des Männchens, 4 von jenem des Weib- chens, ein Becken und 3 Wirbelknochen. Auf der Insel Rodriguez von M. Edw. Newton gesammelt und von ihm als Geschenk erhalten. Fragmente von Eischalen. Dinornis spec. (Orn. Novara 114.) Von der Novara- Expedition aus Neu-Seeland gebracht. Davon 4 Ei- schalenschliffe in Canadabalsam, Geschenk von Herrn W. von Nathusius, dem ein Stück zur Untersuchung zugesendet worden war. Palapteryx elephantopus ? (Dinornis? Palapteryx? Om. Novara 114.) Von der Novara-Expedition von Neu- Seeland. Davon 3 Eischalenschliffe in Canada- balsam von Herrn W. von Nathusius (vgl. Zeitsch. f. wissensch. Zool. XXI. 334 et 345). Aepiornis maximus Is. Geoffr. Madagascar. 4 Eischalen- schliffe in Canadabalsam. Geschenk von Herrn W. von Nathusius. Anhang. Das kaiserliche Museum besitzt eine sehr schöne Abbildung einer Nestorart von der Insel Norfolk, von welcher gegenwärtig kein Exemplar in Europa zu existiren scheint. Diese Abbildung wurde von dem ausgezeichneten Thier- und Pflanzenmaler Ferdinand Bauer, der zu Anfang dieses Jahrhunderts in Gesellschaft von Robert Brown die Expedition von Kapitän Flinders be- gleitete, angefertigt. Ich habe den Vogel unter dem Namen Nestor norfoleensis in den Sitzungsberichten der kais. Akademie (XLI 1360, 322) beschrieben. Wie Dr. Finsch (Papag. Il. 901) bemerkt, gehört Latham’s Beschreibung des long billed Parrakeet (Gen. Hist. II. 1522, 171) zu dieser Art. Dieselbe wurde nach einem Exemplare entworfen, das in der Sammlung des Gouver- neurs Hunter sich befand, von dessen weiterem Schick- sal aber nichts bekannt ist. Schliesslich füge ich noch die Aufzählung der in unserer Sammlung befindlichen Abgüsse bei: Dinornis ingens jun. Mächtige Moa. Gypsabguss des Skelettes von Dr. Gustav Jäger angefertigt. Die Originale stammen aus einer Höhle des Aorere- Flusses in der Prov. Nelson; sie wurden von Herrn Hofrath von Hochstetter aus Neu-See- land gebracht und befinden sich gegenwärtig in der | a "geologischen BT nl Aepiornis maximus. Gypsabgüsse von Fragmenten des | Laufknochens und des Wadenbeines, dann von 2 Eiern von H. Verreaux !854 erhalten. 5 Didus ineptus. Dronte. Gypsabguss des Schädels vom Museum zu Kopenhagen 1847. Gypsabguss des Kopfes von Professor Daubeny aus | Oxtord. 1345. | Gypsabguss des Fusses von Joh. Natterer aus London gebracht. | Wachsabguss des Oberschnabels im Prager Museum. Gesehen: von Herrn Dr. Fritsch. EICH —— Zum Schutze unserer Üulturen. Beiträge zur Kenntniss der Lebensweise der Lachmöve, (Larus ridibundus L). Von Hanns Neweklowsky. Seit Langem haben wir all’ unser Wissen und Können im Versuchen geeigneter Mittel gegen die immer mehr tiberhandnehmenden Verheerungen unserer Culturen durch Insekten, beinahe ohne allen Erfole angestrengt, bis uns endlich die Natur selbst und ie ri mellehe Erforschung auf den einzig richtigen Weg, den der Schonung und Hesung jener V oe und sonstigen Thier - Geschlechter führten, die ihre Haupt- nahrung der Insektenwelt entnehmen. Die grössere oder geringere Nützlichkeit vieler unserer einheimischen Vogelfamilien für uns Menschen, ist auch schon genau genug bekannt. Wir kennen gar wohl den Nutzen welchen uns Specht und Meise als Beschützer des Waldes und der Obstbäume bringen ; wir-schätzen (die emsige Thätigkeit vieler beschwinster Bewohner von Wald and Busch, Gehölz und Baum- garten, ihrem vollen Werthe nach; wir freuen uns der Insektenjagd, die von Saatkrähe, Lerche, Wachtel, den Würgern und vielen anderen in Feld und Wiese, der Mäusejagd, die von den Eulen allenthalben, so eifrig betrieben wird, allein dennoch ist die wichtige und“ umfassende Hilfe, die uns von Seite so manchen bisher höchstens nebenbei als Insektenvertilger genann- ten Vogels zu Theil wird, von uns bei weitem nicht genug gewürdiget. Und ein solcher ist in eminentester Weise die Lachmöve (Larus ridibundus L.), von welcher ich gerade in dieser Richtung auf Grund meiner langjährig en und eifrigen Beobachtungen Einiges mittheilen möchte. Im Walde und an seinen Rändern, in Gebüschen und Gärten findet die grosse Mehrzahl der insekten- fressenden Vögel in Höhlungen, Astgabeln, auf Zweigen passende Plätze zum Nisten, geeignete Verstecke zum Verbergen und Aufziehen ihrer Brut, solche Oertlich- keiten erfreuen sich also in der Regel auch kräftiger Vertheidigung gegen das Ueberhandnehmen schädlicher Insekten; anders verhält es sich aber auf offenem, baum- und buschlosem Felde. Hier siedeln sich nur wenige Vogelarten an, und diese sind im Ganzen mehr Gefahren ausgesetzt als ihre waldbewohnenden Ver- wandten. Andererseits aber haben gerade unsere Felder im Maikäfer, insbesondere als Engerling, in der nackten Ackerschnecke (Limax agrestis), den Rüsselkäfern und einigen Andern, so furchtbare Feinde, dass diese, wo sie einmal massenhaft auftreten, der Bemühungen des Menschen spottend, für dessen Wohlbefinden geradezu verderblich werden. | Ihr wüthendster Feind, ihr heftigster unermüd- lichster Verfolger ist aber die Dachmö ve, sie allein | vermag dench ihre ungeheuere Gefrässigkeit , ihre Raschleit und Beweglichkeit, endlich eh die Brose Anzahl von Tan, die nikist beisammen eben. dem Uebel ausgiebig und nachhaltig zu steuern. Kein Vogel ist im Stande, die Schonung und den Schutz, die ihm der Mensch angedeihen lässt, so reich zu "Vergelten. Und dass sie dam der Ho sintheel haft ın eheny dem- selben hohen Grade wie dem Feld- und Wiesenbau, der Obst- und Gartencultur, nützlich wird, brauche ich wohl nicht erst hervorzuheben. | Während einer Reise, welche mich im Jahre 1560 von Sarospatak nach Hommona mitten durch das Zempliner Comitat führte — die kleine Abschweifung ı sei mir hier gestattet — hatte ich Gel egenheit die ganzen Selena emer durch Maikäfer werseuehten Gegend kennen zu lernen, und ich gestehe, dass ich mir eine härtere Landplage für den Forstmann und Oekonomen nicht denken kann. Der bosquetartig in weiter Ausdehnung um die Dörfer und gutsherrlichen Wohnungen gruppirte Laubwald dieses bis an den Fuss des Karpathenzuges in nördlicher Richtung sanft ansteieenden Terrains, bot im Mai jenes Jahres das vollendete Bild einer kahlen ns denn die laubtragenden Bäume edelster Mischung waren von den die Luft selbst bei Tage massenhaft en Maikäfern gänzlich kahlgefressen. | Wie es hier mit dem Saatenstande und Wies- wuchse aussah, welche das Insekt während seiner vor- angesgangenen Lebensentwicklung nicht minder hart mitgenommen hatte, kann ich kaum schildern. Von Sarospatak bis an die ins ar vorgescho- benen Waldungen des Karpathenzuges bei Nagy- -Mihäly reichte die Verheerung, wie weit sie sich von Osten nach Westen hin ausdehnte, ist mir nicht bekannt. Die Saatkrähe (Corvus frugilegus L.) erfreut sich seit Menschengedenken von Seite der dortigen Be- völkerung des besten Schutzes, und alle passenden Waldbäume bis nahe an die Ortschaften sind ziemlich dicht mit ihren Nestern behangen, allein gegen das Aufkommen jener Maikäfermassen hatte sie Yaih solut nichts auszurichten vermocht. Mir sind aber viele Gegenden bekannt, wo Maikäfer eme fast ebenso quälende Landplage ist, andere, wo er es war, bevor sich die Lac > h- möve dort angesiedelt hatte. der und Die Lachmöve erscheint in meiner Heimat?) je nachdem die Frühjahrsentwicklung es eben möglich macht, bis zur Hälfte des Monates April vollzählig auf ihren Brüteplätzen, welche sie seit jeher all- jährlich bezieht. Ein manchmal leicht zugängliches Schilfried, eine schilfreiche Landzunge oder Insel eines grösseren "Teiches beherbergen je nach ihrer Ausdehnung oft eine Colonie von Trellen Tausend Pärchen, welche in den Frühlingsmonaten hier ihr Brutgeschäft ver- richten, und nachdem die Hugbare Schaar ihrer Jungen kräftig genug zum W amalenlehen geworden, Ende Juli oder Anfangs August nach und nach sich auflösen, und ihre Brutstätten verlassen. In diese Zeit, in welcher der Vogel durch Brutgeschäft an unsere oimerkchalle gebunden fällt ben seine segenbringende Thätiekeit, welche durch die Art wie er seine Zeit ara und durch die Mittel, welche ihm die Natur zum siegreichen Kampfe gegen grosse Insektenmassen verliehen, zu einem der wichtigsten Geschöpfe für unsere Culturzwecke macht. In keinem Augenblicke ist es heerenden Insektenbrut mit Erfolg entgegenzuwirken, als in jenem, in welchem der Pflug den Boden öffnet, und dadurch zahllose Insektenkeime an die Oberfläche bringt und der Vogelwelt zugänglich macht. Dieser Augenblick ist es aber, welchen kein Vogel besser und wirksamer auszunützen versteht als unsere Lachmöve. Sobald der Morgen graut, verlässt der grössere am Brüteplatz eben entbehrliche Theil seiner Insassen denselben, um im Morgenthaue der Wiesen nach Regen- würmern, Schnecken und Käfern aller Art eine sein ist, ihn so leicht der ver- Sorg- fältige Suche zu unternehmen. Mit grossem Geschrei erhebt sich oft die ganze Schar, um immer neue noch unabgeweidete Theile des weiten Wiesengrundes in das Bereich ihrer scharfen Augen zu ziehen. Damit beschäftiget sich zu dieser Tageszeit die grössere Masse der Brutplatzbewohner,, steht aber währenddem, sowie während der ganzen übrigen Tages- zeit mit dem Brüteplatze in beständigem Wechselver- kehre; die satten ziehen dahin zurück und werden von den hungerigen abgelöst. Etwas später rückt der Pflug ms Feld, ihm erscheint fast gleichzeitig unser Vogel, schaarenweise die Ackerfläche weiss bedeckend. Kaum beginnt die erste Furche sich zu verlängern, so fällt die hungerige Gesellschaft hinter dem Pfluge ein, um die Zahllos blossgelesten Insektenmaden als leckere Bissen aufzu- lesen. Ich habe m unzähligen Fällen Gelegenheit ge- habt, diesem Treiben in der nächsten Nähe zuzusehen, und mir wiederholt das Vergnügen bereitet, dasselbe auf das Sorgfältigste zu beobachten. In erster Reihe verschlingt der Vogel alle zu Tage geförderten Regen- würmer und grösseren Käferengerlinge, und pickt dabei fast unaufhörlich an der frisch aufgew orfenen Erde, um kleme Insektenkeime aufzunehmen, welche für unser unbewaffnetes Auge kaum sichtbar sind. Die Hungerigsten fallen dicht hinter dem Pfluge ein, um womöglich die grössten Bissen zu erhaschen, w Anrend die satteren sich mit der Nachlese im ganzen weiteren Furchen- raume beschäftigen. Das Bild eines mit Lachmöven wohlbesetzten Ackers ist um so anziehender für den Naturfreund, als man bei keimer anderen Gelegenheit dem schönen im vollen Schmucke seines Hochzeits- kleides prangenden Vogel so nahe kommen, undihn in und mit *) Frauenberg im südlichen Böhmen. | Eifer unseres seinen ungenirtesten Bewegungen so bequem beobachten kann, wie eben hier. Auf drei Schritte hinter den Ackersmann bringt der Heisshunger das zierliche Ge- schöpf, welches nicht einmal das Knallen der Peitsche scheut. Wie unser Vogel nach echter Mövenart in leichtem Spiele seines Fluges aus der Meereswoge Nahrung nimmt, ebenso leicht und elastisch sind seine Bewe- gungen über der Ackerscholle. Weder das Nahen eines entgegenkommenden Ge- spannes, noch das Stillhalten des Pfluges vermag den Culturfreundes zu stören ; Dinge, die ihm nicht ganz neu sind, Menschen, wenn sie sich nicht allzu auffällig bewegen, sind für ihn kein Hinderniss, und im Eifer seiner Jagd vergisst er auch auf die Gefahr zu achten, die ihm leider doch manchmal durch die Schiess- waffe droht. So lange der Pflug auf dem Felde thätig ist, ist dasselbe ununterbrochen von den Lachmöven belageıt, und da die satten immer wieder von den hungerigen abgelöst werden, gibt es auch keinen Stillstand der Arbeit, und man kann wohl sagen ein solcher Brüte- platz stellt gar tapfere Truppen ins Feld, welche als ehrliche Freunde unsere ganze Anerkennung ver- dienen. Mir ist kein Vogel bekannt, welcher in diesem für die Insektenbrut so gefährlichen Augenblicke mit solcher Beharrlichkeit an der frisch aufgerissenen Bodenfurche haftet, und aus ihr seinen ganzen \ Lebensunterhalt deckt, wie eben dieser; und wenn man noch berücksichtiget, dass dieses ausserordentlich gefrässige Geschöpf mit Hilfe seines leichten Fluges auf einem weiten Umkreise um den gewählten Brüteplatz und in überaus grosser Individuenzahl gleichzeitig thätig ist, so wird man den hohen Werth, welchen es für unsere Bodeneulturzwecke besitzt, wohl nicht in Abrede stellen können. Um die Mittagsstunde, während der Pflug ruht, steigt die gesättigte Schaar an sonnenklaren Tagen in die Haan Lüfte um sie spielend zu durehjauchzen. Wie eben alles Gewohnheit ist, so ist es auch mit der Mövenstimme; derjenige, dem sie von Jugend auf im Naturconcerte bekannt ist, der vermisst sie nur ungern und wenn es eben sein muss. Sobald der Pflug des Nachmittags seine Thätig- keit auf dem Acker wieder aufnimmt, steigt unser Vogel m graciösen Wendungen aus dem Luftbereich herab, um seine emsige Arbeit unermüdlich fortzusetzen bis der Pflug des Abends das Feld verlässt. Dann sammeln sich die Schaaren erst wieder auf den Wiesen, um sie wie am frühesten Morgen nach Insekten suchend abzuweiden. Und so geht es fort; wie die Geier der Wüste, wie die Kolkraben der bewaldeten Bergregion das Aas, so erspähen unsere fast überall gleichzeite; gegenwärtigen Vögel jede Gelegenheit, wo sich ihnen der Tisch mit Insektennahrung zu decken verspricht. Wenn die Frühlingsackerung mit der Hackfrucht endiget, beginnt, wo reme Brache gehalten wird, der Sturz der Brachäcker mit halbem Juni aufs Neue, und gibt dem Vogel abermals Gelegenheit'seinen Heisshunger am Kosten unserer Feinde zu stillen. Noch muss ich eines Umstandes gedenken, wel- chen ich bis jetzt unberührt gelassen habe. Die Möven im Allgemeinen sind wie bekannt, zu- meist Vögel, deren Nahrung aus Seeweichthieren und Fischen besteht; es liegt somit mindestens der Verdacht nahe, als möchte die Lachmöve an unseren Teich- und Flussfischen wohl auch einigen Schaden anrichten, allein meine eigenen — ich wiederhole es, langjährigen und sorgfältigen — Beobachtungen haben mich hierüber vollkommen beruhiget. Der durch Lachmöven an Fischen angerichtete Schaden beschränkt sich schon einmal ganz auf die Zeit ihres eigentlichen Wanderlebens. Während der ganzen viel längeren Zeit des Brutgeschäftes habe ich nur in höchst vereinzelten Ausnahms-Fällen bemerkt, dass sich der Vogel mit Fischfang beschäftigte; er be- darf während des ganzen Brutgeschäftes ausserordent- lich viel Nahrung, und würde, wenn er sich sie mit dem Fischfange beschaffen wollte, zur Brutzeit nicht aus- schliesslich solche Binnengewässer aufsuchen, welche in weitem Umkreise von Insektennahrung versprechenden Fluren umgeben sind, sondern sich an solche Gewässer halten, wo kleine Fische in reichster Fülle vorhanden sind. Dieser Umstand allein genügt zu beweisen, dass reiche Insektennahrung für ihn als Brutvogel unbedingte Nothwendigkeit ist. Ich behaupte durchaus nicht, dass die Lachmöve den Fisch verschmäht, wo sie ihn leicht haben kann, weiss auch recht gut, dass sie mit dem Fange klemer Fische ganz geschickt umzugehen versteht, bin aber fest überzeugt, dass sie zur Brutzeit gezwungen ist ihren Lebensunterhalt aus der immer reich mit Insekten aller Art besetzten Flur zu holen, anstatt nach Art der Seeschwalben dem Fischfange zu obliegen, weil ihr dieser das erforderliche ungeheuere Nahrungs- quantum, trotz alles Fleisses und der vollsten Aus- nützung. des ganzen Tages, nun und nimmermehr liefern könnte. Selbst zu ungewöhnlich trockener Frühjahr- und Sommerzeit, während welcher die In- sektennahrung spärlich genug war, habe ich nur in Ausnalhmsfällen bemerkt, dass ein oder der andere ein- zelne Vogel sich an seichten Flussufern die um Saud- bänke angesammelten kleinen Fische zum Zielpunkte seines Fanges machte, während die ganze übrige Zahl seines Geschlechtes über den reiche Beute versprechen- den Ort unbekümmert hinwegstrich, um weit im Lande einer frisch aufgeworfenen Bodenfurche zu- zueilen. \ Soweit also meine Erfahrung reicht, kann ich mit vollster Bestimmtheit sagen, dass der minimale Schaden, den die Lachmöve etwa doch an der Fischbrut an- richten sollte, in gar keinem Vergleiche zu dem grossen Nutzen steht, welchen sie dort durch Vertilgen schäd- licher Insekten stiftet, wo sie ihre Heimstätte aufgeschla- gen, und aus Erfahrung weiss iches, dass unter dem segenbringenden Einflusse gerade dieses Vogels ein Aufkommen verheerender Mai- käferschwärme unmöglich ist, sondern dass dort,wo derselbe sich neu angesiedelt, der Maikäfer, wenn noch so massenhaft vor- handen, in wenigen Jahren verschwindet. Ich habe zu den verschiedensten Zeiten während des Brutgeschäftes von der Flur nach dem Brüteplatze heimkehrende Lachmöven geschossen, und fand meine hier ausgesprochene Ansicht bezüglich der Nahrung des Vogels stets bestätiget; in wiederholten Fällen spie er verendend sogar 2—3 Feldmäuse aus, welche lebend aufzulesen, er hinter dem Pfluge Gelegenheit gefunden hatte. Möge denn unser Vogel bei allen Culturfreunden diejenige Würdigung finden, welche er so reichlich ver- dient ! In früherer Zeit war Letzteres freilich nicht der Fall; da wurden die Lachmövenbrutplätze alljährlich , 7 sobald die Jungen zum Theile flugbar waren, gründlich ausgeplündert und ein mörderisches Schiessen gegen die harmlosen und nützlichen Geschöpfe veranstaltet, woran sich ausschliesslich der „intelligente“ Theil der Bevöl- kerung zu belustigen pflegte! Eine Treiberkette brachte die ganze fluchtfähigere Schaar der Jungen ans Land, wo sie entweder mit Ruthen todtgeschlagen, oder lebend gefangen an die Jugend im den Städten und Marktorten der Umgegend zum qualvollsten Tode überantwortet wurden. Heutzutage hat indess dieser Unfug in Folge besserer Erkenntniss wenigstens theilweise aufgehört und manche Gutsverwaltungen und Forstämter, wie z. B. auf den fürstlich Schwarzenberg’schen Domänen, haben den strengen Auftrag der Schonung solcher Brutorte alle Sorgfalt zu widmen. Ich spreche hier nicht bloss die Bitte aus, den Vogel, welchen wir wie keinen anderen ganz in unseren Sold nehmen können, und in welchem ich eine sichere Garantie gegen die weitgehendsten Verherungen durch Insektenfrass sehe, — dort wo er bereits sein Heim aufgeschlagen, zu schützen, und gegen jede Störung seiner Bruten alle Anstalten zu treffen, sondern ich spreche auch die volle Ueberzeugung aus, dass eben in diesem Geschöpfe die Natur ein Mittel geschaffen, dessen wir uns auch dort bedienen können, wo es sich nicht von selbst eimfindet. Gewiss ist es nicht schwer, den Vogel dort, wo er fehlt, hin zu verpflanzen, und ihn halbdomesticirt ganz nach Belieben in unserer nächsten Nähe als Gemeingut Aller zum Schutze un- serer Culturen festzuhalten, denn es ist eine bekannte Thatsache, dass all’ unser wildes Wassergeflügel nur dort scheu dem Menschen ausweicht, wo es ihn als Feind kennen gelernt; dort, wo es nicht beschossen, und nicht sonst verfolgt wird, sich also sicher weiss, lest es in erstaunlich kurzer Zeit jede Scheu vor dem Menschen ab. Ich erinnere hier nur an den grossen Teich im Park des kaiserlichen Lustschlosses Laxen- burg, welcher trotz der vielen im Sommer dort ver- kehrenden Menschen, zahlreiches, fast ganz zahmes Wasserfederwild beherbergt. Das eminente Ortsgedächtniss, welches der Vogel- welt im Allgemeinen nachzurühmen ist, lässt sie einen einmal liebgewonnenen Ort immer wieder auffinden, um- somehr dann, wenn es ihr dort an dem Hauptlebens- faktor, an reicher Nahrung nicht magelte; findet sich zudem in nächster Nähe ein zu emer Brutcolonie ge- eigneter Platz, so wird es kaum schwer sein, unsere Lachmöve an vielen Orten, wo sie bisher fehlte, einzu- bürgern, und für alle Zukunft an dieselben zu fesseln. Ueber die grosse Zähmbarkeit gerade dieses Vogels habe ich selbst vielfache Erfahrungen gemacht. Ich habe junge Möven im Dunenkleide kaum 3 Tage alt vom Neste genommen und aufgezogen. Die Vögel gewöhnten sich so sehr an mich, dass sie, als sie flügge waren, täglich Morgens inmein Zimmer des ersten Stockwerkes, dessen Fenster offen standen, kamen um mich zu wecken. Im Freien folgten sie mir auf Schritt und Tritt, wo ich mich niedersezte ob es am Acker oder auf der Wiese war, liessen sie sich ganz nahe bei mir nieder, indem sie hier entweder ihr Gefieder ordneten oder den Kopf unter den Flügel legten um zu ruhen. Ihre Bück- linge von dem üblichen Pfeifen begleitet gaben mir die Freude zu erkennen, mit welcher sie sich mir überall näherten. Wenn meine Taschen mit Speiseresten von der Mahlzeit gefüllt waren so merkten sie diess sofort, und bettelten so lange an meinen Händen komplimen- tirend umher, bis sich für sie etwas Geniessbares zeigte. 8 Auch blieben sie bis zum Winter, machten weite Flüge in die Umgebung, kamen oft in Begleitung Anderer ihres Gleichen zurück, underkannten mich überall auch an sonst ungewohnten oftstundenweit vom Hause entfernten Orten. Jede andere Per- son mieden sie aber, so dass sie, wenn sie draussen wo immer neben mir schliefen oder sassen, bei der An- näherung eines Menschen sogleich rekognoseirend den Hals streckten und alsbald davonflogen. Ihre Zuneigung zu mir steigerte sich bis zur Eifersucht, jeder von ihnen wollte der bevorzugte Lieb- ling sein. Dabei hatte ich natürlich das Vergnügen die Leichtigkeit und ausserordentliche Gewandtheit ihres Fluges in aller Bequemlichkeit studiren zu können. Mit den Schwalben führten sie die herrlichsten Luft- spiele aus, und der Uebermunth verleitete sie zu manch kühner That; so erinnere ich mich, dass sie einmal einen rothen Milan von allen Seiten fast Stunden lang verfolgten. Der Raubvogel kam langsam die Moldau ent- lang gestrichen, wurde von ihnen attaquirt und begann in Folge dessen sich in hohes Lufbereich zu winden, sie folgten ihm dahin bis sie mir aus dem Gesichtskreise entschwanden, und kehrten erst nach Stunden unver- sehrt wieder. Ich bin also überzeugt, dass es mit der beinahe vollkommenen Domesticirung dieses Vogels keinerlei ernstliche Schwierigkeit hätte, wenn die Sache mit verständiger Hand angegriffen würde. Gar mancher Grossgrundbesitzer wäre in der Lage auf einem oder dem anderen ihm gehörigen ge- eigneten Terrain einen Versuch mit künstlicher Hegung der Lachmöve anzustellen, es wäre diess weder kost- spielig, noch mit viel Mühe verknüpft, würde aber gar bald reichsten Gewinn am Wald-, Acker- und Wiesen- Ertrage bringen. Im Interresse Aller wäre die Durch- führung einiger solcher Versuche wahrlich gelegen ! Die Ural- oder Habichtseule (Syrnium uralense Pall.) in Mähren. Von Josef Talsky. Der Nähe der Beskyden, der Ausläufer des weit nach Ost und Südost reichenden, mächtigen Karpathen- gebirges, haben wir es in der Umgebung von Nentit- schein zu verdanken, dass uns zuweilen em seltener Gast aus der Vogelwelt, dem fernen Osten, Südosten oder Norden Europas augehörend, besucht. Seit den zehn Jahren, in denen ich mich hier in meinen Musse- stunden mit dem Studium der Omithologie beschäftige und nach Möglichkeit Beobachtungen anstelle und ver- zeichne, sind schon aus der Ordnung der Raubvögel Gyps fulvus, Vultur monachus, Aquila chrysaötos und naevia, Milvus niger und Hypotriorchis aesalon zeitweilig, durch verschiedene Umstände in unsere Nähe ver- schlagen worden; nur einmal aber, u. z. wie mir Herr Dr. Schwab, Advokat in Neutitschein, mittheilte, im Jahre 1862 zur Winterszeit, erschien auf den Ruinen der Burg Helfenstein bei Leipnik auch eine Ural- oder Habichtseule (Syrnium uralense), welche dort erlegt wurde und im Besitze des genannten Herrn sich be- findet. Diese Eulengattung scheint für Mähren überhaupt eine sehr seltene Erscheinung zu sein, da in den mir zu Gebote stehenden Werken, als: „Mährens Fische, Reptilien und Vögel“ von Albin Hein- rich, Brünn 1856 — und „Vogel-Fauna von Mis- tek und dessen weiterer Umgebung“, von Adolf Schwab, Brünn 1869, — von Syın. uralense gar keine Erwähnung gemacht wird. Umsomehr musste es mich daher überraschen und freuen, als ich am 12. Dezember 1876 in den Besitz eines schönen Exemplares dieser Eule gelangte, über welches ich Folgendes zu berichten habe. Die geographische Lage der Stadt Neutitschein in Mähren ist folgende : Länge von Ferro — 30° + 42: Breite — 49" 1 35. Seehöhe in Toisen — 151. Südwestlich von Neutitschein, etwa eine Stunde Weges, erhebt sich der 2860 Fuss hohe Bergrücken Svinee, welcher nach dieser Seite hin fast die Ab- grenzung der hinter ihm nach Süden und Osten sich hinziehenden, mit Nadelholz gut bewaldeten und schön gruppirten Ausläufer der Beskyden bildet. Auf der südlichen Abdachung unterhalb des Svinee liegt em kleines Dorf, Kojetein, dessen Hütten zum Theile auch abgesondert, wie es in Gebirgsgegenden vorzukommen pflegt, am Waldrande zerstreut liegen. Am 12. Dezember vorigen Jahres um die Mittags- zeit bemerkte ein junger Bewohner einer solchen Hütte, unweit derselben, in einem Erlenstrauche, einen „grossen Vogel“ in sitzender Stellung. Der Tag war etwas trüb, aber die Temperatur sehr milde und kein Schnee. Diese Umstände ermöglichten es dem beutelustigen Jungen, mit einer alten, gebrechlichen Vogelbüchse bewaffnet, dem grossen Vogel nachzustel- len. Da sich derselbe nicht scheu zeigte, so wurde der erste Schuss aus ziemlicher Nähe angebracht. Der Vogel blieb aber nicht, sondern erhob sich und flog von der Waldseite ab, liess sich auf einem unweit stehenden Weidenbaum nieder, und gewährte so dem ländlichen Freischützen Zeit genug die Büchse frisch zu laden. Der zweite Schuss traf nun besser und das Thier fiel mit zerschossenem Flügelknochen herab. Da ich in der Umgebung von Neutitschein vielen Leuten als „Vogelsammler“ bekannt bin, so brachte ein Landmann auch diesen „grossen Vogel“, in dem ich sogleich die Uraleule begrüsste, zu mir. Trotz des gebrochenen Oberarmknochens und mehrerer Schrotwunden , lebte dieselbe noch, knackte bei der Berührung oft und stark mit dem Schnabel und lieferte mir bei ihrer Tödtung den Beweis, dass sie so wie alle ihre Verwandten, em zähes Leben besitze. Nun hatte ich Zeit und Gelegenheit eine Uraleule genau zu betrachten. — Es ist ein vollkommen und schön ausgefiedertes Exemplar, nach meiner Ansicht im Uebergang zum Alterskleide. Das Gesicht mit dem ' deutlich abgegrenzten Schleier ist der dunkelst gefärbte Theil. des ganzen Vogels. Die Unterseite ist licht rost- gelb mit alone Schaftstrichen. Der lichteste Theil am Vogel ist der Oberkörper, indem insbesondere die Schulter- und Flügeldeckfedern viel Weiss zeigen. Der Schnabel ist gelb, das Auge blauschwarz, schön und gross. Die Befiederung. der Bene reicht bis an die Ze- Ben und ist etwas Auokler rostfarben als die des Unter- leibes, mit liehteren Stellen und dunkleren Schaftstri- chen. Die Krallen an den Spitzen schwarz, gegen den Grund bis in Gelb verwaschen, ziemlıch gebogen, mittelstark, sehr spitzig und scharf. Der keilförmige Schwanz ist ein wenig dunkler als die Oberseite des Körpers und hat sieben dunkel-braune Querbinden, von denen zwei durch die Deckfedern verborgen sind. Die Grössenverhältnisse stellten sich nach genauer Messung in folgender Weise heraus: Notallänger am ea 2720:59 Meter Hlusweites ee RT “ Schwanzlänge . . . er Kokan| y Entfernung der Flügelspitze von der Schwanzspitze 0.14 ” Länge des Schnabels von dem Mundwinkel in gerader Richtung . . . 0.042 I Breite des Schnabels an der Stirne . ...0:028 Meter. Höhe des Schnabels . ... er 0:02 Länge der Mittelzehe ohne Kralle 2.300 | Länge der Kralle an der Mittelzehe, ge- rade gemessen. . . 432124058 201022018 Höhe des Marsus 2 SE TEE KOHOL RE 2 Nach dem Abbalgen untersuchte ich den Körper und fand ihn gut genährt, jedoch wenig fett. Der Magen war ganz leer, nur ein dünner Ueberzug eines lehmartigen, geruchlosen Breies deekte seine Wände. Das Geschlecht war nicht zu bestimmen. Nach den Grössenverhältnissen jedoch halte ich dieses Exemplar für ein Weibchen. An dem linken Unterschenkelben fand ich rund herum eine bedeutende Verknorpelung, welche wahr- scheinlich von einem früheren Benbruche herrührte. Der Knochen besass dabei dieselbe Länge als der am rechten Fusse. Schliesslich präparirte ich den Balg sorgfältig und bewahre nun in meiner Sammlung ch. eine Wlenle auf, welche in Mähren erlegt worden ist. Allerlei. Gedächtniss und Dankbarkeit eines Papageien. Herr Ingenieur Kreuter verkehrte vor Jahren viel mit Baron Hügel, und durchwanderte eines Sommer- Nachmittages dessen herrlichen Garten zu Hietzing, in der Absicht, — sich nicht nur des Schönen, das sich rings- um seinen Blicken bot, neuerdingszu erfreuen, sondern auch ein trautes Plätzchen aufzusuchen, wo der Liebling des Hauses, ein grauer Papagei, unter wehenden Palmengruppen seinen goldglänzenden Draht -Pavillon bewohnte, von welchem er, trotz der arg verschnittenen Flügel, kletternd einen kleinen Rasenplatz erreichen konnte, auf alien herumzu- spazieren er besonders liebte. Kläglich durchdringendes Ge- kreische schlug plötzlich au Kreuter's Ohr, er beschleunigte seine Schritte und fand den armen ‚Jaco in wahrer Todes- noth. Ein grosser Rattler hatte sich, durch irgend einen Zufall begünstigt, eingeschlichen und stand nun zähnefletschend vor dem Vogel, dem der Weg zu seinem schützenden Hause abgeschnitten war und der fast auf dem Rücken liegend sich mit Krallen und Schnabel nach Möglichkeit des Hundes erwehrte, welcher bereit war ihn zu packen. Mit raschem Griffe erfasste Kreuter den Papagei, barg ihn sehützend an seiner Brust und vertrieb den Feind. Mit freundlichen Worten, beruhigte er das zitternde, zuckende Thier, das sich ganz willig in seinen sicheren Käfig bringen liess. Bald darauf verliess der Ingenieur Wien und betrat erst nach zwei und em halb Jahren das Palais Hügel wieder, wohl kaum des kleinen Abenteuers mit dem Vogel gedenkend. In angelegentliches Gespräch mit dem Herrn des Hauses vertieft, beachtete er helles Rufen nicht, das aus dem anstossenden Gemache immer lauter ertönte. Da kam durch die halb offene Thür Jaco, halb gelaufen, halb geflogen, sich mit Krallen und Schnabel zu dessen Schultern empor, wo er dann schreiend, flügelsechlagend und küssend seiner Freude über das Wiedersehen mit seinem Retter Ausdruck gab. Erstaunt und gerührt, fühlte Kreuter wie sich ihm erfasste Kreuters Kleider und half die Augen nässten und bemühte sich, dem treuen zu zeigen, dass auch er nicht vergessen worden gar wohl verstanden werde. Der Papagei lerut den Menschen im Anfange nur von seiner schlimmsten Seite kennen. Fangeisen, der Transport, endlich der oft grausame Aufenthalt bei den Händlern sind traurige Erfahrungen für den Bewohner der Lüfte, welcher von der Zauberpracht seiner Heimatumgeben, der ungebundensten Freiheit genoss. Und doch, wie gross ist sein Verständniss für Wohlthat und liebevolle, sorgfältige Pflege, welches um so mehr Bewunderung und Anerkennung verdient, als ja der Papagei kein zahm gebornes T'hier gleich dem Hunde ist, welcher vom ersten Guck - in - die- Welt den | Menschen gewöhnt. Der Vogel muss sich in ein ganz | neues Leben finden, in ganz fremde Verhältnisse, meist | schon halb oder ganz erwachsen fügen, während der Hund schon von frühester Jugend an, Sprache, Gesichtszüge seiner Gebieter sich einprägen und verstehen lernt. Es fällt mir nicht ein, damit unserem treuesten Freunde nahe treten zu wollen, ich möchte nur das Gedächtniss des Herzens auch am Papagei so geschätzt sehen, wie es diese Eigenschaft mit Recht verdient. Sidonie v. Schlechta. Vogel sei und Nistkästchen im Stadtpark. Der Ausschuss fand bei dem Stadt-Gartendirektor Herrn Dr. Siebeck, an welchen er sich wegen der Aufstellung von Nistkästehen im kurzen Wege gewendet hatte, das freundlichste Entgegenkommen. Die geeigneten Plätze wurden ausgewählt, und zunächst eine Anzahl von 36 Kästchen angebracht. Es wurde dabei auch auf Staare besondere Rück- sicht genommen, da heuer ein Pärchen im Stadtpark ganz | überwinterte, und es im höchsten‘ Grade erfreulich wäre, | wenn sich daselbst nach und nach eine Zahl \ dieser ebenso nützlichen als anmuthigen und liebenswür- ' digen Ansiedlung und Brut bestimmen liesse. wird grössere Vögel zur 10 5 Der Zwergkautz oder die Sperlingseule (Surnia passerina L.) in Böhmen. Wie schon an anderer Stelle erwähnt wurde, hat Herr Wenzl Spatny zu Ohrad nächst Frauenberg in Böhmen, ein eifriges Mitglied, dem Ver- eine ein in der dortigen Gegend erbeutetes Exemplar einge- sendet. Herr Spatny bemerkt über das Vorkommen des Thieres ungefähr Folgendes: „Dieser Vogel kommt in den Gebirgs- waldungen der fürstlich Schwarzenberg’schen Domänen Winterberg und Stubenbach in mittelmässiger Anzahl als horstender Standvogel vor. Ich habe ein Exemplar dieser zu den schönsten zählenden Eulenart 3 Jahre lebend gehalten, während welcher Zeit seine Lieblingsnahrung aus täglich einem frischen Spatzen bestand. Auf der im flachen Lande liegenden Domäne Frauenberg wurde, so lange ich denke, ausser dem vorliegenden, kein Exemplar erlegt oder gefangen, mit Ausnahme eines einzigen, wel- ches vor etwa 30 Jahren von einem Holzhauer im April in einer alten Linde lebend erbeutet wurde, und seither in der Sammlung auf Schloss Ohrad prangt.“ Obgleich die Sperlingseule im mittleren namentlich aber nördlichen Europa schon beinahe allenthalben beob- achtet wurde, so gehört es, bei ihrer Kleinheit und ver- borgenen Lebensweise, vermöge deren sie sich dem Auge sehr leicht entzieht, zu den interessanteren Vorkommnissen im Leben eines Ormithologen, wenn sich ihm einmal die Ge- legenheit bietet, das Leben und Treiben unserer kleinsten Eule draussen im Walde studiren zu können, und in der T'hat wird diess Vergnügen auch nur wenigen vom Glücke Begünstigten zu Theil. ODE — Vereinsangelegenheiten. Audienz bei Sr. Majestät. Am 15. Februar d. J. hatte eine aus den Herren Präsident von Pelzeln, Vicepräsident von Marenzeller und Sekretär Dr. v. Enderes bestehende Deputation des Vereinsausschusses die Ehre vor Seiner Majestät den Kaiser erscheinen und die Bitte um Aller- höchste Gestattung der Uebernahme des Vereins-Protekto- rates Seitens Sr. kais. Hoh. des Herrn Erzherzoges Kron- prinzen Rudolf, sowie um eine jährliche Subvention, vortragen zu dürfen. Seine Majestät geruhten die Statuten des Vereines, die bis damals erschienenen Nummern der „Mittheilungen des Ausschusses etc“, sowie das schrift- liche Gesuch des Ausschusses entgegenzunehmen, und sich in huldvollster Weise um die bisherige Thätigkeit des Vereines und dessen Erfolge zu erkundigen. Der Ausschuss gedenkt zunächst der Gewinnung recht zahlreicher Mitglieder für den Verein besondere Thätigkeit zu widmen, und zu diesem Ende eine Reihe von Persönlichkeiten, bei welchen Interesse für die Ver- einszwecke vorauszusetzen ist, zum Beitritte einzuladen. Die geehrten Mitglieder des Vereines werden gebeten, ihre Jahresbeiträge pro 1877 an den Ver- einskassier Herrn Fritz Zeller in Wien, II. Untere Donaustrasse 15 einsenden zu wollen, welcher ihnen dagegen die Jahreskarte übermitteln wird. Beitrittserklärungen, welchen die deutlichste und genaueste Angabe des Vor- und Zunamens, Charakters und Wohnortes, sowie die nach den S$. 9 oder-10-Al. 1 oder 2 der Statuten entfallenden Beträge, beigefügt werden wollen, nehmen sowohl der Vereinskassier Herr Fritz Zeller als auch die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben 27, entgegen. Die letztere über- nimmt auch Abonnements auf die „Mittheilungen des Ormithologischen Vereines in Wien“ sowielnserate zu den an der Spitze des Blattes ersichtlichen Bedingungen. Von fremden Vereinen. Dritte Internationale Geflügel - Ausstellung in Wien. Der erste Oesterreichische Geflügelzucht - Verein veranstaltet dieselbe in der Zeit vom 6. bis 13. Mai 1577 in seinem eigenen Gebäude, in Wien, k. k. Prater Aus- stellungsstrasse Nr. 25, und entnehmen wir dem Pro- gramme die nachstehenden wichtigsten Bestimmungen. Zur Ausstellung werden zugelassen: Hühner; Tau- ben; Gänse, Enten, Truthühner und Ziergeflügel ; Erzeug- nisse, die zur Fortpflanzung und Zucht von Geflügel über- haupt dienen, wie Brutapparate, Käfige, Nistkästchen, Futterproben und dgl; wissenschaftliche Leistungen in diesem Fache, wie Schriften ornithologischen Imhaltes, Präparate, ausgestopfte Vögel u. del. Die auszustellenden Thiere und anderen Gegenstände sind in der Zeit vom 15. März bis längstens 25. April 1577 schriftlich bei dem Sekretariat des Ersten öster- reichischen Geflügelzucht - Vereines in Wien (I., Herren- gasse 13) franco anzumelden. Die in Wien und Umgebung wohnenden Geflügel- züchter sind nur dann zur Ausstellung berechtigt, wenn dieselben Mitglieder dieses Vereines sind. Das für die Ausstellung bestimmte Geflügel so wie die anderen Gegenstände werden vom 2. Mai 1877 ange- fangen angenommen, müssen aber jedenfalls bis längstens 5. Mai 1877 Mittags in Wien (unter der Adresse des Vereines, Prater Ausstellungsstrasse Nr. 25 im Vereins- hause) franco eingelangt sein. Aufsicht, Pflege und Fütterung der 'Thiere während der Austellung wird von der Ausstellungscommission mit grösster Sorgfalt besorgt, Futter- und Standgeld wird nicht erhoben. Der Sanitätsdienst während der Ausstellung wurde dem Assistenten des k. k. Thierarznei-Institutes in Wien, Herrn Kornhäuser übertrageu. Die für vorzügliche Ausstellungsgegenstände zu ver- abfolgenden Prämien bestehen in silbernen und bronzenen Medaillen und Anerkennungsdiplomen. Dieselben werden am Ersten Ausstellungstage zuerkannt, und am letzten, dem 13. Mai in feierlicher Weise vertheilt. Wir wünschen dem Geflügelzucht-Vereine volles Ge- lingen seiner Ausstellung, vor Allem aber, das hiezu er- forderliche warme heitere F'rühlin gswetter. Eingelaufene Druckschriften. „Termeszetrajzi füzetek‘“ (Naturhistorische Hefte) nebst deutsch redigirter Revue, herausgegeben vom ung. | National-Museum, unter Mitwirkung der naturhistorischen Abtheilungen redigirt von Otto Hermann. 1877 wurde in Budapest eine neue naturhistorische Vier- teljahrschrift begonnen, welche den obigen Titel führt und der Pflege der Zoologie, Botanik, Mineralogie und Geologie gewidmet ist. Das erschienene erste Heft bietet mehrseitig interessanten, reichhaltigen Inhalt, auch werthvolle Daten über Verbreitungsgrenzen der Vögel aus der Feder des rühmlichst bekannten Redac- teurs, und über Gypaötus barbatus in Siebenbürgen von J. von Csato. worunter Mit demJahre Mittheilungen des Jagd- in Innsbruck, herausgegeben von und Vogelschutz- vereines demselben, redigirt von J. Hasslwanter, Nr. 6 Jänner 1877. | Reichenau Wilhelm von, die Abstammung der | Vögel und Vogelleben in den oberbairischen Vor- alpen. Mainz 1376, Verlag von J. Diemer, $. 74 S. | Wir behalten uns vor, auf dieses höchst interes- sante Werkchen in der nächsten Nummer ausführlicher zurückzukommen. Briefkasten der Redaktion. Mit Dank nehmen Herrm Dr. B wir Ihr freundliches | Anerbieten an. | Baronin S. v. S.: Ihre Wünsche werden erfüllt werden, näheres mündlich. Der Omithologische Verein in Wien. Druck von J. Herausgeber: Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. B. Wallishausser in Wien. Se nserate. Manu . 3 Die vom Kk. k. Ackerbauministerium im Interesse der Garten-, Land- und Forstwirthschaft empfohlenen und bei 02 a Ausstellungen nen prämiirten & Pe — INg x & :M NISTKASTCHERN . 5 il N Ei = N Hegung und zum Schutze nützlicher Vögel . = # 1 \ in 6 Grössen per Stück es 3 Zzohermosterr ao, es ® bei Abnahme von 100 Stück 10% Rabait, liefert & 5 FRITZ ZELLER mn WIEN, & = ll. Bezirk, untere Donaustrasse Nr. 13. G 3 Prospecte franco und gratis. Gr 3 NIEDERLAGEN: © Wienm bei Herrn Tot Mühlhauser, 1. Rauhensteingasse 8; asp En aEnBEngEnE nernaenaene Hermm Franz Schwarz; St. Pölten bei Herın (arl ig bei Herrn Hugo Voigt, Nürnbergerstrasse, ©2 — Innsbruck bei Herın A. Witting; — Salzburg bei Verlag von R®. Friedländer «& Sohm, Berlin, N. W. Carlstr. 11.: J. A. und J. F. Naumann’s Naturgeschichte der Vögel Deutschlands. Mit Bufügen und Wachträgen von Blafius und Bald amus. Vollständig in I3 Bänden in gr. 8. mit 391 colorirten Kupfertafeln. Ladenpreis Mark 636., ermässigt auf Mark 375. Vor Kurzem erschien: Lagerkatalog Nr. Berlin, N. W., Carlstrasse 11. (Fres. 468.75.) ” ei " Sa mes =, u Wir stellen einzelne Bände zur Ergänzung unvollständiger Exemplare zur Verfügung. Reihenbad’s nolllfändiglte Dakurgeldhihte der Wönel in 911 eolorirten und 105 schwarzen Kupfertafeln in gr. 4. Das vollständige Werk in sämmtlichen Monographieen ging aus dem Selbstverlage des Vertissns in unseren Besitz über und ed nunmehr regelmässig” geliefert. Specielle Preisliste wird franco versandt. 254. Ormithologie. (Fıanko gratis.) R. FRIEDLÄNDER & SOHN. | Durch alle Buchhandlungen ist zuhhaben, | in Wien durch Faesy & Frick: Dr. C. Achtermann: Taschenbuch der | vorzüglichstien Stubenvögel Deutsch- lands. Enthaltend: Die Wartung, Fütterung, Lebensweise und Behandlung derselben bei Krankheiten. Nebst einer naturhistorischen Beschreibung der Singvögel, welche die Merkmale der Gattungen und die genauen Kennzeichen aller Arten derselben enthält, so dass der Liebhaber beim Ankauf niemals getäuscht werden kann. Preis 10 Sgr. (Verlag von G. Basse in Quedlinburg.) Die Nester und Eier der in Deutschland und den angrenzenden Ländern brütende NASE von DR. EI) SW.ELLTBAL-D, Mit 228 col. 2. Auflage. Eleg. geheftet.. Preis 2 Mark 40 Pig. Leipzig. L. A. Koch’s Verlagshandlung. Vorräthig in der kais. kön. Hofbuchhandlung von FAESY & FRICK in WIEN. Abbildungen. II Ornithologische Literatur vorräthig in der HOFBUCHHANDLUNG FAESY & FRICK INWIEN. Brehm, A. E. Gefangene Vögel. 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Hofbuchhandlung Faesy & Frick :\: 1977 Er N 3 M 4 daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redaktionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. €. v. ii: 5 k ; u Enderes, Florianigasse 46, zu richten. Ss: in Wien, I. Graben Nr. 27 entgegengenommen, und einzelne Nummern ä 20 kr. — 40 Pfennige Vereinsangelegenheiten.— Literarisches. — Eingelaufene Druckschriften. — Bitte. — Briefkasten. — Inserate. Die „Obedskä bara.“ Ein ornithologisches Bild. Von Ed. Hodek. Dem Namen nach wird dieser Sumpf, an Ort und | geringerer Ausdehnung und auch aus einigen freien Stelle kurzweg „Obeda“ *) genannt, Vielen bekannt sein; | Wasserflächen, die jedoch alljährlich an Ausdehnung es hat ihn seinerzeit Zelebor besuchtund gelegenheitlich | verlieren, dem Rohre, später der Saalweide weichend. der Beschreibung der Edelreiherjagd seiner gedacht. Dieser Sumpf ist ziemlich berühmt wegen der Frequenz- Es ist diess ein in Hufeisenform um einen Eichen- | schwierigkeit für Menschen, und vielleicht eben desshalb bestand sich herumziehender, auch an seiner äusseren | war er in hohem Grade bis vor wenigen Jahren und Bogenseite von einem solchen Walde knapp umrahmter, | ist es gewissermassen heute noch, ein kaleidoskopisch schmaler Sumpfstreifen in Syrmien, dessen südwestliches | vielseitiges, reiches Eldorado für beinahe alle südost- Ende nahe an die Save reicht, welcher dann an den | europäischen Arten von Sumpf- und Wasserwild. Er Ortschaften Obrez und Kupinowo vorbei, südöstlich | war ein Sumpf-Unieum in Taschenformat, und ich knapp unterhalb des langen Ortes Kupinowo sich ver- | kenne in der österreichisch-ungarischen Monarchie kein flachend, endet. zweites Terrain, welches einen solchen Artenreichthum Stellenweise besteht er aus reinem Rohrwuchse, | böte, wie er dort vereint auf dem verhältnissmässig grösstentheils aber aus in das Rohr eingestreuten, sehr | geringen Flächenraume von 1200 Katastral-Jochen*) zu 5 3 2 = En diehten Saalweiden-Partien von bald grösserer, bald | finden war. *) Die Pest, *) Circa 690.6 Hektar. 14 Ehemals ein Rinnsal der Save, begrenzen ihn nach Östen und Norden noch immer jene abfallenden Ufer, wie sie einst dem Flusse dienten, und bieten so einen bequemen Emblick in das bunte Treiben der dort an- gesiedelten Bewohner. Zur Niederlassung wählen die vorherrschenden Arten, gegeneinander ziemlich strenge abgegrenzt, sich eigenes Terrain, obwohl hie und da Späterkommende sich‘ auch zwischen andere Arten einschieben; im Ganzen und Grossen aber kann man immer eine Zusammengehörigkeit gleicher Arten in der Kolonie-Anlage deutlich wahrnehmen. Gleich eine halbe Wegstunde oberhalb Kupinowo bei „Groblje* (dem Ortsfriedhofe) schaaren sich die Nachtreiher, die Eulen des Reihervolkes, ins dichte Grün und. nicht sehr wählerisch über kleinere wie grössere, getrennte wie zusammenhängende Saalweiden- flecken gebietend. An diese schliesst sich mit kurzen Intervallen und — je nach dem mit Saalweiden bewach- senen Terrain, oft keilartig wieder ins Nachtreihergebiet hineinreichend, die Kolonie der zierlichen Schopf- reiher an. Von ihnen kommen auch ausserdem unter den anderen Arten zerstreut in jeder Gegend des Sumpfes welche vor; sie nehmen es da ebenfalls nicht so genau und unter den Schopfreihern gibt es die meisten Nachzügler, denen dann bald irgend eine Staude recht, wenn es nur eine Saalweide ist. Von Groblje auf-, d. h. westwärts beginnt ein Intervall von vorherrschend reinem Schilfwuchse und ist dieser Platz, welcher auch mehrere „Okna“ (freie Wasserflächen) zeigt, der Tummelplatz für die Taucher, Rohr- und Wasserhühner. Wieder kommt ein anders geartetes und auch hier schon breiteres Terram, wo die sperrige, dunkel- grün belaubte Saalweide in diehteren Flecken und zu- sammenhängendere Komplexe bildend, durch die helleren Spitzen des jungen Rohres lust. Das ist schon ein statt- licherer Platz, den eine Büchsenkugel schwer genug überfliegt, und ihn haben die silberblinkenden Schaaren der graziösen Garzetten (Silberreiher) gewählt; es kom- men von ihrer Art noch etliche kleinere Kolonien wei- ter oben vor, dieser Platz hier ist jedoch ihr Haupt- quartıer. Dicht daran, wie um den Kontrast recht hervorzu- heben, haben sich ganz ohne Zwischenraum die schwarzen Legionen der schlangenglatten Zwergscharben ange- siedelt. Ihr Gebiet ist von ziemlichem Umfange, denn sie okkupiren die zwar dicht aneinander gereihten aber doch durch schmale Schilfstreifen getrennten Saalweiden- stände, welche in vielfältigem Zickzack eines der grössten Öknas begrenzen; Miniaturseen von möglichst unregel- mässigen Kontouren und nach allen Seiten hineinschnei- dend ins rohrbewachsene saalweidenbesetzte Terrain. Bis zu 5 Metern tief, bergen diese Teiche eine hinrei- chende Zahl von Fischen aller Dimensionen und braucht sich der allzeit gefrässige, kleine schwarze Teufel nur zu bücken, um seinen unglaublich weiten Kropf nach Herzenslust zu füllen. Abermals kommen, der Hufeisenbiegung nach Nord- westen folgend, einige kleinere, freie Stellen, dann grössere Tümpel mit dichtem Binsenwuchse von un- glaublich wuchernder Höhe. Hier nisten vornehmlich Teich- und Wasserhühner, vier Arten von Steissfüssen, der gehäubte, rothhalsige, geöhrte und der Zwerg- Taucher, wovon auch in anderen Theilen der bara, so recht „überall und nirgends,“ neckend, huschend und — verschwindend deren genug zu sehen sind. An besonders dichten, unwegsamen Stellen dieses Striches hat die Graugans ihren ehelichen Segen niedergelegt, mit Argusaugen ihn bewachend. Enten halten ihr Domizil nicht ausgesprochen auf diesen oder jenen Strich beschränkt; sie hausen so ziemlich überall, die Stock- und Krickente in der Majorität, Braunkopf, Tafelente und Knäckente in der Minderzahl. Der Ral- len Leibgebiet sind die seichter auslaufenden, mit Blatt- teppich belegten beiden Hufeisenenden der bara; hier kann man sie Phantomen gleich über die dünnbebrück- ten Flächen rennen, trippeln, jagen und schliesslich im Grasgewirr verschwinden sehen! Wo der Sumpf die grösste Breite besitzt, die Saalweiden am dichtesten stehen und das Rohr bei- nahe "ausgeschlossen ist, auf halbem Wege zwischen Kupinowo und Obrez, da schwirrt und saust es durch die Lüfte und in geordneten Keilschaaren kommen her- angestürmt, und stürzen sich in schwenkenden Wen- dungen geräuschvoll zu ihren Nestern hernieder die grünen Ibise. Sie kommen weite Strecken her, die Kröpfe und Speiseröhren bis an des Schnabels Sichelrand gefüllt, um ihr eigenartiges Würmerfutter, in die horren- den Kinderschlünde einzuschütteln. Noch weiter nordwestwärts verflacht sich der Rohr- und Saalweidewuchs gegen den grössten der freien Teiche zu, das Obrezer Okno; die Saalweiden, vor Jahren im Winter niedergebrannt, stehen da jetzt sehr dicht zwar, wirren Bürsten gleich und undurch- dringlich, aber haben noch keinen bedeutenden Höhen- schub gemacht; Schilf und Binse sind niedergeknickt und auf diesem Reviere, den ganzen weiten, viel ver- zweigten Teich umgürtend, hat der sanfte Löffler, der komisch-ernste Schnabelmann seine Heimat wohnlich eingerichtet. Nest reiht sich an Nest auf niedergetre- tenen Schilf- und Binsenschwaden eingebettet; keine fremde, unberufene Gesellschaft stört ihn, — das Weibchen brütet, — in seiner behaglichen Beschau- lichkeit. Von da an, bei Obrez vorbei, bis an’s Südwest- ende des Sumpfes herrscht Schilf und Binse vor, klei- nere Teiche wechseln mit grösseren ab, und der hoch- stämmige Wald umrahmt das ganze Sumpfreich bis zur Save vollständig. Hier sind die meisten Stockenten und Graugänse zu Hause, als obligate Beigabe selbstver- ständlich wieder das ganze Volk der Rohr- und Wasser- hühner, der Rallen; auch die melancholisch - schlauen Dommeln stecken da. Allgemein im ganzen Sumpfe, und bei jeder Kolonie wo es höheren Weidewuchs gibt, findet sich in etlichen Paaren der grosse Fischfemd, der ge- meine Reiher; sein Nest steht in den höchsten, noch soliden Zwieseln der Saalweidenbüsche, die Nachbar- nester regelmässig alle überragend. Es ist zwar vom selben Material wie das des zarten Schopfreihers, aus Reisern, besitzt jedoch einen weit höheren Grad von Solidität und Umfang und ist durchwegs, schon seiner mehr exponirten Lage wegen, möglichst an den Stamm gebaut. Die verschiedenartige Architektur der Nester gehört übrigens nicht in den Rahmen unseres heutigen Bildes, und so sehr es mich dazu verlocken will, muss ich mir Ausführlicheres hierüber und über die häusliche Oeko- nomie der Sumpfbewohner für diessmal versagen. Wo es im ganzen Sumpfe den finstersten, ruhig- sten Winkel gibt, auf Saalweiden allein nicht geradezu erpicht, sondern jeden dichtstehenden Busch, auch der Bruch- und Dotterweide akzeptirend, wenn er nur hinreichend abseits vom Lärmen und der Frequenz anderer Nachbarn steht, dahin hat sich der beschei- dene, schöne Purpurreiher zurückgezogen und dort sein Nest in die Tiefe gestellt. Noch gibt es einer Art zu gedenken, und wie es allem Auserlesenen geziemt, befindet sich auch sie in der Minderzahl. Kommen die zerstreut unter allen Kolo- nisten, einzeln eingebauten grauen Reiher mit ihren höheren Ständen uns wie Wächter und Beamte der Gemeinde vor, so wählt sich der stolze Edelreiher seinen Sitz als König. In jenem Distrikte des Sumpfes, wo es — etwas abseits vom plebejischen Getriebe, nie am Rande, und immer im unwegsamsten Theile, — eine dominirende, recht stockige Saalweidenstaude sibt, umschattet womöglich vom Rohre, da baut sich dieser, in Gestalt, Farbe und Benehmen wirklich Edelste der Sumpfbewohner, im obersten Drittel der Stammeshöhe den Reiserpalast, seiner Kinder Wiegenhaus. Der zähe, dürre Gipfelast wird als Ruhesitz und Auslugethurm benützt, den ganzen Bereich stets wachsam zu durch- schauen. Seit ich diesen Sumpf kenne, gab es kein Jahr mehr als 10 bis 12 Paare, zu höchstens 2 bis 3 Paaren zwischen den Hauptkolonien, vertheilt. Es sei bemerkt, dass diess die Anordnung der Kolonisation speziell in der Obedskä bara ist, anderem Terrain und seinen Eigenthümlichkeiten fügen sich die Vögel auch wieder entsprechend an. Es gibt Sümpfe mit hochstämmigem Weidenholze, wo auf einem einzigen Baume vier- auch fünferlei verschiedene Arten ihre Nester haben. Wer nun gegen Ende Juni des Morgens bei Tages- grauen vom Orte Kupinowo ausgeht, am östlichen stark erhöhten Uferrande hin, den ganzen Sumpf soweit es die Halbkreisbiesung gestattet, übersehend mit dem Glase in der Hand oder guten Augen im Kopfe die Nie- derlassung besucht, vor dessen Blicken entrollt sich das anziehendste, wechselvollste Bild emsigen Vogellebens. Von Weitem schon, wo noch die Strasse nach Ruma und Mittrowitz am Ostrande des Sumpfufers hin- läuft, wo das Auge einen grossen Theil der vordersten Kolonien der Länge nach überblickt, da sieht man, — die Sonne hat kaum ihre ersten Strahlen über die bemoosten Eichenhäupter weg in die bunte Szenerie geworfen, — die frühzeitig vom Futterplatze heimkeh- renden Schaaren aus allen Richtungen der Windrose her dem Sumpfe zueilen. Die Kröpfe sind gefüllt, — und man kennt es dem gedämpften eigenthümlich modulirten Tone ihrer Stimme ganz wohl an, dass sie es sind, — um die verdauungsstarken Mägen der jungen, hungeri- gen Brut zu speisen. Ist schon vom Zuzuge selbst die Luft angefüllt von den daherkommenden Fliegern, so herrscht nach der Ankunft über'm Sumpfe dort wo sich die Ketten trennen, um den Nestern zuzu- fliegen, em schwer zu beschreibendes Gewirre. Der obligate Lärm, gekrächzt aus alten, und tausendfach gezirpt aus jungen Kehlen, schlägt stundenweit schon an’s Ohr, und auf dem dunklen Hintergrunde des Eichen- waldsaumes rechts wie links, zeichnen sich die nach kurzem Kreisen rasch niederfahrenden lichten und schnee- weissen Vogelkörper wie vom Winde wirr durcheinander- gepeitschte grosse und kleine Schneeflocken, die alle in dem Schilfgrunde verschwinden. Immer und immer wieder, bis die Sonne schon hoch am Himmel steht, kommen neue Legionen und stürzen schwenkend sich alle auf denselben Platz. Man sollte kaum glauben, dass Raum für Alle da unten ist, geschweige noch für ihre Nester. Die dunk- len, glanzbefiederten davon, die Ibise und Scharben 15 schiessen wie Kobolde, im Sonnenlichte auf der durch- furchten Bahn förmlich einen Glanzstreif zurücklassend, aus den Lüften in die Tiefe, sausend vorbei an den weissen Nachbarvögeln, die nach allen Radien des Platzes zu, wagrecht, schief und senkrecht ihre Bahn durchschwirren um wie fallende Sternschnuppen zu hellen Haufen im, dunklen Grunde zu verlöschen. Zehn zu- gleich, sollte man meinen, treffen jetzt und jetzt sich im Zusammenstoss, und spiessen sich am haarscharfen Schnabel mitten durch. Nichts von alledem; kaum dass hie und da ein Flügel einen andern streift. Die grossen grauen Reiher schwimmen daher, mit bedächtig ruhigeren Flügelschlägen wohl, doch nicht minder eilend schwin- gen sie sich bei ihrem Nistbaum ein, mit heiserem Ge- krächz von Weitem schon die Jungen froh begrüssend. Man sieht erst jetzt, trotzdem sie zerstreut da drinnen ihre Nester aufgeschlagen, ihre namhafte Zahl. Jeder Zuzug Neuankommender wird von den bereits mit Fütterung Beschäftigten aus der Tiefe her mit bunten, lauten Tonsalven, gleichsam dem Warnungsrufe noli me tangere! empfangen. Mancher Unberufene, dessen Nest wohl tiefer im Geäste unter anderen steckt, pflanzt sich auf den Stammsitz eines schon fütternden Paares, da gibt es Schnabelhiebe und Geschrei, ja nicht selten Blut und ausgerupfte Federn, wenn der Usur- pator nicht bei Zeiten weicht. Am geringsten ist um diese Zeit die Zahl der ein- fallenden Nachtreiher. Dieser zänkisch - grossköpfige Herr mit seinem jeden Augenblick zu zormerfülltem Sträuben des weissen Dreizacks aufgelegten Wesen, hat schon am Abende vorher, als die Sonne kaum zu Rüste ging, seinen Futterstreifzug angetreten; mit tiefem Bariton stiess Einer seinen flugs von allen,Seiten beantworteten Lock- und Mahnruf aus, und mm lan- gem Zuge ging’s dann fort mit eulenartigem Flügel- schlag nach dem oft fernen, aber stets reichhaltigen seichten Fischereiplatze. Früh vor Tagesgrauen hat er schon seiner Jungen Frühstückstisch bestellt, und starrt mit seinen grossen rothen Augen kampfbereit in das Gewirre der Tagvögel, jeden Eindringling sich streug vom Leibe haltend. Seine Sippe macht dabei im ganzen Konzerte den meisten Lärm, denn selten thut ihm’s Einer recht. Von den bei schwächeren Jungen Nachts zum Schutze daheimgebliebenen Weibchen verlassen Einzelne erst nach Rückkehr des Gemahls den Platz, nicht ohne ziemlich bald wieder mit reichem Gabelfrühstücke im Kropfe heimzukehren. Auch weiter oben, im Gebiete der Löffler herrscht ein eifrig Fliegen, Gehen und Kommen, hier aber nur von kollerndem Gurgelton begleitet. Um was der Löft- ler in dieser Szenerie ruhiger auftritt für das Ohr, um so viel mehr hat das Auge an dieser Stelle Befriedigung, und es sieht sich auch in der That prächtig an, wie die im Gänsekeil daherkommenden grossen, weissen Vögel über dem Nistplatze einen Kreis beschreiben, und sich trennend, zu den Nestern sich niederschwingen; kaum ist eine Abtheilung von 10 bis 20 Stücken in’s dunkle Schilf getaucht, kommt schon die nächste stärkere aus derselben Richtung herangezogen, sodann paarweis, spä- ter einzeln, bis sie Alle heimgekehrt sind. Streit fällt selten vor und Alles athmet da nur Frieden, Eintracht und Brüderlichkeit. Während noch Volk auf Volk und Schaar auf Schaar wie Mücken sich in’s Grün herniederlässt, ge- wahrt man mitten durch das Fluggewimmel einen lich- ten Ruhepunkt. 16 Ueber die Waldeswipfel her kommt, stets lautlos und mit gemessenem Flügelschlage — der eigenartig vornehm und mit keinem anderen zu verwechseln ist, — der grosse weisse Reiher angesegelt, auch im Fluge ein König. Ein prüfender Blick überzeugt ihn rasch, dass daheim noch Alles in der Ordnung und kein theu’res Haupt ihm abhanden gekommen ist. Wie um SRERE> sein Gebiet zu inspiziren, beschreibt er einige Spiralen der Tiefe zu, und schwingt sich endlich mit überlegter, hoheitsvoller Bewegung auf seinem Nistbaumgipfel ein. Von Weitem leuchtet über Alles hin der schnee- weisse, schlanke Körper, schüttelt sich und steigt end- lich herab zum Nest, um Elternpflicht zu üben. (Schluss folgt.) Die Vogelfauna unseres einstigen Praters. Von Josef Jetzt und einst, zwei Worte, von denen das erstere | in einer Beziehung Fortschritte in jedem Zweige des menschlichen Wissens und Denkens aufzuweisen hat, | in anderer aber, und zwar speziell für den Omitholo- | gen, hinsichtlich des Vorkommens, der Verbreitung und der Masse der Vögel im Ganzen genommen, einen Rückschritt bedeutet! Ich meine hier zunächst die Vogelwelt der Um- gebung Wiens und insbesondere unseres Praters. Wer ein geborner Wiener ist, oder wenigstens vor dreissig oder mehr Jahren täglich den Prater besucht hat, und dort das Thierleben, sowohl der Wirbelthiere, als auch der Insekten beobachtet hat, der kennt gar wohl den Unterschied zwischen dem Prater von Einst und dem Prater von Jetzt. Schon vom Praterstern angefangen war es damals möglich, fortwährend im Walde und im kühlen Schatten zu wandeln. Wald, Wiese, ja sogar Sumpf wechselten in ununterbrochener Reihenfolge ab, uralte, hohe und hohle Bäume, dichtes Gebüsch, Rohrdiekicht, waren keine Seltenheiten, warum sollte da nicht die Thierwelt, und zwar ganz besonders die Vogelwelt zahlreich, so- wohl an Arten als auch an Individuen, vertreten ge- wesen sein. Und das war sie auch. Wie aber finden wir den Prater heutzutage ? Er ist in der Mitte auseinandergeschnitten und hindurch wälzt sich ein mächtiger Strom, welcher mit seinen steilen Ufern, und da er anstatt still und ruhig seine Wege zu gehen, auf seinem Rücken ununterbrochen geräuschvolles, geschäftliches Treiben duldet, der Vogel- welt auch nicht gerade angenehm sein kann. Der erste Vogel, der uns m der grossen Prater- allee sehr häufig begegnete, war die Spechtmeise (Sitta europaea s. caesia). Wer kennt sie nicht unter dem Namen Kleiber! Die alten Kastanienbäume dieser Allee waren ihre Lieblingsplätze, auf denen sie ihre Rutschpartien unternahm, denn ihr Klettern sieht sehr dem Umherrutschen der Kinder ähnlich. Dass auch sie ‚wie alle Spechte und spechtartigen , zu den nütz- lichsten Vögeln gehört, brauche ich wohl kaum zu erwähnen. Ihre Nahrung sind Insekten, Sämereien und verschiedene Beeren. | Dort wo jetzt die Magazine der Dampfschiffahrts- Gesellschaft stehen, schlängelte sich bei hohem Wasser- stande äusserst träge, bei niedrigem Wasser stagnirend, | ein mit allen möglichen Sumpfgewächsen bedecktes und mit dichten Rohrbeständen angefülltes Gewässer dahin; es war diess ein sehr beliebter Aufenthaltsort unseres | Teichhuhnes oder Rothblässchens (Stagnicola chloropus). Dasselbe ist ein unscheinbarer Sumpfvogel, aber äusserst | zierlich in. seinen Bewegungen, ein geschiekter Taucher, | wenn es verfolgt wird, war es im entgegengesetzten Kolazy. Falle wieder so wenig scheu, dass man von dem nahe gegenüberliegenden Ufer alle seine Bewegungen genau beobachten konnte. Es kann, da es ziemlich lange Zehen hat, ganz geschickt auf einem mit Pflanzen bedeckten Wasserspiegel umherlaufen, klettert selbst auf Schilf- pflanzen empor und ist eme schöne Zierde der Sümpfe. Vor vielen, vielleicht fünfundzwanzig Jahren, noch wenig mit der Vogelwelt vertraut, verirrte ich mich einst, mit Sammeln von Insekten beschäftiget, in jene Gegend, wo jetzt die Kolonie Kaisermühlen emporge- wachsen ist, und war anfangs nicht wenig erstaunt, plötzlich das Geschrei eines mir damals unbekannten Vogels dieht über meinem Kopfe zu hören. Anfangs achtete ich nicht auf ihn, konnte ihn auch nicht recht sehen, da mich das Sonnenlicht blendete, und ging langsam weiter, bis mir endlich beinahe unheimlich zu Muth wurde; der Vogel stiess wie ein Falke fort- während mit einem eigenthümlichen Geschrei auf mich herab, das doch nicht das eines Raubvogels war, und zwar mit solcher Keckheit, dass ich mich sogar mit Stock und Steinen gegen ihn zu vertheidigen begann. Endlich schlug ich eine andere Richtung ein, und war bald darauf meines Verfolgers los. Wie schämte ich mich aber, als ich zu Hause angelangt meiner Naturgeschichte entnahm, dass es ein Kiebitz (Vanellus cristatus) gewesen war, und ich wahrscheinlich in die Richtung hatte gehen wollen, in der sein Nest gelegen sein mochte. Brehm sagt in seinem Thierleben IV. Band Seite 596 über den Kie- bitz: „Auf Menschen stossen beide mit wahrem Helden- muthe, aber das Männchen versucht auch, indem es seinen Paarungsruf hören lässt und in der Luft um- hergaukelt, durch diese Künste den Gegner irre zu führen.“ Noch vor mehreren Jahren konnte man diesen schönen Vogel sehr oft an den flach verlaufenden Donauufern geschäftig herumlaufen sehen. Wohl selten, aber doch manches Jahr, fand ich tiefer unten im Prater den Storch, da er jedoch immer sehr scheu war, und schon vom Weiten aufflog, konnte | ich ihn weder näher betrachten, noch auch verfolgen, glaube aber kaum, dass er im Prater genistet haben, sondern vielleicht aus dem nahe gelegenen Marchfelde herüber gekommen sein dürfte, um Nahrung, die es hier damals für ihn in Hülle und Fülle gab, zu suchen. Weitere und sebr häufige Gäste, waren die wilden Enten, die in den vielen und ausgedehnten Rohrbe- ständen nisteten, ob es eine oder, wie viel wahrschein- licher ist, mehrere Arten waren, konnte ich damals leider nicht bestimmen. Ein wohl seltener, aber immer doch hie und da anzutreffender Vogel, war auch ‚der Eisvogel (Alcedo ispida). Ich wusste im Prater einen Platz, der wohl jetzt mitten im Donaustrome liegen dürfte, wo beinahe regelmässig auf überhängenden Erlenbüschen ein Eis- vogel, still und bedächtig in das kühle Nass hinab- blickte. Die Krone aber alles des vielen Interessanten war der Nistplatz in der Nähe des Lusthauses. Es mögen etwa an dreissig Jahre sein, dass ich mit be- sonderer Vorliebe begann die Vogelwelt zu betrachten. Alljährlich besuchte ich zu verschiedenen Jahreszeiten diesen höchst merkwürdigen Ort, der lebhaft an die, auf den Donau - Inseln im südlichen Ungarn gelegenen Brutplätze erinnerte. Schon in weiter Entfernung vernahm man ein wirres Durcheinander von Stimmen, die ein in solchen Dingen wenig oder gar nicht Bewanderter für Alles andere eher, als für Vog elstimmen gehalten hätte, näm- lich das Geschrei hunderter und hunderter von Krähen und Dohlen. Immer und immer gibt es bei diesem Volke etwas zu schwätzen ; bald haben sie Zwistigkeiten unter einander auszufechten, bald gilt es einem ihrem Neste etwas zu nahe gekommenen fremden Vogel, dann wieder ist ein Raubvogel in möglichst energischer und derber Weise zu begrüssen. Den grössten ee aber gab es, wenn ein Mensch in etwas auflälliger Weise ihrem Nistplatze sich näherte, und wohl gar einen Stein emporschleuderte oder an einen mit Nestern besetzten Baum klopfte; da gab es heillosen Lärm und Spektakel bei der gan- zen Bevölkerung. Im Frühjahre, wenn die Bäume noch nicht be- laubt waren, war der Besuch dieses Nistplatzes am lohnendsten; in die Nähe gekommen, sah man auf den hohen Pappelbäumen eine Unzahl formloser Klumpen, die sich bei näherer Betrachtung als Vogelnester ent- puppten. Die Dohle (Corvus monedula), die Saatkrähe (Corvus frugilegus), der graue Reiher (Ardea einerea), Kormorane oder Scharben (Phalacrocorax carbo), flogen in buntem Durcheinander ab und zu, dazwischen Staar e, ; EICH 17 hin und wieder ein Thurm- oder Baum-Falke und eine Menge anderer kleiner Sänger und Körnerfresser. "lenen doch diese Thiere hier ungestört, denn wohl nur selten verirrten sich Wiener so weit, ara das nur an einem Sonntage. An eben ieh Platze fand ich einst einen jun- gen aber schon vollkommen erwachsenen Reiher, der jedenfalls aus dem Neste gefallen sein mochte, auf der Erde sitzen. Da ich mich demselben sehr rasch näherte, wollte oder konnte er vielleicht nicht mehr entfliehen, sondern blieb ruhig sitzen und wehrte sich fauchend und stechend auf das Tapferste, als ich ihn ergreifen wollte. Sehr gerne hätte ich ihn mit nach Hause ge- nommen, da ich damit aber gegen die Jagdgesetze : zu ertossen glaubte, so ergriff ich ihn nicht ohne Schwie- rigkeit, trug ihn zu einen mit allen möglichen Wasser- thieren angefüllten Sumpfe, und überliess ihn hier seinem eigenen Gutdünken. Sehen wir uns den Platz jetzt an, Lärm ist wohl noch genug dort, aber Reiher und Kormorane würden wir vergebens suchen. Schon der Bau der Staatsbahn, die in unmittelbarer Nähe vorbeiführt, scheint diesen Vögeln nicht behagt zu haben, denn es ist seither bei Tag und Nacht keine Ruhe, und vollends die Donau- regulirung, die hat jene ursprünglichen Bewohner gänz- lich vertrieben. Jedenfalls haben sie weiter östlich ruhigere und stillere Plätze aufgesucht. Diese wenigen und gewiss auch lückenhaften Er- innerungen glaubte ich hauptsächlich desshalb mit- theilen zu sollen, weil ich noch nirgends über die Vogelwelt unseres einstigen Praters eine Mittheilung sefunden habe, und es doch der Mühe werth sein dürfte; im Gedächtnisse zu behalten, dass dort, wo möglicherweise in nicht allzu vielen Jahren Häuser stehen werden, vor gar nicht so langer Zeit noch die Tummelplätze "vieler, iinmer interessanter, zuweilen auch seltener — nun aber sammt und sonders längst ver- schwundener Vogelgeschlechter waren. Mögen ältere Wiener Ornithologen aus vorstehen- den Zeilen Anlass nehmen, Vollständigeres zu bieten. I —— Allerlei. Hohes Alter eines gelben Spottvogels. (Ficedula hypolais L.) Dieser herrliche Sänger gehört bekamntlich zu den zartesten und hinfälligsten unter den einheimischen Stubenvögeln. Gewöhnlich hält er sich bei sorgsamster Pflege etwa 4-5 Jahre; gelingt es einmal einen 8—9 Jahre zu erhalten, so gilt diess schon für etwas Ausserordentliches. Ein ganz unerhörter Fall kam uns aber jüngst zur Kenntniss; Anton Mosler, Gärtner bei Herrn Holzwaarenfabrikanten Joh. Schuberth, hat wie uns Letzterer persönlich bestätigte, einen Garten- laubvogel (gelben Spötter) durch 16 Jahre gehalten, und dann der Gattin des Herm Schuberth überlassen, welche das Thierchen noch durch weitere 2 Jahre besass. Dasselbe hat somit das unglaublich hohe Alter von achtzehn Jahren in der Gefangenschaft erreicht. Es war bis zu seinem vor kurzem eingetre- tenen Tode ein vortrefflicher Sänger. Abgesehen davon, dass der Vogel eine ganz besonders kräftige Con- stitution besessen haben musste, war doch zweifellos die Pflege, deren er sich zu erfreuen hatte, eine äusserst sorgfältige und zweckmässige. Sem Futter war wohl namentlich im Winter ein ziemlich ungewöhnliches, offenbar aber sehr entsprechendes; es bestand nämlich zum grossen Theile aus „Holzmaden“, d. i. Larven von Holzkäfer- (Anobium-) na welche ihm in grosser Menge gereicht wurden. Da diese Maden überall dort wo grössere Holzvorräthe lagern, leicht zu beschaffen sind, so möchte es sich empfehlen, alle zarten Weich- fresser mit diesem Futter über die ihnen immer gefähr- liche Winterszeit zu bringen, und die Pfleger solcher empfindlicher Vögelchen werden bei Verwendung dieses Nahrungsmittels als feinleh weit weniger Verluste unter ihren Lieblingen zu erleiden haben, als es ge- wöhnlich der Fall ist. Merkwürdig war an dem Vogel, welcher durch die Güte des es Schuberth sich aa ausgestopft in unseren Händen befindet, die abnorme Entwicklung des homigen Getäfels an den Vorderseiten der Läufe, welches nach und nach eine schuppenartige en heit und ohne den Tarsus selbst, eine Dicke von etwa 3 Millimetern angenommen hatte. Die Zehen waren mangelhaft, am Inleen Fusse besass der Vogel nur die 18 Mittel- und die Hinterzehe, am rechten die Mittel-, Aussen- und Hinterzehe; an der Stelle der übrigen hatte er nur Stummeln. Dr. v. E. Nistkästehen in Wien. Ausser den durch den Ornithologischen Verein im Stadtpark und durch Herrn Puntschert im Reservegarten angebrachten Nistkäst- —_ ce chen, hat jüngst Herr Dr. Carl Gilge in dem grossen Garten der ihm gehörigen Ersten Wiener Kaltwasserheilanstalt (Brünnlbad) eine Anzahl von fünfzig Stücken anbringen lassen. Dessgleichen wurden, wie wir hören, im fürstl. Liechten- stein’schen Garten in der Rossau eine grössere Zahl derselben ausgehangen. Vereinsangelegenheiten. Seine Majestät der Kaiser hat aus Allerhöchst Seiner Privatchatouille dem Vereine eine Subvention von Einhundert Gulden allergnädigst zuzuwenden geruht. Monatsversammlung vom 9. März 1877. Der Vorsitzende, Vereinspräsident von Pelz eln eröffnet die Versammlung um halb 7 Uhr Abends und macht sodann folgende Mittheilungen: „Herr Graf Marschall hat uns gütigst einige weitere Uebersichten von ausser Oesterreich-Ungarn vorkommenden Arten der Ornis Austriaca - Hungarica (nach Ibis Serie 10. Vol. I Nr. 1, Januar 1877) zuge- sendet. Dieselben betreffen Borneo (nach R. B. Sharpe), Esypten (nach J H. Gurney) und West-Sibirien (nach Dr. Finsch). Die letztgenannte Uebersicht ist von grösster Bedeutung. Nach dem vorläufigen in erzählender Form gehaltenen Berichte des Herrn Dr. Finsch über die omithologischen Resultate der grossen Reise, welche derselbe mit Dr. Brehm und Graf Waldburg im verflossenen Jahre in Nord- und Centralasien unter- nommen hatte, hat Herr Graf Marschall mit grösster Umsicht und Sorgfalt jene Daten übersichtlich zu- sammengestellt, welche sich auf Arten beziehen, die auch der Ormis unseres Vaterlandes angehören. Es sind nicht nur die genauen Fundorte, sondern auch die Zeit des Vorkommens, die grosse und geringe Häufigkeit, Fälle von Bruten, kurz alle wesentlichen Momente auf das Genaueste angeführt, so dass dadurch em wichtiger Beitrag zur Verbreitung und Lebensweise der betreffen- den Arten geboten wird. Herr Tschusi-Schmidhofen von hat dem Ormithologischen Vereine eine Anzahl seiner Abhand- | lungen zum Geschenke gemacht. Es sind diess die folgenden: Notizen über Farbenvarietäten bei Vögeln. Verh. Zool. Bot. Gesellsch. Wien, Jahrgang 1867. Nucifraga caryocatactes L. ebenda 1871. Die ornithologische Sammlung der k. k. Zool. Bot. Gesellschaft zu Wien, ebenda 1871. Ferdinand Freiherr von Droste-Hülshoff. Ein Nach- ruf, ebenda. 1574. Der Bart- oder Lämmergeier (Gypaetus Barbatus Story). Sein Vorkommen in Oesterreich einst und jetzt. Nitzsche’s Illustr. Jagdzeituug 1874 Nr. 14. Diese bilden eine sehr erfreuliche Bereicherung unserer Bibliothek. Von den Mittheilungen des tirolischen Jagd- und Vogelschutzveremes in Innsbruck ist eine weitere Num- mer eingegangen, welche in der ersten Nummer unserer Monatsschrift angeführt werden wird. Schliesslich übergebe ich dem Vereine zwei kleine in den Verh. der Zool. Bot. Gesellschaft, Jahrgang 1876 von mir publizirte Arbeiten: Ueber eine von Herrn Dr. Richard Ritter von Drasche dem k. k. zool. Hof- kabinete zum Geschenk gemachte Sendung von Vogel- bälgen, und über eine weitere Sendung von Vögeln aus Ecuador.“ Professor Ludw. Heinr. Jeitteles spricht über das Haushuhn und seine Geschichte, bezüglich welcher letzteren er mehrere höchst interessante neue Daten mittheilt. Wir versagen uns und unseren Lesern nur desshalb das Vergnügen, an dieser Stelle den Vor- trag des Herrn Professors zu skizziren, weil Letzterer die Güte hatte, uns für eine der allernächsten Nummern unseres Blattes einen eingehenderen Artikel über dieses Thema zuzusagen. Herr Josef Kolazy hält einen Vortrag über die Vogelwelt des ehemaligen Praters, welchen wir ebenso wie den Vortrag des Herren Eduard Hodek, die Obedskä bara, weiter oben vollinhaltlich reproduzirt haben. Die geehrten Mitglieder des Vereines werden gebeten, ihre Jahresbeiträge pro 1877 an den Ver- einskassier Herrn Fritz Zeller in Wien, II. Untere Donaustrasse 13 einsenden zu wollen, welcher ihnen dagegen die Jahreskarte übermitteln wird. Beitrittserklärungen, welchen die deutlichste und genaueste Angabe des Vor- und Zunamens, Charakters und Wohnortes, sowie die nach den S$. 9 oder 10 Al. 1 oder 2 der Statuten entfallenden Beträge, beigefügt werden wollen, nehmen sowohl der Vereinskassier Herr Fritz Zeller als auch die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben 27, entgegen. Die letztere über- nimmt auch Abonnements auf die „Mittheilungen des Ormithologischen Vereines in Wien“ sowielnserate zu den an der Spitze des Blattes ersichtlichen Bedingungen. Die nächste Monatsversammlung des Vereines findet Freitag den I3. April 1877, um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften, I. Universitätsplatz 2, statt. TAGESORDNUNG: 1. Prof. Ludw. Heinr. Jeitteles: Eine Seltenheit der ornithologischen Literatur; 2. Dr. v. Enderes : Vorweisung lebender Schnee-Eulen (Surnia nyetea L.) und Zwergohreulen (Ephialtes scops L.) und Besprechung derselben. 3. Ed. Hodek: Die Obedskä bara; ein ornithologisches Bild (Schluss). . Allfällige Mittheilungen einzelner Mitglieder gegen Anmeldung beim Vorsitzenden im Laufe der Ver- handlung. H= Neu beigetretene Mitglieder: Se. Excellenz Herr Graf Hieronymus Mannsfeld, k. k. Acker- bauminister und wirkl. Geh. Rath etc. etec., in Wien, I., Zedlitz- gasse 8; Se. Excellenz Herr Wladimir Graf Dzieduszycki, k. k. Geh. Rath ete. ete., Lemberg, Theatergasse 18; Herr Julius Freiherr von Schröckinger - Neudenberg, k. k. Sectionschef ete. ete,, Wien, I., Wollzeile 28; Herr Dr. Wilhelm Ritter von Hamm, k. ete,, in Wien, IX., Nussdorferstrasse 12/a ; Herr Dr. J. R. Lorenz, k. k. Ministerialrath ete.,, in Wien, 1II., Beatrixgasse 32; k. Ministerialrath RAN 19 Herr Franz Wondrak, k. k. Forstrath in Wien, VIII., Lederer- gasse 8; Herr Dr. Richard Capellmann, k. k. Ministerialsekretär in Wien, III., Ungargasse 12; Se. Hochwürden Herr P. Blasius Hanf, Pfarrer zu Mariahof in Steiermark ; Herr Friedrich Wagner, Bureauchef des Handels- und Appro- visionirungsvereines, Währing, Frankgasse 10; Herr Ignaz Dusek, fürstl. Schwarzenberg’scher Beamter in Wien, III, Rennweg 2; In dem, dem Jahresberichte pro 1876 beigefügten Mitglieder- verzeichnisse wurde unliebsamerweise ausgelassen: Herr Friedrich Lehrer, Kaufmann in Wien, VIIL., Lederer- gasse 28; Literarisches. Der verdiente Director des zoologischen Museums zu Lissabon, S. Barboza du Bocage hat eine neuerliche (I2.) Liste von Vögeln aus den portugiesischen Be- sitzungen in Westafrika im Journal de Sciencias mathematicas, physicas e naturaes (U. XNX. Lisboa 1876) publieirt. Dieselbe behandelt eine Sendung des unermüdeten Forschers S. J. ’Anchieta und eine durch Vermittlung von Mr. Sharpe erhaltene Partie aus Quanza (Angola). In derselben Zeitschrift erschienen von S. du Bocage eine Besprechung der in den Sammlungen des Dr. Welwitsch aus Angola befindlichen Vögel und Bemerkungen über die Arten der Weberfinken- sattung Sycobius. Eine neue Art dieses Genus wird unter dem Namen S. albinucha beschrieben. Sie ist S. nigerrimus ähnlich, aber kleiner, mit schlankerem Schnabel; das Gefieder ist schwarz mit einem weiss und schwarz gescheckten Nackenbande. Die Heimat ist West-Africa, der nähere Fundort aber nicht bekannt. vom M. G. Dawson Rowley: Ornithological Miscel- lany. Part. VIl. March 1877. Das neueste Heft dieser Publication enthält drei Aufsätze von M. Rowley und zwar über Broderipus formosus (Cab.) den grossen Pirol von den Sangi-Inseln, über einige Species des Genus Lorieulus (Zwerglori) und über das Genus Pitta (letz- terer wird fortgesetzt). In allen werden sehr werth- volle Beobachtungen von Dr. A. B. Meyer, dem die Wissenschaft so wichtige Beiträge zur Kenntniss der Thierwelt der Philippinen, von Celebes, der Papu-Inseln und N. Guineas verdankt, mitgetheilt. Von vielem In- teresse sind insbesondere die die geographische Ver- breitung betreffenden Daten. M. R. Swinhoe be- spricht Nest und Eier von White’s Drossel (Oreoeinela varia Pall.), jener schönen asiatischen Art, welche in einzelnen Fällen in Mittel-Europa, ja in England vor- gekommen ist. Endlich folgt eine Fortsetzung der Vögel der Mongolei, des Tangut-Landes und der Ein- öden Nord-Tibets von Oberstlieutenant N. Prjevalsky, welche viele schöne Beobachtungen bietet. Dem Heft sind zahlreiche Abbildungen beigegeben. v.P. Ornithologisches Centralblatt. Beiblatt zum Jour- nal für Ornithologie. Im Auftrage der Allgm. deut- schen Ormithologischen Gesellschaft, herausgegeben von Prof. Dr. J. Cabanis und Dr. Ant. Reichnow. Berlin 1877, I. Jahrgang Nr. 1—6. Die bisher erschienenen 6 Num- mern des II. Jahrganges, dieses trefflich redigirten, am 1. und 15. eines jeden Monates erscheinenden Journales, bieten eine reiche Fülle des interessantesten Materiales. Von grösseren Aufsätzen wollen wir hier nur kurz her- vorheben: „Die Bedeutung der Eulen in der Forst- und Landwirthschaft“, von Adolf Walter; „Fütterung und Gewöllbildung;“ von Prof. Dr. Liebe; „Der Sirgang oder grüne Himalaya-Heher (Cissa sinensis)* von Emil Linden; „Der Wasserschwätzer (Cinelus aquatieus) in Freiheit und Gefangenschaft* von Dr. A. Girtanner; „Ueber das Präpariren der Eier für die Sammlung“, von W. Thienemann; ausserdem begegnen wir einer grossen Anzahl ornithologischer Notizen, wie z. B. aus Schleswig- Holstein von J. Rohweder, aus Posen von Freih. v. Schilling, biologischen v. C. Wüstnei u. s. f.; Vereins- nachrichten, Neuigkeiten, Vogelschutzangelegenheiten, Literaturanzeigen u. s.. w., vervollständigen den ab- wechslungsreichen und anregenden Inhalt dieser aus- gezeichneten Zeitschrift. Vogelmärchen von A. C. E. Baldamus. (Dresden. G. Schönfeld’s Verlagsbuchhandlung.) Eine duftende, glühende Rose, die irgendwo aus dem Geäste einer ernsten, dunklen Eiche hervorgeblüht ist, könnte uns kaum fröhlicher und reizender überraschen, als das Büchlein, das in liebenswürdigster Laune der Mann der Wissenschaft, der Forscher und Gelehrte vom Fache, Dr. Baldamus, in die Welt hinaussendet. Nicht eigentliche Märchen sind es, die wir da zu lesen be- kommen, sondern Thatsachen, Ereignisse aus trüber und aus ernster Zeit, aus dem Frühling und den kalten Tagen des Jahres, aus dem Familien- und aus dem Staatsleben der Vögel, manche kleine Sittengeschichte, die sich in Busch und Baum, am Ufer des Baches oder tief drinnen im Walde abspielt. Die Tendenz des Büchleins, die wie ein goldiger Schleier darüber hängt, ohne je darauf störend zu lasten, ist der Wunsch den beweglichen, räthselhaften, beschwingten Völkern, möglichst viele Freunde und warmes Verständniss zu gewinnen. In Verfolgung dieses Zieles sind die einzelnen Lebensbilder so nahe als möglich in den Kreis des menschlichen Denkens und Empfindens gerückt, die kleinen, befiederten Leute sprechen unsere Sprache, theilen unsere Freuden und unsere Leiden, und doch sind sie die, die sie in Wahrheit sind, die Vögel, die Flieger, die Sänger, draussen im herrlichen, begnadigten Reiche der Natur. Es ist der Reiz der Wahrheit, der eigenen Beobachtung, der wissenschaftlichen Treue, und 20 der liebevollen Anschauung, der diesem Buche den Werth verleiht, der ihm innewohnt. Nachdem der Leser von dem heimatlichen Bachgestade und seinen Bewohnern, an der Schaubühne des befiederten, hartgeprüften Comödianten vorüber, zu den Sän- gern des Frühlings, und später zu den tapferen, frohsinnigen Vögeln draussen im winterlich starren Walde, durch Frost und Schnee gewandert ist, um endlich, in dem letzten Kapitel des Buches, das beschwingte Fürstenvolk der Wüste zu Tode gehetzt und gejagt, im Staube sterben zu sehen, nachdem er so die frohen und die harten Tage der Helden des Büchlens mit ihnen durchgemacht, kommt er mit der aufrichtigsten Freude zu der Verheissung zurück, mit welcher der Verfasser das Vorwort des Buches schliesst, zu der freundlichen Verheissung, dass er seine Märchenmappe bald wieder öffnen wolle. A.v. E. Die Abstammung der Vögel und Vogelleben in den oberbaierischen Voralpen; von Wilhelm von Reichenau; Mainz 1376, Verlag von J. Diemer, 74 S. — Dieses aus zwei miteinander kaum zusammenhängen- den Abschnitten bestehende höchst mteressante Büchlein behandelt in seinem ersten im Titel bezeichneten Theile, die den Anschauungen des Verfassers zufolge, nach dem jetzigen Stande der Wissenschaft wahrscheinliche Ent- wicklung der heutigen Vogelformen, sowie derjenigen, welche zwar ausgestorben, uns aber dennoch bekannt sind, aus der Saurierform. Die geistvollen Deduktionen des Autors haben schon an mehreren Orten, so namentlich im „Ausland“ die eingehendste Würdigung gefunden, so dass wir uns hier begnügen können, bezüglich dieses Theiles des Werkchens einige kurze Bemerkungen zu machen. Wir wollen zwar die Richtigkeit der von Reichenau aneinandergereihten Hypothesen durchaus nicht bezweifeln, allen wir können doch auch nicht aus dem Auge verlieren, dass das vorhandene paläon- tologische Materiale gerade in Bezug auf die Vogelwelt bisher, wie der Verfasser selbst konstatirt, nur ein ge- ringes ist, und dass folglich Derjenige, welcher wie Reichenau aus den konstatirten historischen That- sachen ganze Reihen von Schlüssen abstrahirt, genöthi- get ist, alle seine zahlreichen Schlussfolgerungen immer nur auf ziemlich vereinzelte paläontologisch fest- stehende Fakta zu basiren, wodurch der hypothetische Charakter der für die Phylogenie oder Entwicklungs- geschichte der Ahnenreihe des Individuums gewonnenen Resultate, trotz aller Unterstützung durch ontogenetische Momente, d. h. solche aus der Entwicklungsgeschichte der einzelnen Individuen, für den unbefangenen Leser immerhin mit einiger Schärfe hervortritt. Wir möchten also dem von Reichenau aufgestellten Stammbaume der Vögel zunächst vielfache paläontologische Bestäti- gung wünschen. — Der zweite Theil des Werkchens, welcher, offenbar mit Rücksicht auf die wissenschaft- liche Bedeutung und Wichtigkeit des ersten, in den Fachzeitschriften bisher kaum die ihm gebührende Be- achtung gefunden hat, führt uns eine in den frischesten Farben und mit der wärmsten Liebe zur Natur gemalte Reihe von Bildern aus dem Vogelleben deutschen Wal- des und Gebirges vor; dass die vor dem geistigen Auge des Lesers entrollten Szenen sammt und sonders eigener ebenso scharfer als feiner Beobachtung und Anschauung des Verfassers nachgezeichnet sind, erhöht ihren Werth noch um em Beträchtliches. Miesbach mit dem Leiznachthal in den oberbaierischen Voralpen sind der Schauplatz der mit dem Monat Januar beginnenden und durch das ganze Jahr bis zum Wiedereintritte des Winters fortgeführten prächtigen Lebensbilder. Gerne würden wir, wenn es uns der Raum dieser Blätter ge- stattete, näher auf den Inhalt eingehen, so aber müssen wir uns begnügen, an die in der vorigen Nummer ver- öffentlichte Notiz über den Zwergkauz (Surnia oder Myeroptynx passerina s. acadica) anknüpfend, uns mit Reichenau in das stille Gebirgsthal zu versetzen, und ihn selbst wenigstens die folgende hübsche Episode erzählen zu lassen: „An schönen oder doch windstillen Tagen der Herbstmonate des Jahres 1873 hatte ich, am Saume des Waldes hingehend, schon einige Male einen eigen- thümlich melancholischen Pfiff, welcher der Endsilbe des bekannten Geschreies der Steinkäuze (Ku—witt) am meisten ähnelt, vernommen. Auch hatte ich einmal aus dichtem Tannengezweige einen Vogel, nicht grösser als der Kirschkernbeisser, mit falkenähnlichem Fluge dahinjagen sehen, aber kaum die düstere bräunlich-graue Farbe erkannt, geschweige den wahren Charakter des Thierchens mit der wehmüthigen Stimme. Da wurde ich kurz nach Mitte des Monats November aufmerksam gemacht, dass auf einem Baume des Führschlacht- Unterholzes eine Eule, ein „Steinkauz,* meinte der Meldende, sitze. Ich nahm rasch meine Vogelflinte und begab mich zur Stelle. Da sah ich denn auf dem wag- rechten Aste einer vereinzelten kleinen Buche den sehr kleinen aufgeblasenen Vogel mit fast viereckig aus- sehendem Kopfe sitzen, bemerkte dass es kein Stein- kauz sei und schoss in der Eile los. Der Schuss ging fehl. Nun glaubte ich nicht nur den seltenen Vogel, sondern auch die Möglichkeit jeder etwaigen ferneren Beobachtung verloren zu haben, denn weleher Raub- vogel hält nach einem Fehlschusse noch aus? — Anders der Zwergkauz. Zwar etwas in seinen Betrachtungen gestört, flog er einem etwa 60 Schritte weiter unten stehenden Baume zu, liess sich aber hier wohlbehalten nieder. Vorher hatte das Zwergeulchen sich gesonnt; jetzt blieb es, während ich wieder lud, nicht ruhig und schläfrig, wie die meisten Eulen bei Tage sich zeigen, sondern, nachdem es sein gesträubtes Gefieder zierlich mit dem Schnabel geglättet, sich auch mitunter mit einem der schönen Kletter-Greiffüsschen am Ohre ge- kratzt hatte, zeigte es eine andere, seinem Fluge ent- sprechendere Natur: blitzschnell drehte es sich auf dem Aste zwei-, dreimal herum, dabei das Gefieder wie bei einem Falken oder einer Drossel glatt am Leibe liegend, das Schwänzchen schief aufrecht tragend, wendete es mir zuweilen seine grellen Aeuglen (goldgelb von Farbe!), welche dem, mit nur kleinem Schleier einge- rahmten Gesichtchen einen ungemein possierlichen Aus- druck verleihen, zu, hackte oder knappte muthig mit dem Schnabel, wie sein ingrimmiger Grossonkel, der | Uhu (der noch vereinzelt bei Schliersee und weiterhin bergeinwärts vorkommt), und stiess wiederholt sein wiht wiht aus. Plötzlich springt der Vogel in die Luft und schwirrt | auf die Spitze eines seiner Krone beraubten Baum- stämmchens. Hier sitzt unser Käuzchen aufrecht, lässt die Flügel etwas hängen, etwa so wie der Haushahn in erregter Stimmung zu thun pflegt, und bewegt den Schwanz auf- und abwärts wie eine Bachstelze. Das kleine Gesichtchen bleibt auch nicht ruhig; unter den seltsamsten Grimassen wird der Schnabel geöffnet und geschlossen, die Aeuglein rollen im Köpfchen herum. Hegte ich schon vorhin Bewunderung über die Schnel- ligkeit des Eulchens im Fluge, über das glatt anliegende, nur bei echten Tagvögeln ähnlich getragene Gefieder, so staunte ich jetzt über die ungewohnte Art seiner Bewegungen, namentlich schien mir die Schwanzbewe- gung der „Eule“ etwas paradox.*) Auf einmal sitzt das Käuzchen regungslos still; sein Gefieder scheint noch dichter als vorher am Leibe zu liegen: sein scharfes Ohr hat die Bewegung einer Feldmaus (Hypudaeus arvalis) im hohen, dürr-reifen Grase vernommen. Mit einem raschen Schwunge fällt das Raubvögelchen hinter jenem Brombeerstrauche ein; *) Die südamerikanische Pampaseule (Athene cunieularia) streckt indess nach Schomburgk ebenfalls, „sowie sie einen ihr verdächtig scheinenden Gegenstand bemerkt, ihren Hals empor, macht mit dem Kopfe eine nickende Bewegung und schnellt mehrere Male mit dem Schwanze.“ (Reise in Guiana, III. Band.) 21 ich höre ein jämmerliches, halb unterdrücktes Quietschen, dann ein wahres Triumpfgeschrei des Käuzchens, und letzteres begibt sich mit der erdrosselten Beute auf einen nahen Eichenast. Mit hängenden Flügeln, wie der Habicht über der geraubten Henne, sitzt es dort, halb auf der Maus, halb auf dem Aste, seine Zehen. papagei- artig paarweise vor-, bezüglich rückwärts haltend. Zwei nadelspitze Krallen durchdringen das Bauchfell des Opfers und zerstören die Eingeweide, zwei andere dringen am Halse ein. Jetzt hackt der Räuber seiner Beute die blöden, schon gebrochenen Augen aus, will alsdann den Bauch aufreissen, — da knallt mein Flint- chen: Kauz und Maus waren in meinem Besitz. Beide stopfte ich aus als emen Beleg für diese seltene Beob- achtung, wie zur Erinnerung an die letzten herrlichen Tage in Oberbaiern. — —* Dr. v. E. Eingelaufene Druckschriften. Turdus saxatilis. Die Steindrossel. Naturgeschichte derselben nach Beobachtungen aus der Umgebung Kronstadt’s von Wilh. Hausmann. (Aus den Verh. und Mitth. des siebenbürg Ver. f. Nat. Wissensch. 1865 Nr. 6 und. 7.) Die Sumpfohreule, Strix brachyotus, ihre Aufenthaltsorte und ihre Naturgeschichte von Wilh. Hausmann. (Aus d. Verh. u. Mitth. d. siebenbürg. \'er. f. Nat. Wissensch. 1861 Nr. 6.) Notizen über Farbenvarietäten bei Vögeln. Von Victor von Tschusi. (Aus d. Verh. d. k.k. zool. bot. Ges. in Wien. 1867.) Nucifraga caryocatactes L. Aufzeichnung der mir bekannt gewor- denen Fälle von der Auffindung des Nestes und der Eier des Tannenhähers. Von Vietor Ritter von Tschusi-Schmi d- hofen. (Aus d. Verh. d. k. k. zool. bot. Ges. in Wien. 1871.) Die ornithologische Sammlung der k. k. zool. bot. Ges. in Wien. (Ihr Entstehen und ihr jetziger Stand.) Von V.R. v. Tschusi- Schmidhofen, (Aus denVerhandl. dieser Gesellschatt 1871.) Ferdinand Freiherr von Droste-Hülshoff. Ein Nachruf von Vict. Ritter vv Tschusi-Schmidhofen. (Aus d. Verh. der k. k. zool. bot. Ges. in Wien. 1874.) Der Bart- oder Lämmergeier (Gypa&tus barbatus Storr.) Sein Vorkommen in Oesterreich einst und jetzt. Von Victor Ritter von Tschusi-Schmidhofen. (Ilustr. Jagdzeitung, herausg. v.W.H. Nitszche, Leipzigden 15. April 1874, I. Jahrg.Nr. 14.) Ueber eine’ von Herrn Dr. Richard Ritter von Drasche dem k. k. zoolog. Hofcabinete zum Geschenk gemachte Sammlung von Vogelbälgen. Von August v. Pelzeln. (Aus den Verh. der k. k. zool. bot. Ges. in Wien 1876.) Ueber eine weitere Sendung von Vögeln aus Ecuador. Von A. v. Pelzeln. (Aus d. Verh. derk.k. zool. bot. Ges. in Wien 1876.) Bericht über die Leistungen in der Naturgeschichte der Vögel während des Jahres 1875. Von August von Pelzeln. (Aus dem Archiv für Naturgeschichte, herausgegeben von Dr. F.H. Troschel, 42. Jahrg. 4. Heft, Berlin, Nicolai'sche Verlags- buchhandlung. (R. Stricker, 1876.) Prof. Paolo Bonizzi: J. Colombi di Modena. Con tavole, prese dal vero, del Prof. Narciso Malatesta. Modena Paolo Troschi E. C. Tipografi-Editori 1876. I Colombi rispetto all’ agricoltura del professore Paolo Bonizzi Bologna Societä tipografica dei compositori 1876. Ueber die Zugstrassen der Vögel. Von J. A. Palm&n, Docent der Zoologie an der Universität Helsingfors. Mit einer lithografirten Tafel. Leipzig, Wilhelm Engelmann 1876. (Die ursprüngliche Arbeit in schwedischer Sprache „Om Foglarnes flittningvägar. Akademisk afhandling af Johan Axel Palmen. Helsingfors J. C. Frenckell & Sohn 1874, hatte der Verfasser unserem Vereine gleich bei dessen Gründung zum Geschenke gemacht; dieses Buch war der allererste Anfang zu einer künftigen Bibliothek des Vereines.) Ornithologisches Centralblatt. Organ für Wissenschaft und Verkehr. | Nachrichtsblatt des gesammten Vereins-Wesens und Anzeiger für Sammler, Züchter und Händler, Beiblatt zum Journal für Ornithologie. Im Auftrage der Allgemeinen deutschen Ornitho- logischen Gesellschaft herausgegeben von Prof. Dr. J. Cabanis und Dr. Ant Reichenow. Berlin 1877. I. Jahrgang Nr. 1-6. Der Thierfreund. Organ des Wiener Thierschutz-Vereines, heraus- gegeben von demselben, redigirt von Dr. Carl Ritter von Enderes. Wien 1877. 26. Jahrgang Nr. 1—3. Bitte. Der Unterzeichnete beabsichtigt eine Vogel- Fauna von Oesterreich-Ungarn herauszugeben, wozu ihm bereits ansehnliches Material vorliegt. Damit jedoch diese Arbeit die möglichste Vollständigkeit erlange, ersucht der Unterzeichnete die Besitzer von Sammlungen und Freunde der Vögel, ihn bei diesem Unternehmen mit ihren Erfahrungen unterstützen zu wollen. Ganz besonders erwünscht wären ihm genaue Daten über das Vorkommen seltener Arten zu erhal- ten; aber auch bei den minder seltenen sind An- gaben über ihre verticale Verbreitung und die landes- üblichen Benennungen stets willkommen und werden gewissenhafte Verwendung finden. Viet. Ritter v. Tschusi-Schmidhofen. Villa Tännenhof bei Hallein, März 1377. Briefkasten der Redaktion. Herrn Josef Talsky in Neutitschein: Ihr Artikel erscheint in der nächsten Nummer. Wie viele Exemplare von Nr. 1&2 wünschen Sie ? Hanıs Neweklowsky in Lilienfeld: Sowohl den Artikel über Anas boschas als auch den Wiedehopf haben wir erhalten; besten Dank für Beides. Der Artikel erscheint so bald als thunlich, der Wiedehopf wurde von Herın Hodek ausge- zeichnet präpanrirt. L. F.ın K..,.dorf: Züge aus dem geistigen Leben der Vögel bringen wir sehr gerne, aber grundsätzlieh nur dann, wenn sie hinlänglich beglaubigt sind; anonyme rücksicht- lich bloss chiffrirte Mittheilungen solcher Art können wir folglich nicht verwenden; wir bitten also um Ihren Namen, Zeit- und Ortsangaben u. s. w. Frau Therese B....r in Wien: Kranke Vögel kuriren ? Sie kön- nen sich die Schwierigkeit doch wohl selbst vorstellen. Poll....: Dass ein „Jaco* 12—15 verschiedene Worte und Phrasen mehr oder weniger deutlich spricht, ist doch nicht gar so merkwürdig ; das „richtige Anwenden“ dersel- ben auf gegebene Situationen beweist noch keineswegs Verständniss des Vogels dessen was er spricht, im Sinne menschlicher Rede, sondern rührt nur daher, dass der Vogel die von ihm rechtzeitig losgeschossene Redensart bei ähn- lichen Anlässen erlernte: es ist somit nicht sowohl der Verstand oder gar die Vernunft, sondern lediglich das Gedächtniss, zuweilen wohl auch blosser Zufall der Motor in solchen Fällen. Bei Gelegenheit vielleicht Ausführlicheres über dieses Thema. Herrn Herrn Herrn (Ce ch cd 1a J, | £ | ch ch ca ch ) cd ch J cd ge) Ki BIBI ETUI UITITITLTITITIEI TEILT TE E) Verlag von RB. Friedlüänder & Sohn, Berlin, N. W Carlstr. 11.: © =) [@ © J. A. una J. P. Naumann’s @ N) = O3 ® Naturgeschichte der Yögsel Deutschlands. 7 a Mit Zusätzen und Nachträgen von Blasius und Baldamus. 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Das Omithologische Centralblatt bringt popnlär gehaltene Aufsätze aus den Federn aller hervorragenden Vogelkenner und 2 Vogelwirthe Deutschlands, Nachrichten über die Omithologischen Vereine Deutschlands, Oesterreichs und der Schweiz, und \) vermittelt durch Inserate den Tausch- und Kauf-Verkehr, >) Abonnement halbjährlich 4 Mark prän., bei der Expedition jährlich S Mark prän. RR A BEER SERS & & x Er SERIE e BR So SSSOS SS ISIS Herman? Der Ormithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. I. Jahrg. ; Nr. 5. Blätter für Fonelkunde, Wouel-Shuß und -Pflene. Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & :: Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements & 2 fl., sammt Franco hrlich, sowie Inserate & S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile Friek in Wien, I. a 20 kr.— 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redaktionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes Florianigasse 46, zu richten. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummerr Inhalt: Die „Obedskä bara*. Ein ornithologisches Bild von Ed. Hodek. (Schluss.) — Ueber das kaukasische Birkhuhn (Tetrao Mlokosiewezi Taezan). Von August von Pelzeln. — Eine Seltenheit der ornithologischen Literatur. Von Prof. Ludw. Heinr. Jeitteles. — Vereinsangelegenheiten. — Von fremden Vereinen. — Neu beigetretene Mitglieder. — Bitte. — Berichtigung. — Inserate. Die „Obedskä bara.“ Ein ornithologisches Bild. Von Ed. Hodek. (Schluss.) Endlich, es ist 8 Uhr, wird es ruhiger , einzelne Verspätete aller Branchen kommen noch daher, der Purpurreiher, weleher unweit für sich und seine Jun- gen der zarten Froschbrut schwere Portion gesam- melt, stiehlt sich noch, in niederem Fluge wie ein Uhu einherrudernd , zu seiner verborgenen Brutstätte ; das Geschnatter der Enten und der Gänse Trompetenruf sind schon lange früher verstummt; der Lärm wird zu mässig lautem Gemurmel, das nur vom Hauptquartier der Nachtreiher her, der ewig Zänkischen und Unzu- friedenen, von gereizten, zuerst häufigeren , schliesslich selbst dort nur einzelnen Ausrufen unterbrochen wird. Die Sonne steht schon ganz über den Wipfeln; bald schweigt Alles. Das Geschäft des Fütterns ist allge- mein besorgt, die schreienden Hälse für kurze Zeit ge- stopft, und von den Nestern steigt, was nicht etwa noch brüten muss, Alles auf die oberen Zweige und Gipfel. Es war vorher ziemlich lange Regenzeit , der letzte Nachtthau hat wieder feucht gemacht und da thut die warme Sonne wohl. Vor dem frühen Futterholen — wie musste man sich beeilen, vom Nachbar nicht übervortheilt zu wer- den — da war an ernste Toilette nicht zu denken; dann die mühevolle Arbeit der Beschaffung für fünf weite Mäsen, da ging’s auch nicht ab, ohne hie und da des nassen Schilfgrases rollende Thauperlenlast am eigenen Kleide abzustreifen, nun schliesslich erst die Fütterung selbst! Die zudringlichen Kleinen rupfen links und rechts, so dass hier ein sanfter Schnabelhieb, dort ein Flügelschlag ausgetheilt werden muss , um wenigstens 24 Kopf- und Rückenschmuck in halbwegs anständigem Zustande zu bewahren. Um von den, wenn auch schon Gesättigten nicht weiter behelligt zu werden, welche immer noch mit Geschrei etwas zu erlangen glauben, setzen sich die Alten ganz aus dem Nest- bereich an die Sonne auf die äussersten Spitzen. Nun ist die Zeit gekommen alle Mängel zu ordnen und das Gefieder zu elätten , Oelbedürftiges zu fetten gegen künftiges Nass ; endlich durehgeschüttelt, durchge- kämmt mit Vorsicht und richtigem Gefühl mittelst des Schnabels scharfkantigen Kiefer n, Gross- und Klem- getieder nochmals — vorher sträubend — durchzu- rütteln, damit jede Federfahne gehörig deckend schön auf ihrem Platze sitze. In diesem Augenblicke gewährt es einen ganz ausnehmenden Reiz, wenn man noch dazu einen dose nirenden Baum besteigt, die diehtbevölkerte Fläche zu übersehen. Wie ein vollauf blühender Garten von Jas- mm und Schneeball, wie Gaisblatt und Kreuzdorn- blüthen, klebt und hockt es dicht an allen Büschen, und sonnt es sich auf allen Aesten. Wie mit Tausen- den von gelben Seerosenblüthen behangen, präsentirt sich der Platz mit den zierlichen Schopfreihern. Den grauen und den Purpurreiher könnte man mit dem Flieder, den Edelreiher mit der weissen Rose nicht mit Unrecht vergleichen. Es ist allenthalben stille, Alles atmet friedliche Behaglichkeit, und wer da nicht hmein- sähe, hätte jetzt keine Ahnung vom Vorhandensein dieses vielfältigen, vor Kurzem noch so schreiseligen Volkes. Kaum jedoch hat man sich in Anschauung dieser fesselnden Staffage versenkt und noch lange nicht jeder Gruppe dieses so unendlich mannigf fachen Bildes seine Aufmerksamkeit gebührend zugewendet, als plötzlich, wie von unsichtbarer Macht erzeugt, die Scene sich rasch ändert. Unten im Südende, vom Gebiet der Nachtreiher und Schopfer her, ertönt auf einmal ein vielstimmiger Aufschrei; markdurchdringend wird im Nu ein Höllenlärm daraus und pflanzt sich fort in’s Gebiet der Silberreiher, mit solcher Steigerung , dass man unbedinst daran ern m müssen glaubt, es kommen diese Töne auch aus V ogelkehlen. Das Ge- johle wird so dröhnend, dass man meinen sollte, alle Schilf- und Weidenblätter brüllten schier durch Brüll- affenkehlen mit. Wie wenn mit einem rasch einhergalloppirenden Gefährte der Strassenstaub einer slavonischen Chaussee emporwirbelt, so sieht man in rasch vorwärts schrei- tender Linie die Vögel in diehten Wirbelwolken, schrei- end sich erheben und wogend niedersinken. Jetzt stockt die Vorwärtsbewegung; der Aufruhr scheint einen Mit- telpunkt zu erhalten und aus diesem Knäuel tobt und schreit, ja brüllt es dräuend und kläglich zugleich aus abertausend Kehlen. Jetzt hebt sich auch ein grosser Theil der bisher Indifferenten von der oberen Bara, auch sie eilen auf den Se hauplatz des Rumors, die Ursache ahnend, vermögen jedoch ihre Neugier nicht zu zähmen ; Dom der Löffler lässt sich in seiner Apa- thie nicht stören und bleibt daheim. Ein Schreiadler, der Wehrwolf solcher Stätten, die Panique jeder träumerischen Vogelseele, hat seinen Würge-Streifzug hierher in's EI der Ansiedlung ge- nommen. Er Dremahs nicht weit zu greifen und hätte sein Opfer sich am Rande ruhig, ohne alles Aufsehen holen können, ohne sich bis hierher bemühen zu müs- sen. Alles schreit bloss, viele bleiben ganz gelähmt am Aste sitzen, sperren, statt zu flüchten, ihre Schnäbel | Besten. auf und — brüllen eben, so weit die Luftröhre nicht platzt. Selbst wenn die offenen Fänge des Räubers schon auf Schnabellänge ihm vor Augen stehen, kein Reiher versucht auch nur einen Hieb mit "dieser seiner, doch gewiss nicht — selbst von einem Adler -- zu verachtenden scharfen Waffe, Wie der dem Tode Geweihte selbst, so auch alle seine Nachbarn und Stammgenossen. Alles schreit und klast sich die Kehle wund, selbst der grosse Thor, der graue Reiher, der mit einem einzigen Schnabelstiche den’ wüsten Räuber bis in’s Herz zu spiessen vermöchte, wie er es bei hartbeschuppten Karpfen doch ganz meisterhaft kann, auch er rührt sich nicht zur Vertheidigung des Stamm- genossen, ja kaum zu semer selbst und — brüllt! Erst, wenn das Verhängniss sich über ihn weg ver- zogen, schiesst er wild auf und wirbelt die ganze Schaar hinterdrein, um wieder und abermals, jetzt wo möglich noch stärker zu — schreien. Das Alles weiss eben der Adler ganz genau, desshalb auch scheert er sich den Kuckuck um die Schreibälse; wie zum trotzigen Vergnügen stürmt er bis in die Mitte der Dolonie , lähmt Alles in feigem Entsetzen und stäubt es aus semer Ruhe auf. Und hat er endlich semem ÖOpter — beinahe stets dem Nacht- oder dem Schopfreiher — die Klauen in die qualdurchbebte Brust geschlagen, so besitzt dieser Unverschämte auch noch Cynismus genug, nicht etwe mit der Beute das Weite zu suchen — tragen könnte er sie leicht — 0, keineswegs! Wie zum frechen Hohne der ganzen zitternden Gesellschatt, die ihm täelich zwei- bis rahnail solchen abat zollen muss, bleibt er auf demselben Neste, wo er das Weibchen schlug, auf den lebenden Jungen auch ruhig sitzen; er rupft sein Opfer erbarmungslos, ohne es vorher ganz zu tödten, und lässt sich nicht im Mindesten durch den gebrüll- ten Höllenbreughel stören, denihm die jetzt bis dicht an ihn her: angedrängte Nach barschaft zum Bersten eifrig in die Ohren dröhnt ! Ruhig vollendet er sen Mal an Ort und Stelle und -— wenn er hierauf sich die Fänge und den Schnabel putzt, ikann die Schaar noch Gott danken, er frass dann nur zu eigener Sättigung; hat er aber heute seme Jungen etwa noch nicht versorgt, so beob- achtet er nicht einmal diese einfache Salubritäts- Mass- regel und stürzt sich ohne Weiteres auf den nächst Erst, wenn er gesättigt und versorgt, das Weite sucht, Hiegt ihm die kreischende Schar eine kleine Strecke nach, um sogleich wieder auf den Nist- stand zurückzukehren, sich der eigenen Erhaltung zu erfreu'n und — wahrscheinlich bald wieder auf die überstandene Gefahr zu vergessen. Selbst der Habicht, dem man sonst wenig chevalereske Gesinnungen nach- zusagen weiss, benimmt sich anständiger, wenn er die Reiherstände, um zu rauben, besucht. Er trägt sein Opfer abseits und verzehrt es dort. Freilich kommt er, so wie Jener, stets so oft als ihm beliebt, nur macht er das kurz, was ungeschehen denn einmal doch nicht bleiben soll. Am oberen Bogenende, wo der Sumpf bloss dich- tes Schilf und Wasserfecken zeigt, da spielt sich fast zu gleicher Zeit als hier der Aufruhr währte, eine eben so traurige Scene ab; nur hastiger und fast geräusch- los bricht da das Unglück über ein wehrloses Vogel- geschöpf herein. Eine Entenmutter führt der jungen Küchlein Schaar das erstemal hinaus auf den ruhigen Wasserspiegel. Ei, wie das behende und lustig aufs Wasser täschelt, plätschert und spritzt. Wie die kleinen, dunkelwolligen Gesellen fröhlich hin- und herschiessen in ihrem Ele- mente! Hier sich jagend im Scherze, dort im Unter- tauchen sich übend, da wieder der schwimmenden Meerlinse saftig süsse "Blättehen mit dem kleinen Schnä- belchen erschnappend. Mit sichtlichem Behagen be- trachtet die nach allen Seiten flink ausspähende Mut- terente ihre gedeihende Brut, den Lockton sie kennen- lehrend, wenn sie etwas Geniessbares für sie findet, den Warnungsruf, wenn die Gefahr sich naht, und den sanft schnarrenden Kehlton, wenn sie ihr bloss ruhig weiter folgen sollen. Da, von ferne her schlägt ein verdächtig wohl- bekannter Sauseton an der Mutter aufmerksames Ohr. So unlheilbringend Auanı und mächtige braust nur der erimme Seeadler einher ! Sie nmel rasch mit angst- erfülltem Locken ihre sorglose Schaar und Mader so schnell, als ihr die en Dinger nur zu folgen ver- mögen, “dem nächsten Binsendickichte zu. Noch trennt sie eines Armes Länge nur von dem schützenden Grün und doch, es ist zu spät! Dicht über dem Rohre her erscheinen mit der Windesbraut Schnelle zwei Hugge- wandte fürchterliche Flügel. Kaum hat die Gefahr das kleme Gehirn erfasst, kaum macht die Geängstete noch den Versuch, durch Untertauchen sich zu retten, so stürzt ihr auch schon die dunkle Körpermasse wuchtig nach und ein Griff mit einem Fange, ein stählern scharfer, unfehlbarer, hat genügt ihr den Lebensodem einzudämmen ! ! Das Wasser von den Schwingen schüttelnd, trägt der Adler die Mutter fort mit Seh. jetzt erst seinen zweiten Fang einschlagend , und ehe‘ er seinen Horst mit ihr erreicht, im Dunkel jener hohen Eichengruppe aufgebaut, hat ie Arme eben ihren letzten Herzschlag ausgeschlagen. Seine zwei Jungen mit dem warmen Fleisch und Blute seines Opfers“ zu nähren, machte er die kleine Entenjugend frühe mutterlos! — So wie diese zwei jetzt genannten Räuber, so de- zimirt, Tag für Tag, eine stattliche Menge feindlicher Vögel, jede Art in ihrer eigenen Weise, eine jede solche Colonie, und ist ein "Reiherbrutplatz die Vor- rathskammer für die ganze Horstzeit der Raubvögel 2) Sorge der Walıl des fettesten Bissens.. Darum sind ausser Sec- und Schreiadler, dann dem Zwersgadler, der Habicht, Blaufuss, der gemeine Bussard , der schwarze Milan, die Sumpfweihe, Kolkraben, Nebel- krähen und Elstern, des Nachts wieder der Uhu und die grösseren Eulen, tägliche Gäste an soleh’ reich- besetzter Tafel. die sich mit einer Pünktlichkeit und Beharrlichkeit einstellen, welche nichts zu wünschen übrig lassen. Als Eierverderber obenan stehen die Elster, die Nebelkrähe und Saatkrähe, der Milan und die Sumpfweihe; ob Eulen Eier trinken, habe ich nie genau genug bemerkt, wahrscheinlich aber thut es die gemeine Ohreule, und die Sumpfohreule ebenfalls. Wäh- vend die anderen Raubvögel täglich bloss 2 bis 4 Junge oder 1 bis 2 Alte holen, verwüsten diese Strauch- diebe 1-20 und mehr Eier m einer Razzia, um sich zu sättigen; zur Zeit, wo es noch angeht, die bereits angebrüteten regelmässig blos verderbend, schlürfen sie weit lieber die noch reinen. — Trotzdem, wenn die Zeit gekommen ist, dass der flügge Nachwuchs mit den Alten sich in Schwärmen vom Platze hebt, um „Lebewohl* der Heimat auf lange zuzurufen, trotz all- dem gibt es von jeder Gattung noch genug, um sie nicht zählen zu können ; höchstens vermag man sie annähernd abzuschätzen, aber es gehört ziemliche Rou- tine dazu, will man der Wahrheit möglichst nahe kom- men. So günstiges Resultat erfolgt natürlich bloss, wenn nicht Katastrophen (wie ich karl deren mit- theilte), und wenn ferner der Mensch nicht unvernünftig in ihren Reihen wiüthete, und nicht vielleicht die Bier schon — kaum ausgelest — in die diversen Magen- absründe der Bevölkerung vanderten, wie es faktisch seit Jahren geschieht. Seit drei Jahren ist, weil vorher sewissenlos von dortigen Grenzern und den Händlern ausgebeutet, dieses Juwel mländischer Fauna, die Obedska bara, verhegt d. h. auf en Memorandum meinerseits erliess Se. Ex- cellenz der Herr Landes-Commandirende von Kroatien und Slavonien, F.M.L. Baron v. Mollinary ein strenges Jagdverbot. Allein, wie immer und überall, wird auch hier das Verbot auf alle erdenkliche Weise umgangen und die wohlthätige Massregel illusorisch gemacht; so lichtet sich die Besatzung der Bara von auf weit und breit. Die Erlangung von Beute, gar | Jahr zu Jahr zusehends. Die schönen Tage von Aran- erst, wenn die Jungen heranzuwachsen beginnen, ist | juez sind auch für diese letzte Heimstätte unserer ein Kinderspiel, und hat der Räuber nur die einzige | Reihervögel — vorbei! — RIO Ueber das kaukasische Birkhuhn (Tetrao Mlokosiewiezi Taczan.). Von Aug. v, Pelzeln. Bereits in den Sitzungen vom 15. Dezember v. J. und 13. April d. J. hatte ich Gelegenheit, die drei Exemplare der neu entdeckten kaukasischen Birkhuhee art (Tetrao Mlokosiewiezi Taezan.) zu erwähnen, welche gegenwärtig eine Zierde der kais. Sammlung in Wien bilden, Das erste derselben, ein Hahn in vollkommen ausgefärbtem Gefieder, wurde von Herın Taeza- nowski an Herrn Director Steindachner gespen- det und von diesem dem Museum übergeben, die beiden anderen, ein Hahn, an welchem noch der Uebergang theilweise sichtbar ist, und eine Henne, sind ein Te schenk des Herrn Grafen Constantin Branicki, wel- eher vor Kurzem zugleich mit Herrn Taczanowski Wien besucht hat. Die Entdeckung einer zweiten Birkhuhnart, die von der früher bekannten so scharf verschieden ist, dass über ihre speeifische Selbstständigkeit wohl kein Zweifel obwalten kann, und zwar in einer Lokalität, welche an den Verbreitungsbezirk der gewöhnlichen Art grenzt, wenn nicht demselben ebenfalls angehört, so dass beide Species im selben Lande vorkommen, ist von dem hervorragendsten Interesse, und ich hoffe daher, dass nähere Mittheilungen hierüber dem Leser- 26 kreise unserer Monatsschrift nicht unwillkommen sein dürften. Da die in den Proceedings of the Zoological Soeiety of London (1975, 266) in französischer Sprache publizirte erste Beschreibung des kaukasischen Birk- huhnes nicht allgemein bekannt sein dürfte, so lasse ich hier mit Zustimmung des Verfassers, des um die Wis- senschaft hochverdienten Herrn L. Taezanowski, Conservators am zoologischen Museum zu Warschau, eine deutsche Uebersetzung derselben folgen: Der genannte Ornithologe sagt: „Ich erhielt aus Lagodechi (Russisch- Georgien) ein Paar Birkhühner, die sich in sehr merklicher Weise von den europäl- schen unterschieden. Diese Verschiedenheit, welche auf den ersten Blick auffällt, ist nicht weniger ausge- prägt, als jene, welche die beiden ne halltenn een Tetrao urogallus L. und T. urogalloides Midd. trennt, oder Tetrastes betulina (Scop) und das Haselhuhn , welches Oberst Przewalski vor Kurzem in Nord-Tibet ent- deckt hat. Die Färbung des Männchens zeigt mehrere De- tails, welche es vollkommen charakterisiren und welche genügen würden, eine specifische Unterscheidung fest- zustellen; die Differenz des Weibchens ist noch auf- fälliger, denn seine Färbung (nuance) so wie die Zeich- nung sind vollkommen verschieden von jener der Henne von T. tetrix (Gem. Birkhuhn). Der Vogel ist von geringerer Grösse; seine Flügel sind im Verhältniss viel kürzer und auch die Kürze der Primärs chwingen bemerkenswerth; der Schwanz des Hahnes ist gänzlich verschieden, er ist weniger tief gegabelt, was durch die grössere Länge der mittleren Schwanzfedern ver- ursacht wird, welche daher keinen so grossen Längen- unterschied gegen die äusseren darbieten, wie bei der eitirten Art; alle Schwanzfedern sind weniger breit und die Enden der äussersten wenig zur Seite gekrümmt, aber deutlich nach unten gebogen , die Fahnen’ derart gestellt, dass sie eine Art ziemlich tiefer Rinne bilden; die Unterschwanzdecken endigen 2'/, Zoll vor der Spitze” der Mittelschwanzfedern, während sie dieselben beim europäl- schen Vogel ungefähr um 1 Zoll überragen. Der Schwanz des Weibchens ist viel länger als an der gewöhnlichen Art, am Ende viereckig abgeschnitten, die beiden Mit- telfedern sind nur ein wenig kürzer als die übrigen. Der Schnabel ist weniger stark die Füsse und Zehen schmäler. Alle diese Charaktere sind genügend, um eine gute Art zu begründen, deren Beschreibung fol- gende wäre: Tetrao Mlokosiewiezi.n.sp. Mas ex toto nigerrimus, subcaudalibus concolori- bus, subalaribus posticis axillaribusque albis. Foem. griseo brunneoque subtiliter undulata, ab- domine medio. atro. Das ganze Gefieder des Männchens ist von tiefem, fast überall gleichförmigem Schwarz, man bemerkt je- doch einen sehr schwachen und wenig deutlichen bläu- lichen Glanz am Halse und Unterrücken, und eine braune Färbung auf den Tarsen. Die äusseren Unter- flügeldecken !) "sind schwarz, die entsprechenden letzten Ranges grau, die hinteren ?) und die Achselfedern sind weiss. Die Schwingen, weniger dunkel, als die allge- meine Färbung, sind bräunlich gefärbt an der Oberseite der Aussenfahne, und graulich : an der Unterseite, ohne Spur eines weissen Spiegels. Der Schnabel ist schwarz, !) Jene der Handwurzel. ?) Jene des Vorderarmes. die Zehen scheinen braun mit schwärzlichen Klauen zu sein. Die nackte warzige Stelle ober dem Auge ist ebenso entwickelt wie bei der gewöhnlichen Art, und schemt von derselben rothen Farbe zu sein. Die all- gemeine Färbung des Weibchens ist gebildet durch die Ver len einer grossen Zahl von feinen ?) ge- wellten @ Querstreifen von durchaus dunkelbrauner und von ner anderen lichten Farbe, welche an den ver- schiedenen Theilen des Körpers varürt; so ist die röthliche Farbe vorherrschend am Rücken, Unterrücken und auf den Flügeldecken, am Ende jeder Feder einen weisslichen Ton annehmend, während Weisslich am gan- zen Unterleibe und am Hinterhalse vorherrscht. An der Kehle und am Vorderhalse sind die weissen und braunen Streifen breiter und in weiteren Distanzen unter sich. Die Unterschwanzdecken sind mit breiten schwärz- lichen und rothen Streifen gebändert und am Ende mit einem weissen versehen; alle diese lichten Streifen sind noch mit einigen dunkeln Flecken oder Quer- streifen bestreut. Die Unterflügeldecken sind weiss. Der Oberkopf ist braun mit röthlich gemischt. Die Schwingen sind graulichbraun. Die Aussenfahnen der Primarien unregelmässig mit Falb gefleckt, jene der Seeundarien mit Weisslich, so wie der hintere Rand der Innenfahne und gesäumt durch einen weissen Rand. Die Schwungfedern sind braun mit zahlreichen, sehr unregelhmässigen und stark gewellten röthlichen Strei- fen. Die Tarse ist falb, fein "graulich e gewellt. “ Q Dimensionen: Millim. Millim. Länge des geschlossenen Flügels 200 205 Distanz swischen dem Ende der Pri- marien und jenem der Tertiarien . 40 40 Länge des Schwanzes . . 230 170 De zwischen dem Ende der Mit- telschwanzfedern und jenen der äus- Sersten N N 115) | Länge des Schnabels vom Mund- winkel. SUR Bar en, 2 29 „ der Tarser ”. ee) Sl „ der Mittelzehe ohne Klaue. . . 48 43 der Nittelklaueninat Pers Dr a16 12 „ dexElinterzehe me u ne 14 der Hinterklue . . A 11 10 Dieser Vogel findet sich Auf den hohen Bergen der Gegend '), welche ebenfalls von Megaloperdix cau- casicus bewohnt werden. Es erübrigt nunmehr noch das Studium seiner Lebensweise und seines Verbrei- tungsbezirkes. Ich ergreife mit Vergnügen diese Gelegenheit, um meinem Freunde Louis Mlokosiewiez meinen Dank auszusprechen, der mit bewunderungswürdiger Aus- dauer unter tausend Schwierigkeiten nicht ermüdet, in Russisch-Georgien Alles zu sammeln, was das Gebiet der Naturgeschichte bereichern kann, und der nach der Entdeckung die specifischen Charaktere des schönen, hier beschriebenen Vogels so richtig gewürdigt hat.“ Diese treffliche Schilderung gibt ein so erschöpfen- des Bild, dass nur wenig mehr beizufügen bleibt. 3) Vier dunkle Binden auf einer Feder des Weibchens von T. tetrix und zwanzig auf einer entsprechenden des Weibchens dieser neuen Species. Ind. Proceedings a. a.0. sind je eine Achsel- feder beider Arten, sowie der Schwanz beider Geschlechter von T. Mlokosiewiezi in Holzschnitt dargestellt. 4) Berg Bogosch in der Gegend von Zakataly, unweit der Strasse von Tiflis nach Derbent, 42% N. B., 111° Länge von Ferro. Von den eingangs erwähnten drei in der Wiener Sammlung befindlichen Exemplaren stimmen der voll- kommen ausgefärbte Hahn und die Henne sehr gut mit der vorstehenden Beschreibung, nur sind bei der letz- teren an manchen Achselfedern die dunkeln Binden breiter, so dass die Zeichnung jener der gewöhnlichen Birkhenne sich nähert, von welcher sich der Vogel übrigens auf den ersten Blick durch die geringere Grösse und den längeren, kaum merklich ausgeschnit- tenen Schwanz auffällig unterscheidet. Der jüngere Hahn weicht vom älteren dadurch ab, dass die rothe warzige Stelle ober dem Auge weniger entwickelt ist, die Kehle ist gescheckt, die ein- zelnen Federn derselben sind weiss ni yelhmerzen Quer- binden, die nach abwärts sich in Punkte auflösen oder ganz verschwinden. Unterhalb der Kehle, in der Gur- zelgegend sind die Federn schwarz, mit gelblich weis- sen Punkten wie bestaubt. Auch am Nacken zeigen RR 27 die bereits schwarzen Federn noch schwache Spuren früherer gelblicher Zeichnung. Das Warschauer Museum ist im Besitze eines Exemplares, dessen Gefieder es wahrschemlich macht, dass bei dieser Art eine zweimalige Kleiderveränderung, wie beim Schneehuhne, enden Eine Abbildung Ss kaukasischen Birkhuhnes hat M. Dresserinden Birds of Europe (Part NLI—-XLI) gegeben. Aus einer brieflichen Mittheilung Dr. Radde’s an Professor Cabanis (Joum. f. Orm. 1876, 219) geht hervor, dass ein Paar der neuen Birkhuhnart aus der Zalka-Gegend im kleinen Kaukasus sich im Museum zu Tiflis ea und dass Jäger im Kaukasus von grosswüchsigen ad kleinwüchsigen Birkhühnern erzäh- len, wobei es jedoch dahingestellt bleibt, ob die ersteren den europäischen identisch , oder auch eine selbststän- dige Species seien. Eine Seltenheit der Ornithologischen Literatur. Von Pref. Ludw. Heinr. Jeitteles. Nicht nur die Menschen, auch die Bücher haben | ihre Schicksale. Wenn diess jemals mit Recht von einem Buche behauptet werden konnte, so ist dieses Buck Eversmann’s „Addenda ad celeberrimi Pallasii Zoographiam Rosso - Asiaticam.“ Eversmann war Professor der Zoologie an der Uni- versität Kasan in Russland und ein eifriger und glück- licher Forscher, namentlich auf dem Gebiete der Säuge- thier-, Vögel- und Insekten-Kunde. Zahlreiche werth- volle Beobachtungen über Vorkommen und Lebens- weise vieler Thiere der Wolga - Gegenden und des Ural-Gebirges, sowie gute Beschreibungen unvollkom- men bekannt gewesener oder von ihm selbst neu ent- deckter Wirbelthiere jener fernen Gebiete finden sich in mehreren Arbeiten dieses tüchtigen Forschers nieder- gelegt. Eine seiner wichtigsten, wenn auch nicht um- fangreichsten Schriften, in der viele neue Säugethiere und Vögel beschrieben und über bekannte Arten höchst interessante neue Daten veröffentlicht worden waren, sind die als Nachtrag zu Pallas Riesenwerk über die Fauna Russland’s erschienenen und in 3 Faseikeln 1835, 1541 und 1842 zu Kasan herausgekommenen „Addenda ad celeberrimi Pallasii Zoographiam Rosso- ana Aber ein eigenthümliches Missgeschick traf diese schöne Arbeit. Bei der Langsamkeit der Kommunikation in jener Zeit und bei der geringen Betriebsamkeit der Buchhändler des damaligen Russlands wurde die ge- lehrte Welt auf die neuen kostbaren Früchte in un- scheinbarer Schale fast gar nicht aufmerksam; es wurden daher in den Dreissiger- und ersten Vierziger- Jahren nur sehr wenige Exemplare ausserhalb Kasan bekannt und abgesetzt; kurze Zeit nach Erschemen des dritten Heftes aber ward der gesammte Vorrath von Exemplaren aller drei Fascikeln durch ein heftiges Feuer in Kasan gänzlich zerstört. Kein Freund der Zoologie und selbst keine öffentliche Bibliothek konnte sich die wichtige Schrift nun mehr verschaffen. So kam es, dass, wenn es sich um Identificirung osteuropäischer oder west- asiatischer Säugethier- und besonders Vogel-Formen mit den von I rarsmesmn zuerst beschriebenen Arten handelte, jeder Zoolog in die grösste Verlegenheit gerieth. Auch der berühmte "englische Ormithologe Dr Ssser, der Herausgeber des neuen grossen Prachtwerkes über die Vögel Europa’ s, fühlte eines Tages diese Verlegen- heit. Trotz sorgfältiger Nachtors chungen, die er ın Kasan und in andern russischen Städten, sowie ausser- halb Russland’s anstellen liess, und obwohl er eine hohe Summe für ein Exemplar der drei Eversmann’schen Hefte aussetzte, konnte er nicht ein einziges Stück für seine Privatbibliothek auftreiben. Er erhielt bloss Kunde von der Existenz folgender Stücke : zweier Exemplare von Fascieulus I (davon eines m der königl. Bibliothek in Den das andere im Besitz des Viscount Walden), zweier Abdrücke von Fascieulus II (eines im Bes des Dr. P. L Selater in London, das andere in der Bibliothek der naturforschenden Gesellschaft im Zürich), und eines einzigen Exemplares von Fasciculus III (in der Bibliothek de Züricher naturforschenden Gesell schaft). Herr Dresser fasste nun den originellen und im Interesse der Wissenschaft im höchsten CH e dankens- werthen Entschluss, einen ganz genauen Neudruck der verloren gegangenen drei Hefte zu veranstalten, zu welchem DS sämmtliche m Europa vorhandene Bon. plare ihm in liberalster Weise zur Verfügung gestellt wurden. Der Wiederabdruck ward nun mit philologischer Genauigkeit vorgenommen und die Paginirung des Originals ebenso wie die, nebenbei gesagt, ziemlich zahlreichen Druckfehler des alten Originals wurden mıt sklavischer Treue wiedergegeben, so dass der Neudruck vollkommen statt des Originals citirt werden kann. Als der Wieder- Abdruck schon fast vollendet war, erfuhr übrigens Dresser noch, dass ein Exemplar aller drei Hefte N dem Nachlass des verstorbenen Ormnithologen Hug S. Striekland, kürzlich in den Besitz der en Cambridge in England übergegangen sei. Ich. kann nieht umhin hier dem Herausgeber im Namen der österreichisch-ungarischen Zoologen, die öfter in die Lage kommen, Thiere Ihrer Heimat mit Formen der snalisohen und W olga- Gegenden zu vergleichen, für sein" hochherziges Unerrchmern auf das Wärmste zu danken. Der inhalt der drei Fasceikeln in Kürze angedeu- tet ist folgender: Heft 1 bespricht nur Vögel. Als neu werden beschrieben: Strix turc comana, Saxicola squa- 28 ida und Pelecanus roseus, .und überdiess enthält dieses Heft werthvolle morphologische und biologische Mittheilungen über allerlei mitteleuropäische, auch am Ural und an der W olega vorkommende Eulen, körner- und insectenfressende Singvögel und Tauben. Heft 2 handelt auch über Säugethiere und werden Arctomys altaicus und Hypudäus obseurus als neu beschrieben. Von neuen V ogelarten werden aufgestellt: Corvus orientalis, Fringilla orientalis, Emberiza icterica, Sylvia ery- thronota und Sylvia Cyane; viele interessante Daten werden ferner über Coccothraustes cauca- sicus? Pall, Tetrao eaucasicus Pall. und Syr- rhaptes p A radoxus Ill. mitgetheilt. Das 3. Heft enthält ausser emer kurzen Mittheilung über Lagomys ater Eversm. nur Ormithologisches. Ausser der Beschreibung eines neuen Hähers (Gar- rulus Brandti) vom Altai, einer neuen Sylvia (S. seita) und Taube (Columba ferrago) bringt dieses dritte Heft wichtige Materialien zur Kenntniss von Vultur cine- reus auct. und V. fulvus Brisson und über ver- schiedene Faleo- und Sylvia-Arten (darunter auch Sylvia ieterina Vieill). Ganz insbesondere möchte ich die Aufmerksam- keit der Ormnithologen auf die höchst interessanten Anga- ben Eversmann’s über Columba livia Brisson und Columba oenas Gm. lenken. Erstere, von deren Vor- kommen in Russland Pallas nichts berichtet, erscheint im Gouvernement Orenburg als Zugvogel, der jährlich im Frühling nach dem Schmelzen des Schnee’s an- kommt und im Herbste, wenn Fröste sich einstellen, in grossen Schwärmen (oft zu 500 Stück) fortzieht. Die russisch redenden Einwohner unterscheiden diese Art sehr genau von der Hohltaube und nennen sie Glinka. Columba livia treibt sich im Sommer zwar oft, Futter suchend, in der Nähe der Dörfer herum, kommt aber niemals in die Dörfer selbst und setzt sich nie auf die Dachfirsten; Columba Oenas dagegen ist in allen Dörfern gemein und treibt sich daselbst ganz nach Art der Sperlinge herum. Beide Arten halten sich aber beim Futtersuchen auf den Feldern von einander fern und meiden die gegenseitige Annähe- rung durchaus. Ist Columba livia "gesättict, so zieht sie sich sogleich in den nächsten Wald als ihren eigentlichen Zufluchtsort zurück (in sylvam propinquam, ejus refugium, revolat). Sie ist merkwürdiger Weise im Orenburg’schen nicht in Fels und Gemäuer, sondern nur in Wald und Au zu finden. Sehr häufig ist sie in den von Baschkiren bewohnten westlichen und süd- lichen Vorbergen des Uralgebirges. Bis zum Gouver- nement Kasan fliegt sie niemals, auch scheint sie im westlichen Ural nicht mehr vorzukommen. Zweimal im — ER R> Jahre nistet sie nach Eversmann höchst merkwürdiser o Weise auf Bäumen: „Nidum ponit bis per annum in altis arboribus partim exsiccatis.“ Es kann übrigens zweifelhaft erscheinen, ob Eversmann hiermit das Nisten auf theilweise abgestorbenen Bäumen meint (oben sprach er davon, dass ihre habitacula sylvee collucatx oder „fruticeta altis arboribus partun emortuis inter- mixta“ seien) oder ob er das Brüten im Innern theil- weise hobler Bäume damit bezeichnen will. Die Columba livia wird in der Gegend von Orenburg nirgends zahm eehalten; es kommen im Freien nicht die Be Farben- oder Grössen-Varietäten vor. Nun a aber Eversmann eine besonders merkwürdige Mittheilung: fast alle Haustauben in OÖst-Russland sind zahme Hohltauben Rossia orientali („In omnes Columbz domestic® sont oenades, exceptis’ paucis (precipue 0. gyrattrice), que Mosqua Onithophilis adducuntur.“ Columba oenas varürt nun in Russland sehr stark („guum in statu domestico, tum in spontaneo“). In den Städten, wo sie sich häufie aufhält, gehören die ein- zelnen Paare meist einem oder dem andern Bewohner, auf den Dörfern aber kümmert sich Niemand um sie, obwohl sie auf oder unter dem Strohdach nisten („in pagis autem nemo illas colit, et passerum instar in tegminum stragmine aut sub tegminibus, vel in ceteris loeis aptis nidificant“). Sie ziehen im Herbst nicht fort. Man findet sie übrigens auch in Wäldern, Höhlen, Steinbrüchen, an steilen Flussufern ete. und von da ziehen sie theilweise fort, zum Theil bleiben sie auch über Winter („ha partim transmigant, partim ibi hyemant“). Sehr häufig sind sie im Gouvernement Orenburg; im Uralgebirge trifft man sie überall, und zwar auf beiden Seiten des Kammes, an Strassen und unkul- tivirten Orten in ungeheuern Schaaren (immensis turmis) Futter suchend an. Endlich sagt Eversmann noch, dass nicht der Mensch sie gezähmt "habe, sondern dass sie selbst sich an den Menschen angeschlossen haben („transitum evidentissimum a statu spontaneo in dom- sticum videmus et hanc columbam ipsam ad homines venisse, et homines illam non cicurem fecisse cog- novimus“). Ich muss diesen Mittheilungen Eversmann’s um so mehr Glauben schenken, als ich schon aus anderen Gründen schliessen möchte, dass die zahlreichen Racen unserer Haustaube eben so wenig von einer wilden Stammform herrühren, als das bei den Hunden, Rin- dern, Schwein- und Schaf- Racen der Fall ist; ja auch bezüglich der Hauskatzen habe ich die Ueberzeugung gewonnen, dass sie nur zum kleinen Theil von der Felis maniculata Nubiens, zum grössern Theil aber von indi- schen und persischen wilden Formen abstamme. Vereinsangelegenheiten. Der Vogelschutz in der Volksschule. Seine Excellenz der Herr Ackerbauminister hat neue- stens an den Vereinsausschuss einen Erlass gerichtet, in welchem es unter Anderem auch heisst: „Am Schlusse des mir am 31. Dezember 1876 überreichten Motivenberichtes zum Entwurfe der öster- reichischen Vogelschutz-Gesetze hat der geehrte Aus- schuss meine Dhniimesaelhne auf Belehrung der Bevöl- kerung über die Wichtigkeit des Vogelschutzes ange- sprochen, und die Volksschule als dasjenige Unterrichts- feld bezeichnet, auf welchem in dieser Richtung das Meiste geleistet werden könnte. Ich kann dieser Anschauung nur vollkommen zu- stimmen und nehme nunmehr die ausgesprochene Be- reitwilligkeit des geehrten Ausschusses zum Anlasse, denselben zur Erstattung diessbezüglicher bestimmter Vorschläge aufzufordern, welche die Grundlage meiner weiteren Verhandlungen über diesen Gegenstand und zwar zunächst mit dem Ministerium für Cultus und Unterricht zu bilden hätten.“ Der Ausschuss hat diesen das lebhafte Interesse des Ministers für die Vogelschutzfrage neuerlich dokumen- tirenden Erlass mit grösster Freude und Genugthuung begrüsst, und wird alle Sorgfalt daran wenden, die ihm gestellte ebenso wichtige als ehrenvolle Aufgabe in zweckentsprechender Weise zu lösen, namentlich aber nur practisch leicht Durchführbares in Vorschlag zu bringen. Monatsversammlung vom I3. April 1877. Der Vereinspräsident, Herr v. Pelzeln, eröffnet die Ver- sammlung und macht sodann folgende Mittheilungen: „Se. Majestät der Kaiser haben dem omitho- logischen Vereine einen Betrag von Einhundert Gulden österr. Währ. allergnädigst zu spenden geruht. Ich ersuche die Vers ammlung;, ihrem Danke durch Erheben von den Sitzen Ausdruck zu verleihen.“ Die Versammlung erhebt sich. Der Vorsitzende fährt sodann fort: „Der Güte des Herrn Grafen Marschall ver- danken wir eine neue Serie seiner so überaus werth- vollen Uebersichten zur vergleichenden Ormis der öster- veichisch-ungarischen Monarchie. Dieselben basiren zu egrösstem Theile auf den im Jahrgange 1873 des „Ibis“ alenen Abhandlungen. Sie betreffen auswärtiges Vorkommen von Arten der Ornis Austriaco- Hungarica in: a, Archangel (nach E.Alston und J. Harvie Brown); b. Süd-Spanien (L. Howard Irby); Süd-West-Sardinien (A. B. Broo k SO) d. den Andamanen- Inseln (Wardlaw und Lord \Walden); ©, China, Shanghai (Swinhoe); f. Kattiawar an der Westküste von Ostindien (J. Hayes Lloyd); g. Süd-Afriea (J. H. Gurney undM.Ayres) h. der argentinischen Republik (W. B. Lee). Beigefügt Sind noch Daten über oral garrula nach Przewalsky n Rowle y’s Ornithol. Miseell any und eine Zusammenstellung der von Herrn Professor Jeitteles in unserer Monatsehritt nach Blanford’s Werk mitgetheilten ormithologischen Vorkommnisse in Ost-Persien. Die eneBen der. Uebersichten sind womöglich noch reicher als him Vorgänger an instructiven und an- ziehenden Daten über Lebensweise , Vorkommen , Zug und verwandte Momente. Herr Graf Branicki zu Warschau hat der kais. ornithologischen Sammlung ein höchst werthvolles Ge- schenk mit einem beinahe ausgefärbten Hahne und einer Henne des erst neuerlich enlealien sehr seltenen kaukasischen Birkhuhnes Tetrao Mlokosiewiezi Taezan. gemacht. Bereits in emer früheren Sitzung hatte ich Ge- legenheit, die Unterschiede dieser neuen Art vom ge- röhalkelhen Birkhuhn darzulegen und unser Museum ist gegenwärtig m der glücklichen Lage, diese so merk- würdige Species in den verschiedenen Stadien zu be- sitzen, ro es dem Herrn Grafen zu wärmstem Danke verpflichtet Is Dr.v. Enderes weist hierauf eine lebende Schnee- Eule (Surnia nycteaL.) und ein lebendes Pärchen Zwerg- ohr-Eulen (Ephialtes scops L.) vor. Er setzt voraus, dass die Naturgeschichte beider Arten, so weit sie über- 29 haupt bekannt ist, auch seinen Zuhörern geläufig sei und rekapitulirt dieselbe -nur in Kürze. Der Vortra- gende hebt noch hervor, dass die Schnee - Eule nach vorliegenden Berichten, in Nordamerika im heurigen Winter ungewöhnlich weit herab nach Süden kam, ebenso, dass. ein Exemplar in Irland lebend gefangen wurde, Das Brutgeschäft dieser Eule sei orehbar loch nicht genügend bekannt denn die bezüglichen Angaben schwanken sehr bedeutend! Während ie Einen von 3—4 Eiern sprechen , wollen Andere 7—8, ja bis 10 Eier in einem Gelege gefunden haben. Bei A Zwerg- ohr-Eulen betont Rede die leichte Zähmbarkeit der selben, und die Wahrscheilichkeit, ge sie bei entspre- Ahender Behandlung und in einem ‚eeisneten Raume auch in der Gefangenschaft zur Hertplanaane schreiten würden. Wenigstens habe das Weibchen des vorgezeig- ten Pärchens im vorigen Sommer mehrere Eier "seleet und einige Zeit adunch bebrütet, ohne jedoch die Inn: gen vollständig auszuzeitigen, Die beiden Zwergohr- Eulen gehören dem IR k. als chen Hofmuseum und werden dbnsell! st schon seit einigen Jahren gefangen gehalten. Die vorgezeiste Schreck Eule gehört Eon Carl Ratschka, Eigenthümer der Zoolog. Anstalt im Prater. Di re a ein hübscher Miniatur: Thiergarten, wie eben mit sehr beschränkten Privatmitteln eingerichtet a konnte. Es ist jedoch höchst anerkennensw erth, dass Herr Ratschka eifrig bestrebt ist, seinen Thier- bestand fortwährend zu vergrössern , Ad stets wenig- stens einige seltene und interessante Species zu beher- bergen, überdiess schon wiederholt in gefälligster Weise derlei Seltenheiten (so voriges Jahr einen "amerikani- schen Aasgeier — Oh atratus Rich. et Swains.) dem ormithologischen Vereine zur Besichtigung in des- sen V ersammlunsen gesendet hat. Professor Jeitteles legte dem Verein ein Exemplar des von H. E. Dre gaan in London 1876 veranstal- teten Wiederabdruckes von Eversmann’s „Addenda ad celeberrimi Pallasii Zoographiam Rosso - Asiaticam* vor, und hält hierüber den obigen Vortrag. (S. 27. Herr Ignaz Dusek knüpft an den auf die Ab- stammung der Haustaube bezüglichen Schluss dieses Vortrages die Mittheilung dass auch auf eimigen Gütern des Fürsten Schwarzenberg in Böhmen Columba oenas (die Hohltaube) freiwillig den menschlichen Wohnun- gen zufliege und auf Hühnerhöfen sich herumtreibe; ferner ss ein fürstlich Schwarzenberg’scher Diener einen in der Gefangenschaft erzeugten noeh lebenden Bastard von Columba palumbus L. (Ringeltaube) und der zahmen Columba livia (Haustaube) Derze Die geehrten Mitglieder des Vereines werden gebeten, ihre Jahresbeiträge pro 1577 am den Ver- einskassier Herrn Fritz Zeller in Wi ien, II. Untere Donaustrasse 13, einsenden zu wollen, rallahor Ahnen dagegen die Jahreskarte übermitteln wird. Beitrittserklärungen, welchen die deutlichste und genaueste Angabe des Vor- und Zunamens, Charakters und Wohnortes, sowie die nach den $$. 9 oder 10 Al. 1 oder 2 der Statuten entfallenden Beträge beigefügt werden wollen, nehmen sowohl der Vereinskassier Herr Fritz Zeller als auch die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I., Graben 27, entgegen. Die letztere über- nimmt auch Abonnements auf die „Mittheilungen des Ormnithologischen Vereines in Wien“ sowie Inserate zu den an der Spitze des Blattes ersichtlichen ar Die nächste Monatsversammlung findet Freitag den Il. Mai 1877, um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften statt. TAGESORDNUNG: os . Vorweisung und Besprechung zweier lebender Helm- vögel (Turacus persa L.) durch den Sekretär Herrn Dr. von Enderes, falls dieselben bis dahin noch im Besitze ihres gegenwärtigen Eigenthümers, des Herrn Anton Schreiber sind. 4. Vorweisung und Besprechung eines Blendlings von 1. Mittheilungen des Vereins-Sekretärs Herrn Dr. von | Ener Ringeltaube (Columba palumbus 18 Fon inderes; | einer Haustaube durch Herrn Ignaz Dusek. 2. Vortrag des Herrn Hermann Fournes über den | 5. Allfällige Mittheilungen einzelner “Mitglieder gegen Fluss -Rohrsänger (Salicaria fluviatilis Meyer & Anmeldune beim Vorsitzenden im Laufe der Ver- Wolf), dessen Nest und Eier. handlung. RER Von fremden Vereinen. Die Ill. internationale Ausstellung des Ersten Oesterr. Geflügelzucht- Vereines, welche am 6. Mai l. J. beginnt, dürfte heuer, hinsichtlich 7 Zahl und Qualität der ausgestellten Thiere ihre V orgängerinen noch über treffen; vor Allem ist diesmal die Betheiligung österr. Geflügelzüchter eme bedeutend stärkere als im Vor- jahre, ein höchst erfreuliches Zeichen, dass die Be- mühungen des Vereines, die Racenzucht in Oesterreich zu verbreiten und zu heben, gefallen sind. Ob die hier gezogenen Stämme den impor- tirten an Güte vollkommen eleichstehen werden, lasse ich einstweilen dahingestellt, "will jedoch hoffen, dass dies auf den nächsten Ausstellungen gewiss der Fall sein werde. Reichhaltige Colleetionen interessanter exotischer Vögel und vorzügliche Canarien werden ebenfalls zur Ausstellung gelangen, und durch ihren lieblichen Ge- sang das Ohr des Besuchers erfreuen, während ihm in der “Hühnerabtheilung die Bässe der wie immer zahlreich auf fruchtbaren Boden | Zur Prämürung sind zahlreiche silberne und broncene Vereins-, silberne Staats- und Privatpreise nebst Anerkennungs- Diplomen bestimmt. Als Preisrichter fungiren die Herren: Georg Bar- mettler, Wien; Dr. Bodinus, Berlin; J. B. Brusskay, Wien; J. Daubek, Brünlitz; J. Frie- drich, München; G. v. Grubiczy, Pest; Hofrath v. Marenzeller, Wien; Muschweck, Wien; Möser, Berlin; Bar. Pirquet, Hirschstetten; Dr. v. Roditzky. Ung. -Altenburg ; Grf. St. Genois jun, Baden; Ritter v. "Stradiot, Wien; Baron Villa-Seeca Grossau; Prof. Dr. M. Wilekens, Wien. | Der Eintrittspreis von 30 kr. für Erwachsene und von 15 kr. für Kinder, endlich für Schulen, welche unter Leitung des betreffenden Lehrers die Ausstellung be- suchen, von 10 kr. für jede Person, ist mit Rücksicht. auf die bedeutenden Auslagen, mit welchen die Aus- stellung für den Verein verbunden ist, ein äusserst ge- ringer. Sowohl im Interesse der Geflügelzucht und Stubenvögelliebhaberei, als auch in jenem des V ereines, angemeldeten Cochins das Trommelfell erschüttern | wäre der Ausstellung ein recht zahlreicher Besuch auf w nalen. | das Leblıafteste zu wünschen. M. St. G. jr. Neu beigetretene Mitglieder. | Berichtigung. Herr Graf Casimir Wodzicki, Gutsbesitzer zu Olejow in Galizien; | Mittelst eines Inserates in der zu Hamnover er- » Dr. Otto Finsch, Direktor des Zoologischen Museums zu . Ta: . an ee Ba | scheinenden „Zeitschrift für Geflügel- und „ Friedrich Freiherr von Dalberg, Gutsbesitzer in Datschitz | Singvögel-Zucht* (Nr. 8. vom 23. April d. J.) in Mähren. » Dr. Carl Russ, Schriftsteller in Steglitz bei Berlin. 5 Dr. Johann Frank, Hof- und Gerichtsadvocat in Wien, Operngasse 6. „ Ernst Schauer zu Pieniaki bei Brody in Galizien. „ Heinrich Fiedler, Universitätsbuchhändler in Agram. „ Carl Denksteln, Notariatscandidat, Fünfhaus, Schönbrunner- strasse 18. 5 » B. Müller, Forstinspeetor in Karlsbad in Böhmen. „ Oswald Krause, Gutsverwalter in Damasko. 5 Carl Geyer, Oberförster in Waxenberg in Oberösterreich. I., Bitte an alle deutschen Vogelkundigen. Mit den Vorarbeiten zur Umgestaltung der zweiten Aufl: ee memes „Thierlebens* "beschäftigt, richte ich an alle V ogelkundigen die Bitte, mir für ie zweite Auflage Beiträge aller Art liefern, insbesondere aber Trrthümer, Mängel und Fehler der ersten Auflage be- richtigen zu w ollen. Jede, auch die anscheinend gering- fügieste Mittheilung ist mir willkommen. Bei Nede schrift der zu erhoftenden Mittheilungen bitte ich, jedem einzelnen Vogelein besonders Blatt zu gönnen, weil das mir ie Arbeit erleichtert. Berlin, S. W. Tempelhofer-Ufer 8 Dr. Brehm. warnt ein Herr Ernst Walter in Leipzig. vor der Beschickung der bevorstehenden Ausstellung des Ersten Oesterr. Geflügelzucht- Vereines in Wien. | weil „in Folge der Rinderpest auch der Geflügeltransport von und nach Oesterreich unstatthaft sei.“ Diess ist einfach unwahr. Die Rinderpest ist bei uns längst erloschen und dem Geflügeltransport von und nach Oesterreich steht kein wie immer geartetes Hinderniss entgegen. Damit ist der Werth der Auslas- sungen jenes vorsichtigen Herrn wohl zur Genüge ge- kennzeichnet. J. B. Brusskay. Inserat. Durch alle Buchhandlungen ist zu beziehen, in Wien dureh die k.k. Hofbuchhandlung Faesy und Frick. Graben 27: Buliard: Der Vogelsteller. Enthaltend eine gründliche Beschreibung aller Methoden, deven man sich bedient, um die verschiedenen Arten der Sing-, essbaren und Raubvögel zu fangen; die Jagd der Wachteln, Lerchen und anderer und Heckevögel; die Kunst sie die gezwungene Mause durchmachen zu lassen, damit sie den ganzen Winter sin- gen, sie vor Krankheiten zu bewalıren, sie aufzuziehen, zu futtern und auszustopfen Mit Abbildungen. Preis: 1 M. 75 Pf. | 1 fl. 11 kr. (Verlag von G. Basse in Quedlinburg.) Sing- Herausgeber: Der Ormithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Diuck von J. B. Wallishausser in Wien. == Blätter für Woaelkunde, Woael-Shub und -Pflege Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Florianigas ": Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- '! Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile : werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern :' "A 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — (orrespondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, Ar jani se 46, zu richten. Inhalt: Die Ornis meines Gartens. Von Vietor Ritter von Tschusi Bastarde von Haushahn und Perlhenne. Von Milutin Barac. — Ein fruchtbarer zu Schmidhofen. — Ein Schul.- Vogelfutterplatz. Von Josef Talsky. — 3astard von Ringeltauber (Columba palumbus L.) und Haustaube. Von Ignaz Dusek. — Vereinsangelegenheiten. — Allerlei. — Eingelaufene Druckschriften. — Briefkasten. — Inserate. Die Ornis meines Gartens. Von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhofen. F. A. K. Thienemann sagte einmal, es sei für die Wissenschaft von weit grösserem Nutzen ein kleines Gebiet genau und sorgfältig zu beobachten, als grosse Länderstrecken flüchtig zu durchforschen. Oft kommen mir diese Worte des berühmten Eierkundigen in’s Ge- dächtniss, wenn sich besonders zur Zugzeit mein Garten mit den verschiedensten Vogelarten belebt, dessen Bäume und Büsche ihnen für kurze Zeit wenigstens einen willkommenen Aufenthalt bieten. Die günstige Lage des circa 5 Joch grossen Gartens — er befindet sich mitten im Halleiner - Thale, unfern von Wald und Bach und besitzt viele Gebüsche, Laub- und Nadelbäume — ist wohl die Hauptveran- lassung, dass so viele Arten ihn am Zuge berühren. Ausserdem sorgt eine kleine Eule (Athene noctua) dafür, dass mancher in den Büschen oder Baumkronen verbor- gene füchtige Geselle nicht unbemerkt den Garten ver- lässt, sondern durch „Stechen“ nach dem verhassten Nacht- vogel und warnendes Geschrei seine Anwesenheit verräth. Ihrer Unterstützung verdankt meine Sammlung manch seltenes Objekt, das sonst wahrschemlich unbemerkt geblieben und so mir entkommen wäre. Dass ich nicht zu viel gesagt, als ich die Ornis meines Gartens als reich bezeichnete, wird nach fol- gende Liste der m demselben observirten Vögel be- weisen; sie wird aber auch dem Anfänger zeigen, dass auch aufeinem eng begrenzten Gebiete vieles zu finden und manches zu beobachten ist. Da diese Zeilen haupt- sächlich in letzterer Absicht niedergeschrieben sind, so habe ich den einzelnen Arten meist nur kurze Be- merkungen beigefügt und verweise Jene, welche sich über die Omis Salzburg’s genauer informiren wollen, auf mem im kommenden Herbste im Verlage des „Vereines für Vogelkunde und Vogelschutz“ in Salz- burg erscheinendes Buch: „Die Vögel Salzburg's.* % Ordn. Accipitres; Raubvögel.*) Buteo vulgaris, Leach., Gemeiner Bussard. : Im Früh- jahre nicht selten. Milvus regalis, Vieill., Rother Milan. Den zog eimer über den Garten. Falco peregrinus, Tunstall., Wanderfalk. Zugzeit und nur vorbei streichend. Hypotriorchis subbuteo, Boje., Lerchenfalk. öfters zur Brütezeit. Tinnunculus alaudarius, Gray., Thurmfalk. Besonders im Frühjahr häufig über dem Garten rüttelnd, oft auch auf einem an der Gartenmauer stehenden Nussbaume, ihrem Lieblingssitze, blockend. Ein- zelne überwintern und besuchen dann auch öfters den Garten. Astur nisus, Keys. et Blas., Sperber. Häufig zu jeder Zeit, besonders wenn im Garten die Staare Hügge werden. Vergangenen Winter stiess ein & auf einen vor dem Fenster stehenden ausgestopften Mauer- läufer und wurde von mir erlegt. Astur palumbarius, Chr. L. Brehm., Habicht. Selten und nur zur Zugzeit über den Garten streichend. Circus cyaneus, Bonap., Kornweihe. Nur einmal am Frühjahrszuge gesehen. Otus vulgaris, Flem., Waldohreule. Ein einzigesmal be- obachtet. 7. April 1573 Selten zur Erscheint Ordn. Scansores; Klettervögel. Picus major, L., Grosser Buntspecht. Häufig im Herbst und Winter. Picus minor, L., Kleiner Buntspecht. November 1374 erlegte ich ein &. Picus viridis, L., Grünspecht. Oefters im Herbst und Winter. Picus canus, Gm., Grauspecht. Sehr selten. Ein 9 zeigte sich im Winter 1876 durch mehrere Tage. Iynx torquilla, Scop., Wendehal.. Am Frühjahrszuge häufig, selten im Herbste. Cuculua canorus, L., Gemeiner Kukuk. Herbstzuge nicht selten, im Frühjahr Selten. Den 27. sehr sparsam. Ordn. Volucres ; Schreivögel. Cypselus apus, Illig., Mauersegler. Häufig. Upupa epops, L., Wiedehopt. Alljährlich am Frühjahrs- zug e. Alcedo ispida, L., Eisvogel. Fliegt zur Winterszeit öfters | über den Garten, IV. Ordn. Oscines; Singvögel. Troglodytes parvulus, Leach., Zaunkönig. Jahreszeit hindurch nicht wollen, Certhia familiaris, L, Baumläufer. öfters. Sitta caesia, Lath., Kleiber, Spechtmeise, Ebenso. Parus major L., Kohlmeise. Häufig. Parus coeruleus, L., Blaumeise. Häufig. Parus ater, L., Dnemee Nur zur Zugzeit. Parus palustris, L., Sumpfmeise. Im Herbst fund Winter. Parus cristatus, L., Haubenmeise, Selten. Die kalte Im Spätherbste *) Wir haben uns erlaubt, für diejenigen unserer Leser, welche nicht Ornithologen von Fach sind, die im Manuscripte nicht vorhandenen deutschen Namen beizusetzen. D. R. Erscheint am | | Mecistura caudata, Chr. L. Brehm. Im Spätherbst und Winter häufig. Alauda arvensis, L., Feldlerehe. Im Winter gen Frühjahr öfters auf Dungstätten. Alauda arborea, L. Heidelerche. In geringer Zahl alle jährlich am Zuge. Anthus arboreus, Bechst., Baumpieper. Frühlings- und Herbstzuge: Anthus pratensis, Bechst., wi iesenpieper. Zur Zugzeit, jedoch nicht häufig. Schwanzmeise. und zeiti- am Häufig Anthus campestris, Bechst. Brachpieper. Nur vorbei- fliegend. Anthus spinoletta, Bonap., Wasserpieper. Häufig im Spätherbst auf Dungstätten, im Frühjahr seltener. Budytes flavus, Chr. L. Brehm., Gelbe Bachstelze. Selten am Zuge. Motacilla sulphurea, Bechst, Gebirgsbachstelze. Im Spätherbst und zeitigen Frühling öfters auf Dung- stätten. Motacilla alba, L., Weisse Bachstelze. Erscheint häufig. Cinclus aquaticus, Bechst., Wasseramsel. Fliest zur Winterszeit öfters über den Garten. Turdus viscivorus, L., Misteldrossel. Vom Spätherbst bis zum Frübjahre öfters. Turdus musicus, L., Singdrossel. Oefters, im April bei uns nach emem Schneefall häufig. Turdus pilaris, L, Wachholderdrossel. öfters. Turdus iliacus. L., Krammetsvogel. Zur Zugzeit, jedoch nur selten. Turdus torquatus, L., Ringdrossel. Meist einzeln und nur am Frühjahrszuge. Als es in der Nacht vom 12. auf den 13. April 1876 sehr stark geschneit hatte, erschienen Hunderte in meinem Garten, wo sie zum Theil bis zum 15. verweilten. Während der Mittags- und Nachmittagsstunden besetzten sie alle höheren Bäume und führten ein Concert auf, das man selbst im Gebirge niemals Gelegenheit hat so vollzählig zu hören. Turdus merula, L., Amsel. Den ganzen Winter hin- durch in mehreren Paaren. Sie kommen dann häu- fix an das Haus geflogen, um die Beeren des wil- den Weines zu verzehren. Junge Vögel stellen sich schon öfters im Juli ein. j Zur Zugzeit Salicaria turdina, Schl., Drosselrohrsänger. Das ein- zige Exemplar sah ich im Frühling 1875. Salicaria arundinacea, Selby., Teichrohrsänger. Häufig am Zuge, besonders im Herbste. Salicaria palustris, Keys. et Blas., Sumpfrohrsänger. Einzeln alljährlich am Frühjahrszuge, selten im Herbste. Im Mai 1876 erschien dieser Sumpfrohr- sänger recht zahlreich im Garten und ich hatte manchmal das Vergnügen 3—5 Männchen zugleich singen zu hören. Salicaria phragmitis, Selby., Schilfrohrsänger. Gemein zur Zugzeit. Hypolais salicaria, Bonap., Gartenlaubvogel, gelber Spotter. Am Herbstzuge häufiger als im Frühling. | Phyliopneuste trochilus, Chr. L. Brehm., Fitis. Gemein zur Zugzeit. | Phyllopneuste sibilatrix, Chr. L. Brehm., Waldlaub- vogel. Bisher nur zweimal, den 1$. April und den 8. August 1376 beobachtet und erlest. Phyliopneuste montana, Chr. L. Brehm., Weiss- bäuchiger oder Berglaubvogel. Besucht alljährlich Anfangs Mai und Ende Juli und Anfangs August meinen Garten und hält sich da meist auf den Lärchenbäumen auf. Phyliopneuste rufa, Chr. L. Brehm., Weidenlaubvogel. Gemein im Frühjahr und Herbst. Regulus ignicapillus, Naum., Feuerköpfiges Goldhähn- chen. Das einzige Exemplar, ein & erlegte ich den 26. Oktober 1873. Regulus cristatus, Koch., Gelbköpfiges Goldhähnchen. Häufig im Herbste in kleinen Gesellschaften. Sylvia hortensis, Lath., Gartengrasmücke. Gemein zur Zugzeit; 1-2 Brutpaare. Sylvia atricapilla, Lath., Schwarzköpfige Grasmücke, Schwarzplättchen. Häufig zur Zugzeit, besonders im Herbste. Sylvia cinerea, Bechst., Dorngrasmücke (grauer Spott- vogel). Häufig, 2—3 Brutpaaze, Syivia curruca, Lath., Zaungrasmücke. Zugzeit, meist ein Brutpaar. Accentor alpinus, Bechst., Alpenbraunelle, Flüevogel. Ein & erlegte ich im Garten und sah ihn zweimal Gemein zur vorbeifliegen. Sie erschemen meist erst zu Ende des Winters bei strenger Kälte. Accentor modularis, Koch., Heckenbraunelle. Kommt | nur sehr spärlich am Pam vor. Lusciola luscinia, Keys. et Blas., Nachtigall! Erscheint zur Zugzeit alljährlich in einzelnen Exemplaren. Lusciola rubecula, Keys. et Blas., Rothkehlchen. Ge- mein am Zuge Lusciola suecica, Keys. et Blas., Blaukehlchen. Zur Zugzeit einzeln, jedoch nicht alljährl ich. Ruticilla arborea, Chr. L. Brehm., Gartenrothschwanz. Häufig. 2 Paare brüten meist im Garten. Im Früh- jahr 1874 erlegte ich 4 und 1875 ein Weibchen, welche mehr oder weniger entwickelt, das männ- liche Kleid tragen. j Ruticilla atra, Chr. L. Brehm., Hausrothschwanz. Häu- fig; ein © sah ich den Winter 1875/76 häufig im Garten. Pratincola rubetra, Koch., Wiesenschmätzer. Kommt von den umliegenden Wiesen häufig m den Garten geflogen. Saxicola oenanthe, Bechst., Steinschmätzer. Am Zuge alljährlich. Muscicapa parva, Bechst., Kleiner Fliesenschnäpper. Diese bisher im Lande noch nicht beobachtete Art erlegte ich den 16. Juli 1875 im Garten und den 24. August 1576 sah ich eben daselbst ein zweites Stück, Muscicapa atricapilla, L., Schwarzrückiger schnäpper. Einzeln alljährlich am Zuge. Muscicapa grisola, L., Grauer Fliegenschnäpper. selten zur Zugzeit, Hirundo rustica, L., Rauchschwalbe. Häufig. Chelidon urbica, Boje., Mehlschwalbe. Seltener. Lanius excubitor, L., Grosser Würger. Zur Winters- zeit öfters im Garten. Lanius minor, Gm., Schwarzstirniger Würger. Nur am Zuge. Lanius ruficeps, Bechst., ‚Rothköpfiger Würger. scheint am Zuge in geringer Zahl. Lanius collurio, L., Rothrückiger Würger, Dornreiher. Sehr gemem. Früher brüteten ahnen Paare im Gärten jetzt schiesse ich jeden, der sich zeigt ab, da sie arge Nestplünderer sind. Corvus frugilegus, L., Saatkrähe. Corvus corone, Gm., Rabenkrähe. gemem. Fliegen- Nicht Er- Im Winter häufig. | Das ganze Jahr 33 Pirrhocorax alpinus, Kech., Alpendohle.: Im zeitigen Frühjahr erscheinen Flüge von 30—60 und mehr Stück öfters im Garten. Oriolus galbula, L., Pirol, Goldamsel. Häufig am Zuge. Sturnus vulgaris, LE Saar. Brütet in 710, Paaren im Garten. Pastor roseus, Temm., Rosenstaar. Den 9. Juni erlegte ich ein Weibchen in meinem Garten. Emberiza miliaria, L., Grauammer. Erscheint zur Winterszeit in geringer Zahl. Emberiza schoeniclus, L., Rohrammer öfters im Garten. Emberiza citrinella, L, Goldammer. Gemein das ganze Jahr, Brutvogel. Fringilla coelebs, L., Buchfink. paare. Fringilla montifringilla, L., Bergfink. Fringilla chloris, Meyer., Grünling. und im Winter. Fringilla cannabina, L., Hänfling.. Nur am Zuge, Herbste häufiger als im Frühjahr. Fringilla rufescens, Savi., Leinfink, Birkenzeisig. Oefters im Herbste, selten im Frühjahr. Fringilla carduelis, L., Stieglitz. Bisher nur im Herbste beobachtet. Fringilla spinus, L., Zeisig. Zur Zugzeit oft in grossen Schaaren. Passer domesticus, Koch., Haussperling. Gemein. Nistet in Staarenkästen. Passer campestris, Chr. L. Brehm., Feldsperling. Häufige. Brütet gleichfalls öfters in den Staarenkästen. Coccothraustes vulgaris, Pall., Kirschkernbeisser. Am Zuge, jedoch nicht zahlreich. Pyrhula vulgaris, Temm, Gimpel. Findet sich im Winter häufig auf den beerentragenden Büschen ein. Pyrhula serinus, Keys et Blas., Girlitz. Häufig die wärmere Jahreszeit hindurch. 1 Pärchen brütet gewöhnlich im Garten. Loxia. curvirostra, L, Fichtenkreuzschnabel. Selten auf den TDerchenbäumen erscheinend. 1871 Zur Zugzeit Häufig, meist 2 Brut- Zur Zugzeit gemein. Häufig am Zuge im Tauben. Selten und V. Ordn. Columbae ; Columba palumbus, L., Ringeltaube. nur am Herbstzuge. Turtur auritus, Kay., Turteltaube. am Durchzuge. meist Alljährlich emzeln Ordn. Gallinae; Hühner. Starna cinerea, Keys et Blas. Rephuhn. Im Herbst und Winter öfters. Vil. Ordn. Grallae ; Sumpfvögel. Ardea cinerea, L., Fischreiher, Zugzeit öfters "vorbeifliegend. Ciconia- alba. Bechst., Storch. Ebenso. Ascalopax gallinula, Keys et Blas, Kleine Bek: Fledermausschnepfe. Im Winter 1574 oder zog eine niedrig vorbei. Grauer Reiher. Zur ssine, 1875 VIl!. Ordn. Natatores. Wasservögel. Anser einereus, Meyer, Graugans, Wildgans. Zieht zur Herbstzeit in grösseren F lügen vorüber. | Anas boschas, L., Stockente. Wildente. Oefters vor- beistreichend. 34 Im Salzburg’schen wurden bisher 239 Arten beob- achtet und zwar: I. Ordn. Rapaces . 33 Species, im Garten allein 9 II. Ordn. Scansores . 10 H " h Huno II. Ordn. Volueres . 7 " Mn " ln) IV. Ordn. Oseines . 106 n n 5 0 Fürtrag 156 Species, im Garten allein 98 Webertrag 156 Species, im Garten allein 98 V. Ordn. Columbae 3 R, 4; ausaganled? VI. Ordn. Gallmnae . 8 h Ei 5 al VII. Ordn. Grallae .39 - , H r „028 VIII. Ordn. Natatores . 33 n n 2 Summa 239 Species, im Garten allein 106 — EICHE —— Ein Schul - Vogelfutterplatz. Von Josef Talsky. Neutitschein im Februar 1877.) | Es ist leider zu einer unbestrittenen Thatsache geworden, dass ene Verminderung der Vögel stattfindet. Die Ursachen hievon sind mannigfaltig und wurden sehr wichtige in den Nummern 4 und 5 der „Mittheilungen des Ausschusses“ des omithologischen | Vereines, von Ed. Hodek, und in Nr. 6 von Fritz Zeller angeführt. Viele dieser Ursachen sind derartiger Natur, dass unter den bestehenden Verhältnissen an ihre Beseitigung unmöglich zu denken ist, ja man wird mit Besorgniss in die Zukunft blicken müssen, weil diesel- ben mit der Zeit stets zunehmen werden. Ich will hier nicht wieder von Neuem über die Verfolgung und Vernichtung unserer nützlichen Vögel Klage führen, sondern vielmehr darzuthun trachten, dass es in gewissen Fällen auch recht gut möglich ist, zum Schutze derselben ausgiebig beizutragen. Bevor ich jedoch zur Sache selbst komme, kann ich nicht unterlassen, einem allgemein unter Vogelfreunden ver- breiteten Vorurtheile entgegen zu treten. Es wird nämlich unserer Landbevölkerung vielfach nach- geredet, dass sie es sei, welche durch rohes und unvernünftiges Vorgehen gegen viele Vögel zu deren Verminderung einen grossen Theil beitrage. Nach den von mir durch viele Jahre gemachten Erfahrungen ist jedoch diese Behauptung im Allgemeinen ganz un- richtig. Der den Ackerbau treibende Landmann weiss aus eigener Anschauung den grossen Nutzen der mei- sten unserer Vögel zu schätzen und es fällt ihm | daher gar nicht ein, dieselben zu verfolgen. Im Gegen- theile, jeder ordentliche Bauer schützt und sehont | die Vögel, wo er nur kann. Wer von uns wüsste nicht von der fast heiligen Verehrung unserer Landbewohner gegen die Schwalben, Bachstelzen, Grasmücken und überhaupt alle Vögel, welche nicht wie der Sperling und so manche andere | Körnerfresser dem Landmanne zeitweise Schaden an den Feldfrüchten verursachen? ! Wie vorsichtig und im Verborgenen musste ich | zu Werke gehen, wenn ich in meinem Geburtsdorfe | einen oder den anderen Insektenfresser für mein Studium | schiessen wollte, um nicht die bittersten Vorwürfe meiner | Landsleute anhören zu müssen, dass ich nützliche | Vögel vernichte! Wie oft musste ich zu allerhand Aus- | flüchten greifen, um, nach der Art des erlegten Vogels gefragt, den fragenden Landmann in seinem Unmuthe zu beruhigen, und nie werde ich den schlichten, gut- müthigen Dorfbewohner vergessen, der mir, mich bei der Untersuchung eines so eben geschossenen Pirols überraschend in’s Gewissen redete: „Ja, ja, der Vogel *) Wegen Raummangels verspätet. D. R | vorzunehmen. ist wohl schön und macht Ihnen Freude, aber wer wird jetzt anstatt seiner die schädliehen Würmer vernichten?“ Freilich gibt es auch Ausnahmen unter der Land- bevölkerung, aber die sind nur unter den Kuh- und Ziegenhirten zu suchen, somit unter Buben in den sogenannten „Flegeljahren,“ welche aus der Klasse der grössten Armuth rekrutirt werden, und fast ohne Aus- nahme die Schule nachlässig besucht haben. Manche dieser Burschen sind es nun, die fast den ganzen lieben Tag in Gottes freier Natur, auf der Weide herumbummeln und aus langer Weile Sträucher, Bäume, Land und Wasser, als echte Alles- verderber durchstöbern. Vogelfänger vom Fache, d. h. solche, denen die gefangenen Vögel zur Erwerbsquelle dienen, findet man auf dem flachen Lande sehr selten, im Gebirge nur dort, wo ein reichlicher Zug von Drossem und ähn- lichen Vögeln stattfindet. Der Landbewohner, wenn er schon etwas aus der Thierwelt zu nehmen beabsichtigt, hält sich gewöhnlich an das, was ihm greifbaren Nutzen bringt, z. B. Hasen, Rephühner, Fasanen u. dgl.; kleine Vögel haben für ihn keinen Werth. Beobachten wir dagegen die Bevölkerung der Städte, besonders jener, wo wenig Landwirthschaft betrieben wird, da dürften wir schon mehr Ursache zu Klagen über Verfolgung und Vernichtung kleiner, nütz- licher Vögel finden. Die Landesgesetze über Vogel- schutz haben wohl in der letzten Zeit so manches Vogelleben gerettet und so manchen Unfug verhütet, aber es ist noch nicht lange her und kommt trotz Ge- setzes doch noch hie und da vor, dass ganze Gesellsehaften zur Herbstzeit in nahe Wälder aus- zogen, um den von alter Zeit her beliebten ,„‚Meisenfang“* Wie es dabei zugeht, brauche ich wohl nicht zu beschreiben, aber „wenn's gut geht,“ können auch einige Säcke (!) voll Meisen der verschiedensten Art gefangen, geröstet, und verspeist werden. Ich hatte vor einigen Jahren Gelegenheit, einen Platz im Walde, wo Tags zuvor eine solche „Unterhaltung“ stattgefunden hatte, im Augenschein zu nehmen. Ich war über den Anblick entrüstet, nach einem Indianermahle hätte dieser Platz auch nicht trostloser aussehen können! Und das waren keine ungebildeten Kuh- oder Ziegenhirten vom Lande, die an einer solchen Unterhaltung ihre Freude gefunden hatten, sondern Stadtbewohner. Sehen wir weiter und wir werden finden, dass fast m jedem Städtehen ein oder mehrere Vogelfänger von Pro- fession, ausgerüstet mit den verschiedenartigsten Fang- werkzeugen, anzutreffen sind, welche ihr Handwerk häufig so geschickt und ohne Aufsehen betreiben, dass 35 man ihnen nicht so leicht an den Leib rücken kann. | Augen der Schüler einen Vogelfutterplatz Das Meiste, was solche Leute fangen, wird olne | zu erriehten, um in. ihnen Liebe zur Pflege der Auswahl verspeist, selbst Spechte. Ich kenne eine | Vögel zu wecken. Zwar musste ich darauf gefasst sein, Persönlichkeit, welche seit mehreren Jahren regelmässig | dass die am Futterplatze erscheinenden Gäste die Aut- im Frühjahre einige Meilen weit auszog, um Nacl ıticallen ‚ merksamkeit mancher Schüler vielleicht mehr fesseln in Menge einzufangen, von denen dann die meisten im | würden, als der Vortrag des Herrn Lehrers; aber ich Käfige Slam Ammkamen. Im letztverflossenen Frühlinge | wusste auch, dass eine derlei Störung nur im Beginne kahne der Mann jedoch sehr zeitlich unverrichteter des nn eintreten, und nur kurze Zeit dauern Sache von seiner Expedition zurück, weil ihm endlich | werde, da die Jugend von dem Neuen, Ungewohnten im Sinne des Vogelschutzgesetzes sein Handwerk gelegt | angezogen, von Ger ohntem, Regelmässigen aber gleich- worden war. eiltise gelassen wird. Es war mir auch Inch so sehr So könnte man noch viele Fälle von Vogelver- | um das eigentliche Füttern der Vögel im Schulgarten zu folgung anführen, welche grösstentheils auf Un kennt- thun, als an darum, den Schülern zu zeigen, was niss des Vogels und seines Nutzens oder auf | man für die V oe im Winter thun könne Rohheit zurükzuführen sind. Mit dem blossen Jammern | und wie man es anstellen solle. und Klagen und mit der Aufzählung und Berechnung des Schadens, der durch Verminderung der Vögel im Naturhaushalte entsteht, wird aber der guten Sache sehr wenig geholfen. Da heisst es Gegenmittel Nachdem ich mich mit der Direktion und den Klassenlehrern, deren Schulfenster gegen den Garten liegen, in's Bendnie gesetzt, schritt ich sogleich a8 en Kalbe lesen Werke. Ich machte Sale Schüler der obersten d 4 v Ss T Y st 7 JFAKTSC » . . D . un N 2 Ü breS Klassen mit meiner Absicht bekannt und forderte sie eingreifen. Desswegen halte ich es für die Pflicht eines ai mise Oh Kirn Ana ID]OnA Allan her in jeden Näturfreundes und Vogelliebhabers insbesondere, die Vögel, welche in diesem strengen Want enig: nach seinen Kräften zu wirken, damit der überhand- a ie SEE on, mach Mög. nehmenden Vogelvernichtung nach Möglichkeit Grenzen lichkeit passendes Futter in die Schule zu a — c k Ai oes rer 2 | D SE gesetzt w erden 5 4 Zugleich eımannte ich auch aus ihrer Mitte die erfor- In memer bescheidenen Stellung als Lehrer wurde sakahan ın h EN 10 Ir i 2 > . derlichen Futtermeister und Ordner des Vogel- es mir bald klar, dass ich durch Belehrung deı futterplatzes O Jugend und eine mögliche Mitwirkung der Er- nn elieenensinsdiesen Richtung etwas erzielen kenne: Meine Auseinandersetzungen fanden bei den jugend- Vieles, was ein Lehrer in der Schule lehrt, nützt nieht | liehen Gemüthern den lebhaftesten Anklang, jeder wollte allein dem Schüler, sondern es ist bekannt, dass gerade Futtermeister oder Ordner werden, und gleich den durch die Se hallen in vielen Fällen daR Eltern- | nächsten Tag begann die Arbeit. Viele Schüler brachten haus und selbst weitere Kreise belehrt werden. Futter, der. eine Hanf, der zweite Hintergetreide, der Diese Erfahrung bewährte sich in vorliegendem Falle dritte Fleischabfälle, Speckschwarten, Unsehlitt, gekochte auf das Beste, denn durch das gute Beispiel in der | Kartoffeln, verschiedene Sämereien, — kurz Alles, was Schule brachte ich es so weit, dass nicht bloss Schüler, , ich als geeignetes Futter für die hungernden Vögel an- sondern auch Erwachsene eine wohlwollende Stellung | gegeben hätte. Die Ordner schaufelten am Platze den gegen die Vögel einnahmen und sie zur Winters. Schnee ab, die Futtermeister übernahmen das Futter Zei Bi Futter versorgten. und brachten nach meiner Angabe jede Gattung am Das Gebäude unserer Knaben-Bürgerschule steht | passenden Orte an. Die fleischigen Theile wurden mit einer Längsseite in einem Garten, welcher an aus- auf die Bäume, besonders auf die Aeste eines im gedehnte Felder grenzt. Zu ebener Erde und im ersten Vordergrunde stehenden Apfelbaumes angebunden und Stoekwerke sind sechs Lehrzimmer untergebracht, in | die Tafel für Körnerfresser theils am abgekehrten welehen über 300 Knaben die Wohlthat geniessen, eine , Boden, theils auf einem in einer Laube erhöht ange- ® Pi = ERREGT 9 ’1C @ ni hy 5 aflz / AS a a 1 iiber reine, gesunde Luft einzuathmen und im Sommer, bei brachten Futterbrette gedeckt. Alles freute sich übeı einem etwaigen Hinausblick, saftiges Grün zu sehen. den so wohl besetzten Platz. und die Jungen brannten Diese günstige Lage der Schule brachte mich im | vor Begierde den ersten Gast erscheinen zu sehen. g Ar; Es N | iüshys ray ror de T pn Nanctar r vorigen strengen Winter”) auf den Gedanken vor den Desshalb waren vor dem LU nterrichte alle Fensteı ‚von Schülern besetzt, was unter Beobachtung der nöthigen Ruhe und Ordnung auch erlaubt wurde. (Sehluss folgt.) Na. - pa. Bastarde von Haushahn und Perlhenne. Von Milutin Barat misch, kein Glied dieser feindete sie an und so sah man sie bald hier, bald wieder dort im geräumigen Hof oder Garten, doch immer inmitten der kleinen Dort liess mein Vater im Sommer 1874 zwei | Schaar der Hühnchen und Hühner. Sommer und Herbst kleine Junge der gewöhnlichen afrikanischen Perlhenne, | waren schnell vergangen und erst, als der frostige Winter welche han zum Geschenke gemacht worden waren, | Wald und Feld mit tlockigem Schnee bedeckend ein- unter dem sonstigen vorhandenen Hausgelügel aufzie- | brach, wurden die beiden Perlhühner nieht mehr ım hen. Bald waren die schnellen Kleinen in der nieht gar | Freien unter dem übrigen Hühnervolk gelassen, sondern grossen aber unausgesetzt munteren Gesellschaft hei- ' in das Innere des Hauses gebracht, wo sie im Vorhause In Kroatien, etwa drei Meilen von der Landes- Hauptstadt Zagreb-Agram liest in anziehender Gegend die kleine Besitzung imemer Eltern, Zelina genannt. 36 oder in der noch viel wärmeren Küche. einen ihnen offen- bar ganz angenehmen Aufenthalt fanden. "Eines Tages waren sie eben in der Küche emsig mit dem Auflesen der am Boden ausgestreuten Abfälle beschäftigt, als der kleine Haushund unverhofft durch die offen stehende T’hüre kläffend hereinsprang. Beide Perlhühner. erschracken heftig, flogen ziel- los empor und das Unglück wollte, dass dabei "das eine der 'Thiere mit beiden iigem in einen auf dem offenen Herde stehenden, mit siedend heissem Wasser gefüllten Topf gerieth. Das arme Geschöpf war leider an beiden Füssen stark verbrüht. Die anwesende Maed, eine Bäuerin aus jener Gegend, verband dem Thierchen die verwunde- ten Füsse amt ın "Oel getränkten Leinwandlappen. Unter diesem Verband, w elehen das Huhn duldete, und bei der sorgfältigsten Wartung und Pflege, heilten die Wun- den ziemlich rasch, doch die acht ehem waren verlo- ren; nach beendeter Heilung wurden sie abgestossen. Dieses Perlhuhn ohne Zehen mit den stark vernarbten Fusswurzeln lebt noch jetzt, und ist die Mutter der Ba- starde, von welchen sogle ch die Rede sein wird. Die Grösse dieses Thieres ist eine mittlere, das Gefieder ist grau, die einzelnen Federn auf grauem Grunde mit weissen Kreisflächen besät, bis auf die Brust, welche rein weiss befiedert ist. Als die warmen Frühjahrslüfte die ruhenden Pflan- zen und Thiere zum frischen Wiederaufleben weckten, da schlossen sich auch die Perlhühner wieder der Ge- sellschaft ihrer befiederten Jugendbekannten draussen im Hofe und im 'grünenden Garten an. Da gab es wieder allerlei natürliche Nahrung im Ueberflusse, Rör- ner, zarte Gräser, Blätter und Knospen, vor Allem aber allerlei Kerfgethier; da fand man wieder die von früher schon bekannten kahlen Hofstellen mit dem angewärm- ten Sande; da wurde in lustiger Gesellschaft um die Wette gejagt, erbeutet, gesonnt, gebadet, geneckt und so in Lust und Freude die schönen Shunden der ersten Frühlingstage verbracht. Die vorjährigen Jungen waren sämmtlich vollkom- men’ entwickelt und reif geworden, und schon längst hatten die jungen Hennen ihre ersten Bier gelegt. Voll’ Freude, em Ei in den Händen haltend, er- schien emes Tages die Pflegerin des Geflügels, die schon erwähnte Bäuerin, bei meiner‘ Mutter und erklärte, es sei der Erstlng von der verstümmelten Perlhenne. Von jetzt ab legte die Henne täglich eines, bald aber brachte die Bäuerin an einem Tage zwei, und nun war die Pr- fahrung ‘gemacht, dass o Jammer — beide Perl- hühner! Weibehen waren. Die Hühner legten fleissig, beide zusammen etwa 50 Eier. Kein männliches Perl- huhn war weder im Hofe noch m der Nachbarschaft und nur in Folge des Drängens der Bäuerin, welche ae hatte, das der grosse graue Hahn auch die Perlhühner nicht vernachl: Ässige, liess sich meine Mutter herbei, etliche von den Perlhulneiern einer Bruthenne zu unterlegen. Nach den normalen 21 Tagen entkap- selten sich die kleinen aus den Eiern des gewöhnlichen Huhnes, die Perlhuhneier waren aber noch ganz geblieben. Auch das Fortbrüten der Bruthenne war vergebens, denn sie waren wibefruchtet. Die Enttäuschung nun vollkommen und die Bäuerin meinte, dass war der Hahn für die Meerhühner, nennen die ‘Leute ‘dort das Perlhuhn, zu kräftig’ sei. Keines won denPRerlhahtlenn zeigte beendeten Bierlegen Lust oder Neisung zum Brüten, Im Spätherbste "suchten "sie: wieder ihr altes !Wihter- quartier im warmen Vorhaus und der Küche 'auf. Das verstümmelte fing aber bald damach an zu kränkeln, und starb noch im Laufe des Winters. Nun blieb das Stummelfüsschen allein. Im nächsten Frühjahre schloss es sich der schon bekannten Gesellschaft, welche unter der Obhut und Führung des grauen Hahnes stand, treuer als zuvor an. Der stolze Anführer aber erwies sich gleichmässig gerecht gegen alle seine Unterthanen; alle Zärtlieh- keiten, mit welchen er die anderen Hülner beglückte, wurden auch dem Perlhuhne zw Theil und dieses nahm dieselben gerne entgegen. Nun legte es bald und Heissig über zwanzig Bier ‚jedoch abermals ohne nach 'been- detem Legen zu brüten. Nur zwei von diesen Biern wurden 'emer Brut- henne unterlegt, aus welchen zu Erstaunen und grosser Freude meimer Mutter und der Bäuerin, nach 24 Tagen zwei allerliebste Hühnchen auskrochen. Jetzt fragte stolz und triumphire ‚nd die Bäuerin, ‘ob sie nicht recht gehabt habe, als sie so oft gesagt, dass der graue Halın seinen Obliegenheiten gewissenhaft nachkomme. Dieser ist ein schöner Bastard von emem gelben Chochinehinahahn und einem gewöhnlichen Landhuhn. Er ist gross und kräftig im Körperbau, grau im reichen (refieder, am Halse und der Brust grün mettallelänzend, so nach dem mit emer grossen abhängenden Holle und Rose am Kopfe. Sein Auge ist braun, der Schnabel grau, die Füsse schön gelb mit wenigen grauen Fle eken und mächtigen Sporen. Beim Krähen ist seine Stimme weit vernehmbar, klangvoll und tief. Die kleinen Bastarde waren im Dunenkleide asch- grau, am Rücken mehr braunerau, mit gelben Schnäbel- chen und rothen Füssen und Zehen. Durch den schlan- ken Körperbau, durch den nackten Kopf und durch ihre besondere Beweglichkeit und Schnelliskeit waren sie leieht von den andern Küchlein zu unterscheiden. Sie wurden mit diesen von der Gluckhenne ge- führt und waren, da ihrer Aufzucht keine besondere Sorgfalt zugewendet N meist ım Freien, mı Hof oder Garten. Eines Tages raubte ihnen em Habicht ihre Pflegemutter. Sie blieben nun verwaist ‘und ur ihrer vorgesehrittenen Entwickelung ist ihre Erhaltung zu verdanken. Zu dieser Zeit prangten sie schon im ersten Federnschmuck. Ihr Kopf war bis auf die Wangen ganz nackt, deren Hautfarbe vöthlichgelb. Das Kleid war zumeist aschgrau mit wenig weiss untermischt, die Füsse und Zehen waren schön roth. Sie hielten sich stets unter dem andern Geflügel, doch immer eng bei- sammen und geschah es einmal, dass sich das eine ent- fernte, so wurde es alsbald vom andern ängstlich aufge- sucht. Das suchende gab hiebei stets eimen kurzen, feinen, pfeifenden Ton in rascher Aufemanderfolge von sich. Im Winter 1876 mauserten beide zum zweiten Mal und diese Mauser dauerte bis Ende Jänner laufen- den Jahres. (Schluss folgt.) 37 Ein fruchtbarer Bastard von Ringeltauber (Columba palumbus L.) und Haustaube. Von Ignaz Dusek. Ganz im Gegensatze zur Hohltaube (Columba oenas L.), welche, wiewöhl vorsichtig, sich wenig scheu zeigt, so dass sie sich zuweilen den zahmen Haustauben beigesellt und sich mit ihnen auf dem Geflügelhofe füttern lässt (wie ich diess im Spätherbste 1376 in Libejie beobachtete und wobei ich auch eines Exem- plares habhaft wurde), ist die Ringeltaube palumbus L.) im wilden Zustande ein äusserst scheuer Vogel, welcher den Menschen nicht leicht nahe an sich herankommen lässt; auch weiss man von der Ringel- taube, dass sie bei ihrem Brutgeschäfte selbst gering- fügige Störungen nicht verträgt. Merkwürdiger W eise zeigen die dem Neste ne und in Gefangen- schaft aufgewachsenen Ringeltauben das entgegengesetzte Verhalten, sie werden sehr zahm, gewöhnen sich an den Taubenschlag und lassen sich mit den Haustauben anpaaren. Einen solchen Fall will ich hier erzählen. Am 20. Oktober 1372 nach einem heftigen Platz- regen wurden in einem mit Laubholz untermischten Nadelholzwalde bei Hollabrunn in Nieder-Oesterreich zwei halbbefiederte, aus dem Neste auf die Erde gefal- lene junge Ringeltauben aufgelesen und Herrn Sebesta in Wien überbracht. Eines der beiden. Jungen ging bald zu Grunde, das Andere, einen Tauber, zog Herr Sebesta auf. Der grossgezogene Ringeltauber war anfänglich einfach blau, erst nach der Mauser färbten sich die Hals-Seiten und der Nacken prächtig schillernd grün und an den ersteren kamen die charakteristischen, weissen Halbmondflecken zum Vorschein. Ein weiteres Zeichen, dass man einen wirklichen Ringeltauber und nicht etwa emen verwilderten Feld- flüchter vor sich habe, war die weisse Färbung der vorderen Deckfedern der Flügel — woran man über- haupt die Ringeltaube im Fluge leicht erkennen kann. Das wichtigste Kennzeichen jedoch, dass es ein Ringel- tauber sei, war, abgesehen von der bedeutenden Grösse des Thieres, dessen heulende Stimme, die etwa wie „huhu, huhu“ klang; ausserdem gab er noch andere givrrende Töne von sich, die jedoch von dem Rucksen unserer Haustauben durchaus verschieden waren. Dieser Ringeltauber wurde mit einer einfärbig blauen, gehaubten Schlagtaube längere Zeit zusammen- (Columba | Der Bastardtauber, welcher sehr zahm und zu-: traulich ist und, nelenbei gesagt, auf den Namen „Hansl* hört, weist folgende Merlerrale Au: =) Gesammtlänge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende 332 Mm. Schwanzlänge etwa 130 Mm. Flügelspannung 652 Mm. Flügel vom Bug bis zum Ende Schwinge 222 Mm. Länge des Laufes 32 Mm. Länge des Schnabels auf der Firste gemes- sen 175 — 18:0 Mm. Länge der Mundspalte seitlichgemessen23Mm. Iris feurig orangegelb mit einem ganz schmalen, leichten Innenringe. Im Ganzen ist die Befiederung weisslich mit einem Stich in’s Graue, hie und da bräunlichgrau- weiss. Am Hals und an der Brust schillern viele er blaugraue Federn metallisch grünlich. Bauch schmutzigweis. Am Bug des linken Flügels ist eine Deckfeder ganz schwarz. Die grossen Schulterfedern rechts sind ziemlich stark graubraun. der längsten Die erste Schwinge rechts hat emen nach Innen braunen, nach Aussen weisslichen Schaft. Innenfahne derselben bräunlich. Schnabel hornfarbig, Knorpelschuppen stark weiss bestäubt. Füsse imtensiv blutroth, ziemlich der ganzen Länge des Laufes nach weiss befiedert. Am Schwanz dreizehn (nicht 12) Steuerfedern. Eine kleine, aber sehr deutliche, nach vorne zu gebogene Federhaube am Hinterhaupte von weisslicher gesperrt und es erfolgte auch wirklich die Paarung | beider. Von den 2 Eiern, welche die Taube hierauf | — ein legte, kam am 29. Juni 1573 ein Junges aus Tauber — das zweite Ei war nicht befruchtet. Der Bastard zeigt mehr das Aussehen der Mutter; er ist gehaubt, war RS zur ersten Mauser einfärbig licht. blau, une aber nach derselben ter. und nach der zweiten Mauser waltete in der Färbung schon das Weiss vor, endlich nach der dritten Mauser wurde er so weisslich, wie er es jetzt noch ist. Der wilde Ringeltauber , Vater des Bastards, starb bald nach dem nenn seines Jungen, wahrscheinlich hatte ihm die überwi iegende Maisfütterung nicht wohlbekommen. Der Bastard wurde mit einer rothen Pfaf- fentaube angepaart und hat mit derselben jetzt schon das dritte Jahr Junge, die aber wegen ihrer wenig konstanten Färbung ee für die Küche geschlach- tet worclen sind. Ein Junges sieht immer mehr dem Vater, Eines der Mutter Arlieh | | | | RIES Farbe. Das Rucksen dieses Bastard - Ringeltaubers ist kürzer und leiser als das der gemeinen Haustaube. Ich habe den Bastardtauber angekauft und werde ihn mit einer wildblauen Schlagtaube (Feldflüchter) zusam- menpaaren, vielleicht wird dann bei den Jungen die SL ellehe Färbung der Ringeltaube mehr hervor- treten. Dass am 20. Oktober, wie ich Eingangs er- wähnte, Eike zu einer sehr späten Jahreszeit, junge Ringeltauben gefunden worden sind, ist nicht gerade etwas Ausserordentliches. Die Ringeltauben verlassen uns allerdings m der Regel im Monate Oktober, ein- zelne Flüge schwärmen jedoch bis m den Winter in der Gegend ihres Brutortes umher. Sie brüten für gewöhnlich zweimal des Jahres, bei Verlust der Brut wohl mehrmal und dann sind späte Junge nicht so selten. Dr. Aka fand im Münsterlande am 2. Oktober ganz junge, am 4. Oktober noch unflügge, am 10. Ok- ober noch nicht ausgewachsene Ringeltauben. Das Herabfallen der Jungen vom Baume erklärt sich aus der losen Bauart des Nestes, dasselbe besteht aus kunstlos zusammengefügten Reisern und wird oft genug bei stürmischem "Wetter herabgeweht. Zu den bekannt gewordenen Beispielen, dass die Ringeltaube trotz ihres scheuen Wesens in Parkanlagen rolkreicher Städte nistet, möchte ich noch anführen, dass beinahe alljährlich (so auch heuer) Ringeltauben im Wiener Schwarzenberg-Garten gesehen werden. Jeitteles am *) Die Messung nahm Herr Professor L. H. wir die 27. April 1877 in meinem Beisein vor, und entwarfen Beschreibung gemeinschaftlich. Vereinsangelegenheiten. Monatversammlung vom Il. Mai 1877. Da un- mittelbar vor dieser Versammlung ein Gewitter mit hef- | tigem Regen losgebrochen, und dieselbe in Folge dessen sehr schwach besucht war, wurde Herr Herm. Four- nes ersucht, seinen Vortrag über den Flussrohrsänger (Salicaria fluviatilis Meyer .& Wolf), dessen Nest und | Eier, auf die Juni-Versammlung vertagen zu wollen. Sodanp macht Herr Präsident von Pelzeln folgende Mittheilungen: „vom Herrn Grafen Marschall erhielten wir eine neue Serie seiner werthvollen vergleichenden Ueber- sichten. Dieselben basiren auf Jahrgang 1872 des Ibis und umfassen: J. Nova Zembla und Weigaz-Inseln (v. Heu- glin). II. Gibraltar (L. N. Irby). III. Syrrhaptes parodoxus in England (H. B. Tristram und Rob. Gray). Krim, Türkei und Creta (G. Cavendish Tay- lor). IV. V. Madeira und Canarische Inseln (du Cane Godman). V1. West-Afrika (R. B. Sharpe, Shelley and Buckley). Ferner erlaube ich mir geehrten Versammlung auf die beiden gegenwärtig in der Geflügelausstellung im Prater befindlichen Bastarde von Haushahn und Perlhenne zu lenken. Durch die Güte des Herrn Ausstellers wird die nächste Nummer unserer Monatschrift . genaue Mittheilungen über diese höchst merkwürdigen Vögel bringen.“ Der Sekretär Dr. v. Enderes legt die ersten 4Num- mern des I. Jahrganges der „Monatsschrift des Sächsisch- Thüringischen Veremes für Vogelkunde und Vogelschutz zu Halle a. d. Saale“ vor, bespricht den Inhalt dieser von dem Präsidenten des genannten Vereines Herrn Regie- rungsrath E. von Schlechtendal vorzüglich redigirten Zeitschrift, und theilt die freundliche Einladung des Letzteren, dem Sächs.-Thürimgischen Vereine beizutreten, mit. Ferner legt Dr. von Enderes vor: Professor Bonizzis schönes Werk über die Modenesischen Haus- tauben und eine kleinere Brochüre desselben über den wirthschaftlichen Nutzen der Taubenhaltung; zwei Probeblätter vonDr. Stölcker’s photographischem Werk über die Alpenvögel der Schweiz nebst dem Prospek- tus dieses Werkes; den Prospekt von Hodek’s photo- graphischen Abbildungen der Raubvögel Deutschlands, das erste Quartal der Schweizerischen Ormnithologischen Blätter; Lichterfeldts Illustrirte Thierbilder,®) endlich *) Wir behalten uns vor auf alle diese Publikationen zu- rückzukommen, und dieselben eingehender zu besprechen. D. R. die Aufmerksamkeit der | das erste Quartal 1877 von Russ’ „Gefiederte Welt“. Dr. v. Enderes weist ‚noch 4 Eier vor,‘ welche ein in seinem Besitze befindlicher Thurmfalk (Tinnuneulus alaudarius) in den ersten Tagen des laufenden Monates im Käfig gelegt hat, und von welchen sich zwei durch ganz absonderliche Färbung auszeichnen. Näheres über dieselben, sowie über den von Herrn Ignaz Dusek zum Schlusse vorgewiesenen und besprochenen Bastard von einem Ringeltauber (Columba palumbus) und einer Haustaube, finden unsere Leser weiter unten. Neu beigetretene Mitglieder. Herr E. von Schlechtendal, königl. Regierungsratl, Prä- sident des Sächsisch-Thüringischen Vereines für Vogelkunde, und Vogelschutz zu Halle a)S, in Merseburg, | Herr Dr. A. B. Meyer, Director seums zu Dresden. Herr Th. Hochstetter, Prokuraführer | Sodafabrik in Hruschau in k. k. Schlesien. Herr Dr. Joh. Jac. Nadenius, k. k. Döbling Neugasse Nr. 6. Herr Franz Dengler, Privat, Oberdöbling Hauptstrasse 66. Herr Wilhelm Frick, k. k. Hofbuchhändler in Wien, III., Hauptstrasse 65. des königl. zoolog. Mu- der ersten österr. Ministerialbeamter, ‚ Eingegangene Beiträge für die Sammlung des Vereines. Von Herrn Hanns Neweklowsky, Oek. Schätzungs- Ref. in Lilienfeld: Upupa epops L., Wiedehopf d, 1 Exemplar im Fleisch, Tinnunculus alaudarius L., Thurmfalk 4, desgl. Beide Stücke wurden von Herrn Ed. Hodek aus- gestopft. Die nächste Monatsversammlung findet Freitag den 8. Juni 1877, um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kaiserlichen Akademie der Wissenschaften statt. TAGESORDNUNG: 1. Ornitholosischer Reisebericht des Herrn Ed. Hodek von der unteren Donau, mitgetheilt durch den Sekretär Herrn Dr. v. Ender es. 2. Vortrag des Herrn Hermann Fournes über den Flussrohrsänger, Salicaria Huviatilis Meyer & Wolf, dessen Nest und Eier. (Wurde in der Maiver- sammlung auf die heutige vertagt.) 3. Allfällige Mittheilungen einzelner Mitglieder gegen Anmeldung beim Vorsitzenden im Laufe der Ver- handlung. Allerlei. Dr. Sebald Schwab +. Am 16. Mai d. J., um 7 Uhr Abends, starb zu Neutitschein in Mähren, im 16. Jahre seines Lebens, Herr J. U. Dr. Sebald Schwab, Landesadvocat, eines plötzlichen Todes. Er war als langjähriger, eifriger Sammler und fleissiger Präparator der Vögel in weiteren Kreisen bekannt. l Seine reichhaltige Sammlung fast aller euro- | päischen und vieler Gattungen Vögel der übrigen Welttheile dürfte in nicht langer Zeit zum Verkaufe gebracht werden, worauf wir alle Lieb- haber, Anstalten und Vereine aufmerksam machen. Ein im Käfig Eier legender Thurmfalk (Tinnun- eulus alaudarius). Unser Thurmfalk, welchen ich unter fünf ganz jungen, noch theils mit Dunen, theils mit Stiften bekleideten Individuen, da ich ein Weibchen zu erlangen wünschte, wegen seiner Grösse und Stärke gewählt hatte, hat im heurigen Frühjahre in einem ziem- lich engen Käfige was noch kaum vorgekommen sein dürfte, Eier gelegt. Der Vogel selbst bietet nichts Ungewöhnliches in seiner Erscheinung. Er ist ein kräftiges, normal ent- wickeltes, befiedertes und gefärbtes Individuum, welches grösstentheils mit rohem Rindfleische ernährt wird, zu- weilen auch einen todten Vogel, jetzt (auf dem Lande) grössere Insekten, namentlich Heuschrecken, die es sehr liebt, erhält. Wasser bekommt der Vogel sehr selten, da er sich desselben in keiner Weise bedient, wie wir erfuhren, als wir ihm durch Monate vergeblich ein da- mit gefülltes Gefäss m den Käfig stellten ; nur zur Zeit der. grössten Sommerhitze erhält er täglich ein paar Mal frisches Wasser, wovon er manchmal einige Schlucke trinkt, und das er wohl auch zu einem wenig intensiven Bade verwendet. Sonst exponire ich ihn gerne zuweilen einem warmen Regen, weil ich bemerkt habe, dass er sich während dieses natürlichen Douchebades und nach demselben offenbar sehr behaglich befindet. Die Eier des Vogels, sechs an der Zahl, wurden von ihm am 1., 3., 7., 9., 12. und 20. Mai d. J. gelegt. Von dem letzten weiss ich nur, dass es eine ganz weiche, lederartige oder häutige Schale hatte, welche dunkelockerbraune Tupfen auf weissem Grunde besass, denn der Vogel hatte es, als es morgens entdeckt wurde, sehon bis auf wenige Stückchen von der be- schriebenen Beschaffenheit aufgezehrt. Die fünf ersten Eier sind in der Struktur der Schale ganz gewöhnlich und normal, ebenso war der Inhalt ganz regelmässig. Das Dotter prachtvoll licht- goldgelb, das Weisse so wie jenes der Hühnereier. Die äussere Färbung der Eier ist jedoch überaus interessant. Man muss doch alle, wenigstens die ersten fünf, als ein Gelege betrachten, und doch waren sie alle fünf verschieden gefärbt. Nr. 1 war nicht ganz normal gefärbt, es hatte ziemlich grosse und dunkel-kastanienbraune Flecken auf licht- gelblich-braunem Grunde, der jedoch, da die Flecken ziemlich dicht aneinanderstehen, wenig zum Vorscheine kommt. Nr. 2 ist schr absonderlich gefärbt, nämlich unge- fähr so, dass das stumpfe Ende ganz, und die eme Seite des Eies zum grössten Theil dunkelrothbraun mit rundlichen, verwaschenen, schwarzbraunen Flecken, das Uebrige aber rein weiss ist, und zwar ziemlich symmetrisch, so dass ein schiefer Längendurchschnitt ein braunes und ein weisses Segment ergäbe. Nr. 3 ist fast ganz regulär gefärbt. Nr. 4 ebenfalls, jedoch in allen Tinten lichter als gewöhnlich, und als Nr. 3. Nr. 5 höchst absonderlich, der ganze stumpfe Theil wieder mehr weniger dunkel-roth-braun gefleckt und verwaschen mit einigen kleinen Ausläufern in die Mitte des Eies, diese sonst, sowie der ganze spitze Theil abermals rein weiss, so dass ein Querdurehschnitt bei einem Drittel der Länge des Eies am stumpfen Ende, das Ei wieder in ein dunkles und ein weisses Segment theilen würde. Das Benehmen des Vogels in der Zeit des Eier- legens war nicht uninteressant. Schon die letzten April- tage war er auffallend unruhig, insbesondere stiess er häufig dasselbe Geschrei aus, welches er sonst hören lässt, wenn sich ihm.die alte Dienerin naht, welche ihm gewöhnlich sein Futter reicht. Es ist diess nämlich nicht das bekannte, sonst vernehmbare, rasch ausge- stossene und wiederholte kli-kli-kli-kli-kli, sondern ein sehr schnell, ich‘ möchte sagen vibrirend gerufenes piuiuiwiuiui. Kurz vor, während und nach dem Legen selbst, sass der Vogel mit ganz gesträubtem Gefieder, ungefähr so wie ein sehr gereizter, zorniger Uhu nach vorne gebeugt und katzenbuckelig auf dem Boden seines Käfiges, später ebenso auf der Stange; seine Fresslust und sein Wohlbefinden schienen nicht alterirt, ausge- nommen durch etwa 3—4 Tage, ungefähr 12. bis 15. Mai, wo er unbehaglich schien, und namentlich oft ein oder beide Augen geschlossen hielt. Jetzt ist er wieder sehr lebhaft und munter, treibt sem gewöhnliches Spiel mit kleinen Steinchen, auf die er stosst, die er aufnimmt, fallen lässt, noch in der Luft wieder auffängt u. s. w. Dr. v. E. Ein poetisches Nest hat im Glashause des Herrn Bergofficials Kraus zu Kuttenberg ein Pärchen des lieblichen Gartenlaubvogels (Hypolais salicaria) sich ge- baut. Durch die „sanften“ Lüftchen unseres heurigen Mai auf das Wünschenswerthe einer gedeckten Lage für das Familienhaus aufmerksam xemacht, hat das Pärchen sans g@ne von der Kröne eines hochstämmigen Rosenstockes Besitz genommen, der mitten zwischen blühenden Azaleen, Camelien und Rhododendren etc. steht. Auch die Rose blüht, und knapp neben der dunkel glänzenden Blume und emer Masse halb ge- öffneter Knospen ist das Nest aus lauter feinen Thy- mianstängeln, die im Glashause lagen, sehr zart hin- gewebt. Ohne alle Scheu sitzt das Weibchen in seinem duftenden Baue, und lieblich singend wiegt sich das Männchen in den nahen Zweigen der hohen schönen Pflanzenwelt. Es ist das an sich ein herrliches Bild, es wird aber noch schöner durch den ungesuchten Kranz, den ein prachtvoller Epheu um dasselbe windet und es auch nach Aussen hin als ein Ganzes abschliesst. Der Besitzer des Glashauses weiss das Vertrauen des ‚kleinen Ehepaars zu schätzen und brinst ihm die zar- fo) teste Aufmerksamkeit entgegen, so dass, wenn es eine dankbare Anerkennung in der Vogelseele gibt, mit aller Wahrscheinlichkeit die künftige Wiederholung des poetischen Liebeslebens zu erwarten steht. (Bohemia.) Zu Bremen findet gegenwärtig die im höchsten Grade interessante Ausstellung der von der Westsibiri- schen Forschungsreise 1876 unter Führung von Dr. O. Finsch mitgebrachten ethnographischen und natur- wissenschaftlichen Sammlungen statt. : 5 4 An dieser Reise haben ausser dem genannten Ge- lehrten noch Dr. A. E.Brehm und Graf Waldburg- Zeil sich betheiligt; die Reise dauerte gegen acht Monate und erstreekte sich über fast 80 Längengrade und über 23 Breitegrade, den grössten Theil Westsi- biriens, einen Theil des nordöstlichen Turkestan und des nordwestlichen China. Der von der geographischen Gesellschaft zu Bremen publieirte Katalog der Sammlungen mit er- läuternden Bemerkungen von Dr. OÖ. Finsceh (Bremen r- . . el = r r 1377) bietet eine Fülle interessanter Daten. Ich muss mich hier natürlich nur auf eine kurze Angabe des ornithologischen Theiles der Exposition be- schränken, 40 Da eine Exposition der ganzen ormithologischen Ausbeute schon wegen Mangel an Raum nicht thunlich war, so musste eine engere Auswahl getroffen werden, um die vorzüglichsten Repräsentanten der verschiedenen Gebiete vorzuführen. Es wurden um diesen Zweck zu erreichen, Zusammenstellungen der Charaktervögel der Steppe, der Steppen-Seen, der Hochgebirge, des Wald- und Flussgebietes des Ob, endlich der Tundra veranstal- \ tet und im Katalog.die wesentlichen Merkmale dieser Ge- biete ersichtlich gemacht. Diese geographische Gruppirung bietet jedenfalls höcht instr uktive und .anziehende Bilder der verschiedenen Spezialfaunen, ihrer Unterschiede und des ihnen Gemeinsamen und ist ganz vorzüglich ge- eignet die Kenntniss der geographischen Ver theilung der vi ögel zu fördern, Eingelaufene Druckschriften. Ornithologisches Centralblatt. Organ für Wissenschaft und Ver- kehr. Nachrichtsblatt des gesammten Vereinswesens und Anzeiger für Sammler, Züchter und Händler. Beiblatt zum Journal für Ornithologie. Im Auftrage der allgemeinen deutschen ormithologischen Gesellschaft herausgegeben von Prof. Dr. J. Cabanis und Dr. Ant. Reichenow. Verlag von L. A. Kittler in Leipzig. — Berlin 1877. II. Jahrg. Nr. 7 bis 10. Der Thierfreund. Organ des Wiener Thierschutz-Vereines; her- ausgegeben von demselben, redigirt von Dr. Carl Ritter von Enderes. 26. Jahrgang. Wien, April und Mai 1877. Schutz den Vögeln. Ueber Nistkästchen. Wien 1877. Verlag von Fritz Zeller, Giebei’s Vogelschutzbuch. Die nützlichen Vögel unserer Aecker. Wiesen, Gärten und Wälder und ihre hohe Bedeutung für die Vertilgung schädlicher Thiere. Vierte verbesserte Aufl. Mit SS in den Text gedruckten Holzschnitten. Berlin, 1877 Verlag von Wiegandt, Hempel & Parey. 1 Mark. Schweizerische Blätter für Ornithologie. Organ der schweizerischen omithologischen Vereine von Zürich, Winterthur und Toggen- burg. Herausgegeben von F. Wirth; Lichtensteig, 1877. I. Jahrgang, Nr. 1—9 (erscheint am 15. und letzten eines jeden Monates). 5 Ueber Schnabelmissbildungen. Von Dr. Carl Stölker in St. Fiden. (Mit zwei Tafeln.) Separatabdruck aus den Ver- handlungen der St. Gallischen naturwissenschäftlichen Gesell- schaft, 1873/74. Ornithologische Beobachtungen. Von Dr. Carl Stölker in St. l’iden., St. Gallen, Zollikofer’sche Buchdruckerei. III. Reihen- folge 1876, IV, Reihenfolge 1877. Separatabdrücke aus den Verhandlungen der St. Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft, 1874/75 und 1875/76. Die gefiederte Welt. Zeitschrift für Vogelliebhaber, -Züchter und -Händler. Herausgegeben von Dr. Karl Russ. Berlin, 1877, VI. Jahrgang Nr. 1 bis 21. (Erscheint jeden Donnerstag). Illustrirte Thierbilder. Schilderungen und Studien nach dem Leben von Friedrich Lichterfeld. Mit dreissig Illustrationen nach Originalzeichnungen von G. Mützel, M. Hoffmann und A. Bevorwortet von Dr. Bodinus, Direktor des Zoologischen Gartens in Berlin. Gr. 8°, 499 S. Braunschweig 1877, George Westermann. Monatsschrift des Sächsisch-Thüringischen Vereins für Vogelkunde und Vogelschutz in Halle a. d. Saale. Redigirt von E. v. Schlechtendal. 1877, II. Jahrgang Jänner bis Mai. Briefkasten der Redaktion. Die Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien werden fortan, stets am letzten Sonnabend eines jeden Monates für den nächsten Monat, also bei- spielweise am 30. Juni pro Juli, am 28. Juli pro August u. s. w. ausgegeben werden. Herın or Talsky: Zu unserem Bedauern konnten wir Ihren Artikel über den Schul-Vogelfutterplatz, obwohl derselbe schon längst gesetzt war, wegen Mangels an Raum erst in vorliegender Nummer beginnen. Naturfreund in Wien: Ihre Anregung war dem Ormnitho- logischen Vereine gegenüber nicht vergeblich. Gerade am Tage des Erscheinens Ihres Schreibens im „Tagblatt“ war Ausschusssitzung, in welcher beschlossen wurde, die zur Ausführung Ihrer Idee nothwendigen Schritte einzuleiten, was seither auch geschehen ist. Wollen Sie uns gegenüber Ihre Anonymität nicht fallen lassen ? Herın H. H. Hitschmann. Besten Dank für die freundlich über- sandte sehr hübsche Notiz. Inserate. Er. Maschke, St „Andreasberg im Ebalrz, hält dasgrösste Lager von besten St. Andreasberger Kanariensängern und versendet sie unter Garantie für lebendes Eintreffen nach den entferntesten Ländern Europas. Vieltausendfacher, guter Erfolg empfiehlt das Unternehmen, das grösste und erste in dieser Art. IIAKIII III IT) a IS I) E WE Toms RIRIIN III IE GEF. dieser Zeitschrift gab von vornherein eine Bürgschaft dafür, grossen Anzahl erfahrener Vogelzüchter Pflege und Züchtung aller Stubenv ögel. von einer lung, Fütterung, r DECO SHUCHSL diese!ben und Beschreibungen der interessantesten Racen. nach allen Seiten hin, des Thierschutzes im. Allgemeinen Schriften bilden den Gesammtinhalt der Vögeln und Geflügel aller Art, sowie auch von Kaninchen, anzunehmen pflegt 9) RI E zu = faltigkeit für jeden Wunsch etwas Befriedigendes unter ‚den Vogelliebhabern vermittelt. Berlin, Louis Gerschel, Verlagsbuchhandlung (G. RS Grossmann). & ER CISM MIERNEAT EN LTR ETRT CISCNGIE NG ID, Commissionsverleger: Herausgeber: Der Ges Verein in Wien. Zeitschrift für Magelepnaner -Züchter u ne Die vorwaltend praktische Richtung der populär-naturwissenschaftlich-literarischen Thätigkeit des Herausgebers dass hier die Vogelliebhaberei nicht etwa als eine blosse Spielerei und Schwärmerei aufgefasst werden würde, sondern dass vielmehr selbst die Beschäftigung mit dem Schönen und Angenehmen 9 hier in so praktisch- hutzbringende Bahnen als irgend möglich, zeigen sich die vorliegenden "fünf Jahrgänge durchaus tr eu, denn sie bringen sowohl aus der Feder des Herausgebers, als auch aus ganz Deutschland, Mittheilungen über Dann reihen sich Beschreibungen guter, neuer Käfige und anderer praktischer Einrichtungen, ferner Besprechungen von Vogelkrankheiten, sowie Rath und Auskunft über alle nöglichen Vor- kommnisse in der V ogelliebhaberei. Nicht minder wird die Hegung der Vögel im Freien durch Anleitungen zum praktischen Vogelschutz gefördert: Ein Theil des Blattes ist vorzugsweise der Pflege und Zucht des Harzer Kanarienv ogels, ein anderer zugleich der Tauben- und Hühnerliebhaberei gewidmet, bringt Mannigfaltige Mittheilungen aus den Gebieten der Vogelkunde und schliesslich eine Ueberschau der besten ornithologischen „Gefiederten Welt.“ Im Anzeigentheil finden die Leser Gelegenheit zum Ankauf von feinen Hunden, Käfigen, Futtersämereien u. dgl. ‚ dass jede Liebhaberei nur ein beschränktes Gebiet hat, so zeigt hier der Erfolg doch, dass auch eine nur der Liebhaberei gewidmete Zeitschrift, wenn ‚sie sich nur eben praktisch- nutzbar zu machen und durch grosse Mannig- bringen strebt, „Gefiederte Welt“ ist bei den Liebhabern durch ganz Deutschland und bei den Deutschen anderer ersfen Vierteljahre ihres Erscheinens so verbreitet, dass sie einen ausserordentlichen, lebhaften und weitreichenden Verkehr TRCISHEIECTNEISTICH SEIN ni von Dr. Karl Russ. geleitet werden sollte, Dem Streben nach solchen Zielen die zweckmässigste Behand- eine Uebersicht aller Ausstellungen, sowie Berichte über Obwohl man IDSNCIS CIE ZNCHS ER NCISCRNGH IE doch eine grosse Verbreitung gewinnen kann. Die Länder schon seit dem & 6; IN SCHI Ya 6 @ CHOR EN Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. ‚Druck von J. B. Wallishausser in Wien. I. Jahrg. : . Nr. 7. Bläfter für Wonelkunde, Wogel- Schuß und =Bflege. E Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Juli :; Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements & 2 fl., sammt Franco- :: ;; Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile werden in der-k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern & 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C. v. End eres, Florianigasse 46, zu richten. 5 Inhalt: Ein Schul-Vogelfutterplatz. Von Josef Talsky. (Schluss.) — Bastarde von Haushahn und Perlhenne. Von Milutin Bara& (Schluss) — Ornithologischer Reisebericht von der unteren Donau. Von Eduard Hodek. — Allerlei. — Literarisches. — Vereinsangelegenheiten. — Inserate. Ein Schul - Vogelfutterplatz. Von Josef Talsky. (Schluss. Den ersten Tag erschien zum grössten Bedauern meiner jugendlichen Vogelwohlthäter kein Gast am Platze, dafür aber stellten sich den zweiten Tag gleich einige ein und zwar in Gestalt von Saat- und Nebel- krähen, welche von den anwesenden Zuschauern mit dem Ausdrucke der grössten Freude begrüsst wurden. Die Vögel mussten sehr ausgehungert gewesen sein, da sie sogleich über Alles herfielen, was von Fleisch vorhanden war, und es machte uns viel Vergnügen die mannigfaltigen Stellungen zu betrachten, welche sie ein- zunehmen gezwungen waren, um die an den Aesten angebundenen Stücke zu erreicheu. Es dauerte nicht lange und auch Meisen, u. z. zunächst Kohl- und Blaumeisen fanden sich ein, um mit sichtbarem Wohlbe- hagen Hanfkörner und Unschlitt zu nehmen. Erst einige Tage später erschienen auch Goldammern auf dem Apfelbaume, wagten es jedoch erst nach längerer Besich- tigung von Oben sich auf die ihnen zugerichtete Tafel niederzulassen und schüchtern einige Körner aufzupicken. So vergingen Tage und Wochen und die Gesell- schaft am Futterplatze wurde immer zahlreicher und auch zahmer. Offenbar mussten sich die Vögel erst an den Platz und die gemischte Gesellschaft gewöhnt haben, da nach einigen Wochen Krähen, Meisen und eine grosse Anzahl von Goldammern gleichzeitig am Futter Theil nahmen. Auch musste in der Anbringung des Futters so manche Aenderung vorgenommen werden, da auch bald unwillkommene Gäste, als Hund, Katze und Sperber sich eingefunden hatten. Ersterer fand an den am Boden befindlichen Fleischresten sein Wohlgefallen, letztere am den hungerigen Vögeln selbst. Es musste daher das Futter für die Fleischfresser ausschliesslich auf Bäume, das für Körnerfresser in einem nahen Gesträuch angebracht werden. Als der Schnee geschmolzen war, konnte man erst beurtheilen, welehe Menge von Goldammern durch die Zeit von Mitte Dezember bis März am Futter- platze Nahrung gesucht haben musste, da der Boden in dem hen Gesträuche fast fingerdick mit Exkrementen derselben bedeckt war. Auffallend war es mir, dass auch nicht ein ein- ziger Sperling am Futterplatze geschen wurde. Auch der Buchfink blieb nur eine Seltenheit. Wie ich vorausgesehen, wurden die Schüler von Tag zu Tag ruhiger, der Reiz der Neuheit war bald vorüber und zum Schlusse waren es nur noch die ausgesprochenen Vogelliebhaber unter ihnen, welche mit unveränderter Theilnahme das Treiben am Futter- platze beobachteten. Der Eifer für das Füttern erhielt sich jedoch unter den meisten Schülern in gleicher Stärke, und wurde bei einigen fast zur Gewohnheit, So hielten wir unseren Schul -Vogelfutterplatz im Stande, bis die ersten Anzeichen des Frühlinges be- merkbar wurden und die Vögel denselben von selbst nach und nach verliessen. Nun blickte ich zurück und erwog, ob ich das erwünschte Ziel, das ich bei Errichtung dieses Futter- platzes im Auge hatte, auch wirklich erreicht, und in wie weit ich dadurch der Vogelwelt emen Nutzen ver- schafft habe. Ich glaube mit dem Resultate zufrieden sein zu dürfen. Die Schüler haben nieht nur viele hungerige Vögel m einem lang anhaltenden, strengen Winter vor Hungersnoth gerettet, sondern sie haben auch die Einrichtung eines Futterplatzes kennen gelernt. Die nächste Folge davon war, dass viele von ihnen zu Hause, in der Nähe der Wohngebäude ihrer Eltern oder Kostgeber selbst Futterplätze errichteten, wodurch noch mehr Vögel ihre Nahrung auf leichte Weise finden konnten. Als Haupterrungenschaft jedoch betrachte ich den Umstand, dass durch das gute Beispiel der Schüler auch die Dorwschsenen mit hineingezogen und veranlasst wurden,den V ögeln freund- lich zn begegnen. So mancher Vater, Bruder fo) to} = Z . 2 P) Onkel oder Kostherr, der schon öfter „im Meisen- fang‘ mit gewesen sein dürfte, mag anal geworden sein, als er einen Jungen sah, der mit Sorefalt alle Abfälle des Mittagstisches und der Küche sammelte und den „Meisen“ freudig hinaustrug. Die Schüler haben es auch nicht unterlassen ihre Bekannten aufzuklären, warum sie die Vögel auf diese Weise in ihrer Futternoth unterstützen und belehrten so manchen Vogelverderber aus früherer Zei über den wahren Nutzen der von ihm verfolgten Vögel. Ueberhaupt bemerke ich seither unter vielen Schülern eine richtige Auffassung über das Leben der Vögel; nichts bringt unter ihnen I Aufregung honzvor, als wenn sie hören oder sehen, dass Jemand den V Vögeln etwas zu Leide gethan hat. Sogleich kommen sie mit einer Klage zu mir und berichten, wie der oder jener V ögel mit Steinen geworfen, nach denselben mit einer „,S chiesse“® ) *) Unter diesen Namen wird in unserer Stadt seit etwa 3 Jahren ein in den Händen ungezogener Buben recht gefährliches Spielzeug verstanden. Es besteht aus starken Kautschukschnüren, welche an einer Astgabel befestigt, durch ihre Spannung und Ela- stizität Schrotkörner oder nussgrosse Steine mit grosser Kraft in jeder Richtung geräuschlos fortschleudern können. Viele Knaben zertrümmerten Fensterscheiben damit und mancher besass in der Handhabung dieser „Schiesse“ solche Fertigkeit, dass er einen Vogel aus grösserer Entfernung herabschoss. Es brauchte lange Zeit, bis dieser Unfug mit Hilfe der Lokalpolizei abgeschafft wurde. schiessen oder ein Nest untersuchen wollte. Einmal klagten einige Schüler sogar eine ganze Jagd- gesellschaft bei mir an, weil die „Herren“ im nahen Walde (zur Winterszeit) viele Eulen zufällig aufgescheucht, dann aber auch unbarmherzig eeschossen hätten. Diess war leider wahr und die armen Tagdopfer, von denen mir eines „für meine Sammlung“ gross- müthig geschickt one, Waldohreulen (Otus vulgaris). Es versteht sich von selbst, dass die Jungen auch da, wo sie eine Verfolgung der Vögel verhindern können, energisch auftr eten, besonders dann, wenn der Uebel- thäter selbst dem Knabenalter angehört und sie seine Kraft nicht zu fürchten brauchen. Zum Beweise, dass selbst der roheste Verfolger der Vögel durch Belehrung gebessert werden könne, diene schliesslich noch folgender Fall: Als unser Futterplatz am meisten bevölkert war und die Vögel sehr zahm wurden, hielten sich viele Colderamamn fast den ganzen Tag auf dem schon oft erwähnten Apfelbaume auf, um nach Belieben herab- zukommen und Futter zu nehmen. Der Baum voll Vögel war unwiderstehlich und lockte einmal einen Schüler der unteren Klassen, welcher als leichtfertig und wenig sanft im Gemüthe bei den übrigen allgemein bekannt war, heraus, um Schiessproben zu halten. Es war nach dem Nachmittagsunterrichte und ich war oben mit einigen Schülern noch zurückgeblieben. Als ich vor dem Wegsgehen noch einen Blick auf den Futterplatz warf, bemerkte ich den Knaben, wie er hinteren Cebuschestehendkene „Gummi- Schiesse@ auf die oben sitzenden Goldammern in Anwendung a . Pr B x En . oO brachte. Sogleich liefen meine Schüler hinunter, um des Missethäters habhaft zu werden, der ihnen aber, als durchtriebener Junge, entkam. Da er jedoch er- kannt wurde, so liess ich ihn am nächsten Tage zu mir kommen, nahm ihm seine Waffe ab, und gab ihm nebst einer guten Lehre eine kleine Strafe. Der Knabe weinte und versprach mir, die Vögel nimmenmehr zu verfolgen. Und er hielt seiu Wort, ja noch mehr, aus diesem kleinen Raubschützen wurde nachher der eifrig ste Vogelfütterer, und als sich zu Beginn des letzten Winters der erste Schnee zeigte, war er der erste, dermich an die Errichtung des Futterplatzes mahnte. Der heurige Winter ist ein milder und desshalb beschränkt sich unser Füttern der Vögel nur auf die bisher wenigen Tage, wo die Erde mit Schnee bedeckt ist. Und wieder kommen unsere alten Gäste und nehmen freudig die ihnen gebotenen Gaben. Ich glaube nun durch das Angeführte bewiesen zu haben, dass es möglich ist, durch Belehrung und Beispiel auf viele Menschen dahin zu wirken, dass sie den Vögeln die gebührende Aufmerksamkeit schenken und sie nicht vVernichte n und bin über- zeugt, dass den auf Roheit zurückzuführenden Ver- folgungen derselben auf diese Weise auch zuvorzu- kommen sei. Ich spreche nur noch den Wunsch aus, dass in unserem Vaterlande recht viele Futter- plätze zur Winterszeit errichtet werden möchten. Auf dem Lande, wo in der Nähe jeder Scheune und auf jeder offenen Düngerstätte, so zu sagen, ein: natür- licher Vogelfutterplatz zu finden ist, wird es wohl nicht nothwendig sein eigene Plätze zu errichten; in den Städten jedoch, deren Bewohner aus ve Es chie- denen Ursachen den Vögeln mehr nach- stellen, sollte überall für solche Anlagen Sorge ge- tragen werden. Der Ausschuss unseres Vereines hat in richtiger Auffassung der Vogelschutzfrage in der Motivirung sei- nes dem MNekerbauminister vorgelegten V ogelschutzge- setz-Entwurfes die Mitwir k ung der Schule als den wichtigsten Factor bei allgemeiner Durchfüh- rung rationellen Vogelschutzes hervorgehoben, und für obligatorische Belehrung der Jugend in dieser Richtung plaidirt ; jeder Vogelfreund und Kenner kann damit gewiss nur höchlich einverstanden sein. 43 Nicht wenige unserer jungen Volksschullehrer thun sich viel darauf zu gute, dass sie Naturwissen- schaften (!) ın der Schule pflegen. Da aber die Wissenschaft erst dann, als solche bezeichnet werden kann, wenn das Wissen auch wirklich etwas schafft, so wäre es an ihnen, durch wohlangebrachte Beleh- rungen und Demonstrationen zum Schutze und zur Vermehrung der nützlichen Vögel kräftigst mitzuwirken. SERIE — - Bastarde von Haushahn und Perlhenne. Von Milutin Barad. (Schluss. Ende Dezember vorigen Jahres hatte eines im Hofe der Habicht erfasst, es wurde ihm aber von der Bäuerin wieder abgejast. Das Thierchen kam mit einer Wunde am Kopfe und einer am linken Flügel davon, kränkelte aber nur etliche Tage lang, und “erholte sich bald wieder voll- kommen; es ist um etwas kleiner als das andere, was '$g | | | | | | höchst wahrscheinlich mit der überstandenen Krankheit zusammenhängt. Beide stehen hinsichtlich ihrer Grösse in der Mitte zwischen Vater und Mutter; ihr Körperbau ist kräftig aber schlank. Der Kopf ist etwas länglicher als beim gewöhnlichen Huhn, Stirne und Scheitel sind sehr kurz, die Wangen und die Gaumengegend bedeutend länger, erstere weiss und. grau, letztere rein weiss be- fiedert. Von der Nasenöffnung erstreckt sich rechts und links ganz gleich an Grösse eine unbefiederte gelblich- fleischrothe Fläche, das Auge in der Mitte lassend bis hinter das Ohr, welche dem Kopfe ein ungewöhnliches und für das Thier ganz charakteristisches Aussehen verleiht. Im Zustande irgend einer Aufregung wird das Gefieder des Nackens, der Wangen und "Gaumengegend aufgesträubt und bekommt hiedurch der Kopf der Thiere eine sehr an Geier erinnernde Physiognomie. Das Auge ist mittelgross, braun, die Wimpern mit gelber Wachshaut ger andet. Die Nasenhaut ist stark wulstig entwickelt, der Schnabel grau, kräftig, seine Höhe grösser als die Breite. Die Spitze des Ober- Sehmabels ist mehr nach abwärts gebogen als beim ge- wöhnlichen Huhn, der Umersölnabel ist gerade. Bei dem eimen der Thiere ist die Rose am Kopfe ganz un- sichtbar, beim zweiten nur schwach angedeutet. Der Fuss und die Zehen sind ziemlich lang, dunkelroth und schiefergrau marmorirt, die Nägel sind kräftig und horngrau. Das Gekeder ist bei beiden reich, elatt an- liegend und zumeist von rein weisser Farbe. Am Halse, am Rücken, an der Brust und an den Schwanzdeck- federn sind einzelne graue Federn untermischt. Diese sind nieht wie beim Perlhuhn mit weissen Kreisflächen, sondern mit weissen transversal wellenförmig laufenden Streifen durchsetzt. Die Flügelschwungfedern reichen bis zur Schwanzwurzel, sind zumeist rein weiss, einige rein schwarz, und nur wenige spielen ins Graue, die Flügel- und Schwanzdeekfedern, welche letztere den Schwanz überdecken, aber nicht abhängen, sind zum allergrössten Theil rein weiss. De Schwanz selbst ist 15 Centimeter lang und Srauschwarz. Die Schwanzfedern sind auf schwarz- | | grauem Untersrunde zierlich mit weissen transversal wellenförmig laufenden Streifen durchsetzt. Die zwei Mittelfedern sind symmetrisch gezeichnet und enwickelt und etwas kürzer als die Seitenfedern. Diese sind un- symmetrisch gegen innen, rein grau und breiter als gegen aussen, wo sie eng weiss melirt und schmäler ai Gegen das Zentrum des Schwanzes sind nämliche Federn säbelförmig gebogen. Alle Schwanzfedern enden in eine sehr scharfe, ziemlich lange, weiche Spitze und diese macht sie den Schamanen der Spechtvögel ähnlich. Beim Gehen und Laufen tragen beide Thiere den Schwanz wagrecht und gelegt, beim Sitzen auf emem erhöhten Gegenstande oder auf einer Stange gehoben und fächerartig ausgebreitet. Im Freien bewegen sich die Thiere gewandt und zierlich. Beide laufen ausgezeichnet schnell und anus- dauernd und selbst beim schnellsten Tempo ohne Zu- hilfenahme nn Flügel. Sie strecken dabei den Hals beinahe sanz wagrecht aus, senken den Schwanz und schwineen die zu ungewöhnlich langen Sätzen aus, ganz so wie es die vollendeten Läufer zu thun pflegen. Strecken von 50—S0 Schritten legen sie oft liegend und mit bei weitem mehr Leichtigkeit zurück, als "das gewöhnliche Huhn. Beim Auffuo, den sie bei jeder Gefahr allsogleich versuchen, hört man von ihnen ganz den gleichen Angstton, welchen unser gewöhnliches ah von sich gibt, sonst hört man leise Töne, welche Jeden, der den Ruf des Perlhuhnes kennt, sogleich an diesen erinnert. So lange sie im Freien unter dem Hofgeflügel weilten, hielten sie treu an dieses, und viel treuer noch aneinander. Wenn man sie auch ab- und zu streitend sah, so waren sie doch nie die Angreifer, sondern immer nur in Selbstvertheidigung begriffen , in welcher sie jedoch dem Gegner w acker Stand zu halten wussten. Immer sieht man sie friedlich beisammen und beginnt das Eine zu essen, zu trinken, zu paddeln, sich zu sonnen oder zu ruhen, so folgt ihm bald Gleiches be- üb 5 3 ei - ; = ; i i ME Gr Zeitschrift für alle een Liebhabereien. ® ” (Verkehrsblatt für näaturgeschichtlichen Kauf una Tausch.) IIerausgegeben von Pr. Karı Russ UND PRUNO Pörıcen. (Merlasspcbuchhandlung Louis Gerschel, Berlin.) Die Liebhaberei, wenn sie keine Spielerei sein soll, muss sich nach zwei Seiten hin lebensvoll zeigen. Zunächst soll sie nämlich, dem grossen Zuge unserer Zeit folgend und tief in das tägliche Leben eingreifend, neben Freude und °D Genuss auch praktische Vortheile bieten; sodann soll sie ein tüchtiges, wissenschaftliches Streben hervorrufen. Solche Lieb- 2 haberei zu entfachen und dann thatkräftig zu unterstützen, ist die Aufgabe der „Isis.“ Sie ist ein Sammelplatz für alle 5 naturgeschichtlichen Liebhabereien. Jeder Aufsatz, den sie bringt, gewährt Anregung, aber auch zugleich brauchbare praktische *9 Anleitungen. So wendet sie sich an alle Liebhaber im reichen Gebiete des Naturlebens, an alle Sammler, Konservatoren =) und Händler, vornehmlich aber an die Herren Lehrer in Stadt und Land und an die heranwachsende Jugend in den höheren & Schulanstalten. Ihnen allen gibt sie die Gelegenheit, einerseits Kenntnisse zu sammeln und andrerseits die gewonnenen Erfahrungen einem weiten Kreise mittzutheilen. Auch vermittelt sie auf allen diesen Gebieten Kauf und Tausch. Sie hat =) bereits eine bedeutende Verbreitung gewonnen. Probenummern sind durch alle Buchhandlungen zu beziehen. Ai Br & is AneaLchc daiphliehohrahd en ESS EILIEIEILICIEILIEIF LITE EILICTEITI EICHE ETEI EI TITELLISTE EU TUE Herausgeber: Der Ornithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. ETTLTTTE Sen, . Nr. 8. Ze fer für Woaelkunde, "onel-Shub und -Pflene. Redakteure: Angust von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. ‘; Die „‚Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien‘ erscheinen monatlich einmal. Abonnements a 2 fl., sammt Franeo- :: Anenst. ;; Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate & S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :: ;; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern ': a 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, :! 1871, Florianigasse 46, zu richten. Der Flussrohrsänger (Salicaria fluviatilis, Meyer et Wolf), Inhalt: dessen Nest und Eier. Von Hermann Fournes. — Allerlei. — Literarisches. — Inserat. Der Flussrohrsänger (Salicaria fluviatilis, Meyer & Wolf), dessen Nest und Eier. Von Hermann F'ournes. Unter der reichen Fauna von Singvögeln, welche in Oesterreich-Ungarn ihren Standort haben, befindet sich ein kleiner Sänger, welcher sein Brutgeschäft im solcher Verborgenheit abzumachen versteht, dass von ihm, obgleich er selbst in der unmittelbarsten Nähe der Residenz zu nisten pflest, doch sehr wenig Kunde ins grosse Publikum gedrungen ist. Wie mancher fleissige Besucher des wilden Praters mag den eigenthümlichen Gesang dieses Vogels gehört, ohne erkannt zu haben, dass er von einem Vogel herrührt. Salicaria Auviatilis, „der Flussrohrsänger“ , bei uns in Niederösterreich auch „Leirer“ genannt, heisst dieser kleine anmuthige Sänger, von dem ich Einiges mittheilen will, was ich durch meine Beobachtungen, welche ich durch eine Reihe von Jahren fortsetzte, über denselben erfahren habe. Der Vogel, von der Grösse der Gartengrasmücke, ist in seinem Aeusseren ziemlich anspruchslos. Die Farbe seines Gefieders ist oben grünlichbraun, die weisse Kehle blass-grau gefleckt, die langen unteren Schwanzdeckfedern hellrostfärbig, mit grossen weissen Enden. Das Weibchen ist etwas kleiner als das Männchen, in der Färbung sind sie jedoch gleich. Der Flussrohrsänger wählt seinen Standort in der Nähe grösserer Flüsse, wo er die Bedingungen zu seinem Lebensunterhalte findet und insbesondere die Auen unserer Donau bieten ihm in der daselbst vorkommenden Insektenwelt reichliche Nahrung. Er wird auch an anderen Flüssen, im Norden ÖOesterreichs und Deutschlands und des östlichen Europas angetroffen, so weit an deren Ufern Auen und niedere Waldungen vorkommen. So findet man ihn an der Eger, Elbe, Moldau, Oder und Weichsel und auch an der unteren Wolga soll er zahlreich vorkommen. Ich selbst kenne ihn nur aus der nächsten Nähe Wiens, wo mir Gelegenheit geboten war, ihn in den Auen von Tulln bis nach Kaiser-Ebersdorf herab zu beobachten. Er dürfte auch nirgends so häufig als an den Ufern der Donau Niederösterreichs vorkommen und ist also gleichsam unser spezieller Landsmann. Mit Ende April findet sich dieser merkwürdige Vogel bei uns ein, welche Zeit er mit grosser Regel- mässigkeit einhält, dhre sich davon durch schlechte und kalte "Witterung, wie sie meistens um diese Zeit noch bei uns vorberrschiend ist, abhalten zu lassen. So beobachtete ich das Eintreffen der ersten An- kömmlinge in den letzten drei Jahren am 24., 26. und 27. April. In den früheren Jahren hatte unser Vogel in den weniger zugänglichen unteren Praterauen und den Inseln, welche die verschiedenen Arme der Donau bildeten, ein weites Revier und sehr viele konnten da- selbst gesichert gegen Nachstellungen und Belästigungen von Seiten der Menschen, ihrem Brutgeschäft ungestört obliegen. "Mit dem Beginne der Donauregulirung, dem Baue der Staatsbahn und der dadurch bedingt ten Eröffnung des früher als Wildpark versperrt gewesenen Theiles des unteren Praters wurde auch der Flussr ohrsänger Schritt für Schritt aus seinen alten Wohnsitzen verdrängt und ist Jetzt in diesen ehemaligen Gehegen nur noch in einigen Paaren anzutreffen. Mit der weiteren Umänder "ung; desı ursprünglichen Praters in einen wohlsepflesten Par = wird. für unseren kleinen Sänger bald kem passender Platz mehr bleiben, wo er de ihm zusagende Nahrung findet und sein Nest i in gewohnter Weise anbringen kann. An den Ufern des alten Donaubettes, von den Schiffsmühlen unterhalb Floridsdorf angefangen, bis hmab zur Stadelauerbrücke, traf ich den? Leirer noch im Jahre 1875 häufig an, doch schon im vorigen Jahre hat deren Zahl in Folge der zunehmenden Aurinoeik: nung des Bettes und der vielen Wassergräben merklich abgenommen. Dagegen ist er in den Langen-Enzers- dorfer Auen noch häufig und ın den dheilweise abgc- sperrten Donauarmen cl Graben, welche in die be halb Wiens gelegenen Auen it hineinreichen, fast ebenso zuhlveich, als in-der Nähe des Stromes selbst. Ich habe im heurigen Jahre noch mehrere dieser Vögel im unteren Prater, und zwar im der Krieau und Freudenau angetroffen und beobachtet, wie im Umkreise einer Stunde noch neun Schwirrer liessen. Glaube auch nicht fehl zu gehen, wenn ich annehme, dass einige der Pärchen, welche sich noch in den Wäldchen, in der Nähe der Wassergräben auf- halten, ihre Nistorte in dem eingeplankten Fasangarten gewählt haben, der ihnen wohl weniger die gewohnte Nahrung, dagegen mehr Sicherheit in der Zeit des Brutgeschäftes bietet. Die Männchen, welche man dann zusailen 50 Meter und mehr von diesem Garten ent- feınt schwirren hört, suchen im feuchteren Partien ihre Nahrung, die sie dem brütenden Weibehen und später der jungen Brut zuführen. Wenn be seiner Ankunft, Jahr im April der Fall war, Mic Witterung noch raulı und stürmisch ist, ‘und die Insekten sich Verkriechen, leidet auch unser Vogel, gleich anderen Weichfressern, Noth und hält sich dann meistens am Erdboden auf. An solehen kalten Tagen habe ich dann öfter Schwirrer in einer Entfernung von nur einem Meter vor meinen Füssen aufgejagt: Es war diess in kleinen Weiden- wäldehen, deren Boden nur hohen Pflanzen bedeckt war. über den Boden hin, um kaum 6 Meter weit, wie es z. B. dieses Die Vögel flogen nahe anscheinend ganz ermattet, wieder einzufallen. ihr Konzert hören | mit etwa 10 Centimeter | Darunter | mögen gewiss auch Weibchen man w ährend der Brutzeit nur durch ganz besonders glücklichen Zufall zu sehen be- kommt. Der Vogel liebt die Nähe grosser Flüsse, welche durch wiederkehrende Ueberschwemmungen Sümpfe und Lacken oder auch Nebenarme bilden, wodurch dem Laufe des Flusses entlang, ein breiter Saum feuchten Grundes und Bodens erhalten wird, welcher eine üppige Flora von Gräsern und Kräutern hochaufschiessen und in dichtester Menge mit einander verwachsen lässt, so dass Halme und Blätter sich in ein zusammenhängendes Gewirr verbinden, durch welches man sich zuweilen nur mühsam Bahn brechen kann. In diesen Pflanzenwuchs schlüpfen nun die Flusssänger unbemerkt herum und finden daselbst reichliche Nahrung, welche hauptsächlich in kleinen „Käfern und Räupchen besteht. In dem Magen eines* erlegten Männchens, den ich öffnete, fand oh noch unverdaute Exemplare solch kleiner Thiere. Trotz der grossen Vorsicht, mit welcher der Vogel sein Brutgeschäft dem Auge des Menschen zu entziehen weiss, ist er eigentlich nicht so scheu, als man anzunehmen geneist ist. So lässt er sich z. B. durch den Pfiff der Lokomotive gar nicht stören, und setzt seinen schwirrenden Gesang, auf einem Baume oder Busche sitzend, ununterbrochen weiter fort, während, einige Meter von ihm entfernt, der Bahnzug vorüberbraust. Man sieht daraus, dass er sich an diesen beunruhigenden Lärm bald gewöhnt, nachdem ihn die Erfahrung gelehrt hat, dass keine Gefahr für seine kleine Person damit verbunden ist. Mir selbst ist es mehrere Male geschehen, dass mich dieser harmlose Sänger so nahe an den Busch heran- kommen liess, dass. ich ihn hätte mit Händen. greifen können. So bemerkte ich vor emigen Tagen,*) auf einem Spaziergange durch die Krieau, einen solchen Huviatilis im hohen Gebüsch nahe am Wasser sitzen und munter schwirren. Als ich schon ganz dicht, auf Griffweite an den Busch gekommen war, blieb” er noch sitzen, bis ich mit dem Stocke an die Zweige kloptte, worauf er endlich ziemlich niedrig abflog, sich aber sofort m den nächstgelegenen ungefähr 3 Meter entfernten Busch niederliess und daselbst weiter schwirrte. Er liess mich auch hier ganz nahe kommen und erst durch drohende Handbewegung fand er sich bewogen fortzufliegen, setzte sich aber gleich auf den ersten Busch wieder nieder. Abermals aufgejagt Hog er wieder auf den zweiten Busch, von diesem auf den ersten zurück und dauerte dieses Spiel über eine Viertelstunde, bis es ihn er- müdet hatte und er in hohen Pflanzen, zumeist aus Disteln und Brennesseln bestehend, verschwand. Als ich nun durch dieses Pflanzenmeer watend, den Fusspfad zu gewinnen suchte, flog er 30 Centimeter vor meinen Füssen auf und fiel über dem Grase in gewohnter Weise fortflatternd, 4 Meter davon wieder ein, doch bezweifle ich, dass er hier seinen Brutort hatte, denn so keck benimmt sich nach meinen Erfah- rungen kein Flusssänger in der unmittelbaren Nähe seines Nestes; ich glaube vielmehr, dass es ein unbeweibtes Männchen war, welches für keine Brutstätte zu fürchten hatte. Noch aut demselben Spaziergange machte ich die Bekanntschaft eines zweiten Flussrohrsängers, der unterhalb der Stadelauerbrücke, unweit des Wassers in einem Wäldcehen von jungen Erlen schwirrte. Auf einem dieser Bäume schien er seinen Lieblingssitz zu gewesen sein, welche äusserst selten und nur #) Anfangs Mai. haben, denn wenn er auch von diesem wiederholt verjagt wurde, nahm er ihn doch sofort wieder ein, wenn man sich einige Schritte davon entfernt hatte. Als er mich zuletzt, sogar unter den Baum herantreten liess, konnte ich sehr genau sehen, wie er mit weitge- öffnetem Schnabel, aufgeblähter Kehle, etwas hängenden Flügeln und dem ganzen Körper in zitternder Bewegung minutenlang schwirrte, wobei er den Kopf hin und her wandte, was wohl darin seinen Grund haben mochte, dass er sich von mir beobachtet wusste und daher Ursache zur Vorsicht hatte. Er flog aber auch trotz meines Zurufens nicht ab und erst als ich an dem Bäumchen stark rüttelte, fand er sich veranlasst in das Gebüsch zu fliegen und mit seinem Gesange zu pausiren. Da es aber schon zu dunkeln begann, konnte ich meine Beobachtungen nicht fortsetzen. Das Nest des Leirers steht sehr verborgen im niedrigen Gebüsch und nur ein einzigesmal habe ich ein solches von einem jungen Erlenbäumchen '/; Meter entfernt, auf dem Boden, unter dieht stehenden Pflanzen aufgefunden. Diese versteckte Anlage macht es auch schwer, das Nest aufzusuchen und ist diess wohl die Ursache, dass wir bis vor kurzer Zeit so wenige und ungenaue Kunde über das Brutgeschäft dieses Vogels hatten. Man ist genöthigt, Schrittfür Schritt das hohe Gras und Schilf, mit welchem das niedrige Buschwerk in den Auen dicht verwachsen ist, mit beiden Händen auseinander zu biegen und in dem dadurch geöffneten, aber doch noch dunklen Raum mit den Augen sorgfältig zu suchen, da das aus Gräsern, zarten Reisern, Rohr, Gras und trockenen Weidenblättern erbaute Nest, tief unten im Gebüsch, sehr oft nalıe oder auf dem Boden auf einer Unterlage von dürrem Laube oder Grasstengeln steht und daher von semer Umgebung schwer zu unterscheiden ist. Den Raum von wenigen Quadratklaftern zu durchsuchen, nimnıt einige Stunden Zeit in Anspruch, während welcher man in gebückter Stellung, alle Aufmerksamkeit dem Boden zugewendet, nicht auf die Verletzungen achten darf, die man sich an den Händen zufügt, indem man sich an scharfen Gräsern schneidet, an Nesseln brennt, Disteln sticht oder an Dornen ritzt, während Mücken und andere lästige Insekten Gesicht und Hals unbarmherzig. tätowiren. Da so üppiger Planzenwuchs meist zwischen nie- dıigem Buschwerk und Stangenholz gedeiht, so kann | auch unser Wohlthäter Fixstern ungebindert die ganze Gluth seiner heissen Strahlen auf den armen Suchenden niedersenden und so das Mass seiner Leiden fast zur Unerträglichkeit steigern. In den Morgenstunden, wo der Thau das oft 1 Meter hohe Gras bedeckt, wird man leicht bis auf die Haut durchnässt und muss doch zumeist, trotz auf- sewendeter Mühe und Zeit, den Heimweg unverrichteter Dinge antreten Nach mehrtägigem Regenwetter oder während desselben würde eine solche Exkursion mit noch grösseren Schwierigkeiten und noch weniger Aussicht auf Erfolg gemacht werden. Kommt man einem anderen Vogel in die Nähe seines Nestes, so pflegt derselbe aufzufliegen und dient uns daher die Richtung, wo wir ihn auffliegen sahen, als Wegweiser zu seinem Neste. Bei fluviatilis ist diess nicht der Fall, denn wird das Weibchen aufgescheucht, so hüpft es von dem so versteckt angebrachten Neste sogleich herab und läuft dann ungesehen in dem hohen Grase, wie unter einer natürlichen Wölbung dahin. 5 © Trotz dieser Schwierigkeiten, den Vogel in seiner Häuslichkeit zu beobachten, ist es mir dennoch gelungen, einige Nester desselben aufzufinden, freilich erst, nach- dem ich diesem Ziele ein paar Jahre vergeblich nach- gestrebt hatte. Der tiefe Napf ist bei allen, die ich gefunden habe, fest gebaut und mit zarten Grasstengeln, seltener mit einzelnen Hirsch- und Rehhaaren glatt ausgelegt; drei dieser in meinem Besitze befindlichen Nester bieten aber merkliche Verschiedenheiten in ihrem äusseren Baue dar. Bei dem ersten, weiches am 8. Juni gefunden wurde, sind statt der sonst gewöhnlichen dürren Weiden- blätter ganze Flocken von Rehhaaren an den äusseren Wandungen eingeflochten. Von einem im Winter, in der Nähe des Nestes verendeten jungen Rehe, von welehem nur Knochen und Haare übrig geblieben, hatte der Vogel einen geringen Theil der in kleinen Büscheln zusammen- geklebten Haare als Material zur Umkleidung des Nestes verwendet. Dasselbe, 9 Centimeter hoch 11 55 breit 6 A innere Weite 5 ae, stand, 6 Centimeter vom Boden entfernt, in einem kleinen Strauche, von Gräsern umgeben, auf einer Unterlage von trockenem Laub und Grasstengeln und lagen darin am 9 Juni ein Ei, am 11. drei, am 13. Juni fünf Eier und hatte sonach der Vogel jeden Tag ein Ei gelegt. Das zweite, ein normal gebautes Nest von 10 Centimeter Höhe 14 ” Breite 7 5 innere Weite 5 Br Tiefe, befand sich zwischen vier, etwa 3 Centimeter starken Stockausschlägen, ringsherum von Gras und Schling- pflanzen dicht verwachsen und ganz auf dem Boden. Es war am 16. Juni vollendet, am 18. war das erste Ei gelegt, am 22. Juni das volle Gelege beisammen. Unweit dieses Nestes fand ich ein vorjähriges und ein diessjähriges, welches Letztere aber beim Mähen des Grases zerstört worden war. Es hatte sonach der Flusssänger seinen vorjährigen Brutplatz wieder einge- nommen und sen neues Nest im der nächsten Nähe des alten angebracht. Das dritte Nest, unstreitig das interessanteste und welches ich als sehr selten bezeichnen muss, stand fast 1 Meter vom Boden entfernt, in einer dichten Hart- riegelstaude, die mit hohem Schilfgras durchwachsen war. Dieses Nest weicht von den gewöhnlich vorkom- menden erheblich ab, da namentlich wenig Laub und Grasblätter eingewoben sind. Die vorgenommenen Mes- sungen desselben liefern im Vergleich zu den anderen, von der S. fluviatilis erbauten Nestern eine nennens- werthe Differenz. Es hat 11 Ctm. Höhe, 97 „iBzeite, 5 „innere Weite und 6 „ Tiefe und lagen darin am 2. Juni fünf Eier. Mıt Sicherheit kann man annehmen, dass je höher das Nest im Gebüsch angebracht, desto weniger Laub eingeflochten ist und die höhere Stellung desselben mag den Vogel bewegen, es fester zu bauen. Steht es nahe am Boden, so muss dasselbe oft mit der grössten Vorsicht genommen werden, “denn sonst zerfallen die , aus breiten Grasblättern und dürrem Laube bestehenden äusseren Wandungen unter den Händen. 54 Die Nester dieser Sylvien, ob nun diess- oder vor- jährige, und wenn auch noch so abweichend in ihrer Bauart, können Demjenigen, welcher einige derselben genau betrachtet hat, nie zur Verwechslung mit denen anderer Vögel Raum lassen. Auch das zuletzt erwähnte abnorm gebaute Nest des Leirers ist auf den ersten Blick als eines eben dieser Art anzusprechen. Wie ich schon erwähnt habe, ist der Flusssänger in der Brutperiode äusserst empfindlich gegen Stö- rungen. Hält man sich längere Zeit in der Nähe des Nestes auf und ist das Gelege noch nicht komplet, so wird das Nest von dem Vogel in der Regel verlassen. Auch dann wenn das Gras der Umgebung eines Busches, in welchem sich das Nest befindet, abgemäht wird, ver- lässt der Schwirrer dasselbe, gleichviel ob Eier darin liegen, ob das Nest fertig gebaut oder noch unvoll- endet ist. Welchen Gefahren die Nester dieser Vögel, trotz- dem sie so versteckt angelegt sind, dennoch ausgesetzt sind, habe ich an folgendem Falle erlebt. Ein Nest, worin sich 2 Eier des Leirers befanden, war in einer kleinen buschigen Kreuzdornstaude ange- bracht, und als ich dasselbe nach Verlauf von einigen Tagen wieder aufsuchte, sprang ein Kaninchen aus der Staude. Das Nest war zerstört und die Eier lagen zer- brochen im Grase. Das Kaninchen hatte sich nämlich in der Staude ein. Lager bereitet und dabei das Nest herausgekratzt. Auch mag die Brut manchmal durch kleine Raubthiere, als Iltise, Wiesel u. s. w., zu Grunde gehen. Weit mehr noch, als die Nester nach Standorten und Bau verschieden, sind es die Eier des Flussrohr- sängers in Zeichnung, Form und Grösse. Von zarter Schale, mit mehr oder weniger Glanz, sind sie auf weissem, seltener grauweissem Grunde, init vielen Pünktchen, Fleckehen, auch Strichelchen be- setzt, welche in je einem Gelege, graubraun, gelbbraun, rothbraun, rostbraun und schwarzbraun gefärbt, am stumpfen Ende dichter stehen und zuweilen einen dunk- leren Kranz bilden. Manche haben graue Schalenflecke. In der Färbung ähneln sie mitunter den Eiern der weissen Bachstelze ‘(Motacilla alba), der Heidelerche (Alauda arborea), des Buschrohrsängers (Salicaria locu- stella), des Haussperlinges (Passer domestieus), selten denen der Dorngrasmücke (Sylvia cinerea), doch weiss sie der Oologe auch dann von ähnlich gezeichneten Eiern zu unterscheiden. In Form und Grösse weichen die Eier des Leirers ebenfalls ab, denn es gibt solche von schöner Eiform, kurz ovale und gleichhälftig gestaltete. | Nach Messungen, die ich vorgenommen, sind die Eier 20—22 Millim. lang und 15—17 Millim. breit. Der Satz besteht gewöhnlich aus fünf, aber auch sechs Eiern, Gelege mit nur vier Stücken werden in den hiesigen Auen seltener gefunden. Der Gesang des Flusssängers besteht in einem langgedehnten, anhaltenden gleichförmigen Schwirren, das Aehnlichkeit mit dem Zirpen des grossen grünen hat, aber kräftiger ist. Laien, welche vernehmen, werden meistens glauben, ein Heupferd zirpen zu hören. Wer jedoch seinen Gesang einmal genau beobachtet hat, wird ihn stets sogleich wieder erkennen. Wegen der Gleichmässigkeit und Eintönigkeit des letzteren wird der Flussrohrsänger bei uns zu Lande von den Vogelfreunden „der Leirer“ genannt. Wie ich vielfach zu beobachten Gelegenheit hatte, lässt er seinen Gesang, nur in den Morgen- und Abend- stunden, seltener am Tage hören und zwar in der Zeit von seiner Ankunft bis Anfang Juni. Habe aber auch gefunden, dass der Vogel so lange er noch schwirrt, in seinem Brutgeschäft begriffen ist, das Nest fertig, oder sehon einige Eier gelegt hat. Sitzt das Weibchen schon fest auf den Eiern, so schwirrt das Männchen entweder gar nicht mehr oder nur noch spät Abends und in den frühesten Morgenstunden. Am Tage zirpt es aber nur dann, und zwar in abgebrochenen Stro- phen, wenn man sich seiner Niststelle nähert. Erwähnen will ich nur noch, dass er bei solcher Annäherung zu- weilen einen scharfen langgezogenen Pfiff ausstösst, der dem brütenden Weibchen als Warnungsruf gelten dürfte. Die Frage, ob Salicaria fuviatilis, wenn sie ihre Jungen aufgebracht hat, zu einer zweiten Brut schreitet, kann ich nicht beantworten, doch wage ich diess noch zu bezweifeln. Denn bei Vögeln, die nach Mitte Juni noch schwirren, ist anzunehmen, dass sie im ersten Brutgeschäft gestört wurden und daher mit dem Nest- bau oder dem Eierlegen wieder beginnen. Frische Gelege, welche nach Mitte Juni gefunden werden, rühren jedenfalls von Vögeln her, deren erste Brut verunglückt ist. Ich habe in den Auen am 21. und 23. Juni junge ausgeflogene Flussrohrsänger gesehen, die den alten im Gefieder und ebenso in ihrem Betragen sehr ähnelten. Sie schlüpften wie Mäuse durch das Gras und die Mutter, welche sehr besorgt um die Kleinen herum- hüpfte, gab Locktöne (vielleicht waren es Angsttöne) von sich, die ungefähr wie pink-pink, viel schwächer als vom Finken und so zart, wie von einem Silber- glöckchen klangen und sehr rasch hintereinander folgten. Ein einziges Mal habe ich ein Flusssängerweibcehen auf dem Neste überrascht, ein Anblick, welcher wohl noch wenigen Ormithologen zu Theil geworden. Das- selbe hüpfte von dem Y/, Meter hoch angebrachten Neste herab, flog dann ganz nahe über dem hohen Gras weiter und verschwand in dem mit dicht verwachsenen Pflanzen nächstgelegenen Gebüseh. Die Zeit des Wegzuges dieser Vögel ist meines Wissens bisher noch nicht genau bekannt. Ich halte es daher für erwähnungswerth, dass am 8. Sept. 1876 Heupferdes sein Schwirren “noch ein Vogel dieser Art von mir beobachtet wurde, der sich nahe dem Wasser, an einer von Rohr und hohem Gras bewachsenen Stelle aufhielt. Im selben Jahre wurde nach dieser Zeit keiner mehr in den Auen gesehen. — DC —— Allerlei. Ein Staar im Volksgarten. Gestern Nachmittags 5 Uhr sass ich mit meiner Frau im eingefassten Raume auf einmal fliegt ein junger Staar mit Jugendkleid ganz munter auf die Gesellschaft herunter, sehr schön befiedert des Volksgartens, das Konzert hatte schon begonnen; | und ganz zutraulich. Ich sah wohl nur das eine Exem- plar, doch möchte ich für ziemlich sicher annehmen, dass dasselbe in einem meiner im Volksgarten aufgehäneten Nistkästehen das Licht der Welt erblickte. Es spricht dafiir die Annahme, dass dieser Vogel sonst kaum in diese Räume gekommen wäre und sich als fremder Eindrineling viel scheuer gezeigt hätte. Allerdings hängen auch Nistkästchen im Kaisergarten, jedenfalls wäre es von Interesse zu erforschen, wo die Staarfamilie ihr Brut- geschäft verrichtete. Vielleicht sind es Abkömmlinge der im Frühjahre im Stadtparke gesehenen Staare, welche ich in letzterer Zeit im Stadtparke nicht mehr zu Gesichte bekam. Wäre es ein junger Staar gewesen, den man einem Neste entnahm, der nach längerer Gefangenschaft wieder entkam, so könnte das Gefieder nicht so tadellos sein. Seine Selbsiständigkeit und der sichere Flug sind aber beredte Anzeichen eines Naturkindes. Fritz Zeller. Schwarze Eierdotter. Der von Dr. Carl Müller redigirten ausgezeichneten Zeitschrift „Die Natur“, auf welche wir demnächst ausführlicher zurückkommen werden, entnehmen wir aus dem höchst interessanten Aufsatze „Enten und Gänse an der Nordseeküste‘ von Hermann Meier m Emden folgende Notiz: „Eier, die gekocht schwarze Dotter haben.“ Als wir vor langen Jahren Eier mit derartigen Dottern fanden, glaubten wir verdorbene zu sehen, obgleich damıt die Er- scheinung noch nicht erklärt war. Spätere Unter- suchungen haben uns eines Besseren belehrt. Halten sich die Enten in einem Graben oder Teich auf, so fressen sie natürlich die Nahrung, die sich darin be- findet und ist das Wasser nicht zu tief, so holen sie das.vom Boden, was ilmen schmackhaft erscheint. Wenn nun ein derartiger Graben oder Teich mit Eichen umgeben ist, dann fallen die Eicheln m dem Wasser zu Boden Ki wenn diese im folgenden Jahre in der Legezeit in grösserer Menge von den Enten ge- fressen werden, dann färbt vermuthlich der Gerbstoff beim Kochen die Dotter schwarz. Diese Eier verlieren nichts an Geschmack und Nahrungsstoff, und wer die Ursache kennt, isst sie eben so gern, wie die mit oran- genen Dottern. Füttert man die Enten vorzugsweise mit Korn, Mehl oder Kartoffeln, so dass sie wenig thie- rische Nahrung finden, dann bleiben die Dotter der Eier blass- oder hellgelb. Können sie ihre Nahrung frei suchen und besteht diese vorzugsweise aus animalischem Gehalt, dann sind die Dotter hochgelb gefärbt; leben aber its Enten in salzigem Wasser und en dort ihr Fuiter suchen, dann erhalten die Dotter eine hoch- rothe orangene Farbe, die auch bei den meisten unserer Strandvögel erscheint. Nattern als Vogelfeinde. Zu meiner höchsten Freude baute in diesem Frühjahre ein Schwalbenpaar an einem Querbalken meines Holzschoppen sein Nest. Ende Juni war dasselbe mit 4 schon ziemlich heran- Aamedhscinen lieben jungen Schwälbchen besetzt. Am 39, Juni stürmte eme Schülerin in meine Klasse und rief: Geschwind, eine Natter frisst die jungen Schwalben ab! Um meine Lieblinge zu retten, eilte ich in den Schoppen, kam aber leider zu spät, um dieselben alle zu retten, da bereits 3 derselben einer kaum °/, Meter langen, schieferfärbigen Natter als Opfer ekallen waren. Dieselbe hatte eben die 3. Junge Schwalbe am Kopfe ge- fasst, und hing mit der Hälfte des Leibes frei in der Luft an den Qusrbalken hängend herab. Leicht war es 55 mir daher, dieselbe mit einem in der Nähe liegenden Stocke zu erschlagen. Nur Eine junge Schwalbe lag noch unverletzt im Neste und ich fürchtete, dass die Alten derselben keine Nahrung mehr bringen würden. (Das Mädchen wurde, durch das ängstliche Schreien der alten Schwalben auf die Räuberin uherken ge- macht.) Beinahe 3 Stunden wagten sich die alten ben nicht in den Schoppen, aber endlich siegte die Elternliebe und dieselben brachten wieder Nah- rung; jedoch setzte sich keine Schwalbe mehr einen Augenblick in den Schoppen und sie übernachteten nicht mehr darin, wie früher. Nach ungefähr 8 Tagen flog die junge Schwalbe ab, und seit dieser Zeit meiden die "Schwalben den Schoppen und das Schulhaus gänzlich. Auch im Jahre 1575 wurde mir eine junge Brut Schwalben an der- selben Stelle abgefressen, ohne dass es mir aber damals gelang die Mörderin zu erlegen. Als ein weiteres Faktum erlaube mitzutheilen, dass in diesem Jahre beinahe sämmtliche junge Schwalben, wie auch ein Bachstelzennest mit 4 Jungen bei Herrn Adolf Matuschka, Gastgeber Weidline- bach Nr. 2, von Nattern abgefressen wor den sind. Auch fing eine Natter dort ein schon vollkommen flügge ge- wor lonas Rothschwänzchen. Dass sich an diesen Räubereien die für gänzlich harmlos gehaltene Ringelnatter betheiliget, bin ich fest überzeugt, da ich im Jahre 1874 eben dazukam, wie eine Ringelnatter ein Bachstelzennest plünderte. Für die Wahrheit dieser Angaben stehe ich immer ein und wurden diese Thatsachen von mehreren Per- sonen gesehen. Josef Lechner. Elektrische Eigenschaft der Bürzeldrüse. Eine lebende Schleiereule, Strix flammea, die ich im Zimmer frei liess, setzte sich auf den Oten und blieb den ganzen Tag über, halb wachend, halb träumend, ruhig auf eimer "Stalle, bis sie bei angehender Däm- merung lustig herumflog und nach Art der Eulen auch sanft an die Fensterscheiben stiess. Ich hatte die Ab- sicht, sie des andern Tages zu bearbeiten und suchte mir Mühe ich mir noch sie darum einzufangeu, was nicht wenig machte, zumal das Zimmer sehr geräumig und von ungewöhnlicher Grösse war. Die Jagd dauerte ziemlich lange und gelang erst, nachdem ich ein Schmetterlmgsnetz an emen Stock ge- bunden, und Lichter angezündet hatte, denn es war bereits dunkel geworden. Mit der Eule in der Hand, um sie zu tödten, und damit die Wohnung nicht verunreiniget werde, was immer bei solcher Gelege anheit geschieht, begab ich mich m das ganz finstere Arbeitszimmer, hatte somit bei dem Zusammendrücken der Lungen nicht nöthig, die Augen abzuwenden, um das Verenden des Vogels nicht mit ansehen zu müssen. Eine traurige Aufgabe, welcher sich wohl ein Jeder, der sich mit der Vogelkunde befasst, mit Wider- willen selbst unterziehen muss, und die er einer fremden oder ungeschiekten Hand nur ungern überlässt, weil er mit Recht glaubt, dem armen Thier den Todeskampf zu verkürzen, wenn er selbst die mörderische Hand anlegt; während er doch mit kaltem Blute ein Geschöpt, dessen er bedarf, todtschiessen kann. Beide hatten wir es überstanden, und nun fasste ich den Vogel bald an den Füssen, bald an dem Schnabel, schüttelte ihn, um die Federn hübsch aufzulockern, denn ich gedachte für die Sammlung ein Prachtexem- plar aufzustellen; sodann, immer ganz im Finstern, legte 56 ich ihn auf den Tisch und strich die Federn glatt. Als ich mit den Fingern die beiden Fettdrüsen über der Schwanzwurzel streifte, blitzte elektrisches Licht auf, und zwar nicht nur so oft ich diese Gegend berührte, sondern auch, wenn ich die Finger nur sehr nahe brachte. Bei jeder Berührung wurde, wie sich denken lässt, die Er- scheinung schwächer und nach zehn oder fünfzehn Noten war nichts mehr zu bemerken. ieh mich, dass diess nur an genannter Stelle der Bürzel- drüse geschah und an keinem anderen Leibestheile. Nun ist es wohl möglich, sogar wahrscheinlich, dass eine andere Schleiereule, eine andere Eule überhaupt, oder auch irgend ein Vogel unter gleichen Umständen ähnliche Beschaffenheit dargeboten hätte und werde ich weitere Versuche anstellen, auch ohne gerade den Vogel des Lebens zu berauben; denn wenn wir bei den Vögeln eine regsamere Nerventhätigkeit, einen höheren Wärmestand des Blutes bemerken und. die Feder als eine weitere, vollkommenere Ausbildung des . Haares erkennen, | ist es wohl je eingefallen, in Ausdrücklich erinnere so ist wohl eine fernere Verfolgung der Sache angezeigt. *) Meines Wissens wurden bei den Vögeln noch keine dergleichen elektrischen Eigenschaften bemerkt. Wem der Finsterniss einen Vogel in soleher Weise zu tödten und ihm darauf die Federn glatt zu streichen, oder wer hat in der Dunkel- heit emen grossen Vogel geliebkost, wie man es einer Katze, einem Hunde thut? Vielleicht müssen wie im vor- liegenden Falle Bedingungen vorhanden sein, die beide Theile betreffen? Der V ogel war hier erhitzt und iehihatte im Augenblicke vorher die Drehbank verlassen, an der ich gearbeitet; waren wir vielleicht beide in heterogene Elektrizitäten zu einander getreten ? Ernst Schauer. *) Wir können nicht umhin an alle Fachmänner die drin- gende Bitte zu richten, ähnliche Versuche und Beobachtungen anstellen, und uns deren Ergebnisse mittheilen zu wollen. D’SRZ TB — Literarisches. Dr. G. Hartlaub. Die Vögel Madagascars und der benachbarten Inselgruppen. Ein Beitrag zur Zoologie der äthiopischen Region mit einer Istenlich eckten Orisinal-Abbildung der Dronte. Halle. 1877 Vor Saal Jahren hatte der Werken seine Schrift: Ornithologischer Beitrag zur Fauna Madasas- cars, mit Berück sichtigung der Inseln Majotte, Nossibe sowie der NERenenen und Seychellen publizirt, welche eine neue Epoche in der Kenntniss der Vogelwelt dieser | interessanten Theile der Erde einleitete. Seither sind durch . die trefflichen Forschungen von Grandi- us Pollen und van Dam, Newton, Crossley "A. ausserordentliche Bereicherungen der Wissenschaft een worden, so dass sich Dr. Hartlaub entschloss, eine ermeuerte Bearbeitung der Ornis von Madagascar und den benachbarten Inseln zu unternehmen. Diese Bearbeitung, gestützt auf genaue Untersuchungen der Originale in den verschiedenen Sammlungen, auf Mit- theilungen vieler hervorragender Gelehrten, auf die um- fassendste Kenntniss der Literatur, liegt nunmehr vor. Die Gründlichkeit, Präzision und Schärfe, welche den Schriften des Verfassers eigen ist, charakterisirt auch das neue Werk, welches eine der trefflichsten faunisti- schen Monographien der ornithologischen Literatur bildet. A. v.P. T. Salvadori. Intorno alle specie di Nettarinie della Papuasia, delle Molucche e del gruppo di Celebes. Atti della nn Accademia delle Scienze di Torino. Vol. XI. 1877. 299. Der Verfasser, gestützt auf ein eich reiches Material, gibt Bemerkungen über die auf den genannten Inselgruppen vor an den Blumensauger der Gattungen: N Aetho- pyga, Cyrtostomus und Anthothreptus, r beschreibt eine neue Hermotimia von der Insel Jobi, Be derselben aber eine spezifische Benennung beizulegen und fügt eine. Uebersicht zur Unterscheidung der Arten von Her motimia bei. A.v.P. T. Salvadori. Prodromus Ornithologiae Papuasiae et Moluccarum III. Psittaci. Annali Mus. Civieo di St. werthvollen Uebersichten umfasst 92 Arten von Papa- gaien. Zwei neue Arten, nämlich Lorius erythrothorax aus SO. N. Guinea und L. favopalliatus von Obi, Bat- chian, Morty und Rou werden beschrieben. Tanyenatlius gramineus (Gm.) der im vorigen Jahrhundert von d’Au- benton bekannt gemacht, seitdem aber nicht mehr an- getroffen worden ist, wurde von den Jägern des Herrn Bruijn auf der Insel Buru gefunden. A.v. P. P. L. Sclater: On the Birds colleeted by Mr- George Brown on Duke-of-York Island and on the adjoining parts of New-Ireland and New-Britain in Proceed. Zool. Soc. of London (February 20. 1877) 95 t. 14 — 16. Durch diese höchst mteressante Ab- handlung erhalten wir Kenntniss von der Ornithologie der Herzog- von- York-Insel und Neu-Britanniens, welche beide naturhistorisch noch unerforscht waren, dann Neu-Irlands, das wohl von einigen Zoologen besucht wurde, aber nur unvollständig gekannt ist. Die hier be- arbeitete Sendung Mr. Brown’s enthält im Ganzen 70 Arten, von denen 10 neu beschrieben und 4 auch abgebildet werden. Diese neuen Spezies sind: Monarcha verticalis t. 14 f. 1, Artamus insignis t. 13 Dierurus laemo-stietus, Diecaeum eximium t. 14 f. 2, Philemon Cockerelli, Tanysiptera nigriceps, Lorieulus Ninox odiosa, Macropygia Browni, Phlogoenas Johannae t. 16. Aa, Vo, 38% Inserate. Alle Gattungen NIeoseltmeride em in sehr reiner, staub- und geruchfreier Qualität, Mischungen in vorzüglicher Zusammensetzung offerirt zu billigen Preisen Samenhandlung P. Hüttig, Wien, 1., Ballgasse S, I s B : 5 x Nat. di Genova Vol. X. 1877. Die dritte dieser höchst nächst der Rauhensteingasse und dem Franziskanerplatz. Herausgeber: Der Ormithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishavsser in Wien. I. Jahrg. . . Nr. 9. — = Fe oael-Shuß umd Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. sehen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franeo- :: N :: Die „.Mittheilnnzen des Ornitholog | '; Zustellung 2 fi. 25 kr. — 4 Mark öU0 Pfennige jährlich, sowie Inserate a 8 kr. — 16 Pfennige für die öspaltige Nonpareillezeile :' N temler ': werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern :: 187 “ :;&20kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — (orrespondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, . Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: die Vogelfauna von Lilienfeld; von Hans Die Auffütterung eines gefangenen jungen Thurmfalken (Tinnineulus alaudarius Briss.) durch seine Eltern. Mitgetheilt von Carl Kölbel. — Ueber Neweklowsky. — Allerlei. — Literarisches. — Inserat. Auffütterung eines gefangenen jungen Thurmfalken (Tinnunculus alaudarius, Briss.) durch seine Eltern. Mitgetheilt von „Sie vos non vobis indificatis aves.“ An das vor- anstehende Citat erinnert einigermassen das Schicksal eines Thurmfalkenpaares, welches ländlicher Abgeschie- denheit das geräuschvolle Treiben Wiens vorziehend, an keinem geringeren Orte, als an der kaiserlichen Hofburg am Josefsplatze seinen Wohnsitz aufschlue und daselbst auf dem Capitäl einer Wandsäule seinen kunstlosen Horst anlegte. Zweimal wurde nämlich in das Brutgeschäft der in Rede stehenden Falken ver- nichtend eingegriffen. Ihre vorjährige Brut fiel erbar- mungslosem Zerstörungstriebe oder verkehrter Vorstel- lung von der Bedeutung dieser Falkenart im Haushalte der Natur sammt und sonders zum Opfer; mit ihren diessjährigen Nachkommen waren sie hingegen insoferne glücklicher, als wenigstens Einer derselben unter dem Schutze des Zufalls der Vernichtung enteing. Zwar büsste dieser einen vorwitzig gemachten Flugversuch mit dem Verluste der Freiheit und gelangte hierauf in | meinen Besitz, Carl Kölbel. doch soll er noch vor der im Herbste eintretenden Wanderung seiner Stammesgenossen seinen Eltern zurückgegeben werden. Der junge Falk hatte zur Zeit, als ich ihn unter meime Obhut nahm, Mitte Juni, noch em unausgewach- senes Federkleid und seine Flügelspitzen reichten kaum noch bis zur zweiten Hälfte des Schwanzes. Unmittel- bar nach seiner Gefangennehmung zeigte er sich unge- mein furehtsam und warf sich in seinem Metallkäfig, so oft sich Jemand demselben näherte, von Furcht überwältigt, auf den Rücken, indem er die Fänge mit ihren spitzen Krallen zu seinem Schutze vorhielt. Da er die Aufnahme der ihm als Nahrung dargereichten Fleischstücke hartnäckig verweigerte, so drängte sich mir der Gedanke auf, zu versuchen, ob nicht die weitere Auffütterung seine Eltern wieder übernehmen und fortsetzen würden. Und in der That machte das kurz nachher von seinem Jagdausfluge zurückgekehrte 58 Weibchen, nachdem es, in weit gezogenen Kreisen sich bewegend, umhergespähet und den Vermissten auf dem im ersten Stockwerke des k. k. zoologischen Hof- Museums befindlichen Baleon erbliekt hatte, sofort wiederholte, aber eben so oft wieder aufgegebene Ver- suche, die, zur Fütterung in Bereitschaft gehaltene Beute ihrer Bestimmung ihren! Mutterliebe und Besorgniss für die eigene Sicherheit lagen da offenbar in hartem NW. iderstreite; doch die erstere gewann schliesslich die Oberhand und gewiss nicht wenig haben ihr die, kläglichen Lockrufe des hungernden Jungen zum Siege verholfen. Das Weibchen schwebte also mit Üchew indung der angeborenen Scheu von seinem sicheren Smaloa zum ersten Stockwerke ungeachtet der unterhalb ab- und zugehenden Menschen herab, indem es im Schnabel Futter herbeitrug. Seither fliegt es 3- bis mal des Tags zu dem Jungen heran, um ihm Nahrung zu bringen; das Männchen dagegen sehe ich nur selten zu gleichem Zwecke Ronmanısm, So wiederholt sich nicht nur täglich das sehenswerthe Schauspiel sorgfältigsier P fege, welche die Eltern un- verdrossen nd Torln bewunderungswürdiger Hingebung ihrem inzwischen schon völlig Hügge sewordenen N Nach kommen angedeihen lassen, sondern es bietet sich zu- gleich auch "elle Gelegenheit dar, die Art und Menge da herbeigetragenen Nahrung zu constatiren und von ihr einen Rückschluss auf jene der Eltern und der Thurmfalken überhaupt zu ziehen. Nahezu ausschliess- lich werden ihm Feld- und Waldmäuse von den Eltern | vorgelegt, sehr selten und, wie es scheint, nur im Noth- falle, kleinere V ögel, fast durchgehends Sperlinge; bloss ein einziges Mal fand ich im Kätie, nachdem sich das Männchen entfernt hatte, eine Bidechee welche aber | einen so befremdenden Eindruck auf den jungen Falken machte, dass es ziemlich lange herging, bis er sich an dieselbe heranwagte. Meiner Ansicht, dass nur in Er- manglung der vorerwälhnten Nager kleinere Vögel als Opfer ausersehen werden, liegt fol ende Wahrnehmung zu Grunde. Wenn bisweilen einer der alten Falken von seiner Excursion ohne Beute zurückkehrt, so jam- mert und fleht der in seiner Erwartung getäuschte Junge so eindringlich und so lange, bis jener, unver- mögend dem Klageschrei länger zu widerstehen, sich entfernt und nach wenigen Minuten zur Beruhigung sei- nes aufgeregten Sprösslings mit einem wohlgerupften Sperling zurückkehrt. Ueber die Art und Weise, wie der Thurmfalk sich seine Beute zurechtlest, sagt Fitzinger in dem interessanten, den Falken gewidmeten Abschnitte seiner Naturgeschichte der Vögel, pag. 321: „den Vögeln rauft er stets die Federn aus, während er kleineren Säugethieren entweder das Fell abzieht oder das Fleisch aus demselben herausschält.“ Dem zweiten Theile dieser Behauptung gegenüber muss ich bemer- ken, dass mein Falk ein von dem derartig geschilderten gänzlich abweichendes Verfahren einhält. Mäuse ver- zehrt derselbe stets so, dass er, olıne sie auszubalgen, bei dem Kopfe derselben beginnend, Fleisch und Kno- chen sammt den sie bedeckenden Hauttheilen senkrecht auf die Längsachse des Rumpfes abfrisst; dabei wer- den gewöhnlich Magen und Darm, sobald die Bauch- höhle erreicht ist, kunstgerecht herausgenommen und als einziger Speiserest zur Seite geworfen. Kleinere Mäuse verschluckt er zuweilen ganz mit grosser Hast, zumal wenn er während seiner Mahlzeit eine Störung befürchten zu müssen glaubt. Die Zahl der Mäuse, welche er bisher während seiner zweimonatlichen Ge- fangenschaft verzehrt hat, beträgt beiläufig 200, wäh- rend jene der Vögel hoch gerechnet S—10 Percent davon erreicht. Dieses Zahlenverhältniss kennzeichnet meinen Falken und desgleichen seine Eltern, da anzu- nehmen ist, dass sie ihm ihre besten Leckerbissen bringen, als wahre Myophagen. Schliesst man daher induetiv von den Individuen auf die ganze Art, so er- gibt sich zweifellos, dass der Thurmfallee in vonlikeld® mäusen (Arvicola arvalis) heimgesuchten Gegenden dem Landwirthe unschätzbare Dienste leistet. —— DO — Ueber die Vogelfauna von Lilienield. Von Hans Neweklowsky. Der Ort, in welchem ich wohne, heisst Lilienfeld und ist der Sitz der politischen Behörde (Bezirkshaupt- mannschatt) gleichen Namens, welche zwei Bezirks- gerichtssprengel, den Lilienfelder und Hainfelder umfasst. Der Lilienfelder Bezirk liest in Niederösterreich im Viertel ober dem Wienerwalde, zwischen dem 33. und 34. Grade östlicher Länge und dem 47. und 48. Grade nördlicher Breite mit einer Gesammtflächenaus- dehnung von 9'21 Quadrat-Myriameter. Der ganze Bänke zerfällt in Bezug auf seine Bodenerhebung in zwei Haupttheile und zwar: in das höhere Hügelland und in das Hoch- oder besser gesagt, Mittelgebirge. Das here Hügelland umfasst den nordöstlichen Theil des ganzen Terrains und verflacht sich von Süd nach Norden gegen die St. Pöltner Hochebene, welche hier so ziemlich als der nördlichste Ausgangspunkt des norischen Alpenzuges angesehen werden kann. Immerhin ist auch das höhere Hügelland von vor- geschobenen mächtigen Aesten der Kalkalpen durch- zogen, welche in vielen Punkten die Höhe von 600 bis 1200 Meter erreichen. Das Mittelgebirge steht mit dem Hügellande m der innigsten Verkettung und umfasst die süudwestliche Hälfte des ganzen Rlachenrammiest Es tritt an der süd- lichen ewae aus Steiermark in gewaltigen Zügen in unser Gebiet herüber und bildet eme theils von Fodh ebenen, theils von tief eingeschnittenen schmalen Thä- lern nach allen Seiten hin durchfurchte Bergresion, deren höchste Spitzen in vielen Fällen die Höhe von 1200 bis 1900 Meter über dem Meere erreichen. Als bedeutendste Wasserader dieses Gebirgslandes ich den Traisenbach, welcher nach mehrstün- Laufe bei Treiland sich mit dem Unrechttraisen- bache vereinigt, hierauf m rein östlicher Richtung wie zuvor ın allem. Krümmungen seinen Lauf bis len fortsetzt, sich von hier mach Norden wendet, bei Scheib- mühl den aus Osten kommenden Gölsenbach aufnimmt nenne digem und bei Wilhelmsburg in die St. Pöltner Hochebene austritt. Die nordwestliche Hälfte dieses dem höheren Hügellande angehörenden Terrains durchfliesst der aus Osten kommende Gölsenbach, welcher in gleichfalls vielen Krümmungen nach rein westlichem Lone bei Scheibmühl in den Traisenbach mündet. Selbstverständ- lieh nehmen diese beiden Hauptwasseradern viele Nebenbäche auf, welche ihnen das nahe reich bewal- dete Gebirge von beiden Seiten zuführt. Im äussersten Osten, aus den Quellen des Ge- richtsberges entspringt der Kaunbershäch, welcher den Laabach "aufnimmt und mit diesem ver einigt, nach kurzem rein östlichen Laufe in die Tviesting fällt, welche beim Rehhof in den Badner Bezirk austritt. Längst der steirischen Grenze kommt von Osten her die Stille Mürz und aus Westen die Erlaf, welche den Erlafsee durchfliesst, bei weiterem Laufe nach Ver- einigung mit der Stillen Mürz sich nach Norden wendet, hierauf den von Westen kommenden Oetscherbach und etwas weiter den aus Osten kommenden Lassingbach aufnimmt, welcher letztere aus der Hochebene, dem sogenannten Lassingthale herabkommt und kurz vor | seiner Einmündung in das tief eingeschnittene Erlaf- bett den vielbesuchten Lassingfall "bildet. Von hier setzt der Erlafbach seinen a in tosender Hast über Steintrümmer -Labyrinthe m nördlicher Richtung fort, und erreicht, nachdem er im den östlichen Theil des mächtigen Oetscherkammes sein tiefes Bett gegraben, bei Buchenstuben die Grenze des Scheibser Bezirkes. Das aufgeschlossenste Thal des höheren Hügellandes ist das Gölsenthal; es ist auch das bedeutendste Thal- gebiet des ganzen Bezirkes, -m welches das schmale Ramsauthal, das Kleinzellthal und Wiesenbachthal von Süden her emmünden. Seine grösste Breite erreicht es bei Rohrbach und die schmalen! Ausgänge des Kerschen- baches und Schwarzenbachthales, we elehe von Norden her kommen, nimmt es gleichfalls m sich auf. Das dem Mittelgebirge angehörende Traisenthal, welches dem Laufe der Traisen folgt, bildet, mit Aus- nahme des aufgeschlosseneren Türnitzthales em mehr von hohen Gehängen beiderseits umschlossenes, viel- gekrümmtes Ensthal, welches von Treiland südwest- wärts sich in das Unrechttraisenthal abzweigt, wo es bei Hohenberg seine grösste Breite erlangt. Hoch- ebenen von grösserer Bedeutung sind im südwestlichen Theile das Lassingthal, hierauf das Plateau der Ge- meinde Amt Keer und das minder bedeutende Hoch- plateau der Gemeinde Ebenwald. Teiche kommen hier mit Ausnahme unbedeuten- der Wasserbecken nicht vor, ebenso keine Siümpfe, wie- wohl die Torfmoore der Canehden Kieneck und Haras- eck, sowie jenes von Mitterbach auf das ehemalige Vor- handensein von Sümpfen schliessen lassen. Das einzige grössere Wasserbecken bildet der nur zur Hälfte dee Keabiee angehörende Erlafsee in der Gemeinde Mitterbach. Dass die klimatischen Verhältnisse dieser Gegend sehr mannigfache Verschiedenheiten aufweisen, ist aus dem eben Mitgetheilten leicht zu entnehmen. Die Differenz der Frühlingsentwickelung ist zwi- schen den höchsten und tiefsten Lagen dieser Gegend, und da noch mit Ausnahme der Mochaen Kämme und Spitzen, auf 6 bis S Wochen anzunehmen. Die Kalkalpen ruhen in diesem Bezirke nach der ganzen Dimension ihrer Ausdehnung auf Sandstein, der zwischen den Bergen und Thälern bis zum linken Ufer des Gölsenbaches sehr häufig zu Tage bricht. Vom Gölsenbache an schwindet ach INoralen zu die Kalk- steinformation gänzlich, und wird das von hier gegen St. Pölten liegende Hügelland lediglich von der Sand- steinformation gebildet. 59 Bis zur Krummbolzkiefer (Legföhrenregion des Oetscher der Gippelmäuer und des Göller) ist das ganze Gebirgsland zumeist mit Fichtenbeständen überkleidet, welche hie und da im Vereine mit der Tanne und dem Lärchbaume gemischt die ganze mächtige Bergregion des Mittelgebirges bedecken. In der er humusarmen reinen Dolomitformation der Gemeinden Kieneck, Haraseck und im der Traisen- bachrotte bei Türnitz, wo nur genügsame Ericeen den lockeren Fels überkleiden, treten geschlossene Bestände der Roth- und Schwarzföhre auf. In dieser Formation erreicht auch der Wacholder (Juniperus) mitunter eine ' Höhe von 5 bis S Metern. Von laubtragenden Bäumen erscheint die Birke bis zu beträchtlicher Höhe überall, nie jedoch in ge- schlossenen Beständen beisammen, sondern vereinzelnt. In geschützteren Thalmulden, und wo em reicheres Bodenmischungsverhältniss den Bäumen zur Grundlage dient, sind mit Laubholz gemischte Bestände, auch reiner Buchenwald, vorberrschend. In noch günstigeren Lagen mischen sich die Hainbuche, der Bergahorn, auch der gewöhnliche Acer pseudoplatanus und Eichen ein, wo- durch der Laubwald einen überaus lieblichen Charakter anpimmt. In den schmalen Thälern des ganzen Gebirgs- terrains sowie im aufgeschlossenen Gölsenthale zind Eichen, Eschen, Ebereschen, Pappeln, Weiden,die letztere grosse Familie in vielen Spezies vertreten, welche hier dem Laufe der Flüsse folgend, im Gölsenthale sogar zu kleinen Aubeständen sich vereinigen. Ein im Hügellande sehr häufig im Wald zerstreut vorkom- mender Baum ist der bekannte Atlas- oder Elsebeerbaum (Sorbus torminalis), dessen Früchte den vorzüglichen Atlasbeerbranntwein liefern, und bei Eschenau die Edel- kastanie. Der bänerliche Waldbestand wird nirgends system- gemäss, sondern nach der bekannten Plenterwirthischaft bewirthschaftet. Die Waldungen des hiesigen Stifts- dominiums sind gleichfalls nicht systemisirt, sondern werden empirisch bewirthschaftet. Der bedeutende Waldkomplex welcher in diesem Gebiete dem Grafen Stanislaus Hoyos-Sprinzenstein gehört, lässt in vielen Fällen der schlechten Brineungsverhältnisse wegen eine systemgemässe Bewirthschaftung nicht zu, auch mas andererseits die sehr w ohlgepflegte Wildbahn dieses Eigenthumsgebietes darauf schliessen lassen, dass es sich hier weniger um höhere Holzerträgnisse als um einen schönen Birkwild-, Gems- und Rehstand handelt. In diesem Gebiete finden sich oft ganze Reviere, wo das Holz noch nie abgetrieben wurde, und der majestä- tische Urbestand des Waldes noch in semer schönsten Form und Bedeutung anzutreffen ist. Von geschlossenen Ortschaften sind im ganzen Bezirke nur 14 zu verzeichnen und diese sind zumeist Marktorte; eigentliche Dörfer gibt es hier nicht, das ganze Gebiet zerfällt vielmehr in grössere oder Kleinere arrondirte Eigenthumsgebiete, in deren Mitte das Wohn- und Wirthschaftsgebäude des Eigenthümers sich be- findet. In den höheren Lagen wird Viehzucht, zum Theil auch reine Alpenwirthschaft nebst Waldkultur betrieben, während Cerealienbau als untergeordneter Nebenzweig betrachtet wird. Im Hügellande ist Cerealienbau, Vieh- wirthschaft, nebst Obstkultur zur Cidergewinnung, die Haupterwerbsquelle der Bevölkerung, während der Waldbestand nur als Nebennutzung betrachtet wird. Die lachende Flur dieses Geländes, in welchem | Wald, Wiesen, Weide und Ackerland in der anmu- 60 thigsten Weise abwechseln, bildet mit den nahen sich hochaufbauenden Bergen des Mittelgebirges welche oft mit Schnee bedeckt sind, einen reizenden Gegensatz. Zu zwei Dritttheilen ist die Gesammtfläche des ganzen hier geschilderten Terrains mit Wald bestanden, und nur ein Drittel wird auf rein landwirthschaftliche Weise ausgenützt. Wenn man bedenkt, dass ein grosser Theil der hier lebenden Bevölkerung von 22.000 Seelen sich auf ‚die 14 Marktorte und die vielen industriellen Gewerk- schaften, welche dem Laufe der Bäche entlang etablirt sind, vertheilt, so ergibt sich, dass dieses Gebiet im Ganzen genommen, ziemlich dünn bevölkert ist. Die eben angedeutete Bewirthschaftungsweise des hier vorkommenden bedeutenden Waldareales ist eme der Vogelwelt im hohem Grade günstige; und in der That kann ich, so weit meine Beobachtung reicht, nur berichten, dass, wenn es überall um das gesicherte Fortkommen der Vögel eben so bestellt wäre wie hier, wir nicht über deren Verminderung zu klagen hätten. Insbesondere aber hebe ich hervor, dass die Geschlechter der sogenannten Höhlenbrüter und der finkenartigen Vögel hier ein wahres Eldorado zur Brut, so wie in jeder anderen Zeit finden, und dass eben diese Gegend es ist, welche man als den Hauptherd für das alljährige Sichwiederaufbauen neuer Generationen der sich dann im Lande weiter vertheilenden Vogelwelt betrachten kann. Von Seite der Wald- und Landwirth- sebaft treibenden Bevölkerung hat die Vogelwelt hier wahrlich nichts zu befürchten, dieser ist der Vogel fast ganz gleichgiltis und ich glaube kaum, dass sich im Ganzen genommen, bei sorgfältiger Nachforschung hier zehn Menschen finden liessen, welche auch nur an- näherungsweise mit besser entwickelten Empfindungen und klareren Schlüssen über den Gegenstand urtheilen. Ist ja selbst das Forstpersonale mit Ausnahme des gräflich Hoyos’schen mit so primitiven ormitho- logischen Kenntnissen ausgestattet, dass man Mühe hat, sich in dem Gewirr von Provinzialnamen, welche für alle Arten ganzer Geschlechter, ja für mehrere Arten verschiedener Geschlechter gleich angewendet werden, zureehtzufinden. Obwohl sich im ganzen Gebiete nicht | ein wirklicher Geier auffmden lässt, so nennt man hier dennoch fast alle Tagraubvögel Geier. Ob Bussard, ob Weihe, ob Adler, ob Falke oder Sperber, sie alle werden Geier genannt. Nur die Noth macht den sonst an den Vollgenuss der Segnungen durch die Vogelwelt gewohnten Land- mann nachdenkend; wenn mit einem Male die Ver- heerungen durch Insekten sich fühlbar machen, tappt er erfolglos nach allen erdenklichen Mitteln und schiesst an dem einzig bewährten und sichersten Mittel ganz gewiss in blinder Hast vorüber, kaum ahnend, dass solch’ scheinbar überflüssiges Gelichter zu anderen Zwecken als zur Kurzweil da ist. Nun bringt ihn der Zufall mit einem Menschen in Berührung, welchen die Ueberzeugung hierin eines Besseren belehrt hat. Wie schembar aufmerksam und wie misstrauisch horcht er nun den Worten. Ganz gewiss sich klüger dünkend, derlei Mittheilungen wohl ein Ohr, aber keinen Glauben sehenkend, dreht er ihm den Rücken, und belacht solch’ vermeintlich müssiges Geschwätz. Da könnte wohl nur unermüdliche Belehrung der Jugend in der Schule abhelfen. Hohenberg ein ganz eifriger Vogelsteller genannt werden muss, so ist ihm doch nicht nachzusagen, dass er diess als Gewerbe thut, um Nutzen daraus zu ziehen. Ein weit grossartigeres schon gewerbsmässiges Treiben in dieser Beziehung nenne ich das eines Bauers in Eschenau, welcher sogar mit Wiener Händlern in Verbindung steht und den Vogelfang zu jeder Jahreszeit zu seinem Vortheile ausnützt. I. Ordnung. Raubvögel (Aceipitres). Als eine auffallende Erscheinung ist die geringe Zahl an grösseren Raubvögeln hier zu verzeichnen, was in dem Umstande seine Begründung finden dürfte, dass unser mächtiger Gebirgsast auf der nördlichen Seite von den reichbevölkerten Hügelwellen des Donau- thales und auf der östlichen Seite von der eben so dicht bevölkerten Wiener-Neustädter Ebene umschlossen ist, wodurch das Jagdrevier unserer hier ansässigen Vogel- fürsten selbst viel zu ihrer Verminderung beitragen dürfte. Familie: 6eier (Vulturidae). Von diesen ist hier nichts zu finden. Familie: Falken (Falconidae). Von Adlern kommt brütend hier gar nichts vor. Im vorigen Herbste*) wurde an den nördlichen Gehängen des Heherberges bei Türnitz ein junges S ee- adler-Weibchen (Haliaetusalbieilla, L.) angeblich in dem Augenblicke erlegt, als es eine Schmalgais zerfleischte. Der Rauhfussbussard(Archibuteo lagopus,Brehm) istim Mittelgebirge brütend anzutreffen, jedoch nur spär- lich, diese und die nächstfolgende Art sind die beiden grössten Raubvögel dieser Gegend, im Sommer sind diese beiden Arten eine fast überall anzutreffende Er- scheinung im Luftbereich. | Der Mäuse -Bussard (Buteo cinereus, Bp.). Weit häufiger als der Vorige; hier am sogenannten Spitz- brandkogl, horstet alljährlich ein Pärchen und kommen die Jungen immer ganz unbeschadet davon. Das Nest steht im Wipfel einer mächtigen Rothbuche am West- abhange vorbenannten Berges. Mit Ende April treffen die Vögel hier einund ziehen Ende August, September fort. Rother Milan, Königs- oder Gabel-Weihe (Milvus regalis, Br.) selten und nur im Zuge. Der Wanderfalke (Faleo communis, Br. & Gm.) ist zur Brutzeit von mir hier oft beobachtet worden, was mich veranlasst ihn hier unter die Brutvögel auf- zunehmen. Der kleine Taubenfalke (Falco peregrinoides, Temm.); sehr selten und nur im Zuge begriffen kommt diese Art hier vor. Der Lerchenfalke (Hypotriorchis subbuteo, L.) gehört ebenfalls zu den selteneren Erscheinungen, ich habe ihn jedesmal nur im raschen Vorbeistreichen zur Brut- zeit beobachtet, woraus ich schliesse, dass auch er hier Brutvogel ist. Der Rothfussfalke (Erythropus vespertinus, Brehm) kommt im Herbste als Strichvogel auch, jedoch selten vor. Der Thurmfalke (Tinunculus alaudarius, Br.) brütet alljährlich auf den Ruinen der Araburg bei Kaumberg, sonst habe ich diese Art noch nirgends hier Vogelfänger, welche einen gewerbsmässigen Betrieb | angetroffen. aus dem Vogelfange machen, gibt es hier nur einen. Wiewohl em Büchsenmacher im Ried Andersbach bei | *) 1876, Der Hühnerhabicht (Astur Bechst.) ist einer der gemeinsten und sicherlich auch jener gefürchtete Räuber auf den Hühnerhöfen, welchen die Landwirthe hier schlechtweg Hülmergeier nennen, insbesondere ist das grössere Weibchen damit gemeint. Der Finkensperber (Aceipiter nisus, Pall.) ist gleich der vorigen Art hier fast überall anzutreffen ; auch er ist ein sehr kühner Vogeldieb. Die Rohrweihe (Circus aeruginosus, und nur im Zuge zu treffen. Die Kornweihe (Strigiceps cyaneus, Bp.) wurde ebenfalls von Forstleuten, jedoch immer nur im Früh- jahrszuge beobachtet. L.), selten Familie: Eulen (Strigidae). Der Steinkauz (Athene noctua). Im Hügel- lande findet er sich fast überall gewiss auch als Brutvogel. Der Uhu (Bubo maximus, Sibb.) wurde wieder- holt bei Furthof und Hohenberg erlegt, wo er auch brüten soll. In der Gemeinde Hinter-Haltbach ist er gleichenfalls eime nicht seltene Erscheinung, wo ihm die häufie zu Tage tretende Blasenbildung in den schroften Felswänden der dort vorherrschenden Dolomit- formation die unzugänglichsten und besten Brutlokali- täten bietet. Er dürfte wohl noch an vielen Orten hier anzutreffen sein. Der Waldkauz (Sirnium aluco, Sav.) ist hier fast überall anzutreffen, schon wiederholt wurde dieser Vogel in Schornsteinen von Kaminfegern gefangen. Die Schleiereule (Strix fammea, 169) \ bier überall die häufigste. So nützlich die kleineren Eulenarten durch Weg- fangen und Vertilgen der Kieferspinner-Raupen, vieler schädlicher Trselkien und der Mäuse auch immer sein mögen, so kann ich mich des Verdachtes kaum er- wehren, dass diese Nachtvögel den Vogelbruten im Ganzen doch einen bedeutenden Abbruch thun, wie- wohl die wichtigsten unserer Insektenvertilger, die Höhlenbrüter, hiedurch erst dann leiden mögen, wenn die Brut ihre Neststelle bereits verlassen hat. In emem mir wohl bekannten Waldraume gemischten Bestandes, mit reichem Unterwuchse, waren mir fast sämmtliche Vogelinsassen nebst ihren Brutorten bekannt. Eines Morgens fand ich von den über 30 mir bekannt gewor- dlemen Nestern 12 geplündert, die Nester zerstört und zerrissen, nachdem ich sie Tags zuvor alle unberührt gefunden. Im Verlaufe weniger darauf folgender schwanden auf gleiche” Weise 6 weitere Bruten, alle übrigen waren wohlverborgen und blieben unversehrt. In diesem Bestande brütete ein einziges Pärchen von Corvus cornix (Nebelkrähe), und nicht ein Pärchen von Garrulus glandarius (Eichel- oder Nuss-Heher), wohl aber in einem benachbarten stark über ständigen Buchenwalde Strix fammaea (Schleiereule) und Sirnium aluco (Waldkauz). Auf diese und mehrere andere Erfahrungen ähnlicher Art stütze ich die Ansicht, dass, wi ährend man dem Schutze der nützlichen V Sralrelli jede schuldige Rücksicht entgegenzubringen bemüht ist, sich die Vermehrung der Eulenarten diesem Vor- haben auf das Cransamste entgegenstellt. In der Nacht überlässt sich die befiederte Sängerw elt auf gut Glück im nächstbesten Verstecke der Schlafruhe, ‘Nicht alle Lokalitäten gewähren aber im Walde volle Sicherheit gegen nächtliche Lebensgefahr, und daher mag es Kommen) dass urplötzlich die gewohnten Gesänge eines Vogels an einem wohlbekannten Orte verstummen, und Tage ver- 61 palumbarius, | seinem brütenden Weibchen die Obsorge um die Ent- wickelung der jungen Brut allein überlassen bleibt. Die | Eule ist eine beflü gelte Katze, welcher im Dunkel der Nacht bei ihrem geräuschlosen Fluge wohl kaum ihr Dane entgeht, wenn sie einen minder gut geborgenen Vogel im Gezweige erblickt. ? Ueberdiess ie der Kiefer-Spinner, — G. Pini — so viel mir bekannt, mehr an den Ebenwald und hier selbst an gewisse Lokalitäten gebunden, über deren Grenze er selten hinausreicht; seiner Vermehrung und der dadurch entstehenden Schädigung der Holanbestande tritt m manchen Jahren die Ichneumonbildung sehr ernst ent- gegen. Die die Ichneumonen bewirthenden Kiefer- Spinner - Raupen finden sich mit der Bürde der zu , weissen länglichen Eiergespinnstenumgewandelten ausge- schlüpften kleinen Maden oft massenhaft an den schlanken Schäften der Föhrenbäume in solchen Beständen. In sehr vielen Fällen fristet die Raupe ihr Leben bis zur vollständigen Verpuppung fort, wo dann aus dem Cocon die vollständig entwiekelten Ichneumone hervorkommen. Merkwürdig ist, dass ich mehrere in anderen ähn- liehen Gegenden sehr häufige Eulenarten, wie die Waldohreule (Otus vulgaris, Plem)); die Sumpfohreule (Brachiotus palustris, Bp.) und die Zwergohreule (Glau- cidium passerinum, Boje) hier weder jemals selbst ge- sehen. noch auch gehört habe, dass sie von Anderen gefunden worden wären. Ordnung. Klettervögel (Scansores). Familie: Spechte (Pieidae). Der grosse Schwarzsp echt (Picus martius, L.) kommt et überall sehr häufig vor. Die überaus häufigen Buchenüberstände der hiesigen Stiftsforste wo oft ganze Wälder überständig sind, bieten im Mit- teleebirse unserem Schw: arzspecht die schönsten Brut- Kalaen Sein lautes Gelächter ertönt hier überall im Walde zu jeder Tages- und Jahreszeit. Er ist der be- kannte Zimmermann für Hohitauben-Bruteolonien deren es hier in der nächsten Umgebung genug gibt. Ganz gewiss ist er ein höchst schätzenswerther Vertilger der Bostrichus-Arten und anderer Waldverwüster. Der grosse Buntspecht (Picus major, L.) kommt hier über all brütend vor. Der mittlere Buntspecht (Picus medius, L.) ebenfalls. DerkleineBuntspeceht (Piecus mimor, L.), im Hügellande überall Brutvogel, nistet in hohlen Obst- bemman, namentlich die überpflanzten Zwetschkenan- lagen liefern ihm erwünschte Wohnungen. Der Grünspecht (Picus viridis, L.) ist bei der bäuerlichen Bevölkerung als Bienenfresser arg berüchtigt. So viel mir bekannt ist, muss ich zugeben, dass er Bienenstände gerne Auch dass er diess aber desshalb thut um Bienen oder Honig zu naschen, möchte ich kaum zugestehen, sondern mich mehr zu der Ansicht hinneigen, dass die in dem morschen Holze der alten Bienenstöcke lebenden Holzmaden ihn anlocken. Ohne Ausnahme sind alle Spechte höchst nützlich. Familie: Wendehälse (Jyngidae). Der Wendehals (Jynx torquilla, L.) ist hier überall bis zu bedeutender Höhe als Brutvogel anzutreffen. In den Obstanlagen, welche hier namentlich im Hügellande die landwirthsel haftlichen Gehöfte als ungepflegte Obst- wildnisse umgeben, ertönt die widerliche Stimme dieses 62 sonst schätzenswertlien Vogels im April, Mai fast überall. Er kommt vor der Blattentwiekelung des Birnbaumes hier an und führt ein sehr zurückgezogenes Stillleben, sobald sein Brutgeschäft beendet ist, wesshalb sein Fortziehen schwer zu beobachten ist. Familie: Kukuke (Cuenlidae). Der Kukuk (Cuculus canorus, L.) Mit dem Laub- schmucke unserer Rothbuche trifft auch unser vielbe- kannter Freiherr Kukuk hier ein, um die nun tausend- stimmigen Naturkonzerte vollzählig zu machen. Er belebt unsere Landschaft bis zu bedeutender Höhe hinauf. Von den nahen Bergeshalden aus den dicht mit Bäumen aller Art bestandenen Gehängen ertönt seine Stimme von Früh bis Abends ebenso wie in den sanfteren Hügel- wellen des Gölsenthales. Dass der Kukuk behaarte Bären-Spinner-Raupen verschlinst, mag ihm als schätzens- werthe Eigenschaft gelten. Mehr aber ist es, denke ich, seine Popularität, welche ihm, dem viel besun- genen Kobold in unsere Herzen Eingang verschafft. Wenn ers mit den Mühsalen dieser Welt so leicht nımmt und das allen anderen Vögeln so mühevolle Brutgeschäft nicht einmal selbst verrichtet, sondern in der Reihe uns gleichfalls werth gewordener Vogel- arten sich nach Pflegeältern für seine Nachkommen- schaft umsieht, der wnrechtmässige Nestbruder die rechtmässigen Insassen aus dem Neste erbarmungslos über Bord wirft, um von den Pflegeältern um so reicher mit Nahrung versehen zu werden, so könnte dieser liebe lerr Landstreicher in Bezug auf die Vertilgung schädlicher Insekten wohl viel mehr thun. Zu Nahrung gewählten an Eichen- und Obstbäumen oft so verheerend auftretenden Raupen des Goldafter-Spinners zu vertilgen. Ill. Ordnung. Schreivögel (Volucres). Familie: Nachtschwalben (Caprimulgidae). Die Nachtscehwalbe oder der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus, L). Dieses höchst nützliche Ge- 7 Al Absonderliche Arbeitsgenossen. In einem Stoppel- felde an der Meranerstrasse auf dem Wege nach Na- tliurms hatte ich vor wenigen Wochen Gelegenheit ein paar absonderliche Genossen bei gemeinsamer Arbeit zu beobachten. Einige Schweine hatten sich am Raine versammelt und wühlten behaglich in den Stoppeln herum, so dass die braune Ackerkrume zu Tage kam; ober ihnen, auf einem überhangenden Ebereschenzweige aber sass ein rothrückiger Würger (Lanius collurio L. und schaute ermstesten Blickes zu den leise grunzen- den, bohrenden und schaufelnden Leuten herab bis diese irgend ein convenables Stück Insektenwild aus der Erde zu Tage gefördert hatten. So oft diess geschah, war der | Würger eiligst zur Stelle, holte die willkommene Bente vom Boden fort, und befestigte sie an irgend einem Zweig- lein des nächsten Strauches; dann setzte er sich wieder auf seine Warte im Schatten der rothelühenden Eber- eschentrauben, undibeobachtete mit dem früheren, ernsten Gesichte das Ergebniss der Arbeit seiner grunzenden und wühlenden Genossen. A.v. RB. mindest | könnte er uns helfen die von keiner Vogelart zur | SHIRF lerlei. schöpf kommt hier nur selten vor und ich erinnere mich die Stimme der Nachtschwalbe ein einziges Mal bei Nacht vernommen zu haben (bei Rohrbach im Gölsenthale). Familie: Segler (Üypselinae). Der Mauersegler oder die Thurmschwalbe (Cypselus apus, 111.), geht als Brutvogel bis in die höchste Region hinauf und ist dort nicht nur Bewoh- ner von Kirchthürmen und sonst alten Mauerwerkes, sondern wie z. B. im Lassingthale bewohnt sie fast jedes ländliche Gehöft, wo sie sich in den Dachge- sperren einnistet. Der Vogel erschien 1376 mit halbem Mai hier vollzählig und verliess uns mit halbem August. Ist nur nützlich. Familie: Wiedehopfe (Upupinae). Der Wiedehopf (Upupa epos, L.) ist an allen geeigneten Oertlichkeiten unseres Gebietes Brutvogel. Auf dem Herbstzuge ist er in den aufgeschlosseneren Thälern ziemlich häufig zu treffen. Familie: Eisvögel (Alcedinidae). Der Eisvo gel (Alcedoispida, L.) theilt hier mit, dem Wasserschwätzer (Umelus aquaticus, Bechst.) gleiche Loka- litäten, findetsich jedoch am Gölsenbache weit häufiger als in dem engbegrenzten Bette des Traisenbaches. Er ist eine liebliche Erscheinung und Staffage inunseren lebenden Ge- wässern, wenngleich ein kühner Fischdieb, welcher aber dennoch, weil er eben nicht zahlreich ist, an der Fischbrut wenig fühlbaren Schaden anrichtet. Die Farbenpracht seines Gefieders gibt ihm das Vorrecht als einer der schönst befiederten Vögel unserer Fauna genannt zu werden. Familie : Racken (Coraciidae). Die Mandelkrähe oder Blauracke (Coracias gar- rula, L.) habe ich wiederholt, jedoch stets nur im Herbste oder eigentlich Späthsommer auf dem Zuge beobachtet. (Fortsetzung folgt.) Alpendolen (Pyrrhocorax alpinus, Vieill.) sah ich über dem unteren Ortlergletscher, in einer Höhe von 11000 Fuss, wo sie mit pfeifendem Rufe die aufge- hende Sonne fröhlich begrüssten und sich ganz pracht- voll von dem purpurrothen Morgenhimmel und dem weissen, blitzenden Eisfelde abhoben. Av. E Eine Kormoran-Scharbe (Phalacrocorax carbo, Dumont) unter zahmem Wassergeflügel. Herrn Friedrich Baron von Dalberg verdanken wir die folgende gütige Mittheilung: „Datschitz, 1. September 1877. Heute Früh nach sieben Uhr, als ich mein Mineral-Wasser trinkend die übliche Morgenpromenade im hiesigen Schlosspark machte, kam ich am Teich hinter einer kleinen Gebüsch- Gruppe hervortretend gegen den Futterplatz der Cana- dischen Gänse und der Stockenten, und blieb wie einge- wurzelt stehen, denn ich sah auf 30 Schritte vor mir am Teichrande sitzend — eime Kormoran-Scharbe! — Die Gänse und Enten auch am Lande, äber den seltenen Gast meidend und neugierig betrachtend. Die Scharbe hob sich sehr schwerfällig ın die Höhe, als sie mich erblickte und strich der Länge des Teiches nach, sich immer mehr erhebend, beschrieb mehrere grössere Bogen, be- schleunigte den Flug, immer höher steigend, bis sie meinen Blicken entschwand. Sie steuerte gegen Norden zu, so viel ich beobachten konnte. Meinem Ermessen nach dürfte es ein Weibchen gewesen sein, oder auch ein junger Vogel im ersten Verfärbungskleide. Die Färbung war eine sehr dunkle. Für einen jungen Vogel kam mir der Flug gar zu leicht vor, besonders wie er einmal über die höchsten Bäume sich erhoben hatte. Ich theile Ihnen diese seltene Begeg- nung mit, da ich denke, es dürfte Sie interessiren; und be- dauere nur kein Gewehr gehabt zu haben, ich würde Ihnen den Vogel sonst zur Untersuchung eingeschickt haben. Fremde Enten sind schon öfters auf dem Parkteich gewesen und haben auch Futter mit dem heimischen Wassergeflügel genommen, z. B., eine Krickente und dann zwei sehr seltene Spiessenten.‘“ Die vertikale Verbreitung des Hausrothschwanzes (Lusciola Tithys Scop.) erreicht in den österreichi- schen Alpen eine sehr bedeutende Höhe. Wir hatten in den letzten Jahren vielfache Gelegenheit, diesen im unseren Alpenländern so überaus häufigen Vogelan Ort und Stelle zu beobachten. In dem hochgelegenen Mal- 63 tathale in Kärnten, in Tirol im Kalserthal, sowie in dem etwa 6000 Fuss (circa 2000 Meter) über der Meeres- fläche verlaufenden Suldenerthale, namentlich in den beiden letzteren, wo der Sperling sänzlich fehlt, fällt dem Hausrothschwanz in der Nähe der menschlichen Wohnungen ungefähr die Rolle zu, welche anderswo jener spielt. Die Hausrothschwänze treiben sich dort nicht viel weniger zahlreich, wenn auch nicht in so fest geschlossenen Flügen herum, wie anderwärts die Spatzen, und zeigen auch nur sehr geringe Scheu vor den Men- schen. Aber auch ausserhalb, rücksichtlich oberhalb des Bereiches der letzten bewohnten Gebäude ist das reizende Vögelchen an den Felsenwänden der höchsten und rauhe- sten Gebirgsstöcke anzutrefien. So hat beispielsweise meine Frau Anfangs August des heurigen Jahres an den wilden sterilen Abstürzen des mächtigen Ortlers gegen das Suldenerthal, den Tabarettawänden, ein Pär- chen beobachtet, welches auf der bedeutenden Höhe von 8000 Fuss plötzlich erschien, und die der Ortler- spitze zustrebenden Menschen durch längere Zeit beglei- tete. Es ist zweifellos, dass die Vögel dort auch genistet und gebrütet hatten; ihre Hauptnahrung mögen die vielen in den kühleren Tagesstunden an den Felswän- den ruhig sitzenden, beim ersten warmen Sonnenstrahl lebhaft herumschwirrenden Insekten bilden. Dr. v. E. SEO —— Literarisches. R. S. Sharpe, Catalogue of the Birds in the British Museum, Vol. Ill, Catalogue of the Passeri- formes or Perching Birds in the Oolleetion of the Bri- tish Museum. Coliomorphae, containing the Families Cor- vidae, Paradiseidae, Oriolidae, Dieruridae and Prio- nopidae 8. 1877, mit 14 Tafeln. Der vorliegende Band reiht sich würdig seinen Vorgängern an und ist mit der- selben Gründlichkeit und gleichem umfassendem Wissen gearbeitet. Er behandelt die Familien der Raben, Para- diesvögel, Pirole, Drongos und Prionopiden. Sehr er- freulich ist das rasche Fortschreiten dieses umfassenden Werkes, das für die Wissenschaft von so hervorragen- der Wichtigkeit ist. E. Oustalet Melanges de Mammologie et d’Orni- thologie, Revue de Zoologie 1876, 394. Unter diesem Titel beabsichtigt M. Oustalet von Zeit zu Zeit Nach- richten über in Deutschland und Oesterreich veröffent- lichte Arbeiten über Säugethiere und Vögel zu bringen. Diese Uebersichten beruhen auf den werthvollen Mit- theilungen des Herrn Grafen August Marschall an Herrn Professor Alfons Milne Edwards. Der Herr Graf, der die Wissenschaft in so vielen Richtungen fördert, und dem auch unser Verein so wichtige Beiträge ver- dankt, erwirbt sich dadurch ein neues Verdienst um die Zoologie, indem er dem Verkehr der in Oesterreich und Deutschland einerseits und in Frankreich anderer- seits wirkenden Zoologen so kräftige Förderung ge- währt G. D. Rowley. On the Genus Ptilopus in Orni- thological Miscellany. Vol. II 537 t. 76. 77. Mittheilun- gen über zwei Arten von Rauhfusstauben, Oedirhinus insolitus, Schleg., und Ptilopus jobiensis, Schleg, nebst interessanten Beiträgen von Dr. A. B. Meyer. Enthält auch bemerkenswerthe Untersuchungen über die knö- chernen Schnabel-Höcker mancher Arten. T. Salvadori Catalogo delia prima collezione di uccelli fatta nella Nuova Guinea ne! 1872 dal Signor L. M.d’ Albertis. Annal. Mus. Civico di Genova Vol X 1877. 111. Nachdem die neuen Arten, welche sich in wachten Sammlung befanden, bereits früher , von Mr. Selater,, theils von Professor Salvadori publi- eirt worden sind, wird nunmehr in gewohnter gediegener Weise eine Uebersicht der ganzen für die Wissenschaft so wichtigen Colleetion geboten. Dieselbe umfasst 499 Iudividuen von 180 Arten, von welchen 30 als neu beschrieben worden sind. Unter den letzteren befinden sich Ragei’s Paradiesvogel (Paradisea Raggiana), der prächtige Sichelschnäbler (Drepanornis Albertisi) und Harpyiopsis Novae Guineae, ein der südamerikanischen Harpyie in vieler Beziehung’ nahestehender Raubvogel. Professor Alfred Newton publizirt in der neuesten Auflage der Eneyelopaedia Britannica eine Reihe von ornithologischen Artikeln, welche in der an diesem Forscher bekannten gründlichen uud trefflichen Weise gearbeitet werden. Von diesen liegen dem Referenten vor: Crane (Kranich) , Crossbill (Kreuzschnabel), Crow (Krähe, Rabe), Cuckow (Kukuck) und Curlew (Brach- vogel). Der Verfasser bespricht auch Lebensweise, Nist- geschäft und die wichtigsten nahe verwandten Arten der betreffenden Gruppen. V. Ritter von Tschusi zu Schmidhofen. Der Zug des Rosenstaares (Pastor roseus, Temm.) durch Oester- reich und Ungarn und die angrenzenden Länder 1875. 64 Verh.d.k. k. zoologisch-botanischen Gesellschaft Wien. Jahrgang 1877, 195. Diese hoch interessante Abhand- lung gewährt em mit grosser Sorgfalt ausgearbeitetes Bild der Invasion des genannten Vogels in Mitteleuropa, der Art seiner Wanderung, seiner Lebensweise während derselben und seiner theilweisen Rückkehr. Es ist dies em wichtiger Beitrag zur Kenntniss der merkwürdigen Erscheinung der plötzlichen massenhaften Einwande- rung von Vogelarten. P. Blasius Hanf. Ormithologische Notizen. Der Vogelzug am Furt- Teiche bei Mariahof in Ober- steiermark im Jahre 1876, Verh. der k. k. zool.-bot. Gesellschaft Wien, Jahrgang 1877, 235 Sehr interes- sante Beobachtungen, besonders über Lebensweise und Wanderung. A. Bouvier. Le Barbican a ventre rose (Pogonor- hynehus Levaillantii) Bullet. de le Societe Zoologique de France pour l’annde. 1877/76. Sorgfältige Synonymie dieser Art. Av. PD. Monatsschrift des Sächsisch-Thüringischen Vereins für Vogelkunde und Vogelschutz in Halle a. d. Saale. Redigirt von E. v. Schlechtendal, IE. Jahrgang, Nr. 1—7, Januar—Juli 1877. Schon vor einigen Monaten haben wir in einer Versammlung unseres Vereines die ersten Nummern dieser Zeitschrift vorgelegt und deren »e- diegenen Inhalt eingehend besprochen. Die weiter er- schienenen Nummern bieten dem Leser eine so reiche Auswahl der besten Aufsätze aus allen Gebieten und Zweigen der Vogelkunde, dass sie abermals ein spre- chendes Zeugniss für die Trefflichkeit der „Monatsschrift® ablegen. Vor allem sind die Mittheilungen des Redakteurs (zugleich Vereins-Vorsitzenden), Herın Regierunesrathes E. v. Schleehtendal über seltenere, von ihm ge- haltene aussereuropäische Vögel, der Soretalt und Ge- nauigkeit der Beobachtungen auf welche sie sich stützen, sowie der Eleganz und Feinheit ihrer Form wegen, im höchsten Grade geeignet unser Interesse zu fesseln. Von anderen Arbeiten, welche dem Blatte zur Zierde dienen, wollen wir ausser zahlreichen kleineren Notizen, hier nur beispielsweise anführen: Dr. K. Th. Liebe, die Häufigkeit der Meisen in Ostthüringen; v. Hin- ckeldey, Bemerkungen über die Erziehung und den Nutzen der Silberfasanen; W. Thienemann, Ueber die Eingewöhnung oder das Ansetzen der Tauben; Derselbe, Ein Bild aus dem omitholoeischen Räuber- leben Thüringens; Julius Stengel, Vogelleben im Kreise Schwemitz sonst und jetzt; Dr. K. Th. Liebe, Sollen unsere Wildenten ganz verschwinden?: Derselb e, die Kiebitze; Dr. Taschenberg, der Vogel als fliegendes Wirbelthier, u. s. w. — Lebensvolle schön ausgeführte Illustrationen, welche das Blatt hie und da | bringt, schmücken dasselbe nicht wenig. Endlich können wir nicht umhin der „Vereims- nachrichten“ zu gedenken, aus welchen das frische, kräftige Leben im Sächsisch-Thüringischen Vereine auf das deutlichste spricht; zählt dieser doch 600 Mit- glieder! Um wie viel mal mehr Bewohner hat Wien als Züchter und Händler. Herausgegeben von Dr. Carl Russ. Verlagsbuchhandlung Louis Gerschel (Gustav Gossimann) in Berlin 1877, Januar — Juni, VI. Jahrgang, Nr. 1—26. Dieses älteste unter den in den letzten Jahren ziemlich zahlreich gewordenen Blättern, welche populäre Vogelkunde mehr oder weniger ausschliesslich zu ihrem (regenstande haben, erfreut sich unter der ausgezeichnet umsichtigen Leitung seines Herausgebers, des auf dem Gebiete populärer Naturkunde überhaupt rühmlichst be- kannten Schriftstellers Herın Dr. Carl Russ, einer ganz ausserordentlichen Beliebtheit in denjenigen Kreisen, für welche es schon seinem Titel nach zunächst be- stimmt ist, in den Kreisen der Liebhaber, Züchter und Händler. Es erfüllt aber auch seine Aufgabe, ein Organ der Interessen der Genannten zu sein, in höchst aner- kennenswerther Weise; der Inhalt der ersten Hälfte des heurigen Jahrganges ist ein so reichhaltiger, dass | wir uns darauf beschränken müssen, ihn nur im Ail- ' gemeinen anzudeuten, und höchstens einige der grösseren ‚ Arbeiten aus demselben besonders namhaft machen können. Das Hauptgewicht wird auf Vogelschutz, dann Pflege der Vögel im Käfige, der Voliere und der Vogel- | stube, Züchtung gefangener, namentlich exotischer Vögel, Belehrung der Leser über diess Alles, endlich auf alle den Vogelhandel betreffenden Angelegenheiten gelegt, in welch’ letzterer Beziehung der sehr reich- haltige Inseratentheil den Lesern manchen guten Dienst | leisten mag. Von grösseren oder sonst besonders ver- | dienstlichen Artikeln wollen wir nur die folgenden bei- | spielsweise anführen: v. Schlechtendal, Bemer- kungen über einige in der Gefangenschaft weniger | häufig beobachtete Vögel; Dr. Carl Russ, Wirth- schaftliche Vogelzucht; Derselbe, zum Vogelschutz, Nutzen und Schaden der uns nächst umgebenden Vögel; W. Böcker, die Fehler und Entartungen des Kanarien- gesanges; H. Nehrling, Nordamerikanische Vögel im Freileben geschildert; E. Dulitz, über einheimische, insektenfressende Vögel als Pfleslinge, Stubengenossen und Sänger; Dr. A. Girtanner, das Steinhuhn der Schweizeralpen in Freiheit und Gefangenschaft (ein ganz köstliches, frisches Lebensbild); Dr. Carl Russ, neue und seltene Erscheinungen des Vogelmarktes ; u.s. w.u.s. w. Dazwischen sind eine Unzahl von kleineren Aufsätzen, Notizen, Auskünften, Rezensionen, | Vereins- und andere Nachrichten eingestreut, welche | sowohl für die blossen Amateurs als auch für die eigentlichen Ormithologen von Fach viel des Werth- vollen und Guten enthalten. Dr. v. E. | Die gefiederte Welt. Zeitschrift für Vogelliebhaber, | Inserat. Alle Gattungen Veselliwuweeter ‚in sehr reiner, staub- und geruchfreier Qualität, | Mischungen in vorzüglicher Zusammensetzung offerirt zu billigsten Preisen die Samenhandlung P. Hüttig, Halle an der Saale? Dr. v. E. Wien, I. Ballgasse 8, nächst der Rauhensteingasse und dem Franziskanerplatz. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. I. Jahrg. . . Nr. 10. m flege ael-Shuß und -R Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. H Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franeo- ' Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern 187. Inhalt: Ueber die Vogelfauna von Lilienfeld. Von Hans Neweklowsky. (Fortsetzung.) -— Ornithologischer Reisebericht. II. Von Eduard Hodek. — Allerlei. — Literarisches. — Vereinsangelegenheiten. — Von fremden Vereinen. — Briefkasten. — Inserat. Ueber die Vogelfauna von Lilienfeld. Von Hans Neweklowsky. (Fortsetzung.) IV. Ordnung. Singvögel (Oscines). Familie: Kurzflügler (Lichotrichidae). Der Zaunkönie (Troglodytes europaeus, Cuy.). s glody j , Vom Monate Dezember bis in den Mai hinein er- tönt der helle, vollklingende, äusserst liebliche Ge- sang unseres kleinen Gnomen, fast in allen Theilen unserer Gegend. Er ist hier ungemein häufig anzutreffen, im Mittelgebirge in der engsten Thalschlucht ebenso wie auf bebuschten Berghalden, im Laub-, wie im Nadel- walde, und bis im die höchste Region hinauf. Doch zieht er reich umbuschte Bergbäche und diehte Zäune allen anderen Lokalitäten vor. Ein gezähmter Zaun- könig gehört zu den lieblichsten Geschöpfen der Vogel- welt, nur dürfen keine Katzen im Hause sein, und der Pfleger muss sehr auf seiner Hut sein, bei der allzu innigen Zuthunlichkeit des kleinen Vögelchens es nicht zu zerdrücken oder zu zertreten. Ist er einmal an ein Zimmer und an die Menschen gewöhnt, so kann man ihm ohne weiters das Fenster öffnen, und mögen seine Streifereien sich noch so weit ausdehnen, sicher kommt er des Abends zu seiner gewohnten Schlafstelle zurück. Nur jung aufsezogene Vögel taugen für die Ge- fangenschaft, für den Käfig jedoch keinesfalls. Familie: Baumläufer (Certhiidae). Der gemeine Baumläufer (Certhia familiaris, L.) kommt im Zuge hier wie überall in Gesellschaft der Meisen ziemlich zahlreich vor und brütet auch ganz gewiss in dieser Gegend, welche so reich an Lokalitäten für seine Nistbedingungen ist. Er ist gleich den Meisen und Spechten höchst nützlich. Der rothflügelige Mauerläufer (Tichodroma muraria, Illiger). Jedes Jahr, vom halben Jänner bis Ende Februar hatte ich hier Gelegenheit, dieses in- teressante Geschöpf zu beobachten. An dem Mauerwerk der hiesigen, aus porösem Kalkstein erbauten Stiftskirche erscheint der Vogel 66 um diese Zeit oft in zwei bis vier Exemplaren. All’ seine Bewegungen erinnern an jene der Spechtmeise, nur hebe ich hervor, dass er nach jedem Sprunge, welchen er am Mauerwerk macht, eme wippende Be- wegung mit Steiss und Flügeln nach Art des Roth- schwänzehens ausführt. Sem Klettern an dem Gemäuer führt er mit vollster Sicherheit aus, jedoch geht er dabei fast immer nur aufwärts, auch nach rechts oder links, nach abwärts selten und nur kurze Strecken. 3ei seiner Suche nach Insekten, wobei ich mir Spinnen als die Hauptnahrung denke, beobachtet er eine ganz regelmässige Gleichförmigkeit. Hat er den höchsten Punkt am Mauerwerk erreicht, so sich an der Mauer mit halbgeöffneten Flügeln, manch- mal auch etwas flatternd, et senkrecht herab und erscheint in diesem Sturze wie ein nachlässig zusammen- geknitterter, schwarz und grauer Papierklumpen. Er klettert wie die Spechtmeise, vollkommen frei, ohne, wie die Spechte, den Schwanz als Stützpunkt zu | benützen. Jedesmal, so oft ich den Vogel unbemerkt beobachtet habe, waren die wippenden Bewegungen weit seltener als dann, wenn er sich von mir beobachtet wusste, Sobald ich den einsamen Raum des Schiffes der hiesigen Stiftskirche betrat, flogen vom Mauerwerk ängstlich ab, Zeiträumen jedoch wieder und logen wieder ab, jedoch immer kürzer wurden die Wege, welche sie fliegend zurücklegten, bis sie nur aan a um einen klemen Kreis zu beschreiben, und sich dann wieder am Mauerwerk niederzusetzen. Schliesslich hörte das Ab- fliesen gänzlich auf, und nach mehrtägigem Besuche ihres Aufenthaltsontes hatte ich ihnen so viel Ver- trauen eingeflösst, dass sie nicht nur nicht mehr ab- flogen, sondern scheinbar herausfordernd mit aufge- bauschtem Gefieder und halbgeöffneten Flügeln am Mauerwerke, theils kletternd, “heils liegend, immer näher zu mir herabkamen ma sich mir bis auf ungefähr 10 Schritte näherten. Ich hatte daher nächster Nähe in beobachten. das Vergnügen, den Vogel aus allen seinen freien Bew egungen zu Die halbgeöffneten schwarzen Flügel, die ein kirschrothes, nach Aussen gezähntes breites Band ziert, liessen die ganze Gestalt des V ogels wie einen am Mauerwerk sich unruhig hin und her bewegen- den klemen Fächer erscheinen. Das Zutrauen, welches diese niedlichen, zarten Geschöpfe gegen mich bewiesen, hat meinen Vorsatz, eines derselben zu schiessen, ganz zu Nichte gemacht. Weder eine Stimme habe ich ver- nommen, noch wurde es mir selbst bei dieser Nähe der Beobachtung möglich, irgend ein Zeichen in Gestalt, Färbung und Zeichnung an den V ögeln wahrzunehmen, welches sich auf einen Eeosohledhkumeselen] hätte anwenden lassen. Schon der Schnabelbau, welcher mehr dem der Certhia familiaris ähnlich ist, lässt auf eine ganz andere Ernährungsweise als die der Specht- meise "schliessen, welche Netzlore sich im Nothfalle nach Art der Spechte des Schnabels wie eines Stemm- eisens bedient, um unter Moos und Rinden verborgene Maden hervorzuholen. Es gibt hier im Gebirge so ee eimsame Orte, so viele kahle Wände und Stemwildnisse dass es ganz wahrscheinlich ist, dass der rothflügelige Mauerläufer in diesem Gebiete Ama brütet. Mit Ende Februar verschwindet er in Lilienfeld selbst gänzlich, wahrscheinlich um seine gewohnten Brut- orte zu beziehen. die, Voselivorsmir | on Tormt lässt er | kehrten nach längeren | Der europäische Kleiber oder die Specht- meise (Sitta europaea, L.). Dieser so nützliche Vogel welcher die Eigenschaften der Spechte mit jenen der Meisen zu unserem Nutzen verbindet, kommt hier überall ziemlich zahlreich vor. Wie Hehikeh klingt ihr Paarungslockton aus dem Gitterwerk der sprossenden Zweige in die jungfräuliche Frühlingsnatur hinaus. Der hiesige Stiftsobstgarten erfreut sich alljährlich der Aus- zeichnung , ein Pärchen der Sitta zur Brutzeit zu beheben. Ich habe oft von Jägern sagen ge- hört: „Es. wird schon lauschig im Walde“, wenn sich im die schüchternen , feinen Hochzeitsstimmen der Meisen und des Goldhähnchens der laute Ruf der Sitta mischt, und ich glaube der letzteren in diesem Konzerte das höchste Verdienst um das Wort „lauschig“ zugestehen zu müssen. Dem zu Anfang Februar bei stiller Witterung im Walde weilenden Neereunde sind diese endlenmike die herzerquickendsten Hofinungszeichen des bald er- wachenden Frühlings. Auch dieser Vogel findet hier zu seiner Vermehrung die bequemsten Lokalitäten und fast bei allen Gehöften des Hügellandes ist er brütend anzutreffen. Gegen das Frühjahr mehrt sich seine Zahl auffallend, wiewohl er auch im Wimter in Gesellschaft der Meisen häufig Familie: Meisen (Paridae). Die Kohlmeise (Parus major, L.) und die Tannenmeise (Parusater, L.) sind die am häufigsten hier vorkommenden Arten. Die Blaumeise (Parus coeruleus, L.) ist minder häufig. Die eristatus, Hauben- (oder Schopf-) Meise (Parus L.) kommt vorzugsweise im Nadelwald vor. Die Schwanz- (oder Schnee-) Meise (Parus caudatus, L.) durchzieht in Gesellschaft anderer Arten ihres Geschlechtes, oft in Flügen bis zu 50 Stücken unsere Gegend und ist hier sicherlich auch Brutvogel. Ich glaube kaum, dass irgend eine Gegend den Meisenarten so viel willkommene Brutlokalitäten bietet wie eben diese. Nicht allein, dass die ganz systemlose Plenterwirthschaft in den hiesigen Bauernwaldungen eine grosse Menge überständiger Bäume duldet, an w wel chen helles “schon meh Spechte wohlgezimmerte Quartiere m Ueberfluss sich finden, und die den Höhlen- brütern überhaupt zur Wahl ihrer Brutstellen die weit- gehendste Freiheit gewähren, so kommen hiernoch andere Faktoren der so wünschenswerthen Vermehrung dieser Geschöpfe zu Gute. Jedes Eigenthumsgebiet ist init einem gänzlich verwilderten, lebendigen Buchenzaun umgeben, is welchem in ungleichen Abständen alte, Tenniodlerndle Laubbäume aller Art hervorragen. Alle Feldrame sind mit Most-Obstbäumen bestanden. Die Wohnungen des Landmannes hüllen sich hier in eine vollständige Obst- baumwildniss, welche ebenfalls eine Unzahl kernfauler Ueberstände besitzt. Das mit Mistel, Flechten und Moos- parasiten reichlich behangene Geschlecht der Kernobst- bäume gibt auch eine ganz erkleckliche Anzahl von hohlen Aesten zu Nisträumen her. Wenn man nun be- denkt, dass diese ganze Gegend, bis ziemlich hoch in’s Gebirge hinein, fast überall gleiche Kulturverhältnisse wie ee eben geschilderten Zeist, so wird man wohl begreiflich finden, dass sich unter dem Schutze solcher Verhältnisse die Entwicklung neuer Vogelgenerationen aus der Gattung der Höhlenbrüter in ‚ganz erklecklichen Quantitäten alljährlich hier bequem abspielt. Bei der Indolenz der Bevölkerung ist von Letzterer hier fast nichts zu fürchten, denn der Vogel lässt unsere Land- leute gänzlich unberührt; der Bauer sagt höchstens, wenn er sich von den der vollen Gesängen der Sing- drossel denn doch manchmal erbaut fühlt: „Heut? ist's lieblich im Wald.