Kakn rat HALT a Irre SP ART } SmERT Klar zig, Hi Ka ln ern DE hir DER ul N; KRINLIERN ale are kt, IEHSAN SEA! ki 2 NR. an AR = Ää P Sn CHR s BA KOr HR EA H au uyuhlöus er WE bs ih Ast r Pe BR Bande > h "aa Messen Bibeln = LK Wer eintauchen Driröagnini: it 7 u, ei; R DaME, 477 Sri Tide ri ä ut, Aa MITTEILUNGEN AUS DEM JAHRBUCHE DER KGL. UNGARISCHEN GEOLOGISCHEN REICHSÄNSTÄLT XIX. BAND. MIT XIII TAFELN UND 4 KARTENBEILAGEN. Übertragungen aus den ungarıschen Originalen. Herausgegeben von der dem königlich ungarischen Ackerbauministerium unterstehenden königlich ungarischen Geologischen Reichsanstalt, BUDAPEST. BUCHDRUCKEREI DES FRANKLIN- VEREINS, 1911—1912. Ze EN Aa AEARE we: au Ana ARE Bi F a u SL INHALTSVERZEICHNIS. . Leonard Jaezewsky: Kritische Übersicht der Materialien zur Erforschung der physisch-chemischen Natur der Wasserquellen (1911) . M. E. Vadäsz: Paläontologische Studien aus Zentralasien (Tafel L- und 1 Karte) (1911)_ . Ottokar Kadic und Theodor Kormos unter Mitwirkung von Waelaw Capek und Stephan v. Bolkay: Die Felsnische Puskaporos bei Hämor im Komitat Borsod und ihre Fauna (Taf. IV—V) (1911) _ _ _ . Theodor Kormos: Canis (Gerdocyon) Petenyii nov. sp. ine ra interes- sante Funde aus dem Komitat Baranya (Taf. VI—-VII) (Dezember 1911) quellen im Budaer Gebirge (Taf. VIII) (August 1912) —_ _ . Paul Rozlozsnik: Die montangeologischen Verhältnisse von Aranyida (Taf. IX— XII und 3 Karten) (Dezember 1912) Seite 117 . 165 . Zoltan Schreter : Die Spuren der Tätigkeit tertiärer und pleistozäner Thermal- 197 263 KRITISCHE ÜBERSICHT DER MATERIALIEN ZUR ERFORSCHUNG DER PHYSISCH-CHEMISCHEN NATUR DER WASSEROUELLEN. VON Prof. LEONARD JACZEWSKI IN ST. PETERSBOURG. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geolog. Reichsanst. XIX. Bd. I. Heft 1 v rn an ws - (rast) Ai) Ve ar w DEM ANDENKEN VON KAROLY THAN. Motto: «Wenn wir von der Bildung von Mineralwässern sprechen, so äussern wir uns gewöhnlich im all- gemeinen.» Prof. Dr. L. v. Irosvar. Einleitung. Die physisch-chemische Natur der aus dem Innern der Erde an ihre Oberfläche hervordringenden Wasserquellen wird zwar erforscht, aber diese Erforschung bildet eine sporadische Erscheinung, sie ist nicht in ein System gekleidet, welches es uns ermöglichte, auf Grund eines genügenden faktischen Materials, in die Tiefen der Natur dieser wichtigen Elemente unserer Erde hineinzudringen. Die größte Aufmerksamkeit der Forscher war seit einer verhält- nismäßig langen Zeit auf die sogenannten Mineralquellen gerichtet, d. h. auf die Quellen, deren Wasser eine heilende Wirkung besaßen. Erst seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts, als das Leben großer bevölkerter Orte die Frage von der rationellen Wasserversorgung der- selben scharf in den Vordergrund drängte, begann man auch die Quel- len, die Trinkwasser liefern, zu erforschen. Aber trotzdem kann der gegenwärtige Stand der Quellenforschung nicht den Geologen befriedigen, der die Wasserquellen als eine der wichtigen Lebenserscheinungen der Erde betrachtet, als eines der Elemente, das durch seine Erscheinung nach außen eine systematische Erforschung gestattet, das an die Tagesoberfläche Zeugnisse von den Prozessen trägt, die in len für unsere Beobachtungen unzugänglichen Tiefen vor sich gehen. Damit meine Behauptung nicht unbegründet erscheine, berufe ich mich auf die glänzende und vielleicht einzig in ihrer Art dastehende Arbeit des Wiener Gelehrten, Prof. E. Lupwis,' ! Lupwic, E. Die Mineralquellen Bosniens. Tschermak’s Mineral. und Petro- graph. Mitt. Bd. X. (1889). S. 403. 1* 4 LEONARD JACZEWSKI (4) der die Mineralquellen Bosniens studierte. In dieser Arbeit sind nur zwei Elemente untersucht: Temperatur und chemische Zusammen- setzung der Quelle. Nur in Betreff einer Quelle, und zwar der von llidze, ist vermerkt, daß sie ähnlich dem Karlsbader Sprudel pulsiert und in Betreff keiner einzigen Quelle sind Angaben über den Debit angeführt. Einen unumstößlichen und interessanten Beweis dafür, wie groß unsere Unkenntnis der Mineralquellen ist, liefert das Deutsche Bäderbuch,! ein Werk, das von der kompetentesten Behörde heraus- gegeben ist. Aus ihm erfahren wir, daß sogar die chemische Natur der populärsten Quellen Deutschlands. der Quellen, an denen die reichsten Kurorte gegründet 'sind, für den einigermaßen nachdenken- den Geologen eine Reihe unlösbarer Rätsel darbieten. Für den Geo- logen ist es z. B. unverständlich wie die Ärzte den Kranken diese oder jene Benutzung von Mineralwässern vorschlagen können, wenn die Analyse dieses Wassers vor 40 oder 50: Jahren gemacht worden ist. Solche Fälle haben wir z. B. für die Quellen Kaiserbrunn und Ludwigsbrunn in Hamburg (Fresenius, 1861) und Luisenbrunn ebenda (1857), für die Quellen in Wildungen, für die Helenenquelle und Stahl- quelle sind die Analysen vom Jahre 1895 angeführt, für die Spiegel- quelle in Wiesbaden ist die Analyse vom Jahre 1856 gegeben. NER: Für die Kar]sbader Quellen sind in den Büchern, die an die Angereisten verteilt werden, Analysen angeführt, die von Lupwıs im Jahre 1879 gemacht sind. Dieselben Analysen finden wir in dem Kur- sus für Balneologie, der an der Wiener Universität von dem jetzt ver- storbenen Prof. Crar gelesen wurde.” Diese Mangelhaftigkeit der Materialien, die sich auf die aus dem Innern der Erde an ihre Oberfläche hervordringenden Wasserquellen beziehen, die sich dann herausstellte, als ich mich mit der Untersuchung der Ursachen der Mißverständnisse am Narsan beschäftigte, zwang mich, wenigstens bis zu einem gewissen Grade, diese Materialien zu ordnen und jenes Minimum von Elementen auszuscheiden, welches bei der Erforschung von Wasserquellen, sowohl derer die balneolo- eische Bedeutung haben, als auch der Quellen zur alltäglichen Be- nutzung, obligatorisch berücksichtigt werden muss. Die Grundlage jeder Erforschung muß irgend eine Hypothese bilden. Nur durch das Vorhandensein einer Hypothese werden die Tatsachen beseelt und lebensfähig. I Deutsches Bäderbuch, bearbeitet unter Mitwirkung des K. Gesundheits- amtes. Berlin, 1907. 2 Crar C. Vorlesungen über Balneologie. Leipzig und Wien, 1907. [S11 (5) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. Zum Eckstein der Erforschung der Wasserquellen nehmen wir die Fypothese von Surss; nach dieser Hypothese teilen wir alle an die Erdoberfläche hervordringenden Quellen in zwei große Gruppen: juvenile Quellen und vadose Quellen. Für die ersten: setzen wir theoretisch vier Merkmale fest: Pulsation, Unveränderlichkeit der Aus- giebigkeit, Unveränderlichkeit der Temperatur und Unveränderlichkeit der chemischen Zusammensetzung. Von selbst entsteht die Frage von der Länge der Periode, für die die Beständigkeit der obenerwähnten ‚Elemente konstatiert werden muß. Bedingungsweise und zeitweilig ‚wollen wir das Jahr für die Länge dieser Periode annehmen, und zwar haben wir diese Periode nur deshalb gewählt, weil vom theoretischen Standpunkte in vadosen (Quellen die oben angeführten Elemente im Jahres-Zyklus unbedingt mehr oder weniger scharf hervortretenden Schwankungen unterliegen müssen. Wenn wir ein solches leitendes Klassifikations-Prinzip besitzen, werden wir schon nach den im Verlaufe eines Jahres ausgeführten Beobachtungen imstande sein genau die Natur der Quelle ‚festzustel- len und im Falle, daß sie einen gemischten Typus darstellt, das Ver- hältnis des juvenilen und vadosen Wassers dieser Quelle zu bestim- men. Ferner wird man, was äußerst wichtig ist, auf diesem Wege genaues Material zur Prüfung unserer Vorstellungen von juvenilen Quellen erhalten. Das Material. welches ich durch eine ziemlich zeitraubende Ar- beit zu sammeln und zusammenzustellen vermochte, hätte bedeutend erweitert werden können, ich war jedoch recht wählerisch in Bezug auf das zu sammelnde Material und verhielt mich zu ihm streng kritisch. I. Eifluktion der Wasserquellen. Die rhythmische Pulsation des Karlsbader Sprudels hält Surss für das charakteristische Merkmal einer juvenilen Quelle. Das gleichmäßige, ruhige Ausströmen muß als charakteristisch für vadose Quellen’ an- gesehen werden. Ich halte es praktisch für notwendig den Ausdruck Effluktion' einzuführen, der die Gesamtheit aller Eigenheiten des Ausströmens einer Quelle umfassen muß. Die praktische Zweckmäßigkeit eines solchen Ausdrucks hat sei- nen Ursprung in der Notwendigkeit, den Charakter des Ausströmens einer Quelle, als eines der wichtigen Merkmale, in dem ihre genetische 1 Vom.lateinischen Verbum efluere=ausströmen ; für den Hinweis auf diesen Ausdruck bin ich Prof. J. BAUDOUIN DE COURTENAY verpflichtet, 6 LEONARD JACZEWSKI (6) Natur sich wiederspiegelt, hervorzuheben. Wenn wir einen solchen Ausdruck annehmen, so wird die in letzter Zeit von E. A. Marten! vorgeschlagene Einteilung der Quellen in wahre Quellen (sources) und falsche Quellen (resurgences) ganz überflüssig, wobei der Ausdruck «source» seine ursprüngliche Bedeutung verlieren und durch den Aus- druck «emergence» ersetzt werden muß. Den vorgeschlagenen Ausdruck benutzend, werden wir sagen: ruhige Kffluktion, intermittierende Effluktion, rhythmische Effluktion, mit beständigem Rhythmus, mit wechselndem Rhythmus, Effluktion begleitet von gleichmäßigem oder rhythmischem Ausströmen von Gas. Für Gasquellen ist der vorgeschlagene Ausdruck auch vollkommen geeignet und man kann von Gasquellen z. B. sagen: eine Gasquelle mit gleichmäßiger Effluktion oder eine Quelle mit rhythmischer Effluk- tion. Derselbe Ausdruck muß auch auf Naphtaquellen übertragen werden. Mir sind nur zwei Beispiele von genauer, instrumentaler Unter- suchung der Effluktion bekannt: Das eine dieser Beispiele bezieht sich auf Borshom” im Kauka- sus, das andere auf den Geiser Atami” in Japan. MOoLDENHAUER untersuchte die Katharinenquelle in Borshom mit Hilfe zweier selbstregistrierender Apparate seiner eigenen Konstruk- tion. Seine Apparate registrierten ununterbrochen die Schwankungen des Druckes der Quelle oder mit anderen Worten die Amplitude und Periode der Pulsation und den Debit der Quelle. MOoLDENHAUER erklärt die Druckschwankungen durch Schwankun- gen der Mengen der ausströmenden Kohlensäure und meint, daß dem größten Ausströmen deı Säure der geringste Druck im vertikalen Kaptagerohr der (Quelle entspricht, dem geringsten Ausströmen der Säure aber der größte Druck. Diese Folgerung des Forschers bestreite ich nicht, jedoch ist sie von ihm nicht unmittelbar nachgewiesen und deshalb wird es, ob- gleich die Schwankungen mit dem Manometer gemessen und registriert wurden, richtiger sein nicht vom Druck, sondern nur von Perioden und Amplitude der Pulsation zu sprechen. Als MoıpenHaurr seine Abhandlung publizierte, hatte er haupt- sächlich im Auge, die Aufmerksamkeit von Personen, die die Mineral- I L. Deraunay, E. A. MARTEL. Le sol et l’eau. Paris, 1906, S. 136. 2 MOLDENHAUER, F. F. Beobachtungen über das Leben der Mineralquellen mit Hilfe von selbstregistrierenden Apparaten. p. 22 Tiflis 1901. (russ.) ® K. Hoxpa and T. TerApaA. On the Geyser in Atami, Japan. The Physical Review. Vol. XXI, p. 300, New-York and London, 1906. (7) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 1 quellen verwalten, auf seine Untersuchungsmethode, auf seine Appa- rate zu lenken, er spricht davon zum Schluss seiner Broschüre. Zum größten Leidwesen fand aber MoLDENHAUER, soweit wenigstens mir be- kannt ist, nicht nur keine Nachahmer, sondern die von ihm errichtete Station und seine Apparate hörten sogar nach seiner Abfahrt aus Borshom zu funktionieren auf. Das von MowpexHauEr verfulgte Ziel war der Grund, daß er in seiner Broschüre nur Bespiele für die Aus- führung der Beobachtungen und für die Führung «eines Lebens-Bulle- tins der Quelle» anführt, und nicht das gibt, was uns gegenwärtig am meisten interessiert, d. h. ein jährliches Bulletin des Lebens der Quelle. Wir haben zu unserer Verfügung nur ein Monatsbulletin (Januar 1901) und die Kopie der Originalaufzeichnung des selbstregistrieren- den Apparates für 10 Stunden des 19. Januar desselben Jahres. Im Monatsmittel ist die Wellenlänge, im Zeitmaß ausgedrückt, gleich 8,97 Min., ‘ihre kleinste Länge ist 8,6 und die größte 10,3 Min.; die mittlere Höhe der Welle beträgt 55,0 mm der Quecksilbersäule, das Maximum 60,6 mm und das Minimum 51.0 mm. Der Debit betrug im Tagesmittel 9072 Wedro, Maximum 9360, Minimum 8S10O Wedro. Die Temperatur wurde nicht vermittels eines Thermographen, sondern eines Quecksilberthermometers gemessen und war während der Beobachtungsperiode noch beständiger, als die oben aufgezählten Elemente; sie betrug im Mittel 27,84°C., das Minimum war 97,8° und das Maximum 927,9°C. Natürlich kann man nicht auf Grund von Beobachtungen, die nur einen Monat umfassen, irgend welche Schlüsse ziehen. Falls sich in der Verwaltung der Borshomschen Mineralquellen die Originalbeobachtungen von MorLvexHuaver und die von ihm heraus- gegebenen Bulletins erhalten haben, so würde die Verwaltung der Quellen der Wissenschaft einen grossen Dienst erweisen, wenn sie dieses Material bearbeiten und publizieren ließe. Der Geiser Atami (eirca 139°E. L. von Greenwich und 35°N. Br.) in der Provinz Izu (Idsu) in Japan, südlich von Tokio, wurde während zweier Jahre studiert. Aus einer kurzen Beschreibung des Geisers Atami kann man ersehen, daß er drei vertikale Öffnungen besitzt, von denen die eine die Hauptöffnung ist, die zwei zu beiden Seiten befindlichen aber kleiner sind. Außerdem ist beim Geiser noch eine Seitenöffnung angelegt, die sein Wasser in eine Badeanstalt leitet. Der Gei erape HERD AOAqTIIZOCT Slam Gilt ö = — -dequeAoN 906 - FL + = m 10g010 0'217 8 = = — aaquegdeg E0r — 166 | 616 |L'0G ee Nenany, gsı + #9r | 0'68 |7°66 617 — 081 | 716 |EE6 tunp 76 — 86 +| Eos |E'66 Tem #97 —WL +| 165 \8'8% _ — - — udy Is ee +| 775 11% reg as —-Ee + TE |LLG - — — zenagog ve — ST + 385 1'856 |7es + 76 eng L06T 9067 2061 ZO6T 906F % u usdunmprengy Ö % Ur %, UI usdunydrangy Ö % ur uodunypraagy Ö uodungorengy Ö < IN ssugnz-uerreg "an mooLLyog senoN ayeuom yıaeg-[pnuwug wm opfenh sneN uofond-Aaalouwgug-TBIoNTN-TepuexaIy ueıend op ueweN "ZO6T pun 9067 addnıay aoysaoßmeld dOp UOPENO aop SHADA SPP A SITPqEL 4) > o o S o Fe Er Ken | | B | at | | | | | IE! 