“ Die höchste Anerkennung verdient unser Meisen- geschlecht desshalb, weil es das Uebel der Insekten- vermehrung an der Wurzel fasst. Während seines ganzen Lebens ist der Vogel in ununterbrochener emsiger Thätigkeit nach Insekten-Embryonen zu suchen. Kein Blatt, kein Zweig entgeht seinem Späherauge. Wie viele Insektenarten werden auf diese Art vertilet, welche im Zustande der Raupe von keinem Vogel mehr berührt werden. Die Wanderungen der Meisen bringen diese letzteren in unsere Gärten, ja bis in die nächste Nähe der Städte, wo sie mit eleiel ıer Emsigkeit jeden Baum und Strauch durchspähen. Vor meinem Fenster, welches in einen geräumigen Garten Ausblick gewährt, habe ich während der‘ verflossenen zwei strengen Winter den Meisen alltäglich Futter gestreut. Habe ich es einmal versäumt, meine Fütterungszeit genau einzuhalten, so kamen sie an’s Fenster geflogen, um mich an meine Gewohnheit zu erinnern. Familie: Lerchen (Alaudinae). Die Felalerche (Alauda arvensis, L.) ist nur im aufgeschlosseneren Gölsenthale anzutreffen und da nur spärlich. Die Wald- oder Heidelerche (Alauda arbore ea, L.) ist im Hügellande überall Brutvogel; ich fand sie in einer Höhe von 600 Metern am Hochplatea ‚u der Gemeinde Ebenwald noch brütend. Im ganzen Hügellande ist der liebliche Gesang dieses Vogels von zeitlich Früh bis spät Abends in der Brutzeit zu vernehmen. Die Haubenlerche (Alauda cristata, L.) fehlt hier gänzlich, ist jedoch am sogenannten Steinfelde der St. Pöltner Hochebene ieh häufig brütend anzu- treffen. { Familie: Bachstelzen (Motacillidae). Der B Hüsellande fast überall. Wiesenpieper (Anthus pratensis, Bechst.). Im Hügellande zerstreut als Brutvogel, jedoch selten; über- wintert hier an Gebirgsbächen. Die Gebirgsb achstelze (Motacilla sulfurea, Bechst.) ist hier je tiefer im Gebirge, desto häufiger als Brutvogel anzutreffen; sie ist Somelbrell Die gemeine Bacher (Motacilla alba, L.). Bis zu S00 Meter Höhe habe ich u Vogel brütend beobachtet, weiter hinauf fehlt er gänzlich. Im vorigen Frühjahre kamen die ersten Pärchen 3. März hier an. aumpieper (Anthus arboreus, Bechst.). Im ertönt sein kanarienvogelähnlicher Gesang am Familie: Wässerschwätzer (Cinelidae S. Hydrobatidae). Der Wasserschwätzer (Oinclus aquatieus, Bechst.) belebt alle unsere Gebirgs-, Haupt- und Nebenbäche in erstaunlicher Menge. Er ist ein enereischer, sehr kluger Vogel. Den ganzen Winter, ob stürmisch oder heiter, ist sein munteres Geschwätz, welches mitunter ganz hübsche Strophen enthält, an unseren Gewässern zu vernehmen. Die Männchen führen ihre Nebenbuhler- | 67 Seine und Im Tauchen ist kämpfe hoch in den Lüften immer singend aus. Flugkraft ist für den robusten Bau des Körpers die kurzen Flügel erstaunlich gross. er Meister, übrigens ein gefährlicher Verzehrer der Fischbrut, da er nicht nur den Laich sondern auch Sehen ausgeschlüpfte junge Fische bis zu Fingerlänge, verschlingt. Mit einer geregelten Fischzucht ürde sich seine Bene wohl nicht vertragen. In einem nicht unbedeutenden Bassin des hiesigen Stifts- gemüsegartens hat er in wenigen Tagen 30 Stick frisch eingesetzte junge Goldfischehen eänzlich aufsezehrt, wozu er überdiess nur die elheson Morgenstunden benützen konnte. Er ist hier Standvogel und verlässt unsere Gegend nur in ausnehmend strengen Wintern. Merkwürdiger- weise fehlt er in dem von wild überander en Felsenmassen und kahlen Steinwildnissen engbeg renzten Lassing- und Oetscherbache gänzlich. Die wahrschein- lichste Ursache hievon ist die grosse Fisecharmuth dieser Wildbäche, welche in der alljährlich von Seite der Waid- hofner Holzindustrie-Gesellschaft zur Zeit der Schnee- schmelze eingeleiteten Schwellung zum Behufe der Abschwemmung schwerer Holzklötze ihren Grund haben dürfte. Familie: Sänger (Turdidae s. Sylvidae). Die Misteldrossel (Turdus viseivorus, L.). Diese grosse Drosselart kommt brütend hier nur spärlich vor, und häufiger im Hügellande als im Mittelgebirge. Im Herbiizuse dagegen ist sie auch im Mitteleebiree eine der haubest ende »n Arten. Die Wachholderdrossel oder der Krammets- vogel (Turdus pilaris, L.) nur nn Herbstzuge in Gesell- schaft der vorigen und der Rmgdrossel auf mit Beeren reich besetzten Bershalden, Weideplätzen und jung ab- gestockten Waldäumen: Brütend habe ich den Vogel hier nirgends beobachtet. Die Singdrossel (Turdus musieus, L.). Mit hohem Respekt spreche ich von ihren wundervollen an welche hier fast überall die Wälder beleben. Nur i die höhere Region versteigt sie sich nicht, hier Ir sie andere Arten ab. Fast aus jedem Waldbusch, wo reicher Unterwuchs willkommene Nisträume bietet erschallt in wundervollen Akkorden ihr Lied. Sie ist derjenige Vogel, welcher unserem ermsten düsteren Nadelwalde die höhere Weihe gibt, welcher mit dem Schmelz seiner Stimme von dem Wipfel einer Fichte oder Tanne herab im Herzen des wahren Naturfreun- des die wonnigste Empfindung für die Erhabenheit und Majestät der Waldwildniss wachruft. Die Ringdrossel (Turdus torquatus, L.) bevölkert die Wälder der höheren, ja selbst der höchsten Region, mehr aber noch die nur mit spärlichen und verküm- merten Gruppen der Fichte bestandenen Alpenweiden und entlegensten, einsamsten Bergwildnisse dieser Ge- gend. Ihre Gesänge, welche an Melancholie denen der Amsel sehr nahe kommen, sind vom Lassins- thale aufwärts überall, auf den Alpenweiden der Ge- meindealpe am häufigsten, zu hören. Der Vogel kommt im Herbstzuge hier allenthalben sehr zahlreich vor. Die Weindrossel (Turdus iliacus, L.) erscheint nur im Herbstzuge. Die Amsel oder Schwarzdrossel (Turdus merula, L.) ist im Hügellande überall ziemlich häufig anzu- treffen, auch sie verdient für ihre melancholisch ernsten Lieder unsere beste Anerkennung; sie ist ein sehr 68 wachsamer Vogel, doch besitzt sie Zutrauen gegen den Menschen, in dessen unmittelbarster Nähe sie sehr gerne ihre Nester anlegt. Ihr Kleid und ihr Gesang stehen in vollster Harmonie. Obwohl eine grosse Zahl hier überwintert, so erscheint sie vom Februar an dennoch zahlreicher in den Wäldern. Im Frühlinge 1876, muss ich beifügen, war ihre Zahl gegen die Vorjahre bedeutend geringer; wenn nicht eine Epidemie den Vogel dezimirt hat, so liegt der Verdacht sehr nahe, dass er auf den italieni- schen Vogelherden dieses Jahr einen fühlbaren Abbruch erlitten haben mag. Diese Herren Italiener könnten ihrem unverzeih- lichen Lukullismus denn wahrlich doch einmal Schranken setzen; sie wüsten mit fremdem Eigenthum auf die unverantwortlichste Weise und die Anstrengungen, welche von Seite vieler europäischer Regierungen gemacht | wurden, waren wohl nur ohnmächtige Versuche. In einem Lande, wo die Aristokratie der Bevölkerung die besten Fangstellen für sich ausbeutet, dürfte die übrige Bevölkerung wohl kaum anders handeln, als diesem Beispiele womöglich folgen. Die Drosselarten sind insgesammt nur nützliche Geschöpfe und beleben die Natur durch ihre voll- klingenden lauten Gesänge in hervorragendster Weise. Der Teichrohrsänger (Calamodyta [Calamo- herpe] arundinacea, Gm.). Im Zusammenflusse der Gölsen mit dem Traisenbache, auch hie und da im Gölsenthale an den diehter umbuschten Bachufern und mit Rohr bestandenen Tümpeln ist der nicht sonderlich gut klingende Gesang dieses Vogels zu hören. Sprachmeister oder Spottvogel (Hypolais salicaria, Bp.). Dieser wahre Spötter im Gesange, welcher aus seiner kleinen Kehle die mannigfachsten Melodien und Strophen zu einem fast ununterbroche- nen Gemisch von Gesängen vereinigt, gehört hier nur der mildesten Region an; weder in den Engthälern, noch auf den Bergeshöhen des Mittelgebirges kommt er brütend vor. Das Gölsenthal und die Hügelwelt, welche dasselbe von Norden her umgibt, sind in geeig- neten Lokalitäten zur Brutzeit von ihm bewohnt. Ein echter Zärtling, kommt er erst nach Entwicklung des Blätterschmuckes unserer Laubbäume hier an und ver- lässt uns ganz gewiss sehr bald. Ich habe in unzähl- baren Fällen Gelegenheit gehabt seinem Gesange zu lauschen und gefunden, dass, wiewohl er sich in gewissen eigenen Melodien und Strophen gleicht, fast bei jedem einzelnen die mannigfachsten Abweichungen in der Nach- ahmung von annektirten Vogelstimmen vorkommen. Der Fitislaubvogel (Phyllopneuste trochilus, Meyer). Dieses niedliche Vögelchen erscheint hier all- jährlich mit Anfang April und so melodielos auch sein einfacher Gesang ist, so bildet er zu den nun schon ziemlich entwickelten Natur-Konzerten unserer Gegend eine angenehme Zugabe. Er geht zwar auch in's Gebirge hinauf, ist aber in den kleinen Aubeständen des Gölsenthales am häufigsten anzutreffen. Mit Ende April verstummt seine Stimme fast überall, wiewohl er doch als Brutvogel angenommen werden muss, dafür erwacht sein Lied, jedoch weit sanfter, vor dem Abzuge mit Anfang August wieder und ertönt bis in den halben September hinein. Das gelbköpfige Goldhähnchen (Regulus cristatus). Im Nadelwalde wie in gemischten Beständen ist dieser kleine Vogel hier überall anzutreffen und zwar zu jeder Jahreszeit. Seine feine Stimme, welche selbst in den dichtesten Waldwildnissen der hohen Berg- region sich mit jener der Haubenmeisen zu einem fast unzertrennbaren, feinstimmigen Waldkonzerte verbindet, verstummt nur, wenn besonders heftige Stürme über den Nadelwald hinfegen und das Sausen und Rauschen der vom Sturme bewegten Baumkronen auch alle ande- ren Lebenszeichen der Natur mit seinen unheimlichen nur der Waldwildniss eigenen Tönen verstummen macht. Wenn die Frühlingsonne im Februar, März, den Wald bescheint, und die Luft ruhig ist, macht sich das bescheidene Hochzeitslied unseres Goldhähnchens be- merkbar. Letzteres ist ebenfalls ein schätzenswerther Waldhüter, welcher nach Meisenart nur auf Kosten von Insektenembryonen sein Dasein fristet, und die Resul- tate seiner Thätigkeit müssen um so erheblicher sein, als es im Nadelwalde fast überall und zu jeder Zeit vorkommt. Jedenfalls ist dieser Vogel hier auch wie überall im nördlichen Europa als Brutvogel anzusehen. Das feuerköpfige Goldhähnchen (Regulus isnicapillus, Cuv.) wurde hier nur in drei Fällen von mir beobachtet. Bei der ausserordentlichen Kleinheit des Vogels und der daraus erwachsenden Schwierigkeit ihn beobachten zu können, fällt sein Dasein nur sehr selten auf. Wenn auf Regen heftiger Frost kommt, wodurch alle Baumzweige wie überglast erscheinen und diess länger anhält, so erleiden unsere Goldhähnchen den bit- tersten Nahrungsmangel. Die Gartengrasmücke (Silvia |Curruca]| hortensis, M. et.W.) ist- hier weit seltener anzutreffen als die nach- folgende Mönchsgrasmücke. Sie gehört hier eigentlich nur dem Hügellande, zumeist aber dem Gölsenthale an, wie sie sich iiberhaupt dort häufiger findet, wo intensivere Bodenausnützung durch Gemüsebau mit Obst- und Ziergartenanlagen abwechselnd, vorkommt. Vor Allem meidet sie rauhe Lagen und liebt nur jene Lokalitäten, wo ein reicher Kulturboden einen üppigen Baum- und Gebüschwuchs hervorbringt. Ihre überaus lieblichen, vollklingenden Gesänge machen sie zu einem sehr geschätzten Geschöpfe, welchem unter den Sängern überhaupt ein hoher Rang gebührt. Ihr Eintreffen hatte ich nicht Gelegenheit zu beobachten, da sie bei Lilien- feld selbst gänzlich, fehlt. Die schwarzköpfige oder Mönchsgrasmücke, Schwarzplättchen (Sylvia [Curruca] atricapilla, Lath.). Diese Art belebt hier nicht allein die gemischten Wälder des Hügellandes, wo ihr reicher Unterwuchs willkommene Lokalitäten bietet, sondern sie geht den schroffen Ge- hängen des Traisenthales und aller übrigen Engthäler folgend, bis in beträchtliche Höhen hinauf und ist sogar bei St. Egyd noch Brutvogel. Sie ist ein echter Wald- vogel, welcher sich überall dort ansiedelt, wo ein üppiger Waldboden zu rascher Wucherung von Ge- strüppen aller Art nach vor Kurzem erst erfolgtem Abtrieb des alten Bestandes vorkommt. Sie trifft mit der Blattentwicklung des Weissdorns hier ein und belebt die eben erwähnten Lokalitäten in lieblicher Weise mit ihren zwar kurzen, aber immerhin voll und hell- klingenden Gesängen. — #0O:- 69 Ornithologischer Reisebericht. Von Eduard Hodek. I. Semlin, 16. Juni 1877. Während ich meine Reiseerlebnisse am 10. und 20. Mai noch mit steifen Fingern und zähneklappernd niederschrieb, herrschte in den letzten Wochen, u. z. vom 24. Mai an tropische Hitze; sämmtliche Brutvögel wachsen und gedeihen rasch und freuen sich des besseren Wetters wie das Korn Bauer daheim. Ueber den Bebrütungsgrad der Raubvögeleier | Daten zu liefern ist mir heuer ausnahmsweise nicht möglich, nachdem ein nicht unwichtiger Zweck, den ich mit der heurigen Reise verbinde, mich bestimmt, die Gelege unberührt und die Alten unversehrt zu lassen. Desshalb kann ich auch von keinem Jagdergebnisse sprechen; und wie es schon gewöhnlich dem Jäger er- geht, dass er am besten zu Schusse käme, sobald er aus irgend einem Grunde zu schiessen nicht in der Ver- fassung ist, so auch mir heuer. Die Adler kommen mir alle wie zahmes Hausge- Hügel vor, das obendrein blind und taub sein müsste. Während ich sonst stundenlang vom wohlverwahrten Verstecke aus das Herannahen des beobachtens- oder erlegenswerthen Vogels erwarten musste, kam mir gerade heuer Alles so zu sagen entgegen, als habe es bloss auf mein Eintreffen beim Horste gewartet. Während ich mich am 8. Mai ganz ungedeckt dem Horste eines Seeadlerpaares näherte, strich das Weibchen mit einem starken Hechte in den Fängen über mich daher, schwang sich vor meinen Augen — als gehörte ich mit zum Hausstande — von meiner An- wesenheit ungenirt, mit dem Raube zu den, mittlerweile an den Horstrand getretenen, schon über halb betie- derten zwei Jungen ein, zerlegte da binnen 10 Minuten den Fisch und ich konnte deutlich zusehen, wie sich die zwei Horstinsassen um die Brocken stritten und ansehn- liche Volumen derselben hinabwürgten. Der Hecht mochte 1'/, Kilo schwer gewesen sein und als nichts mehr davon übrig schien, sah ich deutlich gegen den westlichen Himmel, wie sich die Jungen ihre Schnäbel abwischten, die kleinen Reste zusammenlasen, endlich ihr Gefieder aufschüttelnd und es kurz ordnend, sich nach der Mittte des Horstes, wo sie völlig verschwanden, zur Ruhe begaben. Es war Y,7 Uhr Abends und während die Jungen noch um die letzten Reste der Mahlzeit stritten, hatte sich das Weibchen schon auf einen Nebenast gesetzt, und auch seinerseits Schnabel und Gefieder gereinigt; dann, einige herzhafte „Kli, kli, kli, kli, kli klik!“ ausstossend, dass es bis im jenseitigen hohen Drauufer widerhallte, fuhr es vom Aste stark schief in die Höhe, den Rut im Auffluge wiederholend. Kaum hatte es zwei bis drei Kreise oberhalb des Horstes beschrieben, da hörte man von Weitem schon ein schrilleres, höher tönendes „KRli, kli, klik!“ und wie ein Pfeil dahergeschossen stürmte das Männchen von Osten her in Gipfelhöhe zum Horste ; es betrat ihn jedoch nicht, sondern fuhr in eben solch’ steil-schiefer Bahn bis zur halben Höhe hinan, welche das, mittlerweile noch kreisende Weibchen bereits er- reicht hatte. Dann ging’s in Spiralen rasch höher und *) Durch Zufall verspätet. — Siehe Nr. 7 1. Jahrganges. am Felde und sein ) höher und als es die Region des Weibchens erstiegen hatte, wurde unter fortgesetztem, mitunter abgebrochenem und wieder begonnenem Konzerte ein wahres Fliege- turnier ausgeführt. Ganz unglaubliche und wunderbar rasch ausgeführte Schenmanöver kamen da vor. Zu- erst verfolgten sich die Adler und strichen wohl bis ausser Sehweite in wildem Jagen davon, im Nu waren sie wieder—in etwa 100 Meter Höhe über dem Horste— da. Das Weibchen spielte zumeist den Angreifer und schoss wie wüthend knapp über das Männchen her, so dass man trotz der bedeutenden Höhe das Sausen der wuchtigen Flügel hören konnte. Im Augenblicke, wo es das Männchen erreicht hatte, warf sich letzteres im Fluge jählings enen Moment über völlig auf den Rücken, hackte dabei mit den Fängen nach oben und immer wüster, immer leidenschaftlicher wiederholt tönte das Rufen beider Adler. Dann wieder griff das Männ- chen an und ertheilte seiner Ehehälfte einen derben Flügelschlag nach dem andern, während diese den An- griff nicht wie ihr Gatte, sich nach oben werfend, zurück- wies, sondern seinen Stössen bloss mit einer raschen Seitenwendung auswich, dabei mit einem Fange nach dem nächsten Flügel des Anstürmers hauend. Das Manöver mit dem Umstürzen, regelmässig nur von Seite des Männchens ausgeführt, wurde mindestens drei- mal wiederholt und dauerte dieses Spiel, bis die Sonne um !/,8 Uhr schon tief am Horizonte stand. Hierauf wirbelten Beide ausserordentlich hoch in engen Kreisen hinauf und stürzte sich schliesslich das Männchen in bloss drei schiefen Schwenkungen, das Weibchen aber fasst senkrecht mit angezogenen Flügeln zum Horste herab, worauf Letzteres sich auf einen Ast des Horst- randes selbst, das Männchen aber auf dem dürren Mittelaste einer etwa 20 Meter vom Horstbaume ent- fernten Eiche aufpflanzte. Das Schreien hörte von dem Augenblicke an auf, wo die Beiden sich nach beende- tem Spiele in Höhenspiralen aufwärts schwangen, im Hinabsausen liess ebenfalls keines derselben emen Laut hören, erst als das Weibchen den Horstast betrat, liess es ein zweimaliges, heiseres „kreh, kreck!* (zu Deutsch: „Meine Lieben! Jetzt bin ich da und bleibe bei Euch“) vernehmen und Alles nahm die Physiognomie der Nacht- ruhe an. Von den Jungen liess sich nichts mehr erblicken und ich blieb absichtlich etwa 50 Schritte, nicht weiter vom Horstbaume entfernt, ungedeckt stehen. Des Männ- chens Nachtsitz war jenseits des Baumes von mir, so dass der Horstbaum zwischen uns blieb; dieses machte bloss einen kleinen Bogen, um sich den Besucher zu besehen, ehe es aufblockte, das Weibchen aber nahm merkwürdigerweise gar keine Notiz von mir gerade als existirte ich und mein Lancaster da unten gar nicht. Es hatte richtig gerechnet; diessmal hatte es mein Blei wirklich nicht zu fürchten. Selbst als ich mich, durch- aus nicht geräuschlos mit dem kleinen Kahne (das Terrain war überschwemmt) entfernte, drehte es bloss den klugen Kopf mit den weissen stechenden Augen nach mir ohne abzustreichen. Ich muss gestehen, dass mich diese Sorglosigkeit stutzig machte, und erst als ich die Umstände zusam- men hielt, unter denen die Scene stattfand, erklärte ich 70 mir das vertraute Benehmen der beiden sonst so scheuen Adler. Täglich stellen in der Nähe dort die Fischer am Abende ihre Fisch -Reusen und weil sie dafür hielten, ich gehöre ebenfalls zu dieser Zunft, thaten sie so wenig dergleichen. Ein zweites Mal, am 21. Mai traf ich im Käcser königel. Walde beim Imperialis- Horste, der mit 2 Jungen besetzt war, das Männchen bei Hause. Es kreiste eben falls in unvorsichtigster Weise über unseren Köpfen und als ich das Zeichen meiner Anwesenheit hierselbst (ein Kreuz) mit dem Standhauer in die Rinde hieb und laut mit meinen zwei Begleitern dabei sprach, kam mit einem höchst selbstbewusst klingenden: „Krau, krau, krauk!® das Weibchen herbei uud pflanzte sich unerhörterweise auf dem Horst-Aste der nicht sehr hohen Zerreiche auf. Als wir uns entfernten, begleiteten uns beide Alten eine gute Strecke bis an den Waldweg, wo der Wagen hielt, in stets mässiger Schussweite. Es kamen mir in meiner Praxis nicht viele Fälle solcher Vertrauensseligkeit vor und wenn man nicht genau die örtlichen Umstände und Gewohnheiten der Vögel in Rechnung zöge, müsste man verführt werden, an eime Divinationseabe derselben zu glauben, welche die Regel: Trau, Sehen, wem — in überraschend rich- tige Anwendung bringt. Da ich gerade bei den Adlern bin, will ich des Herganges bei Herabnahme jenes Adlerhorstes umständ- licher erwähnen, dessen Absendung an das kaiserliche Naturalienkabmet bewerkstelligt wurde. Tags vorher, 22. Mai, hatte ich einen, heuer unbe- setzten Impevialis- Horst ins Auge gefasst; es erwies sich jedoch der Gipfel des Baumes als zu glatt und astlos, um dem mit dem Abhaeken oben Beschäftigten Stand- möglichkeit zu bieten. Der Gipfel selbst, eigentlich die Obermitte des Stammes, woran der Elan, eingebaut war, besass 80 Uentimeter Durchmesser und war sohin dieser Horst sammt den Seitenaststummeln, welche nothwendigerweise daran gelassen hätten werden müssen, für zu sahrr er und sein Transport durch ein weit ab- seits des Waldweges gelegenes Gewirr von Dornbüschen und dichten Bestand als unmöglich erkannt worden. Nach kurzer Konferenz mit meinen Leuten musste also dieses Vorhaben aufgegeben werden. Im Ober-Koviler Walde stand aber ein zwar klei- nerer, aber, weil heuer neugebaut, im Gipfel sitzender und mit Seitenästen für den Stand versehener, leichter abnehmbarer, mit einem Jungen besetzter Albicilla-Horst auf einer Zerreiche. Der schüttere, schlagbare Bestand mit weniger Unterholz, erleichterte auch dessen Ab- bringen zum Waldwege und so machten wir uns am 23. Mai 1/,7 Uhr Moreens an die Arbeit, nachdem zu- vor ac Vorkehrungen getroffen waren: An den Gipfeln zweier, etwas seitlich und 10 Meter von ein- Kun entfernt stehender Eichen, welche leider aber für den Zweck etwas zu niedrige waren, wurden zwei starke Seile befestigt, deren zweite Enden nach der Horsteiche zu gebracht wurden. Franz Dudovies bestieg; die Horsteiche, auf der unser Objekt, der Horst, 19 Meter vom Boden zwischen ftnf starken Gipfelästen eingebaut war und liess das zu ®/, ausgewachsene Junge an einer Schnur herab. Auf dem Giy nfel der links ste- henden Hilfseiche sass Anton Sladleoyies, auf der ande- ren Anton Manz, um die von Franz Dudovies am Horste angestrebte Richtung der Seile durch das Geäste der Horsteiche hindurch zu ermöglichen. Anton Dudovies und ich erleiehterten von unten mittelst dünner Stricke und Durchliehten der Stammesäste dieses Durch- und Hinaufziehen jener 2 Seilenden. Um 8 Uhr erfolgte durch Franz Dudovies der erste Hackenhieb, um die 5 Zwieseläste des Gipfels 20—25 Centimeter oberhalb des Horstrandes zu köpfen ; die zwei Kutscher des kom- binirten Transportwagens und wir zwei Anderen entfern ten die herabgehauenen, bis zu 16 Centimeter starken Aeste um unten stets freien Spielraum für weitere Arbeit zu besitzen. Sodann band Franz Dudovies mit emer starken Zugleine die 5 abgekürzten Astenden, schürzte die eine zum Knoten und befestigte denen einen starken Flaschenzug, welcher wieder mit dem Haupttragseile der beiden Seiten - Eichen verbunden wurde. Nun zogen Anton Sladkovies und Anton Manz ihrer- seits die Seile möglichst straff an und ihre Enden wurden an die Stämme unten von uns so fest gebunden, dass sich die Gipfel beider dieser Hilfsbäume gegen den Horst neigten und das Tragseil spannen mussten. Der Horst war mit seinem Gipfel vor der Hand fıxirt, während der Flaschenzug noch locker blieb. Nun gings an die schwierigste Arbeit, das Abhacken des 36 Öenti- meter starken Gipfels selbst. Ein ziemlich starker West- wind machte das Anbringen eines dritten Seiles nöthig, welches an eine rückwärts SBehndliehe Eiche gespannt al so angebracht wurde, damit der Wind den zu Ende durehschaekten Gipfel nicht in eine, für den Arbeiten- den unerwünschte, gefährliche Richtung breche. Schliess- lich wurde, nesalhelenn um 12 Uhr Mittags der Giptel mühselig über seine Hälfte a nackt war, ein soge- nanntes Reitseil so gebunden, dass ein allzugähes, dem Hackenden sefährdendes, „Abreiten“ der getrennten Theile verhindert werde. Ein Ende dieses Seiles um- schlang den Gipfel, das zweite den Stammabhieb so, dass der Schnitt, wo die Hacke noch zu arbeiten ha atte, frei blieb. Um 2 Uhr war das Durchhacken so weit ge- diehen, dass man das Abbrechen versuchen konnte ; wir entfernten das Windseil, jene zwei Leute der Seiten- bäume verliessen ihren luftigen Sitz und wir alle Sechs setzten den Flaschenzug in Thätigkeit um das über dem Horste gespannte Seil möglichst stramm und dem Horste nahe zu bringen. March den seitlich wirkenden Seilzug der Hilfseichen erwarteten wir eine raschere Wirkung des Flaschenzuges und das Abbrechen des Gipfels. Trotzdem aber der Gipfel nur noch bis auf 2—3 Öentimeter seines Kernes undurchhauen war und einen starken Seitendruck durch den Wind auszuhalten hatte, trotz der Gewalt des Flaschenzuges, stand der Gipfel fest und Franz Dudovies, der mittlerweile in die schützenden unteren Aeste gestiegen war, musste noch- mals an’s Hacken. Er damehlheh dem Kern bis auf 1'/, Centimeter und entfernte sich; nichtsdestoweniger widerstand der Gipfel, selbst der Wind übte wenig Druck aus, nachdem die Aeste gestümmelt waren. Nun musste an’s Abbrechen gedacht werden und um diess nach Vorwärts zu ermöglichen, musste trotz der schwachen Verbindung des Gipfels mit seinem Stamme Franz Dudovies den Horst ersteigen und es gelang ihm, eine Schlinge an einen der Seitenäste zu schleifen! Nun wurde auch das Reitseil los gemacht, Franz Dudovies stieg etwas herab und drei Mann fass- ten das Zugseil, drei Mann den Flaschenzugsstrick; um 23/, Uhr zogen wir allseits an, der Gipfel brach kra- chend’ scharf ab, machte einige heillose Schwingungen über unsere Köpfe hin und wir hatten die Genugthuung ihn mit dem Horste wie eine Ampel am Seile hängen zu sehen. Beide Seiteneichen bogen sich unter der Last dieser Riesenampel beinahe ineinander und so kam der Horst bis zur Tiefe von bloss 5 Meter zu stehen. Nun wurden die Flaschenzugstricke gelockert, um den Horst langsam völlig zur Erde zu lassen. Hiebei ereig- nete sich folgender Zwischenfall, welcher leicht üblen Ausgang nehmen konnte: Das linke Seil gab an der Hilfseiche nach und der Flaschenzugstrick sperrte sich durch die entstandene schiefe Lage in der Rollenwand, wesshalb Anton Sladkovies daran ging, ersteres am Stamme fester zu binden; die Leine schnitt sich jedoch an der Rolle ab, die ihrer Last entledigten zwei Eichen schnellten vehement auseinander, und Anton Sladko- vies von dem zum Glücke langen Seilende um den Körper gefasst, wurde bei 5 Meter weit in die Seiten- äste Geschleudert, aus denen er zu unserem freudigen Erstaunen beinahe ohne Verletzung herabstieg. Na lich stürzte zugleich der Horst - Gipfel zur Erde, grub sich trotz seiner breiten Abhiebfläche bei 10 Benımar tief in den Boden, aber — er stand aufrecht und hatte weiter kemen Schaden genommen, als dass die aus dem Baue weit herausstehenden längsten Materialäste durch den Anprall abgesplittert waren. Es gehörte eben die Festigkeit der Bauart eines Adlerhorstes dazu, um letz- teren bei solchem Sturze vor dem Zerstieben in Atome zu bewahren. Nun war 3 Uhr, und erst jetzt verliess Franz Dudovies vollends die Horsteiche, wo er von 1,7 Uhr bis jezt, somit über 8 Stunden arbeitend und sichtlicher Lebensgefahr ausgesetzt, zugebracht hatte. Zunächst wurden noch 12 Centimeter des Stammsgipfeltheiles ab- gehackt, weil sie unnützen Ballast abgegeben und keine ebene Hiebfläche dargeboten hätten, dann machten wir uns ans. Aufsuchen und Entfernen des Inhaltes der im Horst-Materialgeäste untergebrachten wohlgezählten 45 Spatzennester, welche dom Horste bis zu seiner Ankunft 7 71 in Wien ein unangenehmes Parfüm verliehen hätten. So- dann wurden von oben und allen Seiten Breter um den Horst genagelt um ihn fest zusammenzuhalten, wobei wir leider sehr viele, noch immer zu weit heraus- stehende, starke Bauholzäste, die uns am Umnageln hinderten, abbrechen und entfernen mussten. Sammt diesen Aesten, deren Anzahl nicht gering war, hat ein solcher Horst erst sein eigenthümliches, urwüchsiges Aussehen, ohne diese aber kommt er mir — der ich ihn anders, in seiner Ursprünglichkeit kenne — wie eine Henne ohne Schweif vor; trotzdem musste, um das Mögliche zu erreichen, das Beste preisgegeben werden, er wäre mit diesen vorstehenden Aesten nicht anzu- fassen, nicht zu verladen und überhaupt nicht zu trans- portiren gewesen. Erst um Y/,7 Uhr Abends, nachdem wir mittels Flaschenzug den Horst auf den Wagen gehoben hatten, befanden wir uns am Waldwege zur Shrasee nach Neu- satz, wohin ich ihn zur Aufgabe auf den Remorqueur dirigirte. Das Gewicht dieses seltsamen Collo’s wurde mit 600 Kilo bestimmt. Meine Leute haben damit einen neuen Beweis ihrer waghalsigen Tüchtigkeit und Franz Dudovies da- zu von ausdauernder Kraft gegeben, und freue ich mich herzlich, mein dem kaiserlichen Naturalienkabinete ge- gebenes Versprechen eingelöst zu haben. Leider sast mir ein, hier in Semlin vo orgefundenes, freundlich danken: des Schre iben, des Empfängers Hein Direktor Dr. Steindachner, dass der Horst wohl in Ordnung ange- kommen, jedoch im Kabinete nicht aufgestellt” werden könne, weil er — — durch keine Thüre und kein Fenster geht. Nun, mich wundert es nicht, sah ich doch vor einigen Tagen einen Horst von Albicilla, mit dem man. seine lie Det Noth hätte, ihn selbst durch dos Haupt- portal unserer Sean lanche zu bringen. (Fortsetzung folgt.) STETTEN DD: Allerlei. Ein gefangener Kiwi (Apteryx Owenii, Gould). Einem vom 20. Juli d. J. datirten, am 14. September uns zugegangenen Schreiben des Herrn Andreas Rei- schek, Präparators am Uanterbury-Museum zu Uhrist- church in Neuseeland entnehmen wir folgende Stelle : „Vor einigen Monaten erhielt ich von einem Freunde in Hokitiki an der Westküste en lebendes Kiwi- Männchen; ich füttere dasselbe seither mit rohem wurmartig geschnittenem Fleische, welches ich Erde und grünes Moos mische, wobei es sich ganz wohl befindet. Den Tag über schläft der Vogel in einer Höhle, welche ich ihm gemacht, wobei er, so wie die Strausse, auf den Kniegelenken sitzt, und den Kopf zwischen den Beinen hält. Des Abends, wenn es dunkel wird, kommt er hervor, geht in das Wasser, watet darin herum, trinkt und putzt sich; dann nimmt er seine Nahrung und trinkt abermals nach jedem Bissen, den er verschluckt. Alle Abend lasse ich ihn in meinem Arbeitszimmer frei herumspazieren; da beobachtet er Alles, durchsucht jeden Winkel und guckt in jeden Topf hinein, um die ausgestopften Thiere geht er herum, besieht sie und kratzt daran mit den Füssen. Er knackt wie eine Eule mit dem Schnabel und vertheidiget sich auch mit demselben. ihn zugehe, läuft er niemals davon, sondern stellt sich zur Wehre und versucht zu kratzen, wobei er jedesmal Wenn ich auf unter ı macht, oft so heftig, dass er auf den einen Sprung m diess scheint ihn aber wenig zu kümmern Rücken fällt; und veranlasst ihn noch keineswegs zur Flucht, denn allsogleich kommt er wieder heran. In seinem Käfige RR - na a . = S gräbt er mit den Füssen Löcher in den Sand und steckt semen Schnabel hinein. Ich gebe mir Müle ein Weibchen zu erlangen, allein es hält diess sehr schwer, da diese Thiere im den bewohnten Gegenden schon gänzlich ausgerottet sind, und nur mehr an der Westküste leben, wo es aber auch schon viele Zeit und Mühe kostet eines oder des anderen Stückes habhaft zu werden. Da sie sehr theuer bezahlt werden, so will Jeder Kiwis sammeln und so werden sie denn bald ganz verschwunden sein. Indess hat mir mein Breunde einige Exemplare versprochen. Auch lebende Kakapos oder Nachtpapa- eien (Strigops habroptilus), welche ebenfalls schon ehr selten sind, wurden mir in Aussicht gestellt. Sie und die Kiwis beabsichtige ich womöglich lebend nach Wien zu bringen.“ © fo) se Ein kleiner Schwalbenfreund. Der Thierschutz- verein zu Paris pflegt alljährlich eine grössere Anzahl von Preisen an Personen, welche sich um een Thierschutz irgendwie besonders Verden gemacht haben, zu verthei- on. Schulkindern es onder et werden Sparkassabücher - 12 mit kleinen Einlagen gegeben. Unter den heuer prämür- ten Knaben befindet sich auch einer, über welchen der im Bulletin de la $S. Prot. d. Anim. enthaltene Jahres- bericht folgende Notiz gibt: „Francois Edmond Maus- sire, ein Elite - Schüler, hat es dahin gebracht, Schwal- ben zu zähmen. Seit fünf Jahren aan vier Paare ihre Nester an die inneren Deckenbalken seines Schlaf- | | | | j | | | I zimmers gebaut, und daselbst zweihundertzweiundsech- zig Junge erbrütet. Zu einer gewissen Zeit des Jahres kommt an der gastlichen Stätte eine ganze Versamm- lung von Schwalben zusammen. Im Augenblicke des Abzuges ist das Lebewohl ein rührendes; die Schwal- ben Seheinen ihrem jungen Freunde sagen zu wollen: „Wir werden im nächsten Frühlinge iederkoramenk e Er Literarisches. Dr. A. B. Meyer. Abbildungen von Vogel - Ske- Nach dem ausgegebenen Prospekte ind dieses letten. Werk in Lieferungen von eirca 10 Tafeln mit kurzge- | fasstem Texte Snschefnen. Dasselbe wird Darstellungen seltener und bis jetzt nicht oder ungenügend abgebildeter Skelette bringen und dabei oh die, noch wenig be- kannten Skelette der domestieirten Tauben- und Hühner. racen berücksichtigen. Das erste Heft, welches erschei- nen wird, benten handen ist, dürfte folgende Arten enthalten: Dasyptilus Pecqueti, Loriculus eulaecissi, Charmosyna Josefinae, Meopogon Forsteni, Paradisea papuana, Cicin- nurus regius, Manucodia chalybea, Ptilopus speeiosus, Otidiphaps nobilis, Gallus bankiva. Die dem Prospekte beigegebene Tafel, Dasyptilus Peequeti vorstellend, ist sehhe Sohn ausgeführt und dieses Werk wird ohne Zwei- fel einen wichtig en Platz in der ornithologischen Literatur einnehmen. Dr. C. G. Giebel. Thesaurus Ornithologiae. Reper- torium der gesammten ornithologischen Literatur und Nomenclator sämmtlicher Gattungen und Arten der Vögel nebst Synonymen und geogr. aphischer Verbreitung. Sechster Halbband, enhalkend Bogen : 26—54 (Schluss) des dritten Bandes, Titel und Vorwort. Leipzig 1377. , Mit dem vorliesenden Halbbande ist dieses umfassende wenn eine hinlängliche Zahl von Subskri- | und für jeden Ormnithologen wichtige Werk in der ver- hältnissmässig kurzen Zeit von fünf Jahren zum Ab- schlusse gebracht worden. Welche riesige Aufgabe zu bewältigen war, möge daraus entnommen werden, dass im Repertorium 16.550 selbstständige Schriften und einzelne ee zu welchen in den Nachträgen bis 1576 noch 950 Titel kommen, und im Nomenclator 6250 Gattungs- und über 54.000 Artnamen von Vögeln aufgeführt worden sind. Wir sprechen dem Verfasser zur Vollendnng dieses grossen Unternehmens die wärmsten Glückwünsche aus und begrüssen mit Freude das nun vollständige Werk, welches die Wissenschaft ' zu fördern in so hohem Grade geeignet ist. 00. Vereinsangelegenheiten. Der Ausschuss bittet die geehrten Mitglieder des Vereines, welche ihre Jahresbeiträge pro 1877 noch nicht erlegt haben, dieselben baldigst an den Vereins- kassier Herrn Fritz Zeller in Wien, Il., Untere Donau- strasse I3, einsenden zu wollen, welcher ihnen dagegen sofort die Jahreskarten übermitteln wird. Neues Vereinsmitglied. Herr Karl Kölbel, Assi- stent am k.k. zoologischen Hofmuseum, ist dem Orni- thologischen Vereine als Mitglied beigetreten. Karl Lang +. Leider hat der Verein den Verlust eines Mitgliedes durch den Tod zu beklagen. 23. August d. J. starb nämlich im Kurorte eleiehen: berg in Steiermark Herr Karl Lang Sekretär des 07 Am | Niener Magistrates, ein ebenso liebenswürdiger Mensch | als eifriger "und warmer Freund der Natur. Die nächste Monatsversammlung findet am Freitag, | den 12. Oktober d. J., Abends um 6 Uhr, an dem ge- wöhnlichen Orte, dem grünen Saale der kais. Akademie der Wissenschaften statt. TAGESORDNUNG. 1. Diverse Mittheilungen des Vereinspräsidenten Herrn August von Delzeln 24 Einige seltene derzeit in Wien lebend befindliche Vögel. Vortrag des Sekretärs Herrn Dr. von Enderes. 3. Allfällige Mittheilungen einzelner Mitglieder gegen vorherige Anmeldung beim V renden im em der Verhandlungen. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — | | | | Commissionsverleger: Briefkasten. Unsere geehrten Herren Mitarbeiter bitten wir dringend alle ihre Manuskripte nur auf eine Seite des Papieres schreiben zu wollen. Von fremden Vereinen. Der erste österr. Geflügelzuchtverein soll soeben, wie wir hören, eine Art Ausstellung oder Markt ver>n- staltet haben; da uns jedoch keine "Mittheilung hierüber zu Theil wurde, sind wir auch nicht m der Lage Nähe- res bezüglich dieser Unternehmung bekannt zu machen. Inserat. Alle Gattungen NVNoceltuelee in sehr reiner, staub- und geruchfreier Qualität, Mischungen in vorzüglicher Zusammensetzung oflerirt zu billigsten Preisen die die Samenhandlung P. Hüttig, Wien, I. Ballgasse 8, nächst der Rauhensteingasse und dem Franziskanerplatz. Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. I. Jahrg. Nr. II. = sn ——F TE ne m ———— —— —= fer für —— Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. :; Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- '! ‘: Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile !; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern ;; & 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C. v. Enderes, Florianigasse 46, zu richten. ! November. BT, II. Von Eduard Hodek. Inhalt : Ornithologischer Reisebericht. (Fortsetzung.) -— Ueber die Vogelfauna von Lilienfeld. Von Hans Neweklowsky. (Fortsetzung.) — Vereinsangelegenheiten. — Allerlei. — Literarisches. — Briefkasten. — Inserate. Ornithologischer Reisebericht. 11. Von Eduard. Hodek. (Fortsetzung.) Kupinovo Ende Juni 1377. | Reihern zum Aufenthalte dienenden und mit vielen Der bereits seit lange andauernde hohe Wasserstand der Donau sammt Nebenflüssen hat heuer auch wieder eine grössere Zahl von Sumpfvögeln weiter hinauf, dem Westen zugeführt und sie hier zu brüten veranlasst, als ich mich seit 10 Jahren zu erinnern weiss. Trotz- dem jedoch sieht man deutlich, dass diess blos Ver- suche sind sich hier sesshaft zu machen, und sehe ich hiedurch mein Urtheil vom Vorjahre*) durchwegs be- stätigt, denn als ich die Theiss entlang die besten und sonst stärksten Ansiedlungsplätze, die an der Bega bis Becskerek und jene der T'heiss bis Becese und Zenta zu besuchte, fand ich statt der schönen, sonst den *) „Thatsächliches über die Verminderung der Vögel“, in den M. d. Aussch. an d. Mitgl. Adlerhorstbäumen besetzten Insel- und Auwaldplätzen ungeheuere, durch zerstörte Dämme eingebrochene Wasserflächen, deren auf Sehweite ausgedehnte Massen von wildem Sturme gepeitscht über angebaute Felder hintosten, den heurigen, reichlichen Erntesegen be- grabend. Theiss und Maros haben da in grausigem Wetteifer abertausende von Hoffnungen zerstört und selbst die Wohnstätten der Menschen, welche ihnen Zügel anzulegen gedachten, (siehe Szegedin ete.) nicht verschont. An zwei Orten haben es der graue und der Purpurreiher versucht, sich im jung aufgestossenen Riedrohre anzusiedeln und brachten es auch zu einer Kolonie von 2--300 Stücken, sonst aber hat es keiner Vogelart geheuer gedünkt, sich da in dem einstigen Tuskulum allen Sumpfgeflügels häuslich ein- zurichten. Hiebei vermochte ich zum oft wiederholten Male zu konstatiren, wie bedeutend die Brütezeit nicht so sehr von der Jahreszeit als von den elementaren Bedin- gungen abhängt. Während am 29. Mai in einer Donau- Insel schon alle Reiher -Arten, eingeschlossen Carbo pigmaeus und Ibis faleinellus 8 12tägige, graue Reiher schon 3 Wochen alte, und im Drau-Eck letztere sogar, wie mein erster Bericht sagt, schon am 8. Mai Junge hatten, so fand ich von A. cinerea in diesen zwei Theisskolonien am 19. Juni, also 42 Tage später, erst hochbebrütete Eier; von A. Burune unfertige, klare Gelege. Es ist diess die späteste Bebrütungs-Zeit- gränze, die wir überhaupt bisher vorkam. In der Donau und deren Inundations-Terrain fand ich am 1. Juni den Edelreiher mit Jungen von 10 bis 14 Tagen, den grauen Reiher mit Jungen von 16 bis 20 Tagen, den Purpurreiher mit Stägigen, den Nacht- reiher mit B— 6tägigen, den Schopf- und Silberreiher mit 2—3tägigen Jungen. Carbo pigmaeus, die kleine Zwerg- scharbe, “hatte hier ausnahmsweise mit dem Edelreiher gleichen Schritt gehalten und hatte gleich alte Junge mit ihm; Ibis faleinellus, der grüne Ibis, war im Aus- fallen begriffen. Von A. minuta, dem Zwergreiher, fand ich zur selben Zeit 5—6 Nester. mit ganz klaren, ob- wohl vollen Gelegen. Auch hier muss die Bebrütungs- Periode, obwohl sie zumeist in die normale Zeit dieser Arten fällt, als eine im grossen Durchschnitte von Um- ständen beeinflusste bezeichnet werden, denn hier wurden wie jetzt im Westen der Donau und oberhalb des eisernen Thores schon überall die Brutplätze gleich zu Beginn der Legezeit als Nahrungsquelle der dort han- tierenden Fischer betrachtet und alle, halbwegs leichter erreichbare in Kontribution gesetzt. Durch einen Mann wurde mir em Purpurreihernest gezeigt, das hart an unserem Zelte stand, und welches 3 bebrütete Eier enthielt. Aus diesem Nest hatte der Fischer be- reits, gering gerechnet, 15—16 Eier geholt. Eines der Eier liess er stets zurück und hatte das Weibchen wenn er in 3—4 Tagen wiederkam, 2—3 frische Eier zugelegt; so fort, bis die zuletzt vorgefundenen Eier für die Küche nieht inehr taugten und die planmässig gleichwie bei einer Haushenne fortgesetzte Ausnützung dieses einen Ertragsobjektes aufhören musste, So wurde durchwegs von allen Komplizen manipulirt und auf diese Weise ein dreifach höherer Ertrag und stets frische Eier erzielt, bis es dem armen geprellten Weib- chen denn doch zu stark wurde, und es aufhörte nach- zulegen. Der Seeadler, der Kaiseradler, der Schreiadler und Blaufuss sind aus der unteren Theissgegend ver- schwunden, und bloss der schwarze Milan fristet auf geköpften Weiden, und die Rohrweihe auf Binsenbüschen noch ihr Dasein und beide Arten, sonst im Ueber- flusse schwelgend, müssen froh sein, wenn sie ein un- bewachtes Rohrhuhn- oder Entennest seiner Eier ent- ledigen können. Im Obertheile eines Weidenbusches fand ich in einer Donau-Insel ein Edelreihernest mit 3 schon starken Jungen. Dieses Nest erschien mir von ferne schon sehr unförmlich, stand so schief, dass die Jungen nicht mehr auf der Nestmulde, sondern auf den Seitenästen sitzen mussten, und ich hielt dafür, dass es durch Menschen- hand in diese, für die Insassen keineswegs comfortable Lage gerathen sein mochte. Es sprachen jedoch andere Umstände wieder Greeaen und als ich es genauer un- tersuchte, fand ich, dass eine Wasserratte, ihres durch Ueberschw emmung unten ewig nassen Aufenthaltes müde, die sie praktisch dünkende Anlage des Reiher- nestes dazu benützt hatte, ihr eigenes Nest knapp dar- unter, an der Basis des Edelreihernestes anzulegen. Nun aber trug das Thier, seiner Gewohnheit im Weidenwurzelgewirre treu bleibend, so viel Lehm und Schlamm in und um seinen Bau, dass sich jene schwä- cheren Aeste des Weidenbusches, deren Kraft das blosse Reihernest ganz wohl getragen hätte, auf solchen Ballast aber nicht berechnet waren — (das Rattennest wog mindestens 5 Kilo) — mit der fortschreitenden Belastung immer mehr und mehr nach der Seite bogen, bis jene abnorme, schiefe Lage entstand, welche selbst der Ratte unbequem wurde, denn sie hatte es verlassen. Ich wollte beide Nester mitnehmen, allein beim Durch- hacken der 10—12 schwanken Trasäste stürzte die Pastete in’s Wasser, das Rattennest zerweichte, ehe wir es retten konnten, und der Vorsatz muste aufge- geben werden. Vom Lande, welches circa 150 Meter entfernt lag, konnte die Ratte ihr Baumaterial, den Lehm, Maul für Maul wol schwerlich schwimmend her- beigeschleppt haben, sie wählte desshalb zur Vollendung Schlamm, den sie aus der Tiefe, (am Orte stand das Wasser circa 1'/, Meter hoch) ebenfalls langwierig hervorholen musste. Schliesslich war die ganze Arbeit umsonst und die Rechnung ohne den Wirth gemacht. Heuer schienen die Columbacser-Mücken sehr wohl gerathen zu sein. Am 7. Juni brachte ein stärkerer Ostwind grosse Schwärme davon aus der Gegend von Bazias, am 8. setzte der Wind nach Westen um, und schlug derartige Massen dieser Quälgeister in die Büsche der Donau-Auen nieder, dass es für Men- schen kaum möglich war zu existiren. Bei der Arbeit, beim Essen, ja des Morgens schon, sobald die Sonne aufging, verstopften förmlich ganze Klumpen derselben die "Respirationsw ege, die One waren davon voll, und wir konnten uns ihrer selbst kaum dann erw hen, als wir Alle gegen die Gelsen mitgeführte Bienen- hauben (enggestrickte Rosshaarnetze) aufsetzten. Und das war in der Gegend von Titel; kein Wunder, dass in der Nähe ihrer Heimstätten. vom Fels Babakay bis zum „eisernen Thore“ das Vieh ihren empfindlichen Stichen zum Opfer fällt. Am 9. Morgens waren meine 3 mehr als halbgewachsenen Uhus und 2 junge Rohr- weihen todt eebissen von dieser Landplage; selbst den Seeadler und 2 Habichte vermochten wir nur durch Einölen der Nasen-, Augen- und Ohrengegend noch rechtzeitig zu retten. Am 10. Juni war dieses giftige Liliputanervolk beinahe ganz verschwunden und athmete man wieder freier auf. Ich halte die eben genannten Vögel, um die Ueber- gangsfärbung der Iris oma die Entwiekelung & des Federklei- desanihnenzubeobachtenund meistens, da ich sie frei sich bewegen lasse, fliegen sie wieder davon; den Seeadler aber lasse sch angefesselt, sonst würde er schon vor 4 Wochen das Weite gesucht haben ;er ist jetzt (23. Juni) völlig ausgewachsen ml hat alle Flüg elfedern ausgescho- ben und ine Blutkiele. Am 28. Juni beobachtete ich bei Carbo pygmaeus eine eigenthümliche Ernährungsweise. An dem hohen mit W eidenwurzelstrieken dicht verwachsenen Bruch- ufer eines ehemaligen Donau-Armes, der jetzt versandet ist, seichtes Wasser und keine Strömung hat, somit an einem Orte, wo nicht auf den Aufenthalt von Fischen zu Schlflessen wäre, also auch die kleine Scharbe nicht ihr gewöhnliches Revier hat, bemerkte ich an einer Schaar dieser V ögel eifriges Ühnkeniemeihen und sah sie unförmliche, Aunlale Dinge im Schnabel herauf bringen und am Wasser verschlingen. Mit gefüllten Schlünden stiebten sie nach ihren Nistplätzen ab, die circa 500 Meter von da entfernt lagen. Ich vermochte nicht klug zu werden, was für ein Jagdgegenstand sie hier in so eifriger Arbeit fesselte, und erlegte von den Heimkeh- renden 5 Stücke. Alle hatten junge, halbgewachsene Wasserratten, eine Scharbe deren 3 Stück im Kropfe. Die Vorliebe dieser Vielfrasse für jenes Wildpret kann dochnur in derLüsternheitnach Abwechslung liegen, denn an Fischen aller Art gebrach es den kleinen schwarzen Ratten am Brutplatzedochkeineswegsund brauchten siesich in den Riedtümpeln hart daneben nur danach zu bücken. Der Purpurreiher wieder besitzt, beigleichem Ueberflusse an aller erdenklichen, in sein Fach einschlagenden Nah- rung ein ausgesprochenes Faible für die gemeine Natter, und viele davon hatten zu zwei, ja bis4 Stücken im Kropfe; der eingesammelte Vorrath wird jedoch, ist Ueberfluss vorhanden und sind der Jungen viele zu ernähren, gleich bis tief in den Magen geschoben; bei den Rei- hern umsomehr, als Luftröhre und Schlund vom fünften Halswirbelbuge an, oberhalb des Halsfirstes laufen, ein dort steekender Fisch aber den Vogel am Einkrümmen des Halses beim Fliegen hindern würde. Ich fühlte den Kopf einer frischgefangenen Schleye am Unterbauche in der Aftergegend, während ihr Schwanzende in der Brillenbeinhöhlung lag, und man sieht namentlich den grauen Reiher nicht selten mit halbgestrecktem Halse fliegen, weil darin ein grösserer langer Fisch, z. B. ein Hecht steckt, nach dessen Umfang man gar nicht begreift, wie ihn der Vogel durch die Schnabelöff- nung brachte. Manchmal sieht man den Fischschwanz aus dem Schnabel stehen, allein einen grösseren Fisch in der Quere frei im Schnabel tragen, sah ich einen grauen Reiher bloss einmal; ich schoss darnach sehr hoch und der Vogel liess den Fisch fallen, es war ein noch zappelnder Karpf von 0:75 Kilogramm; der schmälere, längere Hecht von demselben Gewicht würde im Schlunde transportirt worden sein. Noch stärkere Fische, glaube ich, trägt der graue Reiher nicht, obwohl ich heuer auf einer Sandbank einen Karpfen von über 2 Kilo halbtodt liegen fand, der, von einigen Schnabel- stichen durchbohrt, dem Fischer zu schwer war. Welche unglaubliche Schnellkraft der Halssehnen gehört dazu, um einen solchen Fisch zu bezwingen. Freilich ist die Waffe auch danach gebildet, und ein grauer Reiher, der geflügelt, von mir in den Kahn gehoben werden sollte, hieb mit solcher Vehemenz nach meiner Hand, die ich noch glücklich salvirte, dass der Schnabel in der Holzwand des Czickels (schmaler kleiner Kahn aus Tannenholz) stecken blieb und der Obertheil 1 Centi- meter weit von der Spitze abbrach. Der Edelreiher, der unter allen seinen Verwandten am weitesten seiner Nahrung nachfliest, unter Um- ständen, wie ich mich heuer zu überzeugen Gelegenheit hatte, über 2 Meilen weit, ist wie es seinem Naturell geziemt, der wählerischeste. Er fliegt eines guten Fischplatzes auf edlere Fische, z. B. des Schilles wegen, die zehnfach so weite Strecke, während er gemeines Zeug eanz leicht in der Nähe nur aufzulesen brauchte. Er füllt auch niemals seinen Schlund so zum Ueber- masse, wie der ihm gegenüber wirkliche Fressbold und Buschklepper, der gemeine Reiher. Die kürzesten Proviantreisen macht der Schopf- reiher, obwohl; ich ihn ausnahmsweise auch schon meilenweit vom Brutplatze fand; der Nachtreiher geht sehr weit fort zur nächtlichen Jagd, am weitesten aber der grüne Ibis. - 15 Seit einigen Tagen durchstreife ich die, von der heurigen Ueberschwemmung her noch schwer zugäng- lichen Uferwälder der hiesigen Savegegend. Alle mir von früher her bekannten und mittlerweile — 6 Jahre war ich jetzt nicht oder bloss kurz vorübergehend hier — neu angelegten Adlerhorste sind leer bis auf 3 schwer ersteigliche des Seeadlers. Alle sind von der beim Weidevieh herumlungernden lieben Jugend ihres Nachwuchses beraubt. Es ist wohl nicht zu läugnen, dass der gewaltige Seeadler den Hirten auch mitunter sehr empfindlichen Schaden zufügt, und trotzdem ich, nach den Rudera der Mahlzeiten am und unterm Horst schliessend, seine Raubsucht schon seit langem beurtheilen lernte, auch schon viele Adler in flagranti beim Spezialitäten-Raub erlegte, so hätte ich doch nicht leicht geglaubt, dass er hierin auch derart extemporiren könne, wie ich gestern mit eigenen Augen zu sehen Gelegenheit fand. Die Hauptnahrung des Seeadlers besteht hier, wo es heuer Fische in Abundanz gibt, bestimmt in diesen; nach dem Sprichworte aber „Gelegenheit macht Diebe“ und „der Appetit kommt während des Essens,“ fand ich einen Horst, dessen Eigenthümer die ausgedehntesten Beweise seiner Liebhaberei für Fleischnahrung lieferte. Im Kupinsky Kut, jener grandiosen Kurve, welche die launische Save zwischen Mitrowitz und Semlin be- schreibt, und wo noch einzelne Eichen und Pappeln trauernd nach ihrer vorangegangenen Kameraden einst geschlossenen Phalanx die müden dürren Gipfeläste vorwurfsvoll zum Himmel strecken, sah ich eimen Adler kreisen und begab mich hin. Der Grenzer (hie- sige neuverfasste Bauern älteren Schlages. hören sich noch immer gerne so apostrofiren) Gjorgje Bozkowies kam von seinem Szalläs (umfangener Nachtplatz für Rind- und Borstenvieh) auf mich zu, als ich eben unter der nahen riesigen Horsteiche des aufgefundenen Albicilla- Paares stand. „Herr!“ sprach er mich an, nachdem die lan- desübliche Begrüssung und obligate Nachfrage nach dem eigenen unddem Gesundheits-Zustande meiner Familie (die er nebenbei gesagt gar nicht kennt) kurz abgethan war; „Herr! erschiesse mir doch diesen proklaty belorepac | (verdammten Weissschwanz). Die Bestie trägt mir seit 14 Tagen das fünfte Ferkel meiner besten Zuchtsau fort in’s Nest!“ — Mir schien die Geschichte etwas stark aufgetragen und veranlasste ich den guten Gjura, mir die jungen Sprösslinge seiner Lieblingssau zu zeigen. Um die von 9 Jungen übriggebliebenen + Stücke vor dem Adler zu sichern, hatte er sie in einen kleinen, mit Weiden umflochtenen Einfang gethan; sie waren nach seiner Angabe 3 Wochen alt und mochten per Stück 4'/, bis 5 Kilo wiegen. Die Alte, ein wahres Prachtexemplar ihrer Art, lief frei herum im Walde und ihre Jungen wurden täglich einigemal zu ihr hinaus gelassen, um gesäugt zu werden. Brat Gjura öffnete den Einfang und die 4 Ferkel sprangen ihrer Ernäherin entge- gen. Kaum 30 Schritte von uns entfernt, machten sich 3 von den Schweinchen an ihr Abendmahl, das vierte etwas zurückbleibende war noch beiläufig 4 Meter von der Mutter entfernt, als Etwas durch die Gipfel niedersauste und das Weibchen des Seeadler-Paares im Nu das quickende Junge in die Klauen gefasst hatte. Weder die herbei- stürzende grimmig pfauchende Alte, noch unser und namentlich Gjura’s Zetergeschrei vermochten den Adler zu stören; als wäre seine Beute ein Kaninchen, machte | er bloss einige Flügelschläge bei 2 Meter hoch vom | Boden auf 8-10 Meter weit seitwärts, erhob sich dann 76 ohne alle Schwierigkeit in schiefer Richtung aufwärts | und trug seinen Raub vor unser aller Augen zum | Horste. Oben dauerte das Quicken des Schweinchens kaum mehr 5 Minuten, als es auch schon verstummt war. Der riesige Horst verbarg die ganze Sippschaft oben, und man konnte des dichten Geästes wegen nichts weiter davon gewahren. Nun musste ich nolens volens des armen, um einen Werth von 5 fl. geprellten Gjura Klagelieder glauben; zu seinem Jammer hatte ich kein Gewehr bei mir und konnte ihn bloss mit dem geplanten Racheakte auf später vertrösten. In denselben Horst, wie er mir versicherte, wanderte im Vorjahre eine mittelmässige Heerde jungen Borstenviehes und wenn sein Sohn, der Soldat, zu Hause wäre, er hätte ihn schon längst er- schiessen müssen, den proklaty belorepac. Das nun glaub’ ich ihm auf’s Haar und bedauere aufrichtig, ihm diessmal nicht haben helfen zu können. Die Kupinowee, eigentlich „Obedskä bara“, der ich vorgestern im Vorbeifahren einige Aufmerksamkeit widmen konnte, ist wohl besser als im Vorjahre, na- mentlich aber besser als vor 3 Jahren besetzt, allein es fehlt noch viel zu ihrem ehemaligen Glanze. Die | drakonische Verhängung und wie es scheint, heuer endlich wirklich mit Nachdruck gehandhabte Durch- führung des Belagerungs-Zustandes, welchen alle dem Landesmilitärkommando Sr. Exzellenz des k. k. FZM. Freiherın von Mollinary im Agram unterstehenden Aufsichtsorgane des Militär- und Civilstandes ausüben, | hat es mit Hilfe eines noch gewaltigeren Verbündeten, dessen ich später erwähnen werde, zu Stande gebracht, dass, dieses General-Rendez-vous aller unserer und sonsti- gen Sumpfvögel, wenn auch nicht ganz so wie vor 6 Jahren, so doch etwa zum’ vierten Theile gut besetzt ist. Ich konnte, wie gesagt, bloss Hüchtig, wie ich es seit 5 Jahren alljährlich thue, daran vorübergehen, habe jedoch zu meinem Leidwesen durch diesen Augen- schein, sowie durch Rücksprache mit den Matadoren der hiesigen wilden Jägerei, die den Schutzorganen sauere Stunden ihrer diessbezüglichen Berufspflicht zu ver- schaffen vermag, — denn sie ist unermüdlich, unaus- rottbar — erfahren, dass der seltenste Repräsentant der zuihrem Unglücke selbst während der Brutzeit aus- serhalb des gesetzlichen Schutzes stehenden schlanken Gilde der Edelreiher, Ardea egretta (alba) inder Obedskä bara nicht mehr ist. Im zeitlichen Frühjahre waren, wie man mir versicherte, jedes Jahr, so auch heuer ziemlich viele Paare da um sich anzubauen; allem, — wer vermag die Wahrheit zu ergründen — es musste ihnen gleich bei'm Eierlegen nicht sehr freundlich begegnet worden sein, sie haben die Bara verlassen, oder was mir wahr- scheinlicher dünkt, sie leben nicht mehr. Der gemeine Reiher, der Purpurreiher, der Silber-, Schopf- und Nachtreiher, der grüne Ibis, die Zwerg- scharbe und der Löffler haben sich diessmal in dicht- gedrängtem Durcheinander, ohne Platzwahl und ohne Unterschied auf einem Saalweidenflecke von circa 300 Meter Länge unweit des Dorfes Kupinowo, bei Groblje niedergelassen, dann folgt ein jetzt völlig leerer, nichts destoweniger zum Brüten emladend bestandener Raum von 2000 Schritten, bis oben bei der Obrezer Brücke wieder eine selbstständigere, mit allen genannten Vögeln, jedoch bei Weitem spärlicher besetzte und kleinere Barafläche in die bedauerliche Leere Leben bringt. Weiter oben ist Alles leer, allein dort war ausser Löff- lern, Enten und Gänsen kein Jahr Nennenswerthes. Der gewaltigste Verbündete nun, welcher mit beihalf, selbst diesen, obwohl reduzirten Besatzungs- stand bis jetzt Ende Juni zu erhalten, es ist jener in meiner schon erwähnten Mittheilung über „Verminderung der Vögel“ mit billiger Divinationsgabe vorausgesetzte Tröster, der Wechsel der Mode. Sie hat aufgehört; der Händler stellt seine Einkäufe ein und der Schütze hat Ursache genug zu überlegen, ob die Befriedigung seiner anererbten Schiesspassion ohne den pekuniären Erfolg auch wirklich die Gefahren, Mühen und Geld- opfer für konfiszirte Gewehre und angeschaffte Muni- tion aufwiege, wie es noch im Vorjahre und so während 5 Jahren allerdings der Fall war. All diesem Ungemache wurde freilich mit der dem hiesigen Volke eigenthümlichen Zähigkeit offen die Stirne geboten, oder auch auf vieler- lei Schleichwegen dem Regierungs-Erlasse ein Schnipp- chen geschlagen. Noch fünf Jahre gehandhabtes Jagdverbot gegen simn- und systemloses Morden, hauptsächlich aber noch fünf Jahre kein Bedarf von Reiherfedern und die Obedskä bara steht wieder, wie einst, vollbesetzt da und selbst eine zu rechter Zeit mit Vernunft und systemmässiger Schonung durchge- führte, wenn auch nicht unbedeutende Nutzung würde unbemerkt und unempfunden für die Vögel, diese den Platz doch wieder jedes Frühjahr lieb behalten lassen, denn dieser Sumpf hat, wie kein zweiter in der Monarchie, alle Bedingungen in sich vereint, ein derartiges Conglo- merat von Wasser- und Sumpfseflügel so unabhängig vom Wasserstande der Nachbarflüsse zu beherbergen. Zunächst reise ich nach der unteren Donau, heuer wo ganz unten der Tod seine blutige Ernte hält, natürlich bloss nach unserer unteren Donau. (Schluss folgt.) RI en Ueber die Vogelfauna von Lilienfeld. Von Hans Neweklowsky. (Forts etzung.) Die Dorngrasmücke (Sylvia cinerea, Lath.). Bei Rohrbach im Gölsenthale und an den sanften westlichen Abdachungen von Drünst bei Hamfeld fiel mir die Er- scheinung dieses Vogels auf; sonst hatte ich hier noch nirgends Gelegenheit, ihn zu beobachten. Die Zaungrasmücke (Sylvia curruca, Lath.) ist hier minder häufig anzutreffen, wiewohl ihr kurzer Gesang im Gölsenthale und hie und da auch in den Ensthälern manchmal zu hören ist. Alpenbraunelle (Accentor alpinus, Bechst.). \ und die an diese anstossende, zumeist aus Alpenweiden bestehende Berglandschaft. Seine überaus feinen, lieblich klingenden Gesänge beleben die einsame Gebirgswelt in der anmuthigsten Weise. Von den windzerzausten, nur nach der Ostseite hin Aeste tragenden, kurzen Fichtenbäumen, von den die Weide bedeckenden Fels- trümmern, sowie vom Dache des Alpenhauses herab erklingt seine Stimme hier überall. Im Jahre 1576 erschienen im Februar, durch Schneemassen herab- gedrückt, 2 Exemplare in Lilienfeld selbst, welche sich Dieser liebliche Vogel belebt die höchste Region | an den schneefreien Bachuferın eine Zeit lang herum- o0- gcC tummelten. Die Alpenbraunelle ist ein sehr schön zeichneter Vogel. Die Heckenbraunelle (Aceentor modularis, Cuv.) kommt hier mit Ausnahme der höheren Bergregion fast überall zerstreut, jedoch nirgend häufig vor; sie ist überhaupt an üppigeren Rullachoden "gebunden und meidet Gegenden, welche nur mit genügsameren Pflan- zen überkleidet sind. Das Rothkehlehen (Lusciola rubeeula, K. Bl.) gehört mehr dem Hügellande an, und wiewohl es sich auch in den Thaleinschnitten und selbst in bedeutenden Höhen an geeigneten Orten des Mittelgebirges vereinzelt vorfindet, so sind ‚doeh. die Waldbosquete des Hügel- landes am häufigsten von ihm zur Brutzeit und in Aus nahmsfällen das ganze Jahr bewohnt. Sein überaus lieblicher Gesang, welcher vom Tagesgrauen bis in die Nacht hinem aus allen Theilen des Waldes zu hören ist, bildet ein schr ange- nehmes Element des Natur-Konzertes unserer Wälder. Wenn des Abends alle Gesänge verstummen, so ist seine Stimme gewiss die Ne, welche zu hören ist. Immer leiser und seltener werden mit zunehmender Dunkelheit seine Lieder, bis auch sie mit dem Eintritte der Nacht verstummen. Wiewohl es sich im Walde fast allenthalben finden lässt, so ist der eigentliche Nadelwald doch immer von ihm bevorzuet ; in grossen, geschlossenen Beständen zieht es die "Ränder dem inneren Walde vor; wo Bäche durch den Wald rieseln, dort ist es am sichersten anzutreffen. Dieser Vogel ist aussergewöhnlich neugierig und wird dess- halb sehr leicht. schangen; er ist "nicht scheu, und gewöhnt sich bald an den. Menschen, doch lässt er seinen Gesang in der Gefangenschaft nicht so fleissig ertönen. Das BIlSSReHT chen (Luseiola [Cy ancenla] sue- eica, K. Bl.) scheint hier nur im Zuge vorzukommen. Die aclı mit Gestrüppen besctzten Ufer des Gölsenbaches sowie die dort häufigen kleinen Aubestände Talenten den schönen Vogel und lieblichen Sänger im Frühlines- zuge ziemlich häufig! Das Gartenrothschwänzchen (Lusciola |Ruti- eilla| phönicura, R. Bl.) ist in dieser Gegend bis zu be- deutender IHöhe überall anzutreffen ; sein lauter, wiewohl nicht abwechslungsreicher, aber Kmienhin angenehmer Gesang belebt insbesondere das Hügelland Henerilich aber die Obstanlagen, welche die ndlichen Gehöfte umeeben. Es trifft weit später ein als der Hausroth- ak: anz, macht sich aber vom ersten Tage semes Hier- seins durch seinen Gesang bemerkbar. Nie habe ich diesen Vogel in der Nähe eines anderen Pärchens brü- tend gefunden, sondern bemerkt, dass immer ein bedeu- tender Zwischenraum die Nachbarn trennte. Das Hausrothschwänzcehen (Lusciola [Rutieilla] erythaca) gehört hier wie überall sozusagen zum leben- den Inventar des Menschen. Mit Anfang März, je nach der Witterung früher oder später, triftt es bei uns in den ersten Pärchen ein und lässt seine Stimme, welche ich mit dem Morgenglöckehen unter «den Vogelstimmen vergleichen möchte, oft schon beim Eintritt der ersten Dämmerung den ganzen Tag über bis in die Nacht hinein von den Dachgiebeln und Schornstemen unserer Häuser herab erklingen. Hier, wo ihm viel altes Ge- mäner freie Wahl für Nisträume bietet, ist es überaus häufig anzutreffen und daher sein Gesang vom März bis in den September hinein den ganzen Tag zu ver- nehmen. Einsame Orte meidet es hier stets und dem Bereiche, wo Mensehen wohnen, nie hinaus. geht aus Dieser TC Vogel ist schr nützlich und verzehrt mit seinen Jungen im als gewiss eine erosse Anzahl schädlicher Insekten. Das Eintreffen des Hausröthlings ist für den Jäger ein altbekanntes Wahrzeichen, dass nun auch die Wald- schnepfe da ist. Der braunkehlige Wiesenschmätzer (Pra- tmcola rubetra, Kaup.). Im ganzen Gebiete, mit Aus- nahme hoher Lagen, ist deren niedliche Vos 2] an Wie- sen, jedoch nirgends häufig, anzutreffen. Der Kon arzkehlige Wiesenschmätzer (Pra- tincola rubicola) ist, wiewohl minder zahlreich, ebenfalls hier zu finden; er liebt mehr umbuschtes Waldterrain, welches mit Weide- und Wiesland wechselt, und scheint überhaupt nur im gebirgigeren Theile unserer Gegend vorzukommen. ; Grauer Steinschmätzer (Saxicola önanthe, Bechst.). Am den mit Steintriimmern übersäten Berg- halden n der Gememde Stembach und Anhofrotte im Mittelgebirge fand ich den, sonst auch in weit tieferen Lagen ähnlichen Gepräges vorkommenden Vogel. Ich bemerke hier, dass ich zu der vorstehend behandelten Familie der Turdiden oder Sylviden wahr- scheinlich Nachträge werde liefern müssen, da mir bei der Dringlichkeit memer Berufsgeschäfte wohl ein oder die andere Art bisher entgangen sein dürfte. Familie: Fliegensehnäpper (NMuseicapidae). Der schwarzrückige Fliegenschnäpper (Mus- cicapa atricapilla, L.) kommt hier in gemischten Wal- dungen, welche an Weideplätze anstossen, fast bis in's Mittelgebirge hinein vor, ist jedoch immer nur selten anzutrefien. Der graue Fliegensehnäpper (Museicapa [Bu- talis] erisola) theilt hier mit den Gartenröthlingen fast eleiche Lokalitäten, ist jedoch minder zahlreich als diese anzutreffen. Dieser V ogel ist sehr menschenfreund- lich und besitzt eime besondere Vorliebe, seine Nester in Gartentempeln und sonst der Oeffentlichkeit geweih- ten Lokalitäten anzulegen, wobei ihn selbst schallende Blechmusik und eine grosse Menschenmenge nicht stören. Familie: Seidensehwänze (Ampelidae). Der Seidenschwanz (Bombiceilla garrula, Temm.). Im Winter 1576 erschien in Gesellschaft der Wachhol- derdrossel ein Flug Se HIBRSe hwänze in der hochgelegenen Gemeinde Hinter-Eben in ziemlicher Anzalıl, Dielt sich jedoch hier nicht lange auf. Familie: Sehwalben (Hirundinidae). Die Dorf-, Rauweh- oder Stachelschwalbe (ITivımdo rustiea L.). Im Prühlinge 1876 trafen mit 4. Apnil die ersten Pärchen ein. Die Dorfsechwalbe ist hier wie überall häufig anzutreften, doch geht sie nicht so hoch in’s Gebirge hinauf wie die Stadt- oder Mehlschwalbe. Sie ist auch hier wie überall der Liebling der Bevölkerung und weiss von ihrem Vorrechte Gebrauch zu machen, denn sie gehört eigentlich mit zum Hausstande des Menschen, welcher ursprünglich aus religiösen Rücksichten, nun aus Ge- wohnheit, den Vogel gerne mit sich unter demselben Dache wohnen sieht. Und sie verdient es auch, dass man sie schützt und hegt, unsere liebe, schöne Dorfsehwalbe. Wer könnte die Anzahl von Mücken, Schnaken und Fliegen 1} zählen, welche ihr täzlieh zum Opfer fallen ! 15 Ihre Bewegungen im Fluge sind so leicht, so schnell und zierlich, dass man sich an ihr nie satt schen kann. Dabei hat sie die Eigenheit, je nach Bedarf für die Bewegung bald den einen, bald den anderen Flügel zu gebrauchen, was andere Vögel nicht thun. Sie ist so eigentlie :h ganz für die Arion Lüfte geschaffen, m w elehen sie auch den grössten "Theil es Lebens ver- bringt. Mit welcher Freude begrüssen wir dich, du weit- gereister Wanderer, wenn du im Frühlmge aus dem fernen Süden bei uns eintriffst, um deine alte Heimat zu beziehen, nachdem du so viele Länder durchreist, den Süden inall’ seiner wunderbaren, grossartigen Cortison welt in Thier und Pflanze gesehen! Deine Lieder sind die alten, nichts ist an deinen Gewohnheiten ver ändert, du bist so wie du uns verlassen hast geblieben, gehörst nun wieder dem Hause an. Singst Saba im Morgen- grauen mit dem Hausröthling a dem Dachsiebelr um die Wette, und wird es erst vollends T Tag, dann belebst du alle Räume des Luftbereiehs in der Nähe deiner Wohnung, mit deiner lieblichen Stimme. Dein War- nungsruf wird von aller Vogelwelt dankbarst beachtet, m vom Staarmatz gar nachgepfiflen. Hat die Schwalbe ihre zwei Bruten bei uns glück- lich aufgezogen, so bereitet sie sich für die weite ‚Reise langsam vor. Die Uferschwalbe (Cotyle riparia, Boj.) fehlt hier gänzlich als Brutvogel, da es an hohen Lehmufern mangelt. Im Herbst jedoch ercheint sie in den Wander- zügen mit anderen Arten vermischt. Die Stadt- oder Mehlschwalbe (Chelidon urbica) ist hier überall gemein, jedoch bevorzugt sie höhere Lagen; so sind z. B. in Annaberg im Lassingt hale alle Gehötte dieht von ihr bewohnt. her brütet sie nicht allen an den Gesimsen der Häuser, sondern auch inner- halb der Dachbodenräume. Sie kommt später zu uns als die Dorfsch walbe. Familie Würger (Laniidae). Der grosse Würger (Lanius ex eubitor). Diese Art habe ich hier nur im Zuge beobachtet. Der rothköpfige Würger (Lanius rufus, Briss.) kommt im Hügellande, jedoch selten, vor. Der rothrückige Würger (Lanius eollurio, L.) ist hier die gemeinste "Art dieser Familie, welche auch selbst im Mittelgebirge in bedeutend hohen Lagen bei geeigneter Lokalität vorkommt. Obgleich ihm als Sänger immerhin eine wohlverdiente Anerkennung gebührt, so wäre er in der Nähe einer Parkanlage, in weicher unter allen Umständen ein reichlicher Vogelgesang er- wünscht ist, für keinen Fall zu dulden, da er für alle in der Nachbarschaft brütenden Vögel ein rücksichts- loser gefürchteter Feind ist, welcher in kürzester Zeit alles Vogelleben. um sich verstummen macht. Hier in unserer Gegend fällt er weniger auf, da ein dieht be- waldetes 'Terraim nieht zu seinen Lieblingsorten gehört. Familie Raben (Corvidae). Der Eichel- oder Nuss-Heher (Garrulus glan- darius, Bp.). Brütend nur im Hügellande und da nicht häufig; im Herbstzuge jedoch durchzieht der Vogel dieses ganze Gebiet bis zu bedeutender Höhe. Als Zerstörer von Vogelbruten ist diese Art eine höchst andere Waldbewohner. caudata) ist nur in der Nähe wo sie als echter Auvogel wie überall gefährliche Nachbarschaft für Die Elster (Piea des Gölsenthales, Das Engthal der Traisen beherbergt sie brütend bloss bis Freiland, von wo an sie ms Gebirge hinein gänzlich aufhört. Sie ist gleich dem Eichelheher ein höchst gefährlicher Zerstörer von Vogelbruten und hat den Lilienfelder Stiftspark im Vorjahre von Vögeln fast sänzlich entvölkert. Der Tannenheher (Nucifraga cariocatactes, Cuv.) belebt das ganze dem höheren Hügellande angehö- rende Gebiet, und ım Herbste ist fast aus allen Theilen des Waldes seine Stimme zu vernehmen. Er ist hier Brutvogel und verlässt die Gegend mit Ende Oktober eänzlie h. Dieser Vogel ist ein uber aus munteres, fast über- brütet. müthiges Thier, welches seine drolligen Spässe oft in nächster Nähe dem Menschen zum Besten gibt. Die gänzlich als die Gegend im wandten. Die Saatkrähe (Corvus frugilegus, L.) überzieht im Herbste das ganze Gebiet und edler sogar schaaren- weise die ilyehehonen ab. Sie brütet hier nirgends. Die (Nebel-) Krähe (Corvus cormix, L.) ist bis an die Grenze des Mittelgebirges hier el Brut- Dohle (Corvus monedula, L.) fehlt hier Brutvogel, durchzieht jedoch im Herbste Vereine mit anderen Gattungsver- vogel, zumeist belebt sie das breite Gölsenthal. Der gemeine Rabe oder die Rabenkrähe (Corvus corone, L.) scheint hier höher ins Gebirge hinauf zu reichen, und ist sogar bei Türmnitz noch als 3rutvogel zu verzeichnen. Diese beiden letzteren Krähenarten sind überhaupt an em reicheres Weidegebiet angewiesen und meiden daher höhere Lagen, wo sowohl Insekten- als Körner- nahrung spärlicher wird. Die Krähen sind unter Um- ständen den Rleinvögeln in der Brutzeit schr schädlich. Ihr Nutzen wiegt den Schaden, den sie uns zufügen, nicht auf. Der Kolkrabe (Corvus corax) bewohnt die ganze bewaldete Bergregion unseres Mittelgebirges, aus welcher er sich nie in tiefere Lagen verflieet. Er nistet meist nur in Felsenlöchern. Sein sonores Klong-Klong hört man im Frühjahre im Gebirge sehr oft ertönen, und sieht auch wohl oft den Vogel meist paarweise in be- deutender Höhe kreisen. Im Winter verlässt er unsere Gegend und erschemt erst nach der Sehmeeschmelze im Frühjahre wieder. Sein Geruchssinn muss schr aus- gebildet sem, da er eingegangenes Wild schr bald zu finden weiss, wo er sich dann oft zu S—-10 Stücken einfindet. Er mischt sieh nie unter andere Gattungs- verwandte, ist stets scheu, und wählt nur solehe Ge- biete als Revier, welche schr dünn bevölkert sind. Die Alpendohle (Pyrhocorax alpinus Vieill.), belebt die südlich bei 60 Meter senkrecht abfallende Felswand des 1900 Meter hohen Oetscherkammes, so- wie die im Gebiete der sehr hoch liegenden Gemeinde Amt Keer stehenden unzugänglichen alten Burgmanern, als Brutvogel oft in bedeutenden Flügen. Im Oktober sollen grosse Flüge dieser Art mit vielem Lärm sich alljährlich hier herumtummeln. Auch am Göller und an den Gippelmäuern kommt dieser Vogel um dieselbe Zeit m ganzen Scharen vor. Der Pirol (Oriolus galbula L.) ist nur im Göl- senthale als Brutvogel und da schr spärlich vertheilt anzutreffen, er liebt eme reiche Abwechslung an Laub- bäumen, welche er in höheren Lagen nicht findet. Andererseits mag ihm auch das mildere Klima, dessen sich die Tieflagen erfreuen, zur Brutzeit in dieselben locken. Familie Staare (Sturnidae). Der Staar (Sturnus vulgaris, L.) kommt bei uns nur als freier Bewohner hohler Bäume zur Brutzeit vor und ist hier nirgends, wie an vielen anderen Orten im Oesterreich, durch Nistkästehen in die Nähe der länd- lichen Gehöfte gezogen, in halbwildem Zustande anzu- treffen. Er meidet das Gebirge und bewohnt nur geeig- nete Lokalitäten des Gölsenthales und des nördlich dar- an stossenden Hügelgeländes. In den Gemeinden Trai- sen, Obergegend, Durlass und Rohrbach fand ich ihn am zahlreichsten angesiedelt. Familie Finken (Fringillidae). Die Rohrammer (Emberiza schöniclus) kommt nur bei Traisen und Scheibmühl am Vereinigungspunkte des Gölsenbaches mit der Traisen, wo em viel ver- zweigtes Netz von Wasseradern und kleine Sumpftümpel den RO wUCHE begünstigen, brütend vor. Die Garten ammer (Emberiza hortulana, L.) ist hier nur spärlich anzutreffen ; wo sie aber vorkommt, ist sie Brutvogel, im Zuge habe ich sie hier nie be- obachtet. Die Goldammer (Emberiza citrinella, L.) hat hier einen bedeutenden Verbreitungskreis und ist in allen Lagen, mit Ausnahme der höchsten, anzutreffen. Der Kirschkernbeisser (Coecothraustes vul- garis, Br.) bewohnt hier als Brutvogel nur sehr hohe Lagen mit fettem Boden, ich fand ihn .bei Annaberg in einem mit diehtem Gebüsch und daraus hie und da hervorragenden alten Laubbäumen besetzten Feld- raimne brütend; auch wurde er in der Nähe von Türmiz 9 wüster des Kirschobstes; er brütet sehr spät, erst im Juni und Juli. Der Buchfink (Fringilla eölebs, L.) ist hier überall gemein, jedoch nur bis zu einer gewissen Höhe. Sehr hohe Lagen meidet er und ist ın "höheren über- haupt nur im Laubwalde und an den Gehöften in Gärten anzutreffen. Im Jahre 1876 wurden die Weib- chen dieser Art erst mit Ende Februar auf den hiesigen Futterplätzen bemerkbar. In den milderen Lagen unserer Gegend ist sein Lied in jedem Garten und Walde häufig zu hören. Der Bergfink (Fringilla montifringilla, L.) ist wie überall auch Be als Wandervogel häufie retten Im Jahre 1874 traf ich den Vogel in Mitte eines ge- schlossenen Fichtenbestandes m bedeutend hoher Lage im Monat Juni noch an, kann aber nicht bestimmt sagen, ob er um zu brüten, oder als verspäteter Reisen- der nach der nordischen Heimat, da war. Der Haussperling (Passer domesticus, Bp.) ist überall dort heimisch, wo er reichlich mit Körnerfutter gedeckten Tisch findet, also auch hier; nur geht er in hohe Lagen nicht hmauf, sondern wird dort von der nachfolgenden Art abgelöst. Der Feldsperling (Passer montanus, Aldrov.), kommt hier ebenfalls wie Ar vorige Art überall, jedoch in geringerer Anzahl vor und en ohnt selbst hohe Berge. Der @Grünling (FringillalChlorospiza]| ehloris Bp.) ist hier fast überall in den Obstgeländen des Hügel- landes anzutreffen und geht so weit ins Gebirge hinein, als Obstbau mit Erfolg betrieben wird. Er schreitet eben so spät zum Brutgeschäfte, wie der Kirschkern- wiederholt als Brutvogel in ähnlichen Lokalitäten von | beisser. Sein einfacher Gesang ist überaus lieblich. mir beobachtet. Der Kernbeisser ist ein arger Ver- (Schluss folgt.) Kr — Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom 12. Oktober 1877. Nachdem der Vereinspräsident die Versammlung begrüsst hat, ertheilt er dem Sekretär, Dr. v. Enderes das Wort. Dieser bespricht verschiedene, derzeit in Wien, und zwar im Thiergarten des Herrn Carl Ratschka, lebend befindliche seltenere Vögel, insbesondere eine Krontaube (Goura coronata), und einen Schlangenadler oder Sekretär (Gypogeranus serpentarins). Redner gibt kurze Charakteristiken der äusseren Erschemung und des Gebahrens dieser Vögel, sowie kleine Züge aus dem Leben des ebenfalls dort gehaltenen Kropfstorches oder Marabus (Leptoptilus erumenifer), endlich eine Uebersicht des sonstigen, wenn auch nicht an und für sich, so doch relativ zahlreichen, und höchst interessanten Thierstandes der genannten Anstalt. Hierauf macht der Vorsitzende, v. Pelzeln, die nachstehenden Mittheilungen: „Von Seiner Exzellenz dem Herrn k. k. Ackerbau- Annalen Grafen Mannsfeld, den der omithologische Verein die Ehre hat zu seinen Mitgliedern zu zählen, ist der Pauschalbetrag von 40 fl. ö. W. dem Ausschusse zugemittelt worden. Die neue Serie. der Vebersichten über das Vor- kommen von Arten der Ornis Austriaco-Hungarica ausser dem Ormnisgebiete, welche wir Herın Grafen Marschall verdanken, umfasst: _ Finnland, Mark - Brandenburg, die Riddagshauser Teiche*), Ussuri - Land, Persien, W.- Africa. Nach Ab- handlungen im Journal für Ornith. 1876. Süd-: Spanien und Congo nach Bulletin de la Socidte zoologique de France 1876. Ost-Turkestan und Ost-Indien nach Stray Feathers ST4 und 1976. Egypten nach Capt. Shelley’s Birds of Esypt Diese Uebersichten sind noch reicher, als ihre Vorgänger an werthvollen Daten über Ankunft und Abzug der Arten, Lebensweise, Häufigkeit des Vor- kommens u. s. w. und bieten auch dadurch ein beson- deres Interesse, weil darin Gebiete enthalten sind, welche einem Theile der europäischen Vogelwelt als Winter- quartiere dienen. Aus Anlass der interessanten Herrn E. Schauer über die elektrische Eigenschaft der Bürzeldrüse einer Schleiereule (Mitth. Ornith. Verein in Wien 1877, 55) ist der Wunsch ausge- sprochen worden, Nachrichten über verwandte Erschei- nungen zu erhalten. Vielleicht dürfte daher die in deutscher Uebersetzung gegebene folgende Mittheilung aus dem Bulletin de la Societe zooloeique de France (1876, 329) nicht unwillkommen erscheinen: Beobachtung des *) Ein Vorkommen von Lanius major, Pall. im Breisgau wird verzeichnet nach Journ, f. Or. 1376 211. 30 In der Sitzung der genannten Gesellschaft vom 1. Dezember 1876 sprach Herr Graf Hugo über die Elektrizität, welche an der Oberfläche der Vogelfedern entwickelt wird. Wenn man, so sagte er, eine vorher mit einem rauhen Wollstoffe mässig erwärmte Feder in einer ein- zigen Richtung, natürlich jener des Bartes, frottirt, so erhält diese Feder Anziehungskraft für kleine, leichte Objekte, Federbärte, Papier u. s. w., welche sich daran hängen, und manchmal durch Abstossung sich entfernen, wie diess eintritt, wenn man statt einer Gänsefeder z. B. eine Siegellack- oder Glasstange verwendet. Es ist wahrscheinlich, dass man unter günstigen Bedingungen leuchtende Federbüsche erhalten könnte. Der Schaft der Feder, selbst durch Säure entfettet, hat dem Beob- achter kein Resultat durch Reibung gegeben. Eine schöne Abänderung der Rauchschwalbe (Hirundo rustica), graulichweiss mit dunkelgrauem Ober- kopfe wurde im Hause des Photographen Herrn Oehl- mayer zu Mauer bei Wien nebst einem Jungen nor- maler Färbung ausgebrütet und dem k.k. Museum von schweren Fall aufmerksam gemacht, dass ein grosses Trappen - Männchen (Ötis tarda) durch Anpral- len an den Telegraphendraht, der ihm die Brust durehschnitt, getödtet zu Boden gefallen sei. Dasselbe wog nach Entfernung der Eingeweide noch 27 Pfunde. Beitrag für die Sammlung des Vereines. Das Ver- einsmitglied Herr Ernst Schauer zu Pieniaki in Galizien hat dem Vereine einige sehr schöne ausgestopfte Vögel ‚ gespendet. Es sind diess je ein Männchen und ein Weib- , chen vom hellfarbigen Wasserläufer, auch Ufer- Herrn Steger, Lehrer in Mauer, am 20. Juli d. J. lebend zum Geschenke gemacht. Der Vogel war bereits flügge, frass aber noch nicht allein. Leider liess sich derselbe nur kurze Zeit | lebend erhalten und befindet sich jetzt ausgestopft in | der Sammlung. Nach einer späteren gefälligen Mitthei- lung des Herın Steger hatte das Elternpaar der be- sprochenen Schwalbe im selben Neste im August eine zweite Brut, unter welcher sich drei Albimos und ein dunkles Exemplar befanden. Nach einem mir durch Herm Custos Rogenhofer freundlichst mitgetheilten Berichte des Herrn Pfarrers Florian Müller zu Untersiebenbrunn, fand ein dortiger Bahnwächter am 1. Mai d. J., früh Morgens durch einen oder Pfuhl-Schnepfe, oder Grünschenkel (Totanus Glot- tis, L.) und von der Rohrdrossel, auch Drossel-Rohr- sänger, (Salicaria turdoides, Meyer). Alle vier Exemplare sind prachtyoll im Gefieder und in lebenswahren Stellungen ausgezeichnet präpanirt. Alle derlei Geschenke sind dem Vereine hoch willkommen, und ist es vorläufig für denselben nur auf diesem Wege möglich, nach und nach in den Besitz einer ormithologischen Sammlung zu gelangen. Neu beigetretenes Mitglied:HerrOÖskar Bareuther, Fabrikant in Haslau bei Eger in Böhmen. Die nächste Monatsversammlung findet Freitag, den 9. November 1577, um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kais. Akademie der Wissenschaften statt. TAGESORDNUNG. Mittheilungen des Präsidenten v. Pelzeln; Ebendergleichen des Sekretärs Dr. v. Enderes: Der Steinkauz, Vortrag des Herrn Professors Lud w. Heinr. Jeitteles. ED — Allerlei. Melanismus beim Rebhuhn. (Starna cinerea.) Herr stud. jur. Hugo Makas hatte die Freundlichkeit uns in einem aus Wiese in Mähren 7. September 1877 datirten Schreiben mitzutheilen, dass auf einer an diesem Tage dort abgehaltenen Hühnerjagd ein alter Hahn geschossen | wurde, ‚welcher keinen rothen, sondern einen schwärz- | von und bleiben zur Zucht übrig, während die anderen spurlos verschwinden, also wahrscheinlich im Besitze des Teufels verbleiben. Das Messen der Sperlinge findet ‚ unter fürchterlichem Donner und Blitz statt. lichen Schild auf der Brust zeigte. Auch im sonstigen | Gefieder zeigte sich ein gewisser Grad von Melanismus.“ Die von Herrn Makas seinem Schreiben beige- legten Schild- und Rückenfedern zeigen in der That anstatt des bekannten normalen Rostroth eme schwarz- graue Färbung. Die lichteren Theile dieser Federn sind jedoch wie gewöhnlich gefärbt. Poinische Vogellegenden. In einem in Vögel der Provinz Posen“ theilt Albin Kohn u. A. folgende merkwürdige Legenden mit: Die Sperlinge fliegenim Herbste nicht in warme Nester (Gegenden), sie ziehen sich jedoch vom Tage des heiligen Simeon (14. September) ab in die Wälder zurück, wo sie während der finsteren „Sperlingsnacht“ vom Teufel gemessen werden. Er schüttet sie alle in ein Mass; die Sperlinge, welche er mit dem Streich- holze vom gehäutten Masse herunterstreicht, fliegen da- der | Natur‘ erschienenen sehr interess Aufs er nase R : e 5 ” essanten Aufsatze „Die ;n einen See werfen sollte. Statt dieses zu thun, öffnete Die Gabelweihe ist zu verfolgen, „weil sie Gott, als er auf Erden wandelte und vor Durst schmachtete, kein Wasser geben wollte“; daher das polnische Sprichwort: „er lechzt wie die Weihe nach Regen.“ Der Storch war ehemals ein Mensch, der seinen Nächsten verläumdete. Zur Strafe hiefür hat ihn denn Gott verurtheilt, als Vogel die Erde von unreinen Ge- schöpfen zu reinigen. Nach der lithauischen Sage war | es der Bauer Stonelis, den Perkun zur Strafe für seine Neugierde in einen Storch verwandelte. Der Gott über- gab nämlich Stonelis einen Sack voll Frösche, die er er den Sack und schaute hinein; die Frösche benützten diese Gelegenheit um zu entfliehen. Jetzt geht Stonelis als Storch auf Wiesen und Feldern umher, um die flüchtigen Frösche einzusammeln. Die Schwalbe wird vom Volke eine ver- wünschte Klatschschwester genannt, welche durch ihr Geklatsche über ihre Schwägerinnen den Selbstmord ihrer drei Brüder veranlasst hat. Die Nachtigall. sagt der Lithauer, war ein junger Dorfsänger, _Dajnas, welcher ohne Gegenliebe die wunderschöne Jungfrau Skajstoj liebte und sich aus Verzweiflung ertränkte. Die Götter verwandelten Dajnas in eine Nachtigall und die schöne Maid, welche später aus Reue starb, in eine Rose. Der Kuckuk zieht, nach dem Volksglauben, zum Winter nicht von uns, sondern verwandelt sich in einen Mäusebussard und lebt als solcher bis zum Frühling. Nach dem bei den Serben herrschenden Glauben ist sl nische Volk sagt, der Kuckuk sei eine von den Göttern in einen Vogel Terwandelie Prinzessin, welche einem ihr verhassten Manne nicht ihre Hand zum Ehebünd- nisse reichen wollte. Ihrer hohen Abstammung sich bewusst, befiehlt diese verwünschte Prinzessin auch heute noch andern Vögeln, ihre Eier auszubrüten, und fliegt selbst immer nur in Begleitung eines andern Vogels, ihres Pagen. Die lithauische Sage lässt den Kuckuk die von den Göttern verwünschte Tochter eines Bojaren sein. Sie trauerte über den Tod ihrer in den Kämpfen Kiejesluts gefallenen drei Brüder und die Götter verwandelten sie aus Mitleid der Kuckuk (Kukulka ist in allen slavischen Sprachen in einen Femininum) eine von ihrem eigenen Bruder wegen ihres | Vogel. Noch vor zwanzig Jahren beging man in weinerlichen Wesens verwünschte Jungfrau. Die Be- | Lithauen am dritten Österfeiertage das „Fest des wohner der Ukraine sagen, dass es eine verwünschte Kuckuks“ (Giaguscha), während dessen ein besonderer Frau sei, welche ihren Mann erschlagen hat, und nun | Tanz die „Giaguscha“ getanzt wurde; den Reigen umherirrt, ohne ein Nest finden zu können. Das pol- | führte die schönste Jungfrau des Dortes. ma Literarisches. P. Armand David & E. Oustalet: Les Oiseaux de la Chine. Paris 1877. 8. 1 Bd. Text und Atlas von 124 Tafeln. In diesem Werke werden die omi- thologischen Ergebnisse der Reisen des berühmten Missionärs P. Armand David, aus dem Orden der Lazaristen, in China durch den Reisenden selbst und durch M. Oustalet vom Pariser Museum der wissenschaft- lichen Welt gesammelt übergeben. Wenigen Naturforschern war es vergönnt, so zahl- reiche und "hervorragende Bereicherungen der Zoologie zu bieten, wie P. David, der viele noch unbekannte Gebiete Chinas und der länder in mehrjährigen Wanderungen erforschte und sowohl an Säugethieren als Vögeln Sammlungen von grösstem Werthe, sowie zahlreiche überraschende Novi- | täten dem Pariser Museum übersendete. Das hier be- sprochene Buch muss als eine höchst wichtige Be- reicherung der zoologischen Literatur bezeichnet ale, J. V. Barboza du Bocage : Omithologie d’Angola. Ouvrage publie sous les auspices du Ministere de la Meriee et des Colonies. Premiere Partie. Lisbonne 1877. Gr. 8. Mit 4 Tafeln. Bereits seit dem Jahre 1366 wid- met sich der portugiesische Reisende J. d’Anchieta | mit bewunderungswürdiger Ausdauer und grossem Erfolge der zoologischen Erforschung der westafri- anischen Besitzungen Portugals. Die von ihm ein- | gesendeten Sammlungen vrandlen von dem Director des Museums zu Lissabon, M. Barboza du Bocage, in einer Reihe von werthvollen Aufsätzen im Jorn. sc., math., phys. e natur. (Lisboa) besprochen und neue Arten vorläufig beschrieben. Gegenwärtig hat nun H. Barboza du Bocage begonnen, die gesammten Re- sultate der Reisen H. d’Anchieta’s zu Publiziren, und die Ornithologie d’Angola, von welcher der erste Theil vorliegt, are den anion Band eines diesen Zweck erfüllenden Werkes bilden. Der gelehrte Verfasser begnügte sich jedoch nicht, die Beobachtungen und Entdeekungen des Aalen Reisenden in Betracht zu ziehen, nelem hat auch die Arbeiten der früheren und der gleichzeitig wirkenden anderen Reisenden ein- bezogen, so dass eine vollständige Ormnithologie dieses Tender geboten wird. Dieses W. erk, mit grossem Wis- sen und jener Trefflichkeit bearbeitet, welche angrenzenden Hochgebirgs-- Schriften des Verfassers eigen ist, reiht sich zu grossem Vortheile der Wissenschaft ; jenen ausgezeichneten Mono- graphien an, welche die ornithologische Literatur in den letzten Decennien über verschiedene Theile der aethio- pischen Region erhalten hat. Die bei egebenen Tafeln stellen folgende Arten dar: Crateropus Hartlaubi, ©. gutturalis, Platystira minulla, Telephonus Areas und Gyps africanus. Von M. D. G. Elliot erscheint ein neues Werk: Monograph of the Bucerotidae, the family of the Horn- bills. With coloured plates (9 parts). Imper. 4. Das- selbe wird, wie zu erwarten ist, den früheren vom | Verfasser publizirten Monographien würdig zur Seite tere Ed. Newton. On a Collection of Birds from tle Island of Anjuan in Proceed. Zool. Soc. London 1877. 295. t. 33. 34. Diese Abhandlung bietet auf Grund- lage der von M. ©. E. Bewsher gemachten Samm- lung einen wichtigen Beitrag zur Vogelfauna der noch wenig gekannten Insel Anjuan oder Joanna aus der Comorengruppe. Neue hier beschriebene Arten sind: ı Zosterops anjuanensis (t. 33 F. 1), Tehitrea vulpina & 33 F. 2), Ellisia longicaudata, Turdus Bewsheri . 34) und Turtur comorensis. Beigegeben ist eine Tabelle über die Verbreitung der \ Vögel auf den Comoren. L. Taczanowski. Liste des Oiseaux recueillis en 1376 au nord du Perou oceidental par MM. Jelski et Stolzmann. Proceed. Zool. Soc. London. 1877. 319 t. 36. Diese interessante Abhandlung gibt weiteren Badah: über die erfolgreichen Forschungen der H. Jelski und Stolzmann in Peru. Eine neue Gattung Gral spiza) und acht neue Arten werden publizirt. Es sind diess: Gnathospiza Raimondi (t. 36 F. 1), Haemo- | phila Stolzmanni (t. 56 F. 2), Symallaxis tithys, Och- den, thoeca Salvini, Phyllomyias Tumbezana, Elainea leuco- spodia, Picumnus Selateri und Turdus leucops. Illustrirte Thierbilder. Schilderungen und Studien | „den Jaguar“ u. s. f£ — Eine ganz eigenthümliche, nach dem Leben von Friedrich Lichterfeld. | stellenweise eines Schäffel würdige Abhandlung von Mit dreissig ÖOrigmalzeichnungen von G. Mützel, tiefhumoristischer Gelehrsamkeit ist „der Salamander M. Hoffmann u. A. Bevorwortet von Dr. Bodinus, | und das Salamanderreiben“. Direktor des zoologischen Gartens in Berlin. Braun- Für die Qualität der Illustrationen sind die blossen schweig, Druck und Verlag von George Westermann. | Namen der Illustratoren hinlängliche Bürgschaft. 1877. Gr. 8., 399 S. — Weihnachten, die Zeit des Gebens Dr. v. E. und Empfangens von Geschenken, naht heran, und wir glauben, unsere Leser werden es uns danken, wenn wir nein sie bei dieser Geleeenheit auf neue Bücher, die dem |. Herrn Eınst Schauer in Pieniaki. Ihr prächtiges Geschenk Wrehnachtstsel N Ziearale. marcel! ind | ist soeben im besten Zustande eingetroffen. Besten Dank im Namen ENDE NUBKENG ZU alte See urden, aul- | des Vereines. Weiteres demnächst brieflich, merksam machen, ihnen vielleicht nicht mehr ganz neue Briefkasten. Bücher solcher Art in das Gedächtniss rufen. Kaum inserate. ein in den letzten Jahren erschienenes Werk onithologischen, oder doch theilweise ornithologischen Inhaltes aber Alle Gattungen wüssten wir namhaft zu machen, das sich m so hohem r n Grade eignete, einem Thierfreunde als Angebinde wahre \ oO & e ] f U 5 v e ‚& Freude zu bereiten, als Lichterfeld’s Illustrirte Thierbilder. Inhalt und Form der Darstellung wett- eifern unter sich und mit der äusseren Ausstattung des in sehr reiner, staub- und geruchfreier Qualität, | Mischungen in vorzüglicher Zusammensetzung offerirt Buches um den Preis der höchsten Trefflichkeit. Wir zu billigsten Preisen die wollen hier wie billig, zuerst einige der Aufsätze ornitho- die logischen Inhaltes hervorheben, so „Goliaths Hochzeits- Samenhandluns kleid“, „den Reiher und die Beizjagd“, „das Talegalla- EN a a ehe P. Hüttig, huhn und seine Zähmung“ u. s. w., aber auch nicht | unerwähnt lassen: „die anthropomorphen Affen“, die | Wien, I., Ballgasse 8, Termiten“, „das Nashorn“, „den schwarzen Panther“, nächst der Rauhensteingasse und dem Franziskanerplatz. LU ? (C Gr wa ») > DIENT 9% ES NIT Y KIT D) $ D) De» DIG > z Par M. !’Abbe Armand David et M. E. Oustalet. EI; 1 volume de texte de VII — 578 pages et latlas de 124 planches dessindes par Arnould, colorices au pinceau. Les 2 volumes grand in 8° relies avec luxe, fers a 2 % —V ’ ERDE speciaux 5 © Heisle je, -fefpierrieifinennel edle ie: ie) Merle, eo) ehe wnterllerlnie, Yeuimreize . F, 95. Tyrnz: Faesy & Frick, a ie. E. -Frefpucehnanmellinmer site Graben 27. & : ) )\ ae Herausgeber: Der Ornithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, Druck von J. B. Wallishausser in Wien. ar ULLDLDEISPJ “ N N, für onelkunde, Wonel-Shuß umd Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. :; Die „.Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl. sammt Franco- ': :: Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate & S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :: Dezember ;! werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern '! 187 « 420kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, !: . \ Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Ornithologischer Reisebericht. III. Von Eduard Hodek. (Schluss.) — Ueber die Vogelfauna von Lilienfeld. Von Hans Neweklowsky. (Schluss.) — Vereins- angelegenheiten. — Von fremden Vereinen: Ausstellung der „Aegintha*. Von Bruno Dürigen. — Allerlei. — Literarisches. — Inserate. Die geehrten Abonnenten werden gebeten, das Abonnement rechtzeitig erneuern zu wollen, damit nicht Störungen in der Expedition der nächsten Nummer, als der ersten des II. Jahrganges, eintreten. Die Redaction der Mittherlungen des Ornithologischen Vereines in Wien. Ornithologischer Reisebericht. 111. Von Eduard Hodek. (Schluss.) Am 29. Juni stach meine Barke aus der Save | die Stadt ging, um dort beim Stuhlrichter-Amte meine wieder in die schöne — rothgelbe Donau hinaus; ein |; neue Jagdkarte zu lösen. Zwei Paare Silbermöven tüchtiger West feste in die Segel und im Nu legte ich | trieben da ihren Fischfang; eine Vogelspecies, die ich an der Temes-Mündung bei, welche dermassen toll an | seit Jahren bloss als Gast hier beobachtete und von der Panesova vorbei in die Donau hervorstürzte, dass wir | ich zwischen hier und Galatz nie mehr als 5—6 Paare die Strömung nicht zu überwinden vermochten, und ich | traf. Nach ihren Brutstellen habe ich erfolglos gefahndet, zu Fusse auf der noch wasserfreien Dammkrönung in | und doch müssen sie hier nisten, denn sonst wären sie Neujahr 1878 der k. K. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I., Graben 27, auf welchen hiemit besonders aufmerksam gemacht wird. s4 zu dieser Zeit nicht da. davon, doch häufig. Zwischen hier und meinem nächsten längeren Aufenthaltsorte, dem Kasan, jener Donau - Strom- Enge, welche 2 Meilen oberhalb Orsova zwischen den oberen Katarakten Jzläs, Wrän, Bywolj und Juez und dem eigentlichen, unterhalb Orsova "brausenden „Eisernen Thore“ liegt, giebt es eine ziemliche Menge von gut bestanden, jedoch leider in der Abstockung begriffenen Insel- und Auwäldern, worin ich 11 Adlerhörste fand und noch ausserdem 8-10 weitere vermuthen muss. Albieilla (Seeadler) ist bei Weitem vorherrschend, imperialis (Kaiseradler) blos in 2 Paaren vertreten; clanga (Schreiadler), naevia (kleiner Schreiadler), Pan- dion” (Flussadler), und andere der kleinen Adler nicht gezählt. Bei einem der An der Sulıina sind sie immerhin auch dort nieht allzu Seeadler-Horste passirte mir ein gewiss seltener Zufall, den ich nicht unerwähnt lassen will. Auf einer Insel angekommen, tönte uns beim Landen tief im Walde aus ungefähr der oberen Mitte der Insel das Rufen junger, schon starker Adler ent- gegen. Der ganze Waldbestand war ungefähr 1 Meter tief unter Wasser und w egen des sehn menden Lager- holzes und sohrinmender Aeste schwer passierbar. Wir setzten 2 Czikeln (kleine dort gebräuchliche Kähne) aus und machten uns an die Suche. Die östlich ab- gegangene Expedition kam ohne Erfolg nach 2 Stunden zur Barke zurück; ich und ein Ruderer aber waren mit dem westwärts dirigirten Czikel nach 2 Stunden noch nicht einmal der Gegend nahe, woher, nach unserer Berechnung der vorher gehörte, seit unserer Landung aber hartnäckie v verstummte Adlerruf kam. Wir arbeiteten uns also aus dem Chaos hinaus und gewannen wieder die offene Donau, um weiter oben ein zweites Eindringen zu versuchen. Einer der beiden Alten kam eben mit einem Futter- fisch über uns dahergestrichen und zeigte uns den bei- läufigen Weg, den wir zu verfolgen hatten. Ziemlich glücklich gefahren, vermochten wir endlich in einer Gruppe nit Epheu total und dicht bis zum Gipfel um- rankter riesiger Silberpappeln den Adlerhorst zu ent- decken, w ieder aber nur durch einen Zufall. Ohne es zu ahnen nämlich befanden wir uns nach balbstüu- digem Rudern, Stossen und Schleppen gerade unterhalb des Horstes und wären sicherlich daran vorüber durch das Gewirre weiter gestolpert, wenn nicht ein flügges Junges durch unsere Annan aufgescheucht, vom Elan abgestrichen wäre. So dicht war die Belaubung und Verästung des mehr als armdicken Epheu’s in der Baumkrone, dass der umfangreiche gesuchte Adlerhorst, wie unter normalen Verhältnissen etwa ein Spatzennest, bald von uns übersehen worden wäre. Schliesslich war es nicht der Epheu allein, sondern auch ein dichtes Genetze von Ranken wilden Weines, welches von den äussersten Gipfel-Aesten bis zum Boden reichend, jede Aussicht nach der Zwiesel sperrte, worin der Horst sass. Mein Mann bestieg eine hohe Eiche in der Nachbar- schaft, welche leichter zugänglich war als der Horst- baum und konstatirte, dass der Horst wirklich da sei und ein zweites Junges am Rande sitze. Da kamen auch die beiden Alten und kreisten ab wildem „Klik, Klik, Klik“, nach abwärts stossend, un- aufhörlich um die Stelle. Ich notirte den Baum und während mein Mann die Stammrinde mit dem Standhauer anhieb- um das giebt's mehr und zu mit | Zeichen zu hinterlassen, schien es dem zweiten Vogel droben doch nicht mei: geheuer, er spannte die aan Flügel und stiess vom oe AR Seine Unerfahrenheit in solchen Evolutionen jedoch liess ihn die rechte Ab- flugbahn verfehlen; zwei schwache, aber dennoch zähe Reben, zwischen denen er hindurch fahren wollte, waren zu eng gestellt, fassten seine Flügel und der Vogel nisch einige Meter tief an ihnen herab, bis er sich daran mit seinen Fängen zwar festhieit, jedoch kopfüber hängen blieb. Ich benöthiete wohl den Vogel nicht, aber die Gelegenheit, einen Tapenden Adler so Ale weiteres fangen zu een war zu verführerisch; wir sprangen (um dem Stamm herum war das Wasser auf einige Meter Breite seicht) rasch herbei, rissen an den Reben, welche mit dem dürren Äste, an dem sie sich gerankt, herab- brachen und der Adler kam bis zur Erde. Ohne Erfolg versuchte er noch zweimal abzufliegen, der Rankenseile um ihn herum waren aber zu viele, und immer wieder verwickelte er sich in denselben. Festge- klammert daran rissen wir auch diese nieder, und so unter einem förmlichen Netzgewirre von Wein-Ranken fixirt, gerieth der junge Wicht in unsere Hände. Die nächste Frage war: was nun mit ihm? Da nicht anzu- nehmen war, dass er, blos gefesselt, gutwillig im Czikel bleiben ende und de Schwierigkeit der Passage uns durch ihn nur noch erhöht rondlem wäre, wir aber doch auch unsere seltsame Trophäe bis an die Barke bringen wollten, so wurden ihm die Fänge gefesselt, ein Regen- mantel umgelegt, dieser um dm ek == den Kopf an lassend, — zug seknöpft und der Rest des Mantels zusam- men geschlagen, so dass der Vogel eingehüllt wie ein Wickelkind in den kleinen Kahn zu liegen kam. Es dunkelte bereits, als wir nach mühevoller Rück- fahrt bei der Barke ankamen, und meine Leute staunten nicht wenig als wir den eigenthümlichen Fang erzählten. Als aber Alone in die TBarke gehoben nurde und ehe ich rasch genug aus dem winzigen, schwankenden Fahrzeuge über Bord mich hinein zu schwingen ver- mochte, lüftete der Vogel mit zwei hurtigen Rissen den Mantel in 2 Theile, zum Unglück gerade da, wo er eigentlich, um wasserdicht zu sein, beisammen bleiben sollte, schlue die Flügel auf und hob sich sammt dem Mantel. Einer meiner Leute wollte ihn, wie weiland Madame Putiphar den Josef, am Mantel zurückhalten, die Knöpfe aber sprangen ab und mein Josef flog, was ihn die Flügel trugen, zu seinem Glücke auch ohne die Striekfessel, deren Schlinge er wahrscheinlich schon während der Fahrt aufgezogen und sich ihrer so entledigt hatte. Wie gewonnen, so zerronnen! Mein Steuermann, dem dieser Streich unverwindlich schien, riss mein Gewehr, das ich bereits abgelegt hatte, ehe ich ihm’s verbieten konnte an Sich" "beide Hähne klappten, doch umsonst, ich hatte die Patronen daraus vor dem Ankommen entfernt. Zweimal traf ich Falco laniarius, den Würgfalken in Adlerhorsten; in einem davon war im Vorjahre albi- cilla, ım anderen imperialis; ob er seinen neuen Palast erk ämpft, ob als unbesetzt ihn blos usurpirt hatte, dar- über kann diessmal die Historie nur murmeln, demn unter den Horsten lagen heurige Adlerfedern. Möglich desshalb immerhin, dass der reckenhafte Falke ihn in heissem Kampfe errang; dass es sonderbarerweise mit- unter auch geschieht, Kakır habe ich im Vorjahre den Beweis eh, Am 1. Juli halb 6 Uhr Nachmittag passirte ich glücklich die drei oberen Katarakte, von denen beim heurigen Hochwasser blos Izläs und Wrän einiges Gruselns werth sind, Bywolj und Jucz kennzeichnen sich nur durch brodelndes Ungestüm und einige artige Triehter. Es ist heuer das eilfte Mal, dass mich mein Fahrzeug hier hindurchträgt und konstatire ich, dass der moralische Eindruck dieser ewig revoltirenden Donaustrecke in kleinem Schiffe passirt, und ganz nahe den reissenden, kochenden Strudeln, die nach allen Seiten hin und zugleich von allen Seiten her, trotz sausender Vorwärtsbewegung das Schiff zu heben und zu. pressen scheinen, ein bei weitem grossartigerer ist, als etwa vom Dampfschiffe aus besehen, wo man von der Höhe der Strudelwellen und von der drohenden Vertiefung der Trichter nur eine unvollkommene, d. die Vogelansicht haben kann; ganz in der Nähe des- selben nimmt sich dieser wässerige Hexensabbath etwas lebendiger aus. Am nächsten Tage jagte uns ein tüchtiger Ober- Wind in flotter Segelfahrt dem „Schlüssel“ zu und landeten wir vor dem Ausflusse der tosenden Volja märe bei Plawischewitza, wo ich bei meinem alten Freunde Otto Hoffmann zusprach, um, das Ruder mit dem Bergstocke vertauschend, die breitbeflügelte Fauna des herrlichen Kasan zu belauschen. Bietet schon die ganze Donaustrecke von Bazias mit ihren Uferfelsen, schönen Ruinen und lauschig ein- gestreuten Dörfern bis übers eiserne Thor hinaus eine von der endlos überflutheten Ebene, aus der man eben da hinenschwimmt, äusserst vortheilhaft abstechende scenische Abwechslung und einen reichen Genuss an Naturschönheiten, so bildet die kurze Fahrt durch den Kasan bis Orsova, an Dubowa und Ogradena vorbei, namentlich die Strecke innerhalb des „Schlüssels“ den Brennpunkt dieser grossartigen Scenerie. Am serbischen rechten Ufer, ziemlich schroff zum Spiegel hinab, den 2596 Fuss*) hohen Stjebee am linken den Usokär mare und Csokär mik, beide noch weit schroffer abfallend, schliesst sich hier der breite Strom, sein Wasser le! durch diese äonenalten Felsenstirnen pressend,, auf Steinwurfsbreite zu, und schiesst vorbei an diesen Wänden, wie man es sonst nur an Bergbächen zu sehen gewohnt ist — ein riesiger, durch Cyklopenkr äfte eingeschnürter Bach. Die Szeescny-Strasse links, die Ueberreste der alten Tranjansstrasse rechts in den harten Felsenleib der Uferwände eingehauen, schliesslich die auf und ab lebhaft verkehrende Schifffahrt, machen die Illusion vom Bergbache freilich schwinden und taxiren des Stromes Werth und Bedeutung. Es ist eben ein Pass! Das Felsgestein ist Jurakalk und in seinen häu- figen, zum Horstbau vortheilhaft benützbaren Höhlen, Sprüngen, Kanzeln und Absätzen, die reichlich mit Gehölz aller Art, mit massenhaftem weissen und rothen Flieder, Wallnuss und wilder Weichsel äusserst male- risch durchwachsen sind, brüten der weissköpfige Geyer (Vultur fulvus) der eeyptische Aas-Geyer (Neophron perenopterus), der Goldadler (Aquila chrysaötos), der Schlangenadler (Circaötus gallieus), der Thurmfalke (Tinnuneulus alaudarius), der Röthelfalke (T. cenchris, Lerchenfalke, (Hypotriorchis subbuteo), der Blau- fuss (F.laniarius). Auf den Eichen der obersten Giebel dieser Wände ist der kleine Schreiadler (Aquila naevia) der gemeine Bussard (Buteo vulgaris), dann der Uhu (Bubo maximus) zu finden. Von kleineren Vögeln traf ich hier ausser dem Nusshäher (Garrulus glandarius) weder Singvögel noch andere Insekten- oder Körner- 3163 Wr. #) 1 Wr. Fuss Fuss. — 0'316 Meter, resp. 1 Meter | jeder Art 85 fresser brütend. Die Zahl der Räuber ist hier eben eine allzu grosse und wären die Lebensstunden eines jeden sich hier etwa anbauenden kleinen Vogels sicher- lich gezählt. Das Glas in der Hand, beobachtete ich am ersten Tage mit Hilfe von zwei meiner in omithologischen Dingen versirten Leute, vom Fusse aus das Ab- und Zetsichen der bunten Bevölkerung und notirte mög- lichst genau die Oertlickkeiten der muthmasslichen Horste, den einige ich bereits von früheren Jahren her kannte. An dem nächsten Tage nahm ich vier meiner Leute mit und besetzte über Pajana popi die Krönung der Wände ersteigend, alle wichtigen vorspringenden Plätze, von denen aus die Einsicht in die Wände möglichst gestattet war, und so kam ich während dreier Tage in ziemlich genaue Bekanntschaft mit Allem, was da fleucht und brütet. Mein Notizenfüllhorn über das Treiben und Weben hier auszuschütten, möge eimem simplen Reiseberichte wohl erlassen sein, nur hervorragend Auf- fallendes möge hier Platz Amalan, Im Osokär mik und Csokär märe, daun vis-A-vis in den Wänden des Stjebec horsten 25—30 Paare weissköpfige und kein Mönchsgeyer, 4 Paare egyp- tische Geyer. Ein Goldadler-Paar hat in einer schm: alen, schroff aufgebäumten Spalte des östlichen Stjebec, wo ein eirca 4 Quadratmeter breiter Absatz den Stamm- stumpf einer alten Linde trägt, auf diesen seinen um- fangreichen Horst gebaut; er enthält ein Junges und ich hatte abermals die Genugthuung, zu konstatiren, dass eines der Alten Chrysaö itos- (Goldadler-) Kleid, das andere, das Männchen noch das a (Steinadler-) Kleid mit dem weissen Flügelspiegel trägt. Zwei Horste von Vultur fulvus (weissköpfiger Geyer) vermochte ich zu ersteisen und habe diessmal als 50jähriger Mann gewagt, worüber ich vor 10 Jahren zur Tagesordnung überging. Ein völlig erwachsenes Junges hatte ich in Händen und nahm davon einen Flaum zum Andenken auf den Hut. Der Horst dieser Vogelart ist gar keiner. Ausser etwas wenig dürren Laubes, das der Wind hinträgt, befindet sich nieht ein Reis darin. Diese heilen Horste sassen auf Vorsprüngen, etwa 20 Meter hoch vom Fusse der beginnenden Wand, jeder hatte reichlich 6—S Quadratmeter blanke flache Basis und auch nicht das Geringste von Futterresten oder sonstigem fremden Stoffe war darauf zu finden. Eines der Jungen wehrte sich heftig und warf den frisch gefüllten” Kropf-Inhalt hervor; m einem darunter befindlichen ausgeronnenen Ausapfel erkannte ich deutlich ein Menschenauge, denn es hing noch mit einem Stücke Augenlid und Augenbrauen zusammen, — auch ein mene Seel des Krieges, der S—9 Meilen Luft- linie von hier seine Ernte mäht. Dieser Geyer füttert bloss einmal im Tage, fliegt niemals 2er A) Uhr Morgens ab und kehrt um 1 Uhr wieder. Das Goldadler- Baar strich Morgens auch erst spät, um 7 Uhr zur Jagd, kam erst 4 Uhr Nachmittags zurück, de and der und war um 6 Uhr schon bei’'m Horste fest für die Nacht. Der egyptische Geyer kam 3 und 4 Mal des Tages zum Horste, und fliegt schon um 6 Uhr Mor- gens fort. Der Schlangenadler entfernt sich nie sehr weit aus der Gegend und kehrt, so oft er eben ein Reptil fängt, unregelmässig zum Horste. Ich sowohl wie meine Leute beobachteten deut- lich einen weissköpfigen Geyer und bei meinem 56 Ansitze strich er dreimal ganz nahe, einmal sogar auf bloss 2!/,—3 Meter weit le an mir, — relkolhior alle grossen Schwung- und Steuerfedern der Länge nach weissgestreift und am ganzen Körper eine weiss, gelb und bräunlich lichte Zeichnung hatte, völlig abweichend vom Kleide seiner Brüder. Am 6. Juli schoss meine „Vienna“ unter thauig- frischen, wohligen Morgendüften des wilden Jasmin und Flieders dahin durch den „Schlüssel“ und legten wir vor Orsova bei, dem Schlusspunkte memer heurigen mir jedes Jahr neu lieb gewordenen Wasserfahrt. Leider bin ich nicht) im glücklichen Besitze jener Wiinschelruthe, womit ich, ein „Effeta!“ an die Pforte des „eisernen Thores“ schlagend, mir den Durchgang zu verschaffen vermöchte. Es bleibt für mich heuer geschlossen und dumpfes Donnergrollen, das ab und zu der Süd-Ostwind hier herüberträgt, spricht leider nur zu deutlich, wesshalb. — Ich löste also hier meine Wasserexpedition auf, übergab die „Vienna“ sammt ihren Jungen, den kleinen Uzikeln, der Obsorge unserer D. D: S. G.*) zum Hinauf-Transporte, entliess bis auf Ferenez D. meine Mannschaft mit ihrem verdienten Lohne nach der Heimat, und — schlug mich nördlich in die Büsche, so hoch die Gipfel das Banater und Siebenbürger Alpenland krönen. Von hier an sollte eigentlich ein neuer eigener Reise- bericht folgen, ach, was sage ich — ein Buch vollmüssteich niedersel ıreiben, um auszuschütten, was sich mir von da an Erlebtes und Erzählenswerthes bot. Je näher ich daran gelange es mitzutheilen, desto deutlicher erkenne ich, dass, der Rahmen emes Reiseberichtes bei Weitem nicht hinreicht, wunverstümmelt niederzu- schreiben, wozu es mich doch so mächtig dräugt; ich habe die Grenze des Erlaubten ohnediess hie und da überschritten und sei es mir sohin bloss gestattet, chro- nologisch kurz zu resumiren: Freund Otto Hoffmann, eimer jener Natur- Ormithologen und eifrigen Jünger Dianens, denen es Bedürfniss geworden, in die Mysterien des Wissens mit allumfassender Liebe zur Natur einzudringen, nicht, um ihre Geschöpfe bloss zu morden, sondern auch um sie bewundernd zu erhalten, schloss sich mit seinem Gebirgs- gespann dieser meiner weiteren Unternehmung an, und war mir mit seiner Lokalkenntniss, die er sich als Montanist in jeder Schlucht und jedem Winkel des zu betretenden Terrains durch eine lange Reihe von Jahren verschafft hatte, durch seine unglaubliche, bis zum letzten Sennplatze der Gebirgsstöcke hinaufrei- chende Bekanntschaft mit der rumänischen Bevölkerung und sein für unser Fach beinahe instinktiv inspirirtes, aufmerksames Auge, endlich mit seiner zähen Uner- müdlichkeit ein w erthvoller, lieber Genosse, dergleichen ich Jedem, in gänzlich neuem Terrain und ähnlicher Lage nur wünschen kann. Wo es mit Rädern nicht mehr ging, wurden Saumpferde gemiethet und diese trugen uns dann (mit Ferencz D., emem Führer und einem Gepäckspferde, waren wir im Ganzen 4 Mann und 5 Pferde) mit ganz unglaublicher Sicherheit über sehr oft „nicht mehr schöne: Pfade w eg, von Grat zu Grat. Am S. Juli standen wir auf dem 3626 Fuss hohen Szieselovetje; die Pferde hier zurücklassend, er- klommen wir die Gipfel des Piatra galbin und staunten wonnetrunken, gegenüber den massigen Jenelec, hinab *) Die bekannte Chiffre der Donau-Dampfschifffahrts-Gesell- schaft in Wien, in’s pitoreske, zinkenbesäte Uzerna-Thal, das Eldorado der Vulturiden dieses Gebirgsstockes, Vultur einereus und fulvus (der Mönchs- und der weissköpfige Geyer) machen sich’s da behaglich in ihren unerreichbaren Felsensitzen, und wo für Geyerschwingen einzig und allein der Weg noch offen, da thront in einem Felsen- spalt, den Wolken nah, von unten nur durch’s beste Glas bemerkbar, der Lämmergeyer (Gypaötos barbatus). Er ist also noch in unseren Bergen vorhanden, ich mochte es nicht glauben, als bis ich ihn selbst fand. Den Weg von hier herab über den Vonturatore nach dem Üzerna-Thale hat allerdings noch kein Tou- : 5 = : : ; risten-Handbuch beschrieben. Nicht einmal die dortigen Jäger kennen ihn alle, sonst gäbe es bestimmt keinen barbatus da, d’rum ist’s so besser. Am 10. Juli besuchten wir den 4600 Fuss hohen so ganz eigenartigen Muntje Semenik mit seinem histo- rischen „Adlerbad.“ Das Bad fanden wir allerdings, wo 8 Tage vorher am „Zimmzenje* Tausende von Gläubigen wallfahrend ihre steifen und sonst brest- haften Glieder netzten, allein die Adler waren und bleiben Mythe. Das heisst: Gibt's da oben unter den zahlreichen Heerden ausnahmsweise ein Individuum, welches trotz Idylle und würzigem Ueberflusse das Zeitliche segnet, so gibt’s auch hier Geyer, wie überall wo Aas, aber __ weiter ist’s nichts damit, trotz der gläubigsten Versicherung selbst der Intimsten des „Muntje“) und trotz der Betheuerungen selbst eines Andria Urikiato, des gebildetsten Ortsrichters m Meha- dika, den ich in dieser Zone jemals fand. Am 12. Juli über den 5705 Fuss hohen Muntjemik; am 13. am hohen Särko 6936 Fuss, wo wir noch 3 Meter tiefen Schnee trafen und auf einer solchen Halde bei -- 4!R. Mittag machten; am 14. Gugu 7252 Fuss, wo ein Mann und ein Pferd abstürzten, und ohne das dabei geschehene wahre Wunder auch gewiss geblieben wären; am 15. der König der dortigen starren Bergriesen, der Retyezat 7980 Fuss mitten herausragend aus seinem 10zackigen Kamme, wo uns Nachts ein Bär mein Pferd vom Platze losreissen und echappiren machte, statt seiner aber vernünftigerweise einen weniger flinken jährigen Ochsen niederschlug und aufriss. Am 16. streicht ein Lämmergeyer — noch heute möchte ich ihn umarmen dafür gegen, über und von uns, gerade als .ob er hiezu bestellt gewesen wäre, um sein Gefieder, sein martialisches Geäuge und seinen fabelhaften Flue studieren zu lassen, vom Retyezat nach seinem Horste zu im Jenelec; es sind lumpige 7 Meilen, ein wahrer Katzensprung tür ihn und wie er streicht, scheint er dort zu sein, so schnell, als ich dieses eben nieder- schreibe. Einige Attaquen mit bösen, spitz- und messer- bewehrten Wolfshunden**), eme im eisblauen Wasser des Rin Sest, erleste 5pfündige Forelle, Fährten von Bär, Wolf, Eber, Gemse und einem Kapitalhirsch, und wir sind am 17. Juli, überwältigt von grandioser Natur, sattgesogen an schneeumgürteter Felsenpracht und — etwas müde wieder zu Thale, und am 19. mit Freund Otto’s pfeilschnellem Gefährte, als die Lichter angezündet werden, wieder m Orsova. Die Eindrücke der zehntägigen Partie durch diese Alpen-Majestät zu schildern, muss ich mir wie gesagt, erlassen, das Papier würde mir zu enge! #) Wie er kurzweg in seiner Umgebung heisst. *#) An ihren breiten Halsbändern sind nämlich lange Spitzen ‚ und scharfe, bis 10 Cmt. lange Messer angebracht. Eine Erfahrung aber und ich muss leider gestehen, sie klingt beinahe wie Enttäuschung — muss ich niederschreiben. Der Hauptgebirgsstock der Banater und der Siebenbürger Alpen besteht aus Glimmer- schiefer, Gneis, Chlorit- und Quarzitschiefer, diese Re- gionen aber, ein Pracht-Panorama für den Touristen, EDOE- 87 ein Eldorado für den Jäger, und eine Schatzgrube für den Botaniker, — meidet der Geyer konsequent, und der Adler ist hier nicht zu Hause. Der Geyer horstet und bleibt in den niedrigeren Ausläufern dieses Gebirges, im Jurakalk. Ueber die Vogelfauna von Lilienfeld. Von Hans Neweklovsky. Schluss.) Der Zeisig (Fringilla spinus, L.) berührt nament- lich im Frühlingszuge die mit Erlen reich umbuschten Ufer des Gölsen- und Traisenbaches oft in grosser Zahl. Am Zusammenflusse dieser beiden Bäche bei Scheib- mühl, wo ein aufgeschlossenes Thalgebiet von bewaldeten Höhen umringt und von Aubeständen überkleidet, nach allen Richtungen hin von Wasseradern durchzogen ist, trifft unser Zeisig um diese Jahreszeit in grossen Flügen ein und belebt dieses Thalgebiet in Gesellschaft des Hänflines (F. Cannabina, L.), Stieglitz (F. carduelis), Buchfinken (F. cölebs), Bergfinken (F. montifringilla) und des Grünlings (F. chloris) in hervorragender Weise. Hier bringt er sozusagen seine Flitterwochen zu und verbleibt so lange in dieser Gegend, bis die Wit- terungsverhältnisse es ihm gestatten, sich in seinen ein- samen Gebirgswäldern wie alljährlich zur Brut bleibend anzusiedeln. Das Thalgebiet bei Scheibmühl ist also für ihn eine Art Quarantaine, in welcher in den Monaten Februar, März und oft noch halben April ein tausendstimmiges Konzert zu Stande kommt, welches für das Ohr des Naturfreundes von überaus grossartiger Wirkung ist. Diese bunt durcheinander tönenden Gesänge geben einen berauschenden Jubelchor ab, aus welchem die Lebens- lust von Tausenden kleiner Sänger erklingt. Das Mittelgebirge scheint hier seine eigentliche Brut- heimat zu sein. So z. B. fand ich ihn in dem Gemeinde- Amte Unrecht-Traisen im Juni 1874 in der urwüch- sigsten Wildniss vor. Von Norden senkt sich gegen das Engthal, welches diese Gemeinde umfasst, ein schroffes, mächtiges Gehänge mit kahlen, dürftig vege- tirenden, verkrüppelten Föhren bekleidet, in Abstu- fungen herab, welche sich hie und da zu kleinen Thalmulden erweitern, aus welchen mächtige Fichten hervorwachsen. Der Waldboden dieser Thalmulden ist gewöhnlich versumpft und mit Farnkräutern überwuchert, hie und da haben sich stürzende Bergbäche nach der Schneeschmelze in diese Mulden ein mit Steintrümmern übersätes Bett gegraben, in welchem im Sommer nur eine ganz bescheidene Wasserader herabrieselt. Hier fand ich unseren Zeisis, vom Wipfel einer solchen Riesenfichte herab sein mir wohlbekanntes Liedchen singend. In ähnlichen Lokalitäten fand ich ihn mehrmals zur Brutzeit vor; doch nie im geschlossenen Nadelwalde und immer in der Nähe versumpften , versäuerten Waldbodens, welcher einen ungewöhnlich üppigen Baum- wuchs hervorbringt, während auf den nahen Felspartien nur kümmerliche Föhren ihr Dasein fristen. Der Stieglitz (Fringilla carduelis, L.) ist hier, so weit Obstbau betrieben wird, Brutvogel und berührt im Striche wohl auch höhere Lasen, im Oktober in bedeutenden Flügen an Bergeshalden Distelköpfe ab- weidend. Diese Art schreitet, so weit meine hier ge- machte Erfahrung reicht, erst mit Anfang Juli zum Brutgeschäfte. Ich habe ihn stets an mächtigen Laub- bäumen in Mitte eines weiten Obstgartens brütend angetroffen. Ein Pärchen brütet hier in obangeführter Zeit auf einer mächtigen Rosskastanie alljährlich, jedoch immer nur einmal; es wäre aber möglich, dass dieses Pärchen seine erste Brut schon anderswo aufgezogen hätte. Der Girlitz (Fringilla serinus, L.), welcher erst in den letzten Jahren eine so grosse Verbreitung gefunden hat, ist hier gleichenfalls nicht selten und findet sich | nicht nur in Obstanlagen, sondern auch an sonnigen Gehängen im Laubwalde. Er geht nicht hoch in’s Gebirge hinauf und dürfte hier als Brutvogel ein weit kleineres Verbreitungsgebiet haben als der Distelfink. ‘ Fast alljährlich hatte ich das Vergnügen, in dem meine Wohnung umgebenden Obstgarten das kleine Nestchen dieses Vogels aufzufinden. Sein Gesang ähnelt dem des Ortolans, nur ist er natürlich im Verhältniss zur Kleinheit des Girlitz um Vieles feinstimmiger. Der Gimpel (Pyrrhula vulgaris, Pall.) hat hier ein grosses Verbreitungsgebiet, denn der Nadelwald, in welchem er auschliesslich seine Brutstätten aufschlägt, bietet ihm hiezu reiche Auswahl. Doch meidet er stets tiefe Lagen und wird nur in der höheren Bergregion als Brutvogel angetroffen. Er ist hier Standvogel und bleibt im Winter hauptsächlich an solchen Orten, wo sich Ligusterbeeren besonders reichlich finden, so lange, bis er letztere gänzlich abgeweidet. Der Fiehtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra) ist hier im ganzen Mittelgebirge als Brutvogel heimisch und kommt im Striche sonst noch überall vor. Ueber das Vorkommen des Kiefernkreuz- schnabels (Loxia pityopsittacus, Bechst.) fehlen mir nähere Beobachtungen, jedenfalls aber glaube ich, dass auch diese Art, wenn auch nur im Zuge, hier vor- kommt. Der gemeine Hänfling (Fringsilla [Linota] cannabina), ist hier als Strichvogel nicht selten; als Brutvogel hatte ich noch nicht Gelegenheit ihn zu be- obachten. Mit Ausnahme des Kirschkernbeissers ver- dienen alle finkenartisen Vögel Schonung, denn nicht allein dass sie eine Unzahl von Unkrautsämereien ver- zehren, so nützen sie während ihrer Brutzeit, wo ihre Nahrung lediglich aus Insekten besteht, in bedeutendem Grade. Ueberdiess sind viele von ihnen gute Sänger, welche die Natur schon durch ihre grössere Anzahl in hervorragender Weise beleben. V. Ordnung. Tauben (Columbae). Familie: Tauben. Die Hohltaube (Columba oenas, L.). Diese Art bewohnt hier ausschliesslich überständige Buchenbe- 88 stände, wo sie sich in die vom Schwarzspecht gezim- merten Baumlöcher einnistet. Sie kommt im Hügellande wohl auch, jedoch nur vereinzelt, vor. Der tiefere Theil des Mittelgebirges ist ihr zur Brtzei der liebste Auf- enthalt, hier indet man sie an manchen Örten in Oslonen von 10 bis 20 Pärchen beisammen angesiedelt. Oft brüten der Waldkauz (Sirnium aluco), der Schwarz- specht (Picus martius) und unsere Hohltaube in solchen Beständen ganz friedlich nebeneinander. Von ihrem Nestrayon anternelimen diese Tauben täglich weite Flüge um sich Nahrung zu suchen. Sie beleben den Weise. Wald mit ihrem Gegurre in sehr angenehmer In den höheren Lagen unseres ganzen Gebietes herrschen Nadelholzwälder vor, was sie abhaiten sich da- selbst wohnlich niederzulassen. Die Ringeltaube (Columba palumbus, L.) kommt hier in grossen geschlossenen Nadelholzbestän- den nur an den Rändern brütend vor, und niemals in hoher Region. Am häufigsten ist sie in den zwischen freien landwirthschaftlichen Kulturen gruppirten Wald- bosquetten des Hügelgeländes im Gölsenthale zur Brut- zeit zu finden. Ein Waldtheil, welchen sie einmal für ihr Vermehrungsgeschäft gew ählt, wird von ihr all- jährlich wieder "bezogen. Diese Art leidet durch Nach- alinsen aller grösseren Raubvögel und des Baum- mardeıs sehr, und werden nicht selten bei grossen Stür- men die Eier über den flachen Nestrand "des oft sehr lose zusammengefügten Nestes herabgeworfen. Die wilde Turteltaube (Turtur auritus, Bay.) kommt hier nur zur Brutzeit m der Thalsohle des Gölsenthales, also in dem mildesten Theile des ganzen Gebietes, und selbst da sehr sparsam vor. Sie ist, so viel ich Gelegenheit hatte diesen Vogel zu beobachten, überhaupt mit! ihrer Existenzan den Laubwald gebunden, in welchem sie anderwärts, wie z. B. in den Karpathen Ungarn’s, wo mit Ausnahme der Zentral - Karpathen reiner Laubwald vorherrscht, bis zu hohen Lagen brütend angetroffen wird. Wo diese Art in grosser Zahl brütet, sind alle Bäume von ihrem lieblichen Girren belebt. In Bezug auf das Eintreffen in unserer Gegend hält eine jede” einzelne der genannten Taubenarten eine andere Zeit ein. Die Hohltaube ist die erste, welche bemerkbar wird; sie trifft bei günstiger Witterung oft in den letzten Tagen des Bebruar De ihrem Brutstande mag, ein. Die Rineeltaube erscheint oft erst mit halbem April und auch zu Anfang Mai; und wiewohl anzu- nehmen ist, dass der Vogel mit Anfang April aus dem Süden hier eintrifft, so bezieht er seine Brüteorte zu- meist erst um Mitte April und treibt sich vorher in Flügen im weiten Thal-Gebiete auf Feldtluren umher. VI. Ordnung. Hühner (Gallinae). Familie: Waldhühner (Tetraonidae). Das Alpenschneehuhn(Lagopus mutus, Leach.) ist hier Standvogel, jedoch nur in der höchsten Region. Der 1900 Meter hohe Oetscherkamm, die ihm nahe- stehende Gemeinde-Alpe, das ganze ausgedehnte, einen mächtigen Gebirgsstock bildende Gebiet des Göller und der Gippelmauer sind seine Heimat, aus welcher es wohl nur in sehr rauhen Wintern in tiefere Lagen weicht. Am Oetscherkamm flogen einst im Morgengrauen, unweit von dem trieonometrischen Zeichen, aus dem mit verwitternden Kalkfelsen übersäten Terrain in kleinen Zeitabständen 5 Schneehühner im Sommerkleide vor mir auf. Der Oetscherkamm ist um die Jahres- zeit, in welcher es war (Juli), von ungefähr 150 bis 200 Ochsen beweidet, deren Nähe auf das Wohlbefin- den dieser sonst scheuen Thiere von keinem Einflusse zu sein scheint. Das Haselhuhn (Bonasia silvestris, Brehm) bewohnt unter den Waldhühnern die tiefsten Regionen und ist m manchen Lagen ziemlich häufig anzutreffen. Das Hügelland, wo bosquetartiger Wald sich findet, ist sein Tieblindsaufenthalt, um so mehr wenn gemischter Bestand vorherrseht; es Kommt wohl auch in höheren Lagen vor, jedoch nur an sonnigen, geschützten Orten. Familie: Feldhühner (Perdieidae). Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) schliesst sich mit seiner Verbreitungs-Region an die vorbesprochene Art m der Weise an, dass es dem von ihm bewohnten Terrain nach, um eine Stufe höher steht. Wo reicher Baumwuchs in unserer eigentlichen Gebirgsregion vorhanden ist, da kommt es Sch viel- leicht mit Ausnahme der allerhöchsten Lagen, überall vor. Seine Anzahl im Reviere hängt aber lediglich von der Pflege der Wildbahn ab und aher kommt es, dass hier Jagdgebiete mit weit rauheren Lagen mehr von unserem schönen Waldhuhn besitzen, als weit sünstigere Lagen, wo auf die Ausrottung von Mardern und F üchsen weniger Fleiss verwendet wird. In günstigen Jahrgängen werden im hiesigen Stiftsdominium 8 bis 10 Hähne geschossen. Das Birkhul ın (Tetrao tetrix) bewohnt hier jene Oertlichkeiten, welche vom Auerhuhn nur in Ausnahms- fällen bezogen werden. Es liebt mehr ein freies Gebiet und steigt unter günstigen Umständen bis in die Region des Schneehuhns hinauf. Es ist hier im Ganzen genom- men weit weniger häufig als das Auerhuhn, und kommt nur unter dem Schutze einer gut gepflegten Wildbahn zu grösserer Ausbreitung. Auer- und Binlehnliner sind im Allgemeinen hier nicht zahlreich und müssten sich bei der grossen Ruhe. welche sie in den einsamen Gebirgswäldern finden, wenn auf die Ausrottung des Schädlichen mehr Sorgfalt ver- wendet würde, in Kürze sehr vermehren. Ich halte die alte Jägerprasis, die Waldhühner zur Balzzeit zu schiessen, für keineswegs rationell; wer Auerhühner in der Zeit der Brombeerreife in Holz- schlägen geschossen und deren köstliches Fleisch um diese Jahreszeit verkostet hat, dem wird der grosse Unterschied zwischen diesem trefllichen Auerhahnbraten und dem zur Balzzeit & geschossenen, kaum geniessbaren, gewiss in lebhafter Erinnerung: sein. Das Rackelhuhn (Tetrao medius), der angebliche Bastard von Auer- nnd Birkhuhn, ist, obgleich beide letztere an vielen Orten dieser Gegend in gleicher Loka- lität sich vorfinden, noch niemals bier beobachtet worden. Das Reph ah n (Starna perdrix, Bp.) gehört mit wenigen Ausnahmsfällen nur dem Thalgebiete des Gölsenbaches an, und findet sich selbst bier nur in wenigen Familien angesiedelt. Es liebt mildere Lagen und ebenen, reichen Kulturboden. Im Gölsenthale werden im Ganzen jährlich 60 bis SO Stück erlegt. Die Wachtel (Cotwmnix communis, Bonnat.) theilt mit dem Rephuhn die gleichen Lokalitäten, ist Jedoch, obwohl sie sich auch im Gölfenthal finden TEiset immer, selbst im Zuge, nur eine seltene Erscheinung. Der Zug der Wachtel geht in Dasomaich zwischen dem Schneeberg und dem Pressburger Karpathengürtel nach Nord edler Süd vor sich, u dieser Vogel auf seiner Wanderschaft grossen Gebirgszügen, im vorlie- genden Falle den norischen Alpen, womöglich aus dem Wege geht, weil sie seiner ohnediess bald erlahmenden Flugkraft en nur schwer zu bewältigendes Hinderniss entgegensetzen würden. Das bedeutende Ansammeln der Wachteln zum Herbstzuge in den ebenen Gegenden Mährens, wo sich die ziehenden Wanderer zu konzen- triren scheinen, um von hier über das Marchfeld und das niedere Leithagebivrge in die ungarische Tiefebene zu gelangen, findet ebenfalls hierin seine Erklärung. VII. Ordnung. Sumpfvögel (Grallae). Familie: Rallen (Rallidae). Die Wiesenralle oder der Wachtelkönig (Ortygometra erex., Gr.) ist im Gölsenthale, also in der milderen, windergebirgigen Gegend dieses Gebietes wohl Brutvogel, kommt aber nur höchst selten vor. Familie: Regenpfeifer (Charadriidae). Den Goldregenpfeifer (Pluvialis apricarius, Bp.) habe ich nur im Herbstzuge an den Sandbänken des Gölsenbaches beobachtet. Der Flussreg enpfeife r (Charadrius euronicus, Bezeke) ebenfalls nur im Herbstzug an gleichen Loka- litäten am Gölsenbache. Im Jahre 1875 bemerkte ich im Juni ein Pärchen an einer Sandbank bei Scheib- mühl im Traisenbache angesiedelt; dieser ist aber auch der einzige mir neun! gewordene solche Fall. Familie: Schnepfen (Scolopacidae). Die Waldschnepfe (Scolopax rusticola, L.). Im Frühlingszuge an den letzten Hügelwellen dieser Gebirgs- gegend gegen die St.-Pöltner Hochebene ist sie am häufigsten anzutreffen, wogegen sie im Herbstzuge im Gebirge oft in hohen Lagen i in der Nähe grösserer Siehe weiden ziemlich häufig angetroffen wird; auch die Ge- gend bei Rohrbach Ko in Fliesen Zeit An von ihr viel- Bomahter Ort. Uebrigens kommt sie ganz bestimmt in einzelnen Fällen auch als Brutvogel in unserer Ge- gend vor. Der Flussuferläufer (Actitis hypoleucus, Boj.) kommt am Gölsenbache als Brutvogel vor, und belebt die Sandbänke und Flussufer Be Scheibmühl und „Rothe Au“. Seine liebliche Stimme ist ein mir be- Komaner Erinnerungszeichen an meine Heimat, das süd- liche Böhmen, wo er sehr häufig vorkommt. In der Gefangenschaft kenne ich kein liebenswürdigeres Ge- schöpf, als diesen Vogel. Familie: Reiher (Ardeidae). Der graue Fischreiher (Ardeageinerea, L.) ist im Zusammenflusse des Gölsen- und Traisenbaches den ganzen Winter über anzutreffen, jedoch nur in wenigen Exemplaren, welche sich alljährlich durch andere ablösen. Das klare Wasser dieser Gebirgsbäche, wel- ches nur selten zufriert, gibt ihm die schönste Ge- legenheit, seinen melancholischen Fischdiebereien nach- zugehen. VIN. Ordnung. Wasservögel (Natatores). Die Zahl der hier brütenden Wasservögel be- schränkt sich auf die Stammmutter unserer Hausente, die Stockente (Anas boschas, L.), welche in einem einzi- gen Paare fast alljährlich i im W assernetze bei Scheibmülll 59 ihre Brut davonbringt. Jedenfalls brütet der Vogel, wie anderswo häufig, auch hier seine Eier am Bande aus und bringt seine lungen sodann in’s Wasser, wo sie in den ornuschien Tümpeln und Wassergräben bis zur erlangten Flugbarkeit eine sehr bedrohte Jugend- zeit verleben.. Auf einer Sandbank des Traisenbaches fand ich im Jahre 1376 ein Pärchen der Flussmeerschwalbe (Sterna hivundo, L.) zur Brutzeit angesiedelt. Schliesslich sei es mir noch erlaube über die hier im Zuge vorkommenden Arten von Wasservögeln einige allgemein gehaltene Bemerkungen zu chen Die Donm ist im Erzherzosthume Oesterreich für die Sumpf- und Wasservögel von höchster Bedeu- tung, da sie mit ihren weitgedehnten Augebieten, die viele stille Seitenarme und Ausbuchtungen umschliessen, mit ihren ebenso zahlreichen Sand- und Schlammbän- ken für viele Arten aus diesen beiden grossen Familien willkommene Brutstätten bietet. Während ihres östlichen Laufes von Passau bis Pressburg bildet sie für alle von oder nach dem Norden ziehenden Geschlechter nicht nur einen willkommenen Ruhepunkt, sondern auch die natürliche Flugstrasse während der weiten Reise nach dem erstrebten Ziele. Je unwirthlicher es in der nordischen Heimat wird und je mehr der Winter Binnenseen, Meeresarme und Flüsse mit semem Eispanzer umschliesst, desto rascher voll- zieht sich der Abzug der dort heimischen Arten, Das südliche Bohren bildet mit seinen weit aus- gedehnten Teiehkomplexen in dieser Zeit für viele Arten eine Haltstelle, welche erst dann verlassen wird, wenn die Eisbildung eintritt. Die nun auch hier verdrängten Wanderer erreichen die Donau als eisfreie W assersirässe nach kurzer Wanderung. Die Donau hat aber noch die sehr berücksichtigenswerthe Eigenschaft, dass sie von Süden her aus dem Alpengebiete Steiermarks und Tirols eine Anzahl von Flüssen und Bächen in sich aufnimmt, welche wohl hauptsächlich wegen ihres hastigen Laufes, nur in sehr strengen Wintern ganz zufrieren. Wenn daher, sobald die Donau auch zuzufrieren beginnt, zwar eim grosser Theil der hier bis jetzt verweilenden Wanderer dem Strombett der Donau folgend, nach dem Süden eilt, ist es Thatsache, dass ein nieht unbe - deutender Rest auf den von der Südseite in die Donau fallenden Flüssen und Bächen zurückbleibt, und dort zum Theile sogar überwintert. An dem wiederholt er- wähnten Zusammentflusse des Gölsen- und Traisenbaches treffen um diese Zeit die Stockenten in Gesellschaft vieler anderer Arten in bedeutenden Flügen ein, und lassen sich selbst durch vieles Schiessen nicht vertreiben. In Flügen zu 20 und oft noch mehr Stücken liegen sie auf den breiteren Flussstellen bei Tage ruhig bei- sammen, um mit eintretender Dunkelheit, dem Lauf der 3äche folgend, bis weit in’s Gebirge hinein auf Nahrung auszugehen. Die Nächte bringen sie auf diesen Strei- fereien häufig in den Rimsalen kleiner Gebirgsbäche zu, um mit Tagesgrauen wieder nach den gewohnten Ruheplätzen zurückzukeliren. Im Allgemeinen habe ich hier beobachtet und als im Zuge vorkommende Arten konstatirt (selbstverständlich nur bei Scheibmühl und Rothe Au an der Traisen): Die Stockente (Anas boschas, L.), die Spiess- ente (Dafila acuta, Leach.), die Kriekente (Quer- quedula erecca, Steph.), die Knäckente (Querquedula circia, Bp.), die Tafelente (Aythia ferina, Gould), die Schellente (Clangula ae Boje.), den grossen Säger (Merganser castor, Bp.), den mittleren Säger so 90 (Merganser serrator, Bp.), den kleinen Säger (Mergus | albellus, L.). | Am hiesigen Stiftsteiche überwintert alljährlich eine Schaar des kleinen Lappentauchers (Podiceps ninor, Rüppel.). Mit Ende Oktobers schon treffen die Erstlinge hier ein und verweilen bis Anfang April. Wenn das Wasser zufriert, was, so lange ich hier bin, eigentlich nie ganz der Fall war, so flüchten die Thiere in den beengten, eisfreien, mit Schilf umgebenen Raum des Teiches, und führen so ein sehr kümmer- liches, immer geängstigtes Leben. | Jedenfalls werden meiner vorstehenden Darstellung Nachträge und Berichtigungen folgen müssen, denn alles von mir Mitgetheilte beruht auf Beobachtungen, die ich während meiner hiesigen Amtsthätigkeit eben nur | nebenher anstellen konnte. Lustund Liebe für dieNatur und für Alles, was in ihr lebt, haben es mir aber stets zur Auf- gabe gemacht, mich in ihr aufmerksam umzusehen, um nich von ihr belehren und durch ihre wundervolle Gross- artiskeit und Erhabenheit geistig erheben zu lassen. Immerhin habe ich fast ganz ausschliesslich eigene Beob- achtungen mitgetheilt und mich redlich bemüht, ein wahrheitsgetreues Stückchen Heimatskunde vom Stand- punkte eines Freundes der Natur im Allgemeinen und des Ornithologen insbesondere, wohl auch einen beschei- denen Beitrag zur Kenntniss der geographischen Ver- breitung einiger Vogelarten, zu bieten. ED — Vereins - Angelegenheiten. Monatsversammlung vom 9. November 1877. Nach- dem der Vorsitzende Herr v. Pelzeln die Versamm- lung um 6 Uhr Abends eröffnet hat, macht er derselben | folgende Mittheilungen : „Eine neue Sendung der Uebersichten über ausserhalb der Monarchie vorkommende Arten der öster- reichisch-ungarischen Fauna, welche wir Herrn Grafen Marschall verdanken, basirt auf Ibis, Jahrgang 1871. Sie behandelt folgende Gebiete: Südspanien nach N. Saunders), Ostindien (nach M. A. Hume, Jerdon and Radcliffe), Algerien (nach J. H. Gurney), St. Helena (Einführung europäischer Vögel nach J. ©. Mellis) und die Sandwich-Inseln (nach P. L. Sclater). Ein mir von Professor P. Wiesbaur gütigst zur Ansicht übergebenes junges Männchen des Pirol (Oriolus galbula) zeigt eine der merkwürdigsten Farben- abänderungen. Die Oberseite ist viel dunkler grün als bei normalen Exemplaren, die Beimischung der gelben Farbe tritt an derselben nur am Vorderkopfe und Unterrücken auf. Die Federn am Nacken und Mittelrücken haben schwarze Schaftstreifen, an letzterem auch hie und da schwarze Endsäume. An manchen Schulterfedern ist nicht nur der Schaftstreif, sondern der ganze Schafttheil schwarz und nur das Ende grün. Die Oberflügeldecken und Schwin- gen sind schwarz, die ersten Primarien und die mittleren Secundarien mit Olivenfarbe gerandet. Unterflügeldecken lichtgelb. Grundfarbe der Unterseite weiss, nur an den Flanken in Oliv und Gelb ziehend. In der Mitte der Kehle und Gurgel, an Brust und Oberbauch nebst deren Seiten sind die meisten Federn mattschwarz mit einem sehr schmalen weisslichen Rande, die übrigen weisslich mit dunklem Schaftstriche, am Mittelbauche werden die weissen Federränder viel breiter, so dass nur lancett- | förmige, schwarze Uentralflecken vorhanden sind, ähn- lich wie beim alten Weibehen; Unterbauch einfarbig weiss, Unterschwanzdecken blassgelb mit feinem schwar- zen Schaftstrich. Vier Mittelschwanzfedern grün mit schwarzen Enden, die äussern Steuerfedern schwärzlieh, an | der Innenfahne gegen die Basis grün und an der Spitze | blassgelb. Schnabel und Füsse normal, ersterer fast roth. Dieser Vogel zeigt einen seltenen und interessanten Fall von Melanismus, indem durch die überwiegende Produktion des dunklen Farbstoffes ziemlich regelmässige Zeichnung hervorgebracht wird und selbst die Grund- farbe alterirt erscheint. Der Güte des Professors Wiesbaur ver- danke ich folgende Mittheilungen (ddo. Kalksburg, 2. November 1877) über das beschriebene Exemplar: Der Vogel stammt aus dem Kalksburger Parke, wo Pirole jährlich nisten und kam voriges Jahr eben dem Neste entwachsen in die Gefangenschaft. So viel ich mich erinnere, war er dem Umkommen nahe, da er seinen übrigen Nestgenossen nicht nachfliegen konnte. Frater Mende nahm sich der verlassenen Goldamsel an und pflegte sie bis zu seiner Uebersetzung nach Maria- Schein, welehe heuer Anfang September erfolgte. Der Abgang der gewohnten Pflege scheint auch dem andert- halbjährigen Vogel das Leben gekostet zu haben, er hielt | nur noch bis in die zweite Hälfte des September aus. Nach einer Anfrage an Frater Mende gab Pro- fessor Wiesbaur nachfolgende Nachträge: Unser Oriolus ist sicher ein Männchen wegen des bekannten Flöten- gesanges; die schwarze (schwarzbraune) Färbung an Brust und Bauch datirt schon von der ersten Mauser d. J. (Februar bis April); sie ist auch dem Frater Mende aufgefallen. Das Alter des Vogels ist erst eirca 1\/, Jahr. Wie selten derartige Färbungen bei der in Rede stehenden Art sind, geht aus Naumann’s Angaben her- vor. Derselbe sagt (Vögel Deutschland’s, Il. 175): Eigent- liche Spielarten, welche nicht das verschiedene Alter und Geschlecht bezeichnen, kennt man unter diesen Vögeln nicht. Es wurde bloss ein altes Männchen beschrieben, was bei übrigens gewöhnlichen Farben am Halse und an der Brust schwarze Flecke hatte und was dann hieher ge- zählt werden könnte. Wir müssen das hier beschriebene junge Männchen als ein Individuum betrachten, welches vom jugendlichen zum ausgefärbten Kleide durch eine abnorme Färbung zu gelangen bestimmt schien, und wahrscheinlich war bei dem von Naumann geschilderten Vogel ähnliche Färbung vorhanden, von welcher die schwarzen Flecke an Hals nnd Brust als Ueberreste blieben.“ Herr Prof. L.H. Jeitteles lenkte zuerst die Auf- merksamkeit der Versammlung auf die zahlreichen ı Exemplare von Sing- und Schwarzdrosseln hin, welche heuer auf den Wiener Märkten zugleich mit | Weindrosseln für die Küche zum Verkauf ausgeboten wurden. Von Wachholder- und Misteldrosseln hat der Vortragende in den Monaten Oktober und November 1877 | gar keine auf den Wiener Märkten gesehen. Dagegen kaufte er selbst auf dem Wildpret- und Naschmarkt, ausser Singdrosseln, jungeund alte Männchen, sowie Weibchen von todten Amseln. Diese Thatsache beweist neuer- dings schlagend, wie nothwendig es ist, den Verkauf sämmtlicher Drosseln zu Küchenzwecken zu verbieten, da im manchen Jahren offenbar mehr Sing- und Schwarzdrosseln als Wachholderdrosseln in den Dohnen gefangen und: dann die schon vom bis- herigen Gesetze geschonten nützlichen Sänger als ver- meintliche Krammetsvögel verkauft werden. Wer kann es überhaupt so anstellen, dass in den Schlingen an unseren Forstbäumen nur nordische Wachholderdrosseln und keine einheimischen Amseln und Singdrosseln gefangen werden? Und wer kann den Förstern und Wildpret- händlern den Verkauf der zugleich mit den Krammets- vögeln gefangenen heimischen Drosselarten verbieten? Darum mögen unsere Landtage, falls es ihnen überhaupt um den Schutz unserer nützlichen Vögel zu thun ist, ein bestimmtes und keiner Umgehung fähiges, klares Gesetz erlassen, lautend: „Es ist durchaus ver- boten, Drosseln im todten Zustande zu ver- kaufen.“ Ferner zeigte der Vortragende einen bereits Ende Septembers auf dem Wiener V ogelmarkte gekauften, wie es scheint, nicht weit von Wien gefangenen Schnee. Ammer (Plectrophanes nivalis), oh ein junges Männ- chen, lebend vor. Es hat deinnach beinahe den An- schein, als ob der Schnee-Ammer in unseren Gegenden zu brüten beginne; denn aus dem Norden kann sich dieser Ammer Ende Septembers wohl kaum zu uns verflogen haben. Die Möglichkeit einer ungewöhnlich frühen Wanderung nordischer Vogelarten in für sie ungewöhnlich südlich gelegene Gegenden ist freilich nicht ganz ausgeschlossen. Endlieh machte der Vortragende einige Mit- theilungen über den Steinkauz (Athene noctua). Es scheint ihm, als ob dieser Vogel in den letzten Jahrzehnten häufiger bei uns vorkomme, als das früher der Fall gewesen. "Von dem mittleren Mähren gelte das zuverlässig. Der Ruf dieses Vogels ist übrigens bei uns nicht immer zweisylbig, sondern auch dreisy ‚big, wie der Vortragende wenigstens an einem zahm gehaltenen Exemplare. beobachtet: hat, das wiederholt deutlich: hwi — uh — ul, hwi — ah — uh, hwi — uh — uh rief, wobei die erste Sylbe des Dactylus bei jedes- maliger Wiederholung des Dreiklanges um einen Ton höher angeschlagen und immer stärker hervorgestossen wurde. Da man nun diesen dreisylbigen Ruf, der in Griechenland mit kukuwai wiedergegeben wird und von dem der Vogel der Minerva in Athen im Volks- munde den Namen Kukuwaia erhalten hat, auch als eines der unterscheidenden Merkmale der südlichen Form (Athene meridionalis) aufgestellt hat, so fällt wieder ein Grund mehr zur Anmallme einer eigenen Spielart — HR) 91 für die südlicheren Länder weg. Kommt ja auch bei unserem Steinkauz ein oft stark röthlich gefärbtes Feder- kleid, wie bei der südlichen Form, vor. Dass der kleine Kauz in Griechenland mehr Tagtlier und viel weniger menschenscheu als bei uns ist, hängt wohl mit dem seit den. Tagen der alten Griechen ihm dort ‚gespendeten Schutz zusammen; denn er wurde und wirdin Griechen- land nicht wie bei uns als ein Vogel bösen Vorzeichens gefürchtet, sondern als ein heilises Thier in Ehren gehalten. Aus demselben Grunde ist der Vogel in Indien, wo eine nur etwas kleinere, sonst aber specifisch kaum verschiedene Form dieser Art (Athene brama, Temm.) vorkommt, so wenig menschenscheu, dass er in den Dachrinnen und unter. den Dächern vieler Häuser, sowie auf Bäumen ganze nahe bei den Dörfern bei Tage seinen Aufenthalt nimmt und sich gegen Sonnenunter- gang überall fliegend sehen lässt. Seinen Ruf gibt Jerdon als zweisylbig an und sagt, dass mehrere Stein- käuze einander gegenseitig zurufen, so dass es den An- schein habe, als ob sie mit emander zankten. Jerdon erzählt, dass er selbst Eier dieses Vogels von dem Dache seines Hauses in Trichinopolis gesammelt habe. Auch im Indien wird der Vogel nicht nur nicht gefürchtet, sondern als ein heiliges, Vorzeichen gebendes Thier betrachtet, und eine eigene Klasse von Menschen, Pingleh genannt, befasst sich bei den Mahratten in nahen Ant der Auslegung der Bedeutung aller von diesen Vögeln gegebenen Zeichen, sowie mit hierin sich knüpfenden Prophezeiungen über das Schicksal der betreffenden Personen. In Süd-Indien, bei den Dravida’s, ist der Vogel jedoch, wie in Mittel-Europa, verhasst. Das ursprünglich überall und jetzt noch im Süden weder das Tageslicht, noch die Menschen schenende Käuzchen schemt sich also im Mittel-Europa wegen der Ver- folgungen, die es aus Aberglauben zu bestehen hatte, erst allınälig in ein halbnächtliches Thier, das aus Vor- sieht die Nähe des Menschen mied, umgewandelt zu haben. N Schliesslich berichtet der Sekretär Dr. v. Enderes über mehrere Zeitschriften, welche dem Vereine seit Kurzem im Austausche gegen das eigene Blatt regel- mässig zugehen, so die „Columbia, “ die „Zeitschrift des or nithologischen Vereines in Stettin,“ die Suddeuschen Blätter für Geflügelzucht“ und die „Mittheilungen der Naturvereme des Vogtlandes.“ Die nächste Monatsversammlung findet Freitag den 14. December 1877 um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kais. Ani der Wissenschaften statt. Tagesordnung: Vortrag des Herrn k. k. Direktors Joh. Newald: „Seltene Vögel in der Umgebung Wiens.“ Von fremden Vereinen. Die dritte Ausstellung der ‚Aegintha,‘“ Verein der Vogelfreunde von Berlin. (Vom 23. bis 27. November d. J.) Als der alte Bechstein im Jahre 1794 seme „Naturgeschichte der Stubenvögel“ schrieb und in dieser 72 Arten eingeführter, fremdländischer RKäfig- bewohner namhaft machte, ahnte er wohl nicht, dass sich die Zahl derselben während eines Zeitraumes von reichlich SO Jahren- fast verzehnfachen würde. Und immer noch gelangen neue Arten auf den Markt, so dass sich die Anzahl der aus fernen Landen impor- tirten getiederten Hausfreunde von Jahr zu Jahr ver- mehrt. Wird dadurch aber nieht das Interesse für die einheimische Vogelwelt vermindert? Die Frage liegt nahe, und Mancher hat sie schon mit „Ja* beantwortet. Allein ich möchte im Gegentheile behaupten, dass die der inländischen Ormis zugewandte Aufmerksamkeit und 92 Liebhaberei eher zugenommen hat. Davon überzeugen uns die Bestrebungen für den Vogelschutz, die doch der Liebe zu unserem Naturvölkchen entspriessen; das beweisen die gerade neuerdings von einzelnen For- schern und Trephalen sowohl, wie von ganzen Gesell- schaften so vielfach angestellten Beobachtungen und wissenschaftlichen Er örterungen über unsere freilebenden und im Käfig gehaltenen Vögel; das lehren uns end- lich die Ausstellungen der ormnithologischen Vereine, welehe namentlich in jüngster Zeit manchen hübschen Erfolg aufweisen. So bot auch die diessjährige Aus- stellung der „Aegimtha* zu Berlin, auf welche wir einige 'Schlagliehter streifen lassen nn verschiedene Illustrationen zu dem obigen Satze. Der Katalog wies im Ganzen 2310 Nummern auf, von welchen die “Num- mern 1560—2011 die einheimischen Vögel (in welcher Abtheilung die Herren Justizrath Dr. "Goltz, Naturforscher Dr. Karl Bolle, Kaufmann E. Dulitz und. der Unterzeichnete als Preisriehter fungirten) um- fassten. Dieselben waren somit in 452 Nummern, und zwar in 72 Arten vertreten, und unter ‘diesen gewahrte man 42 Spezies der im Allgemeinen doch chleheten Wurmvögel. Wenn diess sahom zu beachten ist, so darf man vor SAllern nicht übersehen, dass Ranbiheriesser ausgestellt waren, deren Haltung im Zimmer früher zu Alam Unmöglichkeiten gehörte. Wie viele Versuche sind unternommen w orden, um z. B. unsere reizenden Gold- hähnehen zu Zimmergenossen zu machen; wie viele sind fehlgeschlagen! Erst neuerdings hat man das Ziel erreicht. Wenn wir auf der I. Ausstellung der „Aegintha*“ noch keines der liebliehen Vögelchen bemerkten, weil eben ihre Erhaltung noch nicht geglückt war, so er- freuten uns bei der zweiten schon zehn Stück des safranköpfigen Goldhähnchens (Regulus eristatus), und auf dieser Ausstellung waren neben der genannten Art sogar zwei, bereits monatelang den Käfig hewohnende Exem- plare des noch zarteren und Sollen feuerköpfigen Goldhähnchens (R. ignicapillus) — ausgestellt von den Veremsmitgliedern Lemm und L offhag gen — zugegen um sich «on l. Preis zu verdienen. — Bislang Tegte man die Ansicht, dass Schwalben nicht im Käfige zu halten seien. Bereits auf einer Ausstellung zu Anfang d. J. sah man jedoch hier in Berlin drei junge Dem schwalben (H. rustica), welche aufgefüttert worden waren und nun das Interesse der Vogelkundigen er- legten. Diese Ausstellung hatte das "Vereinsmitglied Fahrenbach sogar mit einer im Juni d. J. alt ein- gefangenen Thurmschwalbe (Oypselus apus) beschickt, relldhe sich bei der Fütterung mit Ameisenpuppen ganz wohl befand. Ich frage dabei: Sprechen diese That- sachen für eine Abneigung gegen unsere deutsche Vogel- welt, für eine V ernachlässigung derselben ? — Andere zarte Weichfresser, ausser den genannten, durfte man ebenfalls begrüssen: Prächtige Exemplare des Zaunkönigs und des Barmlaufers (Certhia familiaris), liebliche erh vögel (Ph. trochilus und rufa), die hübsohen Rohrsänger (Calamodus phragmitis und Acroc. turdoides) und eine Kollektion unserer Sylvien (Sylvia nisoria, hortensis, eurruca, einerea und atricapilla); die letztere (Schwarz- plättchen) war in grösserer Anzahl auch von Frau Lübke, Wien, geschickt. Die Aufmerksamkeit der Kenner wurde vor AleH durch die für Norddeutschland seltenen Arten: Sylvia orphea und S. melanocephala, sowie durch einen südeuropäischen Schmätzer (Saxicola stapazina) in Anspruch g genommen. Neben allen anderen einheimischen Sängern waren auch die Braunellen (Accen- tor alpinus et A. modularis) vertreten, welche nebst einem stattlichen Picus medius (Mittelspecht) A. Huber- Basel, gesandt hatte. Es würde zu weit führen, wollte ich alle ausgestellten Meisen, Drosseln, Terehen (dar- unter auch A. alpestris und A. calandra), Ammern, Fringillen u. s. w. aufführen. Ich möchte nur noch erwähnen, dass sich unter den letzteren ein von - dem Vogelhändler H. Schulze- Altenburg mitgebrachter Stieglitz - Albino befand. Er war am 12. August d. J. bei Altenburg gefangen worden und zwar in reinweissem Gefieder; erst in der Herbstmauser hatte er am Kopfe die bekannte rothe Stieglitzzeichnung bekommen. — Unsere Tauben und Hühnervögel, ebenso die Krähen- und Raubvögel darf ich übergehen. Unter den vorhan- denen kleinen Sumpfvögeln (Tringa minuta, Totanus hypoleucus, Gallinula chloropus) gefiel namentlich ein reizender, von dem eifrigen und tüchtigen Vorstands- mitglied des Vereines, Herrn E. Druiter ausgestellter Zweresteissfuss (Podieeps minor), welcher munter in seinem Behälter umherschwamm nd sich in Taucher- künsten produzirte. Die bunteste und herrlichste Farbenkarte gewährten die ausländischen Vögel, welche in 161 Arten, resp. SIO Nummern der Ausstellung den rechten Glanz verliehen. Man zählte bei den kleineren Prachtfinken (Aegintha, Spermestes) 26, bei den Fringillen 12, den Kernbeissern und Verwandten 6, den Ammern 1, den Webern 11, den Widahvögeln 3, den fremden Tauben 6, Hühnern 3, den Weichfressern (Turdus, Sturnus, Pyeno- notus etc.) 19, den grösseren Rabenvögeln 8 und endlich den 66 Arten. Die Hauptaufgabe der Preis- richter dieser Abtheilung (Herren: Graf York v. Warten- burg, Regierungsrath von Schlechtendal-Merseburg, Dr. nl. Russ mal Vogelhändler Miet - Berlin) bestand darin, seltene Zuchtergebnisse zu prämiren, und diese seien auch hier besonders hervorgehoben. Diess eilt namentlich von einer von A. F.Wiener-London, gezüch! teten Papagei-Amandine (S. psittacea), welche Art erst in diesem Jahre aus Neu. Caledonien in emem Pärchen emgeführt worden ist. Von den seltenen Sonnenastrilden (E. Phaöton) hatte F. Schmidt-Hamburg, 2 selbstge- züchtete Exemplare ausgestellt. Zu den schönsten, leider jedoch auch seltensten Prachtfinken gehören der Bunt- und der Granatastrild (Ae. melba und Ae, granatina). Um so erfreulicher war es, dass Frl. Hagenbeck- Hamburs, von dem ersteren wenigstens 1 Exemplar, von demileizi teren 1 Paar, und die Handlung von H.Möller-Hamburg von den Gr: meinen 2 B) Männchen geschickt hatte. Auch Dr. Russ bereicherte die Ausstellune um einige sehr wenig in den Handel kommende Vögelchen; den dunkel- rothen Amarant (Ae. rubricata) ind den Aurorafink (Ae. phönicoptera). Den Schluss der kleinen Gesellschaft bildeten einige interessante Bastarde, welche von W. Elsner-Berlin, (Sp. cantans mıt S. acuticauda), Gut- gesell-Ohrdruff (ebenso), E.Hald- Hamburg (S. 1 Maja a S. acuticauda) und Dr. Russ (S. castanotis mit S. guttata; S. cantans mit Ae. undulata; Ae. undulata mit Ae. phönicotis) geboten wurden. — Auch unter den Kern- beissern müssen wir einige Seltenheiten hervorheben, wenn sie auch nicht gezüchtete sind: So vor Allem den blauen Bischof (Coce. coeruleus), den Purpurkardinal (Cardinalis phoeniceus) des Frl. Hagenbeck. Unter den Webern zeigte sich auch die von Dr. Finsch aufgestellte neue Spezies: Ploceus Russi in mehreren Exemplaren, Indem wir die. hübschen Tauben, welche vorhanden waren (©. senegalensis, albiventris, passerina, tranquilla ete.) und die Wachteln (Cot. eoromandelien und Argoondah) des Herrn Dr. Russ übergehen, müssen wir doch der von Alp.i-Triest, neu eingeführten Sinai - Rephühner (Perdix rupicola) noch besonders erwähnen. — Die Wurm- und Krähenvögel zeigten wenig Besonderes; nur dürfen wir wohl die gelbfüssige Amsel (Turdus flavipes) des Vogelhändlers Mieth-Berlin, und die 3 Paar selbstgezüchtete Sonnenvögel von Dr. Russ nicht un- berücksichtigt lassen. — Allein was sollen wir mit den 66 Arten Papageien anfangen? Wir müssen uns hierbei auf das Hauptsächlichste beschränken. Die Ab- theilung hatte eine hübsche Anzahl Züchtungserfolge aufzuweisen: so hatte Bechler- Treuen gezüchtete Gebirgslori’s (T. Swainsonü), Dr. Russ mehrere Genera- tionen Pflaumenkopfsittiche (P. eyanocephalus) und ein Paar am 2. Oktober d. J. ausgeflogene Rosenpapageien (Ps. roseicollis) ausgestellt; der gewöhnlichen Züchtungen brauchen wir jedenfalls nicht zu gedenken. Von sel- teneren Papageien hatte in erster Reihe Frl. Hagenbeck eine Kollektion mitgebracht. So hatte sie die Reihe der Araras um die meerblaue Spezies (Ara glauca, Gr.) vermehrt; den gewöhnlicheren Kakadus hatte sie den 1862 zum ersten Male importirten Brillen- oder blauäugigen Kakadu (Pliet. ophthalmicus, Scl.), den Amazonen die sel- tenere weissstimige (Ohr. albifrons), die Granada- und die Guatemala- (Uhr. Dufresnei und Chr. Guatemalae) und die weinrothe Amazone (Chr. vinacea) hinzugefügt; von Langflügel-Papageien bemerkte man in ihrer Samm- lung 1 blaubäuchigen (Pionias cyanogaster) und 1 Paar Meyer’s L. (P. Meyeri), welchen beiden Arten Dr. Russ den rothkäppigen Langflügel (P. mitratus) an die Seite stellte. Endlich dürfen wir die neu eingeführte Art Sittiche P. frontalis, ferner den rothbäuchigen Sittich (©. eruen- tatus) und ein Paar der reizenden gelbgescheckten Loris (Tr. chlorolepidotus) nicht zu erwähnen vergessen. Zum Schluss möchten wir noch ein Paar Zwergaras (5. severa) und 1 Exemplar Goldkopfsittich (Br. Tui) des Vogelhändlers Dufour-Berlm, vor Allem aber 1 Exemplar blauköpfigen Zwergpapagei (Psitt. incerta) des H. Wiener, das dieser zu Anfang dieses Jahres bekam, und 1 Paar der überaus seltenen Moschusloris (Tr. eoneinnus) des Thierhändlers Schöbel-Grünan, hervorheben. Die Abtheilung der Kanarien (Nr. 1—749) und die der Hilfsmittel der Vogelpflege ete. (Nr. 2012 bis Schluss) brauchen wir wohl nicht eingehend zu berücksichtigen. Nur sei betont, dass Herr A. F. Wiener in London 13 Stück der neuerdings so berühmt ge- wordenen englischen Farbenkanarien (Norwichs, Lizards, Cinnamons) gekauft und sie der „Aegintha“-Ausstellung geschickt hatte. Sie standen 22—212 Mk. im Preise und fanden hier in Berlin bereits in den ersten Stunden der Ausstellung Käufer. Vielleicht ist somit ein Anstoss zur Züchtung solcher Farbenkanarien (mit Hilfe der Cavenne- pfeffer-Fütterung) in Deutschland gegeben. ; Bruno Dürigen. — RK — Allerlei. Lebenszähigkeit einer Truthenne. Die Wirthin eines Gasthauses in L. in Nieder-Oesterreich vermisste eine Truthenne und da dieselbe nach langem Suchen nicht gefunden werden konnte, so vermuthete man, sie sei die Beute eines Fuchses geworden oder sonst wie verunglückt. Als vier Wochen später die letzte Waldstreu für die Kühe aus der sogenannten Streuhütte geholt wurde, entdeckte man in einer finsteren Ecke die so lange vermisste Truthenne. Das Thier hatte nämlich, ohne dass man es bemerkt hatte, in die früher leer stehende Hütte im Hofe seine Eier gelegt und der Zufall fügte es, dass es gerade an dem Tage, an dem dieselbe wieder mit Streu gefüllt wurde, sein Brutgeschäft begann. Von hinten und einer Seite von der Grundmauer der Hütte, und von der anderen Seite und von oben drei Meter breit und hock und nach vornhin über fünf Meter lang, von Waldstreu umgeben und gedeckt, konnte sich die Henne von ihrem Neste gar nicht rühren; sie musste in dieser Lage verharren, bis die Hütte durch den täg- lichen Verbrauch an Streu wieder geleert wurde. Ich war gegenwärtig als die Henne aufgefunden wurde; sie blickte ganz heiter und zufrieden um sich, war aber zum Skelette abgemagert und hatte die Füsse so steif an den Bauch gezogen, dass sie selbst mit Antrengung nicht gerade gestreckt werden konnten. Ich liess die Eier sogleich öffnen; sie waren sämmtlich bebrütet, die Jungen aber nicht ganz bis zur Hälfte ihrer embryonalen Entwickelung gelangt, was leicht erklärlich ist, denn ihre Fortbildung mochte von dem Augenblicke an aufhören, als die Eigenwärme der Henne durch Mangel an Stoffwechsel unter die zum erfolgreichen Brüten nothwendige Temperatur sank. Wie ganz genau festgestellt werden konnte, hat die Truthenne von dem Tage an, als die Hütte mit Streu gefüllt, bis zu dem, an dem sie gefunden wurde, neunundzwanzig Tage lang, ohne zu fressen oder zu saufen in ihrer Zwangslage auf den Eiern gesessen, wohl ein sehr seltenes Beispiel von Lebenszähigkeit eines Vogels. Ich konnte den Magen der Henne nicht untersuchen; sie wurde gut gepflegt und erholte sich vollkommen ; auch die steifen Füsse erlangten durch tägliche Waschung mit Branntwein allmählig wieder ihre Beweglichkeit. N J. J. v. Tschudi. ICH Literarisches. D. G. Elliot Review of the Ibidinae or Subfamily of the Ibises Proceed. Zool. See. London, 1877, 477, t. 51. Eine sehr sorgfältig gearbeitete Monographie mit Uebersichten der Literatur, der Klassifikation und der geographischen Verbreitung. Ueberraschend ist das gewonnene Resultat, dass der in Neu-Holland vorkom- mende, von Gould wmter dem Namen strietipennis be- schriebene Ibis, der auch auf Ceram und Salawaty lebt, mit dem aethiopischen Ibis identisch ist. Die Tafel stellt Lampribis olivacea dar. The Ibis edited by 0. Salvin and P. L. Sclater, 1377, Nr. 4, Oktober. Das soeben erschienene Heft dieser Vierteljahrsschrift enthält H. W. Feilden’s Liste der Vögel, welche im Smith-Sound und dem Polarbecken 94 während der arktischen lixpedition von 1875— 1876 beobachtet wurden, Selater und W. A. Forbes über das Nisten des Döfeheihers in Holland, D. G. Elliot, Bemerkungen über Buceros bicornis L., 3 H. Gurney, Noten über Sharpe’s Catalog der Raubvögel (1874), Scelater, Beschreibung von zwei neuen Ameisen- drosseln aus dem Ges Grallaria mit einer monoer phischen Uebersicht aller bekannten Arten dieser Ca tung, Marquis Tweeddale über Pellorneum Tickellü Blyth, W. Ramsay, Noten über einige Vögel aus Burmah, R. Swin ho über einen neuen Vogel aus Formosa, T. Salvadori: Einige Worte Mlber die Papageien des Genus Ecelectus; ferner Besprechungen neuer Publikationen, Briefe u. s. w. Es würde den hier gesönnten Raum weit überschreiten, auf den reichen mn interessanten Inhalt dieses lleftes näher einzugehen. a a Grallaria ruficeps t. 8, G. flavotineta Sal sp. 9, Pellorneum subochraceum t. 10, Dry- aha Tiekelli 11, £. 1, Trichostoma Abottit. 11, f. 2, Actinura Ramsayi t. 12, Ponihtor hinus ochraceiceps t. 13, Lioeichla Steerii Swinhoe n. sp. t. 14. Auıv.lP) Ornithologisches Centralblatt. Organ für Wissen- schaft und Verkehr, Nachrichtsblatt des gesammten Vereinswesens und Amelie für Sammler, Züchter und Händler. Beiblatt zum Journal für Ormnithologie. Im Auftrage der allgemeinen deutschen ornithologischen Gesellschaft herausgege eben von Prof. Dr. J. Cabanis und Dr. Ant. Reichenow. Berlin, II. Jahrgang 1877. Verlag von L. A. Kittler in Leipzig. — Zw Small mo- natlich 1 Bogen in 4°. Mit wahrem Vergnügen kommen wir zeitweilig auf eine Besprechung dieses Blattes zurück, dessen Redakteure es so meisterhaft verstanden haben, die gute Meinung, welche ihrem Unternehmen, als es vor bald zwei Jahren gegründet wurde, von Seite aller Ormithologen entgesenkam, nicht blos zu erhalten, sondern fortwährend nen zu beleben und zu steigern. Es würde uns für diessmal zu weit führen, auch nur die wichtigsten der im Central- namhaft zu machen, da die Menge des gebotenen Guten und Vorzüglichen eine zu grosse ist nd wir nicht gerne willkürlich etnaellner herausgreifen und Anderes über gehen möchten. Das omithologische Centralblatt hat sich schon jetzt, nach verhältnissmässie doch noch kurzem Bestande, zu einem der wichtigsten literarischen Hilfsmittel des eigentlichen Ormnithologen vom Fach, zur anresenden Tolekune und Quelle angenelmster Be- lehrung: für den V oSelliebliaper‘ und jeden Naturfreund gestaltet. Dr. v. E. Schweizerische Blätter für Ornithologie. Organ der schweizerischen ormithologischen Vereine von Zieh Winterthur und Toggenburg. Herausgegeben von F. Wirth in Lichtensteig, AL Jahrgang 1877. Erscheint am 15. und letzten jeden. Monates, „ Bogen in 4°. In be- scheidener äusserer ne br dieses einzige in der Schweiz erscheinende ornithologische Blatt, wenn- gleich nicht sehr viel, doch zumeist recht suten und interessanten Text, wellehues vornehmlich der Debtabenei und Zucht der | Stubenvögel und des Geflügels und dem Vogelschutze gewidmet ist. Weberdiess enthält das Blatt sehr. zahlreiche Inserate. Dr. v. R. Inserate Alle Gattungen Veoselflutves in sehr nn staub- und geruchfreier Qualität, Mischungen in vorzüglicher Zusammensetzung offerirt zu billigsten Preisen die die samenhandluns P. Hüttig, Wien, I., Weihburggasse 17, blatte im laufenden se Bubliaizten Arbeiten | nächst der Rauhensteingasse und dem Franziskanerplatz. IZADESDE: ODER HEHDHEDEDIDHDEXE SIDE x KIHDE BDEDE ES S Sn ID) P° Alle | N) ee un ah OR een BERLIN N t RN Seite Aasgeier egyptischer . . . 38, 103 Abnorme Zungenlage bei Reihern N 124 Absonderliche "Zungenlage bei einem Eichel- (oder Nuss-) Heher . : : Acquisitionen der Ornith. Sammlung des kaiserlichen Museums im Jalıre 1877 22 Albinismus, temporärer,, bei einem Rotl- kehlchen . . ER 43 Allerlei 2 10, 24, 4, "66, 75 Allerlei gesammelte. ornithologische Beob- achtungen I. . . 101 10 109 II. 117 Alpendohle 114 Anas boschas 99 Aquila Bonelli 120 Aquila clansa .... a) Aquila chrysaätos 6 .53, 106 Aquila fulva . 38, 53, 109 Aquila imperialis ...48, 112 Aquila minuta 5 50 Aquila naevia 50, 117 Aquila pennata. £ 50, 118 Arvaer Comitat, Ornis "des. 5) Astur brevipes 51 Astur nisus Au 51 Astur palumbarius } 51 Aufzeichnungen über den Frühjahrs- und Herbstzug der Vögel in der Gegend von Hallein 137°... .. : 63 Aus meiner Vogelstube. I. Gimpelweisheit 38 II. Vom lockeren Zeisig. 104 Ausstellung, erste, des ornithologischen Vereines 29 Ausstellung des omitholoeischen Vereines (Bericht hierüber) . . . . ‘ SER) Behoster oder Zwerg-Adler 50 Beiträge zur Kenntniss der Omis des Ar- vaer Comitates und des anstossendeu Theiles der hohen Tatra ß 9) Beiträge zur Kenntniss der Stockente (Anas boschas, L.) 99 „Bemerkungen über zweifelhafte Celeben- sische Vögel.“ Von Dr. G. Fischer. (Anz.) 0 Bd 3 Oi ae Beobachtungen, allerlei gesammelte orni- thologische I. 101 11. 109 111. SR Een: 117 Bienen, Schwalben und . . : 3 Blasius Hanf, Pfarrer in Mariahof, ein Besuch bei . ee 115 Blaufussfalke . 5 2 00) Bombyeilla garıula, ae a: 3 Bonelli’s Adler : 5 © 120 „Bulletin de la societe zoologique de France. 1877.“ (Anzeigen) 13, 44 „Bulletin of the Nuttall Ormithological Club (Anz.) er lo Buteo desertorum, Schlegel . . . .... 2. 26 \ Eiersammlungen, REGISTER Seite Cannabina serinus, L. . . en! Caprimulgus europaeus, De R 47 Circaötus brachydactylus er 22106 „Columbia.“ - Red. vou Gustav Prütz. (Rees) Nincilcheache m ee ee 12 „BD’ Alberti’s Sichelschnäbler (Trepanornis Albertisi, Sclater) und Lappenfasan (Labiophasis Bulweri, Sharpe) 23 Der erste Lanius major, Pall. in Oester- reich und Ungarn, und eine neue europäische Würgerart. (Lanius Ho- meyeri, Cab.) . BERIRE & 30 „Deseriptions of new Species of Birds from the Island of Dominica.“ Von G. N. Lawrence. (Anz.) i 685 „Descriptions of new Species of Birds of the Families Trochilidae and Tetrao- nidae.“ Von G. N. Lawrence. (Anz.) 68 „Description of a new Species of Por- phyrio from Cochinchina.“ Von D. G. Elliot. (Anzeige.) 44 „Description of a new Species of Horm- bill.“ Von D. G. Elliot. (Anzeige.) 44 „Description of two Species ot Birds om the Malayan Archipelago.“ Von Dr. A. B. Meyer. (Anz.) 68 Diduneulus strigirostris . 41 „Die Arten und Racen der Hühner. u Von Dr. L. J. Fitzinger. (Rec.) 13 „Die Brieftaube“, von Dr. Carl Russ. (Rec.) . 12 „Die Voseli elt des Teutoburger Waldes.“ Von Heinrich Schacht. (Ree.) 12 „Domicella Cocceinea, Lath.“ Von G. D. Rowley (Anz.) 68 Eichel- (oder Nuss-) Heher, Zungenlage bei einem EL Eierlegen, spätes . & . N: 2 Einiges über 9 absonderliche Ein Besuch bei Pfarrer Blasius Hanf in Mariahof (Ober-Steiermark) .. .. 113 Eingelaufene Druckselhiriften 27 „Einiges über Eiersammlungen* 4 93 Emberiza Aug cenleld: Scop. im Mai- ländischen RN 43 Erythropus vespertinus : en öl Etwas, jedoch weniger über, als wegen Gypaötos bar batus Es s5 Europäische Raubvögel . . .......36, 48 Falco cenchris % re Hr SER | Faleo laniarius TR REN ER 50 Falco peregrinus » ER TENN) Faustrecht in der Vogelv elt 116 Fremde Vereine 4 Frühjahrsreise 1878, meine 120 Frühjahrs- und Herbstzug der V ögel in der Gegend von Hallein, Anfzeichnun- gen über.den. .. ... R 5 a Seite Gabelschwänzige Möwe 26 Garrulus glandarius, L. . . . 75 Gäste, seltene 26 Geflügelzucht- Verein, Erster Oesterreichi- scher, vierte internat. Ausst. desselben 41 Geschenke an den Verein 3100237741 Gimpelweisheit Ne 0. Girlitz oder Girlitzhänfling ea. Bil Goldadler 53 Gypaätos barbatus” loss eh Gyps-fulyusag]s are zer ee eo Mlabichtsadlera,. ra er. er Haliaötus albieilla £ 50 Haushulines, neue Beiträge zur Geschichte des . ae z Ar lid; Hühnerhabicht ALLER, ED Hypotriorchis aesalon SE Hypotriorchis subbuteoe . . .... Ro + Ihserate .13, 28, 44, 68, 92, 100, 116 124 „Journal für Ornithologie“. Herausgegeben von Pr. Dr. J. Cabanis. xxV. Jahrg. Heft IV. (Anz.).. : 67 Kaiseradler ARE re AST Kaiserlichen Museums, über ‘die Acquisi- tionen der omithol. Sammlung des, im Jahre 1877 22,252 Kakapos Base Nachtpapageien (Strigops habroptilus) in der Gefangenschaft 10 Kleiner Fremdling 26 Krakau, über die Vogelw elt in den Umge- bungen von Ba} Pa Ur.) | Kronprinz Erzh. Rudolf, Protector des Vereines 69 Kukuk, lebender Be al) Kuttengeier Rene: a 220336, :101 Lämmer- oder Bart-Geier er 85 Langschwänzige Schmarotzer- oder kleine Raubmöve : : a > 6 Lanius major, Pall., der erste in Oester- reich und Ungarn 30 Lanius Homeyeri, Cab. 30 Larus argentatus 67 Larus leucophaeus, Lie lıtenst. 67 Larus Sabini, Leach. E26 Lazurmeise . rer: 26 | Lebende Rauchschwalbe und lebender Kukuk 10 \ Lerchenfalke ö öl | Lestris erepidata, Brehm . . 26 Literarisches 11,27, 43,52, 67, 76,124 ' Meine Frühjahrsreise 1878 . y. EN) Meisen, die . 64 „Melanges ornithologiques“ IV. Von äl ya Barboza du Boceage. (Anz.) 67 „Mittheilungen der Naturfreunde des Vogt- landes.“ Red. v. Dr. C. Bretsclmeider, (Reese: ER en. 3 02 Seite Monatsversammlung vom 14. Dez. 1877 10 ” ale ers 28 2 DES eb m 39) ei 8. März 52 Nachruf an Med, Dr, Carl Stölker ER) Nachtigallenschläger - 5. ae Nachtpapageien oder Kakapos (Strigops habroptylus) in der Gefangenschatt 10 Nachtschwalbe, über das Gefangenleben der nr ö ER : .. 47 „Die Natur.“ Red. von Dr. Carl Müller. IE CE ee re En 12 Neophron perenopterus 38, 103 Nestgruppen . 10752 Neubeigetretene Mitglieder : RR Lil Neue Beiträge zur Geschichte des 'Haus- huhnes AD Noch Einiges über den Zeisig . . 57 „Nomenclature in Zoology and Botany“. Von W. H. Dall. (Rec.) . . 44 Nordische Vogelberge. Bericht über Dr. A. E. Brehms gleichnamigen Vortrag 8 „@bservations sur les affinites zoologiques du genre Phodilus.“ Von A. M. Ed- wards. (Anz.). . EIKE IN „On 5 an of Birds from Eua“. Von O0. Finsch. (Anz.) 68 a a een of Birds from Ninaton Is- land“. Von Dr. ©. Finsch. (Anz.) 68 „On a new species of Petrel from the Feedjee Islands; (Procellaria albigu- laris.“ Von Dr. ©. Finsch. (Anz.) . 68 „On a small collection of Birds from the Marquesas Islands.“ Von Dr. ©. Finsch, (TA N nr ‚On the American Parrots of the Genus pionus.“ Von P.L. Sclater. (Rec). 13 „On the Birds of the Island of Penape£*. Von Dr. ©. Finsch NS „On the Birds of Tongatabu.“ Von Dr. © Finsch. (Anz ) $ lans Alıkel „On the Birds collected by Prof. J. B. Steere in the Philippine Archipelago.* Von R. Bowdler Sharp. (Ree., . . 27 „On the Genus Cittura.“ Von G. D. Row- ley. (Anz) & ER N 68 „On the Genus TOrflopnee ein G. D. Row- ley. (Anz.) 3 TEN 68 „On the Young of Pityriasis gymnoce- phala.“ Von Dr. F, Brüggemann, (Anz.) : u en & 68 Ormithologische Beobachtungen, allerlei gesammelte ]. ne 101 De Seo 109 III. 5 3 EN 117 Ormis des Arvaer Comitates und der an- grerzenden Theile der hohen Tatra 90 „Ormis Vindobonensis“ 40 | Parus eyanus, Pall. as 26 „Proceedings of scientific meetings of the | Zoological Society of London.“ IIL, (Anz.) . ae e ie: e 76 nv: omithologiae Papuasine et Moluecarum Von T. Salvadori. IV. V (Ree.) e 5 6 AN 67 \ Pyrrohocorax alpinus, die e Alpendohle, am Oetscher . . ö as ee, alilel | | Maubvögel europäische... . ....36, 48 Rauchschwalbe, lebende . n nn 10 Reihern, abnorme Zungenlage bei 124 „Reports on the collection of birds made on the vogage of H. Ms, Challenger“. Nr. 1FundNTY 3.24VonJp. LE! Sclater. (Reci nn ee 1! Rosenstaauuder re Röthelfalken. 0 2 m re Rothfussfalke . . . arg 51 Schlangenbussard . MEE10G | Sehreiadler See all alte Schw albengeschichten. 'Y om Wandern 24 n Absonderliche Fär- bunaalen 2, Sie na te 25 Schwalbengeschiehten, Schwalben in der Gefangenschaft 25 Schwalben und Bienen . . . - 43 See-Adler 5 50 | Seidenschwänze, gefangene 45 Silbermöve in Ungarn, zum Vorkommen der . lol Silvia provincialis, Gmel,, "in der Lom- bardei 45 „Systematische Uebersicht der Schreitwög el, einer natürlichen Ordnung.* Von Dr. A, jReichenowi(Rec.)i. men 97 „Some additional Proof, if needed, that the Red Eclecti are the Females of te Green ones.“ Von Dr, A. B. Meyer (Anzeise)=... Se ERBE GTZ, Sperber . ON od Bl nah Sperber, kurzzebiger" b öl | Steinadler — Goldadler; Aquila fülva — Aquila chrysaätos 53, 73, 80, 91 , Steinadler e : : 233,43, 106, 109. | Stockeute, Beiträge zur Kenntniss der 99 | Stöllker, Med. Dr., Carl, Nachrufan . . ss | Storchnest, ein, und seine Bewohner 33 „Süddeutsche Blätter für Geflügelzucht.“ Red. von Dr. Aug. Pauli. (Ree.) 11 „Sulla prima e recentissima eomparsa in Lombardia del Beccafico die Pro- venza.“ Von Prof, Pietro Pavesi. (An- zeige.) H 3 „Sur un nouveau genre do oiseau i% proie nocturne de Madagascar.“ Von A. M, Edwards, (Anzeige)... .. NEIL „Bermeszetrajzi Fiizetek.“ Red, von Otto Herman. IV. (Ree.) | Seite „The Ibis.“ Edited by O. Salwin and P. L. Selater. Jänner- und bullet 1878, (Rec) 9.80 ö 20,168 Thurmfalke . . . Be SA HT Tinunenlus alaudarius : 51 „Transit of Venus Expedition. Birds“ by B. B. Sharpe VI—VII. (Rec) ... 27 Ueber das Gefangenleben der Nacht- schwalbe . . TOR URE: 5 SER Ueber die Vogelwelt” in den Umgebungen von Krakau ee 99 70, 81 „Uebersichten von in fremden Ländern vor- kommenden Arten der Ornis Austriaca- Hungarica.* Von Graf Marschail 10 Ueber die Acquisitionen der Ormithologi- | schen Sammlung ni kaiserlichen Mu- seums im Jahre 1577 5 22 „Ueber eine V ber aus eo: Borneo.* Von Dr. F. Brüggemann. (Ree))er- 11 Ueber nordische Yv ogelberge. Bericht hp Dr. A, E. Brehm's gleichnamigen Vor- traelchl NO N S ner 2 8 Wereinsangelegenheiten 10, 23, 39, 52, 83 Vögel, seltene, in der Umgeb: ung Wiens 1, 18 Vogelfütterung in Weidlingbach lernen 26 | Vogelfuttenplatz im Schlosse Libejie 25 Vogelstube, aus meiner, I. Gimpelweisheit 38 » 1. Vom lockeren Zeisig 104 Vogelw elt, Faustrecht in der. . . 116 V ogelwelti in den Umgebungen von Krakau über die SR 59, 70, 81 Multungeinerenses ee "36, 101 Multuxsfulvuspa ee 37, 103 \ Wanderfalke 50 ‚ Warum ich mir Hühner anschaffte, 66 | Weissköpfiger Geier 4308103 „Weitere Mittheilungen über die Omitho- Ioeie von Centralborneo.“ Von Dr. . Brüggemann. (Anz.) Wi oe Seltene Vögel in der Umgebung 1,18 Wüstenbussard 26 Zuahntaube, die... 41 Zeisig, der . . a: 31 Zeisig, noch Einiges über den a 57 Zeisig, vom lockeren 104 „Zeitschrift des Ormitholoeischen v ereines in Stettin.“ Red. von Dr. Bauer und Gustav Prütz. (Rec.) $ 12 , Zum Vorkommen der Silbermöre in Un- gan NEE h ELCH Zum Vorkommen Kae Sehlangenbussards (Circaötos brachydactilus, Temm.) und des Steinadlers (Aquila chrysaötos, | Pall.) { EN B 106 Zungenlage, absonderliche, bei einem E:- chel- (oder Nuss-) Heher 3 NED) Zungenlage, abnorme, bei Reihern 124 ? ; N 0 50 51 Namen der Mitarbeiter und Autoren. Bara@ Milutin in Wien. Brehm, Dr. A. E., in Berlin, Dalberg Friedrich Freiherr von, in Wien. Dürigen Bruno in Berlin. Dusek Ignaz in Wien, Enderes Aglaia von, in Wien. Enderes, Dr. Carl von, in Wien. Fournes Hermann in Wien. Girtanner, Dr. A, in St. Gallen, Schweiz. Hodek Eduard in Wien. Homeyer E. F. von, in Stolp, Pommern. Jeitteles Ludwig Heinrich in Wien. | Kölbel Carl, | Kohn Albin, Kolazy Josef in Wien. Lechner Josef in Weidlingbach, Makas Hugo in Wien. Mehring J. in Frankenthal, Rheinbaiern. | Meier Hermann in Emden. ı Newald Joh. in Wien. Neweklowsky Hans in Lilienfeld, Nied.-Oest, Parkinson R. | Pelzeln August von in Wien. | Reischek Andreas Christchurch in Neuseeland. in Wien. Nieder-Oest. | | | Rowland Williamin Arva-Värallya, Ob.- Ungarn. Rüdiger Eduard in Darmstadt. Schauer Ernst in Pieniaki, Galizien , Schlechta Sidonie Baronin, in Wien, | Spatny Wenzl in Ohrad, Böhmen, | St. Genois, Graf Moriz jun., in Baden. ‚ Sedlitzky, Dr. W. in Salzburg. Talsky Josef in Neutitschein, Mähren, Tschudi J. J. v. Tschusi zu Schmidhoffen, Victor Ritter von, auf Villa Tännenhof bei Hallein in Salzburg. Zeller Fritz in Wien. INAATLT Nr. 1. Seltene Vögel in der Umgebung Wiens. Von Joh. Newald Neue Beiträge zur Geschichte des Haushuhnes. Von Professor L. H. Jeitteles. 50 A NER che ; „Ueber nordische Vogelberge.“* Bericht über Dr. A. E. Brelim’s gleichnamigen Vortrag. Von Aglaia von Enderes. Vereinsangelegenheiten: Monatsversammlung vom 14. Decem- ber 1877; nächste Monatsversammlung z Allerlei: Kakapos oder Nachtpapageien (Strigops habroptilus) in der Gefangenschaft. Von Andreas Reischek 2 Literarisches: „P. L. Selater: Reports on the Collection of Birds made during the Voyage of. H.M. S. „Challenger.“ Nr. I und Nr. III. (Ree.) von A. v. P.; „T. Salvadori: Prodromus Ornithologiae Papuasiae et Moluccarum IV.“ (Rec,;) v. A, v; P. „Dr. F. Brüggemann: Ueber eine Vogelsammlung aus Südostborneo“ (Rec.)v. A.v.P.; „Süd- deutsche Blätter für Geflügelzucht“, redig. v. Dr. Aug. Pauly (Ree.) v. Dr. v. E.; „die Brieftaube“, von Dr. Carl Russ, (Rec.) von Dr. v. E.; „die Natur“, redig. v. Dr. Carl Müller, (Rec.) von Dr. v. E.; „Columbia“, redig. v. Gust. Prütz, (Rec.) von Dr. v. E.; „Zeitschrift des omitholog, Vereines in Stettin“, redig. v. Dr. Bauer und Gust. Prütz, (Rec.) von Dr. v. E.; „Mittheilungen der Naturvereine des Vogtlandes“, redig. v. Dr. Carl Bret- schneider, (Rec,) von Dr. v. E.; „die Vogelwelt des Teutoburger Waldes“, von Heinr. Schacht, (Rec,) von Dr. v. E.; „P. L. Sclater, On the American Parrots of the Genus Pionus in Dawson Rowleys Ornithological Mis- cellauy“, (Rec.) von A. v. P.; „Termeszetrajzi Füzetek, redig. v. Otto Hermann, Heft IV,“ (Rec.) von A. v. P. „Bulletin de la Soeiete Zoologique de France 1877*, (Rec.) von A. v. P.: „Dr. L. J. Fitzinger, die Arten und Racen der) Hühner“, (Rec) von Av Die 2. Inserate u : Sur So, Nr. 2. Neue Beiträge zur Geschichte des Haushuhnes. Von Professor L.H. Jeitteles. (Schluss) 5 Seltene Vögel in der Umgegend Wiens. (Schluss) 5 Ueber die Acquisitionen der ornithologischen Sammlung des kaiserlichen Museums während des Jahres 1877. Von August von Pelzeln Vereinsangelegenheiten: Monatsv ersammlung vom 11. Januar 1578; Eingelaufene Geschenke für die Sammlung des Ver- eines. Neu beigetretene Mitglieder. Nächste Monatsver- sammlung. II. ordentl. Geueralversammlung des Vereines “Allerlei. Schwalbengeschichten: Vom Wandern, von E. Hodek; Absonderliche Färbung, von H. Neweklowsky; Schwalben in Gefangenschaft, von Dr. v. E. — Ein Vogelfutterplatz im Schlosse Lib£jie, von Ign. Dusek; Vogelfütterung in Weidlingbach, von Josef Lechner; ein kleiner Fremd- ling, von Jos. Kolazy; Spätes Eierlegen, von Ign. Du- Sek; Seltene Gäste, von Joh. Newald; Ein Wüstenbus- sard (Buteo desertorum, Schlegel), von Ed. Hodek Literarisches. Recensionen und Anzeigen von A. v. P.: „R. Bowdler Sharpe, On the Birds colleeted by Prof. % B. Steere in the Phillippine Archipelago“; „Transit of Venus Expedition, Birds by R. B. Sharpe, yo IVDILE- „The Ibis, edited byO.Salvinand P.L. Selater*“; „Alph. Von Joh, New al d. Seite Seite Milne Edwards Observations sur les affiniteszoologiques du genre Phodilus“; „Dr. A. Reichenow nat Uebers. der Schreitvögel (Gressores)* . Eingelaufene Druckschriften . . .. . Bittenarr are ce aeg < 6.8 e Inseratep 0. Nr. 3. Erste Ausstellung des ornithologischen -Vereines B Der erste Lanius major, Pall. in Oesterreich und Ungarn. Von Vietor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen Der Zeisig. Von Josef Kolazy ER rl as Ein Storchnest und seine Bewohner. Von Ignaz DuSek Europäische Raubvögel. Von Ed. Hodek = Aus meiner Vogelstube. Von Eduard Rüdiger weisheit I. Gimpel- Vereinsangelegenheiten: Monatsversammlung vom 8. Februar 375; Die Generalversammlung des Ornithologischen Ver- eines; Geschenk; Neu beigetretenes Mitglied; Nächste Monatsversammlung Vonfremden Vereinen: Ausstellung des Eusten Oresterreichischen Geflügelzucht-Vereines . . q Allerlei: Die Zahntaube ( Ditenale En lstre) von R. Dan kinson; Gefangene Seidenschwänze, von Ig. Dusek; Temporärer Albinismns bei einem Rothkehlehen, von Ig. Dusek; Schwalben und Bienen, von Jos. Lechner Literarisches: „Prof. Pietro Pavesi, Sulla prima e recentis- sima comparsa in Lombardia del Beccafico di Provenza“ (Ree.) von A. v. P.; „W.H. Dall, Nomenclature in Zoo- logy and Botany* (Rec. von A. v, P.). „Bulletin de la so- ciete zoologique de France“, (Rec. von A. v. P.). „D. G. Elliot, Description of a new species of Hombill from Cochin-China of the Genus Anthracoceros and of a new species of Water-Bird from Cochin-China belonging to the Genus Porphyrio“, (Rec. von A. v. P.) Bitte Inserate Nr. 4. Der Thurmfalke. Von Jos. Kolazy ee Ueber das Gefangenleben der Nachtschw albei (Caprimulgus europaeus). Von Victor Ritter von Tschusi zu Schmid- hofieny ren: B ee 6 B at Europäische Baubvögell v on Ed. TEralol: (Schluss) Be Der Girlitz (Cannabina serinus, L.). Von Ignaz DuSek . . Vereinsangelegenheiten: Mon: atsversammlung vom 8. März 1878; Nächste Monatsversammlung Literarisches: „O. von Riesenthal’s Raubvögel Deutse Hlandsce (Rec.) von E. v. Homeyer Nr. 5. Steinadler — Goldadler; ala fulva — Aquila chrysaätos. Von Ed.Hodek - EB 8%. € Noch Einiges über den Zeisig. Von Dr. w. Sedlitzky Ueber die Vogelwelt in den Umgebungen von Krakau. Von IEinStESIchlantenze wer DVD DO -ıSÄS 41 41 45 Aufzeichnungen über den Frühjahrs- und Herbstzug in der Gegend von Hallein 1877. Von Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen Die Meisen. Von Josef K olazy e ge : Allerlei: Nachtigallenschläger, von J. Mehri ing; “ Warum ich mir Hühner anschaffte, von J. Mehring; Zum Vorkom- men der Silbermöve (Larus argentatus, Brün.) in Dean: von Victor Tschusi Ritter zu Schmidhoffen Literarisches: „Journal für Omithologie, herausgegeben er Prof. Dr. J. Cabanis, XXV. Jahrg. IV. Heft; Dr. Brüggemann: Weitere Mittheilungen über die Or logie von Central-Borneo®; „Dr. G. F ‚uelneme Bemerkun- gen über zweifelhafte celebensische Vögel“; „T. Salva- dori: Prodromus omithologiae Papuasiae et Moluccarum, V. Aceipitres“; „J. V'Barbozadu Boccage: Melanges ornithologiques IV“; „Dr. A.B. Meyer: Some additional prove if needed of the fact that the red Eclecti are the temales of the green ones“; „Dr. O. Finsch: Diverse kleine Abhandlungen“; „Dr. A.B. Meyer, Dr. F: Brügg e- mann, G. D. Rowley, G. N Lawrence: desgleichen; (Anzeigen) von A. v. P. „The Ibis“ edited by ©. Salvin and P. L. Scelater 4 Ser. II Nr. 6. (Bee)yon AEvaBe. Bitte (von Tschusi-Schmidhoffen) . 5 576 Bitte (Dr. v. Enderes) . . Inserat . RE Nr. 6. Se. kais. Hoheit Kronprinz Rudolf, Proteetor des Vereines Ueber die Vogelwelt in den Umgebungen von Krakau. Von Ernst Schauer (Fortsetzung) 3 N: 5 & : er — Goldadler; Aquila fulva — Aquila chrysaätos. Von Eduard Hodek (Fortsetzung) : 9 E e Allerlei: Absonderliche Zungenlage bei einem Eichel- (oder Nuss-) Häher, (Garrulus glandarius, L.), von Dr. von Enderes 21.8 © E INH B A Literarisches: Proceedings of the scientifie meetings of the zoological society of London for the year 1877 Part. III. u. IV“; „Bulletin of the Nuttal Ornithological Club. ol. III Nr. 2* (Anzeigen) von A. v. P.. HüeO 5 Au unsere Abonnenten . .2. 2... BER Nr. 7. Der Rosenstaar. Von Dr. A. E. Brehm LERTER ö B Steinadler — Goldadler; Aquila fulva — a chrysaätos. Von Eduard Hodek (Fortsetzung) . Ueber die Vogelwelt in den Umgebungen von Krakau. Von Einst Schauer (Schluss) . Vereinsangelegenheiten: Erste Ausstellung "des Vereines Nr. 8. Etwas, jedoch weniger über als wegen Gypaötos barbatus. Von Dr. A. Girtanner, St. Gallen (Schweiz) Seite 63 64 66 rm [fi 68 68 68 76 76 Seite Nachruf an Dr. Carl Stölker. Von Vietor Ritter Tschusi zu Schmidhoffen DEREN ON al: 8 88 Beitrag zur Kenntniss der Ormis des Arvaer Comitates und des anstossenden Theiles der hohen Tatra. Von William Rowland, Öberforstmeister in Arva le Ober- Ungarn .. > 90 Steinadler — Goldadler; Bariie ie —_ Ara) chryaadıoa Von Eduard Hodek CD OR ER Inserat: & 2 Nr. 9. Einiges über Eiersammlungen. Von Hermann Fournes . 93 Beitrag zur Kenntniss der Ornis des Arvaer Comitates und des anstossenden 'Theiles der hohen Tatra. Von William Rowland, Oberforstmeister in Arva Värallya Ober- Uneaunerar re E 95 Beiträge zur Kenntniss der Stockents (Anas Doschas L.). Yon Hanns N Ye wieilelo'wisikey. Nu ea ee Eee g Inseyatm na a a a EL lee 00 Nr. 10. Allerlei gesammelte omithologische Beobachtung en. Von *. Aus meiner Vogelstube. Von Eduard Rüdiger; . Vom locke- ren Zeisig .... .. 104 Zum Vorkommen des ech " (Gireastus de dactylus, Tem.) und des "Steinadlers en De Ball, Von Joseisbalskyene 0: ERRR 0.21.06 Nr. 1. Allerlei gesammelte omithologische Beobachtungen. Von * II. 109 Ein Besuch bei Pfarrer Blasius Hanf in Mariahof (Ob.-Steier- mark). Von Vietor Ritter von Tschusi zu Schmid- oktemerer at 113 Pyrrhocorax aus, die Alyendohle am ae Von Han Neweklowsky ... e Drahe Faustrecht in der Vogelwelt. Eine Bedetzeichnung‘ für Spatzen- i freunde. Von Eduard Rüdinere nr en 6 Inserat rede. n&Bar: EEE SEA ERELLE, Nr. 12. Allerlei gesammelte ornithologische Beobachtungen. Von *. III. 117 Meine Frühjahrsreise 1878. Von Ed. Hodek .. 120 Allerlei. Abnorme Zungenlage bei Reihern, von Ed. Hodek. 124 Literarisches: „Dr, A. Reichenow, Vogelbilder aus fernen Zonen“; „Dr. CarlRuss, die fremdländischen Stubenvögel“ ; (Recens.) von A.v.P. .. EL . 124 Inserat . HR Sara Volle ler 2. Jahrg. > . Nr. 1. —e— ———— = .. E ade . > s Sem Bläfter für Wonelkunde, huß und -Bflene Redakteure: Ausust von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien‘ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 f., sammt Franco- u Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige Jährlich, sowie Inserate ä& 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile Jänner werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entzegengenommen, und einzelne Nummern Iylı . ä 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, “ Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Seltene Vögel in der Umgebung Wien’s. Von Jeitteles. — „Ueber nordische Vogelberge.* Johann Newald. — Neue Beiträge zur Geschichte des Haushuhnes. Von Prof. Ludwig Heinrich ' Von Aglaia von Enderes. — Vereinsangelegenheiten. — Allerlei. — Literarisches. — Inserate, Seltene Vögel in der Umgebung Wiens. Von Joh. Newald. Von den Pyrenäen an, im Anschlusse an die Karpathen und mit denselben, theilen die Alpen in einem überaus mächtigen Gebirgszuge Europa in zwei Hälften, eine nordwestliche und eine südöstliche. Diese Scheidewand bereitet nicht nur dem Verkehr zwischen Süd und Nord unseres Welttheiles so wesentliche Hindernisse, sie nimmt auch auf die Flora und Fauna der beiderseits gelegenen Ländergebiete einen sehr wesentlichen Einfluss. Der in Rede stehende mehrere Hunderte von Meilen lange Gebirgszug erscheint nur an einem ein- zigen Orte durchbrochen, an dieser einzigen Stelle ver- kehren die beiden grossen Abtheilungen Europa’s frei miteinander. Auf dieser Bruchfläche der Alpen, — an dieser sowohl in geologischer wie in volkswirthschaft- licher Beziehung höchst wichtigen Stelle liegt Wien mit seiner von mir in weiterer Beziehung, genommenen Umgebung. Wir brauchen uns von unserer Stadt nicht weit nach Süden zu entfernen, so treten uns in der sogenannten Neustädter Wand langgezogene Felswände entgegen, die einen Theil dieser Bruchfläche markiren, an die sich in den Massivs des Schneeberges und der Raxalpe gewaltige Elevationen anschliessen. Fasst man den Umstand in das Auge, dass der Einmündungspunkt der March in die Donau eine See- höhe von 407, der Schneeberg jedoch von 6566 Wr. Fuss besitzt, so ergibt sich sogleich, dass eine Elevazionszone, die emen relativen Höhenunterschied von 6159 Fuss umfasst, nothwendiger Weise ausserordentlich grosse Unterschiede sowohl in der Flora als auch in der Fauna im Allgemeinen, und in der Ornis im Besondern in sich fassen muss. Ich muss es mir versagen, hier näher in das hochinteressante Thema der Flora von Wien und seines, durch die Einbeziehung der benachbarten Alpen und der in so mancher Beziehung an Steppeneigen- thümlichkeiten erinnernden Marchfeldebene erweiterten Gebietes einzugehen ; — dagegen sei es mir aber ge- stattet auf die Ornis desselben einige vereinzelte Streif- lichter fallen zu lassen. Eine hervorragende Wichtigkeit sowohl für die Flora als auch für die Fauna, beziehungsweise Ornis des einstigen Binnenseegebietes von Wien, ergibt sich 2 aus dem Umstande, dass letzteres durch einen der grössten Flüsse Europa’s, — die Donau, — durchströmt wird. Nicht allein landschaftlich und wirthschaftlich wird dadurch unser Boden belebt, für die Ornis von Wien ist der Strom von der entscheidensten Bedeutung. Allein nicht darauf beschränkt sich dieselbe, dass sich auf und an der Donau imteressante Wasser- und Sumpf- vögel in grosser Zahl einfinden, der Strom vermittelt auch die Verbreitung derselben bis auf die entferntesten Gebirgsbäche; wenn nämlich m Folge anhaltender Winterkälte sem Wasserspiegel zufriert, dann werden die Sumpi- und Wasservögel, welche etwa zurückge- blieben sind, die Seitenbäche aufwärts, bis weit in die entlegensten Thäler zurück, in die niemals zufrierenden Quellengebiete gedrängt. So. wie sich jener Theil von Oesterreich, den wir hier besonders in das Auge fassen, landschaftlich im drei Abtheilungen bringen jässt, nämlich in die Ebene mit ihren wellenförmigen Erhöhungen, in das wald- bedeckte Mittelgebirge. und endlich in die felsengezierte Alpenregion des Schneeberges und der Raxalpe, so können wir auch bezüglich seiner Ormis drei analoge Abtheilungen bilden. Jede Vogelart stellt ihre mehr oder weniger strenge ausgeprägten Existenzbedingungen, welche, soll sie sich an irgend einem Orte erhalten, dort erfüllt sein müssen. Allerdings gibt es eine grosse Anzahl von Arten, welche von elimatischen und örtlichen Verhältnissen so unab- hängig sind, dass sie sich schliesslich überall zurecht finden und heimisch werden. Namentlich ist es die Zone des waldreichen Mittelgebirges, welche reich an Arten ist, da dort mehrere Ölimate gleichsam übereinander, Se räumlich einander sehr senähert vorkommen. Wenn an sich schon für@ldh Gebiet von Wien in Folge seiner Terrain-Configuration eine grosse Anzahl von V ogelarten als heimisch bezeichnet werden kann, so kömmt weiter zu erwägen, dass sich hier auch, u. z. in Folge des unmittelbaren Anschlusses unseres Gebietes an die. Alpen einerseits, und des Offenliegens gegen die östlichen und südöstlichen Donauländer anderseits, auch seltene Gäste einfinden, welche für unsere heimische Ornis gleichsam als werihvolle Ausschmückungsbeigaben er- scheinen. Solche Gäste sind aber nicht nur für den Ornithologen von Fach, sondern in gleichem Grade für den Jäger eine willkommene Ueberraschung. Ueber einzelne, wenn auch nicht immer besonders seltene, so doch wenigstens beachtenswerthe Vorkomm- nisse in der Ormis von Wien, möchte ich nun einige Mittheilungen machen. Ich setze als bekannt voraus, dass bis zum Jahre 1848 Georg Frauenfeld bei dem Postamte in Purkers- | dorf bedienstet war. Ich selbst befand mich seit dem Jahre 1840 in Mariabrunn. Die nahe Nachbarschaft unserer beiden Wohnorte gab damals zu einem leb- haften Verkehr Veranlassung, in erster Linie waren es ormithologische Vorkommnisse, welche wir uns sofort wechselseitig mittheilten. Der annalige k. k. Oberstjägermeister Graf von Hoyos, welcher zugleich Dir ector der Mariabrunner Forst- lehranstalt war, hatte an das Jagdpersonale des, in jener Zeit noch sch! ausgebreitete Jagdgebiete administri- renden Oberstjägermeisteramtes die Ww eisung erlassen, mir alle jene Vögel, welche dem Jagdpersonale als selten vorkommend "bekannt, oder auch ganz fremd waren, auf ämtliche Kosten, und falls im Sommer eine Gefahr des Verderbens bestand, durch eigene Boten zuzusenden. Nun waren esin erster Reihe zu- nächst für den Jäger interessante Arten, welche ein- langten, wie Raubvögel, Wasser- und Sumpfvögel, wiederholt jedoch fanden/kieh kleine Collectionen zu- sammen, welche auch dem Ornithologen von Fach Freude machten. Ich werde im Laufe meiner Mittheilungen Gelegenheit haben, auf mehrere solehe Fälle zurückzu- kommen. Ich beginne meine Aufzählungen mit einem Genus, von dem das Erlegen eines Exemplares jedesmal ein gewisses Aufsehen regt, indem Laien von demselben die verschiedensten Eigenthümlichkeiten zu erzählen wissen. Ich meine das Genus V ultur, L. Am 18. Juni 1375 wurden im Jagdrevier Thomasberg bei Aspang 7 Stücke weissköpfige Geier (Vultur fulvus, Brisson) beobachtet und davon 2 Stücke geschossen. Ein Exem- plar gelangte durch die Vermittlung des Herrn Bezirks- hauptmannes yon Pfersmann in Neunkirchenvan das k. k. Museum in Wien, das zweite Exemplar kam in den Besitz unseres eeehrten Vereinsmitgliedes, des schweizerischen Gesandten Herrn J. J. von T sehmalı welcher allen Jagdfreunden durch die vortreffliche Bearbeitung von Dittrich aus dem Winkells „Handbuch für Jäger“ gar wohl bekannt ist. Kurze Zeit darauf, und zwar am 7. Juli, wurde zu Hohenberg im oberen Traisenthale durch den dortigen Förster Bittner eben- falls ein weissköpfiger Geier erlegt. Höchst wahr- schemlich gehörte dieses Exemplar zu dem bei Aspang beobachteten Trupp. Es gelangte zum Ausstopfen nach Wien. Nachdem Hohenberg kaum eine Meile Weges von Lilienfeld entfernt liegt, so nehme ich hiemit Veran- lassung, die von unserm Vereinsmitglied Herın N ewe- klowsky in seiner Abhandlung über die Vogelfauna von Lilienfeld (Mittheilungen des Ornithologischen Ver- eines m Wien Nr. 9, Seite 60) gebrachte Notiz, „dass dort von der Ban Geier (Vulturidae) nichts zu finden sei,“ zu ergänzen. Jene Geiertrupps, welche von Zeit zu Zeit aus den. südöstlichen Donauländern nach Central-Europa verschlagen werden, smd im der Regel junge Vögel. Als mir im Jahre 1575 die Nachricht über die bei Aspang beobachteten Wanderer zukam, machte ich in der Wiener Jagdzeitung Mittheilung davon, mit der Bitte dass, falls irgendwo Exemplare des weissköpfigen Geiers oder seines Gesellschafters s, Gyps einereus, Sav., erlegt werden sollten, mir hievon Nachricht ertheilt werden wolle. Bald darauf meldete mir Herr Baron Stillfried aus Wisowitz in Mähren, dass einer seiner Waldheger auf zwei Geier gestossen sei, von denen derselbe einen angeschossen hatte, dessen er jedoch erst nach hartem Kampfe Meister werden konnte. Es war ein starkes Exemplar des sogenannten Kuttengeiers (Gyps cine- reus, Sav.). Diese Art scheint überhaupt viel seltener nach Central-Europa zu gelangen als sein Camerad, der weissköpfige Geier. Ich wende mich nunmehr dem eigentlichen König der Lüfte, dem Steinadler zu. Dass er noch in den Vierziger-Jahren in unserem Gebiet nistete, beweiset der Umstand, dass mir im Jahre 1846 durch den bereits erwähnten 1% k. Oberstjägermeister Grafen Hoyos aus Gutenstein ein lebendes Exemplar zukam, welches kaum einige Wochen alt war. Der Vogel legte gegen meine Person, da.ich ihm beinahe .ausschliesslich sein Futter brachte, die Wildheit fast gänzlich ab. Er war noch bei meinem im Jahre 1850 stattgefundenen Absgange von Mariabrunn am Leben. ‚Von: Interesse dürfte - die Mittheilung sein, dass sich mein Steinadler mit grosser Vorliebe badete, ‘zu welchem Ende sich stets ein Be- hälter mit Wasser in semem Käfig befand. Der Schneeberg, und zwar die gegen das Kloster- thal gelegenen sogenannten Fadenwände, waren der Ort, wo der Horst, aus welchem mein Vogel stammie, gestanden hatte. Während meines Anfenthaltes in Gutenstein wurden im Schneeberg- und Raxalpengebiet nur drei Steinadler geschossen. Es gehört dort dieser Vogel bereits unter die grossen Seltenheiten. Die genaue Bestimmung der Art anbelangend, nehme ich keinen Anstand zuzugeben, dass es mir bezüglich dieser drei Exemplare nicht gelingen wollte, mir die volle, überzeugende Gewissheit zu verschaffen, ob ich es mit Aquila Chrysaötos, L., dem Goldadler, oder mit Aquila nobilis (Falco fulvus, L.), dem Steinadler zu thun hatte, daher ich mich der von unserm Vereinspräsidenten Herrn von Pelzeln semerzeit aus- gesprochenen Ansicht vollständig anschliesse, dass der specifische Unterschied zwischen Gold- und Steinadler nicht festgehalten werden könne und beide ein und die- selbe Art seien. Ich glaube hier erinnern zu sollen, dass sich in der A: 12 des ersten Jahrganges unserer „Mittheilun- gen“ von Herın Hodek dies Angabe findet, dass er bei | einem von ihm. beobachteten Adlexhorst) das eine Alte im Goldadlerkleide, das andere, das Männchen, noch im Fulva- oder Steinadlerkleide mit dem weissen Flügel- spiegel, vorfand. Bemerken will ich noch, dass im Marchfelde Steinadler nicht selten vorkommen. Meiner Ansicht nach sind dieses Exemplare, welche aus den Karpathenge- bieten einwandern. Erst vor Kurzem meldeten die Zeitungen, dass von Seiner kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen Rudolf ein sehr starker Steinadler auf einer, einst dem besonders glücklichen Adlerschützen Draxler gehörigen Uhuhütte geschossen worden ist. Vom Steinadler wende ich mich der Duodez-Aus- gabe desselben, dm Zwergadler (Aquila pennata, Gm.) zu. Es war an einem heissen Sommertage des Jahres 1546, als Frauenfeld in einem Käfig einen lebenden Raubvogel nach Mariabrunn brachte, bemerkend, dass er bei der Bestimmung desselben auf Schwierigkeiten stosse. Meine sofort £ ausgesprochene Ansicht, dass wir einen Zwergadler vor uns hätten, bestätigte sich bald als vollkoinmen richtig. Soviel mir bekannt, war dieses der erste Fall, durch welchen das Vorkommen von Aquila pennata in der Umgebung von Wien constatirt worden ist. Unser Vogel war dreh einen llolzarbeiter m k. k. Thierg Are aus dem Horst genommen und von dessen Kindern aufgefüttert oakar bis man ihn endlich Frauenfeld erahtien Das dunkelbraune Feder- kleid mit den beiden characteristischen weissen Feder- bündeln war damals schon vollkommen entwickelt. Wir hielten selbstverständlich den interessanten Fang: in hohen Ehren. Es war komisch von diesem Miniatur-Steinadler zu sehen, mit welcher Grandezza und welchem Selbstbewusstsein er sich zu bewegen verstand. Im Sommer 1873 wurde in der unmittelbaren Niihe des Auhofes nächst Hütteldorf ein junger Zwerg- adler geschossen, auch darf ich es als bekannt voraus- setzen, dass im Frühjahre 1376 von Seiner kaiserlichen Hoheit dem Kronprinzen Rudolf ein altes Exemplar im k.k. Thiergarten erlegt wurde. Ein zu Brunn am Gebirge geschossenes Exemplar sah ich bei unserm VereinsmitgliedeHerrn Hodek. Dasselbe be- sitzt bereits das ganz lichte Farbenkleid des alten 3 Vogels. Man möchte beinahe sagen, dass dieses Exem- plar dem Künstler, welcher die Abbildung für Gould’s „Vögel Europas“ anfertigte, gesessen ist. (Gould’s Ab- bildung ist bekanntlich nach dem einst in der Samm- lung Feldege befindlichen Exemplar des Zwergadlers angefert iet.) Ein Vogel, besondere Rarität den ich für die Ornis von Wien als bezeichnen eine möchte, ist der Schlangenadler oder, wie er auch genannt wird, der kurzzehige Adler (Ci ircaötos gallicus, Gm. od Aquila brachidaety la MigetäW%). Im Juli 1846 wurde ein Paar, welches sich in der Luft um eine in die Höhe mitgenommene Natter balgte, in einem Holzschlage bei Bee mit emem einzigen Schusse geschossen. Beide Vögel hatten in ihrem Kampfe so sehr alle Auf- merken a und Vorsicht verloren, dass sie rasch bis in die unmittelbare Nähe mehrerer den Holzschlag inspi- eirenden Forstleute kamen, und vom Platze weg habe geschossen wurden. In Folge der oben bereits erwähnten ämtlichen Anordnung kamen mir beide Vögel sofort zu. Sie wurden von mir ausgestopft und befanden sich bis zum Jahre 1875 in der ormnithologischen Sammlung der Mariabrunner Forstacademie. Das Weibchen war ein sehr alter Vogel und beinahe vollständig weiss. Das Männchen war jünger und hatte die bekannte, gewöhn- liche Färbung. Ich habe den Schlangenadler in der Somogy und an der untern Drau rederhole gesehen. Er ist ein ganz stattlicher Vogel und zeichnet Sch ım Fluge durch einen eicenthümlichen Flügelschlag aus. Den Seohmehläd ller (Aquila naevia, Briss.) kann ich als im südlichen Theile unseres Gebietes vorkom- mend nur dadurch constatiren, dass ich mich auf ein Paar Fänge dieses Vogels berufe, welche im Jahre 1858 von einem Förster zum Zecke der Behebung des Schussgeldes für schädliches Wild, eingeliefert w len. Ich komme nunmehr an die Besprechung eines Raubvogels, den der Ornithologe Wiens als eine Art omnehmen Gast, dem alle Nukmerksamkeit zu schenken ist, betrachten wird, den aber seiner aussergewöhnlichen EG tußchchkeit für den Kleinwildstand wegen, der Jäger mit ebenso grosser Aufmerksamkeit verfolgt. Ich meine den Würg falken oder Blaufuss (Falco Laniarius, L.) Es ara: an einem Novembertas des Jahres 1845, als mir von Aspern und Orth der damali ige Hof- , Jäger Mauthner eme förmliche Ladung geschossener und gefangener Vogelarten nach Marahtınn brachte. Der Winter war damals mit einem starken Schneefall plötzlich hereingebrochen, so dass einerseits eine er- giebige Jagdausbeute ziemlich rasch zu erzielen war, anderseits aber auch das kältere Wetter das Aufbe- wahren erlegter Wildstücke während einiger Tage als zulässig erscheinen liess. Die Lieferung ‘enthielt drei Würgfalken, einen Prachtwanderfalken, einen starken Seeadler, einen schwarzen Storch, eine Zahl von Enten gross und klein, Taucher und verschiedenes Wasser- geflügel. Meine Wohnung war in ein omithologisches Raritätencabinet umgewandelt, und jedem Thiermaler würde das Herz gelacht haben ob der interessanten Gesellschaft, die hier friedlich neben einander lag. Nun ging es mit Frauenfeld an das Sortiren der ausgiebigen Sendung, Von den drei Würgfalken hatte ein starkes Exem- plar noch die Lederhülsen von Fesseln, aus denen das Mittelstüick herausgefault war, an den Fängen. Dasselbe wurde von mir ausgestopft und an das königl. Museum 4 in Berlin übersendet. Ich war kurze Zeit zuvor dort gewesen und konnte die zwei einzigen Exemplare, welche man als Würgfalken eingereiht hatte, nur als Junge Wanderfalken ansprechen. Ich hatte versprochen, einen echten Falco Laniarius zu übersenden und war erfreut, meine Zusage so bald einlösen zu können. Ein zweites, ebenfalls sehr schönes und ebenfalls von mir ausgestopftes Exemplar gelangte in die ornithologische Sammlung der königl. Forstacademie zu Neustadt- Eberswalde. Der dritte Würgfalke sowie der Wander- falke blieben in der Mariabrunner Sammlung. Eine Partie der Sammlung übernahm F rauenfeld, der aber kein Locale hatte, um " ausgestopfte Exemplare aufstellen zu können, daher er nur die Bälge aufbewahrte. Mir ist nicht bekannt, wohin diese seine Sammlung, in der sich viele sehr gute Sachen befanden, nach seinem Tode gekommen ist. Seit einer Reihe von Jahren horstet Falco Lania- rius auf der dürren Wand im Miesenbacher Thale, welches als der Sommeraufenthalt unseres leider zu früh verstorbenen Thier- und Landschaftsmalers Gauer- mann bekannt sein dürfte. Von der Nähe der Südbahn- station Felixdorf aus sieht man den Felskegel der dürren Wand recht gut. Ich hatte Vorsorge getroffen, dass der Vogel nicht weggeschossen w erde, um den Würg- falken mit Sirlerheit als emen Standvogel der Omig von Wien nachweisen zu können; ich war eben m diesem Falle mehr Ormithologe als Jäger. Wiederholt hatte ich Gelegenheit, den Vogel in seinem Thun und Treiben zu beobachten. Falco Laniarius war als Baizvogel sehr beliebt, zu welchem Ansehen er nur durch die grosse Schnellig- keit semes Fluges, durch die ausserordentliche Gewandtheit im Fangen seines Raubes und durch seine Kraft gelangen konnte. An Gefährlichkeit für das Federwild und Haus- geflügel steht er dem Habicht (Astur palumbarius, L.), dieser Wildkatze der Lüfte, sicher in nichts nach. Die Schnelligkeit seines Fluges ist erstaunlich, und ich glaube, Falco Laniarius wird in dieser Bezie- hung, wenn er nach einem Ranbe ausstösst, aus unsern einheimischen Raubvogelarten nur vom Lerchenfalken (Falco subbuteo, L.) übertroffen, den ich mit rasender Schnelligkeit den Mauersegler im Fluge wegfangen sah. Es dürfte wenig bekannt sein, dass der tüchtige Jäger und Sportsman Fürst Ferdinand Traut- mannsdorf gegen das Ende der Dreissiger - Jahre zweimal eine Zahl zur Baizjagd dressirte Würgfalken nach seinem Schlosse Oberwaltersdorf bei Baden brin- gen liess. Mehrere Exemplare, deren Dressur nicht ferm genug war, verflogen sich, als man sie zum Feld- hühner- und Fasanenfang verwenden wollte. Das von mir erwähnte Exemplar, welches noch die Reste einer Lederfessel an den Fängen hatte, dürfte ein solcher ungerathener Bursche gewesen sein. Herr Neweklowsky sagt in seiner Vogelfauna von Lilienfeld (Nr. 9 unserer Mittheilungen Seite 60): „Der kleine Taubenfalke (Falco peregrinoides, Temm.) kömmt sehr selten und nur im Zuge begriffen hier vor.“ Ich glaube, dass da eine Verwechslung stattfand, denn meines Wissens wurde Falco peregrinoides, Temm. in Central- Europa bisher noch nicht beobachtet. Von dem schwarzen Milan (Milvus niger, Brisson) kam mir, obwohl ich ganz besonders darauf aufmerksam gemacht hatte, nur ein einziges Exemplar zu. Ich glaube somit, diese Art mit einiger Berechti- gung unter die nicht gewöhnlichen Raubvögel der Wiener Omis zäblen zu können. Indem ich die Tagraubvögel verlasse, wende ich mich mummiehr den. Eulen\'zu..ı Ohnel den Uhu (Bubo maximus, Ranz.) als eine seltene Art bezeichnen zu wollen, will ich nur erwähnen, dass mir im Schneeberg- gebiet drei Horstorte bekannt sind, u. z. am Balber- stein im Miesenbachthale, bei der Ruine Schrattenstein am Kettenlust, undin den Gösngwänden bei Stixenstein. In Bezug auf den letzten Horstort bemerke ich, dass Herr Graf Hoyos das Abschiessen oder Fangen der alten Vögel ausdrücklich untersagte, von einem Aus- nehmen der Jungen, kann der Lage des Horstes wegen, ohnehin keine Rede sein. Es hat ein besonderes Interesse namentlich in der Winternacht den dröhnenden Uhuruf zu vernehmen. Wie oft hat mich im Stixensteiner Schlosse, trotz der Beleuchtung meines Zimmers, der von den nächsten kaum 100. Schritte entfernten Schwarzföhren herübertönende Ruf förmlich aufgeschreckt! Unter die seltenen Eulen unseres Gebietes dürfte dieSperbereule (Surnia funerea, Lath.) zu zählen sein. Sie wurde im Jahre 1847 am Schnepfenanstand, im Deutschwald bei Weidlingau geschossen. Ich habe sie für die Mariabrunner Sammlung ausgestopft. Von eimer im Sommer 1875 m der Prein bei Reichenau geschossenen Zwerg-Öhreneule (Ephialtes Scops, L.) erhieltich nur Nachricht, jedoch von einer Seite, die an der Richtigkeit der Angabe nicht zweifeln lässt. (Schluss folst.) — DO — Neue Beiträge zur Geschichte des Haushuhnes. Von Professor In meiner Arbeit über a Alterthümer der Stadt Olmütz“* ” Abtheilung, 1872 in den „Mittheilungen der ee Gesellschaft in Wien“ erschienen) habe ich, bei Gelegenheit der Besprechung eines zu Olmütz gefundenen alten Huhn- schädels, die Geschichte des omas in der Vorzeit ziemlich ausführlich erörtert. Noch viel eingehender be- handelte ich dieselbe in einigen Aufsätzen, Sraldie 1373 und 1574 im Frankfurter „Zoologischen Garten“ er- schienen sind. In diesen letzteren wies ich nach, dass die Gattung Gallus in der Tertiär-Zeit auch ie einen grossen Theil von Europa verbreitet war; dass in der älteren Quaternär-Periode (Mammuth-Zeit) Varie- täten emer dem Bankiva- oder Haus-Huhn sehr nahe L. H. Jeitteles. „vorgeschichtlichen | stehenden, wahrscheinlich mit ihm identischen, Gallus- art in West-Europa vorkamen; dass das Bankiva- oder Haus- Huhn zur jüngeren Quaternär - Zeit (Renthier- Periode) mit Pferd, Murmelthier, Kaninchen ete. zu- sammen lebte; dass es später in Europa ausgestorben sein muss, da es den Pfahlbauten und andern Ansied- lungen, wie den Gräbern aus der Steinzeit fehlt; dass es zur Bronce - Zeit m Italien und Mähren wieder er- scheint, wie es auch in keltischen Gräbern sich vor- findet; endlich dass es von Hinterasien aus sich bereits in alter Zeit über Australien und Africa verbreitet hat. Ferner sprach ich die Ueberzeugung aus, dass das Huhn nach Kleinasien und Griechenland schon im sechsten Jahrhundert. vor Christus gekommen und im fünften Jahrhundert in den Mittelmeerländern bereits ein allbe- kanntes Hausthier gewesen ist und dass es den Ger- manen wie den Kelten bis nach Britannien hinauf‘ lange vor der römischen Kaiserzeit bekannt war. In den letzten Jahren habe ich zahlreiche neue Daten zur Geschichte dieses Hausvogels gesammelt, von denen ich hier einige der interessantesten mit- theilen will. I. Gallus-Arten der älteren Quaternär-Zeit. In den „Reliquiae Aquitanicae*, herausge- geben von Lartet und Christy, London, berichtet A. Milne-Edwards nochmals über die mit Ursus spelzeus, Rhinoceros und grossen Felis-Arten zusammen in Höhlen gefundenen Hühnerreste, die durchaus nicht zahmen Thieren zugeschrieben werden können. Der Tarsometatarsus (Lauf mit Spormn) aus den ältesten Lagen der Höhle von Lherm, im Departement Lot, rührt unzweifelhaft von einer Gallus-Art her, ist aber kürzer und von vorn nach hinten zu mehr abgeplattet als das bei allen von Milne-Edwards untersuchten Arten dieses genus der Fall war, auch ist sein Mittelstück (seine Diaphyse) schmäler; bei Gallus Sonneratü ist der Lauf dicker und länger, beim Bankiva-Hahn gleich- falls länger aber schmäler. In der Höhle von Gourdan, im Departement Haute-Garonne, fand Piette ebenfalls einen Laufknochen, der zarter (slenderer) und kürzer als der von Lherm war, des Sporns entbehrte und oftenbar einer Henne angehörte. Ein in der Station La Madelaine gefundener Schenkelknochen (femur) nähert sich in seinen Dimen- sionen dem Gallus Sonneratüi. Ein anderer, zu Bruniquel gefunden, ist, obwohl von einem erwachsenen Thier her- rührend, viel kleiner; er gehört wohl auch einer Henne an. Ein Schienbein und ein Rabenschnabelbein (Coracoid) endlich fand sich noch in der Grotte des Fees im De- partement des Allier. Also Hühnerreste genug aus der französischen Höhlenzeit. 2. Das Huhn in Alt-Indien und Alt-China. Das Bankiva-Huhn, von dem unsere zahmen Hühn er grösstentheils oder ganz abstammen, ist bekanntlich heut’ zu Tage noch über einen grossen Theil Vo rder- und Hinter-Indiens und der indischen Inseln verbreitet. Es wurde offenbar im alten Indien zuerst gezähmt und verbreitete sich jedenfalls schon in sehr alter Zeit nach dem benachbarten China. In den religiösen Liedern des Rig-Veda, diesen ältesten Geistesdenkmalen der indogermanischen Völker, wird das Huhn, meines Wissens, nirgends erwähnt. Da- gegen wird seiner bereits in dem ältesten Gesetzbuch des Sanscrit-Volkes, jenem von Manu, gedacht. Genau lässt sich allerdings nicht bestimmen, welcher Zeit dieser merkwürdige Codex angehört. Jones glaubte, die Zu- sammenstellung der darin enthaltenen Gesetze in ihrer gegenwärtigen Fassung zwischen 1280 und 8S0 vor Christus setzen zu dürfen; Chezy und Loiseleur- Deslongcehamps meinen, dass die Redaction des Codex dem 13. Jahrhundert vor Chhristus ange- höre.!) Jedenfalls hat also diese hochinteressante Ur- kunde ein sehr ehrwürdiges Alter. Im fünften Buch, welches die Abstinenz - Vorschriften enthält, wird nun den Dwidja’s der Genuss der fleischfressenden Vögel ohne Ausnahme, dann jener der in den Städten lebenden 1!) Loiseleur-Deslongehamps, Lois de Manou, exposdes par Bhrigou, Paris 1833, preface, p. III. {9} Vögel (oiseaux qui vivent dans les villes) und im Para- graph 12 besonders der des Sperlings (moineau), der Tauchente (plongeon), der Wildgans (hansa!), des Tschakravaka°), des Dorfhuhns (coq de village?), des Sarasa (grue indienne nach Loiseleur-Deslongchamps, °) der Papageien, des Sarica®) und anderer Vögel verboten. Es scheint demnach, dass das Gesetzbuch des Manu solche Vögel besonders schützen wollte, die durch , Vertilgen von Aas oder Ungeziefer sich nützlich machten oder durch ihre geistigen Fähigkeiten (Gesangfertig- keit und Sprachgewandtheit), wie die Maina’s und Papa- geien, oder durch ihre Zutraulichkeit und Menschen- freundlichkeit, wie die überall anzutreffende indische Krähe (Corvus splendens, Vieillot), des menschlichen Interesses werth schienen. Zu diesen gehörte vielleicht auch in alter Zeit das Dschungel-Huhn (Gallus bankiva, Temm. — Gallus ferrugineus, Gmelin), das sich wohl von selbst gern in die Nähe der menschlichen Woh- nungen begab und hier von dem Gretreide naschte, das der thierfreundliche Urmensch auf seinen Feldern baute. Viele Thiere, auch der Schakal, die Taube und andere haben wahrscheimlich selbst den Anstoss zu ihrer Zähmung gegeben, indem sie sich dem Menschen förm- lich aufdrängten, Futter bei ihm erbettelten und von ihm erhielten, in Folge dessen gern in seiner Nähe weilten und sich nach und nach von selbst an Haus und Hof gewöhnten, so dass es nur einer geringen Einfluss- nahme von Seite des Menschen bedurfte, um sie durch sorgfältige Aufzucht der in nächster Nähe des Hauses geborenen Jungen völlig zahm und daher zu Hausthieren zu machen. Vielleicht wurde übrigens das Haushuhn später, wie in Alt-Persien, so auch in Alt-Indien als Verkündiger der Morgenröthe zu einem den Lichtgöttern heiligen Vogel, und war seme Tödtung möglicher Weise dess- halb verboten. Auch die Bewohner des alten Britanniens assen nach Julius Csxsar das Hühnerfleisch nicht und hielten das Huhn bloss zum Vergnügen (animi voluptatisque causa). Nach Robert Schomburgk und Carl Ferdinand Appun essen die Indianer Britisch-Guiana’s auch heut’ zu Tage weder das Fleisch noch die Eier der von ihnen gleichwohl sehr häufie gehaltenen Haushühner, sondern benützen nur ihre Schwanz- und Halsfedern zum Kopfschmuck und lieben sie ihres Krähens wegen, das ihnen als Stundenanzeiger dient. Der Grund, warum die Indianer den Genuss der Hühner verschmähen, be- steht nach Appun darin, dass diese Vögel allerlei Un- rath verzehren®). Auch auf den Philippinen wird das Haushuhn zwar von den Spaniern und Chinesen, nicht aber von den Ureinwohnern (den Tagalen) gegessen; letztere halten die Hühner dennoch häufig als Kampfthiere zum 1) Hansa istnach Jerdon Anser einereus, Meyer, nicht Schwan, wie Loiseleur-Deslongehamps meint. Schwäne kommen in Indien gar nicht vor. “) Tschakravaka ist nach Jerdon rutila Pallas, „the Braminy Duck.“ 3) Nach gütiger Mittheilung des Herrn Professors Dr. Fried. Müller in Wien lautet der Name im Sanscerit: „gräma-kulkkuta“, Dorf-Hahn. 4) Grus antigone, L., heute Saras im Hindustanischen. 5) Wahrscheinlich ist das sansceritische Sarika identisch mit dem hindustanischen Salik, welches nach Jerdon Acridotheres tristis bezeichnet, den seines Gesanges und seiner Sprachfähigkeit wegen auch heute noch hoch geehrten Vogel Maina, der bei den heutigen Indern noch dem Gotte Ram-Deo geweiht ist. 6) Carl Ferdinand Appun. Unter deu Tropen, Jena 1871, Seite 491. und Anderın Casarca ) Band, 6 Vergnügen. (Karl Freiherr v. Hügel: Der stille Ocean ‘und die spanischen Besitzungen im ostindischeu Archipe!. Als Manuseript gedruckt, Wien 1860). In China muss das Haushuhn schon in sehr alter Zeit gehalten worden sein. In den von Confueius gesammelten Liedern des Schiking (d. h. Liederbuch), wird es öfter erwähnt. Das aus ältester Zeit stammende Gedicht dieser Sammlung, m welchem des Huhns ge- dacht wird, scheint jenes im achten Buch zu sein, welches nach James Legge, dem grössten lebenden Kenner der altchinesischen Literatur und Geschichte, aus der zweiten Hälfte des zehnten Jahrhunderts vor Christus stammt (933—909 b. Chr., time of king E), (J. Legge, the Chinese Classies, vol. IIl.: the She king; London 1876, Seite 132 und Seite 26). Der Anfang dieses Gedichtes lautet nach Legge’s englischer Uebersetzung: His lady to the marquis says, "The cock has erowed; 'tis late, Get up, my lord, and haste to court. "Tis full; for you they wait.‘ Rückert hat dieses Gedicht in seiner poetischen Bearbeitung der alten lateinischen Schiking-Uebersetzung des Paters Lacharme so wiedergegeben: Die Königin weckt den König. Auf! Gesungen hat der Hahn, Und es regt sich im Palast. Leg’ entrafft der Liebesrast, Nun das Kleid des Königs an — Nein! Mich täuscht der Nachtluft Klang, Es war nicht der Hahn, der sang. Auf! Der Morgen geht hervor, Und die Strassen werden laut; Harrend steht das Volk und schaut, Auf’s erschlossn’e Königsthor — Nein ! Mich trog das Mondes-Licht, Es ist noch der Morgen nicht. Auf! Die Morgenfliege summt, Deinen Schlaf verweist sie mir, Gerne ruht’ ich noch bei dir, Aber mein Gefühl verstummt. Geh! Es ruft die Königspflicht, Höre nun die Liebe nicht!“ Etwas jünger ist nach Legge die achte „Ode“ im siebenten Buch des ersten Theiles vom Schiking, welche aus dem achten Jahrhundert vor Christus (769— 119 b. C., time of king P’ng) stammt. Sie behandelt nahezu dasselbe Thema wie das vorige Gedicht. Ihres volks- thümlichen Tones wegen giebt Legge eine Uebersetzung derselben in schottischer Mundart, deren erste zwei Verse lauten (Legge, S. 125): „Days oor gudewife, „The cock is erawin’“ Quoth oor gudeman, „The day is dawin’*" Ganz in denselben Zeitabschnitt (769—719 vor Christus) setzt Legge die zweite „Ode* im sechsten | Buch des ersten Theiles vom Schiking, von dem er ebenfalls eine Nachdichtung in schottischem Dialekt giebt, deren erste Strophe lautet (Leege, S. 112): „Ihe gudeman’s awa, for to fecht wi’ the stranger, An’ when hell be back, oh! my hert camna tell. The hens gae to reist, an’ the beests to their manger, As hameward they wend frae their park on the hill. But hoo can 1, thus left alane, Help thinking 0° my man that's gane ?* Es ist wohl dieses Gedicht, welches nach einer offenbar etwas verschiedenen Version in Lacharme’s lateinischem Schiking Rückert so verdolmetscht: „Das Huhn besteigt die Leiter, Das Rind mit Brüllen sucht den Die Sonne schwebt nicht weiter Als spannhoch über ihrem Fall, So bist du wieder ausgeblieben! Wie lange willst du es verschieben, Zu kehren heim zu denen, die dich lieben? Stall, Der Hahn erfliest die Mauer, Mit Blöcken sucht den Stall das Schaf, Die Sonne senkt im Schauer Des Abends sich zum nächt’gen Schlaf, So bist du wieder nicht gekommen! Wird nie von dir, dem guten Frommen, Bedacht, wie man nach dir seufzt beklommen ?* Aus dem ersten Viertel des siebenten Jahr- hunderts vor Christus (695—681 bet. Chr., time of king Chwang) stammt dann das 16. Gedicht des siebenten Buches (1. Theil des Schiking), das Rückert nach der lateinischen Uebersetzung des Paters Lacharme m fol- sender Weise poetisch bearbeitete: „Der Regen rauscht gelind, Und leise saust der Wind, Zusammen tönen sie, Der Hahn ruft drein kie- kie.!) Da mich erfreut des Liebsten Gruss, Was acht’ ich Wind und Regenguss ? Der Regen fällt gelind, Der Regen und der Wind, Sie machen es Siao-Siao, Der Hahn macht es Kiao-kiao.?) Da mich erfreut des Liebsten Gruss, Macht nichts mir auf der Welt Verdruss. Der Regen und der Wind, Des Himmels Fenster, sind Verhängt von dunklem Flor; Der Hahn ruft wie zuvor; Da mich des Liebsten Gruss erfreut, Was kümmert mich der Himmel heut ?* Aber auf ein noch höheres Alter scheint eine Stelle in dem alten geschichtlichen Werk der Chinesen, dem Schuking, zu deuten. In dem zweiten Buch des fünften Theils dieser uralten Quelle (dem zweiten der Bücher von Schang) heisst es, dass es ein Vorzeichen des Unterganges einer Familie sei, wenn eine Henne wie ein Hahn krähe (Legge, the Chinese Classics, Vol. III, Part II, Hongkong 1865, S. 302°). Der be- treffende König war Wu (Woo) der nach Legge 1168 vor Chr. geboren wurde und von 1121 an regierte. Nach dem Missionär Pater Gaubil fand das frühestens 1122 und spätestens 1045 vor Chr. statt. 1) Bei Lacharme: „Lenis flat ventus ac tenuis deeidit imber. Gallus suum kie-kie cantat.“ 2) Bei Lacharme: „Flat ventus et simul deeidit imber; ventusque et pluvia summ Siao-siao ingeminant; Gallus autem suum kiao-Kiao.....* 3) Die Stelle lautet in der Uebersetzung von Legge: „5 II. The king said,“ The ancients have said, The hen does not announce tıe merning. "The crowing of a hen in the moming indicates the subversion of the family.“ In der älteren französischen Ueber- setzung von Pater Gaubil (Le Chou-king, Paris 1770, Seite 157) ist die Stelle so wiedergegeben: „Selon les Anciens, ‚continua le Roi, la poule ne doit pas chanter; si elle chante, la famille est | perdue.“ war nicht sondern ward dass gelegentlich Also wenigstens tausend Jahre vor Chr. bloss das Haushuhn in China bekamnt, daselbst auch bereits beobachtet, Hennen nach Art der Hähne krähen. In den Werken des nach Confueius berühmtesten chinesischen Philosophen und Volkslehrers Mencius, der 371 vor Christus geboren ward, wird dem König eingeschärft, für Anpflanzung von Maulbeerbäumen und eine ordentliche Zucht von Hühnern, Schweinen und Hunden N zu tragen. (Erstes Buch der Werke von Meneius, "Theil, 3, Capitel, 4: „In keeping fowls, pigs, duo) and swines, let not their times of breeding be nelee ted efe.“ Ausgabe von Legse, Chinese Te Vol. 1, Hongkong 1861, works of Mencius, 8. Und später "8. 337) ist die Rede von Bruthülnern hsonl hens), deren jede Familie m alter Zeit fünf hatte. 3. Das Haushuhn in Alt-Persien. In dem Religionsbuch der alten Perser, dem Avesta oder Zend-Avesta, erscheint das Haushuhn nächst dem Hunde als heiligstes Thier. Es heisst von ihm im Vendi- dad, dem ältesten Theil dieses uralten religiösen Werks: „Der Vogel, der den Namen Parödars führt, .... den die übelredenden Menschen mit dem Namen Kahr- katäc belegen, dieser Vogel erhebt seine Stimme bei jeder göttlichen Morgenröthe: Stehet auf, ihr Menschen, pr eis die beste Reinheit; vertreibt die Daeva!“ Und dann weiter : „Langer Schlaf, o Mensch, ziemt sich nicht für dich.“ Später (Absatz 51 und 52) wird nochmals | der Hahn als Verscheucher derDämonen gepriesen. Der Name Kahrkatäc ist nach Roth und Spiegel on o- matopoötisch gleich dem Sanseritwort Krikaväka und bezeichnet Unzweitelhaft den Hahn. Im Bundehesch, einem „Abriss der Kosmogonie und Kosmographie der Perser“ heisst es dann (Capitel XIX, 48, 14: „Der Hahn ist zur Bekämpfung der Dae@va’s und Zauberer geschaffen; mit dem Hunde ist er ein Gefährte (des Craosha), wie gesagt ist in der heiligen Sehrift ........... * (Justi, der Bundehesch, Leipzig, 1568, Seite 27.) Dass der Hahn den Persern seit uralten Zeiten als heiliger Vogel galt, geht auch aus einer Stelle in des Aristophanes ıV. ögeln“ hervor. Es heisst daseibst nämlich in der siebenten Scene : Peisthetäros. ” . » D 5 . . 5 » . . . . . . . . . Ich erwähne zuerst und zuvörderst den Hahn, der über die Perser am frühsten Obherrscht' und gebot vor Jeglichen, vor Dareios und vor Megabazos, Und der persische Vogel ja heisst er desshalb noch jetzo von selbiger Herrschaft. Euelpides. Drum geht er gespreizt auch heut noch einher, wie der Persermonarch, die Tiara Aufrecht von dem Kopf aufreckend wie sonst nicht einer des Vogelgeschlechtes.“ (Vers 453 — 457, Uebersetzung von Johannes Minckwitz, Stuttgart 1355, S. 59). Be 4. Das Huhn In Assyrien und Babylonien. Das Haushuhn war auch schon den alten Baby- oniern bekannt und wurde von ihnen, wie es scheint, göttlich verehrt. Wenigstens fand Austen Henry Layar d in Babylon einen Kegel aus Achat, auf dessen Grund- fläche ein geflügelter Priester oder eine Gottheit ein- geschnitten. ist, hetend dargestellt vor einem Halın, der auf einem Altare steht; oberhalb der Gruppe befindet sich ein Halbmond. (A. H. Layard, Nineveh and Babylon, London 1874, S. 304, wo sich "auch ‚eine sehr schöne Abbildung (ade Gemme befindet; ferner in der deutschen Ausgabe von Zenker, Leipzig, Dyk- sche Buchhandlung, S. 410 und Tafel XVII, F.) Eine ähnliche Darstellung weist ein babylonischer Cy- inder im britischen Mudeum auf: einen Priester vor einem Tisch, einem vom Halbmond gekrönten grösseren und einem Stan en Altar mit einem Hahn. Die Abbil- dung dieses Cylinders findet sich’ bei Layard und noch schöner in dem Werk von Felix La jJard: Oulte pu- blie et Mysteres de Mithra en Orient et Oceident, Paris 1847, Tafel‘54. .C. Nr. 15. Beide Hahnbilder sind vor- trefflich und können unbedingt auf keinen anderen Vogel gedeutet werden. Die Zeit, aus welcher diese Gaumen bilder stammen, scheint allerdings nicht genau bestimmbar zu sein; doch gehören sie Sohas der asien Hälfte des letzten ebriareme vor Chr. an. 5. Das Haushuhn bei den alten Juden. Im alten Testamente scheint des Haushuhnes an keinem Orte gedacht zu werden, wenn nicht die Stelle im ersten Buch der Könige (Capitel X, Vers 22) und die Parallelstelle im zweiten Buch der Oo (Capitel IX, Vers 21), wo von „Pfauen“ die Rede ist, die Slono) s und König Hiram’s Schiffe aus Ophir (Indien ?) ?) ned Elfenbein and Affen nach Palästina brachten, viel- leicht besser auf „Haushühner“ zu deuten ist, wie Heuslin glaubt. Der hebräische Name ist ‚Tükijji im“ und diebes‘ Wort steht vielleicht mit den arabischen „Dik“ (der Hahn), im Plural „Diuk“, in verwandt- Schaftlicher Beziehung (Heu elin, Ormnithologie Nordost- Afrika’s, Cassel 1873, Seite 921). Eine Stelle im ersten Buch der Könige (IV. Ca- pitel, Vers 22 und 23) glaubt Tristndm (Natural History ofthe Bible, 4tlı edition; London 1875, 8. 220) auf gemästete Hühner beziehen zu können. Das hebrüäi- sehe Wort, heisst „Barberim“. Luther übersetzt: mästetes Vieh.“ se „ge- Zu Christi Zeit war das Haushuhn in Palästina allgemein gehalten. Nicht bloss in der bekannten Stelle bei Markus, Capitel XIV, Vers 30: „Und Jesus sprach zu ihm: Wahrlich, ich sage dir, Hetıte) in,idieser Nacht, ehe denn der Hahn zweimal krähet, wirst du mich drei- mal: verläuenen,“ und ferner Capitel XIV, Vers 68 und 172 (nebst den Ealaktallsn bei den drei andam Evan- elisten) wird der Halhın erwähnt; auch bei Lukas, XIII, 34 kommt das Haushuhn vor: „Jerusalem, Jerusalem, die du tödtest die Propheten, und steinigest, die zu dir gesandt werden, wie’ oft habe ich wollen deine. Kinder versammeln, wie eme Henne ihr Nest unter ihre Flügel; und ihr habt nicht gewollt!“ und ferner bei Markus, XII, 35: „So wachet nun, denn ihr wisset nicht, wann der Herr des Hauses kommt, ob er kommt am Abend, oder zu Mitternacht, oder um den Hahnenschrei, oder des Morgens.“ 6. Das Huhn im alten Lycien. Auf dem sogenannten Harpyien - Monument von Xanthus in Lyeien, welches Charles Fellows*) zuerst beschrieb und abbildete, ist der Hahn in der Hand eines Jünglings, der ihn einer sitzenden Gottheit als Opfer entgegenhält, sehr deutlich dargestellt: und fanden sich auch andere plastische Darstellungen von Hahn ‚und: Henne in Xanthus vor. Nach Fellows stammen diese Sculpturen aus dem sechsten oder gar siebenten Jahrhundert vor Chr. (S. 165), nach W eleker in der Ausgabe von 0. Müllers Archäologie der Kunst aus der Zeit vor a 58, 3, d. h. vor der Einnahme der Stadt Xanthus durch die Perser. Hehn bezweifelt jedoch diese Angabe Welcker’s. Nach Prof. Brunn in München, der dieses Monument zum Gegenstande. besonderer Studien gemacht hat, gehört es/ aber einer „laxen archaischen Periode der Plastik“ an. und lässt sich etwa mit den ältesten selinuntischen Metopen parallelisieren. Es ist nach ihm jünger als die Aesineten sind, und fällt seine Entstehung „in die Zeit zwischen der 65. und 70. Olympiade“ (also zwischen 520 und 500 vor Chr. Geburt) (Sitzungsberichte der königl. bayer.; Akademie d. Wissensch. zu München, 1870, Band II, Seite 220). 7. Das Huhn in Alt-Egypten. Auf den egyptischen Monumenten findet sich das Haushulin ein einziges Mal abgebildet, nämlich in der *) Charles Fellows: Account of Diseoveries in Lyeia, being a journal kept during a second excursion in Asia Minor 1840; London 1841; S. 163 u, ff. u. Tafel zu Seite 170. jetzt im Museum zu Haag prächtigen Darstellung eines Zuges tributbringender Vertreter verschiedener von Esypten abhängiger Völker | in einem Grabe zu T'heben, welche Bilder GrA,HoR kins in senem Werke: „Travels im Kthiopia“, London 13355, sehr schön in Farbendruck wiedergegeben und ausführlich beschrieben hat. Es stammt dieses Grab- gende aus der Zeit des Königs Thotmes des Ill. um 1500 vor Chr. Jn der dritten Reihe der zweiten Figuren-Gruppe (abgebildet bei Hoskins auf Tafel 47) Baden sich als (hen unter Anderem auch goldene und silberne Köpfe von verschiedenen Thieren: eines Steinbockes, einer Antilope, eines Schakals oder Fuchıises, eines Leoparden und (in Gold) eines Hahns. Letzterer ist sehr gut dargestellt und kann nach dem. Scheitel- kamme und den Kehllappen durchaus nicht verkannt, auch mit kemem anderen Vogelkopf verwechselt werden. Diese Geschenke und daruuter auch der goldene Hahn- kopf wurden offenbar von den asiatischen Völkern, vielleicht von den syrischen Ruten oder Rotennu, nach Egsypten gebracht. 8. Das Huhn im alten Kyrene. Aber auch weiter nach Westen zu war das Hulın schon im hohen Alterthum bekannt. In der. Kyrenaika wurde der Heilgott Aesculap seit der ältesten Zeit ganz besonders verehrt und der demselben geheiligte Hahn kommt auf einer kyrenäischen Münze vor, welche sich befindet, Dieselbe gehört der ersten Periode der Geschichte Kyrene’s, der Zeit zwischen 640 und 450 vor Christus an. (Müller, Numismatique de l’Ancienne Afrique, Supplement, Copen- hague 1874, Seite 2, Nr. 26 b). (Fortsetzung folgt.) „Ueber nordische Vogelberge.“ Die Blätter, welche über die Ereignisse des Tages zu berichten haben, sind, ihrer Bestimmung gemäss, unseren Mittlieilungen über die Anwesenheit D Alfred Brehm’s in Wien, weit vorausgeflogen, so weit, dass wir fast mit Gewissheit voraussetzen können, dass unsere Leser Alle von dem frohen Ereignisse längst detaillirte Kunde erhalten haben. Nichtsdestow eniger aber möchten wir uns das Recht nicht nelımen lassen, an dieser Stelle mit wenigen Worten über Brelim’s Vortrag am Lese- Abende der „Coneordia“ zu berichten und wenn auch nur in gedrängtester Kürze den Eindruck wiederzugeben, den wir empfangen haben. Der Saal war mit Menschen gefüllt. Viele der Anwesenden kannten Brehm; viele freuten sich den ausgezeichneten Gelehrten, den: Verfasser eines Werkes, das sich unerhörte Popularität erworben hatte, den ve geisterten Naturforscher, den liebenswürdigen Schrift- steller, den berühmten Reiseiden kennen zu lernen. Und da trat er nun vor seine erw artungsvoll blicken- den Zuhörer hinaus; ruhig, freundlich, einfach, mit einem Ausdrucke in dem Antlitze, als freute er sich ebensosehr von seiner. geliebten, ihm vertrauten Wissenschaft zu erzählen, als_die Menschen, die da versammelt waren, sich freuten von eben dieser Wissenschaft durch ihn zu hören. Und ohne weitere Vorbereitung, ohne Behelf, aine einen Zettel in seiner Hand, begann Brehm Skem ortrag. Er erzählte, wie, einer nordischen Sage nach, der Teufel, um das blühende Werk der Schöpfung zu zer- stören, mit einem ungeheueren Steine in den Armen zum Himmel aufflog, um Aiesen Stein auf die Erde zerschmet. ternd zu schleudern. Es wäre um diese Erde geschehen gewesen, hätte sich nicht ein Engel mit Sturmesschnelle von der Höhe gestürzt und den fallenden Stein aus seiner Bahn gedrängt, so dass er in die Untiefen des Meeres fiel. Dort liegt er nun seit den Schöpfungstagen. Einzelne ‚Spitzen ragen hervor; hie und da ein Fels, ein Grat, ein aufgethürmtes Riff. Der Schöpfer, dem der nackte Stein dieht an der blühenden Erde im Auge wehthat, folgte den Bitten des Engels, und streute von der wenigen Krume fruchtbaren Bodens, die ihm von seinem Schöpfungswerke noch übrig geblieben war, hie und da zwischen den kahlen Fels hinein, wo sich ein Plätzchen finden liess, an welchem die Erde haften konnte. Und so entstand da und dort ein grüner Fleck, eine Insel auf der Busch und Baum und Blumen wachsen konnten, ein grüner Hügel, ein rauschender Wald, und dazwischen bäumte sich starres Felsland auf, das nackte Gerippe des Steines, das steile Denn an dem das ewige Meer mit tosender Gewalt, Tag und Nacht rüttelt und brandet. Dieser von Dämonenhand niedergeschmetterte, vom Meer umtoste, von Engelshand aus seiner Balın ge- drängte, vom Schöpfer mitleidsvoll bekleidete Fels ist — Skandinavien. Von diesem Lande, von seinen Bewohnern, von seinen Thälern und Bergen, von den blitzenden Glet- schern und dem brausenden Meere, und von der alles belebenden, umschwebenden, Hlatternden, schwärmenden Vogelwelt dieses Landes erzählte nun Brehm wie nur er zu erzählen versteht. Er berichtete für das Erste über das Leben der Eiderente, über ihr Treiben auf hoher See, wo ihre eigentliche Heimat ist, da nur die Liebe oder der Tod sie dem Lande zutreiben. Er gab ein reizendes Bild des mütterlichen Sinnes dieser Ente; wie ihr ganzes Dichten und Trachten darauf ge- yichtet ist, SO viele Kinder als nur möglich gross zu ziehen; wie sie in behaglicher Eintracht mit ihren Nach- barinnen brütet, bis die zur Rechten oder die zur Linken auf die See hinausfliegt, um sich dort in den Wellen zu baden und den Kropf mit Muscheln zu füllen. Zu solcher Stunde holt dann die eifrige Brüterin, in aller Eile von dem Nachbarneste herüber, was sie an Eiern erraffen kann, schiebt die lieben, länglich- runden Dinger unter die wärmende ‘Brust und freut sich der grossen Zahl des künftigen Kindersegens. Die Nachbarin kommt heim, besieht sich ihr halbgeplündertes Nest, ohne eine Miene zu verziehen, und setzt sich ruhig auf die wenigen Eier, die ihr geblieben sind. Sie weiss ja, dass die zur Linken oder zur Rechten, der jetzt das Herz so hoch schlägt in Freude, baldigst auch hinaus muss auf die See; und dann — nun dann wird an Eiern herüberge- schafft, was sich in Hast erlangen lässt, so viele künf- tige Kinder als möglich. Und so wandern die Eier von emem Entenhause zum andern, von allen Müttern begehrt, von allen Müttern geliebt, und wenn die Küch- lein ausschlüpfen, frägt keine der Entenfrauen darnach, ob es ihre eigenen Kinder sind, die mit ihr zur See wandern ; wenn es nur überhaupt Kinder sind — Kinder in möglichst grosser Zahl, um der Mutterseligkeit und dem Mutterstolze zu genügen! Nachdem Brehm noch manches reizende und manches heitere Streiflicht auf das Leben der Eiderente geworfen, erzählte er von den Lummen nnd von einem der Vogelberge, den er in Norwegen bestiegen. Es war ein ziemlich windstiller Tag, an welchem Brehm mit seinem Begleiter zu solchem Ziele wanderte. Alken, Möven, Kormorane, flogen zu Hunderten von den ein- zelnen Insen auf; hie nnd da schwebte ein Seeadler und kreiste hoch über dem Ufer hin. Brehm betrachtete den Vogelberg, von dem man ihm erzählt hatte, dass Millionen von Lummen ihn bewohnen. Wo waren diese Millionen ? Hunderte flogen auf die See hinaus und kamen zurück, Hunderte strichen an dem Ufer hin; Schaaren, wie man sie allenthalben an geeigneter Stelle trifft. Da begann Brehm den Berg zu ersteigen. Der Boden war weich, elastisch, bedeckt und wie der Fuss der Wanderer den Grund berührte, da wurde es drinnen lebendig, aus ungezählten und unsezahlien Löchern und Höhlen guckten plötzlich langschnäblige Lummenköpfe hervor; unten, oben, rechts, linkes, wohin die Männer blickten, beyann sich’s am Boden zu regen und zu bewegen: in Bestürzung) in ea schlüpften und rannten die kleinen V ögel aus ihren Häusern heraus und suchten ihre Rettung mit Geflatter und Geschrei m den Lüften und auf dem Meere. Hunderte, Tausende und wieder Tausende schwirrten, sausten und flogen hinaus. Erst waren die Flügelschläge leise, dann wurden sie lauter und lauter, alles Ai mic schwirrte und flimmerte rings um die Wanderer herum; der Berg mit Torf I schien wie ein riesenhafter Bienenstock, dem seine In- sassen aufgescheucht entflogen. Je höher die Wanderer stiegen, desto sinnbe- thörender wurde das Geräusch. Hunderttausende der Vögel Hogen zur Tiefe hinab, Hunderttausende folgten ihnen nach; die Luft war mit den flatternden Gestalten erfüllt; wie ein Dach, in dicht gedrängter Schaar von der Höhe abstürzend, bedeckten sie das Meer, fliegend, tanzend und schwebend; das Auge konnte keinen Punct festhalten, wildes Geflimmer flog an ihm vorüber; man konnte nicht mehr den Ton der eigenen Stimme ver- nehmen, sondern nur ein einziges, ununterbrochenes, donnerndes Gedröhne schlug an das Ohr und machte die Sinne schwanken. — Die Wanderer warfen sich er- schöpft und überwältigt auf dem Gipfel des Berges zu Boden und schauten in das tosende Treiben hinaus. Das Bild, das wir hier nur in matten Umrissen wiedergeben können, malte Brehm mit der ganzen Kraft, die ihm zu Gebote steht und zauberte es so unmittelbar, so klar vor das Auge seiner Zuhörer, so treu und in so wunderbaren Farben, dass sich plötzlich donnernder begeisterter Beifall Bahn brach, und mit dem Danke, den jeder Einzelne empfand, den meisterhaften Erzähler überschüttete. Nachdem sich der Minuten andauernde Beifallsturm gegeben, wandte sich Brehm wieder dem Familienleben der kleinen Lummen zu, die in den achtzehn Stunden, die er oben auf dem Berge verbracht hatte, ihm manchen Einblick in ihr Thun und Treiben gewährt hatten. Er erzählte, wie treu Herr und Frau Lumme zu ein- anderhalten; wie tugendsames Familienleben überhaupt das Ideal des Lummenstaates sei. Im Frühlinge finden sich die Paare zusammen um auf dem Meere zu gaukeln, zu tauchen, zu schwimmen, zu spielen, und endlich nach den Vogelbergen zu fliegen und sich dort anzusiedeln. Nicht jeder Lummenjüngline ist aber so glücklich ein Weib zu erwerben; der Männer sind nehröre als der Frauen, und da bleibt denn so mancher übrie, dem ein liebeschwangeres Herz im Busen schlägt nd der alle Frühlingsträume stille begraben muss. Soleh ein übrig gebliebener Jung geselle fliegt nun mit den andern, den "glücklicheren, dem bräutlichen Leuten nach dem Vog elberg ge, und sieht ihnen zu, wie sie ihr Haus bestellen, und: en sich endlich an der Schwelle dieses Hauses nieder und wartet der Dinge, die da kommen. — Er weiss nicht, was für ein Gefühl ihn beseelt, was ihn von der schönen, weiten, unendlichen See an die Thüre des kleinen, dunklen Stübchens trieb; — aber er wartet. Liebe darf er nicht heischen; aber Freund, ein treuer, wahrhaftiger Freund will er den glücklichen Leuten sein und der bleibt er ihnen auch. — Das Weibchen brütet in dem Neste, auch das Männchen kommt an die Reihe; — zuweilen fliegen jedoch beide, Mann und Frau, gemeinsam auf die See hinaus, und dann — zu later heissersehnter, beglückender Stunde — schlüpft unser Junggeselle eiliest in das Nest hinein, setzt sich auf die Eier, und) Ss brütet:IrDak isblfür den Augen- blick die Erfüllung des heissesten Wunsches in dem resignirten Junggesellengemüth;; der ehrliche Bursche hat Kid Alles ve rien gelernt; aber brüten will er wenigstens — nur manchmal aber doch, ein klein- wenig brüten! Auch vom Austernfischer, dem Sicherheitswach- manne des Utferlandes, erzählte Brehm, und von den kleinen dreizehigen Möven, welche ihn bewogen nach Lappland zu reisen, um sich zu überzeugen, dass Faber 10 die Wahrheit sprach, als er berichtete: sie verdun- keln die Sonne, wenn sie fliegen — siebedecken den Felsen, wenn sie sitzen — sie übertäuben die Brandung, wenn sie schreien. Und Brehm hat diese Ueberzeugung gewonnen, und die Zuhörer danken dieser Erfahrung des Forschers das zweite, herrliche Bild, das der Redner in unnach- ahmlicher Weise in Worten zu malen verstand. —.Unter dem goldenen Netze der Mitternachtssonne und in ihrem purpurnen Lichte hat Brehm das Meer, die Felsen, und vielmal Hunderttausende der Möven auf ihren weissen, O8 silberglänzenden Schwingen schwebend geschaut. Die Felsen wurden von den Vögeln bedeckt, die Sonne wurde von ihnen verdunkelt, die Brandung von ihrem Schrei übertäubt; — es war das em wundersames Schauspiel das sich, nach Jahren die zwischen jenem | Tage, an dem Brehm es geschaut — Dank seiner entzückenden, ergreifenden Darstellungsweise — klar und deutlich,inden Glanz der nächtlichen Sonne getaucht, vor den Augen der begeisterten Zuhörer entfaltete. — | | Aglaia v. Enderes. Vereins - Angelegenheiten. Monatsversammlung vom 14. December 1877. Nach Eröffnung der Versammlung macht der Vor- sitzende Herr von Pelzeln folgende Mittheilungen. „Herr Graf Marschall hat den Verein wieder mit einer Serie werthvoller Uebersichten über das Vor- kommen von Arten der Ormis Austriaca-Hungarica in auswärtigen Vogel-Faunen beschenkt. Der erste Theil derselben basırt auf den bisher erschienenen beiden ersten Heften des Journal für Ornithologie pro 1977 und behandelt Mecklenburg (nach Wüstnei), die Do- brudscha (nach Gebr. S intenis), Italien (nach H. S cha- low), dann die Loangoküste W.- Afrika (nach Rei- chenow), und Zanzibar (nach D. Fischer); ausser- dem sind kleinere Mittheilungen über einzelne Gruppen und Arten beigegeben. Der zweite Theil betrifft Banff Shire im Mittel- Schottland nach Th. Edward (Smile’s „Life of a Seoteh Naturalist“ 394—41T). Geographische Notizen über dieses Gebiet sind beigefügt, um die Beschreibung der dortigen Localverhältnisse zu erleichtern. Das kaiserliche Museum verdankt Herrn Director Dr. Steindachner drei reizende Nest- gruppen, welche derselbe von dem Präparator Herrn Schiestl in Fischamend angekauft und der Sammlung | zum Geschenke gemacht hat. Dieselben sind: Ein Nest | der Uferschwalbe (Cotile riparia) reich mit Federn aus- gefüttert, mit den beiden alten Vögeln, zwei Jungen und drei Eiern, eines vom Wachtelkönig (Crex pratensis) in hohem Grase mit den Eltern, fünf possirlichen Jungen im schwarzen Dunenkleide und den noch im Neste be- findlichen leeren Eierschalen, endlich ein leicht ge- bautes Nest der Lachmöve mit zwei alten, zwei jungen Vögeln und zwei Eiern. Herr von Tscehusi-Schmidhofen hat dem Ver- eine eine sehr dankenswerthe Gabe eingesendet, näm- lich eine in des Freiherrn v. Thüngen Bibliothek | für Jäger und Jagdfreunde (6. Lief. 1377) erschienene treffliche Abhandlung, über die Schneehühner Europas. In dem Etablissement des Herrn Erber hatte ich Gelegenheit, vor einigen Tagen eine Rauchschwalbe zu sehen, die vor drei Jahren im September in das Zimmer einflog, seit dieser Zeit lebend gehalten und mit dem gewöhnlichen Weichfutter gefüttert wird. Ebendaselbst befindet sich ein Kukuk, der seit Juni d. J. die Ge- fangenschaft gut erträgt. Die Wissenschaft hat den Tod von zwei verdienten Männern zu beklagen, des Marchese Orazio Antinori, der während der neuesten Expedition nach Nord-Ost- Africa, über deren widrige Schicksale vor Kurzem die Zeitungen berichtet haben, seinen Tod gefunden, und des Mr. Robert Swinhoe, früheren britischen Consul | in China. Dieser unermüdliche Forscher, dem wir einen sehr bedeutenden Theil dessen, was uns über die Orni-- \ thologie China’s bekannt ist, verdanken, war in den letzten Jahren durch seinen Gesundheitszustand genöthigt, nach England zurückzukehren, wo er aber bis ans Ende ‚ rastlos bemüht war die Wissenschaft zu fördern.“ Den Vortrag des Herrn Directors Newald, sowie | jenen des Herın Ed. Hodek reprodueiren wir besonders an anderen Stellen dieser und der nächsten Nummer unseres Blattes. | Die nächste Monatsversammlung findet Freitag den 11. Jänner 1578 um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kais. Academie der Wissenschaften statt. Tagesordnung: 1. Mittheilungen des Vorsitzenden ; 2. Besichtigung des von Herren Ed. Hodek her- ausgegebenen photographischen Werkes: „Die Raubvögel Europas“ und Erläuterung desselben durch den Her- | ausgeber. Allerlei. Kakapos oder Nachtpapageien (Strigops habrop- “ tilus) in der Gefangenschaft. Wir fühlen uns Herrn AndreasReischek, (einem geborenen Oesterreicher), welcher derzeit am Canterbury- Museum zu Christ- church in Neuseeland als Präparator thätig ist, zum lebhaftesten Danke verpflichtet, dass er uns nun schon wiederholt über die seltensten australischen Vögel, welche als oftenbar auf dem Aussterbeetat stehend, gerade um so interessanter sind, aus weiter Ferne Berichte sendet. Das erste Mal galten seine Nachrichten (siehe I. Jahrgang, Nr. 10, S. 71 der „Mittheilungen ete.“) dem Kiwi oder Schnepfenstrausse (Apteryx Owenii), diessmal schreibt er uns über die von ihm gefangen gehaltenen Kakapos oder Nachtpapageien. Diejenigen Leser, welche nicht Omithologen vom Fach sind, wollen wir daran erinnern, dass der Kakapo sowohl in seiner äusseren Erscheinung als auch in seinem Gebahren eine auffällige Aehnlichkeit mit den Eulen hat, und dass er im Freileben noch. ziemlich wenig, in der Gefangenschaft bisher gar nur in ein- zelnen Fällen, und da bloss kurze Zeit, beobachtet wurde. Herr Reischek theilt uns in seinem letzten vom 18. October 1877 datirten, nach zwei Monaten in unsere Hände gelangten Schreiben ungefähr folgendes mit: „Ich besitze gegenwärtig zwei lebende Kakapos, und zwar Männchen und Weibchen, welche ich mit rohen Kartoffeln, Möhren und in Milch und Wasser geweichtem Brote füttere, wobei sie sich ganz wohl befinden. Bei Tag pflegen sie mit dem Kopfe hinter den Schwingen oder zwischen den Beinen, zu schlafen; erst gegen Abend werden sie rege. Ihre Bewegungen sind zwar schwerfällig aber doch rasch, sie laufen, klettern und graben sehr schnell. Beim Graben machen sie die Erde zuerst mit den Füssen los, und holen dieselbe dann mit dem Schnabel aus der Grube. Sie lösen sich bei dieser Arbeit zeitweise ab; während der eine gräbt, ruht der andere, und während dieser arbeitet, ruht wieder jener. Die von den Kakapos ge- grabenen Löcher haben bei einem ungefähren Durch- messer von 6Zoll (= gegen 16 Centimeter) eine Tiefe von etwa 1'/, Fuss (—47 Centimeter), und werden von den Thieren bei Tag als Schlafstätten benutzt. Fliegen et Zuweilen gerathen sie in Streit; dann. stossen sie Töne aus, welche dem Geschrei der Hasen sehr äbneln; im Kampfe bedienen sie sich niemals ihrer Schnäbel, sondern stets nur der Füsse, wobei sie — wie sich leicht denken lässt — höchst sonderbare und possirliche Sprünge machen. Der schwächere legt sich während der Balgerei regelmässig auf den Rücken und vertheidigt sich gegen seinen stärkeren Gesponsen mit den Füssen. Beide sind ganz zahm, zeigen mir aber keine An- hänglichkeit. Schade, dass diese interessanten Thiere schon jetzt so. selten sind, und gar bald ganz ausgerottet sem werden. Die meinigen erhielt ich, so- wie den Kiwi, von der Westküste; ältere Individuen halten niemals lange in der Gefangenschaft aus, mein Pärchen ist aber erst ein Jahr alt, und so hoffe ich, dass es mir gelingen werde, dasselbe lebend nach Wien zu bringen. Da ich jeden Sonntag in den Wäldern oder an den Seen und Siümpfen zubringe, habe ich reichlich Gelegenheit mannigfache Beobachtungen und Studien zu machen. So brachte mir mein Hund erst vorige Woche zwei halbgewachsene, lebende Maorihühner (Oeydromus australis), über welche ich Ihnen später sah ich meine Nachtpapageien niemals. ebenfalls berichten werde.“ Literarisches. P. L. Sclater: Reports on the Collections of Birds made during the Voyage of H. M. S. „Challenger“. N. I. General Remarks on the Collections. Proceed. Zool. Soc. of London 1377. 534. — N. III On the Birds of the Admiralty Islands ib. 551. Die denk- würdige Reise des „Challenger“ um die Erde in den Jahren 1574—76 war allerdings zunächst der Erforschung der Tiefen des Oceans gewidmet, dennoch wurden auch andere Wissenszweige, insbesondere die Zoologie möglichst gefördert, und namentlich durch M. John Murray, einen der Naturforscher der Expedition, eine bedentende Sammlung von Vögeln (900 Bälge und viele Seevögel in Salz und Weingeist), dann eine Kollektion von Eiern angelegt. Die Bearbeitung dieser Ausbeute wurde M. Sclater übertragen, welcher für verschiedene Gruppen der werthvollen Beihilfe des Marquis von Tweeddale, der Herren O. Salvin, H. Saunders, Dr. Finsch und wahrschemlich auch Prof. Salva- doris sich erfreuen wird. Dass von emem Zusammen- wirken so eminenter Omithologen nur das Trefflichste erwartet werden kann, ist selbstverständlich. Während in der ersten der oben angeführten Schriften im All- gemeinen von den zu bearbeitenden Sammlungen und von der dabei eingeschlagenen Methode gehandelt wurde, bietet N. III eine in der gewohnten ausgezeich- neten Weise gearbeitete Uebersicht der Vögel von den durch europäische Zoologen noch nicht erforschten Admiralitäts-Inseln. Auf denselben wurden 27 Spezies gesammelt, von welchen folgende sieben neu für die Wissenschaft sind: Rhipidura semirubra, Monarcha infelix, Philemon albitorques, Myzomela pammelaena, Carpophaga abodinolaema, Ptilopus Johannis, Mega- podius rubrifrons. Mannigfache Bemerknngen sind nach M. Murray’s Notizenbuch beigefügt. ADV.HB, T. Salvadori: Prodromus Ormithologiae Papnasiae et Moluecarum. IV. Bucerotidae, Meropidae, Alcedinidae, Coraciidae, Podargidae, Caprimulgidae, Cypselidae. Annal. Mus. Civico di Genova X. 1877 (18. Sett.) 299. Die vierte Abtheilung dieser werthvollen Uebersichten be- handelt die Nashornvögel, Bienenfresser, Eisvögel, Racken, Schwalme, Nachtschwalben und Segler. Als neue Art wird ein Paradieseisvogel (Tanysiptera obiensis, aufgestellt, der von Dr. Bernstein auf der Insel Obi entdeckt worden ist. A.v.P. Dr. F. Brüggemann: Ueber eine Vogelsammlung aus Süd-Ost-Borneo in Abhandlungen des naturwissen- schaftlichen Vereins zu Bremen V. 1877, 453. In dieser gehaltvollen Abhandlung wird eme von Dr. G. Fischer im Inneren Borneos gemachte Sammlung behandelt. Neue Arten sind: Hemilophus Fischeri und Cyornis turcosa, ferner wird der schöne im zoologischen Garten 1877 bekannt gemachte neue Pfaufasan \Polyplectron Schleiermacheri) ausführlich geschildert und auf t. 19 dargestellt. Dem Aufsatze sind noch nachträgliche Notizen zur ÖOmithologie von Celebes beigefügt, in welchen Chaleophaps Wallacei als eigene Art unter- schieden wird. AulvaB: Süddeutsche Blätter für Geflügelzucht. Organ der Geflügelzüchter-Vereine in München und in Augsburg. Redigirt von Dr. Aug. Pauly. Comm.-Verl. v. A. Hornik in München. 1877. Am 8. und 24. eines jeden Monats je eine Nummer 1 Bogen in 4°. Diese sehr tüchtig redigirte Zeitschrift bietet dem Geflügel-Züchter und Freunde einen ebenso gediegenen als abwechslungs- reichen Inhalt, insbesondere mannigfaltige sorgfältig zu- sammengestellte Nachrichten von einer sehr bedeutenden Anzahl von Vereinen analoger Tendenz, dann in der 12 Rubrik „Krankheits- und Sectionsberichte“ sehr reich- haltiges Material zum Studium und zur Erkenntniss der Krankheiten des Hausgeflügels. Dr. v. E. Die Brieftaube. Ein Hand- und Lehrbuch für ihre Verpflegung, Züchtung und Abrichtung. Von Dr. Carl Russ. Mit 12 Holzschnitten. Hannover, Carl Rümpler. 1577. — 5°, XVI und 480. — Es ist eine eigenthüm- liche Erscheinung, dass ein Communicationsmittel, dessen sich die ältesten Culturvölker, wie die E&ypter, die Griechen, Römer, Araber, Chinesen u. s. w. schon vor Jahrtausenden in ausgedehntem Masse bedienten, die Brieftaube, heut’ zu Tage, im Zeitalter der Eisen- bahnen, des electrischen Telegraphen, des Telephons, und des intensivsten Studiums der Luftschiffahrt, wieder zu Ehren kommt, und wenigstens für die nächste Zeit eine gewisse Bedeutung in der Kriegskunst erlangen zu sollen scheint. So ist es denn auch begreiflich, dass eine eigene Literatur dieses Gegenstandes im Aufblühen begriffen ist. Das uns vorliegende stattliche Bändchen hat die Aufgabe, die Zucht, Pflege und Dressur der Brieftaube, dem heutigen Stande der Sache entsprechend, und von allen Seiten zu beleuchten, in ganz vortreff- licher Weise gelöst. Leider gebricht es uns an Raum auch nur die Hauptabschnitte des Buches aufzuführen, immerhin müssen wir aber hervorheben, dass sowohl der blosse Liebhaber des Brieftaubensports, als auch derjenige, dem es um die hochwichtige practische Seite der Sache, die Verwendung der Brieitaube im Kriege zu thun ist, dem Verfasser für seine umfassende, sorgfältige und gewissenhafte Arbeit wärmsten Dank wissen werden. Pe Dr. v. E. Die Natur. Zeitung zur Verbreitung naturwissen- schaftlicher Kenntniss und Naturanschauung für Leser aller Stände. Organ des „deutschen Humboldt-Vereines.“ Begründet unter Herausgabe von Dr. Otto Ule und Dr. Karl Müller. Herausgegeben von Dr. Karl Müller. Neue Folge. Dritter Jahrgang. Der Zeitung 26. Jahrgang. 1877. Halle G. Schwetschke’scher Verlag. Wöchentlich eine Nummer in 4°, 1%/,--2 Bogen, reich illustrirt. — Diese Zeitschrift, deren regelmässige Leetüre wir Jedem, der sich für die Natur nur einigermassen interessirt, nicht warm genug empfehlen können, ist zwar, wie schon ihr Titel zeigt, keineswegs ein eigentlich ornithologisches Blatt, allein sie enthält gerade so wie aus allen übrigen Gebieten der Naturkunde im weitesten Sinne, auch aus ornithologischem, eine Anzahl der gediegensten und aus- gezeichnetesten grösseren und kleineren Aufsätze, Mit- theilungen und Notizen. Wir erachten uns schon desshalb für verpflichtet, von Zeit zu Zeit die Aufmerksamkeit unserer Leser auf dieses hervorragende, überdiess in seiner Art einzige deutsche Blatt, zu lenken. Aus dem ornitkologischen Inhalte des abgelaufenen Jahrganges wollen wir an grössseren Artikeln hervorheben: Dr. D. Brauns „Die fossilen Vögel; Hermann Meyer in Emden „Enten und Gänse an der Nordseeküste;* Dr. Julius Erdmann „Das Hühnerei;“ C. E. Freih. v. Thüngen „Birk- und Schneehühner;* Albin Kohn „Die Vögel der Provinz Posen; Hugo Sturm „Der Eisvogel.* Dr. v. E. Columbia. Zeitschrift für Taubenliebhaber, Züchter und Händler. Organ deutscher Brieftauben-Gesellschaften. Redigirt von Gust. Prütz. Verlag von Otto Brandner in Stettin. 1877. I. Jahrgang. Erscheint am 5. und 20. jeden Monates. 1 Bogen 8%. — In einer Zeit, m welcher das Materiale für alle Zweige des menschlichen Wissens und Könnens, für alle Liebhabereien aus dem Gebiete der Natur, durch die emsige Thätigkeit so Vieler geradezu massenhaft herbeigeschafft und verarbeitet wird, ist es wohl erklärlich, dass auch für jeden ein- zelnen Zweig eigene Zeitschriften als specielle Organe für die zunächst Betheilisten erstehen. Wennsleich sich die bestehenden ornithologischen und Geflügelzucht- Journale mehr oder minder auch mit den Tauben be- fassen, so hat doch das Interesse und die Liebhaberei für diese Letzteren im Besonderen so grosse Ausdeh- nung gefunden und so weite Kreise ergriffen, dass der Wunsch nach einem eigenen Organe, welches sich ganz ausschliesslich mit den Tauben beschäftiget, wohl em ziemlich weit verbreiteter geworden sen muss. Em solches specielles Fachorgan ist denn in der Columbia entstanden und zeigen schon die wenigen bisher er- schienenen Nummern, dass nicht umsonst der Name eines so ausgezeichneten und allgemein bekannten Tau- benkenners, wie Gust. Prütz es ist, an der Spitze des Blattes steht. Die Columbia bietet ihren Lesern nicht bloss viel und vielerlei auf ihrem besonderen Gebiete, sondern auch Gutes und Treffliches, so dass sie wohl bald für jeden Taubenfreund, Züchter und Händler, will er anders den Fortschritten der Zeit in dieser speciellen Richtung folgen, unentbehrlich sein wird. Dr. v. E. Zeitschrift des ornithologischen Vereines in Stettin. Herausgegeben und redigirt vom Vorstande (Dr. Bauer und Gust. Prütz). Stettin 1877. I. Jahrgang Alle zwei Monate eine Doppelnummer von 1 Bogen 8°. — In diesem jüngsten ornithologischen Blatte — es liegen auch erst einige Heftchen vor — begegnen wir jenem ernsten und eifrigen Streben, welches den Leser einer neuen Fach- zeitschrift von vorneherein für dieselbe einnimmt. So weit sich aus dem Inhalte der ersten Nummern schliessen lässt , ist dem Stettiner Vereine zur Leitung seines Organes nur zu gratuliren, und es wird dasselbe gewiss rasch Anklang und Freunde in allen Fachkreisen finden. Dr. v. E. Mittheilungen der Naturvereine des Vogtiandes. Herausgegeben vom Vereine der Naturfreunde zu Plauen 1. V. Redaetion: Dr. Carl Bretschneider. 1877. I. Jahrgang. Jährlich 6 Nummern. '/, Bogen in 8° — Auch von dieser Zeitschrift liegen uns erst wenige Nummern vor. Sie hat sich in erster Reihe das schöne Ziel gesetzt, „gemeinverständliche Belehrungen über die einheimische Thier- und Pflanzenwelt im Volke weiter zu verbreiten.“ Die Vogelwelt wird hierbei insbesondere in das Auge gefasst, wie nicht nur im Programm der Redaction betont, sondern auch aus dem Inhalte des Blattes er- sichtlich ist. Die Lectüre der bisher erschienenen Nummern hat in uns nur den einen Wunsch rege gemacht, diese Zeitschrift möge öfter, wenigstens einmal monatlich oder gar halbmonatlich erscheinen. An Material gebricht es wahrhaftig nicht, und an Lesern kann es einem so gut redigirten Blatte gewiss ebenso wenig ae Dr. v. E. Die Vogelwelt des Teutoburger Waldes, nach eigenen Beobachtungen und Erfahrungen dargestellt und geschildert von Heinrich Schacht. Mit 92 Zeich- 13 nungen von Fr. Specht. Detmold, loyo: sale Hofbuch- | Termeszetrajzi Füzetek. Redisirt von Otto Herman. handlung (Gebr. Klingenberg). 1877. 85° XII und 268 | Heft IV (October-December) entl hält S. 212 unter deutsche Seiten. — Durch zwölf Jahre hat Schacht im Früh- Revue 243 Reliquia Petenyiana mit einer Einleitung von linge wie im Herbste, im Sommer wie im Winter, zu | O. Herman, zum Druck geordnet von Julius Pethö. jeder Zeit des Tages und der Nacht seine ihm so | Mittheilung einer trefflichen Schilderung des Pirol lieben, beschwingten Mitbewohner des Teutoburger | (Oriolus galbula) und seiner Lebensweise aus dem hand- Waldes in ihrem Thun und Treiben mit stets reger | schriftlichen Nachlasse des vielverdienten Ornithologen Aufmerksamkeit, mit scharfem Auge, mit der oe J. 8. Petenyi. AO yapi ligen Empfänglichkeit eines sinnigen Gemüthes und der | nn — strengen Gewissenhaftigkeit des gediegenen Kenners Bulletin de la Societe Zoologigue de France pour belauscht. In einfacher, klarer und doch spannenden || 1 unseWlerin Paris St ea de Ma Tolle: und an u es = N Ticbii Menee Aoüt bringt von ornithologischen Aufsätzen: H. Saun- and, oe Te = sa er e} a °° ders Catalogue des oiseaux du midi de l’Espagne 5 > ur e EN r: . DB 5 a En a me Br hs ae wur (suite et fin), J. Vian De lidentification de Lanius 0) 1 ” Ss H . +4 Y ® .. x S Ge 8 N 1; 1 > k ) phoenicurus de Pallas — Pie-griöche a queue rousse — dessen Gegenstand in die Han me kommen, sich nicht re ern NT Neem din Polen fo) ’ n = wo 7 P oe © Y von den prächtig n kleinen Schilderungen erfreut und (Belcefuus onserotals), ZUG Er bieilisur es Human erquickt fühlen wird. Die zahlreichen Illustrationen 6 m au TER La gs ES Mia u Bei vol et leur mue und A. Bouvier Faune ornithologique werde ’ al eilt ıllkomme - : une 5 n de Kessang presqu’ ile de Malacca, Premiere liste. gabe sein. Da überdiess die ganze Ausstattung des Buches eine sehr hübsche, der Preis aber ein mini- u A.v. $. maler ist, so sei denn das Werkchen nach allen Rich- | _ Dr. L. J. Fitzinger. Die Arten und Racen der tungen hin auf das Wärmste empfohlen. Dr. v. RE. Hühner. Eine wissenschaftliche Beschreibung sämmtlicher Formen, Kreuzungen und Varietäten nebst Andeutune ‚en P. L. Sclater. On the American Parrots of the über ihre Abkunft. Wien. 1878. 8°, Ausführliche Genus Pionus in Dawson Rowley’s Ormithological Mis- | Schilderungen der einzelnen Racen und Versuche die- cellany. 1877 t. 80, 81. Bemerkungen über die in selben auf ihre Stammarten zurückzuführen. Av. P. neuerer Zeit bekannt gewordenen Resultate hinsichtlich 5 men: der Arten, der nach Verf. auf die americanischen Species Druckfehlerberich tigung. zu beschrä nkenden Papag eiengattung Pionus, Unter- In Nr. 12 des vorigen Jahrganges unseres Blattes sind mehrere der in Herrn Ed.Hodek’s Reisebericht vorkommenden Ortsnamen richtigzustellen scheidung der Arten und geographische Verbreitung. | wie tolgt: S.85, Sp. 1, Z. 19 von oben Valja anstatt Volja, Abgebildet sind Pionus corallinus (t. 80) und P. tumul- SE SER ve Was: ARE Syecheslanenteißhiähee, inosus (t- sl): Av: P. | “ 2), 12 » Pojäna anstatt Pajana, E) | R En an = 23 u. 62 von oben, Stjerbee anstatt Stjebee, \ n 10 von unten Riu Sest anstatt Rin Sest. Inserate. Der: Jahreans, 1S77-. er heilungen des Ornithologischen Vereines in ist zum Preise von 2 fl. 25 kr. Oe. W., oder 4 Mark 50 Pf. s. Francozusendung durch die k. k. Hofbuchhandlung von Faesy & Frick in Wien, I., Graben 27, . a Bone = w { .. _ zu beziehen. Daselbst werden auch Abonnements auf den eben beginnenden HH. Jahrgang 9878 zum selben Preise, dann Inserate ı 5 kr. — 16 Pf. für den Raum der 3spaltigen Nonpareillezeile angenommen. Vom Januar 1878 ab erscheint: N a mE f 2 d, Der.Ihierfireun Organ des Wiener einen Vz / 1 TE te 15 N redigirt von Dr. Carl von Enderes, oO & ®& U e 23€ anstatt wie bisher monatlich. einmal ,—/, Bogen in Octav, in dem mehr als doppelten Umfange von einem ganzen Bogen in Quart, überdiess in eleganter in sehr reiner, staub- und geruchfreier Qualität, ty pografischer und sonstiger äusserer Ausstattung. | Das Abonnement wurde trotzdem nicht erhöht, und beträgt nach wie Du ar ern r Rn vor inclus. Francozusendung nur 4 fl. öst. W. = 2 Mark jährlich, Mischungen in vorzüglicher Zusammensetzung offerirt Alle Gattungen Der Thierfreund hat die Aufgabe seinen Leserm in anregender und Bentanal Aka n unterhaltender Form Belehrung über das Leben der Thiere, ihr Wese n, ihre | zu billigsten Pı eisen die Eigenthümlichkeiten, und ihr Wechselverhältniss mit dem Menschen zu bieten, | IN und die Bestrebungen des Thierschutzvereines, sowie die Resultate seiner | die Thätigkeit eingehend zu ‚erörtern und zu veröffentlichen. a 1 Annoncen finden durch den Thierfreund die weiteste Verbreitung in | im Tale] stejerat allen civilisirten Ländern der Welt, da dieses Blatt theils in den Vereinslocalen | zsarnnen a = einiger hundert Thierschutzvereine aufliegt, theils unter den Mitgliedern der- selben eireulirt, und werden mit 6 kr. = 12 Pfg. für den Raum der 35 paltigen | P Hüttie Nönpareilzeile berechnet. | . las Abonnements und Inserate werden aufgenommen sowohl in der | £ ! Kanzlei des Wiener Thierschutzvereines, Stadt, Johannesgasse 4, Parterre Wien, I.., Weihburggasse 1172 links, von 4—6 Uhr Nachmittags, als auch in der | K. K Be cnnausLung von Faesy & Frick, | nächst der Rauhensteingasse und dem Franziskanerplatz. Wien, Graben Nr. 2%. 14 NONEIEEY 0 YER) (o va ILED U NRI TE DENT | EDEN EEE RICN IN NE Abonnements -Einladune. 09 HN MEERE c Oesterreichisches G Lantwirthschaftiches Wochenblatt IV. Jahrgang 1878. RI SE IE Du 5 siddenlsehei Bier Gellieplzucht 2 RI RS I Sg ° „ .. . “ (eo Redigirt von Dr. Guido ZZrafft. @ | & eröffnen demnäclıst ihr drittes Jahres-Abonnement, zu welchem 9 hiemit alle Geflügel-Züchter und Freunde des Geflügelwesens x % DIR Q ® Verlag von Faesy & Frick ©) & ergebenst eingeladen werden. | & I N ! Ce 0) Wir werden bei der Leitung des Blattes, wie bisher (© @ in Wien. > @ so? auch fernerhin, energisch bestrebt sein, dasselbe durch Her- Q r q | Ü beiziehung bewährter Kräfte zur Mitarbeiterschaft in seinem ® © Wöchentlich erscheint eine NummerinFolio-Format. © | & Inhalte immer reicher und gediegener zu gestalten, um den ©) Ss (o o) vielfältigen Forderungen, welche Praxis und Theorie des ( a IS S Preis f. 2 = 4 Mk. vierteljährlich. Geflügelwesens an dasselbe stellen, gleichmässig zu genügen. Besonders werden wir fortfahren, das wichtige aber KISS REN nochmals höflichst ein. . * ” .r n n a rar +hlässior \ a .. © &# Probe Nummern gratis und franco. EA © bisher allgemein vernachlässigte Gebiet der Geflügelkrank- © 5 io x 2) heiten in V erbindung mit hervorragenden Fachmännern in (e N @ E : 2 : : 2 G I o) 9) allen seinen Beziehungen fortgesetzt methodisch-wissenschaft- & X R | & lich zu bearbeiten und die Resultate dieser Arbeiten in den Q © Diese grosse, illustrirte landwirthschaftliche Zeitung e ı © „Süddeutschen Blättern für Geflügelzucht“ zu veröffentlichen, € o \ = | Din welehen auch der praktische Züchter in di rie in \C IE Re UN { En { u @ in welehen 3 praktis Züchter in diesen wie in \S @) zeichnet sich durch reichhaltigen Inhalt und elegaute Aus & | ©) anderen Angelegenheiten Ratlı und Hilfe finden wird, R ) u EN 5 s 5 d | Q SB el Er na a E R stattung aus, Unter den 300 ständigen Mitarbeitern, welche @ Q Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht‘“ erschei- 2 C > © nen am 8. und 24. jeden Monats ca. 1 Bogen 4° stark zu 9 N. He hrtser FERN x8 j ame fehlen, (e | ci Ne Be D ; 4 Di: = (© dem EIBSE angeführt sind, dürfte kaum ein na "3 & dem geringfügigen jährlichen Abonnementspreis von 2 Mark. 5 ” der auf landwirthschaftlichem Gebiete in Oesterreich-Ungarn ® ü Ihre ausgedehnte Verbreitung als Organ mehrerer grosser 5) lusr HE 5) Vereine und durch zahlreiche Abonnenten in und et “SE H E . 3 ser 0 0 S 5) & 3 « SS S oder Deutschland von Bedeutung ist. Unsere tonangebendsten > © Deutschland Sehe allenatnseratennedenseinen ae as) @, Fachmänner — Praktiker wie Gelehrte — legen ihre Eıfah- 5) G gehendsten Erfolg. Inserate werden mit 20 Pfennige die 5 s) ide AN N Bu ® \ X gespaltene Petitzeile oder deren Raum berechnet und Bau & rungen und Wünsche in diesem Blatte nieder, und nur so @ ©) Wiederholung eine Ermässigung von 20%), gewährt. @ 5) ist es erklärlich, dass das BılNS ; ’ Zu zahlreicher Betheiligung an Abonnement und Inser- = R @ tion in den „Siiddeutschen Blättern für Geflügelzucht“ laden ) 2 ‚„Vesterreichische Landwirthschaftliche Wochenblatt” in kurzer Zeit eine so einflussreiche Stellung gewinnen konnte. >) R 28) & C ORTEN Die Redaktion & Expedition der „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht‘ München, Neuhauser-Strasse 3. I Zahlreiche Illustrationen und ein „Feuilleton“ aus den belieb- \ € testen Federn sind ebenso interessante als werthvolle Beigaben. > GoN > RAU | Mn m EINEN ED N ER ! fe EBSBGDISDEBGDGBGDBOBDGDEDGDGBDGDGL Alle Gattungen MEER VORRLEANEEE, insbesondere solehe von ganz eigener zweckmässigster Konstruktion und Ausstattung, in verschiedenen Grössen, lackirt oder blank, Far StıBemszesol aller zent Käfigtischehen, Papageienständer, Badehäuschen, Erker für Aistkörbehen, Nistkästen, Transportkästen, Rutter- u. Wasser-Geschirre_ele. elc. 6) Eleganteste Formen bei zweckmässigster Einrichtung. 78 6) Ausgezeichuetes Material, tadellose, solideste und sorgfältigste Arbeit und Ausführung. 0) Q RE Billigste Preise. "AU 6 Auszuz aus dem Atteste des Ornithologischen Vereines in Wien. ra ® „Herrn Ig. Schmerhofsky’s Wıve. ® 728 Wien, 27. April 1877. B2S fa Es gereicht uns zu grossem Vergnügen Ihnen zu bestätigen, dass wir die Mettallkäfise für Stubenvögel, welche Sie in ganz beson- a B:0 derer Form und Ausstattung anfertigen, seit Jahren als im Gebrauche der namhaftesten Vogel- Besitzer und -Pfleger Wiens stehend, sehr wohl (6) 6) kennen, dass wir Ihre Käfige, Ständer und sonstigen dergleichen Requisiten auf Ihren Wunsch neuerlich einer sorgfältigen Prüfung unterzogen 0) a haben, und dass letztere abermals gezeigt hat, dass Ihre in Rede stehenden Erzeugnisse in jeder Beziehung ganz vorzüglich sind. N Wir haben insbesondere gefunden: . . . - .* (folgt die ausführliche Begründung obigen Urtheiles.) \ Ö Der Ausschuss des Ornithologischen Vereines in Wien.“ Ö (.) Spengler-Waaren und -Arbeiten aller Art vorräthig oder promptest hergestellt. 2 > 52 ’ - ger. Sehrmerhlersisszeiä ve Wien, VI., Canalgasse 4. BZ Herausgeber: Der Ormnithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. ZZ -Bflene Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. ' Die „Mittheilunzen des Ornithologischen Vereines in Wien‘ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- H '; Zustellung 2 : werden in A. 35 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate & S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :: der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern !! ‘320 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redaetionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C. v. Enderes, !! B Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Neue Beiträge zur Geschichte des Haushuhnes. Schluss. Von Prof. Ludwig Heinrich Jeitteles. — Seltene Vögel in der Umgebung Wiens. Schluss. Von Johann Newald. — Ueber die Aecquisitionen der ornithologischen Sammlung des kaiserlichen Museums während des Jahres 1877. Von August von Pelzeln. — Vereinsangelegenheiten. — Allerlei. — Literarisches. — Eingelaufene Druckschriften. — Bitte. — Inserate. Neue Beiträge zur (eschichte des Haushuhnes. Von Professor L. H. Jeitteles. (Schluss.) 9. Das Huhn in Alt-Spanien. Selbst zu den Urbewohnern der pyrenäischen Halbinsel, den Iberern, war der krähende Vogel des Hofes schon in der vorrömischen Zeit gedrungen. Er findet sich häufig auf alten Münzen dieser Halbinsel dargestellt, besonders auf jenen von Cose (Tarragona) und Emporia (heute Castillo de Ampurias). So z. B. auf einer in der Nationalbibliothek zu Madrid aufbe- wahrten Münze der letztgenannten Stadt, die von den Phocaern von Massilia gegen das vierte Jahrhundert vor Christus gegründet worden war und am Golf von Rosas, etwa 24 Kilometer von Gerona entfernt, lag. (Heiss, Monnaies Antiques de l’Espagne, Paris 1870, Seite 94, Nr. 53, Planche III, 55). Ferner auf einer im Besitze von Alois Heiss befindlichen Bronce - Münze von Cose oder Tarraco, welche Stadt schon vor Cn. Cornelius Seipio (218 vor Chr.) bestand (Henne, welche ein Gerstenkorn aufpickt) (Heiss, S. 120, Nr. 46, Planche VII, 46); auf eimer anderen Münze mit der \ Inschrift: Auntzcascon (Auntzica?) (Heiss, S. 94, Nr. 49) ete. Alle diese Münzen tragen Inschriften mit celtiberischen (nicht lateinischen) Buchstaben und Hahn und Henne sind nicht zu verkennen. 10. Das Huhn in Alt-Griechenland. Die älteste Erwähnung des Huhnes finden wir bei dem Dichter Theognis, der um 548-537 v. Chr. blühte. In einem vierzeiligen Epigramme, das einem Mädchen in den Mund gelest wird, wird von „der Stimme der Hähne um das Morgenroth“ gesprochen (dietzgvovov pFoyyos). Simonides von Keios, der 556 v. Chr. geboren ward, nennt dann den Hahn den Tagverkünder (dnegopov dh&rrng). Dieses Fragment hat uns Athenaeus (IX, 374 D) bewahrt. Hulae Auch in den erhaltenen Fragmenten des griechi- schen Komikers Epicharmus (geboren um 5356 vor Christus) ist an zwei Stellen von Hühnern die 16 Rede (70 97Av. av alerrogidov yEros,“ die Weibchen der Hühner, und: »„-2e@ yavog zaleztogidon zrerenvav,“ Bier der Gans und der geflügelten Hühner; Ahrens, de graecae linguae dialectis, 2. Band, Göttingen 1843, S. 453 und S. 454). Aeschylus (525—456) und Pindar (geb. um 520 v. Chr.) gedenken in ihren Dichtungen ebenfalls der Hühner. Von Jon von Chios, der zwischen 489 und 484 geboren ward, besitzen wir sogar ein Epigramm, in dem bereits der Benützung der Hähne zu Kämpfen als einer bekannten Sache erwähnt wird: „Der Kampfhahn Er, an dem Leibe verletzt und den beiden Pupillen, vergisst nicht der Stärke, Sondern mit schwindender Kraft noch rufet er, Vor dem Sclavengeschicke den Tod sich erwählend.“ (Griechische Anthologie, übersetzt von W. E. Weber, Stuttgart 1838, Seite 271.) Und Philoxenos, dessen Blüthezeit Diodor von Sieilien in das 3. Jahr der 95. Olympiade (397 v. Chr.) setzt, führt in seiner launigen Schilderung eines Gast- mahls (-f&zvor) auch schon Hühner als Speise an: „gebratene Hasen ferner und junge Hühner.“ (kaypa 0’ Emeıt! alertgvorov TE veoooot.) (J. A. Hartung, die griechischen Lyriker, Leipzig 1857, S. 292 und 298.) In des Aristophanes Lustspiel: „die Vögel,“ das im März des Jahres 414 vor Christi Geburt zum ersten Mal zu Athen aufgeführt ward, wird der Hahn als persischer Vogel an mehreren Stellen erwähnt und erhält die Bemamen: der „Meder,“ „der stolz ein- herschreitende“ («fgoßarns), der „Sänger der Musen“ (0 wovoouevrtıs) ete. Auch wird, besonders in der siebenten Scene (Vers 483--495), von dem Hahn in Ausdrücken gesprochen, die ganz bestimmt darauf hindeuten, dass er damals in Athen fast in jedem Hause gehalten ward. Uebrigens erwähnt Aristophanes auch m den „Wolken“ (Vers 100) den Hahn. Die ausführlichen Angaben des Naturforschers Aristoteles (384—322 vor Chr.) über das Haushuhn habe ich bereits im „Zoologischen Garten,“ 1873, S. 39 bis 91, wiedergegeben. Aristoteles spricht bereits von edleren und gemeineren Hühnerrassen und von der Rasse von Adria. Die Kampfhahn-Rasse von Tanagra in Boeotien erscheint zum ersten Male in einem Gedicht von Antipatros: VI. Band, y. + . der hühnerberühmten Tanagra Vogel ist da, der kühn hitziges Kämpfen erregt.“ (Griech. Anthol., übersetzt von Weber, 1838, S. 579.) Il. Das Huhn in Alt-Italien. Eine der ältesten bildlichen Darstellungen des Hahns in Italien dürfte jene auf dem Terraeotta- Relief aus Lokroi in Unter-Italien sein, das jetzt im Britischen Museum zu London aufbewahrt wird. Es stellt den Raub der Kora (Persephone) dar und zeigt Hahn und Henne. Der Persephone war der Hahn ebenso wie dem Heilgott Aesculap seit alter Zeit geheiliet. (Archäologische Zeitung; Neue Folge, 3. Band, Berlin 1871, S. 76.) Ueber bildliche Darstellungen des Hahns auf alten Vasen aus Unter-Italien, sowie auf sieilianischen Münzen bereits im „Zoologischen Garten,“ 1873, 8. 62 und 63, berichtet. Ebendaselbst habe ich auch (8. 91—95) die Angaben der römischen Schriftsteller Cato, Varro, Columella, Plinius und Caesar über die Haus- hühner des alten Italien und ihre Rassen mitgetheilt. (aus dem sechsten Jahrhundert vor Christus) habe ich 12. Das Haushuhn bei den alten Germanen. Die auf das Huhn bezüglichen Stellen der Edda, und in der Chronik Thietmar’s von Merseburg habe ich ebenfalls bereits im „Zoologischen Garten,“ 1873, S. 95—97, besprochen. Sehr wichtige Beiträge zur Kenntniss der Haus- thiere und auch des Haushuhns bei den alten Deut- schen lieferten die hochmteressanten Funde, welche der ausgezeichnete und mit unermüdlichem Eifer thätige Alterthumsforscher Dr. M. Much, 1874 zu Stillfried an der March in Nieder-Oesterreich machte. Er deckte daselbst eine befestigte Niederlassung der alten Quaden auf, von der er in seiner vortrefi- lichen Abhandlung in den „Mittheilungen der anthropo- logischen Gesellschaft in Wien,“ Band V, 1875, 8. 48 u. ff. überzeugend nachwies, dass sie schon zur Zeit des Kaisers Marcus Aurelius bestanden haben muss (167—1X70 nach Chr.). In dieser Niederlassung fanden sich zahlreiche Knochenabfälle, darunter neben Knochen von Hund, Pferd etc, dann Schalen von Unionen, und Getreide- körnern auch Reste vom Haushuhn. Dr. Much hatte die grosse Gefälligkeit, mir letztere zur Untersuchung anzuvertrauen. Es befanden sich darunter Bruchstücke von Schädel und Becken, ein linker Metacarpus, eine linke Ulna, linker und rechter Humerus, linker und rechter Oberschenkel ete., sowie Läufe von zwei verschiedenen Individuen. ; Ich gebe hier einige Maasse und setze zum Ver- gleich solche von recenten und vorweltlichen wie vor- geschichtlichen Hühnern daneben. a) Läufe: «) ohne Spur von Sporn, wohl von einer Henne, rechte Seite; 5) mit Sporn, rechte Seite, Fragment. Zum Vergleich wurden von recenten Hühnern herbeigezogen die Maasse des Skelets eines Haushuhns (deutsche Land-Rasse) aus Salzburg im Cabinet der Salzburger Lehrerbildungsanstalt, eines Hahns aus Wien im Cabinet der Salzburger Ober-Realschule, eines von mir im Wien gekauften jungen Hahns der Ham- burger Rasse (mit Rosenkamm), dessen Skelet nun im naturgeschichtlichen Cabinet der Wiener Lehrerinnen- Bildungsanstalt bei St. Anna sich befindet, sowie einer (5-zehigen) Dorking-Henne, die ich ebenfalls am Wiener Markt selbst gekauft habe und die skelettirt gleichfalls in der Sammlung der Lehrerinnen-Bildungs- anstalt aufgestellt ist. Von vorgeschichtlichen und vor- weltlichen Hühnern setze ich die Maasse von 2 Exem- plaren aus Römergräbern von Ems, die ich 1873 durch die Güte des Herrn Vogelsberger zur Ansicht zuge- schickt erhielt, jene der 2 verschiedenen Hühner-Rassen aus belgischen Höhlen nach Schmerling’s Atlas, des Laufes eines Huhns aus der Terramara von S. Am- brogio nach Canestrini (Oggetti trovati nelle terre- mare del Modenese, 2da relazione, Modena 1866), des Gallus Bravardi aus dem pliocänen Tuff des De- (Zoologie et Paleontologie francaises, 2. ed.) und des Gallus der partements Puy-de-Döme nach Gervais Lä 17 Höhle von Lherm im Departement Ariege nach dem Atlas von Milne-Edwards (Oiseaux fossiles de la France, Paris 1869—71) bei. ufe, Asse Stillfried a Millimetern Salzburger- Hahu . Länge des ganzen Laufes (Tarso- Metatarsus) von oben bis unten . Länge von oben bis zur Ursprungs- stelle des Sporns Höhe des Sporns an seinem Ur- Scheide in gerader Linie. .... —_ 20 2220| 21 5. Dicke des Laufes an der Aussen- 7. Grösste Breite des Laufes oben Bl — = 8. Grösste Breite des Laufes unten EB — Beitolgend b) die Maasse des rechten und linken Femur von Stillfried. Oberschenkel. ä Hambur- Maasse Stillfried Ss in = Fü Rasse Millimetern links [er orking- Henne rechts 1. Volle Länge 61 2. Grösste Breite oben .. 3. Grösste Breite unten. . 4. Diaphyse, engste Stelle (latero-mediale Richtung) 6:5 6:5 Und nun) dieMaasse der vorderen Extremi- tät des Huhnes von Stillfried. Vordere Extremität. 1gR Hambuır- Maasse Stillfried ger | Dorking- Bee ———| Rasse Henne Millimetern rechts links d | ®) Oberarm. 1. Grösste Länge ... 645 | 655 58 54 2. Grösste Breite oben. 15 13:5 235 14 $ etwa etwa 3. Grösste Breite unten „| 13°5 14 18:5 10 4. Diaphyse, engste Stelle (von vorn nach hinten SEMESSEN)LIy.E. rafelrte 0% 6:5 7 5 5 Ulna. 1. Grösste Länge, gerad- linig gemessen... . .. — 65 s8 54 2. Grösste Länge im Bogen BemessenWsrer a | 70 -- = (Doppel-) Metacarpus. 1. Grösste Länge .....| — 36 48 ar: 2. Grösste Breite oben — 11 16:5 10° 3. Breite unten = 85 9 5 4. Grösste Breite des Zwi- schenraumes zwischen beiden Knochen .... ze 4 5 4:5 seitegleich oberhalb des Sporns — ae al 9:5 6. Laufdicke an der Aussenseite | gleich unterhalb des Sporns — 1.5.9 16:5.| #6 Hamburger Haushuln aus ı Aus Römer- Aus belgi- gräbern | schen Höhlen Rasse bei Ems der Terramara v. S. Ambrogio (Bronce-Zeit) Gallus Bravardi (pliocän) 13 81910 14 _ 25 13 21 —_ | | Spitze | (Spitze (Spitze | | fehlt) | fehlt) | fehlt) | | | | | | | | 7 _ 9 | 11 | — — — . u | | 75 — 7 7.5 — — —_ — ge: 165| 11 — — 15 en — 4 es 17:5, 0: = 16 == = li | | | | | | Den Schluss mögen einige Maass-Angaben über das Schädel-Bruchstück von Stillfried machen. Schädel-Fragment. |Schädel-Frag- | Maasse _ ‚ment aus der Hambur- | , u © früh. Bronce- ger SuM = Zeit von Rasse za Millimetern = Olmütz in d Se u Mähren | a — ! 1. Grösste Höhe des | Hinterhauptloches . 6 575 7 5 2. Grösste Breite des Hinterhauptloches . 8 6.5 S:5 7 3. Grösste Breite des Schädels an den Or- bital- Rändern des | | Stimbeines ..... 23 23 1958 | 145 4. Kleinste Breite des | | | Schädels an den Or- . | | bital - Rändern des | cwa | | Stirnbeines ...... 10:5 | 12 I to) Ueber das Haushuhn bei den alten Kelten habe ich seiner Zeit im „Zoolog. Garten“ allerlei Daten nach den alten Schriftstellern, keltischen Münzen, Grab- und Pfahlbau-Funden mitgetheilt. Neues über die Verbreitung des Huhns von Indien aus nach Africa und Australien in vorgeschicht- licher Zeit behalte ich mir für später vor. Es sollen nun die Resultate aus dem von mir jetzt und früher publieirten Material gezogen werden. l. In der Tertiär-Zeit lebten wilde Hühner- Arten in verschiedenen Theilen Europa’s. 2. In der älteren @uaternärzeit (Mammuth- Periode) kommen mehrere Varietäten von Hühnern vor, die dem Gallus sehr nahe stehen. 3. In der jüngeren Quaternärzeit (Renthier- Periode) finden sich unzweifelhafte Haushuhn - Knochen mit Resten von Kaninchen , Renthier, Steinbock , Pferd etc. (Veyrier am Saleve, westliches Ende des Genter-See’s, nach Rütimeyer’s Untersuchung. „Zoolog. Garten,“ 1374, S. 28.) bankiva und dem G. Sonneratiü 15 4. In den Pfahlbauten der Steinzeit ist das Haushuhn bis jetzt nicht gefunden worden, wohl aber in jenen der Broncezeit, für welche es in Mähren (durch mich) und in Italien (durch Canestrini) nachgewiesen ward. 5. In Asien muss das Huhn bereits 1500 Jahre vor Chr. Geburt bekannt gewesen sein, denn es ist unter den Gegenständen des Tributs asiatischer Völker an den König Ahorn den III. von Egypten auf der Wand einer Grabcapelle zu Theben dargestellt. 6. In China wurde das Huln Deren im 12. oder wenigstens J1. Jahrhundert vor Chr. als Hausthier gehalten incl wusste man daselbst auch bereits, dass Hennen mitunter nach Art der Hähne krähen („Schu- king.“) Im „Schiking“ wird es bereits m Oden erwähnt, die hs Alan 10. ehhrdhmdles; vor Chr. stammen. 7. In Indien scheint es in noch früherer Zeit als in China bekannt gewesen zu sein, wenn man die Entstehung des Gesetzbuchs des Manu mit Chezy und Loiseleur- Deslongchamps in’s 13. Jahrhundert vor Ch. setzen darf. 8. Seit uralten Zeiten galt das Huhn in Persien als heiliges Thier. 9, Im der ersten Hälfte des letzten Jahrtausends vor Chr. war das Haushuhn auch bereits den Assy- rern und Babyloniern bekannt. 10. Selbst die alten Juden scheinen Hühner schon zu König Salamons Zeit aus Indien (Ophir) bezogen zu haben, wenn Heuglin Recht hat, dass das 2:98 Wort „Tükijjim* im Buch der Könige und in der Chronik mit dem arabischen „Dik,“ Plural: „Diuk,“ verwandt sei und „Hühner“ bedeute. 11. Im alten Lyeien (Kleinasien) finden sich Darstellungen des Haushuhns aus dem sechsten Jahrhundert vor Chr. 12. In derselben Zeit dürften auch die alten Griechen mit dem Haushuhn bekannt gewor- den sein. 13. Aber auch westlich von Egypten, im alten Kyrene, war das Haushuhn schon ungefähr um die- selbe Zeit bekannt. 14. Die alten Basken, im heutigen Spanien, kannten das Haushuhn bereits in vorrömischer Zeit. Darauf deutet auch das baskische Wort Erbia für Hahn. 15. Ebenso hatten die alten schon mn vorrömischer Zeit. 16. Bei den Germanen findet sch das Huhn als Hausthier bereits im ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung, obwohl es ihnen jedenfalls schon früher nicht ganz unbekannt gewesen ist. (S. „Zoolog. Gar- ten,“ 1873. Das IIuhn ist also in alter Zeit, in Mittel-Europa wild vorgekommen, wie auch der Damhirsch und das Kaninchen; gleich diesen Thieren istes in vorgeschicht- lichen Tagen bei uns ausgestorben und später wieder als demailen aus dem Süden und Osten eingeführt worden. Aehnlich erging esbekanntlich auch dem Pferd in Amerika. Kelten Hühner ii — Seltene Vögel in der Umgebung Wiens. Von Joh. Newald. (Sehluss.) Ehe ich zu einer anderen Gruppe unserer Ornis übergehe, möchte ich noch von dem Vorkommen eines Vogels, wenn auch nicht in der Umgebung Wiens, so Hoch Areht allzuentfernt davon, Mittheilung machen. Am 19. October 1875 führte ich in Begleitung des Herrn Grafen Josef Thurn und eines seiner Revierförster eine Exceursion m den zu seinem Gute Schrems gehörigen, im Nordwesten des Viertels ober dem Manhardtsberge gelegenen Waldungen aus. Es war Nachmittags ungefähr & üihe als wir neu ausgeführte Forsteulturen welche auf einem ziemlich ausgedehnten Holzschlag lagen. durchschritten, und vor uns m mässiger Entfernung eme grosse Eule aufflog, sich jedoch alsbald wieder niederliess, Wir hatten, da wir lediglich eme Waldbegehung beabsich- tisten, kein Schiessgewehr mitgenommen, Da mir die Grösse und Farbe der Eule auffiel, wollte ich sie noch- mals beobachten und ging auf den Platz, wo sie ein- sefallen war, los. Der imposante Vogel erhob sich bald Seel strich ruhig dem Rande des Hochtalee ZU,: wo er sich auf einer völlig entblätterfen Rothbuche aufbäumte. Er war gewiss nicht über 100 Klafter von mir entfernt, und ich konnte mit dem Binocle ganz gut erkennen, wie er mich beobachtete, wie sich sen Kopfgetieder "bald aufpustete, bald wieder glatt niederliess, ja manchmal glaubte ich sogar seine grossen hellselben Ausen wahr- nehinnon, Di Eule hatte die Grösse des Uhr allein sowohl im Fluge als indem sie vor mir sass, konnte ich sie bezüglich der Farbe nur als weiss ansprechen. Wiederholt prüfte ich, welche Eulenart ich vor mir habe, und immer wieder gelangte ich zur Schne Eule (Surnia Nyctea, L.); die Verwechslung mit einer andern Art war geradezu moglich‘ Wir störten den V ogel nicht weiter und ich er- suchte nur den Förster, er möge denselben in den nächsten Tagen aufsuchen und ihn zu erlegen trachten. Leider wurde er nicht mehr angetroffen. Ueber das Vorkommen der Schnee-Eule in den österreichischen Ländern verdanke ich der Freundlich- keitunseres Vereinsmitgliedes Herrn Ritter von Tschusi- Schmidhofen nachfolgende Daten: Nach Fritsch wurde Ende März 1862 ein Prachtexemplar bei Jung- bunzlau in Böhmen erlegt und dem anahisiemkehen Museum in Prag eingesendet. Ein weiteres Exemplar bekam der Gutsbesitzer Hoffmann zu Podiebrad im Herbst 1864 von Hradisko bei Satzka. In Mähren wurde ein Exemplar im Februar 1530 bei Wiese ge- schossen und vom Baron Widmann dem ren museum in Brünn seschenkt. Ein zweites Exemplar schoss der Eisenhändler Wintersteiner in Olmütz in den ersten Tagen des November 1863 auf der Schiess- stätte unfern der Stadt. In Jahre 1856 wurde ein Paar bei Grosspolom in Schlesien erbeutet, und an den Grafen Wil&ek in Wien übersendet. Apotheker Schwab in Mistek erhielt den 6. Jänner 1862 ein Weibchen, welches im Dorfe Grosswaldstein bei hellem Tag in einem Hausgarten geschossen wurde. In Niederöster- reich wurde cine Sermmeeenle Anfangs December 1858 bei Katzelsdorf nächst Feldsberg gefangen. In der Sammlung des Baron von Dalbere zu Deriselhtte in Mähren soll sich ein aus Kärnten stammendes Exemplar befinden. Galizien anbelangend, habe ich selbst mehrere _ Prachtexemplare in der Sammlung des Grafen von Dzieduszycki gesehen. Bemerken will ich nur noch, dass in der grossen naturhistorischen Sammlung, welche im fürstlich zu Schwarzenberg’schen Jagdschloss zu Ohrad nächst Frauenberg aufgestellt ist, und nur Arten ent- hält, die auf den ausgedehnten fürstlichen Besitzungen erlegt worden sind, nach dem mir vorliegenden Catalog, welcher den Slandk der Sammlung vom Tähre 1875 Mac weiset, Surnia Nyctea, L. nicht "vorhanden ist. Nach dieser die Grenze unseres Gebietes über- schreitenden Fxcursion, welche entschuldiet werden wolle, kehre ich realer in die unmittelbare Nähe von Wien zurück. Während der Dauer meiner ersten Anwesenheit in Mariabrunn, im Laufe der Vierziger Jahre, war mir von Seite des mehrsenannten damaligen Oberstjäiger- meisters Grafen Hoyos die ganz Buena wee Erlaubniss ertheilt worden, im k. k. Thierg arten nach omithologi- scher Ausbeute zu forschen. War ja doch der Thierearten in jener Zeit, seiner ganzen Ausdehnung nach ein wahres Eldörado für alle Höhlenbrüter. Uralte Exem- plare aller Baumarten, Laub und Nadelholz und male- rische alte Waldbestände von grossem landschaftlichen Reize, fanden sich an allen Orten des nahe eine halbe Quadratmeile fassenden Wildparkes vor. Namentlich waren es die eigentlichen Spechte, denen ich im Thier- garten meine besondere Aufmerksamkeit zuwendete. Seitdem die alten Waldbestände allmählich der Axt verfallen, seitdem jeder alte Baum an Feldrainen, Schuttabhängen, an Bachufern u. s. w., wahrhaft van- dalisch oh wird, seitdem vermindert sich die Zahl der Höhlenbrüter überall in bedauerlicher Weise. Sind es ja die Fxistenzbedingungen, die man den armen T'hieren entzieht. Der k. k. Thiergarten bot eine wohlthuende Ausnahme von der mehr und mehr um sich greifenden baumfeindlichen Anschauung. Es gelang mir auch , der Mariabrunner ornithologischen Sammlung einige interessante Exemplare einzuverleiben, wie denn der Grauspecht (Pieus canus, Gm.) und der dreizehige Specht (Picus tridactylus, L.) gewiss nicht als gewöhnlich vorkommende Arten ereichnet werden ohren Ein Vogel, welcher erst in neuerer Zeit in unseren gemässigten "Olimaten. öfter beobachtet wurde, ist der Sen een (Pleetrophanes nivalis, Linn.) Ich selbst traf denselben nur ein einziges Mal’ und zwar an einem überaus kalten Decembertase des Jahres 1856, auf der Heide zwischen Felix d. orf und Wöllers- dorf. Ein zweiter nordischer Gast, der Seiden- schwanz (Bombyeilla garrula, L.) fand sich in dem sehr schneereichen Winter 1867/68 ziemlich zahlreich im oberen Traisenthale ein. Pfarrer Rainer zu St. Egyd am Neuwalde hielt einige Exemplare durch längere Zeit am Leben, bis sie endlich gegen die wärmere Jahreszeit, den ungewohnten elimatischen Ein- Hlüssen erlagen. In neuester Zeit wurde der Schneeammer in der Nähe von Wien im Winter 1876, im Jahre 1877 sogar schon im Monat September beobachtet. Wenn auch der Tannenheher (Nucifraga caryo- catactes, L.) in unseren Alpen zahlreich verbreitet ist, dürfte sein Vorkommen in der unmittelbaren Nähe von Wien doch nur selten constatirt worden sein. Im Herbst 1545 habe ich im Hadersdorfer Parke mehrere Exemplare geschossen, von denen ich einige für die Mariabrunner Sammlung ausstopfte. im jener Zeit noch 19 Die höher gelegenen Felsenpartien des Schnee- berges und der Raxalpe werden von der Alpen- krähe (Pyrrhocorax alpinus Vieill.) bevölkert. Im eh. berger Thal kömmt sie bis in das Schneebergdörfel herab, wo ihr Erscheinen in zahlreichen Flügen, i in der Regel das baldige Eintreten von stürmischem Wetter anzeigt. Die Al penkrähe ist ein überaus beweglicher und geschwi Na Vogel. RBä Gelegenheit einer Gemsjagd stand ich im obern Frohnbachgraben am Schneeberg unter den Frohnbachwänden, ziemlich frei auf einer Schutthalde, nur durch eine verkümmerte Fichte gedeckt, als sich plötzlich unter mir ein auffallendes Lärmen unsers Vogels bemerkbar machte. Nach einiger Zeit stieg Meister Remecke über den Schutt ganz vertraut gerade meinem Stand zu, heftig verfolgt von emer lärmenden Schaar von Alpenkrähen, welche ihm tüchtig in den Pelz stiessen. Die Aufmerksamkeit des Fuchses war so sehr von seinen Quälgeistern i in Anspruch genommen, dass er mir ruhig bis in die unmittelbarste Nähe zuging, vielleicht lag es sogar in semer Absicht, sich hinten As Fichte, welche mir Sal Jagdschirm diente, zu drücken. Der Eindruck des Schreckens war hochkomisch, den ich durch mem plötzliches Hervortreten aus memem Schirme auf beide Parteien verursachte. Bemerken muss ich noch, dass damals nur das Schiessen auf Gemsen ge- stattet war, und ich somit Meister Reinecke mit dem blossen Schrecken musste durchkommen lassen. Nicht darum, weil ich ihn als eine besondere Seltenheit betrachte, sondern seiner fremdartigen Er- scheinung wegen, sei es mir gestattet, einige W orte dem Kolibri unserer Alpen, dem Mauerspecht, (Ticho- droma muraria, L.) zu widmen. Mit staunenswerther Behendigkeit und lebhaftem ununterbrochenem Flügel- schlag sucht er die Felswände, von unten nach oben ansteisend, nach Insecten ab. An der Kirche zu Reichenau und an der Schlossruine zu Gutenstein babe ich ihn, selbst während der rauhern Jahreszeit, beobachtet. Im Anschlusse an den Mauerspecht gedenke ich zugleich eines anderen befiederten Sängers, der mit seinem anmuthigen flötenden Gesang das Steingerölle und selbst noch die trostlosesten Schutthalden belebt, der, wenn auch an kemem Orte häufig, doch durch die Hochberge unseres Gebietes, selbst bis auf den Unterberg nächst Rohr herab, vorkömmt, ich meine den Alp enflüevo el eeenter alpinus, Gm.). Diesem freundlichen B wohnen der eigentlichen Hochlagen reihe ich sofort eine andere Species an, die den Nadel- wäldern unserer Alpen angehörig, zwar auch nirgends häufig, jedoch vereinzelt in allen Hochthälern ange- troffen dl Es ist dieses die Ringdrossel (Turdus torquatus, L.). Ich glaube etwas Bekanntes zu erwähnen, wenn ich darauf aufmerksam mache, dass sich unseren ein- heimischen Drosselarten zeitweilie sehr interessante Gäste beigesellen. So oft Frauenfeld von Purkersdorf aus nach Wien kam, war der Besuch des Wildpret- marktes sein gewöhnlicher Gang. Es war im Herbst 1546, als er einmal ein Exemplar der Whitesdrossel (Turdus Whitei Eyt.), ein andermal der Wanderdr ossel (Turdus el L.) nach Hanse brachte, welche er in einer Partie zum Verkaufe ausgebotener, sogenannter Grossvögel gefunden hatte. Ob diese Vögel im Bereiche unsers Gebietes gefangen, oder aus andern Gegenden auf den Wiener Markt geliefert wurden, vermag ich nicht anzugeben. Die Bälge der beiden Drosseln kamen im Frauenfelds Sammlung. Ich habe damals den merk- 20 würdigen Fund in der Forst- und Jagdzeitung angezeigt, um die Aufmerksamkeit der Jäger auf ähnliche Vor- kommnisse hinzulenken. Ehe ich aus den Hochbergen herabsteige, kann ich es nicht unterlassen, zuvor noch mehreren, dem Jäger interessante Vogelarten einige Worte zu widmen. Die höchsten Partien des Schneeberges, der Raxalpe und des Scheibwaldplateaus werden vom Schneehuhn (Tetrao lagopus, Temm. oder Lagopus alpinus Nilss.) belebt. Das Schneehuhn ist ein Vogel, der schon mit Bezug auf seine grosse Verbreitung unsere volle Aufmerksamkeit m Anspruch nimmt. Die Natur hat nament- lich beiden Hühnerarten durch ihre Färbung, für ihre Sicherheit Vorsorge getroffen, ein Moment welches be- sonders bei den Schneehühnern beachtenswerth ist. Das graue Sommerkleid passt sich der Farbe des Steines an, während ihnen der Winter einmit dem Weiss des Schnees vollkommen harmonirendes Kleid bringt. Pfarrer Blasius Hanf zu Mariahof in Steiermark, der als Kenner des Alpenschneehuhnes in erster Reihe erwähnt werden darf, hat schon im Jahre 1854 in den Schriften der zoolog. bot. Gesellschaft darauf aufmerk- sam gemacht, dass das Schneehuhn ein dreifaches Kleid trägt: das Frühlings-- und Sommerkleid, das nur kurze Zeit andauernde Herbstkleid, und das bekannte Winterkleid. Faber, der mehrere Jahre auf Island sammelte, dem die Isländer den Namen Vogel-Faber beilegten, glaubte das isländische Schneehuhn von unserm Alpen- Schneehuhn trennen zu sollen. Er nannte es Tetrao Islandorum. Jonas Hallsrimsson, und mit ihm die Ueberzahl der neueren Omithologen glauben jedoch, dass die Verschiedenheit zwischen Beiden lediglich der- art ist, dass sie ganz wohl von der Verschiedenheit des Landes und der Witterung herrühren kann. Von Seite eines tüchtigen Jägers und sorgfältigen Beobachters, des Prinzen Philipp von Sachsen- Coburg und Gotha, der auf lsland jagte, kam diessfalls mir folgende Mittheilung zu: „Das Lagopus islandorum Faber, soll nach diesem Naturforscher speeifisch ver- schieden sem von unserem Alpenschneehuln — ich bin dieser Meinung nicht. Der Unterschied, den ich am isländischen Schneehuhn entdeckte, lag in seinem Ge- schrei, ähnlich dem heisern Gekrächze eines Raben. Gestalt und Gefieder sind ganz wie beim Alpenschnee- huhn, nur ist im Sommer die Farbe vielleicht etwas lichter, die Flügel hingegen etwas dunkler, was leicht dem Klima zugeschrieben werden kann, im Winter sind beide gleich weiss.“ „Auffallend und im argen Contrast wit unserem Huhn ist das wenig scheue Benehmen des isländischen beim Herannahen des Jägers. Das dumme Thier lässt diesen, wie ich öfters beobachten konnte, ganz nahe ‚ankommen, und fliegt dann nur etwa dreissig bis vierzig Schritte. Ich fand es meist auf den Lavafeldern, weniger auf den höheren Bergen.“ „Diese kleinen Unterschiede sind meiner Meinung nach nicht genügend um zwei Species zu unterscheiden. Geschrei, Benehmen, Gefieder, Aufenthaltsort ist bei manchen Vögeln sehr verschieden, und doch gehören sie zur selben Art.“ „Ich will hiemit durchaus nicht gesagt haben,“ be- merkt schliesslich Prinz Philipp von Coburg, „dass Faber sich geirrt hat, er fand als Ornithologe wahrscheinlich grössere, wichtigere Unterschiede, die aber dem Auge eines Waidmannes unbemerkt bleiben — und nur als solcher habe ich meine Meinung abgegeben.“ Zu diesen Mittheilungen des genannten Prinzen will ich nur bemerken, dass Faber auf den Umstand aufmerksam macht, dass das isländische Schneehuhn in allen Jahreszeiten mit schwarzem Zügelstreif in beiden Geschlechtern versehen erscheint, auch durch einen etwas dickeren Schnabel von dem Alpenschneehuhn abweicht. In den Alpen wird der schwarze Zügelstreif der Männchen mit zunehmendem Alter grösser, endlich so gross, dass er nicht allein hinten sehr breit erscheint, sondern sich auch vorn und unterhalb um den Schnabel herumzuziehen anfängt. In Island, wo die Farbenentwicklung durch das gemässigte, trübe Inselklima weniger begünstiget wird, scheinen die Schneehühner minder dunkel in ihrem Sommerkleide, wie solches auch Prinz Philipp von Coburg hervorgehoben hat, allen die mildere Winter- temperatur verursacht auch ein stärkeres Hervortreten des Schwarzen am Kopfe, welches in Island beim Männchen viel breiter wird, und sich auch beim Schnee- huhnweibehen zu eimem oft recht deutlichen Streifen hervorhebt. Was den beobachteten dickeren Schnabel anbe- langt, möchte ich nur darauf aufmerksam machen, dass derselbe eine, durch das enger anliegende Kopfgefieder, somit den scheinbar kleinern Kopf der isländischen Varietät hervorgerufene Täuschung sein kann. Uebrigens muss ich noch bemerken, dass selbst in den Alpen von den Jägern zwei Arten von Schneehühnern unterschieden werden wollen, indem sie behaupten, dass die in den höchsten Gebirgslagen vorkommenden Hühner kleiner und lichter in der Sommerfarbe sind, als die in der tieferen Alpenregion. Auch hier dürfte die Kälte die völlige Ausfärbung des Sommergewandes ebenso hindern: wie sie auch an dem Zurückbleiben in der Grösse Schuld trägt. In unserm Gebiet kommen die Schneehühner nur selten, und nur bei sehr strengem Winter in die Wald- region herab. Die mit der Legföhre — Krummholz — bedeckten Terrainpartien und die ober denselben ge- legenen Alpenflächen sind ihr gewöhnlicher Aufenthalt. In den Mittags- oder Nachmittagsstunden halten sie selbst vor dem Hunde am besten aus, weniger gut am Morgen und Abend. Bei uns ist die geeignetste Jagd- zeit der August und die ersten Wochen des Septembers. Sind sie stärker geworden, dann sind sie sehr scheu und lassen den Jäger selten zum Schusse kommen. Ihr Flug ist, wenn sie einmal im Zuge sind, sehr rasch. Diese letztern Mittheilungen will ich an die Adresse der „Jäger“ gerichtet haben. Am Schneeberg hat auf Schneehühner im den Fünfzigerjahren jeden Sommer mehrere Male eine überaus liebenswürdige vielgenannte Persönlichkeit und zwar in der Regel mit gutem Erfolge gejagt. Ein Wohnungsnachbar des Alpenschneehuhns ist das Steinhuhn (Perdix graeca Brisson, Perdix saxatilis M. u. W.) In unserem Gebiet kommt dasselbe am Grünschacher bei Reichenau, auf der Raxalpe und am Scheibwalde vor. In den Ländern der österr. Monarchie dürfte dieses der nördlichste Punkt für das Vorkom- men dieses Vogels sein. Für Jäger will ich nur bemerken, dass das Stein- huhn nur sehr schwer zum Auffliegen (Aufstehen) zu bringen ist, indem es sich durch ein ungemein behendes Laufen der Gefahr zu entziehen trachtet. Es ist dieses eine Hauptursache, dass es so selten wahrgenommen wird und die Jagd auf dasselbe sehr schwer ist. Das Steinhuhn wird, wie das Haushuhn, ausser- ordentlich zahm. Waldmeister Fuchs in Reichenau hatte längere Zeit ein Exemplar, welches ihm jung vom Grünsehacher gebracht worden war, frei im Hause herumlaufen. Auerhahn und Birkhahn lassen sich in dem süd- lichen Theile unseres Gebietes nicht unter die Selten- heiten zählen, im Gegentheile sie gehören dort unter die gewöhnlichen Vorkommnisse. Da meine Mittheilun- gen auch den Jagdfreund berücksichtigen, so will ich zunächst hervorheben, dass der Stand dieser beiden Hühnerarten seit einer Reihe von Jahren sehr wesent- lich zugenommen hat. Dem Verlaufe des Wienerwald- rückens in nördlicher Richtung folgend, lässt sich die Umgebung des Schöpfls als der hier am meisten gegen Wien vorgerückte Punkt bezeichnen, wo das Auerge- flügel noch als Standwild vorkommt. Von dem ausser- gewöhnlich guten Auerwildstand gibt wohl der Um- stand Zeugniss, dass von Sr. k. k. Majestät dem Kaiser wiederholt fünf auch sechs Auerhähne an einem und demselben Morgen geschossen wurden, auch Se. kaiserl. Hoheit Kronprinz Rudolf an einem Morgen vier Stücke erlegte. Wenn erwogen wird, dass sich die Abschusszeit während der Morgenbalz auf. eine verhältnissmässig kurze Periode zusammendränst und das Anspringen eines jeden einzelnen Hahnes eine gewisse Zeit in An- spruch nimmt, so wird uns die Gewandtheit und Sicher- heit der Schützen, welche solche Resultate erzielen, einerseits, sowie der gute Auerwildstand anderseits, mit lebhaftem Staunen erfüllen. Für den Birkhahn war das Plateau des Kuhschnee- berges vor 25—30 Jahren, ehe dasselbe noch mit Jung- wald bewachsen war, einer der berühmtesten Balzplätze. Es tummelten sich dort während der Balzzeit wohl ein halbes Hundert und mehr Birkhahnen herum. Auf guten Aesungsplätzen, d. h. wenn an einer Hochgebirgsstelle Preisel- und Heidelbeeren gut gerathen sind, finden sich zur Reifezeit im Herbst, unglaublich zahlreiche Heerden von Birkhahnen zusammen. Wesentlich anders verhält es sich jedoch mit dem Rackelhahne. Im Schneeberg- und Raxalpengebiet, sowie in den angrenzenden Jagdbezirken wurden in der Zeit von 1850 bis 1870 in jedem Jahre SO bis100 Auer- und Birk- hahnen geschossen; niemalen jedoch durch die ganze Zeit ein Rackelhahn. Ein solcher Fall würde mir gewiss nicht unbekannt geblieben sein. Erst im Frühjahre 1576 schoss Herr Graf von Haugwitz in der Nähe semes Schlosses Wald im oberen Perschlingthal ein schönes Exemplar. In dem hier in Rede stehenden Alpengebiete liegt die Balzzeit des Auerhahnes und des Birkhahnes um nahe sechs Wochen auseinander. Der grosse Halın hat längst abgebalzt, wenn der kleine Hahn im .die Balz tritt. Ich habe diesen Umstand immer als einen Haupt- grund betrachtet, dass Kreuzungen der beiden Arten hier gar so selten vorkommen. Konnte ich von Tetrao Urogallus L. und von Tetrao Tetrix L. mit aller Berechtigung sagen, dass in unserem Gebiet der Stand beider Arten wesentlich im Zunehmen begriffen ist, so muss ich von einem an- deren unserer Waldhühner, ich meine das Haselhuhn, (Tetrastes Bonasia L.) leider konstatiren, dass es bei uns seit längerer Zeit wesentlich im Abnehmen be- griffen ist. Mehrere Momente und darunter das allmälige Verschwinden der alten Waldbestände, dürften diese bedauerliche Erscheinung verschulden. 21 ad Wie mir Herr Dr. v. Enderes mittheilte, wurde in seiner Gegenwart am 2. December 1867 von Herrn Dr. Hermann Hampe ein Haselhuhn am Abhange des Kahlenberges gegen Klosterneuburg, geschossen. In so unmittelbarer Nähe von Wien, dürfte dieses das letzte Haselhuhn gewesen sein, welches erlegt wurde. Ehe ich von den, namentlich für den Jagdfreund interessanten hühnerartigen Vögeln Abschied nehme, muss ich noch jener im Jahre 1363 nach Central- Europa stattgefundenen Einwanderung des Steppen- huhnes (Syrrhaptes paradoxus ll.) gedenken. In Niederösterreich wurde ein schöner Hahn in der Nähe von Horn geschossen, welcher ausgestopft, später in die Mariabrunner Sammlung gelangte. Unser Vereinsmitglied Herr Ritter von Tschusi-Schmidhofen bemerkt im einer Mittheilung, dass man einen solchen Vogel erst im Jahre 1865 nächst Kalksburg beobachtet haben will. Mir ist von diesem Fall keine weitere Notiz bekannt geworden. Fürst Schwarzenberg, böhmischen Besitzungen das Steppenhuhn mehrfach wahrgenommen wurde, erliess sofort die Weisung zur thunlichsten Schonung desselben. Es verschwand jedoch allmälig gänzlich. Wenn wir erwägen, dass die Heimat des Steppen- huhnes nach Pallas, welcher es m den Jahren 1770 — 1771 auf seiner sibirischen Reise entdeckte, die Kir- gisensteppen bis China hin, nach Eversmann die Step- pen östlich vom caspischen Meere bis zur Soongarei sind; so muss uns sein plötzliches Auftreten im fernen Westen im hohen Grade überraschen. Bezüglich der Sumpf- und Schwimmvögel, muss ich mich auf ganz vereinzelte Daten beschränken, obwohl die Sendungeu, welche mir in den Vierziger- Jahren nach Mariabrunn zukamen, so manche, wenn auch nicht seltene, so doch interessante Arten enthielten. Frauenfelds Bälgesammlung, aber auch die Manria- brunner Sammlung, für welche ich die interessantesten Exemplare ausstopfte, erhielten dadurch beachtenswerthe Bereicherungen. Den schwarzen Storch (Cieonia nigraL.) habe ich bereits erwähnt,ferner will ich noch hervorheben den Purpurreiher(Ardea purpurea, L.),‚den grossen Säge- taucher (Mergus merganserL.), den mittleren (M. ser- rator, L.) und den kleinen (M.albellus, L.), auch den Cor- moran(CarboCormoranus, L.) mehrmals beobachtet.Nach einer gefälligen Mittheilung des Prinzen Philipp zu Sachsen-Coburg, kamen diese Arten auch höher hinauf ander March vor. Von Mergus Merganser sowie von mehreren Reiherarten ist der zarte Farbenschleier bekannt, mit dem das Gefieder dieser Vögel im frisch- geschossenen Zustande überdeckt ist. Beim grossen Säge- taucher ist diese Erscheinung geradezu überraschend. Sie schwindet in dem Masse, als der Vogel erkaltet. Ich habe oben bemerkt, dass in strengen schnee- reichen Wintern Wasservögel bis in die entlegensten Hochgebirgsthäler gedrängt werden. Im Winter 1867 bis 1568 wurde im Trauch zwischen Schwarzau und St. Egyd ein schönes Exemplar des rothkehligen See- auf dessen ausgedehnten tauchers (Colymbus septentrionalis, L.) auf eine höchst merkwürdige Weise in einer kleinen Holz- knechthütte gefangen. Die Hausleute sassen emes Abends, im russigen Vorhaus, zugleich Küche, bei- sammen, als es plötzlich im Rauchfange des Stuben- ofens rumorte und polterte. Man vermuthete, es sei eine Katze eingedrungen um auf das im Rauchfang befind- liche „Geselehte“ ein Attentat auszuführen. Es wurde 22 der Haushund herbeigeholt um die vermeinte Attentäterin abzufangen, und als dieser zur Hand und in der geeig- neten Verfassung war, die Kammthüre «eöffnet. Der einspringende Hund stürzte sofort heulend zurück und war nicht mehr zu emem erneuerten Angriff auf die vermuthete Katze zu bewegen. Als man endlich mit dem landesüblichen Kienspan in den Kamin leuchtete, be- merkte man einen wildfremden Vogel der, als man ihn abfangen wollte, wüthend mit dem langen Schnabel um sich schlug, und trotz Lodenjacke seinen Gegner empfindlich traf. Der Vogel wurde mir lebend gebracht, allein um ihm das „Hacken“ zu verleiden, hatte man ihm die scharfen Schnabelspitzen „abgezwickt.* Räthselhaft bleibt es, wie unser Seetaucher in den Rauchfang kam. Ich vermuthe, dass er ermücdet, au dem über das Dach hervorragenden hölzernen Rauch- fangrand sich niederlassen wollte, und durch den auf- | steigenden Rauch betäubt, hinabstürzte. Wenn ich Ihre Geduld in etwas unbescheidener Weise in Anspruch genommen habe, so bitte ich, mich zu entschuldigen. Der Jäger wird immer warn, wenn er an seine Hochberge zurückdenkt, und ich glaube, dass der österreichische Jagdfreund, auch im Hinblicke auf den an anderen Orten kaum erreichten Federwild- stand, wie dieser auf dem Schneeberge und der Raxalpe vorkömmt, sagen kann: „Der Oesterreicher hat ein Vaterland und liebt es, Und hat auch Ursach’ es zu lieben.“ Ueber die Aequisitionen der ornithologischen Sammlung des kaiserlichen Museums während des Jahres 1877. Von August Unter den von der kaiserlichen Menagerie zu Sehönbrunn erhaltenen Vögeln wären besonders hervor- zuheben ein Weibchen des Kugelhokko (Crax carun- ceulata, Temm.) aus Brasilien, der Cactussittich (Conurus actorum), der Philippinen-Kakadu (Cacatua Philippi- narum), dann ein männlicher Auerhahn. Herrn Director Steindachner verdankt die Sammlung zahlreiche sehr werthvolle Geschenke, und zwar: Eine Partie von Vögeln, welche durch den Stabs- arzt Dr. Falkenstein, der unter den Auspiecien der deutschen afrikanischen Gesellschaft West - Afrika be- reiste, gesammelt worden sind. Dieselben stammen aus Chinehonxo und Kuila, und unter denselben befinden sich der kürzlich entdeckte Phyllastrephus fulviventris, ferner Turdirostris fulvescens, Onychognathus Hartlaubi, Symplectes jonquillaceus u. s. w. Eine Serie von Bälgen aus dem Etablissement des Herrn Schneider zu Basel, von Central - America, Brasilien, Malacea, Celebes, Neu-Süd-Wales und Neu- Seeland, darunter ‚ein schönes Exemplar der seltenen Ibisart Leueibis longirostris, Wagler. Eine Anzahl vom Museum G odeffroy in Hamburg angekaufter Vögel von den Viti-, Samoa- und Pelew- Inseln, darunter mehrere der neuerlich durch Dr. Finsch und M.E.L.Layard beschriebenen Arten, der merk- würdige Leptornis viridis, der kleinere Paradiesschmätzer, Lamprolia minor, Kleinschm., schöne Pärchen der Grün- und Orangetauben (Chrysoena viridis und Ch. vietor), die Varietät der Kragentaube (Caloenas nieo- barica) von den Pelew-Inseln. Ausserdem einige Nester und Eier von Ninafou und den Samoa-Inseln. Eine reizende Gruppe von drei Individuen der ealifornischen Schopfwachtel (Callipepla californiea), prä- parirt von Herrn A. Reischek, der gegenwärtig an dem zoologischen Museum zu Christehurch in Neu- Seeland als Taxidermist thätig ist. Ein Pärchen von Homeyer’s Würger (Lanius Homeyeri), im März 1876 in der Gegend von Astrachan erlegt, welehes von den Herren Dr. Rey und Hell- wig in Leipzig bezogen wurde. ; Sechs sehr schöne, von Herrn Schist! m Fischamend präparirte Nestgruppen von einheimischen Vögeln, mit Nestjungen und Eiern. Hievon wurden jene von Pelzeln. der Rohrweihe (Circus aeruginosus), Schwanzmeise (Meeistura caudata) und Stockente (Anas Boschas) in unseren „Mittheilungen“ Nr. 7, 8. 47, die von der | Uferschwalbe (Cotile riparia), dem Wachtelkönig (Urex pratensis) und der Lachmöve (Larus ridibundus) ebenda 1578, Nr. 1, S. 10, besprochen. Ein Geschenk des Herrn Dr. A. B. Meyer, Director des zoologischen Museums zu Dresden, sind 14 Arten von Tabakan auf Gross- Sangi, einer der nördlich von Celebes gelegenen Sangi-Inseln. Ich nenne darunter die interessanten Eisvögel Cittura sangirensis Sharpe und Ceycopsis fallax Schl., den grossen Pirol (Broderipus formosus, Cab.), den Grossschnabelpapagei (Tanygnathus megalorhynehus), den zierlichen Blumen- sauger Nectarinia Duyvenbodii. Diese Serie bildet eine sehr erfreuliche Acquisition, besonders da die Vögel der Sangi - Gruppe erst in neuester Zeit bekannt geworden sind. Von Herrn Grafen Branicki erhielt die Samm- lung einen jüngeren Hahn und eine Henne des kau- kasischen Birkhulhines (Tetrao Mlokosiewiezi), worüber Näheres in Nr. 5, 8. 25 und 29 der „Mittheilungen“ enthalten ist. Fernere Geschenke sind: Ein Pärchen des Rosenstaares (Pastor roseus) aus Suszeyn im Tarnopoler Kreise Galiziens, am 27. Mai 1575 erlegt, von Seiner Excellenz Herrn Grafen Wla- dimir Dzieduseycki. Vgl. „Mittheilungen“ Nr.7, S. 47. Ein schönes Exemplar des virginischen Cardinal- kernbeissers von H. A. Diller, k. k. Finanzministerial- beamten. Die von Herrn Steger erhaltene weissliche Ab- änderung der Rauchschwalbe, über welche in den „Mit- theilungen“ Nr. 11, S. 80 Näheres angegeben ist, endlich zehn schön ausgestopfte Exemplare der im nördlichen Böhmen gehaltenen Taubenrace, von Herrn Josef Raaz, aus Neustadtl bei Friedland. Durch Tausch wurden erworben: Von Herrn L. Taezanow ski in Warschau einige Singvogelarten vom Ussuri und der Küste des japani- ' schen Meeres, dann Vogelbälge vom Baicalsee durch ' Dr. Dybowski gesammelt, von der Küste des japanischen | Meeres, und aus Peru, letztere wohl von H. Stolzman eingesendet. Unter den ersteren befindet sich auch ein jüngeres Männchen des gewöhnlichen Birkhahnes aus Darasun, welches durch die Vergleichung mit der kau- kasischen Art besonderes Interessee bietet. Auch eine Anzahl von Eiern und Nestern, sowohl aus Nord-Asien als aus Peru ist diesen Sendungen beigegeben. Von Professor P. Wiesbaur acht Vögel aus Ecuador, worunter der schöne Blauheher Cyanoeitta turcosa und der seltene Tucan Aulacoramphus haema- topygus. Derselbe Herr hat unserem Museum auch die in den „Mittheilungen® Nr. 12, S. 90, beschriebene interessante Abänderung des europäischen Pirols tausch- weise überlassen. Von Herrn Dr. Staiger in Brisbane, Queensland, ‘durch Vermittlung des Herm Hofrathes von Hoch- stetter eine bedeutende Serie (39 Arten in 46 Bälgen) von Vögeln Neu-Hollands, von welchen hier Myzomela obscura Gould, Ptilotis lava Gould, Mimeta flavocincta und Centropus macrourus besonders genannt werden mögen. 23 Von Herrn Professor Schlegel die prachtvolle und seltene Trappentaube (Otidiphaps nobilis) aus Neu- Guinea. Von Herın Dr. A. B. Meyer ein Skelet von Eeleetus luconiensis (L.). Angekauft wurden: Von Herrn Ploem Vögel von den Sunda- und Papua-Inseln, dann von Neu-Guinea. Die wichtigsten darunter sind: Melidora macrorhina, sehr schöne Exem- plare des papuanischen Paradiesvogels, dann Platycercus dorsalis, und die seltene Erdtaube Trugon terrestris, Hombr. et Jacg. Von Herrn Hodek ein prachtvoller Horst des Seeadlers, dann im Rohrdickicht gebaute Nester des grauen und Purpurreihers, sämmtlich von der unteren Donau. Nähere Daten hierüber befinden sich in den interessanten Berichten des Herrn Hodek. (Vgl. „Mit- theilungen* Nr. 7, S. 44, 46 und 47). EDGE — Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom Il. Januar 1878. Der Vereinspräsident Herr von Pelzeln machte folgende Mittheilungen : „Das kaiserliche Museum erhielt vor Kurzem ein Pärchen von d’ Albertis Sichelschnäbler (Drepanornis Albertisi Sclater) aus Neu-Guimea, dann Hahn und Henne des merkwürdigen Lappenfasans, (Labiophasis Bulweri Sharpe), aus Borneo. Im Schweife des Hahnes sind nicht, wie an dem von Sharpe beschriebenen und von Gould abgebildeten Exemplare alle, sondern nur | einige Federn weiss, während die übrigen mehr oder | minder intensive Ocherfarbe zeigen. Die kaiserliche Sammlung aequirirte auch eine der beiden von Herrn Ratschka gehaltenen Schnee - Eulen. Der ornithologische Verein verdankt Herrn Ernst Schauer zu Pieniaki das Geschenk zweier mit gewohnter Meisterschaft ausgestopfter Seidenschwänze, eines alten Männchens und eines jungen Weibchens. Der Thierschutzverein für Hessen hat eine Nummer seiner Zeitschrift mit einer Zuschrift eingesendet in welcher auf die grosse Verbreitung dieses Organes und auf die Eignung desselben zu Ankündigungen hinge- wiesen wird.“ Herr Hodek zeigt sodann eine Sammlung foto- grafischer Abbildungen der Raubvögel Europas vor, und knüpft daran einen Vortrag über Lebensweise, Sitten und Gewohnheiten mehrerer der abgebildeten Vögel. Auf das ausgezeichnete fotografische Sammel- werk kommen wir in der Rubrik „Literarisches“ zurück; den Vortrag bringen wir in der nächsten Nummer aus- zugsweise, insoferne er sich nemlich nieht unmittelbar auf | das Besichtigen der vorgewiesenen Abbildungen bezog. Die P. T. Vereinsmitglieder, welche diess nicht ohnedem schon gethan haben, werden freundliehst gebeten Ihre Jahresbeiträge pro 1578, an den Vereins- cassier Herrn Fritz Zeller in Wien, II., untere Donau- strasse 15, einsenden zu wollen; derselbe nimmt auch neue Beitrittserklärungen entgegen. Der Ausschuss des ornithol. Vereines in Wien. Frau Laura Egger von Möllwald, \. k. Eingelaufene Geschenke für die Sammlung des Vereines. Von Herrn Ernst Schauer im Pieniaki: zwei von ihm selbst ausgezeichnet präparirte Exemplare vom Seidenschwanze (Bombicilla garrula, L.), und zwar ein prachtvoll ausgefiedertes altes Männchen und ein nicht minder schönes junges Weibchen. Von Herın Wenzel Spätny in Ohrad: Abbil- dung eines Bläss- o der Wasserhuhnes (Fulica atra, L.) wit theilweisem Ansatze zu Albinismus, vor- trefflich in Aquarell ausgeführt von Herm Carl Zenker, Custos des Schlosses Frauenberg. Beide Herren Spender haben sich den Verein durch ihre werthvollen Geschenke zu wärmstem Danke verpflichtet, welcher ihnen hiermit dargebracht sei. Herr Alexander Karl, hochwürdigster Abt des Stiftes Melk, Herren- hausmitglied etc. etc. Herr Oscar Bareuther, Fabriksbesitzer Böhmen. Herr Capitän von Keissler auf Gross-Ellgut bei Gnadenfeld in Preuss.-Schlesien. in Haslau bei Eger in Directorsgattin in Wien. Fräul. Vietorine Werner in St. Pölten. Herr Carl Pallisch, Techniker in Wien. Die nächste Monatsversammlung findet Freitag, den 8. Februar um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kais. Akademie der Wissenschaften statt. TAGESORDNUNG. 1. Literarische Mittheilung des Vereinspräsidenten von Pelzeln; 2. „Der Zeisig,* Vortrag des Herrn Josef Kolazy; 3. „Ein Storchnest und seine Bewohner,“ Vortrag des Herrn Ignaz D usek. Die ll. ordentliche Generalversammlung des Vereines findet Freitag, den 8. März d. J. statt. Näheres hierüber in der nächsten Nummer. RIO — 24 Allerlei. Schwalbengeschichten. Vom Wandern. Es fällt nicht immer schön aus ge Wandern und nicht immer ist es lustig; geradezu das Gegentheil ist oft des Reisenden, auch des wan- dernden Vogels Los, wie ich eben erzählen will. Wenn wir verwöhnte Menschen heutzutage reisen, da gibt es alle erdenkliche Bequemlichkeit; Eisenbahnen met Dampfschiffe stehn uns zu Gebote mit Speisesalons und Schlafgemach sogar, und — wenn es mit diesen Vehikeln nicht ausnahmsweise auch manchmal „schief“ ginge, wäre sogar das Erreichen unseres Reisezieles so ziemlich gesichert. Nicht so ist’s leider bei der Wander- schaft der armen Vögel, die Errungenschaften der Neu- zeit sind noch unbek: Anat und aha in den luftigen Regionen für das luftige Völkchen. Wenn wir im warmen Frühlings - Sonnenstrahl ein trautes Schwalbenpärchen vor unseren Fenstern schwatzend kosen sehen, wenn ihrer Hunderte die Luft durchschwirren, schnappend mit den Schnäbelchen nach leckerem Fliegenwild und emsig bauend unter dem wohl- bekannten Sparen, da sieht das ganze liebe Ankunfts- Völkchen aus, als wäre es gar email fort von uns gewesen; SO elatt, so zierlich, niedlich, zutraulich und lustig tritt es in die neue Brutsaison, als wäre es ihm auf der langen, harten Reise immer wohl ergangen. Und doch — gäb’s Volkszählungen, Steuercataster al ähnliche wohlthätige Ev idenzeinrichtung en auch für diese Leutehen o weh’! Wie fehlte da so "manches Haupt! Nur dem speciellen Vogelfreunde ist die Fähigkeit be- schieden, solchen Abgang zu erkennen; an lieben, alten Gewohnheiten des are lang wiederkehrenden Nest- bewohners — da dieser denn doch sonst in der allge- meinen Uniform steckt — merkt er's: „Das ist nicht mehr unser altes Pärchen,“ heisst’s dann, „es wird wohl irgendwie zu Grunde gegangen sein.“ Ja wohl, sie gehen auch zu Grunde, die armen Dinger, für die wir Menschen fast stolz wären auf ihren richtigen Instinet und zeitgemässen Reisetrieb. Hie und da een sie sich doch gewaltig, und gerade im verflossenen Jahre war's für sie eine trost- Sina) hilfe- lose Abfahrtszeit. Der später bis in den November hinein milde Herbst hatte für sie in Mitte des October drei erschrecklich schwere Tage geschaffen, und Aber- tausende als Irrthumsopfer rer eigenen Kleinen Ge- hirnes dahingerafft. Im ganzen südöstlichen Ungarn und entlang, gab’s, wie man mir schreibt, ein allgemeines Sterben unter den südwärts wandernden Schwalben. In Apathin konnte man am 16., 17. und 18. October Tau- sende der armen Thiere von der Strasse auflesen. Die Schwärme kamen, fielen auf das Kirchendach, den Thurm, dann auf die niedrigeren Hausdächer, bedeckten die blattlosen Aeste der Alleebäume im Orte, und des Morgens zogen nur Wenige davon weiter, das Gros hauchte über Nacht, von Hunger durchwühlt und Frost durchschüttelt, das Leben aus; — die bedauernswerthen kleinen Körperchen sammt Ahron schwarzen Atlasjäckchen wurden von Schweinen verzehrt und aus war’s mit dem Wandern, mit dem Kommen, Gehen und mit dem Sich- wiederfreuen! Am’ ET: Fischerei des die Donau sassen am Nagy t6*) bei der Kopäeser Abends die Fischer in ihren Rohr- *) Grosser See oder Teich. Koleba’s #) um’s Feuer beim brodelnden Nachtimbiss; der Rauch wirbelte und mit ihn Wärme in die Luft, Wärme, dieses Lebensmedium, das den traurig und matt darüber schwirrenden jetzt so sehr fehlte, Der ganze Zug schwingt sich hernieder, umgibt im Kranze das Rohrgeflecht der Schlote, dieht und immer dichter wird die wärmelüsterne Phalanx und schliesslich ist kein Plätzchen mehr am Dache leer; die Thüre ist offen und hinein in’s Innere drängt es die todesmuthige, die todtmüde Schaar. Sie lassen sich greifen Ohne Fluchtversuch, viele, welche flatternd keinen Sitzplatz zu finden vermögen, verbrennen ihre Schwingen und fallen in’s Feuer, so dass für die Inwohner das, was Anfangs seltene Weberraschung war, zur Plage wird, und — die Thüre wird geschlosseni! Dieselben drei Octobertage hindurch, Freund Otto Hofmann aus Plawischewitza, haben Schwalben ihn, den Vogelfreund, aus seiner Wohnung förmlich ausquartiert. Otto *®), dessen Fensterscheiben- Fragmente meist mit genialer Verachtung auf den all- monatlich vorbeifahrenden Glaser herabsehen, bemerkte, dass sich vor diesen freiwilligen Wonskyioren seiner Wohnung Schwalben Nlatternd herumtrieben. Gastlich die Fensterflügel öffnend, gewahrte er, dass sich deren ein grosser Schwarm auf Schornstein, Dach und Bäume niedergelassen habe und auch schon in die, durch ein Herdfeuer erleuchtete Küchenflur eine stattliche Anzahl davon eingedrungen sei. Nun, ihr arınen Dulder! Besser konntet ihr’s nicht treffen ; ihr seid an die richtige Adresse gerathen, in der That, kaum dass sich die Stubenwärme lan: Dach weg ee verbreitet, folgen ohne Scheu und Zeitverlust alle auf Dach und Schoreten postirten Schwalben diesem trauten Hoffnungsstrahl und im Nu sind alle Möbel, alle Jagdwaffen und Trophäen an der Wand, die aus- eestopften Vögel, namentlich aber die Erde des wie dazu gemacht’ dort hängenden Hirschgeweihes mit Schwalben bedekt, die alle herzlich froh Saal so wenig- stens der beiden Todfeinde einem, der Kälte, für diese Nacht entronnen zu sein; wie es in den armen leeren Magen morgen aussehen mag, das weiss Gott. Da es, trotzdem die Nacht eingebrochen war, doch möglicher weise noch Nachzüsgler geben konnte, blieben die Fenster often, die Lampe brannte, und der Hausherr, um nicht selbst zu frieren, übersiedelte in ein anderes Locale; da war’s zwar nicht geheizt, aber er hatte doch eine Decke; die Schwalben harten Rain Bravo, Otto! Um für den Fall, als am nächsten Tage wieder welche kommen würden, zu wissen, ob von den heuti- gen Gästen welche dabei seien, hatte Otto eine grössere Zahl der müden Wanderer eingefangen, und ihnen unter Anwandlung von etwas Galgenhumor, allen mit Anilin die Brüstehen roth gefärbt. Anderen Tages aber — die gestrigen waren Morgens fortgezogen und Abends wie- der neue Scharen gekommen, — sah er zu seiner Ver- wunderung, dass von den Ankömmlingen keiner abnorm gefärbt, folglich alle wirklich neue Gäste waren. Schon schreibt am 18. sties das Thermometer + 6—8' und es kamen keine Schwalben mehr. „Die Ornithologen in Afrika“ schreibt Otto, schauen, deckense „werden wenn sie plötzlich rosarothe Schwalben ent- ) Hütten. #=#) So kennt ihn dort Jedermann ; wissen vom Landvolke die Wenigsten. dass er Hofmann heisst Glückliche Reise, ihr armen Vögel! Ob ihr auch hinüber kommt? E. Hodek. Absonderliche Färbung. Im Monate Juli des Jahres 1868 sahı ich im Budweis in Böhmen, in einem Neste der Rauch- oder Dorfschwalbe (Hirundo ru- stica unter D Nestinsassen zwei weisse Junge über den Nestrand hervorgucken. Ueber mein Ansuchen ge- stattete mir die Hauseig genthümerin, diese beiden Albinos mir anzueignen. Die V Vögel standen eben in jenem Sta- dium des Alkers, in welchem der Nestling bei blosser Annäherung des Pflegers den Schnabel zum Empfange der Nahrung weit öffnet. Ich fütterte meine Schwalben bei sonst sorgsamer Pflege mit Ameisenpuppen gross, und theile aus der Päisde ihrer vollen Federreife achstehende Beschreibung ihrer ganz ungewöhnlichen Färbung mit. Alle Federpartien, welche an Hirundo rustica sonst schwarz und stahlblau erscheinen, hatten ein matt taubengraues Oolorit. Die Kehle, sonst rothbraun, zeigte einen a schwefelgelben Ton, alle übrigen, auch sonst weissen Partien des Gehieders erschienen rein weiss. Der taubengraue Mantel war an den ganz gleich gezeichneten beiden "Schwalben gegen die weissen Federpartien scharf abgegrenzt, am tiefsten an der Aussenseite der Hand- schwingen, ohne jedoch einen allzugrellen. Gegensatz zu dem sonst so licht gehaltenen ne des ganzen Ge- fieders zu bilden. Die Zeichnung zeigte sogar in den langen Stoss- federn bei näherer Besichtigung an jeder Feder den rein weissen Fleck scharf von Taul en umgeben, sanz in derselben Anordnung und Gruppirung wie er sich an den normal gefärbten Stosstedern der Rauch- oder Dorfschwalbe eine, Ich hatte diesen Geschöpfen ein Zimmer meiner Wohnung angewiesen, worin sie sich frei bewegen konnten, “yermochte mich jedoch weder zu ihrer Ueber- winterung noch zur Tödtung zu entschliessen, wesshalb ich sie noch vor dem Abzuge der grossen ] Masse ihrer Gattungsverwandten in F akt; sezte. H. Neweklowsky. Schwalben in der Gefangenschaft. Ganz zufällig hatte ich gehört, dass die Gattin eines Amtsdieners, Frau Panzner, schon seit langer Zeit stets einige Schwalben im Käfige halte. Als ich vor einigen Monaten Frau P. besuchte, zeigte mir dieselbe zwei im schönsten Federschmucke prangende Exemplare der Rauch- oder Stachelschwalbe (H. rustica, L.), deren eines sechs, das andere seit drei Jahren besass; Exemplar war wenige Wochen vorher nach neunjäh- viger Gefangenschaft eingegangen. Alle drei Stücke hatte Frau P. im ihrer Wohnung gefangen, im welche sich dieselben aus einem Lichthofe verflogen hatten. Obgleich ich der Ansicht bin, dass gerade die Schwal- ben aus naheliegenden Gründen sehr wenig geeignet sind, gefangen gehalten zu werden, so muss ich doch bekennen, dass die beiden Vögelchen, die ich da vor mir hatte, zum Mindesten eine entschiedene Ausnahme bildeten. Beide waren von einer Munterkeit und Be- weglichkeit, wie sie eben nur Schwalben eigen ist. Freilich lässt sie Frau P. fast beständig im Zimmer frei fliegen, doch gehen sie, sowie ein Leckerbissen oder frisches Wasser in ihren Käfig gebracht wird, all- sogleich in denselben, so wie sie auch. stets. darin über- nachten. Der Käfig ist von mittlerer Grösse und hat sie seit ein drittes 25 nur die einzige besondere Einrichtung, dass sich in demselben nebst ° den üblichen Sprunghölzern oder Sprossen noch ein geneigtes Brettchen befindet, dessen schiefe Ebene von den Schwalben sehr gerne als Sitz- platz benützt wird. Frau P., welche ausser den drei bier erwähnten, noch mehrere andere Schwalben jahre- lang hielt, theilte mir mit, dass ihr nie eine vorgekom- men sei, welche bei der Ruhe, mit der sie die Thier- chen, namentlich Anfangs behandelt, nicht sehr bald das Futter angenommen hätte und sehr zalım geworden wäre; freilich bedürfen diese Vögel äusserst sorgfäl- tiger "und regelmässiger Pflege. Sie bekommen das“ ge- wöhnliche Weichfutter, jedoch ohne Ameisenpuppen und etwas im Milch geweichte Semmel, welche ihnen sehr zu behagen scheint. Die eine verzehrt auch täg- lich drei Mehlwürmer, die aber von der anderen gänz- lich verschmäht werden. Beide singen und zwitschern fleissig und nehmen ihr Futter gerne aus der Hand ihrer Pflegerin; sie sind dabei auch gegen Fremde keineswegs scheu, wenn auch nicht so zahm wie gegen ihre Herrin. Eine ganz besondere Eigenheit dieser beiden Schwalben besteht darin, dass sie zwar sehr gerne baden, aber nur dann, wenn Frau P. das flache Badegefäss sanft bewegt, so dass das darin befindliche Wasser auch in Bewegung geräth, niemals aber in dem ruhig stehenden Wasser. Ich kann nieht umhin, hier an die gefangene Schwalbe des Herrn Erber, von welcher Herr von erinnern, ..... In Nussdorf De Pelzeln jüngst im Vereine berichtete, *) zu sowie an jene des Herın K.... Wien, die ich unzählige Male sal, und von welcher Aglaia von Enderes in ihren „Federzeichnungen aus der Thierwelt“ unter Anderem auch das mittheilt, dass dieser Vogel vom Jahre 1848 bis 1366, somit volle 15 Jahre im Besitze seines Eigenthümers ausdauerte. Dr. v. E. =) 8, Nr, 1 1. J. unseres Blattes. a — Ein Vogelfutterplatz im Schlosse Libejie. Zu An- fang des heurigen Winters, als gewaltige Schneemassen die Fluren bedeekten und der Trennlinie von den Bäu- men herabstarrte, da erging es dem emsigen Ge- schlechte der Meisen und den! vereinzelt zurückeeblie- benen Buchfinken recht hart. Viele gefiederte Bewoh- ner des an das Libejicer Schloss anstossenden Parkes rären emgeschlafen, um nicht wieder aufzuwachen, wenn naht liebevolle Franenhände ihnen auf einem Baleone des Schlosses ein Asyl geschaffen hätten, das zu jeder Tagesstunde Nahrung aller Art zum Genusse darbot. Die beiden Kammerfrauen Ihrer Durchlaucht der Frau Fürstin Schwarzenberg, die Fräuleins Karo- lne Thanböck und Pauline Böttger, hatten auf dem Baleone vor ihrem Wohnzimmer in sinniger Weise einen Vogelfutterplatz errichtet. Da ab es Brettehen und gedeckte Käfige, Alles mit Nadeihäle: Reisig ver- ziert; als Futter: Hanf, Nüsse, Fleisch und allerlei Reste der Tafel. Köhlieisen, Blaumeisen, Sumpfmeisen und Kleiber oder Spechtmeisen flogen ab und zu. Bei Tagesanbruch fanden sich EAST Gäste ein und setzten ihre Besuche bis Abend fort. Auch Spatzen und Finken kamen zu Tisch. Alles speiste friedlich zusammen, nur die rohen Kleiber erlaubten sich gegen ihre schwä- cheren Mitkostgänger zuweilen einen derben Spass. Eine kleme Kiste mit Hanf wurde von den genannten Fräuleins vor ihrer Abreise nach Wien aut dem Balcon belassen, den lieben Schützlingen zur freien Verfügung. Ile. Dusek. 26 Vogelfütterung in Weidlingbach. Wie alljährlich, so wurde auch heuer beim Eintritte des starken Schnee- falles in der Gemeinde Weidlingbach wieder mit der Fütterung der Vögel begonnen. Es war diess um so nothwendiger, als “eänzlicher Mangel an Beeren und Bucheckern, die armen Thierchen früher als sonst in die Nähe der Wohnungen trieb. Fast: bei jedem Hause sind kleine Futtertröge” angebracht, welche mit Hanf, Fettstücken oder Sonnenblumensamen versehen werden; und es wandert die Schar der Vögel von Haus am Haus um des Lebens Nothdurft zu finden. Finden sie die Futtertröge leer, so kommen sie an die Fenster, gucken Iiinen, und klopfen an, als wollten sie sagen: „Wi ie sieht es wit unserer Tafel aus, ist denn heute Fasttag?* Jede Stunde des Tages kann man ganze Scharen von Meisen, Finken, Speehtmeisen u.s. w. von Haus zu Haus wandern sehen. Die Spechtmeise ist bei den Futterplätzen besonders fleissig, nimmt ihren Schna- bel voll Futter und versteckt dasselbe in Astlöchern und Rindenspalten. Die lebhaften und sehr klugen Meisen bemerken sehr bald diese Vorrathskammern, und leeren dieselben regelmässig wieder aus. Will sich die Spechtmeise später einmal gütlich thun, so findet sie meistens nichts von ihren Schätzen. DR wird nun der Baum von oben bis unten genau untersucht, in jede Spalte und Oeffnung geguckt und des Versumdlenn: ist kein Ende. Welch Tachliche Zinsen die kleine Ausgabe für das Vogelfutter einträgt, davon kann man sich eben im Frühjahre und Sommer überzeugen, denn unsere schönen grossen Obstgärten sind rein von Raupen, und das, was sämmtliche Hände in Weidlingbach nicht zu verrichten vermöchten, das geschieht vollständig durch unsere kleinen Gäste. Leider sieht man aber m den Gärten -der Nach- hardörfer noch oft genug Meisenkästen und andere Apparate zum Vogelfang, "als ob in Oestereich kein Gesetz zum Schutze der Singvögel existirte. Josef Lechner. Ein kleiner Fremdlin.. Am 12. Mai des Jahres 1575 befand ich mich gegen { Uhr Abends am Kroten- bache bei Neustift am Walde, nach Inseeten suchend. Da gewahrte ich plötzlich, höchst überrascht, einige Schritte vor mir ein kleines, zierliches Vögelchen am Rande des Baches herumhüpfend und endlich einen im Wasser liegenden Stein benützend, seinen Durst zu löschen. Nachdem diess geschehen war, verschwand das Thierchen in das diehte Gebüsch von Sambucus niger, jedenfalls um dort die Nacht zuzubringen. Da der Vogel so wenig scheu war, einige Schritte vor mir befand , so konnte sein Aeusseres ganz genau beobachten. Er hatte die Grösse eines Zaunkönigs, Farbe grau, Schnabel und Füsse blutroth, beiderseits vom Schnabel zum Ohr ein rother Streifen, Bauch blass- roth, Schwanz schwarz. Jedenfalls gehörte er zu den Prachtfinken. Ich hielt ihn für Pytelia subflava, das Goldbrüstehen. Seine Heimat das heisse Clima am Gambiastrome in Westafriea. Jedenfalls dürfte er aus einer Wohnung der um- liegenden Ortschaften entflohen sein, und da gerade einige angenehme Tage waren, ihm auch seine Freiheit behagt haben. Allein unser Mai ist nur ein Wonne- monat auf dem Papiere, denn schon die nächsten zwei Tage brachten kaltes Regenwetter, welches den heiss- und sich nur ich auch — I | | blütigen Africaner wohl bis auf den gekühlt haben dürfte, denn gesehen. Hätte ich mem Schmetterlingsnetz bei mir ge- ich würde ihn sehr leicht gefangen haben. Jos. Kolazy. Gefrierpunet ab- nie mehr habe ich ihn habt, Spätes Eierlegen. Ein seit 21 Jahren von der Frau Fürstin Ida Schwarzenberg im Käfige gehaltener Rothhaubenkakadu (Cacatua moluecensis, Gm.) ), welcher immer für ein Männchen gegolten hatte, legte in den letzten Tagen des Jänner d. al nachdemerisich durch etwa 24 Stunden geberdet hatte, als ob er krank wäre, ein vollkommen normal entwickeltes Ei. Leider wurde es ziemlich beschädiget im Käfige des Vogels gefunden. Der Fall, dass es einem gefangenen Papagei nach so langer, 21ljähriger Gefangenschaft einfällt, ein Ei zu legen, ist immerhin ein so seltsamer, dass er der Mit- theilung werth erscheint. Ig. Dusek. Seltene Gäste. Die ornithologische Sammlung des Stiftes Melk in Niederösterreich weist unter manchem anderen Interessanten auch einige Vögel auf, welche für die Gegend, in der sie erbeutet wurden, nämlich eben die Umgebung Melks, als ausserordentliche Selten- heiten betrachtet werden müssen. Es sind diese ein sehr schön ausgefärbtes Männchen der gabelschwänzigen Möve (Larus Sabimi, Leach), ein junges Exemplar der langschwänzigen Schmarotzer- oder kleinen Raub-Möve (Lestris crepidata, Brehm) und ein Männchen von der Lasurmeise (Parus cyanus, Pall). Alle drei Vögel gehören bekanntlich dem hohen Norden, und zwar die beiden ersteren den Küsten des Eismeeres, der letzte dem nördlichen Sibirien an, und kommen nur sehr selten im Winter nach Mitteleuropa. Joh. Newald- Ein Wüstenbussard (Buteo desertorum, Schlegel) wurde in der Monatsversammlung des en Vereines am 11. Jänner d. J. von Her Ed. Hodek vorgezeigt, und theilte Letzterer über den hochinteres- santen Vogel Folgendes mit: „Das vorliegende Exemplar des bei uns sehr selten beobachteten Wüstenbussards, eines eigentlich africani- schen Vogels, wurde — schnödes Geschick ! am 9. Jänner 1. J. auf dem Gallizinberge nächst Wien mit Leimruthen gefangen und mir lebend überbracht. Es ist seit 12 Jahren der zweite in meine Hände gekom- mene Vogel dieser Art und weicht von unserem ge- meinen Bussard, ausser in einigen subtilen Merkmalen, hauptsächlich durch geringere Körpergrösse, andere Bildung des Schnabels, der Wachshaut und der Nasen- löcher, durch seine stärkeren Zehen mit flacheren Klauen, insbesondere aber durch ein feurig goldgelbes Auge ab, und dürfte vielleicht schon öfters erlegt, aber eben auch oft übersehen worden sein. Buteo desertorum bildet nach meiner Ueberzeu- gung in seiner Gefährlichkeit für Haus- und Wild-Ge- flügel einen grossen Contrast zu seinen hiesigen Ver- wandten; der Si äger kann sich daher nur freuen, dass dieser Vogel bei uns so selten ist. Er fliegt äusserst gewandt, und wie ich von einem beim Fange der letz- ten von 14 Tauben eines Schlages mit vollster Be- stimmtheit weiss, gibt er m Geschieklichkeit und Jagd- list dem Habichte nicht viel nach — für einen Bussard, sollte man meinen, allerdings ein Kunststück. “ [S} I Literarisches. R. Bowdler Sharpe: On the Birds collected by Professor J. B. Steere in the Philippine Archipelago in Transactions of theLinnean Society of London-Second Series Zoology Vol. I 307 Plates XLIV — LVI. 4. Diese höchst wichtige Abhandlung behandelt die 'orni- thologische Ausbeute von Professor Steere’s Reisen auf den Philippinen, von welcher Gruppe er auch einige | Inseln besuchte, die früher kein Naturforscher betreten | hatte. Durch die reichen von diesem Forscher gemachten Sammlungen wird die Zahl der von dem genannten Archipel bekannten Vogelarten auf 28% gebracht. Die Zahl der von ihm entdeckten neuen Species beträgt 40. M. Sharpe hat dieses schöne Material mit gewohnter Gründlichkeit behandelt, mehrere neue Gattungen auf- | gestellt, die neuen Arten beschrieben, und die Verthei- lung derArten auf den einzelnen Inseln in Uebersichten | und einer Tabelle ersichtlich gemacht. Die vorzüglich schön ausgeführten Tafeln stellen dar: Chrysocolaptes erythrocephalus, Chr. maculiceps, Haleyon Winchelli, Zeocephalus einnamomeus, Z. eyanescens, Brachyurus Steerü, Phyllornis palawanensis, Ptilocichla falcata, Irena Tweeddali, I. melochlamys, Cittoemela nigra, Dendro- biastes basilanica, Parus amabilis, Dendrophila «noch- lamys, Sarcophorops Steeri. A.v.P. Transit of Venus Expedition. Birds by R. Bowdler N att e Spe« ‚A. Grandidier den Namen H. Soumagnei beige- Sharpe. VI.—VIll, 4 Der Verfasser gibt ein voll- ständiges Bild der Vogelfauna von Kerguelensland, nach den Sammlungen im Brittischen Museum (durch Mr. Eaton und die antarctische Expedition) und nach den kürzlich publieirten‘ Berichten der deutschen und ame- ricanischen Expeditionen. Beschreibungen, sorgfältig gearbeitete Synonymie und genane Mittheilungen über Lebensweise gestalten diese Abhandlung zu einer sehr werthvollen Specialfauna, welehe durch die isolirte Lage von Kerguelensland hohes Interesse bietet. Tafel VI gibt eine Darstellung von Querquedula Eatoni Sharpe, Tafel VII Abbildungen der Köpfe und Schnäbel von Raub- möven und Sturmvögeln, Tafel VIII Köpfe von Pinguinen. HERZ IR The Ibis. Quarterly Journal of Omithology edited by O. Salvin andP.L. Scelater4. series Vol. IIN. 5 January 1378. Das Jännerheft enthält: ©. G. Danford: A Contribution to the Ormithology of Asia Minor. — Eingelaufene Druckschriften. Wegen Raummangels können wir leider nicht jede einzelne Sendung besonders anführen ; wir müssen uns vielmehr denjenigen geehrten Vereinen und Redactionen gegenüber, mit welchen wir in regelmässigem Austausche stehen, darauf beschränken, etwa nicht einlaufende Nummern ihrer Zeitschriften zu reclamiren. Dasesen werden wir so wie bisher, alle uns zugehenden Blätter zeitweise eingehender anzeigen und besprechen. Die Herren Autoren und Verleger, welche uns Bücher, Brochuren u. s. w. zur Besprechung zusenden, werden die letztere stets in einer der nächsten Nummern unseres Blattes, welche wir ihnen eigens übermitteln, finden. Eingegangene Geschenke für die Vereinsbibliothek werden ohnediess von dem Ausschusse in jedem ein- zelnen Falle durch ein besonderes Dankschreiben er- widert. D. R. D. G. Elliot: Notes on the Trochilide. The Genus Thaumatias. D. G. Elliot: Remarks on certain Species of Corvide and Paradiseide, with a Description of on apparently new Species of Öyanocorax. — G.N. Lawrence Üharacters of a supposed new Species of South-American Thrush. — H. Durnford: Notes on the Birds of the Province of Buenos-Ayres—Marquis of Tweeddale. Notes on the Dieruride and on their Arrangement in the Catalogue of the Collection in the British Museum. — J. H. Gurney: Notes on a „Catalogue of the Aceipitres in the British - Museum“ by R. Bowdler Sharpe (1574); ferner Besprechungen neuer Publicationen, Zuschriften u. s. w. Tafel I stellt Turdus bruneus, Lawr., Tafel II Dryotriorchis spectabilis dar. Leider gestattet der Raum nicht auf den reichen und interessanten Inhalt dieser Nummer näher einzugehen. Se ANVaZ Alph. Milne Edwards Observations sur les affınites zoologiquesdu genre Phodilus Compt. rend. Acad. Se. De- cembre 1577. AufGrundlage der osteologischen Charac- tere wird die Gattung Phodilus in die Section der Bubonidae, neben Syruium und Nyctale gestellt. m Avab: Alph. Milne Edwards. Sur un nouveau genre d’oiseau de proie nocturne provenant de Madagascar ib. Die neue Gattung Heliodilus, deren einziger Species lest hat, gehört der Gruppe der Strigin® oder Schleier- eulen an. AN va? Dr. A. Reichenow. Systematische Uebersicht der Schreitvögel (Gressores), einer natürlichen, die Ibidz, Ciconid, Phenicopteride, Scopidz, Balxnieipide und Ardeide umfassenden Ordnung. Journal für Ornitho- logie. 1877, 115 und 225 Tafel I. II. Eine höchst werthvolle Abhandlung, die eme wichtige Bereicherung der omithologischen Literatur bildet. Die Einleitung enthält sehr interessante Betrachtungen über Nomen- elatur und Synonymie; die anatomischen und äusseren Charactere der Schreitvögel werden in gründlicher Weise dargestellt und hinsichtlich der Systematik ge- würdigt, und die Synopsis bietet in anschaulicher Weise die Charaectere der einzelnen Gruppen, sowie die Anführung sämmtlicher Arten, ihrer wichtigsten Synonymen und Abbildungen. 4ı.v.P. Bitte. An alle Vogelkenner richte ich die ebenso freund- liche als dringende Bitte, mir Mittheilung machen zu wollen über das Vorkommen der Steindrossel oder des Steinröthels (Petrocinela saxatilis, L.) und der Blau- drossel, Blaumerle oder einsamen Drossel (Petrocincla cyana, L.) in Oesterreich-Ungarn. Ebenso bitte ich — insbesondere auch die Herren Jäger und Jagdfreunde Oesterreich-Ungarns — um solche Mittheilungen über den Anerhahn (Tetrao urogallus, L.), den Birk-, Schild- oder Spielhahn (Tetrao tetrix, L.) und das Haselhuhn (Tetrastes bonasia, L.), namentlich über deren grössere oder geringere Häufigkeit und deren Zu- oder Abnahme im Laufe der letzten 10 bis 15 Jahre. Endlich wären mir ähnliche Daten bezüglich des Rackel- oder Mittelhahnes (Tetrao medius, M.) höch- lich willkommen. Dr. von Enderes, Wien, VIII., Florianigasse 46. S S r IC IDIIIS a N en ne I ELSE SE > SZ > <> < PS <> > > <> < SE] a To 5% RT FFTFFTTTTTTTTT FrFF EN 0G Im Verlage von C. C. Meinhold & Söhne in Dresden erscheint seit 12 Jahren: Ya dB A m \ 1C vs lätter für Gefllügelzue (Y ey IA 10 Central - Organ “ sämmtlicher deutschen Geflügelzüchter - Vereine und des ersten österreichischen Geflügelzucht - Vereins zu Wien. (N Ve NerrtnDon KulaıseBiranden: l Am 1. und 16. jeden Monats erscheint eine Nummer ; Abonnementspreis halbjährig 3 Mark; Insertionsgebühr 10 Pf. für die viergespaltene Zeile oder deren Raum. 1) Die Dresdner „Blätter für Geflügelzucht‘“, das älteste Organ auf diesem Gebiete, haben trotz später aufgetauchter Coneurrenz-Unternehmungen ihren hervorragenden Platz behauptet und kann die Redaction mit grosser Betriedigung anf die elten Erfolge zurückblieken. — Unentbehrlielu für jeden Züchter und Händler, fliessen dieser Zeitschrift von allen Autoritäten auf dem Gebiete der Geflügelzucht die intersessantesten uud wichtig- sten Mittheilungen und belehrende Abhandlungen zu ; mit stets offenem Blick wird neu eingeführten Racen von Nutz-Geflügel, Krankheiten desselben, der künstlichen Brütung, der Anlage von Geflügelhöfen und Parks, — kurz allen wiehtigen Vorkommnissen Reehnung getragen, auch werden, wo das Verständniss es erfordert, die Aufsätze von Abbildungen begleitet, so dass das Blatt ein getreues Bild des Standes rationeller Geflügelzucht bietet. Eingehende und fachgemässe Berichte über Ausstellungen, Prämiirungs- und Gewinnlisten fast sämmtlicher Ausstellungen sind gewährleistet dureh die Eigenschaft als erwähltes Organ der oben bezeichneten Vereine. Neben diesem reichen Inhalte bringt jede Nummer auf vier bis sechs Folioseiten Inserate, durch welche Käufe, Verkäufe, Tauschgeschäfte schnell vermittelt werden, so dass auch dem Landwirtlie, der die Geflügelzucht nur nebenbei beweibt, Bezugsquellen für edle Racen und Bruteier, sowie Absatzquellen für eigene Züchtungen in reichstem Masse sich erschliessen. bestellungen w erden in allen Buchhandlungen, bei allen Postanstalien und der Verlags-Expedition in Dresden, Moritzstrasse 15, angenommen. e= Probe-MNMummern auf Wunsch sratis und franco a au ah) 2.9 2 DINO ON 0 oe OO LOG 0 0 FED ESENEHEHEN EEE EINEN EHEN En En FESEOEOESEOESTENT <> <> EI IIEICI< DEE DE DSDZESLETE DSL DE TITLE DIS SID & DEE IS 22222220220222°020022000005°09999228 N l co Alle Gattungen 0/6) 'B: ] y Thı / I) s = ® Venms errevean. 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HMofbuchhandlung Esesy «&@ EFrwick, in Wien, I., Graben 27, sowie durch die Kauzlei des Wiener Thierschutzvereines, I., Johannesgasse 4, ist zu beziehen: ed NN N YR n.N Yet pi A h) » Ya Ih DER ALLER RU N) Organ des Wiener Thierschutzvereines. Rn) Redigsirt von Dr. Sarl Ritter von Einderes. Ya Mr Dieses monatlich einmal in der Stärke von 1—1!/, Bogen in Quart erscheinende Blatt bietet seinen Lesern populär gehaltene Artikel über das Wesen, das Leben und Treiben der Thiere, deren wechselseitiges Verhältniss zum Menschen, über die Wirksamkeit und die Erfolge der Thierschutzvereine, Besprechungen der auf die Phierwelt bezüglichen Erschei- nungen der Literatur u. s. w., u. Ss. w. Abommement jährlich imelus Franko-Zusendung DEI TDIIE — a ige Imserate, welche die weiteste Verbreitung in Oesterreich, Deutschland, der Schweiz, Frankreich, England und Amerika finden, werden an den obgenannten Orten A& kr. — 12 Pf. für die 3spaltige Nonpareillezeile angenommen. Die Redaction und Administration des „Thierfreund“. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. N NM 11110777 Inn —— ———— =— —— Blätter für Wogelkunde, Wonel-Shuk und -Pflene. Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. '; Die ‚‚Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien‘ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franeo- '' u ': Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile ': Min werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern 1878 . ä 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, :! . ö Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Ausstellung.— Der erste Lanius major Pall.in Oesterreich und Ungarn, und die neue Art Lanius Homeyeri. Von Viet. Ritt.v. Tschusi zu Schmidhoffen. — Der Zeisig. Von Josef Kolazy. — Ein Storehnest und seine Bewohner. Von Ignaz Dusek. — Europäische Raubv . Von Eduard Hodek. — Aus meiner Vogelstube, I. Von Eduard Rüdiger. — Vereinsangelegenheiten. — Von fremden Vereinen. — Allerlei. — Literarisches. — Inserate. Erste ZLrusstellung des Ornithologischen Ve Dieselbe findet in der Zeit vom 8. his 13. Mai 1878 in dem Locale der K. K. Gartenbangesellschaft, I., Parkring 12 statt, und wird ines in Wien l. lebende Sing-, Schmuck- und sonstige Vögel aller Art mit Ausnahme des Hausgeflügels im engeren Sinne, 2. Gegenstände zur Pflege. zum Schutze, zur Jagd, zum Fange und Transporte der Vögel. 3». Erzeugnisse der Wissenschaft, Bunst und Industrie, welche ihren Gegenstand oder ihre Motive aus der Vogelwelt entnommen haben, enthalten. Die ausführlichen Programme nebst Anmeldehogen und Begleitschreiben werden demnächst, insbesondere auch an alle Vereinsmitglieder, versandt. Prämiirung mit Ehrendiplomen, Geldpreisen, Anerkennungs-Diplomen, eventuel Medaillen. Die Vereinsmitglieder haben statutengemäss freien Eintritt zur Ausstellung. — N „> —KICHE — 30 Der erste Lanius major, Pall., in Oesterreich und Ungarn. Sein bisheriges Vorkommen in Europa und eine neue von Dr. Cabanis beschriebene europäische Würgerart (Lanius Homeyeri.) Von Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. Lanius major, Pall. Pallas beschrieb im I. Bande pag. 401 der „Zoogr. Rosso - Asiat.“ einen dem Lanius excubitor ähnlichen Würger,, als dessen Hauptkennzeichen die einzige weisse Flügelbinde, die nur auf die Handschwingen be- schränkt ist, zu betrachten ist. Seine Verbreitung betreffend sagt Pallas: „In Rossia boreali, omnique Sibiriae frequens, circa Jeniseam et Lenam copiose oceurrit.“ Seit Pallas hat diese Würgerart die verschie- densten Deutungen erfahren; so wurde sie bald zu L. excubitor, bald zu L. borealis gezogen, was haupt- sächlich dem Umstande zugeschrieben werden muss, dass den meisten europäischen Museen diese Species fehlte. Einen jüngeren hierher gehörigen Vogel dieser Art beschrieb Eversmann im „Bulletin de la Soc. des Naturalistes de Moscou, Tom. XXVI. Sec. Part. 1853, pag. 498“ unter dem Namen Lanius mollis. Chr. L. Brehm, der zwar niemals den L. major, Pall., in Händen hatte, erkannte dennoch die nahe Verwandt- schaft mit dem americanischen L. borealis und zog ihn zu diesem, (Vogelf., 1855, pag. 82) dem er auch ohne Zweifel zunächst steht. Keyserling und Blasius unterscheiden ihn in ihren „Wirbelth. Europ. pag. 193—194* als eigene Art und geben die wörtlich über- setzte Pallas’sche Diagnose; in dem Verzeichn. d. Vögel Europ. pag. 4° von Blasius aber geschieht seiner gar keine Erwähnung. Radde (Reise Il., 1863, pag. 274) der während seiner Reisen den Pallas’schen Würger doch oft in Händen hatte, dem also die auf- fallenden Unterschiede nicht entgangen sein konnten, vereinigt trotzdem in dem oben genannten Werke, nach dem Vorgange von Gloger und Schlegel, den L. major mit L. excubitor. In dem neuesten Werke, welches die europäische Ornis behandelt, in Shar pe’s und Dresser’s „The Birds of Europe, Part. II,“ konnten die genannten Verfasser wegen Mangels an Material über diesen Würger nicht in’s Reine kommen. Dr. Jean Cabanis, der seit Jahren den genannten Würgern seine besondere Aufmerksamkeit zugewendet hat, gebührt jedenfalls das Verdienst, die Aufmerksamkeit der Ornithologen auf die noch so wenig gekannte Pallas’- sche Species gelenkt zu haben. In der XLIX. Monats- sitzung der „Deutsch. Ormnith. Gesellsch. zu Berlin“ (Cab. Journ. 1873, pag. 75) gab Dr. Cabanis in einem längeren Vortrage eine Uebersicht über die Grauwürger, mit besonderer Rücksicht auf die Verwandten oder bisher mit dem L. excubitor verwechselten Arten, welcher meine hier mitgetheilten Angaben entnommen sind. Bisher war nur ein einziges in Europa erlegtes Exemplar, ein altes im März an der Wolga erbeutetes Männchen, das sich im Berliner Museum befindet, be- kannt. Nachdem Dr. Cabanis durch seine Publicationen die Aufmerksamkeit auf die grauen Würger : gelenkt hatte, wurden einzelne Exemplare sogar in Deutschland aufgefunden. In der LXX. Monatssitzung (1. Febr. 1875) der „deutsch. ornith. Gesellsch. zu Berlin“ legte Herr | Schalow ein noch im Fleische befindliches Exemplar des L. major vor, das von dem Vereinsmitgliede Herrn Gutsbesitzer Jablonski in den letzten Tagen des Januar’s in der Nähe von Zion bei Stentsch, im Regierungs- bezirke Frankfurt a/O., geschossen wurde. Ein zweites Exemplar, das Dr. Cabanis als hierher gehörig bestimmte, stammt aus der Umgebung Braunschweig’s und befindet sich in dem dortigen herzogl. naturhist. Museum. (Ber. über d. XXI. Versammlung d. deutsch. Ornith. Gesellsch. zu Braunschweig, 20.—23. Mai 1875, pag. 21). Diesen Vogel hatte ich durch die Gefälligkeit des Prof. Dr. W. Blasius zur Ansicht bei mir. In enem Schreiben an Dr. Cabanis theilt Herr Burstert in Staufen im Breisgau mit, dass er am 3l. März 1875 auf den Feldern in der Nähe seines Wohnortes einen sibirischen Würger erlegt habe. (Cab. Journ. 1876, pag. 211). In einer Partie grauer Würger, welche Herr Tancered in Anclam zur Untersuchung an Dr. Cabanis sandte, fand dieser ein junges Individuum das 1374 bei Bartelshagen, bei Barth in Vorpommern geschossen wurde. (Cab. Journ. 1876, pag. 222). Auch - in Schweden wurden 2 Exemplare erlegt. Meves (Cab. Journ. 1875, pag. 432) besitzt ein junges und ein altes Weibchen, von denen das eine aus Stockholm, das an- dere in Wermland im Spätherbst geschossen wurde. Bei dem Naturalienhändler Enrico Bonomi m Mailand sah zwar Schalow (Cab. Journ. 1877, pag. 200) im Sommer 1876 ein Exemplar, das nach der. Versicherung des Besitzers aus der Umgegend _der Stadt stammte. Nach neueren Mittheilungen Herrn Gätke’s an Herrn Schalow (Gab. Journ. 1877, pag. 219) ist der Pallas’sche Würger auch auf Helgo- land erlegt worden. & Dies sind die bisher verbürgten Fälle des Vor- kommens des genannten Würgers in Europa, und ich freue mich, in der angenehmen Lage zu sein, denselben einen weiteren beifügen zu können. Gleich nach der Veröffentlichung der Cabanis’schen Uebersicht hatte ich mein Hauptaugenmerk auf die Grau-Würger ge- richtet, in der Erwartung, dass es mir gelingen möchte, einen Pallas’schen zu erbeuten. Alle aber, die ich erlegte, waren gewöhnliche L. exeubitor. Zweimal schon glaubte ich beim Aufheben der geschossenen, den ge- suchten vor mir zu haben; beidemale aber hatte ich einen jungen Vogel der gewöhnlichen Art in Händen, dessen Weiss erst nach Emporheben der schwarzen Flügeldeckfedern sichtbar wurde. Den 2. December 1877 sollte mein Wunsch denn doch Erfüllung finden. An diesem Tage brachten mir Knaben einen stark mit Leim beschmutzten grossen Würger, der auf ihre Lockvögel gestossen und an den Leim- ruthen sich gefangen hatte. Als ich den Vogel in die Hand nahm und nach der zweiten Binde suchte, da war meine Freude nicht gering; denn es fand sich auf den Armschwingen keine Spur von Weiss. Sprach auch die eine weisse Binde für den Pallas’schen Würger, so stimmte doch nicht die äusserste Steuerfeder, welche fast ganz weiss sein sollte, hier aber zu 2, auf der Innenfahne schwarz war. Ich verglich die anderen Würger meiner Sammlung und fand, dass die jüngeren Exemplare mehr, die sehr alten fast gar kein Schwarz auf der ersten Seh anzienke: hatten nal bin der Ueber- zeugung, dass dasselbe auch bei L. major der Fall ist. Ich theilte Dr. Cabanis meine Ansicht, in Bezug auf das wenige Weiss auf der. ersten Steuerfeder meines Vogels mit und derselbe sprach sich brieflich mit meiner Erklärungsweise für vollkommen einverstanden aus. Mein Exemplar ist ein & und zwar nach der deutlichen Wellung und der grösstentheils schwarzen ersten Steuer- feder zu urtheilen, ein junger Vogel. Das Hauptunterscheidungszeichen des L. major vom L. excubitor ist die eine auf die Handschwingen beschränkte Flügelbinde. Bei dem jungen L. exeubitor ist zwar die oe Binde am zusammengelegten Flügel oft gar nicht sichtbar, doch wenn man re oanen Flügeldecken emporhebt, so wird etwas Weiss immer zum Vorschein kommen. Die meisten bisher erlegten Pallas’schen Würger hatten eine gewellte Brust ; "alte Vögel mit reinweissem Unterkörper scheinen sehr selten zu sein. Das Wohngebiet dieses Würgers ist Sibirien und die südliche Grenze seiner Verbreitung in Ostasien scheint nach Cabanis (Fourn. 1376, pag 215) durch das Altai- und Tangnu-Gebirge, sowie den Amur ge- bildet zu. werden. Lanius Homeyeri, Cab. Diese von Dr. Cabanis im Journ. f. Omith. 1873, pag. 75 aufgestellten und nach den beiden rühm- lichst bekannten Ornithologen Eugen und Alexander v. Homeyer benannte europäische Würgerart steht unserem gemeinen Raubwürger ungemein nahe und ver- tritt denselben im Südosten Europas und Central-Asien. 31 Sie unterscheidet sich von unseren gemeinen Würgern hauptsächlich durch grössere Ausdehnung der weissen Farbe. Das Grau des Oberkörpers ist im Allgemeinen lichter; der Dopvelspiegel ist grösser, ebenso die weissen Ränder der Schwingen; die Vorderstirn, die Augen- streifen, der Bürzel, die oberen Schwanzdeeken und die erste Steuerfeder sind weiss. Den Eindruck, den dieser Würger auf mich machte, war der eines zur höchsten Entwicklung gelangten L. exeubitor. Auch von dieser neuen Art wurde bereits ein Exemplar in Deutschland erlegt und zwar nach Dr. Cabanis (Journ. f. Ornith. 1876, pag. 222) von Herrn Taneream 14. November 1575 bei Anelam in Pommern. Einen interessanten Raubwürger, der sich gegen- wärtig in meiner Sammlung befindet, schoss der hie- sige k..k. Oberförster Ritter v. Koch-Sternfeld in meimer Gegenwart den 15. Januar 1875 am Heuberge bei Hallein. Derselbe hat den Bürzel, die erste Schwanz- feder und deren Schaft weiss und nur in der Mitte ist der letztere 1:5 Uentim. lang, schwarzbraun. Dieser Würger ist zwar allem Uebrigen nach ein echter L. excubitor, und zwar ein sehr altes 9, doch nähert er sich der angegebenen Merkmale wegen dem L. Homeyeri, Cab. Es würde mich freuen, wenn es mir gelungen sein sollte, durch diese Zeilen die Aufmerksamkeit der Orni- thologen Oesterreichs und Ungarns auf diese beiden Würgerarten gelenkt zu haben, von denen die erste bereits für unsere Ornis nachgewiesen wurde. Ohne Zweifel wird es bei der nöthigen Achtsamkeit auch Anderen gelingen, diesem bisher bei uns vereinzelten Falle weitere anzureihen. Hallein, im Januar 1878. Der Zeisie. Von Josef Kolazy. Stubenvögel zu halten, gehört wohl auch zur Thierquälerei leichteren Grades, wenn nämlich die Art und Weise, wie ein solcher Gefangener behandelt wird, gegen die Humanität verstösst. Will also Jemand Vögel gefangen halten, sich an ihrem Gesange, an ihrem Thun und Treiben ergötzen, so soll er auch wieder dafür sorgen, dass die armen T'hiere an nichts Mangel leiden ndralle nur möglichen Freiheiten geniessen aianan, Wer ach in der Lage ist, seinen Vögeln eine eigene Stube einzuräumen, muss wohl zum Käfige seine Zuflucht nehmen ; besonders in ersterer Zeit des Ge- fangenseins ist dieser nothwendig, Allein, man soll gleich nach einigen Tagen ohne weiters jedem frisch gefangenen Vogel den Käfig öffnen und ‘fliegt er heraus, so lasse .man ihn im Zimmer herumfliegen, er macht erstens Bewegung und zweitens, selbst wenn er einen halben Tag ohne Futter und n . : : ! Wasser bleibt, zwingen ihn doch endlich Hunger und Durst seinen Käfig aufzusuchen. Auf solche Art gewöhnt er sich bald und leichter an das Gefangen- leben, als wenn er fortwährend eingesperrt bleibt. D } Unter den Stubenvögeln nimmt unstreitig der Zeisig einen hervorragenden Platz ein, er ist ein flinker, gewandter, possirlicher, netter Bursche, immer beweg- lich, einfach in seinen Ansprüchen, stets lustig und guter Dinge, wenn er nicht für seinen Magen zu sorgen hat, so singt er. Meine Absicht ist es nicht, hier über seine Lebens- weise im Freien, über seine Fortpflanzung und der- gleichen zu berichten, hierüber kann sich Jedermann, der ein Interesse daran hat, in vielen der besseren Naturgeschichten Aufklärung verschaffen; ich will nur einiges über den in der Gefangenschaft befindlichen armen Teufel sprechen. Der Zeisig oder Erlenzeisig (Fringilla spinus oder Spinus viridis) war von jeher mein Lieblingsvogel; schon von meiner frühesten Jugend an, fehlte er nie in unserer Wohnung, allein ich behandelte ihn jeden- falls schlecht, denn viel länger als zwei bis drei Jahre besass ich keinen. gs Kaum hatte ich emen oder den andern so weit gebracht, dass er sich auch ausser dem Käfige frei bewegte, so verlor ich ihn kurze Zeit darauf durch den Tod. Da erhielt ich vor ungefähr neun Jahren einen schönen männlichen Zeisig zum Geschenke und da gerade Winterszeit war, beschloss ich, ibm alle nur möglichen Freiheiten in meiner Wohnung zu gewähren. Seinen Käfige, der in der Nähe des Fensters hing, liess ich fortwährend, Tag und Nacht offen; im Winter war diess ohne grosse Mühe ausführbar. Anfänglich trieb 32 er sich stets oben auf dem Käfige herum und nur, wenn sich ihm Jemand näherte, flog er mehrere Male im Zimmer herum und liess sich wieder auf seinem alten Plätzchen nieder. “ Um also die Wohnung lüften zu können, musste ich warten, bis er aus Hunger oder Durst in seinen Käfig ging. Der Zeisig war aber bald so schlau, zu merken, um was es sich handle, nämlich um das Eingesperrt- werden. Um dem vorzubeugen, ging er vorsichtiger zu Werke. Hatte er Hunger oder Durst, so ging er wohl auch in den Käfig, allein nicht so leicht, er kletterte zuerst seinen ganzen Käfig ab, um zu sehen, ob er nicht irgendwo von aussen zu einigen Samenkörnern oder zu einem Tropfen Wasser gelangen könne. War nirgends etwas zu erhaschen, so versuchte er es, in den Käfig zu gehen, nachdem er es sich früher wohl- 'weislich überlegt und sich versichert hatte, dass ja Jedermann hübsch weit von ihm entfernt sei. Und war er einmal bei seiner Mahlzeit, so sättigte er sich, indem er mit einem Auge sein Futtergefäss, mit dem andern seine Umgebung beobachtete, und sobald nur Jemand die geringste Miene machte sich seinem Käfige zu nähern, so war er auch schon demselben enttlohen, trieb sich auf den höchsten Punkten im Zimmer herum, sang seine Lieder und war lustig, guter Dinge. s = Hatte er sich aber in seinem Käfige überrumpeln lassen, so ergab er sich mit stummer Resignation in sein Schicksal. Ruhig und ohne einen Laut von sich zu geben, sass er, gleich einer Bildsäule, wohl eine Stunde lang und noch länger, ohne Speise oder Trank zu sich zu nehmen. Jetzt floh er den Menschen nicht, sondern mit grosser Aufmerksamkeit betrachtete er Jedermann, der sich seinem Käfige näherte und es schien mir, als wollte er das Mitleid des Menschen erwecken, dass dieser ihm die Freiheit schenken möchte. Bewegte man die Hand zur Thüre des Käfigs, so wandte er kein Auge davon ab und kaum hatte man die letztere auch nur ganz wenig geöfnet, so schlüpfte der Zeisig zwischen den Fingern heraus und freute sich seiner wieder erlangten Freiheit. Anfänglich brachte er die Nacht im Käfige zu. Später wählte er einen ausgedienten Christbaum zur Schlafstelle; allein derselbe war von einem Gimpel und einem ÜUanarienvogel besetzt. Trotzdem er, wie auch Naumann in seinem Werke: „Die Vögel Deutschland’s“, V. Band, Seite 166, sagt, ein friedlicher, verträglicher Bursche ist, so wusste er sich doch den höchsten Platz auf dem Baume zu erstreiten. Zwar war der Kampf nicht so gefährlich, der Zeisig sperrte gegen seine Cameraden ein paar Mal den Schnabel auf, und der gute alte Gimpel und der furchtsame Canarienvogel räumten ihm das Feld. Aber auch diese Schlafstelle kündigte er auf, sie schien ihm zu wenig hoch gelegen zu sein. Den obersten Fensterriegel hatte er sich nun ausersehen, der war von jetzt an sein Lieblinssplätzehen, dort sang er, dort ruhte er aus und dort schlief er auch. Er gewöhnte sich täglich zum Mittagsessen zu Tische zu kommen, setzte sich auf die Rückenlehne meines Sessels, sang dort ein Liedchen, spazierte zwischen den Ess- und Trinkgeschirren herum und sah zu, ob nicht für ihn etwas abfiel. Semmel und Back- werk verschmähte er gänzlich. Den Einkaufkorb kannte er vortrefflich, man durfte ihm denselben nur zeigen, so sass er schon darauf und wollte Grünzeug haben. Seine Lieblingsbeschäftigung war das Baden. Ich besass eine grosse, grüne 'T’honschüssel; wenn ich die- selbe in die Hand nahm und der Zeisig sah es, so war er auch schon hinter mir her, er musste sehen, was mit derselben geschah, woher ich Wasser nahm, er flog nämlich mit in die Küche und begleitete mich wieder zurück in’s Zimmer, dort wurde ihm das Wassergefäss auf das Fenster gestellt und ob das letztere offen war oder nicht, um das kümmerte er sich wenig. Wenn er so recht durchnässt war, erhob er sich nur mit grosser Mühe auf sein Ruheplätzchen und ordnete sein Gefieder. Meistens badete er blos zweimal des Tages, manches Mal aber, so oft als ich ihm frisches Wasser gab. Auf den Fussboden herab kam er höchst selten. Seine gewöhnliche Nahrung bestand aus Hanf, Leinsamen, Hafer, verschiedenem Grünzeug, allen mög- lichen Obstgattungen und deren Samen; selbst gesottenes und gebratenes Fleisch verschmähte er nicht. Eine Lieblingsspeise war Mohn, von dem er täglich einige Körner erhielt; ebenso gerne frass er Zucker, auch Mehlwürmer, aber sie mussten todt und auseinander geschnitten sein; vor Fliegen hatte er eine grosse Furcht und frass sie auch nicht, während beide, Fliegen und Mehlwürmer, mein Canarienvogel ohne Scheu frisst, ob selbe todt oder lebendig sind. Oft waren sämmtliche Fenster often, nie ist es ihm eingefallen, sich umzusehen, wie es draussen aussieht. Trotzdem er so zahm und so zutraulich war, liess er sich doch nie mit den Händen ergreifen; die Freiheit liebte er zu sehr. Während der Mauser war er etwas trauriger. So verlebte er bei mir ungefähr acht Jahre. Eines schönen Morgens, während er die Nacht auf seinem Ruheplätzchen zubrachte, ereilte ihn, ohne die geringsten Zeichen einer Unbehaglichkeit, im Käfige, beim Trinkgefässe, der Tod; so schön er im Leben war, ebenso schön mit anliegendem Gefieder, sass er auf seiner Sprosse, angelehnt an das Drahtgitter seines Hauses und ich glaubte, er ruhe blos aus, allein er ruhte für immer. Wohl sagt Naumann, der Zeisig lebe 10—12 Jahre, da ich Kanarienvögel 14, ja selbst 19 Jahre in der Gefangenschaft hielt, so glaube ich nicht, dass hohes Alter der Grund seines plötzlichen Todes war, sondern ich stimme der Ansicht Lenz’ bei, der aus seinen eigenen Beobachtungen sagt, warum manchesmal Stubenvögel, trotzdem sie heute frisch und gesund herumhüpfen, morgens todt aufgefunden werden. Ich eitire hier Brehm’s illustrirtes Thierleben, 1. Auflage, V. Band, Seite 355. Dort heisst es nach Lenz: „Dass man zarten Stubenvögeln keinen Sand geben dürfe, welcher mit der von Kröten ausgehenden Feuchtigkeit in Berührung gekommen, weiss ich aus folgender Thatsache: Im Jahre 1859 liess ich frischen Sand für meine Kanarienvögel holen, that einen Theil davon in einen Topf, die Hauptmasse aber in einen Schuppen und legte eine Breterthüre zum Schutze gegen Verunreinigung darauf. Im Winter und Sommer bekamen die Vögel öfter frischen Sand aus dem Topfe und befanden sich wohl dabei. Im Sommer 1860 sie- delte sich eine ungeheure Kröte unter der Breterthüre an, kam jeden Abend hervor, wartete vor dem Brete eine Zeit lang und kroch dann über Nacht im Hof und Garten umher. Da ich ihr oft Abends vor ihrer Clause einen freundlichen Besuch abstattete, wurde sie bald ganz zutraulich. Im Herbste war der Sand des Topfes ver- than. Ich hob nun das Bret auf und fand unter ihm die von der Kröte gemachte Höhlung und die Kröte selbst. Der Sand war nicht, wie ich erwartet, ganz trocken, sondern von einer Feuchtigkeit durchzogen, welche wohl von der Bewohnerin ausging. Die von ihr gemachten Höhlungen durchzogen nur die Ober- fläche; um sicher zu gehen, hob ich mit einer Schaufel den oberen Sand einen halben Fuss hoch ab, nahm von dem in der Tiefe befindlichen und gab davon drei gesunden Canarienvögeln. Sie frassen davon: Be eine enen davon starb selbigen Tag, die zwei andern, ich den Sand schnell wegnahm, in den nächsten Wochen.“ Der aus der Haut bei Kröten und Salamandern sich absondernde Schlem kann wohl nicht als Gift angesehen werden, allein er verursacht auf einer empfind- lichen Oberhaut Schmerzen, auf der Zunge und in den Augen beissendes Brennen, wie ich selbst öfter im jün- geren Jahren empfunden habe. Wenn also diese Feuchtigkeit kleineren Wirbel- thieren beigebracht wird, so glaube ich wohl, dass die- selbe nicht nur Schmerzen, sondern auch den Tod dieser Thiere herbeiführen kann. Da nun die froschartigen Amphibien den Winter in der Erde und in Sandlöchern zubringen, so wird es sehr leicht und auch sogar sehr häufig geschehen, dass der, unseren gefiederten Stubengenossen verabreichte, sogenannte Vogelsand, mit einer solchen Schleimab- sonderung; behaftet ist, von den Vögeln gefressen und eine ganz natürliche Folge davon auch ihr Tod sein wird. Dass Zeisige sich sehr leicht mit Canarienvögeln paaren und die Jungen auch zur Reife bringen, ist eine längst bekannte Thatsache. Die aus einer solchen Ehe entsprossenen Jungen nennt man gememiglich kurzweg Bastarde; em Theil ihres Gefieders ist nach dem Vater grün gefärbt. Dass Zeisige unter sich im Gefangenleben brüten, 33 hat man aber gehört oder gelesen, dass sie auch die- selben ausgebrütet hätten. ‚ Ich glaube, dass drei Hauptbedingungen zu einem günstigen Resultate erforderlich sind, nämlich: erstens grosse Ruhe, zweitens eine geräumige Stube und drittens die Hauptbedingung: das Futter, das sie zum Auffüttern ihrer Jungen bedürfen, denn nach Brehm werden die- selben mit Räupehen, Blattläusen und verschiedenen anderen kleinen, weichen Insekten grossgezogen. Dieses Futter kann man ihnen in der Gefangenschaft nicht verabreichen, daher gehen auch die Jungen immer zu Grunde. j I Die Gutmüthigkeit und Gelehrigkeit des armen Zeisiges wurde von der menschlichen Habgier und Rohheit ausgebeutet, indem man den Vogel an ein kleines Gestell band, und ihn zwang sich seine Nahrung äusserst mühsam herbeizuschaffen. Ich glaube, wohl Jedermann von uns hat den Zeisig in dieser Situation zu beobachten Gelegenheit gehabt. Hatte er Durst, so musste er das in einem Fingerhute enthaltene Wasser mit dem Schnabel und den Füssen emporziehen, quälte ihn der Hunger, so zog er an einem Faden ein Wägelehen auf einer schiefen Ebene empor, und kaum hatte er aus dem- selben ein Hanfkörnchen entnommen, so entschlüpfte ihm dieser als Futtergefäss dienende Wagen, und neuer- dings musste er sich abmühen, einen Bissen Nahrung zu erhaschen. Diese in früherer Zeit allgemein bekannte und wohlgelittene öffentliche Thierquälereı ist in neuerer Zeit wohl selten mehr zu sehen, dafür sieht man aber noch immer gewisse elende Creaturen, wie Diebe in unseren Stadtdurchhäusern herumschleichen, die entweder einen Zeisig oder Canarienvogel auf dem Daumen sitzen haben und den ganzen lieben Tag herum- schleppen, bis sich ein edler Thierfreund findet und die armen Vögel von ihrer Pein erlöst. Und zum Schlusse richte ich an alle Freunde unserer betiederten Thierwelt die Bitte, den Stuben- vögeln, die ja doch Alle nur zu den nützlichen Thieren gehören, das Unrecht, das ihnen von uns durch ihre Gefangennahme zugefügt worden ist, durch eine liebe- volle und aufmerksame Behandlung, wenigstens um ein Geringes wieder gut zu machen, damit sie das bittere m ist wohl auch schon vorgekommen, allen man hat Los der Gefangenschaft leichter zu ertragen im Stande bloss immer erfahren, dass sie Eier gelegt haben, nie seien. RIOS- Ein Storchnest und seine Bewohner. Von Ignaz Dusek. Das wegen seiner Teichwirthschaft berühmte König- reich Böhmen zählt hauptsächlich in seinem südlichen Theile eine Menge grösserer und kleinerer Teiche, deren Anlage in das Mittelalter, zumeist in das 16. Jahr- hundert fällt. Um dem Leser ein deutlicheres Bild zu geben, welch’ gewaltige Wassermassen, abgesehen von den Flüssen und Bächen, den Boden Südböhmens bedecken, will ich beispielsweise anführen, dass auf die Domaine Wittingau allein nahezu 1 Quadratmeile, auf die Domaine Frauenberg 0.55 Quadratmeilen und auf die Herrschaft Protiwin 1187 Joch 713 Quadratklafter Teiche kommen. Zumeist flache, wohl cultivirte Ländereien um- geben deren Ufer, üppige Wiesen umsäumen häufig ihre Ränder, dazu gesellen sich Bäche und Flüsse, die schönen Wälder der nächsten Nachbarschaft, weiters schmucke Ortschaften, Schlösser, Ruinen ete., kurz, alles dies vereinigt sich zu recht anmuthigen Land- schaftsbildern und ist das Terrain, welches der weisse oder Klapperstorch (Cieonia alba, Briss.) inBöhmen mit Vorliebe bewohnt, und wo er der Landschaft gewiss als artige Staffage dient. Er nistet hier regelmässig, wiewohl er einzelne Orte, wo er geschädigt worden ist, zeitweilig meidet. i Als Nistorte von Störchen sind mir bekannt: Proti- win, Mysenec, Milenowie, Wodvan, Alt-Kestran (Nest auf dem alten Schlosse), Kr&, Lhota bei Kestran, (in den beiden Orten befinden sich die Nester auf niedrigen Chalupen), Zbudov bei Frauenberg, Doubi (Mühlhof) bei Wittingau (auf einer geköpften alten Eiche), Preseka bei 34 Lomnic, ferner vertheilen sich zahlreiche Storchreviere über die ganze Flur von Wittingau, Lomniec, Hammer bis über Weseli, halten aber bloss gewisse Ortschaften und Gebäude, von deren Dächern sie bequem Um- schau halten können, besetzt. Von den erwähnten Storcheolonien konnte ich zwei, nämlich die auf dem Protiwiner Schlosse und die auf der Mysenecer Klosterruine befindliche Colonie, näher und längere Zeit selbst beobachten. Das Storch- nest zu Protiwin®) ist unstreitig das interessanteste derartige Beobachtungsobject und so markant für das dortige Schloss, dass es schon von ferne zu sehen ist. Es fesselte schon in meinen Studienjahren, als ich auf dem Wege nach der Kreisstadt Pisek begriffen, Pro- tiwin öfter im Jahre zu passiren pflegte, in hohem Grade meine Aufmerksamkeit und liess den Wunsch in mir aufkommen, recht viel über die Lebensweise der Störche zu erfahren, ja, wenn möglich, dieselben selbst beobachten zu können. Zehn Jahre ‚später ging mein Wunsch durch eine merkwürdige Schicksals- fügung in Erfüllung, ich wurde Wirthschaftsassistent auf der Domaine Protiwin und es wurde mir sogar im Schlosse ein Wohnzimmer angewiesen, aus dem ich nur auf den Gang zu treten und durch das hier be- findliche Fenster hinauszublicken brauchte, um das Storchnest und seine Bewohner in nächster Nähe vor mir zu haben. Stunden am besagten Gangfenster, den Feldstecher in der Hand, in Betrachtung der Störche versunken. Wie mir mein Gewährsmann, der damalige Neto- licer Wirthschaftsdireetor Herr Johann Schwehla, erzählte, welcher viele Jahre in Protiwin verlebt und dort die Störche in seine besondere Obhut ge- nommen hatte, besteht die Storchcolonie auf dem alter- thümlichen Schornsteine des Protiwiner Schlosses seit etwa 100 Jahren. Ob es dieselben Störche sind, die alljährlich wiederkehren oder bloss die Jungen, die ihre Geburts- stätte wieder aufsuchen, wird wohl leider unentschieden bleiben. Gewöhnlich kommen die Störche zwischen dem 5. und 10. April und ziehen in der Zeit vom 25. bis 23. August wieder ab. Witterungsverhältnisse bedingen natürlich Verschiedenheiten. Das Männchen, der „Quartiermeister,“ wie es vom Volke bezeichnet wird, kommt regelmässig etwa um 5 Tage früher an, hält sich etwa zwei Tage auf, reparirt und vergrössert das alt vorgefundene, ziemlich flache, aussen aus starken Reisern bestehende, innen mit feinerem Material (Moos, Heu, selbst alten Lemwandlappen) ausge- fütterte Nest, verschwindet auf 2—3 Tage und erscheint dann plötzlich wie aus den Wolken geschneit mit dem Weibchen am Neste. Aus ungeheurer Höhe, wohin das menschliche Auge kaum reicht, schwebt der Storch in prächtigen Wendungen mit kaum merklichen Flügel- schlägen in zierlicher Schraubenlinie herab und begrüsst *) Protiwin ist ein Marktflecken im Piseker Kreise, 1'/, Stun- den nordöstlich von Wodnan, zu beiden. Seiten des Blanie- flusses gelegen, derauf den Karten auch mit dem Namen „Flaniz- bach“ verzeichnet ist. Die Fideicommissherrschaft Protiwin gehört ebenso wie die Domainen Frauenberg und Wittingau Seiner Durchlaucht dem Herrn Fürsten zu Schwarzenberg. Das Protowiner Schloss, wovon die erste Erwähnung im Jahre 1378 geschieht, war ursprüglich königlich. Es wechselte mehrmals den Besitzer, bis es im Jahre 1711 Fürst Adam Franz zu Schwar- zenberg vom Grafengeschlechte Trautmannsdorf erkaufte. Seit- dem ist es Besitz des Fürstenhauses Schwarzenberg. Da sass ich dann oft in meinen freien | mit freudigem Geklapper — eine andere Stimme ist ihm versagt — seinen häuslichen Herd. Ich glaube auch, nur das Majestätische seines Fluges, die Zärtlichkeit und Sorge für seine Jungen, seine eheliche Treue und der Umstand, dass er alljährlich im Frühjahre gleich der Schwalbe und dem Staare als Frühlingsbote zum ge- wohnten Nistplatze zurückkehrt und so eine Art An- hänglichkeit für das Haus, auf welchem sein Nest steht, bekundet, lässt es begreiflich finden, dass ein so arger Räuber jungen Geflügels und aller am Boden brütenden Vögel, sowie der jungen Hasen, das besondere Privi- lesium allgemeinen Schutzes geniesst. Dazu kommt die abergläubische Scheu der Menschen; die Landleute leben nämlich so ziemlich allgemein in dem Wahne, dass ein Storchnest dem Hause Glück bringe, fördern die Ansiedlung, indem sie Wagenräder auf die Dachfirste befestigen, wofür ihnen der Storch manches Küchlein, junge Entlein oder Gänschen wegkapert, das Dach enorm beschmutzt und mit den stinkenden Resten seiner Mahlzeit die Luft verpestet. Im Dorfe Zbudov bei Frauenberg lebt ein vermöglicher Bauer, auf dessen uralter Scheuer Störche ein Nest haben. Vielleicht hätte er schon lange eine neue Scheuer gebaut, thut es aber nicht wegen des Storchnestes. Die Bäuerin widmet den Störchen beim Brodbacken jedesmal ein kleines Brödchen, welches die Störche unter dem Geflügel auf dem Hofe auflesen. Die erwähnte Scheuer liest nur wenige Schritte von dem Schienengeleise der Kaiser Franz Josefs-Eisenbahn entfernt. Manchmal bringt der Storch seinen Jungen eine Ringelnatter, die, zu gross um im Kehlsacke geborgen zu werden, den ungeschickten Jungen aus dem Schnabel entgleitet, und zum grossen Entsetzen der Hausfrau über das Dach herabkollert, der eben so verhassten kalten Frösche und Eidechsen nicht gedacht. Auch den Fischteichen stattet er Besuch ab, nimmt aber nur die kleineren, selten halbpfündige Fische. Nützlich wird der Storch durch Wesfangen von Feldmäusen dann von Heuschrecken und anderen Insekten. Leider soll er auch Bienen nicht verschmähen und auf den Wiesen nach ihnen fahnden; Maulwürfe spiesst er in dem Mo- mente, wo sie ihren Hügel aufwerfen. Als ich einst in die Meierei Talin fuhr, strich der Mysenecer Storch ganz niedrig vor mir über die Strasse hinweg und ich unterschied mit freien Augen in seinem Schnabel ein Vogelnest mit Insassen, so unglaublich diess auch klingen mag. | Beinahe alljährlich geschah es, dass einige Tage nach Ankunft der rechtlichen Eigenthümer des Nestes, fremde Störche, 8 bis 12 Paare auf einmal kamen, die bereits etablirten Störche vertreiben und sich des Nestes bemächtigen wollten. Da gab es für die Bewohner des Nestes harte Kämpfe, welche die ganze Einwohner- schaft von Protiwin mit ansah. Diese Schlacht dauerte mitunter 24 Stunden und der Kampf war ein derartig erbitterter, dass selbst Hautstücke mit Federn vom Dache zur Erde fielen. Man könnte diese Kämpfe, welche auch ander- wärts beobachtet worden sind, wie ich gleich berichten werde, für einen Beleg zu der Ansicht halten, dass alljährlich dieselben oder wenigstens Störche derselben Familie an denselben Ort zurückkehren und das ur- sprüngliche Nest oceupiren, welches sie so muthig zu vertheidigen verstehen. Aus Wittingau erhielt ich vom Herrn Canoniecus P. Johann Ma5ek ein Schreiben, worin er mir in freundlicher Weise über den im dor- tigen. Schlossgarten gefangen gehaltenen Storch Nach- stehendes mittheilt: „Es war um. die bewegte Zeit, dass sich ein im Zuge begriffener Storchschwarm in dem nahen Dorfe Preseka sehen liess und daselbst eine Colonie bilden wollte. Da entstand ein heftiger Kampf wegen Besitz- ergreifung einer der Scheuern des Dorfes. Das Gesinde des Bauernhofes, zu dem eben die Scheuer gehörte, dieses bewerkend, stahl sich heimlich hin und es gelang einem Knechte, einen der Kämpfer während der Hitze des Gefechtes bei dessen dünnen Beinen zu packen und festzuhalten. Der liebe Bauer hatte nach abge- haltenem Familienrathe nichts Eiligeres zu thun, als Tags darauf den Gefangenen dem Ziergärtner von Wittingau, Herrn Soucha einzuliefern, der ihn bereit- willigst in Gewahrsam und Verpflegung, zugleich aber auch zur Dienstleistung aufnahm, denn der Storch säubert ihm den Blumengarten von den Fröschen, Reptilien und Insekten, namentlich von dem Haupt- Pflanzenverwüster — der Maulwurfsgrille. In letzterer Beziehung hat ihn sein angeborenes Genie dahin geführt, dass er — nach der Aussage Herrn Soucha’s — dem Gartengehilfen, wenn dieser die welken- den Blumen besprengt, auf dem Fusse folgt und so die wegen der lästigen Nässe hervorkriechenden Grillen und Würmer ganz bequem aufklaubt und verzehrt. So im Sommer! Im Winter lebt er im Warmhause von KRleinfischen, die iiber Anordnung des Herrn Fürsten von den Fischern fleissig für ihn gefangen werden. Eine Episode aus seinem diessjährigen (1878) Winterleben darf nicht unerwähnt bleiben. Man hatte eme junge Turteltaube, weil sie kränklich war, dem Käfige entnommen und im Warmhause freige- lassen, wo sie sich wohl fühlte. Eines Tages jedoch war dieselbe verschwunden und man fand nach langem Suchen bloss ihren Kopf nebst Federn, und der, so diese Un- that begangen, war niemand Anderer als der Storch.“ Dazu muss ich noch nachtragen, . dass ich diesen Storch gesehen habe. Er ist gar nicht scheu, spaziert ernst und gravitätisch im Garten umher, stellt sich den ihn verbellenden kleinen Hunden und sucht selbe durch Klappern mit dem Schnabel einzuschüchtern. Nun wieder zu unseren Protiwiner Störchen. Die Störchin legt 3-5 schmutziggelbliche Eier, welche sie (entgegen der Angabe Naumanns, dass nur das Weibchen brüte) abwechselnd mit dem Gatten be- brütet. Hievon hat sich Herr Direetor Schwehla über- zeugt. Analoge Fälle kennt man aus Thiergärten. Nach a vierwöchentlicher Brutzeit fallen in der Regel 3—4 junge Störche aus. Einmal geschah es, dass. die Protiwiner Schloss-Störche 5 Junge hatten, ein lebendiges Junge warfen sie aber aus dem Neste, wobei das Stör chlein, vom Dache fallend, sich erschlug. Auch kam es vor, dass, wenn unter den ausgeschlüpften Jungen ein Krüppel war, die Alten denselben im Neste nicht duldeten. So fand Sonne Herr Direetor Schwehla einen solehen verkrüppelten und aus dem Neste ge- worfenen jungen Storch, nahm sich seiner an und fütterte ihn daheim. Dieser Storch hatte den Ober- schnabel um Vieles länger als den Unterschnabel, so dass er sich nicht selbst namen konnte, wesshalb ihn die Eltern aus dem Neste warfen, obwohl er unter den Jungen der grösste war. In kurzer Zeit ging der Gefan- gene ein. Die Nahrung wird den jungen Störchen, welche anfänglich auf dem Bauche liegen und erst später auf den Fersen hocken, von Männchen und Won ab- | | | | | ‚ artiger 35 wechselnd zugetragen, in der Zwischenzeit halten Vater oder Mutter bei den Jungen Wache, häufig auf einem Fusse stehend. Später stehen die Jungen. Sie haben schwarze Schnäbel und grünliche Füsse; das prächtige Zinnoberroth der Alten an den Füssen und dem Schnabel bekommen die Jungen erst sehr spät. Die jungen Störche werden sehr lange von den Alten mit Nahrung versehen. Wie ich selbst und neuer- dings einer meiner geehrten Gewährsmänner, Herr Forstingenieur Julius Brabee in Protiwin®) uns persönlich überzeugt haben, besteht die Nahrung der Jungen aus Insekten, Fröschen, Mäusen, on Fischen (zumeist Weissfischen ; Karpfen brut, Schleihen und jungen Hechten), Eidechsen und Schlangen. Anfänglich werden die Jungen geatzt, später würgen die alten Störche den Inhalt des Kehlsackes hervor und lagern ihn am Rande des Nestes ab. Grössere Thiere werden im Schnabel frei getragen. Die unverdaulichen Stoffe werfen die Störche als Gewölle wieder aus. Sobald die jungen Störche befiedert sind, beginnen sie auch schon Flugversuche zu machen, wobei sie mit den Flügeln schlagen und gar possirlich in die Höhe springen. Sie klappern auch Schon fleissig, indem sie. den Kopf zurücklegen und hierauf den Schnabel klappernd im Bogen gegen die Brust senken. Nach und Sach Teshakon sie sich bis zu 1 Meter Höhe und darüber, fallen aber immer wieder auf ihr Nest zurück. Zuweilen kann es immerhin passiren, dass sie bei diesen Versuchen das Nest verfehlen und zu Boden fallen. So werden auch manche junge Störche gefangen. Die Jungen bleiben so lange auf dem Neste und dem Dache, bis die Zeit zum Wegziehen naht, wo dann die Alten die Jungen weniger mit Nahrung ver- sorgen und zum sie nöthigen. Nach gemeinschaftlichem Weideflug von beiläufi 14 Tagen erfolgt der Abzug. Ich habe mir das Kommen tiwiner Störche notirt: he > und Gehen der Pro- Im Jahre 1365 kamen sie an am 8. April, zogen ab 39. August 13660, See DEN N EN 1 867 n ” ” ” 1 0. ” 7 Pr] 2 3 R 1868 r nun ) 10. „ ” „ 19. n 1:00 Sl N a BOSSE a a le Der a OFEN Dr N NR -dhulh IKOSTlSE OR SR RU Ders ie 1872 29. März Im Herbste des Jahres 1370 zerstörte ein orkan- Sturm, der im Böhmerwalde grossartige Ver- heerungen anrichtete, das Storchnest. Zwar wurde es reparirt, seitdem aber von den Störchen nicht mehr regelmässig bezogen. Vor dem Abzuge versammeln sich die Störche auf hohen Gebäuden. In Protiwin pflegten sich die Störche der ganzen Umgegend auf dem Schlossdache zu anıeln und hier auf, stets zur Nacht, wegzu- ziehen, um den Winter in Africa zu verbringen. Einen merkwürdigen Fall von einem sogenannten Storehgericht erzählte mir Herr Director Schirehla. Als derselbe noch Verwalter auf dem Gute Lomnie war, da versammelten sich zur Zeit des Weg- *) Der genannte Herr hatte die überaus grosse Lieben s- würdigkeit die beiden Storchansiedlungen zu Protiwin und MySenece für mich nach der Natur aufzunehmen. 36 zuges an 300—400 Störche auf den Lomnicer städti- Salon Wiesen unterhalb des fürstlich Schwarzenberg- schen Teiches Gross-Tisy. Hier sassen, sprangen, lärmten sie und Niemand konnte sich erklären, was die Störche dort eigentlich treiben. Als sie abgeflogen waren, wurde an Kragen Stelle ein todter, erstochener Storch aufge- funden. Man nahm an, derselbe sei krank gewesen mal desshalb von den übrigen Störchen als zur weiten Reise unfähig — getödtet worden. Zur N ist jedes Storchpaar sehr unduldsam und wird von demselben im Reviere kein fremder Storch geduldet, sondern sogleich vertrieben. Die Nistplätze sind mindestens eine gute halbe Stunde von einander entfernt. Als Herr Director Schwehla noch Amtsschreiber in Wittingau war, hatte er die Obsicht über die Meierei Mühlhof (Obora). In der Nähe dieses Hofes war vor etwa 40 Jahren eine Familie Störche angesiedelt. Seine Durchlaucht der Herr Fürst Schw: ırzenbers, welcher damals gerne auch eine Storchansiedlung in Klein! Doubi, was von Gross-Doubi, wo die Störche nisten, etwa 500 Schritte entfernt ist, gehabt hätte, erteilte den Befehl, dort ein Nest zu errichten. Diess geschah und im darauffolgenden Frühjahre wollte sich eme Familie Störche in dem neuen Neste niederlassen, aber sobald es die Nachbarstörche merkten, kamen sie her- beigeflogen und zwangen die neuen Ankömmlinge zur Flucht. Das neue Nest wurde nie mehr besetzt In Milenowie waren die Störche am Meiereige- bäude angesiedelt, als aber der Sturm ihr Nest herab- warf, verliessen die Störche den Ort und kehrten nicht wieder zurück. Diese Störche waren so zahm, dass sie im Meierhofe auf der Düngerstätte, und im Dorfe unter den Leuten herumspazierten, während sie im freien Felde scheuer waren. In Mysenec nisteten die Störche, wie mir berichtet worden ist, auch im Vorjahre. In Protiwin hat, wie ich bereits erwähnt habe, auch ein Sturın das Nest beschädigt und so die Störche veranlasst, den Nistort mit mehr Misstrauen zu be- trachten und zeitweilig zu meiden. Möglicherweise hat auch die Erhöhung der Schornsteine, die mit beweg- lichen Wetterfahnen versehen worden sind, ihrer Beunruhigung beigetragen. zu Ich glaube nicht sehr zu irren, wenn ich die Be- hauptung aufstelle, dass der Storch weniger aus blinder Anhänglichkeit für Haus und Hof, als vielmehr aus practischen Gründen der eigenen Sicherheit mensch- liche Wohnungen dem Baume in der freien Natur vor- zieht, da er als kluges Thier, sich gar bald in die Eigenheiten und Launen des Menschen zu schicken weiss, wie diess jaauch der Spatz so vortreftlich versteht, der selbst den Unterbau eines besetzten Storchnestes für keinen zu gruseligen Aufenthalt ansieht, wenn auch mitunter eines semer Familienglieder vom listigen Storche als wohlfeiler Braten behandelt wird. Wenn mich Jemand fragen sollte, ob der Storch nützlich oder schädlich sei, so müsste ich ihm, wie- wohl ich den Storch gerne sehe, freimüthig darauf antworten, dass der Storch überwiegend schädlich ist, wenn ich auch dabei Gefahr laufe, von Vielen demen- tirt zu werden, diein ihm bloss den treuen Hausfreund erblicken, und im der lieben Jugend — als Ueberbringer der Wickelkinder vorstellen. RI Europäische Raubvögel. Von Ed. Hodek.*) 1. Der Kuttengeyer (Vultur cinereus). Das Exemplar, welches als Original für ei photographische Abbildung diente, war ein junges, 2jähriges Männchen ; die, die ellune in welcher der v’ ogel ausgestopft ist, charac- ter israndte kurze Erläuterung alas Bildes lautet „hungerig, vor dem letzten Schritte zum Aase.“ Es ist eine Eigenthümlichkeit aller Geyerarten, und bei den grössten ist sie am ausgeprägtesten, dass kein Vogel afasa Gattung sich beim Ankommen jemals direct auf das Aas als den Gegenstand seiner Neigung und auch nicht einmal in dlassan nächster Nähe Mede lässt. Er mag noch so weite Luft-Regionen mit seinem wunderbaren Segelwerk durchfurcht haben, bis er an das leckere Ziel seiner Wünsche gelangt, er mag mit tagelang krachend leer gewesenem Magen dahergezogen Kommen, bis ihın die endliche Er‘ Und Anfüllung in Form eines richtigen, volumreichen Cadavers winkt, stets wird er erstens eme grosse Anzahl scheinbar un- nötluger Rundflüge und Spiralen aus der Wolkenhöhe Köieder zum todten Thiere beschreiben, als wolle er sich vorerst noch durch längeren, lüsternen Ausblick *) In der am 11. Januar d. J. abgehaltenen Monatsversamm- lung des Ormitliologischen Vereines hatte Herr Hodek über Ersuchen des Ausschusses die Güte seine ausgezeichnete Sammlung von Photographien Europäischer Raubvögel vorzuzeisen uud in höchst lebensvoller Weise zu erläutern. Wir bringen den Vortrag, soweit er sich nicht unmittelbar auf die Besichtigung der Photo- graphien bezog. D..R. auf die winkende Mahlzeit eine noch appetitanregendere Motion verschaffen; zweitens, hat er schliesslich den Erdboden erreicht, so werden die mächtigen Schwingen, nachdem er noch den letzten, kleinen Schub nach oben vollbracht und die Fänge schon ziemlich lange vorher vorgestreckt hat, 5—10 Meter vom Aase entfernt, meistens mit dem Rücken diesem zugekehrt, geschlossen. 3eim ersten, dort ankommenden Vogel ist das lange Kreisen in der Höhe, das — oft eine halbe Stunde währende Ausspähen nach allen Seiten, wie das entfernt vom Cadaver Einfallen durch die Vorsicht des Vogels leicht erklärt, aber, es thun diess alle folgenden Vögel ebenso und selbst wenn es schon am Mahlzeits- tische noch so kunterbunt drunter und drüber geht, wenn durch die Anwesenheit noch so vieler vorher Ange- kommener, die ihrerseits doch ebenfalls Alles visitirt hatten, die persönliche Sicherheit der rabiaten Schlemmer ausser Zweifel scheint, überwindet keiner der Vögel sein Natureil weit, dass er es anders thäte, als gerade so. Kommt der Kutten- oder Mönchsgeyer beim Aase an als Erster seiner Art, und sind weissköpfige und egyptische Geyer noch so eifrig schon an der Arbeit, so wird diese, schon während der schwarze Herr lang- sam herniederschwebt, ab und zu unterbrochen und mit scheelem Blick des Ankömmlings Niederfahren ver- folgt. Dann wird rasch noch um den nächsten, fetten, locker haftenden Bissen gelangt, 2, 3, 4 auf einmal so so wollen ihn haben, Flügelschläge derbster Gattung regnet’s auf die breiten Rücken, und die ohnediess schon schmutz- und bluttriefenden Schädel und Hälse werden rasch noch mit gegenseitigem Schnabelhieb und Klauengriften auf’s Neue tätovirt, dass die Federn stieben, und da wird’s die höchste Zeit, beinahe hätten es einige ver- passt, denen der ersehnte Bissen sich nicht trennen will trotz scharfem Schnabelrand, — schon schreitet der schwarze Geyer kraftbewusst und im Vollgefühle seiner Präponderanz dem Wahlplatze zu. Erst langsam, dann hält er inne und sieht sich um; noch streiten zwei Milane auf einem hervorgezerrten Stücke Wanst, die Geyer aber haben alle zögernd und ehrfurchtsvoll Platz gemacht, sie sind theils laufend, hüpfend, theils abfliegend auf 3—5 Meter seitwärts getreten; die Glücklichsten davon ihr Erbeutetes verschlingend, die andern, voll Verlegenheit und Wuth über das unlieb- sam gestörte Mahl, sich Einiges von dem übermässig anhaftenden Schmutze fortwischend. Nur der kleine gelbweisse Egyptische ist erhaben über dergleichen — er wird ja ohnediess gleich wieder schmutzig — und trippelt noch beim Schädel, halb scheu, halb dreist herum; ihn peinigt, man sieht ihm’s an, das Bewusstsein, in der dem Boden zugekehrten Augenhöhle noch ein Stück Augapfel zurücklassen zu sollen. Der grosse Geyer hat mittlerweile einige schnellere Schritte, dann zwei kleine Sprünge gemacht, sich wieder umgesehen, dann, zwei Schritte vom todten Thiere entfernt, breitet er die Flügel, sträubt Schulter-, Rücken- und Bürzelfedern und mit zwei Sätzen steht er oben auf dem höchsten Rippen-Theile. Noch ist er nicht zu spät gekommen, noch winkt ihm die, durch der Abgetretenen Mühe eben blossgelegte, ungeheuere Leber aus des Rumpfes Tiefen. Er schüttelt sich, schliesst die Flügel, wirft einen Blick, emen blitzenden und vernichtenden auf die umgebende, subalterne Schaar, der durchaus nichts mit Dankbarkeit für die gute Vor- arbeit der jetzt schon viel zu lange Schmachtenden gemein hat; er schnalzt im Vorgefühle des da Kommen- den noch mit der Zunge und taucht hinab in den Schlund, wo so Lockendes zu schauen. Zu Drei-Vier- theilen verschwindet der colossale Vogel in der Höhlung und diess ist das Signal für das Achtung heuchelnde Gesindel, die Maske abzuwerfen und von allen Seiten her, dem Cadaver wieder. zuzueilen. des schwarzen Geyers über dem Niveau der Rippen- tonne erscheint, geräth die Vorrückung der aussen Lauernden in’s Stocken, wie er sich wieder biückt, um neue Bürden für den weiten Kropf eimzuheimsen, springt die ganze Kette wieder vor, bis schliesslich der Mönchsgeyer satter, folglich auch sorgloser seine Prärogative wahrt und es ist Jedem, der den meisten Muth entwickelt, gestattet, zuerst submiss an irgend einem Ende des Cadavers wieder anzupacken. Bald wird der und jener dreister, springt ebenfalls hinauf und endlich gar zwängen sich die Beherztesten zwei hinein zu dem, vor dessen hungeriger Hoheit sie noch vor Kurzem so feige Fersengeld gezahlt. Nicht lange, so sieht man den schwarzen Geyer aus des Bauches Höhlung steigen. Vom Hüpfen ist jetzt keine Rede, er schleppt sich mehr, als er geht. Der früher so recken- hafte Vogel hat sich binnen 20 Minuten die unschön- sten Formen im Gestalt eines Riesenkropfes heran- gefressen. Zwei Meter vom Aase, auf und m dem noch fortwährend das regste Leben herrscht, durch ab und zu aufwirbelnde Federnfransen sich manifestirend, pflanzt sich der. Kuttengeyer auf, beginnt — mit ganz So oft der Kopf | ST anderen, blöderen Augen als bei der Ankunft — das ruhmlos verlassene Gefechtsfeld zu überschauen, reinigt das gerade Allernothwendigste an seinem Kleide, d. h. er thut nur als ob er rein sem wollte, in der That aber kann er nicht zu solch halsbrecherischem Thun sich aufraffen; sein, bis zum Schlunde gefüllter Kropf erlaubt ihm’s nicht und wer ihn jetzt sieht, mit halb- hängenden Flügeln, mit schmutzigem Leib, blinzelnden Augen, ab und zu mit müde auf und ab bewegtem Kopfe die Massen im Schlunde den Magen vollends zuwürgend, auf alles Andere eher als auf seine Sicher- heit bedacht, der würde ihn beinahe — — mit einem Stocke erschlagen können, wenn sich’s überhaupt lohnte, denn in ein Dampf bad müsste man ihn vor dem Ausstopfen wenigstens schicken. Und so steigen sie, voll und voll gekröpft, nach einander alle herab und hinaus, stelien sich etwas ab- seits, theilnahmslos gegen Alles, was um sie herum vor- geht, warten den ersten Grad der Verdauung ab und nach einstündigem Sitzen suchen sie das Weite. Um das Aas herum als Mittelpunkt ist rings der Acker tennenhart getreten, mit vielen Federn und häufigen Excrementen bedeckt und, waren 10 grosse Geyer nebst dem obligaten Zugehör der kleineren Bagage da, so blieb vom Rosse kaum etwas für Morgen. 2. Der weissköpfige Geyer. (Gyps fulvus ) „An den Resten eines Hirschlaufes nagend, erblickt er einen zu- streichenden Kuttengeyer; empört, dem Stärkeren wohl oder übel das Feld räumen zu sollen, sträubt ev sein Gefieder und verfolgt mit den Blicken den in Schnecken- linien herabschwebenden Ankömmling.* Wir haben soeben diesen Geyer in Gesellschaft seines etwas stärkeren Vetters bei der Arbeit gesehen; in der Fertigkeit, sein tägliches Brot — oft wird’s zum wöchentlichen aufzufinden, steht emer dem anderen nieht nach und bin ich fest überzeugt, dass es beinahe ausschliesslich das Auge, und nicht der Geruchsinn ist, wie man grösstentheils behauptet, welches ihm hierin den hauptsächlichsten, ja einzigen Dienst leistet. Wären die Geyer, alle wie sie sind, bloss auf das angewiesen, was sie aus grosser Ferne wittern, hälfe ihr ausserordentliches Auge nicht dazu, in tiefer Schlucht das zerschmetterte Rind, im dichten Waldes- dunkel das verendete Thhier zu entdecken, dann würde selbst die sohlenlederne Natur dieser Vögel dem Hunger bald unterliegen, trotzdem sie in diesem Punkte ganz Respectables zu leisten vermögen. Fünfzehn Tage sah ich einen weissköpfigen Geyer .(der nicht mir gehörte) ohne Nahrung leben; er trank bloss öfter. Vor 11 Jahren sass ich auf der Burma, vis-A-vis Karlovie am Sylvestertage in einem Erdloche vor dem Aase; nach Östen zu war der Gesichtskreis durch einen Wald begränzt, nach allen übrigen Seiten weithin offen und frei. Als erster zum Frühstücke, wie ich vermuthete, kam von Südosten und strich Ost-Nord-Östen. zu in einem kleinen Bogen, ausnahmsweise niedrig, ein weiss- köpfiger Geyer. Von seiner Flugbahn weg war in Folge der Tiefe, in der er strieh, das Aas — ein wohlcondi- tionirter, bereits vielfach von Wölfen angerissener Pferde- Cadaver -— durch die Baumgipfel gedeckt, ihm nicht sichtbar; trotz des herrschenden leichten Westwindes, der dem Vogel die Witterung wie gewünscht hätte zutragen können, nahm und verfolgte derselbe seinen Curs weiter und weiter fort, . bis ich ihn über den 38 Hügeln des Härkäny aus dem Auge verlor. Satt war dieser Geyer heute bestimmt noch nicht, denn es war 8 Uhr Morgens und es existirte weiter kein anderer Grund für ihn, das Aas zu meiden, denn eine Viertel- stunde später kam in grosser Höhe ein zweiter eben- falls aus Südost daher, und liess sich — schnurgerade auf meinen Platz zusteuernd — nach einer gut halb- stündigen Niederfahrt, in Schneckenlinien direct auf den Erdhügel meines Versteckes nieder. Ein abermaliger Beweis, dass seine Nase nichts von mir wusste, der ich kaum !/, Meter unter seinen Füssen sass. Dass eh sein Geruchsorgan bloss für Aas-Witterung so äusserst scharf, für jene der Menschen aber absolut stumpf, ist denn doch nicht anzunehmen. Bis zu welcher Schärfe aber die Sehkraft des Geyers ausgebildet ist, wie schlau und vorsichtig zu sein ihm dieser sein Cardinal - Sinn ermöglicht, dafür hätte ich mehr Belege mitzutheilen, als die mir heute zugemessene Zeit gestattet. Dass er den Goldadler z. B. hierin übertrifft, will ich zu behaupten mich nicht erdreisten, dass er ihm aber im Weitsehen wie in der Aufmerksamkeit auf Beobachtenswerthes in Nichts nachsteht, dessen bin ich überzeugt. Man muss nur nicht unsern Vogel nach seiner schläfrigen, sorglosen Manier beurtheilen, mit der er sich im Oriente bewest, wo ihm selten oder niemals Uebles widerfährt, sondern den durch raffinirte Vorsicht auf das höchste entwickelten Selbsterhaltungstrieb dort bewundern lernen, wo der Vogel auf je 100 Schritte einem — bejagdsteuerten Schiessprügel begegnet. Ich bedauere lebhaft, dass ich der Versuchung widerstehen muss, anknüpfend hieran, darzulegen, was ein solcher Vogel, schwer getroffen vom Blei, zu er- tragen vermag, ehe er verendet; es würde diess jedoch zu weit führen. 3. Der egyptische Aasgeyer, (Neophron per- enopterus). „Noch hungrig, blickt er nach seinen stärkeren Rivalen beim Aase, semen Moment erwartend.“ In der stereotypen Geyerstellung, „hockend“, habe ich ihn hingestellt. Wie mein letzter vorjähriger Reisebericht mittheilt, ist er nicht ausschliesslich NOnewogel, sondern oe im Kasan Niederungarns mit den zwei grossen Geyern; er ist da jedenfalls "auch scheuer als zu Hause, wo er in Dorf und Stadt unter Mensch und Vieh herumläuft, legt jedoch auch bei uns dummdreistes Benehmen in- Kolerne an den Tag, als er z. B. Wägen an sich vor- beifahren lässt ohne abzustreichen ; einem mit verdächtig langgeformten Werkzeuge bew: affneten Menschen gegen- über, überlegt er sicht indess das Sitzenbleiben trotz einem Adler. Oestlicher, schon bei Turn Mogurellu jedoch sah ich 16 egyptische Geyer 25 Schritte von der Haupt- strasse entfernt, welche mit Getreidefuhrwerk und Fuss- gängern bedeckt war, emsig an ihrer Arbeit der Desinfeetion; sie liessen mich bis auf 12—15 Schritte nahe kommen, ehe sie sich erhoben und setzten sich, als ich weiter ging, allsogleich wieder an die frühere Stelle, um und in den sorgfältig skelettirten Cadaver eines lebensmüde gewordenen Esels. Dass dieser kleine Geyer unserem eivilisatorischen Fortschritte, gegenüber dem „laisser aller“ im seiner eigentlichen Heimat, ganz richtige Würdigung an- gedeihen zu lassen versteht, beweist er schlagend dadurch, dass sein Horst unter denen der zwei Erstgenannten am unzugänglichsten Platze angebracht ist und es ge- länge im Kasan trotz: aller, Mühe nicht, einen derselben zu erreichen. 4. Der Steinadler (Aquila fulva). „Die Arbeit ist geschehen, nun schlürft er Behagen. Das Prototyp kraftvoller Hoheit, schweift sein Auge von erhöhtem Stande nach dem Horizonte.“ Als ich vor vier Jahren meme Raubvögel zu photographiren begann, wusste ich wohl bereits, dass ich diesen Vogel eigentlich auch Aquila chrys aötos, den Goldadler nennen sollte. Mehrseitige, sicb mir mittler- weile gebotene Erfahrungen am lebenden Vogel zur Brutzeit, so wie sorgfältiee Vergleiche am Balge ın vielen mir in meiner Praxis zugekommenen Exem- plaren, und an den durch die entgegenkommende Güte unseres Präsidenten, des Herın k. k. Custos von Pelzeln mir zur Disposition gestellten ausgestopften Vögeln, haben mich in den Stand gesetzt, meinem damalige en Mangel an Selbstvertrauen in einer so heiklen, wichtigen Frage, die an VUeberzeugung eränzende Meinung zu substituiren, dass wirklich die beiden, von den meisten Autoren bisher getrennten Adler eine und dieselbe Art sind. Es wird mir gegönnt sein, meine diessbezüglichen Untersuchungs- Resultate an dieser Stelle mit jenem wohlerwogenen Freimuthe darzulegen, den die Sache erheischt und hoffe ich, dass meine Ausführungen, deren Tragweite ich mir hiermit vorläufig anzudeuten erlaubte, dann einer Entgegnung von Seite etwa anders Ueberzeugter ge- würdigt werden. Jedermann wird mir zustimmen, dass es höchst wünschenswerth sei, wenn die Frage über Aquila Chry- saötos und fulva durch ähnlich schlagende Argumente einer Lösung zugeführt würde, wie es kürzlich dem Herrn Dr. Louis Bureau, Chef der anatomischen Abtheilung an der mediemischen Hochschule zu Nantes bezüglich Aquila pennata und minuta thatsächlich ge- lungen ist. (Schluss folst.) SERIE Aus meiner Yopelstale. Von Eduard Rüdiger. Gimpelweisheit. Der Bluttink — Pyrrhula vulgaris — hat durch seine bekannte Gelehrigkeit, die ihn zum ausschliess- lichen Ernährer mancher armen Gebirgsfamilie befähigte, schon lange bewiesen, dass er in der That kein „Gimpel® ist, welchen Beinamen man ihm vor Zeiten gab, als er noch weniger beobachtet und seine Eigenschaften ' festgestellt waren. Seine Farbenpracht stellt In neben, ja über viele Fremdlinge, vor denen er Dauerhaftigkeit, 'Zähmbarkeit und den freilich nicht aller Oean gleich werth gehaltenen, wenig wechselvollen, tiefernsten Gesang, dene ich aber in einem vollstimmigen Vogel- eoncert nicht missen möchte, voraus hat. Die Blutfinken- liebhaberei ist jetzt längst eine allgemeine, und wenn auch nicht Jedermann sich — immerhin aus berechtigten Gründen — für den wohldressirten Gesellen begei- stert, gab und gibt es stets Solche, die durch schweres Geld für mühsam angelernte Leistungen, geduldige Lehrer schadlos halten. Den dauernd in „Mode“ bleibenden Dompfaff in seiner Erscheinung zu specificiren, ist unnöthig, jeder Leser dieser Blätter kennt ihn, besitzt ihn. Auch meine Stube beherbergt seit Jahren einige Paare. Ich bin nämlich fest üherzeugt, dass ein in der Gefangenschaft freigestelltes eheliches Verhältniss, mag solches Ergeb- nisse liefern oder nicht, wesentlich zum naturgemässen Wohlbefinden der Geschlechter beiträgt, abgesehen davon, dass ja jedes Familienleben der Vögel unter allen Umständen hoch interessant ist, und in der Regel die Weibehen durch mehr oder minder abweichendes Gefieder ihrerseits immerhin auch Abwechslung in das Gesammtbild bringen. Wer keine speciellen Zuchtzwecke verfolgt, hält Vögel selten paarweise und doch empfehle ich solches nach meiner Erfahrung als Förderung der Gesangsleistung, der gegenüber ein etwas erhöhter Futterbedarf wenig in Betracht kommt, Sämmtliche gefiederte Zimmergenossen werden mir bald im erwünschtesten Grade zahm. Ich rede mit Allen laut. Was sie mir antworten, verstehe ich leider freilich ohne Vogelsprachenlexicon nicht, ich ahne es nur nnd sehe die Wirkung. Wer es noch nicht versuchte, lasse es darauf ankommen und finde die eigene Bestätigung, dass nichts den gefangenen Vogel schneller und nachhaltiger beruhigt, als die freundliche Stimme seines Pflegers, ihrem Eindruck entzieht sich namentlich kein Mitglied der zartfühligen Sängergruppen — von Raubgefieder kann ja ohnehin | im Zimmer nicht wohl die Rede sein. | Habe mindestens immer in eimem Flugraume | 20—25 Vogelpaare der verschiedensten Gattungen, dem oberflächlichen Blieke ein wirres, wenn auch lebens- volles Durcheinander. Zur Gewinnung eines contro- lirenden Ueberblicks gebrauche ich wieder nur die Stimme, trete Mittags gelegentlich der Fütterung vor den Käfig, so dass mich alle Insassen sehen, und lasse einen anschwellenden, ja nicht kurz hervor- gestossenen, weil dann scheuchenden, Zischlaut ver- nehmen. Sofort hört alles Leben auf. Wo die Vögel sitzen, wo sie in Ausübung gewohnter Kletterkünste begriffen hängen, kein Fuss, kein Flügel regt sich, Stille überall. Und Erwartung, nicht etwa Angst und Erschrecken drücken die vielen auf mich gerichteten Aeuglein aus. Schnell ist die Schaar gezählt, kaum aber verhallt der im Bann haltende Ton, ist's wieder das gewohnte Durcheinander. Meinen Appellton kennt jeder Vogel, den ich nur kurze Zeit pflege. Sei’s also schnelle Gewöhnung, sei’s Nachahmung, immerhin ist’s eine individuelle Verstandesbethätigung. Hohe Grade von Zahmsein müssen bei einem verständigen und innigen Verkehre zwischen Pfleger und Pflegling sich schnell erreichen lassen. So ist auch | 2 DJ >) 9 | der Gimpel, dem ich mein Lob spende, der zahmsten und zutraulichsten Vögel einer, die ich besitze. Seit Jahren ist die nur mit der Gattin getheilte Wohnung ein entsprechend geräumiger Käfig, mit einladenden Nistgelegenheiten. Unser Verkehr ist darum schon lange ein um so engerer, der Vogel setzt sich gern auf den in den Käfig gehaltenen Finger, aber nie durfte ich Miene machen, durch etwaige Umhandung unsere Freund- schaft auf die Probe zu stellen. Jeder Vogelwirth weiss, dass man einen gesunden Vogel möglichst gar nicht in die Hand nehmen soll, unter allen Umständen wird er erschreckt und die Auf- regung kann auch eingewöhnten Thierchen plötzlichen Tod bringen. Trotzdem werden Fälle eintreten, in denen ein Ein- und Angreifen nicht zu umgehen. So war es bei mir. Allezeit sind meine Vogelwohnungen thunlichst sauber, mein Gimpel suchte aber zu gewissen Zeiten aus Laune gern den Schmutz und bekam so kothige Füsse. So lange das Wetter nicht zu kalt und ich re- gelmässig baden lassen konnte — mein Vogelzimmer wird nie geheizt — hatte das wenig zu sagen. Gimpel stieg ins Wasser und kam sauber heraus. Aber bei entzogener Badegelegenheit hatten die Füsse bald ver- härtete Kothballen. Ich musste die entfernen und den Vogel ausfangen, was, so oft es nöthig, stets bei Gelegenheit des Käfigsäuberns geschah. Je- desmal zeigte er sich in der Hand nur sehr ungeberdig, im letzten Falle aber war er so erschreckt, dass ich ihn gar nicht wieder erkannte und zu verlieren fürchten musste. Losgelassen lag er unter krampfhaften Zuckungen minutenlang auf dem Käfigboden. Seitdem nun zeigt der Blutfink eine ungewöhnliche Unterscheidungsgabe und Denkfähiskeit. Mag ich mir gelegentlich der Fütterung am Käfig zu thun machen, wie ich will, mag ich die Thür öffnen, Alles berührt meinen gefiederten Freund nicht, sobald ich mit den bekannten Reinigungswerkzeugen aber in Sicht komme, orientirt ein Blick und — hurtig verschwindet der Vogel, von dem ich wiederhole, dass ich ihn jahrelang pflege und zähmte, in dem am wenigsten erreichbaren Nistkasten, den er zu anderen Zeiten, auch zum Schlafen niemals aufsucht, in den ich von keinem Standpunkte aus einen Einblick habe, der ihm aber einen freien Ueberblick über mein Thun und Treiben bietet. Mag ich nun locken, mag ich nun klopfen so viel ich will, der Gimpel übersieht das Feld und unterscheidet sehr genau, ob die Behausung sauber oder nicht, lässt sich nicht irreführen. Dass er nun aber bei diesem Vorfalle irgend verschüchtert wäre, ist gewiss nieht wahr, denn sobald thatsächlich die Reinigung vollendet, kommt er ruhig, als wäre nichts geschehen, ungerufen zum Vorschein und holt sich aus der Hand das selbstverständliche Tagesquantum seiner Leibspeise, verlockende Ebereschenbeeren, die er unter schelmischen Augenblinzeln dicht vor mir in ausgesprochenem Gefühle vollster Sicherheit verzehrt. Ist ein solches rechtzeitig nicht in der That Weisheit ? fortgesetztes Gebahren Be — ABS Vereinsangelegenheiten, Monatsversammlung vom 8. Februar 1878. Nach Eröffnung der Sitzung hält der Präsident Herr von Pelzeln die folgende Ansprache: „Unser hochverehrtes Mitglied Herr Graf Mar- schall hat den Plan gefasst zu einem Werke, welches die \ Zwecke unseres Vereines sehr nahe berührt und die- 40 selben auf mannigfache Weise zu fördern, sicher ge- eignet sein wird. Es ist diess eine Ornis Vindobonensis, thologie Wiens und seiner Umgebung. Aufanderen Gebieten der Naturgeschichte, und insbesondere auf jenem der Botanik durch Neilreichs treffliche Flora Wien’s, ist die entsprechende Aufgabe selöst worden. Gewiss wäre es in hohem Grade wünschenswerth, auch für jenen Theil der belebten Natur, dessen Er- forschung das Ziel unserer Bestrebungen bildet, Aehn- liches zu unternehmen. Die Realisirung dieses Planes würde sowohl die Wissenschaft, als mannigfache practische Richtungen fördern. In ersterer Hinsicht drängt sich die Thatsache auf, dass die Umgebung Wiens ein eigenartiges Interesse bietet, ein’ Zusammentreffen von Verhältnissen, welche schen in ähnlicher Weise vorhanden angetroffen werden. Wien liest am Ausgangspuncte der "Alpenkette, an einem der "mächtigsten Ströme Europas, dessen Ufer und Inseln eine reiche. Thierwelt bergen, nördlich davon dehnt sich die weite fruchtbare Ebene des Marchfeldes aus, südöstlich finden wir eine nur durch das Leitha -Ge- birge unterbrochene Fläche bis hinab zum Neusiedler- See milden angrenzenden Sümpfen, weiter westlich das dürre Steinfeld. Im Süden Wiens gelangen wir durch das anmmuthige Mittelgebirge, das schon bei Mödling und Baden Kalkformation mit Nadelwäldern bietet, allmälig in das Hochgebirge, zum Schneeberge und der Raxalpe und dem Lilbemialdeen Gebiete. Westlich von der Hauptstadt finden wir dann die wenig hohen, meist mit Laubholz bestandenen Berge des Wiener Waldes, welche nach und nach dem südlichen Hoch- gebirge sich anschliessen. "Wie selbst aus dieser flüchtigen Skizze hervor- geht, zeigt das in Rede stehende Gel biet eine staunens- werthe Mannigfaltiekeit der Verhältnisse, so dass frucht- bare und sterile Ebene, Stromufer und Aulandschaften, Seefläche und Gestade, Sümpte, Hügel, Mittelgebirge und Hochgebirge (Alpen) darin begriffen sind. Wird ferner die geographische Lage in Betracht gezogen, welche das Vorkommen von nordischen Gästen, von Einwohnern aus dem Südosten, selbst aus dem Steppengebiet und einzelner südlicher Formen ermög- licht, so lässt sich ein Schluss auf den Reichthum und Mannigfaltigkeit der Vogelwelt innerhalb dieses Terri- torıums ziehen, der dlrmaeih die Thatsachen auch wirklich gerechtfertigt id Hinsichtlich der practischen Nützlichkeit würde es wohl dem Landwirthe und Forstmanne willkommen sein, über die ihn umgebende Vogelwelt, die für seine Bestrebungen und Berufsarbeiten von so vielfachem, theils heilsamem und erwünschten, theils feindlichem Ein- flusse ist, Aufschlüsse zu erhalten. ° Er würde sich Raths erholen können, welche Arten ihm Nutzen, welche ihm Schaden bringen und Anleitung finden, in welcher Weise er die ersten hegen und schützen, abe letzteren unschädlich machen konnte, Aber auch für den Naturfreund, den Touristen, würde so Manches geboten sein, das durch die Kennt- niss der umgebenden Thierwelt den Naturgenuss erhöht und Lust und Liebe zur Beobachtung des gefiederten Volkes anregt. Von diesen Erwägungen geleitet und im Besitze vieljähriger umfassender Vorarbeiten hat der Herr Graf sich mit unserem geehrten Herrn Secretär Dr. eine Orni- von Enderes und mir ins Einvernehmen gesetzt und es wurde der Entschluss gefasst, gemeinsam eime Orni- thologie Wiens und semer Umgebungen zu bearbeiten, welche sowohl den Anforderungen der Wissenschaft zu genügen, als auch den verschiedenen praetischen Richturf- gen durch eingehende Behandlung der Lebensweise, des Nutzens und Schadens u. s. w., zu entsprechen be- stimmt wäre, Was den Umfang des einzubeziehenden Gebietes betrifft, so wurde beschlossen als Grenzen nördlich das Marchfeld bis Wagram, Ernstbrunn, Angern und Theben, östlich einen kleinen Theil Ungarns, bis zur Mitte des Neu- siedlersees, dann bis zur österreichischen Grenze unweit Neustadt, die Linie von dort nach Gloggnitz, den Schnee- berg und die Raxalpe, von da nach Hohenberg, St. Pölten bis zur Donau anzunehmen. Die Bearbeitung würde in der Weise erfolgen, dass von jeder Art der systematische und deutsche Name, womöglich auch Localbezeichnungen, gegeben würden. Statt ausführlicher Synonymien und vielfacher Citate würden nur Hinweisungen auf Naumann’s Vögel Deutschlands und Fritsch’s Vögel Europas beigefügt, um den Leser im den Stand zu setzen, sich darüber zu unterrichten. Auch sollen bei den Species Nachweisungen von Fundorten der ersteren sich finden, um ihr Vorkommen innerhalb der angenommenen Grenzen zu documentiren ; wo es thunlich ist, wird auch angegeben, wo die er- wähnten Exemplare sich befinden. Besondere Rücksicht sollen genaue Nachrichten über Lebensweise, Brut- geschäft, Häufigkeit, Wanderung, Nutzen oder Schaden finden. Als Beigabe würde sich eine Karte von Nieder- Oesterreich empfehlen, auf welcher die hier angenom- menen Grenzen und nach einem Vorschlag unseres Herrn Secretärs auch die Bodenbeschaffenheit der ein- zelnen Theile ersichtlich zu machen wären. In dieser Weise würden die Verfasser hoffen, den verschiedenen Zwecken, welche eine derartige Local- fauna erfüllen soll, entsprechen zu können, und sie wenden sich an die geehrte Versammlung, sowie an alle Mitglieder unseres Vereines mit der Bitte, ihnen über bemerkenswerthe und seltenere ornithologische Vor- kommnisse Mittheilungen zu machen, um das projec- tirte Werk so vollständig als möglich gestalten zu können.“ Herr von Pelzeln legt eine Abhandlung des Ver- einsmitgliedes Herrn von Tschusi-Schmi dhoffen über den ersten in Oesterreich-Ungarn beobachteten Lanius major (eine dem Lanius exeubitor oder grossen Grau- würger sehr nahe verwandte Art) und die neue Wür- gerart Lanius Homeyeri vor, und zeigt ein Exemplar des Lanius major, welches zu diesem Ende einzusen- den Herr von Tschusi die Güte gehabt hat. Zur Vergleichung hatte Herr von Pelzeln auch ein Exem- plar des Lanius excubitor mitgebracht. Die Abhandlung des alon von Tschusi, sowie die Vorträge, welche Herr Josef Kolazy über den Zeisig und Herr Ignaz u über ein Storch- nest und seine Bewohner unter allgemeinem Beifalle Inlean, haben wir schon oben den Lesern unseres Blattes mitgetheilt. Die Generalversammlung des Ornithologischen Vereines musste nochmals, und zwar auf den 14. Aprild.J. vertagt werden, da der Ausschuss in den letztverflossenen Wochen dergestalt von den Vorarbeiten zur Ausstellung in Anspruch genommen wurde, dass es vollständig un- möglich war, zu gleicher Zeit auch die nothwendigen Vorbereitungen zur Generalversammlung zu treffen. Es ist diess um so erklärlicher, als diese Ausstel- | lung die erste ist, welche unser Verein veranstaltet, und als es sich darum handelt, nicht bloss eine reiche Ex- position von Sing- und Schmuckvögeln zu Stande zu bringen, sondern auch die ormithologische Wissenschaft und Literatur, Lehrmittel, Präparate, die Kunst, Kunst- industrie und die Gewerbsthätigkeit m ihren einschlägigen Erzeugnissen würdig vertreten zu sehen. Dass aus solchem Bestreben für den Ausschuss eine ganz ausserordentliche Menge von Correspondenzen, Verhandlungen und Arbeiten aller Art erwuchs, ist wohl selbstverständlich ; sind aber einmal die Programme, Anmeldebogen, Einladungsschreiben u. s. w., u. s. w. versendet, was etwa bis zur Hälfte l. Monates dauern dürfte, so wird voraussichtlich, bevor die Ausstellung selbst unmittelbar vorzubereiten sein wird, eine Zeit relativer Ruhe eintreten, in welcher die Generalver- sammlung vorbereitet und abgehalten werden kann. Geschenk. Abermals verdankt der Verein seinem eifrigen Mitgliede, Herren Wenzl Spatny eimen erfreu- lichen Beitrag für die Sammlung. Es ist diess ein aus- | gestopftes Exemplar vom Stemkauz (Athene noctua Bp.) im Jugendgewande, also noch nicht verfärbten Getieder. 41 Neu beigetretenes Mitglied: Herr Dr. Wilhelm v. Sedlitzky, -k. k. Hofapotheker und Vicepräses des Vereines für Vogelkunde und Vogelschutz in Salzburg. Diejenigen P. T. Vereinsmitglieder, welche ihre Jahresbeiträge noch nicht eingesandt haben, werden dringend gebeten, dieselben recht bald dem Vereins- kassier Herrn Fritz Zeller, in Wien, II., Untere Donau- strasse 15, franco übermitteln zu wollen. Die Jahreskarten werden den verehrlichen Vereins- mitgliedern geraume Zeit vor der Ausstellung zugesendet werden. Die nächste Monatsversammlung findet Freitag, den 8. d. M., wie gewöhnlich um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kais. Academie der Wissenschaften statt. TAGESORDNUNG. Mittheilungen des Vereinspräsidenten von Pelzeln; „Der Girlitz“ Vortrag des Herm Ign. Dusek; „Der Thurmfalk“ Vortrag des Herrn Jos.K olazy; „Goldadler“ (A. chrysaötos) Steinadler (A. fulva), Vortrag des Herrn Ed. Hodek; 5. Mittheilungen des Vereinssecretärs Dr. v. Enderes über die bevorstehende Erste Ausstellung des Vereines. Be — RE — Von fremden Vereinen. Der Erste Oesterreichische Geflügelzuchtverein in Wien veranstaltet in der Zeit vom 19. bis 25. Mai 1578 in Wien, im k. k. Prater, Ausstellungsstrasse im Vereinshause Nr. 25 seine vierte internationale Geflügel- Ausstellung. Dem Programme entnehmen wir: Zur Ausstellung werden zugelassen : a) Hühner; b) Tauben; c) Gänse, Enten, Trut- und Perlhühner, sowie Ziergeflügel; d) Sing- und Ziervögel; e) Erzeugnisse, die zur Fortpflanzung und Zucht von Geflügel überhaupt dienen, wie Brut- apparate, Käfige, Nistkästchen, Futterproben und dergleichen; Wissenschaftliche Leistungen in diesem Fache, wie Schriften ornithologischen Inhaltes, Präpa- rate, ausgestopfte Vögel und dergleichen. ” Die auszustellenden Thiere und anderen Gegen- stände sind in der Zeit vom 1. März bis längstens 30. April 1878 schriftlich in der Kanzlei des Ersten österreichischen Geflügelzucht-Vereines in Wien (Prater Nr. 25) franco anzumelden. Bei den verkäuflichen Gegenständen ist der Ver- kaufspreis in Oesterreichischer Währung beizusetzen. Das für die Ausstellung bestimmte Geflügel, so wie die anderen Gegenstände werden vom 15. Mai 1878 angefangen angenommen, müssen aber jedenfalls späte- ı stens am 18. Mai 1878 Mittags in Wien (mnter der ‚ Adresse des Vereines, Prater \r. 25) im Vereinshause franco angelangt sein. Aussteller von Sing- und Ziervögeln haben für Käfige, Futter und Wartung selbst zu sorgen. Die für vorzügliche Ausstellungsgegenstände zu ehe) verabfolgenden Prämien bestehen in silbernen Staats- und Vereins-Medaillen, Geldpreisen in Silber und Aner- , kennungsdiplomen. —— RICH — Allerlei. Die Zahntaube, (Didunculus strigirostris). In der von Friedrich Hellwald redigirten, bekanntlich ausgezeichneten Wochenschrift „das Ausland“, wurde jüngst eine Reihe höchst interessanter Reisebilder „Aus der Südsee“ von R. Parkinson veröffentlicht. In einem derselben, welches einen Ausflug nach dem auf der Insel Upolu, Samoa-Gruppe, gelegenen, von den Eingeborenen „Tufua“ genannten Vulcane, einem ganz isolirt von dem übrigen Gebirge, aus der Ebene zu einer Höhe von mehreren tausend Fuss steil aufstei- genden Berge, schildert, bespricht der Verfasser insbe- : sondere die merkwürdige Zahntaube in etwas einge- henderer Weise. Dieser höchst sonderbare Vogel, dessen Stellung im Systeme wohl noch nicht genügend fixirt >» 4 ist, der aber jedenfalls manches mit der vielbesprochenen Dronte, und vielleicht ebensoviel mit den Frucht- tauben gemein hat, besitzt ungefähr die Grösse unserer Hohltaube (Columba oenas), eine vorherrschend schwarz- grüne und überhaupt dunkle Färbung, eine rothe Schna- belwurzel, eben solche Zügelstreifen und Füsse, vor Allem anderen aber, als ganz besondere Eigenthümlichkeit, einen von der Wurzel an aufwärts, später stark abwärts, ja hakenartig hinab gebogenen Oberschnabel mit entspre- chend gekrümmten, vorne auf jeder Seite dreifach ge- zähnten Unterschnabel. Nachdem Parkinson eine Rast im Walde geschildert, fährt er fort: „Der Gesang der Vögel, namentlich daslaute Locken der Tauben, erinnert uns daran, dasses unsere Absicht war, der Ormis Samoa’s nachzustellen. In erster Linie sind wir begierig, die Bekannt- schaft des als im Aussterben begriffen geschilderten Diduneulus strigirostris zu machen. Die Samoaner nennen den Vogel „Manu-Mea,“ und jeder kennt ihn vom Ansehen, ein Zeichen, dass er eben nicht so sehr selten sein kann. Es dauert auch nicht gar lange, ehe die Samoaner uns auf den lauten Lockton des Didun- culus-Männehens aufmerksam machen, und vorsichtig schleichen wir uns heran, um den Vogel womöglich ein wenig zu beobachten, ehe wir ihn durch eine Schrotladung zu Boden bringen. Auf einem Aste ge- wahren wir den Vogel; er hat den Hals eingezogen und der verhältnismässig kleine Kopf ragt eben aus dem Gefieder hervor, sobald er aber den Lockton hören lässt, wird der Hals hervorgestreckt, der Kopf | zurückgeworfen und gleichzeitig mit den Flügeln ge- schlagen. Der Ton ist nicht unähnlich dem unserer deutschen Holztaube, nur etwas tiefer und voller, mit- unter, namentlich zum Schluss lang ausgezogen. Doch lange Zeit zum Beobachten lässt uns der Vogel nicht, er scheint unruhig zu werden, ein Schuss bringt ihn zu unseren Füssen, und wir haben nun Gelegenheit sein Gefieder genauer zu betrachten.Dasselbe ist, sowie es Hartlaub in seiner Ornithologie Polynesiens be- schreibt, jedoch der Kopf ziemlich anders gefärbt, als auf der Zeichnung in demselben Werke; namentlich der Grund des Schnabels und die nackten Stellen am Kopfe sind nicht gelblich, sondern lebhaft siegellack- roth, ebenfalls die Läufe des Vogels von derselben Farbe. Das Gefiederam Kopfe hat ebenfalls nicht die helleren Flecke, wie die Zeichnung darstellt, sondern ist einfärbig. Was die Samoaner von der Lebensweise des Manu- Mea erzählen, ist nicht ganz zuverlässig, da man häufig ganz widersprechende Gerüchte hört. Soviel scheint ge- wiss, dass der Vogel sich oft auf dem Boden aufhält und ich selbst habe mit einem Samoaner einen lau- fenden Manu-Mea im Walde mehr als zehn Minuten über Stock und Stein verfolgt, ohne in Schussweite kommen zu können, oder richtiger, ohne eine günstige Gelegenheit zum Schusse zu bekommen. Der bewusste Vogel kam vom Gipfel eines Baumes herabgeflogen, unstreitig ohne uns zu sehen; erst als er eben 6 Fuss über dem Grunde war, ge- wahrte er uns, und flog nun nicht auf einen Baum, sondern liess sich vollends herab und smchte durch Laufen das Weite zu gewinnen, was ihm auch gelang. Die Flügel blieben beim Laufen eingezogen, Kopf und Hals war weit vorgestreckt. Einige Samoaner behaupten, der Vogel baue sein Nest auf der Erde; Andere sagen wiederum aus, er baue dasselbe auf Bäumen. Ich selbst bin bisher nicht so glücklich gewesen, das Nest des Manu-Mea zu finden, höre aber von Leuten, die öfter bereits die Eier fanden, dass sie stets das Nest etwa 5-8 Fuss über dem Boden fanden, manchmal in ‘einer Zerklüftung des Banianen-Stammes, häufig aber zwischen den buschigen Blättern des auf Baumstämmen wachsenden Farrenkrautes, deren lange, lanzettliche dreieckige Wedel schräg aufwärts wachsen, und in deren Mitte eine Art von natürlichem Nest sich bildet. Hier und da findet man in einer Samoahütte einen im Käfig gehaltenen Manu-Mea, manchmal deren mehrere, Ich sah in einem solchen Käfige zwei alte Vögel und ein Junges, kaum 6 Monate alt: dasselbe war aus einem Ei ausgebrütet, das während der Gefangenschaft gelegt worden, und schien gut zu gedeihen. Der Eigen- thümer fütterte seine Lieblinge mit kleinen Stückchen Brodfrucht, Tarro Yams, u. s. w. und die Vögel schienen sich bei dieser Kost gut zu stehen, denn ihr Gefieder war glatt und sie sahen rund und wohlgenährt aus. Gegen Fremde, die dem Käfige nahe kamen, zeigten sich die Vögel sehr unfreundlich, sie flogen ungestüm gegen das Gitterwerk und öffneten den Schnabel, als wollten sie sich zur Wehre setzen; die alten Vögel waren bereits etwa zwei Jahre in der Gefangenschaft. Die Brütezeit des Manu-Mea scheint nicht an bestimmte Monate gebunden zu sein; junge Vögel, die nicht fliegen können, sind im Juni und October hier an- sässigen Europäern zum Kaufe angeboten worden, nachdem sie soeben aus dem Neste kamen. In diesen Tagen, Mitte April, habe ich einen Manu-Mea gesehen, der von einem Baume herunter geschossen worden und der ein vollständig ausgebildetes Ei bei sich führte; ein Zeichen, dass die Vögel bereits im April ihre. Eier legen. Dass der Vogel hier im Aussterben begriffen ist, scheint mir nicht wahrscheinlich; Samoaner versichern, er sei im Zunehmen begriffen; diess glaube ich jedoch nicht, diese Ansicht wird dadurch entstanden sein, dass die Samoaner in Folge des hohen Preises, der ihnen von den Weissen für den Vogel geboten wird, dem- selben mehr nachspüren, als früher der Fall war, mit den Eigenthümlichkeiten des Manu-Mea besser vertraut | werden und ihn in Folge dessen besser zu finden wissen. Ich kenne eimen hiesigen Eingebornen, der auf ' Verlangen täglich mehrere Manu-Mea bringen wollte, und habe denselben mit 5 derartigen Vögeln eines T co Tages aus dem Walde zurückkommen gesehen ; man kann sich also in Europa in Bezug auf die Zukunft des Vogels einigermassen beruhigen. Doch der Manu-Mea hat mich ganz vom richtigen Wege abgeführt; ich glaube, es wird Zeit sein, wieder auf den Streifzug durch den Wald zurückzukommen. Nachdem wir den Diduneulus erlest haben, sehen wir uns nach den anderen Tauben Samoas um, und wir brauchen nicht lange zu suchen, denn der Lockton tönt von allen Seiten zu uns herab. Die beiden häufigsten Taubenarten der Samoa- Gruppe sind die Carpophago pacifica, Sml.,- von den Samoanen „Lupe“ genannt, und die Ptilinopus fasciata Peale, hier Manu-tangi genannt. Die Erstere ist sehr wohlschmeckend und von der Grösse unserer deutschen Holztaube; die zweite ‚ist, gut gebraten, auch nicht zu verachten; aber nur von der Grösse einer Turteltaube. Eine weitere Tauben- art ist die schön. gefärbte Ptilinopus Peronsei Peale, „Manu-ma“ genannt,. die nicht minder häufig ist, als die eben genannten, nur schwierig zu erlangen, da sie in den höchsten Gipfeln, namentlich in den Riesen des Waldes, den Banianenbäumen, sich aufhält. Es würde hier zu weit führen, wenn wir eine Beschreibung | .. .. . | der erlegten Vögel geben würden, denn ihre Anzahl ist ziemlich bedeutend, und fast jeder Schuss bereichert uns um eine neue Bekanntschaft.“ Gefangene Seidenschwänze. Seit zwei Jahren unterhalte ich zwei Seidenschwänze (Bombyeilla garrula, L.) im Käfige, welche ich an einem Weihnachtsabend vom Herrn Postmeister Jires zu Wodnan — einem eifrigen Ornithologen - als Geschenk erhielt. Wenn ich nicht irre, sind beide Seidenschwanz- Exemplare Männchen, beide ganz gleich gefärbt, mit gleich grosser Federholle. Ich wies den Vögeln, die merkwürdig ver- träglich sind, einen sehr geräumigen Käfig an, stellte die Sprunghölzer in entsprechender Entfernung von einander und habe die Freude, dass das besagte Vogel- paar ganz gefiederrein geblieben ist, ‚keine Feder ist abgestossen, die gelben Bänder und rothen Hornspitzen sind so unversehrt, wie bei einem in Freiheit lebenden Vogel. Die grösste Untugend des Seidenschwanzes ist seine enorme Gefrässigkeit und in Folge dessen seine Unreinlichkeit, welche seinen Pfleger nöthigt, den Käfig täglich gründlich zu reinigen und mit Flusssand zu ver- sehen. Der Seidenschwanz imponirt durch seine Schön- heit und setzt durch sein Phlegma im Erstaunen, Ge- sangskünste darf man von ihm nicht erwarten. Nichts versetzt ihn in Aufregung ausser — Hunger. Bei seinem gesegneten Appetit stellt sich das Nahrungsbedürfniss allerdings rasch ein, und er beginnt dann mit klirrenden Zirplauten jeden Vorübergelienden um Futter anzubetteln. Es ist ein komischer Anblick, den beide Vögel gewäh- ren, wenn ich daran gehe ilınen den leer gewordenen Futtertrog von Neuem zu füllen. Dicht an einander gedrängt, strecken sie die Hälse in die Höhe, heben und senken die Federholle, lüften die Flügel und be- obachten jede Bewegung meiner Hand. Kaum habe ich aber den mit Futter gefüllten Napf in den Käfig gestellt, so stürzen sie wie Raubvögel von der obersten Sitz- stange gleichzeitig direet zum Trog herab und schlingen beide gleichmässig ganz unglaubliche Portionen Weich- futter hinab; ihr Rachen fasst einen Uafelöftel voll Futter als einen Bissen, der anstandslos den Schlund passirt. Wegen ihres Heisshungers und des friedlichen Zusammenfressens erhielt das erwähnte Seidenschwanz- paar von meiner Frau den Namen: „Unsere beiden Mastschweinchen.“ Ich reiche meinen Vögeln ein Gemenge von ge- riebenen Möhren, Semmeln, gehacktem, gesottenem Rindfleisch, Ameisenpuppen und gequetschtem Hanf. Ihre Lieblingsspeise sind frische oder auch getrocknete Vogelbeeren (Früchte der Eberesche). Dieselben werden sammt den anhaftenden Stengelfragmenten verschlungen. Baden sah ich meine Seidenschwänze nicht, höch- stens bespritzten sie sich den Kopf. Als nordische Vögel muss man sie in einem kühleren Raume halten. Bei mir 49 befinden sie sich in einem ungeheizten Vorzimmer. Noch muss ich erwähnen, dass sich die Seidenschwänze in Gefangenschaft sehr fett mästen und dann unbehilflich werden. Meinen Vögeln musste ich beispielsweise eine Art schiefe Ebene errichten, damit sie vollgefressen vom Troge leichter zu den höheren Sprunghölzern gelangen. Ig. Dusek. Temporärer Albinismus bei einem Rothkehlchen. Im vorigen Frühjahre 1877 kaufte ich ein Rothkehl- chen (Lusciola rubecula L.), ein Männchen, dessen Fär- bung eine interessante Varietät in Weiss darstellte, Schwingen und Schwanz waren nämlich beinahe ganz weiss. Ich legte dem Vogel grossen Werth bei, war stolz auf seinen Besitz — da kam die Mauserzeit und machte allen meinen Illusionen ein Ende. Man denke sich meinen Aerger: Ich habe wieder ein gewöhnliches Rothkehlehen vor mir. Künstlich gefärbt waren die Federn nicht. Ig. Dusek. Schwalben und Bienen. Ich betreibe seit länger als 20 Jahren Bienenzucht, und sah es nie gerne, wenn die Schwalben sich häufig um meinen Bienenstand herumtrieben, da dieselben allgemein als Bienenteinde bekanntsind. Im Sommer 1877 bekam ich eine Schwalbe, welcher durch ein Schrot einige Federn im Flügel beschädigt waren. Meine Tochter versuchte es, dieselbe mit Fliegen zu füttern, was ihr auch leicht gelang, und schon nach einigen Tagen war die Schwalbe so zahm, dass sie die Fliegen selbst aus der Hand nahm. Das liebe Thierchen machte uns viel Vergnügen, es sang häufig, und befand sich ganz wohl. Gegen den Herbst hin, wurden die Fliegen immer weniger, und da um diese Zeit eine Menge todter Drohnen vor dem Bienenstande lagen, so versuchte ich, dieselben als Futter für die Schwalbe zu benützen. Die Schwalbe nahm sie ohne Anstand, aber auf einmal flog sie an das entgegengesetzte Ende des Käfigs, schrie Zschiwitt und zeigte grosse Aufregung und Angst. Bald überzeugte ich mich, dass der Grund dieses auffallenden Benehmens eine unter den Drohnen be- findliche todte Arbeitsbiene war. — Ich machte mehrere Versuche mit Arbeitsbienen, aber es war nicht möglich, die Schwalbe zu bewegen eine Arbeitsbiene zu verzehren, obwohl ich der letzteren den Stachel ge- nommen, immer zeigte der Vogel dieselbe Angst. Das Benehmen dieser Schwalbe bleibt mir um so mehr ein Räthsel, als mir Herr Forstwart Grössinger mittheilt, mehrere Schwalben geschossen zu haben, deren Magen mit Arbeitsbienen gefüllt war. Kommenden Sommer werde ich, wenn möglich einen zweiten Versuch machen, dabei aber die Schwalbe frei im Zimmer fliegen lassen. Josef Lechner. — OH Literarisches. Prof. Pietro Pavesi. Sulla prima e recentissima comparsa in Lombardia del Beccafico di Provenza, letta nell’ ad eranza del 27. Diecembre 1877, del R. Istituto Lombardo die Scienze Lettere. Bericht über ein am 24. December 1577 an der Mündung des Tieino in den Po erlegtes Männchen. der Sylvia provincialis (Gmel.) Es wird bei dieser Gelegenheit eine mit genauen Nach- weisungen versehene Liste von in der Lombardie hie und da vereinzelt vorkommenden Vogelarten gegeben. Am Schlusse wird mitgetheilt, dass in den ersten Tagen des Februar 1878 ein Männchen der Emberiza mela- nocephala Scop im Mailändischen erlegt worden ist. 44 W. H. Dall. Nomencelature in Zoology and Botany. A Report to the American Association for the Advance- ment of Science at the Nashville Meeting August 31. 1877. Salem Dee., 1877. 8. Um verschiedene noch streitige Puncte der Nomenelatur zu erledigen, mög- lichste Conformität und insbesondere Uebereinstimmung des Verfahrens in Zoologie und Botanik zu erzielen, hat der Verfasser auf Anregung der American Associa- tion an die publieirenden Naturforscher Americas ein Cireular gerichtet und denselben eine Reihe von Fragen zur Beantwortung vorgelegt. Er hat die Normen für die verschiedenen Fälle zusammengestellt. Dieser Be- richt wurde dem ständigen Comitd übergeben, das die Drucklegung veranlasste und weiteres Vorgehen bis zur nächsten Versammlung der American Association aufschob. Dieser Bericht wird den Zoologen und Bo- tanikern, die ja sämmtlich an den darin behandelten wichtigen Fragen betheiligt sind, vielfache Anregung bieten. Bulletin de la Societe Zoologique de France, pour Vannde 1877 5. Partie Seances de Septembre et Octobre. Paris 1877. 8. Omithologische Abhandlungen dieser Lieferung sind: Barboza du Bocage: Notes sur les races geopraphiques ou Especes des Bucorax (S. 373) worin die drei Spezies von Grund-Hornvögeln (B. abyssinieus, B. guineensis and B. caffre) characte- risirt werden, ferner Dr. Louis Bureau: De la mue du bee et des ornements polychromes du Macareux arctique, Fratereula arctica (Lin.) Steph. apres la saison des amours (8. 377 t. 4. 5.) In dieser Abhandlung: werden auf Grundlage vortrefflicher Beobachtungen die überraschenden Veränderungen geschildert, welche der | Schnabel und die Augenplatten des arctischen Papagei- tauchers nach der Brutzeit erleiden. Auch analoge Er- scheinungen, bei Fr. glacialis, F. cornieulata und Lunda eivvhata werden besprochen und durch Abbildungen erläutert. In den Sitzungsberichten der Gesellschaft gibt Dr. L. Bureau einen Auszug des obigen Auf- satzes und M. Vian erklärt, nach den angeführten That- sachen die Trennung der Fratercula Graba nicht auf- recht zu erhalten; M. Vian sprach ferner über die Nützlichkeit der Thurmfalken und über die Fortpflan- zung der Sperlinge. D. G. Elliot. Description of an apparently new Species of Hombill from Cochin China, of the Genus Anthracoceros Annals and Mag. of Nat. His. for Janu- ary 1878. Beschreibung des neuen Nashornvogels An- thraeoceros Fratereulus und Uebersicht der Arten dieser Gattung. Ran D. G. Elliot. Description of a new Species of Water bird from Cochin China belonging to the Genus Porphyrio, ebenda. Dieses neue Purpurhuhn erhielt die Benennung Porphyrio Edwardsi. Bitte. An alle Vogelkenner richte ich die ebenso freund- liche als dringende Bitte, mir Mittheilung machen zu wollen über das Vorkommen der Steindrossel oder des Steinröthels (Petrocinela saxatilis, L.) und der Blau- drossel, Blaumerle oder einsamen Drossel (Petrocincal cyana, L.) in Oesterreich-Ungarn. Se OOOOOOOO000000000000009L Ebenso bitte ich — insbesondere auch die Herren Jäger und Jagdfreunde Oesterreich-Ungarns — um solche Mittheilungen über den Auerhahn (Tetrao urogallus, L.), den Birk-, Schild- oder Spielhalın (Tetrao tetrix, L.) und das Haselhuhn Tetraostes bonasia, L.), namentlich über deren grössere oder geringere Häufiskeit und deren Zu- oder Abnahme im Laufe der letzten 10 bis 15 Jahre. Endlich wären mir ähnliche Daten bezüglich des Rackel- oder Mittelhahnes (Tetrao medius, M.) höch- lich willkommen. Dr. von Enderes, Wien, VIIT., erentpRese 46. Inserate. 99320092209090909090900900 ODOOOOOOODOOOO can (®} 00 Alle Gattungen 6) voozeltultot in sehr reiner, staub- und geruchfreier Qualität, Mischungen in vorzüglicher Zusammensetzung offerirt zu billigsten Preisen die Bannen: mM ea el. mes P. Hüttig, Wien, I, Weihburggasse 17, nächst der Rauhensteingasse und dem Franziskanerplatz. ( OO OOO0090O002.00000I00090009000000 / i : ’Brehms Thierleben. / Zweite Auflage / 5 VOOOOOOO0O09TO0O000000000000N000! ( (®) / mit gänzlich umgearbeitetem und erweitertem Text und grösstentheils neuen Abbildungen nach der Natur, umfasst in vier Abtheilumgen eine aligemeine Kunde der Thierweit / aufs prachtvollste illustrirt und erscheint in 100 wöchentlichen. Lieferungen zum Preis von 1 Mark. / Verlag des Bibliographischen Instituts in Leipzig. EI Erschienen und durch jede Buchhandlung zu beziehen sind die Bände I, IL, III und IX. | Der heutigen Nummer liegt ein Prospect bei über: j N) an L) & ‚Handbuch für Vogelliebhaber, ı N von R) ER Dr. Karl Russ } \ sowie über andere omithologische Werke dieses Verfassers. . R Vorräthig sind ‚dieselben in der ai H k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick 4 I; in Wien, Graben 27. 4 oo oo» & » oo > oo io co» Ve zus m m a a a a a m Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. 2. Jahrg. . z Nr. 4. — u Bläfter für Wogelk u dr, Woael-Shus und =-Pfleae. Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. : Die „‚Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl, sammt Franco- ' April. H Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :: :; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern :: !: 220 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C. v. Enderes, 1818, Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Der Thurmfalke. Von Josef Kolazy. — Ueber das Gefangenleben der Nachtschwalbe (Caprimulgus europaeus L.). Von Viet. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. — Europäische Raubvögel. Von Ed. Hodek (Schluss), — Der Girlitz (Cannabina serinus L.). Von Ign. Dusek. — Vereins- augelegenheiten. — Literarisches. Der Thurmfalke. Von Josef Kolazy. Der Thurmfalke (Falco tinnunculus oder Tinnuneu- lus alaudarius) ist einer der wenigen Raubvögel, die sich sehr häufig in der Näbe der menschlichen Wohnun- gen ansiedeln; denn nicht nur alte hohe Bäume, Felsen- löcher, Ruinen und Kirchthürme, sondern auch Häuser in stark bevölkerten Strassen, wählt er zu seinem Aufenthaltsorte und natürlich auch zu seinem Brutge- schäfte. Ich erinnere hier nur an einige Objekte ; so war kaum der Weltausstellungsplatz etwas geräumt, als sich, schon im nächsten Jahre, an der Aussenseite der verschiedenen Gebäude diese Raubvögel ansiedelten. Der Stefansthurm ist ihnen von jeher ein sehr beliebtes Object, in neuerer Zeit auch die Votivkirche; ein Eck- haus der Türkenstrasse und Wasagasse war ihnen im Jahre 1877 ebenfalls sehr willkommen, auf dem Dach- boden trieben sie dort ihr Wesen. Ihr Aufenthalt in der Nähe des Menschen macht sie so keck wie unsere Spatzen, so beobachtete ich im vorigen Jahre, in der Sechsschimmelgasse öfter einen Thurmfalken, der dort ganz ungenirt die Spatzenjagd betrieb und ein Dieb fing den andern vom Gesimse des zweiten Stockwerkes weg. Im Winter soll er nach Süden wandern, allem einige schemen denn doch den Winter bei uns zuzu- bringen, denn ich selbst habe heuer Anfangs Januar einen solchen Vogel beobachtet. Vor vielen Jahren erhielt ich einen Thurmfalken weiblichen Geschlechtes sammt seinem Käfige zum Ge- schenke. Ich war zwar über dieses Geschenk picht sehr erfreut, denn erstens mangelte es mir, da der Käfig ziemlich gross war, an Raum in meiner Wohnung , ich brachte ihn daher in eier entlegenen, mit alten Gerümpel angefüllten, aber lichten und freund- lichen Stube unter, und zweitens, da ich noch nie einen derartigen Vogel in Pflege gehabt hatte, so hatte ich auch fo) 46 keinen Begriff von seinen Ansprüchen, von seinen Tugen- den und Untugenden, kurz er war mir mehriizur Last als zum Vergnügen. Trotz alldem beschloss ich, ihn zu behalten, ihn ob. richtig oder nicht zu füttern, kurz ihm ein möglichst wenig trauriges Dasein zu verschaffen. Wie lange er “schon. in. der Gefangenschaft war, konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen, allein nach seinem Benehmen zu urtheilen, vielleicht schon einige Jahre, denn er war nicht im Geringsten schen. Täglich erhielt er frisches Fleisch oder Herz ; ver- gass ich ein oder das anderemal auf ihn, so litt der arme Bursche natürlich einen ganzen Tag Hunger. Wie schrie und lärmte er dann am "nächsten Tage, wenn er mich sah, dann war es gefährlich, ihm das Fleisch mit der Hand zu reichen, denn für gewöhnlich nahm er es artig und zart mit dem Schnabel, nach einem solchen Fasttage aber, hielt er emen Fuss zum Schlage bereit; ein Hieb mit seinen scharfen Krallen und das Fleisch war in seiner Gewalt. Ein gewisses triumphirendes Ge- schrei war gleichsam die Bestätigung über den richtigen Erhalt seiner Ration. Sehr bald kannte er mich als seinen Pfleger. Ich gab ihm auch Sand und Wasser, habe aber nie gesehen, dass er eines von beiden zu sich genommen hätte, auch sah ich ihn nie baden, sah ihn aber auch nie beschmutzt. Er war wirklich ein prächtiger Vogel, denn da er nicht im mindesten scheu war, verletzte er sich auch nicht eine einzige Feder seines tadellosen Gefieders. Mir war sehr leid, dass ich ihm nicht auch einen besonderen Genuss verschaffen konnte, da er mir doch meine zeitweilige Nachlässigkeit durch sem zahmes Wesen vergalt. Da geschah es, dass em Paar weisse Mäuse mich mit einem halben Dutzend Jungen beglückten. Anfäng- lich hatte ich über diesen Zuwachs eine grosse Freude, allein als die Nachkommenschaft herangew achsen war, zeichnete sie sich durch einen grossen Mangel an Wohlgeruch aus. Ihr Harn verpestete meine Wohnung. Oft beobachtete ich, wie sehnsüchtig der Falke die Sperlinge, Tauben oder Schwalben, kurz jeden Vogel beobachtete, er verschlang emen jeden — mit den Augen. Ich beschloss eines Tages meinem armen Vogel das viele Unrecht, das ich ihm zugefügt hatte, vielleicht gut zu machen; nieht Fasttas, sondern Festtag sollte heute sein, nieht todtes, sondern lebendes F leisch sollte heute seine Tafel schmücken. Ich nahm also ein erwachsenes Mäuslein und zeigte ihm selbes. Er betrachtete die Maus wohl einige Male, machte aber nicht die geringste Miene zuzugreifen. Die Scene änderte sich aber augenblicklich, als ich die Maus in den Käfig liess. Er sass gerade auf dem obersten Puncte seiner Behausung und oh mit Staunen herab auf den sonderbar gefärbten fremden Eindringline. Kein Auge wandte er mehr von der Maus ab, gleich- sam als wollte er semem Gedächtnisse zu Hilfe kommen durch die Erimnerungen aus seiner früheren Jugend, wo ihm vielleicht seme Eltern so manches Mäuschen zum Verspeisen gereicht hatten. Die Maus untersuchte den Sand u. dgl. und that wie zu Hause. Der Falke sprang endlich von seinem Sitze herab und wollte als Haus- herr sich seine neue Miethpartei besichtigen. Sein Ge- dächtniss schien ihn also nicht verlassen zu haben, er erkannte das Mäuschen als einen guten stets willkom- menen Bissen, nur mit der Farbe kennte er sich nicht zurechtfinden. Die Maus aber, nichts Gutes ahnend, flüchtete schleunigst hinter das Futtergefäss, der Falke hüpfte ebenfalls dahin, die Maus wollte schnell an das andere Ende des Käfigs unter das Wassergefäss flüchten, allein bevor sie noch dasselbe erreichte, hatte sie der Vogel schon in seinen Krallen; das Alles aber war das Werk von einigen Sekunden. Ein leises, jedenfalls Freude andeutendes Geschrei liess er nun hören. Mit dem rechten Fusse hielt er die Maus und beobachtete abwechselnd mich und seine Beute; dieses Schauspiel dauerte mehrere Minuten, endlich war die Maus todt, er hatte sie mit seinen Krallen er- würgt. Nun untersuchte er dieselbe; die Füsse, die Ohren und der Schweif wurden sorgfältig durch den Schnabel gezogen, auch der Balg einer Untersuchung unterworfen. Plötzlich riss er ihr den Kopf ab und verschlang ihn und sofort Alles bis auf den Schwanz. Die Mahlzeit war vorüber, sie hat auch nicht lange gedauert, höchstens drei oder vier Minuten. Jetzt putzte er sich den Schnabel und die Füsse und sein Blick schien mir zu sagen: Das hat geschmeckt. Sowie diese Maus, ebenso erhielt er nach und nach, ungefähr alle acht Tage ein Stück, nur bei den nächsten “Mäusen, brauchte er nicht so lange Zeit zur Ueberlegung, er kannte nun seinen Braten, denn kaum war der Nager im Käfige, so war es auch schon um ihn geschehen. Alle schienen ihm wohl behagt zu haben; nur Füsse, Schweif oder ein Stück der Haut liess er gewöhnlich liegen. So hatte ich ihn beimahe zwei Jahre in meiner Obsorge, Freude machte er mir zwar keine, denn er war so langweilig als nur möglich, nur ein vorüber- Hiegender Vogel rüttelte ihn meistens aus seiner Ruhe auf, dann war er ganz Falke, dann schossen seine Augen Blitze und er brauchte längere Zeit, bis er wieder seine gewöhnliche Ruhe annahm. Aber so wie er einerseits höchst langweilig war, so konnte ich wieder andererseits mit ihm machen, was ich wollte, es schreckte ihn nichts, er ärgerte sich über nichts, er liess sich berühren, streicheln und nie fiel es ihm ein, seme Füsse oder seinen Schnabel zur Abwehr der ihm vielleicht manchesmal unliebsamen Schmeiche- leien meinerseits zu gefrauchen. Meine Sehnsucht, längere Zeit aus meinem eigenen Käfige — Wien — zu entfliehen, veranlasste mich, auch meinem mir lieb gewordenen Freunde die Freiheit schen- ken zu wollen. Ich öffnete ihm, an einem schönen Junitage, Nach- mittags, da gerade die Sonne auf sein Fenster schien, semen Käfig, im festen Glauben, er werde sogleich das Weite suchen und sich glücklich schätzen, die Freiheit erlangt zu haben. Allein ich irrte mich gewaltig. Theil- namslos sah er mich an, die offene Thüre aber beach- tete er gar nicht. Mit vieler Mühe brachte ich ihn soweit, dass r den Käfig verliess, auf die Fensterbrüstung hüpfte nd endlich wegflog, aber o Jammer, er hatte ‚den Ge- brauch seiner "Flugwerkzeuge veemm. Ein paar Mal Hatterte er im Hof herum tiel endlich zur Erde nieder. Ruhig und ohne Widerstand liess er sich er- greifen und in seinen Käfig setzen. Was sollte ich nun beginnen ? ich beschloss ihn nächster Tage auf den Leopoldsberg zu tragen und ihn dort frei zu lassen, denn wenn er auch nicht:so gut, wie seine wilden Cameraden seine Flugwerkzeuge wird gebrauchen können, so wird es ihm dort wenigstens an Nahrung, nämlich Mäusen, nicht fehlen. Ohne Sträuben liess er sich an einem schönen Sommermorgen in einen Sack stecken und nun wanderte ich mit ihm durch Stadt und Vorstädte wohl zwei Stunden lang, bis ich in jener Höhe anlangte, in welcher ich ihm die Freiheit schenken wollte. Ich öffnete den Sack in der Erwartung, der Falke werde schon aus Aerger, über den langweiligen Trans- port, allsogleich die Flucht ergreifen; allein nichts von alledem. Nicht einmal den Sack wollte er verlassen. Das Grün der Wiese, die warmen Sonnenstrahlen, der unbegrenzte Himmel, den er, in seiner Gefangenschaft nur höchst beschränkt zwischen den Häusern über- blieken konnte, schienen ihm Furcht einzuflössen. Mit Gewalt musste ich ihn dem Sacke entnehmen; er sass nun auf der Wiese, betrachtete bald mich, bald den vor seinen Augen ausgebreiteten unendlichen Welt- raum; endlich nach vielem Drängen hüpfte er vielleicht drei oder vier Klafter weit. Jetzt überkam mich im festen Glauben, dass er von seinen Flügeln derjenigen Gebrauch nicht werde machen können, den er zur Herbeischaffung seiner Nahrung nöthig haben würde, ein eigenes banges Ge- fühl, um das gute arme Thier. Es reute mich sehr ihn hilflos in die Welt hinausgestossen zu haben; ich wollte also an jene Stelle gehen, wo er sass und rief ihm zu, in der Hoffnung, er werde sich auch ein zweites Mal wieder fangen lassen. Allein als ich ihm auf einige Schritte nahe gekommen war, erhob er sich, obwohl etwas schwerfällig, und aus war es mit seiner Freundschaft, denn er flog so weit, dass ihn 47 mein Auge kaum noch erreichen konnte und setzte sich in einem Weinberge auf einen Stock. Da ich ihm dahin nicht mehr folgen konnte, so verliess auch ich ihn und jeder von uns wandelte seine Wege. Was mag wohl aus ihm geworden sein ? Es ist eine eigenthümliche Erscheinung , dass manche Thiere, wenn sie längere Zeit im Käfige ge- halten werden, sehr schwer zu bewegen sind, denselben wieder einmal zu verlassen. Diese Erscheinung begesnet uns bei vielen unserer Stubenvögel, sie müssen manches- mal mit Gewalt aus ihrem Käfige entfernt werden und sind herzlich froh, wenn sie ihr Wohnhaus wieder be- ziehen können, so z. B. besass ich einen Canarienvogel, der sehr gerne und oft halbe Tage lang sich im Zimmer herumtrieb, so lange man ihm nämlich sein Bauer versteckt hatte, sobald er aber desselben ansichtig wurde, hatte er nichts Eiligeres zu thun, als in das- selbe hineinzufliegen, obwohl er auch ausser seinem Hause an Speise und Trank keinen Mangel hatte. Aber nicht nur Vögel, sondern auch Säugethiere gewöhnen sich ebenso gut an ihren Käfig. So hatte ich vor Jahren einige Feldmäuse lange Zeit in der Gefangenschaft gehalten, sie waren so zahm, dass sie beliebig aus ihrem Käfige heraus und im Zim- mer herumspazirten und ebenso liessen sie sich wieder in ihren Käfig jagen. Da ich auch sie nicht mehr länger besitzen wollte, glaubte ich, sie blos einfach auf der Türkenschanze laufen lassen zu können; allein auch sie wollten ihr Haus nicht verlassen und selbst schon ausser demselben, flohen sie schnell wieder in den Käfig zurück, bis ich sie endlich mit Gewalt daraus entfernte. — OO — Ueber das Gefangenleben der Nachtschwalbe, (Caprimulgus europaeus, L.) Von Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. Von Jugend an gewöhnt, die verschiedenartigsten Vögel um mich zu haben, richtete ich in späteren Jahren mein Hauptaugenmerk vorzüglich auf solche Arten, deren Erhaltung gewöhnlich als höchst schwierig oder unmöglich angesehen wird, weil man sie entweder un- richtig füttert, oder ihnen einen ungenügenden Raum anweıst, Die Hauptbedingung für das Wohlbefinden und die durch dasselbe erzielte lange Lebensdauer eines jeden Vogels ist eine richtige Verpflegung. Gegen die- selbe wird in den meisten Fällen gesündigt, indem bald die Fütterung, bald der Käfig, zuweilen beide unpassend sind. Die meisten unserer Stubenvögel machen zwar höchst geringe Ansprüche, d. h. sie finden sich bei halbwegs passender Behandlung in die Gefangenschaft und ertragen durch Jahre ihr trauriges Los. Ein solcher Vogel im engen Gebauer wird keinen Vogelfreund er- freuen, denn dieser wird auch bestrebt sein, seinen gefiederten Lieblingen den Aufenthalt bei sich möglichst angenehm zu gestalten. Manche Vogelarten verlangen, wenn sie die Ge- fangenschaft auf längere Zeit ertragen sollen, einen weit grösseren Raum, als ihnen ein gewöhnlicher Käfig zu bieten vermag. Es sind diess meist solche, die man nur selten in der Gefangenschaft zu Gesicht bekommt, weil sie eben nur den beobachtenden Vogelfreund zu fesseln vermögen. Zu diesen Seltenheiten in der Vogelstube gehört auch unstreitis die Nachtschwalbe oder der Ziegenmelker (Caprimulgus europaeus, L.) Oft, wenn ich in der Abenddämmerung am Rande eines Waldes stand, um auf das Austreten des Wildes zu warten, ward meine Aufmerksamkeit auf einen Vogel gelenkt, der mit schwalbenartigem, geräuschlosen Fluge aufund ab strich,bald über einerStelle rüttelnd,bald wieder pfeilschnell hinter einem Käfer oder Nachtschmetterling nachjagend. Hatte er so den Waldschlag einige Zeit hindureh abgesucht, so liess er sich gewöhnlich auf dem alten am Rande hinführenden Waldwege nieder, oder setzte sich auf emen Baumstrunk, deren viele aus dem hohen Haidekraute herausragten. Nach kurzer Rast begann er wieder seine Jagd und kam mir dabei nicht selten bis auf einige Schritte nahe. Es war vor vielen Jahren, zu Ende des Sommers, als ich mit diesem Vogel, der Nachtschwalbe, das erste Mal zusammen- traf, und ich habe hernach noch oft jenen Waldschlag besucht, um das Treiben jenes nächtigen Gesellen zu belauschen. Mein lebhafter Wunsch war es damals, in den Besitz eines solchen Vogels zu kommen, um ihn auch in der Gefangenschaft beobachten zu können. Lange blieb dieser Wunsch unerfüllt, bis ich endlich durch einen glücklichen Zufall im November 1867 in den Besitz eines solchen gelangte, den ich die Freude 48 hatte, bis 4. Juli 1868 zu erhalten.*) Zehn Jahre später, im October 1877, bekam ich wieder einen Ziegenmelker. Derselbe wurde im September von einer "Katze im Aignerthale bei Salzburg gefangeu, ihr abgenommen und da er unverletzt war, in eine Hühnersteige gesteckt, wo ihn am nächsten Tage ein Salzburger Vogelfreund erblickte und auch erwarb. Nachdem ihn dieser durch 14 Tage gepflegt hatte, ging der Vogel in meinen Besitz über. Wie den ersten, gab ich auch diesen nicht im einen Käfig, sondern wies ihm mein Zimmer | zum Aufenthalte an und überliess es ihm, sich darin | ein geeignetes Plätzchen auszusuchen. Der Vogel war gar nicht scheu, und wenn er auch eine Berührung mit’der Hand nicht liebte, so wich er ihr doch nicht | sehr aus und begnügte sich höchstens einige Schritte | weiter zu trippeln. Die ersten Tage hielt er sich grösstentheils am | Boden auf, wohin chain einige dicke, noch mit Rinde bedeckte "Aeste gelegt hatte, auf denen er Anfangs stets der Länge nach "plattgedrückt lag; später, als er u dem Ofen Bekanntschaft gemacht hatte, erwählte " diesen zu seinem Sitze anna verliess ihn, nachdem ich ihm die erwähnten Holzstücke hinauf gegeben hatte, den ganzen Tag nicht. Nachher sass er jedoch fast nie ein der Länge, sondern meist der Quere nach auf demselben, und ich vermuthe, dass er diess nur aus dem Grunde that, um den Körper mehr der Ofenwärme auszusetzen. Den Tag über verhielt sich mein Vogel in der Regel ruhig; höchstens trippelte er ein wenig auf dem Ofen umher, schüttelte sein Gefieder und sass dann wieder lange Zeit ruhig auf einem Fleck. Die Augen hatte er dabei bis auf eine schmale Spalte geschlossen, durch die er alle Vorgänge im Zimmer beobachtete. Kam ihm mein Rothkelchen, welches ich öfters ausliess, in die Nähe, so erhob er sich, öffnete den weiten Rachen und stiess ein heiseres Pfauchen aus, das er bei jeder Bewegung des Vogels wiederholte. Dasselbe that er Auch, wenn sich ihm ein Fremder nähern und ihn er- greifen wollte, oder wenn mein Hühnerhund ihm zu nahe kam und ihn beroch ; er trippelte dann gewöhnlich mit gehobenen Schwingen ziemlich rasch vorwärts und flog: m seinen Ofensitz zurück. In grosser Aufregung liess er ein hühnerartiges „Kack, Kack“ vernehmen, das er fünf- und mehrmal wiederholte. Cab. Journ. f. Omith. „Gefang. Vögel“ #) Ausführliches darüber findet sich in: XVII. 1869, pag. 220—224 und A. S. Brehm I. 2. pag. 661—662. Mit dem Beginn der Dämmerung begann auch für die Nachtschwalbe die Zeit der Regsamkeit. Stets, ehe sie ihre Flugübungen unternahm, unterwarf sie ihr Ge- fieder einer sorgfältigen Reinigung, und ich sah ihr gerne zu, mit welcher Aufmerksamkeit sie diess that, Ein Flügel nach dem anderen wurde einer eingehenden Prüfung "unterworfen, da und dort eine Feder "geglättet und durch den Schnabel gezogen, dann kamen die Schwanzfedern an die Reihe und zuletzt meist das kleine Gefieder. Jede dieser Proceduren wurde durch ein Schütteln des ganzen Gefieders beendet. Während dieses Geschäftes blieb der Vogel nicht an einem Orte, sondern trippelte öfter hin und her und nach Beendigung desselben begann er seine Flugübungen, die erst bei vollständiger Finsterniss ihren Abschluss fanden. Mit geräuschlosem Fluge, ohne irgend wo anzustossen, durchmass er zwei bis drei Mal das Zimmer, meist auf den Ofen zurückkehrend, zuweilen aber auch auf dem Boden sich niederlassend, was er hauptsächlich dann that, wenn dieser vom Monde beleuchtet war. In finsterer Nacht flog er niemals und verhielt sich in seinem Käfige, in welchem er die Nacht zubringen ‚musste, vollständig ruhig. Kam ich mit einem Lichte in’s Zimmer und liess ihn heraus, so trippelte er mit vorgestrecktem Kopte, den Körper nach Entenart hin und her wiegend am Boden umher, bis er ein geeignetes Plätzchen fand, wo er sich drückte, Die Wärme liebte er ausser ordentlich. Selbst bei der grössten Hitze verliess er den Ofen nicht und nahm man ihn von diesem weg, so kehrte er immer wieder dahin zurück. Als Futter erhielt er dreimal täglich rohes Herz, oder zartes Fleisch, welches in kleine Stücke geschnitten und m Ameisenpuppen gewickelt wurde. Er gedieh dabei vortrefflich und blieb bis an sein Ende gesund. Leider gelang es mir auch bei diesem Vogel nicht, ihn zum Alleinfressen zu bringen, wesshalb er "stets gestopft werden musste, was jedoch nicht schwierig war, da er es willig geschehen liess. Trinken sah ich ihn niemals. Wie bereits erwähnt, kam der Vogel über Nacht immer in einen Käfig, der unfern des Fensters am Boden stand. Als ich eines Morgens — es waram 12. Januar d. J. und wir hatten — 23° im Freien — in mein Zimmer trat, um die Nachtschwalbe auszulassen, fand ich sie zu meinem Leidwesen todt am Boden liegen. Für die einzige Todesursache muss ich annehmen, dass sich das Zimmer die Nacht hindurch so weit abgekühlt hatte, dass der arme Vogel nur in Folge der niederen Temperatur senmen Tod fand. —KIET Europäische Raubvögel. Von Ed. Hodek. (Schluss. 5. Der Kaiseradler. (Aquila imperialis.) Das alte Männchen hat sich eben erst auf einem Aste neben dem Horste niedergelassen und blickt nach rückwärts, = das nachkommende Weibchen erwartend. Beim alten Weibehen schwebte mir beim Präpa- riren die Supposition vor: „Bis hierher und nicht weiter !* herrscht sein schriller Ton einer zu seinem erhöhten Sitze beim Horste hinankletternden Wild- katze zu. Das junge Männchen wurde von mir zum Zwecke seiner Einreihung in meine Sammlung als weisses Dunenjunge s aus einem Horste in Bosnien geholt, er- zogen und im Alter von 6 Monaten —- trotz seiner Jugend jeder Zoll ein Adler, — seiner Bestimmung zugeführt. Dieser ausschliesslich östliche Adler kann in keinem seiner Kleider von Jemandem, der ihn auch nur eimmal in Händen hatte, mit seinem Vorgänger, dem Goldadler verwechselt werden. Im Alter fallen seine bis an die Zehen reichenden tief schwarz- braunen Federstrümpfe nebst seiner geringeren Grösse überhaupt, sowie der hellsemmeleelbe Scheitel und die weissen Schulterflecke zu sehr in die Augen, um einen Zweifel übrig zu lassen. Das Auge schliess- lich, mit semer goldig-aschgelben Iris steht einzig da und wer scharf schaut, wird sagen müssen, dass der Blick dieses Adlers trotz der weit helleren Farbe seines Auges, ein milder ist, gegenüber dem des Gold- adlers. Und in diesem Blicke findet auch der vom Goldadler so ausserordentlich verschiedene Character vollkommen richtigen Ausdruck ; er ist das wahrhaftige Spiegelbild dieser beinahe harmlosen Adlerseele. So sehr auch seine Gestalt, seine Körperkraft und das eminente Flugwerkzeug, das der Kaiseradler be- sitzt, ihn dazu befähigten, so rücksichtslose Gewalt zu üben, wie sein Vorgänger der Gold- oder Steinadler, ebensowenig thut er diess wirklich. Man würde ihm wehe thun, wollte man ihm jene Würde im Auftreten absprechen, wodurch er seinen Namen mit Recht verdient; allein soferne die Welt schon einmal gewohnt ist, mit dem Begriffe äusserer Hoheit und augenscheinlicher Kraftfülle auch kraft- erheischende, muthige Handlungen, ruhmvolle, wenn auch oft grausige Thaten zu verbinden, so muss ich leider sagen, dass der Kaiseradler diese Erwartungen nicht befriedigt. Ich nehme keinen Anstand, ihn einen harmlosen, ja im Verhältnisse zu seiner Körpergrösse, den harmlosesten, unschädlichsten der Adler zu nennen. Ich lernte seine Art in Niederungarn und dessen Nebenländern kennen; er ist von da an längs der Save und Donau herab nach meiner Erfahrung überall, obwohl nirgends zahlreich, nach Brehm von da an über das südöstliche Asien bis Indien zu Hause; als seine nordwestlichste Verbreitungsgrenze erkannte ich die Drau; nördlich von jenem Knie, welches die Donau beim Drauausflusse nach Osten abbiegend, bildet, kommt er nieht mehr vor und im Draueck, wo noch viele Seeadler horsten, sah ich ihn horstend niemals. Weil er ein Standvogel ist, den ich selbst um Neujahr in der Nähe seimes Horstrevieres fand, kommt er niemals bis zu uns herauf, wie der Stein- und See- adler, welche beide doch auch nieht bei uns horsten, aber nichtsdestoweniger zur Streichzeit, im Herbste und Vorwinter hier erlest werden. Zwischen Drau und Save horstet er südlich der Save, in Bosnien und Serbien bis an’s Gebirge eben- falls ; über Sissek westlich hinaus und an der Drau westlich höher, hörte und sah ich nie etwas von ihm. Alle die vorhergenannten Landstriche seines Auf- enthaltes nun, um zur Darlegsung seiner Ernährungs- weise zu kommen, sind reichlich gesegnet mit nützlichem jagdbarem Wilde, worunter er namentlich an Hasen nach Herzenslust aufräumen könnte; denn dass er den erwachsenen Hasen leicht bewältigt und unter Um- ständen auch ohne Zweifel nimmt, steht fest, allein er raubt ihn nur höchst selten. Oft, ja meistens, steht sein Horst knapp neben gut besetzten Wildenten- Brüteplätzen, aber er wählt auch diese nur ausnahms- weise, wie ich bestimmt behaupten kann. Was raubt er also? Nun, so sei es denn verrathen, was dieses könig- lichen Adlers Leib- und Lieblingssport bildet. Er fängt Eichhörnchen und Hamster, Wasser- ratten und Mäuse sogar, mit rührender Emsigkeit aber, und wo er ihrer genug haben kann, ausschliesslich gemeine Ziesel! (Spermophilus Citillus.) Diese zu Zeiten, man kann sagen immer feisten, kleinen Nager bilden dermassen sein Lieblingsgericht, dessen er nie überdrüssig wird, dass er, wo es Ziesel 49 giebt und so lange als solehe zu haben sind, auf alles Andere vergisst und verzichtet. Im untersuchten Magen fand ich Ziesel, im Horste und darunter Zieselreste, immer, mit seltenen Aus- nahmen ; drastisch jedoch illustrirt des Kaiseradlers Vorliebe für diese aalglatten Erdgnomen der Vieh- weiden und Feldränder folgendes Erlebniss: Weil ich zwei mir wohlbekannte Kaiseradler unermüdlich auf einem im Felde gelegenen Rasenflecke, in dessen Mitte ein Ziehbrunnen stand, revieren sah, erstieg ich die buschige Baumkrone einer Akazie und hatte so freien Einblick ins Feld. Im Rücken lag mir der Wald, wohin ab und zu die zwei Adler fortstrichen, um nach wenigen Minuten wieder zu kommen. Es war früh am Morgen und zwei Hasen liessen sich’s im saftigen jungen Hafer noch immer wohl schmecken; vielleicht ging das traute Hasenpaar auch anderen Gefühls- resungen an diesem lauen Aprilmorgen nach, kurz, als die beiden Adler, kaum 50 Schritte hintereinander, wieder ins Feld flogen, thaten beide Hasen nicht das Mindeste dergleichen, als hätten sie irgend Furcht vor den zwei mächtigen Raubvögeln, welche direct über sie, in einer Höhe von kaum 5 Metern dahinstrichen. Einer davon machte, wie zum Hohne „esen die , bo nut ©) Adler, ein lustises Männchen mit obligatem Bock- ’ fee} > sprunge und Ausschnellen der Hinterläufe als Schluss. Da, plötzlich stürzt mit angezogenen Flügeln einer der | ’ } to) oO < | Vögel gerade mitten zwischen die zwei, kaum zwanzig fo) fo) I fo} | Sehritte von einander entfernten Hasen und schon | glaubte ich, es sei um emen derselben geschehen. Ei, nichts von alledem! Die Hasen machten jeder seit- wärts einen Sprung, durch das unerwartete Nieder- fahren des Adlers erschreekt, fuhren aber alsbald sorg- los fort, sich zu unterhalten. Der Adler flog mit einem Ziesel etwas in die Höhe und liess es wie zum Spiele fallen, griff es im Fluge wieder vom Boden auf und ich sah ihn noch dreimal nach Zieseln stossen, die er, knapp am Boden, im Kreise dahinsehwebend, einfach mit einem Krallen- schlage auflas, nach Art des Seeadlers, wenn dieser Fische fängt. Es war zur Zeit, wo das Paar 2 Junge im Horste hatte, und kaum war die kurze Jagd mit Erlangung dreier eines solchen Adlers so wenig wür- digen Trophäen beendigt, als das Weibchen allein zum Horste zurückkehrte. Es strich kaum 5 Meter hoch über mich, trug in einem Fange zwei, im andern ein erlegtes Ziesel. Der Herr Gemal schweifte diessmal weiter fort und verlor ich ihn am Horizonte aus dem Gresichte. Wären die zwei Hasen nicht fest überzeugt ge- wesen, dass sie von den zwei Adlern nichts zu fürchten hatten, sie würden sich bestimmt anders benommen haben; so jedoch mochten sie dieses tägliche Manöver schon von länger her kennen und liessen sich in ihrer Ruhe nicht stören. Ich habe viele Horste unter- sucht, fand jedoch niemals (in dieser Gegend) Hasen- reste darin. Aus der Vogelwelt holt der Kaiseradler nicht ungerne wie die Schreiadler — nur kommt es seltener vor — Reiher von den Brutplätzen, auch sah ich ihn im Dorfe Haushühner, häufiger aber junge Enten und Gänse schlagen; eine alte Ente trug er fort, eine alte Gans aber schleppte er bloss auf's Feld, wo er die Hälfte verzehrte, worauf er die andere zum Horste trug. Dieser Raub geschah jedoch in der Wal- lachei, wo im Flugsande das Ziesel fehlte, an herum- | lungerndem Hausgeflügel aber kein Mangel war. | 50 6. Schreiadler. (Aquila naevia & Aquila clanga). Die strenge Scheidung zwischen naevia und clanga, dem grossen und dem kleinen Schreiadler muss auch ich als eine immer noch ungelöste Aufgabe betrachten. Die Annahme, dass beide Vögel dieselbe Art sind, vermag ich desshalb auch weder anzufechten, noch für richtig zu erklären. Tücke, Trotz und Kraft im ganzen Wesen, über- schaut er, vollgekröpft, die Stätte seiner letzten Ver- brechen, eine Reiherkolonie, aus deren Volke er so- eben ein brütendes Weibchen, kaum halb erwürgt, unter den Augen des jammernden Gatten und dem Wehgeschrei der ganzen Besatzung frech verzehrte. Die Schreiadler sind böse Strolche, das steht fest. Ich fuhr einst auf der Strasse gegen Ruma und be- merkte im Strassengraben, der mit Stechapfelkraut verwachsen war, einen sich bewegenden Federknäuel ; als ich absprang und den Schreiadler von seinem Raube verscheuchte — mein Gewehr war ungeladen — liess er erschreckt, ihn wirklich fahren und ich hatte Mühe, eine frisch davonlaufende Wachtel zu fangen, welche vollständig, bis auf zwei Flügelfedern, nackt gerupft war, wie man diess als Zubereitung für's Braten nicht aufmerksamer zu thun vermöchte. Der Barbar! Jetzt that mir's doppelt leid, mein ungeladenes Gewehr im Futterale gehabt zu haben. Dergleichen lotterhaftes Buschklepperwesen wüsste ich von ihm mehr zu erzählen. 7. Der behoste oder Zwerg-Adler (Aquila pen- nata und Aquila minufa). Wirkliche Zwerge von Adlern an Gestalt, nicht aber auch an Kraft und Anstand. Man sieht ihnen den Adler im Augenblicke an. Auch ich habe bei der Herstellung der Abbildun- gen noch die beiden Adler getrennt und hat mich der Umstand, dass ich beide bei einem Horste sah und er- legte, nicht wenig stutzig und verwirrt gemacht. Heute wird nach der umfangreichen und licht- vollen, erschöpfenden Abhandlung des bereits genannten Ormithologen, Herrn Dr. Louis Bureau in Nantes, welche, durchgeführt in der Association Francaise pour l’avan- cement des sciences, Congres de Nantes, hier bereits einmal vorgelegt und besichtigt wurde, Niemand mehr daran zweifeln, dass Aquila pennata und Aquila minuta bloss zwei verschiedene Typen eines und desselben Paares von einer Art sind, Wir haben es hier sonach mit dem hochinteres- santen Ausnahmsfalle zu thun, dass es einen Vogel gibt, wovon entweder Männchen wie Weibchen dem einen hellen oder dem anderen, dem dunklen Typus vom Neste aus schon zuneigen; oder, wovon ein Altes dem weissen, das andere Alte dem braunen Typus an- gehören kann. An den Horstjungen im Dunenkleide ist kein Fär- bungsunterschied kennbar,, jedoch schon der erste Federschub zeigt die zwei verschiedenen Inclinationen zum hellen und zum braunen Typus. Dieser niedliche Adler ist Anfangs um seinen Horst rührend besorgt; trotzdem fand ich ihn aber stets so ausserordentlich scheu und vorsichtig, dass er seiner Sicherheit halber einen zur Eierzeit zwei- bis dreimal ernstlich gestörten Horst gänzlich, und sogar die Um- gegend verlässt. Geschieht eine solehe Störung beim ersten Ei, so wartet er selten ein zweites Auftreten des Menschen ab, sondern baut weit fort einen zweiten Horst, dann bloss mit einem Ei als Gelege. Als ein ganz besonderes Vorkommniss muss ich den Umstand in’s Gedächtniss führen, welchem dieser Vogel es verdankt, unter den Seltenheiten des Herrn Directors Newald mit Recht zu figuriren. *) In einer Anwandlung von Laune und nicht genug- sam erklärter Vorliebe, treibt sich beinahe constant ein Zwerg-Adlerpaar um Purkersdorf, Mauer, Lainz u. s.w., also in der nächsten Nähe Wiens, herum, scheint hier sogar Standvogel zu sein, und trotzdem meines Wissens allein bereits vier Stücke, zwei Männchen und zwei Weibchen davon seit 6— 8 Jahren erlest wurden, glaube ich, horstet er noch bis in die letzte Zeit alljährlich im kaiserlichen Thiergarten. Immer hat sich der verwitwete Paarestheil einen neuen Gatten oder eine neue Gattin herbeigeholt, oder es sind die erwachsenen Jungen an der Eltern Stelle getreten. 8. Der See-Adler (Haliaötus albicilla). Seines un- edlen Gebarens und seiner Mord- und Fressgier wegen möchte ich ihn den Habicht unter den Adlern nennen. Mit furchtbaren Waffen ausgestattet, übertrifft er an Körpergrösse und Gewicht, in der Stärke seiner Fänge und des Schnabels namentlich, sowie schliesslich in der treffsicheren Wuchtigkeit seines Angriffes, jeden andern europäischen Adler;' seine Flügelspannweite überragt schon in frühester Jugend jene des Goldadlers von gleichem Geschlechte und Alter beinahe regelmässig, und raubt er auch gerade keine Kinder, wie man es dem Gold- adler nachsagt, so wenigstens vermöchte er diess ganz gewiss zu thun. Vielleicht verspürt er nur desshalb keine Lust dazu, weil es ihm dort, wo er hauset, an reichlicher Nahrung nicht gebricht, die er noch dazu eben so gut ohne Bedenken aus der Luft, von der Erde, wie aus der Fluth sich leicht zu eigen macht. Auch dieser abgebildete junge Adler wurde im Dunenkleide von mir aus dem Horste genommen, er war 7 Monate alt, und völlig ausgewachsen, als ich ihn für meine Sammlung mit Strychnin tödtete. 9. Der Blaufussfalke (Falco laniarius). Dass die- sem reckenhaften Falken ein hoher Antheil Heldenmuth und frischer Kraft innewohnt, womit er selbst dem See- Adler den Horst abtrotzt und für sich behauptet, habe ich bereits bei einer. früheren Gelegenheit berichtet; dass er aber auch die Wildgans schlägt, wie ich im Jahre 1869 mit eigenen Augen sah, ist mit Rücksicht auf seine verhältnissmässig geringe Grösse denn doch höchst merkwürdig. 10. Der Wanderfalke (Falco peregrinus). Von ihm möchte ich nur bemerken, dass ich ihn im Osten seit Il Jahren niemals brütend fand, und als Strich- oder Zugvogel ebenfalls dort nie erlegte, eben weil er um dieselbe Zeit ganz anderswo, im Norden, seinem Brutgeschäfte obliegt. Nichtsdestoweniger kenne ich sein schätzenswerthes Naturell genau, und hatte in Rastadt vor 25 Jahren ein Weibchen des Wan- derfalken zu: Baize ferm abgetragen. Er ist ein ver- lässlicher Baizvogel und wenn man in Ueberlieferungen aus der Vorzeit liest, dass er vom isländischen Falken hierin übertroffen wurde, so wäre ich nahe daran, die- ses Urtheil für ein parteisches zu halten, denn ich wüsste wahrlich nimmermehr, worin eine Mehrleistung seines freilich bestechend schönen und ohne Zweifel stärkeren Nebenbuhlers zu finden sein sollte. ®) Siehe Nr. 1 des laufenden Jahrganges unseres Blattes: „Seltene Vögel in der Umgebung Wien’s“, von Johann Newald. I.—15. Der Lerchen-, der Zwerg- und der Thurmfalke (Hypotriorchis subbuteo, aesalon und Tin- nuneulus alaudarıus) horsten alle drei im Osten der Monarchie, ebenso wie der Röthelfalke (F. cenchris) und der prächtige, niedliche Rothfussfalke (Erythropus ves- pertinus). 16. Vom Hühnerhabicht (Astur palumbarius) es besser, man schweigt ganz, da man von ihm gar nichts Gutes sagen one ac) ‘das Urtheil der ganzen Vogelwelt ohnediess ein einziger, bezschtigter Aufschrei gegen ihn ist. 17. Bei dem Sperber (Astur nisus) sei es mir gestattet, ihn mit Bezug auf seinen grösseren Vetter, den Habicht, mit dem Sprichworte zu apostrophiren: Der 6irlitz oder Girlitzhänfling, (Cannabina_s (Serinus hortulanus, Koch ; Serinus meridionalis et islandicus, Bp.; Pyrrhula (Dryospiza) serinus, al „der Apfel fällt nicht weit vom Stamme;“ beide sind eben aus ein und demselben Holze geschnitten. 18. Der kurzzehige Sperber (Astur brevipes). Dass es mir von Dianens Gnaden vergönnt war, anno 1869 den ersten, einzigen und bisher letzten kurzzehi- gen Sperber im serbischen Gebirge zu erbeuten, — ich habe nicht gehört, dass er ausser in Spanien, von Je- mandem in Europa, noch dazu beim eierbesetzten Horste aufgefunden und erlegt worden wäre, — davon habe ich leider nur die lebhafte Erinnerung. Ich übersandte diesen Omithologen zur Ansicht, und — „Ross und Reiter sah man nimmer wieder!“ Ich hörte "auch nichts mehr davon, trotz Jahre lang fortgesetzter Reclamationen. seltenen Vogel einem RIEF 'inus, Linne.) Blas. & Keys.; Serinus flavescens, Gould; Loxia serinus, Brünn.; Serinus brumalis, Strickl.) Von Ignaz Dusek. Der unterverschiedenen vulgären Namen: Schwäder- lein, Hirngrillerl, Canarienzeischen, Fäderlein ete. be- kannte niedliche Girlitz trägt nicht wenig zur Belebung unserer Baumgärten und Feldhölzer bei. Von Mitte März an bis in den October hinein tummelt er sich in den Gärten herum, zumeist in den Baumwipfeln, aus denen er emsig und unverdrossen sein Liedchen ertönen läst. Mit etwasaufgesträubtem Gefieder dasitzend, die Flügelspitzen nachläsig gesenkt, strengt er seine Kehle mit einer Ausdauer an, wie kein zweiter Vogel, ja er singt sogar, von einem Baume zum andern fliegend oder indem er im Fluge aufsteigt und sich wieder in die eben verlassene Baumkrone niederläst. Aus der Ferne betrachtet, könnte man ihn für einen Zeisig (dessen Grösse er besitzt), oder auch für einen grünen Canarienvogel halten, aber näher besehen, unterscheidet ihn sofort sein sehr kurzer Gimpelschnabel von den Zeisigen, welche einen dünnen scharfen, gegen die Spitze hin zusammengedrückten Schnabel besitzen. Mit dem Canarienhänflinge hat er in Lebensweise und Gebahren die meiste Aehnlichkeit, nicht aber im Gesange, der wegen der vielen schwir- renden Laute eher an das Zirpen der grünen Laubheu- schrecke, als an das Schmettern und Rollen des Kana- rienvogels erinnert. Die Gewohnheiten des Girlitz mahnen jedoch lebhaft an unseren zahmen Canarienvogel. In meinem Heimatsorte Krumau wird der Girlitz desshalb von den Deutschen Feldeanari genannt. Ich glaube auch, es ist dies der zutreffendste volksthümliche Name, denn die Vulgär-Namen: Hirngrillerl, Gritscherl (so in Terchönfel d & genannt) oder Hirng Hitterl sind vielleicht Klangbilder seines Rufes. So verdankt wohl, um ein anderes "Beispiel an- zuführen — auch der Stieglitz (böhmisch stehlik) semen Namen nur dem ihm eizenthünlichen Locktone, der etwa wie Ziflit oder Stichlit lautet. Der Girlitz gewinnt für uns ein ganz besonderes Interesse durch den Umstand, dass man bei diesem allerliebsten Vögelchen ein stetiges Vordringen in die nördlichen Distriete Deutschlands constatirt hat. Schon der Altvater der deutschen Ornithologie, Dr. J.M. Be ch- stein, erwähnt in seiner Naturgeschichte der Stuben- vögel, dass der Girlitz in Baden, Wür ttemberg, Franken und am Rhein überall-heimisch war, aber in das nördliche Deutschland nur vorübergehend auf seinen Wanderungen im Herbst und Frühjahr kam. Seit Anfang des vorigen Jahrhunderts soll er aber stetig gegen Norden on. In Thürmgen und Hessen Soll er erst seit etwa zwanzig Jahren nisten. In Böhmen traf ich den Girlitz se Krumau regelmässig jedes Frühjahr. Ob er dort auch brütet, weiss ich nicht. Im Sommer des Jahres 1872 sah und hörte ich den Girlitz in den meisten Gärten vieler Ortschaften des Riesengebirges, welches ich zu dieser Zeit durchwanderte. In dem von mir benützten Obst- und Gemüsegarten zu Lib&jie im südwestlichen Böhmen ist der Girlitz ein ständiger Sommergast, ich vermuthe desshalb, dass er in Böhmen allenthalben nistet. Im Jahre 1873 entdeckte ich in einer Seitenallee des Praters zu Wien, auf einem mässig hohen Baume, em Girlitzuest mit Alten und Jungen. Gewöhnlich lest das Girlitzweibehen, welches bis auf den Schnabel einem Zeisigweibchen täuschend ähnlich sieht, in das kunstfertig aus feinen Fasern, Mosen und Flechten gewebte Nest, das innen mit Haaren und Federn Area o niert ist, drei bis vier, manehmal auch fünf Eier; also ganz so wie der Canarienvogel; auch die Brutdauer, 13—14 Tage, ist genau dieselbe. Gleich dem Canarienhahne füttert Auch das Girlitzmännchen das brütende Weibehen auf dem Neste aus dem Kropfe, hilft später ebenfalls die Jungen mit aufziehen. Die Nahrung ölhaltenden besteht aus allerlei Sämereien, besonders Ravs und Mohn. Meine erste nähere Bekanntschaft mit dem Girlitz machte ich in der Libejieer Oelfabrik, wo ein solches Vögelchen, verstreuten Raps auflesend, in das Innere des Gebäudes gelangte, gefangen und von mir in den Käfig gegeben worden ist. In der Gefangenschaft wird der Girlitz sehr bald zahm, singt sehr fleissig, wobei er den Schwanz ein bizellen bewegt und den Körper nach allen Seiten dreht. Seime Lockstimme ist Hitzriki oder Hierlitz. Der Gesang ist zwar nicht schlecht zu nennen, ist aber im Ganzen doch zu eimtönig. Am besten passt der Girlitz noch in eine Voliere unter andere Finkenarten, mit denen er, wenn er nicht seinesgleichen um sich hat, auch schnäbelt; er ist eben ein sehr verträglicher Vogel. Als Futter reicht man ibm Sommerrübsamen, etwas Mohn, gequetschten Hanf und Hirse, nebstbei 52 Grünes. Täglich frisches Wasser ist ihm Bedürfniss. Dabei hält er lange aus. Man kann ihn auch zum Einwurf in eine Canarien- hecke verwenden, die Bastarde sollen aber unansehnliche Vögel sein. Die Girlitze ziehen ihre Jungen fangenschaft auf, wenn man sie Ober den der Nestfalle einfängt und Alt und Jung meinschaftlichen Käfig gibt. Bei uns ist der aGirkie) wie gesagt, ein Zugvogel. Seine eigentliche Heimat ist das südliche Europa, Frank- reich, Spanien, Griechenland, Italien. In Sardinien und auf fen griechischen Inseln ist der Girlitz Standvogel. auch in der Ge- ‚Jungen mit in einen ge- Auch in Afrika hat M. Th. v. Heuglin den Girlitz an- getroffen, im Nil-Delta und unweit Cairo, und zwar im Monate März, paarweise und in kleinen Gesellschaften auf Hecken, auf welchen die Männchen bereits sangen. Im Freien ist der Girlitz in beständiger Bewegung, hüpft in aufrechter Haltung häufig auf dem Boden‘ um- her, um Nahrung zu suchen, besonders in Gemüsegärten, wo er dann allerdings durch Besehädigung der Samen- pflanzen dem Gärtner lästig werden kann. Sein munteres Wesen entfaltet der Girlitz voll und ganz nur in der freien Natur und hier muss ihn ‚ beobachten, wer an dem anmutligen Vögelchen die | rechte Freude haben will. Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom 8. März 1878. Der Vor- sitzende Vereinspräsident von Pelzeln, erwähnte den schweren Verlust, welcher unser Allerhöchstes Kaiser- haus durch den Tod Sr. kaiserl. Hoheit des allgeliebten Erzherzogs Franz Carl betroffen hat, und lud Sie Ver- sammlung ein, dem Gefühle patriotischen Schmerzes durch Erhebung von den Sitzen Ausdruck zu verleihen. Hierauf achte der Vorsitzende folgende Mitthei- lungen: „Die kaiserliche Sammlung verdankt Herrn Diree- tor Steindachner abermals eine im höchsten Grade werthvolle Bereicherung durch eine Anzahl von Herrn Schiestl in Fischamend angefertigter Gruppen. Dar- unter befinden sich: ein elonst des Wanderfalken mit Männchen und Weibchen, ein Rauhfussbussard , der einem Habicht ein erlegtes Rephuhn streitig macht, ein Nest der Nachtschwalbe mit einem V ogelpaare und zwei Eiern, jenes des Grauammers im hohen Sumpfgrase, der Nebelkrähe mit vier, der Ringeltaube mit zwei Jungen, eine Nestgruppe des gefleckten Wasserhuhnes und der schwarzschnäbeligen Seeschwalbe; allen diesen sind auch die alten Vögel beigegeben. Die beiden hervorragendsten Objecte sind aber folgende: Ein Nest des Baumkauzes (Syrnium aluco) in einem hohlen Baume, durch dessen seitliche Spalte man die vier Jungen sehen kann; die beiden Alten sind aussen an dem Stamme angebracht. Ferner ein grosses Nest des Fischreihers (Ardea einerea) in der Gabel eines ziemlich starken Baumes, fünf Junge wenden sich darin nach Futter gierig an ihre Eltern, die in naturgemässen Stellungen auf dem OH — Neste stehen. Alle diese Gruppen bildenden Vögel und Eier wurden zu Fischamend oder Göttlesbrunn ge- sammelt. Herr v. Tscehusi hat unserem Vereine einen sehr interessanten Aufsatz über das Gefangenleben der Nacht- schwalbe (Caprimulgus europaeus) eingesendet, welcher in der nächsten Nummer der Mittheilung en zum Abdruck gelangen wird. Die in der Jänner-Nummer unseres Blattes erwähnte Nachricht von dem Tode des Marchese Antinori hat sich glücklicherweise als ivrig herausgestellt. Neuere Meldungen sagen, dass der verdienstvolle Reisende lebt und nach einem, an die geographische Gesellschaft zu Rom gelangten Telegramme beabsichtigte, zu einer Reise südwärts von Schoa aufzubrechen.“ Hierauf hielten die Herren Jos. Kolazy und Ign. Dusek ihre auf der Tagesordnung stehenden Vorträ: über den Thurm listen und ‘"beziehentlich litz. (Siehe weiter oben.) Die Mittheilungen des Vereinssekretärs Enderes über die Vorarbeiten z des Vereines unterblieben der wegen. ” h den Gir- Dr. von zur ersten A uns vorgerückten S Stunde Die nächste Monatsversammlung findet Freitag den 12. April d.J., um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kais. Akademie der "w issenschaften, statt. Tagesordnung: Mittheilungen des Präsidenten Herrn v. Pelzeln; „Die Meisen“ ‚ Vortrag des Herrn Josef Kolazy; Ormithologische Nolan von Herrn Ed. Hodek. a Von den Raubvögeln Deutschland’s von ©. von Riesenthal ist soeben die 12./13. Lieferung erschienen, Fischadler, Geier und den An- Mit der nächsten Doppellieferung enthaltend: Goldadler, fang der Eulen. schliesst das Werk. Sowohl vom Gesichtspuncte des Jägers, als des Natur- forschers bietet dasselbe Vorzügliches und ermöglicht es jedem Jagdfreunde sich für einen verhältnissmässig billigen Preis ein Werk zu verschaffen, dessen im Far- ben neo ausgeführten Bilder in Gross-Folio sich wohl eigneten unter Glas und Rahmen gebracht zu w erden, zur Zierde manches Jagdzimmers. Die Abbildungen sind durchweg Originale, vom Ver- fasser lebensfrisch und naturwahr gezeichnet, Ha passen- den landschaftlichen Umgebungen. Den Glanzpunet des Werkes bieten die Edelfälken, von denen natürlich die Jagdfalken am ns nlieflelhafremn behandelt sind. Ein Werk mit so schönen, naturgetreuen Abbil- | dungen für einen ähnlichen Preis ist mach nirgends ge- baden worden; dabei ist der Text mit Fleiss und Sach- kenntniss ge heit &. F. v. Homeyer. IHdranngeber: ! Der Ornicholdeisene Trance we N TEE DILL STE Ense TENTEHEEEEEE EEE Herausgeber: Der Ormithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in a > nn ——— = Ze Bläfter für Wogelkunde, x Se Wogel-Sus Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. und u Rflene. :; Die „Mittheilungen des Ornitholorischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements & 2 f., sammt Franco- !; Mi. '; Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige Jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :: HR werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern .: ı; 420 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, 1818. Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: die Vogelwelt in den Umgebungen von Krakau. Hallein 1577. Von Victor Ritter v. Tsehusi zuSchmidhoffen. Steinadler—Goldadler ; Aquila fulva — Aquila chrysa&tos. Von Ed. Hodek. — Noch einiges über den Zeisig. Von Dr. W. Sedlitzky. — Ueber Von Ernst Schauer. — Aufzeichnungen über den Frühjahrs- und Herbstzug der Vögel in der Gegend von — Die Meisen. Von Josef Kolazy. — Allerlei. — Literarisches. — Bitte, Steinadler— Goldadler; Aquila fulva—Aquila chrysaötos. Von Eduard Hodek. Als Typus des Goldadlers gilt bekanntlich: Spiegelloser Unterflügel, rostrothe Färbung des kleinen Unterflügel-Deckgefieders, roströthliche und hellbraune Befiederung der Schienbeine (Tarsen), röthlichbraun gemischtes Brustgefieder, endlich, gänzlich, bis zur Basis hinauf grau und schwarz gestriemte Steuerfedern ohne alles Weiss. Im Gegensatze hiezu wurde der Steinadler typisch vom Obigen unterschieden durch einen weissen Spiegel an den Schwungfedern (von unten besehen) tief- braunes Deckgefieder der Unterflügel, die gleichmässig tiefbraune Brust und weissen Stoss mit schwarzer End- binde, sowie weisser Schienbeinbefiederung. Endlich liess man das Umfärben der obersten, mittelsten zwei Stossfedern in’s grau und schwarz Gestriemte, dann das DBräunlichwerden der Schienbeine in höherem Alter zu. Ouvier wie Naumann, Brehm und Fritsch, trennen beide Vögel als Arten, jedoch nicht ohne dass sich uns die Vermuthung aufdrängte, es seien diese zwei verschieden gefärbten Adler besser vielleicht gar nicht zu trennen. Wo einmal im Skelete kein Unterschied zu entdecken ist, äussere, noch so exact und minutiös an- geführte Merkmale derart in einander verschwimmen, endlich auch ganz verschwinden, dass man sie für Laune oder Zufall halten muss; dann lassen sich — namentlich an der Hand einschlägiger Erfahrungen — Zweifel nur schwer unterdrücken, ob man es nicht doch mit einer und derselben Art zu thun habe, wie schon Linne, Buffon und Pallas annahmen. Ein, für Aquila chrysaötos im !/, Kreise, für Aquila fulva im ', Kreisbuge laufender Schnabelfirst, eine, bei ersterer Art stärker, bei letzterer flacher her- vortretende seitliche Ausbuchtung der Oberschnabel- wände, sowie schliesslich sogar die mehr oder weniger tief unter’s Auge reichende Mundspalte, vermögen den zweifelnden Praktiker nur: schwer als Trennungs-An- 54 haltspunkte zu befriedigen. Es wird keinem Beo- bachter entgehen, dass Horn an Schnäbeln und Krallen, Knochentheile, besonders des Kopfes, der Füsse und Flügel, bei Edelfalken auch des Brustbeines, — durch hohes Alter verkürzt, dafür massiger werden. Es tritt ein Zustand — um den Begriff zu prä- eisiren — der Verknöcherung ein, das, des Wachs- thums (vopulär ausgedrückt) entwöhnte Zellengewebe der Knochen- und Hornsubstanz verdichtet sich, Bil- dungssäfte zurückdrängend, vielmehr ihnen den Zutritt verwehrend. Vor mir liegt eine Anzalıl von 30 Adlerschädeln aller unserer Grossadler; Bug, Ausbauchung und Schneidenform derselben zeigen, genau verglichen, nicht viel weniger Formen- und Grössenverschieden- heiten, als bei etwa 30 nebeneinandergestellten Men- schenschädeln, zu finden sind. Durchwegs ist der Schädelbau, namentlich der Hormntheil der Schnäbel alter Individuen, ein gedrun- generer, als jener von jüngeren. Sogar die Feder — ich habe diess noch von Niemanden hervorgehoben gefunden — zeigt einen ähnlichen Bildungs- und Umwandlungsgang. Die vollkommen ausgewachsene Schwungfeder des letzten Jahres ist bei Individuen, welche sich noch im aufsteigenden Lebenskraftsstadium befinden, regelmässig kürzer, als die noch haftende | £ x die : / | lichkeit wiederholt zu constatiren, dass beide Formen Nachbarin, welehe vor 2 und 3 Jahren wuchs; sie ist kürzer und schmalbärtiger, trotzdem die länger getra- gene Feder auch schon durch Abnützung meist etwas an ihrer Länge einbüsste. Unter ein- und zweijährigen Individuen findet man (natürlich immer gleiche Ge- schlechter im Auge haltend) die grössten, im Fliegen am breitesten aussehenden Vögel mit der bedeutendsten Flügelspannweite. Bei Haliaötus albieilla dem Seeadler, fand ich dieses Vorkommniss am frappantesten ausgeprägt und habe bezüglich dieser Art, von welcher ich binnen 12 bis 14 Jahren weit über 200 Stücke selbst erlegte, un- gewöhnlich reiche Erfahrung. Ein junges Männchen, Aquila chrysa&tos, bei mir fliegend ausgestopft, zeigt den zweiten Schwungfeder- schub gegen seine Horstfedern um einen ganzen Umt. kürzer, dafür aber breiter. Der Individuen-Reichthum der anderen Grossadler ist an und für sich ein bei weitem geringerer, als beim Seeadler, desshalb wohl stützt sich meine Beobachtung nicht auf so grosse Zahlen, allerdings jedoch kann ich ohne alle Uebertreibung mit ziemlicher Gewissheit an- nehmen, dass mir die langjährige Praxis als Präparator und die eigene Büchse, mindestens 150 Individuen — wahrschemlich aber. mehr von beiden fraglichen Grossadlern chrysaötos und fulva, durch die Hände lieferten. Ebensowenig ist die Angabe als stichhaltig anzu- erkennen, dass die Steuerfedern des Schwanzes von chrysaötos bis auf die beiden seitlichen gleich lang, bei fulva dagegen abgestuft seien. Freilich findet sich bei als Fulva gekleideten Individuen regelmässig von den zwei obersten Deckfedern nach Aussen zu eine verkürzende Abstufung, dagegen zeigt sich auch in dieser Bildung eine allmählige Ausgleichung der Steuer- federlängen, deren völliges Eintreten ‘als Attribut. des höchsten Alters, sohin des Uhrysaötos-Kleides gilt. Hiebei ist zu constatiren, dass bei diesem Causalnexus eine (obwohl unbedeutende) Verkürzung der Mittel- Deckfedern stattfindet und mit ihnen der näclısten | kehrung zur neueren Theorie Nachbarfedern zur letzten, äussersten, bis die Aussglei- chung geschehen ist. Ein constant typisches Erreichen oder gar Ueber- ragen der Flügelspitzen über das Schwanzende bei diesem Kleide mehr, beim andern geringer, vermochte ich aber nirgends und nie zu entdecken. Das Mehr oder Weniger ist da rein individuell, niemals bedeutend und ist der Vergleich vom todten oder gar ausge- stopften Vogel immer nur ein vager; die Flügelhaltung des lebenden Vogels allein vermag richtigen Anhalts- punkt abzugeben. Mit der Formveränderung des Kleingefieders auf Brust und Bauch hat es die gleiche Bewandtniss, wie bei jener der Schwung- und Steuerfedern. Jüngere Individuen haben breitere — ich möchte auch sagen schütterer bebortete — ältere dagegen zeigen schmä- lere, zugespitztere, anscheinend dichter bebortete Federn auf Unterhals, Brust und Bauch. Bisher vermochte ich mich, trotz der grossen Wahrscheinlichkeit, und trotz der gleichen Annahme vieler Autoren, zur Verschmelzung beider Arten in eine, nicht zu entschliessen und bin leider heute auch noch nicht im Stande, meine schliessliche Be- durch unumstöss- liche Beweise zu erhärten, allein, es ist auch nächster Zweck dieser Darlegung bloss, die grosse Wahrschein- eine Art seien, auch dem weiteren sowie dem Laienkreise Anhaltspunkte zu bezeichnen, auf deren Sicherung be- sonderes und entscheidendes Gewicht zu legen wäre. Dieses snd einzig und allein Beobachtungen, welche man an Nestjungen eines unstreitig als Uhrysaötos anzusprechenden Elternpaares anstellen müsste. Diejenigen, welche in der günstigen Lage sind, Alter und Junger oder Junger dieser Art habhaft zu werden und darüber zu berichten, würden sich zur Besiegelung des bisher bloss Wahrscheinlichen in letzter Instanz oder zur Rückkehr zur alten Anschauung, jeden- falls aber für die Ornithologie, ein unbestreitbares Ver- dienst erwerben und den grössten Dank der Jünger der Wissenschaft verdienen. Meines Wissens hat noch Niemand Nestjunge des Goldadlers beschrieben, welche nicht ebensogut junge Steinadler sein könnten; so lange also nicht einfach junge Nestvögel gefunden werden, bei denen z. B. die Schienbeine braun statt weiss befiedert, deren Schwingen spiegellos, deren Steuer graugestriemt oder deren Gefieder überhaupt vom gewöhnlichen der jun- gen Steinadler erheblich abweicht, so lange neigt die grössere Wahrschemlichkeit auf Seite jener An- nahme, dass es keine alten Steinadler gibt. Bis dorthin wird man Aquila chrysatos für eine in Freiheit*) alt gewordene Aquila fulva halten müssen; richtiger: alle bisher als Steinadler angespro- chenen Individuen sind jüngere Vögel vom Goldadler. Speciell mich hat zuerst folgender Vorfall stutzig gemacht: Im Jahre 1865 erlegte ich unweit seines Horstes am östlichen Abhange des Domoklet ein Futter zutra- gendes sehr altes Weibchen von Aquila chrysaetos in schönster Vollendung, ohne das mindeste von Weiss am Flügel oder Stosse, aber auch ohne dergleichen auf der Schulter. Das Männchen war unendlich scheu, wahrscheinlich, weil es von Ferne her Augenzeuge vom *) In Gefangenschaft färbt nicht jeder Vogel regelrecht um. Tode seiner Gattin war, und hielt sich in respectabelster Höhe und Entfernung. Es kam auch des Nachts nicht bei und ich musste endlich das Feld räumen. Am nächsten Morgen, wo etwas Regen fiel, sah ich das Männchen, trotz aller angewendeten Vorsicht, schon auf 200 Schritte Entfernung vom Horste streichen und war. nicht wenig erstaunt, an seinen beiden Flügeln ganz deutlich den weissen Spiegel des Steimadlers zu kannen und schliesslich aufmerksamer geworden, unterschied ich auch die etwas abgestuftere Schw anz- form. Der Horst war nicht am Felsen, sondern auf einer sehr starken, breitgipfligen Föhre gebaut, welche hart an der, nach oben schroffen Wand wurzelte. Nach unten zu ging es weniger schroff, doch immerhin steil und schwer ersteiglich auf 50—60 Meter tief abwärts ohne Baum und ohne Absatz. Da ich alles Denkbare daran zu setzen mir vor- nahm; in den Besitz der Jungen zu gelangen, so unter- nahm es einer meiner Leute, mit Hilfe von Seilen bis zur Führe zu gelangen. Hinauf zum Horste aber bemühte er sich ver- gebens. Der Stamm war sehr stark und wenige Meter vom Boden angekommen, schälte sich die celb- blätterige, dünne Rinde dem Kletterer derart unter Knien, Zehen und Händen, dass er, ohne Steigeisen — unmöglich Halt fassen konnte. Der Mann wurde her- aufgeholt und auf Erlangung der Jungen vorläufig ver- zichtet. Ich verbarg ch nl meine henikan Laie auf drei Seiten, ziemlich abseits vom Horste, und wirklich kam das Männchen obgleich erst am Nachmittage und | hoch einmal herbei und wieder erkannte ich, diessmal noch unzweifelhafter, weil die Sonne günstig stand, am Vogel die Zeichnung des Steinadlers. Beim Absteigen hatte ich mich am Fusse be- schädigt und während ich zu Hause das Weibchen fertig abbalgte, musste ich meine zwei Leute allein hinauf gehen lassen, den Horst mit Hilfe von Steigeisen zu erklettern. Statt diese wohl nicht ganz bequeme Auf- gabe zu erfüllen, fällten jene Zwei die Föhre dröhnend in’die Tiefe mit soleher Wucht niederschmet- terte, dass unten weder vom Horst noch von Jungen auch nur ein Atom zu agnoseiren war. So endete diese Unternehmung kläglich, die mich in den seltenen Fall gesetzt hätte die Nachkommenschaft des Goldadlers m meinen Besitz zu bringen; wenn man will — des Gold- und Steinadlers zugleich. Das erlegte Weibchen war anderswo horstender Vogel; kannten ihn genau — nur zu gut — und sagten mir noch ehe ich beide sah, deutlich, vom Paare sei einer, der grosse schwarz, der kleinere am Flügel und Schweif weiss „gefleckt. “ Auch heuer traf ich ein Chrysaötos-Paar horstend, dessen Männchen Chrysaötos- und das Weibchen das Fulva-Kleid trugen ; leider musste ich sie in Ruhe lassen und konnte das Dunenjunge nicht nehmen. kein fremder, die Ziegenhirten dort Wären unseren älteren wie neueren Autoren von decidirten Goldadlern, deren beide Eltern beim Horste erlegt wurden, ausgefärbte Junge zur Disposition gestanden, es wäre bestimmt nicht erst zu Zweifel und Controverse gekommen; dass man aber stets nur steinadlerähnliche , niemals goldadlerähnliche Horstjunge aufbringt, lest die glatte Wahrscheinlichkeit nahe, dass es gar keine jungen, als Goldadler gekenn- zeichneten Vögel gibt. welche | etwa | deutlich | | ‚ beinahe tiefbraun, 5 =. Wie ‚sich der Uebergang gestaltet, mittelst dessen sich durch eine Reihe von Jahren aus dem Stein- der Goldadler herausmausert, dafür möge die folgende, aus vieljährigen Notizen zusammengestellte Individuen-Beschreibung eıne Erläuterung geben. Von 22 notirten hebe ich hier bloss — Ermü- dendes und Wiederholungen zu vermeiden — die typisch bezeichnendsten 5 Individuen hervor, gute Uebergangsformen repräsentirende, weitere 6 Adler, der Sammlung des hiesigen kaiserlichen Naturalien- Cabinetes entnehmend. Nr. I. Mehr als 9 Jahre altes Weibchen, selbst erlegt am Domoklet 1865. Im Besitze des Herrn Ronesco in Bukarest. OÖberkopfplatte. Bis an den Hinterkopf erst gegen rückwärts und an der Augenbrauengegend heller gelblichfahl. Kehle sehr intensiv braunschwarz, jedoch schon hinter den Mundwinkeln in röthlich-braun übergehend. Brust sehr schmalfedrig, bis zwischen die Beine beinahe rostfärbig; jede Feder mit hellerer, gelblicher Spitze und dunkelbraunem Schaftstriche. Tarsenbefiederung vorne, unten und an der Innenseite lebhaft roströthlich-gelb, nach aussen und oben zu in’s Caffebraune, die Hosen sehr lang, bis an die Zehen reichend und fahlbraun. Unterftlügel. Deckfedern kleine wie grössere nicht röthlich, sondern zum Tiefbraun des Fulva- Kleides zurückgefärbt. Bloss am Flügelbuge braunroth. Schwungfedern. Alle ersten sieben gleich bräunlich-schwarz und bis an die Basis ohne jede Zeich- nung. Sämmtliche anderen bis zum Öberarme, die längeren weniger, die kürzeren, letzten mehr tief-grau in Schwarz nach Art des Flussbarsches gestriemt ebenfalls bis.an ihre Basis, obere Hälfte ' schwarz. Steuerfedern. Alle gleich lang bis auf die, 0-5 Cmt. vorstehenden 2 mittelsten und die um eben- soviel zurückstehenden, kürzeren 2 äussersten, Schwanz- Endbinde schwach kenntlich; die Striemung der Mittel- deckfedern, tiefgrau-braun, in Schwarz, bloss nahe an der Basis noch deutlich, alle übrigen Steuerfedern mit gleichmässiger, deutlicher grau in Schwarz stehender Striemenzeichnung. Unterdeckfedern des Schwanzes auf ihrer Spitze unbestimmt und in schiefer Tendenz auf dunklem bräunlichem Grunde weisslich und gelblich gestreift. Nicht die geringste Spur eines Schul- terfleekes von weisser oder sonst heller Farbe. Nr. 2. Circa 8 Jahre altes Männchen. Erlegt im December 1870 in Steiermark. Im Besitze Sr. Excellenz des Herrn Grafen Hanns Wilczek. Oberkopfplatte. Sehr verbreitet, jedoch fahl- braun. Kehle. Bis tief herab zum Unterhalse tiefbraun- schwarz. 3rust. Sehr schmal und spitzfedrig, zwischen ganz hellgelblichfahlen, abgenützten Federn einige neue hellbraune.. Die ganze Brust und Bauch sehr hell erscheinend, beinahe wie die der alten Seeadler. Tarsen stark rothbraun, bloss vorne, unten gelb- lichweiss. Hosen sehr lang, nicht prononeirt einfärbig braun 56 Unterflügel. Das Deckgefieder nur am Buge und Handgelenke röthlich, alles übrige etwas fahler als das gewöhnliche Steinadlerbraun, Schwungfedern. Von den ersten 7 Gross- schwingen die ersten 4 beinahe schwi arz, die nächsten 3 bräunlichgrau einfärbig mit schwarzen Spitzen und Aussenfahnen. Alle folgenden Schwingen, sehr un- regelmässig in der Höre zwar, jedoch alle völlig bis an die Basis grau und Behwärz gestriemt und gefleckt. Die letzten 3% dem Oberarme nächsten, heller grau als die vorhergehenden. Steuerfedern. Die mittelsten, wovon eine fehlt, kaum unterscheidbar gestriemt tiefbraungrau und se uz. Alle Federn banatz gleiche Länge. End- binde, mit wenig Unterbrechung daren (Can scheint bis an die Hälfte des Stosses zu reichen; Aid obere Hälfte aller Steuerfedern (ausser jener der mittelsten) ist sehr deutlich, aber auch ziemlich hellgrau in Schwarz bis an die Basis gestriemt. Die beiden zweiten Federn von Aussen tragen sogar etliche grelle, beinahe weisse Spritzflecken im Grau. Unterdeekfedern sehr intensiv schiefstriemig fahlgelb in Hellbraun. Ganz ohne hellem Schulterflecke, Nr. 3. Sehr altes Weibchen. 1863. Aus der Schönbrunner Menagerie. Im Besitze des kaiserlichen Naturalienkabinetes. Oberkopfplatte. Ziemlich hell, Kehle. Nicht intensiv tiefbraun. Brust. Viel Tiefbraun mit Roströthlich gemischt; das Röthliche die ganze Feder einnehmend. Tarsen. Vorne und unten heller, oben und rückwärts dankler fahlgelbröthlich, die Hosen tiefbraun in ganz gleichförmigen “und in eben solchen dunkel- rostbraunen Federn. Unterflügel. Alles Deckgetieder meist tiefbraun, röthlich bloss a der Spannhautkante. Schwungfedern. Ausser stark gesprenkeltem resp. verwaschenem Hellgrau der letzten 10 Federn an der Basis, präsentirt sich die ganze Unterseite dunkelgrau. Steuerfedern. Alle Federn bis knapp an die Basis grau und braunschwarz gestriemt, die Mittel- federn die Taunleälsten! Am oberen Theile aller Innen- fahnen zeigt sich deutlich weissliche Wässerung im Grauen. Auch dieser Vogel trägt kein Schulterzeichen in Weiss. Durch den Mangel an deeidirter Abgrenzung der Striemen, Reifen und Flecken, durch das Verwa- schene des Gefieders erscheint die Gefangenschaft ausgeprägt, Nr. 4. Weibchen 7 Jahre alt, im Marchfelde erlegt, k. k. Naturalien-Cabinetes. fahlbraun. in höherem Mittelalter, circa im Besitze des Oberkopf und Hinterkopf stark albgenützt, fahlhellbraun, die Platte dunkler und stark ver- breitet. Kehle nur unbedeutend dunkelbraun, bei Wei- tem nicht braunschwarz und undeutlich, seitlich be- gränzt. Brust stark mit röthlichen, schaftbraunen Federn besetzt, dazwischen eine Minderzahl gleichfärbig dunkler steht. Tarsen. Ganz fahlgelbröthlich, Hosen hell- braun mit einigen helleren, queren Strichen, Schmitzen und Spritzern. Unterflügel. Das Rothbraun des Deckge- fieders vorherrschend, nach dem Flügelbuge röther, nach den Schwungfedern zu dunkler, beinahe Choco- ladebraun. Schwungfedern. Die ersten 7 ganz dunkel von der Spitze über *, ihrer Länge, an der Basis grauschwarz, ohne Striemenzeichnung. Die nächsten 4 heller grau gestriemt, hievon 2 mit Spuren von weisser Wässerung. Von der 10. Feder an alle zur Hälfte schwarz, dann grau gestriemt und alle, am stärksten die 11., 12. und 13. Feder, an der Basis ganz weiss. 2 Steuerfedern. Die 2 Mittelfedern und die nächsten zwei Paare regelrecht grau und schwarz gestriemt, das nächste Paar an der Innenfahne im obersten Drittel stark weiss gewässert, das vorletzte Paar aber noch weit mehr und ist ganz weiss an der Basis. Die letzte Feder beiderseits ist wie die 3 Mittel- paare schon völlig graustriemig. Dieser Vorsprung der Randfedern m der Umfärbung gegenüber ihren Nach- barn bis zur 4—5ten (von der Seite gerechnet) lässt sich bei Männchen wie bei Weibchen, bei Letzteren regelmässig constatiren. Nr. 5. Fünf- bis sechsjähriges Weibchen, erlegt im December 1876 bei Gödöllö durch Se. kaiserliche Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Kronprinzen Erz- herzog Rudolph; im Höchsteigenen Besitze. Oberkopf. Viel Gelbliches sichtbar. Die Platte von der Stirne oberhalb der Schnabelwurzel bis zum halben Oberkopfe ziemlich fahl dunkel und verbreitet, jede Feder gelbgespitzt. Kehle stark dunkel schwarzbraun und seitlich deutlich abgegrenzt. Wachshaut und Oberschnabel über den Bug zur Spitze 7:10 Cmt. Brust stark mit fahlröthlichem Gefieder durch- setzt, dessen Schäfte dunkler sind, gegen die rückwär- tigen Bauchfedern tiefer schwarzbraun und einfärbiger. Tarsenbefiederung. Vorne und unten licht gelbbraun, hinten dunkler rothbraun. Hosen sehr lang, beinahe Heckenlos, vorne heller, rückwärts tiefer cafe- braun. Deckgefieder der Oberflügel stark, auf die Bart-Rippen abgenützt, folglich einzelne neue Federn tief caf&braun. Unterflügel. Deckfedern erster Ordnung (zu- nächst der Schwungfedern) auf srauem Grunde moleh- artig schwarzbraun” gefleckt, oberes Drittel tief braun, Basis weiss. Deckfedern zweiter Ordnung ladebraun. Das kleine Deckgefieder des Unterflügels sämmt- lich stark rostfarben, jede Feder mit einem dunkleren, verwaschenen Schaftstriche. Schwungfedern. Beider Flügel Unterseite im Allgemeinen ohne ausgesprochenes, sichtbares Weiss. Der linke Flügel. Die ersten vier Schwung- federn: Basis hellgraubraun, gegen die Spitzen dunkler braunschwarz, im letzten Drittel tiefschwarz, mit bloss wenig Andeutung von grauen Flecken an den Innen- fahnen. Die 5., 6., 7. und 9. Feder auf tief braunschwarzem Grunde hellgrau forellenfleckig. theilweise bis fahlgelblich ; gleichfärbig choco- Die 8. Feder ausser obiger Färbung am unteren | Drittel der Innenfahne stark weissfleckig. Die 10. Schwungfeder. Vom letzten Drittel bis zur Basis an der Breitfahne ganz weiss. Die 13., 14., 16. und 19. Feder (Alles zwei- und dreijährige Federn). Oberer Theil gleichfärbig schwarz- braun, untere Hälfte schön hellgrau, quer und schief gestriemt, an der Basis weiss. Die 15., 17. und 18. Feder (Schwungfedern des letzten Jahres) ebenso gestriemt beinahe bis an die Basis. Bis zur 24. und letzten Feder sgleichfärbiger braunschwarz (die neuen schwarz) und bloss einige Striemen an der Basis. Rechter Flügel. 1. bis 6. Schwungfeder ähn- lich wie jene am linken Flügel, die 3. und 8. aber (zugleich die ältesten, abgenütztesten) zeigen am Rande der Breitfahnen deutlich theils weisse Längsstreifen, theils rein weisses Feld als Retardate des verfärbten Spiegels. Mit Ausnahme der 3. und 8. zeigen bis zur 10. inclusive alle Federn (es sind neue) den forellenfleckig striemigen Character der Goldadler-Schwingen. Die 11. und 12. Feder (ältere Federn) sind wohl ebenfalls, und zwar hellgrau in bräunlich schwarz, fleckig, aber an ihrer Basis alle noch mit weissem Fahnenspiegel bis zu ein Viertel ihrer Länge. Von den neuesten Federn die 18., 19., 21., 23. und 24. ohne alles Weiss, während die 20. und 22, dieses Weiss an ihrer Basis allerdings noch zeigen ; diese zwei sind aber noch vorjährige Federn. Steuerfedern. Auf allen neueren Federn ist der Stoss durch keine Endbinde abgegrenzt gekenn- zeichnet, der Uebergang in das dunkle, braunschwarze Ende ist ein verwaschen allmäliger. Die Mittel-Deckfedern sind bloss an der Wurzel etwas weisslich, sonst in tiefbraunem Felde dreifach schief hellgrau gestriemt. 57 Linke Hälfte. (Von oben angesehen) Die 1. äussere Schmalfeder ist um 2:20 Cmt. kürzer als die 3., um 2:60 Cmt. kürzer als das Mittelpaar. Die Schmalfahne dieser Aussenfeder bis an ihre Basis aschgrau in tiefgrauem Grunde, deren Breitfahne heller weissgrau gefleckt. Die 2. an der Basis und der Innenfahne (der breiten) bis zur Hälfte weiss, ihre Schmalfahne grau \ und tiefbraun schief schön gestriemt bis zur Wurzel (ältere Feder). Die 3., eine ebenfalls ältere Feder, mehr weiss an der Schmalfahne als die 2., ebenso an der Breitfahne, aber dennoch gegen ihr Ende grau und tiefbraun gefleckt. 4. eine neue Feder; bis zu 2 Drittel grau ge- fleckt und gestriemt an beiden Fahnen. Die 5. eine ganz alte, dreijährige, zerschlissene Feder, ausser einigen wenigen in Grau, zum dunklen Endstreifen hin, zwei Drittel der ganzen Feder rein weiss. Rechte Stosshälfte. Abermals von Aussen gegen die Mitte gezählt, zeigt sich die äusserste, sowie die 3. stark grau längs gefleckt und gestriemt bis an die Basis; beides sind neue Federn. : Die 2., eine ältere, die 4. und 5., zwei ganz alte Federn, sind wenig gefleckt, mehr als die Hälfte von der Basis her weiss. Deckflaum des Unterstosses. Darunter gibt es welchen mit einfärbig hell rothbraunen Spitzen- fahnen, einen grossen Theil davon aber (die älteren Federn), welche in Hellrostbraun schiefstehende weiss- liche Längsflecken tragen. Diesem muskulös gebauten, ausnehmend starken und wohlgenährten Vogel fehlen am rechten Fange alle vier Zehen rein vom Tarsengelenke ab und dürfte er diese Verstimmlung bereits emige Jahre getragen haben; der andere, linke Fang ist dagegen wahrhaft martialisch ausgebildet und mit ganz besonders kräftigen Klauen bewehrt. (Schluss folgt.) N 3 0 Ö » “ Noch Einiges über den Zeisig. Von Dr. W. Sedlitzky. Angerest durch die anziehende Schilderung des | Herrn J. Kolazy in der letzten Nummer dieses Blattes will auch ich hier einige meiner eigensten Beobachtun- gen über das Gefangenleben dieses herzigen, liebens- würdigen Stubenvogels mittheilen. Auch ich halte stets Zeisige im Käfige und zwar von dieser Sippe soviel verschiedene Arten als ich be- kommen kann; unter ihnen steht aber an Aumuth und Zahmheit gewiss der Erlenzeisig obenan und wollen wir heute daher auch vorzugsweise ihn ins Auge fassen. Ich besitze von diesem drei Pärchen schon einige Jahre, welche mit unterschiedlichem anderen zusammen- gewürfelten Gethier, nämlich einem Dompfaft, fünf Ca- narien und einem Stieglitz-Pärchen, in einem Bauer von 1 M. Tiefe, 1 M. Länge und 1), M. Höhe gehalten werden. Will man diese kleinen Stubenvögel zur Brut bringen, so ist ein theilweises Freifliegenlassen wohl nicht zu empfehlen, da für sie dadurch der Aufenthalt im Käfig doch nur immer ein nothwendiges Uebel bleibt, und sie sich darinnen nie so wohl befinden werden, als es nöthig ist, um sie zur Erfüllung ihrer Lebensaufgabe | Walde nur zu bringen versüssen , und ihnen den Verlust ihrer Freiheit so zu dass sie so wie im grünen lauschigen ganz sich selbst leben und alles Andere um sich herum, also auch ihre Gefangenschaft vergessen. Solche gefangene Vögel fühlen dann sicher nichts mehr von dem ihnen angethanen Leide, und hat es ein Pfleger so weit gebracht, dann kann er gewiss auch mit ruhigem Gemüthe den Vorwurf der Thierquälerei von sich abweisen. Es ist ja auch gar nicht so leicht, es unseren Waldbewohnern in der Gefangenschaft so heimisch zu machen! So anspruchslos sonst ein Vogel ist, — und einen anspruchsloseren, als unseren Zeisig kann man schon gar nicht nennen, — soll er sich wohl fühlen, so recht vom Herzen wohl, dass man ihm die Lust, die Freude und den Uebermuth an seinen kleinen schwarzen Augen ablesen kann, dass man sieht, der kleine Schelm ist so übermüthig, dass er alle seine Stubengenossen durchein- anderjagt und das ganze, Bauer in Aufruhr bringt, — soll er sich so wohl fühlen, so müssen alle Vorbedin- gungen hiezu möglichst genau erfüllt werden. [21 Das beansprucht aber viel Mühe, noch mehr Auf- merksamkeit und am meisten sorgsame, verständniss- innige Liebe zur Sache! Vor allem der Käfig! Der Zeisig, der gewohnt war in den diehtesten, schönsten, immergrünen harzigen Tannenhainen zu sen, der bei seinen Rendezvous und Abenteuer n, seiner Brautwerbung und endlich seinem ehelichen Lebens- und Liebesglück sich von den ältesten Zeiten an so vor den zudring- lichen Blieken der Menschen versteckt hatte, dass die bekannte erst in jüngster Zeit widerlegte, aber nicht um ihre Poesie gebrachte Sage entstehen konnte: Mensch hätte jemals ein Zeisig -Nest oesehen oder ge- funden, — und es ist auch äusserst schwer zu finden, — dieser Zeisig soll sich nun in einem Bauer zurecht, ja noch mehr, sogar wohl und heimisch finden! Zu diesem Zwecke muss der Käfig mit Tannen- reisig, Aesten und Gezweigen förmlich austapezirt wer- den: stellenweise sogar so dicht, dass es selbst dem Pfleger schwer wird von Aussen gewisse Plätzchen zu übersehen. An den dichtesten, dunkelsten Stellen werden nun kleine offene Nestkörbehen angebracht, von welchen einige möglichst hoch befestigt werden missen, Als Ausfütterung benütze ich getrocknetes Waldgras, nicht zu verwechseln mit gewöhnlichem Heu, und befestige darauf am Boden des Körbehens ein wenie Baumwolle ungefähr nussgross, durch emige Nadelstiche. Aussen wird das Körbehen möglichst dieht und natürlich aus- sehend mit Tannenreisig umflochten und endlich so an Ort und Stelle gebracht. Der Zeisig fängt dann bald an alle Nestchen sorg- samst abzumustern, bis er sich endlich das passeı ndste gefunden und ausgewählt hat. Der Weiter- und Ausbau des Nestehens, welchen beide Gatten besorgen, wird mit weissen, weichen Borsten, die man bei jedem Bürstenbinder kauft, vollendet. Man muss ihnen daher von diesem Nistmaterial ziemlich viel zur Verfügung stellen, da der Bedarf überhaupt ziemlich gross ist Fund | nebenbei auch viel verschwendet wird. Sie iehen dieses Material jedem anderen vor und verwenden dasselbe äusserst zierlich und geschickt. Eine sehr wiehuise weitere Bedingung um Zeisige im | Bauer zur Brut zu bringen, bildet. wie bei allen eefan- genen Vögeln, auch bei diesen, ihre zweckmässige Nahr ung. dabei: Fichten- und Birkensamen, Mohn, Kolbenhirse, endlich Erlensamen, wo möglich in ganzen Trauben, aus welchen sich die Zeisige selbst mit sichtlichem Vergnügen die Körner herausl olen) Als Grünkraut reiche ich vorzugs- weise das sogenannte Fuss- oder Weggras das an len Wiesenrändern ete. wächst, seltener Hühnerdarm und endlich im Frühling die Blüthen der zahlreich wach- sendenPrimulaveris,welche von allen kleinen emheimischen Stubenvögeln, auch Canarien, mit besonderer Vorliebe &e- nossen werden. Ist die Zeit der frischen Ameisenpuppen gekommen, so bekommen sie von diesen, welche sie mit wahrer Gier verspeisen, so viel sie wollen. Selbst- verständlich fehlt nie eine getrocknete Feige, oder frisches Obst, und der unentbehrliche Speck. Meinen | Erfahrungen ea ist dieser Nahrungsstoff von ausser- Salon ıhensin Werth bezüglich günstiger Bruterfolge. Ich kann nur die m Dr. Reise „Gef. Welt« REES lichten Bemerkungen hierüber vollinhaltlich bestätigen. Erstens scheint der Speck zu bewirken, dass die Thiere ch füttere seit Jahren meine Zeisige mit fols | genden Sermarein und erhalte sie stets gesund und frisch | i leichter und lieber zur Brut schreiten, zweitens, dass diesehr lästige Legenoth weniger oft auftritt. Mit dem Gesagten wäre nun der Tisch meiner Zeisige vollständig gedeckt und habe ich nur noch hinzuzufügen, dass stets auch | Wasser in Menge vorhanden ist, sowohl Trink- wie Badewasser. So ausgerüstet überliess ich nun die ganze ge- mischte Gesellschaft ihrem eigenen Thun und Lassen Kein | und erlebte vergangenes Frühjal ır die Freude sowohl Junge echte Zeisige" (nicht Bastarde), wie auch einen Jungen Dompfaffen zu erzielen. Das eine Zeisig-Pärchen, welches ebenso eifrig wie das zweite auf dem Gelege | von d grossen und vollen Eiern brütete, wurde durch die im Käfige befindlichef Stieglitze, welche mir sonst so harmlos Behienen, gestört und die 5 Eier sammt und sonders von denselben aufgefressen. ® Zur Entdeckung der Uebelthäter half mir vorzugs- weise der Gimpel, welcher sich stets so ungeberdig und ängstlich benahm, wenn Einer der Stieglitze i in die Nähe seines Nestes kam, dass ich endlich auf dieselben auf- merksam wurde. Nach langen und genauen Beobach- tungen ertappte ich das Mörderpaar in flagranti und entfernte es sogleich aus dem Käfige — leider zu spät, denn die eme Brut war schon geopfert. Das zweite | Pärchen, welches später zu brüten angefangen hatte, | zu bieten, | brachte nun glücklich 2 Junge auf, und ist Eines davon heute noch in meinem Besitz. Als Nahrung zur Auf- fütterung der Kleinen dienten mir frische Ameiseneier. Es ist daher wichtig, die Brutgelegenheit erst dann wenn solehe im Handel schon zu haben sind, und zwar ist die kleine Gattung den Zeisigen lieber als die grosse. Interessant ist die Behandlung der Ameisen- puppen durch die Zeisige. Sie halten sich eine solche mit einem Fusse fest, bohren mit ihrem festgeschlos- senen spitzen Schnabel ein Loch und öffnen dann, so- bald sie in das Innere der Puppe gelangt sind, den- selben, wodurch sie einen Riss von emem Ende zum Andern erzeugen und den ganzen Inhalt blosslegen. Zum Schlusse sei noch des Jugendkleides der Zeisige Erwähnung gethan. Dasselbe ist am Rücken braungran, an der Brust w eiss, an den Seiten weiss mit braungrauen Streifen. In 14 Tagen wurden die Jungen selbstständig und flügge. 5 Es bedarf wohl keiner Versicherung, dass mir diese Erfolge viel Freude machten, und orale ich auch heuer wieder bestrebt sein, in dieser Richtung weitere Erfahrungen zu sammeln. Ich Seyante nur mit Ungeduld die Zeit der frischen Ameisenpuppen*) und sogleich werde ich dann daran gehen, die Wohnstube meiner kleinen Lieblinge aber- mals in einen Tannenhain zu verwandeln. Der gutmütige Gimpel und seine Ehegesponsin sehen zwar heute schon recht melancholisch und sehnsüchtig nach allen Ecken und Enden um ein Körbehen, und der Herr Gemahl wird ordentlich zur Liebe, d. h. zum „Schop- pen“ gezwungen, — ich bin aber hartherzig und ohne Verständniss für diese Anzeichen der entbrennenden Liebe, da ich an deren muthmassliche Folgen denke, und dabei wird mir bange, denn noch lange nicht ist der wirkliche Lenz eingezogen und mit ihm die nöthigste Nahrung für die Junge Brut! — Darum nur noch ein wenig Geduld und Enthalt- samkeit, ihr Verliebten! *) Im März d. J. geschrieben. DO — Ueber die Vogelwelt in den Umgebungen von Krakau. Von Ernst Schauer. Die Beobachtungszeit fällt in die Jahre 1844—1S51 | und 1862—1867. In der Zeit dieser Aufzeichnungen liegen drei Revolutionsjahre 1846, 1848, 1863, gar nicht geeignet zum Vogelfange und V ogelschiessen; und die | eine "Meile nahe russische ae habe ich inte über- schritten. Als ich zum zweiten Male nach Krakau be- rufen wurde, gab es Arbeit genug, wenig Zeit zu Aus- flügen, und die Ferien verwendete ich zu grösseren Reisen, gewöhnlich in das mit mehr gefiederten Be- wohnern gesegnete Ostgalizien. Unter anderen Um- ständen hätte ich wohl mehr gesehen und manche Lücke ausfüllen können. Da aber aus diesen Gegenden noch nichts bekannt gegeben wurde, und folglich das Wenige, was ich darbieten kann, willkommen sein dürfte, so habe ich jene alten Papiere hervorgesucht und die Aufzeichnungen grösstentheils so w iedergegeben, wie sie damals niedergeschrieben wurden; es mag est auch nicht befremden, wenn hie und da der Freistaat Krakau in Erinnerung gebracht ist. Ich konnte mich jedoch nicht enthalten, manche Bemerkungen einzu- fügen, die späteren Erfahrungen entflossen "und leicht zu erkennen sind. Diejenigen Exemplare, wo ich Tag und Jalıres- zahl angebe, habe ich selbstverständlich "auch alle, todt oder lebendig, in der Hand gehabt. Pieniaki bei Brody, im December 1877. Vultur — ceinereus. Der graue Geier. In dem Krakauer Universitätscabinete standen drei Exemplare, die vor dem | Jahre 1844 in der Umgegend erlegt und von sehr unbe- rufenen Händen ausgestopft waren. Nähere Angaben, als | nur die trockenen Namen im Inventario, waren trotz fleissiger Nachfrage nicht aufzufinden. Ein Weibchen, bei Krakau erbeutet, welches viele Jahre in der Gefangen- schaft lebte, während dieser Zeit auch ein Ei leste, fiel mir 1850 todt in die Hände. Am 25. August 1861 fingen die Bauern bei Nowy- targ, Neumarkt, eine Tage- reise südlich von Krakau, einen Behören! grauen Geier, der irgendwo angeschossen worden war, und brachten ihn zu Herrn Homolacz nach Zakopane, Gutsbesitzer dieser Herrschaft, die auch einen Theil des Tatragebirges ein- schliesst. Damals hielt ich mich zwei Monate dort auf, und der Geier kam mir sehr gelegen. Konnte ich doch der Gutsherrschaft meine Dankbarkeit für freundliche Aufnahme auf dieser Reise dadurch be- | | aufzuweisen hat, möge gütigst ein Plätzche :n hier finden : weisen, dass ich den schönen Vogel ausgestopft zurück liess, der neben einigen anderen bereits eimgesammelten Alpenvögeln seinen Platz fand. Einige Wochen später, am 10. und 20. September, kamen mir in Ostgalizien noch zwei graue Geier unter das Messer, welche mit dem erstgenannten einer sehr zahlreichen Gesellschaft angehörten, die in demselben Jahre an sehr vielen Orten beobachtet, verfolgt, zerstreut und mehr als deeimirt wurde. Noch von vielen grauen Geiern, auch von einigen braunen könnte ich erzählen, doch will ich hier die vorgezeichneten Grenzen nicht überschreiten — fulvus. Der weissköpfige Geier. Am 24. Juni 1866 wurde ‘dem Cabinete ein brauner Geier einge- schickt, welcher im August 1801 bei Bochnia fügellahın geschossen, seit der Zeit in Gefangenschaft lebte. Er war auch von der nämlichen, soeben erwähnten Ge- sellschaft. Haliaetos — albicilla. Seeadler. 14, November 1344 ein junges 133 W ildschweine, starkes Weibehen mit noch schwarzem Schnabel bei Krzeszowice erlegt. 7. März 1848, 24. April 1863 eben- falls bei Krzeszowice geschossen. Zuweilen aueh über der Weichsel. beobachtet, zumal wenn die Teiche zu- gefroren und der Fluss noch offen war. Man begegnet dem Seeadler in der Gefangenschaft. Aquila — fulva und chrysaetos. Stein- und Goldadler. 19. November 1846, 4. ecembenledd 19. Februar 1848, 5. November 18635, 9 ee 1865, 5. December 1864, 10. Februar 1 1865, 2 29. Januar 1566, 12. December 1866, 25. Mai 1867. Die Steinadler horsten südlich von Krakau, schon in den Vorgebirgen ‘der Karpathen auf hohen Fichten. Den ganzen Sommer über lassen sie sich in der Ebene nicht sehen; ausser hinter Draht- gittern. *) 5 Aquila Kleiner Schreiadler. und wäre es auch Kann alljährlich nur in den — naevia. beobachtet werden Wanderzeiten. Weiter östlieh in den Laub- und Nadelwäldern brütend, ist Schreiadler keine Seltenheit. — clanga. Grosser Schreiadler. 31. Mai 1864. der pennata. Zwergadler. Mai 1864. Pandion — haliaetos. Flussadler. Alle Jahre dann und wann an der Weichsel. Wenn der Vogel nach dem Untertauchen das nasse Gefieder abschüttelt, erregt er einen Staubregen, dass man bei günstigem Sonnenstande recht deutlich das Speetrum sehen kann. Circa&tos — brachydactylus. Schlangenbussard. 27. August 1847, 25. Juli 1549 vom Horste geschossen. 14. März 1848 5. April 1865 den grossen Wäldern von und am in Niepolomice en Schnepfenstriche beobachtet. Seme weisse Unterseite, der dieke Kopf, der schwerfällige seine Grösse lassen keine Verwechselung mit irgend einem anderen Vogel zu, mag man ihn auch m Ber bedeutender Entfernung schen. Sein zeitiges Er- schemen darf nicht befremden; er geht der Giftnatter nach, die bekanntlich bei neh auf dem letzten Schnee erscheint. Flug, Gegenwärtige Bemerkung, hervorgerufen durch die Erinne- : wenn sie auch keine Federn Mitten bedeutenden W. äldern von Niepolomice, 3 Me ‚ilen östlich steht eine alte Eiche, die eine Gedenktafel trägt, dass König August der Zweite unter derselben am 18. September 1730 genächtiget, ass während einer dreitägigen Jagd erlegt wurden: 3 E lennthiere, 17 Hirsche, 3 Luchse, 13 Wölfe, 8S Rehe, 32 Füchse und eine Menge anderes kleines Wild. rungen an jene grossen Föhrenwälder, in den von Krakau, welche besagt: Buteo — vulgaris. Mäusebussard. Gemein und horstet. — lagopus. Rauhfussbussard. Ein Vorbote des Winters, oft recht zahlreich; verschwindet wieder mit dem letzten Schnee. In Sommer ist er selbst m den Gebirgen nicht zu bemerken. Schauer diese beiden #®) Offenbar fasst also auch Herr E: fl D. R. Species im eine zusammen. 60 Pernis — apivorus. 6. October 1862. Anderwärts kein seltener Brütvogel, scheinen ihm die hiesigen Umgebungen | nicht zu entsprechen. Astur — palumbarius. Habicht. Horstet alljährlich. — nisus. Sperber. Wie der Vorige. Milvus ater. Horstet. Zumeist kann man den Vogel an der Weichsel sehen, aber auch nicht alle Tage. bereits todtgeschossen ist, noch zum Schlunde heraus- kriechen; stiehlt aber auch keck in den Bauerngehöften junge Enten und Hühner. Milvus — regalis. Rother Milan, Gabelweihe. Wenn sich die Gabelweihe im Frühjahre und den Sommer über auch bisweilen bemerkbar macht, so ist ihr Horsten nicht sichergestellt, wie wahrscheinlich es auch anzu- nehmen ist. Falco — peregrinus. Wanderfalk. 7. März 1863. Für diese Gegend ein seltener Gast. Nur einigemale habe | ich ihn bei der Rephühnerjagd gesehen. — laniarius. Würgfalk. Am 28. Juli 1861 im Tatragebirge einmal gesehen. — subbuteo. Lerchenfalk. Horstet. Alljährlich werden einige Exemplare erlest, weil das eben keine Schwierigkeit macht, immerhin ist hier der Vogel selten genug. — aesalon. Zwersfalk. 10. November 1846, 16. September 1362, 16. December 1863, 12. Januar 1867. Hat sich auch ausserdem bemerkbar gemacht; jedoch immer nur Weibehen oder junge Vögel; ein altes aus- gefärbtes Männchen ist nicht vorgekommen oder wurde vielmehr nicht bemerkt. — vespertinus. Rothfussfalk. Mai 1867. Männchen und Weibchen. — tinnunculus. Thurmfalk. Horstet oft in zwei bis drei Pärchen auf dem Krakauer Schlosse, in dem prachtvollen Kalkfelsen von Bolechowice und Ojeöw 20. Juni 1850, 3. Er sucht gern Regenwürmer auf, die, wenn er | | 24. November | als hier. an der russischen Grenze entlang, in den Felsen von Mnikow, auf Kloster Czerna, in den Ruinen von Tenezyn und Lipowiec und an anderen Orten, auch auf über- ständigen Bäumen. Circus -— pygargus. Kornweihe. — eineraceus. Wiesenweihe. Dieser wie der vorige | kommen häufig bei der Sumpf- und Rephühnerjagd zu | tel | striches bemerkbar. Gesicht, fliegen vor dem Hunde her, in der gerechten \ lustig voraus, w Pre .. | Hoffnung, etwas zu erbeuten. Alte ausgefärbte Männchen | sind äusserst selten. Beide Vögel wurden zur Brütezeit nicht bemerkt. — pallidus. Steppenweihe. Mag in gleicher Anzahl wie cineraceus vorkommen, jedoch nur Weibehen und junge Männchen. In späteren Jahren, wo mir viele dieser Vögel durch die gingen, waren freilich welche Hände dabei, die sich weder auf | die eine, noch auf die andere Seite stellen liessen, und nichts war | zu erkennen, wo cineraceus aufhört und pallidus anfängt. Anders verhält es sich mit den alten Männchen, die schmucke schlanke Vögel sind, mit feinerem Kopf und feineren Füssen. Brust, Bauch, Schenkel auch Flügeldeckfedern, sind immer mehr oder weniger rostbraun angespritzt, und die Schwanzfedern erinnern stets an das Jugendkleid; aber der Mangel der Querbinden auf den Flügeln erlöst von jedem Zweifel. — aeruginosus. Rohrweihe. Brütet auf allen grösseren Teichen und unzugänglichen Sümpfen, denen das Schilf nicht fehlt und anderer Pflanzenwuchs, wo er das Nest auflegen kann. Strix — flammea. Schleiereule. Gemein; bewohnt das Schloss, die Klöster, die zahlreichen Thürme der Stadt. Namentlich zur Brütezeit hört man sie des Abends und des Nachts in den Strassen und selbst auf dem Markt- platze. Ulula —- uralensis. Uraleule. 12. Februar 1848. — aluco. Waldkauz. Gemein; braune wie graue | kommen in gleicher Anzahl vor. — nisoria. Sperbereule. 11. December 184‘. — dasypus. Rauhfusskauz. 19. September 1849, 1863. In den Tannen- und Fichten- wäldern, südlich von Krakau, Standvogel. — athene. Steinkauz. Vereinzelt überall. Otus — brachyotus. Sumpfohreule. Zur Brütezeit und im Winter nicht zu bemerken. Im Herbst kommt diese Eule auf die Sümpfe und wo da hohes trockenes Gras steht, kann man immer darauf rechnen, dass der Hund die eine oder die andere heraus treibt. — vulgaris. Waldohreule. Nicht gerade gemein. In manchen Jabrgängen nicht vorgekommen oder viel- mehr nicht aufgefunden worden. — bubo. Uhu. 16. December 1863, 25. Januar 1864, 12. Februar 1865, 24. April 1865 brütend, 6. Januar 1866, 18. December 1866, 10. Januar 1867. In den Jahren von 1544 — 1850 wurde der Uhu nicht bemerkt. Cypselus — apus. Mauer-Segler oder -Schwalbe. „Dieser Sommergast, die Mauerschwalbe, die gern der Kirchen heil’ges Dach bewohnt,“ ist wohl nirgends so häufig Sie hält sich an den Kalender und kömmt mit seltener Ausnahme am 6. Mai an. Sie bewohnt das Schloss, alle Klöster, alle Thürme, hohe Gebäude und belebt die ganze Stadt. Einer schweren, schnelltreibenden Gewitterwolke, die wahr- scheinlich Insectenschwärme aufwirbelt, eilen die Thurmschwalben und unter solchen Umständen, zeigen sich in der That diese Vögel in Gegenden, die sie nicht bewohnen, und wovon ich mich selbst in den Steppenländern überzeugt habe. Caprimulgus — europaeus. Nachtschwalbe, Ziegenmelker. Brü- tet, und macht sich zumeist während des Schnepfen- Ein Ziegenmelker, hatte in einem Bienengarten auf einige Tage unter einem Strohdache Wohnung genommen. Oft stürzte er bei hellem, lichtem Tage plötzlich hervor, um eine Biene zu fangen und ging dann in seinen Schlupfwinkel zurück. Cuculus — canorus. Kukuk. Fast ebenso häufig wie den grauen Kukuk sieht man auch den rothen und röth- lichen. Dass „der Kukuk der Grasemück’ so gern ins Nestchen heckt,* ist hier zu Lande jedem Kinde eine bekannte Geschichte, die weit zurück reicht. Uralte slavische Lieder und Legenden, sprechen davon. Z. B. Die Zazula (spr. Sasula) bindet mit Pterde- haaren die Bachstelze an das Nest, und zwingt sie ein fremdes Ei auszubrüten. Eine Jungfrau, die sich ihres Kindes entschlug wurde zur Strafe in eine Zazula verwandelt, um der Mutterfreuden entrückt zu werden. Hier ist zu erinnern, dass die slavische Zazula gen. fem. ist. In Myslistwo ptasze (die Jagd auf Vögel,) ein kleines noch mit gothischen Lettern gedrucktes, sehr seltenes Werkehen, dessen Erscheinen man um das Jahr wird sie Göegzölka genannt. Kukuk hat sich eingedrängt, vielleicht durch Grenznachbarn, wälder Uhren, und wurde weiblicht (femininisirt). Man, soll sich ein Sprüchwort; doch habe ich, unruhig herumflatterndes Kukuksweibcehen Ei aus dem Leibe genommen. 1590, vermuthet, erst neuerdings Colonisten, Schwarz- im Kukawka oder auch Kukulka ver- nicht um ungeleste Eier bekümmern, sagt erlegte, ein fertiges Junx. — torquilla. Wendehals. Brütet in kleinen Wäl- dern, 2 von Krakau. Picus. — viridis. Grünspecht. — eanus. Grauspecht. Beide Grünspechte, wie auch die Buntspechte, von den Bienenzüchtern verfolgt, weniger darum, verzehren, als darum, dass sie die Bienenstöcke, welche im Freien überwintern und gewöhnlich aus einem einzigen Stücke abgestor- benen Holzes verfertiget sind, nicht nur durch Anhacken verdor- ben, sondern auch die Bewohner, die namentlich im Winter der grössten Ruhe bedürfen, auf das Empfindlichste und Nachtheiligste schädigen. — cissa. Pall. Grosser Eine bereits bekannte Sache, wenn ich sie hier wiederhole, "so geschieht desshalb, weil ich sie in so grossem Massstabe anderwärts nicht gefunden habe, nämlich: dass der grosse Bunt- specht massenhaft die Samenzapfen der Föhre zusammenträgt und bearbeitet. Zur Werkstätte wählt er einen wagrechten Ast und behackt da einen Zapfen, der, wenn er als untauglich oder verbraucht herab- geworfen wird, oder zufällig herunter fällt, bald durch einen andern ersetzt wird. Der Ambos ist entrindet und abgenutzt. Dem Meister selbst ist der Schnabel, die Deckfedern der Nasenlöcher, die Füsse, die Brust dick mit Pech beklebt. Ein fleissiger Arbeiter kann den werden hart Buntspecht. es ganzen Winter über etwas vor sich bringen, und so bilden sich Haufen solcher Zapfen, die manchmal einen Scheffel anfüllen können. Es kommen alte Weibchen vor, Federn auf dem Kopfe zu tragen. — cynaedus. Pall. Mittlerer Buntspecht. Weniger häufig als der Vorige. — pipra. Pall. Kleiner Buntspecht. Kann beinahe zu den selteneren Vögeln gezählt werden. Zum Verwechseln ähnlich kleinen Spechtes mit der des tönige Lied, welches bei mehr hat. die sich Mühe geben, rothe ist nicht nur die Stimme dieses Wendehalses, sondern auch das ein- dem Wendehalse nur grossen Obstgärten, einmal auf den Promenaden | dass die Bienen | und vergessen, wenn ich des Morgens Früh ein | | Dörfer , 61 ganz richtig: Gleissvogel, (von gleissen, glänzen), so lautete er früher polniseh: Ziemiorodek, und bezeichnet so viel als: einem in der Erde Geborenen, während er jetzt Zimorodek genannt wird, das wäre der im Winter Geborene. Die wahren, alten, bezeichnenden Namen wurden verworfen und falsche widersinnige, sogar in die Sprache der Wissenschaft eingeschmuggelt. Coracias garrula. Die Mandelkrähe. Gemein, sich stets schr bemerkbar. und macht Upupa — epops. Wiedehopf. Ueberall. Tichodroma — muraria. Alpenmauerläufer. Standvogel auf den Tatry. Alauda — cristata. Haubenlerche. Täglich und zu jeder Jahreszeit in den Dörfern , Vorstädten und auf Land- strassen anzutreffen. — arborea. Baum- oder Haidelerche. Kommt sehr zeitig an und lässt sich alle Jahre von den letzten Schneefällen überraschen. Dann flüchtet sie sich in die sogar in die äussersten Vorstädte und immer gesellschaftlich, wenigstens einige sind dann immer bei- sammen. Sie brütet wohl an genehmen Orten, jedoch sehr vereinzelt und zerstreut. — arvensis. Feldlerche. — nivalis. Alpenlerche. Selten ist ein Winter ver- gangen, ohne dass uns diese, wie die folgende Species, stets mit einander zusammen in kleinen oder grossen Gesellschaften besucht hätten, und wurden dene im- mer genug auf dem Vogelmarkte zum Verkaufe aus- gestellt. Plectrophanes — nivalis. Schneeammer. Wie vorige. Emberiza hortulana. Gartenammer, Ortolan. Ein im Jahre 1862, in der äussersten Vorstadt gefangenes ı Männchen wurde im Käfige gehalten. einige Noten | — leuconotus. Der weissrückige Buntspecht. Wei- | ter östlich ist er keine Seltenheit End brütet, während er bier in manchen Jahren nicht bemerkt w nick Junge Vögel hat der Verf. 3000 Fuss hoch im Gebirge ange- troften. — martius. Schwarzspecht. dem Gebirge hin häufiger. — tridactylus. Dreizehenspecht. Tritt eine halbe Tagereise südlich von Krakau in den Tannen- und Fichtenwäldern, wo sich die Vorgebirge der Karpathen erheben, als Standvogel auf. Ohne Unterschied des Geschlechtes haben die Nestvögel gelbe Köpfe. Die Weibehen tragen mithin als erstes Kleid ein männ- liches. Einen Dreizehenspzcht, Genug selten; nach dessen weisser Scheitel mit gold- gelben Federn gefleckt war, hielt ich für ein junges Männchen, als ich aber an dem äusserst harten Schädelknochen ein Messer zerbrach, ergab eine nähere Untersuchung, dass ich ein sehr altes Weibchen vor mir hatte. Alcedo — ispida. Der Eisvogel. Bächen. Eine Entstellung trifft den Namen dieses Vogels, eigenthüm- lich genug, im Deutschen wie im Polnischen. Sagte -man Vereinzelt an allen sonst | — schoeniclus. Rome In allen Schilfweihern und Korbweidengebüschen. — eitrinella. Goldammer. Nach dem Gebirge zu, wird das Männchen heller gefärbt, schwefelgelb, der Scheitel manchmal fast weiss. — miliaria. Grauammer. Es lässt sich wohl denken, in einem Lande, wo dass so viel Hirse gebaut wird, auch dieser Vogel an allen Wegen und Stegen anzu- treffen ist. Passer — campestris. Feldsperling. Genug gemein. — domesticus. Haussperling. Auf dem Lande ‚ nisten mehr der Sperlinge auf Bäumen als an den Häusern, aber immer in der Nähe der Menschen Alte Obst- bäume, namentlich aber alte Linden und Pyramiden- pappeln, sind da immer stark mit Nestern besetzt, manchmal lassen sich auf einem Baume zehn und zwölf zählen; sehr gerne gehen sie auch in hohle Bäume, verschonen selbst Crucifixe und Heiligenbilder nicht und wissen da ihre überaus liederlichen Nester anzubringen, an denen Strohhalme, Fetzen, Lappen herabhängen, und wie anderwärts, verstopfen sie an den Palästen die Dachrinnen. In den Strohhütten nach dem Gebirge zu, die keine Rauchfänge haben und wo immer eine dicke Rauchwolke unter den Strohdache und an der Decke der Wohnstube hängt, so dass die Bewohner gezwun- 62 gen sind, stets gebückt einher zu gehen und nahe an dem Fussboden zu sitzen, sind die Sperlinge, die den Winter über unter den warmen Strohdächern wohnen, ganz schwarz. sischen und eimerseits der russischen Grenze entlang, fehlen die Sperlinge gänzlich, Herr Kwasek, Regie- rungs-Oberförster , der in-einem solchen Dorfe, Byczyna, wohnte, hat sich viele Mühe hierher zu versetzen und hundertw eise hat er sie, zu verschiedenen Jahreszeiten kommen lassen und ihnen die Freiheit gegeben; doch immer waren sie ın den nächsten Tagen verschwunden. Herr Kwasek glaubte die Ursache in der Menge von Kieselsaurem Zinko Galmei, zu finden, welches überall da zu Tage liegt, auch in den Feldern oberflächlich ausgebeutet wird, und dass den Vögeln dieses Sandbad unangenehm ist. ohne Sperlinge. Ein recht „Der Sperling Heute noch sind jene Dörfer gut zu verwerthendes polnisches Sprichwort sagt: lässt sich nicht vermittelst Spreu fangen.‘ — Pyrrhula — vulgaris. Gimpel, Wer gut sucht, kann den Gimpel, da, wo sich die V orgebirge der Kir pathen erheben, brütend finden. grau, bei der nächsten Mauser bekommen die Männchen de Boile Brust. Bei diesem Uebergange sehen sie recht liederlich aus, so dass sich nicht einmal ein erträglicher Balg machen lässt. Im Sommer kommen die Gimpel nie in die Ebene; im Herbst und Winter sind sie allenthalben, und wenn sie in die Nähe der Häuser kommen, so sagt man, dass es bald Schnee 2 — serinus. städten und auf Kızeszowice; fehlt nirgends, wo das Land hüglich ist. Den ganzen Karpathenzug entlang ist er häufig i in allen Bauerngärten und bewohnt vorzugsweise alte wilde Birnbäume., Fringilla -— coelebs. Buchfink. Im Winter von 1365— 1364 überwinterten einige Männchen ausnahmsweise auf den Promenäden von Krakau. — chloris. Grünling. — cannabina. Häntling. — carduelis. Distelfink, Stieglitz. — spinus. Zeisig. — linaria. Flachs- oder Leinfink. Zu keineranderen Zeit als nur im Winter und dann immerin grossen Zügen. — montifringilla. Bergfink. Im Spätherbst zahl- reiche Züge. Sie wurden sonst in Menge gefangen, sodann gerupft, und dicht zusammen an ellenlange Stäbchen gesteckt, die zugleich als Bratspiess dienten, auf dem Markte verkauft. Heute ist dieser üble Ge- brauch polizeilich untersagt; aber gegessen werden sie dennoch. Einzelne verspätete haben sich manchmal bis in den April hinein herum getrieben. Cocothraustes — vulgaris. Kirschkernbeisser. Loxia — bityopsiitaeus: Kiefernkreuzschnabel. 2. Fe- bruar 1850, 3. März 1850, 3. Juni 1850, 6. April 1862, 25. Mai 1865. Häufig findet man in Schriften und Kabineten den Namen dieses Vogels, der doch so ansprechend klingt, unrichtig geschrie- ben: 7 zirvs, zitvos.die Fichte, ») wertazn, 6 werrazos, der Papagei. curvirostra. Fichtenkreuzschnahel. In den Fichtenwäldern der Vorgebirge werden die Kreuzschnä- Die Nestvögel sind | In den Dörfern des Freistaates an der preus- gegeben die Sperlinge | xyde, | ) Girlitz. Nistet alljährlich in den Vor- den Spazierwegen von Krakau und bel häufig gefangen und schöne rothe Männchen leben- dig, dıe grosse KNlerssa aber schon für die Küche vor- bereiet auf dem Markte verkauft. Wenn die Kreuzschnäbel in die Obsteärten kommen und den kleinen kirschengrossen Paradiesäpfeln die Kerne entnehmen, geschieht es mit einem solchen Eifer, dass man sich ganz gemüth- lich anschleichen und ihnen eime an einer Ruthe befestigte Pferde- haarschlinge über den Kopf ziehen kann. leucoptera. Der weissbindige Kreuzschnabel. Zahlreich im Jahre 1845, und in späteren Zeiten hat man sie nicht selten in der Gefangenschaft gesehen. üs scheint, dass sich diese Vögel eingebürgert haben. Aegithalus — pendulinus. Die Beutelmeise. Der kleine Vogel | macht sich durch seme traurige klagende Stimme leicht , bemerkbar, und man braucht nicht lange Zeit, um das Nest zu finden, welches gewöhnlich an Erlen und Weidenbüschen frei hängt. Einmal hatte dieser Bau- künstler sein Nest sehr hoch an einer alten Hängebirke aufgehängt. Selten ist ein Jahr vergangen, dass man nicht im " Spätlierbste, nachdem die Blätter abgefalleu waren, ein Nest gebracht hätte. Eines wurde sogar im Garten der Klinik in der Vorstadt Wesola gefunden, wo sich ein kleiner Schilfweiher mit einigen Weidenbüschen befand. Man stellt den Nestern sehr nach; damit werden die Woh- nungen und Viehställe ausgeräuchert; sie gelten als eine Panacee gegen allerlei Krankheiten, Verwünschungen, Zauber und Hexerei; selbst der Teufel kann diesen Gestank nicht vertragen, und es ist ein Glück für ihn, dass diese Nester nicht zu häufig sind; denn würde man überall räuchern, so hätte der arme Teufel keinen Aufenthaltsort. Mecistura — caudata. Schwanz- oder Schneemeise. Calamophilus — barbatus. Bartmeise. 13. Mai 1864 einmal. Der | einzige unserer Vögel, welcher in geschlossenen, reinen Sehilfwäldern wohnt: Wer die Stimme dieses lieben, schönen Vogels noch nicht gehört hätte, und sich eine Vorstellung davon zu machen wünscht, dar belausche im Obstgarten die Schwanzmeise, deren nicht unan- genehmer, knurrender "Lockton dem der Bartmeise gleicht, und , nur der Grösse der Vögel angemessen, bei dem einen kaum etwas | schwächer, bei dem andern kaum etwas stärker ist. Diese beiden geschiekten Baukünstler sind nächste Verwandte, aber keine Meisen, 3 Parus — major. Kohlmeise. — coeruleus. Blaumeise. — palustris. Sumpfmeise. — cristatus. Schopfmeise. — ater. Tannenmeise. Diese wie die Schopfmeise, kommen auch wohl, namentlich zur Winterszeit, in das niedrige Land, allen sich aber lieber in den! Nadel- | hölzern der Vorgebirge und der Gebirge auf. Sitta — europaea. Spechtmeise, Kleiber. Bombyciphora — garrula. Seidenschwanz. Mit Ausnahme des Jahres 1848 haben sich die Seidenschwänze alljährlich eingefunden, oft in erstaunlicher Menge. Sie werden mit den Drosseln zugleich unter Wachholderbüschen in Laufdohnen gefangen. Bis Ende März schweifen manch- mal noch einzelne Weibehen herum. ’ Garrulus — glandarius. Eichel- (Nuss-) Häher. Zur. Naturgeschiehte des Eichelhähers sei erinnert: In einem, einige hundert Morgen grossen Wäldchen, wenn auch nicht bei Krakau, pflegte ich öfters im Herbste mit Hunden | zu jagen. Eine Häherfamilie fand daran auch ihr Vergnügen, folgte | schreiend den Hunden auf weite Strecken, wie gerade die Jagd ging, und-ahmten zuletzt das Geläute der Hunde so deutlich nach, dass ich mich einige Male täuschen liess. Nucifraga — caryocatactes. Tannenhälher. Im Herbst 1 men die Nusshäher von den nahen Gebirgen herab. Nov. 1844 noch waren sie in überaus grosser Anzahl zu sehen. Den sichersten Nachriehten zu Folge brüten sie nicht nur im Gebirge, aber auch im Hügellande, sogar in der Ebene, wofern es nur düstere Tannen- wälder giebt. Ende KOM- sen, hingen. Pica — caudata. Elster. Im Juni habe ich im Gebirge junge Nusshäher geschos- | denen die Nestdunen noch an den Kopf- und Nackenfedern | -KICHE 65 Corvus | — cornix. Nebelkrähe, — corone. Rabenkrähe. Kommt nicht vor. — monedula. Dohle. Recht häufie. Saatkrähe. Brütet an den west- lichen Grenzen des Krakauer Gebietes. Junge über- wintern nicht selten in den Dörfern mit cornix gesell- | schatftlich. — corax. Der Kolkrabe. Den Winter über und | bis zur Brütezeit smd die Raben paarweise zusammen. Nach der Brütezeit wandern sie in Familien. Im: Herbste aber sind Gesellschaften von 30 Stück keine Selten- heit, die jedoch nicht wie die Saatkrähen in geschlos- senen Haufen ziehen, sondern in Entfernungen von einander, die 1000 und 2000 Schritte betragen. Der Gesichtskreis erlaubt immer nur einige zu sehen, und ein solcher Zug kann lange Zeit dauern. Es scheint, dass sie auf diese Weise. Aas. aufsuchen. | Es sei hier bemerkt, dass Krakau, | von Kruk, Krak der Rabe entlehnt hat. | — frugilegus. | | | Kraköw, seinen Namen (Schluss folgt.) Aufzeichnungen über den Frühjahrs- und Herbstzug der Vögel in der Gegend von Hallein?) (1877). Von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. 1. Tinnunculus alaudarius, Gr. Thurmfalke. 20.111. Der erste. 26. XI. Der letzte. 2. Cypselus apus, Illig., Mauersegler. 9. V. Die 2 ersten. 27. VII. Abzug der meisten; 5. IX. ein einzelner. 3. Hirundo rustica, L., Hausschwalbe. 23. I1. Die 2 ersten; 9. IV. mehrere. Vom 9.—19. X. täg- 17. Oriolus galbula, L., Goldamsel. 1( ERDE IDG 13. Sturnus vulgaris, L., Staar. 26. Il. Die ersten. 20. V. Erste Brut ausgeflogen. 14. IX. 40-50 Stück, DV \ die letzten. lich grössere und kleinere Flüge; die letzten (S—10 Stück) 1. XI 4. Chelidon urbica, Fensterschwalbe. 2. V. Die ersten beobachtet. 9. X. Die letzten mit H. rustica. 5. Cotyle riparia, Boje, Uferschwalbe. 18. IX. 2 Stück. 18. X. 1 Stück mit H. rustica. 6. Jynx torquilla, L., Wendehais. 15. IV. Der erste. 3. IX. Der letzte. 7. Cuculus canorus, L., Kukuk. 15. IV. Den ersten gehört. 8. Upupa epops, L., Wiedehopf. 21. IV.2 Stück gesehen. 9. Muscicapa parva, Bechst., Kleiner Fliegen- schnäpper. 28. V. Ein d erlegt. 12. VIII. Ein d erlegt. 10. Museicapa grisola, L., Grauer Fliegenschnäp- 2. IX. 2 Stück. 11. Muscicapa atricapilla, Fliegenschnäpper. 17. IV. — 5. V. 3. IX. 12. Lanius excubitor, L., Grosser Würger. 19. 1., 11°,116,,,20: 10,9. U 14 TE Einzeln. 30., VII. 27 ad. indes iuv., 3.XI. und 18. XI. 1 Stück. 13. en major, Pall., Sibirischer Würger. 2. XII. jun. 14. Lanius minor, Gm., Schwarzstirniger Wür- DV ISAVITE 15. Lanius rufus, Briss., Rothköpfiger Würger. 30..IV. (S),. 11. V. (8) enlest., 8. VI. juv. 16. Lanius collurio, , Rothrückiger Würger. 22. IV. Das erste d, 4. V. das erste 2. 23. X. Einzeln, 10. X. der letzte. per. ger. *) Aufzeichn. über Nie Jahre 1872 — 1876: Central-Anstalt f. M. XXIII. 1875. Jahrb. d. k. k. L., Schwarzrückiger 19. Saxicola oenanthe, Bechst., Steinschmätzer. 3. IV. AH Stüele 13. VIEL 312 V1E2l3. Stuelg): 20. Pratincola rubetra, Koch, Braunkehliger Wiesenschmätzer. 21. IV. d, 22. IV. mehrere. 21. Pratincola rubicola, Koch, Schwarzkehliger Wiesenschmätzer. 1S., 26. X. 22. Ruticilla phoenicura, Bp., Gartenrothschwänz- | chen. 30. III. 26. IX. Viele, 17. X. die letzten. 23. Ruticilla Eye: Br., Hausrothschwänzchen. IK ME 26% TR SER“ 24. Acdentor a Cuv., Heckenbraunelle. IS VI IX OD 25. Lusciola suecica, K. et Bl., Blaukehlchen. SINE: 26. Lusciola rubecula, K. et Bl., Rothkehlchen. DS IT Zahlzeicht"s 20 BROT SER 27. Lusciola iuscinia, K. et Bl, Nachtigall. ZONE or le TOT 23. Sylvia hortensis, Lath., Gartengrasmücke. 14. V. 8. 26. IX. Einzelne. 29. Sylvia atricapilla, Lath., Schwarzköpfige Gras- mücke. 11. IV. g. 26. IX. Viele, den 9. und 19. X, je em d. 30. Sylvia cinerea, Lath., Dorngrasmücke. 27. IV. 2 Stück., 9.—19. X. Einzeln. 31. Sylvia curruca, Lath., Zaungrasmücke. 15.1V. 2 Stück. 26.—29. IX. Einzeln, 11. X. die letzte. 32. Phyllopneuste rufa, Meyer, Weidenlaubvogel. 17. III. 1 Stück. 9. X. Mehrere, 27. X. der letzte. 53. Phyllopneuste trochilus,Meyer, Fitis.30. Ill. d. 34. Phyllopneuste sibilatrix, Boje, Waldlaub- vogel. 27. VIl. 35. Phyllopneuste Bonellii, Bonap., Weissbäu- chiger Berglaubvogel. S. V. g, 24. V. g. 31. VM. Zalılreich, 23. VIII. zuletzt. 64 36. Hypolais salicaria, Bonap., Gartenlaubvogel. | 48. Alauda arborea, L., Baumlerche. 1. III. 49. Emberiza schoeniclus, L., Rohrammer. 27. IX. bis 23. XI. 50. Emberiza cia, L., Zigammer. 19. XI. g, 2. 51. Fringilla serinus, L, Girlitz. 8. IV. 27. X. 30 -40 Stück. 30. VII. 1 Stück. 37. Calamodyta phragmitis, Bonap., Schilfrohr- sänger. 15. V. 2. IX. | 38. Calamoherpe turdina, Glog., Drosselrohrsän- ger. 15. VII. 39. Calamoherpe arundinacea, Boje, Teichrohr- sänger. 9. VIII., 7. IX., 9. X. 40. Calamoherpe locustella, Boje, Heuschrecken- | rohrsänger. 7. IX. 41. Motacilla alba, L., Weisse Bachstelze. 16. Ill. 1 Stück, 17. III. mehrere. 29. IX. 2 Stück. 42. Motacilla sulphurea, Bechst., Gebirgsbach- stelze. 20. II. 2 Stück. 17. V. 2 Stück. 43. Budytes flavus, Cuv., Gelbe Bachstelze. 1.IX. 44. Anthus campestris, Bechst., Brachpieper. 16. IV. 26. VIII. — 1. IX. 45. Anthus arboreus, Bechst., Baumpieper. 21.IV. 46. Anthus pratensis, Bechst., Wiesenpieper. 5 7 7. IV. Zahlreich. 15. XD. 2 Stück. 47. Alauda arvensis, L., Feldlerche. ersten bei starkem Schneegestöber. 12. X. Viele. 22. II. Die | EOOR- 52. Turtur auritus, Ray., Turteltaube. 19. VIII. 1 Stück. 53. Scolopax rusticola, L., Waldschnepfe. 21. III. 1 Stück. 18. X. 4 Stück. Sobald man die Rothkehl- chen in den Auen fleissig singen hört, ist auch der Zug der Waldschnepfen in vollem Gang. 54. Scolopax major, Sow., Grosse Sumpfschnepfe. 15. IX. 2. 55. Scolopax gallinago, L., Becassine. 25. IX.; einzelne überwintern. 56. Vanellus cristatus, M. & W., Kiebitz. 24. III. | 30-40 Stück. 1. XI. 3 Stück. 97, Actitis hypoleucos, Boje, Flussuferläufer, 17. IV. 2 Stück. Villa Tännenhof b./Hallein, im März 1878. Die Meisen. Von Josef Kolazy. Ausser dem Menschen ist ein strenger, schnee- reicher Winter der grösste Feind der befiederten Thiere des Waldes. Der nagende Hunger zwingt dann die armen Vögel die Behausungen ihres Todfeindes aufzu- suchen und um Nahrung zu betten. Dort kümmert man sich entweder um die armen hungerleidenden Geschöpfe gar nicht, oder es wird ihnen in tückischer Weise Futter, entweder in den Scheunen oder auf ver- schiedenen Fangplätzen gestreut, Viele von ihnen müssen das bischen Futter theuer erkaufen, sie müssen dasselbe entweder mit der Freiheit oder mit dem Leben bezahlen. Aber auch manchen edlen Menschen findet man, der Mitleid mit diesen armen Thieren im Winter hat und der ihnen die Abfälle seiner Küche, verschiedene Sämereien und dergleichen reicht. In neuester Zeit scheint man doch endlich zur Einsicht gekommen zu sein, dass die Vögel im Haus- halte der Natur eine grosse Rolle zu spielen berufen sind. Nicht nur in der Stadt sieht man schon hie und da Anstalten getroffen, diesen Geschöpfen die Unbilden unseres Winters erleichtern zu helfen, es werden ihnen Futterplätze angewiesen, auf denen theils ein Verein von Freunden der Thierwelt, theils viele andere Edel- denkende ihr Schärflein zur Ernährung dieser armen Thiere beitragen ; aber auch auf dem Lande geschieht in | neuerer Zeit schon Vieles zur Linderung des traurigen Loses der Vögel im Winter. Die erfreulichen Folgen dieser edlen Theilnahme für die Vogelwelt sieht man z. B. schon in unserem Stadtparke; ausser anderen verschiedenartigen Vögeln, ziehen es schon durch zwei Jahre einige Staare und auch ein Rothkelchen vor, statt die weite Reise in ein fremdes Land zu unternehmen, sich in Wien’ füttern zu lassen. Das lustige lebensfrohe Volk der Meisen hat von jeher die meisten Anfeindungen von den Menschen zu bestehen. Alles, jung und alt, gross und klein, rüstet | | sich gleich. | Zeit, oder in irgend einer Stube. | Beute erwischt | sich zur Jagd, Jeder will und fängt auch Meisen, ob Sommer oder Winter, ob Frühjahr oder Herbst, bleibt Alle möglichen Fangmethoden werden in Anwendung gebracht und es ist auch nicht schwer, dieses lose Volk zu berücken; ein guter Lockvogel genügt, und im Massen fallen sie der Habsucht und Rohheit des Menschen zum Opfer. Die Meisten wandern dann in die Küche, nur wenige fristen ihr trauriges Dasein im Käfige, entweder als Lockvogel für spätere Als Sänger sind sie wohl nicht zu empfehlen, da bei ihnen von einem eigent- lichen Gesange keine Rede sein kann. Gemeiniglich hält man sie bloss aus Muthwillen, bis endlich ein solcher armer Teufel, entweder aus Kränkung über seine verlorene Freiheit, oder aus Elend zu Grunde geht. Es ist gerade, heisst es dann gewöhnlich, kein Schade um den Vogel, denn am Sonntage fängt man wieder andere und so gehen Tausende und Tausende jener Geschöpfe zu Grunde, deren Nutzen für uns ungeheuer ist. Betrachten wir einmal eine Schaar Mei- sen im Freien, sehen wir ihrem Treiben zu. Gesellig, wie sie sind, lockt eine die andere, jeder Baum wird von oben bis unten, die Ober- und Unterseite der | Aeste und Zweige, jede Ritze, jede Spalte haarklein abgesucht; wehe dem Insekte, wehe den Larven und Insekteneiern, die vielleicht zwischen den Ritzen ver- borgen sind, sie müssen hervor, denn so lange wird mit dem meisselförmigen Schnabel gehämmert, bis die ist. So geht es fort von Baum zu Baum, nicht nur im Laub- sondern auch im: Nadelholz- walde. Nichts entgeht ihrem scharfen Auge. Wie würde es mit unserer Obst-, wie mit unserer Waldeultur bestellt sein, wenn nicht die Natur der ungeheueren Verfolgungswuth, der die Meisen’ ausge- setzt sind, wieder eine grössere Vermehrung derselben entgegensetzen würde. Sie legen meistens zweimal und auch sehr viele, gewöhnlich 10 bis 12, ja sogar 16 Eier Da diese Vögel in Höhlen brüten, entgehen sie wäh- rend der Brut auch meistens, sammt ihren Jungen den Verfolgungen der grossen und kleinen Buben. Vor zwei Jahren beobachtete ich im Sommer im Gasthausgarten zu Heiligenkreuz bei Wien, ein Paar von Parus major, der Kohlmeise. Sie fütterten eben ihre junge Brut auf. Das Nest war in einem hoh- len bis in die obersten Wipfel aller seiner Aeste beraubten Baume, sie hatten also hier, ganz gegen ihre Gewohnheit ihr Nest vollkommen frei, zu Jeder- manns beliebiger Einsicht angelegt. Dasselbe war kaum mehr als sieben Fuss vom Boden entfernt. Der Baum selbst steht mitten zwischen .den Tischen, also ein Beweis, dass diese Vögel auch unter Umständen sehr zutraulich werden können und sich um den Lärm der Menschen nicht viel kümmern. Beide Gatten flogen ununterbrochen ab und zu und kamen beladen mit Beute für die armen kleinen Schreihälse. Vielleicht eine halbe Stunde lang beobachtete ich dieses sorg- same Treiben. Kaum zwanzig Schritte entfernt, über der Strasse, steht ein Linden- oder Ahornbaum, genau kann ich es jetzt eben nicht sagen, beinahe jede Minute kam eines oder das andere der Gatten, immer von diesem Baume hergeflogen, zu ihren Kindern. Gewiss dreissig- mal sind sie also mit Insekten beladen, angekommen. Welch eine Meisenpaar von jenem Baume weggefangen haben ? Die allergewöhnlichsten Meisen - Arten, die bei uns vorkommen, sind: die Kohlmeise (Parus major), die | Blaumeise (Parus eoeruleus), die Schwanzmeise (Parus caudatus) und die Sumpfmeise (Parus palustris). Mit anderen Vögeln, ausser ihresgleichen, vertragen sie sich höchst selten, gewöhnlich bringen sie ihre Käfig- genossen um und hacken ihnen dann das Gehirn aus. Jedes Jahr machte auch ich mir das Vergnügen einige Wildlinge über den Winter in der Gefangenschaft zu halten und mit den ersten Strahlen der wiederkeh- | renden Frühlingssonne schenkte ich ihnen auch wieder die Freiheit. Das muntere lebensfrohe Volk der Meisen erwählte ich mir zu meinen Genossen im Winter, denn welcher | Freund der Vogelwelt ergötzte sich nicht an der Be- weglichkeit, Possirlichkeit, Keckheit und Zutraulichkeit dieser schmucken Gesellen. Und unter allen Meisen- Arten fiel meine Wahl auf die Blaumeise. Der Vogelmarkt lieferte mir jedes Jahr mehrere Stücke. zwischen die Fenster, dieselben wurden mit Tannen- reisig und verschiedenen anderen Baumzweigen aus- geschmückt und so wohnlich als möglich eingerichtet. In einem Winter erhielt iclı einmal vier prächtig aus- gefiederte Blaumeisen. Fleisch, Speck, Hanf, Kürbis- kerne, Nüsse, vor allem aber Mehlwürmer und Ameisen- puppen bildeten ihre Nahrung, Wasser erhielten sie in einer flachen Schüssel, ebenso wurde der Boden mit Sand bestreut. Anfänglich benahmen sie sich ziemlich scheu und flohen alsogleich in die obersten Schlupfwinkel, sobald | sich Jemand ihrem Fenster näherte, hatten aber also- | gleich ein scharfes Auge, auf das, was am Boden ihrer Behausung vor sich ging. Ein Mehlwurm, den ich ihnen zwischen das Fenster warf, entkam nicht ihrem scharfen Gesichte, alsogleich stürzte die eine oder die andere von der Höhe herab und hatte sich der Mehlwurm selbst im Sande verkrochen, so stöberten sie denselben heraus und hinauf ging es mit ihm in die Höhe; dort grosse Menge Schädlinge mag wohl dieses Statt eines Vogelhauses, sperrte ich sie immer | | als bis jene zerfetzt waren. 65 theile wurden herausgehackt, die leere Hülle fallen ge- lassen. Ebenso behandelten sie den Hanf; es wurde ein jedes Körnlein kunstgerecht auf der Sitzstange gehalten, ein Loch gehackt, der süsse Kern herausgenommen, ein neues Hanfkorn aus der Tiefe geholt, ebenso behandelt und so fort, und das Alles mit einer solehen Hast und Schnelligkeit, dass man ihren Bewegungen kaum mit den Augen folgen konnte, dazwischen jede Ritze, jedes Loch im Fenster tausendmal untersucht, das Holz mit Beharrlichkeit abgetrommelt, und es ist, wirklich räth- selhaft, wie so kleine Thierchen mit einem so dünnen Schnabel, so grossen Lärm erzeugen können; man glaubt, jetzt und jetzt muss ihr Schädel entzwei gehen. Wenn im Winter die Kälte anhaltend war, fror während der Nacht regelmässig das Wasser in ihrem Trinkgefässe fest zu; wenn ich daher Morgens das Eis aus demselben entfernte und ihnen frisches Wasser ver- abreichte, hatten sie dann nichts Eiliseres zu thun, als sich zu baden, trotzdem manchesmal 12 bis 14 Grad unter Null waren. Diese Reinigung aber vollführten sie so gründlich, dass sie manchesmal ganz und gar unkenntliche Klumpen bildeten. Jetzt ging es dann an das Ordnen ihres Gefieders; ohne Ruhe und ohne Unterlass hüpften sie m einem fort herum, gleichsam um das ziemlich abgekühlte Blut wieder in schnellere Cireulation zu setzen. Endlich war diese Arbeit vollendet. Um ilınen bei so grosser Kälte einen etwas wär- meren Aufenthalt, besonders während der Nacht zu verschaffen, beschloss ich ihnen aus Pappendeckel zwei ziemlich grosse Häuschen, ungefähr einen halben Fuss im Durchmesser, mit einem kleinen Eingangs- loche versehen, in ihre Behausung zu hängen. Anfänglich scheuten sie sich vor denselben, aber des anderen Tages schlüpften sie schon aus und ein, jagten sich herum, hingen sich auch wohl mit den Füssen, wie Papageien oder Fledermäuse daran, und untersuchten die Häuschen in- und auswendig ganz genau; es dauerte aber keine zwei Tage, so fingen sie an zu hämmern und hämmerten alle vier den ganzen lieben Tag darauf los, so dass die Fetzen kreuz und quer herumflogen, bis von den zwei Häuschen selbst nur einige Fetzen übrig waren. Ich nahm dieselben herab, flickte und pappte sie neuerdings mit starkem Papiere und so diek und fest zusammen, dass sie dem Anscheine nach, wie aus Stein gemacht waren. Alles umsonst, je härter die Häuschen nun waren, desto grösser war jetzt die Zerstörungswuth der Meisen; sie ruhten nicht früher, Nun verfertigte ich ihnen solche aus Holz; es war zwar aus mit dem Zer- stören, aber nicht mit dem Hämmern. Mit der Zeit verloren sie auch etwas von ihrer Wildheit, zahm jedoch wurden sie nicht; in die Enge getrieben, vertheidigten sie sich mit grosser Heftiskeit und bissen so stark in den Finger, dass ich sie jedes- mal an demselben hängend, in die Höhe heben konnte. Eines Tages waren zwei von ihnen todt. Da sie sehr viele und gute Nahrung hatten, so waren sie auch wie gemästet, kugelrund, es scheint also, dass sie viel- leicht aus Fettleibiskeit vom Schlage getroffen wurden, denn erfroren konnten sie nieht sein, da die Temperatur gerade nicht so niedrig war. Mit dem herannahenden Frühlinge, meistens im halben März, schlug die Stunde ihrer Befreiung, ich öffnete ihnen das Fenster und, husch, waren sie draussen, trieben sich einige Minuten auf den gegenüberliegenden Bäumen herum und fort ging es über die Dächer in wurde er mit den Zehen gehalten ; seine weichen Bestand- | mir unbekannter Richtung. 66 Allerlei. Nachtigallenschläger. Einen Nachtigallenschläger, das heisst einen Kanarienvogel zu besitzen, welcher Strophen von Nachtigallengesängen sich angeeignet hat und dieselben unter seinen _ vortragenden Gesangstouren hören lässt, ist das Streben sehr Vieler Kanarienvogel- liebhaber. Die Verwirklichung solcher Wünsche gehen jedoch selten in Erfüllung und zwar aus dem einfachen Grunde, weil in der Zeit, in welcher die jungen Kanarienhähne den Grund zu ihren Gesängen legen, äusserst selten schlagende Nachtigallen zu finden sind und es mithn an den nöthigen Lehrmeistern fehlt. Da ich zum Zwecke der Züchtung aus zwei verschiedenen Nestern junge Nachtigallen erzogen hatte, die sehr zahm waren und sich darunter ein Hahn be- fand, der vom Monat August an fleissig und sehr aus- anaınd mein Local mit seinem wunderlieblichen Ge- sang erfüllte, und ich gleichzeitig eine zuverlässige Gelegenhe eit zum Ankauf eines ganz jungen Kanarien- ame hatte, so glaubte ich, da es mir unter solch günstigem Zusammentreffen gar nicht fehlen könne, einen sehr vollkommenen Na ehtigallenschläger heranzu- ziehen, weil nach meiner Meinung der junge Kana- rienhahn ja gar nichts zu thun hätte als die hochedlen Töne meiner fleissigschlagenden Nachtigall nachzu- ahmen. Aber ohne den Wirth war die Rechnung ge- macht; die Sache nahm einen Verlauf, von welchem mir in der schönsten Mondscheinnacht sicher nichts geträumt haben würde, und an dem es schliesslich noch das Beste war, dass ich auf einem Umweg von dem ich gar keine Ahnung hatte, dennoch einen sehr guten Nachtigallensänger erhielt. Die Sache hatte folgenden, für jeden Vogelliebhaber gewiss äusserst interesanten Verlauf: Als ich den jungen Kanarienhahn in die Nähe meiner Nachtigall gebracht, hatte dieselbe an dem gel- ben Nachbar so viel zu betrachten, dass sie vergass sich auch nur einen einzigen Ton von zu geben. Der Kanarienhahn dagegen fing gar bald an, das We- nige was er wusste, zum Besten zu geben. Nach einigen Tagen des Behorchens und Berachtene Seitens der "Nachtigall, fing dieselbe auf ‘emmal an die Töne des aan halhnen nachzuahmen, zieh, wieh, wieh, wieh,* nachzuahmen im Stande war. Dass ich gar IR Freude an dieser verkehrten „Lernerei* hatte, wird leicht zu erklären sein; ich ne ja aus dem Kanarienhahn einen Nachtigallen- schläger, und nicht aus der Nachtigall einen stümper- haften Kanarienvogelsänger machen wollen. Als ich nach etlichen Tagen im Begriffe warden Kanarienhahn weg zu geben, trat bei der Nachtigall eine Aenderung ein; sie schien das Einerlei der neuerlernten Töne müde zu sein und fing zu meiner Freude an das „zieh, zieh, zieh,“ mit so lieblichen Variationen zu umweben, dass jetzt das Erstaunen an den Kanarienhahn gekom- men war, Wahrhaft unerschöpflich wurden diese Va- riationen, während das Thema „zieh, zieh, zieh,“ sehr häufig darin wiederkehrte. Jetzt hatte der Kanarienvogel das, was er gebrau- chen komnte,und fing auch an sehr fleissig der Nach- tigall nachzusingen, die es sich auch äusserst ange- legen sein liess, und sich alle erdenkliche Mühe gab, ihrem gelben Nachbar ein recht guter Lehrmeister zu sein, obgleich sie es mitunter ihren Schüler recht .em- und es war in der That erstaunlich, wie Raturgeneu sie dessen „zieh, zieh, | | pfindlich füllen liess, dass ihre Stimmmittel den seinigen weit überlegen waren. Der gelbe Hahn fügte sich jedoch ganz seduldig in ihre muthwillige Ueberlegenheit und ern von een wundervollen en so viel alsihm mög- lich war, so dass derselbe heute zwar für keinen Nachtigal- lenschläger, dagegen aber mit vollem Rechte doch he einen ganz guten "Nachtigallensänger gelten kann. Die Zartheit seines Gesanges ist jedoch noch dem Neben- umstand zuzuschreiben, dass gleichzeitig mein Steinröthel ebenfalls den ganzen Tag Seh: fleissig gesungen hatte und dessen gefühlvolle Gesänge oral em Alan Kana- rienhahn als Seren auf die grellen Töne der Nachtigall mildernd eingewirkt een Frankenthal, Rheinbaiern. J. Mehring. ich mir Hühner anschaffte. Dass für Denjenigen, welcher ailes Futter für seine Hühner zu kaufen hat, jedes Ei über zwanzig Pfennige zu stehen kommt, wurde von meinem Vater bei jeder Gelegenheit nicht nur auf das Beharrlichste behauptet, sondern durch Zahlen auch so überzeugend bewiesen, dass man gar keine Zweifel in seine langjährigen Erfahrungen setzen konnte. Wer das Vergnügen erfragen will, welches die Hühner ihrem Pfleger bereiten, der darf nicht bei einem Herrn vorsprechen, der soeben die Nachricht erhalten, dass er bei der Ausstellung in X oder Y einen „Stamm“ edler Hühner gewonnen hat, sondern man muss sich an eme Hausmagd wenden, die emen grossen, gepflasterten und mit Hülhnern besetzten Hof seit Jahren rein zu halten, sämmtliche Hühner zu über- wachen und zu füttern hatte. Mit Händen und Füssen wird eine solche Person sich gegen das Hühnerhalten wehren und künftig Dienstplätze zu vermeiden suchen, wo sie Hühner anzutreffen fürchtet. Obsehon mir vorstehende T'hatsachen vollständig bekannt waren, so schaffte ich mir, als ich eine W oe nung mit Hofraum mein Eigenthum nennen konnte, dennoch Hühner an, und zwar aus folgenden Gründen: Erstlich hatte mein Vorgänger, welcher das Haus früher besass, dessen Hof so vernachlässigt, dass es an kleinem Ungeziefer, wie Pfuhlwürmer, Kellerasseln, Tausendfüsse, Ohrwürmer, ete. etc. förmlich darin wimmelte, welche ich nur durch Hühner wegbringen zu können glaubte ; nen: hatte ich zu dem Hause gleichzeitig ein Stückehen Feld erworben, welches Dung- erforderte, den ich ohne Viehhaltung nicht beschaffen konnte, weil meine Frau es für eine Sünde hielt, ihre Küchenabfälle direkt in die Dunggrube zu schütten, indem lebendes Vieh noch Nahrung daraus ziehen könne. So wurden denn Hühner in den Hof folgende Einrichtungen getroffen : Seitwärts, dicht neben der Hühnerleiter wurde einen Meter hoch vom Boden des Hofes eine lange aber sehr seichte Krippe angelegt und mit einem Deckel versehen. Alles Körnerfutter "kam in diese Krippe, welche wegen der diebischen Spatzen, die des Morgens früher als ich ausgeschlafen hatten, jeden Abend beim Hühnereinsperren "zugedeckt und des Morgens wieder den Hühnern frei gegeben wurde. Dicht neben der Dungstätte Warum gesetzt und im Hofe wurde ein halbmondförmiger Platz dreissig Centimeter vertieft, in diesen vertieften Raum wurde jeden Tag eine Hand- voll abgenutztes Bettstroh geworfen und auf dieses die Küchenabfälle hingeschüttet, was die Hühner gar sehr nach ihrem Geschmacke fanden und woran sie sich fort- während zu schaffen machten. Nach jedem Resentage wurde das durchnässte Zeug mit der Mistgabel ordnungs- imässig in die Dunggrube befördert und wurden den Hühnern wieder andere Abfälle auf trockenem Stroh in Arbeit gegeben. Auf diese Weise wurde der Hof von allem Unge- ziefer befreit, die Hühner kosteten sehr wenig an Kör- nerfutter uud ich erhielt zugleich auch so viel und zwar ausgezeichneten Dung, dass ich mein Stückchen | Ackerland so gut in Stand brachte, dass ich mit Leich- tigkeit per Jahr einhundert Mark Nutzen davon ziehen konnte; die Eier aber, welche meime Hühner bei dieser wechselnden Nahrung sehr fleissig legten, kosteten mich gar nichts, abgesehen davon, dass der Verkauf von hochreinen Goldbantam jedes Jahr mir doch auch | mindestens fünfzig Mark einbrachte. Frankentkal, Rheinbaiern. J. Mehring. Zum Vorkommen der Silbermöve (Larus argen- tatus) in Ungarn. In seinem „Ornithologischen Reise- bericht“ III. (Mittheil. des ornith. Vereines in Wien. 1. 1877, p. 83.) erwähnt Herr Ed. Hodek des Vor- kommens zweier Paare Silbermöven bei Panesova, die derselbe dort am 29. Juni 1877 beobachtete. Hodek kennt diese Vogelspecies dort seit Jahren als Gast und beobachtete bis Galatz nie mehr als 5—6 Paare. Ihre Brutplätze zu finden, gelang Hodek bisher nicht. Da es sich hier nieht um ein vereinzeltes, sondern | um ein alljählich beobachtetes paarweises Vorkommen einer nordischen Mövenart in Ungarn handelt, so er- — EXCH-— | tig zu dieser Form oder Art. 67 regte die erwähnte Mittheilung Hodeks mein specielles Interesse. Die erste Nachricht über das Vorkommen der Silbermöve in Ungarn gibt Herr Prof. L. H. Jeitteles in der „Abhandlung der k. k. zool. - bot. Gesellschaft in Wien. XI, 1861, p.328—329.“ Das dort erwähnte und beschriebene Exemplar ist ein junger Vogel, der sich in der Sammlung des Coburg’schen Eisenwerks- verwalters Schablik befand und hernach mit derselben in das Museum der Kaschauer Oberrealschule kam. Diese Möve wurde nach den Mittheilungen ihres früheren Besitzers im März oder April 1853 oder 1854 in der Gegend von Polomka, im nordwestlichen Theile des Gömörer Comitats, geschossen. Prof. Jeitteles be- zeichnet die Farbe der Füsse als „gelb mit bräunlichem Anflug,“ und auf diese Angabe hin, glaube ich nicht zu irren, wenn ich diesen Vogel nicht für den nordischen (Larus argentatus, Brünn.) halte, sondern ihn als die südliche gelbfüssige Silbermöve (Larus leucophaeus, Lichtenst.) bezeichne. Hodek’s Vögel gehören unstrei- Es wäre daher sehr wünschenswerth, wenn Herr Hodek im Interesse der Sache diesen Möven seine Aufmerksamkeit zuwenden möchte. Die Vorlage eines erlegten Exemplars würde den besten Beweis geben, mit welcher Art wir es hier zu thun haben. Die Kennzeichen beider Arten sind folgende: Larus argentatus, Brünn. Nordische Silbermöve. Mantel mövenblau; Beine schmutzigfleischfarben. Nörd- liches Europa. Larus leucophaeus, Lichtenst. Südliche Silber- möve. Mantel dunkler; Beine gelb. Südliches und süd- östliches- Europa, Nord-Atrika. Villa Tännenhof b /Hallein. März 1878. v. Tschusi zu Schmidhoffen. Literarisches. Journal für Ornithologie. Professor Dr. J. Cabanis, XXV. Jahrgang, Oct. 1877. HeftIV enthält: Bericht über die II. Jahresversamm- lung zu Dresden; Dr. H. Lenz: Mittheilungen über malayische Vögel; H. Gadow : Anatomie des Phoeni- copterus roseus, Pall. und seine Stellung im Systeme; Dr. Kutter: Betrachtungen über Systematik und Oologie vom Standpunkte der Selectionstheorie; Dr. G. A Fischer: Briefliche Reiseberichte aus Ost- Afrika II. (Schluss). Wiepken: Zur Vogelfauna der Nordsee-Insel Wangerooge; Dr. ©. Stölker: Beiträge zum Albinis- mus der Vögel, ferner Berichte über die September- und October-Sitzungen der allgemeinen dentschen orni- thologischen Gesellschaft zu Berlin. Die diesem Hefte beigegebene Tafel (V.) stellt Trichoglossus flavicans Cab. et Rehw. und Agapornis Swindereni Kuhl. dar. Dr. F. Brüggemann. Weitere Mittheilungen über die Omithologie von Central Borneo. Abh. natur. hist. Verein Bremen. V. 525. (Januar 1878). Ein auf Sen- dungen von Dr. G. Fischer basirter wichtiger Bei- trag zur Ornithologie Borneos. Herausgegeben von | Dr. G. Fischer. Bemerkungen über zweifelhafte celebensische Vögel, ebenda. S. 538. Nähere Heimats- angaben einiger Arten. ; T. Salvadori: Prodromus Ornithologiae Papuasiae et Moluccarum V. Aceipitres (Annali Mus. Civ. di Ge- nova XII 9—12 Febr. 1878). J. V. Barboza du Bocage: Melanges ornitholo- giques IV. Especes nouvelles d’Angola: in Journ. des sc. math. phys. et natur. N. XXIII. Lisbonne 1878. Es werden beschrieben dieneuen Arten Nectarinia Anchietae und Hylypsornis Salvadori, auf welche letztere ein neues Genus der Certhiiden gegründet wird, dann das bisher ı noch unbekannt gebliebene Weibehen von Parus rufi- | ventris Bocage. Syke Dr. A. B. Meyer. Some additional Proof, if needed, of the Fact that the Red Eelecti are the Fe- males of the Green ones. Proceedings of the Zoological Society of London November 20. 1877, S00 t. 79. Der Verfasser führt zur Begründung seiner Ent- deckung, dass die rothen Individuen der Papageien- gattung Eelectus die Weibchen der grünen Individuen seien, sehr interessante Fälle von Uebergängen aus 68 einer Farbe in die andere an. Die Tafel zeigt zwei Ansichten des Schweifes eines Eelectus, an welchem dieser Uebergang ersichtlich ist. On a small Colleetion of Birds Dr. 0. Finsch. from the Marquesas Islands Proceed. Zool. Soc. Lon- don 1877. 407. Sammlung von M. Garrett. Neu Haleyon Godeffroyi. On a new Species of Petrel from (Procellaria albigularis) ebenda unterschiedene Art: Dr. 0. Finsch. the Feejee Islands S. — Dr. 0. Finsch. On the Birds Feejee Islands, Api (New Hebrides) and Tahiti (Re- ports on the en of Birds made during the Voyage of H. M. S. „Challenger“ N. IV.) ebenda 723. Dr. 0. Finsch. ‘On a Colleetion of Birds from Eua, Friendly Islands ebenda 770. M. F. Hübner. Dr. 0. Finsch. of Tongatabu ? , On the Birds of the Island of Ponape, Eastern Carolinas, ib. 778. Sammlung von M. Kubary. Neue Art: Ptilonopus Ponapensis. Dr. 0. Finsch. On a Collection of Birds from | Niuafou Island in the Pacific, ‘ebenda 783. Samm- $) lung von M. F. Hübner Diese Abhandlungen bil den höchst werthvolle Bei- träge zur Ornithologie "Polynesiens, welche dem ge- lehrten Verfasser bereits so wichtige Erweiterungen ver- | dankt. Dr. A. B. Meyer. Description of two Species of Birds from the Malay Archipelago in D. Rowley’s| | selten zu Ornithol. Miscellany. January 1878. Beschreibung der beiden neuen Species Zeocephalus Rowleyi von der Insel Gross Saugi und Surnieulus Musschenbroeki von Batjan. Dr. F. Brüggemann. On the Young of Pityriasis gymnocephala. Verfasser bespricht auch mehrere F älle, in welchen bei jungen Vögeln Schmuckfarben erscheinen; welche den Bw rchienene fehlen. Ann. nat. hist. Jan. 78. G. D. Rowley: On the Genus Ptilopus (contin.) Ormnithol. Miscellany 113. Beschreibung und Abbildung von Pt. Musschenbroeki Rosenb. Dr. A. B. Meyer hat interessante Bemerkungen über diese und verw andte Arten, sowie eine Sel lderune des Wirkens van Mus- schenbroaks beigefügt ; dem Aufsatze ist auch eine Ansicht des ehinesischen Niet tels von Manado (ÜCelebes) beigegeben. G. D. Rowley: Domicella coceimea (Lath.) ib. 123, beschrieben und abgebildet mit Beobachtungen von Di, A. B. Meyer über diese Species und über Verbreitung von Tanyynathus megalorhynehus (Bodd.). ED: Rowley: On the Genus Cittura ib. 13]. Die beiden Arten ©. eyanotis und C. sanghirensis wer- den geschildert und die Weibchen beider t. 99. und 100 dargestellt. Dr. A. B. Meyer trägt sehr wich- tige Autklär ungen über V orkommen, Lebensweise und Besonder: CRSehech verschiedener der zwei genann- ten Arten bei. Eine sehr anziehende Beigabe bilden des letztgenannten Gelehrten Schilderungen der Gegend von Manado und des Sees Tondano, w elche durch zwei Ansichten illustrirt sind. G. N. Lawrence : Descriptions of New Spe- cies of Birds from the Island of Dommica Ann of the New-York Academy of Sciences I. 46. the | Sammlung von | I 5 | sprechung cel neuer Publieationen , Briefe u. Ss. | sis | künften über die betreffenden ı rence: G. N. Lawrence : Descriptions of New Species of Birds of the Families Trochilidae and Tetraonidae ebenda 51. The Ibis a quarterly Aguenal of Ornithology, edi ted by OÖ. Salvin and P. Scelater 4 ser. Vol. 11. N. 6. April 1878. Lieut. Wardlaw Ramsay: A Synop- of the Genus Pomatorhinus t. UL-V. — I.H. Gurney: Notes on a „Catalogue of the Aceipitres in the British Museum“ by R Bowdler Sharpe (1574). — P. L. Selater: Revision of the Species of the Cotin- gine Genus Pipreola t. VI. — H. Seebohm Contri- butionsto the Ornithology of Siberia. G.N. Law- On the Members ofthe Genus Gymnoglaux. — D. G. Elliot: Description of a new Species of Hum- minebird, from M. Gonuld’s Collection, belonging to the Gene Jolaema (J. luminosa Gould msc.) Ferner Be- In einer der Zuschriften unterscheidet W. V. Lebe den Habichtsadler von Ceylon unter dem Namen Spizaötos Kelaarti als Subspecies von dem indischen Sp. nipa- lensis. A.v.P. Bitte. Um Weiterverbreitung wird gebeten. Im Interesse meiner ornithologischen Studien, spe- ceiell meiner „Ornis Oesterr. und ne “ richte ich an die > Leser dieses Journals die Bitte, mich von dem Vor- handensein grösserer oder klemerer localer Vogel- Sammlungen, wie solche an Lehranstalten, in Klöstern, Sehlössern und insbesondere bei Forstbeamten nicht finden sind, zu benachrichtigen, resp. mir die genauen Adressen, an die man sich wegen Aus- Sammlungen zu wenden gütiest mittheilen zu wollen. Villa Tännenhot b./Hallein (Salzburg), März 1878. ; v. Tsehusi za Schmidhoffen. Bitte. An alle Vogelkenner richte ich die ebenso freund- liche als dringende Bitte, mir Mittheilungen machen zu wollen über das Vorkommen der Steindrossel oder des Steinröthels (Petrocincla saxatilis, L.) und der Blau- drossel, Blaumerle oder einsamen Drossel (Petrocinela cyana, L.) in Oesterreich- Ungarn. Ebenso bitte ich — eb eondere auch die Herren Jäger und Jagdfreunde Oesterreich-Ungarns— um solche Mittheilungen über den Anerhalın (Tetrao urogallus, L.), den Birk-, Schild- oder Spielhahn (Tetrao tetrix, L.) und das Haselhulın Tetrastes et 159); Namentlich über deren grössere oder geringere Häufigkeit und deren Zu- oder Abnahmei in Laufe den letzten 10 bis 15 Jahre. Endlich wären mir ähnliche Daten bezüglich des Rackel- oder Mittelhahnes (Tetrao medius, M.) höch- lieh willkommen. Dr. von Enderes, Wien, VIII., Florianigasse 46. hätte, Auf die der heutigen Nummer beiliegenden drei Prospekte der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I., Graben 27: „Deutsche "Volksbiblio- thek*., „MHonatscatalog“ und „Oesterr. Ungzar. Blätter für Geflügel- und Ka- ninchenzucht- wird insbesondere aufmerksam gemacht. Herausgeber : Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger : Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. RN Be = = = —h Bläkfer für Wogelkunde, Ponel-Shuk ung -Pflene. Redakteure: Angust von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. : Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements & 2 fl., sammt Franeo- | ': Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :: Jni :;; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern 18978 a 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, :: D h Florianigasse 46, zu richten. \ Inhalt: Seiae k.k. Hoheit Kronprinz Rudolf, Protektor des Vereines. -- Ueber die Vogelwelt in den Umgebungen von Krakau. Von Eımst Schauer, (Fortsetzung.) — Steinadler — Goldadler ; Aquila fulya — Aquila chrysa@tos. Von Ed. Hodek. (Fortsetzung.) — Allerlei. — Literarisches. Laut eines dem Vereinspräsidium zugegangenen Erlasses Sr. Excellenz des Herrn Obersthofmeisters Grafen Bombelles, ddo. Ischl 5. Juli 1878, Corr. Nr. 200 res. haben Sich Seine k. und k. Hoheit der durchlauchtigste KRONPRINZ ERZHERZOG RUDOLF bewogen gefunden, das Protektorat des Ornithöologischen Vereines in Wien zu übernehmen. Wir können nicht umhin den Gefühlen der höchsten Freude und des innigsten Dankes, welche dieses glücklichste Ereigniss im bisherigen Leben unseres jungen Vereines bei allen Betheiligten hervorgerufen hat, Ausdruck zu geben. Die schönsten Hoffnungen des Vereines knüpfen sich daran. Unter dem Schutze seines erhabenen Protektors, der, wie weltbekannt, auch Fachmann im eigentlichsten Sinne des Wortes ist, muss der omithologische Verein blühen und gedeihen; er wird sich gewiss stets angespornt fühlen in seinen Leistungen des Wohlwollens und des Interesses seines hohen Beschützers würdig zu bleiben, der Wissenschaft und ihrer Verbreitung eifrig und nachhaltig zu dienen. Ueber die Vogelwelt in den Umgebungen von Krakau. Von Ernst Schauer. (Fortsetzung.) Sturnus — varius. Der Staar. Ueberaus häufig. Wenn es auch nicht gebräuchlich ist, den Staaren Nistkästen zu bereiten, so finden sie namentlich in alten Espen Brütehöhlen genug, welche sie den Spechten weg- nehmen, die sich in dem mürben Holze leicht neue zimmern. Ein polnisches Sprüchwort sagt von einem klugen, gerie- benen, durchtriebenen Menschen, dass er mit Staaren ge- mästet sei. Pastor — roseus. Rosenstaar. 29. Mai 1545, Männchen und Weibehen, 15. Mai 1865. Nach brieflichen Mittheilungo» wurden die Rosenstaare bei Krakau im Mai 1560 gesehen, und Ende Mai 1875 hatten sie sich, wie durch die Zeitungen bekannt gegeben, über ganz Galizien verbreitet. Troglodytes — parvulus. Zaunkönig. Oerthia — familiaris. Der Baumläufer. Cinclus -- aquaticus. Der Wasserschwätzer, die Wasser- amsel. Zur Wanderzeit im Frühling und Herbst, all- jährlich bei Krzeszowice und Üzerna. | Anthus — spinoletta. Wasserpieper. Südlich von Krakau, wo sich die Vorgebirge über 2000 Fuss erheben, ist der Nyasserpieper schon brütend zu Hause. pratensis. Wi iesenpieper. Zeitig im Frühjahr auf Allen Sümpfen, und im October She ae — arboreus. Baumpieper. — campestris. Brachpieper. 31. Mai 1850. 17. Juli | 1550. Brütend bei Wola duchacka 1864. | Motacilla — alba. Die weisse Bachstelze. — flava. Die gelbe Bachstelze. — boarula. Graue Bachstelze. Einzeln zwischen Krzeszowice und Uzerma auf dem Durchzuge; nach dem Gebirge hin allenthalben an jedem Bache. Fast | unter jeder Brücke ist ein Nest zu finden. Oriolus galbula. Pirol, Goldamsel. Petrocincla — saxatilis. Steindrossel, Steinröthel. Zwei Meilen nordwestlich von Krakau, in den lieblichen, Kalkfelsen bei Bolechowice, der russischen Grenze entlang, brütet die Steindrossel alljährlich und erreicht hier emen der nördliehsten Punkte. Immer wurden Nestvögel zu Markte gebracht, und“ benöthigte das Kabinet ein Exemplar, so war es bald gefunden. Dass die Weibehen Thatsache, die vielleicht nicht allgemein bekannt ist. Ein Weibchen im Käfig gehalten, sang wunderlieblich und legte bisweilen ein Ei. Turdus — iliacus. Weindrossel. Im Frühjahr sieht man den Vogel selten, zur Brütezeit &ar nicht. mit den Krammetsvögeln gefangen, eine grossen Körben weiter versendet. ' böden, | ihren reizenden | so schön singen wie die Männchen, ist | Wird häufig | allen saueren Wiesen, — torquatus. Ringdrossel. Brütet schon in den Vorgebirgen; Eier und Junge sind da leicht zu haben. Die Annan sehen wie verräuchert aus, haben nament- lich auf den Flügeldeckfedern breite ronzche Schaft- striche; am düstersten , dunkelsten ist der Nestvogel da, wo gleich mit der ersten Mauser der weisse Brust- fle ae erscheint. — pilaris. Wachholderdrossel, Krammetsvogel. Die Wachholderdrossel brütet hier in Eichen- und Erlen- wäldchen, an Waldrändern, wenn nur Weideplätze in der Nähe sind. Einzelne sieht man auch wohl im Winter, namentlich an Bachufern. In grossen Massen werden diese Vögel in den Vorgebirgen der Karpathen unter Wachholderbüschen in Laufdohnen gefangen. Man kann sie nach Millionen zählen. Unterhändler, die von Dorf zu Dorf gehen um Einkäufe zu machen, die aber auch arme | Leute sind und bleiben, weil selbst dieser Grosshandel wenig ein- Waare zunächst nach Krakau, und von da Vögel nach allen Richtungen, gewöhnlich in Auf grossen geräumigen Dach- Zwecke gemiethet, w erden dicht neben einander Leinen gezogen, an denen die Drosseln, je vier Stück, an ihren eignen Schwungfedern, wie ein Paar Stiefel an eignen Riemen, zusammen gebunden, aneimander gereiht, hängen. "Unter ihnen befinden sich in grosser Anzahl Ringdrosseln und Amseln, in geringerer Anzahl Mistel,, Sing-, W eindrosseln und in manchen Jelhan unzählige Seidenschwänze. Wenn man auch ganze Tage damit zubrachte, solche Bodenräume zu durchsuchen, in der "Hoffnung, eine seltene Drossel zu finden, so musste man sich, einige unbedeutende Varietäten bringt, bringen ihre aus erst werden die besonders zu diesem | ausgenommen, getäuscht zurückziehen. Auf Anfragen, sagten die Händler, dass wohl manche Vögel, anderer Art, mit gefangen werden, die aber nicht in den Handel gehen, weil man fürchtet, dass sie nicht gekauft werden, oder dass man sie zum Spielen den Kindern giebt, darum eben, weil es etwas Anderes ist. — musicus. Singdrossel. — merula. Amsel. — viscivorus. Misteldrossel. 1547 brütend ge- 'funden, höchst wahrscheinlich nistet sie alle Jahre ine und da. Accentor — alpinus. Alpenbraunelle, Standvogel auf den Tatıy. — modularis. Heckenbraunelle. Genug gemein zur Zugzeit; auch im Sommer ist der Vogel zu be- | merken. In den Vorgebirgen brütet er nicht selten, und es will scheinen, immer einige Pärchen neben einander. Salicaria fluviatilis. Flussrohrsänger. 1846 ein Ex., und vom Jahre 1362 an alljährlich einige aufgefunden. die die wahren zahlreich vertre- Nothgedrungen Name fluviatilis auf den Buchenholzschlägen, Vögel sind, sind sie sehr ten, dass ich binnen 3 Tagen 20 Stück erlegte. suchen sie auch andere Nistplätze auf, nnd der sewährt dem Vogel keine passende Bezeichnung. In Galizien, Aufenthaltsörter dieser lusciniodes. Nachtigallrohrsänger. Gehört nicht in die hier vorgeschriebenen Grenzen. weil es an grossen mit Schilf bewachsenen Teichen fehlt. Möglich, dass dieser Schwirrer nicht weit von hier aufgefunden werden kann. Weiter östlich brüten auf allen grösseren Teichen immer einige Pärchen. Auch hier lässt sich die Frage aufwerfen: was hat dieser Vogel mit einer Nachtigall gemein ? Brütet häufig auf in unreinen Komm: Buschrohrsänger. in Rleefeldern, — locustella. feldern, an den Dämmen der Eisenbahnen; sogar in den Küchengärten der äussersten Vorstädte hört man den Heuschreckensänger schwirren. Diesen drei Schwirrvögeln hat der Verfasser ein Gedenk- blatt geschrieben: Journal für Ornithologie. Nr. 123. Mai 1873. — cariceti. Binsenrohrsänger. Bewohnt grössere sumpfige Wiesen, hängt sich beim Singen an die dünnen Halme der Cypergräser, lebt aber sonst sehr versteckt. Das kleine Thierchen Witterung zu haben, Hühnerhunde bleiben fest stehen, als ob eine Schnepfe oder Wachtel im Grase sässe. Es ist an diesen Vögeln gerade kein Mangel, aber eine aquatica will sich nicht herausfinden lassen. — phragmitis. Schilfrohrsänger. — turdoides. Drosselrohrsänger. — arundinacea. Teichrohrsänger. — palustris. Sumpfrohrsänger. Es ist leicht zu verstehen, geradezu verläugnet wurde; doch nur Derjenige konnte Sch verleiten lassen, den Vogel als arundinacea an- zusprechen, der ihn und die Eier in den Cabineten aufgefunden hatte. In der That sind Vögel wie Eier ohne Vergleichung kaum zu erkennen. Wenn aber die Sachen in der Hand hat und wenn man weiss was man in der Hand hat, dann ist man auch so klug, etwas zu sehen. Ganz anders verhält es sich mit dem Neste, welches ebenso eingeflochten und gebaut, wie das des Rohrvogels, aber aus ganz anderen Stoffen bereitet ist. S. arundinacea und S. palustris haben keinen gemeinschaftlichen Aufenthaltsort; erstere ver- lässt nanell den Teich, die andere hingegen geht nicht einmal in den Sumpf. Von dem Gesange beider Vögel ist gar nicht erst zu reden. Ein Nest mit Eiern stand in einem Garten in einer Spiraea salieifolia eingebaut, über einen Fuss hoch von der Erde. Die Stäbchen der Spiraea waren so benutzt, und das Nest so einge- webt und gearbeitet, steht sich aus anderen Baustoffen. Ein zweites Nest, ebenfalls mit Eiern, war in die Blattstiele einer Caltha palustris eingefloch- ten, stand fast auf der Erde, auf einer nur im Frühjahr feuchten Wiese, wohin man anfangs Juni trockenen Fusses gelangen konnte, zehn Schritte von der Grenze eines Gartens, die mit Büschen und Schwarzpappeln bezeichnet war, auf denen der Vogel sich wöhnlich aufhielt. Hinter Tarnopol, wo das Land podolische Steppe ist, habe ich in einem Obst- und Küchengarten das liebe Vögelein auf Hollunderbüschen hinter dem Wohnhause gefunden; und dort gab ge- es keine Teiche und Sümpfe, viel eher Wassermangel. Leider hatte ich zu bedauern, dass wegen schneller Durchreise, nicht Zeit war sehon Eier hatte. Mag nun das Vorkommen dieses Vogels an einem solchen Orte befremdend erscheinen. oder mag man ınich unzulänglicher Beobachtung beschuldigen, ich steige noch höher hinauf! In dem Gebirgsdorfe Dora bei Delatyn, in Kreise | Stanislau auf dem Karpatlienzuge, gewiss nicht niedriger als 2000 Fuss Seehöhe, ist mir dieser Vogel begegnet, und sei hier dieser Fundort auf das Genaueste aufwärts, so biegt rechter Hand, nach der Dorfkirche ab. Steigt wärts, au dem Pfarrhause vorüber, gehöft mit Pflaumengarten, der au die Strasse grenzt. dem Pfarrhause auf der Bank sitzend, hörte ich den mir sehr wohl bekannten Gesang des Vogels; ging näher, und bemerkte, dass der Pflaumengarten, von zwei Pärchen bewohnt war. Unter den Pflaumenbäumen, oder besser gesagt, unter den Pflaumen- bischen, auf welchen die beiden Männchen ihr reizendes Lied- chen sangen, wuchs üppiges Unkraut. Aretium lappa, Chelidonium majus, Chaerophyllum hirsutum, Rumex alpinus, Lamium album, Ligusticum levisticum, welches an keinem Gebirgsdorfe fehlt, und angegeben. Geht man im Dorfe im rechten Winkel, der Weg man da hundert Schritte auf- so liegt linker Hand ein dergl. mehr. Mit Genehmigang des Eigenthümers, suchte ich nach dem Neste, fand es an die Blattstiele einer Ampferstaude kunstreich eingeflochten, und ziemlichan der Erde angelegt; es hatte | sich jedoch mit dem Wachsthum der Blattstiele eine Spanne hoch gehoben, aber ein Dritttheil des Baustoffes zurück gelassen. Bei dem Auseinanderlegen der Staude, entschlüpfte das Nesthäkchen scheint eine starke dass diese Species angezweifelt und selbst | man | wie es arundinacca im Schilfe macht ; ver- nach dem Neste zu suchen, welches am 26. Mai gewiss | Bauerm- | Vor | 7ı | unter der Hand. Dieses geschalı am 11. Juli. Da dort der Som- | mer nur kurz währt, und dergleichen Vögel erst im Juni anfangen können zu Neste zu tragen, so ist zu vermuthen, dass diese zar- ten Geschöpfe nicht Zeit haben, zweimal zu brüten. Regulus — ignicapillus. Das feuerköpfige Goldhähnchen. 6. April 1846, 3. September 1850, 29. April 1852. — flavicapillus. Das gelbköpfige Goldhähnchen. Phyliopneuste — hypolais. Gartenlaubvogel, Sprachmeister, gelber Spötter. — sibilatrix. Waldlaubvogel. | fitis. Fitis- Laubvogel. Am häufigsten im Gebirge. — rufa. Weidenlaubvogel. Ein Vogelzüchter, Herr Szalewski hat diese vier Laubvögel | mit Erfolg im Käfig gehalten. Früh morgens und spät abends fütterte er sie bei Licht, weil diese zarten Thierchen, wie er behauptete, die langen Winternächte ohne Nahrung nicht aushalten können. Silvia (Sylvia) — ceurruca. Zaungrasmücke. atricapilla.. Schwarzköptige Schwarzplättchen. cinerea. Dorngrasmücke. hortensis. nisoria. Sperbergrasmücke. Grasmücke, Gartengrasmücke, grauer Spötter. Alle Jahre, wenn auch selten, in dunklen Gebüschen, Erlen- und Weiden- brüchen. | — philomela. Sprosser. — Juseinia. Nachtigall. Beide finden sich bei ' Krakau, diese in geringerer Anzahl. Weiter östlich behauptet philomela allein das Feld, und tritt überaus zahlreich auf. — eyanecula. Blaukehlchen. Wer gut sucht, kann diesen Vogel in Erlen- und W eidengebüsche »n, nament- | lich wo ein Wässerchen durchrinng® und an tiefen ver- | wachsenen Wassergräben finden. Auch sieht man wohl | eine wandernde Familie in den Kraut- und Kartoffel- feldern bei der Rephühnerjagd, die der Hund oder der | Jäger heraus treibt, denn sonst bleiben sie versteckt | und zeigen sich nicht. | phoenicurus. Gartenrothschwanz | — tithys. Hausrothschwanz. Brütet selbst in der | Stadt,.auf Kirchen, hohen Gebäuden und Gartenmauern. | Im Gebirge auch auf Holz- und Sennhütten. | Saxicola | — rubetra. Braunkehliger Wiesenschmätzer. allen Wiesen sehr gemein. A uf — rubicola.. Schwarzkehliger \Wiesenschmätzer. , Im Hügellande nicht selten. — oenanthe. Grauer Steinschmätzer. Wo er | keine Steine hat, wohnt er ganz gemüthlich an einer | Lehmwand, auf Holzschlägen, brütet in den Holz- klaftern, sitzt auch gern auf Wurzelstöcken, Mist- und | Maulwurfshaufen. Man könnte ihn mit mehr Recht, \ lignieola nennen. | Lanius | — exeubitor. Grosser Würger. Schwarzstirniger N ger, Sperrelster. ‚ Dornreiher, Juli 1848, minor. collurio. Rothrückiger Würge rufus. Rothköptiger W a S. S. Mai 1864 brütend. Museicapa parva. Kleiner Fliegenschnäpper. 25. Juni 1546, später nicht mehr, wahrscheinlich weil der ältere Pachen, rald geschlagen wurde. luctuass Schwarzer Fliegenschnäpper. Kommt fe an, und wenn im April schlechtes Wetter mit Schnee eintritt, so flüchten sich diese Vögel in die Bauerngehöfte, finden da auf dem Miste und Stroh- dächern reichliche Nahrung. — albicollis.. \eisshalsiger 24. Mai 1864. Selten. Ein Nest stand in einem sechs Zoll dicken, wilden Apfel- baume, im gemischten Walde. Der Baum war vor Jahren mit der Axt angehauen, um das Holz zu untersuchen. Die Wunde gab Anlass, dass durch Fäulniss eine Höhlung entstand, genug um das Nest aufzunehmen. Allein die ältesten Jahrringe hatten der Fäulniss Widerstand geleistet, und genau in der Mitte des Nestchen’s stand eine Spindel, die man beim ersten Anblicke für eine eingestellte Cigarre hätte halten können. Um dieselbe herum lagen die zartblaulichen sechs Eier angeordnet nach dem Gesetze, dass ein Kreis nur von sechs andern, gleichgrossen berührt wer- den kann. Fliegenschnäpper. Je weiter nach Osten, desto häufiger treten diese drei Fliegenfänger in den Buchenwäldern auf, und sind nach ihrer Ankunft alle Tage zu finden. — grisola. Grauer Fliegenschnäpper. Ueberall. Hirundo — riparia. Uferschwalbe. — urbica. Stadt- oder Melılschwalbe. — rustica. Rauch-, Stachel-, Dorf- oder Bauern- schwalbe. Kurz vor ihrem Abzuge übernachten Schwärme dieser | Schwalben im Schilfe, und ich werde nie eines Tages vergessen, wo ich mich nach Sonnenuntergang auf einem dicht mit Schilf be- wachsenen 300 Joch grossen Teiche in Nordostgalizien befand. Wie ein Gewittersturm, und zum Erschrecken fielen in dichtge- drängten Haufen viele Tausende der Schwalben in das Rohrhalmen zerkniekten unter der Last; einige Schwalben setzten sich für einen Augenblick auf den Kahn, auf das Ruder, auf mich selbst, so dass ich sie mit der Hand greifen konnte; sie waren so aneinander gedrängt, dass keine sich einen beliebigen Platz wäh- len konnte, und doch fiel keine in das Wasser. Das Zwitschern war betäubend, nnd sie konnten nicht zur Ruhe kommen; nicht etwa, weil ich im Weiterfahren die Vögel in Menge aufscheuchte, denn nachdem ich den Teich verlassen, und die Dunkelheit eingetreten war, hörte das tolle Lärmen noch nicht auf, Nacht über gedauert haben; denn Fische, stossen, chen fällt in der Nacht in das Wasser, und findet da den Tod. Des andern Tages sah ich dort einige Leichen und noch lebende, die sich nicht erheben konnten; und ich war nicht in den dichten Schilfwald eingedrungen, wo die meisten sich eingesetzt hatten, Columba palumbus. Ringeltaube. Erst im October sieht man Gesellschaften, wenn sie die Eicheln aufsuchen; letztere werdennicht von der Erde aufgenommen, sondern vom Baume gepflückt. Eine solche Taube hatte 19, sage neunzehn schöne ausge- wählte Eicheln im Kropfe. — oenas. Hohltaube. Nistete sonst in den Eichen bei Pleszow. — turtur. Turteltaube. Sehr häufig. Heidenkorn und Hirse werden hier in reichlicher Menge gebaut, und die Täubcehen finden dabei ihre Rechnung. Syrrhaptes — paradoxus. Fausthuhn. Im Juni 1863 bei Chrzanow im Krakauischen vom Herrn Zollofficial Becher bemerkt. In demselben Jahre wurden sie auch bei Nowy-targ (Neumarkt) und an der schlesischen Grenze beobachten gerade gross | Sehilf. | und wird die ganze | die an die Schilfhalme | haben sie sicher stets beunruhiget, und manches Schwälb- | Brütet hie und da. en Tetrao — urogallus. Auerhahn. Von den nahen Vorge- birgen an bis auf die Alpen. — tetrix. Birkhuhn. In den westlichen Theilen des Freistaates zunächst der preussischen Grenze wur- den bei den Winterjagden Ketten von 20 Stück auf- gestossen. Spät im October kommen noch junge Männ- chen vor, die die toga praetexta noch nicht abgelegt haben. — bonasia. Haselhuhn. Sehr zerstreut und ver- einzelt; doch werden alljährlich einige geschossen. Perdix — einerea. Rephulın. Die Rephühner sind nicht so häufig, als dass ihr Nutzen in Betracht kommen könnte. Die Jagd kostet mehr als sie einbringt, und , wird, alle jagdbaren Thiere inbegriffen, EIS CHARITE: nichr ausgebeutet, sondern nur des Vergnügens halber Der beiweitem grösste Theil der verbrauch- ten Rephühner ist aus Böhmen und Schlesien durch Wildprethändler eingeführt. teln , selteneren Vögeln „ezählt werden. S Sg — coturnix. Wachtel. Findet in den Hirsefeldern reichliche Nahrung. In manchen Jahren sind die Wach- mit dem Herbstzuge in grosser Anzahl da, und wem diese Jagd Vergnügen macht, der kann, wenn er einen guten Tag trifft, en Pfund Pulver verschiessen. Otis — tetrax. Zwergtrappe. 14. September 1848 Weibchen. Fulica — atra. Schwarzes Wasserhuhn. Gallinula — chloropus. Gemeines Teichhuhn. Genug selten. Brütet in verwachsenen alten Flussbetten der Weichsel. — pusilla. Kleines Sumpfhuhn. Wie vorige. — porzana. Sumpfhuhn. Genug häufig. Wer keine Sumpfschnepfen findet, belustiget Kich gewöhnlich mit Wasserhühnern. Die sämmtlichen Wasserhühner, lassen sich auch bekannter- massen wie die Fischottern und Biber zu den Fischen stellen, und können dann als Fastenspeisen genossen werden; Enten und Gänse aber nicht. Crex — pratensis. Ueberall recht feuchten, nassen Getreidefeldern. Wenn man zwei grosse Krebsscheren, wie sie nach Tische aufdem Teller bleiben, mit den scharfen Kanten an einander reibt, so kann man sehrtäuschend den Ruf des Wachtelköniges nachahmen, Rallus Die Wasserralle kann hier zu den Junge in Dunen, die man beim Mähen der Wiesen gefangen, wurden einmal dem Cabinete eingeschickt. Manche Jahre sind vergangen, ohne dass sich eine Wasserralle hätte sehen lassen. Je weiter nach Osten, der Vogel zu machen. gemein, sogar ın — aquaticus. desto seltener scheint sich Grus — einerea. Kranich. An schönen Octobertagen häufig durchziehend, bringen die Kraniche auch dann und wann eine Nacht auf den weitgedehnten Viehwei- den an der Weichsel zu, wenn es dort ruhig und ge- heuer ist. Oedicnemus — cerepitans. Triel, Diekfuss. 2. August 1850, 19. April’ 1867. Vanellus — ceristatus. Riebitz. 20. Juni 1850, Charadrius — squatarola. Nordischer Kiebitzregenpfeifer. Ende Juni 1848 beisammen drei Stücke, eines mit schwarzem Bauche. Im Herbst auch einige Male einzeln an flachen, schlammigen Ufern der Weichsel gefunden, Stellen, die die folgende Art nicht betritt. — pluvialis. Goldregenpfeifer. Im Spätherbst manches Jahr spärlich, manchmal in grösseren Zügen. Auf dem Markte war er oft ausgestellt. Brütend ist er nicht vorgekommen. — fluviatilis. Flussregenpfeifer. Gemein bis in die steinigen Gebirgsbäche hinauf, wo er auch brütet. — hiaticula. Sandregenpfeifer. Brütet vereinzelt auf den Sandflächen bei Chrzanow. Strepsilas — interpres. Steinwälzer, Dollmetsch. Ein vor dem Jahre 1844 bei Krakau erlegtes Exemplar stand im Universitätscabinete. Hypsibates — himantopus. Strandreiter. 18. Mai 1867 einmal. Totanus — glottis. Hellfarbiger Strandläufer. Im August und September in kleinen Gesellschaften an der Weichsel, auch gehen sie hoch in die Gebirgsflüsse. Im Frühjahre hört man sie, obschon selten, des Nachts beim Durch- zuge. Zu anderen Zeiten sind sie nicht zu bemerken. — fuscus. Dunkler Wasserläufer. Fliest mit glottis, ist aber seltener. Einzelne, im Juli herum- schweifende, hatten noch nicht vermausert und waren noch schwarz. — calidris. Gambettwasserläufer. In den Vier- ziger-Jahren noch brütend zwischen Krakau und Mogila. — stagnatilis. Teichwasserläufer. 21. August 1848 selbst erlest. 13 — glareola. Bruchwasserläufer. Wird häufig genug bei Teich- und Sumpfjagden mit erlegt. Zur Brütezeit nicht bemerkt. — ochropus. Punktirter Wasserläufer. Seltener als der vorige. Mischt sich in kleine Gesellschaften seiner Verwandten, ist aber am glücklichsten, wenn er allein sein kann. Nach zuverlässigen Aussagen einiger Forstmänner ist der Vogel im Frühjahre einzeln in sumpfigen Föhrenwäldern an den westlichen Grenzen zu treffen, wo er höchst wahrscheinlich auch brütet. Actitis — hypoleucos. Flussuferläufer. Treibt sich überall herum, wo er ein Wässerchen findet; brütet südlich von Krakau hoch in den Gebirgsbächen. Dort hat der Verfasser Junge, noch in den Dunen, mit der Hand gefangen. Limosa — melanura. Pfuhl- oder schwarzschwänzige Ufer- schnepfe. Einige Male, und zwar im August, leider im schlechten Zustande bei den Wildprethändlern gesehen. — rufa. Rothe Ufer- oder Pfuhlschnepfe. Ueber ein ausgestopftes bei Bochnia erlegtes Exemplar konnte man keine näheren Angaben machen. Machetes — pugnax. Kampfläufer. Die Kampfschnepfen brüteten noch in den Vierziger-Jahren zwischen Krakau und Mogila. In jenen Zeiten hat der Verfasser noch Männchen in Schmuckfedern geschossen. Im August und September kommen sie auf alle Sümpfe und wer- den mit den Sumpfschnepfen geschossen. Hirtenknaben fangen dergleichen Vögel sehr geschickt in Schlingen. Tringa — subarcuata. Bogenschnäbliger Strandläufer. — variabilis. Alpenstrandläufer. — minuta. Kleiner Strandläufer. Alle drei Strand- läufer sind nach der Brütezeit, wenn die Jungen wan- dern können, regelmässige Gäste. Limicola pygmaea. Kleiner Sumpfläufer. 28. August und 29. August 1549. Sehluss folgt.) —— IO8> Steinadler— Goldadler; Aquila fulva—Aquila chrysaötes. Von Eduard Hodek. (Fortsetzung.) Nr. 6. Prachtvolles sechsjähriges Männchen. Erlegt im November 1876 von Sr. kaiserlichen Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Kronprinzen Erzherzog Rudolf und im Höchsteigenen Besitze. Oberkopf. Wenig prononcirtes mit etwas dunk- lerer Schaftzeichnung und lichtgelblichen Spitzen me- lirtes Tiefbraun, welches die ganze Kopfplatte einnimmt. Wachshaut und Schnabel, über den Bug gemessen, 6°40 Umt. Hinterkopf stark und lebhaft braunroth, die gelb- lichen Spitzen der Schmalfedern des Oberhalses pro- noncirt, wie kaum bei Einem. Kehle röthlieh melirt, tief braunschwarz mit | sichtlich seitwärtiger Abgrenzung. Brustgefieder stark lanzettförmig, jede Feder von hellbraun gerändertem Tiefchocoladenbraun. Alle älteren, fahleren Brust- und Bauchfedern mit starkem Wunzelweiss, sämmtliche, die Mehrzahl bildenden neuen Federn jedoch an ihrer Basis mit längsscheckiger, strie- miger Tendenz, ohne alles Weiss. Tarsenbefiederung hellbraunröthlich, nach rückwärts und oben in’s Dunkelfahlbraune übergehend. Die Hosenfedern sehr lang, nach vome zu fein röth- \ lieh und braun gemischt, nach rückwärts ebenso in dunklerer Nuance. Alle Federn langspitzig endend und zart graulich quer gesprenkelt. Unterflügel. Dessen kleines Deckgefieder zu- nächst der Spannhaut durchwegs, sammt den langen, , schmalen Seitentragfedern, hell rostroth, an der Spitzen- 14 hälfte mit dunkleren Spitzschaftsrichen. Die ersten zwei Grössen davon, und deren erste Ordnung zunächst der Schwungfedern am meisten, sind fein weisslich gespritzt, gemolcht und längsgestreift. Schwungfedern. Linker Flügel. Die 1., 2. und 3. Feder, deren obere Graubraun in’s Kohlschwarz der Spitze übergeht, zeigen im untersten Drittel weisse Flecken. Die 3. auch im grauen Felde kleine Spritzer. Alle 3 sind vorjährige Federn, vielleicht die erste davon auch schon zweijährig. Die 4. und 5., neuest ge- wachsene Federn, sind schon ganz u. z. Basis schwarzgrau mit hellgrauem Striemenantluge, Spitzen nn Die 6., 7, 8.,9. und 11. sind ausser der dunklen er Be gestriemt, tragen aber an der fahne des unteren Drittels weisse Spiegel-Andeutung. Innen- | Nr. 7. Von Herrn Zelebor lebend in die Schön- brunner Menagerie geliefertes, in der Freiheit als etwa fünfjährig anzusprechendes Männchen, derzeit | ausgestopft im Besitze des kaiserlichen Naturalien- zwei Drittel Länge vom | Hals sehr dunkelroth. bis an die Die 10., 12. und 13. sind wieder durchaus ge- striemt. Erstere eine ganz neue Feder, dunkler, die zwei letzteren, zweijährige Federn aber noch hellgrau, sogar weisslich. Die 11. und alle anderen bis an das Mittelarmgelenk haben ausser den dunkleren Spitzen weissgrau in schwarzbraun habichtsstriemige forellenfleckige, lebhafte Zeichnung. Von oben gesehen und präsentiren Sieh alle Federn tieforan in bräunlich- schwarz gestriemt. Rechter Flügel. An der 1., 2. und 3., dann wieder der 11. bis | 15. Schwungfeder zeigt sich an den Ersteren, älteren mehr, an den Letzteren, jüngeren weniger weisser Spiegel- Anflug am letzten unteren Drittel, sonst sind sie schön und lebhaft, die älteren weniger tief, die neuen tiefer zur Basis herab, forellen- fleckie. grau. Die 4., 5. u. s. f. bis zur 10. inclusive besitzen schöne, lebhafte Habichlesonen grau in Braunschwarz, sie gehören fast alle dem letzten Jahresschube an und , Flügel kabinetes. Dieses besitzt eine abnorm gebogene u. z. 2 Ctm. über den Unterschnabel herabrerhende Oberschnabel- spitze. Oberkopf. Platte ganz dunkel, Hinterkopf und Kehle fahl, dunkelbraun und unbestimmt abge- grenzt. Brust stark röthlich mit Braun gemischt. Tarsen fahlröthlich, liehbraun und gestriemt. Unterflügel. Alles Deckgetieder stark rostroth. Das Gelbröthlich dieser Partie zieht sich am Achselbuge, dem Handgelenke und längs dem Innen- firste der Flugspannhaut des geöffneten Flügels, so stark nach Oben und Aussen, dass bei geschlossenen Flügeln dort ein förmlicher Saum erscheint; häufig bei Männchen der Fall. Schwungfedern. Die ersten 3 braunschwarz und olne jede Zeichnung, Flügeln gleich. Von der 4. bis zur 10. Feder beiderseits zeigen die Breitfahnen am unteren Schafttheille abnehmenden weissen Spiegel, welche Zeichnung jedoch den inneren Rand derselben nicht erreicht, folglich bei geschlossenem dieser Theil der Schwungfedern von unten be- sehen nur dunkel erscheint, mit grauer Fleckenzeichnung. Von der 11. bis zur letzten zeigen alle Federn die Hosen schmutzig röth- sind einfach an beiden ı weisse Basis und sind sehr hellgrau, beinahe weiss ge- | sprenkelt. nen gleich sind von der 16. bis zur letzten Feder alle gleich lebhaft gestriemt. Steuerfedern. Die 2 mittelsten Deckfedern beinahe bis zum Grunde, die linksseitige weniger hoch hinauf (als ältere Feder) sehr lebhaft habichts- striemig. Von Iimks gerechnet, die 1. u. 2. Feder sind neue, wohl ziemlich dunkle, jedoch a. ihre Flecken nicht Bänder bildend, alle in ausgesprochen weissem Felde, dichter und zur Endbinde, schütterer und letaen gegen die Basis hin. Die 3. md 4. Feder besitzen noch stark weisse Oberhälften, ebenso die 5., worin bei Letzterer häufiger, bei den ersteren zweien weniger Längsflecken, wovon einige sogar von hellbrauner Farbe, auf diesem hellen Grunde stehen. Aehnlich so ist die rechtsseitige Hälfte der Steuer- federn gezeichnet, Bei der 1. und 2. von rechts, stehen lebhafte Längsflecken in weissem Felde und sind die dunkelsten, grösser zugleich neuesten dieser Stosshälfte; die 3., 4. und 5., ältere Federn zeigen weniger, jedoch ebenfalls wie jenseits, längliche Flecken, einige davon braun. Zu der, bei mehreren männlichen Individuen vor- gefundenen Umfärbungsweise, d. ı. von der Endbinde zum ‘oberen, dem Wurzeltheile hinauf, statt wie bei Weibehen, von den Mittelfedern ‘nach Aussen zu, repräsentirt dieser Stoss das augenscheinlichste Muster. Ueberhaupt sind diese zwei, unter Nr. 5 und 6 beschriebenen Vögel der vollgiltigste Typus der Ueber gangsfärbung. | 2 Paare besitzen och eine 2 Ütm. breite, Steuerfedern. Das mittelste und das äusserste Paar , am weitesten hinauf von der breiten, deut- lichen Endbinde, grau und schwarze Striemen und Flecken -Zeichnung, die übrigen 4 Paare beiderseits zeisen bloss einen deutlichen zunächst der Endbinde liegenden Striemen, davon ist der nächste im Ent- stehen, undeutlich und fleckig, der übrige obere Theil ist steinadlerweiss. Selbst die vorgeschrittenst grau gezeichneten weisse Basis. Die Schwanzdeckfedern der Urs haben ein- färbig hellbraune Schaufelspitzen. Nr. 8. Vier- bis fünfjähriges Weibchen, selbst erlegt 1868 bei Turn-Severin, in meinem Besitze. Dieser Vogel trägt jenes Kleid, welches bisher | als Typus der ältesten Fulva- Färbungsstufe galt. braunroth Platte nimt des Ober- Oberkopf. Die sehr dunkelbraune von der Schnabelwurzel an drei Viertel kopfes ein. Hinterkopt- und Oberhalsfedern sehr lebhaft mit röthlichgelber Mitte und semmelgelben Spitzen. Kehle. Sehr tief braunschwarz und seitlich ziem- lich deutlich abgegrenzt. Brust. Zwischen noch dunkelbraunem, mittel- mässig schmalem Kleingefieder ‚stehen schon ziemlich viel neuer, schmälere, Schatsothliche und andere in ihrer ganzen Spitzenhälfte rothbraune Federn. Bauch tiefer und einfärbiger braun. Tarsenbefiederung. Oben wie unten, vorne wie rückwärts gleich fahl röthlichgelb. i Hosen stark dunkel, ner röthlich längs und quer gestreift. fahlerbraun, rost- Unterflügel. Zunächst der Firstkante von den Schultern über die Flugspannhaut zum Vorderarme und längs des: Handgelenkes ‘gelbroth: Alles weiter gegen die Schwungfedern liegende Deckgetieder zuerst rothbraun, dann tiefer braun, das letzte, grösste choko- | ladebraun. Schwungfedern. Die ersten sieben Federn ohne alles W Ess mit nur wenig angedeuteter grauer Zeichnung an der 6. und 7 2 eder S Die folgenden 10 ne formiren einen deut- ‚liehen, rein weissen Spiegel. Von da an bis zur letzten sind alle von der Spitze bis unweit der Basis schwarz, an derselben weiss. Steuerfedern. Die 2 mittelsten Deckfedern bei ganz schmaler Endbinde bis zu drei Viertel Länge hinauf deutlich grau und schwarz gebändert. Das äusserste Paar an seinen Aussenfahnen bis über die Hälfte hinauf zuerst rein schwarz, dann klein schwarz und grau gefleckt, das nächste beiderseitige Paar (ältere jährige Federn) bis zu ein Drittel ihrer Länge hinauf schwarz- und graustriemig undeutlich ge- fleckt, von da zur Wurzel rein weiss, Paare älteste Federn ausser zur Wurzel rein weiss. Die stark verlängerten 2 Mittelfedern und die eben- so stark verkürzten Aussenfedern geben dem Stosse ein beinahe keilförmiges Aussehen. Nr. 9. Mittelaltes Weibchen aus der Schön- brunner Menagerie. Im Besitze des kaiserl. Naturalien- Kabinetes. Oberkopf. Platte und Hinterhals beinahe gleich dunkelfärbig fablbraun. Brust. Tiefbraun, nur etliche röthere Federn. "iel Wurzelweiss sichtbar. (In diesem, doch schon höheren Alter immer ein Attribut des Gefangenen.) der | alle Anderen | der Endbinde bis | 75 | Tarsen. Weissgelb, röthlich melirt. Hosen ein- | färbig fahlbraun. | Unterflügel. Dessen Kleingefieder bloss am Handgelenke und an den oberen Theilen der Spannhaut röthlich, alles Andere bis an die Schwungfedern braun. Schwungfedern. Schon von der 1. angefangen, trotzdem deren jede etwas gestriemt, u. z. längs- ‚ streifig hellgrau in Schwarz gezeichnet ist, zeigt jede Innenfahne "namentlich von den 3. Federn an etwas Spiegelweiss. Die 9. Feder des linken und die 10. des rechten Flügels sind complet graustriemig schon umgefärbt (neueste Federn), und obwohl alle folgenden Schwung- federn auch Str en und Flecken besitzen, sind sie doch an ihrer Basis bis stark in's erste Drittel hinauf weiss. Steuerfedern. Es haben wohl beide Mittel- federn des Stosses die Umfärbung begonnen, die recht- | seitige (neueste) Feder jedoch ist bereits bis hart an die Basis mit unregelmässiger Fleckenbänderung, grau ‚in Braunschwarz vorgerückt, während die a eases Mittelpaares (die um ein Jahr ältere) bloss bis ins erste Drittel hinauf wirkliche Flecken mit der Tendenz zum Gestriemtwerden besitzt, ihr - Rest aber an der Innen- \ fahne ganz weiss, an der Aussenhälfte gleichmässig grau angeflogen er scheint, ® Die nächsten 4 Federn links wie rechts hievon tragen ausser der schwarzen Endbinde an ihren weissen Innenfahnen keine Zeichnung, ihre schmäleren Aussen- fahnen sind jedoch alle sanft grau angeflogen. Das schmale Aussenfederpaar ist hierin das dunkelste, An ihren nächsten Nachbarinnen ist das Grau der Schmaltahnen viel schwächer, ausgeprägter beim 4. und 5., den Mittelfedern näher stehendem Paare. (Augenscheinlicher, Beginn der Umfärbungs-Tendenz bei RICHE Allerlei. Absonderliche Zungenlage bei einem Eichel- (oder Nuss-) Häher (Garrulus glandarius, L.). Durch die Freundlichkeit des Herrn Jos. Lechner, Lehrers zu Weidliing am Bach, kam mir am 11. August d. J. der Kopf emes Eichelhähers zu, welcher eine ganz absonderliche Missbildung des Unterschnabels und der Zunge aufwies. Diese lag nämlich nicht ganz im Munde zwischen Ober- und Unterschnabel, sondern theilweise ausserhalb, rücksichtlich unterhalb des Untersehnabels. Gerade in der Mitte zwischen den beiden Aesten des Unterschnabels, oder mit anderen der di Ar durch einem Beim Seite an, sogenannten Worten zwischen den hornigen Verlängerungen Unterkiefer, war die Haut von emer der leeren "Zunge entsprechenden Oeffnung durchbrochen, we che die Spitze der Zunge, ungefähr bis zu Drittel der ganzen Zungenlänge, herausragte, todten Vogel lag die Zunge mit ihrer oberen ganz dicht an der Unterseite des Unterschnabels so dass sie mit ihrer Spitze gerade den Dylienwinkel (den durch die den Aeste der ; Unter- schnabels gebildeten inneren Winkel) ausfüllte, gleich- sam als läge sie an dem Obertheil oder Deckel eines "Etuis. Dabei war die Zunge vollkommen frei beweglich und nicht etwa mit den tändern der Hautöffnune durch welche sie hervorragte, verwachsen; ich konnte sie mit einiger Vorsicht mttelksiiehnen und in ihre nor- male Lage Einnexhalb des Schnabels und wieder in | w eibehen von der Mitte nach Aus ssen zu.) (Fortsetzung folet.) jene ausserhalb desselben bringen. Der Schnabel tigster U ntersuchung weder aussen Unregelmässickeit, sondern oO fo} selbst bot trotz sorg noch innen die mindeste | war vollkommen kräftige und normal gebildet. Die ' Hautöffnung war keineswegs etwa wund oder einer äusserlichen Verletzung ähnlich, sondern zeigte einen durchwegs glatten Rand. Wie die ganze Missbildung entstanden sein mag und inwieweit der Vogel seine Zunge beim Fressen benutzen konnte, darüber lassen sich leider keine Vermuthungen aufstellen, obgleich die Beantwortung dieser Fı Jagen immerhin einiges Interesse gewähren würde. Der Häher war am 10. August 1. J. durch Herrn Joh. Bausek, Forstadjunkten zu Weidling erlegt worden. Wie mir Herr Bausek mittheilte, war er gelegentlich eines Dienstganges an einem Waldrande durch das Pfeifen des Vogels auf denselben auf- merksam geworden, den bekannten schnarrenden oder rätschenden Laut liess das Thier nicht hören. Dasselbe war ein junges, ganz normal: ent- wickeltes und ausgefiedertes Männchen, jedoch merk- lich mager und Schle cht genährt, w eleher letzterer Umst: ind ohne Zweifel eine Folge seiner individuellen Beschaffenheit war, da die Gegend, in welcher sich der Vogel mit vielen seines Gleichen herumtrieb, Nahrung in Fülle bot. Dr. v. Enderes. 16 Literarisches. Proceedings of the scientific meetings of the Zoo- | logical Society of London for the year 1877. P.III. Mai and June (1. Oet. 18577) enthält an ormnithologischen | Aufsätzen: Ö. Finsch: On a small collection of Birds from the Marquesas Islands; A. H. Garrod: Notes onthe Anatomy and Systematie Position of the General- | Thinocorus and Attagis; A. H. Garrod: Notes on the Anatomy of Passerine Birds P. H., II.; E. L Layard: Remarks on the exact Localities of some | Birds from the Islands of the South Pacific; E. L. | Layard: Note on two African Uockoos of the Genus | Coceystes; D. G. Elliot: Review = the Ibidinae or en of the Ibises (t. 51); P. L. Sclater and ). Salvin: Descripuon: of six new Species of South- Ken Birds (t. 52); J. E. Harting: Exhibition | of and remarks upon a variety of the common Snipe; | B. Tegetmeier: Exhibition of a malformed sternum | of the Tawny Owl, Reports on the Collection of Birds Bee during the "Voyage of H. M. S. „Challenger“ . I. General Remarks on the Collection; P.L. Sela-| E N. 11. On the Birds of the Philippine Islands, by Arthur Marquis of Tweeddale, N. III. On the Birds of the Admiralty Islands by P. L. Selater, J. H. Gurney: Note on the Polish Swan; Bartlett: Description of a new Species of Numida (t. 65). Bulletin of the Nuttall Ornithological Club A Quarterly Journal of Ornithology Vol. III. April 1878. N. 2. Cambridge Mass. T. M. Brewer: Changes in our North American Fauna. — C. Hart Merriam: Remarks on some of the Birds of Lewis County, Northern New-York with Notes by A. J. Dogon. W. Brewster: way: Notes on some of the Birds of Cnlaveras County, California and adjoining Localities. — W. Cooper: Notes on the Breeding Habits of Hakan Vireo (Vireo Huttoni) and the Gray Titmouse (Lopho- phanes inornatus) with a Description of their Nests and Eggs. — E. A. Mearns: A Description of unusually developed Individuals of three Species, and Remarks on Uncommon Plumages in several others, taken near West Point, N.-Y. — T.M. Brewer: Notes on Junco caniceps and the closely allied Forms. — J. Murdoch: Effeets of the Warm Winter on the Misration of Birds. — Ausserdem befinden sich in diesem Hefte Besprechungen über neue literarische Erscheinungen, und zahlreiche kleinere ormithologische Mittheilungen. | , On Abe Laridae eelleeren| en the Expedition. Descriptions of the First Plumage in | Various Species of N. American Birds. — R. Ride- | Phyllornis Sanpeun, ode, Proceedings of the scientific meetings ofthe Zoolo- gical Society of London for the year 1877. Part IV. No- vember, December. Dieses Heft enthält folgende ornithologische Aufsätze: R. Trimen on Sareidiornis africana. — A. Hume, Letter containing some eriti- eismis on M. Howard Saunder's review of the Ster- ninae, — D. Rowley Exhibition.of, and remarks upon, an egg of Pauxis galeata. — Marquis of Tweed- dale, Contribution to the Ornithology of the Philip- pines. N. f. On the collection made by Mr. A. H. Everett in the Island of Luzon. t. 72, 73. — N. 1. On the Colleetion made by Mr. A. H. Everett in the Island of Zebu t. 76—78.N. Ill. On the Collee- tion made by Mr. A. H. Everett in the Island of Mindarao. A. H. Garrod, Note on an Anatomical Peculiarity in certain Storks. — O.Finsch. On a new Species of Petrel from the Feejee Islands (Pro- cellaria albigularis). -— ©. Finsch. Reports on the of Birds made during the Voyage of H. M. „Challenger“. N. IV. On the Birds 108 Tongatabu, Be "Feejee Islands, Api (New Hebrides) and Tahiti. — L. Tacezanowsky. Supplement ä la Liste des Oiseaux recueillis au nord du Perou oceidental par M. M. Jelski et Stolzmann. — Howard Saunder’s Ex- hibition of, and remarks upon, a skin of the Aleutian Tern (Sterna aleutica). Dr. ©. Finsch. On a Colleetion of Birds from Eua, Friendly Islands. — Dr. OÖ. Finsch. On the Birds of the Island of Po- nape, Eastern Carolmes. — Dr. O. Finsch. On a Collection of Birds from Ninafou Island, in the Pacifie. — A. H. Garrod. Note on the Absence or Presence of a Gallbladder in the Family of Parrots. — Howard Saunders. Reports on the en of Birds made during the Voyage of H. M. „Challenger“ N. V. Dr. A. B. Meyer. Some additional Proof, if needed, of the Fact that the Red Eelecti are the Females of the Green ones. — H. Seebohm. Exhibition of, and remarks upon, the rarer eggs and birds obtained on a recent visit to the arctic regions of the Yennesay, in East Siberia. A. Anderson. Exhibition of a spotled Egg of Ascalaphia coromanda. — A. Ander- son. Exhibition of and remarks upon, the young of Rhynchops allicollis and Seesa anrantia. A. An- derson. Exhibition of and observations upon, a skin of a pair of Grebes (Podiceps eristatus) from India, togegther with two nestling birds.. Abgebildet sind: Megalurus ruficeps t. 72, Dicaeum xanthopygium t. 73 f. 1, Oxyceria Everetti ib. f. 2, Oriolus assimilis t. 76, Prionochilus quadri- eolor ib. f. 2, Mean pussillus t. 78, Tail of Eclee- tus polychlorus t. 79, Loriculus Hartlaubi t. 82, Mulle- ripieus fuliginosus t. S3, Criniger Everetti t. 34, Ort- thotomus nigriceps t. 85. Te’ An unsere Abonnenten zX Mancherlei gänzlich, ausser der Macht und dem Willen der Redaction liegende Umstände haben in letzter Zeit das Erscheinen einiger Nummern dieses Blattes in unliebsamer Weise verzögert. Nummern werden vorliegt. Herausgeber : Die rückständigen aber jetzt in "raschester Aufeinanderfolge erscheinen und können wir nicht umhin, unsere ge- ehrten Leser bei dieser Gelegenheit aufmerksam zu machen, dass uns eine Fülle des interessantesten Neales Die Redaction. Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. 2. Jahrg. ! D Nr. 7. —— Blätter für Wo = aelkunde, = es —— = —> Wonel-Schus und -Rfle ae. Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Jili. :; Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements a 2 fl., sammt Franco- '' " Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern ä 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, '! A Florianigasse 46, zu richten. RR Inhalt: welt in den Umgebungen von Krakau. Der Der Rosenstaar. Von Dr. Brehm. — Steinadler — Goldadler ; Aquila fulva — Aquila chrysaötos. Von Ed. Hodek. (Fortsetzung.) — Ucber die Vogel- Von Ernst Schauer. (Schluss.) — Vereinsangelegenheiten. Rosenstaarn Von Dr. Brehm.