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Die Kurven für die Jahre 1906 und 1907 sind zusammen für jede Quelle in einer Figur gegeben, wobei für den Anfang der Ordi- naten in beiden Jahresreihen ein und dieselbe horizontale Linie an- genommen wurde. Auf den Diagrammen für die Shelesnowodsker und Pjatigorsker Gruppe sind noch die Kurven der atmosphärischen Niederschläge für dieselbe zweijährige Periode gegeben, die mir H. A. Kamınskı aus dem Physikalischen Zentral-Observatorium freundlich zur Verfügung ge- stellt hat. Der oben erwähnten Bearbeitung wurden acht Quellen der She- lesnovodsker Gruppe unterzogen, und zwar: a) die Quellen Nr. 1 und 2, b) die Marien-Quelle, c) die Quelle Nr. 3, d) die Smirnow- Quelle, e) die Quelle des Großfürsten Michael, f) die Barjatinsky- Quelle, 9) die Murawjew-Quelle, h) die Karpow-Quelle. Die Kurve i) gibt die atmosphärischen Niederschläge. Für die Pjatigorsker Gruppe sind folgende vierzehn Quellen genommen: A) die Alexander-Ermolow- Quelle, B) die Nikolai-Quelle, () die warme Schwefelquelle, D) die Kabardiner-Quelle, E) der Tobias-Stollen, F') die innere T'obias-Quelle, G) die Elisabeth-Quelle, H) die innere Michael-Quelle, /) die äußere Michael-Quelle, X) die Alexander-Nikolai-Sabanejew-Quelle, Seitenzu- fluß, M) die Alexander-Nikolai-Sabanejew-Quelle, neues Bohrloch, N) die Neue Quelle im Emanuel-Park Nr. I, O) die Neue Quelle im Emanuel-Park Nr. 2. — Die Kurve, P) Niederschläge in Pjatigorsk. Bei der Betrachtung des Debits der Quellen der Shelesnowodsker Gruppe kann man nicht umhin zu bemerken, daß die Quellen Nr. 1 und Nr. 2 die geringste Schwankung des Debits zeigen. Besonders starke Schwankungen bemerkt man bei der Marienquelle und der Quelle des Großfürsten Michael, bei der letzteren betrug die Zunahme des Debits im Vergleich zum Mittel im Mai 1906 40,24%. Eine jede der Quellen hat ein, manche jedoch zwei Maxima des Debits, wobei das erste Maximum auf die Anfangsmonate des Jahres (29) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 39 fällt, das zweite geringere aber auf die Herbstmonate. Ihrem absolu- ten Wert nach unterscheiden sich die Maxima der verschiedenen Jahre bedeutend von einander. So betrug z. B. das Märzmaximum der Marienquelle im Jahre 1906 91 Hektoliter, im Jahre 1907 aber 64 Hek- toliter. Für die Quelle des Großfürsten Michael war das Maimaximum im Jahre 1906 352 Hektol., im Jahre 1907 aber 294 Hektol. Das zweite, Herbstmaximum ist bedeutend geringer, als das Frühlingsmaximum und fällt entweder auf den September oder den Oktober, es ist aber jedenfalls keine so beständige Erscheinung, wie das erste Maximum, und manchmal geht es ins Minimum über oder in den stärkeren winterlichen Debit. Was das Minimum des Debits anbetrifft, so tritt es meistens im August auf, es erreicht jedoch nie- mals in Prozenten so große absolute Werte, wie für das Maximum beobachtet wurden und nur für die Quelle Nr. 4 war dieses Minimum im September 1906 um 13% geringer als der mittlere Debit. Bei einer Vergleichung der Debitkurven mit den Kurven der atmosphärischen Niederschläge bemerken wir, daß zwischen diesen Kurven kein direkter Zusammenhang zu beobachten ist. Im Jahre 1906 fällt das Maximum der Niederschläge auf den Mai und im Mai geben auch die Smirnowsche Quelle und die Quelle des Großfürsten Michael den größten Debit, für die anderen Quellen trat das Maximum des Debits bedeutend früher ein; so wurde es für die Marienquelle Nr. 4, die Karpowsche, die Murawjewsche schon im März beobachtet. Im Jahre 1907 erreichten die Niederschläge ihr Maximum im Juni, aber weder im Juli, noch im August beobachtet man eine Zunahme des Debits, die mit diesem Niedelschlagsmaximum in Verbindung gebracht werden könnte. Die Quellen von Smirnow, Barjatinsky und dem Großfürsten Michael zeigen eine Zunahme des Debits, diese Zunahme wird aber erst im Seplember und Oktober beobachtet, also so spät, daß kein Grund vorhanden ist, sie mit den lokalen Niederschlägen in direkte Verbindung zu setzen. Die Debitkurven zeigen, dab das Regime der Quellen der She- lesnowodsker Gruppe im großen Ganzen nicht in Abhängigkeit von den lokalen atmosphärischen Erscheinungen gebracht werden kann und wenn dieser Zusammenhang in einigen Fällen auch zu bemerken ist, so muß man diese Erscheinung nicht so sehr den allgemeinen Speisungsbedingungen der Quellen zuschreiben, als vielleicht mehr den Mängeln der Kaptage. Das Frühlingsmaximum des Debits gestattet es die Voraussetzung zu machen, daß es mit der Schneeschmelze im Frühling im Zusam- menhang steht. 30 LEONARD JACZEWSKI (30) Für Shelesnowodsk besitzen wir Angaben über den Debit der die Wasserleitung speisenden Quellen, die für diese Quellen gezeich- neten Kurven (die wir hier nicht geben) zeigen ein scharfes Maximum im April, das offenbar der Schneeschmelze entspricht. Die in Shelesnowodsk beobachteten Niederschläge heeinflußen, wie es scheint, auch nicht den Debit dieser Quellen. Wir wollen jetzt zu den Quellen der Pjatigorsker Gruppe über- gehen. Die Debitkurven der Quellen dieser Gruppe haben sehr verschie- denes Aussehen. Der Debit der Elisabetquelle war im Jahre 1906 äußerst be- ständig, irgend welche halbwegs stärkere Abweichungen von dem mitt- leren Debit kamen nicht vor, und die Kurve stellt eine fast gerade horizontale Linie dar. Im Jahre 1907 sehen wir schon eine starke Abweichung und die Schwankungen erreichen 14% und 17%, im April tritt das Maximum ein, das bis zum Mai dauert, worauf eine bedeutende Abnahme des Debits eintritt. Eine originelle Kurve gibt die Alexander-Nikolai- Sabanejew-Quelle (neues Bohrloch). Sowohl im Jahre 1906 als auch im Jahre 1907 fällt das Maximum des Debits auf den Januar, im Jahre 1906 hielt sich das Maximum bis zum März, im Jahre 1907 aber bis zum April, darauf tritt eine starke Depression der Kurve ein, im Jahre 1906 wurde das Minimum im Juni beobachtet, im Jahre 1907 war es auf den September verschoben. Ähnliche Depressionen wurden in der Neuen Quelle Nr. 1 im Emanuel-Park beobachtet, aber nur im Jahre 1906. Im Jahre 1907 trat an Stelle dieser Depression ein scharfes Maximum. Man muß noch bemerken, dab bei der alten Öffnung der Alexander-Nikolai-Sabanejewquelle, bei der Alexander-Ermolow und zum Teil der äußeren und inneren Michaelquelle ein recht be- ständiges Maximum des Debits beobachtet wird, das sich im März, April oder Mai einstellt und bei einigen Quellen bis zum August dauert. Eine äußerst originelle Kurve gibt die Nikolaiquelle, bei der die zweite Hälfte des Jahres 1906 durch eine starke Zunahme des Debits charakterisiert wird, die sich auch auf den Anfang des Jahres 1907 erstreckt; im März und April desselben Jahres bemerkt man ein schnelles Sinken des Debits, das mit einigen Verzögerungen bis zum November des Jahres dauert. Was den Zusammenhang zwischen dem Debit der Quellen und atmosphärischen Niederschlägen in Pjatigorsk selbst anbelrifft, so kann (31) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 31 man hier einen solehen Zusammenhang einigermaßen deutlich nicht erkennen. Lupwıc und Mavrtuner ! erhielten für die Karlsbaderquellen eine Tabelle, welche Angaben über den Debit von 1869 bis 1879 enthält. Die Beobachtungen über den Debit wurden alljährlich zweimal aus- geführt, einmal im Frühling im Monat Mai und dann im Herbst im Oktober oder November. Die Methode der Messung des Debits ist nicht angegeben. In der erwähnten Tabelle ist der Debit in Litern pro Minute gegeben. Horrmann, der diese Angaben Lupwiıs und Maurn- ner mitteilte, bemerkte, daß bedeutende Abweichungen von dem nor- malen Debit auf Defekte in der Kaptage hinweisen. Die auf die Karlsbader Quellen bezüglichen Angaben wurden in ähnlicher Weise bearbeitet, wie die Angaben über die Kaukasischen Quellen, d. h. es wurde der mittlere Debit für das ganze Dezennium berechnet und für jede Beobachtung wurde in Prozenten die Abwei- chung vom Normalmittel bestimmt. Auf Grund der auf diese Weise zusammengestellten Tabelle VII, wurden die in der Fig. 6 dargestell- ten Kurven gezeichnet. Die Kurven sind für folgende sechs Quellen gezeichnet: Spru- del I, Alte-Hygiea II, Markt-Brunn III, Schloss-Brunn IV, Theresien- Brunn V und Mühl-Brunn VI. Ein Blick auf die Kurven der Fig. 6 genügt um sich davon zu überzeugen, daß nur für den Mühl-Brunn der Debit verhältnis- mäßig unbedeutenden Schwankungen unterliegt, die jedoch + 12,3% und — 15,6% erreichen. Für den Markt-Brunn haben wir Schwankun- gen von +68,1% bis —52,5% und für den Sprudel von + 50,7% bis — 43,8%. Eine harmonische Übereinstimmung ist in den Änderungen des Debits der Quellen nicht zu beobachlen, man kann nicht sagen, dab der Debit aller Quellen sich gleichzeitig vergrößert oder verringert, obgleich man bemerken kann, daß während der Periode von 1873 bis 1877 der Debit aller Quellen im Ganzen größer ist, als während der Periode 1871 bis 1873 und der Periode von Ende 1877 bis 1879. Im Frühling des Jahres 1876 hatte der Sprudel den größten Debit, in Alte-Hygea sank zu dieser Zeit der Debit sehr stark und dasselbe kann man von Schloss-Brunn und Theresien-Brunn sagen, aber weder in der ersten, noch in dem zweiten, noch in dem drilten erreichte sie das absolute Minimum. Die Kurvenabschnitte für Alte-Hygea und Theresien Brunn vom 1 TSCHERMAR’sS Mineral. u. Petr, Mitt. Bd. Il. 32 LEONARD JACZEWSKI (32) Herbste 1873 bis zum Frühling 1875 zeigen, dass das Maximum des Debits der ersten mit den Minimum des Debits des zweiten zusam- menfällt. Im gegebenen Falle hat man keinen Grund vorauszuseizen, daß die Zunahme des Debits der einen Quelle auf Kosten der Ab- nahme des Debits der anderen geschah; zwischen Hygea und There- sien-Brunn befinden sich Markt-Brunn, Mühl-Brunn und andere Quel- len. In Bezug auf die Karlsbader Quellen müssen wir also bedeutende Schwankungen ihres Debits konstatieren, aber auf Grund der vorhan- denen Daten, dürfen wir weder von den Ursachen dieser Schwankun- gen, noch von ihrem Charakter sprechen. Auf Grund dessen, was uns über die Temperatur der Karlsbader Quellen und ihre chemische Zu- sammensetzung bekannt ist, muß man voraussetzen, daß jeder Defekt in der Kaptage mit Ausnahme der einfachen Leckage Einfluß auf diese Elemente ausüben muß; leider wissen wir aber nicht, ob jemals parallel dergleichen Untersuchungen angestellt sind. Als Surss seine Hypothese von den juvenilen Quellen aufstellte, hat er die Beständigkeit, die Unverändlichkeit der Wasserführung nicht zu den charakteristischen Merkmalen der Quellen von diesem Typus gezählt. Drrxeskampr, der die Hypothese von Surss annahm, mißt dem Debit der Quellen keinen Wert bei. Die Unveränderlichkeit des Debits, als Merkmal einer juvenilen Quelle, wurde von mir ein- geführt, nachdem ich mit den Beobachtungen über den Narsan für die Periode von mehr als zehn Jahren und den Beobachtungen über die Katharinenquelle in Borshom bekannt wurde. Theoretisch betrachtet darf eine juvenile, gut kaptierte Quelle in ihrem Debit nicht die Schwankungen im hydrologischen Regime an der Erdoberfläche wiederspiegeln, sie kann nur mehr oder weniger stärkere rhythmische Abweichungen geben, deren Periode durch lang- dauernde Beobachtungen bestimmt wird. 1969 1870 1870 1871 1871 1872 1872 1873 1873 1874 1874 1875 1875 1876 1876 1877 1877 7878 1878 1879 Dr VE TTV NER RERE N AER V2R0E Ka VAR GER VRR GE TV EXT VAR 1869 1870 1870 1871 1871 1872 1872 1873 1873 1874 1874 1875 1875 1876 1876 1877 1877 1878 1878 1879 X Ve U VE A VEN DE Ka VE XV Va KR VE XL Wk WW. I i 1 Welke! Ba A | I 6. Fig. Mitteil. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsunst. XIX. Bd. 1. Heft. 20 34 LEONARD JACZEWSKI (34) Tabelle VI des Debits der Karlsbader Quellen von 1869 bis 1879. Markt- Schloss- Theresien- Mühl- Jahr brunn brunn brunn nd er er - Monat Q Abw. | ann % | Br | 70 70 18x Ners | = ara — 170 a 1870 — XI. s1o3 115 359 +45,5 1871 —IVv.| 514 -43,0|453 |+83,6 1871— X.| 859,5 6,1339 + 3,7 1872 —Iv.| 744 |-17,6|240 — 3,6 1872 —XI.| 736 |—-19,6|240 — 2,6 1873 —IV.| 905,5— 1,1|238 _ 5,1 1873 _ x.| 9055 1,1|449 |+83,0 1874 —IV.| 764 |-16,8|326 +60, 1874— X.| 849 — 7,3|190 22,9 1875 — IV. [1.095 +19,5|191 22,9 1875— X. [1.382 |+50,7| 150 —39,1 1876 — IV. 1.213 —32,5| 125 |49,3 1876 — X. [1.165 +97,1|131 | 46,8 1877 — IV. ST TE 1878 — IV. 178 X, 1879 — IV. 69,3 10,3 +98,7 11,2 |+40,4 11,2 +40,4 10,15 +26,8 10,3 |+98,7 9,22+15,2 10, |+25,0 8,75+ 9,3 9 +195 | 7 |—12,5 4,75 —40,6 19,25. 497,1 18,2 +20,3 19,25 +97,1 14 75 [55] 18,2 |+20, 15,4 + 1,7 og 15,75 +40,2 17,5 1+15,5 15,75 +40,2 13,3 —12,1 14,35 — 5,2[2 18,5 +22,1|2 6,3 '—60,6 5,3 [66,8 6,3 —60,6 3,15 —17,8 18,5 |+15,6 ‚+40,6 24,8 +55,0 +25,0 17,5 + 9,3 18,4 +17,5 20,25,+ 26,5 19,15+19,6 7|19,25 +20,3 18,6 +16,2 8,4 +19,3 34 419,3 8,4 +19,3 1} 6,9 1-94 (35) : KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 35 Die Katharinenquelle in Borshom stellt in dieser Hinsicht ein genügend überzeugendes Beispiel dar. MOoLDENHAUER zeigte vermittelst direkter Messungen, daß die Füllungszeit eines Zehnliter-Gefäßes zwi- schen 3 und 19 Sekunden schwankte, daß die Kurve des Debits deutlich zwischen den Minimas und Maximas eine Pause von 8,5 Minu- ten hervortreten läßt. Aber außer dieser rhythmischen Bewegung, die in einem kurzen Zeitraum verzeichnet wird, existieren Schwankungen, die man aus stündlichen Beobachtungen des Debits bemerken kann. Wenn wir die Angaben der Kurve vom 19. Januar berechnen, so sehen wir, daß der stündliche Debit in den Grenzen von 355 bis 380 Wedro schwankt. Nach den Beobachtungen für den Januar 1901 gibt MoLDENHAUER bei einem mitileren Debit von 9.072,4 Wedro (756 Hektolit.) Schwan- kungen von +3% bis —2,3% an; solche Verschiedenheiten in den An- gaben des Debits liegen in den Grenzen der Genauigkeit seines Meß- apparates. Nach dem Zeugnis desselben Autors schwankt nach dem Erdbeben von Alchakalak vom 19. Dezember 1899 die Wasserführung der Quelle im allgemeinen in den Grenzen von 8 bis 10 tausend Wedro in 24 Stunden, und wenn wir 9000 als Mittel annehmen, so betragen folglich die Schwankungen in Prozenten + 11%, d. h. sie sind bedeutend geringer als die für die Kaukasischen Mineralquellen und Karlsbad berechneten. Indem wir das auf die Mineralquellen bezügliche, in der Litera- tur vorhandene Ziffermaterial resümieren, müssen wir vor allem be- merken, daß wir die Genauigkeit dieses Materials nicht genügend prüfen können, da uns die Messungsmethoden in der Mehrzahl der Fälle unbekannt sind. Auf Grund dieser Angaben haben wir nicht das Recht irgend welche Schlüsse zu ziehen und es bleibt uns nur übrig den Wunsch auszusprechen, daß auf jeder Mineralquelle genaue Wassermesser mit ununterbrochener graphischer Registrierung des Debits aufgestellt wer- den. Während der Saison, wenn es aus diesem oder jenem Grunde unbequem ist das Wasser durch den Messapparat zu lassen, muß die Aufzeichnung unbedingt während der Nachtzeit vorgenommen werden, um derart einen jährlichen Zyklus der Beobachtungen zu haben. Was den Debit der Quellen anbetriff, so muß man noch die Änderungen der Größe des Debits beachten, welche von der Höhe abhängt, in der der Ausfluß der Quelle angebracht ist. Nicht selten wird bei der Kaptageeinrichtung der Ausfluß für den Wasserstrahl in verschiedenen Horizonten angebracht, die durch die Lage der balneologischen Einrichtungen bedingt werden. Natürlich 3% 36 LEONARD JAGZEWSKI (36) werden nur die Messungen wissenschaftlichen Wert haben, die beim beständigen Niveau der Kaptageeinrichtung ausgeführt sind und das, im Falle daß man zur Messung ein Rohr oder überhaupt eine Wasser- ableitung benutzte, unveränderlich auf ein und demselben Niveau ver- bleibt. Aber außer den Beobachtungen des Debits auf beständigem Niveau und bei beständigem Druck sind die Messungen des Debits in verschiedenen Horizonten auch nicht ohne Interesse. Es ist berannt, dab man in den artesischen Brunnen durch das Emporziehen der Kaptageröhren den Debit bis auf Null bringen kann, d. h. der Ausfluß kann zum Stillstehen gebracht werden und auf diese Weise wird der Wasserdruck im Bohrloch unmittelbar gemes- sen. Wenn wir das Speisungsgebiet eines gegebenen Bohrloches genau bestimmen könnten und die entsprechenden hypsometrischen Messun- gen ausführten, so erhielten wir die Möglichkeit die Widerstände zu bestimmen, welchen das Wasser ausgesetzt ist, das sich infolge der Schwerkraft in dem Komplex von Gesteinen, die die Reservoire des gegebenen artesischen Brunnens bilden, bewegt. Leider ist die Aus- ‚führung solcher Bestimmungen mit sehr großen Schwierigkeiten ver- knüpft. Man kann jedoch auch ohne das Kaptagerohr bis zur Höhe des Debits Null emporzuheben den Druck einer Quelle bestimmen, indem man den Debit in zwei-drei Horizonten mißt, was, natürlich, für juvenile Quellen von besonderem Interesse ist. Nehmen wir an, daß in der Höhe / Meter über dem Erdboden an einem gegebenen Punkte der Debit der Quelle durch Q@ Kub.-Met. ausgedrückt wird, in der Höhe /,, aber durch (@,, Kub.-Met. Den ge- x 17 suchten Druck bezeichnen wir durch // Met., so haben wir: Q=oYy2g (H—h) Oo y2ych,) wo & der bei beiden Messungen gleiche (Querschnitt ist. Wenn wir die Gleichung in Bezug auf /H lösen, erhalten wir: Q9?h,— Q*h ro: Der artesische Brunnen in Szentes in Ungarn gab, nach den Beobachtungen von SzontacnH in der Höhe von 0,5 Meter 354,24 Kub.- Met., in der Höhe von 5 Met. aber 254,396 Kub.