*) Der nächste Verwandte der Staare, welcher Europa bewohnt, ist der Rosenstaar, Hirten- oder Viehvogel , Viehstaar, Viehamsel, oder Acker- drossel (Pastor roseus und peguanus, Turdus rosens und seleueis, Sturnus roseus und asiatieus, Psaroides, Acridotheres, Pecuarius, Thremmaphilus und Nomadi- tes roseus, Merula, Boseis und Gracula rosea), Vertreter der Sippe der Hirtenstaare (Pastor), welche in Süd- asien zahlreich vertreten ist, und sich durch länglich kegelförmigen, seitlieh zusammengedrückten, auf der Firste sanft gewölbten vor der schwach herabgeboge- nen Spitze mit kleinem Ausschnitte versehenen Schnabel, kräftige Füsse, mittellange, aber spitzige Flügel, unter deren Schwingen die zweite und dritte ebenfalls die längsten sind, mittellangen, leicht ausgeschnittenen, #) Aus dem im nächsten Jahre erscheinenden fünften Bande des „Thierleben,* | geraden oder sanft abgerundeten Schwanz und weiches, | nieht verschmälertes, im Nacken meist zu einer Holle verlängertes Kleingefieder kennzeichnet. Das Gefieder der genannten Art ist auf dem Kopfe, woselbst es | einen langhängenden Nackenschopf bildet, und dem | Halse, vorderseits bis zur Brust, hinterseits bis zum | Anfange des Mantels herab, schwarz, tief violett metal- | lisch schimmernd, auf Flügeln, Schwanz, unteren und oberen Schwanzdecken nebst den Unterschenkeln schwarz, stahlgrün scheinend, übrigens blass rosenroth, der Schnabel rosenroth , unten mit 'scharf abgesetzter Wurzelhälfie, der Fuss röthlichbraun. Beim Weibchen sind alle. Farben matter, wie auch die rosenrothen | Theile bräunlichweiss verwaschen, die unteren Deck- I} | federn breit weisslich gerandet. Die jungen Vögel sind | graulichrostfahl, unterseits heller, auf Kinn, Kehle und Bauch weisslich, ihre Schwingen und Deckfedern dunkel- | braun, aussen rostbräunlich gesäumt; der Schnabel ist rm (Re) gelblichbraun, an der Spitze dunkel. Die Länge beträgt | vor ihm nach einundzw anzig bis dreiundzwanzig, die Breite neunund- dreissig bis zweiundvierzig, die Fittiglänge zwölf, die Schwanzlänge sieben Centimeter. Der Rosenstaar gehört zu den Zigeunervögeln, weil auch er m manchen Jahren in gewissen Gegenden massenhaft auftritt, in anderen realen hier gänzlich fehlt, obgleich dem Anscheine nach alle Bedingungen wesentlich dieselben geblieben sind. Als Brennpunkt seines Verbreitungsgebietes haben wir die innerasiati- schen Steppen anzusehen; von ihnen aus erweitert sich der regelmässige Wolnkreis einerseits bis Südrussland und die Donautiefländer , anderseits bis Kleinasien, Syrien, nach Osten endlich bis in die Mongolei und China, Seine Brutstätten verlassend, wandert der Rosen- staar allwinterlich nach Indien, ohne jedoch von Meso- potamien aus durch Persien seinen Weg zu nehmen, besucht auch, jedoch nicht alljährlich, Griechenland und Italien, Afrika dagegen nur äusserst selten. Nun aber geschieht es, dass er zuweilen, und zwar gewöhnlich im Sommer um die Brutzeit sein Verbreitungsgebiet | weit überschreitet und nicht allen in der Richtung seiner Zugstrassen, sondern strahlenföürmig nach ver- schiedenen Seiten hin und weiter zieht. Bei dieser Ge- legenheit erschemt er im allen Theilen Italiens und Griechenlands, überhaupt auf der ganzen Balkanhalb- insel, in den Donautiefländern und in Ungarn, auch wohl in allen übrigen Kronländern Oesterreichs, ebenso in Deutschland, der Schweiz, in Fı ankreich, Holland, Belgien, Dänemark, Grossbritannien, ja selbst auf den Bartsch Stolker hat sich die Mühe nicht ver- driessen lassen, sein zeitweiliges Vorkommen in der Schweiz und Deutschland zusammenzustellen und als Ergebniss gewonnen, dass unser Zigeunervogel binnen hundert Jahren, vom Jahre 1774 bis 1875, erwiesener- massen sechzehnmal in der Schweiz und siebenund- dreissigmal in Deutschland vorgekommen ist. Ein besonders zahlreicher Schwarm durchflog im Jahre 1875 halb Europa, überschwemmte fast alle Kronländer Oesterreichs und ebenso die meisten Länder und Pro- vinzen Deutschlands, obgleich er hier nicht allerorten beobachtet wurde, schen endlich in zahlreicher Menge in Italien, hauptsächlich i in der Provinz Verona, seelte sich daselbst fest an, brütete, wieder. Da, wo der Vogel regelmässiger auftritt, wie beispielsweise in Südrussland, Kleinasien, Syrien, oe und verschwand spurlos | er aus seiner Winterherberge in der ersten Hälfte des | Mai an, verweilt am Brutplatze aber nur bis Anfang August, verschwindet und zieht nun langsam W interherberge zu, in welcher er Ende September oder Vena einzutreffen und bis zum März zu ver- weilen pilegt. Da ich auf meiner letzten Reise nach Sibirien und Turkestan in den Steppen der letztgenannten Provinz den Rosenstaar wiederholt, an einzelnen Stel- len auch in namhafter Menge, & gesehen habe, vermag ich aus eigener Anschauung uber sein Nuktweten in der Heimat zu sprechen. Wer den Vogel genau beob- achtet, wird ihn lieb gewinnen; dern er ist voll eben) und in jeder seiner Bewegungen, wie in seinem ganzen Wesen anmuthig. Sein Betragen erinnert aller- dings in vieler Beziehung an das eeraren unseres deutschen Staares, weicht jedoch in anderer Hinsicht wesentlich davon ab. Wie der Staar läuft er nickend auf dem Boden einher, Alles durchspähend, Alles untersuchend , fliegt ebenso, wie unser Haus- und Gartenfreund, ach kurzem Laufen auf und über die der | verwandten Staaren, | in der Steppe , | Sonnenunter gang Nahrung suchenden Schwarmgenossen hinweg , um vor ihnen wieder einzufallen,, und bringt dadurch selbst in den auf dem Boden laufenden Trupp mehr Leben. Er fliegt auch ganz ähnlich, wie der Staar, nur dass seme Schwärme in der Luft nicht so dicht geschlossen sind und der Flug nicht so stürmisch dahinwogt. Mehr als durch seine Bewegung unter- scheidet er sich aber durch sein Wesen überhaupt. Er ist viel unruhiger, als unser Staar, durchschwärnmt täg- lich ein sehr weites Gebiet, erscheint im Laufe des Tages zu wiederholten Malen auf denselben Plätzen, hält sich hier aber immer nur kurze Zeit auf, durch- sucht in der geschilderten Weise eine Strecke, erhebt sich und fliegt weiter, um vielleicht erst in einer Ent- fernung von mehreren Kilometern dasselbe Spiel zu beginnen. Von Zeit zu Zeit, zumal in den Nachmit- tagsstunden, schwärmt der ganze Flug ein Viertel- stündchen und länger in hoher Luft umher, nach Art der Bienenfresser Kerbthiere fangend; hierauf lässt er sich wieder auf den Boden nieder und sucht so eifrig, als ob er in der Höhe nicht das Geringste ge- funden. Von der eigenthümlichen Pracht seines Ge- fieders bemerkt man im Fluge wenig: das Rosen- rot, welches vom Boden leuchtend sich abhebt, ver- bleicht im Fluge zu lichteren Tönen, welche man eher schmutzig fahlweiss als rosenrotli nennen möchte. Ge- gen Abend sammeln sich wahrscheinlich mehrere Flüge; denn man sieht sie dann in dichtem Gewim- mel zu vielen Hunderten versammelt, auf bestimmten Plätzen umherfliegen, oder auf hervorragenden Punkten meist Felsengraten, so dicht gedrängt neben einander sitzen, dass ein Schuss von uns nicht weniger als fünfundzwanzig von ihnen in unsere Gewalt brachte. Kurze Zeit später fliegen sie ihren Schlaf- plätzen zu, in der Steppe Weidendickichten, mit denen sie, in Ermangelung höherer Baumkronen, sich begnü- gen müssen. Zu solchen Schlafplätzen strömen sie um gleichzeitig mit Röthel- und Rothfuss- falken von allen Seiten herbei; während die Falken aber vor dem Aufbäumen noch längere Zeit im spie- lenden Fluge sich gefallen, verschwinden die heran- kommenden Rosenstaare ohne Zaudern zwischen dem Grün der Weiden. Kein lautes Geschrei, wie von un- seren Staaren, kein längeres Geschwätz wird nach dem Einfallen vernommen: still und geräuschlos, wie sie angeflogen kamen, gehen sie auch zur Ruhe, und ob sie sich gleich zu Tausenden ihrer Art gesellen soll- ten. In dieser Schweigsamkeit finde ich einen erheb- lichen Unterschied zwischen ihnen und den so nah und eben so glaube ich das Ge- räuschlose des Fluges besonders hervorheben zu müs- sen, weil es mit jener Schweigsamkeit vollständig im Einklange steht. Dem eben Gesagten entspricht, dass man den Lockton, ein sanftes „Swit“ oder „Hurbi“ nur selten vernimmt, ebenso, dass sie im Singen viel weniger eifrig sind, als unsere Staare. Ihr Gesang, den ich namentlich von den von mir gepflegten Käfig- vögeln oft gehört habe, ist nichts anderes, als ein ziem- lich rauhes Geschwätz, in welchem die erwähnten Locktöne noch die wohllautendsten, alle übrigen aber knarrend und kreischend sind, so, dass das Ganze kaum anders klingt, als „Etsch, retsch, ritsch, ritz, scherr, zier, zwie, schirr, kirr“ ete., wobei „Ritsch“ und „Schirr“ am häufigsten erklingen. Nordmann, welcher den Rosenstaar in Südruss- land beobachten konnte, meint nicht mit Unrecht, dass der Gesang einer Gesellschaft dieser Vögel am besten mit dem quitschenden Geschrei einer im engen Raume eingesperrten, untereinander hadernden und sich beissen- den Rattengesellschaft verglichen werden mag. Kerbthiere allerlei Art, insbesondere grosse Heu- schrecken und Käfer, ausserdem Beeren und Früchte, bilden die Nahrung der Rosenstaare. Als Vertilger der mit Recht gefürchteten Wanderheuschrecke erweisen sie sich so nützlich, dass Tataren und Armenier bei ihrem Erscheinen noch heutigen Tages Bittgänge ver- anstalten, weil sie die Vögel als Vorläufer bald nach- rückender Heuschreckenschwärme ansehen. Nach An- sicht der Türken tödtet jeder Rosenstaar erst neunund- neunzig Heuschrecken, bevor er eine einzige verzehrt, was thatsächlich wohl nichts Anderes heissen mag, als dass der Vogel mehr umbringt, als er frisst. Leider lässt er es hierbei nicht bewenden, sondern fällt, sobald seine Jungen gross geworden sind, verheerend in Obst- gärten, insbesondere in Maulbeerpflanzungen und Wein- bergen, ein und wird desshalb bei Smyrna im Mai „Heiliger“, im Juli dagegen „Teufelsvogel“ genannt. Auch in seiner Winterherberge verfährt er nicht anders als in der Heimat. Während er hier wie dort den Herden, deren Nähe er stets aufsucht, in sofern dient, als er den Thieren die lästigen Schmarotzer abliest, richtet er in den Reisfeldern Indiens oft so arge Ver- wüstungen an, dass man genöthigt ist, seinetwegen Schutzwachen anfzustellen. ) a Bei der Wahl des Brutgebietes ist Vorhandensein von Wasser eine der ersten Bedingungen; in der Steppe findet man daher um die Brutzeit Rosenstaare so gut als ausschliesslich in der Nähe von Flüssen, Bächen oder Seen. Geselli@ wie immer, scharen sich an den Brutplätzen meist ungeheuere Schwärme, tausende und abertausende, so dass es bald ebensowohl an passenden Nistgelegenheiteu wie an Schlafplätzen mangelt. Selbst- gegrabene Höhlungen, allerei Spalten und Löcher im Felsgeklüfte oder Gemäuer, ebenso, obschon seltener, Baumhöhlen dienen zur Brutstätte. Da aber die passen- den Plätze bald besetzt sind, werden auch Holzstösse, Steine oder Reisig benutzt, und viele Nester irgend- sonstwo, gleichviel, ob an eimer schützten, überdachten oder oben oftenen Stelle ange- lest. Ein Nest steht dieht neben dem anderen, keines | Alben ist mit irgend welcher Sorgfalt hergerichtet ; und da ausserdem le Raubthiere die Brutplätze oft be- suchen und das wirre Genist noch mehr auseinander- reissen, um zu den Eiern oder Jungen zu gelangen, sieht solcher Brutplatz wüster aus, als andere Nistansiedelung der Vögel. von tausenden, welche im “ Talhe 1875 Süd- und Westeuropa überschwemmten, wurden diejenigen, welche sich um Villafranca ansiedelten, durch Betta trefflich beob- achtet. Ihm danken wir ein sehr lebhaftes Bild des Betragens am Brutplatze. Es war am dritten Juni als etwa Felt bis vierzehntausend der fremden Gäste an- langten, um sofort von den Mauern der Feste Besitz zu ergreifen und die dort brütenden Staare, Schwalben, Sperlinge und Tauben zu vertreiben. Diejenigen, welche keinen Platz mehr fanden, besetzten die Dächer angrenzenden Häuser und verdrängtun auch hier deren regelmässige Nistgäste. Doch bruferenlı in einzelnen Ge- banden Staare mel Rosenstaare einträchtig neben- und untereinander. Jene, welche im Wräise der Feste verblieben, begannen sofort mit der Reinigung aller in den Mauern befindlichen Löcher und Spalten, beseitigten jedes Hinderniss, indem sie Steine, auch geschützten oder unge- | der | solehe von | irgend eine | den hundert- | - (9 grösserem Gewichte, Scherben, Holzwerk, Stroh, Schädel und andere von hier verendeten oder umgebrachten Thieren herrührende Geripptheile herabwarfen und nun- mehr aus Reisern und Stroh, Heu, Gras ete. ihre Nester erbauten. Am siebzehnten Juni waren die aus fünf bis sechs weissgrünlichen, etwa achtundzwanzig Millimeter langen, zweiundzwanzig Millimeter dieken Eiern bestehenden Gelege vollständig, am vierzehnten Juli aber die Jungen bereis Hügge. Während der Brutzeit waren auch die Männchen ausserordenlich geschäftig, sangen oder schwatzten vom frühesten Morgen an sc! tlogen beständig ab und zu. Unter den erheiterndsten Stel. lungen und wechelseitisem Heben und Senken der Federhaube, fortwährend streitend und hadernd, ver- setzte eines dem anderen ernstlich gemeinte Hiebe mit dem Schnabel. Für die Weibchen, welche das Nest nicht verliessen, zeigten die Männchen warme Zuneigung, fütterten sie mi grosser Sorgfalt und vertheidigten sie auf das Beste. Gege enAbend nanlosscin fast alle Männel hen die Niststelle dl begaben sich nach den emige Kilo- meter von Villafranca entfernten Umgebungen von Custozza und Santa Lucia dei Monti, um dort auf den hohen Bäumen zu übernachten. Die Jungen wurden von beiden Eltern reichlich mit Nahrung, erösstentheils Heuschrecken, versorgt und es war äusserst fesselnd zu schen, wie die ausserordentliche Menge von Rosen- staaren in Flügen von zehn, zwanzig bis vierzig zu diesem Zwecke sich auf die naher und weiter & ‚elegenen Felder begaben, um vereint mit gewonnener Be io zu den Jungen zurückzukehren. Am 12. Juliin der Früh wurde ein allgemeiner Ausflug aufs Land unternommen und Abends kehrten nur einige Alte zurück. Am dreizehnten Nachmittags sah man die Rosenstaare in grosser An- zahl auf den im Garten der Festung befindlichen Obst- bäumen versammelt, und am vierzehnten fand die allge- meine Abreise statt. Den massenhaften Fange dieser Vögel wurde durch ein Gesetz gesteuert, dessenungeachtet alba er ein förm- licher Handel) mit Gefangenen "getrieben und das Stück um zwei bis fünf, später um Folk bis achtzehn Lire verkauft. Einige Bewohner Villafrancas hielten die Jagd auf Rosenstanre zum Schutze des Obstes für nöthig und behaupteten, dass der an demselben ver- ursachte Schaden weit grösser sei, als der Nutzen, welchen die Fremdlinge durch Vertilgung der Heu- schrecken leisteten ; dieser Ansicht widerspre chen jedoch sowohl die Landleute von Villafranca, als auch Betta’s eigene Beobachtungen ; denn er musste bemerken, dass der Schaden, welchen die Rosenstaare zuweilen an Kirschen verübten, kein nennenswerther war im Ver- | hältnisse zu dem Nutzen, welchen sie durch Wesfangen der Heuschrecken stifteten. Von den Gefangenen starben, ungeachtet der Leichtigkeit, mit welcher sie sich an den Käfig zu gewöhnen nen achtzig von hundert; namentlich junge Vögel fielen in grosser Menge. Betta bemerkt, dass der Rosenstaar im Käfige sich ebenso wie der Staar zähmen lässt und dieselbe Lebhatftigkeit und Beweglichkeit besitzt; ich meines Theilskann dem nicht zustimmen und muss nach meinen Erfahrungen den gefangenen Rosenstaar als einen ziemlich langweiligen Käfigvogel erklären. Besonders betrübend ist, lose sein schönes Gefieder trotz der sorgfältigsten Pflege bald zu einem trüben Blassroth verble icht, unan- dass er dureh Unreinlichkeit sehr zu seinem eenehm) sich unterscheidet. Nachtheile von seinen Verwandten 80 Steinadler Goldadler; Aquila fulva — Aquila ehrysaßtos. Von Eduard Hodek. (Fortsetzung.) I0. Vierjähriges Männchen. Geschenk des Herrn Grafen Hoys an das kaiserl. Naturalienkabinet. Erlegt in Steyermark. Erstes Stadium der Umfärbung. Oberkopf wie Hinterkopf dunkelröthlichbraun. Die Platte gränzt sich sehr undeutlich ab. Kehle. Tiefbraun. Brust. Klemgefieder bloss am Brillenbeine mit etlichen helleren, durchaus aber noch nicht röthlichen Federn gemischt. Ziemlich viel Wurzelweiss sichtbar. Tarsen. Gelblichweiss, mit einzelnen, feinen röth- lichen Federn durchsetzt. Hosen dunkelbraun , sprenkelt. Unterflügel. Hier zeigt das Kleingefieder mehr Tiefbraun als Roth, welches nur am oberen Rande deut- lich hervortritt. Scehwungfedern. Die ersten 3 Federn schwarz gegen die Basis graubraun. An der 4. bis 12. en ausgesprochen deutlicher Spiegel zwar, jedoch ebeno entschieden im Rückgange begriffen. Fine neue, die 5. Feder, unterbricht beiderseits in hellgrauer Färbung bis zur Basis diesen Spiegel, welcher sich als W zellen an der Basis aller übrigen Flügelschwingen bis zur letzten fortsetzt. ganz schwach fahl ge- Steuerfedern. Diese besitzen ein sehr breites Endband, von dessen oberer Grenze sich bei allen Federn gleich, etwas dunkle Spritzer unbedeutend weit | hinauf im weissen Felde zeigen. Alle schmalen Aussenfahnen — die der äussersten | 2 Federn am stärksten — sind bis zu ?/, Ihrer Länge aan in verwaschenes, gleichfärbiges Blaugran schattirt, das an der Endbinde und dam Schafte jeder Feder tiefer und schwärzlich, nach Aussen zu heller und bläu- lich ist. (Erstes Stadium der Umfärbnng bei Männ- chen von der Endbinde nach oben zu.) Es dürfte zur Vergleichung von Interesse sein, wenn ich hier die Beschreibung eines Nr. 11. ches aus Canada stammt und mir, so wie Nr. 3,4, 7, 9 und 10 mit höchst eneverier: Loyalität von Seite des kaiserlichen Naturaliencabinetes zu diesem Zwecke zugänglich gemacht wurde. De Individuum könnte ebensoent mit dem unter Nr. 3 beschriebenen aus einem Herae stammen, so wenig ist es von unserem europäischen Vogel unter- schieden. Oberkopf. Gleichmässiges jedoch tieferes Schwarzbraun — weil weniger abgenützt als das des Gefangenen Nr. 3. Ian le gleichmässig tiefbraunschwarz. Brust. "Zeigt rohe viel Röthlichbraun und diess dürfte der nennenswertheste Unterschied von Nr. 3 sein. Tarsen. Vorne heller, rückwärts dunkler, gelb- lichrostbraun. ee einfärbig tiefbraun, wenige aeclomm zur Hälfte röthlich gestreift. sehr alten Weibchens folgen lasse, wel- Unterflügel. Sämmtliches Deckgefieder der- selben, bis auf einen schmalen Raum an der Spannhaut und dem Handgelenke durchaus nichts von Rothbraun, sondern völlig Steinadlerbraun. (Tiefes chokoladebraun.) Schwingen. Sämmtliche Schwungfedern tragen Tiefschwarz an der Spitze, und übergehen nach ab- wärts in dunkelgrau gestriemtes Schwarzbraun. Keine einzige Feder trägt irgend ein weisses Zeichen, ausser an der Basis die letzten 14 des Mittel- arıngliedes ; diese hellere Wurzel aber ist gedeckt, da- her der ganze Unterflügel dunkel erscheint. Steuerfedern. Bloss die zwei Aussenfedern tragen im Grau etwas weissliche Wässerung, sonst sind sie alle nicht sehr regelmässig, jedoch complet tiefer grau in tief Schwarzbraun gestriemt, die Endbinde ziem- lich undeutlich kennbar. Die Unterschwanz-Deckdaumen tragen zur Hälfte hellere, zur Hälfte dunkelbraune Schaufelspitzen. Auch dieser Vogel, dessen Alter bestimmt kein geringes ist, trägt auch nicht die Spur eines weissen Schulterfleckes. Der Oberschnabel ist sehr fällig? — Nun die Nutzanwendung zu obiger detaillirter Be- schreibung der Uebergangs-Typen bei den gewählten 10 Individuen: sanft gebogen, ob zu- Der Schnabel der Goldadler ist meist gedrungener und an seinen Seitenflächen ausgebauchter, eben weil er einem alten Individuum angehört. Die Bugkrüm- mung ist völlig zu perhorreseiren, da ich ebensogut Steinadler mit schwächerer als gegensätzlich Goldadler mit stärkerer, d. h. kürzerer Krümmung fand, als solche von Naumann z. B. denselben zugeschrieben wird. Ich lasse daher den Schnabel, als unzuverlässig, aus dem Spiele. Die dunkel, schmutzigbraunfärbige Oberkopfplatte verbreitet sich, wie beim ausgesprochenen Goldadler, auch beim älteren, noch nicht ganz flügelspiegellosen Steinadler von der Schnabelwurzel bis an den Hinter- . kopf, folglich ist sie ein Attribut nicht der Art, sondern des höheren Alters. Die, beinahe schwarze Farbe der Kehle ist bei allen Arten, Geschlechtern und Altern im grossen Durch- schnitte gleich. Die intensiver rothgelbe oder fahlere Färbung der zugespitzten Hinterkopf- und Oberhalsfedern ist em Ergebniss der kürzeren oder längeren Benützung der- selben; die neue Feder ist lebhafter gelbroth, die abge- brauchte fahler. Nur die Form ist eine längere, spitzere, schmälere bei Alten als bei Jüngeren. Alle Individuen, welche im Uebergange sind, be- sitzen an Brillenben, Brust und Bauch ein mehr oder weniger prononeirtes Röthlichbraun u. z. ist die bräunliche Kleinfeder dieser Theile von ihrer Hälfte zur Spitze mit einem röthlichen (altgebrauchte Federn sogar mit fahlgelben) Schaftflecke versehen, durch den aber immer der dunkelfärbigere Schaft selbst sichtbar ist, Dieses Attribut des Goldadlers tragen aber die Muster Nr. 7 u. 8 ebenfalls, während der unvollendet geschwundene Flügelspiegel und einzelne Steuerfedern, so wie deren Abstufung, dieselben als Steinadler kenn- zeichnen würden. Dem Kleingefieder des Goldadlers wird (ich be- halte als die deutlichsten, Naumann’s in seinen Nach- trägen beschriebenen Unterscheidungs-Typen im Auge) die. Eigenschaft zugeschrieben, dass es bei Verschiebung weniger Weiss sehen lässt, als beim Steinadler, weil das Braun jener Feder dofer an die Wurzel reicht, als bei dieser. Ganz richtig. Es ist aber eben desshalb, weil auch ältere Steinadler schon weniger ehren | am Kleingefieder besitzen als junge, bei denen es die Hälfte de Federlänge einnimmt, der Beweis hergestellt, dass ein, gegen die Wurzel vorgeschrittenes Bramın eine Eigenschaft des Alters ist, welches im Kleide des Goldadlers seine höchste typische Ausbildung erhält. Die Deckfedern der Unterflügel sind bloss wäh- rend der Umfärbung vegelmässie braunroth; je näher gegen sein völlig ausgefärbtes Chrysaötos- Rleid, also en dem 6. TB 10. Jahre, färbt dieses Braun- roth m den meisten Fällen ch wieder zurück in Ss Chokoladebraun, welches der junge kleide trug. Dasselbe Bewenden hat es mit den hellrostrotlien Spitzen der Unterschwanzdeckflaumen , deren End- schaufel eine meist schief gegen die Spitze zu gestellte weisse Streifung und Querzeichnung zeigen, statt, wie bei den jüngsten Individuen eipfärbig hellbraun, bei den ältesten einfärbig rostrotii zu sein. Eben so ist das Querbespritztsen der langen schmalen, stark röthlichen Seitentragfedern der unteren Oberarmfläche, die Striemung der fahlbraunen Hosen ein untrügliches Zeie :hen des Umfärbungs- Stadiums. Bei ganz alten, wie bei jungen Vögeln, sind erstere chokoladebraun, letztere tahl oder tiefbraun und einfärbig. Das Brustgefieder färbt schon nach dem dritten Jahre vom Tiefbraun zum Röthlichen um, wenn selbst die Tarsen des Vogels noch weiss befiedert und die Flügel weiss bespiegelt sind. Vogel im Fulva- (Schluss folgt.) Ueber die Vogelwelt in den Umgebungen von Krakau. Von Ernst Schauer. (Sehluss.) Telmatias — gallinula. Kleine Sumpf- oder Moosschnepfe oder Becassine. Wird zeitig im Frühjahr und spät im Herbste mit gallinago erjagt. Zu anderen Zeiten sieht man sie nicht. gallinago. Gemeine Sumpf- oder Moosschnepfe oder Bondsshe, In früheren Jahren brüteten die Sumpf- schnepfen zwischen Krakau und Mogila, auch an an- deren Orten. Die Sümpfe verschwinden von Jahr zu Jahr, und die Vögel verlieren ihre Nistplätze. Nach der Brütezeit ist an Sumpfschnepfen kein Mangel, und | wenn im Sommer der Schnee auf den Gebirgen schmolzen ist und das Hochwasser der Weichsel rücktritt, fliegen sie bei warmem dunstigem Wetter Tages in Sehwärmen wie die Staare. Unter 2457 Sumpfschnepfen, die der Verfasser in Galizien überhaupt erlegte, befanden sich mit 16 Schwanzfedern 11 Stück. Wahrscheinlich aber waren es deren mehr; ott werden die Schwanz- federn ausgeschossen, oder von den jungen Hunden ansgerupft. Auch gegen 30 Stück waren dabei, die weder zu gallinago noch zu major zu stellen waren, sie ähnelten der einen wie der anderen. Der unheimliche Meckerstreit scheint endlich seinen Ab- schluss gefunden zu haben und wäre gewiss nicht in Anregung gekommen, hätte man die Sumpfschnepfe mit gesunden und Ohren beobachtet. Er errinnert an se- ZU- des zeit der Rehe. Bedarf es denn mehr als eine zahme. Rehmutter im Garten zu beaufsichtigen? — major, media. Grosse Sumpf- oder Moos- | Vogel Augen | den Streit über die Trage- | dass man schon am Josephitage, 19. März, versuchen kann, auf den Schnepfenstrich zu gehen ; aber es geschieht sehr oft, dass hitzige Nimrode in den April geschickt werden, bevor sie eine Schnepfe sehen. Alle Jäger sagen hier, Numenius — arcuatus. Grosser Brachvogel. Nach der Brüte- zeit auf den Sümpfen, Wiesen und V Kreihlen zwischen Niepolomice und Krakau alljährlich anzutreffen. Ibis — falcinellus. Ibis, dunkelfarbiger Sichler. Drei Bürger von Krakau, zuverlässige alte Jäger, und meine Belkin, haben, wie sie Sch Enke. rostbraune Heuschnepfen in elaren Zeiten geschossen, und den im Cabinete wieder erkannt. Am S. October 1349 wurden bei Krakau zwei geschossen, die unglück- licherweise dem Bratspiesse verfielen. Einige Feder n, die der Schütze auf dem Hute trug, bestätigten seine Aussage Im August 1863 erlegte Herr Graf Arthur Potocki drei Stück bei Krzeszowice; diese stehen in der Samm- lung des Herrn Dr. med. Oszacki in Krzeszowice. Ardea — cinerea. Grauer oder Fisch-Reiher. Bei Krakau gibt es keine Brütestellen, obschon der Vogel nicht | selten ist. Nur nothgedrungen geht der Fischreiher auf die Bäume, schnepfe, grosse Becassine, Bruchwaldschnepfe. Brütet bei Krakau nicht, wohl aber weiter östlich Die Mittelschnepfe wird gern von unfertigen Schützen auf- gesucht, und da, wo sie sitzt, ist auch der Sumpf nicht Die Jagd auf die andere hat aber mehr Witz. so Ist uns schon eine eallinula und gallinago aufgedrungen, warum nehmen wir nicht noch eine gallina in den Kauf? Da doch Namen wie major, media, minor etc. nichts besagen und bezeichnen. Scolopax — rusticola.. Waldschnepfe. In den westlichen Theilen des Freistaates hat Herr Oberförster Kwasek die Waldschnepfe brütend gefunden. tief. | wo er es haben kann, brütet er im Schilfe. Schöne Wälder, wie ich sie in Galizien gesehen habe, die an den Ufern grosser Teiche liegen, werden nur benutzt um daun und wann eine Nacht da zuzubringen, aber alle Nester sind auf dem Teiche. — egretta. Silberreiher. 26. Mai 1363 altes Männ- chen im Schmuck. — garzetta. Seidenreiher, Mai 1563 ebenfalls — comata. Schopf- oder Rallenreiher. Zwei Exem- plare, deren Skelette im anatomischen Cabinete stehen, sind aus der Gegend von Krakau. Silberreiher. im Schmuck. kleiner 27 altes Männchen ZI. 82 — stellaris. Rohrdommel. Fast jährlich wurde die Rohrdommel im Herbste eingeschickt. Im Frühjahre nicht; es fehlen eben die grossen Teiche in der Nähe. — minuta. Zwergreiher. Brütet in alten ver- sumpften Strombetten der Weichsel. — purpurea. Purpurreiher. Er ist nicht vorge- kommen, er wurde wahrscheinlich nur zufällig nicht bemerkt, da er doch in Galizien auf allen grossen Teiehen brütet. — nyceticorax. Nachtreiher. 1849, 16. Mai 1863, | Dunen an den Kopftedern hat der Verfasser erlest. In schönen Octobernächten hört man einen traurigen Ruf, als dessen Urheber der Nachtreiher, (ob mit Recht oder Unrecht?), bezeichnet wird. Mehr als tausendmäle hat der Verf., der mehr als 20 Jahre zwischen grossen Teichen sich aufhielt, und noch da lebt, diesen Ruf gehört, und sich auch viele Mühe gegeben den nächtlichen Schreihals in flagranti zu erwischen und todtzu- schiesen. Doch nur einige Male ist es ihm selungen, in mond- hellen Nächten, in beträchlicher Höhe einen geisterhaften Schattten zu sehen ohne deutliche Umrisse zu erkennen. Der Ruf ist erst dann zu vernehmen, wenn der Vogel sich bereits in eine bedeutende Höhe empor geschwungen hat, die mit einen Schrotschusse wahr- scheinlich gar nicht zu erreichen ist. Manche Vogelkenner nehmen an, dass nicht der Nachtreiher, sondern die Rohrdommel der nächt- liche Ruhestörer ist; aber wie es scheint, wurden handgreifliche Beweise von keiner Seite noch vorgelegt. Da, wo der Nachtreiher selten ist, und die Rohrdommel brütet, hört man oft den Ruf, und in der Nähe grosser Teiche rufen, an einen schönen Octoberabend zwei auch drei, an verschiedenen Orten, zu gleicher Zeit. Nur schütze uns der Himmel, dass nicht ein neuer unseliger Meckerstreit entbrenne. Doch dem sei wie ihm wolle. Mag nun der Nachtreiker selber schreien, oder einen Stellvertreter unterschieben, der Name nyeticorax kommt unserem Vogel nicht zu. Ein alter Ornitholog, König David singt: Psalm 101, V. 7 nach der Vulgata, „similis factus sum pellicano solitudinis, faetus sum sieut nyeticorax in domicilio,* V. 8. „Vigilavi, et factus sum sieut passer solitarius in tecto.“ Dr. Martins Uebertragung lautet: Psalm 102, V. 7. „Ich bin gleich wie eine Rohrdommel in der Wüste; ich bin gleich wie ein Käuzlein in den verstörten Städten.“ V. 8. „Ich wache, und bin wie ein einsamer Vogel auf dem Dache.“ In polnischer Ueber- setzung steht pelikan und Kruk noczny das wäre Nachtrabe. In einer alten Ausgabe, noch mit gothischen Lettern gedruckt, und Randbemerkungen erläutert, ist ausdrücklich gesagt, dass hier puhaez gemeint ist, das ist der Uhu. Da nun Nachtreiher und Rohrdommeln nicht auf den Dächern und Wohnungen sitzen, so hat König David sicher nichts anderes, als Strix flammea oder Ulula athene verstanden, die des Nachts auf den Gebäuden und Dächern schreien. Doch was helfen alle Beweise, sogar der heiligen Schrift entnommen. Hochehrwürden Knak in Berlin hat selbst die traurigsten Erfahrungen gemacht. „Gesetz und Sitten erben sich wie eine böse Krankheit fort,“ und unser nyeticorax wird nycticorax bleiben müssen, mag er schreien aus vollem Halse so viel er will, oder auch einen andern statt seiner schreien lassen. Wozu gäbe es denn falsche Eide, wenn man sie nicht auch schwören wollte ? 5. Mai 1854, 27. März Ciconia — nigra. Schwarzer Storch. 25. September 1345, 23. August 1850, 21. September 1866. Alle drei junge Vögel. — alba. Gemeiner Storch. Die Ankunft des Storches erwartet man hier am Josephitage, 19. März, gewöhnlich aber wird es etwas später. Unter allen Vögeln ist der Storch der bringer, grausam und Befrässig, lebt er die ganze durch nur von jungen Weachteln, Rephühnern, Bachstelzen, Lerchen u. s. w., die er mit der grössten Geschick- lichkeit aufzufinden weiss, was mit Ausnahme der Rohrweihe, kein Raubvogel tlut. Im der Noth frisst der Teufel Fliegen, und der hochverehrte Storch F rösche; doch damit richtet er nicht w eniger Schaden an. Wir würden es vor quälenden Mücken olıne die nützlichen Frösche nicht aushalten können. Bedenke man, wie viele Mückenschwärme ein einziger Frosch aufwiegt, und wie viele er vernichtet hat, bevor aus der geschwänzten kleinen Quappe ein grosser Frosch wurde! Man sagt, dass der Storch auch die nütz- liche Ringelnatter verschlingt, "(gesehen habe ich es nie und Schaden- Brütezeit hin- Sumpfschnepfen, grösste auch junge durchwandernde mit | könnte als Entlastungszeuge für den Missethäter eintreten;) aber eime giftige Kreuzotter nimmt er sicher nicht. Beobachte man ein Storchpaar, wie oft es vom frühsten Morgen an bis in die dunkele Nacht hinein seinen vier unersättlichen Jungen den gefüllten Schlund voll Nahrung zuträgt, und beachte man, was er ihnen” zuträgt, und man wird zur Veberzeugung kommen, dass die lieben Störche mehr Schaden anrichten, als alle Raubvögel zusammen genommen. Mit Recht klagt man allgemein über die "Verminderung der Vögel und bier glaube ich keine geringe Ursache nachgewiesen zu haben. Nur der Storch vermehrt sich, er wird gepflegt, man baut ihm Nester, sogar Jagdgesetze schützen ihn und in Dörfern, wo sonst, ein und zwei Paar wohnten, wohnen jetzt drei und vier Paare. Auf einem Sumpfe, in Ostgalizien brüteten Sumpfschnepfen und ich freute mich in voraus, deren noch vor Ankunft des grossen Zuges schiessen zu können; aber die Störche hatten alle die jangen verschlungen, und nicht ein einziges aufkommen lassen. Etwas gereizt und alle Barmherzigkeit beiseits setzend, schoss ich die "zeheiligte Person eines Storches, die gerade im der Nähe war, todt, und fand in dem unersättlichen” aufgeschnittenen Sunde ein ganzes ornithologisches Kabinet, nackte junge Lerchen, Wasser- hühner und Wachtelkönige in schwarzen Dunen, eine kaum dem Ei entschlüpfte Knäckente, querquedula, und traurig war es an- zusehen, wie einige dieser armen Thierchen zuckend noch Lebens- zeichen von sich gaben. Aber einem Storche, der die „abscheulichen* Frösche und die „giftigen“ Eidechsen vernichtet, etwas zu Leide zu thun, bleibt eine gefährliche Sache, leicht ann man Prüsel bekommen. Wenn der Storch zu Neste zieht, geschieht Fluge, sich stets senkend, in gerader Linie. Tief vor angekommen, hebt er sich mit Anstrengung in die Höhe ; hat man in der Nähe einen guten Standort, so kann man deutlich wahr- nehmen, wie beim kräftigen Aufheben der Flügel die Innenfahnen der Schwungfedern sich nach unten öffnen und sogar hören, wie sie beim Niederschlagen der Flügeln sich klatschend wieder an- legen. Ausser diesem physikalischen Experimente und enten Fleder- wischen für die Kabinetsschränke hat der Herr Storch noch keinen Nutzen gegeben, aber unendlichen Schaden angerichtet Ich beschliesse das Kapitel vom Storche und rufe ihm noch nach, wohl wissend, dass es nicht schadet: anathema sit! es im passiven dem Neste Phalacocorax Cormoran oder Cormoranscharbe. Wurde in der Vorstadt Zwierzyniec in carbo. 15. Mai 1845. der Nähe der Weichsel, von einem niedrigen Haus, geschossen. 15. Juni 1366. Pelecanus — onocrotalus. Gemeiner Pelikan. 11. April 1547, 15. October 1362. Sterna — hirundo. Fluss-Seeschwalbe.e Den Sommer über, zumal wenn grosses Wasser ist, fast täglich über der Weichsel zu Shan, — minuta. Zwerg-Seeschwalbe. Gesellt sich zu der vorigen, ist jedoch sehr selten. — nigra. Schwarze Seescharbe. Brütend auf Teichen und wunzugänglicher Sümpfen, vorausgesetzt, dass Scirpus ans in Massen nicht fehlt, Aut dessen vor- jährigen schwimmenden Halmen lie Eier aufgelegt len können. — leucoptera. Weissflüglige Seeschwalbe. Kommt manchmal mit nigra an, verschwindet aber bald wieder. Larus — ridibundus. Lachmöve. Im Sommer emzeln, im Spätherbst nicht selten, treibt sich herum , bis es zuwintert. Brütet häufig in Schlesien, daher ihre Bosnche, canus. Sturmmöve. 5. Februar 1850, einmal. — fuscus. Heringsmöve. Alte wie junge erscheinen zuweilen im Binnenlande in kleinen und grösseren Ge- sellschaften im Mai und Juni, jedoch nur schnell vor- über ziehend; und wenn nicht schon bei Regenwetter, so sind sicher anhaltende Regengüsse zu erwarten. Cygnus — musicus. Singschwan. 26. März 1845. — olor. Höckerschwan. 22. Januar 1866. Anser | — ceinereus. Graugans. Grosse durchziehende | Schaaren wie an anderen Orten. Brütet in Schlesien und Galizien, aber bei Krakau nicht. — segetum. Saatgans. 25. Februar 1848, 2. Oc- tober 1866. — arvensis. Ackergans. 11. Mai 1548. — minutus. Zwerggans. 1844. — albifrons. Blässengans. 1542. Anas — clypeata. Löffelente. 7. und 9. November 1546, 28. Juli 1865, und zu anderen Zeiten. Am 7. October 1864 hat der Verfasser junge Löffelenten geschossen, deren Gefieder noch nicht ausgebildet war, und die kaum fliegen konnten. — strepera. Schnatter- od. Mittelente. 24. JulilS66. | | Regelmässig mit dem Winter in kleinen Gesellschaften ; — boschas. Stockente. Dass unsere Stockenten, wenn der Winter eintritt, grössten- tlieils weg ziehen, und andere aus Norden nachrücken, die dann an offenen Stellen der Flüsse und an suchen sind, weiss jeder Jäger. Diese Gäste haben, namentlich die Männchen, einen feineren Schnabel, einen zierlichendünnen Hals und | die zinnoberrotlien Füsse sind weit lebhafter unserer Stockenten. — acuta. Spiessente. 14. April 1849, 28. November 1564, 20. Mai 1567 bei Krzeszowice erlegt. Zur Zeit des Eisganges im Frühjahre, manchmal sogar in grossen Zügen. gefärbt als die In der Stunde, wenn die Schnepfe streicht, ziehen diese Eutchen über Waldwiesen und Baumsgipfel in Gesell- schaften und mit einer Geschwindigkeit, wie sie viel- leicht kein anderer Vogel erreicht. — crecca. Krickente. Genug häufig; aber brütend wurde die Kriekente noch nicht gefunden. — penelope. Pfeifente. Im Frühjahre wie im Herbst alle Jahre. — nigra. Trauerente. 6. März 1362 auf dem Markte gekauft. — eristata. Reiherente. Regelmässig im Herbst. Wurde aber auch zur Sommerszeit beobachtet. — ferina. Tafelente. Durchziehend alljährlich. — nyroca. Die Moorente. Nicht selten. Junge, noch nicht flügge, die eingesendet wurden, bestätigen, dass diese Ente auch brütet. warmen Quellen aufzu- querquedula. Knäkente. Zahlreich und brütet. | 83 — marila. Bergente. 14. November 1846, 27. No- vember, 30. November, 1. December 1848, zwei alte Männchen und zwei Weibchen. | — clangula. Schellente. Erscheinen alljährlich mit Beginn des Winters, und bleiben bis zum März, wenn ihnen der Fluss zum Aufenthalt nur offene Stellen darbietet. — glacialis. Eisente. 22. September 1845, 6. No- vember 1846, 21. November 1848, 25. November 1849. Zwei alte Weibchen und zwei junge Vögel. Mergus — castor. Grosser Säger oder Sägetaucher. Kommen jedes Jahr mit Eintritt des Winters, wenn auch in geringer Anzahl. Unter ihnen befinden sich schöne alte Männchen, alte Weibchen, grösstentheils jedoch junge Vögel. -—— serrator. Mittlerer Säger oder Sägetaucher. Kommt mit dem vorigen, ist seltener, erscheint nur im grauen Kleide; ein ausgefärbtes altes Männchen ist nicht vorgekommen. — albellus. Kleiner Säger oder Sägetaucher. die alten Männchen sind immer schon in vollständigen Prachtfedern. Podiceps — minor. Kleiner Lappentaucher. — auritus. Gehörnter Lappentaucher. — cristatus. Haubentaucher. Diese drei brüten allenthalben, und ist letzterer auf allen Teichen sehr gemein. — suberistatus. hothhalsiger Lappentaucher. 15. April 1846, einmal. Wurde mit den Händen lebendig gefangen. Eudytes — areticus. Polarseetaucher. Schon im November, auch während des Winters wurden immer mehrere dieser Gäste erlegt, und in einzelnen Fällen sind auch welche bis in den April geblieben. — septentrionalis. Nordseetaucher. Ist seltener als der vorige, noch seltener mit getüpfeltem Ge- fieder, und keiner mit brauner Kehle hat sich gezeigt. Die Ansicht, dass die Weichsel der Weg sei, auf welchem diese Vögel zu uns kommen, und die ich darauf gründete, dass ich in den ersten vierziger Jahren nicht wenige derselben, unter ihnen auch glacialis, m Warschau bei den Wildprethändlern sah, wird dadurch widerlegt, dass z.B. inden ersten Novembeitagen 1875 gegen 30 Stück nach Lemberg gebracht, die ermüdet auf den Feldern in der Umgegend mit Händen gefangen wurden. Und nach Lemberg führt keine Wasserstrasse. Uebrigens hat es sich schon öfters zugetragen, dass diese nordischen Gäste, hier und da, ermü- det aufgegriffen wurden. — OO» Vereinsangelegenheiten. Gemäss des $. 3 g. der Statuten des ormnitholo- gischen Vereines in Wien, beschloss der Ausschuss desselben in der Februar-Sitzung eine Ausstellung zu veranstalten, um die zur Gründung einer öffentlichen Voliere, erforderlichen Fonds theilweise herbeizuschaffen. Der Ausschuss wählte ein Comit& aus den Herren Gustav v. Marenzeller, Dr. K. v. Enderes, | Director Newald, Professor Jeitteles, Fritz Zeller und Josef Kolazy, deren Aufgabe es nun sein sollte, zu besprechen, wo und wie der Verein die erste Probe | seiner Leistungs- und Lebensfähigkeit öffentlich zeigen sollte. Zahlreiche Comite-Sitzungen schafften die Grund- sätze und Bedingungen zu Tage, unter welchen die 84 Ausstellung vor sich gehen sollte. In erster Linie war die Ausfindigmachung eines, wo möglich im Centrum der innern Stadt gelegenen Tocals, und als solches wurden einstimmig die Localitäten der k. k. Gartenbau- Gesellschaft genannt. Leider konnte uns Letztere, con- traetlich der Frucht- und Mehlbörse verpflichtet, nur einen Annex, ferner den sogenannten Wintergarten und nach vielfachen Bemühungen auch einen Ver- bindungsgang zwischen den beiden Localitäten gegen 10%), Entschädigung aus den. Gesammt-Brutto-Ein- nahmen, abtreten. Wenn auch viele Schwierigkeiten zu überwinden waren, so schritt doch das Comite frisch | und froh, zur Verwirklichung seines festgesetzten Zieles. | Nach dem entworfenen Programme sollten Sing- und Schmuckvögel entweder in einzelnen Exemplaren oder in ganzen Collectionen, (ausgeschlossen war daher alles Hausgeflügel: Tauben, Hühner, Enten, Gänse, Trut- und Perlhühner und Pfauen), ferner alles zur Pflege und zum Schutze der Vögel dienliche, dann Jagd- Fang- und Transportrequisiten, endlich Erzeug- nisse der Wissenschaft, Kunst- und Industrie, welche ihren Gegenstand oder ihre Motive aus der Vogelwelt entnommen haben, zur Ausstellung gelangen. In alle Gegenden Oesterreichs und Deutschlands, selbst der Schweiz flogen zahlreiche Programme und Einladungen zu der zu Veranstaltenden Ausstellung und ebenso zahlreich kamen die Anmeldungen; aus Berlin und Triest, aus Hamburg und St. Gallen, aus Galizien | und Hannover, aus vielen Städten Deutschlands und | Oesterreichs. Das grösste Contingent Aussteller lieferte unsere Residenzstadt Wien. Nicht nur unsere allbekannten Sänger: Nachtigall, Schwarzplättchen, Grasmücken, Spotter, Finken, Dros- | seln, Canarien ete., sondern auch höchst seltene Gäste, wie Seidenschwänze, Zaunkönige, Goldhähnchen, Schneeammern, Alpenflüvögel, Pirole, sprechende Staare u. a. waren in vielen und prächtigen Gestalten vertreten. Auch Schmuckvögel gab es in Hülle und Fülle; prachtvolle und höchst Seltene Papageien, die verschie- densten Prachtfinken, Webervögel sammt ihren Nestern und eine Menge ame befiedeter Bewohner tr opischer Gegenden. | Prinz Ferdinand zu Coburg -Gotha, Dr. Carl Russ aus Berlin und mehrere hiesige Yv ogelhändler, lieferten | schöne Collectionen seltener exotischer Vögel. Unter den ausgestopften Vögeln war vor Allem Herın Hodek’s ausgezeichnete Sammlung von Raub- | vögeln; Herr Schiestl aus Fischamend lieferte eine Anzahl meisterhaft präparirter Vögeleruppen, ebenso Herr Adam; Herr Erber brachte eine grosse Reihe | Vogelskelette vom riesigen Strauss, bis zum winzigen Sänger zur Schau. Herr Weber in Haynau None | eine schöne Collection von Apparaten um uns das lästige Raubzeug vom Halse zu schaften, und entgegen- gesetzt eine ansehnliche Reihe Lockrufe für Vögel. Zweekmässig eingerichtete Vogelkäfige lieferte die Firma Schmerhovsky in Wien mil Özerveny in Pilsen, | beide wurden mit der Staatsmedaille ausgezeichnet. Eine grosse Eiersammlung des Herrn Fournes und eine Sammlung von skelettirten V ogelköpfen ausgestellt von Herrn Schlag erregten Bewunderung. "Jedem von beiden RE eine Staalst Medaille zuerkannt. Nist- und Brutkästen, Transportkäfige verschie- dener Form und Grösse von verschiedenen Erzeugern | eingesendet, ernteten vielen Beifall. Herausgeber : | Alfr. ‚ Ackerbauministerium zu 5 Silbergulden, und 3 | stellung während der sechs Tage ein enormer war, Was auf dem Gebiete der omithologischen Litera- tur aufzutreiben war, war zahlreich vertreten sowohl in Prachtwerken und Abbildungen, als auch in Zeitschriften. So war endlich naclı mehreren mühevollen und heissen Tagen für die wenigen Comite-Mitglieder, der Tag der Eröfinung der Ausstellung, der 8. Mai 1878 herangeschritten. Seine k. k. Hoheit der durehlauchtigste Kronprinz Erzherzog Rudolf in Begleitung seines Obersthofmeisters Grafen B 3ombelles, geruhten allergnädigst unsere erste Ausstellung in höchst eigener Person zu eröffnen. In seiner Begleitung erschienen Prinz Ferdinand von Coburg-Gotha und die berühmten Ornithologen, Dr. Prem und E. von Homeyer. Nach einstündiger eingehender Besichtigung sämmt- licher exponirter Objeete verliessen Se. S k Holeit die mit offenbarem Interesse betrachtete Ausstellung. Ebenso beehrten auch Se. k. Hoheit der Erzherzos Rainer die Ausstellung mit seiner Gegenwart und sprachen sich sehr günstig über dieselbe aus. Als Preisrichter fungirten: Se. Exzellenz Joh. Jak. v. Tschudi.a. o. Gesandter und bevollmächtigter Minister, Professor Wilkens, Jos. Kolazy, Prof. | Jeitteles, Director Newald, Dr. K. v. Enderes, | Ritt. v. Tschusi, Graf Rödern, Aug.v. Pelzeln, Gust. Edl.v. Marenzeller und Custos Dr. A. Ile. Die vom ormnithologischen Vereme am 13. Mai Abends 7 Uhr vertheilten Preise bestanden: 1. in Staats- preisen, 2 in Vereinspreisen. k. silbernen in Ehrendiplomen, zu 2 Dukaten, und in Anerkennungsdiplomen. Die Staatspreise bestanden in vom hohen k. gnädigst bewillisten Medaillen, die Vereinspreise: ie 2. in Geldpreisen zu 5 Dukaten, Vertheilt wurden: 9 Staatsmedaillen, 16 Ehrendiplome, 43 Geldpreise und 41 Anerkennungsdiplome. Das Comite beschloss, da der Andrang zur Aus- auch Während von nahezu noch den 14. Mai der Ausstellung zu widmen. dieser sieben Tage war die Ausstellung | 22000 Personen besucht und erzielte das Comite einen Brutto-Ertrag von nahezu 5000 Gulden. Wenn auch diese Ausstellung einige Uebel- stände und Gebrechen hatte, so möge berücksich- tiget werden, dass sie eben die erste war, und jeder Anfang schwer ist; im Ganzen jedoch genommen, kann sie als vollkommen gelungen betrachtet werden. Es soll nun Sache des Üomites sein, alle vorge- fundenen Uebelstände einer Verbesserung zu unterzie- hen, um künftishin etwas Vollendeteres zur Schau zu bringen. Der Ormithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. nn mn 2. Jahrg. . i Nr. 8. SEI SIIIIIIIER III A Blätter für Wonelkun —— E und Pflege ds Redakteure: Augnst von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Floriani :; Die „Mittheilungen des Ornithologisehen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl, sammt Franco- :: Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich. sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeilc :; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Friek in Wien. -I. Graben Nr. 27. entzerengenommen, und einzelne Nummern ‘ ia 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, | HH e 46, zu richten. & Inhalt: Etwas, jedoch weniger über als wegen Gypa&ötos barbatus. Von Dr. A. von Tschusi zu Schmidhoffen. — Von William Ro wland. — Steinadler — Goldadler ; Aquila fulva — Aquila chrysaötos. Von Ed. Hodek. (Seliluss.) — Inserate. med. Carl Stölker. Beitrag zur Kenntniss der Ornis des Arvaer-Comitates und des anstossenden Theiles der hohen Tatra. Girtanner. -- Nachruf an Dr. Von Victor Ritter Etwas, jedoch weniger über als wegen Gypaötos barbatus. Von Dr. A. Girtanner. St. Gallen. (Schweiz.) Mit dem Sammeln des manmnigfaltigen, zu einer kritischen Arbeit über die europäischen Gypa&tos- Varietäten nöthigen Materials beschäftigt, benütze ich behufs Beschaffung der unumgänglich nothwendigen Mithilfe dabei um so lieber, und vertrauensvoller ge- rade die „Mittheilungen des ornithologischen Vereines in Wien“, als dieselben einerseits den Raubvögeln ın sehr anerkennenswerther Weise ihre Aufmerksamkeit zuwenden, und als ich anderseits wohl nicht mit Un- recht annehme, dass eine Wiener Fachzeitschrift am weitesten nach dem Südost und Osten Europas vor- dringe, und am ehesten auch in jene weniger sorg- fältig eultivirten und nur halbeivilisirten Gebirgsländer der östlichsten, der südeuropäischen Halbinseln und ihre Inselwelt, sowie nach dem russischen Reiche ge- lange, in jene entlegenen weiten Gebiete, aus denen wir sonst mehr rohen Kriegslärm als die sanften Klänge friedlicher wissenschaftlicher Forschung zu ver- nehmen gewöhnt sind. Und doch besitzt die Wissen- schaft auch in jenen wenig durchforschten Gegenden ihre thätigen Anhänger und wird auch dort in manch’ stiller Zelle emsig an dem grossen Werke der Erfor- schung der Natur und ihrer Geschöpfe gearbeitet. Und das gerade soll ja eben — in Verbindung mit den trefflichen Verkehrswegen und Mitteln unserer Tage — ein Hauptnutzen der zahlreichen Zeitschriften im Dienste jedes Zweiges der Naturwissenschaften sein, dass sie den wissenschaftlichen Verkehr zwischen den Gleichstrebenden in ebenso angenehmer als er- spriesslicher und anregender Weise vermitteln und dureh einheitliches Schaffen Vieler, unbeirrt und unbe- einflusst durch die grösste räumliche Trennung der Einzelnen, die Erreichung wissenschaftlicher Ziele er- möglichen soll, die früher beim besten Willen uner- veichbar blieben. Es mögen desshalb unsere Fach- blätter sammt den Wegen, auf denen sie heute bis in 86 die entferntesten Erdenwinkel einzudringen vermögen, immer fleissiger in dieser Richtung benützt werden, viel mehr als es bis jetzt der Fall gewesen ist. Dann erst werden sie der Wissenschaft jene grossen Dienste im vollen Masse leisten, die sie ihr bei dem gegen- wärtigen, eifrigen, naturkundlichen Streben zu leisten befähist sind. Ich rechne desshalb sicher darauf, dass mein Ruf und meine Bitte um allseitige Unterstützung bei meiner Abhandlung, ‘welehe unser Wissen über die Verbrei- tung des Bartgeiers über die verschiedenen Gebirgs- ketten unseres Welttheiles und über sein, nach Lage und Beschaffenheit des Wohngebietes local verschie- denes naturgeschichtliches Verhalten bald möglichst in einem einheitlichen Bilde zusammenzufügen, sich ‚zur Aufgabe gestellt hat, auch dort nicht ungehört und unbeachtet bleiben, mir vielmehr die Erreichung des angestrebten Zieles durch Zusendung recht zahlreicher schriftlicher Mittheilungen aus allen vom Bartgeier be- wohnten Gebirgen Europas ermöglicht werde. Jede bezügliche, natürlich durchaus verlässliche Notiz bildet einen nothwendigen Pinselstrich zur richtigen Vollen- dung des wissenschaftlichen Gemäldes, wie es mir vor- schwebt. Es liegt mir um so mehr an der Erwerbung ein- lässlicher und allseitig erschöpfender Nachrichten, na- mentlich aus dem Osten und Südosten Europa’s, als mir über Verbreitung und Naturgeschichte des Bart- geiers in den übrigen von ihm bewohnten Gebirgs- ländern unseres Welttheiles, wenigstens von west- lichsten Theile der Pyrenäen bis zu den Karpathen, ein schönes, sowohl literarisches, als körperhaftes Ma- terial durch freundliche Mithilfe zum Theil bereits zur Verfügung steht, zum Theil in sichere Aussicht gestellt ist, so über den Gypaötos der französischen und spa- nischen Seite der Pyrenäen, der Gebirge im Innern Spaniens, m Italien, der Schweiz, Oesterreich mit den Karpathenländern, der griechischen Halbinsel mit eini- sen, doch erst wenigen Inseln des Mittelmeeres. Noch fehlen mir also die Kenntnisse hinsichtlich eines sehr grossen Gebietes und ermangle ich bis jetzt der Re- präsentation des östlichen Bartgeiers m Bälgen und Eiern und fachwissentlichen Aufschlüssen, namentlich aber lebenden Exemplaren zum Zwecke des Studiums ihres Gefangenlebens im Vergleiche mit den westeuro- päischen Formen. — Es helfe also wer da kann und mag, Jeder in der ihm möglichen Weise und hiemit — pax vobiscum! Seit einer Reihe von Jahren bereits mit einläss- liehen Studien über den Bartgeier beschäftigt, be- schränkte ich dieselben in erster Linie auf den mir zunächst fliegenden, durch seine Grösse sich auszeich- nenden und in seinem naturgeschichtlichen Verhalten in mancher Hinsicht sich von den südlichen Varietäten unterscheidenden Gypaötos der _Üentralalpenkette, speziell der Schweizeralpen. Galt es doch, unsere Kenntnisse über dessen früheres und jetziges Auftreten in den Feiseinöden der schweizerischen Alpenwelt und sein baldiges Verschwinden aus ihnen, sein ganzes Frei- und Gefang enleben in einem regelrechten Lebens- bilde zusamnıenzufassen, ehe es sich nur noch um eine aus Wahrheit und Dichtung bestehende Leichenrede auf ‚den Letzten seines Stammes“ handeln konnte, deren Glanzpunkt in den Ausdruck des Bedauerns zu verlegen wäre, dass leider keine erschöpfenden Perso- nalien über ihn und sein Geschlecht zu erhalten ge- wesen seien, trotzdem es sich Jahrtausende lang, auf | | FOREN NEE I unseren Alpen aufgehalten habe und ehe mit dem letzten Bartgeier auch die letzten Menschen dahingegangen sein würden, die noch nach eigener Beobachtung dar- über hätten berichten können. Und in der That scheint jene Eile, mit der damals das Sammeln des Materials zu jener bezüglichen Arbeit”) betrieben wurde, nicht unbegründet gewesen zu sein, denn seit dem mir im Winter 1870-71 ein auf den schweizerisch£tirolischen Grenzgebirgen lebend gefangenes junges Exemplar zu- gegangen, ist mit hoher Wahrscheinlichkeit bis heute kein zweites, weder lebend noch todt in der Schweiz erbeutet worden, da ich sonst wohl mit Sicherheit wenigstens Kunde davon erhalten hätte, während bis in das dritte Decennium unseres Jahrhunderts all- Jährlich da und dort Exemplare gefangen und erlegt wurden. Auch in allerneuester Zeit ist der Bart- geier in verschiedenen Gebirgsstöcken unserer Alpen mit Sicherheit vorübergehend bemerkt worden und ist wohl der eine oder andere längst innegehabte Horst noch zeitweise besetzt, obwohl in Wirklichkeit heute kein solcher bezeichnet werden kann. Es ist auch gar nicht unmöglich, dass er sich unter dem ihm so oft angehängten Namen: Adler sogar in einzelnen wenig be- suchten Gebirgszügen regelmässig aufhält, wo man ihn längst für ausgestorben betrachtet hat. Wer selbst einigermassen und aus eigener Erfahrung die unend- liche Weitläufiskeit des Alpengebäudes kennt, wird an dieser Möglichkeitserklärung nichts Auffallendes finden, umso weniger als bekanntlich mit zeitweise aufhörender Nachfrage nach dem- oder jenem Wild, auch die Keen auf seine Fortexistenz and damit jede Hoffnung auf einigermassen zuverlässige Auskunft darüber Tasch Aucharc Immerhin ist die Abnahme des Gypaötos bei uns seit 40 Jahren eine so auffallend rapide gewesen, dass ‘dieselbe dem heran- nahenden eänzlichen” Verschwinden gleich zu achten ist, Mag nun auch der riesige Vogel von jeher ein erwünschtes Ziel für die Kugel des Bere; ägers, der in ihm einen ÜConcurrenten verfolet, und Ben ersehntes Beutestück in dem Fuchseisen des wildernden Aelplers gewesen sein, der sich mit seinem Fange für die Ver- luste an seinem Hausthierbestande rächt, so kann doch keinesfalls in der Verfolgung durch den Menschen die Ursache seiner übrigens überall in Europa sehr fühl- bar zunehmenden Seltenheit liegen. Es müssen andere Factoren viel entscheidender an dieser Thatsache be- theiligt sein, und wenn wir auch stets sich steigernden Mangel an unbenützt oder wenigstens unvers chart ge- bliebenen gefallenen Wild- und Hausthieren, die grössere Begangenheit und Bewohntheit mancher Gebirgstöcke und damit vermehrte Beunruhigung ‚und Störung des Bartgeiers, namentlich zur Zeit seines Fortpflanzungs- geschäftes, zunehmende Verödung und Verwilderung anderer Alpengebiete, sich steigernde Temperaturer- niedrigung durch Entfernung der Wälder und noch manche derartige Veränderungen als schädliche Mo- mente gelten lassen, so treffen sie doch in vielen Alpen- gebieten nicht zu, wo der Bartgeier nichtsdestoweniger immer. seltener wird. Gerade darin nun, dass wir den fliegenden Riesen aus unseren Alpengebäuden aus- ziehen sehen, ohne dass wir. die Veranlassung dazu auch nur annähernd sicher kennen, liegt nach meiner Ansicht eine Haupttriebfeder dazu, sich auch nach den *) Beitrag zur Naturgeschichte des Bartgeiers der Central- Bericht über die Thätigkeit der Gallischen naturwissenschaftlichen Gesellschaft 1869 — 70. Alpenkette (Gypaätos alpinus) St. übrigen europäischen Varietäten noch rechtzeitig um- zusehen, da sich das Verschwinden auch aus anderen heute noch bewohnten Gebirgen gänzlich jeder zeit- lichen Berechnung entzieht. Was mir nun, abgesehen von dem, was ich in zoologischen Gärten auf Distanz und unter anderen Raubvögeln sitzend auf kurze Zeit an lebenden Bart- geiern beobachtet, an ausgestopften Exemplaren in den Museen: verschiedener Länder und an Eiern und Bäl- gen in Sammlungen und bei Händlern gesehen habe, ist mir selbst an lebendem und todtem Material für die geplante Arbeit folgendes zugegangen: (Es ist am Besten hieraus zu ersehen, was und wie viel mir noch fehlt:) Im Frühjahre 1869 liess ein besonders glück- licher Zufall einen sehr grossen im interessantesten Uebergange vom Jugend- zum Alterskleide befindlichen Bartgeier in eine Falle im Kanton Tessin (Maggiathal) gehen, um durch seine Anwesenheit die reichhaltige Ausstellung lebender schweizerischer Vögel zu zieren, welche damals die thätige St. Gallische naturwissen- schaftliche Gesellschaft zur Belehrung unseres Volkes über die Vogelwelt zuerst seines eigenen Landes an- statt ferner Welttheile veranstaltet hatte. Es war viele Jahre vorher kein Bartgeier gefangen worden. Meine Beobachtungen an demselben im Zeitraume von 6 bis 7 Monaten finden sich in oben eitirter Arbeit nieder- gelegt sammt den Aufzeichnungen einer Reihe anderer schweizerischer Forscher über früher lebend von ihnen unterhaltene Exemplare. — Im Winter 1870—71 er- hielt ich denn ein vollkommen ausgewachsenes, aber angesichts der noch nussgrünen Iris, und dem wollig schwarzen Halsgefieder nach mit Sicherheit als Kind des letzten Sommers zu bezeichnen war, von der schweizerisch-tirolischen Grenze her lebend zugesendet. Das sehr schöne Thier litt jedoch schon zur Zeit seiner unmitelbar vorher stattgehabten Gefangennahme an allgemeiner Tubereulose und ging sehr bald ein. Beide Exemplare schmücken heute, durch Freund Dr. Stölker sel. meisterhaft ausgestopft, unser Museun und dienten ihm als Objecte für sein photographisches Prachtwerk:: „Die Alpenvögel der Schweiz.“ Seither habe ich, wie schon bemerkt, weder von einem Fange, noch einer Erlegung eines schweizerischen Bartgeiers mehr ge- hört. Im Sommer 1873 kam sodann ein sehr schönes, ganz altes, lebendes Exemplar, das kurz vorher auf der Insel Sardinien gefangen worden war, in meinen Besitz und während längerer Zeit unter meine Beobachtung. Es war wesentlich kleiner und feiner gegliedert, zart- schnäbliger und feinfüssiger als die Schweizer, im Ge- fieder aber, mit Ausnahme des ebenfalls kleineren Borstenbärtchens, von jenen kaum wesentlich unter- scheidbar. — Das Jahr 1875 brachte mir im Weitern einen Bartgeier von der griechischen Halbinsel, einen noch jugendlich gefärbten, 2 Jahre alten, lebhaften Vogel, von dem nämlichen Habitus des vorigen. — Als 5tes Exemplar kam 1876 nochmals ein ebenfalls junges, vom jungen Griechen nicht zu unterscheiden, von Sardinien her zu meiner längeren Beobachtung. — Endlich traf den 3. August 1. J. der 6. von mir nun gefangen gehaltene Bartgeier, ein ganz junger Grieche, direct aus seiner Heimat, ‘nach 10tägiger Reise ab Athen, glücklich und wohlbehalten, blitzenden Auges und voll jugendlichem Feuer hier an. — Da dieses Exemplar in mancher Hinsicht von allen 6 das weitaus interessanteste ist, lasse ich gerne zum Schlusse eimige Bemerkungen. über dasselbe folgen. Wie das Begleitschreiben zu dem in auf allen Seiten mit Latten | 87 versehenen Verschlage reisenden Vogel, der als Zeichen verschieden sich aussprechender Theilnahme anderer Reisenden verschiedener Völker zu Wasser und zu Land, ebensowohl ganze Tafeln Schiffszwieback, als Pommeranzen, bedenkliche Brodvarietäten, Aepfel und ähnliche Vegetarianer-Speise mit nach St. Gallen brachte — besagte, wurde der Vogel erst den 15. Juli 1. J. im Parnassos dem Horste enthoben. — Wenn diess nun nicht eine verspätete Brut war, so fliegt der junge Bartgeier des südlichen Europa durchaus nicht früher aus, als unser schweizerischer, da mehrere junge Exemplare früher in unseren Gebirgen ausgehoben, Mitte Juli ganz ebenso entwickelt wie der junge Grieche, noch in ihrem Horste sassen. Als ich ihn erhielt und er sich in seinem geräumigen Gemache erst ein wenig zurechtgefunden, mit Gier Wasser getrunken und zum guten Anfang 750 Gramme Schaffleisch mit Knochen verspeist hatte, bot er folgenden höchst inter- essanten Anblick dar. Aus der Entfernung betrachtet, glaubte man durchaus nicht einen jungen Bartgeier, sondern einen älteren, kahlköpfigen, echten Geier irgend einer Art vor sich zu haben, da vorne an der grossen Gestalt mit den vollständig entwickelten Schwung- und Schwanzfedern, dem ausgebildeten Körper und unteren Halsgefieder ein kleiner Kopf sass, an dem nur die | ganz kurze Gesichtsbefiederung vorhanden war, während die etwas längere der Wangen in komischer Weise, ohrenartig über den nur mit graugelbem kurzem Flaum besetzten Hinterkopf und oberen Halstheil hervorstand, was sich um so echt geierartiger ausnahm, als gerade die zunächst an den Flaumhals anstossende Unter- hals- und Nackenbetiederung, sehr langfedrig, einen ganz geierartigen Halskragen bildete. Der Bartgeier bekundet in diesem Entwicklungsstadium so recht seine nahe Geierverwandtschait, aus der er sich jetzt schon durch das hervorsprossende, schwarze Halsgefieder, wieder etwas zu entfernen beginnt. — Ich habe den interessanten Kopf des Vogels, mit seiner noch stark braunen Iris, dem schon vollständig entwickelten rothen Scleralring, dem hübsch entwickelten Borsten- bärtchen und dem noch grüngelben, grossen Haken- schnabel, nach der Natur, durch die geschickte Hand meines Bruders, unter meiner beständigen Anleitung malen lassen, und wird das interessante, sehr gelungene Bild, mit der Arbeit über den Bartgeier Europa’s, erscheinen. — Das junge Thier übertrifft an Lebhattig- keit, die mich Anfangs nöthigte, ihn mit Lederhand- schuhen zu begrüssen, alle anderen Exemplare. — Ich könnte noch lange von ihm erzählen, doch darf ich den Raum dieses geschätzten Blattes nicht für mich allein beanspruchen. An ausgestopften Bartgeiern enthält unser Museum, welches anstatt aussichtslos mit den reich dotirten Museen grosser Städte, hinsichtlich Reichhaltiskeit und Grösse seines Inhaltes, ceoncurriren zu wollen, sich dessen möglichste, wissenschaftliche Verwendbarkeit durch möglichste Vollständigkeit der Repräsentation der einzelnen Arten zur Aufgabe gemacht hat, eine Reihe Exemplare aus Europa und zum Vergleiche mit den- selben die zierliche, kleine, südafrikanische Form, die sich sofort von allen jenen der nördlichen Hemisphäre — wenigstens jedenfalls der palaearktischen Region — durch die Nacktheit der unteren Tarsus-Hältte unter- scheidet: Gypaötos nudipes. An Eiern finden sich da- selbst einige griechische und die brillante Erscheinung des auf dunkelrostrothem Grunde, dunkelblutig gefleckten Eies des Pyrenäen-Bartgeiers vor, das ich in Abbildung 83 der Arbeit ebenfalls beigeben zu können hoffe. — Um jedoch auch hinsichtlich der Eier der verschiedenen europäischen Varietäten einen richtigen Ueberblick zu erhalten, habe ich mich mit bestem Erfolge bemüht, von den 17 Stück Gypaötos-Eiern, die sich in der ehe- maligen Capt. Loche’schen Sammlung befinden, Einsicht nehmen zu können, sie zu messen und mit einander zu vergleichen; ausserdem haben mir andere bedeutende Vologen ihre Schätze in bereitwilligster Weise zur Ver- fügung gestellt, um mir auch von dieser Seite aus meine Arbeit zu erleichtern. Ich schliesse mit der noch- a med. Carl Stölker. Nachruf an Dr. maligen Bitte, namentlich an die gute Species der Ornithologen und Oologen des Ostens, um thatsächliche, möglichst baldige Unterstützung, und mit dem Wunsche, dass unsere Fachblätter immer mehr zu dem Zwecke benützt werden, derartige Arbeiten zu ermöglichen, um so allmählich zu einem einheitlichen Bilde der europäischen Ornis zu gelangen, doch — pax tibi dixi — und somit auf Wiedersehen ein andermal, nachdem meine Ermahnungen etwas gefruchtet haben werden. Von Victor Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. Am 24. März 1875 verschied nach längerem, schmerzlichen Leiden in seinem Geburtsorte St. Yelen bei St. Gallen in der Schweiz Dr. med. Carl Stölker im Alter von 39 Jahren, als Ormnithologe weit über die Grenzen seines Heimatlandes gekannt und geschätzt. Stölker’s Thätigkeit Auf dem Gebiete der Orni- thologie war hauptsächlich der Erforschung der hei- igeihem Ornis geweiht, doch verschloss er seine Samm- lung auch jenen Objekten nicht, die er aus den vom Bodensee bespülten Theilen Vorarlberg’ s erhielt, und dessen Vogelwelt ihm Stoff zu Maricher a EEE Mittheilung bot. Aus. diesem Grunde dürfen wir Stölker auch zu den österreichischen Ornithologen zählen, und ich halte es daher für eine Pflicht, dem Dahingeschiedenen, mit dem mich ein langjähriger Briekeechsäl verband, in diesen Blättern, die haupt- sächlich der Pflege der heimatlichen Ormis gewidmet sind, einen Denkstein zu setzen. 5 Stölker*) wurde im April 1839 in St. Fiden bei St. Gallen geboren. Wenige Jahre später über- siedelten ne Eltern nach St. Gallen, von wo sich Stölker’s Sinn und Interesse an der Thierwelt zurück- datirt. Der dortige, als Kinderfreund wohlbekannte Ortspfarrer legte zu dieser Vorliebe .den ersten Grund, indem er aleın“ oft bei ihm zu Besuche resenan Knaben in Ermanglung von Kinderschriften eine illu- strirte Naiuseschichte zum Durchblättern gab, an welcher der kleine Stollen bereits ein Sölches Wohlegefallen fand, dass er dem Pfarrer, als dieser ihm einmal ein anderes Buch vorwies, in dem sich die Lieder einiger | Nonnen befanden, dieses mit den Worten „Herr Pfarrer! seh will am liebsten anschauen.“ Als Stölker schule trat, zurückgab: wieder Thiere mit dem 6. Jahre in die Primar- versorgte er mit seinem Vater die Voli- eren, in welchen derselbe viele einheimische und emails der damals noch selten in den Handel kommenden fremdländischen Vögel unterhielt. 13 Jahre alt, bezog er das Gymnasium, wo er bald einen der ton Plätze unter den eifrissten Schülern einnahm. Wie lebhaft schon damals sein Interesse für Zoolosie entwickelt war, erhellt aus dem Ausspruche seines Professor’s ARD der, wenn ihm keiner der Schüler genügend zu antworten wusste, sich an Stöl- ker nee: „Stölker, komm’ du ’mal raus, du *) Nachstehende Mittheilungen über dem kürzlich von Dr. Med. A. Girtanner veröffentlichten Nekro- log: „Zur Erinnerung an Dr. med, C. Stölker. — St. Gallen. 1878. 3. 22 pag. Stölker entnehme ich \ weisst's gewiss!* und hernach noch beifügte: „Der Stölker, der wird einmal ein tüchtiger Beobachter werden.“ Wenige Jahre später machte er die Bekannt- schaft Girtanner’s, dem er zeitlebens ein treuer Freund blieb. Schon zu dieser Zeit fing Stölker an, lebende Vögel zu halten, die ihm meist der zum Hause gehörige Garten lieferte. Als ihm dieser nichts Interes- santes mehr bot, war er ein eifriger Besucher des kleinen Vogelmarktes, von dem er manches gute Be- obachtungsmaterial heimbrachte. Die Zahl seiner Vögel vermehrte sich bald so bedeutend, dass fast jeder nur irgendwie geeignete Platz im Haus und Garten mit Käfigen besetzt war. Ausserdem betrieb Stölker mit seinem Vetter M. Täschler Entomologie, die er jedoch später aufgab. Mitte der 50er Jahre dürfte es gewesen sein, als er von seinem Onkel Täschler, der Jagdliebhaber war, ab und zu kleinere todte Säugethiere und Vögel erhielt, die er, ohne vorher eine Anleitung dazu erhalten zu haben, auszustopfen versuchte. Wohl hatten diese ersten Versuche seine Zufriedenheit nicht erlangt, doch setzte Stölker dieselben unverdrossen fort, und als der noch jetzt in St. Gallen thätige Präparator Monhart sich dort niederliess, da ward Stölker sein eifrigster Schüler und machte unter seiner Anleitung so bedeu- tende Fortschritte, dass er gar bald den eigenen Lehr- meister in dieser Kunst überflügelte. In kurzer Zeit war eine kleine Sammlung zusammengebracht, die Stölker den Impuls gab, ein Museum der Schweizer Vögel anzulegen. Dieser Plan wurde auch mit allem Eifer von ihm durchgeführt, und gehört seme Samm- lung zu den schönsten und reichhaltigsten im Lande. 1359 bezog Stölker die Universität Zürich, an der er sich mit allem Eifer den medizinischen Studien widmete. Die Ferienzeit brachte Stölker meist zu Hause bei seinen Verwandten, oder mit Girtanner in Weissbad zu. Von Zürich ging er an die Universi- täten nach Würzburg, Prag, Wien und Bern, wo er den Doctorgrad sich erwarb. Nachdem er im Herbste 1564 vor dem Sanitätsrathe des Cantons St. Gallen das Staatsexamen zur vollsten Zufriedenheit abgelegt hatte, versah er durch 6 Monate die Assistentenstelle bei Dr. Sigg in Andelfinsen und kehrte dann nach St. Fiden zurück, ganz semem Berufe und der Wissen- schaft lebend. Stölker’s Gesundheit schien Anfangs fest, nur eine hochgradige Kurzsichtigkeit bereitete ihm viel Verdruss und zwang iln, beschwerliche Gebirgstouren ganz aufzugeben. Da es ihn versagt blieb, selbst das Freileben der Alpenvögel zu beobachten, so widmete er sich mit allem Eifer der Beobachtung der zahlreichen Bewohner seiner Volieren, ‘über deren Gefangenleben wir ihm sehr werthvolle Nachrichten verdanken. Ausser- dem lieferten die. ihm von allen Seiten zugeschickten todten Vögel reiches Material zu Mittheilungen. Stölker wurde, obschon sein Leben vollkommen frei von materiellen Sorgen war, von den härtesten Schicksalsschlägen heimgesucht. Kaum 10 Jahre alt, verlor er seinen Vater, und wenige Jahre später erlag seine Mutter einem Lungenleiden. Hernach musste er seinem Bruder und seiner Schwester, die demselben Leiden wie die Mutter zum Opfer fielen, in's Grab sehen, und ihn selbst warf im Januar 1869 eine heftige Nierenentzündung auf das Krankenlager. Nur den Be- mühungen seiner ärztlichen Freunde hatte er es zu danken, dass er sich davon, schon dem Grabe nahe, wieder erholte, obgleich bereits damals sich bei ihm ein tuberkulöses Lungenleiden ausbildete, dem er ein Decennium später zum Opfer fiel. Durch solche harte Schicksalsschläge erschüttert, war es wohl kein Wun- der, wenn Stölker fremden Umgang möglichst ver- mied und ihn nur auf seine Verwandten und älteren Freunde beschränkte. Auf den Ratlı der Letzteren entsagte er von nun an vollständig semer ausgedehnten ärztlichen Praxis und widmete sich jetzt ganz seiner Wissenschaft. Lichtpunkte in seinem von so viel Leiden heimgesuchten Leben waren es, wennes ihm gelang, eine seiner Sammlung noch fehlende Species derselben ein- zuverleiben, wobei er weder Mühe noch Kosten scheute, wenn es galt, eine Seltenheit zu erwerben. Die Samm- lung wuchs aber auch so bedeutend, dass die nach Hunderten zu zählenden Exemplare in den ihnen zu- gewiesenen Räumen nicht mehr untergebracht werden konnten. Stölker ergriff daher anch die sich ihm darbietende Gelegenheit, seine bisherige Wohnung mit dem freundlich gelegenen Schlösschen in St. Fiden zu vertauschen, mit Freuden, wo er seine ornithologischen Schätze würdig aufstellen konnte. Ausser der Ornithologie wandte Stölker auch der Oologie seine Aufmerksamkeit zu und brachte auch in diesem Zweige eine schöne Collection zusammen. Bei dieser beschränkte er sich nicht auf die im der Schweiz heimischen Arten, sondern hauptsächlich auf die typischen Erscheinungen der allgemeinen Vogel- welt, die er stets in vollständigen Gelegen mit ihren | verschiedenen Abweichungen zu erwerben suchte, wobei er mit Recht grossen Werth auf genaue Angaben über Fundort und Zeit legte. Einen Glanzpunkt dieser Sammlung bilden 5 Eier des Bartgeiers, (Gypaötos barbatus, Storr.), die ihm Freund Girtanner ver- schaffte, von denen 2 aus den Pyrenäen, 2 aus Griechen- land kamen, und das 5. von einem Schweizer-Vogel in der Gefangenschaft gelegt wurde. Stölker’s Correspondenz war, wie begreitlich, eine sehr ausgedehnte und auch mir war es vergönnt, mit dem Verstorbenen in mehrjährigem brieflichem Ver- kehr zu stehen. Bei einem so regen Sammeleifer, sowie durch den Umstand, dass Stölker stets eine bedeu- tende Zahl in- und ausländischer Vögel lebend besass und an allen Fortschritten auf dem Gebiete der Ornithologie den regsten Antheil nahm, ist es kein ‘Wunder, dass auch er zu der Feder griff, um auch Anderen seine Beobachtungen mitzutheilen. Wir besitzen eime Reihe werthvoller Arbeiten. Stölker’s, die von seinem leb- haften Interesse und seiner vorzüglichen Beobachtungs- [629] gabe das beste Zeugniss ablegen. folgende: l. Versuch einer Vogelfauna der Kantone St. Gallen und Appenzell. — Verhandl. d. St. Gallisch. naturwiss. Gesellsch.. 1865 —66. Es sind ungefähr 2. Nachtrag zur Vogelfauna .ete. — Ibid. - . 1870— 71. 3. Ornithologische Beobachtungen. — Ihbid. 1868—69, 1871—72, 1374— 75, 1875—76. 4. Ueber Schnabelmissbildungen. — Ibid. 1873—174, 2 Taf. Bibliographia Ornithologica helvetica. — Bull. de la soe. ornith. suisse. 1870. Ueber Aufzucht des Reisfinken fangenschaft. Cab. Journ. 1870. 1872. . Ornithologische Beobachtungen. — Ibid. 1570. : in Ge- S. Abnormitäten aus meiner Sammlung. — Ibid. 1870. 9. Beiträge zur Pathologie der Vögel. — Ibid. 1872. 10. Ueber das DunenkleidvonArdea einerea und minuta. — Ibid. 1877. ll. Beiträge zum Albinismus der Vögel. = TpidN TEE 12. Eine VarietätdesHaselhuhn's (Tetrao bonasia, L. mit Abbildung. — Illust. Jagd- zeit. 1577. 152 Gutachten’ über, den Woselschutze-- St. Gallen. 1573. Ausserdem betheiliste sich Stölker als Mitar- beiter an Brehm’s „Gefangene Vögel“, und gab in Verbindung mit seinen Vettern, den renommirten Pho- tographen Gebr. Täschler das bekannte Prachtwerk .Die Alpenvögel der Schweiz“ heraus, von dem leider bisher nur 2 Lieferungen zu je 15 Blättern erschienen sind. Ein Lieblingsplan Stölker’s, von dem er noch in der letzten Zeit seiner Krankheit gerne zu sprechen pflegte, war es, eine Beschreibung seiner Sammlung ausgestopfter Schweizervögel zu veröffentlichen. Ihm war es nicht mehr vergönnt, dieses Vorhaben zu ver- wirklichen, doch wie ich erfahre, soll diess von anderer Seite beschlossen worden sein. Stölker war Mitglied der St. Gallischen natur- wissenschaftlichen Gesellschaft, der ornithologischen Gesellschaft in Berlin und der Societe ormnithologique Suisse. Stölker’s Hauptwerk, an dessen Vervollständi- gung er sein ganzes Leben arbeitete, dessen Besitz seine grösste Freude und sein grösster Stolz war, ist und bleibt seine überaus reiche Sammlung. Viele darin befindliche Arten wurden erst durch Stölker in die Schweizer Ornis eingeführt. Ganz besonderes Interesse verdienen die alpinen Vögel, von denen selbst die sel- tenen Arten meist m reichen Suiten vertreten sind. Ueber alle seiner Sammlung einverleibten Stücke führte der Verstorbene sehr genau Buch, was den Werth derselben wesentlich erhöht. Von dem traurigen Schicksale, dem derartige Sammlungen in der Regel nach dem Ableben ihres Besitzers anheimfallen, blieb diese Sammlung glücklich bewahrt. Stölker, mit Leib und Seele Schweizer, hat in edler patriotischer Gesinnung seine gesammten wissenschaftlichen Sammlungen, wie auch seine ormni- thologische Bibliothek der naturwissenschaftlichen Ge- sellschaft in St. Gallen testirt, zu deren eifrigsten Mit- gliedern er selbst gehörte, deren Gedeihen und För- 90 derung ihm so sehr am Herzen lag. Der Verstorbene hatte den Plan, seine Sammlungen und die Bibliothek der eben genannten Gesellschaft zu hinterlassen, schon lange gefasst und.war für deren Bereicherung selbst dann noch thätig, als es ihm wohl klar sein musste, dass die ihm zugemessene Lebensfrist eine nur mehr kurze war. Trotz der vielen Leiden, welche den ohne- hin nicht starken Körper schon längst geknickt hatten, beschäftigte sich Stölker bis in die letzte Zeit mit Lesen und Briefschreiben, was ihm so manche Leidens- stunde verkürzte, Unter allmähliger Verschlimmerung seiner Krankheit schlich der Winter vorüber, und als Beitrag zur Kenntniss der Ornis des Theiles der der Frühling wieder in’s Land gezogen kam, da legte sich Stölker zur ewigen Ruhe nieder. Er starb am Abend des 24. März als der Letzte seiner Linie. Das Grab hat sich zwar über Stölker’s sterb- lichen Resten geschlossen, doch das Andenken an den Heimgegangenen wird unter seinen zahlreichen Freun- den fortleben, und das Werk, das er geschaffen, noch Vielen zur Belehrung und Aneiferung dienen, sich mit gleicher Liebe und gleichem Eifer der Wissenschaft zu weihen. Ehre dem Andenken eines solchen Mannes! Friede seiner Asche! Arvaer-Comitates und des anstossenden hohen Tatra. Von William Rowland, Oberforstmeister in Arva-Värallya (Ober-Ungarn). Obwohl weder Gelehrter noch Naturforscher vom Fach, haben mich doch der häufige Umgang mit Solehen und der von mir erwählte Beruf mit einer. besondern Vorliebe für die Naturkunde beseelt. In dem Streben, das Leben und Verhalten der - mannigfaltigen Bewohner des Waldes kennen zu lernen, habe ich jahrelang Entschädigung gefunden für man- cherlei bittere Täuschungen und für Entbehrungen, die unser Beruf dadurch mit sich bringt, dass wir auf geselligen Umgang und die Freuden der Stadt ver- zichten müssen. Der Forstmann, der nicht gedankenlos mit der Flinte auf dem Rücken, sondern mit offenen Augen Wald und Feld durchstreift, der in jedem Stein, jeder Pflanze und jedem Käfer einen Bekannten erblickt, dem ist es gelungen, seinem Berufe die schönste, die poetische Seite abzugewinnen, er wird sich darüber zu trösten wissen, das es ihm nicht vergönnt ist, Theater, Concerte etc. zu besuchen. Es hat für mich von meiner Jugend an einen be- sonderen Reiz gehabt, Mineralien, Pflanzen und Thiere, kurz alles Mögliche — nur nicht Geld — zu sammeln und so habe ich, denn auch hier seit 13 Jahren im altehrwürdigen Schlosse ein kleines Museum zu gründen mich bemüht, mich aber dabei darauf beschränkt, in demselben nur die Produkte der hiesigen Gegend auf- zunehmen, um den zahlreichen Besuchern desselben ein naturgetreues Bild unserer Fauna vorzuführen. Mit Hilfe dieser Sammlung und unterstüzt durch die Herren Forstverwalter Guber und Förster Koezian habe ich das nachfolgende Verzeichniss der hier beob- achteten Vögel zusammengestellt, zu dessen Mittheilung ich von der verehrlichen Redaction in freundlichster Weise ermuthigt wurde. Ich werde mir erlauben, am Schlusse den Leser durch wenige Worte auf einige, mir selten scheinende Exemplare aufmerksam zu machen. Zeichenerklärung. St. Standvögel, die hier iiberwintern. N. Vögel, welche zum Nisten hier sind, aber nicht überwintern. W. Vögel, die zeitweise von den unteren in die höheren Regionen wandern. Z. Vögel, die zufällig auf dem Zuge an unbestimmten Orten angetroffen werden. l., Rapaces. 1., Vulturinae. Z. Multur fulvus. Weissköpfiger Geier. Z. Vultur cinereus. Grauer Geier, im Jahre 1871 am 13. Juni in der Ebene zwischen Szlanitz und Trsz- tena ein einzelnes krankhaftes Exemplar vorgekommen. 2. Aceipitrinae. N. W. Aquila Chrysaetos. Steinadler, kommt nicht häufig vor; im Winter verlässt er nicht gern seinen Bezirk. Auer- und Birkwild, sowie Gemskitzen wird er sehr gefährlich. Z. Aquila pennata. Zwergadler. N. Aquila naevia. Schreiadler, kommt häufig vor; zu uns kommt er im April und zieht im Oktober fort. W. Aquila brachydactyla. Schlangenadler. Z. Haliaetos albicilla. Weissschwänziger Seeadler. N. W. Pandion haliaetos. Flussfischadler, findet im Herbste auf dem Zuge an der Arva. W. Falco laniarius, Würgfalke oder Blaufuss selten. Z. W. Falco peregrinus. Wanderfalke selten. W. Falcoaesalon. Zwergfalke, meistin Niederungen. N. Falco subbuteo. Baumfalke in Niederungen. W. Falco cenchris. kleiner Thurmfalke. W. Falco rufipes. Rothfüssiger Falke. W. Falco tinunculus. Thurmfalke, in den höheren Felsen der Tatra nistend. Z. Milvus ater. schwarzbrauner Milan. N. Milvus regalis. rother Milan, nicht selten am Arvafluss. N. Astur palumbarius. semeiner Hühnerhabicht, überall zu finden. St. Astur nisus, Sperber. Beide letzteren Arten sind häufig, aber von beiden geht so hoch, wie der Thurmfalke. W. Circus rufus. Sumpfweihe, beim Herbstzug öfters hier. W. Circus cineraceus. Wiesenweihe, beim Herbst- zug öfters hier. W. Circus eyaneus. Kornweihe. N. Buteo vulgaris. Mäusebussard, kommt im März, geht Oktober. N. Buteo lagopus. Rauchfussbussard, häufig, selbst im Winter oft in den Niederungen, kr sich keiner sehr häufig, 3. Strigidae. ‚St. Strix bubo. Uhu, in jeder grösseren Felsgruppe, die Ebene zieht er jedoch vor. Streift während der Abenddämmerung meilenweit umher, schadet dem Auer- und Birkwild. -N. Strix otus.Waldohreule, im Hochgebirge ziemlich selten. Z. Strix brachyotus. Sumpfohreule, im Herbste bei uns, doch selten. ı | | 91 St. Strix scops. Zwergohreule, selten. St. Strix noctua. Steinkauz. Z. Strix nisoria. Sperbereule, selten. St. Strix aluco. Waldkauz, häufig in alten Be- ständen. N. Strix dasypus. Rauhfüssige Eule, sehr seltene Fulenart kommt gionen der Tatra überall vor. diese sonst in den höchsten Waldre- (Fortsetzung folgt.) — HI —— Steinadler— Goldadler; Aquila fulva—Aquila chrysaötos. Von Eduard Hodek. (Schluss.) Eben so sicher ist es, dass ein Vogel, so lange das kleine und grössere Deckgefieder der Unterflügel, die langen, schmalen Tragfedern am inwendigen Theile des Oberarmes, welche bei offenem Flügel sich an die Lenden des Körpers schmiegen und dort eimen Schluss zwischen den Oberarm - Deckfedern und dem Körper gegen. das Durchdringen der Luft beim Fliegen bilden, so lange diese und die Hosen, ferner der grösste Theil der Hinterkopf- und Oberhalsfedern jenen blassgrauen Punkt an ihrer äussersten Spitze tragen, der so charakteristisch wirkt, leicht aber zu übersehen ist, — dem jüngsten, oderdoch jüngeren Alter angehört. Zweijährige Vögel tragen diesen Spitzenpunkt undeutlich, und gefangene auch noch sichtbar im dritten und in späteren Jahren. Freilich lässt sich bei einem schon länger Erleg- ten das Alter nach dem Auge schon schwerer , bei einem Ausgestopften natürlich gar nicht bestimmen, soferne er nicht das richtige eingesetzt erhielt, und selbst der frisch erlegte Vogel wird — wie durch sein Kleid — auch durch, seine "Tisfärbune keine, auf ein Jahr präcisirte Bestimmung gestatten (es müsste denn bei ganz besonders hoher Praxis gelingen), jedoch im- mesihim wird man finden, dass die Färbung des Auges weit sicherer zur Corrigirung mancher, anfangs fälsch- lichen: Altersangabe nach dem Kleide, dient, als — um- gekehrt. Bei keinem Goldadler, so viele ich deren in Hän- den hatte, bei keinem, den hiesige Sammlungen be- sitzen (das k.k. Naturalienkabinet mit eingeschlossen) fand ich auch nur eine einzige weisse Feder am Schulterbuge oder in der ganzen übri- gen Schulterpartie, wie sie allgemein angenom- men und dargestellt wird und sie z. B. der Kaiseradler in höherem ‚Alter allerdings besitzt. Das Verschwinden des Spiegels und der alimälige Uebergang des Weissen ins Grau- und Schwarz- gesprenkelte erfolgt an den ersten 10 Schwungfedern derart, dass die innere Hälfte, die Breitfahne, der drit- ten, vierten u. s. w. Feder, dieses Weiss vom Schafte nach Aussen zu, bei geöffnetem Flügel, von dessen Spitze nach dem Körper des Vogels zu, verliert, wäh- rend alle rückwärtigen und Mittelfeldern (des Unter- armgelenkes) von der I1ten angefangen ihr stets ohne- diess wenig merkbares Weiss nach der Basis hin ver- lieren, so dass oft der ganze Flügel dort schon dunkel erscheint und man erst beim Erheben der lachen Atter- federn ihr noch nicht ganz verlorenes Weiss zu be- merken vermag. E ' Es gibt Individuen, deren Stoss von den zwei Mitteldeckfedern angefangen, nach Aussen zuim Grau- werden fortfährt, so dass die äusserste Schmalfeder die vorletzte, ihre näclıste die letzte grauwerdende ist; an- dere, und zwar eben so viele schreiten im Graubebän- dertwerden von der schwärzlichen Endbinde nach der Wurzel zu vorwärts, wobei — Mittelpaar- und letzte Aussenfedern regelmässig einen Vorsprung hierin ver- rathend — stets zuerst sich fleecken, schliesslich erst sich vollständige Striemen einstellen. Ersteren Fall constatirte ich ausnahmslos bei Weibchen; letztere Procedur findet im Uebergange der Stossfärbung der Männchen statt. Die Endbinden bei Weibchen sind schmäler, jene der Männchen breiter, bei beiden zeich- ' net sich das Mittelfederpaar durch Verschmälerung dieser Endbinde aus. Auch Jaubert schon hat einen Uebergang der Schwanzfärbung beim Steinadler beobachtet. Bechstein, Nilsson, Temminck, Kayserling, Blasius, Schlegel, Bonaparte kennen bloss Einen Goldadler. Herr Custos von Pelzeln hat in der Sitzung der zoologisch-botanischen Gesellschaft vom 2. Dez. 1857 eine diessbezügliche Abhandlung „Ueber Gold- und Steinadler* veröffentlicht. Diese Darlegung hebt die Unzuverlässigkeit der Farbenabweichungen zum Zwecke der Arttrennung hervor, hält die Ansichten verschiedener Forscher Jantseh und vergleiehend mit Citivung ihrer dabei be- nützten Vorbilder gegen einander, bringt dabei die Abbildung des bei "Aspern erlegten Chrysaötos- Weib- chens, und erwähnt eines zweiten, nicht weit davon er- lesten Vogels im Fulvakleide. Dennoch dünkt mich die dort ausgesprochene Annahme, dass die zwei so sehr in einander greifenden Kleider eine Varietät von einer und derselben Art (chrysaötos) repräsentiren, desshalb eine allzugrosse Coneession an die ältere An- schauung der Avtentrennung, weil es ja dann auch Individuen seben müsste , ale vom Anfange bis zu Ende ihrer STREbenszeit das normale, also auch das ganze Chrysaötos-Kleid, ferner auch wieder solche, die für stets das Fulva-Gefieder tragen und behalten. Dass diess jedoch nicht so ist, sondern dass die Färbungs- änderungen stabile Atıribute des Alters vorstellen, be- ed augenscheinlich dargelegte Umfärbungsgang an Federn verschiec enen Alters, z. B. von Stossfedern, wobei, wie in Muster Nr. 8, eine ode ar zwei jährige F Ban noch rein weiss mit schwarzem Endbande, die um ein Jahr jüngere, vorjährige Nachbarin schon schwarz gespren- 192 kelt, und die heuer gewachsene, knapp daran, aber Kchon tief graustriemig zu werden beginnt. Das Vog elauge, dessen Trisfärbung, ist mir besser als Federkleid, namentlich bei allen Raubvögeln, stets der getreueste Wegweiser für die Bestimmung ihres Alters. Ich weiss diess jetzt präciser, als noch vor einigen Jahren, daher ich auch den, Annan die Species- trennung entstandenen Irrthum in meiner Abhandlung über Raubvogelaugen in P. L. Martin’s „Praxis der Natureeschichte“ I. Theil, I. Auflage, ohneweiters als solchen bezeichne. Es passt sohin die Beschreibung dort von Aquila fulva vollinhaltlich für das Auge von Chrysaötos , bei dessen Augen der jüngeren V ögel ich dort schon — die Unsicherheit fühlend — sagte: „Sie seien mir nicht binlänglich bekannt.“ Die genaue Beobachtung auch regelmässig belehrt, dass erst nach Eintritt der Umfärbung zum graugestriemten Stosse und dunklen Flügel, des Goldadlers, die Iris aufhört, ein gleichmässiges Goldbraun zu zeigen, und sich, je höher im Alter, ein desto intensiveres Erzgelb einstellt, welches zuerst den oberen Iriskreis gleichmässig, dann auch den unteren Theil. und diesen zwar mit dunkelbrauner Wölkung umzieht, und dem ganzen Auge im höchsten Alter auch jenen brillanten feurigen Ausdruck verleiht, an- nähernd , wie ihn der Kaiseradler schon in früherer Altersstufe und in ausgesprochenerem Ohromgelb besitzt. Ich wartete bisher darauf, von irgend einem des Auges lhıat mich neueren Autor den wahren Kernpunkt der Frage etwa ; folgender Art entschieden zu finden: „Der Goldadler ist desshalb der alte und älteste Vogelvater aller bisher für Steinadler angesehenen Rinder, weil dort oder da, Dieser oder Jeuer beide Goldadler-Eltern beim Horste erlegte und dessen ausgefiedertes Junge sich im Stein- adlerkleide präsentirte.*“ Darüber hinaus wäre dann freilich jede weitere Deutung Ueberfluss; allein ich wartete darauf vergebens von Aussen und trachtete eben so vergebens in meiner eigenen Beobachtungs- sphäre Aufschluss und Erklärung zu erlangen. Nachdem ein Zul in solchen Dingen, wenn auch noch so gering, dennoch ein Zweifel bleibt, so hielt ich es für Pflicht. die sich mir seit lange gebo- tenen Erfahrungen zusammenzutragen und mitzutheilen, namentlich aber Denjenigen, die sich m der Lage be- finden, solche Adler, beim Horste zu erlegen, das Ziel zu fixiren, bis zu welchem — nach dem heutigen Stande der Dinge — allenfalls Zweifel noch zulässig sind. Der Vogel braucht zur völligen Umwandlung in die Goldadlerfärbung in N Freiheit gewiss wenigstens 6, wahrscheinlich aber 9 Jahre. Drei Jahre trägt er den weissen, schwarz endenden Stoss, ein bis zwei Jahre beginnen (beim Männchen) von unten auf zuerst kleinere Spritzer, dann Flecke, ein bis zwei Jahre hin- durelı mehren sich diese und formiren sich an der End- binde zunächst zu Striemen, in den. nächsten zwei Jahren hat diese Zeiehnung die Basis erreicht und der Stoss ist ganz gestriemt, erst heller, später aber im- mer dunkler grau in Schwarz. Hiernach entspricht en z. B. als circa 3jährig angesprochener Chrysa&tos dem 6- bis jährigen Vogel (weil er ja durch 3 Jahre das reine Fulva-Kleid ge- tragen haben muss), ein 5 Jahre alt gehaltener dem S- bis Yjährigen u. s. w. Der völlig ausgefärbte, bisher stets als Goldadler designirte Vogel kommt nur selten vor; weit häufiger Herausgeber : | wird er als Steimadler erlegt und bestimmt; ganz na- türlich, der geriebene, durch hunderterlei Gefahren bei Uhu, Aas und Raub im Leben schon oft gewitzigte alte Kämpe, der so manches Loth Blei mit sich her- umträgt und durch dessen Fittig und Federpelz nicht bloss einmal schon die bösen schweren Körner pras- selten, geräth nicht so leicht vor’s Rohr, wie dessen unerfahrenere,, jugendlichere Sippschaft; für ihn sind Uhu und Luderhütte ein längst überwundener Stand- punkt, und mitleidig äugt er herab, hoch über dem verblüfften Schützen hin seme Kreise weiter ziehend. Er überlässt’s der unerfahrenen Jugend, sich, wenn’s gut geht, theueres Lehrgeld zu holen, oder — sich gar ihre unvorsichtigen Hitzköpfe einzurennen. Seit ich für Kunden präparire und selbst auf Adler jage, kamen mir 2%, ganz uralte, 20%, im Uebergangs- kleide und der Rest im Jugendkleide der Steinadler- färbung vor. Wahrlich wenige werden alt, und von diesen wieder die Wenigsten erlest. Beim Forste ist dieser Adler das Prototyp der Vorsicht und ausdauernden Schlauheit, übrigens muss ich mir leider diessbezügliche Mittheilungen auf ein andermal versparen. Nochmals und kurz resumirt: Wir werden, wie schon Viele gethan, den Steinadler (Aquila fulva), aus unseren Catalogen streichen und ihn und seine Kinder ebenso Aquila chrysaötos, den Goldadler nennen müssen, wie wir mit diesem Namen — wahrscheinlich irrthümlich — bisher bloss dessen älteste Repräsentanten bezeichneten. Wenn es erlaubt ist, hier auch ein subjectives Gefühl auszudrücken, so zürne ich der Logik, welche den Kindern ihrer Eltern hergebrachte Namen beizu- legen gebietet. Ich und mit mir Viele würden die Bezeichnung „Goldadler“ weit weniger vermissen und dessen Vertauschen weit eher verschmerzen,, als diess für den Namen „Steinadler“ möglich ist, welcher sich meines Erachtens weit tiefer, seit Gross- und Urgross- vaters Zeiten und als gewohnter historischer Begriff in unser Gedächtniss eingenistet hat, als sein jetziger Stellvertreter. Bei Nennung des „Stein“-Adlers reisst uns die Phantasie rasch fort hinan zu den Zinken und Zinnen der ewigen Alpen; es klingt aus diesem Nennen förm- lieh die Historie heraus, als sei er absolut nur dort, wo es die höchsten Felsen gibt, zu erlegen; tausend gehörte Fabeln und Geschichten aus der Kinderzeit zaubern sich hervor in unser Gedächtniss und um- geben den gewaltigen Vogel der steinernen Bergfesten mit einem Nimbus des Reckenthums, der dem Namen „Gold-Adler“ vollkommen fehlt. Vom Stein-Adler wusste und weiss Jeder, selbst der simpelste Jäger; ihn kennt, sei es auch nur dem Namen nach, jedes Kind, den Gold-Adler aber — nicht! Inserat A. Graf zur Lippe’s anrealgz te HYVsterntastitserstarNernsererm- I. Theil in Lwd. 1 M.-50 Pf. een Notiz- öder in Leder 2 M. — Pf, kalender. II. Theil, Buchführungskalender, cart. (apart) 1 Mark. In Leinwand 2 M. 50 Pf, q air AnieP BR perl und II. Theil zusammen. Literaturberichte gratis und franco, Jedem, der sie mit Postkarte verlangt, desgl. Probenummern meiner Fachzeitungen. Hugo Voeigt in Leipzig, Buchhandlung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen. 43 Nürnberger Strasse. Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. 2. Jahrg. ; = Nr. 9. ee m — ffer für Wogelkunde, Blä — Wo -Pflene. 2 —= ael-SH Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. September. :; Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- ': Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile : werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entzegengenommen, und einzelne Nummern :: a 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Einiges über Eiersammlangen. Von Herm. Fournes. — Beitrag zur Kenntniss der Ornis des Arvaer Komitates und des anstossenden Theiles der hohen Tatra. Von William Rowland. (Schluss.) — Beiträge zur Kenntniss der Stockente. Von Hans Neweklowsky. — Inserat. Einiges über Eiersammlungen. Von. Hermann Fournes. Wenn es früher nur Sache von Fachgelehrten war, sich ausschliesslich mit einer Specialität der Natur- wissenschaften zu befassen und derselben ein ganzes Leben von rastloser Thätigkeit zu opfern, so hat neuerer Zeit dieser Eifer für eine anscheinend wenig lohnende Sache, dieses selbstlose Zusammentragen einzelner Bausteine für das grosse Gebäude der Naturwissen- schaften die ganze gebildete Welt ergriffen, ein Resultat, welches wir unserem verbesserten Schulwesen zu ver- danken haben. Da uns Deutschland, was Schulwesen überhaupt und die verbesserte Pflege der Naturwissenschaften in der Schule betrifft, mit gutem Beispiele vorangegangen ist, so zeigten sich daselbst auch N. früher die Resultate in der Theilnahme aller Gebildeten, an allen Theilen der Naturwissenschaften. Der Ausspruch des Forschers Ludwig Brehm, die Zahl der Oologen überwiege die der eigentlichen Ornithologen, dürfte daher bis jetzt auch nur für Deutschland Giltigkeit haben. Aber auch in Oesterreich zeigt sich seit emiger Zeit ein so warmes Interesse für Omithologie in den Kreisen der gebildeten Männer und Frauen, dass es gewiss nur einer leisen Anregung bedarf, um auch für eine Speeialität derselben, für die Eierkunde Theil- nahme zu erwecken. Stand früherer Zeit die Eier- kunde bei Männern der Wissenschaft nicht in beson- derem Ansehen, so ist sie dagegen seit mehreren Decennien selbst zur Wissenschaft geworden und hat uns zur besseren Kenntniss der Vogelwelt die werthvollsten Dienste geleistet. Wenn man bedenkt, dass die in Europa nistenden | Brutvögel auf etwa 400 Arten veranschlagt werden, so kann man sich ein Bild von der Mannigfaltigkeit in Grösse und Farben einer halbwegs reichen Sammlung von Eiern machen, dagegen auch, welche Mühe, Opfer und 94 sich von den verbreiteten Zeit darauf verwendet werden müssen, vielen auf alle Grade unseres Erdtheils Brutplätzen die Eier herbeizuschaffen. So schöne öffentliche und Privatsammlungen es auch gibt, dürfte doch die Zahl der vollständigen eine verschwindend kleine sein, da dieses Resultat, selbst bei unbeschränkten Geldmitteln, schwer erreicht wird. Das gegenseitige Eintauschen zwischen den Sammlern ist hier, wie bei allen Liebhabereien, ein gewöhnliches Mittel, die Sammlung zu completiren. Die Vogelfauna der Oesterreichisch - Ungarischen Monarchie weist mehrere Vögel auf, deren Eier als selten zu bezeichnen sind. Da es im Interesse der Wissenschaft liegt, die Brutorte dieser Vögel bestimmen zu können, so erlaube ich mir, einige derselben hier zu verzeichnen, um so die Herren Mitglieder unseres Vereines, welchen Gelegenheit geboten ist, über ein oder den andern Vogel in dieser Beziehung Auskunft zu geben, zu veranlassen, hierüber gütigst an Verein, oder an die Redaction dieses Blattes Mittheilung zugehen zu lassen. Es sind diess: Ortygometra Bailloni, Numenius tenuirostris, Salicaria luseinioides, Circaötus gallieus. Der ursprüngliche Grund zur Anlesung von Eier- sammlungen dürfte in der Schönheit der Eier zu suchen gewesen sein. Denn wenn man in Betracht zieht, dass nicht nur die Grössen und Grundfarben, auf die mannig- faltigste Art wechseln, sondern auch die letzteren, bei den weitaus meisten Gattungen, noch mit allen erdenklichen, bunten, grossen und kleinen Punkten, Flecken, Stricheln, Adern u. s. w. bezeichnet sind, wird man überzeugt sein, welch angenehmen Eindruck, eine solche Sammlung, dem Auge des Beschauers bietet, gleichviel ob derselbe Fachmann oder Laie ist. Ich selbst beschäftige mich seit längeren Jahren mit Oologie, besitze auch eine hübsche Sammlung von Europäern und hat mir deren Anlegung von An- beginn an stets viel Interesse und Anregung geboten. Dabei darf nicht übersehen diese Liebhaberei in Folge der Studien in der freien Natur, so manches Verständniss, für die Vogelwelt erschlossen hat. werden, dass mir In neuerer Zeit legt man besonderen Werth auf den Besitz ganzer Gelege, nämlich den Satz der in einem Neste gefundenen Eier, während in älteren Sammlungen Gelege seltner vorhanden, vielmehr die Eier, je einer Gattung, wohl getrennt, doch aus ver- schiedenen Nestern und aus aller Herren Länder, in ihren so mannigfaltigen Färbungen, durcheinander liegen. Für Sammler, die mehr Mittel darauf verwenden, mag die ersterwähnte Art zu sammeln, mehr Reiz haben. Doch ist zu berücksichtigen, dass die Eier vieler Vogelarten in der Färbung so ausserordentlich varıren, dass es auch den mit Ananziellen Mitteln aus- gerüsteten Sammlern nicht immer gelingen wird, so viele Gelege zu beschaffen, als grössere ‘und kleinere Abweichung en m den Farben der. Eier je einer Species existiren, welche Varietäten insbesondere bei den Eiern der Sumpf-, Wasser- und Strandläufer, Möven, Seeschwalben, Pieper, Würger u. s. w. zu finden sind. Viele Sammler begnügen ‘sich daher mit einzelnen den | damit verbundenen | Eiern je einer Gattung aus verschiedenen Nestern, wenn nur möglichst viele Farbenvarietäten vorhanden sind. Für Diejenigen, welche selbst sammeln, ist die Präparation der Eier von Wichtigkeit, da von der richtigen Behandlung die Dauer dieses zarten Objektes abhängie ist. Wenn man sich ehemals der Nadel bediente und mit dieser je ein Loch an den beiden Polen des Eies stach, hierauf in eine der Oeffnungen hineinblies, um es seines Inhaltes zu entleeren, so muss diese Art der Präparation aus dem Grunde als nachtheilig bezeichnet werden, weil die Haltbarkeit des Eies entschieden ge- fährdet war. Es kam nicht selten vor, dass die kleinen zartschaligen Eier unter den Fingern zerbrachen. Ein weiterer Uebelstand, bei vorerwähnter Bohrung war, dass in den, an beiden Enden gestochenen und oft nicht ganz rein entleerten Eiern und insbeson- dere wenn diese nicht sorgfältig. aufbewahrt waren, manchmal Insekten Herberge nahmen, welche die in den Eiern rückgebliebenen Dotterreste wohl auffrassen, beim Elerauslanten jedoch die Schale, bei den Rohr- löchern so arg beschädigten, dass die Eier werthlos “wurden. Von dieser altmodischen Bohrung ist man jetzt ganz abgekommen, und die Sammler, welche Eier in Kauf oder Tausch beziehen, machen zur Bedingung, dass diese vorschriftsmässig präparirt, d.h. seitlich, mit nur einem Loch, in der Mitte des Eies, gebohrt sind. Man verwendet zum Bohren der Eier eigens hiezu eingerichtete, eingekerbte Stahlbohrer und zum Ausblasen Glas- und Messingrohre, sowie einen Gummi- ballon, vermittelst dessen die Luft durch das Rohr in das gebohrte Ei getrieben und so der Inhalt, ohne die Lunge zu belästigen, hinausgedrängt wird. Ausser den erwähnten Requisiten benützt man noch eine Spritzflasche, die dazu dient, den zurück- gebliebenen Eistoff hinauszuwässern. Ich habe bei grösseren und selteneren, stark be- brüteten Raubvogel-Eiern junge Mehlwürmer verwen- det, welche den Embryo im Ei verzehrten, ohne die Schale bei dem seitlichen Bohrloche zu beschädigen. Bei kleineren Vogeleiern kann diese Methode nicht zur Anwendung kommen, da die Würmer die Schale durchfressen würden. Meine Eiersammlung habe ich in einem eigens hiezu hergestellten Schrank, mit Schiebkasten ver- schiedener Höhe, in welchen sich wieder kleine Papp- cartons mit Watte ausgelegt befinden, untergebracht, und glaube ich, dass diese Art und Weise Eier auf- zubewahren, die einfachste und praktischeste ist. Sie sind dadurch gut gegen das Licht, welches die Farben verblasst, wie gegen Staub und Feuchtigkeit geschützt. Es konnte nicht meine Absicht sein, mich er- schöpfend über dieses interessante Thema auszulassen, im Gegentheil beabsichtige ich nur, auch für Oologie die Theilnahme unserer werthen Vereinsmitglieder anzuregen, wobei ich mich jedoch auch feierlichst ver- wahre, zur Anlegung von Privatsammlungen, besonders in ganzen Gelegen, ohne bestimmten wissenschaftlichen Zweek durch Unberufene, aufzumuntern, da hierdurch unserm allseitigen Streben nach Vogelschutz, zu sehr entgegengetreten würde. 95 Beitrag zur Kenntniss der Ormis des Arvaer-Komitates und des anstossenden Theiles der hohen Tatra. Von William Rowland, Oberforstmeister in Arva-Värallya (Ober-Ungarn). (Schluss. ll. Scansores. 1. Pieidae. St. N. Picus martius. Schwarzspecht, nicht häufig. St. N. Picus major. Grosser Buntspecht, gemein. Beide nisten hier, N. Picus medius. Mittlerer Buntspecht, sehr selten. St. N. Pieus minor. Kleiner Buntspecht, selten. N. Picus tridactylus. Dreizehiger Buntspecht, in alten Beständen der Tatra überall, aber nicht häufig. W. Picus viridis. Grünspecht, selten , nistet nicht hier. St. n Picus leuconotus. St. N. Picus canus. mein. Z. Junx torquilla. sonst selten. Weissrückiger Specht. Grauspecht, ziemlich ge- Wendehals, auf dem Zuge, 2. Cueulidae. N. Cueulus canorus. Kukuk, gemein, kommt bei gelinder Witterung Anfangs April bis in die höchsten Waldregionen, zieht Ende August wieder fort. 3. Haleinoidae. N. Alcedo ispida. Eisvogel, nistet hier, doch selten. Z. Coracias garrula.. Mandelkrähe, auf dem Zuge mitunter zu sehen. Ill. Passeres oder Canorae. 1. Dentirostres. Z. Lanius excubitor. Bergelster oder grosser Würger, im Herbst, mitunter auch im Winter bei uns. N. Lanius minor. Schwarzstimiger Würger, sel- tener wie ersterer. N. Lanius collurio. Rothrückiger Würger, Neun- tödter, nistet hier, kommt Mitte Mai, zieht weg Ende September. W. Z. Lanius ruficeps. Rothköpfiger Würger. N. Muscicapa grisola. Grauer Fliegenschnäpper. N. Muscicapa albicollis. Halsband - Fliegen- schnäpper, im Frühjahr mitunter bei uns. N. Muscicapa atricapilla. Schwarzrückiger Flie- genschnäpper, im Frühjahr mitunter bei uns. N. Muscicapa parva. Kleiner Fliegenschnäpper. 2. Subulirostres. N. Motacilla alba. überall. N. Motacilla sulphurea. zu den höchsten Tatra-Seen, häufig. N. Motacilla flava. Gelbe Bachstelze, nur auf dem Zuge hier zu treffen. N. W. Anthus pratensis. lerche. N. Anthus aquaticus. der Tatra; an von 7000°. Weisse Bachstelze , gemein, Graue Bachstelze, bis überall in der Gegend Wiesenlerche, Zipp- Wasserpieper, überall in den Schneefeldern bis in die Höhe N. Anthus arboreus. Baumpieper, gemein, kommt vor bis zu 4000° Höhe. W. Anthus campestris. Z. Oriolus galbula. ae, irrend. . Turdus torquatus. Singamsel, kommt überall in er Tatra bis zur Krummholzkieferregion vor, im Frühjahr oft in den Thälern. N. Turdus merula. Merle oder Schwarzdrossel, meist in Thälern, aber nicht häufig. St. N. Turdus viscivorus. Schnarre, Misteldros- sel, ist hier häufig, geht jedoch nicht in die höheren Regionen, überwintert auch mitunter hier. N. Turdus pilaris. Krammetsvogel. N. Turdus musicus. Zippe, Singdrossel, hier ge- mein, kommt zu uns 14 Tage später, als die Ring- drossel. N. Turdus iliacus. Roth- oder Weindrossel, sel- ten, mitunter vereinzelt unter den Krammetsvögeln. N. Turdus saxatilis. Steindrossel, kommt in der Tatra oft vor, auch in Piening (Sztzawnitza-Bad) Kar- pathen. Feld- oder Brachpieper. Goldamsel, Golddrossel, Ziemer, Wachholderdrossel, | N. Cinclus aquaticus. Wasserstaar, kommt häufig vor. N. Accentor alpinus. Alpen-Flüevogel, lebt in | Gesellschaft von mehreren Paaren, mitunter wird er durch Schneegestöber die Thäler zu kommen. N. Accentor modularis. Graukehlchen, Braunelle, kommt im Frühjahr mit dem Rothkehlehen, geht im bewogen, in ı Oktober weg. N. Saxicola oenanthe. Weisskehlchen oder grauer Steinschmätzer, kommt nicht häufig vor, doch ist er vereinzelt noch bei 6000‘ Höhe brütend gefunden worden, N. Saxicola rubetra. Braunkehlchen, an Wiesen- rändern überall nistend. Z. Saxicola rubicola. manchmal auf dem Zuge. W. Lusciola philomela. polnische Nachtigall. N. Lusciola rubecula. mein. W. Lusciola suecica. Blaukehlchen, sehr selten, nur auf dem Zuge. N. Ruticilla tithys.. Haus - Rothschwänzchen, in der Tatra überall, bis 7000‘ Höhe. N, Ruticilla phoenicurus. Garten-Rothschwänz- selten bis zu 3000'° Höhe. N. Sylvia orphea. Meister-Sänger, irrend im Jahre angetroffen. N. Sylvia atricapilla. Schwarzkäppel-Mönch, ge- Schwarzkehlchen , selten, Bastardnachtigall oder Rothkehlchen, überall ge- chen, 1372 | mein, bis zu 5000‘ Höhe. N. Sylvia curruca. Weisskehlchen, selten. N. Sylvia cinerea. Graue oder Dorn- Grasmücke, selten. N. Sylvia hortensis. Garten-Grasmücke. N. Sylvia nisocia. Sperber-Grasmücke. N. Ficedula hypolais. Garten-Laubvogel, Spötter, Gelbbrust. 96 N. Ficedula trochilus. Fitis-Sänger, Birkenlaub- sänger, gemein. N. Ficedula rufa. Tannenlaubsänger. Andere Arten sind hier nicht bemerkt worden. Regulus ignicapillus. Feuerköpfiges Goldhähnchen, gemeim. Regulus cristatus. seltener. St. Troglodytes parvulus. Zaunkönig, im Sommer überall bei Gewässern, im Winter in den Dörfern zu Gelbköpfiges Goldhähnchen, finden. 3. Conirostres. N. Parus cristatus. Haubenmeise, nistet sel- ten hier. N. Z. Parus caudatus. Schwanzmeise, auf dem | Herbstzuge hier, nistet selten. Z. Parus major. Kollmeise, nur auf dem Zuge Z. Parus coeruleus. Blaumeise, nur auf dem Zuge. N. Parus ater. Tannenmeise, gemein und nistet hier. N. Parus palustris. tener. N. Alauda arvensis. geht Ende September. N. Alauda arborea. Wald- (Haidelerche), kommt früher. Z. Alauda alpestris. Alpen- oder Berglerche. St. Alauda cristata. Koth- oder Haubenlerche, immer bei Dörfern. W. Loxia curvirostra. Fichten - Kreuzschnabel, Krünitz, in Samenjahren bier zu finden, aber nicht häufig. Z. Loxia pityopsittacus. Kiefern-Kreuzschnabel. N. St. Emberiza citrinella. Goldammer, gemein, bis zu 3000° Höhe, namentlich in Haferfeldern , im Winter in den Dörfern. Sumpfmeise, nistet hier sel- Lerche, kommt Mitte April, oder Baumlerche W. N. Emberiza miliaria. Gersten- oder Grau- ammer. W. Emberiza schoeniclus. Rohrammer. Z. Emberiza pithyornis. Fichtenammer. Z. Plectrophanes nivalis. Schneeammer, kommt nur durch den Wind vertrieben hier vor, sonst in der Tatra selten. Coccothraustes vulgaris. Buchengegenden, sonst selten. Pyrrhula rubricilla. Z. Pyrrhula Fichtengimpel. Pyrrhula serinus. Kernbeisser, nur in Gimpel, gemein. enucleator. Hakenkreuzschnabel, Grünfink-Girlitz, häufig zu finden Z. Pyrrhula rosea. Rosengimpel. 7. Pyrrhula erythrina.. Karmingimpel, kommt in der Tatra vor, innerhalb 3 Jahren wurden 2 Stück gefunden. st. Pyrgita montana. Feldsperling, häufig. St. Pyrgita domestica. Haussperling, in Dörfern. N. Fringilla spinus. Zeisig, kommt vor bis zu 4000’ Höhe. N. Fringilla corduelis. Erlentink, Zeisig, fern zu finden. Z. Fringilla linaria. Birkenzeisig, nur in manchem Herbst hier zu sehen. bei Dör- N. Linota cannabina. Bluthänfling, bis 3000‘ Höhe zu finden. N. Linota coelebs. Buch- oder Edelfink, sehr gemein. Z. Linota montifringilla. im Herbste häufig. "N. Linota chloris. Grünling, nur in Thälern. Z. Linota nivalis. Schneefink. 7. Linota flavirostris. Berghänfling. 7. Bombyeilla garrula. Seidenschwanz, kommt nur in manchen Jahren hier vor, dann im Winter häufig bei Wachholder zu finden, nistet nicht hier. Bergfink,, 4. Corvinae. Z. Sturnus vulgaris. Gemeiner Staar, nur selten verschlagen ihn Winde oder Schneegestöber in die Thäler der Tatra, wo er zu Grunde geht. Z. Pastor roseus. Rosenstaar oder Drossel, Schwarm 1875. St. Corvus monedula. fern auf. St. Corvus cornix. Nebelkrähe, nur bei Dörfern im Dohle, hält sich in Dör- häufig. St. Corvus corax. Rabe, Kolk-, oder Kohlrabe, ist jetzt selten geworden, seitdem die vierfüssigen Raubthiere in dieser Gegend mit Striehnin vergiftet werden. St. Corvus frugilegus. Saatkrähe, im Winter bei Dörfern. St. Pica caudata. Elster, in Dörfern sehr häufig. St. Garrulus glandarius. Eichelhäher, ist hier gemein, namentlich im Herbste häufig. St. Nucifraga caryocatactes. Tannenhäher, na- mentlich im Sommer in der Zirbelkieferregion zu finden, im Herbste an Haselnusssträuchern der Ebene häufig. 5. Tenuirostres. N. Sitta europaea. Blauspecht, in Tannenbestän- den nieht häufig, Fichtenbestände meidet er voll- ständig. N. Certhia familiaris. Gemeiner Baumläufer, überall, aber nicht häufig. ‚St. Tiehodroma muraria. Rothflügiger Mauer- oder Kletterspecht, findet sich in der Tara uberalle in steilen Felsengruppen „ bei schlechtem Wetter nähert er sich gern den iü Thälern liegenden Gebäuden. Z. Upupa epops. Wiedehopf, auf dem Zuge nur selten. 6. Fissirostres. N. Hirundo urbica.. Hausschwalbe, häufig an Mauern und in niederen Felsen; in Podbjel in der Arva häufig zu finden. N. Hirundo rustica. Rauchschwalbe, überall an den Häusern zu finden. W. Hirundo riparia. Uferschwalbe. N. Cypselus apus. Mauersegler, findet man in der Tatra bis zu 6000‘ Höhe. Oft ist derselbe, erscheint er in den Thälern, der Vorbote schlechten Wetters. Er kommt spät im Mai und zieht Anfangs August wieder fort, nistet in Felsen. N. Caprimulgus europaea. häufig. Ziegenmelker, nicht sehr IV. Columbae. 1. Columbinae. N. Columba palumbus. Ringeltaube, häufig, kommt sehr zeitig. Z. Columba oenas. Holztaube, selten, nur auf dem Herbstzuge. N. Columba turtur. Turteltaube. V. Gallinae, Rasores. 1. Tetraonidae. ‚St. Tetrao urogallus. Auerhuhn, überall im höheren Gebirge. St. Tetrao tetrix. Birkhuhn, häufig auch noch über der Krummbolzregion, oft überwintern sie dort und sollen vom Schnee verschüttet werden. Mischlinge beider Arten höchst selten. St. Tetrao bonasia. Haselhuhn, St. Perdix cinerea. Feld- höheren Lagen selten. N. Perdix coturnix. Wachtel. Andere Hühnerarten kommen in der Tatra nicht vor. nur im Laubholz. oder Rephuhn, in VIl. Grallae, Grallatores. 1. Fulieariae. Z. Fulica atra. Wasserhulin, auf dem Herbstzug. W. Z. Gallinula chloropus. Grünfüssiges Rohr- huhn. W. Z. Ortygometra pusillus. Kleines Sumpfhuhn. W. Z. Ortygometra pygmaea. Kleinstes Sumpf- huhn. Z, Rallus aquaticus. der Niederung N. Dörfern zu finden. Wasserralle, an Sümpfen 2. Charadriidae. W. Z. Oedicnemus crepitans. Diekfuss. Z. Charadrius auratus. Goldregenpfeifer, in N rungen nur auf dem Zug. Z. Charadrius morinellus. Morinell, im Herbste auf den höchsten begrasten Bergen der Tatra. Z. Charadrius hiaticula. Buntschnäbliger Regen- pfeifer. Erdbrachvogel, Triel, Z. Charadrius minor. Fluss-Regenpfeifer, häufig an Bächen. Z. Vanellus cristatus. Gemeiner Kibitz meistens in Niederungen oft auch an den Tatraseen zu finden. Z. Stepsilas interpres. Halsband-Steinwälzer, Doll- metsch. 3. Scolopacidae. N. Scolopax rusticola.. Waldschnepfe, erscheint Ende März, brütet in der Nähe von Sümpfen in der Tatra. N. Scolopax gallinula. Moor- oder Haarschnepfe, selten an Sümpfen. N. Scolopax gallinago. Becassine, Heerschnepfe, im August in der Tatra ziemlich hoch an Sümpfen und Bächen, brütet in Niederungen an Wiesen. W. Scolopax major. Doppelschnepfe. Z. Numenius arquatus. Grosser Brachvogel selten, auf dem Herbstzuge an Sümpften. W. Machetes pugnax. Kampfhahn, Kampfschnepfe. W. Z. Tringa alpina. Alpen-Strandläufer. Z. Calidris arenaria. Gemeiner Sanderling. Z. Totanus ochropus. Punktirter Wasserläufer, nistet nicht hier, doch bei anhaltendem Regen im Sommer findet man ihn an Bächen. Z. Totanus calidris. Rothbeiniger Wasserläufer. N. Actitis hypoleucos. Gemeiner Strandläufer an Flüssen bis 3500‘ Höhe. Crex pratensis. Wachtelkönig, im Herbste bei | Niede- |! 97 4. Ardeidae. Z. Ciconia alba. Weisser Storch, Regenweiter auf dem Zuge häufie. Z. Ciconia nigra. Schwarzer Storch selten. W. Ardea stellaris.. Gemeine Rohrdommel. W. Ardea minuta. Zwergreiher, kl. Rohrdommel selten. Z. Ardea purpurea. Purpurreiher. im August bei VIII. Palmipedes. 1. Anatidae. N. Anser segetum. Saatgans, nur im Herbste auf dem Zuge, bei nebligem Wetter irren sie in der ganzen Tatra ers Z. W. Anser cinereus. Graugans, wilde Gans. Z. Anas querquedula. Knäck- oder Schnärrente, in Niederungen bei Sümpfen und grösseren Gewässern nicht selten und zu jeder Jahreszeit, nistet nicht. Z. Anas crecca. Krick- oder Krichente, im Herbste zu 6 Stück oder mehr an den Bächen ed Seen der Tatra. Nisten jedoch nur in den Niederungen. Z. Anas boschas. Stockente. W. Anas clypeata. Löffelente. Z. Somateria mollissima. Eiderente, im Jahre 18 auf dem Arvaflus 2 Stück geschossen worden. W. Oedemia fusca. Sammetente, Eidergans. W. Oedemia nigra. Trauer- oder Mohrente. W. Fuligula cristata. Reiher- oder Haubenente. W. Fuligula nyroca. Weissäugige Ente. Z. Mergus merganser. Grosser Sägetaucher, ım Winter nicht selten am Arvafluss. W. Mergus serrator. Mittlerer Sägetaucher seltener. W. Mergus albellus. Weisser- oder Nonnen- taucher. 2. Pelecanidae. Z. Carbo cormoranus. Schwarzer Seerabe, Kor- moran. Z _Carbo pygmaeus. Zwergscharbe. 9. Procellariae. Kommen hier keine vor. 4. Laridae. W. Larus rudibundus. Lachmöve. N. Sterna hirundo. Gemeine Seeschwalbe, selten an Flüssen. W. Sterna minuta. Kleine Seeschwalbe., Z. Sterna nigra. Schwarze Seeschwalbe. Z. Sterna leucoptera. Weisstlügelige Seeschwalbe. 5. Colymbidae. Z. Colymbus glacialis. Schwarzköpfiger oder Eis- taucher. Z. Colymbus septentrionalis. Rothkehliger See- taucher. N. Podiceps minor. Kleiner Steissfuss, selten an Flüssen. N. Podiceps subecristatus. Rothhalsiger Steissfuss. Z. Podiceps cristatus. Haubentaucher selten an Flüssen. Manche hier nicht aufgeführten Sumpf- u. Wasser- vögel dürften in der Ebene zwischen Babragora und der Vortatra an Sümpfen und grösseren Gewässern nicht selten vorkommen. 98 Zu den in Mittel-Europa seltener vorkommenden oder interessanteren Erscheinungen, in deren Besitz unser Mu- seum gelangte, dürften gehören: Somateria mollissima, die Eiderente. Diese — ein männliches Exemplar — wurde hier im Frühjahr 1871 auf dem Arvaflusse erlegt. — Dieser prächtige Vogel hat fast die Grösse eines Kormoran; seine Länge vom Schnabel bis zur Schwanzspitze beträgt — am ausgestopften Thiere gemessen - 51 cmt., der Leibesumfang 55 emt.; der Schnabel ist schwärzlichgrau (am lebenden Vogel grün), der obere Theil, an der Spitze nagelartig herab- gebogen, zieht sich an der Wurzel gabelförmig bis an die Höhe der Augen; neben dieser Verlängerung der Schnabelwurzel zieht sich von den Nasenlöchern ein | oben schwarzes, unten weisses sammetartiges Gefieder. Die Farben-Abgrenzung läuft von den Nasen- löchern unter den Augen bis etwas unter den Scheitel und bildet dann auf dem Scheitel selbst eine Schneppe. Das Gefieder des Hinterkopfes ist plüschartig, grünlich weiss gefärbt; das weisse Gefieder des Halses reicht bis unter den Kropf und oben bis auf den hal- ben Rücken; der Kopf ist sehr dicht, wie bei den Tau- chern, befiedert, und zeigt einen sehr sanft blassröth- lichen Schimmer; der Unterleib bis zum After matt- schwarz; die 20 Flügel- und 13 Schwungfedern reichen bis an die Wurzel des sehr kurzen Schwanzes. Von dem weissen Rücken reichen quer über die Flügel und bis unter diese herab, je 6 dünne schmale, weiss und bräunlich gefärbte, überaus zierliche Federn und hinter diesen, gegen den Schwanz zu, befindet sich beider- seits ein fast Quadratzoll grosser Fleck. Die Füsse sind grünlichschwarz und die Zehen mittelst Schwimm- häuten verbunden. Ende April 1877 wurde ebenfalls auf dem Arva- flusse ein anderer Bewohner des hohen Nordens, und zwar ein rothkehliger Seetaucher (Colymbus septemtrionalis) erlegt und mir noch lebend über- bracht. Bei dessen Bestimmung stiegen einige Zweifel in mir auf, da ihm die charakteristische rothe Färbung der Kehle gänzlich fehite, doch wurde meime Ver- muthung, dass ich ein junges Exemplar vor mir habe, — dem nach Brehm die rothe Kehle fehlt, — durch die Mittheilungen des Herrn v. Tschusi bestätiget. Dieser Vogel ähnelt seiner äusseren, gestreckten, walzenförmigen Gestalt nach dem Hauben-Steissfuss, nur ist er stärker und in allen Theilen robuster als dieser; die ganz am After angesetzten, kurzen Füsse sind seitlich zusammengedrückt und deren 3 vordere Zehen mit ganzen Schwimmhäuten verbunden. Die am Ende derselben stehenden Klauen sind schmal und haben nicht, wie bei dem Steissfüssler, die Gestalt menschlicher Fingernägel. Der Scheitel ist bis unter das Genick lichtaschgrau und flaumig, der Nacken mit kleinen graubraunen und lichtgrau geränderten Federn besetzt; der Rücken vom Nacken bis zum Schwanze matt graubraun, die* meisten der Federn am Rande schuppenähnlich schmutzigweiss oder lichtgraubraun eingesäumt und erscheint der ganze Rücken als eine ungleich gefleckte Fläche; einzelne Federn, welche vom Nacken an über den Rücken zwei zusammen- hängende Längsstreifen zu bilden scheinen, sind ganz braun; es ist möglich, dass diese die ersten Spuren eines eintretenden Gefiederwechsels bilden. Die sehr steifen, kurzen Federn des abgerundeten Schwanzes sind, wie oben, weisslich eingesäumt. Die Kehle ist weiss mit einer schmalen, lichtgrau scheinenden Abgrenzung, als ob sie eine andere Fär- bung annehmen würde, oder gehabt hätte. Unterkehle, Brust und Weichen sind schneeweiss, sehr dicht be- fiedert, während die Backen unter den braunen Augen plüschartige Federn tragen. Die Schwungfedern der Flügel sind braun, an den Spitzen grau verlaufend, die kleinen Deckfedern wie am Rücken nur weniger grau gesäumt, die mittleren dunkelbraun, die grossen grau gesäumt. Der grauschwarze Schnabel ist gerade, nach vorne spitzig verlaufend, seine Länge beträgt 9 Ctm. Zehen und Schwimmhäute vorne liehtblau, die Klauen grau- braun. Die Länge des Vogels beträgt vom Scheitel bis an’s Schwanzende 72 Otm., sein Umfang über die Brust gemessen 48 Ctm., die Länge der Flügel vom Dau- men bis an’s Ende der Schwungfedern 32 Otm. Die Länge des Fusses vom Hackengelenk bis zur Spitze der mittleren Zehenklaue 20 Ctm. Ausserdem wurde unser zoologisches Cabinet noch im vorigen Frühjahre durch eimen an der Arva erleg- ten Purpurreiher bereichert. Von den Rosenstaaren (Pastor roseus), welche im Frühjahre 1875 wieder einmal in unserer Gegend erschienen waren und über deren Auftreten Herr v. Tschusi ausführlich berichtete, wurde hier ebenfalls ein Exemplar erlegt. Zu den eigentlichen Bewohnern unserer Central- Karpathen gehören unter Anderen der dreizehige Specht (Apternus tridactylus), welcher in den be- waldeten Vorbergen nicht zu den Seltenheiten gehört. Der Mauerspecht (Tychodroma muraria), der nicht nur an den Felswänden, sondern am Gemäuer des alten Schlosses, ja sogar in den Ortschaften an den Holzwänden einzeln stehender Wohnhäuser an- klopft. Der Alpenflüevogel (Accentor alpinus), auf allen Hochalpen nicht gerade sehr selten, und der Schneeammer (Plectrophanes nivalis); er erscheint eben so, wie der Leinzeisig (Fringilla linota (linaria), letztere manchmal in Gesellschaft des Bergfinken (Fringilla Montifringilla) mit Einbruch des Winters. Der Schneeammer gehört hier zu den selten- sten Erscheinungen. So viel für heute, sollte mir in der Folge etwas der Mittheilung Werthes vorkommen, so werde ich nicht unterlassen, darüber Bericht zu erstatten. ERICH —— 99 Beiträge zur Kenntniss der Stockente (Anas boschas L.). Von Hanns Neweklowsky. Es ist wohl unzweifelhaft, dass die Stockente die Stammart unserer Hausente ist; eben so wie die Grau- gans (Anser cinereus) die Stammart unserer Hausgans, wie die Feldtaube (Columba livia) die wahrscheinliche Stammart unserer Haustaube, wie das Bankivanhbuhn oder Kasintu der Malaien (Gallus Bankiva) unter den Kammhühnern als die wahrscheinlichste Stammart unse- res Haushuhnes betrachtet werden muss. Diese Thatsache fällt schon bei dem oberfläch- lichsten Vergleiche unserer Hausente mit der Stock- ente in die Augen; in der ganzen grossen Familie unserer wildlebenden Wasservögel ist kein einziges Geschöpf zu finden, welches in Farbe, Zeiehnung, Ge- stalt, Stimme und Lebensweise mit unserer Hausente so viel Verwandtes, ja Gleiches aufweist, als die Stockente. Seit der Mensch sich dieses Thier vollkommen dienstbar gemacht, hat sich in der Lebensweise des sonst klugen Vogels sehr Vieles geändert, und sind Erschemungen zu Tage getreten, welche unzweifelhafte Folge der Angewöhnung und des Einflusses der geän- derten Lebensweise sind. Die Lebensmomente unserer Hausente geben uns aber bei näherer Betrachtung auch die Richtung be- kannt, nach welcher hin der Vogel sich mehr oder minder änderungsfähig bewiesen hat. Die Stockente ist für unsere Heimat die vielver- breitetste Wildente, denn wo sie nur halbwegs die zu ihrer gesicherten Existenz nöthigen Bedingungen findet, ist sie anzutreffen. Die Paare vereinigen sich zu ihrem Bündnisse in den Monaten Jänner und Februar und bilden zu dieser Zeit Ketten oder Flüge von 10 bis 30 Stücken. Den zur Aufzucht ihrer Jungen gewähl- ten Flussarm, Teich oder See beziehen sie gewöhnlich erst zu Anfang März, An solchen Lokalitäten entfaltet unser Vogel oft bis zu Beginn des Monates Mai eine, wenn nicht in allen, so doch in manchen Gewohnheiten geänderte Lebensweise. Sonst gewohnt, erst am Abend den sicheren Ort seines Aufenthaltes zu verlassen, um in der Umgebung an reiche Nahrung versprechenden Wasser- gräben, Sumpftümpeln oder bebauten Saatäckern sich einzufinden, sucht er nun seiner Nahrung auf dieselbe Weise auch am Tage nachzugehen, wobei man oft Ge- iegenheit hat, das Treiben zweier Nebenbuhler um die Gunst eines Weibcehens im Fluge zu beobachten. Diese Nebenbuhlerkämpfe setzen sich natürlich an allen Orten fort, und bringen an Teichen, wo viele Stockenten um diese Zeit sich einfinden, einen Lärm zu Stande, aus welchem die Trompetenstimmen der vielbegehrten Weibchen oft kaum zu vernehmen sind. Wie sich nun die Männchen mit ihren Neben- buhlern zurecht finden, und wie sich das Gleichgewicht zwischen der Ueberzahl der Männchen und der gerin- geren Anzahl der Weibchen in der Natur überhaupt herstellt, kann ich hier nieht weiter verfolgen. Die Wahl des Nistortes ist rein Sache der Ente und gibt von ihrem Scharfsinne, ihrer Ortskenntniss ünd überhaupt von Talenten Zeugniss, welche man dem sonst am Lande so ungeschickt einherwatschelnden Geschöpfe kaum zumuthen würde. Nicht allen im dichten Schilfriede des Teiches, sondern auch in Saatfeldern, Walddickungen, auf üppi- gen Wiesen, auf alten Kopfweiden, in verlassenen Krähennestern auf hohen Bäumen, welche vom näch- sten Wassergraben oft eine halbe Stunde weit ent- fernt sind, wird das Nest der Stockente aufgefunden. Das Nest selbst ist wohl kein Kunstbau, aber es ist so zweckdienlich, den jeweiligen Verhältnissen ent- sprechend angelegt und aufgeführt, dass man auch hierin den klugen Sinn des Vogels bewundern muss. Vom Schilfe überhangen, in einer wohlgeebneten Vertiefung eines Schilfkuffens, in dunkelgraue Dunen gehüllt, liegt das Gelege wohlgeborgen. Das Nest liegt gegen keine Seite hin offen, so dass man oft Mühe hat, die Stelle zu entdecken, au welcher das brütende Weibchen über den Nestrand einsteigt. Die Brutzeit dauert von der Vollzähligkeit des Geleges an gerechnet, 26 Tage, wie bei unserer Hausente. In den ersten Lebensmomenten bleibt die Familie im Neste beisammen, doch kaum länger als 24 Stun- den, und beginnt sodann, von der sorgsamen Mutter geführt, ein Leben und eine Geschäftigkeit, welche sich in der Hauptsache um Beschaffung des Nahrungs- bedarfes, um das Ordnen des Dunenkleidehens und um lustige Jugendspiele den Tag über bewegt. Bei sehr rauher Witterung und bei Nacht schlüpft die wärmebedürftige Jugend unter die Flügel der duld- samen, sehr zärtlichen Mutter. Die Sorge für ihre Jugend macht der führenden Ente viel zu schaffen; nur die musterhafte Folgsamkeit der Kleinen, welche trotz ihres zarten Alters den Ernst des Lebens über all’ ihre neckischen Spiele hinweg nie ausser Acht zu lassen scheinen, erleiehtert in Etwas jene Sorge. Der Ort, wo sie das Licht der Welt erblickten, liest in manchen Fällen so ferne von jenem Orte entlegen, wo reiche Insektennahrung und gleichzeitig ein sicheres Versteck bei drohender Gefahr zu finden sind, dass oft ein weiter gefahrvoller Weg von der führenden Mutter mit der kleinen schwachen Schaar vom Neste bis zum Futterplatze zurückgelegt werden muss. Der Teich selbst bietet in seinen innern, mit Schilf umbuschten Wasserflächen nur ein sicheres Ver- steck, aber für das zartere Alter der Jungen nicht ge- nücend Nahrung, denn die Jugend ist nimmersatt und wird daher von der Mutter an den Rand des Teiches zur Fütterung geführt, wo der bewährten Verdauungs- kraft unserer Entlein nebst Insekten und Gewürm aller Art, auch manch’ derber Bissen überantwortet wird. Wer je, vom Zufalle begünstigt, solch einer Enten- familie in diesem Lebensstadium ungestört sich nähern konnte und diesem Treiben in all’ seinen Einzelnlieiten zusah, dem wird es gewiss in angenehmer Erinnerung bleiben. Denn es ist an der führenden Mutter die treue Sorge, Behutsamkeit und Vorsicht, und an der kleinen Schaar die emsige Behendigkeit zu bewundern. Mit unglaublicher Geschwindigkeit ist beim An- sichtigwerden des Menschen die ganze lebensfrohe Ge- sellschaft im Wasser verschwunden, und die besorgte Mutter stellt sich fluglahm, und sucht, über dem Schilte hinflatternd, durch allerlei auffallende Gebehrden die Aufmerksamkeit des gefürchteten Feindes auf sich zu lenken, während die Jungen mit vehementer Hast unter dem Wasser forteilen und in der gebotenen Lokalität sich so geschickt zu bergen wissen, dass das 100 schärfste Auge des Suchers sich vergebens abmüht, auch nur eine Spur von ihnen zu enfdecken: Das Auftauchen der doch Luft bedürftigen kleinen Geschöpfe geschieht immer hart an einem deckenden Sehilfbuzehel oder sonst Deckung gewährenden Gegen- stande, so vorsichtig, dass dabei niemalk eine Wellen- bewegung die Ruhe des glatten Wasserspiegels stört. Der Obersahnahall und das halbe Köpfchen werden langsam aus dem Wasser hervorgehoben, um der Lunge Luft und dem Auge Ausblick zu verschaffen. Diese Vorsicht ist schon dem einen Tag alten Jungen eben so eingeprägt, wie den durch Erfahrungen Allen Art gewitzigten Alten! Ist der Weidegrund gut und in der kleinen Familie kein störender Zwischenfall durch das Ver- unglücken der Mutter eingetreten, so geht das Wachs- um der Jungen sehr rasch von Statten , und man kann annehmen, dass vom Entschlüpfen aus der Ei- schale bis zur erlangten Flugbarkeit kaum 4 Wochen verstreichen. Oft schon, bevor die Jungen vollkommen flügge werden sie von der Mutter verlassen, während Enterich schon in weit früherer Zeit davon gemacht hat, um im diehten Schilfe eines viel Schutz gewährenden Teiches den Federwechsel seines ganzen Kleides durchzumachen. Wie es bei allen Schwimmenten der Fall ist, ver- lieren auch die Stockenten um diese Zeit sämmtliche Flügelfedern wodurch sie vollkommen unfähig werden, zu fliegen. Da sie sich ihres hilflosen Zustandes in dieser Zeit wohl bewusst sind, so wählen sie ihren Aufenthaltsort während d nalen sehr klug und umsichtie. So z..B. suchen sie in den grossen ihnen zu Gebote stehenden Teicheomplexen der Herrschaft Wittingau in Böhmen sind sich der mit ausserordentlicher Beharrlichkeit Jahr für Jahr den unzugänglichen mit schwimmenden Moosbänken und diehtem Röhrich verwachsenen Teich Klein-Tissi auf, wo ihnen weder mit Kähnen noch mit Wasser- hunden beizukommen ist. Nach überstandener Mauser erscheint unser Vogel im Sommerkleide, in welchem das Männchen vom Weibehen kaum zu unterscheiden ist. sich Alt und Jung zu gemeinsamer grösseren Teichen, von wo aus bei Nacht auf Weide ausgeflogen wird, um vor Tagesgrauen dem Sicherheit | | | | Diesem Geschöpfe gegenüber erscheint uns unsere Hausente freilich als ein behäbiger Epikuräer, welcher sich gedankenlos der Willkür des jeweiligen Pflegers , überlässt. Nun vereinigt | Thätiekeit auf mel Ruhe gewährenden meren Wasserspiegel wieder | P | zuzueilen. han Herbste vollziehen sich der zweite Feder- weehsel und theilweise eine Verfärbung der Federn, welche mit halbem November beendet sind, und den Vogel in seinem vollendeten Winter- oder Hochzeits- kleide erscheinen lassen. Die bisherige Lebensweise wird so lange fortgesetzt, bis der Frost unsere Ente zwingt, die "stehenden Gewässer zu verlassen, um auf grossen Flüssen oder Strömen bis zur Nine nach tieferen Breiten den einstweiligen Tagaufenthalt zu wählen. Die Lebensweise unserer Hausenten - Stammart liefert uns somit ein Gesammtbild von Fähigkeiten, welche uns zeigen, dass unser Vogel ein sehr kluges, rühriges Geschöpf‘ ist, und mit den jeweilig gebotenen verhaltnissen zu alien versteht, sie mit einer Um- sicht und einem Scharfsinne een weiss, welche Mit ihrer Selbstständigkeit hat sie auch den Ge- brauch der Flügel fast eänzlich verlernt, sie ist wohl ein eminenter Schwimmer, doch im Vergleiche zu ihren Ahnen ein mittelmässiger Taucher, und erscheint selbst im Gehen auf dem Lande weit unbeholfener und schwerfälliger, sie ist mit emem Worte nur ein Zerr- bild von dem, was sie einst war, Nur in einem Lebensmomente scheint uns unsere Hausente zu zeigen, in welcher Richtung ihr das Dienst- verhältniss, in welchem sie zum Menschen steht, unbe- quem und" sogar lästig ist. Sie verlangt nämlich für die Wahl ihres Nistortes unbedingte Freiheit, und in vollster Bedeutung des Wortes ein Ungestörtsein beim Brutgeschäfte; wo sie diese Bedingungen erfüllt findet, brütet sie recht gut selbst ihre Jungen aus. Mir ebenso wie Anderen sind derlei Fälle nur zu häufig vorgekommen, und mitunter solehe, wo die brütende Ente für die ganze Dauer ihres Brutgeschäftes für verloren gehalten wurde, bis sie eines Morgens mit 12 munteren Entchen sich am Futterplatze einfand. So viel mir aus verschiedenen Versuchen mit der Zähmung der wilden Stockente durch im Hause von Hühnern ausgebrütete Wildenteneier bekannt ist, bin ich zu der Ueberzeugung gelangt, dass es dem Menschen erst dureh wel een: im Hause aufgezogener Stock- enten gelingen konnte, das Thier zu jener "Gefügigkeit zu bringen, in welcher wir es heutzutage auf unseren Geflügelhöfen fast überall vor Augen haben. Emseret A. Graf zur Lippe's Landwirthsehafts - Kalender. I. Theil in Lwd. 1 M. 50 Pf. 2.M.. — Pf Taschen-Notiz- oder in Leder kalender. II. Theil: Buchführunsskalender, cart. (apart) 1 Mark. In Leinwand 2 M. 50 Pf. ) | j I. und II. Tbeil zusammen. oder in Leder 5 M. — Pf. Literaturberichte gratis und franco, Jedem, der sie mit Postkarte verlangt, desgl. Probenummern meiner Fach- zeitungen. Hugo Voigt in Leipzig, Buchhandlung für Landwirthschaft,Gartenbau und Forstwesen. | | uns mitunter sogar in Erstaunen versetzen. | 43 Nürnberger - Strasse. | Herausgeber: Der Ormithologische Verein in Wien. — (Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. 2. Jahrg. I AN . Nr. 10. ÖIQ ——— III — Bläfter für Wonelkunde, Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. ; Die „‚Mittheilungen des Ornithologischen Ver :; Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige !; werden in :; aA 20kr. October. ines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fi., ! ährlich, sowie Inserate a S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :! der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern ': 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes Florianigasse 46, zu richten. sammt Franco- :: Inhalt: Allerlei gesammelte ornithologische Beobachtungen. Von *. — Vorkommen des Schlangenbussards (Circaötus brachydactylus, Temm.) und des Steinadlers (Aquila ehrysaätos, Pall.) in Mähren. Aus meiner II. Vom lockeren Zeisig. — Zum Vos:lstube. Von Eduard Rüdiger. Von Josef Talsky. Allerlei gesammelte ornithologische Beobachtungen. * Häufig ist mir der Genuss geboten, ornitholo- gischen Forschungen mit vollem Eifer obliegen zu können. Ich bin mir vollkommen bewusst, wie gering und wenig bemerkenswerth die Sammlung von Notizen ist, die ich hiermit unserem Vereinsblatte übersende, doch ich tröste mich mit dem Gedanken, dass unter vielen Schlamm und Sande auch ein Goldkörnchen ruhen kann, das tüchtigere Forscher als ich, als werth- voll erkennen und zu verwerthen wissen werden. Vor Allem will ich einige Worte der Gruppe der Raubvögel widmen. Es war mir gegönnt, Vultur cinereus, den mächtigen imposanten Kuttengeier, öfters in der Frei- heit zu sehen und auch beobachten zu können. Das erste Mal war es an einem auffallend milden , schneefreien Decembertag, kurz vor Weihnachten. Ich jagte mit einigen Herren in dem grossen Forste von St. Kiräly, eine Stunde weit vom Orte Gödöllö, in Mittelungarn, auf Füchse. Die Treiber begannen eben in die Diekun- ie gen einzudringen, als ein starker Raubvogel langsamen Fluges sich vom Boden erhob und auf 200 Schritte weit von meinem Standplatze entfernt dahin zog, um bald in einem Walde meinen Blicken zu verschwinden. Ich erkannte, dass es der Kuttengeier gewesen sei, den ich in der Gefangenschaft viel beobachtet hatte. Denselben Tag, einige Stunden später, fuhr ich, als es eben zu dunkeln begann , durch einen anderen Theil des früher schon genannten Forstes. Auf einer alten, knorrigen Eiche stand auf der dürren Spitze ein Kuttengeier, der den Wagen ruhig an sich herankommen liess, und erst, als ein zweites Fuhrwerk , das dieht hinter uns folgte, neben dem Baume anlangte, suchte der Vogel das Weite. Tags darauf war von diesem seltenen Gaste keine Spur mehr zu finden. In den Wäldern der Herrschaft Gödöllö tritt der Kuttengeier nur sehr sporadisch auf. Nach vollkommen verlässlichen Aussagen des Forstmeisters Dittrich 102 wird unser Vogel regelmässig schon bei Beginn von Viehseuchen erbliekt. Die ungarischen Bauern haben die Untugend, eingegangenes Vieh ausserhalb der Dör- fer zu Weiten, und es entweder gar nicht, oder höchst schleuderisch zu vergraben, Diese leckere Speise lockt die Geier, und so "geschah es vor einmal, dass anlässlich einer grossen Viehseuche ein Jäger am Rande eines Waldes 12 Kuttengeier um ein Aas versammelt fand. Voriges Jalır, im Monate Sep- tember, brach eine ganz unbedeutende Dorf localisirte Viehseuche aus. Abermals sah ein Jäger auf einer oberhalb des bestimmten Ortes gelege- nen, spärlich bewaldeten Berglehne 5 Kuttengeier auf den alten dürren Eichen sitzend. Dieser letzte Fall scheint mir sehr beachtens- werth. Unwillkürlich drängt sich mir die Frage auf: Auf welche Weise sind die in der Gödöllöer Gegend erschienenen Kuttengeier sich dieser unbedeutenden, mehreren Jahren | und auf ein nur in einem Dorfe herrschenden Viehseuche bewusst | geworden, da ja doch die eigentliche Heimat dieses Vogels bei uns erst am rechten Ufer der Donau, in Slavonien, beginnt, und in allen Theilen Südungarns dieser Raubvogel eine sehr seltene Erscheinung ist? Eine bedeutende Entfernung trennt aber noch jene Gegenden von den Wäldern um Gödöllö! diese Frage für sehr interessant, und weitere For- Ich halte | schungen könnten reiches Material in Beziehung auf | die Renmine über den Instinkt der Vögel, ihre rungen und die Ausdehnung des Jagdeebietes speciell der “Raubvögel liefern. hen in Alan letzten Punkte, glaube ich, Diehr man zu enge Kreise. In diesen Frühling hatte ich auch Gelegenheit, den Kuttengeier mehrfach aın Horste zu beobachten. In den Dekeen Wäldern Syrmiens horstet der Kutten- geier allenthalben. Von dem Dorfe Cerevies, am rechten Ufer der Donau ausgehend, machte ich einige Tage hindurch Streifungen durch die wundervollen Waldtheile der Fruska-Gora. Auf Schritt und Tritt begegnete ich Kuttengeiern. Ich sah sie hoch in den Lüften , auf Raub ausstrei- chend, oder vollgekröpft auf den alten Eichen sitzend, oder Aal beim Horste beschäftigt. Mehr wie 8 De merkte ich nie in einer Gesellschaft versammelt. In diesen Gegenden ist der Kuttengeier echter Wa Idvogel, was den ons und seinen Schlafplatz betriftt; bed stehen mitten in den sich meilenweit ausdehnenden Wäldern. Seine Nahrung sucht er aber ausserhalb der eigentlichen Wald gebir ge, auf den kahlen steinigen Abfällen, die sich theils nördlich nach der Donau zu, theils südlich in das Savethal erstrecken. Ich bin fest überzeugt, dass der in der Fruska- Gora brütende Kuttengeier selbst in die bosnischen und serbischen Gebirge auf Raub auszieht; das grosse Flugvermögen dieses V ogels lässt mich mit Sicherheit darauf schliessen. Holen liebt dieser Geier als Ruhe- stätte in den Nachmittagsstunden; er Gegenden, wo sie ihm fehlen, zu suchen. In der Fruska-Gora fanden wir inmitten der Wälder nur eine ganz unbedeutende Gruppe von Fels- kegeln, die aber auch Nachmittags von Geiern dicht besetzt war. Eine unglaubliche Menge von Schmutz, Gewölle, Federn liessen mich darauf schliessen , dass diess immer ein Lieblingsplatz der mächtigen Raubvögel sei. Der Horst des Kuttengeiers steht meistens in den oberen Zweigen alter Eichen, zwischen dürren Aesten; Wande- | scheint sie in dicht belaubte Bäume meidet er, denn das Zu- und Abstreichen, welches ohnehin sehr langsam und schwer- ‚fällig vor sieh geht, würde dadurch fast ganz unmög- lieh orenilen, Der re selbst ist grösser, als wie ‚jener des stärksten Adlers; auch schien er mir fester und Heissiger ausgebaut zu sein. Die Erde, die regel- mässig am Aussenrande angebracht ist, und die mächti- gen Eichenäste, die den Unterbau bilden, geben dem- | selben eine graue Färbung. Der Kuttengeier ist um seine Brut sehr besorgt und beachtet um Vieles weniger die Gefahren, als jeder Adler. Männchen und Weibchen wechseln sich Im Brutgeschäfte ab, was ich bei Adlern nie gesehen, hingegen bei diesem Geier mit eigenen Augen beob- | achtet habe. Eine gewisse Sorglosigkeit kennzeichnet ‚ das Benehmen dieses Vogels beim Horste. Nur mit Mühe kann man ihn bewegen, denselben zu verlassen, und wenige Minuten nach der Störung kömmt er wieder daher geflogen, um sich abermals in das Innere seiner Behausung zu verkriechen. Vor dem Abstreichen und bei Ankunft auf dem Horste richtet sich jedesmal der mächtige Vogel lang- sam am Rande desselben auf, bliekt mit weit vorge- strecktem Halse umher, und setzt sich dann mit Zu- hilfenahme der Schwingen auf die täppischeste Weise in den inneren Raum. . Ich kenne aus eigener Anschauung 5 Kuttengeier- horste; 4 davon standen auf mächtigen Eichen, 1 auf einem alten wilden Birnbaume. Bei allen verliessen | die Vögel nur nach heftiger Beunruhigung den Horst Stamm und Em- immer angewendet an den müssen Laute Rufe , porwerfen von werden. | Bei einem der Horste erlebte ich, was die Un- ‚ vorsichtigkeit dieses Geiers betrifit, so auffallende Er- scheinungen, dass ich es der Mühe werth finde, sie an dieser Stelle zu erwähnen. Am Platze angelangt, versuchten ein Förster und ich, durch Rufe, Zertreten, Brechen und Emporwerfen von Aesten die zärtliche Mutter von ihrer Brut zu ı vertreiben ; doch Alles blieb vergeblich; erst auf einen gefehlten Kugelschuss, den ich nach dem her- vorbliekenden Kopte des Geiers richtete, erhob sich | derselbe gemächlich und strich ab; als Beweis, wie | plump und langsam er diess that, kann die Thatsache dienen , dass ich volle Zeit hatte, die Büchse mit der auf der Erde liegenden Flinte zu tauschen; zwei Schrotschüsse , durch dichtes Laub gehemmt, blieben vergebens. Ich stand noch frei neben dem Horst- baume, um mir ein günstiges Versteck zu suchen, als der mächtige Vogel sausenden Fluges daherkam, um — so rasch es eben ging — im Innern seiner Behau- sung zu verschwinden. Abermals vertrieb ihn ein ge- fehlter Büchsenschuss. Höchstens 5 Minuten darauf erschien der Geier dieht ober den Wipteln der Bäume, kreiste einigemale umher und fasste wieder Fuss am Rande des Horstes. Doch ehe er sich fest auf die Eier gesetzt hatte, be- merkte er mich und suchte das Weite, bevor ich einen Schuss hätte anbringen können. Jetzt verging eine Viertelstunde. Unter heiserem Krächzen kreisten die beiden Geier in den Lüften umher; plötzlich trennte sich das durch seine Grösse kennbare Weibchen von seinem Gatten und strich gerade dem Horste zu; bevor es noch den Rand desselben erreichen konnte, machte ein Flintenschuss seinem Leben ein Ende. Anschlagen Zweigen Ferners will ich noch eine Beobachtung hinzu- fügen, die ich einigemale zu machen Gelegenheit hatte und die mir ziemlich auffallend erscheint. Ich fand nämlich eine merkwürdige Feindschaft zwischen dem Kuttengeier und dem Steinadler , die sich, besonders beim Horste des ersteren, selbst zu argen Kämpfen steigert. Bei 4 von mir beobach- teten Geierhorsten kamen Steimadler herbeigestrichen, kreisten ober denselben umher und stiessen nach den unter ängstlichen Rufen herbeieilenden Eltern. Sobald sich dieser kühne Adler in den Lüften zeigt, kommt einer der Geier zurück und trachtet durch seinen eigenen Körper die Brut zu decken. Bei den Kampf- spielen in den Lüften ist es immer der grosse Geier, der vor seinem wehrhaften, aber um so Vieles kleine- ren Verwandten flieht. Das Benehmen des Kuttengeiers bei Annäherung eines Adlers brachte mich auf den Gedanken, ob denn nicht letzterer nach den Eiern des ersteren fahnde. Etwas sicheres über diese Frage kann ich nicht geben; daher erlaube ich mir nur die Aufmerksamkeit darauf zu richten. Bei emem Horste sah ich einen Kampf, der Dimensionen annahm, die ich früher nicht für möglich gehalten hätte. Ich sass in den Nachmittagsstunden unter einer | alten Eiche, auf deren oberen Zweigen der Horst eines Kuttengeiers stand. Die beiden Geier waren | einigemale unweit meines Versteckes herumgekreist | und verschwanden dann in einem Waldthale, wahr- scheinlich auf Raub ausziehend. Ich mochte wohl schon eine halbe Stunde lauernd gesessen sein, als ober mir ein lautes Rauschen hörbar wurde. Der Lärm nahfn zu, und plötzlich bemerkte ich einen grossen Klumpen, von dicht ineinander gedränsten Flügeln, Köpfen und Fängen zweier Vögel in senk- rechter Richtung gegen den Horst herabfallen, um gleich im Innern desselben zu verschwinden. Ich wusste anfänglich nicht, was ich von diesem Vorfalle halten solle. Kaum hatten die Vögel den Horst erreicht, als auch schon Staub und Aeste aus demselben heraus | fielen und ein lautes Getöse mich auf einen Kampf | schliessen liess. Nach wenigen Secunden erschienen in kurzen Abständen, der grosse Flügel des Kuttengeiers, dann | sein unbefiederter Kopf, darauf wieder ein kleiner Adlerflügel, und endlieh für mich ganz deutlich sicht- bar, der Kopf, und gleich darauf ein Fuss des Stein- adlers; leider ging Alles so rasch vor sich, dass es unmöglich war, auf die sich mir momenteweis zeigen- den Körpertheile einen sicheren Schuss anzubringen. Plötzlich dröhnte es im Horste, der ganze Bau wankte, | und ein Kuttengeier fiel über den Rand heraus, längs des Stammes der Eiche bis zu einem der unteren Aeste; da fing sich der plumpe Vogel und trachtete seine Flügel auszuspannen; doch, diesen Moment be- nützend, sandte ich ihm eine Ladung grober Schrote mitten auf die Brust und regungslos setzte er den Fall fort. Kaum dass der Schuss durch den Wald hallte, als auch schon ein starker Steinadler leichten Fluges den Horst verliess; mein zweiter ihm nachgefeuerter Gewehrlauf holte den kühnen Räuber leider nicht herab. Ein Jäger aus dieser Gegend, der die einzelnen Raubvögel genau kennt und sie zu unterscheiden weiss, hatte eine Viertelstunde weit auf einem Holzschlage meiner Rückkehr geharrt und erzählte mir, ehe ich | und mehr den Alpen zu; EOGS- 103 ihm noch über meine Erlebnisse Mittheilung gemacht hatte, dass kurz vor den beiden Schüssen ein Kutten- geier und ein Steinadler sieh hoch in den Lüften ver- folgten, dann kämpfend aneinander geriethen, und gegen mein Versteck zu sich herabsenkten. Ich hatte mich genau davon überzeugt, dass der Kuttengeier der Bewohner des Horstes gewesen sei; warum der Kampf entstand, weiss ich nicht; doch das schent mir sicher zu sein, dass der Steinadler der stärkere und heldenmüthigere sei, da er bis in das Innere der Behausung seines grossen Gegners einge- drungen war. Den weissköpfigen Geier(Vultur fulvus) hatte ich nur sehr selten Gelegenheit im Freien zu sehen, und nie noch war es mir gegönnt denselben zu erlegen. In verschiedenen Gegenden Slavoniens bemerkte ich einisemale den Vultur fulvus, doch auch nur in den höchsten Regionen kreisend. Jene Gegenden, die ich besuchte, sind meistens waldig und arm an Felsen, und Gestein braucht dieser Geier, damit er sich behaglich fühlen könne. Viele Forscher behaupten sogar, der weissköpfige Geier errichte seinen Horst nur auf Felsen; doch das ist unrichtig; in Gegenden, wo cr dieselben absolut nicht findet, nimmt er mit starken Bäumen verlieb. Das ist aber eine Thatsache, dass er eben in solchen waldigen Landstriehen _ dann nur äusserst vereinzelt vorkömmt. In den früher schon erwähnten Wäldern um Cerevies in Slavonien fanden wir nur einen Horst des weissköpfigen Geiers, und zwar auf einer starken Eiche ; Eugen von Homeyer erleste das zustreichende Weibchen. Es ist sicher, dass der weissköpfige Geier in viel grösserem Maasse, als der Kuttengeier einen ausge- sprochenen Wandertrieb besitzt; schon öfters wurden grosse Züge dieser Gattung in Böhmen beobachtet, so z. B. im vorigen Jahr nicht weit von Pardubitz. Wenn man in kleinen Landstädten die natur- historischen Sammlungen der Schulen, oder in Schlössern die Jagdtrophäen besieht, wird man in den westlichen Provinzen. der Monarchie recht häufig ausgestopfte Vultur fulvus, aber äusserst selten cinereus sehen. Woher kömmt das? Ich glaube nach dem, was ich gehört und gesehen habe, die Behauptung mit einigem Recht aufstellen zu dürfen, dass der weissköpfige Geier jetzt auf einer grossen Heise, im Ausdehnen seines Verbreitungsgebietes begriffen ist. Einzelne Thier- gattungen wechseln Wohnplätze im Laufe der Zeiten; die Gründe, die sie dazu treiben, sind uns noch recht unbekannt; nach denselben zu forschen ist eine schöne Aufsabe für die Beobachter der Thierwelt. Meiner Ansicht nach zieht sich Vultur fulvus immer mehr er hat in den Karawanken südlich RKlagenfurts schon seine Wohnstätte aufge- schlagen — und jetzt wird er sich von da aus weiter nach Westen und Norden ausbreiten. Er tritt in den östlichen und mittleren Alpen so zu sagen an die Stelle des leider fast schon ganz verschwundenen Bart- geiers. Als eine interessante Thatsache glaube ich auch erwähnen zu können, dass der echte Aasgeier, Neophron perenopterus regelmässiger Brutvogel in der Schweiz ist. Ein bis zwei llorste dieses Vogels stehen jedes Jahr auf einem Berge ganz nahe von Genf. Ich habe im Museum dieser Stadt. die in jener Gegend erlegten Aasgeier gesehen, und einer der Custoden erzäblte mir, dass der Neophron noch jedes Jahr, jedoch stets nur auf ein und demselben Berge brüte, 104 Aus meiner Vogelstube. Von Eduard Rüdiger. ll. Vom lockeren Zeisig. Dass der Zeisig — Chrysomitris spinus — seiner Dauerhaftigkeit mal Anspruchslosigkeit, seines ewig heiteren Wesens, seines ausser der Mauser allt äglich unermüdlich vorgetragenen Liedleins halber ein deutscher Käfigvogel ersten Ranges genannt und als solcher überallhin warm empfohlen werden muss, dass er sich bekamntlich zum Ueberfluss auch sofort gleichmütbig in seine Gefangenschaftsverhältnisse findet und gar dien kaum bezogenen Käfig freiwillig wieder aufsucht, falls ihm ein Entschlüpfen gelungen "oder Ausflug gestattet wird, ist auch in diesen Blättern schon (Märznummer) berichte worden. In der That, sein gleichmässiger, nicht aufregender, halblauter Gesang macht ihm hai Beartbenery en“ Leuten, die doch auch ihren Sänger erben und ‚pflegen w ollen, viele Freunde. Man muss ihm gut sein, wenn er in (schnmeker Tracht das Köpf- chen mit dla schwarzen glatten Sammtkäppehen schel- misch auf die Seite legt oder mit herabhängenden Flügeln und mit mächtig aufgeblasener Kehle auf unserer Hand sein Eine = richtig eoneertirt. Unter zwölf zu sogenannten Kunststücken abge- richteten wilden Vögeln sind mindestens immer zwei Drittel Zeisige, ein "vollgültiger Beweis für deren Ge- lehrigkeit. Viele haben wohl den kleinen Gesellen allemal aufrichtig bedauert, wenn sie ihn „im Schweisse seines Angesichts“ W ägelchen an Kettchen mühsam in die Höhe ziehen sehen, um endlich durch ein Körnlein, durch ein Pröpfein Hunger und Durst zu stillen. Wahre Vogelfreunde veı vabscheuen solche zwecklose Spielerei, Abe es wird ihr auch anderseitig noch auf dieser and jener „Ausstellung“ Beifall ge- spendet, habe ich doch erst kürzlich selbst erlebt, dass derartige Leistungen prämiirt wurden, d.h. oh die V ögelchen er hielten einen höchsten Preis: die goldene Freiheit — sondern ihren Pemigern near man Geldspenden als willkommene Dleskenzen, Trotz der allgemeinen Beliebtheit, welcher sich der Vogel stets erfreute, war doch sein freies Familien- leben rd namentlich sein specielles Brutgeschäft bis in die neuere Zeit so gut wie gar nicht bekannt. Mit besonderer Geschickliehkeit w erden die Niststätten ausgewählt, ein Zeisignest ist — gemeiniglich in Tannen- | wipfeln und von unten mit Baummoosen instinetiv be- kleidet — sehr schwer zu entdecken, weshalb ich nicht allzusehr erstaunte, wenn mir alte, bekannte Forstleute treuherzig versicherten, kein Zeisignest sefunden und gesehen. Nur zum verwundern ist, dass der Zeisig, so Vvor- trefflich als Zimmergast geeignet, so wenig zu Zucht- zwecken sich befähigt zeigt. Nicht lange ist es her, dass man über die ersten, triumphirte, und wenn ich nun heute mich nicht als einen der ersten glücklichen Züchter nennen wollte, besitze ich doch seit 19. Kinder und Enkel, 5 Generationen — immer- hin wohl ein erwähnenswerther, seltener Fall. Seit 5 Jahren schreitet "regelmässig. mein altes Heekpärchen, über das ich im vorigen Jahre bereits an anderen Stellen Mittheilung machte, zur folgenreichen Brut, und nunmehr ein Kinderpaar desselben, welches ganz besonders mich in die Lage versetzt, erwünschte, Juni selbstgezogene Eltern, . haben | dass sie in ihrem Leben noch | gelungenen | sehr präcise Beobachtungen alltäglich und allstündlich machen zu können. Man behauptet oft, in der Gefangenschaft geborene Junge wilder Vögel, geberdeten sich ungestümer als diese selbst. Das möchte ich nach eigener Erf fahrung keines- wegs unterschreiben, da meine Vögel nicht wohl zahmer sein konnten, was sich namentlich auch beim Nisten erst recht bestätigt. Ich kann das Weibchen vom Neste in die Hand nehmen und wieder aufsetzen, es fliegt nicht ab, es hält zu Allem so still, als wäre es nicht von Fleisch und Blut, ein wahres Muster treuester, aufopfernder Mutterliebe. Ein Fluggebauer beherbergt in richtigen an einander gewöhnten, tüchtigen Paaren Zeisige, Hänflinge, Stieglitze, Girlitze, Blutfinken, Grün- linge, Buchfinken, Braunellen und bietet Raum und Gelegenheit zur Gründung des Heims für alle. Sämmtliche Sitze bestehen aus natürlichen, weichholzigen Baum- zweigen, Sommers frisch und thunlichst oft erneuert, in Knospen, Blättern und Rinden eine Leckerei bildend. Namentlich sollen die Zweige theilweise auch dünn sein zum schaukeln. Ausser der denkbar reichsten Körner- tafel, einschliesslich vieler nicht käuflicher Unkraut- gesäme, die ich alljährlich auf Wiesen und Rainen um meine Wohnung sammle, biete ich das ganze Jahr allen Körnerfressern Ameiseneier, frisch oder getrocknet, je nach Zeit, Sepia, gestossene Hühnereier- schalen und trockenes Eifutter aus der in diesem Artikel, wegen wirklich remen, von allen Vögeln gern genom- menen Fabrikates, sehr zu empfehlenden Firma, "Julius Hotmeier in Prag. Eifutter ist zwar schwer verdaulich und daher kranken Vögeln gar nicht, oder nur vor- sichtig in halben und noch kleineren Gaben zu verab- reichen, aber unter allen Umständen zur Aufzucht von Jungen zuträglich. Die Nistkästehen sind theils freihängend an der Käfigdecke, theils von aussen angehängt. Die von aussen angehängten, ganz einfachen Kasıchen! 12em. hoch und 12cm. breit, 10cm. tief, oben abgeschrägt, werden mit Vorliebe bewohnt, so z. B. bei mir jetzt in 4, auf einem Raum von nur 45TJem., dicht neben einander hängenden Kästen, oben von Zeisig und Distelfink, unten von Girlitz und Blutfink. Die Kästen sind nach vorn in der ganzen Seite offen, haben aber oben Drahtgitter, das durehw eg immer zur Vermeidung unnöthiger Störungen mit starken Pappstücken belegt Is 3 Ein Vogel, der sonst dazu disponirt, fügt sich zum Brutgeschäft in allen Niststätten. Namentlich ist dies gerade bewundernswerth beim Zeisig mit seinem versteckten, vollkommenen Freiheitsbau, er vermisst und verlangt trotz Allem keinen feierlichen Weihnachts- bäumeduft. Am Himmelfahrtsteste wurden, obschon seit lange das Material geboten war, des anhaltend kalten Wetters halber erstso spät, die ersten Moosballen in den Kasten getragen, aber kaum lagen sie an Ort und Stelle wie sie so Ilten, und das allen beschäftigte Zeisigweibchen war abgeflogen, kam ein neugieriger -Distelfink, betrach- tete langen Halses die Behausung und glaubte ganz im Rechte zu sem, wenn er die Nestanfänge edler zerstörte. Die Hauptschädiger in emer deutschen Vogelstube sind zweifellos die stets Beschäftigung suchenden Stig- litze, namentlich wird gar ein einzelnes Exemplar dieser Art, gleichviel welchen” Geschlechtes, beispiellosen Unfug treiben. Galt also Sicherung. Diese gewann ich dadurch, dass ich vermittelst eines starken Pappstückes die offene Kastenseite völlig schloss und nur ein für den Zeisig mathematisch berechnetes, ovales Schlupfloch einschnitt. Das half. Der kleine Zeisig zwängte sich einigemale durch, dann war ihm der Einschlupf "geläufie mal was | Deeckt — es konnte ihm kein Kafieinsasse folgen. Inzwischen hatte wieder unter koinkeren chen des verfolgenden Männchens die Begattung stattge- funden. A 2. Juni Mittags kam das Weibehen direct aus dem Neste geflogen, zeigte sich sehr hingebend und die dreimalige Begattung rd auf einer Sitzstange statt, bei zikterndem R Flügelschlage beider Theile und molıch | erregtem, schnell temporirten tititititatatata desMännchens. Die erste Unterlage des Nestes bestand aus Moos. Auf dieser wurde ein Napf aus zarten trockenen Grashalmen aufgebaut und dann acceptirte man so- fort aus meiner Hand die schönen, schneeweissen Woll- flocken, Haare und Federn. Nestlein entstand — trotzdem die Erbauerin im Zim- Ein wunderbar schönes | mer geboren und keinerlei Muster gesehen, da wohl die eigene Wiege schwerlich in Erinnerung — und | am 4. am Morgens 6 Uhr chen, länglich, zartschalig mit nach der Spitze einzeln verlaufend, Grösse 1'/, Ctm. Am 6. Juni, Morgens 7 Uhr, das zweite Ei. Schon vom 4. Juni ab verliess das "Weil behen das Nest kaum noch und trotzdem lagen Eier angefressen am RKäfigboden. Ein anderer Züchter klagt, dass sein Zeisig- weibehen die eigenen Eier immer gefressen, wess- halb er genöthigt gewesen sei, dieselben unter Canarien zu vertheilen. ‘Diese Untugend hatte imdessen mein Weibehen entschieden nicht, sonst würde es die späte- ren Eier ebenfalls zerstört haben. In meimem Falle glaube ich vielmehr an das unglückselige Eingreifen eines Unberechtisten, und um diesem für die Folge thunlichst vorzubeugen, wurde eine weitere Verkleine- rung des Einschlupfes vorgenommen und ausserdem das Pappstück gedreht, so dass das Loch hoch oben hinkam, statt direet auf den Nestrand zu führen. Am 7. Juni Morgens ward das dritte, am 8. Juni | das vierte Ei selegt, und das nun mit diesen beiden letzteren Eiern beginnende Brutgeschäft besorgte mit ausserordentlicher Hingebung das Weibchena ıllein, was ich umsomehr zu jeder Tageszeit festzustellen mir angelegen sein liess, als ich früher wegen der wenigen zugänglichen Niststätten und Mangel an Beobachtungs- Zeit ierthümlich an eine Erbrütung durch beide Theile geglaubt hatte. Während der ganzen Brutperiode ist aber das Männchen nicht ein einziges Mal im Neste anzutreffen gewesen und dürfte das wohl schwerlich eine Folge der Gefangenschaftsverhältnisse sein, viel- mehr sich in der Freiheit gerade so verhalten. am 6. Abends die beiden | fand sich das erste Ei grünlichem Schein, | | ran getüpfelt, am stumpfen Ende fast en Kranz und | Ein possirliches Bild, dies brütende Weibchen. Natür- | lich ist bei allen Brutvögeln der Kopf stets der Sonne oder doch dem hellsten Lichte zugewandt. So sass das Thier- | immer heiteren, chen vergnüglich auf semen zwei Eiern, sein an | mit den klugen Aeuglein füllte gerade die runde Schlupf- öffnung ER mit aller Sedlonelie wurde von oben herab | das rege Leben und Treiben im Käfige beobachtet. Wenn das Weibchen auf dem Neste, sass das Männchen meistens zärtlich singend vor dem Nistkasten, schaute in merkbarer Vaterfreude hinein und wenn jenes je einmal abgeflogen, um in Hast zu baden oder zu trinken, schützte das Männchen treulich das Nest, in- | | } 105 dem es sich bei annähernder Gefahr geradezu in das Schlupfloch hängte, also dieses vollständig austfüllte. Bekannt ist wohl auch, dass kein Vogel weniger an Wasserscheu leidet als der Zeisig. Verhältnissmässig auffällig oft wird während der Brutperiode gebadet. Mag man zwanzigmal täglich frisches Wasser bieten, allemal flieet das Weibchen eiligst ab, nässt sich tüchtig ein, schüttelt sich, labt sich am Trunke, nimmt nebenbei einige Nahrungsmittel auf und sitzt auch schon wieder auf : seinen Eiern. Die grössere Last der Fütterung aber trägt redlich das A [ännchen, welches vom ersten selee ten Ei an gleichsam immer aller Wünsche gewi ävtie steht, Als am 19. Juni Morgens 6 Uhr also genau 12 Tage nach Lesung des Bies Nr. 3 (7. Juni) — das Weibchen ebenfalls abgeflogen, hob ich wie so oft schon den Deckel des Nistkastens und fuhr freudig erschrochen zurück, als ich ein lebendiges, unförmiges, winziges Dingelchen unter Canariengrösse in gleichem Alter im Neste sah, das mir sein weit geöffnetes gelbes Schnäbelchen entgegenstreckte und ein Köpfehen mit dunklem Nestllaum zeiste. Die ersten 3 Tage blieb die Zeisigmutter noch ausschliesslich im Neste, während welcher Zeit die Familienatzung sehr prompt durch den Gatten der- artig stattfand, dass er nach wie vor das Weibchen fütterte und dieses seinerseits wieder dem Jungen den benöthigten und vorbereiteten Antheil abgab. Das vierte — oder drittgelegte — Ei öffnete sich bis zum 24. Juni leider nicht, mithin wars sicher un- befruchtet und alle Elternliebe eoneentrirte sich auf das eine Haupt. Mit hartgekochtem, frischem Hühnerei, weiss und gelb, später ersetzt durch schon erwähnte Hoffmann- sche Conserve, reichlich frischen Ameiseneiern, < quelltem Mohn und eingeweichter altbackener Semmel oe- se ist ein einfacher, aber ausreichender Tisch gedeckt, der zum fröhlichen Gedeihen die Kräfte gibt. Und nicht nur im Menschenleben, auch in der Vogelwelt haben die „einzigen Kinder“, die Kinder der ungetheil- ten Freuden und Sorgen, in schwerwiegenden Punkten greifbare Vortheile. Eltern werden im Athem gehalten. Am 26. Juni Mittags schaute der Nestling zuerst muteren Auges in die Welt, er dehnte und reekte sich behaglich in seiner für 4 gebauten Wohnung, ein feines Stimmehen verfocht seine Daseinsberechtieung und sein Jugendflaum, bräunlich von oben, weissgrau von vorn und in beiden Nuancen seitlich, verwandelte sich zusehends aus verwaschenen, gestreiften Tönen in das charaktarische Zeisiekleid. Genau am 13. Lebens- tag sass der kleine Schelm, mit seinem halbeew achsenen Beide Schwänzlein richtig balancirend, auf dem Zweige vor seiner Geburtsstätte. — Schlusssatz: Heute hat er, über 4 Monate alt, schon seine erste Mauser glücklich hinter sich und nur das eingeweihte Auge des alltäglichen Pflegers ist noch im Stande, an undefinivbaren Merkzeichen in der immer ee Gesellschaft das Enkel- männchen her 'auszufinde Das Fehlen einer schwarzen Oberkehle ist auch a kennzeichnend, da solche keines meiner Zeisigmännchen aus dem Erzgebirge, dem Teutoburger und dem Odenwalde besass und besitzt, die ich theilweise doch nahezu S Jahre pflege. Der Beweis ist übrigens auch hier erbracht, dass langdauernde Gefangenschaft die Fortpflanzungstüchtig- keit keineswegs beeinträchtigt, vielmehr ganz naturge- mäss vererben lässt. 106 Zum Vorkommen des Schlangenbussards (Circaötus brachydactylus, Tem.) und des Steinadlers (Aquila chrysaötos, Pall.). Von Josef Talsky. wird es immer es ihm .ge- gar einen Ein mährischer Ormithologe als Glücksache betrachten müssen, wenn lingt, einen Steinadler oder wohl Schlange enbussard, die beobachtet und erlegt wurden, in stande der erwünschten Betrachtung suchung unterziehen zu können. Vor nicht langer Zeit bin ich nun zum Theile in der Voraus- frischem und Unter- diese seltene Lage gekommen, und in setzung, dass es auch manche Leser dieser Blätter interessiren dürfte, will ich mir erlauben, die gemach- in seinem Vaterlande | ten Wahrnehmungen, sowie auch die näheren | diese Vogelsrössen in Umstände, unter welchen gebracht worden meiner nächsten Nähe zu Stande sind, in Nachfolgendem mitzutheilen. Ich hatte schon einmal Gelegenheit in unseren „Mittheilungen“ u. z. in Nr. 1—2 v. J. die Um- gebung von Neutitschein in Mähren und ihre TMerrain- Verhältnisse zu berühren, beschränkte mich je- doch damals, auf den unmittelbar zur Sache gehörigen südwestlichen, südlichen und östlichen Theil derselben. Diesmal richte ich jedoch die Aufmerksamkeit meiner geehrten Leser gegen Norden, in jene Ge- gend, welche sich on den, in Süd und Ost, den | nachging | wahrte er ı wöhnlich | Zu | Genaueste vertraute Heger, ganze „Hohe Wald“ grenzt allseitie fruchtbare Felder und üppigen Wiesengrund. Wie man sieht, vereinigt diese verhältnissmässig kleine Bodenfläche sehr viele Grundbedingungen für ein reiches Thierleben in sich, und wenn ich noch des guten Wildstandes erwähne, so wird man leicht begreifen, warum selbst grössere Raubvögel, zu wiederholten Malen, auf om Strich oder zur "Zugzeit einen kurzen Aufenthalt im „Hohen Walde“ zu nen pflegen. So geschah es auch im vorigen Herbste. Als nämlich der im „Hohen Walde“ bedienstete Heger an einem der letzten unfreundlichen, regneri- schen Septembertage,*) zeitlich Morgens, seinem Berufe und gegen die Mitte des Waldes anlangte, wurde er daselbst durch lebbaftes Krähengekrächze plötzlich aufmerksam gemacht. Um sich blickend, ge- alsbald, dass dieses Geschrei einem unge- grossen Vogel gelte, der in einiger Entfernung aufg ebäumt on, She in dlomeellhen Augen- blicke abHog. Der, mit den Localverhältnissen aufs liess ihn nun nicht mehr aus den Augen und nach der eingeschlagenen Richtung an ‚ wusste er sogleich zu bestimmen, auf welcher Stelle ' sich der vosel nach wenigen Secunden niedergelassen Horizont begrenzenden Karpathenaasläufern, unter den | Augen der am weitesten blickenden „Lysä hora“, des, den Mährern geheiligten „Radhost* und omelerene hervorragender Bergesgipfel i immer mehr und mehr ins Hügelland senkt und endlich bis zu Oder verflacht. Zwischen diesem genannten Gebirgszuge und der Oder, fast parallel mit ersterem, zieht sch die Reichs- strasse gegen Galizien, welche eine halhe Stunde hinter der Stadt Neutitschein die südliche Grenze eines Wald- complexes durchschneidet, der den Namen „Hoher Wald“ führt und im asıtine des k. k. theresianischen Fondsgutes sich befindet. Dieser Wald ist sowohl durch seine angenehme Lage, als auch wegen des daselbst erbauten Schwe- felbades, den Bewohnern der Umgebung wohl be- kannt und Ds denselben als erquickender Some? enthalt beliebt. Von hieraus Wald*, Vögel — gegen Norden, in einer Gesammtfläche von S00 Joch und bildet in hiesiger Gegend den einzigen Wald von Bedeutung, welcher in "der Ebene anzu- treffen ist. Ein Bach durchrieselt in vielfachen Krüm- mungen seine gesenkte Mitte, die stellenweise sehr feucht und sumpfig ist. In Folee des in Anwendung stehenden Compo- sitionsbetriebes mangelt es hier Aueh nicht an dem, für zahlreiche V ögel so wünschenswerthen, dien Unterwuchse. Kin Hochwalde dommirt die Tanne, im Mittelwalde gedeihet Laubholz aller Art und die Eiche wird überhalten. Man trifft hier einzelne an, welche das Alter von hundert Jahren überschritten haben und durchschnittlich eine Höhe von 20 Meter und 0.8 Meter Stammdurchmesser besitzen. Längs des erwähnten Baches bemerkt man an freien Stellen und am Rande, selbst Weide und Weidegebüsch, und der nun erstreckt sich der „Hohe den Ufern der | | an dem Fremdlinge sehr nahe vorbeisausen musste, da die Unglücksstätte der beiden oben genannten | | | See hatte. Mit der grössten Vorsich; suchte der Heer die Nähe des Platzes zu erreichen, aber der Vogel musste ihn bemerkt haben und erhob sich bei Zeiten. Der ge- übte Schütze schickte ihm trotz der grösseren Ent- fernung eine Kugel nach, die zwar ehrt traf, aber er eine mächtige Flügelbewesung nach Unten that. Sogleich raffte er sich aber wieder auf und flog in schönen Kreisen immer höher und höher, bis er dem verblüfften Verfolger gänzlich in den Lüften entschwand. Am nächsten Tage konnte unserem eifrigen Wald- manne, trotz anderweitiger Dienstpflichten, der „Adler“, wie er meinte, nicht aus dem Sinne kommen. Jedes Geräusch im Walde, der Ruf des herum- | streichenden Eichelhehers als auch eines jeden anderen schreckte ihn auf und vergebens lauschte er nach Krähengekrächze, welches ihm diesmals hoffnungsvoller geklungen he, als der Frühlingsruf des Rulkuls oder dev Schlag einer Nachti- gall; Aber alles umsonst, der fremde, grosse Vogel war den ganzen Vormittag nicht zu Aindlen. Erst in don Nachmittagsstunden sollte der Eifer und die Ausdauer ge vastlosen Nachstellers belohnt werden, denn er erblickte den Ersehnten wieder, und zwar in der Mitte des Hochwaldes auf dem Gipfel einer der höchsten Waldbewohners , Eichen sitzend und frei nach allen Seiten um sich bliekend. Der vorsichtige Vogel wurde seines Ver- folgers abermals ansichtie und flog sogleich wieder ab, streifte kurze Zeit umher nel les sich schliess- lich auf emer hohen Tanne, am Rande einer ausge- dehnten Waldblösse nieder. Nun gelang es dem wackeren Jäger nach längerer Zeit auf Umwegen und stellenweise nach Indianerart auf dem Boden kriechend, bis unter die Tanne heranzuschleichen. Er richtete sich geräuschlos auf und spähte nach dem Gipfel, der aber #) 1877. D. Red. zu seinem Schrecken ganz frei gegen den Himmel ragte; erfahrungsgemäss® verhielt er sich jedoch Immer ganz Tuhig und trachtete, um den ausgebreiteten Baum herumzukommen, um auch die Seitenäste zu besichtigen. Und er hatte sich nicht getäuscht, denn nach wenigen Augenblicken schon, gewahrte er auf einem tiefer stehenden Aste, zwischen dichtem Gezweige den lichten Unterleib seiner verfolgten Beute. Mit klopfendem Herzen legte er nun seine Büchse Vogel erhebt sich an, en Knall — und der fremde Ben grossem Geräusche und zers chmettertem Fange, stark angeschossen, in die Höhe und streicht schwer- fällig über die Waldblösse ab. Noch ein zweiter Schuss wird ihm nachgebrannt, — der Getroffene sinkt immer tiefer und erreieht mit Noth den gegenüberliegenden Rand des Hochwaldes. Nun folgt der Schütze, in der sicheren Meinung, der Angeschossene liege in den letzen Zügen am Boden, nach; allen, trotz der schweren Verwundung richtet sich der Vogel noch- mals auf, hüpft auf dem gesunden Beine zum nächsten Baumstocke und erst nach einem Gnadenschusse fällt er als seltene Beute in die Gewalt seines unbarmherzi- gen Verfolgers. Dieser Vogel, den weder der glückliche Schütze, noch andere Leute, denen er bald nachher vorgewiesen wurde, je gesehen, noch weniger gekannt haben, ist eine für unser Vaterland äusserst seltene Er- scheinung. Es ist diess der Schlangenbussard, Circaötus brachydaetylus, über dessen Vor- kommen in Mähren, soviel mir bekannt, ausser dem Herrn Apotheker Schwab in Mistek, kein anderer Ornithologe berichtet hat. Derselbe theilt in seiner „Vogel-Fauna von Mistek und Umgebung“ mit, seltenen Vogels aus der Misteker Gegend erhalten hat, u. z. im September 1853 ein altes Weibchen und im | Jahre 1853 em einjähriges, dunkelgefärbtes Männchen. Das dritte Stück wird nicht näher angeführt. Ich bedauere sehr, dass es mir nicht vergönnt war, das hiesige Exemplar im Fleische untersuchen zu kön- nen. Es wäre gewiss nicht ohne Interesse geblieben, wenn ich jetzt in der Lage wäre, aus eigener An- schauung berichten zu können, welcher Art von Nah- rung dieser Fremdling hier nachgegangen ist, und so manches Andere, was mir am frischen Körper aufse- fallen wäre. Weit entfernt, diessfalls Jemandem Vor- würfe machen zu wollen, drängt es mich doch, dieser Gelegenheit im A 11 gemeinen zu constatiren dass in gewissen beru fenen Kreisen unseres V aterlandes, was Förderung der naturhistorischen Kennt- nisse anbelangt , sehr häufig noch eme solche Ind o- lenz — um nicht mehr zu sagen — herrscht, dass man sein gerechtes Staunen darüber nicht zu unter- drücken vermag. Zum Glücke ist dieser werthvolle Raubvogel wenigstens gut ausgestopft worden, und be- richte ich über denselben nach Angabe des ver- lässlichen Präparators und nach Besichtigung des Präparates, wie folgt: Seine Sesam use g 0:67 Meter Flugweite . . . KANU: Flügellänge vom Bug bs zur Spitze 0:57 3 Länge de Sehwanzes Au, 0:27 Länge des Schnabels vom N kel in gerader Richtung . . . 0.055 „ Länge des) Schnabels von der Stirne über die Firste bis zur Spitze ge- INIeSSEnWaRE u ie 103, 40,049a.,, bei | eigener | | |,‚Unt.e dass er während 30 Jahren nur drei Stück dieses | | ten Waldblösse angekommen , 107 Länge des De Hakens vom Unterkiefer an . . .. „0.010 Meter Breite des Schnabels an ger Sn 0.018 „ Höhe des Schnabels 2.0.0247, Länge der Mittelzehe ohne Kalle . 0.040 „ Länge der Kralle an der Mittelzehe in gerader Richtung . . 0.022 , Länge der Kralle an der Mittelzehe mat Krümmung . . 5 0.029 5 Länge des grobbeschuppten , unbe- \ nederten Tarsusfs else .. 0.110 ” Mundwinkel und Füsse sind bleifarben, etwas in’s Gelbliche; die Lris ist gelb, die Pu pille schwarz; der stark gekrümmte Sehnabel und die scharfen Krallen dl bläulichschwarz. Sein Gefieder ähnelt auf der Oberseite dem des Flussadlers (Pandion haliaetos); es ist näm- lich erdbraun, heller gesäumt und mit röthlichem Schimmer, auf den Sehultern und am Rücken ist es jedoch etwas dunkler. Die Schwungfedern sind schwarz mit lichten Schätten, die grossen Deckfedern schwärzlich, heller gesäumt. Der dun- kelbraune Schwanz hat einen schmalen, weissen End- saum und 3 dunklere, undeutliche Querlinien, von wel- chen die am Saume am breitesten ist. Die Stirn ist weisslich, so auch die Umgebung der Augen und die dunenartigenRinge um dieselben. In Glan Zügel- gegend befinden Sich zahlreiche feine , anliegende schwarze Borsten. Hals und Brust sind kaffeebraun mit dunkle- ven Strichen, die Kehle ist lichtbraun.*) nn übrige erleib, die kurzen Hosen und die aan Flügelfe ‚dern sind weiss mit kaffeebraunen Quer- flecken, von welchen die am Bauche am dichtesten beisammen stehen. Sämmtliches Kleingefieder sieht ziemlich abgeflogen aus. Das Auge dieses V ogels erinnert lebhaft an das der Eulen; die Augenh öhlen sind sehr erweitert und nehmen den grössten Theil des Schädels ein; in Folge dessen ist das Hinterhaupt verhältnissmässig klein und der Präparator drückt sein Erstaunen darüber aus, Die Wachshaut, dieses Schlangenbussards | dass so ein grosser Vogel so wenig Gehirn besitze. In Magen fand er Ueberreste von Fleisch- stücken, konnte jedoch nicht erkennen, von welcher Thiergattung dieselben herrührten. Man kann. mit vollem Rechte von dem mehr- erwähnten herrschaftlichen Waldheger behaupten, dass er in demselben Herbste eine Zeit lang vom Jagd- glücke geradezu verfolgt worden ist; denn abgesehen von anderen hierher nicht gehörigen Jagdzufällen, die ihm nacheinander begegnet, war ihm auch in folgendem Jagdbegebnisse Diana besonders hold. Unser Glücksjäger geht am S. October v. J. in den Vormittagsstunden inseimen „hohen Wald“, um Schnepfen zu suchen. Das Wetter war nichts weniger als freundlich; ein feiner Nebel lag über dem W alde und die Luft war rauh, nasskalt, — zeitweise fiel auch Regen nieder. In der Nähe der schon oben erwähn- erblickt er neuerdings einen unbekannten, jedoch noch grösseren Vogel, als #) Der Vogel scheint somit ein junger gewesen zu sein, worauf übrigens auch die Maasse hinweisen. D. R. 108 der vor eimigen Tagen erlegte war, auf dem Gipfel eines hohen Baumes. — Sehen ein Adler! Und seine Beutelust erwachte in ihm wo möglich noch stärker, als das erste Mal. nen mit Nr. 0 ausgewechselt und mit der grössten Ruhe und Vorsicht die Nähe des Baumes erschlichen. Allein der Adler, denn diessmal hatte er ihn gut be- stimmt, flog Son in grösserer Entfernung auf nd z08 weiter. Der nischlossene Schütze feuerte ihm dennoch beide Schüsse nach, die aber wegen der weiten Di- stanz erfolglos blieben. der ade Raubvogel unweit der gefährlichen Stelle auf dem Äste einer elitemrom Eichenspitze von seinem Schrecken zu erholen. Unser sonst auf alle Fälle gefasster Heger:. hatte diessmal, ausser Rephühnerschrot, kein anderes bei sich, und musste nun, auf gut Glück, den gewünschten Erfolg diesem anvertrauen. Rome: genauen Kenntniss des Platzes hatte er es abermals zu verdanken, dass es ihm glückte, unbe- merkt bis in die nächste Nähe der Eiche zu gelan- gen und von hier aus den Adler herabzuschiessen. Ein einziges Rephuhnschrot, welches den Kopf getroffen, streckte den stolzen König der Lüfte zu Boden, wo er in wenigen Augenblicken sein freies Leben endete. Von der Einlieferung dieses, in unserer Gegend sehr seltenen Steinadlers (Aquila Say al) rechtzeitig in Kenntniss gesetzt, begab ich mich sofort in die kassel aftliche Amiskanzlei wo mir bereitwillig gestattet wurde, den Vogel zu besichtigen und an sei- nem Körper die gewünschten Untersuchungen vorneh- men zu können. Was die Grössenverhältnisse desselben an- belangt, habe ich folgende Maasse zu verzeichnen: totalläangen zen nes ine: 0.82 Meter Flügelw Een : ME 202B Flügellänge vom Bug bi zur Spitze 0.62 „ Schw anzläng e 0334 8, Entfernung der Elügelspitze vonder. Schwanzspitze : 03a, Länge des Schnabels von "dem Mund- winkel in gerader Richtung . . 0.06 . Länge des Schnabels von der Stirne 0.04 n Breite des Schnabels an der Stirne 0'022 „ Höhe des Schnabels . . 290:0320 3: Länge der Mittelzehe ohne Kralle 0.0450 Länge der Krallean der Mittelzehe inwsgerader Richtunoan 202 2222.002677, Höhe des Tarsus . . Ola Sein Ge Das Gefieder ist auf der Ober- und Unterseite dunkelbraun, die Achselfedern hellbraun, lichter gesäumt, die Schwungfedern glänzend schwarz. Die schmalen zugespitzten Federn des Kopfes und Nackens sind semmelgelb, mit braunen Schäften; der Lauf rein weiss, die Hosen dunkelbraun; der Schwanz von der Wurzel an weiss, gegen das Ende zu braun bis schwarz. Die zwei mittleren Schwanz- federn erscheinen fast ganz weiss und sind nur am Ende etwas grau und braun gewässert. Die Wachs- haut hat eine hellgelbe F Farbe, so auch die Zehen. wicht betrug 2 Kilo, 90 Dekagramm. Rasch wurden Patro- Anscheinend ruhig, suchte sich ‚ nieht vollständig verdauten Die Iris die scharfen ganze Firste ist blauschwarz bis schwarz. ist liehtbraun, die Pupille blauschwarz, Krallen schwarz. Das Gesammtgefieder beherbergte eine Un- zahl von Läusen. Der Magen dieses Adlers, der ohne fett zu sein, gut bei Fleische war, hatte die Grösse einer halben Mannesfaust, der Länge nach. Sein Inhalt war compact, von dunkelbrauner Farbe, stark ver- daut und säuerlich übelriechend. Bei genauer Untersuchung stellte sich derselbe als ein Ballen von Federn, mit sehr viel Quarz- körnchen vermengt, heraus, in welchem ich die, noch dicken Seitenstücke eines | Mas ens von einem grösseren, körnerfressenden Vogel | dass dieser Steinadler von keiner anderen Seite, | von der Gebirgsseite, also aus den Karpathenaus- ı Es Zehenhäute sammt Näseln, zwei einige Buc »h- weizenkörner, em Gerstenk om ! einen 35 Deeimeter lang En festen Bindfaden und einige eben so lange Grashalme entdeckte. Nach diesen Resten erkannte ich sogleich, dass dass letzte Mal dieses Räubers in einer Haustaube bestanden hat. Eingezogenen Erkundigungen gemäss pflegen hier zu emo Taubenbesitzer bei dem Transporte einer fri- schen Taube derselben die Füsse mit einem ähnliehen Faden, wie der vorgefundene ist, zusammen zu binden. ist nun sehr wahrscheinlich, dass die seraubte Taube eine solehe war, auf deren einem Busse sich dieser Bindfadenrest noch befunden hat; überdiess war an demselben auch ene Verknüpfung wahrnehm- bar. Die Grashalme hat die verzehrte Taube sicher auch nicht im Magen gehabt, eher zwischen den Zehen oder sonst wo am Körper; dieselben entsprechen ge- nau jenen Halmen, welehe mit dem Buchweizen ver- mengt oder auf den Feldern, wo derselbe in Büscheln zum Trocknen aufgestellt nal häufig umherliegen, wie ich mich nachtr: äglich auf den höheren, entfernten Gebirgsäckern persönlich überzeugt habe. Aus allen diesen Wahrnehmungen glaube ich nun Folgendes schliessen zu dürfen: Der Steinadler erfasste diese Haustaube, seine letzte Beute, auf eimem Felde, vom Boden, wo sie zwischen den aufgestellten Buchweizenbüschen ihre Nahrung suchte, und zwar wie die stark verdauten Reste des Mageninhaltes beweisen, vor längerer Zeit, wahr- scheinlich am Nachmittage des Tages vor seinerErlesung. Da aber der Buchweizen, dessen Körnehen vor- gefunden wurden, in hiesiger Gegend äusserst selten in der Ebene, dafür um so häufiger im Gebirge ange- baut wird, so kann mit Sicherheit behauptet "werden, als läufern in die Ebene und msbesondere Wald“ gekommen ist. Zur Beurtheilung der Richtung, aus welcher der Schlangenbussard hier erschienen, mangelt mir leider jedw eder Anhaltspunkt. Ich glaube jedoch nicht unrichtig die Vermuthung aussprechen zu sollen, dass auch dieser seltene Gast der Richtung der Karpathen- ausläufer gefolgt sein dürfte. Zum Schlusse erscheint es wohl auch der Eı- wähnung wertl, dass den beiden seltenen Präparaten kein geringeres Schicksal droht, als das, im Vereine in den „hohen Der Schnabel ist von der Wurzel an horngelb, _ mit anderen Leidensgenossen aus früherer Zeit die dann bläulich und an der Spitze blauschwarz; seine ' offenstehende Zierde einer Amtskanzlei zu bilden. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. 2. Jahrg. ll 2 m f Nr. Il. N il In III = III > —— — ZZ Bläükker für Wonelkunde, Wonel-Shub und -Rflege. Redakteure: Aneust von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Ei — Die „‚Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien‘ erscheinen monatlich einmal. Abonnements & 2 fl., sammt Franco- '! H Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate a S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile ven PT. !; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern ä 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, Florianigasse 46, zu richten. 1818. Inhalt: Allerlei gesammelte ornithologische Beobachtungen I. Von *. — Ein Besuch bei Pfarrer Bl. Hanf in NMariahof (Ober-Steiermark). Von Victor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. — Pyrrhocorax alpinus, die Alpendohle am Oetscher. Von Hans Neweklowsky. — Faustrecht in der Vogelwelt. Von Eduard Rüdiger. — Inserat. Allerlei gesammelte ornithologische Beobachtungen. JEIE- * Ueber unsere europäischen Adler bin ich in der | vorkommen können. Das ist aber vollkommen wnrich- Lage, vielleicht einige nicht ganz uninteressante Notizen | tig. Es stehen zwar, Dank den unzugänglichen Fels- zu liefern. Am meisten habe ich mich mit dem Steinad- | wänden, einzelne Horste in den Alpenländern; doch die ler befasst, und so will ich auch mit ihm hier beginnen. | Zahl der überhaupt in den Alpen wohnenden Stein- Der Steinadler, Aquila fulva, gilt heutzutage als | adler ist eine ungemein geringe, eine unbedeutendere, einer der seltensten Raubvögel unserer Heimat, und | als in den meisten noch halbwegs für scheues Wild selbst in den Werken der grössten Forscher kann man | bewohnbaren flachen Ländern. lesen, dass dieser mächtige Adler aus allen Gegenden In den Alpen ist jeder Bauer geübter Schütze; verdrängt, fast ausschliesslich nur in den Alpen zu | jeder Jäger erkennt im Adler das edelste Wild; wo finden ist. Diese Ansicht bestreite ich. Der Steinadler | sich der mächtige Räuber zeigt, ist er den grössten ist noch nicht so selten geworden; doch sehr wenig | Nachstellungen ausgesetzt. Plätze bieten ihm genügend Ruhe, damit er seinen | Ich habe unsere Alpen nach den verschiedensten Horst bauen könne. In den unzugängliehen Felswänden | Richtungen durchstreift, ganze Tage hoch oben im Ge- mancher Alpenthäler ist der Horst dieses Adlers vor | birge zugebracht, und, wenn ich viel sage, bin ich allen Verfolgungen gesichert, und da findet man hie | höchstens 4 Steinadlern daselbst begegnet; während und da in einzelnen Schluchten der Schweiz, Tyrols, | ich hingegen in verschiedenen flachen Landstrichen der Salzburgs und Steyermarks die grosse Behausung des | Monarchie schon sehr viele Adler dieser Gattung Aquila fulva; von diesen Horsten erhält man Kunde, sehen, beobachtet, und theils auch erlegt habe. da der mächtige Raubvogel in weiten Umkreise sein Unwesen treibt und glaubt, daher, dass die Alpen noch die einzigen Plätze bieten, an welchen die Steinadler oOP- 5° Das Hochgebirge ausgenommen, kenne ich keine Gegend mehr in unserer Monarchie, in welcher der Steimadler als Brutvogel vorkommen würde. 110 Ich glaube, dass in den höheren Theilen der Karpathen, der Siebenbürger Alpen und in den Wäl- dern Ost-Preussens, russisch Polens und in noch anderen | russischen Provinzen die meisten Horste der Stein- adler stehen. Es muss Plätze geben, wo dieser Vogel voll- | kommen unbehelligt sein Brutgeschäft durchführt, denn | die Anzahl der Jungen im Frühling und Sommer und der Pärchen sowohl als schon der vereinzelten Eltern im Winter ist eine sehr bedeutende; nur gehört gutes Auge, Geschick und Ausdauer dazu, um zu erkennen, ob in einer bestimmten Gegend Steinadler durchziehen. Wie jeder grosse Raubvogel, gelangt auch der Stein- adler im dritten oder gar vierten "Lebensjahre zum Brutgeschäft; bis dahin "Aurchstreift er, vom Momente angefangen, wo er den Horst verlässt, die entlegensten Gegenden in weiten Reisen. Das Flugvermögen dieses Thieres ist sehr bedeu- tend, die Wanderungen sind an keine anderen Gesetze gebunden, als jene des Hungers und der mit dem Alter zunehmenden Scheu vor dem Menschen; wohin überall gelangt der schnelle, kräftige Vogel auf diese Weise! Z. B. jede Gegend der ganzen Monarchie gehört in die gewöhnlichen Reviere der Steinadler; an einem Ort lässt er sich häufiger, an dem anderen hingegen | seltener sehen; doch überall kann er, und wird er Nauch bei eründlicher Nachforschung, wenigstens einige Male im Jahre gefunden werden. Besonders bei Jägern herrscht die Ansicht, der Steinadler käme bloss in das Hlache Land, wenn im tiefen Winter der Hunger ihn | aus den Alpen heruntertreibt. Doch das ist ganz ‚falsch! | die alten schon gepaarten Vögel sind noch im Beginne des Sommers bei ihren Horsten beschäftigt, also auf | einen bestimmten Platz beschränkt; doch die Jungen, | noch nicht Gepaarten ziehen W inter und Sommer gleichmässig herum. Ich hatte Gelegenheit im Syrmien, speciell im | Fruska-Gora- Gebirgsstocke recht viele Steinadler zu | sehen. Der kleinere Verwandte desselben, der schöne | Kaiseradler horstetin jenen herrlichen W aldthälern ; «loch der Steinadler nicht. So genau wir auch suchten, wir fanden keinen Horst von ihm; dafür zogen junge | noch nicht gepaarte Vögel lesen Gattung in grosser Menge durch die W älder; jeden Tag konnten wir einige sehen, trotzdem damals die Zeit des Brutge- schäftes für die Raubvögel war. Zur Bestärkung des früher Erwähnten, dass man unsern Adler in allen Theilen der Monarchie noch findet, sei gesagt, dass in | Böhmen, wo doch die Oultur schon recht grosse Fort- schritte gemacht hat, ın fast allen Schlössern ein bis zwei in den Revieren erlegte Stemadler die Gänge | zieren, und dass selbst auf den weiten Feldjagden um Prag herum die Jäger diesen mächtigen Raubvogel nicht bloss aus schauung kennen und genau Vom Ben und Erzgebirge, walde will ich gar ieh nalen da es sich aus dem früher Gesagten selbst erklärt; aber auch in den Wäldern um Bürglitz und Läna, welche dem Fürsten Fürstenberg gehören, ist der Steinadler, besonders im Winter, eine recht bekannte Erscheinung. Ich habe emige selbst erlegte Adler ausgestopft" gesehen; er kehrt dert sogar regelmässig wieder, so dass man schon Versuche anstellte, ihn an dem Köder zu erjagen. Auch in Mähren ist der Steinadler recht häufig, die Nähe der Karpathen bringt diess Selbsiverständlich | mit sich. aan Buche, sondern von eigener An- zu beschreiben wissen. vom grossen Böhmer- , Bäume ' rechte Nachsuche , | und Fülle. Von Niederösterreich kann ich aus eigener Anschau- ung und nach vielen selbst gepflogenen Beobach- tungen sprechen, da ich in diesem Lande sogar das Glück hatte, einen sehr starken Steinadler zu erlegen. In der ganzen Umgebung Wiens gehört unser Vogel zu den regelmässig wiederkehrenden Erscheinungen. In allen oriorem, sowohl der Donau-Auen, als auf den Feldern und im Wienerwalde, wissen die mei- sten Jäger Erlebnisse zu erzählen, die ihnen bei Be- gegnungen mit Stemadlern passirt waren. In den klei- nen Fasanremisen neben Laxenburg wurden schon manche Adler erlegt; im kaiserlichen Thiergarten war, so lange neben der Mauer, bei Ober-St.-Veit, eine grosse Schindergrube bestand, im Winter der Steinadler eine recht häufige Erscheinung, und einige Jäger erlegten noch in den Vierziger- und Fünfziger- Jahren daselbst mehrere dieser edlen Thiere. Jetzt sieht man noch im Sommer junge Adler, die durch den Wildreichthum angelockt, ober len Wiesen kreisen. So z. B. hielt sich heuer im Monate Juli ein Steinadler 3 Wochen hindurch innerhalb des Thier- gartens auf, und ich selbst sah m dieser Gegend, ın den Lüften kreisen. welche durch ihre Lage, den Steinadlern besonders dorthin kommen sie dann Jahr für Jahr und verweilen daselbst oft längere Zeit hindurch. So ist z. B. ein Föhrenwald unweit Gänserndorfs in Niederösterreich wegen des Reichthums an Hasen und Einen hoch gewisse Plätze, und Ruhe Mitte September; Es gibt Wildreichthum behagen; Kaninchen ein gewöhnlicher Tummelplatz der Stein- adler. Wenn im Herbste die Feldarbeit zu Ende geht, und daselbst auch die grossen Züge von Wildgänsen sich allabendlich niederlassen, erscheinen die Adler und | bleiben emige Tage, auch Wochen, werden wieder ab- | gelöst von anderen, oft sind auch mehrere zugleich da, und so geht es fort bis Mitte März. Die Ge- gend ist bevölkert, mehrere Dörfer liegen in unmittel- barer Nähe, Wese und ikenbalhnen führen vorbei, der Wald ist nicht gross, nur einzelne freistehende und Grenzhaufen inmitten der Felder dienen als Auslugplätze; und doch sieht man manchesmal 2 auch 3 Adler von einer Stelle aus, wie sie über die Schneedecke dahinziehen, oder auf den Bäumen stehend, ' vorbeilaufenden Hasen auflauern. In Ungarn ist der Steinadler in allen wildreichen Gegenden recht gewöhnliche Erscheinung. Einen all jährlich von unserem Vogel besuchten Platz, ich Möchte fast sagen eine Winterstation des- selben auf seinen Reisen, lernte ich genauer kennen, und kann darüber einige Details liefern. In den Wäldern um Gödöllö, also eine Stunde‘ weit von Pest, ist ein grosser Wildreiehthum; Hoch- wild in ganz unglaublicher Menge, etwas Reh-, so wie auch Niederwild bevölkern die Wälder und ausgedehn- ten Haiden jener Gegenden. Im Sommer ziehen Stein- adler recht häufig len die Forste dahin, ohne sich aber daselbst aufzuhalten. Im Herbste dafür erschei- nen sie und verbleiben oft bis gegen Ende März. Der Grund dafür ist mir ganz klar. Von Anfang September bis gegen Mitte Jänner wird ununterbrochen auf Hochwild gejagt; bei der grossen Menge desselben und bei der ausgesprochenen Abneigung der ungarischen Jäger gegen eine regel- wird sehr el Wild zu Holz ge- und die Adler finden leekere Speise in Hülle Drei Herbste und Winter hindurch habe schossen, ich mieh damit beschäftigt, diesen Lieblingsplatz der | Adler zu beobachten. | Eine Erscheinung, die ich mir gar nicht erklären | konnte, war die grosse Differenz in der Zeit, um welche | die Adler in den 3 Wintern zuerst in den früher er- wähnten Forsten zu sehen waren. Im Jahre 1875 zeigte sich der erste Steinadler schon gegen die | zweite Hälfte October und blieb dann auch lange Zeit | hindurch in derselben Gegend. 1876 ging schon in den | ersten Tagen Novembers ein reicher Schneefall in | Mittelungarn nieder, und trotz früh eingetretener | Kälte kam der erste Steinadler erst am 11. November | in die Wälder bei Gödöllo; im vertlossenen Herbste 1877 war der Monat October auffallend mild, die Bäume hatten noch ihr volles Laub und die Landschaft bot einen keineswegs herbstlichen Charakter; und trotzdem fand ich schon Mitte October einige Stein- adler auf ihren gewohnten Plätzen, und am 24. erbeutete ich einen derselben. Wenn der Stemadler eine Gegend findet, die ihm zusagt, bringt er dann daselbst eine geraume Zeit, oft selbst 1 bis 2 Monate zu und hält darin Stand, sucht | sich bestimmte Bäume als Schlatstelle aus, auf die er allabendlich zurückkehrt, und meidet es, sich längere Zeit in dem Jagddistricte eines anderen seiner Gattung aufzuhalten, durchstreift ihn höchstens raschen Fluges. | Hingegen wird man häufig finden, dass ein Pärchen, auch nach vollendetem Brutgeschäfte in treuer Liebe zusammenhält, im Winter gemeinschaftlich jagt und schläft; dasselbe kann man auch bei jungen Vögeln, | wahrscheinlich den Kindern aus einem Horste, beob- | achten; sie bleiben vereint, selbst Jahre hindurch, bis auch für sie die Zeit zur Paarung kömmt. Die gemeinschaftliche Jagd erleichtert sehr den | Erfolg, und so geschieht es | adler treue Freundschaft schliessen und Tag und zusammen bleiben. Diese Beobachtung habe ich gemacht. Ein starker lichtgelber Seeadler und ein Stein- | adler-Männchen erschienen zusammen an einem Tage | in emem Walde unweit Gödöllö; 3 Wochen trieben sie sich im selben Distriete umher; zu jeder Tages- zeit konnte man sie sehen, doch stets vereint; ich begegnete ihnen fast tagtäglich, bis endlich der Stein- adler vor den Augen seines Gefährten meinem Blei erlag. Bei Gödöllö ist eigentlich nur ein Forst, der stets von den Adlern zum Aufenthalte gewählt wird; es ist diess der am meisten in östlicher Richtung liegende | St.-Kirälyer Wald; die grosse Ruhe und die dort auf | engen Raum zusammengedrängte Menge Hochwild sind die Ursache dafür. In allen anderen daran angrenzen- den Wäldern begegnet man den Adlern, wenn sie — | besonders an schönen Tagen — ihre Streifzüge weiter | ausdehnen, doch zum Schlafen und zur eigentlichen | Wohnstätte erwählen sie stets denselben Forst. In den Nachmittagsstunden salı ich schon öfters von einer Stelle aus 3 auch 4 Steinadler, die auf den dürren Wipfeln alter Eichen, nach vollbrachter Jagd ausruhten. Je mehr auf Hochwild gejagt wird, desto mehr Adler erscheinen und wenn man sich die Mühe geben würde, ihnen wöchentlich ein Stück Hochwild auf eine bestimmte Stelle vorzulegen, ohne sie aber zu er- legen, dann könnte man binnen kurzem eine sehr grose An- zahl Steinadler in diesem einen Reviere versammeln. Im Jahre 1876 legte ich viermal je ein Stück Hochwild vor meine Hütte, brachte vier Morgen in derselben zu, erlegte | auch, dass Stein- und See- | Nacht | selbst | ‚ aufgang, 111 © 3 Steinadler, und verwundete emen Seeadler, der mir leider entkam. Ich habe die Beobachtung gemacht, dass der Steinadler auch auf ganz altes Aas z. B. auf ein todtes Pferd kömmt; doch thut er es sehr ungern und nur im Falle grosser Nahrungssorgen. Mir ist es nur ein- mal gelungen einen Stemadler auf einem todten Pferd zu erlegen; an diesem Tage war aber die Landschaft in eine mehrere Schuh tiefe Schneedecke gehüllt, und die Temperatur war weit unter Null gesunken. Es lässt sich sagen, dass in der Regel der Stein- adler sehr wählerisch ist. So lange die Jagd ihm guten Erfolg verspricht, verschmäht er jede schlechtere Nahrung. Wenn man in den Nachmittagsstunden ein Stück Hochwild erlegt, und es unaufgebrochen, ohne jede Spur von Menschenhand zurückzulassen , bei einbrechender Dunkelheit vor die Köderhütte legst, kann man mit Sicherheit darauf rechnen, am nächsten Tage den Steinadler zu Gesicht zu bekommen. In früher Morgenstunde, oft noch vor Sonnen- erscheint er da am Platze. Will man mit noch mehr Gewissheit dem kühnen Räuber begegnen, so thue man den Uhu neben das todte Stück Wild; denn dann vereinigt sich die Gier nach dem Frasse mit dem Neide und der angestammten Wuth gegen den nächtlichen Feind. Auf diese Weise habe ich 6 Stemadler erlegt; davon an einem Tage zwei, sogar binnen einer Stunde. Man irrt sich, wenn man glaubt, der Steinadler sei ein überaus schlauer berechnender Vogel; er ist sich seiner Kraft bewusst, kühn, rasch und ungeduldig, darum kann man ihn leicht m Gefahren locken und übertölpeln. Wenn er auf einem Baume sitzt und mit aller Ruhe den Menschen gewahrt, und sich der Gefahr | bewusst ist, wird er bald raschen Fluges den Platz verlassen, da er nicht träge, selbst nach eingenommener Nahrung die volle Flinkheit bewahrt. Hingegen verleitet ihn oft Jagdlust und sen kühner Sinn einem Wilde bis in die unmittelbare Nähe des Menschen nachzujagen. Eben so geht es ihm bei der Uhu- und der Köderhütte; den Feind oder den Köder bemerken und sich darauf losstürzen sind eins! Ehe er noch an die mögliche Gefahr denkt, ist er da: doch wenn das geringste Verdächtige sich ihm zeigt, ver- ‚ schwindet er auch wider so rasch, als er kam. Ein finker Schütze wird leichter drei Steinadler als wie einen aus dem plumpen, trägen, aber ‚schlauen Geschlechte der Seeadler erlegen. Als Beweis, dass der Steinadler noch nicht so sehr selten geworden, möge die grosse Anzahl der vom ebenso gefeierten Sänger, als Jäger Draxler erlegten Adler dienen. Ausser sehr vielen Seeadlern und anderen Raubvögeln erbeutete dieser unermüdliche Waidmann auch eine grosse Zahl Steinadler; so viel ich weiss, alle ganz nahe von Wien, auf seiner bekannten Hütte im Marchfeld. Als ferneren Beweis des Gesagten füge ich auch meine Resultate auf der Jagd hinzu. Ich hatte wenig Zeit mich mit der langwierigen Adlerjagd zu befassen, und in verhältnissmässig wenig Jagdtagen erleste ich in 3 Wintern 12 Steimadler. Jetzt sei es mir noch gegönnt, einige Worte über die in letzterer Zeit in Fachkreisen vft besprochene Gold- und Steinadlerfrage hier niederzulegen. Was ist der Aquila chrysaötos? Diese Frage drängte sich mir schon öfters auf, wenn ich die Werke so vieler Naturforscher durchblätterte, und dann in der Freiheit draussen oder in unseren Sammlungen 22 das Thier fand, welches als Goldadler beschrieben wird. Alles, was bei uns „chrysaötos“ bezeichnet ist, sind stets adler; in jedem grösseren Museum kann man Exemplare | nur in der Färbung variirende echte Stein- | finden, welche von den Custoden als seltene Stücke | als wahre Goldadler gezeigt werden, und darum sind sie es doch nicht. Der Steinadler wechselt sein Kleid ungemein; das Alter spielt dabei eine grosse Rolle. Doch nebst- dem lassen sich je nach den Gegenden, in welchen der Horst stand, aus dem der Vogel ausgeflogen, drei Haupt-Typen und ein Uebergangstypus von Steinadler- Gefieder und selbst -Gestalt, deutlich erkennen. An bedeekten Gebirge vor. Ich fand zwar auch im Inneren der Gebirge einige Horste des Imperialis; doch häufiger begegnete ich ihm auf den niederen "Hügelketten. Der Grund hiefür ist em ziemlich klarer. Die Hauptnahrung des Kaiseradlers besteht in Zieseln; diese Beobachtung machte Brehm auch in den Steppen Sibiriens, und man kann deutlich erkennen, wie sehr dieses kleine Nagethier eine Lebensbedingung für den ‚ Imperialis ist. die in allen Typen sehr wechselnde Grösse darf man sich nicht halten, sie stammt von den Ernährungs- verhältnissen in der Jugend des Vogels. Man kann somit den südivestwest-, nordwest- und mitteleuropäischen Steinadler in eine Gruppe rechnen, den südosteuorpäischen in die zweite, und den nord- ost- und nordeuropäischen in die dritte. Zwischen der II. und 1Il. Gruppe kann man emen Mittel-Typus, | ich möchte sagen einen Uebergang, finden. Die dritte Gruppe ist der Goldadler des alten Naumann und des alten Brehm; so klar und deutlich, wie diese grossen Forscher ihn beschrieben, kann man ihn leicht erkennen. Er besteht; wie ihn bezeichnen, ob zu emer eigenen Gattung er- heben, oder nicht, dazu spitzt sich die ganze Frage | scheint ‚ auffallend | doch um den Namen | hinaus. Ich elaube, die eigene Gattung kann nicht fort bestehen, ausser man ne noch 2 neue Gattungen gründen und dann hätten wir 3 Gattungen der F Tome Steinadler, und dazu sind die Unterschiede doch zu gering; sie sind ja nicht so bedeutend, wie zwischen | dem Aquila Imperialis und seinem spanischen Ver- wandten, dem A. Adalbertii. Darum rede man nicht | von Gattungen, sondern von Typen; es gibt nur einen | Steinadler, "doch er zerfällt nach den Gebieten, in denen er lebt, in drei Typen, wie ja dies bei so vielen Vögeln der Fall ist; ich erlaube mir nur auf Haliae- tos Albieilla hinzuweisen; der nordeuropäische See- adler und der südeuropäische sind in der Grösse so verschieden; und doch wird es Niemanden in den Sinn kommen, daraus zwei Arten zu machen. Den Kaiseradler, Aquila imperialis, hatte ich weniger Gelegenheit zu beobachten, als wie seinen grösseren Verwandten, den Steinadler. In Südungarn, in den grossen Urwäldern nördlich des Draueckes so- wohl, als in den Landwäldern, westlich der Donau unterhalb Mohäes, suchte ich "vergeblich nach dem Imperialis; nieht einmal in den en kreisend kam er mir zu Gesicht. Jäger erzählten mir, dass in man- chen Jahren vereinzelte Pärchen ihren Horst m den grossen Eichenwäldern südwestlich von Mohäcs er- richteten; doch selbst, wie gesagt, konnte ich mich nicht davon überzeugen. Zum ersten Male sah ich den Kaiseradler eine Stunde stromaufwärts von Futtak, ober der Donau kreisend; vom Dampfschiffe aus bemerkte ich einige Adler dieser Gattung, wie sie von den Slavonischen Waldgebirgen nach dem flachen ungarischen Ufer in den Mörgenstunden auf Raub auszogen. In den eigentlichen syrmischen Bergen, dem Vrdnik oder Fruska-Gora- Gebirgszuge horstet der Kaiseradler recht häufig; doch zieht er da die niede- ven Vorberge und die Randwälder, welche schon an tlaches Land grenzen, dem höheren, von Buchenwäldern Da aber die Ziesel bekanntermassen nur auf Feldern, Wiesen und Haiden vorkommen, zieht es auch der Kaiseradler vor, sich in Feldgehölzen und Vorbergen anzusiedeln. Alle 7 von mir beobachteten Horste dieses Adlers standen auf Eichen, theils auch auf jungen schwachen Bäumen; während alle anderen Adler, selbst die kleinen Schrei-, Zwerg- und Fischadler mit wählerischer Vor- sicht nur hohe, alte Bäume zum Horstbau aussuchen, der Kaiseradler hingegen mit Allem, was er eben findet, vorlieb zu nehmen. Der Horst selbst ist im Vergleiche mit den anderen Raubvögel-Horsten nicht gross, für das Körpermass des Thieres selbst unbedeutend, und — ich möchte sagen — schleuderisch gebaut. Auf allen Kaiseradlerhorsten fand ich ganze Colo- nien von Feldsperlingen, weiche mit lautem Gezwitscher die Behausung ihres mächtigen Hausherrn umflatterten ; ich habe diese Beobachtung, aber nicht in so reichem Maasse, auch bei dem Seeadler gemacht. Der Kaiseradler ist scheu, und weiss dem Men- schen rechtzeitig aus dem Wege zu gehen; beim Horste erfordert es dagegen wenig Mühe, ihn zu erlegen. Er hat nicht die grosse, oft ganz merkwürdige Umsicht des Seeadlers; bei der ersten Annäherung verlässt er zwar rascher und früher, als dieser, den Horst; dafür erscheint er aber auch gar bald wieder, und auf den Jäger ganz vergessend, malaht er in gerader Linie ohne Autenthale zu seiner Behausung Ende In den grossen aber aus verkümmertem Holze bestehenden Wäl dern, die sich in ganz flachem Lande nahe von Titel vor der Mündung” der Theiss in die Donau erstrecken, findet man den Kaiseradler sehr ‚ häufig; er-ist dort so zu sagen der Charaktervogel der Gegend. Zieseln, welche in grosser Menge die Felder beleben und zerstören, bilden daselbst seine Haupt- | nahrung. Ich sah dort einen Imperialis-Horst am Rande eines grossen Waldes nur 300 Schritte höchstens ent- fernt von einer viel befahrenen Strasse. Auf einer schwachen niederen Eiche stand die Behausung des Vogels; selbstverständlich zeichneten sich die Adler, welche an den Anblick der Menschen gewöhnt waren, durch ein grosses Zutrauen aus; es bedurfte nur einer wenige Minuten dauernden Jagd, um das schön gefärbte, alte Weibehen zu erlegen. In den ersten Tagen des Monates Mai fand ich noch Kaiseradler, die mit dem Ausbau ihres Horstes beschäftigt waren; andere sassen auf den Eiern, und einige hatten sogar schon Junge, jedoch noch im vollen Dunen- Kleide, und so schwach, dass es unmöglich wurde, eines Klerselben aufzufüttern. Bei einem Horste, der in einem entlegenen Thale des ee bues stand, sah ich das Männchen damit beschäftigt, dem brütenden Weibehen Futter zu bringen. Die jungen, noch nicht zur Paarung gelangten Adler ziehen gerade, wie ich es beim Steinadler ge- schildert, jagend umher, Selbsverständlich ist die Streifzüge eine viel beschränktere, Ausdelinung da der Kaiseradler er hat eine genau begrenzte Heimat, er ist ein Vogel | des Südens. dieser | 8 kein Weltbürger ist, wie sem erösserer Verwandter ; 113 Wie scharf die Grenze seines Verbreitungskreises gezogen ist, habe ich genau beobachten können, da ich ja nur die nördlichsten von ihm bewohnten Gegen- den durchsucht habe. — I — Ein Besuch bei Pfarrer Bl. Hanf in Mariahof (Ob.-Steiermark). Von Vict. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen. ‘Wenn man von Wien kommend, die Station der Rudolfsbahn St. Lambrecht verlässt, so erblickt man, nach Nord-Westen schauend, den Kirchthurm von Maria- hof, und daneben, nur durch den Friedhof getrennt, den Pfarrhof, das Heim des bekannten Vogelkundigen, Herrn Pfarrers Bl. Hanf. . Einer freundlichen Einladung des Pfarrers folgend, hatte ich mich Ende Mai 1569 aufgemacht, um densel- ben, mit dem mich bereits ein mehrjähriger Briefwechsel verband, persönlich kennen zu lernen, so, wie auch, um seine ornithologische Sammlung, über welche die Abhand- lungen der k. k. zoolog.-botan. Gesellschaft in Wien so viel des Interessanten aus seiner Feder enthalten, zu besichtigen. Kaum war der Zug in die Station, welche damals noch den Namen „Schauerfeld“ führte , ein- gefahren, so erblickte ich auch den mich hans er- wartenden Pfarrer. Nach kurzer, herzlicher Begrüs- sung bestiegen wir den bereit stehenden Wagen, der uns "nach halbstündig er Fahıt zu dem Pfarrhofe brachte. Der Weg dahin übersetzt unfern der sogenannten „Hungerlacke“ das Bahngeleise und führt, zwischen Feldern und Wiesen allmählig emporsteigend, auf die Anhöhe, auf welcher Kirche und Pfarrhof nebst einigen Häusern gelegen sind. Von den Fenstern des Pfarr- hofes aus überblicekt man, nur von einigen niederen bewaldeten Hügeln unterbrochen, die fruchtbare Maria- hofer. Hochebene in ihrer ganzen Ausdehnung. Im Nord-Östen erheben sich die Weit- oder Seethaler- Alpen, mit dem von Touristen vielbesuchten Zirbitz- kogl (2526 M.), im Süd-Osten die in Kärnten gelegene, wegen ihres vorzüglichen Hochwildstandes bekannte Saualpe, im Süd-Westen die Grewenze (1766 M), Srösstentheils schon zu Kärnten gehörig, und. im Nord- Westen begrenzen die sogenannten Sölkergebirge den Gesichtskreis. Bald nach unserem Eintreffen im Pfarrhause trieb mich das Interesse, die Sammlung zu besuchen. Meine Erwartungen wurden in der That nieht getäuscht, denn der Artenreichthum dieser rein localen Samm- lung, in welcher mit nur wenigen Ausnahmen nur in der Umgebung von Mariahof erbeutete Vögel Auf- nahme finden, ist geradezu ausserordentlich. Ihr wis- senschaftlicher Werth wird noch ganz besonders da- durch erhöht, dass sämmtliche Arten in allen nur er- langbaren Kleidern vertreten sind, und über jeden er- legten Vogel ein genau geführtes Tagebuch die nöthi- gen Aufschlüsse eibt. Seit meinem ersten Besuche in Mariahof sind nun 9 Jahre vergangen, und als ich heuer im April zum dritten Male in dem gastfreien Pfarrhofe vorsprach, da fand ich die Sammlung durch viele neue Erwerbungen wieder bereichert, von denen manche für die Ornis der Steiermark vollständig neu sind. Die Sammlung Ist in einem geräumigen Zimmer, nicht in Glasschränken , sondern frei in demselben in Gruppen aufgestellt. Was die Präparation anbelangt, \ so ist dieselbe als ganz vorzüglich zu bezeichnen und die abwechselnden Stellungen dem Vogel im Leben abgelauscht. In Würdigung der verdienstvollen’ Lei- stungen auf dem Gebiete der Präparationskunde, wurde Pfarrer Bl. Hanf die Auszeichnung zu Theil, den auf der Wiener Weltausstellung von der Stadt Hamburg ausgesetzten Preis, in einem silbernen, mit specieller W idinung versehenen Pokal bestehend, zuerkannt zu erhalten. Die ganze Sammlung, welche das Resultat einer 44jährigen regen ornithologischen Thätigkeit repräsen- tirt, enthält gegenwärtig 332 Arten in vielen Hunder- ten von Exemplaren , die Pfarrer Hanf grösstentheils mit eigener Hand erlegt hat. Als bemerkenswerthe Arten will ich nur folgende anführen: Aquila clanga, Tinnunculus eenchris, Falco vesper- tinus, Falco aesalon, Syımium uralense, Nyctale Teng- malmi, Glaueidium passerinum, Surnia funerea, Picus tridacty lus, Fringilla rufeseens (Brutvogel), Fringilla niv alis, Py vrhocorax alpinus, Nucifraga caryocatactes, Pastor roseus, Tichodroma muraria, Anthus vufogularis, Anthus Richardi, Motaeilla cinereocapilla, S Salicaria Inge nioides, Phyllopneuste montana (Brutvogel), Parus pen- dulinus, Lanius majoı, Perdix saxatilis, Lagopus alpinus, Glareola pratincola, Charadrius squatarola, Charadrius morinellus (Brutvogel), Tringa Schinzi, Tringa Temmincki, Totanus fuscus, Numenius phaeopus, Limieola pygmaea, Himantopus rufipes, Ciconia nigra, Ardea Sarzetta, Gallinula Bailloni, Gallinula pusilla, Anas fusca, Anas glacialis, Sterna leucoptera, Larus minutus, Lestris pomarina, Puffinus cinereus, Colymbus areticus und glacialis.*) Ausser den hier hervorgehobenen Arten befindet sich in der Sammlung eine grössere Zahl mteressanter Farben-Varietäten, die Pfarrer Bl. Hanf in den Abhandl. d. k. k. zool.-bot. Gesellschaft in Wien (Jahrg. 1868, pag. 967—970) beschrieben hat. An die ormithologische Sammlung schliesst sich eine kleine Nest- und Eiersammlung an, die gleichfalls manches Bemerkenswerthe enthält. Man findet hier Eier von Nyctale Tengmalmi, Glaueidium passerinum, Nest und Eier von Nucifraga caryocatactes, Loxia curvirostras #) Wir fügen hier für diejenigen unsererer Leser welchen die scientifischen Namen weniger geläufig sind, die deutschen Namen bei: Schreiadler, Röthelfalke, Rothfussfalke, Zwergfalke, Uraleule, Rauhfusskauz, Zwergeule, Sperbereule, Dreizehenspecht, Flachsfink, Schneefink, Alpendohle, Tannenhäher, Rosenstaar, Alpenmauerläufer, rothkehliger Pieper, Spornpieper, gelbe Bach- stelze, Nachtigall- Rohrsänger, Berglaubvogel, Beutelmeise, grösserer schwarzstirniger Würger, Steinhuhn, Alpenschneehuhn, Halsband- giarol, Nordischer Kibitzregenpfeifer, Momellregenpfeifer, Schinz's Strandläufer, Temminck’s Strandläufer, dunkelfarbiger Wasser- läufer, Regenbrachvogel, kleiner Sumpfläufer, Strandreiter, schwar- zer Storch, Seidenreiher, Zwergsumpfhuhn, kleines Sumpfhuhn, Sammtente, Eisente, weissflüglige Seeschwalbe. Zwergmöve, mittlere Raubmöve, grauer Tauchersturmvogel, Polar- und Eisseetaucher. 114 Fringilla rufescens , Fringilla spinus, Phyllopneuste montana, mehrere Kukukseier mit den dazu gehörigen Gelegen und 3 Bier von Charadrius morinellus. Nicht leicht dürfte eine zweite Gegend aufzufinden sein, welche auf so beschränktem Raume so viel des Interessanten aufzuweisen im Stande wäre, wie Maria- hof. Hauptveranlassung zu dem zahlreichen Er- scheinen der Sumpf- und Wasservögel während der Zugsperioden ist ein Teich, der „Furtteich“ genannt, der eine Viertelstunde in südlicher Richtung vom Pfarr- hofe gelegen ist. Er befindet sich bereits in einer Höhe von 888:89 M. auf einem von kleinen bewaldeten Hü- | Auf dem Furtteiche herrscht während der Zugs- periode em reges Leben und manch hochmteressantes Bild bietet sich da dem Auge des Beobachters dar, das ihn bald einen Blick in das Leben und Treiben der Schwimmvögel auf den nordischen Gewässern, — bald in das der Sumpfvögel der unteren Donauländer nehmen lässt. So waren z. B. den 1. und 2. Mai 1863 Ardea nyctirocax (Nachtreiher) und Ardea minuta (Zwerg- reiher) in ungewöhnlich grosser Zahl anwesend, den 17. Mai 1871 standen nicht weniger als 10 Stück Himantopus ' mfipes (Strandreiter) im Sumpfe des Furtteiches; die geln unterbrochenen von Siid-Osten nach Nord-Westen | offenen Hochplateau. Der Teich, der ungefähr 20 Joch umfasst, bildet an seinem nord-westlichen Ende einen Sumpf, der auch die Quelle enthält, die den Teich speist. Eine halbe Stunde weiter in westlicher Richtung, befindet sich unfern dem Bahnhofe die sogenannte „Hungerlacke“, etwa 3 Joch gross, deren Wasser jedoch insehr trockenen Jahren vollständig versiegt. Ausser- dem liegen noch da und dort auf Wiesen kleinere Wasserlachen, die zur Zugzeit gleichfalls von manchen | Vogelarten besucht werden. Während die Hungerlacke | ihrer seichten sumpfigen Ufer wegen hauptsächlich von Sumpfvögeln aufgesucht wird, ist es der grosse Wasser- spiegel des fischreichen Furtteiches, der auf die hoch | dahimziehenden Wanderer eine besondere Anziehungs- kraft ausübt, der den Enten, Tauchern, Möven und Seeschwalben einen willkommenen Ruheplatz und über- diess reichliche Nahrung bietet. Den Sommer über liegt der Teich grösstentheils verlassen und nur selten durchfurcht eine Stock- oder Kriekente die glatte Wasserfläche oder schwimmt ein Zwergtaucher oder ein grünfüssiges Rohrhuhn mit seiner Beute weiter hinaus aus dem bergenden Schilf, in welchem ihr Nest g treide unter der Sichel gefallen, so stellen sich schon | einzelne Gäste ein, meist jüngere Vögel, die nach er- langter Flugfähigkeit umherzigeunern. Später aber, wenn der Zug allgemeiner geworden, mehrt sich die Zahl der südwärts ziehenden Wanderer, bis eines Tages der Teich sein eisiges Gewand angelegt hat. Wenn dann nach langem Winter die Märzensonne ihre erwär- menden Strahlen hernieder sendet und das Eis gestanden; kaum ist jedoch das Ge- | zu | schmelzen beginnt, so erscheinen gar bald einzelne Enten | und Taucher auf den eisfreien Stellen des Teiches, und durchgängig nur das kleine Gebiet von Mariahof um- ist dieser grösstentheils vom Eise frei, so finden sich nicht selten ganze Schaaren derselben auf Wasserspiegel ein. Diesen folgen nachher verschiedene seinem | Reiher-, Möven- und Seeschwalbenarten, die gleichfalls einzeln oder in kleinen oder den Teich besuchen. grösseren Gesellschaften | denkwürdigsten Tage aber waren der Il. und 12. No- vember 1863, wo ausser zahlreichen Anas boschas, A. querquedula, A. creeca, A. fuligula, A. ferina und A. clangula (Stock-, Knäck-, Krick-, Reiher-, Tafel- und Schellenenten) an 50 Colymbus areticus, einzelne C. septentrionalis, Podiceps eristatus, Anas acuta und 3 Anas fusca (Polar- und Nordseetaucher, Haubentaucher, Spiess-und Sammtenten) den Teich belebten. Solche Bil- der, wie sie hier der Furtteich bietet, wird man auf anderen, viel grösseren Wasserflächen vergebens suchen. Der Furtteich liegt eben an einer jener grossen Zug- strassen, denen die verschiedensten Arten auf ihren jährlichen Wanderungen folgen und von denen sie nicht abgehen. Beweis dafür, dass auf einigen eine Stunde davon entfernten Teichen, die wahrscheinlich schon ausser der Zuglinie liegen, nur selten, und dann ge- wöhnlich nur einige Enten, Taucher und Reiher ein- | fallen. Zweimal täglich, auch im schlechtesten Wetter, besucht zur Zugzeit Pfarrer Hanf den Furtteich und die Hungerlacke und so ist es nicht leicht, dass etwas Seltenes seinem Blicke entgeht. Diesem Eifer, der trotz des hohen Alters — Pfarrer Hanf zählt bald , 70 Jahre — nicht im Geringsten erlahmte, ist es zuzu- schreiben, dass seine Sammlung so überaus viele Arten enthält und fast alljährlich noch durch neu hinzukom- mende bereichert wird, Pfarrer Hanf hat Mariahof zu einer ornithologischen Station ersten Ranges erhoben, und jagend, sammelnd und beobachtend die Gegend während 44 Jahren nach allen Richtungen durchzogen; in seiner schönen Samm- lung findet man die Belege zu seinen interessanten Arbeiten, die in den Schriften der k. k. zoolog.-bot. Gesellschaft in Wien und in denen des naturwissen- schaftlichen Vereines in Graz erschienen sind und fassen; möge es ihm vergönnt sein, noch lange im Interesse der Wissenschaft zu wirken, die an ihm einen so treuen Freund und Förderer gefunden hat. Villa Tännenhof bei Hallein, im Juli 1578. ERDE Pyrrhocorax alpinus, die Alpendohle am Oetscher. Von Hans Neweklowsky. Es war am 12. September 1877, als mich nach Beendigung meiner Feldoperationen der Weg von Buchenstuben nach Wienerbrückl führte, welchen ich theils der bedeutenden Abkürzung zumeist aber sei- ner mir oft geschilderten Grossartigkeit und maleri- schen Schönheit wegen, emzuschlagen mir längst vor- genommen hatte. Meine diessbezüglichen Erwartungen fand ich schon bei den Anfängen dieser an zwei Geh- stunden dauernden Partie nicht nur vollkommen be- stätigt, sondern ich muss gestehen, dass mir hier wie nirgends noch auf so engem Raume zusammengedrängt, während dieses ganzen keinesfalls beschwerlichen Weges, Bilder von kaum geahnter Grossartigkeit in reichster Fülle begegneten. Das eng begrenzte Erlafbett, an dessen Ufern bald rechts, bald links der schmale in das Gestein gehaueneWeg unter hoch aufgethürmten Fels- massen fortführt, zeigt, wohin das Auge sich wendet, einen überaus grossartigen Olerakter: Eswäist der mächtige gegen Osten hin sanft abfallende Oetscher- kamm, durch welehen hindurch sich die Erlaf ihr engbe- | grenztes Bett gegraben, um in tosender Hast über wild | übereinandergeworfene Steintrümmer der nördlich ge- legenen Donau zuzueilen. Ueber 600 Meter hohe Fels- | wände, die abenteuerlichsten Formen bildend, bald > - - . . I} schroff aufsteigend, bald gleichsam wie durch eine | Riesengewalt durcheinander gerüttelt, entweder in Ab- stufungen nach den verschiedensten Seiten hin geneigt, oder Riesenblöcke in scharfkantiger Begrenzung bildend, stand in dieser lautlosen nur von dem Rauschen der Wasserwogen unterbrochenen Wildniss, ein Bild nach | dem andern in seiner Staunen erregenden Grösse vor mir. Das kahle Gestein gestattet es nur hie einer genügsamen Führe ‘oder Eberesche ihr kümmer- liches Dasein zu fristen, während die theils ebenen, theils sanft geneigten kleinen Partien der aufgebauten Felsmassen von dunkel überkleidet erscheinen, welche nebst einigen Grasarten nur noch Gewächsen wie Heidekraut (Erica vulgaris) Alpenrosen (Rhododendrom Hirsutum) und los der Krummbolzkiefer zur Heimstätte dienen. Es war ein sonnenheller Tag, der Zaunkönig (Troglodytes parvulus), die Gebirgsbachstelze (Motacilla sulfurea) und ein Birkheher waren bis zur ersten Hälfte meines Weges die einzigen belebenden Reprä- sentanten der V ogelw elt, w elche ich zu beobachten Ge- legenheit fand. Eine Schaar Schneemeisen (Parus cau- datus), welcher sich Blau- und Tannenmeisen beigesellt hatten, begegnete mir später, als die schmale Thalsohle | grösseren Baumformen aus der aufzukommen Gelegenheit bot. Urplötzlich erblickte ich aneiner Stelle des rechten Ufers in bedeutender Höhe einen schwarzenVogel, offen- bar dem Geschlechte derRaben angehörend mit rastlosem Flügelschlage nach höheren Partien sich emporarbeiten. Es wareine Alp endohle (Pyrhocorax alpinus), rasch war er mir hinter einem mächtigen Felsvorsprung aus dem Gesichtskreise entschwunden, ohne dass es mir möglich wurde, das zufällig hindernde Steingemäuer schnell zu umgehen. Nach einiger Anstrengune: jedoch erreichte ich eine Stelle, an welcher sich der westliche Horizont etwas erweiterte, und hier erblickte ich von Pyrhocorax 10 Stücke, welche in einer Entfernung von über 200 Schritten ner einer vorhängenden Balwand in einem kleinen Wasserbecken abwechselnd badeten. Der Raum des Beckens gestattete immer nur drei bis vieren der Vögel sich gleichzeitig zu baden, während die übrigen in nächster Nähe vertheilt sassen, um dem Beispiele ihrer Vorgänger zu folgen. Von hier begaben sich die Vögel, olıne meine Anwesenheit weiter zu achten auf benachbarte sonnenbeschienene Felsvorsprünge, um ihr Gefieder zu ordnen. Ohne dass es mir möglich wurde zu constatiren, woher ein neuer Zuzug konnte, war urplötzlich eine ganze Gesellschaft von ungefähr 20 Stücken dieser Vögel mir in den Gesichts- kreis getreten. Unruhig, wie die Saatkrähe (Corvus fru- silegus) ebene Felder abweidet, fand bald da, dort einer meiner genau beobachteten Vögel eine Halt- stelle auf den bemoosten kleinen Felsflächen, um sie | nach kurzer Rast wieder zu verlassen. Die Zahl der Vögel nahm von Minute zu Minute immer zu, bis sich | schliesslich beiläufig an SO Exemplare in meinem Ge- und da ringsum hoch | grünen Matten Familie der Coniferen | auf | dieser Vögel gekommen sein | bald ı 115 5 sichtskreise, jedoch immer in respectabler Entfernung herumtrieben. Nun fand ich auch Gelegenheit die Richtung zu erkennen, aus welcher meine Vogelgesellschaft ihre Zuzüge erhielt. Aus den benachbarten von der Oetscher- | spitze nach Süden zu fast senkrecht abfallenden Fels- wänden her sah ich in verschiedenen Zeiträumen jedoch immer vereinzelt, mit halb geöffnetem Flügel sich einen Vogel nach dem anderen nach dem von mir beobachteten Punkte m vehementer Geschwindig- ‚ keit herabstürzen. Ich suchte um Alles rahig beobachten | zu können, mir ein Plätzchen zum Sitzen aus, und | mochte dem seltsamen Spiele über eine Stunde zuge- sehen haben. Die Vögel kamen mir auf Augenblicke | so nahe, dass ich den glänzend gelben Schnabel genau | unterscheiden konnte. Der Flug hat, so lange der ' Vogel unruhig von Fels zu Fels sich bewegt, sichtlich nur um Nahrung zu suchen, mit jenem der Dohlen (Corvus monedula) eine frappante Aehnlichkeit. Seine Stimme ist ein schriller kurzer Ton, welcher nicht | häufig ertönt und mit der Silbe Kri! Kri! in rascher Aufeinanderfolge vollkommen wiedergegeben ist. Zum Schlusse meiner Beobachtungen umschwirrte die ganze Vogelgesellschaft eme mir in bedeutender Entfernung gegenüberliegende hoch aufgebaute thurmartige Fels- Par tie ın okondlon Bewegungen, und nachdem sie deren äussersten mit mächtigen Buchen bestandenen Höhe- ‚ punkt erreicht hatte, ging sie in majestätisches Kreisen nach Art der grossen Raubvögel über, und vertheilte sich hierauf a eine weite Fläche über den die Erlaf umgebenden Fels-Partien, bis sie mir nach langer Be- obachtung in derselben Richtung entschwand, aus | weleher sie gekommen war. Pyrhocorax alpinus ist | nach wiederholt von mir eingeholten Erkundigungen, nicht allein Brutvogel, sondern ein ständiger Bewohner der eben von mir geschilderten Gegend. Im Oetscher brütet er in der das Goldloch genannten Höhle familien- weise beisammen, ebenso m den zerstreut sich findenden Felsspalten und Rissen der vorbeschriebenen Localitäten; desgleichen am Oetscherbach und auf der sogenannten N annemer in der Gemeinde Amt Keer, oberhalb St. Esyden. Selbst bei strengster Schneemassen, in welche sich diese | region zur Winterszeit kleidet, verlässt er diese Ibe nicht. Seine Nahrung kann nur aus Insekten und Beerenfrüchten bestehen, welche er in vorbeschriebener Weise von den mit dürftiger Pflanzendecke bestandenen Felspartien abnimmt. Mit ausserordentlicher Beharr- lichkeit scheint dieser Vogel das ihn angewiesene | Verbreitungsgebiet selbst in seine, denn doch auch unstete Lebensweise einzuhalten, denn nur in Ausnahms- | fällen und da ‚nur von der grössten Noth getrieben, wurde er auch an anderen Orten dieser Gebirgsgegend | in tieferen Lagen beobachtet. Es ist nicht die Scheu vor dem Menschen, welche ihn abzuhalten scheint, tiefere weit , mehr Nahrung versprechende Lagen aufzusuchen, denn der Vogel erscheint bei den am Oetscher alljährig ‚ abgehaltenen Gemsjagden in oft bedeutenden Flügen ganz in der Nähe der auf den Ständen vertheilten Schützen. Wie die Pflanze an gewisse ihr zusagende ‚ Oertlichkeiten gebunden ist, wie jeder andere Vogel \ seine localen Ehen zum strengen Bedürfnisse gewordenen Lebensbedingungen mit baren Beharrlichkeit | | und den riesig- rauhe Bers- Kälte sten \ aufsucht, ee finden wir dieses Gesetz auch in der Alpendohle tief eingewurzelt. In erster Reihe ist es | die Nahrung, welche sie nur hier und nirgends wieder 116 in jener Qualität wiederfindet, wie sie ihr allein zusagt. Ihre Flugspiele reichen nirgends über ihr Verbreitungs- gebiet weit hinaus, ihr, der das weite Luftbereich nach "allen Seitenhin offen steht, ihr ist die hohe Bergregion eine einmal werth gewordene Heimat, wie der Möve, wie dem Albatross die weite Meeresfläche. Faustrecht in der Vogelwelt. Eine Federzeichnung für Spatzenfreunde. Von Eduard Rüdiger. Nur ein einziger Nistkasten hatte Platz in meinem Hausgärtchen, aber es war ein so natürliches, quirl- ästiges, bemoostes. Tannenstammstück, so einladend für ein vorüberstreichendes noch heimatloses Vogelliebes- paar, dass es nicht Wunder nahm, wenn er schon nach wenigen Stunden fast zur Familienwohnung von Blau- meisen erkoren wurde. Eigentlich war gerade diesen die Thür zur Woh- nung zu gross, was sich auch später bitter strafte, aber d-s Plätzchen war gar zu traulich, wenige Fuss über der Krone eines zartblütigen Aprikosenbaumes und die lebhaften, bunten Thierchen waren in der That bei ihrem ganzen Gebaren eine Zierde des Gartens. Doppelte‘ Freude darum, denn die Arbeit zur Begründung dieses sicheren Heims war keine geringe, Freunde und Nachbarn mussten mit Händen und Leitern thätig sein. Wie emsig wurden, als wäre etwas versäumt, die benöthigten Stoffe aus Hof, Garten und nahem Felde herbeigetragen! Und erst die Lust, als es das Hleissig brütende Weiblein zu ernähren galt! Bald sollte eine zahlreiche Kinderschaar die treuen Eltern beglücken und an diese wohl dachte der Sänger bei seinem frischinnigen Morgenlied. Friede und Stille ringsum. Schon war als voraussichtlich dankbar acceptirter Erziehungsbeitrag meinerseits eim immerwährendes Tischleindecekdich für die lieben, immer heiteren Gäste in Bereitschaft. Da kam plötzlich Alles anders. Zu keiner ungelegeneren Zeit konnte es dem geraden Weges 90 starke Schritte entfernt wohnenden Nachbar einfallen, die noch rauhe Nordseite seines Hauses nunmehr ebenfalls betünchen zu lassen. allen vom Bau noch verbliebenen Gerüstlöchern hatte seit 6 Jahren eine zahlreiche Spatzencolonie unbe- strittenes Heimatrecht. Und gleichviel, ob sie bereits im Brutgeschäft begriffen, ob sie die ersten Anstalten dazu machten oder gar schon mit Nahrungssorgen bei den schlechten Zeiten zu kämpfen hatten, unvorherge- sehen und olıne gesetzliche Kündisungsfrist wurde allen den fröhlichen Leuten die Wohnung „vor dem Schnabel* geschlossen. Die Löcher wurden sämmtlich vermauert, man nahın sich nieht einmal die Mühe, erreichbare Nester herauszuziehen. In alle Winde zogen die so lange friedlich vereint gewesenen Schaaren. Aber nicht alle. Ei, dachte wohl Herr und Frau Spatz, als sie über mein Gärtehen flogen, in classischer Spatzenweis- heit: nicht zum Zeitvertreib zieht der Mensch, schon In | | Kirschlein zum Geniessen Wir ahnen, wenn unsere Jungen nach Atzung schreien, liefern wohl Schotenbeete frisches Gemüse und die Erdbeerrabatten süsses Dessert. Und schon sassen die beiden bösen Schelme zum weiteren Kriegsplan auf dem Dache der Blaumeisen- burg. Die Umgebung musste behagen, der Entschluss zum Bleiben ward schnell gefasst und der Besitz- ergreifungsact muss sehr kurz und energisch gewesen sein, vom Morgen zum Mittag wars geschehen, Kampfes- spuren nirgends, aber Strohhalmenden, welche ver- rätherisch aus dem Schlupfloch hervorsahen und, in der Geschäftigkeit verloren, auf den Beeten zerstreut lagen, bezeugten eine vollendete Thatsache. Die Meisen konnten sich des unvermutheten Ueber- falls nicht erwehren, der Einschlupf war den gedrun- genen Spatzen eben recht, märchenhafte Schwalben- schaaren standen zum Einmauern nicht zur Verfügung und so kam es, dass ich an einem Sonntage brütende Meisen und am folgenden schon brütende Spatzen beherbergte. Die Meisen hielten sich einige Tage klagend in der Nähe, kamen sogar behende au das Schlupfloch und betrachteten flüchtig, wie in eigenem Zweifel über das Geschehene, den brütenden Spatz, dann waren sie für meinen Horziont spurlos verschwunden. Nun, was soll ich mit den Spatzen machen? Sie werden, noch früher aufstehend als ieh, von ihrer Woh- nung herab alltäglich Rundschau halten und wenn im Morgen-Sonnenscheim sich irgend ein Beerlein oder geröthet zeigt, werden sie als bekannte ehrliche Gesellen ungenirt zulangen und darüber wahrscheinlich ‚das tüchtige Inseetenvertilgen während der Brutzeit“ nur nebensächlich betreiben. Gewalt geht vor Recht! — Gerade wie bei uns Menschenkindern oft auch. TEarelern esse A. Graf zur Lippe’s Landwirthschafts-KRalender I. Theil in Lwd. 1 M. 50 Pf. oder in Leder 2 M. — Pf, Taschen-Notiz- kalender. I. Theil. Buchführungskalender, cart. (apart) 1 Mark. In Leinwand 2 M. 50 Pf. re BET: und II. Theil zusammen. . . viteraturberiehte gratis und fra 1 ler sie mit Postkarte verlangt, desgl. unserer Ureltern uneerechter Widerpart die laneen Literaturberichte gratis und franco, Jec En der sie wur Postkarte verlangt, desg £ x oO 2 io) Probenummern meiner Fachzeitungen. weissen Fäden kreuz und quer und lässt daran bunte ea van B . . g U 2 ın eıpzıg Papiere im Winde flattern; dahinter steckt etwas. 5 5 eakr2s en = o x © Buchhandlung für Landwirthschaft, Gartenba d Forstwe : Warten wir, was die negirende Einladung bedeutet. ae SR 7 AU Nürnberger a llerausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — (Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchbandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. 2. Jahrg. . ä Nr. 12. SIIIISS SIE = Blätter für Wonelkunde, ael-Sd Wo Redakteure: Ausust von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. » Die „Mittheiln Zustellung 2 fl werden in a20 kr. — Dezember s s Ornitholorisehen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- H “ kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile ': der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern '! 1818. Inhalt: Allerlei gesammelte ormithologische Beobachtungen. III. Von *. — Meine Frühjahrsreise 1878. Von E. Hodek.— Allerlei. — Literarisches. — Inserat. — Allerlei gesammelte ornithologische Beobachtungen. RT. * Dem Schreiadler, Aquila naevia, kann ich | nur einige kurze Worte widmen, da ich selbst nicht | oft in der Lage war, ihn beobachten zu können. Er ist ein ruhiger, wenig auffälliger Adler und wird daher | öfters übersehen und nicht beobachtet, trotzdem unsere ganze Heimat in sein Verbreitungsgebiet fällt. Auf seinen Streifzügen, die er weit gegen Westen erstreckt, durchzieht er häufig selbst die westlicheren Provinzen der Monarchie. Hochgebirge meidet er; grosse Ebenen sind seine eigentlichen Jagdreviere. In Niederösterreich, Mähren und Böhmen ist der Schreiadler eine ziemlich häufig wiederkehrende Er- scheinung, und würde man genauere Beobachtungen anstellen, wäre die Gelegenheit geboten, diesen inter- essanten Vogel noch viel häufiger zu sehen und nähere Daten über seme Wanderungen, die Riehtung, die er einschlägt, und die Stationen, die er bezieht, zu geben. Als Brutvogel kömmt der Schreiadler bei uns erst in Galizien, Mittel- und Süd-Ungarn vor; während in Deutschland die nördlichen und östlichen Provinzen von ihm bewohnt werden. Ich habe den Schreiadler nur in Ungarn und Slavonien beobachtet. Das erste Mal sah ich ihn auf | der Insel Adony, südlich von Pest; da kreiste der kühne Räuber über einen Reiherstande, von den ängst- lichen Rufen der alten Reiher verfolgt. In den grossen Auwäldern südlich von Mohäcs und nördlich des Drauecks fand ich nirgends den Schrei- adler; seine eigentliche Heimat sind trockene Feldhölzer inmitten der Ebenen. Im Keskender-Walde, der von der Donau einige Stunden entfernt, sich südwestlich von Mohäcs dahin- zieht, fand ich unseren Adler, wie es auch zu erwarten war, recht häufig. Die Gegend ist daselbst wie für ihn geschaffen ; ein mittelhoher Eichenbestand, inmitten weiter Ebenen bietet Alles, was sich der Schrei- adler nur wünschen kann. Die Jäger erzählten uns, dass er im Keskender-Walde manche Jahre brüte, doch wir selbst fanden leider keinen Horst, aber sahen den Vogel öfters einzeln oder auch in kleinen Gesellschaften, in den Lüften kreisend oder zwischen den Bäumen dahinziehend. In Slavonien, im Fruska-Gora-Gebirge sah ich einige Male Schreiadler über den Waldthälern umher jagen; eigentlich war ich erstaunt, diesen ‚Charakter. vogel der Ebene in dem dicht bewaldeten Mittelgebirge Inhalt und Register des II. Tahrsanges liegen der heutigen NTummer bei. 8 zu finden. Als Erklärung dient nur die Nähe der grossen ungarischen Ebene, welche nach unseren über- En timmanden Beobachtungen gleich der südlich gelege- nen Save-Ebene als däs alltägliche Jagdrevier aller in | der Fruska-Gora horstenden Raulvi ögel zu betrachten ist. In einem Thale dieses Gebirges fanden wir auch einen Horst des Schreiadlers, relldhap von den dortigen Jägerın als die Behausung des Königsweih bezeichnet wurde. In der Umgebung des Dorfes Futtak am linken | Donauufer, der Fruska-Gora gegenüber, fand ich den | Schreiadler am häufigsten; er war daselbst der eigent- liche Charaktervogel der kleinen, von Feldern und Haiden umgebenen Eichenwälder. Auf engem Raume stiessen wir auf vier bewohnte Horste; und zwischen den einzelnen Waldparzellen erblickte ich mehrere umherstreichende Adler dieser Gattung. Die Horste, die ich selbst sah, standen zwi- schen den oberen Aesten mittelhoher Eichen. Der Horst ist ein starker grosser Bau und erinnert in der Form an den des Mäusebussards. Die brütenden Weibehen sassen alle fest auf den Eieın und erst nach einigen Hieben an den Stamm des Baumes, verliessen sie raschen, gleitenden Fluges ihre Behausung. In den Wäldern bei Kovil schon nahe der Theiss- mündung sah ich einige Male Schreiadler, doch wurde | es mir unmöglich, so günstig auch der Charakter der Gegend zu sein schien, einen bewohnten Horst zu finden. Ich sahı nur ein gepaartes Paar, welches wahr- scheinlich noch mit dem Horstbau beschäftigt war. Zum Schlusse will ich noch die Maasse dreier in Einer Gegend erlegter Schreiadler hinzufügen, da der Vergleich” mit Aquila clanga und Aquila nysalensis und auch anderen Exemplaren kn Naevia aus verschiedenen Gegenden vielleicht gar Manchen imteressiren könnte. Tarsıs H - | | | | | Länge | Breite | Fittig er ‚ sehnabel | FISSWUTZ, | Mittelzehe | | cm. cm. | em em. | mm. | mm. mm. | IL) 5951555 au .|.23 | 52 | 03 | 55 | | 1L| 63 162.6 49.3. | 24 50 |. 95 55.|;| u.| 65.8 | 162.6| 40.2| 24 | 47 | 100 | 52 | | | | Den Zwergadler, Aquila pennata, der kleine | anscheinend ewacıe Geselle, ist ein Edeladler vom | Wirbel bis zur Zehe; unstreitig wurde er unter allen | unseren mitteleuropäischen Raubvögeln am wenigsten | beobachtet und ist daher auch noch recht ungenau | & gekannt. Alle Theile unseres Vaterlandes, die Alpen- | länder ausgenommen, gehören in den Verbreitungskreis | des Zwergadlers. In den meisten Gegenden Mittel- | europas wird man ihn finden, doch nirgends häufig. | Er braucht Ruhe, grosse Wälder und mehr als mancher | andere Raubvogel vollkommene Ungestörtheit und keine | Verfolgungen durch die Menschen. Sein ganzes Wesen | lässt deutlich erkennen, wie leicht er dem Menschen zur Beute fällt. Nur aus diesem Grunde finden wir | den Zwergadler recht häufig in den ausgedehnten Wäl- dern Ungarns, Polens, Russlands, der Donaufürsten- thümer, der Türkei und Spaniens, aber schon so ver- einzelt in den westlichen österreichischen Provinzen, in Deutschland oder Frankreich; doch finden wird man | ihn überall in Landstrichen, die seinen Anforderungen | entsprechen; wenn er auch selten geworden, ver schwun- den ist er aber noch nirgends. Nur erfordert es viel | Uebung, Ausdauer und gutes Auge, um den Zwergadler | MA in unseren Wäldern finden und beobachten zu können, ' \ welches in dem Dunkel der Schattirung Lange Zeit hindurch dauerte der Streit, ob Aquila pennata, dler gestiefelte Adler, von Aquila minuta, den Zwergadler, zu trennen sei oder nicht. Brehm bekannte sich lange zur Ansicht der Theilung beider Arten, und viele Forscher schlossen sich ihm an. In Brehm’s Thierleben, erste Auflage, kann man noch von zwei Arten lesen; in der zweiten Auflage findet man nur mehr einen Zwergadler; die beiden Arten sind in eine einzige zusammengeschmolzen. Noch vor Kurzem war auch ich von der Trennung der beiden Arten durchdrungen und hielt fest daran. Be- obachtungen, die ich heuer im Frühjahr anzustellen Gelegenheit hatte, haben mich eines Besseren belehrt. Es gibt unstreitig sehr bedeutende Differenzen in der Grösse unter den Zwergadlern; doch bei welchem Raubvogel findet man dieselben nicht? Wollte man nach den Grössenverhältnissen neue Arten schaffen, so hätten noeh mehr Ornithologen, besonders Museums- und Sammlungsgelehrte, die ilınen so erwünschte Ge- legenheit, Arten zu trennen, neue Namen zu geben und sich einzubilden, sie hätten eine neue Species ent- deckt. Man muss hinaus ins Freie, den Vogel in seinem = : 3 : Thun und Treiben beobachten; dann wird man sich erst ein richtiges Bild über ihn schaffen können, und gar bald lernt man erkennen, wie sehr die Grösse und das Gefieder wechseln, aber die Lebensweise bleibt dieselbe. Die ersten Zwergadler, welche ich zu beob- achten Gelegenheit hatte, waren auffallend schwache öxemplare, und ich gewann die Ueberzeugung, den Aquila minuta kennen gelernt zu haben. Bald darauf erlegte ich ein ganz besonders starkes Exemplar und nun war ich überzeugt, den gestiefelten Adler, den Aquila pennata, vor mir zu haben. Später noch sah ich in‘'den Sammlungen, im Inlande sowohl, als im Aus- Jande, sehr viele Adler dieser Gattung, sowohl ausge- stopft als im Balge, und gar manche in der Umgegend Wiens erlegte Zwergadler wanderten durch meine | Hände. So oft ich ein grosses Exemplar sah, hielt ich es für den Pennata, die kleinen für Minuta. Erst in diesem Jahre bot sich mir die Gelegen- heit, in Ungarn verhältnissmässig viele Zwergadler sehen und beobachten zu können; den Typus, den ich früher für den des gestiefelten Adlers hielt, und den- jenigen des Zwergadlers erblickte ich mehrmals in einem Paare vertreten; die Lebensweise der grösseren Exemplare war dieselbe, als die der kleineren, und , auch die Farben-Varietäten waren gleichmässig erhal: in beiden Typen. Um von der Farbe dieses Vogels zu veden, muss ich erwähnen, dass zwei Haupttypen und | ein nur unbedeutend gekennzeichneter dritter Typus mir stets untergekommen sind. Der erste Typus ist das lichte Kleid, die weisse Brust- und Unterseite, der lichtbraune Rücken ete. ete. Das ist die bekannteste, nach meinen Erfahrungen, auch häufigste Farben-Varietät dieses Vogels, das ist das Kleid, in welchem unser Adler bei den naturhisto- risch weniger gebildeten Menschen, gekannt wird. Der zweite Typus ist das einförmig k: affeehraune Gefieder; bei den ein- zelnen Exemplaren stark wechselt. Der dritte Typus ist das ganz dunkle, fast schwarzbraune Kleid, welches bei uns äusserst selten angetroffen wird; es ist häufiger unter den Zwergadlern des westlichen Europa, nach LouisBureau in Frankreich, nach Brehm in Spanien. Unter den vielen spanischeni Zwergadlern, welche ich in der so ausserordentlich rechen Bälge-Sammlung des brittischen Museums gesehen habe, fand ich auch einige Exemplare im vollkommen dunklen Kleide. Die irrige Ansicht, dass das lichte Exemplar das Männchen, das dunkle das Weibchen sei, ist noch ziemlich verbreitet. Eben das ist, neben vielem anderen, bei diesem Raubvogel so überaus interessant, dass die wechselnde Farbe, welche ebenso differirt, als das Gefieder vom Auerhahn und der Auerhenne, an gar kein uns be- kanntes Gesetz gebunden ist. Wenig europäische Vögel können noch so viel Stoff zu interessanten Studien bieten, als der Zwergadler. In Oesterreich ist er, besonders in den östlichen Theilen, noch ziemlich häufig; also ist es die Aufgabe der österreichischen Ornithologen sich mit diesem Thiere eingehend zu befassen. Wie ich schon früher erwähnte, bietet das einige Schwierigkeiten den Zwergadler in ausgedehnten Wäl- dern zu finden, besonders die dunklen Exemplare er- fordern ein sehr geübtes Auge, umnicht mit dem Mänuse- bussard verwechselt zu werden. In der nächsten Um- gebung Wien’s ist Aquila pennata nicht so selten, als man es eigentlich meinen sollte; in einzelnen Theilen des Wienerwaldes brütet er sogar alljährlich; aufdem Zuge sieht man ihn selbst in Gärten und ganz un bedeutenden Gehölzen. In den Fasanremisen um Laxenburg und in der nächsten Umgebung von Hietzing wurde er schon emige Male erleet. Im Frühling erblickte ich öfters mehrere Zwergadler von einem Standplatze aus, wie sie über den Wiesen in den stillen Waldthälern des Wienerwaldes ihre Flugkünste ausführten. Der Charakter dieses waldigen Landes scheint für unsere Adler besonders anziehende Eigenschaften zu besitzen; denn zur Zugzeit bilden seine Gegenden stets eine viel | besuchte Ruhestation und in der Brütezeit horsten regelmässig ein bis zwei Paare im k. k. Thiergarten bei Hütteldorf. Die im Charakter dem Wienerwalde ganz ähn- liche Fruska-Gora-Gebirgskeite bildet ebenfalls emen Lieblings-Wohnplatz für die Zwergadler. Buchen- und Eichenwälder des Hügellandes, nur von einzelnen klemen Wiesen unterbrochen, schemen diesem Adler eben so sehr, wie grosse Landwälder zu entsprechen. An schönen Junitagen, wird man im den ersten Vormittagsstunden aın leichtesten den Zwergadler im Wienerwalde beobachten können. Nieder über den Boden hinziehend, kommt er da aus dem Innern der Wälder herausgestrichen, und setzt sich inmitten kleiner Waldwiesen, um Mäuse und besonders Heuschrecken zu fangen. Ich habe ihn in jenen Gegenden fast alljährlich, täglich gesehen und beobachtet. In den Auen an der Donau bei Wien sah ich den Zwergadler noch nie- mals, und auch von den Jägern erfuhr ich, dass er nur selten und bloss auf dem Zuge dureh diese Wälder käme. Der Charakter der Auen scheint ihm nicht zu entsprechen, denn auch in den grossen Wäldern um Apathin und in der Nähe des Draueeks hatte ich ihn nur zweimal vor Augen. Das eine Mal ein allein um- herziehendes Exemplar, das zweite Mal ein Pärchen, wovon das eine im hellen, das andere im dunklen Ge- fieder prangte, als ich ruhig unter einem Seeadler- horste lauerte. Im grossen, schon einige Male erwähnten Kesken- der Walde fanden wir ein Pärchen Aquila pennata, welches aber noch mit dem Horstbau beschäftigt war. Einzelne Exemplare strichen auch da in den Lüften schleuderisch ı | ohne jeden Flügelschlag, 119 umher. In der Fruska-Gora, wie ich täglich einige Male Zwergadler, theils gepaart; häufiger Exemplare im lichten, sel- tener, aber doch auch regelmässig, im dunklen Kleide. Die meisten dieser zierlichen, kleinen Adler, welche ich bis jetzt noch auf verhältnissmässig engen Raume zusammen gedrängt sah, waren in der "Gegend der Theissmündung in den Koviler und Laker-Forsten. Da hatte ich zu jeder Tageszeit Gelegenheit, Zwerg- adler zu sehen, fand auch einige Horste derselben: In den ersten Tagen Mai sassen schon einige Weibchen fest auf den Bien, andere waren mit dem Ausbau des Horstes beschäftigt, und einzelne Pärchen zogen noch, nach geeigneten Horstplätzen suchend, umher. Ein dunkelgefärbtes Weibchen fand 3. Mai so fest auf den Eiern sitzen, dass hatte, dasselbe aus dem Horste zu jagen. Beim Horste, so wie auch bei jeder anderen Ge - legenheit, beweist "der Zwergadler ein grosses Zutrauen zum Menschen, und es fällt nicht schwer, ihn zu er- legen. Im Walde zeigt dieser Vogel ein täppisches, ich möchte sagen, eulenhaftes Benehmen; lange sitzt er ruhig auf einem der unteren Aeste einer alten Buche oder, Eiche; erst wenn der Mensch sich ganz genähen: hat, flattert er geräuschlosen, unregelmässieen Fluges niedrig zwischen den Stämmen der Bäume dahin. An- ders ist es, wenn er auf Raub auszieht, gesagt, erblickte theils Einzelne, ich am ich Mühe es, oder hoch in den Lüften vor dem ne Weibchen seine Flug- künste zum Besten gibt. Da beweist der Zwergadler, dass er ein echtes, ein charakteristisches Mitelied ala Gruppe der Edeladler ist. Anscheinend regungslos, kreist er dann hoch über Wäldern und Bergen, von Zeit zu Zeit mit eingezo- genen Schwingen pfeilschnell sur Erde sich senkend. Die Stimme des Zwergadlers ist eine schöne, wohltönende; ich möchte ihn eigentlich den singenden Adler nennen, denn die zwar kurze, aber aus abwech- selnden Lauten bestehende Strophe ist ein Gesang und kein Ruf, es ist nicht mit dem schrillen Pfiff anderer Raubvögel, aber dafür mit den Klängen manches Singvogels” zu vergleichen. Ich habe mehrmals den Gesang des Zwergadlers gehört, doch nie wollte ich anfänglich die hübschen Klänee einem Raubvogel zumuthen, bis es mir gelang, den schönen V ogel mit offenem Schnabel und aufge- blähter Kehle auf einem dürren Aste stehen zu sehen, dem brütenden Weibehen das begeisterte Liebeslied entgesenschmetternd. Ich glaube, zur Ansicht berechtigt zu sein, dass der Zwer gadler, ähnlich seinen grösseren Verwandten, erst nach einigen Jahren zur Paarung gelangt, denn während der Liebeszeit sah ich alljährlich ganz ver- einzelt, sorglos der Jagd und dem Raube nachgehende Adler lesen Gattung Ahnich unsere Wälder streifen! Der Horst des ergadlers erinnert sehr an den Aquila naevia, oder auch des Buteo vulgaris; gleich jenen ist auch bei ihm der Bau im Verhältniss zu seiner Grösse ein auffallend mächtiger. Ich glaube, dass Aquila pennata nur in den selte »nsten Fällen zum Horstbau schreitet und, wo er kann, den Schreiadlern und den Bussarden ihre Behausungen abwendig macht; selbstverständlich sind ihm diese die liebsten. Doch wo er nichts Besseres findet, nimmt er lieber mit den gebauten Horsten der Milane vorlieb, als sieh selbst eine Wohnung zu bauen. Im Horste des rothen Milanes fand und erlegte ich schon zweimal des 120 Zwergadler, beidemale waren die Horste bestätigt als die Behausung alas Königsweih. Das erste Mal geschah mir diess im Wienerwalde; | ich hatte einen Milanhorst gefunden und das pracht- volle Pärchen einige Tage Minduzch beobachtet, und selbst einen vergeblichen Schuss ihnen nachgefeuert. Als ich an einem Nachmittage abermals unter dem Horste sass, erschien statt den Milanen ein prachtvoll lichtgefärbter Zwergadler, strich geräuschlosen Fluges dem Horstbaume zu, setzte sich auf den Rand der Behausung der Weihe, und langte mit dem Kopfe gegen die innere Nestmulde hinein. Durch einen Schuss holte ich ihn herab. Das zweite Mal erlebte ich etwas Aehnliches in der Fruska-Gora; ein gebildeter vogelkundiger Förster geleitete mich zu einem Milanhorste. Durch Klopfen an den Stamm des Baumes wollte ich den Bewolner hinwegjagen, erst nach wiederholten Versuchen strich ein schöner Zwergadler heraus und erlag meinem Blei. Wenige Tage früher hatte der Förster das Milan- Weibchen hervor getrieben, und selbst an dem Tage, an welchem ich den Zwergadler als Eindringlng im Horste fand, kreiste das ängstliche Milanpärchen “über | wird man ihn sehen und, ich | kreisen Beide Male standen die Milanhorste auf Buchen in sehr ähnlichen Beständen. In der Nähe von Kovil fand ich ein dunkelgefärbtes Zwergadlerweibchen in einem auffallend grossen Horste; das Männchen, pran- gend im schönen lichten Rleide, stand auf einem der nächsten Bäume und flatterte bei meiner Annäherung nur ängstlich von einem Baum zum anderen, ohne selbst nach einem wohlgetroffenen Schusse, der seiner Ge- malin galt, durch die Flucht das Weite zu suchen. Schwer ist es über den Zwergadler zusammen- hängende detaillirte Angaben zu liefern; nur sporadisch nur vom Glück begünstigt, findet sich Zeit und Gelegenheit, diesen höchst inter- essanten Vogel, wenigstens ein klein bischen beob- achten zu können. In dem schönen menschenleeren Bergthale nächst dem herrlichen See von Butrinto in Albanien habe den ebenso interessanten als kräftigen und wehrhaften H A Aquila Bonelli, umher- gesehen, leider kam er mir niemals in gute Schussnähe. Hoffentlich wird sich mir ein anderes Mal Gelegenheit bieten, Näheres über diesen Vogel der Stelle umher. berichten zu können. . | OD Sc LO 5 . ; nn} Meine Frühjahrs-Reise 1878. Von E. Hodek.*) Nach Beendigung der so äusserst ergiebigen ornitho- | Verwandten aber ziehen unbedingt dichtes, niedriges logischen Jagd - Reise Seiner kaiserl. Hoheit des durch- lauchtigsten Rronprinzen, Erzherzogs Rudolf, (welcher ich, der dortigen Adler - Jagdgebiete kundig, beigezogen zu werden die hohe Ehre genoss, mein Sohn unter Assistenz meiner hierin geübten Reise- mannschaft die Praeparate anfertigte), am 7. Mai d. J. schwamm ich wieder mit meiner Barke „Vienna“ Donau abwärts. Weil von den. russischen Behör- den eine Bewilligung für die bulgarischen Ufer nicht mir die untere Donau sohin wieder verschlossen blieb, wählte ich zunächst die Theiss und die Temes, wo ich bei einem Wasserstande, welcher die Höhe des vorjährigen mindestens erreichte, ganz zu erlangen war, dieselben Ver ae vorfand, wie ich sie im Vorjahre | gelegenheitlich meiner The Reise nur wo möglich noch potenzirt. In welchem Grade die Theiss gegenwärtig an ruhigen, für das Reihervolk gemüthlichen Brutplätzen Mangel leidet, während trotz OR, gegen die Ueberflutun- gen errichteten Dämme beinahe alljährlich gross- artige Grundeomplexe inundirt sind, illustrirt am schlagendsten eine kleine Reihercolonie, Kerektö fand. Dass der graue Reiher sich für sein Brutgeschäft gerne erhabene Oertlichkeiten, mitunter selbst sehr hohe alte Bäume auswählt, ist von Alters her aus den norddeutschen und Hollandischen Reiher-Baiz-Gehegen, aus den alten, unteren Praterauen und von allen Orten her bekannt; ausnahmsw eise geht auch der Edelreiher hoch hinauf mit seinem Nestbaue, alle übrigen Geschlechts- schon schilderte, #*) Der Herr Verfasser berichtete in der Monatsversammlung des Ornithologischen Vereines vom 11. Octeber 1. J. mündlich in freiem Vortrage über seine heurige Reise, und hatte über unser Ansuchen die Güte, den Inhalt seines Vortrages für unser Blatt | Nester halten müssen; zu Papier zu bringen. D. R. die ich unweit | Gestrüpp, namentlich die struppige Salweide jedem | anderen Baumwuchse nicht nur vor, sondern von ihnen \ gibt es, während | wenn sie nicht iiberhaupt auf’s Schilf bauen, Nester nur auf mittelstarken, nicht allzu hohen Kopf- weiden oder dergleichen Krüppelstämmen. Auf der Adonyer Insel kommen par compagnie unter den grauen ebenfalls etwas Nachtreiher vor, sie sind jedoch zu zählen und scheint es auclı dort ein Verzweitlungs- act der Vögel zu sein, die in geringerer Höhe nirgends Ruhe fanden. Bei Kerektö aber, wie schon gesagt, traf ich eine Ansiedlung von Nachtreihern und Schop f- reihern (!), welche, an Zahl die grauen Reiher bei Weitem übertreffend, sich in einem geschlossenen Schwarzpappelbestande anbauten, dessen Gipfel mit Erfolg zu erreichen nur einem vorzüglichen Schrot- Sehne möglich war. Und alle ihre Nester waren in die Gipfel gebaut, da in diesem geschlossenen Bestande die Bäume lose in ihrem oberen Drittel grüne Aeste trugen. Schopfreiher auf Schwarzpappeln von 30 und mehr Metern Höhe! Wer hat dergleichen erhört? Es ist Zehn gegen Eins zu wetten, dass diese Aermsten dort in der schwanken Höhe nur dem Drange nach einer vor Nachstellungen geschützteren Zar: stätte foleten, indem sie so "sehr aus ihrer Art schlugen, und beat hatten sie vorher seit Jahren schon Strom auf, Strom ab der Theiss, gelegenere Plätze erfolglos zur Brut gewählt und Heimstätten versucht, aber gewitzigt durch regelmässig eingetretene Devasta- tion schliesslich diese, ihrem Naturell so zuwider lau- fende luftige Höhe bezogen. Ihre Nester waren aber auch der Oertlichkeit angepasst und die hiesigen Schopf- \ reiher-Nester hätte kein Mensch als solche ei, sie viel mehr weit eher für solide Zwergscharben- oder Ibis- sie waren lamk mit Gras und , Blättern dur chflochten und wie Krähennester mit Erde gekittet, viel grösser natürlich und noch fester waren diejenigen der Nachtreiher, diese waren förmlich Schrei- adlerhorste. So ist's :überall bestreitet und untergräbt das Men- schenvolk die angestammten Naturnothwendiskeiten der freien, (?) scheuen Bürger der Lüfte. Nieht umsonst sage ich „scheue* schon seit Generationen hier gehetzt und verfolst, betrug sich derart vorsichtig und Hüchtig, dass an ein nen- nenswerthes Resultat der Jagd nicht zu denken war. Den Adler, dem bald ebenfalls alle Ur-Eiehen zum Horsten tehlen werden, treibt die Noth auf ganz mittel- mässige Bäume und auf Felsen, den kleinen Reiher nach der schützenderen Höhe; schliesslich werden sie bald miteinander auf einem Niveau siedeln! — Das Titler Plateau, an seinen ganzen, gegen die Theiss zu abstürzenden Uferhängen, stellenweise bei 50 Meter und wohl darüber, hoch, barg in sonstigen Jahren in Erdlöchern unter den diehten, Schlehdornbüschen und in ihrem Wurzelwerke grossen Mengen des wunderschönen Immenvogels, Binnen- fressers (Merops apiaster) und Hunderte dieser kolibri- | artig durch die Lüfte schwirrenden, einem Kreuze nicht unähnlichen, bald hier, bald dort stille schwebenden, plötzlich mit gähen Ruck wieder verschwindenden Segler, erfreuten das use des Beobachters. Im vori- gen Jahre schon fiel mir’s ; auf, dass ich sie nirgends massenhaften | denn diese Colonie, wahrscheinlich | | Freiheit gehe, führte er, sich herumtummeln sah, ich glaubte jedoch, zu früh | an der Zeit zu sein. Der Immenvogel trifft erst gegen Ende Mai dort ein, heuer fahndets ichllam 18. Tori nach ihnen und fand nicht ein einziges Stück. Dafür waren die Hänge mit Pferden, Rindern, Schafen und einer grossen Zahl von Ziegen, bevölkert: sollten etwa die Letzteren mit ihren we Slebelkanntens zudrimglichen Leckermäulern, die keinen, noch so exponirten Busch undurchschnuppert, kein ee noch so verborgenes Blättehen, wenn nur erreichbar, unversehrt lassen. aan nen, Mitveranlassung zur Deloeirung der und Jazurfarbigen Bewohner seneben haben? ? Unmög- lich ist's ol nicht, allein die "Hauptschuld liest be- stimmt an der grossen Vermehrung der Mustelen, wovon namentlich das grosse und kleine Wiesel den Nest- löchern der Vögel allzu eifrig Aufmerksamkeit schenken und so zur Schlies slichen Ausrottung dieser schönen Flieger beigetragen haben mochten. Der Uhi in 2-53 Paaren, die Dohlen weiter unten und einige Blaurockenpärchen in den Löchern der steil abstürzenden Lehmwände, sind ge- blieben, die schimmernde und lebhaft bewegliche, liebste Beigabe zur Staffage, unser heimischer Kolibri aber, ist von dort enschnunlan, Ob er wieder kom- men wird? Im Eesker Riedsumpfe, unweit Becskerek, such- ten wir, da sich nieht bloss Nachts, sondern häufig auch Tacs über, zu ganz Torsehreglensn (beinahe allen) Stunden, zahlreiche Rohrdommelrufe vernehmen liessen, nach diesen mysteriösen Musikern des Bass-Bombardons, | dieser Zustand bei goldbronce- | | Kehl- Muskeln endlich Blutgefässe platzen, \ die I} etwas 121 unmöglich, da einzudringen, ohne Kopf und Hände vorher wohl zu verwahren ; (dies thaten wir denn auch schon der Myriaden von Schnaken zu Liebe durch Aufsetzen von Bienenhauben und Anziehen von Hand- schuhen aus geölter Leinwand, um auch beim Aus- einanderlegen des scharfen Schilf- und Seggengrases, mit Beihilfe der langen Sumpfstöcke, die Hände nicht zu beschädigen. Einer meiner Leute, mein durchstreifender Nach- bar, fand auf einem freien Grasplätzchen eine Rohrdommel, unbeweglich stehend, rief mich herzu und ich erkannte in ihr einen kranken Vogel, der Hals und Kopf stark geschwollen, die Ausenlider geschlos- sen hatte,und anscheinendtheilnahmslos sich nahen liess bis zum Ergreifen. Einmal merkend, dass es ihm an die ohne an Flucht zu denken, einige scharfe Tariener mit dem Schnabel, ohne die es bei dieser Rasse nie abgehen kann. Nachdem er bald gebändigt war, fand ich die ganze Kopf- und Halshaut mit gestocktem, entzündlich schwarzem Blute bis 1 Ctm. dick unterlaufen, an der Gurgelgegend mit bereits eiterigem Uebergange. Das Gesicht war mit kleinen Koeln. Gnitzen (Simulia) (und hier- nach urtheile ich auf Kolumbäcser) übersäet, welche gedrängt Augenöffnung und Ohrmuscheln bis in die Tiefe ausfüllten. Nach meinen Erfahrungen vor Jahren zwei an jungen Uhus und Habichten, welche an solchen Mücken- stichen binnen 2 Tagen starben, hätte auch dieser Vogel die Plage jener Schmarotzer kaum mehr 24 Stun- den ausgehalten. Nun frägt es sich wohl: Hatte diese Dommal den Inseetenstrehen den abnormen Zustand ihres blutunterlaufenen Kopfes und Halses zu danken, oder vermochten sich die Mücken zum Ansetzen erst anzusammeln, nachdem das Thier in Folge seiner Krank- heit schon halbwegs wehrlos war? Jedenfalls kommt Rohrdommeln öfter vor und der Volksmund lest demselben das anstrengende Schreien als Grund bei; unwahrschemlich ist es nicht, dass bei wenigstens Scheinbar so übermässiger Anstrengung der sich une iP diese Exsudate solche blut- welche Geschwulst sich Haut ergiessen und unterlaufene Hälse verursachen, dann selbst bis zur Oberkopf-Platte erstreckt. Kommt ' dann dieQual der Mücken dazu, so verendet der Vogel. Höchst eigenthümlich und gewiss eben so ver- allen = | aus Minne* herbeiführen, um wo möglich deren Eier zur erhalten. Der Sumpf | war wohl nicht durchaus tief oder sehr schwierig, allein beim ersten Betreten der Binseneinfassung über- strömte uns eine unglaubliche Menge Kolumbäeser Mücken oder doch solcher, Höllenbrut wie ein Ei schien mir, dem andern gleichen; nur, Zudringlichkeit stehen wenigstens mit jenen der echten auf gleicher Höhe des Effectes und wäre es absolut welche dieser berüchtigten | waren sie etwas mehr mehlig am Hinter | körper Destaubt Ihre Bisse und ihre Somartanda | einzelt steht jedoch der Fall, dass die, dem Thiere von der Natur gegebene Verwendung seiner Stimmorgane zur Veranlassung seines Todes wird. Es mag sich unter günstiren Umständen diese Krankheit mitunter wieder lesen, der Organismus bei eingetretener Ruhe nach der Balzzeit die ausgetriebenen Blutmengen wie- der aufsaugen und so die, Gesundung des „Patienten während im entgegengesetzten Falle, in so wmückengeschwängerter Atmosphäre das Individuum dem Verhängniss verfällt. Es bleibt ein völliges Räthsel, wie sich gesunde Vögel dieser, jedem Beeriffe spottenden Plage zu erwehren vermögen, &@e- schweige denn erkrankte. Selbst der Mensch müsste bei W indstille ohne Schutzmittel unterliegen und die | jungen Vögel im Neste haben trotz der angestrengte- > der Eltern vielfach darunter zu leiden; denn aim dass die Alten, aufgescheucht, sich ent- fernen, strotzen schon die Gesichter der Nestinsassen von diesem Gelichter. Ein krankgeschossener, alter Vogel hat ebenfalls damit schwer zu kämpfen, sobald er zur Erde fällt; er mag sein Gesicht noch so sten Sorgfalt 99 au Gras verbergen, dass Ende vom Liede ist doch, dass die Mücken ihm die Ohrenhöh- lungen verlegen und ihn durch ihre giftigen Stiche tödten. Das Weidevieh meidet die Nähe solcher Orte, und Pferde, welche darauf angewiesen oder beschränkt sind, durchbrechen entweder die hemmenden Zäune und reissen wüthend aus, oder sie magern zusehends ab, bis sie der Mensch oder — der Tod erlöst. Die Temes in ihrem unteren Laufe, durchschlängelt in namenloser Monotonie so nichtssagende, Smiho: logisch gänzlich indifferente Ufer, dass man aufgähnen möchte, während ber dem (14. Juni) herrschenden Stau - Hochwasser die Fahrt stromabwärts sich Langsamkeit von der Bergfahrt kaum unterscheidet. Da sich die Ufer des Flusses in dieser, bis an’s Ende des Gesichtskreises reichenden Wasserfläche vorsorglich in dichtes nur schwer und bloss stellenweise durch Bäume kennt- | an | nennenswerth | der andere mit viel bräunlichem Gefieder, folglich im Jugendkleide debütirte, schienen nicht gewillt, unser Vorhaben, sie zu „haben“, sonderlich zu unterztützen. Das ging mit ausgiebigen Flügelschlägen so schleunig en ärts, 3—4 Meter hoch über dem essen spiegel schnurstraks in derselben Richtung fort, dass man glauben musste, das Reiseziel sei ein noch recht entferntes. Wir hatten per Fahrzeug mit zwei Rudern tüchtig ausgreifend, noch nicht den halben Stromarm durelischnitten, als die Beiden schon oben ausser Sicht | zu gerathen drohten; geradezu bleiern stach unser lächerliches Streben vorwärts zu kommen von der lich machten, trockenes Land nur in kleinen, schmalen | Inselehen hervorragte, so befand sich auch nur wenig aus der Vogelwelt und davon nur der landläufigste Plebs des Sumpfeeflügels, noch dazu in ganz unglaublich spärlicher Zahl in Sehweite. Der weisse Storch, der Kiebitz, einige Uferläufer, hie und da die Knäckente, wenn’s hoch kam, ein Stockenterieh, der seine Gattin nahe dabei in einem Weidensumpfe brütend zurück- gelassen, über ständigeren, durch Wasserrosenblätter gekennzeichneten Tümpeln einige Hatternd forthuschende eemeine Wasserhühner; das war aber auch Alles. Ich glaube, in den Praterauen begegnet man einer grösseren Mannigfaltigkeit der Omis, "als ich da unten, Zvasenen Pandsova und Kubin, auf dem einst classischen Boden der Schwimm- und Sumpfvogelwelt antraf. Um so aufmerksamer dafür durchäuete ich die Temes-Mündung, wo ich alljährlich, wie berichtet, ein Silber-Mövenpaar herumvagirend antraf. Tscehus is im Herrn Vietor von Aufforderung Mai-Hefte der Vereinszeitschrift sollte nicht vergebens verhallt sein und schon dachte ich, meine gesuchten Gäste heuer gar nicht zu Gesichte zu bekommen, denn, trotzdem ich, um für mich und meine Gehilfen eine neue Jagdkarte aus Pancsova zu holen, hier länger verweilen musste, trotz Vorposten, mit scharfen Ordees nach diversen Richtungen aufgestellt, liess sich nichts Weisses mit schmalen, langen Flügeln erblicken ; nicht einmal andere, kleine Mövenarten waren am Platze. war es stille und todt in der Luftregion und die Sonne brannte am schattenlosen Damme des Temes- Eckes, wo wir observirten, erbarmungslos auf unsere Häupter herab; es wurde Mittag, und um wenigstens im Schatten unseren Fisch, einen 31/, Kilo schweren Schill, zu- bereiten zu können, und dennoch nicht aus dem Be- obachtungsbereiche zu gelangen, begaben wir uns zur zweitnächsten, abwärts gelegenen Insel und waltete seines Amtes. Eben als die Meldung an uns, die wir Auslug am Ufer zerstreut hatten, mittels eines Horn- sienales abgegeben war, der ersehnte Fisch sei mund- gerecht, erblickte ich "das gesuchte Mövenpaar von unten herankommend. Dem am hölzeren Spiesse säuberlich rothbraun winkenden, saftigen Fische wurde natürlich, trotz vorhandenen, ganz anständigen Appetites, auf unbe- stimmte Zeit Valet gesagt, wir stiegen, je ein Schütze und ein Ruderer in zwei Ösikeln und die Jagd begann. Die zwei Vögel, wovon der stärkere schön weiss unten und mövenbläu am Oberkörper, also der ältere war, Ausser dem fernen Gejohle einiger Seeadler leichtbeschwingten Flüchtigkeit unserer (?) Möven ab. /ir liessen es uns trotzdem nicht verdriessen, als Wannsee] trotzd ht l ‚al plötzlich beide Vögel „Kehrt“ machten und gegen uns kommend, einer am oberen Inseltheile gerade ihre Netze zuziehenden Fischergesellschaft ihre Aufmerk- samkeit schenkten, wobei sie so nahe an die Fischer herankamen, dass es von der Ferne aussah, als könne Jeder davon jeden der Vögel mit dem Arme erreichen. Es war 2 Uhr Nachmittag. Voll der schönsten Hoffnungen ruderten wir die starke Strecke stromaufwärts und waren bald inmitten der fischenden Boote; wer sich aber zugleich mit unserem Erscheinen stromauf m ganz respek- table Entfernung absentirte, das waren unsere Möven. Wir versuchten verschiedene Finten, legten uns am Ufer in den Hinterhalt und kaum befanden sich die Fischer ohne uns auf der offenen Donau, als auch ' schon wieder die Möven kamen und dıe beim Schliessen des Netzes über das Zugseil setzenden, flüchtigen Weiss- fische mit Virtuosität wegschnappten; dem Ufer jedoch näherte sich keine von beiden. Was lag näher, als sich verkappt den Fischern beizugesellen und in Hemd- ärmeln, die Gewehre verborgen, ruderten wir mit ı unseren Kälmehen die Fischerboote an. Die zwei | Schützen stiegen in dieselben, während die beiden Ruderer unsere Csikeln zum Ufer zurückführten, dort unserer Winke &gewärtig. Abermals verschwanden die Möven und erst nach längerer Abwesenheit kamen sie wieder vor der Inselspitze zum Vorschein, unser Manöver jedoch schien nicht ‚vollständig zu fiuchten, die klugen Vögel umschwärmten uns nie unter 100 Schritten Ent- fernung, hielten sich dazu hoch und waren mit einem Worte offenbar stutzig. Sollten sie schon satt oder von so ganz abnormer Schlauheit sein ? Endlich, beim Zusammenfahren der beiden Fischer- kähne, als von Seite der vom Netze mehr und mehr | eingeensten Fische wieder das Manöver des Ueber- setzens der Flossseile begann, da endlich kam der jüngere der beiden Vögel, als er nach einem Fische stiess, der Koch | uns zum | ‚ Gattenmitgefühles baar, ‚während der andere den er nicht erlangte, in den Schussbereich ; ich schoss, Federn stiebten davon, die Möve aber strich niedrig stromauf und einwärts und stürzte jenseits der Insel- spitze im zweiten Donauarme in’s Wasser. Die andere Möve — ich will nicht hoffen dass es die männliche war — stiess einen tiefen zweimaligen Wehruf aus, der wie „Ka-au—ih!“ „Kau--ıh!“ klang, folgte aber, der Möven treuen Weise spottend, nicht der Getroftenen, sondern stiess (ausser Schussdistanz) senkrecht ab- wärts gegen uns, schwang sich rasch und lautlos wieder hoch und höher und entfloh, jedes weiteren edlen in entsegengesetzter Richtung von der Getroffenen, in gerader Fluchtlinie fort, so weit ihr Auge und Glas zu folgen vermochten. Einer der beiden Ruderer vom Ufer machte sich ohne weiteres Aviso gleich an’s Holen der Erlegten, zu uns Schützen herankam, "Die Constitution unseres ausnahmsweise die Belastung von drei “Männern, so stiess ich denn mit dem Manne allein vom Fischerkahne ab und mit zwei Rudern trieben wir unser Fahrzeug dem bereits hinter der Inselspitze verschwundenen anderen Usikel kräftig nach. Als wir die Insel um- fahren hatten, ersahen wir, dass die Möve, abwärts treibend, sich nur noch etliche Meter weit von dem ihr folgenden Csikel befand und jubelten über den endlichen Erfolg. Zu früh! Denn, Windsbraut führte, kam aus den Insel herbeigestürzt ein Seeadler , fasste, Schritte vom ersten Csikel entfernt, trotz und Ruderschlagens auf's Wasser, dass es hoch auf- spritzte, die todte Möve und als wäre sie nur für ihn der zehn Baumkronen kaum herabgeschossen worden, trug er sie zurück in’s dichte Gehölz der Insel, uns den Aerger und das leere Nachsehen überlassend. Trotz der völlig unwaidmän- nischen Entfernung von ich beide Läufe mit Nr. 0 Schrot geladen, fliehenden Räuber und ungeachtet ihn das reichte, denn eine Flügelfeder fiel abgeschossen , trichterförmig drillend in’s Wasser, seine Beute nicht los. Noch gab ich die Hoffnung nicht auf. Ich wusste seit Jahren in der Insel auf einer Silberpappel den Horst des Adlers; allsogleich wurde nach dem Ufer gerudert, der Horstbaum bald gefunden, und kaum 20 Minuten nach Blei er- sich nach der Affaire auf der Donau befand sich bereits mein Klettermann auf dem wenig beneidenswerthen Wege nachı dem Horste. Beide Alte des Paares kreisten hoch über dem Gipfel. Zwei Drittel, ja schon mehr vielleicht war von der Höhe element da — ging's nimmer weiter; der Stamm theilte sich in drei eänzlich glatte, zweiglose Hauptäste, die bei starkem Durch- messer fast horizontal abzweigten. Der Mann that sein Möglichstes, umsonst, bis ich ihn selbst zum Rückzuge mahnte, um Unglück zu verhüten und er trat ihn zögernd endlich an, zum Ueberflusse unter dem Hohn- gelächter der sauberen Sippschaft über unseren Häuptern. Durch’s Glas erkannte ich, dass die geraubte Möve schon im Horste untergebracht, wahrscheinlich auch schon zerrissen war, keiner der Adler hatte irgend etwas in den Fängen. Ob also Larus argentatus Brünn. oder Larus leucophaeus Lichtenst. es ist, die mir dort alljährlich begegnete, weiss ich für heuer abermals melden und holt sich der überlebende Gattentheil nicht für die künftige Lenzeszeit eine neue, stärkere Hälfte, dürfte wohl auch er aus dem Weichbilde der Temes- Niederung verschwinden. Ich erinnere mich nicht mehr | genau der Wirkung jener ärgerlichen Episode auf un- 5 ) 1 Schreiens eirca 150 Schritten feuerte | dem | nieht zu | Seelentränkers verträgt jedoch nur | an’s wie wenn ihn die | — liess der Adler | seren aufgeschobenen Mittagstisch, soviel aber kann io | bestätigen, dass ein aın Spiesse gebratener Schill auch kalt nieht zu verachten ist, und den Silbermöven sei es desshalb erst recht nicht geschenkt. Ein düsteres Culturbild von „da unten“, dessen blutiger Vorwurf sich in jenem Winkel des Kaiser- staates leider nicht selten findet, sei in Kürze aufgerollt: Am 15. Juni Abends, als wir vor einem mit stürmischem Eelat anrückenden Gewitter am unga- rischen Ufer des bei Dubrawiea südlich abbiegenden Donauarmes, ungefähr im letzten Drittel der meilen- langen Insel Ostrowo Schutz suchten, kam vom ser- bischen Ufer, aus der Gegend des verrufenen Petke ein von etlichen- Schwärzern scharfgeführter Fischer- ist | vier \ der kahn — was er etwa Unrechtes enthielt, wer weiss es — ID NN D:G NLBEDTT 23 Östrower Ufer angefahren und wir waren unweit davon Augenzeugen, wie der erste von diesen an’s Ufer gestiegenen Wagehälsen durch die Kugel einer Finanz- patrouille Oel Debatte niedergestreckt wurde. Es wäre ohne Zweifel den zwei Finanzwächtern übel er- gangen, wenn die sieben schliesslich sechs Mann starken Schw ärzer nicht unsere Barke für emen, an der Affaire betheiligten Suceurs gehalten und unter Mitnahme ihres Kameraden, uns in grossem Bogen ausweichend, das Weite gesucht hätten. Wie es ihnen, den windge- schützten Arm verlassend, draussen auf der grossen Donau ergangen sein mag, de sturmgepeitscht, Kae hohe Wellen Sehllers, dann else Gott; an der Inselspitze vom rasenden Blemene gepackt, ersehen Scehift und Leute unseren Blicken auf Nimmerwiedersehen. — Ueber meinen Aufenthalt in Bosnien, wohin ich mich zuletzt von Bazias aus wendete, ist in "ornithologi- scher Beziehung nicht viel zu bemerken; die ganze Reise im Lande eich einem steeple chase mit unzäligem Hin- dernissen und kann ich von grossem Glücke sagen, dass mein Waeniss, diesen vuleanischen Boden mit dem Feuer- gewehre Tagend zu betreten, und so kurz vor der neuer- Karen Eruption der durch Bnerderail so äusserst leicht erregbaren Parteileidenschaft dort an den fiebernden Puls gefühlt zu haben, nieht einen tragischen Ausgang nalım. Jagdwaffen und mitgeführte Naonion sind in solchen Dakenı ein stärker denn Gold zur Gewaltthat verlockender Artikel. Vierundzwanzig Stunden vor dem Eintreffen unserer Oeccupationstiuppen verliess ich mit heiler Haut das Land, nachdem ich mir doch noch Einiges für meinen Bedarf an Bälgen zu verschaffen ae. Schliesslich noch sei mir ein Wort der dıingendsten Berichtigung an diesem Orte vorzubringen gestattet: Unsere Truppen hatten noch lange die Save nicht passirt, als ich aus dem Specialberichte eines hiesigen, bedeutenden Journals, dessen Gewährsmann auf einem Personenschiffe seine erste „Recognoseirungs“-Falırt von Semlin nach Sissek machte, die gelassen ausgesprochene Neuigkeit las: ‚Man erblicke in den ausgedehnten Sümpfen diess- und jenseits der Save Massen von Reihern, gravitätische Kraniche und watschelnde Peli- eane etc. ete.“ Es enthielt dieser Bericht auch noch andere, ähnlich idyllische Dinge, in culturhistorischer Beziehung wenigstens ebenso merkwürdig, jedoch nicht striete hierhergehörend, wesshalb ich davon Widerlegung unterlasse. Beraiallieh der Owmis aber könnte es unter der grossen Leserzahl jenes sonst wahrheits beflissenen Blattes genug Wissbegierige geben, welche richtig Bosnien und die 8 Sawelin dar für die Heımaz des Krani- ches und Pelicans halten; so sei denn hiemit für jene unserer geehrten Leser, welche diese Gegenden nicht kennen, die Versicherung gegeben, dass man von den Ufern aus — sie seien denn überfluthet — keine „aus- gedehnten‘“ Sümpfe sieht; kaum einige schmale Streifen Schilflandes reichen bis an die Save. Weiters und hauptsächlich, babe ich niemals noch — und ich reise seit neun Jahren dort an der Save ihrer ganzen eben Länge nach, weder eınen Pelican, so wenig aber einen Kranich gesehen. Selbst ein Zufall durch den Strich oder Zug der Vögel bleibt ausgeschlossen, denn zur Zeit, in der die Scene spielt, der Pelican in seinem westlichsten Vorkommen ganze Breitengrade östlicher, der Kranich aber noch dazu auch drei bis fünf Län sengrade nördlicher mit Brüten beschäftigt. Die U Snröhrer Save, ja die meisten der dortigen Jäger kennen diese beiden Vögel auch kaum dem Namen nach. Be Allerlei. 124 Abnorme Zungenlage bei Reihern. Die Mittheilung des Herın Dr. von Enderes in Nr, 6 laufenden Jahrganges dieses Blattes, bin ich in der Lage, zu erklären. Im Jahre 1870 erlegte ich einen Nachtreiher mit ganz genau derselben An orten Zungenlage. Auch er reihe sich mir durch einen von Gesunden stark ab- weichenden Laut bemerkbar, der statt „Koak‘ wie „Chok“ und in der Fistel, klang; die Wunde waı ganz glattrandig geheilt, die Zunge darin beweglich, war jedoch durch eigene Anstrengung des Vogels nicht zurückziehbar. Heuer*) am 29. Juni, schoss ich einen Silberreiher mit einer verheilten Schlundwunde, aus der seine Zunge gänzlich und weit hervorstand und obwohl nicht an die Wundränder angewachsen, nicht mehr zwischen die Unterkiefer des Schnabels nach Innen gezogen werden konnte. Zwei Tage später aber kämpften zwei Nachtreiher im Gipfel ihres Brutstammes einen blutigen der Strauss aus, zur Folge hatte, dass ich beide mit einem Schusse erlegte und zugleich die Lösung des Räthsels von der „bleckenden“ Zunge in die Hand bekam. Verm EnMeie eh ich diesen Hergang be- reits anno 1870, Wissen aber ist besser. Einer der ı Vögel nämlich hatte im Kampfe von dem scharfen Schnabel seines erbitterten Gegners einen, die Ober- und Kehlhaut durchschlagenden Riss erhalten, dessen | Länge von der Zungenwurzel besann und dreh Cent. | abwärts reichte ; als ich den, noch nicht völlig ver- endeten Vogel auflas, hing dessen Zunge durch die frische, blutende Wunde heraus. Hätte dieser Vogel , weiter leben können, so wäre auch bier die Haut ringsum verheilt, an die sich hin und her bewegende Zunge aber nicht angewachsen, während letztere ausser- halb blieb; denn wohl vermag der Vogel mit der Spitze | der Zunge vorne bis über die "widerhakenartigen Hornhautansätze ihres rückwärtigen Theiles durch die Oeffnung hinaus zu selangen, niemals aber mehr — eben dieser, pfeilartie auseinanderstehenden Ansätze BEINEN 92.50: wegen — sie willkürlich einzuziehen. *) 1878. E. Hodek. ——-—n i Literarisches. Dr. A. Reichenow: Vogelbilder aus fernen Zonen. | erleichtern. Obgleich diesen Streben in einem für weite Atlas der bei uns eingeführten ausländischen Vögel mit erklärendem Texte. Aquarelle von E. Mützel. Cassel. Th. Fischer. 1878. Von diesem Werke liegt die erste Lieferung, die Papageien enthaltend, vor. Auf den Tafeln, welche von der vielbewi ährten Hand Mützel’s herrühren, sind um eine grössere Art, kleinere, welche | denselben Erdstriehen angehören, gruppirt auf einem Hintergrunde, welcher der bezüglichen Region ent- spricht. Für den Werth des Textes ist der Name Dr. Reichenow’s vollste Garantie. Dieses Werk wird | allen Vogelliebhabern, Züchtern und Händlern von | grosser Wichtigkeit sein, da dureh dasselbe die leichte und sichere Bestimmung der in ihrem Besitz befind- lichen Exemplare ermöglicht wird. AS Dr. Karl Russ: Die fremdländischen Stubenvögel, | ihre Naturgeschichte, Pflege und Zucht. Erster Band. | Die körner esndlen\y ögel, Hannover. ©. Rümpler. 1579. Gr. 8. Mit 14 chromolithographischen Tafeln von Emil Schmidt. Von Dr. Russ’s umfassenden Buche ist | nunmehr der erste Band vollendet, der die gesammten Körnerfresser enthält. Es ist eine reiche Fülle sorg- fältiger eigener und mitgetheilter Beobachtungen, w elehe | der Verfasser bietet und welche die Frucht jahrelanger | Bemühungen und des eifrigsten Studiums des Lebens | und der G erolakeiten desg geschilderten Theiles der Vogel- welt bildet. Der Vogelwirth und Züchter findet an alle Momente vereinigt, welche ihm über Haltung, Pflege u. s. w. Aufschluss geben. Zur Bestimmung dienen lateinische Diagnosen und deutsche Beschrei- bungen. Hinsichtlich der systematischen Anordnung war das Streben vorherrschend, durch Vermeidung weit- gsehender Gattungstrennungen den Gebrauch für Vogel- freunde welche eilt Ornithologen von Fach sind, zu | Herausgeber: Kreise bearbeiteten Buche vieles für sich kat, so kann Ref. doch mit einigen Anwendungen und Veränderungen von Gattungsnamen nicht hverimden sein. Bei dem grossen Reichthum besonders practischer Resultate wird der hier besprochene Werk auch dem Fachmanne viel Interesse gewähren, für den Vogel- , liebhaber und Züchter ein erheölles Tbahe und Hand- buch sein, in dem er sich stets Rath erholen kann und das Bohlen in weiten Kreisen grossen Nutzen bringen wird. Die Tafeln sind gut ausgeführt und characte- ristisch und werden gewiss sehr willkommen sein. A.vw.P Inserat. A. Graf zur Lippe’s mBZzanmdawzırthschaftfts- Tea len, d eir I. Theil in Lwd. 1 M. 50 Pf.| Taschen-Notiz- oder.in Leder 2 M. — Pf.f kalender. II. Theil. Buchführungskalender, eart. (apart) 1 Mark. In Leinwand 2 M. 50 Pf. \y, dl oder inLeder3 M. — P£.f II. Theil zusammen. Literaturberichte gratis und franco, Jedem, der sie mit Postkarte verlangt, desgl. Probenummern meiner Fachzeitungen. Hugo Voigt in Leipzig, Buchhandlung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen. 43 Nürnberger-Strasse. ee — ———— u Der Ormnithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbnchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. ee He KEINE tee DES sm vun | S STONE. TR nn & aM ; (ET Alätter für Oogellunde, Eogel-Schut; und =Hege. S u | Redacteure: August von Pelzeln und Dr Carl von Enderes I | | | DIS TIME AANSUIREINNES ‚| | | | | 1879. j SHICHE | | | || | Herausgeber: Der Ornithologische Verein in Wien. | | Commissions-Verleger: Die k. k.Hofbuchbandlung Faesy&Frick in Wien. | Druck von J. B. Wallishausser. | } (8 (8 a 4 E ART ee - STE = BR URL, 3 Rande IR h US Bar a ni IH Eh . A ArtT IN hr h er FEIRUR MEN BB LEANERE NE RL ea a eeT A a el y RN 39 a M INHALT. Nr. f. „Fünfzehn Tage auf der Donau.‘ Auszüge aus diesem Werk Seiner k. k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von vor WW Reilizie lu en ee eng Das Wandern der Vögel. Von Josef Kolazy. ...... Allerlei. Transportkäfig für zarte Vögel, von Ian az Dusek. Gequetschter Hanf als Surrogat für getrocknete Ameisen- puppen; von Ignaz Dusek. . Literarisches. Dr. A. W. Holm, die, Explorirune des Wan- derns ete. — Rules for Zoologieal Nomenclature by H. E. Strickland, ete. — L. Karl. Ueber den Schädelbau der domestieirten Tauben. — Deutsches Jagdbuch. Her- ausgegeben vom Deutschen Jagd-Schutz-Verein. Anzeigen undeRecens., von A. von, Belzielnaun nr. 0.2... Inse nat see Te SEEN TR EEE INNE: Nr. 2% „Fünfzehn Tage auf der Donau.‘ Auszige aus diesem Werk Seiner k. k, Hoheit des Kronprinzen mitgetheilt von A. von Pelzeln (Fortsetzung). . Bao are Das Wandern der Vögel. Von Josef Kolazy. (Schluss.) . Lämmergeier (Gypa&tos barbatus, Cuv.) in Oesterreich-Ungarn erlegt. Von Eduard Hoden ad Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlune vom 10. Jänner 1879. Die III, ordentliche Generalversammlung des Orni- thologischen Vereines in Wien. Rechenschaftsbericht des Ausschusses und Rechnungsabschluss für das Jahr 1878. IMitehedenyerzeichnisse ne ee a en Marquis von Tweeddale +... . Inserate. . Ne. 2. „Fünfzehn 12 auf der Donau.“ Auszüce aus diesem Werke Seiner k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von A. von a In (Fortsetzung) . Lämmergeier (Gypa&tos barbatus, Cuv.) in Oesterreich- Ungarn erlegt. Von Eduard Hodek (Schluss.) . Betrachtungen über die Rohrdommel. Von Ernst Schauer. Einige Bemerkungen über unsere Rothgimpel. Von Victor Ritt. von Tschusi zu Sehmidhoffen. „...,. Vereinsangelegenheiten. Die III. ordentliche Generalversamm- lung. Monatsversammlung vom 14. Februar 1879. Zum Mitgliederverzeichnisse; Io "Nachtrag . Von fremden Vereinen. Fünfte internationale Ausstellung "des Ersten Oesterr. Geflügelzuchtvereines . o Allerlei. Aus dem Elsass; von Graf Poeeci. Von dem Stein- röthel und von einen weissen Staar; von Ernst Richter. Literarisches. Die Vögel Salzburgs ; von Y: Ritt.von Tschusi zu Schmidhoffen. Rec. von A. Pelzeln — Bulle- tin of the United States Geolosical a Geographical Sur- vey. etc. Rec. von A. von Pelzeln. . ....... Inserate. Nr. 4. Aprilversammlung des Vereines . . . 2... 22.2. 2.. „Fünfzehn Tass auf der Donau.‘ Auszüce aus diesem Werke Seiner k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von A. von u (Schluss) . Ueber Geheimnisse beim Thierausstopfen. Von Eduard Hodek . ä Betrachtungen über die Rohrdommei. Von Ernst Schauer (Schluss) . ES RN > Vereinsangelegenheiten. Die III. ordentliche Generalversamm- Seite or %) Dr „> 0 lung des Vereines. Neuwahl der Vereinsfunetionäre. Fünf- undzwanzigjähriges Hochzeitsjubiläum Ihrer Majestäten. Neumbeisetinetener Mitgliedern ren Inseraten ee Nr. 5 Seite Allerlei gesammelte ornithologische Beobachtungen. IV.Von # 51 Wiederauffindung der Notornis in Neu-Seeland. Von A. von Kelzeln ale a Rena, Ve. 0. Vereinsangelegenheiten. Adresse des Vereines an Ihre Maje- stäten... .,. G | Von fremden Vereinen. Örnithologischer Verein in Aachen 258 Literarisches. James C. Merill, Notes on the Ornitholoey of Southern Texas, ete. — Dr. Karl Russ, die Pracht- finken, ete. Recens. von. A. von Pelzeln...... 58 Nr. © Eine kurze Notiz über den spanischen Gypaetus barbatus. Vonwe: 59 Ein Ausflug nach den Oetscherhöhlen als Brutstätten der Alpendohle, (Pyrrhocorax alpinus, Vielliot). Von Hans Neweklowsky .. . . ee Bea o Al Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. 64 Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlungen des Vereines vom 5. April und 9. Mai 1879. Neu beigetretene Mitglieder. Eingelaufene Beiträge für die Sammlungen des Vereines. Nächste Monatsversammlung . . en OU Aus meinen Vogelstuben. Von Eduar AR üdiee er. III. Sittich- typen . .» 68 Aufzeichnungen über den Frühjahr- und Herbstzug der Vögel in der Gegend von Hallein 1373. Von Vict. Ritt. von IvsichusigzunSchmiudhotfen. u an. Sm 70 Allerlei. Aphanapterix. Von L. H. Jeitteles. — Schnepfen im Schnee. Von M.von Hutten. — Merkwürdige Todes- ursache zweier Vögel. Von Ritt. von Tschusi-Schmid- hoffen. -- Aus Mähren: Seltene Gäste; Albinismus, Fla- vismus,.Melanismus. Von Adolf Schwab. . .-. „... 71 ch Ueber einige Arten, deren Vorkommen in den Karpathen unge- wiss oder ungenügend gekannt ist. Von Viet. Ritt. von Tschusi zu Schmidhoffen ES ER ER Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Fortsetzung) . . c 75 Vereinsangelegenheiten. Monatsv ersammlung vom13. Juni1879. — Eingelaufene Beiträge fürdieSammlungendes Vereines. 78 Vergleichende Uebersicht der Vogelfauna. Von Krakau, Arva, Lilienfeld und Salzburg. Von GrafFriedrich AulmulstuMralsichhanlilee ne a) Allerlei. Ueber das Vorkommen des Uhus (Bubo maximus) im Lilienfelder Bezirke. Von Hans Neweklowsky. 30 ee en Nr. 8. Das Vogelauge betrachtet vom empirischen Standpunkte des Conservators. Von Eduard Hodek........ 8 Ueber Bastardhähne aus Java. Von A. von Pelzeln. . 87 Vereinsangelegenheiten. Neue Serie von Beiträgen über die ausser Oesterr.- Ungarn vorkommenden Arten der Omis Austriaco-Hungarica, von Graf Friedrich August Marschall, dem Vereine geschenkt . . . . 2......8 Allerlei. Zweiekämpfer - Halın, welcher seine Jungen führt. Von@RK an 1ESICh Io ze le een 0 88 Inseraticor. ee ee kan. 2105 27ER Nr. 9. Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky (Fort- SEHZUN a I Seite Das Vogelauge vom empirischen Standpunkte des Conservators. Von Eduard Hodek. (Schluss)... 91 Literarisches. Das Truthulin, etc. VonM. J. Schuster. "Recens. vonA.vE... a 94 Vereinsangelegenheiten. Vereinslocale. Graf "Marschalls vergleichende Ornis. Neu beigetretene Mitglieder... . 94 Aus Neuseeland. Nach Briefen des Herrn And. Reischek in Christchurch, mitgetheilt von Dr. von Enderes. . 9 Johann Friedrich von Brandt 7...» : 22 2.2.2 0.2.2.96 ZumiNaumann- Denkmal Pu u un 96 Nr. 10. Der weissköpfige Geier (Vultur fulvus). Von ®. 97 Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef T alsky (Fort- setzung) . 101 Aus Neuse eland. Nach Briefen des Herrn And. Reischek in Christchurch, ee von Dr. von Enderes (Schluss) . a a ES 103 Vereinsangelegenheiten. "Nächste Monatsversammlung 104 Inserate N. 104 Nr. #2. Vultur cinereus. Von * 105 Seite Einiges über das Gefangenleben der Sperlingseule (Glauci- dium passerinum). Von Viect. Ritt. von Tschusi zu Schmidhoffen . oo 00 Ornis und Jagd zwischen Unna und Drina. Frühjahrsreise- bericht 1879. Von Eduard Hodek... 111 Zur Pflege und Ernährung des Bartgeiers in Gefangenschaft 109 Von Dr. A. Girtanner.. s 112 Allerlei. Ein Kaiseradler. Von Eduar d H ode ie. — "Ornitho- logische Merkwürdigkeiten. Von einem mähr. Ornitho- logen Inkies 115 Vereinsangelegenheiten. "Monatsv ersammlung vom 10. October 1879. Nächste Monatsversammlung. Neu beiretretene Mitglieder. Geschenk für die Vereinssammlung . 116 Inserat 116 Nr. 12. Steinadler (Aquila fulva) und Prinzenadler (A. a Von * 117 Beitrag zur Ornithologie 'Mährens. Von Josef Talsk y- . (Fort- setzung) . 120 Ornis und Jagd "zwischen Unna und Drina. Frühjahrsreise- bericht 1879. Von Eduard Hodek. (Fortsetzung). 122 Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom 14. November 1879. Nächste Monatsversammlung. Neu beigetretenes Mitglied 123 Literarisches. Forstzoologie von Dr. Bernh. Altum. Recens. von Dr. v. E. | Namen der Mitarbeiter und Autoren. = ı Kohn Albin. Bara@ Milutin in Wien. | Brehm, Dr. A. E., in Berlin. Dalberg Friedrich Freiherr von, in Wien. Dürigen Bruno in Berlin. Dusek Ignaz in Kestfan in Böhmen. Enderes Aglaia von, in Wien. Enderes, Dr. Carl von, in Wien. Fournes Hermann in Wien. Girtanner, Dr. A., in St. Gallen, Hodek Eduard in Wien. Homeyer E. F. von, in Stolp, Pommern. Hutten M. von, in Gross- Bossän, Ungarn. Jeitteles Ludwig Heinrich in Wien. Kölbel Carl, in Wien. \ Newald Joh. Steyr, Parkinson R. Schweiz. Kolazy Josef in Wien. Lechner Josef in Weidlingbach, Makas Hugo in Wien. Mehring J. in Frankenthal, Rheinbaiern. Meier Hermann in Emden. in Wien. Neweklowsky Hans, Öber-Oesterreich. Pelzeln August von, in Wien. | Pocci Graf in St Reischek Andreas, Christchurch in Neuseeland. Richter Ernst in Fronleiten, Rowland William in Arva-Värallya, Ob.-Ungarn. rassburg. Fuchsengut bei , Rüdiger Eduard in Darmtadt. | Schauer Ernst in Pienias, Galizien. Nieder-Oest. | Schlechta Sidonie Baron in Wien. \ Scholz Carl in Poysdorf, Nieder-Oest. | Schwab Adolf in Mistek, Mähren. ‚ Spatny Wenzl in Ohrad, Böhmen. St. Genois, Graf Moriz jun., in Baden. | Sedlitzky, Dr. W. in Salzburg. ı Talsky Josef in Neutitschein, Mähren. | Tschudi J. J. v. in Wien. Tschusi zu Schmidhoffen, Victor Ritter von, auf Villa Tännenhofbei Hallein in Salzburg. Zeller Fritz in Wien. Stadt Steiermark. | Aachen, Ornithologischer Verein in. Aasgeier, Esyptischer SOnLEn : Adresse des Vereines an Ihre Majesti iten Alauda alpestris . £ Alauda arborea. . . Alauda arvensis . Alauda cristata . Albinismus Alcedo ispida . ER NER HEHE Allerlei. . . .1.36,,,01..80,,88; Allerlei gesammelte ormithologische Beob- achtungenl Vena een, Apendohleme u Deere :56il Alpenkrähe. . . Ip enleicheuee rar ee: Alpensegler Amel ne arena Anthus arboreus . Anthus aquaticus Anthus pratensis Aphanapterix . Apterix australis ... . . AQuilarädalbentisarn ee: Aqulazchyysaetosı 0 20.0.0 2.032268, Au) ala a a: 00; Aquila imperialis . 28, 29, 40, 66, Aquila imperialis (spanischer) o Aquila naevia Aufzeichnungen über den Frühjahrs- und Herbstzue der Vögel m der Gegend von Hallein ES EEE AT Aadealpoeciloptilar sa. a Athene noctua . ... Auge des Kutten-, des weissköpfigen ı u. des egyptischen Aasgeiers . - des Gold-, Stein-, Kaiseradlers : CHR; grossen und Klemmen Schrei-, Zwerg- und behosten Adlers . „ des Seeadlers . Re » » Flussadlers, Blaufuss-, Wander-, Lerchen-, Merlin-, Rothfuss-, Röthel-, und Thurmfalken, des Habichtes . „ des Sperbers, kurzzehigen Sperbers, Kö- nigsweihen, schwarzbraunen Milans, Mäusebussards 5 „ des Rauhfussbussards, We ‚penbussards, der Rohr-, Korn und Wiesenweihe . Aus dem Elsass al ae RUeS ausw Mähven le Aus meinen Vogelstuben III... ... NusENeuseeland@w are rguE Austernfischer . . . . Ausschussmitglieders.. 0. ee Ausstopfen, Ueber Geheimnisse beim. . Bartgeier; Zu seiner Pflege und Ernih- rungin Gefangenschaft . Bastardhähne aus Java . Baumläuferep are Baumpieper . .. Beiträge über die ausser Oesterreich Unganı n vorkommenden Arten der Ornis Aus: triaco - Hungarica 8% Beiträge zu den Sammlungen des Vereines 19, 67, 78, 116, Beitrag zur Ornithologie Mährens. ve 75, 89, 101, Bemerkungen, Einige, über unsere Roth- eimpelk.u.. : Betrachtungen über die Rohrdommel . ol, 3: Ich Unna Blaumeise 5 Brachyotus palustris B Brandeule „.. . re Brandt, Johann Friedrich, vonete, Brauner Tprsp er Brauner Sichler. . . REGISTER. Brutstätten der Alpendohle. ...... 4 Bubo maximus . . a ER) Bulletin of the United States Geol. and Geographical Survey. (Lit. Anz.) . . 38 Buteorcınereuse ee 0626 Buteoplagopusi. 2 es eine Sande Callaeas cinerea . . ARE pH. DETROG Canarien, Englische Farben- BE GT, Canarien, Harzer Eee TEEN 22 ON Caprimulgus europaeus. . . 2. 2..... 101 Gerxthiasfamilianish 2... 2 ne 202 Charadrius@bieinetusa 2... 2 mE 29:95 EieoM aA d yanııy a LT? Gieonia Boyclanamı. 2 N ION 272 Cineluswaguatieuss.n 00 Sr 102 Gireaetossgällieusge. u eo Circus eyaneusı RR ZT, Ciyeusprzufusie.s 1 1 a TER TT Gondore aHünti. ne Re Goracias, garrula rs ars a 1l0l GOrMoranl ne re ER SAD. 4 Guculusg eanorusı un. 2 1202 reg Cypseluspapussee ze 2 Cypselusımelb ana ea ee CYENUSSmusicusp 2 Das Truthuhn; vonM. J. Schuster. (Recens.) 94 Das Vogelauge, betrachtet vom empirischen Standpunkte des Conservators . . S1, 91 Deutsches Jagdbuch, herausgegeben vom Deutschen Jagdschutzverein. en rische Anzeige) IE: s Die Prachtfinken; von'Dr. "Carl Russ. ( (Rec) 58 Die Vögel Salzburgs; von Tschusi-Schmid- hoffen. (Recensö)ee s Dreizenisenispechte ed Drina, Jagd und Ornis zwischen Unna under: rl 111122 Dritte ordentliche Generalversammlung des IMereine sin. . 19, 35,50 Easy Maonhuhnle. ee BeyptischeyeAasgeier „Dep 106 Ein Ausflug nach den Oetscherhöhlen als Brutstätten der Alpendohlle. . ... 61 Eine kurze Notiz über den spanischen Gypaätosbarbatus. .. . . 2... 59 Einige Bemerkungen über unsere Roth- 'Zimpel . ON 34 Einiges über das Gefangenleben der Sper- lingseule RE LO: Bisyorel nn ee ee he liOl Elsass, Aus dm .... aa ala Englische Farben - Canarien Fan 67 Ergebniss der Jagdreise Sr. k. k. Hoheit des Kronprinzen Rudolf (Fünfzehn Tage autadereDonau)e. I Sei Kallern.G&ere. fe a FTD Balcoyaesalonyn al Mer TG IHalcorferoxt en a A 10 Raleonisus . . . SR EEE NER SS 6 Falco palumbarius ee. BG Falco peregrinus . 76 Falco subbuteo . 76 Falco tinnuneulus . R 76 Farbencanarien, Englische a 3 ESEL Feldlerche . . . ee RE LOS Finsch’s Maoriluln B 96 Fischadler . eo) IElschreihewer ki an see 6 3 Tlayısıauspfr.r ir ee: 72 Blussadlera a. vsr 2, 1 Kon 75 Fregilus graculus. ... . 75 Seite Fringilla nivalis . ö un dd F ünfundzwanzigjähri iges " Hochzeitsj ubiläum Ihrer Majestäten Sr 5 0) Fünfzehn Tage auf der Doranı‘ 1, 9, 25, 40,67 Funetionäre "des ‚Vereines. a 50 @Gänsegeierr . - . ON ONE On U Gäste, Seltene . N a EB Gebirgsbachstelze SEE ee al) Gefangenleben der Sperlingseule ER 109 Geflügelausstellung, Fünfte Internationale 36 Geflüigelzuchtverein, Erster Oesterreichischer 36 Gelbes-Bachsielzer Ma a A aon Gemeiner Baumläufer . . . . EL Geheimnisse beim Thierausstopfen ee Generalversammlung, Dritte ordentliche 19, 35, 50 Gequetschter Hanfals Surrogat für getrock- nete Ameisenpuppen : 7 Geschenke an den Verein 19, 67, 78, 116, 124 Geschenk Sr. k. k. Hoheit des Kronprinzen 67 Glaueidium passerinum E* . 109 Graue Lappenkrähe. ... .. EIS Grauer Geier. Ber a 105 Grauspecht . BD No 90 Grossen Buntspecht 0 N NER 50 Grossen Ka wien A NE 103 Grünspechti nu eg) Gypaötos barbatus . . . 108 Gypaötos barbatus. Eine kurze Notiz über den spanischen . . . 59 Gypaötos barbatus in Oesterreich. (5 ngarn exleutne nn. ® 1050 Gypaötos barbatus, Zu seiner Pflege und Ermährung in der Gefangenschaft. . 122 Gypsstulyuse one Ne es Habicht . 76 Habichtseule Ri Li Haematopus ostralegus a Hiaidelercheu ne une le a to Haliaötus albieilla. . . 10,1 AO SI Hallein, Zug der Vögel 1878 . BR To Hanf, gequetschter, als‘ Surrogat für getrock- nete Ameisenpuppen. . . . 2... 7 Harzera Gananienwe Haubenmeise . . aa al Hieracidea Novae Zeelandiae LO Höhlen-Maorihuhn . . . . ea ID Hochzeitsjubiläum, F ünfundzw: anzig) Ihrer Majestäten . . . 50 Holm Dr. A. W. Die Explorirung des Wanderns oder Ziehens in der Thier- welt (Lit. Anz.) . Re 8 Mbisztalcine user ee ED Inserate . . . 8, 24, 38,50, 80, 88, 104, 116 Internationale Geflügelausstellung, Fünfte. 36 Jagd, Ornis und, zwischen Unna und Drina 111, 122 Jynx torquilla . e 2 90 MKaiseradler. . . . .28, 29, 40, 66, 115 Karl L., Ueber den Schädelbau der dome- stieirten Tauben. (Lit. Anz.) . . . . 8 Karpathen, Ueber einige Arten, deren Vor- kommen daselbst ungewiss oder unge- nügendübekanntnistir er vol a3 Kea . Na TE EEE G N OK Kiwi, Grosser 8 Ta ano di RE Kleiberr 5. HER A BEAT a a Kleiner Buntspecht NET EEREIO Königsadleees ne an are 66 Kollmeise SE On ee re 102 Seite Korn WEINEN NETT, RR N ee ee eo Kuttengeier. .... . . 27, 64, 72) 105 Mlämmerseien le Re LOS Lämmergeier, Eine kurze Notiz über den 59 spanischen es Lämmergeier in Oesteır. “Ungarn erleat 16, 30 Lämmergeier, Zu seiner Pflege und Ernäh- rung in der Gefangenschaft 112 pasopusgalpınussre. ee. 73 lkeichentale nn. 2. ern Literarisches . 8, 38, 58, 94, 124 noöftelneihenn 20.02.23. A Se 2 Mähren, Aus. . . 2 Mähren, Beitrag zu dessen "Ornithologie 64, 75, 89, 101, 120 Mäusebussande 0. enla rde IMandelkraher tl Maorihuhn . . . REN 95 Marquis von Tweeddale 4 23 Mauerserlem rel 101 Melanismüs Es SE Merkwürdigkeiten, Ornithologische 116 Merrill James C., Notes on the Ornithology of Southern Texas. (Lit. Anz.) . 58 Milvus regalis . 76 Misteldrossel . . An 122 IMitoliedenverzeichniss 0. lenaenrel nn22 Mitgliederverzeichniss, Nachtrag zu dem- "selben . . . BEE 3 Mittlerer Büntspecht dd Merkwürdige Todesursache zweier Vögel 71 Mönchseier 2 TC SU0 Monatsv. ersammlung v vom io. "Jänner 1879 19 H „14. Debruar‘...... 35 A „5. April ; 39 x sa RE ON; % ein FUSS ” „ 10. Octob. „104,116 „ 14. Novem. Mide, 123 ; „ 12. Dec N 123 Motacilla alba . . 121 Motacilla fHava 121 Motacilla sulfurea . A 122 Mount Ban:ote a Beer 104 Nachtrag zum Mitgliederverzeichnisse . 35 Nachtrag zur Lilienfelder Ornis so Nachtreiher U Ba Nein eh Naumann- Denkmal a 96 Neophron Perenopterus . . . 106 Nestor-Bergpapagei . . 104 Nestor notabilis 2... 10& Nestor oceidentalis EMS Neu beigetretene Mitglieder "35, 50, 67, 94, 116, 124 Neuseeländischer Sperlingsfalk . 0 Neuseeland, Aus BR ILTENOZ: Notornis, Wiederauffindune der, in Nen- Seeland nn. a en erlortnae 2106 Nyetalestunereas u.a le ar. 78 Nymphenguns vnellokesmlegallon: Heron 68 @cydromus australis . . . 2 95 Ocydromus/ Bari) alas. Dan. 95 Ocydromus#Einschi ea: 96 Ocydromus Troglodytes . . . 96 Oetscherhöhlen, Ein Ausflug nach den, Fals Brutstätten der Alpendohle 6 61 Otus vulgaris. . . NER: 67 Ornithologie Mährens, Beitrag zur, 64, 75, s9, 101, 120 Ornithologische Beobachtungen, Allerlei gesammelte VERS Et al Ormithologische Merkw ürdigkeiten 116 Ornithologischer Verein in Aachen . 58 Ormithology of Southern Texas, Notes on the, by J. C. Mermill. (Liter. Anz.) . 58 Ormis Austriaeca-Hungarica, Beiträge über die ausser Oesterr. Ung. vorkommenden NET Go Dan Ale ld tete) Seite Ormisund Jagdzwischen Unna und Drina 111, 122 Otusivulganise ee . 67, 77 Mandionhaliaetose. 27... nn. 0 1 Barus; ater... 1:0. „NARIEHGER ea 102 Barüs- caudatus... „10 KUBieHl 102 Barusiteoeruleuss he „ran. 20. 102 Parus eristatus . . Alain No 102 Barus/majorle cn ern rn 102 Barus palustuis nn on Runen 102 Berdix\saxataliste 2 DR 74 Pernis apivorus.. . 00 8:20,08 0:0... 00 Pflege und Ernährung. des Bartgeiers in "Gefangenschaft le. Bla rl Bäcusiicanuse. 2. Le. HRS 90 Bieusleueonotus .. .. „ara bah: 90 Bicus majong ae ee ESTER Re BicuseMaktius u... 2 0 Seele ir: 39 Bieus medius... 0 lee 90 Bicusumimoree. ve 90 Bieus tuidactyluso. care: 90 Picus viridis . . ER 90 72 Platalea leucorrhodia Prachtfinken, Die, vonDr. Carl Russ. ‚(teen ens.) 58 Biüinzenadler . . . . SR 3 Sralıkkl Psittacus Novae Hollandiae- 2 "68 Pyrrhocorax .alpinus. . . 61, 75 Byschulaymajon. nn a. Re 19 DU an Ta we a ee LO Meauhtusshussanden 0 ne eG Raulfusskauz .. ae 78 Rechenschaftsbericht d. Ausschusses pr. 1878 19 BRechnungsabschlussg. 7 es ol Ringamsel re 2 a: 122 Rohrdommel, Australische ERST: 96 Rohrdornmel, Betrachtungen über "die ale Rohrweihe ı . . .. 17 Rother Milan. . 76 Rothgimpel, Einige Bemerkungen über unsere 3 Rules for Zoologieal Nomenclature, drawn up by tlıe late H. E. Strickland. (Lit. Anz.) 8 Russ Dr. Carl, Die Prachtfinken. (Recens.) 58 Schafbachstelze.. . ...... 121 Schafstelze WR EEE DT Schlansenadlen a ar mu en 0 ET Schlangenbussard . . 76 Schleieneulens sage u es Schnauten a = 122 Schmeechulster mn ans 74 Schneehuhn ... ae 73 Schnepfen im Schnee . . .. 71 Schoptlexche era EEE SER FE 102 Schreiadlerie Mn. 61 Schwanzmeise Y B 102 Schwarzbrauner Milan : 76 SCH WANZAROS Se Er Nun > Schwarzspecht A MRS) Beeadlenlen nn ern LOTTO Seltenen Gästen Pya re N ee? SibnaschelGimpelei BI SUntER: 19 Sim bil Saahle Le 72 Sinedxosse lee HE PER! 122 BINSSChwandz ae SER e aR e Sitta europaea 102 Sittichtypen 71.08 Spanischer Gypaötus barbatus, "Kurze Notiz übergdenselbenaeu rs 59 Sparyow Hawk . .... 103 Sperber 76 Sperbereule BORTRUN Sperlingseule . 77, 103 Sperlingsfalk, Neuseeländischer . 3) STAanSWeisserk en eye er . Steinadleu na. > . 65, Steinadler (Aquila fulva) "und Prinzenadler (AeArdalberti) se Sr erlag Bteiyhuhn, ten ee 74 Steinkauz ES a ey 17 Steinröthel, Von dem, und von einem weissen Staar . .. 12.86 Strg Hamıme an a es Stuxzpasserina) er ee SUPIM E18 HE 102 Sumpfolixeuler ur Se re Surnia ulula .... oo 00 Surrogat für getrocknete Ameisenpuppen h 7 Dyenumnalıreos 2 2 ET Syanmnautalenseles rn A annernteisem eh u tr Tetrao tetrix . . 74 Thierausstopfen, Ueber Geheimnisse beim 44 hurmtalker re ® 76 Todesursache, merkw ürdige zweier Vögel 71 Transportkäfig für, zayte, Viogelo nr. eg 7 Troglodytes europaeus. . 102 Tschusi Viet. Ritt. von, zu "Schmidhoften ; Die Vögel Salzburgs. (Recens.) . 38 Trurdasiliaeus 0. . Sn Sa uccus@merulan en a ea ee, Turdussmausieusa res 2, >. Indus pilaniserg er See Turdus torquatus . . . 2... 0.0... 122 Turdus viscivorus.. . . ee ralane no. Tweeddale Marquis von +. Neo 2 Weber Bastardhähne aus Java 87 Ueber einige Arten, deren Vorkommen in den Karpathen ungewiss — oder un- genügend bekamnt ist... . . RD) Ueber Geheimnisse beim Thierausstopfen 44 Uhu . ‚80 Unna u. Diina, Jagd ı u. Ormis zwischen u, 122 Upupagepopseu ee et]; Uraleulewe@: ern 2 SR er Wereinsangelegenheiten 19, 35, 50, 67, 78 ss Sa, an 6, 123 Verentslolkalesgen u Ne E 94 Vergleichende Ormis.. . gl V ereleichende Uebersicht der "Vogelfaunen von Krakau, Arva,LilienfeldundSalzburg 79 Verein stunchioniner 5) Verzeichniss der österr. Wandervögel » . 14. Vögel Salzburgs, Die. (Recens.) . 38 Vögel, Das Wandern der . el: Vogelauge, Das, vom Be Standpunkte des Conservators EulhaBids sı, 91 Vogelstuben, Aus meinen 68 Von fremden Vereinen 36, 58 Hi Q Vorkommen des Uhu im Tilertelget Bezirke Vultuxemereusne er er ..64, 72, 105 > auto ss Se EL Vulttnzmonachuspen es Rn 72 WWinchholderdrosseles mn sen ee 122 NMachteltalks ee 103 \Waldkauzen ns vs, Mr 20.15 Maldolneulesprerpre Od Wandertalkuree ve 16 Wandern, Das, der Vögel ...... 513 Wiasserpiepei., „et, 120 Vasserschwätzer, ar ne 122 Weindrossel . . ea ore 122 Weisse Bachstelze N 121 Weisser \Staanı nl Weisköpfiger Geier ... . .... - 64, 72, EE ) Weissrückiger Specht Mendehals a Se el Wespenbussard . . . che az I. Westlicher Nestorpapagei ae = E50 Wiedehopf . . . Era Wiederauffindung der Notes in Neuseeland 56 Waesenpieper an et ML aunkönigr. ehe ren ae le Ziegenmelker. . . . Be or Zug der Vögel in der Gegend v. Hallein 1878 70 Zur Pflege und Ernährung, des Bartgeiers in Gefangenschaft. ..... . 112 Zweibindiger Regenpfeifer . .......% Zyserseuleie er 77, 109 Zw erafalk ee N ee Eee LO 88 Zwerekämpfer . 3. Jahrg. > 2 Nr. 1. >> ———— —= er für Wonelkunde, Blätt Wonel-Shus und - Bflene. Redakteure: August von Peizeln und Dr. Carl von Enderes. Jamler. : Die „Mittheilungen des Ornithologisehen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franeo- ': !; Zustellung -2 fl. 25 kr. — 4 Mark öU Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr.‘— 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :' :;: werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern a 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redaetionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, \ Florianigasse 46, zu richten. : Inhalt: ‚Fünfzehn Tage auf der Donau.‘ Auszüge aus Wandern der Vögel. diesem Werk Seiner k. u. Von Josef Kolazy. — Allerlei. — Literarisches. k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von A. von Pelzeln. — Das — Inserate. „Fünfzehn Tage auf der Donau.“ Auszüge aus diesem Werk Seiner k. k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von A. von Pelzeln. Seine kaiserliche und königliche Hoheit, der durch- lauchtigste Herr Erzherzog Kronprinz Rudolf hat be- kanntlich im April und Anfang Mai des verflossenen Jahres mit seiner königlichen Hoheit dem Herzog Leopold von Bayern und in Begleitung Seiner Excellenz des Herın Obersthofmeisters Grafen Bom- belles, der Omithologen Dr. Brehm und E. von Homeyer, sowie unseres Vereinsmitgliedes Herrn E. Hodek sen. und dessen Sohnes E. Hodek jun, zu jagd- und wissenschaftlichen Zwecken eine Expedition nach der unteren Donau unternommen. Seine k. und k. Hoheit hat nunmehr die Erlebnisse und Beobachtungen dieser Expedition in einem Werke geschildert, welches nicht im Buchhandel erscheint. Dieses Werk ist durch die erhabene Person des Ver- fassers und durch seinen überaus werthvollen und hoch- interressanten Inhalt von grösster Bedeutung. Die klare, plastische, jede der wechselnden Scenen in männlich kräftigen Zügen fixirende Darstellung be- fähigt den Leser die Reise im Geiste mitzumachen, es ist ihm als hätte er diese so mannigfaltigen, und in | ihrem Character oft entgegengesetzten Landschaften mit eigenen Augen geschaitt. Die meisterhaften Bilder von der Insel Adony, der wundervollen Auwälder ober Mohaes und bei Apatin, die von Wasserarmen durchsehnitten, mitten in der | üppigen Vegetation stille Lagunen bergend, unwillkürlich an die Sceenerie mancher Urwälder des Amazonen- stromes mahnen, der herrlichen Gebirgslandschaften und Forste der Fruska Gora, des Sumpfes. oder. Sees | Hullö mit seinen gelben Rohrwäldern, gehören zum Schönsten, das die Literatur an Natwsgchilderungen besitzt. | Tiefes Verständniss der Natur, wärmste Em- | pfängliehkeit für ihre Schönheit und edle schwungvolle Sprache vereinen sich zu vollendeter Darstellung. Im höchsten Grade anziehend und lebendig ist | die Beschreibung der Jagderlebnisse, die m solcher Art nur ein vollkommen waidgerechter Jäger zu .bieten im Stande ist, reich und mannigfaltig sind die omitho- | logischen Beobachtungen, welche für die Wissenschaft aussergewöhnlichen Werth besitzen. Das Leben und Treiben der gewaltigen Geier, der Adler, besonders des Stein-, Kaiser-, Schrei-, Z/werg- und Schlangenadlers, des Uhu, des Waldstorches, der Reiher, Kormorane und anderer Arten, wird mit grosser Sachkenntniss und scharfer Beobachtungsgabe in einer Weise dargestellt, wie diess nur demjenigen, der zugleich trefflicher Waidmann und Ornithologe ist, möglich sein kann. Den bündigsten Beweis für das Gesagte werden die folgenden Auszi üge aus dem Werke bilden: II, Erster Tag. Zu Beginn des Monates April in diesem Jahre fasste ich den Entschluss, einen Jagdausflug in die Gebiete der ‚unteren Donau, noch innerhalb der Monarchie zu unter- nehmen. Der Gedanke, diese schönen und von so wenig Reisenden gekannnten Landstriche mir anzusehen und sie, das Gewehr auf dem Rücken, ornithologische Sanahen machend, zu durchstreifen, war mir nicht neu. Zelebor schon hatte vor Jahren seine Sammel- reisen für das Hof-Naturalienkabinet dahinab erstreckt und der bekannte Naturalist Hodek fährt jedes Jahr im Frühling die Donau entlang nach Südungarn, Slavonien und manchmal sogar ala hinunter Di in die Dobrudscha, um die für den Ornithologen und Waidmann so überaus reichen Fundgruben auszubeuten. So nahe bei einer Weltstadt, wie es Wien ist, so nahe bei Pest dehnen sich diese Wildnisse aus, dem Natur- freund die wundervollsten Landschaften, dem Forscher ein reiches Material, einen ungestörten Platz für seine Beobachtungen bietend. So oft Hodek in den letzten Jahren von den Reisen zurückkehrte und mir von seinen wunderbaren Erfolgen, von den Mühen seiner Reise erzählte, klang es in mein Ohr wie Sirenengesang, unwiderstehlich zogen mich diese dunklen Wälder mit ihren hundert- jährigen Eichen, mit ihrer reichen Thierwelt, die des Menschen Alles ebnende Cultur in diese letzte Zzuuehe stätte gedrängt, an sich. Ich nahm mir schon seit zwei Jahren vor, selbst dahinab zu ziehen, doch stets fehlte Zeit und Gelegenheit. So nahe dem Herzen Mittel- europas, bietet es doch viele Schwierigkeiten, diese Gegenden auf einem längeren Ausfluge zu be- suchen. Entweder kann man sie mit dem Eil- dampfer auf der Donau rasch passiven, oder man muss mit der Eisenbahn einzelne Punkte erreichen, doch das tiefere Eindringen in die eigentlichen Jagd- gebiete bleibt in beiden Fällen eine grosse Schwierig- keit. Man muss, um eine Reise in jene Gegenden ge- niessen zu können und um auch dem eigentlichen wissenschaftichen Zwecke genügend zu dienen, eine förmliche Expedition ausrüsten. Eben darin liegt der Hauptgrund, dass diese Landstriche von so wenig Jägern und Forschern durchstreift wurden. Die meisten wissenschaftlichen Vereine, Clubbs, Versammlungen und wie sie alle heissen, rüsten, falls sie einmal zu Geldmitteln gelangten, grosse Expeditionen in andere Welttheile aus und die nächste Nähe, die Gebiete unserer Heimat bleiben in mancher Beziehung that- sächlich in einen geheimnissvollen Schleier gehüllt. Heuer endlich bot sich mir die langersehnte Gelegenheit. Ende März kam Brehm nach Wien. Eine genauere Beschreibung, wer er, die Hauptper- sönlichkeit unserer Reise, sei, brauche ich hoffentlich hier nicht zu geben; er kam nach Wien, um einige Vorträge zu halten und um zu gleicher Zeit mit alleı Kraft die Frage, ob Stein- und Goldadler als Arten zu trennen oder in Eine einzige Art zu vereinigen seien, zu lösen. Ich hatte ihm so viel Material zu dieser Arbeit beigeschafft, als es mir nur eben möglich war, und genoss dadurch die Freude, fast jeden Vor- mittag mit ilım zuzubringen. Wir sprachen viel über die Adler überhaupt, über die Schwierigkeiten, sie zu beobachten, sie zu jagen und über die grosse Abnahme derselben. Hodek, der uns ebenfalls durch Beischaftung von Steinadler-Bälgen hülfreich an die Hand gegangen war, erhielt um diese Zeit die ersten Berichte aus den unteren Donaugegenden, welche heuer besonders günstig lauteten. Abermals trat die verlockende Frage an mieh heran, ob ich jene Gegenden da unten, wo die Adler und die grossen Geier horsten und so manches schöne Jagdabenteuer meiner harrt, aufsuchen werde oder nieht. Die Antwort fiel nicht schwer, ich brauchte nur Brehm anzusehen, den Mann mit den breiten Schultern und dem wetterverbrannten Gesichte, der weder je die aufreibende, geistige Arbeit am Schreibtische, noch alle Mühen und Strapazen naturwissenschaftlicher Be- obachtung und Forschung in den verschiedensten Welt- gegenden scheute. Die so überaus günstige Gelegenheit, eine solche Expedition in Gesellschaft eines Mannes wie Brehm unternehmen zu können, genügte, um meinen Entschluss vollkommen sicher zu stellen. Ausserdem war noch ein zweiter Ormithologe, der unter den Fachmännern allbekannte Präsident der ornithologischen Gesellschaft zu Berlin, Eugen von Homeyer, in Wien. Als einen berühmten Adlerkenner, der seit lange schon die Lösung der Stein- und Goladlerfrage sich zur Aufgabe gestellt hatte, bat iın Brehm, nach Wien zu kommen, um ihm bei der Bearbeitung des Materials zu helfen. Auch ihn zog der Gedanke einer Reise jenen herrlichen Jagdgebieten mächtig an und er schloss, uns zu bealeiten. Ein Ausflug, den wir wenige Tage vor Ostern in die Auwälder an der Donau nächst Wien unternahmen, um uns rasch ein Bild über die Fauna der hiesigen Vogelwelt zu schaften, bestärkte uns noch mehr in der Absicht, auf der Donau weiter nach Süden zu ziehen. Der Frühling war ja schon in seiner vollen Pracht nach“ be- erschienen, die Zugvögel alle auf ihren alten Nestern eingerückt, und gerade für den Ornithologen begann die schönste und anziehendste Zeit. Die Voreinleitungen zur Expedition mussten nun getroffen werden, vor Allem reiste Hodek von Wien Eh um in der Gegend von Apatin noch einige Vorbe- reitungen zu treffen. Ich ersuchte die Besitzer, nach deren Gütern wir unsere Reise richten wollten, um Jagderlaubniss. Mein Onkel, der Erzherzog Albrecht, a dessen Territorium wir die ersten Tage zuzubringen gedachten, lud mich auf die freundlichste Weise ein, seine Wälder jagend zu durchstreifen , desgleichen thaten auch die beiden Brüder Grafen Otto nal Rudolf Chotek. Nun wurde noch ein Schiff bestellt, mit dem Nöthigen ausgerüstet und nach Pest beordert, um uns dort zu erwarten. Östermontag, der 22. Apnil, wurde als Tag der Abreise festgesetzt. Ich telegraphirte einige Tage früher meinem Schwager Leop old nach München, umihn zu bitten, sich or Expedition Anzuschliessen®: er kam auch richtig am 22. Früh nach Wien. Es war mir viel daran gelegen, ilın auf dieser Reise mit uns zu wissen, denn für ihn als trefflichen Schützen und Waidmann von echtem Schrot und Korn, wie man sie jetzt schon so selten findet, war diese Expedition wie geschaffen. Graf Bo mbelles, eben- falls ein tüchtiger Jäger, kam auch mit uns. Abends um 8 Uhr war die Stunde der Abreise. Manches herzliche Waidmannsheil aus mehr oder weniger waidmännischen Kehlen klang uns nach; die Locomotive pfiff und brausend fuhren wir dem schönen Ungarlande zu. Alle Fünf sassen wir in einem Coupe und sprachen von den kommenden Jagdtagen, von den schönen Augenblicken, die uns erwarteten. Mein Schwager und Brehm tranken Bier dazu, um sich durch festen Schlaf Kraft für die nächsten Strapazen zu sammeln. Bald schliefen wir alle den Schlaf des Gerechten und erst die nächste Umgebung von Pest erschien vor unseren schlaftrunkenen Blicken. 10% Auf der Insel Adony. (Zweiter Tag.) Nun vertheilten wir uns nach verschiedenen Richtungen, die Gewehre wurden bereit gehalten und jeder hatte die Aufgabe, so viele und so mteressante Thiere zu erlegen, als es nur eben ging. Auf wenige Schritte vom Ufer entfernt stand eine grosse alte Eiche, auf deren obersten Aesten sich ein Fischreiherhorst befand; ich sehlich hin und nach einigen leisen Hieben an den Stamm strich ein starker Reiher raschen Flügelschlages aufgeschreckt heraus, ein Schuss streekte ihn zu Boden. Auf dieses erste Signal wurde der ganze Wald De Fischreiher schwangen sich von den Bäumen ab, die Gipfel der- selben mit heiseren Rufen umkreisend ; einige Nacht- reiher mischten sielı unter dieselben und flatterten in eulenartigem Fluge durch die Aeste, sich immer höher und höher schwingend, um dann mit ruhigem Flügel- schlage fast bewesun los sich hellweiss vom donkall blauen en abhebend, umherzukreisen. Saat- und Nebelkrähen, schwarze Milane und verschiedenes kleines Geflügel strichen aufgeschreckt durcheinander. Die Insel ist ziemlich gross und landschaftlich, Dank der üppigen Vegetation recht hübsch zu nennen. Der obere Theil derselben besteht aus einem sehr hochstämmigen, alten Bestande von Silberpappeln, ge- mischt mit einigen vereinzelten Eichen; am Ufer der Donau fand ich auch die knorrigen Gestalten alter Weiden. Der Unterwuchs ist theils dichtes Gebüsch, hohes Gras und Brennnesseln. So ziemlich durch die Mitte dieses Bestandes zieht sich ein halb ausgetrockneter kleiner Arm, an einzelnen tiefer liegenden Stellen stehen noch Wasser- lachen, dichter Rohrwuchs und allerlei W asserpflanzen umgeben die feuchteren Plätze. Wir fanden ziemlich viele Horste, doch ausser zweien, in denen Nachtreiher nisteten, alle an- deren von Fischreihern besetzt; nach früheren Be- schreibungen hatte ich mir ganz falsche Begriffe von diesem Nistplatze gemacht, ich war der festen Ueber- | zeugung, noch viel mehr und einige verschiedene Gattungen Reiher zu finden. theils leider Die Colonien in den Auen unterhalb Wiens- sind fast eben so stark von Fischreihern bevölkert, nur fehlen hier die Nachtreiher; darin ist Adony unseren Auen voraus. Was den Oharacıen der Gegend betrifft, so sind sie sich gleich, das wundervolle üppige Grün, der dichte Unterwuchs, die majestätisch hohen Silber- pappeln, alles das ist es identisch. Adony steht seinem ganzen Aussehen nach, viel näher den niederösterreichi- Sehen Auen, als jenen am Draueck und noch tiefer unten gegen die Theissmündung zu. Auf unsere ersten Schüsse kam ein Jäger daher- geeilt, der uns bestätigte, dass wir auf gräflich Zichy- schem Boden auf der Insel Adony stünden. Ihm folgte nach wenigen Minuten Graf Johannn Ziehy mit noch zwei Jägern. Der-Graf hatte erst kurz vorher von unserer Ankunft gehört und war herbeigeeilt, uns wirklich auf das Allerliebenswürdigste zu empfangen und uns selbst auf der Insel emmmeantihlkren. Wir schlichen die Kreuz und Quere in der eigent- lichen Reihercolonie umher, die Schüsse krachten lustig durch den Wald und wurden regelmässig von neuem Angstgeschrei der aufgeschreekten Bewohner beantwortet. Zuerst ging es leicht, die Vögel wussten noch nicht recht, um was es Sich handle, doch als schon einige ihr Leben gelassen hatten, wurden die anderen immer scheuer und scheuer und nur behutsam kehrten sie aus den hohen Lüften auf die Bäume zurück. Nachdem einige Fischreiher meinem Blei erlegen waren, wendete ich meine sanze Aufmerksamkeit den Nacht- reihern zu. x Auf diesen Vogel war ich früher noch nie stossen, und meiner Auffassung nach hätte ich niemals in einem hochstämmigen Auwalde gesucht. Ich dachte, dass niedere Weiden, die inmitten einiger Lachen zwischen dichtem Rohr und hohem Riedgras hervorstünden, die eigentlichen Brutplätze dieses Vogels seien; daher war ich höchlich er staunt, als ich unseren Nachtreiher auf den höchsten Silber- pappeln stehen sah, augenscheinlich noch mit dem Horstbau beschäftigt. Beide Pärchen waren, so oft ich mich ihnen nähern“ wollte, stets auf denselben Bäumen und zogen auch, nachdem sie aufgeschreckt wurden, immer in kleinen Kreisen ober derselben Stelle umher ; als ich diese Plätze, die ziemlich entfernt vom Ufer standen, fand, war die ganze Colonie in emer solchen Bewegung, deze es sich unmöglich genau bestimmen liess, welche unter den vielen Nestern eben die der Nacht- reiher seien. Nach etwa einer Stunde, die wir getrennt von einander, jeder einer anderen Richtung folgend, mit fleissiger Suche zugebracht hatten, fanden wir uns zufällig auf einem Fusssteige e, welcher der Länge nach durch die Insel führt. Zuerst traf ich Leopold, Vre- ge ihn rrebens Versuche einem der Ver anstellte, einen todten Fischreiher, welcher auf Baume hing, durch Schüsse herabzuholen ; bald kamen auch Bombelles und Homeyer; Brehm fehlte, er hatte gleich im Beginne der Jagd einen Reiher er- lest und war da ausgezogen, das „kleine Zeug“, wie er immer zu sagen pflegte, zu beobachten ; er ging seine eigenen Wege in einer entgegengesetzten Richtung und da ihn die Reiher, die er ja schon so genau kannte, nicht mehr sonderlich interessirten, schien es uns besser, nicht lange auf ihn zu warten. Wir begannen also | abermals eine Streifung dureh den Wald. Als wir unter den Bäumen hinschritten, bei denen ich gleich im Be- ginne unserer Jagd vergebliche Versuche angestellt hatte, einen Nachtreiher zu erschleichen, strich einer 4 derselben hoch über uns weg; ein wohlgezielter Schuss Bombelles’s streckte ihn zu Boden. Es war ein Weibchen, also ein ziemlich schwaches und nicht eben glänzend gefärbtes Exemplar ; jetzt nahm ich mir vor, ehentalls einen Nachtreiher zu erlegen und suchte zu diesem Zwecke das zweite Pärchen, das ich auch bald neben dem früher erwähnten, theilweise ausgetrockneten Flussarne fand, Um einige Bäume kreisten sie herum, sich abwechselnd auf die Wipfel derselben nieder- lassend. Da sie um vieles scheuer sind reiher, half das einfache Anstellen nichts, ich musste, unter die vermeintlichen Bäume gelangt, Hodek und meinen Jäger, die mit mir waren, auf eine gewisse Entfernung: zurücksenden ; erst jetzt senkte Seh der eine Reiher, langsam die Flügel zusammenziehend, und wollte sich adt einem Daumer neben mir Bnehwiee n. Der erste Schuss verwundete ihn bloss, erst zweiten senkte er sich in eme buschige Silberpappel, längs deren Stamm er langsam herunter plätterte. Es war. glücklicher Weise ein. sehr schönes Exemplar, ein altes Männchen, Kehle, Brust und Bauch hellweiss, den Rücken schön silbergrau, den schwarzen | | als die Fisch- | , Schilf des Donauarmes ‚, und die Wasserfläche zitterte in bein | Als wir über diese Felder längs des Donauarmes schritten, bot sich uns ein wundervolles Bild. Auf der einen Seite der hohe saftig grüne Auwald der Reiher- | eolonie, umgeben von einem undurchdringlich scheinen- den Kranze diehter Gebüsche, ober demselben kreisten die aufgescheuchten Reiher, einzelne erschienen, die weisse Brust von der Sonne beleuchtet, wie lichte Sterne hoch im den Lüften, andere zogen langsamen Flügelschlages niedrig oben den W ipfeln der Bäume ae dier langen Hälse spähend hinunterstreckend. Als mächtige Windstösse, die Vorboten eines Gewitter- regens, die Blätter imwendeten elänzten die Bäume silberhell, die Wiesen prangten im ersten Grün, das bog sich säuselnd im Winde kleinen Wellen. Am die Ebene, theils von der theils an einzelnen Stellen von den anderen Ufer breitete sich Sonne beleuchtet, , Schatten rasch vorüberziehender Wolken bedeckt, vor | unseren Augen aus. Gesenüber ein buschiger Wald ı und die dürren entblätterten Ulmen, ein kleiner Donau- Kopf mit prachtvollen langen Schopffedern geziert; der Schnabel und die Füsse hatten, gleich nachdem ich | den Vogel erlegte, eine merkw ürdige rothe Farbe, die nach iEIRO deks Aussage Zeichen sah hohen Alters ist, einige Stunden später war sie schon merklich blässer ge eworden und jetzt sind, leider Spuren des Oolorits zu sehen. Mich freute es sehr, gleich am ersten Jagdtage ein so wundeivolles Thier Aa die Sammlung der Bälge unserer Expedition liefern zu können. Die Na blieb auch eine der Zierden der heimgebrachten Beute. Gleich nachdem ich dieses langersehnte Exemplar glücklich erlegt hatte, schoss ich noch einen Fisch- Kalle von einem daneben stehenden Horste herab und watete dann durch den Wasserarm zurück, um zu den anderen Herren zu gelangen; wir beschlossen nun, die Reihercolonie, die ohnediess schon sehr scheu und wnisstrauisch gemacht worden war, zu verlassen und nur mehr die letzten | auf en des Grafen Zichy einem unweit von da | befindlichen Cormoran-Nistplatze unseren mörderischen Besuch abzustatten. Hodek und sein Sohn gingen mit den erlegten keihern, von einem Jäger geführt, zum Schiffe Zurück damit das Wild nicht zu lange strahlen ausgesetzt bleibe. Wir schlugen den schon früher erwähnten Fuss- steig ein und gelangten nach kurzer Zeit in eine üppig srünende Dickung, der Hochwald der verlief sich allmählig, die Bäume wurden immer niederer, der Unterwuchs immer dichter. Unser Weg führte uns anfänglich an einer Baumschule vorbei, über kleine Wiese, an das Ufer eines grossen Donauarınes, der auf einer Seite die Insel begränzt. An den sollen, brüchigen Ufern vom Wasserspiegel standen Stockenten lärmenden Fluges auf. Die Gebüsche wurden spärlicher und wir gelangten auf eme Hutweide, die nur von einzelnen jungen Bäumen, meist Kastanien, besetzt war. An diese Weide gränzten Felder, auf deren gegenüberliegender Seite abermals ein ziemlich niederer Wald erschien ; an dessen äusserstem Rande stand eine Gruppe von einigen auffallend hohen Ulmen, die von Horsten be- setzt waren, ober denselben sahen wir schwarze Punkte, die Gestalten plumper Cormorane. den heissen Sonnen- | | Reihercolonie | eine | schwirrten WÜferschwalben umher und | arm bedeckt mit frisch grünendem Schilf, links von uns das Ufer der Insel und die Donau, in weiter Ent- fernung graugrüne Auwälder. Im Osten war es hell, ein ee Himmel, nur von weissen Wolken unter- brochen, erglänzte in der wärmsten Beleuchtung der Mittagssonne. Im Südwesten thürmte sich eine Wand schwarzen Gewölkes auf, von welcher der Wind grössere und kleinere Wolken wie Ballen abzutrennen schien und uns entgegen rollte. Als wir eiligen Schrittes zur Cormorancolonie gelangten, begann es schon in grossen Tropfen etwas zu regnen; wir mussten uns beeilen, denn das Ziel unserer heutigen Reise, Apatin nämlieb, war noch sehr weit und die Stunden verflogen rasch auf der interes- santen Insel Adony. Indess diese Colonie ganz unbe- rührt zu lassen, erschien uns doch schade, denn wir konnten nicht wissen, ob wir im Verlaufe der Reise noch auf einen Cormoran -Nistplatz stossen würden. Die Bäume, auf denen die Horste standen, waren sehr hoch; ich habe mich schon sehr viel mit diesem Vogel be- schäftigt und ihn bei seinem Horste öfters beobachtet und erlegt, aber nie habe ich früher so ungemein hoch- stehende Horste angetroffen. Auf vier bis fünf Bäumen fanden wir ungefähr sieben bis acht Horste, dazwischen nisteten auch einige Saatkrähen. Die Vögel waren alle sehr zutraulich und erst unsere fast in einem Augenblicke angebrachten Schüsse schrecekten sie aus ihrer Ruhe auf. Die un- glaubliche Höhe der Bäume hatte sich leider deutlich fühlbar gemacht, nur einer von den Cormoranen senkte sich, durch den Schuss meines Schwagers getroffen, langsam den Feldern zu; im schon früher erwähnten Wasser: arme lag er im Rohr verendet. Jetzt wurden von den übrigen Herren die etwas zu leichten Schrote mit Serlkonemn Blei vertauscht und ich griff zur Kugel- büchse, der sichersten Hülfe in solchen "Fällen. So gut es ging, versteckten wir uns im dichten Laubw alde, hinter den hohen Horstbäumen, um das abermalige Anfallen der Cormorane zu erwarten. In einem grossen Fluge zusammengeschaart, strichen die erschreckten Scharben hoch ober dem Walde umher, von Zeit zu Zeit stiessen andere zu ihnen, die eo vom Fischfang zurückkehrten und nach Hause eilen wollten. Immer kleiner und kleiner wurden die Kreise, die sie beschrieben, und immer deutlicher vernahm man den raschen Flügelschlag der plumpen Thiere, plötzlich sauste es mächtig, der grunzende Schrei, den der Cormoran stets, wenn er zum Neste zurückkehrt, ausstösst, erscholl ober uns und das ängstliche Schlagen mit den Flügeln, durch das der unbeholfene Geselle beim ımühsamen Hinaufklettern auf den Rand des Horstes die Balance zu erhalten strebt, wurde deutlich vernehmbar. Nach einigen Secunden krachten unsere Schüsse, auf die augenblicklich der Ton des auf den Boden auffallenden erlegten Cormorans erfolste. Die guten Jihrere waren wirklich wnelanblich unvorsichtie, denn noch einigemale wiederholten wir Das r 2 dieses Manöver, bis sie endlich die Sache doch zu toll fanden und in immer weiteren Linien um uns zogen. Bei einer der letzten Dechargen war ein stark angeschossener Cormoran in den finsteren Wald hinter uns gestrichen und sank schwankenden Fluges zwischen den Bänmen immer tiefer dem Boden zu; ich ging ihn gleich suchen, doch leider blieb alle Mühe ver seblich; der Unterwuchs von Brennesseln und hohen Gräsern war zu dicht, auch störten einige Wasserlachen, die durch- watet werden mussten, mein Vorhaben. NER ALLE andern der Y ögel. Von Josef Kolazy.: Wenn der Lemming Schaaren seinen Wohnort verlässt und sich in. anderen Gegenden ansiedelt, wenn die Häringe aus den Tiefen des Meeres emporsteigen und in. zahlloser Menge den Ufern zuschwimmen, um ihre Eier abzulegen, wenn die Heuschrecken in unge- heuren Schwärmen aus den Steppen Asiens, unsere bebauten Länder mit ihren Verwüstungen überziehen ; so sagen wir gewöhnlich: diese Thiere wandern. Allein diese Wanderungen sind ganz verschieden | von dem Wandern unserer Vögel. lässt aus Mangel an Nahrung seinen bisherigen Auf- enthaltsort, siedelt sich wieder an einem anderen günstigen Orte an und gründet auch dort seine neue Heimat, wohl selten, vielleicht nur zufällig, wird es geschehen, dass nach Jahren wieder einmal seine Nach- kommen an ihrem Geburtsorte vorüberziehen, oder sich in demselben ansiedeln. Die Heuschrecken zwingt ebenfalls Nahrungsmangel andere Gegenden aufzusuchen, allein keine kümmert sich mehr um ihre alte Heimat, noch nie ist es vorgekommen, dass ein solcher Schwarm sich nach einiger Veit realer in sein Vaterland zurück- begeben hätte. Die meisten dieser Thiere haben keine Bennte Zeit zum Wandern und ‘auch die Entfernung ist gleichgültig, sie hängt vom Zufalle ab, wird hüher ein "eünstiger "Futterplatz erreicht, so wird auch früher Halt gemacht. Anders verhält es sich mit dem Wandern unserer Der Lemming ver- Vögel. Zwei Ursachen, die Kälte und damit der Hunger zwingen sie, ihre Heimat zu verlassen, sich solche Gegenden aufzusuchen, in denen sie ihren Magen befriedigen können, in solehe Länder zu reisen, wo nicht Kälte und: Eis das Insectenleben vernichtet, ie Gewässer verschlossen hat. Ein weiterer Grund, warum viele Vögel uns früher verlassen, wendig erscheint, ist wohl auch die Mauser ; solche Vögel, bei denen sich die Eimeuerung ihres Getieders in der Fremde vollzieht, verlassen uns zu sehr früher Zeit, so z. B. schon im halben August. In der Inseeten- welt, fliegt, summt und brummt noch Alles in Hülle und Fülle, allein mit dem defeeten Gefieder würde es den Vögeln doch sehr schwer fallen, im raschen Fluge die zur Stillung ihres Hungers nothwendige Menge Insecten zu erhaschen, und bis endlich das Gefieder sich so weit ergänzt hätte, dass sie wieder tlink und behende in den Lüften segeln könnten, (lie kältere Jahreszeit hereingebrochen und das Inseeten- leben schon längst zu Grabe gegangen. Da bleibt dieseu Thieren wohl nichts Anderes übrig, als bevor die Zeit der Mauser eintritt, nach jenen "Ländern zu eilen, in denen sie auch mit mangelhaftem Gefieder ihren Hunger zu stillen im Sender sind. Sie ziehen in die Fremde, sie verlassen ihre Heimat, ihr Vater- ihren u ihre Nester. Still und ruhig ist bei uns Wald, Baum, Busch und Haus, denn unserc zarten Lieblinge Kind unserem nordischen Winter ent- tohen und wenn bei uns Wald und Flur fusshoher Schnee bedeekt, wenn Flüsse, Bäche und Sümpfe mit einer Eiskruste "überzogen Sind, sitzt die über unseren Fenstern ausgebrütete Schwalbe sammt ihren Aeltern, im warmen Sonnenscheine, auf dem Strohdache einer ägyptischen oder abessinischen Hütte und lernt ıhr Liedehen schwätzen. Gar oft und vielfach wird abenteuerlich scheinende Wandern der Vögel in weite Länder angezweifelt ; so insbesondere jenes der Schwalben. Sie sollen in hohlen Bäumen, auf Dachböden, in altem Ge- land, das. so | mäuer, in Uferlöchern, ja sogar im Sel hlamme den Win- als uns noth- ist | ter zubringen und nach Art vieler anderer Wirbelthiere einen W interschlaf halten. So hört man gar oft von Holzhauern, sie hätten in einem gefällten hohlen Baume eine Menge Schwalben-im Winterschlafe aufgefunden, die, dann nach Hause gebracht, wieder munter geworden wären. Anstatt Schwal ben, wäre vielleicht das richtigere Wort: Fledermäuse. Da eine in unserem gemässigten Clima, im Frül- jahre oder Herbste pl lötzlich eingetretene Kälte, wie wir ja jedes Jahr die Erfahrung machen, meistens nur einige Tage dauert, so kann es vielleicht geschehen, dass Schwalben oder andere Singvögel von einem solchen schlechten Wetter überrascht, sich auch in hohle Bäume verkriechen und dass ein so erstarrter Vogel ins Zimmer gebracht, sich wieder erholt. Dauert aber ein solcher Zustand länger, so geht ein jeder Vogel zu Grunde und alle künstl iche, oder Sonnen- wärme würde vergebens wirken. Schon vor vielen Jahren war ich bemüht, mich von dem Winterschlafe Schwalben durch den Augenschein zu über- zeugen. Alle hohlen Bäume aber, die ich im Winter untersuchte, waren von allem möglichen Gethier als Winterherberge benutzt, nur nicht von Schwalben, ich fand nie eine, ja nicht einmal eine zu Grunde gegangene. Noch unerklärlicher ist die Behauptung, Aass die Schwalben in Thürmen, Dächern, Höhlen etc. hängend gefunden worden sein erollenı Hledernäuse sind von der Natur zu dieser Methode des Ruhens oder Schlafens ganz geschaffen; ihre Hinterfüsse sind mit sehr Krünmten, starken und scharfen Krallen versehen, was aber bei unseren Schwalben keineswegs nicht der Fall, ist; ihre Zehen sind viel zu schwach und auch zu wenig gekrümmt, als dass der Vogel mit Ruhe und Sieherheie sich auf dieselben verlassen könnte. Und schliesslich, wie soll nun gar eine Schwalbe den Winter im Schlamme zubringen. Ich wäre begierig einen Vogel zu sehen, der den ganzen Winter in einer unserer oe ge- 6 Pfütze steckt; was könnte ilm wohl vor dem Ertrinken, Erstieken oder Verfaulen schützen, auf welche Art würde ihm Luft zum Athmen zugeführt und wie könnte er im Frühjahre aus dem Wasser heraus. Das Gefieder der Schwalben ist beim Heran- nahen der Zuezeit schon ziemlich defeet und im Frühjahre erscheinen sie prächtig ausgefiedert, wenn sie also einen Winterschlaf hielten, wann würde sich wohl die Mauser bei ihnen vollziehen, ein Zustand, in welchem die Vögel bekanntlich reichliche Nahrune bedürfen. Unser Webeaan ist ferner manches Jahr mit vielen prächtigen Tagen gesegnet, warmer Sonnenschein erquickt uns, selbst de meten wagen sich hervor und auch die Fledermäuse sind gleich ba der Hand, aber noch nie hat wohl Jemand einen unserer Sänger oder eine Schwalbe unter den vielen Flatterthieren entdeckt. Verschiedenartig sind die Meinungen und Aus- sprüche der alten, neuen und neuesten _ Naturforscher über den Winterschlaf und das Wandern unserer Vögel. Einiges, diessbezügliches will ich hier mittheilen: Aristoteles, ein griechischer Naturforscher, sagt in seiner Naturgeschichte der Thiere, übersetzt von Dr. Strack, 1816, 38. Buch, SS pRapıtelaR Sale Zeit lang im Verbor- glaubt, alle in wär- „Auch anche Vögel leben eine genen und ziehen nicht, wie man mere Gegenden, sondern einige ziehen in Gegenden, die wenig von denen entlegen sind, wo sie sich ge- wöhnlich "aufhalten , wie die Schwalben und Weihen; andere, die sehr weit zu ziehen hätten, wandern nicht aus, sondern verbergen sich nur. Mat hat nämlich schon viele Schwalben, völlig von Federn entblösst, in Felsenklüften angetroffen, und Weihen bei ihrer ersten Erscheinung aus ähnlichen Orten hervorfliegen sehen.“ Linne in seinem Werke: Systema naturae vom Jahre 1767, pag. 343, sagt von unserer Dorfschwalbe Hirundo rustica, Folgendes: „Habitat in Europae domibus intra tectum; una- que cum urbica autumno demergitur, vereque emergit; dum volitat juxta terram sen aquam, pluvias prae- sagit.* =) Donndorf in seinem Handbuche schichte vom Jahre 1793 sagt Seite 189 über die Zugvögel (Aves migratoriae) Folgendes: „Die meisten stre oldhen nur wenige Meilen in die benachbarten Ge- senden, kehren bald wieder zurück; Kälte und Man- gel an "Nahrung nöthigen sie zu diesen Reisen. Einige ziehen einzeln, endlos gesellschaftlich. Manche wie dis Kraniche, Störche , Hausschwalben ete. stellen im Herbste grosse Wallfahrten weit über’s Meer und über einen beträchtlichen Theil der Er dkugel weg, an, und bringen den Winter, bis zur Rückkehr im folgenden Frühjahre, in wärmeren Zonen zu. Letztere und einige andere Singvögel bleiben auch wohl im Noth- falle, wenn sie sich verspäten, versteckt unter der Erde und in Sümpfen, erstarrt in den kälteren Ge- genden.“ In demselben Werke, Seite 594, heisst es weiter: „Die Streitfrage über den Winteraufenthalt der hier- ländigen Schwalben, besonders der Rauch- und der Hausschwalbe ist noch nicht ganz entschieden. Viele der Thierge- ®, „Sie wohnt in den Gebäuden Europa’s unter dem Dache und zieht mit der Stadtschwalbe gemeinsam im Herbste fort und erscheint im Frühjahre wieder. Wenn sie an der Erde oder an dem Wasser flattert, so zeigt sie kommenden Regen an.“ \ als wahrscheinlich. glaubwürdige Reisende haben die Schwalben haufen- weise im Herbste über die See nach wärmeren Ge- genden fliegen gesehen. Es sind aber auch Erfahrungen vorbanden, dass man ganze Klumpen von erstarrten Schalen des Wars aus dem Wasser, aus hohlen Bäumen und Sandhöhlen an den Den der Flüsse gezogen und durch die Wärme wieder belebt hat, Von älaın Ufer: schwalbe ist solches wenigstens gewiss.“ Seite 396 heisst es: „Die en abe zieht im Herbste entweder nach naeen Gegenden oder über- wintert im Schlamm. * Bechstein in seinem ornithologischen Taschen- buche vom Jahre 1803 sagt Seite 223 Folgendes über die Schwalben: „Dass diese Vögel den Winter im Wasser als Winterschläfer zubrächten, ist nicht erwie- sen; mehr, dass sie wahre Zugvögel sind, die nur auf ihren Reisen sich in der Nähe der Teiche und bekannt- lich des Nachts im Schilfe aufhalten, um ihrem Frasse nahe zu sein.“ In Cuvier’s Thierreich, Jahr 1816, Seite 566 heisst es: durchaus von Insecten leben, so kälteren Ländern Zugvögel sein.“ Funk in seiner Naturgeschichte vom Jahre 1305, Seite 204, sagt: „Bei den Vögeln bemerkt man noch übersetzt von Dr. Schinz, „Da die Schwalben müssen sie in allen den Te, ihren Aufenthalt zu verändern. Diess ge- schieht gemeiniglich im Herbste, theils der Kälte wegen, theils aus Mangel an Nahrung. Zugvögel nennt man die, welche in w veit entfernte ander ziehen und erst im Frühjahre wiederkommen. Sogar bei denen, welche in der Gefangenschaft leben Mad diese Reise nie mitgemacht haben, zeigt sich dieser Trieb. Sie werden zu der asian. Zeit unrulig und flattern im Käfige ungewöhnlich herum.“ Weiter sagt derselbe, Seite 288: „Zuweilen werden einige, wenn sie der Insecten wegen an Flüssen und Sümpfen zu lange verweilen, von der Kälte übereilt, erstarren und Tarsinken in den Schlamm. Diese sterben und können im Frühjahre weder durch die Sommerwärme, noch durch künst- liches Erwärmen in’s Leben zurückgebracht werden. Allein ebenso, wie im Herbste sich einige verspäten, so kommen im Frühjahre einige ch zu früh an, werden von Spätfrösten in den Zustand der Erstarrung versetzt und liegen in einer Art Scheintod da. Diese sind es, welche, weil sie nur kurze Zeit in dem todten- ähnlichen Zustande bleiben, durch die belebende Kraft der Sonne oder durch künstliche Wärme wieder erweckt werden können.“ Naumann in seinem grossen Werke: Die Vögel Deutschlands vom Jahre 1522, 1. Band, Seite 37, be- zeichnet den Winterschlaf der Vögel als Märchen. Goldfuss, Zoologie vom Jahre 1826, Seite 522, sagt: „Die Zugvögel unternehmen durch kosmische Einflüsse angeregt, im Erühjahre und Herbste meistens gesellschaftlich grosse Reisen in entfernte Länder. Die Sohmallaen Erlen im Herbste in grossen Heerden von uns weg und überwintern in Afrika) In Loehr's Naturgeschichte für Schulen vom Jahre 1329 Seite 127: „Es ist ungewiss, ob alle Schwalben im Winter davon ehem, Von den meisten ist es mehr Vielleicht findet man nur die im Frülı- ling zu früh angekommenen an Teichen und Ufern der Flüsse von Kälte erstarrt. Zum Wegziehen versam- meln sie sich gegen den Herbst in grossen Schaaren.“ Palliardi in seiner Uebersicht der Vögel Böhmens mit Angabe ihres Vorkommens, Streichzeit und Brütens vom Jahre 1852, Seite 5l, erwähnt gar nichts vom Ueberwintern unserer Schwalbenarten in Sümpfen und Bäumen. In Troschel und Ruthe, Handbuch der Zoologie vom Jahre 1853, werden die Schwalben und alle ande- ren Vögel, welche während der kalten Jahreszeit in wär- mere Gegenden ziehen, Zugvögel genannt. Bielz, Fauna der Wirbelthiere Siebenbürgens vom Jahre 1856, sagt Seite 98 von den Schwalbenarten: „Sie sind sämmtlich Zugvögel.“ Leunis in seiner Synopsis der Naturgeschichte des Thierreiches vom Jahre 1860, Seite 199, sagt Folgendes: „Kein Vogel hält regelmässigen Winterschlaf, doch können Schwalben zufällig Winterschläfer werden, denn man hat dieselben en in Erdlöchern an en von Gewässern und unter Thurmdächern in England, Deutschland und Frankreich erstarrt gefunden. In einer Berghöhle im Thale von Maurienne, auf der Strasse von Italien nach Frankreich findet man (nach Bronn) sogar, um nur ein Beispiel anzuführen, regelmässig fast alle Jahre viele Schwalben, wie Bienenschwärme, an der Decke aufgehängt im Winterschlafe.‘“ Fritsch in seiner Naturgeschichte der Vögel vom Jahre 1870, Seite 202 und 206: „Hirundo rustica geht als Zugvogel oft bis an die Südspitze Afrikas und -urbica kommt später als die Dorfschwalbe und seht früher fort. ; Brehm sagt in seinem 3. Band, Seite 628: Thierleben, I. Auflage, „dass bei plötzlich eintretender Kälte im Frühjahre oder Herbste einzelne Schwalben | ı sollen bis an die Südspitze Afrikas ihre W en angen in Löchern Zuflucht suchen, hier im gewissen Grade erstarren und, dank ihrer Lebenszäbiekeit wieder auf- | ausdehnen. 7 leben mögen, wenn sie in die Wärme gebracht werden, will ich nicht gänzlich in Abrede stellen, von einem Winterschlafe aber ist bestimmt nicht zu reden.“ Tschusi in seimer Aufzählung der Vögel Salz- burgs vom Jahre 1577, Seite 46, erwähnt ihren Abzug und ihre Ankunft, aber nichts von ihrem Winter- schlafe; was er gewiss gethan hätte, wenn ihm etwas über diesen Gegenstand bekannt gewesen wäre. Dass manche Vögel, besonders viele Schwalben länger als ihre Kameraden bei uns verweilen, davon könnte ich eine Menge Beispiele aufzählen; so unter anderen beobachtete ich am 3. October 1872 in Nuss- dorf, Kahlenbergerstrasse bei Wien ein brütendes Schwalbenpärchen, ferner am 16. October 1875 eine Schwalbe auf unserer Ringstrasse, ja sogar am 23. Oc- tober desselben Jahres, um 9 Uhr Morgens mehrere Dorfschwalben an der Ausmündung des Wienflusses. Viele Vögel verlassen uns schon im halben Au- gust und kehren erst im halben Mai wieder zurück, viele verlassen uns spät, Ende October, Anfangs No- vember und sind Ende Februar oder Anfangs März wieder in ihrer Heimat. Viele Vögel wandern nur be- dingt, nämlich bei besonders strengem Winter. Von vielen Vogelarten bleiben gar oft einzelne Thiere zurück und fristen sich kümmerlich bis zum nächsten Frühjahre fort. Die Hauptzugzeit ist aber die Zeit der Tag- und Nachtgleiche, März und September. Was die Entfernung anbelangt, so ist es vielen Vögeln nicht genug unserem Winter entflohen zu sein, viele halten schon in unseren Mittelmeerländern, | viele reisen über das Meer an die Nordküsten Afrikas, viele bis in das Innere dieses Welttheiles, ja einige (Schluss fol gt.) — HR — Allerlei. Transportkäfig für zarte Vögel. Ein Vogelwirth, der zu Reisen im Winter genöthigt ist und seine Lieblingssänger mit nach dem neuen Aufenthaltsorte trans- portiren will, muss sich bei Zeiten mit einem Käfige versehen, in “dem die zarten Vögel vor der Einwirkung allzugrosser Kälte und vor V erletzung geschützt sind. Besonders, wenn grössere Strecken im W agen oder Schlitten zurückgelegt werden sollen, mückenarten oder dgl. Vögel, welche sehr gut verwahrt werden. Ich besitze einen Winter-Tı auf 4 Stück Vögel, dessen Beschreibung ich hier folgen lasse: man mitführt, Der Käfig besteht aus einem 29 Ctin. hohen, 25 Ctm. breiten und 13 Otm. tiefen Kistehen aus 1 Ctm. dieken Brettern. Durch Querwände ist das besagte Kistchen in vier gleiche Abtheilungen getheilt. Die Rückwand der Kiste ist von 4 m man laufen- den Schubbrettechen (den Thürchen zu den Abtheilungen) gebildet, welche von Häkchen festgehalten werden. Vorne ist die Kiste insoferne offen, als sie da mit einem Drahtgitter gleich einem gewöhnlichen Käfige versehen ist, vor welchem. sich noch ein Falz für einzuschie- bende Glastäfelehen befindet. Diese Glastafeln müssen gut in den Falz hineinpassen, damit man durch Ver- schieben derselben die Lufteinströmung reguliren kann. Im Innern der 4, für je 1 Vogel bestimmten Ab- theilungen, welche 11 Utm. tief und eben so hoch und breit sind, sind die Wände mit Tuch weich ausgefüt- müssen die Gras- | tert und ist für ein kleines Sitzholz gesorgt. Für je 2 Abtheilungen ist ein Schubboden vorhanden. Auch Futternäpfe lassen sich leicht anbringen. Aussen am Kistenkäfige, oben und unten, rechts und links, ist je eine Drahtöse angebracht, durch welche ein Riemen durchgezogen wird, an welehem der Käfig wie ein Plaid | bequem IR und her getragen werden kann. Die Glastafeln an der Vorderseite des Käfiges | haben neben dem Umstande, dass sie die Erhaltung der Wärme im Käfige bewirken , noch den Vortheil, dass der Vogel sich am Dralitgitter nieht blutig stossen kann und dass er kein Futter verstreut, noch Wasser verspritzt. Im Sommer kann man Glastafeln, deren obere Ecken quer abgestutzt sind, einsetzen, was die Be- nützung des beschriebenen Käfiges auch zu dieser Jahreszeit ermöglicht. Mitreisenden wird man bei einem derartigen Vogel- transporte gar nicht lästig. Ignaz Dusek. Gequetschter Hanf als Surrogat für getrocknete Ameisenpuppen. Wer je im ungarischen Flachlande oder in nadelwaldlosen Distrikten überhaupt gelebt hat, wird ermessen können, welchen Verlegenheiten da oft ein Naturfreund, der zartere, insektenfressende Vögel verpflegt, bei Herbeischaffung der nöthigen Ameisenpuppen ausgesetzt ist. Nicht immer ist der Bezug von Ameisenpuppen und getrockneten Eintags- fliegen von Händlern der Grossstadt leicht ausführbar 6) und scheitert schliesslich nur zu oft an den verhält- | ven, Puppen und ausgebildete Kerfe zu sich, deren nissmässig allzugrossen Kosten. In einer solchen Situa- | Panzer oder Flügeldecken die Wirkung von Mahl- tion muss man, wenn man sich der Sänger nicht | steinchen haben dürften. Vielleicht funetioniren die ganz begeben will, auf Ersatzmittel denken. Schalen des gequetschten Hanfes gleich jenen festen Ein einfaches Surrogat für getrocknete | unverdaulichen Stoffen. Der Hanfkern ist nahrhaft und Ameisenpuppen istgeq NorBchien Hanf, welchen man | enthält viel fettes Oel. entweder dem üblichen Universalfutter beimengen oder Nur so kann ich mir erklären, wie ein mir be- nebenbei geben kann. kannter Vogelfreund in Ungarisch-Altenburg seine Die meisten Grasmückenarten, ja selbst die | Nachtigallen mit gekochten Kartoffeln und gequetschtem Nachtigallen vertragen ein Gereibsel von süssen, flei- Hanf glücklich fortbrackte, während ich mehrere Nach- schigen Möhren (sogenannten gelben Rüben), Semmel | tivallen verlor, welche ich sorgfältig mit dem gewöhn- und gekochter Leber oder gehacktem Fleisch im | lichen Universalfutter genährt habe — jedoch ohne Allgemeinen gut, halten aber bei diesen Futterstoffen, | Hanf, den ich als einen für een Vögel wenn nicht Ameisenpuppen oder gequetschter Hanf | zu wnnatürlichen Futterstoff ansalı « und lange Zeit beigemengt werden, nicht lange aus. Siescheinen gewisser | gänzlich perhorreseirte, bis mich fremde Erfahrung fester Stoffe zur olkommnanen Verdauung zu bedür- | eines Besseren belelrte. — ten. In der Freiheit nehmen die Sänger "allerlei Lar- Ignaz Dusek. — TE —— Literarisches. Dr. A. W. Holm. Die Explorirung des Wanderns | dessen hochverdienter Director, Dr. A. B. Mayer, jede oder Ziehens in der Thierwelt im Allgemeinen und | Gelegenheit benützt, die Wissenschaft zu fördern. der Vögel im Besonderen aus Göteborgs sch. Bohus- AveRe. häus Fauna Göteborgs 1876 —77, 26—49 übersetzt. Deutsches Jagdbuch. Herausgegeben vom Deut- Archiv f. Naturgeschichte. XLIV. Jahrg. 1378, 129. | schen Jagd-Schutz-Verein, Berlin 1878. Ein trefliches AV. P. Handbuch für den Jäger, ın welchem auf kleinem Rules für Zoological Nomenclature, drawn up by Raume eine Fülle von Wissenswerthem geboten wird. the late H. E. Striekland (assisted by many Zoolo- Es finden sieh darm Uebersichten der gesetzlichen gists, British and an at the instance of the Schonzeiten, der allgemeinen waidmännischen Aus- British Association, London. 8. 1578. Auf den Wunsch drücke, ferner werden die einzelnen Wildarten, sowohl des General-Comite der britisch. Association in der Säugethiere als Vögel in gedrängter, aber präciser = : sta R Versammlung zu Plymouth hat M. P. L. Sclater Weise besprochen, SEE Beschreibungen und Notizen diese für jeden Naturforscher wichtige Publication über die Lebensweise, Nester und Dr ‚ so wie über besorgt. A. v.P. die Arten der Jagd gegeben. L, Karl. Ueber den Schädelbau der domesticir- Von besonderer Wichtigkeit ist eine tabellarische ten Tauben. Separatabdruck aus dem Osterprogramm | Uebersehau der einheimischen Raubvögel, welche in 1573 der Realschule zu Pirna. Diese Abhandlung, | sehr übersichtlicher Weise die Bestimmung der Arten welche einen Gegenstand betrifft, dessen genaue Erfor- ermöglicht und sicher jedem Forstmanne und Jagd- schung von W ichrekeit für die W is enschait ist, ist aus | freunde höchst willkommen sein wird. dem zooloeischen Asa zu Dresden hervorgegangen, ASR2 2ıneemate:- A. Graf ZUr Lippe’s | Seit Januar 1378 erscheint: | en Thierfr Landwirthschafts-Kalender. {hılerlre | Organ des Wiener Thierschutzvereines, I. Theil in Lwd. 1 M. 50 Pf. Taschen-N otiz- | redigirt von Dr. Carlvon Enderes, a1. der 2 — Pf, xalender r DE ES ERl ER En Belende!; anstatt wie vorher monatlich einmal ',—®/; Bogen in Octav, in dem mehr als doppelten Umfange von einem ganzen Bogen in Quart, üderdiess in eleganter 1I. Theil. typografiseher und sonstiger äusserer Ausstattung. Das Abonnement wurde trotzdem nicht erhöht, und de st nach wie vor inclus. Francozusendung nur 2 fl. öst. W. — 2 Mark jährlich. Der Thierfreund hat die Aufgabe seinen Lesern in anregender und unterhaltender Form Belehrung über das Leben der Thiere, ihr Wesen, ihre Eigenthümlichkeiten, und ihr Wechselverhältniss mit dem Menschen zu bieten, und die Bestrebungen des 'I'hierschutzvereines, sowie die Resultate seiner Thätigkeit eingehend zu erörtern und zu veröffentlichen. und II. Theil zusammen. | Annoncen finden dureh den Thierfreund die weiteste Verbreitung in ' allen civilisirten Ländern der Welt, da dieses Blatt theils in den Vereinslokalen einiger hundert Thierschutzvereine aufliegt, theils unter den Mitgliedern der selben eireulirt, und werden mit 6 kr. 12 Pfg. für den Raum der 3spaltigen Probenummern meiner Fachzeitungen \ Nonpareilzeile berechnet. | Abonnements und Inserate werden aufgenommen sowohl in der Kanzlei des Wiener Thierschutzvereines, Stadt, Johannesgasse 4, Parterre \ links, von 4—6 Uhr Nachmittags, als auclı in der Buchführungs-Kalender. cart. (apart) 1 Mark. Iı Teinwand 2 M. 50 Pf. \y. oder in Leder 3 M. — Pf. | Literaturberichte graiis und franco, Jedem, der sie mit Postkarte verlangt, desgl, | Hugo Voigt in Leipzig, Buehhandlung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen ık. k. Hofbuchhandlung von Faesy & Frick, 43 Nürnberger-Strasse. | Wien, Graben Nr. 27. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Diuck von J. B. Wallishausser in Wien. Bläfter für Wonelkunde, Wogel-Shub und -Rflene Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. '; Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements & 2 fl., sammt Franco- '! '; Zustellung 2 fl. 25_kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :: 1879 . \ v EINEN an werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern '! 3 a 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, HN Florianigasse 46, zu richten. “ Inhalt: ‚Künfzehn Tage auf,der Donau.‘ Auszüge aus diesem Werke Seiner k. u. k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von A. von Pelzeln. — Das Wandern. der Vögel. Von Josef Kolazy (Schluss). — Lämmergeier (Gypa&tos barbatus, Cuv.) in Oesterreich-Ungarn erlegt. Von Eduard Hodek. — Vereinsangelegenheiten. „Fünfzehn Tage auf der Donau.“ Auszüge aus diesem Werke Seiner k. u. k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von A. von Pelzeln. im ruhig fliessenden Strome ihre dunkle Farbe wieder- , spiegeln. Auwälder unweit von Mohäcs. | ill. Das Gewebe von grösseren und kleineren Armen, die wie Alleen in die grüne Wildniss hinemführen, die | gleichmässig hohen Wälder, aus denen nur die morschen Am rechten Ufer ist ebenfalls in der näheren Um- | Spitzen einzelner Jahrhunderte alter Eichen hervor- gebung der Donau flaches Land, das aber in steilen | ragen; am Ufer die schwer von Laub belasteten Aeste, Ufern zur Wasserfläche abfällt. In weiterer Ferne sieht | die über die Wasserfläche herniederhängen, oft die- man schon ziemlich bedeutende ‘Ketten von Hügeln | selbe berührend, das Treibholz, welches in grosser und niederen Gebirgen; es sind diess die Ausläufer | Menge aus den Armen herausgetrieben dem Haupt- der Bergzüge des eigentlichen Pannonien, wie es die | strome zufliesst, und die umgefallenen Baumstämme, Alten nannten, der Gebirge um Fünfkirchen herum. | die vom Hochwasser theilweise überdeckt, nur mit Erst in der Höhe von Szegszärd, wo der Särviz-Canal | ihren Rücken herausschauen und von erregten Köpfen in die Donau mündet, beginnen ‘die Auen an beiden | leicht für Krokodile gehalten werden könnten — das Ufern den Strom zu umgeben, und aueh da nur wieder | Alles, wie gesagt, trägt einen so merkwürdigen, mit für eine kurze Strecke, denn oberhalb Duna-Szekesö’s | dem keiner anderen europäischen Gegend vergleich- bemerkt man nur mehr am linken Ufer Auen, während | baren Stempel an sich, dass wir alle ganz erstaunt, am rechten "Weingebirge steil zur Donau abfallen. bewundernd vom Bug des Dampfers aus diese neuen Doch diese Zeit, die wir brauchten, um zwischen jenen ‚ Bilder in uns aufnahmen. Ich dachte eben darüber bewaldeten Ufern zu fahren, bot uns einen wahren Ge- | nach, ob ich schon jemals etwas Aehnliches gesehen nuss; an beiden Ufern die grau-grünen Auwälder, die | hätte und in wie weit man diess mit ‘den herrlichen (Zweiter Tag.) 10 niederösterreichischen Auen vergleichen könne. Da rief plötzlich Brehm, ebenfalls von Bewunderung erfüllt: „Das ist der Ob, ganz und gar der Ob!“ und ich hatte es gefunden, es war nur mit dem zu vergleichen, was ich in Reisebeschreibungen von den Strömen und Urwäldern anderer Welttheile gelesen hatte, und diess bestätigte auch die lebende Reisebeschreibung, „Brehm“ genannt. Man irrt sich, wenn man die Ungarns für liebliche, freundliche Gegenden hält; ein tiefer Ernst, etwas Melancholisches ruht auf der ganzen | Landschaft, der breite Strom, die einförmig dunkel- | grünen Wälder, Alles in grossen Contouren ohne Ab- wechslung gezeichnet, macht einen düsteren Eindruck. Wie in den höchsten Regionen eines mächtigen Ur- gebirgsstockes, oder am Meere, wenn die See spiegel- glatt, ein wolkenloser Himmel in gleichen Tinten dar- über gespannt ist und durch keine dritte Farbe die endlose Ruhe des Bildes gestört wird, so ist es auch hier in diesen Wäldern; der Mensch fühlt sich durch die Grösse der Natur gedrückt und durch keine leb- hafte Abwechslung erfreut. Ich habe den gleichen Ein- druck auf dieser Reise niemals mehr so empfunden wie am ersten Nachmittage, niemals mehr stimmte die Beleuchtung des Himmels mit dem Charakter der Ge- gend so vollkommen zusammen, um jene Ruhe und Harmonie zu erzeugen. Wir blieben auch den ganzen Nachmittag und Abend,auf dem Verdecke, theils um die landschaftlichen Bilder zu bewundern, theils aber auch | der ornithologischen Beobachtungen halber. Denn fort- während : bemerkten wir Leben um uns her; Fisch- reiher strichen bedächtigen Fluges von einem Ufer zum anderen, auf dem Hauptstrome und noch mehr in den ruhig fliessenden Armen schwammen Enten ver- schiedener Gattung; und der schwarze Milan, der häufigste unter allen Raubvögeln Süd-Ungarns, zeigte sich allenthalben ober den Wipteln der Bäume; von Krähen und Staaren, die in jenen Gegenden überall sehr häufig sind, gar nicht zu reden. Falken bemerkten wir fast gar keine, die wenigen, die wir sahen, waren stets zierliche Thurmfalken. Wo das Ufer sich steil, brüchig und wunbewaldet zum Strome niedersenkte, bemerkte ich an vielen Stellen die gewöhnlichen Steinschmätzer und in grossen Mengen brütende Uferschwalben. Etwas oberhalb Duna-Szekesö’s verschwinden die Auen am rechten Ufer, während sie sich am linken in voller Fülle und Ausdehnung über die ganze grosse Mohäcser Insel erstrecken. Zu unserer Rechten er- blickten wir steil abfallende Hügel, die durch ein schmales Band flachen Landes von der Donau ge- trennt sind, das sich vor Mohäcs mehr und mehr ausdehnt. IV. Aus der Gegend von Apatin. (Dritter u. vierter Tag.) . ... Ich wäre froh, wenn meine Feder den Lesern nur halbwegs eine Vorstellung von den wundervollen Auwälder Süd- | pappeln, Eichen, Weiden, Rüstern; umgefallene Baum- stämme lugten nur mit ihren höchsten Theilen aus dem Wasser hervor und einzelne dürre Eichen, Schwarz- pappeln und wilde Obstbäume standen einsam zwischen den rauschenden Rohrwäldern — und das Alles, diese | ganze Landschaft stand unter Wasser, ein leiser Wind | . . o r 2 . spielte mit den Wellen und dem üppigen Grün, in dem diese wildwuchernde Vegetation prangte. Vor unserem Kahne plätterten kleine Lappentaucher, Enten und Rohrhühner auf; letztere sind der Oharaktervogel aller dieser Auwälder, ihr ununterbrochenes Geschrei mengt sich mit dem Quaken der unzähligen Frösche zu einem sinnebethörenden Lärme. Die Rohrweihe, die Nebel- krähe, der Kukuk, die Hohl- und Ringeltaube fand ich allenthalben m dieser Gegend, theilweise bemerkte ich auch ihre Nester. Als wir schon weit in die Wildniss eingedrungen waren, sah ich zwei majestätische Seeadler niedrig ober der Wasserfläche dalıin ziehen, der eine von ihnen bäumte auf einem dürren Baume nicht weit von uns; sein gelbliches Gefieder glänzte in den Strahlen der Sonne. Nach einer halben Stunde Fahrt kamen wir allmälig in trockenere Gebiete, es erschienen einzelne nicht überschwemmte Waldparcellen; auf einer der- selben sah ieh schon von weitem auf einer hohen aber auffallend schmalen und zweigarmen Schwarzpappel den ersten Seeadler-Horst; es war ein mächtiger starker Bau für Jemanden, der noch nie einen Adlerhorst ge- sehen, ganz unglaublich gross erscheinend. Ich stieg behutsam in das von Ferenez geruderte Csikel und näherte mich mit Hodek dem Horstbaume, der Kahn blieb im Rohr versteckt zurück. Wir hatten ‚ eine Stelle offenen Wassers zu passiren, hinter der- selben kam ein Stück Weges mit diehtem Rohr be- wachsen und erst dann die schmale Landzunge, auf welcher der Horst stand. Von ruhigen leisen Ruderschlägen bewegt, glitten die Csikeln durch das biegsame Rohr; ich hatte mein Gewehr schussbereit gemacht, denn Ferenez flüsterte mir zu, dass der Adler im Horste sei; ich wagte kaum zu athmen und nach dem vermeintlichen Baume zu sehen, denn das Jagdfieber hatte mich mit voller Kraft übermannt. Es ist ein aufregender Moment für jeden Jäger, wenn er sich zum ersten Male diesem grossen Bau, dem Raubritterschloss eines mächtigen Adlers, nähert. Ferenez dirigirte das Usikel auf die geschickteste Weise unter den Horstbaum nach einer Stelle, wo ich guten Ausschuss hatte; da hielt er an und bat mich, mein Gewehr zu richten; ein Klatschen mit den Händen sollte den Adler aus dem Horste jagen, doch Gottlob, rührte sich nichts, der Adler war nicht zu Hause; Ferenez hatte früher den Kopf des schon ziemlich grossen jungen Adlers gesehen und für den des alten Vogels gehalten. Ich war froh, dass der Seeadler nicht zu Hause war, denn der Schuss aus dem schwankenden Csikel ist immer eine höchst unsichere Sache, auch war es mir vor Aufregung wirklich schwarz vor den Augen. Jetzt hiess es rasch landen, um den Adler bei seiner Behausung zu erwarten; die Tiefe des Wassers , gestattete, bis ganz nahe an das trockene Land heranzu- Bildern geben könnte, die sich mir damals unvergess- | lich in das Gedächtniss eingeprägt hatten. Die Land- | die bilderreiche | schaft war noch interessanter durch Vegetation, offene Wasserflächen wechselten mit grossen Rohrwaldungen, mit dichten Gebüschen, die nur halb hervorsahen, mit Waldparcellen von hohen Silber- kommen und nur wenige Schritte musste gewatet werden. Hodek gab den beiden Leuten den Befehl, mit den Csikeln sich an verschiedenen Punkten zu ver- ' stecken, um den allenfalls krank geschossenen Adler verfolgen zu können, Nachdem die beiden Fahrzeuge leise im diehten Rohre verschwunden waren, versteckten wir uns, Hodek und ich, so gut es eben ging. Der Horstbaum stand auf einem höchstens zwanzig Schritte breiten aber ziemlich langen Streifen trockenen Landes; der Boden war zwar nieht von stehendem zusammengelegten Schwingen in den Horst Wasser bedeckt, doch der lehmige Grund zeigte, dass die Ueberschwemmung erst vor Kurzem diese erhöhte Stelle verlassen hatte. Mächtige uralte Eichen, belaubt und nur an der Spitze durch gewundene dürre Aeste geziert, so wie einige colossale Silberpappeln schmückten den Platz; von "Sehwarzpappeln bemerkte ich nur die eine, auf welcher der Horst stand; ihre grotesque Form machte sie unter allen anderen Bäumen bemerkbar. Wilde Reben und Hopfen schlangen sich um die Stämme, und emporwucherndes Gras, gemischt , Krachen dicht ‚ konnten mit Schilf und anderen Wasserpflanzen, bedeckte den Boden. Nach der Richtung, aus der wir gekommen waren, bot sich mir das Bild des gebietes mit seinen Rohr beständen, Gebüschen, W ald- parcellen, mit den offenen Wasserflächen ganzen wilden Durcheinander dieser merkwürdigen Ge- gend; nach der entgegengesetzten Seite war nur ein eigentlichen Ueberschwemmungs- | und dem | schmaler mit Rohr bewachsener Arın bemerkbar, hinter | dem sich ein hochstämmiger Wald, so viel ich sehen konnte, auf trockenem Land erlob. Eine mächtige, Jahrhunderte alte Eiche lag auf wenige Schritte vom Horste, diese wählten wir, um uns hinter dem breiten Stamme zu verstecken, einige blätterreiche Aeste, die wir über uns legten, sollten als Schirm dienen. Der Ausschuss liess viel zu wünschen übrig, denn die breiten Aeste der Bäume überdeckten uns gleich einem grünen Zelte. Wie lange ich da kauerte, weiss ich selbst nicht, die Zeit verging mir ziemlich rasch, denn ein fröhliches Leben umgab uns. Die Ringel- und Hohltauben flatterten auf den Eichen und rucksten so friedlich ihr Lied; die Tauber stiegen von Liebe geplagt in die blauen Lüfte, um schwirrend sich dann auf die dürren Wipfel des gegenüberliegenden Waldes niederzulassen; Krähen und Dohlen Kamen und gingen und das fohliehe Heer | stimmte die Inelodischesten Lieder leider erekien die einsilbigen Rufe der aan des Quaken den Frösche jede Poesie; diese Thiere sind eine währe Plage der Auwälder, "doch was für liebe Geschöpfe Sind sie noch im Vergleiche zur ärgsten Qual des Waidmannes, der sich in jene Wälder ver- tieft, nämlich den blutdürstigen Gelsen. wir ruhig in unserem Verstecke untergebracht, sich schon um uns her der Sänger als es summend zu rühren begann; an; | Blassente | grünfüssigen Teichhuhnes sowie das endlose | Kaum waren | | kleiner war als der | deekt in auf mein Gesicht und meine Hände machten die elen- den Thiere ihre kühnsten Angriffe, und wie sollte das erst Abends werden, wenn die Dünste aus der feuchten Erde empor und ober der dampfenden Wasserfläche gespenstisch umber schwebten ? Dieser Gedanke war nicht angenehm, doch es galt einem Adler und wer wirklich edles Wild jagen will, darf keine Mühen und keine Unannehmlichkeiten scheuen. Die heiseren Rufe des jungen Seeadlers verriethen, dass die Stunde nahe, in weleher der verwöhnte Junge Herr gekröpft zu werden gewohnt war; und er hatte uns genau avisirt. Hodek, der sich eben umsah, flüsterte mir zu: „Er kommt!“ Ich hörte nur ein Sausen ober min, ein grosser Schatten glitt über den Boden; als ich das Gewehr in Anschlag brachte, war es schon zu spät, 1a Adler mit glitt ; ich hatte dem gewaltigen Vogel keine so grosse Gewandt- heit und Schnelligkeit zugetraut und mir die Sache leichter vorgestellt, als sie es eigentlich war. Nach einigen Secunden vernahmen wir schon und Knacken, gemischt mit den Rufen des ob Knochen oder grosse Fischgräten brachen, wir leider bei dem so überraschenden Er- scheinen des Adlers nicht unterscheiden. Leise kroch ich aus meinem‘ Verstecke, das Ge- wehr schussbereit, und stellte mich an einen Platz, der mir noch verhältnissmässig am meisten Ausschuss bot; Hodek schlich behutsam nach der anderen Seite des Horstbaumes und klopfte mit dem Standhauer an den Stamm. Kaum berührte er die Rinde, als ich auch schon das Gepolter des abstreichenden Adlers vernahm ; em diehtbelaubter Ast hinderte mich daran, den Vogel im ersten Moment des Wesfliegens sehen zu können, ich bemerkte ihn erst, als er schon einige Meter vom Horste entfernt war; auf meinen ersten Schuss senkte er sich getroffen zu halber Baumeshöhe herab, auf den zweiten Schuss liess er Kopf und Fänge sinken und schwebte wie em Fallschirm über die Wasserfläche einer hinter uns liegenden, ganz überschwemmten Wald- parcelle zu. Kurz nachdem er zwischen den Zweigen unseren Blieken entschwunden war, vernahmen wir auch schon deutlich das Auffallen eines schweren Körpers auf den Wasserspiegel. Hodek eilte hin und fand schon denn ich bemerkte nur noch, wie der Jungen ; den Adler im Csikel des Ferenez, neben welchem er nur wenige Schritte entfernt niedergefallen war. ... Nachdem der erlegte Adler in mein Fahr- zeug gelegt war, stiessen wir vom Lande ab und dran- gen in das diehte Rohr em; der Wald hinter uns wurde umschiftt, eine offene Wasserfläche durchfahren und nach wenigen Minuten langten wir vor einer grösseren Waldparcelle an. n Ferenez flüsterte mir zu, dass diess die Behausung des zweiten Adlerpaares sei; mit schussbereitem Gre- wehr näherte ich mich dem Rande des Gehölzes, der Horstbaum stand nicht ganz an der äusersten Lisiere, sondern einige Gänge gegen das Innere der Waldpar- celle zu. Eine a von mächtigen, noch höheren Schwarzpappeln, als es jene der früher beschriebenen Horststelle waren, zierte den Platz. Zu unserem Schrek- ken bemerkten wir, dass Alles unter Wasser sei, im Osikel fuhr ieh bis unter den Horst, der um vieles erste und von Aesten ziemlich ge- den oberen Theilen einer dicht belaubten Schwarzpappel stand. Der Adler war nicht zu Hause, und als wir eben besprachen, wie es unter diesen ungünstigen Umständen doch möglich sei, sich zu verstecken, schwebte auch schon das durch unsere Gegenwart erschreckte Adlerpaar laut schreiend ober den Wipfeln der Bäume umher. Einen Augenblick schien Alles schon verloren zu sein, denn die Adler stiegen in immer grösseren Kreisen bis in die höchsten Reeionen empor, alle unscre Bewegun- gen genau ver folgend. Plötzlieh bemerkte wir eine mächtige alte Eiche, die umgeworfen im Wasser lag, nur einige Theile derselben ragten aus den Fluthen hervor. Ich beschloss, mich, so gut es eben gings, mit dem Csikel dieser Stelle zu nähern und kroch dann auf allen Vieren, das Gewehr auf dem Rücken, nach dem trockenen Plätzchen auf der Eiche; bequem war dieser Sitz nicht 12 und es kostete Anstrengung, sich auf der schiefen Fläche | zu erhalten; nebstdem hatten auch Ameisen und Insec- ten aller Art dieses Refugium vor dem steigenden Was- | ser benüzt und zeigten auf deutliche Weise, wie sehr | ihnen mein Besuch ungelegen sei. | Hodek hatte sich mit den Csikeln entfernt, und als die Adler diess bemerkten, senkten sie sich dem Horste zu; leider war mein Plätzchen doch zu auflällig, denn die scheuen Vögel stimmten abermals ihr Angst- geschrei an und stiegen wieder in die Lüfte empor. Ich rief nun rasch nach den Osikeln, bestieg eines derselben und suchte nach einer anderen Stelle. Auf hundert Gänge des Horstes, also für jeden Schrotschuss zu weit, entdeekten wir am Fusse eines Baumes eine kleine, trockene Stelle, eben gross genug, um zwei zusammen- gekauerten Männern als Versteck zu dienen; dorthin setzten wir uns, Hodek und ich, und bedekten uns mit belaubten Zweigen. Ferenez eilte mit den Osikeln weg, um sich weit von da zu verbergen. Unsere Insel war nahe am Rande des Waldes, so dass wir nach der einen Seite einen freien Ausblick über eine offene Wasser- fläche hatten; einige hundert Schritte hinter derselben stand eine Gruppe meist dürrer Bäume. Das Gewehr wurde schussbereit gehalten und in die Büchse, der hier wohl die Hauptrolle zufallen musste, eine Patrone eingeführt Jetzt begann eine für den Beobachter sehr inter- | essante, aber für den passionirten Waidmann äusserst peinliche Zeit. Durch die Zweige sahen wir die nun ungemein misstrauisch gewordenen Adler, und ihr helles Angstgeschrei drang fortwährend zu unseren Ohren. | Beide Vögel zogen majestätischen Fluges ober | unseren Köpfen umher, sie schwebten theils langsam | in den Lüften, theils fuhren sie rasch von einem. Ende der Waldparcelle zum anderen. Oft senkten sie sich so nahe zu uns hernieder, dass ich deutlich sehen konnte, | wie die gelben Fänge in der Sonne erglänzten und der starke Kopf mit dem mächtigen Schnabel sich herunterbog, oft stiegen sie wieder so hoch, dass sie für das Auge kaum sichtbar wie schwarze Punkte am Firmamente klebten, und immer noch klang ihr ver- | hängnissvoller Ruf zur Erde herab. Trotzdem die jungen Adler vom Hunger gepei- nigt ihre Eltern riefen, kamen dieselben doch Stunde lang nicht in die- Nähe des Horstes. Endlich hörten sie auf, durch helle Rufe ihr Miss- trauen zu zeigen und entschwanden meinen Blicken, sich anderen Theilen der Wälder zusenkend. Sie hatten sich beruhigt und waren auf Raub hinaus, ihren ge- wöhnlichen Beschäftigungen nachgegangen. Unsere schon ganz gesunkenen Hoffnungen begannen wieder etwas zu steigen. Eine Viertelstunde vollkommener Ruhe verstrich; plötzlich hörte ich den gellenden Ruf der Seeadler bald da, bald dort, doch schon in ziem- | licher Nähe von mir; emige Male sah ich sie wie Schat- ten durch die Wipfel der Bäume ziehen, doch gleich wieder im Dunkel des Laubes verschwinden. | Endlich vernahm ich den schweren Schlag der Fänge und das Rauschen der zusammenschlagenden | Schwingen, wie man dies immer hört, wenn ein Adler in der Nähe aufholzt. Der Ton kam aber nicht vom Horste, sondern ganz von der entgegengesetzten Seite, ich blickte mich vorsichtig um und gewahrte einen mächtigen Seeadler, der hinter mir auf der Spitze eines dürren Baumes jenseits des Wassers stand. Rasch griff ich nach der Büchse, doch ehe ich mich noch schussbereit gemacht hatte, verneigte sich | eine ı Höhe und rüttelte nach Falkenart ober ‚ durch die Brust | im Arme stromaufwärts, bis der Adler einige Male, senkte den Kopf nach abwärts, breitete die Schwingen langsam aus und stiebte vom Aste ab. Er kam direkt auf unser. Versteck zugestrichen, doch stieg er knapp vor dem Gehölze etwas in die dem Horste, den Kopf nach allen Seiten wendend; er that diess gewiss, um früher noch den Horst und dessen Umge- bung genau zu untersuchen, um zu sehen, ob da Alles im alten Zustande geblieben sei. Plötzlich zog er die Schwingen ein und fuhr auf die Spitze eines dürren Baumes los, der nahe am Horste, ungefähr hundert Schritte von mir sich befand. Aufrecht gegen mich gewandt stand der Adler da, nach allen Richtungen ausspähend; ruhig hob ich die Büchse, der Schuss krachte und eine Kugel mitten - warf den Adler vom Baume, ein dumpfer Schlag auf das Wasser folgte dem verhallenden Klange der Watte. Kaum watete ich mit entladener Büchse zur ver- endenden Beute, so kam auch schon das Weibchen niedrig über meinen Kopf dahingefahren. Wie leicht wäre auch dieser zweite Adler mein gewesen, wenn ich die Flinte in der Hand gehabt hätte! .. .„ Das Frühstück war schnell eingenommen und wir trennten uns mit einem herzlichen Waidmannsheil. Ich bestiesmit Hodek und meinem Jäger einen Kahn, drei Usikeln folgten uns und die Expedition begann. Laugsam ging es etwa eine Viertelstunde weit zu einem grösstentheils aus Weiden bestehenden Hochwalde, dort legten wir an dem Ufer an, ich stieg in das vom tüchtigen Ferenez geruderte Osikel, in die anderen zwei. setzten sich Hodek und mein Jäger und den Kahn mitnehmend, drangen wir bei einer nur wenige Schritte. breiten über- schwemmten Stelle in den Wald ein. Ein schmaler Streif trockenen Landes trennte am Rande des Gehöl- zes den Donauarın vom Inneren desselben. Der Wald selbst war vollkommen unter Wasser. Ganz bequem konnten wir zwischen den hohen Bäumen hindurch- fahren. Ein hochstämmiger Wald, der jedes Gebüsches und Unterwuchses entbehrt, bietet, wenn erüberschwemmt ist, emen höchst eigenthümlichen Anblick. Nach einer kurzen Fahrt wurden die hohen Bäume immer spora- discher, dichtes Buschwerk trat an deren Stelle und | eine recht unangenehme Passage, durch das umker- schwimmende Treibholz noch erschwert, begann für uns; doch bald schimmerte Licht durch die Büsche und wir gelangten auf eine freie, offene Wasserfläche, bei tausend Schritte lang und einige hundert Schritte breit, links von dichten Gebüschen, aus denen nur einzelne hohe Bäume hervorragten, rechts von einem sehr eigenthümlichen hochstämmigen Walde begränzt. Ich glaube, dass im Hochsommer, wenn die Wasser zurücktreten, diese Lichtung entweder in einen todten Arm, wie es deren so viele in den Auen gibt, oder in eine saftig grünende Waldwiese sich verwandelt. Vor uns war das Bild durch Wälder abgeschlossen ; leise aber schnell glitten unsere Csikeln über die ruhige Wasserfläche, die Wolken hingen tief herab, eine drü- ekende Luft, durchtränkt von dem Dufte der üppigen Vegetation, die Farben alle in ein Dunkelerün ver- schwommen, gaben der Landschaft einen melancholischen Charakter. Wenig Leben in der Vogelwelt war um uns bemerkbar, die Insecten dagegen, besonders die ‚ lästigen Gelsen, durch das feuchtwarme Wetter hervor- gelockt, summten allenthalben umher und die Köpfe unzähliger Frösche ragten Blasen aufwerfend, aus dem Wasser hervor. Ein blendendweisser Rallenreiher zog langsamen Fluges über mich hinweg, rasch wurde er im Notizbuch eingetragen; es war der erste, den ich auf dieser Reise sah, die letzten, die ich im verflossenen Jahre erlegt und beobachtet hatte, fand ich in den Sümpfen um den See Butrinto in An Noch einige kräftige Ruderschläge und wir hatten das Ende aleson freien Wasserfläche erreicht. Wir bogen rechts um und drangen in einen herrlichen Hochwald ein. Von allen Auwäldern, die ich noch in meinem Leben gesehen, war diess unstreitig der schönste und interessanteste; er erreichte die Vollkommenheit, was die Ungezügeltheit und Urwüchsiekeit der Natur betrifft. Hohe Weiden waren der Charakterbaum, einzelne mäch- p3 [97 I rigsten Formen gebeugt herab, andere standen vom Blitze geschwärzt, halbverfallen wie Ruinen da; vom Sturme umgeworfene Stämme rulıten vom Wasser theil- weise verdeckt, in den Grund fest eingekeilt, ihre morsche Rinde anti als fruchtbarer Boden für jüngere Generationen, hohe Gräser und ganze Bäume wuchsen auf den Leichen ihrer Vorfahren. Andere Stämme, vom Wasser aufgewühlt, schwammen umher, aufihrer breiten Oberfläche entwickelten sich ebenfalls blühende Inseln. Hodek hatte mir schon früher von den schwim- menden Inseln dieses Waldes gesprochen , ich habe sie jetzt gesehen und bin sehr froh, in diesen echten Ur- | w ald, an den der Mensch noch nie Axt und Beil ange- tige. Schwarz- und Silberpappeln ragten mit dürren | der Unterwuchs fehlte an manchen Stel- in dichten Gebüschen Aesten hervor, len, an anderen wucherte er | grosser war, konnten nur lange legt hat, eingedrungen zu sein; Treibholz in N Menge so wie le een insin versperrten uns oft den Weg, manchmal lag die Gefalır eines Bades sehr nahe, mit Saaler Mühle mussten die Osikeln Aeste und Stämme auseinanderdrängen und wo der Widerstand ein allzu- Umwege uns vorwärts bringen. Ich bewunderte die ausserordentliche Geschick- wild empor. Alte Bäume, durch die Last der Jahre | liel hkeit der tuderer, denn die Aufgabe war eine sehr gedrückt, von den jüngern erstickt, hingen in den knor- | harte. > DI: V To Das Wandern der Vögel. Von Josef Kolazy. (Sehluss.) Zu Anfang der Zugzeit sind die Vögel viel fetter, | Buchfinken und zwar sämmtlich Männchen. Dieselben weil sie Kräfte zur Reise bedürfen, denn das Heran | erscheinen auch auf der Rückreise früher als die nahen einer schlechten Witterung und andere uns un- | Weibchen. bekannte Ursachen nöthigen sie oft zu solcher Eile, | Allen langflügeligen, leicht gebauten Vögeln, wie dass sie sich nicht Zeit nehmen ihren Hunger zu | den Seglern, Schwalben, Raubvögeln ete. mag wohl stillen. Bei so raschem eiligen Zuge magern sie natürlich | eine Reise, selbst aus den nördlichen Theilen unseres ganz ab. Tritt dann wirklich schlechtes Wetter ein, so bleiben sie still und ruhig an einem Orte und suchen sich Nahrung. Umgekehrt verbleiben auch bei günstiger Witterung viele Vögel an guten Futterplätzen Tage langund haben keine grosse Eile mit dem Reisen. Alle wandernden Raubvögel ziehen des Tages, alle inseetenfressenden Vögel des Nachts und lassen sich des Morgens ins Gebüsch oder auf den Boden nieder um von der nächtlichen Reise auszuruhen. Auch viele, Sumpf- und Wasservögel reisen des Nachts. Die Zeit der Abreise der meisten unserer Sing- vögel, bemerkt man fast gar nicht, denn, da die Thiere selbst nicht mehr singen, machen sie sich auch nicht bemerkbar, still und ruhig fliesen sie zur Zugszeit aus ihren Gebüschen immer höher, bis sie die Baum- krone erreicht haben und fort geht es dann mit ein- brechender Dämmerung in ihr Winterasyl. Viele Zugvögel Man auf ihrer Reise einzeln, andere in kleiner Anzahl, wieder andere in grossen Schaaren; theils ziehen sie durcheinander in regellosen Haufen, theils, besonders die Sumpf- und Schwimm- vögel in geordneten geschlossenen Reihen. Wer hat die Züge unserer wilden Gänse noch nicht gesehen ? Ob fünf oder zehn Stück reisen, oder ob es hunderte sind, immer und immer bilden sie ein umgekehrtes ungleichschenkeliges V. Viele Vögel scheinen nach Geschlechtern getrennt | Seite 58, zu reisen, wenigstens trifft man im Herbste entweder | Männchen oder Weibchen in grossen Schaaren an. So sah ich vor mehreren Jahren bei Neuwaldesg auf den dortigen Aeckern, eine nach hunderten zählende Menge Vaterlandes, bis nach Afrika hinein, Anstrensung verursachen ; — 5 de - bauten, kurzflügeligen, so keine grosse anders aber den plump ge- z. B. den Wachteln. Dass dieselben aber, trotzdem ihre Reisen bis über das Meer ausdehnen, entnehmen wir schon aus der Bibel. Moses schreibt in seinem 2. Buch, 16. Capitel, 13. Vers: „Und am Abend kamen Waehteln herauf und be- deckten das Heer.“ Ferner im 4. Buch, Capitel, 51. Vers: „Da fuhr aus der Wind von dem Herrn und liess Wachteln kommen vom Meere und streute sie über hier das Lager, eine Tagreise lang, da eine Tagreise lang, um das Lager her, zwei Ellen hoch über der Erde.“ Auf diesen Reisen ereilt aber viele der armen Wanderer der Tod, oder sie fallen in die Gefangen- schaft. Anstrengung der Reise und Nahrungsmangel rafft so Manchen dahin, noch mehr erliegen den sie begleitenden Raubvögeln, die meisten aber fallen der Habsucht und Rohheit des Menschen zum Opfer. Friedrich von Tschudi in seinem ausgezeichneten Werke: Das Thierleben der Alpenwelt vom Jahre 1868 schreibt hierüber Folgendes : „Die Jagdlust der Menschen artet namentlich in Italien in eine förmliche Jagdwuth aus und ist epide- misch geworden. Nicht nur die Schnepfen, Wachteln, Drosseln, Tauben und ähnliche jagdbare Vögel werden gefangen, sondern auch die bei uns so freundlich ge- shönten Schwalben! die herrlichen Grasmücken, Nachti- gallen, die kleinen Sänger aller Art werden in dem todbringenden Lande der Citronen ohne Unterschied von Alten und Jungen, von Kaufleuten, Handwerkern, 14 Priestern und Edelleuten mit Fallen, Netzen, Flinten Sperbern und Käuzen während der Zeit ihres Durch- zuges unablässig verfolgt: Am Langensee werden all- jährlich an 60.000 Sänger gefangen ; bei Bergamo, Verona, Chiavenna, Brescia aber bei Millionen, — grösstentheils Thierchen, denen bei uns Niemand Etwas zu Leide thut und die ihres herrlichen Gesanges wegen eher gehegt werden. Am grossartigsten aber wird das Würgergeschäft vielleicht an der neapolita- nischen Küste und auf Sieilien betrieben. Hier treffen die Wachteln gegen Mitte April bei Westwind ein, und nehmen sogleieh das allgemeine Interesse in An- spruch. Alles sprieht von den Wachteln, verlässt Magazin, Werkstatt, Comptoir und eilt zur Jagd. Messina allein werden über 3000 Jagdpatente gelöst, und ein guter Jäger schiesst täglich seine 100, ja 160 Wachteln. Die Bauern aber, die ihre Felder mit un- zähligen Schlingen belegen, machen noch bessere Beute, und einzelne fangen an einem einzigen reichen Wachtel- tage 500-700 Stück; ja Fänge von 1000 Stück per Tag sind nichts Unerhörtes. Der Herbstwachtelzug ist etwas spärlicher; dafür kommen die Feldlerchen zahl- reich und werden oft zu 6—10 Stück auf einen Schuss erlegt. Neben diesen Vögeln aber verspeist der Ita- liener auch alle übrigen mit Behagen, von den Falken, Reihern, Möven bis zu den Schwalben, Bachstelzen, Goldhähnchen hinunter, und die einfältigsten Bauern sind ebenso scharfäugige Späher und gute Schützen, als passionirte Geflügelesser.“ Wohl bleibt es rätlıselhaft, dass die Vögel, von der Kälte getrieben, wärmeren Gegenden zueilen und wenn dort die Wärme zu heftig wird, wieder ihre | Heimat aufsuchen ; andererseits hängt dieses Flüchten vor allzugrosser Wärme zusammen mit dem Leben der Amphibien und Inseeten, die doch die Nahrung aller unserer Wandervögel bilden. Denn sowie Am- phibien und Insekten im Norden ihren Winterschlaf halten, so in den Tropenländern ihren Sommer- schlaf. Mit Beginn der heissen Zeit vertrocknen in diesen Ländern alle Sümpfe, Bäche, ja selbst kleinere | Flüsse und die Sonnenhitze vertilgt den grössten Theil des Pflanzenwuchses. Die Amphibien verkriechen sich | im Schlamm, die Inseeten in ihre Schlupfwinkel. Die Thierwelt ist mit wenigen Ausnahmen verschwunden und die Vögel sind, sowie im Herbste im Norden, so | nun im Sommer im Süden senöthigt, die Rückreise anzutreten, da ihr Magen befriedigt sein will. Die sich regende Liebe scheint mit ein Grund zu sein, warum die Vögel bei ihrer Rückkehr mit grösse- rer Eile reisen, als bei ihrem Abgange. Was mag wohl den Wandervögeln auf ihren | Reisen als Wegweiser dienen, besonders solchen Thie- | ren, die die Reise zum ersten Male machen, denn ohne lange herumzusuchen, finden sie allsogleich ihre ver- lassenen Gegenden, Dörfer, Häuser und Nester wieder. Ohne Furcht und Scheu, als ob sie gar nicht weg ge- wesen wäre, fliegt die Schwalbe in den Stall und unter- sucht ihre einstige Wiege. Oft aber geschieht es doch auch, dass die Vögel in ihrer Bereehnung sich geirrt haben, denn bald nach ihrer Ankunft tritt Unwetter, ein sogenannter Nach- winter en, Schnee und Eis bedeckt den Boden und die armen Thiere müssen ihr Dasein auf den Höfen, | auf Düngerhaufen oder auf den Strassen kümmerlich fristen, :oder sie sterben aus Hunger. Als kleinen Ersatz für die im Herbste abgezoge- nen Vögel erfreuen uns, dem hochnordischen Winter | entflohen, einige seltene Gäste, die den Winter bei uns 'zubringen wollen, so z. B. die Schneeammer, der Seidensehwanz, das Blaukehlehen, die Wachlhiolder- und Rothdrossel, die Sperbereule, die Schneeeule und so manche andere, Mit Beginn des Frühjalıres räumen sie den aus dem Süden in ihre Heimat eilenden Schaa- ren das Feld. . Welehe und wie viele Arten Vögel für unser Vaterland Wandervögel sind, lässt sich annäherungs- weise leicht bestimmen; nicht so leicht aber die Zahl der Individuen. Nach der zahllosen Menge, die in den südlichen Ländern unseres Erdtheiles vernichtet wer- ' den, genügt das Wort Millionen nicht mehr, ihre An- In zahl grenzt an’s Unermessliche, denn auch noch bei ihrer Rückkehr, nachdem sie die Seylla und Charybdis --- Italien — zweimal passirt haben, erscheinen sie doch noch in grosser Menge. Eben so schwierig ist die Zeit zu bestimmen, \ binnen welcher sie die Reise in ihre Winterherberge und zurück vollendet haben. Störche, die ich vielmals auf ihrer Rückreise beobachtet habe, die ohne Flügel- schlag, so weit mein Auge reichte, rasch dahin eilten, Segler, Schwalben, Raubvögel und andere werden ihre Reise in einigen Tagen vollendet haben, weniger schnell aber Enten, Gänse, kurz alle schwerfälligen Vögel. Ihr schnelleres oder langsameres Reisen ist auch sehr abhängig davon, ob sie gutes oder schlechtes Wetter, | günstigen oder ungünstigen Windhaben. Viele also mögen ihre Reise in einigen Tagen beenden, wozu andere eben so viele Wochen benöthigen, Das nun folgende Verzeichniss enthält eine Auf- zählung der häufiger vorkommenden Vögel, welche für Oesterreich Wandervögel sind, nebst Angabe des Monats ihres Abzuges und ihrer Ankunft, und bei einigen auch ob sie bei Tage oder bei Nacht reisen. I. Sperlingsartige Vögel (Passeres). 1. Pyrrhula vulgaris, Briss., Rothgimpel, theils Zug-, theils Strichvogel, November, Februar. 2% 35 serinus, Girlitzhänfling, October, März. 3. Fringilla coelebs, L, Buchfink, October, März. bein Tage. 4. “ canabina, L., Bluthänfling, wandert nur bei strengem Winter. D. Re linaria, L., Birkenzeisig, November, März. 6. Br carduelis, L., Distelzeisis, November, März. T. ” citrinella, L., Zitronenzeisig, October, März, April. 8. “ chloris, L., Grünhänfling, wandert nicht regelmässig. 9. Emberiza miliaria, L, Grau-Ammer, theils Zug-, theils Standvogel. 10. 5 hortulana, L., Gartenammer, September, April. 11. schoeniclus, L., Rohrammer, October, März. 12. Alauda arborea, L., Heidelerche, October, März , beim Tage. arvensis, L., Feldlerche, October, Februar, beim Tage. 13. „ Il. Rabenvögel (Coracirostres). 14. Sturnus vulgaris, L., Staar, October, März. 15. Oriolus galbula, Temm., Pirol, August, Mai. 16. Garrulus glandarius, L., Eichelheher, September, October, März, April. . Aquila naevia, ). Astur palumbarius, L., Hühnerhabicht, III. Raubvögel (Raptatores). L., Schreiadler, September, März. haliaetos, L., Flussadler, September, März. ist Zug- &2) und Standvogel. 20. Nisus communis, L., Sperber, September, März. 21. Falco peregrinus,L., Wanderfalk, September, März. 22. „ subbuteo, L., Lerchenfalk, September, April. 23. ,„ aesalon, L., Merlinfalke, October, November, März, April. 24. ,„. vespertinus, Beseck., Rothfussfalke, Sep- tember, April. 25. tinunculus, L., Thurmfalke, October, März. 26. Milvus regalis, L., rother Milan, September, März. 27. Buteo vulgaris, L., Mäusebussar d, September, März. 28 „» lagopus, Fi Rauchfussbussard, November, März. 29. „ apivorus, L., Wespenbussard, September, Apnil. 30. Circus rufus, L., Rohrweihe, October, März. il = pygargus, L., Kornweihe, September, März. 32. „ eineraceus, Montagu, Wiesenweihe, Octo- ber, März. 53. Strix brachyotus, Lath., Sumpfohreule, October, April. | 34. „ scops, L., Zwergohreule, September, April. IV. Sperrvögel (Hiantes). 35. Hirundo rustica, L., Dorfschwalbe, September, 40. 22 4. Muscicapa grisola, L., April. . Chelidon urbica, L., Stadtschwalbe, September, April. . Cotyle riparia, L., Uferschwalbe, August, Mai. . Cypselus apus, L., Mauersegler, August, Mai. Caprimulgus europaeus, L., Ziegenmelker, Sep- tember, April, des Nachts. V. Singvögel (Oseines.) Lanius excubitor, L., Würger, October, April. minor, L., grauer Würger, August, Mai. grosser n rufus, Briss., rothköpfige Würger, August, September, April. m collurio, Briss., rothrückige Würger, August, Mai. gefleckter September, Mai. albicollis, Temm., weisshalsiger Fliegen- fänger, August, April. r luctuosa, Temm., schwarzgrauer genfänger, August, April. Fliegenfänger, Flie- . Sylvia philomela, Bechst., Sprosser-Sänger, August, Mai. luscinia, Lath., Nachtigall, August, April. rubecula, Lath., Rothkehlchen , September, März. „ . nisoria, Bechst., tember, Mai. Sperbergrasmücke, Sep- „. eurruca,Lath., Zaungrasmücke, August, Mai. | „ einerea, Lath., Dorngrasmücke, August, April. „» hortensis, Bechst., Gartengrasmücke, Sep- tember, Mai. = atricapilla, Lath., Mönch, September, A| 55. 56. Bitle 58. 2. mordus viscivorus,L., Misteldvossell October, 15 Sylvia phoenicurus, Lath., Gartenröthling, August, April. tithys, Lath., Hausröthling, September, März. hypolais, Lath., Gartenlaubvogel, August, Mai. „ sibilatrix, Bechst., Waldlaubvogel, Sep- tember, April. „ trochilus, Lath., Fitislaubvogel, September, März. „ rufa, Lath., Weidenlaubvogel, September, März. August, Mai. "März. musicus, L., Singdrossel, October, März. torquatusL., Rinedrossel, September, März. turdoides, Mey., Rohrdrossel,, IR „ d. Saxicola oenanthe, Bechst., grauer Steinschmätzer, August, April. 66. Pratincola rubicola, Bechst., schwarzkehl. Wiesen- schmätzer, September, März. 67. ; rubetra, Bechst., braunkehl. Wiesen- schmätzer, August, April. 68. Anthus campestris, Bechst., Brachpieper, Sep- tember, April. 63% 2 arboreus, Bechst., Baumpieper, September, Apnil. 70. n pratensis, Bechst., Wiesenpieper, Sep- tember, März. 71. Motacilla alba, L., weisse Bachstelze, October, Februar. 12. 3 sulphurea, Bechst., graue Bachıstelze, August, April. 18. „ flava, L., gelbe Bachstelze, September, April. i4. Accentor modularis, Koch, Heckenbraunelle, Sep- tember, März. 75. Regulus ignicapillus, N., feuerköpfiges Goldhähn- chen, October, März. 76. Die Meisen (Pari) sind theils Zug-, theils Strich- theils Standvögel. VI. Klettervögel (Seansores). 77. Upupa epops, L., Wiedehopf, August, Ende März, des Nachts. 78. Yunx torquilla, L., Wendehals, August, Mai, des Nachts. V11. Leiehtschnäbler -(Levirostres.) 79. Merops apiaster, L. Bienenfresser. September, April. 80. Coracias garrula, L. Blau-Racke. August, Mai. 81. Cuculus canorus, L. Kukuk. August, Mai. VIll. Girrvögel (6yratores). 82. Columba palumbus, L. Ringeltaube, wandert nur bei sehr strengem Winter und vielen Schnee nach Süden. 33. 5 oenas, L. Holltaube. November, März. 34. hs turtur, L. Turteltaube. Septemb., April, beim Tage. IX. Scharrvögel (Rasores). S5. Perdix coturnix, Lath. Wachtel. Ende August, Mai. X. Stelzvögel (Grallatores). S6. Oedienemus crepitans, Temm. Triel. September, [0 2] —] . Charadrius auratus, Suckow. April. Mi Goldregenpfeifer. October, April. SS. Charadrius morinellus, L. Mormnell-Regenpfeifer. October, Mai. 89. h minor, Meyer. Flussregenpfeifer. Sep- | tember, April. 90. Vanellus cristatus, L. Kiebitz. October, März. 91. Tringa minuta, Leisler. Kleiner Strandlänfer. Sep- | Apnil. tember, 92. Machetes pugnax., Cuv. Kampfläufer. September, Mai. 93. Actitis hypoleucos, Brehm. Flussuferläufer. August, Apnil. 94 Totanus ochropus, Temm. Punkt. Wasserläufer. August, April. 95 u glareola, Temm. Bruch - Wasserläufer. Augnst, April. 96. ” calidris, Bechst. Gambett - Wasserläufer. August, April. IM. F giottis, Bechst. He:ilfarb. Wasserläufer. August, April. 98. ” stagnatilis, Bechst. Teich - Wasserläufer. August, April. 99, Recurvirostra avocetta, Bechst. Avosett-Säbler. September, Apnil. 100. Scolopax major, L. Grosse Sumpfschnepfe. August, April. 101. 5 a llinae: Gemeine Sumpfschnepfe, September, März. 102 H gallinula, L. Kleine Sumpfschnepfe. Oc- tober, März. 102. 5 rusticola, L. Gemeine. Waldschnepfe. | October, März. 104. Limosa, rufa. Uferschnepfe. September, Mai. 105. Numenius arquatus, Lath., Brachvogel, August, April. 106. Ardea cinerea, Lath. Fischreiher, October, März 107. ,„ egretta, L., Silberreiher, September, April. 108. ,, garzettaL., Seidenreiher, September, April. 109. Botaurus stellaris, L., grosse Rohrdommel, Sep- tember, April. 110. ” minuta, L., kleine Rohrdommel, Sep- | tember, Mai. | 111. Ciconia alba, Briss, weisser Storch, August, März, beim Tage. 112. » nigra, Belon., schwarzer Storch, August, April. 113. Platalea leucorodia, Glog., weisser Löffler, Sep- tember, April, beim Tage, 114. Grus cinereus, Bechst., Kranich, October, April. 115. Rallus aquaticus, L., Wasseralle, October, März 116. Crex pratensis,Bechst., Wiesensumpfhuhn, August, Mai. 117. ,„ porzana, Lichtenst., gesprenkeltes Sumpf- lulin, September, Mai. 118. ,„ pusilla, Lichtenst., kleines Sumpfhuhn, Sep- tember, Mai. 119. ,, pygmaea, N., Zwergsumpfhuhn, August, Mai. 120. Gallinula chloropus, Lath., gem. Teichhuhn, Sep- tember, April. 121. Fulica atra, L., Wasserhuln, October, März. XI. Schwimmer (Natatores). 122. Anser cinereus, Meyer, Graugans, September, März. 123. Anas tadorna, L., Brandente, verlässt unsere Ge- senden, sobald die Gewässer mit Eis über- zogen sind und kehrt, wenn sie wieder frei sind, dahin zurück. 124. , boschas, L., Märzente, Stockente, November, März 125. ,„ acuta, L., Spitzente, November, März. 126. ,„ strepera, L., Mittelente, October, März 127. ,, querquedula, L., Knäckente, October, März. 128. ,, _erecca, L., Krückente, October, März oder Apnil. 129. , _penelope, L., Pfeifente, October, März 130. ,, clypeata, L., Löftelente, October, März. 131. ,„ rufina Pall., Kolbenente, October, November, März. 132. , nyroca, Güldenst., Moorente,, September, März, 133. fuligula, L., Reiherente, November, März. 134. Sterna hirundo, L., Flussschwalbe, August, April, 135: „. minuta, BR Zwergflussschwalbe, August, Mai. 136 „ nigra, Briss., schwarze Flussschwalbe, August, Mai. 137. „ leucoptera, Schinz, weissflügelige Fluss- schwalbe, August, Mai. 138. Larus ridibundus L., Lachmöve, Augsust—Apnil. 139. Halieus cormoranus, N., Scharbe, September, März. 140. ns pygmaeus, JIl. Zwergscharbe, September, April. | 141. Podiceps, cristatus L., Haubensteissfuss, October, April. ICE — Lämmergeier (Gypaötos barbatus, Cuv.) in Oesterreich-Ungarn erlegt. Von Eduard Hodek. Die Erscheinung eines kleinen Schilfsängers oder dergl., wenn er bisher in der Gegend ein seltener oder gar unentdeckter Gast war, erfreutgewi iss höchlich das Gemüth des auf ornithologischer Pürsche befindlichen Sammlers. Rasch trachtet er von des Wanderers Eigen- schaften, was in flüchtigen Minuten wahrzunehmen eben möglich ist, für sein Notizbuch zu erhaschen ; der beschwingte Sänger aber lehrt bald selbst, eben so rasch, an seine Habhaftwerdung zu denken um als Be- weisstück, dass wirklich er es war, der die heutige Sammeljagd verschönte, zu dienen; der Mensch macht den Vogel dinsfest, „todt oder lebendig“ und streicht den Tag und Extrafund roth in seinem Kalender an. Aber ungleich aufregender, fast wie auf den harm- losen Fosenachiizen die Erscheinung eines Löwen wirkt die, meist plötzlich dahersausende, reckenhafte Gestalt des Bartgeiers in unsern Ländern, wo man lange, sehr lange schon von diesem fast sagenhaft ge- wordenen Vogel weder etwas sah noch hörte. Das Auf- tauchen des Langersehnten erregt den Jäger fast wie ein plötzliches elementares Ereignis, und als ich im vorigen. Jahre .den ersten wirklichen Barbatus von :den Schnecnedeeiten Wänden des Retjezät daherschiessend vor, im Nu über mir und in fabelhaft reissendem Fluge vom mir streichend erblickte, da glaube ich — ieh würde nach dem Glase statt nach der Büchse gegriffen haben, selbst ohne den festen Vorsatz, heute nicht auf ihn zu schiessen, um diesen seltenen Moment bis zur Neige auszuschlürfen und mir dieschwer beschreibliche, wilde Majestät dieses melır als adlerhaften Fluges mög- lichst deutlich einzuprägen. Er war fort mit Gedanken- schnelle, mir so selbst die Richtung weisend, wo ich seinen Horst zu suchen hätte. Tageszeit und seine Eile deuteten mir an, dass er sich auf dem Heimwege be- finde. 43 Stunden später war ich auch in der glück- lichen Lage den Horst zu kennen. Der Vogel war ein alter, denn sein Brustgefieder war bereits so hell als möglich, der dunkle Halskranz am Brillenbeine nur schwach und schmal. Ich konnte deutlich das auf mich gerichtete, furchtlos blickende Feuerauge unterscheiden und werde dieses Bild bis zum Lebensende behalten. Dass ich etwas weit ausgeholt, um zu der folgen- den, für heute bloss einfachen Meldung zu gelangen, muss ich um Entschuldigung bitten, ich konnte nicht anders. — Es wurde nämlich am 16. November d. Jahr.®) durch Herrn ©. Hofmann ein Bartgeier erlegt und mir eingesendet, welcher sich als 2 — 3 jähriges Männ- chen herausstellte. Dieser Vogel ist seit 3 Jahren der dritte, welcher aus dem Romanen-Banate, hart an der siebenbürger undwallachischen Grenze zu Stande gebracht wird. In den Jahren 1375 und 1876 wurde je einer im Schlageisen gefangen und nachdem seit meiner vor- jährigen Beobachtung des einen alten Vogels vom Ende dieses Exemplars noch nichts ruchbar wurde, so ist die Hoffnung noch nicht aufzugeben, dass derselbe — vielleicht auch das ganze Paar noch lebt, nament- lich wenn das, durch Herrn Hofmann eben erlegte Männchen, wie seiner Jugend wegen anzunehmen ist — nicht zum Paare des Barbatus-Horstes im Czerna- Thale gehörte. Wie mir der glückliche, von seinem Erfolge sehr überraschte Schütze nachträglich mittheilt, befand er sich eirca eine Wegstunde von semem Wohnorte, 7 bis S Wegstunden vom gemeldeten, durch mich gefundenen Horste entfernt auf einer Dienstes-Tour in der„Usoka Rudina“ auf der, der Gewerkschaft Hofmann Ernest gehörigen Chromerz-Grube „Arpäd“ (1500 — 474 Meter absolute Höhe) und frühstückte unweit vom Bergwerke bei einem „Szalläs“, (kleines Oeeonomie-Gebäude für Vieh- wirthschaft) als ein Bursche mit der Meldung daherge- stürzt kam: ein grosser Vogel attaquire sein Geflügel (?). Herr Hofmann sprang zu seinem eingespannten Wagen, riss das Gewehr an sich und erschien am nahen Wahl- platze, als der Angeklagte eben Fersengeld gab; natür- lich ohne Schaden anzurichten, denn eher würde er ein anderes Angriffs- Objeet dort gesucht haben. Ein nachgesendeter Schuss streckte ilın nieder und es zeigte sich bloss der rechte Flügel am Oberarm entzwei. Lebend brachte ihn der Schütze nach Hause, bei der Umstand nicht ohne Interesse ist, dass der Vogel sich ohne alle Gegenwehr greifen und, wie ein Huhn zu Markte, ungefesselt forttragen liess; die Ur- sache davon zeigte sich bei der Seeirung. Hofmann hielt ihn 2 Tage gefangen und trotz sorgfältiger Pflege verendete der prächtige Vogel ohne vorherige An- zeichen von Kranksein oder Schwäche. Als ich ihn abstreifte, stellte sich heraus, dass, wahrscheinlich durch die Vehemenz des Sturzes nach dem Schusse, sein Brillenbein gebrochen und die Kammer mit gestocktem „Blute* (St. Hubertus und seine Scharen verzeihet!) Wwo- *) 1878. 5 1 gefüllt war, so dass es unverständlich bleibt, wie er noch mehr als 2 Tage zu leben vermochte. Hier dessen Beschreibung: Ober- und Unterschnabel an der Wurzel, so wie die borstenbedeckte Wachshaut grünlich, dann grau- hornfarben, gegen die Spitze dunkler, von der halben Firste bis zur Spitze die oberste Hornschichte durch Reiben des Schnabels beim Reinigen an Steinen, durch- gewetzt. Klauen tief horngrau, sehr kurz und stumpf. Liderspalte horizont.: 2.3 Ctm. 5 vertical: 1.4 Ctm. Durchmesser des zinnober- oder hellblutrothen Wulstringes an der Selerotica, welcher die Iris knapp umkränzt, horizont.: 2.1 Ctm. vertical: 1.9 Ctm. Durchm. der strohgelben Iris horizont.: 14 Mm. n 5 „. vertieal: 12.5 Mm. der blauschwarzen Pupille h.: 6.50 Min. x ä 5 Aulssv2.210 252 Min: Das, für einen Raubvogel wenig convexe Horn- hautsegment, die Sclerotica, liegt am Augapfel nach vorne zu etwasgeneigt, flach im Kopfe ohne nennenswerth vom Augenbrauenbein überragt zu werden. Iris und Pupille liegen nicht wie bei allen andern Raubvögeln nahe der Segmentsbasis u. unter einer starken Kristallsubstanzschichte, sondern beinahe knapp unter der Hornhaut, wesshalb das Auge, von der Seite be- sehen, nicht durscheinend istu. stark an das der Amphi- bien erinnert. Es ist sohin nicht der blutrothe Wulst- ring allein, wodurch sich dieses Auge von dem jedes anderen, mir bekannten Vogels auffallend unterscheidet. Die Farbe der Lider ist schwarzbraun glanzlos. Der n ” Borsten -Bart am Unterschnabel kohlschwarz, der über den Nasenlöchern an der vorderen Oberhälfte rostigschwarz mit gelblichem Fettgrunde. Oberkopf dunkelrauchbraun, und dieser, sowie die Wangen u. Backen, letztere auffallend stärker mit kurzem schwarzgrauem Wollflaum bedeckt, zwischen dem die eigenthümlichen, kohlschwarzen, steifen, scharfgespitzten Haarfedern mit verbreiteter Basis stehen. Hinterkopf mit ebensolchen, schwarzen Federchen besetzt, welche sic) hier etwas verlängern. Die noch längeren Genickfedern schmal, lanzett- förmig gespitzt, sind intensiver schwarzbraun, direct am Genicke einige Federn theils zur Längshälfte, theils über die Breitenhälfte gelblichweiss, wovon sich auch einige zum ÖOhre herab und um die Backen herum ziehen. Die Kehle ist mit schwach roströthlich angeflogenen, kurzen, wolligen, nach vorn aufseworfenen, aufstehend gesträubten, der Unterhals mit etwas helleren der- gleichen und zugleich schmal verlängerten, an der Bril- lenbeingrube sich aueh verbreiternden, schwarzbraunen Federn besetzt, wovon einige rostfarbige Spitzen tragen. Alle Federchen des Gesichtes, der Backen, Wan- gen, in der Ohrengegend und jene an der Kehle sind anihrer Basis nicht nur dunkel oekerfärbig belegt, son- dern die Wolle an der Haut und diese selbst ist mit einer dünnen Kruste von derselben fettisen Farbe förmlich verklebt. Diese fettige Substanz, welehe auch an den unteren Federn der Tarsen hervortritt und als schuppige Kruste zwischen den Schildern der Zehen oder Spannhäute sitzt, verhält sich gegen Wasser bei- nahe neutral, wogegen sie dem Aether rasch weicht. Weiteres darüber am Schlusse. 18 Am Kopfe stehen grosse, breite, ziemlich harte Federn, wovon die neuen an der Basis heller u. wollig, gegen die Spitzen dunkler graubraun und glatter, die alten Federn aber hellrostroth an Spitze und Basis, und mit diesem rostfarbigen und sich raulı anfühlenden Beschlage belegt sind, wodurch die äussersten Ränder der Fahnenbärte getrennt erscheinen. Alle nenen Federn sind hier, wie im Allgemeinen, an den übrigen Unterkörperstellen breiter, die alten schmäler, kleiner und abgenützt. Diese dunkleren Unterhals- und Kropftedern heben sich von der lichteren Oberbrustbefiederung scharf ab und begrenzen, ohne wie bei Alten hier einen förm- lichen Kranz zu bilden, den Halsanfang am Brillenbeine. Die Oberhalsfedern gleich unterhalb des Genickes sind stark verlängert, hollenartig, gegen den Rücken zu breiter und tief braunschwarz Ohne jeden ocker- färbigen Anflug. Brust- Fl Bauchfedern bis zum After, so auch die Flankenfedern erlenblattförmig breit, die neuen an der Basis heller, zu drei Viertel nach der Spitze zu dunkler, bräunlich-aschgrau, zum After bin brauner werdend, darunter manche Ms zur Spitze rein aschgrau und elänzend. Die alten Federn alle gegen das Brillenbein hell ockergelb, nach unten und gegen den After zu dunkler orangegelb und stark mit Beschlag überzogen. An den Brustseite n, soweit sie die ge- schlossenen Flügel bedecken, ist keine ‚Heder-löeker farbig, alle Sl aschgrau und braungrau. Die alten selben Federn, vegelmässig zwischen den neuen, grauen vertheilt, nehmen an der Oberbrust die Hälfte , weiter unten ein Drittel des Raumes ein. Die bis an die Zehen diehtbefiederten Tarsen sind mit weichen, schmalen, flaumbärtigen, röthlich und braunfärbigen RedercHen besetzt. Die nedemn der Unterschenkelhosen von vrost- rötherer Farbe, sind sehr kräftig, breit und dicht und reichen bis an das zweite Zehengelenk,, wie bei alten Goldadlern und manchen Milanen. Auch hier sind die älteren rostiger und abgenützter. Die Unterdeelefedenn des Schwanzes sind sehr lang und reichen die vordersten davon fast bis zur Hälfte des Stosses; an der Basis bis zur zwei Drittels- länge flaumig, tragen sie breite, glänzende Schaufel- spitzen, die neuen letztgewachsenen sind hellgrau, bräunlich angeflogen, die alten dunkler, voströthlich. Der Flaum der alten Federn, röthlichgrau von Farbe bis beinahe zum Kiele, präsentirt sich an allen neuen Federn auch dieses Körpertheiles rein weiss Der Oberrücken ist mit lanzettförmigen, harten Federn besetzt, deren jede in braungrauem Felde eine bis zur Spitze weisse Mittelrippe zeist, noch ohne aus- Be pas sich dort zum weissen "Spitzenflecke, der Charaktermarke der alten Vögel, zu verbreiten. Gegen den Oberhals nd sie von schwarzbrauner Farbe, während am Oberrücken und gegen die Mitte desselben etliche davon zur einseitigen Längshälfte, an- dere wieder an der ganzen Hälfte fahlgelblich- einfärbig, ohne jede Spur von Ockerbeschlag weder. an Fahne noch Flaum; auch der Oberhals zeigt weder an Feder noch Haut etwas: von gelblicher Schmutzfarbe. Der Unterrücken unter den grossen Schulterdeckfedern bis zur Schweifwurzel ist einförmig graubraun breit befiedert. Die Achseln ähneln dem Mittelrücken, die Feder- farbe ist jedoch eleichförmiger tiefbraun als dort und die weissen Mittelvippen der Federn kaum sichtbar, Von den grössten breiten Schulterdeektedern sind einige vorjährige noch rauchbraun, alle neuen aber (drei V tertel derselben sind schon dieser Art) zeigen schon das schöne Silbergrau der Fahnen mit schwarzen Spitzen. Der zwölffedrige Stoss ist aber bereits ganz aus- gefärbt , weisse Rippe, dunkel silbergraue Mitte, in Schwarz übergehende Falınenränder an den obersten, längsten zwei Mittelfedern. Die zwei äussersten Schwanz- federn sind an der schmalen Aussenfahne sehr hell und tragen ein schmales, weissliches Band an ihren Enden. Alle die sehr breiten Innenfahnen sind etwas mehr schwarzgrau als die schmale Aussenhälfte. Die untere Färbung aller Schwanzfedern ist ein ziemlich gleichförmiges mattes Schwarzbraun mit helleren Spitzen, wovon keine einzige ausgefranst ist, wie sonst häufig bei dieser Art. Die grossen Schwungfedern der Flügel sind ‘durchgehends einfarbig schwarzbraun mit ae silbergrauem Anfluge auf der schmalen Aussen fahne und len eisser Nittelvippe. Das kleine Deckgefieder des Oberflügels ist hell nussbraun, an der rückwärtigen Spitzenhälfte heller und mit hellgrauen Streifen; hie und da eine einzelne Feder vom vorjährigen Kleide noch übrig, von Farbe fahl gelbweiss. Das flache Kleingefieder des Unterflügels ist ganz von derselben F ärbung, am Buge und AtterHügel stehen etliche, ganz hellgebliche und gelblich gespitzte Federn. Maasse von 2 Gypaötos barbatus aus Oesterreich- Ungarn und einem aus der Schweiz. Schweizer altes Weibchen Junges Altes Männchen] Weibchen von 1878,|von 1876, Mir. /Cmir. m/m|lr. ünir./m m Mir. |Cmtr.! m/m 1 = I J 1 I Öberschnabel-Länge von der Wur- SET | zel- bis zur@spitzens ee re 11071722172 7291,75:07 122151071230 Oberschnabel-Länge von der mit Borsten bedeckten Wachshaut } | | bis zwaspiizer. >76 | 9% El Uniterschnabel-Länge vom Mund: | | | | winkel bis zur Spitze ; 10.1, 0 ‚10.1.3 | 9179 Bart-Länge . . EEE 1.8. 2. [2424 6| 0 Mundwinkel- Netienngl: rein lea A VEN IS 8 2 Länge des Oberschenkels. . - 11798] | | „des Uiterschenkels' 1%: LEE Er BETEN FR | i saderwDarsenea:7: 9.2 ][.,,10 | 5 „. Mittelzehe ine Kae 1.84 U SI 9 91.0 „, Klauerdaranı =... 21 sl k „. Hinterzehe ohne Rlade 2511 0 4) OF! | 5/5 2 „ Rlaue daran... DI SAN EEE 5 len FA „ 2. Schwungfeder (vom | | ’ Buge au gemessen) TO) DIS | A DEE : 78 8 res e| ei EN * 7817 su, 0 | | } WA, sutalı 16 6|.|@ur 0|n| R stud: f al Alııa3| Sloher| 6, 62| 5 64 | 3 5 2 Deckfedern des Stos- = ses von der Steiss- S | drüsse ab gemessen |. 50 0 ‚33 5[16) A „4. Stossfeder 2. [4312| 2,47|.0:1 | h „. Aussenfeder des Stosses 1386| 0 35; 0,1 | Breite der mittelsten Stossdeck- | i feder ... 5 SE] gl Breite der zweiten Stossfeder 5 | 10.42 0:17% 1-10 |er& rn „ äusseren Stossfeder. |.) 7) 3] |.5) 0 Brust-Umfang unter den Achseln Izrel durch und über die Feden . |. 50 . el Flugweite *). RR IREER 262 5‘. | Ganze Länge von dem Schnabel nl paihı bis zur Schweifspitze . ... . 1111) 0715| Gewicht ‚61/, Kilo = 121% Pf. | ER der Schweizer 1515 Pf. | | | | 25 Meter = S Fuss 4 Zoll. Des jungen Männchens: Augenliderspalte horizontal 2°3 em., vertical 1-4 em.: sicht- barer, blutrother, ‘wulstiger Ring um die Iris, Durchmesser horiz. 21 mm., vertic. 19 mm.; Durchmesser der schwefelgelben Iris horiz. 14:0 mm.. vertie 19mm.; Durchmesser der blauschwarzen Pupille horiz. 6°5 vertic. 6.3 mm. Eine meines Wissens in diesem Umfange speeciell dem Bartgeier allein angehörige Erscheinung ist der gelbliche Sehmutzanflug an sämmtlichen Unterkörper- tedern, für welchen man bisher theils keine genügende Erklärung fand, grossentheils aber eine. solche gar nicht suchte. Der von Dr. A. Girtanner in St. Gallen schon in der, mir vom Autor gespendeten Schrift: „Beitrag zur Naturgeschichte des Bartgeiers der Central-Alpenkette* (Sep.-Abdr. a. d. Verh. d. St. Gallisehen naturw. Ges. 1369/70) ausgesprochene Zweifel an der Hypothese Mewes’, dieser gelbliche Anflug rühre vom Baden in eisenhältigem Wasser her, hat gewiss seine volle Be- rechtigung; eine positive Erklärung dafür findet sich aber auch dort nicht vor, während Andere diesen Gegen- stand bloss flüchtig berühren, ohne Mewes’ Ansicht zuzustimmen oder sie irgend zu entkräften. — #OcH- 19 Ich will es versuchen, dieses allerdings eigenartige Vorkommniss von einem neuen Gesichtspunkte aus zu beleuchten und halte dafür, dass diese Färbung eine Eigenheit nicht nur der alten, sondern ebenso der jungen Vögel bildet, soferne diese nur in der Freiheit leben und sieh nach der ihnen eigenthüm- lichen Weise ernähren. Es fehlte mir nur die Gelegenheit an Gefangenen zu beachten ob auch sie solche Färbung aufweisen oder nicht, jedoch zweifelte ich stets daran, bis dieser Zweifel jüngst zur Gewissheit, und die letztere unterm 31. December v. J. durch eine freundliche Mittheilung Girtanners über seine zwei Gefangenen bestätigt wurde. Für gänzlich unabhängig vom Alter des Vogels, jedoch bedingt vom Alter der Feder selbst, halte ich diesen mehr oder minder intensiven, sich rauh anfühlenden, rostgelben Anflug für Rückstand ge- meinen Schmutzes von Fett und Blut, wel- chen sich der Vogel bei seinen Malzeiten, ob mit oder ohne Vorbedacht und Absicht an und in die Federn bringt. (Schluss folgt.) Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom I0. Jänner 1879. In der- selben gab der Vorsitzende, Herr v. Pelzeln, Notizen über die von Herrn v. Tschusi-Schmidhoffen im December 18735 in semem Garten bei Hallein erlegten fünf Stück sibirische Gimpel (Pyrrhula major, Brehm), die ersten Individuen dieser Art, welche, so weit es bekannt wurde, bis jetzt in Oesterreich-Ungarn beobachtet worden sind. Drei Exemplare, ein Männ- chen und zwei Weibchen, hat Herr v. Tschusi dem kaiserl. Museum zum Geschenke gemacht, und wies Herr v. Pelzeln diese, so wie zur Vergleichung einige Exemplare anderer Pyrrhula-Species vor. Das kaiserl. Museum besitzt nunmehr aus der Gruppe der nordasiatischen Gimpel mit schwarzem Kopfe und weis- sem Bürzel (P. major, Brehm, P. griseiventris, Lafr., und P. eineracea, Cab.) in je mehreren Exemplaren. Der Vorsitzende theilt weiter mit, dass Herr Weber, Badhausbesitzer in Meidling, dem Vereine durch gefällige Vermittlung des Herrn Ed. Hodek zwei von einem rothen Ara (Sittacea chloroptera) in der Gefangenschaft gelegte Eier zum Geschenke ge- macht habe, was die Versammlung mit grossem Danke zur Kenntniss nimmt. Hierauf hielt Herr Jos. Kolazy seinen Vortrae über „das Wandern der Vögel,“ welchen wir an anderer Stelle vollinhaltlich wiedergegeben haben. Der Sekretär, Dr. v. Enderes, besprach sodann eingehend Altum’s Forstzoologie und Russ Fremd- ländische Stubenvögel, welche beide Werke, wie vom Vereinspräsidenten schon in der December-Versamm- lung mitgetheilt worden war, von ihren Verfassern dem Vereine zum Geschenke gemacht wurden. Die Ill. ordentliche Generalversammlung des Ornithologischen Vereines in Wien findet am Frei- tag den 14. Februar 1579 um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, in Wien, I., Universitätsplatz 2, statt. Tagesordnung: Ill. Antrag des Ausschusses auf Genehmigung der Prüfung der Rechnung des Jahres 1578 durch die für die Rechnung pro 1577 gewählten zwei Herren Revisoren und Wahl zweier Revisoren pro 1879. IV. Neuwahl des ganzeu Ausschusses auf die Dauer von drei Jahren. V. Vortrag des Herrn Ed. Hodek: „Die Geheimnisse des Thierausstopfens“, mit Vorweisung ganzund halb fertiger Präparate, Rechenschaftsbericht des Ausschusses für das Jahr 1878, vorgeleet in der Ill. ordentlichen Generalversammlung des Ormitholo- gischen Vereines in Wien, am 14. Februar 1879. Geehrte Versammlune! o° Das abgelaufene Jahr, über welches wir heute zu berichten haben, hat dem Vereine ein erosses be- deutsames Ereigniss gebracht: Se. kaiserl. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Kronprinz Rudolf geruhte das Protectorat unseres Vereines zu über- nehmen. Es war diess Ereigniss eine Freude, die gewiss alle unsere Mitglieder, die das Streben des Vereines, seine Hoffnungen auf eine Zukunft voll ernster Arbeit aber auch voll ermuthigender Erfolge kennen, die seine Ziele zu den Ihren machen, gewiss mit uns empfanden, mit uns, die wir den Beweis huldvoller Anerkennung in tiefgefühltester Dankbarkeit begrüssten. 20 Wenige Wochen früher als dem Vereine die eben erwähnte hohe Auszeichnung zu Theil wurde, hatte dieser den schon lange gehegten Plan verwirklicht und die Erste Ausstellung des Vereines in emem Theile der Säle der k. k. Gartenbau-Gesellschaft in Scene gesetzt. Wir haben über dieses Ereigniss schon in unserem Blatte berichtet und wollen hier nur einige statistische Daten und einige Details nachholen. Die wochenlang dauernden, vielfachen Vorarbeiten, welche dem Comite, den Herren: Gustav v. Maren- zeller, Dr. Carl v. Enderes, Josef Kolazy, Direetor Newald, Professor Jeitteles und Fritz eller oblagen, waren mit dem 8. Mai geschlossen, und um 9 Uhr des Morgens, an ebendemselben Tage, wurde die Ausstellung durch Se. kaiserl. Hoheit den durchlauchtigsten Herın Erzherzog Kronprinz Rudolf eröffnet. Die Ausstellung hatte somit unter den freund- lichsten Auspicien beeonnen; die huldvolle Theilnahme unseres gütigen Sen en sicherte ihr die volle Sy mpathie der Be völkerung unserer Stadt, und in der That strömten ihr schon am ersten Tage sölehe Massen Besucher zu, dass alle Räume eigentlich zu enge wur- den, und alle unsere frohesten Erwartungen für die Aufnahme, die unser Unternehmen finden sollte, weit, weit übertroffen waren. Die Zahl der Besucher betrug in den sieben Tagen, welche die Ausstellung währte, weit über 22.000 A dem Unternehmen hatten sich 153 Aussteller mit einzelnen Objecten, oder mit grösseren und kleineren Collectionen. betheilist. Der Katalog zählte 1064 Nummern, von denen ort einzelne ganze grössere Collectionen on hundert und mehr ständen bezeichneten. Von eben solchen Colleetionen, deren 22 in der Ausstellung vertreten waren, sind ins- besondere eine ansgezeichnet schöne Sammlung von Exoten des Prinzen Ferdinand zu Coburg-Gotha, Dr. Carl Russ und eine gleiche des zu nennen, eine reizende Gesellschaft von einheimischen Vögeln der Herren Lange r und Lehrer, die Ausstellungen der Vogelhändler Gudera, Günther, Ratschka, Lorenz, Schreiber, Präparate von Ed. Hodek, Adam, Schiestl, Schlag, Wilekens, Carl und Adolf Schwab, Erber, Herm. Fournes, Talsky, Will- Rowland, Spatny, Kocezian; Literatur: K. k. Hofbuchhandlung Faesy & Friek N Carl Voigt; Käfige und Apparate von Schmer- hofsky, Cer ven y, Nachtmann und Anderen; Raubthierfallen von Rudolf Weber. — An die oben genannte Zahl der Aussteller wurden 109 Preise er- theilt, und zwar wurden 9 mit Staatsmedaillen, 16 mit Elirendiplomen, 43 mit Geldpreisen und 41 mit An- erkennungsdiplomen prämürt. — Das mühevolle Amt der Preisrichter hatten, wie wir rn an anderer Stelle mittheilten, die Herren: Dr. Enderes, Dr. Ils, Prof. Jeitteles, Jos. Kolazy, v. Marenzeller, Newald, . Pelzeln, Graf Rödern, Se. Excellenz I RR AN ud. gehn zu Schmidhoffen, Prof. Wiılekens nadı Fritz Zeller übernommen. Wir nehmen hier mit Freude die Gelegenheit wahr, um diesen Herren, sowie Allen, die sich an unserer Arbeit betlieiligten, den Ausstellern, den Freun- den der Wissenschaft und den Gelehrten vom Fache, den Collesen in der Heimat und denen in fremden Ländern mal Städten, der Joumalistik Wiens, die keines unserer Ansuchen unberücksichtigt liess, Allen unseren aufrichtigsten Dank zu sagen, und sie zu versichern, dass wir uns sehr genau bewusst sind, wie viel ihr liebenswürdiges Entgegenkommen, ihre Bereitwilligkeit und Theilnahme zu dem Gelingen dieser Ersten Aus- stellung unseres Vereines beigetragen haben. Als ein Zeichen der günstigen Aufnahme, die Ausstellung fand, sind unter weisen, die Geschenke zu nennen, welche sie im Ge- folge hatte. So zeichnete Se. Majestät unser aller- gnädigster Kaiser den Verein durch eine Spende von 100 fl. aus; Prinz Ferdinand zu Coburg-Gotha über- sandte aus gleicher Veranlassung 40 fl. Der Aussteller Herr B. F. Voigt, Verlagsbuchhändler in Weimar, spendete dem Vereine eine Zahl von ornithologischen Werken: „Praxis der Naturgeschichte,“ „Brehm’s V ogel- haus“ von Martin, „Künstliche Brut“ von Cantello- Oettel, „Der Wellensittich,“ „Die Prachtfinken von Goeller, „Truthühnerzucht,“ „Die Hühner und der Ge- flügelhof“ von Oettel, „Taubenzucht“ von Neumeister- Prütz, und „Das Rephuhn“ von Thüngen; Herr Wilh. Schneck aus Jüchen in Rheinpreussen machte dem Vereine Futternäpfe für Vögel und Trinkgefässe zum Geschenk; Herr Nachtmann aus Tannwald spendete einen ausgezeichnet hübschen Transportkäfig, Herr Krach aus Salzburg einige Nistkästen mit der Bestim- mung, dass der Verein dieselben in einem der öffent- lichen Gärten Wiens zu geeigneter Verwendung bringen sollte, was indem Parke der k. k. Gartenbaugesellschaft geschah. Indem wir allen den gütigen Spendern unseren innigsten Dank sagen für ihre Gaben und für die freundliche, theilnahmsvolle Gesinnung, die aus ihren Widiwnungen spricht, erwähnen wir noch, dass die Ausstellung einen Reingewinn von 1434 H. 79 kr. ergeben hat. Wenn wir das Gebiet der Ausstellung nunmehr verlassen und uns dem Berichte über die sonstige Thätigkeit des Vereines zuwenden, so müssen wir vor Allem unserer öffentlichen Monatsversammlungen ge- denken, welche an dem zweiten Freitage der Monate Jänner, Februar, März, April, October, November und December abgehalten wurden. An diesen Abenden, welche dem anregenden Verkehre der Mitglieder, den kurzen Berichten des Ausschusses und belehrenden Vor- trägen gewidmet sind, hatten wir eine Reihe von vor- trefflichen populären Vorlesungen zu verzeichnen. Herr Ed. Hodek führte „die europäischen Raubvögel“ ir Bild und Wort vor; Herr Josef Kolazy las über a „Zeisig,“ über den „Thurmfalk* und über „Die Meisen,“ und Herr Ign. Dusek besprach „Ein Storchnest und seine Bewohner“ und in einer späteren Versammlung den „Girlitz.“© Herr Ed. Hodek hielt einen Vortrag über die ornithologische Streitfrage „Goldadler, Aquila chrysaötos — Steinadler, Aquila fulva,“ brachte orni- thologische Notizen, erstattete im October einen Be- yicht über seine letzte Donaureise, und besprach, auf eigene Erfahrungen gestützt, „das Vorkommen des welche vielen anderen Be- Lämmergeiers in Oesterreich - Ungarn.“ Herr A. v. Pelzeln hielt einen Vortrag „über Farbenvarietäten bei den Vögeln,“ welcher reich durch Präparate illustrirt war, und Herr Prof. Jeitteles sprach in der letzten Versammlung des Jahres ‚über einen ausgestorbenen Vogel, von den Mascarenen,“ den er in einem alten Gemälde des holländischen Malers van Kessel vor- führte, welches dem Vereine durch die besondere Güte des Herrn Consuls Dr. Gotthelf Meyer geliehen wurde. Wenn wir die Reihe der Vorträge überblicken, so können wir wohl mit Freude und Befriedigung auf den in reicher Abwechslung gebotenen anregenden und be- lehrenden Stoff hinweisen, der in Behandlung kam, und während wir uns des Bewusstseins freuen, unseren Mit- gliedern manche Stunde angenehmer und sachgemässer Anregung geboten zu haben, danken wir aufrichtig und warm den Männern, die in liebenswürdigster Weise ein so grosses Opfer an Zeit und Mühe dem Vereine und seinen Zwecken brachten. Den gleichen Dank haben wir den Mitarbeitern unserer Zeitschrift auszusprechen, ihnen, die in der Liebe zur Wissenschaft, in der Freude an den Zielen, die sie fördern helfen, unserer Redaction ein so reiches, mannigfaltiges Material zu Gebote stellten, wie es die Spalten unseres Blattes fülite und zu weiterer Verwen- dung heute schon bereit liegt. Wir danken ihnen die Zahl der Freunde, die „die Mittheilungen des Ormitho- logischen Vereines“ sich erworben haben, wir danken ihnen die erhöhte Zahl der Abonnenten, welche das letzte Vereinsjahr aufzuweisen hat, und vor Allem danken wir ihnen den freudigen Muth, in der begonnenen Arbeit fortzufahren. Unsere Zeitschrift hat bis heute den Weg durch Oesterreich, durch Nord- und Süddeutschland, nach der Schweiz, nach vielen Ländern fremder Zunge gefunden; sie ist uns ein Unterhändler, ein Dolmetsch geworden. Mehr als zwanzig Redactionen und Vereine tauschen ihre Schriften mit uns aus; wir gebieten derzeit schon über ein reiches Material fachmännischer Tages- literatur und freuen uns, den sorgfältig gesammelten Schatz wachsen zu sehen. — Mit gleichem Eifer und gleicher Freude begrüssen wir die Gaben, die nach und nach unserer kleinen, derzeit leider noch embryonalen Bibliothek zufliessen. Ausser den, gelegentlich des Be- richtes über die Ausstellung erwähnten Geschenken, hat uns B. Altum mit seiner berühmten „Forstzoologie,* und Herr Dr. Carl Russ mit dem ersten Bande seines Prachtwerkes „Die fremdländischen Stubenvögel“ be- schenkt, während Herr Graf August Marschall zalıl- reiche Fortsetzungen seines Manuscriptes „Uebersichten über das Vorkommen von Arten der Ormis Austriaca- Hungarica in auswärtigen Vogelfaunen,“ und Herr Vietor Ritter v. Tsehusi zu Schmidhoffen eine „Abhandlung über die Schneehühner Europas,“ sowie die „Vögel Salz- burgs“, dem Vereine als Geschenk übermittelten. Die Sammlung des Vereines wurde durch mehrere ausnehmend schöne Präparate bereichert. Herr Conser- vator Ernst Schauer übersandte zwei Seidenschwänze in prächtigem Gefieder, zwei Flussregenpfeifer, zwei Rohrdrosseln sammt Nest und Eiern, eine Kriekente und eine Streitschnepfe. Von Herın Hans Neweklowsky | erhielten wir einen Alpenmauerläufer, der schon auf unserer Ausstellung paradirte, einen Sägetaucher, einen Thurmfalken und ein Schneehuhn ; von Herın Oberförster Wenzel Spatny eine Sperlinsseule und einen Stein- kauz, und die Abbildung eines Bläss- oder Wasser- huhnes mit theilweisem Ansatze zum Albinismus, in Aquarell vortrefflich ausgeführt von Herrn Custos Carl Zenker. Herr Oberförster Bergmann in Pressbaum übersandte eine Schnepfe, an der sich ein theilweiser Ansatz zum Albinismus zeigte, und Herr Bachofen von Echt spendete dem Vereine eine weisse Rauch- schwalbe. Das ist die Inventarsvermehrung, welche der Verein im dem letzten Jahre zu verzeichnen hatt°, und die die Grundlage zu der Sammlung und der Bibliothek bilden soll, welche zu freier Benützung der Mitglieder, einst m dem Locale des Vereines bereit stehen werden. Derzeit ist unsere junge Gesellschaft leider noch nicht in der Lage, über einen solchen Raum zu verfügen. Der Vereinspräsident, Herr von Pelzeln, hat mit 21 ausserordentlicher Freundlichkeit seit zwei Jahren die Abhaltung der Ausschusssitzungen in seiner Wohnung gestattet, unser verehrtes Ausschussmitglied, Herr J. B. Wallishausser, hat zu der bisher gewährten Vergünstigung einer 12percentigen Rückvergütung von den Druckkosten unseres Blattes, auch noch eine weitere hinzugefügt, indem er dem Archiv und Prä- paratenschrank des Vereines, und dem Ausschusse zur Abhaltung seiner Sitzungen, seit jüngster Zeit, ein Locale gastfreundlich erschloss, aber im Besitze einer eigentlichen Heimat unseres Vereines sind wir noch nicht. Wir sind eben noch derzeit im Sparen begriffen, im Sammeln der Mittel, die den Verein seinem Ziele näher führen sollen. Die Zahl unserer Mitglieder hat sich gemehrt, die unserer Abonnenten ist gewachsen; wir verfügen über ein kleines Capital, das wir in der kurzen Spanne Zeit erworben haben, seit der Verein in das Leben trat. Die Hoffnungen, die wir an diese kleinen Erfolge knüpfen, sind vielleicht grösser, als die Erfolge selbst; aber es sind dieselben Hoffnungen, mit denen der Verein vor kaum mehr als zwei Jahren, ungekannt und ungenannt, sem Wirken und Streben begann. Zunächst die Wissenschaft fördern und Wissenschaft erwerben, in Wort und Schrift zu ihr stehen wollen wir, und dann, wenn der nicht mühelos zu ebnende Weg trei vor uns liegt, dann wollen wir an die Verwirklichung un- seres Lieblingsplanes, an die Gründung der Voliere gehen. Dieser Schritt will gut vorbedacht sein; er soll kein Experiment, sondern eine dauernde That sein, den Bewohnern Wiens eine Freude, ein Quell der Be- lehrung, dem Vereine ein Denkmal seiner Thätigkeit. Die Verwirklichung dieses Zukunftsgedankens liegt in der Hand unserer verehrten Mitglieder; mögen sie treu zusammenhalten, mögen sie dem Vereine Freunde werben, ihm Förderung bringen in Wort und That, und dafür des Dankes sicher sein, den wir ihnen, im Namen der edlen Sache heute schon aus- sprechen, und den sie in den Erfolgen ihres Vereines, reich und dauernd finden werden. Rechnungs - Abschluss für das Jahr 1878. Einnahmen: I. Ordentliche Einnahmen. Mitgliederbeiträge: a. von Stiftern TOEN ER ker: b. Pauschalirte nl, — IR, e. Ordentliche BI Hal, — 1er: I!. Ausserordentliche Einnahmen. a. Subventionen EB TAONN Eur b. Nachlass au Druckkosten von Herrn Wallishausser 102 4. 74 kr. c. Sonstige: Reinertrag der Ausstellung ae 7) Iker Zusammen . . 1924 fl. 53 kr. Wird der Uebertrag aus dem Jahre 18377 hinzugerechnet mit. 485 1.215 kr so ergiebt sich eine Gesammt- Einnahmesvonau er: . 2409 fl. 68 kr. Ausgaben: III. Spesen für das Lokale der Monatsversammlungen: a. Rechnung der Diener 1 ltr b. Saal- Miethe u... € Blech. 40 kr. IV. Stempel, &ebühren und Stener: a: Stempel und Gebühren . — fl. — kr. b. Erwerbsteuer für die „Mit- theilungen“ . . 24 fl. 26 kr. . Porti, Telegramme ande eonmiel SION ABER a er: 26 fl. 57 kı. VI. Kanzlei-Requisiten . . . . .» 9 fl. 55 kr. VII. Druckkosten . . . . .- . 884 fl. 37 kr. VIII. Diverse Ausgaben . . 2... 1 1.50 kı: Zusammen 1010 A. 15 kr. Diesen Ausgaben gegenüber stehen die Einnahmen mit 2 DANIT 68 daher sich ein Cassaübertrag auf das Jahr 1579 mit 399 #1. 53 kr. herausstellt. Wien, 31. December J. B. Wallishausser, Buchführer. 1878. Aug. von Pelzeln, Präsident. Fritz Zeller, Cassier, Mitglieder-Verzeichniss. Protector. Se. kais,. und königl. Hoheit der durehlauchtigste Herr Erzherzog Kronprinz Rudolf. Stifter. Se. Hoheit Prinz Ferdinand v. Coburg-Gotha in Wien, Seilerstätte 3. Herr Bachofen Adolf v. Echt, bei Wien, Ausschussmitglied des Vereines. I., Ordentliche Mitglieder. Frau Arnstein Marie, Realitätenbesitzerin in Wien, I., Bogner- gasse 7. Herr Bachofen v. Echt Clemens, in Prag, Quai 331. „ Barenther Oscar, Fabriksbesitzer in Haslau bei Eger. Fräul. Baron Auguste, Lehrerin in Wien, III., Hetzgasse 32. Herr Baudisch Carl, of. Ges. der Thierhandlung Carl Baudisch und Co. in Triest. » Bergenstamm Jul ‚Edler v., Privatier in Wien, II., Tempel- gasse 8. » Bräunlich August, jun., Gloggnitz. „ Brusina Spiridon, Universitäts-Professor in Agram, „ - Bujatti Moriz, Privatier in Ober-Döbling beiWien, Hirschen- gasse 40. Fabriksbesitzer in Pottschach bei a Capellmann Richard, Dr. k. k. Ministerial-Sekretär ın Wien, III, Ungargasse 12. »„ Cesar Aucust, Maler, in Baden bei Wien, Villa St. Genois. Se. Durchlaucht Fürst Josef Colloredo-Mannsfeld, k. k. geh. Ratlı und Kämmerer ete, etc, Wien, I., -Stubenring 6. Herr Balberg Friedrich, Freiherr von, k. k. Kämmerer und Gutsbesitzer in Wien, I., Wollzeile 40. »„ Dengler Franz, Pıivatier, in Ober-Döbling, Hauptstr. 66, Il. Sekretär des Vereines. „ Denkstein Carl, Notariatscandidat, Wien, Fünfhaus, Schönbrunnerstrasse 18. »„ Dombrowsky Raoul, Ritter v., Laxenburg bei Wien. k. k. Hof-Forstmeister in Realitätenbesitzer in Nussdorf Frau Gräfin Herr Dratschmiedt Friedrich, Edler v. Mährentheim, Fabriks- Director in Adamsthal bei Brünn. *) Fräul. Dratschmiedt Marie, Edle v. Mährentheim in Wien, Preiung 6. Du Plessis Gouret d’Ependes, VIII, Alserstrasse 35. »„ Dusek Ignaz, fürstl,. Schwarzenberg’scher Sekretär in Wien, ILI., Rennw eg 2: ORXCellenz Dzieduszyeki Wladimir, Graf, k. k. Geh. Gutsbesitzer in Lemberg, Theaterplatz 18#7): IL, Herr Mediziner in Wien, Ratlı, Frau Eger Laura, Edle v. Möllwald, k. k. Gymnasialdirektors- Gattin in Wien, IV., Favoritenstrasse 15. Herr Elsinger Matthäus, Präses des Thierschutzvereines in Wien, VII, Zollergasse 2. Frau Enderes "Ag glaia, v., Schriftstellerin in Wien, VIIT., Floriani- gasse 46, Ausschussmitglied des Vereines. Herr Enderes Carl, Ritter v., Dr., in Wien, VIII., Floriani- gasse 46, I. Sekretär des Vereines, Redakteur der „Mitthei- lungen des Oınithol. Vereines in Wien.“ „ Erber Josef, Naturalist in Wien, VII., Mur nEieaisit Georg, städt. gasse 19. Sigmundsgasse 9 Oberlehrer in Wien, VIIL, Lerchen- „ Fiedler Hemrich, Universitätsbuchhändler in Agram, » Finger Julius, Beamter der I. österr. Sparkassa in Wien, Unter-Meidling, Hauptstrasse 63. „ Finsech Otto, Dı., in Bremen, Bredecamp 9. „ Fleischmann Peter, Erzieher Sr. Hoheit des Prinzen Ferdinand von Coburg-Gotha in Wien. I., Seilerstätte 3. n Fournes Hermann, Kaufmann in Wien, IV., Klagbauın- gasse 3, Ausschussmitglied. „ Frank Joh., Dr., Hof- und Gerichts-Advokat in Wien, I Operngasse 6. Frantz Wilhelm, Dr., Hot- und Geriehts-Advokat in Wien, I., Rothentliurmstrasse 21. » Frick Wilh., Oeff. Ges. der k. k. Hof-Buchhandlung Fae-y & Frick, Wien, IIL, Hauptstrasse 65. »„ Fröschl Rudolf, Mediziner, VIIL, Reitergasse 9. ’ St. @enois- Stolberg Gabriele, in Baden bei Wien. Comtesse St. Genois Ella, in Baden bei Wien. Herr St. Genois Moriz, Graf, sen., in Baden bei Wien. „ St. Genois Moriz, Graf, jun., in Czelechowitz beiProssnitz in Mähren. » Geyer Carl, Oberförster in Waxenberg, Ober-Oesterreich. »„ Gilge, Dr. Carl, Realitätenbesitzer, Gemeinderath, in Wien, IX., Brünnlbad. »„ Gudera Canl, Kolowratring 9. „ Günther Josef, Vogelhändler in Wien, IV. Thier- und Naturalienhändler in Wien, I „ Hauptstrasse 2. „ Hamm, Dr. Wilh, Ritter v., k. k. IX., Währingerstrasse 1. I. Hanf Blasius, Pfarrer zu Mariahof in Steiermark. Ministerialrath in Wien, „ Heller Dr. Vincenz, Advokat in Hietzing, bei Wien. „ Hittnern, Dr. Theod. Ritter _v., Besitzer‘ einer Privat- Irrenanstalt in Lainz, bei Wien, „ Hochstetter Theodor, Prokurist m Hruschau, Oesterr.- Schlesien. »„ Hodek Ed., Präparator in Wien, VI., Mariahilferstrasse 51, Ausschuss-Mitglied. „ Hodek Heinrich, Zuckerfabriks-Verwalter in Sullowitz bei Lobositz in Böhmen. „ Hotfmann Carl, Fabriksbesitzer in Wien, VI., Dürergasse 3. „ Hoffmann Otto, Bergverwalter in Plavischevitza im Banat „ Hohenbruck Arthur, Freilh. v., k.k. Sektionsrath in Wien, I, Am Hof 2. „ Hufnagel Jos., prakt. Arzt in Haag, Nied.-Oesterr. „ Hutten-Klingenstein Moriz, von, Gutsbesitzer in Gross- Bossan in Ungarn. „ Jeitteles Ludw. Heinr., k. k. Professor in Wien, I. Untere Donaustrasse 13. Ausschussmitglied der Vereines. „ Harabaezek Dr. Franz, Hof- und Gerichts-Advokat in Wien, Kärmtnerstrasse 39. » Karl Alexander, Hochwürdigst. Abt des Stiftes Melk, Nied,- Oesterreich. #) Jahresbciträge mit 40 fl. pauschalirt. *%) Jahresbeiträge mit 50 fl. pauschalirt. Herr Kaufmann Josef, Privatier in Wien, IV., -Neumann- gasse 5. Keissler von, Capitän, Gutsbesitzer in Gross-Ellgut, Preussisch-Schlesien. Kermeni& Anrelius, k. k. Beamter in Wien, VIII, Josef- städterstrasse 6. Kölbel Carl, k. k. Custosadjunkt, Wien, k. :zoolog. Hofmuseunn. Kolazy Josef, k. k. Ministerial - Beamter Kaunitzgasse 6. B, Aussch. Mitgl. d. Ver. Krause Oswald, Gutsverwalter in Damasko, per Bahnhof Rowersdorf. Künstler Gust. Adolf, Hausbesitzer in Wien, IX., Sobiesky- gasse 25. Kunwald Dr. Ludwig, Hof- und Gerichts-Advokat in Wien, I., Fleischmarkt 12. Kuschel Paul, Lehrer in Wien, I., Weihburggasse 14. I, Josefplatz, k Wien, in Bıelırer Friedrich, Lederer- gasse 28. Lorenz Dr. J. B., Ritter von Liburmau, k. k. Ministerial- rath, in Wien, Ill., Beatrixgasse 32. Kaufmann in Wien, VIII, Maunsfeld, Hieron. Graf, Excellenz, k Min'ster, geh. Ratlı etc, in Wien*). Marenzeller Enil, Eller v., k. k. Custos-Adjunkt in Wien, I.. Donnergasse 1. Marenzeller Gustav, Wien, VII., Kirchengasse Vereines. Marschall August, Graf, in Wien, Meidling, Schönbrunner- Hauptstrasse Nr. 152, M-ayerhofer- Carl, k. k. I., Elisabethstrasse 3. Meissl Joh, Städt. Oberlehrer in Wien, X., Keplerplatz 7. Meyer, Dr. A. B., Director des könig. zoolog. Hofmuseums zu Dresden. Micklitz Robert, k. k. Ministerialratli und Oesterr. Ober- landforstmeister, Wien, VIL, Lindensasse 2. Miller B., Forstinspeetor in Carlsbad. k. Ackerbau- Edler v., k. k. Ministerialrath, in 10. - Erster Vicepräsideut des Hofopern - Sänger in Wien, Nadenius, Dr. J. J., k. k. gasse 6. Newald Johann, k.k. Director, in Wien, IX., Beethoven- gasse 8. Ausschuss-Mitglied. Neweklowsky Hans, Oeconomie - Schätzungsreferent, in Lilienfeld, Nieder-Oesterreich. Beamter, in Döbling, Neu- Palliseh Carl, Ingenieur der fürst!. Liechtenstein’'schen Cellulosefabrik in Stuppach, bei Gloggnitz, in Nieder-Oester- reich. Pelzeln August v., k. k. Custos am zoolog. Hofmuseum, in Wien, 1., Wipplingerstrasse 18. Vereinspräsident und Redakteur der „Mitth. d. Omith. Ver. in Wien,. Pollak Leander, Hochw. Hofmeister des Stiftes Melk Wien, I, Schottengasse 5. in WB eisner-Collmann Carl, Marquis, Realitätenbesitzer in Wien, IlL., Reisnerstrasse 11. Rödern Erdmann, Graf, in Breslau. *) Jahresbeiträge mit 40 fl. pauschalirt. VL, Fräul. Herr 23 ßogenhofer Alois, k. k. Custos am zoolog. Hofmuseum, Wien, VIII. Josefstädterstrasse 19, Ausschussmitglied d.V. Rowland William, Oberforstmeister in Arva-Väralya, Ober- Ungarn, Rupp G., k.k. Beamter, Wien, II., Obere Augarten- strasse 46. Russ, Dr. Carl, Schriftsteller, Redacteur der „Gefiederten Welt‘ und „Isis“ in Steglitz bei Berlin. - Schalk, Dr. Carl, in Wien, VII, Burggasse 83. Schauer Einst, Conservator in Pieniaki bei Brody in Galizien. Schefer Carl Anton, Fabrikant in Teltsch in Mähren. SchlechtendalE, v., königl. Regierungsrath in Merseburg a. d. Saale Schmid Daniel, Kaufmann in Wien, IL, Schotteng, 3. Schön Alexander, k. k. Menagerie-Inspector in Schönbrunn bei Wien. Schramek A, Kaufmann und Hauseigenthümer, VII, Stiltgasse 11. Schrö ckinger-Neudenberg Julins, Freiherr v., k.k. Sectionschef in Wien, I, Wollzeile 28. Schwab Adolf, Apotheker zu Mistek in Mähren. Schwab Erasmus, Dr., Gymnasialdirector in Wien, VI, Mavriahilferstrasse 73. Sedlitzky Wenzel, Salzburg. Spatny Wenzel, fürstl. Fasauenjäger zu Ohrad bei Frauen- berg in Böhmen. Steindachner Franz, Dr., Director des k. k. zoolog. Hot- Museums in Wien, I., Kohlmarkt 20. Dr., k. k.. Hof-Apotheker in Walsky technischer Lehrer in Neutitschein in Mälıren. Taussig Adulf, Schriftsteller, Herausgeber der „Wiener Haus- frauen-Zeitung“, I., Salvatorgasse 6. Teitelbaum Nieolaus, Banquier, Wien, IV., obere Allee- gasse 1 A Tschudi J. J. v., Excellenz, ausserordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister der Schweizer Eidgenossen- schaft in Wien, I, Krugerstrasse 13, II. Viec-Präsident des Vereines, Tschusi zu Schm’dhoffen Victor, Ritt. v., Realitäten- besitzer, anf Villa Tännenhof bei Hallein in Salzburg. Josef, Ulbricht Carl, Dr.. Hof- und Gerichtsadvoeat in Wien, L, Jasomirgotteasse 8, Aussch. Mitgl. des Vereines. Waoner Friedrich, Prokurist des Wiener Handels- und Approvisionirungs-Vereines in Währing. Wallishausser J. B., k. k. Hofrheater-Buchdruckerei- besitzer in Wien, VII., Lenaugasse 19, Ausselı, Mitgl. d. V. Werner Vietorine in St. Pölten, Niederösterreich. Widhalm Moriz, Prokurist der Firma A. Fröschl in Sim- mering nächst Wien Wodzicki Casimir, Graf zu Olejow in Galizien. Wondrak Franz, k. k. Forstrath in Linz. Zecha Julius, Beamter der I. österr. Sparkassa, Ober- Döbling, Herrengasse 23. Zeller Fritz, Kaufınann Wien, II., strasse 13, Cassier des Vereines, in Untere Donau Marquis von Tweeddale 7. Die Ornithologie hat einen schweren Verlust erlitten durch den am 29. December 1878 erfolgten Tod von Arthur Marquis von T’wreesdaals (früher Lord Walden). Der Verstorbene war Präsident der Zoologischen Gesell- schaft in London, und seine zahlreichen ornithologischen Arbeiten, worunter ins- besonders jene über die Vögel von Celebes und den Philippinen hervorzuheben sind, haben den grössten Werth für die Wissenschaft. 24 Inserate. A. Graf zur Lippe’s Landwirthschafts - Kalender. I. Theil in Lwd. 1 M. oder in Leder 2 M. 50 Pf.\ Taschen-Notiz- — Pf.f kalender. 11. Buchführung Theil. -Kalender. eart. (apart) 1 Mark. »j v; I en men dis a: 2 ER ie und II. Theil zusammen. Literaturberichte gratis und franco, Jedem, der sie mit Postkarte verlangt, desgl. Probenummern meiner Fachzeitungen. Hugo Voigt in Leipzig, Buchhandlung für Landwirthschaft, Gartenbau und Forstwesen. 43 Nürnberger-Strasse. St. Andreasberg a. Harz seit 13 Jahren Julius Häger, (geborner Andreasberger) züchtet edelsten Kanarienvögel. Erste Prämien, ehrendste Dankschreiben. Sommerrübsamen billigst. Preisverzeichniss franco gratis. die Kätige , Abonnements-Binladıng. | Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ in München begannen am 1. Januar 1879 ihren 4. Jahr- gang. Unter einer wissenschaftlichen Redaktion uud nterstützt von namhaften Praktikern sind sie eines der hervorragendsten deutschen Fachbläiter im Ge- biete der Geflügelzucht, des Briefraubensports md der Stubenvögel- Cultur geworden. Zwölf deutsche Geflügel- züchter- Vereine haben sie zu ihrem Organ erklärt. Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht* erscheinen in München monatlich zweimal, am 1. u. 15. jeden Monats, in regelmässig 8 Quartseiten und kosten ganzjähriz 2 Mark und halbjährig 1 Mark. Postanstalten und Postboten nehmen Bestellungen an. Gegen Einsendung von 30 Pfennigen für das Jahr erfolgt "Post-Streifbandsendung durch die Expedition, Neuhauserstrasse 3. Inserate, 20 Pfennige die einmal gespaltene Petit- zeile, erhalten weiteste Verbreitung. Redaction, Verlag und Expedition der „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht‘‘ in München. In meinem Selbstverlage ist Ende Jänner erschienen: ıDjie. Voselstmeisk Zeitschrift über Vogelschutz, Zucht von ausl- Sing- und Schmuckvögeln, insbesondere von Harzer Canarien und über Geflügelzucht. Monatlich eine Nummer. Preis jährlich 2 Mk. bei frankirter Zusendung. Probenummern auf sofortiges Verlangen gratis. Carl Ritsert, Heilbronn. Der Wien. Herausgeber: Om'thologische Verein in | | einiger hundert Thierschutzvereine aufliegt, Seit Januar 1878 erscheint: Der Thierfreund, Organ des Wiener Thierschutzvereines, redigirt von Dr. Carlvon Enderes, anstatt wie vorher monatlich einmal 1,,—/, doppelten Umfange von einem ganzen Bogen in Quart, üderdiess in eleganter typografischer und sonstiger äusserer Ausstattung. 3ogen in Octav, in dem melır als Das Abonnement wurde trotzdem nicht erhöht, und beträgt nach wie vor inclus. Francozusendung nur 1 fl. öst. W. — 2 Mark jährlich. Der Thierfreund hat die Aufgabe seinen Lesern in anregender unterhaltender Form Belehrung über das Leben der Thiere, ihr Wesen, Eigenthümlichkeiten, und ihr Wechselverhältniss mit dem Menschen zu bieten, T'hiersehutzvereines, sowie die Resultate seiner und ihre und die Bestrebungen des Thätigkeit eingehend zu erörtern und zu veröffentlichen. Annoncen finden durch den Thierfreund die weiteste Verbreitung in allen civilisirten Ländern der Welt, da dieses Blatt theils in den Vereinslokalen theils unter den Mitgliedern der- — 12 Pfg. für den Raum der 3spaltigen selben eireulirt, und werden mit 6 Kr. Nonpareilzeile berechnet. Abonnements und Inserate werden aufgenommen) sowohl in der Kanzlei des Wiener Thierschutzvereines, Stadt, Johannesgasse 4, Parterre links, von 4—6 Uhr Nachmittags, als auclı in der k. k. Hofbuchhandlung von Faesy & Frick, Wien, Graben Nr. 27. Abonnements-Einladung. Die Zeitschrift Wiener Blätter für Geflügelzucht, Vogel- kunde und Zoologie, erscheint in Wien am #$ten, Alten, I9ten und ten eines jeden ı Monats in Grossformat bis 12 Seiten stark und beträgt der Abonne- ı pr. Jahr fl. — (ommissionsverleger: Druck von J, B. Wallishausser in Wien. menutspreis: 7 oder 12 M., pr. !/; Jahr fl. 3.50 oder 6 M., pr. '!, Jahr fl. 1.75 oder 3 M. Halbjährige Abonnenten haben jedes Vierteljahr ein Inserat bis zu 20 Zeilen in der viermal gespaltenen Seite frei. Die Zeitschrift veröffentlicht alle auf dem Gebiete der Ge- flügelzucht bekannt werdenden Erscheinungen, so wie Belehrendes über Zucht und Pflege, ist ein zuverlässiger Rathgeber für Vogel- liebhaber und Thiergärten , so wie ein neutrales Organ für alle Geflügelzüchter-, Vogel- und Thierschutzvereine, Förderer des Brieftaubensportes und dessen Einführung in Oesterreich-Ungarn Rathgeber, zuverlässiges Organ für den Geflügel-, Vogel- und Thierhandel zwischen Oesterreich-Ungarn und dem Auslande. In seiner einfach gehaltenen Sprache verständlich und auregend für den Laien und interessant durch jeden Monat beigegebene Gratisillustration. Inserate, welche wir pr. 4gespaltene Zeile mit 5 kr, oder 10 Pfen. berechnen, erhalten die weiteste Verbreitung, da die Zeitschrift allen Gutsbesitzern in Öesterreich-Ungarn und den deutschen Geflügelzüchter-Vereinen zugeht uud an uns geeignet erscheinenden öffentlichen Localen aufgelegt wird, Neu hinzutretende Abonnenten erhalten die bereits erschi e- uenen Nummern, so weit der Vorrath reicht, nachgeliefert. Den Abonnementsbetrag bitten wir ergebenst uns per Post- anweisung oder in Briefmarken einzusenden. Die Redaktion und Expedition: Wien, Leopoldstadt, Grosse Stadtgutgasse 28. Die k. k. Hofbnchhandlung Faesy & Frick in Wier. Jahrg. 3. . & Nr. 3. —— > ——— —= >= ffer für Blä Wonelkun de, Wonel-Shup umd Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. 1819. Inhalt: (Gypaötos barbatus, Cuv.) in Oesterreich-Ungarn. erlegt. (Schlus Einige Bemerkungen über unsere Rothgimpel. Von Viet. Ritt. . Von EduardHodek.— Bet Tschusizu Sehmidhoffen. „Fünfzehn Tage auf der Donau.“ Auszüge aus diesem Werke Seiner k.n.k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von A. von Pelzeln.— Limmergeier ehtungen über die Rohrdommel. Von Einst Schauer. — Vereinsangelegenheiten.— Von fremden Vereinen. — Allerlei. Aus dem Elsass. Von Graf Pocci. — Von dem Stein:öthel und von einem weissen Staar. Von Ernst Riehter.— Literarisches.— Inserate. „Fünfzehn Tage auf der Donau.“ Auszüge aus diesem Werke Seiner k. u. k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von A.von Pelzeln. V. Ausflug nach der Fruska-Gora. (Achter Tag.) In den ersten Morgenstunden verliessen wir unsere Cabinen und eilten nach rasch eingenommenem Früh- stück den Dampfer zu verlassen. Den Abend schon vor unserer Ankunft war der Capitän gezwungen, an der Landungsbrücke, wo er anderen Lloyd-Dampfern in Wege stand, den Platz zu räumen und eine Strecke | | | stromaufwärts hinter das Dorf zu fahren, um dort vor | Anker zu gehen; auch für uns war es viel angenehmer, denn die nächste Umgebung unserer Behausung war nun eine ruhigere und von Menschen viel weniger be- suchte. Aus Brettern wurde zur bequemeren Verbin- dung des Dampfers mit dem Ufer eine Brücke gebaut. .. Tr . . . Unsere nächste Nachbarschaft bildete eine Wiese, von welcher aus man noch eine kurze Strecke auf einem gehen musste, wo uns von nun an immer unsere Wagen erwarteten. An diesem Tage brachen wir zu verschiedenen Stunden auf; Jeder theilte es sich so ein, wie er es eben wollte. Mein Schwager und ich waren, was das edle Waidwerk betrifft, die Fleissigsten unserer Gesell- schaft, wir verliessen zur selben Stunde, noch um vieles zu früh, den Dampfer und gingen dann am Ufer umher, denn die Bauernwagen hatten sich verspätet, im Sonntage und im griechischen Osterfeste eine Ent- schuldigung suchend. Der Tag war herrlich, aber schon in den ersten Moreenstunden herrschte eine gewaltige Hitze und mit einiger Besorgniss dachten wir an die qualvollen Mittagsstunden. Brehm und Homeyer wollten sich an diesem Tage ebenfalls von einander trennen und in verschiedenen Richtungen ihre Nachforschungen pflegen. Ersterer hatte am Tage vorher mit geübtem Auge in grosser Entfernung, am Gipfel eines bewaldeten Hügels eine malerisch schöne Felsenpartie entdeckt und auf der- Pfade bis zur Strasse an den letzten Häusern des Dorfes | selben eine grosse Menge Geier und Adler wahrge- es Dorte g nommen, welche sich daselbst sonnten und nach vol- lendeter Mahlzeit ihr Gefieder emsig putzten. Dahin bat er Grafen Chotek eilen zu dürfen, um sich mit Laub, so gut es eben ginge, ein kleines Versteck zu errichten und den Raubthieren ein Zieklein zum Frasse vorzulegen. Grosse Hoffnungen setzte er auf dieses Unternehmen, wir Alle waren neugierig, ob es ihm ge- lingen würde. Homeyer hatte die Absicht, diesen Tag vollkom- men den kleineren Vogelgattungen zu widmen undzu- gleich etwas der Ruhe zu pflegen. Es war sein Plan, in der nächsten Umgebung unseres Dampfers in den Weinbergen und umliegenden Vorgebirgen umherzu- streifen. Bombelles wollte le zu seinem ver- meintlichen Geierhorste gehen und sein Glück von neuem versuchen. Mein Schwager und ich fuhren jeder in einem Bauernwagen anfänglich in derselben Richtung, Einer hinter den Andern. Zuerst führte uns der Weg strom- aufwärts auf der sogenannten Hauptstrasse, einem schlecht geschotterten, hol perigen Baue vom Olhennenar höchstens eines Bauernweges. Am rechten Donauufer fiel rechts von uns die Lehne des Berges in einzelne Wiesen gegen den Strom ab, links aan sich Ab- hänge mit "Weinbergen Dewacheen und mit einzelnen Ionuhtcih blühenden Obstbäumen geschmückt. In der nächsten Umgebung der Strasse bemerkte ich viele Grünlinge, Gra auammern, Bachstelzen, rothrückige Wür- ger, verschiedene Silvien, auf den Wiesen auch Grün- spechte und W endehälse, Nach einer Fahrt von ungefähr halben Stunde gelangten wir in ein Dorf; uns zeigte sich ein tief eingeschnittenes, von unbe- waldeten Lehnen begränztes Thal in der Richtung gegen das Innere des Landes zu. Dort trennten wir uns. Mein Schwager fuhr noch ein gutes Stück Weges weiter, um erst in das nächste Thal einzubiegen, ru fuhr mal das Dorf längs emem reissend fliessenden Gebirgsbächlein der Prrusk a-Gora zu. einer starken links von Ein ausserordentlich schlechter Weg führte mich durch eine reizende Gegend von Weingebirgen, Wiesen, einzelnen kleineren Felspartien, schroffen lehmigen Ab- hängen, geziert mit Obstbäumen aller Art, deer ma Mandelbäumen, dem Rande der Wälder zu. Nach etwa wieder einer halben Stunde waren die kahlen Vorgebirge hinter mir und ich drang in das Innere der Gebirgsthäler ein. Anfänglich ging es in einem von Wäldern be- gränzten rd durch >w aldwiesen geschmückten Thale in gerader Richtung weiter, dann bogen wir rechts ab mal nun begann Ahalkah dem gestern beschriebenen Wege eime steile Bergpartie. Nach einer kleinen halben Stunde wurden die Abhänge selbst den slavonischen Pferden zu senkrecht, sie \keuchten immer mehr und mehr und blieben alle "Augenblicke stehen. Je holperiger der Weg wurde, desto lauter krachte der Wagen in allen seinen Fugen und endlich gmgen einzelne Be- standtheile desselben buchstäblich aus dem Leime. Zu warten, bis das Fuhrwerk wieder in Ordnung gebracht und alle gebrochenen Bestandtheile derer durch Stricke, wie diess daselbst immer der Fall ist, zu- sammengebunden würden, war mir zu langweilig und wollte ich keinen Augenblick Zeit lien Ich be- schloss daher, bloss mit meinem Jäger und dem dortigen ausserordentlich geschickten Förster den ganzen Weg zu Fuss zurückzulegen. Nun begann ein guter ausgiebiger Marsch. Zwei und einhalb Smden biauchte ich zu einem Wege, den der Jäger auf drei Stunden geschätzt hatte. Der Ge- danke an den Adlerhorst, der meiner dort wartete, beschleunigte meine Schritte und rasch klommen wir die steilen Lehnen empor. Der Weg war auffallend schön; er führte uns durch die wundervollsten Buchen- wälder mit dichtem Unterwuchse geziert und von Zeit zu Zeit unterbrochen von einzelnen mächtigen durch dürre Aeste geschmückten Eichen. Ueber sumpfige Waldwiesen, die mich lebhaft an die höheren Theile des Wiener Waldes und selbst einzelne Partien unserer Alpen erinnerten, über reissend fliessende Gebirgsbäch- len und durch enge Waldthäler ging es bergauf und bergab rasch vorwärts. Nur hie und da bot sich ein freier Ausblick, und dann lagen die Waldgebirge wundervoll zu unseren Füssen. Von ormnithologisch Interessantem, so fleissig ich auch umherblickte, be- merkte ich gar nichts. Pirole, Kukuke in der Thahl- sohle, noch einige Wiedehöpfe, weiter oben nur Buch- finken, Ammerlinge und die gewöhnlichsten Sänger be- lebten den Wald. Ein rother Milan strich leichten Fluges neben mir von einer Eiche ab und einzelne kleinere Falken kreisten in den Lüften. In den Morgen- stunden schienen die Adler und Geier in weitere Ge- genden auf Raub ausgegangen zu sein, denn ich be- merkte zu meinem grossen Erstaunen nicht einen ein- zigen derselben. Endlich schimmerte es licht zwischen den Stäm- men der Bäume hindurch, wir näherten uns dem Kamme des Berges. Als wir ihn endlich erreicht hatten, sagte mir der Förster, dass wir auf der höchsten Wasserscheide des Fruska- Gora- Gebirges seien. Ein weiter Weg, die sogenannte Prinz Euge en-Strasse, führt über den ganzen ın " ziemlich gleicher Höhe fortlaufen- den Kamm der grossen Gebirgskette. Der Held der - Türkenkriege soll diesen Weg benützt haben, um mit seinen Truppen gedeckf nach Karlowitz marschiren zu können. Im weichen Kothe der Strasse bemerkte ich die noch ganz frischen Fährten zweier sehr starker Wölfe; diese konnten höchstens zwei oder drei Stunden vor uns denselben Weg eingeschlagen haben. Nebenein- ander führten die Fussstapfen ganz in derselben Rich- tung, der wir folgen mussten, auf demselben Wege fort und erst nach einer Viertelstunde ungefähr schienen die beiden Raubthiere m das Gehölz hineingesprungen zu sein. Der Jäger erzählte mir, dass die Wölfe in diesem Gebirge leider sehr häufig vorkommen und unter Hoch- und Rehwild grossen Schaden anrichten. Die Schwierigkeit, sie hier im Gebirge zu jagen, schien nach meiner Veberzeugung fast an Unmöglichkeit zu gränzen, und daher fand ich es sehr begreiflich, dass es den gräflichen Jägern nur sehr selten gelingt, Wölfe zu erbeuten. Von emer kleinen freiliesenden Waldwiese, um die herum nur niedere Gebüsche standen, bot sich uns eine wundervolle Aussicht. Ich habe noch selten in meinem Leben ein schöneres Panorama gesehen, und unvergesslich hat sich mir dieser Morgen im Corkiohr nisse 'eingegraben. Nach beiden Seiten konnten wir die vielen verzweigten Waldthäler, Hügel und Kuppen des Fruska-G ora- Gebirges überblicken, wie sie staffelförmig von unserem Standpunkte aus gegen die beiders eitioen Ebenen abfielen, nördlich nach len schmalen Selen der unbewaldeten Ebene folgte das breite von vielen Inseln unterbrochene Band der Donau, das hier nach Westen und Osten sich weit fortschlängelt. Am ent- gegengesetzten Ufer bemerkten wir die herrlichen un- garischen Auen und noch weiter die riesige ungarische Tiefebene, die wie ein Meer sich wölbte und endlich unseren Blieken entschwand, mit Himmel und Wolken verschwimmend. Wie eme Landkarte überblickten wir das süd- liche Ungarn, blau erscheinende Sümpfe wechselten mit den grünen Streifen der Felder, mit den goldenen Sanalaiden und in Gestalt maalnen weisser Punkte traten die Dörfer hervor. Südlich von uns lag zu unseren Füssen die schmale Save-Ebene, m deren Mitte sich die breite Save in vielen Krümmungen dahinzog. Im Siüd-Osten erhoben sich die herrlichen serbischen Gebirge mit ihren unzähligen Kuppen und Spitzen, südwestlich bemerkten wir die wundervoll schönen, schon ganz den Hochgebirgs- Charakter tragen- den Gebirge Bosniens. In blauem Dufte erschienen uns diese an Naturschönheiten so reichen und wegen ihrer pittoresken Formen so überaus schönen Alpen der Balkan-Halbinsel. Lebhaft erinnerte mich diese Gegend an die noch imposanter en Gebirge Albaniens, Monteneeros und Dal- matiens; lange blieb ich auf diesem Punkte, die herr- liche Aussicht geniessend. Der Förster erklärte mir ganz deutlich die einzelnen Namen der Berge, zeigte mir die Stelle, wo das serbische Sabae undı wo die Residenz dieses Fürstenthumes, nämlich Belgrad, liest. Der Berg, welcher neben dieser Stadt sich erhebt, zeichnet sich schon von weitem durch seine markante Form aus. Der Förster erzählte mir, dass man während des serbisch-türkischen Krieges bis hieher ganz deut- lich den Donner der Kanonen hören konnte. Nach einer Rast setzten wir unseren Wes fort, um zu einem Horste des sogenannten Goldadlers zu gelangen. Beständig ging es auf dem Kamme des Ge- birges zwischen diehten Gebüschen fort, bis mir der Jäger nach einiger Zeit sagte, dass wir rechts, also gegen den nördlichen Abhang wieder einbiegen müss- ten. Ich wusste nicht, was die Jäger hier Goldadler nennen, ich dachte daher an den aquila chrysaötos und war schon sehr gespannt, den Vogel, den ich nur in seiner Winterherberge kennen gelernt hatte, am Horste zu beobachten. Ein schmaler Fusspfad zwischen steilen mit Hoch- wald bewachsenen Lehnen führte uns in ein stilles Waldthal; an einem reizend gelegenen Punkte stand auf einer auffallend niederen Eiche ein mächtiger Adler- horst. Ich schlich mich unter denselben, doch jeder Versuch den Bewohner herauszujagen, blieb vergeb- lich, er war nicht zu Hause. Ich setzte mich in die eigens schon früher vorgerichtete Hütte, deren wahr- scheinlich zu kunstvoller Bau den Adler verscheucht hatte. Nach einer halben Stunde kamen die beiden Adler herbei und kreisten ängstlich rufend umher; sie hatten mich bemerkt. Ich wollte bleiben und warten, ob sie sich nieht beruhigen, sie waren jedoch zu gründlich scheu geworden, als dass ich hätte hoffen dürfen, dass sie sich mir bis au Schussweite nähern würden. An dem eimen konnte ich deutlich den Kaiseradler-Typus unterscheiden und wusste nun, dass alle jene Adler, die von den Jägern in dieser Gegend Goldadler ge- nannt werden, nicht der aquila chryasötos, sondern der hier ziemlich häufig vorkommende aquila imperialis seien, R 27 Es war zum ersten Male, dass ich zum Horste dieses südländischen und unstreitig zugleich schönsten unter den grossen Adlern gelangte und mit grossem Kummer verliess ich ihn, nachdem ich mich überzeugt hatte, dass alle Mühe verloren sei. Ich eilte wieder die Lehne empor auf den Kamm des Gebirges. Mittlerweile waren die Wagen nachge- kommen; die Kutscher hatten die Havarien hergestellt und von neuem versuchten wir es auf dem elenden Wege die steile Berglehne hinabzufahren. Nach einer Stunde etwa, die wir die Kreuz und Quereauf dem Kamme . und über Kuppen der wundervollsten Waldgebirge herumgefahren waren, befahl der Förster dem Kutscher zu halten und abermals drang ich in einen hochstäm- migen Buchenwald ein. Ein ganz eben fortlaufender Füsssteig führte mich in einen feuchten mit üppigem che bedecekten Hochwald, der aus imposant grossen Buchen und Eichen bestand, unter denen sich Weissdorng ebüsche erhoben. Kleine Bäche und Wasser- rinnen plätscherten lustig zwischen den Steinen thalab- wärts und zwischen denn Bäumen hindurch hatten wir einen schmalen Ausblick in der Richtung gegen die ungarische Ebene zu und unter uns in ein tiefes Waldthal. Auf einer mächtigen Buche stand in deren höch- sten Zweigen der Horst eines Seeadlers; es war der einzige, den ich selbst im Gebirge beobachten konnte. Midi hier in der Fruska-Gora gehört es zu den Selten- heiten, dass sich der Seeadler von den Auen der Donau hinweo: in die Gebirge zieht. Warum es diesen zwei, drei Pärchen, die eh und meine Gefährten in der Fruska-Gora am Horste fanden, einfiel die wundervol- len Auen zu verlassen und von dem Strome, aus ihrem Jagdrevier hinwegzuziehen, begreife ich nicht. Die Donau und ihre Kalder Iraien dem Seeadler Alles, was er braucht, und selbst die im Gebirge horstenden Adler streichen jedesmal, wenn sie ihren "Jungen Nahı- rung bringen wollen, bis zum Strome herab. ... Nach einer Fahrt von einer halben Stunde, die uns über steile Lehnen bergauf, bergab und über schattig bewaldete Kuppen führte, gelangten wir auf die kegelfürmige Spitze eines a Kepen Eichenwäl- dern besetzten Berges. Dort wurde Halt gemacht und ich ging, nur vom Förster begleitet, auf die westliche Lehne dieser Höhe. An einem steilen, mit von der Sonne verbranntem Grase besetzten Abhange kletterten wir langsam hinab. Einige hundert Fuss unter uns lag eine schmale saftige Waldwiese, durch welche siel ein laut plätscherndes” Bächlein schlängelte. Auf der gegenüberliegenden Seite dieses freien Platzes erhob Sich eine sehr jäh aufsteigende hohe Gebirgslehne, die mit jungen Eichen- und. Buchenwäldern besetzt war. In ihrer halben Höhe ragte ein hoher, mächtiger, vielleicht Jahrhunderte alter Birnbaum hervor, auf des- sen oberen dürren Aesten der mächtige Horst eines Kuttengeiers stand. Von unserem Standplatze auf dem ihr gegenüberliegenden Abhange konnten wir den Kopf des mächtigen Vogels mit dem Fernglase genau be- trachten und alle Bewegungen desselben verfolgen; er lag flach im Horste, den Kopf von der Hitze ermü- det herabsenkend. Ich setzte mich einen Augenblick nieder, um auszuruhen, denn die wnerträgliche Mittags- hitze hatte uns schon ziemlich müde gemacht. Nach wenigen Augenblicken richtete sich der Kuttengeier empor, blickte aufmerksam zurück und verliess seinen Horst, um rasch niedrig oberhalb des Baches aus dem Thale hinauszuziehen. Kaum war der 28 Vogel unseren Blicken entschwunden, als ein zweiter, viel mächtigerer Geier, offenbar das Weibchen, von der entge egengesetzten Richtung direct dem Horste zustrich, sich ak den Rand desselben setzte, um langsam und unbeholfen, zur Bebrütung der oe hineinzuhüpten. Dat hin brachen wir auf, eilten raschen Schrit- tes die Lehne hinab über die W allab:rtssrs und begannen den gegenüberliegenden Berg emporzusteigen. Nach einer V rtelchinde ungefähr hatten wir den mächtigen Birnbaum erreicht; er stand auf einer so steilen Lehne, dass man vielleicht hundert Gänge von dem- selben von oben frei in das Innere des Horstes hin- einblicken konnte. Auf der einen Seite des Baumes befand sich eine kleine, mit Weissdorngebüschen be- setzte Blösse, auf der anderen bemerkten wir ebenfalls wenige Schritte vom Horste eine Waldwiese, durch die sich eine plätschernde Wasserrinne zog. Da wir den Vogel weder abstreichen gesehen noch. gehört hat- ten, wussten wir sicher, dass er in seiner Behausung sei und ich suchte Er daher eimen guten Standplatz aus. um mit der Büchse auf ihn zu feuer n, falls er sich nach dem ersten Geräusche erheben würde. Zehn Minuten mag es wohl gedauert haben, dass ich das Gewehr im Anschlage, so unbeweglich stand. Brechen von Aesten, Rufen, Schlagen mit dem Hirschfänger an den a des Panmes und Empor- werfen von Holzklötzen , alles dies blieb vergeblich, der träge Vogel rührte sich nicht. Mein ne hatte so zugenommen, dass ich genöthigt war, so rasch als möglich eine Entscheidung een denn das unaufhörliche Warten hätte mich vo Oo en un- fähig gemacht, emen sicheren Schuss abzugeben. Auf Nenathen des Inorsters eilte ich die Lehne empor, um von oben in das Innere des Horstes blicken zu kön- nen. Ich fand auch richtig eine Stelle, von der ich ganz deutlich den graublauen kahlen Kopf, den runden mächtigen Rücken und die Spitze des Stosses Salon konnte. Ich setzte mich nieder, um langsam wiedeı zu Athem zu kommen. Mit den Perspective verleie ich alle Bewegungen des Vogels. Der Geier musste vollgekröpft gewesen sein, denn augenscheinlich war Alles, was um ihn her eeschah, ihm vollkommen gleichgiltig; alle unsere Bemühungen, ihn aus seiner Lethargie herauszureissen, waren spurlos an ihm vor- übergegangen. Den Kopf auf den Rücken zurückge- lehnt, den Schnabel senkrecht nach aufwärts gerichtet und weit geöffnet, lag er da, wahrscheinlich von der brennenden Hitze der Sonnenstralilen gepeinigt. Nur von Zeit zu Zeit schüttelte er den Hals, um sich die zudringlichen, den stinkenden Horst umschwirrenden Inseeten fern zu halten. Mich auf meine ruhige Hand verlassend, fasste ich den Entschluss, einen Büchsen- schuss ut das kleine Ziel des Geierkopfes zu wagen. Der Schuss krachte, am Horstrande staubte der Lahn in den Aesten empor und der Geier hob sich 1 langsam, rüttelte seine Schwingen auf und a bedächtig Ohne jedes Zeichen grösseren Schreckens die Lehne "hinab. V rdriesklich über das Missgeschick , wollte ich rasch vom Platze hinwegeilen , denn ich "dachte, für einige Stunden sei jede Hoffnung vereitelt, doch der Förster bat mich zu bleiben, "und mich” nahe unter den Horst zu setzen. Ich folgte seinem Willen und ehe ich mich noch an meinem neu gewählten Platze verstecken konnte, hörte ich die grunzende, knurrende Stimme des Gert Es ist ein merkwürdiger Ruf, mit keinem Geschrei anderer Raubv ögel vergleichbar und besonders in den Abendstunden tönt lesen heisere Gekrächze eigenthümlieh, wenn es noch dazu von dem schweren dumpfen Schlage der Schwingen begleitet ist. Kaum blickte ich auf, sauste es auch schon ober meinem Kopfe, und der mächtige Geier — es war ein auffallend grosses Weibehen — stand hoch aufgestellt am Rande des Horstes. Rasch legte ich an, doch im Augenblicke, als ich losdrückte , verkroch er sich im Innern des Horstes; die Kugel war knapp an ilım vorübergegangen. Plötzlich polterte es laut zwischen den Zweigen, und abermals strich der mächtige Vogel, langsam Kreise um mich beschr eibend, hinweg. Der Förster sagte nun, die Situation richtig er- kennend, der Geier müsse ein Ei haben, das dem Stadium des Aufbrechens schon nahe sei, er bat mich, den Horst nicht zu verlassen und tröstete mich damit, dass der Geier in wenigen Augenblicken wieder er- scheinen werde. Ich setzte miehl, wo ich eben stand, ohne jedes Versteck frei auf der Blösse unter eine Dornenstaude nieder und ersuchte den Förster, den Platz zu räumen und laut ohne jede Vorsicht unter dem Horstbaume hindurch in der Richtung gegen unsere Wagen zu eilen. Mittlerweile war auch das kommen und beide Geier kreisten herum. Kaum war der Förster Gänge entfernt, zog auch der Geier abermals seine Schwingen zusammen und strich, so rasch es seine plumpe Gestalt erlaubte , auf den Horstbaum zu. Er setzte sich auf einen dieken Ast neben dem Horste Männchen herbeige- krächzend um uns auf etwa hundert nieder; aber meinen Standplatz hatte er sich gemerkt. Kaum wurde er mich gewahr, so breitete er seine ehe ich noch einen zweiten Schuss anbringen konnte, rerschwand er zwischen den Zwei- gen der nächsten Baus Zum Glück fasste ich jetzt einen Entschluss, auf dessen Gelingen ich heute noch stolz bin. Ich bing mir die Büchse auf den Rücken, lud mein Schrotgewehr mit festen, starken 00- onen. verliess lärmend den Platz, dann die Aufmerksamkeit des Geiers auf mich gewendet sei und ging den Weg zum Thale hinab, Mein Plan gelang schon in seinem ersten Be- ginnen, denn die et folgten ober meinem nn Allem meinen Bewegungen. Als sie mich in der Nähe des Baches sahen, Sen sie ein freudixes Gekrächze, kreisten einige Male um die Bergkuppe und ver- schwanden dann in verschiedenen Richtungen, wahr- scheinlich um die Umgebung zu durchforschen. Diesen Augenblick benützte ich, begab mich abermals auf die kleine Waldwiese zu dem Horst- baume hinauf, legte mich dieht unter denselben, deckte mich, so gut es eben ging, mit Zweigen zu und blieb fach auf dem Rücken liegend, das Gewehr sehon im Anschlage, in unbeweglieher Ruhe. Eine peimliche Viertelstunde vers trich, "ch beganu schon zu zweifeln, dass ich es vor Müdigkeit und "eplagt von den Stichen der Gelsen und Ameisen in dieser anstrengenden Lage würde aushalten können. Da hörte ich das Gekrächze des Geiers. Rasch strich das Pärchen hoch ober meinem Kopfe dahin, verfolgt vonjeinem kühnenSteinadler. Nun konnte ch dr ranessphune Schauspiel ge- niessen, wie dieser edle Adler den mächtigen plumpen Gesellen durch die Lüfte jagte und unter ihm hinweg ganz nahe zu dessen Horste stiess. Von Furcht für seine Brut ergriffen und doch voll Angst, mit dem viel kleineren aber gewandteren Adler einen Kampf in den hohen Lüften aufnehmen zu müssen, schoss der Kuttengeier in gerader Richtung längs der Lehne Schwingen aus, und e herab, beschrieb einen Bogen um den Horst herum, blickte den langen Hals herniederstreckend, genau an die Stelle, an der ich früher gesessen war, und wandte meinem neuen freien Standplatze nicht die geringste Aufmerksamkeit zu. Als er nun einen zweiten Kreis beschreibend, dicht ober meinem Kopfe dahinsauste, um in den Horst hineinzustreichen, feuerte ich meine beiden Schüsse ab. Ich sah einige Federn fallen, bemerkte auch ein krampfhaftes Zucken mit den Schwingen und das Herabsinken des kahlen Kopfes. Der Schuss hatte den Geier getroffen, doch emals fürchtete ich, die Schrote seien wirkungslos am mächtigen Gefieder ab- geprallt, denn ruhigen Fluges zog er, eine grosse Curve beschreibend, "rechts neben mir vorbei und ver- schwand in dem hinter meinem Rücken liegenden Wald. Einige peinliche Secunden verstrichen, doch plötz- lich hörte ich auf vielleicht einige hundert Schritte ober mir an der Lehne ein lautes Gepolter wie das Geräusch eines durch die Gebüsche herabrollenden Hirsches. Ich wusste nicht was diess sei und keinen Augenblick dachte ich an den Geier. Ich wähnte schon, dass ein Wolf in meiner Nähe ein Stück Hochwild gefangen hätte und eilte raschen Schrittes dem Thale zu, um den Förster nach der Ursache dieses starken Lärmes zu fragen. Dieser kam mir ausser Athem ent- gegen, denn er hatte eine Viertelstunde weit das helle Dröhnen der Aeste gehört und sagte mir mit zufrie- denem Gesichte, dass diess wahrs cheinlich von dem herabstürzenden Kuttengeier herrühre. Wir kletterten nun abermals die Lehne empor, nach dem Platze, woher wir das Geräusch gehört zu haben meinten. Fast senkrecht stieg der Berg vom Horste angefangen empor, nur mit Mühe gelangten wir zwischen len dichten Haselnussstauden Imdarehi In einer derselben, einige hundert Schritte ober meinem früheren Verstecke, sahen wir zwischen zwei jungen Buchen eingeklemmt, die Flügel weit ausgebreitet, den schon vollkommen verendeten Kuttengeier. Freudig erregt eilten wir auf ihn zu und schleppten ihn mit .. = Ye \ Mühe den beschwerlichen Wes hinab bis zu unseren Wagen, die etwa eine Viertelstunde weit längs dem > werte in Ta R Bache am äussersten Rande der Wälder standen. VI. Im Vorlande der Fruska-Gora. (Neunter Tag.) Mein Schwager schlug emen anderen Weg zu einem Rerseradllerhors te ein, Bombelles hatte einige kleinere Horste zugewiesen erhalten und ich sollte ebenfalls einem Kaiseradlerhorste einen Besuch abstatten. Etwa drei Viertelstunden fuhr ich über ganz niedere Hügel und Thalmulden dahin. In den Thälern waren Wiesen, Felder und Hutweiden, die Wälder be- standen alle aus niederen verkrüppelten Eichen und die über viele offenen Blössen führenden Wege waren durch Akazien-Alleen geziert. Nach einiger Zeit ge- langten wir auf einen höheren Punkt, von dem aus wir dieses ganze Vorland, im Hintergrunde die Frus ka- Gora und ae einer Anderen Richtung in der Ferne die slavonischen und selbst die bosnischen Gebirgs- züge bemerken konnten. Ein Jägerhaus zierte diese Kuppe; hier wurde Halt gemacht. Ich stieg aus und ging vom Forstverwalter begleitet über eine vielleicht einige hundert Schritte breite Wiese auf einen gegen- überliegenden Höhenzug kleinerer Hügel zu. 29 Auf der oberen Kante desselben stand der ver- meintliche Kaiseradlerhorst; ein kleiner Fusssteig schlängelte sielı bis zu demselben hinauf. Behutsam schlich ich mich empor, doch als ich mich noch ausser- halb Flintenschussweite befand, hörte ich schon das Gepolter des abstreichenden Adlers. Ich bat noch den Forstverwalter zurückzukehren, damit er durch sein Verschwinden dem Adler Vertrauen einflösse und ver- barg mich in eine daselbst errichtete, leider nur zu grosse und weit sichtbare Laubhütte. Der Platz war ach hübsch und hatte weder einen grossartigen noch imposanten Character; die Eiche, auf welcher der Horst stand, schien auffallend niedrig für die statt- liche Behausung, die sie in ihren Wipfelzweigen trug. Diehter ones aller Art deckte den Boden. In unzähliger Menge umschwärmten mich die Gelsen und peinigten mich so heftig, dass es mir grosse Mühe kostete, einen Augenblick Tuhig zu bleiben. Nach zehu Minnten ungefähr sah ich den Adler in der Ferne kreisen; er schwenkte einige Male dem Walde zu und zog in gerader Richtung dem Horste entgegen, doch kaum hatte er auf dem Rande des- sen Fuss gefasst, so bemerkte er mich und mein allzu auffälliges Versteck und strich rasch von der entgegengesetzten Seite wieder ab. Ich” sah nun deutlich ein, dass es auf diese Weise nicht gelingen werde; als ich dealer den Adler in recht weiter Rene Sauber sehlieh ich aus der Laubhütte hervor, ocht unter den Horstbaum und versteckte mich in dichtes Gebüsch auf der entgegengesetzten Seite des Baumes; um mich so unsichtbar als möglich zu machen, legte ieh mich flach auf den Rücken, das Gewehr gespannt und schussbereit haltend und Acakıe mich mit abgeschnittenen Aesten zu. Eine gute Viertel- stunde mochte ich wohl in dieser Lage geblieben sein, von den Insecten auf das Grässlichste gepeinigt, als ich endlich das Sausen der Schwingen des Adlers hörte. Ich sah auch den Vogel dicht hinter mir einen Bogen um den Rand des Waldes ziehen und wie er einiee Bäume von mir entfernt, auf der Spitze einer Eiche aufholzte. Vorsiehtig spähte er noch minuten- lang die ganze Gegend ab. Zum Glücke entdeckte er mein neues Versteck nicht und kam nun raschen Fluges auf den Horst zugestrichen. Als er eben ober mir einen Augenblick ruhig nach Falkenart rüttelnd in der Luft stand, um sich mein früheres Versteck genau von der Nähe aus zu betrachten, gab ich Feuer. Mit gebrochenem Flügel sank der majestätische Vogel zur Erde und hüpfte, da ihn die Schrote sonst am Körper selbst nicht getroffen hatten, die Lehne hinab. Ich lief, so rasclı ich konnte, gleichfalls den Abhang hinunter und diese Jagd führte mich bis an den Fuss des niederen Hügels. ‘Der Adler hatte mir die Mühe erspart, ihn die lange Lehne hinabzutragen. Unten gab ich ihmden F angschuss und eilte, meine Beute aut dem Rücl sen, dem Bale beschriebenen Jägerhause zu. Graf Chotek und der Jäger konnten von ihrem Stand- platze aus mit dem Pe erspective die ganze Jagd genau verfolgen und kamen, nachdem sie auch den elück- lichen Erfolg gesehen hatten, rasch mit den Wagen herbei. Es war ein starkes, schön gefärbtes Kaiseradler- Weibehen. Der gelbliche Kopf, die schwarzbraune Brust, der weissliche Hals, der spitze Stoss, die mäch- tiven Fänge und der kurze, hakenförmig gebogene Schnabel bilden die Hauptzierden dieses nächsten Ver- wandten des Steinadlers, dessen eigentliches Revier die östliehen Länder Europa’s sind. Lämmergeier (Gypa&tos barbatus, Cuv.) in Oesterreich-Ungarn erlegt. Von Eduard Hodek. (Schluss.) Hier die Begründung: 1. Wie ich schon bei der Beschreibung des Kleides hervorhob, ist diese Farbe nicht metallisch, wenigstens nicht rein oxydalen Ursprunges, da sie dem Aether allsogleich weicht; sie ist fettigen Ursprunges und besitzt, wenn überhaupt, vom Eisen vielleicht bloss jenen Antheil, der im Blute der Quadrupeden von dem der Bartgeier geniesst, überhaupt nachweisbar ist. 2. Findet sich dieser Schmutzrückstand mit allei- niger Ausnahme der Oberschnabelborsten und einiger Vorderkopf - Federchen ausschliesslich nur an der Unterkörperseite, als derjenigen, bei welcher ein Verschmutzen durch Reiben an Fett- und Blutstellen einzig möglich ist; alle Federn der Oberseite, vom Oberkopf bis zur Steissdrüse, die Flügel innen und aussen, sowie der von ihnen bedeckte Körpertheil , die Flanken, zeigen auch nicht die geringste Spur davon, weder am jungen, noch am ältesten Vogel. 3. Jene Theile, welche am leichtesten, häufigsten und ausgiebigsten mit Blut- und Fettschmutz in Be- rührung zu kommen geeignet sind, oder sich nachher schwerer völlig reimigen lassen, wie z. B. der Theil zwischen den Unterkiefern wn die Ohren herum, die Kehle, die weiche Haut zwischen den Schildern, auf den Zehenspannhäuten u. s. f. besitzen diesen Schmutz bis zur Consistenz eines krustenartigen Beleges, der sich schwer aber dennoch mit dem Nagel wegschaben lässt, und am Unterschnabel, an den Backen, dem Kinne und der Kehle die wollige Basis der dort stehenden kleinen Federchen völlig ineinander verklebt. Aufgelöst durch Aether erscheint dieser Schmutz auf einem weissen Tuche in allen Nuancen, vom dunklen Chromgelb bis zur brennrothen Farbe getrockneten Blutes. Vor der Berührung mit Benzin erschien die Oberfläche dieser Theile rein wie die jedes anderen, es war also dieser Blutschmutz nicht erst kürzlich, bei der letzten Mahlzeit etwa zufällig hinzugekommen, sondern er sass in der Tiefe an der Federbasis, gewohnheitsgemäss so- zusagen in verschiedenen Schichten dort fest. 4. Die breiteren Brust- und Unterleibsfedern (die langen Unterdeckfedern des Stosses nicht ausgeschlossen), mögen wohl den grössten Theil ihrer Flaumen vor argem Verschmutzen mit fettisem Blute bewahren; ganz gelingt es selbst diesen breiten, ziemlich harten Federfahnen nicht, und in vielen Fällen, je nach der Natur des Raubes oder Cadavers, wird auch die unter jenen liegende Flaumbasis derselben damit durchtränkt. Desshalb ist auch diese Wolle, jedoch nur alten, schon lange stehenden Federn röthlich gelb; der Spitze zu am tiefsten, der Basis zu am geringsten intensiv gefärbt, währendan allen frisch ausgeschobenen Federn weder an der Fahne, noch weniger an ihrer Wolle, auch nur eine Spur davon zu finden ist. Dass aber unter Umständen Blutschmutz selbst bis an die Basis der dichtesten grossen Federn gelangt, und höchst wahrscheinlich nicht wnabsichtlich dorthin sebracht wurde, davon erhielt ich dadurch den Be- weis, dass ich als Folge schlecht geschehener Reini- gung an vielen der grössten Decktedern des Unter- der körpers ganze Klümpehen krümmligen, verhärteten Blutes vorfand, während der ganze übrige Theil der Feder davon gut gereinigt war. Nachdem zufälliges Dahingelangen dieser Substanz an so geschützte Stellen beinahe ausgeschlossen werden muss, liest die An- nahme einer gewissen Absichtlichkeit des Vogels hiebei sehr nahe. Als gewiss ist anzunehmen, dass, der Vogel sobald er seim Kleid mit Blut und Fett besudelte, sei es aus Mangel an Reinlichkeit, sei es aus Vorbedacht oder geschehe es aus einer Art wollüstigen Triebes, der auch den wilden Karaiben zum Bemalen mit Feindes- blute reizt, — auch bald wieder an’s Reinigen des- selben geht. Durch ein Wasserbad würde er seinen Zweck bestimmt nur halb erreichen, das Fett und fettige Blut würden trotzdem im Gefieder, namentlich aber in der Wolle sitzen bleiben. Was steht uns nun im Wege, den natürlichsten, nächsten und kürzest zum Ziele führenden Weg der Reinigung durch „Hudern“ im warmen Sande, wiees die Hühner- vögel auch thun, als den wahrscheinlichsten anzu- nehmen? Warmer Sand vorzüglich, in Ermangelung desselben aber auch bloss trockener, verrichtet, tüchtig zwischen die Federn geworfen und wiederholt mit Schütteln und Rütteln ausgeklopft, das erwünschte Geschäft der „Läuterung“ (wie unsere Kürschner es ebenso thun) genügend schnell und vollständig bis auf den röthlich-gelben Farbrückstand, der sich schliesslich nach wiederholten Proceduren doch als unausbringbar an die Feder lest und mit dem Alter derselben auch intensiver, statt gelblich, röthlich wird. In die halbumgestülpten, struppigen lockeren Hals- federn dringt die angewandte, eigenartig kosmetische Masse am meisten ein, die diehte Wolle ihrer Basis liegt von allen anderen Körperfedern am meisten bloss und weil der Hals naturgemäss weit weniger kräftig geschüttelt, auch vielleicht nieht so vollständig mit Sand beworfen werden kann, wie das übrige Körper- gehieder, desshalb ist das dort sitzende Gefieder am intensivsten rothgelb gefärbt. Selbst in den beinahe schwarzen Halsfedern des jüngeren Vogels sitzt dieses Ingrediens dieht und wäscht sich mit Benzin oder Aether ganz aus; ich glaube sohin, auch dem Bartgeier könnte, wenigstens im Sommer, ein kahler Hals nicht schaden, wie ihn Vultur einereus und fulvus tragen. Schliesslich kann man auch beim egyptischen Aasgeier älınliche Folgen gehaltener Mahlzeiten an seinen Federn, selbst jenen des Oberrückens bemerken; auch bei ihm sind die Federränder schmutzrauli und mit theilweise abwaschbarem, bräunlichem Anfluge belegt. Für das Reinigen des Bartgeiers durch „Hudern“ im Sande spricht auch allzu auffallend der Umstand, dass er öfter, ohne dass man ihn an solchen Stellen ahnte, wie aus der Erde gewachsen, vor dem Menschen auffliegt, wie Girtanner wiederholt eitirt. Der Vogel hat sich dort eben im Sande gebadet und mit diesem, vielleicht eisenschüssigen Sande auch allenfalls — wenn man gerade will — Atome von Eisen an sem Gefieder gebracht. Mir kommt nur die Annahme dieses Weges für den Eisengehalt, den Chemiker nachgewiesen haben, etwas bei Haaren herbeigezogen vor und muss ich, da ich’s nicht selbst zu thun verstehe, den Nachweis hiefür schon auch — zugleich mit der Ve »rantwortung hiefür — dem Chemiker überlassen. Im Winter hat der Vogel Remigung überall herumliegen , grosses Risiko anzunehmen, dass er wo die Reinigung schwerer auszuführen ist, dem Beschmutzen besser in Acht nimmt. Jene Barbatus, die ich zur Untersuchung in Händen hatte, waren im Sommer erbeutete Vögel, alle besassen den gelben Schmutz, der älteste an Kopf und Hals am wenigsten dick aufgetragen, trotzdem das Gelbroth von häufiger Berührung mit Blut und Fett am intensivsten erschien, und zwar sicher desshalb , als der jüngere Vogel versteht, sich zu reinigen. Am Öbertheile des Vorderhalses ermangelt auch die Möglichkeit für den Vogel, zur völligen Reinigung mit dem Schnabel behilflich zu sein, desshalb auch dort der dichteste Schmutz. Noch eine Bemerkung. Ich kann mich, selbst auf die Gefahr hin, seinem zwar historischen , jedoch nach meinem eigenen, indi- viduellen Eindrucke nicht festbegründeten Nimbus nahe wohl keinen Sand zur es ist aber auch ohne sieh im Winter, auch vor zu treten und hiefür von gegnerischer Seite den Vorwurf absichtlicher Herabsetzung des Bartgeiers zu ernten,*) des sich förmlich aufdrängenden Gefühles nicht erwehren, dass der todte Barbatus mit unseren Milanen ausnehmende Aehnlichkeit besitzt. Die kurzen, ziemlich schwach bewehrten Füsse, ihre langen Feder- hosen, der beide auszeichnende lange Stoss, ferner die Gewohnheit auch der Milane, sich auf den blutbe- schmutzten Raub mit dem Unterkörper anzulegen, weil er es besser | sl wesshalb unter 10 erlegten, besonders schwarzbraunen Milanen 9 am Unterkörper, den Hosen und namentlich den Unterdeckfedern des Stosses von Schmutz förm- lich triefen; das Alles ähnelt sich sehr auffallend. Ferner der helle, feingestrichelte Kopf, (seine Form und die des Schnabels ausgenommen), die weissgelben, ohne den Ring offenbar kleinen, flachen Augen, die äussere Körperform und — (den jüngeren Barbatus zum Vergleiche gewählt) beinahe auch Farbe der, mit geschlossenen Flügeln neben einander liegenden zwei Vögel, welche beide in der Schulter sehr breit und robust gebaut, in den Brustmuskeln dagegen beide weit stärker dem Bürzel zu verjüngt zulaufen, als irgend welcher immer andere Raubvogelkörper , weiters die Dreistigkeit, beinahe Furchtlosigkeit des Auf- tretens, wovon ‘Milane wenigstens ebenfalls eine gute Dosis besitzen, alles diess provocirt diesen Vereleich wider Willen. Man rechne nun dem Bartgeier seinen, von jenem der Milane allerdings scharf abweichenden, unwider- stehlich zur Bewunderung hinreissenden Flug ab, man erfahre nur noch, dass auch er allenfalls bei dessen ich ihn bei seiner halte, so ist sein Platz anderen Räubern schmarotzt, Dreistigkeit nicht für unfähig zwischen Adlern und Geiern sehr ähnlich von ihm ausgefüllt, wie die Milane ihn zwischen den Bussarden und den schwachfüssigen Weihen einnehmen, und er selbst möchte ich sagen, eine Weihe der Alpen. Dass unter Umständen, bestimmt durch das Aller- welts-Agens, den Hunger, diese gewaltige Weihe aus Verzweiflung zur Rolle der Harpie greift, will ich nicht im Leisesten bezweifeln, dass jedoch Gypaötos barbatus mit seinen unzureichenden Waffen diese Ausnahmsrolle n A £ 2 7 4 ın .n [7 - .n rn ne Er: 7 *) Wie mir beim Kaiseradler widerfuhr, den ich als harm- auch mit Ehren durchzufüh en ve möchte, daran zu losen Adler zu schildern mit vollem Grunde mich bestimmt sah. glauben xann ich mich nicht entschliessen. E29 DD: > Betrachtungen über die Rohrdommel. Von Ernst Schauer. Am meisten haben unter allen Vögeln meine Auf- merksamkeit auf sich gezogen die Waldschnepfe und die Rohrdommel. Nicht etwa, als ob ich sie vorzugs- weise zur Beobachtung ausgewählt hätte, sondern sie haben sich mir geradezu aufgedrängt. Seit 25 Jahren wohne ich so glücklich, dass ich den Schnepfenstrich täglich besuchen konnte, und auch besucht habe, selbst bei dem schlechtesten Wetter, um nur den Vogel recht gründlich zu beobachten. Und die Rohrdommel höre ich nicht nur, wenn ich des Abends vor der Thür sitze, ich höre sie sogar, wenn ich des Nachts im Bette liege, und bin gewiss von jedem Vogelkundigen zu Keräiden: Ausser dem Teiche von Pieniaki, drei Meilen südlich von Brody, der einen Flächenraum von 301 Morgen, zu 1600 Quadratklafter*) einnimmt, gehören zur Herrschaft fünf noch grössere Teiche, die auf jeder galizischen Karte angegeben sind. Sie werden von dem Flusse Sered reichlich mit Wasser versehen, der im Teiche von Pieniaki seinen Ursprung nimmt, sodann in seinem Laufe noch manchen anderen Teich durchströmt und endlich unterhalb Zalesezyki, sene Wässer dem Dniester übergibt. #) 301 Morgen oder Nied.-Oesterr. Joch = 173'66 Hectare. Oberhalb eines jeden Teiches schliessen sich weitgedehnte Sümpfe an, die einen weit grösseren Flächenraum einnehmen als die Teiche selbst, und auf welchen rothfüssige Wasserläufer, Kampfhähne, Moor- schnepfen brüten, und eine überaus reiche Sumpfjagd gewähren. So durchschneidet der Fluss abwechselnd Sümpfe und füllt Teiche, ist überall frei von Pflanzenwuchs, auch da, wo er in den Teichen selbst, die grossen, diehten, geschlossenen Rohrwälder, manchmal in zwei Armen, durchbricht, ist er frei bis auf den grossen Was- serspiegel hinaus. Solche Bun Wasserstrassen, die wie geschaffen zur Entenjagd sind, führen an zwei Stellen in die Nähe der Brüte- nd Balzplätze der Rohr- dommeln; sie schienen mir überaus geeignet die Ge- heimnissvolle zu beobachten, zu belauschen, nament- lich wenn sie brummt. Häufig und fleissig mit der keit und Vorsicht, und ausgerüstet dingungen, habe ich denn auch diese wie bei Nacht, des Morgens wie des Abends, em Viertel-Jahrhundert hindurch befahren, und war auch meine Aufmerksamkeit dabei mehr auf das ormnitho- iogische Kabinet als auf die Küche gerichtet, so konnte ich immerhin, gelegentlich und vorübergehend, ein paar grössten Behutsam- mit allen Vorbe- Teiche bei Tag 32 Tausend Enten einbringen. Viele Mühe habe ich mir eegeben und Zeit verwendet den balzenden Vogel zu erspähen, bekenne aber, und schicke voraus, dass ich ihn nie erblickt habe und hier Worte mache über eine Sache, die ich nieht gesehen. Alle Teichwärter hatten den Auftrag, und war ihnen Belohnung versprochen, die brummende Rohrdommel zu belauschen ; jedoch alles vergebens. Die Sache hat ebenihre Haken und Häkchen. Dass die Rohrdommel bei Tage sich selten be- merkbar macht, erzählt schon der alte Gessner. „Im Anfange der Begattungszeit,“ sagt Naumann, „brüllt das Rohrdommelmännchen am fleissigsten und täglich (?), beginnt aber damit nur selten vor Sonnenuntergang, sicher aber in der Dämmerung; ist am eifrigsten damit vor Mitternacht, setzt es mit wenigen Unterbrechungen durch die ganze Nacht, bis zu Ende der Morgen- dämmerung fort, ist dann still, macht aber Vormittags, etwa zwischen 7—9 oft noch ein kurzes Verschen, schweigt aber gewöhnlich in den übrigen Tage osstunden um so "anhaltender, als es in der verwichenen Nacht seine gewiss sehr anstrengende Kunst allzufleissig ge- übt hatte.“ Wie anmassend es auch erscheinen mag, so sind gegen Naumanns „täglich“ immerhin starke Einmwen- dungen zu erheben. Der Vogel brummt nicht bei schlechtem Wetter, brummt nicht, wenn der Wärme- messer unter 7 Grad sinkt, (während der Sprosser bei einem schwachen Morgenfroste lustig schlägt, wenn nur ein schöner Tag in Aussicht steht), schweigt hart- näckig, wenn der Wind das Rohr bewegt, schweigt namentlich bei kaltem Nordwinde, und kann auch schweigen bei gutem Wetter. Doch mögen hier be- sondere Bewandtnisse obwalten. Als ich einstmals be- merkte, dass in der Nähe des Nistplatzes am Nach- mittage einige Bauernfrauen Blutegel fingen, schwieg das launische Geschöpf die ganze Nacht hindurch. Der ungemüthliche, eifersüchtige, boshafte, miss- trauische, heimtückische, halsstarrige, unzähmbare Vogel brummt eben nicht oder nur selten unter Tags, wie schon gesagt; brummt nur an einer verborgenen versteckten Stelle bei dem Neste, ist während der Brummzeit scheu und vorsichtig wie kein anderer, während er sich nach der Brütezeit fast den Stiefel auf den Leib setzen, und nicht selten von dem scharfen Hunde fangen lässt; und solche, die bei der Abreise saumselig waren, habe ich bei der Fuchsjagd mit Jagdhunden aus dem Schilfe aufgescheucht, als der Teich bereits zugefroren war. Den Vogel zu belauschen, ist die Zeit nach Untergang der Sonne, wenn er bei längeren Pausen anfängt zu brum- men, kurz bemessen, und das Licht bereits schwach, um etwas auszurichten. Würde die Rohrdommel, wie ein Hänfling auf dem Zaune hin und her fliesen, und an verschiedenen, beliebigen Stellen brummen, oder anhaltend unter Tags brummen, wie sie es in der Nacht thut, so wäre sie vielleicht wie ein Auerhaln anzugehen, "zumal ihr Spiel gute 15 Secunden dauert und der Ort wo das Nest steht und in dessen nächster Nähe sie brummt, von emem vorsichtigen, kniefesten Fusse betreten werden kann; gewiss wäre der Vogel während des Brummens beobachtet worden. Wer also dem Wundervogel zuschauen will, wenn er brummt, würde die Nacht dazu verwenden müssen; aber bei Vollmondglanz, Nordlichtschein, eleetrischem Licht oder bei bengalischer Beleuchtung, wird es immerhin eine missliche Aufgabe bleiben. Nur ein Mittel sehe ich, den Geheimnissvollen zu belauschen. Schenke der gütige Flimmel unserem Vereme als ein sehr eifriges Mitglied einen Luftschiffer, nur dürfte er selbst kein Windbeutel sein. Er müsste mit eimer un- überwindlichen Geduld vom gefesselten Luftschiffe aus den Vogel den ganzen Tag über nicht aus den Augen lassen, dazu trübes, dunstiges aber warmes Wetter ab, warten, bei welchem das mache Geschöpf am ehesten in der Verfassung ist, unter Tags einmal zu brummen. Hätte man bereits die Eier und die angefangenen Nester gefunden, und wüsste genau die Stelle, wo der Vogel brummt, so könnte man dennoch ohne stehen- des, vorjähriges, trockenes Rohr, liegende trockene Schilfblätter zu zerbrechen, ohne Geränschizu machen, nicht sein Heiligthum betreten, nicht in seine Nähe gelangen, wo man nur 15 höchstens 20 Schritt. weit sehen kann; und gelänge es, wer wollte wohl den ganzen Tag über bis an die Schenkel im Wasser stehen, und darauf warten, bis es vielleicht dem launischen Musikanten beliebt emmal zu brummen? Das kann aber nicht sein, denn mit Bestimmtheit lässt sich voraus- setzen, dass der Vogel bei Tag nicht ruhig da sitzt und auf sein eigenes Brummen wartet, vielmehr ist mit Sicherheit anzunehmen, dass, nachdem!ler/tdie ganze Nacht fast ohne Unterbrechung gebrummt hat, er nun unter Tags herum geht um Nahrung zu suchen, und gar bald würde er den ungebetenen "Gast erspähen. Gleich wenn unser Vogel Mitte April hier an- kommt, so meldet er sich auch alsbald, und zwar in der Art, dass cr in der Dämmerung, im Augenblicke, wenn die Waldschnepfe streicht, emen oder zwei Rufe hören lässt, und das kann geschehen selbst bei nur 4" Wärme. Jedoch ist das noch kein Balzen zu nennen, und es scheint, als wolle er nur seine Freude äussern über die glückliche Ankunft, über das glückliche Auffinden der Sommerwohnung, oder versuche nur seine Leistungs- fähigkeit; dann schweigt er wiederum, bis es wärmer wird, und seine wahre Brüte-, Balz- und Brummzeit beginnt, bezieht seinen Nistplatz, sein Königreich, wel- ches er freiwillig nicht mehr verlässt, bis das Brüte- geschäft beendiget ist, und dann findet man ihn, wie bekannt, allenthalben‘ neben den Teichen, auf den Sümpfen, in Korbweidengebüschen und anderswo. Wenn im Mai oder Juni kaltes rauhes Wetter ein- tritt, wird der Grosssprecher sehr kleinlaut, er ist so empfindlich, dass er fast krank erscheint, alle seine Vorsicht aufgibt, seine tonkünstlerischen Fähigkeiten, sich selbst vergisst, den Hals einzieht, so kurz als möglich, wie em Häufchen Unglück da sitzt und sich sogar auf Schussweite ankommen lässt. Wird das Wetter besser, so fängt er auch an, bald nach Sonnenunter- gang wieder zu brummen, freilich nicht all zu eifrig und anhaltend, denn es vergehen Zeiträume von viertel, halben, ganzen Stunden, bevor er ein Lebenszeichen von sich gibt. Daun überkommt ihn auch wieder die in der Brummzeit eigenthümliche Vorsicht und Auf- merksamkeit. Das Weibchen sitzt fest auf den Eiern, lässt sich immer nahe ankommen, bei gutem wie bei schlechtem Wetter. Als ein Wetterverkünder kann die Rohrdommel nicht angesehen werden, sie ist ganz abhängig von der zeitweiligen Witterung, sie lässt sich nur bei guter Zeit vernehmen, und schwe eiet, wenn es kalt und unfreundlich ist, wie es ja auch andere Vögel thun. Die Wald- schnepfe hingegen streicht sehr gut selbst während eines eisigen Regens, wenn nur gutes Wetter in nächster Aussicht steht, und wenn sie an einem schönen, warmen Abend schlecht oder nicht zielit, so ist sicher darauf zu rechnen, dass des anderen Tages Kälte oder ein Schneefall eintritt. In einer schönen warmen Mainacht, wenn unser Vogel recht fleissig und eifrig balzt und brummt, hören wir fünfmal nacheinander „Prumb‘, wie Vater Nau- mann diesen Ton bezeichnet. Zu anderen Zeiten hören wir ihn auch nur 4, 3, 2 oft nur einmal. Dieses fünf- mal „Prumb“ erfolst in einem Zeitraume von 8 bis 9 Secunden, und ist der Musikant bei guter Laune, so gönnt er sich nicht mehr als nur 90 Secunden Ruhe und Erholung, um das alte Lied von neuem anzu- fangen. Mag er 5, zu anderen Zeiten 4 oder 3 Mal brummen, der letzte Stoss ist allezeit ein schwächerer als die vorhergehenden, und deutlich fühlt man, um mich eines gewöhnlichen, landgängigen Ausdruckes zu bedienen, der Athem ist ihm ausgegangen. Mehr hört der Beobachter, hat er sich vorsichtig und behutsam, im Kalıne, in die Nähe des V ogeis gebracht. Es ist nicht zu viel gesagt, dass Derjenige erschrecken kann, welcher unvorbereitet zum ersten Male das ängstliche, stölnende Geräusch vernimmt, wenn der Vogel sich zum Brummen vorbereitet, den schon in das Wasser sesenkten Kehlsack voll Luft pumpt, wozu eben- falls 89 Secunden Zeit bedarf. Es klingt, wie wenn ein mit Keuchhusten Behafteter nach Athem ringt, oder wie wenn ein grosses Thier vermittelst einer Schlinge erdrosselt würde. Die einzelnen Züge bei dem Ein- pumpen der Luft in den Kehlsack, erfolgen schneller auf einander und werden kürzer, noch ein wenig, noch, noch, und deutlich fühlt man, der Sack ist schon voll, es geht nichts mehr hinein. Vernehmbar wird dabei der metallische Klang, wie wenn man mit dem Finger einen aufgeblasenen Gummiball schlagend berührt, und nun gehts los, fünfmal nacheinander, wie Naumann sagt: „U Prumb“. „Zuweilen, aber selten, schliesst sich dem letzten „Prumb“ noch ein tiefes „Buh“ an, als rühre es von noch übrig gebliebener Luft her, deren sich der Vogel damit entledigte.“* Ganz recht, dem V ogel nahe genug, kann es ein geübtes Ohr jedesmal bemerken. Das Ü kommt auf das Einziehen der Luft in die Lungen, klingt wie ein ängstliches Seufzen; das fernhin tönende, starke, kräftige „Pr umb“ kommt auf das Ausstossen der Luft. „U und Prumb*“, erfolgen ungefähr in den Zeiträu- men, wie ein gesunder Mann Tuhig ein- und ausathmet. ‚Wer jemals während einer freundlichen Abend- stunde oder des Nachts im Mai am Teichesufer stand und der Rohrdommel zuhörte, dem sind ohne Zweifel die abgemessenen Zeiträume aufgefallen, in welchen das Brummen sowohl, als auch die Pausen erfolgen, wie nach Aufforderung emes Taktstockes; und ich kann mir nicht anders denken, als dass der Horcher die Taschenuhr hervorgezogen, und nachgezählt hat, wie die Zeitdauer vertheilt ist, wenn der Vogel brummt. Der eine gönnt sich wie gesagt nur 90 Seceunden Ruhe, ein anderer 100, ein dritter auch 2 Minuten. Der Beob- achter wird sich fragen: warum brummt das Wunder- thier nur fünfmal? und antwortet sich selbst: wenn der Musikant den Kopf unter Wasser hält, so lange er brummt, und während der Zeit keine frische Luft ein- atlmet, so kann er es auch nicht länger aushalten, und die abgemessenen Pausen reichen gerade hin, um den gestörten Blutumlauf wieder in Ordnung zu bringen. Es geht hier etwas vor, was wir bei keinem anderen Vogel wieder finden, und ist ein Beweis mehr für die Meinung, welcher ich anhänge. Mit einem neuen, festen, durchs Wasser gezogenen, jeden Finger mit einer Ladung Schrot beschwerten, 33 ledernen Handschulı, schickte ich den Teichwärter auf die andere Seite des Teiches, mit der Weisung, die Brust auf das Ufer zu legen, den Handschuh fest an den Mund zu nehmen, aufzublasen, m das Wasser zu senken, und den Ruf der Rohrdommel nachzuahmen. Vollkommen entsprach der Versuch meiner Erwartung; brummte der Teichwärter in den Handschuh, so elich der Ton dem der Rohrdommel, aber wenig war zu vernehmen, wenn der Mann, an derselben Kraft in die Luft brüllte. Eine Weinflasche, der ich mit dem Lade- stocke den Boden ausstiess, liess sich ebenso verwen- den, und leistete ausserdem noch bessere Dienste. Senkt man die Flasche in das Wasser, und hält das Ohr an die Mündung, zur Zeit, wenn der Vogel brummt, so kommt der Ton wirklich aus dem Wasser, wirklich aus der Flasche. Auf welche Entfernung die Rohrdommel noch zu vernehmen ist, will ich nicht angeben. Stehe ich am Teichufer, und mein Massstab beträgt kaum eine halbe Meile, so ist das Brummen. fast eben so deutlich zu vernehmen, als wäre der Vogel in der Nähe. Wenn Bauerfrauen in derselben Entfernung, gleich und eben mit der Wasseroberfläche, eine Bank einstellen, und mit einem Stück Holz die grobe Wäsche klopfen, hört man deutlich jeden Schlag; steht aber die Bank ausserhalb des Wassers, so ist nicht das Geringste zu vernehmen, und auch von der Rohrdommel wäre nichts zu hören, würde sie bei dieser Entfernung in die Luft brüllen. Hier sei eingeschaltet, dass wenn die sämmt- lichen Frauen des Dorfes zu gleicher Zeit mn dem Teiche die Wäsche klopfen, die Enten sich m ihrer Ruhe nicht beirren lassen, sie sind von Jugend an daran gewöhnt und sitzen oft ganz nahe dabei, während ein anderes, kaum vernehmbares Geräusch sie aufschreckt. Wie es alle Jahre geschah, so hörte ich auch im letztvergangenen Frühjahre, wie die Rohrdommel den ersten Brummer von sich gab, als ich mielh 3000 Schritte vom Teiche entfernt, auf dem Schnepfenstriche befand, am 16. April. Nur eimmal machte sich der Vogel auch an den zwei folgenden Tagen durch ein schwa- ches „Prumb“ bemerkbar. Das war mir auffallend, und als das Weibchen bereits auf den Eiern sass, liess als er nie mehr nur dreimal nach einander „Prumb*“ ertönen. Ich durfte vermuthen, dass ein junger Vogel, noch schwach im Contrapunet und Generalbass , den alten verdrängt, oder der alte, wenn er es wirklich selbst war, sich in den früheren Jahren die Schwind- sucht an den Hals gebrummt habe. Gewöhnt, nur Künstler ersten Ranges zu hören, beschloss ich, diesen Unfertigen zu erlegen, den Kehlsack zu untersuchen, aufzubewalıren, und mit einem im Herbste erlegten zu vergleichen. Anstatt des Männchens schoss ich leider das Weibehen und nahm die vier Eier. Nun erst fing der Witwer an, wie verzweifelt, aber sehr unregelmässie zu brüllen, als wollte er, wie der bekannte Vogelfänger, sem Weibchen herbei zau- bern. Am 10. Juni hörte ich ihn zum letzten Male. Künftiges Jahr werde ich das Männchen einfangen, in den Kehlsack einen Einschnitt machen , genug, um die Füllung mit Luft zu ve Rindern)‘ klein genug, um den V oeel’ nicht an Leib und aber zu bedrohen, ihm so die Freiheit geben und beobachten, wie er sich beim Brummen anlässt. Jeden eifrigen jungen Orni- thologen, der nicht an Wasserscheu leidet, aber immer - hin toll genug ist, sich den unsicheren, wankenden und schwankenden Wurzelgeflechten anzuvertrauen, fordere ich auf, em Gleiches zu versuchen. (Schluss folgt.) STOSS fo) 34 Einige Bemerkungen über unsere Rothgimpel. Von Viet. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. In diesem Winter, wo die Rothgimpel sehr häufig waren und kleine Gesellschaften, besonders während oder nach einem Schneefalle, häufig in meinem Garten erschienen, fiel mir den 18. December eine solche aus einem Männchen und zwei Weibehen bestehende Ge- sellschaft dureh ihre bedeutende Grösse und das Männ- ehen durch sein intensives Roth auf. Meine Ver- muthung, dass ich hier die nordische Form vor mir habe, fand sofort ihre Bestätigung, als ich kurze Zeit darauf die 3 Vögel in Händen hatte. Obschon hier immer zur Winterszeit Gimpel zu sehen sind und öfters in meinem Garten der Beeren wegen sich einfinden, so kann ich mich doch nicht erinnern, die grosse Form hier jemals gesehen zu haben, die mir dureh ihre bedentenderen Dimensionen hätte auffallen müssen. Immer war es die kleine Form, die ich theils im Freien beobachtete, theils gefangen bei Vogelfängern sah. Im heurigen Winter nun scheint die grosse Form gar nicht selten zu sein, da ich mehrere erlegte und sie auch unter der Ausbeute hiesiger Vogelfänger öfters vorfand. Einer derselben, ein alter Praktiker, der hier bereits weissbindige Kreuzschnäbel (L. bifasciata) und Lasurmeisen (P. eyanus) gefangen hatte und mir eine ganz zutreffende Beschreibung der beiden Arten gab, kannte die grossen Gimpel.ganz gut und unter- schied sie auch an ihrem tieferen Locktone. Ihm war es auch bekannt, dass bei einzelnen grossen Exempla- ven sich weisse Flecke auf der Unterseite der beider- seitigen äussersten Schwanzfedern finden, und er brachte mir zum Beweise bald nachher ein solches Weibchen. Dieser Vogelfänger ist einer der wenigen, die sich nicht mit dem Fange der Vögel allem begnügen , son- dern auch den gefangenen Vogel besehen und auf diese Art sich manche, den meisten Fängern gewöhn- licher Sorte fehlende Kenntniss auf praktischem Wege erwerben. Durch ihn hoffe ich noch manches 'seltene Stück meiner Sammlung zuführen zu können. Wenn es auch sehr wahrscheinlich ist, dass die grosse Gimpelform allwinterlich bei uns — hauptsäch- lich in den nördlichen Provimzen Oesterreichs und Un- garns — erscheint, so wurde sie doch bisher durch- gehends mit der kleinen, bei uns brütenden verwech- selt, resp. zusammengeworfen. Die nicht unbedeutenden Grössenunterschiede, so wie ein anderes Wohngebiet, sprechen deutlich genug für eine Sonderung und machen diese zur Nothwendiekeit. Wir besitzen demnach in Europa zwei constant verschiedene Formen von Rothgimpeln, und zwar: Pyrrhula major, Chr. L. Brehm. Vögel Deutschlands, pag. 252 (1531). — Loxia pyrrhula, L. Syst. Nat. pag. 500 (1766). — Pyrr- hula rubicilla, Pall. Zoogr. Rosso-Asiat. II. pag. 7 (1811). — Fringilla pyrrhula, Meyer, Vög. Liv- u. Esthl. pag. Sl (1815). — Pyrrhula coceinea, De Selys, Faun. Belge. pag. 79 (1842). Dieser Gimpel ist in allen Theilen grösser und stärker, in der Zeiehnung mit der centraleuropäischen as übereinstimmend, jedoch meist von intensivem olorit. Seine Maasse hier nach 6 in meinen Händen be- findlichen Exemplaren folgende : © OO Totallängen 1. 0... salz Leo, 2 16,616.216-0:m. Flügellänge . eh OA Entfernung der Flügel von. der Schwanzpitzee , 4 3 dd n Der grosse Gimpel bewohnt den Norden und Osten Europas und Sibirien und wandert im Winter südlich. Er erscheint dann in Deutschland, Belgien und Holland und wahrschemlich auch alle Jahre im Oester- reich. Nach Dresser (Birds of Europe, Part. LI & LI) gehören alle Exemplare, die er aus Griechenland zur Untersuchung vor sich hatte, zu dieser Form. . Laut Colonel Drummond-Hay findet er sich häufig zur Winterszeit in Macedonien, und Lord Lilford berichtet im Ibis (1860. p. 138), dass er als seltener Wintergast in Corfu und in Epirus erscheint, sich aber in Albanien, hauptsächlich an der Mündung des Flusses Drin, zur Winterszeit häufig findet. Im südl. Russland und zwar um Odessa ist er nach Nordmann vom Herbst bis zum Frühling häufig und brütet auf den Bergen Ghowriel. Laut Goebel erscheint er im Gouvernement Uman Ende Octo- ber und kehrt Ende März wieder nach Norden zurück. Ueber das Vorkommen dieser Form in Oester- reich und Ungarn besitzen wir bisher nur eine einzige sichere Angabe und zwar von Dr. Ant. Fritsch in Prag, welcher in seiner Arbeit „Die Vögel Böhmens“ p. 67, Nr. 161 bemerkt: „Ausser den einheimischen Gimpeln pflegen auch Zugvögel aus nordischen Gegenden einzu- treffen, welche viel stärker sind und zuweilen am Hinterhalse hinter der schwarzen Kopfplatte noch etwas roth gefärbt sind.* Bezieht sich auch diese Notiz un- zweifelhaft auf die grosse Form, so ist dies doch nicht in ihrem ganzen Umfange wit der Mittheilung Hein- rich’s (Mährens und k. k. Scehlesiens Fische, Reptilien und Vögel, p. 94), der Fall, weleher unter dem Brehm- schen Namen Pyrrhula major nicht nur die im Spät- herbste und Winter erscheinenden Gimpel, sondern auch die dort brütenden umfasst. Dass der nordische Gimpel nicht gerade zu den allzuhäufigen Erscheinungen ge- hören muss, erhellt auch daraus, dass er bisher in dem k. k. zoolog. Museum in Wien in keinem aus Oesterreich- Ungarn stammenden Exemplare vertreten war. Nach Dr. Dybowsky (Cab. Journ. 1874. p. 39) findet sich bei dieser in Ost-Sibirien vorkommenden Form, besonders bei den Weibchen, öfters auf der Unterseite der äussersten Steuerfeder entweder nur auf einer oder auf beiden Seiten em weisser Längs- fleek. Dr. Cabanis fand so gezeichnete europäische Exemplare in der Sammlung Heine’s (Cab. Journ. 1873, p. 314) und berichtet (C. Journ. 1873, p, 314) über ein im Nov. 1866 bei Haarlem gefangenes Weibchen, das sich gegenwärtig im Besitze des van Wickevoort-Com- melin befindet. Auch mir wurde, wie bereits früher erwähnt, ein solehes Weibchen von dem früher erwähnten Vogel- finger gebracht, welches auf der Innenseite der äusser- sten Steuerfeder beiderseits ein schmales, eirca 5 Millim. breites weisses Fleckchen besitzt. Ein zweites Exemplar, gleichfalls ein ©, hat ein viel klemeres Fleekehen nur auf der rechten Seite. Diese Zeichnung scheint bei Pyrrhula major, nie bei Pyrrhula eineracea, Cab., häufiger bei den Weib- chen als bei den Männchen aufzutreten. Pyrrhula europaea, Vieill. Nouv. Diet. IV. p. 256 (1811). — Pyrrhula rufa, Koch, baier. Zool. 1. p. 227 (1816). — Pyrrhula vulgaris, Temm. Man. d’Orn. I. p. 335 (1820). — Der Verbreitungskreis der kleinen Gimpelform erstreckt sich über das centrale und westliche Europa. Ihre Maasse sind nach 5 in meiner Sammlung befind- lichen Exemplaren: | | 35 2 © OO SS Flügellänge 6 ee (On, Entfernung der Flügel von der Schwanzspitze BENDER SER. Auch bei dieser Form scheint zuweilen der weisse Schwanzfleck vorzukommen, wie ein am 6. Jän. 1879 in meinem Garten erlegtes Weibchen beweist, das ihn auf der linken Seite besitzt, rechts dagegen nur eine Andeutung davon zeigt. Villa Tännenhof bei Hallein, im Jänner 1879. Vereinsangelegenheiten. SSR SOON | ikosallaneen nn 0 la Natale.. Cam, Die Ill. ordentliche Generalversammlung des Ornithologischen Vereines in Wien findet, da die Ver- sammlung vom 14. Februar 1. J. nieht beschlussfähig war, amFrreitag, den 14. März 1879, um6 Uhr Abends im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, in Wien, I, Universitätsplatz 2, statt. TAGESORDNUNG. I. Jahresbericht für das Jahr 1878. II. Cassabericht für das Jahr 1878, 1II. Antrag des Ausschusses auf Genehmigung der Prüfung der Reelmung des Jahres 1878 durch die für die Rechnung pro 1877 gewählten zwei Herren Revisoren und Wahl zweier Revisoren pro 1879. IV. Neuwalıl des ganzen Ausschusses auf die Dauer von drei Jahren. V. Vortrag des Herrn Hanns Neweklowsky: „Die Oetscher- höhlen als Brautstätten der Alpendohle (Pyrrhocorax alpimus). Monatsversammlung vom 14. Februar I. J. Dieselbe hätte statutengemäss als ordentliche Generalversammlung des Vereines zur Erledigung der geschäftlichen Ange- legenheiten dienen sollen, war jedoch, trotzdem sie ausserordentlich stark, namentlich von Gästen besucht war, nicht beschlussfähig. Demzufolge musste die General- versammlung (siehe oben) neuerlich ausgeschrieben werden. Wir haben somit lediglich über den Vortrag des Herrn Hodek, dessen voller Wortlaut in der nächsten Nummer unseres Blattes folet, zu berichten. Schon der Saal selbst gewährte den Fintreten- den einen interessanten Anblick, durch die prachtvolle und überaus passende Dekoration, die ilm dureh die ausserordentlichen Bemühungen des Herrn IHodek zu Theil geworden war, Herr Hodek hatte nämlich durch gütige Vermittlung des Hofmarschallamtes Sr. königl. Hoheit des Herzogs Leopold von Bayern von Höchstdiesem die huldvolle Erlaubniss erhalten, zur Illustration seines Vortrages die Ausbeute der Jagdreise, welche Seine königl. Hoheit im vorigen Frühjahre in Begleitung seines Schwagers, unseres höchsten Protektors, Kronprinzen Rudolf, nach der unteren Donau gemacht hatte, auszustellen. Dem- gemäss hatte Herr Hodek die einzelnen Objekte in geschmackvollster Weise zur Dekoration des Saales verwendet. Ober dem Tische des Präsidiums schweb- ten drei mächtige Raubvögel mit weitgespannten Schwingen: in der Mitte ein Mönchsgeier, zu seiner Rechten ein Kaiseradller, zu seiner Linken ein See- adler; alle drei wahre Prachtexemplare, der See- adler vom Herzoge Leopold im Fluge mit der Kugel erlest. Um den Tisch des Vortragenden, von allen Seiten intensiv beleuchtet, standen einige Gruppen und einzelne ausgestopfte Thiere, welche das vollste Zeugniss gaben, mit welcher Meisterschaft der Vortragende nicht bloss die Theorie, sondern auch die Praxis seines Fa- ches beherrscht. Es waren da ein Paar gewaltige See- adler auf den Aesten eines starken Baumes, ein Paar analog gruppirte ausserordentlich schöne Kaiseradler, ein Uhu, welcher im Begriffe ist sich gegen einen auf ihn zustreichenden Adler zu vertheidigen, ein schwarzer Storch, ausserdem noch ein äusserst niedliches auf das Naturgetreueste dargestellte Aeffchen zu sehen. Die präparirte Haut vom Kopfe eines Wildschweines, ein in Hartgyps modellirter noch nieht mit Haut über- zogener Rehkopf, und endlich ein frisch ausgestopfter Fasan, welchem noch keine bestimmte Stellung gegeben war, dienten zu den besonderen Demonstrationen, die sich im Vortrage erwähnt finden. Insbesondere die ver- schiedenen Handgriffe, welehe Herr Hodek und sein Sohn Eduard, trotz seines jugendlichen Alters ein geradezu hervorragender Präparator, mit dem Fasan vornahmen, um ihm binnen wenigen Augenblicken jede gewünschte Stellung zu geben, erregten den lebhaf- testen Beifall des Anuditoriums. — Den Fasan selbst machte Herr Hodek dem Vereine zum Geschenk Zum Mitgliederverzeichnisse. I. Nachtrag. Durch einen äusserst unliebsamen Zufall wurde in dem in Nr. 2 veröffentlichten Mitgliederverzeielhnisse weggelassen : Herr Dr. Alexander Ritter von Pawlowski, k.k. Hofratlı und Direktor des Theresianums, in Wien, IV., Favoritenstrasse 15. Neu beigetreten seit Ausgabe der letzten Nummer der „Mitth.“ sind: Herr Jos. Aug. Adam, Präparator in Wien, I, Habsburgergasse 7. » Ignaz Dörfler, k. Rasumowskygasse 10. k. 3eamter in Wien, III., Druckfehler im Mitgl.-Verz.: Anstatt Eger lies Egger; bei der Adresse des Herrn Zecha soll es nicht Ober-, sondern richtig Unter- Döbling heissen ß ——#ODI> — 36 Von fremden Vereinen. Fünfte Internationale Geflügelausstellung in Wien. In richtiger Erkenntnis, dass das eigene Haus des Ersten österr. Geflügelzucht-Vereines in Wien wegen seiner allzuentlegenen Situation sowie wegen der Enge und Beschränktheit seiner Räumlichkeiten, selbst billigen Anforderungen an ein geeignetes Ausstellungslocale nicht entsprieht, hat das Directorium dieses Vereines für die heurige Ausstellung das Locale der k. k. Gar- tenbaugesellschaft mit Erfolg zu erlangen gesucht, und soeben das nachfolgende Programm versendet: -Sreerammırn zu der vom „Ersten österreichischen Geflügelzucht-Vereine in Wien‘ in der Zeit vom 11. bis 15. Mai 1579 in Wien im Gebäude der k. k. Gartenbau - Gesellschaft, Parkring 12, abzuhaltenden Fünften Internationalen Geflügel - Ausstellung. Zur Ausstellung werden zugelassen: a) Hühner; b) Tauben; c) Gänse, Enten, Trut- und Perlhühner, sowie Ziergeflügel; d) Sing- und Ziervögel; e) gemästetes lebendes und geschlachtetes Geflügel; f) literarische und technische Leistungen auf dem Gebiete der Geflügelzucht, wie Schriften ormithologischen Inhaltes, Präparate, ausgestopfte Vögel, Biutapparate, Käfige, Nist- kästchen, Futterproben und dergleichen. Die Ausstellungs-Gegenstände sind in der Zeit vom 1. März bis längstens 20. April 1879 schriftlich in der Kanzlei des Ersten österreichischen Geflügelzucht-Vereines in Wien, (Prater Nr. 25) franco anzumelden. Zur Erleichterung der Abfassung der Anmeldungen ist dem Programme ein Formulare des Anmeldebogens beigeschlossen. Diese Anmeldebögen können zur Einsendung an den Verein un- mittelbar benützt werden, von wo aus auch über Verlangen der- artige Bögen in ausreichender Anzahl zu beziehen sind. Der Ausstellungscommission steht das Recht zu, über die Annehmbarkeit der angemeldeten Gegenstände, sowie auch über die von den Anmeldenden gemachten Ausstellungsbedingungen zu entscheiden und namentlich Beschränkungen in der Anzahl der Gegenstände und bezüglich des in Anspruch genommenen Ausstel- lungsraumes vorzunehmen. Im Falle die Anmeldung angenommen wird, erhält der An- meldende das auf Grundlage der Anmeldung ausgefertigte Zulas- sungscertificat, welches getrennt für die oben ausgeführten Aus- stellungsgegenstände ausgestellt wird, im entgegengesetzten Falle aber werden die Anmelder rechtzeitig bievon in Kenntniss gesetzt. Den Verkauf der als verkäuflich angemeldeten Ausstellungs- gegenstände vermittelt während der Ausstellung ausschliesslich die Ausstellungscommission, und wird hiefür eine Provision von 10%/, des erzielten Kaufschillings berechnet. Ausstellungsgegenstände können nur gegen Rückgabe des Zulassungscertificates ausgefolgt werden. Das für die Ausstellung bestimmte Geflügel, so wie die anderen Gegenstände werden vom 9. Mai 1879 angefangen angenommen, | müssen aber jedenfalls spätestens am 10. Mai 1879 Nachmittags in Wien (unter der Adresse des Vereines, im Gebäude der k. k. | Gartenbau-Gesellschaft, Parkring Nr. 12) post- oder bahnfrei ein- gelangt sein. In den Behältern der zur Ausstellung bestimmten Thiere ist die volle Adresse des Absenders, sowie die Stückzahl und ı nähere Bezeichnung der Thiere haltbar anzubringen. Nur rechtzeitig angemeldete und rechtzeitig eingelangte gesunde Thiere können zur Ausstellung zugelassen werden. Krank angekommene oder von der Ausstellungscommission als nicht ausstellungswürdig erkannte Thiere werden dem Einsen- der auf seine Kosten zurückgesendet. Aufsicht, Pflege und Fütterung der Thiere während der Ausstellung wird von der Ausstellungscommission mit grösster Sorg- falt besorgt, Futter- und Standgeld wird nicht erhoben; dagegen haben die im Polizeirayon von Wien wohnenden Nichtmitglieder eine Anmeldegebühr von 30 kr. per Stück Huhn, 15 kr. per Stück Taube und 50 kr. per Stück Gans oder Truthulın zu erlegen. Diese Anmeldegebühr ist der Anmeldung unter Einem beizuschliessen, Aussteller von Sing- und Ziervögeln haben für Käfige, Futter und Wartung selbst zu sorgen. Aussteller, die durch Ausziehen, Abschneiden oder Färbung der Federn zu täuschen suchen, haben, falls diess noch während der Ausstellungszeit oder doch vor Ausfolgung der Thiere aus den Ausstellungsräumen entdeckt wird, die etwa erhaltenen Prämien zurückzustellen und sind von ferneren Ausstellungen des Ersten österreichischen Geflügelzucht - Vereines in Wien ausgeschlossen. Realisirte Verkäufe werden, wenn es der Käufer verlangt, in sol- chen Fällen null und nichtig, und ist daher auch der bereits ge- zahlte Kaufschilling zurückzuerstatten. Auch haftet in gleicher Weise der Aussteller für die von ihm gemachte Bezeichnung des Geschlechtes der ausgestellten Thiere. Die für vorzügliche Ausstellungsgegenstände zu verabfol- genden Prämien bestehen in Medaillen, Geldpreisen und Anerken- nungsdiplomen. Die Zuerkennung der Prämien erfolgt am ersten Tage der Ausstellung durch die von der Ausstellungscommission aus auswär- tigen und einheimischen Fachmännern erwählten Preisrichter. Gegen einen Ausspruch der Preisrichter ist eine Berufung nicht zulässig. Die Vertheilung der Prämien stellung. Das Resultat der Prämiirung rungslisten in Fach- und anderen gemacht werden. Zur Versendung des lebenden Geflügels wird die Benützung der k. k. Fahrpost dringendst empfohlen, Nur die Zurücksendung des als unverkäuflich angemeldeten, sowie des zwar als verkäuflich angemeldeten, jedoch nicht ver- kauften Geflügels an auswärtige Aussteller besorgt die Ausstel- lungscommission franco per Post. erfolgt am Schlusse der Aus- wird seinerzeit durch Prämii- öffentlichen Blättern bekannt Das Directorium des Ersten österreichischen Gellügelzucht-Vereines in Wien. Allerlei. Aus dem Eisass. — Am 12. Februar 1579 sah ich die ersten Kiebitze. Am 16. Februar 1579 den ersten Storch; hat sich aber bald wieder entfernt, vermuthlich ein Vorbote des Haupttruppes. Am 19. Februar 1579 wurde die erste Schnepfe geschossen; Einige behaupten, es sei eine Standschnepfe, welche hier überwintert hat, was vorkommen kann. Höchst interessant Folgendes: Am 10. März 1878 fanden Hauptmann Lancelle vom 25. preuss. Inf.-Ret. und Hauptmann Kühlen- thal der Garde-Artillerie auf unserer Vereinsjagd in ı Freistadt im Grossherzogthum Baden eine brütende | Waldsehnepfe; der Vogel strich selbstverständlich ab ; | im Neste waren 3 Eier, die Schnepfe hat das Nest für immer verlassen. 27. Februar 1879. Graf Pocei, kais. Oberförster, Strassburg im Elsass. Von dem Steinröthel (Petrocincla saxatilis) und von einem weissen Staar. Der Güte des Herrn Ernst Richter in Fronleiten (zwischen Bruck a. d. Mur und Graz in Steiermark) verdanken wir folgende höchst interessante briefliche Notizen. „Der in der Jagdzeitung vom 15. Mai 1878 ent- haltene Aufruf um Mittheilung über das Vorkommen der Steindrossel (Steinröthel, Petroemela [Turdus] saxatilis), dürfte diesen, leider durch meine lange Krankheit verspäteten Zeilen, mit welchen ein leiden- schaftlicher Freund und Pfleger der befiederten Sän- ger aus seinen durch schon fast ein halbes Jahr- hundert gesammelten Erfahrungen Einiges zur Kennt- niss dieser Thiere beitragen zu können glaubt, Berechtigung und freundliche Aufnahme verschaffen. Bezüglich Vorkommens des Steinröthels, der meines Wissens zunächst in den krainischen Alpen und am Karste brütet, kann ich mittheilen, dass derselbe auch in der zwischen hier und der Südbalhnstation Peggau gelegenen Felsenschlucht Badelwand nicht nur ab und zu wiederholt gesehen wurde, sondern dass Ende October 1875 nach einem plötzlich eingetretenen Schneegestöber vom dortigen (sogenannten Fassl-) Wirthe auf dem hinter seinem Hause gelegenen Dünger- haufen zwei ihm gänzlich unbekannte V fögel aus einem 7--8 Stück zählenden gleichbefiederten Fluge gefangen und längere Zeit im Käfie gehalten wurden. Erst im Monate Februar 1876 kam ich zufällig in Kenntniss dieses seltsamen Fanges, traf aber offen- bar in Folge des ungeeigneten (Körmner-) Futters, das man den Thieren zu geben für gut fand, nur mehr Eines derselben am Leben, das sich mir sogleich als ein junger Steinröthel (ce saxitilis) analichen Geschlechtes, eben in der Frühjahrsmauser begriffen — präsentirte. Die Zutraulichkeit, sowie der angenehme ie Gesang des Vogels, vor Allem aber der hohe Werth den ich demselben im Gespräche mit den Anw esenden (nieht sehr kluger Weise) beilegte, veranlassten den Herrn Fasslwirth, berathen von seiner besseren Hälfte und einigen eben anwesenden Stammgästen — für das Thier von mir einen Preis zu verlangen, zu dem ich mich wenigstens vor der Hand nicht verstehen wollte. Als ich kaum S Tage später in Gesellschaft eines Freundes eine Spazierfahrt zum Fasslwirth unter- nahm, kamen wir gerade zur rechten Zeit, um Zeugen einer ehelichen Scene zu sem, die uns klar die Un- richtigkeit des Satzes bewies, dass das schöne Geschlecht auch das schwächere Geschlecht sei. Unser Erscheinen brachte die Streitenden zur Einstellung des Kampfes, welchen Waffenstillstand die Frau Wirthin sofort benützte um uns mit einer bei Landleuten nicht gewöhnlichen, bei in höherem Grade Angeheiterten aber geradezu nicht für möglich gehaltenen Zungengeläufigkeit und mit einer die Geruchsorgane von Weiten her anregenden Begeisterung den Grund dieser ehelichen Tändeleien, — zu denen natürlich ihr Herr Gemalıl den Anstoss gegeben, während sie sich nur nothgezwungen in dieselben eingelassen — aus- einander zu setzen. Während ich diesem Wortschwalle, dem der gekränkte Gatte, — der sich inzwischen mit der Ordnung der bei dem eben stattgefundenen Kampfspiele in Ver- wendung gekommenen Tische, Bänke und Stühle beschäf- tigte, — ganz verschüchtert mit einigen leider nicht zur Sache gesprochenen Worten einen Damm entgegen zu setzen versuchte, nur ein taubes Ohr lieh, Tichteten sich meine Blicke mit um so grösserem "Verlangen jedoch vergebens nach dem beim Fenster hängenden Käfig um den trauten Sänger zu erschauen; erst als ich mit Hilfe eines Stuhles genaue Einsicht in den Käfig genommen, erblickte ich das arme Thier todt ausgestrecht auf dessen Boden liegend. tief 97 Ob ungeeignetes Futter, ob Futtermangel, ob die eben stattgefundene oder ob eine derselben vorher- gegangene Ähnliche Scene die traurige Katastrophe herbeigeführt, liess ich nunmehr in Frage und ärgerlich über mich, dass ich den lieben Sänger nicht uber und zeitgerecht an mich gebracht, — verliess ich das Locale. In den seither verflossenen Jahren habe ich in der dortigen Gegend fleissig Nachfrage über das Vor- kommen des Steinröthels gehalten und von ganz zuver- lässlichen Leuten auch jährlich sein Erscheinen bestätiget erhalten, ohne dass eine besondere Vermehrung des- selben, wahrnelımbar wäre; es wurde auch seither dort kein solcher Vogel mehr gefangen, so dass ich nicht ohne Grund annehmen zu dürfen glaube, dass die damals gefangenen 2 Steinröthel aus einem in dem dortigen Felsgebirge etwas verspätet ausgebrüteten Gelege hergesfmmnt haben. "Bezüglich des Alters des Steinröthels, welches derselbe in der Gefangenschaft erreichen kann, erlaube ich mir mitzutheilen dass ich einen solchen Vogel seit Juli 1858, somit seit mehr als 20 Jahren be- sitze. Derselbe erhielt schon vor Jahren am Schenkel, im Schwanze und in den Schwingen weisse Federn, (ich er- laube mir eine solche beizugeben) und ist seit vorigem Fe- bruar, der Zeit seiner klemen Mauser, — am rechten und seit October, der Zeit der geendeten grossen Mauser, — auch am linken Auge erblindet, (staarblind); er erkennt es aber ganz gut, wenn ihm Mehlwürmer offerirt werden, sperrt dann den Schnabel weit auf und tippt wohl auch nach denselben (meistens erfolglos), wenn er nicht schnell welche bekommt. Er singt noch zeitweilig kurze Strophen, doch besorge ich, dass trotz aller Sorgfalt, seine Stimme bald verstummen werde. Zum Schlusse drängt es mich eines von mir aufgezogenen Vogels zu erwähnen, der zu merkwürdig war, als‘ dass ich nieht den Versuch w agen sollte, auf diesem Wege denselben zum Frommen der Wissen- schaft der völligen Vergessenheit zu entreissen. Im Jahre 1854 fand ich bei einem Händler in Graz einen noch ganz jungen Vogel etwas grösserer Gattung, der mir insoferne auffiel und mein Interesse erregte, da dessen beiläuig zur Hälfte entwickeltes Gefieder ganz weiss, dessen Schnabel weissgelb, die Augen schmutzig rosa und dessen Füsse blass fleischfarbig waren. Die Jugend des Vogels und sein besonderes Aussehen müssen mich entschuldigen, dass ich längere Zeit mit mir nicht einig werden konnte, welcher Art derselbe angehöre, bis mich der Vogelhändler selbst dahin belehrte, dass es ein junger Staar sei, der nicht weit von Graz aus einem Neste genommen worden sei. — Es regte sich nun in mir natürlich das heftigste Verlangen, in den Besitz dieses gewiss seltenen T'hieres zu gelangen. Doch ging dies nicht so leicht, indem der Händ- ler den V ogel vorläufig selbst Dehalıan zu wollen er- klärte , und nicht einmal zu einer Preisangabe sich herbeiliess. Erst em von mir ihm proponirter Tausch fand seine Beachtung. Ich hatte nämlich ein Jahr vorher besonders schön gezeichnete Kanarienvögel (ge- krönte Isabelschwalben mit korallenrothen Augen) nach Graz gebracht und besass aus ein Paar Hecken eine grössere Anzahl solcher Vögel. Für 13 Paare dersel- Den erhielt ich nun den Staar vom Händler. Der Vogel liess sich sehr leicht auffüttern und verrieth noch uber als er selbst zu fressen anfıng, durch fHleissiges Dichten und Krägeln sein Geschlecht, worüber mir von vorneher jeder Anhaltspunkt fehlte. [3%] [0 ©) Ich übergehe, als nicht zur Sache gehörig, dass | | mein Vogel in Kürze mir eine Melodie nachptiff (mit der Zeit lernte er S Stücke, sprach gut vernehmlich ein Paar Worte und machte noch einige sonstige | Kunststücke) und erwähne nur, dass Karl (so wurde | der Vogel genannt) nieht nur dureh sein Gefieder, | sondern auch durch sein heiteres nettes Benelimen all- gemeine Bewunderung erregte. Seine Gelehrigkeit dürfte sich desshalb ser eekelı haben, weil man sich eben seines seltenen, schönen, blendend weissen Gefieders wegen von seiner Jugend an so viel mit ihm beschäftigte. Zu jeder Zeit, ob Tag oder Nacht, war er bereit, sich zu produeiren, und ich muss al Besuche, die ich damals erhielt, meinem Karl anreehnen, der insbe | sondere Abends beim T'hee durch seme Schnacken — frei auf dem Tische herum spazierend — viel Spass verschaffte. | Man kann sieh nun mein Erstaunen vorstellen, | als bei der ersten Mauser die Grundfarbe von Karls | Gefieder nicht mehr weiss, wie ursprünglich, sondern | schmutzig rosa, so wie röthlich weisse Amethyste ge- färbt sind, sich entwickelte, wobei sämmtliche Federn, die einen prächtigen Glanz und Schimmer hatten , mit einem schmalen, mehr oder weniger glänzend weissen Bande, ähnlich wie beim gewöhnlichen Staar, einge- fasst waren. Der Schnabel wurde jetzt etwas lebhafter die Augen wurden etwas intensiver rotlı, der Augen- stern Erseigen korallenroth. Durch diesen Gefiederwechsel wie alle seine Freunde, und deren hatte er sehr viele, weil Jeder, der ihn k annte, ihm auch gut war, zur behaupteten, an Farbenpracht Dedentend gewonnen, in meinen Augen aber an Orieinalität Terlorent Es änderte sich auch in der nächsten Mauser die Farbe seines Gefieders nieht mehr, nur nahm dasselbe, wenn möglich, an Glanz und Sehnen noch zu. Vielseitix wurden mir Anbote auf den Vogel ge- macht, Insbesonders bewarb sich der d damalige Statt- halter Steiermarks, Graf Strassoldo , angelegentlichst um denselben. Standhaft wies ich jedoch alle mir direct und indireet zugekommenen Kaufsanträge zu- rück. Als mich aber Ende 1857 mein Beruf von Graz aus dem Haushalte meiner Eltern weg nach Unter- steier brachte, wo ich ein wenig stationäres en führte, und Karl TR vorher durch alas Oeffnen einer ne bei der er sich eben zu thun machte, beinahe verun- elückt wäre, liess ich mich endlich zur Hintangabe & selben bereden und verkaufte ihn um 100 Hl an einen kroatischen Gutsbesitzer bei War asdin, den ich dort auf der Schnepfenjagd kennen gelernt. lan die- sem erhielt ich einige Jahre später la Nachricht über Karls Wohlbefinden , seither habe ich aber über das weitere Schicksal des Vogels nichts mehr gehört.“ Fronleiten an der Südbalın, am 30. Jänner 1879. Ernst Riehter. hatte der Vogel, Literarisches. gelb, die Füsse und Nägel an denselben blieben, wie | vordem, weiss mit durchschimmernder Fleischfarbe, SR V. Ritter v. Tschusi zu Schmidhoffen: Die | Vögel Salzburgs. Eine Aufzählung aller in diesem Lande | bisher beobachteten Arten, mit Bemerkungen und Nach- | weisen über ihr Vorkommen. Heı jausgegeben vom Vereine für Vogelkunde und Vogelschutz in Sa lzburg. Selbstverlag des Vereines. Salzburg 1377. Der odirenahenie Verfasser, der seit dem Jahre 1571 im Salzburg’schen domieilirt, und während dieser | Periode durch eigene Beobachtungen, Mittheilungen Anderer, Benützung der Literatur und Besichtigung der vorhandenen Sammlungen, die Ornis des Wander | genau erforschte, hat im Sale 1575 im Frankfurter Zoologischen Garten „ein Verzeichniss der Vögel Salzbur gs“ ve röfentlicht: Mannigfach geäusserten Wün- schen zufolge erscheint die damals in mehreren Abthei- | lungen publieirte Arbeit als Ganzes, wesentlich erweitert mal bereichert durch seither gemachte Forschungen und | erhaltene Mittheilungen. Das Buch enthält die Auf- zählung aller in den Landesgrenzen beobachteten Vogel- | arten, mit den wichtigsten Synonymen und Citaten, sowie | die genauesten Nachweisunge en über ihr gegenwärtiges | oder früheres Vorkommen und sehr wertvolle Daten | über ihre Lebensweise. Eine Zusammenstellung der | einschlägigen Literatur und eine systematische Ueber- | sicht sind beigegeben. Die echt wissenschaftliche gründ- | liche Behandlung, die vielen eigenen und mitgetheilten | Beobachtungen machen die „Vögel Salzburgs“ zu einer der trefflichsten Landesfunen. w Bleche die eo | Literatur besitzt. Der so eifrig und erspriesslich wir- kende Verein für \ "ogelkunde und V ogelschutz in Salz- burg hat sich durelı die Herausgabe EG Werkes um die Wissenschaft überhaupt und das Heimatland ein höchst anerkennenswerthes Verdienst erworben. A.vP. ı\ Herausgeber: Bulletin of the United States Geological and Geo- graphical Survey of the Territories Vol 10. Nr. 1, 1878 enthält an ornithologischen Aufsätzen: G. B. Sennet. Notes on the ornithology of. the Lower Rio Grande of Texas from observations made during the season of 1577. Edited with annotations by Dr. Elliott Conest. 1. — R. Ridgway Studies of the American Hw ediones Part. T. 219. A. v.P. zeoaggemraee,; Verlag v. B. F. Voigt in Weimar. Der Hühner- | 4 oder ® eo | © selhof. Geftiü S 201. | sowohl zum Nutzen als zur Zierde, enthaltend eine praktische Anleitung, die Zucht Euten, Truthühner, Tauben u. s. w. zu betreiben, sowie diejenige in- und ausländischer Ziervögel, nameutlich der Schwäne, Pfauen, Fasanen, Perlhühner etc. Von Robert Oettel, Stifter und Präsident des Hühnerologischen Vereins zu Görlitz. Sechste vermehrte und verbesserte Auflage. | Mit 46 Illustrationen. 1879. gr. S. Geh. 6 Mark. — fl. 3.60 Vorräthig bei denk. k. Hofbuchhändlern Feesy & Frick ‚Wien, Graben 47. der Hühner, Gänse, Der Ormithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. Dieser Nummer liegt ein Prospekt bei über: Neue Jagdbilder v. Franz v. Pausinger, zu beziehen durch die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick, Graben, Wien. = TE ZZ —= a —= = — ——— = — = —— —e= u ——kh ——— = = = Släffer für Wogelkunde, Wonel-Shun und -Pflene Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. :: Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfenniee für die 3spaltige Nonpareillezeil werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummer. ;; & 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. -- Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. ©. v. Enderes An Florianigasse 46, zu richten. Inhalt. Die April-Versammlung des Ornithologischen Vereines. — „Fünfzehn Tage auf der Donau.“ Auszüge ans diesem Werke Sr. k.u. k. Rudolf, mitgetheilt von A. von Pelzeln. (Schlussartikel.) — Ueber Geheimnisse beim Thierausstopfen. Vom Präparator Ed. über die Rohrdommel. (Schluss.) Von Ernst Schauer. — Vereinsangelegenheiten. — Inserate. Hoheit des Kronprinzen Hodek. — Betrachtungen | Jischen Vereines ausnahmsweise nicht am zweiten Freitage des Monates, (den 11. April), statt, weil dieser der Charfreitag ist, sondern wurde auf Samstag. den 3. April verlegt, an welchem sie um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften abgehalten werden wird. ]|asesorpnung:; 1. Vorweisung und Besprechung einer lebenden Wald-Ohreule (Otus vulgaris; Flem.) durch Herrn Professor Jeitteles; 2. Vortrag des Herın Curt Vogel: „Des Harzer Canarienvogels Zucht und Pflege“; unter Vorzeigung einiger ausgezeichneten Sänger und diverser Apparate und Utensilien ; 3. allfällige Mittheilungen einzelner Mitglieder, nach vorhergegangener Anmeldung beim Vorsitzenden im Laufe der Verhandlungen. — RIESE 40 „Fünfzehn Tage auf der Donau.“ Auszüge aus diesem Werke Seiner k. u. k. Hoheit des Kronprinzen, mitgetheilt von A.von Pelzeln. (Schlussartikel.) VI. Bei Kovil. (Zwölfter Tag.) . Nach Fahrt von einer Stunde langten wir am Beginne des Waldes an. Einige Kukuntz- Felder trennten die Strasse vom grossen weit aus- gedehnten Forste, an dessen südlichem Rande sie sich dahinzieht. Hodek liess den ersten Wagen halten und zeigte uns in einer Entfernung von einigen hundert Schritten auf einem der Randbäume einen Ka Rasch sprang ich aus dem Wagen, nahm Gewehr und Jagdtasche und begann mich der Behausung des mäch- tigen Raubvogels zu nähern. Mein Schwager setzte den Weg fort, denn seiner harrte ein Kaiseradler-Horst tiefer im Innern der Wälder. Nach einigen Minuten war ich schon in unmittel- bare Nähe des Horstes gelangt; da begann es sich im Innern desselben zu regen und raschen Fluges strich ein prachtvoller Kaiseradler, gedeckt durch den Stamm des Baumes, fort; ich wollte keinen unsicheren Schuss auf das edle Wild wagen und zog es vor, in günstigem Versteck unter einem dichten Weissdornbusche die Rückkehr des Adlers abzuwarten. Rasch war einige Deckung geschaffen und in einen Hochgebirgs-W etter- mantel eingehüllt, kauerte ich mich in das nasse Gras; es war diess eine recht feuchte Unterhaltung, denn der Regen fiel in Strömen und Alles triefte von Nässe, doch der majestätische Adler war aller Mühsal werth. Ich hatte Zeit, mir den Horst und die nächste Umgebung des Pl: Aras genau zu betrachten. Der ganze Wald hakte den Charakter emes mit niederen Gesträu- chen unterwachsenen recht elenden Eichenbestandes: es war ein Feldholz im wahren Sinne des Wortes, wie man es eben überall in jeder flachen Durchschnitts- gegend findet; das Ganze trug keinen bestimmten Charakter. Als Horstbaum diente eine schwache, spär- lich belaubte junge Eiche; ich war ganz erstaunt, dass ein Adler einen so schlechten Baum für seine Be- einer hausung wählen könne, doch er thut diess nur in der grössten Noth, wenn er eben nichts Besseres findet. Der Horst selbst war, dem Baume angemessen, ebenfalls klein. Ielh hatte "überhaupt Gelegenheit ae Wahrnehmung zu machen, dass die Kaiseı :adler-Horste stets für die Grösse des V ogels unvergleichlich unbe- deutend sind. Eine starke Viertelstunde verstrich unter geduldi- gem Warten, Pirole kamen und flogen und sangen ihr onliehe: Med knapp ober der Behausune des mäch- tigen Räubers. Die kleinere Vogelwelt war recht zahlreich vertreten, die Silvien, die echten Kinder der Feldgehölze, hüpften emsig singend m den Gebüschen vemihene Einige Male bemerkte ich, wie beide Kaiseradler von Krahen verfolgt über die Wipfel der Bäume dahin fuhren , bis Sale das um Vieles stärkere Weib- chen ertehen Fluges auf den Horstbaum zustrich und auf einem Aste, von Blättern ziemlich gedeckt, Fuss fasste. Vom ersten Schusse getroffen, senkte sich der Adler schief den Büschen zu , die zweite Ladung streekte ihn vollends zur Erde. Vergnügt eilte ich zu der prachtvollen Jagdbeute, die Hodek rasch zum Wagen trug; ich blieb unterdessen in meinem früheren V erstecke, um die Ankunft des Männchens abzuwar- ten. Vergeblich harrte ich eine halbe Stunde, ich sah wohl einige Male den stattlichen Vogel in der Ferne kreisen, doch in Schussweite wollte er niemals kommen. VII. Ankunft am Draueck, der Sumpf Hullö, Weiterreise. (Vierzehnter Tag.) Die Sonne stieg eben glänzend am östlichen Him- mel auf, die herrlichen Auwälder des Drauecks mit ihren ersten Strahlen vergoldend, als wir auf das Verdeck traten, um die erquiekende Morgenluft zu geniessen. Die Nacht hindurch fuhr der Dampfer unaufhalt- sam stromaufwärts und rasch waren wir an Cerevi@ und an den herrlichen Bergen der Fruska-Gora vorbeige- slitten. Wir hatten die Absicht, etwas oberhalb des Drau- ecks anzuhalten und von da aus den Sumpf Hullö zu durchstreifen. Dieser Plan war eigentlich von Brehm ausgegangen, der, während wir unsere Ausflüge in die Auwälder nm Apatin unternahmen, auf einem seiner Streifzüge bis zu diesem imposant grossen Waldsumpfe gelangt war und nun den Wunsch heste, denselben genauer zu durchsuchen. Unser Dampfer hielt eine Viertelstunde oberhalb des Zusammenflusses der Drau und der Donau an einem reizend schönen Punkte. Am linken Ufer erblickt man die colossalen Au- wälder, welche sich bis zum Draueck hinabziehen, während am rechten ein dünner Waldstreif das Gestade des Stromes vom Sumpfe trennt. Stromaufwärts bietet die Donau, umgeben von den herrlichen im tiefsten Dunkelgrün prangenden während strom- ebenfalls von Auwald aa äumt die Aus- Wäldern einen wunderbaren Anblick, abwärts, ges sicht nur bis zur grossen Biegung des Stromes reicht. Wir waren wieder inmitten dieser imposanten Ge- gend, welche uns schon eine Woche früher so sehr entzückt hatte. Immer mehr Interesse und Bewunde- rung einflössend traten diese prächtigen Bilder aber- mals vor uns auf, und wie festgebannt standen wir auf dem Verdeeke, die erquickende Morgenluft ge- niessend. Nachdem das Frübstück eingenommen war, wur- den die Dispositionen für die Vormittagsstunden aus- gegeben. Leopold bestieg mit einem Jäger einen Kahn und fuhr dem dichten, aus riesigen Weidenbäumen beste- henden Walde zu, der am ” eigentlichen Draueck die Donau sowohl als eh Drau vom Sumpfe Hullö trennt; dort stand ein Seeadler-Horst, bei welchem schon die beiden Gelehrten eine Woche früher einen vergeblichen Versuch gemacht hatten. Einige Minuten später verliessen auch wir, näm- lich Brehm, Homeyer, Bombelles und ich sammt den Jägern und Hodek’s Mannschaft den Dampfer und be- gaben uns auf der „Vienna“ von der Donau aus, in len Seitenarme stromauft ‚ärts fahrend, bis zu einem Jägerhause. Dieser Donauarm ist am rechten Ufer durch einen dünnen an allen Punkten durchsichtigen Waldstreit vom Sumpfe Hullö getrennt, am linken scheidet iln eine grösstentheils überschwemmte, von Rohrwänden und wildverworrenen Wäldern bewachsene Insel vom Hauptstrome der Donau. Das besagte Jägerhaus steht auf einem künstlich aufgeworfenen Hügel, damit es bei den grossen Ueber- schwemmungen von den Fluthen verschont bleibe. Der schon früher erwähnte Waldstreif reicht an beiden Seiten bis zu diesem Jägerhause und liest höher als das Niveau des Sumpfes, so dass er im Frühjahre nur an einzelnen Stellen überschwemmt ist; doch trotz- dem gelangt man nicht durchwegs trockenen Fusses bis zum Jägerhause, und die Bewohner desselben kön- nen nur auf Kähnen mit der übrigen Welt Verbindung erhalten. Merkwürdigerweise fanden wir hier inmitten die- ser überschwemmten Wildnisse den Staar in grosser Menge; dieser zutrauliche Vogel sucht die Gesell- schaft des Menschen und folgt demselben bis in ent- legene Gegenden. Die Bäume, welche um diese ver- einzelte menschliche Behausung standen, waren von Staaren reich bevölkert. Ueber dem Wasserarme kreisten Falken und Milane, Fischreiher und Krähen zogen bedächtigen Fluges von einem Auwalde zum anderen. Wir hatten leider wenig Zeit vor uns, so dass wir eilen mussten, in das Innere des Sumpfes zu ge- langen. Um das Jägerhaus herumfahrend erkannten wir gar bald, dass es ganz unmöglich sei, die seich- ten Stellen, welche zwischen dem Donauarme und dem Sumpfe unter den Bäumen sich hinzogen, auf der grossen „Vienna“ zu passiren. So rasch es ging, riefen wir den Jäger und einige Fischer mit ihren Booten herbei, und ein Ösikel mitfüh- vend, setzten wir unseren Weg fort, die „Vienna“ beim Jägerhause zurücklassend. Das Bild, welches sich uns am Rande des Sumpfes bot, war in der That grossartig und trug einen höchst eigenthümlichen Charakter an sich. Vor uns lag die weite Wasserfläche des soge- nannten Sumpfes Hullö; besser wäre der Name „See*‘, denn eigentlich entspricht er gar nicht dem Begriffe eines Sumpfes. Der Hullö, wie ihn das Volk nennt, ist ein grosses Ueberschwemmungsgebiet, das mehr oder weniger das ganze Jahr in allen Theilen mit stehendem oder nur in sehr geringer Bewegung begrif- fenem Wasser gefüllt ist. Im Osten ist der Hullö von der Donau, im Süden von der Drau, im Westen von offenem unbewaldeten Lande und im Norden von den grossen Auwäldern begränzt. Die Ausdehnung dieser Wasserfläche ist eine un- gemein bedeutende, kaum dass das Auge sie nach Westen zu ganz übersehen kann. Im Inneren bildet der Hullö theils ganz freie Wasserflächen, theils aber auch förmliche Wälder von diehtem, über Manneshöhe reichendem Rohre; allenthalben ist das Wasser so tief, dass man. unmöglich watend weiter zu kommen vermag. 41 lch wurde durch den Charakter dieses höchst in- teressanten Ueberschwemmungsgebietes lebhaft an das der Narenta in Dalmatien erinnert. Die Aussicht vom östlichen Rande über den gan- zen Hullö ist eine wundervolle. Die weite Wasser- fläche mit den, hohen Kornfeldern ähnlichen lichtgel- ben Rohrwänden, die im Winde rauschend wogen; gegen Norden die grossen graugrünen Auwälder, im Süden die Einfassung von einem schmalen Weiden- walde und im Nestle die weite Ebene mit dem Sumpfe sich vor dem Blicke vermengend; darüber, fortwäh- rend rufend ziehen W asservögel jeder Art einher, und die vom leichten Morgenwinde gekräuselten Wellen spielen plätschernd mit dem Rohre — das Alles gibt ein schönes malerisches Bild. Lautlos glitten unsere Kähne gegen das Innere der grossen Wasserfläche zu; Seeschwalben tanzten leichten Fluges umher und Enten verschiedener Art stiegen rauschend vor uns auf; Purpur- und Fisch- reiher und auch eimige Silberreiher zogen langsam über das Rohr dahin. Bald hatten wir die Ueberzeu- gung erlangt, dass es vollkommen unmöglich sei, auf offener Wasserfläche zum Schuss zu kommen; man musste mit den Kähnen in die Rohrdiekungen eindrin- gen, wollte man günstige Erfolge erzielen. Leider blieben aber alle Versuche, die grösseren Fahrzeuge durch das diehte Schilf hindurch zu drängen, vergeb- lich. Ich stieg daher mit dem Jäger in das kleine Csikel, auf dem zwei Personen mit Mühe Platz fan- den; die anderen Herren fuhren mit den Kähnen längs dem Rande der Rohrbestände weiter. Mit der gvössten Kraftanstrengung zwängte der Jäger das kleine stark schaukelnde Pahrzeug zwischen dem Schilfe durch, das sich ober unseren Köpfen im- mer wieder schloss und uns mit seinen nasskalten Sten- geln ganz überdeckte; oft waren wir während dieser interessanten Fahrt dem Umweırfen sehr nahe und an- regend war der Gedanke: wer uns in diesen Dickun- sen zu Hilfe kommen würde, wenn wir wirklich in’s Wasser fallen sollten; denn ein Kalın ist nicht im Stande einzudringen, vom Schwimmen zwischen diesem dichten Rohre kann keine Rede sein und bis vom Jägerhause oder gar vom Dampfer andere Csikeln herbeieilen und uns finden würden, verginge sehr viel Zeit. Alle diese Gedanken trieben den Jäger und mich zur angestrengtesten Arbeit an, Schritt für Schritt drangen wir vor und fanden zu unserer Freude und Erholung auf eine Distanz von vielleicht einigen hun- dert Gängen sich stets wiederholende kleine Stellen vollkommen freien Wassers, die Waldwiesen ähnlich, vom Schilfe ganz umgeben, sich ausbreiteten. Im Inneren der Rohrwälder fanden wir allenthal- ben herumsehwimmende Nester von Purpurreihern; an- fänglich liessen uns die Vögel ganz nahe herankommen, so dass ich mit Leichtiekeit auf wenige Schritte einen dieser Reiher erleste. Weiter gegen das Innere des Rohrbestandes vor- dringend, Deere ich unter der Purpurreiher-Colonie auch grössere, fester gebaute Nester. Als ich an die- selben schon ganz nahe herangekommen war, flogen mächtige Wildeänse lärmenden "Fluges auf; en glückte mir, eine schön gefärbte Graugans durch einen wohl- gezielten Schuss zu erbeuten, trotzdem ich nur Schrote Nr. 10 für kleineres Wassergeflügel geladen hatte. Mit vieler Mühe gelangten wir bis zum Neste der Gans, deren Eier ich mir mitnahm. Durch die Schüsse auf- 42 geschreekt, zogen Reiher, Wildgänse und Enten in grosser Anzahl ober unseren Köpfen umher, doch leider stets vorsichtig ausser günstiger Schussweite bleibend. Ich beabsichtigte nun offenes Wasser zu erreichen, um die zurückgebliebenen Gefährten aufzusuchen. Auf den kleinen schon früher erwähnten Wasserflächen, die sich todesstill und verlassen zwischen dem Rohre hin- ziehen, salı ich Haubentaucher, kleine Lappentaucher, Wasserhühner und Enten verschiedener Gattung, doch leider immer zu entfernt, um sichere Schüsse anbrin- gen zu können. Das hohe lichtgelbe Rohr, das jeden Ausblick versperrt, der tiefblaue Himmel ober uns, der klare, hie und da von lichtgrünen Wasserpflanzen unterbro- chene Wasserspiegel unter uns, und die tiefe, gross- artige Ruhe, die nur durch das Säuseln des Rohres und den eintönigen Ruf des Wasserhulines gestört wurde, gewährten ein interessantes Bild, wie es nur wenige Gegenden bieten können. Nach einiger Anstrengung gelangten wir zu den Gefährten, die inzwischen längs den Rändern der dichteren Rohrbestände herumgefahren waren, vorbei- ziehende Wasservögel beobachtend. Ich setzte auf einen der Kähne über und zeigte den erstaunten Herren die prachtvolle Wildgans. Die Rückfahrt begann und nach kurzer Zeit befanden wir uns wieder beim Jägerhause, wo wir auf die „Vienna“ überstiegen. Auf der Falırt durch den Donauarm erbliekten wir einen Baumfalken, der schnellen Fluges längs dem Ufer dahinschoss ; Brehm und ich gaben in einem Augenblicke Feuer, und der schöngefärbte Raubvogel fiel uns zur Beute. Nach diesem kurzen Zwischenfalle setzten wir unseren Weg fort, und gar bald war der letzte Aus- Hug beendet; wir stiegen auf unseren Dampfer, um denselben erst im Hafen von Pest zu verlassen. Mein Schwager war schon vor uns zurückgekehrt, er hatte leider den zum Hlorste streichenden Adler gefehlt. Unsere Beute bestand an diesem Tage aus einer Graugans, einem Purpurreiher, zwei schwarzen See- schwalben und einem Baumfalken. Nachdem auch die ganze Mannschaft wieder an Bord versammelt war, setzte sich der Dampfer in Be- wegung und die Rückreise sollte nun in einem Zuge fortgesetzt werden. Wir blieben auf dem Verdecke und konnten uns nicht von dem Anblicke der herrlichen Auwälder trennen, in denen wir so schöne und hoch interessante Stunden zugebracht hatten. An allen den wohlbekannten Plätzen kamen wir rasch vorbei und wie Decorationen wechselten die schönen Bilder vor unseren Blicken; auch hatte der prachtvolle Tag die Vogelwelt aus ihren Verstecken hervorgelockt und manche interessante Beob- achtung liess sich vom Schiffe aus machen. Bald langten wir in Apatin an, wo ein kurzer Aufenthalt gemacht werden musste, da Hodek und seine Mannschaft ans Land gingen. Die „Vienna“ wurde auch vom Dampfer losgebunden, weil der unter- nehmende Naturalist und seine Leute auf ihr noch an ı demselben Tage eine neue Expedition nach Kovil zu- rück und von da in die Theiss und die Donau weiter hinab unternehmen wollten. Der junge Hodek reiste mit uns zurück, um unsere Beute nach Wien in sein Laboratorium zu schaffen. Vater und Sohn Hodek, so wie deren Mannschaft hatten uns während der ganzen Reise durch ihre grosse Geschicklichkeit gute Dienste geleistet, und erstaunlich viele und grosse Thiere wur- den oft in sehr kurzer Zeit präparirt. Während der Dampfer noch an der Landungs- brücke von Apatin lag, sassen wir alle auf dem Ver- decke, die Gegend betrachtend. Nebelkrähen umflogen das Schiff, indem sie nach Küchenabfällen suchten ; eine derselben, die sich besonders nahe heranwagte, holte ich durch eimen Schuss herab und ein Müller- knecht, der auf einem Boote zu seiner Schiffmühle fuhr, nahm ohne Weiteres die Krähe als Andenken mit. Es war das letzte Thier, welches uns zur Beute fiel. Nach einem Aufenthalte von zehn Minuten setzten wir uns wieder in Bewegung und rasch ging es jetzt an all’ den herrlichen Gegenden vorbei. Bei Mohäes, wo der Charakter der Landschaft eintöniger wurde, machten wir uns an die Arbeit, um die letzten Messungen aufzunehmen und die während der ganzen Reise geführten Notizbücher in Ordnung zu bringen; auch wurden die Schriften und verschiedene andere Habseligkeiten, die in wirrer Unordnung in den Cabinen herumlagen, gesammelt und eingepackt. Nach- mittags brachten wir einige Zeit in dem Rauchzimmer neben unserem Speisesaale zu, welches wir als Magazin für die Bälge der erlegten Thiere eingerichtet hatten. Aufeinander geschichtet lagen sie da, die grossen Geier und Adler, all’ die anderen Raubvögel und die vielen kleineren Thiere; wir waren selbst erstaunt über die Menge, welche sich während dieser Zeit angesammelt hatte, und sehr interessant war es, die vielen schönen Exemplare einzeln zu betrachten, zu ordnen und zu notiren. Das ganze Schiff trug einen eigenthümlichen Charakter an sich; auf dem Verdecke stand unter einem Zelte der grosse Tisch, auf dem Hodek und seine Leute immer arbeiteten; rings herum war Alles voll Blut, Knochen, Federn, Werg und Heu, in den verschiedenen Abstufungen des Alters, je nach der Zeit, seit welcher diese Abfälle schon da umherlagen. Gegen den Bug des Schiffes zu standen grosse Kisten, in denen die lebenden Raubvögel untergebracht waren; wie es in der Nähe dieser Menagerie aussah und welche Ausdünstung da herrschte, kann ich schwer schildern. Im Ganzen trug unser Dampfer einen schon höchst unsauberen Charakter an sich. Da das. ganze Verdeck mit Thieren, Präparaten, Jagdrequisiten und den verschiedensten Gegenständen überfüllt war und von Früh bis Abends auch darauf gearbeitet wurde, blieb es ganz unmöglich, eine gründliche Säuberung durchzuführen. In den späteren Nachmittagsstunden, als wir mit unseren Arbeiten und den letzten Vorbereitungen zum nahen Verlassen des Dampfers fertig waren, gingen wir auf das Verdeck, um die herrliche Luft zu geniessen. In den schönsten Beleuchtungen zeigten sich uns die Auen oberhalb Baja’s und später die Gegend von Tolma. Kein Lüftehen regte sich und wolkenlos lag der tiefblaue Himmel über uns ausgespannt; es war ein herrlicher. Sommerabend, wie man ihn in nördlicheren Landstrichen erst gegen Mitte Juni findet. Die Abend- stunden, die wir auf dem Verdecke zubrachten, die schönen Landschaften bewundernd, welche von der untergehenden Sonne vergoldet vor unseren Blicken vorüberzogen, waren in der That sehr angenehm. Rasch lief unser Dampfer zwischen all’ den einsamen Auwäldern hindurch, und das Schnauben der Maschine, der Rauch des Schlotes boten einen grellen Contrast zur unendlichen Ruhe der mensehenleeren Gegenden. Traurigen Muthes betrachteten wir die schönen Wälder, den imposanten Strom ;. jeder von uns wäre lieber umgekehrt, um abermals auf neuen Jagdaus- flügen die interessanten Gebiete zu durchstreifen und noch lange das wechselvolle vom gewöhnlichen, alltäg- lichen Einerlei abweichende Leben fortzuführen. Erst auf solehen Expeditionen lernt man erkennen, was es heisst, wahrhaft interessante Jagden geniessen. Wo die Jagd mit wissenschaftlichem Interesse, mit dem Durch- streifen unbekannter Gegenden, mit Entbehrungen und oft auch anstrengender Arbeit verbunden ist, wird sie anregend und zu einer über die Gränzen des blossen Vergnüsens hinausreichenden Beschäftigung. Doch in ganz Mittel-Europa, unsere herrlichen Alpen ausge- nommmen, findet man ja keme Jagd mehr, die höheres Interesse bieten kann. In all’ den von der Cultur ge- ebneten Durchschnittsgesenden ist das arme Wild vom Menschen in kleine Verstecke zusammengedrängt, und von Einzelnen wieder systematisch gehest, wird es fast zum Haustliiere. Eine von einem erossen Jagdpersonale wohlgeordnete bequeme Jagd ist kein walıres Vergnü- gen, da sie keine Anstrengung, keine Arbeit verlanst; sie ist eine blosse Schiessübung, ein bewaffneter Spazier- gang. Darum, wer wirklich jagen will, auf eine schöne männliche Art, der gehe in Gegenden, wo die Thiere noch frei und ungebunden hausen, wo der Mensch sich um dieselben noch nicht kümmert, auf Jagden, welche Strapazen erfordern, die nicht ein Jeder durchmachen kann. Der gütige Leser verzeihe diese Abschweifung, doch all’ das ist mir in die Feder seglitten, als ich eben an so viele verweichlichte Kinder unserer Zeit dachte, die sich für rauhe Waidmänner halten, weil sie mit einigem Geschiek auf wohlorganisirten Jagden das arme Wild niedermetzeln. Doch jetzt muss ich mich wieder auf unseren Dampfer begeben. Die Dunkelheit nahm immer mehr zogen uns in die Oabine zurück, um das letzte Diner auf Bord des Dampfers einzunehmen. Nach vollendeter Mahlzeit begaben wir uns abermals auf das Oberdeck, um die herrliche Nachtluft zu geniessen, Es war eine wundervolle Sommernacht; die Grillen zirpten laut an den Gestaden des Stromes, leise rauschten die Wellen und die weite ungarische Ebene delinte sich in ver- schwommenen Oontouren endlos vor unseren Blicken aus. Unzählige Sterne glänzten am Himmel und die Mondessichel stand klar und silberhell am Firmamente, sich in den Wellen des Stromes wiederspiegelnd. Brehm und ich blieben noch lange auf dem Ver- decke, die herrliche Nacht bewundernd; wir sprachen von den schönen Erinnerungen dieser Reise und von Plänen für neue Expeditionen. In später Stunde begaben wir uns alle zur Ruhe; ununterbrochen lief der Dampfer die ganze Nacht hin- durch stromaufwärts. IX. Eisenbahnfahrt nach Wien. (Fünfzehnter Tag.) Ankunft in Pest. Ende. Die Sonne schien. bereits freundlich in unsere Cabinen, als wir erwachten; das Schiff stand, und zu unserem Erstaunen lagen wir schon ruhig im Hafen von Pest, unterhalb der grossen Kettenbrücke, an der- selben Stelle, von der wir vor vierzehn Tagen abgereist zu und wir | 45 -waren- Nach dem Frühstück gingen wir noch auf das Verdeck, um die schöne Stadt zu betrachten, die freundlich von der Morgensonne beleuchtet, einen herr- lichen Anblick bot. Unseren Leuten gaben wir noch die letzten Weisungen, denn der Dampfer mit allen unseren Habseligkeiten, den Präparaten und der ziem- lich zahlreichen Menagerie setzte zur Vereinfachung des Transportes die Reise bis Wien fort. i Als Alles in Ordnung gebracht war, verliessen wir das Schiff. Ich gestehe, dass ich mit einer Anwandlung wehmüthiger Gefühle von diesem braven Fahrzeuge Abschied nahm, das uns sehr gute Dienste geleistet und auf dem wir manche angenehme Stunde verlebt hatten. Vom Landungsplatze aus fuhren wir zum Bahn- hofe, wo wir zu unserer grossen Freude den liebens- würdigen Besitzer der Fruska-Gora, Grafen Rudolf Chotek fanden. Da er mit demselben Zuge nach seinen im nordöstlichen Theile von Ungarn gelegenen Gütern reisen wollte, schloss er sich uns an; und so verging die Eisenbahnfahrt, abgesehen. von der drückenden Hitze, recht schnell und angenehm. Wir sprachen viel von den Erlebnissen auf dieser Reise, und in der That konnten wir mit Stolz auf unsere im Verhältnisse zur Kürze der Zeit bedeutenden Leistungen zurücksehen. Das Ergebniss der Reise waren: 8 Ruttengeier, 1 weissköpfiger Geier, 7 Kaiseradler, 3 Schreiadler, 2 Zwergadler, 14 Seeadler, 2 Fischadler, 1 Schlangen- adler, 3 Mäusebussarde, 1 rother Milan, 9 schwarze Milane, 5 Hühnerhabichte, 1 Baumfalke, 4 Thurm- falken, 1 Rohrweih, 2 Uhu, 1 Baumenle, 6 Kolkraben, 1 Nebelkrähen, 1 Saatkrähe, 1 Dohle, 1 Elster,-L Eichel- häher, 5 Mandelkrähen, 2 schwarzstirnige Würger, 1 Nachtschatten, 3 Kukuke,. 2 Wiedehöpfe, 4 Turtel- tauben, 2 Steindrosseln, 1 Blassente, 1 weissäugige Ente, 1 Stockente, 1 Graugans, 8 Cormorane, 5 schwarze Seeschwalben, 11 schwarze Störche, 1 weisser Storch, 9 Fischreiher, 2 Purpurreiher, 4 Nachtreiher und nebst- dem noch eine Reihe von 26 verschiedenen Species von Vögeln, die weniger Interesse bieten, und welche an anderer Stelle genannt werden. Von Säueethieren fielen uns nur 1 Fuchs, 3 Rehböcke und 5 Ziesel zur Beute. Im Ganzen wurden 211 Stück erleet. Ein weiteres Ergebniss der Reise waren viele und zum Theile sehr schöne Bälge, eine kleine Eiersamm- lung und sonst noch manche Dinge von naturhistori- schem Interesse, ‘wie Nester, einige Pflanzen und In- seeten. Ausserdem mehrten noch 8 lebende Seeadler, 6 Uhus, 4 Blaufussfalken, 3 Kolkraben und 4 Baum- käuze, eine ganz interessante kleine Menagerie, unsere Ausbeute. ; Rasch verlief unsere Reise, der Schnellzus ging in recht gutem Tempo, und gar bald selangten wir zu einer Station vor Pressburg, auf der uns Graf Chotek verliess. Noch zwei Stunden Fahrt, und die Kuppel der Rotunde und der alte ehrwürdige Stephansthurm leuch- teten uns entgegen. Die wundervolle Hauptstadt, um- geben vom Hügelkranze des ‚Wiener Waldes, lag so schön und freundlich vor uns da; über die Donau ging es hinweg und nach wenigen Minuten brauste der Zug in die Halle des Staatsbahnhofes. Die Expedition war ı zu Ende; eine schöne herrliche Zeit voll interessanter Erlebnisse lag hinter uns. Wir alle werden uns stets mit Freude an die Tage der Donaureise erinnern. — IE —— 44 Ueber Geheimnisse beim Thierausstopfen. Vom Präparator E. Hodek. (Vortrag, gehalten in der Monatsversammlung des Das Conserviren von Thierformen, wie wir sie in so tausendfältigen Abstufungen dem Naturreiche entneh- men, ist dem eigentlichen, zoologischen Wissen schlech- terdings unentbehrlich. Es kommt eine Sammlung conservirter Natur- objecte dem Gedächtnisse des Gelehrten, der Erklärung des Lehrers, wie dem Verständnisse las Lernenden allzunachdrücklich zu Hilfe, als dass obiger Satz an- gefochten werden könnte, und es verdienten daher das jeweilige Entwickelungsstadium dieser Kunst und die in ihrer Ausübung angewandten Methode von Zeit zu Zeit eine fachliche Beleuchtung. Es war uns vergönnt im Verlaufe dreijähriger Thätigkeit so manches kleine Steinchen a Arbeit dem Baue unserer Vereinszukunft hinzuzufügen; ge- statten Sie mir nun heute diese Ausnahms - Excursion auf em fernerab liegendes, mein engeres Berufsteld, welches mir — mit dankbarem Rückblicke spreche ich es aus — Brod und „Gewürz“ dazu, Arbeit und Erfolg getragen. Als Erfolg betrachte ich nämlich die hohe Auszeichnung, dass unser durchlauchtigster Protector, Seine kaiserliche und königliche Hoheit, der Kronprinz Erzherzog Rudolf wich mit der Präparirune sämmtlicher, seit drei Jahren für höchst dessen Sammlung selbst erlegter Jagdthiere zu betrauen geruhten. W ein ich von Geheimnissen beim Ausstopfen*) spreche, so sollte man memen, diess könne nicht wört- lich zu nehmen sein, denn in einem Fache, über das bereits ziemlich viel, aber immer noch nicht genug Tinte verschrieben wurde, dessen Ausübung dem öffent- lichen Unterrichte, also dem allgemeinen Wohle zu Statten kommt, sollte es keine Geheimnisse mehr geben. Mit nichten! Es gibt vor Allem eingebildete Geheim- nisse und mit diesen bewaffnet sich das Gros der „Ge- heimnissthuer“. Nach dem alten Sprichworte: „Jedem Lappen gefällt seme Kappen“ glaubt von len Prä- paratoren beinahe jeder das richtige und einzig wahre Arcanum gefunden zu haben, wie man einen Vogel- körper oder einen Vierfüssler zusammenbringt. Der Eine glaubt den Stein der Weisen in der nur von ihm geübten Drahtverbindung, der andere in der Glättung der Körperfedern, ein Dritter in der nur ihm bekannten conservirenden Balgvergiftung gefunden zu haben, wieder ein Anderer in der Billigkeit seiner Schöpfungen. Diese letzte Species halte ich für die gefährlichste, sie pflegt die theuerste zu sein. Dringt dann ein Uneingeweihter in das Sanetuarium des Prä- parators ein, so wird die Arbeit ohneweiters nicht nur eingestellt, sondern, gehört der Ankömmling gar zur selben Gilde, dann wird das i im Werden Beeriffene sicherlich auch noch achtsam zugedeckt, damit ja nichts von den hineingewobenen Geheimnissen nach Aussen transpirire. Gläser, Flaschen und Tiegel tragen ja keine *) Den Ausdruck „Ausstopfen“ gebrauche ich einzig seiner Geläufigkeit wegen, „Dermoplastik“ ist richtiger gesagt, nur min- der gangbar; weil dieses Wort ebenso schwer zu verdeutschen ist wie sein Grundwort „Plastik“, so wäre sehr zu wünschen, dass es populärer würde und stets dort gebraucht, wo es sich um „Ueberkleiden vorgeformter Thierkörper“ handelt. Eine aalglatte Fischotter, einen Windhund, Pferde-, Hirsch- und Rehkopf u. s. w. das Alles nennt man ebenfalls „ausgestopft“, auch wenn keines davon auch nur ein Gramm Stopfmaterial enthält. Omith. Vereines vom 14. Februar 1879.) Etiquette, damit sie das Orakel ihres Inhaltes nicht verrathen, trotzdem hierzulande die Vorschrift besteht, dass jedes Gift enthaltende Gefäss mit dem Namen des Inhaltes und den gewissen Kreuzen oder dem Todtenkopfe oder doch mit der Warnungsaufschrift „Gift“ versehen sein solle. Ist aber dann ein solches Präparat fertig hinausgewandert, — oftmals freilich nur für sehr kärglichen Lohn, — dann erlebt es trotz der eingewobenen Geheimnisse gar bald das Walten des Naturgesetzes an sich und verfällt der Zerstörung durch Insecten, oder im zweiten Falle, es verdient als veri- tables Giftdepot entweder gleich beseitigt oder min- destens unter Schloss und Riegel verwahrt zu werden. Es ist weiters em nur eingebildetes Geheimniss, welches man in dieser oder jener Verbindungsart des Körpergerüstes und in der Form seiner Bestandtheile zu besitzen wähnt. Jede Methode ist gut, welche nach Vollendung des Thieres vor der Aufstellung, dem Präparator jede denkbare Gliedmassenbewegung am Thiere vorzu- nelımen, jede beliebige Stellung zu geben ermöglicht. Das Thier bis zu einer gewissen Grössengrenze natürlich — muss laufend, sitzend, springend, abstrei- chend und fliegend aufgestellt, resp. fertig gemacht werden können, wenn es die Umstände verlangen, so- bald seine Körperstützen und Extremitäten riehtig, das ist der Natur nachgemacht, und ihre Gelenke ebenfalls dorthin gesetzt worden sind, wo sie von Rechtswegen hingehören. Ich erlaube mir diess hier anschaulich zu machen an einem mitgebrachten Fasan. Hier liegt er fertig am Rücken, wie er aus der Hand des Präparators kam. Jetzt steht er in der ver- trauenseligsten Ruhe, sein Hals ist eingezogen, der Kopf berührt fast den Rücken, das Unterschenkel- gelenk sitzt beinahe in der Achselhöhle. Nun — macht er einen grossen Schritt, hebt sich auf die Füsse, streckt den Hals weit vor, beugt den Oberleib herab und läuft eilig. — Jetzt unterstützt er seinen Lauf mit den Flügeln und fliegt schliesslich auf. Jetzt streicht er mit gestrecktem Halse und ein- gezogenen Füssen fort. Setzt sich auf den Ast, schliesst die Flügel und schielt nach dem Ruhestörer hinab. Er wird jetzt erlegt und liegt, vom Aste ge- stürzt, todt. So wie nın mein Sohn die verschiedenen Be- wegungen und Stellungen ohne alle Mühe rasch nach- ahmte, soll jedes aufzustellende Thier verändert werden können, sobald es Anspruch auf richtige Gliederung der Extremitäten erheben will; genau so wird von uns jeder Vogel und kleinere Vierfüssler gemacht. Es kann unmöglich hier der Platz zur Instruction für den Präparator sein, in kürzesten Worten aber (um nicht selbst der Geheimnisskrämerei beschuldigt zu werden) liegt der Witz eigentlich darin: Man lege einen völlig gerupften Vogel neben sich, zeichne seine Körperumrisse und die Extremitäten auf Papier und verbinde alle Körperdrähte für einen nachzumachenden Körper an jenen Stellen, wo die Fixpuncte der Extre- mitäten liegen, wahre aber die Möslichkeit freier Be- wegung jedem Körperdrahte in genau derselben Aus- dehnune wie sich’s an dein Naturmodelle zeigt. So habe ich’s gelernt und so kann ich's em- pfehlen. Nun zur Dauer des Präparates, und dieses Oa- pitel von der Conservirung, das ich auch nur sehr kurz in seinem Kernpunkte behandeln kann, bildet den Uebergang von den eingebildeten Geheimnissen zu den wirklichen. Einbildung dabei ist, dass man ein wirklich ver- dienstvolles Werk vollführt, sobald man das Präparat nur hinreichend mit Gift versieht, allein — und hierin liest das ganze Geheimniss der Conservir ung einzig und allein — man sorge gewissenhaft dafür, "dass Alles, was nicht unumgänglich ausser der Epidermis und der ihr zunächst liegenden muskelfreien Haut, zum Balge gehört, wodurch das Eindringen des liquiden Conservirmittels erschwert oder verhindert werden könnte, auch wirklich entfernt werde. Damit blos die äusserste Haut (Nasen und Ohren nicht aus- geschlossen) zur Präparirung gelangen könne, model- lire ich Zähne, Gaumen, Nasenwindungen und Ohr- muscheln eingeschlossen, Hirsche, Rehe, Gensen etc, wie vorliegender Kopf eines Rehbockes zeigt, in Hart- gyps aus der Hand. Diese Manipulation garantirt die geringste nachträgliche Formver änderung und die darüber gezogene Haut kann papierdünn sein, ja muss es sein, wie "die völlig conservirte Decke zeigt. Der Ueberzug des Gypses ist gewöhnlicher Schellakfirniss. Wie an der ebenfalls mitgebrachten Wildschweins- kopfhaut, welche ihre Conservirprocedur ebensowohl bereits völlig durchgemacht hat und trotzdem weder sicht- noch riechbare Vergiftungsretardate trägt, soll beim Vierfüssler jede Haut bis, an die Haar rein! beim Vogel bis auf jene der Kiele rein ausgenommen sein, dann werden diese Haar- und Federröhrchen das Natı. on arsenicosum völlig aufsaugen können und selbst das längste Haar und ie stärkste Schwanz- oder Flügelfeder ihrer ganzen Länge nach conser- virt sein. Es sollte sich das Alles eigentlich von selbst ver- stehen, allein die eben -geschilderte Procedur erfordert ernstliche, gewissenhafte, langwierige Arbeit, wesshalb, glaube ich bleibt. Ich spreche diess nieht aus dem Stegreife etwa, sondern habe durch sehr zahlreiche Präparate, die man mir aus allen Gegenden der Stadt und der ee zur Rettung vor drohendem Verderben oder auch blos zum Ueberstopfen übergiebt, eine ebenso umfassende als unerquickliche Uebersicht der ganz unglaubbaren Metlıoden, und insbesondere der noch viel unglaub- licheren Nachlässigkeit im Ausstopfen und Conserviren. Es hat diese Fahrlässigkeit in Anfertigung von zoologischen Präparaten so traurige Folgen in Mehr- facher Hinsicht, dass cs eine Pflicht wird, davon zu sprechen und wenn es mir heute auch weder möglich, noch am Platze ist, hier ein Register der in diesem Genre vorkommenden Ungeheuerlichkeiten zu liefern, so darf ich es bei meinen Darlesungen, selbst auf die Gefahr des Verdachtes des Selbstlobes hin nicht unter- lassen, wenigstens von den Folgen zu sprechen und wenn-meine Mittheilungen zum Warnungsrufe vor Ge- wissenlosem werden, so sollen sie auch übertriebene Furcht vor guter und aufmerksamer Arbeit, woran wir &ott sei Dank, doch ‘auch nicht gänzlichen Mangel leiden, bannen. - Die in Naturalienkabineten oder sonst wo in Glaskästen unter Verschluss gehaltenen Präparate mögen bei diesem Capitel ausser Betracht bleiben, diese obdiste Schutzmasstebel unbeachtet ‘ man keine 45 sie vermögen durch Gift auch Niemand zu schädigen, so lange sie ruhig darin sind; für den Privaten, zum Vergnügen, als Jagdandenken oder als Sammelobjeet, für das Studium gelieferte präparirte Tiere, für die geschlossenen Aufbewahrungsorte” hat oder die, im Kasten hängend gar nicht gedacht werden können, von denen gestatten Sie mir einige Worte. Wenn gute Präparate, seien es nun Haar- oder Federthiere, in noch so vielen Exemplaren im Wohn-, Schlaf- oder Speisezimmern hingehangen, auch nur den geringsten Nachtheil auf das Wohlbefinden des Bewohners ausüben sollten, so — — müssten ich und meine Familie schon längst begraben sein. Wir arbeitende Glieder der Familie laboriren zwar nicht an übermässiger Bausbackenfülle, aber diesen Umstand können wir auf den Conto angestrengter Asgilität setzen. Nicht nur bringen ich und zwei den grössten Theil unseres Tages (im durehschnitte 14 Stunden) regelmässig meiner Kinder grossen Jahres- in Mitten einer oft grossen Menge theils trockener, Theils sogar erst trocknender Objecte unserer Arbeit zu, sondern auch die anderen Wohnräume sind mit grossen und kleineren Vögeln an den Wänden und in Kästen ausgestat- tet. Sogar die übrigen Kinder treiben sich den grössten Theil ihrer freien Zeit über im Arbeitslocale herum und thun diess seit ihrem zartesten Alter — wir Alle miteinander, ohne den geringsten Schaden für die Ge- sundheit, und dieser Umstand ist jedenfalls ein Argu- ment, das ohne Arzt und ohne Chemiker laut nd deutlich für die‘ vollkommene Unschädliehkeit guter Präparate spricht. Wir erfreuen uns alle eines normalen Appetites und weil jede beginnende Vergiftung zuerst auf die Masenschleimhäute reagirt, so hellen wir die tägliche Ueberzeugung von unserem Wohlsein. Dagegen führte mich der Zufall vor einigen Jahren in eine Familie, wo der Hausvater krank lae. Der Arzt, kaum ans Krankenbett getreten, verordnete als erste Sanitätsmassreeel die Entfernung der ober- halb des Bettes hängenden Jagdtrophäen, zwei Eber- köpfe und mehreres Andere; ich weiss nicht von wem diese Sachen p ‘äparirt waren, aber sie schienen nicht schlecht gemacht zu sein. Der Mann gesundete von seinem Lungenkatarrh und als ich später denselben Arzt wieder traf cl ihn um den Grund zur damaligen drakonischen Massregel fragte, gab er mir folgendes kaum glaub- liche Histörchen zu Gehör: Vor Kurzem sei ‘er nach N. gerufen worden und habe im dortigen Museum eine grössere Thiergruppe ausgestellt gesehen, um die horn ein förmlicher Pesteordon in Form einer Draht- barriere gezogen war. Auf einer Tafel stand die Warnung die Gruppe nicht zu berühren, dem halbwegs Kundigen überflüssig, denn der schwarze Zottelrock des auseestopften Mihreree war mit einer dichten deutlich sichtbaren Schichte pulverisirten Arseniks belegt! Näher hinzutretend sah man dem Präparate seinen Kampf um’s Dasein mit deutlichen Lettern an die Stivne und besonders kräftig hinter die Ohren geschrieben. Ausser bereits kallen Stellen an der Haut waren die Nasenlöcher des Zweilhufers mit einer ansehnlichen Besatzung leerer Cocons der Sehmeissfliegenlarve versehen, die ein be- redtes Zeugniss für den auf diesem Terrain jüngst abgewickelten Metamorphosengang abgebe. Die Sache war buchstäblich wahr und ich hatte Gelegenheit, mich persönlich davon zu überzeugen. 46 Kann man nach solchem Erlebnisse einem Tabula rasa kommandirenden Arzte gram sein? Nimmermehr. Wieder ein Jahr später und ich fand die ent- setzliche „Gruppe“ nicht mehr vor, Nachfragen blieben unbeantwortet und es ist anzunehmen, dass sie, dieses ihres Kampfes um ihr verpestetes Dasein müde, trotz Giftstaub, Cordon und Contumaz, kaum geboren, den Weg alles Irdischen gewandelt sei. Wenn dergleichen am grünen Holze möglich ist, denkt sich der harmlose Beschauer (er braucht nicht einmal Arzt zu sein) wenn ein Institut so arbeitet, was kann man erst aus der Hand eines Privatausstopfers erwarten ? So supponirter, und statt eines „Liebhabers“ wird er en Hasser alles dessen, was nur Präparat heisst. Ein unschädlicherer Spass ist folgender: Im Mu- seum einer Hauptstadt fand ich den Director abwesend auf einer Reise in Italien. Es war eben kein Besuchstag und ich wurde vom Musealdiener extra statum eingeführt. Am Boden der Eulen-Abtheilung lagen mehr Federn, als deren exponirte ehemalige Besitzer selbst noch am Leibe hatten. Davor angekommen, entschuldigte sich mein Begleiter, dass er die Sachen noch nicht gereinigt habe, er besorge das Wegkehren abfallender Federn immer erst kurz bevor der Director komme, sonst müsse er zu oft kehren. Arme Eulen! Arme Taxidermie! Bei nur einiger Gewissenhaftigkeit sind solche Erscheinungen nicht möglich und zum Glücke in unseren Museen nicht Regel, obzwar es wenige _der- selben geben dürfte, in denen die Nothwendigkeit des gewissen „schwarzen Cabinets“, jener durch hochgra- dige Hitze oder chemische Giftdämpfe corrigiren sollenden Contumaz - Räumlichkeiten fehlte, worin die Conservirung schon halbverlorener Existenzen ver- mittelt wird. Nun zum letzten und grössten, wirklichen Ge- heimnisse. Es ist diess eines, das eigentlich nie ver- vathen werden kann; es will von Jedem selbst errathen sein; es zu lehren, ist fast ebenso schwierig, wie wenn Jemand Defregger’sche Genrebilder „machen“ lernen wollte. Ich meine die Aufstellung und Imitation des verlorenen Lebens. Der Präparator soll die Natur zu conterfeien trachten, der Maler muss ebenfalls an die warme Mutterbrust der erhabenen Natur sein lauschendes Ohr neigen, wenn seine Schöpfungen nicht jene der gigantischen Meisterin geradezu beleidigen sollen. Der Maler ist da gegenüber dem Plastiker in ganz unleugbarem Vortheile; weil das herrlichste Ross, der zum Greifen wahre Vogel, der förmlich hörbar röhrende Hirsch, zwischen nackte, weisse Wände ge- malt, ganz entschieden wenig Glück machen würden, so wählt er sich. nach Belieben, seine Kinder auszu- schmücken, auch die Umgebung dazu. Unter des schaffenden Pinsels Zaubermacht wächst das lauschigste Diekicht mit schüchtern da und dort hineingleitendem Sonnenstrahl um einer Rehgruppe beneidenswerthestes Familienglück. Er kann den Bach mit Uferblümehen aus farbensatter Lichtung in das schattenkühle Plätzchen sich hineinschlängeln lassen und mit derselben Leichtigkeit seinen beliebig klein oder grösseren Geschöpfen ein beliebig räumliches Paradies dazudichten. Dem grimmen Tiger malt er dessen palmenblatt- umrauschtes Eden, die Raub versprechende Jungle, dem miücden Kameele ohne Raumverlegenheiten dessen glut- durehsengte Wüste hin, die Bärin lässt er, sorgsam führend, mit ihrer putzigen Nachkommenschaft über ganz beliebig colossale Felsenpartien trollen, die flinke Gemse über schneeumralmte Steinabstürze fliegen und wenn er den gewaltigen Steinadler oder den blutäugisen Geyer malt, da kann er ihn, wenn lichter Nebeldunst die Waldesthäler umwoben, über Gletscher hın und Felsenzinken schweben lassen, ihm dient zum Bilder- schmucke willig Alles, was an Sonnenlicht und Himmels- bläue, Waldespracht und Schluchtendüster, Wiesen- erün und Sturzbachschwall die Natur um ihre Kinder liebend hingezaubert. Dagegen wie armselig ist der Nothbehelf, auf den der Plastiker angewiesen bleibt, um seines Schaffens Lieblinge nur halbwegs wohn- lich in ihr Heim zu betten! Nun erst der Präparator! Nachdem er doch keine niedlicheren, keine klei- neren Hirsche, Gemsen und Geyer schaffen kann, als er sie der Natur entnahm, wie klein ist da für sie jeder beigefügte Baum, wie ärmlich jeder Fels, wie gar nicht für sie Wasser, Berg und Lütte? Der ge- waltige Geyer, der kühne Steinadler, der mächtige Seeadler und der schöne Königsadler, wie — ich möchte sagen „eingesperrt“ hängen diese da am — Plafond! In dieser Richtung sind uns eben nur sehr dürf- tige Mittel gegeben und der Präparator benütze, wo er nur kann, das Kleine selbst, um der ergänzenden Phantasie wenigstens die Richtung anzudeuten und stelle doch mindestens seine Thiere nicht auf — weisse Brettehen, schön rund gedrechselt; sie versetzen das ohnediess schon Todte noch in den Superlativ. Wie selten aber hat man Gelegenheit und Mög- lichkeit, auch nur so bescheidene und zahme Behelfe = : ö anzuwenden. Ein hoher, mit den ‘nöthigen Mitteln nicht auf’s Kargen angewiesener Natur- und Thier- freund lässt wohl die Andenken an glücklichen Jagderfolg, die verkörperten Erinnerungen an Studien und Freuden. im teiche der freien Natur auf wahrhaftige Waldesbäume von 3°/, Meter setzen, mit Fels und Waldesgrün ausstatten®), allein vor solcher Aufgabe stehend, ersieht man erst recht, wie eng ge- bunden da die Marschroute ist. Die Munificenz Seiner königlichen Hoheit des Durchlauchtigsten Prinzen Leopold von Bayern hat es mir ermöglicht, der geehrten Versammlung hier "einen grossen "Theil der im vergangenen Frühlinge durch den hohen Schützen erlesten Raubvögel vorzuführen. Der fliegende Kaiser- adler dort ist eines der stärksten Exemplare, die mir vorgekommen sind, obwohl erst ein 5—4jähriges Weib- chen. Der Umfärbungsgang zum gleichmässig tief- braunen Körperkleide ist auch noch nicht voll zurückge- lest. Dagegen sitzt dort auf dem Baume, aufgeregt über irgend eine sträfliche Theilnahmslosigkeit seines tiefer situirten, sich. fragend umsehenden Weibehens, ein Kaiseradler — Mann in vollster parure und im Zenith der Lebenskraft. Sein ganzes Hauptgefieder, mit Ein- schlus der gelüfteten Schwingen, ist beinahe schwarz, der grosse, weisse Characterfleck seiner Schultern reicht bis vor an’s Gelenk der prachtvoll geschnittenen Flügel, ja selbst diese zeigen am Buge je einige weisse Federn, (so stelle ich mir Brehm’s Aquila. Adalberti vor, den Prinzenadler). Er ist an. Grösse das striete. Gegentheil von jenem fliegenden und wieder einer der kleinsten gedrungensten Adler seiner Art, die ich in: Händen ; *) Die Vögel der „Fünfzehn Tage auf der Donau“ sind so bereits aufgestellt in den Appartements Sr, kaiserlichen Hoheit unseres Kronprinzen, i £ FH hatte, aber auch der schmuckste. Sein Weibchen stellt den Normalvogel reiferen Alters vor und dürfte 5 bis 6jährig sein. Von dem fliegenden Seeadler dort, einem capi- talen Weibehen, wünschte ich nur, dass es sich vom Fleeke rührte; wenn der Sauseton dieses kräftigen Flügelpaares im Niederstürzen durch die Lüfte klingt, da zittert unter ihm alles zahme Vogelleben. In jener Gruppe das Seeadlerpaar hat jedenfalls irgend einen Gardinenvorfall auszutragen. Das Weib- ehen links unten bläht den Hals mit seiner Federmähne und nimmt den Schnabel voll mit Vorwürfen an das rechts höher sitzende Männchen ; wie wenig ernst das letztere diese schreiende Demonstration zu nehmen beliebt, wird der geneigte Beschauer selbst ermessen. Beide Adler sind ausgefärbt und besonders das Weib- chen ist ein alter Kämpe. Der Uhu hier befindet sich in der bedrängtesten Situation; ein Adler streicht auf den platzenden Dick- kopf zu, ihm Eins zu versetzen, er neigt sich, jede Feder sträubend, mit offenen Flügeln und rollenden Augen, den Schnabel auf- und niederklappend, bei 47 unverwandtem Stieren nach seinem Feinde, wagrecht seitwärts auf den stützenden Ast; noch hält krampf- haft eingekrallt die vierzinkige Klaue vom Falle den Körper ab. Er lässt sich wirklich fallen, wenn ihm das Adlerungetllüm noch näher an den Kragen rückt, breitet dann zum Flug die Schwingen und ist mit rühmenswerther Gewandtheit durch das dichteste Unter- holz dem Verfolger entwischt. Der Besitzer jenes monströsen Flügelpaares, unter dessen Spannraume sieben Männer Schatten finden, der Condor unserer Felsgebirge, ist ein alter Bursche, dessen Vorzüge aber auch schon genannt sind. Wirk- lich schön anzuschauen ist der Mönchs- oder Kutten- geier nur im grenzenfreien Aethermeere und wenn er eine etwas aurüchige Berühmtheit erlangt hat, so möchte ich das Epitheton „stinkend“ in vollem Um- ‘fange doch nur meist den Vollgekröpften seiner Sipp- schaft zuerkennen, für den hungrigen sei es mir ver- gönnt, eine Lanze zu brechen, und vollends der da zu unseren Häupten hat meines Wissens nichts Un- rechtes, nichts zum Verdauen im Kropfe. — HI — Betrachtungen über die Rohrdommel. Von Ernst Schauer. (Sechluss.) Wenn der Quartaner zu den Ferien naclı Hause kommt und auf den Teich fährt, die Flinte auf den Boden des‘ Kahnes stellt und mit dem Ladestocke ladet, so verdirbt er sich die ganze Jagd; der Schuss, den er abfeuerte, hat nicht so viele Enten aufgescheuchıt, als der Ladestock. Jeder Entenjäger weiss sehr wchl, dass diejenigen Enten, welche auf dem Wasser schwim- men, ein Tropfen Wassers, welcher von dem Ruder fällt, aufscheuchen kann, während die, welehe auf einem Wurzelgeflechte oder anders wo sitzen und das Wasser nicht unmittelbar berühren, gewölnlich zum Schusse aushalten. Bekannte Sachen! Der gute vorzüg- liche Schalleiter, das Wasser, dient der Rohrdommelals Megaphon. Tausende von Sachen in der Welt erkennen wir nur durch das Gehör. Der Omithologe soll ja jeden Vogel schon an der Stimme erkennen, und leicht ist zu er- kennen, dass die Rohrdommel, wenn sie brummt,, den Schnabel in das Wasser senkt. Man muss eben hören können ! Wie oft schon wurde die Frage gestellt: Wie macht es der Vogel, wenn er brummt? Und überall, wo ich nur hingekommen bin, ist namentlich alles Landvolk der Meinung, dass er den Kopf in das Was- ser stecke. Selbst Papa Naumann sagt: „Wie er es möglich macht, können wir zwar heute noch nicht begreifen, wissen indessen, dass sich davon die Haut an seiner Kehle so gewaltig ausdehnt, dass beinahe eme Mannes- faust darin Raum gewinnt und sogar aufschwillt — und dass sie unaufgeblasen dann schlaff herabhängt. — Zuweilen, aber selten, schliesst sich dem letzten „Prumb“ noch ein dumpfes „Buh“ an, als rühre es von noch übrig gebliebener Luft her, deren sich der Vogel damit entledigte.“ Hier ist nicht zwischen, son- dern in den Zeilen deutlich genug Naumann’s Ansicht zu lesen, die er aber plötzlich verwirft und nieder- schlägt, wenn er weiter sagt: „stellte manche Hypo- these auf, unter welchen die gangbarste die war, er stecke den Schnabel oder den ganzen Kopf unter Was- ser, — was jedoch Niemand gesehen hatte und was auch ganz unwahrscheilich ist.“ Diese letzten Worte, die mit den vorigen im Wider- spruch stehen, sollen uns daram auch nicht beirren. Betrachten wir recht genau ein Rohrdommel- männchen, so fallen uns äusserlich zuerst die über- grossen Lappen, Deckel, Klappen auf den Nasen- löchern auf, die selbst eingetrocknet, bei dem ausge- stopften Vogel noch genugsam erkennen lassen, was sie gewesen sind. Die Schnabelspalte schliesst nicht luftdieht, darum kann der Kehlsack über dem Wasser nicht aufgeblasen werden. Stehend kann der Vogel das Aufblasen auch nicht vollbringen, weil, wenn er den Schnabel in das Wasser senkt, die Nasenlöcher früher unter das Wasser kommen als die Mundwinkel, und viele Athemzüge sind erforderlich, den Kehlsack zu füllen. Der Rachen muss nothwendig geschlossen und die Nasenlöcher frei sein; das kann nur dann geschehen, wenn Mundwinkel und Schnabelspitze im Wasser sich befinden; geschähe diess in stehender Stellung, so würde der Hals eine starke Krümmung erleiden, die den Kehlsack anspannt und zum Aufbla- sen unfähig macht. Darum ist die Annahme zulässig, dass der Vogel, will er brummen, sich auf die Brust legt; darauf hin auch deuten die angefangenen, nieder- getretenen Nester. Ferner, zwischen der Schnabel- spalte und den Nasenlöchern ist nur ein schmaler Raum, und darum wird es auch erklärlich, und ich bitte darauf zu achten, dass bei bewegter Wasser- oberfläche der Vogel nieht brummt, die Wellen über- fluthen die Nasenlöcher und machen ein Einathmen unmöglich. Nimmt man die Luftröhre heraus und sucht durch Einblasen in die Bronchien einen Ton hervorzubringen, 48 so gelingt es nur mit Mühe, und wird unmöglich, wenn das Mass des Luftdruckes nur ein wenig überboten oder nicht erreicht wird. Wir finden weiter, dass die Stimmritzen keine sehr feste knöcherne Unterlage haben, sie sind schlaft, darum der tiefe Ton. Anders z. B. ist die Larynx einer Gans gebildet. Freuten wir doch als Kinder uns immer, wenn eine Gans geschlachtet wurde, mehr auf die , ‚Gurgel,* als auf den mit Borsdorfer Aepfeln gefüllten Braten. Der Flötenspieler treibt durch schärferes Ein- hauchen den Ton in die Octave; der Hirtenknabe spielt auf seiner im Frühjahre aus einem Weidenstabe gemachten Pfeife sogar Melodien nur durch stärkeres cder schwächeres Einblasen ; überanstrengt der Kra- nich die Stimmritzen und A geschlungene Luftröhre, so vernehmen wir auch resstehtedlane Töne, aber immer erkennen wir: es wird eine Flöte gespielt , auf einer Weidenpfeife geblasen, es ruft ein Kranich, und erken- nen, dass alle Tonstufen ein und dasselbe W erkzeug erzeugt. Ganz anders bei der nl: „Prumb* hat eine andere Entstehung, als das fast zwei Octaven höher gelegene „Ü“; schon dass beide so sehr ver- schiedene Töne abwechselnd erfolgen, ist des Beweises genug. Die schlaffen Stimmbänder sind nicht geeignet, überblasen zu werden, und da die Singmuskeln fehlen, ist ein Steigen oder Fallen des Tones “unmöglich. Am Gaumen der Rohrdommel, wo die Nasenhöhle eintritt, liegen zwei knorpelige Blättchen , welche sich nach quer durchschnittenem Schnabel mit dem Finger -herausschieben lassen. Sie entsprechen unserem weichen Gaumen, mit welchem wir die Nasenhöhle abschliessen und welcher den gesunden Schläfer schnarchen und die Katze spinnen lässt. Bei einem scharfen Athemzuge der Rohrdommel müssen diese Blättehen nothwendig wie Stimmbänder wirken, und das höchst wunderbare „U“ hervorbringen, welches so klingt, wie wenn man in ein dünnes triebenes Metal jeefäss ruft, welches dadurch mit in Schwingungen versetzt wird. Jedenfalls :ist die Rohrdommel auch im Stande, mit Hilfe der Zungenbänder die Luftröhre an dem Gaumen zu heben und so einen We zu bilden, der bei dem Einathmen mit der Luft im Kehlsacke nicht mehr in Verbindung steht, während bei dem Aus- athmen die Luft nach Belieben in den Kehlsack ein- treten kann, zumal wenn die Nasenhöhle von innen ge- schlossen werden kann, wie auch wir die Backen auf- blasen und sogar im Löthrohr so lange in ununter- brochener Thätiskeit erhalten können, als es uns beliebt, ohne im Geringsten im Athmen gestört zu wer- den. Hat der Vogel den Kehlsack mit Luft gefüllt, dann mag er auch wohl den Schnabel tiefer einsen- ge- ken, vielleicht den ganzen Kopf unter das Wasser | geben; und wer kann wissen, ob die äusseren Lappen har alan Nasenlöchern sich nicht schliessen und den Eintritt des Wassers verhindern ? Der ruthenische Bauernknabe, kaum kann er laufen, so vertraut man ihm ah schon die jungen Ems zu hüten. Mit der Ruthe in der Hand schützt er sie gewissenhaft vor Raubvögeln und anderen Fein- den. Wird er grösser, so sitzt er bald auf den Pfer- den, reitet sie zur Tränke, in die Schwemme, in den Wald, auf die Weide, macht sich die unentbehrliche Peitsche selbst, flechtet auch selbst seinen Strohhut, ist aufmerksam auf Alles, was um ihn her vorgeht, findet sich wieder zurecht, wo er schon einmal ge- wesen ist, auch da, wo er noch nie war, und weiss genau die Zeit, wann er nach Hause kommen soll. Solche Knaben habe ich mir immer zu Freunden ge- macht, sie suchten mit mir Nester, oder hatten sie schon gefunden, wenn ich kam, stiegen gerne auf die Bäume, gingen und schwammen in das Wasser und hatten eine Freude, mir behilflich zu sein. Als ich emstmals mit einem meiner kleinen Freunde auf dem Sumpfe Eier suchte, brüllte unverhofit die Rohrdommel. Wie erschrocken frug ich: „Was ist das?“ „Oh, Herr,“ antwortete er geheimnissyoll: „Das ist der Kupalo, ein Vogel.“ „Hast du ihn gesehen ?* „Nein, aber ich kann auch so gut brummen.* „Nun, so zeige es mir.“ Wie verdutzt salı mich der Knabe an, kratzte sich hinter dem Öhre und sagte verlegen: „Jetzt ist es unmöglich !* „Sieh, hier gebe ich Dir noch ein Stückchen Zucker, eingewickelt in schönes Papier, und wenn ich wieder komme, bringe ich Dir Nähnadeln und Fisch- angeln.“ Wehmüthig blickte mich das Kind an und au wortete: „Die "Kürbispflanze hat noch keime Blätter „! Als in den ersten Augusttagen die Wanderzüge der Sumpfschnepfen angekommen waren, und die Kürbis- pflanze die erwünschten Blätter hatte, fand ich den Kleinen, wie er mit andern Knaben seine Pferde im Sumpfe beaufsichtigte, und unter einem Erlenstrauche sitzend das bereits geflochtene , lange Band aus Weizen- stroh in W indungen zusammennähte, um einen Strohhut zu verfertigen. Die Nähnadeln kamen zur guten Stunde, und über die Fischangeln freute er sich noch mehr. Er erinnerte sich seiner Aufgabe, lief geschwind dem nahen Dorfe zu, kam auch bald zurück, brachte einige Kürbisblätter, einen halben Topf und einen Pflock, womit man beim Häuserbau die Balken zusammen nagelt. Am Rande des Sumpfes suchte er sich ein genehmes Plätzchen aus, grub bald mit dem Pflocke, bald mit der Hand ein Loch von einem Geviertfuss Raum- gehalt, daneben ein anderes, halb so gross, aber eben so tief, dann leste er sich mit dla 3rust auf die Erde, ver- nee beide Löcher unten am Boden durch eine Ver- bindungsröhre. Meine Aufmerksamkeit und Neugierde, waren auf das Aeusserste gereizt, ich enthielt mich aber jeder Frage oder Bemerkung, um dem Kinde bei seinen p hysikalischen und akustischen Experimenten freie Hand zu lassen. Darauf holte er vermittelst des Topfscherbens Wasser aus dem Sumpfe und füllte beide Löcher bis zum Rande. Sodann liess er sich auf die Kniee nieder, trennte von einem Kürbisblatte den Blatt- stiel, senkte das eine Ende desselben in das kleine Loch, das andere Ende nahm er in den Mund, bliess die Backen auf, wie es möglicherweise am jüngsten Tage der Posaunenengel un wird, und strengte sieh an die brummende Rohrdonmel och zu baroreken, Ich hütete mich wohl dem Knaben zu sagen: „Du hast Div zu viel Arbeit gemacht, du durftest ja nur bis an die Kniee in den Sumpf gehen, und da in das Wasser brummen“, denn ich hätte damit den Knaben aus seinem rmmel geworfen; vielmehr gab ich ihm reichlich das diente Lob für seine Kunstfertiekeit. Weit schon hatte ich mieh von dem Knaben entfernt, und bereits eine reiche Beute in der Jagdtasche, und noch immer hörte ich den klemen Künstler brummen. Dieses kindische, kindliche Spiel hatte für mich einen tiefen Sinn, eine tiefe Bedeutung. Hat mir das Kind ohne Worte zu machen, ohne irgend nur an etwas zu denken, nicht deutlich gesagt: „Der Kupalo, wenn er brummt, senkt den Schnabel in das Wasser.“ Wenn nach einer lustigen Jagd, bei der Abend- tafel, wie gewöhnlich, viel und stark Jägerlatein ge- sprochen wird, der Eine oder der Andere, der ein Schweinchen geschossen hatte, ein Ungeheuer daraus zu gestalten weiss, gegen welches gehalten der eryman- tbische und kalydonische Eber nur wie Ferkelchen erscheinen ; wenn er uns überredet, von des Ebers Zahn, (der beiläufig gesagt, noch ein Milchzahn war), eine Wunde davon getragen zu haben, wie selbst der erfindungsreiche, vielgereiste Dulder göttlicher Bildung nieht aufgewiesen hat, da wird auch der Rohrdommel gedacht und darauf geschworen, sie öfters erblickt zu haben im Augenblicke, wie sie brummte. Rückt man aber dem Lateiner näher auf den Leib, fragt eingehend und eindringlich unter welchen Umständen es geschah, so verirrt er sich auch bald in die Schlingen, die immer gleich dabei liegen. Der junge Mann, als Anfänger in der Vogelkunde, mag sich vielleicht vorstellen, dass unser Wundervogel, der vorzugsweise die RKohrdommel genannt wird, auch in den dichtesten Rohrwäldern seinen Aufenthalt nimmt. Das ist aber nicht der Fall. Eben so wenig tlıun das andere Vögel, wie Rohrsänger, Rohrhühner, Rohr- ammern ete., die immer nur am Rande der geschlossenen reinen Rohrbestände wohnen und brüten. Kohl-, Blau-, Sumpf-, Beutelmeisen durchwandern wohl, zumal im Winter, sehr gern die Rohrwälder, schälen geschickt und mit Geräusch den stengelumfassenden Blattstiel ab, und finden da reichliche Nahrung. Inmitten kräf- tiger, dichter, reiner Rohrbestände, wo nur ein Vogel, die Bartmeise, Calamophilus barbatus, wohnt, könnte unser grosser Vogel sich nicht frei bewegen, der doch seine Nahrung laufend aufnimmt; auch ist an gedachten Orten stets das Wasser tief, oft sehr tief, so dass seine Stelzen zehnmal länger sein müssten, um Fuss zu fassen, wenn es ihm ja möglich wäre, sich zwischen den dichtgestellten, steifen Halmen dureh zu winden. Wohl berührt er das hohe Rohr, zumal wenn er autf- gescheucht wurde, da erfasst er mit seinen grossen Krallen Rohrstengel, so viel als möglich, klettert daran behend in die Höhe, bleibt da stundenlang unbeweglich sitzen, wie ich vor wenigen Tagen, 30. November, ein Männchen, vielleicht den "unfertigen Brummer, erlegte, der mich im Kalıne auf sechs Sehritt herankommen liess. Der Vogel sucht da seinen Aufenthalt, seinen Brüte-, Brummplatz, wo Rohr, Arundo phragmitis und Schilfkolben, T'ypha latifolia und angustifolia vermischt und nicht gar zu dieht und üppig bei einander stehen, wo Wurzelstöcke, Wurzelgeflechte, sogar dem mensch- lichen Fusse, wenn er sich nicht zu ungeschiekt dazu anstellt, gestatten fortzukommen, freilich bis an die Knie im Wasser, wo sich, fast möchte ich sagen, der Pflanzenwuchs etwas überlebt, und wo in der Tiefe bereits die Torfbildung begonnen hat, da will unser Vogel leben. Die vorjährigen , trockenen, zerknickten Blätter des Schilfkolbens, sind den Winter über grössten- theils herabgefallen, bedecken zerstreut die flache Wasserfläche und bereiten dem Vogel den Boden, die Laufbahn, den Teppich, auf welchem er herumgehen kann. Ueberall elitzert ihm durch die trockenen, leicht hingeworfenen Schilfblätter der Wasserspiegel entgegen, und er hat, um sich zu sättigen, nur zuzu- langen. Der Tisch ist gedeckt. Die Blätter des Rohres 49 kommen hier nicht so zu Hilfe, sie fallen nicht so bald ab und der Stengel steht wohl zwei Jahre, vielleicht noch länger, era er seiner Auflösung entgegen geht. Solche Stellen sind es, die der Vogel zu seinem Brüte- und Brummplatze wählt und Aelchen er nicht eher ver- lässt, als bis die Jungen davon gelaufen sind. Aus den vorjährigen zerbrochenen Blättern des Schilf- kolbens ıst bekanntlich auch das Nest gebaut, welches auf der Wasserfläche aufliest und nahe dabei finden sich stets zwei, drei, vier angefangene Nester. Schaut man sie genau an, so wird man finden, dass eines derselben mehr niedergetreten ist als die andern, dass daneben auch Auswurf des Vogels liegt, und an der einen Seite ein kleiner Wasserspiegel von Schilfblättern freigelegt ist. Wer immer diess betrachtet, wird sich deslGe: dankens nicht erwehren können, dass hier der ver- wo der Musikant die um zu nisten im Schilfe sind gezwungen, Büsche und Unser Vogel könnte an einem seine Eier ausbrüten, aber er bleibt auf dem Teiche, denn ohne Wasser könnte er nielt brummen. Vom Ufer aus kann man zu Fusse nicht zum Brummplatze gelangen, ohne bis an den Hals in's Wasser zu gehen, und ohne sich am ganzen Leibe recht empfindlich zu verwunden, (die zahllieileren Fischdiebe wissen sich auf diese N geschiekt den Verfolgungen zu entziehen), sich aber w ohl im leichten Kahne mit langem Ruder so weit hinarbeiten, bis man aussteigen und gehen kann; finden sich schwierige Stellen, so lege man das Ruder, welches bei solchen Gängen nicht aus der Hand zu jeoen ist, vor sich hin, und benutze es als eine Brücke, selbst zu W elanhellen Malen. Der Teich von Pieniaki hat zwei Stellen, die wechselweise von nur einem Rol dommelpärel ham be- zogen werden, ob hie oder dort, bedingt im Frühjahre die Höhe des Wasserstandes. Vor Jahren habe ich Männchen und Weibehen für die S Sorasanllmnes erlegt, auch die Eier genommen und im nächsten yahıe war genau dieselbe Stelle wieder besetzt. Unterhalb der Stadt Zalosee wird ausnahmsweise der Teich alljährlich von zwei Paar Rohrdommeln be- wohnt, die in grösstmöglicher Entfernung von einander (fast eine halbe Meile), eifrig und eifersüchtig brummen. Ein Paar wolınt oben in der Nähe des Sumpfes, das andere unten m der Nähe des Teichdammes. Wer da am Ufer an irgend einem beliebigen Orte steht, hört beide Männchen fast mit gleicher Stärke brüllen. Ein schöner Teich, mit prächtiger landschattlieher Umgebung, Miedzygora, reich mit Rohr und Schilf bewachsen, beherbergt während der Brummzeit keine Rohrdommel. Das Wasser ist tief, eibt da ober- Hlächlich noch keine Wurzelgeflechte, auf denen der V ogel herumlaufen könnte, ich möchte sagen: der Teich ist noch zu jung. Man sieht, die Rohrdommel verhält sich sehr eigensinnig bei der Wahl ihres Brüte- und Brumm- platzes. Hier schwirrt auch kein „sogenannter“ Nachtigallenrohrsänger; auf vs andern fünf Teichen, die ich häufig befahre, wo sechs Rohrdommeln brüllen, ist immer nicht weit von ihnen, wo jedoch der Zutritt schwieriger, fast gefährlich wird, der kleine Schwirrer zu vernehmen. Friedlich wohnt er da zusammen mit dem Purpurreiher und der Rohrdommel. Pieniaki im December 1878. steckte Ort, die geheime Stelle ist, brummt. Andere Reiher, nicht Platz genug finden, Bäume anzunehmen. solehen Orte wohl auch es 50 Vereinsangelegenheiten. Die Ill. ordentliche General-Versammlung des ornithologischen Vereines wurde, da die, für den 14. Februar 1. J. ausgeschriebene, nieht beschlusstähig war, am 14. März abgehalten. Die ziemlich gut be- suchte Versammlung wurde von dem Vorsitzenden, Herrn Vereinspräsidenten v. Pelzeln, um !/,7 Uhr er- öffnet und begrüsst. Dieselbe nalım von der Verlesung des Rechenschaftsberichtes, da sich dieser schon seit einem Monate gedruckt in den Händen der Mitglieder befindet, Umgang. Das Vereinsmitglied, Herr Carl Denkstein, be- antragt, dass die pauschalirten Jahresbeiträge künftig abgesondert fructifieirt und verrechnet werden sollen. Angenommen. Der Rechenschaftsbericht wird sodann einstimmig genehmigt. Der Buchführer, Herr J. B. Wallishausser verliest den Cassabericht pro 1878, so wie den Revisionsbericht pro 1877 und 1878. Der Vorsitzende gibt hiezu die Aufklärung, dass der Ausschuss, damit nicht immer der Cassabericht erst ein ganzes Jahr, nachdem er erstattet wurde, zur Ge- nehmigung gelange, die von der II. ordentlichen General- Versammlung zur Revision der Rechnungen des Jahres 1577 gewählten Herren Revisoren, Denkstein und Kaufmann, ersucht habe, auch gleich die Rechnungen des Jahres 1878 zu revidiren. Der Ausschuss ersucht die Versammlung, diess zu genehmigen, dem Ausschusse das Absolutorium pro 1577 und 1578 zu ertheilen und sodann zwei Herren Revisoren pro 1879 zu wählen. Das Absolutorium wird in diesem Sinne von der Versammlung pro 1877 und 1578 ertheilt und die Herren Denkstein und Kaufmann abermals zu Revisoren, und zwar für die Rechnungen des Jahres 1879 gewählt. Auf Antrag des Herrn Dr. v. Enderes wird den Herren Revisoren der Dank der Versammlung durch Erheben von den Sitzen ausgedrückt. Sodann ladet der Vorstizende die Versammlung ein, die Wahl des neuen Ausschusses mit dreijähriger Funetionsdauer, vorzunehmen. Herr Denkstein beantragt, zuvor dem abtretenden Ausschusse für seine mühevolle und erfolgreiche Thätigkeit ein Dankesvotum zu ertheilen. Einstimmig angenommen, Die Wahl wird sodann vollzogen und erscheinen nach dem Ergebnisse des Scrutiniums folgende Mitglieder, sömmtlich nahezu einstimmig in den Ausschuss gewählt: Herr Adolf Bachofen von Echt, Fabriksleiter. Frln. Auguste Baron, Lehrerin. Frau Aglaia von Enderes, Schriftstellerin. Herr Dr. Carl Ritter v. Enderes. „ Hermann Fournes, Kaufmann. „ Eduard Hodek, Präparator. „ Ludw. Heinr. Jeitteles, k. k. Professor der Naturgeschichte. Jos. Kolazy, k. k. Ministerial-Beamter. Paul Kuschel, Lehrer. „ Gust. Edlerv. Marenzeller, k.k. Ministerial- Rath i. P. » August von Pelzeln, Custos am k. k. zoolog. Hotmuseum. „ Alois Rogenhofer, Custos in k. k. zoolog. Hoimuseum. Se. Exe. Herr J.J.v. Tschudi,a.o. Gesandter u. bevollm. Minister der schweizerischen Eidgenossenschaft. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: er RE nt I Herr Dr. Carl Ulbrieht, Hof- und Gerichtsadvokat. J. B Wallishausser, Buchdruckereibesitzer. Da Herr Hans Neweklowsky verhindert war, seinen Vortrag „Die Oetscherhöhlen als Brutstätten der Alpendohle (Pyrrhocorax alpinus, Viell.)“ persönlich zu halten, so wurde letzterer von Herrn Dr. v. Enderes ” vorgelesen. Die Versammlung, in der sich auch viele Gäste befanden, nahm den interessanten Vortrag, welcher in der nächsten Nummer der „Mittheilungen*“ erscheinen wird, beifällig auf. Schluss der Generalversammlung um Y,9 Uhr Abends. Neuwahl der Vereinsfunktionäre. Der neue Aus- schuss hat die Herren: Ausust v. Pelzeln zum Präsidenten, J. J. v. Tschudi, Exe., zum I. Vicepräsidenten, A. Bachofen v. Echt zum II. Vicepräsidenten, Dr. v. Enderes zum 1. Sekretär, Ed. Hodek zum II. Sekretär, Josef Kolazy zum Cassier, und J.B. Wallishausser zum Buchführer gewählt. Fünfundzwanzigjähriges Hochzeitsjubiläum Ihrer Majestäten. Der Ausschuss des ornithologischen Ver- eines in Wien hat beschlossen, Namens des letzteren Ilıren Majestäten eine Huldigsungsadresse zu überreichen. Neu beigetretene Mitglieder: Herr Eduard Rüdiger, Schriftsteller in Darm- stadt; der verehrliche Nieder-Oesterreichische Jagdschutzverein in Wien; Herr Curt Vogel, Herausgeber der Wiener Blätter für Geflügelzucht, Vogelkunde und Zoologie in Wien. Druckfehler. In dem Artikel des Herrn von Tschusi-Schmidhoffen in Nr. 3 dieses Blattes soll es pag. 34, 1. Spalte, 2. Zeile von unten anstatt hier, richiig sind, ebenso pag. 34, 2. Spalte 3. Zeile von unten anstatt nie, richtig wie heissen. Bianewernankbles An „Veritas“. Ihr liebenswürdiges Schreiben habe ich erhalten, und — wie man nun einmal mit anonymen Briefen, welche offene oder verkappte Insulten enthalten, zu thun pflegt — sofort dort- hin spedirt, wohin es gehört, in den Papierkorb. Doch Spass bei Seite: Lesen sie erst einmaldie Statuten des Orn. Vereines nach, vielleicht finden Sie dann das von mir Gesagte minder bedenklich. Im übrigen lassen Sie sich, wenn es Ihnen Vergnügen be- reitet, Ihre anonyme Mühe nicht verdriessen und setzen Sie Ihre geistvolle Correspondenz fort; es müsste Sie denn die Reflexion abhalten, dass mich nur anständige Lente wirklich beleidigen können, und dass daher Ihre Bemühungen in dieser Richtung immer nur Versuche bleiben würden, Dr. von Enderes. Verzinkte Drahtgeflechte zu Voli&ren für alle Arten Vögel, Geflügel, Wild ete. empfiehlt billiest und versendet gratis Zeichnungen mit Angabe der ver- schiedenen Zwecke Bernhard Flintz, Düsseldorf. Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, repair i, Jahrg. 3. - : Nr. 5. Bläfter Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Mi. :; Die „Mittheilnngen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- '' ;; Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile H ;; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Gıaben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern ! 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redaetionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Allerlei gesammelte ornithologische Beobachtungen. Von *. — Wiederanfindung der Notornis in N :useeland. Von A. von Pelzeln. — Vereins- angelegenheiten. — Von fremden Vereinen. — Literarisches. Allerlei gesammelte ornithologische Beobachtungen. IV. *Den mächtigen Seeadler Haliaötus albieilla, den grössten unter unseren Adlern, hatte ich ziemlich viel Gelegenheit zu beobachten, und so glaube ich in der Lage zu sein, einige Notizen über denselben unserem Vereinsblatte liefern zu können, die vielleicht für Man- chen nicht ganz ohne Interesse sein werden. Unstreitig ist der Seeadler, der in unserer Heimat am meisten gekannte Adler, trotzdem er nur in wenig Gegenden als Brutvogel vorkömmt. Dafür ist aber sein Verbreitungsgebiet als Strichvogel ein sehr weites, und man kann sagen, dass — die Alpen ausgenommen, — jede Gegend Oesterreichs alljährlich vom Haliaötus auf seinen Wanderungen berührt wird. Er ist der gewöhnlichste unter unseren Adlern, nur ist sein Vorkommen in den meisten Landstrichen bei uns an gewisse Jahreszeiten geknüpft. Ausgenommen einiger südlichen Theile unserer Heimat ist Haliaötus albieilla für uns ein Wintervogel, ein flüchtiger Gast auf seinen Reisen. Alle westlicheren Theile Oesterreichs sind für den Seeadler nur Winterherberge. Er besucht sie auf seinen weiten Reisen, die er im Herbste beginnt, und bis gegen Mitte März ausdehnt. Mit Ausnahme des Hochgebirges kann man ihn in den Wintermonaten in allen Landstrichen Mitteleuropas begegnen. Das Hochgebirge meidet er, und berührt es höchstens flüchtig im Zuge. Ich habe auf meinen vielen Streifun- gen durch alle Alpenländer Oesterreichs nie einen See- adler in jenen Gegenden gesehen, und weiss auch nur von einem einzigen, welcher in den letzten Jahren in der nördlichen Kalkalpen-Kette erlegt wurde. Es war diess ein auffallend starker, junger Vogel, welcher sich drei Wochen hindurch an den Ufern des Gmundener- See’s, also an den nördlichsten Ausläufern der Alpen aufhielt, und von Zeit zu Zeit seinen Flug längs der Traun bis auf kurze Strecken gegen das Innere der Gebirge zu ausdelinte. Nachdem er unter den Wild- enten und dem sonstigen Wassergeflügel am See grossen Schaden angerichtet hatte, wurde er endlich bei Eben- see in einem Eisen gefangen, und dabei so wenig 52 beschädigt, dass er vollkommen gut eine Zierde der Sehönbrunner Menagerie bilden konnte. Im Ganzen ist der Seeadler nicht sehr wählerisch in der Wahl seiner Winterstation. Er zieht vor allem grossen Flüssen und Strömen nach, sucht Gegenden auf, in denen Seeen und Teiche ihm Nahrung bieten können, bleibt dann in unmittelbarer Nähe der Gewässer, bis dieselben vollkommen zufrieren. Von diesem Augen- blicke an, lässt er sich auch weit von jedem Gewässer, tief im Inneren der Ebene sehen. Seine Hauptnahrung sind wohl Fische; doch sobald dieselben im Winter fehlen, verlegt er sich auf die Jagd jedes Wildes, von der Rehgais angefangen bis hinab zum kleinsten Wir- belthiere. Hasen und Kaninchen sind eine Lieblings- speise, so zwar, dass Gegenden, welche von diesen Thieren reich bevölkert sind, ihn sogar verleiten, die Gewässer zu verlassen, und sich in solehen Landstri- chen längere Zeit hindurch umherzutreiben. Die meisten Seeadler bauen ihre Horste an den Gestaden der nordischen Meere in Norwegen, Schweden, an der Küste der Nord- und Ostsee, in den grossen Wäldern Russlands und Norddeutschlands, in Mecklen- burg besonders, wo die Insel Rügen einen bekannten Brutplatz für diese 'Thiere bietet. Im südlichen Russ- land sind ebenfalls längs der grösseren Ströme in der Nähe des schwarzen Meeres mehrere Lieblingswohn- stätten des Seeadlers. Im eigentlichen Mitteleuropa wird er nirgends als Brutvogel gefunden. Bei uns sind jetzt die einzigen Brutplätze dieses Adlers in Süd-Ungarn, im Banate, an der Donau hinab, bis an die serbische Grenze. Im Frühjahre selbstverständlich sind die See- adler bei ihren Horsten beschäftigt, und erst, wenn die Jungen vollkommen flügge wurden, beginnt die Reise. Anfänglich erstreckt sie sich auf ein engeres Ge- biet in der Nähe der Horste. Gegen Mitte Oktober, in milden Herbsten auch später, beginnen die grösseren Reisen. Viele dieser Adler bleiben selbstverständlich auch an den Küsten der Meere, der grösste Theil in den nordischen Gewässern. Ein Theil kommt hinab m das Innere Europas, und durchstreift den Flüssen stromaufwärts folgend, die inneren Theile des Landes. Viele, besonders die im südlichen Europa horstenden, erstreekenihre Reisen bis nach Kleinasien und Aegypten, und bringen den Winter in jenen Ländern zu. Die Züge im Herbste sind ganz unregelmässig; es sind keine eigentlichen Wandervögel, suchen nicht milde Klimate auf, sondern reisen, wie es alle Adler thun, Jagdplätze suchend, umher. Em Tag bringt sie in nördliche Gegenden, der andere wieder in südlichere, wie es ihnen eben ihre Jagd vorschreibt. Auf diese Weise geschieht es, dass man dem Seeadler mehr noch, wie dem Steinadler, in allen Theilen Mitteleuropas begegnet. Trotzdem der Steinadler im Herzen Mittel- europas, in den Schweizer-Alpen, in Spanien, in den Pyrenäen und in so vielen ausgedehnten Forsten Europas horstet, ist doch der Seeadler, der zwar seine Wohn- stätte weiter von uns aufschlägt, ein viel gewöhnlicherer Adler; denn die Anzahl der Seeadler ist eine viel grössere. Schon die Anzahl der Eier im Horste ist fast regelmässig eine bedeutendere, und während selten ein Steinadler-Horst von mehr als einem Jungen besetzt ist, sind drei Seeadler in einem Horste eine gar nicht seltene Erscheinung. Der Seeadler ist durch seine Nah- rung, die hauptsächlich in Fischen besteht, in der Lage sich viel leichter fortzubringen, durch sein kluges, vorsichtiges Wesen weiss er sich mehr Gefahren zu entziehen, als der flinke Steinadler. Steinadler wird man selten mehr als zwei höchstens drei in einem Augen- blicke von einem Standorte aus sehen können, während Seeadler an der Nordküste Europas, sowie auch an ihren Brutstätten im südlichen Ungarn oft in Gesellschaf- ten von sieben bis acht, auch noch mehr vereinigt, dem Menschen begegnen. Die Winterstation des See- adlers kann in wasserreichen Gegenden überall gefun- den werden, wo nicht zu grosse Cultur ihm sein freies Räuberleben unmöglich macht. Es sind gewisse Gegen- den, die durch ihre Beschaffenheit jeden Winter eine grössere Anzahl dieser Vögel beherbergen, die sie jedes Jahr regelmässig aufsuchen, in denen sie bald kürzer, bald länger verweilen, immer wieder von anderen abge- löst werden. So bieten z. B. einen Lieblingswinteraufent- halt diesem Adler die Auen an der Donau nächst Wien. Besonders in der früheren Zeit, als der Wildreich- thum noch grösser war, und dem Seeadler auch ermög- lichte, falls der Eisstoss feststand, sich am Lande vollauf zu ernähren, kamen oft auf der Lobau acht bis zehn Seeadler auf engem Raume zusammengedrängt vor. Auf den hohen Ulmen und Weisspappeln sassen sie Abends umher, und sehr viele erlagen damals dem Blei der Jäger. Jetzt ist es nicht mehr sowie zu jener Zeit, doch alljährlich kommen noch drei, vier Adler in die Auen der nächsten Umgebung Wiens, und ver- weilen da den Winter hindurch. Auch längs der March geht eine Hauptzugslinie dieses Adlers. Aus Deutsch- land kommen sie dann nach Mähren, folgen dem Flusse bis zur Donau, und an der Donau ziehen sie nun stromauf- und abwärts jagend umher. Von der March aus unternehmen sie auch Streifzüge über das Marelı- feld hinweg, quer der Donau zu. Im Jänner und Februar sieht man sie fast in allen Theilen Niederösterveich’s nördlich der Donau. Eine Hauptstation und eine Lieblingsschlafstätte dieses Adlers bilden die kleinen Föhrenwälder unweit Gänserndorf. Alljährlich kommen sie dahin, besonders wenn auf den Flüssen der Eisstoss ihnen den Fischfang unmöglich macht. Da suchen sie dann im Inneren des March- feldes an der Hasen- und Kaninchenjagd Entschädi- gung. Um diese Zeit werden auch sehr viele auf den Uhuhütten um Gänserndorf und Wagram, selbst bis Aspern herab, erlegt. Ich erinnere nur an die grosse Menge Seeadler, welche der berühmte Adlerjäger Draxler auf seiner Hütte bei Gänserndorf getödtet hat. Ich selbst sah einmal daselbst unweit der Eisenbahn kurz nach einander zwei Seeadler niedrig ober dem Boden dahinschweben. Auch in der Umgebung des Neusiedler- See’s findet man alljährlich den Seeadler häufig vertreten. Er jagt dort in den Rohrbeständen nach Enten, und stellt am See grosse Verheerung unter den Fischen an. Der Seeadler ist einer der ärgsten Fischräuber und der Schaden, den er den Fischern anstellt, ist ein unge- heuerer. Auch in Ungarn gibt es derartige Plätze, wo man im Winter diesem Adler fasst täglich begegnen kann. Selbstverständlich bildet auch da die Donau die Haupt- linie, längs welcher er seime Wanderungen erstreckt. In den Wäldern von Gödöllö beobachtete ich häufig diesen Adler. Schon im October, wenn seine ersten grossen Jagdzüge beginnen, sieht man ihn hoch ober den Wäldern dahinziehen, oft eine Reihe von Tagen hindurch, jeden Tag einen bis zwei, welche sich alle nicht niederlassen. Von einem Flusse zum anderen ziehend, sind sie noch auf der Reise, auf der Suche nach Jagdplätzen, höchstens, dass Einer oder der Andere einen Kreis beschreibt und trachtet durch einen Hasen den Hunger zu stillen. Wenn die Zeit des Beginnes ihres Zuges vorbei ist, sieht man einige Zeit hindurch gar keinen dieser Adler; sie haben dann Alle Plätze gefunden, wo sie ihre eigentliche Nahrung finden können. Sie sind dann bei den Strömen und Seen. Erst wenn die grosse Kälte eingetreten ist, kom- men sie in die Wälder zurück. Da sieht man oft mehrere in diesem selben Forste, den ich schon in einer früheren Nummer erwähnte, als ich vom Steinadler sprach, zwei drei, vier auf einem Platze vereinigt. Manchmal auch, wenn das Wetter mild ist, sucht man vergebens nach einem Seeadier in den Wäldern von Gödöllö, höchstens dass gegen Mitte December einer oder der andere für einige Stunden in den Forsten sich aufhält. In rauhen Wintern dagegen ist er ein sicherer Gast, auf den man bestimmt rechnen kann. Im Jahre 1875 erinnere ich mich, einen sehr alten, ganz lichtgelb gefärbten See- adler, der sich einige Zeit hindurch stets in einem be- stimmten Walde herumtrieb, mit Pferdefleisch angekö- dert, und dann glücklich erlegt zu haben. Bald dar- auf erschien wieder ein sehr altes Exemplar, welches sich ebenfalls fast einen Monat hindurch mit einem Steinadler herumtrieb, bis ich Letzteren vor seinen Augen erlegte. Beim Beginne der milden Witterung gegen Mitte und Ende März gilt dasselbe wie im October. Da kommt eine Reihe von Tagen, wo man fast in jeder Gegend Mitteleuropa’s Seeadler antreften kann. Es ist die Zeit, wo sie ihren Brutplätzen zustreichen. Während der Brutzeit erinnere ich mich in der Gegend von Wien, die doch den ganzen Winter hindurch von See- adlern reich bevölkert wird, nur einmal einen gesehen zu haben. Es war ein auffallend lichter, alter Vogel, welcher in den ersten Juni-Tagen im kaiserlichen Thiergarten bei Wien erschien, sich einige Tage auf- hielt, mehrere Frischlinge und junge Mouflon- Lämmer riss, und nach einer "Woche beiläufig wieder ver- schwand. Ueber Tags sass er meistens an den Ufern der zwei, nahe an "einander gelegenen Teiche, oder auf einer grossen Rüster, die in Mitten einer Wiese steht. Vorsichtig wich er schon von weitem dem herannahenden Jäger aus, so dass es Niemandem gelang nur einen Schuss auf ihn abzugeben. Krähen und Dohlen neekten ihn durch ununterbrochene Verfolgun- gen; oft unternahm er weite Kreisflüge um die Wiese, nur um sich seiner Verfolger zu entledigen. Was ich vom Steinadler schon früher gesagt habe, dass man ihn eigentlich überall finden kann, selbst in Gegenden, in denen man ihn am wenigsten vermuthet, gilt natür- lich noch in weit erhöhtem Maasse vom Seeadler. Der | Seeadler ist nicht nur nach meiner Ansicht der häufigst | vorkommende unter allen europäischen Adlern, sondern einer der verbreitetsten und auch in grösster Anzahl vertretenen Raubvögel Europa’s. Er ist eigentlich ein ganz gemeiner, gewöhnlicher Vogel, nur seine Grösse erstaunt diejenigen, die selten Adler gesehen haben. Im Winter, wie gesagt, kommt er in allen, auch in den eivilisirtesten und dicht bevölkertsten Landstrichen vor. Er scheut nicht einmal besonders häufige Verfolgungen, denn er weiss ihnen durch seine ruhige Schlauheit immer zur rechten Zeit zu entgehen. In Deutschland wird der Seeadler während der Wintermonate überall angetroffen. Eben dasselbe gilt auch für unsere dichtbevölkerten Provinzen, z. B. in Böhmen, wo der Steinadler schon zu den grossen Selten- heiten rechnet, erscheint der Seeadler alljährlich in ziemlich bedeutender Anzahl. Auf den Teichen Süd- 93 böhmens, besonders in der Gegend von Wittingau, werden in jedem Winter einige Exemplare erlegt, und in allen Schlössern Böhmens findet man unter den Jagd - Trophäen mehrere Seeadler, die dann regelmässig mit Stolz als Steinadler gezeigt werden. Auch in Bayern, besonders an den Seen der südlichen Theile des Landes, findet man unseren Adler in den Wintermonaten recht häufig. In der nächsten Nähe Münchens, in den Isaar- Auen sieht man sie fast allwinterlich. Er ist, wie ge- sagt, überall leicht zu finden, doch ausser beim Horste schwer zu erlegen. Welch’ grosse Menge von See- adlern es heutigen Tages noch gibt, lernt man erst kennen, wenn man in jene Gegenden kommt, wo dieser Vogel brütet. Mir haben Jäger an der Donau unweit des Drau- eckes erzählt, dass im Monate Juli, wenn die jungen Adler schon Hügge wurden und ihre ersten Züge längs der Donau unternehmen, im Fischfange und Jagen aber noch recht ungeschickt sind, sich diese Thiere in den kleinen Donauarmen in Mitten der Auen versammeln, um beim Zurücktreten der Wässer nach der alljähr- lichen Frühjahrs- Ueberschwemmung, die in ganz seich- tem Wasser umherschwimmenden Fische zu fangen. Um diese Zeit sollen oft junge und alte Seeadler in ganz unglaublicher Menge sich auf engem Raume ver- sammeln, und wenn die Jäger wüssten, was mit dem Thiere anzufangen, und wenn es ihnen nicht leid thäte um die Munition, könnten sie gedeckt, an einem Donau- arme sich anstellend, zehn bis zwölf dieser Adler an einem Vormittage erlegen, wenn dieselben längs der Gewässer auf- und nieder streichen. Der junge Adler ist nicht sonderlich scheu. Er kennt die Gefahr noch nicht, und plump und schwer, meidet er, häufig Platz zu wechseln, und lässt daher den Menschen nahe an sich kommen. Der alte Vogel, der schon viel gereist ist, schon viele Jahre hindurch in den verschiedensten Gegenden Mitteleuropas sich herumgetrieben, allwinterlich mehr- mals die Schrote einiger nachgefeuerten Schüsse pfeifen gehört hat, wird zu einem der scheuesten — die meisten dieser alten Wintergäste sind nur am Uhu zu erjagen. Es gibt auch solche, welche sowohl den Uhu, als Auch die Erdechutte kennen, und auch diese ängstlich meiden. Ich habe Seeadler gesehen, die mehrere Stunden auf einige Hundert Schritte vom Aase gesessen sind, dasselbe fortwährend betrachteten, aber sich nie verleiten liessen zu demselben herabzu- kommen. Die leichteste, aber unedelste Art des See- adlers habhaft zu werden, ist durch Gift, indem man vergiftete Kaninchen an den Ufern der Flüsse vorlegt. Auf diese Weise werden allwinterlich Seeadler an den Ufern der Donau zwischen Wien und Press- burg umgebracht. Interessant ist der Wechsel der Färbung am Gefieder, welchen jeder Seeadler im Laufe der Jahre durchmacht. Ich glaube, dass dieser Vogel ein ungemein hohes Alter erreicht, weit höher noch als wir es überhaupt meinen. Mehrere Jahre zieht er im dunklen Gewande umher,‘ mit noch bläulichem Schnabel, etwas dunkleren Fängen, und dem fast braun- schwarzen Steinadler-Gefieder. Es ist die Zeit, in welcher die Seeadler für Steinadler gehalten, und selbst den Museen als solche zugeschickt werden. Langsam ändert sich dann erst das Gefieder. Der Rücken bleibt am längsten dunkel. Zuförderst färbt sich die Brust, und in den meisten Fällen beginnt die Zeit der Fort- pflanzung, wenn der Adler vollkommen das lichte Thiere; 54 Gewand angethan hat, also nach mehreren Jahren. Ich habe einige Adler gesehen, einen sogar selbst erlegt, der das höchst merkwürdige Uebergangskleid trug. Er war eigentlich vollkommen scheckig, und zog mit einem ganz dunkel gefärbten, also jüngeren Adler umher. Ich erlegte ihn auf einem todten Pferde in Mitten der Brutzeit. Er hatte keinen Horst, und war noch in den ersten Lehrjahren. Einen anderen, ähnlichen Gefieders sah ich, welcher schon selbst einen Horst hatte; der Körper war in ein lichtes Kleid gehüllt, nur einzelne Federn hatten die dunkle Färbung, und der Schnabel war noch blaugrau. Je älter der Vogel, desto lichter der Schnabel, desto lichter das ganze Gefieder. Man sieht manchmal unter den im Winter um- ziehenden Adlern Exemplare, die in der Entfernung ganz weiss erschemen. Der anfänglieh dunkle Stoss wird im Laufe der Jahre auch immer lichter und lichter, zuerst gebändert, wie die Farbe des vermeintlichen Goldadlerstosses, endlich eine Feder nach der anderen weiss, bis zum Schlusse bei hohem Alter der ganze Stoss blendend weiss wird. Bei uns in Oesterreich liegen die einzigen noch alljährlich besuchten Brutplätze des Seeadlers in den südlichen Theilen Ungarns. Ich kenne wenigstens in keiner anderen Gegend einen bewohnten Nistplatz dieser Thiere. Alljährlich werden sie durch die Fortschritte der Cultur weiter zurück- gedrängt. Noch vor dreissig bis vierzig Jahren, wie wir aus mehreren Beschreibungen früherer Ornithologen wissen, horsteten Seeadler alljährlich in ziemlich be- deutender Anzahl auf der nur zwei ein halb Stunden von Pest entfernten Insel Adony, dem früher durch seinen Reichthum bekannten Reiherplatze. Nicht um vieles früher waren auch noch in den Auen bei Wien Horste unseres Adlers. Consequente Verfolgung und besonders das Schlagen seiner gewohnten Horstbäume haben ihn so sehr zurückgedrängt. Ich glaube, dass bei einiger Ruhe und bei Einstellung jeder Verfolgung es leicht zu erzielen wäre, wieder einige Adlerhorste sogar im unmittelbarer Nähe Wiens aufweisen zu können. Nach meinen bisher gesammelten Erfahrungen befinden sich heutzutage die Wien zunächststehenden Seeadlerhorste auf der südlich Mohäc!, durch emen breiten Donauarm (den sogenannten Bega-Canal) gebil- deten Insel. Dort fand ich noch drei besetzte Horste dieses Adlers, doch auch diese sind dem Verderben preisgegeben, da seit Kurzem diese Insel forstwirth- schaftlich behandelt wird. Als ich den Standplatz jener Horste sah, war ich erstaunt, auf dieser vor Ueberschwemmungen durch höhere Lage geschützten, von allen Seiten leicht zu- gänglichen und von Fahrwegen durchzogenen Insel, noch die Wohnstätte dreier Seeadlerpärchen zu finden. Wie ich von den Jägern erfuhr, bestand noch vor mehreren Jahren eine ganz beträchtliche Ansiedlung von Seeadlern auf der Bega-Insel und den umliegenden Auen; doch alljährlich sollen diese Vögel immer mehr und mehr den zunehmenden Holzschlägen und den ihnen folgenden Rinderheerden ausgewichen sein. Einige Gehstunden südlicher in den Auwäldern um Apatin befinden sich noch jetzt die auch die kühn- sten Erwartungen eines Onmithologen übersteigenden Brutplätze der Seeadler. In wenigen Tagen hatten einige meiner Bekannten und ich Gelegenheit, 19 besetzte Horste dieses Adlers zu beobachten. Wie gross die An- zahl der anderen, von uns nicht aufgefundenen Horste wohl sein mochte, konnten wir aus der Menge der nach Beute für ihre Jungen umberziehenden Seeadler schliessen. Im südlichen Ungarn, ich meine damit die Ge- gend nördlich des Drauecks und unmittelbar neben demselben, befinden sich alle Horste des Haliaötus im Inneren der Auwälder, in den dichtesten, durch ein Ge- wirr von Donauarmen und durch die alljährlich emtre- tenden Frühjahrsüberschwemmungen geschützten Be- ständen. In den trockenen Landwäldern, wenn dieselben auch nahe dem Gebiete der Auen lagen, fand ich nir- gends den Horst dieses Adlers; anders verhält sich diess in Slavonien. Dort ist die Donau am rechten Ufer durch Berge eingeengt, am linken nur ein schmales Band von Auen, welches dem Seeadler höchst ungenü- gende Nistplätze bietet; da findet man den Horst des- selben in bedeutender Entfernung vom Strome, nicht allein in Landwäldern, sondern auch in den Gebirgs- thälern des Fruska-Gora-Gebirgsstockes. . Von den 19 Horsten, welche wir besuchten, stan- den zwei frei auf den höchsten Wipfelzweigen, alle übrigen auf Querästen mehr oder minder nahe am Stamme, drei auf Seitenästen, sechszehn unmittelbar am Stamme selbst. Sechs von ihnen waren auf Eichen, fünf auf Schwarz-, fünf auf Weisspappeln, zwei auf Buchen und einer auf einem wilden Birnbaume errichtet. Die Grösse der Horste war eine sehr wechselnde, je nach dem Alter derselben. Die neuerrichteten erkennt man deutlich an der kleineren Gestalt und der Frische des Holzes. Die alten, welche wohl schon sehr viele Jahre hindurch die Bäume zieren, erreichen eine Breite von mehr als zwei Meter im Durchmesser und eine graue verwitterte Farbe. Jedes Jahr wird der Horst um ein Stück grösser, da die Adler immer vor Beginn des Brutgeschäftes einige Ausbesserungen vornehmen, Der grösste Horst, den ich sah, stand auf der höchsten Spitze eines alten Birnbaumes, von Weitem schon sichtbar, eine wahre Burg des mächtigen Be- wohners; auffallend lichtgefärbte alte Exemplare hat- ten denselben in Besitz genommen. Der Seeadler sucht starke, hohe Bäume für seinen Horst, nur grosse Noth drängt ihn, auch mit schwachen Stämmen fürlieb zu nehmen. In einem vollkommen trockenen Laub- wald, eine Stunde entfernt vom Dorfe Kovil, unweit der Theissmündung, fand ich einen besetzten Seeadler- Horst auf einer schwachen, jungen Eiche, inmitten eines Jungholzes. Der ganze Forst bestand, in Folge des schlechten. Sandbodens, nur aus ganz schwachen Bäumen. Der Albieilla-Horst, der einzige in diesem Walde, war kunstvoll an den Stamm und den dicksten Ast des Baumes gelehnt, errichtet, den gegebenen Verhält- nissen zu Folge für seinen grossen Bewohner auffal- lend klein, so zwar, dass man alle Bewegungen des schon stark herangewachsenen jungen Adlers, im schwan- kenden Horste beobachten konnte. Mit Ausnahme zweier, waren alle anderen von uns beobachteten See- adler-Horste von ganzen Ansiedlungen des Feldsper- lings bevölkert; ohne die geringsten Anzeichen der Scheue hüpften die dreisten Vögel am Rande des Horstes umher, und kümmerten sich weder um die jungen, noch um die alten Adler; eine vollkommen ungetrübte Freundschaft schien zwischen dem mächti- gen Beherrscher des Horstes und den kleinen Para- siten zu bestehen. Auch um andere schwache Vögel scheint sich dieser Adler gar nicht zu kümmern; denn häufig fand ich Turteltauben, kleine Falken, Drosseln u. s. w. auf dem Horstbaume’ruhig sitzend, und unter einem Horste brütete, nur wenige Schritte entfernt, eine Stockente. Während meines Aufenthaltes Ende April und An- fangs Mai enthielten alle Seeadler-Horste Junge; doch : war der Zustand der Entwiekelung, in welchem sich diese befanden, ein noch sehr verschiedener. In einzel- nen Horsten befanden sich sehr grosse Junge schon im Federkleide, in anderen wieder noch sehr kleine im Dunenkleide; aber auch die Geschwister änderten in der Grösse ausserordentlich ab. Drei Junge eines Horstes erwiesen sich als so ungleich, dass der Grösste mindestens doppelt so gross war, als der Kleinste. Wir liessen vier Horste ausnehmen, nur in einem befanden sich drei, in den anderen zwei Junge; einen jungen Adler fanden wir unter dem Horste am Boden hockend, durch sein gutes Befinden erhielten wir den Beweis, dass er auch hier von den Eltern getreulich aufgefüttert wor- den war. Ueber das Betragen der Seeadler beim Horste war ich in der Lage, ziemlich viele Beobach- tungen sammeln zu können; alle aber nur in. der Epoche, als schon Junge im Horste waren. Ein brü- tendes Seeadler-Weibehen konnte ich noch niemals beobachten. Die Nacht bringt das Weibchen in ihrem Horste zu, das Männchen auf einem Baume in der un- mittelbaren Nähe desselben. Schon in früher Morgen- stunde ziehen beide Gatten, entweder abwechselnd, oder gleichzeitig auf Raub aus, kehren dann zur Ba terung ihrer Jungen meistens gegen 7 Uhr Früh zum erstenmale ch verweilen einige Zeit in der Nähe des Horstes und setzen dann gleichmässie ihre Jagd- züge fort, bei denen sie, falls die Jungen Schon ein ge- wisses Alter erreicht haben, auch wehrere Stunden ausbleiben. In den ersten Nachmittagsstunden tritt eine Zeit der Ruhe ein, in welcher man die Adler meistens in der Nähe ihres Horstes findet. Gegen Abend beginnt wieder die Jagd mit er- neuertem Eifer und dauert bis der Sonnenuntergang zur Ruhe mahnt. An kalten, regnerischen Tagen bleibt das Weibchen häufig einige Stunden länger des Mor- gens im Horste, um die Jungen zu erwärmen. Vor Losbruch eines Gewitters eilt die besorgte Mutter auch zurück und setzt sich fest in das Innere des Horstes. Letzteres habe ich selbst unweit Apatin, vor Beginn eines wolkenbruchähnlichen Unwetters beobachtet. Nur in sechs Horsten, eben unter den erwähnten Umstän- den, trafen wir die Weibchen anwesend. Die meisten von ihnen sassen locker, und wurden entweder schon durch den Lärm unserer Schritte, oder durch ein leises Klopfen am Baumstamme aufgescheucht; nur ein Weib- chen fand ich an einem regnerischen, unfreundlichen Morgen im Horste so fest sitzend, dass erst wieder- holtes Anklopfen und Emporwerfen von Aesten das- selbe aufscheuchte. Wenn sich der Seeadler vollkommen ungestört glaubt, lässt beim Horste die ihm sonst in so hohem Maasse eigene Vorsicht auffalleud nach. Von der Jagd, beutebeladen, zurückkehrend, zieht er raschen Fluges gerade seiner Behausung zu, um in derselben gleich zu verschwinden; nachdem das Futter den Jungen vorgelegt wurde, verlässt er den Platz wieder und treibt sich dann oft lange spielend niedrig über den Bäumen um den Standplatz des Beobachters umher, fasst auch Fuss auf einem dürren Aste, sein Gefieder zu reinigen. Bei jedem Horste befindet sich in einer gewissen Ent- fernung ein bestimmter Baum, meistens mit dürren Wipfelästen, auf dem die Adler ausruhen und welchen 029) sie dann auch ausschliesslich dazu benützen. Hat aber der Seeadler einen Menschen in der Nähe seines Hor- stes gewahrt, dann ist es augenblicklich mit der Sorg- losigkeit zu Ende. Unter unaufhörlichen Warnungs- rufen umkreist er bald höher, bald niederer den Platz, sucht durch sein Geschrei den fehlenden Gatten her- beizulocken, um mit ihm gememsam die Gegend ab- zuspähen und für keinen Augenblick von der gefahr- drohenden Stelle zu weichen. Jede Bewegung des entdeckten Feindes wird durch erneuerte Rufe erwidert, und bis die Gefahr nicht ganz geschwunden ist, hört die unbedingte Vorsicht für keine Secunde auf. Kommt ein anderer Seeadler in das Gebiet dieses Pärchens, so wird er augenblicklich, aber mehr spielend, hinaus- gejagt; zu ernsten Kämpfen, wie wohl anderswo, kann es an der Donau unter den Adlern nicht kom- men, da ein Paar vom anderen in zu geringer Entfer- nung brütet, und das Gebiet, welches ein jedes a als das seinige betrachtet, ein nr unbedeutendes ist. An zwei Plätzen fand sch Seeadler auf kaum 600 Schritten von einander horstend. Vier von den von uns beob- achteten Seeadlern brachten ihren Jungen Fische, zum Theil noch im lebenden Zustande; letzteres ist in den Auen nicht bemerkenswerth, da die Horste oft unmit- telbar am Wasser stehen; doch in der Fruska- Gora wo wir in den Buchenwäldern an den steilen Gebirgs- hängen ebenfalls zwei Seeadler-Horste fanden, schien es uns interessant, lebende Fische in den Klauen der Adler zu sehen. Mindestens vier Kilometer in der Luftlinie mussten diese Vögel durchmessen, um von der Donau über die kahlen Vorberge hinweg nach den Wäldern der Fruska-Gora zu gelangen. Eben daselbst beobachtete auch einer meiner "Gefährten einen Adler, der zwei Fische gleichzeitig herbeitrug, den einen in den Horst warf, mit dem anderen aber, denselben in einem Fange haltend, auf einem Aste bäumte. Nun wurde dev, Vogel heruntergeschossen. Ungefähr eine halbe Stunde später kam der zweite Adler, setzte sich auf denselben Ast, entrann ungefährdet einem ihm zu- gesandten Sehne und liess einen Fisch auf den Bo- dem herabfallen, welcher von den Leuten aufgenommen wurde. Der Beobachter an diesem Horste verliess denselben, kehrte nach einer Stunde zurück und fand, dass der Fisch, welcher auf dem Aste gelegen hatte, verschwunden, aber auch nieht auf dem Boden zu finden, also offenbar von dem wieder zurükgekehrten Weibchen aufgenommen und den Jungen zugetragen worden war. In der Fruska-Gora fanden wir, wie schon früher erwähnt, nur zwei besetzte Seeadler- "Horste,, dagegen sahen wir in grosser Menge junge Adler dieser Gat- tung, welche Sch mit Kuttengeiern, Stein- und Kaiser- Sallsen in den Lüften umhertrieben. Ueber den Muth des Seeadlers dem gegenüber waren wir ebenfalls so glücklich, zwei in- eressänte Beobachtungen machen zu können. Einer meiner Freunde schoss“ ein Seeadler-Weibehen bei einer todten Ziege an; da dasselbe schwerkrank dem Thale zustrich, wurde) ein Jäger nachgesendet, welcher den Adler auch bald fand und ihm "den Fangschuss gab; während er noch bei dem erlesten Thiere beschäftigt war, sauste es mächtig ober seinem Kopfe und er ge- wahrte einen starken Seeadler, der wahrscheinlich den todten Gefährten in den Händen des Jägers erblickt hatte, und nun darüber erzürnt, heftige Angriffe auf den feindlichen Eindringling ehe! Der Adler stürmte so nahe heran, dass der sonst ganz furchtlose Mann Menschen 56 unter einem dichten Baume Schutz suchte. Der zweite | Fall eines ähnlichen Angriffes ereignete sich bei einem von mir besuchten Horste. Ich hatte das Weibchen glücklich erlegt, das Männchen bald darauf gefehlt, und sandte dann einen Baumsteiger zum Horste, um die Jungen auszunehmen. Kaum war dieser bis zum Horste emporgeklettert, als auch schon der Adler in hoher Erregung erschien und bis dicht ober den Kopf des Mannes stiess. Neun junge Seeadler hatten wir im Laufe weniger Tage aus den Horsten nehmen lassen und zogen sie unter ungünstigen Umständen auf; dennoch brachten wir sie alle lebend nach Hause. Ich habe Gelegenheit gehabt, die grosse Zähigkeit und feste Constitution des Nestjungen des Halinaötus Albieilla kennen zu lernen. Ein durch Breter und Kisten abgegrenzter Raum in freier Luft, etwas Heu als weiches Bett und die Deber- reste des Körpers der abgebalgten Vögel, oft auch ganze Thiere mit Haut und Haar, und die Existenz ist | geschildert, welehe ich meinen 9 Adlern bieten konnte. Alle gediehen prächtig, wuchsen zusehends, einige | wechselten sogar ohne Krankheit vom Dunenkleide in | das Federgewand, und ohne jeder besonderen Pflege wurden recht kräftige junge Räuber aus ihnen, als ich sie anderen Händen überliess. Im geschlossenen Käfig, ohne Licht und Sonne, beim Menagerie-Futter starben die meisten, wie ich später erfuhr, nach kurzer Zeit. Ich habe diess einige Male so erprobt. Junge Raubvögel können in der Gefangenschaft vor dem sicheren Tode nur durch das gemischte Futter von Fleisch, Knochen, Federn oder Haaren gerettet wer- den, und leider werden sie noch in gar manchen Menagerien durch das vorsorglich zubereitete reine Fleischfutter umgebracht. Sie brauchen andere Sub- stanzen zur Knochenbildung. Merkwürdig war es, wie rasch sich meine jungen Seeadler an Menschen und Hunde gewöhnten, und wie zutraulich sie diesen gegen- über wurden. Anschliessend , will ich noch die Maasse von 12 von mir selbst gemessenen Seeadlern geben, welche ich und einige Bekannte in den letzten Tagen April und den ersten Tagen Mai in Südungarn und Slavonien erlegt haben. Nittel- Lehe Geschlecht Länge Filtig | Schwanz | Schnabel | Männchen Männchen Männchen Weibchen Männchen Männchen Männchen Weibchen a Weibchen 96 | 234 | 09 28 dl NG Männchen 87 239 63 32: |u..8:5 | 9 9, Weibchen 95 213 61. 