-Met. Wenn wir diese Werte benutzen, so erhalten wir 4H=9,63 Met., d. h. um den Wasser- abfluß über den Rand des Rohres zum Aufhören zu bringen, müßte (37) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 37 man das Einfassungsrohr bis zur Höhe von ungefähr 9,6 Meter empor- heben, wir sagen ungefähr, da die Reibung im Einfassungsrohr nicht berücksichtigt ist. Es wäre falsch vorauszusetzen, daß juvenile Quellen, für die wir den Debit als eine beständige Größe annehmen, in allen Niveaus ein und denselben Debit geben werden. Die Größe des Druckes H, die wir vermittelst der Messung des Debits in verschiedenen Niveaus erhalten, bildet den Ausdruck für den Wasserdruck im Kanal, der die Quelle an die Oberfläche leitet. Da die juvenile Quelle ihren thera- peutischen Eigenschaften nach gewöhnlich besonders wertvoll ist, so muh bei der Kaptage derselben alle Aufmerksamkeit darauf gerichtet sein, daß ihr natürlicher Debit bewahrt bleibt und daß das von der Natur geschaffene Gleichgewicht nicht gestört wird. Eine Änderung des natürlichen Debits kann, wie die Erfahrung bei der Kaptage des Narsan lehrt, zur Folge haben, daß im ganzen Regime der Quelle schwere Störungen auftreten. III. Temperatur der Quellen. Die Temperatur der Wasser-, Naphta- oder Gasquellen ist eine von den-physikalischen Elementen der Natur dieser Quellen, die am einfachsten und leichtesten beobachtet werden kann, und verlangt von Seiten des Forschers nur die Befolgung einiger Vorsichtsmaßregeln, wenn auch nur der, auf die Dr Launay ! hinweist. Trotzdem stellt es sich aber heraus, daß, wenn wir die Tempe- ratur irgend einer Quelle für einen längeren Zeitraum verfolgen wollen, die wissenschaftliche Literatur uns nur sehr wenige und nicht immer tadellose Zahlenreihen zur Verfügung stellt. Ich kenne keine ununterbrochenen Beobachtungen über Quellen- temperaturen, die mit selbstregistrierenden Apparaten angestellt sind und doch besitzen wir gegenwärtig außer den verhältnismäßig kom- plizierten genauen elektrischen Thermometern, Thermographen vom Richardschen Typus, deren temperaturempfindlicher Teil vom registrie- renden Teile bis auf 2 bis 3 Meter entfernt werden kann. Wenn der Registrierzylinder eine Geschwindigkeit besitzt, die einer vollen Um- drehung in 24 Stunden entspricht, und wenn die Empfindlichkeit eine genügende ist, so ist der Thermograph imstande auch sehr geringe Schwankungen der Temperatur zu verzeichnen. 1 De Launay, L.: Recherche, captage et amenagement des sources thermo- minerales. p. 151. S 38 LEONARD JACZEWSKI (38) Von den Angaben über Quellentemperaturen, muß man eine der ersten Stellen einräumen den Daten, die sich auf die Mineralquelle Marsitsziget-forräs beziehen, die auf der Margitinsel in der Donau bei Budapest gelegen ist. Karzesinszey ! stellte Beobachtungen über die T’emperatur dieser Quelle während der Periode von 1898 bis 1907 an. Im ganzen hat er 48 Temperaturablesungen gemacht. Die größte Zahl derselben fällt auf die Jahre 1898 und 1899; in den Jahren 1904, 1905 und 1906 wurden keine Beobachtungen angestellt und für den ganzen Zeitraum von 1900 bis 1907 sind nur 13 Beobachtungen gegeben. Alle Be- obachtungen von Karzesınszky beziehen sich auf die Sommer-Periode; für die Monate November, Dezember, Januar, Februar, März und April liegen keine Beobachtungen vor. Auf Grund seiner Beobachtung stellt Karzesinszky fest, dal die Schwankungen der Temperatur von Margitsziget-forräs in den Gren- zen von 49,4° bis 42,9°C stattfinden und findet die mittlere Tempe- ratur von 42,6°C. Nach den Beobachtungen von Tuan, die sich auf das Jahr 1868 beziehen, war die Temperatur dieser Quelle 43,22° bis 43,33°C. Auf Grund dieser Zahlen folgert Karresinszey, daß die Tempe- ratur der Quelle während der Zeit von 1868 bis 1907 um 0,7°C ge- fallen ist. Man muß bemerken, dal» während der angegebenen Periode die Kaptage der Quelle keinerlei Änderungen erfahren hat. Lupwıe und Maurtuxer,” welche die Karlsbader Quellen chemisch untersuchten, geben eine Tabelle von Beobachtungen, die sich auf das Dezennium 1869—1879 beziehen. Für den Sprudel finden wir 19 Tem- peraturangaben, die in Reaumurgraden gegeben sind: umgerechnet in Gelsiusgrade erhalten wir folgende Extrem-Werte: 72,75° und 74.75°C. Für den Mühlbrunn werden diese Schwankungen für dieselbe Periode durch die Werte 53,75° und 57,25°G ausgedrückt. Für den Karlsbrunn sind diese Schwankungen noch bedeutender, sie erreichen die Grenz- werte 38,75° und 49,12°C. Die Beobachtungen der Karlsbader Quellen beziehen sich hauptsächlich auf die Monate April, Oktober und No- vember, und nur eine fällt auf den Februar. Für einige 'Thermalquellen Griechenlands kann man folgende Zusammenstellung von Janux anführen.” ı Földt. Közl. 1909. 2 Lupwig, E. und MAUTHNER, I. l. ec. Tschermak’s Mineral. u. Petr. Mitt. II. S. 276. > Jaun, H.: Bemerkungen über einige griechische Mineralquellen. Tscherm. Petrogr. u. Mineral. Mitt. Bd. II. (1880). S. 137 und folg. (39) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 39 Die an Kohlensäure sehr reiche Quelle «Hypate» hatte am 15. Juli 1874 bei drei Messungen folgende Temperaturen: 3192032, 0:03.02: Am 17. Oktober zeigten die Thermometer von Jaun 31,40° und 31,86°C. Für die Thermalquellen in Thermopyle geben die im Jahre 1812 ausgeführten Beobachtungen die Temperatur 39,44° bis 40,0°C, die Beobachtungen von Jaun vom Jahre 1877 aber 39,47° bis 40,95°G; man muß jedoch bemerken, daß in Bezug der auf das Jahr 1812 bezüglichen Zahlen einige Zweifel herrschen können. Die Quelle Veslau,! im Süden von Wien besaß im Jahre 1837 eine Ternperatur von 23,7°C, im Jahre 1905 aber 23,3°C. Die Schwankungen der Temperatur der Kaukasischen Mineral- quellen ersieht man aus den oben gegebenen Tabellen und Kurven. Die extremen Werte der Schwankungen von 17 Thermalquellen der Pjatigorsker Gruppe waren 23,75° und 48,75°C. Wenn man die Temperaturkurven für die einzelnen Quellen zeichnet, so sieht man, dab nur die äußere Elisabethquelle (X) eine fast horizontale, gerade Linie gibt, d.h. daß die Angabe des Thermo- meters bei allen Beobachtungen während der fünf Jahre fast ein und dieselbe war, und zwar 28,12°; 28,43° und dreimal 28,75°C. Ebenso beständig zeigte sich die Temperatur der Alexander-Nikolai-Sabanejew- Quelle (VII) 47,5° bis 48,75°C, wenig ändert sich die Temperatur der Tobias-Quelle (III) Extremwerte 47,5° und 48,12° und der Kabardiner Quelle (XVIN), und zwar 34,06° und 35,0°C. Im Gegensatz zu den obenangeführten Quellen, geben einige andere aus derselben Pjatigorsker Gruppe Kurven mit äußerst schar- fen Knickungen. So besaß z. B. die innere Michaelquelle im Jahre 1906 die Temperatur 54,37°C, im Jahre 1905 aber 46,87°C. Die Temperatur der Woronzow-Quelle (XII) war bis zum Jahre 1905 fast beständig, und zwar 41.5°C, im Jahre 1906 fiel sie bedeu- tend. und zwar bis 39,51°, um im Jahre 1907 wieder um einen Grad bis 40,31°C zu steigen. Für die Quellen der Shelesnowodsker Gruppe, deren Temperatur in den Grenzen von 16,25° bis 51,55°C schwankt, erhält man Kur- ven, die mehr oder weniger denselben Charakter haben, wie die Kur- ven der Quellen der Pjatigorsker Gruppe. 1 Tscherm. Mitt. XXV. S. 176. 40 LEONARD JACZEWSKI (40) Die Schwankungen der Temperatur des Narsan hielten sich nach den Angaben von Dreier ' während der Zeit von 1802 bis 1908 in den Grenzen von 10° bis 11,5°R, wobei man bemerken muß, dab die Beobachtungen in verschiedenen Jahreszeiten gemacht wurden. Den Beobachtungen von Fr. Lurın,” die sich auf die Quellen der Umgebung der Stadt Tölz in Bayern beziehen, muß man eine sehr hohe Bedeutung zumessen. Die Beobachtungen umfassen die Periode von 1871 bis 1875, wurden an jeder Quelle mehrmals im Monat ausgeführt und die Genauigkeit der Ablesungen der dabei be- nutzten Thermometer betrug 0,01°C. Für zwei Quellen sind alle Beobachtungen in extenso gegeben und für 18 Monatsmittel. Die Schwankungen der Temperatur sind un- bedeutend; für die Quellen, für welche volle Beobachtungen gegeben sind, betragen die Grenzwerte der Schwankung für die eine 8,40° und 9,68°C und für die andere 7,20° und 11,13°C. Die Bearbeitung des ganzen Materials ergab, daß im jährlichen Zyklus das Minimum der Temperatur im Mittel auf den 24. März fällt und das Maximum auf den 11. September. Die Übergangspunkte fallen auf den 17. Juni und 14. Dezember. Ein derartiger Gang der Temperatur im jährlichen Zyklus ent- spricht dem jährlichen Gange der Temperatur im Erdboden, folglich sind wir berechtigt die von Lurın untersuchten Quellen zu den vado- sen zu rechnen, deren Speisungsgebiet nicht tief gelegen ist. Nicht uninteressant ist es einige Zusammenstellungen der Tem- peratur von artesischen Brunnen zu machen. Dazu kann man das verhältnismäßig reiche, auf die ungarischen artesischen Brunnen be- zügliche Material benutzen, das in den Spalten der «Földtani Köz- löny» erschienen ist. Für die erste Zusammenstellung wählen wir eine Reihe von Bohrlöchern, deren Tiefe mehr als 200 Met. beträgt und für die die Wassertemperaturen und der Debit (in Hektolitern) gegeben sind. ! Dreier, A.: Die neue Kaptage der Quelle Narsan. «Berg. Journal». 1909. Bd. IV. S. 344. (russisch). 5 > Lupın, Fr.: Quellentemperaturen in Oberbayern. Schriften der Physikalisch- ökonomischen Gesellschaft in Königsberg in Pr. Bd. XXXVII. (1897) S. 1. Lupin zitiert das zweibändige Werk E. Hallmann «Die Temperaturverhältnisse der Quellen», Berlin 1854—-55, dieses Werk konnte ich aber in den Bibliotheken von Petersburg nicht finden. (41) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 41 Name der Station ah T 00. Q Szeged, Eisenbahnst.! __ _ _ ER 2316,79 91,25 — Bzogedl ze u ne 217,32 21,25 8.000 Szeged RR = a EI DL 353,00 91,25 6.566 Hödmezöväsärhely __ — — ner 252,59 | 21,25 10.026 Sr VE REREANEEIETE 313,000 3.542 Bote a alba au 311,85 | 99,7 af Palädies-Puszta*® _ ; 2 pi 290,0 36,0 5.184 Sashalom-Puszta _ > gi ee 316,0 | 28,0 4.320 Tardoskedd .. ER EL 312,0 | 22,0 S64 Mezöhesyes _ __ __ Be F 504,0 | 31,0 792 Bikes St ned 4580 | 21,0 172 Aus einem Vergleich der Temperaturangaben erkennt man leicht, dal die Temperatur in gleichen Tiefen sehr verschieden sein kann. So z. B. geben die Bohrlöcher Sashalom-Puszta und Tardoskedd bei einer Tiefendifferenz von nur 4 Metern eine Differenz der Wasser- temperaturen von 6 C; die Bohrlöcher Mezöhegyes und Bekes, deren Tiefenunterschied 46 Met. beträgt, geben Temperaturdifferenzen von 102C. Natürlich ist in diesen Tatsachen neu nur die konkrete ziffer- mäßige Darstellung einer schon längst bekannten Erscheinung. Horusırzky” gibt uns eine Reihe von Beobachtungen, die es gestatten die Tatsache. festzustellen, daß in-ein und demselben wässer- führenden Horizonte auf einem sehr begrenzten Raume die Wasser- temperatur bedeutende Schwankungen aufweisen kann. Im Kisalföld hat man vier wasserführende Horizonte festgestellt. Der zweite und dritte wurde je von drei Bohrlöchern in verschiedenen Tiefen erreicht und für sie hat man folgende Werte gefunden. ı Földt. Közl. XXI. S. 275 und 282. 27]..e: XXXIV, S. 506. > Horusırzky: Jahresbericht der k. une. Geolozischen Reichsanstalt für 1903 S. 2s2—285 una Földt. Közl. 1904. 42 LEONARD JACZEWSKI (42) 9. Horizont 3. Horizont. Tiefe in Temp. Q. Tiefe in Temp. Q. Metern c° H.L. Metern c° EL, 105 11 50 123 16 364 142 16 1492 156 Il 864 153 16 1720 153 14 420 Die Tiefen, in denen die Bohrlöcher die wasserführenden Schich- ten erreichten, unterscheiden sich nicht in dem Maße von einander, daß man diesem Umstande die Differenzen der Angaben zuschreiben könnte, außerdem haben wir in der dritten Schicht in der Tiefe von 123 m die Temperatur 16° und in der Tiefe von 153 m 14°C und gleich darauf in der Tiefe von 156 m 17°C. Die durch ihr unerwartetes Auftreten manchmal verblüffenden Tatsachen auf dem Gebiete «der thermischen Anomalien» zwingen nicht selten irgend ein Versehen in der Ausführung der Beobachtun- gen vorauszusetzen. Versehen sind natürlich möglich, und um so mehr möglich, als bis zur letzten Zeit die Beobachter in den meisten Fällen der Temperatur des Wassers keine besondere Bedeutung bei- maßen, aber andererseits führt uns die Natur selbst die auffallendsten «thermischen Anomalien» vor die Augen, deren Bedeutung sich be- sonders scharf abhebt auf dem Fond von vielleicht zufälligen, nicht immer genügend genau verzeichneten unbedeutenden Anomalien. Wenn wir uns den Karlsbader Quellen zuwenden, so stellt es sich heraus, daß die Quellen dieses Kurortes, nach der Karte zu ur- teilen, auf eine Fläche von veniger als einem Quadrat-Kilometer gele- gen sind; während sie ihrer chemischen Zusammensetzung nach sich sehr wenig von einander unterscheiden, zeigen sie starke Unterschiede in der Temperatur. Nach dem Karlsbader Kursbuch beträgt die Tem- peratur des Sprudels 73,1°C, die des Mühlbrunns 49,7°C, die des Marksbrunns 40° usw. Wie die von Lupwıs und Mauruner erhaltenen Angaben zeigen, sind die Temperaturen dieser Quellen während der zehnjährigen Periode einigen Schwankungen unterworfen gewesen. In Fig. 6 sind parallel zu den Debitkurven für jede (Quelle durch punktierle Linien in gro- ßem Mabßstabe gezeichnete Temperaturkurven gegeben. Diese Kurven zeigen, daß der Sprudel, der die höchste Temperatur besitzt, den geringsten Temperaturschwankungen unterworfen ist. Die größten Temperaturschwankungen gibt Theresienbrunn, dessen Temperatur zu 57°C angenommen wird. Der Mühlbrunn, dessen Debit verhältnis- mäßig geringen Schwankungen unterworfen ist, gibt in Bezug auf die Temperatur verhältnismäßig bedeutendere Ahweichungen. Auf dem (43) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 43 äuberst begrenzten Raum, den die Karlsbader Quellen einnehmen, gibt uns also die Natur in deutlichen Ziffern eine äußerst interes- sante Aufgabe aus dem Gebiete der thermischen Erscheinungen an der Erdoberfläche. Eine ebenso interessante Kombination von Tatsachen stellt der Komplex der Thermalquellen von Budapest dar. Das rechte, hohe Ufer bei Budapest ist reich an 'T’'hermalquellen; ebensolche (Quellen treten auf der Insel Margit hervor, die mitten im Fluß, im oberen Teile der Stadt, gelegen ist. Die Temperatur der Quellen des rechten Donauufers schwankt in den Grenzen von 25° bis 65°C, wobei der Debit der Quellen so groß ist, daß das Quellwasser die Turbinen in Bewegung setzt, welche die Kurorte des rechten Donauufers mit me- chanischer Kraft versorgen." Die Kurorte «Lukäcsfürdö» und «Gsäszär- fürdö» liegen nahe bei einander und jeder nimmt einen Flächenraum von einer Desjaline ein, und trotzdem hat jeder von ihnen auf seinem Gebiet mehrere Quellen von verschiedener Temperatur; Lukäesf. hat z. B. elf Quellen, Csäszärf. zehn. Zu gleicher Zeit treffen wir auf dem bei CGsäszärf. befindlichen Berge, bedeutend höher als die heißen Quellen, eine kalte Quelle an, die Trinkwasser liefert. Auf dem linken Donauufer, im neuen, Värosliget benannten Stadtteile wurde im Jahre 1878 auf Grund wissenschaftlicher Untersuchung ein Bohrloch angelegt, das bis zur Tiefe von 970 m geführt wurde; es lieferte Mineral- wasser von der Temperatur 73,9°C. Die Budapester Quellen unter- scheiden sich von einander durch ihren Mineralgehalt, obgleich Mor- nAr in Bezug auf die Gruppe der Lukäcsf.-Quellen, deren Temperatur in den Grenzen von 25,6° bis 60,0°C schwankt, bemerkt, dab diese Unterschiede sehr unbedeutend sind.” In Budapest, ebenso wie in Karlsbad, treten also in sehr schar- fer Form thermische Erscheinungen auf, deren Natur auf Grundlage der vorhandenen Daten keine einigermaßen befriedigende Erklärung finden kann. Die Quelle auf der Margitinsel aus der Tiefe von 118,5 m gibt Wasser von der Temperatur 43,3°, die Quelle Artezif. aus der Tiefe von 970 m liefert Wasser von der Temperatur 73,9°C. Wenn wir die angeführten Temperaturen für die Temperaturen der den Tiefen der Bohrlöcher entsprechenden Horizonte annehmen, so erhalten wir für die Tiefenstufe 970—118,5 m den Gradienten 27,8 m. Bei der 1 Die Ausgiebigkeit der Quellen beträgt: «Lukäcsfürdö» 320,000 Hektoliter, «Gsäszarfürdö» 117,000 Hektoliter. 2 BoLEMan, S.: Ungarns Curorte. S. 64. 