30 8 | 9 Ti; Männchen s4 | 214 60., | 30 | 9 7 Bei vier Stück sehr alten und übereinstimmenden Vögeln war die Farbe der Iris schwefel- bis ceitronen- gelb, die des Schnabels wachsgelb, die der Wachshaut ähnlich, jedoch etwas in’s Citronengelbe, die der Füsse eitronengelb, der Nägel schwarz. Beim fünften zeich- neten bräunliche Punkte, namentlich an der Unter- seite des Auges, die schwefelgelbe Iris. Der Seeadler des südlichen Europa’s unterscheidet sich in Grösse und Farbe vom nordischen Seeadler. Unstreitig ist es derselbe Vogel, und es wäre ganz unbegründet, daraus zwei Arten machen zu wollen. Doch verschiedene Typen sind es, wie andere Lebens- und climatische Verhältnisse dies auch bei anderen Thieren so häufig mit sich bringen. In der reichen Sammlung des britischen Museums fand ich die Bälge des Haliaötus Albicilla aus den verschiedensten Ländern in allen Kleidern Die nor- dischen Seeadler, aus Schottland, Island, Skandinavien, Nord-Russland waren alle merklich grösser als die südeuropäischen, kleinasiatischen und nordafrikani- schen; auch war die Farbe bei den nordischen eine viel ausgesprochenere; im Jugendkleide dunkler, im Alter heller, manche fast weiss. Wiederauffindung der Notornis in Neu-Seeland. Herr Hofrati Dr. Ritter v. Hochstetter hat die Güte gehabt, mir eine von Herrn Dr. Julius Ritter v. Haast zu Christchurch in Neu-Seeland an ihn ge- richtete Zuschrift mitzutheilen, welche die über- raschende und für die Wissenschaft höchst wichtige Nachricht enthält, dass die seit einer Reihe von Jahren als ausgestorben betrachtete Notornis Mantelli wieder aufgefunden worden ist. Die Geschichte unserer Kenntniss dieses merk- würdigen Vogels ist eine sehr eigenthümliche. Unter den von Mr. Walter Mantell auf der Nordinsel Neu-Seelands gesammelten fossilen Knochen, welche durch dessen Vater, Mr. G. A. Mantell, der zoologischen Gesellschaft in London im Jahre 1848 vorgelegt wurden, befanden sich Schädel, Schnabel, Oberarn, Brustbein und andere Theile des Skeletes eines rallenartigen Vogels, auf welche Prof. Owen!) die Gattung Notornis gründete, die man gleich den Moas erloschen glaubte. Im Jahre 1849 erhielt A. G. A. Mantell von seinem Sohne neuerlich längs der Ostküste der Mittel- insel gesammelte Knochen, unter welchen sich Reste von Notornis und Palapteryx befanden 2). Wie gross war aber das Erstaunen, als Mr. Walter Mantell im Jahre 1849 bei seinem zweiten Besuche im Süden der Mittelinsel das Glück hatte, eine frisch getödtete Notornis zu erhalten? Dieser Vogel wurde von einigen Robbenjägern in der Dusky-Bay angetrof- fen, nach langer Jagd von den Hunden lebend gefan- Transact. Zool. Soc. of London III, 377. G. A. Mantell in Proceed. Zool. Soe. London 1350. 209. PD} ) gen, 3—4 Tage am Leben erhalten, dann aber getödtet; der Rumpf wurde verspeist. Der Balg ward von Mr. Mantell Mr. J. Gould eingebändigt und von diesem Ornithologen beschrieben und abgebildet °). Notornis gleicht nach dieser Schilderung dem Purpurhuhne (Porphyrio) durch die Form des Schna- bels und die allgemeine Färbung und der Gattung Tribonyx durch die Structur der Füsse, während die Schwäche der Schwingen und die Structur des Schwan- zes sie von beiden unterscheidet. Die ganze Länge der Notornis beträgt 26“, jene des Flügels S\/,", des Schwanzes 3!/,", der Tarse 31/,", der Mittelzehe 3". Der Vogel ist offenbar unfähig zum Fluge, läuft aber sehr schnell und gewandt. Wie Mr. Buller') bemerkt, erhielt Mr. Man- tell noch ein zweites Exemplar ; beide Individuen, die einzigen bekannten , bilden nunmehr eine der vor- züglichsten Zierden der ornithologischen Sammlung des britischen Museums. Mr. W. Mantell berichtet, dass, nach den Tradi- tionen der Eingeborenen, eine grosse Ralle gleich- zeitis mit den Moas gelebt und einen wichtigen Nahrunssartikel für ihre Vorfahren geliefert habe. Den Bewohnern der Nordinsel war dieselbe unter dem Namen Moho, jenen der Südinsel unter der Bezeich- nung Takahe bekannt, aber sowohl Eingeborene als Europäer betrachteten den Vogel als seit Langem durch wilde Katzen und Hunde ausgerottet, da nicht ein Individuum seit der Ankunft der englischen Colonisten gesehen, oder von einem solchen gehört wurde. Die Auffindung der beiden erwähnten lebenden Exemplare musste daher grosses Aufsehen erregen, aber seitdem ist ‚trotz der rastlosen Thätigkeit der Ornithologen Neu-Seelands keine Notornis mehr erbeutet worden, und man musste füglich annehmen, dass die zwei im britischen Museum aufbewahrten Individuen die letzten ihrer Art gewesen seien. Mr. Buller °) bemerkt allerdings, dass daraus, dass keine Notornis mehr angetroffen worden sei, nicht 3) Proc. Zool. Soc. 1850, 212, t. 21, Transact. Zool. Soc. IV (1850) 73, t. 25., Birds of Australia Suppl. t., Handbock Birds Australia Il. 576. — Ueber Notornis auch New-Zealand 189 e. tab. ALFANTO. ©. 5)ERAOMO: W. Buller Birds of | 5i nothwendig folge, dass die Species ganz erloschen sei. ı Er führt an, dass nach einem im December 1866 an | ihn gerichteten Schreiben des Dr. Heetor Mr. Gibson | einen Vogel gesehen habe, der nach seiner Beschrei- ‚ bung eine Notornis gewesen zu sein scheine, auch hätte Dr. Heetor während seiner Erforschung des Süd- Westens der Provinz Otago 1861—1862 noch Spuren (traces) der Notornis bei Thompson Sound und an dem Mittelarm des Lake Anau gefunden. Diess waren aber schwache und unsichere An- haltspunkte, während nun durch Herrn Dr. v. Haast die ganz neuerliche Wiederauffindung des ausgestor- ben geglaubten Vogels mit Bestimmtheit angekündiget | wird. In dem eingangserwähnten Schreiben berichtet nämlich Dr. v. Haast im Wesentlichen Folgendes: Es ist eine Notomis bei Lake Te Anau von den Hun- den gefangen worden. Ich ‚habe Hoffnung, dieselbe zu bekommen und habe bereits eine Expedition arran- girt, während welcher Mr. Buller und Herr Rei- schek mit mir gehen werden. Aus meinem Report on the Headwaters of the River Rakaia S. 20 ist zu ersehen, warum ich zu derselben Stelle hinziehen will, denn ich bin jetzt sicher, dass der von mir gesehene Vogel die Notornis war. Wir glaubten stets, dieser Vogel lebe nur im niedrigen Lande bei Sümpfen, wie der Porphyrio,, indessen, nachdem Sir George Grey von den alten Eingeborenen in Jacobs Rion heraus- brachte, dass er ein Anwohner der Alpenresionen sei und sich nahe den Felsengipfeln aufhalte, wo Wiesen und Lagunen sich befinden, bin ich nun fest überzeust, dass die gesehenen Fährten die des seltenen Vogels waren. In jedem Falle wollen wir nicht zurück- kehren , bis wir der Sache auf den Grund gekommen sind. — Auf dem Landschaftsbilde Nr. 11 Meins Knob ist die Stelle. Wenn ich an die grosse Entfernung denke, welche den betreffenden Vogel von mir trennte, so kann ich leicht begreifen, dass derselbe grösser war, als ich damals dachte; natürlich mit anderen Dingen beschäf- tist und nicht ahnend, dass ein solcher Schatz mir | nahe sei, verlor ich damals meine Chance, jetzt will | ich suchen, das Versäumte nachzuholen. Mit grosser Spanung darf man ferneren Nach- | richten entgegensehen Wien, April 1879. A. v. Pelzeln. Vereinsangelegenheiten. Die Adresse des Vereines an Ihre Majestäten wurde am 22. April 1879 von einer aus den Herren Präsident v. Pelzeln und Sekretär Dr. v. Enderes bestehenden Deputation Sr. Excellenz dem Herrn Statt- halter Freiherrn v. Conrad-Eybesfeld überreicht. Der- selbe erwiderte die kurze Ansprache des Vereinspräsi- denten in überaus wohlwollendem Sinne, und erkundigte sich sodann eingehend um die Verhältnisse des Vereines. Der Wortlaut der Adresse ist folgender: | Euere Kaiserlichen und Königlichen Majestäten! Alle Körperschaften und Vereine der Monarchie wetteifern am heutigen Tage, den Ausdruck ihrer freudigsten Gefühle, ihrer treuesten Ergebenheit an den Stufen des erhabenen Thrones des geliebten Herrscher- paares, niederzulegen. | Mögen denn Euere Majestäten auch dem ehrfurchts- voll unterzeichneten Ornithologischen Vereine in Wien ; allergnädigst gestatten, seinen Empfindungen innigster und unerschütterlicher Anhänglichkeit Ausdruck zu 58 geben, zu welchem es diesen Verein um so lebhafter drängt, als er das Glück geniesst, in der Person des dureh- lauchtigsten Sohnes Euerer Majestäten, des allgeliebten Kronprinzen Rudolf, seinen Protektor zu verehren. Wolle der Himmel Euere Majestäten den Völkern und Ländern Oesterreichs zu deren Heil und Segen lange in ungetrübtem 6lücke erhalten. Wien, am 24. April 1879. In tiefster Ehrfurcht Euerer Kaiserlichen und Königlichen Majestäten allerunterthänigster Ornithologischer Verein in Wien. Die Adresse selbst war in Schwarz und Gold in sogenannter Schwabacher Schrift gedruckt, von dem Kallisraphen und Maler Herrn Wilhelm Haidinger in | geschmackvollster Weise mit Gold-Initialen und Orna- menten geziert, und von den Ausschussmitgliedern un- terzeichnet. Sie ruhte weissem Moire antique ausgeschlagenen dunkelgrünen Sammtenveloppe, in einer mit ER ID Er ALLES welche aussen ein von einem .stylvollen Ornamenten- kranz umgebenes, den Initialien F. J. und E. bestehendes Monogramm in Gold, trägt. Die Enveloppe ist aus dem Atelier Klein hervorgegangen. Einige Tage nach dem Jubiläumsfeste wurde dem Vereinspräsidenten von der hohen Statthalterei ein Be- dankungsschreiben mit einer Copie des bekannten A. h. Manifestes, in welchem der Monarch so herzliche und tief empfundene Worte zu den Völkern Oesterreichs spricht, zugestellt. aus Die Jahresbeiträge pro 1879, sowie etwaige Rück- stände, wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche diess noch nicht gethan, gefälligst recht bald an den nunmehrigen Cassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitzgasse 6 B, einsenden. Der Bericht über die Aprilversammlung musste wegen Raummangels in dieser Nummer entfallen, und erscheint in der Juni-Nummer; ebenso diverse andere Vereinsnachrichten. Von fremden Vereinen. Aachen. *) Bei der am 7. Januar a. ce. stattgefun- | denen General-Versammlung des Ormithologischen Ver- eines in Aachen unter dem) Protectorate ner kaiserl. köngl. Hoheit der Kronprinzessin des deutschen Reiches von Preussen wurde für das Vereimsjahr 1879 der vor- jährige Vorstand wiedergewählt. resp. revidirten Statuten nur 10 Vorstands-Mitglieder sein sollen, so trat Herr Const. Goossens aus dem Vorstande aus. Der jetzige Vorstand besteht also aus den Herren: Ingenieur Franz Leydel, Vorsitzender, Durch Zufall verspätet. *) Da nach dem neuen | Wollwäscherei-Besitzer Adolph Bannier, stellvertre- tender Vorsitzender, Kaufmann Julius Min del, Schrift- | führer, Kaufmann Peter Mertens, stellvertretender Schriftführer, Tuchfabrikant Franz Keill, Rendant, Conditorei-Besitzer Ludwig van Rey, Inventar - Ver- walter, Lehrer Franz Seulen, Bibliothekar, Kaufmann Ludwig Brewers, Tuchfabrikant Otto Lamberts und Wollhändler Georg Scheben als Beisitzer. Die diessjährige Geflügel-Ausstellung wurde am 27., 23. und 29. April a. ec. wieder in den schönen Räumen des Bernarts’schen Lokales (Vereins-Lokales) abgehalten. SAKLIF- Literarisches. James C. Merrill. Southern Texas, being a list of Birds observed in the Vieimity of Fort Brown, Texas from February 1876-to June 1878 Washington 1878. S. Mit 3 Tafeln. auch Anmerkungen” von Dr. T. M. Brewer undMır. R. Ridgway. ne sehr schätzenswerthe Localfauna mit el werthvollen Beobachtungen. Any: Dr. Karl Russ: Die Prachtfinken, ihre Natur- geschichte, Pflege und Zucht. Besonderer Abdruck aus dem Werke: Die fremdländischen Stubenvögel. Hannover 1879. 8. In Nr. 12 (1878) der Mittheilungen des Ornithologischen Vereines ist der erste Band von Dr. Enthält | Notes on the Ormithology of | Russ’ Werk: Die Fremdländischen Stubenvögel be- y sprochen worden. Ein Sonder-Abdruck aus ansehen ist nunmehr unter dem obigen Titel veröffentlicht wor- den, welchem noch Ergänzungen über Pflege und Zucht | beigefügt wurden. Hinsichtlich des Wertlies und Nutzens dieses Buches muss sich Referent auf das bereits früher Gesagte beziehen und hinzufügen, dass das gegenwärtig besprochene in sehr Hana Kom erschienene Bänd- chen, welches, da’es keine Tafeln enthält, natürlich einem viel weiteren Leserkreise zugänglich sein muss, den zahlreichen Freunden der schönen Gruppe der | Prachtfinken sicher sehr willkommen sem wird. A.v. P. Herausgeber: Der Ornithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. : Nr. 6. — —_— ==> Bläfter für Wonelkunde, Fogel-Shub und -Bflene. Redakteure: Angust von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. ; Die „Mittheilnngen des Ornithologischen Vereines in Wien‘ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä2fl., sammt Franco- Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile !! ‘; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern :: a 20kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, : Florianigasse 46, zu richten. ir Jill. 181, Inhait: Eine kurze Notiz über den spanischen Gypaetus barbatus. Von =. — Ein Ausflug nach den Octscherhöhlen als Brutstätten der Alpendohle (Pyrrhocorax alpinus, Vielliot). Von Hans New eklowsky. — Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. — Vereinsangelegenheiten. — Aus meinen Vogelstuben. III. Sittichtypen. Von Eduard R ü diger. — Aufzeichnungen über den Frühjahrs- und Herbstzug der Vögel in der Gegend von Hallein. 1878. Von Vietor Ritter von Tsehusi zu Schmidhoffen. — Allerlei. r Eine kurze Notiz über den spanischen Gypaetus barbatus. = Nach vielen Bemühungen war es gelungen, einen Horst des Gypaetusbarbatus, des mächtigen Bart- geiers in den Gebirgen Spaniens aufzufinden. Einige Gefährten und ich durchzogen mehrere Landstriche Spaniens, Gegenden, in welchen der Bartgeier ziemlich häufig sein soll, nirgends ist es uns gelungen einen dieser interessanten Vögel nur zu sehen, geschweige denn einen Horst aufzufinden. Endlich nach vielen Bemühungen wurde es uns möglich, durch die Vermittlung eines Deutschen in Granada einen Horst des Geieradlers in den Gebirgen der Sierra nevada zu erkunden. Von Granada aus brachen . wir denn auf und ritten einige Stunden im Genil - Thale aufwärts, bogen dann in ein engeres Seitenthal ab und gelangten nach beiläufig fünfstün- digem Ritt zu einer kleinen Hacienda (wir würden es einen Meierhof nennen) die schon in namhafter Höhe an der Lehne eines grossen Berges liest. Die Gebirge, an unsere Centralalpen erinnernd, bilden in grossen runden Formen einzelne Ketten, jede ist um ein be- deutendes höher als die vorstehende. Der Berg, auf dem wir standen, bildete die letzte Vorstufe vor der langgedehnten Reihe der schneebedeckten Bergriesen der Sierra nevada. Dem Hause gegenüber, in dem wir uns nun niedergelassen hatten, steht über einem Thal drüben eine schroff abfallende Felswand, sie bildet den Fuss eines Berges. In dieser Wand befinden sich mehrere Höhlen und Spalten. Dort sagten uns die Bauern, Hirten und Jäger, dass der Horst des Que- branta huesos stünde, das ist der spanische Name des Geieradlers. Da wir nicht viel Vertrauen in die orni- thologischen Kenntnisse dieser Leute setzten, liessen wir uns das Gefieder des Vogels, den sie gesehen hatten, genau. schildern und richtig, die trefflichste Beschreibung des Federkleides eines alten Bartgeiers klang wie Musik zu unseren Ohren. Mit dem Fernglas wurde die Wand abgesucht, gar bald hatten wir die Höhle gefunden, die dem mächtigen Thiere als Behausung diente. Unter der- selben war Alles weiss von den Exerementen des , Jungen Vogels. 60 Nun kam die Hauptaufgabe: wie sich dem Horste nähern? Ein Reisegefährte, ich und einige Spanier machten uns gleich auf den Weg. Durch einige Oel- gärten hindurch gelangten wir im das Thal an den Fuss des Berges, nun mussten wir über eine ziemlich steile und hohe Schütt von ähnlichem Gerölle, wie in unseren Alpen, bis an den Fuss der senkrecht auf- steigenden Felswand emporsteigen. Hier angelangt, suchte ich nach der besten Stelle, um genug nahe an den Horst anzukommen. Ein Riss in der Felswand, ein Rauchfang, wie es unsere Gebirgsbewohner nennen, gestattete eine Annäherung bis auf einige Klafter vom Horste; doch eben in diesem letzten Stücke trennte ein kanzelartiger Vorsprung den Horst von der letzten gangbaren Stelle. Unmöglich wäre es daher gewesen, sich dort einen Versteck bauen zu wollen; wir gingen also am unteren Rande der Felswand um den Felsvorsprung herum, da fand sich ein gutes Plätzchen. An die Wand ange- lehnt, konnte man auf ungefähr 60 Schritte in der Luftlinie unter dem Horste kauern. Da liess ich nun aus Rosmarin-Büschen von den zu diesem Zwecke mitgenommenen Spaniern einen Schirm bauen, der an die Wand angelehnt, viel Deckung bot. Während wir noch arbeiteten, drehte sich ein stolzer Stemadler in Schraubenlinien über unseren Köpfen umher, em weissköpfiger Geier zog langsamen Fluges über die Gebirge dahin, Faleo cenchris und mehrere Cotyle rupestris umschwirrten uns ängstlich rufend, besorgt um ihre Nester, die nahe der Höhle des Bartgeiers sich in Felsritzen befanden. Ich sass schon im Schirme, der spanische Jäger warf eben noch einige Aeste über mich, als der Bartgeier schon erschien. Ich sah ihn aus meinem Verstecke nicht, doch der Jäger Hüsterte mir zu, dass der Gypaetus nahe unter uns längs der Berglehne dahin- gezogen sei. Ich vernahm nur seinen Ruf, einen tiefen grunzenden Ton, der mich sehr an die Stimme von Aquila imperialis, oder auch an die des Adalberti erinnerte. Die Spanier eilten nun den Berg hinab und mein Ge- fährte und ich blieben an die Wand gekauert, den Blick unverwandt nach dem Horste gerichtet, ruhig in unserem Verstecke. Gar bald bemerkte ich den jungen Bartgeier, wie er sich am Rande des Horstes auf- stellte und mit den Schwingen übermüthig wackelte ; es war schon ein recht grosser Geselle, der Körper im Federkleide, der Kopf noch mit Dunen besetzt. Zehn Minuten waren kaum verstrichen, als wir einen grossen Schatten über den Boden gleiten sahen, es war der Bartgeier. Durch die Zweige unseres Schirmes verdeckt, konnten wir wirklich nur auf Augenblicke die Gestalt des lange ersehnten, vielgesuchten Gy- paetus erkennen. Zwei Bögen zog er wohl um unseren Schirm, dann fuhr er zum Horst. Die Art, in welcher der Bartgeier zu seiner Höhle heimkehrt, ist eine ganz verschiedene von der der Geier, viel ähnlicher den Adlern, mit hart angezogenen Schwingen, die Füsse vorgestreckt, den Kopf aufrecht, den langen Stoss aber wagrecht haltend, schiesst er wie ein Pfeil daher. Nur auf einen Blick kann man dieses wundervolle, höchst interessante Bild erhaschen; einen Schuss anzubringen ‚äre bei dieser Geschwindigkeit ganz unmöglich. Die Höhle war auch sehr gross, der Eingang ganz kreis- förmig rund, so dass der Geieradler ohne nur für eine Secunde am Rande gefusst zu haben, direet im Innern seiner Behausung verschwinden konnte. Der lange Stoss ragte über die Oeffnung hervor, und man konnte nach den Bewegungen desselben erkennen, dass der alte Vogel damit beschäftigt war, im Innern der Höhle dem Jungen das Futter zurecht zu legen. Ich trat nun aus meinem Verstecke hervor, und suchte zwischen einigen Steinen einen sicheren Stand- platz, um ruhig zielen zu können. Laut schrie ich nun den Bartgeier an, doch dieser so sehr mit der Fütterung seines Sprösslings beschäftigt, überhörte jede Auffor- derung sich zu zeigen. Erst auf wiederholtes Rufen verschwand der lange Stoss im Innern der Höhle, und an dessen Stelle erschien am Rande die gelbe Brust, der ziegenartige Kopf mit dem Borstenbarte und das funkelnde Auge des merkwürdigsten, seltensten und edelsten Raubvogels der europäischen Hochgebirge. Ich wartete keine Secunde, der erste Schuss krachte, sausend fiel der Vogel an mir vorbei dem Thale zu, den zweiten Schuss sandte ich ihm nach; noch einmal fing er sich die Schwingen ausbreitend in der Luft, zog einige hundert Schritte thalab, stieg einige Meter ganz gerade empor, schlug die Flügel zusammen, und fiel todt herab noch einige Schritte weit über das Gerölle kollernd. Wir hatten noch kaum den erlegten Geieradler emporgetragen, und unser Versteck wieder in gute Ordnung gebracht, als auch schon der zweite Bartgeier hoch in den Lüften kreiste und uns zu voller Ruhe mahnte. Zehn Minuten verstrichen, da plötzlich höre ich den Ruf des Kolkraben und vorsichtig durch die Zweige des Schirmes hinausblickend, sehe ich wie der Rabe leichten Fluges den mächtigen Gypaetus umgaukelt, Beide strichen ganz nahe an uns vorbei, verschwinden aber gleich wieder hinter einem Felsvorsprunge, einige Secunden darauf vernehme ich abermals das Rauschen der Schwingen, und ehe ich noch Zeit habe die Flinte an die Backe zu reissen, saust auch schon der Bart- geier in seine Höhle hinein; abermals sehe ich den langen Stoss herausragen, abermals dreht sich der Vogel erst auf wiederholtes Anrufen um. Der erste Sehuss wirft ihn längst der Wand herab, doch wieder auf den ausgespannten Flügeln Gleichgewicht erlangend, zieht er in entgegengesetzter Richtung wie der Erste dem Thale zu. Der zweite Schuss bricht ihm einen Fuss, den er herabhängen lässt. Einige hundert Schritte von uns ober einem Oelwalde lässt er plötzlich die Schwingen sinken und fällt wie ein Stein zur Erde. Ich eile die Lehne hinab, und finde meine schöne Beute schon von einigen Hirten umrungen. Mit beiden Geieradlern beladen kehren wir zur Hazienda zurück. In weniger als einer halben Stunde war es mir geglückt ein gepaartes Paar dieses schon so überaus seltenen und interessanten Raubvogels zu erbeuten. In den Nachmittagsstunden desselben Tages stie- gen wir wieder zum Horstplatze empor und schickten einige Jäger und Hirten auf die Felswand zum Aus- nehmen des Horstes. Ein Landmann aus der Umge- bung der Hazienda, der alljährlich Horste erklimmt, fasste den Entschluss über die gefährliche und schwer erreichbare Felswand auf einer Strickleiter hinabzu- klettern, und uns in einem Korbe den jungen Adler mitzubringen. Wir warteten unter der Wand, und liessen uns Stoffe, aus denen der Horst bestand, herabwerfen. Ein Stück Ziegenfell, einige Federn, alte Knochen und Moder von Pflanzenresten wanderten auf diese Weise herab. Der Horst selbst ist sehr schleuderisch gebaut, oder besser gesagt, besteht als fester Bau gar nicht, der junge Vogel sitzt auf dem kahlen Gestein natürlich umgeben von Speiseresten und Federn, wie sie seine eigene Existenz mit sich bringt. Das Ausnehmen des jungen Geieradlers machte dem külhnen Spanier viel Schwierigkeiten, da die Höhle sehr tief war und der Junge sich daher weit zurück- ziehen konnte; endlich gelang es doch ihn in den Korb zu stecken, und so wanderte er aus seiner Fel- senburg in unseren Besitz. Seine Grösse und Stärke war schon eine recht bedeutende, sein Gefieder im Wechsel aus dem Dunen- in das Federkleid. In den letzten 14 Tagen, welche er bei mir in der Gefangenschaft zugebracht hat, wuchs er um ein merkliches Stück und befindet sich sehr wohl, verzehrt grosse Quantitäten Fleisch und beginnt schon alle Scheu vor Menschen abzulegen. Sogar an die Hunde, die er anfänglich am meisten fürchtete, ge- wöhnt er sich allmälig. Die beiden alten Bartgeier waren stattliche schön gefärbte Vögel im röthlichgelben Gewande mit graubraunem Rücken, weissgrauer Stirne, schwarzen Längsflecken über die Augen, borstigem schwarzem Bart. Farbe der Iris lichterzgelb, Hornhaut röthlich braungelb, Schnabel hornblau röthlich über- flogen, Füsse bleifarben. Maasse: | Fittig- |Schwanz- u en EL Länge| Breite a F USS- Mittel- | Länge |Länge rrnall Zehe | | | & | tt1ı | 2560 s10 510 5 s6 | | ı@ [1120 | 2640 820 510 s5 ER | ı Damit die Leser dieses Blattes durch diesen schnellen und so guten Erfolg nicht verleitet seien zu glauben, dass in Spanien der Bartgeier ein häufiger Vogel sei, will ich nur hinzufügen, dass wie in jedem Hochgebirge, ob dasselbe nun in Uentral- oder Süd- Europa, Nord-Afrika oder Central-Asien steht, so auch hier der Gypaätus ein äusserst seltener Vogel ist. 61 . leh habe Gebirge in Nordost-Spanien durchstreift in Central-Spanien und in der Nähe der Ostküste, bin auf der Sierra nevada einen ganzen Tag herumgeklet- tert, um einen Bartgeier zu sehen, sass lange auf der Spitze eines hohen Berges gegenüber des Mulahacen, des höchsten Berges der Sierra nevada, die den Namen Quebsanta huesos nach dem Bartgeier trägt, und nir- gends konnte ich dieses seltenen Thieres ansichtig wer- den. Die einzigen drei Geieradler, die ich bis jetzt in der Freiheit gesehen habe, waren die zwei Alten, welche ich erlegte und der Junge, den wir ausnehmen liessen, Einer meiner Bekannten, der seit mehr als 20 ‚ Jahren in Spanien auf Raubvögel jagt, erlegte in dieser ganzen Zeit erst einen Geieradler und diesen verdankte er nur einem zufälligen Zusammentreffen während des Winters. Alle Jäger in der Sierra nevada sagten uns, es gebe noch Bartgeier in den Sierren, doch weniger als früher und das glaube ich auch; eine gleichmässie fort- gesetzte Verfolgung hat diesen edlen Raubvoeel in unseren österreichischen Alpen als Brutvogel ganz aus- gerottet, und in der Schweiz gehört er ebenfalls schon mehr in das Gebiet der alten Jägersagen, und ebenso wird es auch in Spanien über kurz oder lang der Fall sein. Die Hirten lieben nicht die Nähe dieses Vocels und so trachten sie die Horste zu zerstören oder we- nigstens die Alten zu verscheuchen. Wenige Tage vor meiner Ankunft wurde ein Horst des Barteeiers von Hirten durch Steinwürfe vernichtet. ; Von dem häufigen Vorkommen des Barteeiers in Spanien, über das sogar einige Werke Zeugniss geben wollen, ist natürlich gar keine Rede, und wenn Ho- ward Saunders in seinem Cataloeue des oiseaux du Midi de I’ Espagne, welchen er der Soeiete Zoologique de France vorlegte, über den Gypaötus barbatus sagt: „Un ou deux couples se trouvent sedentaires dans tou- tes les montagnes, mais ce’ est dans la Sierra nevada que ce beau rapace devient presque abondant“ dann ist das vollkommen falsch, und entweder auf gar keine, oder sehr irrige Beobachtungen gegründet. Vielleicht werde ich später in der Lage sein, aus- führlicher über diesen interessanten Raubvogel unserem Vereinsblatte berichten zu können. Ein Ausflug nach den Oetscherhöhlen als Brutstätten der Alpendohle, (Pyrrhocorax alpinus, Vielliot). Von Hans Neweklowsky. Am 6. Juli 1575 machte ich mich in eines Führers um 4 Uhr Nachmittags von Wiener- brückel aus auf den Weg nach den Oetscherhöhlen. Längs der von Weiden umbuschten Lassing führte mich mein Weg anfangs durch ein von mässigen Hügeln umschlossenes Wiesenthal dem Einschnitte zu, welchen sich dieser Bach vor seinem jähen Absturze zum tiefgele- genen Frlafbette gebahnt hat. Von der letzten Ueberbrückung unterhalb der Klause, wo der Weg zum Aussichtspunkt für den Lassingfall abzweigt, schlängelte sich mein schmaler Pfad im bewaldeten schroffen Gehänge neben dem tosend herabjagenden Lassingbache bis zum Bette der Erlaf hinab, und von hier über eine kleine Brücke am a Begleitung |, jenseitigen Ufer ein eben so s teiles Gehänge hinan, bis nach einem eimstündigen ziemlich besehwerlichen Marsche eme in üppigster Pflanzenfülle prangende aufgeschlos- sene Thalmulde erreicht war , in deren Sohle eime für die Holzbringung errichtete sogenannte Riese einen wohlgeebneten Pfad für meinen weiteren Weg bildete. Nach kurzer Rast und einem Blicke in die kaum durehschrittene Steinwildniss hinab, führte mich dieser von morschem brüchigem Stammholze beleste Pfad zwischen sanften Hügelrücken dahin. { Das Terrain, welches ich jetzt durchschritt, war soweit ich Umschau hatte, mit ungerodeten halb ver- verkohlten Baumstummeln übersäet, welche aus den in reichster Fülle dem Waldboden entsprossenden Blätter- 62 werke von Belladomma und Brombeeren überall her- vorschauten. So gings eine Strecke sanft ansteigend fort, bis die sogenannte Aspanghöhe erreicht war, welche einen Aus- bliek in die bewaldete Ber ewildniss bot, aus der in nordöstlicher Richtung einem Riesenwalle gleich, der mächtige Oetscher emporragte. Von hier schlängelte sich der Pfad abwärts durch ein mit Brandkorn bebautes Stück des abgestockten Waldbodens fort, bis nach kurzem Marsch zwischen diesen Rohrstängeln gleichenden Getreidehalmen, das Alpenhaus am sogenannten Ochsenboden erreicht war. Ein aus roh gezimmerten Balken bestehender Bau mit vorspringendem Dache und kleinen vierecki- gen Fenstern, steht diese Hütte in ihrer bescheidenen Einfacheit am Rande eines ungefähr 80 jährigen Fichten- bestandes, an einer sanft gegen West geneigten Berg- lehne in Mitte einer üppig grünen Wiesmatte. Zu beiden Seiten der Eingangsthür luden Bänke zum Ausruhen ein, von wo aus ein herrliches Land- schaftsbild, der ganze westliche Horizont, eine weite bewaldete Thalmulde, von mächtigen Höhen umrahmt in der Abendruhe vor mir sich ausbreitete. In den Glockenton, welcher vereinzelnt vom nahen Weidegrunde heraufklang, mischten sich die volltönenden Accorde der Singdrosseln (Turdus musicus) von einem unfernen jungen Buchenbestande herüber klingend, bald aus ferneren, bald aus näheren Waldestheilen vernehmbar. Hier war noch voller Frühling; aus den Kehlen der befiederten Sänger erscholl von allen Seiten her ein Frühlings-Concert, wie es in tieferen Lagen nur im Mai den einsamen Wanderer im Walde zu erfreuen pflest. Vom nahen Fichtenwalde her erklangen die lieblichen Stimmen zahlreicher Rothkehlehen, und ein Baum- pieper belebte mit seiner schmelzenden Stimme den nahen Wiesengrund. In nordöstlicher Richtung stand über den nackten Geröllhalden das Bergmassiv des grossen Oetscherkam- mes mit seinen nach Süden zu senkrecht abfallenden Felswänden, das gehoffte Reiseziel m sich bergend, im Lichte der zu Rüste gehenden Sonne. Bald traf Herr Burger, Gastwirth von Wiener- brückel von einem mit Speisevorräthen, Gewehren und Munition schwerbeladenen Träger begleitet, ein, um sich der Expidition nach den Oetscherhöhlen anzuschliessen. Heiteres Gespräch verkürzte die Abendmahlzeit welcher ein fester Schlaf auf gemeinsamem Heulager folgte. Noch ehe der Morgen graute, waren wir schon alle geschäftig auf den Beinen und ein kurzer Bericht des Führers Bleier zerstreute in seiner zuversichtlichen Bestimmtheit jeden etwaigen Zweifel an gutem Wetter. Es war nach 3 Uhr Morgens, als wir die Hütte ver- liessen. Von hier senkte sich der Pfad in eine weite bewaldete Thalmulde in nordöstlicher Richtung hinab, und fing erst nachdem eine Stunde Weges zurückge- legt war, in einem alten Buchenbestande wieder zu steigen an. Hie und da musste ein durch Windbruch quer über den Fusspfad gestürzter Baumriese über- klettert und mancher von Farrenwedeln und hohem Grase überwucherte Sumpftümpel durchwatet werden, bis endlich der Wald sich plötzlich lichtete und mei- nem erstaunten Blicke die Verwüstung durch eime im Frühjahre 1875 vom nahen Teufelsriegel abgegan- gene Schneelawine in ihrer ganzen Grossartigkeit sich zeigte. Hier durchzukommen war selbst für das urwüch- sigste Naturkind dieser Berge ein Ding der Unmöglich- | | | | | keit, denn nicht allein, dass mächtige Buchenstämme wie Zündhölzchen gekniekt in einem wüsten Bilde der Zerstörung von jener wuchtigen Titanengewalt stum- mes Zeugniss gaben, die hier in wenigen Augenblieken ein Werk vollbracht hatte, welches hundert von Men- schenhänden in Wochen kaum zu vollbringen im Stande gewesen wären, sondern es ragten aus diesem Chaos ın den ungeheuerlichsten Stellungen mit dem oberen Ende des geknickten Stummels weit in den Boden hinein ge- trieben, mächtige Baumstämme, die Wurzelkronen nach oben gekehrt, hervor, von welchen durch den Haarwur- zelfilz gehalten, lange Rasenstücke herabhingen. Hart am Rande dieses Schauplatzes wilder Verwü- stung gings in ziemlich steil ansteigendem Walde über knorrige Baumwurzeln auf fettem mit dürrem Buchen laube überdeckten Boden fort; immer steiler wurde der Weg bis die Buchenwaldgrenze erreicht war und nun die Legföhre (Pinus pumila) zu meiner Begleiterin wurde. Immer ansteigend zog sich der Weg bis zur soge- nannten „Lacken“ fort, wo ich von einem Hügel das nahe und ferne Bild meiner Umgebung bequem über- sehen konnte. War unten bei der Alpenhütte schon die Luft mit Wohlgerüchen erfüllt, so war sie es hier noch weit mehr; den mit einer fetten Kräutermatte überzogenen weiten Halden entströmte in den wärmenden Strahlen der Morgensonne würzigster Duft. Die Aussicht in die Ferne war in leichten Nebel gehüllt, aber durch den Blick auf die reizende nahe Umgebung mehr als genügend ersetzt. Tief unter mir lag einem grünen Walle gleich die Grenze des Buchenwaldes, von welcher eine mit hohen Gräsern bewachsene breite Halde, dieht mit dunklen Legföhrenbüschen bestanden, bis zu den schrot- fen Gehängen des nahen Kammes, "Teufels- Riegel ge- nannt, heraufreichte. Neben mir lag die „Lacken“ ein unbedeutendes Wasserbecken von einem oberhalb gelegenen Schnee- lager mit Wasser gespeist. Ober diesem Schneelager dehnt sich gegen Norden zu eine ansteigende von mächtigen Steinblöeken übersäete hie und da mit Leg- föhrenbüschen bestandene Halde aus, über welcher in scharfkantigen Umrissen der Kamm des Teufels-Riegels den Horizont begrenzt. Etwas westwärts schliesst sich an dieses Bild im schroffen Absturze der östliche Theil des rauhen Kammes an, an welchem schon von hier- aus die Stelle, wo das Taubenloch, zu Tage mündet, deutlich sichtbar ist. Dieses überaus anziehende Bild, dessen so glücklich eruppirte Umgebung nach allen Seiten hin freien Blick gestattet, beschloss ich länger zu geniessen. Die saftige Kräutermatte zu meinen Füssen, aus dich- tem. Gemisch vom Gamswurz, weissem Speik und Mal- ven bestehend, lud mich so yerführisch zum Ausruhen ein, dass ich meinen müden Knochen gerne ein wohl- thuendes Ruheplätzchen gönnte. Hier, wo Alles Zufall ist, wo die Elemente nach freier Willkür walten, ohne dass Menschenhand die Spuren ihrer Gewalten zu verwischen sich bestrebt, hier besitzt das Einzelne wie das Ganze in der Ge. staltenwelt so viel Anziehendes für das Auge, dass man des Beschauens kaum satt werden kann. Auf der mit Steinblöcken übersäeten Halde ober dem Schneelager entdeckten wir äsendes Gemswild; es waren 4 Stücke, welche unsere Gegenwart nicht ahnend, auf ungefähr 80 Schritte vor uns weideten. An dem südlich abfallenden jähen Absturze des Teufelsriegels trabte die Gesimse entlang eine Gams- geis, welcher ein Kitz in den lustigsten Sprüngen nachzu- kommen sich bemühte. Die Gesänge des Alpenflüevogels (Accentor alpi- nus), welcher hier in mehreren Pärchen seine Brut- heimat aufgeschlagen hatte, und eines Baumpiepers (Anthus arboreus) bildeten das feinstimmige Natur-Con- cert dieser einsamen Bergwildniss, während der melan- cholische Ton der Ringamsel (Turdus torquatus), welchen ich in ähnlichen Localitäten dieser Gegend so oft zu hören Gelegenheit gefunden habe, hier gänzlich fehlte. So schwer es mir wurde von diesem herrlichen Bilde zu scheiden, eben so ernst gemahnte mich die vorrückende Zeit zum Aufbruche. An dem mächtigen Schneelager vorbei gings zwischen Steintrümmern in gerader Richtung immer ansteigend dem vorerwähnten Felsmassiv des rauhen Kammes entgegen, während wir das flüchtige Gems- wild bis zu seinem Verschwinden im jenseitigen Stein- geklüft scharf im Auge behielten. Es war 8 Uhr Morgens, als wir das Ende der Geröllhalden am Fusse der senkrechten Wände des rauhen Kammes an jener Stelle erreicht hatten, wo das Taubenloch zu Tage mündet. Nach Messungen von Lukas beträgt die See- höhe des Taubenloches 1498 Meter, die Form der Oeffnung bildet ein liegendes gleichschenkliges Dreieck, dessen Spitze am Boden ruht, und dürfte an der höchsten Stelle gemessen 13 Meter Höhe haben. Mäch- tige Felstrümmer bedecken den Boden des Einganges so wie den weiteren, Anfangs unter 7, später mit 33 Graden Neigung abwärts führenden Boden des Ganges. In einer Tiefe von 15 Metern unterhalb des Eingangs erweitert sich die Höhle zu einem Dome, dessen Höhe 15, dessen Breite 20 Meter betragen dürfte. Von hier führt links eine schmale Oeffnung, zu welcher man über Steingerölle emporsteigen muss, in weitere, bedeutendere Hohlräume, welche ich jedoch nicht betrat, da die Spuren des Brutgeschäftes der Alpendohlen mit zu- nehmender Finsterniss schon vor dem von mir betre- tenen Dome gänzlich aufhörten. Ausser den zerstreut umherliegenden Neststoffen, womit stellenweise der Boden des geräumigen Ganges tief unten vor dem Dome fast bedeckt war, was oflen- bar von gewaltsamer Störung der Nester dureh Menschen- hand herrührte, fand ich in dieser Höhle nirgends eine Spur irgend eines lebenden Wesens. Nicht weit vom Eingange lagen noch auf einigen Vorsprüngen im Plafond und an den Seitenwandungen ganz unberührt gelassene Nester, welche aus mir un- bekannter Ursache von ihren Erbauern verlassen wor- den waren. Nach kurzer, nur mit Hilfe von Fackel- licht möglicher Wanderung in diesen finsteren, keines- falls anmuthigen Räumen erreichten wir den Ausgang der Höhle. Es war eine seltsame Empfindung als ich beim Austritte das wahrhaft grossartige Bild der Umgebung erblickte. Vom Taubenloch führt ein etwas beschwerlicher Weg von etwa 20 Minuten aım Fusse der Felswände des rauhen Kammes, iiber die unter sehr scharfen Winkel abfallenden Geröllhalden, zum sogenannten Eis- oder Geldloche hinüber. Noch ehe der Eingang zu dieser Höhle erreicht war, vernahm ich ein öfter wieder- holtes Kri, kri, welchen Laut ich sofort als die mir vom Vorjahre her noch wohlbekannte Stimme der Alpen- 63 dohlen erkannte. Beim Eintritte in die Mündung der Höhle stoben sie auch wirklich nach allen Seiten hin auseinander, ihre nicht fluchtgewillten und flucht- unfähigen Jungen in der Höhle zurücklassend. Schon der Eingang zu dieser Höhle ist weit grossartiger, als jener der vorbesprochenen,, so wie auch alle Grössenverhältnisse dieser Hohlräume über- haupt bedeutender sind. Mächtige Steinblöcke liegen auch hier vor dem Eingange, hinter welchem in einer Länge von ungefähr 11 Meter ein mehrere Fuss tiefes Schneelager unter einer Steigung von 35 Graden nach abwärts führt, am Ende dieses Schneelagers erreichte ich, zwischen gros- sen Steintrümmern hinab gehend, in einer Tiefe von 18 Metern den Boden. Hier erweitert sich die Höhle zu einem geräumigen Gewölbe, dessen Boden mit Eis bedeckt ist, auf welchem eine, mehrere Centimeter tiefe Wasserschichte steht. Vom Plafond dieses mäch- tigen Gewölbes kommt eine aus erstarrtem Tagwasser gebildete Eissäule herab , welche nach der Tiefe zu sich verdickt, und bevor sie den Boden er- reicht, die Form eines Wassersturzes annimmt. Ein weiteres Vordringen auf dem mit Wasser be- deckten Eise war mit Bergschuhen nicht leicht mög- lich, und so wünschenswerth es mir auch schien, die weiteren Räume dieser Höhle zu durchwandern, so hatte der schon durchschrittene Raum derselben für mich ein noch weit grösseres Interesse. Fast an je- dem gesimsartigen Vorsprung dieser Räume lagen Nester der Alpendohlen. Sie waren in Form und Wahl des Materials fast alle gleich, dürre Zweige von dem an den Felspartien der Umgebung massen- haft wachsenden Heidekraute bildeten die Unterlage und den äusseren Ausbau, und nur die Nestmulde war mit feineren Grashalmen ausgelegt. Nach der Zahl der Nester mochten ungefähr 20 Pärchen hier ihr Brutgeschäft begonnen, jedoch kaum 10 Pärchen dasselbe bis zur Aufzucht der Jungen gebracht haben, da viele Nester keine Abnützung zeigten, während jene, in welchen die Jungen glück- lich gröss gezogen worden waren, weit mehr einem formlosen Spreuhaufen glichen, als einem Neste. Von bereits flugfähigen Jungen fanden sich inner- halb der Höhle auf den Gesimsen vertheilt sitzend 8 Stücke, während auf einem sänzlich niedergetrete- nen Neste auf einem Vorsprunge über dem Selnee- lager zwei befiederte, jedoch nicht Hlugfähige junge Alpendohlen sassen; leider misslang der Versuch, dieselben lebend zu erhalten, gänzlich. Die übrigen flugfähigen Jungen hielten sich, auf den Gesimsen sitzend, für vollkommen geborgen, und erst nachdem einige herabgeschossen waren, suchten die noch lebenden in den finsteren Theilen der näch- sten Umgebung bessere Verstecke auf, und nur ein einziges sah ich aus der Höhle in’s Freie flüchten. Selbst das Benehmen der alten Vögel war An- fangs mehr einer kühnen Abwehr gleich; nach dem ersten Schusse jedoch, welcher ein schönes altes Männ- chen zu Falle brachte, gingen sie sofort in hohes Luft- bereich, wo sie kreisend über dem Ausgange der Höhle schwebten. Von den geängstigten Alten vernahm ich nur in der höchsten Bestürzung ein krähenähnliches heiseres Kraaa, welchen Laut ich vorhin von ihnen noch nie gehört hatte. Wenn die Jungen ihre Eltern um Nahrung bet- telnd umgirren, geben sie einen Laut von sich, welcher 64 mit den Pfeifen des grossen Sichlers sehr viel Aehn- lichkeit hat, nur viel schwächer und um eine Octave höher klingt. Kein Pärchen hatte mehr als 2 Junge grossgezogen, und habe ich an den Gesimsen in der Höhle immer nur zwei einer Brut angehörige Junge beisammen sitzen. ‘gesehen. Die hier von mir im Freien beobachteten Familien bestanden auch nie aus mehr, als aus den beiden Alten und zwei Jungen , so wie ich diese Zahl an den. nicht flugfähigen jungen Vögeln über dem Schneelager gleichfalls bestätiget fand. Das Gefieder des jungen Vogels ist mattschwarz der Schnabel bis auf die gelbe "Mundwinkelschwiele tief bleigrau; die Ständer sind eben so gefärbt, die untere Seite der Zehen schwefelgelb Die Umfärbung der Ständer in das schöne Braun- roth und. des Schnabels in’s Schwefelgelbe, findet jedenfalls sehr bald nachdem die jungen Vögel selbst- ständig geworden sind, statt, da ich an den nahe an 200 Exemplaren, welche ich im September des Vor- jahres ziemlich nahe beobachten konnte, nicht Eines mit dunkelgrauem Schnabel bemerkt habe. Das Eis-. oder Geldloch dürfte für Oesterreich wohl als der nördlichste Brutplatz der Alpendohlen zu — Hg) betrachten sein, und dieser könnte bei seiner relativ leichten Zugänglichkeit, wenn der Colonie nur einiger Schutz zu Theil würde, für genaueres Studium . des ganzen Brutgeschäftes der Alpendohle ungewöhnlich nützlich werden. Was ich in wenigen Stunden an Wahrnehmungen über das Brutgeschäft dieses Vogels sammeln konnte, habe ich nun mitgetheilt. Mittag verliessen wir die Höhle, der herrliche Fernblick, welchen wir während unserer kurzen Mahl- zeit am Ausgange derselben genossen, bildete eine angenehme Zugabe zu dem durch ehrlichen Hunger gewürzten Mahle. Der kalte Luftstrom in der Höhle, der donnerähnliche Wiederhall der Schüsse und der düstere Raum, inwelchem sich diese seltsame Jagdscene abspielte, andlen nie aus meiner Erinnerung nalen. Bald führte uns der Weg die jäh abfallenden Gevöll- halden hinab durch ein mit Legföhrenbüschen bestande- nes Terrain, einem Kamme den: von hier nach Süden zu auslaufenden Höhenrücken, der sogenannten Myra zu. Nach tüchtigem Thalmarsche err en wir nach zwei Stunden den Oetscherbach und kamen nach kurzem Wege von da zu dem von dem Myrabache gebildeten herrlichen Wasserfall und trafen nach Verlauf einer weiteren Stunde in Wienerbrückel ein. NER Fe — Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. Durch meinen unvergesslichen Freund, den in Neutitschein verstorbenen Landesadvocaten Dr. Scehbald Schwab, den unermüdeten Samnler, Präparator und eifrigen Örnithologen, angerest und belehrt, legte ich im Tahrd 1365 eine Vogelsammlung an. Mein Sammelfleiss, lt Nachfor schungen i in weiterer Umgebung, sowie die men Konmeng erthe ‚Unterstützung an rede und Bekannten setzten mich im Teme der Zeit in den Besitz mancher werthvollen Vogel- präparate und verschafften mir sichere Kenntniss über das Vorkommen vieler Vögel, nicht nur in der nächsten Umgebung meines Aufenthaltsortes, sondern auch in einem grossen Theile desnordöstlichen Mährens. Nicht minder häufig fand ich aber auch Gelegen- heit, im Nordwesten meines Vaterlandes unsere gefiederten Mitbewohner in reicher Menge und Ver- Sehredenheit beobachten zu können. Liegt doch in jener Gegend, etwa 4 Meilen von Olmütz entfernt, in RR en Ebene, von Nord und Ost durch malsiellkoihe Ausästungen der SUndecen geschützt, im Süden und Westen von sanften Anhöhen begrenzt, am Zusammenflusse der March und Trebovka.das wohll habende Dorf Moravicany mein geliebter Heimatsort. Hier war es Ja, wo ich schen als Knabe _ die heimkehrende weisse Möve mit Jubel begrüsst, die vielköpfigen Schaaren der auf den Wiesen ernst ein- herschreitenden langbeinigen Störche angestaunt, den Ruf des Kukuks im nahen Walde gezählt, den Schlag der im Ufergebüsche längs der March velhilketeh vor- kommenden Nachtigall Delkinkenhn das unheimliche, nächtliche Kreischen der seit Ondenlelienen Zeiten diem Kirchthurm bewohnenden Schleiereulen vernommen, das durchdringende , abergläubige Menschen in Schrecken era eneke Geschrei des Todtenvogels gehört — kurz, auf jenem von der Natur reich be- dachten Stücke vaterländischen Bodens erregten schon in meiner zartesten Jugend die manniefaltigen Arten unserer Land- und Wasservögel meine grösste Auf- merksamkeit und aus jener Zeit stammt auch die Vorliebe, mit welcher ich noch immer diese ausgezeich- neten Geschöpfe aufsuche und beobachte. Wenn ich nun in nachfolgenden Zeilen meine gesammelten Erfahrungen über die V ögel Mährens den geehrten Lesern unserer Vereinsschrift übergebe, so glaube ich noch bemerken zu müssen, dass sich die Mittheilungen aus dem nord westlichen Mähren blos auf jene Zeit beziehen, welche ich, mit Ausnahme der letzten fünf Jahre, in meiner Heimat besuchs- weise zugebracht habe. Es ist diess die Zeit meiner Hauptferien im August und September, sowie die kurze Dauer der jährlichen Weihnachts- und Öster- feiertage. I. Raubvögel, Accipitres. Die Geier. Vulturinae. Unter die seltensten Erscheinungen aus der Vogelwelt sind in Mähren unstreitig die Mitg lieder der le der Geier zu rechnen. Meines Wissens sind es bloss zwei Arten, welche in unbestimmten Zeiträumen, aus dem Südosten unseres Welttheiles kommend, die Aufmerksamkeit der Bevöl- kerung auf sich lenken, nämlich der weissköpfige Geier “(G; yps fulvus) und der graue Geier (Vultur monachus). Ist es einem Glückskinde durch Zufall gelungen, einen oder den anderen .dieser Riesenvögel im Damals zu erlegen, so macht derselbe durch die meisten vater- » ländischen Tagesblätter, gewöhnlich unter dem Respect einflössenden Namen „Lämmergeier“, die Runde. Zunächst sind es in Mähren wohl die im Osten gelegenen, zusammenhängenden Waldungen, welche mit dem ausgedehnten Karpathengebirge in Verbin- dung stehen, wo die Geier anzukommen pflegen. Von hier aus scheinen sie durch ungünstiges Wetter, Futtermangel oder andere Umstände in das Innere des Landes, selbst in dicht bevölkerte Gegen- den, verschlagen zu werden. So wurde, mir bekannt, dass im Jahre 1873 ein Vultur monachus in der Nähe der von Bergen eingeschlossenen Stadt Frankstadt, drei Meilen östlich von Neutitschein, erlest wurde. Derseibe ge- hörte einer Gesellschaft von 4—5 Stücken an, die Ende des Monats Mai, während eines mehrtägigen heftigen Regens und dichten Nebels im jener Gegend schienen es Zwei dieser dunkelbefiederten fremdartigen Gäste liessen sich zu Boden nieder und wurden von dem Eigenthümer eines Grundstückes angetroffen, am Vormittage Ruhe absuchten. Offenbar schr ermattet, waren beide wenig scheu und hielten so lauge aus, bis der schnell gefasste Sonntagsjäger sein Gewehr geholt und „den am Längsten Verweilenden im Sitzen angeschossen hat. Dr. Schwab wusste dieses Exemplar käuflich an sich zu bringen und präparirte es für seine Sammlung. Ich untersuchte den Magen dieses Mönchsgeiers, fand ihn zusammengeschrumpft und bis auf eine diek- flüssige grüne Masse, ganz leer. Nach meinem Dafür- Ivikicm Koma Kesbe nur von der frischen Saat her- rühren, zu welchem ungewöhnlichen Nahrungsmittel der ausgehungerte Vogel in seiner grössten Noth Zu- flucht genommen hat. Später eingezogenen Erkundisungen zu Folge, verfolgten die übrigen Mitglieder or welnen (eo gesellschaft die Richtung der Karpathenausläufer nord- Sehe eiter; denn um dieselbe Zeit, wie bei Frank- stadt wurden noch zwei andere Mönchsgeier in der Nähe zu Stande gebracht. Das erste Exemplar fiel in vom Regen vollständie durehnässten Zustande unweit von Hochwald, einem Landmanne lebend in die Hände und das mal schoss em Bauer bei Mistek. Verlässlichen Nachriehten gemäss soll zu derselben Zeit auch in der Gegend von Bielitz in Schlesien ein Kuttengeier erlest worden sein, welcher aller Wahrscheinlichkeit nach den Rest der oben genannten wandernden Gesellschaft gebildet haben urtet Im Monate October sahen Jahres erschien im Stramberger Reviere, eine Meile östlich von Neutitschein, die zweite Anfangs angeführte Geierart, nämlich Gyps fulvus. : 5 Dieser Aasjager wurde von einem herrschaftlichen Heger, ebenfalls am Felde beobachtet, hielt jedoch nicht Stand und flüchtete sich in die nahen Waldungen, wo er erst am nächsten Tage von einem hohen Baume herabgeschossen worden ist. Es war ein ausgewachsenes sehr schönes Männchen und befindet sieh im Besitze des k. k. Theresianischen Fondsgutes zu Neutitschein. Die Falken. Fäleonidae. Oefter als die Geier, aber immerhin selten, besuchen das nordöstliche Mähren zwei Arten aus der Sippe der Edeladler (Aguila), nämlich der Steinadler (Aquila chrysaötos) und der Schreiadler (Aquila naevia). - als sie sein üppiges Saatfeld in gemüthlicher be} | sehr | Jäger dem forschenden Ormnithologen nachgeben, 65 Was den ersteren anbelangt, so vernahm ich während der 14 Jahre meiner Beobachtungen, von bekaunten Forstmännern aus den nahe gelegenen Karpathenausläufern, wohl mehrmal, dass zufällig da und dort em grosser Vogel längs des Gebirges arlar über dessen Kamm fliegend, gesehen wurde Band dass es gewiss kein anderer gewesen sein mochte, als ein Steinadllen ; Derartige Berichte pflege ich jedoch stets mit der grössten Bvzorsicht aufzunehmen, da es mir nur zu gut bekannt ist, wie leicht es viele Beeakler aus den grünen Walde mit der genauen Bestimmung einer Vogelart nehmen nnd mit ralldhan Gefälligkeit Nena wenn es sich um die Feststellung eines ungewöhnlichen Vogels im eigenen Reviere Inmaldie Aus dieser Ursache bin ich im Stande nur zwei sichere Fälle zu a wo in meiner unmittel- baren Nähe Steinadler nicht bloss beob achtet, sondern auch erbeutet worden sind. Das erste Mal war es im Jahre 1865. Ein Be- diensteter des k, k. Theres. Fondsgutes zu Neutitschein war damals so glücklich, den mächtigen Räuber, in den Waldungen von Stramberg zu Sehen, Diese Steinadler, eim jüngerer Vogel, bern sich gegen- wärtig in len Lehrnittelsammlung der Knaben- Bürger- sehule in Neutitschein. Ueber den zweiten Adler derselben Art, welcher im Herbste des Jahres 1577 erlegt wurde, habe ich seinerzeit ausführlichen Bericht erstattet und ersuche den freundlichen Leser diessfalls in den „Mitthei- lungen. des ornith. Vereines in Wien,“ 2. Jahr- gang, Nr. 10, gefälligst nachschlagen zu wollen De Erf ahrune Tehrt, dass manche Raubvogelarten zu gewissen Zeiten ihre Fleimat verlassen annat ausge- dehnte Streifzüge unternehmen. Mitunter gelangen einzelne dieser Landstreicher in Gegenden, elle ihrer Lebensweise besonders entsprechen; denn nieht allein, dass sie sich hier in bestimmten Revie ven, oft tagelang aufhalten, sondern ähnliche Plätze en von ihnen als förmliche Stationen, welche auch in der Folge von anderen Individuen derselben Art fast regel- mässig aufgesucht werden, benützt. Innerhalb meines Beobachinne er hei gebührt die Bezeichnung einer solchen Vo gelstation einem mittelgrossen, in der Ebene gelegenen Walde, mit gemischtem Bestande. Er führt den Namen „Hoher Wald“ und wurde von mir im 2. Jahrgange dieser Blätter, pag. 106, näher besprochen. { Der Hohe Wald, desgleichen die höher gegen Norden gelegenen Forste des Flachlandes im Gebiete der Oder, beherbergen bisweilen auch den zweiten oben genannten Edeladler, nämlich den Schreiadler (Aquila naevia). Gewölnlich fällt sein hoher Besuch in die Herbstzeit, wie z. B. im Vorjahre, den 16. October, wo ein starkes Weibehen, in dunkelbraunem, weiss geflecktemn Jugendkleide seine Reiselust mit dem Tode büssen musste und gegenwärtig meine Sammlung ziert. Aber auch in Frühjahre schon wurde dieser harmloseste und feisste Adler, wie Brehm den Schrei- adler celassifieirt, in meiner Nähe beobachtet. Es war im Jahre 1573. Damals traf im Hohen Walde ein Paar ein, hielt sich mehrere Tage auf, und es hatte sogar den Anschein, als wollten sich die Einwanderer hier bleibend niederlassen und vielleicht auch brüten. Leider waren es Adler, „Schädliches“, und das darf in einem Walde, wo Wild gehest wird, nicht 66 geduldet werden. Eines Tages löste ein Waldheger das zarte Bündniss des Adlerpaares in unbarmherziger Weise auf; er streekte das Männchen nieder und das frei gewordene Weibchen verliess für immer den gefähr- liehen Ort. Am 13. Mai 1879 wurde mir aus der benachbarten Stadt Freiberg ein auffallend licht befiederter Adler zur Präparation im Fleische eingeschickt, und zwar mit der Bemerkung, es sei ein junger \ Steinadler. Im ersten Augenblicke konnte ich in Wahrheit selbst nicht sicher angeben, welchem Mitgliede der edlen Adlergruppe ich iefnal die letzte Ehre des Ausstopfens zu erweisen habe; denn ein Adler in diesem Gewande ist mir in meiner Praxis noch nie vorgekommen. Erst nach genauer Untersuchung gewann ich die Ueberzeusunsg, dass mir der Zufall einen Adler in die Hände gespielt hat, über dessen Vorkommen in Mähren, so weit meine Kenntniss reicht, nur Professor Heinrich in seinem Werkehen: „Mähren’s und Schlesiens Fische, Reptilien und Vögel“ Erwähnung macht, — einen Adler, weleher nach Mit- theilungen lterer, mir persönlich bekannter Ornithologen im nordöstliehen Mähren noch niemals beobachtet worden ist, nämlich — den Königs- odor Kaiser- adler (Aquila imperialis). Der Vogel ist von gedrungener, kräftiger Gestalt und tr Se ein stark abgeflogenes Jugendkleid. e Grundfarbe seines Gefhieders ist gelblichweiss oder En man gewöhnlich zu sagen pflegt, semmel- farben. Brust, Bauch, Seiten, sowie sämmtliche Ober- fügeldeckfedern, dal Kleingefieder am Unterflügel und den Rücken bedecken braune Längsflecken, w elehe die grösste Dichte und dunkelste Färbung auf der Unter- brust und den Seiten erreichen, nach oben und unten jedoch in dem Maasse abnehmen, dass das Bauchgefieder nur roströthlich verwaschen, die Unter schw anzdeekfedern und die Kehle aber einfärbig lichtgelb erscheinen. Erv gefärbten Ränder Schaft und seine gleich sind. Der ebenfalls liehte Scheitel und Nacken zeigen hie und da einen roströthlichen Anflug, die Ohr- und Schläfengegend sind rostbräunlich. rähnte Längsflecken entstehen durch die braun jeder einzelnen Feder, während der nächste Umgebung der Grundfarbe Die ersten sieben grossen Schwungfedern sind schwarz, an der breiteren Hälfte der Innenfahnen licht marmorirt; die en drei auftallend lichtgrau, am Ende weiss; die übrigen Sehwungfedern zweiter Reihe, desgleichen die Bug- und Achselfedern sind schw: ärzlich, mit weissen Spitzen. Der Bürzel zeigt eine lichtgelbe Farbe, die Steuer- federn sind ohne jede Spur von Querbändern grau- schwarz, mit braunröthlichem, se Nesalenı Rande und eben solchen Spitzen. Der bis auf die Zehen befiederte Lauf, sowie die kurzen Hosen sind einfärbig semmel- farben. Der Schnabel ist an der Spitze schwarz, gegen die Wurzel zu in’s Bläuliche, die Wachshaut bla ssgelb, die Mundwinkel etwas heller, die Iris gelbbräunlich, die Zehen lichtgelb, die Krallen schwarz. Das Gewicht dieses Raiseradlers betiug 3 Kilo 7 Dekagramım. Die vorgenommenen Messungen desselben ergaben folgendes Resultat: Motallänvens ae A 0 19nMiet: Elusweites 2 20 Rue en 102: 00ER Flügellänge vom Bug zur Spitze . 060 „ SCh wanzi BERN 0: Ze Entfernung der Flügel- von der Schw: anzspitze ERSTE RL 08 O:OOMERTE Länged. Schnabels vom Mundwinkel 0:07 5 Länge des Sclmabels in gerader Linie von der Stim. ......0045 „ Länge der Wachshaut, am First des Schnabels . . . . 0020 Breite des Schnabels an der Stirn 0:030 E Höhe des Schnabels . . ....004 „ Fusswurzel . . 2 BE MORAL LEST, Länge der Mittelzehe mit Nagel, int geradernliimiena rn nr 20.2120:090 Länge der Kralle an der Mittelzehe 0:027 N Länge der Kralle an der äussersten Zee N, NE 2 0:0208, Das Geschlecht v war r nicht zu ermitteln, wie aber aus den Grössenverhältnissen ersichtlich ist, hat man es hier mit emem männlichen Vogel zu thun. Den Mittheilungen des Einsenders zufolge wurde der in Rede stehende Kaiseradler von einem Bauer in Bichaltitz (emem Dorfe zwischen Freiberg und Hochwald), beim Kartoftelsetzen im verwundeten aber noch lebenden Zustande am Felde angetroffen, einge- holt und mit einem Stocke erschlagen. Jedenfalls ist er in der Nähe von Hochwald angeschossen worden und anf der Flucht ermattet, in jenem Kartoftelfelde niedergesunken. Dass der Vogel in der That angeschossen war, zeigte sich bei der Präparation desselben. Der Adler hatte den linken Unterar mknochen zersehmettert, während die Speiche unversehrt blieb, ferner trug er eine leichte Hals- und Unterleibswunde davon. Ueberdiess fielen während des Abbalgens aus seinem Balge noch drei Hasenschrotkörner heraus, die offenbar unter der Haut stecken geblieben sind. Von heftigen Schmerzen gequält, zur Erwerbung der nöthigen Nahrung unfähig gemacht, ging der seltene Raubvoccl dem kehmachvollen. Ende de: Hungertodes entgegen. Bei der Untersuchung des Magens und Kropfes fand ich beide vollständig leer, ersteren bloss mit einem grüngelblichen Schleim überzogen und zusammenge- schrumpft. Obzwar mir über die Richtung, aus welcher dieser ausserordentliche Gast in das nordöstliche Mähren gekommen, keinerlei Nachrichten zugekommen , so glaube ich doch mit Bestimmtheit behaupten zu können, dass auch er, dem Gebirgszuge der Karpathen folgend, aus dem Südosten hier angelangt ist. Auch dürfte es nicht unwahrscheinlich sein, dass er schon seit Ende des Monats April die hiesige Gegend bewohnt hat, denn schon zu jener Zeit theilte mir ein verlässlicher Forstmann mit, dass er in der Nähe des mehr erwähnten Hohen Waldes einen grossen weissen Adler, hoch über dem Boden dahinschwebend, beobachtet habe. Sollte diess nieht ein und derselbe Vogel, und zwar der hier besprochene Kaiseradler gewesen sein? — Das Präparat ist Eigenthum des k. k. Gymnasiums zu Freiberg und wurde der dortigen Lehrmittelsamm- lung einverleibt. (Fortsetzung folgt.) 67 Vereinsangelegenheiten. Monatversammlung des Ornithologischen Vereines Zu dieser mit Rücksieht darauf, dass vom 5. April. auf den gewöhnlichen Versammlungstag, den zweiten | | äusserst zierliches Tischehen für Käfige sammt diesen Freitag des Monates der Charfreitag fiel, schon am "Samstag den 5. April abgehaltenen Versammlung hatte sich ein zahlreiches Auditorium eingefunden. Dem Programme entsprechend wies zuerst Herr Professor Jeitteles ein Exemplar der Waldohreule (Otus vulgaris, Flem.) vor, welches sich in der kleinen an der k.k. Lehrerinnenbildungsanstalt zu Lehrzwecken gehaltenen Sammlung lebender Thiere befindet, vor, und knüpfte an die Vorzeigung des sehr zahmen Thieres eine Reihe interessanter Notizen über diese Spezies im besonderen, sowie über die Eulen und die Nützlichkeit der meisten derselben im Allgemeinen. — Wir können nicht umhin bei dieser Gelegenheit darauf hinzuweisen, wie wichtig und erspriesslich für den naturgescbichtlichen Unterricht das zeitweise Halten lebender Thiere an den Schulen ist. Wir glauben zu wissen, dass Herr Professor Jeitteles das Prineip mit Consequenz festhält und durchführt, seinen Schülerinnen an der genannten Anstalt, möglichst viele lebende Thiere und gerade ganz gewöhnliche, einheimische, zur An- schauung zu bringen. Erst in zweiter Reihe und er- gänzungsweise wird nach guten Präparaten, (aus- gestopften Thieren) und in letzter Reihe nach Ab- bildungen gegriffen. Nur auf diesem Wege ist es möglich, den Lernenden richtige Vorstellungen von den im Vortrage besprochenen Thieren, von deren Art- Familien- und Ordungs-Kennzeichen, von ihrem Wesen und ihrer Natur zu geben. Das blosse Wort des Lehrers, der Buchstabe des Lehrbuches und die todte Abbildung die fast immer mehr oder weniger Fehler an sich trägt, vermögen diess nun und nimmer. Dass nicht längst allgemein und überall in Schulkreisen dieses Prineip zur Geltung gekommen ist, ja dass es hie und da noch gar angefeindet wird, ist auf das Tiefste zu beklagen. Herr Curt Vogel, Redacteur einer seit einigen Monaten unter dem nicht ganz glücklich combinirten Titel „Wiener Blätter für Geflügelzucht, Vogelkunde und Zoologie“ erscheinenden ganz tüchtigen - Fachzeit- schrift, hielt einen Vortrag über englische Farben- Canarienracen und über Harzer - Canarien, deren Pflege und Zucht. Herr Vogel hatte ursprünglich bezüglich der englischen Farbenvögel nur die Vor- schon | weisung ceolorirter Abbildungen angemeldet, war jedoch | höchst erfreulicher Weise am Tage vor der Versamm- lung in den Besitz einer kleinen Collection lebender | solcher Vögel gelangt, welche ihm die Firma Clark | . ( \ | Oesterreich, ete., ete. mit pauschalirten Jahresbeiträgen & Co., in London zugesandt hatte. Die Thierchen, etwa 4 oder 5, von einander sehr verschiedenen Racen | angehörig, erregten denn auch allseitiges lebhaftestes Interesse und ungetheilte Bewunderung. Sobald uns der Raum nur einigermassen gestattet, wollen wir wenigstens in Kürze auf die Züchtung dieser überaus interessanten und in Farben und Formen scharf aus- es ı geprägten Canarienracen in einem besonderen Artikel | näher eingehen. Von Harzer-Canarien, bei welchen Farbe und Körperform nur in zweiter Reihe, der Gesang dagegen | weitaus in erster Reihe Herr Vogel ebenfalls eine sehr schöne Collection, unter welcher sich befanden, mitgebracht. in Betracht kommen, hatte | einige ganz vorzügliche Sänger | Die Thierehen begleiteten den Vortrag ihres Herrn und Gebieters mit ihren besten Kunstleistungen. Die von Herrn Vogel vorgewiesenen Gesangsbauer, ein und ihren Insassen fanden ebenfalls lebhafteste Aner- kennung. Der Vortragende verbreitete sich ausführlich über die Erfordernisse eines guten Harzer-Gesanges, über die verschiedenen „Touren“ des letzteren, über Vorzüge und Mängel einzelner Sänger, über die Füt- | terung und sonstige Pflege dieser Vögel, endlich über deren Zucht. Am Schlusse seines nahezu 1", stündi- gen Vortrages erntete Herr Vogel. den wärmsten Beifall der Versammlung. Dr. v. E. Monatsversammlung des Vereines vom 9. Mai. Der Präsident Herr v. Pelzeln eröffnete die Sitzung mit der überaus erfreulichen Mittheilung, dass Se. kais. und königl. Hoheit der Herr Erzherzog Kronprinz Rudolf, der durchlauehtigste Protector des Ornithologischen Vereines, letzteren durch die Uebersendung eines Exemplares Höchstseines Jagdtagebuches „Fünfzehn Tage auf der Donau‘ für die Bibliothek, ausgezeichnet habe. Die Versammlung erhebt sich zum Zeichen ihres freudigen Dankes unter Beifallsrufen von den Sitzen. Sodann hält der Vorsitzende einen Vortrag über merkwürdige Bastarde von Gallus Bankiva Tem. und Gallus varius Shaw, welche auf Java in domestieirtem Zustande gehalten werden. Die erstere Species, das Bankivahuhn gilt bekanntlich als die Stamm- form, wenn nicht aller, so doch der meisten Rassen des Haushuhnes. Der Vortrag gewann dadurch besonders Interesse, dass Herr v. Pelzeln ausser dem in Rede stehenden Bastard eine ganze Serie naheverwandter Wild-Hühnerspecies in gut ausgestopften Exemplaren vorzeigte, auf die gemeinsamen Merkmale derselben, sowie auf ihre Unterschiede hinwies und insbesondere die charakteristischen Eigenschaften beider Elterntheile an den Blendlingen demonstrirte. Dr. v. Enderes besprach die demnächst abzu- haltende V. Internationale Ausstellung des Ersten Oest. Geflügelzuchtvereines und damit verbundene Verlosung lebender Vögel zu Gunsten der verunglückten Bewohner Szesedins und lud die Anwesenden zum Besuche der Ausstellung und zur Betheiligung an der Lotterie ein. Neu beigetretene Mitglieder. Se. Excellenz Herr Dr. Sigmund Freiherr von Conrad-Eybesfeld, k. k. geh. Rath, Statthalter und Präsident der Finanz-Landesdireetion von Nieder- inerhöhtem Betrage, Wien, Il., Heringasse 11. Frau Anna Aich, Goldwaarenfabrikantensgattin in Wien, IV., Hauptstrasse 29; Herr Dr. Moriz Edler von Winter, k. k. Finanz- ratı in Wien, Vl., Kollergerngasse 4; Herr Dr. Carl M. Faber, Privatier in Wien, I., Naglergasse 1. Eingelaufene Beiträge für die Sammlungen des Vereines. An Büchern: „Fünfzehn Tage auf der Donau“ (siehe oben, Bericht über die Maiversammlung des Vereines); 68 von Tschusi-Schmidhoffen: „Die Vögel Salz- burgs“ (siehe Nr. 3. 1. Jahrg. Literarisches); von Tschusi-Schmidhoften, „Bibliographia ornithologiea. Verzeichniss der gesammten ornitholo- gischen Literatur der österr.-ungarischen Monarchie. Marschall Fr. Aug. Graf; Vergleichende Ornis der österr.-ungar. Monarchie,“ mehrere Fortsetzungen dieses dem Vereine gewidmeten, schon oft an dieser Stelle erwähnten, hochwichtigen Manu- scriptes; sämmtlich Bilder: Zwei Abbildungen von Elstern, einer beinahe ganz weissen, und einer weiss und isabellfarbig gezeich- neten. Die Bilder sind von Herrn Carl Zenker Custos des Schlosses Frauenberg in Böhmen, sehr schön in Aquarell ausgeführt, waren auf der letzten Ausstellung des I. österr. Geflügel- Zucht- Vereines (11.—18. Mai 1. J.) ausgestellt, und wurden sammt hübsch geschnitzten braunen Holzrahmen von ihrem Geschenke der Herren Verfasser, Eigentliümer, unserem Mitgliede Herrn Wenzel Spätny dem Vereine zum Geschenke gemacht. Ein Schnepfenei. (Siehe Rubrik Allerlei: Schnepfen im Schnee.) Von Herın von Hutten- Klingenstein. Die Jahresbeiträge pro 1879, sowie etwaige Rück- stände, wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche diess noch nicht gethan, gefälligst recht bald an den nunmehrigen Cassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI, Kaunitzgasse 6 B, einsenden. Die nächste Monatsversammlung findet am Freitag, den 13. Juni 1. J. um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kaiserl. Academie der Wissenschaften statt. Auf der Tagesordnung stehen eventuelle diverse Mittliei- lungen des Präsidenten und einzelner Mitglieder. In den Monaten, Juli, August und September finden keine Versammlungen statt. Die zweitnächste fällt somit auf den 10. October 1. J. und wird deren’ Tagesordnung seinerzeit bekannt gegeben werden. — IE Aus meinen Vogelstuben. Von Eduard Rüdiger. III. Sittichtypen. Wer sich erst einmal entschlossen, seine Käfige mit fremdländischem Gefieder zu bevölkern und dabei gleichzeitig in dem guten Glauben handelt, so den heimischen Vogelschutz praktisch zu fördern, wird seiner in andere Balınen gelenkten Liebhaberei nicht früher Grenzen setzen, bis er sich inmitten einer zahl- reichen Gesellschaft „aus allen Welten“ befindet, denn immer neu und immer fantasieerregender werden die vielgestaltigen, vielfarbigen Erscheinungen auf ihn wirken. Wohl bringt auch Mancher ein Opfer, wenn er unsere liederreichen Kehlen in allbekannten beschei- deyen Gewändern dahin verweist, wo sie hin gehören, in Wald und Flur, denn das ermöglichte vielstimmige Concert der Tropenbürger in ihren schmelzenden dem Auge schmeichelnden Bildern, bietet einem gewohnheits- mässig so gern betheilisten Gemütlhsleben keinen oder | nur geringen Ersatz. Reiche Unterhaltung aber, Belehrung und Freude gewähren zu allen Zeiten diese Exotenvereinigungen und, was schon wesentlich, fast um denselben Preis und leichter noch, als ein guter deutscher Vogel, ist mancher willkommene Fremdling zu beschaffen. So kann jetzt der fleissige Handwerker, wenn er nur will, die überaus einfache und wenig kostspielige Pflege eines Australiers, Asiaten oder Afrikaners in die Hand nehmen. Wie jede Liebhaberei wieder ihr Gepräge in sich hat, so auch gibt die Vogelstube ein charakteristisches Merkzeichen der Individualität ihres Besitzers. Eine der angenehmsten und keineswegs durch überlautes Wesen irgend lästig werdende Vogelfreundschaft ist eine Gesellschaft australischer Prachtsittiche, bekannt als vorzugsweise ausdauernd im Käfige, bekannt als überreiche lebendige Farbentafel. Will man seinem Zimmer eimen enisprechenden heimatlichen Anflug geben, vielleicht Jugenderinnerun- gen bei seinen Pfleglingen wach rufen, ist nur nötlig, in verständiger Abwechslung einige Ficus elastica mit langen tiefdunkelen glänzenden Blättern, einige Ficus religiosa und australis mit kleineren hellen Blättern und oft 3üscheln an passenden Plätzen aufzustellen. Abgeselien davon, dass längst genau ermittelt worden, ein wie vorzüg- lieher Luftreiniger und Stickstoffeonsument jedes einzelne Exemplar, macht die Erhaltung gar keine Schwierig- keiten. Diese überaus anspruchslose Pflanzengattung gedeilt in jedem vor Frost geschützten Raume und brauelit nur möglichst oft, jedes Blatt einzeln, oben und unten, vom Staube gereinigt und abgewaschen zu werden, um stets den heirlichsten, eigenartigsten, fühl- bar ergänzenden Eindruck zu gewähren. — — Ui, Ui — grüsst sehr klangvoll en Nymphen- männchen (Psitt. Nov. Holl.), sobald ich nur die Zimmerthür öffne. Dann hängt es sich mir zunächst an das Käfiggitter, beobachtet all mein Thun, nickt zu jeder Anrede verständnissvoll mit dem Kopfe und schaut so klug darein, dass man jeden Augenblick in Spannung ein deutlich gesprochenes Wort erwarten darf. Die Nymphen sind bei mir durchaus nicht so stumpf und täppisch, als man gemeiniglich berichtet, nur muss man sich eben oft und regelmässig mit Ihnen beschäftigen und sie in keinem zu grossen, aber selbstredend durchaus massiven Käfige allein unterbringen. Jeder Laie, dem ich meine Stuben öffne, ist gefesselt und erklärt die angebliche Plumpheit der Nymphen für unverkennbar aristokratisches Gebahren, deutet, wenn er den werth- vollsten Zimmergast bezeichnen soll, ohne Besinnen auf diese Vögel. Auch meiner Frau gelten sie als bevor- zugte, wenn auch Futter vergeudende Lieblinge, denn gar zu bequem lässt sich gelegentlich des Ofenregulirens erfolgreich eine Plauderei beginnen, In behäbiger Ruhe sitzt das Männchen so eigen- artig anmuthig eraublau gezeichnet. Bei jedem lebhat- ten Anrufe oder unter jedem neuen Eindrucke stellt sich so kunstvoll schön die spitze Haube, und die Augen im gelben Felde blicken burs chikos über den rothgemalten Bäckchen in die Welt. Anders das minder gesättigt gefärbte, matt grau überhauchte Weibchen, denn Jedermann weiss, dass die Menschen- und die Vogelwelt ihr Schönheitsapostelthum sich im umgekehr- ten Geschlechtsverhältnisse aussprechen lässt. Wie eine menschliche „schönere“ Hälfte niemals sich lange abso- luter Ruhe hingibt, so auch kann die Nymphengattin kaum eine Minute ohne Beschäftigung sein und ihre Zerstörungslust kennt keme Grenzen, während bekanntlich „unser“ weibliches Element lediglich eine Perle im Erhalten ist. Niemals betheiligt sich das sonst oft zärtlich umschmeichelte Männchen am Vernichten. Der aus- hilfsweise zuerst bewohnte grosse Käfig war bald in seinen Eichenrahmen schwer geschädigt, alle Einschlupf- löeher der erreichbaren Nistkästen waren nach Laune erweitert, die Sitzstangen benöthigten baldigen Ersatz und. selbst gelehrter Apparat wurde nicht verschont, die nie als wahrscheinliches Spielzeug in Betracht genom- mene Walze einer aufgezogenen Karte machte mit dem starken Schnabel unliebsame Bekanntschaft. Wenn dann. ein Vernichtungswerk so vollständig gelungen, hängt sich das Weibchen in der Mitte der Draht- decke an beiden Füssen auf, breitet die schönen weiss- getüpfelten Flügel langsam aus und zeigt uns im Fächerfelde des Schwanzes fast die Nationale des Kaiserlandes an der schönen blauen Donau, nämlich schwarz (eigentlich tiefdunkelgrau) und gelb. Sein Ruhe- platz zur Nacht ist die höchste Spitze eines alten Weidenstückes, das alltäglich kleiner wird. An diesem Stücke hängt der Vogel mit seitwärts gebeugtem Kopfe, angedrückter Haube und glatt angelestem Gefieder regungslos, wie eine sinnberückende Nymphe auf einem Felsen über den Wassern tlıront. Nicht immer lohnt sich aufmerksame Pllege durch stetige Einblicke in das so vielseitige Familienleben seiner meeredurchwandernden Lieblinge. Aber Zweck und Ziel der Vogelstube, weil eine vollgiltige Quittung über gesunde Verhältnisse, bleibt ein erfolgreiches Brut, geschäft. Noch lange nicht bewundern wir in solehem gerade die Nymphen. Man hätte an Kranksein glauben müssen, wenn nicht die allezeit hellblickenden Augen das Gegentheil bestätigt, so im Wesen verändert zeigte sich plötzlich das Weibchen. Es traf mehre Tage in ungewohnt gemes- senen Bewegungen, also durchdrungen vom Ernste der | Lage, alle den Umständen abzugewinnenden Vorberei- tungen, machte sich gern im Sande des Käfigbodens zu ‚schaffen, war gleich bei der Hand, wenn die allzeit feuchte Höhlung unter dem Badenapfe gelegentlich des öfteren Wasserwechsels für Minuten frei wurde, probierte solche schnell als Nest und auch der von Aussen in ganzer Breite des Käfigs angehängte wohl grosse aber schmale Futtereinsatz von Zink wurde nicht übersehen, mit eng geschlossenen Flügeln presste sich der schöne Vogel hinein. Als er aber hier in Gutmeinung durch einige Hände voll Sägmell besser installirt werden sollte, sträubte sich sein Gesammtgefieder und mit weit aus- gebreitetem fegenden Scehwanze räumte er den beun- ruhigten Platz und zog in ein entferntes Eckchen am ; Baumstücke hergestellt, 69 Boden. Dalıin ward am 14. März Mittags ein schnee- weisses, starkschaliges, 7 Gramm schweres, kurz spitz verlaufendes, 5 Cn. langes und im stärksten Umfange 6 Cm. habendes Ei gelest, verhältnissmässig also gar klein für den Vogel von bekanntlich über Taubengrösse, aber wiederum schwer, verglichen z. B. mit Hußner eiern, deren Mittelgewicht 59 Gramm beträgt. Am 17. März folgte ein zweites Ei, an den gleiehen Ort gelegt und vom ersten nicht unterse hieden, namentlich genau gleich schwer, was bestätigt, dass die reifen Eier eines und desselben weiblichen Vogels immer dasselbe specifische Gewicht haben. So standen die Dinge, als ein nach eigenen An- gaben gefertigter Nistkasten sehr zur rechten Zeit ein- traf. Derselbe, aus einem weichholzigen, natürlichen hat eine Höhe von 35 Cm. und einen Innendurchmesser von 20 Cm. Das genau runde, 17 Cm. vom Boden entfernte Einschlupfloch hat einen Durchmesser von 7 Cm. und die so emladende Kinderstube konnte on Beschwer ihrer Bestimmung übergeben werden. Es erübrigt nur, eine Käfigthür, deren Platz durch die benachbarten Holztheile des Schluploches völlig ausgefüllt wird, ganz in die Höhe zu schieben und durch zwei in das Käfiggitter sehr solid eingreifende Drahthaken, welche links und rechts am Kasten in langen Schenkeln herlauten, die Befesti- gung vorzunehmen. Mit zweifellosem Verständniss betrachtete das Nymphenpaar mein Treiben. Kaum hatte ich den Rücken gewandt, als auch schon das Männchen seiner Rechte und Pflichten bewusst, eine eingehende innere Besichtigung des angebotenen Heims vornahm. Eine volle Stunde wurde solcher Beschäftigung gewidmet. Währenddem hielt sich das Weibchen, wie einer Ent- scheidung gewärtig, auf dem starkastigen Sitzholze des Nistkastens auf, lugte manchmal hinein und folgte dann, ohne noch selbst den Raum zu betreten, dem Gatten nach dem geläufigen Sitzplatze oben im Käfige. Eiligst hob ich den Kastendeckel und” legte in das schon früher gestreute Sägmehl behutsam die beiden vorhandenen Eier. Abends am 17. März ging das Weibchen eben- falls in den Kasten und als am 18. Morgens gegen 7 Uhr die Stubenläden geöffnet wurden, hatte es den- ln noch nicht wieder verlas ssen, während das Männ- chen seine Nachtruhe offenbar wieder auf der altge- wohnten Stelle gehalten hatte. Am 20. März Nachmitta ags von 5 Eiern vor, mithin war je e 19. und 20. dazugekommen. Eine weitere Besichtigung und damit verbundene Beunruhisung der w enngleich sehr zahmen V ögel unter- bleibt aus nalleliesenden Gründen. In welchem Ver- hältnisse sich beide Geschlechter wechselweise an der Bebrütung betheiligen, konnte ich noch nicht genau feststellen, da es ja immerhin möglich wäre, dass das oft und gleichzeitig mit dem Weibehen im Kasten befindliche Männchen meistentheils nur treulich Ge- sellschaft leistete und von der durchgehenden Sitzstange herab in leisen Liebesgeflüster auch der Zeit, Flügel geben wollte. Denn Elternfreuden geniessen sie nie zu früh. Ich werde über diesen Punkt sowie über Verlauf und Ende meiner voraussichtlich wohl glücklichen Zueht mich später noch einmal kurz hier auslassen. (Fortsetzung folgt.) fand sich ein Gelege eins alltäglich am 18., 70 Angaben, da ich zu “dieser Zeit zum Theile vom Hause 30. Calamodyta phragmitis,Bonap.,Schilfrohrsänger. Aufzeichnungen über den Frühjahrs- und Herbstzug der Vögel in der Gegend von Hallein. (1878.) Im Anschluss an meine vorjährigen Aufzeich- | 28. Phyilopneuste albicans, v. Tsch., Berglaub- nungen (Mittheil. d. Ornith.-Ver. in Wien. II. 1878. | vogel. 20. VII. 2., 3., 4. VII. 1 St. p. 63—64) folgen hier die des abgelaufenen Jahres. | 29. Hypolais salicaria, Bonap., Gartenlaubvogel. Ueber den Frühlingszug fehlen leider diesmal viele | 15277 HOSE VL. AN ILSTEIRSt | | abwesend war. 1. Falco peregrinus, L., Wanderfalke. 2. Hypotriorchis subbuteo, Boje., Lerchenfalke. 31. III. 2 Stück. 3. Tinnunculus alaudarius, Gr., Thurmfalke. 10, III. 4. nie rustica, L., Hausschwalbe. 31. Il. 2 nn X. 7 Stück. Cotyle riparia, Boje., Uferschwalbe. 14. IX. l Sack 5; Iynx torquilla, L., Wendehals. 11. IX. 1 Stück. Cuculus canorus, L., Kukuk. 22. IV. zum ersten- nalei ‚sch, den 4. IX. 1 St. gesehen. . Upupa epops, L. ‚ Wiedehopf. 21. SBV. ,19VIDDE: 9. Muscicapa parva, Bechst., Kleiner Fliegen- schnäpper. 25. VIll. 2 Stück. 10. Muscicapa atricapilla, L., Schwarzrückiger Fliegenschnäpper. 2. IX. 1 Stück. 30.IX.1.X. | 11. Muscicapa grisola, L., Grauer Fliegenschnäpper. 4.,,0.. VALLE, 1.0 I 12. Lanius excubitor, L., Grosser Würger. 3., 31. 111. D 13% 13. Lanius minor, Gm., Schwarzstirniger Würger. | GaMIIEED, Stücks 10,11%, 14. Lanius collurio, L., Rothrückiger Würger. 2, NAILS ale re ID mehrere, 29. IX 1.'St. jung. 15. Oriolus galbula, L., Goldamsel. 10. VIII. 2 St. DEIRERSE: 14., VII. 1 Stück. 31.2 11,04: OVILIT 6 25: AESE: 3l. Calamoherpe palustrls, Boje., Sumpfrohr- sänger 28. VII. & ad. Den 3. Juni hatte ein Paar das Nest vollendet und den 11. lagen 4 Eier darin, 32. Calemoherpe arundinacea, Boje., Teichrohr- sänger. 2. VIII., 23. IX. 1 St. 33. Calamoherpe turdina, Glog., Drosselrohrsänger. 2 S: 34. Motacilla alba, L., Weisse Bachstelze. 10. III., | 18,119, 21X4,0278.029 1X vielen 3. X a]0St: 35. Motscilah sulphurea, Bechst., Gebirgsbach- stelze. 23. XII. 5. Ueberwintert hier einzeln. 36. Budytes a Cuv., Gelbe Bachstelze. 14. IX. 5—8 St. 19. IX. 19. 37, Anthus campestris, Bechst., Brachpieper. 3. IX. 2. St. 38. Anthus arboreus, Bechst., Baumpieper. 7. IV., DRM 39. Anthus pratensis, Bechst., Wiesenpieper. 12—24. X. sehr viele. 6. XL. &. 40. Alauda arvensis, L., Feldilerche. 19. II. die ersten. 3. XI. 15—20 St. 12., 23. XT. 2 St. 10. XI. 1 St. 41. Alauda arborea, L.,Baumlerche. 22. II., 12. X., 6-8,8t..4. XII 19 St. 42. Turdus torquatus, L., Ringdrossel. 10. III. 1 St. | 22. IU. 68 St. 2. IV. viele. 43. Turdus iliacus, L., Weindrossel. 13. II. zahlreich. | 44. Emberiza schoeniclus, L., Rohrammer. 17.,20., 31.X.,.2..X1. 3.8t. 43. Fringilla montifringilla, L., Bergfink. 1. X.. viele. a6. Fringilla serinus, L., Girliz. 13. IV. 5 St. | &% 3, Sta xD. al St » Golumba lurabus! L., Ringeltaube. IV B% x SE 16, Sturnus vulgaris, L., Staar. 24. II. die ersten. 24. IX. 4—500 St. 29. X. 20-30 Starale IE St- 17. Saxicola oenanthe, Bechst., Steinschmäzer. 12V 6238187729131 81:9. X. 1.8t. 185. Pratincola nubetra, Bechst., Braunkehliger | Wiesenschmäzer. 24. IX. 1 St. 19. Ruticilla a Bp., Gartenrothschwänz- | chen 1. IV. &., 17. IX. viele 20. Ruticilla tithys, Bp. Hausrothschwänzchen. 1A. 6 AuXT.,6 St. aa. beit jan LIE 2SE, ES Ein junges & überwinterte heuer hier. 21. Accentor modularis, Bechst., Heckenbraunelle. | 28. IX. 1 St. Ein Paar überwinterte heuer hier und wurde oft von mir beobachtet. 22, Lusciola rubecula. K. et B!., Rothkehlchen. 13. II. ı St. 14. III. mehrere. 4. XI. mehrere. | 9 LO.ERT I St: 23. Sylvia hortensis, Lath., Gartengrasmücke. 22.118 128t. 24. Sylvia eurruca, Lath., Zaungrasmücke. 20. IV. 181.2. 1% 38, St3 10x. 158t: 25. Sylvia trieapills; Lath., Schwarzköpfige Gras- mücke. 6. IV. 26. lat rufa, Meyer, Weidenlaubvogel. 1 2ISE:03 2. IV. 12., 14. X; einzeln: 1. XI. 1,St; 27, Rlopneu se trochilus, Meyer, Fitis. 4. IV. | zahlreich. 26. VII. 3. IX. 1 St. I ie "Perdix coturnix, Lath., Wachtel. 20. VIII. 1 St. TOR EINST: 49. Ascalopax major, K. et Bl., Grosse Sumpf- schnepfe. 21. VIII. 1 St. 22. IX. 2 St. 50. Ascalopox gallinago, K. et Bl., Beccasine. 14. VII. 2 St. Ein Paar bat diesen Winter hier an einem offenen Bache zugebracht. 51. Scolopax rusticola, L., alu Schnen 29St.2 30.0173. St3r280: >00, RIESE 52. Gallinula porzana. en Gesprenkeltes Rohr- huhn. 3. X. 1 St. 53. Vanellus christatus, M. & W., Kiebitz. 15. IX. 328% 54. Ciconia alba, NAUES IEO), 55. Ardea minuta, L., Zwergreiher. 5. XI. © jun. 56. Larus ridibundus, L., Lachmöve. 30. VII. 23 St. Villa Tännenhof bei Hallein. von Tschusi-Schmidhoffen. 8. III. Briss., Weisser Storch. 7. IV. EHRT — ‘1 Allerlei. Aphanapteryx? In Nachstehendem will ich eine vorläufige kurze Mittheilung über ein altes, auf Holz gemaltes Oelbild des holländischen Malers van Kessel machen, welches sich im Besitze des Consuls Herrn Dr. Gotthelf Meyer in Wien befindet und auch bereits eine Zierde der ornithologischen Ausstellung im Mai 1878 gebildet hat. Der glückliche Besitzer dieses kunstgeschichtlich wie zoologisch höchst merkwürdigen Gemäldes hatte die grosse Liebenswürdigkeit, dasselbe dem ormnitholo- gischen Vereine für längere Zeit zur Untersuchung und Nachbildung herzuleihen, wofür ihm der wärmste Dank gebührt. Das Bild stellt ein sogenanntes Paradies („Pa- radisus“) dar, wie ähnliche von vielen holländischen und englischen Malern des Jahrhunderts gemalt wurden. Einen fliegenden Hund ausgenommen, sind jedoch nur Vögel darauf zu sehen. Einige davon sind mit ausgezeichneter Naturwahrheit und künstlerischer Fein- heit dargestellt, z. B. en Hahn, andere vortrefflich gekennzeichnet, z. B. Pfauenkranich, gemeiner Kranich (mit einem etwas zu langen Schnabel), Höcker-Schwan, Pfau, Casuar, afrikanischer Strauss (abgesehen davon, dass Letzterer vier Zehen statt zwei aufweist, was wohl beweist, dass der Maler dieses Thier oder wenigstens dessen Füsse aus dem Gedächtniss gemalt hat); andere sind wenigstens ganz gut erkennbar, z. B. mehrere Eulen, eine fliegende Hirundo rustica ete.; noch audere sind allerdings specifisch weniger gut unterscheidbar, fast keines aber gibt sich (etwa einen im Colorit wenigstens theilweise unwahren Tagraubvogel ausge- noannen) völlig als Phantasiedarstellung. Umgeben von Strauss und Casuaren, rechts von dem gemeinen Kranich, nahe dem linken Rand des Gemäldes steht nun ein ziemlich grosser, auf den ersten Blick an den neuseeländischen Kiwi mahnender Vogel, der aber bedeutend hochbeiniger ist als der Kiwi und ganz ausserordentlich an den von G. v. Frauenfeld zuerst bekaunt gemachten ausgestorbenen Aphanap- teryx imperialis erinnert. Wie bei letzterem ist bei dem Vogel auf unserem Bild der Schnabel lang und gebogen und das Gefieder röthlich. Aber der Bauch und die Befiederung der Schenkel ist nicht wie bei Frauenfeld (d. h. auf dem von Frauenfeld ver- öffentlichten alten Oelbild von Hoefnagel) ebenfalls roth, sondern grau; auch scheinen die Flügel etwas mehr hervorzutreten. Vielleicht ist es das andere Ge- schlecht, also ein sexuelles Seitenstick zu Frauen- feld-Hoefnagel’s Darstellung, vielleicht ein älteres Thier, vielleicht eine zweite neue Art von Aphanap- terix. Das Bild ist höchst wahrscheinlich von dem älteren van Kessel gemalt (Johann v. K., geboren 1626 zu Antwerpen, gestorben 1678 oder 1679 eben- daselbst) und übertrifft auch an künstlerischem Werth nicht bloss die Gemälde desselben Meisters im Wiener Belvedere bedeutend, sondern ragt in Beziehung auf | welcher Auffassung und Neeene ganz er denlich Tuben | die Thierbilder des j jüngeren van Kessel(Ferdinand v. K., geb. 1648) hinaus, von dem die Wiener Gallerie zahlreiche nicht aufgestellte Gemälde besitzt, in welche Einsicht zu nehmen Herr Galeriedireetor von Engerth gütigst gestattete. Ich habe meine Untersuchungen noch nicht abgeschlossen und behalte mir weitere und ausführlichere Mittheilungen vor. L. H. Jeitteles. Schnepfen im Schnee. Am 22. März d. J. ist hier bei Nordwestwind starker Schneefall eingetreten, sich vom 23. auf den 24. wiederholte, an welch’ letzterem Tage die Morgentemperatur 4 Grad R. unter Null betrug. Auf die schöne Neue ging ich mit zweien meiner Förster auf die Suche nach zwei alten Keilern, welche bei früheren Jagden Dank ihrer feinen Witterung, uns stets entkommen waren. Auf dem Wege nach dem gewöhnlichen Haupt- quartier des Schwarzwildes standen in einem ziemlich lichten 40jährigen Eichenbestande einer Mittaglehne vor uns zwei Waldschnepfen auf. Da der Schnee dort über 6 Zoll tief war, trieb mich die Neugierde, zu schauen, wie die eben erst aus fernem Süden heimge- kehrten Gäste sich die Zeit bis 11 Uhr Vormittags vertrieben haben mochten. Auf einem Raume von ca. 50 Schritten im Umkreise, waren viele Schnepfen- fährten zu sehen und in Mitte zweier, einander nahe- stehender Eichen war der Schnee auf circa einen QOuadratschuh ganz zusammengetreten. Hier fand ich freiliegend auf dem festgedrückten Schnee das in der beifoleenden Schachtel übersendete Ei. Mir als Jäger erschien es merkw ürdig, bei Schnee und Eis ein frisch- gelegtes Schnepfenei zu "finden und da diess möglicher- ae auch die Ornithologen interessiren dürfte, erlaubte ich mir, die Thatsache einfach mitzutheilen. Noch glaube ich über ein anormales Vorkommen von Waldschnepfen in unseren Waldungen erwähnen zu sollen, dass ich am 21. Januar d. J. nach einer Morgentemperatur von 15 Grad R. unter Null, ebenfalls gelegentlich einer Suche nach Schwarzwild, eine Walı dschnepfe aufjagte, welche unter einem alten Erlenstrunke, hart am Rande eines Gebirgsbächleins herausfuhr. Nur der Umstand, dass ich und meine Begleiter mit Kugelstutzen bewaffnet waren, errettete die Schnepfe vor Einsendung an den ornithol. Verein, welchem sie sonst verfallen wäre. Im südlichen Steiermark habe ich mich aller- dings überzeugt, dass einzelne Waldschnepfen dort- selbst überwintern; dass dagegen in den Gebirgen des oberen Neutrathales derartige Fälle auch vorkom- men, dürfte gewiss zu den Seltenheiten gehören. Nagsy-Bossän (Ungarn), 6. April 1879. N. von Hutten. Merkwürdige Todesursache zweier Vögel. Beim Besehen eines unfern von meinem Hause vorbeitlies- senden Baches gewahrte ich in demselben einen todten Eisvogel. Als ich diesen herausgefischt hatte, war mir auch seine Todesursache klar, er hatte einen 9 Centi- meter langen und 1'5 Uentimeter breiten Fisch (Cottus gobio, Koppe oder Groppe) im Schnabel stecken, den er weder hinab- noch herauswürgen konnte, in Folge dessen er ersticken musste. Der zweite Fall betrifft eine Goldammer. Diese fand ich eines Tages in meinem Garten mit dem Halse in der Astgabel eines Strauches vollständig ein- seklemmt und verendet. Wahrscheinlich war dieselbe bei einem Streite mit anderen Ammern, wie solche nicht selten an dem nahen Futterplatze begonnen werden und oft zu heftiger Verfolgung Veranlassung geben, zufällig in diese arge ' Klemme gerathen, die für sie so verhängnissvoll w erden sollte. v. Tsehusi-Sehmidhoffen. Aus Mähren: Seltene Gäste ; Albinismus, Flavismus, Melanismus. Zwei Briefen des bekannten honere und Mitgliedes unseres Vereines Herrn Adolf Schw "ab in Mistek entnehmen wir folgende'interessante Notizen. Am 14. August 1578 wurde von unserem Stadt- heger im städtischen Walde ein seltener Storch ge- schossen, der mit 10—12 gewöhnlichen weissen Störchen am Waldrande auf den Bäumen übernachtete. Er blieb immer etwas hinter den weissen Störchen zurück und wurde so dem Heger zur Beute. Dieser brachte mir den Vogel, den er für emen grauen Reiher hielt, zum Ausstopfen. Wie erstaunte ich aber, als ich diesen seltenen Vogel gar nicht erkannte, denn ich hatte in unserer Gegend nie einen solchen gesehen, noch gehört, dass einer erlegt worden wäre. Ich halte ihn für den amerikanischen Cieonia Boycii, variet. cinerea, — und gebe in Kürze seine Beschreibung. Er hat die Grösse eines alten schwarzen Storches, der Schnabel ist 5°/, Zoll lang und 1!/, stark, grünlich. braun und gegen die Hälfte an den Kopf zu gelblich gefärbt. Die Füsse sind bräunlich, die Zehen, Krallen und a lu gelblich, die Beine gegen 5 Zoll und der Lauf gegen 9 Zoll lang. Um die Augen hat der Vogel eine nackte, o vale,, schwärzliche Haut, welche kahle Stelle aber viel kleiner ist als bei den en Störchen, deren ich zwei Stück alte und einen jungen besitze. Die Iris war mit schwarzer Pupille, wesshalb ich ihm auch ähnliche Augen gab. Die grossen Schwingen sind schwarz, etwas stahlelän- zend, der ganze übrige Körper sammt dem 8 Zell langen Schwanz lichteran gefärbt, nur der Rücken ist etwas dunkler, das Gefieder ist überh aupt dem Kranich ähnlich. Ich besitze übrigens auelı einen afrikanischen Storch, den Simbil (Cieonia Abdymii) aus Sennaar von Kotschy; ; dieser ist ganz dunkel rothbraun und etwas stahlglänzend und am Bauche weiss, er hat die Grösse eines "Purpurreihers (Ardea purpurea) und einen noch viel kleineren, kürzeren, Sun Schnabel, und dürfte wahrscheinlich ein noch junger Vogel sein. Den Boyeii habe ich ebenfalls meiner Sammlung, welche mit den Exoten über 1300 Species umfasst, einverleibt. In derselben befinden sich noch mancherlei für Mähren seltene Arten, dem Zuge vorkommen und erlegt werden. So erhielt ich im Jahre 1858 zwei Stücke Vultur monachus, L. (Mönchs- oder Kuttengeier), ein Männ- chen und ein Weibchen, schöne alte Exemplare. Ein drittes erhielt ich 1860, gerade in der Mauserzeit, Ende Juli; diesem fehlten auch schon einige Federn. Die beiden Ersteren befinden sich in meiner Sammlung, das dritte Exemplar schenkte ich dem Gymnasial-Museum zu Troppau. Alle drei Stücke wurden in unseren mährisch-schlesischen Rarpathen geschossen. Im Jahre 1861 wurden ebendaselbst mehrere Stücke Vultur fulvus, Gm. (Fahler- oder Gänse-Geier, weissköpfiger Geier) erlegt, von welchen zwei, ein älteres Männchen und ein jüngeres Weibchen von mir ausgestopft und in meine Sammlung eingereiht wurden. Einige andere wurden ebenfalls ausgestopft, einige unterlagen in der heissen Sommerszeit dem Verderben. Auch von Circaetos gallicus, Gmel. (Schlangen- bussard oder Schlangenadler) erhielt ich 1353 ein altes Weibehen und 1858 ein Männchen, welche beide in wie solche eben zufällig auf drittes Exemplar wurde bei Neutitschein erlegt und ebenfalls ausgestopft.*) Ebenso wurden 1364 drei Stück Cygnus musicus (Singschwan) im Winter bei strenger Kälte am Ostra- witza-Flusse erlest, wovon einer mir zugesandt, die beiden anderen aber sogleich abgerupft () Ww urden. Ein viertes Exemplar warde 1872 von dem erzherzosliehen Waldbereiter in Drahomischl auf einem Teiche ge- schossen und mir von meinem Freunde zum Ausstopfen für die Sammlung übersandt. Auf eben diesem Teiche wurden im October 1873 zwei schöne Ibis faleinellus (Brauner Sichler oder Ibis) aus einem Fluge von 3 Stücken erbeutet. Ein schöner alter Platalea leucorrhodia (Löftel- reiher) wurde im Herbste 1872 in der Seybuscher Gegend unfern der galizischen Grenze an einem Gebirgs- bache geschossen und mir übersendet. Einen Haema- topus alas (Austernfischer) schoss ich selbst im Juli 1868 bei Hochwasser an der Ostrawitza, eben- falls ein schönes Exemplar. Alle diese befinden sieh in meimer Sammlung, allein gewiss zieht gar manches seltene Exemplar durch unsere "Gegenden, ohne dass irgend Jemand etwas davon ahnt. Wie oft hörte ich selbst des Abends oder in nicht gar finsteren oder mondhellen Nächten hoch oben- in der Luft pfeifende oder rufende Töne, die ich nicht kannte, und die nur von ziehenden Vögeln herrühren konnten! Auch sonst besitze ich in meiner Sammlung viele interessante, mitunter auch recht absonderliche Exem- plare. Darunter sind mehrere Albinos, als: Hirundo urbica (Stadt- oder Mellschwalbe), Corvus monedula (Dohle), Sturnus vulgaris (Staar), Turdus torquatus (Ringdrossel), Frineilla montana und domestica (Feld- und Haussperling), "Sylvia thytis (Hausrothschwanz) und Perdix cinerea (Rebhuhn), welche alle ganz weiss sind. Dagegen ist Turdus merula (Amsel), Emberiza miliaria (Grauammer), Sylvia rubeeula (Rothkehlchen), Machetes puegnax (Kampt-Uferläufer) nd Anas boschas (Stock- ente), Männchen, licht semmelfärbig, nur hat die letzt- genannte die weissen Spiegel bräunlich eingesäumt und den Halsring ebenfalls dunkler bezeichnet. Ausserdem sind viele Varietäten ganz abnorm gefiedert, so ist ein Astur palumbarius (Habicht) ganz licht, dann fünf ganz verschieden gefiederte Pernis apivorus (Wespenbussarde), so dass jeder für einen anderen Vogel angesehen werden kann. Corvus cornix (Nebelkrähe) lichtgrau und weiss statt schwarz, Corvus pica (Elster) mit liehtgrauem Schwanz und anderem Gefieder, drei schöne Varietäten von Phasianus nycte- merus /Silberfasan) mit ganz verschiedenem Gefieder, Perdix einerea (Rephuhn) fahlfärbig, Cuculus canorus (Kukuk) mit weissem Kopfe, Hals und Schweif und einzelnen grauen Strichen am Bauche ; Scolopax rusti- cola (Waldschnepfe) mit weisser Brust, Pyrhula vulgaris (Gimpel) ganz schwarz mit rostbraun gesprenkelter Brust, u. dergl. mehr. Von Säugethieren besitze ich bloss die Scharrmaus (Hypudaeus amphibius) und den Maulwurf (Talpa europaea) ganz weiss, dann noch einen semmelfarbigen Maulwurf, ein Eichhörnchen (Seiurus vulgaris) mit weissem Schwanze und weissen Füssen, und einen Igel (Erinaceus europaeus) mit ganz weissen Stacheln. unserer nächsten Nähe geschossen worden waren; ein | #) Siehe weiter oben Herın Josef Talsky’s Artikel. A. d. R. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. Jahrg. 3. 2 . Nr. 7. Z————e —— Bläfter für Wonelkunde ‚ Eoael und SA u Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. '; Die „‚Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- ' Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile ': ; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern ': '; 220 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, |; 1819, Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Ueber einige Arten, deren Vorkommen in den Karpathen ungewiss — oder ungenügend gekannt ist. Von Victor Ritter von Tschusi zu Sermral hoffen. — Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef T alsky. — Vereinsangelegenheiten. — Vergleichende Uebersicht der Vogelfaunen von Krakau, Arva, Lilienfeld und Salzburg. Von Graf Fr. Aug. Marschall. — Allerlei: Nachtrag zur Ornis von Lilienfeld. Von Hans Neweklowsky Berichtigung. — Inserat. Ueber einige Arten, deren Vorkommen in den Karpathen ungewiss — oder ungenügend gekannt ist. Von Vict. Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. Das lebhafte Interesse für die heimische Ormnis, deren Erforschung ich mir schon seit Jahren zur Auf- gabe gemacht habe, und die auch unser Verein auf seine Fahne geschrieben hat, veranlasst mich hier einige Vogelarten zu besprechen, deren Vorkommen in den Kar- pathen von einigen Autoren behauptet, — von anderen wieder bestritten wird, über deren Vorhandensein oder Fehlen wir also keine bestimmten Nachrichten besitzen. Da es mir nützlich schien, so habe ich hier Alles zusammengestellt, was mir theils aus der Literatur, theils durch briefliche Mittheilungen über die nach- folgenden Arten bekannt geworden ist, damit sich Jeder in dieser Angelegenheit orientiren kann. Richte ich auch mein Ersuchen um Aufschlüsse in erster Linie an die Mitglieder unseres Vereines, deren Eifer und literarische Leistungen auf dem Ge- biete der heimatlichen Ornis demselben trotz seines kurzen Bestehens bereits einen weitgeachteten Namen erworben haben, so lade ich nieht minder auch alle sich für Ornithologie Interessirenden freundlichst ein, sich daran betheiligen — und mich durch Bekanntgabe ihrer Erfahrungen erfreuen zu wollen. Jede Mittheilung über das Vorkommen nachfolgender Arten in den Karpathen, mit möglichst genauer Ort- und Zeitangabe der Beob- achtung ist mir willkommen und wird gewissenhafte Verwendung finden. Das Schneehuhn (Lagopus alpinus.) Nach Za- wadzki (Fauna d. galiz.-bukowin. Wirbelth. p. 9%) „über der Krummholzregion in den Centralkarpathen und auf den höchsten Alpen der Bukowina.“ Grat ’as. Wodzicki, der im Juni 1850 die Tatra be- reiste, „konnte es im ganzen Tatra-Gebirge nicht ent- decken.“ (Cab. Journ. 1353, p. 445.) Auch E. Schauer (Cab. Journ. 1862, p. 228, 471), der gleichfalls die Tatra omithologisch durchforschte und sich dort die Monate Juli und August 1861 aufhielt, traf nirgends 74 doch erhielt er von die vielleicht für ein mit dem Schneehuhne zusammen, den Goralen emige Andeutungen, früheres Vorkommen des Schneehuhnes sprechen dürften. Einer derselben, Jan Krzeptowski, erzählte ihm, dass er vor 17 Jahren auf der Osobita über dem Krummbholze drei weisse Vögel gesehen habe, ein zweiter, Jedrzej Kızeptowski, hat vor vielen Jahren im Mengsdorferthale einen weissen Vogel gesehen und ein dritter, Zamek, 2 Stück bei den 5 Teichen. Nach den brieflichen Mittheilungen des Herrn Apothekers Scherfel in Telka, der in meinem Interesse Nachfrage wegen des Vorkommens des Schnee- huhnes in der T Yatra bei Jägern und Jagdfreunden hielt, kommt dasselbe dort nicht vor. Wenn diess auch gegen- wärtig ohne Zweifel der Fall sein dürfte, so ist damit noch immer nicht gesagt, dass es dort nicht früher ver- kam, und diessbezügliche Daten wären von grossem Interesse. Die oben eitirte Angabe Zawadzki’s, nach welcher es sich auch m der Bukowina finden soll, beruht wohl, wie so viele andere Angaben desselben Autors, nicht auf Thatsachen, sondern auf Muthmassungen. Mit weit mehr Wahrscheimnlichkeit, als an den angegebenen Orten, könnte man das Schneehuhn als einen Bewohner der transylvanischen Alpen vermuthen. Bielz (Fauna der Wirbelth. Siebenb. p- 105) sagt zwar „wurde einigemal auf den Hätzeger- Gebirgen "geschossen und auf’ en Arpäscher-Hoch- gebirge bemerkt, doch Herr J. v. Csatö, mit, dass er niemals mit diesem Vogel zusammenge- troffen sei und ausser einer Angabe, nach welcher Stetter en am Tareng-Gebirge erlestes Exemplar gesehen haben soll, end weiteren Naechren erhielt. Auch die enelischen Naturforscher Messıs. ©. G. Danford und J. A. Harvie Brown, welche 1375 Siebenbürgen im ormnithologischen Interesse be- reisten, konnten keine neuen Nachrichten über das Vorkommen des Schneehuhnes erlangen und mussten sich in ihrer höchst verdienstlichen Arbeit ‚The birds of Transilvania“ (Ibis, 1875, p. 416) auf Reproducirung der früheren beschränken. Das Steinhuhn (Perdix saxatilis). ‚Dieses süd- liche Feldhubn, sagt Graf B. Wodzicki (Cab. Journ. 1853, p. 445), überwintert nur noch im sehr kleiner Zahl an den höchsten, felsigen Tatra’s: als sollte die Species nur eben nicht ganz hier abhanden kommen. Sie wohnen auf Felsen in der Höhe des Knieholzes und entfliehen beim leisesten Geräusche in’s Diekicht. Im Winter schaaren sich die zurückgebliebenen zu- sammen auf Gipfeln, wo der Wind den Schnee ver- weht; in die Thäler kommen sie niemals herab.“ — Aria das Steinhuhn soll nach den eingezogenen Nach- vichten des Herrn Apothekers Scherfel gegen wärtig wenigstens in der Tatra vollkommen unbekannt sein. Selbst E. Schauer, der die Tatra nach den verschie- densten Seiten durchwanderte, erwähnt in seinen „Tage- buch-Notizen“ (Cab. Jourm. 1862) des Steinhuhnes mit keiner Silbe. ‘ Nach Zawadzki (l. ce.) lebt es auf den Alpen der Bukowina. Was ich über den Werth der Angaben dieses Autors beim Schneehuhn sagte, dürfte ch in diesem Falle Geltung haben. Auch Siebenbürgen betreffend, fehlen bestimmte Nachrichten über das Vorkommen dieses Vogels. Bielz (l. e.) sagt nur „soll nach einigen Angaben in Sieben- en vorkommen“ und Dantord and Brown (l. e.) unstreitig der | genaueste Kenner der Ormnis a theilte mir | | plare aus den Üentral-Rarpathen. wiederholen diese Notiz, ohne ihr weitere, eigene oder fremde Beobachtungen beifügen zu können. J. v. Csatö thut dieser Art in einem mir zur Verfügung gestellten werthvollen Manuscripte über die Vögel "Siebenbürgens gar keine Erwähnung. Das Birkhuhn (Tetrao tetrix). Auch über das Vorkommen des Birkwildes in Siebenbürgen sind die Angaben höchst ungenau und wäre es daher sehr wünschenswerth, bestimmte Fundplätze kennen zu lernen. Laut Bielz (l. e.) kommt es in Gebirgswäldern mit Birken- und Tannenbeständen, in deren Nähe sich Heideplätze und Wiesen befinden, doch mehr im nörd- lichen und nordöstlichen Theile des Landes vor. Dan- ford und Brown, die diese Angabe wiederholen (l. e.), scheinen diesen Vogel nicht selbst gesehen zu haben. J. v. Csatö sagt in dem bereits erwähnten Manuscript: „tebt auf den Alpen des Hunyader-Comitats, z. B. auf dem Retyezät und Bäreny, soll sich zwischen den Wachholdergebüschen aufhalten und erst Anfangs Mai balzen. Man behauptet, erlegte Exemplare gesehen zu haben; ich habe aber nie einen Vogel dieser Art, noch eine Feder derselben aus Siebenbürgen schen Sie ist jedenfalls bei uns sehr selten. Ich suchte ihn ver- gebens einige Tage hindurch auf dem Retyezät.“ Der Schneefink (Fringilla nivalis.) Zawadzki (]. e.) sagt über diesen Fink: „Kommt nur in den Central- karpathen und auf den Alpen der Bukowina vor.“ Graf C. Wodzicki (l. c.) hat diesen Vogel in der Tatra nicht beobachtet, ebenso Schauer (l. c.). Dagegen schrieb mir der ehemalige Waldmeister ‘in Sumjatz bei Vereskö, Herr Ritter von Wagner, dass der Schnee- tink schaarenweise in den Karpathen vorkommt und er selber emen Flug im Felka-Thale beobachtet und in den 30er (?) Jahren von dem Eigenthümer des Schmekser-Bades ein Exemplar erhalten habe. In den Sitzungsberichten des Ver. f. Naturk. in Pressburg 11. 1857. p. 27 veröffentlichte derselbe Beobachter folgende Notiz: „Von Fringilla nivalis habe ich viele in der Tatra, im Felkaer Thale und am Polnischen Kamm auf den dortigen Schneegräben gesehen und drei Exemplare, welche ich erhielt, sowie jene, welche Rainer in das Pester National-Museum sandte, rühren alle von dort her. — Auch der jetzt bereits verstorbene herzogl. Coburg’sche Eisenwerks-Verwalter, J. Schablik in Sereskö, bekam, wie er mir mittheilte, zwei Exem- Brusek, ein gleich- falls bereits verstorbener Coburg’scher Beamter in Meleghegy versicherte mir 1872, dass der Schneefink in den "Zipser - Karpathen bestimmt vorkomme und Schablik vor einigen Jahren ein in Kesmark gefan- genes Stück, welches er selbst gesehen, vom Maler Miller erhalten habe. Den brieflichen Mittheilungen des Herın Palumbini in Kokusz, an Herrn Apotheker Scherfel in Felka entnehme ich gleichfalls weitere Nachrichten über das Vorkommen des Schneefinken in der Tatra. So hat Herr Palumbini im December 1569 ein stark zerschossenes Exemplar erhalten, das sich gegenwärtig in der Beläer Schulsammlung aus- gestopft findet.“ Ein zweites Stück sah derselbe selbst auf einer Rehjagd in der „zadna Hutschava“, ein drittes wurde im Winter 1873 in Belä gefangen und von dem dorti- gen W irthsbauspächter G. Gresch einige Zeit lebend gehalten. — Eine weitere Nachricht sam mir von dem Förster Ant. Koceyan in Oravitz (Arva) zu, welcher den 21. März 1876 ein Weibchen in der Nähe seiner Wohnung fing und für seine Sammlung präparirte. Ans dem hier mitgetheilten Materiale ergibt sich wohl unzweifelhaft, dass der Schneefink im Tatra- Gebirge vorkommt, da an verschiedenen Orten ein- zelne sich sehen liessen und erbeutet wurden; seine eigentlichen Wohnplätze im Gebirge aber, sind uns bis jetzt unbekannt. Die Bukowina betreffend, muss ich auf das oben gegebene Citat Zawadzki’s verweisen. — In Sieben- bürgen hat ihn nach Fr. W. Stetter (Verh. Mitth. des siebenb. Ver. zu Hermannstadt. 1861. p. 55) bis- her nur Dr. W. Köpfler bei Nagyäg angetroffen. Die Alpendohle. ‚(Pyrrhocorax alpinus.) Bewohnt nach Zawadzki (l. e.) die höchsten Felsen der Cen- tralkarpathen und n Alpen der Bukowma Graf C. Wodzieki sah auf einigen Bergen der Tatra ganze Schwärme dieser Vögel; einige Paare am Meerauge auf der ungarischen Seite und eine ziemlich ansehn- liche Schaar auf der Nordseite des Rohacz; nirgends niedriger als 5000 Fuss. Schauer (l. e.) ist während seiner Tatra- Wanderungen niemals mit diesem Vogel zusammengetroffen. "Wie ich einem kürzlich einge- lansten Schreiben des Apothekers Scherfel in Felka entnehme. soll nach den ihm gewordenen Mittheilungen Palumbini’s die Alpendohle ziemlich häufig in der Tatra vorkommen. Laut Bielz (l. e.) in Siebenbürgen sehr selten, z. B. auf dem Retjezat im Hatzeger-Thaie. — J. von Osatö schreibt mir, dass er sie zwar bisher nirgends angetroffen habe, sie jedoch nach sicheren Angaben im Lande vorkommen soll. — Danford (l. e.) sah im 75 | September 1872 ein Paar in der Nähe des Retjezät, ı in einer Höhe von beiläufig 5000 Fuss. — Ob die Alpendohle auch in der Bukowina vorkommt, ist zur Zeit unbekannt. Die Alpenkrähe (Fregilus gracuius) soll nach Zawadzki (l. ce.) gleichfalls eine Bewohnerin der höchsten Alpen der Centralkarpatl ıen und der Buko- wina sein. In der Tatra hat sie bisher Niemand ge- funden, ebenso auch in Siebenbürgen. | Die Vermuthung Bielz’s (l. e.), dass sie auf den | Rodnaer-Gebirgen vorkommen dürfte, ist durch die Angaben Zawadzki’s herv orgerufen, welche wohl aller Wahrscheinlichkeit Ener Der Alpensegler (Cypselus melba.) Auch der ' Alpensegler soll sich nach Zawadzki (l. e.) in den | Centralkarpathen und den Alpen der Bukowina finden. Sein Vorkommen in der Tatra wird sowohl von Graf C. Wodzicki, als von E. Schauer bezweifelt. In Siebenbürgen kommt er laut Biel (l. e.) selten auf den Felsen des Hochgebirges vor. — Stetter (]. e.) sah den 18. September ] 1348 ein Stück bei Deva unter Schwalben. — Danford u. Brown bemerken in ihrer Arbeit (l. c.), dass Herr A. Buda diese Art bei Hätzeg gesehen habe und sie auch bei Klausenburg beobachtet wurde. Sichere Fundorte kennt man eher in Siebenbürgen nicht; bei allen hier angeführten Arten handelt es Seh nur um das Vorkommen einzelner Exemplare. | Villa Tännenhof bei Hallein, im Februar 1879. — HR — Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Fortsetzung.) Der letzte Adler, über dessen Vorkommen es mir möglich ist, Mittheilung zu machen, ist der Fischadler (Pandi ion haliaötos). Dieser kräftige und gewandte Räuber scheint trotz der beliebten Trockenlesung vieler Teiche, in Mähren noch immer eine regelmässige Erscheinung zu sein, obwohl derselbe nach Mittheilungen meines Gewährs- mannes, Dr. Schwab, vormals viel häufiger vorge- kommen sein soll. g Im östlichen Mähren kamen mir mehrere Präparate vor, welche von ie herrührten, die im Odergebiete während des Herbstzuges erbentet worden dl Im Ta 1878 a September wurde ein männlicher Flussadler sogar im mehrerwähnten Hohen Walde geschossen und zwar in dem Augen- blicke, als er mit einem mittelgrossen Fische in den Fängen, auf einer hohen Eiche angelangt, daselbst sein Mahl halten wollte. Auch in der Gegend zwischen Wallachisch- Meseritsch und Roänau bemerkte ich einst während emer Sommerfahrt längs der reissenden Be@va, wie ein Fischadler in bedächtigem Fluge, niedrig ber dem Wasserspiegel, den klaren Gebirgsfluss abspähte. Am häufigsten jedoch beschäftigte mich dieser mächtige Vogel in memer Heimat. Fast alljährlich stellte sich dort in der zweiten Hälfte des Monates September ein Paar ein. Dasselbe hatte seme Station ohne Zweifel in den 2—-3 Stunden südlicher gelegenen, hochstämmigen Laubwäldern auf- geschlagen ; denn ich beobachtete sowohl Männchen als Weibehen, stets nur aus jener Gegend, der March entlang, ankommen und nach beendeter Jagd wieder dorthin zurückkehren. Erstaunlich war die Pünktlichkeit, mit welcher der Adler bei seinem Erscheinen hatte. Bei günstiger Witterung wurde er regelmässig einige Minuten vor 9 Uhr Vormittags in meinem Be- obachtungsrayon sichtbar, Hog dann stromaufwärts weiter und kehrte beiläufig pach einer Stunde wieder zurück. In der zweiten Nachmittagsstunde hatte ich abermals das Vergnügen, seinen gewandten Flug, das anhaltende Rütteln über einer Beute verspreche nden Stelle des Flusses, sowie sen gewaltiges Stossen in die Marehfluthen zu enden Manchen Tag bemerkte ieh den Adler auch ausser der bestimmten Stunde, Mittags oder Abends, aber fast immer einzeln. Nur äusserst selten sah ich beide Gatten gemeinschaftlich Jagd halten. Auch kam es | vor, dassich den Fischadler auf einer Sandbank hockend und der Ruhe pflegend, mitten im Flussbette oder knapp unter dem Uferrande überrascht habe. So lange ich mich als ruhiger Beobachter verhielt, würdigte mich dieser stolze Bursche gar keines Blieikes. Oft sass ich frei am Ufer der March und beschäftigte mich unter Beobachtung der nöthigen Ruhe und Geduld die Zeit eingehalten , mit dem Fange von Flussbarschen. Plötzlich wurde | ich in eine Schattenwolke gehüllt, blickte empor und | siehe da, — nur wenige Meter über meinem Haupte 76 schwebte in leisem Fluge dahingleitend der gewaltige Fischfänger, ohne sich auch nur im Geringsten um meine Gegenwart zu kümmern. Als ich aber den Angelstock mit der Büchse vertauschte und den Adler zu verfolgen begann, da änderte sich mit einem Male das Verhältniss zwischen mir und ihm. Sobald er meiner nur ansichtig wurde, wich er schon von Weitem aus, indem er einen grossen Bogen um das Marchufer beschrieb, und erst in sicherer Entfernung setzte er seine Jagd’ über dem Flusse wieder fort. Es kostete mich einige Tage Zeit, bevor ich im Jahre 1865, am 22. September, den ersten Fischadler, unweit der Be bahnbruele beiMoravicany, gedeckt durch dichtes Weidengebüsch, für meine Sammlung erlegen konnte. Seine auge betrug nach dem damals hernschenden Maasse 2 Zoll, Gen Flugweite 59 Zoll und sein Gewicht 3 we Pfund.*) Wohl wäre es mir seitdem noch öfter möglich gewesen, Flussadler in meiner Heimat zu Beh en aber ich that es absichtlich nicht. Der herrliche Raub- vogel gewährte mir viel mehr Freude, wenn ich ihn in "der Freiheit beobachten konnte, als wenn ich seinen ausgestopften Balg im Glaskasten betrachtet hätte. Bei der mike der Bussarde (Bute oniae) angelangt, verzeichne ich zunächst jenen seltenen Fall des Erscheinens des Schlangenbussards, auch Schlangenadler (Circaötus gallicus) genannt, welcher von mir bereits im vorigen Jahrgange” unserer Vereinschrift, Nr. 10, pag. 106 veröffentlicht wurde. Auch dieser, bei uns ee nohelen. Raubvogel ist in der von mir bezeichneten Raubvogel - Station Hoher Wald erschienen und erlest worden. Der Wespenbussard (Pernis apivorus) ist nach meinen Erfahrungen in Mähren nicht allzu selten, wird aber von Unkundigen oft mit dem gemeinen Bussarde verwechselt. In meiner nächsten Umgebung ist es wieder der Hohe Wald, wo sich dieser feige Raubvogel nicht selten einfindet. In den niederen Gebirgswaldungen der nahen Beskyden kommt er alljährlich vor. In den Jahren 18567 und 1868 wurden mir zur Sommerszeit aus der Prerauer Gegend einige Wespenbussarde in dunklen Kleidern eingeschickt. Das letztgenannte Jahr bereicherte meine Sammlung überdiess noch mit emer seltenen Varietät des Wespenbussardes. Dieselbe stammt aus den Waldungen der Umgebung von Plumenau und kam mir am 14. September zu. Kopf, Hals und die ganze Unterseite des Vogels sind der Hauptfarbe nach weiss. Zügel und Augengegend bedeeken kurze, schwarzbraune, weiss gesäumte F eder- chen; Oberkopf, Kehle, Nacken und Fusswurzel sind vein weiss, Brust, Bauch, die Unterschwanzdeckfedern und Hosen mit braunen spärlichen Schaftstrichen, welche je weiter gegen den After zu, desto schmaler werden. Der Buckene und die Flügel Sind braun mit violettem Schimmer; die mittleren und grossen Oberflügeldeck- federn mit weissen Endflecken; die Schwungfedern schwarz, mit unbedeutenden, weissen Spitzen; der Schwanz erdbraun mit zahlreichen dunkelbraunen, violett schimmernden, gewellten Querbändern, am Ende weiss gesäumt; der Fuss gelb, Schnabel und Krallen schw: ärzlich. Der Mäusebussard (Buteo cinereusı ist bei uns eine gewöhnliche Erscheinung, eben so in manchem *) eirca 0:579%-, 1:554m- und 1:674 Kilo. A dIoR: Herbsteder Rauhfussbussard (Ar chibuteolagopus). Leider finden diese beiden harmlosen und aller Schonung würdigen Mäusevernichter bei den meisten Sonntags- schützen und auch vielen Jägern vom Fach, wenig Anerkennung und werden viel häufiger vertilgt, als es wünschenswerth wäre. Warum haben sie abeı auch einen sekrümmten Schnabel, lange Flügel und Krallen an den Füssen, diese furchtbaren „Geiert, wie sie vom Volke allgemein gescholten werden! Von der Gattung Milvus, ist es Milvus niger, Br., der schwarzbraune Milan, welcher sich hie und da in meinem Beobachtungsbezirke gezeigt hat und auch öfter schon erlegt wurde. Im Vorjahre sah ich am 11. April einen dieser unedlen Räuber, als er in den Nachmittagsstunden über dem Titschbache, in unmittelbarer Nähe der Stadt, umherkreiste. Nach sicheren Mittheilungen verweilte er einige Tage in der Odergegend, besuchte auch den Hohen Wald und verschwand dann spurlos. Vor Jabren soll auch der rothe Milan (Milvus regalis), keine besondere Seltenheit im nordöstlichen Mähren gewesen sein. Dr. Schwab erzählte mir mit einer Entrüstung, deren nur ein leidenschaftlicher Vogel- sammler fähig ist, wie er einst auf einer Reise nach Vsetin, im Gebiete der Beskyden, einen todten pracht- . vollen Königsweih, auf einer Stange, im Felde hängend, als — Vogelscheuche angetroffen hatte. — Mir ist nur ein einziger Fall bekannt, wo ein Waldheger in der Gegend von Freiberg einen rothen Milan geschossen hat. Von dem Wanderfalk, (Falco peregrinus), besitze ich ein ausgewachsenes Exemplar in meiner Sammlung, welches Ende Jänner 1871, in der Gegend von Mähr.- Ostrau zu Stande gebracht worden ist. Der Lerchenfalk (Falco subbuteo), kommt bei uns, namentlich auf dem flachen Lande, in mässiger Anzahl, überall vor. Ich erhielt Exemplare aus der Umgebung von Neutitschein, Prerau aus der nordwestlichen Ecke Mährens, Gegend von Schildberg. In meiner Heimat schoss ich unter andern, gelegenheitlich eines Anstandes auf Enten, einen dieser nuthigen Räuber, als er über dem Teiche auf Schwalben, w elehe mit den Staaren schaaren- weise anlangten, um im Röhricht zu übernachten, Jagd machte. Der niedliche Zwergfalk (Faleo aesalon) findet sich im Nordosten von Mähren zur Winterszeit öfter ein. In der Regel sind es jüngere Vögel, welche die Wanderlust hieher bringt; aber auch einzelne völlig ausgewachsene sind schon angetroffen worden. Am 23. December 1872 brachte mir ein Neutit- scheiner Bürger ein altes Merlinmännchen, welches in seinem Haushofe auf der Düngerstätte, todt aufgefunden wurde. Ich bedauere nach der Ursache seines Todes und sogar aus der bergigen ‚ nicht gründlicher geforscht zu haben; äusserlich fand ich an ihm keine Verletzungen. Zu Anfange des heurigen Jahres, 2. Jänner, wurde ein ähnlicher Zwergfalke in der Nähe der Eisenbahn- station Zauchtl erlest. Den nützlichen Thurmfalken (Falco tinnunculus), kann man in allen mir bekannten mährischen Gefilden regelmässig antreffen. Schade nur, dass dieser „Feld- eier", wie er vom Volke oft genannt wird, nicht selten denselben Verfolgungen unterliegen muss, wie die eben so häufigen, bekannten Mordgesellen Habicht (Falco palumbarius) und Sperber (Falco nisus). Ueber die Weihen (Circus) habe ich bisher, leider, zu wenig Erfahrungen gemacht. Ein ganz dunkel gefärbtes Exemplar der Rohrweihe (Circus rufus), bemerkte ich einmal, Mitte September, im dichten Ufergebüsche der March und während meiner ganzen Beobachtungszeit erhielt Dr. Schwab, aus der nächsten | Umgebung, höchstens 2—3 jüngere Kornweihen (Cir- cus eyaneus), welche ich näher untersuchen konnte. Die Eulen, Strigidae. Von allen Eulenarten, mit denen ich bisher be- kannt geworden bin, muss ich die Habichts- oder Ural- eule (Syrnium uralense), besonders hervorheben. Nach mir gewordenen Mittheilungen aus älteren Zeiten, gehörte ihr Vorkommen in Mähren zu den grössten Seltenheiten. In der reichhaltigen Sammlung des Dr. Schwab befand sich nur ein einziges Exem- plar, das Anfang der Sechziger Jahre, zur Winterszeit, auf der Burgruine Helfenstein bei Leipnik, erbeutet worden ist. Welche Ueberraschung musste es daher für mich sein, als mir am 12. December 1876, aus der unmittel- baren Nähe von Neutitschein, eine schöne Uraleule | gebracht und bald darauf, Anfangs April 1877, eine zweite, aus der Umgebung von Ung. Brod eingeliefert worden ist. Ich habe es auch nieht unterlassen über beide Fälle genaueren Berieht zu erstatten, und zwar in den „Ornith. Mittheilungen“, Jahrg. I, pag. 8 und 47. Der liehtbefiederten, kleineren Sperbereule (Surnia ulula), kann man in den mährischen Karpathenaus- läufern schon öfter begegnen. In den ausgebreiteten Waldungen der Vsetiner Herrschaft kommt dieselbe, nach Aussagen dortiger Forstleute zwar selten, aber regelmässig vor. Die Sperbereulen meiner Samm-' lung stammen alle aus der genannten Gegend. Ich fand sie bei einzelnen Fürstern, welche ich aufgesucht, bereits präparirt vor und wusste sie für mich zu ge- | winnen. Im Jahre 1875, zu Anfang des. Monates No- vember, an einem Nachmittage, erlegte Förster Klod- nerim Wernsdorfer Reviere, 2 Meilen östlich von Neutitschein, eine prachtvolle Sperbereule. Die- selbe hielt sich durch zwei Tage am Waldesrande auf und war so wenig scheu, dass sie ihren Verfolger nahe an die Tanne, auf welcher sie sich zuletzt niederge- lassen hatte, ankommen liess und ihn vertrauensvoll an- blickte. Das Vorkommen der Zwergeule (Strix passe- vina) bei uns, habe ich zwar persönlich nicht constatirt, allein die Sammlung des Dr. Schwab enthielt einige Präparate derselben, welche nach den Versicherungen des glaubwürdigen Eigenthümers, aus dem östlich ge- legenen Gebirge herrührten. Der anmuthige und doch so verschrieene Stein- kauz (Atlıene noctua), wurde von mir allerorts häufig beobachtet. In meimer Heimat wurde ich von dieser munteren Eule, in mondhellen Septembernächten, oft im Schlafe gestört. Sie kam nicht selten bis zum | Wohnhause angeflogen, liess sich auf einem Obstbaume nieder und trug aus vollem Halse ihr: „Kuwitt, Ku- witt“, vor. Einzelne Landbewohner lassen es sich bis zum heutigen Tage nicht nehmen, dass das unheimliche Geschrei des Steinkauzes einer Person gelte, welche der gefürchtete Todtenvogel in das Reich der Ewig- keit emberuft. Und fürwahr, wenn es der Zufall will 17 und es stirbt bald nach seinem Rufe wirklich Jemand in dem, von ihm besuchten Theile einer Ortschaft, so trägt, nach der Meinung dieser Abergläubischen, an dem Unglücksfalle Niemand so grosse Schuld, als der : verhasste Nachtschwärmer ! Bei strenger Kälte und viel Schnee dringt der Steinkauz, aus Nahrungsmangel, häufig bis in das Innere der menschlichen Wohnungen. So erlebte ich am 27. Jänner 1871 den Fall, wo ein ausgehungertes Käuzchen, Nachts 11 Uhr, in den erleuchteten Saal des Lesekasinos in Neutitschein, einen Sperling verfolgend, durch ein unter der Decke in der Mauer angebrachtes Luftloch, hereinstürzte. Draussen war eine Kälte von etwa 12° R. und fusshoher Schnee. Das warme Luftloch benützte der Spatz ohne Zweifel als Schlafstelle, und als er sich von dem jagenden Räuber bedrängt fühlte, suchte er Rettung im Innern. Beide Vögel fielen, vom Lichte geblendet,] auf den Boden des Saales; der Spatz fand unter den Anwesen- den Mitleid und wurde gerettet — der Kauz jedoch, als seltener Kasinogast ausgestopft und meiner Samın- lung: eingereiht. Was für ein scharfes Gesicht der Steinkauz auch bei Tage besitzt, erfuhr ich durch folgende Beob- achtung: Bei einer, am 4. October 1578 unternommenen Exeursion unterhalb des Stramberger Kalkfelsens „Kotouö#, erblickte ich um 3 Uhr Nachmittags, bei hellem Tageslichte, am Rande einer langen Felsenquerspalte, ein nettes Käuzchen, munter um sich blieckend. Da die Spalte ziemlich hoch lag und ich den Vogel näher betrachten wollte, griff ich zu meinem Feldsteceher. Allein, kaum brachte ich ihn zu Gesicht, als auch mein lieber Kauz schon ver- schwunden war. Im Augenblicke wusste ich nicht, ob er abgeflogen war, oder sich bloss in den Hintergrund seines Versteckes zurückgezogen hatte. Ich nahm das Glas ab und blieb ruhig stehen. Und siehe da, sogleich erschien der kluge, scharfsichtige Vogel aus dem Innern der Höhle wieder und sah mich verwundert an. Abermals versuchte ich es mit dem Stecher, allein die schwarzen Röhren und blitzenden Gläser des- selben schienen dem Käuzehen nicht zu gefallen und bei ihrem Anblicke entzog es sich jedesmal meinen Augen. So unterhielt ich mich einige Zeit mit dieser liebenswürdigen, kleinen Eule, ohne dass sie den Platz gänzlich verlassen hätte. Unsere grösste Ohreule, der Kraft und Muth be- sitzende Uhu (Bubo maximus), kommt in den ge- schlossenen Gebirgswaldungen der Beskyden, vereinzelt noch vor. Jedoch nur einmal, u. z. Ende des Monates December 1870, war ich so glücklich, diesen zwar ge- hassten, aber äusserst interessanten Raubvogel, im Fleische zu erhalten. Derselbe wurde bei tiefem Schnee, in emem Dorfe bei Vsetin, wohin er unzweifelhaft aus dem nahen Gebirge gekommen war, um Nahrung zu suchen, erlegt. Zur Zeit, als der vorerwähnte, schluchtenreiche Kalkfels „Kotou&“ bei Stramberg noch dicht bewaldet war und auch die umliegenden Waldungen aus älterem Holze bestanden, soll, glaubwürdigen Mittheilungen zu- folge, der Uhu auch in dieser Gegend öfter gehört und gesehen worden sein, Die Waldohreule (Otus vulgaris), bewohnt bei uns in mässiger Zahl die Gebirgswaldungen. Im Herbste erscheint sie häufiger auch in der Ebene und 78 wird von knallsüchtigen Sonntagsschützen und Schuss- eeld bedürftigen Jägern oft zahlreich vernichtet. Ob mit Grund, will ich dahingestellt lassen. Gleiches Schicksal mit der Waldohreule trägt auch die, aus dem hohen Norden in unser Land all- jährlich im Herbste einkehrende, harmlose Sumpfohr- eule (Brach yotus palustris). Ihrer Lebensweise cemäss, sucht sie Niederungen auf, fällt in Erdäptel-, Klee- und Rübenfelder ein und wird entweder aus Un- kenntniss und Uebermuth, oder aus Mangel an regel- rechtem Wilde, bei Feldjagden unnützer Weise recht häufie oeschossen. to) kei So semein der Waldkauz, gewöhnlich Brandeule (Syrnium alueo) genannt, m den höher gelegenen, mährischen Forsten hauset, so selten und im Allge- meinen fast ungekannt, lebt auch der Rauchfusskauz (Nyetale funerea, Bp.), in unserem Lande. Ich be- sitze bloss zwei Präparate dieses seltenen Kauzes. Der erste wurde mir am 17. Februar 1870, aus der Um- gebung von Wall. Meseritsch, durch einen Förster, welcher den Vogel in einem Nadelwalde von einer hohen Tanne herabgeschossen hatte, eingesendet; den zweiten erhielt ich am 22. März desselben Jahres aus Vsetin. Das letzte Glied der Eulenfamilie, die als eifrigste Mäusevertilgerin überaus nützliche Schleiereule (Strix flammea), kommt in Mähren an geeigneten Orten überall da vor, wo sie von dem Unverstande des Menschen nichts zu leiden hat. Leider wird dieselbe, besonders zur Winterszeit, wo sie sich dem Menschen am meisten nähert und m Scheuern oder auf Dachböden Schutz und Nahrung sucht, häufig gefangen und misshandelt. Es muss jeden Natur- und Vogelfreund tief be- trüben, wenn er die Erfahrung macht, wie manche Landleute lebende Schleiereulen, diese grössten Wohlthäter der Landwirthschaft, den schwersten Ver- brechern gleich, an Füssen und Flügeln gebunden, ver- stohlen zum Kaufe anbieten. . - Wird denn nicht endlich einmal auch bei uns die Stunde schlagen, wo das gesammte Volk zu der rich- tigen Einsicht gelangt ist, dass die Eulen und so viele andere Vögel die volle Beachtung und den grössten Schutz des Menschen verdienen ?! (Fortsetzung folst.) Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom I3. Juni. Dieselbe war in Folge der vorgerückten Jahreszeit und des schönen Wetters, welches mehr zum Aufenthalte im Freien, als zum Besuche einer Versammlung in geschlossenem Locale einlud, schwach besucht. Ein eigentlicher Vor- trag wurde nicht gehalten; die Herren v. Pelzeln, Dr. v. Enderes und Prof. Jeitteles machten jedoch verschiedene Mittheilungen, welche das Inter- esse der kleinen Versammlung erregten, und die wir demnächst in anderer Form in diesen Blättern repro- dueiren werden. Wie schon in Nr. 6 der „Mittheilungen“ erwähnt wurde, finden in den Monaten Juli, August und Sep- tember keine Versammlungen des Vereines statt und wird die nächste am 10. October (d. i. wie gewöhnlich dem zweiten Freitage des Monates) abgehalten werden. Die Jahresbeiträge pro 1879, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche dies noch nieht gethan, gefälligst recht bald an den Gassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B einsenden. Eingelaufene Beiträge für die Sammlungen des Vereines. Hr. Einst Schauer, Präparator in Pieniaki, ein Mitglied, welchem der Verein schon eine ganze Reihe trefflicher Beiträge für das Blatt und schöner Geschenke für die Sammlung verdankt, hat neuerlich vier ganz ausgezeichnete Präparate eingesandt. Es sind dies äusserst sorgfältig und lebenswahr ausgestopfte | Dunenjunge verschiedener und Sumpf- Wasservögel, und zwar ein Kiebitz (Vanellus eristatus) em schwarzes Wasserhuhn (Fulica atra), ein grosser Lappentaucher (Podiceps crista- lus), sämmtlich im Alter von einigen Stunden, und eine schwarze Seeschwalbe (Sterna nigra), einen Tag alt. Das Dunenkleid dieser letzteren wollen wir, da es am wenigsten allgemein bekannt ist, in Kürze beschreiben. Die allgemeine Farbe desselben ist ein sehr helles Braun, welches an den Seiten des Halses und der Brust, sowie am Bauche in Grau übergeht. Am Kinn undan der Kehle sind nicht sehr scharf abge- grenzte weisslichgraue Flecken. Um die Augen und nach rückwärts gegen die Ohren zu, sowie an der Unterseite der Flügelchen, sind fast rein weisse Flecken wahrnehmbar. Ueber dem Kopf zieht sich vom Schnabel bis zum Nacken eine eigentlümlich, ziemlich symme- trisch angeordnete Gruppe schwarzer Flecken, über die Mitte des Kopfes am dichtesten, so dass sie einen zusammenhängenden Strich bilden, an den Seiten und am Vorderkopfe aber stehen sie etwas spärlicher. Ueber den Schultergelenken befindet sich ein schwarzer Fleck, am Rücken und ober dem Bürzel steht eine Gruppe grösserer solcher Flecke, die jedoch ungleiche Formen und wenig symmetrische Anordnung zeigen, die Füsse, insbesondere die Zehen und die daran befindlichen winzigen Krallen, so wie die Schwimmhäute sind, äusserst zart und zierlich; sie sind licht hornbraun, die Krallen aber etwas dunkler gefärbt. Das schwärz- liche Schnäbelehen zeigt auf seiner Oberseite, dicht vor der Spitze, einen ganz kleinen weisslichen Hornansatz. Die Farbe der Augen ist ohne Zweifel schwarzbraun, da Herr Schauer, dessen grosse Genauigkeit bekannt ist, das ausgestopfte Thierchen mit solehen versehen hat. — RE — 1 Ne) Vergleichende Uebersicht der Vogelfaunen von Krakau (Galizien), Arva (OÖberungarn), Lilienfeld (Niederösterreich) und Salzburg, nach den Abhandlungen der Herren: E. Schauer, W. Rowland, Hans Neweklowsky in den „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ und der besonders erschienenen Ornis von Salzburg des Herrn V. von Tschusi zu Schmidhoffen. Vulturinae . Von Graf Friedrich August Marschall. Arva nach Rowland. Anzahl der Arten Krakau nach Schauer. Anzahl der Arten Salzburg nach v. Tschusi. Anzahl der Arten Lilienfeld nach Newe- klowsky.Anzahl devärten ‘ a el Try 2 2 3 0) Accipitrnae . SE N 5 22 25 20 13 Rapaces diumae ... ER ER 24 | 23 Ta Idanoetern EN RR ER ) 9 10 4 Rapaces überhaupt . 32 s6 88) a cine en E 5 9 9 6 Cueulidae | AR Me i 1 1 1 1 Halcyon . . Le 2 2 2 2 Scansores überhaupt 11 a 12 : 9 Dentirostres . . 5 ERS { S > 7 5 Subulirostres SER N ME 35 48 47 3 Conivrostres . . a: 2 ; 35 34 34 24 Corvnae .. i ala: 4 9 10 12 10 Tenuirostres . Er NR ET TEN 4 4 5 4 Jissmostresyin. ne Ber ea 19) 5 6 3 Passeres überhaupt 99 . 109 FM AT Columbae überhaupt ; 3 : 3 3 3 5 3 Gallinae überhaupt : 5 7 ; 1) 7 (Tetraonidae) (Tetraonidae u. (Tetraonidae u. Otis) Kullemaener ae ER re 6 6 6 1l Charadriidae Ka RE 7) b) 5) 2 Seolopacidae . . . . NE ul 19 15 2 Andeidaes. 0.022 N nt 5 11 11 räntalidaenee a Vol a ) 0) 1 0) Grallatores überhaupt 2:29 Be 138 ; 6 Anatidae . & IR & i 14 24 19 9 IBelecanıdae won sr a a 2 2 ) (0) Bandaederss ut. ae 5 U 7 1 Colyanbidses nen 5 6 6 1 Palmipedes überhaupt 26 39 =233 Re Gesammtzahl der Arten 205 22250 239 SEL30 geg. Krakau um45 A. w. geg. Arva um 45 A. ın. geg. Arva um 31 A. m, geg. Krakan um 120 A.w. „ Salzburg „ 34 5 „ neisalzburgn „nl, Krakau, Nil w: „ Salzburg „109, „ narlihenf-gessstor,, m: „2 Laliengse 12050, n. Lilienf7,.109, m. BATYa nr Tone Erläuterung. In dieser vergleichenden Zusammenstellung muss wohl Jedem die vergleichungsweise Armuth der Lilienfelder Ornis auffallen. Sie ist indess dadurch erklärlich, dass Herr Neweklowsky, zum grössten Theil durch Berufspflichten in Anspruch genommen, seinen Beobachtungen nur wenig Zeit widmen und sie nur gelegentlich anstellen kann, indess die Herren Tschusi und Schauer, als Ornithologen vom Fach, denselben ihre ganze Zeit widmen können und Herr Rowland als Forst- und Waidmann auf stete Thätig- keit in Wald und Feld augewiesen ist. Ueberhaupt kann jede Fauna und Flora nur eine „veränderliche Grösse sein“, zu der günstige Unistände und die Bemühungen der Forscher Neues hinzufügen, oder auch ungüustige Umstände — dauernde oder vorübergehende — ihren Stand vermindern können. 80 Allerlei. Ueber das Vorkommen des Uhus (Bubo maximus) im Lilienfelder Bezirke. Voraussetzend, dass die in flüchtigen Zügen entworfene Schilderung des Boden- reliefs dieser Gegend und aller weiteren auf die Vogel- welt Einfluss nehmenden Charakter - Züge derselben dem geneigten Leser aus meinen Mittheilungen der Vogelfauna Lilienfeld’s bereits bekannt sind, theile ich als Ergänzung der letzteren über das Vorkommen von Bubo maximus Nachfolgendes mit. Wiewohl angenommen werden muss, dass das Jagdrevier des Uhus an keine ständige Gemarkung gebunden ist, so ist doch mit Sicherheit festgestellt, dass er zu seinem Tagschlafe wie für sein Brutgeschäft hier wie überall nur an bestimmte Localitäten gebunden ist, welche er das ganze Jahr hindurch festhält. Zahlreich ist er hier nirgends beobachtet worden, aber sein Dasein ist unzweifelhaft festgestellt. Das tiefeingeschnittene Engthal des Unrechttraisen- baches trägt, mit der einzigen Unterbrechung bei Hohen- berg von Freiland bis über St. Egyden hinauf, ganz dass Gepräge einer von ihm bevorzugten Localität. In die schroffen dicht bewaldeten Gehänge sind kahle Felswände hie und da eingerahmt, während kammartig hochaufragende Tri Askalkwände die Höhen- züge zu beiden Seiten in vielzerklüfteter Gestaltung krönen. Dieses Engthal bildet im Vereine mit dem nach allen Seiten bin tiefdurchfurchten Gebirgsmassiv der Gemeinde Weidenau ein zusammenhängendes Aufent- haltsgebiet für unseren Uhu, wie es mit von ihm bevor- zugten Localitäten so reich ausgestattet, kaum ein besseres geben kann. Als eine von ihm minder häufig gewählte Localität bezeichne ich hier das Hellbachthal, welches als Eng- thal von seinem Ausgangspunkte in das aufgeschlos- senere Gölsenthal bis zum Quellengebiete des Hellbaches einen der vorbeschriebenen Bocalität sehr ähnlichen Charakter trägt. Jene hohlen Räume, welche in verschiedenster Gestaltung als Luftblasen in die einst weiche Masse des jetzt zu Stein erstarrt dastehenden Kalkfelsens ein- geschlossen an vielen Punkten der schroffen Felswände zu Tage münden, stellen dem lichtscheuen Geschöpfe die besten Tagschlaf- und Horsträume zur Verfügung, wo es in kaum gestörtem Schlafe von seinen nächt- lichen Raubzügen ausruht. Dass der Ulu hier nicht eben zu den Seltenheiten gehört, bestätigen fast alle Jäger und Jagdfreunde ass Gegend, denn nur zu oft ertönt der gespenster- hafte Ruf lesen Eule durch den Wald, wenn sie zur Auer- oder Birkhahnbalze einem oft fernen Ziele zur Nachtzeit zueilen. In der Weidenau ist die Stimme des Uhus fast Jedermann wohl bekannt, wird sie von dortigen Insassen zur Nachtzeit im Walde oft aus nächster Nähe vernommen, doch zumeist im Frühjahre. Im Jänner 1577 entdeckte ein Jägerjunge in früher Morgenstunde während emes Pürschganges auf einem Felde der hier zunächst gelegenen Gemeinde Hinter- Eben, in den Schnee eingedrückt, einen durch einen grossen Raubvogel zerfleischten Feldhasen. Ungefähr 20 Schritte von dieser Stelle fand sich das Lager des armen Opfers. Aus den im frisch Herausgeber: Der Ormithologische Verein in Wien. ' denn nieht selten | — (ommissionsverleger: gefallenen Schnee erkennbaren Spuren war zu ersehen, dass der Hase unfern von seinem Lager von dem Raubvogel zuerst attaquirt ernste Fluchtversuche an- gestellt hatte, jedoch von seinem Verfolger hart bedrängt nach mehrmals erfolglos versuchten Wendungen diesem erlegen war. Der Kopf des Hasen war mit einem Theile des Rumpfes buchstäblich abgerissen und fort- geschleppt. Die Spuren der Handschwingen des Raub- vogels zeigten im Schnee eine mächtige Flugweite und konnten, da die Reste des Hasenleibes latente Wärme zeigten, nur von einem mächtigen Nachtraub- vogel- herrühren. In einer mir von dort mitgebrachten Brustfeder, welche dem Vogel während seines Jagdzuges ausge- fallen war, erkannte ich sofort Bubo maximus. Zur Laichzeit der Forellen wurden im November 1575 an einem Forellenbrutteiche bei Furthof im Schnee die Spuren eines mächtigen Raubvogels wahrgenommen. Ein aufgesetztes Fangeisen mit Fischköder brachte in der zweiten Nacht ein , mächtiges Uhuweibchen zu Falle. Im selben Jahre wurde im Kreuzthale ein Uhu erlest, wo emige Jahre vorher aus emem Horste 2 Junge ab- genommen wurden. Die Spuren aller mir hier bekannt Sewordenen Raubzüge, welche unverkennbar unserem Uhu zur Last eeleet werden müssen, sind im offenen Terraine aufgefunden worden und reichen bis in die kahlen Steinwildnisse der höchsten Region dieser Gegend hinauf, ein Beweis, dass auch diese Region von seinen Jagdstreifzügen nicht ausgeschlossen ist. Ob der Uhu auch im Oetschergebiete, wo namentlich am Oetscher- bach und an der Erlaf sich herrliche Loealitäten für seine gesicherte Existenz finden liessen, brütend vor- kommt, ist mir bis jetzt nicht bestätigt worden. Sicher ist, dass die „Hofstättermäuer“ im Unrecht- traisenthale fast alljährlich ein Uhupärchen zur Brut- zeit beherbergen und im Haltbachthale die senkrechte „Halswand“ unter den Raderbauerhöfen gleichfalls als Schlupfwinkel unseres Uhus bekannt ist. Aehnliche Localitäten finden sich in der Weidenau und an vielen Orten des vorbeschriebenen Gebietes in reichster Fülle. Die ausserordentliche Vorsicht und Klugheit dieses Vogels im Vereine mit der Unzugänglichkeit der von ihm für den Tagschlaf und den Horstraum gewählten Oertlichkeiten dürften als Ursache gelten, dass er sich hier bis zum heutigen Tage erhalten hat. Hans Neweklowsky. Berichtigung zu der Notiz „aus Mähren: Seltene Gäste etc“. Spalte, Zeile 16 von oben soll es „Boyeii“ richtig In Nr. 6 Seite 72, 1. anstatt „amerikanischen*® „Boyeiana“ heissen. dieser Blätter, richtig „ostasiatischen* und anstatt Julius Häger, St. Andreasberg a, Harz (geborner Andreasberger) züchtet seit 13 Jahren die edelsten Kanarienvögel. Erste Prämien, ehrendste Dankschreiben. billigst. Preisverzeichniss franco gratis. Käfige , Sommerrübsamen Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Diuck von J. B. Wallishausser in Wien. Jahrg. 3. ! — —— m Bläfter für Wonelkunde, Wo ael-Shuß und -Pflene Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fi, sammt Franco- :: : Zustellung AnonSt, no 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile : der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern ä 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, !: Florianigasse 46, zu richten. S 1m, Inhalt: Das Vogelauge, betrachtet vom empirischen Standpunkte des Conservators. Von E. Hodek. — Ueber Bastardbähne aus Java. — Vereinsangelegenheiten. — Allerlei. — Inserat. Von A. v. Pelzeln. Das Vogelauge betrachtet vom empirischen Standpunkte des Conservators. Von E. Hodek. Aus Ph. Leop. Martin’s: Praxis der Naturgeschichte. Erster Theil, II. Auflage bei B. F. Voigt, Weimar, (Mit Bewilligung des Autors und Verlegers.) !) „Das Auge ist der Spiegel der Seele.“ Auch der Vogelseele“. Ein noch so richtig präparirter Vogel, so lange ihm die Augen fehlen, ist ein Objeet, welches unsere Sympathieen nicht zu wecken vermag. Ein Vogel- kopf, worin ein unrichtig grosses, ein unrecht gefärbtes, oder ein falsch eingestelltes Auge sitzt, wird dem Ken- ner stets gerechten Anlass bieten, den Präparator rügens- werther Unfertigkeit zu zeihen. Ebenso ist im Gegen- theile ein, mit sympatischem Ausdrucke richtig gestelltes, seiner Naturfärbung wirklich entsprechendes Vogelauge im Stande, einen Vogelkopf unstreitig zu verschönern und uns mit so manchem kleinen Fehler in der Compo- sition der Körperform ete. auszusöhnen, 1) Obwohl diese Abhandlung bereits in dem oben citirten Buche erschienen ist, so glaubt die Redaktion doch, dass, da das genannte Fachwerk sich nieht in den Händen Aller befindet, und der Gegenstand besonderes Interesse bietet, die Reproduction dieses Aufsatzes (mit Bewilligung des Herrn Martin wie des Verlegers) willkommen sein werde. Es kann Einem ja manchmal ein Vogelkörper, ein Vogelkopf, misslingen; wie in der Malerei, der Dichtkunst, der Musik, hat man ja seine guten, mitunter auch übeln Tage, wo der schöpferische Genius uns den Rücken wendet und mit dem besten Willen, trotz vielem Bessern und Aendern, bringen wir nicht genau das hervor, wie es unserer Phantasie als richtig und naturwahr vorschwebt. Ein Jeder, der gewöhnt ist, an die eigene Leistung den strengsten Maasstab anzu- legen, wird dies schon empfunden haben. Also: es giebt auch Zufälle oder besser Launen im Erfolge der prä- paratorischen Arbeit und wenn solche als Misserfolg bloss sporadisch auftreten, so ist es eben keine Schwach- heit, einen solchen Fehler mit dem Mantel christlicher Nachsicht zu decken. Ganz anders aber verhält es sich mit dem Fertig- machen des Gesichtes, diesem, möchte ich sagen, Brenn- punkte des Objectes, auf dem sich die beurtheilenden 82 Blicke des Kritikers nicht ohne Grund concentriren, auf dem das Auge selbst des laienhaften Beschauers mit instinktiver Neugier haftet. Wie oft hört man von völlig Uneingeweihten, wenn sie ins richtige Gesicht z. B. des Seeadlers — übrigens ganz in der Ruhe dargestellt — sahen: „Muss das ein böser Kerl sein“ etc. Ich zweifle durchaus, dass der Eindruck auf das, in ornithologischen Dingen unerfahrene Gemütlı der- selbe wäre, hätten an der Stelle des stechend hell ge- färbten und trotzig unter tiefen Brauen nach vorne hervorleuchtenden Augenpaares, ein Paar möglichst grosse, Nachgeblasene, ach mit dem Augenbein in gleicher Höhe blöd nach seitwärts eingepappte, dazu vielleicht auch noch falsch gefärbte Glaslinsen dort ge- SEessen. Ganz anders und strenger muss der Kritiker die Geisselschwingen, wenn er im Gesichte, in Form, Grösse, Farbe und Stellung der Augen, namhafte Fehler und Abweichungen von der Natur des Vogelauges findet. Diese Fehler können nicht mehr auf den Conto eines missgünstigen Zufalles, sie müssten auf jenen der Un- kenntniss, oder was noch schlimmer wäre, der Lässig- keit gesetzt werden. Wie gerechtfertigt ist es daher, dass Jedermann, den der Drang nach möglichst Vollkommenem beseelt, welchem aber die Möglichkeit abgeht, sich durch Ver- gleiche an lebenden Originalen selbst zu corvigiren, dass er eine Directive hiefür, eine verlässliche Anleitung sucht, welche ihm über diese Lücke in seinem Wissen und Können hinweghilft? Es ist wahr, man findet in jeder Naturgeschichte der Vögel die Hauptfarbe der Augen, resp. der Iris, angegeben nnd dass im Allgemeinen der Raubvogel tieferliegend®, uach vorwärts gestellte, der Sumpfvogel tlacher sitzende, der Hühnervogel endlich die am meisten über die Gesichtsfläche und Augenbrauen erhabenen Augen hat, wird man in manchem guten Buche eben- falls finden; aber, du lieber Gott! Wie unzulänglich sind (bei der umfangreichen Tendenz dieser Bücher nicht gut anders zu verlangen) wie ungenügend die Ausdrücke z. B.: Sein Auge ist gross, gelb, nach vor- wärts gestellt, etc. Wie gross ist da noch der Spielraum zu Fehlern bei so vagen Directiven? Wer richtig die Natur nachahmen will, dem reicht ein noch so gutes, richtiges Gefühl nicht aus und er möchte wissen: Ja, wie gross, wie gelb ist das Auge, wie tief liegt es im Gesichte, wie weit nach vor- oder rückwärts ist es gestellt ?. Dass die Antwort auf diese ebenso berechtigten als gehaltreichen Fragen nicht so leicht und schnell | gegeben ist, dass vielmehr diess einen Gegenstand be- handelt, wichtig und umfangreich genug, um ein eigenes Buch, einen Vorwurf, anregend genug um ein gutes Stück Forscherleben zu beschäftigen, wird mir Jeder- mann zugeben, wenn er bedenkt, dass z. B. der Kaiser- adler, ehe er vom Dunenjungen ein 10jähriger Vogel wird, mit jedem Federwechsel auch eine Metamorphose der lrisfärbung durchmacht, ehe er ein constant gefärbtes Auge behält. Es kann sonach auch nicht Aufgabe dieser Zeilen sein, eine umfassende Abhandlung und vollständige Beschreibung der Augen auch nur z. B aller Raubvögel zu liefern, wie sie der Sache würdig | wären, vielmehr glaube ich durch vorliegende Bespre- chung und durch nähere Beschreibung der Augen einiger europäischer Raubvögel, auf die Wichtigkeit dieses, bisher ziemlich vernachlässigten Capitels präpa- ratorischer Thätigkeit gebührend aufmerksam gemacht und wünschte durch diesen Beitrag zur Darstellung der Vögel, Anregung zu möglichst eingehender Beach- tung auch in dieser Richtung, gegeben zu haben; wo- mit ich nebstbei — theilweise wenigstens — einer mir lieben Pflicht genüge, wozu mich eine alte Zusage an den Autor dieses Werkes verband. Jeder Vogel ändert mit dem Alter die Färbung der Iris; selbst das tiefste Braun der Edelfalken und des Auerhahns varirt. Einige Vögel tragen auch Unter- schiede selbst des Geschlechtes an der Iris. Das Auge des Sperberweibchens z. B. ist im höchsten Alter nie so intensiv rothgelb, wie schon das des 3jährigen Männ- chens. Ferner ist es eine bekannte Sache, dass man an todten Vögeln höchstens die Grösse der Augen sicher abnehmen kann, die Färbung der Iris frisch getödteter Vögel nur selten jener am lebenden Thiere ganz genau entspricht, viele Vogelaugen aber, sobald der Erstarrungszustand an todten Exemplaren einge- treten ist, zur richtigen Irisbestimmung gar nicht mehr taugen. Auch die Pupille des Vogels erweitert sich, sobald sich die Augenlider des Cadavers noch im warmen Zustande schlossen. Nicht nur der Tod, sondern bei zart und mehr- farbiger Iris, selbst schon längere Gefangenschaft, übt einen oft unglaublichen Einfluss auf abnorme, folglich nicht frei naturgetreue Entwicklung der Irisfarbe. Es würde sohin Jemand, welcher bei den Augen eines lange Zeit eingesperrt gehaltenen, oder gar in dunkler Zelle erzogenen Vogels sich Raths erholte, eine falsche Auskunft erhalten. Schliesslich die Farbenmischung und deren An- ordnung, wie wenig ist diese bisher gewürdigt worden ? Wenn beispielweise der alte Matador unserer deutschen Ornithologie, J. F. Naumann, in einem für seine Zeit wahrhaft minutiösen Beobachtungsausdrucke, die Augen des jungen Kaiseradlers „Katzengrau* nennt, so hat er wohl vollkommen Recht und der Totalein- druck kann nicht besser gekennzeichnet werden; aber wie unendlich viel Ausdrückenswerthes liegt da noch dazwischen? Bei der Malerei der Thieraugen auf Glas, gilt eben als beherzigenswerthe Norm, das Entgegen- gesetzte der Landschaftsmalerei. So wie diese durch Auffassung und Wiedergabe des Gesammteindruckes im Ganzen und Grossen zu fesseln trachten soll, ohne sich in Detail-Ausführungen zu verlieren (wesshalb man manches und gerade der besten Bilder, gar nicht in der Nähe zu beurtheilen vermag), gerade im Gegen- theile hierzu muss der Augenmaler durch möglichst präeise Einhaltung und Wiedergabe aller Details der, oft ziemlich grotesken Farben-Nebeneinanderstellung, den Gesammteffeet zu erzielen trachten. So ein Auge des jungen Kaiseradlers — um beim gewählten Beispiele zu bleiben — hat seine wohlgezählten fünferlei Farber man male aber eines mit dem schönsten „Katzengrau“ einfach um die schwarze Pupille herum und es wird neben dem des lebenden sehr fatal blöde drein schauen. Bei jedem Vogelauge bildet ein, von der Haupt- farbe der Iris verschieden gefärbter, schmälerer, oder breiterer, grösstentheils tiefdunkel gefärbter Ring, die äusserste Peripherie und diese mitgerechnet bis an die undurchsichtige Augapfelwand, bildet die Grenze, für welche die weiter unten notirten Grössen-Maasse gelten, und soll dieser farbige Augenring, wie ich ihn nennen werde, und der natürlich zu unterscheiden kommt von dem, übrigens von aussen nicht sichtbaren und stets bei weitem grösseren Augenknochenring, bei keinem 83 gemalten Auge fehlen, wenn dieses einen halbwegs | Dunen - Jungen, wo ich sie kenne, mit der Angabe der richtigen Eindruck machen soll. In ein Uhuauge z. B. ohne diesen gemalten Augenring, ist nicht hineinzusehen, ohne gegen ein peinliches Gefühl von etwas darin Mangelndem, dem Auge befremdend Starres verleihenden, ankämpfen zu müssen. Der, für unsere Betrachtung den Maasstab zu dem einzusetzenden Vogelauge bildende, mit der durchsich- tigen Hornhaut (inel. Augenring) bedeckte, convexe Theil des Augapfels, die Hemisphäre, ist auch bei Vögeln selten kreisrund — bloss bei kleinen, bei Tauben und Hühnervögeln, dann den Eulen, ist diess der Fall — sondern er hat eme, in der Augenwinkelsrichtung liegende Längen- und eine kürzere, die verticale, Brei- tenachse und diese letztere wieder fällt nicht genau in die Mitte, sondern mehr oder weniger rückwärts des Pupillencentrums. Bei Vierfüsslern, besonders bei Thieren mit gespaltener Klaue, und hierunter wieder am auffallendsten beim Wildschweine, ist die vertikale Breitenachse um stark !/, kürzer als die Längenachse und nähert sich, wie seine Pupille, der gestreckten Eiform. Beim Malen des Vogelauges auf kreisrunder Linsenebene, kann diese abgeplattete Form wiederge- geben werden, wenn man den dunklen Augenring der Peripherie unten etwas, oben aber stärker verbreitet, was der Iris, wo es nöthig, die angenehme, leicht ovale Form gibt. Auch die Pupille ist selbst bei Vögeln durchaus nicht immer genau kreisrund, sondern manchmal eben- falls leicht elliptisch. Bei Schwimmvögeln oft, bei Sumpf- vögeln beinahe stets mit, nach den Augenwinkeln zu sanft gespitzten Perlen, und hier wieder ist jene nach vorne zu stärker als die entgegengesetzte markirt. Sie steht in den wenigsten Fällen concentrisch in der Peripherie der Iris, sondern bei den, schon am Aug- apfel selbst stark nach vorwärts gestellten Hemisphären. der Raubvögel namentlich, näher dem vorderen Augen- winkelrande, so, dass — senkrecht auf die Augenscheibe niedergesehen, die Iris nach vorne schmäler erscheint, als am rückwärtigen Bogen derselben. Die durchsichtige Hornhaut des Vogelauges ist von sehr verschiedener Wölbung und dieses Mehr oder Weniger bei der Wahlder Glasaugen zu berücksichtigen, ist durchaus räthlich; denn das, stark einem Drittel des Kugelsegmentes gleich erhabene, folglich stark eonvexe Auge des Adlers, noch auffallender jenes des Uhw’s, würde sich, noch so richtig gefärbt, unter einer flachen Glaslinse gewiss sehr befremdend ausnehmen, so wie ein für Sumpfvögel zu hoch geblasenes für “ genaueren Blick störend wirken dürfte. Für diesen Grad der Wölbung werde ich hier einen arithmetisch ausgedrückten Maasstab nicht angeben, sondern mich im Hinblicke auf die, durch zwingende Umstände ge- botene ohnedies sehr lückenhafte Ausführung, bloss der Bezeichnung: „sehr“ oder „minder eonvex“ „ziem- lich ach“ oder „fach“ bedienen, welche für vorliegenden Zweck genügen dürfte. Die Grösse der Augen ein und derselben Species nach Alter und Geschlecht ist auch nicht gleich, werde ich hier jedoch nur bei Arten, deren Augengrösse nam- hafte Abweichung bei den Geschlechtern aufweist, diese anführen, unbedeutendere aber übergehen, so würde hier auch die Angabe der Alters-Grössen Diffe- renz vom pullus bis adultus zu weit führen und be- gnüge ich mich. bei den wenigen Arten, deren Augen ich hier zu beschreiben in der Lage bin, bei Farbe allein. Bekanntermassen erweitert sich im Dunkel jede Pupille etwas, manche wie die der Raubvögel sehr stark; unter intensiver Lichtemwirkung aber verengert sie sich sehr stark, beim Uhu z. B. im Sonnenlicht bis auf einen stecknadelkopf grossen Punkt. Bei hellfar- biger Iris ist diese Erweiterungsfähigkeit also Lichtem- pfindlichkeit scheinbar stärker, bei dunkelfarbiger schwächer; bei jungen Vögeln auffallender als an alten. Es ist daher sehr schwer auch für die Pupillengrösse einen fassbaren Anhaltepunkt zu liefern und muss in dieser Richtung die Wahl dem Gefühle des Präpara- tors anheim gestellt bleiben. Im Allgemeinen wird bei Raubvögeln vor zu kleiner, bei Sing-, Tauben- und Hühnervögeln vor zu grossen Pupillen gewarnt. Durchaus wichtig und zum Ganzen gehörig ist die Beachtung der Form und Färbung der nächsten Augen- umgebung, der Lider und kahlen Gesichtsstellen bis zum Schnabel, eventuell der Wachshaut. Ohnediess schwinden diese kahlen Theile mehr als andere oder vielmehr wird uns der Verlust ihres natürlichen Volu- mens fühlbarer, weil er sichtbarer als an anderen Körpertheilen mit Ausnahme der ebenfalls meist nackten Füsse ist; wenn ihnen dann auch noch die Farbe fehlt wird man beides nur schwer vermissen; es sollte also getrachtet werden einigen Ersatz hierfür in der Nach- färbung derselben zu bieten. Nachdem jedoch sich diese Färbung nur strikte auf die Haut allein be- schränken musste, die Federn aber und Federborsten womit diese kahlen Stellen entweder direct bewachsen oder wie bei Lidern — ganz knapp umkränzt sind — durehaus nicht mitgefärbt werden dürften, so muss dieses Färben sehr vorsichtig (am besten durch Ein- reiben mit trockener Farbe) geschehen und nach meinem Dafürbkalten ist ein am Gesicht und Füssen gar nicht wieder bemalter Vogel einem nur irgend fehlerhaft oder unaufmerksam gefärbten, bei Weitem vorzuziehen. Die sogenannten oder auch wirklichen Pariser Augen mit farbiger Glas-Iris, wie sie bis jetzt erzeugt werden, sind in jedem Falle, wo auf Richtigkeit Anspruch gemacht wird, zu verwerfen; ich fand noch nie auch nur ein richtiges Vogelauge darunter, von Augen der Vierfüssler gar nicht zu sprechen. Für die besten halte ich zur annähernd genauen Nachbildung des Vogelauges die weissen Glaslinsen, welche man auf der flachen Rückseite mit feiner Oelfarbe kolorirt. Bequem und die Arbeit fördernd finde ich — wo kreis- vunde kohlschwarze Pupillen hinreichen — jene weissen Linsen mit rückwärts ziemlich riehtig drehend aufge- tragener, eingebrannter, schwarzer Pupille, wie ich solche von der Naturalienhandlung Wilhelm Sehlüter in Halle seit Langem preiswürdig und verlässlich sortirt, beziehe. Nur muss man davon in jeder Grösse eine bedeutende Anzahl besitzen, um solche Paare zusam- menstellen zu können, welche in Grösse, Wölbung und Pupillengrösse passen. Manche dieser Augen tragen auch bereits (ob absichtlich oder durch Zufall) die Pu- pille näher an eine Seite der Peripherie hin; um auch in dieser Beziehung passend wählen zu können, ist deren natürlich eine noch grössere Vorrathszahl nöthie. Bloss für Adler und Eulen waren bisher nicht genug hochgeblasene Linsen darunter zu finden und wäre zu wünschen, dass die Fabrikation diesem Umstande eben- falls gerecht zu werden trachtete, sowie es meines Dafürhaltens keiner schwierigen Umständlichkeit und sohin bedeutenden Preiserhöhung bedürfte um zugleich 54 mit der Pupille aueh die, — jedem Auge unstreitig nöthige und dasselbe verbessernde, schwarze Augenring- Einfassung mit anzudrehen, trotzdem dieser so ebenfalls kreisrund würde. Ist schon die genau fassliche Beschreibung der Vogel-Irisfärbung ohne einer wirklich und richtig so gefärbten Abbildung eine Schwierigkeit, so ist es eine Instruetion zur technischen Ausführung des Augenma- lens das Doppelte und bliebe noch immer viel zu wün- schen übrig, wenn man auch alles Nöthige gesagt zu haben glaubte. Ich kann mich also hier in letzter Be- ziehung bloss auf das Wichtigste und Kurzgefassteste beschränken, während ich die grössere Vollendung darin der Uebung und Fertigkeit des Lesers überlassen muss. Wie gesagt, ist nur ein mit Oelfarbe gemaltes Vogelauge der Natur möglichst gleichzubringen. Da ist nun zu unterscheiden, ob die Irisfärbung zu einer ineinanderschwimmenden, verwachsenen Tendenz hin- neigt, oder ob die Farben scharf abgrenzen sollen; viele Augen, ja die meisten, verlangen Beides. Um die erstere Wirkung zu erreichen, wird man mehr und länger liquid bleibende Lösung Terpentin nehmen; für denzweiten Fall aber entweder die Nachbarfarbe erst nach halber oder nach Bedarf ganzer Trocknung der ersten auftragen, oder man wird die Farbe mit Trocken- tiiniss (Siccatif de Caurtray) mischen, welcher viel schnelleres Nebeneinandermalen ohne Verschwimmen ermöglicht; man wird concentrische oder diametrale Wolkenflocken und Ringe entweder früher mit der betreffenden Farbe untermalen und den Fond darüber oder man malt zuerst den Grund in den concentrisch nach aussen und innen abstufenden Farben, nach ganzer oder wenn nötlig, schon halber Trocknung dieses Grundes, vitzt man mit scharfen, Hachen oder halbrun- den Spateln und Nadeln die Form und Richtung der Ringe, Wolken und Flecken in diesen Grund und giebt dieser jetzt durchscheinenden Zeichnung die richtige Farbe in der nöthigen Nuance. Zu berücksichtigen ist ferner, dass Pupille und Augenrins, welche als die dunkelsten Theile früher zu malen sind, gut trocknen müssen und dass die Pupille grösser, der Augenring schmäler erscheint, als er auf | der flachen Kehrseite gemalt wurde, da die Convexität der Linse es bedingt, das gegen ihren Mittelpunkt liegende zu vergrössern, während ein rückwärts an der Peripherie gemalter Ring erst dann vorne sichtbar wird, wenn er eine gewisse, durch den Schliff und die Wöl- bung bedingte grössere oder geringere Breite erhält, also meist 2 — fach so breit rückwärts gemalt wird, als es sich vorne präsentiren soll. Alle Adler haben, grössere mehr, kleine gerin- ger, zwischen dem Augenringe und der farbigen Iris, am rückwärtigen Augenwinkel einen schmalen Kreis- schnitt, der '!/, bis ”/, der Peripherie einnimmt, meist stahlerau ist, gleiehsam die Irisabplattuug rückwärts ausgleicht, somit letztere kreisrunder erscheinen lässt | und den ich nicht speciell bei jedem Vogel erwähne. Dass die Regenbogenhaut unter der Hornhaut nicht eben, sondern ebenfalls sphäroidisch liegt, was bei eben geschliffenen Linsen also unwahr dargestellt erscheint, verdient weniger Beachtung und stört nicht in dem Maasse, als die hohle Glastläche das richtige Nachmalen erschwert. Vultur einereus. Der Kuttengeier. Längenachse 16 Millim., Breitenachse 14 Millim. Pupille kaum merklich dem vorderen - Augenwinkel näher; tief blauschwarz, ganz unmerklich abgeplattet. Die Mitte des Auges steht 3 Millim. hinter dem Mund- winkel. Etwas weniger convex .als jenes des Stein- adlers. Bedeutend weniger nach rückwärts gestellt als das desselben. Steht über das Augendachbein (Augenbrauen- bein) 2'/, Millim. vor. Iris: tief rotbraun, sehr alte Vögel concentrisch tiefer braun gewölkt am Untertheile. Junger d. h. 1jähriger Vogel: gleichfarbiger gelblich rothbraun. Dunen-Junges: Bleigrau, mit zunehmendem Alter be- ginnt das tiefe Gelbbraun von unten und der Peripherie aus nach oben und gegen die Pupille zu. An der äussersten Peripherie ein feinerer Ring helleren Tones. Augenring schmal tief sehwarzbraun. Lider- und Ge- sichtshaut röthlich graublau, erstere röther. Kahle Haut des Augenbrauenknochens schmutzig blaugrau. Gyps fulvus. Der weissköpfige Geier. Längenachse 14'/, Millim., Breitenachse 12'/,Millim, Pupille beinahe im Centrum der Ellipse ; ihre Abplattung ganz unmerklich, tiefstahlblau. Der Mittelpunkt des Auges fällt 15 Millim. hinter den Mundwinkel. Etwas geringer convex als Steinadleraugen. Unbedeutend vorwärts gestellt, nur beim Vorwärts- blicken bedeutender. Ueber dem Augenbrauenbein 4 Milllim. Iris. Sehr alter Vogel: Am ganzen obern Iris- segmente erdgelb, (schmutzig gelb) dieses zur Pupille hin reiner, heller, gegen den Augenring zu dunkler; derselbe Ton zieht in schmalen Streifen um die ganze äussere Peripherie der Iris nach unten. Das untere lris- segment und am dunkelsten zur Pupille hin, welche davon auch am obern Theile schmal umsäumt wird, ist gelblich nussbraun, welches allenthalben ohne sonstige Zeichnung in das übrige Erdgelb verschwimmt. Augenring grauschwarz. 1- bis 4jähriger Vogel: gleichmässig tief nussbraun ohne Nuance. Dunenvogel: Pupille: tief metallblau; Iris: gelb- lich grau. Augenring tiefer bleigrau. Lider hell bläuliehgrau. Gesicht ebenso. Kahler Ober-Augenknochen mehlgrau. Bei Jungen ist Alles blauer, bei Dunen-Jungen grünlichblau. Neophron perenopterus. Egyptischer Aasgeier. Längenachse 12 Millim., Breitenachse 11 Millim, Pupille ein klein wenig näher dem vorderen Augen- winkel beinahe ohne Abplattung, tiefblauschwarz. Die Augenmitte genau über dem Mundwinkel. Weniger convex als jenes vom G. fulvus. Beinahe gar nieht nach vorne gestellt, diess bloss beim Vorwärtsblicken. Steht über das Augenbrauenbein vor 2 Millim. Iris: Am sehr alten Vogel um die Paupille licht erzgelb. Mittelkreis dunkel ockergelb, welcher am untern Segmente tiefer, am obern unmerklich ist. Knapp am Augenringe ringsum, oben aber stärker als unten, sehr zarte aber bestimmte und gleichmässig vertheilte, kurze, radiale Wolkenstreifehen von orangegelber uhurother Färbung. 2- bis 4jähriger Vogel: rotlıbraun, an der Pupille und unten tiefer nussbraun und an der Peripherie einen hellen gelbbraunen Ring. Dunenvogel: braungrau, nach aussen fahlgrau. Augenring: bei Alten schwarzbraun, jüngere blau- schwarz, ganz junge schieferblau. Lider: bei Alten hochockergelb, bei Jungen gelbgrau. Gesicht: bei Alten lebhaft orangeroth, bei Jungen schmutziggelb, ebenso der Oberkopf mit dem Augenbrauenknochen. Aquila chrysaetos. Goldadler. Längenachse 18'/, Millim., Breitenachse 17 Millim. Die Pupille nähert sich lo. Augenwinkel um 1'/, Millim.; sie ist tief blauschwarz, metallisch und kreisrund. Augenmitte genau über dem Mundwinkelrande. Ausser dem “Uhuauge das am meisten convexe; steht stark nach Sommer, Iris. Hauptfarbe: Tiefgoldbraun oben heller, am hellsten im schmalen Streifen aussen herum. Im untern Segmente halbkreisförmig, unten breiter, gegen die Längenachse zu spitz auslaufend, tief zbrun un- | regelmässig gewölkt. Iris der jüngeren Vögel mir nicht hinlänglich | bekannt. | | Ausenring schwarzbraun und ziemlich breit. Lider und Augenknochenblatt graugelb. Aquila fulva. Steinadler. | Altes Weibchen 18 Millim., Altes Männchen 17 Millim. Längenachse: achse 17 Millim. achse 16 Millim. Pupille steht näher dem vordern Augenwinkel um 1'/, Millim. Convex wie chrysaetos und stark nach vor- as gestellt. Ragt über den hintern Theil des Augen- knochenblattes 2 Millim. vor, nicht so über den höchsten Punkt desselben, dort liegt der Zenith der Hemisphäre von oben seschen, genau in einer Höhe mit diesem | Punkte des Augenblattes. Schnabelwinkel endet unter dem ersten vordern Drittel des Augendurchmessers. Die Pupillenmitte fällt | 2 Millim. hinter Ersteren. Pupille. Tief metallisch blauschwarz und kreisrund. | Ihr Durchmesser bei gewöhnlichem Lichte S Millim. und 7'/, Millim, Iris. Sehr altes Männchen. Oberes Segment: Lebhaft broncegelb gegen die Pupille weniger, gegen die Peripherie höher chromgelb verwaschen. Letzteres umgibt in schmalen Streifen die ganze, auch untere äussere Peripherie, das untere Segment zeigt auf tiefer broncegelbem Grunde eine, nach vorne die Längen- achse nicht erreichende, nach rückwärts dieselbe aber überschreitende, goldbraune Wolkenzeichnung mit schär- fer markirten, nussbraunen V erstärkungsflecken, | Mil- limeter vom unteren Kup unale zieht durch diese | Wolke ein hellerer concentrischer Streif von bronce-, gelb. | Dieser fehlt bei Weibehen und ist selbst im höch- sten Alter die Zeichnung und Farbe nie so intensiv. Iris jüngerer Ajährige er Vögel: Um die Pupille schön goldbraun (das richtige Steimadlerbraun). An- sahlerkendl daran oben heller sepia, unten und nach rückwärts dunkelnussbraun. Je älter der Vogel, desto mehr zeigt sich im untern dunkleren Segmente tiefer schwarzbraune Wolkenzeichnung und desto heller wird das obere Goldbraun, das im sechsten Jahre etwa sich dem Broncegelb nähert. Breiten- Breiten- Je jünger der Vogel, desto gleicher und ein- förmiger das Goldbraun der ganzen Iris. Bei Eini- gen nahe an der Pupille ein feiner schwarzbrauner coneentrischer Streifiing, der oben nicht ganz schliesst. Augenring nussbraun. 35 Lider und Augenbrauenblatt bei jüngeren Vögeln grünlichgelb, bei alten sehmutzigchr omgelb. (Betrifft jedoch bloss den äusseren Liderra nd, wo. er rund- lich ist, der dem Augapfel zugekehrte ist meist bei allen Adlern schwarzbrann oder gelbbraun. Aquila imperialis. Kaiseradler. Längenachse: Altes Weibchen | folglich, die gerin- 17 Millim. sere Körperstärke Breitenachse 15 Millim. des Vogels gegen- Altes Männchen 16'/, Millim. | über A. fulva im Breitenachse 14'/, Millim. Auge behaltend, 6 Monate junges Männchen | durchaus nicht in 15'/, Millim. dem Verhältniss Breitenachse 13°/, Millim. kleiner als das Auge von fulva, wie Neumann u. A. angeben. Pupille dem vorderen Augenwinkel näher als dem rückwärtigen un 1'/, Millim.; tief blauschwarz, me- tallisch, kreisrund een Millim. Die Hemisphäre eben so bei fulva. Das Auge steht mit seinem rückwärtigen Kreis- rande über dem Mundwinkelende. Iris. Sehr altes Männchen. Trotz genauesten In- formationen, die ich an mehr als 50 selbst erlegten nnd an vielen mir noch lebend in die Hände gekom- menen Vögeln einholte, kann ich diese Beschreibung doch nur einen Versueli nennen. Ganzer Irisgrund eine Farbe, und Gold die Mitte hält, auf dem oberen Segmente und vorne zu ist das Silbergelb, auf dem Grunde des unteren Segmentes das lichte Goldgelb vorherrschend und Letztexes bildet innerhalb der Augenperipherie einen ringsum schmal aber feurig markirten Streif. Dieser ganze Grund ist keine Yuhie einfarbige Fläche, Kondom. ein gleichmässi ig vertheiltes Conglomerat von Fleckehen, die im Weissen gelber, im Gelben weisser markirt sind und die theils radiale, theils concentrische Anordnung haben. In diesem silber- und goldflockigen Felde des unteren und rückwärtigen Segmentes nun schwimmt eime angenehm und leicht nussbraune con- centrisch laufende Wolke, welche sich mehr der Peri- pherie als der Pupille nähert, deren vorderes schwächer und spitzer we erdendes Ende die Längen- achse erreicht, dieselbe aber am rückwärtigen Theile überragt. Diese Wolke, welche unbeschreiblieh zart und doch bestimmt (nicht verwaschen) in die Grund- locken verläuft, hat in ihrer Mitte wieder unten und rückwärts stärker markirte, tiefrothblaue Fleckehen, deren Mitte wieder am tiefsten, beinahe braunschwarz ist. Zwischen diesen Wolkenflecken schimmert stellen- weise | a ohne die Harmonie des Gesammt-Ein- druckes der Zartheit zu stören, der fenerige Silber- grund durch und verleiht dem Auge einen fesselnden Reiz. Beim Auge gleich alter Weibchen fand ich weiter keinen Unterschied, als dass das Silber vorherrscht, goldgelb zurücktritt und die schwarzbraunen Flecken kleiner aber dichter, also weniger markirt sind. Bei jüngeren Vögeln ist der Silber- und Gold- grund trüber, die braune Wolke schwächer, die Flecken darin schütterer. Ein zweijähriger Vogel hat wenig von letzteren zu bemerken und ist der Grund eelbgrau. Das ',- bis 1jährige Junge hat ein in seiner Art ebenso prachtvolles und ebenso , obgleich in ganz ab- weichender Anordnung und Farbe ausgezeichnetes Auge stark convex, wie die zwischen Silber 86 und entspricht dieser grosse Unterschied ganz auch dem Gegensatze, welcher ‚sich in seinem Jugendkleide gegenüber dem seines vollendeten Alters ausgeprägt. Kein Wunder also, dass man lange Zeit selbst von sonst Competenten, einen ganz andern Vogel vor sich zu haben wähnte. Pupille tiefer schwarz, verhält sich meist kleiner, 6 Millim. Iris: Von der Pupille aus am dunkelsten schön schiefergrau radial gewässert, gegen die Mitte des Iriskreisgürtels mövenblau lichter werdend, die radiale Wässerung darin noch heller. Dann weiter nach aussen zu tiefer taubengrau und der letzte Irisring wieder schmal hellgrau bis m den tiefbleigrauen Augenring hinein. Der äussere obere Rand des Irissegmentes lässt ein leichtes Zimmtbraun längs eines '/, Bogens durch- schimmern; einen eigenthümlichen Reiz und Feuer aber verleiht diesem merkwürdigen Raubvogel - Auge ein schön silbergrauer Dreiviertels-Ring, schmal, ziemlich abgegrenzt, nie im obern Viertel sichtbar und nicht ganz concentrisch zur Pupille laufend, sondern am vordern Augenwinkel der Pupille näher, als am rück- wärtigen und gänzlich verschwindend im Affecte der Furcht, in jenem der Gier nnd des Zornes aber greller und weisser hervortretend. In der Furcht und über- haupt in jedem Affekte, wie im Tode verschwindet der zimmtbraune Anflug und im Tode auch der weisse Ring. Ein von mir "angeschossenes, also in der Freiheit aufgewachsenes 10—12 Monate altes Weibchen hatte weder diesen Ring, noch das Braune. Das oben be- schriebene Auge ist das, meines lebend ganz frei ge- haltenen Männchens mit vier Monaten. Am Dunenjungen von eirca 14 Tagen war die Iris einfach bleigrau, wenig concentrisch gewässert, an der Pupille am hellsten. Augenring beim Alten tiefbraun, beim Jungen tiefbleigrau. Lider beim Jungen wie die Augenblatthaut grün- lich gelb, beim Alten gelbbraun. Aquila elanga. Grosser Schreiadler. Längenachse des Weibchenauges 14 Millim., Breitenachse 12'/, Millim. Längenachse des Männchenauges 13 Millim., Breitenachse 11'/, Millim. Im Verhältniss ist das Auge ebenso convex wie bei imperialis und steht dessen Mitte >'/, Millim. hinter dem Mundwinkel, über das Augenblatt steht es /; Millim. hervor und ist ziemlich stark nach vor- wärts gestellt. Pupille tiefschwarz, kreisrtund und näher dem vorderen Augenwinkel, so dass die Iris vorne 3!/,, hinten 4 Millim. breit, die Pupille selbst 6—6'/, Millim. gross ist. Iris des alten Vogels: Oberes Segment ockergelb, äusserster Rand, welcher schmal ringsum läuft, "hell ockergelb, unteres Segment dunkler ocker- gelb. mit leisen, bräunlichen Flecken. Niemals ganz hochgelb. 2- bis 4jähriger Vogel: unteres dunkler braungelb, der streif undeutlicher. Junger Vogel oberes Segment heller, unteres tiefer nussbraun ohne ausgesprochene Wolken oder Zeichnung. Lider und Augenblatt grünlichbraun. Augenring hellbraun Oberes Segment lichter, hellere äussere Ring- fahl | Beim jüngern Vogel so lange er fleckig ist: Iris schön tiefbraun nicht rothstichig; an der Pupille ein breiterer und verwaschener, an der Peripherie unten ein ziemlich scharf abgegrenzter aber schmälerer tieferer Tonstreif. Das obere Irissegment zeigt an der Peripherie zu ?/, einen ausgesprochenen tiefgrauen 11), —2 Millim. breiten Bogenschnitt. Ein ganz schmaler, bläulich- weisser Ring umsäumt die ganze Iris vor dem dunklen Augenringe, gibt ihm lebhaften Ausdruck, es gelingt aber nicht leicht, diesen, ohne grell zu werden, wieder- zugeben. Aquila naevia. Kleiner Schreiadler. Längenachse des alten Weibchens 13'/, Millim., Breitenachse 12 Millim. Längenachse des alten Männchens 12'/, Millim., Breitenachse 11 Millim. Stark convex, die Augenmitte 3 Millim. hinter dem Schnabelwinkel steht über dem Augenblatte 1'/, Millim. vor, ziemlich nach vorwärts gerichtet. Pupille tiefschwarz, kreisrund, dem vordern Augen- winkel '/, Millim. näher als dem rückwärtigen. Iıis des alten Vogels: Oberes und rückwärtiges Irissegment dunkel chromgelb, vorderer und unterer Theil schwefelgelb; ein feiner chromgelber Ring zieht sich rings um die Peripherie auch unten durch. Im untern mittlern Viertelbogen gehen aus dem Jlichtern Irisrande radial gegen die Pupille 5—4 (je älter je mehr) feine Anal] braung, scharf abgesrenzte Schmitze, welche die Peripherie nicht ganz berühren und bis über die Mitte der untern Iris atchen, auf circa '/, der Breite also von der Pupille abstehen. 2—4jährige Vögel haben die Iris oben bräunlich- gelb, unten gelbbraun, ljährige einfachbraun , Dunen- vögel braungrau, der äussere feine, hellere Ring fehlt aber in keinem Alter. Augenring bräunlich. Lider und Augenblätter bräunlichgelb. Aquila minuta. Zwergadler. Längenachse 11 Millim., Breitenachse 10 Millim. Stark eonvex. Augenmitte 2 Millim. hinter dem Mundwinkel, steht über‘ s Augenblatt vor 1'/, Millim. stark vorw ärts gerichtet, stärker als beinsvia undfelanga. Pupille tief blauschwarz ‚ kreisrund,, 3/, "Millim. weiter nach vorne. Iris des alten Vogels. Oben heller, unten tiefer broncegelb. Ein ganz feiner hellerer Rand kreist die Iris ein, aus ihm zieht ein oben schmälerer, unten ausgehreiteterer, zartgrauer Schimmerstreif mit gewäs- serter Tendenz nach innen, erreicht aber oben nicht '/., unten nicht /, der Inisbreite. Jüngere Vögel oben fahlbraun, unten nussbraun. ljährige Vögel ganz rothbraun, oben heller, unten tiefer. Alles am Aussenrande dunkler. Augenring schwarzbraun. Lider und Augenblätter graubraun. Aquila pennata. Behoster Adler. Längenachse 11'/, Millim., Breitenachse 10/, Mil- limeter. Stark convex wie minuta. Sonst Alles wie bei minuta, nur ist die Iris ganz junger Vögel mehr bleigrau, dann nussbraun und beim alten Vogel ausgesprochener ockergelb. Die Schatti- rung der oberen und unteren Segmente bleibt sich gleich. Mir mangeln directe höchste Alter. Eigen-Erfahrungen über das Haliaetus albieilla. Seeadler. Weibehen Längenachse 16 Millim., Breitenachse 14!/, Millim. Männchen Längenachse 15'/, Millim., Breitenachse 14 Millim. Einjähriges Männchen 15 M., Breitenachse 14 M. Sehr stark convex, beinahe stärker als bei A. fulva. Steht 2 Millim. rückwärts über das Augenblatt und ist stark vorwärts gerichtet. Die Mitte 2 Millim. hinter dem Mundwinkel. Pupille 7 Millim. Tiefblauschwarz, kreisrund und steht vorne beinahe 2 Millim. der Peripherie näher als rückwärts, was hauptsächlich dadurch entsteht, weil der hellgraue Nickring, welcher im rückwärtigen Augenwinkel sonst nur als Kreisschnitt zwischen Augen- ring und Iris steht, hier besonders stark ausgeprägt ist und bemahe rings um die Iris läuft. Iris. Sehr alter Vogel: Ganz schwach gelblicher Stich eines sehr zart silberweiss geflockten Grundes. Die Flocken haben concentrische Anordnung, das Gelb- liche an der Pupille am erkennbarsten. Hierdurch — IOR> 87 gehen, oben wenige, unten mehrere ganz feine nuss- braune Striche concentrisch von der Peripherie aus, ohne hier den weissgrauen Nickring zu berühren, nach der Pupille zu und diese tragen zu dem stechenden Blicke des Seeadlers offenbar bei. An Weibchen glei- chen Alters sind sie selten deutlich merkbar. 4- bis 6jähriger Vogel: Oben fahlockergelbbraun, gar nicht gewölkt, unten nussbraun, stärker gewölkt. Junger Vogel bis zu 1 Jahr: Pupille tiefschwarz. Iris tief kasslerbraun, unten tief schwarzbraun, tiefer gewölkt. Bei diesem Auge ist der Nickring, weil er gegen das Dunkelbraun der Iris besser absticht, besonders be- zeichnend und darf nicht fehlen. Augenring: im Alter und in der Jugend schwarz- braun. Liderrand: bei Alten gelbgrau, Haut unter den Federchen hellockergelb. Augenblatt graugelb. Bei Jungen Lider gelbbraun, Augenblatt und Gesichtshaut grüngelb. Ueber Circaötus gallieus (brachydactylus) „den Natteradler“ fehlen mir umfassende Erfahrungen , ob- wohl sein ungemein grosses, prachtvoll rothgoldiges Auge der Beschreibung wohl werth ist. o (Schluss folgt.) Ueber Bastardhähne aus Java. Von August v. Pelzeln. Unter dem reichen Thiertransporte, welchen Herr Kraus von seiner so erfolgreichen Reise nach Sumatra und Java für die kaiserliche Menagerie in Schönbrunn mitgebracht, befanden sich auch zwei Hähne und eine Henne, welche besonderes Interesse bieten. Die Hähne sind, nach gefälliger Mittheilung des Herın Kraus, Bastarde des Gabelschwanzhahnes (Gallus varius Shaw, furcatus Temm.) und der dortigen Haushenne. Die in Java gewöhnlich gehaltene Haushenne, zu welcher auch das mitgebrachte, in Schönbrunn noch lebende Exemplar gehört, ist klein, von schwarzem Gefieder, mit eimem unbedeutenden, einem Streifen ähnlichen rothen Kamme, schwarzem Schnabel und taubengrauen Füssen. Es ist diess ohne Zweifel das schwarze Dschungelhuhn oder Java-Huhn (Gallus Ban- kiva pumilio niger, Fitzinger Arten und Racen der Hühner 163), wohl sicher von G. Bankiva abstammend- Der Hahn konnte nicht beobachtet werden; Herr Kraus vermuthet, dass diese javanischen Hühner bastardirt sein dürften. Den echten Gabelschwanzhahn findet man nach Herrn Kraus in dem Hause jedes halbwegs bemittel- ten Javaners als Ziervogel und dieselben werden mit 80—100 holl. Gulden und darüber bezahlt. Die Bastarde zwischen Gabelschwanz und Haus- huhn werden von einigen reichen Privaten in bedeu- tender Zahl gezogen und die beiden Eingangs erwähn- ten Hälne sind von einem derselben bezogen worden. Aus dieser Kreuzung hervorgegangene Hennen hat Herr Kraus nicht gesehen, Von den beiden Hähnen dieser Abkunft zeigt der eine den Kamm ungezähnt nur gegen die Stirne hin mit etwas wellenförmiger Contour, an den Mund- winkeln steht jederseits ein kleiner runder Lappen; der Kebllappen ist einfach und fast so gross, wie am I G. varius. Kamm und Lappen waren rotl, während > Aue NE : bei G. varius der Kamm blau mit violettem Schimmer, der Kehllappen blau, dann roth, endlich unterhalb gelb ist. i Die Federn an Kopf und Hals sind nicht kurz und abgerundet, wie bei varius, sondern verlängert und schmal, wie bei Bankiva, wenn auch in etwas geringe- rem Grade, ihre Färbung ist schwarz an Di und grünem Schimmer, in der Regel an dom Sud nn oder weniestens an der Spitze roth, aber weniger ın- tensiv und mehr in Gelblich ziehend, als bei Bankiva. \ Die rothe Farbe gewinnt gegen den Rücken hin immer mehr Ausdehnung, sie bildet breite Ränder; am Mit- tel- und an den sehr verlängerten Federn des Unter- vückens bildet die dunkle Farbe nur mehr einen Schaft- streif. An den Schulterfedern und kleinen Flügeldecken besteht nur gegen die Basis hin ein dunkler Schaft- strich, der aber verdeckt ist, so dass die ganze Partie eiförmig gelbroth erscheint. Grosse Flügeldecken und Secundarien braun, hie und da unregelmässig dunkel marmorirt, theilweise mit grünem und violettem Schim- mer. Grosse Schwingen braunschwarz mit ockerfarben und weissen Rändern , jederseits einige Schwingen in ganz unregelmässiger Weise grösstentheils weiss oder gelblich, das Weiss dunkel marmorirt. Die sehr langen Brustfedern sind schwärzlich mit grünem und violettem Glanze und schmalen rothen Rändern. Die Bauchfedern sind theils braunschwarz, theils gelb, letztere dunkel gesprenkelt, beide Farben unregelmässig vertheilt, so dass rechts die dunkle, links die hellere Farbe vorwiegt. Tibienfedern braun- schwarz. Der Schwanz ist broncesehwarz mit violettem Glanze; er wird ziemlich horizontal getragen. Die Beine, im Verhältniss etwa so hoch, als jene des Ban- kiva, die Sporen sehr lang und stark. An Grösse übertrifft dieser Hahn sowohl G. varius als G. Ban- kiva ziemlich bedeutend. 38 Der soeben beschriebene Vogel stimmt mit Gray’s Gallus Temmmcekii!) aus Batavia gut überein, nur zeigt letzterer gezähnten Kamm, was wohl als ein Ueber- wiegen des Bankiva zu deuten wäre. Auch der von Gray nach einem im zoologischen Garten lebenden Exemplare dargestellte Hahn unbe- kannter Herkunft?) ist sehr ähnlich, jedoch fehlen ihm die beiden Bartlappen an der Basis des Unterschnabels. Blyth?) betrachtet diese beiden Hälhne als Ba- starde von G. varius (furcatus) und G. Bankiva, und ich halte diese Ansieht für vollkommen richtig. Denselben Ursprung schreiben Jerdon!) und Blyth’) dem Gallus aeneus Temminckiü") zu. Es ist diess eine zweifelhafte Art, welche auf dem einzigen von 1) Gallus Temminckii G.R. Gray Proe. 2.8. 1849, 62 t. 7, Gallinae Mus. Brit. 1867. 39 N. 2. — Reichenbach Gallinaceae t. 239 b, f. 3542. — G. R. Gray, Handlist II. 261 (ahybrid Bl.). — Gallus aeneus Temminckii. Fitzinger. Arten und Racen der Hühner. 1878. 148 (nach Verf. wohl Kreuzung von G. aeneus Grayi und G. Bankiva pumilio). 2) Gallus G. R. Gray Proc. Z. 5. 1849. 62 t. 8 (weder in Gray’s Gallinae noch Handlist eitirt), -Reichenbach Gallinaceae t. 365 b, f. 3541. — Gallus aeneus Grayi. Fitzinger. Arten und Racen der Hühner 145 (nach Verf. wohl Kreuzung von G. aeneus mit G. furcatus). 3) Ibis 1867. 156. 4) Birds of India III 541. 5) A. a0. 6) Pl. col. t. 374. ERICH Diard aus Sumatra dem Pariser Museum einge- sendeten Exemplare beruht; Temminck gibt jedoch an, dass G. aeneus wild lebe und eine Kreuzung in der Freiheit ist nicht anzunehmen, da das Vorkommen des G. varius in Sumatra bisher nicht nachgewiesen ist. Der zweite von H. Kraus mitgebrachte Hahn hat ungezähnten Kamm, zwei kleine Lappen unterhalb der Schnabelecken, keinen Kehllappen, aber Kopfseiten und Kehle nackt. Die Halsfedern sind lang und spitz, die rothen Stellen des Gefieders viel intensiver gefärbt und dunkler als am oben geschilderten Vogel. Den auf- fallendsten Unterschied bilden jedoch die kurzen dicken Tarsen, welche an der Aussenseite wie bei den Cochin- chinahühnern wit Federn besetzt sind. Die Füsse haben 5 Zehen wie bei den Dorkings, alle Hinterzehen etwas krankhaft gebildet. Diese merkwürdigen Kennzeichen scheinen mir darauf hinzuweisen, dass die Mutter dieses Hahnes nicht das gewöhnliche javanische Landhuhn gewesen, sondern einer anderen Race angehört habe. Dr. Baldamus, dem ich den Halın bei seiner Anwesenheit in Wien zeigte, glaubte, dass eine Kreu- zung mit Gallus giganteus vorliege, eine Ansicht, der ich mich ebenfalls anschliesse. Vereinsangelegenheiten. Der ormnithologische Verein verdankt Herrn Grafen Marschall eine neuerliche Serie der so werthvollen Beiträge über die ausser Oesterreich-Ungarn vorkom- menden Arten der Ornis Austriaco -Hungarica. (nach Ibis 1579) Diese neuerliche Sendung betrifft: Sibirien (nach H. Seebohm), Japan (H Seebohm) Gibraltar (M. H. Irby), Helgoland (H. Gaetke), Island (M. Clifton.) N. Grönland, Verschiedenes. Die Jahresbeiträge pro1879, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche diess noch nicht gethan, gefälligst recht bald an den Cassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. — HI — Alle Hochgeehrter Herr Doktor! Ich erfülle hiermit Ihren Wunsch und bringe Ihnen die Geschichte meines sene Jungen führenden goldhalsigen Zwergkämpfers. Es war im Spätsommer 1878, als ich noch eine Kampfbantamhenne auf6 Eiern brüten liess. Das Resultat waren 5 Kücken. Die Mutter führte ihre Kinder durch 6 Wochen, fing nach dieser Zeit abermals zu legen an und kümmerte sich nieht weiter um die Kleinen. Die armen Dingerchen schrieen erbärmlich, und schon war ich in Verlegenheit und Sorge um das Fortkommen derselben, als ihr leibliceher Vater die Mutterpflichten in aufopferndster Weise übernahm. Wie eine Henne gluckste er und führte seine Kinder. Sobald sie des Tages den Wunsch äusserten, bedeckt zu werden, schickte er sich dazu an wie eine Glucke, und sass stundenlang ruhig und pflichtbewusst. Zur Nachtszeit sass die Familie im ursprüglichen Neste der Kleinen, und dort war es auch, wo er sich der schreienden Verwaisten zum ersten Male annalım, Der gute Vater blieb in diesem Verhältnisse, bis ich, die fast erwachsenen Jungen verkaufte und vergass rlei. während dieser Zeit niemals die Pflichten eines tüchtigen Gatten. Das Thier war 3 Jahre alt, direet von England importirt und starb im Jahre 1879 eines gewaltsamen Todes. Ich habe diese Geschichte schon vielen Hühner- züchtern erzählt. Doch erinnert sich keiner eines ähnlichen Falles, daher sie vielleicht der Veröffentlichung werth wäre, um Anregung zu eben solchen Mittheilungen zu geben. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Karl Scholz. Poisdorf, den 31 Juli 1879. An Herrn Dr. v. Enderes. ierleben. Von der im Erscheinen begriffenen neuesten Ausgabe wer- den die bis jetzt erschienenen 112 Hefte von einem erkrankten Volksschulen-Lehrer für zusammen fl. 50 verkauft. Die Hefte sind tadellos erhalten und kaum der dritte Theil aufgeschnitten. Gütige Anträge an die Redaktion der, „Mittheilungen des Ormithologischen Vereines.* Herausgeber: Der Ormithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchliandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. Jahrg. 3. ee SIIIÜIIIIIS SI > == SS SS Blätter für Eogelkunde, Woael- Schub —— ID ı= Redakteure: August von Pelzein und Dr. Carl von Enderes. September. | :; Die „Mittheilnngen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 A., Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spalti N rei i R ng ge‘; ich, € askr.— e e spaltige Nonpareillezeile :: werden in der K. K- Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern ': ; 220 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, ö Florianigasse 46, zu richten. sammt Franco- ': 1819, Hahalt: Beitrag zur Ornithologie Mährens. (Fertsetzung.) Von Josef Talsky. — Das Vogelauge, betrachtet vom empirischen Standpunkte des Conservators. (Schluss.) VonE. Hodek.— Literarisches. — Vereinsangelegenheiten. — Aus Neuseeland. Nach Briefen des Herrn Andreas Reischek, Conservators am Canterbury Museum zu Christchurch in Neuseeland, mitgetheilt von Dr. von Enderes. — Joh. Fr. Brandt. — Zum Naumann-Denkmal. Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Fortsetzung) Il. Klettervögel. Scansores. Die Spechte. Piecidae. In Mähren kann man an geeigneten Stellen und zur gehörigen Jahreszeit sämmtlichen acht euro- päischen Spechtarten begegnen. Die ausgedehnten Nadelwaldungen der Sudeten im Nordwesten, desgleichen die zusammenhängenden Forste des östlich gelegenen Beskydengebirges bilden die Wohnstätte des grössten und flüchtigsten Mitgliedes dieser Familie, nämlich des Schwarzspechtes (Picus martius). So wie überall, lebt er auch hier nur in mässiger Zahl und macht sich durch helles Pfeifen, weit hörbares Schnurren an dürren Aesten und starkes Hämmern am Holze bemerkbar. In der Ebene eine fast nie vorkommende Er- scheinung, erfreut sich der Schwarzspecht im Gebirge zahlreicher Bekanntschaften unter den Bewohnern, und geniesst bei Abergläubigen sogar baren Rufes als heilkräftiges Geschöpf. Nach Aussage eines die Kurpfuscherei mit Horn- vieh betreibenden Insassen von Wernsdorf, einem abgelegenen Dorfe am Fusse des Berges Javornik im nordöstlichen Mähren, soll nämlich das Gefieder des Schwarzspechtes ein sicheres Mittel zur Behebung von Krämpfen und Heilung der Epilepsie liefern. Der Vogel wird abgerupft, seine Federn in einem neuen Topfe verbrannt und Patient mit dem Qualme derselben tüchtig angeräuchert. Dieses Recept ist würdig, den 26 ähnlichen Recepten angereiht zu werden, welche die „Gefie- derte Welt,“ Jahrgang Ill. pag. 392, unter dem Titel: „Wie man im Alterthame (nach Plinius) ver- schiedene Vögel zur Bereitung von Heilmitteln gegen Krankheiten verwendete,“ gebracht hat. Der grosse Buntspecht (Picus major), unsere gemeinste Spechtart, ist zur Sommerszeit fast in eines wunder- 90 jedem grösseren Walde zu finden; im Herbst und Winter besucht er Obstgärten, Allee- und Strassen- bäume, Feldhölzer, Baumgruppen, ja selbst einzeln stehende Bäume. So häufig dem Beobachter und Sammler Gelegen- heit geboten wird, sich des grossen Buntspechtes- zu versichern, so selten ist dies bei seinem nächsten Verwandten, dem mittleren Buntspechte (Picus medius), der Fall. Dieser schöne Specht kann für Mähren en eine ornithologische Selten- heit genannt werden. Mir selbst ist es bisher noch nie- mals gelungen, denselben auf heimatlichen Boden zu beobachten; auch wurde mir noch keiner aus Mähren eingeschickt, obwohl ich die vollste Ueberzeugung ge- wonnen habe, dass auch er unter den einheimischen Vögeln angetroffen worden ist. So besass Dr. Sebald Schwab in seiner Sammlung ein prächtiges Männchen, welches vor Jahren im Schlossparke zu Kunewald, unweit Neutitschein, eriegt wurde. Ein zweites Exemplar dieser Art, das mir zu Gesichte kam, erbeutete Förster Klodner vor etwa 5 Jahren auf eimer Eiche im „hohen Walde.“ Möglich, dass der mittlere Buntspecht in Mähren zahlreicher lebt, als man nach den bisherigen Erfah- rungen anzunehmen pflegt; bei seiner auffallenden Aehnlichkeit mit dem grossen Buntspechte kann es wohl leicht vorkommen, dass er öfter übersehen wird. Unser niedlicher, kleiner Buntspecht (Picus minor) dürfte wohl an passenden Orten über ganz Mähren verbreitet sein, doch nirgends in namhafter Zahl. Ich traf ihn nicht selten in meiner Heimat an, und zwar zur Zeit der jährlichen Osterferien, zu einer Jahreszeit, wo ich sein munteres Treiben auf den laub- losen Bäumen mit aller Bequemlichkeit betrachten konnte. Er bewohnt in jener Gegend die flach gele- genen Laubwälder, lässt sich auf den zahlreichen morschen Weiden längs der Ufer der March und ihrer Zuflüsse sehen und besucht auch Obstgärten. In Neu- titschein kamen mir Grasspechte fast in jeder Jahres- zeit zu, so z. B. ein Weibchen aus dem Oderthale im Monate Juli und ein anderes Weibchen im December, aus der nichts weniger als ebenen Umgebung von Roznan. Die folgenden zwei nordischen Spechtarten, näm- lich der weissrückige (Pieus leuconotus), und der dreizehige Specht (Pieus tridactylu ), sind unter diejenigen Vögel Mährens zu zählen, welche im Lande zwar sehr spärlich, aber regelmässig anzu- treffen sind. Nach meiner Ueberzeugung beschränkt sich ihr Vorkommen jedoch nur auf den Osten des Landes. Von Pieusleuconotus kann ich mit Bestimmt- heit berichten, dass er in den hochgelegenen Forsten der mährischen Karpathenausläufer, namentlich den höchsten Bergen, Smrk 4236 Fuss, Knöhyna 3926 Fuss und Radhost 3589 Fuss über dem Meere — und in ihrer ee nistet; denn das Paar weiss- rückiger Spechte, welches meine Sammlung aufzuweisen hat, stammt aus jener Gegend und wurde mir in zwei aufeinander folgenden Jahren, jedesmal im Monate Mai, also zur Brutzeit, eingeliefert. user den erhielt ich aus eben derselben Gegend im Jahre 18 am 18. Februar noch ein schönes Männchen ee a Ob auch die zweite Art, nämlich Preus/trr- dactylus, der dreiz ehige Speeht unter die mährischen Brutvögel zu rechnen sei, kann ich nicht auf | Dieser Vogel ist bei uns weit bestimmt angeben. Diejenigen Exemplare, welche zu verschiedenen Malen in den ältesten Nadelholzbeständen der Reviere Murk und Wernsdorf(k. k. Theresia- nisches Fondsgut Neutitschein), beobachtet und zu Stande gebracht worden sind, und von deren Vorkommen ich verständigt worden bin, waren keine Standvögel, sondern erschienen daselbst im Herbste, zur Zugzeit. Vielleicht waren es Strichvögel aus dem Hintergebirge, aus der Nähe oben angeführter Bergspitzen ? — In demselben Maasse wie der grosse Buntspecht, in manchen Gegenden sogar noch häufiger, bewohnt auch der Grünspeeht (P. viridis) unser gesegnetes Vaterland. Im Allgemeinen überall gerne gesehen, gibt derselbe doch einzelnen Bienenzüchtern Anlass zu ernst- gemeinten Klagen und bereitet ihnen durch seine regelmässigen Winterbesuche in den Bienengärten manch unruhige Stunde. Ich zweifle nicht im Geringsten, dassder hungrige Grünspecht selbst Bienen aufsuche und verzehre, bin aber der Meinung, dass die betroffenen Bienen ter wohl selbst daran Schuld seien, wenn es ihm zuweilen gelingt, ihre unzweckmässig eingerichteten und unge- | nügend verschlossenen Bienenstocke zu plündern. Schon oft sah ich mich genöthigt, unseren schönen und nützlichen Grünspecht in Schutz zu nehmen und zwar fast immer solchen Landbewohnern gegenüber, welche die wenigsten Bienenstücke besassen. Diese Naturbienenväter , mit ihren prähistorischen Bienen- klötzen führen überhaupt die meisten, aber auch unbe- gründetsten Klagen über allerlei nützliche Vögel. Sie sehen in jedem V ögelchen, welches sich dem Bienen- stocke nähert, einen Feind der Bienen, der oft ohne genügenden Beweis seiner Schuld verfolgt, ja selbst vernichtet wird. Und doch kann ein aufmerksamer Beobachter sehr bald die Ueberzeugung gewinnen, dass namentlich der Grünspecht nicht immer den Bienen nachgehe, wenn er einen Bienenstock absucht. Die alten“ Bienenklötze, trocken und morsch, beherbergen unter ihrer Rinde und in den Rissen sehr häufig aller- hand Ungeziefer, welches dem Spechte willkommene Nahrung bietet. Und endlich, sucht etwa der Grünspecht in alten Zaunpfählen, morschen Fensterrahmen u. del. Holzgegenständen, welche er doch so gerne durchzu- klopfen pflegt, auclhı Bienen ? Mit dem 6rauspechte (Picus canus) ist die Reihe unserer einheimischen Spechtarten geschlossen. seltener anzutreffen, als der grosse Bunt- und der Grünspecht. Die wenigen Präparate, welche ich besitze, stammen theils aus dem Norawesten, theils aus dem Nordosten Mährens. In den gemischten Waldungen des Beskydengebirges kommt auch der Grauspecht alljährlich als Brut- vogel vor. Der Wendehals (Iynx torquilla), ist über das ganze Land ziemlich häufig verbreitet. Sein auffallen- des, durchdringendes: „Ki, ki, ki, ki . !#, welches er im Frühjahre fast ununterbrochen, oft bis zum Ueberdruss des Beobachters ertönen lässt, mahnt die slavischen Gebirgsbewohner der mährischen Walachei, mit der Bestellung ihrer Felder nicht länger zu warten, und insbesondere die Aussaat des Sommergetreides zu besorgen. Das Volk, gewohnt den Ruf mancher Vögel nachzu- ahmen und demselben eine passende Bedeutung zu unterlegen, fasst das Geschrei des Wendehalses als eine dringende Erinnerung an den saumseligen Feld- bauer auf, und drückt es durch das Wörtchen: „Se, sej, sej...!* — zu deutsch: „Säe, säe, säe .. I@ aus. So gemein als der Wendehals ist, wird er doch von Vielen nicht gekannt und häufig sogar mit dem vothrückigen Würger (Lanius eollurio), verwechselt. Aus dieser Ursache wird der harmlose, nützliche Halsdreher von übereifrigen Nachstellern schädlicher Vögel, in den Gärten und Baumanlagen oft verfolgt und ge- schossen. RITNG 22 Sen SNK SE ram 9 Der Kukuk (Cueulus canorus), belebt den ganzen Sommer hindurch noch immer in erfreulicher An- | zahl unsere heimischen Waldungen. Er findet sich mit- | unterauch in kleineren Baumgruppen ein und erscheint | nieht selten in den Gebirgsdörfern. Im Jahre 1875 beob- ' achtete ich einen Kukuk, welcher in der zweiten \ Hälfte des Monates Mai und Anfangs Juni die auf | der Westseite der Stadt Neutitschein gelegenen Obst- | gärten regelmässig besucht hatte. Ohne Zweifel fand er hier nistende Singvögel und unterschob ihnen seine | Eier. — Das Vogelauge betrachtet vom empirischen Standpunkte des Conservators. Von E. Hodek. (Schluss). Pandion haliaätos. Flussadler. Längenachse altes Weibchen 14'/, Millim., Breiten- achse 13 Millim. Stark convex, jedoch weniger als bei anderen Ad- lern nach vorwärts gestellt, steht 3 Millim. über das | wenig markirte Augenblatt, und die Augenmitte fällt | mit dem Mundwinkel zusammen. Pupille 6 Millim. Tiefschwarz, steht stark nach vorne, die Iris ist dort bedeutend schmäler als rück- | wärts. Iris wird durch den breiten, schwarzbraunen Augen- ring auf 12 Millim. zusammengedrängt, so dass von ihr vorne nur 24/,, hinten 3'/, Millim. Breite bleiben. Alter Vogel: Um die Pupille herum, oben breiter, unten schmäler grünlichgelb (hellchrom), dann ringsum, oben bis an den Augenring dunkelchrom, der untere, | äusserste Halbkreis aber grell oraugeroth. Der ganze Grund in hellern und dunklern gelben, concentrisch ziehenden Spiralen zart gewellt und schwach gewölkt. Jüngere Vögel. Bloss oben heller, unten dunkler chromgelb, undeutlich gewölkt. Nestjunge einfach bloss schwefelgelb. Augenring breit, schwarzblau. Niekringsegment schmal aber deutlich. Die durchwegs dunkelbraunen Augen der mittel- und südeuropäischen Edelfalken, deren Zeichnung weniger auffallend, also ohne erheblichen Nachtheil übergangen werden kann, führe ich hier bloss nach ihrer Grösse an, so weit sie mir genau bekannt sind; die nordischen Falken z. B. so wie das Feuerauge von Gypaötus barbatus kamen nicht in mein Beobachtungs- bereich, wesshalb diese hier ganz entfallen müssen; eben- so die Eulen, mit deren Augen ich nicht ganz im Reinen bin und bereits theilweise Bekanntes nicht nachschreiben mag. Faleo laniarius. Der Blaufuss. Durchmesser 131/, — 12'/, Millim. Pupille blauschwarz, metallisch glänzend. Das Auge vermag beim Vorwärtsblicken wohl ziemlich stark nach vorwärts gestellt zu werden, liegt | jedoch am vordern Augenwinkel nicht so tief, wie bei Adlern und diese Stellung der Augen zur Gesichtsfläche bleibt conform bei allen folgenden zahnschnäbligen Falken bis zum Rothfuss, bei welchen Allen, besonders den Grossfalken darunter, sich die Lider in weit ovalerer Form an die dunklen Hemisphären anschliessen, als selbst bei den Adlern. Die Augen stehen mit ”/, Millim. | hinter dem Mundwinkel und ragen zwar stärker als | bei andern Raubvögeln, jedoch bloss mit dem rück- wärtigen Drittheil des Kugelsegmentes über das Augen- | braunblatt. Iris tief nussbraun, bei ältern Vögeln heller. Falco peregrinus. Wanderfalke. | Durchmesser 121/, — 11Y, Millim. Pupille schwarzblau mit Metallsechimmer. Iris tief schwarzbraun, bei Jungen dunkler. Falco subbuteo. Lerchenfalke. Durchmesser 9'/, — 8'/, Millimeter. Pupille tiefschwarz. Iris nussbraun wie bei Laniarius. Falco aesalon. Merlinfalke. | Durchmesser 9 -— S Millim. Pupille tietschwarz. Iris dunkelrothbraun. Rothfussfalke. Durchmesser 8 — 7'/, Millim. Pupille schillernd metallisch rothıschwarz. Iris schwarzbraun, Faleo rufipes. Faleo eenchris. Röthelfalke. Durchmesser 9 — 8 Millim. Pupille tiefschwarz. Iris kastanienbraun. Thurmfalke. | Durchmesser 9, — 8'/, Millim. | Pupille tiefschwarz. Iris dunkelkastanienbraun. Faleo tinnuneulus. Astur palumbarius. Habicht. Altes Weibehen Längenachse 13 Millim., Breiten- achse 12 Millim. Altes Männchen Längenachse 12 Millim., Breiten- | achse 11 Millim. | Sehr stark eonvex 2 Millim. über das Augenblatt erhoben, stark vorwärts gerichtet, steht dessen Mitte 3 Millim. hinter dem Mundwinkel. Pupille tief blausechwarz 6 Millim., steht 1 Millim. näher dem vordern Augenrande. Iris. Ganz alter Vogel: Um die Pupille, oben breiter, unten schmäler dunkelchromgelb, zart mit lichtelhromelb griesig gewässert; dann orangegelb, zur oberen Pe ripherie söhmäler, zur untern Breiter lebhaft rotbgelb, ebenfalls griesig gewässert. Je älter, desto röther und breiter dieser Streifen. Zwischen dem Dunkel- chrom und Orange zieht excentrisch unten näher der Pupille. bei ganz Alten eine haarfeine, dunkelrothbraune, an 4—5 Stellen unterbrochene Ringlinie. Jüngere Vögel sind an der Pupille hellechromgelb (keineswegs noch grüngelb), gegen die Peripherie dunkelehromgelb. Die griesige Wolkung verschwom- mener. ljährige Vögel an der Pupille und oben grüngelb, unten chromgelb. Nestvögel haben eine gleichmässig schwefelgelbe Iris. Weibchen nie so intensiv rothgelb, mehr jüngeren Vögeln gleich und nie mit dem Ringe. Augenring ist blauschwarz nd ziemlich breit sichtbar. Lider bei Alten hellchromgelb, bei Jüngeren srünlichgelb. Astur nisus. Sperber. Altes Männchen. Längenachse S!/, Millim., Breiten- achse 7'/, Millim. Altes Weibchen. Längenachse 5 >/, Millim., Breiten- achse S Millim. Stark convex und nach vorn gerichtet, steht das Auge über dem Mundwinkel und 1'/, Millim. über dem Augenblattknochen. Pupille blauschwarz und ein klein wenig ebenfalls abgeplattet, steht sie auch etwas näher dem vordern Augenrande. Iris. Alles, was von der Färbung des Auges von Ast. palumb. gesagt wurde, mit An dnahrhe de feinen Ringes im Alter, "eilt genau ebenfalls hier, nur hält das "Auge der W eibehen noch mehr nach schwefelgelb und wird j jenes der Männchen noch stärker roth im Alter. Augenring schwarzbraun und verhältnissmässig noch breiter Sehtbar als bei palumbarius. Der Folgende ist zwar kein in Europa gewöhn- licher Vogel, Nachdem sesmir jedoch gelang, denselben in Bulgarien zu erlegen und seine Eier zu holen seine Augenfärbune endlich eine so sehr abweichende ist — so möge auch er hier einen Platz finden. Astur brevipes (badius). Kurzzehiger Sperber. Altes Weibehen. Längenachse 9 Millim., Breiten- achse S'/, Millim., also verhältnissmässig grösser als bei A. nisus. In Lage und Stellung kein Unterschied von nisus. Pupille tiefschwarz, dem Vorderrande etwas näher wie bei nisus. Iris. Das satte, etwas wenig mennigstichige, dunkle Carminroth der Nachtreiherausen im Alter. Hiervon im oberen Drittelsegmente ein hellerer, dem Mennig sich nähernder, am untern Theile der dunklere carmin- rothe Ton. Augenring. Tiefbraun, breiter als bei nisus, das bleigraue Augeneck innerhalb des Augenringes ausgesprochener, womit kreisrund” erscheint. auch rückwärtigen die Iris völlig Milvus vegalis. Königsweih, (Rother Milan). Männchen. Längen- und Breitenachse 12—11 Millim, Weibchen. Längen- und Breitenachse 12/,—11'/, Millim. Ziemlich - stark convex. Die Augenmitte steht 2 Millim. hinter dem Mundwinkel und die Hemisphäre von oben gesehen 3 Millim. über dem hintern Theil des Augenblattes vor und ziemlich stark nach vorwärts gerichtet. Pupille. Beinahe matttiefschwarz, näher dem vor- dern Augenwinkel. Iris. Bei sehr Alten beinahe ganz silberweiss, besonders rein an der Pupille; an der Peripherie, besonders unten, verschwindet ein Anflug von erbsen- gelb in keinem Alter. Den. untern Halbkreis der Iris durchzieht ein sehr feiner, in kleinen Intervallen schwächerer und wieder deutlicherer, tiefbrauner Streifen, dessen Conturen nicht scharf markirt, sondern leicht verwaschen sind; der äussere Theil "der Pupille ist gröber weiss in selb, der innere ganz fein weiss in weiss radial Sewöllt: Bei jüngeren Vögeln reicht das Erbsengelb nicht so weit an die Pupille, der feine braune "Halbring streif fehlt und die Wölkung ist undeut- licher, so dass “die Iris beinahe silberweiss erscheint. Vom Nestvogel kenne ich die Irisfärbung leider nicht sicher. Augenring tiefbraun, ziemlich breit. Liderränder in der Jugend hochehromgelb, Alter blässer. ım Milvus ater. Schwarzbrauner Milan. Durchmesser 11—10 Millimeter. Ziemlich stark convex. Die Augenmitte über dem Mundwinkel. Die Hemisphäre steht rückwärts 2 Millim. über das Augenblatt vor und ziemlich stark nach vor: wärts gerichtet. Pupille tiefschwarz, Augenwinkel. Iris. Bei sehr Alten ist die Hauptfarbe fahlgelb, gegen die Pupille zu heller weissgelb» Am obern Halbkreise der Iris beinahe rein, im untern Theile steht eine graubraune Wölkung, welche im Allgemeinen a re Conturen, im Kerne aber schärfer mar- kirte, unregelmässige, kleine braune Fleckchen zeist, ähnlich denen des alten Kaiseradlers. Die ganze Iris-Textur besitzt zarte, radiale Wäs- SEerTUng, gelbgrau und weissgelb. Jüngere Vögel haben das obere Tnissegement eraugelb, an der Pupille rund herum heller, am untern Theile der Iris graubraun. Jährige Vögel haben gleichmässig hellbraune Iris, unten etwas dunkler. Nestvögel dunkelbraune mit blei- grauem Anflus. Augenring tiefbraun, ziemlich breit. Liderränder der braungelb. etwas näher dem vordern in Jugend braun, im Alter Buteo vulgaris. Mäusebussard. Durchmesser Weibchen 13—12 Millim. Männchen 12!/, — 11!/, Millim. Sehr stark Convex, stark nach vorwärts gestellt. Die Augenmitte 3 Mil lim. hinter dem Mundwinkel und die Hemisphäre steht rückwärts 5 Millim. über das Augenblatt. Die metallschwarze Pupille 1 Millim. vordern Augenwinkel. näher dem Iris. Selten bei zwei Individuen ganz gleich, ist sie im Allgemeinen bei hellerfarbigen Exemplaren in allen Tönen ebenfalls heller, bei dunkelbraun im Ge- tieder gefärbten, wieder auch tiefer gefärbt. Im Alter am Obertheile dunkelsilbergrau, am untern Halbkreise braungrau, worin sich eine noch tieferbraune Wolken- zeichnung im untern Viertelskreise markirt, welche der Peripherie näher steht als der Pupille. Um die Pupille herum sind alle Farben heller. Jüngere Vögel haben den oberen Iristheil röthlich gelbgrau, den untern rothbraun mit weniger Wölkung. Bei jungen Vögeln ist die ganze Iris rothbraun, oben heller, unten tiefer. Augenring ziemlich Lider gelblichbraun breit, tief schwarzbraun. in jedem Alter. Archibuteo lagopus. Rauhfussbussard. Durchmesser Weibehen 14—15 Millim. Männchen 13'!/, — 12'/, Millim. Sehr stark convex, Sehen die Augen stark nach vorwärts, ihre Mitte fällt 2 Millim. hinter den Mund- winkel, die Hemisphäre steht 3 Millim. über die Augen- later von oben gesehen vor und die Maallchrarre Pupille sitzt in de Iris 1 Millim. näher nach vorwärts. Iris. Die Färbung varürt nicht so wie beim ge- meinen Bussarde, allein zwei ganz gleichfarbige Augen sind auch bei diesem Vogel nicht so schnell gefunden. Beim alten Vogel: Oberer Iristheil silbergrau, wovon ein Streif in tieferem und bräunlichem Ton um die Pupille, sowie um dıe Irisperipherie läuft. Ersterer schmäler, letzterer breiter. Im Untersegmente steht eine nnssbraune Wölkung, welche sich verschwommen vorne zu höher und Seller) nach rückwärts nicht bis zum Augenwinkel reichend und breiter zeigt. Bei jüngeren Vögeln ist das Grau dunkler, die Wölkung undeutlicher und die Zeichnung derselben sammt dem Streifen um die Pupille und Peripherie weniger lebhaft. Alles mehr rauchbraun. Die Augen der Nestvögel kenne ich nicht, wahrscheinlich sind sie gleichmässig nussbraun. Augenring tief schwarzbraun, Lider ebenfalls. Pernis apivorus. Der Wespenbussard. Durchmesser 12—11 Millim. Stark convex, steht das gering nach vorwärts gerichtete schöne Auge mit seiner Mitte 2 Millim. hinter dem Mundwinkel und gut 3 Millim. über die rückwärtige Augenblattkante vor. Pupille ERIBILChwarz. Iris des alten Vogels um die Pupille hochockergelb, unten dunkler als oben, dann rothgelb und an der Peripherie gelbrotli wie beim Uhu, welches sich am untern Segmente mehr verbreitet als am obern. Knapp am Augenringkreis läuft ein ockergelber schmaler Rand um das lebhafte Gelbroth. Die Textur zeigt feingewellte concentrisch geordnete Wässerung. Tahecre Vögel haben das Gelbroth nur schwach und tritt sohin der lichtere schmale Umkreis weniger lebhaft hervor. In der Jugend ist die Iris gleichmässig beim fahlerdgelb, Nestvogel gelblichbraun mit grau überflogen. Der Augenring ist gelbbraun und schmal, die Lider dunkelbraun. 93 Cireus rufus. Die Rohrweihe. Durchmesser 10'/,—10 Millim. Ziemlich stark convex, stehen die Augen zwar ziemlich stark nach vorwärts, es bildet sich jedoch unter dem Augenblatte keine so tiefe Höhlung wie bei den echten F alken. Die Augen stehen weiter aus dem Kopfe und desshalb 2 Millim. über das wenig merk- bare Augenblatt vor, mit ihrer Mitte genau über dem Mundwinkel. Die Pupille tiefschwarz, sitzt in der Iris merklich weiter nach vor, wodurch diese rückwärts breiter erscheint. Iris. Alter Vogel. An der Pupille schön eitrongelb, gegen die Peripherie grob goldgelb gewölkt; bei sehr alten Vögeln zeigen Ken im on Seemente 3—5 sehr feine, dunkelbraune, leicht verwasehene Bleckel ıen, welche im Halbkreise der Peripherie näher als der Pupille um dieselbe herumstehen. ‚Jüngere Vögel und zwar schon im zweiten Jahre haben Entäch hellockergel be Iris, welche an der Peri- pherie intensiver gefärbt ist. Bis zum ersten Jahre ist die Iris (so lange das chokoladentarbige Jugendkleid dauert), zuerst tiefbraun, dann braungelb. Bei Weibchen fand ich die braunen Flecl chen Selon und das Goldige der flockigen Textur minder lebhaft. Der Augenring sehr schmal braungrau. braungelb. : Augenlid Strigiceps eyaneus. Kornweihe. ‘Durchmesser 10—-9'/, Millim. Ziemlich stark eonvex, tritt bei dieser und der folgenden Wiesenweihe, die von den Falken abweichende Gesichtsform dadurch noch stärker vor, dass die Augen noch weiter aus dem Kopfe stehen und das ganze Gesicht etwas nach vorn gerichtet ist, wozu der Schleier den besten Nachdruck zur Eulenähnlichkeit giebt. Ihre Mitte steht über dem Mundwinkel und die Hemisphäre sammt dem obern Augenlid sind 3 Millim. über das wenig merkliche Augenblatt sichtbar. Die Pupille steht in der Iris näher nach vor und ist tiefschwarz. Iris. Bei Alten schön goldgelb gewässert, gegen die Peripherie dunkler, bei Männchen, in sehr lebhaftes Orange spielend, auf dem untern Segmente bei alten ganz feine und schmale, bei jüngeren Vögeln breitere nussbraune Wolkenzeichnung. In der Jugend oberes Segment braungelb, unten rauchbraun, ähnlich dem Auge des gemeinen Bussardes in der Jugend. Bei Nestvögeln bräunlich und bleigrau. Augenring gelblichgrau. Lider bei Jungen blass chromgelb. grüngelb, bei Alten hell Strigiceps eineraceus. Wiesenweihe. Durchmesser 9—S!/, Millim. Mässig convex steht es inwendig tiefer im Gesichte als bei der vorhergehenden, aber immer noch höher als bei jedem Falken; 2 Millim. steht die Mitte der blauschwarzen Pupille ‚hinter dem Mundwinkel über dem Augenblatte; von oben gesehen ist die Hemisphäre 2 Millim. hoch sichtbar. Iris. Des sehr alten männlichen Vogels prächtig goldgelb und NHockig grau in Gold mit ganz unregel- ns dazwischen gestreuten, ziemlich chat beerenzten Htssbr aunen Flecken in alaaın und Streifen, Punkten und Schnitzen, ausserdem in jedem Auge ein einziger 94 bedeutenderer, tief nussbrauner Fleck irgendwo in der Iris; oft unten, oft an der Seite, s seltener oben, dann | aber immer kleiner. Jüngere Männchen und alte Männchen Iris hoch- gelb, gegen die hintern Augenwinkel und etwas nach abw ärts dunkelchromgelb Ahe Wolken oder Zeichnung. Jüngeres Weibchen einfach hellchromgelb ohne alle Nuance. TEN > | | | | | | | | | Nestvogel bis zum ersten Jahre zuerst dunkelbraun dann braungelb, nach der zweiten Sommermauser schon hellchromgelb. Augenring sehr fein schwarzgrau. Lider fein aber intensiv zuerst grüngelb, im Alter dunkelchromgelb. Literarisches. Das Truthuhn. Gesammelte Erfahrungen von M. J. Schuster, (Kaiserslautern. Verlag der Herrm. Kayser’schen Buchhandlung. 1379.) In einem klei- nen Büchlein, das nur wenige Blätter zählt, hat der Autor ein Handbuch für Geflügelfreunde, Züchter und Landwirthe geschaffen, welche sich über Werth und Nutzen, üben Pflege und Wartung des Truthuhns unter- en seine Zucht in Angriff nehmen wollen. Nach einem kurzen Rückblicke Auf die Geschichte des Puters, so weit dieselbe bekannt ist, auf seine einstige Heimat, auf seine Einführung in Europa, welche um das Jahr 1533 eıfolste, geht der Autor in medias res über, und führt uns den Truthahn und die Truthenne mit allen jenen excellenten Eigenschaften vor, welche der Züchter an seinem Zuchtgeflügel als nothwendig oder mindestens als Sr hiagelhensrenilh erachten soll. Die dar- auf folgenden kurzen Capitel enthalten höchst wichtige Winke über Pflege, Fütterung und Brutgeschäft, über Aufzucht der Jungen und Verwerthung der Alten, über Handel, Conservirung, Bereitung und Erträgniss. Der huhne möglichst Eingang zu Geflügelhöfen “aller Länder. Er Autor wünscht ale verschaffen in den | weist auf den Gewinn hin, den Frankreich , England und Deutschland aus der Truthühnerzucht erzielen, aus der Hegung des anspruchslosesten unter den Hüh- nern, das mit jedem Futter vorlieb nimmt, Thier- und Pflanzenstoffe aller Art verzehrt, Acker- und Wiesen- land von Unkraut und Ungeziefer reinigt und schliess- lich in Fleisch und Federn einen für den Landwirth nicht zu übersehenden Ertrag einbringt. Der Autor widmet auch den Krankheiten der Truthühner, ein aus- führliches Capitel; er plaidirt für Abhärtung, für klug bemessene genügende Freiheit, für Beseitigung der Re- flexion auf südliche Abstammung, der Thiere , welche als Kinder unseres Klimas zu betrachten seien, dem sie nach dreihundertjähriger Eingewöhnung endlich auch angehören. Das Büchlein, in " populärster Sprache ge- schrieben, enthält eine grosse Menge von guten Rath- schlägen, die auf umsichtige Erfahrung basıt sind, und es’ist daher allen Interessenten und allen “Freunden unseres schönen und absonderlichen , selbst in semen Zorneslaunen so unerreichbar originellen Truthahnes, auf das Wärmste zu empfehlen. A.v. E. RICH — Vereinsangelegenheiten. Vereinslocale. Der ornithologische Verein ist der kaiserl. Akademie der Wissenschaften zu vielem Dank verpflichtet für die Einräumung eines in Gemeinschaft mit dem Alterthums- und dem numismatischen Vereine für die Ausschusssitzungen und als Repositorium zu benützen den, aus zwei Zimmern bestehenden Locales im Gebäude der kaiserl. Akademie, Universitätsplatz Nr. 2. Die Verwendung dieses Locales für unseren Verein dürfte mit dem nächsten Monate beginnen können. Graf Marschall’s vergleichende Ornis. Von Herrn Grafen Marschall erhielt der Verein den Beginn der Auszüge für die vergleichende Ornis der Österreichisch - ungarischen Monarchie aus Dr. Finsch’s Wirbelthieren W. Sibiriens, welche durch grosse Reichhaltigkeit und —— OO durch die geographische Lage W. Sibiriens, wo die europäische Fauna schon mit Bürgern der indischen Ornis zusammentrifft, von beamer Wichtigkeit sind. Neu beigetretene Mitglieder. Herr Anton Klodner, Förster zu Wernsdorf bei Frank- stadt in Mähren; Herr W. Winkler, Ingenieuradjunkt der k. k. Kaiser Ferdinands-Nordbahn in Zauchtel in Mähren ; Herr Anton Dreher, Brauereibesitzer in Schwechat; Herr KarlF. Mautner, Ritter von Markhof, Brauerei- privilesirten besitzer zu St. Marx in Wien; Herr Moritz Faber, Brauereibesitzer in Liesing; Herr Georg Meichl, Brauereibesitzer in Simmering; Herr Robert Herzfelder, Brauereibesitzer in Neudorf; Herr August Wedl, Director der Actienbrauerei in Hütteldorf, Aus Neuseeland, Nach Briefen des Herrn Andreas Reischek, Conservators am Canterbury-Museum zu Christchurch, mitgetheilt von Dr. von Enderes. März 1878. Ihr werthes Schreiben vom 30. December 1877 kann ich mit einigen der gewünschten Mittheilungen beantworten. Ich war 150 englische Meilen von Christ- Christehurch, 16. church, in den riesigen Urwäldern an der Westküste. Ich rüstete mich mit einem Zelte aus, mit Decken, Proviant, Munition, mit zwe i guten Gewehren, einem Revolver, einer Axt, mit Kleidern aus Hirschleder, mit guten Bergschuhen und Rucksack, mit Riemen, Stricken, mit meinem Pferde und meinem Hunde. — Am 21. De- cember 1877 verliess ich Christchurch um 4 Uhr Mor- gens und ritt über eine grosse Ebene, auf der rechts und links Getreidefelder und Hutweiden lagen. Ich machte nur zweimal Rast. Am 22. Nachmittags er- reichte ich Malvenhill, eine kleine Ortschaft mit einer Eisenbahnstation. Hier fingen kahle Berge an, die mit steinigen Thälern wechselten. Ich schoss einen Stein- wälzer, Charadrius bieinetus (Zweibindiger Re- genpfeifer). Im Laufe des Tages riss sich mein Packpferd los und ging mir dureh, und ich hatte zwei Stunden zu thun, bis ich es einfing. Es wurde Nacht; ich verlor die Strasse, wenn man das was ich suchte, so nennen darf; ich musste mit den Pferden klettern; nach einer Stunde erreichte ich die Strasse. Nachdem ich drei Stunden geritten war, erblickte ich ein Licht. Es kam von einer Schäferstation, in welcher ich übernachten wollte. Ich wurde jedoch abgewiesen, und musste meinen Weg weiter verfolgen. Nach zwei Stunden machte ich Halt, schlug mein Zelt auf, liess meine Pferde grasen, machte mir Thee und | egte mich schlafen. Um vier Uhr Früh weckte mich mein Hund, der ein Rudel verwilderter Schweine aufgestöbert hatte ; leider konnte ich keinen Schuss anbringen. Ich machte mein Früh- stück, sattelte und bepackte meine Pferde, und machte mich auf die Weiterreise, die mich zunächst über den Porters-Pass führte. Es ging steil hinauf; jenseitsliegteim kleiner See, an welchem ich verschiedene Enten und Möven fand, die ich später beschreiben werde. Ich ritt bis Castle Hill, wo ich bei Herrn E.’s Station übernachtete. Ich ging Abendsin dennächsten Urwald, und beobachtete drei Paare Ocydromus australis, Sparrm. (Maorihuhn.) Die Hauptfarbe dieser Vögel ist olivengrün in’s Gelbe mit dunkelbraunen Längsstreifen, Schwung- und Stoss- federn sind ziegelroth mit schwarzen Querbändern, der Bauch ist eisengrau, so auch die Kehle, nur etwas lichter. Ober den Augen befindet sich ein hellgelber Streifen; Schnabel und Ständer sind braunroth, die Augen rothbraun. Die Länge von der Schnabelwurzel bis zum Steiss beträgt 15 Zoll; der Schnabel misst 1!/, Zoll, der Stoss 5, die Ständer 6 Zoll. Der Lockruf hat zwei Töne, einen tiefen und einen hohen, ähnlich dem unseres Rebhuhnes, nur viel greller. Wenn das Maorihuhn aufgescheucht wird, gibt es Laute von sich wie das ferne Bellen eines Hundes. Ich fand die Vögel im niederen Walde und in Sümpfen. Wenn man sich ruhig verhält, so kommen sie ganz nahe heran; sie können sich auch gut verstecken und benützen hiezu jedes Grasbüschel, Flachs, Steine oder Höhlen. Mein Hund fing einen jungen Vogel; auf den Ruf des Letz- teren kam die Mutter, sträub bte ihre Federn, flog gegen die Augen des Hundes, und suchte so ihr Kind zu befreien; der Hund blieb jedoch Sieger. Die Maori- hühner laufen sehr schnell, doch sah ich sie nie ihre Flügel benützen. Sie nähren sich von Ratten, Mäusen, Eidechsen, jungen Vögeln und Insecten-Larven. Ich sah einen interessanten” Kampf zwischen einem Maori- hahne und einer Ratte in einer alten Fischerhütte am See Bruner (?). Ich sass in einem Winkel der aus rohen Baum- stämmen gezimmerten Hütte und beobachtete eine Ratte, die an einem Stück Brot nagte, als sie zulief, ihr mit dem Schnabel einen Hieb auf den Kopf versetzte, so dass die Ratte niedertaumelte. Hier- auf stellte sich das Hulın mit einem Fusse auf sein ein Maorihuhn auf 95 Opfer, tödtete es, und zog es vor die Hütte, um es dort in Ruhe zu verzehren. Eine andere Maorihuhngeschichte ist folgende: Ich machte Mittag und sah einen Falken streichen ; R ich legte Brot und Messer weg und ging dem Vogel nach. Als ich zurückkam, konnte ich weder Brot noch Messer finden, hörte aber in der Nähe ein Geräusch und sah zwei Maorihühner, die in halber Verborgen- heit mein Mittagessen verzehrten. Auf einen Schuss aus meinem Gewehre fielen beide, ein Männchen und ein Weibchen; dicht neben ihnen fand ich mein Messer, das sie nach ihrer Art als ein glänzendes Ding in ihr Versteck getragen hatten. Die Maorihühner sind mehr Nacht- als Tagvögel; wenn es zu dunkeln anfängt, hört man ihren melan- cholischen Ruf, der die ganze Nacht durch ertönt; am Tage werden sie nur bei trübem Wetter laut. Am liebsten halten sie sich in morschen Bäumen oder Höhlen auf und besuchen auch zuweilen Hühnerställe, in welchen sie den jungen Hühnern gefährlich werden. Man macht überall Jagd auf sie, so dass sie bald ganz verschwin- den dürften. Ich fand eine zweite Art, die früher auf der Süd- insel noch nicht beobachtet wurde, und angeblich nur auf der nördlichen Insel vorkommt, Ocydromus Earli, Gray (Earl’s Maorihuhn). Zwei Stücke, ein Weib- chen und ein junges Männchen, welche ich am 6. Jänner 1578 am Mount Alexander in einer Höhe von 5000 Fuss über dem Meere geschossen habe, unterscheiden sich von Ocydromus askralis wesentlich im Gefieder. Dieses ist schwarzbraun mit gelblichbraunen Schäften, die Flügeldeckfedern sind schwarz, die Stossfedern sind etwas dunkler geschäftet, der Unterflügel ist schwarz und ziegelroth gebändert, Bauch und Kehle sind asch- grau, ober jedem Auge finden sich schmutzigweisse Streifen; das Auge selbst ist rothbraun, Schnabel und Füsse sind schwarzbraun. Die Länge ist wie bei O. australis. Dem letzteren ähnelt ©. Earli auch in seinem Wesen. Ich gab mir Mühe, mehrere dieser Thiere zu bekommen, was aber vieler kreuz und quer liegender Baumstämme wegen nicht möglich war. Man kann sich aber einen neuseeländischen Urwald nur vorstellen, wenn man mitten drinnen ist; er ist unbeschreiblich prachtvoll. Riesige Stämme von ungeheurer Höhe und mehr als sechs Fuss im Durchmesser, Farrenbäume, drei Klafter hoch und einen Fuss dick, Fuchsien von fünf Klafter Höhe und 1'!/, Fuss Durchmesser, Massen von Schlinggewächsen machen das wirre und imposante 3ild aus. 8 höher man steigt, desto schwächer wird der Pflanzenwuchs, In einer Höhe von 4000 Fuss sind nur Zwerggewächse zu finden, darunter eine unseren Legföbren ähnelnde Art, dann kommt niederes Gras, und auf den Gipfeln der Berge fand ich zu meiner Ueberraschung auch Pdelweiss Die Felsen bestehen aus Granit, Glimmerschiefer, Quarz und Grünstein, welcher letztere aber selten ist. Gold kommt im Quarz- geröll und Sand vor, so auch Silber, Kupfer, Eisen und Kohle; auf der Spitze des Mount Alexander ist ein kleiner Teich, an welchem ich campirte. Die Aussicht ist prachtvoll; ich konnte vier Ortschaften sehen, zwei Maori-Paas und den See Bruner, den See Pasa, den Sasly-See und noch einen anderen, ferner drei Flüsse, den Termakau, Teiga und Rangaguga. Ich musste mir das Holz zu dem See hinauftragen, und machte mir ein grosses Wachfeuer. Bis 12 Uhr ging Alles ziemlich gut, dann verdunkelte sich der 96 Himmel und es fing sehr stark zu schneien an, wobei es so kalt wurde, "dass ich fortwährend auf und ab gehen musste, um mich zu erwärmen. Um 6 Uhr Früh war der Schnee über einen Fuss tief. Ich bereitete mir Thee, während eine graue Lappenkrähe (Callaeas einerea, Gmel.) ihre flötenartigen Töne hören liess. Mit harter Mühe erlangte Sa diesen Vogel, welchen ich Ihnen später näher beschreiben werde. Sodann schoss ich zwei Nestor oecidentalis (W est- licher Nestor-Papagei) und einige andere kleine Alpenbewohner, deren Beschreibung ebenfalls später nachfolgen rel, An dem. See erleste ich ferner ein Ocydromus troglodites, (Höhlen- Maorihuhn), das sehr selten ist, so dass bisher nur einige Exemplare am Waiaa- Flusse in Otago erbeutet wurden, wovon das hiesige Museum eines besitzt. Die Hauptfarbe dieses MV ogels ist cafebraun mit blassgelben Schäften, die Flü- eeldeckfedern sind braungrün mit gelben Punkten, die Unterflügel ziegelroth und schwarz sebändert, der Schwanz ist dunkelbraun mit röthlich- en Schäften, der Bauch und die Kehle sind braungrau, die Streifen ober den Augen fehlen, die Füsse und der Schnabel sind liehtbraun, die Spitze des letzteren ist hornfarben. Von der Sel Hnabelwurzel bis zum Steiss misst der Vogel 11 Zoll; die Länge des Schnabels beträgt 1Y/, Zoll und 2 Linien, die der Füsse 5 Zoll, die des Sch wanges 4 Zoll. i Eine vierte Art, die ich nicht beobachten konnte, Oeydromus Finschi, Hutton, (Finsch’s Maorihuhn) und welehe in ÖOtago one hat schwarzbraunes Wir haben jetzt (Juni) Winter, Regen mit Frost; es ist schon die sechste Woche, dass es regnet. Das Klima hier sehr ungünstig, man kann an einem Tage Frost, Regen, Sonnenschein, Wärme und Sturm haben; es herrscht daher auch das ganze Jahr hin- durch Fieber. (Schluss folgt.) Einer der grössten Meister der Wissen- schaft ist dieser durch den Tod entrissen worden. Johann Friedrich von Brandt ist am 15. Juli (n. St.) auf seinem Sommersitze zu Merakull bei Narwa nach kurzer Krankheit gestorben. Der Verewigte war k. russischer Geheimrath, Mitglied der Akademie und Direetor des zoologi- sehen Museums zu St. Petersburg. W enneleich seine umfassende und vielseitige "Thätiekeit zu grösserem Theile anderen Gebieten sewidmet war, so verdankt auch die Omithologie diesem ebenso geistvollen als exacten Fiorscher viele höchst weriieo lle Beiträge. Zum Naumann-Denkmal. Im ornithologischen Centralblatte (Nr. 17, 1. Sep- tember 1879) wird darauf hingewiesen, dass in das Gefieder mit Da SE äften us alte | | nächste Jahr der hundertjährige Geburtstag des am kelgraue Kehle, rothbraune Augen, Schnabel und Füsse | 13. August 1857 verstorbenen Professors Dr. Johann eraubraun gef färbt. Die Längeivonden;Schnabelwunzel | msenich Nam an le en: na femertnavae bis zum Steiss beträgt 12 Zoll, der Schnabel ist 1, Zoll, der Schwanz 5 Zoll, und die Füsse sind 6 Zell lane. Ich bemerkte bei allen Arten, dass die Männchen grösser sind als die \Weibehen. gehoben, dass diesem grossen Forscher, seinem gleich- falls als Ornithologen bekannten Vater Johann Andreas und seinem Bruder Carl Andreas im Laufe des näch- sten Jahres von allen deutschen und ausländischen Fachgenossen ein einfaches Denkmal in der „Fasanerie‘ bei Köthen errichtet werden sollte. Es besteht der Plan, den „Hilgenstein“ bei Baasdorf, eimen grossen erratischen Block, zu aequiriren, in die „Fasanerie“ überzuführen und mit einer, beziehungsweise drei Votiv- tafeln und einem Eisengitter zu versehen. 18. Juni 1578. Sonntag den 16. d.M. war ich in den Sümpfen bei Kaiapoi, in welchen mein Hund zwei Rohrdommeln aufstöberte. Die erste schoss ich, die zweite, welche ich verwundete, wehrte sich energisch gegen den Hund. Christehureh 1 Als ich die beiden Vögel, Männchen und Weibehen, zu Hause ausbalste, that es mir leid, dass ich sie getödtet hatte, da ich in dem Magen des Männchens vier junge Ratten und einige Inseetenarten,, in dem des Weibehens sechs Ratten fand. Ich werde diese Vögel künftig schonen, da sie namentlich hier, wo an manchen Orten die Ratten in Massen auftreten und Verheerungen anrichten, von un- bestreitbarem Nutzen sind. Die Ardea poeciloptila unterscheidet sich von der europäischen Rohrdommel durch Grösse und Farbe; sie misst von der Schnabel- wurzel bis zum Steiss 24 Zoll; Flugweite 4 Fuss 2 Zoll, Schwanz 4 Zoll, Schnabel 3 Zoll, Füsse 12 Zoll. Die Hauptfarbe He dunkelbraun , jede Feder liehtgelb geschäftet; Hals, Schulter, Bauch sind licht- gelb mit braunen Tupfen, Schwingen und Schweif braun mit gelben Querbinden, in der Mitte ein rost- gelber Streifen, an beiden Wangen ein rostgelber Fleck, ober jedem Auge ein hellgelber Streifen, Füsse oliven- grün, das Auge” lichtgelb. Das Weibehen ist grösser und heller gefärbt. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die, von dem für diesen Zweck bestandenen Comite, beschaffte Summe ist nicht hinreichend, um diese Absicht in Ausführung zu bringen, und das Köthen’sche Localeomite wendet sich desshalb an alle Bewohner Anhalts mit der Bitte, durch möglichst all- seitige, wenn auch kleine Geldbeträge ihr Interesse für die berühmte Anhalt’sche Naturforscherfamilie zu be- thätigen und dadurch die Herstellung eines ihr gewid- meten würdigen, möglichst bescheidenen Denkmals und einer mit der Fertigstellung desselben verbundenen Festfeier zu ermöglichen. Wir folgen hiermit freudig der im omithologischen Centralblatte gemachten Aufforderung durch Aufrufe für das Naumann-Denkmal zu wirken und .legen diese Angelegenheit allen Ornithologen und Freunden der Ornithologie an’s Herz; es handelt sich ja darum, das Andenken eines der grössten Forscher und Förde- vers unserer Wissenschaft, des berühmten Altmeisters der mitteleuropäischen Vogelkunde zu ehren. Möge unser Aufruf nieht ungehört verhallen und beitragen zur Erreichung des schönen Zieles. Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. Jahrg. 3. 2 . Nr. I0. er Zn Blätter für Wonelkunde, Wonel- Shui und Redakteure: August yon Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen ! Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark ö0 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile ': werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern '; ä 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — (orrespondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Ende res, Oktober. monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl, sammt Franco- 1819, Florianigasse 46, zu richten. ey ZUBE Inhalt: Der. weissköpfige Geier (Vultur fulvus). — Beitrag zur Omitbologie Mährens. Von Josef Talsky (Fortsetzung). — Aus Neuseeland. Nach Briefen des Herrn Andreas Reischek, mitgetheilt von Dr. von Enderes. — Vereinsangelegenheiten. — Inserate. Der weissköpfige Geier (Vultur fulvus). * Schon einmal — im verflossenen Jahre — über- sandte ich anschliessend an einen kurzen Aufsatz über Vultur einereus einige Worte der Beobachtung des interessanten Vultur fulvus gewidmet. Seither hatte ich viel mehr und günstigere Gelegenheit, dieses stattliche Thier in seinem Freileben zu sehen; auch diessmal kann es keine erschöpfende Arbeit über diesen viel- verbreiteten Vogel sein; doch ich bin bestrebt, das, was ich gesehen und beobachtet, einfach wiederzu- geben, um auf diese Weise Material für Andere zu schaffen. Der weissköpfige Geier ist unter den europäischen Mitgliedern seiner Gruppe der am meisten und weitesten Verbreitete. In unserer Heimat findet man ilın in den südlicheren Provinzen als Brutvogel; am Zuge kömmt er aber nach allen Theilen der Monarchie, häufiger sogar als man es vielleicht vermuthet. In Slavonien, Siebenbürgen, Dalmatien, in Bosnien und besonders in der Herzegowina rechnet er unter die gewöhnlichsten Thiere; ein Haupterforderniss für sein häufiges Auftreten sind kahle Felsengebirge; Wälder sucht er nicht auf, doch meidet er sie nicht | so ängstlich, als es bis jetzt die meisten Forscher be- haupteten. Die Brüder Sintenis fanden Vultur fulvus auf Bäumen horstend, und ich kenne auch ein Bei- spiel, dass ein Pärchen dieser Art in Slavonien auf einer Fichte inmitten eines grossen Forstes horstete. Immerhin gehören diese Erscheinungen aber zu den Ausnahmen und man wird in den aussedehnten Wäl- dern Slavoniens, sowie den übrigen Donautiefländern den Kuttengeier häufiger als den weissköpfigen Geier antreffen, letzteren sogar nur selten sehen. = Gyps fulvus ist jetzt auf einer grossen Wande- rung, wie man diess bei so manchen Thieren beobachten kann, begriffen. Wiederholt wurden im Laufe der letzten Jahre ganze Züge dieser Art im nördlichen Ungarn, Mähren, Böhmen und Niederösterreich beobachtet; häufig er- beutete man einzelne Exemplare. Doch nicht allein weite Jagdreisen tritt unser Geier an, sondern er dehnt auch sein eigentliches Wohngebiet immer mehr nack Norden aus. In Kärnthen und einzelnen Theilen Tirols ist er nun schon Brutvogel, in der Centralalpenkette und von da bis in die Gegend Salzburgs erstreckt er 98 seine regelmässig wiederkehrenden Jagdzüge. Er nimmt da die Stelle des jetzt leider schon ganz ausgestor- benen Gypaötus barbatus ein. In der ganzen iberischen Halbinsel fulvus der häufigste unter allen Raubvögeln ; den höchsten Gebirgen, über Schneefeldern "kreisend, in gleicher Menge, wie auf den glühenden Steinwüsten, in der Ebene vor den Tlioren der Städte Mit Aus- nahme der üppig srünenden safligen Huertas der Gartenlandschaften, wie man sie bei Valencia, Granada ist Vultur Murcia findet, sieht man unseren Vogel allüberall. Spanien ist das Land der Geier. Die vielen hohen Sierras bieten diesen grossen Raubvögeln die er- wünschten Nistplätze; die zwischen den Gebirgen sich daliinziehenden wüstenartigen Ebenen dienen als herr- liche Jagdreviere. Am seltensten sieht man Vultur fulvus in den eultivirtesten Theilen des Landes, also in den Gegen- den um Barcelona, Valencia, längs der ganzen Ost- küste; im Süden dagegen bei Mal aga beginnend, er- streckt nn ein an Geiern reich bevöll xertes Gebiet, bis auf die Felsenberge um Gibraltar. In der nächsten Umgel ung von Granada sah ich nur sehr wenig Vultur Anl us, Seh in der Sierra Ne- vada, dem eigentlichen Hauptwolmplatze des Gypaötos barbatus in Spanien, f fand ich den weissköpfigen Geier nur sehr sporadisch; dafür ist die Sierra de Ronda, welche sich irrschhiem Granada und Malaga erhebt, von unserem Geier reich bevölkert. Dieses wilde, von hohen Felswänden gezierte Kalkgebirge bietet ausserordentliche Horstplätze. Der dahinbrausende Eisenbahnzug wird in einem langen, schmalen Felsenthale ununter brochen von Geiern umkreist; einer kleinen Station gegenüber erhebt sich eine hohe, senkrecht abfallende Felswand. Jede Höhle, jede Ritze, jede Vertiefung im Fels ist mit Horsten besetzt. Unter vielen Valor {ulvus-Pärehen befanden sich auch einige Neophron Percenopterus und ein Aquila fulva-Horst. Mit dem Fernrohr betrachtete ich mir das rege Treiben bei den Nestern, die halbgewachsenen Jungen standen hochaufgerichtet am Rande ihrer Behausung, die alten Vögel kamen und gingen, zogen den malen entlang: majestätischen Fluges “dahin, oder standen neben den Horsten und auf 'emporragenden Felszinnen ihre Mahlzeit verdauend; man konnte diesen interes- santen Platz thatsächlieh eine Geier - Colonie nennen. In der nächsten Umgebung von Sevilla, sowie auch in den Marismas des Quadalquivir fand ich Vultur fulvus gar nicht; der Typus dieser ganzen Gegend entspricht nicht im mindesten den Anforderungen der grossen Geier. In Centralspanien, besonders in der öden steinigen Umgebung Madrids, sah ich allenthalben Vultur fulvus; vor len ietzten Häusern der Stadt, längs dem Manza- I und über dem königlichen Jagdreviere „Casa de Campo“ g genannt, Siphele) ich viele weissköpfige Geier, wie sie mit Ratten. und Aasgeiern gemeinschaftlich von Jagdausflügen zurückkehrend, der Sierra Quadar- rama zustrichen. Zwischen Madıid und dem Hochge- birge erstreckt sich ein mit elenden Eichenwäldern besetztes Hochplateau, dort versuchte ich ein Aas den Geiern zur Speise vorzulegen. Einige Vultur cinereus, welche in diesen Wäldern horsten, feiner mehrere Neophron Percnopterus, Adler, Milane und Raben erschienen am Platze: doch nur ein einziger weissköpfiger Geier senkte Sch zn Köder ı herab, viele hoch in den Lüften den Gebirgen entgegenziehen sah. Ich glaube mit Be- stimmtheit annehmen zu dürfen, dass unser Vogel zu einer anderen Jahreszeit noch viel mehr über das ganze Land verbreitet ist, doch eben im Frühling, in der Zeit der Horste, ist er mehr an die felsigen Gebirge ge- bunden, und entfernt sieh nicht so weit von seiner Brut; in einer anderen Epoche hätte man gewiss auch in jeder anderen Gegend, sogar im waldigen Pardo, eine grosse Menge Vultur fulvus am Aase versammeln können; doch um diese Zeit, als iclı diese Gegenden durchstreifte, wurde ich gezwungen, mir das Bild einer grossen Geiermahlzeit nahe von den Horsten im eigent- lichen Hochgebirge zu verschaffen. trotzdem ich deren Hinter dem berühmten Schlosse Esecorial erhebt sich ein hoher, mit grossen Steinblöcken bedeckter Bergrücken, ein Ausläufer der eigentlichen Sierra Quadarrama, Aus dem Hochgebirge kommend, ziehen dia grossen Geier jeden Morgen über diesen Gebirgs- zug inweg, um in der Ebene zwischen Madrid und dem Escorial nach Beute zu suchen. Daher war es sehr rathsam, ein Aas auf dieser weithin sichtbaren Höhe auszulegen. In einer aus Steinen verfertigten Hütte versteckt erwartete ich das interessante Schauspiel. Nach wenigen Minuten erschienen einige Neo- phron Perenopterus, dann Milane und Rabenkrähen, kurz darauf ein Vultur emereus; kaum war dieser da, als auch schon unter lautem rauschenden Flügelschlage ein Zug Gyps fulvus sich niederliess. Abgefeuerte Schüsse verscheuchten sie, doch nach wenigen Minuten waren wieder andere da, ein Geier folgt dem anderen und sitzt einmal einer beim Aase, dann sausen un- unterbrochen andere, meistens aus derselben Richtung wie der erste kommend, herab. Ein interessantes "Schauspiel ist es, wie diese grossen Vögel ungeschickt um das Aas hüpfen, an den Gedärmen "ziehen, ganze Stücke Fleisch nachschlep- pend, den nächsten Steinblöcken zuflattern, und sich unter einander zanken und balgen. Ein oder zwei Vultur einereus waren unter 10 bis 20 Vultur fulvus gemischt; doch erstere traten mit mehr Sicherheit und Macht auf; energisch ihre gelbgefiederten Verwandten er hüpften sie stets gerade dem Aase zu, rissen sich ein gewaltiges Stück Fleisch heraus und Hatterten mit demselben davon. Als die Geier durch zu häufiges Schiessen scheu wurden, setzten sie sich in einer Entfernung von hun- dert Schritten auf Steine und Felsspitzen und erwar- teten da ruhig den Augenblick unseres Weggehens, um dann wahrscheinlich ihr Mahl fortzusetzen. Auch in den waldigen Ausläufern der Sierra Quadarrama hatte ich Gelegenheit, den Vultur fulvus an einem interessanten Platze zu beobachten. Wenn man vom Eseorial aus den früher erwähnten kahlen Bergrücken überschreitet, gelangt man in ein waldiges Mittelgebirgsland, das in seinem “Charaeter vollkommen an einzelne Gegenden der böhmischen oder sächsischen Schweiz erinnert. Ich habe in keinem anderen Theile Spaniens eine ähnliche en gefunden. Allmählig an- steigend, erheben sich diese mit Föhrenwäldern be- wachsenen und von einzelnen kleinen Feldpartien ge- zierten Gebirgszüge aus der Ebene von Avila gegen die kahlen und höheren Theile der Sierra Quadanrama Für Vultur fulvus kann ein ähnliches Waldgebirge kein ständiger Aufenthaltsort sein. Doch um aus seinen eigentlichen Behausungen nach den Beute bietenden Ebenen zu gelangen, muss er diese Gegenden über- fliegen und so kann man eben dort in den Nachmit- tagsstunden viele Geier sehen, wie sie alle in derselben Richtung, einer hinter dem anderen, hoch in den Lüften dem Hochgebirge zustreichen. Inmitten der waldigen Kuppen dieser reizend schönen Vorberge erhebt Sch ein spitzer, aus kahlen, senkrecht abfallenden Felswänden bestehender Felsen- kegel, die sogenannte Pena blanca; grosse Steinblöcke, steil abfallendes Gerölle, und einzelne alte Föhren um- geben den Fels an seinem Fusse. Es ist diess ein höchst merkwürdiger Punkt, ein Versammlungs- und Rastplatz vieler grosser Raubvögel; ausserdem hausen in zwei nahe an einander laufenden Felsspalten ein Aasgeier und ein Wanderfalkenpärchen. Dicht unter dem Felsen auf einer alten Föhre fand ich den Horst eines Aquila minuta. Die Felswände selbst sind ganz weiss übertüncht von den Exerementen der Geier. An der einen Seite des Felskegels zeigten mir die Hirten eine Nische, die seit Jahren zweien Gypaötos barbatus zum Schlafplatze dienen soll. An der anderen Seite waren in Nischen, Ritzen und Felskanten die Rastplätze der Vultur fulvus; in den Nachmittagsstunden kommen die Geier immer dahin, um auf halbem Wege nach der eigentlichen Sierra Quadarrama onanlhn. Ein mich begleitender Spanier bezeichnete eine von Exerementen. sekenn- zeichnete Stelle als den Horst eines Vultur fulvus; doch diess war ein Irrthum. Die hervorspringende Fels- kante war nur ein besonderer Lieblingsplatz der Geier; ich hatte Gelegenheit, mich davon zu überzeugen. In den Nachmittagsstunden kauerte ich mich, durch einen grossen Steinblock gut gedeckt, unter die Felswand; yauschenden "Flügelschlages, fasste Fuss am Felsen und begann, sich gemächlich niederlassend, sein Gefieder zu glätten. Ein gefehlter Kugelschuss verscheuchte ihn. Einige Minuten darauf erschien ein zweiter am selben Platze; ich schoss mit Schroten hinauf, doch die anne war eine zu bedeutende, und da verliess der Geier mit hängendem Fange, schw er angeschossen, den Platz, um bald hinter den nächsten Bergen meinen Blicken zu verschwinden, ein zweiter gesellte sich zu ihm und erschien wieder, um vorsichtig den Platz zu umkreisen, Es dauerte nicht lange, so kam abermals ein anderer gerade auf den Felsen zugestrichen. Kaum hatte er sich in einer breiten Nische bequem niedergelassen, als ihm eine Kugel mitten durch die Brust fuhr. Polternd fiel er auf das Gerölle. Es war ein auffallend hell ge- färbtes uraltes Exemplar. Ich verliess nun den Platz, um meine Aufmerksamkeit zuzuwenden; etliche hundert Gänge vom Felsen auch schon wieder zwei Geier zugleich und weit in der Ferne bemerkte ich noch andere, wie sie alle in derselben Richtung daher zogen kamen. An den imposanten Urgesteingebirgen der Sierra de Gredos hatte ich auch wiederholt Gelegenheit, Vultur fulvus in emer gearteten Landschatt, einigen Horsten kaum war ich entfernt, als ich mehrere ge anders nämlich hoch auf den Selneefeldern, zu beobachten. Schon auf dem langen und beschwerlichen Ritte vom Dorfe Bohoyo aus, längs einem Bache durch ein grossartiges Thal, dem Kamme des Gebirges zu, er- gar bald erschien ein weissköpfiger Geier | anfallen sah | jene "Aase versammeln 99 bliekte ich ununterbrochen theils kreisende, theils auf den Felsblöcken sitzende Geier. Auf den höchsten Theilen des Gebirges neben der Almanzorspitze sah ich in den Morgen- und Nachmittagsstunden weiss- köpfige Geier, wie sie nur einige Meter hoch vom Boden über die Schneefelder von einer Lehne der Sierra über den Kamm hinweg zur anderen strichen. An einem Morgen stand ich auf einem hohen Punkte auf einem ausgedehnten Schneefelde, von dem aus ich beide Lehnen des hohen, aber schnellen Gebirgszuges übersehen konnte. Aus den Thälern und Schluenten drehten sich die Geier in Schraubenlinien nach dem Kamme empor, ruhigen Fluges glitten sie über die Schneefelder hinweg, längs der entg« gegengesetzten Lelne in die anderen Thi ler hinab. Kine folgte dem anderen; es waren deren so viele, dass ich bald des Zählens müde wurde. Einer meiner Begleiter fand in demselben Gebirge einen Horst des V alarm fulvus, nicht weit von der Schneegrenze an einer hohen Makemal, In den Mittag sstunden sah ich die Geier mehr in halber Berges- höhe Ft den Felswänden und Steinblöcken, an schat- tigen Plätzen ruhig sitzend. Im Norden Spaniens, in den Gebirgen um Riva de Sella und Santander, bei den bernlmen Penas de Europa, jenen herrlichen Kalkgebirgen mit ihren pitto- resken Formen, weissen Häuptern, lieblichen Thälern und üppigen Buel ıenwäldern, dort, wo Bär, Wildkatze, der Wolf, die Gemse, der Auerhahn, der Barteeier und so viel andere atllieh Gethier noch ungestört hauset, in jenen wirklich schönen Gegenden, den einzigen in ganz Spanien, die uns Nordländer anheimelnd, an unsere Alpen erinnern, fand ich den weissköpfigen Geier in ganz unelaublicher Menge. Auf der Fahrt von Riva de Sella durch herrliche Hoche ebirgsthäler nach dem Wall- fahrtsorte Cobadonga bemerkte ich allenthalben umher- streichende Geier. In den eigentlichen Gebirgsthälern jener Gegend, welche von der Thalsohle an bis hoch hinauf bewaldet sind, und ganz und gar den Charakter unserer Kalk- alpen tragen, findet Vultur fulvus erst in den höchsten Regionen Srerhalb der Waldzone geeignete Wohnplätze. Als ich in diese Landstriche kam, dachte ich, nach dem Charakter der Gegend sc hliessend, gar nicht daran, dass es daselbst so viele Geier geben könne; doch a am ersten Morgen Murepetreine ich einige Hoch- thäler und sah mir die grünen Alpen mit Ahnaem Alpen- u an, welche ganz denselben Typus haben, wie unserer Hochgebirge. In der nämlichen Nacht hatte ein Bär eine Kuh nahe einer Hütte zerrissen; schon von Weitem sah ich viele Vultur fulvus, einige Neophron Perenopterus und Kolkraben die letzten Ueberreste, welche der Bär nach seinem Schmause zurückgelassen hatte, umfliegen. Hinter einem Zaune gedeckt, bemerkte ich, wie ein Geier nach dem andern den Platz verliess, um über ein tiefes Thal hinüber nach dem andern Bergrücken zu streichen. Dort um- flogen viele eine hohe Felswand, in der sie wahrschein- lich ihre Horste hatten; viele aber schwebten dem Thale entlang m die Ferne ab. Ich wollte versuchen, in weleh’ apa: Zeit ich die Geier wieder bei einem könnte, kaufte mir daher in der nächsten Alpenhütte ein Schaf und führte dasselbe auf eine felsige, weithin eure 3ergkuppe; auf einer kleinen Wiese, die umgeben war von grossen Stein- blöeken. Dort erstach ich a Schaf und versteckte mich in einer rasch aus Zweigen und Steinen verfer- tigten Hütte. Nach wenigen Minuten erschien Neophron 100 Perenopterus und begann gleich mit der Mahlzeit; einige Augenblicke später vernahm ich das Rauschen schwerer Flügel und sah einen mächtigen Schatten über den Boden dahingleiten. Gleich darauf stand auch ein alter schön gefärbter Vultur fulvus auf einem Fels- block meinem Verstecke gegenüber; ich jagte ihm eine Kugel durch die Brust. Als ich eben meine Beute in mein Versteck ziehen wollte, erschien ein zweiter Geier und streifte wenige Meter über mir, seinen erlegten Gefährten betrachtend, mit dem Schrotschusse meiner Büchsflinte holte ich ihn ebenfalls herunter. Ein wolken- bruchähnlicher Gussregen zwang mich, mit meiner Beute in der nächsten, höchstens 5 Minuten entfernten Alpenhütte einzukehren. Kaum hatte sich der Himmel wieder geklärt und die Sonne die Wolken durchbrochen, als ich auch schon einen Geier über dem Aase kreisen sah; ich eilte daher gedeckt durch Felsblöcke der Stelle wieder zu; nach wenigen Minuten am Platze anlangend, schaute ich hinter einem Steine hervor und erblickte das Schaf und den ganzen Platz förmlich bedeekt von weiss- köpfigen Geiern. In jeder Secunde sausten wieder Neu- ankommende aus den Lüften herab, rasch begann ich zu zählen. Nach wenigen Minuten waren 75 Vultur fulvus und ein Neophron Perenopterus an derselben Stelle. Kaum war ich mit dem Zählen fertig geworden, als auch schon die Geier einer nach dem andern den Platz verliessen und schweren Fluges umherflatterten ; vom Schafe war ausser einigen Blutflecken und etwas Wolle nichts mehr zu sehen, sogar die Knochen waren nach allen Richtungen auseinander gestreut. Diese Geiermahlzeit bot ein merkwürdiges, inter- essantes Bild, das heisere Gekrächze, das Krachen der Knochen, das Rauschen der Schwingen, das Zerren und Ziehen an den Gedärmen und Extremitäten des Schafes, das Knappen der grossen Schnäbel, das Zan- ken und Poltern verursachte einen eigenthümlichen sinnebetäubenden Lärm. Ich sandte einige Schüsse den herumfliegenden Geiern nach, doch die Entfernung war eine zu bedeu- tende, und so liessen sie nur Federn zurück; doch selbst die Schüsse beirrten sie nicht, und die meisten flatterten nur von einem Felsblock zum andern. Hoch über den weissköpfigen Geiern kreiste mehrere Minuten hindurch ein junger noch dunkel | gefärbter Gypaötos barbatus; auch ein Aquila fulva, durch den Lärm der Geiermahlzeit angelockt, erschien am Platze und setzte sich auf einen dürren Ast eines verkümmerten Baumes, der zwischen den Felsen her- vorragte; durch einen Büchsenschuss machte ich seinem Leben ein Ende. Allmälig verliessen die Geier die Stelle, und zogen nach verschiedenen Richtungen ab. Am Rückwege sah ich tief im Thale einige dieser mächtigen Vögel, und selbst im Hauptthale nahe des Städtehens Riva de Sella am Meeresufer erblickte ich | noch mehrere derselben auf hohen Felswänden. In mehr oder weniger allen Theilen Spaniens ist der weissköpfige Geier ein ganz gewöhnlicher Vogel, ich möchte fast sagen ein charakteristisches Thier für, dieses steinige, menschenleere, wilde Land. Keinem Beobachter wird es schwer fallen, zu jeder Stunde des Tages Vultur fulvus sehen zu können; doch meist in grosser Entfernung. Bei den Horsten fällt es schwer, das Thier in der Nähe betrachten zu können, denn fast immer steht die Behausung desselben in ganz un- zugänglichen Felswänden. | | | | | | | | \ I Die einzige sichere Art, die Geier in der Nähe beobachten und ihrer auch habhaft werden zu können, ist die Jagd beim Aase. Zu jeder Stunde des Tages wird man in Spanien an einem geeigneten Platze Vultur fulvus in die Nähe locken können. Grosse Vorsichtsmassregeln wie bei den Adlern sind dabei nicht nöthig; der Versteck des Beobachters braucht nicht einmal besonders verborgen zu sein, denn die Fressgier ist die erste und einzige Triebfeder, der alleinige Gedanke jener gemeinen Vögel. Will man in kurzer Zeit Geier am Aase sehen, so muss man dasselbe auf einem hohen, weithin sicht- baren Punkte auslegen; denn einer folgt dem andern, und nach wenigen Minuten ist die verlockende Mahl- zeit entdeckt und nun saust alles zum Boden nieder. Die einzige Vorsicht, die man befolgen muss, ist, dass man das Aas niemals in einem tiefen Thale oder an einem überhaupt tief liegenden Punkte auswerfe, denn der Geier will während seinem Schmause eine freie Aussicht haben, er fürchtet sich, nach eingenommener Mahlzeit in dem Momente voller Trägheit und Schwer- fälligkeit überrascht zu werden. In einem tief einge- schnittenen Thale der Sierra de Ronda hatten wir sechs Pferde ausgelegt. Ringsum waren Horste, die Geier umkreisten hoch in grossen Bögen den Platz; doch selbst ihre Fressgier bezwingend, mieden sie es, sich in die enge Schlucht hineinzulassen. Ich habe in Spanien den Vultur fulvus öfters todt im Fleische, im Balge, ausgestopft in den Sammlungen und täglich fast in grosser Anzahl lebend gesehen und stets hat sich mir die Ansicht aufgedrängt, dass der spanische weissköpfige Geier lichter und im Ganzen schöner gefärbt sei, als der des Ostens; das Weiss des Kopfes, Halses und der Krause ist lichter und reiner; desgleichen Brust, Bauch, Rücken und Schul- tern gelber, eine klarere schönere Farbe. Ich spreche diese bescheidene Beobachtung nur einfach aus, denn vielleicht knüpft ein anderer Reisender, der Spanien durchwandert und ein Auge für die Vogelwelt hat, neue Wahrnehmungen daran. Ich will zum Schlusse noch die Maasse eines slavonischen und von vier spanischen Vultur fulvus wiedergeben. 1 Vultur fulvus aus Slavonien. | Schwanz-| Höhe der | Länge der Fittig- länge | | Breite m. m. ER Kzon Läng |Fusswurzel| Mittelzehe | m. m. m. m, 140 | | 1080 2660 340 | 339 1 Vultur fulvus aus der Sierra de Guadarrama. ne 1132 | 2672 | 750 | 345 118 101 Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky- (Fortsetzung). Ill. Schreivögel. (Clamatores.) Die Ordnung der Schreivögel vertreten in Mäh- ren folgende Arten: 1.DerZiegenmelker(Caprimulguseuropaeus). Dieser sonderbare, dem Volke sehr wenig bekannte Nachtschwärmer kommt vereinzelt in allen mir bekann- ten Theilen des Landes vor, in Gebirgsgegenden jedoch häufiger, als in der Ebene. Mir sind fast alljährlich von verschiedenen Seiten Ziegenmelker gebracht worden, und zwar immer nur während der Zugzeit, insbesondere im Herbste. Die- selben wurden theils bei der Jagd im Walde aufge- schreckt und geschossen, theils auf der Wiese von den Mähern bei der zweiten Heumahd im Grase mit der Sense verwundet und gefangen, oder wohl gar in voll- kommen gesundem Zustande lebend erhascht. Den meisten Ueberbringern war der Tagschläfer ein ganz fremder Vogel und sein erstaunlich weiter Rachen setzte Alle in nicht geringe Verwunderung. 2. Der Mauersegler (Cypselus apus) ist bei uns keine Seltenheit. In meinem gegenwärtigen Beobach- tungsgebiete erscheint er alle Jahre in den ersten Tagen des Monates Mai. Bald nach seiner Ankunft schreitet er zur Bestellung des Brutgeschäftes, treibt sich sodann an warmen Sommertagen mit seinen ausgewachsenen Jungen in bewunderungswürdigem Fluge und unter gellendem Pfeifen in den Stadtgassen und um die Kirchenthürme herum und verlässt uns regelmässig zu | Ende des Monates Juli, am den 2. oder 3. August. In Anbetracht des letzteren Umstandes bleibt es immerhin erwähnenswerth, dass ich im Jahre 1875 ein Paar Mauersegler noch Anfangs September in Mähren beobachtet habe, und zwar unmittelbar bei der nord- westlich gelegenen Stadt Schildberg. Von einem Jagd- ausfluge heimkehrend,, traf ich dieselben an einem Nachmittage über einer hohen, steil abfallenden Lehm- wand, welche sie umkreisten. Einer von beiden, ein älterer Vogel, wurde von mir erlegt, während der an- dere nach einigen Versuchen, seinen verlorenen Ge- fährten aufzufinden,, die Richtung gegen Süden ein- schlug. Da ich in jener Gegend durch den ganzen Monat August keine Mauersegler beobachtet habe, so vermuthe ich, dass diese zwei Vögel verspätete Zuzügler aus dem Norden waren, welche ihrer Winterherberge zu- eilten. spätesten 3. Der Wiedehopf (Upupa epops). Nach allen Erfahrungen, welche ich über diesen, wegen seines Kopf- schmuckes auffallenden und schön gezeichneten Vogel zu machen Gelegenheit hatte, ist zu schliessen, dass derselbe m Mähren eine ziemlich seltene Erscheinung sei. In meiner Heimat traf ich den Wiedehopf An- fangs April bei schönem Wetter zu wiederholten Malen paarweise an. Der flache, ausgedehnte Waldrand un- weit der March, nicht minder die angrenzenden Wiesen mit Schutz gewährendem Buschwerke boten ihm un- streitig den wünsehenswerthesten Aufenthalt. Hier schien er auch ungestört genistet und seine Jungen grossgezogen zu haben; denn nicht selten bemerkte ich im Monate August, als ich jene interessante Gegend nach Herzenslust wieder durchstreifen konnte, auch junge Wiedehopfe, welche sich auf den nahen Triften ein- zeln sehen liessen. In der Umgebung von Neutitschein kommt der Wiedehopf noch seltener vor; in der Nähe der Bes- kyden höchstens nur zur Zeit des Zuges. 4. Der Eisvogel(Alcedo ispida). Die offenen und klaren Gewässer des Landes bieten dem Eisvogel die zu seinem Leben geeigneten Aufenthaltsorte, welche er auch,jedoch in mehr als bescheidener Anzahl, das ganze Jahr hindurch aufsucht. Im Allgemeinen ist der Eisvogel in der Wahl seiner Stand- und Fischfangplätze sehr vorsichtig und entzieht sich, so lange es ihm nur möglich ist, der Nähe des Menschen; allein die Zeit der Noth und des Hungers, der Winter, zwingt ihn, die Einsamkeit zu verlassen und sogar bis in die Mitte bewohnter Ort- schaften einzukehren. Wie oft habe ich in meiner frühesten Jugend aus der elterlichen warmen Wohnstube mitleidsvoll den darbenden Eisvogel betrachtet, als er an harten Winter- tagen zusammengedrückt und mit stark aufgesträubtem Gefieder auf einem, kaum acht Schritte vom Fenster entfernten Weidenbaume sitzend, ganz gegen seine Ge- wohnheit, aus beträchtlicher Höhe über der Eisdecke, die offene Stelle des Trebovkaflusses, ohne im Gering- sten scheu zu sein, lange Zeit besetzt hielt! — Leider kam es auch vor, dass man bei ausser- ordentlich starker Kälte todte Eisvögel, beinhart gefro- ren, auf dem verschneiten Flusse gefunden hat. Es waren Opfer des qualvollen Hungertodes! — So spärlich als der Eisvogel überall vertreten ist, so betrachten ihn einzelne Fischereibesitzer doch für einen gefährlichen, die Fischbrut empfindlich schädi- genden Vogel und rathen zu seiner Verfolgung. Ich vermag aus eigener Erfahrung nicht zu ermessen, in wie weit ein derartiges Verlangen begründet sei, bin aber der Meinung, dass durch die Vernichtung des Eisvogels die vaterländische Fischerei kaum erheblich gewinnen würde. Dem Mangel an Fischen liegen bei uns, wie allgemein bekannt, ganz andere Ursachen zu Grunde, als das Vorhandensein von Eisvögeln. Wie alte, erfahrene Leute versichern, gab es in früheren Zeiten in Mähren viel mehr Fische und gewiss nicht weniger Eisvögel, als heutzutage. Jeder Natur- und Vogelfreund müsste es nur tief bedauern, wenn der prachtvolle Eisvogel, die Zierde unserer Bäche und Flüsse, noch seltener werden sollte, als er es in der That schon ist. 5. Die Mandelkrähe (Coracias garrula). Bei uns zu Lande erscheint die Blauracke, unstreitig der am schönsten befiederte, europäische Zugvogel, in nam- hafter Zahl bloss in den fruchtbaren Ebenen der soge- nannten „Hana“, namentlich in der Umgebung von Prerau, Kojetein und Kremsier. 102 Die höher gelegenen Landschaften berührt sie nur einzeln, zur Zugzeit” oder während der Getreideernte als Strichvogel. IV. Singvögel. Oscines. Der Zaunkönig (Troglodytes europaeus) ist an geeigneten Plätzen Aa entsprechender Anzahl überall anzutreffen und erfreut sich der allgemeinen Beliebtheit. Derselbe Heilkünstler, dessen ich bei dem Schwarz- spechte erwähnt habe, weiss auch von einer wunderbaren Eigenschaft des Zaunkönies s, sowie der jungen noch blinden Schwalben, zu erzählen. Genannte Vögelchen, getrocknet und zerstampft, | liefern ein Pulver, welches der Schlempe beigemischt und mit dieser von den Kühen nach dem Abkalben genossen, einem veralteten Volks- glauben gemäss, bewirken soll, dass die Kühe sehr viel und zur Bereitung vorzüglicher Butter geeignete Milch geben. Unsere zwei Baumrutscher, nämlich der gemeine Baumläufer (Certhia familiaris) und der Kleiber (Sitta europaea), sind in baumreichen Gegenden in hinreichender Menge zu finden. Erstere Art ist dureh die geringe Scheu, lem Menschen gegenüber, besonders ausgezeichnet a besucht desshalb als Strichvogel, Obsteärten und Baumanlagen, selbst mitten in Städten und Dörfern. der Meisen“ bilden bei uns zu Lande nachstehende Arten : Die BOuln se (P arus major), die Blaumeise (Parus coeruleus), die Sumpfmeise (Parus palustris), die Sehwanzmeise (Parus eaudatus), die Tannenmeise (Parusater) und die Haubenmeise (Parus eristatus). Wenngleich die Meisen im Allgemeinen noch unter die häufig vorkommenden Vögel Mährens zu zählen sind, so hat doch, nach der Versicherung er- fahrener Kenner der Meisen und alter Freunde des Meisenfanges, ihre Zahl gegen früher sichtlich abge- nommen. Während dem leidenschaftlichenVog elsteller von ehemals an einem Vormittage hunderte von Meisen zur Beute fielen, bringt er es in der gegenwärtigen Zeit, unter Anwendung derselben alten erprobten F Fang- weise kaum auf 20—30 Stück. Selbstverständlich hat der in manchen Gegenden beliebte Herbstmeisenfang aus Furcht vor en beste- henden Landesgesetzen zum Schutze der nützlicen Vögel, bedeutend absenommen und wird nur noch hie und. de unter der Hand betrieben. Die massenhafte V erfolgung der Meisen dürfte aber angesichts der geringen Mes beute und in Folge der Krets in eine rer der Bevölkerung dringenden Erkenntniss von der Wichtig- keit dieser überaus nützlichen Geschöpfe im Natur- haushalte, bei uns nach und nach von selbst aufhören. Die ersten vier oben angeführten Meisenarten halten sich vorzugsweise im Laubholze aller Art auf und es kann sich ereignen, dass sie zufällig alle in einer Gesellschaft angetroffen werden. So hatte ich am 2. März d. J. däs Vergnügen, eines Nachmittags in einem. kleinen Obstgarten in der nahen Ortschaft Blauendorf etwa 30 Schwanzmeisen, 3 Blaumeisen, 1 Kohl- und 1 Sumpfmeise zu beobachten, als sie Das „muntere Volk während eines ziemlich dichten Schneefalles, bei mässiger Kälte, gemeinschaftlich mit gewohnter Ge- schieklichkeit und. Emsigkeit, die Bäume absuchten. Tannen- und Haubenmeisen sind strenge Bewohner des Schwarzwaldes. Ich fand beide Arten sowohl in den Beskyden als auch in den Sudeten; erstere weit häufiger als die „Hörnlmeise“, wie man im nordwestlichen Mähren die Schopfmeise häufig zu nennen pflegt. Beide treiben sich mit Vorliebe in den dichten Wipfeln der Nadelbäume herum und verrathen ihre Gegenwart durch gegenseitiges Rufen, wobei die helle, kichernde Stimme der Haubenmeise von weitem zu unterscheiden ist. Von den Lerchen ist in unserem Vaterlande die allbekannte Feldlerche (Alauda arvensis) am zahl- reichsten vertreten. Sie hält sich wohl am liebsten in der fruchtbaren Ebene auf; aber es dürfte kaum ein Stück bebautes Land geben, selbst im höheren Gebirge, wo man zur Sommerszeit, nicht wenigstens einzelne dieser ausgezeiehneten Sänger finden sollte, Bekanntlich erscheinen bei uns die Feldlerchen im Laufe des Monates Februar und ziehen im Verlaufe des Octobers wieder fort. Ihr Kommen und Gehen richtet sich aber nach den jedesmaligen, bestehenden Witterungsverhältnissen. So begrüsste ich die erste Feldlerche schon öfter in den allerersten, schönen Tagen des Februar, aber auch erst am 24. desselben Monats und sah die letzte sogar noch in der ersten Hälfte des November, wie diess z. B. im Jahre 1877 der Fall war. Die trauliche Schopflerche (Alauda eristata) ist als Standvogel an geeigneten Orten injeder Jahres- zeit zu finden, jedoch nirgends in grösserer Menge. Im Winter nähern sich einzelne Pärchen den mensch- lichen Wohnungen und suchen auf Strassen und Wegen, ja selbst in den belebtesten Stadttheilen nach Nahrung. In den höheren Lagen des Landes kann man alljährlich, vom Monate März, bis zum October einzelnen Pärchen der liebenswürdigen Haidelerche (Alauda aborea), begegnen. Ich hatte oft Gelegenheit ihren herrlichen, melancholischen Frühlingsgesane zu be- wundern und zwar sowohl in den einsamen Waldge- senden der Beskyden, als auch auf den, an Wiesen und Wald grenzenden Haiden der Sudeten. Die von mir mehrfach erwähnte reichhaltige Sammlung des Dr. Sebald Schwab in Neutitschein enthielt auch das Präparat einer Alpenlerche (Alauda alpestris), welche in Mähren, u. z. in der unmittel- barsten Nähe von Neutitschein erlegt worden ist. Dr. Schwab, der glückliche Erbeuter derselben, führte mich seiner Zeit an Ort und Stelle und erzählte mir die näheren Umstände, unter denen es ihm gelungen ist, den seltenen Vogel zu erhalten und welche ich in Kürze auch hier anführen will. Es war im Monate Februar, etwa im Jahre 1855. Der damalige Jagdpächter von Neutitschein, welcher auf einem, unweit der Stadt errichteten Platze den Feldhühnern regelmässig Futter streute, bemerkte unter den huneerigen” Fahnen seit herzen Tagen einen kleinen, Aha npekanmen Vogel, der ohne Scheu die dargebotenen Körner mitpickte. Als Dr. Schwab hier- von verständigt wurde, begab er sich zur gewöhnlichen Fütterungsstunde an den bezeichneten Platz, wo er auch den gefiederten Fremdling mitten unter den Reb- hühnern fand. Der Vogel erhob sich sogleich aus ihrer Mitte und flog auf den First einer nahen Scheune. Der gewandte Schütze söumte nicht und in wenigen Augenblicken kollerte die seltene Erscheinung, ein aus- & a dikemes Männchen der Alpenlerche, vom Dache Detab und dem überraschten Sammler in ale Hände. Prof. Albin Heinrich und Apotlieker Adolf Schwab, die bekannten mährischen Ornithologen, erwäh- nen inihren betreffenden Publieationen auch dieses seltenen 103 Falles. Letzterer führt jedoch an, dass sich die be- sprochene Alpenlerche in einer Gesellschaft von zwei Schneespornammern befand (Vogelfauna von Mistek und Umgebung, pag 54), welchen Umstand ich, durch | le obiger Thatsache, zu berichtigen mir er- | laube. (Fortsetzung folgt). Aus Neuseeland. Nach Briefen des Herrn Andreas Reischek, Conservators am Canterbury-Museum zu Christchurch, mitgetheilt von Dr. von Enderes. (Schluss. Christchurch, 15. Juli 1878. Ich beobachtete auch zwei Raubvögel, bezüglich derer die hiesigen Ormithologen und Autoren irrthüm- lieh der Meinung sind, dass sie ein und dieselbe Art repräsentiren, da der kleinere das Weibchen oder das Junge des grösseren, d. h. des Quail-Hawk (Wachtel- falk), Hieracidea Novae Zelandiae sei. Ich beob- achtete ein Paar der letzteren Art mit drei Jungen. Ihr Gefieder ist schwarzbraun in’s Graue schillernd, die Flügeldeckfedern sind rostgelb gebändert, die Une Hügel haben neun schmutzieweisse, der Schwanz sechs sehr schmale Querbinden, der Bauch ist schmutzig vost- braun geschäftet, die Hosen desgleichen, die Kehle ist lichtgelb, die Backen sind dunkelbraun; ober jedem Auge befindet sich ein rostgelber Streifen, das Auge selbst ist gelbbraun, die Wachshaut am Schnabel und die Fänge bleigrau. Die Länge von der Schnabelwurzel bis zum Steiss- beträgt 9'/, Zoll. Der scharfgebogene und gezähnte Schnabel ist 1 Zoll us der Schwanz 8 Zoll, die längste Schwungfeder 8!/, "Zoll; die Länge der Füsse beträgt 7'/, Zoll. Er ist ein starker, ge- wandter Vogel, der Alles angreift, was er überwältigen kann; ich sah ihn sogar einen Nestor meridionalis tödten. Das Weibchen ist grösser und lichter gelärbt als das Männchen; die Jungen unterscheiden sich durch dunklere Färbung und lurzeren Schwanz, aber nicht duxelı ihre Grösse von den Alten. Ich beobachtete sie am 28. December 1877 am Rangapako, wo ich sie nur immer ın ebenen Wäldern fand, während die zweite Art Sparrow-Hawk (Neuseeländischer Sperlingsfalk), Falco ferox, stets die Gebirge bewohnt. Ich beobachtete ein Pär- chen am Mount Nlezänder in einer Höhe von mehr als 3000 Fuss über dem Meere und schoss das Männchen herab. Diese Art unterscheidet sich von der anderen durch dunklere Färbung und bedeutend kleinere Gre- stalt. Die Länge des geschossenen Männchens betrug von der Schnabelwurzel bis zum Steiss 7 Zoll; der scharfgebogene und gezähnte Schnabel mass °/, Zoll, der Sean 6a, die längste Schwungfeder 7’ In: Zoll. Die Wachshaut bleigrau, das Auge gelbbraun, wie bei der grösseren Art. Ich hoffe, dass nunmehr die Con- fundirung: beider va aufhören wird. Christehurch, 22. August 1878. Ich erlaube mir, Ihnen im Nachstehenden einen Bericht über die in einem meiner letzten Schreiben erwähnten, am Mount Alexander bei etwa 6000 Fuss über dem Meere von mir erlesten Nestor oceidentalis, Buller (Westlicher Nestor- Papagei) zu senden. Diese Art unterscheidet sich von N. meridionalis Gmel. durch etwas geringere Grösse, längere Fittige und einen inehr adlerartigen Flug. Die Hauptfarbe ist dunkelgrau mit olivengrün, der Oberkopf ist licehtgrau, die Wangen sind orangegelb, Kelıle lc braun geschäftet, das Nackenband blutroth, grüngelb und braun geschäftet, Fittige und Schwanz catebraun, letzterer liehtbraun gesäumt, mit sechs blutrothen Querbinden an der Unter- seite, Umerdusel feuerroth, grüngelb geschäftet, mit schwarzen Querbinden, Beuch, Stoss und Sean deckfedern biatroch schwarz geschäftet, Schnabel und Füsse schwarzgrau, der erstere stark und scharf ge- bogen. Länge von der Schnabelwurzel bis zum Steiss 11 "zoll, Schnabel 2 2 Zoll, Füsse 4, Zoll, mit 2 Vorder- und 2 Hinterzehen; Ich heolkehiene 4 Stücke, wovon ich ein Männchen und ein Weibehen schoss. Sie leben nicht in Gesellschaften wie Nestor meridionalis ; ich sah sie immer nur paarweise in der Luft spielend oder zwischen Steinen mit dem Scehmabelnach Larven gra- bend. Ihr Lockrufist ähnlich dem der europäischen Gold- amsel, ein greller und ein tiefer Ton, ihr Angstruf ist ein Kreischen wie das des europäischen Eichelhehers. Verwundet vertheidigen sie sich tapfer mit Schnabel und Füssen. Letzte Woche bekam ich von einem Manne ein Aviso, dasser grosse Kiwi's (Apterix australis) habe, für welehe er jedoch eine bedeutende Summe verlangte, da seit 6 Jahren Niemand mehr solche Vögel, trotz aller aufgewendeten Mühe erlangt hat, so dass. man sie schon für ausgestorben hielt: vielleicht sind die 14 Stücke, welche der Mann hatte, auch die letzten. Herr Dr. von Haast und ich kauften die Thiere und vertheilten sie unter uns. Das grösste Exemplar bekam ich, und es ist dieses (ein altes Weibehen), auch das grösste, welches jemals bekannt wurde. Die Länge dieses Vogels von der Schnabelwurzel bis zum Steiss beträgt 20 Zoll, die seines Schnabels 6 Zoll; die Füsse messen vom Kniegelenk bis zur Ferse 9 Zoll, die Mittelzehe 4 Zoll. Die Füsse haben 3 nach Vorne ge- richtete Zehen, und rückwärts einen nach unten gebo- genen Sporn. Die Zehen sind mit 1, Zoll langen, abwärts gebogenen Nägeln versehen. Die E Farbe des haarähnlichen Gefieders ist graubraun, jede Feder schwarz gesäumt. Die Flügel Sind äusserlich nicht wahr- nehmbar, sie bestehen nur aus einem zwei Zoll langen Knorpel mit einem Gelenke. Der Schnabel ist vöthlich 104 weiss, an der Spitze dunkelroth, so auch die Nägel. Die Füsse sind aschgrau mit einem bräunlichen Ton. Das Männchen unterscheidet sich von dem Weibchen dadurch, dass es kleiner ist und einen kürzeren Schnabel besitzt. Auch eine silbergraue Varietät befindet sich unter den auf mich entfallenen Exemplaren. ... Auch zur Beobachtung des Mount-Parrot, Kea oder Nestor-Berg-Papagei (Nestor notabilis, Gould) fand ich Gelegenheit. Schon im vorigen übersandte mir Jemand vier Stücke mit einem Schreiben, in welchem mir der Uebersender mittheilte, dass er endlieh entdeekt habe, wer seine Schafe tödte. Es seien in einem Jahre circa 155 Schafe gefunden worden, deren Bauch aufgehackt war. Als der Besitzer nachsehen ging, kam ihm ein Rudel Schafe entgegengelaufen, und auf dem Rücken eines der Thiere sassen zwei Keas, welche in unbarmherziger Weise ganze Stücke Fleisch aus dem Körper ihres Opfers rissen. Die beiden Missethäter wurden von dem Herrn der Schafe geschossen und an mich übersandt. Ich fand in ihren Mägen Schaffleisch und Wolle. Seit dieser Zeit habe ich mehrere ab- gebalgt und jedesmal in den Mägen der Vögel Wolle gefunden. Gegenwärtig besitze ich ein lebendes Exemplar, Jahre | auch Vögel nieht verschmäht, die es geschickt zu tödten versteht, indem es ihnen das Genick durchbeisst und sie hierauf sammt den Federn verzehrt. Morgens und Abends lässt mein Nestor durchdringende, pfeifende Laute hören, etwa wie „Kie!“ Die Länge des Vogels von der Schnabelwurzel bis zum Steiss beträgt 15 Zoll, die Flugweite 3!/, Fuss, Der Schwanz ist 6 Zoll lang, dunkelgrün mit einem schwarzen Querband, jede Feder lauft in eine Spitze aus; das übrige Gefieder ist grünbraun, jede Feder schwarz gesäumt; Unterrücken blutroth, Schwungfedern dunkelgrün, die Innenfalınen schwarz gesäumt; unter den Schwingen feuerroth mit vier blassgelben Quer- binden. Länge der Füsse von der Ferse 6 Zoll, zwei Vorder- und zwei Hinterzehen mit kurzen, scharfen, gebogenen Nägeln. Der Oberschnabel ist 2 Zoll lang, stark gebogen und spitzig, der Unterschnabel 1 Zoll ko) lang. Der Schnabel hornfarben, die Füsse schwarz- grau. Der Nestor ist ein Gebirgsbewohner, den man selten unter 3000 Fuss über dem Meere findet. Er kommt nur auf den südlichen Alpen von Neuseeland vor, lebt paarweise und wird nicht häufig gefunden; jung eingefangen ist er sehr zähmbar. Seine Nahrung das Schaffleisch jeder anderen Nahrung vorzieht, aber ' besteht aus Fleisch und Pflanzenstoffen. Vereinsangelegenheiten. Die Monatsversammlungen werden auch fortan, Die nächste Monatsversammlung des Ormitholo- gischen Vereines findet am Freitag, den 10. 1. M., um ' so wie bisher am zweiten Freitage eines jeden Monats BASNDendeunme ertinen. Salerder leiser] Alsademiesj un oben genannten Orte und zur selben Stunde abge- ENAS, g D 2 als o za e \ e halten werden. der Wissenschaften statt. Tagesordnung: 1. E. Hodek über seine diessjährige Frühlings- : aA : : a Ba Re U = Die Jahresbeiträge pro 1879, sowie etwaige Rück- reise in Bosnien ; RE: SER ae stände, wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, 2. Aug. von Pelzeln über eine Serie von | welche diess noch nicht gethan, gefälligst recht bald Raubvögeln aus Syrien; an den Cassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., 3. Allfällige Mittheilungen einzelner Mitglieder. Kaunitzgasse 6 B, einsenden. IE — mnste narte- Seit Jannar 1875 erscheint: N) A De Organ des Wiener Thierschutzvereines. redigirt von Dr. Carlvon Enderes, anstatt wie vorher monatlich einmal Y,— in dem doppelten Umfange von einem ganzen Bogen in Quart, überdiess in typografischer und sonstiger äusserer Ausstattung. Das Abonnement wurde trotzdem nicht erhöht, und beträgt nach wie vor inclus. Francozusendung nur 1 fl. öst. W. — 2 Mark jährlich. Der Thierfreund hat d’e Aufgabe seinen Lesern in anregender und unterhaltender Form Belehrung über das Leben der Thiere, Eigenthümlichkeiten und ihr Wechselverhältniss mit dem Menschen za bieten, und sowie die Resultate seiner Thätigkeit eingehend zu erörtern und zu veröffentlichen. Annoneen finden durch den Thierfreund die weiteste Verbreitung in allen civilisirten Ländern der Welt, da dieses Blatt theils in den Vereinsickalen einiger hundert Thierschutzyereine aufliegt, theils unter den Mitgliedern der- und werden mit 6 kr. = 12 Pf. für den Raum der 3spaltigen Nonpareilzeile berechnet. > mehr als eleganter ;„ Bogen in Octav, ihr Wesen, ihre die Bestrebungen des Thierschutzvereines, selben eircu'irt, Abonnements und Inserate werden aufgenommen sowohl in der Kanzlei des Wiener Thierschutzvereines, Stadt, Johannesgasse 4, Parterre links, von 4—6 Uhr Nachmittags, als auch in der k. k. Hofbuchhandlung von Faesy & Frick, Wien, Graben Nr. 2%. Julius Häger, St. Andreasberg a. Harz (gebormer Andreasberger) züchtet seit 18 Jahren die edelsten Kanarienvögel. Erste Prämien, ehrendste Dankschreiben. Käfige, Sommerrübsamen billigst. _Preisverzeichniss franco gratis. Herausgeber: Der Ormithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. Jahrg. 3. R NN . Nr. It. == —— TE Blätter für Wogelkunde, Fonel-Shuß und -Pflene. Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 f., sammt Franco- '' 2 Zustellung 2 fl. ä 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. ©. v. Enderes, ': H 5 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate & 3 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige 'Nonpareillezeile ; VEN el : werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern :: Ft 1819, Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Vultur einereus. Von *. — Einiges über das Gefangenleben der Sperlingseule (Glaueidium passerinum, Boje). Von Vietor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. — Ornis und Jagd zwischen Unna und Drina. Von Ed. Hodek. — Zur Pflege und Ernährung des Bartgeiers in Gefangen- sehaft. Von Dr. A. Girtanner. — Allerlei. — Vereinsangelegenheiten. — Inserat. g Vultur einereus. * Der mächtige Kuttengeier gehört in Spanien zu | sah aber daselbst weder diesen Geier, noch viel weni- den selteneren Erscheinungen. Sein Wohngebiet ist nur auf einige Theile des Landes beschränkt. Er ıst | der Geier der grossen Waldungen, und deren gibt es im öden, sonnverbrannten Spanien nur wenige. Ich habe Vultur einereus daselbst nur in zwei Gegenden angetroffen. In dem grossen königlichen Wildparke Pardo, der sich von der Sierra Guadarrama bis nahe vor die Thore Madrid’s erstreckt, horstet unser Vogel auf den immergrünen Eichen. Als ich auf eine kleine Waldblösse ein Aas auslegte, erschienen gar bald meh- rere Vultur einereus am Platze und 5 oder 6 dieser riesigen Vögel setzten sich auf die nächsten Eichen, die Gegend vorsichtig abspähend. Der Pardo ist in Spanien von allen Punkten, die ich besucht habe, der einzige, an welchem Vultur cine- reus häufiger vorkommt, als Vultur fulvus, wo doch sonst in den übrigen Theilen des Landes ersterer ein seltener und letzterer ein ganz gewöhnlicher Vogel ist. - In den Föhrenwäldern auf den Ausläufern der Sierra Guadarrama soll der Kuttengeier alljährlich horsten, ich erhielt diese Notiz aus ziemlich verlässlicher Quelle ger seinen Horst. Auf der Sierra de Gredos bemerkte ich in nicht sehr grosser Entfernung einen Vultur einereus, der auf einem Steinblocke sass; es war der einzige seiner Art, den ich in diesem Gebirge erspähen konnte. Im ganzen südlichen Spanien sah ich auf kemer meiner vielen tagelangen Excursionen einen Kutten- geier. In einem ausgedehnten Walde zwischen Sevilla und. Cordoba soll es nach Angabe Lord Lillford’s viele Horste des Vultur einereus geben; ich selbst kann dar- über nicht berichten, da ich in jener Gegend nicht war. Im Norden Spaniens bemerkte ich nirgends einen Kuttengeier, selbst in den waldigen Gebirgsthälern des Gebirgsstockes der Penas de Europa scheint dieser Vogel gar nicht vorzukommen, was mich insbesondere wunderte, da die ausgedelinten Buchenwälder daselbst vortreffliche Horstplätze bieten würden. In Portugal sah ich in Museen präparirte, im Lande erlegte Kuttengeier; doch soll er auch dort zu den selteneren Erscheinungen gehören. In Spanien findet man in der Nähe Madrid’s unstreitig noch ver- hältnissmässig die meisten Vultur einereus. 106 Beim Aase ist das Benehmen dieses Geiers höchst merkwürdig. Wuchtige Schnabel- und Flügelhiebe aus- theilend, hüpft er zwischen die schon gierig fressenden weissköpfigen Geier, jagt sie rasch auseinander, reisst ein grosses Stück Fleisch vom Aase herab und flattert damit niedrig über dem Boden eine ziemliche Entfer- nung hinweg. Ist ein einzelner Cinereus unter vielen Fulvus, dann behält der unstreitig edlere und weniger gierige schwarze Geier seine volle Vorsicht und Scheu; — auf seme gelbgefiederten Verwandten scheint er kein Vertrauen zu haben, denn wenn diese schon lange gemächlich schmausen, späht er noch immer von einem erhöhten Punkte die nächste Umgebung ab. Erscheinen mehrere Kuttengeier zugleich am Aase, dann sind sie dreister und einer verlässt sich auf die Vorsicht des anderen, nur kommen dann die weiss- köpfigen Geier in ihrer Mahlzeit zu kurz, selbst wenn sie der Zahl nach in grosser Ueberlegenheit sind. Meiner Ansicht nach ist der spanische Vultur cinereus dunkler gefärbt, als der unsere; während letzterer ein mehr braunschwarzes Gefieder hat, erschien mir der erstere fast rabenschwarz. In der Grösse sind sie so ziemlich übereinstim- mend. Zum Vergleiche will ich die Maasse eines spanischen und von fünf slavonischen Kuttengeiern an- führen. I Vultur cinereus vom Escorial. Geschlecht Fusswurzel Mittelzehe je WW et jan (=>) 5 Vultur cinereus aus Slavonien. Ä & | 105012650. 750 | 385 | 125 | 95 © | 1110 | 2840 | 820 | 400 | 130.|..105 & | 1086 | 2800 | 760 | 405 | 122 | 110 & |1040 |2700 | zso| 375| 130. |. 80 ® 1090 | 2870 | 765 | 330 | 130 | 110 Um die Gruppe der europäischen Geier vollstän- dig zu besprechen, muss ich noch meine Beobachtungen über Neophron Percnopterus, den Aasgeier, an dieser Stelle anreihen. Im Osten Europa’s war mir nie Gelegenheit ge- boten, diesen Geier in seinem Freileben beobachten zu können, desto mehr lernte ich ihn in Spanien kennen. Er ist der gemeinste, am meisten verbreitetste Raub- vogel dieses Landes. Ausgenommen in der ganz cul- tivirten Umgebung Barcelona’s findet man ihn überall, nirgends in grosser Menge; doch in einzelnen Pär- chen bewohnt er alle Theile Spaniens, gleichviel, wie die Gegend geartet sei. Neophron Perenopterus ist der Vogel des Islam’s, seine Lebensweise schmiegt sich an die der Mohamedaner; wo der Halbmond noch herrscht, ist auch er zu Hause, und dort, wo einstens die Orientalen hausten und jetzt nur mehr ihre Untugenden, aber keine von ihren vielen Tugen- den, wie in Spanien, als letztes Andenken an bessere Tage fortbestehen , dort ist auch unser Schmutzgeier in seinem wahren Elemente. Es gibt keinen Vogel, dessen Lebensweise bei näherer Beobachtung eine eckel- haftere ist, als wie die des Neophron. In seinem gan- zen Wesen hat er wenig, was an den Raubvogel erin- nert, sogar sein Aussehen ist seinen Gewohnheiten ent- sprechend; der Flug ein merkwürdiges Gemenge von Geier und Storch, doch mehr fast an letzteren erin- nernd. Ein altes, schön gefärbtes Männchen ist ein schmucker Vogel, der im Anfange den Beobachter fesselnd an sich zieht, doch gar bald eckelt und lang- weilt er; denn auf Schritt und Tritt sieht man diesen trägen, schmutzigen Gesellen. Ich habe Neophron Perenopterus auf den höch- sten Gebirgen Spanien’s, in den Ebenen, an den Meeres- küsten, m Wäldern und auf den letzten Häusern der Städte gefunden. Die Horste, welche ich sah, standen in Felswän- den. Im Umkreisen seiner Behausung, wenn er schein- bar regungslos, ohne den geringsten Flügelschlag längs den Felszmnen dahin zieht, gibt es Augenblicke, wo er, Dank seines spitzzulaufenden Stosses, der Haltung des Kopfes und der Form der Schwingen an Gypaötus barbatus erinnert; daher haben die Spanier nicht so vollkommen Unrecht, wenn sie beiden denselben Namen Quebranta Huesos geben. In der nächsten Umgebung von Barcelona sah ich nirgends den Aasgeier und auch kannten ilın die Leute daselbst gar nicht. Bei Valencia trafen wir den ersten an: und von nun an überall und in allen Theilen des Landes. Als unser Eisenbahnzug in den Balınhof der spa- nischen Hauptstadt einfuhr, bemerkte ich einen Aas- geier, der gemüthlich auf einem Steine sitzend, den Zug an sich vorbeikommen liess; dessgleichen auf der anderen Seite der Stadt, in Casa de Campo, salı ich in unmittelbarer Nähe der Häuser einige Neophron Perenopterus. In den Wäldern des Pardo erschienen nach wenigen Minuten mehrere dieser Geier am Aase. Bei Murcia erlegte ich ein besonders schön ge- färbtes Exemplar bei einem todten Pferde, ganz nahe der Stadt. Eine ganze Schaar halbwilder Hunde umgab das Aas; zwei Aasgeier und ein Kolkrabe drängten sich zwischen durch, die Hunde mit Schnabelhieben aus- einanderjagend; in Cartagena beobachtete ich Neophron Perenopterus auf den Ruinen der seit dem letzten Bürgerkriege in Schutt gelegten und nicht mehr auf- gebauten Theile dieser Stadt. Dessgleichen ist er in der Sierra de Ronda und in der Sierra Nevada ein ganz gewöhnlicher Vogel, den ich in letzterem Gebirge noch in bedeutender Höhe, nahe vom Horste eines Gypaötus barbatus fand. In der allenthalben. An der Nordküste Afrika’s bei der Stadt Tanger ist Neophron Percnopterus selbstverständlich eine ganz gewöhnliche Erschemung, Am Quadalquivir, dessen Dünen und waldreiche Uferihm weniger günstige Wohn- plätze bieten, sah ich ihn fast gar nicht; dessgleichen in der Ebene zwischen Xeres de la Frontera und Sevilla, und in der nächsten Umgebung dieser Stadt, überall nur äusserst selten. Ebene von Granada sah ich ihn auch In Portugal habe ich mich im Inneren des Lan- des zu wenig herumgetrieben, um über die Wohnplätze des Aasgeiers daselbst sicheren Aufschluss geben zu können; ın den Museen habe ich ihn gefunden, und zweifle nicht, dass er auch in diesem Lande häufig sei. Im Norden Spanien’s, in den Gebirgen der Penas de Europa fand ich unseren Geier von der Meeres- küste an bis hinauf in die höchsten Hochgebirgsregionen, oberhalb der Waldzone. Dessgleichen in den Gebirgen des Innern von Spanien, in der Gegend von Arial auf der Sierra Guadarrama und der Sierra de Gredos, dazwischen aber auch in den die Sierra’s trennenden Ebenen, überall ist Neophron Perenopterus eine ganz gewöhn- liche Erscheinung. Auf der Sierra de Gredos sah ich ihn nahe von der Schneegrenze. In den ganz öden Ausläufern der Sierra Guadar- rama, unweit des Escorial, fand ich den Aasgeier sehr zahlreich vertreten, die für ihn überaus günstige Lage dieser Gebirge wird wohl die Ursache davon sen. Die Lebensweise dieses Geiers, so weit ich dieselbe beob- achtet habe, ist eine ungemein verschiedene; sie richtet sich ganz nach dem Aufenthaltsorte des einzelnen In- dividuums. Vor den Thoren der Städte sinkt der Aasgeier au einem ganz gememen von Aas und Schmutz leben- den Hausthiere herab, während er nahe dem ewigen Schnee, auf den Spitzen der Hochgebirge, dem Beob- achter als ein stattlicher Raubvogel erscheint. Eine Eigenschaft behält er überall unter allen Lebensbedin- gungen bei, das ist die grosse Gier nach einem ver- lockenden Frasse , die ihn auf jede Gefahr vergessen lässt. Keiner von den anderen europäischen Geiern kann so leicht zum Aase gelockt werden, als Neophron Perenopterus. Wo immer ich in Spanien mir das Vergnügen verschaffen wollte, Geier beim Köder zu erlegen, er- schien der Aasgeier jedesmal zuerst am Platze, um- schwebte uns öfters schon niedrig, nach dem Aase herabspähend, während wir noch mit dem Auslegen desselben, oder mit dem letzten Ausbau eines Ver- steckes beschäftigt waren. Mehr als 5 oder 6 Exem- plare dieser Art bemerkte ich nie bei einer Geier- mahlzeit; der Aasgeier tritt nirgends in solchen Mas- sen auf, als wie der weissköpfige Geier, dafür fehlt er aber ech in einzelnen Exemplaren oma am Platze. Ich glaube nicht, dass er alltäglich älmliche, ausge- dehnte Jagdzüge unternimmt, wie seine grösseren Ver: wandten; ich halte sein Revier für ein beschränktes, daher erscheint, wo immer man ein Aas auslegt, augen- blicklich der betreffende Aasgeier, in dessem Distriete der Platz liest; während man doch oft auf viel ver- sprechenden Punkten, wo sonst immer grosse Geier hausen, an manchen Tagen kemen einzigen zu Hause findet und dieselben erst dann nach stundenlangem Warten von einer vielleicht meilenweit entfernten Mahıl- zeit zurückziehen sieht. Für den kleinen, doch leichter zu sättigenden Aasgeier findet sich in den meisten Theilen Spanien’s an jedem Punkte genügende Nalırung. Ganz abgesehen davon, dass fast täglich in der Nähe der ranadhkehen Ansiedlungen an radıen Haus- thieren, und besonders nach Stiergefechten vor den Thoren der Städte auf den gemordeten Pferden reich- liche Mahlzeiten den Geiern bereitet werden , sorgt auch das Volk in Spanien redlichst dafür, dass klei- 107 nere Abfälle und Schmutz aller Art täglich die Luft verpesten. Eines der hauptsächlichsten Nahrungsmittel des Aasgeiers sind die menschlichen Excremente; es fällt ihm nicht schwer, bei dem gänzlichen Mangel aller Reinlichkeit in jenem Lande, jeden Morgen eine Art Strassenreinigung in der Nähe der Dörfer vorzunehmen. Ich selbst fand deutliche Spuren dieser eckelhaf- ten Thätigkeit an Schnabel und Füssen eines Aasgeiers und liess von da ab diese Thiere vollkommen unbehel- ligt; ich hätte deren sehr viele erlegen können, doch nachdem drei Exemplare geschossen und gemessen waren , liess ich alle. anderen leben, denn unnützes Morden ist Schade, und sie zu ver werthen wäre eckel- haft gewesen. In Nord-Spanien hatte ich Gelegenheit, in aller Ruhe die Mahlzeit eines Aasgeiers am Aase zu beob- achten. Er erschien am Platze wenige Augenblicke, nachdem ich mein Versteck bezogen hatte. Unve erzüg- lich begann er seinen Kopf in den Magen und zwischen die Gedärne des Thieres zu stecken, anfänglich riss er grosse Stücke heraus, um sie gleich zu verschlin- gen, von Zeit zu Zeit richtete er sich von Schmutz und Blut triefend auf und blickte elotzend umher; nachdem eine unglaubliche Menge Fleisch schon im Rachen des gefrässigen Vogels verschwunden war, be- gann er ein Tanges Gedärm des Schafes herauszuziehen, und in kurzen Sprüngen zurückhüpfend zog und ver- schlang er zugleich, würgte immer mehr und mehr hinein, bis es nicht mehr ging; dann riss er mit vol- ler Kraft den Darm ab, flatterte einige Schritte zurück und begann, das Gefieder sträubend und sich schüt- telnd, mit sichtlichem Wohlbehagen das Mahl zu ver- dauen; er schien sich so sehr zu eilen, um noch vor der Ankunft seiner grösseren Verwandten den Fest- schmaus ungestört geniessen zu können. Der Horst des Aasgeiers steht auf Felswänden, meist an ganz unzugänglichen Stellen, in einer Höhle, in einem Riss, einer Vertiefung oder Felsspalte, doch fast immer auf einem Platze, wo überhängendes Ge- stein den Horst von oben deckt. Das Innere der Nest- mulde ist gross, die Aussenbekleidung eine sehr lockere; einige auf einander gelegte Zweige, Federn, Schaf-, Ziegen. und Schweinehaare und alle möglichen thierischen Ueberreste, wie Knochen, Stücke von Thierhäuten und auch alte Exeremente von Rindvieh bezeichnen die schmutzige und höchst übelriechende Behausung dieses Aasvosels. Ich hatte mehrere Horste des Neophron Perenop- terus von weitem in hohen Felswänden gesehen; doch nur einen gefunden, der halbwegs erreichbar war. Er stand auf einer Felswand des Pena-blanca-Felsens auf den Ausläufern der Sierra Quadarrama. Ich kam unter den Horst, als eben der alte Vogel den Jungen Speise brachte; ich schoss auf den sich am Nestrande anklammernden Geier, doch erfolglos, da die Höhe eine zu bedeutende war; um das Innere des Horstes besehen zu können, kletterte ich durch eine Rinne am Felsen hinauf, erreichte auch den Rand des Nestes, und nalım mit vieler Mühe den jungen Vogel aus; es war nur ein Junges da, noch im Dunen- kleide, und beiläufig in der Grösse einer Ringeltaube. Die Nestmulde bot einen eckelhaften Anblick, nichts als allerlei verwesende Stoffe, umwühlt von un- zähligen Würmern; eine penetrante Ausdünstung ver- breitete sich um die Behausung dieses schmutzigen Vogels. 108 Der junge Aasgeier war empfindlicher wie Bart- geier und Steinadler desselben Alters; er vertrug lange Reisen nicht und schon nach wenigen Tagen hatte er das Zeitliche gesegnet. Zum Schlusse will ich noch die Maasse von drei spanischen Neophron Perenopterus hinzufügen. 2 Neophron Perenopterus aus dem Pardo bei Madrid. BEE EN | = ee = Eee Geschlecht 9, ® ve | E | a E Be) ells A = ES | je | Pi ö 650. 4162501, 500) 1.2754) 95; ul 52 ° 685 | 1630 | 490 | 2600| 90 | 60 | i Neophron Percnopterus Noch emige, leider wenige Worte, seien mir über to) {e} den König der Vogelwelt, den mächtigen Gypaetus barbatus, gestattet. Nachdem ich zwei Geieradler auf der Sierra Nevada erlegt hatte, durchstreifte ich den Süden Spanien’s, wo ich weder in der Sierra de Ronda noch selbstverständlich in der Hachen Umgebung Se- villa’s, und an den Gestaden des Quadalquivir’s nirgends diesen Vogel bemerkte. In Lissabon schrieb ich hierauf. den Artikel: „Eine kurze Notiz über den spanischen Gypaötus bar- batus“, welcher in der Nummer 6 unseres Blattes erschien. In Portugal trieb ich mich, ausser in der nächsten Umgebung der Hauptstadt, nirgends herum, kann daher über das Vorkommen des Gypaötus in jenem Lande aus eigener Anschauung nicht sprechen. Im grossen königlichen Museum zu Lissabon, welches im erfreu- lichen Gegensatze zu allen spanischen Sammlungen, sich wirklich in einem der modernen Wissenschaft vollkom- men entsprechenden Zustande befindet, sah ich einige präparirte Geieradler, doch stammen sie alle aus Spanien. Der unter den Omithologen allbekannte Director des Museums Barboza du Bocage erzählte mir, dass Gypaötus in Portugal zu den grössten Seltenheiten ge- höre, und nur in den an Spanien angrenzenden, ge- birgigen Theilen des Landes manchesmal gesehen wor- den sei. Em Horst wurde niemals aufgefunden. Im Norden von Spanien, im Gebirgsstocke der Penas de Europa fand ich einen verlassenen Gypaetus- Horst, an einer hohen Felswand, die sich in einem ganz öden, von Bären und Isars (spanische Gemsen) bewohnten, mit üppigen Buchenwäldern gezierten Hoch- gebirgsthale erhebt. Im verflossenen Jahre soll dieser Horst von einem Pärchen bewohnt gewesen sein; ich erhielt diese Notiz von Hirten, welche, wie ich aus ihren Aussagen erkannte, den Bartgeier sehr wohl von anderen Raubvögeln unterschieden. Der Horst, den ich mir besah, befand sich in einer Höhle, ganz ähnlich dem, den ich in der Sierra Nevada gefunden hatte. In demselben Gebirge, unweit vom verlassenen Horste, oberhalb Cobadonga, salı ich eines Morgens unter einer grossen Geiergesellschaft, welche die letzten Ueberreste einer todten Kuh umkreisten, einen höchstens 1'/,jährigen, noch ganz dunkel gefärbten Geieradler. ör hielt sich immer etwas höher als die weissköptigen Geier und verliess bei meiner Annäherung auch früher den Platz. Als ich nun ein Schaf als Köder den Geiern vor- legte, erschien unter sehr vielen Vultur fulvus auch der junge Gypaötus barbatus wieder, umkreiste ununter- brochen in beträchtlicher Höhe das Aas, und spähte auf die Geiermahlzeit herab; nachdem ich bemerkt hatte, dass er sich nicht mehr herabsenken wolle, sondern immer grössere Kreise ziehe, schoss ich auf ihn, einige Federn fielen herab und schwer verwundet sauste er in ein tiefes Thal. Da wir den Punct nicht genau sehen konnten, wohin er gefallen war, blieb leider jede Nachsuche ohne Erfolg. Das war der einzige Gypaötus, den ich im Norden Spanien’s gesehen habe. Im Innern des Landes auf der Sierra de Gredos bemerkte ich auch ein Exemplar dieser Art. Es war ein herrlicher, licht-gelb gefärbter, alter Vogel; er strich gleitenden Fluges über ein Schnee- feld dahin, zog einen weiten Bogen längs des Gebirgs- kammes, kam nahe an mir vorbei, während ich auf Steinböcke lauerte, und verschwand dann auf Nimmer- wiedersehen in einem zerklüfteten Thale. Die Bevölkerung dieses Hochgebirges kennt den Bartgeier, doch von Horsten konnten sie mir nichts erzählen. In den Ausläufern der Sierra Guadarrama zeigte man mir inmitten des niedrigen waldisen Mittelgebirges einen Ruheplatz des Gypaötus auf dem Felsen Pena Blanca. Die Felsnische war wohl von Exerementen ganz übertüncht, doch ich hielt es eher für einen Lieblingsplatz der weissköpfigen Geier, da mir das Ge- birge für Bartgeier zu unbedeutend erschien; — als ich aber spät am Nachmittage um den Felsen herum- stieg, entdeckte ich zwei Bartgeier, die spielend in den Lüften kreisten; es waren ein altes, sehr starkes, hell- gelb gefärbtes und ein schwächeres, eher dunkles Exem- plar. Lange schaute ich den herrlichen Vögeln zu, wie sie sich umhertummelten, die waldigen Kuppen um- kreisten, bis sie hinter einer derselben verschwanden. Das waren die letzten Geieradler, welche ich selbst in Spanien gesehen habe; einer meiner Begleiter bemerkte noch deren zwei, welche auf Schrotschuss- Nähe mehrmals sich gegen ihn niedersenkten, während er unweit meines Versteckes, bei welchem ich auf Geier lauerte, auf mich wartete, es war diess auf dem Berg- rücken oberhalb des Escorials. In Malaga hatte ich das Glück, mir einen leben- den Bartgeier verschaffen zu können. Es war diess ein alter Vogel, der schon lange in der Gefangenschaft lebte, und vollkommen gezähmt sich ganz ruhig be- rühren liess. Das Gefieder hatte, wie es bekanntermassen bei allen Bartgeiern in der Gefangenschaft der Fall ist, die schöne hellgelbe Farbe verloren, und statt dem waren Brust und Bauch silbergrau, und auch die dunkel- schwarzen Federn hatten einen mehr grauen Anstrich erhalten. Ein gerade so gefärbtes Exemplar sah ich in Paris im Jardin des Plantes. Meine beiden gefangenen Bartgeier, sowohl der alte als auch der junge Vogel, vertrugen die Seereisen ganz gut, nur bei schwerem Wetter nahmen sie keine Nahrung zu sich. Als Futter mundeten ihnen am besten todte T'hiere aller Art, mit Haut und Haar oder Federn, letzteres benöthigen sie zur Bildung des Gewölles. Knochen sind ihre Lieblingsspeise, und mit unglaublicher Kraft zer- trümmerte mein alter Bartgeier die stärksten Rinder- knochen. Eines Tages gab ich ilım ein lebendes Kaninchen in seinen grossen Räfig. Mit Blitzesschnelle erfasste er mit einem Fusse das arme Thier, drückte es aber nicht im geringsten, da er vollkommen gesättigt war, und nur damit spielen wollte. Das Spiel fiel allerdings etwas grausam aus. Mit dem scharfen Schnabel fuhr er nämlich auf dem unglücklichen Thiere auf und ab, und rasirte, man kann es nicht anders nennen, die ganze Wolle am Körper sowie auf der Stirne ganz glatt ab, und ver- schlang sie dann. Vollkommen geschoren, aber nicht im geringsten verletzt, liess der Geier den Hasen aus dem Käfige durch das Gitter entschlüpfen. Mein Geier- adler war vollkommen zutraulich und daher bei jeder Gelegenheit ganz ruhig, ich salı ihn nie erregt oder erschreckt. Hunden, wenn sie auch ganz in seine Nähe kamen, schenkte er nicht die geringste Aufmerksam- keit. Das lebhafte Treiben am Verdecke des Schiffes ging spurlos an ihm vorüber, und wenn Menschen auf ihn zugingen, streckte er gleich den Kopf entgegen, um sich am Genick streicheln zu lassen, was ihm besonders zu behagen schien- Als grosser Unterschied von den vielen Adlern, die ich in der Gefangenschaft theils selbst besessen, theils gesehen habe, fiel mir die Ruhe und Gemessen- heit des Bärtgeiers in allen seinen Bewegungen auf, von der Lebhaftiskeit und dem leicht erregbaren Zorn, der selbst bei den ganz zahmen jungen Adlern tag- täglich zum Vorschein kömmt, ıst bei ihm keine Rede. Mit Verachtung schien mein Gypaötus Alles zu be- trachten, was um ihm herum vorging. Der Gypaötus barbatus ist eine Sippe für sich; kein anderer Raubvogel hat eine wirkliche Aehnlich - keit mit ihm; am meisten nähert sich ihm im Flug- bilde und in der Form des Stosses Neophron Per- enopterus, doch auch er ist in Allem und Jedem so verschieden, dass von einer wahren Ueberemstimmung gewisser Merkmale, wie es zwischen einzelnen Arten bei den anderen Gruppen der Raubvögel der Fall ist, keine Rede sein kann. Der Gypaötus steht zwischen den Adlern und den Geiern, nach meiner Ansicht aber gleich weit und gleich unähnlich beiden. Das Flug- 109 bild ist mit dem der Geier gar nicht zu vergleichen, das der Adler ist auch ein ganz verschiedenes. Der Geieradler ist dem Flugbilde, seinem Wesen und Be- nehmen nach ein grosser Edelfalk; seine Haltung, wenn er auf Felszinnen sitzt, eben so wie das rasche Dahinschiessen niedrig über dem Boden und das gau- kelnde Spielen hoch in den Lüften erinnern nur an den Falken. Der Beobachter, welcher noch nie einen Gypaötus gesehen, wird ihn bei erster Begegnung gleich erkennen; an Adler und Geier denkt man trotz der Grösse gar nicht, auf weite Entfernung machte. er mir immer den Eindruck eines grossen Wanderfalken; in der Nähe, wenn die volle Grösse hervortritt, wird es ein dem Ormithologen ganz neues Bild, mit keinem anderen Vogel nicht einmal vergleich- bar. Der ziegenhafte Kopf mit den schwarzen Augen- bändern, der weithin sichtbare Borstenbart, die lange, im Fliegen wagrecht gehaltene Gestalt, der keilförmige lange Stoss, die schmalen langen Schwingen und dazu das Farbengemenge von eisgrau, schwarz und licht- erzgelb, das Alles gibt dem Vogel einen ungewohnten, ich möchte fast sagen drachenartigen Typus. Beim Anblick des Gypaötus drängt sich uns un- willkürlich der Gedanke auf, dass das ein Thier sei, welches nicht in unsere heutige Fauna gehört, ein all- mählig aussterbender Ueberrest aus einer früheren Epoche. Und so ist es auch. Unstreitig wechseln Thiergeschlechter im Laufe der Zeiten, und an die Stelle der aussterbenden treten neue Arten. Zwei Repräsentanten der Urgebirgsalpen Europa’s, der Stein- bock und der Geieradler, sterben zueleich aus; beide Kinder der höchsten Gebirge, der vollen Freiheit und Ruhe vor dem Alles mordenden Menschen haben sie sich in einzelne wenige Gebirgsstöücke zurückgezogen und auch dort gehen "die letzten Ueberreste dem vollen Aussterben entgegen. Der Gypaötus der österreichischen und Schweizer Alpen gehört seit mehreren Jahren in das Gebiet der Sagen; er hat einst da gehaust; in Spanien wird es über ein Kurzes dasselbe sein, in der Balkan-Halbinsel Be er immer zu den grossen Seltenheiten, und bald werden nur noch das Atlas- Gebirge und mehrere asiatische Gebirgsstöcke ein Thier beherbergen, welches in den früheren Jahrhunderten als ein Sinnbild galt unserer heimischen Alpenwelt. Die letzten Bartgeier in Oesterreich hausen jetzt in Siebenbürgen und an den Gebirgen am eisernen Thor. So selten wohl dieser Vogel auch dort sein mag, wäre es doch bei genauer Beobachtung möglich, einen Horst desselben aufzufinden. Bälge des Gy paötus aus jenen Gegenden habe ich schon erhalten. vi. 122 —— RIOB> Einiges über das Gefangenleben der Sperlingseule. (Glaueidium passerinum, Boje.) 7 Von Viktor Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. Schon lange war es ein Lieblingswunsch von mir, eine lebende Sperlingseule zu besitzen, aber ungeachtet aller meiner Bemühungen, wollte sich derselbe doch nicht realisiren. Es war im vergangenen Sommer, als mir Herr Pfarrer Bl. Hanf in Mariahof mittheilte, dass ihm eine junge lebende Zwergeule gebracht wurde, die er nun gefangen halte. Die Nachricht kam mir sale erwünscht, da ich hoffen durfte, in den Besitz dieses mir höchst willkommenen Vogels zu gelangen. Eine diessbezügliche Anfrage an meinen verehrten Freund verschaffte mir alsbald die Gewissheit, dass ich mich in meiner Voraussetzung nieht getäuscht hatte, indem mür die Eule freundlichst zugesagt wurde, Nachdem Pfarrer Hanf den Vogel selbst genü- gend beobachtet hatte, wurde er der Post übergeben und langte hier am 25. Jänner wohlbehalten an. Kaum hatte ich den Schieber des Transportkäfigs in die Höhe geschoben und diesen vor die neue Behausung 110 gehalten, so befand sich auch schon die Eule in der- selben und ergötzte uns durch ihre komischen Geberden. Ehe ich zur Schilderung des Gefangenlebens schreite, will ich hier eine allgemeine Uebersicht der Verbreitung dieses Vogels geben. Die Zwergeule kommt ziemlich häufig im Norden KBuropa’s, in Nor- wegen, Schweden und Russland vor und geht bis in’s östliche Sibirien, wo sie von Schrenk, Radde und Dybowski beobachtet wurde. In Deutschland bewohnt sie Ostpreussen, den Harz und den Thüringerwald, die gebirgigen Theile von Schlesien, Baden, Württem- berg und Baiern und wird auch da und dort im Hügel- lande und der Ebene angetroffen. Häufiger findet sie sich in der Schweiz, besonders in Graubünden, und nach Süden hin geht sie bis nach Savoyen, wo sie aber, nach Bailly, ziemlich selten nur die hohen Alpen- wälder bewohnt. Innerhalb der österreichisch-ungarischen Monarchie wurde diese Eule fast in allen Kronländern angetroffen und in mehreren derselben auch brütend beobachtet. Genauere Nachrichten darüber behalte ich mir für später vor. Die Zwergeule ist bei uns ein entschiedener Ge- birgsvogel, während sie im Norden auch in der Ebene vorzukommen scheint. Sie bewohnt alte, hoch gele- gene Nadelwälder und nistet m hohlen Bäumen, zu- meist in verlassenen Spechtlöchern. Ihre Eier — 3 bis 5 an der Zahl — findet man im April. Was nun meine Gefangene betrifft, so war sie in ihrem neuen Domicile bald zu Hause und suchte nie- mals dem Käfige zu entweichen. Obschon man sie nicht hätte scheu nennen können, so glückte es mir, doch nicht sie dazu zu bewegen, die ihr gereichte Nah- rung aus der Hand zu nehmen. Wie der Steinkauz (Athene noctua), ist auch die Sperlingseule mehr Tag- als Nachtvogel. In der Ge- fangenschaft wenigstens zeigte sie sich den grössten Theil des Tages über leblıaft und in Bewegung. Bald sprang sie geschickt von einem Sprungholze zum anderen, bald wieder fixirte sie einen Gegenstand, der ihre Aufmerksamkeit erregt hatte oder reinigte und glättete sie ihr Gefieder; zuweilen hüpfte sie auf dem Boden umher, oder hing sich an die Seiten des Käfigs an, und auch, wenn sie träge mit eingezogenem Halse da sass, war ihr Auge in beständiger Bewegung und es geschah im Zimmer nichts, wovon sie nicht Notiz ge- nommen hätte. Meinen Vorstehhund „Mylord“ fürchtete sie im Anfang sehr und gerieth in grösste Aufregung, sobald er sich bewegte. Mit der Zeit gewöhnte sie sich an ihn vollständig, während ihr jeder andere, fremde Hund sofort Angst einflösste. Dasselbe war auch bei ihr un- bekannten Personen der Fall, bei deren allzugrosser Annäherung sie wild im Käfige umlerflatterte. In der Ruhe sass sie mit etwas gelockertem Ge- fieder, die Füsse unter den Federn verborgen. Näherte man sieh ihr langsam, so erhob sie sich, legte die Federn knapp an, auch auf dem Kopfe, so dass der obere Theil ganz glatt erschien, während sich an den Seiten derselben die Federn in die Höhe richteten und zwar so bedeutend, dass man sie leicht für eine Ohr- eule hätte halten können. Kam man ihr recht nahe, so veränderte sich auf einmal ihre ganze Gestalt: Das gesammte Gefieder, welches noch kurz vorher ganz glatt anlag, wurde jetzt gesträubt und zwar so, dass längs der Brustleiste eine deutliche Abtheilung ent- stand, die Kopffedern, besonders die der Seiten, rich- teten sich auf, wodurch der Kopf sehr breit erschien, ohne dass jedoch die „Öhrenfedern* zum Vorschein kamen, während die Kopfmitte vertieft, wie einge- schnitten aussah. Ein solches Aussehen nahm die Eule in der höchsten Aufregung an. Ihre Bewegungen wur- den dabei lebhafter, die Bücklinge wiederholten sich in rascher Reihenfolge, der Kopf wurde bald auf-, bald abwärts, bald vor-, bald seitwärts bewegt und ab und zu knappte sie wiederholt mit dem Schnabel, während die Pupille der kleinen wildrollenden Augen sich rasch vergrösserte und verkleinerte. Ohne scheinbare äussere Veranlassung, aber offenbar im Zustande der Aufre- gung, richtete sie den Schwanz ganz zaunkönigartig fast gerade in die Höhe, breitete ihn etwas aus und ruderte mit ilım nach Würgermanier rechts und links, wobei sie den Kopf bald da, bald dorthin wendete. Meist je- doch hob und lüftete sie den Schwanz nur wenig und wippte dann mit ihm nach Art der Rothschwänzchen. Ihre Nahrung bildeten Mäuse und Vögel, und im Nothfalle rohes Fleisch. Erstere zog sie allem Anderen vor und verzehrte bis zu 2 Stück in enem Tage. So- bald man ihr etwas zum Fressen in den Käfig geworfen und sich zurückgezogen hatte, fixirte sie vorher den Gegenstand, sprang dann auf denselben herab und trug ihn entweder auf das Sitzholz oder wenn mehrere Stücke vorhanden waren, so verbarg sie vorher den Rest in einem Winkel, ehe sie sich zum Fressen an- schickte. Vögel rupfte sie in der Regel ziemlich rein und auch wenn sie Mäuse gefressen hatte, waren stets einige Haarbüschel im Käfige zu finden. Ob Vogel oder Maus, immer verzehrte sie zuerst den Kopf, den sie unter deutlich hörbarem Geräusch zertrümmerte und hernach kam der übrige Körper an die Reihe. Von den Vögeln blieben in der Regel ausser den Federn auch die Füsse übrig. Wenn sie etwas in den Fängen hielt und man nahe an den Käfig herantrat, so breitete sie oft den dem ihr sich Nähernden zugewendeten Flügel über ihr Opfer aus, sträubte die Federn des Unterkörpers, so dass ihre Beute vollkommen verdeckt war, knappte wiederholt mit dem Schnabel und bewegte den Kopf beständig hin und her. Trinken sah ich sie nie. Ihre Stimme liess sie anfangs am Tag sowohl, als auch am Abend, wenn Licht brannte, recht fleissig hören, nie jedoch zur Nachtzeit. Dieselbe ist ganz abweichend von allen mir bekannten Eulenstimmen, indem ihr ein gewisser Wohlklang nicht abgesprochen werden kann. Alle, die ihre Stimme zu hören bekamen, waren nicht wenig erstaunt, wenn ich ihnen den Urheber des flötenartigen Pfeifens zeigte, das ich auch meiner- seits niemals einer Eule zugeschrieben hätte. Annähernd hat der Pfiff die meiste Aehnlichkeit mit dem der Stein- drossel*) (Petrocinela saxatilis), obschon ihm die Ton- reinheit dieses Vogels fehlt. Er lautet ungefähr wie: 3 Tü, tü,‘ oder „Tü, tü, tü*, oder aber wie: „Tü, tü tü, tü.