44 LEONARD JACZEWSKI (44) Annahme einer mittleren Jahrestemperatur von 12°C für Budapest finden wir bis zur Tiefe von 970 m den Gradienten 15,6 m, bis zur Tiefe von 118,5 m, aber nur 3,7 m. Wenn man den allgemein an- genommenen Gradienten von 30 m nimmt, so erhält man für Buda- pest die Tiefe von 1857 m für eine Quelle von der Temperatur 73,9°. Nach den neuesten geothermischen Beobachtungen von MicHAEL in ÖCzuchow ' wurde die Temperatur von 74,53° in der Tiefe 1686,94 m angetroffen, darauf 74° in der "Tiefe 1784,23 m und endlich 744° in der Tiefe 1933,42 m. In den dazwischenliegenden Tiefen wurde sogar 79,6°C gefunden. Die ausgeführten Berechnungen bilden eine scharfe Kritik der üblichen Annahmen über das thermische Regime des Erdbodens. Im Kapitel über die Temperatur der Quellen, das ich hiermit schließe, ist, wie ich glaube, eine ziemliche Anzahl von gewöhnlich nicht genügend eingeschätzten Tatsachen angeführt, um starkes Inter- esse für möglichst genaue und vollständige Beobachtungen der Quellen- temperaturen zu erwecken und um den Wunsch auszudrücken, daß die Temperatur der Wasser-, Naphta- und Gasquellen, die von irgend welcher praktischer Bedeutung sind, vermittels empfindlicher, geprüf- ter. selbstregistrierender Apparate aufgezeichnet werde. IV. Chemische Natur der Mineralquellen. Der Frage von «der chemischen Natur der Mineralquellen müssen wir folgende bemerkenswerte, auf die Karlsbader Quellen bezügliche Tatsachen voraussenden. Die erste Analyse der Karlsbader Quellen wurde von Doktor Davın Becner im Jahre 1770 ausgeführt und nach hundert Jahren, d. h. im Jahre 1870 konnte der erfahrenste Erforscher der chemischen Natur der Mineralquellen, Professor Lupvwıs? den Hauptschluß Breners be- stätigen, der darin bestand, daß die Mineralquellen Karlsbads sich von einander hauptsächlich durch ihre Temperatur und nicht durch ihre chemische Zusammensetzung unterscheiden. Dieser Schluß hat !ien besonderen Wert, daß ungeachlet der großen Fortschritte, die die Methoden der chemischen Analyse im Verlauf eines Jahrhunderts gemacht haben, die alten Analysen ihren Wert nicht verloren haben 1 MicHAeL, R.: Die Temperaturmessungen im Tiefbohrloch in Czuchow. Monatsberichte d. Deutschen Geolog. Ges. Bd. 61. (1909). S. 410. 2 Lupwic, E. und MAUTHNER, I. Chemische. Untersuchungen der Karlsbader Thermen. Tscherm. Mitt. Bd. II. (1880). S. 269. (45) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 45 und daher mit den gegenwärtigen verglichen werden können und müssen. Eine zweite allgemeine Bemerkung in Betreff der chemischen Natur der Wasserquellen begründen wir auf Angaben, die gleichfalls von Lupwıc stammen; sie besteht darin, dass man einen vollen Be- griff von der chemischen Zusammensetzung der Wasserquellen nur in dem Falle erhält, wenn für die Analyse eine solche Wassermenge genommen wird, die es gestattet, wenn nicht quantitativ, so doch qualitativ, die minimalsten Mengen aller in der Quelle vorkommenden Elemente zu bestimmen. In einigen Fällen muß man, wie es die Erfahrung von Lupwic zeigte, bis 100 kg Wasser nehmen. Im Vorwort wurde bemerkt, daß man die Beständigkeit der chemischen Zusammensetzung als ein Merkmal des juvenilen Ursprungs einer Quelle ansehen muß. Dieser Schluß findet seine Bestätigung in den chemischen Analysen der Wiesbadener Quelle Kochbrunn, die sich seit 1849 unter der Aufsicht des Laboratoriums von FREsEnIUs befindet." Das Wasser des Kochbrunns wurde in den Jahren 1849, 1885 und 1904 analysiert. Für den festen Rückstand ergaben die Analysen folgende Werte in Grammen bezogen auf 1 Kilogramm Wasser: 9,905 8,825 3,903 ’ Die Analysen von 1885 und 1904 geben im Vergleich mit den Analysen von 1549 nur eine unbedeutende Anzahl von Elementen, die früher nicht vermerkt waren; so z. B. findet man in den neuen Ana- Iysen Barium, Strontium, Jod, Phosphor-, Arsen-, Salpeter-, Bor-, Me- titan-Säure, freien Stickstoff und Sauerstoff. Aber nicht nur die Summe des festen Rückstandes hielt sich unverändert, auch die Zahl der Kationen und Anionen bleibt unver- ändert. Als Beispiel führen wir einige Werte an: 1849 1882 1904 IN oe ARE Er 71 2,699 2,691 Game ae 0,3643 0,3337 0,3462 Mg. a 05 0,0513 0,0948 (Ei 8 N 4,669 4,657 4,656 Ser 11 120.0635 0,0630 0,624 1 Hemrz, E. u. GrünHut, L.: Jahrbuch d. Nassauschen Ver. f. Naturkunde. Bd. 60. (1907). S. 29. AU LEONARD JACZEWSKI (46) Der Kochbrunn hat die hohe Temperatur von 65,7°C und auf Grund der Angaben über die Zusammensetzung dieser Quelle sprach Fresenıus seiner Zeit die Meinung aus, daß je höher die Temperatur einer Quelle um so beständiger ihre chemische Zusammensetzung. Aber neben Quellen mit hoher Temperatur und beständiger Zu- sammensetzung besitzen wir auch Quellen mit niedriger Temperatur und mit genügend beständiger chemischer Zusammensetzung. Von solchen Quellen setzen wir auf die erste Stelle die Quelle «Narsan». Nach der Zahl der für sie publizierten Analysen bil- det sie eine seltene Ausnahme. Drrırr ! gibt in seiner Tabelle 42 Analysen. Trotz der so grossen chemisch-analytischen Arbeit, die auf diese Quelle verwendet ist, ist aber keine einzige Analyse publiziert, die alle Elemente einschließt und die chemische Natur dieser Quelle voll- ständig umfaßt. Wie bekannt, verminderte die im Jalıre 1893 ausgeführte Kap- tage des Narsan die Mineralisation des Wassers und veränderte das Verhältnis der in ihm enthaltenen Elemente. Der Charakter der Änderungen, nicht der gesamten Mineralisation, sondern der Zusammensetzung selbst, ist am bequemsten zu ersehen, wenn wir die Analysentabellen einer neuen Umrechnung unterziehen und die Zusammensetzung in Prozent-Verhältnissen der Anionen und Kationen ausdrücken, d. h. der Methode folgen, die schon im Jahre 1862 von Tuan” empfohlen wurde und in der letzten Zeit allgemeines Bürgerrecht erworben hat. Unsere Umrechnung kann nicht als absolut genau angesehen werden, da wir für den Narsan nicht über die Aufzeichnungen der von den Analitikern gefundenen Gewichtsmengen verfügten und für die Rechnung die neuesten Tabellen der Atomgewichte benutzten. Die Berechnung ist für 6 Analysen gemacht. die von Fomın® in der Periode von 1892 bis 1898 ausgeführt sind. Außer der Tabelle, in der die Resultate der Umrechnung zu- sammengestellt sind, ist noch das Diagramm, Fig. 7. (s. S. 51) gegeben, welches gestattet die Amplitude der Schwankungen der Zusammen- setzung des Wassers zu erkennen. In dem Diagramme sind die Katio- nen Aluminium, Barium, Strontium und Eisen, die einzeln wegen 1 Berg-Journal. 1909. Bd. IV, S. 344—345. (russisch). 2 Tscherm. Mitt. XT. 3 Fomın A.: Analysen der Kaukasischen Mineralwasser. Pjatigorsk. 1898 (russisch). (47) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 47 der unbedeutenden Menge derselben in den Maßtab der Zeichnung nicht hineinpassen, vereinigt. K-_--____| 20| a2 | a0 | 2865| 507 | 2 | Na 2. _.| 2854 | 2865 | 38,76 | 22,38 | 22,09 | 21,9 | Base Na -—| 56,14 | 57,60 | 46,37 | 5462 | 55,99 | 56,95 | M_----—- — | 1316| 1088 | 17,09 | 1435 | 16,15 | 16,34 || Ba ee AAO TA 0,15 | 0,18 N Nee Sn 04 | 05| 09 | 031 | 030 | 0.88 Fe... ...|o0®%| 08| oa | 027 | 086 | 088 Aal % | 011 |. 010 | 0901| 010 | 0,09 |. 0,08 12700010 RERNEER 50,59 | 47,60 | 47,28 | 43,45 | 45.06 | 46,90 u [3271 | 35.09 | 36,64 | 4308 | 39,40 | 37,49 || en. | uaos,| 1055 | 1aar | 11,39 | 13.48 |. 13,59 | SO = Sa. 1,16 | 1,74 | 1,83 | 307 | 201 | 1,98 Wenn man die Resultate der Analysen der Jahre 1892 und 1898 mit einander vergleicht, so kommt man zu folgenden Schlüssen. Im Vergleich zum Jahre 1892 beobachtet man in der Zusammensetzung des Narsan im Jahre 1898: eine Zunahme von K| _ _ _ Sms « « « Ca £ and; « 1,4 « a k rg Me A BR « « ES er PEN « 16,6« h k SO Eer a LAR FE IT OR R R « SO, ER RL « 14,6« f « STONE LISTE eine Abnahme von Na - _- _ _. « 43« r « « Ban ENT OK Ä R EAN ee er Dee « IHED: « « « « GO; ee 1,2« R Mr er @l& ‚AIMS « 9,1« Die hier benutzte Berechnungsmethode läßt die verhältnismäßig unbedeutenden Veränderungen scharf hervortreten; daher beweist ein Vergleich der Analysen der Periode vor der Kaptage, d. h. der Jahre 1892 und 1893 die Beständigkeit der Zusammensetzung des Narsan- 48 LEONARD JACZEWSKI (48) Wassers und die Analysen der Jahre 1895 und 1898 bestätigen, daß nach der Veränderung der gesamten Mineralisation und des Verhält- nisses der einzelnen Bestandteile, die Beständigkeit der Zusammen- setzung wiederhergestellt ist. Für die Quelle Preblau in Kärnten, die eine Temperatur von 7,5°C besitzt, haben wir folgende Angaben über die Summe der fe- sten Niederschläge. 1846 1861 1589 2,57776 2,7425 2,8114 Die Angaben für die Jahre 1861 und 1889 stimmen sehr gut überein. Im Kurort Moha in Ungarn wurde die «Agnes» (Quelle von ein und demselben Chemiker ' in den Jahren 1880 und 1S90 analysiert. Die Temperatur der Quelle ist 11,2°C, für sie wurden folgende Men- gen des festen Rückstandes und der freien Kohlensäure erhalten. 1880 1890 Fester Rückstand ME. 1,7373 1,5095 oe... Pr = 1559 1509 Wir besitzen also, sowohl im Narsan, als auch in den Quellen Preblau und Ägnes Beispiele von Quellen mit niedriger Temperatur, die aber von Jahr zu Jahr ihre chemische Zusammensetzung bei- behalten. Aber neben Beispielen mit unbedeutenden Schwankungen der Zusammensetzung der Quellen besitzen wir auch Beispiele, die auf die Möglichkeit wesentlicher Veränderung hinweisen. Der ungarische Chemiker Prof. Irosvay ” hat dreimal, in Zwischen- räumen von zehn Jahren, die (uelle Margit im Kurort Luhi im Bereger Komitat in Ungarn analysiert. Die Temperatur der Quelle ist lc. Nach Jahren geordnet stellen sich die Resultate wie folgt dar: 1877 1888 1897 Fester Rückstand _ _ 3,4157 45153 3,8349 Rreie, Con - — 1,4489 im Jahre 1877 fand Ivosvay unter den Bestandteilen der Quelle Borsäure, im Jahre 1888 fehlte sie in ihr vollständig, und wurde im Jahre 1897 von neuem gefunden. 1 Lensyer, B.: Földt. Közl. XXIII. (1893) S. 214. = Földt. Közl. XX. (1890) S. 376. (49) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 49 Wenn man die Mengen der einzelnen Elemente vergleicht, so erhält man in die Augen fallende Werte. So war z. B. der Inhalt an Na im Jahre 1888 um 43,37% grö- Ber, als im Jahre 1877, im Jahre 1897 nur um 20,94% größer, die Menge von Fe war im Jahre 1888 im Vergleich zum Jahre 1877 um 54,13% gewachsen, im Jahre 1897 aber war sie, im Vergleich zum Jahre 1877 um 40,37% geringer geworden; der Inhalt an Chlor war im Jahre 1888, im Vergleich zum Jahre 1877 um 39,92% gefallen, im Jahre 1897 aber, im Vergleich zum Jahre 1888 um 95,53% ge- stiegen. Die angeführten Angaben beweisen, was für tiefgreifende Ände- rungen die Zusammensetzung dieser Quelle in der zwanzigjährigen Periode erfuhr. Ein sehr interessantes Material für den Forscher auf dem Ge- biete der chemischen Natur der Quellen bielet die Gruppe der Ther- malquellen von Budapest. Quellen, die innerhalb des Stadtgebietes, oder sogar auf dem Ter- ritorium eines Kurortes, das einen Flächeninhalt von ein oder zwei Desjatinen besitzt, entspringen, unterscheiden sich von einander nicht nur durch ihre Temperatur, sondern auch durch ihre chemische Zu- sammensetzung. Wir wollen nicht die zahlreichen, auf diese Quellen bezüglichen, Analysen anführen, sondern nehmen nur einige Angaben! für vier Quellen. Summe des festen Rückstandes auf TSG 1 Kilogr. I. Artezi gyögyfürdö _ _ — 73,93 1,4.1026 II. Kaiserbad (Csäszärfürdö) 61,1 1,3500 Ts Ruükacser Ser m 2n5 0,5400 IV. Kristälyforräss - _ _ 25,65 0,98328 Die Resultate der Analysen dieser vier Quellen, von denen Kris- tälyfürdö und Gewölbe-Quelle Lukäcs nicht mehr als 40—56 Meter von einander entfernt sind, CGsäszärfürdö aber nicht mehr als 250 m, und auf dem rechten Donauufer sich befinden, Artezi-gyögyfürdö aber auf dem linken Ufer in ungefähr 3 Kilometern von der ersten gele- gen ist, wurden nach der Methode von Tuan umgerechnet und sind in folgender Tabelle zusammengestellt. 1 BOLEMANN, S.: Ungarns Curorte. Budapest, 1896. St. Lukäcs-Bad. Buda- pest, 1905. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 1. Heft. 4 50 LEONARD JACZEWSKI (50) I u III. IV Kationen. | K eh et: 5,77 964 | 8 | 3,29 Na en I 37,39 33,14 19,31 15,31 Li RT ARTEN 0,008 0,27 = — BER SEN 46,80 46,89 60,0 59,58 MORE AD. 8,65 7,51 17,19 21,12 Sen. 0,76 oo == | = Ba Een e2, \ı 0,01 — —_ | — ER 8. Chin: A 0,13 2,36 | 0,12 0,19 N 009 | or ee Ar ale D)8 \ 0,006 — | 0,06 = Anionen. | ECO ER 53,38 51,96 | 5540 | 78,09 so: Re 19,25 20,58 19,853 |. 16,81 (0 18,99 21,78 133 | 5,08 ee, > 0,001 x er se Fl _ ee 0,006 _- — | — SiO,— h. 7,18 5,66 ee PO, 2 BR per = 0,56 2 SONS — | — 6,48 = Damit der Unterschied in der Zusammensetzung dieser unzwei- felhaft verwandten Quellen deutlicher hervortrete, sind die Resultate der Umrechnung der Analysen in Fig. S graphisch dargestellt, wobei nur die Hauptelemente berücksichtigt wurden. Wenn wir das oben angeführte Ziffermaterial betrachten, so kön- nen wir nicht umhin zu bemerken, daß die Quellen III und IV, deren Temperatur 25° beträgt, schwächer mineralisiert sind, als die Quellen I und II, deren Temperatur bedeutend höher ist. Es drängt sich natürlich die Voraussetzung auf, daß die Quel- len III und IV auf ihrem Wege kaltes, süßes Wasser antreffen und an die Oberfläche mit verringerter Mineralisation gelangen. Die Quelle IV ist beinahe zweimal stärker mineralisiert, als die Quelle III, während ihre Temperaturen gleich sind. Die Quellen I und II unterscheiden sich von einander nur sehr unbedeutend, sowohl nach dem Grade der Mineralisation, als auch nach der Zusammensetzung ihres festen Rückstandes, während in der Kationen. = RÜÜRRÜÜRÜ— IE N II Zn xxx ZZ TI ii IS Se im— IS SS Anionen. EICHE REIZE = RN DICHTE cn a ZZ zzzz—zzZZaa—Zzwww—eunikn, DELL u — ——Z——S0NI ————— — N NN 52 LEONARD JACZEWSKI (52) Zusammenselzung des festen Rückstandes der Quellen III und IV we- sentliche Unterschiede existieren. Wenn man die Quellen III und IV als Derivate von I und II betrachtet, so wird das Ausscheiden großer Mengen von Kalium und Natrium aus ihrem Bestande und der Ersatz derselben durch Caleium und Magnesium ganz unverständlich. Ganz ebenso läßt sich die bedeu- tende Zunahme von Kohlensäure in der Quelle IV und die starke Verminderung von Chlor bei unbedeutender Abnahme an SO, nicht erklären. Zum Schluß des Kapitels über die chemische Zusammensetzung der Mineralquellen müssen wir auf die Schlüsse hinweisen, zu denen das zahlreiche in der Literatur verstreute Ziffermaterial führt. Vor allem muß man bemerken, daß das auf Mineralquellen bezügliche Material lange nicht immer vergleichbar ist, und einen wirklichen und beständigen Wert besitzen nur Angaben, die in einer solchen Form gegeben sind, wie es die Chemiker des Laboratoriums von FRESENIUS oder Prof. Lupwıs tun, welche den Leser mit dem Gang der Analyse bekannt machen und die die von ihnen genommenen und erhaltenen (ewichtsmengen angaben. Natürlich können derartige wissenschaftliche Analysen nicht zu oft ausgeführt werden, aber man dürfte annehmen, daß Kurorte, beson- ders solche, die von einer bedeutenden Anzahl von Kranken besucht werden, die Ausführung solcher Analysen alle drei Jahre einmal obli- gatorisch vornehmen müßten, und Kurorte, die sich einer geringeren Aufmerksamkeit von Seiten des Publikums erfreuen, müßten solche Analysen nicht seltener als einmal in fünf Jahren ausführen. Es ver- steht sich von selbst, daß jede mehr oder weniger bedeutende Re- monte der Kaptage, bei der das gewöhnliche Regime der Quelle ge- stört wird, von einer genauen Analyse begleitet sein muß. Es wäre sehr richtig für solche periodischen Analysen gleiche Termine anzu- setzen. Die chemische Natur der Quellen muß jedoch der Gegenstand beständiger Beobachtung werden; zu diesem Zwecke würde es genü- gen alle zwei Monate Bestimmungen des festen Rückstandes und eines oder zweier leicht und genau bestimmbarer Bestandteile vorzu- nehmen, wie z. B. Galeium, Magnesium, Chlor oder Schwefelsäure. Es wäre wünschenswert auch diese Bestimmungen an bestimmten Ter- minen vorzunehmen. Wenn die Kontrolluntersuchungen auf eine starke Veränderung der Zusammensetzung hinweisen, so müssen sie natürlich wiederholt werden. (52) KRITISCHE ÜBERSICHT DER WASSERQUELLEN. 