“ Letztere Piece, welche sehr laut und ziemlich rein vorgetragen wurde, bekam ich nur selten zu hören, #) Gesänge wiederzugeben, hat in der Regel seine Schwierig- keit, denn durch Silben lassen sie sich in den seltensten Fällen soweit versinnlichen, dass sich der Leser eine richtige Vorstellung ' davon machen kann. Aus diesem Grunde habe ich es immer vor- gezogen, den Lockruf oder Gesang eines anderen Vogels, der wenigstens annähernd an den des zu beschreibenden erinnert, damit zu vergleichen, da auf diese Art eine richtige Vorstellung am ehesten erzielt wird. und gewöhnlich gingen ihr die beiden früheren voran. Nnsserdlein liess sie öfters ein kukukartiges „Kwawawawa* vernehmen, das wie bei diesem einem "Gelächter ähnlich klang. Unter allen emheimischen Eulenarten, die ich im Laufe der Jahre pflegte und beobachtete, hat mir keine soviel Genuss und Interesse gewährt, als die eben erwähnte, welche durch ihre Pygmäengestalt, durch ihre Munter- keit und Possierlichkeit sich schnell die Liebe aller Hausgenossen und Aller, die sie zu sehen Gelegenheit hatten, erwarb. Nachschrift. Diese Zeilen waren im Mai ge- schrieben und lagen seitdem in meinem Schreibpulte, 111 im kommenden Herbste zu einer Monatsversammlung unseres Vereines nach Wien zu senden, um dort AR Illustration zu meiner Mittheilung zu dienen. Nun ist die Ausführung dieses Vorsatzes leider vereitelt worden, indem daht zu meinem Bedauern am Morgen des 19. Juni meinen Liebling todt im Käfig fand. "Er war ganz wohl genährt und onnte ich Auch beim Ab- bälgen die Todesursache nicht ergründen. Bei der Section ergab sich, dass der Vogel ein Weibchen war. Vorstehende Zeilen, welelie sein Un brief sein sollten, bilden nun seinen Nekrolog und ich kann nur Jedem, der durch einen glücklichen Zufall in den Besitz dieser Eule gelangen sollte, dieselbe als während der Vogel, von dem sie handeln, sich des | Stubengenossen auf’s Beste empfehlen. besten Wohlseins erfreute. Ich hatte die Absicht ihn Villa Tännenhof, im Juni 1879. Ornis und Jagd zwischen Unna und Drina. Frühjahrs-Reisebericht 1879. Von E. Hodek. Vorgetragen in der Vereinsversammlung vom 10. October 1879. Derselbe eisige Nordwestwind, derselbe prickelnde wie Eisnadeln ins Gesicht stechende Regen, der mir am 30. April, an meinem Abfahrtstage, in Neuhäusel | beim Aussteigen aus dem Wagon die Nähe des lieb- lichen Lenzmonates so verfroren vorde »monstrirte, der blieb mir treu und liess mich den Pelz als ein Götter- geschenk erkennen, als ich die „Vienna,“ aus ihrem Winterschlafe zu neuen Thaten neu ausstaffirt, in die grosse Apathiner-Donau lancirte. Wir froren — ich und meine 6 Mann am Ruder — als wir am 8. Mai die Save-Mündung suchten, um uns, bei Belgrad vor Anker gelegt, durch die mild- thätige „Ueres“ wieder westlich bugsiren zu lassen, jedoch diessmal Save aufwärts. Es ist weit leichter gesagt: „Save aufwärts“ gethan. Wo ist heute (8. Mai) die Save? Fin trübes langsam sich nach Osten wälzendes, weites Meer von Berg zu Bergen reichend, bespült der breitgeschwollene Strom den Fuss der nördlich liegenden Fruska gora in Slavonien, wie der serbischen Cer planina. Ver- mischt und verschmolzen ist die Save- und Donau- grenze im ganzen Thalgrunde zwischen Semlin und Belgrad. Nur, wo die tr Abe Fluth der Savewässer sich in die weit rascher dahinziehende, ebenfalls ein unab- sehbares lehmgelbes Meer bildende Donau presst um Eingang und Aufnahme zu erzwingen, da erkennt der Schiffer wie der Laie den verschiedenen Ursprung des heil- und ruhelosen Wanderelementes, das hier ver- mählt, dem Sonnenaufgange zu, noch weithin unver- menst und bis ViSsnica unterscheidbar, dem Osten des schwarzen Meeres zu sich wälzt. als Wälder, Dörfer und Baumgruppen ragen hervor | über die trostlose Fläche, deren nur allzusäumiges Fallen von Tausenden täglich, hier mit Schmerz und fo} ’ Klagen, dort mit frischem Muthe, da dıüben wieder mit fatalistischer Resignation geprüft, gemessen und sehnsüchtig bange herbeierwartet wird. Anderswo, an gesegneteren Orten, da schiesst der Mais schon aus dem Boden, hier jedoch ist vor Monats- frist und mehr an’s Legen in dıe Erde, in die tief durchweichte, kaum zu denken, dann lange zwei Mo- nate des Wachsens und der Reife, dann erst — viel- leicht die Ernte und des Hungerns Ende, wenn nach dieser Prosa des Lebens, dem Schuldabzallen, etwas bleibt. — i Die Wasservögel, sollte man meinen, die sind zu solchen Zeiten in ihrem Elemente; da muss es auch an Ueberfluss von Futtervorrati wimmeln, und weit- glänzend durch das neuergrünende Land muss dieser heuer so mächtig breite Wasserstreif dem Auge wieder- kehrender Seeglerschaaren in hohe Regionen hinauf verlockend w inken, mit allen seinen Tausend Abzwei- gungen, Armen, Inssichen und aber Tausend stillen, ungestörten Plätzchen. Ja, weit gefehlt! Dem ist nicht so. Auch der Wasser- und Sumpfvogel wählt und hält seit Jahren dasselbe Heim nach voller Ueberlesung und triftigster Erfahrung. Sein schmucker Rohrwald, seine Salweiden-Colonien, sein mit dichtem Wiesengras besetztes, mit würmerreichem Moor umfangenes Weiden- holz, kurz alle die schon jemals lieb- und handsam ge- wordenen Plätzchen, nach denen späht er jetzt vergebens. Vom Weidenbusche recken nur die höchsten Aeste einige schwankende Wipfelruthen, wie nach oben lan- gende, um Erlösung flehende Arme über die er- barmungslose Fläche, das futterreiche Moor ist tief ge- bettet und versunken in der gelben Fluth. Ueber seiner Nesterstadt, aufgebaut im dichten, sperrigen, vor Sturm und Unbill schützenden Geäste der Salweiden, da braust das kalte Element und aufgewühlte Wellen tragen der zerrissenen Nester Sparren und Speichen ostwärts, wo die Fluth hinrollt oder südwärts, der Sturm sie treibt. Die Wanderschaar, sie erkennt ihr Eldorado, das Land der Minne und der Eltern- freuden, den Herd der Ruhe und den Born des Ueber- flusses nicht mehr. Ein Volk kommt nach dem andern vom Süd- osten angezogen, jedes kreist, als könne es die Jammer- mähre nimmermehr glauben, lange um die liebgewor- denen Stätten und endlich müde, ruht es auf des nächsten Berges Eichenbäumen aus. Jeder Tag und jeder Morgen bringt neue Gäste und alle hocken sie air regendurchwe ichtem Gefiede r, fröstelndem Leib und eingezogenen Hälsen in den Aesten; vielleicht, wenn die Wasser sich verlaufen, wenn das Meer Raum macht all’ die unmessbaren Massen aufzunehmen, die als Balır- tuch jetzt die Heimatstätten decken, gelingt es doch wieder das Hausrecht am geliebten Zwieselaste von damals zu erringen. Auch thut schon der Hunger weh, das Fischen und das Würmersuchen wird von meistens windgepeitschten, tobenden See gar wohin dieser, sehr er- 112 schwert und verleidet. Sonst, im klaren, kleinen Vor- yathbehälter, wo sich die Fischbrut angesammelt, da ist der Kropf gar bald gefüllt und für die Jungen sei- nerzeit Erkleckliches mitgenommen. Hier aber, jetzt, wo all’ dieselbe, wenn auch grosse Zahl derselben Futterfische sich zerstreut hat in millionmal grössere, unstät bewegte Wasserräume, jetzt, wo man eine gute Brille, ja schon einen Tubus braucht, um in diesem un- klaren, wildgewellten Elemente eines Fisches Körper- formen zu entdecken, da ist's wahrlich schwer, Fischer zu sen. Und die Würmervögel vollends, finden ebenso wenig am täglich neu und anders gestalteten Ufer ihre gewohnte Speise, auch sie müssen zu sehr zweifelhaften Aequivalenten greifen. Schliesslich, der Mai ist weit über seine Hälfte hingegangen, die Brutzeit drängt; über'm Tieflande nur ein klein wenig abgefallen, treibt und rast dieselbe Fluth hin über Wiesen, Felder, Dörfer, Sumpf und Büsche, die Aussicht, hier zu bleiben, schwindet, und auch die Kraft. Ein herzhafter Entschluss und süd- ostwärts heben sich die Schaaren, diessmal in grösserer Vereinigung, die Berge übersetzend, nach anderen Ge- genden, um neue Brutplätze aufzusuchen. „Ade! Du schönes Land, das mich geboren.“ ÖOede bleibt es heuer, leer und verlassen. — Während einer fünftägigen Fahrt von Semlin nach Jassenovac, wo vis-A-vis die Unna und die Save strömt, da hat man Musse, das Glas in der Hand, vom Rad- kasten aus sich die veränderte Lage genau einzuprägen, in der sieh Pflanze, Mensch oder Thier befinden; sie ist für Alle eine höchst missliche und wiederholt sich schon das zweite Jahr. Sonst, bei normalem Wasser- stande, am Körper des Schleppers langseit geheftet, der unmittelbar neben den Remorqueur genommen ist, wo also einiger Zeitvertreib durch Spaziergänge über beide Schiffskörper hinweg ermöglicht ist, fuhr man anf dem an zwei Stellen schwer passirbaren Strome wie innerhalb eines Eisenbahn-Durchstiches, nichts als den Himmel und die Lehmwände der Ufer zur Aus- sieht und wenn ein Fussgeher zum Ufer schritt, so konnte er stellenweise wol die oberen Mast- und Schorn- steinhälften, den Schiftskörper aber erst dann ganz erblieken,wenn er sich schon ganz knapp am Uferrande befand. Diessmal, bei so argem Hochwasser aber war diese Fahrt, sobald man nur den fatalen Gedanken an das tausendfache Elend zurückgedrängt hatte, das als Consequenz dieses Wasserstandes an Menschen und Thieren nagte, ein wahrer Genuss, denn von kemer Ufermauer, keinem Feldholze eingeengt, konnte der Blick frei bis an beide Bergesketten nord- wie südwärts streifen; auch stromab- und aufwärts gab es eine, bei den berichtigt vielen, kurzgebrochenen Curven und Serpentinen des Savelaufes ganz ungewohnte Fernsicht | naeh Sonnenauf- und Niedergang. Nichts, was zwischen den Gebirgszügen beider Uferländer auf- oder abstrich, brauchte dem bewaffneten Auge des Beschauers zu entgehen, denn das Schiff glitt langsam, jedoch auf hohem Niveau dahin, die Bahn für’s Auge war weithin frei. Natürlich gilt das für jene Strecken, wo hohe Eichenwälder nicht bis an’s Saveufer reichen oder das Gebirgsland nicht allzuviel ausbuchtend (wie bei Bröka, Samaec z. B.) sich nicht vom Laufe des Flusses allzu- sehr entfernt. Heute wie seit je, kann ich den terrain- gedächtnissscharfen Blick der Steuerleute und der IR 2 : Capitaine nicht genug bewundern, die es zuwege bringen, bei diesem Wasserstande selbst im späten Abenddunkel, ohne jede Uferdeutung grosse Strecken weit, den mit 6-—8 Schleppschiffen dotirten Convoi mit heilem Kiel und Spieren, besonders nauwärts (stromab} zu bringen, ohne dass die ganze Equipage, wie die Schiffsleute sagen „auf die Weide“ d.h. in’s Grüne fährt. Wenn es nur auf diesem Radkasten nicht gar so bitter kalt geblasen hätte. Das Schiffsthermometer wies am 12. Mai 4 Uhr Nachmittags + 1’ R., da konnte man sein Glas nicht mehr bequem in Händen halten. Ich war förmlich perplex schon während dieser Berg- fahrt, über die gegen andere Jahre so gross abstechende Armuth der Ornis im Gesichtskreise unserer Route. Nicht einmal der sonst unvermeidliche Seeadler liess sich sehen. Milanen nichts als Milanen (der schwarzbraune Milan, Milvus ater). Flog irgend etwas in der Ferne und man hoffte endlich ein anderes, anziehenderes Vogelgethier ansprechen zu können, so war's ein schwarz- brauner Milan, sobald man ihn näher sah oder in’s Glasnahm. Bog man, ohne 2—3 Stunden lang ein lebendes Wesen passirt zu haben, um eine Ecke und entdeckte am Waldrande auf einer exponirten, etwas über’s Wasser geneigten Pappel oder Eiche endlich ein paar Raubvogelformen, so entpuppten sie sich gewiss als Milane. Schwebte etwas vom Berge gesen den Wind daher, 2—3—4 Stücke hinterher, so waren es sicher ebenfalls Milane; kurz dieser in der Brutzeit stets defeete Gabelschwanz wurde emem zum Odium. Ein zwei, drei wirkliche Geier, dann auf derselben Marsch- route, wieder 1-2 derselben, die ich am 15. Mai 10 Uhr Vormittags vor Gradiska aus dem bosnischen Gebirge bei Maglaj kommend, nördlich über die Save fortstreichen sah ohne Verzug und Aufenthalt dem Brezovopolje-Rücken zu, 3—4 graue Reiher, einzelne beim Fischen auf hochliesenden Terrainstreifen, einige Paare melancholischer Nachtreiher und etliche Zier- entehen, von Jassenovac ein grosser Lappentaucher, „Evo sve!“ Das ist Alles, was mir aus der Vogelwelt unterkam während langer, achttägiger Fahrt. Ja, bei Kupinovo, sehr entfernt ober dem Walde zweier raufender Sceadler, bei Svinica etlicher Störche erwähnt noch meine Notiz, dann aber bin ich auch ganz zu Ende. Was auch sollten Zugvögel in dieser Wasserwüste beginnen, woher zum Brüten die Neigung, zur Minne und zum Nesterbau den Trieb hernehmen und — — die anständigerweise hiezu nothwendige Temperatur? (Sehluss folgt.) — HR — Zur Pflege und Ernährung des Bartgeiers in Gefangenschaft.”) Von Dr. A. Girtanner. Als vor nun 10 Jahren der erste der 8 von mir bis heute lebend unterhaltenen Bartgeier, ein 3 Jahre altes weibliches Exemplar aus dem Kanton Tessin, nach *) Aus der in Arbeit befindlichen Monographie des euro- päischen Bartgeiers. nur &monatlicher Haft schon wieder das Zeitliche gesegnet und die von 2 Doctores medicinae et discipuli ornithologiae sorgfältig ausgeführte Section fettige Ent- artung aller dieser Erkrankung überhaupt zugänglichen Organe nachgewiesen hatte, da konnte es mir aus mehr als 17 Gründen nicht einfallen, die Schuld am Tode meines Pfleglings der Hebamme des Val Maggia in die Schuhe schieben zu wollen. Angesichts des theue- ren todten Leibvogels sagte ich mir vielmehr mit der in allen ähnlichen Fällen wünschenswerthen Aufrich- tigkeit: Den hat sein Leibarzt falsch behandelt! Schon der zweite meiner Bartgeier tröstete mich indessen über den Verlust des ersten und über die Schuld an seinem vorzeitigen Absterben insoferne, als ich schon an jenem und in der Folge an allen später in meinen Besitz gelangten Exemplaren genau beob- achten konnte, wie unumgänglich nothwendig zum Ge- deihen des gefangenen Geieradlers der Besitz durch- aus unverletzter Füsse ist. Jenem ersten Individuum war aber bei seinem Fange durch die zu scharf gekan- teten Bogen der Fuchsfalle die Strecksehne der einen Hinterzehe durchgequetscht worden, was, ohne Behand- lung geblieben, die Lähmung der ganzen Zehe zur Folge hatte, wodurch der ganze betreffende Fuss so- wohl in seinen Funktionen als Greif-, wie auch als Standmittel nieht nur selbst wesentlich gestört war, sondern wodurch auch der gesunde in seinen besonde- ren Verrichtungen beim Erfassen und Zertheilen der Nahrung stark beeinträchtigt wurde, indem dabei der fehlerhafte unterdessen nicht einmal völlig als Stand- mittel genügte. n Der Hinterzehe des Bartgeierfusses fällt nämlich in Verbindung mit der inneren Vorderzehe eine so auf- fallende Rolle beim Festhalten und Zertheilen der Nah- rung zu, und dieselbe ist in der eigenthümlichen Lage- rung dieser zwei Zehen an und für sich gegen einander und zu den übrigen, so wie zu denen der anderen Raubvögel so deutlich ausgesprochen und so auffallend, dass es mich seit Langem gewundert hat, dieses inter- essante Verhältniss noch in keiner: mir zu Gebote stehenden Schrift über diesen Vogel auch nur erwähnt gefunden zu haben, und doch kann es keinem irgend aufmerksamen Beobachter entgangen sein. Eine äussere Betrachtung des Bartgeierfusses und diese kann in unserem Falle genügen; (zu der viel interessanteren osteologischen Untersuchung desselben hat sich mir leider die Gelegenheit noch nieht bieten wollen) ergibt die meiste Aehnlichkeit mit dem der Vulturinae; dann folgen in dieser Hinsicht die grossen Angehörigen der Aquilinae und erst nach diesen die Uatharinae oder Geier der neuen Welt. Mit den ersten zweien hat er das Vorhandensein von 4 verhältniss- mässig gleich kräftig entwickelten starken Zehen und Nägeln gemein, wenn dieselben auch bei den Vulturinen etwas schlanker, bei den letzteren um so gedrungener gebaut, die Nägel noch mächtiger entwickelt er- scheinen. & Die Catharinae unterscheiden sich aber von den Gypaätinae, Vulturinae und Aquilinae sofort durch die schwache Hinterzehe, welche unter den Vulturinae bei T ; ; # Neophron perenopt. am schwächsten, unter den Catharinae bei Sarcorhamph. Papa andererseits am stärksten erscheinen. Bei dem Riesen unter diesen Riesengestalten: dem Sarcorhamphus Gryphus (Condor) sinkt dieselbe fast zur Bedeutungslosigkeit einer Afterzehe herab, mit der sie auch den höheren Ansatz gemein hat, mit ebenfalls so zu sagen rudimentärem Nagel. Hingegen kommen, im Gegensatze zu Gypaetos, die Vulturinen,, Cathar. und Aquil. wieder darin mit ein- ander überein, dass bei ihnen die 3 Vorderzehen bei ruhiger Stellung des Vogels gleichmässig, in gerader Richtung von der Fusswurzel radial auseinander gehen 113 und mit ihrer Plantarfläche aufliegen, so wie, dass die Hinterzehe direet und geradlinig nach hinten verläuft und ebenfalls plantar aufliegt, so weit diess die mit den Spitzen auf dem Boden aufstehenden Nägel erlauben. In auffallendem Grade hievon abweichend finden wir bei Gypaötos nur die mittlere und äussere Vorderzehe der genannten verwandten Formen entsprechend ge- stellt, während wir die innere Vorderzehe und die sehr kräftig entwiekelte Hinterzehe sammt Nagel in einem ziemlich starken Bogen einander zugekehrt sehen. Aus- serdem aber liegen sie nicht mit der Plantarfläche auf, sie sind vielmehr stark seitlich gelagert, die Vorder- zehe auf ihrer innern, die Hinterzehe auf ihrer äussern Fläche beinahe liegend. Nur beim Fussen aufeiner kleinen Oberfläche, die er behufs festen Standes mit der Hinter- zehe umklammert, vermag auch der Bartgeier dieselbe ziemlich, doch nicht ganz gerade rückwärts zu stellen. Die innere Vorderzehe hingegen liegt immer, je nach den Umständen mehr oder weniger, einwärts gekrümmt und auf der Seite liegend, der Nagel mit seiner inneren Kante das Postament berührend. Eine schematische Darstellung der auf flachem Boden stehenden Füsse der genannten übrigen Geier und Adler ergibt diese Zeichnung: Yr jene der Bartgeierfüsse aber eine solche rd Von der bei Gypaötos hiedurch entstehenden eigenthümlichen , für ihn charakteristischen Figur ist natürlich bei Bälgen nichts und bei ausgestopften Exem- plaren sehr selten etwas zu bemerken. Werden dann bei der Präparation und Aufstel- lung von Bartgeieın die Zehen ausserdem nicht der ganzen Länge nach an ihrer unteren Seite aufgeschnit- ten und dem Leben entsprechend mit einem passenden Füllmateriale ausgestopft, so dass nach dem Eintrock- nen der Füsse die im Leben dieken Zehen auch noch, wie fast ausnahmslos zu sehen, so dünn wie Spinnenbeine erschemen, so ist von dem specifischen Bartgeierfuss nichts mehr vorhanden als die für ihn durchaus nicht speeifischen Zehen und Nägel überhaupt, und darum ist ein so aufgestellter Bartgeier ein Gräuel im Auge des Kenners. Der Bartgeier wählt seinen Stand auch in :Ge- fangenschaft der Lagerung jener 2 Zehen zu lieb in der That mit sichtlicher Vorliebe so, dass wenigstens der eine Fuss sein Postament von der Seite her erfasst, so dass die innere und die Hinterzehe ohne Störung ihrer natürlichen Lage als Klammern dienen. Beim Dahinschreiten behalten dieselben ihre gekrümmte Form ebenfalls bei, jedoch strecken sie sich hiebei noch am meisten, immerhin erinnert sen Gang hiedurch lebhaft an denjenigen eines mit Klumpfüssen versehenen Men- schen. Während nun die Adler- und Geier-Arten mit ihrem Frasse beschäftigt -- insoterne sie überhaupt ge- nöthigt sind ihn mit den Füssen festzuhalten — mit allen 3 Vorderzehen auf denselben treten, die Hinterzehe aber entweder (so weit diess auch denjenigen Arten der 114 Catharinae mit der schwächsten Hinterzehe möglich sein sollte) ebenfalls in den Raub einschlagen oder sich damit am Boden vor Anker legen und so Stücke abreissen, benützt Gypaötos zum Feststehen die Mit- tel- und äussere Zehe; aus der innern Vorder- und der Hinterzehe wird aber ein Zeigefinger und Daumen in optima forma gebildet. Mit dieser seit- wärts zufassenden Zange hält er das wegzureissende Stück Fleisch, die aus ihren Gelenksverbindungen zu trennenden Skelettheile erstaunlich fest und frisst nun aus dieser Zange heraus in kleinen Bissen seinen gros- sen Bedarf weg. Je kleiner der Bissen allmälig wird, um so enger schliesst sich die Zange. Es ist im höchsten Grade interessant zu beobachten, mit welcher Geschicklichkeit der grosse Vogel mit der scharfen Spitze seines gewaltigen Schnabels die kleinsten Fleisch- partikelehen aus den nun vollständig kreuzweise über- einander gelegten 2 Zehen herausklaubt, während die 2 übrigen Zehen des betreffenden Fusses, oder unter Umständen auch beider Füsse, sich fest um die Unter- lage klammern. Man muss es selbst gesehen haben, mit welch’ enormer Kraft er mit messerscharfer Schna- belspitze die stärksten Gelenksbänder zerschneidet, die Sehnenansätze der Muskeln zu feinem Gefaser zer- fleischt, um die ganze Bedeutung dieser Benutzungs- möglichkeit jener 4 Zehen richtig würdigen zu können. Ein letztes Einsetzen des Hakens in das fast überall gelöste Gelenk, ein nochmaliges festeres Schliessen der Greifzangen, ein letzter Ruck, in den das mächtige Thier seine ganze Kraft gelegt hat, ein scharfes Knir- schen des letzten silberglänzenden Bandes, dann wan- dert der ganze Ziegenfuss sammt Haut, Haar und Klauen, am einen Ende mit der Schnabelspitze gefasst, gehoben und bei hocherhobenem Kopf in den Schnabel geleitet, in den weiten Schlund. Einige würgende Dre- hungen des Halses und das vielleicht wenig unter | 1 Fuss lange Rippen- oder Wirbelsäulenstück liegt sicher gebettet. Doch kommt es ihm nicht zu selten vor, dass der Knochen sogar noch länger ist, als der Hals; da heisst es dann freilich Geduld haben bis der unterste Theil entweder durch Zersetzung oder bessere Lagerung auch noch das Nachrückenlassen des aus dem Schnabel ragenden Endes gestattet. Einmal jedoch überraschte ich den kleinen, aber äusserst thätigen Pyrenaeer mit nicht weniger als drei aus dem Schnabel starrenden abgehäuteten Kalbs- schwanzspitzen von je 1 Schuh Länge — ein Frassbild — das mir unvergesslich bleiben wird. Das nämliche Exemplar wusste sich in sehr geschickter Weise einen sehr schweren und dabei langen Röhrenknochen nur dadurch in den Schnabel zu practieiren, dass es, nach vielen vergeblichen Versuchen, denselben am einen Ende mit dem Schnabel genügend hoch aufzuheben, um ihn in den Schnabel zurückwerfen zu können, ihn sorgfältig auf dem Boden aufstellte, dann rasch den Schnabel öffnete und nun pfeilschnell sich den Knochen in den Schlund rannte. So konnte er den übrigen Theil auch noch aufheben und in herkömmlicher Weise hinunterschlingen. Alle meine Bartgeier haben mir zur Genüge be- wiesen, dass ihnen Knochennahrung allein auf die Dauer nicht genügt und ihrer zwei machten einmal mit einem 25 Pfd. schweren, der Gedärme (die einzig nie gefres- sen werden) entledigten Kalbe, das ihnen mit Haut und Haar gegeben wurde, in 6 Tagen so reinen Tisch, dass ausser dem skelettirtenOberschädel und den Becken- ; scheint. schaufeln, die ihnen zum Verschlingen zu voluminös waren, gar nichts mehr übrig blieb. Nach einem solchen Hauptfrass ist es besser nicht mehr zu füttern, bis die grossen Geröllballen im Laufe der nächsten Tage ausgeworfen worden sind. In der Freiheit mag der Bartgeier in diesem Falle wohl sehr lange ohne Nahrung bleiben können, wie ich in dieser Hinsicht auch bei meinem Gefangenen beobachtet habe. Zeitweises Fasten mag wohl zu seiner Gesunderhaltung geradezu nöthig sein, namentlich aber in der Gefangen- schaft mit ihrem langsamen Stoffwechsel. Dass der Bartgeier bis jetzt in den zoologischen Gärten als ein sehr schwer auf die Dauer lebend zu erhaltender Vogel gilt, muss auf irrationeller Pflege und Ernährung desselben beruhen. Jene 6 Exemplare wenigstens, die ich besass (die ersten zwei waren krank schon, als ich sie erhielt und gingen bei mir selbst ein) erfreuten sich in meiner Pflege ungetrübter Gesundheit, die sich durch Lebhaftigkeit, unerschöpflichen Appetit, besten Zustand des Gefieders und tadellosen Fleischbe- stand bekundete. Er ist keineswegs delicater Natur, aber jedenfalls schwieriger gesund zu erhalten, als Geier und Adler. Namentlich verlangt er seine Nahrung in gutem Zustande. An riechendes Fleisch, das ihm in den Gärten nach dem Geschmacke der Aasfresser wohl oft aufgetischt wird, geht er nur im grössten Hunger und befindet sich nachher offenbar nicht gut. Am liebsten nimmt er, nach meiner Erfahrung, Schaf-, Ziegen-, Gemsen- und Murmelthierfleisch, mit ungefähr gleichen Gewichtstheilen Knochen. Dem meist ruhig dasitzen- den Gefangenen genügen hievon täglich 300—500 Grm. In Abwechslung hiemit reiche ich vom Fellhändler sehr billig und gut bezogene Fleischabfälle, Kuh- und Kalbsohren, die abgeschnittenen Füsse des Kleinviehes, von Hunden und Jagdthieren, Kuh- und Kalbsschwänze, deren Zerkleinerung man am besten ihm selbst über- lässt, da er sich dabei Schnabel und Nägel abwetzt und selbst in Thätigkeit bleibt. Hie und da reiche ich ein lebendes oder vor seinen Augen durch einen Schlag in das Genick getödtetes Kaninchen oder ähnliche Säuge- thiere, die ohne irgend welchen Rückstand verschwin- den. —- Ausser den Haaren wirft er nur hornartige Theile aus: Nägel, Klauen, die Hornplatten der Hufe, zu deren Auflösung er kein Mittel im Magen zu besitzen Keiner der meinigen nahm anderes Fleisch, als solches von Säugethieren, so oft ich es probierte. Ein ferneres Bedürfniss ist ihm viel frisches Wasser zum Trinken und ebenso zum Baden; ein Regenbad scheint ihm aber das liebste von Allem zu sein, da er viel auf Reinerhaltung seines Gefieders hält und ohnehin von Ungeziefer, namentlich von enormen Zecken und einer Unmasse von Federläusen gepeinigt wird. Junge Exemplare bringen beide Schmarotzer immer aus dem Horste mit. Eine einzige Einstreuung von persi- schem (dalmatinischem) Insektenpulver genügte regel- mässig zur sehr rasch erfolgenden Befreiung von die- sem Ungeziefer, das, bei Wassermangel sich in’s Un- endliche vermehrend, den Vogel sehr herunterbringen, vielleicht tödten kann. Gesellschaft irgend einer Art, am liebsten von seines Gleichen, trägt ebenfalls viel zu seiner Dauerhaftigkeit bei. Viel Luft und viel Licht ist eine grosse Wohlthat für ihn; der Sonnenhitze muss er sich jedoch entziehen können. Kälte, grim- mige Kälte, scheint ihm bei guter Nahrung und Pflege sehr angenehm zu sein. Ich setzte den meinigen nie Fenster in ihr Gemach ein, die Winterkälte mochte so gross sein, wie sie wollte; ihr Lieblingsstand war auch dann stets am Gitterfenster, durch das eisiger Wind und Schneegestöber lebhaft hereinpfiffen. Die einen benützten ein Nachtlager aus Stroh, in einer Ecke aufgeschüttet, regelmässig, andere niemals. Spielzeug in Gestalt von Holz- und Eisenstücken etc. wird von einem mit Freude benützt, der andere lässt es ruhig liegen. Ich pflege in das Trinkgeschirr schwere Eisen- stücke zu legen, da ich einen gewissen Eisengehalt des Wassers sehr gesundheitsgemäss fand. Regelmässig aber wurden dieselben herausgeholt, einmal selbst das ge- füllte, jedenfalls 5 Kilo wiegende blecherne Wasser- geschirr mit dem Schnabel aufgehoben und umgeworfen. Stets fand ich junge Thiere ungleich aufgeräumter, zutraulicher, fresslustiger als alt gefangene. — Jedes Exemplar hat so seine bestimmten Bedürfnisse und Eigenheiten; berücksichtigt man diese, d. h.: sucht man dieselben herauszufinden und zu befriedigen ; mag man sich mühen in höchst eigener Person hie und da den Gesellschafter zu machen und dem Gefangenen dadurch zu einer gemüthlich ruhigen Stimmung zu verhelfen, ihm das Gefühl der Sicherheit und guten Pflege beizubringen und nicht zu vergessen, dass man es mit einem hochstehenden, für freundliche Behand- 115 lung sehr empfänglichen Thiere zu thun hat, dem auch die mildeste Haft immer noch nur schlimme Gegen- sätze zu seinem Treiben im unendlichen Luftmeere und auf den Felszinnen seiner heimatlichen Höhen zu bieten vermag — dann ist es durchaus nieht schwierig, auch diesen schönsten und von jedem Gesichtspunkte aus interessanten Raubvogel lange Zeit gesund und im Glanze seines prachtvollen Gefieders um sich zu haben. Es liegt in der zahlreichen und verschiedenartigen Thierbevölkerung der zoologischen Gärten begründet, dass dem einzelnen Individuum nicht allzuviel Rück- sicht getragen werden kann. Zu nahe liegt dort über- diess die Gefahr der Fütterung nach der Schablone aus der Hand oft unkundiger Wärter, ala: Friss Vogel oder stirb! — Wenn es aber einem der jetzt in solchen Instituten gepflegten Vögel gegenüber billig wäre, dass er sich besonderer Aufmerksamkeit von Seite auch der Directoren zu erfreuen hätte, so ist es gewiss unser europäischer Bartgeier, der bekanntlich immer seltener wird, von einer Horststätte nach der anderen auf immer verschwindend. Bälder als gewöhnlich angenommen wird, könnte sich die nicht genügend gewürdigte Gelegen- heit, ihn in seiner ganzen eigenartigen Erscheinung und in seinen eigenthümlichen Lebensäusserungen zu beobachten, vergeblich suchen lassen. EICHE — Allerlei. Ein Kaiseradler. Am 16. October erhielt ich mit dem allerhöchsten Auftrage zur Präparirung, jenen Adler zugestellt, welchen Seine Majestät der Kaiser bei Gödöllö durch einenKugelschuss erleste. Es ist ein zweijähriges, vollausgefiedertes Pracht- Männchen von Aquila imperialis, dem Kaiser- adler in jener Umfärbung, wie sie im Allgemeinen wohl noch das Horstkleid repräsentirt, aber schon mit dem Nachschube jener weit dunkleren, silbergrau ange- flogenen Stoss- und Schwungfedern beginnt, wie sie zum Kleide des höheren Alters gravitiren. Das Rumpfgefieder trägt, sowie Oberkopfplatte und Kehle, noch die leicht in’s Bräunliche spielende, anmuthige Kornbrodfarbe; das, nicht absolut gelbe, nicht grau und nicht ausgesprochen braun, mit tiefer braunen, leicht verwaschenen Längsflecken gezierte Gefieder auf Brust und Rücken, verleiht diesem Vogel etwas höchst vornehm Distinguirtes. Das wundervolle für ein Adlergesicht offenbar milde Auge hat die Jugendzeit mit seiner graublauen Irisfärbung bereits durchlebt und an seinem oberen Segmente wie an der ganzen Peripherie sticht bereits in schüchternen Tinten jener Metallfarbenton hervor, wie er nach Beendigung des dritten: Jahres als schwer wieder zu gebenden Begriff, einzig mit der Bezeichnung etwa: fein braun durehwölkte Silber - Gold-Flecken — präeisirt werden kann. Um die Pupille herum und auf dem unteren Segmente, ruht noch das düstere Tiefbraun, das vom Jugend-Auge zu jenem des Alters den Uebergang bildet. Rasche Stellung an seinen Bestimmungsort, gepaart mit kaltem Wetter, verschafften mir den Genuss, die Lichter des Adlers noch ganz frisch, beinahe ohne Schwinden der Crystallsubstanz und weil die Lider geschlossen waren, mit völlig klarer Hornhaut in die Hand zu bekommen und es ist in meinem Leben erst der zweite Vogel, den ich gerade in diesem Uebeır- gangsstadium frisch nach dem Erlegen besehen konnte, während jüngere, namentlich aber ältere Vögel mir in ziemlicher Anzahl unter die Hände und das Messer kamen. Dieser von Seiner Majestät erlegte Adler misst ausgespannt 2 Meter 6 Centimeter. Er ist unstreitig ein sehr seltener Gast in jener Gegend und überhaupt ist's etwas ganz Eigenes um diesen Adler, dass er bei uns in dieser Lebens- periode so äusserst selten zum Schusse kömmt Seine Art ist überhaupt seltener und auf ein weit kleineres Gebiet des europäisch-asiatischen Festlandes beschränkt, als z. B. der Gold- oder Steinadler. Von Letzteren aber erlegt man immer eher 5 ja 10 jüngere Individuen, bevor ein alter König durch’s Feuerblei endet. Beim Kaiseradler dagegen ist's umgekehrt und wenn man überhaupt bei so seltenem Wilde von nor- malen Erfahrungen sprechen könnte, so müsste es sich unstreitig zeigen, dass 2jährige Junge des Imperialis gegenüber Alten bei uns und in Ost-Europa bis zum Verhältnisse von 1 zu 20 selten erbeutet werden. Schon vor 10 Jahren wollte ich bei dieser Beob- achtung die Vermuthung niederschreiben, dass die jungen Imperialis, von ihren Eltern und anderen alten Vögeln ihrer Art gedrängt und verjagt, anderswohin ausserhalb ihrer Horstzone auswandern und anderswo, etwa im südlichen Asien, in Nord - Afrika, kurz süd- östlicher von uns ihre Jugendzeit zubringen, erst in der Vollkraft, mit Ende ihres dritten Lebensjahres wieder- kehrend. Dass von irgend woher regelmässige Ersatzzuzüge stattfinden müssen, dass es Gegenden mit stärkerem Stande von Kaiseradleın gibt, woher sich bei uns Ver- witwete neue Gatten holen, musste mir klar werden, wenn ich sah wie regelmässig in dem sehr grossen Distriete, den ich jährlich durchstreifte und theilweise noch durchstreife, von den durch diess oder jenes — 116 auch durch mich selbst — verwitweten Individuen im nächsten Frühjahre das Paar wieder eompletirt wurde. Ich staunte nicht wenig, wie der Horst wenn er nieht sonst vielleicht nahe beunruhigender Communica- tion gelegen — mit Consequenz im nächsten Frübjalhre wieder besetzt war, trotzdem beide Adler bei ar selben ihr Leben liessen. Aus der Heimat selbst, d. h. aus deren eurrenter Bevölkerung, stammten diese Ersatzreservisten nicht. Weit und breit, auf 150 und 200 deutsche Meilen in nord- und südöstlicher Riehtung, von z. B. Pest an, gab es nie so viele Horste, dass sie, ohne selbst ent- völkert zu werden, das ältere Adlermaterial liefern konnten, welches zu dieser Completirung gehörte. Mit wenigen Ausnahmen waren sie mir doch alle bekannt und nahe an 30 kenne ich noch heute, trotzdem ich schon seit zwei Jahren keine neuen suche. Ich fand ohne Ausnahme, dass der completirte Theil des Paares, oder das zugereiste neue Paar bis auf einen einzigen Fall — w ohl schon schwar zbraune, jedoch erst Adler jüngeren Alters waren. Vor etwa 10 Jahren schien mir diese ausgesprochene Vermuthung noch zu unreif; glaube ich daran aus bestimmteren Gründen. öffentlich heute E. Hodek. Ornithologische Merkwürdigkeiten. Auf welch’ gespanntem Fusse manche Berichterstatter öffentlicher Blätter noch heut zu Tage mit derWissenschaft der Orni- thologie stehen, mag nachstehende Notiz beweisen, welche vor einiger Zeit ein mährisches Blatt unter den Tagesneuigkeiten gebracht hat: eier in Mähren. Der Förster L. in S. schoss dieser Tage einen Lämmergeier, der.225 cm. Flügelweite und 96 cm. an Höhe mass. Bemerkenswerth ist, dass in dieser Gegend fünf Condore gesehen wurden.“ Also daran, dass der Verfasser der Notiz einen Lämmergeier Mähren erschiessen lässt, er sieht überdiess noch fünf leibhaftige Co n- dore, (!!!) Bewohner des südamerikanischen Hochgebirges in unserem lieben Vaterlande ganz gemüthlich herumfliegen. Nur ewig schade, er damals, als sie gesehen wurden, nicht mit einem ame- rikanischen Repetir-Gewehre zur Hand war, und alle fünf erlegt hat; er hätte mit ihren Bälgen jedenfalls ein glänzendes Geschäft machen können. Der gelehrte Beriehterstatter dürfte in ganz Mähren kaum fünf ausgestopfte Condore finden. „Ein Lämmerg nicht genug in dass Ein mähr. Ornithologe. — IE — Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom I0. Oktober 1879. In derselben wurde programmgemäss von Herrn Ed. Hodek über seine diesjährige Frühlingsreise in Bosnien berich- tet (S. weiter oben „Jagd und Ornis zwischen Unna und Drina) und von Herrn v. Pelzeln eine Serie von Raubvögeln aus Syrien besprochen. Beide Vorträge mit grossem Interesse nommen. dem Auditorium beifällig aufge- wurden von angehört und Die nächste Monatsversammlung findet am Freitag, den 14. d.M., um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kaiserl. Alardlamie der Wissenschaften Sei Tagesordnung. des Herrn v. Pe Ueber die Abstammung der Hausthiere, insbesondere des Geflügels. 2. Mittheilungen des Vereinssekretärs Dr. v. En- deres unter Vorweisung einiger dem Vereine gehörigen ausgestopften Vögel. 3. Allfällige 1. Vortrag lzeln: Mittheilungen einzelner Mitglieder. Neu beigetreten als ordentliche Vereins-Mitglieder. Herr Johann Öbert, k. in Wien, IIl., Reisnerstrasse 9/e; Herr Leopold Bachmayr jun,, Bachmayr in Wien, II., Sperlgasse 14;* k. Hauptmünzamts-Oberwaärdein Ges. d. Firma Leopold Herr Eugen Hofmaun, Realitätenbesitzer in JeSelnica bei Alt-Orsova in Ungarn; Herr Zeno Hofmann, Forstmeister in Rowazd, Post Györ St. Marton bei Raab in Ungarn. Geschenk für die Vereinssammlung von Herrn Dr. v. Enderes: Ein mit geöffneten Schwingen auf einem Aste stehender Mäusebussard, 5, präparirt von Herrn E. Hodek. Die Jahresbeiträge pro 1879, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche dies noch nicht gethan, gefälligst recht bald an den Gassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. Insersät. Vorzügliche Eierprüfer l Mark 50 Pf. (mit Gebrauchsanweisung) zu oferirt ) EIFFERTS Huhnzucht in Charlottenburg Der Prüfer zeigt, ob das Ei frisch, alt, faul, ob mit einer unvollkommenen oder normalen Befruchtung. Versandt gegen Nachnahme. Herausgeber: Der Ormithologische Verein iu Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. Zr — — Blätter für Wonelkunde, Wr 8 -Pflege. onel-Shuß umd Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. werden in Dezember. : Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monat Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserat der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, - \ . I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern ': ä 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. End eres, !! Florianigasse 46, zu richten. ; lich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- :' eäskr.— 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile ': 1819, Inhalt: Steinadler (Aquila fulva) und Prinzenadler (A. Adalberti). Von *. — Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky.‘ ( Ornis und Jagd zwischen Unna und Drina. Von E. Hodek. (Fortsetzung). — Vereinsangelegenheiten. — Literarisches. Fortsetzung.) Steinadler (Aquila fulva) und Prinzenadler (A. Adalberti). = Ueber den Steinadler habe ich im verflossenen | Platz aber nur einmal. um gleich wieder in die Ferne Jahre unserem Vereinsblatte einen Artikel eingeschickt, der in der Nummer 11 im November 1878 erschienen ist. Jetzt sei es mir nur noch vergönnt, einige kurze Beobachtungen, die ich in Spanien über das Vorkom- men dieses Adlers gesammelt habe, wiederzugeben. Aquila fulva ist in Spanien weit seltener, als ich es mir früher gedacht habe. Das mit Hochgebirgen und Felsen in allen seinen Theilen so reich gesegnete Land scheint prächtige Wohnstätten für diesen Adler zu bieten, und doch irrt man sich, wenn man ihn allenthalben finden zu können glaubt. In den Ebenen traf ich in Spanien nirgends Aquila fulva an, und auch in manchen Hochgebirgen war er entweder gar nicht, oder nur höchst spärlich vertreten. Auf dem bekann- ten Monserat-Gebirgsstocke, dessen hoch emporragende Felswände vortreffliche Horstplätze bieten könnten, sah ich keinen Steinadler, und auch die Hirten wuss- ten mir nichts über ihn zu erzählen. Bei Madrid im königlichen Wildgarten Pardo er- schien beim Aase- ein Aquila fulva, umkreiste den zu streichen. In der Umgebung Murecias erhebt sich en vollkommen vegetationsloses hellgelbes Wüsten- gebirge, daselbst fand einer meiner Freunde in einer unbedeutenden Felswand, leicht ersteigbar, einen Stein- adler-Horst; doch umsonst wartete er einen ganzen Tag auf die Rückkehr der alten Vögel, die er nur in grosser Entfernung kreisen sah. Auf der Sierra de Ronda gibt es einzelne Horste dieses Adlers; ich erhielt als deutlichen Beweis da- selbst von einem Landmann einen eben ausgenomme- nen jungen Vogel noch im Dunenkleide. In der Sierra Nevada erblickte ich nur in grosser Entfernung einen Steinadler und einer meiner Begleiter fand einen Horst, konnte sich aber unmöglich in der steilen Felswand bis in unmittelbare Nähe desselben begeben. In Portugal sah ich in den Sammlungen präpa- rirte Steinadler und erhielt auch von verlässlicher Quelle die Kunde, dass in allen geeigneten Gegenden dieses Landes Aquila fulva horste; im verflossenen 115 Jahre soll sogar in unbedeutender Entfernung von Lissa- bon ein Horst gestanden haben. Im Norden Spaniens, im Gebirgsstocke Penas de Europa, erbliekte ich mehrere Steinadler ober den Thälern kreisend, fand auch auf eimer unzugänglichen Felswand einen Horst; während ich noch vergeb- liche Versuche machte, mich demselben zu nähern, zog der alte Adler mehrmals, nur eimige Meter von mir entfernt, vorüber; doch jedesmal konnte ich mein Gewehr nicht ergreifen, da ich die Hände brauchte, um mich an der Felswand zu erhalten. An einer besseren Stelle sah ich beim Zurück- sehen abermals den Adler, der mir entgegen flog und nahe von mir sich auf einen aus der Felswand hervor- ‚agenden dürren Ast setzte; ein Kugelschuss machte seinem Leben ein Ende. Auf der an Felswänden, Hochgebirgsformationen der imposantesten Art und Schneefeldern so reichen Sierra de Gredos erblickte ich nirgends einen Aquila fulva und erhielt auch von der Bevölkerung keine ver- lässliche Kunde über diesen Vogel. In den waldigen Ausläufern der Sierra Quadar- yama sah ich nur in grosser Entfernung einen Stein- adler, doch einer meiner Begleiter war so glücklich, einen Horst desselben zu finden, und das Weibchen, ein prächtiges, auffallend starkes Exemplar, zu erlegen. Es trente mich, dass wir diesen Horst gefunden hatten, da dadurch eine, sogar von vielen Forschern gehegte irrthümliche Ansicht deutliche Widerlegung fand. Es herrscht nämlieh bei Vielen der Glaube, dass Aquila fulva ausschliesslich auf Felsen horste, Andere geben zu, dass in Gegenden, wo es keine Felswände gibt, dieser Adler auch auf Bäumen seine Behausung er- richte, doch thue er diess nur im Falle der-Noth. Diese Meinung ist ganz falsch; der Steinadler horstet gleich gern auf Bäumen wie auf Felsen, nur müssen erstere hoch und die Umgebung des Horst- platzes eine sichere, von Menschen wenig besuchte sein; in bewohnteren Gegenden zieht dieser scheue Adler der Sicherheit halber selbstverständlich unzu- gängliche Felswände den Bäumen vor. In den Wäldern der Sierra Quadarrama ist Aquila fulva auf Bäume keineswegs angewiesen, da nur ein kurzer Flug ihn von den felsigen Theilen dieses schnee- bedeekten hohen Gebirgszuges trennt und ausserdem der inmitten der Wälder hervorragende Pena-Blanea- Felsen vorzügliche Horstplätze gewährt. Und dennoch fand mein Begleiter unweit dieses Felsens auf einer alten Föhre den Horst des Stemadlers, erlegte das Weibehen und fehlte leider das Männchen. Das waren die letzten Steinadler, welche wir in Spanien antrafen; auf den Höhen nächst dem Escorial erschien kein Adler beim Aase. Ich glaube mit Recht annehmen zu können, dass es in den östlichieren Theilen unserer Heimat mehr. Steinadler gibt, als in der ganzen iberi- schen Halbinsel. Bei der Scheue dieses Vogels fällt es dem Beobachter schwer, in einem fremden Lande ihn mit Sicherheit suchen und beobachten zu können ; sein unstätes Wesen bringt ihn nur durch Zufall in die Nähe des Mensehen, und jene Horste, die nicht auf Bäumen stehen, sind im der Regel in ganz uner- reichbaren Felswänden. Zum Stemadlerhorst zu gelan- gen ist für denjenigen, der Eier oder junge Vögel sam- melt, die mühevollste und getahrvollste Aufgabe; selbst die Geierhorste sind leichter zu erreichen. Auch von der Bevölkerung ist es schwer, sichere Kunde über Aquila fulva zu erhalten, da er in den meisten Gegen- den Spaniens verschiedene Namen bekömmt. Im Norden des Landes nennen ihn die Hirten Aquila Pinta. Ueberall in allen Theilen Spaniens, wo er vor- kommt, ist er der gefürchtetste unter den Raubvögeln, von dem das Landvolk am meisten Räubereien zu eır- zählen weiss; ungleich mehr, als vom Gypa&tus barbatus. Der spanische Stemadler trägt dem Gefieder nach den echten Aquila tulva-Typus; sehr dunkel mit weis- sem Stoss, mit schwarzer Endbinde, gerade das Gegen- theil vom nördlichen Steinadler, dem sogenannten y ar r 5 © ef . Chrysaötos-Typus. Ich habe bei den spanischen Stein- adlern, die ich m den Museen sah, eine sehr gleich- mässige, übereinstimmende Farbe gefunden. Maasse I. Aquila fulva v. Cobadonga Nord-Spanien. Geschlecht © | © = S I Et 2 2 = Ö | 830 | 2000 |. 590 340 110 16) | | ı Il. Aquila fulva aus der Sierra Quadarrama. | | | | | l Saar ı 2146 | | | | Es war mir gegönnt, in Spanien einige Notizen über den spanischen Aquila imperialis oder Aquila Adalberti zu sammeln. Vor Allem will ich erzählen, in welchen Gegenden und unter welchen Umständen ich den vermeintlichen Vogel gesehen habe; daran will ich erst einige Retlexionen über die Vereinigung oder eventuelle Sonderung des Adalberti vom Impe- vialis knüpfen. Als ich im königlichen Gehege Pardo bei Madrid ein Aas auslegte um Geier zu erlegen, erschien fast gleichzeitig wit Vultur cinereus, ein ganz hellbraun, fast gelblich gefärbter Adler in der Grösse eines Aquila Imperialis, umschwebte einigemale den Platz und setzte sich dann neben einem Geier auf die Erde; das Aussehen des Vogels, der Farbe nach, war ganz ähnlich dem Haliaötus albieilla, doch am Fluge, an der Haltung und den betiederten Füssen erkannte ich gleich den echten Edeladler. Ehe ich noch einen Schuss hätte anbringen können, erhob sich der Adler wieder, um einem Geier, welcher mit emem grossen Stück Fleisch hinwegflog, nachzustreichen. Gar bald kamen wieder zwei Adler dieser Art, ganz gleich gefärbt wie der Erste, umschwebten unser Versteck, fussten auf den nächsten Bäumen und trieben sich durch eine volle halbe Stunde um den Platz herum, ohne sich aber zum Aase niederzulassen. Ich hatte Gelegenheit die Tbiere genau zu beobachten; das schöne liehte Ge- fieder glänzte in der Sonne, wie das eines alten See- adlers, und die raschen Bewegungen wiesen deutlich hin, dass wir es mit einem wahren Edeladler zu thun hätten. Die Stimme, ein grunzender Ton, erinnerte ganz an den Ruf des Haliaötus, nicht an den bekannten hellen Angstschrei, den jeder Jäger kennt, der oft unter dem Horste jenes Adlers gelauert, sondern an den dumpfen Gurgelton, den der Seeadler erschallen lässt, wenn er im Bewusstsein vollkommener Sicherheit seine Be- hausung umkreist, oder an neblichen Novembertagen auf die Jagd auszieht. Unsere beiden Adler schrieen ununterbrochen, fliegend und sitzend; ich hattte früher noch nie einen Adler beim Aase rufen gehört. Nach einer Zeit gesellte hinzu; bald verliess er wieder sich rauschenden Fluges wenige Schritte nur von unserem Verstecke iederzalassenn Durch einen Flinten- schuss machte ich seinem Leben ein Ende. Aufgeschreckt erhoben sich vom Boden und von den meehsten Bäumen Geier, Milane, Raben und Elstern und auch die beiden Amen Adler Beh ebten in Immer grösseren Kreisen dem Inneren der Wälder zu. sich auch ein Dritter seine Gefährten, um Zwei Tage lang durchstreifte ich die Gehege des Pardo, konnte aber kann Adler dieser Gattung. mehr Eden Erst in den Seestrand-Kiefern-Wäldern an der Mündung des Quadalquivir sah ich von Weitem einen eben so "liehtgefärbten Adler, auch fand ich auf einer niederen Kieler einen Horst in der Grösse eines Kaiser- adler-Horstes, von dem der mich begleitende Spanier behauptete, er gehöre dem Aquila Caela so der Name dieses lie} htgefärbten Adlers. In allen anderen T'heilen Spaniens s Eh ich nirgends mehr einen ähnlichen Adler. In Marokko pie ich durch ein von telsigen und dicht bebuschten Hügeln umkränztes Thal reitend; einen hellgelben Adler, der auf Hundert Schritte bei- läufig von mir, niedrig über den Boden dahinzog; auch einer meiner Begleiter erspähte ein solches Thier an einer anderen Stelle. Mithin habe ich aller Momente Erwähnung gethan, in welchen ich diesen fraglichen Adler im Freien beob- achten konnte. Auch in den Sammlungen, sowohl in Madrid, als auch im Valencia und Lissabon sah ich diesen Adler präparirt, meistens im selben Jugendkleide, aber auch in dunkler Färbung. Ich konnte mir nie volle Gewissheit über diese Frage schaffen, und will daher die Aufmerksamkeit der nächsten nach Spanien reisenden Ornithologen auf dieses Thema lenken. Doctor R. Brehm in Madrid hat im Jahre 1860 den Prinzenadler Aquila Adalberti oder Aquila leucolena entdeckt und folgende Kennzeichen aufgestellt : 1. Eine weitere Ausdehnung der weissen Färbung in der Schultergegend, als wie beim Kaiseradler, so zwar, dass die breite weisse Binde sich längs des Ran- des des Ober- und Unterarmes, einschliesslich des Flügelbuges erstreckt. Das im Ganzen dunklere Gesammtgefieder. In der Jugend dagegen das minder deutlich Sestreifte Gefieder der Untertheile. Ausser diesem, durch diese Merkmale gekennzeichneten Adler, den wir kurzweg den Prinzenadler nennen wollen, soll es in Spanien auch noch den eigentlichen Aquila imperialis geben. Ich selbst habe in Sammlungen Adler gesehen, die ich ohne jedes Bedenken als Kaiseradler bezeichnet hätte, welche auch thatsächlich von unserem heimischen Kaiseradler nicht im geringsten unterschieden waren. In jedem Fall muss der echte Aquila imperialis in Spanien sehr selten sein, da ich auf meinen vielen 119 Expeditionen im Inneren des Landes niemals einen ge- sehen habe. Was den sogenannten Prinzenadler betrifft, bin ich von der Unumstösslichkeit dieser Species nicht ganz durchdrungen. Jeder, der sich viel mit dem Studium der Raubvögel, insbesonders mit dem der Adler be- schäftiget hat, weiss, dass diese Gruppe der Vögel nach liına rd Tea das Gefieder ändert, und dass man bei jeder Species von vielen Typen reden kann, ich will nur an Aquila fulva oder an Buteo vul- garis erinnern, und dass wieder innerhalb der Typen Salbe: die zelnen Individuen an Gefieder und auch an der Grösse merkliche Unterschiede zeigen, man da- her in der Aufstellung’ neuer Arten bei dem Raubvögeln noch mehr als wie Der allen anderen Gruppen ler Vogelwelt sehr vorsichtig sein muss. Der dunkle Aquila Adalberti ist nach meiner An- sicht, ein um eine kleine Schattirung dunkler gefärb- ter, mit etwas grösserem Schulterfleck versehener Aquila imperialis, ein und derselbe Vogel wie unser Kaiseradler in Slavonien oder Süd-Russland. Es ist eine Farben- Varietät; ein schön gefärbtes Exemplar; nicht einmal der spanische, also südwest-europäische Ty- pus dieses Vogels, denn es gibt ja in diesen Ländern auch gerade so gefärbte Keresaler wie bei uns. Der Unterschied ist nach meinen Beobachtungen nicht so gross, als wie zwischen dem eigentlichen Stein- adler- und dem sogenannten Goldhdler -Typus. Jetzt muss ich noch auf den hellgelb gefärbten Adler zu sprechen kommen, von dem behauptet wird, dass es der junge Vogel sei. Ich habe in Spanien nur solche lichtgefärbte Exemplare gesehen, auch keine im Ueber- gangskleid, alle gleich hell: in Afrika desgleichen; es ist ein Er nallönden Zufall, dass ich, falls es der j junge Vogel sein soll, niemals an Aerelben Oertlichkeit ein altes Exemplar angetroffen habe; immer junge Vögel und merkw ürdiger Weise ın Spanien wie auch in Afrika stets ganz gleich alte Vögel: denn als Jugend- kleid müssen sie alle, da sie dieselbe Schattirung des Gefieders hatten, im selben Jahre das Licht der "Welt erblickt haben. Es ist diess unstreitig ein auffallender Zufall. Falls es in Spanien ausser den schon bekannten Adlern noch eine neuentdeckte oder zu entdeekende Art gibt, so ist es nach meiner Ansicht kein dunkel-, sondern ein ganz hellgefärbter Vogel. Es ist möglich, dass es einen Aquila Adalberti, oder wie immer man ihn eben nennen will, denn am Namen liest ja nichts, in Spanien gibt, doch das ist nicht der bis jetzt dafür gehaltene dunkle Vogel, sondern eventuell der hell- braun gefärbte Adler, den man bis jetzt nur für einen jungen Vogel erklärte. Es kann immerhin eine neue noch nicht bezeichnete afrikanische Gattung ihr Verbreitungsgebiet bis nach Mittel-Spanien erstrecken, wo ja doch in allen Gruppen der Thierwelt dieses Pand mit dem benachbarten Welt- theil schon so viele übereinstimmende Merkmale be- sitzt, doch bis diess nicht festgesetzt ist, halte ich den dunkelgefärbten Aquila Adalberti für eine Farbenvarietät unseres Aquila imperialis, und den hellgefärbten für das Jugendkleid desselben. Zum Vergleiche will ich noch die Maasse des von mir bei Madrid erlesten Adlers und von sieben slavo- nischen Kaiseradlern an dieser Stelle erwähnen. 120 I Aquila Imperialis (Adalberti) aus dem Pardo bei Madrid. | = annlanig Geschlecht 5 2 | » 5 e a ae e 2. |. | | | | | | ) 790 | 1940 | 575 | 330 | 100 | 6 7 Aquila Imperialis aus Slavonien. | | Ö 805 | 1960 | 620 | 3122| 92\| 70 | 9) 860 | 2130 | 580 | 320 | 85 so ROT 7 Aquila Imperialis aus Slavonien. Fnsswurzel (de) oa 325 315 315 290 Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky- (Fortsetzung.) Durch den Bau von Eisenbahnen hat manche Gegend eine. Veränderung erlitten, welche nicht ohne Einfluss auf die Vogelwelt geblieben ist. Ich erwähne nur der sogenannten Eisenbalinfiguren oder Scarpen, nämlich jener Erdaushebungen, welche sich längs man- cher Bahnstrecke hinziehen und bald teichartige Ge- wässer, bald sumpfige Niederungen bilden. Diese Oertlichkeiten, mit allerlei Wasserpflanzen dieht besetzt und von schützendem Strauchwerk um- geben, begünstigen ein reiches Thierleben und ersetzen namentlich einzelnen Arten unserer Vögel die gewünsch- ten Heimstätten, die ihnen durch das Auflassen der Teiche, Reguliren verschiedener Gräben und Trocken- legen der Brüche, immer mehr und mehr, so zu sagen unter den Füssen entzogen werden. Auch im der Nähe meines Geburtsortes Moravi- &an entstanden in Folge des Baues der nach Böhmen führenden Eisenbahn zu beiden Seiten derselben solche sumpfige Gewässer, dort „Searpen“ genannt, denen ich nicht allein genauere Bekanntschaft mit zahlreichen Vo- gelarten, sondern auch manchen interessanten Beitrag für meine Sammlung zu verdanken habe. Die Moravi- &aner Scarpen habe ich nach Möglichkeit oft und re- gelmässig besucht; sie sind jahrelang mein liebstes Beob- achtungsgebiet gewesen. Als ich nun am 26. December 1570 nach längerer Abwesenheit meine lieben Scarpen wieder aufsuchte und mit forschendem Blicke musterte, bemerkte ich an einer kleinen, weiter vom Rande gelegenen schnee- und eisfreien Stelle zwei unscheinbare Vögel, welche nach Art der Bachstelzen umherliefen und in dem be- grünten morastigen Boden nach Nahrung suchten. Hoch erfreut über die gemachte Wahrnehmung, schritt ich mit allem Eifer zur Verfolgung der ungewöhnlichen Sumpfansiedler, in der Hoffnung, etwas Neues für meine Sammlung zu gewinnen. Die Vögel zeigten sich aber scheu und liessen mich nicht so nahe ankommen, als es für meine Vogel- flinte wünschenswerth gewesen wäre. Sie erhoben sich schon von Weitem und flogen stets der nächsten offe- nen Stelle zu, wo sie wieder einfielen. Nach einigen Versuchen kam ich doch zum Schusse und es gelang mir, den einen Vogel zu er- beuten. Ich konnte mit der gemachten Beute zufrieden sein, denn sie bestand in einem ausgewachsenen Männ- chen des Wasserpiepers (Anthus aquaticus), eines Vogels, welchen ich bis zu jener Zeit noch niemals beobachtet hatte und über dessen Vorkommen in Mähren, so viel mir bekannt, äusserst spärlich berichtet worden 1st. Die beiden in Rede stehenden Vögel bildeten offenbar ein Pärchen jener wenigen Wasserpieper, welche zur Winterszeit ihr eigentliches Wohngebiet, das hohe Gebirge verlassen und anstatt nach Süden zu wandern, in die Ebene herabkommen, um in der Heimat den Winter zu überstehen. Höchstwahrschein- lich waren es Vögel, welehe den Sommer und Herbst in Mähren zugebracht hatten, und zwar in dem von Moravicany nur wenige Meilen nördlich gelegenen Hauptstocke der Sudeten, da wo der Altvater, 1490 Meter ü. d. M., und andere der höchsten heimat- lichen Berge ihre Häupter stolz erheben, Diese Vermuthung, sowie meine Behauptung, dass der Wasserpieper in den nordwestlichen Bergen Mäh- vens regelmässig zu finden sein müsse, glaube ich nicht bloss mit Rücksicht auf sein häufiges Vorkommen im Riesengebirge, im benachbarten Lande Böhmen (nach Palliardi), sondern insbesondere aus dem Grunde aussprechen zu dürfen, weil ich seit einigen Jahren die persönliche Ueberzeugung gewonnen habe, dass genann- ter Vogelinden hohen Lagen unserer Karpathenausläufer brütend anzutreffen ist. Als den mir in dieser Gegend bekanntesten Auf- enthaltsort des Wasserpiepers führe ich den 914 Meter hohen Berg Javornik an, etwa 2 Meilen südöstlich von Neutitschein entfernt. Verlässlichen Aufzeich- nungen des Försters Klodner in Wernsdorf zu- folge erscheint alljährlich im halben April ein Pärchen Wasserpieper auf der freien, mit Gras, Moos, Heidel- beerstauden und anderen Gebirgspflanzen bewachsenen Kuppe des Berges. Ende Juni und Anfangs Juli ziehen sich die Alten mit ihren unterdessen flügge ge- wordenen Jungen in die tiefer gelegenen, mit den ver- schiedensten kraut- und strauchartigen Gewächsen be- stockten Schlagflächen, wo sie reichliche Nahrung und mehr Schutz gegen Raubvögel finden. In den letzten Tagen des August, unter günstigen Witterungsverhältnissen auch noch später, verlässt der seltene Bewohner erst gänzlich das heimische Gebirge. Den eigentlichen Anziehungspunkt für den Was- serpieper bildet auf dem Javomik unstreitig der oben bestehende, aber wenig benützte Plattensteinbruch, welcher für ihn als ein sicherer und ungestörter Brut- platz wie geschaffen zu sein scheint. Ich habe daselbst während meiner oftmalisen Besuche nur einmal einen Arbeiter, einen bejahrten Mann aus einem slavischen Dorfe unten im Thale angetroffen. Wie ich aus dem mit ihm eingeleiteten Gespräche erkannt habe, war er einer der wenigen Auserwählten, die den Wasserpieper in Mähren aus eigener Anschauung in der Natur ken- nen. Er nannte den Vogel „hafernik.“ Diese urwüchsige Benennung hat insoferne etwas für sich, als sie ein lebendes Wesen bezeichnen könnte, das inmitten von Heidelbeeren (in der Region der Heidelbeere) lebt; denn das Wort „hafery* (kurz gesprochen), wird in jener Gegend vom Volke zur Be- zeichnung der Heidelbeere (Vacceinium Myrtillus) allge- mein gebraucht. Also diesen unsern „hafernik“ beobachtete ich zur Frühjahrszeit mehrere Jahre nacheinander, selbst- verständlich allemal höchstens nur 12-2 Stunden, da es mir doch unmöglich gewesen wäre, auf dem ent- fernten hohen Berge tagelang zu verweilen. Wenn es mir auch nicht geglückt ist, in dieser verhältnissmässig kurzen Zeit das Nest des Wasserpiepers aufzufinden, so kann ich doch mit voller Bestimmtheit behaupten, dass er am Javornik nistet, und zwar desshalb, weil ich wiederholt Augenzeuge gewesen bin, wie Männchen und Weibchen Atzung im Schnabel tragend und ängst- lich piepend, den Steinbruch umflogen oder auf den nahen verkümmerten Tannenbäumchen sitzend, warte- ten, bis ich mich entfernt hatte. Wem sonst hätten die Alten das Futter zugetra- gen, wenn nicht ihren eigenen Jungen ? Im Uebrisen benahmen sich die Wasserpieper sehr vorsichtig und suchten, wenn sie autgescheucht wurden, fast immer wieder einen Baum, Strauch oder Baumstock zu erreichen; im Steinbruche flogen sie allerdings von Stein zu Stein. Ich besitze vom Berge Javornik ein Pärchen des Anthus aquaticus in meiner Sammlung. Das Weibchen, welches am 7. Juni 1577 erlegt worden ist, war nach Messungen im frischen Zustande 16.7 Cm. lang; seine Flugweite betrug 26.0 Cm., der Schwanz 6.8 Um.; der Schnabel mass 2 Cm., der Lauf 2.3 Cm., die Länge der Hinterzehe 1 Cm. und die Länge des Spormes 1.2 Cm. Das ein Jahr später, nämlich am 23. Mai 1875, erbeutete Männchen ist merklich grösser als das Weibchen und unterscheidet sich inder Farbe des Gehie- ders kaum von diesem. Füsse und Selnabel sind je- doch beim 5 schwarz, beim £ braun. Was das bei Moravicany erlegte Männchen an- belangt, so stimmt es in der Grösse mit seinem öst- liehen Bruder vollkommen überein. Die Grundfarbe seiner Oberseite dagegen ist ein ausgesprochenes Oliven- grün, während bei- beiden alten Sommervögeln der 12] grauliche Ton entschieden vorherrscht. Füsse und Schnabel sind braun. Alle drei von mir präparirten Wasserpieper waren sehr gut genährt, obzwar nicht fett. Der volle Magen des Weibchens enthielt Käferüberreste*) und kleine Steinstückchen. Ueber den Gesang des „hafernik* kann ich leider nichts berichten. Meine und die Gegenwart meiner Begleiter machte die an Einsamkeit und Ruhe gewöhnten Vögel so scheu, dass sie nur den gewöhn- lichen Angstruf, gleich dem des bekannten Baum- piepers, jedoch bedeutend kräftiger hören liessen. Eine andere Art der Pieperfamilie, der Wiesen- pieper (Anthus pratensis), macht sich zeitlich im Früh- jahre auf überschwemmten Wiesen bemerkbar und be- sucht im Herbste in grösseren Gesellschaften Klee-, Rüben-, Kraut-, Raps- und andere grüne Felder, selbst im Gebirge. Er wird im Allgemeinen übersehen, ob- wohl ihn sein heiseres „Uist, uist!“ mit dem er, aufgejagt, den Boden verlässt, ganz genau kenn- zeichnet. Der Baumpieper (Anthus arboreus) gehört bei uns unter die häufigsten und unermüdetsten Sänger. Sein angenehmes, helles Lied erfreut den Beobachter vom Ende des März bis spät im Juli, zu jeder Tages- zeit, selbst in der Dämmerung, in der Ebene sowohl, als auch im hohen Gebirge. Von den Stelzen (Motacillae) führe ich die weisse Bachstelze (Motacilla alba), als einen unserer gemein- sten Vögel, an erster Stelle an. Ihr schmuckes Aus- sehen, das zierliche, lebhafte, gegen den Menschen zutrauliche Wesen, so wie ihre allgemein anerkannte Nützlichkeit im Naturhaushalte, haben sie zum beson- deren Lieblinge des Volkes gemacht. Ich würde es bei uns Niemandem rathen, eine Bachstelze in Gegen- wart von Landleuten zu verfolgen oder gar zu tödten; die Anerkennung, welche ihm dafür zu Theil werden könnte, dürfte zwar unter die wohlverdienten , aber kaum unter die sogenannten schmeichelhaften Anerken- nungen gerechnet werden. Das Vorkommen der ungleich schöner betieder- ten Schaf- oder gelben Bachsteize (Motacilla flava) beschränkt sich auf wasserreiche, sumpfige Gegenden. In meiner Heimat wurde mir recht häufig der herrliche Anblick zu Theil, grössere Gesellschaften dieser be- weglichen goldgelben Vögelchen im Hochzeitskleide auf dem saftig grünen Wiesenteppiche beobachten zu können. Dies war regelmässig Anfangs April der Fall, in welcher Zeit ganze Züge der Schafstelze, die von den Fluten der nahen Flüsse überschwemmten Triften bevölkerten. Im September trieb sich’ Jung und Alt unter den weidenden Rindern herum. Einzelne der eifrisen In- sectenvertilger liefen ganz nahe an den Köpfen der | grasenden Kühe unbehelligt herum und schienen den Augenblick förmlich abzuwarten, um den unbeholfenen Thieren die anstürmenden Fliegen und andere Quäl- geister so zu sagen aus dem Gesichte wegzuschnappen. In der wasserarmen Umgebung von N eutitschein sah ich Wiesenstelzen nur einmal, und zwar im Herbste, auf einem Brachfelde unter weidenden Schafen. Die gebirgigen Gegenden unseres Vaterlandes beherbergen noch ein Mitglied der immer munteren x =) Nach Untersuchungen des in entomologischen Kreisen vortheilhaft beliannten Herın Th. Kittner, derzeit k.k. Landes- geriehtsrathes in Brünn, — waren es Partikelchen von Corym- bytes Heyeri. 122 - Stelzen, die sogenannte Gebirgsbachstelze (Motacilla sulfurea). Sie ist zwar nirgends häufig, aber in ein- zelnen Pärchen, von denen jedes sein gewähltes Gebiet innehält, — fast an jedem Grebirgsbache zu finden. Sie meidet auch nicht die Nähe des Menschen, sondern siedelt sich m den höher gelegenen Ortschaften recht falls nur ein kleiner gerne unweit der Häuser an, Bach vorbeirieselt. Manches Paar überwintert bei uns und kommt dann in’s Flachland, um an nicht zu- sefrorenen Gewässern und bei strenger Kälte auf Haushöfen und Düngerstätten die nöthige Nahrung zu suchen. Der Wasserschwätzer (Cinclus aquaticus). Dieser bewunderungswürdige Wasserkünstler und doch Land- und Singvogel, — der „schwarze Fischer“ unserer biederen Walachen der RoznauerundFrankstädter Gegend, — sucht zu seinem Wohnsitze die reissendsten | Stellen der Gebirgswässer auf. Da, wo man die Ge- birgsbachstelze bemerkt, kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit auch den Wasserstaar suchen, denn er pflest häufig ihr friedfertiger Nachbar zu sein. Als echter Standvogel verlässt der schwarze Fischer seine festen Plätze nur in den strengsten Wintertagen, wenn ihm Schnee und Frost die Erwer- bung seiner Nahrung im Gebirge unmöglich gemacht haben. In solch’ trauriger Zeit steigt der bedrängte Vogel in die Ebene herab und hält sich an eisfreien Stellen mancher Flüsse so lange auf, bis ein Um- schwung des Wetters eingetreten ist. Derartige Flücht- linge traf ich mehrere Male zu Weilmachten an offenen, schnellfliessenden Plätzen der March und Trebovka an, wohin sie ausser Zweifel aus den Sudeten ange- kommen sind. Den Bewohnern der schwätzer ganz neue Vögel. Ebene waren die Wasser- Die europäischen Drosselarten (Turdidae) finden | in Mähren zahlreiche Vertreter. Da ist zunächst die Schwarzdrossel oder Amsel (Turdus merula) zu nennen, welche als Standvogel über das ganze Land verbreitet und wegen ihres voll- tönenden, pfeifenden Gesanges sehr beliebt ist. Mir ist ein Fall bekannt, wo eine im Nachpfeifen von Liedern abgerichtete und aus der Gefangenschaft ent- flohene Amsel im nahen Gebirgswalde, zur Ueber- raschung der Zuhörer, das „Mailüfterl* so genau vortrug wie ehedem im Käfige. Nicht minder häufiz als die Amsel kommt auch die allgemein bekannte Singdrossel (Turdus musicus) vor. Ihr prachtvolles Lied wiederhallt im Frühlinge aus zahlreichen Kelhlen fast in jedem Walde und bietet dem lauschenden Naturfreunde einen der höch- sten Genüsse. In gebirgigen Nadelwaldungen lebt die grösste der Drosseln, der Schnarrer oder die Misteldrossel (Turdus viscivorus) zwar in weit geringerer Menge, als ihre vorgenannten Verwandten, aber als Brutvogel. Im Flachlande erscheint sie erst im Herbste. Die Wachholderdrossel (Turdus pilaris) kommt in meinem Beobachtungsbezirke in einzelnen Paaren regelmässig als Brutvogel vor. Aus eigener Wahr- nehmung kann ich den öfter genannten „hohen Wald* und ein zweites der Herrschaft Kunewald bei Neu- titschein gehöriges Feldgehölz, nahe an der Oder, als Niststätten des Krammetsvogels bezeichnen. Meine Sammlung enthält das Präparat einer Wach- holderdrossel mit weissem, auf der rechten Seite sehr spärlich braungeflecktem Kopfe, graulichem Genicke und weissem Vorder- und Hinterhalse. Einzelne Schul- terfedern beiderseits zeigen weisse Endspitzen; zwei mittlere Deckfedern des linken Flügels, so wie eine grosse Deckfeder und die erste Schwungfeder des rechten Flügels sind rein weiss. Im Uebrigen ist das Gefieder normal gefärbt. Diese Varietät stammt aus der Roznauer Gegend, aus dem Gebiete der Karpathenausläufer, allwo alljähr- lich im Monate November zahlreiche Krammetsvögel aus dem hohem Norden ankommen und längeren Auf- enthalt nehmen Gewöhnlich schliesst sich ihrem Zuge auch die zarte Weindrossel (Turdus iliacus), an, die aber bei uns im Verhältnisse minder zahlreich an- getroffen wird, als die oben genannten. Die seltenste und daher am wenigsten bekannte Drossel in unserem Lande ist die Ringamsel (Turdus torquatus). Brütend kommt sie nur im Hochgebirge, u. z. äusserst selten vor. In den Mittellagen des oben angeführteu Berges Javornik nisten alljährlich einige Paare. Da die Ringdrossel selbst auf ihren Wanderungen in der Regel hoch im Gebirge verbleibt und nur von Berg zu Berg fliegt, so ist sieim flachen Lande, auch während der Zugzeit, blos ausnahmsweise anzutreffen. (Schluss folgt.) — KR — Ornis und Jagd zwischen Unna und Drina. Frühjahrs-Reisebericht 1879. Von E. Hodek. Vorgetragen in der Vereinsversammlung vom 10. October 1879. Als ich mich am 18. Mai abplagte, gelegentlich eines scharfen Nordwesters „alle Segel auf“ die Unna stromaufwärts zu foreiren, was mir an ihrem unteren ‘ nach 1!/,stündiger wilder Fahrt bei einem Eichengehölze Laufe bis oberhalb Uziea so passabel gelang, bei der ersten grossen Serpentine einen Kilometer höher, aber jämmerlich dadurch scheiterte, dass ich mich plötzlich mit der „Vienna“ über solidem Feldterrain des Brezovo polje befand, da nahm ich, 1:5 Meter Wasser unter dem Kiele, vor dem Winde herfegend, auf gut Glück den Cours querfeldein gegen das ehemalige Medjedjia und legte in ‚einer durch Vorberge gebildeten Bucht an, um, so lange es der Wasserstand erlaubt, mir ein- mal das Gebirge von da aus zu besehen. Ich war nieht wenig erstaunt, auf diesem für eine Reihercolonie wirklichen Jammerterraine eine kleine Gesellschaft grauer Reiher zu treffen, welche sich eben anzusiedeln begann. Verkrüppelter Eichenwaldrand, den noch dazu ein früherer Fahrweg, (die einzige Communication zwischen Dubica und dem einstigen DragSeni&) durch- schneidet, diesen wählten, d. h. acceptivten diese armen, vom Brütetriebe hart gedrängten Vögel und 6 Paare davon hatten ihre Nester fast vollendet. Ein Paar hatte ein Ei gelegt, die andern 10-12 Paare trugen erst Bauholz bei. In der überschvemmten Ebene war keines zu holen, da war es fast komisch anzusehen, wie die besteltzen Langhälse ab und zu sich in’s Gebirge auf nahe Strecken verflogen und aus dem Walde mit Nest- material heimkehrten. Am 18. Mai beginnender Nestbau bei Ardea einerea! Man dürfte in Scandinavien sein! Um diese Zeit traf ich in manchen Jahren schon Junge stehend am Nestrande. Der Standplatz für unsere Barke war hier ein, gegen den aus Norden immer heftiger einsetzenden Sturm F geschützter, der binnen 3 Stunden unveränderte, ja beinahe höher gewordene Wasserstand ersparte uns die Besorgniss eines Schicksales ähnlich jenem der Arche am Ararat und so blieben wir denn richtig, täglich öfter den Wasserstand lobend, 3 Tage hier am Lager und machten Ausflüge durch die ganze Prozena planina bis zum Ursprunge der Rakovica. Wenn man sich nun zu Gemüthe führt, dass Alles von Thieren was Leben trug, wenn es notabene die Ueberfulr nicht versäumte, vor der Inundation aus einem sehr beträchtlichen Theile des Vorlandes aus der ganzen Save-Ebene flüchten musste, dass Vierfüssler wie Vögel deren Geburtsboden nicht apodietisch Sumpfboden sein muss, freien Abzug dorthin und Unterkommen finden konnten, auf dem wohl arg gestückelten, aber auch überall mit Unterholz gut bewucherten Waldboden auch fanden, so muss man billig staunen, wenn man das Resultat einer dreitägigen, von fünf Männern in stets zwei divergivenden Richtungen unternommenen Streifung | betrachtet, wobei die Aufmerksamkeit auf alles Athmende weder bei Tag noch bei Nacht ausser Acht gelassen wurde. Noch weniger begreiflich aber wird die Erschei- nung dieser Wildarmuth, wenn man erwägt, dass die wohl nicht gerade dünn gesäete stabile, und die von der Flucht her noch nomadisirende Bevölkerung aus Indolenz sowohl, namentlich aber aus absolutem Wasser- mangel seit mehreren Jahren hier nichts zur Verminderung der Waldthiere beitragen konnte. Es gibt wohl, wie immer und überall und wie von ‚Jedermann vermuthet, in Waldgebirge der verborgen gehaltenen Waffen etliche, allein die werden, grössten- theils wenigstens, wahrscheinlich total verrosten; weder Türke noch Christ traut sich damit hervor, namentlich nieht so lange der traditionelle Respect noch anhält, (den er vor den unfehlbaren Sentenz-Ausfülrungen seiner einstigen Behörde noch hegt. Ist die Ueberzeugung von 123 der in solchen Fällen humaneren Auffassungs- nnd Straf- weise unserer, seiner jetzigen Richter bei ihm zum Durch- bruche gelangt, dann wird er sie auch, gedrängt von Rache, Habsucht oder Anhängiekeit an die Waffe, seinen ehemaligen Stolz und seine Freude auch zeitweise eher hervorsuchen zum geringen Vortheile der öffent- lichen Ruhe und Sicherheit. Gegenwärtig unterbricht weder bei Tage noch bei Nacht auch nur ein Sehuss die oetroirte Ruhe und tritt diess Ereigniss ja irgend ein, so ist es österreichisches Feinkorn, das da donnert und raucht. Das zahlreichste Wild, das man in den Vorbergen findet, sind jetzt eigenthümlicherweise Stockenten, die, mitunter ziemlich hoch hinauf, dorthm zum Brüten retirirten, ihre Nester oben tanden wir in der Regel geplündert, die Eier fortgeholt meistens durch hungerige Menschen, die auch recht geschickt das Weibehen am Neste zu überraschen und mit Händen zu fangen ver- stehen. Ausserdem bestand das gesammte Wild, das wir während des dreitägigen Aufenthaltes in diesem Gebirgs- reviere, wie eben beschrieben, aufstiessen, ausser emem Baummarder, zwei Füchsen und einigen herumlungernden Hunden, welche dort als Omnivoren sich mit Frass und Fang alles Erdenklichen fortbringen, meistens aber Mäuse vertilgen, m einem, sage: Einem Hasen, einem Paare äusserst flüchtiger Rebhühner und einem ‚gelten Hahne derselben Species. Nachtigallen schmettern so ziemlich an allen Wald- rändern, in allen Hecken und an allen Bachufern, an die das Sonnenlicht reicht. Andere Singvögel gibt es auffallend wenige. Etwas Meisen, die Kohl-, Hunds-und Blaumeise tummelten sich durehziehend in dem Geäste krüppelhafter Eichen, Rüstern, Weiss-und Rothbuchen- stämme, hie und da ein Goldhähnehen. Alles Waldholz trägt, vom Zahne des Viehes in seiner Jugend arg ver- stümmelt, den Character des Busches eher, als es nach unseren Begriffen einem Walde gleicht. Geschlossene Bestände gibt es sehr wenige, da bisher Jeder nahm, hieb und forttrug, was ihm zum Hausbedarf und Baue, für Zaungeflecht und Pflöcke tauglich schien und nahe lag. Etliche Buntspechte (kein dreizehiger) wenige Blau- racken sieht man, hie und da den Eichelhäher. . Von Hasel- oder Birkwild keine Spur. Von Raubvögeln trafen wir vor Allem keinen Adler welcher Art immer; ein Wespenbussard, dessen Horst wir nicht fanden, ein Blaufuss, hoch in den Lüften überstreichend, 4 bis 6 Thurmtalken, das war eben auch Alles; kein Habicht, kein Sperber, kein Bauntalk, keine Eulen. Selbst den schwarzbraunen Milan, am Flusse so dicht gesäet, gibt es hier nicht. — (Schluss folgt.) Vereinsangelegenheiten, Monatsversammlung vom I4. November 1879. Die Sitzung wurde durch einen Vortrag des Herın Vereins- präsidenten v. Pelzeln: Ueber die Abstammung der Hausthiere, insbesondere des Geflüsels, eingeleitet. Hierauf wies der Sekretär Dr. v. Enderes die dem Vereine gehörigen ausgestopften Vögel, worunter sich mehrere sehr wertlivolle Stücke befinden, vor, indem er jedes einzelne Exemplar mit kurzen Worten erläuterte. Zum Schluss bereitete Herr Hodek der Versammlung die äusserst angenehme Ueberraschung, eine sehr schöne Collection von Eiern, meist. von Raub- und Sumpfvögeln, mit | mit lebhaftem Interesse welcher er den Verein beschenkte, vorzuzeigen und zu erklären. Alle Vorträge und Demonstrationen wurden entgegengenommen, und ent- spann sich am Sehlusse der Sitzung eine animirte Be- sprechung und Erörterung des Gehörten und Gesehenen. In der nächsten Nummer kommen wir auf diese Ver- sammlung noch einmal zurück, da ein etwas eingehen- derer Bericht diessmal wegen Mangels an Raum nicht Aufnahme finden konnte. Die nächste Monatsversammlung findet am Frei- tag den 12. d.M. um 6 Uhr Abends im grünen Saale 124 der kaiserl. Akademie der Wissenschaften statt. Tages- ordnung: Vortrag des Herrn Directors Newald über die Falkenjagd, insbesondere in Niederösterreich. Neu beigetretenes Mitglied: Herr Joh. v. Csatö, Vi icegespan des Unterweissenburger Comitates, zu Nagy- Enyed in Siebenbürgen. nächsten Nummer berichten; derselben wird auch Titel, Inhalt und Sachregister des mit vorliegender Nom abgelaufenen 111. "Jahrganges unseres Blattes beige- geben werden. Die Jahresbeiträge pro 1879, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche dies noch nicht gethan, gefälligst recht bald an Ueber einige eingelaufene Geschenke für die den Gassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- Sammlung des Vereines werden wir ebenfalls in der | gasse 6 B, einsenden. Z —HICHE a Literarisches. Forstzoologie von Dr. Bernard Altum, Professor der Zoologie an der königl. Forstakademie zu Nenleä Eberswalde. 3 Bde. Berlin, Julius Springer. I. Säuge- thiere, zweite Aufl. 1376, XII und 409, 120 Holzsehn., 6 lithoer. Tafeln, (12 Mark). Il. Vögel, 1873, VIII Eu 647, 36 Holzschn. (13 Mark). IN. Insecten, . Abth. 1874, VIIl und 555, 33 Holzsehn.; 2. Abth 1815 ‚VI und 364, 35 Holzschn. (16 Mark). — w enngleich das Werk, w ne wir zu besprechen im Begriffe sind, kein ganz neu erschienenes ist, so ist es doch in seiner besonderen Art noch immer das neueste und in seiner Bedeutung unerreicht. Der Stand- punkt, von welchem der Verfasser, wollte er seinen speciellen Zweck erreichen, ausgehen musste, ist ein ganz eigenartiger und besonderer. Er durfte in einer ‘„Forstzoologie“ die Thierwelt nicht bloss vom rein wissenschaftlichen, sondern er musste sie ebensowohl vom praktischen Standpunkte aus, d. h. in ihren Beziehungen zu der ausser ihr stehenden Natur, in ihrem Wirken im Naturhaushalte und speciell im „Forste“, betrachten. In der Vorrede zur ersten Auflage des 1. Bandes characterisirt Altum die Aufgabe einer „Forstzoologie“ als eine doppelte mit folgenden Worten: ‚Sie muss zunächst eine Z oologie sein. Der be etreftende, den Forstmann als solehen interessirende winzige Bruchtheil des gesammten verwandten Thier- ne darf demnach nicht in einzelnen abgerissenen Erscheinungen behandelt, sondern muss als Theil des Ganzen aufgefasst und dargestellt werden. Will er nur in etwas zum richtigen Veranda: der systematischen Stellung, welche seine Thiere in dem reichen viel- gliedrigen Bau des Systems einnehmen, gelangen und sie nicht ohne Einfügung in das grosse Come entgegen- nehmen, so ist eine, wenn Aueh, noeh so kurze Beräh- rung der fremden Fauna unerlässlich. Ein entgegenge- setztes Verfahren würde „Forstthiere“ darstellen Innen, es würde aber keine „Re orstzoologie“ sein. Die Forstzoologie muss aber zweitens die betreffende ange- wandte, die praktische Seite, besonders hervorheben, sie muss eben For st zoologie sein. Diejenigen Thiere, welche zum Forste in Beziehung treten, müssen ein- sehender behandelt, ihre Lebensweise muss eben nach dieser Beziehung vorzugsweise berücksichtigt werden. Jede andere au tchelehr Behandlung liest ausserhalb der Aufgabe.“ So verlockend es nun wäre, das ganze Werk zu besprechen, so dürfen wir uns doch mit Rücksicht auf die besondere Aufgabe dieses Blattes und auf das nächste Interesse seiner Leser, hier nur zunächst mit dem 11. Bande, welcher die Vi ög sel behandelt, befassen. In der Einleitung an demelben sagt der Ver- fasser: „Der vorliegende II. Band der Forstzoologie ist demnach unter ganz kurzer Berücksichtigung der EeXo- tischen Avifauna ein knapp gefasstes Handbuch der Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: __ Druck von J. B. Wallishausser in Wien. _ Vögel Deutschlands mit besonderer Berücksichtigung der sich darbietenden forstliehen Interessen. Alle die- jenigen inländischen Vogelspecies, denen eine forst- wirthschaftliche Bedeutung zukommt, sind eben nach dieser Richtung hin aus sführlicher behandelt. Kommt einer ganzen Gruppe eine solche Wichtigkeit zu, so habe ich letztere, wie bei den Speecliten, Meisen, } Kulen in einem Exkurse behandelt. Diejenigen Arten, welche eine forstliche Bedeutung nicht haben, jedoch dem Forstmanne auf Weg und Steg begegnen, sind gleich- falls nicht zu knapp behandelt. Jedoch solehe Vögel, welche nur selten als Verirrte in unseren Gegenden er- scheinen, sowie die grosse Menge der See- und Strand- vögel, für die sich nur ın den seltensten Fällen Jemand, am allerwenigsten der Forstmann, sehr eingehend inter- essirt, habe ich nur kurz, jedoch so erwähnt, dass Jeder vorkommenden Falles einen. Vogel wird bestim- men können ‚Das Leben dieser hat freilich sehr viel Anzie- hendes. Unvergesslich werden mir die Beobachtungen und Jagden sein, welche ich eine Reihe von Jahren im Herbst auf den Nordseeinseln, zum Theil mit meinem Freunde Ferd. Freih. v. Droste u. A. gemacht. Allein in eine Forstzoologie möchte eine ausführliche Schilde- rung von dem Leben der einzelnen Arten dieser schwer- lich gehören.‘ "In diesem Sinne behandelt denn auch Altum die vorerwähnten Gruppen der Spechte, Meisen und Eulen am ausführlichsten, indem er deren wirthschaftlichen: Werth in eigenen Abschnitten erörtert. Ebenso lässt er dem Kuckuk, dem Staar, und anderen sehr eingehende Behandlung zu Theil werden. Alle die Erwägungen des Nutzens oder Schadens, welchen diese Vogelgruppen oder Arten dem Forstwirthe, Oeconomen und Obst- züchter bringen, sind durch das überaus reiche Beo- bachtungsmateriale auf Grund dessen Altum seine An- schauungen gewonnen hat, im höchsten Grade interessant und lehrreich. Die Nützlichkeit und Wichtiekeit der Spechte mag Altum wohl etwas unterschätzen, wie neuestens bekanntlich einer der Altmeister der Ornitho- logie, E.v. Homeyerin einem besonderen Werkchen nachgewiesen hat. Die übrigen für die Forstwirthschaft bedeutsameren Vögel erfahren dafür eine um so gerechtereWürdigung. Auch der knapp zusammen gefassten Debeisicht des Baues und der Functionen des Vogelkörpers, so- wie der wichtigsten biologischen Momente, welche in dem Abschnitte „Allgemeines“ enthalten ist, müssen wir als einer trefflichen, ja geradezu vorzüglichen Lei- stung, noch insbesondere gedenken. Und so können wir dieses hochwichtige, in seiner Art einzig dastehende Werk Altum’s nicht bloss allen Forstmännern, sondern allen Freunden der Thier- und insbesondere der Vogelwelt nur aut das Wärmste und Dringendste empfehlen. Dr. v. B. Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. 2 ® yore ORy Ir EO Gagen & Blätter für Eogelkande, Eogel-Schutz and -Hilege. S rrErDRN EEE S ER ZITIEREN NT er ErSzrreenNg En DER EEREINE Herausgeber: Der Ornithologische Verein in Wien. Commissions-Verleger: Die k. k Hofbuchbhandlung Faesy & Frick in Wien. I N Druck von J. B. Wallishausser. 4 ’ 2 er MR = > \y ZN n s Ins 2 5 Seite Accentor modularis Ns eh) Acrocephalus arundinaceus . ar, Actitis hypoleueus . DETER EN) Aegithalus biarmieus . Bel) Alauda arborea 36% 9 Alauda arvensis : 929 Alauda brachydactyla . . 29 INlerleir a0 1130, 56, 63, 70, 77 Ampelis garrula © ne 19 Amsel © De 57 Anas Boschas 38, 50, 54 Anser cinereus 88, 54 Anser segetum . 54 Anser albifrons 38, 50 Anser minutus.. 8) Anthus cervinus 19 Anthus trivialis . 19 Anthus eampestris 19 Anthus spinoletta 19 Apternus tridactylus 29 Aquila Chrysaötos 49 Archibuteo lagopus . 2.49 Ardea cinerea . 57, 54 Ardea alba ea Ardea Egretta . 50 Ardea purpurea 54 Ardeola minuta 54 Ascalopax major . 9 Ascalopax gallinago 9 - Athene passerina 49 Auerhuhn 46 Bachstelze, weisse . 9 Barnicia ruficollis . 38 Bartgeier, „Gypaätos barbatus, "Cuv.“ in Siebenbürgen. Beobachtungen über den. 76, 79 Baumlerche 2 9 Baumpieper . 0.0 9 Becassine, grosse 6.0 + 9,153 BO N yet 952436 Berglaubvogel . 19 Binsenr ohrsänger o 6 Birds of Comwall and the Seilly Islands $4 Birkhuhn 46 Bittean sämmtliche Or nithologen Oester- reich-Ungarns AO Blaudrossel LT Blaukehlehen een) Bluthänfing . . . . o- 9 Bombieilla garrula . 34, 50 Bonasia sylvestris 29, 46 Botaurus stellaris 37, 54 Brachvogel, grosser ...,54 Branta rufina 38 Branta Berniela 50 Branta leucopsis . 50 Buchfink 36 Budytes flavus.. ö 9 Bussarde, zahme . ß 63 Bureau, Dr. Louis . 48 Calamodyta turdoides , 6 Calamodyta arundinacea .. 6 Calamodyta phragmitis . 6 Calamodyta aquatica ..... 6 REGISTER. Seite Calamodyta locustella 6 Calamodyta palustris . 6 Calamodyta fluviatilis 6 Calamoherpinae R 5 Calamoherpe palustris 5, Calamoherpe Schoenobaenus® le) Calidris arenaria . 38, 50 Carpodacus erythrinus 28 \ Casarca rutila . 33 Certhia familiaris 50 Charadrius pluvialis 30 Charadrius Curonieus 48 Charadrius Morinellus 3 Charadrius Hiatieula . 30 Charadrius minor 30 Charadrius Cantianus ist 50, Chaulelasma strepera. . . .... 38, 50 Chelidon urbica ee 9 Gicomawalbary sort Ciconia nigra 37, 54 Cinelus aquatieus a) Circus eyaneus na Clangula Glaucion . ; 54, 38, 50 Coecothraustes vulgaris . RLENAG Columba oenas 1 9,..29,,..46 Columba palumbus . BR 2INLAG Colymbusfarctieusenn 3 ne Colymbus glacialis . ol ‘Colymbus septentrionalis 39, 51,155 Corvus Corax 19, 34, 50 Corvus Corone 19, 34 | Corvus frugilegus 20,73 Corvus Cornix 0 oa. A Br CoryuseBrcage 220,50 | Corvus monedula EIER TE ERDE Corythus Enuncleator . . . .29, 46, 50 “ Coturnix communis RE REN | Cotyle RENBIEN DO so oo oa) Giexfpratensisiehsnaeenn Are 8195188 Cuceulus canorus . 8 29 Cyanecula leucocyana 8 Cyanecula suecica 19 Cyanecula Wolfi el: 8 Gygmus musieus,.... maukan.ıe 238, 54 Cygnus melanorhinus . 38 Datfila acuta 38, 50 Dickfuss A Dohle ee Dt Dortschwalbege u N Ost Dorngrasmücke le) Drosselrohrsänger 0 6 Edelfink 36 Eichelheher . 34 Elliot, W. G. 48 Elster SD HORB AL ae: Eimberize miliaria, . 2... 21.19,.29, 36 Emberiza hortulana ,... . ...2..9, 29 Emberiza eitrinella . 29, 36 Emberiza rustica 29 mberiza pusilla 29 Emberiza Schoenielus 29,,..36 Emberiza pyrrbuloides 29 Ente Erdsänger . 5 Eremophila Alpina A Erismatura leucocephala Nieder- 65, Falkenjagd, insbesondere in österreich . Falco peregrinus . Falco communis . eg Fasanen, interessante . .... Feldlerche Feldsperling . . . Fichtenkreuzschnabel . Finsch, Dr. Otto. Reise nach Sibirien im Jahre 1876 . Fischreiher Fitis . o Flachsfink . Fliegenfänger, kleiner” a Fliegenschnäpper, schwarzrückiger 8 Fliegenschnäpper, grauer Flussadler Flussregenpfeifer Flussrohrsänger Flussuferläufer Fregilus Graculus ö Fringilla montifringilla . 8 Fringilla eoelebs . 0.0 fr Brinosllalcannabma ng Fringilla carduelis .... ..". 2. 1.128, Fringilla linaria 3€ Fringilla spinus BREI Erinsrllagichlorise g. 2 euer Fringilla serinus Fulica atra B Fuligula Marila Fuligula eristata . West- as "a7, GAllna ae een re Gallinago major Gallinago scolopaeina 8.0.0 Gallinago Gallinula . ..... 38, Garrulus glandarius 5 Gaitenamm ers ee, Gartengimpel Gartengrasmücke Gartenlaubvogel Gartenröthling . Gartenrothschwanz . . lo Geflügelzüchter und Vogelfreund . 125 Generalversammlung IV. ordentliche 13, 25, 30, Gimpel OD ala Glitzer: BEER TÄNCTEH Glareola pratine ola i 4, Glaucion elangula Glaueion Niskionien Glottis eanescens 3 elol.or ande n Goldamsolen a a9; Goldresenpfeitene ven reed, Grallae Grasmücke ee Grasmücke, schwarzköpfige . . . . 7, Grau am me See 69} Graugans er Grieshüubneleaeraı ee Grus einerea Grünling Haematopus ostralegus Hakengimpel Hallein, Aufzeichnungen überdenHerbst- zug der Vögel (1876) in der Ge- gend von... Hatsbandfiogenfänger Hänfling ö ao Harelda glacialis” 38, Haselhuhn . ö Haushahn als Mörder 2 IHlauszothschwanzi Haussperling B Hawaiische Vogellegende . DENK Heckenbraunelle ae ö A a.tech Herzog]. naturhistorischen "Museums, die Ausstellung des Heuschreckenrohrsänger Heuschreckensänger Himantopus autumnalis . 00 Ehnundosrustiea. re) IEiisundogurbicay ee. Hohltaube . B Homeyer, E. F. von . Hübnerhabicht, ein patriotischer . Humicolinae . . 0 Hydrochelidon nigra e Hydrochelidon fissipes 8 Eiypolaisssalleamaa.ı. ee, bis faleinellus 37, Iconografia dell’ Avifauna- italica B Inserate .12, 32, 56, 64, 74, 77, Jahresrechnung pro 1879. Junx torquilla . Jynx torquilla . Mampf eines Auerhahns mit einem Bussard . Kampfläufer . ER EN SR ALCHTE IKiebitzer N. EN EEG Kiefernkreuzschnabel . : Kirschkernbeisser Kohlrabe Kreuzschnabel, w eissbindiger Lachmöve Lagopus mutus Lämmergeier Lanius rufus PanıusHomeyeri rc nn. Danıussexeubitor.. . ug, amuseminorse 22. EIN Lanius ruficeps SEEN EERITE Manjus&colunoss We: Lanius major Lappentaucher,. Larus argentatus . Larus canus. Larus ridibundus Larus minutus . Larus glaucus . Larus marinus . Larus Sabini Lasurmeise Laubsänger Lestris pomarina . Lestris parasitica Limosa aegocephala Literarisches Loxia pity opsittacus Loxia leucoptera . Loxia bifaseiata Loxia curvirostra Luseinia philomela . Lusciola luseinia. . Busciola,plülomelan. a. van Busciolammubeculare u ve as: Luseciola sueeica . sglisı, Sau, =. is, 70, 29, Luseciola erythaca 5 o Busciolasphoeni cura ers a re 8, Lusciola eyanecula . Luseiola tithys Machetes pugnax 37, Mährens, Beitrag zur "Ormithologie . 5, or 26, 34, 46, Mareca Penelope RE 38 Mauerläufer . Mauersegler . - Melanocorypha Calandra oo Melanocorypha Siberica ...... Mergus Merganser 39, | Mergus Serrator . 39, Mergus albellus 39 Meyer, Dr. ArpB. | Meyer, Dr. A. B. Index 2 zu L. Reichen- bach’s omithologischen Werken . Misteldrossel | Mitglieder des ornithologischen Ver eines in Wien, Verzeichniss der 10, 23, 24,.30, 40, 64, 70, Monatsversammlung 9, 40, 48, 56, 77, Moorschnepfe o 5 IR "Motacilla’Hayarı em £ & Motacilla alba . N N Muscicaparparvarı a. re. 09) Museicapa atricapilla . 9 Museicapa collaris Museicapa grisola . Nachtigall Nachtreiher Natteınadler . Nebelkrähe Nordseetaucher 8.0 Nucifraga Caryocatactes Numenius areuatus Numenius phaeopus Nyctale Tengmalmi . . ....: Nyctea Scandiaca Nyeticorax griseus . Nyroca ferina . . 50 0,.9.0, selch Nyroca leucophthalma 0 °0:.8 @edemia nigra Oedemia fusca e "39, Oedienemus erepitans . ... 9, Oriolus galbula . . . 6 9, 19, Ornis und Jagd zwischen Unna und IDINENS 00 Ornis Austriaco- Hungarica, Arten der, welchein West- Sihmenworkommen! nach Finsch, Karl Waldburg 940 Omis ee in Amerika Allen, Ornis Austriaco- Hungarica ; auss. "Eur: opa Ormithologisches Taschenbuch . Ortygion "eoturnix Ortygometra Porzana Ortygometra pusilla Otididae Otis tarda . Otis Tetrax . Otocorys alpestris Otus vulgaris . 28 Nord- "30, Pallas’scher Würger . . Palmen, Dr. J. A. und c. “ Sundmar, Finska Fogelägg ö . Pandionshaliaetiusu REES. Barusina]onias rn nr er Barusaater une Parus Cyanus . Passer domesticus DSB Basseı, montanusr.2. Kor Er 2e: Bastor zoseus 2er, Brehm und Graf Seite [SiWerwelt DPEHMHHAMSo oo w wo om 50 \ Porzana , Pratincola rubicola . \ Psylloscopi \ Pyırhula serinus | Rebhühner, Pelecanus Onocrotalus . . ..... Pelidna minuta Perdix einerea . Perdix coturnix Perisoreus infaustus Pernis apivorus . . Petition an das k. k. Ackerbauministe- rium in Sachen der Vogelschutz- gesetzgebung : Petrocinela saxatilis 15, Betrocinelazeyaneag sr Phalacrocorax Carbo . . Phalacrocorax pygmaeus Phalaropus hyperboraeus . 2. ach Phalaropus fulicariusı. 2.2. .0.r Bhyllopneuste rufa.. an EEE Phyllopneuste Trochillus Ih, albicans . sibilatrix Phyllopneuste Phyllopneuste Pica caudata Pieus Martius ö Picus leuconotus . Pieus major . Picus minor . Pirol & Platalea leucorodia Plectrophanes nivalis . Plectrophanes Lapponieus . e Pluyialis apriearius »...... S1232.595 Podiceps cristatus . 39, 51, Podiceps eornutus Bodiceps aurıtusa. .. 2... 20200039, Podiceps suberistatus Podiceps nigricollis Podiceps minor maruetta Porzana minuta Pratincola rubetra . 29, 2) 17, Do" Pterocles arenarius . | Pteroeyanea circia . Purpurreiher B Pyrrhocorax Alpinus Pyrrhula major Pyırhula vulgaris ...... @uerquedula Crecca . . . 38, Querquedula eireia. g Babenkrähe 60 Rackelhahn 30, Rallus aquatieus . ö Rallus erex Raubvögel aus Syrien, tiber eine Serie von. ä R Recurvirostra IN ocetta A ertrunkene . Bo Rebhühner, muthige SENISE AT, Rechenschaftsbericht des Ausschusses für das Jahr 1879, vorgelegt in der IV. ordentlichen Generalversamm- lung 7... TERN EUER Regenbrachvogel . NEE Regulus cristatuse nee: BT, Regulus ignicapillus 0.06 0. 8 Rınseltaubes a0. 2. 212.2 Se Rissa tridactyla . . Rohrammer ... . Rohrdommel, grosser 5 Rosenstaar ER RN EINE Rothkehlchense rer 5, Rothschwänzchenarten A Russ, Dr. Carl 5 Rutieilla Phoenieurus. . .. . RuticıllaeRithysurar se: Saatgans 20. 0 we Saatkzähes tee ee 47 Säger. Salicaria locustella . Salicaria palustris Salicaria arundinacea Salicaria phragmitis Saxicola oenanthe Schafstelze . . : Schilf- oder Rohrsänger Schilfrohrsänger Schnabelbildung,, Schneeammer : Seolopax rusticola . Scolopax minor Seidenschwanz . Singschwan . 5 Somateria mollissima u: Spatula elypeata. . Spatz, einsamer Sperbergrasmücke Sprachmeister Sprosser . e Squatarola Helvetica B Staar. . . e Stadtschwalbe 5 Starna perdix Steinadler, vom Blitz "getroffen Steinadler, Goldadler . Steinröthel . Steinschmätzer . '. Steinschmätzer grauer Stengelvogel . Sterna fluviatilis . Sterna Caspia . . Sterna Canciaca . Stieglitz Storch, weisser . Storch, schwarzer Strandläufer . . . Strausse, fossile, in "Asien Strepsilas Interpres . Strix Flammea Sturmmöve 5 Sturnus vulgaris Sumpfhuhn, Dunktirtes Sumpfrohrsänger . . Sumpfschnepfe . Sumpfvögel Surnia Ulula anormale bei Enten "30, 43, Seite Sylviae . 5.0 Sylvia hortensis . Sylvia atricapilla Sylvia einerea . Sylvia curruca . Sylvia nisoria . Sylvia Trochilus . Sylvia locustella . 'B'adorna Vulpanser Tannenheher Tauben . Teichhuhn . Teichrohrsänger Tetrao Urogallus Tetrao Tetrix Tetrao medius . Thurmfalke, grosser Tichodroma muraria . Tinnuneulus alaudarius Totanus canescens . Totanus ochropus Totanus stagnatilis . Totanus fuscus Totanus Calidris . Totanus Glareola Trappen Triel . 5 Tringa Canntus Tringa subareuata . Tringa alpina . Tringa minuta.. . Tringa Temmincki . Turdus pilaris . . Turdus viseivorus Turdus iliacus . Turdus musicus . Turdus dubius . Turdus merula Turdus migratorius Turteltaube . Turtur auritus . Upupa epops Uferschwalbe ———n Wanellus ceristatus . . Vereinsangelegenheiten gm a0,EdT, .9, 20, 30, 39, 48, 56, 70, 77, Verein zur Förderung der Interessen der land- und forstwirthschaftlichen Beamten o Verlobung Sr. kais. und kön. Hoheit des durchl. een Rudolf Vogelschutz . i Vogelzuges, Einladung zur Betheiligung an der Beobachtung des Wachholderdrossel Wachteln auf dem A FO RT: Wachtel ee. a Waldlaubvogel . ED DR Waldschnepfe EA TEN GERD Wanderfalke Wasserhuhn, schwarzes . Wasserläufer, punktirter . Wasserläufer, hellfarbiger . . . . . - iWiassexzallemeaen Se Wasservögel . SEN BONN \o Weidenlaubvogel . West, Weindrossel . Weissschwanz ö Weisssternblaukehlchen Wendehals Wespenbussard Wiedehopf Wiesenralle . Wiesenschmätzer, "braunkehliger . 9 Wiesenschmätzer, schwarzkehliger „ 9, Wilden Tauben, ein starker Zug von. Würger, ovosser . u... 2.209 Würger, schwarzstirniger SEEN TEI Würger, rothköpfiger . ale) Würger, rothrückiger. ......%9 Würger, Pallas’scher . en EB EEE ER N Zeisig Zwei Mütter De: Zwergfliegenfänger . Zwergreiher . Zwergspecht . Zwergtrappe . or Ser} Wan 9 or Oro m „ SORRRADSOPR-AIDWAÄ or a w AIRFODTDO Ha INHALT. Seite Seite EINE g:ls Beitrag zur auunelonie Mährens. Von Josef Talsky. Eine hawaiische Vogel-Legende. Von Dr. Otto Finsch .. 1 y Gens) a NEE Son ee Ornis und Jagd zwischen Unna und Drina. Von E. Hodek. 2a ae SIT a a nn Br Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Fort- Allenlei ee er Varspese NEE setzung.) . Balelnseratensegn Kl Au ee rot Aufzeichnungen ‘über den Zug der Vögel bei Hallein 1879. Von V. Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen .... 3 NTr.7 Vereinsangelegenheiten . . . ED RRTIS NEE: 9 | \ Kar Raubvögeln aus SITE: Von Aw Pelzelm rn 0% 5 210%, Die 'Amsel. Von’ Joser Kolazy m 2 en Allerlei . . . NE ER RE EN ES EBEN ENTE AANLETLEINeT e ET ep daniean ders [af Kerne EEE AEG 3 Literarisches ns Hu an a SE A SER. SR A| Vereinsangelegenheiten WR BEE EN TE WLAN Inserate ER MER N 2 ER A ES NUR Nertoalnseraten rue DI IHR NA RR ONE SEN ng d 16’ (ch Nr. 2. as =b Die IV. ordentliche General- "Versammlung des Vereines .. 13 | Die Falkenjagd, insbesondere in Nieder-Oesterreich. Von Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef nah (Fort- Director Johann Newald... 66 setzung.) . . 14 | Beobachtungen über Auer- und Birkwild in Gefangenschaft. Arten der Ornis Austriaco- -Hungarica, welche in ı West. ‚Sibirien | Mona Johannı Stchnöldersegr er vorkommen. Von August Friedrich Graf Marschall. . 18 | Allerlei .... N a TREO) Vereinsangelegenheitenlon. a eg Vereinsangelegenheiten BE LLTORE ES NDR Sch Se Be EAN Kiterarischesug ae a De ae ee aSe er Vertagung der AV. ordentlichen General-Versammlung . . . 235 Nr ©. Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef a (Fort- setzung.) . . 26 Arten der Ornis Austriaco- -Hungarica, welche in West-Sibirien vorkommen. Von August Friedrich Graf Marschall. (Fortsetzung.) . ENTER NE EEENTEREUN DS Vereinsangelegenheiten DO Hola 10a 0 ao ee BE) IRSELOT EINREISE die AH NEN Be RN 50 Kiterarischesar anzu ER BR A eng (ERBEN alla ee RE I RN Rn) eb. =£> Zur Verlobung Seiner kaiserl. und königl. Hoheit des durch- lauchtigsten Kronprinzen Rudolf . . 33 Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky . (Fort- setzung.) . 34 Arten der Ornis Austriaco- -Hungarica, welche in West-Sibirien vorkommen, Von August Friedrich Graf Marschall. (Schluss) . . NN re RO Vereinsangelegenheiten e Einladung zur Betheiligung an “der Beobachtung des Vogel- zuges. Von Victor Ritter von Tschusi zu Schmid- hiokken er 2. 40 Bitte an die österreichisch- “ungarischen Ornithologen. Von demselben .... or re Re ER NERAO) ax AnpdiegVereinsmitgliede nägrur So ee Ueber den Rackelhahn. Von *. . a Steinadler — Goldadier. Von E. Schauer ek loks PAS, Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Fort- 46 setzung.) . . : oo a oo oo ae Vereinsangelegenheiten Al Re nolos.o,a ano oo ud ara el Literarisches. 2.11.0200, Eat ee re Hamas asus (SH Arten der Ornis Austriaco-Hungarica in Nord-Amerika. Von August Friedrich Grafen Marschall. . a a9 Steinadier — Goldadler. Von E. Schauer. (Schluss.) . es Die Falkenjagd, insbesondere in Nieder-Oesterreich. Von Director Johann Newald. (Schluss.) . .. .....,. 4 Vereinsangelegenheiten . . . ee klkr esse Inserate A en 7 apache) Beobachtungen über den Bartgeier „Gypa&tus barbatus, Cuv.” in Siebenbürgen. Von J. von Csatö... 75 Vorkommen von Arten der Ornis Austriaco- -Hungarica ausser Europa. Von August Friedrich Grafen Marschall... 76 Allerlei: Fossile Strausse in Asien. Uebersetzt von August EhyeduchXGrvaten > Mlan.sichhtalilees 7) Vereinsangelegenheiten . . -.. » 2» 2 22.2... en... 18 [literarisches ae 78 Inserat NR LE NS asp all, | Beobachtungen über den Bartgeier „Gypa&tos barbatus, Cuv.' in Siebenbürgen. Von J. von Csatö. (Schluss) .. ... 79 Der Vogelschutz. Von Josef Kolazy. . .....2.... 8 Vereinsangelegenheiten . ..... . 2... 220.2 n2.2.183 Biterarischesu tn 20-00: 0 ER ee > Eingesendeti 2. 12... 001.:.02, Ra Re ee SA Inseraten. Kan Ne RE ee Mr. 12. Rede des Herrn Hermann Schalow, gehalten im Namen des Ormithologischen Vereines in Wien bei der Naumann- Feier in Cöthen am 6. November 1890 .........8 Der Vogelschutz. Von Josef Kolazy . 86 Arten der Ornis Austriaco-Hungarica, welche ausser Europa vorkommen. Von August Friedrich Grafen Marschall. s9 Ueber Vogelbilder. Von Eduard Riüldiorera ee 90, Vereinsangelegenheiten . . . Be Literarisches. Von V. von Tschusi zu 'Schmidhoffen ae Inserat..." Arte, Sen Te SE Re Er I — IH — . Nr. 1. Släfter für Wogelkunde, Woael-Shu — ZZ BR um Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. : Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- '' au : Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeilc i Jänner :; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern } 1880 0 4.20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C. v. End eres, \ . Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Eine hawaiische Vogellegende. Von Dr. Otto Finsch. — Omis und Jagd zwischen Unna und Drina. Von Ed. Ho dek. sel ) — Beitrag zur Ornithologie Mährens, Von Josef Talsky. (Fortsetzung). — Aufzeichnungen über den Frühjahrs- und Herbstzug der Vögel in der Gegend von Hallein (1879). Von Viet. Ritt. v. Tsehusi zu Schmidhoffen. — Vereinsangelegenheiten. — Ueber eine Serie von Raubvögeln aus Syrien. Von A. von Pelzeln. — Allerlei. — Literarisches. — Inserate. oe ET TINTE EEE DEE EEE SEE SET ER T EN EESEERGSTE TEE ENTE FEIGETSo POUEEGER BSR nee TEE De Eine hawaiische Vogel-Legende. Von Dr. Otto Finsch. Stiller Ocean, den 4 August, an Bord der hawaiischen Bark „Hawaii“, circa 400 Seemeilen südwestlich von Honolulu. Als ich die schöne Plantage Waihe auf der Insel Maui besuchte, wurde ich zuerst durch den Anblick | eingeborner Vogelarten überrascht, denn in Honolulu sieht man nur eingeführte Arten: Mainar, chinesische Turteltauben und — unseren Hausspatz!, der sich auf Cocospalmen etc. sehr gemüthlich eingerichtet hat. Bei Waihe gab es nämlich eine sogenannte Lagune, d.h. ein mit dem Meere in Verband stehendes teichartiges Binnenwasser, zum Theil dieht mit Röhrieht und Pan- danus besäet, und hier erfreuten mich zuerst Wasser- hühner und Rohrhühner! Beide scheinen in Wesen und Betragen ganz mit unseren identisch, sind aber wohl- unterschiedene Arten. (Fulica Alai und Gallinula sand- vicensis.) Ich erlangte mit grosser Mühe beide Arten, sowie die Eier von Fulica, welche ich an der Lagune bei Kahalni selbst ausnahm, und werde später über die Artenunterschiede berichten. Die älteren Eingebornen kennen beide Arten wohl und ihre Benennung „Alai oder Alae“ fir die Fulica, von Peale in die Wissenschaft eingeführt, wird hier ihren Platz noch einnehmen, längst wenn kein Kanaka mehr existirt. Für Gallinula hörte ich den Eingebornennamen ‚‚Ini“ oder das krausschwineige Alai nennen, zueleieh aber auch eine sehr hübsche Tradition, welche von Rev. A. P. Forbes aus dem Hawaiischen übersetzt wurde, und die ich hier wiedergebe. „In Kaupa auf der Insel Maui lebten Maui und Hina mit ihren 4 Söhnen Maui-mua, Maui-hope, Maui- kükii und Maui-okalana, welche Fischer waren. Eines Morgens eben bei Tagesanbruch, weckte Maui-mua seine Brüder zum Fischfange und bald darauf schwammen sie mit ihren Canoes in der Bai. Kauın hatten sie zu fischen angefangen als Maui-okalana am Strande, den sie soeben verlassen hatten, ein Feuer bemerkte. „Sehet, 2 da brennt ein Feuer; wessen kann es sein?“ sagte er zu seinen Brüdern. Und sie antworteten: „in der That ein Feuer: lasst uns zum Strande zurückkehren, da- mit wir unser Essen kochen können; zuvor aber wollen wir einige Fische fangen.“ Als dies gelungen war, begaben sich die Brüder an den Strand und kaum hatte das Boot denselben berührt, so lief Maui-mua in grösster Eile nach der Feuerstelle. Aber die krumm- schwingigen Alai, welchen das Feuer gehörte, machten dasselbe schnell aus, als sie Maui-mua kommen sahen. Als derselbe nach dem Hause seiner Brüder zurück- kehrte, konnte er auf ihre begierigen Fragen nur ant- worten: „Als ich an die Stelle kam, siehe, es war kein Feuer mehr, es war aus. Ich glaubte ein Mensch un- terhalte das Feuer, aber es war nicht so; die Alai machten das Feuer und stahlen Buerens ananas, um sie in demselben zu rösten.“ Die Brüder waren natürlich sehr ärgerlich, als sie dies hörten und beschlossen nicht eher wieder fischen zu gehen, als bis sie das Feuer wiedergesehen. Aber sie warteten verschiedene Tage, ohne Etwas zu sehen und erst als sie wieder ausgingen zu fischen, bemerk- ten sie das Feuer wieder am Strande. Und so ging es weiter! Nur wenn sie auf See waren, kam das Feuer zum Vorschein. Die Sache verhielt sich aber folgendermassen : Die krausschwingigen Alai wussten, dass Maui und Hina vier Söhne besassen, und sobald sie sahen, dass nur drei den Strand verliessen, machten sie kein Feuer an. Maui-mua überlegte daher die Sache und sagte zu seinen Brüdern: „Morgen geht nur ihr —— #008= fischen; ich werde zu Haus’ bleiben! Aber nehmt die grosse Kalabasse , kleidet sie in Tapa und setzt sie an meinen Platz, und dann geht fischen.“ So geschah es! Als die drei Brüder am anderen Morgen fischen gingen, zählten die Alai wie gewöhnlich vier, machten daher schnell ihr Feuer, um Bananen zu rösten. Dieselben waren aber noch nicht völlig gar, als eins der Alai rief: „unser Mahl ist bereit! Sehet! Hina hat einen listigen Sohn“ und in demselben Augen- blicke sprang Maui-mua aus seinem Verstecke hervor, ergriff das Alai und sagte: „Ihr Schelme von Alai, also Ihr seid es, die das Feuer besitzen; nun! ich werde Euch tödten!“ „Thue es nicht,* antwortete das Alai, „denn das Geheimniss, Feuer zu machen, wird mit mir sterben und du erhältst es niemals“. Maui-mua sprach: „Sage mir, wo ist das Feuer?“ Das Alai er- widerte: „In dem Blattstiele der „Ape-“Pflanze‘“. Aber Maui-mua rieb erfolglos den Blattstiel des Ape mit einem Stück Holz und frug auf’s Neue: „Wo ist das Feuer?“ Das Alai sagte jetzt: „In dem Blattstiele des „Kalo“!“ Aber auch dieser Versuch blieb erfolglos. Doch sieht man noch bis heutigen Tages eine lange Grube in den Blattstielen von Ape und Kalo! Als Maui-mua dem Alai ernstlich zusetzte, sagte es wiederum irreführend, ‚in einem grünen Stocke“, bis es endiich gestand, „das Feuer sei in einem trockenen Stockholz“. Und hier fand es Maui-mua endlich thatsächlich, aber “aus Aerger über die Täuschungen des hinterlistigen Alai nahm er es und sagte: „Oh! da ist noch Etwas zum Probiren!“ Und damit rieb er dem Alai die Stirn so stark, bis Blut kam, und davon behielt es das nackte rothe Schild bis auf den heutigen Tag. Ornis und Jagd zwischen Unna und Drina. Frühjahrs-Reisebericht 1879. Von E. Hodek. Vorgetragen in der Vereinsversammlung vom 10. October 1879. (Schluss.) Am 20. Mai, einem windstillen etwas regnerischen Tage, kehrten wir diesem Gebirgzuge den Rücken und fuhren, quer über Land rudernd, meist immer noch 1 bis 2 Meter Wasser unter dem Kiele, der Save und Orahowo zu, wo die Prozora plania bis knapp an die Save tritt und — vis-A-vis von Veliky strug — jene mit Buschwald bedeckten, nördlichen Bergabsprünge bildet, welche anno 1876 im ersten bosnischen Aufstande für die Insurgenten so historisch verhängnissvoll geworden. Dort ebenfalls schmettern Hunderte von Nachtigallen aus lauschig schattigem Weissdorn und Flieder hervor ihre berückenden Liebes-Melodien in die laue Nacht, durchs junge Grün, das Freundes- und Feindesgräbern ent- spriesst. Die übrige Vogelwelt ist hier beinahe gänzlich ohne Belang. Etliche Würger, einige Waldlaubvögel, ein Schwarzplättchenpaar und herumstreichende Blauracken trafen wir an, welche letztere aber in den gegenüber- liegenden hohlen Eichen der slavonischen Ebene nisten, da ihnen solche Bäume hier fehlen. Zwischen der Jablänika, der Verbaska und dem Verbas, bis zum ehemaligen, am Felsen gestandenen türkischen Cordons-Posten Kobass-Kamen*), dem nord- *) Dessen Gestein jetzt von Pionnieren und Italienern zum Brooder Eisenbahnbrückenbaue ausgebrochen wird und wo heute ein ganzes Barakendorf steht. westlichen Vorposten der Melavika-planina, herrscht die- selbe Sündfluth wie östlich der Unna. Dieses Gebirge, das bis zur Ukrina, unweit Türkisch- Brood sich mit geringen Unterbrechungen direet an die Save lehnt, beherbergt etwas regeres Vogelleben. Bei Kobass fanden wir zwischen Berg und Save eine Colonie diversen Reihervolkes, welche 14 Tage zuvor eine ganz erhebliche Ausdehnung besessen und lustiges Leben entwickelt haben soll. Da aber endlich stieg in Slavonisch-Kobass, Novoselo und Dubalac wie überall weit früher schon, das Wasser dem Bauer und Bettler, dem Pfarrer wie dem Kaufmanne, dem Wirth und der Finanzkaserne gleich kalt und vehement zu den Fenstern hinein, und auf grossen Eisen-Pontons brachten Save-Dampfer, elektrisch avisirt, ganze Schaaren blau graufärbiger barmherziger Brüder herbei, die sich mit kıiegerischem Ungestüm auf Alles warfen, was ein Mittel zur Hilfe abgab. So fielen denn auch hier, dem bedrängten Orte vis-A-vis, alle Weiden der Reihercolonie, bis auf einige Büsche zu Faschinen geschnürt, binnen wenigen Stunden dem rettenden, im Namen der Humanität ra- sirenden Faschinenmesser unserer wackeren Pionniere zum Opfer, und von der hoffnungsvollen Ansiedlung, die ihre eigene Existenz als Scherflein zur Bergung von Menschengut und Habe geliefert hatte, fanden wir nur Fragmente mehr. Bei Vlatniea trafen wir auf eine äusserst scheue und rasch ins Waldhügelland flüchtende Kette von 6 Rebhühnern, einer meiner Leute signalisirte bei türkisch Duboclae eine alte Häsin und in Kuro@ko brdo, unweit der Ukrina soll es sogar Rehwild geben; ein Derventer zeigte meinem Sohne 2 Gehörne von ziemlich starken Böcken. Noch einmal, zwischen Ukrina und Bosna tritt die Inundation bis an den Gebirgsfuss, dann aber, jenseits, d. i. östlich der Bosna, erhebt sich das ebene Land, namentlich auf der Linie Sama-Gada$ae ein wenig und nur die notorisch ewig sumpfigen Lagen unweit der Save bis Londcare, Krespi@ und Bröka finden wir unter Wasser ; an der Tinja bei Gorica, dann unterhalb Bjelina eine mittlerweile durch das Sinken des Wassers geschaf- fene, wildreiche Lage. Die Stockente, die Kriekente und die weissäugige (nyroca), Rohr- und Wasserhühner und schliesslich von Reihern den gemeinen Fisch- und den Purpurreiher, den Nachtreiher und die grosse Kormoran- Scharbe (Carbo cormoranus) finden wir da brütend. Alles hat jetzt (26. Juni) Hügge Junge. Gegen andere Jahrefehlt die Zwergscharbe (Carbo pygmaeus), der grüne Ibis (falcinellus) heuer gänzlich und der Schilfsänger (fuviatilis und phragmitis) hat sich nur sehr sporadisch eingestellt, er hat noch nackte Junge. Die Drina nach Serbien überschritt ich heuer nicht und besuchte auch — das erstemal seit einer langen Reihe von Jahren — nicht die Obedskä bara. Mein Urtheil, das ich mir zwischen Unna und Ukrina über die Armuth der bosnischen Ornis an Raubvögeln gebildet, das kann ich auch im Hinblicke auf die letztdurch- streiften Gegenden, jener von Kobass bis zur Drina, nicht mildern. Auch hier vertritt der schwarzbraune Milan in aufdringlichster Weise fast alle seine Familienge- nossen; mit solcher Östentation tritt er auf, dass ich bei Jamina auf einer einzigen grossen, exponirten Schwarzpappel deren 42 Stück zählte und mich über diese, vorher noch nie erlebte Invasion eines einzigen Baumes erst nach völliger Ueberzeugung nicht falsch gesprochen zu haben, beruhigte. Dieses Volk lebt hier jetzt fast ausschliesslich von den, durch die zurück- tretenden Wässer im Lande zurückgelassenen Fischen, Muscheln, Schnecken und zur Zeit ihres Schwärmens von ganz unglaublichen Massen der Eintagsfliege (Ephe- mere), Wenn kurz vor Sonnenuntergang ı unter den, wie dichte Schneeflocken über der Flussfläche Aatternden, durch kraftloses Niedersinken und Wiederneuerstehen stets auf- und abwogenden Milliarden dieses Insectes, dessen Netzflügel aneinanderschlagend ein hörbares Rauschen verursachen, die Milanen hindurch huschen, mit jedem Flügelschlage unzählige Fliegen auf’s Wasser niederschlagend und während des Fluges die weiten Rachen füllend, zu ein, zwei, dreien nacheinander, dann wieder vier bis sechs Stück zumal in die bis 2 Meter hohe Inseetenwand dreinfahrend, so repräsentirt diess ein ganz eigenthümliches Schauspiel, das man nicht leicht wieder vergisst. Es dauert diese Jagd fort und fort, bis die Sonne schon lang zu Rüste ist und die liebes- und lebensmatten Fliegen-Schaaren im nassen Elemente ge- bettet sind, zum zwölfmonatelangen Todesschlafe, worauf sie wiedererstehen — in ihren Kindern Während der Milan die Ephemeren mit dem Schnabel auffängt und hinunterwürgt — wie Capri- mulsus seinen Nachtfalter, so salı ich an der Theiss bei früheren Reisen.den Rothfuss und den Thurmfalken jedes dieser Thierchen eigens mit einem der Fänge er- 3 greifen, und so fort und fort während des Fliegens zum Schnabel führen und verspeisen. Bei jeder dieser hochkomischen, papageienhaften Bewegungen hielten, der Thurmfalk rüttelnd, der Rothfuss mit einem leichten Aufschwunge nach oben im Fluge ganz kurz inne, wie es der Rothfuss auch sonst beim abendlichen Käfer- fange gewöhnlich thut. Milvus ater übrigens pfuscht mit nicht zu verachtender Geschicklichkeit auch dem Fisch- und dem Seeadler in’s Handwerk und fängt kleine Fische auch aus dem Flusse heraus. Meistens thut er es, mit beiden Fängen darnach greifend — während der Seeadler stets, der Fischadler öfters nur mit einem Fange darnach in’s Wasser hauen und erst später die Beute auch mit dem zweiten beiziehen. Auch hier wie vorher weiter oben, begegneten wir im Lande keinem Habichte noch Sperber, ein Schreiadlerpaar dagegen habe ich stark im Verdachte, dass es — drüben im slavonischen Walde horstend — unser Oceupationsland seiner Raubgier tributär machte und aus den Reiher- ansiedlungen bei Raca Junge stahl. Mein Sohn erlegte beim Ueberstreichen über die Save von der „Vienna“ aus ein Männchen, das aus dieser Gegend kam, diess- mal jedoch statt eines Sumpfbewohners einen völlig flüggen jungen Nusshäher in den Fängen trug. Die alle Nusshähermutter verfolgte mit einem Heidenlärm den Räuber und wirklich seltenerweise diessmal nicht umsonst, denn als der Adler (mit einem Kopfschusse) stürzte, flog der gefangene Junge nach kurzem Plätschern im Wasser, auf und Aatterte in die nahen Uferstauden, von der aufathmenden Mutter freudig be- grüsst. Als Beweis des Fortschrittes, den die ländliche Bevölkerung Bosniens dem heilsamen Einflusse unserer Oesterreicher und Ungarn verdankt, mag das Ablegen jenes Vorurtheiles dienen, welches — zum Heile des Sumpfgeflügels — den Christen wie den Türken bisher vom Consum nicht striete zum Jagdwilde gehörender Vögel abhielt. Jetzt z. B. haben es die Nestbewohner einer Reihereolonie kaum bis zum völligen Federschube gebracht und schon wird sie von Alt wie Jung zu Speisezwecken geplündert; ja,, die Ausdauer und In- dustrie der schnell auf den Geschmack gerathenen Leutchen kann unseren südungarischen Slaven getrost hierin ein Doubl& vorgeben, denn sie geht so weit, dass sie junge Reiher, Rohrhühner und selbst sogar Kormo- rane als Verkaufsobject auf den Markt tragen, und neben Wildenten wirklich auch selbst an Türken verkaufen. Für den Türken jedoch müssen die jungen Vögel lebend gebracht werden, damit dieser seine Kopfabre eissproce- dur selber daran ausführen und das „Wildpret“ dem orthodoxen Magen geniessbar machen könne. Selber schiesst‘ der Türke meist nur auf vier- füssiges, auf Haarwild, dann auf Enten ete. im Sitzen ; die Fertigkeit des Flugschiessens auf Federwild sich anzueignen, mag ihm seine Bequemlichkeit und wohl grossentheils seine bisher noch sehr primitive Jagdwafte verleiden. Auch unter den Christen, wo sich die Schiess- passion schon lebhafter zeigt, erregt ein im Fluge herab- geholter Vogel die höchste Verwunderung über die Ge- schicklichkeit des Schützen. Dieses Staunen machte sich bei einer Gelegenheit, die ich erzählen will, auf dra- stische Weise Luft. Wir landeten emes Abends am bosnischen Ufer unweit der Tinja vor Beeska, als auf mein Geheiss der noch auf der Barke befindliche Steuermann Ferenez einen Milan im Fluge herabschoss, der geflügelt am Ufer niederfiel. Einige christliche Bauern, die von der 4 Feldarbeit heimkehrten, liefen auf den Vogel zu und einer der Vordersten zahlte seine Bereitwilliskeit, uns den Raubvogel zu bringen, mit blutenden Händen, denn der sonst gesunde Milan griff mit beiden Fängen herz- haft zu. | Ich machte durch Abnicken des Geflügelten dem Bauer Luft und — statt über die unerwartete Ver- wundung ausser Fassung zu gerathen, meinte er — sich die blutenden Hände am Grase reinigend, ganz treu- herzig: „Komsija, (Nachbar) das wird viel Prügel kosten, bis wir so werden schiessen können, wie Ihr da!“ Jede Fähigkeit nämlich, die wir mehr besitzen als sie, glauben diese Naturmenschen, müssten coute que coute auch sie jetzt erlernen, da wir denn einmal als ihre Lehrer da seien. Als ich dem Manne erwiderte,dass es nach meinem Dafürhalten wohl da keiner Prügel (batine, wörtlich: des Stockes) bedürfe, wo es sich um Aneignung einer Geschicklichkeit handle, die der Lernende gerne besässe, da wackelte der Mann, höchst überzeugt vom Gegentheile, mit dem Kopfe: „Oh! Komsija, das geht sicher nicht anders als mit sehr vielen Prügeln. Du wirst sehen!“ Wie kennt sich dieser Mann! Welch’ historisch schwerwiegendes Zeugniss stellt er hiemit sich und seinen Landsleuten aus! Und es war keineswegs ein naseweiser Junge, der so sprach, sondern ein gereifter, etwa vierzigjähriger, verheirateter Mann. Schon vor Jahren erhielt ich in Bosnien (auch vorher in Bulgarien) Nachrichten vom Betreiben der Falknerei; ich hielt es jedoch für Reminiscenzen aus halbverschollener Zeit und mochte eben auch nicht vor den rechten Mann gerather sein. Heuer aber wurde ich eines Besseren belehrt und man gab mir ganz detail- lirte Anhaltspunkte dafür, dass unter den bosnischen Beg’s das Beizen zu Pferde mit dem Habichte und wie es scheint, auch mit dem Blaufussfalken (F. laniarius) unter Beihilfe von Windhunden, die man noch hie und da in grösseren Gehöften triftt, bis in die neueste Zeit gebräuchlich war. Ebenso geübt wurde die Hetze des Hasen mit dem rauhen Windhunde. Der Knez von Csardäk entdeckte sich mir als Falkenfänger, der er in seiner Jugend mit gutem Erfolge gewesen sein will. Und primitiv ebenso als pfiffig genug ist die dortige Methode, sich auf kurzem Wege Beizvögel zu ver- schaffen, vorausgesetzt, dass es ihrer in anderen Ge- genden gibt. Die Aufzucht junger Horstvögel scheint man nicht eultivirt zu haben, sondern bemächtigt sich des schon streitbaren Falken oder Habichtes auf foleende originelle Art: Der Falkenfänger grub auf offenem Felde ein Loch in die Erde, worin er sass, und bedeckte es mit einer dichten Schichte von Aesten. Inmitten dieses Laubdaches liess er eine grössere, nur lose mit feinem Geäste verschlossene Oeffnung, durch die er eine, auf einen Stockknopf oder einer Krücke festgebundene Taube, öfter aber eine Dohle hindurchschob und diese bei Erscheinen eines Raubvogels zu flattern veranlasste. Der auf den Lockvogel stossende Raubvogel „verfängt“ sich derart heftig in seine Beute, dass ein rascher Ruck des Fängers mit der Taube nach abwärts genügt, ihn durch die nur lose geschlossene Oefnung in die | Hütte und dadurch in seine Gewalt zu bekommen. Diese Ur-Fangmethode, welche einige Verwandt- schaft mit dem ehrsamen Meisenkloben besitzt, die un- terschreibe ich, soferne es sich nämlich um den Habicht handelt — der Blaufuss und der Wanderfalke aber | stossen nicht gerne auf am Boden fixirte Beute; nur thäte es mir wahrlich leid um den Falkenfänger, der | heute einen Jagdfalken in Bosnien so erbeuten wollte, er müsste offenbar etwas für den Zeitvertreib mit- nehmen, sonst könnte er in seiner Hütte recht leicht. „steinalt und kitzgrau“ werden. Der türkische Falkner heisst Akmavdjia, Av die Jagd, Avdjia der Jäger, Akma der Falke, bei dessen Abtragung man nicht sehr serupulös zu Werke ging; nach 2—3 Monaten trug man den Beizvogel schon zu Felde, dessen häufiges „Verstossen“ auf Nimmerwieder- sehen kann also nicht Wunder nehmen. Was die typischen Vögel des Landes, die Sanitäts- wachleute Bosniens, das Volk der schwarzen und gel- ben Geier betrifft, so muss ich wahrheitsgetreu rappor- tiren, dass es vorläufig mit ihrer Weiterexistenz noch immer nicht so übel bestellt ist, als ich von dieser Stelle aus im letzten Winter befürchtete. Jagd- wie Thier schutz-Vereine und ähnliche Wächter zahmer und jagd- wildpretlicher Lebenswohlfahrt brauchen sich zu ihren Gunsten vorläufig noch nicht zu echauffiren und die hohe Landes-Regierung in Serajevo, die wie eine weise Gluckhenne ihre nimmermüden Arme über ein recht buntes Heer recht ungezogener Küchlein breitet, hat es vorläufig nicht nöthig, ihren schützenden Fittig auch auf diese ihre Pfleglinge zu legen. Es gibt ihrer noch genug, trotzdem von beiden Arten so mancher Kämpe, seiner imposanten Erscheinung wegen min- destens als Oberadler oder gar Unter-Condor gewöhn- lich aber Lämmergeier angesprochen, dem österrei- chischen Blei in Kugel- und Schrotform erlegen ist, und namentlich vom weissköpfigen Geier ging im vo- rigen Spätherbste eine förmliche Invasion der euro- päischen, besonders aber Wiener Präparatoren-Ateliers in Scene, welche das Aergste für diese Art in Bosniens Gefilden befürchten liess. Der Geier-Philanthrop nun möge sich beruhigen, seine Lieblinge im jetzt öster- reichischen, recte österreichisch-ungarischen Turban- lande scheinen mir noch lange nicht auf dem Aus- sterbeetat, er möge sich beruhigen, trotzdem es sicher ist, dass die Zahl der Erschlagenen, welche des Ver- ewigungstransportes nach dem „Innern“ nicht würdig erachtet wurden und deren Gebeine im Heimatslande bleichen,*) bestimmt eime ganz erkleckliche ist. Nekro- loge kamen mir da zu Ohren, dass auch ich für das Gigantengeschlecht zu zittern begann. Mit nichten: Von der Umna bis zur Drina beherbergen noch viele Felsengrate und Wände des Gebirges den weissköpfigen Geier (Vultur fulvus auch Gyps fulvus) in Menge, den Mönchsgeier, (Vultur monachus) in ganz anständiger Zahl. Der sogenannte egyptische, weit kleinere, weisse Aas- geier (Neophron oder Vultur perenopterus) leistet ihnen immer noch hie und da Gesellschaft, und als ich aus dem Schaim Kamen an der Bosna für Dr. Girtanner in St. Gallen einen jungen fulvus und einen monachus lebend mit herüberholte, hatte ich Gelegenheit, mich von ihrer erfreulichen Anwesenheit sub domo zu über- zeugen; bei gefallenen Aesern übrigens traf ich einst 36, ein andermal 74 Stücke, auch sonst sieht man sie ab und zu ziemlich überall. Jene zwei depatrürten, vielversprechenden, bosnischen Felsenbürger-Jünglinge wurden mir übrigens am 25. Juni bei einer Ueber- nachtung am slavonischen Ufer, Nachts vom Zelte weg durch Bahnarbeiter nicht sanz festzustellender Natio- nalität gestohlen und als sprechendes Dementi ihrer bisher berüchtigten Unverdaulichkeit und selbst dem #) Weil sie selbst der Hund auch im grössten Hunger nicht Geschmacke bosnischer Hunde zum Trotze, verzehrt; verzehrt bis auf die blutkieligen Flügel, die Schnäbel und Fänge. Wir fanden am 26. Morgens die rudera dieses auto dafe eine Meile stromabwärts in höchster Unver- schämtheit zu unserem Hohne noch am Ufer rauchen. Also zum Frühstücke sogar, verzehrt auf nüchternen Magen! Glückliche Mägen! Armer Geier, armer be- raubter Girtanner! Seit einigen Jahren schon schiesse ich prineipiell nicht auf diese Vögel. Die Bevölkerung Bosniens, be- sonders der Türke, sehen’s nicht gerne und ich musste mir Angesichts eines, anno 75 erlegten Geiers den Fluch gefallen lassen: „Poggnj! ubil’s orlova!“*) Wer einen Geier oder Adler tödtet, sagt der Volksmund, dem blüht fürder kein Glück. Die Tradition hat dort wie im Oriente ihre Berechtigung; man schont den Vogel, weil er absolut nützlich ist und mir ist aus meinem langjährigen Zusammentreffen mit ihm kein einziger Fall bekannt geworden, wo er im Leisesten störend eingegriffen hätte in menschliche Interessensphären. Von den Genre -Bildchen aus „Da unten“ deren ich einige noch auf der Leber hätte (wenn man sie nur alle an so ernster Stelle erzählen könnte), sei mir hier noch eines gestattet und sollte es dem Jagdfreunde dick aufgetragen erscheinen, so möge hier im voraus versichert sein, dass es durchaus nicht mit Jägerlatein retouchirt ist. Gegenüber dem ehemaligen türkischen Cordons- posten Hercegovstol, dessen hölzerne Pfeiler heute bis zum Boden verbrannt sind, zwang uns ein Gewitter, am slavonischen Ufer schon 6 Uhr Abends beizulegen; nachdem sich das Wetter östlich verzogen hatte, das Zelt geschlagen und ein Capital-Karpfe zum Feuer an den Spiess gesteckt war, so beschloss ich, hier auch gleich zu übernachten. Namentlich wurde dieser Ent- schluss unterstützt von dem Umstande, als sich unweit des Flussufers und etwa 100 Gänge weit vom Wald- rande drei mir seit jeher wohlbekannte Schwarzpappeln | befinden, wovon die eine total hohl ist und sich zum Anstande auf Seeadler und namentlich Waldstörche (Ciconia nigra) und anderes Gelichter vorzüglich eignet. Noch selten passirte ich diese Gegend ohne diess oder jenes Begehrenswerthe auf den dürren Wipfeln eines *) Man nennt ihn dort orlov — Adler, obgleich er bes heissen sollte. Sulek in seinem grossen re&nik egram 1860 nennt ihn gar jastreb, genau so übrigens auch den Habicht und hat in letzter Richtung Recht. & — —= {9} dieser drei Bäume blocken zu sehen. Im Augenblicke war nichts darauf und ich schlüpfte auf gut Glück in den Bauch des riesigen Stammes, dessen innere aus- gebrannte Höhlung einen guten Auslug zwischen die Krakeln des Gipfels gestattet. Nach kaum einer halben Stunde Harrens rauschte es um den Baum und bald hörte ich, wie mehrere Raubvögelfänge in kurzen Zwischenpausen aufhakten; der hiedurch verursachte dem Jägerohr unverkennbare Klapperton der, am dürren Krakelholze angreifenden Klauen resonnirte merkwürdig deutlich unten im hohlen Stamme. Nach- dem ich mich lange nicht von der Idendität der Ankömmlinge genau überzeugen konnte hielt ich es für das Gerathenste, hervorzuspringen und, den Fliehen- den meine Grüsse nachzusenden. Ich war unangenehm überrascht, mich mit dem gespannten Gewehre in der Hand, einer so wenig erwarteten Situation gegenüber zu befinden, denn erstens sassen auf den Aesten ober mir 7 Stück weissköpfige Geier und reckten zweitens ihre langen, kahlen Hälse neugierig nach mir, der ich ganz frei dastand, herab, ohne an’s Abstreichen auch nur zu denken; 20 bis 30 andere der Schaar waren eben im Einfallen auf die anderen zwei Pappeln und der Rest im Einschwingen in die Randbäume des Waldes begriffen. Ein wenig stutzig gemacht durch die Furcht- losigkeit der Vögel (deren kahle Schädel und Schnäbel mich noch stets an Türkenköpfe erinnerten), wollte ich etwas mehr davon sehen und schlüpfte wieder in das Innere des Stammes, aber, die Sonne war hinter einer schwarzen Wand schon unten, in der Ferne sah ich nicht mehr gut und mein Ausblick nach den oben hockenden Gesellen war auch ein recht misslicher; dazu gesellte sich auch noch der Uebelstand, dass die Herren da oben mich — wahrscheinlich absichtlich — gar nicht berücksichtigten, als ab und zu einer nach dem anderen seinen, über Tags wohl angefüllten, Eingeweiden Luft machte. Ich trat also ohne jede Vor- oder Rücktsicht heraus, besah mir die Sippschaft — wie sie vice versa mich — möglichst genau durch mindestens 5 Minuten lang und — — alle blieben sie ruhig oben sitzen, als ich mich, eine einschlägige Melodie pfeifend, langsam entfernte, den gespiessten Karpfen im Sinne. Es waren bloss junge Vögel vom Vorjahre, noch ohne weisse Flaumkrausen, die noch nicht brüten und desshalb auch noch so spät Abends fernab vom heimat- lichen Gebirge herumflankirten. Unweit von da im Walde lagen die Reste zweier im Schlamme verkommener Pferde eines Schiffszuges, und diese Sanitäts-Compagnie bivouakirte desshalb heute bier, um mit dem Morgengrauen bei der Hand zu sein. INA NAT Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Fortsetzung.) Unter den zahlreichen Vogelfamilien, welche uns durch ihren lieblichen Gesang erheitern, giebt es kaum eine zweite, deren Mitslieder im Allgemeinen so wenig bekannt sind, als die Familie der Schilf- oder Rohr- sänger (Calamoherpinae). Die versteckte Lebensweise und das unansehnliche, wit der Farbe der Umgebung vollkommen überein- stimmende Federkleid entziehen wohl die meisten Rohr- vögel dem Auge des flüchtigen Beobachters. Und doch sind sie da, diese eigenthümlichen Sänger und Schreier, und verrathen durch ihre characteristischen Stimmen dem erfahrenen Kenner die bezogenen Wohnplätze zur Zeit der Fortpflanzung schon aus der Ferne. Von den 13 Rohrsängerarten, welehe nach Dr. Ant. Fritsch in Europa vorkommen sollen, habe ich in Mähren nicht weniger als sieben Arten beobachtet und gesammelt, die meisten jedoch in der wasserreichen Umgebung meines Geburtsdorfes. © In den Rohr- und Schilfpartien der oben be- sprochenen Eisenbahnfiguren beobachtete ich alljähr- lich im August und September einige Paare des Drossel- rohrsängers (Calamodyta turdoides) und seiner, wie ich sagen möchte, Miniatur-Ausgabe, des Teichrohrsängers (Calamodyta arundinacea), mit ihren ausgewachsenen Jungen. Die munteren Vögel verriethen sich nicht allein durch das bekannte Geknarrre und Quacken, sondern vielmehr durch ihre Lebhaftigkeit. Bei völliger Wind- stille kann man in dem dichtesten Rohrwalde an der Bewegung der Spitzen einzelner Rohrstengel genau den Punkt erfahren, wo sich ein Rohrsänger im Augen- blicke befindet. Oefter kommt so ein gewandter Kletter- künstler am Rohrhalm in die Höhe, lässt den gestreck- ten Kopf und die weisse Kehle sehen, mustert die Um- gebung und verschwindet gleich wieder. Solche nicht uninteressante Beobachtungen stellt man am besten von einem erhöhten Standpunkte an. Ich sah’ dem Treiben der Drossel- und Teichrohrsänger in den Skarpen recht gerne von dem hohen Balın- damme zu, stieg aber nicht selten mitten unter sie herab und beobachtete unbemerkt ihr geschäftiges Wesen aus unmittelbarer Nähe. Einzelne dieser Sänger besuchten auch die nahen Weiden- und Erlengebüsche der March und ihres Neben- flusses. Der häufigste unter allen mir bekannten Rohr- sängern in Mähren ist der Schilfrohrsänger (Galamo- dyta phragmitis). Er erscheint bei uns viel zeitlicher im Frühjahre als die übrigen Arten und bewohnt dicht- bewachsene Ufer verschiedener Gewässer, insbesondere, wo Riedgras, Binsen und andere Sumpf- Gewächse wuchern. Rohr und Schilf scheinen ihm weniger zu behagen. Mit dem mehr rostgelben Binsenrohrsänger (Cala- modyta aquatica), traf ich im Ganzen nur zweimal zu- sammen; das erste Mal im Jahre 1867 in einem Weiden- busche in der Nähe der Skarpen, das zweite Mal, den 29. August 1874, unweit der March auf einer Wiese, wo er, aus dem Ufergesträuch aufgescheucht, von einem Pflanzenstengel zum anderen flog, bis ihn meine Büchse erreichte. Am 23. September des letztgenannten Jahres er- legte ich, ebenfalls in der Heimat, bei einer Rebhühner- Jagd einen Heuschreckensänger (Calamodyta locu- stella), in einem Kartoffelfelde. Diess war der einzige seiner Art, der mir in Mähren vorgekommen ist. Der als einer unserer begabtesten Sänger hoch- geschätzte Sumpfrohrsänger (Calamodyta palustris), findet sich alljährlich in der Umgebung von Neutit- schein als Brutvogel vor. Das Weidengesträuch am beiderseitigen Ufer der Titsch und ihres Nebenbaches Zrzavka bietet ihm die Bedingungen zu seinem Lebensunterhalte. Mehr oder minder zahlreich erscheint er hier um die Mitte des Monates Mai (heuer in Folge des ungünstigen Wetters erst nach dem 20.), und ent- zückt den lauschenden Beobachter mit seinem Abend- und Nachtgesange bis zum Juli, worauf er bald die Gegend verlässt. Der Sumpfrohrsänger ist wenig scheu und dringt selbst in dicht bevölkerten Ortschaften vor. Ueber den hochinteressanten Flussrohrsänger (Calamodyta fluviatilis) habe ich nachstehende Mit- theilung zu machen: Bei einer im Jahre 1870 am 23. Juni unternom- menen Exeursion zwischen der Stadt Neutitschein und der nahen Ortschaft Blauendorf, am oben er- wähnten Flüsschen Zrzavka, traf ich mit meinem Freunde Dr. Schwab einen schwirrenden Rohrsänger im Gebüsche an, der von uns erlegt, als Flussrohr- sänger erkannt wurde. Durch diesen aussergewöhnlichen Fall aufmerk- sam gemacht, fasste ich den Entschluss, dem seltenen Vogel in der Folge mehr Zeit zu widmen, um zu er- fahren, ob er in unsere Gegend regelmässig einzu- kehren pflegt oder nicht. Ich besuchte wohl öfter jene glückliche Stelle, aber meine Beobachtungen mochten doch nieht ausreichend gewesen sein; denn erst, nach- dem ich im diessjährigen Sommer mit vollem Ernste zur Sache griff, wurden meine Bemühungen mit Erfolg belohnt. Ich entdeckte längs der Ufer des Blauendorfer Baches sogar mehrere Flussrohrsänger. Leider kann ich die Zeit ihrer Ankunft bei uns nicht bestimmt angeben; sie mussten aber schon früher da gewesen sein, ehe ich ihr Schwirren das erstemal, Anfangs Juni, vernommen habe. Der anhaltende Regen trug auch viel dazu bei, dass es mir erst später, nämlich am 3. Juli, möglich geworden ist, einen dieser Vögel etwas genauer in’s Auge zu fassen. Es war ein recht schwüler Vormittag, nach hefti- gem Regen in der Nacht, als ich meine Beobachtungen über ihn anstelle. Um 9 Uhr am Platze angelangt, vernahm ich in einer Entfernung von 200 Schritten, aus dem zusammenhängenden Gebüsche das Schwir- ren des Sängers. Dem Laute folgend, gelangte ich längs des abschüssigen Feldrandes am rechten Fluss- ufer zu einem freistehenden, dichten Buschwerke, be- stehend aus Feldahorn, Pfaffenkäppchen, Kornelkirsche und Schlehdorn und unterwachsen mit hohem, üppigem Grase. Der Vogel verstummte, liess mich aber doch ganz in die Nähe ankommen und sein Treiben beob- achten. Anfangs schlüpfte er nach Grasmückenart im Diekicht unruhig herum, bald aber fasste er Stand, ordnete das Gefieder, lüftete die Flügel, als wenn er flatteın wollte und liess seine Stimme hören. Das eigentliche Schwirren leitete dieser merkwürdige Sing- vogel jedesmal mit einigen leise hervorgebrachten, knarrenden Tönen ein. Mir kam es vor, als wenn er, einem praktischen Musiker gleich, sein Instrument versuchen oder stimmen wollte. Nun erst richtete sich der seltsame Virtuose auf, zog den Hals zurück, liess das Schweifchen hängen, legte die Flügel an und das Concert begann. Mit ge- hobenem, weitgeöffnetem Schnabel und aufgeblähter, zitternder Kehle, den Kopf nach allen Seiten wendend, trug er ohne sichtbare Anstrengung seinen einförmigen aber eigenthümlichen Gesang vor. Ich verglich mit seinem Schwirren alle mir bekannten Vogelstimmen und glaubte nur eine kleine Aehnlichkeit, mit Rück- sicht auf die Klangfarbe, in dem Zirpen des Gold- ammers und in einigen Lauten des Girlitzgeschwätzes zu finden. Als wenn dieser Rohrsänger geahnt hätte, dass ein Beobachter, mit der Uhr in der Hand, seinen Pro- duetionen lausche, kam er aus dem dunklen Busche hervor und sang mir, frei am Rande sitzend, sein bestes Liedehen, mit allen ihm möglichen Abwechslungen, vor. Er hörte nämlich bald früher, bald später auf, um vom frischen zu „stimmen“ und sogleich „dacapo“ anzu- fangen. Die kürzeste Dauer seines Schwirrens betrug 4 bis 6, die längste 40 Secunden. Da ich mich dieses Flussrohrsängers für meine weiteren Zwecke versichern wollte, so wurde ich ge- nöthigt, den Platz zu verlassen um eine Flinte zu holen. Das Vögelchen war im Schwirren unermüdet und obwohl ich erst in einer Stunde zurükkehrte, hielt es doch noch immer Stand und sang in demselben Busche fort. Selbstverständlich war es ein Männchen. Seine Länge betrug 155 Ctm., die Flugweite 20 COtm., der Schwanz 6°5 Ctm., der Schnabel 1'7 Ctm., die Fuss- wurzel 25 Ctm. und die Mittelzehe 2:0 Ctm. Den Mageninhalt bildeten zwei glatte Räupchen, eine weisse Spinne und zahlreiche Käferreste. An demselben Vormittage hörte ich noch einen zweiten Flussrohrsänger, tiefer unten im Ufergebüsche, schwirren. Ich brauche wohl nicht zu versichern, dass ich mir alle Mühe gab, das Gesträuch, in welchem ich das erlegte Männchen so lange beobachtet hatte, gründlich zu untersuchen und nach einem Neste zu forschen ; aber ich habe weder dieses gefunden, noch ein Weib- chen des Sängers erblickt. Nichtsdestoweniger bin ich doch der festen Mei- nung, dass der Flussrohrsänger hier genistet habe, umsomehr, alsnach den Erfahrungen unseres anerkannten Oologen Herm. Fournes, dem gründlichen Kenner von Ualamodyta fluviatilis, das Nest ungemein schwer aufzusuchen und das Weibchen während der Brutzeit nur äusserst selten und nur durch ganz besonders glücklichen Zufall zu sehen ist. (M. d. ©. V. I. Jahrg, Nr. 8.). Ich habe auch die Ueberzeugung gewonnen, dass der Flussrohrsänger in Mähren keine so ausserordent- liche Seltenheit ist. Die Ursache, warum über seine Verbreitung bei uns bisher so wenig bekannt gewor- den ist, liegt hauptsächlich darin, dass ihn selten Je- mand kennt. In Folge einer Notiz des Neutitscheiner Localblattes über den von mir beobachteten Flussrohr- sänger, in welcher seine Seltenheit und der ihm eigene schwirrende Gesang besonders hervorgehoben wurden, kamen mir sowohl aus der Oder- als auch March- gegend (Olmütz), mehrere verlässliche Berichte zu, denen gemäss auch dort solche schwirrende Vögel beobachtet worden sind. Die aus dem Odergebiete waren nach meiner Ueberzeugung Flussrohrsänger; aus der Marchgegend wurden mir bisher keine eingeschickt. Von den einheimischen Laubsängern (Phylloscopi), gebührt der erste Rang dem Gartenlaubvogel oder Sprachmeister (Hypolais salicaria). Dieser eifrige Ver- folger schädlicher Kerbthiere ist bei uns in Gegenden mit viel Laubholz, an Waldrändern, in Baumanlagen und Obstgärten vom Mai bis Ende September regel- mässig zu finden. Nur schade, dass trotz allen Ver- botes, noch immer zu viel Spottvögel, ihres vorzüglichen Gesanges wegen, gefangen und durch unzweckmässige Behandlung im Käfige grösstentheils zu Grunde ge- richtet werden. Der auffallend zart befiederte, blattgrün und atlasweiss gefärbte Waldlaubvogel (Phyllopneuste sibi- latrix), belebt im Frühlinge und Sommer in ange- messener Zahl unsere Gebirgswaldungen. Im Zuge besucht er auch die flach gelegenen Feldhölzer und Gärten. Der Fitis (Phyllopneuste trochillus) wurde von mir unter allen Laubsängern in geringster Menge an- getroffen... Zur Zeit seiner Wanderung erscheimt er in der Nähe von bewohnten Ortschaften, verräth seine Anwesenheit durch liebliches Pfeifen und durchsucht T in aller Bescheidenheit allerlei Gestrüppe an den Ufern der Gewässer. Das letztere thut wohl auch der Weidenlaubvogel (Phyliopneuste rufa), jedoch in viel auffallenderer Weise. Er ist zwar der kleinste seiner Sippe, aber vielleicht der unruhigste und was Lärm- machen anbelangt, der erste. Mit seinem monotonen „tim, tam — tim, tam“, das dem Beobachter im Frühjahre an geeigneten Orten von allen Seiten in den Ohren wiederhallt, hat der kleine Schelm sogar die Aufmerksamkeit des Volkes, das sich um die unan- sehnlichen Laubvögel, mit Ausnahme des Spottvogels, sehr wenig bekümmert, — auf sich zu lenken gewusst. Den Bewohnern der Beskyden ist der Weidenlaubvogel eine wohlbekannte Erscheinung. Sie nennen ihn „Kovalidek“, d.h. „Sehmiedlein* und seinen taktmässigen Gesang „Hämm ern.“ Die beiden Goldhähnchen, Regulus cristatus und Regulus ignicapillus, nehmen so wie überall, auch bei uns in den Nadelwäldern ihren Aufenthalt; ersteres als recht häufiger Standvogel, letzteres nur in der Zugzeit. Zu den edelsten, verbreitetsten und beliebtesten Singvögeln unseres Vaterlandes zählen auch die Gras- mücken (Sylviae). Fast die meisten dicht verwachsenen Gebüsche in der Ebene, zum Theile auch höher im Gebirge, beherbergen den ganzen Sommer über ihre Pärchen von Dorn- oder von Zaungrasmücken (Sylvia cinerea et curruca). Diese zarten Vögelchen meiden aber auch nicht alle Arten von Baumanlagen, falls nur viel Buschwerk in der Nähe liegt. Beide treffen im Laufe des Monats April in ihrer Heimat ein, das Müllerchen stets um einige Tage früher, als die Dorngrasmücke. Die schwarzköpfige Grasmücke oder das Schwarz- platt’I (Sylvia atricapilla), verbreitet sich bis in das Gebirge hinauf. Bei meinen Mai- und Juniausflügen auf den Javornik und Umgebung traf ich in den obersten Lagen des Gebirges, im dichten Unterholze, herrlich singende Schwarzplättchen allemal an. Mit der Gartengrasmücke (Sylvia hortensis), kam ich nicht oft zusammen, am allerwenigsten in Gärten. In meinem dermaligen Beobachtungsgebiete hielt sich dieser ausgezeichnete Sänger alljährlich an den mit Gesträuch und niederen Bäumen dicht bewachsenen Ufern eines schwach bewässerten, ausgedehnten Feld- grabens auf. Seitdem jedoch das schützende Strauch- werk der ordnenden Hand des Ackermannes zum Opfer gefallen ist, kehrt keine Gartengrasmücke mehr in das sonst so anmuthige Thal ein. Die im Allgemeinen für sehr selten gehaltene Sperbergrasmücke (Sylvia nisoria), wird von mir in der Umgebung von Neutitschein regelmässig, manches Jahr sogar in ansehnlicher Zahl beobachtet. Als ihren bevorzugten Aufenthaltsort kann man hier die mit Weidendiekicht besetzten Ufer des zwischen der Stadt und der nahen Gemeinde Blauendorf liegenden Baches Zrzawka ausehen. Tritt sie zahlreicher auf, so dringt manches Paar in die Gärten der genannten Ortschaft, ja selbst noch höher, längs der buschreichen Feldgräben vor, bis in die Nähe des Gebirges. Als scheuer Vogel erscheint diese Grasmücke nicht eher, als bis das Laub der Weiden und Weissdorn- sträucher so weit entwickelt ist, dass es ihre Gestalt den Blicken des gewöhnlichen Beobachters zu entziehen vermag, was in unserer Gregend in der ersten Hälfte des Mai einzutreten pflegt. Bei vollkommener Ruhe 8 und Unbefangenheit verlässt sie das schützende Diekicht und verweilt auch auf niedrigen Bäumen. Im Ganzen ist die Sperbergrasmücke bei uns sehr wenig bekannt. Die Heckenbraunelle (Accentor modularis), fand ich öfter einzeln und in Pärchen, Ende März und An- fang April, sowohl an den Ufern der March, als auch am Rande der Nadelholzbestände der Beskyden. In Folge der ausserordentlich versteckten Lebens- weise, welche dieser keineswegs sehr seltene Vogel führt, ist er in den meisten Kreisen unserer Bevöl- kerung ein ganz unbekanntes Geschöpf. Es flogen nun die bei uns lebenden Erdsänger (Humicolinae), vor Allen die weit und breit berühmte Nachtigall (Lusciola luscinia). Man trifft sie recht häufig im Monate Mai längs der bewachsenen Ufer unserer Flüsse, in Auen, Parkanlagen und kleineren Feldhölzern an; nicht selten erschallt ihr Schlag selbst im, Mittelgebirge. Es braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden, dass die „Königin des Gesanges“ auch bei uns zu Lande ihre falschen Verehrer besitzt, welche ihr im Früjahre eifrig nachstellen. Ich habe jedoch die Ueberzeugung gewonnen, dass es in den meisten Fällen nur einzelne Städter aus der ärmeren Klasse der Bevölkerung sind, welche Nachtigallen fangen, um sie dann in der Regel dureh schlechte Pflege in der Gefangenschaft dem vorzeitigen Tode zuzuführen. Solche gewissenlose „V ogelfritzen“ unternehmen zu- weilen, nachdem sie vorerst ihre nächste Umgebung ausgeplündert haben, meilenweite Reisen in der Ab- | sicht, sich der edlen Sänger so viel als möglich zu bemächtigen. Die Landbevölkerung findet Ge- legenheit genug den herrlichen Gesang in der Natur zu bewundern und verhält sich zum Theile auch aus diesem Grunde, gegen die Mehrzahl der Singvögel grösstentheils sehr schonend. Im nordöstlichen Mähren erscheinen während des Zuges alljährlich einzelne Individuen des Sprossers (Lusciola philomela). Sie werden gewöhnlich in den Gebüschen längs der Ufer der verschiedenen Bäche | angetroffen. Das allbekannte und (Lusciola rubeeula) wird in Neutitschein und deutscher Umgebung allgemein „Raschkerle“, nach dem böh- mischen „raska“, genannt. Es ist im Frühlinge und Herbste fast allerorts, wo es Sträucher und Bäume vielbeliebte Rothkehlchen | hauses , wurde jedoch eingefangen und von einem der anwesenden Schüler bis zum künftigen Frühjahre in Pflege übernommen. Das Blaukehlchen (Lusciola suecica) ist für Mähren ein echter Durchzügler. Ohne sich je zum Nisten zu entschliessen, berührt es Ende März und Anfangs April, selbst bei Schneefall, unser Land, ver- liert sieh nachher und erscheint erst im Monate Sep- tember auf kurze Zeit wieder. In der Marchgegend ist das Blaukehlehen während der angeführten Monate ein recht häufiger Vogel. Ich traf es regelmässig zur Österzeit in meiner Heimat an. Am 4. April 1874 erlegte ich dortselbst ein Männchen, welches als Cyanecula Wolfii (Br.) bezeichnet werden könnte. Sein weisses Sternchen im himmelblauen Felde ist nur ein ganz unbedeutender Punkt, welcher mög- licherweise innerhalb des nächsten Jahres vollends verschwunden wäre. Dieses Exemplar ist vollkommen geeignet die Annahme zu bestärken, dass letztsenannte Blaukehlehenart nichts Anderes sei, als eine Verfärbung des sogenannten Weisssternblaukehlchens (Cyanecula leucocyana, Br.). Unsere Rothschwänzchenarten, nämlich der Haus- rothschwanz, (Lusciola erythaca) und der Gartenroth- schwanz (Lusciola phoenicura) fehlen so zu sagen in keiner Gegend Mährens. Namentlich ist es die erst- genannte Art, welche zur Sommerszeit auf den Dächern der meisten Wohngebäude oder in deren Nähe beob- achtet werden kann. Ausserdem siedeln sich Haus- rothschwänze ebenso regelmässig an einzeln stehenden, nur zeitweise benützten Baulichkeiten an, wie auf Schoppen, Trocken- und Brechhäusern, nicht minder in Steinbrüchen, auf Burgruinen und Felsen. Ich hatte vielfach Gelegenheit gehabt, diesen unruhigen Vogel auf dem weiter unten näher beschrie- benen Berge Kotou&@, wo er besonders gemein ist, zu beobachten und fand ihn hier weit flüchtiger und wilder, als in der Nähe des Menschen. Der Hausrothschwanz ist einer jener Vögel, welche in unserer Heimat frühzeitig ankommen und spät wegziehen. Sein Hauptzug dürfte allerdings in den Monat September fallen; denn noch nie sah ich so viele dieser Vögel beisammen, als am 19. September 1878 am oben genannten Kotou&@. Ohne hoch gegriffen zu haben, kann ich behaupten, dass am Nachmittage des erwähnten Tages Hunderte derselben die westlichen ı Felsabhänge des Berges mit ihrem munteren Wesen \ belebten. gibt, anzutreffen; im Sommer bezieht es den Wald und | erst im Spätherbste wandert es aus. bemerkte ich bei Schnee und Eis zurückgeblie- bene Rothkehlehen, die in ihrer Bedrängniss so zahm wurden, dass sie vertrauensvoll bis in das Innere von Wohngebäuden kamen und daselbst Schutz und Nah- Schon mehrmal | Sie waren eben im Zuge. Dagegen beobachtete ich im Jahre 1379 noch den 7. November einen Hausröthling, als er bei recht frostigem, unfreundlichem Wetter von Strassenbaum zu Strassenbaum flog und in der rissigen Rinde Nahrung suchte. Der Gartenrothschwanz wählt zu seinem Auf- rung suchten. Im Vorjahre erschien so ein Säumer | enthalte ausschliesslich Oertlichk eiten mit viel Baum- kurz vor Weihnachten im oberen Gange unseres Schul- | wuchs. (Fortsetzung folgt.) OCHE Aufzeichnungen über den Frühjahrs- und Herbstzug der Vögel in der Gegend von Hallein (1879). Von Vict. Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen. 1. Tinnuneulas alaudarius, 6r., Thurmfalke. 7. III. Z, 13..1V.2 9, 2: = 10. X. 1 St. 2. Faleo peregrinus, L. Wanderfalke. 23. X. 1. 3. Pernis apivorus, Cuv., Wespenbussard. 19. IV. 1. t. 4. Pandion haliaätns, Less., Flussadler. 14. V. 1. St. . Pieus minor, L., Zwergspecht. 3. IV. 2. . Iynx torquilla, L., Wendehals. 26. IV. 1 St. . (neulus eanorus, L., Kukuk. 22. IV. 2 £. ES KorKiei| S. Cypselus apus, Illig., Mauersegler. 8. V. 1. St. 9. Upupa epops, L., Wiedehopf. 9. IV. 1. St. . Alauda arvensis, L., Feldlerche. 29. I. einzelne, 11. 1. 16—20 St., 21. X. 30-40, St., 3.. XI. | 20—30 St., 9. XII. noch einzelne. 5 11. Alanda arborea, L., Baumlerehe. 15.X. 1 St., 29. 3) | 12. Anthus pratensis, Bechst., Wiesenpieper. 26. III. DRS 6X 100 SOSE TR 5 St, 3. Anthus arboreus, Bechst, Baumpieper. 9. IV, 4 gesungen. . Budytes flavus, Br., Schafstelze. 8. V. 2 St. — 17. VIII. viele, ebenso den 23—29. IX., 9. X. die letzten. . Motaeilla alba, L., Weisse Bachstelze. 3. III. 1 St. I 15, 20ESE ART SE, | . Turdus pilaris, L., Wachholderdrossel. 17.11.20 St. | 516, X. 1 St. | 17. Turdus viseivorus, L.,Misteldrossel, 24. II. 50—60 St. 18. Turdus iliacus, L., Weindrossel. 5. IV. 6—12 St. | — 21 X. mehrere, 4. XI. 15—20 St. . Salicaria palustris, K. & Bl., Sumpfrohrsänger. DREI NS) . Saliecaria arundinacea, Selby.. Teichrohrsänger. 14. VIII., 15—27, VID. . Salicaria phragmitis, Selby., Schilfrohrsänger.Ss—12. | VIII. einzelne. . Salicaria loeustella, K. & Bl., Heuschreekenrohr- | sänger. 26. und 27. VIII. je ein Stück. >. Hypolais salicaria, Bonap., Kartenlaubvogel. S. und 23. V. jeein f. — 28. VI. 2, 10—20. VII. | einzelne 24. Plıyllopneuste rufa, Br., Weidenlaubvogel. 11. II. | 1. St. — 2. X. einzelne, 4. Xl. der letzte. | 25. Phyllopneuste trochilus, Br., Fitis. 1. IV. <. | 26. Phyllopneuste albicans, v. Tsch., Berglaubvogel. | 6. V. — 3. VI. einzelne. — 29. VIl. — 27. VII. . Sylvia hortensis, Lath., Gartengrasmücke. 26. V. 2. — 27. VII. | . Sylvia atricapilla, Lath., Schwarzköpfige Grasmücke. Zu Va 19 BE DIT 29. Sylvia einerea, Bechst., Dorngrasmücke. 22.1V. 4, | 23. 1V. 22. | 30. Sylvia eurruca, Lath., Zaungrasmücke. 27. IV. Z2. | — 19. IX. viele, 20 IX. Z, 11. X. 1 St. | 31. Accentor modularis, Koch.‚Heckenbraunelle. 19.X. 2. 52. Luseiola rubeeula. K. & Bl., Rothkehlehen. 16. II. | d. — 5. XI. einzelne. | 3. Luseiola eyaneeula, Sehl., Blaukehlehen. 26. VII. 42. 4. Luseiola phoenieura, K. &Bl., Gartenröthling. 5. IV. | 5. — 21. IX. viele, 18. X. einzelne Junge, | 5. Luseiola tithys, K. & Bl., Hausrothschwänzcehen. | 26. Ill. mehrere. — 20. X. mehrere Junge und 1 YJ' ad. Pratincola rubetra, Koch., Braunkehliger Wiesen- schmäzer. 12. IV. Z. 26., 27. VII. viele, | IR St ) 37. Pratincolarubicola, Koch., Schwarzkehliger Wiesen- schmäzer. 10. und 26. II. je I 4. 27. x . Saxicola oenanthe, Bechst., Grauer Steinschmäzer 26.111. 5=7.St. — 26: VIN. viele, 23. IX St 39. Museicapaparva, Bechst., Zwergfliegenfänger. 15. V. = IE mehrere, 29. VI]. juv. . Museicapa atricapilla, L., Schwarzrückiger Flie- genschnäpper. 4. V. &. — 18. IX. 1 St. . Museicapa grisola, L., Grauer Fliegenfänger. 14. V. mehrere. — 21. IX, 2 St. . Hirundo rustica, L.., Dorfsehwalbe. 1.IV. 2 St. — 26. IX. 4—-500, 29. IX., 1. X. mehrere, 22.X.2 St. 3. Cotyle riparia, Boje., Ufersehwalbe. 18. V. 1 St. . Chelidon urbiea, Boje., Stadtschwalbe. 9. V. zahlreich. . Lanius exeubitor, L., Grosser Würger. 3. IV. 1 St. 20 RT VIER ü ‚ 46. Lanius minor, Gm., Schwarzstirniger Würger. S-17. V. einzelne. — 31. VII. — 20. IX. einzelne. 47. Lanius ruficeps, Bechst., Rothköpfiger Würger. AUEANAUOES a Era, . Lanius eollurio, L. Rothrückiger Würger. 27. IV. 5. — 16. IX. - Oriolus galbula, L. Goldamsel. 12.V. 4, £,13.V1. 2. 0 Sturnus vulgaris, L., Staar. 13. 1. 6—8 St. 3. III. zum erstenmale singen gehört; den 28. V. die 1. Brut ausgeflogen. — 23. X. grosse Züge, 29. X. 6291,22. X. 10St \ 51. Emberiza miliaria, L., Grauammer. 26. IV. 2. 52. Emberiza hortulana, L., Gartenammer. 1. V. 4. 3. Fringilla montifringilla, L., Bergfink. 2. X. mehrere. &. Fringilla eannabina, L., Bluthänfling. 23. X. 30-40 St. 55. Pyrrhula serinus, K. & Bl., 6irlitz. 29, II. 2. — 11. XI. 6 St. . Columba palumbus. L..Ringeltaube. 23. X. 50-60 St. - Columba oenas, L.. Hohltaube. 25. II. 1 St. 19.228: E Aug auritus, Ray., Turteltaube. 28. IX. jun. oO. c B . - Ortygion eoturnix, K. & Bl., Wachtel. 23. V. 2. — 22. X. 1 St. . Crex pratensis, Beehst.. Wiesenralle. 8. X. I St. 61. Oedienemus erepitans, Tem. Triel. 17. IX. 2 St. 62. Vanellus eristatus, M. & W. Kiebitz. 6. III. 1 St., 26 Aust Dax last . Pluvialis apricarius, Bonap.,Goldregenpfeifer. 16.IX. Grosse Flüge über Hallein zur Nachtzeit. . Aetitis hypoleneus, Boje,. Flussuferläufer. 28. IV. I, . Ascalopax major, K. & Bl., Grosse Becassine. 26.., WLLL..1. St. Ascalopax gallinago. K.&Bl. Becassine. 15. IX. 1 St. Scolopax rustieula, L., Waldschnepfe. 15. XL. 1 St. Cieonia alba, Bechst., Weisser Storch. 8. X. 2 St. Villa Tännenhof bei Hallein, im December 1879. 66. 67. 68. —_—_— SI re BT Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom I2. December 1879. Herr Director Newald fesselte die sehr zahlreiche Ver- sammlung, in welcher sich viele hervorragende Persön- lichkeiten, wie Se. Excellenz der Reichsfinanz- minister Freiherr von Hofmann und andere befanden, durch weit länger als eine Stunde mit seinem sowohl in omithologischer als auch in historischer | Beziehung überaus gediegenen und anresenden Vortrage | über die Falkenjagd. Am Schlusse wurde dem Vor- tragenden von allen Seiten lauter Beifall zu Theil. Da Herr Director Newald die Güte gehabt hat uns die Ueber- lassung des Manuseriptes seines interessanten Essays zuzu- sagen, so werden wir in der Lage sein, unsere Leser mit demselben hoffentlich schon in den nächsten Nummern zu erfreuen. 10 Die nächste Monatsversammlung findet am Freitag den 9. Jänner 1880, wie gewöhnlich um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissenschaften statt. TAGESORDNUNG: Vortrag des Herrn Prof. Dr. Gustav von Hayek über: Die Vogelfauna Neuseelands, unter Vorzeigung charakteristischer Typen. Die IV. ordentliche Generalversammlung des Omithologischen Vereines in Wien findet statutengemäss am zweiten Freitage des Monats Februar, somit am 13. k: M. am Orte und zur Stunde der gewöhnlichen Monatsversammlungen statt. Die besonderen Einla- dungen hiezu, sowie die Bekanntgabe der Tagesordnung werden seiner Zeit erfolgen. Neu beigetretenes ordentliches Mitglied: Herr Eugen v. Homeyer, Gutsbesitzer und Prä- sident der Allgemeinen deutschen ornitho- logischen Gesellschaft in Berlin, zu Stolp in Pommern. Ueber eine Serie von Raubvögeln aus Syrien. Von A. von Pelzeln. Das kaiserliche Museum hat von Herrn Director Steindachner eine von ihm angekaufte Partie von Raubvögeln aus Syrien als Geschenk erhalten, über welche ch mir erlaube, hier einige Bemerkungen mit- zutheilen. Die Vögel sind mit Ausnahme des Uhu, bei welchem der betreffende Zettel verloren gegangen zu sein scheint, mit genauer Angabe der Fundorte, der Zeit der Erlegung (März, April und Mai 1879), so wie des Geschlechtes Bvonsehen) Von besonderem Interesse sind zwei Exemplare von Leschenault's Nacktfussuhu (Ketupa ceylonensis), welche im Vereine mit den durch Mr. Palästina erhaltenen Exemplaren das weite Vordringen dieser Art nach Westen darthuen. 1. Buteo ferox (8. G. Gmel.) Adlerbussard. M. Martatros, 22. April 1879. Ein altes Männchen der lichten Varietät, Gefieder im Ganzen übereinstimmend mit den Exemplaren des kaiserl. Museums B. von Himalaya und A. aus Nubien (Verh. zool. bot. Gesellsch. 1862. 147). Nacken und grösster Theil der Unterseite weiss, einige Federn der Banehmicei Flanken und Hosenfedern braunröthlich. Die Schwanzfedern zeichnen sich durch regelmässige Bänderung aus. 2. Aquila naevia. adler. M. Nahr el Kebir,!) 7. April 1579. Scehwenkf. kleiner Schrei- Alter Vogel in gleiehförmie braunem Rleide ohne Sehr It 348, in alle Flecken, Flügelläinge 181, 3. Aguila Dennata Gmel., W. Hiunde, 4. Mai 1879. Ein Exemplar mit brauner Unterseite, an Kehle. Brust und Oberbauch finden sich dunkle Schaftstriche, 4. Cireaetus gallieus Gmel., Europäischer Schlangenadler. M. Dem Sarho, 3. Mai 1879. W. Markab, 16. April 1879. Nicht ganz ausgefärbte Exemplare; an Kehle und Brust sind die Federn beim Männchen in der Mitte braun, jederseits breit weiss gerändert, beim Weibchen beinahe einfärbig braun, die raunen Querstreifen des Unterleibes sind nicht Zahlreich und wenig regelmässig. 5. Pandion haliaötus Linng, Flussadler. Zwergadler. !) Fluss in Syrien, Paschalik-Tripoli, entspringt am Libanon, fliesst anfangs N. dann W. in das mittelländ, Meer N.-O. von Tripoli. Ritter Geogr. Lexieon 910. Tristram in | M. Nahır el Kebir, 16. April 1879. An der Brust nur schwache Andeutungen brauner Streifen. 6. Hypotriorchis subbuteo, (Linne) Baum- falke. M. Cadmons, 7. April 1879. Alter ausgefärbter Vogel wie bei Naumann t. 26,f.1. 7. Tinunculus cenchris, (Frisch) Röthelfalke, Junges Weibchen. Nahr el Snobi, 12. März 1879. S. Accipiter brevipes Severz. Kurzzehen- Sperber. M. Bende, 12. Mai 1879. Junges Männchen, ganz übereinstimmend mit einem solchen von Beirut, welches die kaiserl. Samm- lung 1865 von Fried. Schlüter’s Söhnen acquirirt hat. 9. Milvus niger Briss. Schwarzer Milan. M. Nahr el Kebir, 17. April 1379. Ist vollkommen ähnlich emem in unserem Museum befindlichen Männchen, welches Herr Custos Natterer im April 1844 bei der Waagmühle in Ungarn er- | legt hat. 10. Circus aeruginosus (Linne) Rohrweihe M. Bende, 12. Mai 1879. Junger Vogel mit dunklem Gefieder, Oberkopf und Kehle fast weiss, wenig mit Gelb überlaufen; sonst ähnlich Naumann t. 38, £. 1. 11. Cireus pallidus Sykes, Steppenweihe. M. Minkel-beda, 6. April 1879. a angefärbter Vogel (wie Naumanns 12. Bes maximus, Sibb, Grosser Uhu. Ein mit den hiesigen ollleoraraer übereinstimmen- | des Exemplar ohne Angabe des Fundortes und der Er- legungszeit; vermuthlich dürfte der betreffende Zettel verloren gegangen sein. 13. Ketupa ceylonensis, (Gmel.) Lesche- nault's Ketupa. M. Nahr el Kebir, 6. März 1879. W. Nahr el Kebir, 12. April 1879. Höchst merkwürdig ist es, dass in Syrien unter den den Mittelmeerländern angehörigen Arten diese ausge- zeichnete Form auftritt, welche Ostasien (ganz Hindo- stan vom Himalaya an, und Ceylon, Assam, Arakan und Burmah bis Tenasserim), angehört. Mr. Tristram hat bereits im Ibis (1865. 242 et 261) das Vorkommen dieser Ohreule zu Wady el Kurn in Palästina constatirt, | die vorliegenden Exemplare zeigen nunmehr den zweiten Fall der Verbreitung weit nach Westen hin. Aber auch nach Osten hin sendet die Species Ausläufer, da Mr. Swinhoe sie in der Nähe von Hongkong erhielt. Die Vergleichung der syrischen mit vier indischen Exemplaren unserer Sammlung ergab keine anderen Unterschiede als dass die ersteren eine blassere Färbung 11 und besonders viel lichteren Oberkopf zeigen als die letzteren; die speeifische Identität scheint mir aber durch diese Farbendifferenzen nicht berührt zu sein, u. zw. um so weniger, als älınliche Unterschiede, wenn auch in geringem Grade, selbst unter den indischen Exem- plaren vorhanden sind. Allerlei. Interessante Fasanen. (Aus einem gütigst mitge- theilten Briefe des Herrn Grafen Friedr. Pocei, d.d. Strassburg, 6. December 1579 an Herrn Grafen Mar- schall.) .... „Kürzlich besuchte ich eine nähere Jagd im Elsass am Rhein, vis-a-vis von Rastatt gelegen, wo ich seit mehreren Jahren eine Spielart der Fasanen bemerke. Dieselben sind meist weiss gefleckt, ganz weiss, haben oft nur einen Flügel weiss u. s. w. — höchst merkwür- dig. Die Sache hat den Grund darin, dass vor Jahren auf benachbarten Jagden Gold- und Silberfasanen aus- gesetzt wurden, welche sich mit den gewöhnlichen Fasanen gepaart haben. Wir haben schon mehrere dieser Bastarde geschossen und darunter die wunder- lichsten Farbenspiele entdeckt. Ich sah einen Fasan mit ganz weissem Kragen streichen — leider konnte ich nicht schiessen, weil die Entfernung zu weit war; ich kenne seinen Stand und hoffe ihn demnächst zu fassen. Herr Cronau, Öberregierungsrath und Eisen- balındirector in Strassburg, hat hier unweit der Stadt einen Garten mit den seltesten Hihnervögeln — nament- lich Fasanen. — Ich gehe öfters dahin und bewundere die schönen Thiere, welche in prächtigen Volieren gezüchtet werden ; es sind darunter wahre Prachtexem- plare von asiatischen Fasanen, von denen das Paar | S00 und 1000 Franes kostete. Der Besitzer hat viel Glück mit der Nachzucht und erzielt sehr schöne Re- sultate. Ich glaube, dass kein zoologischer Garten so viele Arten Fasanen aufweisen an SROCHE> Anormale Schnabelbildung bei Enten. Nach einem starken Regen, dem drei Wochen alte Enten im Ver- laufe dieses Sommers ausgesetzt waren, erkrankten zwei davon an heftiger Grippe. Die Köpfe schwollen ihnen an, so dass die Augen ganz unsichtbar wurden, und die Sehnäbel bekamen "blasenartige Anschwellungen. Durch sorgsame Pflege wurden Riese Enten zwar gerettet, die längere Zeit entzündeten Augen, die eine eiterartige Flüssigkeit absonderten, Naben wieder ihren Hormalen Zurtand an und nur der obere Theil der Schnäbel blieb nach deren Abhäutung kürzer, vorn und an den Seitenwänden aufgebogen. Diese Verkür- zung des Oberschnabels war ziemlich bedeutend (1Ctm.), so dass die Zunge um einige Millimeter vorstand. Die Ursache lese Missbildung war, dass die Oberhaut beim Eintrocknen vor der Abhäutung sich zusammen- zog und die noch weichen Schnabelgebilde in diese Zusammenziehung mit eingezogen wurden. Die Enten wurden zur Aufnahme von Körnern, überhaupt kleinem Futter ganz unvermögend, mussten deshalb separat gehalten and mit Weizenkleie, Brocken von Brodkrume und gekochten Kartoffeln, gefüttert werden. Bei diesem Futter gediehen sie jedoch gauz prächtig und konnten im November, als lkomen erwachsen und gut ausgefüttert, geschlachtet werden. (Der Gefl.- Züchter und Vogelfr.) Literarisches. Dr. A. B. Meyer, Index zu L. Reichenbach’s Orni- thologischen Werken. Berlin R. Friedländer & Söhne 1579, gr. 8°. Wichtig für die Wissenschaft und von unzweifelhaftem Nutzen für jeden Ornithologen sind die Werke Reichenbach’s. Die lange Reihe von Jahren, während welcher diese Schriften erschienen sind, die dadurch wiederholt nöthig gewordenen Supplemente und Nachträge, der Umstand, dass bei manchen Familien kein Text vorhanden ist, bei einem Theile der Trochi- liden sogar die Beziehung auf die Abbildungen in der Aufzählung fehlt, die Publication in verschiedenen Serien oder Formaten, gestalten jedoch die Orientirung in diesem Werke und die Benützung desselben äusserst schwierig und zeitraubend. Zu dem lebhaftesten Danke werden daher alle Ornithologen dem Herrn Dr. A. B. Meyer, dem Nachfolger Reichenbach’s als Director des Dresdener Zoologischen Museums dafür verpflichtet sein, dass er dem äusserst mühevollen Unternehmen sich unterzogen hat, einen Index zu Reichenbach’s ornithologischen adzaı zu verfassen. Durch diese werthvolle, äusserst zweckmässig eingerichtete Arbeit ist nunmehr die Benützung dieser derselben ad, Werke leicht geworden und alle Besitzer werden diesen Index mit Freude begrüssen. Dr. Otto Finsch, Reise nach West-Sibirien im Jahre 1876 auf Vevanlassung des Vereines für die deutsche Nordpolarfahrt zu Bremen, unternommen von Dr. OÖ. Finsch, Dr. A. Brehm und Carl Graf von Waldburg- Zeil-Trauchburg. Wissenschaftliche Ergebnisse. W irbel- thiere beobachtet von —.Verh. k.k. Zool. Bot. Gesellsch. Wien XXIX. 1879, 115. In dieser trefflichen Arbeit ist den Vögeln bei weitem der erste Platz gewidmet, und in der That ist für diese Classe eine so reiche Fülle werthvoller Beobachtungen über Lebensweise u. s. w., besonders aber über geographische Verbreitung geboten, wie nur in sehr wenig anderen Werken; die Schrift bringt wichtige Bereicherungen für die Wissen- schaft und insbesonders Allen Jenen, welche mit der europäischen Ornis sich beschäftigen, ist ihre Benützung geradezu nothwendig. ArüvsoR: Dr. J. A. Palmen und C. Sundmar Finska Fogelägg. Helsingfors, Querfolio, Heft I. 1879. Mit Tafeln. Dieses Werk, dessen Text ( (schw edisch und finnländisch) Ref. 12 leider nicht zugänglich ist, behandelt die Eier der Wasselnheim und anderen Fachmännern. I, Jahrgang. : a - Vögel Finnlands, und in diesem Hefte die Eier der | Nr. 1—-3, October — December 1579. falkenartigen Raubvögel. Die Tafeln sind schön aus- | Wir begrüssen diese neue Monatsschrift auf dem eeführt und von besonderem Interesse die oft sehr | Gebiete der Geflügelzucht und Vogelkunde um so differirenden Farbenvarietäten der Eier. Av. P. | freudiger und herzlicher, als einerseits die Namen des Herausgebers und der Mitarbeiter schon von vorneher nur Gediegenes und Tüchtiges erwarten lassen, und i ? Et anderseits der interessante und reiche Inhalt der uns i Iconografia dell’ Avifauna italica ovvere tavole vorliegenden ersten drei Hefte diese Erwartung voll- illustranti le speeie di Uecelli che travansi in Italia con | ständie vechtfertiget. Wir wollen insbesondere die brevi descrizioni enote. Testo del Dott. E. H. G ig lioli, Artikel „Deutschlands Hühnerzucht“, „Verbesserte Brut- tavole di Alberto Manzella. Prato (Toscana) 1579, apparate, System Baumeyer“, „Einige Worte über E ee ni a & en De nach Enten“ von P.. W., „Einiges über die Taubenliebhaberei em Vorbilde der Gould'schen Prachtwerke Darstel- |; er pe 5 RT ahtec ne \ en biet ee im Allgemeinen von H. Dietz, „die Gsenzu lungen „jener Vogelarten zu bieten, welche m der | yon P. Priese, „die Gans“ und „die Drosseln“ vom italienischen Halbinsel beobachtet worden sind. Der | Reallehrer Sehuster, „Ueber Krankheiten des Ge- Text IS US Ss F ee des en ae | fügels“ als Beispiele für die Mannigfaltigkeit des Gebo- Dr. Giglioli. Das vorliegende Heft enthält ein Vor- | tenen hervorheben und zugleich auf die Fülle anderer, wort, einen Catalog der italienischen Vögel, sowie Text | grösserer und kleinerer Artikel, Notizen und verschie- und Abbildungen von Falco communis, Lanius excu- | denartiger Mittheilungen, welchen wir in diesen drei bitor, Lagopus mutus, Bucephala elangula und Sternula | Heften begegnen, hinweisen. minuta. Aavaab | Die äussere Ausstattung der 16—20 Seiten statt- ‚ lichen Quartformates starken Hefte ist eine sehr hübsche | | und würdige. Zahlreiche Illustrationen dienen zur Er- Der Geflügelzüchter und Vogelfreund. Monats- | läuterung des Textes. blätter für Züchter, Liebhaber und Händler. Heraus- | Mit Recht glauben wir, trotz der nicht geringen gegeben von Wilhelm Moessinger in Frankfurt | Zahl ganz guter, in deutscher Sprache erscheinender a/M. unter Mitarbeiterschaft von Dr. E. Baldamus | Fachzeitschriften ähnlicher und verwandter Ziele, ge- in Coburg, Dr. M. Braun in Dorpat, Dr. A. Rei- | rade diesem Unternehmen ein baldiges Emporblühen chenow in Berlin, Dr. Schäfer in Darmstadt, Heh. | und kräftiges Gedeihen und Wachsen prognostieiren Dietz in Frankfurt a/M., Reallehrer Schuster in | zu dürfen. Dr. v. E. Inserate. Wichtig für Blumenfreunde. LAbonnements-Einladuns. GM HESSE’S Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ eröffnen mit dem Neuen Jahre 1880 ihren fünften Jahrgang. Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ sind in erster Linie das Organ des Münchener Vereines r) | 7) a ı für Geflügelzucht und in weiter Ausdehnung das der befreundeten und aller ra n 7 { ) N en a Y uU n [6 ; demselben Ziele zusteuernden Vereine. Dieses Ziel bestehtinder Anregung und © I} SON | Verbesserung der Zucht und Pflege des Geflügels in allen Rassen, sowie auch der Zier- und Schmuckvögel aller Zonen. Die Liebhaberei soll unterstützt, die n PR er 0 Teste > 2 Safe SR , practische Verwerthung der verschiedenen Geflügelrassen in ökonomischer Rich - Enthält sämmtliche Nährstoffe der Pflanze in leicht tung immer mehr ausgedehnt und auch unter der Landbevölkerung mehr bekannt löslicher Salzform. Für die Zimmerkultur von Topfge- werden. Die Redaktion wird sich bemühen, alle in dieses Fach einschlagende Er 5 Fragen in gediegenen Abhandlungen zu besprechen und das Blatt durch Original- wächsen und Blattpflanzen das Praktischeste, um durch Aufsätze zu einer gediegenen Lektüre zu gestalten. Schon im vergangenen Jahre regelmässige Anwendung schönstes, üppigstes Gedeihen zucht München wird es sich angelegen sein lassen, das Blatt so zu gestalten, dass es auch in weiteren Kreisen ein beliebtes Insertionsblatt werden dürfte. Erfolg überraschend. Die Dose a 60 kr. und 2 4. jeden Monats und kosten im jährliehen Abonnement 2 Mark; im Post-Abonnement, incl. Zustellungsgebühr, oder durch die Expedition per Kreuzband bezogen, hat die Abonnentenzahl bedeutend zugenommen, und der Verein für Geflügel- . mie Tarhr > a » we . alleı Blumen zu eı zielen. \ erbı auch sehr sparsam; Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ erscheinen am I. und IS. D } EB» N; A an R S 30 kr. empfielt das General-Depot für Nieder- und jährlich 2 M. 80 Pf. Bestellungen, sowie Insertions-Aufträge beliebe man an Oberösterreich des die Bspedition: Joh. Bühler’sche Buchdruckerei, Neuhauserstrasse 3, München, zu rıchten. Hans Neweklowsky. Fuchsengut bei München, im Monat Dezember 1879. Die Redaktion j der „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht‘. Beim zoologischen National - Museum in Aesram (Kroatien) OR) ist die Stelle eines DBADADAPRRSDEO AU: N FR SINN BE 28 a >) 2 Sm mon nm I Su mit dem Gehalte von 700 fl., und 100 fl. ö. W. Quartiergeld, frei. Derselbe ist als k. k. Landes-Beamter in die XI. Diäten-Classe eingereiht. Bewerber um diesen Posten wollen so bald als möglich sich mit dem Gefertigten in Verbindung setzen, und ihre Ausbildung in den Musealarbeiten im Allgemeinen, insbesondere aber in der Kunst des Skelettirens und des Ausstopfens darlegen. Stadt Steyr in Oberösterreich. Agram, am 31. December 1879, Prof. $. Brusina, Director des zoolog. National-Museum. - Bm u a la nn a Er ran ka BE Be ee I EL EZ re EEE RE Ei Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, ED NETT U SET ET Ey, RE —— = 2 ro .. < k pp a Fr v VA = - Blätter für Wogelkunde, Wogel-Shuß und -Pfleae. Redakteure: August von Pelzein und Dr. Carl von Enderes. '; Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 A., sammt Franco- H '; Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile r Tlal ;; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern .: 1980 " 220 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, Ü BB Florianigasse 46, zu richten. Inhalt : Die IV. ordentliche Generalversammlung des Vereines. — Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Tals ky. (Fortsetzung.) — Arten der Ornis Austriaco-Hungarica, welche in Westsibirien vorkommen. Von August Friedrich Graf Marschall. — Vereinsangelegenheiten. Die IV. ordentliche Keneral-Versammlung des Ornithologischen Vereines in Wien findet am E'reitag, den 19. Flebruar 1SSO, um 6S Tıhr Abends, im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, I., Universitätsplatz 2, statt, ORDNUNG: I. Rechenschaftsbericht des Ausschusses für das Jahr 1879. II. Cassabericht für das Jahr 1879. III. Bericht der Herren Rechnungsrevisoren für 1879. IV. Wahl zweier Rechnungsrevisoren für das Jalır 1880. V, Antrag des Ausschusses auf Statuten-Aenderung, Die P. T. Vereinsmitglieder werden gebeten entweder ihre Jahreskarten, oder die ihnen zugegangene besondere Einladung als Legitimation zur Generalversammlung mitbringen zu wollen. 14 Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Fortsetzung.) Bevor ich über die in Mähren höclıst seltenen Felsschmätzer (Petrocincla) meine gesammelten Erfahrungen folgen lasse, sei es mir gestattet, zum besseren Verständnisse des weiter Angeführten eine kurze Schilderung ihrer, im Nordosten unseres Vater- landes einzig und allein bekannten Wohnstätte, nämlich des im Vorgehenden öfter genannten Berges Kotouß, vorauszuschicken. Dieser, in mehrfacher Hinsieht merkwürdige Punkt, liest in der romantischen Umgebung des als berühmten Fundort von Juraversteinerungen bekannten Städtchens Stramberg, 1, Meile östlich von Neutitschein. Seine weissgrauen Abhänge machen ihn, als einen vor- geschobenen Posten der Karpathenausläufer, weit be- merkbar und lassen den Besucher schon aus der Ferne erkennen, dass er sich einem nackten, nur theilweise bewaldeten Kalkfelsen nähere. Die Mehrzahl der Ausflügler, welche den Kotou& alljährlich heimsuchen, besteigt gewöhnlich nur seinen, mit einer Steinpyramide und aufgesetztem, eisernen Kreuze gezierten Gipfel, über 500 Meter über dem Meere*), um sowohl die duftende Waldesluft zu geniessen, als auch sich an der herrlichen Aussicht gegen Nord und Süd zu ergötzen. Wem aber daran gelegen ist, diesen Felscoloss und seine grossartigen Formen selbst kennen zu lernen, der betrachte seine Aussenseite, während eines Spazierganges längs der nackten Ab- hänge, von unten. Den interessantesten Anblick gewährt seine West- seite, von den glatten fast senkrecht abfallenden Wänden unterhalb der Pyramide, bis zu der am südlichen Fusse einsam gelegenen, bewohnten Hütte. Zwischen diesen zwei Punkten erhebt sich ein Bild, wie es ein Tourist in unserem Lande kaum wiederfinden dürfte. An die im Vordergrunde steil emporragenden, hell gefärbten Felsmassen, welche nicht selten durch ausgewühlte Geröll- und Abflussmulden getrennt er- scheinen, reihen sich nach allen Seiten hin, bis zum blauen Himmel hinauf, in wildromantischer Unordnung mächtige Felsrücken und Grate, mehr oder weniger zerklüftete Wandflächen, unzählbare Klippen, Ueber- hänge und Vorsprünge, starr und fest aneinander, — gleich aufgethürmten Eisblöcken. In einzelnen Vertiefungen bemerkt man Strauch- werk, verkümmerte Rothbuchen, während das Gerölle mit niederem Pflanzenwuchs spärlich bedeckt ist. Ausser einer fadenförmigen Grasart, die häufig vorkommt und vom Volke „Kozi brada“, Bocksbart, genannt wird, wuchert unter andern an geeigneten Plätzen Sedum album, die bekannte Futterpflanze der Raupe von Doritis Apollo, welcher Edelfalter hier alljährlich, manchen Sommer sogar recht zahlreich, anzutreffen ist. Sonst bedeckt stellenweise dunkles Moos das nackte Gestein und verleiht ihm ein düstres Ansehen. Bei der südlichen Abdachung angelangt, verliert man den Riesenfels so zu sagen aus den Augen; man steht vor seiner schmalsten Seite. Gegenüber der vorgenannten Hütte erhebt sich eine schroffe rissige Wand, hinter der ein, durch Absätze und Spitzen unter- *) Die relative Höhe des Kotou& beträgt über 210 Meter. brochener Grat in der Richtung gegen Norden empor- steigt. Unterhalb dieser Partie entspringt aus dem Grunde des Felsens eine köstliche Wasserquelle, deren Abfluss bei der Hütte vorbei, dem nahen Bache zueilt. Die südlichen Abhänge des Kalkblocks tragen einen weit milderen Character als die westlichen. Die Massen, wohl immer noch sehr mächtig, erreichen keine bedeutende Höhe und nur da und dort starrt dem Beobachter ein schwer zugänglicher First, eine scharfe Spitze oder ein glattseitiger Kegel aus dem Hintergrunde entgegen. Recht überraschend wirkt auf dieser Bergseite eine höher gelegene, freie Durchsicht gewährende Doppelhöhle, die sogenannte „Hundsgrotte* (psi Kostelik*). Dieselbe besteht aus zwei zusammen- hängenden, in einem gewaltigen Felsstocke durch- brochenen, grösseren Räumen. Von hier an verflacht sich der Berg immer mehr und mehr gegen Osten und verliert zusehends an seiner Grossartigkeit. Die Felspartien nehmen ab, die nackten, grauen Flächen werden seltener und verschwinden bald gänzlich unter dem grünen Grasteppiche. Einzelne Tannen, die mit jedem Schritte nach Vorwärts an Zalıl zunehmen, treten als Vorposten des nahen Waldes auf, dessen Anbliek dem Besucher zum Zeichen wird, dass der genussreiche Gang um den Kotou£, an dieser a 2 5 Stelle sein Ende erreicht habe. Um dem freundlichen Leser einen Begriff von der Ausdehnung des Berges zu geben, füge ich noch bei, dass man zur Zurücklegung des besprochenen Weges beiläufig die Zeit von °/, Stunden benöthigt. #) Nebst dieser Grotte birst der schluchtenreiche Kotoud noch zwei andere, bekannte Höhlen, nämlich auf der Nordseite die sogenannte Schipkahöhle (Sipovä dira) und das „Zwergerleloch* (Certova dira) im Westen. Beide Höhlen haben seit dem Vorjahre, als Fundorte von praehistorischen Objekten, grössere Bedeutung erlangt. Unter der Leitung des Herrn Prof. Maschka aus Neutitschein wurden daselbst Ausgra- bungen vorgenommen, bei welchen interessante Resultate erzielt wurden. So bestehen die Funde in der Schipkahöhle in Tausenden von Knochen diluvialer Thiere, als Mammut, Rhinoceros, Höhlenbär, Höhlenhyäne, Pferd, Urhirsch, Rennthier u. s. w., Tausenden von losen Zähnen dieser Thiere, Geweihen, zahlreichen, schön erhaltenen Stein- und Knochenwerkzeugen, Gegenständen, welche 3—4 Meter tief in vollkommen ungestörten Schichten sich vorfanden. Ausser- dem wurden hier auch Broncegegenstände, darunter eine zierlich ge- arbeitete Axt. (Celt) vorgefunden. In der „Zwergerlehöhle“ fand man neben den oben genannten Thierknochen auch eine Unzahl kleiner Vogel- knochen (grösstentheils Knochen der Extremitäten), bearbeitete Geweihstücke, viele sehr schön erhaltene Knochengeräthe und Werkzeuge, als durchbohrte Nadeln, Pfriemen drei- und vierkantige Pteilspitzen; rohe nicht polirte Steinwerkzeuge von Feuerstein, Jaspis und Chaleedon ; Fragmente von den verschiedenartigsten Thongefässen aus freier Hand verfertigt und mit characteristischen Ornamenten versehen, dreikantige Broncepfeilspitzen, Spiralen von Bronze, durchbohrte Zähne, Muscheln, Schleifsteine, Spinnwirtel, ja sogar ein Blasinstrument, welches dem bekannten „Meisen- pfeife]* nicht unähnlich ist. Auf dem Scheitel des Berges ist man unmittelbar unter dem Rasen auf ausgedehnte Brandstätten gekommen und es fanden sich da zahllose Thon- und Graphitscherben, Steinwerk- zeuge und verschiedene Bronce- und Eisengegenstände vor. Welche Bedeutung diesen Funden in fachmännischen Kreisen beigelegt wird, beweist der Umstand, dass der Intendant der k. k. Hofmuseen in Wien, Hofrath von Hofstetter, den Kotou& persönlich aufgesucht und mitHerrn Maschka, behufs seinerzeitiger Aufstellung besagter Fundobjecte im k. k. nafur- historischen Hofmuseum, unterhandelt hat, Ein schmales Thal trennt den Kotouö von den angrenzenden, theils bebauten Kalkbergen im Osten, von denen die nächsten zwei den Namen „skalky“ d. h. kleine Felsen, führen. Der sogenannte „Schloss- berg“ schliesst sich gegen Norden an und trägt die Ruinen der ehemaligen Stramberger Burg, aus deren Mitte ein hoher, runder Thurm, vom Volke „stram- berskä trouba“, im Deutschen „Butterfass“ genannt, kühn in die Höhe ragt. Auf den Abhängen dieser drei Berge liegen in malerischen Gruppen die Gebäude der Stadt Stramberg und erstreckem sich bis zum Fusse des Kotou£. Die nördliche Umgebung des Felsens bildet hügeliges Ackerland, während seine West- und Südseite von bewaldeten Bergen umstellt ist. Ein klarer Bach windet sich durch das enge Thal, dessen fruchtbaren Boden Wiesen und Felder bedecken. Den Hintergrund begrenzt der hohe Gebirgszug der Beskyden. Diese reizende Gegend nun ist es, welche alljährlich von einzelnen Pärchen des Steinröthels oder einsamen Spatzen (Petrocincla saxatilis), als Wohn- und Brut- platz bezogen wird. Die Bewohner von Stramberg nennen diesen vortrefflichen Singvogel „Garazia“ el ohne über die Bedeutung dieses ungewöhn- lichen Namens irgend welche nähere Auskunft geben zu können. Von anderer Seite erfahre ich jedoch, dass die mährischen Slovaken mit demselben Worte zwar keinen Vogel, sondern gescheckte Kühe öfter zu bezeichnen pflegen. In diesem Sinne könnte mit dem Namen Garazia ganz gut auch ein scheckiger, d. h. buntfarbiger Vogel bezeichnet werden, was der Stein- röthel, namentlich ein ausgewachsenes Männchen, in der That auch ist. Die Ankunft des einsamen Spatzen erfolgt in Stramberg im Laufe des Monates März, bald früher, bald später, je nach den bestehenden Witterungsver- hältnissen. Die schönen Frühlingstage des Jahres 1578 2. B., brachten den ersten Ankömmling schon am 11. März; wogegen im darauffolgenden Jahre sein Eintrefien durch anhaltenden Schneefall und rauhes Wetter, bis zum 31. verzögert wurde. Den Erfahrungen erprobter Kenner der GaraZia und ihres Lebens gemäss, sollen hier die Vögel um so zahlreicher vertreten sein, je zeitlicher sie eintreffen. Diese Behauptung stimmt auch mit meinen bis- herigen Beobachtungen überein; denn während im Jahre 187S in der Umgebung von Stramberg sieben Pärchen Steinröthel beobachtet worden sind, traf man im Jahre 1379 nur drei an. Die angelangten Vögel besetzen zunächst die felsigen Abhänge des Kotou&, jedes Paar sein bestimmtes Wohngebiet; erscheinen sie zahlreicher, so schlagen einzelne ihr Heim auf den benachbarten „kleinen Felsen“ oder wohl gar auf der unbewohnten Nord- seite des Schlossberges auf. Von den angeführten 7 Paaren des Jahres 1573 verblieben 4 am Kotou£, 2 bewohnten die skalky und das letzte Pärchen verlebte den Sommer am Schlossberge. Die wenigen GaraZien vom Jahre 1879 fanden ihre Unterkunft insgesammt am Kotou£., Zur Zeit der Herbstwanderung des Steinröthels, welche in den Monat September fällt, sollen hier zuweilen auch durchziehende Vögel dieser Art beobachtet worden sein. So zalım und zutraulich der Steinröthel im Käfige so wild und misstrauisch geberdet sich derselbe Den liebsten Aufenthalt in hiesiger wird, in der Freiheit. 15 Gegend gewährt ihm die Mittellage der wilden Fels- partien des Kotouöberges, wo man ihn auf hervorra- genden Klippen, seltener auf einem Strauchaste sitzend, am sichersten mittelst eines Glases, von unten betrachten kann. Bei völliger Ruhe und in möglichster Deckung kann man aber ch wahrnehmen, de der flüchtige Vogel gerne in die Tiefe steigt erac) zwischen Stein Stiel Gras nach Futter sucht. De geringste Störung jedoch genügt, um ihn zu verscheuchen; sogleich fliegt er auf amd! ve erschwindet hinter den Mohr gelegenen Steinmassen. Zur Nahrung dienen dem Steinröthel bekanntlich allerlei Kerbthiere, die er fast ohne Ausnahme vom Boden aufnimmt. Um seine Bedürfnisse in dieser Richtung vollkommen zu befriedigen, verlässt er öfter im Tage, zumal in den Morgen- und späteren Nach- mittagsstunden den Berg und sucht in den nahen Feldern und Wiesen vor Allem Heuschrecken, seine Lieb- lingskost. Im Spätsommer frisst er auch Beeren und soll schon in manchen Gärten von Stramberg auf Hollunder- sträuchen wiederholt angetroffen worden sein. In der Nähe des Berges findet unser Vogel nach Bedarf auch das nöthige Wasser. Wie mich der Eigen- thümer des oben erwähnten Häuschens am südlichen Fusse des Kotou&ö versicherte, kamen die Steinröthel bis zur nahen Quelle herab, um sich zu erfrischen. Der einsame Hüttenbewöhner scheint mit seinen klugen, befiederten Nachbarn überhaupt auf recht En om Fusse zu stehen und konnte es niemals recht begreiflich finden, warum die Vögel, als sie meiner ansichtig wurden, schon vom Weiten abflogen. Vor ihm, meinte er, zeigten sie keine so grosse Furcht. Ueber das Brutgeschäft des Steinröthels in Stram- berg zog ich bei zwei einheimischen Vogelkundigen und gewandten Nestaushebern der Garazia genaue Er- kundigsungen ein. Es kostete mich zwar viel Ueber- redungskunst, bevor die beiden Schlauköpfe nur einge- standen hatten, dass sie diess unerlaubte Geschäft betreiben, aber ich nn mich ihres vollen Vertrauens versichern, da es mir ohne ihre Beihilfe fast unmöglich gewesen wäre, in der kurzbemessenen Zeit meiner Exeursionen nach Stramberg, zu irgend emem sicheren Ziele zu kommen. Nach Aussage dieser „Sachverständigen“ nistet der Steinröthel in der Regel, d.h. wenn er seiner Brut nicht beraubt wird, zw Sumai] des Jahres, einmal im Monate Mai und das zweitemal Ende Juni; werden die Jungen der zweiten Brut weggenommen, so soll sich das Paar sogar noch zum drittenmale zum Nisten entschliessen. Die Nester werden regelmässig am Felsen angelegt am Kotou& auf der unteren Hälfte seiner kahlen West-, Süd- und Südostabhänge; die bewaldeten Theile des Berges besucht der Vogel niemals. In Begleitung eines der besagten Nestplünderer bestieg ichY am 97. Juni 1878 die, als Brutplatz am häufigsten benützte Westseite des Felsens und unter- suchte persönlich zwei ältere Niststätten des in Rede stehenden Schmätzers. Die erste lag etwa eine Schrittlänge vom Rande einer 12 Meter hohen, glatten, senkrecht abfallenden Wand entfernt, am Boden eines 25 Cm. tiefen Felsen- winkels, dessen Bedachung ein 50 Cm. hoher Ueber- hang bildete. Der Zugang war durch dichtes Gras (Bocksbant), gedeckt. Das zweite Nest befand sieh etwas höher, beiläufig 15 Meter über dem Fusse des Berges, in einer 65 Cm. 16 tiefen horizontalen Steimkluft. 25 Cm. vom Eingange, den ein kleiner Buchenstrauch und hohes Gras schützte. Ausser diesen beiden, sogenannten „leicht zugäng- lichen“ Brutstätten der Garazia, hatte ich die Absicht noch eine dritte zu untersuchen, die in einer Höhe von über 30 Meter, auf der westlichen Lehne eines bedeu- tenden, stark zerklüfteten Kammes, jenseits einer breiten Geröllmulde lag. Mit vieler Mühe und Vorsicht erklomm ich den Vorsprung, über den die schroffeSteinwand, sammt Felsspalte und Nest, sich erhob, sah mich aber eenöthigt, unverrichteter Sache zurückzukehren, dabei musste ich noch froh sein, dass es mir gelungen ist, ohne Unfall sicheren Boden unter den Füssen wieder erreicht zu haben. Derartig und noch weit gefährlicher angelegte Brutorte des einsamen Spatzen kommen öfter vor und können nur von kühnen Steigern, unter Anwendung von Leitern oder Seil, erreicht werden. Das Nest des Steinröthels selbst ist ein einfacher Bau, zusammengestellt aus den langen, feinen Halmen des Bocksgrases und Moos. Das’ Gelege besteht aus 5—6 blaugrünen Eiern, von der Grösse der Eier unserer Sinedrossel. Nach glaubwürdigen Beobachtungen meiner Ge- ne überlässt das Männchen die ganze Sorge um die Ausbrütung der anzuhoffenden Nachkommen- schaft dem Weibehen. Das Männchen bekümmert sich auch nicht um den Unterhalt der nistenden Ehehälfte, sondern sieht zu, wie sie dreimal des Tages, und zwar in den frühen Morgenstunden, dann gegen 10 Uhr Mittags und 5 Uhr Abends vom Neste abflieet und das nöthige Futter sich selbst erwerben muss. Seine Thätig- keit beschränkt sich während der Brutperiode haupt- sächlich darauf, dass es dem brütenden Weibchen, mit | lobenswerther Ausdauer Gesellschaft leistet. Zu dem Ende bezieht es in der Nähe des Nestes einen festen Platz, gewöhnlich einen erhöhten Felsvor- sprung, auf dem es, nach meinen eigenen Beobachtungen, tagsüber häufig zu verweilen pflegt und mit gedämpfter Stimme äusserst liebliche, schwermüthig klingende Tonreihen zum Vortrage bringt. Abwechsel Ind fiest es empor, stimmt einen hellen, freudigen Gesang an, Rattert dabei nach Art der Lerchen über der Stelle und kehrt nach wenigen Secunden zum alten Sitze wieder zurück. In Anbetracht dieses, anscheinend leichtfertigen Benehmens, sollte man glauben, das Männchen spiele während der Brutzeit die Rolle eines Ueberflüssigen. Und doch kann es nicht so sein; denn die Erfahrung lehrt, dass das Weibchen sogleich, längstens binnen 24 Stunden, Nest und Eier verlässt, wenn ihm sein Männchen abhanden gekommen ist. Die Ursache dieses verzweifelten Entschlusses dürfte nach meiner Ansicht nur darin zu suchen sein, weil das allein stehende Weibchen, bei der Seltenheit der Steinröthel in unserer Gegend, fast niemals auf Ersatz des verloren gegan- genen unentbehrlichen Männchens, rechnen kann. Sobald die Jungen zur Welt gekommen sind, was gewöhnlich nach vierzehntägiger Bebrütung der Eier er- folgt, stellt sich das Männchen beim Neste ein, um vereint mit dem Weibchen für die hungerigen Mägen der kleinen Familie Sorge zu tragen. Die unscheinbaren Geschöpfe werden mit allerhand Insecten gefüttert, fressen sehr viel und entwickeln sich trotzdem in den ersten vierzehn Tagen, in welcher Zeit die Stoppelfedern hervorbrechen, sehr langsam. Von da an geht das Wachsthum rasch von statten, so zwar, dass die jungen Felsenbewohner innerhalb der nächsten $S—14 Tage, je nach der Witterung, ihr vollkommenes Federkleid erreichen, und unter Begleitung der Alten, die ersten Versuche zum selbst- ständigen Leben anstellen können. Die sorgsamen Eltern verlassen ihre flüggen Jungen auch in der Folge nicht gänzlich, sondern füttern sie so lange, bis es ihnen möglich ist ihre Nahrung selbstständig zu erwerben, Dann erst schreiten die Alten zur zweiten Brut. Glücklich das Steinröthelpaar, dem es vergönnt ist, sein Brutgeschäft am Kotouc in der von mir geschil- derten Weise zu vollziehen. Leider erleben die wenigsten von ihnen den Augenblick, in dem sie ihre Jungen das sorgsam bewachte Nest freiwillig und vollkommen aus- gebildet verlassen sehen; indem, wie bei so vielen anderen Gelegenheiten, wieder der Mensch esist, welcher, anstatt zu erhalten und zu fördern, unbarmherzig in den Lebenslauf unschuldiger, schwacher Erdengeschöpfe eingreift, sie ihrer naturgemässen Bestimmung entzieht, oder wohl gar dem vorzeitigen Verderben zuführt. Bei dem Anblieke der kahlen Abhänge, der zer- klüfteten Felsmassen und schroffen Wände des oft genannten Berges sollte man meinen, dass die auf und zwischen denselben hausenden Vögel vor jeder Beun- ruhigung durch den „Herrn der Schöpfung“ vollkommen gesichert seien; — aber weit gefehlt! Die vorzüglichen Eigenschaften des Steinröthels einerseits und ein schnöder Gewinn für arbeitsscheue Zeitverbummler andererseits, tragen oft die Schuld, dass so mancher Wagehals, nachdem er durch tagelange Verfolgung des seltenen Vogels seinen Nistplatz gefunden hat, selbst die unzu- gänglichsten Stellen des Felsens zu erreichen trachtet, um sich der Brut dieses vielverlangten Stubensängers zu bemächtigen. Nicht genug daran, dass so ein Nestplünderer die ausgewachsenen Jungen aushebt, er holt nicht selten, namentlich wenn er einem anderen Ausnehmer zuvor- kommen will, die kaum dem Eie entschlüpften Thierchen aus dem Neste heraus und unterschiebt sie zur weiteren Aufzucht bis zum Flüggewerden fremden, gleichzeitig nistenden Insectenfressern. So theilte mir einer der Thäter selbst mit, dass er vor mehreren Jahren fünf ausgenommene, noch blinde Garazien einem in der Nähe seiner Behausung nistenden Hausrothschwänzchenpaare, dessen eigene Kinder er vorher entfernt hatte, unterlegt babe. Mit einer Art von Selbstbewustsein rühmte er den glücklichen Erfolg seiner Erfindung und fügte noch, als ergrauter Fachmann bei, dass derartige Brutope- rationen auch mit Drossel- und Bachstelzeneltern zu erzielen seien. Als ich die Beraubung des Steinröthel um ihre Jungen und das Vernichten der Brut der künftigen Pflegeeltern derselben als eine im höchsten Grade herzlose Handlung, als Barbarei, bezeichnete, erhielt ich von dem betreffenden Vogelfreunde zur Antwort, dass er alte Steinröthel niemals fange und die jungen würden durch seine Fürsorge bei Zeiten vor dem sicheren Untergange bewahrt, da selbe am kahlen Felsen ohnehin allerhand Raubthieren zum Opfer fallen müssten. Um die Rothschwänze, Bachstelzen, und Drosseln wäre nicht schade, deren gebe es ja genug. Wahrhaftig, es ist zu wundern, dass bei Befol- gung solcher Grundsätze, noch immer einzelne der interessanten Steinröthel in unserer Heimat anzutreffen sind. Wir haben wohl in Mähren ein gutes Landesgesetz zum Schutze der nützlichen Vögel; aber trotz aller Strenge, mit der es hie und da gehandhabt wird, gibt es noch immer rücksichtslose, habsüchtige Leute genug, die es zu umgehen verstehen, um sich auf Unkosten der Freiheit harmloser Vögel ein Taschengeld zu verschaffen. Meine Sammlung hat keine Stramberger Garazia aufzuweisen. Ich konnte mich, angesichts solch’ trauriger Erfahrungen nicht entschliessen, auch nur ein einziges Exemplar zu erlegen, obwohl ich Ge- legenheit dazu hatte. Ich begnüge mich mit dem Prä- parate eines Männchens, welches nach 16jähriger Gefangenschaftan einer Leberentartung zu Grunde gegangen ist. Dem fortgesetzten Umgange mit meinen Stram- berger Vertrauten in Vogelsachen habe ich es zu ver- danken, dass es mir möglich geworden ist, über das Vorkommen der zweiten Art der europäischen Fels- schmätzer, nämlich der Blaudrossel (Petrocincla cya- nea) nachfolgende Mittheilung zu machen: Nachdem der mehrmals genannte Bewohner der einsamen Kotouchütte den Zweek meines häufigen Aufenthaltes unter dem Berge erkannt hatte, wurde er recht mittheilsam und erzählte mir unter Anderem aus freien Stücken, dass im Jahre 1875, ausser der ihm wohlbekannten Garazia auch ein Paar ungewöhnlicher, ganz blau befiederter GaraZien auf den südlichen Abhängen des Felsens angekommen seien. Nach der Beschreibung der Vögel, wie sie der schlichte, aber ehrliche und glaubwürdige Mann gab — der, zu seiner Ehre sei es gesagt, die Steinröthel am Kotou& in keinerlei Weise schädigt — konnten es keine anderen Vögel ge- wesen sein,als Blaum erlen. Diess bestätigten überdiess noch zwei andere Augenzeugen, darunter ein ausgedienter Soldat, welcher während seines längeren Aufenthaltes in Dalmatien die Blaudrossel häufig gesehen und genau kennen gelernt hatte. Uebereinstimmenden Aussagen meiner Berichter- statter zufolge glich die blaue GaraZia, wie.sie die Blau- merle nannten, in ihrem Betragen dem Steinröthel, wurde aber bald so zahm, dass sowohl Männchen als Weibchen jeden Morgen in das, bei der Hütte befindliche Gärtchen kamen, sich auf einem Apfelbaume niederliessen und einen prachtvollen Gesang anstimmten. Der Hüttenbe- sitzer war über das schöne Gefieder des Männchens, sowie über seine angenehme Stimme ganz entzückt und versicherte mich, er hätte diesen Fremdlingen die mög- lichste Aufsicht angedeihen lassen, um sie nur in der Gegend zu erhalten. Die Blaumerlen erschienen zugleich mit den Stein- rötheln und nisteten*) in der Spalte einer steilen Felswand unweit der Eingangs berührten Doppelliöhle „psi Kostelik“. Leider entgingen diese, hier noch niemals gesehenen Vögel den Argusaugen der Garazia-Nestplünderer nicht. In kurzer Zeit wurde das schwer zugängliche Nest entdeckt und heimlich Anstalten getroffen, sich seines Inhaltes zu bemächtigen. Wegen der überaus gefähr- lichen Lage desselben trafen zwei Nestausheber ein Uebereinkommen, den Platz gemeinschaftlich zu er- klimmen, die Brut auszunehmen und die viel Gewinn versprechende Beute zu teilen. Die Habsuclıt des einen siegte jedoch über die gegenseitigen Abmachungen und er unternahm das gefährliche Ausnehmen der Blau- drosseln selbstständig. Es war Anfangs Juni. Als geübtem Kletterer ge- lang es dem Wortbrüchigen das Nest glücklich zu erreichen und fünf Junge auszuheben. Auf dem Rückwege glitt er jedoch am Felsen ab und fiel, ohne sich erheblich zu beschädigen, herab. Nicht so leicht kamen aber die unschuldigen Vögelchen davon. Unter *) Diess ist wohl einer der nördlichsten constatirten Nistplätze der Blaumerle. Anm. d. R. 17 dem Hemde, am Busen ihres Räubers untergebracht, erlitten sie bei dessen Falle bedeutende Quetschungen, so dass alle am folgenden Tage zu Grunde gegangen sind. Seit dieser Katastrophe ist von den schönen, blauen Vögeln in der Umgebung von Stramberg nichts zu hören und nichts zu sehen *). Der braunkehlige Wiesenschmätzer, vom Volke auch Stengelvogel genannt (Pratincola rubetra), er- scheint in Mähren in bescheidener Zahl schon Anfanes April. Unmittelbar nach der Ankunft sucht er Strassen-, Feld- und Alleebäume auf, lässt sich gern auf Tele- graphendrähten nieder und so lange es im Felde und auf der Wiese keine hochgewachsenen Pflanzen gibt, auch auf Erdschollen und aufgeführten Düngerhaufen, überall nach Beute spähend und singend. Sein Lied klingt schwermüthig, wird aber oft durch unangenehm kreischende Töne unterbrochen. j Nach Beendigung des Brutgeschäftes bezieht Jung und Alt die naheliegenden Wiesen und Felder und ent- wickelt eine höchst lobenswertlie Thätigkeit im Vertilgen der, den Pflanzen schädlichen Kerbthiere. Ende Sep- tember hat das liebenswürdige Vögelehen unsere Gerend bereits verlassen. & 5 Ein ähnliches Leben führt auch der schwarzkeh- lige Wiesenschmätzer (Pratincola rubicola). Er stellt sich stets einige Tage früher ein als der Vorhergehende, gewöhnlich zu Ende März, ist seltener und hält sieh auch auf den mit wilden Rosen und allerhand Gestrüppe bewachsenen Rändern unserer Gebirgsäcker auf. Am 3. April 1879 sah ich einem dieser kleinen, eifiigen Insectenvertilger zu, der in der Nähe eines mit Bäumen und Strauchwerk besetzten Baches auf einem Holzstosse Stand genommen hatte und von hieraus seine Jagd betrieb. Einige Male flog er ab, „‚rüttelte‘“ nach Art eines Raubvogels über einer Stelle des Wiesengrun- des, fiel ein und kehrte, ohne Zweifel mit der gemachten Beute, auf seinen Observationspunct wieder zurück. In allen mir bekannten Gebirgsgegenden des west- lichen und nordöstlichen Mährens kommt reselmässie und ziemlich häufig der graue Steinschmätzer oder Weissschwanz (Saxicola oenanthe) vor. Auf den höher gelegenen steinreichen Feldern pflegt er oft der einzige Vogel zu sein, dem man in einem grösseren Umkreise begegnet. Seine Lieblings- plätze bilden hier die von den Bauern am Felde müh- sam zusammengeklaubten, in grössere Haufen gelegten Steine, zwischen denen er auch sein Nest anzubringen pflegt. Aus dieser Ursache heisst ihn das Volk in ein- zelnen Theilen der Sudeten „Hromadnik“, zu deutsch „Haufenvogel“, | In der Ebene bemerkt man diesen scheuen Vogel nur während des Zuges häufiser. An besonders ent- sprechenden Plätzen bleiben wohl immer einzelne zurück : die Mehrzahl aber wandert dem Gebirge zu. Der Steinschmätzer verweilt bei uns von den ersten Tagen des Aprils bis Ende September, bei günstiger Witterung noch länger, und da er durch sein reges Treiben zur Belebung der einsamen, öden Landestheile sein Möglichstes beiträgt, so gebührt ihm von Seite des Menschen die vollste Aufmerksamkeit und jeder mögliche Schutz. (Fortsetzung tolst.) *) Eben, als ich diese Zeilen schreibe (6. December 1379), wird mir aus Stramberg abermals eine ornithologische Seltenheit gemeldet und zugleich auch eingebracht, nämlich ein, in einem dortigen Kalksteinbruche erhaschter _ Mauerläufer (Tichodroma muraria). Ich werde nicht ermangeln, über diese für Mähren aussergewöhnliche Erscheinung am Schlusse meiner vorlierenden Arbeit eingehenden Bericht folgen zu lassen. { EI 15 Arten der Ornis Austriaco - Hungarica, welche in West-Sibirien vorkommen; nach Finsch, Brehm und Graf Karl Waldburg. Auszug aus den Verhandlungen der Wiener k, k. Zoologisch-Botanischen Gesellschaft, 1879, 1. Halbjahr, Seite 134 — 280.) Von August Friedrich Graf Marschall. Haliaetos Albicilla, L. Der häufigste und weitest ver- breitete Raubvogel. 5. April am Ural; Ende April | in Felsen am Irtisch (zugleich mit Hal. leuco- | ı Circus aeruginosus, L. Omsk; 28. April vor Semipa- ryphus, Pall.); Anfang Julius und im September am Ob, von 67° n. Br. bis zur Baumgrenze einzeln; 9. August Einer in der Tundra. Aquila Chrysaetos, L. 4. Mai Arkat-Berge; 20. Juni | Kolywan-Schleiferei; Omsk. Aquila Mogilnik, Gm. /, 8. Juni Chines. Altai, 5000 Fuss Meereshöhe; 5, 26. Mai Hochsteppe im Ta- bargatai-Gebirge. Pandion Haliaätos, L. Steppe nahe am Irtisch zwischen Omsk und Semipalatinsk, Ende April; am Ob nur Einmal, 7. September; 62° n. Br. bis Polarkreis. Buteo Desertorum Daud. Lepsa, 17. Mai, uraltes, aus- gehungertes, hellfarbiges Exemplar; Jekaterinen- burg; Ende April zwischen Omsk und Semipa- latinsk (?). Buteo ferox, Gm. 4. Mai Semipalatinsk, 7. Mai Ser- giopol (?). Buteo vulgaris, L. 7. und 29. Juni im Altai (?). Im hohen Norden bis jenseits 67° häufig. Horste 17 bis 31. Juli mit 4 Jungen; 1. und 5. August Horste mit 3 Jungen; Hauptnahrung Lemminge; Junge sehr von Mücken geplagt; Buteo Lagopus, Gm. Zug 8.--16. October zwischen | Tjum&n und Perm; am Pirby 66—67° n. Br. Bussarde überhaupt in der Steppe sehr selten. Falco Gyrfalco, L. Perm 30. März; Samarowa am Irtisch 20. September (?). Falco sacer, Gm. Arkat-Berge, südl. von Semipalatinsk, | 7. Mai; Omsk. Falco peregrinus, L. Steppe nur Einmal 28. April hinter Omsk; auf der Tundra sehr häufig; horstet auf hohem Fels-Flussufer; 29. Juli 4 Junge in Dunen, 3 dergl. unter 68° n. Br., 4 dergl. 12. August. Hypotriorchis Sub-buteo, L. vor Jalutorowsk 15. April; Chines. Altai 6 Juni mit flugbaren Jungen ; Tschor- nejar 13. August; Ob 21. Sept. 63—64° n. Bı. Hypotriorchis Aesalon, Briss. 24. Juli 67° n. Br. ; 6, 11. und 16. September am Ob; Omsk; wird von Otus brachyotus verfolgt; folgt den Selnee- ammeın bis zur Petschora. Tinnunculus alaudarius, L. In südl. Steppen nahe an Felsgegenden, auch in den Wäldern des Altai nicht selten, 16. April bis 26. Mai; 9. Juni im Chines, Altai, 6000 Fuss Meereshöhe ; 30. Juni häufig in | der mit Busch und Wald untermischten Steppe zwischen Salair und Tomsk, 6 schwarze Binden. | Tinnunculus Oenchris, Cuv. In der Steppe nicht selten, zuerst 28. April zwischen Omsk und Semipalatinsk ; 4. Mai Arkat; 7. Mai Sergiopol in Turkestan. Tinnunculus vespertinus. 3. Mai, / bei Semipalatinsk ; der häufigste Raubvogel in den Steppen; zuerst | 25. April in Paaren hinter Omsk; 3. Juni am Kara Biruk in grosser Schaar mit unzähligen Rosenstaaren; 20. Juni Kolywan mit halb-Hugbaren Jungen, 30. Juni dergl. bei Tomsk; Omsk. Astur palumbarius, L. Bei Omsk. | Acecipiter Nisus,L. 1877, 3. Mai auf Durchzug bei Omsk 29. Juni im nordwestl. Altai; 2. September Polar- kreis, nicht scheu von Bachstelzen verfolgt. latinsk; 8. Mai Steppe hinter Sergiopol. ' Circus cyaneus, L. 30. Juni zwischen Salair und Tomsk; gegen Norden seltener; nicht über 67° n. Br. Circus cineraceus, Naum. 6. Mai Arkat-Berge ; Omsk; nicht selten in den Steppen und im Chines. Altai ; am nördlichsten Bolschoi Ustram am Ob, 11. Sep- tember. Surnia Ulula, L. Jekaterinenburg; Omsk ; 9. Juli Ber- eosoff (?) ; 30. Juli Ural, 63—64° n. Br. Nyctea Scandiaca, L. August, nur 3 Mal auf der Tundra, ein Pärchen Omsk ; Jekaterinenburg; selten im Gebirg, 63 — 70° n. Br. und in der Petschora-Tundra; verzehrt Lemminge; aus den Flügeln verfertigt man Mückenfächer; rein weiss, Flügel fleckig. Nyctale Tengmalmi, Gm. 2 am Irtisch, 23. September. Bubo maximus (sub-sp. Turcomana). Ein Exemplar im Museum zu Omsk, auffallend hellfarbig. Otus acecipitrinus, Pall. 16. September am Ob, in voller Mauser; 18. Juli bis Anfang September häufig auf der Tundra; 6.---16. September am Ob. Caprimulgus Europaeus, L. Omsk, Il. Mai ein ©. Hirundo rustica, L. Ueberall bei und in menschlichen Wohnungen, 7. Mai bis 10. Juli; 20. Mai Nestbau in Turkestan, kömmt dort 3 Wochen später an als am Kaspischen Meere; Omsk, Ankunft 1877 am 7. Mai. Cotyie riparia, L. Von 46—67° n. Br.; 10. Mai brütend an den Ufern des Ala-Kul, häufig; 3. Juli Nestbau am Ob, bis 12. August; 1877 Ankunft zu Omsk; 11. Mai. Cotyle rupestris, Scop. Am Alpen-See Dschasil-Kul. Chelidon urbica, L. Omsk, häufig in einzelnen Oertlich- keiten; 26. Mai zahlreiche Nester in den Felsen vor Saissan; Nestbau 12. Juni Altaiske-Staniza an Häusern und in den Felswänden des Irtisch, 10. Juli Bercosoff am Ob an Häusern. | Cypselus Apus, L. Omsk; Jekarinenburg; 9. Juli in der Steppenwüste nördl. von Saissan Nor (?). Coracias garrula, L. Oefter im südl. Siberien; nistet in den steilen Ufern der Steppenflüsse; 12. Mai bis 29. Juni; Omsk. Alcedo Ispida, L. Omsk. Merops Apiaster, L. 12., 17., 15. Mai in Steppen, südl. von Ala-Kul und in den Vorbergen des Altai. Upupa Epops, L. Sehr häufig in den Steppen, 10. Mai bis 19. Juni; Semipalatinsk. Sitta Europaea, L. Einzeln am Ob, mitunter zu Meisen gesellt, 16. September bis 1. October; im westl. Ural bis 62° n. Br.:; Mittelform zwischen denen aus Schweden und aus Kamtschatka; gilt für einen Zaubervogel. Certhia familiaris, L. Omsk. Troglodytes Europaeus, Koch. Nur Einmal; 8. Juni Chines. Altai, Meereshöhe 5000 Fuss. Sylvia nisoria, Bchst. 7. Juni Chines. Hoch-Altai, 5000 Fuss Meereshöhe. | Sylvia atricapilla, L. Omsk. Sylvia hortensis, Gm. Omsk; 8. Juli am Ob (?). Sylvia cinerea, Lath. Häufig in den Steppen und in den Vorbergen und buschigen Thälern des Altai bis | Barnaul, 6. Mai bis 13. Juni. Sylvia Curruca, L. Omsk, Ankunft 1379 am 12. Mai ; Ala-Kul in Turkestan, 9. Mai bis Obdorsk, über 66°n. Br. 16. Juli. Nach Hendersonin Yarkand). Sylvia Trochilus, L. 9, Kuschowat, 11. Juli bis Schtut- | schutschja, 20. Juli, 7 am kleinen Ob, 12. August bis Parawatsky-Jurti; 6. September am Ob bis 16. September, August und September Mauser; ziemlich häufig bis zur Baumgrenze; an den Quellen der Petschora. Regulus cristatus, Br. Omsk; in Siberien sehr selten (nach Schrenk im Amur-Land). Acrocephalus arundinaceus, L. Häufig (?) in den Rohr- wäldern am Ala-Kul; 8. Mai, am Kara-Irtisch 1. Juni; am Saissan Nor 2. Juni. Calamoherpe palustris, Behst. Omsk; grasige Steppen, 20. Mai und 5. Juni. Sylvia Locustella, Lath. Röhricht am Ala-Kul, 9. Mai. Calamoherpe Schoenobaenus, Lath. In Weiden-Diekicht; 19. Juli und 15. August in vollem Brüten. Cyanecula Suecica, L. Echte Suecica-Form; 25. bis | 31. Juli und 23. Oetober in der Mauser; Omsk, An- kunft 1577 am 16. Mai; Semipalatinsk 1, Mai, bis Wandiarskia Jurtad. September; Altai bis 5009 Fuss Meereshöhe 9. Mai; Podarata, 68° n. Br. 3. und 4. August; Junge 26. Juli, flugbare, 3. August; an der Petschora, 62° n. Br. Luscinia Philomela, Behst. Nicht selten an den be- waldeten Flüssen mit Unterholz im südl. Theile von West-Siberien, 13. Mai bis 5. Juni und im Gebüsch der Vorberge des Altai 18. und 19. Juni; zwischen Salair und Tomsk häufige. Ruticilla Phoenicurus, L. Omsk, nur auf Durchzug, 30. April bis 12. Mai; Kolywan-Schleiferei, 20. und 21. Juni; Petschora-Quellen, 62° n. Br. Ruticilla Tithys. Omsk. Saxicola Oenanthe, L. In der Steppe, im Hochgebirg und auf der Tundra häufig, bis 5900—6000 Fuss Meereshöhe, 14. April bis 11. September; Anfang Juniim Hochgebirg brütend; Omsk Durchzug 1877 vom 7. bis 16. Mai. Pratincola rubetra, L. Omsk. Pratincola rubicola, L. Omsk; häufig in den Steppen, besonders wo Gras und Rheum ; im Hochgebirg (über 5000 Fuss) und den Vorbergen des Altai und am Ob, 6. Mai bis 11. Juli; besonders häufig zwischen Salair und Tomsk; Omsk, nistet 19. bis 20. Mai; im Indien Wintergast. Parus major, L. Wälder zwischen Nischnej-Nowgorod und Kasan, 22. bis 29. März, und im nordwestl. | Altai, 22. Juni; am Ob, 21. bis 25. September; | Omsk, 1377 Ankunft 29. März. Parus ater, L. Selten; Ob, /, 18. September; Irtisch, &, 1. October. Parus cyanus, Pall. Omsk, nicht selten, 1877, einzeln 17. April, in Flügen 2. bis 10. Mai; Tjumen an der Tura, October. Aegithalus biarmicus, L. Blässere Färbung; nur am | Nor-Saissan-See im Röhricht ; im Magen Samen von . Rohr, 7 mit kahlem Brutfleck am Bauch. Motacilla alba, L. Häufig, ausser im Hochgebirg ; Tjumen, | 13. April bei —8°R. Häufig längs dem Ob, 13. April bis 25. September; bis über die Baumgrenze; Omsk 19 1877 Ankunft 29. April; volles Brautkleid des 2, 15. April; Tschugor, 63° n. Br. Motaciila flava, L. Abänderungen: Mot. cinerea-ca- pilla, Finsch, Mot. viridis, Dress, Mot. flava melanocephala, Lieht., letztere bis 4000—5000 Fuss Meereshöhe. Anthus trivialis, L. @,, 5000 Fuss Meereshöhe im Altai, 9, Juni; Kara Irtisch, 1. Juni; 5£ Dschasil-Kul, 14. Mai; Omsk, 1577 Ankunft 17. Mai bis 29. Mai in Menge ; häufiger im Gebirg, 14. April bis 11. Juni; bebrütete Eier 9. Juni; Quelle der Petschora. Anthus cervinus, Pall. Häufig am untern Ob, 19. Juli bis 21. September. Anthus campestris, L. 5, Steppe hinter Sergiopol, 7. Mai; Arkat-Berge 4. Mai und zwischen Salair und Tomsk 30. Juni (?). | Anthus Spinoletta, L. (?). Altai, 4000 Fuss Meereshöhe, 7. Juni; Ural 61—63°/,° n. Br. Turdus viscivorus, L. Dschasil-Kul, 5000 Fuss Meeres- höhe, 14. Mai I Stück; Hoch-Altai 10. Juni; Wald von Salair, 29 Juni (?). Turdus musicus, L. Nur Ein Z am Ob, 17. September; zwischen Barnaul und Salair 29. Juni (?); Omsk, 1877, 30. April bis 2. Mai; Quelle der Petschora, Ban Br! Turdus pilaris, L. Brütet im Gebiet des Ob, 8. Juli bis 1. October; 13. October Tjumen; 16. October zwischen Jekaterinenburg und Perm; Omsk, 1877 Ankunft 30. April bis 2. Mai auf Zug mit Turdus musicus. ‚ Turdus dubius, Behst. Ein Stück im ersten Herbstkleid, 5 Boltschoi-Ustram, 11. September. Turdus Merula, L. Onısk. Petrocincla saxatilis, L. Selten, 5, Manrak-Gebirg, 28. Juni; Arkat-Berge, 4 Mai; Sergiopol in Steppe mit Felsen, 7. Mai. Cinclus aquaticus, L. Omsk (?); Junge an der Quelle der Petschora. Oriolus galbula, L. 1. Juni auf hohen Bäumen am Ufer des Kara-Irtisch; 5. Juni Vorberge des Altai 19. Juni Kolywan; 29. Juni nordwestl. Altai: Omsk. Muscicapa grisola,L. In West-Siberien sehr selten; Hoch- Altai, 8. Juni (?); Omsk, 1877, zuerst 3. Mai. Muscicapa atricapilla, L. Omsk. Lanius Excubitor, L. Zwei 5° in theilweiser Mauser, 6. und 20. September; im Ural bis 63!/,° n. Br. Lanius Homeyeri, Cab. Ein /, 23. April, Belo-Kamene am Irtisch, von L. Exeubitor verschieden durch weissliche Stirn und weisse obere Schweifdecken. Lanius Collurio, L. Mehrmal zwischen Altaiske-Staniza und Kolywan-Schleiterei, 13.—20. Juni. Lanius minor, Gm. Omsk, 1877 Durchzug 1.—3. Mai; 28. April 25 Stationen hinter Omsk; 5. Juni an einen Steppenbach nördl. von Saissan-Nor. Ampelis garrula, L. Am Ob bekannt; Umgebung von Jekaterinenburg. Corvus Corax, L. Ueberall, ausser in der eigentlichen Steppe und im Gebirg, gern in Wäldern und an menschlichen Wohnungen, 19. März bis 16. Oet.; 19.—23. März zwischen Nischney-Nowgorod und Kasan nistend und brütend; 8. August Einer auf der Tundra nahe der Baumgrenze ; Quellen der Petschora, 62° n. Br.; wegen des Propheten Elias heilig gehalten. ’ Corvus Corone, L. Saissan-Ala-Kul, im Rohr; Steppe bei Agin-Su, 19. Mai; grosse Brut-Colonie auf Bäumen am Kara-Irtisch, 1. Juni, desgleichen am Bakun-Fluss; vertilgt Heuschrecken. Corvus frugilegus, L. Oertlieli in grosser Menge; Moskau 22. März; an der Strasse von Nischnej-Nowgorod bis Kasan 24. März; in Kasan grosse Brut-Colonien in Birken-Alleen; fehlt um Perm, 1.—3. April; Ural, 1260 Fuss Meereshöhe, häufig, 5. April; fehlt | auf baumloser Steppe; Ischim in Paarung; liebt Baumgruppen zur Anlage von Brut-Colonien; Ber- cosoff, 64° n. Br., grosser Flug 13. September; desgleichen zwischen Tobolsk und Tjumen. Corvus Cornix, L. Sehr häufig, häufiger als Dohlen und Elstern; Moskau bis Tjumen, 19. März bis 30. September; bis 1260 Fuss Meereshöhe; Junge | 23. August; Mauser 16. August bis 7. September; Tobolsk auf Rückreise 7. September; 16. October grosse Flüge auf Zug zwischen Jekaterinenburg und Perm; keine Hybride von ©. Cornix und C©. Corone. Corvus Pica, L. Nischnej-Nowgorod bis über den Ural; Tscherdin, 62° n. Br. trifft in Ural mit Pica leu- co P tera zusammen. Pyrrhocorax Alpinus, Vieill. Manrak-Berge, 28. Mai; Tau-Teke-Gebirg, 11. Juni. Fregilus Graculus, L. Tau-Teke-Gebirg, Meereshöhe | 8000 Fuss, bei sehr tiefem Schnee, auf Felswänden, 11. Juni; Hoch-Altai, 7.—10. Juni (?). Nucifraga Caryocatactes, L. Nicht selten am Ob von Kischgort bis Samarowa, 6.—50. September, wenig scheu, meist vermauserte Junge; 8. September vor Kuschowat Flug von 60—80 Stück; Quellen der Petschora; 62° n. Br., 12. Juni; Kirgisen-Steppe, grosse Flüge von Ost nach West. Garrulus glandarius, L. Einzeln zwischen Kasan und Perm, 28. und 29. März; vor Jekaterinenburg 13. October; trifft im östl. Europa, Russland und am Ural mit Garr. Brandti zusammen. Perisoreus infaustus, L. Scharkalskaja /, in Mauser; Samarowa, 26. September; Kloster Kondinsky 5 8. £, 18. September, im Magen Preisselbeeren, Reste von Kätern und Haare von Mäusen. Sturnus vulgaris, L. In Siberien beliebt und überall mit Nistkästen versorgt, weniger in den Kosaken- Dörfern; die ersten bei Kasan, 27. März ; liebt hohe Bäume; Ala-Kul, 9. Mai; Lepsa, in Nistkästen auf Stangen; öde Hochsteppe Tarbagatai, 23. Mai; Bäume und Felsen am Ufer des Irtisch, 1. bis 16. Juni, zwischen Salair und Tomsk, Junge mit den Alten ausfliegend, 29. und 30. Juni Pastor roseus, L. Alle Exemplare abgerieben, £ wie / gefärbt; Omsk; häufig, nicht regelmässig in den südl. Steppen, auch in den buschigen steppenähnlichen Steppen, am nördl. Abhang des Altai; 3.—-10 Mai, Ala-Kul, in Fortpflanzung; zahlreich (zuweilen mit Staaren zusammen) 12. Mai, Aul Uwanas; 26. Mai, Felsen vor Saissan; 3. Juni Karabiruk; 26. Juni an den felsigen Ufern des Irtisch; zuletzt gesehen bei Barnaul und 19. Juni zwischen Smeinogorsk und Kolywan- Schleiferei. (Fortsetzung folgt.) Vereinsangelegenheiten. Rechenschaftsbericht des Ausschusses für das Jahr 1579, vorgelegt in der IV. ordentlichen Generalversammlüng. 5 Geehrte Versammlung! Gleich wie im Leben des Einzelnen nicht jedes Jahr ein ereignissreiches ist, in dem einen Jahre be- sonders hervorstechende Ereignisse zu verzeichnen sind, während ein anderes ruhiger und stiller verläuft, ebenso verhält es sich im Leben der Vereine, Das verflossene vierte Jahr des ormithologischen Vereines ist ein solches, in welchem nach keiner Rich- tung hin ein epochemachendes Vorkommniss hervor- trat; nichtsdestoweniger hat sich unser Verein in dem- selben stetig fortentwickelt und ist das Ergebniss des Jahres ein günstiges und erfreuliches. Hatten wir im vorigen Jahre zwei ausserordentliche Ereignisse, die Uebernahme des Proteetorates durch Se. kaıs. und königl. Hoheit den durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Kronprinzen Rudolf, und über die erste Aus- stellung unseres Vereines zu berichten, so haben wir diessmal lediglich auf den ruhigen, regelmässigen Ver- lauf des abgeschlossenen Jahres zurückzublicken, wenn- gleich auch in diesem Jahre ein bedentsamer Schritt durch die Erwerbung eines eigenen Vereinslocales, wovon wir später berichten, geschah. In erster Reihe müssen wir unserer öffentlichen Monatsversammlungen gedenken und dabei mit Ver- gnügen constatiren, dass die Theilnahme an denselben sowohl von Seite der Mitglieder, als auch von Seite nicht dem Vereine angehörender Gäste im merklichen Steigen begriffen ist — obschon ein noch zahlreicherer Besuch immerhin wünschenswerth wäre. Die Versammlungen fanden wie gewöhnlich an den zweiten Freitagen der Monate Jänner, Februar und März, im April des Charfreitages wegen am Samstag den 5., in den Monaten Mai, Juni, October, November und December wieder an den zweiten Freitagen statt. Eine kurze Erinnerung an diese Abende, an das, was sie ihren Besuchern Anresendes und Interessantes boten, mag hier am Platze sein. Am 10. Jänner wurden vom Herrn v. Pelzeln drei Exemplare vom sibirischen Gimpel (Pyrrhula major, Brehm), welche Herr v. Tschusi-Schmidhoffen nebst weiteren zwei Stücken in seinem Garten bei Hallein im Deesmber 1878 geschossen hatte, sowie mehrere Exemplare verwandter Species vorgezeigt und eingehend besprochen. -— Zwei vom Herrn Badhausbesitzer W e- ber dem Vereine durch Herrn Hodek’s gefällige Ver- mittlung geschenkte Eier, die ein rother Ara in der Gefangenschaft gelegt hatte, wurden vorgelegt. — Herr Jos. Kolazy hielt einen interessanten Vortrag über „das Wandern der Vögel“, welcher durch ein Verzeich- niss unserer sämmtlichen Zugvögel bereichert, in der Zeitschrift des Vereines erschien. — Secretär Dr. von Enderes legte zwei werthvolle Werke vor, welche dem Vereine durch ihre Verfasser zum Geschenke ge- macht worden waren, nämlich Altum’s ausgezeichnete „Forstzoologie* und Russ’ schöne „fremdländische Stu- benvögel“. Auf den 14. Februar war die III. ordentliche Generalversammlung des Vereines anberaumt, auf deren Tagesordnung ausser den eigentlich geschäftlichen An- gelegenheiten auch ein Vortrag des Herrn Hodek, „Die Geheimnisse des Thierausstopfens“ stand. Es wird Ihnen erinnerlich sein, dass die Generalversammlung, obgleich sehr stark besucht, nicht beschlussfähig war, da die hiezu erforderliche Anzahl von Mitgliedern, kraft einer vielleicht nicht ganz glücklichen Bestimmung der Statuten, etwas zu hoch gegriffen ist. Der geschäftliche Theil konnte somit nicht erlediget werden; welchen lebhaften Beifall die durch Herrn Hodek hergestellte prachtvolle Decoration des Saales mit der Jagdbeute Sr. königl. Hoheit des Herzogs Leopold von Baiern, der Vortrag selbst und die Demonstrationen des Herrn Hodek an dem halbfertig präparirten Fasan fanden, brauchen wir kaum in Ihre Erinnerung zu rufen. Die Generalversammlung fand, vertagt, am 14. März statt und war für dieselbe nach Erledigung der Ge- schäfte ein Vortrag des Herın Hans Neweklowsky über „Die Oetscherhöhlen als Brutstätten der Alpen- dohle“ in Aussicht genommen. Leider war Herr Newe- klowsky verhindert, seinen Vortrag selbst zu halten, und so wurde die interessante, lebensvolle Schilderung durch den Vereinssecretär Dr. v. Enderes vorgelesen. In der am 5. abgehaltenen Aprilversammlung wies Herr Prof. Jeitteles eine lebende Waldohreule (Otus vulgaris, Flem.) vor und besprach diese Species, sowie die Eulen im Allgemeinen und die Nützlichkeit der meisten von ihnen. — Herr Curt Vogel hielt einen längeren, beifällig aufgenommenen Vortrag über eng- lische Farbencanarien und über Harzer Canarien, und zeigte lebende Thiere beider Racen und Abbildungen vor. Am 9. Mai trug Herr v. Pelzeln über merk- würdige, in Java häufig als Hausthiere gehaltene Bastarde von Gallus Bankiva, Tem. und Gallus varius, Shaw. vor, indem er ausgestopfte Exemplare dieser Bastard- form und mehrerer verwandter Wildhühner vorwies. — Dr. v. Enderes besprach die demnächst abzuhal- tende Ausstellung des Ersten Oesterreichischen Geflügel- Zuchtvereines. Die Juniversammlung war, wie alljährlich, nur sehr schwach besucht; ein eigentlicher Vortrag wurde nieht gehalten. Die verschiedenen Mittheilungen der Herren v. Pelzeln, Dr. v. Enderes und Prof. Jeitteles gaben jedoch Anlass zu lebhaften Besprechungen unter den wenigen Anwesenden. In den Monaten Juli, August und September fanden keine Versammlungen statt. Die nächste derselben, am 10. October, brachte den wie immer höchst interessanten Bericht des Herrn Hodek über seine ornithologische Frühjahrsreise, deren Ziel diessmal Bosnien war. — Herr von Pelzeln sprach über eine Serie von Raubvögeln aus Syrien, welche Herr Director Steindachner dem k. k. zoologischen Hofmuseum zum Geschenke gemacht hatte. Am 14. November hielt Herr v. Pelzeln einen Vortrag über die Abstammung der Hausthiere, insbe- sondere des Hausgeflügels; Dr. v. Enderes zeigte die kleine, dem Vereine gehörige Sammlung ausgestopfter Vögel vor, indem er zu den einzelnen Exemplaren kurze Notizen gab; Herr Hodek wies eine Colleetion von Eiern, die er dem Vereine zum Geschenke machte, vor. In der letzten, sehr gut besuchten Versammlung des Jahres 1879, am 12. December, hielt Herr Director Newald einen längeren, sehr beifällig aufgenommenen Vortrag über die Falkenjagd, insbesondere in Nieder- Oesterreich. Wenn wir auf diese gewiss ganz stattliche Reihe von Vorträgen und faehlichen Mittheilungen zurück- blicken, so dürfen wir wohl einige Befriedigung hinsicht- lich der Quantität und der Qualität dessen, was den Besuchern unserer Vereinsabende geboten wurde, empfin- den. Sowohl den Wünschen und Bedürfnissen der Ornithologen im engeren Sinne, als auch jenen der blossen Freunde der Vogelwelt war Rechnung getragen und entsprochen. Aehnliches können wir über unsere Zeitschrift, die „Mittheilungen des Ormnithologischen Vereines in Wien“ berichten. Dieselbe hat nicht nur alle grösseren Vorträge, mit Ausnahme desjenigen des Herrn Dir. Newald, welcher demnächst erscheinen wird, vollin- haltlich gebracht, sondern sie war ausserdem durch den Eifer mehrerer Mitglieder und Freunde des Ver- eines mit einer Reihe von gediegenen und trefflichen Artikeln und Notizen der mannigfaltigsten Art versehen. Vor allem Anderen erfreute sich die Gruppe der einheimischen Raubvögel mehrfacher, ganz ausgezeich- neter Behandlung; wir erinnern nur an die Auszüge aus dem herrlichen Buche Sr. k.\k. Hoheit unseres durch- lauchtigsten Proteetors, deren Veröffentlichung Höchst- derselbe gnädigst gestattet hatte, sowie an die, auf ge- nauester und sorgfältigster Beobachtung fussenden ganz vorzüglichen mit einem Sterne gezeichneten Aufsätze: „Allerlei gesammelte omithologische Beobachtungen,“ dann über den spanischen Gypaötus barbatus, den weissköpfigen Geier, über Vultur einereus, den Stein- und Prinzenadler. Herrn Talsky's Beiträge zur Ormi- thologie Mährens und noch viele andere Artikel, wie z. B. der von Dr. Girtanner über die Pflege des Bartgeiers in der Gefangenschaft, die verschiedenen Aufsätze und Mittheilungen des Herın v. Tschusi- Schmidhoffen, Herın Schauer’ detaillirte Be- obachtungen der Rohrdommel, sind gewiss von leb- haftestem Interesse für den Ornithologen, wie für den Vogel- oder Naturfreund im Allgemeinen. Auch der Nachricht über die Wiederauffindung der Notornis Mantelli, welche wir der Güte des Herın Hofrathes v. | Hochstetter verdanken, sowie der Correspondenzen des Herrn Reischek aus Neuseeland sei hier gedacht. Doch wollen wir uns nicht in eine Aufzählung der ein- zelnen Artikel unserer Zeitschrift verlieren, sondern wir hatten nur die Absicht einen kurzen Rückblick auf den Inhalt unseres Blattes im Jahre 1879 zu werfen, Schon weiter oben haben wir der Erwerbung eines eigenen Vereinslokales gedacht. Als die Wohnung, welche der verstorbene Director der k. k. Sternwarte, Herr Regierungsrath v. Littrow, innegehabt hatte, frei wurde, wandte sich der Ausschuss mit der Bitte an die kaiserl. Academie der Wissenschaften, ihm, wenn irgend möglich, ein geeignetes Locale als Sitzungs- zimmer für den Ausschuss, sowie zur Aufbewahrung der kleinen Bücher- und Präparatensammlung des Ver- eines, überweisen zu wollen. In gewohnter Liberalität, und in höchst ehrender Anerkennung des wissenschaft- lichen Strebens unseres Vereines, wurde uns in der That von der kaiserl. Academie ein Locale unent- geltlich (d. h. ohne Miethzins) zugewiesen, in welchem nunmehr die Ausschusssitzungen stattfinden und wo die beiden Kästen mit den Büchern und Präparaten unter- gebracht sind. Wohl wird dasselbe Local theilweise von der numismatischen Gesellschaft und vom Alter- thums-Vereine mit benützt, allein es zeigt sich, dass bei dem freundlich eollegialen Verhältnisse, in welches sich alle drei Vereine zu einander gestellt haben, für keinen von ihnen irgend eine Schwierigkeit hieraus erwächst. Die Anzalıl der Mitglieder des Vereines ist auch im abgelaufenen Jahre etwas gestiegen und wenn auch diese Zunahme nicht eine sehr bedeutende war, so ist sie doch um so erfreulicher, als Vereine, welche so spe- cielle Zwecke verfolgen, wie der unserige, nach zwei bis drei Jahren ihres Bestehens meistens eher weniger als mehr Mitglieder zählen, denn in der ersten Zeit treten gar manche Mitglieder bei, welche den Verein eben Anfangs stützen und fördern helfen wollen und spä- ter, von anderen Interessen absorbirt, wieder austreten. Solche Verluste an Mitgliedern hat unser Verein ver- hältnissmässig wenige erlitten und diese wurden durch den Beitritt neuer Mitglieder, unter welchen wir insbe- sondere Se. Excellenz den Herrn Statthalter Baron Conrad v. Eybesfeld und Herrn Eugen v. Ho- mayer, Präsident der allg. deutschen ornithologischen Gesellschaft, nennen wollen, ersetzt. Die Zahl der Abon- nenten des Blattes, welche nicht Mitglieder sind, ist | ziemlich unverändert geblieben. Mit zahlreichen Vereinen und Redactionen stehen wir im Austausche der beiderseitigen Publicationen. Die Sammlung des Vereines hat manche werth- volle Bereicherung an Büchern, wie auch an ausge- stopften Vögeln und Eiern erfahren. Wir erwähnen hier nur nochmals die schönen Geschenke Professor Altum’s und Dr. Russ’, die Forstzoologie des Ersteren und den Band der fremdländischen Stubenvögel des Letzteren; an Präparaten, die ausgezeichnet schönen Dunenjungen von vier Speeies Sumpf- und Wasservögel, welche Herr Schauer schenkte, die von Herrn Hodek gespen- deten Vögel (Fasan, Purpurreiher etc.) und Vogel- eier, die von Herrn Wallishausser geschenkte Schleiereule, den von Dr. v. Enderes gewidmeten Rauhfussbussard u. s. w. Das finanzielle Ergebniss des abgelaufenen Jahres war ein ganz befriedigendes; Sie werden diess am besten aus dem Rechnungsabschlusse, welchen Ihnen der Herr Cassier sofort vortragen wird, entnehmen. Schliesslich erübrigt uns noch die Erfüllung der angenehmen Pflicht, allen Denjenigen unseren innigsten und besten Dank auszusprechen, welche, sei es durch Vorträge in den Vereinsversammlungen, sei es durch Beiträge für unsere Vereinszeitschrift, durch Geschenke an Büchern oder Präparaten oder sonst in irgend einer Weise die Zwecke des Vereines zu fördern bestrebt waren; insbesondere aber müssen wir hier nochmals der kaiserl. Akademie der Wissenschaften gedenken, welche in der schon oben erwähnten Weise den Verein zu lebhaftestem Danke verpflichtet hat. Auch der Jour- nalistik Wien’s, welche dem Vereine wie seit jeher, so auch im verflossenen Jahre das liebenswürdigste Ent- gegenkommen bewiesen hat, sei an dieser Stelle unser freundlichster Dank ausgesprochen. Hoffen wir denn, dass der Verein auch im be- ginnenden Jahre und fortan gedeihe und erstarke, auf dass er allen seinen Aufgaben und Zwecken in aus- gedehntestem Maasse gerecht zu werden vermöge. Jahresrechnung pro 1879. Nr Benennung A. kr der Einnahms- und Auseabs-Rubriken | A. Einnahmen. | 1.| Mitgliederbeiträge . . . ......| 524 | 69 2.| Rabatt von der Druckerei . . . . 43 | 96 3.] Verkauf des Journals und Inserat- sebühren un Kizactietee Kuda bl 702 4. a.| Ausserordentliche Einnahmen . . .| — bh) DEITZ INSERENT e 26 | 78 Summe der Einnalımen . | 597 ı 72 Hiezu der Kassarest vom Jahre 1878 i NE ES ARE ES SR. 08 Gesammtsumme der Einnahmen . | 1997 | 25 Wien, am 31. Dezember 1879. Nr. Benennung ae der Einnahms- und Ausgabs-Rubriken B. Ausgaben. 6.| Für den Akademie-Saal und die Diener 17 50 al WE werbsteuenn ey an: 12218 8.| Porto- und Korrespondenzauslagen 68 | 59 9.| Kanzlei- und Schreibrequisiten . . 35 4 1070. Di:uelskostener u ar: 323 3 11.| Ausserordentliche Auslagen . . . 187 | 55 Summe der Auslagen. | 613 | S4 Diesen Auslagen die Gesammtsumme der Einnahmen entgegengehalten nn a IT ergibt einen Kassaübertrag für das | Jahr1880mıt Par tanıı 0727138 In diesem Kassareste ist auch die Summe der auf Lebensdauer ein- gezahlten und unangreifbaren Mit- gliederbeiträge von ......| 1322| — enthalten. August v. Pelzeln, Präsident. J. B. Wallishausser, Buchführer. Josef Kolazy, Kassier. Verzeichniss der Mitglieder des Ornithologischen Vereines in Wien. Protector. Se, kais, und königl. Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Se. Hoheit Prinz Ferdinand von Coburg-Gotha, Herr Herr Yrau Herr Se. Frau Herr Frau Herr Kronprinz Rudolf. Stifter. Wien, I., Seiler- stätte 3; Bachofen von Echt Adolf, Realitätenbes., Nussdorf b. Wien, Il, Vicepräsident des Vereines. Ordentliche Mitglieder. Adam Jos. Aug., Präparator, Wien, I., Habsburgergasse 7; Aich Anna, Goldwaaren Fabrikantensgattin, Wien, IV., Haupt- strasse 29; Bachmayr, Leopold jun., Ges. d. Firma Leopold Bachmayr, Wien, II., Sperlgasse 14; Bachofen von Echt Clemens, Gutsbesitzer, Prag, Quai 331; Bareuther Oscar, Fabriksbes., Haslau bei Eger, Böhmen; Baron Auguste, Lehrerin, Wien, III., Hetzgasse 32, A.-M.; Bayer Ferdinand, Gutsbes., Kojetitz bei Grossdorf, Böhmen; Bräunlich August jun., Fabriksbesitzer, Pottschach beiG@logg- nitz, Nieder-Oesterreich; Brusina Spiridion, Universitäts- Professor, Agram, Croatien. Bujatti Moriz, Privatier, Ober-Döbling bei Wien, Hirschen- gasse 40; Cesar August, Maler, Baden bei Wien, Villa St. Genois; Durchlaucht Fürst Josef Colloredo-Mannsfeld, k. k. Geheim. Rath, etc. ete. Wien, I., Stubenring 6; Excellenz Herr Sigmund Freiherr von Conrad-Eybesfeld, k. k. Geheim,. Rath, Statthalter von Nieder - Oesterreich, ete. etc., Wien, I., Herrengasse 11; Csatö Johann von, Vicegespan des Unter - Weissenburger Comitates, Nagy-Enyed, Siebenbürgen; ; Dalberg Friedrich Freiherr von, k. k. Kämmerer und Guts- besitzer, Wien, I., Wollzeile; Dengler Franz, Privatier, Ober-Döhling bei Wien, Haupt- strasse 66; Denkstein Carl, Notariats- Candidat, Fünfhaus bei Wien, Schönbrunnerstrasse 18; Dörfler Ionaz, Revident der k. k. Ober-Oesterreich ; Dombrowsky Raoul Ritter von, k. k. Hof-Forstmeister, Laxen- burg bei Wien; Dratschmiedt Friedrich, Edler von Mährentheim, Fabriks- director, Adamsthal bei Brünn, Mähren; Dratschmiedt Marie, Edle von Mährentheim, Wien, I. Frei- ung 6; Forstdirection, Gmunden, " Dreher Anton, Brauereibesitzer, Schwechat bei Wien; Du Plessis Gouret d’ Ependes, Mediziner, Wien, VIII, Alser- strasse 35; Excellenz Graf Wladimir Dzieduszycki, k. k. Geheimer Rath ete. ete., Lemberg, Theaterplatz 18; Egger von Möllwald Laura, k. k. Gymnasial-Directors-Gattin, Wien, IV., Favoritenstrasse 15; Elsinger Matthäus, Präses des Thierschutzyereines, Wien, VIl., Zollergasse 2; Enderes Aglaia von, Schriftstellerin, Wien, VIII, Floriani- gasse 46, A.-M. Enderes Carl Ritter von, Dr., Wien, VIII., Florianigasse 46, Seeretär des Vereines, und Redacteur der „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“; Erber Josef, Naturalist, Wien, VII, Sigmundsgasse 9. Faber Carl, Dr., Privatier, Wien, I., Naglergasse 1; Faber Moriz, Brauereibesitzer in Liesing bei Wien; Fiedler Heinrich, Universitätsbuchhändler, Agram, Croatien; Finger Julius, Beamter der Ersten Oest, Sparkassa, Meidling bei Wien, Hauptstrasse 26; Finsch Otto, Dr., Bremen, Bredecamp 9; Fleischmann Peter, Erzieher Sr. H. des Prinzen Ferdinand von Coburg-Gotha, Wien, I., Seilerstätte 3; Fournes Hermann, Kaufmann, Wien, IV., Klagbaumgasse 3, A.-M.; z Frank Johann, Dr., Hof- und Gerichts -Advocat, Wien, I., Operngasse 6; | Herr ” 23 Frantz Wilhelm, Dr., Hof- und Geriehts-Advocat, Wien, I., Rothenthurmstrasse 21; Frick Wilhelm, Oeffentlicher Gesellschafter der k. k. Buchhandlung Fxsy & Frick, Wien, I., Graben 27; Fröschl Rudolf, Med. Drd., Wien, VIII., Reitergasse 9; Hof- Comtesse St. Genois, Ella, Baden bei Wien, Villa St. Genois; ' Gräfin St. Genois - Stollberg Gabriele, Baden bei Wien, Herr ” Villa St. Genois; St. Genois Moriz, Graf, sen., Baden bei Wien, Villa St. Genois; St. Genois Moriz, Graf, jun., Czelechowitz bei Prossnitz, in Mähren; Geyer Carl, Oberförster in Waxenberg, Ober-Oesterr. ; Gilge Carl, Dr., Realitätenbesitzer, Gemeinde-Rath, Wien, IX., Brünnlbad; Gudera Carl, Thier- und Naturalien-Händler, Wien, I, Ko- lowratring 9; Günther Josef, Vogelhändler, Wien, IV., Hauptstrasse 2 in Hanf Blasius, Pfarrer, Mariahof in Steiermark ; Hauptmann A. D., Juwelier, Wien, IX., Alserstrasse 32; Heeg Johann, Oberbeamter der Donau-Dampfschiffahrt-Gesell- schaft in Pest, Ungarn; Heller Vincenz, Dr., Advocat, Hietzing bei Wien; Herzfelder Robert, Brauereibesitzer, Neudorf bei Wien; Hittnern, Dr., Theodor Ritter v., Besitzer einer Privat-Irren- anstalt, Lainz bei Wien; Hochstetter Theodor, Prokurist, Hruschau, Oesterr. Schlesien ; Hodek Eduard, Präparator, Wien, VI., Mariahilferstrasse 51, Secretär des Vereines; Hodek Heinrich, Zuckerfabriksverwalter, Sullowitz bei Lobo- sitz, Böhmen ; Hoffmann Carl, Fabriksbesitzer, Wien, VI., Dürergasse 3; Hoffmann Eugen, Realitätenbesitzer in Jeselnica bei Alt- Orsowa, Ungarn ; Hoffmann Otto, Bergverwalter, Plavischevitza, Ungarn; Hoffmann Zeno, Forstmeister in Rowazd bei Györ Szt. Marton, Ungarn ; Homeyer Eugen, von, Gutshesitzer und Präsident der Allge- meinen deutschen Ornithologischen Gesellschaft in Berlin, zu Stolp, Pommern; Hufnagel Josef, prakt. Arzt, Haag, Nied -Oesterreich; Hungerbyehler Julius, Edler von Seestätten, städt. Buch.- Offie., Wien, VII, Siebensterngasse 25; Hutten-Klingenstein Moriz, von, Gutsbesitzer, Grossbossan, Ungarn; Jagdschutzverein Niederösterreichischer, Wien, I., Wallnerstr. 9; Herr Se. Excellenz Graf Mannsfeld, Hieronymus, Kk, Herr Jeitteles Ludwig Heinrich, k. k. Professor, Wien, III., Sale- sianergasse 25; Karabaczek, Dr., Franz, Hof- und Geriehts-Advocat, Wien, I., Kärntnerstrasse 39; Karl Alexander, Hochwürdigster Abt des Stiftes Melk in Nied- Oesterreich ; Kaufmann Josef, Privatier, Wien, IV., Neumanngasse 5; Keissler, von, Capitän, Gutsbesitzer, Gross-Ellgut, Preussisch- Schlesien; Kermeni@ Aurelius, k. k. Beamter, Wien, VIII., Josefstädter- strasse 6; Klodner Anton, Förster, Wernsdorf bei Frankstadt, Mähren; Kölbel Carl, k. k. Custosadjunkt, Wien, I., Josefsplatz, k. k. Zoologisches Hof-Museum ; Kolazy Josef, k. k. Finanz-Ministerial-Beamter, Wien, iv Kaunitzgasse 6 B, Cassier des Vereines; Kraus Alois, k. k. Menagerie-Unterinspeetor, Schönbrunn bei Wien; Krause Oswald, wersdorf; Künstler Gustav Adolf, Hausbesitzer, Wien, IX., Sobiesky- gasse 25; Kuschel Paul, Lehrer, Wien, I., Weihburggasse 14; A.-M.; Gutsverwalter, Damasko per Balınhof Ro- Lehrer Friedrich, Kaufmann, Wien, IX., Berggasse 3; Lorenz, Dr., Josef Roman, Ritter von Liburnau, k. k. Mini- sterial-Rath, Wien, III., Beatrixgasse 32; k. Geheimer Rath, ete. ete., Wien, I, Zedlitzgasse 8; Marenzeller Emil, Edler von, k. k. Custos, Wien,I., Donner- gasse 1; Marschall August Graf, Meidling bei Wien, Schönbrunner- strasse 152; Mautner Carl F., St.-Marx, Wien; Mayer Carl Dominik, jun., Kaufmann, Wien, IV., Waaggasse 1; Ritter von Markhof, Brauereibesitzer, 24 Her» Mayerhofer Carl, k. k. Hofopernsänger, Wien, I., Elisabeth- strasse 3; „ Meichl Georg, Brauereibesitzer, Simmering bei Wien; Meissl Johann, städt. Oberlehrer, Wien, X., Keplerplatz 7; Meyer, Dr., A. B., Director des königl. Zoologischen Hot- museums, Dresden; „ Micklitz Robert, k. k. Ministerial-Rath und Oesterr, landforstmeister, Wien, VII, Lindengasse 2; Müller B., Forstinspektor in Carlsbad, Böhmen ; Ober- „ Nadenius, Dr., J. J., k. k. Beamter, Döbling bei Wien, Neu- gasse 6; Newald Johann, k. k. Director, Wien, IX., Beethovengasse 8; A.M.; Neweklowsky Hans, Oeconom, Fuchsengut bei der Stadt rn Steyr, Ober-Oesterreich ; „ Obert Johann, k. k. Hauptmünzamts-Oberwardein, Wien, 1lI., Reisnerstrasse 9 C; „ Oelberg Carl, Ritter von, königl. ung. Honvedmajor, Alt- Orsova, Ungarn; „ Patlisch Carl, Ingenieur, Stuppach bei Gloggnitz, Nieder- Oesterreich ; „ Paulovits Nicolaus, v., königl. Stulrichter, Karansebes, Ungarn ; „ Pawlowsky, Dr., Alexander, Ritter von, k. k. Hofrath, ete., Wien, IV. „ Pelzeln August von, k. k. Custos am Zoologischen Hofmuseum, Wien, I., Wipplingerstrasse 18, Vereinspräsident und Red, d. „Mitth. d. ©. V. in Wien“; „ Prausse Josef, jun., Fabriksbesitzer,Himberg, Nied,-Oesterreich ; „ Richter Anton, Kaufmann, Wien, I., Bräunerstrasse 7. „ Rödern Erdmann Graf, Breslau; Rogenhofer Alois, k. k. Custos, Wien, VIII, Josefstädter- r strasse 19; A. M.; „ Rois Miroslav, k. k. Hauptmann, Szvinica bei Bazias, Ungarn; „ Rowland William, Oberforstmeister, Arva-Värallya, Ungarn ; „ Rüdiger Eduard, Schriftsteller, Darmstadt; „ Rupp G., k. k. Beamter, Wien, II, Obere Augartenstrasse 46 ; „ Russ, Dr., Carl, Schriftsteller, Herausgeber und Redaeteur der „Gefiederten Welt“ und der „Isis“, Steglitz bei Berlin; „ Schauer Ernst, Conservator, Pieniaki bei Brody, Galizien ; „ Schefer Carl Anton, Fabrikant, Teltsch, Mähren ; „ Schlechtendal, E. Merseburg a. d. Saale; Schmid Daniel, Kaufmann, Wien, I., Schottengasse 3 ; von, königl. Regierungs-Rath, 2 {>} o {=} ” „ Schramek A., Kaufmann und Hauseigenthümer, Wien, VII., Stiftgasse 11; „ Schwab Adolf, Apotheker, Mistek, Mähren; „ Schwab, Dr., Erasmus, Gymnasial-Director, Wien, VI, Maria- hilferstrasse 73; „ Sedlitzky Wenzl, Dr., k. k. Hofapotheker, Salzburg; „ Spatny Wenzl, fürstl. Fasanenjäger, Ohrad bei Frauenberg, Böhmen; „ Stassevits Josef, königl. Forstverwalter, Alt-Orsova, Ungarn; „ Steindachner, Dr., Franz, Director des k. k. Zoologischen Hofmuseums, Wien, I., Kohlmarkt 20; Talsky Josef, techn. Lehrer, Nentitschein, Mähren; „ Teiteibaum Nicolaus, Banquier, Wien, IV., ObereAlleegasse 1A; Se. Excellenz Dr. J. J. von Tschudi, ausserordent. Gesandter und bevollmächtigter Minister der Schweizerischen Eidgenossen- schaft, Wien, I., Krügerstr. 13, I. Vicepräsidend d. Vereines; Herr Tschusi zu Schmidhoffen Victor, Ritter v., Realitätenbesitzer, Villa Tännenhof bei Hallein, Salzburg; Wagner Friedrich, Procurist des Wiener Handels- und Appro- visionirungsvereines, Währing bei Wien, Frankgasse 10; Wallishausser J. B., Buchdruckereibesitzer, Wien, VIIL., Lenaugasse 19, Buchführer des Vereines; Wedl August, Direetor der Actienbrauerei in Hütteldorf bei Wien; Frl, Werner Victorine, St. Pölten, Nieder-Oesterreich ; Herr Winkler W., Ingenieur-Assistent der Kaiser-Ferdinand-Nord- bahn, Zauchtl, Mähren; Winter, Dr. Moriz, Edler von, k. k. Finanzratl, Wien, VI., n ” » rn Die Monatsversammlung vom 9. Jänner I. J. war gut besucht und wurde von dem Vorsitzenden, Herrn von Pelzeln mit der Vorlage von Dr. A. B. Meyers IndexzuL. Reichenbach’s omithologischen Werken, dann einiger Probehefte von Dr. J. A. Palmen’s und C. Sundmar’s prachtvollem Werke Finska Fogelägs, von Giglioli’s und Manzella’s Iconografia dell’ Avifauna italica, endlich von Cronau’s Hühnervögel eingeleitet. Alle diese Werke, mit Ausnahme des letztgenannten wurden schon in Nr. 1 laufenden Jahr- ganges besprochen ; namentlich die ganz ausgezeichneten Eier - Abbildungen des Palmen - Sundmar’schen Werkes fanden ungetheilte Anerkennung. Auf das Cronau’sche Werk behalten wir uns vor demnächst zurückzukommen. Herr Professor Dr. Gustav v. Hayek hielt sodann einen überaus interessanten Vortrag über die Vogel- fauna Neu-Seelands. In demselben wurden die seltensten und durch ihre Lebensweise besonders ausgezeichneten befiederten Bewohner dieser Antipoden-Inseln besprochen und durch Vorzeisung ausgestopfter Exemplare dem Zuhörer auch vor das leibliche Auge gerückt. Petition an das k. k. Ackerbauministerium in Sachen der Vogelschutzgesetzgebung. Vor Kurzem wurde über Anregung des Tiroler Jagd- und Vogel- schutz-Vereines eine gemeinsame Petition dieses Vereines, des . Vereines für Vogelschntz und Vogelkunde in Salzburg, des Jagd- und Vogelschutzvereines in Aussig, des böhmischen Vogelschutzvereines in Prag, des Wiener Thierschutzvereines, endlich des Orni- thologischen Vereines in Wien an dask. k. Ackerbauministerium überreicht, in welcher gebeten wird, dasselbe wolle nunmehr die schon seit längerer Zeit in Schwebe befindliche Frage der Reform der Landes-Vogelschutzgesetze neuerlich in Angriff nehmen und ihrer Lösung zuführen. Neu beigetretene Mitglieder. Herr Alois Kraus, k. k, Menagerie-Unterinspeetor in Schönbrunn ; A. D. Hauptmann, Juwelier, in Wien, IX., Alserstrasse 32; Ferdinand Bayer, Gutsbesitzer, in Kojetitz, bei Grossdorf in Böhmen: Julius Hungerbyehler, Edler von Seestätten, Beamter der städt. Buchhaltung in Wien, VII., Siebensterngasse 25; Carl Dominik Mayer, jun., Kaufınann, Wien, IV., Waaggasse 1; Josef Prausse, jun., Fabriksbesitzer, in Himberg, Nieder- n ” rn Oesterreich ; „ JohannHeeg, Oberbeamter der Donau-Dampfschiffahrts-Gesell- schaft in Pest; „ Nicolaus von Paulovitz, königl. Stuhlrichter in Karansebes, Ungarn ; „ Miroslav Rois, k. k. Hauptmann, in Szvinica bei Alt-Orsova, Ungarn ; „ Carl Ritter von Oelberg, königl. ung. Honv&d-Major in Alt- Orsova, Ungarn ; „ Josef Stassevits, königl. Forstverwalter in Alt-Orsova, Ungarn ; Anton Richter, Kaufmann in Wien, IL, Bräunerstrasse 7. " Kollergerngasse 4; Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- a A id stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, n zehn, a Reto Se I. Oest. Sparkassa, Unter-Döbling | yelche dies noch nicht gethan, gefälligst recht bald an ei Wien, Herrengasse 23 ; a . B . » Zeller Fritz, Kaufmann, Wien, II, Untere Donaustrasse 13 ; den Cassier Herrn Josef Kolazy ın Wien, VL, Kaunitz- A-M. gasse 6 B, einsenden. UOTE RE HET DEE RRELINENEIE 1 IRNRE LT HBRR DET ee rR IE LEBEN PER EER DAN) Fr een Herausgeber: Der Ormithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. NN All Ih lpy 7 —— _ ——— = —e = Bläfter für Wogelkunde, Wonel-Shub und -Bflene. Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. : :: Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien‘ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- :: D Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige Jährlich, sowie Inserate ä& 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile H all. werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern H 1880 ;; 420 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, ': \ HR Florianigasse 46, zu richten. ! Inhalt : Vertagung der IV. ordentlichen Generalversammlung. — Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Fortsetzung.) Arten der Orni } : .) — Arte s Austriaco-Hungarica, welche in Westsibirien vorkommen. Von August Friedrich Graf Marschall. (Fortsetzung.) — Vereinsangelegenheiten.— Allerlei. — Literarisches. — Inserate. € 15 Die auf Freitag den 13. Februar 1. J. anberaumt gewesene, jedoch als beschlussunfähig vertagte %Y ER Y I [ 2 RD | IV. ordentliche Keoneral-Versammlung des Ornithologischen Vereines in Wien findet am Freitag. den 13. Wärz 18SSO. um 6 Uhr Abends. im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissenschaften, I, Universitätsplatz 2 statt, 1 7 Sue DE I (ade " TAGESORDNUNG: I. Rechenschaftsbericht des Ausschusses für das Jahr 1879. II. Cassabericht für das Jahr 1879. III. Bericht der Herren Rechnungsrevisoren für 1879. IV. Wahl zweier Rechnungsrevisoren für das Jahr 1880. V. Antrag des Ausschusses auf Statuten-Aenderung. Die P. T. Vereinsmitglieder werden gebeten entweder ihre Jahreskarten, oder die ihnen zugegangene besondere Einladung als Legitimation zur Generalversammlung mitbringen zu wollen. ri Der heutigen Nummer liegt ein Prespect der k. k. Hof- Buchhandlung Eunesy & Frick über „Die Vögel von Mitteleuropa und ihre Eier von F. Graessner‘ bei. 3 26 Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Fortsetzung.) Aus der nunmehr zu behandelnden Gruppe der Fliegenschnäpper (Museicapidae), ist es vor allen Anderen der Kleine Fliegenfänger (Muscicapa parva), über dessen regelmässiges Vorkommen im nordöstlichen Mähren ich näheren Aufschluss zu bringen vermag. Bis zum Jahre 1869 kam es mir gar nicht in den Sinn, nach diesem Vögelchen zu forschen; hatte ich doch in allen mir zugänglichen Werken über europäische Vögel gelesen, dass die Heimat desselben der Süden und Südosten des Welttheiles sei, und dass er nur in den allerseltensten Fällen in unseren Ländern beobachtet worden ist. Die wenigen Schriften über mährische Vögel, welche ich kenne, erwähnen mit kemem Worte des Zwergfliegenfängers, desgleichen wussten sich meine älter en, , ornithologischen Freunde kaumzu erinnern, ihn hier zu Lande jemals angetroffen zu haben; kurz, es hatte den Anschein, als dürfte dieser kleine Insecten- hascher wirklich nieht unter die einheimischen Vögel gerechnet werden. Welch’ treudige Ueberraschung wur ‚de mir demnach zu Theil, alsich am 10. Mai des genannten Jahres, unter mehreren kleinen Vögeln, welche von eimem befreundeten Forstmanne aus der Umgebung von RoZnau für meine Sammlung anlangten, zwei frisch erlegte, schöne Männchen von Muscicapa parva erblickte. Der Gedanke, diesen Vogel in Mähren zu finden, lag mir so fern, dass ich meinen Augen gar nicht trauen wollte; allein, es war keine Täuschung, sie Jagen in der That vor mir, als greifbare Beweise ihres Vorkommens in unseren Besk. yden. Das Revier, aus dem beide stammten, befand sich auf der Südseite des Gebirges und war für mich und die anzustellenden Beobachtungen über den interessanten Vogel zu entlegen. Da jedoch die jenseitigen Wald- theile mit den diessseitigen Forsten, welche die nörd- lichen Bergabhänge bedecken und mir leichter zugänglich sind, in unmittelbarem Zusammenhange stehen, so konnte ich vermuthen, dass der Kleine Fliegen- fänger auch hier seine Ausbreitung gefunden haben dürfte. Und ich hatte mich nicht geirrt. Unter that- kräftiger Mitwirkung des von mir mehrmals erwähnten, intelligenten Försters Ed. Klodner in Wernsdorf, unter- nahm ich die Durehforschung besagter Waldungen, und es gelang mir in wenigen Jahren festzustellen, dass die Muscicapa parva in allen von uns aufgesuchten Theilen der Karpathenausläufer, von der Gemeinde Hotzendorf an, bis Frankstadt und Roznau, alljährlich mehr oder weniger häufig, brütend anzutreffen ist. Sie erscheinti im Monate Mai, bei günstiger Witterung schon im ersten Drittel, sonst später, und sucht ohne viel in der Tiefe zu verweilen, sogleich den Wald, ihren eigentlichen Aufenthaltsort auf, woselbst die ein- zelnen Pärchen in den ältesten haubaren Beständen streng gesonderte Wohngebiete beziehen. Ausnahmsweise traf ich den kleinen Fl iegenfänger bald nach seinem Eintreffen auch ausserhalb des Hoch- waldes an, so am 21. Mai 1876 ein Weibchen auf einem blühenden Vogelkirsehbaume, in einem tiefen Graben auf den Gebirgsäckern oberhalb der Gemeinde Blauen- dorf, kaum 1 Stunde Weges von Neutitschein. > Es beschäftigte sich mit dem Fange der durch die wohl- riechenden Blüthen angelockten Inseceten, und war nicht scheu. Den 27. Mai desselben Jahres brachte ich vom frühen Morgen bis gegen den Abend im "Walde zu, und beging während eines heftigen Südwestwindes emen beträchtlichen Theil des Gebirges, ohne in den höheren Lagen auch nur auf einen einzigen kleinen Fliegenschnäpper gestossen zu sein. Erst am Rückwege fand ich unten, am Waldrande, eine Gesellschaft von mehreren Stücken an, welche in dichtem Tannen- gebüsche,nahe dem Erdboden, Schutz und Nahrung such- ten. In der Ebene kam ich mit dem Vöslein nur einmal zusammen, und zwar am 17. Juni 1877, im dem Cur- parke zu Roznau, der sogenannten „Au.“ Dasselbe liess mich, bis zu dem, hart an der Strasse gelegenen Erleneesträuche ankommen, dessen Gezweig es singend, nach Kerfen haschend durchflatterte. So zutraulich fand ich den Zwergfliegenfänger im Hochwalde niemals. In steter Bewegung, mit Flügeln und Schwanz schlagend, treibt er sich daselbst theils in den Kronen der höchsten Bäume umher, theils streift er in dem schattigen Dunkel der schlankgewachsenen Tannen und Fichten von Stamm zu Stamm, wobei er auf ihren dünnen, abgestorbenen Seitentrieben mit ausserordent- licher Vorliebe kurze Rast zu halten pflegt. Wer den kleinen Fliegenfänger und sein Leben einigermassen kennen en hat, der wird sich nicht wundern, warum dieser Vogel im Allgemeinen so wenig bekannt ist. Seine geringe Grösse, das unansehnliehe Kleid, der Aufenthalt in entlegenen, hochstämmigen Forsten, sowie sein unstätes Wesen, sichern ihn zum Glück noch lange vor dem nicht immer freundlich ge- sinnten Menschen. Eine Muscicapa parva ausfindig zu machen, nachdem die Zeit ihres Gesanges verstrichen ist, könnte selbst für den erfahrensten Kenner derselben zu einer schwer lösbaren Aufgabe werden. Nur im Monate Mai und in den ersten Tagen des Juni, wenn im Walde aus dem vielstimmigen Vogel- eoncerte auch das einfache, aber weit vernelimbare Liedehen des bescheidenen Sängers erschallt, nur dann kann es dem aufmerksamen Beobachter gelingen, sein Ziel zu erreichen. Einige Berichterstatter haben die Gesangsweise des Zwergfliegenfängers mittelst bestimmter Tonworte zu fixiren gesucht. Ich zweifle jedoch, dass die blossen Silben: „sink, sink, sink, deia, deia, Mei mit welche en seine Tante gewöhnlich bezeichnet werden ®, hinreichend sind, um sich von der Stimme des Be Vogels eine richtige Vorstellung machen zu können. Aus dieser Ursache will ich es versuchen, den Gesang der Muscieapa parva mit Hilfe musikalischer Ton- zeichen, so genau als möglich wiederzugeben Das Männchen singt im Frühjahre: A A x Er at et et ,r EEE ST E=&-E =E=4-E “ ir SEE [7 ü Bere ee ee i-tjek, i-tjek, i - tjek, i - tjek, i-tjek, 2a EIER = Bun r Be —_ mm *- 99 E ==: = FE I PZ—ZR—HrZ=E : tji, ji tji, 61 N a a, ns nn, #) Siehe: Ormith. Beobachtungen in Croatien, von E. Sei- densacher. Verhandlungen der zool. bot. Gesellschaft in Wien, XIII. Band, pag. 1146. Die kräftig ausgestossenen Töne folgen in ziemlich | raschem Tempo auf einander. Das „i—tjek“ hat auffallende Aehnlichkeit mit dem Rufe der Tannen- meise (Parus ater); das „tji* klingt sehr hell, aber monoton, während das „fih“ äusserst lieblich pfeifend, ja flötend und schwermüthig vorgetragen wird. Oefter | lässt der Sänger das —tjekt ganz fort und be- ginnt die Stropfe gleich mit „iji.“ Sein Lockton besteht aus einem kurzen, kläg- lichen „fit“, ähnlich dem des Hausrothschwanzes (Luse. erythaca). Der Vogel ruft gewöhnlich auf einem dürren Aestchen, nahe am Stamme sitzend, wobei er die Flügel senkt, das Schweifchen hebt, den Körper unruhig hin und her bewegt und nach allen Seiten um sich blickt. Die Nahrung des Zwergfliegenfängers bilden bekanntlich allerhand Kerbthiere. Ich habe zahlreiche Mägen desselben untersucht und fand sie mit Ueber- bleibseln von grünen Räupchen, Käferresten, darunter häufig die der Blattnager (Phyllobius), ver- schiedene Fliegen, Baumwanzen und kleinen Libellen angefüllt. Ueber das Brutgeschäft des Vogels war ich leider ausser Stande nähere Beobachtungen anzustellen Ich habe nur die Ueberzeugung gewonnen, dass er sein kunstloses Nestchen in Baumhöhlungen,, Vorzugs- weise in die durch Abspringen der Rinde an den krankhaften Auswüchsen der Tanne, den sog. Krebsen, entstandenen Vertiefungen anzulegen pflegt. Das Weib- chen legt im günstigen Falle schon zu Ende des Mai seine 4-5 Eier und Anfangs Juli kann man schon flüggen Jungen begegnen. Die ganze Gesellschaft streicht von nun an im Gebirge herum und hält sieh grösstentheils in Mittel- beständen auf. Im Spätsommer macht sich der niedliche Waldbewohner durch seine Stimme nochmals bemerkbar, obwohl nicht in so auffallender Weise wie im Frühlinge, sondern nur durch ein lockendes oder warnendes: hg Zur Herbstzeit verlässt der Zwergfliegenfänger seine Sommerplätze und wendet sich dem Süden zu. Im Jahre 1876 herrschte lange warmes Wetter und da erhielt ich aus dem Anfangs berührten Reviere bei Roznau noch am 30. September ein altes Männchen. Aus diesem Umstande ist ersichtlich, dass dieser zarte Insectenfresser unter günstigen Verhältnissen in unserer Gegend sogar längeren Aufenthalt nimmt, als so manche andere Singvögel. Was die Farbe des Gefieders betrifft, fand und untersuchte ich kleine Fliegenfänger weisslicher und mit rothgelber Kehle und Brust Die rothkehligen waren stets seltener anzutreffen und ohne Ausnahme Männchen; ein Weibchen mit derartig gefärbter Kehle ist mir bisher noch nie vor- gekommen. Dagegen traf ich blasse Männchen an, welche in der Befiederung mit den Weibchen allseitig übereinstimmten und einzelne Weibehen mit rothgelbem Anfluge auf den bezeichneten Körpertheilen. Unter den Männchen meiner Sammlung befinden sich Präparate, an welchen die Zunahme der Tothgelben Färbung deutlich wahrnehmbar ist. So eines vom 23. Mai’ 1878, dessen Kehl- und Brustgefieder mit einem weissgelben Tone gleichmässig überzogen erscheint. Ein zweites Männchen, welches um 17 Tage später, nämlich den 9. Juni, eingebracht wurde, lässt schon sichtbare Spuren. von Rotlıgelb erkennen; denn an ein- zelnen Stellen seiner Kehle und Oberbrust treten solche so mit 27 Fleckchen aus dem lichtgelben Untergrunde sichtbar hervor. Hierbei muss besonders hervorgehoben werden, dass von einer etwaigen Neubildung der Federn aueh nicht das Geringste zu bemerken. ist und in diesem Falle unzweifelhaft der sogenannte Verfärbungs- process im Zuge war. Meine Sammlung enthält auch Männchen mit vollkommen rothgelb ausgefärbter Kehle und Brust. Aber auch unter diesen smd Unterschiede hinsichtlich der Stärke des Tones, und rücksichtlich der Aus- dehnung des rothgelben Gefieders bemerkbar. Offen- bar sind es ältere Vögel, bei denen schon ein Wechsel des Federkleides sekunden hat; denn ich wüsste keinen Grund, um an der jährlichen Mauser der Muse. parva weiten zu sollen. Ob sie diese in unseren Ländern übersteht oder erst in der Fremde, kann ich mit Bestimmtheit nicht angeben; ich erhielt noch keine in dem betreffenden Zustande Das schönste unter allen von mir untersuchten Zwergfliegenfängermännchen war jenes, welches mir am 30. September, also kurz vor seiner Herbstwan- derung, eingeliefert worden ist. Es hatte nicht allein eine rothgelbe Kehle und Oberbrust, sondern diese Farbe erstreckte sich auch auf das Gefieder der Unter- brust und verlief m einem blassen Tone längs beider Seiten des Körpers. Dem gegenüber kann ich ein an- deres Männchen vorweisen, welches ersterem in keiner Beziehung weit nachsteht md nicht lange nach seiner Ankunft, ‘den 24. Mai 1871, erbeutet orden ist. jr habe auch an ielen kleinen Fliegenfängern im frischen Zustande Messungen vorgenommen anal ge- funden, dass alle, ohne Unterschied des Geschlechtes und der Farbe des Gefieders, folgende Grössenver- hältnisse zeigten: Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzenne DE RE E02 (Ofan, Flugweite . ,. A Flügel vom Bug zur Spitze REN AN Te 6:8, Sehr RE TR Dam Entfernung der Flügels von nderSchw anzspitze 25 Länge des Schnabels vom Mundwinkel . . 15 Länge des Schnabels von der Stirn . . . 1:2 Breite des Schnabels an der Stun. . . . 0.6 Eiöhekdes 'Schnabelsti nn 2 Nr 0.3 ao Tarsuspn: 2 ne Kan 1:80 % Länge der Mittelzehe mit "Nagel ee 1:00 Länge des Nagels an der Mittelzehe a 0.40 ,, Die Jungen wachsen rasch heran ed erreichen schon im Monate Juli die Grösse der Alten. Ihre Schwung- und Schwanzfedern sind um diese Zeit voll- Kornen entwickelt und tragen sogar die Farbe der alten Vögel, was mir besonders aufgefallen ist. Kasse Rah nun alle, über den "Zwerg ‚fliegen- fänger gemachten Erf ahrungen zusammen, so "geht a Ansicht dahin, dass: Sowohl die blasskehligen als auch Individuen einer nd derselben roth- gel b: en Art angehören. 2. Nach Ablegung des gefleckten Jugendkleides sind a Ile Männe he en auf Kehle und Brust weisslich, 3. Die gelbrothe Befiederung stellt sich nach und nach ein, nimmt mit dem Alter des Vogels zu und wird sowohl durch Verfärbung als auch durch Neu- bildung der Federn hervorgebracht. Schliesslich kann ich nicht unerwähnt lassen, dass mir aus der Umgebung von Eulenberg in Mähren verlässliche Nachrichten zugekommen sind, denen ge- 28 mäss der Kleine Fliegenschnäpper auch in den | Das dortigen gemischten Hochwäldern anzutrefien ist. Vögelchen dürfte in unserem Lande eine weit grössere Verbreitung haben, nur sollte ihm von Seite der Vogel- kundigen eh: Aufmerksamkeit zugewendet werden! Dr nächstfolgende Art, fliegenfänger (Muscicapa collaris), wird in meiner Nähe, in den ersten Tagen des Monates Mai, öfter be- obachtet. Er lässt sich Kunze Zeit in der Ebene sehen, streicht in dem hier mehrerwähnten Hohen Walde umher, und berührt auf seinem Durchzuge auch kleinere Feldgehölze und selbst Garten- und Sprassenbiumei Sein Brutgebiet in hiesiger Gegend befindet sich jedoch höchst wahrscheinlich in den” gemischten Wal- dungen des Roznauer Gebietes, da mir von dort zur "Nistzeit wiederholt alte Vögel eingesendet worden sind. Auch traf ich eines dieser reizenden Geschöpfe im Monate Juli, gelegentlich eines Ausfluges nach Roznau in dem denen Curparke an. Ein zweites Exemplar, ein Männchen im Hoch- zeitskleide, fiel mir aın 29. Mai 1879, bei einer Ex- eursion in dem höher bezeichneten Gebiete der Muse. parva, in die Hände. Es trieb sich in dem Wipfel einer jungen Rothbuche lockend herum und hatte eine Länge von 13:8 Cm. und eine Breite von 24 Um. Sein Flügel maass vom Bug bis zur Spitze 8:5 Cm., der Schwanz 5-4 Cm., der Schnabel vom Mundwinkel an 1:5 Cm. und seine Breite an der Wurzel 0.6 Cm. Die Entfernung der Flügel von der Schwanzspitze betrug 1:22Cm,, die Be zel war 1'7 Cm. lang, die Mittel- a 1:5 Cm. | | von Prerau, alien der Halsband- Im Magen befanden sieh Reste von Blatt- und Rüsselkäfern. Dr. Sehwab erhielt für seine Sammlung nicht selten weisshalsige Fliegenschnäpper aus der Umgebung wornach zu schliessen ist, dass auch diese Art in unserem Vaterlande in erfreulicher Weise verbreitet ist. Der Schwarzrückige Fliegenfänger (Muscicapa atricapilla) ist für Mähren keine grosse Seltenheit. | Man trifft ilın nicht allein während des Frühjahrszuges, Anfangs Mai, viel häufiger an, als den vorhergehenden, sondern der eifrige Beobachter wird ihn auch als brütenden Sommervogel an geeigneten Plätzen regel- mässig finden. Das letzte Mitglied dieser Vogeltamilie, den Grauen Fliegenfänger "(Muscicapa grisola), kann man geradezu als einen unserer gemeinsten Singvögel be- zeichnen. Ohne Rücksicht auf die Menge derjenigen, die ihren Aufenthalt im Walde nehmen, erwähne ich nur derer, welche sich Jahr ein, Jahr aus, in der un- | mittelbaren Nähe des Menschen anzusiedeln pflegen. In den Dörfern meines dermaligen Beobachtungs- gebietes gibt es wohl selten einen Hofraum oder Garten, zumal unter jenen, welche mit Lattenzäunen eingefriedet sind, wo sich nicht en Paar dieses äus- serst nützlichen Vogels im Sommer niederge- lassen hätte. Das Volk lest ihm auch selten etwas in den Weg, höchstens hie und da ein allzu besorgter Bienenvater, der in jedem Insectenfresser einen gefähr- lichen Nachbar seiner Bienenschwärme vermuthet. (Fortsetzung folgt.) — RICH — Arten der Ornis Austriaco - Hungarica, welche in West-Sibirien vorkommen; nach Finsch, Brehm und Graf Karl Waldburg. Auszug aus den Verhandlungen der Wiener k. k. Zoologisch-Botanischen Gesellschaft, 1879, 1. Halbjahr, Seite 134 — 230.) Von August Friedrich Graf Marschall. (Fortsetzung.) Fringilla coelebs, L. Omsk; 15. April vor Jalutorowsk grosse Flüge ziehender /; im Ural 63° n. Br. Fringilla Montifringilla, L. 10. Juli, Starai Gor, Jim, | stark abgenutzten Sommerkleid; 7. September Langorskaja, mausernde 7; am Öb in der ganzen Wald-Region ungemein häufig, fehlt, wo Bäume spärlich ; zuerst Juli unter Samarowa, zuletzt bei Obdorsk und an 5.—21. September; 5. September mausernde Junge; 7. und 10. Sept. mausernde Alte; 15.—27. September grosse Flüge auf Zug; Ural 62—64° n. Br. Fringilla Carduelis, L. Nur Einmal, Jalutorowsk, 13. April; Omsk, 1577 Ankunft 29. Mai; Turkestan mit Carduelis caniceps. Fringilla linaria, L. Zuerst 8. Juli, 17 Stationen unter Samarowa; 16. Juli unter Obdorsk häufig, /' hoch- rothe Brust; 27. Juni dugbare Junge, Alte mausernd auf der Tundra im höheren Gebüsch, 9. August bis 11. September; 30. September Samarowa, völlig vermausert; Omsk, 1577 Zug nach Nord 7. Mai, Ural 60630 ı n. Br Passer domesticus, L. Zuerst 3 Ural bei Schnee und zuletzt Ende September SR. —; zu Nest tragend, bei Tjumen; haufig: . April auf dem höchsten | | Carpodacus erythrinus, Pall. Nischney-Nowgorod-Tjumen, Altaiske-Staniza-Sira- | nowsk; Samarowa-Tjumen, Ende September; fehlt Kosaken-Dörfer der Irtisch-Linie, 25. April; Karakol- Lepsa, 13. Mai; Kuschowat, Obdorsk; nicht über den Polarkreis; Ural bis 66° n. Br.; wählt Orte, wo Vieh gehalten wird; indische Form (Passer Indieus, Jard.). Passer montanus, L. In West-Siberien häufiger als Passer domesticus und weiter nach Nord ver- breitet; von Nischnej-Nowgorod bis Semipalatinsk ; mitunter zugleich mit Passer domest.; fehlt in der Steppe und in den Auls der Kirgisen; 20. Mai grosse Flüge bei Urdschar, Saissan und Altaiska- Staniza; am Ob nördl. bis Kuschowat, 11. Juli; anı 8. September verschwunden. Pyrrhula vulgaris, L. Omsk; in den Wäldern zwischen Kasan und Tjumen bei Schnee häufig, 28. März bis9. Aprilund 12. October; Krasnojarsk, November, matteres Roth; Ost-Siberien ; Palja-Fluss, 64” n. Br. Zuerst am 16. Mai bei Lepsa, zuletzt am 29. Juni im Wald vor Salair, 5 5; 16. Mai bis S. Juni bei Lepsa im Dsungar- Ala-Tau und im chines. Hoch-Altai (Meereshöhe 4000 Fuss), alle in vollem Prachtkleid. 2 2 ; im Gebiet des Ob nicht vorgekommen ; ; Omsk, 1877 Ankunft 19. bis 25. Mai. Corythus Enucleator, L. Nur Ein Pärchen, in Paarung begriffen, 7. Juli im Wald bei Karimkarsk, 9 Sta- tionen unter Samarowa; Pulja-Fluss 64'/,' n. Br. Loxta curvirostra, L. An der Soswa, im Gebiet des Ob. Emberiza miliaria, L.L. Omsk. Emberiza citrinella, L. Omsk, 1377, Ankunft 29. April; in Mauser und Herbstkleid; sehr häufig auf der Hauptstrasse von Nischney-Nowgorod bis Jaluto- rowsk, 29. März bis 13. April, ebenso in Dör- fern und Wäldern von Berkosoff bis Samarowa, 13. September bis 30. October; Tscherdin, 61° n. Br. Emberiza hortulana, L. Omsk, 1877, Ankunft Anfang Mai; in der Steppe sehr häufig, nahe bei den Jurten; zuerst 8. Mai hinter Sergiopol, zuletzt 30. Juni zwischen Salair und Tomsk. Emberiza rustica, Pall. Omsk, 1877, Ankunft 29. März. Emberiza pusilla, Pall. Am Ob und an der Schtschu- tschaja bis zur Baumgrenze nicht selten; 7. Juli bis 4. Sept,; 11. bis 20. Juli Junge; 14. Aug. flugbar, Anfangs Sept. in voller Mauser; Quellen 3° n. Br. der Petschora, 63 Emberiza Schoeniclus, L. Brütend am Ob Mitte Juli, flugbar 18. Aug., Mauser 18. Aug. bis 9. Sept.; | bewohnt Weidendickicht; | 1877, Ankunft 29. April; an der Petschora | häufig bis Omsk bis zum Polarkreis häufig, nistet dort. Emberiza pyrrhuloides, Pall. Recht häufig in den In. Septs; Rohrwäldern des Saissan-Nor, Anfang Junius; im | Magen Samen von Rohr. Plectrophanes nivalis, L. 0 in der Steppe bei Ischim , bei hohem Schnee an der Strasse, nieht scheu; brütet auf der Tundra, 29. Juli Augbare Junge, sehr zahm; auf der Tundra viel seltener, als Pleetrophanes Lap- ponicus; Ural bis über 69° n. Br. überall häufig; | frisst Mücken. Alauda arvensis, L. Zuerst Kasan den 26. März; lauter Gesang bei Schnee und Eis am Irtisch, 20. April; gemein, am meisten in der Steppe, im Ala-Tau, der Hochsteppe des Tarbagatai , Alpen- wiesen des Altai, bis 5000 Fuss Meereshöhe; bis Kolywan und Tomsk der häufigste Vogel; am Ob zwischen Samarowa und Tomsk; Omsk, 1877, Ankunft 17. Mai(?), in Lappland bis 65° n. Br. j Alauda brachydactyla, Leisl. Steppe von Semipalatinsk | weniger häufig als | Hochsteppe der Tar- | bis zum Fusse des Altai; Alauda Pispoletta(?); bagatai, 4000 Fuss 3. Juni. Melanocorypha Calandra, L. Meereshöhe; Saissan-Nor, 19.—23. Mai, Ala-Kul und Tarbagatai auf Steppe, wo hoher Schierling, | sitzt gern auf Spitzen der Kräuter; seltener als AlaudaPispolettaundals Melanocoryphaı Siberica. Melano corypha Siberica, Gm. Zug bei Pawlodar, 26., 27. April ; öfter zwischen Semipalatinsk und Omsk; feblt zwischen Semipalatinsk und Ala- Kul; in grossen Flügen, nicht scheu; 19. Mai, N. OÖ. vom Ala-Kul; Omsk, 1877, Ankunft 16. Mai. Otocorys alpestris, L. Alle im frisch vermauserten | Winterkleid; Wiesen um Kasan in zahllosen Schwärmen, November 1572; Tundra 5.—10. Aug. seltener und örtlich; 21. Sept. bis S. Oct. am 16.—18. April Flüge zu 100 fehlt | 29 Ob vom Käoska bis Tjumen wandernd in Flügen bis über 100 Stück, Omsk, 1877, Ankunft auf Zug nach Nord, 7. Mai. Picus Martius, L. Omsk; Ural, 62° n. Br. Picus leuconotus, Bchst. Thale. Picus major, n. Br. Picus minor, L. Unter Samarowa am Ob; Juli 2 bis 3 Pärchen und Nest mit 6 flugbaren Jungen; 4. bis 18. Sept. mehrmal von Obdorsk bis Ber- cosoff; liebt hohe Weiden und Birken, scheint Nadelholz zu meiden. Apternus tridactylus, L. Am Ob, 14.—16. September frisch vermausernd; Ural, 63—64° n. Br. Junx Torquilla, L. Omsk, 1577, Ankunft 7. Mai. Cuculus canorus, L. Einzelne sich Cue. Indieus nähernd; Omsk, 1377, zuerst gehört 7. Mai; Ser- giopol in Turkestan, zuerst gehört 7. Mai, 47° n. Br., Ala-Kul 9. Mai; Süd-Altai 5. Juni; Chines. Hoch-Altai, 5000 Fuss Meereshöhe, 9. Juni; bis zum Polarkreis; Ende Juni häufig zwischen Salair und Tomsk;5.bis 13. Juli von Samarowa bis Obdorsk. Columba Palumbus, L. Nur Einmal bei Jalutorowsk, 13. April. Coiumba Oenas, L. Omsk. | Pterocles arenarius, Pall. Ganz identisch mit west- europäischen Exemplaren; bei Semipalatinsk ge- wöhnlieh; in der Steppe bei Karakol hinter Ser- giopol, 8. Mai; Ala-Kul, 18. Mai; Hochsteppe Tarbagatai, 23. Mai; Nordrand des Saysan-Nor, 3. Junius. Syrrhaptes paradoxus, Pall. Ala-Kul (?); wasserlose Steppe nördlich vom Saysan-Nor bis zum Altai, brütet dort; nach Meyer täglich in den Arkat-Bergen in Menge und im Altai (?); bereits 1771 erwähnt von Rytschkoff aus der Kirgisen-Steppe; das | getrocknete und gepulverte Fleisch gilt als Mittel gegen Raserei. , Tetrao Urogallus, L. Sehr häufig, auch im Altai, bis | nahe am Polarkreis; nach Hoffmann bis zur | Walderenze, 67° n. Br.; Ala-Tau und Birken- Waldungen am Rand der Steppe; bei Samarowa Fang im grossen Maassstab. ı Tetrao Tetrix, L. Sehr häufig; zuerst 8. April im | Wald hinter Kanuschlow; 3. April Rotte von 60 bis 70 Stück vor Tjumen; morastige, baumlose Steppe zwischen Tjumen und Omsk bei Schnee und Eis an der Fahrstrasse, wenig scheu; Balz | 20. April; Steppe mit Kiefern am Irtisch vor Semipalatinsk, baumlose Steppe der Tarbagatai; Ala-Tau und Monrak-Gebirg; Wälder am Ob, nicht selten ; zwischen Tjumen und Jekaterinenburg oft in grösseren Rotten; im Ural bis 67° n. Br.; von west-europäischen Exemplaren nicht verschieden; | Jagd mit Fallen und künstlichen Lockvögeln. ' Bonasia sylvestria, L. 7. Juli am Ob brütendes ‚2 ; 21. September ‚2 in voller Mauser am Ob, Mitte September am Ob von Scharkalskaja bis Sama- vowa überall; Tobolsk auf Markt sehr häufig; Ural bis 67° n. Br. | Lagopus mutus, Leach. Tek&-Tau, 6000 Fuss Meeres- | höhe, 11. Juni, Ural. | Perdix cinerea, Lath. Arkat-Berge, 7. Mai; Barnaul; 52; nach Paulnicht selten bei Semipalatinsk und Sergiopol und in der Steppe am Dschingschili- Scharkalskaja , 17. Sept. Einmal, Altai, 6. Juni, im L. Omsk; westl. 63° bis 64 Ural, Fluss, 18. Mai, dann bei Tjumen, Jalutorowsk, Ischim und Omsk, 12. October. Perdix coturnix, L. Sehr häufig in der Steppe und in den Thälern des Altai bis 6000 Fuss Meereshöhe; zuerst gehört in den Arkat-Bergen, 7. Mai, zuletzt zwischen Barnaul und Tomsk; fehlt am Ob; Omsk. Otis tarda, L. Einzeln oder zu 3 bis 5; Steppe hinter Omsk, 28. April; hinter Urdschar, 20. Mai; Tar- bagatai, Hochsteppe, 23. Mai; wüste Steppe nörd- lich von Saysan-Nor auf Granit-Hügeln. Otis Tetrax, L. Sehr häufig; liebt Steppen mitRheum und Schierling, südlich von Omsk, 26. April; | am Irtisch, 29. April; Vorberge des nördlichen Altai, 11. Juni. Vanellus cristatus, L. Sumpfige Steppen und Wiesen, 13. und 19. April beiSchnee und 2° unter 0; Salz- steppe am Ala-Kul, 9. Mai; Hochsteppe 29. Juni; zwischen Salair und Tomsk. Squatarola Helvetica, L. Omsk; sonst nirgends gesehen; | nach Sujew am Kara-Golf. Charadrius pluvialis, L. Im Gebiet des Ob, am Jenise durch Charadr. fulvus vertreten. Zuerst 23. Juli an der oberen Schustsaja, Bäume vermeidend; auf der Tundra häufig, nach Nord zu häufiger, 29. Juli bis 11. August; 1.—5. August Junge im Dunen- kleid; 20. September Durchzug nach Süd bei Karim-Karsk am Ob; Ural bis 61!/,° n. Br. Charadrius Morinellus, L. 6. August Abends Flüge von 8—12 Stück auf Zug vom Ural herab; nistet an den Quellen der Petschora, 62—68° n. Br. Charadrius Hiaticula, L. In der zweiten Hälfte August im vermauserten Winterkleid; 6. Juli nördlich von Samarowa; 20.—24. Juli Paare im Dunenkleid; 23. August bei Obdorsk kleme Flüge; 10. Sep- tember bei Tampimpram ungeheure Schaaren; 16. September Züge nach Süden; 19. September bei Leumtschiringulu. Charadrius minor, Br. Ankunft Omsk, 1877, am 7. Mai, auf der Reise, am 10. Mai am Sassak-Ala-Kul, und 13. Mai bei Lepsa; nicht im Nord und am Ob; im Ural bis 61° n. Br. Strepsilas Jnterpres, L. Nach Sujew am Kara-Golf. Charadrius Cantianus, L. Nur am Ala-Kul. Glareola pratincola, L. Süd-russische Form; einzeln am Ala-Kul. Haematopus ostralegus,L. Ueberall sporadisch; 26. Apr. 19. Mai Ein Stück in überschwemmter Steppe; 1. und 16. Juni emzeln am Irtisch; 21. Jun. Bela- Glasowa; 1., 6., 8. Jul. a Ob.; 10. Sept. kleine Flüge ober Bonderjohan am Ob.; scheint den Polar- kreis nicht zu überschreiten. Grus ceinerea, L. Zuerst 14. April bei Jaloturowsk; 24. und 27. April zwischen Omsk und Semipala- tinsk; zahlreich in der Steppe aın Agin - Su; 22. Mai bis 15. Juni in den Vorbergen des Altai; 6. Sept. halbbetiedertes Junges, Kischgort am Ob; 12. Sept. Bercosofft 5 Stck.; 14. Sept. Nerimowkaja Abends Flug von über 60 Stek.; bis 17. Oct. vor den Frost-Sümpfen bei Jalutorowsk und Tjumen. (Schluss folgt.) —— ICH — Vereinsangelegenheiten. Die IV. ordentliche Generalversammlung des Ver- eines war bekanntlich auf den 13. Februar ]. J. anbe- raumt. Da aber die nach $. 27 der Beschlussfassung erforderliche Anzahl von Mitgliedern nicht erschien, so musste die Generalversammlung auf den 12. März 1. J. vertagt werden. Da derselbe Uebelstand schon wiederholt zu Tage getreten ist, so zielt auch ein Theil der vom Ausschusse beantragten | Statutenänderung dahin, die verhältnissmässig zu grosse Anzahl von Mitgliedern, die zur Beschlussfassung bei | einer zum ersten Male ausgeschriebenen Generalver- sammlung nach den jetzigen Statuten anwesend sein muss, entsprechend herabzumindern. Statuten zur | Neu beigetretene Mitglieder. Der Tirolische Jagd- und Vogelschutzverein in Innsbruck. Herr Carl Schiag, Edier von Scharhelm, Ingenieur in Wien, I., Reichsrathsplatz 2. Frz.Kriso, Oberlehrer in Mariahof, Post Neumarkt, Steiermark. „ Leopold Schmölz, k. k. Forstverwalter in ‚Ebensee, Ober- Oesterreich. Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche dies noch nicht gethan, gefälligst recht bald an den Cassier Herrn Josef Kolazy in Wien, Vl., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. Allerlei. Ein Rackelhahn. Im verflossenen Februar fand der fürstl. Schwarzenberg’sche Jäger Herr Spatny, Sohn des rühmlichst bekannten Försters und Präpara- tors, inder Wiener Oentral-Markthalle einen Rackelhalın, den er sogleich kaufte und ausstopfte. Der Hahn ist von ziemlich kleinen Dimensionen, sein Stoss ist vier- eckig wie beim Auerhahn, Verlängerung und Biegung der äussersten Schwanzfedern ist kaum merklich ange- deutet. Der Schimmer auf Vorderhals und Brust ist violett. Von welcher Localität dieser schöne Vogel stamme, liess sich nicht mit Bestimmtheit erfahren. Herr Spatny hörte wohl die Vermuthung, dass der Rackelhahn von der österreichisch-steierischen Grenze sei. Verlässliches war aber darüber nichts festzustellen. Die Lasurmeise (Parus cyanus, Pll.). Dieses prächtige Vögelchen wird in allen ornithologischen Schriften zu der deutschen Ornis gerechnet, obgleich sein Vorkommen in unserer Heimat nur äusserst selten und stets zur Winterszeit beobachtet wurde. Die wahre Heimat der Lasurmeise liegt weitab gen Osten und erstreckt sich vom Ural durch ganz Sibirien bis zum Baikal-See. Hier wurde sie von den russischen For- schrn Sabanäeff und Dr. Dybowsky an Flussufern und Sümpfen nistend gefunden und zwar befindet sich ihr Nest wie das der Blaumeise in Baumlöchern. Zur Winterszeit wandert sie nach Westen | und kommt wohl alljährlich bei Moskau vor, von wo ‚ aus sich einige Exemplare auch nach Deutschland verfliegen können. Die Nachrichten, welche sich über ihr Vorkommen in mitteleuropäischen Ländern, zu- mal Deutschland, in omithologischen Blättern finden, lassen, was Unbestimmtheit anbetrifit, nichts zu wün- schen übrig. Hieran mag wohl die Verwechselung mit grösseren Exemplaren der Blaumeise Schuld sein, "denn mit Ausnahme einer verbür ‘sten Nachricht des Altmeisters Pastor Chr. Brehm, sowie der bestimmten Notiz, dass sie von Dr. Hellmann i. J. 1853 bei Ohrdruff geschossen wurde, beschränken sich alle Bemerkungen auklein?: „Man sagt, soll vorgekommen sein, der Bruder eines Freundes hat sie beobachtet“ u. s. w. Auch hier in unserer Gegend sprechen die alten noch übrigge- bliebenen Vogelsteller mit Bestimmtheit von einem Pärchen, welches sich im Priessnitzwalde in den Fünf- ziger-Jahren gezeigt haben soll, ohne dass dafür ein Beweis erlanet werden kann. Ebenso dürftig sind die Beobachtungen über Frei- leben und Gefangenschaft der Lasurmeise. Aber alle Forscher, welches darüber berichten, sind entzückt über die Farbensehönheit und das liebenswürdige Benehmen dieses nordischen Irrgastes. Neuerdings hat Th. Lo- venz, welcher bei "Moskau so glücklich war, selbst S Exemplare zu erbeuten, im „Journal für Ornithologie“ 1872 eingehend den Vogel beschrieben. Auch der ‚alte Naumann bringt in seinem berühmten Werke eine beredte Schilderung desselben; aus jedem Worte klingt die Bewunderung und Begeisterung des grossen For- schers, obgleich er selbst kein lebendes Exemplar vor sich hatte. Einen beredten Beweis hierzu liefert die in seinem Werke befindliche Abbildung, welche den Vogel sehr getreu, wenn auch in der Färbung etwas geschmei- chelt, "wiedergibt. Da wir bereits ausführliche Beschreibungen der Gestalt der Lasurmeise nicht allem von ihrem Ent- deeker Pallas in den „Nov. commentar“, der Petersb. Akademie 1770 und von 5 epechin in demselben Jahr- gang, sondern auch von Naumann und späteren Forschern besitzen, so beschränke ich mich nur auf folgende kurze Notizen für diejenigen Leser, welche den Vogel noch nicht durch Anschauung kennen gelernt haben. In der Grösse steht er zwischen der Kohl- und Blaumeise. Dagegen ist der Schwanz länger als bei beiden ge- nannten, doch nicht so lang wie bei der Sehn Anenleiser Die Hauptfarbe ist ein schneeiges Weiss. Kopfplatte weiss, bei dem alten Männchen wie mit einem zarten blauen Hauch überpudert, Rücken sraublau, Flügel und Schwanz, mit Ausnahme der beiden seitlichen Fe- dern, lasurblau. Ueber die Flügel geht eine weisse Binde, und durch die Augen ein "blauschwarzer Streif, der sich im Nacken vereinigt. Ein ebensolcher Streifen befindet sich auf dem Bauch. Weibehen und junger Vogel nur matter gefärbt, ohne den Bauchstreifen. Schnabel dunkel, Füsse hell horngrau. Man sieht hier- aus, dass sich diese Meise, abgesehen von der Grösse, vorzüglich von der Blaumeise schon durch das Fehlen jeglicher & gelber Farbe und durch die weisse Kopfplatte “ünterscheidet. Leider ist das schöne Blau, welches sich, wie es scheint, nur unter dem eisigen Himmel Sibiriens zur vollen Pracht entwickelt, in der Gefangenschaft vergänglich wie so viele Farben. sehr bedeutend ab, und das Blau wird unansehnlich und grau. Indessen niussich gestehen, dass zwei Männ- chen, die ich besitze, jetzt im vollen Winter von Tag zu Tag sich prächtiger ausfärben, und dass meine Be- fürchtungen, die Vögel werden auf der grauen. Stufe stehen bleiben, sich nicht bewahrheiten. Meine Lasur- Der Vogel blasst | ol meisen bewohnen freilich einen Käfig, gross genug, um ihnen vollkommene Freiheit in ihrer rastlosen Bewegung zu gestatten und die fortdauerde Lust zum Baden ausreichend zu befriedigen. Nächst der hervorragenden Eigenschaft: unter den deutschen Vögeln einer der am schönsten gezeich- neten zu sein, und ihrer ausserordentlichen Seltenheit wegen, ist es vornehmlich das liebliche Wesen, welches die Lasurmeise dem Besitzer werth macht. Leider ist sie immer noch selten auf unserm Markt anzutreffen, und nur von Zeit zu Zeit gelangen in Russland ge- fangene Exemplare in unsere Vogelstuben. Vor einigen Jahren kam, wie jeder Leser sich erinnert, eine Anzahl von 40 Stück nach Deutschland, so dass es möglich war, wenigstens einige zu erlangen. Nachdem ich mich jahrelang darum bemüht, glückte es auch mir endlich, 2 Pärchen zu erhalten, welche ich nun, um sie zu beobachten, mit anderen Meisen, einigen Grasmücken und Finken im grossen Flugbauer halte. Zuerst hatte ich sie allein in einem Käfig. Sie rasten aber darin so herum, dass ihre ausserordentlich rege Geschäftig- keit etwas Beängstigendes hatte. Der Käfig war gross genug für eine Anzahl von 4 Köpfen. Trotzdem scheint sich doch ein schönes Männchen an einem Gitterdraht verletzt zu haben, denn es ging binnen wenigen Mi- nuten, ohne vorher eine Spur von Unwohlsein zu zeigen, ein. Seitdem siedelte ich die ganze Gesellschaft in das grosse Flugbauer über, Shen aus dem Grunde, ihnen die Mauser zu erleichtern, und sie fühlten sich darin so wohl, dass ich später keine Ortsveränderung vornahm. In diesem grossen Raume entfalten sie nun zur Freude aller Zuschauer ihre Flug- und Kletterkünste in reizender Weise. Ohne sich durch Herantreten an das Bauer beängstigt zu fühlen, im Gegentheil, jede neue Erscheinung mit ihren klugen dunklen Augen von der sicheren Ferne aus beobachtend, sind sie im Laufe der Zeit so zahm geworden, dass, wenn ich mit den Mehlwürmern komme, sie bereits sehnsüchtig am Gitter hängen, um die leckere Speise mir aus der Hand zu nehmen. Gar lustig sieht es aus, wie der glückliche Besitzer des zappelnden Wurmes denselben fortdauernd den Blicken deranderen Meisen und nament- lich des Blaukehlehens (welches an Verstellungskunst und diebischen Gelüsten Hervorragendes leistet) zu verbergen sucht. Dabei geschieht es oft, dass er in dem über- grossen Eifer ganz vergisst, endlich mit dem Anpicken Ernst zu machen und hiebei von einer anderen, schlaueren Meise überlistet wird, die ihm ganz ruhig, ohne weiteres den Mehlwurm aus dem Schnäbelchen reisst. Nie habe ich aber bemerkt, dass dadurch Zank oder Streit entstanden wäre, denn an dem glücklichen Diebe verübt diese Schelmerei im nächsten Augen- blicke vielleicht ein anderer, so dass der arme Wurm eine Wanderung durch verschiedene Schnäbel antreten muss, bevor er stückweise in dem Magen begraben wird. Im Vergleich zu den beiden kletternden Finken, dem Zeisig und Birkenzeisig, erscheinen unsere Meisen als ausgezeichnete Künstler in derartigen gymnastischen Vebungen. Es gilt ihnen vollkommen gleich, ob sie kopfoberst oder -unterst an der Kuppel herumklettern, oder im Gezweige eines grünen Tannenbäumchens nach etwa vorhandenen Insecten suchen. Fortdauernd sind sie in Bewegung und lassen dabei ihren Lockton, ein zartes sih, sih, sih, hören. Scheint die Sonne recht hell in das Bauer, welches an einem Fenster nach Südost steht, so singen zwei Männchen auch recht fleissig. Freilich 32 ist dieses Geklingel kaum Gesang zu nennen, doch hört man bei dem augenblicklichen Mangel an Sängern ihr Liedehen immer gern. Dasselbe besteht, zunächst anfangend mit dem oben erwähnten sih, sih, in einer öfteren Wiederholung von dem pink der Kohlmeise (doch nicht so laut und schmetternd) und einem daran gehängten kleinen klirrenden Triller, dass aber dieses Lied dem Feldsperlingsgesang ähnlich sein soll, wie der alte Bechstein behauptet, der die Nachricht von Lepechin entlehnt haben muss, kann ich aus triftigen Gründen nicht bestätigen, da ich tagtäglich dessen Gesang mit dem der Lasurmeise zu vergleichen Gelegenheit habe. Erregt lässt die Lasurmeise das bekannte sih-tschrrrr der Meisen, sowie noch einen Ton hören, welchen ich aber durch Worte nicht ausdrücken kann. Gar anmuthig sieht es aus, wenn sie dabei fortwährend das Häubehen sträubt und sich nach allen Seiten hin und her bewegt. Nimmt sie hiebei eine Fechterstellung ein (wie ich sie beobachtete, als ich eine Blaumeise in den Käfig liess), so breitet sie den Schwanz fächerförmig aus, wodurch die Lasurfarbe desselben prächtig hervortritt. Findet sie ein Hanfkörnchen oder hat sie einen Mehlwurm in Sicherheit gebracht, so wird derselbe gar fein zwischen die Zehen genommen, mit dem Schnabel zer- hackt und die Speise mit der Zunge stückweise auf- geleckt. Wie alle Meisen, so sind auch diese sehr begierig nach einem Bade, und man kann den Napf nicht oft genug frisch füllen, da, wenn kaum die eine denselben verlassen hat, schon die andere darauf wartet. Dabei plätschern sie sehr und machen sich so nass, dass sie ganz schwarz aussehen. Gewöhnlich schlafen sie in Reih’ und Glied neben einander und gleichen in diesem Zustande mehr einem zarten Federball als emem Vogel, weil sie sich sehr aufplustern. Trete ich des Abends noch einmal mit Licht an den Käfig, um nachzuschauen, wodurch sie gewöhnlich erwachen, wenigstens nicht so fest schlafen, wie die. Blaumeise, so sieht es allerliebst aus, wenn sie schlaftrunken und geblendet mit ihren grossen schwarzen Augen unschuldig in das Licht starren, ohne sich zu bewegen. Nach meinen Beobachtungen passt die Lasurmeise vorzüglich für das Flugbauer. Sie im Einzelkäfig zu halten, rathe ich nicht, da diese regen Vögelchen zu ihrer freien Bewegung einen grossen Raum haben müssen, und nur auf diese Weise die Eigenschaften, welche sie auszeichnen, zur vollen Gel- tung kommen. Ihr liebliches, zutrauliches Wesen, sowie eine in unseren Breiten absonderliche Farbenerscheinung sind namentlich für diejenigen Liebhaber von Bedeutung, welche nur einheimische Vögel halten, da die Lasur- meise mit ihrem herrlichen, blau und weiss gezeichneten Gefieder eine angenehme Abwechslung unter die meist trüb, höchstens etwas roth oder gelb erscheinenden Käfigbewohner bringt. Dr. E. Schatz, Dresden. („Gefiederte Welt.) EODE- Literarisches. Dr. A. B. Meyer. Auszüge aus den auf einer Neu- Guinea-Reise im Jahre 1375 geführten Tagebüchern. Als Erläuterung zu den Karten der Geelwink-Bai und des Mac Uluer-Golfes. Dresden 1875. Fol. Trägt dieses Werk auch die Jahreszahl 1875, so dürfte es dennoch gestattet sein auf dasselbe hinzuweisen, da die Tage- buchberichte über Dr. Meyers denkwürdige Reise, die dieselbe illustrirenden Karten so wie die Zusammen- stellung der die Expedition betreffenden Publicationen ohne Zweifel von vielem Werthe und Nutzen sind. Dr. A. B. Meyer. Abbildungen von Vogel-Skeleten I. Lieferung. Dresden 1879. gr. 4. Enthält Text und Abbildungen von Dasyptilus Peequetii, Charmosyna Josefinae, Loriculus philippenssis, Brotogerys tirica, Penelopides Manillae, Meropogon Forsteni, Cieinnurus regins, Paradisea minor, Manucodia chalybeata, M. jo- biensis, H. Keraudrenii(trachea), Otidiphapsnobilis, Gallus Bankiva und Crevecoeur-Hahn. Wie aus diesem Ver- zeichniss hervorgeht, werden hier Darstellungen sehr seltener und interessanter Arten geboten. Die Licht- druck-Bilder sind sehr schön ausgeführt. Dieses Werk wird sicher eine wichtige Stelle in der ornithologischen Literatur einnehmen. Inserate. Im Verlage der Unterzeichneten erscheint: Ile cmeine. Deutsche. Stndenten-Zeitune: unter Redaction von Dr. Max Baumgart, Berlin. Allen Studirenden dentscher Zunge, sowie den „alten denen das Herren“, Herz noch warm schlägt für die goldene Zeit der Jugend- träume sei die „Studenten - Zeitung“ aufs Wärmste empfohlen. Dieselbe wird, indem sie sich auf einen neutralen Standpunkt stellt, und einer jeden Parteirichtung fernhält, ausschliesslich nur solche Sachen belhandeln, welche I für die Studirenden ganz besonders von Interesse sind. Hervorragende Schriftsteller des In- und Auslandes sind ihre Mitarbeiter. Die ‚„Studenten-Zeitung‘‘ Format, 6—8 $ anstalten erscheint jeden Sonnabend ın grossem Seiten stark. und kostet bei allen Buchhandlungen und Post- vierteljährlich nur 3 Mark. Sämmtliche Nummern des Quartals werden prompt nachgeliefert. Beiträge werden durch die Unterzeichneten erbeten. Insertionspreis: pro 4 gespaltene Nompareille-Zeile 50. Pf. Berlin S., Prinzen-Strasse 71. Ihrie & Fahrenholtz- Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig: {it nosrassn er Ve 2 Dr. J. A. Palmen, Docent der Zoologie an der Universität Helsingfors. Mit einer lithogr. Karte. 8. 1876. br. 6 M. — fl. 3. 60 kr. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, in Wien durch die k. k. Hof-Buchhandlung Faesy & Frick,@raben 27. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. D—— ffer für Wogelkunde, Wonel-Shuk u Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Fe — u — ; Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- :! a ;; Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 3 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :: Apıl ;; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern '! 1880 a L 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redaetionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, ': - Florianigasse 46, zu richten. er Inhalt: Zur Verlobung Seiner kais. und königl Hoheit des durchl. Kronprinzen Rudolf. — Beitrag zur Ormnitholorie Mährens. Von Josef Talsky (Portsetzung.) — Arten der Omis Austriaco-Hungarica, welche in West-Sibirien vorkommen. Von August Friedrich Graf Mars ch all. (Schluss). — Vereinsangelegenheiten. — Einladung zur Betheiligung an der Beobachtung des Vogelzuges. Von Viktor Ritt. v. Tschusi zu Schmid: hoffen. — Bitte an die Österreichisch - ungarischen Ormnithologen. Von Demselben. ächtig regte es sich in allen Gauen der weiten österreichischen Lande, als die Kunde erscholl, Seine kais. und königl. Hoheit, der durchlauchtigste Erzherzog Kronprinz Rudolph, habe sich zu Brüssel mit der Tochter Seiner Majestät des Königs Leopold der Belgier, — Prinzessin Stephanie verlobt. Dem reichen Kranze ruhmvoller Erinnerungen an die alten Verbindungen unserer Monarchie mit den gesegneten belgischen Ländern, wird durch die Wahl Seiner kaiserlichen Hoheit, ein neues Band beigefügt. Vom Kaiser Max I.,, den — einer gewaltigen Eiche gleich, — der grüne Epheu: Sage und Gedicht, mit unverwelkbarem Ruhme umkleidet, bis zur wahrhaft erhabenen Kaiserin Maria Theresia, der angebeteten Mutter ihrer Völker, und zu ihrem Sohne, dem unvergesslichen Kaiser Josef, verbindet die Geschichte beide Staaten mit tausend und tausend Fäden. Die holde Braut findet somit in Oesterreich das angestammte Heimatland. Sie gehört demselben ja bereits durch Ihre hohe Mutter, und durch die allverehrte Frau Schwester an. Unserem Vereine der Seine kaiserl. Hoheit den durchlauchtigsten Kronprinzen als seinen erhabenen Protector verehrt, bietet Höchstdessen Verlobung den freudig benützten Anlass, um der tiefgefühlten Huldigung Worte zu leihen, welche unser Symbol, die Schwalbe, als Frühlingsbote dem höchsten Brautpaar zu Füssen legen möge. 34 Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky. (Forlsetzung.) Der Seidenschwanz (Bombicilla garrula). Dieser prachtfi ärbige Nordländer erscheint bei uns nicht alle Jahre in gleicher Menge; in manchen in unzählbaren Flügen, m “anderen nur einzeln, Er kommt im November an und zieht im März wieder fort. In Neutitschein wird der Seidenschwanz allge- mein „Simastrat* genannt, welche Bezeichnung die deutsche Bevölkerung von den Vogelstellern aus dem slavischen Gebiete der Beskyden angenommen hat. Dort heisst der Vogel „Zimostradka‘, d.h. „der im Winter ausdauernde*“,und wird fast alljährlich zur Winterszeit in die Stadt zum Verkaufe gebracht. Von den Schwalben (Hirundinidae), ist es die ungestüm dahinjagende Dorfschwalbe (Hir. rustica) und ihre sanftere Schwester, die Stadtschwalbe (Hir. urbica), welche im Sommer durch ihr häufiges Auftreten und munteres Treiben zur Belebung unserer Ortschaften und zur Erheiterung des Menschen unter das Meiste beitragen. Sie erfreuen sich desshalb, sowie in Folge des grossen Nutzens, den sie durch Wegfangen schädlicher und lästiger Insekten gewähren, der höchsten Gunst in allen Schiehten der Bevölkerune. Als echte Zugvögel verlassen bekanntlich die Schwalben zu Anfang des Herbstes ihre unwirthlich gewordene Heimat und ziehen nach Afrika, um dort zu überwintern. Bei Eintritt der günstigeren Jahreszeit erscheinen sie zwar regelmässig wieder; allein, wie beobachtende Vogelfreunde versichern und öffentliche Blätter häufig beklagen, nicht in der gehofften Menge. Die Rückkehr der an nieht minder auch die der meisten Zugvögel aus ihrer Winter "herberge in. unsere Länder, scheint ın der. That immer mehr und mehr in Abnahme begriffen zu sein. Es fällt mir nieht bei, die allbekannten Ursachen dieser bedenkliehen Erscheinung hier auseinander zu setzen; aber die Frage möchte ich mir denn doch er- lauben, ob es absolut unmöglich ist, dermassenhaften Vertilgung unserer Vögel in den südlichen Nach- barländern Schranken zu setzen ? Was nützen uns alle hierländischen Thierschutzvereine, was die zahl- reichen, den Schutz nützlicher Vögel bezweckenden Landesgesetze, wenn unsere besten Freunde und Wohl- thäter, dieSingvögel,inde zu Grunde gerichtet” werden ? im Frühling und Sommer so viele Vogelarten etwa zu dem Zwecke, damit sie später herz- und sefühllosen Menschen als ausgiebige Jagd- und Fangbeute in die Hände fallen und zur Befriedigung raffinirter Schleckerei dienen sollen? Fürwahr, nicht den Vogelliebhaber allein, sondern jeden Naturfreund muss es im höchsten Grade empören, wenn er liest, wie auf den Marktplätzen und Strassen der italienischen und französischen Küstenstädte Un- massen todter Rothkelchen, Grasmücken, Spott- vögel, Schwalben, Amseln, Singdrosseln u. s. w. zur Herbst- und Winterszeit feilgeboten werden, umsomehr, als namentlich erstere Arten fast nur aus Haut und Knochen bestehen und folglich von der weisen Natur nieht zum "menschlichen Genusse bestimmt zu sein scheinen. allen Vögeln | er Fremde systematisch | Hegen und schützen wir | Was die Schwalben noch überdiess anbelangt, so kommt es leider nicht selten vor, dass diese vielbe- sungenen Frühlingsboten nach allen auf der weiten Reise überstandenen Gefahren, in unseren Breiten von tagelang andauerndem Unwetter, Kälte, Sturm und Schneefall überrascht werden und dadurch empfindliche Verluste zu erleiden haben. Ich habe zwei derartige Fälle zu verzeichnen, wo mir im Frühjahre verhungerte und erstarrte Dorf- und Stadtschwalben überbracht worden sind, und zwar im Jahre 1574 den 18. und 1379 den 1. Mai. Die Uferschwalbe (Cotyle riparia) wurde von mir Anfangs August in einzelnen Pärchen in meiner Heimat öfter angetroffen. Die äusserst gewandten Vögelchen trieben sich bei heiterem Wetter in Gesellschaft von Hir. urbica, über dem klaren Wasserspiegel der ruhig dahinfliessenden Stellen der March umher. Am 12. März 1371 erhielt ich aus dem Gebirge der nahen Beskyden einen grossen Würger im Fleische, dessen aschblaue Befiederung gegen die meiner Würgerpräparate merklich dunkler erschien und dessen Weiss auf den Flügeln und im Schweife unrein und nur spärlich vertreten war. Ohne über die Art vollkommen im Reinen zu sein, präparirte ich den Vogelund bewahrte ihn bis auf Weiteres auf. Durch die Notiz: „Der erste Lanius major, Pall. in Oesterreichund Ungarn“, von V. Ritter Tschusi zu Schmidhoffen #), auf meinen zweifelhaften Würger aufınerksam gemacht, brachte ich denselben zur ersten Ausstellung des ornithologischen Vereines nach Wien, bei welcher Gelegenheit das Präparat vom Verfasser der eitirten Publieation selbst, als Lanius major, Pall. (Pallas’scher Würger) bestimmt worden ist: Da nun, wie mir genau bekannt, auch in der Sammlung des Dr. Seb. Schwab ein Würger derselben Art, welcher aus der weiteren Umgebung von Neutit- schein stammte, vorhanden war, so erscheint das Vor- kommen dieses seltenen, sibirischen Gastes im nordöst- lichen Mähren zur Genüge sichergestellt. Den Lanius excubitor, Grossen Würger, kann man bei uns zwar durchaus nicht unter die häufigen Vögel rechnen; aber er lässt sich doch beinahe jeden Winter in einzelnen Exemplaren auf dem Striche sehen. Die übrigen drei Würgerarten, nämlich Lanius minor, rufus und eollurio, der schwarzstirnige, der rothköpfige und der rothrückige Würger, zählen zu den einheimischen Brutvögeln. Während die beiden erst- genannten mehr der Ebene angehören und nur in bescheidener Anzahl auftreten, ist der rothrückige Neuntödter oder Dorndreher im ganzen Lande sehr gemein und fehlt selbst dem hohen Gebirge nicht. Ich bemerkte wiederholt Paare desselben im Mai und Juni in jungen Buchenbeständen unterhalb der Kämme der benachbarten Höhen des mehrgenannten Berges Javomik. Unter den krähenartigen Vögeln (Cor- vidae) kann hier zu Lande die Nebelkrähe (Corvus cornix) als die gemeinste Art bezeichnet werden. Man *) Mitth. des ormith. Vereines in Wien, II Jahrg., pag. 30. trifft sie bald einzeln, bald in Gesellschaften zu jeder Jahreszeit und fast allerorts an. Das Benehmen der Nebelkrähen gegen Raubvögel ist bekannt, ebenso ihr scheues und ausserordentlich vorsichtiges Wesen. Was das Erstere anbelangt, so beobachtete ich nicht selten Nebelkrähen, als sie über einen ihrer befiederten Feinde herfielen und ihn mit wenig Mühe in die Flucht jagten; allein einmal, u. zw. am 24. October 1879, war ich Zeuge, wie eine ein- zelne Krähe in ihrer Erbitterung gegen einen Sperber (Falco nisus) so weit ging, dass sie ihn hartnäckig in so bedeutende Höhe verfolgte, dass ich, trotz meines scharfen Auges, die beiden Vögel nicht mehr zu unter- scheiden vermochte. Das Treiben dieser Nebelkrähe war so auffallend, dass es die Aufmerksamkeit aller in der Nähe beschäftigten Feldarbeiter in vollem Maasse in Anspruch nahm. Um sich zu überzeugen, wie weit die Krähe, dieser listige Landstreicher, eine offene Gegend mit ihrem Gesiehte beherrscht, braucht man nur auf einer, nach allen Seiten freie Aussicht gewährenden Stelle einen deutlich wahrnelımbaren Gegenstand in die Höhe zu bringen und denselben in Bewegung zu setzen. Ich bediene mich bei der Ausführung dieses, nebenbei bemerkt, erheiternden Experimentes meines Hutes, welcher, auf einen Stock aufgesetzt und über dem Kopfe gedreht, alle in der Umgebung befindlichen Krähen, bis auf eine grosse Entfernung in Aufruhr zu bringen vermag. Dieses Verfahren kann auch angewendet werden, wenn man überhaupt erfahren will, ob im Augenblicke Krähen in einer Gegend vorhanden sind. Die Rabenkrähe (Corvus corone) erscheint mit- unter in den mir bekannten Gegenden Mährens im Spätherbste, zugleich mit den aus Norden durchziehenden Schaaren der Saatkrähe (Corv. frugilegus). Einzelne derselben bleiben zurück und schlagen sieh unter den gleichfalls im Lande überwinternden Saatkrähen auf schneefreien Aeckern, Strassen und in bevölkerten Ort- schaften, gewöhnlich bis gegen Ende des Monates Februar herum, worauf beide Arten wieder in ihr Sommerquartier sich zurückziehen. Die Dohle (Corv. monedula) kann man nur während der Zugzeit häufiger bemerken; im Sommer verlässt sie das Gebiet ihres Brutplatzes nicht. In der Nähe von Neutitschein bilden die Ruinen der Stram- berger Burg einen altgewohnten Lieblingsaufenhalt der Dohlen, allwo in den Mauerlücken des hohen, runden Thurmes regelmässig viele Paare nisten. Die Elster (Pica caudata) ist mit Ausnahme der hochgelegenen Theile im ganzen Lande als allgemein bekannter Standvogel in mässiger Zahl vorhanden. In Betreff des Kolkraben (Corvus corax) will ich nur erwähnen, dass dieser stattliche Vogel, nach den Versicherungen meines Freundes Dr. Seb. Schwab, vor Jahren im nordöstlichen Mähren öfter beobachtet worden ist. Herr Adolf Sehwab in Mistek führt in seinen Schriften sogar bestimmte Fälle über das Vorkommen des Kolkraben in den Waldungen von Hochwald an. Mir selbst wurde bisher noch keine Ge- legenheit geboten, das hervorragendste Mitglied der Rabenfamilie in der Freiheit kennen zu lernen. Der schmucke Eichelheher (Garrulus glandarius) ist ein ständiger Bewohner unserer Wälder, besonders der gemischten; dagegen sein Namensverwandter, der Tannenheher (Nucifraga cariocatactes), eine höchst unregelmässige Herbsterscheinung. 35 Der Pirol oder die Goldamsel (Oriolus galbula) einer unserer schönsten Sommervögel, wählt zu seinem Aufenthalte grösstentheils baumreiche Gegenden des Flachlandes, in der Nähe von Wasser. Im Gebirse trifft man ihn nur in seltenen Fällen an. Er erscheint bei uns erst um die Mitte des Monates Mai und wandert schon Ende August familienweise dem Süden zu. Durch sein liebliches, weit vernehmbares Pfeifen trägt der Pirol zur Belebung einer Landschaft unstreitie sehr viel bei und sollte schon desshalb, zumal er nirgends in grösserer Menge vorkommt, so viel als möelich ge- schont werden. Er e Wie allerorts, findet der Staar (Sturnus vulgaris) auch in den meisten Ortschaften Mährens seit einer Reihe von Jahren seine obligaten Nistk ästen, die er mit sichtbarem Wohlgefallen in ausgiebiger Menee be- zieht. In Folge der freiwilligen Annäherung an den Menschen ist der Staar an vielen Orten fast zum halben Hausthiere geworden, er lebt und bewest sich ohne Scheu in den Städten und Dörfern und achtet mit Auo’ und Ohr auf Alles, was in seiner Umgebung vorgeht. So befand sich unter den Staaren, welche im Vorjahre im Hofe eines bekannten Landwirthes unweit Neutitschein auf einem grossen Lindenbaume nisteten. ein Männchen, welches nach mehrwöchentlichen Aufent- halte dortselbst, zur Ueberraschung der Hausbewohner, den Namen des im Hofe untergebrachten Vorstehhundes „Waldmann“ sehr deutlich aussprechen konnte. Der gelehrige Vogel blickte dabei vom Baume herab und | ahmte die Stimme der Haustochter, welche sich das Frühjahr hindurch mit dem „Waldmann“ am meisten zu schaffen machte, täuschend nach. Trotz der allgemein anerkannten Nützlichkeit des Staares kommt es bei uns hie und da doch vor, dass einzelne Besitzer von Brutkästen die jungen Staare ausnehmen und zum Essen verwenden. Das Jahr 1875, welches manchen Ornithologen wegen der Wanderung des Rosenstaares (Pastor roseus) nach Mittel-Europa in angenehmer Erinnerung stehen dürfte, brachte auch mir diesen äusserst seltenen Gast in die nächste Nähe. Am 31. Mai besagten Jahres, erschien nämlich eine Gesellschaft von 5—6 Stücken dieser südlichen Verwandten unseres Staares in dem Obstearten eines mir persönlich bekannten Grundbesitzers in Ehren- berg, emem Dorfe, etwa eine halbe Stunde westlich von Neutitschein. Die fremden Vögel fielen über die in dem Garten friedlich nistenden Staare her und trieben sie unter eigenthümlichem Gekreische und Pfeifen von Baum zu Baum. Durch den ungewöhnlichen Lärm aufmerksam gemacht, begab sich einer von den im Hofe beschäftigten Hausleuten in den Garten, und als er die unbekannten Störefriede wahrgenommen hatte, holte er eine Flinte und schoss einen derselben vom Baume herab. Die übrigen flogen wohl weiter, zeigten sich jedoch durch den Verlust ihres Gefährten nicht im geringsten scheu. Am folgenden Tage brachte der glückliche Sonn- tagsjäger seine fremdartige Bente zu mir und war nieht wenig erstaunt, als er erfuhr, dass der von ihm erlegte Vogel ein Rosenstaar sei, ein Vogel, dessen | Juftige Wiege möglicherweise in Asien stand. l Die kleine Rosenstaargesellschaft mochte in hiesiger Gegend mehrere Tage umhergestrichen sein, da am I 3. Juni, in demselben Dorfe noch ein zweites Männchen 36 derselben Art, von einem meiner Bekannten aus der Stadt, erlegt worden ist. Die Ammern (Emberizae) sind bei uns zu Lande spärlich vertreten. Ausser dem Goldammer (Emb. citrinella), welcher unter unsere gemeinsten Vögel gehört, kann man an geeigneten Oertlichkeiten nur noch dem Grau- oder Gerstenammer (Emb. miliaria) und dem Rohrammer (Emb. schoeniclus) begegnen. Erstere Art brütet in der Nähe von Neutitschein den tiefer gelegenen, ebenen Wiesen und Feldern, und hält sich auch ın bescheidener Zahl den Winter über in Gesellschaft des Goldammers hier auf. Den Rohram mer traf ich regelmässig in meiner Heimat an, sogar zur Zeit der Weihnachtsfeiertage. Er bewohnt in jener Gegend die höher oben bespro- chenen Eisenbahnfiguren, schweift aber auch in dem Ufergebüsche der March und Trebovka umher. Im Winter hielten sich die Vögel bis zu 5 Stücken beisammen und pickten in den Skarpen von schneebe- decktem Boden allerhand ausgefallenen Pflanzensamen auf. Die von mir beobachteten waren stets jüngere Männchen; schön ausgefärbte Rohrammer, mit tief schwarzem Kopfe und eben solcher Kehle, bemerkte ich nur im Frühlinge. Der Schneeammer (Plectrophanes nivalis) kehrt bei uns zuweilen als seltener Wintergast ein. Vor einigen Jahren stiess ich, Ende December, unweit des Einganges der Eisenbahnstation Müglitz (in der Nähe meines Geburtsdorfes), auf 6—8 Schneeammer, welche zwischen dem Bahngeleise nach Nahrung suchten. Unter den einheimischen Finken (Fringillae), nimmt der Buch- oder Edelfink (Fring. coelebs), wegen seines grossen Nutzens und vorzüglichen Gesanges den ersten Platz ein. Der lebhafte, nette Vogel ist über das ganze Land verbreitet und wird selbst im hohen Gebirge nicht vermisst. Besonders zahlreich vertreten fand ich den Buchfink in den ausgedehnten Nadelwal- dungen der Beskyden, und nirgends klang mir sein Schlag so hell, volltönend und feierlich als dort, — in den weltabgeschiedenen, schattigen Laubgängen des schlankstämmigen Hochwaldes, voll der kräftigsten Ge- birgsluft. Die im Herbste in südlichere Länder ausgewan- derten Edelfinken werden bei uns fast alle Winter ersetzt, durch ihre nächsten Verwandten aus dem Nor- den, nämlich durch die Bergfinken (Fring. montifrin- gilla). Diese buntfarbigen Gäste erscheinen bald in kleinen Gesellschaften, bald in vielköpfigen Schaaren, gewöhnlich zu Ende des Monates November und strei- chen im Gebirge umher. Bei strenger Kälte kommen sie in die Ebene herab und fallen selbst in bewohnten Ortschaften ein. Zur selben Zeit und unter ähnlichen Verbältnissen wie die Bergfinken, besuchen auch die Flachsfinken (Fring. linaria), in Neutitschein „Tschetscherlen“ ge- nannt, unsere Gegenden. Sie suchen Birkenwälder und Erlengebüsche ab, lesen auf den Feldern allerlei Un- | krautsamen von den, über der Schneefläche hervor- ragenden Pflanzen aus und lassen sich desshalb in der | Nähe menschlieher Wohnungen seltener sehen. Der gemeine Hänfling (Fring. cannabina), der Stieglitz (Fring. carduelis), der Zeisig (Fring. spinus), und der Grünling (Fring. chloris) sind allgemein be- auf | kannte, über ganz Mähren zahlreich verbreitete Sins- vögel. Aus dem Leben des gemeinen Hänflings verdient folgende Beobachtung verzeichnet zu werden: In dem Garten eines meiner Collegen siedelte sich im letztverflossenen Frühjahre (1879), ein Hänflingpaar an. Kaum angekommen, suchte es in einem Johannis- beerstrauche eine passende Stelle aus, erbaute daselbst sein Nest und begann zu brüten. Schon hatte das Weibchen die volle Zahl der Eier gelegt und sass dureh mehrere Tage fest auf denselben, als das bis- her günstige Wetter plötzlich umschlug. Ein kalter Nordwind stürmte durelı das Land, Schnee fiel in dichten Flocken nieder und bedeckte die ganze Gegend, — auch das Gärtchen, in welchem die beiden Vögel ihr Heim aufgeschlagen hatten. Es war in den letzten Tagen des April. Alles Leben in der Natur gerieth in Stockung. Die aufkeimenden Pflanzen ächzten unter der Last des Schnees, — die bedrohten Thiere beeilten sich die kaum verlassenen, sicheren Schlupfwinkel zu erreichen, und in der gefiederten Welt herrschte Ver- wirrung und nie geahnte Bedrängniss. Der Edelfink verstummte, die Lerche suchte das Weite, Schaaren von Goldammern flüchteten sich in die Nähe des Menschen, Schwalben flogen, ängstlich schreiend durcheinander und fielen ermattet und vor Kälte erstarrt, zu Boden. Da erinnerte ich mich des brütenden Hänfling- paares, und nachdem das Unwetter ausgetost hatte, schritt ich in banger Erwartung dem bewussten Gärt- chen zu. Ich sah im Geiste das Nest verlassen, vom Winde zerzaust und seinen Inhalt im Schnee begraben. Allein, welche Ueberraschung! — Der Ribisstrauch beugt | wohl die schneebedeckten Aeste zur Erde herab, aber das Nestchen steht unversehrt am alten Platze. Es ist auch nicht verlassen; denn das sorgsame Weibchen hält es, trotz Sturm und Wetter, besetzt und sieht mich vertrauensvoll an. Das Getieder mit Schnee be- stäubt, schützt und wärmt es die geliebten Eilein, — die anzuhoffende Brut. Ein rührender Anblick, ein Bild der sich selbst aufopfernden Mutterliebe! Die Pfliehttreue des liebenswürdigen Thierchens wurde reichlich belohnt. Nach glücklich überstandener Gefahr trat milde Witterung ein, das Brutgeschäft wurde ohne weitere Störung zu Ende geführt und unser Hänflingpärchen erfreute sich in kurzer Zeit einer fröhlichen Nachkommenschatt. Das nachstehende Gedicht meines lieben Freundes Professor Albert Schandera, welches diesem Ereignisse seine Entstehung verdankt, ist so sinnig, dass ich es hier einschalten zu sollen glaube. Zwei Mütter. I. Was willst du noch so spät mit deinem Winter ? Was soll im Lenz noch dieser Frost und Schnee? Schon schwillt in allen Zweigen frisches Leben, Schon färbt der Anger sich und grünt der Klee! Du aber Himmel, ziehst so kraus die Stirne, Als wär’ die Lust, der Frühling dir verhasst, Und Flock’ um Flocke fällt aus deinen Höhen, Und schneebeladen seufzen Zweig und Ast. So spät, so spät! Schon wollt’ es Frühling werden, Und in des Strauch’s beweglichem Geäst, Hat schon ein Häuflingpaar sich eingefunden Und baute sorgsam klug sein kleines Nest. Schon sind die Flitterwochen ihm verflogen, Das Männchen zog — weiss Gott wohin — um Brod. Das Weibehen aber sitzt breithingefiedert So still im Nest, als wüsst’s von keiner Noth. Es brütet! Unter seinen weichen Flaumen Birgt sich ein Schatz von zarten Eierlein, Und wie der Schnee auch stieht und dichter rieselt, Mit frohem Blick guckt's in die Welt hinein. Und deckt die Flügel, breitet das Gefieder Und denkt sich wohl: ’S wird Frühling doch einmal! Und wie im Winter ich Euch jetzt gehütet, So lehr’ ich Euch den Flug dann über’s Thal. Und also sitzt das Vöglein still geduldig, Als thäten Schnee und Frost ihm nichts zu leid: Die Mutterliebe wärmt das kleine Herzchen, Und aus dem Aug’ blickt Mutterseligkeit! II. So spät, so spät! Schon will es Morgen werden. Und noch der Lust, des Tanzes nicht genug ? Die Geigen jauchzen und die Hörner schmet:ern, Die Paare wirbeln im baechant’schen Flug. Von Wein und Tanz geröthet glüh’'n die Wangen Und wie im Fieber wallt das heisse Blut; Die Becher klingen, seid’ne Schleppen rauschen, Von hundert Flammen quillt des Lichtes Gluth. Und Du, das Haar besä’t mit edlen Steinen, Am üpp’gen Busen selt'ner Blumen Zier, Den stolzen Leib gehüllt in Sammt und Seide, Was willst Du, schönes Weib, was willst Du hier? Was schreitest Du im Glanze einer Fürstin Und triumphirend, — eine Königin, — Des Leibes Reize müss’gen Gaffern zeigend, Wie Bethsaba den hellen Saal dahin ? 37 Was willst, was suchst Du hier, Du junge Mutter? Daheim in Deinem Schlafgemach allein, Da rulıt Dein Kind im Arm der fremden Amme, Verlassen bei des Nachtlichts mattem Schein. Die Amme wiegt’s und schmiegt’s an ihren Basen; Und dennoch schlummert’s nieht und wimmert bang; — Und weisst Du, was ihm fehlt? Ihm fehlt die Mutter, Der Mutterstimme zärtlich süsser Klang; Ihm fehlt die reine Gluth der Mutterliebe, Des Mutterauges zart besorster Blick ; Und Du? Was suchst Du hier im hellen Saale? — Am Bette Deines Kindes such Dein Glück ! III. Es flieht die Nacht, schon dämmert hell der Morgen, In fernem Osten will der Tag erstel’n, Ein tiefer Schnee rulıt auf den stillen Strassen Und eisig braust des Nordwinds grimmes Wel’n! Vom Ballhaus eilen glänzende Carossen, Die öde Stadt dahin in schnellem Lauf, Es füllt die Luft ihr lärmendes Gerassel, Manch’ stiller Schläfer wacht vom Schlummer auf. Auf schwankem Zweig, vom Nordwind wild gerüttelt, Erwacht im Neste auch das Vögelein ‘ Und schüttelt sich den Schnee vom kleinen Körper, Und schaut vergnüglich in die Welt hinein; Und deckt die Flügel, breitet das Gefieder, Als thäten Sturm und Frost ihm nichts zu leid: Die Mutterliebe wärmt das kleine Herzchen, Und aus dem Aug’ lacht Mutterseligkeit! (Fortsetzung folgt.) Arten der Ornis Austriaco - Hungarica, welche in West-Sibirien vorkommen; nach Finsch, Brehm und Graf Karl Waldburg. Auszug aus den Verhandlungen der Wiener k. k. Zoologisch-Botanischen Gesellschaft, 1879, 1. Halbjahr, Seite 134 — 230.) Von August Friedrich Graf Marschall. (Schluss.) Ardea cinerea, L. Ein Stück, 6. Mai, Steppe hinter Sergiopol; Sassyk-Ala-Kul, am Irtisch und im mittlern Ob-Gebiet; Omsk. Ardea alba, L. 9. Mai, am Sassyk-Ala-Kul, Botaurus stellaris, L. 1876, bei Tjumen a. d. Tura. Nycticorax griseus, L. 7. Sept. in Sumpf am Ob gehört. Ciconia nigra, L. Ein Stück, Hochsteppe des Tarba- gatai; S. Juni; Hoch-Altai, 6000 Fuss Meereshöhe; Omsk. Ciconia alba, L. Fehlt in West-Sibirien. Platalea Leucorodia, L. Am Sassyk-Ala-Kul ein paar- mal im Flug. Ibis Falcinellus, L. 15. Mai, eben daselbst. Numenius arcuatus, L. In grasigen Steppen und am Ob; Omsk; zuerst 19. und 25. April Steppe bei Dukalinsk; 31. Mai, Saissan; 3. Juni Wiesen am Nordrand des Saissan - Nor; 30. Juni Salair- Tomsk; 6. Juli häufig in überschwemmten Mar- schen; 2. und 3. Sept. Obdorsk, juv. im frisch- vermauserten ersten Herbstkleid. Limosa aegocephala, L. 26. April, überschwemmte Steppe am Irtisch; 4. April, hinter Semipalatinsk ; 6. Juli unter Samarowa; Omsk. Machetes pugnax, L. Vom 6. Juli an von Samarowa herab und auf der Tundra gewöhnlich; 20. Juli, Hecht-Fluss; 1. und 4. Aug. Junge im Dunenkleide und halb befiedert; Omsk; Ural bis 67° n. Br. Totanus canescens, Gm. S. Juli /, stark abgenütztes Sommerkleid; Malo-Altim; 8. Mai, Steppe Süd- Ost von Sergiopol. Totanus stagnatilis, Bchst. Omsk, Z im Sommerkleide. Totanus fuscus, L. Ende August um Obdorsk nicht selten in sumpfigen Lachen, nicht scheu; Z' und 2 in frisch vermausertem Herbstkleid; schwimmt. Totanus Calidris, L. 9. Mai, Sassyk-Ala-Kul; 26. Mai, Chines. Hochsteppe; Omsk. Totanus Glareola, L. 26. April, Belo-Kamene am Ittisch; 1. Mai Semipalatinsk; 7. Juli am Ob auf sumpfi- gen Waldblössen; sitzt gern auf den höchsten Wipfeln der Bäume; 18. Juli in kahler Tundra, nistendes Pärchen. Actitis hypoleucus, L. :-An stillen, mit Weiden be- wachsenen Seitenarmen des mittleren Ob; nicht häufig; Quellen der Petschora. Recurvirostra Avocetta, L. Omsk; seichte Ufer des Sassyk-Ala-Kul in Gesellschaft mit Himantopus, 9. Sept. 3 8 Tringa Canutus, L. 26. April, kleine Flüge auf Zug in überschwemmter Stelle am Irtisch. Tringa sub-arcuata, Guld. Einigemal auf der Tundra, dort seltener als Tr. Alpina. Tringa Alpina, L. 28. Juli bis 11. August häufig auf der Tundra an kleinen Seen, Meichen und Sümpfen ; Aug. Junge im Dimenkleid und 5 im vollen ee Ende August bei Obdorsk Zug in kleinen Flügen. Tringa minuta, Leisl. Tundra, an allen ‚Seen, Teichen und Sümpfen häufig; Juli und 3 . August fast Hug- bares Junges; Aug. Tunes im "Dunenkleid; 17. Aug. bis 11. a "zahlreicher Zug; 10. Sept. zu Bonderjohan Flüge zu hunderten; alle in vol- lem Sommerkleid. Tringa Temmincki, Leisl. Zuerst 15. und 19. Mai in der Steppe am Ala-Kul in grossen Flügen im Son- merkleid; Obdorsk, am liebsten in sandigen Ufern mit diehtem Gebüsch; 20. Juli, Nest mit 4 Eiern und ausgeschlüpfte Junge. Calidris arenaria, L. Einigemal auf der Tundra. Himantopus autumnalis, Hasselq. In flachen Tümpeln am Sassyk-Ala-Kul mit Recurvirostra. Scolopax rusticola, L. Nicht gesehen, aber in Siberien | wohl bekannt; Omsk. Gallinago major, Gm. 1. Mai, a am Ob einzeln, in der Tundra etwas weniger selten; brü- tet auf trockeneren Hochflächen; im und 21. Sep- tember ober Bercosoff; Ural bi zu 63°/,° n. Br.; Omsk. Gallinago scolopacina, Bp. 12. Mai südlich von Ala- Kul; fehlt im Norden. Gallinago Gallinula, L. 1. Mai, Semipalitinsk ; Onsk; Ural; Junge, 30. Juni, Quelle der Petschora. Phalaropus hyrerboraeus, L. 21. Juli in Brutzeit Ein Z; 29. Juni, Tundra bei Bosekop; 18. 30. Juli an der Schtschuschja überall, wo kleine Teiche und Tümpel, gar nicht scheu, auf den Seen der kahlen Tundra seltener; schwimmt. Crex pratensis, Behst. Altai überall; 7.—-S. Juni, Marka-Kul, 5000 bis 600 Fuss Meereshöhe; Juni zu Serianowsk; zuletzt 30. Juni im Wald | vor Salair. Ortygometra Porzana, Steph. Omsk. Ortygometra pusilla, Pall. Omsk. Fulica atra, L. Omsk; nur 2 Mal, Ala-Kul und 21. Juni. Cygnus musicus, Bchst. \ Cygnus melanorhinus, Naum. | 9. Mai am Sassyk- Kanupchlow ; 18. bis 29. April von Omsk bis Semipalatinsk Flüge von | 10—30 Stück; Tjukalimsk viele Bälge auf Markt; Tundra, selten, brüten dort und auf Seen der Steppen, 7—8 Eier; 10. Mai, Ala-Kul; Anfang August Mauser; 19. Juli und 13. August Junge im Dunenkleid; Omsk; Jekaterinenburg. Anser cinereus, Mayer. 13. bis25. April auf Zug; 1577 Durchzug 29. Apnil; 9. und 10. Mai, 10 Tage alte Junge; Ala- Kul, sehr zahlreich, auch 26. Mai auf der Hochsteppe; 9. Juli bei Bercosoft am Ob; 22. und 23. Juli grössere Junge 12. Aug. völlig ernauser: in Schaaren: Obdorsk bis S amarowa; 4,—29. Sept. zahllose Züge, der grösste bei Belo- gore. Anser albifrons, Behst. 