53 Schluss. Als Motto für diese Abhandlung habe ich die Worte eines Ge- lehrten gesetzt, der sich bei der Analyse der Fragen von der Genesis der Mineralwasser von der Notwendigkeit überzeugte, allgemeine Erör- terungen beiseite zu lassen. Der vorliegenden Abhandlung kann man den Vorwurf der Be- nutzung von allgemeinen Erörterungen nicht machen. Es sind in ihr im Gegenteil nur Tatsachen gesammelt, und wird eine kritische Be- urteilung derselben gegeben, die in Bezug auf alle berührten Fragen zu einem Schlusse führt, nämlich zu dem, daß das Bestreben, sich auf die Höhe der allgemeinen Erörterungen zu stellen, auf die bis jetzt unüberwindliche Schwierigkeit stößt: den Mangel von genauem, fak- tischen Material. Die Elemente der Mineralquellen, Effluktion, Debit, Temperatur und chemische Zusammensetzung müssen der Gegenstand systemati- scher und möglichst genauer Untersuchung werden und das ist der einzige Weg zur Erkenntnis der Natur dieser Elemente und der Pro- zesse, die im Innern der Erde vorgehen. Die Mineralquellen sind von tiefem wissenschaftlichem Interesse für den Geologen und den Geographen, für den Ingenieur bilden sie den Gegenstand einer nicht selten schwierigen technischen Arbeit, aber das größte lebendige praktische Interesse bringt ihnen vor allem der Arzt entgegen, und daher gestatte ich mir der Aufmerksamkeit der Ärzte und ihreı Obhut die in dieser Abhandlung in betreff der Mineralquellen behandelten Fragen zu übergeben. Aber lange nicht überall kann man das in dieser Abhandlung vorgeschlagene Programm leicht und mit der nötigen wissenschaft- lichen Genauigkeit verwirklichen. Ich kann mir keinen anderen Ort vorstellen außer Budapest, wo neben den interessantesten Mineralquellen auch die nötigen wis- senschaftlichen Autoritäten beisammen wären. In Ungarn, diesem klas- sischen Lande der Mineralquellen, formten sich bei Karı Tuan Ideen, die noch nicht überall die gehörige Würdigung erhalten haben und in Ungarn, in seiner prachtvollen Hauptstadt, wird auch, davon bin ich überzeugt, eine detaillierte, wissenschaftliche Erforschung ihrer Quellen organisiert werden, die das tiefste wissenschaftliche Interesse darbieten. 54 LEONARD JACZEWSKI (54) Als meine Arbeit sich schon unter der Presse befand, machte ich während meines Aufenthaltes in Karlsbad die Bekanntschaft von Dr. Joszr Kunert, welcher mich mit einem Teile seiner Arbeiten ver- traut machte. Es tut mir äußerst leid, daß ich mit ihnen nicht frü- her bekannt war, in ihnen hälle ich ein reiches Material für die Prü- fung meiner Ansichten gefunden, aber ich denke, daß dieser Unstand Dr. Knert nur veranlassen wird seine wertvollen, seinem umfang- reichen Archiv entnommenen Daten um so schneller zu veröffent- lichen. PALAÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. Die paläontologischen Ergebnisse der Reisen von Dr. Gyula Prinz in Zentralasien. VON Dr. M.E. VADÄASZ. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 2. Heft 5 Die hier beschriebenen Fossilien stammen aus der Sammlung von Dr. Gyura Prinz, der dieselben von zwei Reisen aus Zentralasien mit sich brachte und dem Verfasser dieser Zeilen zur Bearbeitung übergab. Es war bei uns, wo es — da es sich um Paläozoikum handelt — an Vergleichsmaterial mangelt, nicht leicht dieser Aufgabe zu entsprechen. Das in mich gesetzte Vertrauen und die mit der Bearbeitung verbun- denen Schwierigkeiten steigerten jedoch nur meine Arbeitslust und spornten mich zur Lösung der Fragen an. Im Laufe der Arbeit suchte ich zur Klärung einzelner Fragen aus- ländische Sammlungen auf. An erster Stelle muß ich die reichhaltige vergleichende Sammlung des geologischen Institutes der Universität zu Breslau erwähnen, wo mir Herr Prof. Frecu alles mit der weitgehend- sten Liebenswürdigkeit zur Verfügung stellte und meine Arbeit auch durch persönliche Ratschläge förderte. Zu besonderem Dank bin ich auch Herrn Dr. C. Diener, Professor am paläontologischen Institut der Universität Wien verpflichtet, welcher einen Teil meiner Karbonfossilien persönlich revidierte und mich dabei mit wertvollen Bemerkungen unter- stützte. Zur Belehrung diente mir auch die Durchsicht der im Museum für Naturkunde zu Berlin befindlichen, aus persischen Devon- und Karbonfossilien bestehenden Sranr'schen Kollektion, sowie eines Teiles der in der Münchener Sammlung befindlichen Merzsacnerschen Samm- lung aus dem Tien-schan. Betreffs der Einteilung der Arbeit erschien es mir am zweck- mäßigsten, meine Studie auf Grund der stratigraphischen Reihenfolge in drei Teile zu gliedern und die Fossilien des Devon, Karbon und Kreideeozän gesondert zu behandeln. Die Fossilien, welche aus den Gesteinen des Karbon stammen, beschrieb ich ohne Rücksicht auf den Fundort systematisch geordnet und behandle dann die Fundorte einzeln aus stratigraphischem Gesichtspunkte. Die Fundorte zählte ich auf Grund der laufenden Nummern in dem Reisetagebuch von Prınz auf und unter- schied auch die erste (I. 1906) und zweite (II. 1909) Reise. Auf Grund der Prınzschen Sammlung erhielten wir neue Angaben über die Fauna und die Verbreitung einzelner Gebilde. Es sind dies Hr 58 D: M. E. VADÄSZ (4) wertvolle Daten, da sich dieselben auf unbekannte Gebiete beziehen. Mit Worten des Dankes schließe ich deshalb meine Arbeit, welche Dr. Gy. Prinz durch unmittelbare Aufklärung nach Möglichkeit förderte und beträchtlich erleichterte. Geo-paläontologisches Institut der Universität Budapest, März, 1911. A) Devon. Folgende Fossilien wurden durch Prınz auf der ersten Reise, im Jahre 1906 im mittleren Tien-schan in der Gegend von Djitim-tau nahe dem Djakbolotpasse gesammelt. Die Fossilien finden sich hier durch Verwitterung freigelegt in sekundärer Lage. Das Muttergestein scheint auf Grund der Fossilien ein dunkelgrauer, etwas sandiger Kalkstein zu sein. Gut erhaltene Fossilien von diesem Fundorte sind die falgenden : Spirifer Verneuili Murcn. Tafel I, Fig. 1a, b. 1883. Spirifer Verneuili MurcH. Kayser in Richthofen China. IV. S. 88. Taf. X. Fig. 3. 1895. « « « Frech: Über pal®oz. Fauna aus Asien u. Nord- afrika S. 62. 1900. « « « FRECH-ARTHABER : Paleozoicum aus Hocharmenien. S. 195. Taf. XV. Fig. 7. 1909. « « « Brot: Geol. u. pal. Resultate d. GRoTHE'schen Vorderasienexpedition 1906-07. 8. XVI. Taf. 1. Fig. 1. Diese, im oberen Devon sehr verbreitete Form wird in der Prınz- schen Sammlung durch zwei jugendliche Exemplare vertreten. In den Umrissen und besonders in der Ausbildung des Schloßrandes weicht diese Art stark ab und die Identifizierung meiner Exemplare war nur durch Vergleichung mit den Exemplaren ähnlichen Alters aus der Samm- lung der Universität zu Breslau möglich. Vorkommen in Asien: Kleinasien, Armenien, China, Japan, woran sich nun der Tien-schan anschließt. Breite der vorderen Klappe: 1S mm, Länge 15 mm Länge der hinteren « Il, ra Dicke: 10 mm. (5) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 59 Rhynchonella Omaliusi Goss. Tafel I, Fig. 2a, 2b, 2c, 2d. 1880. Rhynehonella Omaliusi GoSSELET: Esquisse geol. du nord de la France pl. \. tig. S. 1887. « « « Note sur quelques rhynchonelles «du terı. dev. sup. p. 202. pl. I. fig. 1—10. 1895. « « FRecH: Üb. pal. Faunen aus Asien u. Nordafr. 62. In der äußeren Form und der Skulptur stimmen meine Exemplare mit dem Typus Gosserers vollkommen überein. Unsere Exemplare, etwa fünfzig Stück, lassen jene Schwankungen, welche auch GosszL£r erwähnt und welche sich hauptsächlich in der flacheren oder gewölbteren Form, in der Ausbildung der Buchten der vorderen Klappe und in der Anzahl der Rippen kundgeben, auf Genüge erkennen. Letztere ist bei unseren Exemplaren noch am meisten beständig, indem die Zahl der mittleren Rippen an der vorderen Klappe 5, an der hinteren 4, die der seitlichen Rippen an beiden 7—8 beträgt. Diese Schwankungen bezeugen am meisten, wie unberechtigt die von GossELer durchgeführte übermäßige Zergliederung der Arten ist, worauf übrigens bereits FrecH hingewiesen hat. Jene Unterschiede, welche beson- ders zwischen Rh. letiensis, Rh. Omaliusi und Rh. mıx anscheinend be- stehen, verlieren sofort an Wert, sobald man die große Variabilität der Brachiopoden und insbesondere der Ahynchonellen vor Augen hält, und sobald man die Formen nicht einzeln, sondern im Zusammenhange miteinander untersucht. Es ist dies eine durch vielfache Übergänge ver- bundene Formenreihe, in welche sich auch noch Rh. pleurodon, Rh. Dumonli und Jh. boloniensis einfügen lassen. Auf die Klärung all dieser Fragen kann ich mich jedoch hier nicht einlassen, weshalb ich mich blos auf die Feststellung der Übereinstimmung der Exemplare aus dem Tien-schan und jener aus Belgien beschränke. Unsere Art weist auch zu einigen Varietäten von /th. pleurodon Psır. sp. nahe Beziehungen auf. Davınsox hat solehe Formen beschrie- ben,' welche sehr an die Arten Gosserers erinnern. Diese Ähnlichkeit kann uns nachdenklich machen über die Verwandtschaft der Formen aus der Kohlenperiode und dem oberen Devon. Breite: 20 mm. Länge 18 mm. Dicke 13 mm. ı British fossil brachiop. vol. IV. S. 101. pl. XXID. fig. 12. 60 D: M. E. VADÄSZ (6) Rhynchonella boloniensis OR». Taf. I, Fig. 3a, 3b, 3c, 3d. 1884. Rhynchonella boloniensis ORB. ÖEHLERT: Brachiopodes devoniens S. 417. pl. XX. fig. 1. (Literatur). Wegen der großen Zergliederung der einander sehr ähnlichen Pthynchonellen im Devon und auf Grund der sich widersprechenden, wirren Literaturangaben kann ich nicht mit Sicherheit feststellen, ob die in dem mir vorliegenden Material befindlichen beiden Exemplare mit Sicherheit hierher gehören ? Die Form ist bedeutend flacher, als bei den vorigen und stellt ein abgerundetes Fünfeck dar. In der Mitte der vorderen Klappe (Fig. 3«) verläuft eine seichte Vertiefung bis zum Stirnrande, wo dieselbe eine schwache, runde Einbuchtung bildet (Fig. 3c). Die Oberfläche ist mit kräftigen Rippen bedeckt, deren Zahl in der Einbuchtung 4, an beiden Seiten je 8 beträgt. In der Mitte der hinteren Klappe ist eine schwache sattelförmige Erhebung mit 5 Rippen sichtbar, an den Seitenteilen be- finden sich je 7 Rippen. Daß ich unsere Exemplare hierher zähle, läßt sich besonders durch die geringe Erhebung des mittleren Teiles der hinteren Klappe und durch die Seichtheit der Einbuchtung des’ Stirnrandes begründen, trotzdem die Zahl der Rippen viel geringer ist, als jene, welche OrHLEerT bei Beschreibung der Art erwähnt. Die Rippenzahl weist auf die in einzelnen Varietäten sehr nahe stehende Ah. livonica Bucn sp. hin, die erwähnte Gestalt der Einbuchtung jedoch und hauptsächlich der Mangel an Rippen, in dem die Einbuchtung umsäumenden Teile (plis parietaux’) sprechen für die Absonderung. Außer ihrem Vorkommen in Frankreich und Belgien erwähnt VERNEDIL diese Art aus dem oberen Devon Kleinasiens in der Gesell- schaft von Spirifer Verneuili Murcn.” Länge: 20 mm. Breite: 21 mm. Dicke: 10°5 mm. Rhynchonella Guillieri Orntı. Taf. I, Fig. 4a, 4b, 4c. 1884. Rhynchonella Guillieri ÖEHLErT: Brachiopodes devoniens 5.419. Taf. XX. Fig. 2. ÖOEHLert beschrieb eine der vorigen nahestehende Form als neue Art; ein ähnliches Exemplar findet sich auch in dem Material aus 1 GosSELET 1. ce. S. 191. 2 TSCHICHATSCHEFF: Asie mineure vol. I. p. 67. q vol. IV. Paleontol. p. 12. (7) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 61 Asien. Die Umrisse bilden ein unten abgerundetes Dreieck, in der Mitte der vorderen Klappe, nahe dem Nabel befindet sich eine seichte, gegen den Stirnrand zu verbreiterte Vertiefung, in welcher vier Rippen sicht- bar sind. An den Seiten sind je acht Rippen vorhanden. Die hintere Klappe ist etwas gewölbter, der in der Mitte des Stirnrandes befindli- chen Einbuchtung entsprechend kaum erhaben, mit etwa 18—20 Rippen verziert. Auch diese Form stimmt nicht in allem mit dem Ornterrschen Typus überein, aber im allgemeinen weisen die Hauptcharaktere am meisten auf diesen hin, weshalb ich die Form mit dieser Art identifiziere. Von Rhymchonella boloniensis Ors. unterscheidet sie sich durch die bedeutend geringere Rippenzahl. Es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß sie nur die Jugendform dieser oder irgend einer anderen nahe- stehenden Art ist. Am Rande der Vertiefung der vorderen Klappe läßt sich eine feinere (parietale) Rippe beobachten, welche auf Ah. livonica BucH. sp. hinweist. Diese Art steht jedoch unserem Exemplare so fremd gegenüber, daß sie sich auf dasselbe nicht beziehen läßt. Länge: 13 mm. Breite: 145 mm. Dicke: 7 mm. Rhynchonella elliptica Schnur sp. Tat. I. Kig. 5a, 5b, 5c, 6a, 6, 6c, 7. 1853. Terebratula elliptica SCHNUR : Devon. Brachiop. d. Eifel p. 175, Taf. 22, Fig. 7, 1869. Rhynchonella elliptica SCHNUR. DAVvIDsoN: 1871. « « « Kayser : Brachiop. d. Eifel S. 528, Taf. IX, Fig. 2. 1881. Rhynchonella elliptica Schnur. Davivson: Brit. Fossil. brachiop. IV. p. 342. pl. XXXVI. fig. 22—25. 1854. « « « CLARKE: Fauna d. Iberger Kalkes S. 386. 1887. « « « CossSELET: Rhynchon. devon. super. S. 19. 1900. « « « Löczy: Szechenyi keletäzsiai ütjanak tudom. eredm. S. 30. Taf. VII, Fig. 19., 20. 1900. « « « FrecH : Palaeoz. in Hocharmenien S. 191, Taf. XV, Fig. 17. Die kleineren, flachen, mit seichter Einbuchtung und 20—22 Rip- pen versehenen Formen stimmen mit dem Typus der Art gut überein, welche von sämtlichen Autoren einstimmig als flache Form mit schwa- cher Einbuchtung charakterisiert wird. In unserem Material findet sich jedoch auch ein ausgebildetes Exemplar, welches in den Umrissen brei- ter scheint und einen tieferen Stirnrand besitzt. Die in den Umrissen vor Augen tretende Abweichung ist nur eine scheinbare, die Rippenzahl stimmt überein und ein Unterschied besteht nur in der Ausbildung der 62 D: M. E. VADÄSZ (8) Einbuchtung, welehe jedoch — nach Zeugenschaft unserer Exemplare — durch die individuelle Entwicklung zu erklären ist. Ich halte den Art- begriff also in dem Sinne für annehmbar, wie ihn Kayser auslegt. GosseLer erwähnt das Verhältnis der in Rede stehenden Form zu Rh. boloniensis Ore. Letztere schließt sich durch die seichte Einbuch- tung dieser Art innig an, erhält dieselbe jedoch auch im ausgebildeten Alter in viel entschiedener Form als der Typus von Scuxvr. Diese Art ist aus den Kalzeolenschichten des mittleren Devons im Eifelgebirge bekannt; nach Frecn fehlt dieselbe im oberen Devon voll- ständig." An der Verwandtschaft von /th. boloniensis Ors. mit Rh. elliplieca ScHnur sp. läßt sich nicht zweifeln und besonders wenn man ScHNuRS Arl in dem’ Sinne auffaßt, wie Frech, läßt sich das Vorkom- men dieser Formengruppe im oberen Devon als erwiesen annehmen. Länge: 175 mm, 135 mm, 13 mm Breite: 21 « 16 « 14 « Dicke: 11 « 7 « Ge Rhynchonella Wahlenbergi Gorvr. sp. var. signata Scunur. Taf. 1, Fig. Sa, b, c, d. 1853. Terebratula Goldfussi var. signata Schnur : Beschr. im Übergangsgeb. d. Eifel vorkomm. Brachiop. p. 188. Taf. XXIV. Fig. 4. hik ]. 1871. Rhynchonella Wahlenbergi GoLDF. var. signata SCHNUR. KAYSER: Brach. des Mittel- u. Oberdevon im Eifel. p. 510. Der Gestalt nach ein aufgetriebenes, an den Spitzen abgestumpftes Fünfeck. Die Charaktere, welche an unseren Exemplaren sichtbar sind und auch von Kayser als Artencharaktere erwähnt werden, sind eine in der Mitte der vorderen Klappe beginnende seichte Vertiefung, eine gegen die hintere Klappe zu verlaufende viereckige Einbuchtung, ein eine viereckige Bucht bildender Stirnrand und eine kräftig gewölbte hintere Klappe. Besonders an den Rippen ist diese Art mit Sicherheit zu erkennen. Beide Klappen besitzen nämlich 5—6 einfache laterale Rippen, während die mittleren Rippen paarweise vom Nabel ausgehen und während ihres Verlaufes zwischen dieselben noch sekundäre Rippen eingeschaltet werden. An der vorderen Klappe sind neben zwei kräfti- gen paarigen Rippen noch drei einfach verlaufende, schwächere Rippen vorhanden, während an der hinteren Klappe die verzweigten Rippen zwar kräftig ausgebildet, die sekundären Rippen derselben jedoch nicht 1 Paleozoicum in Hocharmenien S. 191. (9) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 63 in dem Maße ausgeprägt sind. Durch diesen Rippentypus läßt sich diese Art leicht von den ähnlichen Formen unterscheiden; derselbe ermöglicht auch die Identifizierung unserer Exemplare mit der Art. Diese Art bildet eine lokale Form des oberen Teiles des mittleren Devons im Eifel und ist bisher an keinem anderen Punkte nachgewie- sen worden. In dem Material aus dem Tien-schan befinden sich zwei schöne Exemplare. Länge: 18 mm, Breite: 20 mm, Dicke: 15 mm. x Wir wollen nun die hier beschriebene Fauna aus stratigraphischen Gesichtspunkte betrachten. Die Arbeit wird durch den Umstand erleich- tert, daß wir es ausschließlich mit gut bekannten und verbreiteten, meist charakteristischen Formen zu tun haben. Unter den beschriebenen Formen finden sich solche, welche für das mittlere und solche, welche für das obere Devon charakteristisch sind. Auf das obere Devon weisen die folgenden hin: Spirifer Vernewili Murcn. Rhynchonella Omaliusi Goss. Rinmechonella boloniensis ORrs. Rhynchonella Gwillieri Orun. Unter diesen charakterisiert die zweite und die dritte den oberen Teıl des oberen Devon (famennien), während Spirifer Vernewili Murcn. zwar auch hier vorkommt, aber doch für den unteren Teil des oberen Devon (frasnien) charakteristisch ist. Rhynchonella elliplica Schnur und Rhynchonella Wahlenbergi Goupr. sp. var. signata SCHNUR. sind nach unseren bisherigen Kenntnissen ausgeprägte Arten des mitt- leren Devon u. zw. für den mittleren und oberen Teil desselben charakteristisch. Da die Einteilung der Fauna in den einen oder anderen Horizont weder in den Lagerungsverhältnissen, noch in eingehenderen stratigra- phischen Beobachtungen eine Stütze findet, müssen wir uns mit dem Hinweis auf das mittlere und obere Devon begnügen. Wir können dies umso eher tun, als aus Zentralasien bereits beide Horizonte bekannt sind," u. zw. das obere Devon in Form einer ähnlichen brachiopoden- 1 Surss-Frech : Beitr. z. Strat. Central-Asiens S. 439. 64 D: M. E. VADASZ (10) führenden Fazies." Da in der Fauna bereits den Formen des unteren Karbon nahestehende Typen vertreten sind, so ist es nicht unmöglich, daß wir es an dieser Stelle mit einem Schichtenkomplex zu tun haben, welcher das mittlere und obere Devon in sich schließt und unmerkbar auch in das untere Karbon übergeht, dadurch andeutend, daß die im mittleren Devon auftretenden Phänomene auch noch im Karbon ange- halten, bezw. sich fortgesetzt haben. Besonders die Transgression, auf welche Surss hingewiesen hat.” Am nächsten zu dem hier beschriebenen Devonvorkommen von Djitim-tau im mittleren Tien-schan befindet sich das aus dem Tojun- Tale im südlichen Tien-schan und aus dem mittleren Abschnitte des Küen-lün beschriebene Vorkommen von mittleren Devon.” Oberes Devon ist in etwas größerer Entfernung aus Persien und Armenien in ähn- licher petrographischer Ausbildung und identischer Fazies bekannt.” Letzteres steht mit unserer Fauna auch noch dadurch in naher Be- ziehung, dab darin auch auf das mittlere Devon hinweisende Spuren enthalten sind. Von ähnlicher Ausbildung ist auch das aus China bisher beschriebene Devon?” und ebenso auch das in neuester Zeit durch Broırı bekannt gewordene kleinasiatische Vorkommen.® Einen gemeinsamen Charakterzug sämtlicher hier erwähnter Vor- kommen des Devon in Asien bildet die auffallende Übereinstimmung derselben mit dem europäischen Devon, sowie die festgestellte Tatsache der zentralasiatischen Devontransgression, welche durch das Bekannt- werden des Devonvorkommens bei Djitim-tau im Tien-schan eine neue Bestätigung gefunden hat. FREcH: Paläozoicum aus Hocharmenien S. 190. Suess 1 ce. S. 447. Suess: l. e. S. 439. FRECH: ]. c. S. 190. KAYSER (RICHTHOFEN): China IV. p. 75, Lantenoss: Resultats de la mission geol. et miniere du Yunnan meridionale. (Annal. des mines X. ser. Mem. vol. XI. 1907.) 6 Geol. u. paläont. Resultate d. Grothe'schen Vorderasienexpedition 1906/07. Leipzig 1910. one o\ (11) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 65 B) Anthracolithieum.! a) Systematischer-Teil. FORAMINIFERA. Die Formen dieser Ordnung sind meist nur in Dünnschliffen zu erkennen. Die Artbestimmung dieser Schnitte ist überaus schwierig und zweifelhaft. In unserem Falle wird dieselbe auch noch durch den Um- stand erschwert, daß sich die feinere Schalenstruktur infolge mehr oder minder unvollkommener Petrifikation oder vollständiger Krystallisation nur in den seltensten Fällen untersuchen läßt. Unter solchen Umstän- den muß ich von einer eingehenden Besprechung der Foraminiferen- schnitte in meinen zahlreichen Schliffen absehen und dies umso mehr, als sich dieselben größtenteils auf bekannte Formen beziehen lassen. Eine eingehende Beschreibung gebe ich nur von jenen Exemplaren, welche sich aus dem Muttergestein herauslösen ließen. Dies sind außer den im folgenden zu besprechenden Saccamina-Arten die Fusulinen, deren eingehendere Untersuchung Dr. DyHRENFURTH, Assistent zu Breslau — welcher sich mit der zusammenfassenden Untersuchung derselben be- faßt —- zu übernehmen die Güte halte. Die aus den übrigen Dünn- schliffen erkennbaren Formen führe ich bei Besprechung der einzelnen Fundorte an. Saccamina fusuliniformis M'Cor. Sp. 1849. Nodosaria fusuliniformis M’Cov: On some new genera a species of pal. corals a forme p. 131. 1876. Saccamina Carteri Brapy: Carb. a. permian foram. p. 57. pl. I. fig. 1-7. XIL fig. 6. (Literatur). 1898. Saccamina fusuliniformis M’Coy. sp. CHAPMan: Note on the specific name of the saceamine. p. 215. 1903. Saccamina Carteri BRADY. SCHELLWIEN: Pal®oz. u. triad. Foss. aus Ostasien S. 136. Die einzelnen Kammern dieser Art gelangten aus den lichtgrauen Crinoidenkalken der Atbasischlucht des Alamisi-tau hervor. Die Gestalt weicht meist etwas von der Kugelform ab, es kommen jedoch auch an 1 Da hier mehrere, in verschiedene Horizonte gehörige Fossilien zur Be- sprechung gelangen, erscheint mir diese durch WaAGEn empfohlene zusammen- fassende Benennung (Salt range foss. Geol. Results IV. 1889—91) für berechtigt welche den engen Konnex, welcher zwischen den Gebilden des Karbon und des Perm besteht, am besten wiedergibt. 66 D: M. E. VADÄSZ (12) beiden Enden in die Länge gezogene spindelförmige Stücke vor. Wäh- rend letztere auf den Typus der Art hinweisen, erinnern die runderen Exemplare von S. sphaerica Sars. und obwohl man sie von letzteren auf Grund der Vergleichung mit dem lebenden Exemplaren absondern muß, ist der innige Zusammenhang der beiden Arten dennoch nicht zu leugnen. Es besteht zwischen beiden ein ähnliches Verhältnis, wie zwi- schen den Lagenen und Nodosarien. Die Art ist von großer vertikaler Verbreitung und bekanntlich als gesteinsbildend für das untere Karbon charakteristisch. Besonders häufig ist dieselbe im englischen Karbon, in neuerer Zeit jedoch durch ScHELL- WIEN auch aus dem unteren Karbon in Asien nachgewiesen. Das Vor- kommen von Atbasi ist unzweifelhaft oberes Karbon. Saccamina socialis Brapy? Tafel II, Fig. 20. 1884. Saccamina socialis Bravy: Rep. on the foraminifera. p. 355. pl. XVII. fig. 18., 19. Unter den aus den Kalksteinen der Atbasischlucht herausgelösten, oben erwähnten Formen befinden sich einige, deren mehr oder minder kugelförmige Kammern nicht den in einer Reihe stehenden Kammern von S. fusuliniformis M’Coy sp. entsprechend, sondern von derselben abweichend, mit einem Teil ihrer Oberfläche eng aneinander haftend sich nebeneinander reihen. Die Lage der Mundöffnung ist nicht sicht- bar und eben deshalb die Zugehörigkeit dieser Exemplare schwer zu bestimmen. Formen von ähnlicher Verbindung sind auch aus der Gattung Sorosphaera bekannt, da jedoch diese Gattung in fossilem Zustand bisher unbekannt ist, halte ich es für zweckmäbigeır, meine Exemplare in die Gattung Saceamina zu reihen und auf die durch Brapy beschriebene in der Verbindung der Kammern übereinstimmende rezente Art zu beziehen. Durch diese Angabe erhalten wir einen neueren engen Konnex zwischen den rezenten und fossilen Formen, als Beweis dessen, daß diese Art der Verbindung der Kammern bei den Formen im Karbon bereits ebenso vorhanden war, wie bei den heute lebenden. Diese Art wird von Brapy aus den tieferen Regionen des Atlan- tischen- und des Stillen-Ozeans als seltenere Form erwähnt. Das Vor- kommen bei Atbasi weist ebenfalls darauf hin, daß sie im Vergleich zu S. fusuliniformis M’Coy sp. seltener ist. (13) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 67 ANTHOZOA. Korallen finden sich im Materiale von drei Punkten, leider nicht im besten Erhaltungszustande. Aus dem dunkelgrauen Crinoidenkalk des Tekestales im mittleren Thian-schan ein nicht näher bestimmbares Korallenfragment. In dem grauen, weiß verwitternden Crinoidenkalk des südlichen Teiles des Kaschan-Plateaus (Kuldschaer Nanschan) ein an (ysto- phyllum erinnernder Korallendurchschnitt. Endlich gelangten Korallen- bruchstücke auch aus dem im Kain-dawan-Paß des chinesichen Pamir gesammelten, schwarzen unteren Karbonkalk hervor, dieselben sind jedoch zur Bestimmung ebenfalls nicht geeignet. ECHINODERMATA. Beinahe in dem gesamten Materiale sind kleinere und größere Bruchstücke von Crinoiden-Stieleliedern zu finden; dieselben sind jedoch zur näheren Bestimmung ungeeignet. In größter Menge sind dieselben in dem Kalk des Kaschan-Plateaus (Kuldschaer Nanschan) und in den Fusulinen kalken des Karateke-Gebirges (Sonko-tau) enthalten. VERMES. Im mittleren Teile des Tien-schan bei Kakpak gelangte aus einem rötlichgrauen Kalkstein das mit kräftigeren und schwächeren ringförmi- gen Zuwachsstreifen verzierte Fragment einer Serpula hervor. Im Quer- schnitt ist dieselbe etwas abgeflacht, kreisförmig. In den Fusulinen- kalken des Karatekegebirges finden sich ebenfalls Bruchstücke von dün- nen glatten Serpula-Röhren. Die nähere Untersuchung dieser Überreste ist wegen der geringen Zahl der Angaben heute noch nicht durchzuführen. Ich beschränke mich auf die blosse Aufzählung des Vorkommens und dies umsomehr, da in den Faunen der Karbonperiode Serpulen meines Wissens nur von STUCKENBERG erwähnt werden. BRYOZOA. Die Überreste dieser Tierklasse sind nur an zwei Punkten in einigen mangelhaft erhaltenen Exemplaren nachzuweisen. Im Kuldschaer 1 Fauna d. obercarb. Suite d. Wolgadurchbruches bei Samara. S. 118. Taf. II. Fig. 4, 5, 6, 8. II. Fig. 2. 68 D: M. E. VADÄSZ (14) Nanschan, in den hellen Kalksteinen des südlichen Teiles der Kaschan- Plateaus finden sich einige nicht näher bestimmbare Fenestellen-Reste. Außerdem noch auf die charakteristischen Formen des russischen Karbonkalkes hinweisende Ascoporen-Fragmente, deren eines sich mit Ascopora nodosa FıscH. sp. identifizieren,’ das andere hingegen auf Grund der Außenskulptur sich eher auf A. Trautscholdi Stuck. be- ziehen läßt. Ebenfalls auf die Gattung Ascopora weist ein im Dünnschliff des bei der Quelle Tschedschin-bulak im östlichen Tien-schan gesammelten hellgrauen krystallinischen Kalkes gefundener Längsschnitt hin. BRACHIOPODA. Im gesamten Materiale spielen sowohl hinsichtlich der Anzahl, als auch des Erhaltungszustandes diese Fossilien die Hauptrolle. Da wir bei stratigraphischen Bestimmungen auf diese angewiesen sind, machte ich dieselben in folgendem zum Gegenstande einer eingehenderen Unter- suchung und lieb sie, wo ich es für nötig fand, meist auch bildlich darstellen. Wie das meiste auf ähnlichen Reisen gesammelte Material, so ist auch dieses zur Klärung von wichtigeren paläontologischen Fra- gen nicht geeignet, bietet jedoch nützliche Beiträge zur zeitlichen und räumlichen Verbreitung der einzelnen Formen. Aus diesem Grunde hielt ich es für das zweckmäßigste, mich nur auf die Charakteristik der ein- zelnen Formen beschränken um einesteils Beiträge in diesem Sinne zu bieten, anderesteils im Zusammenhange damit die Prinzsche Sammlung als Ganzes selbständig vorzuführen. Schizophoria supracarbonica Tscnern. Tafel I, Fig. Sa—e. 1902. Schizophoria supracarbonica TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. d. Ural p. 593. Taf. LXII. Fig. 7, 8. 1906. « « KEIDEL : Geol. Untersuch. im südl. Tian-schan. Die Form von elliptischen Umrissen erreicht ihre größte Dicke ein Drittel von Wirbel entfernt und ist gegen den Stirnrand zu gleich- mäßig verschmälert. Die vordere Klappe ist etwas flacher als die hin- tere und in der Mitte derselben verläuft eine gegen den Stirnrand zu verbreiterte Erhebung, welcher entsprechend an der hinteren Klappe 1 Obercarb. Suite d. Wolgadurehbruches bei Samara. Taf. I. Fig. 4. 1905. (15) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 69 sich eine seichte Vertiefung und an dem Stirnrand eine kleine Ein- buchtung befindet. Die Ränder sind scharf, gerade verlaufend. Die ganze Oberfläche wird durch vom Wirbel ausgehende, mit unbewaffnetem Auge kaum sichtbare feine Rippen bedeckt, unter wel- chen in gewissen Abständen einzelne kräftiger hervortreten. Das aus dem Karatekegebirge stammende, einzige gut erhaltene Exemplar ist auf Grund des Gesagten mit dem Tscuersyschzwschem Typus bestimmt zu identifizieren. Sämtliche Charaktere stimmen über- ein, nur die Gruppierung der Rippen in flache Falten ist nicht zu be- obachten. Die Rippen treten auch hier in durch einzelne kräftigere Rippen bezeichneten Gruppen auf, jedoch ohne sich in erhabene Knoten zu vereinigen. Nach TscHEernYscHEw kommt diese Art, welche einigen bei Davınson angeführten Varietäten von Orthis resupinata Marr. sp. ziemlich nahe steht, nur in dem Schwagerinenkalk des Uralgebirges vor. KeıpeL fand dieselbe letzthin im Kukurtuktale im Tien-schan auf und Prınz sam- melte sie im Karaktekegebirge. Länge: 15 mm, Breite 19 mm, Dicke: 7 mm. Rhipidomella Pecosii Marcor. 1902. Rhipidomella Pecosi MARCoU, TSCHERNYSCHEW : Obercarb. Brachiop. S. 222. Taf. LX. Fig. 9—10. (Literatur.) 1906. « « Keiper: Untersuch. im südl. Tian-schan S. 372. Südlich von Narynskoe, aus der Schlucht des Athasiflusses gelang- ten zwei Exemplare dieser Art hervor, deren Übereinstimmung mit den bisherigen Beschreibungen eine eingehendere Besprechung überflüßig macht. Einteletes hemiplicatus Harı. Sp. Tafel I, Fig. 10a—c. 1906. Enteletes hemiplicata HarL., KEiDEL: Geol. Untersuchungen im südl. Tien-schan S. 375. Taf. XI. Fig. 3. (Literatur.) Der Steinkern eines vollständigen Exemplares läßt sich auf Grund der Rippen mit dieser Art bestimmt identifizieren. Aus dem Tien-schan wird dieselbe von Keiner erwähnt. Unser Exemplar ist etwas kleiner, als jenes und von den die mittlere Bucht der vorderen Klappe ein- säumenden Rippen sind nur drei sichtbar, während jede Spur der vier- ten fehlt. Karatekegebirge. ; Länge: 15 mm, Breite: 165 mm, Dicke: 12 mm. 70 D: M. E. VADÄSZ (16) Orthothetes cfr. simensis Tsckern. 1902. Orthothetes simensis TSCHERNYSCHEW. Obercarb. Brachiop. S. 589. Taf. LI. Fig. 7. Eine mangelhafte vordere Klappe, an welcher die Charaktere der Gattung deutlich zu erkennen sind. Form elliptisch, nicht viel breiter, als hoch. Die Oberfläche wird durch feine Rippen bedeckt, welche stellen- weise durch unregelmäßig aufgetriebene Falten gekreuzt werden. Das breite, dreieckige Deltidium und die erhabene nach rückwärts gebogene Area des Schloßrandes ist zwar sichtbar, zur Detailuntersuchung jedoch nicht geeignet. Unser Exemplar ist kleiner, als dasjenige von TscHERNYSCHEW, etwas rundlicher und bis zum Rande gerippt. Das Verschwinden der Rippen, welches Tscuernyschew erwähnt, ist bei ausgebildeteren Exem- plaren zu beobachten. Diese, aus den Schwagerinen- und Artinskschichten des Ural be- schriebene Art gelangte aus der Schlucht des Atbasi südlich von Narynskoe hervor. Meekella sp. Aus der Schlucht des Atbasi und vom Kaschan-Plateau des Kuldschaer Nandschan finden sich Überreste, welche durch den geraden Schloß- rand und die strahlig angeordneten, feinen Rippen auf diese Gattung hinweisen; näher sind dieselben nicht bestimmbar. Chonetes cfr. dalmanoides Nik. Tafel I, Fig. !1. 1590. Chonetes dalmanoides Nixırın: Depots carboniferes de Moscou p. 63. Taf. 1. Fig. 13. Form länglich und klein, mit konvexer vorderer Klappe ohne Ver- tiefung und konkaver hinterer Klappe. Wirbel kaum erhaben, schwach ausgebildet; die gerade Form des Schloßrandes ist nicht deutlich sicht- bar. Die Oberfläche erscheint durch gleichförmige, strahlige Rippen dicht bedeckt, welche vom Wirbel ausgehen und gegen den Rand zu ver- laufen ; in ihrem Verlaufe erscheinen zwischen dieselben auch sekundäre Rippen eingekeilt. Die Zahl der Rippen beträgt gegen den Rand zu wenigstens 40. Außerdem sind auch quergerichiete Falten sichtbar, welche an den lateralen Teilen am kräftigsten ausgebildet sind. Durch den geraden Schloßrand und die niedrige Area erscheint die Einreihung dieser Form in die Gattung Chonetes gerechtfertigt. Am (17) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 71 meisten nähert sie sich zu Chonetes dalmanoides Nıx., welche ähnliche Umrisse und eine vordere Klappe ohne Vertiefung aufweist. Die sichere Identifizierung scheitert nır an dem mangelhaften Erhaltungszustande unseres Exemplares, da außer der Mangelhaftigkeit der Umrisse auch die Stacheln des Schloßrandes fehlen. Unter den ähnlichen Formen wäre noch Ch. carbonaria Keys. zu erwähnen, diese besitzt jedoch an der vorderen Klappe auch eine schwache Furche. Dies ist ein Charak- ter, durch dessen Mangel unser Exemplar sowohl von dieser Art, als auch von sämtlichen übrigen Arten des Karbon gut zu unterscheiden ist. Ein Exemplar aus dem Karatekegebirge. Productus giganteus Marr. sp. 18547. Productus giganteus MArT. Koninck : Monogr. d. genre Productus p. 34. pl. 1. #522. pl. II, UL, IV. fig. 1. pl. Meng. 8. 