6. "Aug. Ein Paar und 5 grös- sere Junge in Dunen, 5 in voller Mauser. Anser minutus, Naum. Ein Stück, 14. August; Ende August bei Obdorsk mit Anser segetum (?). bis | Zuerst 8. April vor | Omsk | 8 bis | am Ob Bernicla ruficollis, Pall. Obdorsk; Boltschoi-Ustram, Sept.; nur den Ruf gehört. Casarca rutila, Pal. Am häufigsten in Steppen, liebt Felsen; Semipalatinsk; 3. Mai, Arkat-Berge, Ala- Kul, Saissan; 7. Juni, ‚£ mit Jungen in Dunen am See Marka-Kul, 5000 Fuss Meeresliöhe; 13. Juni, Vorthäler des Nord-Altai. Tadorna Vulpanser, Bl. 2 Saissan-Nor; syk-Ala-Kul; 12. Mai Aul-Uwanas; Tschany-See nicht selten. Branta rufina, Pall. 18. und 19. Mai, Sassyk-Ala-Kul und am Tentek-Fluss; am Tschany-See nicht selten. Anas Boschas, L. Ueberall in Teichen, Seen und Gräben der Steppe; 5. Juni 2 mit ganz kleinen Jungen; am Irtisch; Marka-Kul in 5000 Fuss Meereshöhe, wird gegen Nord a und geht wohl kaum über den "Polarkreis; + Ver häufie auf dem Markt zu Tobolsk. Chaulelasma strepera, L. 9. Mai Sassyk-Ala-Kul, Marka- Kul; 28. Juli, Schtschutschja, Pärchen mit Jun- gen in Dunen. Spatula clypeata, L. Ala-Kul; 15. Aug. am Ob bis unterhalb Obdorsk ; 7. Oct. häufig auf dem Markt zu Tobolsk; Omsk, Tschany-See. Dafila acuta, L. 16. Apr. Jalutorowsk am Tobol; Ob - Gebiete nächst Querquedula Crecea und Mareca Penelope die häufigste Art; 9. Mai Sas- Omsk; am Tundra bis über den Polarkreis, 2. Aug. flugbare Junge; Tschany-See; Ural bis 63° n. Br.; an der Petschora häufig; SZ in stark ab- geriebenem Herbstkleid. Mareca Penelope, L.L Am Ob sehr häufig, dem Tschany-See; bis in die Tundra; Marka-Kul-See in 5000 Fuss Meereshöle, brütet; 16. Juni am Irtisch. Querquedula Crecca, L. Juli Malo Atlim am Ob; BR abgeriebenes Herbstkleid, „2 mit 4 sehr kleinen Jungen; im Norden häufiger; Semipalatinsk und Omsk; Arkat-Berge; Marka- Kul; 29. Juli Tundra- Seen einzeln; am TOb häufig. Pterocyanea Circia, L. Omsk; 9. Mai, Sassyk-Ala- Kul; 12. Mai, Aul Uwanas; 7. Juni Marka-Kul- See im Hoch-Altai, Nyroca ferina, L. 14. Apnil, 12. Mai, Sassyk-Ala-Kul; Tschany-See, häufig. Nyroca leucophthalma, L. 9. Mai, Sassykc- Ala- Kul, altes „2 ,Marka-Kul; Obdorsk ; Tschany- See, häufig : 7. Oct. Tobolsk, am Markt. Fuligula Marila, L. Am Ob, Langiorskaja, Ein 2. Fuligula cristata, Tümpeln der 14. Sept. auch auf 7. Juni wo sie Jaloturowsk am Tobol, 7. Sept. ; E29. Salz - Steppe April auf Sümpfen und vor Semipalatinsk ; 24. Aug. Obdorsk, fast flugbare Junge; 7. Sept. Langiorskaja; 16. Sept. Narimskaja, zahlreich ; 7. Oct. Markt von Tobolsk, viele. Clangula Glaucion,, L. April ziemlich häufig an offenen Stellen des Tobol bei Jalutorowsk; 8. Juli Kloster Kondinsky am Ob, zahllose Schwärme, Nachts stromabwärts ziehend; 16. Sept. kleine Flüge bei Narimskaja; 26. Oct. Wolga bei Schnee- wetter; Onmsk. Harelda glacialis, L. Die häufigste Art auf der Tun- dra, zu 2—6 Paaren, auf einzelnen Seen ganz fehlend; 18. Juli Janburri, 2 mit sehr klemen 31. Juli Jungen in Dunen ; und 9. August auf der Tundra ein Paar mit grösseren Jungen in Dunen; soll im Taymir-Land brüten. Erismatura leucocephala, Scop. Omsk; auf den Seen Süd-Siberiens, besonders dem Tschany, häufig. Oedemia nigra, L. 25. Juli, / und Junge in Dunen, obere Schtschaja; brütet im Taymir-Land; Ural bis 68° n. Br. Oedemia fusca, L. Sehr häufig in Gesellschaft von Oedemia nigra am unteren Ob und auf der Tundra; zuerst 10. Juli a ee 13. Juli auf der Polni grosse Flüge; Juli bis2 Aug. Seen der Tundra, nicht so En wie Harelda glaeialis; Ende Juli; 26. Juli, Aug. bis 4. Sep- tember Schwärme auf dem Poli; im Magen nur kleine Flusskrebse. Mergus Merganser, L. 14. April, Ob, 21. September, Ob bei Käoschka; 62° n. Bı. Mergus Serrator, L. Nach Pallas am Ob. Mergus albellus, L. 7. October auf dem Markte zu Tobolsk. Colymbus arcticus, L. Characteristisch für die Tundra, 1.—11. August fast auf jedem See oder Teich Ein Paar, höchst selten zwei; Junge in Dunen, meist 3; brütet nicht südlich der Holzgrenze. Colymbus septemtrionalis, L. Sehr häufig längs des Ob; zuerst S. Juli bei Tschesmatschew. skaja, zieht fliessendes Wasser vor, geht nicht weit ben die Holzgrenze hinaus; 10. August, Tundra mit sehr kleinen Jungen in Dunen; 24. Sept. täglich in Flügen zu vier bis fünf. Podiceps cristotus, L. Omsk; in Siberien sehr häufig, Standvogel, brütet; Felle bedeutender Handels- artikel, aus dem Gouvernement Omsk jährlich 100.000 Stück ; 7. Juni am Marka-Kul im Chines. Hoch-Altai. Jaloturowsk ; Omsk; Ural, Podiceps cornutus, Gm. In vollem Brautkleide , in West-Siberien auf den Seen ungemein häufig, Felle Handelsartikel; Juli, Marka-Kul; Ber- cosoff; Semipalatinsk. Podiceps auritus, Briss. Omsk; Semipalatinsk, 4. Mai, £ in vollem Prachtkleide. Larus argentatus, Brünn. Südliche Form: Larus leucophaeus, Licht.; Sassyk-Ala-Kul; Saissan- Nor; Ausfluss des Kara- Irtisch, 2. Juni, ungemein häufie. Larus canus, L. Zuerst 14. April, Jalutorowsk bei Eis; 18. April auf Steppenteichen bei Ischim in Menge ; 24.—27. April am Irtisch häufig; 9. Mai, Sassyk-Ala-Kul; 21. Juni, Steppe; 29. Juni, Tscharisch - Fluss; 6. Juli, Samarowa; 23. August, | Obdorsk, in starker Mauser; 10.—50. September | 39 am Ob; 10. September grosse Schaar mit Lar. affınis und Lar. minutus bei Bonderjohan. Larus ridibundus, L. Im Süden zahlreicher, weniger nordwärts als Lar. canus; zuerst 14. April Jalo- turowsk; Irtisch-Linie; 26. April, Omsk; fliegt weit in die Steppe hinein; 8. Mai, Steppe Kara- kol, zahlreich, hinter dem Pflug Insecten auf- lesend; 7. Juni in 5000 Fuss Meereshöhe; 16. Juli Jenseits des Polarkreises; 16.—18. August Uebergang von Sommer- in Winterkleid; 3. "bis 12. September bei Berkosoff, zahlreich im Winter- kleid; 12.—25. Sept. bis Belo.Gore, oft in grös- seren Flügen. Larus minutus, Pall. Belo-Glasowa, ä in vollem Brautkleid; Selten und sporadisch; 12. Juni ziemlich häufig an einem Sumpfe, 10. Juli am Ob unter Bereosoff; 18. August unter Obdorsk, im ersten Jugendkleid; 10. September Bonderjohan, ebenso mit anderen im Winterkleid in Gesellschaft mit Lar. canus und Lar. affinis. Lestris pomarina, Temm. 50. Juli bis 8. August, Tundra, seltener als andere Möven, Flug fallkenar! tig, meist einzeln, schwimmt nie, läuft schnell, sehr von Mücken geplagt, Nesträuber, von Bachstelzen ver- folgt; im Magen der Jungen Lemminge. Lestris parasitica, Brünn. Oefter auf der Tundra; 2. August im ersten Federkleid. Sterna fluviatilis, Naum. Saissan-Ala-Kul: Nor Saissan, 2. Juni; Ulba-Fluss, 18. Juli; am Ob; Tomsk-Bol- schoi-Ustrom, 10. Juli; unterhalb Bercosoff; Sarai- gor; Nerimowskaja, 14. September in Flügen von mehreren Hunderten. Sterna Caspia, Pallas. Nach bier: am Obi-Golf. Hydrochelidon nigra, L. Ala-Kul, Mai; Marka-Kul, 5000 Fuss Meereshöhe; Ulba- Be : Irtisch; Omsk. undnoonelidon leucoptera, Temm. Omsk; Sassy k-Ala- Kul, 9 on Belo-Glasowa vor Barnaul an einem Sumpf, 2 1 Juni; nach Pallas am Ob. Carbo, L. Zuerst 10. Mai, Sassyk-Ala- Kul; Kara-Irtisch, 1. Juni, emzeln; Saissan-Nor, 2. Juni, zahlreich; 7. Juni 5000 Fuss Meereshöhe, zahlreich, auf Bäumen sitzend; 16. Juni Irtisch zwischen Buchtarmmsk und Ust-Kamenogorod; fehlt ganz längs des Ob. R Phalacrocorax pygmaeus, Temm. 1. Juni am schwarzen Irtisch (?). Belscaniz Onocrotalus, L. 19. Mai, Juni Saissan-Nor, zahlreicher. Pelscaiel crispus, Bruch. Omsk. Ala-Kul, einzeln; Vereinsangelegenheiten. Die IV. ordentliche Generalversammlung des Ornithologischen Vereines fand am 12. März l. J. um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissenschaften unter dem Vorsitze des Vereinspräsi- denten Herrn August von Pelzeln statt. Derselbe brachte zur Kenntnis, dass, nachdem die Verlobung Seiner k. k. Hoheit des durchlauchtigsten Herrn Erzherzogs Rudolf mit der Prinzessin Stefanie, Tochter Sr. Majestät des Königs Leopold von Belgien, bekannt geworden war, der A meechmen des Ormitholopischen Ver- eines in Wien ein Telegramm an Se. k.k. Hoheit gerich- tet habe, worin dem erhabenen Protector des Vereines I} I die ehrfurehtsvollen innisen Glückwünsche des letzteren dargebraelit wurden. Die Versammlung nahm hierauf der Tagesordnung gemäss ihren Verlauf und wurden die von elom Ausschusse beantr: agten mehrfachen Aende- rungen der Statuten zum Beschlusse erhoben. Wir müssen uns für diessmal wegen Raummangels auf vorstehende kurze Notiz beschränken, werden aber in der nächsten Nummer unseres Blattes den ausführ- lichen Bericht nachtragen. Die neuen Statuten werden, sobald sie von der h. k. k. Statthalterei bestätiget sind, mit einer der nächsten Nummern der „Mitthei- lungen“ den P. T. Vereinsmitgliedern zugesandt werden. 40 Die nächste Monatsversammlung des Vereines findet am Freitag den 9. d. M., um 6 Uhr Abends im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissenschaften statt. Tagesordnung: 1. Pelzeln: Ueber Rothschwanzweibchen mit männ- lichem Gefieder. 2. Allfällige Mittheilungen vorherige Anmeldung der Verhandlung. einzelner beim Mitglieder Vorsitzenden im gegen Laufe Neu beigetretene Mitglieder: Herr Friedrich Winter, k. ung. Honved-Hauptmann, in Berzaszka per Bazias. Ungarn. Herr D. W. Kottnauer, röm. kath. Pfarrer, in Eibenthal, Post PlawiSewieza, Ungarn. Herr Wilhelm Weldin, Ingenieur, in Ogradena, bei Orsowa, Ungarn. Herr Karl Kunz, Fabrikant, Hirschengasse 19, Wien, VI. Bez. Herr Fritz Chwalla, Fabrikant, Wien, VII. Bez. Herr Adolf Bachofen v. Echt, stud., per Adresse: des Herrn Oberforstmeisters J. Schirmer in Wiesbaden, Neuberg 3, Hessen-Nassau. Apollogasse 4, Einladung zur Betheiligung an der Beobachtung desVogelzuges. Bisher hat man in Oesterreich und Ungarn von Seite der Omithologen dem Zuge der Vögel nur wenig Aufmerksamkeit zugewendet, und doch bietet die Beob- achtung desselben viel des Interessanten, wenn sie auf wissenschaftlicher Basis beruht. Ich erlaube mir daher an Sie das höfliche Ersuchen zu stellen, sich mit mir an der Beobachtung des Vogelzuges betheiligen zu wollen und mir Ihre diessbezüglichen Aufzeichnungen halbjährig zukommen zu lassen. Da bei jedem gemeinsamen Unternehmen ein einheitliches Vorgehen für die Sache nur von Nutzen ist, so habe ich im Nachstehenden jene Punkte gekenn- zeichnet, die ich in den Kreis unserer Beobachtungen gezogen wissen möchte. Demnach wären zu notiren: Die Ankunft und der Abzug. a) Das erste Erscheinen, b) das Eintreffen der Hauptmasse, c) der Abzug der Hauptmasse, d) der Abzug der Nachzügler. 2. Die Zugrichtung. Von besonderer Wichtigkeit für die Kenntniss der Zugstrassen der einzelnen Arten ist es, wenn bei jeder derselben die Zugrichtung genau verzeichnet wird, aus welcher sie zu uns kommen und nach welcher sie von uns ziehen. Wünschenswerth wäre es auch, wenn wenigstens bei grossen Zügen die eben herrschende Witterung und W indrichtung notirt würde. Wird eine Art nur zu einer Zugzeit beobachtet, so ist dies bei der betreffenden Art speciell anzugeben. Weiters ist zu verzeichnen, ob es in der Gegend des Beobachters bekannte Zugstrassen gibt und w odareli dieselben gebildet werden; ob durch ein Thal, Fluss oder ob der Zug einem Gebirgszuge folgt. Im Gebirge, wo sich sehr viele Hindernisse dem Zuge entgegenstellen, und enge Gebirgseinschnitte, die die Verbindung eines TI hales mit einem anderen vermitteln, sehr oft ein Hinderniss bilden, das von manchen Arten auf Umwegen umgangen wird, wodurch der Zug seine ur sprüngliche Richtung erindert ist auf solche Momente besonders zu achten. Für manche Arten bildet das Gebirge kein Hinderniss und wird überflogen. Die Kenntniss derselben sowie die ‘der. Höhe des betreffenden Gebirges ist von besonderer Wichtigkeit. 3. Wäre die Frage zu beantworten, ob, wenn bei Rückkehr der Zugvögel noch ein strenger Nach- winter eintritt, dieser von Einfluss auf den Zug ist. Ob also diejenigen Arten, die bereits bei uns einge- troffen sind, an Ort und Stelle verbleiben, oder ob sie die Weiterreise fortsetzen, oder ob ein Rückzug stattfindet und zwar bei welchen Arten. Herausgeber : Der Ormnithologische Verein in Wien. einen | — (Commissionsverleger: Weitere Beobachtungen und Mittheilungen über seltenere Erscheinungen in der Vogelwelt bleiben natürlich jedem der asien Beobachlert überlassen und werden einen erwünschten Beitrag zu den hier ange- führten Punkten bilden. Um bei den Zugtabellen gleich orientirt zu sein, ob diese oder jene Art im Beobachtungsgebiete Stand- oder Zugvogel etc. ist, habe ich der Kihze wegen hier nachfolgende Zeichen angegeben, die ich je nach ihrer Bedeutung jeder Art vorzusetzen bitte: a — Stand, 22 /u9,.©, BrutvogselsaV22—4G33% + regelmässig, X — ln, Bitte an sämmtliche Ornithologen Oesterreich-Ungarns. Es liegt in meiner Absicht, eine Geschichte. der Ormithologie ihrer Entwicklung und ihres jetzigen Standes in Oesterreich und Ungarn zu ediren, aus welchem Grunde ich mir erlaube an Sie das höfliche Ersuchen zu stellen, mich bei diesem Vorhaben freundlichst unter- stützen zu wollen. Alle Daten, die darauf Bezug haben, sind mir willkommen; insbesondere die, welche sich auf das Land beziehen, in welchem Sie selbst diesen Wissenszweig pflegen. Mein Ersuchen geht demnach dahin: I. Alle Ihnen im Lande bekannten Ornithologen, Oologen und Sammler, die früheren sowie die jetzigen, soweit dieselben Ihnen bekannt, — mir namhaft zu machen und jedem Namen die wichtigsten biographi- schen Notizen in Kürze beizufügen. Sollten Sie andere geeignete Persönlichkeiten ken- nen, an die ich mich gleichfalls wenden könnte, so würde ich Ihnen für "Mittheilung der betreffenden Adressen sehr verbunden sein. 2. Mir die im Lande befindlichen Sammlungen von Privaten, Lehranstalten und Klöstern, die für die Local-Fauna von Interesse sind, zu verzeichnen; wenn möglich auch ihren beiläufigen Bestand und die haupt- sächlichsten Seltenheiten anzugeben. Eine derartige Zusammenstellung dürfte sich wohl ohne Zweifel eines lebhaften Berkuls von Seite aller sich für Ornithologie Interessirenden zu erfreuen haben. Ich verkenne durehaus nieht die Schwierigkeiten, die sich einer solchen Arbeit in der Regel entgegenstellen, doch glaube ich, wenn ich auf die kräftige Unter- stützung der Fachg enossen rechnen kann, dieselben nicht als unüberw indlich betrachten zu sollen. Hochachtungsvollst Ritt. v. Tschusi zu Schmidhoffen. Anm. Selbstverständlich wird bei späterer Verwerthung des mir zugehenden Materiales auch der Einsender resp. Beobachter genannt. Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. . Nr. .5. = —— .—_ = — —u———— Blätter für Wogelkunde, Wonel-Shuß und Belege Redakteure: Augnst von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. " Die „Mittheilungen des Ornithologzischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. ;; Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile :: !; werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27. entgegengenommen, und einzelne Nummern ': ;; a 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, Abonnements a 2 fl., sammt Franco- :: 1880. Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: An die Vereinsmitglieder. — Ueber den Rackelhahn. Von * — Steinadler — Goldadler. Von E. Schauer. — Beitrag zur Ornithologie M ährens. Von Josef Talsky. (Fortsetzung.) — Vereinsangelegenheiten. — Literarisches: Dem Vereine ist die hocherfreuliche Nachricht zugekommen, dass die an der Spitze unseres letzten Blattes dargebrachte Huldigung gnädigste Aufnahme gefunden hat, welcher Seine kaiserliche und königliche Hoheit der durchlauchtigste Herr Erzherzog Kronprinz in schr huldvollen, den Verein ehrenden Worten Ausdruck zu verleihen geruhte. Ueber den Rackelhahn. * In der letzteren Zeit bot sich mir wieder die Gelegenheit, mich mit Tetrao Medius dem Rackel- oder Mittelhahne mehr zu befassen, und so fühle ich mich gedrängt, unserem Blatte einige Notizen über diesen interessanten Vogel einzusenden: Bekanntermassen ist den Forschern noch nicht gelungen, endgiltig festzustellen, ob Tetrao Medius der Blendling von Tetrao Urogallus und Tetrix, oder eine ganz besondere dritte Art sei. Die meisten Fachmänner entscheiden sich dahin, der Rackelhahn sei ein Bastard; doch unleugbar sprechen einige Gründe für die Annahme einer eigenen Art. Wollen wir nun zuerst die Motive näher beleuchten, welche zu dieser letzteren Ansicht führten. In Russ- land und Skandinavien findet man das Mittelhuhn viel häufiger, als bei uns; in den nördlichen Provinzen der Monarchie ebenfalls mehr, als in jenen Gegenden der südlichen Kronländer, wo die Beschaffenheit der Wälder den Waldhühnern ihre Lebensbedingungen schaffen. In unseren Alpen, wo doch jetzt das Auerwild seit einer Reihe von Jahren der Jagden halber genau beobachtet wird, trifft man viel seltner auf Rackelhähne, als diess der Fall ist in Böhmen, Galizien, und, wie ich aus guter Quelle höre, auch Nord-Ungarn. In den letzten Jahren sah ich nur 4 oder 5 Mittelhälhne, welche in der Schweiz und unseren Alpenländern erlegt wurden. In Böhmen nimnit das Rackelwild in der letzten Zeit zu, man kann diese Erscheinung nicht auf die genauere 3eobachtung der Reviere zurückführen, da doch die Auerhahnjagd in diesem Lande seit Decennien mit dem- selben Eifer betrieben wird, und in Gestalt und Stimme so schr verschiedene Hähne den vielen tüchtigen Waid- männern gleich aufgefallen wären. Diese Wahrnehmun- gen über Verbreitung des Tetrao Medius führten zu 42 der Theorie, dass wir es mit einer eigenen, Asien und dem Nordosten unseres Erdtheiles, augehörenden Gat- tung zu tbun hätten, welche jetzt in einer Ausbreitung des Verbreitungsgebietes gegen Westen begriffen ist, wie uns diess die Thier-Geograpbie, bei manchen anderen Arten lehrt; und gerade die Hühnervögel sind für Asien charakteristisch. Die Ansicht, Rackelhähne kämen nur da vor, wo entweder das Auerwild häufig sei, und das Birk- wild nur als seltener Durehzugsgast erscheine, oder umgekehrt, ist eine leere Jäger-Fabel. Auch auf die Unterschiede im Gefieder zwischen den einzelnen Rackel- hähnen legt man zu viel Gewicht. Man spricht von Tetrao Medius mit Urogallus- oder Tetrix - Typus. Ich habe schon eine ziemlich bedeutende Zahl Mittelhähne, theils im Fleische, noch mehr aber präparirt in Händen gehabt, und ich muss betheuern, nie wesentlichere Unterschiede weder in der Grösse, noch im Gefieder gefunden zu haben, als sie, durch das Alter des Thieres bedingt, auch bei den anderen Waldhühnern vorkommen. Auch der Balzlaut des Rackelhahnes bleibt sich immer gleich, er hat sein Lied für sich, das weder mit der Stimme des Auer-, noch jener des Birkhahnes zu vergleichen ist. Gegen alle diese Gründe führen die Forscher aber andere, und ich will es sagen, stichhältigere Argu- mente auf, um den Mittelhahn als Bastard zu kenn- zeichnen. Die Art und Weise wie er in der Paarungs- zeit seme Balz durehführt, ist bei den einzelnen Indi- viduen eme verschiedene. Man findet Rackelhähne in geschlossenen Forsten, ihr Liebeslied alltäglich auf demselben Baume singend; diese Exemplare fallen Abends regelmässig auf ihrem Schlafplatze ein, und geberden sich des Morgens ganz nach Art der Auer- lhähne. Andere hingegen kommen jeden Morgen auf einen bestimmten Birkhahnbalzplatz, gleich viel, ob diess nun eine Haide, ein Holzschlag, eine Waldwiese oder ein Moor ist, und balzen da mit ihren kleineren Verwandten zusammen, kämpfen meistens siegreich mit ihnen, und treiben sich tagsüber und besonders in den Abendstunden in der Nähe des Platzes umher, also Alles nach Art des Birkhalınes. Auch das Gefieder, so sehr es im Grossen, Ganzen einen besonderen Typus kennzeichnet, muss detaillirt betrachtet, als ein Gemisch beider Stammältern aner- kannt werden. Urogallus- und Tetrix-Federn finden sich unverfälscht wiedergegeben im Kleide des Medius; nur die röthlich schillernde Brust weicht vom Grün des Auer- und dem Blau des Birkhahnes bedeutend ab, und eben dieser merkwürdige röthliche Glanz ist ein regel- wässig wiederkehrendes Kennzeichen aller Mittelhähne, Der Schnabelund die Füsse, sowie auch die ganze Gestalt des Vogels bilden zweifelsobne in Grösse und Form ein echtes Mittelding zwischen Auer- und Birkhuhn. Mehr, wie alles andere, sind es die Beobachtungen am Skelette, welche Tetrao Medius zu einem Blendling stempeln. Ich führe nur die divergirenden Zahlen der Wirbel dreier Rackelhähne, die ich in Böhmen erhielt, an. Nr. I. Hals- und Rückenwirbel . Steisswinbelle Aeaara: Nr. Il. Hals- und Rückenwirbel Steisswirbel . . . Nr, III. Hals- und Rückenwirbel . Steisswirbel . . Die weniger wichtigen äusseren Maasse schwanken verhältnissmässig weniger. Ich bin leider nur in der Lage dieselben von zwei in der verflossenen Woche von mir gemessenen Hähnen zu geben: Tetrao Medius. | I 1} |Schna-| Fuss- |Mittel- | Täinse |Bröite Fittich| Stoss | | Dratee o°| bel wurzel| zehe | | | | 453mm | 66mm, 60mm. 60 „ Ich selbst war so glücklich zwei Rackelhähne in der Freiheit zu sehen, und dieselben zu erlegen. Den Ersteren erbeutete ich in einer ganz flachen, sumpfigen, und nur durch einige kleine Feldhölzer unterbrochenen Gegend des südlichen Böhmens. Viel Birkwild bevöl- kert diese Haiden und Moore, doch erst in der Ent- fernung von einigen Stunden, wo die geschlossenen Wälder beginnen, findet man Auerwild. Der Rackel- hahn bielt seinen Stand, trieb sich tagsüber mit den Birkhähnen umher, balzte ziemlich weit von einem kleinen Föhrenwalde auf dem Birkhahnbalzplatze, und ging Abends auf die Felder hinaus. Ich konnte ihn leider nicht viel beobachten, da er mir wenige Stunden nach meiner Ankunft in jener Gegend, in den Nach- mittagsstunden durch Zufall erlag. Daher genoss ich leider nicht das Schauspiel eines am Boden, Birkhahnartig balzenden Rackel- hahnes. Bei meinem Zweiten erging es mir schon besser. Es war diess im nördlichen Böhmen. In einem Walde, der nicht bevölkert ist von Auerhähnen balzte dieser Mittelhalın, den die Jäger schon lange kannten, auf einem Baume nach Art des Urogallus. Nachdem ich schon lange vergebens gewartet hatte, begann der Rackelhahn endlich, als schon die Sonne am Himmel stand, zuerst leise, dann ziemlich laut zu singen. Der Ton der Stimme des Tetrao Medius gleicht weder dem des Urogallus noch jenem des Tetrix. Der Rhythmus und die Eintheilung erinnert an jene des Auerhahnes. Dem „Glocken“ oder „Zählen“ entspricht ein ziemlich helltönendes „Kra Kra“, welches in kleinen Pausen, immer schneller werdend, mit einem dumpfen Gekrächze endet, das die Stelle des Hauptschlages vertritt. Diesen Moment benützte ich um anzuspringen, anstandslos konnte ich mich, ganz wie auf der Auer- hahnjagd, nähern, als der Hahn für einige Augenblicke schwieg, abmte ich die Auerhenne nach, und gleich begann er wieder seine unschöne Stimme erschallen zu lassen. Ob der Rackelhahn gleich dem Auerhahne im Momente des Hauptschlages weder sieht noch hört, ist schwer zu bestimmen; mir gelang es trotz hellem Sonnenschem, und einem recht wenig Deckungen bietenden lichten Walde, bis ganz unter den Hahn zu kommen, und ihn einfach von der Spitze einer Fichte herunter zu schiessen. Interessant ist es, dass diese Thiere bestimmte Gegenden besonders gerne bewohnen. In dem Reviere, in welchem ich meinen ersten Tetrao Medius erlegte, | wurden im Laufe der letzten Jahre schon drei solche Exemplare geschossen und wo ich nun meinen Zweiten erbeutete, wurde im vorigen Jahre einer gefehlt, und noch einer gesehen. Unweit von da wurde an dem- selben Morgen, an welchem ich meinen Rackelhahn schoss, von einem meiner Bekannten ebenfalls einer erlegt. In jenem Reviere ist das Auerwild schon seit einer langen Reihe von Jahren verschwunden, und nur noch Birkwild bevölkert die Gehege. Der Rackelhahn balzte aber dennoch merkwürdigerweise nicht am Boden, sondern in einem geschlossenen Walde am Baume; der glückliche Schütze sah, nachdem er den Hahn ange- sprungen und erlegt hatte, eine kleine Henne, die ober ihm auf einem Baume fusste. Er sprach das interes- sante Thier als Rackelhenne an, und der Förster bestätigte, dass er schon seit dem verflossenen Jahre zwei so mittelgrosse Hennen in seinem Reviere kenne. Jetzt in diesen Tagen meldet abermals ein Rackelhahn in jenem Walde, ebenfalls am Baume, -— doch wie man aus dem Berichte des Försters entnimmt, nahe vom Waldsaume, denn er verlässt öfters seinen hohen Sitz, mischt sich in die Kämpfe der Birkhähne, kehrt aber nach wenigen Minuten wieder auf seinen Baum zurück. Derselbe Jäger sah im nämlichen Walde im ver- flossenen Sommer eine, wie er sagt, starke Auerhenne, mit 5 Jungen, die schon eben das Gefieder zu wechseln begannen, so dass man den Hahn von der Henne unter- scheiden konnte; — er erkannte sie gleich als Rackel- wild. Ueber eine Kette junger Rackelhähne erhielt ich unlängst Notiz aus dem nördlichen Böhmen. Merkwürdig ist es, dass sowohl die Auer- als auch die Birkhähne mit Scheu dem Rackelhahne ausweichen. 45 Jäger in beiden Revieren, wo ich Rackelhähne erlegte, erzählten mir, dass es zwischen den Auerhähnen so- wohl, als auch den Birkhähnen, zu Kämpfen komme gegen die Rackelhähne, und dass selbst der grosse Tetrao Urogallus vor seinem kleineren Verwandten die Flucht ergreife. Bevor ich meine, leider nur noch sehr unvoll- ständigen Notizen schliesse, kann ich nieht umhin, als alle Ornithologen und Naturfreunde aufzufordern, sich mit der Rackelhahnfrage, die ja doch so interessant, und noch nicht aufgeklärt ist, viel zu befassen. Beobachtung im Freien, und Maasse der äusseren Körper-Formationen, Notizen über das Skelett und das Gefieder; diess Alles fehlt noch in genügender Zahl. Auch muss vor Allem getrachtet werden zu constatiren : I. Ob Rackelhahn und Rackelhenne die Eltern der jetzt angetroffenen Rackelwildketten sind, und ob es nieht eine Auer- oder Birkhenne ist, welche die als Rackelwild angesprochenen Jungen führt. II. Ob nicht Rackelhahn und Birkhenne jetzt noch ausschliesslich die Eltern der Rackelhühner sind, und ob nicht die echte Rackelhenne unfruchtbar bleibt. III. Ob nicht der Auerhahn auch Rackelhennen, vice versa der Rackel- Auerhennen oder der Birkhahn Rackelhennen tritt. Diese Fragen scheinen mir als die wichtigsten zur Klärung der bisher noch vagen Theorien, doch bin ich mir ganz bewusst über all’ die Schwierigkeiten, welche —. Tetrao Medius kann die Balzplätze beider Arten | die Beobachtung des Freilebens eines so seltenen stören, und sogar für ein Jahr ganz verderben. Die ' Thieres bietet. ICE — Steinadler — Goldadler. Von Ernst Schauer. Mit allem Rechte konnte die geehrte Redaction _ Adler zu erkennen. Schon im Jahre 1562, Journal der Mittheilungen, Jahrgang 2, Nr. 5 die Anmerkung machen: „Offenbar fasst auch Schauer diese beiden Species in eine zusammen.“ Freilich war es meine Schuld, dass ich mich über die Adler, die während meines ersten Aufenthaltes in Krakau, auf meinem Arbeitstische sich einfanden, nicht deutlicher ausge- sprochen habe. Meine Aufzeichnungen reichen bis in das Jahr 1845, die ich in einem mit weissen Papier durchzogenen Exemplare von Zawadzkis Fauna eintrug, in welche Aquila chrysaötos nicht aufgenommen ist, so dassich alle diese Adler unter Falco Fulvus setzte. Da ich nach einem so langen Zeitraume keinen dieser Adler jetzt vor mir hatte, so konnte ich auch nieht angeben, wie viel Gold- oder Steinadler dabei gewesen. Wenig Gold für wahr habe ich dabei gefunden, denn in jenen Zeiten musste ich mich der schweren Arbeit unterziehen, und zwei so grosse Vögel ausstopfen, bevor ich einen Ducaten dabei entdeckte. Gewiss wären mir mehr dieser Adler zugekommen, wenn nicht zwei unruhige Jahre, mit den darauffolgenden, das Waidwerk und die Vogeljagd eingestellt hätten für Jedermann. Immer aber habe ich beide Adler streng von einander unterschieden, denn niemals bis auf den heutigen Tag, wo mir in dem öst- lichen Galizien binnen dreissig Jahren sehr viele dieser Vögel vor die Augen und unter das Messer gekommen sind, ist mir das Glück oder Unglück zu Theil geworden, auf ein zweifelhaftes Exemplar zu stossen; reichte doch immer schon eine Schwanzfeder aus, den für Ornithologie, Jahrgang 10, Seite 226 spreche ich mich deutlich darüber aus: „Aquila chrysaötos horstet hier in den Fichtenwäldern; wo ich den Karpathenzug berührt, habe ich auch den Goldadler gefunden, — die welche einem die Hasen vor den Bracken wes nehmen (im flachen Lande), sind immer Steinadler. Im Fluge lässt sich der Goldadler noch besser unter- scheiden. Es ist wie mit dem Hasen, im Laufen erkennt man leicht eujus generis er ist, den geschossenen muss man gewöhnlich in die Hand nehmen.“ Unter mehreren Adlern, die mir damals 1861, während eines zweimonatlichen Aufenthaltes auf dem Tatragebirge zu Gesicht kamen, erkannte ich vier derselben, von denen sich zwei auf nahe Scehussweite ankommen liessen, ganz deutlich als Goldadler. Wollten Sie nun, liebe Herren, einige Minuten lang, unsere Adler überhaupt mit mir betrachten und eütig anhören, was ich darüber sagen möchte; auch bitte ich, nicht ausser Acht zu lassen, dass ich mich nur an das halten kann, was ich hier in Galizien gesehen und erlebt habe. Wie viele Schreiadler, mem seduldiger Herr, haben Sie erlegt, oder wie viel frischerlegte sind Ihnen in die Hände gefallen? Nicht erinnere ich an die aus- gewählten Vögel, welche in den Sammlungen stehen. Nicht wahr, die Hälfte derselben waren mehr oder weniger in gefleckten Jugendkleidern, und glaubten Sie einen vollständig ausgefärbten alten Vogel vor sich zu haben, so könnten Sie bei näherer Besichtigung immer noch einige Fetzen Togae praetextae entdecken, denn 44 es braucht lange Zeit, bis aus dem gefleckten jüngeren Vogel ein ausgefärbter hellbrauner wird. Wollte ich diesen Zebanıd auf fünf bis sechs Jahre annehmen, ich hätte sicher noch nicht weit genug gegriffen. Es isteben eine unbestrittene Eigenthümlichkeit aller Adler, mit der Umfärbung langsam vorzugehen; selbst die unechten Adler beeilen sich nicht damit. In der nordöstlichen Ecke Galiziens bei dem Städtchen Sökal am Bugflusse besuchte ich n früheren Zeiten alljährlich S, 10, 12 Schreiadlerhorste, erlegte die Alten, nahın die Eier, und eines Tages erinnere ich mich, an welchem ich nebst anderen Raubvogelhorsten fünf Schreiadlerhorste bestieg. Die Forstbeamten hatten den Auftrag die Horste aufzusuchen, und alle zeichnete ich in die Forstkarte ein, damit sie, wenn auch wech- selsweise von anderen Raubvögeln eingenommen, in den folgenden Jahren olıne Mühe und Zeitverlust wieder anfzufinden waren. Wenn der Dichter sagt: „Er raubt selbst in den luft’sen Fors sten, Des Adlers Brut aus ihren Horsten“ so hat es Fhrithivf höchstens einigemal gethan, ich, mehr als hundertmal und wurde leider nicht besungen ! Einen solchen Vertilgungskrieg gegen die unschuldigen Schreiadler zu führen, mag den Nichtornithologen (an den Thierschutzverein gar nicht zu denken), grausam erscheinen, aber ein Raum von zwei Quadratmeilen, auf welchem alljährlich die Adler wieder in derselben Anzahl erschienen, bleibt immerhin einem ganzen Rönig- reiche gegenüber, ein verschwindend kleiner Punkt. Heute, wo dort die. Adler ihre Eier auf Friedenspalmen- zweigen ausbrüten können, sind deren auch nicht mehr da. Uebrigens, wie wäre es denn anders möglich den grösseren Schreiadler Aq. clanga aufzusuchen, . welchen man ja doch nicht in den Lüften und auf den Bäumen sicher erkennen und unterscheiden kann? Nur zwei Pärchen dieses Adlers habe ich aufgefunden. meisten sind mir die nicht grösseren aber lebhafter gefärbten und feiner gezeichneten Eier aufgefallen. Auch ausser der Brütezeit konnte ich genug den Schrei- adler beobachten, zumal wenn kaltes, schlechtes Wetter eintrat; da sitzen sie traurig in den Föhrenwäldern an einer Pfütze und warten bis ein Frosch sich rührt. Vorüberfahrend kann man die Pferde anhalten und sie vom Wagen aus gemächlich betrachten. Wenn andere Adler auf Raub ausgehen und brausend durch die Wälder oder über die Felder streichen, so zieht es der Schreiadler vor, gemüthlich auf dem hervorstehenden Aste eines Baumes am Waldesrande, halbe Tage lang zu sitzen und zu warten, bis sich etwas zum Frasse darbietet. Auch sieht man ihn nicht selten im hohen - . | Grase und auf Feldern einherschreitend nach Nahrung suchen, er verschmäht selbst Mistkäfer und Regen- würmer nicht. Zur Ermtezeit sitzt er gern auf den Kornmandeln; aber wie viele Hunderte ich beobachtet, nie habe ich bemerkt, dass er auf irgend einen Vogel Jagd gemacht hätte. Manchmal findet man in seinem äusserst liederlichen Horste, wo nicht selten ein Ei auf dem andern liegt, Federn von Wachteln und Wachtel- königen, also von Vögeln, die leicht zur Beute fallen. Finger und Krallen sind gewöhnlich wie die des Wespen- falken und N Natteradlers, mit Erde und Schlamm be- haftet. Nur der hochfliegende Name „Adler“ hat ihn in den Ruf gebracht, dass er auch ein gewaltiger, kühner verwegener Räuber sein müsse. Freilich als Hoch- geborener Adler wird er in die Welf gesetzt, er muss um zu leben nach Nahrung suchen, aber der Raub- lust, der Grausamkeit kann er nicht beschuldigt werden. Am | Setzt man dem fHügellahm geschossenen Schreiadler das Knie auf die Lungen, so ergibt er sich in sein Schicksal, und stirbt, wie ich dabei zu sagen pfiegte, mit gutem Geynasen wie eine edle Natur, ohne zu schlagen und zu kratzen. Namentlich vor der Brüte- zeit erhebt er sich gerne in die höchsten Luftschichten die der fliegende Vogel erreicht, jedoch nie allein, sondern in. Gesellschaft eines oder. mehrerer. Wie der Wespenfalk, wenn er in Föhrenwäldern brütet, seinen tief gearbeiteten Horst, von innen mit frischen Eichen- blättern belest und bekleidet, so findet man immer im Horste des Schreiadlers, wenn er in Laubwäldern wohnt, frische Kiefernzweige, die er sich oft aus grosser Entfernung bringt. Wenden wir uns von dem träumerischen Schrei- adler zu dem munteren, aufgeweckten, lebensfrohen Zwergadler. Ich möchte ihn, wenn er nicht schon der Zwergadler wäre, „Lachadler“ nennen. Bei Zwerg, denkt man sich, dass er nicht nur klein aber auch ein wenig umgestaltet sein müsse; für den edlen Adler ist der Name zu unedel. Nur zwei, zierlich von feinen Birken- ruthen gebaute Horste habe ich bestiegen. Es ist eine Freude den liebenswürdigsten aller Adler beim Nestbau zu belauschen. Das Weibchen flechtet, verwebt, ordnet die Ruthen, da plötzlich unterbricht es sich, richtet sich auf und wird aufmerksam. Gleich darauf erscheint das Männchen und legt eine feine Birkenruthe dem Weibchen zu Füssen, und nun scherzen und lachen beide mit hellster, reinster Stimme herzlich. Nur durch die Stimme kann das Männchen seine Ankunft anmelden, der gemischte Wald von Föhren, Eichen, Espen, Birken, Linden ist zur Zeit schon genug belaubt, als dass das Weibchen, aus dem eben Be sehr hoch angelesten Horste, eine freie Aussicht bätte. Diese Thiere haben ein ungemein feines Gehör, und nicht konnte ich das herannahende Männchen früher oder wenigstens zu gleicher Zeit vernehmen. Der aufmerksame Sammler wird leicht durch die Vögel selbst zum Horste geleitet. Die Eigenthümer eines der erwähnten Horste waren zwei sehr düster gefärbte Vögel mit gesperberten Hosen. Den andern Horst bewohnten ein dem vorigen ähnliches Männchen, und ein schönes Weibchen mit hellbraunem Bauche und Brust, aber ebenfalls noch in gefleckten Kinderstrümpfen. Die Augensterne mit sehr kleinem Sehloche waren golden, und fein mit grau durchzogen ; bald nach dem Tode wurden sie reingelb. Die graulich- weissen Eier sind, nachdem sie entleert, von innen blau anzuschauen wie die Blüthe der Borago ofticinalis, nach einigen Wochen geht die Farbe in blassgrünlich über und nich nie: allmählich. In jener "Gegend, der nordöstlichen Ecke Galiziens leben die Zwergadler fast einzig nur von Perlzieselmäusen, Arctomys, Spermo- philus guttatus, die da eine Landplage sind, und offenbar die kleinen Adler herbeiziehen. Auch den Sommer über konnte ich mehrere dieser Adler erlegen und es wurden mir ausserdem welche zugeschickt, und was ich davon in den Sammlungen gesehen, reicht aus, auch über diesen Vogel ein Vers tändniss zu erlangen. Wenn düsterbraune Zwergadler bereits brüten, so sind sie unbedingt schon bei Jahren und bekunden dadurch eine äusserst lange Umfärbung, die auch jeder einzelne Zwergadler bis in das späteste Alter zur Schau trägt. Der dunkelbraune Vogel wird mit zunehmenden Jahren heller, Brust und Bauch fangen an nach und nach weiss zu werden, der Schulterfleck tritt deutlicher her- vor, und allmählich aber spät verschwinden auch die gesperberten Hosen. Wer eine Anzahl von Zwergadlern besitzt, kann sie leicht nach dem Alter in einer Reihen- folge vor sich hinstellen, und finden sich zwei, die sich gleichen, so sind es noch sehr junge Exemplare. Würde mich Jemand fragen, wie lange braucht denn der Zwergadler bis zu seiner vollkommenen Ausfärbung ? recht vorlaut und keck würde ich antworten: er wird nie damit fertig, er färbt um zeitlebens! Es ist wie schon gesagt, und ich wiederhole es, eine allbekannte Eigenthümlichkeit aller echten Adler, äusserst langsam mit der Umfärbung vorzugehen. So verhalten sich auch die Steinadler und die Gold- adler. Wie mit den Zwergadlern, so lassen sich auch mit ihnen Stufenleitern der Altersfolge aufstellen, und können hier so zu sagen die Jahresringe abgezählt werden, und finden wir sie verschieden untereinander, was die Kleidung anbelangt, so werden wir auch Ungleichheiten erkennen, was die Grösse und Stärke betrifft, und einzelne riesige Exemplare zeigen sich unter unseren galizischen Steinadlern mit fürchterlichen Schnäbeln und breiten Brüsten, wie die Goldadler keinen aus ihrer Mitte aufstellen können, es wäre denn, der Ausstopfer hätte zu viel daran gethan. Eine jede Vogelspecies zeigt Abänderungen auf, die wir ja mit Vorliebe in die Sammlungen aufnehmen. Ich gebe ja sehr gerne zu, dass ein anderer schärfer sieht, feiner fühlt als ich dessen fähig bin. Der eine sieht mit freiem Auge Geister, die ein anderer mit Hilfe geschliffener Gläser nieht zu entdecken vermag. Wenn ich einen Vogel beschreibe, so ist mir immerhin noch kein Glauben beizumessen, ich hätte denn wie die Beamten der Eisenbahnen en Examen abgelegt, dass ich nicht farbenblind bin. Wir Menschenkinder erkennen ja bekanntlich die Gegenstände nicht so wie sie wirklich sind, empfinden nur die Eindrücke, welche sie auf jeden Einzelnen in verschiedener Weise ausüben; und was irgend Jemand äussert, ist nichts als das Abbild | seiner Auffassungen. Daher der gegenwärtige Aufsatz keineswegs steife Behauptungen enthalten soll und kann. ‘Die Sammlung des Herrn Grafen Dzieduszycki enthält im Augenblieke vierzehn Adler, fünf sind als Steinadler, neun als Goldadler bestimmt. Jährlich werden aus dem ganzen Lande deren genug eingesendet, die begreiflichermassen nicht benutzt werden können; hätte sich unter ihnen ein zweifelhaftes, ein verdäch- tiges, ein in Umwandlung begriffenes Exemplar befunden, ohne allen Zweifel hätte es der Herr Graf als eine Seltenheit in die Sammlung aufgenommen. Der Herr Graf Wodzicki hat vier Goldadler, die, wenn ich nicht irre, aus den Fiehtenwäldern des Karpathenzuges stammen, und fünf Steinadler, alle vom Herrn Grafen als solche bezeichnet und in das Inventarium einge- tragen. Wenn wir nun, hier in Galizien, wo diese Vögel gar nicht zu den Seltenheiten zählen, keine zweifelhaften Mittelstufen, keine Uebergangskleider, die nothwendiger- weise wie bei den kleineren Adlern, in gleicher, wenn nicht in grösserer Anzahl vorhanden sein müssten, nicht zu erkennen vermögen, so können wir, eben darum, weil die Adler langsam umfärben, nicht einmal daran glauben, dass mit einem Sprunge, mit einer von uns übersehenen Mauser, aus einem Steinadler ein Gold- adler werde, weil ja auch überdiess zu gleicher Zeit 45 der Schnabel eine Umwandlung erleiden müsste; noch hat sich kein Goldadler mit dem Schnabel eines Steinadlers sehen lassen. Wer selbst Hand angelegt, Vögel oder andere Thiere auszustopfen, Skelette auf- zustellen, der fühlt leicht an der Härte der Knochen, ob er ein jüngeres oder ein älteres Thier vor sich hat. Soll aus einem Steinadler ein Goldadler werden, so müssten alle Stemadler, als die jüngeren schwach- köpfis und alle Goldadler als die älteren nur hart- schädlig sein. An Sie wende ich mich, geehrter Herr, der Sie eine Sammlung besitzen, vielleicht einen ganzen Schrank voll Adler. Wiederum wird Ihnen einer zugeschickt, oder Sie schiessen oder fangen selbst einen; Sie legen ihn auf den Tisch, stellen die anderen aus dem Schrank daneben und vergleichen, finden jedoch nur eine geringe Abweichung heraus, sagen sich: er sieht dem einen oder dem andern gar zu ähnlich, das Ausstopfen dieses grossen Vogels ist eine schwere Arbeit, überdiess müsste ich einen neuen Schrank machen lassen, ich werde darum den Vogel an Freund N. schieken. Dort hat das arme Thierchen dasselbe Schicksal, und so geht es weiter, bis ihm endlich die Schwungfedern aus- gezogen werden, um Huszarenmützen damit zu schmük- ken. So gehen Hunderte schöner Adler verloren. Da fällt Ihnen aber, vielleicht ein einzigesmal in Ihrem Leben, ein Adler in die Hände, der Ihnen verdächtig vorkömmt. Das ist nun freilich etwas Anderes. Sie legen den Rock ab, nehmen das Werkzeug zur Hand, ziehen dem schönen Vogel, wie einstmals College Le- towitez dem Musikanten Marsyas die Haut herunter, stopfen ihn sauber aus, und bevor er trocken geworden, steht auch schon der neue Schrank da. Kein einziges solches Exemplar, welches unter die Augen eines Ken- ners gelangt, geht verloren, und wird nicht an das Hofthor genagelt, aber immer eine Seltenheit bleiben. Neben einem Wirthshause bei Tarnopol stürzte sich ein Steinadler auf eine Gans, und wie ungewöhn- lich stark auch der Adler war, er konnte seine Beute nicht aufheben (denn der Gänserich war auch ein Pracht- exemplar, fett und wohlbeleibt, bestimmt für die jü- dischen Feiertage), sondern schleppte sie auf der Erde hin, bis er sich an einen Dornenbusche verfing. Der Adler hatte die Krallen so fest eingedrückt, dass er sich nicht befreien konnte, und mit einem Mantel be- deckt wurde. Er wurde hieher nach Pieniaki gebracht und in ein grosses Vogelhaus zu zwei Seeadlern gegeben, über welche er eine unbedingte Gewaltherrschaft aus- übte, erst wenn er sich gesättiget und verdauend auf der Stange sass, durften die Seeadler es wagen, nach den Ueberbleibseln der Mahlzeit zu greifen. Nach zehn Jahren starb der gestrenge Herr an Verfettung, und ist bis zu seinem Tode ein vollkommener Stein- adler geblieben. Er war ein überaus starker und kräf- tiger Vogel, prächtig in Farben, der Rücken und die halben Schwanzfedern fast schwarz, davon Finger und Wachshaut vortheilhaft abstachen; besonders auffallend war die Fussbekleidung, die von Jahr zu Jahr heller, lichter, fast weiss wurde, was mir stets bei einem jeden Steinadler als ein Zeiehen hohen Alters gegolten hat. Er unterlag keiner bestimmten Mauserzeit, sondern mauserte beständig. (Schluss folgt.) 46 Beitra®e zur Ornitholoeie Mährens. fo) fe) Von Josef Talsky. (Fortsetzung.) Nicht minder häufig als die oben genannten Kegel- schnäbler hält sich in unserem Vaterlande auch der, durch seinen kurzen, dieken Schnabel gekennzeichnete Girlitz oder Gartengimpel (Fring. serrinus), gewöhnlich wilder Kanarienvogel genannt, auf. Er kommt Anfangs April an und zieht erst im Spätherbste wie- der weg. Unser Haussperling (Passer domesticus) lebt als echter Stand- und Hausvogel ohne Ausnahme in der unmittelbarsten Nähe des Menschen und folgt ihm überall hin, — nur nicht in entlegene, getreidearme Wald- und Berggegenden. Wie man scherzweise erzählt, wurden einst mehrere Haussperlinge in ein einsames Gehöft im Ge- birge zu dem Zwecke gebracht, um sie dort einzubür- gern. Man bescehnitt ihnen die Flügel und liess sie im Hofe aus. Allen schon am nächsten Morgen waren die schlauen Vögel verschwunden und da sie nicht fliegen konnten, kehrten sie „zu Fuss“ nach der fruchtbaren Ebene zurück. So berechtiet die Klage mancher Landwirthe über die starke Vermehrung der Sperlinge und über den Schaden, welche sie zeitweilix in Garten und Feld anrichten können, sein mag: — ich würde doch niemals jenen Vogelkundigen beistimmen, welche einen förm- liehen Vernichtungskrieg gegen diese Vögel | predigen. Man vergesse doch nie, dass auch der viel- insbesondere durch sein gesellschaftliches Leben, seine Munterkeit, Dreistigkeit und Klugheit zur Erheiterung Hakengympel (Corythus enucleator) gefangen. Dr. Seb. Schwab bewalırte aus jener Zeit ein Präparat in seiner schönen Sammlung. Der Fichtenkreuzschnabel (Loxia curvirostra) | ist in unseren Gebirgswaldungen alljährlich anzutreffen, der Kiefernkreuzschnabel (Loxia pityopsittacus) da- gegen sehr selten. Vom weissbindigen Kreuzschnabel (Loxia bifa- , sciata) befanden sich, ebenfalls in der Schwab’scher Sammlung Präparate, welche von Vögeln herrührten, die vor etwa 25 Jahren im nordöstlichen Mähren erbeutet worden sind. V. Tauben. Diese Ordnung zählt in Mähren bloss drei wild- Golumbae. | lebende Arten, nämlich die Hohltaube (Columba oenas), die Ringeltaube (Col. palumbus) und die Turteltaube (Turtur auritus). Am häufigsten tritt die Turteltaube, | am seltensten die Hohltaube auf. Ringeltauben traf ich alljährlich im Monate September auf den ebenen Feldern in der Umgebung meines Heimatsortes in vielköpfigen Schaären an. VI. Hühner. Gallinae. Das Auerhuhn (Tetrao urogallus) haust bei uns | nur in den höchstgelegenen, zusammenhängenden Wal- gehasste Spatz seine guten Eigenschaften besitzt und | des Menschen und zur Belebung seiner Wohnplätze | ‚ ausläufer, namentlich in der Gegend von Friedland, ausserordentlich viel beiträgt. Der beobachtende Vogelfreund suche nur eine Ortschaft auf, wo es keine Haussperlinge gibt, sie werden ihm eben so abgehen, als sie jenem schlichten Landmanne aus dem mährischen Flachlande abgingen, der auf die Frage, wie es ihm im Gebirge gefallen habe, zur Antwort gab: „Nicht besonders, es ist dort | so öde und leer, dass nicht einmal ein Spatz zu | sehen ist.“ Den Feldsperling (Passer montanus) treibt der Nahrungsmangel wälhrend des Winters in die Nähe des Menschen. D recht häufiger Bewohner des Laubholzwaldes, der Obst- gärten, Baumpflanzungen, unterschiedlichen Gestrüppes und ähnlicher Oertlichkeiten. Der Kirschkernbeisser (Coccothraustes vulgaris) macht sich in allen Theilen des kommt jedoch nirgends in bedeutender Menge vor. Er nistet in Laubwäldern und grösseren Gärten. Nach beendetem Brutgeschäfte streicht Jung und Alt umher und stattet zum Aerger der Gartenbesitzer den Kirsch- bäumen Besuche ab, um sich an den Kernen der reifenden Früchte zu laben. Den Gimpel (Pyrrhula vulgaris) traf ich öfter zur Nistzeit in den Nadelwäldern der Beskyden an. Iın offenen Lande kommt er bloss zur Winterszeit in mässiger Zahl, als Strichvoeel, vor, Nach Klodner’s Beobachtungen zeigt sich manchen Winter im Gebiete der Beskyden, ausser der gewöhn- lichen Art auch Pyrrhula major. In den Fünfziger Die übrige Zeit des Jahres ist er ein | ‚ kennen zu lernen Landes bemerkbar, | dungen. Im Nordwesten kann man ihm auf einzelnen Balzplätzen in dem Hauptstocke der Sudeten, im Be- reiche des Altvaters, im Nordosten in den Meilen weit sich dahinziehenden altstämmigen Forsten der Karpathen- Hochwald und Roznau begegnen. Dieselbe Verbreitung als das Auerwild dürfte hier auch das Haselhuhn (Bonasia sylvestris) haben; es scheint jedoch häufiger vorzukommen, als das erstere. Ich besitze in meiner Sammlung seit dem Jahre 1870 ein Haselhuhnpaar, welches aus den Beskyden stammt. Aus allen über das Birkhuhn (Tetrao tetrix) im nordöstlichen Mähren gemachten Erfahrungen glaube ich schliessen zu müssen, dass dasselbe in diesem Theile des Landes entweder gar nicht vertreten ist, oder höchstens in den seltensten Fällen angetroffen wird. Dagegen wurde mir im Nordwesten Mährens Gelegenheit geboten, einen Standplatz des Birkwildes aus eigener Anschauung und mich von dem Vorhandensein dieses seltenen Geflügels in jener Gegend persönlich zu überzeugen. Besagtes Birkhuhngebiet erstreckt sich über die Fürst Liechtenstein’schen gemischten Hochwälder eines | ansehnlichen Seitenastes der Sudeten in nordwestlicher Richtung von der Stadt Schildberg, und wird von mehreren aneinander gereihten Bergen gebildet, unter denen der „Schwarze Berg“ 994 Meter über dem Meere und der 985 Meter hohe „Buchberg“, vom Volke „Hoher Stein“ genannt, als die hervorragendsten Punkte bezeichnet zu werden verdienen. Die Mittellagen des letztgenannten Berges nun sind es, welche von den Birkhühnern vorzugsweise bezogen ı werden, was wohl am meisten dem Umstande zuge- schrieben werden muss, weil in denselben die Heidel- Jahren wurden in den Roänauer Forsten mehrere |, beere wuchert und ihre hochgewachsenen Stauden den | 8 Waldgrund weit und breit dicht bedecken. Ueberdiess finden hier die scheuen Geschöpfe Buchen-, Tannen- und anderes schützendes Gestrüppe, sowie das zum Leben nöthige Wasser. Die unterhalb der Kuppe südlich gelegene Partie des Berges kann nur mit Mühe be- gangen werden, indem zahllose, wüst umherliegende bemooste Steinblöcke von unterschiedlicher Form und Grösse dem Besucher den Weg verstellen. lch unternahm einige Jahre nach einander in den Monaten August und September Ausflüge auf den Buch- berg, hatte aber dortselbst nur einmal, und zwar am 16. August 1577 das Vergnügen, Birkhühner zu erblicken. Ich sah zwei junge, vollständig ausgefiederte Vögel, welche durch meine Tritte von einer nahen Wasser- quelle aufgescheucht, knapp vor mir über den Fussweg bergauf liefen und im nächsten Dickichte verschwanden. Nach Aussage eines mit der Aufsicht des Buch- berg-Revieres betrauten Waldhegers ist die vorgesetzte Forstverwaltung bemüht, das keineswegs zahlreich vor- handene edle Federwild hier zu erhalten und untersagt demgemäss jede Verfolgung und Schädigung desselben auf das Strengste. Wenngleich von Seite des herrschaftlichen Forst- personales das Verbot nach jeder Richtung hin respektirt werden muss, so soll es mitunter doch vorkommen, dass so manches Birkhuhn in den unterhalb des Gebirges gelegenen Gemeinderevieren, zumal in der strengen Winterszeit, von den Jagdpächtern erbeutet wird. Ein in ähnlicher Weise zu Stande gebrachter, ausgewachsener Birkhahn befindet sich ausgestopft in der Lehriittel- sammlung der Volksschule zu Herautz, einem Dorfe am östlichen Fusse des Buchberges. Das Rebhuhn (Starna perdix) und die Wachtel (Coturnix communis), unsere bekanntesten Hülhnervögel, | 47 in unseren feld- und wiesenreichen Gegenden ein allbe- bekannter, stellenweise recht häufiger Sommervogel. Das punktirte Sumpfhuhn, auch Grieshühnel se- nannt (Porzana maruetta) und das gemeine Teichhuhn (Gallinula chloropus) beleben bei uns zu Lande fast , jeden grösseren Sumpf. Das äusserst niedliche, kleine Sumpfhuhn (Porzana minuta) bekam ich im Fleische bisher nur ein einziges Mal zu Gesichte. Es wurde mir den 19. April 1878 aus der | Umgebung von Hustope& bei Weisskirchen eingeschickt, sind an geeigneten Oertlichkeiten im ganzen Lande bald mehr bald minder zahlreich zu finden; ersteres als Stand- vogel das ganze Jahr hindurch — letztere als Zugvogel r D D nn x r R: von den ersten Tagen des Mai bis Ende September. VII. Sumpfvögel. 6rallae. Die Wasserralle (Rallus aquaticus) wurde von mirin den sumpfigen, mit allerhand Pflanzen und Busch- werk verwachsenen Niederungen des Marchgebietes bei Moravicany, wenn auch nicht in bedeutender Menge, so doch regelmässig beobachtet. Ausserdem habe ich Wasserrallen auch im Winter, Ende December, längs der Ufer des Trebovkaflusses, unter der vom Boden abstehenden Eisdecke Nahrung suchend, wiederholt an- getroffen und erhielt sogar noch später, namentlich im Jahre iS70 am 5. Februar aus meiner Heimat und im Jahre 1879 am 9. Februar aus dem Odergebiete gut genährte Vögel dieser Art. Da es nun kaum anzunehmen ist, dass Zugvögel in so vorgerückter Jahreszeit ihre Wanderung nach dem Süden anzutreten pflegen, so bin ich der Ansicht, dass die Wasserralle bei uns unter gewissen Verhältnissen als Standvogel anzusehen sei. Aın 6. April 1877 brachte man wir ein Wasser- vallenmännchen im Hochzeitskleide, welches inmitten von Neutitschein in einem Haushofe todt aufgefunden worden ist. Dieses Exemplar befand sich offenbar auf der Reise und gerieth nur durch einen unglücklichen Zufall, vielleicht in Folge des Anpralles an eine Mauer in den Hofraum. Leider hatte ich es übersehen, nach seiner Todesursache gründlicher zu forschen ; äusserlich waren an ilım keinerlei Verletzungen wahrnehmbar. Die Wiesenralle (Rallus crex) ist unter dem Namen Wachtelkönig, dureh ihr sehnarrendes Frühjahrsgeschrei wo es auf einer Wiese in einem freistehenden Weiden- busche, unweit des Be&vaufers gefangen worden ist. Das schwarze Wasserhuhn (Fulica atra) bevölkert alle, mit Rohr bewachsenen, selbst die kleinsten Teiche unseres Landes. Von den Trappen (Otididae) lässt sich in Mähren nur der Zwergtrappe (Otis tetrax) von Zeit zu Zeit als Irrling sehen. Mir selbst sind drei Fälle bekannt, wo dieser stattliche Vogel im Herbste bei Feldjagden erlegt worden ist, und zwar in der Umgebung von Fulnek, Freiberg und Gewitsch. Sämmtliche drei Exemplare wurden in Neutitschein ausgestopft. Das erste erhielt die Neutit- scheiner Realschule zum Geschenke, das zweite behielt der glückliche Schütze in Freiberg für sich und das dritte wurde seinerzeit dem oftgenannten Dr. Seb. Schwab in Neutitschein eingesendet, welcher es in seiner Samm- lung aufbewahrt hatte. Der Triel oder Dickfuss (Oedienemus crepitans) berührt das nordöstliche Mähren wohl nur am Durch- zuge. In der Dr. Schwab’schen Sammlung war ein Dickfuss zu sehen, welcher vor Jahren im Hofe eines Bürgerhauses zu Neutitschein im Spätherbste erlest worden ist. Der ungewöhnliche Vogel wurde von den Hausleuten unterhalb eines im Hofraume befindlichen Schweinstalles entdeckt, welchen Platz er durch einige Tage als Versteck benützte. Ein anderes Exemplar des Triels erlegte man in späterer Zeit in der Nähe der Stadt bei einer Hasenjagd im Felde. Der Kiebitz (Vanellus cristatus) ist bei uns ein allgemein verbreiteter bekannter Sumpfvogel. Er trifft im Frühjahre sehr zeitlich ein, so zwar, dass man ihn bei günstigem Wetter in den letzten Tagen des März in morastigen Gegenden und fast auf allen überschwemmten Wiesen sehen und hören kann. Im Herbste besucht er in kleinen Gesellschaften die Felder des Flachlandes und zieht wohl in der Regel im September wieder fort. Allein, einzelne Kiebitze mögen ihren Aufenthalt hier zu Lande bedeutend verlängern, wie ich an einem Exemplare erfahren habe, welches im Jahre 1877 am 30. November unweit Freiberg bei Neutitschein erlegt und mir zugesendet wurde. Es ist diess ein vollkommen ausgewachsener, junger Vogel mit weisser Befiederung auf Kinn, Kehle und Gurgel. Auf seiner Herbstreise zeigt sich im nordöstlichen Mähren zuweilen auch der Goldregenpfeifer (Pluvialis apricarius). Ich besitze zwei Präparate dieses hübschen Vogels. Der eine kam mir, frisch geschossen, am 20. No- vember 1874 aus Frankstadt zu; den anderen erlegte ein Bekannter 1379 am 23. desselben Monats bei Zauchtl. Der Flussregenpfeifer (Charadrius curonicus) ist als Bewohner der mit grobem Gerölle bedeckten Ufer unserer Flüsse in wechselnder Menge überall anzutreffen. Das veränderliche, sandreiche Flussbett der Beeva beherbergt nach meinen Beobachtungen weit mehr Fluss- regenpfeifer, als die buschigen Ufer am oberen Laufe der March. (Schluss folgt.) IND RIOI>- 45 Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom 9. April 1880. Pelzeln | bespricht die neuerlich erschienene Abhandlung von Dr. L. Bureau, worin die weiteren Resultate semer For- schungen über die Metamorphose der Schnäbel in der Familie der Mormoniden veröffentlicht werden. Ferners zeigte er die durch Herm Ritter von Tschusi zu Schmidhoffen mit grösster Liebenswürdigkeit zu diesem Zwecke eingesendete, in ihrer Art einzige Serie von acht Weibehen des Gartenrothschwanzes (Ruti- ceilla arborea), welche alle in mehr oder minder hohem Grade das Gefieder des Männchens angenommen haben. Alle Exemplare stammen aus der Gegend von Hallein und wurden im Laufe weniger Jahre erbeutet. Schliess- lich wies er Hahn und Henne des seltenen Pfauenfasanes aus Borneo (Polypleetron Schleiermacheri Brüggem.) vor, welehe von Dr. Breitenstein in Central-Borneo gesammelt worden sind. Der Hahn wurde von Herın Die Monatsversammlung findet Freitag, den I4. Mai 1880, wie gewöhnlich um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kais. Akademie der Wissenschaften statt. Tagesordnung: Mittheilungen des Vorsitzenden. J. Kolazy, Vortrag über die Amsel. Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- stäinde wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche diess noch nicht gethan, gefälligst recht bald an den Gassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. Berichtigung. In dem in Nr. 2 des gegenwärtigen Jahrganges enthaltenen Verzeichniss der Mitglieder des ornithologischen Ver- Direetor Steindachner dem kais. zoologischen Mu- seum zum Geschenke gemacht. — | eines ist durch ein unliebsames Versehen der Name des Herrn Ig. I} w r 7 . .. ” . ven | DuSek zu Kestian in Böhmen nicht aufgeführt worden. Literarisches. Ornithologisches Taschenbuch für Deutschland bestimmt zum practischen Gebrauch auf Fxcursionen. Im Auftrage des Ausschusses für Beobachtungsstationen der Vögel Deutschlands bearbeitet von Dr. R. Böhm und Hermann Schalow. Berlin. Verlag der Allge- meinen Deutschen Ornithologischen Gesellschaft 1880. 8. Dieses sehr hübsch ausgestattete Taschenbuch enthält nebst Vorwort und Einleitung einen Kalender über Ankunft, Abzug und Brütezeit der einheimischen Vögel. Literaturbehelfe und die Namen der wichtigsten deutschen Vogelarten mit je einer halben Seite Raum für Notizen. Am Schlusse ist eine Anzahl Blätter für allfällige längere Mittheilungen beigefügt. Diese, sehr praetische Einrichtung ist in hohem Grade geeignet das Sammeln und Fixiren von Beobachtungen zu erleichtern, und sicher wird das Werkehen wesentlich dazu beitragen, die Kenntniss der Vogelwelt zu fördern und dem Ausschusse für Beobachtungs-Stationen reiches und interessantes Material zuzuführen. Dr. Karl Russ. Der Wellensittich, seine Naturge- schichte, Pflege und Zucht. Hannover. ©. Rümpler. 1580. 5. Wenige Käfigvögel haben so allgemeine Beliebtheit erlangt, als diess bei dem durch Schönheit, angenehmes Wesen und leichte Fortpflanzung sich auszeichnenden Wellensittich der Fall ist. Sehr will- kommen wird daher in weiten Kreisen das vorliegende Buch sein, welches das Frei- und Gefangenleben, die | Zucht und Pflege dieses reizenden Vogels, gestützt auf die reichen Erfahrungen des Verfassers, schildert, und | dem Besitzer und Züchter von Wellensittichen in den verschiedensten Richtungen und bei den mannigfachsten Fragen ein erwünschter Rathgeber sein wird. Die Ausstattung ist selir hübsch. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissio D. 6. Elliot: A. Classification and Synopsis of the Trochilidae. Contributions to Knowledge Smithso- nian Institution Washington 1879. 4. In diesem Werke erhalten wir durch einen der hervorragendsten Kenner der Trochiliden eine syste- matische Bearbeitung dieser Familie, insbesonders genaue Gattungs - Charactere, welche durch Umrisse illustrirt sind. Jeder, der viel in Colibris gearbeitet hat, wird sicher zugestehen, dass eine scharfe Characterisirung der in dieser Familie enthaltenen Gruppen und Gat- tungen äusserst schwierig ist, und der Verfasser des vorliegenden Werkes hat sich durch dasselbe ein sehr grosses Verdienst um die ornithologische Wissen- schaft erworben. Dr. Louis Bureau: Recherches sur la mue du bee des oiseaux de la famille des Mlormonides (Bulletin de la Societe Zoologique de France 1879). Im Jahrgange 1877 des Bulletin de la Societe Zoolo- gique de France hat Dr. Bureau seine hochinteres- santen Beobachtungen über die Veränderungen publi- eirt, welehe der Schnabel und die Augenplatten des arctischen Papageitauchers nach der Brutzeit erleiden, und analoge Erscheinungen bei verwandten Arten be- sprochen (vgl. Mitth. orn. Ver. Wien 1878. 44). Seit jener Zeit hat der genannte Forscher seine wichtige Entdeckung weiter verfolgt und seine Untersuchungen auf die verwandten Gattungen ausgedehnt. Die Resul- tate derselben werden in einer treftllichen Monographie der neu errichteten Familie der Mormoniden, welche die Gattungen Fratereula, Lunda, Ceratorhyncha, Om- bria und Simorhynchus umfasst, niedergelegt. Sechs schön ausgeführte Tafeln zieren diese werthvolle Ab- handlung. 12. nsverleger: Die k. k. Hofbnchhandlung Faesy & Frick in Wien. Diuck von J. B. Wallishausser in Wien. —= -Rflege. nd Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- ' Zustellung 2 werden in der Jin. fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern er k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, & 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — (orrespondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Endere Sa 1880. Florianigasse 46, zu richten. Inhalt : Arten der Ornis Austriaco-Hungariea in Nord-Amerika. Von August Friedrich Grafen Marschall. — Steinadler — Goldadler. Von E. Schauer. (Sehluss.) — Beitrag ‚zur Ornithologie Mäbrens. Von Josef Talsky. (Schluss.) — Vereinsangelegenheiten. — Allerlei. — Inserate. Arten der Ornis Austriaco-Hungarica in Nord-Amerika. Von August Friedrich Grafen Marschall. (Nach Coues Birds of tlıe Northwest, M. Chesney, Survey of the Tesritories, Vol. V, Nr. 1, Sennet, Vol. V, Nr. 3.) Aquila Chrysaetos, L. Weit verbreitet, südlich bis 35", gemem während der kälteren Jahreszeit in Cali- fornien ; brütet am obern Missouri. Pandion Haliaätos, L. Ueberall häufig, den Küsten. Archibuteo lagopus, Gm. (var. Sti. Johannis), überall, am meisten im Norden; auch melanistisch. Falco communis, Gm. Weit verbreitet; brütet in Massa- chusets; Texas. Circus cyaneus, L. (var. Hudsonius). Ueberall; Texas zweite Hälfte März; nistet auf dem Boden. Strix flammea (var. Americana). Häufig, mehr südlich als nördlich; in Kansas selten, brütet dort; Cali- fornien häufig, bis 46°; wohnt bei St. Pablo-Bay in Felslöchern; gemein am untern Rio grande (Texas). Otus vulgaris (var. Wilsonianus). Nicht selten im ge- mässigten Nord-Amerika; Pennsylvania das ganze Jahr gemein. besonders an | | Nyctea Scandiaca, L. Zeitweise im Winter in Dakota, nicht zahlreich; regelmässiger Winterzug in die mittleren und südlichen Staaten, zeitweise bis Texas und den Bermudas. Surnia Uiula, Gm. Im Norden, brütet nordwärts von Maine; im Winter mitunter südlich bis Pennsyl- yania und Illinois; scheint westlich vom Felsen- gebirg zu fehlen. Nyctale Tengmalmi (var. Richardsoni). Nördliche Ge- biete, in Wäldern, südlich bis zu der Grenze der Vereinigten Staaten, Winter selten in Neu-England; nördlich Ohio. Nyctale Acadica, Gm. Zwischen Atlant. und Stillem Ocean, vorzüglich im Norden ? in bewaldeten Berg- gegenden bis Oaxaca (Mexico). Athene passerina (var. Californica). Im Westen, nörd- lich bis Oregon, östlich bis Colorado, südlich im Tafelland von Mexico; Puget Sound, nicht sehr selten; Tag-Eule; frisst Insecten. 50 Certhia familiaris, L. Ueberall, die südwestliche und die mexicanische Form etwas abweichend. Cotyle riparia, L.. Am obern Missouri zu Tausenden in den Ufern nistend; im Winter von der südlichen Küste aus südwärts; gegen den Stillen Ocean zu nicht häufig; Dakota, 13. Mai Ankunft, sehr zahl- reich, brütet, Abzug 20. Juli; Texas, Mai, in kleinen Schaaren; Erie-See sehr zahlreich. Bombyeilla garrula, L. Circumpolar, Schaaren im Winter unregelmässig ziehend bis 355°; am Powder River im Winter in zahlloser Menge. Corvus Corax, L. Ueberall, auch in Britisch-Nord- Amerika; selten oder fehlend in den östlichen Gebieten; früher brütend im mittleren Gebiet und im Gebirg von Süd-Carolina; seit 1856 in Indiana äusserst selten; Texas; Dakota, 9. Juli, ein Paar; brütet ? Sorvus Pica, L. (var. Hudsonica). Westliches und nörd- liches Gebiet: ostwärts zeitweise bis zu Lake Superior und Hudson-Bay; westwärts Kansas und Jova bis zum Stillen Ocean; Alaska; Gebirg von Neu-Mexico; Californien, westlich von Colorado, Form mit gelbem Schnabel, gemein und brütet im April; Junge Anfang Junius. Turdus migratorius, L. Im Missouri-Gebiet Stand- und Brutvogel, wandert Frühjahr und Herbst; Dakota, Ankunft um 24. April in geringer Zahl, bleibt nur wenige Tage, zahlreicher Ende September, Abzug Ende Oetober. Eremophila Alpina, L. Dakota; Ankunft Ende Sep- tember, wenig zahlreich bis Abzug im November; hückkehr in Menge mit Junco hiemalis im Februar und März und Abzug halben April; verträgt starke Kälte; Texas, 20. März und 3. April. Plectrophanes nivalis, L. Unregelmässig in Schaaren im Winter bis 350; Fort Randall, 15. November. Plectrophanes Lapponicus, L. Im Winter südlich bis Kentucky, Kansas und Colorado; brütet nicht; Dakota 10. April bis 25. Mai, zahlreich. Fringilla linaria, L. Vom Atlantischen bis zum Stillen Ocean; im Winter ziehen Schaaren bis etwas süd- lich von den mittleren Staaten; brütet nicht; Minnesota Ankunft in Menge Mitte October und bleibt über Winter; in der zweiten Hälfte November bis halben April zahlreich in West-Kansas und Ost-Colorado, bis 16.000 Fuss Meereshöhe. Corythus Enucleator, L. Ganz Britisch-Nord-Amerika; vegelmässiger Winterzug nach Süden bis in das Felsengebire und Kansas; in Colorado nicht unter 500 Fuss Meereshöhe, Standvogel in der Sierra Nevada und im F elsengebire:; brütet in Colorado und nordwärts von Maine. Loxia curvirostra, L. Im nördlichen Gebiet; im Winter südlich bis Philadelphia; Standvogel in Maine und in alpinen Gegenden südwärts bis Philadelphia, auch in der Sierra Nevada, brütet in Minnesota und Colorado bis 7000 Fuss Meereshöhe; var. Mexicana Alpenregion von Mexico bis Guatemala. Loxia leucoptera, Gm. Von Ocean zu Ocean; im Winter westlich bis zum Felsengebirg; Standvogel im Winter in Neu-Engeland, brütet dort in Pennsyl- ranıa und in Neu- Jersey: Wyoming im Sommer; nach Süden gewöhnlich bis Philadelphia. Squatarola Helvetica, L. Weniger gemein als der Gold- Regenpfeifer ; Dakota auf Zu ug. Phalaropus hyperboraeus, L. Brütet in hohen nördlichen Breiten; er zieht mitunter im Winter bis in die Tropengegenden bis in den Golf von Mexico; meistens an Meeresküsten. Phalaropus fulicarius, L. Im Wesentlichen wie Phalar. hyperbor. j Strepsilas Interpres, L. Meeresküsten, seltener im Innern; Minnesota und Erie-See; Dakota Mai auf Zug; er as Ende März bis 1. Juni; brütet? nicht scheu var. melanocephala am Gestade des Stillen Oceans. Scolopax minor, Gm. Nördlich bis Neu-Schottland und Canada, nordwestlich bis Dakota, westlich bis Kansas und Nebraska. Tringa Alpina, var. Americana, Cass. NMissouri-Gebiet; April, Mai und October zahlreich an der Küste von Carolina, meist im Winterkleid; brütet in hohen nördlichen Breiten. Tringa Canutus, L. Auf Zug und im Winter in Menge an der Atlantischen Küste, soll in Kansas gemein sein und in Ohio vorkommen; brütet nicht. Tringa sub. arcuata, Temm. Selten, wohl nur als Irr-- gast anf der Atlantischen Küste, Calidris arenaria, L. An den Küsten. Ibis Faliou Esüdliches Gebiet nordwärts bis Massachusets; Schaaren in Texas. Ardea Egretta, L. Südliches Gebiet, nördlich einzeln verirrt bis Neu-Schottland, westlielı Canada, Massa- ehusets und Minnesota; Texas. Nycticorax griseus, var. naevia. Brütet häufig in Neu- England, überwintert im Süden. Anser albifrons. Brütet im hohen Norden; überwintert in den Vereinigten Staaten, besonders zahlreich in Californien und an den Küsten des Stillen Oceans; Aukunft October, Abzug März. Branta Bernicla, L., selten am Stillen Ocean; var. nigricans im Frühjahr in zahllosen Schaaren an der Küste. Branta leucopsis, Nord-Carolina. Anas Boschas, L. Ueberall; brütet verstreut; in Massa- chusets durch Anas obscura, Gm. vertreten; Colo- rado; Texas; Dakota Ankunft halben April, Abzug Ende October. Dafila acuta, L. Brütet in höheren Breiten; zahlreich und regelmässig, an den Küsten, Boie. Sehr selten; Hudsons-Bay; wandert südwärts bis Panama; Dakota Ankunft 8. April, zahlreich, einzelne brüten; Abzug 22. October. Chaulelasma strepera, L. Ueberall, Britisch-Columbia, Sitka, brütet in Texas und Californien Ende März; Nördlich Dakota September häufig; ausgefiederte Junge Ende August. Spatula clypeata, L. Häufig überall im Westen; brütet von Alaska bis Texas; Dakota, sehr zahlreich, halben April bis Ende October, brütet; unbefie- derte Junge August. Fuligula Marila, L. Ueberall bis Grönland; im Sommer häufige in Alaska und brütet dort; Dakota, Ankunft 19. April, zieht nach einigen Tagen weiter naclı Norden, Rückkehr Anfang, Abzug Ende October. Nyroca ferina, Americana. Ueberall, besonders im östlichen Gebiet; brütet im Pelzgebiet; Dakota, Ankunft Mitte April, brütet zahlreich, Zuzug aus Norden halben September; Abzug Ende October; Texas Ende März. Glaucion Clangula, L. Ueberall; im Missouri-Gebiet selten ; brütet im hohen Norden; Dako Ankunft balyan April, zielt bald nordwärts; Anfang October Rückkehr in grosser Zalıl; Abzug Ende October. Glaucion histrionica, L. Meist an den Küsten; im Winter in den mittleren Vereinigten Staaten und in Californien; brütet im Felsengebirg. Harelda glacialis, L. Meist am Meer und an den grossen Seen. Somateria mollissima, L. Ebenso. Oedemia fusca, L. Ebenso. Mergus Merganser, L. Yellowstone-Fluss. Fort Bridger, Sweetwater, Dakota, zahlreich halben April bis Ende October. Mergus Serrator, L. Ueberall? Lestris pomatorhina, Temm. An den Küsten Innern. Lestris parasitica, Brünn. Ebenso; Inneres des Arcti- schen Amerika. Larus glaucus, Brünn. Im Winter an der Atlantischen Küste bis Long-Island. Larus marinus, L. Im Winter bis Florida; grossen Seen und am Mississippi. Larus argentatus, var. Smithsonianus, Coues. Ueberall, besonders an der Atlantischen Küste, auch im Innern; brütet von Neu-England nordwärts; Dakota Ankunft um den 8. April, Abzug October, gemein und brütet; Texas, Ende März. Larus canus, Brachyrhynchus, Coues. Im Innern des Arctischen Amerika und an der Küste des Stillen Oceans; Atlant. Küste zweifelhaft. Larus Sabini, Leach. Inı Winter südlich bis New-York; und im an den Sl Sterna Cantiaca, Gm. Atlant. Küste bis Neu- England; Texas an der Küste von Corpus-Christ- Bay. Sterna Caspia, Pall. Texas, Ende März gemein, zu Sterna Anglica gesellt. Sterna Hirundo, L. Veberall; fehlt in den Gegenden nächst dem Stillen Ocean; brütet; oe nördlich bis 57°, südlich "von Mexa ıs auf Zug; Dakota, zahlreich vom 20. April bis 1. October; brütet. Sterna nigra, L. Nur Ein Exemplar, Wiscousin, 5. Juli 1373. Colymbus glacialis, L., var. torquatus. Iın Winter überall. Colymbus Arcticus, L. Seltener als der vorige. Colymbus Arcticus, L., var. pacificus. Californien, Küste, im Winter gemein. Colymbus septentrionalis, L. Im Nord und Nordwest. Podiceps cristatus, L. Ueberall. Podiceps cornutus, L. Die häufigste Art im Winter; brütet im nördlichen Dakota; frische Eier 20. Juni, ausgekrochene Junge Julius. Podiceps auritus, var. Californica. Westliches Gebiet, Texas, Dakota, Kansas, Illinois; brütet überall: Südlich Californien, gemein im November, im Juli Junge; volles Bı Mudeleid im September; Nord- Dakota mit Podic. cornut. Mitte October. Zur Vergleichung obiger Aufzählung Oesterreich - Ungarn und West-Sibirien gemeinsamen Arten („Mittheilungen*“ 1880, Nr. 2, 3 und 4) zeigt, dass viele dieser Arten vom fernen Osten bis zum äussersten Westen, in einer Ausdelnung von 180 Länge- graden, verbreitet sind. mit der, se N Be TRIKE Utah, grosser Salzsee. Rissa tridactyla, L. Iın Winter an der Atlant. Küste bis zu den mittleren Staaten. \4n° 5 Steinadler. — Goldadler. Von Ernst Schauer. (Sehluss.) Einen andern der Gefangenschaft zu beobachten hatte-ieh Gelegen- heit bei aan Dr. Oszacki in Krzeszowice, auch dieser blieb, wie der vorige, ein vollkommen auszesprochener Steinadler; auch lesen wurde die Fussbekleidung mit Eramenden Jahren ebenfalls heller und weisser, Wer hat je gesehen und beobachtet, möchte ich hier fragen, dass die lichten Hosen des alten Steinadlers wieder so braun werden, wie er sie in der Jugend hatte und wie sie dem Goldadler eigen sind? Wenn auch auf die Umfärbung eines in Gefangenschaft gehaltenen Vogels kein besonderer Werth zu Tegen ist, so dürfen wir auf die stark gekrümmten Schnäbel nicht vergessen, die bei beiden gefangenen Adlern sich nicht veränderten, nicht kürzer, nicht” geringer wurden, wie sie den Goldad lern eisenthümlich Endl Auch ohne Vogelkenner zu sein, weiss jedermann, dass die Schnäbel Aa Vögel mit dom Alter stärker und länger werden. Die Sumptv ögel geben recht auffallende Beispiele. Die jungen grauen Kreuzsehnäbel haben schwächere, weni- ger gekrümmte Schnäbel als die älteren Ben und die gelbgrünen als die ältesten, weisen die stärksten Sehnäbe v auf, Federwechsel und Wachsthum der Schnä- bel halten bei diesen Vögeln mit einander Schritt. Der Gebrauch stumpft den SS hmahel nicht ab, sondern macht ihn nur noch tüchtiger, und wie viel ein Specht auch hacken, klopfen und zimmern mag, der Schnabel Steinadler während neun Jahre in | wird mit den Jahren nur kräftiger und stärker. Wie wäre es möglich, dass nur der Steinadler eine Aus- nahme machen sollte, den kräftigen, krummen, schwung- vollgebogenen Schnabel mit den zunehmenden Alter so zu vermindern? Unsere Altıneister haben sich für die Selbst- ständigkeit beider Adler ausgesprochen und ilıre Gründe dafür niedergeschrieben. Würde irgend einem Natura- lienhändler ein Mittelding, ein Vebergangsg glied zu- kommen, gewiss setzt er es mit hohen Preisen an, und findet sicher auch einen Käufer. Gern würde ich bei- pflichten, dass geographische Einflüsse obwalten, wenn nicht beide Vögel, hier in Galizien, neben einander in geschiedener Reinheit vorkommen würden. Oder ist die Sache so zu verstehen, dass gleichviel von welchen Eltern, sowohl Steinadler als aueli Goldadler hervor- gehen können, wie es bei Vanessa levana und prorsi zu beobachten der Fall ıst? Mehr Werth noch, als auf Gefieder, Schädel, Sehnäbel ist auf die geistigen Eigenschaften zu legen. Unser Steinadler ist mehr len und orsielltiget, lässt sich nicht so leicht zu Pferde oder im Wagen beikommen als der andere, geberdet sich aber raub- lustiger, ungestümer und dann todtesverachtend stürzt er auf die Beute, und auch nicht selten in das Ver- derben. Wenn die Hunde laut sind, und ist ein Stein- adler in der Nähe, so schwebt er auch bald über der Jagd, lässt den Hasen nieht mehr aus den Augen bis 52 zum günstigen Zeitpunkt, sein Opfer vor den Hunden aufzugreifen. Davon war ich zu öftermalen Augen- zeuge >») Wenn ein Adler namentlich zur Winterszeit im freien Felde einen Hasen fängt, so kann man darauf rechnen, dass es ein Steinadler gethan hat. Es ist mir nicht vorgekommen, dass ein Goldadler sich so ver- halten hätte, und wenn ihm, hohen Alters wegen dazu Kraft und Geschicklichkeit fehlen sollten, der Mutlı würde ihm sicher nicht abhanden gekommen sein, er wird im Alter fortsetzen, was er in der Jugendzeit gepflegt und gethan, wenn es auch nicht mehr gelingt. Wie der altgewordene Sumpfjäger sich nicht abhalten lässt, die lieben, wohlbekannten Abzugsgräben mit blühenden Sagittarien und Nymphäen noch zu überspringen, obschon er vorher weiss, dass er bis an den Hals in das Wasser stürzt. Wird ein Adler eingesendet, so fragt man natürlich: von wo kömmt er, auf welche Weise wurde er erlest? und da zeigte es sich, dass die Goldadler gewöhnlich von den Bäumen geschossen waren. In meiner Gegenwart erlegte Adler, und die, welche ich vom Pferde, vom Wagen oder auf Reisen selbst erlegte, weil sie zum Schusse aushielten, waren immer Gold- adler, und haben mir die vollkommene Ueberzeugung gegeben, dass der Steimadler sich stets vorsichtiger und wilder geberdet. In den Mittheilungen, Jahrgang 2, Nr. 8, wird das Gegentheil behauptet und damit bekräftiget: „dass der im Leben schon oft gewitzigte alte Kämpe so manches Loth Blei mit sich herumträgt — geräth nicht so leicht vor das Rohr.“ Ist auch hier in der Einheit gesprochen, so ist dennoch die Mehrheit, also alle Goldadler darunter verstanden, die folglich nicht mehr in einem gesunden, natürlichen beobach- tungsfäbigen Zustande sich befinden. Solche Beweise (ich bitte mich wohl zu verstehen, dass ich nur im freundlichen Scherze spreche; difhicile est, einen Kalauer zu unterdrücken,) sind in der That aus hoher Luft *) Wo es unruhig im Walde zugeht, kommt auch der See- adler herbei, jedoch ohne zu rauben, als vielmehr nach der Jagd sich ein verendetes Stück Wild aufzusuchen, zumal wenn die Teiche zugefroren sind. Im verflossenen Winter erst während einer achttägigen Schweinsjagd bei Sökal am Bugflusse fanden sich täglich Seeadler ein; über manchem Treiben schw. ebten sogar drei zu gleicher Zeit. Hier bei Pieniaki, (reitausend Schritte von meinem Schreibtische entfernt, brütet seit mehr als fünfundzwanzig Jahren ununterbrochen ein Pärchen, welches sich seit dieser Zeit meines ganz besonderen Schutzes zu erfreuen hat. Da ich während des Schnepfenstriches alltäglich in die Nähe des Horstes fahre, so besuche ich auch sehr oft meine Schützlinge, die mir dankbar manche frohe Stunde gewähren, wenn ich zwischen blühenden Anemonen, Chrysosplenien und Schneeglöckchen sitzend, ihrem Treiben Busen? und ihre überaus kräftige Stimme anhöre. Sie scheinen mich zu kennen, denn sie sind zutraulicher, wenn ich allein komme. Und wenn dann im Mai ein oder zwei Junge die nengierigen Köpfe über den Horst erheben, da lacht dem alten Jäger das Herz. Wie anders vor einem übelriechenden Vogelhause zu stehen, den Segler der Lüfte anzuschauen mit zerstossenem Kopfe, mit zerschlagenen Fittichen, wo man bisweilen die einzelnen Knöchel der Handwurzel abzählen kann? Trotz mancher Unglücksfälle halten diese Adler fest an dem Brüteplatze. Als der Wintersturm die Buche mit dem Horste entwurzelte, bauten sie eine Wohnung auf den nächsten Baum, nach einigen Jahren kam der Holzschl: ag; nicht weit davon nahmen sie Besitz von einer krummen Linde und legten den Morst in einer Höhe von nur fünf Klaftern an, der jedoeh nur einmal benutzt und freiwillig verlassen wurde; sodann wählten die Adler die schönste stärkste Buche aus, die sie so lange bewohnten, bis wieder die Forsteultur sie vertrieb. Das Unglück schreitet schnell. Vor zwei Jahren wurde der Baum durch freche Holzhauer heimlich gefällt und die Jungen zu einem leckeren Braten verwendet. Glücklicherweise haben meine lieben Adler jetzt wiederum in der Nähe ihren Horst angelest, im alten Buchenwalde, welcher nach Anordnung des Herm Gi en Dzieduszycki der Axt nicht verfallen wird,d: mit künftige Geschlechter einen alten Buchenwald bewundern können. | gegriffen, aber immerhin so von Gewicht, dass man versucht werden kann, den schönen Vogel Mich mehr Aquila chrysaötos, sondern Aquila molybdaenaötos zu benennen. Um beide Adler getrennt aufzustellen, werden anatomische Unterscheidungszeichen verlangt; wird aber deren Werth nieht manchınal zu hoch angeschlagen, oder auch zu geringe geachtet? Ist z. B. "der eigen- thümliche Kehlsack des Grosstrappen, in welchen man die vier Jahrgänge der Mittheilungen einschieben kann, nicht ein vecht gehaltvolles anatomisches Kenn- zeichen ? Und doch blieb der Grosstrappe ein Trappe, und wird es neben seinen Verwandten, oder seine Verwandten neben ihm, auch bleiben. Die Squatarola andererseits, ist trotz de winzigen Hinterzehe, (teilich ein anatomisches Kennzeichen, welches man an den Fingern abzählen kann), ein ech vollkommener Regen- pfeifer; habe ich sie doch im Herbstkleide zwischen die Goldregenpfeifer gestellt, unerkannt, in namhaften | Sammlungen gesehen. Oder sind es anatomische Kenn- zeichen, welche, olne ähnlicher Fälle zu gedenken, das Blaukehlehen zersplittert haben? Der Vogel will eben an den Federn erkannt sen. Lege man dem gelehrtesten Ormithologen von Federn entblösste Gold- hähnchen vor, ob er wohl sagen kann: Dieses ist ein feuerköpfiges, jenes ein safranköpfiges. Den gerupften Steinadler wird man immer noch an dem Schnabel erkennen. Erst wenn zu wiederholtenmalen, (einmal wäre nicht genug, denn es sind uns Beispiele aufge- zeichnet, en Nemals Eier in Nestern gefunden), aus unbestrittenen Goldadlerhorsten Junge genommen und aufgezogen werden, die sich deutlich als Steinadler bewähren, und daun im Alter in Goldadler umwandeln, könnte man in seinem Glaubensbekenntnisse ein wenig erschüttert werden. Auf meinen Reisen in den Karpathen- zügen hat man mir öfters Adlerhorste auf holen, alten, hervorragenden Fichten, abies excelsa, gezeigt, auch die Vögel, die darinnen brüten sollen, und fand ich eine Schwanzfeder, ich konnte sie nur dem Goldadler zusprechen. Leider aber ereignete sich diess stets zur Sommerszeit, wenn die Jungen schon ausgeflogen, und die Alten nieht mehr beim “Horste waren. Wenn, wie ich lese, und wie man mir erzählt, der Steinadler gern auf Felsen brütet, so sucht der Goldadler, nach meinen geringen Beobachtungen, gern die mit Buchen durch- zogenen Fiehtenwälder auf, Wer sich die Mühe geben, dem Anstrengungen unterziehen, und zu diesem Zwecke mit Forstmännern vorher sich in Verbindung setzen wollte, würde sicher nicht vergebens auf den Karpathen nach jungen Adlern suchen. Sind aber im Auslande bei besprochenen Adlern wenige zweifelhafte Exemplare vorgekommen, da bleibt nichts übrig, als der Meinung beizutreten, dass Kreuz- linge, Mischlinge vorliegen. Hier zu Tbande, wo, wie ich meine, ein Steinadlermännchen noch ein Stemadlen weib- chen, ac ein Goldadlerweibehen noch ein Goldadler- männchen findet, thut es ihnen nicht Noth, Misch- und Missehen nangalhen, wie vielleicht an anderen Orten, wo diese Vögel Seltener vorkommen, und wo die eine oder die andere Species, oder gar das eine oder das andere Geschlecht obendrein schwächer vertreten ist. Da liegt die Möglichkeit recht nahe, dass ein Stein- adlermännchen einer Goldadlerbraut zum Ehebunde die Kralle reicht. Sind doch der Fälle genug verzeich- net, dass Vögel, die sich weit entfernter stehen als | unsere Adler, mit einander gebrütet haben. Zu den bekannten Beispielen mögen hier noch zwei in Erinne- rung kommen. Eine Ente bewahrt Herr Graf Wodazicki, die alle Merkmale der Löffelente und alle Kennzeichen der Stockente zugleich trägt, beide sind, wie Salmakis mit ihrem Männchen so ineinander verschmolzen, dass von keiner Seite etwas verloren ging. Olıne Zweifel hatte dieser Wundervogel auch Geschwister, wären nun diese mit ihrer Nachkommenschaft, Terzeronen, Qua- ternonen auch aufgefunden worden, wie leicht könnte da der Beweis gegeben werden: Löffelente und Stockente sind ein und dieselbe Species; aus der Löffelente wird mit der Zeit ein Stockentrich. Am 30. Mai 1S67 brachten mir bier in Pieniaki Hirtenknaben ein lebendiges Röthelfalkenweibehen mit vier Eiern, welches sie in dem Östloche einer alten, überständigen Buche gefangen hatten. Das einzige Exemplar, welches bis jetzt in Galizien vorgekommen ist. Auf der Stelle fuhr ich mit den Knaben zur Buche um das Männchen zu holen. Neben dem Ostloche sass aber, einsam trauernd, ein Thurmfalkenmännchen; so oft ich es auelı verjagte und verscheuchte, immer kam es wieder zurück. Um recht sicher zu gehen, erlegte ich es erst amandern Tage, nachdem ich mich vollkommen von dem ehelichen Ver- hältnisse beider überzeugt hatte. Die Sache ist sehr beachtenswerth. Bekanntlich erscheinen, zumal bei Raub- ERAXRF bp) vögeln, im Frühjahre die Männchen früher als die Weib- chen; sie machen also die Reise nicht mit einander, und doch ist es das Männchen, welches zum Brüten das Weibchen aufsucht. Erlegt man von einem, im Nestbau begriffenen Pärchen das Weibchen, so bringt sich der Witwer ein anderes, wenn noch eines zu haben ist; schiesst man aber das Männchen, so verschwindet das Weibchen. Der Thurmfalk, hier in diesem Falle, hat ein fremdländisches Weibehen, und nicht von seiner Art, bis in seine entfernte Heimat geführt. Das sehe ich voraus, die Aötomachia wird nielıt schnell ihren Friedensschluss finden, sie kann leicht wie der Maurenkampf in Spanien achthundert Jahre dauern, voraus gesetzt, dass unterdessen die Adler nicht etwa aussterben, wie der Dodo und dergleichen. Desshalb, und weil ich wie ein unbedachtsamer Jäger mit entleerter Pulverflasche und abgeschossener Büchse vor Ihnen stehe, so bin ich gezwungen, den herzlichen und auf- richtigen Vorschlag zu machen, voreilig und vor der Zeit schon die Friedenseigarre zu rauchen, denn anders könnte es zu spät werden. Uebrigens verstehe ich sehr wohl, wenn die ver- ehrten, lieben Herren in Wien, von denen einige persönlich zu kennen ich das Glück habe, für den „Doppeladler“ einstehen. Beitrag zur Ornithologie Mährens. Von Josef Talsky.- (Schluss.) Unter den in Mähren vorkommenden Schnepfen (Scolopacinae) kann die Waldschnepfe (Scolopax rusticola) als die verbreitetste und bekannteste Art angesehen werden. In der Nähe meines gegenwärtigen Wohnsitzes erscheinen die Waldschnepfen im Frühjahre sehr unregelmässig, manches Jahr in kaum nennens- werther Zahl; dagegen pflegt ihr Herbstzug oftmals recht ausgiebig zu sein. Einzelne Paare dieses hoch- interessanten Federwildes bleiben in den Mittellagen der Beskyden als Brutvögel alljährlich zurück; ja selbst der von mir so oft genannte, in der Ebene gelegene „hohe Wald“ beherbergt jeden Sommer mindestens Ein Pärchen nistender Waldschnepfen. Die gemeine Sumpfschnepfe oder Becassine (Gallinago scolopacinus), dessgleichen die kleine Sumpf- und Moorschnepfe (Gallinago gallinula) machen sich eigentlich erst m der zweiten Hälfte des Septembers mehr bemerkbar. Doch kamen mir beide auch ausser dieser Zeit vor, so ein älteres Exemplar der erst- genannten Art, welches ich am 18. Juli 1578 aus der Umgebung von Freiberg bei Neutitschein erhielt, und ein zweites, das ich am 13. August 1868 an einem Teichgraben unweit meines Geburtsortes Moravitcany selbst erlegt habe. Von dort wurde mir im Jahre 1869 den 7. Februar, also im Winter, ein sehr schönes, wohlgenährtes Moorschnepfen-Männchen eingeliefert. Den Kampfläufer (Machetes pugnax) führe ich als einen in Mähren höchst seltenen Passanten auf. Anfangs April 1575 wurde ein Kampfhahn, der einzige, den ich hier salı, von einem Landmanne aus Senftleben bei Stramberg am Felde lebend gefangen und bald nachher von einem Neutitscheiner Bürger erworben. Der Besitzer hielt den auffallenden Vogel bei Regenwürmerfutter längere Zeit in Gefangen- schaft, bis er ihn schliesslich ausstopfen liess. Der kleine Strandläufer (Pelidna minuta) erscheint zuweilen im Herbste einzeln an unseren Gewässern. Am 7. September 1870 erlegte ich in meinem Geburts- orte eines dieser zutraulichen, äusserst beweglichen Vögelehen in einem abgelassenen Mühlgraben, auf dessen schlammigem Boden es umherlief und nach Nahrung pickte. Den Flussregenpfeifer (Actitis hypoleucus) traf ich im nordwestlichen Gebiete der March unter allen Strandläufern am zahlreichsten an. In der Umgebung von Moravicany gibt es fast keine Sandbank im Fluss- bette der March, wo man diese zierlichen, gewandten und hellpfeifenden Vögel den Sommer über nicht auf- treiben könnte. Nächst dem Flussregenpfeifer halten sich hier, sowie an den schlammigen Rändern des oben erwähnten Mühlgrabens (eines Nebenarmes des Trebovkaflusses), einzelne Paare des punktirten Wasserläufers (Totanus ochropus) regelmässig auf. Anfangs August 1869 stiess ich in eben denı- selben Beobachtungsbezirke auf einen einzelnen hell- farbigen Wasserläufer (Glottis canescens). Dieser selten vorkommende Schnepfenvogel soll sich, verläss- lichen Angaben zufolge, schon wochenlang dortselbst umhergetrieben haben, wurde aber erst am 30. August genannten Jahres von mir auf einer Sandbank mitten in der March erlegt und meiner Sammlung einverleibt. Vom Sambettwasserläufer (Totanus calidris) besitze ich ein Exemplar, welches am 15. Juni 1867 inPaskau, unweit Mähr. Ostrau, an einem Teiche geschossen worden ist. Der grosse Brachvogel (Numenius arquatus) wurde in früherer Zeit von Dr. Sebald Schwab im nordöstlichen Mähren während des Zuges öfter beob- achtet. Ich selbst sah im September 1869 an einem sehönen Vormittage in meiner Heimat eine einzelne vrosse Brachschnepfe längs der March in südlicher Richtung ziehen. Leider musste ich mich damals mit dem blossen Zusehen begnügen, da es mir der grossen Entfernung wegen unmöglich war, einen sicheren Schuss anzubringen. Mit dem Regenbrachvogel (Numenius phaeopus) wurde ich im Jahre 1876 bekannt. Zur selben Jahres- zeit und unter ähnlichen Verhältnissen, wie ich solche bei dem Kampfläufer angeführt, gerieth eine vollkom- ınen ausgewachsene kleine Brachschnepfe einem meiner Bekannten in Neutitschein in die Hände. Als Thier- freund hatte derselbe die Absicht, den bogenschnäbligen Fremdline am Leben zu erhalten und setzte ihn nach etlichen Tagen Zimmerarrestes mit gebundenen Flügeln in den wohleingefriedeten Hofgarten. Der Gefangene schien sich in sein trauriges Schicksal fügen zu wollen; er wurde recht zahm, nalım die dargebotene Nahrung, Regenwürmer und Fleischstückehen, ohne Zögern an, suchte den Garten eifrig ab, war aber und trotzdem am dritten Tage spurlos verschwunden. Der überhand nehmende Mangel an Teichen und ähnlichen passenden Aufenthaltsorten für Sumpf- und | Wassergeflügel ist hauptsächlich Schuld daran, dass unter anderen auch die Reihervögel (Ardeidae) in unserem Vaterlande von Jahr zu Jahr seltener werden. Am frühesten noch kann der beobachtende Vogelfreund dem Zwergreiher (Ardeola minuta) be- gegnen, indem diese Art selbst mit dicht bewachsenen Gräben, Flüssen, kleineren Morästen und Brüchen, wenn sie nur genügende Deckung bieten, fürlieb nimmt. Weit seltener ist schon bei uns der Fisch- oder graue Reiher (Ardea cinerea) geworden. Ich kenne ihn nur als Strichvogel, der ab und zu an der Oder, March oder Be@va angetroffen wird. Vom letztgenannten Flusse wurde mir am 27. April 1870 ein altes, pracht- voll ausgefärbtes Männchen für meine Sammlung ein- geliefert. Ausser diesem hatte ich durch eine lange Reihe von Jahren höchstens drei jüngere Fischreiher in Händen. Dr. Seb. Schwab besass das Präparat eines jüngeren Purpurreihers (Ardea purpurea), der sich vor vielen Jahren nach Neutitschein verflogen hatte und eines Morgens zufälliger Weise in dem Hofe eines Gast- und Einkehrhauses todt aufgefunden wor- den ist. Ueber das Vorkommen der grossen Rohrdommel (Botaurus stellaris) kann ich aus eigener Erfahrung nur so viel berichten, dass dieser nächtliche Geselle regelmässiger Bewohner eines mässig grossen Teiches in der Nähe meines Geburtsdorfes war. Als jedoch dieser, zur ehemaligen Herrschaft Doubravice gehörige Teich im Jahre 1868 trocken gelegt wurde, verschwand auch die Rohrdommel aus jener Gegend. Später schien wohl der, seiner Wohnstätte beraubte Vogel noch einmal den Versuch gemacht zu haben, sich in der Nähe, und zwar in den von mir bereits besprochenen sumpfigen, rohrbewachsenen Eisenbalın- figuren anzusiedeln, wurde aber bald nach seiner An- kunft entdeckt und von einem dortigen Jagdpächter weschossen. Iın Jahre 1868 während meiner Hauptferien hatte ich das Vergnügen, den Nachtreiher (Nycticorax griseus) auf mährischem Boden kennen zu lernen. Durch sein nächtliches Gekrächze aufmerksam gemacht, ging ich dem sonderbaren Sumpfbewohner nach und fand ihn am Tage zu verschiedenen Malen einzeln und zu zweien im diehten Weidengebüsche an den Utern der Trebovka und March rastend, oder aber in den Rohrpartien des oben erwähnten Teiches liegend. Wie zahlreich die Gesellschaft war, welche sich in jenem Gebiete offenbar schon vor dem Monate August um- hergetrieben hatte, kann ich nicht angeben. Zwei Mit- glieder derselben, ausgewachsene Vögel im Jugend- kleide, fielen meinem Sainmeleifer zum Opfer. Ebenso unbekannt blieb es mir, ob die Vögel dort zur Welt gekommen waren oder nicht, und ob in älteren Zeiten überhaupt Nachtreiher im gewesenen Doubravicer Teiche und Umgebung genistet haben. Der gemeine Storch (Ciconia alba) ist in allen von mir durehforschten Gegenden Mährens ein wohl- bekannter Passant. Ueber einen Nistplatz desselben konnte ich weder im Nordwesten noch im Nordosten des Landes etwas in Erfahrung bringen. Zur Zeit der jährlichen Wanderung der Vögel berührt als ausserordentlieche Erscheinung ein oder das andere Paar des schwarzen Storches (Ciconia nigra) die wasserreichen Theile unseres Landes. In der Dr. Schwab’schen Sammlung standen zwei Präparate von hier erbeuteten Exemplaren; mir ist noch niemals das Glück zu Theil geworden, einen schwarzen Storch im Fleische untersuchen zu können. VIII. Wasservögel (Natatores). Von den zahlreichen Schwimmvögeln des Nordens, welche zur Winterszeit gegen Süden ziehen, verirrt sich manchmal auch der Singschwan (Cygnus musicus) in unser Land, wo er dann auf den offenen Stellen grösserer Gewässer angetroffen werden kann. Dr. Seb. Schwab wurde in den Sechziger-Jahren ein in der Uim- gebung von Nikolsburg im südlichen Mähren er- legter Singschwan eingesendet. Die beiden Gänsearten, Saat- und die Graugans (Anser segetum et cinereus), beobachtete ich fast all- jährlich im Zuge. Von den Enten (Anatinae) fand ich an der March und in ihrem nordwestliehen Gebiete die Stock- ente (Anas boschas), die Krickente (Querquedula crecea) und die Knäckente (Querquedula eircia). Ein wahres Prachtexemplar eines Eırpels der Pfeifente (Marecca Penelope), erbeutet an der Oder, erhielt ich im frischen Zustande den 6. April 1869. Die Schellente (Clangula glaucion) erlegte im December 1871 einer meiner Landsleute, unweit seines Wohnhauses am Trebovkaflusse. Vom kleinen Säger (Mergus albellus) enthält meine Sammlung ein Männchen, welches heuer am 27. Februar in Strassnitz im südöstlichen Mähren an der March geschossen worden ist. Die schwarze Seeschwalbe (Hydrochelidon fis- sipes) fand und erlegte ich nur ein einziges Mal, und zwar auf dem oben berührten, nunmehr aufgelassenen Teiche in meiner Heimat. Es war am 1. Sept. 1868. Die Lachmöve (Xema ridibundum) gehört bei uns zu Lande zu den gemeinsten und bekanntesten Wasser- vögeln; die Sturmmöve (Larus canus) hingegen unter die Seltenheiten. Am 28. November 1375 war ich so glücklich, letztere aus Paskau zu erhalten, woselbst sie, über einem Teiche streichend, angetroffen und erlegt worden ist. Der Nordseetaucher (Colymbus septentrionalis) erscheint fast allwinterlich in den verschiedenen Ge- wässern im Lande. Am 23. November 1865 wurde mir ein jüngerer Taucher dieser Art von einem be- kannten Förster aus den Besky den eingeschickt. Der Vogel war augenscheinlich im Zuge begriffen, schien aber den Lauf des unweiten Flusses Ostravica ver- loren zu haben und flog in der Richtung des Gebirges. Plötzlich fiel er mit grossem Ger Auscher zu Boden auf eine schneebedeckte Waldblösse herab und wurde von in der Nähe arbeitenden Holzschlägern ohne jede Mühe gefangen. Sollte der erschöpfte Wanderer die glänzende Fläche für Wasser gehalten und die Absicht gehabt haben, sich niederzulassen um auszurulien ? Aus der Familie der Steisslüsse oder Lap- pentaucher (Podicipidae) habe ich zu verzeichnen den Haubentaucher (Podiceps cristatus), den roth- halsigen Lappentaucher (Pod. subcristatus), schwarz.alsigen Lappentaucher (Pod. nigricollis) und den kleinen Lappentaucher (Pod. minor) Der Letztgenannte ist bei uns die häufigste Art und macht sich auch in Flüssen und Sümpfen bemerk- bar, während die übrigen in der Regel nur Teiche und andere grössere Wässer bewohnen. Vom rothhalsigen Steissfuss hat meine Sammlung ein Exemplar aufzuw eisen, welches am 12. Juni 1875 in einem Paskauer Teiche zu Stande gebracht worden ist, ug: Bevor ich von den geehrten Lesern dieser Blätter fiir diessmal Abschied nehme, will ich noch ein gege- benes Wort lösen, und meinen auf Seite 17 in Nr. 2 dieser Blätter angesagten Bericht über das mittlerw a an Ort und Stelle eonstatirte Vorkommen des Mauer- läufers (Tichodroma muraria) in Mähren in Folgendem nachtragen: Vebereinstimmenden Aussagen mehrerer in den Stramberger Steinbrüchen beschäftisten Arbeiter zu- folge kehrten in jener Gegend Anfangs November 1897 zwei kleinere rotliflügeli lige Vögel ein, welche sich Tag für Tag in den verschiedenen Brücl ıen sehen liessen, die Felswände nach Art der Spechte abliefen und dia vorhandenen Spalten und Ritze derselben fleissig und olme die geringste Scheu durchstöberten. Selbstvers ständlich blieb die Anwesenheit solch’ auffallend befiederter Gäste gewissen, derartige Erschei- nungen beachtenden Persönlichkeiten kein Geheimniss, und bald fand sich ein erprobter Vogelfänger ein, der den unbekannten Ankömmlingen nachstellte. Allein seine tagelangen Bemühungen lohnte der gewünschte Erfolg nicht; die Vögel erschienen wohl regelmässig auf den auserwählten Plätzen, aber keiner würdigte die in der Falle vorgesetzten Mehlwürmer auch nur emes Blickes Als Jedoch der Winter mit ausserordentlicher, uns allen noch in frischer Erinnerung stehender Strenge über das Land hereinbrachı und das freilebende, arg den - 55 bedrohte Gethier gezwungen Menschen Rettung zu suchen, da flüchtete sich auclı eines der schmucken, fremden Vögelchen in das Vor- haus einer über Nacht offen gebliebenen Werk- und Aufsichtshütte des auf der Ostseite der Stadt befind- lichen grösseren Kalksteinbruches. Der arglose Eindringling wurde hier am nächsten Morgen von den zur Arbeit erschienenen Steinbrechern überrascht, gefangen und gedachtem Vogler lebend übergeben. Diesen Drachter den Eingelieferten in seine Behausung, reichte ihm Allerlei zur Nahrung dar und bemühte sich, so gut er es verstand, ihn am Leben zu erhalten. Doch vergebens! Der seiner Freiheit ver- lustig gewordene Vogel rührte kein Futter an, sondern flog und kletterte ängstlich in der Stube und den W änden umher, w rd zusehends matter und ging am darauft olgenden Tage zu Grunde. A 6. December gelangte endlich der verun- glückte ne aus der gefiederten Welt m meine Hände und ich empfand nicht geringe Freude, ihn als einen der schönsten und Ankos seanstten V ögel Europas, nämlich als den Mauerläufer ansprechen zu können, einen Vogel, über dessen Vorkommen in Mähren weder unser hocherfahrener Ornithologe Adolt Schwab in Mistek noch Alb. Heinrich irgend welche Nachricht der Oefentliehkeit übergeben heben, Mein Mauerläufer ist ein vollkommen ausgewach- senes, dicht und tadellos befiedertes Exemplar. Wessen nes es sei, konnte ich nicht ermitteln. Im Vergleiche mit ma Mauerläufer-Männchen, welches ich der besonderen Güte des berühmten oranselen Ornithologen, Pfarrer Blasius Hanf, verdanke, er- scheint das Rückengefieder meines Präparates sichtlich dunkler gefärbt mit zarten, bloss ın der nächsteu Nähe hervortretenden schwärzlichen Endsäumchen; die Kehle ist graulichweiss und das Roth der Flügel etwas weniger hell. Ich glaube demnach, entweder ein jün- war, in der Nähe des geres Männchen oder gar ein Weibchen erhalten zu haben. Der Vogel war gut bei Fleische, aber nicht im geringsten fett, der Magen leer. Die Grössenverhältnisse zeigten sich folgen- derweise: Länge von der Schnabelspitze bis zum Schwanzende 16°5 Cın. Breitelnon, 1. S ng, REREN DTEON ER Flügel, vom Bug zur Spitze ER 29. NIEMANN O:ORSE Sehmanzy un aa. wiesen 20 Schnabel, vom Mundwindel in gerader Rieh- NIE EN ERSTE LEN EENRTERENSRREEE SERNORSH Breite des Schnabels an der Wurzel . . (VE Fusswurzel. . . EA ee DD Mittelzehe ohne Kalle BREMSE : IHN MICHE, Länge der Kralle an der Mittelzehe . BEFES L- Länge der Kralle an der Hinterzehe Ban Ge Länge der Hinterzehe ohne Kralle BE RE NG: Entfernung der Flügel vom Schwanzende . 05 „ Zum Schlusse füge ich noch bei, dass die hier besprochenen zwei Mauerläufer höchst wahrscheinlich dem Hochgebirge der ungarischen Karpathen, vielleicht de: „hohen Tatra, angehört haben. Nach der Gefangennalime des einen, verschwand der andere, nachdem er noch einige Male in den Stramberger Brüchen gesehen worden was, gänzlich aus unserer Gegend. Ob er wohl wieder kommen wird? = EIN NR RATE > [b} [o2) Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom 14. Mai 1880. Pelzeln theilte mit, dass das en Museum von Herrn Director Steindachner als Geschenk ein höchst merkwürdiges Exemplar eines Spechtes (Colaptes mexi- canus) er "halten hat, welches nach der Länge des Vogels auf der einen Seite die Färbung des Männchens, auf en zweiten Seite jene des Weibchens zeigt. Dasselbe ist von Herın Forrer gesammelt ronalen. Hierauf hielt Herr Kolazy den angekündigten Vortrag „Die Amsel“ | weleher höchst beifällig aufgenommen wurde. Die nächste Monatsversammlung wird im Monate October stattfinden. Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche dies noch nicht getbanl gefälligst recht bald an den Cassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. lernen Der schrieben: „Seit einige — „Cöln. Ztg.* wird aus Hannover ge- er Zeit trifft öfters ein inter- essanter Passagier von Station Drebber in Diepholz und Barnstof ein und wird, obwohl derselbe niemals ein Fahrbillet nimmt, unbeanstandet befördert. Es ist diess ene Elster, die auf dem Bahnhofe Drebber ir Domieil bat und anf beliebigen Zügen nach den genannten Stationen fährt, jedesmal aber mit dem nächsten Zuge nach der Heimat zurückkehrt. — Ein Einwohner zu Bella-Vista vor Hannover fand jüngst in dem an seinem Hause befindlichen Briefkasten einige niedliche Vogel-Eier, sorgsam auf Haare gebettet, und da diese unverhoftte Einlage schwerlich durch einen kaiserlichen Postbeamten bewirkt sein konnte, ergaben weitere Beobachtungen das Factum, dass ein Kohl- meisenpaar sich diesen wenig benutzten Kasten, dessen Einwurf gerade das Durchschlüpfen gestattete, als Familienwolnung ausersehen hat. Die Eierzahl stieg nach und nach auf zwölf, worauf das Weibchen zu brüten anfıng. Dasselbe hat all’ und jede Scheu verloren und lässt sich sogar streicheln.“ Inssrats. Wichtig für Blumenfreunde. G. M. HESSE’S Pflanzen-Nahrunse. Enthält sämmtliche Nährstoffe der Pflanze in leicht löslicher Salzform. Für die Zimmerkultur von Topfge- wächsen und Blattpflanzen das Praktischeste, um durch regelmässige Anwendung schönstes, üppigstes Gedeihen Aller Plien zu elen Verbrauch sehr sparsam, Erfolg überrsachend. Die Dose a @® kr. und 2 Al. 20 kr. em pfielt das General-Depot für Nieder- und Oberösterreich des Hans Neweklowsky, Fuchsengut bei Stadt Steyr in Oberösterreich. Abennements-Einladung. 0255 Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ eröffnen mit dem Neuen Jahre 1880 ihren fünften Jahrgang. Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ sind in erster Linie das Organ des Münchener Vereines für Geflügelzucht und in weiter Ausdehnung das der befreundeten und aller demselben Ziele zusteuernden Vereine. Dieses Ziel besteht in der Anregung und Verbesserung der Zucht und Pflege des Geilügels in allen Racen, sowie auch der Zier- und Schmuckvögel aller Zonen. Die Liebhaberei soll unterstützt, die praktische Verwerthung der verschiedenen Geflügelracen in ökonomischer Riceh- tung immer mehr ausgedehnt und auch unter der Landbevölkerung melır bekannt werden. Die Redaktion wird sich bemühen, alle in dieses Fach einschlagende Fragen in gediegenen Abhandlungen zu besprechen und das Blatt durch Original- Aufsätze zu einer gediegenen Lectüre zu gestalten. Schon im vergangenen Jalıre hat die Abonnentenzahl bedeutend zugenommen, und der Verein für Geflügel- zucht München wird es sich angelegen sein lassen, das Blatt so zu gestalten, dass es auch in weiteren Kreisen ein beliebtes Insertionsblatt werden dürfte. Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht* erscheinen am I. und 15. jeden Monats und kosten im jährlichen Abonnement? Mark; im Post-Abonnement, inel. Zustellungsgebühr, oder durch die Expedition per Kreuzband bezogen, jährlich 2 M. 80 Pf. Bestellungen, sowie Insertions-Aufträre beliebe man an die Expedition: Joh. Bühler’sche Buchdruckerei, Neuhauserstrasse 3, München, zu richten. München, im Monat December 1879. Die Redaktion der „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht‘‘. Iın Verlage der Unterzeichneten erscheint: IIoemeine_Denische_Stndenien-Zeitung unter Redaetion von Dr. Max Baumgart, Berlin. Allen Studirenden deutscher Zunge, sowie den „alten Herren“, denen das Herz noch warm schlägt für die goldene Zeit der Jugend- träume, sei die „Studenten-Zeitung* auf's Wärmste empfohlen. Dieselbe wird, indem sie sich auf einen neutralen Standpunkt stellt, und einer jeden Parteirichtung fernhält, ausschliesslich nur solche Sachen behandeln, welche für die Studirenden ganz besonders von Interesse sind. Hervorragende Schriftsteller des In- und Auslandes sind ihre Mitarbeiter. Die „Studenten-Zeitung“ erscheint jeden Sonnabend in grossem Format, 68 Seiten stark und kostet bei allen Buchhandlungen uud Post- anstalten vierteljährig nur 3 Mark. Sämmtliche Nummern des Quartals werden prompt nachgeliefert. Beiträge werden durch die Unterzeichneten erbeten. Insertionspreis: pro 4 gespaltene Nompareille-Zeile 50 Pf. Berlin S., Prinzen-Strasse 71. Thrige & Fahrenholtz. Herauszeber : er Omithologische Verein in Wien. — (Commissionsverleger: Verlag > von Wilhelm Engelmann in Leipzig: Ueber (ie Zudstrassen der VÜoE, Von Dr. 3. A. Palmen, Docent der Zoologie an der Universität He!singfors. Karte. br.6 M. — fl. 3. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, in Wien durch die k. k. Hof-Buchhandlung Faesy & Friek, Graben 27. Mit einer lithosr. 8, 1876. 60 kr. Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J, B. Wallishausser in Wien. 4. Jahrg. : . Nr. 7. = —— = onelkunde, Blätter für W ——— oa me —— el- Shui -Rflege fa Ye Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. :: Die „.Mittheilungen des Ornithologisehen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 f., sammt Franco- ! kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile : werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern ! a 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, :! : Florianigasse 46, zu richten. i : Zustellung 2 fl. 25 Inhalt: Die Amsel. Von Josef Kolazy. — Allerlei. — Vereinsangelegenheiten. — Inserate. Die Amsel. Von Josef Kolazy. (Vortrag, gehalten in der Monatsversammlung des Ornithologischen Vereines vom 14. Mai 1880.) Die Lebensweise der einzelnen Thiere ist noch immer nicht so bis in das kleinste Detail bekannt, dass wir auch gleich im ersten Augenblicke jedes Geschöpf richtig zu beurtheilen im Stande wären. Im Haushalte der Natur gibt es nur nützliche oder schädliche Thiere, eine Mittelstufe nämlich indif- ferente Thiere, oder mit andern Worten solche, die keinen Nutzen oder keinen Schaden verursachen, gibt es nicht. Ungenügende Kenntniss der Lebensweise soleher Thiere, von denen wir nicht recht wissen, ob sie nützlich oder schädlich sind, bestimmen uns, diese als indifferente Wesen zu bezeichnen. Viele Thiere werden, trotzdem thatsächlich bekannt ist, dass sie uns nur nützlich sind, noch immer als schädliche bezeichnet; ich erinnere hier nur an den Maulwurf, relativ nur wenige Personen gibt es, die wissen, er ist nützlich. Wie steht es mit den Fledermäusen, wer zweifelt daran, dass sie nützlich seien? ich muss sagen, gar Viele; wer hält die Nachtraubvögel für nütz- lich? wahrlich nieht Viele; Frösche und Kröten halten wohl die Meisten nur für schädlich, sonst würde man den Beweis hiefür an den vielen im Frühjahre erschla- genen nicht sehen. Wie ist es mit der Maulwurfsgrille, die hält wohl Jedermann nur für schädlich, und doch habe ich selbst in einer Abhandlung (k. k. zool. bot. Gesellschaft Jahrgang 1871) bewiesen, dass sie als von Regenwür- mern lebend, uns nur nützlich sen kann. Betrachten wir als Ornithologen heute einen Vogel, sagen wir die Amsel, oder Schwarzdrossel, Turdus merula. Sie lebt in waldigen mit Gesträuch unter- mischten Gegenden und ist ein schlauer, vorsichtiger, misstrauischer und zänkischer Vogel. Die Schwarz- drosseln sind, wie alle ihre Gattungsverwandten, Zug- vögel, doch bringt esmanche Loealität mit sich, namentlich wenn dieselbe viele beerentragende Gebüsche enthält, dass die Amsel ihren Charakter als Wandervogel verleugnet und eine solche Gegend auch im Winter nicht verlässt. Ro} | [0 ,o} Den grössten Theil des Tages sieht man sie auf dem Erdboden dahinlaufen, um unter Moos, abgefal- lenen Laube ihre Nahrung, besonders Regenwürmer, Insektenlarven oder deren Puppen und Nacktschnecken aufzusuchen. Aber auch Kirschen, Erdbeeren, Him- beeren, Maulbeeren und Trauben fressen sie sehr gerne. Diejenigen, die im Winter nicht fortziehen, elnen sich von allen möglichen Beeren, besonders denjenigen des Wachholders. Aber trotzdem die Amsel ein scheuer, vorsichtiger Vogel ist, hat es doch der Hunger im Laufe der Zeit mit sich gebracht, dass sie, besonders zur Winterszeit aus ihrer Waldeinsamkeit heraus, sich den Städten und Ortschaften genähert hat, um dort in den Gärten Nahrung zu suchen. So hatte man in Wien vor 40 und mehr Jahren manchmal Gelegenheit, während des Winters einen solchen schwarzen Gast zu sehen; theils aus Mitleid mit dem armen hungernden Vogel, theils seines bis spät Abends anhaltenden melodischen Gesanges wegen, gewannen wir den neuen Hausge- nossen lieb. In neuerer Zeit, seitdem in unseren Gärten die Vögel im Winter gefüttert werden, sind alle in denselben ausgebrüteten Amseln, echte Standvögel geworden, es fällt keiner mehr ein, in's ungewisse Blaue hinein zu fliegen, in ein ihr unbekanntes Land; sie ist Stadt- bürger geworden und als solcher glaubt sie auch em Recht zu haben, sich im Winter auf Kosten anderer erhalten zu lassen. Bei uns in Wien hat es die Amsel schon so weit gebracht, dass sie und die Sperlinge die einzigen Vögel sind, die unsere Stadtgärten bevölkern Der eine wie der andere dienen zwar zur Belustigung des grossen Publikums, im übrigen genommen sind beide Arten nur lästige Vögel. Was nützen uns unsere für Höhlenbrüter aufgehangene Nistkästehen; ich glaube, wohl Niemand von uns a in denselben. einen andern Vogel noch gefunden, als den Sperling, denn schon gegen Ende der Winterszeit haben diese es mit der Paar ung sehr eilig, und jedes Nistkästchen ist von einem Pärchen besetzt. Unter so bewandten Umständen haben wir es hier nicht mehr mit einem im der Freiheit lebenden Vogel zu thun, sondern mit einem von uns selbst verhätschelten; kem Wunder also, wenn ein solches Thier, das ohnehin der guten Eigenschaften nicht gar viele hat, seine theilweise schlechten Eigenschaften zum Nachtheile der übrigen Vogelwelt noch mehr vervoll- \kommnet. In der Weltgeschichte hat gar oft schon eine dem Anscheine nach geringfähige Sache Streit und viel Unglück hervorg: erufen; "und so hat auch in naturhistorischer Hinsicht eine Imbedeutende Angele- genheit die ganze omithologische Welt in zwei Par- teien gespaltet. Die „setfiederte Welt“ vom 15. Jänner 1880 brachte ungefähr folgenden Artikel: „In der Stadt Würzburg stieg ein Mann in den Garten des Professors der Zoologie an der dortigen Universität (Semper) und entfernte die von dem genannten Professor zum Schutze seiner Farrenkräuter und Alpenpflanzen aufgestellten Fangnetze. Der Mann wurde wegen Beschädigu ung fremden Eis: enthums bestraft, zugleich aber achte derselbe die Anzeige gegen den lormm Professor und seinen Gärtner, indem beide Per- sonen einen Paragraph des Polizeistrafgesetzbuches durch Fangen der Amseln übertreten hätten. Als Vertheidiger grossen Zank und war der Professor des deutschen Privatrechtes an der Universität (Schröder) anwesend. Die Beschuldigten geben das Amselfangen zu, wollen aber dazu berech- tiget gewesen sein, da die Amsel nicht zu denjenigen Singvögeln gehöre, deren Einfangen und Tödten durch ortspolizeiliche Vorschrift verboten ist. Hofratlı Dr. Rin dfleisch, Professor der pathologischen Anatomie, war als Sachverständiger geladen und gab sein Gut- achten dahin ab: Die Amsel sei zu den allerschädlichsten Thieren zu zählen. Sie sei kein jagdbares Thier, bei dem eine Hegezeit vorgeschrieben ist. Die Amsel gchöre aber auch nieht zu den Singvögeln, welche das Polizei- gesetz meine; sie sei durch Begattung mit andern Vögeln entartet und sei ein fHeischfressendes Thier zeworden. Seit 40 Jahren sei sie bei uns einheimisch. | Namentlich liebe es die Amsel, die Jungen der Sing- vögel aus den Nestern aufzufressen. Wo Amseln sich einnisteten, verschwänden alle Nachtigallen, wie diess in T’hürmgen der Fall sei. Die Amsel überwintere jetzt auch bei uns. Er finde das Wesfangen der Amseln nicht nur nicht strafbar, sondern sogar lobenswerth und verdienstlich. Der Amtsanwalt beantragte fiir die beiden Beschuldigten je 50 Mark Geldstrafe. Der Vertheidiger plaidirte, gestützt auf das Gutachten des Sachverständigen auf Freisprechung, und der Gerichtshof erkannte in diesem Sinne.“ Dieser etwas entstellt gebrachte Sachverhalt ver- fehlte seine Wirkung nicht, auch einige Wiener Journale sollen diesen entstellten Artikel gebracht haben, und es begann ein gegenseitiger Federkrieg mit viel Geschrei und wenig Wolle; besonders von den Freunden der Amsel wurde und wird alles Mögliche aufgeboten, um ihren Liebling zu retten. Die verschiedenartigen Meinungen für und gegen die Amsel will ich hier im Auszuge mittheilen. So heisst es in derselben Nummer Seite 25 weiter: „Die Gebrüder Adolf und Carl Müller, her- vorragende Fachmänner, weisen darauf hin, dass die Thätigkeit der Amsel wesentlich dem Boden angehört, wobei sie in Kunst- und Gemüsegärten zuweilen emigen Schaden anrichtet, indem sie junge Pflänzchen in noch derberer Weise als der Staar aushackt, um an die Regen- würmer zu gelangen. Zu den Fa:shmännern gehört weiter der Inspector der Gartenbaugesellschaft in Frankfurt a. M. Herr Mühlig, dieser erkennt die Amsel als nützlich, fügt jedoch bei, dass sie manchmal an Kirschen, Erdbeeren und Trauben grossen Schaden verursacht und dass man sich daher nicht wundern dürfe, wenn Gärtner und Gartenbesitzer niemals ihre Freunde seien.“ In derselben Zeitschrift Nr. 5 widerlegt Professor Semper die gegen ihn geschleuderten Bese huldigungen, sagt ferner dass Hofrath Rindfleisch nur als Jagd- sachverständiger vernommen wurde, und solche Aeus- serungen, wie Entartung durch Begattung mit anderen Vögeln, nieht gethan, auch den Ausdruck fleischfres- sendes Thier nicht gebraucht habe; auch sei unwahr, sagt Professor Semper weiter, dass er die Amseln wegen seiner Kirschen und Trauben verfolste. Endlich sei auch ein zweiter Sachverständiger, Apotheker Lan d- auer, der ein Gutachten abgab, welches mit den Aeus- serungen des Prof. Rindfleisch und ihm (Semper) baranaannie, zugezogen gewesen. In derselben Nummer Seite 53 unter dem Titel: „Die Amsel und die Professoren“ sagt Prof. Schröder unter anderem folgendes: „Das bairische Vogelschutz- gesetz vom Jahre 1866 zälılt die Amsel nicht unter den geschützten Vögeln auf, die Anklage war also nicht darauf gerichtet, ob ein Vergehen gegen dieses Gesetz vorliege, sondern ob die Amsel zu den jagdbaren Thieren gehöre — Verordnung vom 5. Oetober 1863 —*. Prof. Rindfleisch, auf den sich Prof. Schröder berief, sieht nur Wachholderdrossel oder Krammetsvogel als Federwild an und im Gesetz ist nur darum auch die Singdrossel als jagdbar bezeichnet, weil sie von der Wachholderdrossel schwer zu unterscheiden ist; durch die Ansiedlung der Amseln in den Städten hat dieser Vogel seinen harmlosen Oharakter verändert und kann unter Umständen schädlich werden durch Ver- treibung der Nachtigallen und anderer Singvögel. Alle andern Ausdrücke, die er (Prof. Rindfleisch) ge- braucht haben soll, seien gänzlich unwahr. In Nr. 6 Seite 60 ist ein Artikel, den Dr. Bal- damus in der Coburger Zeitung veröffentlichte, abge- druckt. Ich will hier einen kurzen Auszug wiedergeben: Dr. Baldamus sagt, die Amsel sei aus einem Wald- ein Stadtbewohner geworden, der sich von dem Westen nach dem Osten Europas verbreitet hat. Als erste Folge seines Aufenthaltswechsels bezeichnet er bei vielen den Verlust ihres Wandertriebes, — sie sind Standvögel geworden und Allesfresser, — ferner das Aufgeben ihrer Wildheit; als schädliche Eigenschaften ihre Nesträuberei. Ferner sei die Amsel ein bei weitem stärkerer und kühnerer Mitbewerber auf den Weide- und Nistplätzen, an Erdbeeren, Kirschen, Himbeeren richten sie Schaden an; und da sie in Städten häufig mit rohen oder gekochtem Fleische gefüttert werden, suchen sie ihre Lüsternheit nach Fleisch durch Ver- schlingen nackter Singvögel zu befriedigen. Daher wären sie auf ein erträgliches Mass zu beschränken, da wir sonst eine zunehmende Verringerung der nützlichen und besten kleinen Singvögel zu gewärtigsen haben. In Nr. 8 der gefiederten Welt berichtet Herr J. Hellerer zur Ehrenrettung der Amsel folgendes: „Die Schwarzamsel lebt nachweisbar seit mehr als 60 Jahren in allen Gärten und Parkanlagen der Stadt München neben Finken, Grasmücken, Rothschwänzchen, Meisen u. a. und nistet zu gleicher Zeit mit diesen, bald im niedrigen Buschwerk, bald auf Bäumen, an Spalieren und verschmäht es auch nicht, im Nothfall sogar ein Mauerloch als Brutstätte zu wählen. Die oben genannten Sänger, nehmen gar keinen Anstand, im Jagdbezirk der Amsel, ja selbst in nächster Nähe des Amselnestes zu brüten, und es ist hier kein Fall bekannt geworden, der vermuthen liesse, die Amsel vergreife sich an den nackten Jungen ihrer kleineren Nachbarn. Es ist geradezu undenkbar, dass im Falle einer Nestplünderung durch die Amsel, die besorgten Alten nicht ihren bekannten Angsstruf sollten hören lassen, ähnlich wie bei Annäherung eines Raubvogels, einer Katze, eines Hundes ete. Keiner der zu Rathe gezogenenen meistälteren Gärtner, die doch durch ihren Beruf, zur Brütezeit genannter Sänger, von Tagesan- bruch bis Sonnenuntergang an ihren Garten gefesselt sind, wusste von einem derartigen Raubanfalle zu be- richten, im Gegentheile, sie fanden es unerhört, wie man die Amsel mit Elstern, Dohlen, Nusshehern ete. in dieser Hinsicht vergleichen könne. Seit 11 Jahren beobachtete ich selbst tagtäglich das Leben der Amseln und ihrer Nachbarn und be- merke ausdrücklich, dass ich eine Abnahme der kleineren Sänger in dem mir zugänglichen Raume nicht ermitteln konnte. Einige Beispiele des Zusammenlebens mögen hier Platz finden: ‘ 59 Der Garten des Cafe Oberwiesenfeld beherbergt seit vielen Jahren ein, auch zwei Amselpärchen als Standvögel Sommer und Winter Seit 11 Jahren sehe ich im Mai stets etwa 4-5 Paar Grasmücken, auch einige Paar Finken und andere wiederkehren, die sich jedesmal in dem von Amseln bewohnten Bezirk ohne Scheu niederlassen und neben diesen ihrer Nahrung nachgehen, singen und brüten. Im Sommer 1877 hatte die Amsel ihr Nest, kaum sieben Schritte davon siedelte sich eme Zaungrasmücke und weitere acht Schritte davon eine Gartengrasmücke an, und älle fütterten die Jungen gross. Leider musste die Zaungrasmücke ihre Unvorsichtigkeit, kaum einen Meter über der Erde ge- brütet zu haben, mit dem Verluste ihrer fast füsgen Brut büssen, die einer räuberischen Katze zum Opfer fiel. Im Sommer 1879 wurde der Garten verbaut, und die Gartengrasmücke nistete im nahen Schulgarten, die Amsel 5 Schritte davon, 12 Schritte weiter hatte die Zaungrasmücke ihr Nest. Die Letztere, von Schul- kindern häufig belästiget, liess ihre Jungen im Stiche und schritt, kaum 4 Schritte vom Nistbaume der Am- sel, zur zweiten Brut. Auch wurden die Kleinen gross- gezogen und zugleich mit den jungen Amseln verliessen auch sie das Nest.“ Dr. Russ bezeichnet die Nesträuberei der Amsel als eine Unart eines einzelnen Vogels und nicht der ganzen Familie. Hirschberger, Kunst- und Handelsgärtner , kam 1827 nach München und fand die Amsel bereits in allen Gärten und Parkanlagen verbreitet; der Hans- meister der k. Turnanstalt, bereits 37 Jahre in Ver- wendung und das Terrain schon 21 Jahre kennend, hat die Amsel schon heimisch gefunden. Beide Männer sahen Amselpärchen mehrals hundertmal neben kleineren Singvögeln brüten, aber nie haben dieselben nest- räuberische Absichten der Amsel bemerkt. In derselben Zeitschrift, Nr. 13, Seite 145, be- nennt Dr. Russ die Amseln die unverträglichsten ja bösartigsten aller Stubenvögel. Dagegen sast Herr W., Schöbl in den Blättern des böhm. Vogelschutz-Ver- eines, dass er seit mehr als 15 Jahren Amselpärchen unter anderen nistenden kleinen Vögelchen gehalten habe, ohne nur die geringste Gewaltthätigkeit bemerkt zu haben. Im ormnithologischen Centralblatt, Jahrgang V, Nr. 3, Seite 24 heisst es: „dass die ganze Darstellung des Gutachtens betreffs der Amsel auf falscher Auf- fassung eines Zeitungsreporters berulhte, war unschwer zu erkennen. Die Blamage dürfte also auf Seiten der Zeitschriften sein, u. s. w., u. s. w." In derselben Zeitschrift Nr. 7, Seite 53 schreibt Dr. Baldamus in Coburg, einer unserer hervor- ragendsten Ormithologen, ungefähr Folgendes: „Als nun bei einer Besprechung der Ziele des neuen Vereines, in öffentlicher Versammlung auch die Ursachen zur Sprache kamen, welche das Verschwin- den der Nachtigallen wohl herbeigeführt haben möchten, erhoben sich einzelne Stimmen, welche den Einzug der Amsel in die Gärten der nächsten Umgebung und der Stadt dafür verantwortlich machten: „die Nachti- gallen sind verschwunden, seit die Amseln bei uns eingezogen sind“ sagte man. Diese Behauptung fand Widerspruch und mir selbst schien sie unbe- gründet, zumal, da sich mir kurz darauf ein hiesiger Vogelfänger, „als leider des Wegfangens der Nachti- gallen schuldig“ bekannte. Gleichwohl schien mir bei , näherer Erwägung der Aehnlichkeit der Aufenthalts- 60 und Weideplätze der beiden Vögel die mehrseitig be- hauptete Thatsache beachtenswerth und ich nahm mir desshalb vor, genauer zu beobachten. Bereits im zweiten Jahre darauf musste ich zu meinem nicht geringen Erstaunen die Erfahrung machen, dass die Amsel Nesträubereien treibe. Da diess wohl die erste sichere Beobachtung dieser bis dahin unbe- kannten Thatsache ist, so möchte ich etwas ausführ- licher darüber berichten. Unter den Finken der Coburger Gegend zeich- nete sich ein Männchen durch seinen besseren Schlag aus, welcher einige Aehnlichkeit mit dem immer seltener werdenden Thüringer Doppelschlage zeigte. Es glückte mir durch sorgsames Füttern, namentlich mit Mehl- würmern, den sehr zutraulich gewordenen Vogel an meinen Garten zu fesseln; er baute sein Nest im nächsten Frühjahre auf einer Akazie kaum 10 Schritte von der Veranda meines Hauses, zu meiner und meiner Familie grossen Freude. Das Nest wurde von uns Allen sorgfältig überwacht. Da stürzte emes Tages mein Sohn in die Stube, und berichtete, dass eine Amsel einen jungen nackten Fivken aus dem Neste geholt habe. Ich sprang hinaus und sehe eben noch, wie ein Amselmännchen irgend etwas im Schnabel tragend, in der Richtung nach seinem eigenen, mir bekannten und etwas über 200 Schritt entfernten Neste flog. Nach kurzer Zeit kehrte es zu- rück, sprang trotz unseres Lärmens und des Geschreies und Widerstandes der beraubten Eltern auf den Nest- rand, ergriff ein junges, nocht nacktes Vögelchen, schleuderte es ein paar Mal hin und her und trug es seinem Neste zu. Es war das letzte der fünf Jungen gewesen. Die Amsel kehrte nicht mehr zurück. Die armen kinderlosen Eltern klagten noch einige Zeit und verschwanden dann gänzlich, und ich habe den auf- fallend schönen Schlag meines Lieblings nicht wieder gehört.. Am Nachmittag desselben Tages war ich im Begriffe in die Stadt zu gehen, als mich ein mir un- bekannter Bürger anredete, um mir mitzutheilen, dass ein Amselpaar, fünfjunge, eben ausgeschlüpfte Schwarz- plättchen vor seinen Augen aus dem Neste geraubt habe. Man kann sich leicht denken, welch’ unange- nehmen Eindruck diese Entdeckung auf mich machte, Jetzt war mir sofort klar, dass die Amseln bei der Vertreibung der Nachtigallen entschieden mitge- wirkt hatten. Die gleiche Bevorzugung ihrer Aufent- halts-, Weide- und Nistplätze in der Nähe von Ort- schaften mussten beide Vögel in nahe Berührung brin- gen, die gleiche Nahrung und selbst die gleiche Art und Weise des Futtersuchens, dreisten, kräftigen Amsel erwecken ; das fortwährende Herumkriechen der Amsel unter Hecken und Gesträuchen machte ihnen die Entdeckung der dieht über oder auf dem Boden leicht und es ist desshalb ebenso leicht erklärlich, dass der bessere Sänger dem protegirten Bindringlinge im Kampfe ums Dasein unterliegen musste, und dass die Nachtigallen, wie das Finkenpärchen für immer ver- schwanden. Es lag nahe, die Nesträuberei der Stadtamsel mit der winterlichen Fleischfütterung in Zusammenhang zu bringen. Inzwischen hatte ich auch weitere Mittheilungen über den Raub der Jungen des „Spötters“, Garten- laubvogels (Sylvia hypolais), erhalten. Ich konnte mich nun nicht länger der Ueber- zeugung verschliessen, dass die so viel Ingeziefer ver- zehrende Amsel, die kleinen Singvögel, theils durch den Futterneid der | angelegten Nachtigallennester nur allzu’ Zerstörung ihrer Bruten und Nester, theils durch bis- sige, futterneidische Verfolgung der ausgeflogenen Jungen und Alten in erschreckender Weise decimire und von den altgewohnten Stand- und Nistplätzen vertreibe.“ _ Dr. E. Baldamus hat den Streit über die Nütz- Jiehkeit oder Schädliehkeit der Amsel zum Anlass genommen, um in einer kleinen Schrift, betitelt: „Der Würzburger Amselprozess und die Amsel“ theils seine eigenen Erfahrungen, die ich soeben mittheilte, theils auch die Beobachtungen anderer, unbefangener, zuver- lässiger und ihm bekannter Augenzeugen der Nachwelt zu übergeben. Der Director der städtischen Schule Herr Br od- führer schreibt ihm Folgendes: „An einem Sonntag, Mitte oder Ende Juni sass ich denn auch einmal im Schatten einer Hängeesche, auf einer Bank, da hörte ich auf einmal ein ängstliches Vogelgeschrei. Ich glaubte, dass an der den Thierchen hergerichteten Tränke und Badeanstalt sich irgend ein kleiner Krieg abspiele, oder dass eine Katze in Sicht sei, bemerkte aber bald, dass ein Vogelpaar eine junge Platane ängstlich umflog. Ich schlich mich näher heran, und konnte eben noch sehen, wie ein Amselmännchen ein kleines, noch nacktes Vögelchen im Schnabel hatte, und ganz nach Art, wie es die Jagdhunde mit den Hasen zu thun pflegen, derb abschüttelte. Ich machte Lärm und suchte so die Amsel von dem Neste zu verscheuchen. Diess gelang mir auch: die Amsel flog mit ihrer Beute davon, lei- der olme dass ich sie hätte verfolgen und weiter beobachten können. Das zerstörte Nestchen wurde von dem Finkenpaar verlassen.“ „Ein Stückchen von Frau Schwarzamsel“ lautet die Ueberschrift des Berichtes einer Dame meiner Nachbarschaft, welche Folgendes schreibt: „In meinem Garten unten im Gebüsch befand sich ein Grasmücken- nest. Vier junge Grasmücken waren vor einigen Tagen aus dem Ei geschlüpft; da bemerkte der Gärtner, dass das Vogelmütterchen ängstlich das Gebüsch umflatterte und salı bald, dass eine Schwarzamsel vor dem Neste sass und die Jungen eines nach dem andern mit dem Schnabel fasste, schüttelte und zur Erde warf. Er verjagte die Mörderin und da die kleinen Vögelchen noch nicht ganz todt waren, legte er sie sorgsam wie- der in das Nest und benachrichtigte uns. Am andern Morgen lagen sie aber doch todt unter dem Neste, wahrscheinlich war Frau Schwarzamsel zurückgekehrt, um ihr Werk zu vollenden, nicht um die jungen Vögel zu verzehren, sondern nur um sie zu tödten. Derselbe Gärtner beobachtete den gleichen Vorgang bezüglich eines Hausrothschwanznestes, welches an einem Garten- hause angelegt war. Hier zerstörte das Amselmännchen, nachdem es die Jungen fortgeschleppt, auch das Nest.“ Der Kreisgerichtsdirektor Sechnür schreibt unter Anderem folgendes: „Seitdem sich die Amseln in meinem Garten eingenistet haben, haben sie sich allmählig so enorm vermehrt, dass zu Zeiten 40-—50 Stück daselbst anzutreffen sind, die Singvögel von Jahr zu Jahr mehr abgenommen haben, so dass ihr gänzliches Verschwin- den nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint. Auch habe ich guten Grund, die üble Nachrede, dass die Amseln aus den Nestern der kleineren Vögel die nackten Jungen rauben und verzehren, keineswegs für eine Fabel zu halten, nachdem ich mehrfach an nie- drig gebauten, namentlich Finkennestern, beobachtet habe, dass einzelne, oder auch sämmtliche Junge ver- schwanden, ohne dass von irgend einem andern zwei- oder vierbeinigen Räuber eine Spur zu entdecken war. Uebrigens verscheucht die Amsel durch ihr heftiges, ruheloses und unverträgliches Wesen auch die erwach- senen kleinen und schwächeren Vögel mit Aus- nahme natürlich des frechen Spatzenvolkes — mehr und mehr aus dem Garten. Dass sie die Weinstöcke, Kirschbäume, Beerensträuche auf die unverschämteste Weise plündern, noch ehe die Früchte reif geworden sind, ist eine bekannte Thatsache. Es wäre im Inter- esse unserer nützlichen und vorzüglicheren Singvögel in der That sehr zu wünschen, dass Mittel und Wege gefunden werden könnten, diesen gefrässigen, zän- kischen und in mehr als einer Hinsicht widerwärtigen Vogel aus unseren Gärten wieder zu verbannen und dahin zuzückzuweisen, wohin er eigentlich gehört, in die Wälder, aus denen er gekommen ist.“ Herr Badebesitzer Ziegenfelder berichtet: „Ich bin ein grosser Freund und Verehrer der Amseln und der Staare gewesen, bin es aber seit zwei Jahren nicht mehr, da ich mich mit eigenen Augen überzeugt habe, dass beide Vögel Nestr äubereien treiben. Ich habe am Eingange zu meiner Badeanstalt zwei gefüllte Weiss- dornbäume stehen, in derem einen.ein Finkennest, in dem andern ein Stieglitznest sich befand, und musste zu meinem Schrecken sehen, dass beide Nester mit ihren Jungen ausgeraubt und zerstört wurden. Ich habe darauf sämmtliche Brutkästen für Staare sofort aus meinem Garten entfernt und meine Passion für Amseln und Staare aufgegeben. Ich bin zwar nicht für gänzliche Ausrottung, jedoch aber für eine Einschrän- kung derselben.“ _ Herr Gerichtsschreiber Klappenbach schreibt: „Dass ich mich durch den Augenschein von Nestplün- dereien der Amsel überzeugt hätte, kann ich nicht ab- solut behaupten, ich habe nur die Vermuthung ausge- sprochen, es möchten solche Nestplündereien stattfinden, weil im Bereiche des Brutplatzes der _Amsel, ein kleinerer Vogel nicht zum Nisten, beziehungsweise zum Eierlegen kommt, oder wenn diess ja geschehen, so waren die Jungen bald verschwunden. "Ich habe desshalb die Amseln, soweit ich diess vermochte, beim Nestbau gestört und werde darin fortfahren, da ich der festen Ueberzeugung bin, dass dieselben namentlich die Edelsänger vertreiben, weil diese ziemlich gleiche Nahrung und Aufenthaltsorte mit ihnen haben.“ In gleicher Weise äusserten sich Herr Schwabe, Herr Kaufmann Hertha und Andere. So die Berichte aus Coburg; deren Gegenden erhielt Dr. über die Amsel. Der herzogl. Förster und Fasanen- meister Kurzius auf dem Callenberge bei Coburg schreibt ungefähr: „Ich theile Ihnen drei Fälle mit, wie die Amseln die nackten Jungen 1. aus einem Finkenneste, 2. aus einem Schwarzplättehenneste und 3. aus einem Bachstelzenneste geraubt und die Nester zerstört haben. Seitdem die Amseln von uns so in Schutz und Pflege genommen werden, sind unsere nützliehen, kleinen, lieben Waldsänger, wie Rotlikehlehen, Grasmücken, Stieglitze etc. fast gänzlich vertrieben worden. Ich liebe den Gesang der Amsel sehr, muss aber offen gestehen, dass uns die Amseln mehr Schaden als Nutzen bringen.“ Herr Apotheker C. Voegelein aus Stuttgart schreibt, er habe im Laufe "des letzten Sommers beobachtet, dass eine Amsel eine Eidechse getödtet und gefressen hat und kommt zu dem Schlusse,, dass sie noch weniger kleine Vögel verschonen werde. Auch Rentier mehrere aber auch von an- Baldamus Zuschriften 61 sagt er, dass einige Garten- und Weinbergbesitzer die Amsel stets von ihrem Anwesen vertreiben, weil dieselbe nicht nur andere Singvögel nicht aufkommen lässt, sondern auch im Herbste den reifen Trauben durch ihre Gefrässigkeit äusserst gefährlich ist. Aus Heilbronn schreibt Herr Hoser, Amsel in Gärten für schädlich halte, Bauminsectenfresser vertreibe und 2. bis auf die Trauben abfresse. Aber auch einen entgegengesetzt lautenden Aus- spruch führt Dr. Baldamus an, und zwar des Apothekers J. Achert; derselbe gibt die angeführten Veränderungen in der Lebensweise der Amsel zu, will aber von deren Raublust nichts wissen und sagt zum Schlusse: „Läge die von Ihnen bezeichnete Anlage nur einigermassen in der Natur des von mir stets als harmlos gekannten Vogels, so hätte ich bei so günstiger Gelegen- heit, doch gewiss auch einmal eine Ihnen ähnliche Beobachtung machen müssen.“ Dr. Baldamus gelangt nach allen diesen Mit- theilungen zu dem Schlusse, dass die Nesträubereien der Amsel keine Phantasiegebilde seien, sondern eine durch ernste, gewisssenhafte Beobachter bekundete That- sache, deren Ursachen bisher noch nicht vollständig erkannt, deren Folgen aber, in dem zunehmenden Ver- schwinden zahlreicher Arten klemerer und vergleichs- weise noch nützlicherer Singvögel bereits auffallend zu Tage treten. „Und dort, wo man den Amseln rohes oder auch nur gekoel ıtes, Pleisch gefüttert hat, wird man bei aufmerksamer Beobachtung leider auch die Erfahrung machen, die wir hier in Cobure zu machen, Gelegenheit hatten.“ Professor C. Semper hat in einer Broschüre, betitelt „Mein Amselprocess“, den ganzen Hergang vom Anfang bis zum Ende ebenfalls ausführlich auseinander- gesetzt, und in derselben alle Briefe und Zeitungs- artikel angeführt, welche an ihn, Hofrath Rindfleisch, kurz an alle in diesem Processe betheiligten Persön- lichkeiten adressirt sind, und in welchen jeder .der Herren mit allen möglichen Unarten und Schmäh- worten überhäuft wird. Ich übergehe diese Broschüre und will nur noch hinzufügen, dass die beiderseitigen dass er die l. weil sie seine alles Beerenobst Gegner sich nicht nur prosaisch bekriegten, sondern auch die Dichtkunst benützten, um sich gegenseitig in Versen anzusingen. Aber auch Urtheile über die Eigenschaften der Amsel und Schilderungen derselben von einigen in dieser Angelegenheit nicht betheiligten und zugleich hervorragenden Naturforschern werde ich hier mittheilen. So sagt Naumann in seinem Werke die Vögel Deutschlands vom Jahre 1822, 2. Band Seite 334: „Noch besser halten sich die Amseln in einer luftigen, Sonnigen Kammer unter anderen Vögeln frei herum- fiegend, wo sie zehn und mehrere Jahre dauern. Aber sie sind hier sehr zanksüchtig, beissen oft kleinere Vögel todt, und mit einem andern ihrer Art vertragen sie sich vollends nicht gut. Andere ihnen beigesellte Drosseln leiden sie lieber. Seine Excellenz Herr von Ts Folgendes: „Ich habe während 28 Jahren die Amsel auf meiner Besitzung nie anderswo als im Walde und höchstens an den Waldsäumen beobachtet; erst im Frühjahre 1577 liess sich ein Amselpärchen beim Wohn- hause in einem Obstgarten nieder und nistete im Ge- büsche. Ich war über diese mir ungewohnte Vertraut- heit des Amselpärchens erfreut und gönnte ihm und den Jungen gerne die Kirschen und Beeren, die sie ehudi schreibt mir 62 eifrig aufsuchten. Im darauf folgenden Jahre nisteten schon drei Paare Amseln im Garten und den daneben stehenden Gebüschen und zogen eine zahlreiche Nach- kommenschaft gross; sie machten sich aber auch schon sehr fühlbar, indem sie die Kirsehen, die sich kaum zu röthen begannen, thejls frassen, viel mehr aber abrissen und wegwarfen, so dass sie zu tausenden auf der Erde lagen, Johannis- und Himbeerstauden plünderten sie vollständig. Auffallend war mir aber auch eine Ver- minderune der kleinen Singvögel, die bisher die Gärten bevölkert hatten, olıne dass Sich damals die Vermin- derung jener, mit der Vermehrung der Amseln in Ver- bindung‘ gebracht hätte Im Jahre 1879 verschwanden aber nach und nach fast alle andern Singvögel aus dem Garten; in den sehr zahlreichen Brutkästchen waren die Nester entweder leer, oder enthielten angebrütete Eier. Selbst ein Pärchen des kleinen Dorndrehers, das seit Jahren in unmittelbarer Nähe des ohahanses gebrütet hatte, verliess sein Nest und verschwand. Dass die Amseln einzig und allein, durch die stets un- rulige Belästigung der Nester, Ursache des Zurück- ziehens und Verschwindens der kleinen Sing gyögel waren, konnte ich mit aller Bestimmtheit constatiren, und zwar speciell auch bei dem Neste von Hausrothschwänzchen, die seit Jahren in einem Brutkasten, kaum in Armes- länge von einem Zimmerfenster gebrütet hatten und Sahhessihch vor den Nnselbernchen flohen und nicht wieder kehrten. Jch werde daher das Mögliche thun, um die eingedrungenen Amseln wieder in deren ur sprüngliehen Aufenthaltsort zurückzuweisen, da mir, abgesehen von dem erheblichen Schaden, den sie machen, die vielen klemen Singvögel viel leben und als Insektenvertilg er weit nützlicher Bing) als die Amseln. Sperlinge Brnen auf memer Besitzung ear nicht vor.“ Brehm sagte in seinem luetmirten Thierleben 1. Auflage, 3. Band, Seite 800, von den Drosseln im Allgemeinen: „Sie sind bewegungstfähig im hohenGrade, gewandt, freisinnig, klug, gesangeskundig, munter und ah, gesellig, aber keineswegs auch friedfertig. Sie habe Ble gute Eigenschaften, aberauch manche, welche wir als Schleeite bezeichnen.“ Herr Ritter von Tscehusi dieser Angelegenheit in der Zeitschrift des Tiroler- Jagd- anal Vogelschutz - Vereines veröffentlicht und schreibt mir noch Folgendes: „Die in den Städten a nenden Amseln muss ich als den dort brütenden Sän- gern und dem Obste höchst gefährliche Thiere bezeichnen, die wenigstens einer Ueberwachung bedürfen. Die ın Städten lebenden Amseln scheinen in der That voll- ständig zu entarten.“ Er hält die m Gärten und Städten das ganze Jahr sich aufhaltenden und brütenden Am- “seln für eine durchaus nicht angenehme Aecquisition. Und nun zum Sehlusse will auch ich, zwar nicht viel, aber doch ein Factum erzählen, das ich mit eige- nen Augen gesehen, und auf der einen Seite die boden- lose Dreistiokeit, auf der Andern den Futterneid der Amsel ne Sonntag, den 4. April d. J., dureh unsern Sladihr k, und sah gerade, wie ein Thurmfalke einen Spatzen fing, sich auf die oberste Spitze einer .Akazie setzte und denselben in aller Ge- müthliehkeit rupfte und zu verspeisen anfıng. Da plötz- lich stürzte ein Amselmännchen daher, liess sich auf demselben Aste nieder und fing ein Höllengeschrei an, so dass beinahe alle Spaziergänger mann gemacht wurden. Damit aber nicht zufrieden, rückte es dem Raubvogel fortwährend näher an den Leib, so dass hat seine Ansicht 'ın ging ich Nachmittags | | | | | | es endlich kaum eine Spanne weit von ihm entfernt war. Der Falke liess sich in seiner Mahlzeit nicht stören und betrachtete einige Male den frechen Vogel. Da aber die Amsel salı, dass sie den Falken nicht vertreiben, oder dessen Futter nicht erlangen konnte, flog sie weg. Fassen wir nun sämmtliehe Thatsachen zusammen, so gipfeln sich Alle in dem Worte: Futterneid. Im Zusammenhange mit dieser Unart steht dann auch die Streitsucht., Wenn wir uns nun ehrlich fragen, wie istes denn gekommen, dass dieser Vogel so entartet ist, wie es so viele der eben vernommenen Augenzeugen be- richtet haben, so miissen wir ebenso aufrichtig ant- worten : Wir selbst sind erösstentheils Schuld Gen. Die Amsel ist ein grosser Vogel, der zu seiner Erhal- tung allein schon eine ganz uselhmillähe Menge von Ingeeten und oedenes andere Gethier benöthiget, er ist aber auch ein zu ungeschiekter Vogel, um Sek vielleicht eine Menge Futter im Fluge zu erhaschen, wie so manche andere kleine Vögel diess zu thun vermögen. Auch kann er in Folge seiner Schwere, nicht so wie die klemen Vögel die äussersten Zweiespitzen absuchen Unsere Stadtgärten und überhaupt die meisten klemeren Gärten werden gepflegt, gereiniget, und was wir Ungeziefer heissen, wird von uns selbst vertilst, das unnütze Laub entfernt, die Wiesen sorgfältig ge- reiniget; da kann es wohlleicht geschehen, dass wenn nelhnore Amseln und noch dazu mit ihrer Brut vorhanden sind, dieselben in Noth gerathen und Hunger leiden, wenn überdiess noch die Witterung dazu beiträgt, das Futtersuchen der Amseln zu erschweren, wenn Trocken- heit die Regenwürmer in die Tiefe der Erde ver- scheucht, wenn bei Tag Segler und Schwalbe, bei Nacht die Fledermaus das Inseetenheer decimiren, wenn unterirdisch Maulwurf und Spitzmaus dem Regenwurme als leckerem Braten nachjagen. Die Amsel selbst fliegt selten auswärts, in einen andern Garten oder gar Au die Strasse, die übrigen Gärten haben ohnehin ihre Bewohner und die Shrasse gehört den Spatzen. Hesung und Pflege der nützlichen Vögel ist ein recht schönes Wort, allein es muss auch richtig ange- wendet werden; denn was würde seschehen,, wenn allenthaben unsere nützlichen Vögel übermässig geschont würden, sie würden sich bald in so colossaler Menge ver- mehrt haben, dass selbst das zahllose Heer von Insecten nicht im Entferntesten ausreichen würde, um nur m Etwas den Hunger der Vögel zu stillen von! das Ende davon wäre Noth und Elend in der gefiederten Welt. Mir erscheint es daher gar nicht unmöglich, dass ein so grosser Vogel ein noch nacktes Junges vom Rotlıkehlchen , Gartenrötl ıling oder Grasmücke, deren Eltern sehon. klein sind, um wie viel winziger erst die kaum aus dem Ei geschlüpften Jungen, ver- schlingen sollte. In grösseren Gärten tritt wohl dieser Uebelstand nicht so sehr zu Tage; so gibt es z. B. im Garten des kaiserlichen Lnstschlosses Schönbrunn auch der Amseln eine ansehnliche Menge, allein, entweder haben sie noch nielıt jene Zahl reichte um eine auflällige Ab- nahme der Singvögel zu bewirken, oder hat sie, be- sonders im heurigen Jahre die in grösserer Anzahl aufgetretene Singdrossel im Zaune gehalten, demn neben den genannten Vogelarten sieht und hört man dort noch häufiger Nachtigallen, Schwarzplättchen, Grasmücken, Finken, Spechte, Spechtmeisen und ver- schiedene andere Vogelarten brüten und singen. Darum Amsel hin, Amsel her, beschr: Ehalkam wir sie, in kleineren Gärten auf ein richtiges Mass, oder weisen wir sie dorthin, wohin sie gehört — in den Wald. Lassen wir uns auch nicht irreführen durch übelangewandte Milde und Humanität, indem wir in die Rechte der Natur | voreilig dadurch eingreifen, dass wir den Einen zu Un- RX | | | | 63 gunsten des Andern bevorzugen. Denn wenn wir üns die Frage vorlegen, aus welchen Arten besteht die Vogel- welt unserer meisten Stadtgärten? So müssen wir ehrlich und aufrichtig antworten: Amsel und S Spatz. Und ielı muss gestehen, verbände der Letztere mit seiner Frechheit und seinem tüchtigen Selmabel, nicht aucl seine gar zu grosse Fruchtbarkeit, wir würden in unseren Stadtgärten auch den Spatzen vermissen. Allerlei. Ein Steinadler vom Blitz getroffen. Man schreibt uns aus Fünfkirchen: „Ein deutscher Bauer, welcher in einem Dorfe bei Miholacz (Slavonien) dieser Tage Wein verlud, bemerkte am Rande des Waldes einen auf der Erde liegenden Klumpen, von dem er der ein- getretenen Dunkelheit halber nur die Umrisse walr- nehmen konnte. Seiner Neugierde folgend, näherte er sich vorsichtig dem Gegenstände und war nicht wenig überrascht, einen ihm völlig unbekannten grossen Vogel zu sehen, der, ohne ein Lebenszeichen von sich zu geben, sich die Berührung des Mannes gefallen liess. Der Bauer hatte nichts Eiligeres zu thun, "als das todte Riesenthier auf den Wagen zu heben nd die Fahrt nach Miholaecz fortzusetzen, wobei er selbstverständlich seine Ladung keinen Augenblick aus dem Auge verlor. Plötzlich aber sah er, wie das Thier sich zu bewegen anfing. Die Erschütterung des Wagens hatte dasselbe bald vollends zu sich gebracht, dl als der Bauer ins Wirthshaus zu Miholaez einfuhr, war der Vogel, eines der grössten Exemplare von Steinadlern, die jemals in Slavonien gesehen worden sind, lebendig geworden. Einige Stunden vor diesem Begcnniss hatte sich über dem Wald ein heftiges Gewitter entladen ; offenbar war der Baum, auf dem der Adler horstete, vom Blitze getroffen worden und der Vogel stürzte, vom Blitze betäubt, zur Erde. Der Gastwirth Kresz in Miholaez kaufte dem Bauer den Raubvogel ab, legte ihm eine Kette an und hält ihn im Stalle eingesperrt. Wie wir hören, hat er die Absicht, damit dem Museum ein Geschenk zu machen, wenn sich nicht binnen kurzer Zeit ein Käufer für das seltene Thier findet.“ (Wr. Alle. Zte.) Kampf eines Auerhahnes mit einem Bussard. Der Pr. schreibt man aus Mauterndorf im Salz- burg’schen: Am 24. v. Mts. früh Morgens ging ich auf emen Balzplatz, um für einen Gast einen Auerhahn zu verhören. Nachdem ich bereits über eine Stunde etwa 15 Schritte entfernt vom balzenden Hahne, der auf dem Gipfel einer mittelgrossen Fichte stand, Wache hielt, kam ein Bussard hergestrichen und bäumte auf drei Meter Entfernung vom Hahne auf dem Gipfel einer zweiten Fichte auf. Der Hahn wendete sich sofort gegen den Geier, sträubte die Federn am Kragen und schien in dieser Stellung den Ansniff des Feindes stolz und kampfbereit zu erwarten. Naclhı Verlauf einiger Minuten, während welcher derHahn bloss knappte, stiess wirklich der Raubvogel auf den Halın, und es entspann sich ein interessanter Kampf, dem ich schussfertig zu- sah, um nöthigenfalls beide Gegner mit einem Schusse zu eulegen. Der Kampf währte bloss einige Secunden, und zwar blieb der Hahn entschieden Sieger, da er seinen Standort behauptete, während der Geier selbst vom Kampfe abstand, auf einer Lärche unmittelbar in meiner Nähe aufbäumte und von mir geschossen wurde. Der Hahn wurde zwei Tage nachher von meinem Gaste auf demselben Platze erlest. Wachteln auf dem Zuge. Am 16. Juni zwischen 11 und 12 Uhr liessen sich in den Valeneia’s Schwärme von Wachteln nieder. Dieselben, von ihrer Seereise aus Afrika kommend, waren so er- müdet und betäubt, dass die wenigen Personen, die sich zu jener Stunde in den Strassen befauden, mit Händen und Stöcken Jagd machten. (Deut. Jagd-Ztg.) Nachts Strassen Ein starker Zug von wilden Tauben. — In dem fürstlich Schwarzenbergischen Reviere Skodie im süd- lichen Böhmen bemerkte ich voriges Jahr eine grosse Menge Wildtauben. Ohne zu wissen, wo sich dieselben in soleher Anzahl aufhalten, kam ich einst zufällig in der Frühe, als wir zum Reblulhnfang ausgingen, in einem kleinen Nadelholzwald, als ah ne Nails mau meiner grössten Verwunderung Ringeltauben in ganzen Schwärmen abstrichen. Meine Ueberraschung war so gross, dass ich gar nicht daran dachte, das Gewehr von der Schulter herunter zu reissen und nach einer oder der anderen zu schiessen. Noch einmal blickte ich nach den Gipfeln der Bäume, aber ohne zu alınen, dass in denselben überall Tauben sassen; ich gehe tiefer in den Wald, und siehe da, es erheben sich abermals unzählige hoch in die Luft. Später kehrte ich in diesen Wald zurück und wiederum ereignete sich dasselbe. Die Zahl der Tauben, welche jedesmal abstrichen, wurde von mir und denen, die dies gesehen, auf ca. 3000 geschätzt. Budweis, 1580. Joh. Gärtner. Zahme Bussarde. — Der kgl. Förster Sollacher in Hintersee bei Berchtesgaden hat im heurigen Früh- jahr ein im Reviere horstendes Bussard-Paar abge- schossen und die beiden Jungen mit nach Hause genommen, wo sie von seinen Kindern mit vieler Auf- merksamkeit und Liebe gezogen wurden. Die Vögel (wahrscheinlich ein Paar) lohnten den auf sie verwandten Fleiss reichlich und sind jetzt so zalım und anhänglich an ihre Pfleger, dass sie ganz frei herumstreichen, aus deren Hand kröpfen und auf Zurufen zu ihnen kommen; ja sie sind mitunter schon bis zu zwei Tagen auf ihren Streifzügen in die Berge ausgeblieben, aber immer wieder zurückgekehrt und waren nach Solehen Reisen ebenso zutraulich wie zuvor. F. (Der Waidm.) Auerhahnbalz auf der Domäne Winterberg. In der Zeit vom 20. April bis 10. Mai sind durch Se. Durch- laucht Fürsten Carl Se “ warzenbeı den Prinzen STOSS Jg Carl Schwarzenbere, Prinzen Lobkovic, Grafen Sismund Nostitz und een Fünfkirchen 50 Stück Auerhahnen erlegt worden. Hievon brachte Graf Sigmund Nostitz in dem Reviere Fürstenhut die meisten Auerhahnen auf die Strecke. (Deut. Jagd-Ztg.) 64 Lämmergeier. Aus Gmünd wird gemeldet, dass ein gräflich Lodron’scher Jäger dieser Tage auf der Kohlmayralm (Revier Gössgraben) einen Lämmergeier, und zwar ein Prachtexemplar dieser Art, (dürfte wohl ein weissköpfiger Geier, Gyps fulvus, Gmel., gemeint sein. D. R) geschossen habe. Der Jäger hatte 4 Tage auf dem Anstande zugebracht. Die Flügel des Raub- vogels klafterten 2.6 Meter. Das Exemplar wurde dem Stuttgarter naturhistorischen Museum verkauft. Ein Haushahn als Mörder. Einem Privatbriefe aus Nürnberg entnehmen wir, dass dort am 8. d. Mts. ein zweijähriger Knabe an den Folgen eines Bisses, den ihm eine Woche vorher ein Haushahn in der Gegend der Schläfe beigebracht hatte — nachdem der Knabe 2 Tage laug im Starrkrampf gelegen — ge- storben ist. (Deut. Jagd.-Zte.) Ein patriotischer Hühnerhabicht. Mein Jagd- freund, Hauptmann Lancelle, ein vorzüglicher Jäger und fleissiger Beobachter des Thierlebens, liess im Jahre 1872 ein Habichtsnest, auf seinem Jagdterrain Linz im Grossherzogthum Baden, ausnehmen. Der Horst wurde, nachdem das einzige Junge ausgenommen war, fleissig durchsucht. Man fand ausser einigen alten Ueberresten von Strümpfen und anderen Fetzen ein Blatt aus einem Liederbuche mit der „Wacht am Rhein.“ Ertrunkene Rebhühner. Der Fischer Doll von Allmanshausen am Starenberger See in Bayern fand im Spätherbst vor wenigen Jahren ein ertrunkenes Volk Feldhühner von 11 Stück, welches beim starken Nebel sieh verstrich und das feste Land nicht mehr finden konnte. Es kommt häufig vor, dass Landvögel auf diese Weise zu Grunde gehen. Strassburg inı Elsass, Juni 1880. Graf Poeei. Muthige Rebhühner. Herr Kroon, ein ebenso eifriger wie trefflicher Jünger des heiligen Hubertus, ein Gewährsmann, dem wir das vollste Vertrauen entgegentragen, schreibt uns aus Zeist in Holland: Ich sende Ihnen beifolgend eine kleine Geschichte über den Muth eines Feldhühnerpärchens, die Sie gewiss interessiren wird. Mein Jäger fuhr — die Com- munication in den holländischen Jagdrevieren ist nur per Kahn möglich, — im vorigen Früljahr eines Tages ins Revier und hatte zwei meiner Hunde bei sich. Bei einem Kartoffelfelde legte er an, um ans Land zu gehen. Die Hunde sprangen aus dem Kahn und begannen in dem Kartoffelstücke zu revieren. Plötzlich flog ein Rebhahn auf, anstatt aber abzustreichen, nahm er sofort einen der Hunde an und flog demselben gerade auf den Kopf, wobei er mit den Flügeln so heftig schlug, dass der Hund erschrocken in den Kahn und unter die Sitzbank flüchtete. Nachdem dieser Feind in die Flucht geschlagen, nahm der Hahn den andern Hund an und auch dieser musste Reissaus nehmen und in den Kalın flüchten. Diese Geschichte ist drei- oder viermal passirt, so dass der Jäger, da ich den Abschuss des Hubnes verbot, die Stelle meiden musste. Das Drolligste ist aber, dass in diesem Jahre derselbe Hahn sich an demselben Orte aufhielt und wieder dasselbe Manöver machte. Einmal wäre es ihm fast übel bekommen. Der Hund, ein brauner deutscher Hühnerhund, Namens Hector, verstand den Spass schlecht, erschnappte den Halın, apportirte ihn aher so vorsichtig dem Jäger, dass dieser das Wild dem Hunde unverletzt abnehmen konnte. Er liess den Hahn fliegen und dachte, das wird ihm eine Lehre sein, jetzt kommt er gewiss nicht wieder zurück und wird nun die Hunde in Ruhe lassen. Dem war aber nicht also. Der Halın flog, kaum befreit, sofort wieder auf die Hunde los und mussten diese richtig wieder in den Kahn flüchten. Für die Wahrheit stehe ich ein. Kroon. Zeist in Holland. (Deut. Jagd-Ztg.) Vereinsangelegenheiten. Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche diess noch nicht gethan, gefälligst recht bald an den Cassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. Neu beigetretenes Mitglied: Herr Graf Franz Egger, Schloss Stadlhof, Post St. Veit, Kärnten. Inserate. Zbonnements-Einladung. t ——n da — Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ eröffneten mit dem Neuen Jahre 1880 ihren fünften Jahrgang. Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ sind in erster Linie das Organ des Münchener Vereines für Geflügelzucht und in weiter Ausdehnung das der befreundeten und aller demselben Ziele zusteuernden Vereine. Dieses Ziel’besteht in der Anregung und Verbesserung der Zucht und Pflege des Getlüge!s in allen Racen, sowie auch der Zier- und Schmuckvögel aller Zonen. Die Liebhaberei soll unterstützt, die praktische Verwerthung der verschiedenen Geflügelracen in ökonomischer Rich- tung immer mehr ausgedehnt und auch unter der Landbevölkerung melır bekannt werden. Die Redaktion wird sich bemühen, alle in dieses Fach einschlagende Fragen in gediegenen Abhandlungen zu besprechen und das Blatt durch Original- Aufsätze zu einer gediegenen Lectüre zu gestalten. Schon im vergangenen Jahre hat die Abonnentenzahl bedeutend zugenommen, und der Verein für Geflügel- zucht München wird es sich angelegen sein lassen, das Blatt so zu gestalten, dass es auch in weiteren Kreisen ein beliebtes Insertionsblatt werden dürfte. | Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ erscheinen am I. und IS. jeden Monats und kosten im jährlichen Abonnement 2 Mark; im Post-Abonnement, inel. Zustellungsgebühr, oder durch die Expedition per Kreuzband bezogen, | jährlich 2 M. 80 Pf. Bestellungen, sowie Insertions-Aufträge beliebe man an | die Expedition: Joh. Bühler’'sche Buchdruckerei, Neuhauserstrasse 3, München, | zu richten. München, 1850. Die Redaktion I der „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“. | Verlag von Wilhelm Engelmann in Leipzig: Ueber ängstrassen der VÜgel Yon n A Da 2 Dr. J. A. Palmen, Docent der Zoologie an der Universität Helsingfors. Mit einer lithogr. Karte. S, 1876. br. 6 M. — fl. 3. 60 kr. Zu beziehen durch alle Buchhandlungen, in Wien durch die k.k. Hof-Buchhandlung Faesy & Frick, Graben 27. BEER EA PIEENE EAN IE LEINE BT AS NEE De ER TBSHNNLERLSÄ EP ER Ar BE ED Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. 4. Jahrg. : ———— L, Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. :; Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franeo- ! r. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä 8 kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern !: 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v. Enderes, : '; Zustellung 2 fl. 25 k Florianigasse 46, zu richten. Inhalt: Die Falkenjagd, insbesondere in Niederösterreich. Von Director Johann Newald. — Beobachtungen über Auer- und Birkwild in Gefangenschaft. Von Joh. Schröder. — Allerlei. — Vereinsangelegenheiten. — Literarisches. Die Falkenjagd, insbesondere in Niederösterreich. Von Director Johann Newald. (Vortrag, gehalten in der Monats-Versammlung des Ormithologischen Vereines am 12. December 1879.) Obwohl unser Verein die Ornithologie zunächst in ihren streng wissenschaftlichen Beziehungen und Richtungen pflegt, so darf uns dieses doch nicht abhal- ten, auch solche Fächer in den Bereich unserer Bespre- chungen und Verhandlungen zu ziehen, für welche die Ornithologie eine der wesentlichsten Grundlagen ist, die sich gleichsam als angewandte und praktische Ormithologie bezeichnen lassen. Für den Jäger, so weit es sich um die Anzucht und die Jagd des sogenannten Federwildes handelt, ist unsere Wissenschaft die vorzüglichste Grundlage, und es lässt sich wohl kaum eine sachgemässe Erziehung und Pflege des Federwildes, und eine zweckentspre- chende Jagdanordnung und Jagdausführung, ohne zien- lich weitgehende ornithologische Kenntnisse denken. Nicht um den gewöhnlichen Schiesser kann es sich hier handeln, dessen ganzes Trachten und Streben . . . . .. © r lediglich auf die Erlegung einer möglichst grossen Zahl von Wildstücken gerichtet ist, — sondern um jene Jäger und Waidmänner, welche der Jagd auch ein wissenschaftliches Relief zu geben trachten, für welche jeder Jagdtag eine neue Gelegenheit zu anregenden Forschungen und Beobachtungen auf dem Gebiete der Thierkunde, speciell derornithologischen Wissenschaft ist. Als Vorbild eines wissenschaftliehen Waidmannes in dem umfassendsten und eminentesten Sinne des Wortes, darf ich den erhabenen Protector des orni- thologischen Vereines, Seine kaiserliche Hoheit den durchlauchtigsten Kronprinzen Rudolf bezeichnen. Ein Jagdbetrieb von hohem Alter, welcher nament- lich im Mittelalter in grossem Ansehen stand, und als ein besonders vornehmes Vergnügen betrachtet wurde, ist die Falkenjagd oder Falknerei. Auch sie lässt sich als eime Art angewandter Ornithologie bezeichnen, denn ihr ganzes Wesen ruht auf einer aus- gesprochen ornithologischen Grundlage. 66 Die Jagd, sowohl auf vierfüssige Thiere, als auch auf Vögel, unter Anwendung von abgerichteten Falken, kam schon in den ältesten Perioden unserer historischen Kenntniss, im Orient, dem Lande der ausgedehnten Steppen und Ebenen, m Anwendung. Nach Europa brachten höchst wahrscheinlich schon zur Zeit der Völkerwanderung, die aus dem Orient hereinbrechenden Stämme, diesen Jagdbetrieb mit, und es ist die Angabe, dass die Falkenjagd in Europa erst durch die Kreuz- züge bekannt wurde und in Aufnahme kam, gewiss ein Irrthum. Auf einen Umstand muss ich diessfalls jedoch sofort aufmerksam machen. In den ältesten Zeiten ging der Zweck der Jagd dahin, aus dem Fleische der erbeuteten Thiere Nahrungsmittel, aus den Häuten der- selben Behelfe für die Bekleidung, aus dem Gehörne und den Knochen das Materiale für verschiedene Ge- räthe und Werkzeuge zu gewinnen, in Bezug auf die Raubthiere strebte man die Verminderung ihrer Zahl an. Später, als die Jagd ein Recht der bevorzugten Stände wurde, nahm sie den Charakter eines Ver- gnügens an. Der ursprüngliche Jagdbetrieb, wie er in den ältesten Zeiten zur Anwendung kam, bestand der Haupt- sache nach in dem Fangen (dem Fahen) des Wildes. Zu diesem Ende bediente man sich der überlegenen Kraft und Schnelligkeit der Hunde, theilweise unter Mitanwendung von Netzen, verschiedener Raubvögel- arten und der Pferde, oder aber man suchte die Jagd- thiere durch Schlingen, Fallen, Netze, Fanggruben, Fanghöfe und dergleichen Vorrichtungen, welche für sich allein ohne weitere Hilfsmittel angewendet wurden, zu fangen. Die Verwendung stärkerer Raubvögelarten zum Fange grösserer Säugethiere, wie der wilden Ziegen und Schafe, von Gazellen, Antilopen und dergleichen, konnte nur den Zweck haben, diese Thiere durch die Raubvögel in ihrer Flucht aufzuhalten, um für. die herbeieilenden Hunde oder Reiter Zeit zu gewinnen. Eine derartige Falkenjagd hatte unverkennbar einen ganz anderen Charakter, als die mit besonderem Ge- | pränge und mit dem Schautragen der grössten Pracht, im Mittelalter ausgeführten Falkenjagden, bei denen es sich in der grossen Ueberzahl der Fälle gar nicht darum handelte ein für den menschlichen Haushalt besonders verwendbares oder nützliches Thier einzu- fangen, oder durch das Einbringen desselben, für den Tisch des Jägers ein Nahrungsmittel zu gewinnen. Bei jenen Völkern, oder in jenen Zeiten, wo man sich durch die Jagd und durch das Fangen des Wildes noch einen wesentlichen Theil der Fleischnahrung ver- schaffen musste, hatten alle Jagdbehelfe, alle zum Fange des Wildes bestimmten Einrichtungen und Vorkehrungen, die zu diesem Zwecke abgerichteten Raubvögel, Hunde und Pferde einen grossen Werth, sie erfreuten sich auch eines besonderen gesetzlichen Schutzes. In Bezug auf die zur Falkenjagd verwendeten Raubvögel enthält auch der sogenannte „Schwabenspiegel“ diese Coditi- eation alter deutscher Rechtsgebräuche und Rechts- übungen ziemlich eingehende Bestimmungen. Im Capitel 334, „Vom Federspiel“ heisst es; $. 1. Wer einen Habicht stiehlt oder erschlägt, der den Kranich fängt, der soll ihm einen ebenso guten geben und 6 Schillinge. $. 2. Und um einen Habicht, der den Reiher fängt, dieselbe Busse. $. 3. Um einen Habicht, der den Entvogel fängt, dieselbe Busse. 8. 4. Um einen | Falken, der die Vögel in den Lüften fängt, ist dasselbe | Reeht, als um den Habicht, der den Kranich fängt. Capitel 335, „Von Sperbern.‘“ Wer einen Sperber oder einen Sprinzen, oder andere Vögel, die man auf der Hand trägt, stiehlt oder erschlägt, der gebe einen eben so guten als jener war und einen Schilling. Aehnliche Ersatz- und Strafbestimmungen zum Schutze der für die Falkenjagd abgerichteten Raub- vögel finden wir in den aus dem VI. und VII. Jahr- hundert unserer Zeitrechnung stammenden Rechts- büchern, der. Lex Salica, — Lex Alamannorum, — Lex Burgundionum, — Lex Baiwariorum. Sie enthalten in Bezug auf den „chranoch—ari* (Kranich-Aar), den „gans-hapuch“ (d. i. Gänse-Habicht), den „anot-hapuch“ (d.i. Aenten-Habicht) ganz ähnliche Ersatz- und Straf- bestimmungen wie der „Schwabenspiegel.* Den alten germanischen Sprachen scheint die Be- nennung „falco* noch fremd gewesen zu sein, sie kannten nur die Bezeichnung „ari“, d. i. Aar oder Adler, und „hapuch“, d. i. Habicht. Wenn ich oben betont habe, dass die Annahme, es habe die Falken- jagd in Westeuropa erst durch die Kreuzzüge Eingang gefunden, auf einem Irrthume beruhe, so findet diese meine Richtigstellung durch die in den erwähnten, um ein halbes Jahrtausend vor die Zeit der Kreuzzüge hinaufreichenden Rechtsbücher der alten germanischen Stämme, ihre Begründung. Richtig ist jedoch, dass in Deutschland, nament- lich aber in Frankreich und England die Falkenjagd in der Periode der Kreuzzüge in besondere Aufnahme kam. Sie war eine Gelegenheit, bei welcher der grösste Luxus, die reichste Pracht zur Schau getragen wurde. Herren und Damen erschienen bei jeder fest- lichen Gelegenheit mit dem Falken auf der Hand, er fehlte selbst beim feierlichen Gottesdienst in der Kirche nicht, ja, es besassen mehrere Herren das höchst selt- same Recht, ihre Falken während des Gottesdienstes auf den Altar zu setzen. Es hat die Annahme sicher sehr Vieles für sich, dass das häufige Vorkommen falkenartiger Vögel, wie z. B. des Adlers in den Wappen des Mittelalters, auf die allgemeine Uebung jener Zeit, den Falken bei jedem öffentlichen Auftreten auf der Hand zu tragen, zurückzuführen ist. Der Besitz des Rechtes zur Ausübung der Falken- jagd wurde damals besonders hoch geschätzt, und es gehörte dasselbe zu den gesuchtesten Gnadengaben, welche von Seite der Kaiser und Könige an ihre Günstlinge und an mächtige Grosse verliehen wurden. Den Geistlichen wurde durch Kirchenversammlun- gen, und zwar schon in den Jahren 506, 517 und 585, das Halten von Falken verboten, es dürfte darin der Grund zu suchen sein, dass in Deutschland die Kirchen- fürsten und hohen geistlichen Würdenträger von der | Belehnung mit dem Rechte der Falkenjagd ausge- schlossen waren, mir wenigstens ist aus dem früheren Mittelalter keine das Gegentheil nachweisende Urkunde vorgekommen. Ueber die Falkenjagd soll schon im VIII. Jahr- hundert ein Engländer: „Beda“ geschrieben haben. Seine Abhandlung ist heute jedoch nicht mehr bekannt. Dagegen verdient des letzten deutschen Kaisers aus dem Hohenstaufischen Hause, Friedrich’s II., er starb 1250, um das Jahr 1240 verfasste Schrift über die Falken- jagd, volle Beachtung. Kaiser Friedrich Il., von dem wir wissen, dass er im Jahre 1237 der Stadt Wien, dadurch, dass er sie in die Reihe der reichsunmittelbaren Städte aufgenommen, eine Begünstigung von höchst zweifelhaftem Werthe zutheilte, hatte in seiner Schrift über die Falknerei, von der jedoch bisher nur 2 Bücher, das erste 57, das zweite 80 Capitel enthaltend, durch den Druck ver- öffentlicht sind, ein Werk hinterlassen, welches einer- seits dessen gründliche Kenntniss der Baizjagd, ander- seits aber auch von der grossen Vorliebe des Kaisers für dieselbe Zeugniss giebt.!) Das erste Buch enthält die Naturgeschichte der zur Jagd verwendbaren ver- schiedenen Falkenarten, das zweite Buch behandelt das Abtragen der Edelfalken, zunächst jedoch nur jene vor- bereitenden Beschäftigungen, welche sich auf die _ Zähmung des künftigen Baizvogels beziehen, und somit "gleichsam die Stubendressur umfassen. Aus diesen bisher durch den Diuck zugänglich gemachten 2 Büchern des kaiserlichen Werkes, ergeben sich jedoch nur sehr ungenügende Anhaltspunkte für die Beurtheilung der Baizjagd im früheren Mittelalter. Der Kaiser hatte sein Werk auf eine grössere Anzahl von Büchern angelest, das dritte, vierte und fünfte Buch sind in einen Codex aufgenommen, welcher sich in der ehemaligen kaiserlichen grossen Pariser Bibliothek befindet. Diese drei Bücher enthalten ausführliche Vor- schriften über das Abtragen der verschiedenen Falken- arten nach dem Grade ihrer Verwendbarkeit zur Baize der verschiedenen Wildarten, und ziehen auch diejeni- gen Gegenstände in den Kreis der Auseinandersetzungen, welche nur mittelbare Beziehungen zur Sache hatten. So giebt das dritte Buch Anleitung zur Dressur des Windhundes für die Baize, als desjenigen Hundes, welcher von allen Hundearten sich am meisten dazu eignet, besonders wenn es sich um die Unterstützung der Falken bei der Ja gd auf grössere Säugethiere, oder bei der Baize auf die stärkeren Flugwildarten handelte, namentlich auf den Kranich (dem der Kaiser den höchsten Werth beilest), die wilde Gans u. s. w.?) Das Hauptmotiv für die Anwendung jener Jagd- methoden bei denen das Wild gefangen wurde, der sogenannten Fangjagd, lag unverkennbar in der Mangelhaftigkeit der Schusswaffen. An solchen war in der ältesten Zeit in Anwendung der Pfeilbogen, später kam dazu die Armbrust, endlich auch das Feuergewehr. 1) Es sind zwei Ausgaben erschienen, welche den Text eines unvollständigen Manuscriptes wiedergeben. 1. Reliqua libro- rum Friderici II. Imperatoris de arte venandi cum avibus. Augusta Vindelicorum apud I. Praetorium MDXCVI. 8. Diese erste Aus- gabe ist dem Erzherzog Ferdinand von Steiermark, — dem späteren Kaiser Ferdinand II. gewidmet. 2. Die zweite Ausgabe, welche den unveränderten Text der ersten Ausgabe wiedergiebt, ist von dem Frankfurter Professor I. @. Schneider, Saxo Lipsiae 1788 Tom. I und II in 4. ver- anstaltet und mit erklärenden Anmerkungen, welche sich auf den naturgeschichtlichen Theil beziehen, versehen. 5. Eine Uebersetzung in’s Deutsche ist von einem Diaconus und Rector Erhard Taceius verfasst und in Onolzbach 1756 erschienen. 2) Bei der Baize dieser grossen Federwildarten, welche bei dem Ausgange des Mittelalters bereits ausser Gebrauch war, im früherer Zeit jedoch eine grosse Bedeutung besass, wie sich dieses aus den obeneitirten „chranoch-ari* und „gans hapuch* schliessen lässt, mussten drei Punkte beriücksichtiget werden, welche den Beistand des schnellsten Hundes unentbehrlich erscheinen liessen, und zwar 1. die Wehrhaftigkeit des einzelnen Kranichs, und die der Kraft des Baizfalken überlegene Stärke der wilden Gans. 2. Das instinetmässig, sowohl den Kranichen,. als wilden Gänsen innewohnende Streben dem zur Gattung gehörenden, von einem Raubvogel angelallenen Genossen kräftig beizustehen, welches dem Baizvogel sehr" gefährlich werden konnte und 3. der grosse Werth, welchen der zur Baize so starker Vögel verwendete Edel- fallke besass, indem derselbe nur aus den stärksten, daher seltensten und kostbarsten Arten, auszuwählen war, 67 In dem Gebrauche des Pfeilbogens und der Armbrust brachte man es allerdings zu einer grossen Fertigkeit und Vollkommenheit, allein bezüglich ihrer Wirkung und ihrer Ver wendung als Jagdw: affen blieben sie doch nur von untergeordneter Bedeutung. Ganz ähnliche Verhältnisse zeiote im Anfange auclı das Feuergewehr, namentlich jenes mit dem Lunten- schloss. Die Sicherheit des Schusses stand noch unter der Armbrust, das Laden und das Abfeuern waren complieirt und zeitraubend, das ganze Gewehr war unbehilflich, schwer und wenig geeionet zum raschen Gebrauche, wie ilın die Jagd verlangt. Die Entwicklung des Feuergewehres nalım indessen einen verhältnis. mässig schnellen Verlauf, nachdem im Jahre 1450 das Luntenschloss mit Hahn und Schlagfeder eingeführt worden war. Im Jahre 1498 stellte man zuerst Pirsch- büchsen mit gebogenem Schafte her, im Jahre 1515 kam der sogenannte Hagel- oder Schrotschuss zur An- wendung, im Jahre 1517 wurde zu Nürnberg das Rad- schloss erfunden. Es verging allerdings eine lange Reihe von Jahren bis das Jagdgewehr jenen Grad von Vollkommenheit erhielt, den es heute besitzt, allein es lässt sich nicht verkennen, dass in dem Masse, als seine Verbesserungen vorschritten, auch die sogenannte Schiessjagd“ in Aufnahme kam, dagegen die Fangjagden, wozu in erster Reihe die Falkenjaed und die Hetzjagd, beim Hochwilde auch Parforcejagd genannt, mehr und mehr in Verfall geriethen, und zwar umsomehr, da auch die Entwicklung der Bodencultur und des Feldbaues diesen Jagden grosse Schwierigkeiten bereiteten. Jene Raubvögelarten anbelangend, welche zur Falkenjagd, oder wie dieselbe auch genannt wurde, zur Baizjagd verwendet wurden, herrscht in der Be: nennung derselben eine grosse Unklarheit. Im Mittelalter unterschied man sehr viele Arten von Jagd- oder Baizfalken. Kaiser Friedrich IM. auch Albertus Magnus unterscheiden 17 Arten, von denen 10 als edle, 3 als unedle und 4 als Mischlinge bezeichnet werden. Bei dem dermaligen Stande der ornithologischen Kentnisse lässt sich mit Bestimmtheit sagen, dass diese Unterschiede auf Altersverschieden- heiten zurückzuführen sind, denn nur zu bekannt ist es, wie sehr sich das Kleid einer grossen Zahl von Raubvögelarten, je nach dem Alter des Individunms und nach der Jahreszeit ändert. Sämmtliche in Deutschland, Frankreich und England zur Baizjagd verwendeten Falken, dürften einer der folgenden Arten angehört haben, und zwar: a) Falco eandicans, Gm. L., Isländer Falke. ) Falco Gyrfaleo, L., Geierfalke. c) Falco Laniarius, L., Blaufuss, Würgfalke. d) Falco peregrinus, L., Wanderfalke. e) Falco subbuteo, L., Baumfalke. f) Falco s) Falco Aesalon, L., Zwersfalke. Tinnuneulus, L., Thurmfalke, ferner h) Astur palumbarius, L., Hühnerhabicht und i) Astur Nisus, L., Sperber. Im Mittelalter wurden die Bäizfalken verschieden benannt. Man hiess sie: Eisländer, Geerfalken, Gier- falken, Blaufuss, Schlechtfalken, Sakerfalken, Terz, Schmirlin, Sperber u. s. w. Es stösst auf die grössten Schwierigkeiten, mit Sicherheit anzugeben, welche von den dermalen fest- stehenden Falkenarten im Mittelalter: Geer- oder Gier- | falken, Schlechtfalken, Sakerfalken, Hager- oder Hagert- 68 falken, genannt wurden. Es sind gelehrte Abhand- lungen über die Ableitung dieser Namen seschrieben w orden, allein trotz dieser Gelehrsamkeit ist man nach dem sorgfältigsten Studium derselben „nicht klüger als zuvor.“ Ich will aus den, auf die Jagd und Falknerei Bezug nelımenden Acten des k. k. Hofkammerarchives, nur einige hervorheben. Am 27. November 1726 legte der Oberstfalkenmeister Graf Johann Albert von Saint Julien Iieduumng; über aus Steiermark bezogene Falken, und zwar aus dem Pettauerfeld und Wara S- dinerfeld zusammen 12 Schlechtfalken a 15 Al. und 9 Falkenterz A 7 fl. und aus dem Grazerfeld 4 Hagertfalken und 9 rothe Schlechtfalken a 13 fl. Zu welcher heutigen Falkenart gehörten die 12 Schlechtfalken? wenn ich sage zu Falco Laniarius, so will ich nur eine Vermuthung andeuten. Wohm gehörten die 4 Hagertfalken, vielleicht Habichte, Faleo palumbarius ? und die 9 rothen Schlechtfalken, viel- leicht ebenfalls Falco Laniarius? Mit Falkenterz wollte man einen Geschlechtsunterschied, vielleicht das kleinere Männchen bezeichnen ? Die Kaiserin Maria Theresia hatte beinahe all- jährlich dem Obristfalkenmeister durch eigene Hand- schreiben Beträge von 2000 bis 4000 Al. und Unterhaltung einiger aus Niederland zu bestellen kommenden Geerfalken, dann Abholung und Unter- haltung der aus Dennemark geschenkweise kommenden Eys länder Falken angewiesen, Hier erscheinen G eer- falken und Eyslän Ale Falken unverkennbar als zwei verschiedene Arten von Baizfalken bezeichnet, auch muss ich bemerken, dass stets Eysländer Falken und nicht Issländer Falken geschrieben wurde. Un- zweifelhaft wollte man damit die Eisländer, d.h. den Norden überhaupt, und nicht bloss die Insel Issland als die Bezugsorte der betreffenden Baiz- falken bezeichnen. Aus dem Gesagten würden sich somit emige Be- denken gegen die von Keyserling und Blasius beantragte Zusammenziehung von Falco Gyrfalco und Falco islandieus ergeben. Die Dressur der Baizfalken, oder wie dieselbe kunstgemäss bezeichnet wurde, das „Abtragen“ der Falken, war eine höchst mühevolle und grosse Geduld in Anspruch nehmende Arbeit. Die Fänge wurden zunächst mit den aus gut gegerbtem weichen Hirsch- leder angefertigten „Fesseln“ versehen. An diesen Fesseln waren kleine Schellen angebracht um den Falken, im Falle er sich beim Gebrauche verfliegen sollte, leichter aufzufinden. Um denselben ruhig zu erhalten, wurde der Kopf mit einer, sehr sorgfältig aus Leder hergestellten Kappe, der „Haube“ bedeckt. Sie durfte in keiner Weise auf das Auge des Vogels einen Druck ausüben. Auf der Haube war remelnmal das Wappen oder die Namens- chiffer des Herrn des Falkens angebracht.°) Hunger und die Entziehung des Schlafes waren die Mittel, welche angewendet wurden, um dem Falken seine Wildheit zu benehmen und ihn willig und folgsam gegen die Rufe des Falkners zu machen. Der Vogel wurde in einen hölzernen Reif, der an einer Schnur ») Im k, k. Naturalien-Cabinet trägt ein ausgestopfter Iss- länder Falke eine Haube, welche mit Goldfäden gestickt die Buch- staben F. II, (Ferdinand II.) zeigt. „zu Erkauf frei hing, gesetzt. Sobald man merkte, dass er schlafen wolle, wurde der Reif in Bewegung gebracht und der Falke dadurch genöthigt sich festzuhalten, er wurde gezwungen, beständig zu wachen. Diese Manipulation, wobei sich mehrere Falkner ablöseten, wurde durch mehrere Tage und Nächte fortgesetzt. Flemming in dem, im Anfange des vorigen Jahrhunderts (17 19) herausgegebenen Buche: „Der voll- kommene eshe Jäger“ sagt: „dass dem also behan- delten Falken seine völlige Memo und Imagination, Nachsinnen und Gedächtniss auf einmal genommen und geschwächt wird, damit er nicht Zeit und Gelegenheit haben könne, sich seiner Natur zu besinnen, und sich zu erinnern, was er zuvorhero in seiner Freiheit zu thuen gewohnt gewesen, wodurch sich seine Natur transmutiret, dass er nichts anders weiss, als wie er vom Menschen auferzogen, sich dessen Willen unter- werfen müsse.“ So, Flemming. War es der Zimmerdressur gelungen, den Falken folgsam zu machen, dann wurde das „Abtragen“ im Freien vollendet und derselbe endlich „ferm* gemacht. Während der ganzen Zeit des „Abtragens“ befanden sich Hunde an der Seite des Falkners, um den Vogel an dieselben zu gewöhnen. Um die Falken zum Fangen der grösseren Säuge- thiere, wie Gazellen, Antilopen ja selbst von Hirschen abzurichten, sollen die Perser und überhaupt die orientalischen Völker, den Baizfalken ihre Fleisch- nabrung auf der Nase -von ausgestopften Exemplaren dieser Tliere verabreichen. Findet eine Baizjagd auf Gazellen, Antilopen etc. statt, so werden auf ein Thier zwei oder mehrere Falken gelöset, welche dasselbe an der Nase anfallen und es in seiner Flucht derart hemmen, dass Hunde und Jäger, letztere selbstver- ständlich zu Pferde, Zeit gewinnen, um heranzukommen und das gejagte Thier vollends zu überwältigen. Unter den österreichischen Regenten eröffnet als ein besonderer Freund der Falken- oder Baizjagd die Reihe, Kaiser Maximilian I. Man braucht wohl nur den Namen zu nennen, um sofort alle Erinnerungen an diesen Fürsten wachzurufen, wie er ein gar wackerer Herr gewesen, ein kühner und tapferer Kämpfer so im Turnier, wie im Ernste der Schlacht ; ein gewandter und unerschrockener Jäger, der vor keiner Anstrengung oder Gefahr zurückwich; ein unvergleichlicher Schütze, und geübt wie wenig ein Anderer seiner Zeit im Ge- brauche der Kriegs- und Jagdwaffen. Wie sehr Max I. ein Freund der Baizjagd war, geht aus seinem geheimen Jagdbuche hervor, dessen, Su des Kaisers eigene Hand verfasstes Original, die k. Hofbibliothek bewahrt. In diesem Jagdbuche Zain der Kaiser mit grosser Sorgfalt alle jene Jagd- reviere auf, in denen ihm und seinem Nachfolger die Ausübung der Baizjagd zusteht, beziehungsweise zustand. Für Kaiser Maximilian I. war die Baizjagd nicht bloss eine Gelegenheit ritterlichen und männ- lichen Vergnügens; — leider war sie auch der Anlass eines grossen ”Unglückes, von welchem er betroffen wurde. Seine erste Gemahlin, die schöne Maria von Burgund, welche der „Teuerdank“ verewiget, — die Erbtochter des bei Naney gegen die Schweizer geblie- benen Herzogs Karl’s des Kühnen von Burgund, die Ahnfrau und "Stammmutter so vieler Kaiser und Könige, stürzte im Jahre 1482, erst 23 Jahre alt, bei einer Baizjagd mit dem Pferde und starb wenige Tage darauf an den Folgen der durch diesen Sturz erlittenen schweren Verletzungen. Zu Maximilian’s Zeiten stiess es grosse Schwierigkeiten sich gute Baizfalken zu ver- schaffen. „tatterey“ kommen „aus der Heidenschaft, aus Reyssen, aus preussen vnd von Rhodys.“ Durch den Gesandten Gertinger erbat er sich vom Grossfürsten Ivan I. von Moskau, weisse Geierfalken. Die Hochmeister von Rhodus lieferten ihm Falken, das Stück um einen Centner Kupfer. Venedig schiekte 12 „Säckher* aus noch auf 8) I De 69 Cypern. „Item der Hochmeister aus Preussen giebt auch einem Fürsten von Oesterreich zu schirm geldt seines Ordens: 12 Stück Valkhenn“, von denen gerühmt | wurde, dass sie die besten „zun Raigern“ waren. Max i- . . | Der Kaiser liess „Saygkehr Valken“ aus der milian I. schickte brabantische Falkner nach Nor- wegen und Dänemark zum Falkenkauf und hielt 15 Falkenmeister und 60 Falkenknechte. In allen seinen Ländern ordnete er die „Hayung“, d. h. das Hegen und Schonen der Raiher und Enten an. (Schluss folgt.) ‚= Beobachtungen über Auer- und Birkwild in Gefangenschaft. Von Joh. Schröder.) Von Herrn Professor Esmark in Christiania, wurde mir, da ich viele Jahre hindurch Waldhühner in Gefangenschaft gehalten, die Frage gestellt: Ob das Balzen der Waldhühner oder das Anlegen des Hochzeitskleides (wie Dr. Brehm es nennt) mit einem Mal sich zeigte oder ob dieses nach und nach geschehe. Zu meinem Bedauern musste ich gestehen, dass ich damals die Frage nicht mit Bestimmtheit beantworten konnte: natürlich beob- achtete ich in den darauf folgenden Jahren meine Vögel ganz genau und habe nicht allein gesehen, dass die Balze oder das Anlegen des Hochzeits- kleidesfastmiteinem Male eintrat,sondern, dass auch der Hahın dieses nach Belieben hervorbringen und auch wieder zurück- ziehen kann. Vorigen Herbst brachte ich von Norwegen circa 60 Stück lebende Waldhühner mit, wodurch ich ge- zwungen wurde, da die Birkhühner nicht Alle verkauft wurden, 16 Stück, 7 Hähne und 9 Hennen in eine Voliere, die eirca 80 Fuss lang, zu setzen. Die Hähne lebten bis zum Frühjahr sehr friedlich zusammen, dann aber begann der Kampf unter ihnen, woraus natur- gemäss der eine Hahn als Sieger hervorging, dieses ist dann der sogenannte Spielhahn. Heute geht er noch wie jeder gewöhnliche andere Hahn, bis man eines Morgens das erste Balzen hört; von da an geht der Vogel fast den ganzen Tag mit ausgebreiteter Leier, niederhängenden Flügeln und einem schönen rothen Doppel-Kamm über den Kopf und es erscheint das ganze Gefieder wie verändert. Bei den andern Hähnen dagegen sieht man kaum eine Spur vom Anlegen des Hochzeitskleides ; dieses ist mir aber nicht der alleinige Beweis, dass die Hähne das Anlegen des Hochzeits- kleides beliebig hervorbringen können. Da der Spiel- hahn seine Justiz zwischen den Hähnen immer und immer ärger trieb, entfernte ich denselben aus der Voliere, aber schon Tags darauf war er wie ein gewöhnlicher Birkhahn und hatte zwischen den übrigen Hähnen einen würdigen Nachfolger erhalten. *) Angeregt durch die höchst interessanten Mittheilungen und Gedanken des Verfassers desin der Mai-Nummer der Mittheilungen des omithologischen Vereines enthaltenen Aufsatzes betreffend den Rackelhahn, wird Herr Dr. A. B. Meyer, Director des k. zoolo- gischen Museums zu Dresden versuchen in Sachsen einiges Nähere über die angeregten Fragen zu erkunden und wir sehen den Mit- theilungen dieses ausgezeichneten Ormithologen mit Spannung ent- gegen. Ihm verdanken wir auch die Einsendung des hier veröffent- lichten Artikels von Herın Joh. Schröder. D. R. Später setzte ich den ersten Spielhahn wieder dazwischen, aber seinen würdigen Platz konnte er nicht wieder erobern, welches mir ein Beweis ist, dass nicht immer der stärkste Hahn der Spielhahn ist. Dann nahm ich denselben mit 4 Hennen in eine andere Voliere und schon Tags darauf war er wieder der alte Spielhahn. Von den meisten zoologischen Gärten wird das Halten von Waldhühnern in Gefangenschaft als eine Schwierigkeit angesehen, doch ist es nicht so schlimm, wie man es sich vorstellt, nur muss man ganz davon absehen, diesen Vögeln als Ersatzfutter Korn geben zu wollen, dann freilich halten sie nicht lange aus und wenn auch gute Beobachter sehen, dass die Waldhühner, namentlich das Birkwild, sich gerne in Kornfeldern satt- fressen, so sagt dieses noch bei weitem nicht, dass das Korn, welches ihm im Freien zusagt, ihm in der Ge- fangenschaft nicht schadet. Herr Pohl in Schlesien hat 3 Paar Auerhühner von mir erhalten, welche nicht allein 6—9 Jahre in Gefangenschaft sind, sondern sie haben auch fast jährlich 24—30 Junge hervorgebracht. Herr Metzoh erhielt in diesem Frühjahr die ersten Schneehühner, die lebend nach Deutschland gekommen und hatte jetzt das Ver- gnügen, dieses Paar mit 3 Jungen im Erzgebirge (wo sein Gut gelegen) auszulassen. Waldhühner, die ich seit 16 Jahren bei mir in Gefangenschaft beobachtet, haben theilweise recht lange ausgehalten. Junge habe ich aber nie davon gezogen, denn hierzu waren stets zu viele Vögel in einer Voliere, und sind die gelegten Eier entweder von zahmen Hennen oder Fasanen im Walde ausgebrütet. Dahingegen habe ieh versucht, Bastarde von Birkhahn und Auerhennen, sowie Schneehennen, Gold- und Silberfasanenhennen zu erzielen. Eier haben sie alle gelegt, worin auch öfters Junge, auch habe ich Junge von Birkhahn und Silber- fasanhenne gehabt, die mehrere Tage alt wurden, die Jungen befinden sich in Spiritus in der Univ.-Sammlung in Christiania. Hat es schon seine grossen Schwierig- keiten Waldhühner in Gefangenschaft gross zu bringen, so ist es noch schwieriger bei den Bastarden und thut man daher gewiss am klügsten, man lässt die Wald- hühnerweibehen mit den Jungen bald möglichst im Walde frei, um auf diese Art die Acelimatisation der Vögel zu vermitteln. Das Sicherste bleibt indessen immer einige alte Vögel an geeigneten Orten auszulassen und hat sich dieses in Deutschland, England, Schottland und Dänemark am besten bewährt. Ex S Eine leichte Sache ist es Auer- oder Birkhülner- eier dureh Calkuten oder Hühner ausbrüten zu lassen, d.h. wenn man die Eier im Walde, wo man sie findet, auf die nackte Brust legt und so nach Hause transportirt und sie sogleich einer Henne unterlegt. Wenn man die Eier indessen erst einem weiten Transport unterwirft, = ist die Sache schon schwieriger, umsomehr als die Vögel in der Regel schon auf den Eiern gelegen haben. Das Aufbringen der Jungen hat auch hier seine sehr grossen Schwierigkeiten, Indem die Vögel vielfach, wenn sie beinahe amaahten und in der zweiten Mauser sind, zu Grunde gehen. Sehr oft habe ich Auerwild, welehes durch Hühner ausgebrütet, gehabt und sind dieses immer sehr zahme V ögel, die wie die Hennen selbst, wenn man sie gewähren lässt, auf dem Hote her umspatzieren. Von 3 Auerhübnern, die man frei gewähren liess, gingen zwei im ersten Frühjahr in den "nahegelegenen W ja und paarten sich dort, legten auch ins Bier im Wald und gingen mit den Jungen durch, doch hat man wiederholt ie ganze Gesellschaft gesehen. Auch andere Auerhennen, die von Hühnern ausg ebrütet waren, gingen mehr und mehr in den Wald wa kehrten Scallloh nicht mehr zurück. RIO Die dritte von den obgenannten Hennen paarte sich mit dem Haushalhın und brachte mehrere Jungen gross, welche sich wieder mit den Bonshonmen paarten und Junge bekamen. Hier ist also der Beweis geliefert, dass Bastarde von einem Haushahn und Auerhenne, sich wieder fortpflanzten; diese Jungen von Bastardhahn und Haushenne, sowie von Bastardhenne und Haushahn sehen fast aus (im ersten Jahre) wie gewöhnliche Hennen, im zweiten Jahre konnte man kaum noch einen Unter- schied dieser Hühner von gewöhnlichen Hühnern sehen, nur in ihrem Wesen waren sie abweichend, indem sie gerne auf Bäumen, Dächern, überhaupt sich lieber höher aufhielten und nur beim Füttern die Erde aufsuchten. Vielleicht fällt analog die Nachkommenschaft von Rackel- hahn mit Auerhenne nach Auerwild, von Rackelhahn mit Birkhenne nach Birkwild zurück, umsomehr, als es zwischen Auer- nnd Birkwild Abarten gibt, welche man nicht recht unterzubringen weiss, im dritten Gliede wäre der vollkommene Rückschlag vollendet. Liebhaber die sich für Waldhühner interessiren, können im Falle sie Näheres dieserhalb hören wollen, sich an mich, Villa Familiaritas, Loschwitz per Dres- den, wenden. Allerlei. Natternadler. Im Anfange des Monates Mai |. J. wurde nächst Aggsbach an der Donau (bei Melk) ein Natternadler, Circastos gallicus, geschossen. Ein glück- licher Zufall wollte, dass derselbe dem Forsteontrollor Herrn Petri in Spitz zukam, welcher ihn gut ausstopfte. Nach der Farbe zu urtheilen ist es ein etwa zwei- jähriger Vogel, und mit Rücksicht auf die Grösse, enilich aber darauf, dass sich auf Brust und Bauch keine Spuren einer Brutthätigkeit vorfanden, ein Männ- chen. Die Ermittlung des Geschlechtes hat beim Aus- stopfen nicht stattgefunden. Der Natternadler ist Niederösterreich eine ziemlich seltene Erscheinung. Obwohl das Forst- und Jagdpersonale in der Umgebung von Aggsbach auf diesen Gast besonders aufmerksam gemacht wurde, sind bis jetzt keine weiteren Meldungen eingelangt, in RIGE> dass das Weibchen, oder gar eine Nachkommenschaft des wahrscheinlich im zeitlichen Frühjahre eingewan- derten Paares, dort beobachtet worden ist. Vereinsangelegenheiten. Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geelrten Vereinsmitglieder, welche diess noch nicht vethan, gefälligst recht bald an | den Gassier Herrn Josef Kolazy | in wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. Neu beigetretene Mitglieder: Herr Josef Graf Platz, Freudenau bei Radkersburg. Herr Johann Kosmat, Werksverwalter in Berszaszka, Banat. Literarisches. E. F. von Homeyer: Reise nach Helgoland, den Nordsee-Inseln Sylt, Lyst ete., Frankfurt a. M. 1880. 8. In dieser w erthvollen Schrift "erhalten wir höchst an- ziehende Reiseberichte aus Pommern mit einer Schil- derung der Versammlung der deutschen Omithologen zu Stettin, aus Mecklenburg, Lübeck, Schleswig-Hol- stein und den benachbarten Inseln, Hamburg, Helgoland und schliesslich aus Böhmen, wo dem Va die Freude zu theil wurde, die Ausbeute der von Seiner k. k. Hoheit dem durchlauchtigsten Herrn Erzherzog Kronprinzen unternommenen Reise nach Spanien in Prag besichtigen zu können. Das Werk enthält eine reiche Fülle wichtiger Beobachtungen, geistvolle Be- aus dem Vogelleben, unter welehen der Besuch der Brut- plätze der Cormoräne, der caspischen Seeschwalben, der Eiderenten, und der Lummen namhaft gemacht werden mögen. Von grossem Interesse sind Such die Bemerkungen über Serschiedere in Augenschein ge- nommene "Sammlungen. Der Inhalt des Abschnittes über Böhmen wird im Herzen jedes patriotischen Oesterreichers freudigen Widerhall finden. Beigegeben sind ein Verzeichnis der Vögel der ordnesehen nn von Roh weder neba Bemerkungen von E. . Homeyer und eine Liste der Bäume und Sträucher hen nee ae theils wild auf Sylt gefunden. Dieses Werk, das die Wissenschaft in so verschiedenen Rich- sprechungen ornithologischer Fragen, wie über den | tungen fördert, wird sicher von allen Ornithologen mit Vogelzug, das Meckern der Becassine, die Lebensweise Freude begrüsst werden. des Külulls u. s. w., dann lebensvolle Schilderungen P. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — (Commissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. | N ll Ih Ip Ih, Dläfter für Wogelkunde, Wonel-Shub und -Bflene. o Redakteure: August von Pelzeln und Dr. Carl von Enderes. ie „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- :: ustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate ä S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I. Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern ä 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn Dr. C.v.Enderes, Florianigasse 46, zu richten. 1880. Inhalt: Die Falkenjagd, insbesondere in Niederösterreich. Von Direetor Johann Newald. (Schluss) — Vereinsangelegenheiten. — Inserate. September, Die Falkenjagd, insbesondere in Niederösterreich. Von Director Johann Newald. (Vortrag, gehalten in der Monats-Versammlung des Ornithologischen Vereines am 12. December 1879.) (Schluss. Unter Max I]. Nachfolger, Ferdinand I]. | jenen Umfang, welchen damals das genannte Zelt ein- machte das Jagdwesen, so weit dasselbe Seitens des | genommen hatte, abgrenzt. Im k. k. Hofkammer- Landesfürsten gepflegt und geübt wurde, namentlich | archive befinden sich die sehr eingehenden auf die in Oesterreich unter der Enns entschieden Rückschritte. | Anlage des „neuen Gebäudes und Fasangartens“ bezug- Ferdinand I. war allerdings ein Jagdfreund, allein | nehmenden Bauacten, in denen sich jedoch kein Anhalts- seine Regierungsperiode war derart bewegt, dass ihm | punkt findet, womit sich die, Soliman’s Zelt betref- die stürmisch sich drängenden Ereignisse kaum Zeit | tende Angabe nur im geringsten bestätigen liesse. liessen, der Jagd im Allgemeinen und der Baizjagd | Man wählte für die Anlage des Fasangartens und im besonderen eine grössere Aufmerksamkeit zu widmen. | „neuen Gebäudes“ jenen Platz, welcher dem beabsich- Ferdinand's I. Nachfolger, Kaiser Maximi- | tigten Zwecke am besten entsprach, und ohne Frage, ob lian IL, welcher jedoch kaum 12 Jahre regierte, | auf demselben einst Soliman’s Zelt stand oder nicht. brachte neues Leben in das österreichische Jagdwesen. Von Prag aus ddto. 24. Mai 1570 ertheilte Max i- Im Jahre 1568 ordnete er die Anlage eines neuen | milian II. dem Adam Rendl, Aufseher über den Fasan- und Mouflongartens zwischen Simmering und | neuen Fasan- und Mouflongarten, eine Instruction, in Ebersdorf an. Es entstand das sogenannte „neue Ge- | welchem auch die Weisung vorkömmt, dass derselbe bäude“, von dem erzählt wird, dass es auf jenem Ort | „Trappen und Rayher“, wenn man ihm solche bringt, vorkömmt, wo im Jahre 1529 Sultan Soliman’s Zelt | zu übernehmen habe. Unterm 1. Februar 1575 ertheilte stand, und dass der Umfang des „Neugebäudes* auch | der Kaiser dem „Wolff Sigmunden Freyherrn zu 72 Aurssperg“*, Obristen-Landtjägermeister in Oester- | reich unter der Enns, eine höchst eingehende, die Jagd | betreffende Instruction, in welcher die Falknerei nur sehr ‘nebensächlich berührt wird. Dass dieselbe damals, und auch noch während der Regierung Kaisers Rudolf II. nur eine untergeordnete Bedeutung besass, ergibt sich aus einem Verzeichniss vom Jahre 1580 „Was Auf der Röm. Khais. Mt. Falkhnerey, Besoldung vnd Klaidergeldt ain ganz Jar lauffen tuett.“ Es heisst in demselben: Falkenmeister Hanns Hager von Allenusvei® eo ss ou5 00 460 A. — kr. 1 Falkenbueb . Le an Ikanı Falken- und Federspiel-Unterhaltung 150 fl. — kr. Bundle ee ee TO ee AsHalkner ra 240 an I 2uRalknensa 12022 22 es eeelere INlaiderseldign a NO zusammen . 2070 fl. 15 kr. eine für die Dauer eines ganzen Jahres gewiss sehr bescheidene Auslage, und ebenso bescheiden war der ganze Falknerei-Apparat, er zählte ausser dem Falken- meister nur noch 6 Falkner und 1 Falkenbuben. Sowohl die Jagd als auch die Falknerei mussten sich während der Regierung des Kaisers Rudolf 1. ausserordentlich einschränken. Es wurden ihr nur höchst geringe Mittel gewährt. Unter mehreren Bei- spielen nur Eines. Der oben genannte Falkenmeister Hanns Hager von Allentsteig bat nur um den Betrag von 200 fl., um die“Falknerei wieder für einige Zeit durchbringen zu können. Der Kaiser erledigte die ihm vorgelegte Eingabe am 25. November 1587. Die Resolution ist mit Blei- stift auf dem Referatsbogen niedergeschrieben,, sie lautet: „thue dahin nichts, vnd werden wol andere mittel zu handen sein, man solle denselben nur nach- denken also auch an itzo den Falknern etwas geben, damit sie sich und die Vögel erhalten können, man werde sovil darauff nit bedürffen.“ Erst unter Kaiser Mathias erfolgte der nächste Anstoss zur Hebung des Falknereiwesens in Oester- reich unter der Enns. Die Herrschaft Laxenburg, dieser in Bezug auf die Baizjagd später so berühmt gewor- dene Boden, war seit einer langen Reihe von Jahren an verschiedene Herren in. Pfandbesitz überlassen worden. Unterm 15. April 1617 verordnete Mathias, dass in Laxenburg über Antrag des Falkenmeisters Peter Paul della Grangia die abgekommene Raygerzucht wieder in Aufnahme gebracht werden soll, daber eine neuerliche Pfandgabe der Herrschaft nicht mehr einzuleiten ist. Die vollständige Rücklösung von Laxenburg führte jedoch erst Kaiser Ferdinand Il. aus. Der letzte Pfandinhaber war der „obriste Stall- und Falkenmeister Bruno Graf zu Mansfeld.“ Mit Urkunde ddto. Wien, 22. August 1633 überliess Ferdinand I. die Herrschaft Laxenburg seiner Gemahlin der Kaiserin Eleonore „auf ihr Lebenlang“ als Eigenthum. Der Kaiser war bekanntlich ein grosser Jagdfreund, unter ihm kamen die Hetzjagden im „neuen Gebäude“, die Hirschjagden zu Ebersdorf und auf den dortigen Donau- auen, und die Baizjagd zu Laxenburg in grössere Auf- nahme. Oben wurde bereits bemerkt, dass eine im Jahre 1596 zu Augsburg erschienene Ausgabe des Buches über die Falkenjagd von Kaiser Friedrich Il., Ferdi- nand 1]. damals noch Erzherzog, gewidmet worden ist. Während der Regierung des Kaisers Ferdi- nand III. (1637—1657) traten im Jagdwesen und bei der Baizjagd geringe Aenderungen ein. Erst in der Zeit der Regierung Kaisers Leopold I. (1697—1705) machte sich, sowie an- allen westeuropäischen Höfen auch am Wiener Hofe die, namentlich durch Lud- wig XIV. eingeführte Pracht bei den Jagden und bei der Raygerbaize geltend. Kaiser Leopold ]. war jedoch mehr der Schiessjagd, und darunter den eingestellten Jagden, als den Hetzjagden und der Baizjagd zugethan. Es entsprach “erstere mehr der Neigung des Kaisers, welcher bei ijeder Gelegenheit eine gewisse ernste Würde gewahrt‘ wissen wollte, was bei den Hetzjagden nicht immer ausführbar war. In Oesterreich fällt die eigentliche Blüthe- und Prachtzeit der Falkenjagd in die Regierungsperiode der beiden Kaiser Josef I. (1705—1711) und Karl VI. (1711—1740). Bald nach seinem Regierungsantritt, mit Diplom vom 16. September 1705, ernannte Josef I. den Grafen Georg Andrae von Volkhra zum Oberst- Landfalkenmeister. Der Oberst-Landfalkenmeister war einer der vornehmsten Hofwürdenträger. Er ging in der Rangordnung dem Obersthof- und Landjägermeister vor. Der Personalstand war damals: 3 Falkenmeister, 2 Auffenknecht zu Laxenburg, 6 Knechte bei der Raygerparthei. Statt „Knechte“ wäre die frühere, den Dienst besser charakterisirende Benennung „Falkner“* zu setzen. Sie besorgten jene Falkengruppe, welche für die eigentliche Raiherbaize verwendet wurden; ferner 3 Knechte oder Falkner bei der „Krähparthei“, mit jenen Falken,: welche zum Krähenfang gehörten, — weiter 4 Knechte, eigentlich Falkner, bei der Millan- parthei“ und endlich 4 Knechte oder Falkner bei der „Revierparthei* mit jenen Falken, welche beim Fange des gewöhnlichen Revierwildes, Fasanen, Feldhühner, Enten, Hasen u. s. w. verwendet wurden. Ferner bestanden 1 Raygerwarter zu Laxenburg, 1 Rayger- warter zu „Wr. Neustadt“ sammt 2 Jungen, endlich 10 Falkenjungen zum Tragen der Vogelkästen, 1 Hetzer und 2 Hundejungen für die Wind- und Wachtelhunde. Der Jahresetat der Falknerei stand auch in jener Periode höher als jener der „Jägerparthei.“ Die Kosten der kaiserl. Jägerei betrugen durchschnittlich im Jahre 21.000 fl., jene der Falknerei 24.000 Al. Eine Reiherbaize war ein höchst anregendes und spannendes Schauspiel. Die Pracht des Auszuges zur Jagd können wir aus den zahlreichen Bildern und Kupferstichen jener Zeit, welche solche Festlichkeiten darstellen, beurtheilen. Herren und Damen im glän- zenden Jagdkleide, die Falken. auf der Hand, auf prächtigen Pferden, umsprungen von Wind- und Stöber- hunden. Hatten letztere einen Reiher aufgejagt, und hatte der Falkner seine Falken, in der Regel zwei, welche ein Flug genannt wurden, kunstgemäss auf den Reiher „abgeworfen,* so war die Jagdgesellschaft, Damen, Herren und das Falknereipersonale plötzlich wie von der Kette gelassen. Der Reiher begann, sobald er seine Feinde bemerkte, zu steigen und sich höher und höher zu schwingen, dass er oft kaum mehr wahr- zunehmen war. |: Die Falken jedoch folgten ihm pfeil- schnell nach, mit mancherlei Manövern und Wendungen suchten sie über den Reiher zu kommen, war dieses gelungen, so stürzte sich der Falke auf sein Opfer herab und machte die verschiedensten Angriffe um den Reiber mit den Fängen zu fassen, welcher sich seinerseits mit grosser Gewandtheit mit dem langen Schnabel wehrte. Mancher Falke, besonders junge Vögel wurden dadurch ein Opfer ihres Eifers, dass sie sich am Schnabel des Reihers 'spiessten. Gelang es endlich dem Falken seine Beute zu fassen, so stürzten die beiden, oder auch alle drei Gegner mit verwirrtem Flügelschlag zum Boden herab. Jener Falkner oder Falkonier, welcher die Jagd führte, musste ein äusserst fester und»sicherer Reiter sein, er musste sich auf sein Pferd ganz verlassen. Er selbst durfte den Reiher und die. Falken, welche sich pfeilschnell in die Luft erhoben, nichtıeine Secunde aus dem Auge lassen, um sie hicht vollends aus dem Gesicht zu erlier en. Dem Pferde konnte er nur im Allgemeinen die Richtung angeben, und ‘musste jeden Panel gefasst sein,. dass dasselbe über Buschwerk nd Zäune einen Hochsatz, oder über einen Graben einen Weitsprung machte. Das Reiten gelegentlich einer Reiherbaize war auch viel gefährlicher als eine Hetz- oder . Parforcejagd. Flemming in seinem „teutschen Jäger,“ den ıch bereits einmal erwähnte, sagt: „war der Falke mit dem Reiher zu Boden, so ging das Jagen erst recht an, wer reit, der reit, wer stürzte der stürzte, — wer liest der liegt, — ein jeder will der erste sein.“ Der Falke wurde vom Reiher abgenommen, war letzterer nicht besonders verletzt, so begnügte man sich im die langen Kopffedern, die sogenannten „Krandin“® auszuziehen, und sehenkte ihm wieder die Preilieit. Diese Federnwurden der vornehmsten Dame oder dem vornehm- sten Herın der anwesenden Jagdgesellschaft übergeben. Oefter wurde dem gefangenen Reiher, ehe man demselben die Freiheit schenkte, ein goldener oder silberner Ring, auf welchem der Name .des Jagdherrn und die Jahrzahl eingravirt war, um einen Ständer befestiget. Es wird erzählt, dass in Baiern unter: dem Curfürsten Carl Albrecht, dem späteren Kaiser Carl VO. im Jahre 1732 ein Reiher gefangen wurde, welcher an einem Ständer einen Ring trug, der mit dem Namen des Grossvaters des genannten Curfürsten, des im Jahre 1679 sestorbenen Curfürsten Ferdinand Maria bezeichnet war. Im Jahre 1751 wurde zu Morizburg in Sachsen bei einer Reiherbaize im Beisein des Königs Friedrich August 1l1l. von Polen ein Reiher gefangen, welchen der König bereits vor 10 Jahren und vor 7 Jahren der Grosssultan gebaizt hatte. Man legte ihm den 3. Ring an und schenkte ihm die Freiheit. Es ist wohl an sich klar, dass selbst bei dem ursprünglichen besten Stande von Reihern in dem für die Baizjagd bestimmten Gebiete die oft wiederholte Beunrubigung diese Vögel bald gänzlich verscheucht und vertrieben hätte, Es musste demnach für die Er- haltung eines guten Reiherstandes durch künstliche Mittel Vorsorge getroffen werden. Ausserdem dass strenge. Verordnungen bezüglich Hege der Reiher bestanden, kamen auch ausgedehnte "Anstalten zum Zwecke ihrer Vermehrung vor, , dazu gehörten vor Allem die Reiherhütten und Häuser, "welche zu deren gewöhn- lichem Aufenthalte dienten; zum Schutze gegen die Kälte waren sie theilweise heizbar gemacht. Zur Fütterung wurden Fische verwendet, als Futterplätze dienten eigens angelegte kleine Teiche, „Reyher-Seelein.“ Den jungen Reilern wurde Fischleich gegeben. Der kais. Hofkalender beziehungsweise Hot- schematismus vom Jahre 1730, enthält auf Seite 16 eine Specifieation dessen, was im Jahre 1729 von Ihrer kais. Majestät zu Laxenburg durch die Falknerei gepaizt worden; als: 73 180 Raiger, — 27 Hasen, 58 Alstern, — 29 Krähen, — 19 Wildenten, — 7 Milan, — 7 Mandel- krähen, — S Raben, — 2 Rohrhühner, — 1 Wachtel- könig, -— 1 Tagä (Dohle). Summe 340 Stück. Es ist..dieses nun allerdings eine erhebliche An- zahl von Wildstücken, welche im Laufe eines einzigen Jahres mittelst Falken gefangen wurden, allein es steht dieses Ergebniss gegen jene Resultate, welche an andern Orten el wurden, wesentlich zurück. Ein leidenschaftlicher Freund der Baizjagd war der Markgraf Oarl Wilhelm Friedrich von Branden- burg-An sbach. Er regierte von 1729-1757. Das Baizrevier befand sich bei den Ortschaften Gunzen- hausen und Triesdorf, etwa 5 Meilen südwestlich von Nürnberg entfernt. Das von ihm in der Zeit von 1730 bis.1755, also binnen 25 Jahren ‚Sans Wild soll bestanden haben in: 1763 Milanen, 4174 Reihern, — 4557 Krähen, — 1647 Elstern, — 14.087 Rebhühnern, — 985 Fasanen, 398 Wildenten und 5059 Hasen, in Summe 34.429 Stücke, wovon auf das Einzeljahr dureh- schnittlieh die enorme Zahl von 1377 Stücken entfallen. Dieser Markgraf liess auch die an schon ziemlich selten vorkommenden sogenannten „Falkenthaler“ prä- gen. Freunde der Numismatik finden dieselben unter den Nummern 6197 und 6195 bei Schultess beschrieben. Nach dem im Jahre 1740 erfolsten Ableben des Kaisers Carl VI. strebte Maria There sia, sobald die ersten politischen Stürme, welche ihren Resierungsan- tritt bedrohten, ausgetobt hatten, eine Reorganisirung des etwas in Unordnung gerathenen Jagd- und Falknerei- wesens an. Unter den diessbezüglichen Acten befindet sich eine en für das Jahr 1740 „derenjenigen Geldern, so jährlich unter Glorreichster Regirung Weyl. Sr.Röm. Kais. und Königl. Katholischen Mst. zu bessern Bestreitung der Kays. Jägerey und was deme anhängig, dann auch zu bessern Bestreitung der Kays. Falknerey verabfolet worden.“ Für die Jägerey betrugen diese Extra-Auslagen pro 1740 zusammen 10.381 fl. 26 kr., zur Falknerey jedoch: 1. Denen sämmtliehen Falkoniers das alljährlich gewöhnliche Regal mit 80) Spee.-Ducaten mit. . ... . ..207 1. 30 kr 2. dem Lacken-Hüter 6 Ducaten id est 24 fl. 54 kr 3. dem Baumsteiger 6 Ducaten id est . 24 fl. 54 kr 4. dem Abdecker 6 Ducaten id est . . 24 fl. 54 kr 5. dem Raigerwarter zu Laxenburg Gmadenzeldi 2... 0.02 rel D 6. Und weiter alle Jahr ein Falkoniers nacher Dennemarkh zu abhollung deren Eysslander-Vögln abgeschickt worden, alss seind demselben jedes- mal und also auch pro anno 1740 die Reyssunkösten bonifieirt worden mit 664 fl. — kr. Summe der Falknerey-Auslagen . 961 fl. 12 kr. Der Nachweis jener Retormen im Jagd- und Falknereiwesen, welche die Kaiserin Maria T heresia im Jahre 1745 durehführte, würde hier zu weit führen. Sie geben Zeugniss von der ausserordentlichen Einsicht, welche diese wahrhaft grosse Regentin schon damals, selbst in verbältnissmässig untergeordneten Angelegen- heiten bewährte. Sie selbst nahm als Prinzessin in Laxenburg an den dort stattfindenden „Raygerbaizen“ mit grosser "Vor- liebe theil. Später als Maria Theresia die Gemahlin des Herzogs Franz von Lothringen wurde, und mit 74 diesem als das „schönste Ehepaar der Welt“ bezeichnet wurde, brachten andere Umstände häufige Störungen, — sie wurde ja Mutter von 15 Kindern Nach dem Tode ihres Gemahls des Kaisers Franz I. im Jahre 1765, zog sie sich von allen Vergnügungen zurück. Kaiser ran I. und sein Sohn Kaiser Josef II. waren indess grosse Vnesilhelsheiben. Die Falknerei neigte sich jedoch am Oesterreichischen Hofe bereits ihrem Absehlusse zu. Der Hofschematismus vom Jahre 1793 führt noch das k. Obersthoffalkenmeisteramt, den damaligen letzten Obersthoffalkenmeister Josef Graf von Saint Julien und das Falknerei-Personale auf (Seite 428). In diesem | Jahre erfolgte jedoch durch den Kaiser Franz die eänzliche Aufhebung dieses Hofamtes, daher dasselbe In een nut für das Jahr 1794 nicht mehr vor- kömmt. Zum Schlusse habe ich nur noch einige Worte über die Pfllege ber Baizfalken zu erwähnen. Sie waren für gewöhnlich in besondern Kammern, den Habichts- kammern untergebracht; als Nahrung erhielten sie das frische Fleisch von Hühnern und Tauben und als Vor- essen die innern Theile dieser Thiere, oder von anderm im Haushalte geschlachteten Geflügel. In den Kammern musste stets frisches Wasser vorhanden sein, überhaupt die grösste Reinlichkeit beobachtet werden. Die kritische Zeit für alle Baizfalken war die Mauser, die im Frühjahre, etwa an Georgi begann und im Herbst um Bartholomäi endigte. Alles Baizen hörte über diese Zeit auf. Obwohl alle Sorgfalt angewendet wurde, um die mausernden Vögel vor Krankheiten zu bewahren, war der Erfol«e nur selten entsprechend. Eine grosse Zahl, in der Regel sogar die Mehrzahl, „starb“ oder „ging ein.“ Der so entstandene Abgang Daraus musste durch neuen en ersetzt werden. erklärt es sich, dass von Wien aus alljährlich Falkoniere | — > Vereinsangelegenheiten. Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geelrten Vereinsmitglieder, welche diess noch nicht gethan, gefälligst recht bald an den Cassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. Neu beigetretenes Mitglied: Herr Dr. Wilhelm Biasius in B raunschweig. Neuseeländische Vogelbälee. Einige kürzlich aus Neu-Seeland erhaltene Bälge von Zupteryzz Owreni (Kiwi) und Strinsops habrep- tiluıs (Höhlenpapagei), sowie 2 Skelette des Letzteren, kann ich zu äusserst billigen Preisen abgeben. Alwin Helms. Hamburg - Borgfelde, am Burggarten Nr. 1. Herausgeber : nach den Niederlanden und nach Dänemark entsendet werden mussten um neue Baizfalken herbeizuschaffen. Aber auch im Inland suchte man sich durch die Aufzucht von Nestjungen die für die Baizjagd ver- wendbaren Falken und Habichte zu verschaffen, oder es wurden in den bekannten Taubenkörben selbst ältere Vögel eingefangen. Dass dieser Vorgang auch schon in früherer Zeit eingehalten wurde um Baizfalken beizuschaften, "ergiebt sich unter Anderem auch aus einem Schreiben, welches Kaiser Ferdinand II. am 5. Juni 1627.an den damaligen Besitzer der Herrschaft Woltsthal bei Bruck an der Leitha, Georg Christoff Walterskirchen n.-ö. Regimentsrati mit dem Er- suchen richtete, den Fang von Falken auf einem ihm (dem Walterskirchen) gehörigen Berge zu gestatten. In den Ländern der vorgeschrittenen Bodencultur hat die Bedeutung derselben, der Baizjagd wohl für immer die Existenzbedingungen entzogen. Die grossen Falkenjagden, welche in Frankreich Napoleon III. veranstaltete, waren lediglich Hoffeste, bei denen die grösste Pracht zur Schau getragen wurde. In Nieder- österreieh hat noch Fürst Ferdinand Trautmanns- dorff auf seiner Herrschaft Oberwaltersdorf bei Baden, im Laufe der 40ger Jahre unseres Jahrhunderts kleine Baizjagden abgehalten. Als Baizvogel war Faleo laniarius in Verwendung. In den Niederlanden, der elassischen Sumpfheimat “der Reiher und vieler anderer Sumpf- und Wasservögel, war die Baizjagd, in Ermanglung einer anderen Jagd, bis in die neuere Zeit als Hofjagd im Betriebe, und es wurden in der Umgebung vom Haag grosse Falkenjagden ausgeführt. Wenn es auch mit der Baizjagd im grösseren Style in Europa zu Ende gegangen ist, so wird dennoch jeder Ornithologe sämmtlichen Balkenarten seine beson? dere Sympathie zuwenden. Dieser Umstand lässt mich hoffen, dass Sie mir vergeben werden, wenn ich Ihre Zeit so lange in Anspruch genommen habe. Zbonnements-Binladung. 00,55 Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht“ eröffneten mit dem Neuen Jahre 1880 ihren fünften Jahrgang. Die „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht* sind in erster Linie das Organ des Münchener Vereines für Geflügelzucht und in weiter Ausdehnung das der befreundeten und aller demselben Ziele zusteuernden Vereine. Dieses Ziel besteht in der Anregung und Verbesserung der Zucht und Pflege des Getlüge!s in allen Racen, sowie auch der Zier- und Schmuckvögel aller Zonen. Die Liebhaberei soll unterstützt, die praktische Verwerthung der verschiedenen Geflügelracen in ökonomischer Rich- tung immer mehr ausgedehnt und auch unter der Landbevölkerung melır bekannt werden. Die Redaktion wird sich bemühen, alle in dieses Fach einschlagende Fragen in gediegenen Abhandlungen zu besprechen und das Blatt durch Original- Aufsätze zu einer gediegenen Lectüre zu gestalten. Schon im vergangenen Jahre Geflügel- das Blatt so zu gestalten, hat die Abonnentenzahl bedeutend zugenommen, und der Verein für zucht München wird es sich angelegen sein lassen, dass es auch in weiteren Kreisen ein beliebtes Insertionsblatt werden dürfte. Die „Süddentschen Blätter für Geflügelzucht“ erscheinen am I. und IS. jeden Monats und kosten im jährlichen Abonnement 2 Mark; im Post-Abonnement, incl. Zustellungsgebühr, oder durch die Expedition per Kreuzband bezogen, jährlich 2 M. 80 Pf.l.Bestellungen, sowie Insertions-Aufträge beliebe man an die Expedition: Joh.:Bühler’sche Buchdruckerei, Neuhauserstrasse 3, München, zu richten. München, 13S0,,., Die Redaktion der „Süddeutschen Blätter für Geflügelzucht‘‘ Der Ormithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. 4. Jahrg. . SS SEIT . Nr. 10. III IIIIIIIIN SII Blä Efer für Wonelkunde, Wonel Eh es SF -Shuß um Redacteur: Angust von Pelzeln. Zustellung 2 fl. 25 kr. = 1 Mark 50 Pfeunig ı werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy October. Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franeo- | rlich, sowie Inserate a Skr. riek in Wien, I., Graben N ‚a 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — (orrespondenzen in Redactionsangelegenheiten sind an Herrn August von | Pelzeln, I., Wipplingerstrasse 15, zu richten. | — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile . 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern | Inhalt: Hungarica ausser Europa. Von A. F. Grafen Marschall. Vereinsangelegenheiten. — Literarisches. — Inserat. Beobachtungen über den Bartgeier „Gypa&ötos barbatus Cuv.* in Siebenbürgen. Allerlei: — Vorkommen von Arten der Omis Austriaco- Uebersetzt von A. F. Grafen Marschall. Von J. von Csato. Fossile Strausse in Asien. Beobachtungen über den Bartgeier „Gypaötos barbatus, Cuv.“ in Siebenbürgen. Von Johann von Csatöo. (Nagy-Enyed in Siebenbürgen.) Die Omithologie als Wissenschaft kann in Sieben- bürgen kaum die Zeitdauer eines Mannesalters aufweisen. Es haben zwar Josef Benkö 1777 Leonhard 1812 über die Vögel Siebenbürgens ge- schrieben, Friedrich Wilhelm Stetter war aber der Erste, der im Jahre 1831 — „durch den unvorherzu- sehenden Willen Gottes“ — wie er in seiner Abhand- lung, betitelt: Beiträge zur Ormnithologie Siebenbürgens, vorgelesen in der im Jahre 1845 zu Klausenburg abge- haltenen fünften Versammlung der ungarischen Aerzte und Naturforscher, sich ausdrückt, nach Siebenbürgen berufen und in dem Städtchen Deva als Cameral- Architektangestellt, dem Studium der Ornis Siebenbürgens mit grosser Liebe und anhaltender Ausdauer seine freie Zeit widmete und eine recht schöne Sammlung von ausgestopften Vögeln zusammen brachte. Die von Stetter bis zur Veröffentlichung obiger Abhandlung im Siebenbürgen beobachteten Vögel be- liefen sich auf 246 Arten, welche er, mit Ausnahme von Wenigen, in seiner Sammlung ausgestopft besass. und Josef Diese Sammlung wurde von dem siebenbürgischen Vereine für Naturwissenschaften in Hermannstadt käuf- lich erworben und so glücklicher Weise für die Wissen- schaft auch erhalten. In den vierziger Jahren begann der zu jener Zeit wegen seiner vielseitigen wissenschaftlichen Kenntnisse weit berühmte Professor an dem w. reform. Collegium zu Nagy-Enyed, Nicolaus v. Zeyk, für das benannte Collegium eine ormithologische Sammlung zusammenzu- stellen und gelang es ihm bis zum Jahre 1845 eine ansehnliche Colleetion von in- und ausländischen Vögeln zusammen zu bringen. Diese schöne Sammlung wurde leider am 8. Jänner 1849, als ein walachischer Landsturm die Stadt Nagy- Enyed niederbrannte und die zurückgebliebenen Ein- wohner ermordete, sammt den sehr reichen anderen naturhistorischen und numismatischen Sammlungen, sowie der berühmten Bibliothek total vernichtet. Stetter warb in den vierziger Jahren der Orni- thologie mehrere Jünger, unter denen Dr. Wilhelm 76 Knöpfler, zu jener Zeit ansässig in Zalatna, gegen- wärtig königl. Rath und wohnhaft in Maros-Väsärhely, und Alexius v. Buda, Grundbesitzer in Russ, am fleissigsten thätig waren. Die Sammlung des Ersteren, bestehend aus über 300 Arten einheimischer und ausländischer Vögel, wurde bereits im October des Jahres 1848, als das Bergstädt- chen Zalatna und seine Einwohner das gleiche Los wie Nagy-Enyed traf, vernichtet — die Sammlung des Alexius v. Buda aber, welche 157 siebenbürgische Vögelarten enthielt, ist zum Theil verschont geblieben und wurde von dem Eigenthümer später dem Nagy- Enyeder Collegium geschenkt. Im Jahre 1850 hat Verfasser seine ornithologische Sammlung anzulegen angefangen und sie zählt jetzt 400 Arten europäischer Vögel in 700 und einigen Exemplaren. 1860 widmete sich der leider viel zu früh ver- storbene Graf Coloman Läzär mit leidenschaftlichem Eifer der Ornithologie, er schrieb nicht, nur das Meiste unter den siebenbürgischen Ornithologen über Vögel, sondern brachte auch die reichste Vogelsammlung zu- sammen. Leider wurde die Aufsicht über diese schöne Sammlung in Folge seiner Uebersiedlung nach Pest bereits während seiner Lebenszeit theilweise, nach seinem Tode aber ganz vernachlässigt und so ging ein grosser Theil zu Grunde, der Rest aber wurde unlängst von der Realschule in Deva angekauft. Mit Anfang der sechziger Jahre fing Adam von Buda, Grundbesitzer in Rea und Sohn des Alexius v. Buda, eine Vogelsammlung anzulegen an, er ist ein eifriger Beobachter und besitzt bereits in über 400 Exemplaren 249 Arten europäischer Vögel. Das siebenbürgische Museum in Klausenburg be- sitzt auch eine ansehnliche Vogelsammlung, welche von Otto Hermann zu jener Zeit, als er Custos bei dieser Anstalt war, mit recht interessanten Arten aus der Mezoseg*) bereichert wurde. Es dürften wohl noch einige kleinere, insbesondere Schul- und auch Privatsammlungen in Siebenbürgen zu finden sein, mir sind sie aber unbekannt. Von dieser flüchtigen historischen Skizze, welche vielleicht für Einige der geehrten Leser von Interesse sein dürfte, kehre ich zu dem Gegenstande dieses Auf- ®) Hügeliger unbewaldeter Theil Siebenbürgens, wo viele kleinere und grössere Teiche sich befinden. satzes mit dem Bemerken zurück, dass Ritter von | Tsehusi zu Schmidhoffen die siebenbürgische orni- thologische Literatur in den Verhandlungen des k. k. zoologisch-botanischen Vereines in Wien im Jahre 1878 zusammengestellt hat. Die ersten schriftlichen Bemerkungen über den Bartgeier in Siebenbürgen findet man in der bereits erwähnten Abhandlung Stetter's, wo er, wie folgt, sich äussert: „Gypaötos barbatus (folgt der ungarische, deutsche und walachische Name) kommt vor in Siebenbürgen auf den Grenzgebirgen gegen die Walachei, auf den Hatszeger Hochgebirgen, insbesondere auf den Retyezät, im Ba- nate auf dem Miruler Hochgebirge. Von diesen habe ich selbst (Stetter) kein Exemplar erhalten, aber in den angegebenen Gegenden habe ich an vielen Oertern (?) gesehen, dass seine Füsse aufbe- wahrt werden und mein Freund Guido Küstel besitzt den Kopf eines jungen Exemplares, welches bei Ferdi- nandsberg erlegt wurde.“ Eine zweite Erwähnung geschieht in der von E. A. Bielz herausgegebenen Fauna der Wirbelthiere Siebenbürgens, Hermannstadt 1856, wo aber nur die Angabe Stetter's, dass nämlich der Bartgeier auf dem Retyezät vorkommt, wiederholt wird. Weitere schriftliche Angaben über Gypaötos er- schienen von mir in einer Abhandlung über den Retyezät, veröffentlicht 1867 in den Abhandlungen des sieben- bürgischen Museums in Klausenburg und dann in Ter- meszetrajzi füzetek, Pest 1377, betitelt: Gypa&tos bar- batus in Siebenbürgen. Endlich veröffentlichte Herr Josef Pausinger 1374 in der Zeitschrift „Ezdeszeti füzetek“ einen Aufsatz über den im Jahre 1873 in den Mühlenbächer Gebirgen erlegten Bartgeier und damit sind dann die schriftlichen Acten auch geschlossen. Auf diese, oder eigentlich zwei letzteren Abhand- lungen, denn in den drei ersteren finden sich nur sehr kurze Notizen über den Bartgeier, dürfte ich mich nur berufen, und von dem, was dort niedergeschrieben ist, hier Nichts wiederholen, aber da dieselben in ungarischer Sprache verfasst sind und ganz sicher nur von sehr Wenigen der geehrten Leser gelesen wurden, nehme ich mir die Freiheit, Einiges, was ich über den Gypaötos in den „Termeszetrajzi füzetek“ geschrieben habe, hier wiederzugeben, denn sonst müssten gerade die positiven Daten weggelassen werden. (Fortsetzung folgt.) Vorkommen von Arten der Ornis Austriaco-Hungarica ausser Europa. Von August Friedrich Graf Marschall. I. Afghanistan. Nach R. G. Wardlaw-Ramsay (Ibis, 1879, p. 444—449). Calandrella brachydactyla, an den Rändern der Na- in kleinen Schaaren. Cyaneeula Suec,. in Paaren. Tinnunculus alaudarius, ge- mein. Cotile riparia? \ Cypselus Apus ?I Merops Apiaster ? 30. April und 1. Mai, zahlreich, nach Nordwest ziehend. gemein. Upupa Epops, nicht selten | delwälder. Cueulus canor., nur Einm. Petrocossyphus eyaneus. Motacilla alba, gemein, in kleinen Schaaren. | Piea rustica (var. Bactriana Bp. sehr häufig.) Butalis grisola, Ankunft Anfang Mai; brütet im Nadelwald der Thäler. | Astur palumbarius, L. Il. Ost-Indien. (Nach A. Hume, Stray Feathers, Vol. VII, Nr. 1, p. 43—72 und 81—116). Vultur monachus, L. Gyps fulvus, Gm. Gypaötos barbatus, L. Falco peregrinus, Gm., auch Malacca. Falco sacer, Gm. Hypotriorchis Subbuteo, L. HypotriorchisAesalon, L. Aceipiter Nisus, L. Aquila chrysaötos, L. Aquila Clanga, Pall. Aquila pennata, Singapore. Pandion Haliaötos, L., auch Hinter-Indien. Buteo vulgaris, L. Cireus eyaneus, L. Cireus eineraceus, Mont. Pyrrhocorax Alpinus. Sturnus vulgaris, L. Pastor roseus, L. Passer domesticus, L., auch Singapur und Tonka. Passer montanus, L. Emberiza Cia, L Emberiza hortulana, L. Emberiza pusilla, Pall. Circus aeruginosus,L.,auch Malacca. Hirundo rustica L. Cotyle riparia, L. Chelidon urbica, L. Cypselus Apus, L. Cypselus Melba, L. Merops Apiaster, L. Coracias garrula, L Alcedo Ispida, L. Emberiza Schoenielus, L. Yunx Torquilla, L. ı Emberiza miliaria, L. Cueulus canorus, L. Emberiza melanocephala, Tiehodroma muraria, L. Scop. Coceothraustes vulgaris, L. Carpodaeus erythrinus, Pall. Linaria cannabina, L. Fringilla Montifringilla, L. \ Calandrella brachydactyla, Leisl. Otocorys alpestris, L. Alauda crista, L. Columba Livia, L. Perdix Cotumix, L. Otis tarda, L. Otis Tetrax, L. Glareola pratincola, L. Squatarola Helvetica, L. Charadrius pluvialis, L. Charadrius Cautianus, Lath. Vanellus eristatus, Behst. Strepsilas Interpres, L. Grus einerea, Behst. Scolopax rustieula, L. Gallinago Gallinula, L. Limosa aegocephala, L Anthus Spinoletta., L. Limosa Lapponica, L. Corvus Corax, L. , Numenius phaeopus, L. Corvus frugilegus, L. ' Machetes pugnax, L. Corvus Monedula, L. ı Tringa Canutus, L. Corvus Pica, L. | Upupa Epops, L. Lanius Collurio, L. Erythrosterna parva Behst. Troglodytes punet., Koch. Turdus pilaris, L. Turdus dubius, Belhst. Turdus viseivorus, L. Turdus iliacus, L. Turdus atro-gularis, Tem. Turdus obseurus Gm., auch Malacca und Singapore. Oriolus Galbula, L. Rutieilla phoenieura, L. Regulus eristatus, L. Sylvia rufa, Bodd. Sylvia Curruca, L. Budytes flava, L., auch Singapore. Budytes eitreola, Pall. Motacilla alba, L. | Anthus trivialis, L. Anthus cervinus, Pall. RX , Rallus aquaticus, L. Tringa erassirostris, Tin. et | Sehl. Tringa sub-arcuata, auch Singapur. Tringa Alpina, L. Tringa minuta, Leisl. Tringa Temmincki, Leisl. Calidris arenaria, L. Phalaropus fulicarius, L. Lobipes hyperboreus, L. Actitis hypoleucus, L., auch Malacca, Singapur, Chohong, Kopah. Totanus ochropus, L. Totanus Glottis, L. Totanus fuscus, L. Totanus Calidris, L., auch Singapur. | Totanus stagnatilis, Behst. Himantopus candidus, B. Recurvirostra Avocetta, L. Fulica atra, L. Örtygometra Bailloni, Vi- eill. Crex pratensis, Belıst. x Gm., Cieonia alba, L. Cieonia nigra, L. Ardea cinerea, L. Ardea purpurea, L. Ardea Garzetta, L., auch | Malacca. Ardea minuta, L. Botaurus stellaris, L. Nycticorax griseus, L. Platalea Leucorodia, L. Pheenicopterus Antiquo- rum L. Cygnus Olor, L Cygnus Bewicki, Yarr. Allerlei. Fossile Strausse in Asien. (Ibis Vol. IV (1880) p. 251).*) Mr. Willlam Davies, vom British Museum, Geological Department, hat irren im „Geological Magazine“ fossilen en von den Siwalile Bergen im British | Museum beschrieben und abgebildet, auf die Prof. A. Milne-Edwards (Oiseaux fossiles de la France, Vol. II, p- 587) semen Struthio Asiatieus begründet hat. Diese Knochen sind: „ein distales Ende des Tarso- metatarsal-Knochens eimes zweizehigen Vogels, mit der angrenzenden Hälfte des ersten Gliedes der" dritten Zehe in ihrer natürlichen Lage.“ Nach Mr. Davies’ genauer Vergleichung sind diese Reste den entsprechenden Knochen des afrikanischen Strausses (Struthio Ca- melus)an Grösse und Gestalt identisch. Nach Begrün- dung dieser Ansicht fährt Mr. Davies fort: „Nachdem diese Bruchstücke fossiler Knochen gewiss der Gattung Struthio angehören, stellen sie — so weit unsere gegen- wärtige Kenntniss reicht, dass die erste Heimat des Strausses Asien war, nachdem man seine fossilen Reste Uebersetzt von Heırn A. F. Grafen Marschall. %) (New Series, Dec. II, Vol. VII, ». 18), die | | | 1 | Änser einereus, Mey. Anser Segetum, Gm. Anser albifrons, Scop. Anser minutus, Naum. Casarca rutila, Pall. Spatula elypeata, L. Anas Boschas, L. Chaulelasmus strepera, L. Datila acuta, L. | Mareca Penelope, L. Querquedula Crecca, L. Querquedula Circia, L, Fuligula rufina, Pall. Fuligula ferina, L. Fuligula Nyroca, Güld. Fulieula Marila, L. Fuligula eristata, L. Olangula Glaueion, L. Mergus Merganser, L. | Mergus albellust, L. Podiceps cristatus L. Podiceps nigrieollis, L. Podiceps minor, Gm. Lestris pomarina, Tem. Larus fuscus, L. Larus ridibundus, L. Larus minutus, Pall. Sterna Caspia, Pall. Hydrochelidon hybrida, Pall. Hydrochelidon leucoptera. ı Hydrochelidon nigra, L. Sterna minuta, L. Sterna Cantiaca, Gm, Pelecanus Onocrotalus, L, Pelecanus crispus, Bruch, Phalaerocorax Carbo L, Phalacrocorax pygmaeus, Pall. bisher nirgends anderswo gefunden hat — ferner, dass die ältere Art der jetztlebenden afrikanischen an Grösse nicht nachgestanden habe und sich von ihr bezüglich der Ge- stalt der Knochen der Gliedmassen nicht unterscheiden lasse. Diese genaue Aehnlichkeit führt zu der Vermuthung, wo nicht zu der Gewissheit, dass die afrikanische Art, vielleicht mit geringer Abänderung der Halswirbel, direet von der älteren asiatischen Form abstammt, welche in lange vergangener Zeit, von Umständen ge- zwungen, von ihrer ursprünglichen Heimat in ihre jetzige auswanderte. Was immer für physische Veränderungen diese Auswanderung veranlasst haben mochten, so betraf sie nicht den Strauss allein, denn die Giraffe, jetzt nur dem Festland Afrika’s eigen, ist gleichfalls asiatischen Ursprungs, und ihre Reste, zugleich mit denen des Strausses, Sind in denselben Ablager ungen Ost-Indiens eingebettet.“ „Dr. Faleoner (Palaeontological Memoirs, Vol. I, p. 26) bemerkt, dass die Zähne der fossilen Giraffe an Grösse und Gestalt von denen der jetztlebenden afri- kanischen Art durchaus nicht zu unterscheiden sind.“ „In Betreff der jetztlebenden Säugethiere Afrika’s, sagt Mr. Wallace, mit Bezug auf die einstige Verbin- dung dieses Erdtheiles mit Asien: „Ueber ganz Afrika, besonders im Osten, finden wir einen Reichthum grosser Huf- und katzenartiger Thiere, Antilopen, Giraffen, Büffel, Elephanten nd Neehorner, nebst Löwen, Lan parden und Hyänen, alle nach Typen, die gegenwärtig in Indien nn (Geograph. Distribution of ” Animals, Vol. I, 286). en indess, dass die Wande- rung ee durch Syrien und längs der Küsten des rothen Meeres ihren Weg genommen habe“ und dass „auf diesem Wege die alte Süd: palädaretische Fauna, wie die Fossile von Pikermi und der Selle Berge sie andeuten, nach Afrika eingedrungen sei.“ Mr. Ly dekker (Records of the Geological Survey aus denselben Siwalikablagerungen, die im Museum zu Caleutta aufbewahrt werden, und bildet ein Fussglied ab, das er der Gattung Dromaeus (neu- Holländischer Casuar) zuschreibt. Wenn diese Ansicht richtig ist, so ist es gewiss eine sehr merkwürdige Thatsache — wie Mr. Davies andeutet — dass diese beiden Formen von Straussvögeln, die jetzt so weit auseinander liegen, einst in demselben Gebiet beisammen gelebt haben. Ausserdem gibt Mr. Davies die Beschreibung und Abbildung eines vollständigen zweiten Gliedes des Mit- telzehe eines dreizehigen Straussvogels, der vom Emu, wie vom Casuar Temehenlen ist, aber sich mehr dem letzteren nähert, und ebenfalls in den Siwalik-Ablage- rungen gefunden wurde. Es möchte demnach scheinen, ‚ als Iheskem drei verschiedene Formen von Straussvögeln of India, Vol. XII, p. 52) beschreibt einige Knochen | EDOB> die alten Ebenen Indiens gleichzeitig bewohnt. Vereinsangelegenheiten. Die nächste Monatsversammlung des Vereines findet Freitag den 8. October 1880, um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften statt. Tasesordnungs: 1. Mittheilungen des Vorsitzenden. 2. Vortrag des Herrn Josef Kolazy: Ueber den Vogelschutz. 3. Allfällige Mittheilungen einzelner Mitglieder gegen Vorherige Anmel dung beim Vorsitzenden im Laufe der V erhandlung. Herr Dr. Carl Ritt. v. Enderes hat wegen Ueber- häufung mit Berufsgeschäften sowohl sein Amt als Aus- schussmitglied und Secretär des Ornith. Vereines, als auch die Redaction der „Mittheilungen“ niedergelegt. Zuschriften und Sendungen in Redactionsangelegenheiten wollen daher fortan zu Handen des lonın August v. Pelzeln, Wien, I., Wipplingerstrasse 18, und "solche in sonstigen Vereinsangelegenheiten an den Secretär Herrn Director Johann Newal d, IX., Harmoniegasse 8 gerichtet werden. Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitelieder, welche diess noch nicht gethan, gefälligst yecht bald an Literarisches. Dr. G. v. Hayek: Wirthschafts-Feinde aus dem Thierreiche. Mit 155 in den Text gedruckten Holz- schnitten. Thaer-Bibliothek, Berlin 1879. 8. Der Ver- fasser dieses höchst nützlichen Bändchens behandelt auch die hauptsächlichsten der schädlichen Vögel und theilt das Wichtigste überihre Organisation, Kennzeichen, Lebenweise u. s. w. mit. Es wäre dieser instructiven Schrift die weiteste Verbreitung zu wünschen. Sehr zweckmässig ist auch das beigegebene Verzeichniss nach dem Ansnifisobjecte oder den "Art und Weise des Schadens. P. Die Neuaufstellung des Herzogl. naturhistorischen Museums zu Braunschweig. Bei Gelegenheit der XXIII. alleemeinen deutschen ehren Versammlung erläutert von Prof. Dr. Wilh. Blasius. Braunschweig, 1879. 3 Ein sehr guter Führer durch die Sammlung. In einem eigenen Abschnitte werden die besonderen Sehens- würdigkeiten dieser Üollection, welehe unter anderen auch die Serien, auf welche Prof. J. H. Blasius classische Arbeiten gegründet waren, enthält, angeführt. Di Herausgeber: Druck von J. B. Der Ormithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Hl, Tigerfink, weissköpfige Nonne, den Gassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. Berichtigung: Im vorigen Blatte soll der Name des neu beigetretenen Mitgliedes: Dr. Rudolf Biasius lauten. Der Geflügelzüchter und Vogelfreund, heraus- gegeben von W. Moessinger zu Frankfurt a. M., wird von seinem zweiten, (am 1. October d. J. be- sinnenden) Jahrgang an, eolorirte Bilder aus der Vogel- welt gratis beigeben und auch die erläuternden Auf- sätze in den Toner folgen lassen, ohne dass hiedurch eine Erhöhung des seitheiie en Abonnementspreises eintritt. Drei vorlieg ende, schön ausgeführ te Tafeln stellen folgende Vögel dar: I. Rebhuhnfarb. Italiener (Hahn und Henne), Atlasfink, schwarz- köpfige None Zebrafink, Muscatvogel, dreifarbige Nonne, Silberfasänchen, 11I. Englische "Kröpfer. pP. Neuseeländische Vogelbälge Einige kürzlich aus Neu-Seeland erhaltene Bälge von Apteryz= Owreni (Kiwi) und Strinsops habrop- +ilııs (Höhlenpapagei), sowie 2 Skelette des Letzteren, ' kann ich zu äusserst billigen Preisen abgeben. Alwin Helms. Hamburg-Borgfelde, am Burggarten Nr. Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Wallishausser in Wien. 4. Jahrg. : - Nr. Il. —— ee ——— Bläfter für Wonelkund ©, Nimen e1- Schu ut Redacteur: August von Pelzeln. Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements ä 2 fl., sammt Franco- ||| Zustellung 2 fl. 25 kr. — 1 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate & Skr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile ||} Novender | werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Friek in Wien, I., Graben Nr. 27, entgegengenommen, und einzelne Nummern ||| 1880 * ||| & 20 kr. — 40 Pfennige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenlieiten sind an Herrin August von . | 5 > | Pelzeln, I, Wipplingerstrasse 18, zu riehten. N Inhalt: Beobachtungen über den Bartgeier „Gypaätos barbatus Cuv.* in Siebenbürgen. Von J. von Csatö. (Schluss.) — Der Vogelschutz. Von Josef Kolazy. — Vereinsangelegenheiten. — Literarisches. — Eingesendet. — Inserat. Beobachtungen über den Bartgeier „Gypaötos barbatus, Cuv.“ in Siebenbürgen. Von Johann von Csatö. (Nagy-Enyed in Siebenbürgen.) (Schluss.) Bis zum Jahre 1862 wusste man nur nach münd- liehen und schriftlichen Mittheilungen, dass Gypaötos barbatus in Siebenbürgen und speciell auf dem Retyezät vorkommt, aber kein Omithologe hatte noch ein hier erlegtes, noch weniger ein lebendiges Exemplar in den Händen gehabt. Wenn ich mich gut erinnere, war es im Decem- ber genannten Jahres, als mein Freund, Graf Coloman Läzär mich mit der Nachricht überraschte, ein Bauer habe in der Nähe von Szäsz-Väros einen Gypaötos erlegt und einem Apotheker in derselben Stadt ver- kauft, welcher dann den Vogel ihm überliess. Es war ein schön ausgewachsener alter Vogel und wurde für die Sammlung des Grafen Läzär aus- gestopft. Im selben Winter, aber schon im Jahre 1863, erhielt Graf Läzär ein zweites ausgewachsenes Exem- plar aus dem Csiker Comitate,, dieses versandte er irgend wohin. Das dritte Exemplar, ein Männchen, und gleich- falls im ausgewachsenen Kleide, erhielt Adam v. Buda am 10. December 1872 von Klopotiva, am Fusse des Retyezät-Gebirges, dieses befindet sich in seiner Samm- lung. 1874 am 24. Februar wurde ein viertes Stück, welches ganz ausgewachsen ist, aber noch das Jugend- kleid trägt, bei Serel, auf den Retyezater Vorgebirgen, mit Falleisen gefangen und befindet sich in meiner Sammlung. Das fünfte Stück, ein ausgefärbtes Weibchen, ist 18573 auf den Mühlenbächer-Gebirgen erlest worden, gelangte in den Besitz des Forstmeisters Reschner in Mühlenbach, welcher dasselbe auch ausstopfen liess. Das sechste Exemplar endlich gelangte von den Radnaer Gebirgen in den Besitz des siebenbürgischen Museums in Klausenburg. Es sind diese sechs Stücke, welche seit dem Jahre 1862 nach meinem Wissen in Siebenbürgen er- 80 legt wurden, und unwiderlegbares Zeugniss geben über das Vorkommen des -Bartgeiers in Siebenbürgen. Nach diesen Belegen stelle ich jene Daten zu- sammen, welche, dem Sehen nach, ich persönlich ge- sammelt habe, oder mir von Ornithologen gütigst mit- getheilt wurden. Es sind auch diese Daten verlässlich, denn der Bartgeier ist in jeder sichtbaren Entfernung an seinem langen Keilschwanze leicht zu erkennen, und kein Vogelkundiger wird ihn mit einem anderen Adler oder Geier verwechseln. Ich habe bereits in der zweiten Hälfte der Vier- zigerjabre noch als Knabe von Alexius v. Buda, der ein leidenschaftlicher Jäger war und noch ist, erzäh- len gehört, dass er auf dem Retyezät bei Gelegenheiten der auf diesem Hochgebirge abgehaltenen Gemsen- jagden ein paarmal den Bartgeier gesehen habe. In den Fünfziger-Jahren versicherte mir W. Stet- ter, dass er unseren Vogel auch auf dem Hochgebirge Szurul ganz sicher beobachtet habe. Ich selbst habe seit 1857 mehrere Jahre nachein- ander, auf Gemsen jagend oder botanisirend, in den Monaten von Mai bis November, fast alle Theile des Retyezät durchstreift und erstieg auch fast alle seine höchsten Spitzen, doch erblickte ich den ersten Bart- geier erst im Mai des Jahres 1863. Man hatte mir nämlich erzählt, dass auf den Ge- birgen der Gemeinde Urik Tetrao tetrix zu finden wäre, und ich wollte in Gesellschaft des Adam v. Buda versuchen, ob diesen Vogel, dessen Vorkommen im Csiker Comitat und auf diesem Theile des Retyezät- Gebirges wieder und wieder behauptet wurde, wir nicht auch antreffen könnten. Wir wandelten auf einem Pfade in den schönen Tannenwäldern von Urik, da traf unser Ohr ein Sausen, als bräche ein Sturmwind los. Nach jener Gegend, woher dieses Getöse kam, hinbliekend, sahen wir einen Bartgeier blitzschnell auf einen Steinadler, der auf dem Gipfel einer abgestorbenen Tanne sass, sich nieder- stürzen, der Adler flog ab, der Bartgeier aber zog kaum auf Schussweite vor uns vorüber. Das Retyezät- Gebirge wird zum allergrössten Theile aus Gneiss gebildet, wenn man aber von der Gemeinde Borbätviz aus hinansteigend , die hohen Spitzen, welche vom Volke Kusturile genannt werden, erstiegen hat, bekommt man langgedehnte, aus schönem Kalksteine gebildete Bergzüge zu Gesicht. Diese Kalkgebirge ziehen sich der walachischen Grenze entlang gegen das Banat und bilden da die Banater Kalkgebirge, welche wegen ihrer schönen Flora allgemein bekannt sind. Leider trifft man auf diesen Kalkgebirgen, wenig- stens auf siebenbürgischem Gebiete, keine Quellen an, und die vielen Schafheerden, welche da weiden, bekom- men folglich kein Wasser zum trinken und müssen jede Woche ein paarmal nach den engen Thälern oder eigentlich Schluchten zur Tränke getrieben werden; unterdessen müssen sie ihren Durst nur mit jener Nässe löschen, welche bei heiterem Wetter als Thau auf die blumenreichen Triften sich niederschlägt, oder aber von den dichten Nebeln und Regen geliefert wird, Am 14. Juli 1865 besuchte ich mit Adam v. Buda und noch einem Freunde das erstemal diese Kalk- gebirge. Es war ein schöner sonniger Morgen, von den höheren Spitzen genoss man die Fernsicht in die rumä- nische Ebene, wir aber weideten unsere Augen nur kurze Zeit an der wunderschönen Aussicht und zer- streuten uns auf den Rücken der Gebirge. Da sah ich auf einmal fünf Stück Bartgeier niedrig über den gegenüber gelegenen Bergrücken, Facza jaruluj genannt, dahin schweben, ‘sie zogen an Adam v. Buda in einer Entfernung von kaum zehn Metern vorbei, wurden aber von ihm zu spät bemerkt. Da der Zug dieser Kalkgebirge ein deutlich in die Länge gezogener ist, so pflegen die Bartgeier bei ihren Ausflügen die gleiche Richtung einzuhalten, sie ziehen ganz niedrig über diese Rücken und über ihre Spitzen oder an deren Seiten hin, und wenn auch Jemand auf ihrer Zuglinie sich befindet, weichen sie ihm gar nicht oder nur in einer geringen Entfer- nung aus, kehren auch oft in der nämlichen Richtung zurück. Die Bartgeier, welehe, wie man mir berichtet hat, in den vergangenen Jahren auf den Banater Gebirgen erlegt worden sind, sind meiner Meinung nach gleichfalls als Kinder des Retyezät zu betrachten, denn dieses Gebirg steht mit den Banater Gebirgen in Zusammen- hang und gehört ganz sicher zu den Jagdrevieren der Banater Bartgeier. Auffallend ist es, dass ich bei meinen vielen Excursionen den Bartgeier auf jenen Theilen des Ret- yezät, wo die Gebirge aus Gneiss bestehen, mit Aus- nahme des Falles bei Urik nicht angetroffen habe, während ich ihn auf den erwähnten Kalkgebirgen, welche ich wiederholt besuchte, nicht nur einzeln, sondern sogar in kleiner Gesellschaft vorfand. Nach diesen Beobachtungen könnte man meinen, sie hielten sich an die Kalkgebirge ebenso, wie manche Pflanzen an den Kalkboden; es müssen aber andere Umstände, wie vielleicht das Vorhandensein passenderer Orte zu ihrem Brutgeschäfte, die Ursache sein, warum SEE — $ SE : sie diese Kalkgebirge den aus Gneiss gebildeten vor- ziehen. Im Jahre 1374 am 15. Juli sah ich auf dem Ge- birge Päreng zwei Stück, welche Eines dem Anderen dicht nachfolgend neben der Kuppel des Päreng und vor mir in einer Entfernung von kaum hundert Metern vorbeiflogen. Der Eine war im Alters-, der Andere im Jugendkleide. Leider ist der Päreng gewöhnlich mit Nebeln be- deekt und mich ereilten dort auf allen meinen Exeur- sionen Nebel und Regen; da die Bartgeier aber lieber bei Sonnenschein ihre Ausflüge unternehmen, und nur wenn sie genöthigt werden, auch bei Nebel und Regen ihrer Nahrung nachgehen, kann es nur Zufall sein, sie zu Gesicht zu bekommen und das kann auch die Ursache sein, warum es mir nicht glückte, sie auf diesem Gebirge wiederholt zu erblieken. Wenn man die Fundorte der angegebenen erlegten Bartgeier und jene Gegenden, wo sie gesehen wurden, zusammenstellt, so kann man, auf sichere Daten gestützt, als Wohnplätze des Bartgeiers in Siebenbürgen jene Randgebirge feststellen, welche das Land zu dreiviertel Theilen umkränzen und die Grenzgebirge zwischen dem- selben, dem Banate, Rumänien (Walachei uud Moldau) und der Bukowina bilden. Sie halten sich aber nicht ausschliesslich in den höheren Regionen auf, sondern besuchen auch die Vor- » Abhandlung, berge, oder die mit den Hochgebirgen in Zusammen- hange stehenden Gebirgszüge. Adam v. Buda salı bei Merisor, wo die nach Petroseny führende Eisenbahn ihre höchste Erhebung erreicht, ein ausgewachsenes Exemplar dicht über seinem Kopfe dahinfliegen und 4 Stück von den angeführten erlegten Exemplaren wurden auf Vorgebirgen erbeutet. Ueber das Brüten des Bartgeiers in Siebenbürgen findet man schriftliche Angaben nur von Stetter und auf ihn sich berufend von Bielz. Stetter schreibt — und nur auf diese Angabe beruft sich auch Bielz — in seiner bereits erwähnten dass der Bartgeier nach der Aussage des Grundbesitzers Ludwig v. Balint auf dem Retyezät in der Spalte eines grossen und unzugänglichen Felsens, von dessen Fusse Wasser hervorquillt, brütet. Lndwig v. Bälint war ein Verwandter von mir, und ich kannte ihn recht gut, er war kein Jäger, noch weniger Vogelkenner, war wahrscheinlich auch nie in solchen Gegenden, wo der Bartgeier zu brüten pflegt, a dürfte er dem Stetter nur das mitgetheilt haben, was er selber auch von Anderen gehört hat. Somit hat die Angabe Stetter’s in dieser Hinsicht keinen positiven Werth und kann ich daher zuversichtlich behaupten, dass den Horst des Bartgeiers in Sieben- bürgen noch kein verlässlicher Mensch gesehen hat; trotzdem aber ist es unzweifelhaft, dass er bei uns brütet, denn erstens ist er im Lande ein Standvogel, welcher zu jeder Jahreszeit in für ihn geeigneten Ge- genden anzutreffen ist, und zweitens ist Siebenbürgen eines derjenigen Länder, wo er sein Geschlecht in Ruhe fortpflanzen kann; ob aber noch lange, ist leider frag- lich, denn er gehört auch hier bereits zu jenen Vögeln, auf welche von mehreren Seiten Bestellungen gemacht werden. Freilich hatten diese Bestellungen glücklicher Weise bis Jetzt noch fast kemen Erfole, indem die Ge- birgsjäger mit dem Unterscheiden der grossen Raubvögel sich nicht viel abmühen, und glauben, dem Auftrage entsprochen zu haben, wenn sie irgend einen grösseren Vogel zy Stande gebracht haben. Es ist übrigens nicht nur ein Glück für unseren Vogel, sondeın kann Jedermann, der das Ausrotten dieses stattlichen Thieres nieht wünscht, zur Beruhigung dienen, dass seme Brutplätze nicht ausgeforscht sind und unsere Schafhirten nicht wissen, wie gute Geschäfte sie mit seinen Biern und mit ihm selbst machen könnten. In Siebenbürgen erleiden nur die krähenartigen Vögel Verfolsungen, da sie in den Saat- und Maisfeldern durch Auffressen der reifen Ko viel Schaden verursachen. Aus diesem Grunde mussten vor dem Jahre 1848 die gewesenen Herrschaftsunter- thanen eine bestimmte Summe Köpfe dieser Vögel ein- liefern. Trotzdem hatte deren Anzahl nicht abgenomme n und ich erinnere mich, dass zur Zeit memer Kindheit sie in grösseren Schaaren auftraten als jetzt, wo sie nicht mehr von Amtswegen, sondern nur von manchen Feldeigenthümern zur Zeit der Fruchtreife verfolgt werden. nn und Ich glaube, die Ursache der jetzigen Abnahme der Krähenarten liest in der viel zu starken Ausrottung der grossen Bäume in den Wäldern und Auen, welche ihnen zu Nistplätzen dienten, Die grossen Raubvögel, wie Adler und Geier, verfolgte Niemand, und nur hie und da erlag Einer oder der Andere der Jagdpassion Einzelner. Schuss- | man würde s1 geld wegen Raubvögel wurde nicht gezahlt, und so lebte die Zierde unserer Hochgebirge, der Bartgeier, in ungestörter Ruhe, und konnte sein Geschlecht seit seinem ersten Auftreten in Siebenbürgen in Frieden vermehren. Schade ist es, dass über seine Häufiekeit in ver- gangenen Jahrhunderten keine Nachrichten aufgezeich- net sind und somit seine Zu- oder Abnahme auf Daten gestützt nicht festgestellt werden kann; wenn man aber in’s Auge fasst, dass er bei uns keinen Verfol- gungen ausgesetzt war, ferner, dass, wenn ein Paar sahulieh auch nur ein einziges Junges gross zieht, in Irofes seiner längeren Tebensdauer unsere Hochgebirge von ihm viel zahlreicher bevölkert sein müs sten, als es jetzt der 'Fall ist, und stellt man diesem Umstande die Thatsache entgegen, dass er auch hier im Verhältnisse zu den anderen grossen Aas- und Raubvögeln, wie Geiern und Adlern, nur in geringer Zahl vorhanden ist, kann man, ohne zu irren, behaupten, dass er eher ab- als zunimmt, und da das Bestreben der Ormithologen und Vogelliebhaber, ihn zu besitzen, zu seiner Vermin- derung immer mehr und mehr das Seinige beitragen wird, kann die Zeit nicht m grosser Ferne sein, wo dieses Verbindungsglied der Geier mit den Adlern, sein Geschlecht, wie Alca impennis, oder der Auer- ochs, Steinbock und Luchs in Europa zu erhalten kaum: mehr. im ‚Stande sein w ird. Der Bartgeier wird in vielen Werken schreeklicher Räuber geschildert, welcher zu rauben versucht hat. als ein sogar Kinder Viele gefallen sich darin, wenn sie irgendwo einen Bartgeier gesehen haben und dieses Ereigniss veröffent- liehen, seme in den Büchern gelesenen unheilvollen Thaten nochmals niederzuschreiben und damit ihre Ab- handlungen zu schmücken; es wurde ja noch unlängst in der erwähnten Abhandlung über den Bartgeier, wel- cher auf den Mühlenbacher Gebirgen erlest wurde, die Geschichte der Geier Anni wieder erzählt und berichtet, dass wo ein Paar dieser unersättlichen Räuber sich einge- nistet habe, da sei es aus mit den Beständen der Gemse, und die Hirten können im Voraus den Tod unzähliser Lämmer und Ziegen beweinen, Was an solehen Geschichten wahr oder oder gehört falsch ist, zu bestätigen zu widerlegen, nicht in die Rahmen dieser Abhandlung und übers teigt auch meine Erfahrungen. In Brehms Thierleben und Dr. Girtanners Abhandlung über die Gypaötos der Schweiz kann man ausführlichere Daten darüber lesen, und hoffentlich wird uns Freund Girtanner mit seiner Monographie der europäischen Bartgeier bald erfreuen und auch in dieser Hinsicht das Wahre und das Fabel- hafte auf wohl begründete Thatsachen gestützt, ins Reine bringen. Ich will nur das, was ich in dieser Hinsieht über den siebenbürgischen Bartgeier weiss, oder eigentlich vermuthe, mittheilen ; leider aber kann ich mich nur auf negative Daten stützen. Wenn ein Bär oder ein Wolf einen Ochsen, ein Pferd oder auch nur ein unschuldiges, hofinungvolles Lämmcehen irgendwo raubt oder nur überfällt, wird das wieder und Sieder erzählt und man kann auch nach Jahren darüber Erkundigungen einziehen; würde also der Bartgeier sich erdreisten irgendwo auch nur ein kleineres Hausthier zu überfallen oder sogar zu tödten, eben so auch diesen Fall erzählen und 32 Anstalten treffen, damit solchen Räubereien Einhalt ge- boten werde, Nie aber habe ich weder von Schafhirten noch von Gemsjägern gehört, dass ein Raubvogel oder insbesondere ein Bartgeier ein Lämmcehen weggetragen, oder eine verwundete Gemse überfallen hätte. Wenn also dergleichen hie und da auch geschehen sollte, müsste es nur als Ausnahmsfall betrachtet werden, Stetter schreibt, dass nach Aussage von Jügern der Bartgeier in die Thäler herabkäme, um nach Aas DO8> zu suchen; Bielz aber gibt an, dass er von Lämmern Hasen und Gemsen lebt, auf welche Art er aber dieses in Erfahrung gebracht hat, darüber giebt er keine Auf- klärung, es ist also so lange, bis nicht von verlässlichen Augenzeugen bestätigt wird, dass unsere Bartgeier Lämmer rauben und Gemsen tödten, die letztere Behauptung als falsch oder wenigstens als unentschieden zu betrachten. Der Vogelschutz. Von Josef Kolazy. ‚Bei Gelegenheit meines letzten Vorträges über die Amsel erwähnte ich auch des Vogelschutzes. Es sei mir heute gestattet, etwas über den, von uns den Vögeln gewährten Schutz zu sprechen, wie sie denselben verdienen, in welchem Masse wir ihnen denselben angedeihen lassen; dass nicht allein die Vögel solche Thiere sind, die uns in unseren landwirthschaftlichen Bestrebungen unterstützen, sondern, dass auch noch andere Thiere da sind, die ebenso wie die Vögel würdig wären, von uns geschont zu werden, und dass nicht Alles, was Insect ist, vom Grunde aus zu vernichten wäre; dass ferner die Vögel gerade das uns am meisten schädliche Ungeziefer gar nicht vertilgen; dass endlich auch unsere nützlichen Vögel unsere nützlichen Inseeten verzehren, wodurch ihr anscheinend grosser Nutzen, den sie gewähren, etwas herabgemindert wird. Der Vogelfang ist eine lustige Beschäftigung, der Mensch verdient dabei ohne viele Arbeit ein gutes Stück Geld, oder er kommt zu einem schmackhaften Mahle, das wissen nicht allein wir, das haben schon unsere Vorväter bis in's graue Alterthum. recht gut verstanden, haben doch schon die Juden auf ihren Wanderungen durch die Wüste Wachteln gefangen, weil sie ihnen aber geschmeckt haben, zu viel davon gegessen und sich den Magen verdorben. Aber auch erlauchte Herren sollen schon vor mehr als 1000 Jahren diesem Vergnügen gehuldigt haben. Und auch jetzt noch wird der Vogelfang mehr oder weniger schwunghaft betrieben, auch bei uns wird noch so manches Nest geplündert, so mancher Vogel gefangen, und würden unsere imsectenfressenden Sing- vögel nicht so zu sagen ‘spurlos und unbemerkt im Herbste verschwinden, so würden auch viele von ihnen Zeit haben in der Bratpfanne über die Vergänglichkeit alles Irdischen nachzudenken. Die Nothwendigkeit aus dem Besitzthume den grösstmöglichen Nutzen zu ziehen, veranlasste schon seit langem den Landwirthschaft treibenden Grund- besitzer aufmerksam zu sein auf Alles, was um ihn her vorgeht. In erster Linie auf die im Frühjahre erschei- nenden Würmer (Raupen) auf den Obstbäumen. Diese zu vermindern ist jeder Landwirth gezwungen alljährlich das sogenannte Abraupen der Bäume vorzunehmen. Wie bekannt spinnen sich die im Herbste erschei- nenden kleinen Räupehen von Selmetterlingen zwischen Blättern dicht ein und verbringen hier, trotz aller Kälte, trotz Meisen und anderen hungernden Vögel in aller Gemüthsruhe den Winter in ihrer warmen Behausung. Derjenige, der im allerersten Frühjahre versäumt, diese zusammengesponnenen Klumpen zu entfernen, und die an den dünnen Aesten angeklebten Eier, ebenso die zwischen den Rindenspalten verborgenen Eiklumpen zu vertilgen, dem helfen alle möglichen Inseetenfresser nichts mehr, seine Obsternte ist verloren. Derjenige, der sich ein solches Versäumniss nicht zu Schulden kommen lässt, kann, wenn nicht Elementar- ereignisse eintreten, seiner Ernte sicher sein. Der Ruf um Abhilfe gegen solche Feinde ertönte durch das Land. Zwar fehlte es nicht dem Land- wirthe Mittel und Wege zu zeigen, sich dieses lästige Ungeziefer vom Halse zu schaffen. Man versuchte ihm | populäre Anleitungen in dieser Richtung zu gehen, ihn mit der Lebensweise dieser Feinde bekannt zu machen und ilın zu belehren, wann der günstigste Zeitpunkt wäre, diese Zerstörer vom Grunde aus zu vernichten, insbesondere aber ihm an das Herz zu legen, er solle die inseetenfressenden Vögel in seinen besonderen Schutz nehmen. Denn seit die Vogelschutzfrage aut die Tagesordnung gesetzt wurde, bis zum heutigen Tage erschienen eine Menge verschiedener Schriften: über den Nutzen der Vögel, den Schaden der Insecten, über schädliche Vögel, über die Feinde der Land- wirthschaft u. s. f. betitelt, alle diese legen uns den Vogelschutz an das Herz. Die vielseitigen Klagen um Abhilfe veranlassten die verschiedenen Landesregierungen in den Jahren 1565 bis 1874 Gesetze zum Schutze der für die Boden- eultur nützlichen Vögel zu erlassen. Wenn wir sämmtliche Vogelschutzgesetze der Reihe nach durchsehen, so ist das Gesetz für Steier- mark vom 10. December 1368 das beste und bündigste, es sagt ganz einfach: „Der Vogelfang ist verboten.“ Ob ein Vogel schädlieh oder nicht ist, ist gleichviel. Die Gesetze für Kärnten vom 30. November 1570 und für Galizien vom 21. December 1874 erlauben schon den Fang der schädlichen Vögel. Die Landesgesetze von Niederösterreich vom 10. December 1868, von Böhmen, Mähren, Schlesien, Bukowina, Oberösterreich, Tirol, Vorarlberg und Görz vom 30. April 1570, von Krain vom 17. Juni 1870, von Istrien vom 2. September 1870, Salzburg 18. Jän- ner 1872 und Dalmatien vom 20. December 1374, stimmen im Wesentlichen überein. Die Schonzeit ist in diesen Ländern so ziemlich gleich — Anfangs Februar bis Ende August — nur in Tirol und Istrien beeinnt die Schonzeit Anfangs Jänner. In der übrigen Zeit können die Vögel theils mit, theils ohne behörd- liche Bewilligung gefangen werden. Wie aber diese Gesetze befolgt werden, zeigt am deutlichsten unsere eigene Zeitschrift, denn in Nr. 2, Jahrgang 1876 der Mittheilungen des ornithologischen Vereines heisst es, dass Ende März in der Nähe Wiens ein gewisser Vogel gefangen wurde, ein deutlicher Beweis, dass auch während der Schonzeit nützliche Vögel gefangen werden. Von Anfang Februar bis Ende August ist die Zeit, wo nach den Vogelschutzgesetzen gar keine Vögel, nach derselben aber, den ganzen Herbst und Winter können die körnerfressenden ohne Ausnahme und ohne besondere Bewilligung gefangen werden. Die ausnahms- los insectenfressenden, die nicht vielleicht schon vor dem September dem Vaterlande Lebewohl gesagt haben, erwartet nun dasselbe Schicksal schon in ihrer Heimat, das sie vielleicht später erst in der Fremde ereilt hätte. Nur hängt der Fang der letzteren von Bedingungen und Bewilligungen ab. Der Wildprethändler darf während der Schonzeit kein Wild verkaufen, warum nicht auch der Vogelhändler keine insectenfressenden Vögel während des Sommers. Denn trotz der Vogelschutzgesetze werden bei allen diesen Händlern das ganze liebe Jahr dergleichen Thiere gleichsam zum Hohne dieser Gesetze öffentlich feilgeboten, da eben keiner dieser Vögel sagen kann, dass er während der Schonzeit gefangen wurde. Aber die Liste der schädlichen und der zu schonenden Vögel ist sehr verschieden; während z. B. der Dorndreher in allen Kronländern zu den nützlichen | Vögeln gezählt wird, ist er in Mähren und Kärnten unter die schädlichen eingereiht. Die Heher, in allen Gesetzen als nützliche auf- geführt, werden in Niederösterreich und Galizien gar nicht erwähnt, während sie doch v. Frauenfeld vom Schutze ausschliesst, Herr v. Tsehusi sie sehr schlecht qualifieirt; Naumann und Brehm wissen wohl einige gute, aber viel mehr schlechte Eigenschaften von ihnen zu verzeichnen ; ich weiss daher nicht recht, wie sie sich in alien Ländern unseres Schutzes verdient gemacht haben. Lanius rufus, Brss; der rothköpfige Würger wird nur im Vogelschutzgesetz für Görz und Gradiska als nützlicher Vogel aufgezählt. V. Frauenfeld und v. Tschusi halten ihn für nützlich. Den Kiebitz, Vanellus ceristatus M. W. erwähnen nur die Gesetze für Böhmen und Mähren als nützlich. Allein auch er verdient mit vollem Rechte unsern aus- gedehnten Schutz, denn auf Aeckern und Wiesen ver- tilgt er eine Menge Ungeziefer. Seine Eier liefern wohl einen werthvollen Handelsartikel, allen da der Kiebitz bei Verlust seines ersten Geleges auf’s neue Eier lest, so wäre wohl diese erste Eierabnahme zu gestatten. Die Schnepfen gehören der Jagd an und haben mit unserem Vogelschutz nichts zu thun, hier würde das Jagdgesetz massgebend sein, um deren Verfolgung im Frühjahre zu verhindern. Vom Storch, der in Mähren zu den nützlichen Vögeln gerechnet wird, heist es an so mancher Stelle: er macht sich durch Vertilgung verschiedenartigen Un- geziefers wie Schlangen, Eidechsen, Fröschen, Blind- schleichen, Mäusen, Engerlingen verdient, und ist ein 83 Räuber von Profession, der auch Vögel nicht verschont, | ja sogar manches junge Häschen seiner Mutter raubt. Nun, derjenige, dem unsere doch nur nützlichen Frösche, Kröten, Eidechsen, Blindschleiehen Ungeziefer sind, der mag den. Storch wohl zu den nützlichen Vögeln zählen, ich nicht. Ueberdiess ist er noch der Fischerei nachtheilig. Herr von Frauenfeld hat im 21. Bande der Verhandlungen der k. k. zool. botanischen Gesellschaft, Jahr 1871, Seite 1149 bis 1196, sämmtliche europäische Vögel, nach Prof. Blasius, in Betreff ihrer Nützlich- keit oder Schädlichkeit bearbeitet, welches Verzeichniss, meiner Meinung nach, den besten Anspruch auf Rich- tigkeit haben dürfte. Im Jahre 1871 wurden von Seite der österreichi- schen Regierung Italien, Frankreich, Spanien und die Schweiz zur Theilnahme an einem Uebereinkommen in Betreff der Vogelschutzfrage eingeladen. Italien und die Schweiz erklärten sich hiezu bereit, Frankreich war in Folge des Krieges daran verhindert und Spanien antwortete ablehnend. Von Seite Oesterreichs wurde Georg R. v. Frauenfeld und von der königl. ital. Regierung Professor Targioni-Tozzetti mit dieser Aufgabe betraut. Bei dieser Conferenz Punkte vereinbart: 1. Zu jeder Zeit an allen Orten und in jeder Weise ist die Zerstörung der Nester, der Eier, der Brutstellen und der Jungen aller Arten zu verbieten, ausgenommen der für Menschen, Hausthiere, Wohnungen, Mobiliar und die Eınten schädlichen Thiere. 2. Die Zeit ist einzuschränken, während welcher die Jagd ausgeübt werden darf, welche zwar nach den Gewohnheiten und Gesetzen in den einzelnen Ländern modificirt werden kann, aber jedenfalls zwischen dem 15. August und 28. Februar, also ungefähr zwischen Beginn des Herbstes und Ende des Winters liegen muss, zu jeder anderen Zeit muss die Jagd unbedingt verboten sein. 3. Zu verbieten sind alle Arten von Fang mit Schlingen, Schnellbögen, Fallen, permanenten Netzen (Roceolo, Ragnaja) und Vogelleim, sowie mit, als ohne Wichtel. 4. Besondere Bewilligungen können ertheilt werden für den Betrieb der Jagd gegen schädliche Thiere oder zu wissenschaftlichen Zwecken, ohne Beschränkung der Zeit und Fangmethode. 5. Von der Ertheilung einer besonderen Erlaubniss ist auch abhängig zu machen, die Jagd auf Strand- und Sumpfvögel im Frühlinge bis Ende März. 6. Zu verbieten ist der Verkauf der Nester, Eier und Jungen aller wilden Thiere zu jeder Zeit und jener von Jagdthieren, sie mögen auf was immer für eine Weise erbeutet sein, für jene Zeit, für welche die Jagd verboten ist. wurden folgende sechs (Fortsetzung folgt.) IE — Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom 8. October 1880. Der Vorsitzende zeigte der Versammlung drei merkwürdige Vogelexemplare vor, welehe ihm durch die liebens- würdige Gefälligkeit des Herın Pleban bekannt geworden sind. Es sind dies folgende: Ein zu Fisch- amend erlegtes Gimpelmännchen mit schneeweisser Kopfplatte, welche nur hie und da etwas rosenroth angehaucht erscheint, ein Goldammer, welcher am Oberkopfe vor der Schnabelbasis einen etwa 1—1!/,‘“ | hohen Auswuchs trägt, der schon am frisch getödteten Vogel ganz hart war, endlich ein grauer Fliegen- fänger (Butalis grisola), dessen Zunge nahe vor dem 84 Grunde des Schnabels zwischen den beiden Kieferästen den Unterschnabel durchdringt und ausserhalb am Ende eine grosse harte Anschwellung zeigt, die jedes Zurück- ziehen unmöglich macht. Merkwürdiger Weise schien der Vogel trotz dieser Abnormität nicht schlecht ge- nährt und scheint keinen Mangel gelitten zu haben. Sowohl der Goldammer als der Fliegenfänger sind von Herrn Pleban zu Salmannsdorf bei Wien geschossen worden. Hierauf hielt Herr Kolazy einen Vortrag über den Vogelschutz, der vielen Beifall gefunden hat. Herr Hodek theilte sodann kurze Notizen über seine im Sommer dieses Jahres an der unteren Donau unternommene Reise mit und eröffnete die erfreuliche Aussicht, ausführliche Berichte hierüber dem Vereine geben zu wollen. Die nächste Monatsversammlung des Vereines findet Freitag, den I2. November 1880, um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissen- schatten statt. Tagesordnung: 1. Mittheilungen des Vorsitzenden. 2. Vortrag des Herrn E. Hodek: Ueber das Varüren der Reiher. 3. Allfällige Mittheilungen einzelner Mitglieder gegen vorherige Anmeldung beim Vorsitzenden im Laufe der Verhandlung. Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, welche diess noch nicht gethan, gefälligst recht bald an den Gassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. Literarisches. The Birds of Cornwall and the Scilly Islands by the late Edward Hearle Rodd edited with an Introduction, Appendix, and Brief Memoir of the Author by James Edmund Harting With Portrait and Map. London, Trübner et Co. 1830. 8. Localfaunen, auf langjährige mit Umsieht. gesam- melte Erfahrungen gegründet, sind stets von grossem Werthe zur Förderung der Wissenschaft. Die grosse Durchforschung enger begrenzter Gebiete ermöglicht eine tief eingehende Behandlung und Berücksichtigung der localen Verhältnisse so wie ihres Einflusses auf das Vorkommen, Leben und Treiben der einzelnen Arten von Thieren. Erst dann, wenn die Detailbear- beitung der emzelnen Theile vorliegt, ist die Möglichkeit geboten über ausgedehntere Territorien gerechtfertigte und sichere Schlüsse zu ziehen und allgemeinere Resultate zu erlangen. Eine solche Detailbearbeitung und zwar in vor- züglicher Weise durchgeführt, bietet das hier be- sprochene Werk über die Vögel von Cornwall und den Seilly-Inseln. Mr. Edward Hearle Rodd hat während eines Zeitraumes von beinahe vierzig Jahren der Vogel- welt seiner Heimat Cornwall liebevolles Studium ge- widmet und war im. Begriffe das Gesammtergebniss seiner Arbeiten der Oeftentlichkeit zu übergeben, als ihn der Tod ereilte. Da unternahm es des Verstorbenen Freund, der treftliche Ornithologe Mr. J.E.Harting, das nachgelassene reiche Material in systematische Ordnung zu bringen und die Herausgabe des Werkes zu besorgen. Dasselbe beginnt mit einer Uebersicht aller über die Ornis des behandelten Gebietes erfolgter Publicationen und zwar nicht bloss in Citaten, sondern in sehr aner- kennenswerther Weise mit Anführung des wichtigsten Inhaltes derselben. Hierauf folgt die systematische Aufzählung der Species mit einer Fülle schöner Beob- achtungen und Erfahrungen. Die zweite Hälfte des Bandes bilden die jährlichen Summarien über ornitho- logische Vorkommnisse, welche Mr. Rodd während der Jahre 1840—1379 an die Royal Institution of Cornwall gerichtet hatte. Dieselben sind vom Heraus- geber in der Weise eingerichtet worden, dass nutzlose Wiederholungen weggelassen worden und die Beobach- tungen eine Ergänzung des vorhergehenden Theiles bilden. Beigegeben sind ferner ein ornithologisches Tagebuch über die Scilly - Inseln vom Neffen des verewieten Autors Mr. F. R. Rodd nebst einem Ver- zeichniss der daselbst beobachteten Vögel, ein An- hang von Zusätzen und endlich zwei Listen von Pro- vineialnamen der Vögel. Dieses so sachkundig und sorgfältig gearbeitete Werk muss als ein sehr werth- volle Bereicherung der ornithologischen Literatur be- grüsst werden. P. ZEingsesendet. Der „Verein zur Förderung der Interessen der land- und forstwirthschaftlichen Beamten‘, welcher derzeit bereits weit über 1000 Mitglieder zählt, hat als einen Theil seiner humanitären Thätigkeit auch die unentgeltliche Stellenvermittlung für seine Mitglieder ins Auge gefasst. den Dienstgebern zur Auswahl brauchbare Beamte in jedem Zweige der Land- und Forstwirthschaft namhaft zu machen, und es wäre bloss zu wünschen, dass selbe den Verein in seinen uneigen- nützisen Bestrebungen diesbezüglich kräfsigst unterstützen und von der angebotenen Vermittlung Gebrauch machen würden, Die Adresse des Vereines ist: Wien, IV., Waaggasse 4. Derselbe ist in der Lage jederzeit | Neuseeländische Vogelbälge. Einige kürzlich aus Neu-Seeland erhaltene Bälge von Apteryz= Owreni (Kiwi)und Stringops habrop- +iluus (Höhlenpapagei), sowie 3 SlEzelette des Letzteren, kann ich zu äusserst billigen Preisen abgeben. Alwin Helms. Hamburg-Borgfelde, am Burggarten Nr. 1. Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — Commissionsverleger: Die k..k. Hofbnchhandlung Faesy & Frick in \Vien. Druck von J. B. Wallishausser in Wien. 4. Jahrg. 5 . Nr. 12. ——— ig Woael-Shuß umd = Pfleae. Redacteure: August von Pelzeln und Director Johann Newald. Euer Die „Mittheilungen des Ornithologischen Vereines in Wien“ erscheinen monatlich einmal. Abonnements & 2 fl., sammt Franeo- ||| Zustellung 2 fl. 25 kr. — 4 Mark 50 Pfennige jährlich, sowie Inserate A S kr. — 16 Pfennige für die 3spaltige Nonpareillezeile | | Dezember werden in der k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, I., Graben Nr. 27, enteegengenommen, und einzelne Nummern ||| 1880 ° || & 20 kr. — 40 Pfeunige daselbst abgegeben. — Correspondenzen in Redactionsangelegenleiten sind an Herrn August von ||| . | Pelzeln, I, Wipplingerstrasse 15, zu richten. | Inhalt: Rede des Herrn Schalow. — Der Vogelschutz. Von Josef Kolazy. (Schluss.) — Arten der Omis Austriaco-Hungarica, welehe ausser Europa vorkommen. Von August Friedrich Grafen Marschall. — Ueber Vogelbilder. Von Eduard Rüdiger. — Vereinsangelegenheiten. — Literarisches. — Inserat. Rede des Herrn Hermann Schalow. Gehalten im Namen des Ornithologischen Vereines in Wien bei der Naumann-Feier in Cöthen am 6. November 1880. „Von der Ormithologischen Gesellschaft in Wien, welche unter dem hohen Protectorate Se. k. k. Hoheit des Kronprinzen Erzherzog Rudolf von Oesterreich- Ungarn die ornithologische Wissenschaft in den weiten österreichischen Landen zu fördern sich eifrig bestrebt, ist mir der ehrenvolle Auftrag zu Theil geworden, dieselbe an dem heutigen Tage, bei der feierlichen Enthüllung des Denkmals für Johann Friedrich Naumann, an dieser Stätte zu vertreten. Wo und wann man sich auch immer in Oesterreich mit dem Rüstzeug wissenschaftlicher Forschung dem Studium der Ornithologie hingab und noch heute hingibt, wo man bestrebt ist, jene Diseiplin der Naturwissenschaft zu fördern, der ein Audubon und Wilson in Amerika, ein Lucian Bonaparte und Paolo Savi in Italien, ein Bechstein und Ludwig Brehm in Deutschland gedient haben, da bleibt auch wenn die besten Namen genannt werden, der Name Joh. Fried. Naumann’s nie ver- schwiegen. Auch die Vogelkundigen Oesterreichs er- blicken mit Stolz in Naumann den Altmeister deutscher ÖOrmnithologie, den noeh bis heute unerreicht dastehenden Schilderer und Darsteller des Lebens unserer heimischen, unserer deutschen Vögel. Für uns jüngere Generation, für Alle, die sich in Zukunft mit omithologischen Studien befassen, ist er ein leuchtendes Vorbild geworden, um zu zeigen, was Energie, Thatkraft und warme Liebe zu der umgebenden Natur zu leisten vermögen, wenn es ein hohes und erhabenes Ziel gilt. Die hohen Verdienste Naumann'’s, erworben durch rastlose Thätigskeit im Dienst naturwissenschaftlicher Forschung, durch den Wunsch, menschliche Erkenntniss zu fördern, an dieser Stätte, zu dieser Stunde und allezeit anzuerkennen erachten auch die Ornithologen Oesterreichs für eine hohe und heilige Ehrenpflicht. Gestatten Sie mir, verehrte Festgenossen, diesen Kranz, der an der Donau schönen Ufern gewunden wurde, als ein schwaches und bescheidenes Zeichen der hohen Verehrung und Anerkennung für den be- rühmten Sohn Ihres Landes, im Namen und im Auftrage der Ornithologischen Gesellschaft in Wien, zu Füssen dieses Denkmals niederzulegen.“ Der Vogelschutz. Von Josef Kolazy. (Fortsetzung Im Jahre 1873 anlässlich der Weltausstellung wurde der erste Congress der Land- und lomsiimelhe abgehalten, welcher Bien gleichfalls eingehend mit der Frage der Vogelschutzes” beschäftigte und hierüber nachstehende Berahliee fasste: Die k. und k. österreichische Regierung ist zu ersuchen, den Schutz der für die Bodeneultur nütz- lichen Vögel durch internationale Verträge mit den europäischen Staaten unter Zugrundelegung der folgen- den Bestimmungen zu Sehens I. Der Fang und das Tödten der inseetenfressen- den Vögel ist unbedingt verboten. Il. Es ist wünschenswerth, dass ein specielles Verzeichniss der zu schonenden Vögel durch eine internationale Commission von Sachverständigen ausge- arbeitet werde. 1ll. Der Fang der grösstentheils körnerfressenden Vögel ist, ausser den vom 1. März bis 15. September währ enden Schonzeit, gestattet. IV. Der Vogeltane mit Schlingen und Fallen irgend einer Aıt “und ebenso mit Leim ist gänzlich verboten, V. Das Ausnehmen der Eier und Jungen, sowie das Zerstören der Nester aller Vögel, ausgenommen jener der schädlichen, ist verboten. Das Zusammenstellen eines Verzeichnisses dieser schädlichen Vögel soll ebenfalls durch die oben genannte Commission erfolgen. V]l. Das meildieten von lebenden oder todten insectenfressenden Vögeln ist jederzeit verboten, ebenso der Verkauf der übrigen Arten, während der Schonzeit. Das Verbot bezieht Sich auch auf den Verkauf von Nestern und Eiern der erwähnten Vögel. VII. Ausnahmen von den enden Bestim- mungen können jederzeit zu rein wissenschaftlichen Zwecken zugestanden werden. Nach vier Jahren im November 1875 wurde zwischen dem österreichischen und italienischen Mini- sterium eine Erklärung folgenden Inhalts vereinbart: Die Regierung Bene k. und k. apost. Majestät und jene Seiner Majestät des Königs von Italien von dem Wunsche geleitet, den für dier Bodeneultur nütz- lichen Vögeln einen allgemeinen und wirksamen Schutz zu sichern, haben die - folgenden Bestimmungen ver- einbart: N, I. Die Regierungen beider "Theile verpflichten sich, im Wege der Gesetzgebung Massregeln zu trefien, relldh@ geeignet sind, den für die Bodeneultur Attzliehen Vögeln den thunlichsten Schutz und zwar mindestens in dem durch die folgenden Artikel II bis V bezeichneten Umfange zu sichern. Art. II. Das Zerstören oder Ausheben der Nester und Brutstätten, das Wegnehmen der Eier und das Fangen auf w elche Art immer der jungen Vögel soll allgemein verboten sein. Ebenso soll der Ver kauf der gegen dieses Verbot erlangten Nester, Eier und V ögel alleemein verboten sein. Art. III. Es soll ferner allgemein verboten sein: a) Der Fang oder die Erlecung der Vögel zur Nacht- zeit iieler Leim, Schlingen und Netzen, Feuer- oder anderen W aens hrebei silt als Nachtzeit | und Schluss.) der Zeitraum von einer Stunde nach Sonnenunter- gang bis eine Stunde vor Sonnenaufgang; jede Art des Fanges oder der Erlerung der Boden mit Schnee bedeckt ist; jede Art des Fanges oder der Erlegung längs der Wassergerinne, an den Quellen und Teichen während der Trockenheit; der Vogelfang mit Anwendung von Körnern oder anderen Futterstoffen, denen betäubende Substanzen beigesetzt sind; der Vogelfang mittelst Schlingen und Fallen jeder Art und Form, welehe auf der Bodenfläche ange- bracht werden, namentlich mit Reusen, kleinen Fallkäfigen, Schnellbögen, mit den in Dalmatien „ploke“ genannten Fallen, so wie mit der für den Fang der Lerchen üblichen „lanciatora ;* der Vogelfang mittelst der „paretelle“ genannten Schlagnetze und überhaupt mit beweglichen und tragbaren, auf dem Boden oder quer über das Feld, Niederholz oder den Weg gespannten Netzen. Die Regierungen beider Theile behalten sich vor, noch fernere Arten des Vogelfanges zu verbieten, wenn aus den Aeusserungen der in Oesterreich-Ungarn hiezu berufenen Stellen oder aus jenen der Provinzialväthe in Italien erkannt wird, dass solche Arten des Vogel- fanges allzu störend und schädlich auf den Bestand der Stand- oder Wandervögel einwirken. Art. IV. Der Fang oder die Erlegung der Vögel soll überdies unbeschadet der allgemeinen Verbote der Artikel II. und III. nur gestattet sein: a) vom 1. September bis Ende Februar mit Schiess- waffen. \ b) vom 15. September bis Ende Februar mit anderen nicht verbotenen Mitteln. Der Verkauf der Vögel soll ausser diesen Zeiten verboten sein. Art. V. Ausnahmen der Artikel II., III. und IV. können von jeder Regierung zu wissenschaftlichen Zwecken über begründetes Einschreiten und unter be- stimmten Bedingungen gestattet werden. Ant. VI. Da im Sinne des Art. I. die Bestim- mungen dieser Erklärung nur den Schutz jener V ogelarten zum Zwecke haben, welche der Bodeneultur nützlich sind, so ist es selbstverständlich, dass die Art. II. bis V. weder auf die Raubvögel und die son- stigen, für die Land- oder Hauswirthschaft als schäd- lich erkannten Vögel, noch auf das in der Land- wirthschaft und im Haushalte überhaupt vorkommende zahme Federvieh Anwendung finden. Auf solche Vogelarten ferner, welche, ohne der Bodeneultur in verschiedener Weise nützlich oder schädlich zu sein, ihren vornehmlichen Werth lediglich als Jagdthiere haben, sollen zwar die Art. II. bis V. eine unbedinste Anwendung nicht finden; die Regierungen beider Theile erklären jedoch ihre Bereitwilliekeit, in Betreff dieser letzterwähnten Vogelarten solche Vor- schriften zu erlassen, welche den Fortbestand dieser Arten als Gegenstand der Jagd sichern. Art. VO. Die Regierungen beider Theile werden von Fall zu Fall sich” gegenseitig jene Normen über den Vogelschutz mittheilen, welehe in ihren Staatsge- , solange bieten erlassen werden, sanımt den hiezu nöthigen oder gewünschten Erläuterungen. Art. VIII. Die Regierungen beider Theile werden dahin wirken, dass auch andere Staaten dieser Erklä- rung beitreten. Art. IX. Die gegenwärtige Erklärung wird in zwei gleichlautenden Exemplaren ausgefertigt werden, welche von den betreffenden Ministern der auswärtigen Angelegenheiten zu unterzeichnen und gegenseitig aus- zutauschen sind. Auch unser Verein überreichte am 31. December 1876 über Aufforderung von Seite des Ackerbaumini- steriums ein Gutachten über die Reform sämmtlicher österreichischer Vogelschutzgesetze. Ich übergehe diese Eingabe, welche in der Nummer 5, Jahr 1877 unserer Mittheilungen vollinhaltlich aufgenommen ist. Bis zum heutigen Tage sind nahezu 10 Jahre verflossen, dass die Conferenz in Florenz tagte und noch immer ist keine Entscheidung in Betreff eines internationalen Vogelschutzgesetzes gefällt worden, auch dürfte in dieser Angelegenheit etwas Endgiltiges nicht so bald entschieden werden, insolange nicht alle süd- lichen europäischen Staaten, Portugal, Spanien, Frank- reich, Italien, Griechenland, die Balkanländer und die Türkei gemeinschaftlich vorgehen werden, denn was nützt Italien, als ob durch dieses Land allein sämmt- liche europäische Wandervögel reisen würden, wenn in den andern Ländern der Vogelfang geschäftsmässig betrieben wird. Wohl hat bei Gelegenheit der schon mehrfach erwähnten Conferenz in Florenz Jemand die Behaup- tung ausgesprochen, der Vogelschutz sei gar nicht nothwendig, die Natur ordne und regle sich von selbst. Es ist nicht meine Aufgabe einen solchen Aus- spruch gut zu heissen, oder ihn zu widerlegen, allein wenn ich so recht das Leben der Insecten betrachte und mit dem der Vögelin Verbindung bringe, wenn Jemand so wie ich diese Beobachtungen schon durch mehr als 30 Jahre macht; so kann ich mir nicht helfen und ich muss gestehen, der Mann hat in einer Hinsicht Recht. Unsere zur Schonung empfohlenen Vögel nähren sich von Inseeten und vertilgen auch gewiss eine an- sehnliche Menge derselben, aber mit dem Insecten- fressen allein ist die Sache nicht abgethan, sondern es tritt vielmehr die Frage an uns heran, sind denn aber auch alle Insecten schädlich und daher zur Vernichtung geeignet? Hier liegt der Stein des Anstosses. Alle Classen des Thierreiches haben nützliche und schäd- liche Arten aufzuweisen, so auch die Classe der Insecten und gerade sie beherbergen in ihrer Mitte eine grosse Zahl höchst nützlicher Arten. Ich will nur einige der- selben in Erinnerung bringen; so z. B. die Laufkäfer, zu denen die Puppenräuber gehören, welche Masse von Raupen und Puppen vertilgen selbe; die Aaskäfer, die Mist- oder Dungkäfer, sie bilden den Leichenbestattungs- verein, sehen auf Reinlichkeit in der Natur und wenn Jemand behauptet, diese Thiere seien Ungeziefer, oder gar, sie seien zu vernichten; der hat noch nie die Thierwelt im Freien bei ihrem Leben und Treiben beobachtet, der hat keine Idee wie es in der Natur harmonisch klappt. Unsere lebendig gebährenden Sar- cophaga- und Calliphora-Arten sind wohl für eine weniger sorgsame Hausfrau höchst unliebsame Fliegen, da sie in das Fleisch statt der Eier gleich Maden legen, und | 37 so das Stinkendwerden desselben beschleunigen, aber eben darum sind sie in der Natur höchst willkommene Gäste, indem sie einen Cadaver in kurzer Zeit zersetzen, der ohne diesen schnellen Process, vielleicht wochen- lang die Luft verpestet hätte. Wer noch nie einen Asilus (Raubfliege) beobachtet hat, der kann auch kein Urtheil abgeben, ob und welche Fliegen nützlich oder schädlich seien; wer noch nie Schmetterlinge gesammelt hat, wird auch noch nie den Aerger empfunden haben, wenn aus seinen gesammelten Raupen statt schön ge- färbten Faltern eine Menge gemeiner Fliegen oder Schlupfwespen hervorgekommen sind; so hatte ich einst über 60 Raupen von Smerinthus euphorbiae, dem Wolfs- milchschwärmer, aber statt der Schmetterlinge erschienen aus den Puppen eine grosse Menge Fliegen zur Gruppe der Tachinarien gehörig. Ebenso sammelte ich heuer in der Umgebung Wiens auf Evonymus europaeus, der Traubenkirsche, eine Unmasse von Gespinnstmotten (Hyponomeuta evonymella) theils in Raupen- theils in Puppenform und so eben im Monate Juli, als ich diese Zeilen nieder- schreibe, sind von nahezu 600 Puppen nur einige Schmetterlinge ausgeschlüpft, aus allen übrigen Puppen kamen einige Fliegen und eine grosse Menge Schlupf- wespen (Anomalon canaliculatum Rtzb.) und zwar grösstentheils Weibchen hervor. Die Natur sorgte auch hier wieder, dass diese Art, da sie ihren Beruf durch Vertilgung ihrer Wirthe erfüllt hatte, sich selbst wieder nicht ins Unglaubliche vermehren kann. Die Gespinnste, in welche sich diese schädlichen Raupen zur Zeit ihres Wirkens eingehüllt, scheinen eben die Vögel verhindert zu haben, ihnen auf den Leib zu rücken Die Ichneumonen oder Schlupfwespen sind eben aufgestellt als Wächter zur Erhaltung des Gleichse- wichtes in der Inseetenwelt und zwar erhält jede Schlupfwespe ihr Leben durch den Tod eines anderen pflanzenfressenden Insectes. Aber auch die grosse Menge der verschiedenen Apiden oder bienenartigen Aderflügler stehen in wich- tigen Beziehungen zum Pflanzenreiche, sie tragen zur Befruchtung vieler Gewächse bei. Die Sphegiden oder Mordwespen auch Grabwespen genannt, leben von Raub und Mord anderer Insecten und ernähren auch ihre eigene Brut mit derartigen Thieren oder deren Larven. Und endlich die Libellen oder Wasserjungfern, sie sind wahre Räuber in den Lüften. Das Schmarotzersystem ist eigentlich nirgends in der Natur so sehr im Schwunge als in der Insecten- welt, ja selbst der Schmarotzer hat wieder seine Schmarotzer. Aber auch die Spinnen müssen wir als unsere Freunde und Nothhelfer beschützen, besonders aber die Fledermäuse, den Igel, die Spitzmäuse, den Maul- wurf und verschiedene andere. Die Vogelschutzgesetze von Salzburg, Böhmen und Mähren nehmen ausser anderen Thieren auch den Maulwurf, Igel, Fledermaus, Dachs, Eidechse, Kröte und andere mit vollem Rechte in Schutz. Ich glaube, soeben gezeist zu haben, dass unsere insectenfressenden Vögel auch unsere nützlichen Insecten vertilgen ; ich will nun in nur wenigen Worten noch sagen, dass die Vögel viele uns schädliche Insecten, besonders was deren Raupen anbelangt, nicht fressen und zwar aus dem Grunde nicht, weil dieselben behaart sind — nur der Kukuk soll behaarte Raupen fressen. r toXo) Unsere gemeinsten und am häufigsten vorkom- menden Arten von Raupen, die auch den meisten Schaden verursachen, wie die der grossen Arten von Spinnern, so der Eichenspinner, der Kleespinner, Ringel- spinner, Schwammspinner, Processionsspinner, Weiden- spinner, Goldafter und viele andere sind behaart. Alle diese vertilst die Natur selbst wieder durch die In- secten und zwar die gesunden Raupen durch die Schlupfwespen, die kranken durch die Fliegen. Eine allzugrosse Vermehrung der Vögel würde nur zur Folge haben, dass die uns nützlichen Insecten noch mehr decimirt wirden, ja völlig ein Preis auf ein nützliches Insect ausgesetzt werden könnte und es würden die von den Vögeln nicht verzehrten behaarten Raupen in so colossaler Menge zunehmen, dass selbst die Fledermäuse, die ja die zur Nachtzeit fliegenden Schmetterlinge vertilgen,, ihrer nicht Herr werden würden. Schon im Jahre 1844 sagt Ratzeburg: „Der Mensch wird hier niemals mit Vortheil Eingriffe unter- nehmen.“ Wie weit wir es in Wien mit dem Vogelschutze gebracht haben, habe ich in meinem letzten Vortrage über die Amsel gezeigt; auf Kosten der kleinen, lieb- lichen und wahrhaft nützlichen, insectenfressenden Sänger haben wir uns zwei höchst lästige Gesellen herange- zogen: die Amsel und den Sperling und haben auf diese Art beinahe das Gegentheil von dem erzielt, was in unserer Absicht lag. Wohl mögen einige Vogelarten an manchen Oert- lichkeiten durch allzugrosse Verfolgung oder Störung in ihrem Brutgeschäfte nicht mehr in solcher Menge vorhanden sein, wie wir sie sonstzu sehen gewohnt waren; im Grossen und Ganzen genommen, kann ich aber doch zu unsereraller Beruhigung versichern, dass viele Vogel- arten wenn auch nicht gerade in Wien, so doch in anderen Gegenden unseres Vaterlandesin sehr ansehnlicher Menge vertreten sind; so fand ich im Jahre 1872 m Görz und Istrien Nachtigallen in grosser Menge. In den Jahren 1868 bis 1871 hatte ich Gelegenheit an der Donau aufwärts bis Melk in altem Gemäuer den Mauer- segler, Oypselus apus, in den steilen Donauufern die Uferschwalbe, Cotyle riparia in grossen Schaaren anzu- treffen; in den Jahren 1375 und 1877 in den Beskiden an der mährisch-ungarischen Grenze zu meiner Erho- lung lebend, fand ich in den alten Hammerwerken und Eisengiessereien ebenfalls den Mauersegler in zahlloser Menge, die Stadtschwalbe, Chelidon urbiea sammt ihren Nestern fand ich an den zerstreut liegenden Hütten in solcher Masse, dass an manchem Gebäude wohl gegen hundert Nester angebracht waren und rund um das Haus ihre Exeremente einen förmlichen Wall bildeten und man beim Heraustreten aus diesen Hütten beinahe jedesmal beschmutzt wurde, Im heurigen Sommer berichtete mir ein Freund und Mitglied unseres Vereines, der eine wissenschaftliche Reise durch Dalmatien unternahm, von der zahllosen Menge Cypselus apus in Ragusa und der Umgebung. Die nach Osten gerichtete Lage des Hauses, in welchem ich wohne, oder irgend ein anderer günstiger Zufall, mögen vielleicht beigetragen haben, dass im heurigen Jahre am 19., 20., 21. und 22. September, die Rauch- oder Dorfschwalbe (Hirundo rustica), das Dach meines und der Nachbarhäuser zum Sammelplatze für ihre geheimnissvolle Reise sich wählte. Den ersten Tag glaubte ich blos die in den mir gegenüberliegenden Häusern sich aufhaltenden, brütenden und ausgebrüteten Schwalben zu erkennen; am zweiten Tage fanden sich gleichsam auf deren Einladung viele Schwalben der Umgebung oder gar vielleicht von weit her ein; am dritten Tage war der Schwarm schon viele Hunderte gross und erregte die Aufmerksamkeit der Umgebung. Am vierten Tage früh, war auch die Stadtschwalbe (Chelidon urbica) dieich sonst nirgends in der Umgebung während des Sommers beobachtet hatte, in bedeutender Zahl vorhanden. Zeitweise flogen sie von den Dächern ab, schwärmten am Wienufer nach Nahrung (Fliegen und Neuropteren) herum und am fünften Tage den 25. September waren sie, nachdem sie die Fenster tüchtig beschmutzt hatten, mit Zurücklassung einiger Cameraden verschwunden. Der zeitweise Aufenthalt so vieler Vögel in den Flussthälern zu Beginn ihrer Wanderung mag wohl zur Behauptung veranlasst haben, denselben dienen die Wasserstrassen als Richtung, um ihre Winterquartiere in den fernen Landen zu finden, ohne zu berücksichtigen, wer ihnen dann, wenn sie an den Mündungen der Flüsse, die doch nicht alle nach Süden gerichtet sind, sagt, in welcher Richtung sie weiter reisen sollen. Wenn wir aus unseren Gärten die hohlen Bäume, verschiedenartiges Gestrüppe, Gesträuch, Dornhecken und dergleichen entfernen, wenn wir ferner andere lästige Vögel hegen und pflegen, die dann wieder die kleinen brütenden Vögel fortwährend belästigen, da darf es uns dann nicht Wunder nehmen, wenn auch sie sich entfernen, solche Gegenden nicht mehr be- suchen, sondern sich entlegene abgeschiedene stille und ruhige Winkel in der freien Natur aufsuchen, um dort ihren Lebenszweck zu erfüllen und uns allein die Bezwingung unserer Feinde überlassen. Gross, ja riesig gross mag wohl die Zahl der- jenigen Inseeten sein, die durch die Vögel vertilgt werden, allein darum dürfen wir nicht glauben, wir hätten nur die Vögel zu schützen und uns sonst um nichts zu kümmern; denn in dem Masse als die schäd- lichen Inseeten sich vermehren, in demselben Masse nimmt auch die Zahl ihrer natürlichen Feinde zu und das Missverhältniss in einer Inseetenordnung gleicht sich durch dasselbe Missverhältniss in einer anderen Insectenordnung aus, da es traurig in der Natur bestellt sein würde, wenn nur die Vögel allein berufen wären, das Gleichgewicht in der Insecten- welt herzustellen. Denn nehmen wir den Fall an, wir hätten es durch die Gesetze dahin gebracht, dass die Vögel den verdienten Schutz erreicht hätten und alle Insecten nach Wunsch vertilgt worden wären, was machen wir nun mit unseren Vögeln? Ich glaube kaum, dass sie nun Körner fressen werden. Und selbst, wenn es gar keine Vögel geben würde, würden sich darum die Inseeten auch nieht in’s Un- glaubliche vermehren; denn die Vermehrung oder Ver- minderung derselben, oder überhaupt einer Insecten- ordnung hängt nicht von der grösseren oder geringeren Anzahl der Vögel ab, sondern örtliche oder klimatische Verhältnisse lassen zu Zeiten z. B. Schmetterlinge in zahlloser Menge erscheinen, ich erinnere an den Hecken- oder Baumweissling (Pieris erataegi). Auch der Borken- käfer und mit ihm seine grossen Waldverwüstungen sind keine Erscheinungen, hervorgerufen durch den Mangel an Vögeln. : 89 Ebenso ist es noch nie vorgekommen, und wird | stellung des Gleichgewichtes ; aus den kranken Schmetter- auch nicht geschehen, dass z. B. einer dieser eben ge- | lingslarven entstehen gesunde Fliegen. nannten Schädlinge sich fort und fort vermehrt, ‘wie es eben geschehen müsste, wenn wir eine Abhilfe in dieser Darum lassen wir den Südländer Vögel fangen, Richtung nur von den Vögeln allein erwarten und diese | denn dieses Gewerbe betreibt er nicht vielleicht erst letzteren, wie eben die Klage geht, fort und fort weniger | seit 10, 20 oder 50 Jahren, sondern schon länger, er werden würden, sondern mangelnde Ernährung und | hat gleichsam die Aufgabe übernommen, das Gleich- verschiedene andere uns unbekannte Ursachen lassen | gewicht in der Vogelwelt herzustellen und kümmern unter einer solchen Menge von Inseeten oder Larven | wir uns nur um die in unseren Ländern brütenden, Krankheiten entstehen. Fliegen und Schlupfwespen | wahrhaft nützlichen Vögel, schützen wir dieselben auf sorgen dann nur durch schnelles Hinwegräumen der | alle mögliche Weise und sie werden uns auch den stinkenden, die Luft verpestenden Aeser, für die Her- | ihnen gebotenen Schutz reichlich vergelten. IOE> — Arten der Ornis Austriaco-Hungarica, welche ausser Europa vorkommen. Von August Friedrich Grafen Marschall. Nach Ibis, Vol. IV, Nr. 13, 14, 15. | Passer montanus, Klein-Asien, Danford, p. 94; var. Gypaötus barbatus (?) („Lämmergeier“), Rhodus, Dan- | Caucasica, Bogdanow, p. 239. ford, p. 82. | Pyrrhocorax graeulus, Klein-Asien, Danford, p. 97. Haliaötus albieilla, Klein-Asien, Danford, p. 37. Pastor roseus, brütet wahrscheinlich im Hochland von Aquila Bonelli, Klein-Asien, brütet im Februar, Dan- Afshanistan, Frühlings- und Herbstzug, St. John, ford, p. 37. p- 149. . Buteo desertorum, Klein-Asien, Danford, p. 93; Trans- | Columba Livia, Klein-Asien, Danford, p. 88. vaal, im Magen Eidechsen, Ayres, p. 257. Otis tarda, Klein-Asien, Danford, p. 9. Aquila imperialis, KRlein-Asien, horstet, in einem Horste | Recurvirostra avocetta, Klein-Asien, Danford, p. 84. ein Ei von Halıaötus leucoryphus (?) Danford, Himantopus melanopterus, Klein-Asien, Idem, |. e, p- 9. Totanus ochropus, Klein-Asien, Idem, 1. ce. Aquila Chrysaötus, Klein-Asien, gemein, Danford, p. 92. | Grus cinerea, Klein-Asien, Danford, p. 92. Buteo ferox, Klein-Asien, kämpft mit Adlern, Danford, | Machetes pugnax, Klein-Asien, Danford, p. 93. RW; 39, 97. i Ardea Garzetta, Klein-Asien, Danford, p. 95; Trans- Circus eineraceus, Transvaal, frisst grössere Insecten, vaal, Ende Juli, im Magen Inseeten und kleine Ayres, p. 259. Fische, Ayres p. 269. Strix Hammea, var. nigricans, Insel St. Vincent, soll ‚en verzehren, ist für die Neeer ein Ges | = | Beeren veı a N die Neger ein Gegenstand | Aydeola comata, Tiransvaal, Ende October, im Magen abergläubischer Furcht, Lister, p. 44. | zu ; S ° 2 E hs ' Krabben, Ayres p. 111. Otus brachyotus, Honolulu, den Hühnerhöfen gefährlich, | .,. ..,.- an : b Finsch, p. 78 x | Ibis faleinellus, Cap St. Antonio, Buenos-Ayres, erscheint S y . o7 | PA. a Sacılo ı »ı SPOSS Q ’ Bubo maximus, Klein-Asien, Danford, p. 97. sehr uul egelmässig, mitunter in grossen Schaaren, Cotyle riparia, Transvaal, meist in Gesellschaft mit Gibson, p. 155. anderen Schwalben, Ayres, p. 261. | Ardea egretta, Cap St. Antonio, Buenos-Ayres, häufig, Phylloscopus eollybita, Klein-Asien, Danford, p. 84. | besonders im Sommer, wann die Sümpfe ausge- Tiehodroma muraria, Klein-Asien, Danford, ». 88. trocknet sind, Gibson, p. 156. z5 ; SEN FL N rovd, } : : Sitta eaesia, Klein-Asien, Danford, ». 92. Botaurus stellaris, Transvaal, 1. August, im Ma Parus major, Klein-Asien, Danford, p. 88. Fische, Frösche und Holzstückchen, Ayres, p. 271. Charadrius, Geoffroyi, Klein-Asien, Danford, p. 94. Parus eoeruleus, Klein-Asien, Danford, p. 85, 92. Anas Boschas, Klein-Asien, Danford, p. 34, 85. Parus ater, Klein-Asien, Danford, p. 92. | Spatula elypeata, Klein-Asien, Idem, 1. ce. Saxicola Oenanthe, Klein-Asien, Danford, p. 93. | Querquedula ereeca, Klein-Asien, Idem, |. e. Ruticilla phoenieurus, Klein-Asien, Danford, p. 96. Dafila acuta, Klein-Asien, Danford, p. 85. Museicapa collaris, Klein-Asien, Danford, p. 96. Chaulelasma strepera, Klein-Asien, Idem, 1. ec. Sylvia rufa, Klein-Asien, Danford, p. 96. Mergus merganser, Klein-Asien, Danford, p. 90. Sylvia Luseinia, Klein-Asien, Danford, p. 95. Mareca Penelope, Marshall-Inseln (Stiller Ocean), Phylloseopus, Trochilus, Transvaal, 22. März, alljährlich Finsch, p. 333. mehr oder minder zahlreich, Ayres, p. 99. Podiceps minor, Transvaal, Juli, Ayres, p. 271. Sylvia salicaria, Transvaal, alljährlich, Ayres, p. 99. Carbo eormoranus, Klein-Asien, Danford, p. 90. Emberiza cia, Rhodus, Danford, p. 54. Larus canus, Klein-Asien, Danford, p. 93. Emberiza schoeniclus, Rhodus, Idem, 1. ce. Charadrius Hiaticula (?), Marshall-Inseln (Stiller Ocean), Emberiza miliaria, Rhodus, Idem, 1. e. | Finsch, p. 332. Cinelus aquatieus, Rhodus, Idem, 1. e. Calidris arenaria, Marshall-Inseln, Idem, 1. ce. Alauda calandra, Klein-Asien, Danford, p. 95. | Strepsilas, Interpres Marshall-Inseln, Idem, 1. e, 90 Ueber Vogelbilder. Von Eduard Rüdiger. So lange noch der Mensch gegen den Menschen sich blutige Lorbeeren pflückt, wird auch zu keiner Zeit und an keinem Orte ein Wort zu viel über Thier-- und Vogelschutz gesagt werden. Wäre em natürliches Schützerbewusstsein uns gleichsam ange- boren, bliebe es wohl ganz von selbst unmöglich, dass ein „Mahnwort an die deutschen Frauen“ in der näm- lichen Nummer einer weitverbreiteten Modenzeitung durch „Vogelleichen an den Winterhüten“ praktisch illustrirt wurde. Ja, Bilder und Anschauungsunterricht! Wer würde nicht heute noch mit Recht verdriesslich, wenn er sich seiner Hahnfibel erinnert, die ihm ohne weitere des- falsige Erklärung ein Kriegsschiff und eine Ess- gabel auf der einen Seite in gleichem Grössenver- hältnisse vorführte, es ihm ganz überlassend, sich für die Begriffe die richtige Vorstellung zu suchen. Damals hiess es wirklich noch nicht: das Beste ist für die Kinder gut genug. Eine gute (!?) Seite hatte jene alte Zeit freilich auch, sie anerkannte das Märchen- erzählen als Erziehungsmittel und man weiss nicht, ist's eine Ursache zum Frohsinn oder ein Grund zum Klagen, dass unsere moderne Jugend nur ein kaltes Lächeln hat, wenn zu gewissen Zeiten ein verlangtes früher Zubettgehen mit dem „Erwarten des Christ- kindleins“ motivirt wird. Aber — lieben wir unsere Kinder heute weniger? Gewiss nicht! Trotzdem, wie ganz anders ist es! Edle, vielseitise Kunst stellt sich ausgesprochen nur in den Dienst der Kleinen, wett- eifert im Kleinsten, den Eignern der Zukunft die junge Gegenwart angenehm und freundlich zu ge- stalten. — Auch die Kinderspiele, die Kinderbeschäftigungen sind ständig der Mode unterworfen. — Einzeln zusammengekaufte oder gelegentlich mit Freundinnen ausgetauschte bunte Bilder nach eigenstem Geschmack in sauberen Heftehen vereinigen — wie viele Händ- chen hat das wohl in langen Winterabenden emsig beschäftigt ? Ich blättere nun in solch’ einem Zufallsbilderbuche und suche darin, ganz unwillkürlich, vorzugsweise gefiederte Welt. Wie eben der lebende Vogel schlechterdings der Natur unentbehrlich, so ist ja auch der gemalte eine nur zu nothwendige Beigabe jedes Landschaftsbildes. Voran wie immer eine Spatzen-Gesellschaft. Man sieht ihr den Hochgenuss an, mit dem sie sich nach einem Staubbade, weitausgebreitet die Flügel, beregnen lässt. Wenn es auch nieht eigens unter dem Bildehen stünde, wir glauben den Schelmen ihr Wissen: auf Regen folet Sonnenschein. Ein allerliebstes Schwalbenpärchen — weiter geblättert — hat die gefahrvolle Reise über Flüsse und Meere, Berge und Thäler wieder einmal glücklich hinter sich und, als wären sie nicht den langen Winter geschieden gewesen, bringen sie zutraulich wie immer durch’s offene Fenster den zwitschernden Morgengruss einer bewährten Freundin. Aber diese Freundin suchen sie vergebens. Vor wenigen Wochen erst nahm sie die himmlische, ewige Heimat auf und alle ihr zuge- dachten neuen Märchen aus der Wunderwelt der fernen Zonen bleiben unerzählt. — Hoch oben auf der First des Bauernhauses thront, schon seit Jahren, gravitätisch wie immer, Vater Storch; er steht so sicher auf einem Beine. — Drunten schicken sich weinende Kinder an, ihr liebes, goldenes Canarienvögelchen, das vielleicht gestorben, weil seine Fütterung nur einmal vergessen, in Blumen zu betten. Aschenbrödel’s allbekannte Taubenschaar sondert ehrlich „die Guten“ in’s Töpfehen, die „Schlechten“ in's Kröpfehen. — Rübezahl’s spre- chende Elster übernimmt schliesslich bereitwilligst Brieftaubendienst. Münchhausen erlest vor uns seine sieben Enten auf einen Schuss und eine alte Dame weiss gelegentlich eines schon wieder stattfindenden Umzuges für ihren sprechenden Lieblingspapagei keinen sichereren Platz, als ihre wirklich aussergewöhnlich lange Nase. — All’ das dürfen wir bewundern. Aber noch mehr! Wer hätte nicht in seiner Kindheit wenigstens einmal zur Winterzeit ein Rothkelchen als geliebten Gast im Zimmer gehabt? Welch’ köstliche Erinnerung! Wie anheimelnd, wie überwältigend diese 6 „verschiedenen“ Bittsteller an das Menschenherz auf 6 „verschiedenen“ tief verschneiten Bildern! Weiss der Schnee, leuchtend roth die kleine Brust und tief schwarze sprechende Augenpaare Alldeutschland — deine Farben! — Die Perle der ganzen Sammlung dünkt uns aber: ein gefrorenes Fenster und was sich d’rum und d’ran begibt. Wie viele Poesie, welch’ tiefsinniges Bild in wenigen Zügen! Grimmige, anhaltende Kälte. Jede Scheibe ein Eisblumenbeet. Näher und näher treibt die frierenden Kinder der Lüfte der entsetzliche Hunger. Doch — das jetzt ohnehin leere Blumenbrett wird schnell ein Tischleindeekdich für viele liebe Gäste. Aber die kleinen Wohlthäter wollen, echt menschlich, .auch den Genuss von ihrem Wohlthun haben, das Zulangen ihrer Pfleslinge soll ihnen Augenweide sein. Wenn auch die Vöglein mit riehtigem Blick ihre Gast- geber vielleicht nicht fürchteten, die Mama leidet es nicht, der Winter selber verbietet es auch: dass das Fenster offen bliebe. Jetzt fühlen wir genau mit diesen Kinderherzen. Es ist fürwahr keine geringe Arbeit, bis endlich — endlich — durch gememsames, unverdrossenes Anhauchen des Eises ein kleines, kleines Gucklöchlein gewonnen. Heisah! Em guter Anfang ist da, wenn auch nur erst ausreichend für ein Auge. — Bald aber gewahren wir einen ob der Arbeit erhitzten Kinderkopf hinter der einen rundlich klar gehauchten Fensterscheibe und die Welt davor ist so fesselnd, dass das Brüderchen sich nimmer davon trennen mag. Vergebens bittet und mahnt und zerrt das Schwesterehen, das ja so treulich mitgeholfen, in Verfolgung seiner unzweifelhaften Rechtsansprüche. Doch selbst echte Thränen helfen nieht. Da erleben wir, wie es so oft in Wahrheit geschieht, dass der angeborene weibliche Genius sich bewährt, schnell ent- schieden das Richtige trifft. Nutzloses Klagen versiegt, noch einmal beginnt muthig die nämliche Arbeit, gestützt allem aut eigene Kraft. Wie viel die unwiderstehliche, weibliche Ueber- redungskunst schliesslich doch erreicht, ob der Bruder vielleicht doch noch zum Pfliebtthun zurückzuführen gewesen, — das sind nur Vermuthung en, erfreu- liche Thatsache ist aber: noch einmal eine Stunde später und neben einander strahlen uns im Rahmen des Fensters zwei überglückliche Kindergesichtlein an. Leuchtend fällt ihr Blick auf die zelhllweiehrem gefiederten Gäste. Wir verscheuchen sie nicht, denn die bunte Schaar ist janur gemalt, aber sieh, das Fenster, ob- wohl auch nur gemalt, es lässt sich öffnen. Wir wagen es. — Konnten sich die Geschwister unsagbar langsam schwindende, erwartungsvolle Stunden le besser kürzen, als sie es gethan ? Es war ja am Weih- nachtsabende. Das offene Fenster zeist uns den zau- berisch schönen Tannenbaum, zeigt uns glückliche Eltern und glückliche Kinder. — Gern möchte ich unter solehem Eindrucke nicht weiter „bildern.“ Aber da ist noch gerade ein recht grosses, bis in’s Kleinste künstlerisch gediegenes Bild, das ich schon wiederholt überschlagen. Ein gesundheitstrotzender, pausbackiger, zum Küssen schö- ner Knabe. Die helle Freude strahlt aus ihm. Was hat er soeben, wahrscheinlich auf Kosten neuer Sonn- tagskleider, in seine Gewalt gebracht? Was hält er uns triumphirend entgegen? — Ein Vogelnest! Da sieh’ nur, drei Gelbschnäbelchen lässt der erbar- mungslose Bube zu sich empor jammern, sein linker Arm umschlingt sorglich das so schnell der Zerstörung seweihte Kunstwerk und das vierte der Geschwister, hoch hält’s uns seine Rechte entgegen. Der kleine Gesell, der Vogel nämlich, bittet so kläglich, wir ver- meinen ihn ordentlich zu hören und wundern uns gleichzeitig nur, dass der Herr Maler nicht daran gedacht, auch die unglücklichen, beraubten Eltern in der Nähe erscheinen zu lassen. Das Bild ist trotz Allem nicht schön, namentlich nicht passend für ein Kinderalbum. voraussetzen, 91 Wäre es ‘desshalb nicht auch Vogel- schutz, wenn man solche Bilder nicht Pan tiste? — Finden sie etwa in Wirklichkeit keine Nachahmer?! Da es trotz aller Winterdrohung doch allemal Frühling werden muss, was thut’s, wenn wir dem lieder- reichen Einzuge desselben um wenige Wochen vor- greifen? Nicht Bosheit und nicht Gewinnsucht, die sonst vorwiegenden Triebfedern menschlicher Rührie- keit, im Gegentheil, das Streben Freude zu bereiten, hadıer nach meiner persönlichen Erfahrung in einem weit Shablicher en Bruchtheile als man gemeiniglich annimmt die verschiedenartigsten Liebestempel unserer gefiederten Freunde. Wer hätte es wohl noch nicht selbst erlebt, dass sonst sehr vernünftige Knechte, Feld- und Waldenineiier ohne Bedenken die ihnen vor- kommenden Nester mit bunten Eiern oder gar Jungen sich aneigneten, als vermeintlich llkomens Imre haltung sorgsam den Kindern ihrer Brodherren mit Heimbrachten und sich durch deren minutenlange helle Freude belohnt erachteten! Weder der leere Wende bau des Nestes, noch die junges Leben bergenden zarten Schalen in mannigfaltigster Form, Farbe und Grösse, noch gar die Haumbedeckten hilflosen Gelb- schnäbelchen gehören, am allerwenigten auf diesem Wege, je in eine überlesungslos zerstörende Kinderhand. Es würden sich alle Grundbesitzer hohes Ver- dienst erwerben, wenn sie es nicht als selbstverständlich dass es geschieht, oder gar die Sache als zu kleinlich aus ihrem Wirkungskreise verweisen, und eindringlich bei ihrem Gesinde dahin streben wollten: dass derartige Funde nicht allein immer an ihrem Platze zu bleiben haben, sondern n heilige Freistätten der herrlichsten Geschöpfe der Natur stets beschützt und behütet werden müssen. Jeder Ackerer, jeder Schnitter, jeder fleissige Mensch unter dem freien Himmel hat emm das Dar lied seiner Vogelnachbarschaft als nur ihm zugedachte | Arbeitserleichterune in Anspruch zu nelımen. - -RDIOE> Vereinsangelegenheiten. Monatsversammlung vom 12. November 1880. Der Vorsitzende machte die Mittheilung, dass der Aus- schuss des ornithologischen Vereines in der Sitzung vom 8. d.M. an die Stelle des zurückgetretenen Herrn Dr. Ritter von Enderes einstimmig Herın Director Johann Newald zum Secretär gewählt habe. Ferners wurde vom Vorsitzenden mitgetheilt , dass für den 6. d. M. die Enthüllung des Na nn-Denkmals festgesetzt war. Da wegen Kürze der Zeit die Absen- dung eines Delegirten nieht möglich war, wurde von Seite des Vereines ein el an? elhnestenalei und Herr Dr. A. Reichenow hat in Pe ndlieheter Weise sich bereit erklärt, das Erforderliche zu veranlassen, dass der Wheleihee des ornithologischen Vereines in Wien bei dieser Feier entsprechender Ausdruck ver- liehen werde. Es folgte dann der sehr beifällig aufgenommene Vortrag das Herrn Hodek über das Variiren der Reiher,. zu dessen Erläuterung interessante Serien von Bälgen vorgezeigt wurden. Die Enthüllung des Naumann-Denkmals in Cöthen hat am 6. November d.J. in feierlicher Weise stattgefunden und es wurde der allgemeinen Verehrung für den erossen Meister der Ornithologie, dem an- erkennenden Andenken der Leistungen seines Vaters und Bruders in würdiger, aus vollen love kommender Weise Ausdruck verliehen. Die Vertretung des ormi- thologischen Vereines in Wien bei dieser, Feier hat Herr Schalow auf das Liebenswürdigste übernommen, im Namen dieses Vereines die schöne schwungvolle Rede gehalten, welche an der Spitze des Segenwärtigen Blattes sich befindet und den eingesendeten Lorbeer- kranz am Denkmale niedergelegt. Wir sind den Herren Reichenow und Schalow für die freundschaftliche Collegialität, welche sie unserem Vereine bewiesen, zu wärmstem Dank verpflichtet. Ein ausführlicher Bericht über die Naumannfeier ist im „Omithologischen Centralblatte* Nr. 22 vom 15. M. enthalten. Die nächste Monatsversammlung des Vereines findet Freitag, den IO. December 1880, um 6 Uhr Abends, im grünen Saale der kaiserl. Akademie der Wissen- schaften statt. Tagesordnung: Mittheilungen des Vorsitzenden. Vortrag des Herın J.Kolazy: Nützliche und schädliche Vögel. Allfällige Mittheilungen einzelner Mitglieder | gegen vorherige Anmeldung beim Vorsitzenden im Laufe der Verhandlung. RIOR- Die Jahresbeiträge pro 1880, sowie etwaige Rück- stände wollen diejenigen geehrten Vereinsmitglieder, gefälligst recht bald an den Gassier Herrn Josef Kolazy in Wien, VI., Kaunitz- gasse 6 B, einsenden. welche diess noch nicht gethan, & Literarisches. Prof. Giorgio Kolombatovic. Osservazioni sugli uccelli della Dalmazia. Osservazioni sul lavoro di Mich. Stossich dal titolo „Prospetto della fauna dei verte brati dell’ Adriatieo.“ Spalato 1880. 8. 54 pae. Dalmatien, ohne ae! das in ornithologischer Beziehung Anierosrmiagie Land Oesterreich und Ungarns, blieb uns bis in die neueste Zeit fast unbekannt; lem | ausser einem blossen Namensverzeichnisse, welches 1846 | im Giornale dalmazio erschien und einigen Reiseberichten | meist aus älterer Zeit fehlte diesem Lande bisher eine | die Gesammt-Ornis desselben umfassende Schrift. Oberst | Feldegg, der vermöge seines langjährigen Aufenthaltes in Dalmatien und seiner reichen dort zusammenge- | brachten Sammlungen vor Allen dazu berufen gewesen | wäre, uns die Ornis dieses Landes zu erschliessen, hat leider seine reichen Erfahrungen niemals veröffentlicht, so dass unsere Kenntniss der Vogelwelt Dalmatiens bisher nur eine sehr geringe war. Als höchst willkommen können wir daher das Erscheinen der von Herrn Prof. G. Kolombatovie ver- öffentlichten „Osservazioni sugli uccelli della Dalmazia“ begrüssen, welche auf eigene Beobachtungen gestützt, die dalmatinischen V. ögel® behandeln und Angaben her dem sind — was für den reisenden Ormnithologen von Wichtigkeit ist — jeder Art die provinciellen Benen- nungen beigefügt. Im Ganzen werden in dieser Arbeit, welche, was sy stematische Anordnung und Nomenclatur betrifft, dem Werke Savi’s „Ornitologia italiana® folst, 309 Species verzeichnet, von denen wohl manche zu streichen sind, das Vorkommen anderer wieder erst näher zu begründen wäre. Zu ersteren rechnen wir: Falco Eleonorae, Gene, Caprimulgus ruficollis, Temm., Sitta europaea, 1. und Sterna fuliginosa, L. und zu dem letzteren: Cettiaaltisonans, Bp., Cisticola schoenicola, Bp., Regulus modestus, Gould und Meleagris gallopavo, L.; auch die Bezeichnung des Falco lithofaleo. Gmel. als Standvogel erregt in uns gerechte Bedenken. Immerhin sei die vorliegende Schrift, welche eine fühlbare Lücke auszufüllen sich bemüht, als erste Zusammenstellung der Vögel Dalmatiens der Be- achtung der Ornithologen empfohlen, und möge Herr Prof. G. Kolombatovie fortfahren, seine Aufmerksam- keit der Omis seiner Heimat zuzuwenden, die ihm zu weiteren Beobachtungen noch reichliche Gelegenheit bieten wird. Villa Tännenhof bei Hallein, im Nov. 1350. Vorkommen, Lebensweise, Zug ete. enthalten. Ausser- | wonschnsikzusschnidliofrene NTISRSLENSTIEGEITREE SZENEN DEN INES AED ANININEN ZINN I III TINNEn KISTEN (2 Frese oo ho Ho Lo a No ao oa oe ro oe Se = N Ar Dolores ve von R. 'Friedländer & Sohn, Berlin, Nw., Carlstrasse Mm ıl Sur, cs ’ A : &. NAUMANN’S NATURGESCHICHTE DER VÖGEL DEUTSCHLANDS. [ D PA ee Se) Kol, Mit Zusätzen und Nachträgen von J. H. Blasius und E. Baldamus. (&\ Vollständig in 13 Bänden in gr. 8. mit 400 colorirten Kupfertafeln. Ladenpreis M. 636 ermässigt auf M. 372 ID 8 " DR (gr L. REICHENBACH’S VOLLSTÄNDIGSTE NATURGESCHICHTE DER VÖGEL ( - . = ge i 2 ’ Kol, in 911 colorirten und 105 schwarzen Kupfertafeln in gr. 4. & Avium systema Naturale. Das natürliche System der Vögel. Mit 107 Kupfertafeln. ..- . 2 222m een Mark > 5 Die Schwimmvögel, Natatores. 115 colorirte Kupfertafe In. (920 Abbildungen) niit synoptischer ÜUebeusic tere re N Mark eo‘ Die Sumpfvögel, Grallatores. 75 colorirte Kupfertafeln. (603 Abbildungen) mit synoptischer Uebersicht . . . 2... 2 2... Mark Un, Die Rallen, Rallinae. 34 colorirte Kupfertafeln. (321 Abbildungen mit synoptischer [Uebersicht Be er We EM a2 f T Die Tauben, Columbariae. \4 colorirte Kupfertafeln, (559 Abbildunge NJODILSDEXtE N er ee Br BEN De Mark 4 3L Die Hühnervögel, Gallinaceae. 112 colorirte Kupfertafeln. (852 Abbildungen) mit synopischer Uebersicht . » . » .. 22.2 een enn Mark [ 7 Die Eisvögel, Alcedinae. 44 colorirte Kupfertafeln. (160 Anbildunee NUN EN DNB BR Or oraleıe 9,0 500 00 Bra. 8.8 alone oo Mark 24 Die Bienenfresser, Meropinae. 67 colorirte Kupfertafeln (311 Abbildungen) mit Text .. 2... 2. r nun een een: Mark (87T. Die Klettervögel, Sittinae. 43 colorirte Kupfertafeln (209 Abbildungen) rl UNS N oa a0. 0.0 0.0 0.80. 9010860 0000.08 Mark (gl Die Baumläufer, Tenuirostres. 62 colorirte Kupfertafeln (356 Abbildungen) mit Text . 2 2 2 2. Een onen hene Mark UL, ) UT Die Spechte, Picinae. 66 colorirte Kupfertafeln (396 Abbildungen) mit Text Aa Bonn 2 wolle us, uuor ib Doug Mark Url Die Colibris, Trochilinae. 176 colorirte Kupfertafeln (534 Abbildungen) mit sy noptischer Uebersicht AN NO aT 0 OEno Mark (T Die ausländischen Singvögel. 45 colorirte Kupfertafeln. (330 Abbildungen) und 5 schwarze Tafeln mit Text ..... 2.2... Mark Ug ' ID Vor Kurzem erschienen: Ss l , eo & INDEX ZU L. REICHENBACH’S ORNITHOLOGISCHEN WERKEN ) (ir von Dr. A. B. Meyer, Director des königlichen zoologischen Museums zu Dresden. a 0 2 £ - | Ir 1 Band Lex. 8. elegant geb. Preis M. 20.— ES ei N Bin Ar Ar u 3 ABBILDUNGEN DER NESTER UND EIER DER VÖGEL VON H. R. SCHINZ. Ti In 1880. Gr. 4. mit 73 eolorirten Kupfertafeln. (Ladenpreis Mark 104) ermässigt auf Mark 48. es 7 v { 2L Lager-Katalog Nr. 30% : Ornithologie (über 1200 Werke und Abhandlungen enthaltend) franeo pr. Post gegen Einsendung von 50 Pf. in Briefmarken. n< (rl Berlin, NW., Carlstrasse 11. R. Friedländer « Sohn. ir! [EE|LLLmm——————————————————— 181 7 . T RIES B S . . © 5 ig >> Obige Werke sind auch zu beziehen durch die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien, Gehen 2T. >X ( $: N fo} N [\ N n 2 [o\ N n N n nn) {o\ n N n n n n n n n N) fa [o\ N N N N n [o\ % n n () x) ED EIIEEISEIIIEISEETISISTIEISE SFR ee Herausgeber: Der Omithologische Verein in Wien. — (ommissionsverleger: Die k. k. Hofbuchhandlung Faesy & Frick in Wien. Druck von J. B. Wa llishausser in Wien. Su Rd a 2 gr u Fi . a Ba N BET, € = = REN Bes ee a a 5 En Sy EN, 12 er: Re 2 % YE IRRE LEO ac RE: U wi LT ST TE > ax X TEE ce : « & - cc > & 2 T 5 a Suter er —< ET 1 COR < ic RE ce Sc << << LLC: << EeEETER CC Teice a << c ara = = <« ER TURTTLL ER & ee CR "S<- | UTC ca et ce SE CE Ge < | nn x ® —_ Te a RE <. = ER z = 32 ER or un Eee a WENN NL 2 / N N NNRAA, AR \ Ava) N ar £ Ana. \NN AAAARR u AR Aa 2 ae = rer ee < « = [CL SE: SE Ku & ac CC EC Re « a ar EETTE TC ge e c <=.