1857. « « Davipsox: British carbon. brachiop. p. 141. NXXVII—XL. (Literatur.) Einen gul erkennbaren Steinkern identifiziere ich mit dem Typus dieser charakteristischen Art. Es ist dies eine kräftig gewölbte vordere Klappe mit geradem, langen, flügelförmig abgeschürten Schloßrande. Die Rippen sind ungleichmäßig, verzweigt, in gewissen Abständen mehr emporragend und gliedern die Oberfläche. In sämtlichen älteren Beschreibungen wird die große Variabilität dieser Form betont. Unter solchen Umständen ist das Vorgehen der neueren Literatur, welche diese gut charakterisierte und sicher kennt- liche Form durch minutiöse Aufzählung der Charaktere in Varietäten gliedert, unberechtigt. P. lalissimus Sow. hält als Varietät dieses Typus noch Stand. jedoch die bereits früher unterschiedene «var. edelburgen- sis» und die neuerdings durch Größer beschriebene «reclestria» ! sind Resultate unnötiger Bestrebungen. Dies erscheint nicht nur durch die zahlreichen Übergangsformen erwiesen, welche diese Varietäten — auch nach ihren Autoren — mit dem Typus verbinden, sondern auch durch die kosmopolitische Verbreitung der Art. Es ist nämlich eine natürliche Folge der Verhältnisse, daß Formen von großer geographischer Verbrei- tung an von einander entfernten, verschiedenen Orten auch unter voll- kommen gleichen Lebensbedingungen nicht bis ins kleinste unverändert bleiben können. Da nun die der Lebensweise der Productus-Arten ent- 1 Fauna d. unterkarb. Transgressionsmeeres (Neues Jahrb. f. Min. Beil. Bd 1898. S. 230. Karbon- u. Karbonfossilien d. nördl. u. zentr. Tian-schan. (Abh. d bayr. Ab. d. Wiss. XXIV. 1909) S. 372 --373. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 2. Heft. 6 73 D: M. E. VADÄSZ (18) sprechende Region den häufigsten Veränderungen ausgesetzt ist, so ist es leicht verständlich, daß Formen von der Größe des P. giganteus MaArT. sp. sowohl im Laufe der individuellen Entwicklung, als auch je nach den verschiedenen Gebieten Veränderungen unterworfen sind, welche zwar deutlich sichtbar, aber doch nur lokalen oder individuellen Charakters sind. Diese Art ist eine charakteristische Form des oberen Teiles des unteren Karbon. Außer Europa ist dieselbe in Asien aus China. Persien und dem mittleren Tien-schan bekannt. Unser Exemplar stammt aus dem schwarzen Kalk des Karaturuk. Productus semireticulatus Marr. 1847. Produetus semireticulatus MArt. Koninck : Monogr. du genre Productus S. 83. pl. VI—.X. fig. 1. 1861. « « Davıpson: Brit. carb. brachiop. p. 149. pl. XLIII. fig. 1—4. 1883. « « KAYsER (RiCHTHoFEn): China IV. S. 181. Taf. XXV. Fig. 1—4. 1892. « « SCHELLWIEN: Fusulinenkalk S. 22. Taf. II. Fig. 1-5. 1900. « « Löczy: Gr. Szechenyi B. exped. tudom. eredm. p. 92. Tat. IV, Fig. 3. 1903. « « SCHELLWIEN: Palaeoz. u. triad. Foss. aus Ostasien. (Futterer: Durch Asien) S. 144. Taf. I. Fig. 12. 1909. « « GRÖBER : Karbon- u. Karbonfossilien d. nördl. u. zentr. Tian-schan. S. 376. In der Sammlung vom südlichen Kaschan-Plateau findet sich ein ausgewachsenes charakteristisches Exemplar dieser auch in Asien fast überall vorkommenden Form. Die Form ist breit, mit einer seichten Vertiefung im mittleren Teil der vorderen Klappe. Durch die Gestalt und die charakteristische Ornamentik der Wirbelpartie läßt sie sich mit dem Typus identifizieren. Productus cfr. inflatus Mc. Cnesney. 1906. Produetus inflatus Mc. CHESNEY. KEIDEL: Geol. Unters. im südl. Tian-schan. p- 361. (Literatur.) Die in starkem Winkel geknickte Form einer mangelhaft erhal- tenen vorderen Klappe weist auf den Formenkreis dieser Art hin. In der Mitte ist dieselbe durch eine seichte Vertiefung in zwei Teile zerlegt. Ob dieselbe artlich hierher zu rechnen oder mit dem nahestehenden (19) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 73 P. Gruenewaldti Kror. identisch ist, läßt sich wegen der mangelhaften Erhaltung nicht feststellen. Karatekegebirge. Productus cfr. Gruenewaldti Kror. 1902. Producetus Gruenewaldti Kror. TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. S. 608. Taf. XXXII. Fig. 3. LXI. Fig. 3, 5—7. LXII. Fig. 4—5. (Literatur.) 1906. « « « Keiper. Geol. Untersuch. im südl. Tian-schan S. 360. 1909. « « « GÖBERT: Karbon- u. Karbonfossilien S. 376. Taf. I. Fig. 8. Hierher zähle ich eine in starkem Winkel geknickte vordere Klappe, da dieselbe von ähnlichen Formen bereits im Äußeren, bezw. im vorde- ren Drittel der Schale abweicht, welches flach ist und mit dem übrigen Teile einen scharfen Winkel bildet; mit Fig. 6 der Tafel LXIII von TscHuernyschrw hingegen läßt sich dieselbe gut identifizieren. Die Zu- zählung zu dieser Art gewinnt an Wahrscheinlichkeit, da dieselbe aus dem Tien-schan bereits bekannt ist. Sar-dschegatsch. Productus curvirostris ScHELLW. 1892. Produetus curvirostris SCHELLWIEN: Fauna d. karn. Fusulinenkalkes S. 26. Taf. II. Fig. 12—14. 1900. « « « Fauna d. Trogkofelschicht. S. 51. Taf. vll. Fig. 12. 1900, « « « ENDERLE : Antracol. Fauna vv. Balia Maaden in Kleinasien. S. 77. Taf. Vl. Fig. 5. LXI. Fig. 9. 1902. « « TSCHERNYSCHEW : Obercarb. Brachiop. S. 616. Taf. XXIX. Fig. 3. 1906. « « KEiDEL: Geol. Unters. im südl. Tianschan S. 363. Taf. XI. Fig. 9. 1906. « « GorTAnt: Contrib. al studio d. palaeoz. carnico. I. Fauna permoc. d. Coll. Mezzodi. p. 23. tav. II. Fig. 1—2. Die charakteristische «gryphäenartige» Gestalt. welche ScHELLwiEN als Eigentümlichkeit dieser Art erwähnt, fällt auch bei unserem Exem- plar- deutlich in die Augen. Aus den bisherigen Beschreibungen geht hervor, daß die Gestalt dieser Art einigermaßen Schwankungen unter- worfen ist und neben Exemplaren mit rundlicheren Umrissen — welche ScHeLLwien in der ersten Beschreibung erwähnt — auch mehr längliche 6* 74 D: M. E. VADÄSZ (20) vorkommen. Unser Exemplar schließt sich den letzteren an und weist mehr auf die von ScueLLwırn aus den Trogkofelschichten beschriebene Form hin. Ein großer Teil der Klappe fehlt, deshalb ist die Anordnung der Stacheltuberkeln nicht sichtbar. Ein einziges Exemplar aus dem Karatekegebirge. Länge: 11 mm, Breite: 9 mm, Dicke: 5 mm. Productus aculeatus Marr. sp. 1861. Produetus aculeatus (Marr.) Davivson: Brit. carb. Brachiop. p. 166. pl. XXX. fig. 16—20. 183. « « « KAysER (RICHTHOFEN) China S. 185. Taf. XXVI. Fig. 1—5. 1892. « « « SCHELLWIEN: Fauna d. Karn. Fusulinenkalks S. 95. Taf. II. Fig. 10. 18099, « « « DiEnER : Antracol. foss. of Kashmir a. Spiti S. 37. pl. 1. fig. 6—7. (Literatur.) 1900. « « « ENDERLE: Antracol. Fauna v. Balia Maaden in Kleinasien S. 75. 1906. « « « KEIDEL: Geol. Untersuch. d. südl. Tian-schan. j S. 363. Die breite Gestalt zweier nicht sehr gewölbter großer Schalen weist durch den vom Wirbel scharf abgesetzten Schloßteil und beson- ders durch die charakteristische Skulptur auf diese Art hin. Die Ober- fläche ist durch reihenweise angeordnete, in der Mitte in die Länge gezogene, rippenförmig ineinander fließende stumpfe Stacheln verziert. Unsere Exemplare stimmen mit der Beschreibung und der Abbil- dung Davınsoxs gut überein. Demselben Typus kann man auch die von Kayser aus China beschriebenen Exemplare zuzählen, welche derselbe in der Beschreibung aus dem Grunde als Varietäten erwähnt, da sich die Stacheln bei den größeren Exemplaren zu beständigen Rippen ver- einigen. Dieses bereits von Davınson erwähnte Merkmal tritt nur bei ausgewachsenen Exemplaren auf und bietet als Ausfluß der individuellen Entwicklung keinen Grund zur Unterscheidung von Varietäten. Auf Grund der erwähnten Ausbildung der Oberflächenskulptur läßt sich auch unser Exemplar von dem sehr ähnlichen P. pustulosus und P. Wallacei Dersy unterscheiden. Aus den hellen Fusulinenkalken des Karatekegebirges. . (21) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 75 Productus Cora Orr. sp. 1902. Productus Cora ORB. TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. 5. 621. Taf. XXXIH. Fig. 2—3. XXXV. Fig. 1. LIV. Fig. 1—5. 1906. « « « KLEIDEL: Geol. Untersuchungen im südl. Tian-schan. S. 364. 1909. « « « GRÖBER: Karbon- u. Karbonfoss. aus d. nördl. u. zentr. Tian-schan S. 372. Taf. I. Fig. 1—3. Taf. I. Fig. 5. Diese wiederholt eingehend besprochene kosmopolitische Form ist in der Prinzschen Sammlung durch je eine vordere Klappe aus dem grauen Kalk des Kaschan-Plateau und aus dem Brekzienkalk von Bayumkol im mittleren Tien-schan vertreten. An letzterer Stelle ist das Gestein mit Schalenfragmenten sozusagen erfüllt. Productus simensis T'scHErn. 1902. Productus simensis TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brach. S. 626. Tat. XXXV. Fig. 7. LV. Fig. 2-5. 1906. « « « KEideL: Geol. Unters. im südl. Tian- schan S. 366. Taf. XII. Fig. 6. Die von TscHernvschew gegenüber Pr. tenuwistriata Vern. beton- ten Unterschiede sichern die Selbständigkeit dieser Art schwerlich und auf Grund eines größeren Materiales ließe sich die Zusammengehörig- keit der beiden Formen gewiß nachweisen, auch in dem Falle, wenn man die an die Proboseidellen erinnernde Ausbildung des Stirnrandes von Pr. simensis vor Augen hält. Das aus dem Karatekegebirge stammende Exemplar ist eine vor- dere Klappe, welche übrigens mit der Beschreibung und Abbildung TscHERNYSCHEWS gut übereinstimmt. \ Productus cfr. fasciatus Kur. 1902. Productus fuseiatus Kurt. TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. S. 631. Taf. XXXT Fig. 7. XXXIV. Fig. 5—6. 1906, « « « Kemer: Geol. Unters. im südl. Tianschan. S. 368 Taf. XI. Fig. 3. Das Bruchstück der Wirbelgegend einer großen Klappe läßt sich infolge der charakteristischen breiten konzentrischen Streifen mit größter Wahrscheinlichkeit auf diese Art beziehen. Durchbruch des Atbasi. 76 DE M. E. VADÄSZ (22) Productus elegans M’Cor. Tafel I. Fig. 19. 1900. Productus elegans M’Coy: SCHELLWIEN: Fauna d. Trogkofelsch. S. 52. VII. Fig. 14—17. (Literatur.) 1906. « « « KEiDEL: Geol. Untersuchungen im nördl. Tian- schan. S. 369. Taf. XII. Fig. 7-8. Die Art ist durch eine gewölbte, vordere Klappe, kräftigen Wirbel, konkave hintere Klappe und die Oberfläche bedecekende breite konzen- trische Streifen charakterisiert. Mir liegt ein intaktes Exemplar vor, dessen Unentwickeltheit die Untersuchung gegenüber den sehr ähn- lichen P. fasciatus Kur. und P. punctat:is Marr. erschwert. Der voll- ständige Mangel von Falten an der Schale und die innerhalb der Stachel- warzen der konzentrischen Ornamentik sichtbaren glatten Ränder jedoch berechtigen beiden Arten gegenüber die Identität derselben mit P. ele- gans M’Cory. Aus den hellen Fusulinenkalken des Karatekegebirges. Länge: 11 mm. Breite: 13 mm. Dieke 5 mm, Spirifer bisulcatus Sow. 1900. Spirifer bisuleatus Sow. Scurin: Spiriferen Deutschlands. S. III. Taf. X. Fig. 6. 1906. « « « FrecH: Marines Karbon in Ungarn. Taf. IV. Fig. 3—5. 1908. « « « GRÖBER: Fauna d. untercarb. Transgressionsmeeres S. 222. Taf. XXVI. Fig. 3, 8, 9, 10. Abgerundet dreieckige Umrisse, kräftige zur Gabelung neigende Rippen, ein deutlich emporragender abyerundeter Kamm an der vor- deren und eine seichte Bucht an der hinteren Klappe bilden die Merk- male, auf Grund deren sich meine Exemplare neben den nahestehen- den Formen von Sp. trigonalis und Sp. inteyricosta mit Sicherheit identifizieren lassen, Die Übereinstimmung derselben mit Sp. biswleatus Sow. hatte ich auch Gelegenheit durch das Vergleichungsmaterial der Breslauer Sammlung zu bekräftigen. In den schwarzen Krinoidenkalkschichten von Kain-dawan ist außer einigen Korallenüberresten in großer Menge ausschließlich nur diese Art zu finden. (23) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 77 Spirifer lyra Kur. Tafel I. Fig. 13a—b. 1903. Spirifer Iyra Kur. TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. S. 538. Taf. VI. Fig. 6—7. VII. Fig. 7. VII. Fig. 4—5. 1906. « « « KEIDEL: Geol. Untersuch. im südl. Tianschan. S. 37 Taf. XII. Fig. 3. 9 Vordere Klappe etwas länger, als breit und gewölbter, als die hin- tere, der Wirbel der vorderen Klappe ragt nicht viel über denjenigen der hinteren empor. Die vordere Klappe wırd durch eine vom Wirbel ausgehende tiefe Furche entzweigeteilt, in welcher eine schwache Rippe verläuft. Zu beiden Seiten dieser Furche befinden sich etwa 7—8 gleich kräftige, sodann nahe des Seitenrandes noch 3—4 schwache Rippen. In der Mitte der hinteren Klappe befindet sich — entsprechend der Furche der vorderen Klappe — eine kräftigere Rippe, welche an bei- den Seiten von etwa zehn, gegen den Seitenrand zu schwächer wer- denden Rippen umgeben ist. Obwohl die hier erwähnten Charaktere einigermaßen von der Be- schreibung Tscuernyschzws abweichen, hege ich doch keinen Zweifel an der Identität meines Exemplares. Gerade in jenen Charakteren, in welchen mein Exemplar Abweichungen aufweist, variiert Sp. Iyra Kur. ziemlich stark und in unserem Falle ist der Unterschied um so eher verständlich, als es sich um ein junges Exemplar handelt. Am besten stimmt dasselbe mit Fig. 5 der Tafel VIII von TscHernyschEw überein. Auf Grund der angeführten Charaktere wäre auch eine Identifizie- rung unseres Exemplares mit Sp. tibetanus Dirx. naheliegend. Die Skulptur weist mehr auf diese Art hin, die flachere, länglichere Ge- stalt deutet jedoch auf Sp. Iyra Kur. Das Auftreten der Charaktere bei- der Arten an einem jungen Exemplare bekräftigt nur die oft betonte Verwandtschaft der beiden Formen, welche anscheinend eine so innige ist, daß üie Frage der Artberechtigung — bei den geringen Unter- schieden — von selbst auftaucht. Ein einziges Exemplar aus dem Karatekegebirge. Länge: 7 mm. Breite: 6 mm. Dicke: 4 mm. Spirifer hustedieformis Stuck. Tafel I. Fig. 14a—c. 1905. Spirifer hustediaeformis STUCKENBERG: Fauna d. obercarb. Suite d. Wolga- durchbruchs bei Samara S. 126. Taf. VII. Fig. 16. 78 DE M. E. VADÄSZ (24) Form etwas in die Länge gezogen, ziemlich gewölbt. An der vor- deren Klappe geht von dem kräftig eingebogenen Wirbel eine seichte Furche aus, welche gegen den Rand verlaufend am Stirnrande eine schwache Bucht bildet. Diese mediane Furche wird an beiden Seiten durch eine kräftig emporragende Rippe eingesäumt, und gegen den Seitenrand zu ist noch eine deutliche, kräftiger ausgebildete und eine schwächere, verwischte Rippe sichtbar; an der vorderen Klappe sınd demnach insgesamt sechs Rippen vorhanden. In der Mitte der flache- ren hinteren Klappe ist -- der Furche der vorderen Klappe ent- sprechend — eine breite, flache Erhebung vorhanden, welche von je zwei, durch eine seichte Furche getrennlen Rippen begleitet ist. An der Oberfläche sind auch feine Zuwachsstreifen vorhanden. Die hier charakterisierte Form weicht von der Beschreibung STUCKENBERGS nur in der geringeren Zahl der Rippen ab. STuckENBERG erwähnt nämlich an jeder Klappe je vier Rippen, unter welchen es an der vorderen Klappe angeblich auch verzweigte gibt. Trotz dieser Unter- schiede stimmt jedoch mein Exemplar mit dieser Art in solehem Maße überein, und ist von den übrigen dermaßen abweichend, daß ich es mit derselben identifiziere, mit dem Vorbehalt, daß wir es — falls die erwähnte Abweichung sich als beständig erweist — nicht mit dem Typus selbst, sondern mit einer Varietät desselben zu tun haben. In der Ausbildung und in der Anordnung der Rippen schließt sich diese Art an Sp. fübelanus Dıen. und Sp. lyra Kur. an, von welchen sie sich hauptsächlich durch die Rippen unterscheidet. Ein einziges Exemplar aus den Fusulinenkalkschichten des Kara- tekegebirges. Länge: 7 mm. Breite: 5°5 mm. Dicke: 4 mm. Spirifer sp. (cfr. fasciger Krys.). Eine sehr mangelhaft erhaltene hintere Klappe aus den grauen Kalkschichten des Karatekegebirges ist auf Grund der Rippen mit einiger Wahrscheinlichkeit zu erkennen. Die durch Verschmelzung meh- rerer Rippen entstehenden Rippenknoten, eine den Spiriferen des obe- ren Karbon eigentümliche Skuletur weist auf Sp. fasciger Keys. (= Sp. musalkheylensis Dırx.) hin. (25) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 79 Spirifer (Martinia) cfr. parvula Tscuern. Tafel D. Fig. 144—.c. 1902. Martinia parvula TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. S. 567. Taf. XX. Fig. 2—4. Hierher zähle ich ein etwas in die Länge gezogenes junges Exem- plar mit stark gewölbter vorderer und etwas mehr flacher hinterer Klappe. Der Wirbel der vorderen Klappe ist kräftig ausgebildet; auch eine schwache Furche verläuft gegen den Rand zu. Durchbruch des Atbasi, Alamisi-tan-Gebirge. Spirifer (Martinia) applanata Tscurrn. 1902. Martinia applanata TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. S. 573. Taf. XXI. Fig. 6—9, Beide Klappen ziemlich flach, nur um weniges breiter als lang. Der Wirbel der vorderen Klappe ist gerade emporragend, derjenige der hinteren Klappe schwach ausgebildet. An ersterem beginnt etwa in der Mitte eine seichte Furche, welche gegen den Stirnrand zu verläuft und dort auf Kosten der hinteren Klappe eine kleine Bucht bildet. Die äußere Schicht der Schale ist bei unserem Exemplar abgerieben, die Spuren der konzentrischen Skulptur sind jedoch noch sichtbar. Mit der Art Tscuernvschews läßt sich unser Exemplar gut iden- tifizieren, da es nur etwas rundlichere Umrisse besitzt, sonst aber in sämtlichen Charakteren übereinstimmt. Marlinia elongala Waac. läbt sich wegen der bedeutend kräftigeren Stirnrandbucht nicht mit unse- rem Exemplare identifizieren. Ein Exemplar aus den hellen Fusulinenkalken des Karatekegebirges. Breite: 7 mm. Dieke: #3 mm. Spirifer (Martinia) semiramis Geun. Tafel 1. Fig. 15a—d. 1839. Martinia semiramis GEMMELARO: Fauna ce. caleare fusul. Fiume Sosio. S. 311. tav. XXXI. Fig. 26-35. Umrisse fünfeckig. Vordere Klappe ziemlich flach, mit spitzig emporragendem Wirbel; in der Mitte verläuft eine infolge der flügel- artigen Erhebung der Seitenpartien kräftig ausgeprägte Vertiefung, welche den Stirnrand überschreitend, gegen die hintere Klappe zu eine vier- s0 DE M. E. VADÄSZ (26) eckige Bucht bildet. Die hintere Klappe ist kräftig gewölbt, ohne jede Gliederung; eine schwache, von der Spitze der Stirnrandbucht aus- gehende Rippe ist nur am Steinkerne sichtbar. Die Oberfläche ist, ab- gesehen von der faserigen Schalenstruktur, vollkommen glatt. Der Stirn- rand wird durch kräftige lamellenförmige Zuwachsstreifen abgestumpft. Ein Exemplar, welches mit dem Typus GrmmerLARos übereinstimmt, aus dem Durchbruch des Atbasi. Länge: 13 mm. Breite: 14 mm. Dicke: 9 mm. Spirifer (Martinia) cfr. orbicularis Gernn. 1887. Martinia orbieularis GEMMELARO: Fauna cale. fusul. Fiume Sosio. S. 301. tav. XXXII. Fig. 16—22. 1902. « « { TSCHERNYSCHEW : Obercarb. Brachiop. S. 567. Taf. XVII. Fig. 5. XL. Fig. 9. Ein einziges, mangelhaft erhaltenes, gewölbtes Exemplar, welches aus den lichtgrauen kristallinischen Kalken im südlichen Teile des Kakpak aus dem mittleren Tienschan hervorging, läßt sich am ehesten auf diese Art beziehen. Außerdem gelangten aus den Fusulinenschichten des Karatekegebirges jugendliche Exemplare hervor, welche ebenfalls auf diese Art hinweisen. Spirifer (Reticularia) rostrata Kur. sp. 1902. Retieularia rostrata Kurt. TSCHERNYSCHEW: Oberearb. Brachiop. S. 194. Taf. XV. Fig. 4-5. XX. Fig. 14-18. 1906. « « « Kemer: Geol. Unters. im südl. Tianschan. S. 382- Zwei aus den Fusulinenkalken des Karatekegebirges gesammelte vordere Klappen und ein aus dem Durchbruch des Albasi hervor- gegangenes jugendliches, vollständig erhaltenes Exemplar lassen sich mit den Formen des Schwagerinenkalkes im Ural mit Sicherheit iden- tifizieren. Spirifer (Reticularia) indica Waac. Tafel II. Fig. 1a—b. 1900. Reticularia indica WAAG. ENDERLE: Antracol. Fauna v. Balia Maaden in Kleinasien S. SS. 1900. « « « ARTHABER : Paläozoikum in Hocharmenien S. 270. Taf. XX. Fig. 45. (Literatur!) Umrisse von der Kreisform nur wenig abweichend. Vordere Klappe gewölbt, mit in der Mitte verlaufender und am Stirnrande eine seichte [0 .) fee (27) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. Bucht bildender Furche. Hintere Klappe flach. Die Oberfläche ist mit feinen, dicht gedrängten konzentrischen Zuwachsstreifen verziert, unter denen einzelne kräftig ausgebildet sind und am Steinkern furchenartige Eindrücke hinterlassen. An der vorderen Klappe meines Exemplares fehlt die Wirbelgegend. Mein Steinkernexemplar, welches sich mit dem Typus von Salt- range bestimmt identifizieren läßt, zeigt die Furche der vorderen Klappe ausgeprägter, als die beschalten Exemplare. Im übrigen stimmt das- selbe aber mit den Exemplaren der Breslauer Sammlung gut überein. Hier erwähne ich noch ein anderes Exemplar, einen stark flach- gedrückten und etwas kleineren Steinkern. Auf Grund der Umrisse läßt sich derselbe besser hierher zählen, als zu A. lineatu Marr. sp., es ist ‚jedoch kein näheres Merkmal zu erkennen, welches eine bestimmte Identifizierung ermöglichen würde. Dieses Stück erinnert auch an Ä. Caroli Genn. Beide Exemplare stammen aus dem hellgrauen Fusulinenkalk des Karatekegebirges. Spirifer (Reticularia) insquilateralis Grun. Tafel I. Fig. 16a—c. 1899. Reticularia inaequilateralis GEMMELARO: Fauna cale. fusul. Fiume Sosio tav. XXXV. Fie. 221. Ein etwas in die Länge gezogenes kleines Exemplar mit einer schwachen Asymmetrie an der rechten Seite der hinteren Klappe. Vor- dere Klappe bedeutend mehr gewölbt, als die hintere, mit kräftigen, breiten — an die Siryngoceyhalusform erinnerndem — Wirbel, in der Mitte mit einer nicht tiefen, aber deutlichen Furche. Hintere Klappe schwach gewölbt, mit plötzlich eingebogenem Wirbel. Größte Dicke in der Wirbelgegend. Die Oberfläche ist am Steinkern durch kräftig empor- ragende konzentrische Zuwachsstreifen bedeckt, welche die Asymmetrie gut veranschaulichen. Die erwähnte Asymmetrie weist unter den bekannten Formen auf GEMMELARoS Art hin, welche mit unserem Exemplare in vielen Charakteren übereinstimmt, aber auch Unterschiede aufweist. Der Wirbel der vorderen Klappe ist — wir haben es da mit einem kleineren Exemplare zu {un — kräftiger ausgebildet und auch die in der Mitte verlaufende Furche aus- geprägter. Letzteres läßt sich jedoch nicht als Abweichung anführen, da dıese Furche nach GrmmeLaro individuell stark variiert und auch ganz fehlen kann. Um unser Exemplar genauer zu vergleichen, mübte man den Grad der erwähnten Abweichung in vorgeschrittenem Alter s2 v: M. E. VADÄSZ (28) feststellen können, bis dahin halte ich jedoch die Identifizierung für berechtigt und die Abweichungen auf Grund der individuellen En!- wicklung verständlich. Als nahestehende Form wäre noch R. pulcherrima Genm. zu er- wähnen, dieselbe weicht jedoch — abgesehen von dem in der Assy- metrie vor Augen tretenden Unterschiede — auch durch die Ungleich- förmigkeit der Skulptur und auch durch den Mangel der Furche an (ler vorderen Klappe von unserem Exemplar ab. Arrtuager erwähnt diese Art unter den Synonymen von A. Waua- geni Löczy, wegen der übereinstimmenden Maße und des Armgerüstes.! In der Beschreibung von R. Waugeni Löczy finden wir jedoch nirgends eine Erwähnung der Asymmetrie, durch welche sich Grumeraros Typus von sämtlichen ähnlichen Formen unterscheidet. Und diese Asymmetrie, sei dieselbe durch was immer verursacht, muß als Grund der artlichen Abtrennung akzeptiert werden, so lange nicht an einem großen Material nachgewiesen wird, daß es bloß eine individuelle Eigentümlichkeit ist. Da ich diesen Nachweis in der Beschreibung ArtHABERs nicht vorfand: betrachte ich den Typus Gemmeraros auch weiterhin als selbständige Form. Ein Steinkern aus den Fusulinenschichten des Karatekegebirges. Länge der vorderen Klappe: 11 mm. Breite: S’5 mm. { « hinteren « Bus Dicke: 7] « Spirifer (Amboccelia) cfr. planoconvexa Snuun. SP. 1894. Martinia planoconvexa Suum, Suess (Frech): Pal.-strat. Beitr. aus (Central- asien S. 455. 1900, « « « ENDERLE: Anthracol. Fauna v. Balia Maaden in Kleinasien. S. 86. 1900. « « « FRECH-ARTHABER : Paläozoikum in Hocharme- nien. S. 266. 1902. « « « TSCHERNYSCHEW : Obercarb. Brachiop. S. 196. (Literatur.) FrecHn wies die große vertikale Verbreitung dieser Art nach. Ich zähle zwei Exemplare aus dem erauen Kalk der Atbasischlucht im Alamisi-taugebirge hierher. Beide sind von breiter Form, die eine be- sitzt an beiden Klappen je eine schwache Furche, die andere gehört einer Varietät ohne Furchen an. ! Paläozoik umin Hocharmenien u. Persien. S. 269. 129) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. s3 Spiriferina ornata Waae. Tafel 1. Fig. 17a—.c. 1883. Spüriferina ornata WAAGEN: Salt-range foss. S. 505. pl. L. fie. 1—2. 1902. « « « TSCHERNYSCHEW : Obercarb. Brachiop. S. 515. Tat. All. Fig. S—-10. XAXXVI. Fig. S—11. Die Art wird an der vorderen Klappe durch einen kräftig aus- gebildeten Wirbel mit in der Mitte verlaufender breiter Vertiefung, an der hinteren Klappe ist durch eine derselben entsprechende abgerundet her- vorragende kräftige Rippe und an beiden Klappen durch je vier ab- gerundete Rippen charakterisiert. Die auf den Seitenteil entfallende vierte Rippe ist am schwächsten ausgebildet. Die Vertiefung der vor- deren Klappe reicht buchtartig auf die hintere Klappe hinüber. Die äußere Schicht der Schale fehlt, deshalb ist die konzentrische Skulptur nicht sichtbar, die charakteristische Punktstruktur jedoch gut zu be- obachten. Waacen erwähnt diese Art aus dem oberen Productuskalk, Tscuer- NYSCHEW aus den Schwugerinenschichten des Urals. Das mir vorliegende Exemplar stamnıt von dem Felsenkamm Sonko- tau der Degenewüste, südlich von Karatekegebirge. Länge der vorderen Klappe: 10 mm. Breite: 10 mm. « « hinteren « SE ussDicke:2. 107 Spiriferina sp. (cfr. eristata Scur. sp.). Aus den hellen Fusulinenkalken des Karatekegebirges kam ein Spiriferinenfragment zutage, welches zwar zur näheren Bestimmung nicht geeignet ist, infolge der Rippen jedoch auf die weit verbreitete Form Sp. cristata Sch. sp. hinweist. Spirigera planosulcata Phırr. sp. 1887. Athyris planosulcata Puirr. Koxinek: Faune d. cale. carb. de la Belgique. S. 86. pl. XXI. Fig. 16—32. (Literatur.) 1892. Athyris? cfr. planosulcata PHiLL. SCHELLWIEN: Fauna d. karn. Fusulinenkalkes S. 51. Taf. VIII. Fig. 17. 1902. Athyris (Actinoconchus) planosulcata PHiLL. TSCHERNYSCHEW: Oberearh. Bra- ehiop. S. 105. Taf. XLII. Fig. 7—10. Diese in den europäischen Karbonschichten allgemein verbreitete Form ist durch ein Exemplar von mittlerer Größe und vier jugendliche © > D: M. E. VADÄSZ (30) Exemplare vertreten, welche aus dem weiß verwitternden Krinoiden- kalke im südlichen Teile des Kaschanplateaus, aus dem Kuldschaer Nan- schan hervorgingen. Die längliche, flache Form und die lamellenförmi- sen, konzentrischen Zuwachsstreifen berechtigen die Identifikation. Spirigera globularis Puitr. sp. Taf. I. Fig. 20—c. 1857. Athyris globularis PritL. KonincKk : Faune d. cale. carb. de la Belgique. S. 72. pl. XVII. fig. 5—6. II. 36—39. (Literatur.) 1900. Spirigera globularis PHILL. sp. ARTHABER: Paläozoikum in Hocharmenien. S. 276. Taf. XXII. Fig. 4—5. 1909. Athyris globularis PHitL. GRÖBER: Garbon- u. Carbonfossilien d. nördl. u. zentr. Tian-schan. S. 368. Hierher zähle ich en 5 mm langes, junges Exemplar, welches etwas länger, als breit ist. An der vorderen Klappe befindet sich etwas unter der Mitte eine durch zwei Erhabenheiten eingefaßte breite, seichte Vertiefung, in welcher eine schwache Rippe emporragt. An dem Stirn- rande ist eine mediane, breite runde Bucht vorhanden, welche rechts und links durch je eine kleinere eingefaßt wird. Von Oberflächenskulptur sind nur am Stirnrande einige kräftigere Zuwachsstreifen sichtbar. Unter drei, auch in ausgewachsenem Zustande schwer zu unter- scheidenden Formen läbt sich dieses junge Exemplar nur schwierig mit irgendeiner derselben bestimmt identifizieren. Sp. ambigua Sow. Sp. und Sp. subtilit« Harı. stehen mit Sp. ylobularıs Prıwr. sp. in solch innigem Verband, daß die Absonderung derselben auch bei der mi- nutiösesten Vergleichung Mühe macht. Sp. globularis Psıtr. sp. ist unter den dreien am meisten gewölbt und länger, als breit. Sp. ambigua Sow. sp. ist weniger gewölbt, breiter als lang (Konıne«!) und durch die Furche an der hinteren Klappe charakterisiert. Sp. subtilila Harn. ist etwas länger, als Sp. globularis Priuı. sp. und weniger gewölbt Zwischen den beiden letzteren sind Übergangsformen nicht selten. Das im südlichen Teile des Kaschanplateaus des Kuldschaer Nan-schan gesammelte kleine Exemplar stimmt am meisten mit den Charakteren von Sp. globularis PuırL. sp. überein, weshalb ich es mit dieser Art identifiziere. (31) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. ot Spirigera (Spirigerella) asiatica n. sp. Taf. II. Fig. 3a—d Form länglich, gewölbt, mit fünfeckigen Umrissen. Vordere Klappe klein, mit unvermittelt nach unten gebogenem Wirbel, ohne Area und Deltidium. In der Mitte der Klappe befindet sich eine anfangs seichte, sodann immer tiefer werdende Furche, welche die zungenförmige Ver- längerung der vorderen Klappe halbiert. Die hintere Klappe ist ebenso gewölbt, wie die vordere und zeigt eine gleichmäßige Wölbung ohne Gliederung. Seitenrand gerade, Stirnrand eine V-förmige Einbuchtung bildend. Die Oberfläche ist mit gegen den Stirnrand zu kräfliger wer- denden Zuwachslamellen bedeckt. Ähnliche gedrungene Formen findet man in Waacens Fauna von Salt-Range, ohne jedoch unser Exemplar mit einer derselben identifizie- ren zu können, Am nächsten steht es zu Sp. praelonga W aac., welche Art nur in der runden Form der Stirnkantenbucht abweicht. An dem mir vorliegenden Exemplare ist diese Bucht anfangs ebenfalls rund und wird erst im Laufe des weiteren Wachstums eckig, weshalb sich zwischen den beiden Formen auch entwickelungsgeschichtliche Beziehungen an- nehmen lassen. Waasens Form stammt aus den Cephalopodenschichten von Jabi, welche jünger sind, als unser Exemplar. Und trotzdem weist dieses auch bei kleinerer Gestalt bereits eine gesteigerte Spezialisierung auf. Aus diesem Grunde läßt es sich jener nicht als Varietät anschließen. sondern muß einstweilen als selbständige Form neben dieselbe gestellt werden. Nahe verwandt sind noch Sp. Derbyi Waac. und Sp. minuta Waac., von denen meine Art ebenfalls hauptsächlich durch die auf- fallende Gestalt der Stirnrandbucht getrennt erscheint. Ein Exemplar aus den Fusulinenschichten des Karatekegebirges. Länge: 12 mm. Breite: 12 mm. Dicke: 9:5 mm. Camarophoria sp. (cfr. superstes Vrrx.) 1902. Camarophoria superstes Vern. TSCHERNYSCHEW: Oberkarb. Brachiop. S. 504. Taf. XLVI. Fig. 4—6. L. Fig. 14. Aus den grauen Krinoidenkalken des Kasanplateaus im Nan-schan gelangte eine vordere Klappe mit geripptem Stirnrande zutage. In der äußeren Form weist dieses Exemplar ehestens auf die oben angeführte Art Vernevis hin. s6 D: M. E. VADÄSZ (32) Camarophoria parvula TschHern. 1902. Camarophoria parvula TSCHERNYSCHEW : Obercarb. Brachiop. S. 507. Taf. XLVI. Fig. 12, 13. Form flach, etwas länglich, abgerundet fünfeckig. Beide Klappen gleichmäßig gewölbt. Wirbel der vorderen Klappe nur wenig über die hintere Klappe erhaben. Eine Gliederung ist nur in der unmittelbaren Nähe des Stirnrandes sichtbar. Stirnrand gegen die hintere Rlappe zu eine schwache Bucht bildend, in weleher an der vorderen Klappe zwei kleine Rippen sichtbar sind, während am Rande der hinleren Klappe eine der zwischen beiden befindliche Furche entsprechende unbedeutende Erhabenheit vorhanden ist. Seitenrand gerade. An der Oberfläche sind Zuwachsstreifen sichtbar. Das mir vorliegende Exemplar stimmt mit der Beschreibung TscHer- NYSCHEWS gut überein, nur am Seitenrande sind die Zuwachsstreifen nicht so kräftig ausgebildet, wie es Tscuernyschew erwähnt. Gamauro- phoria? dubia Kon., welche unserer Art am nächsten steht, ist etwas länger und besitzt nach der Abbildung Konıners in der Stirnrandbucht bloß eine kleine Rippe, obwohl in der Beschreibung nicht einmal diese eine erwähnt wird. Ein Exemplar aus den Fusulinenkalkschichten des Karatekegebirges. Rhynchonella Hofmanni Kror. Tafel II, Fig. 5. 1838. Rihynchonella Hofmanni Krorow: Geol. Forsch. in d. Gebieten v. Tcherdyn. S. 548. Taf. I. Fig. 31, 32. 1839. « « « TSCHERNYSCHEW : Allg. geol. Karte v. Russ- land. Bl. 139. S. 275. 1902. « « « « Obercarb. Brachiop. vom Ural. S. (60) 477. Taf. XLIV. Fig. 12. Form breit und flach, mit geraden einfachen Rippen und schwacher Stirprandbucht. Die Gesamtzahl der Rippen beträgt 20—22, von welchen jedoch die äußersten lateral liegenden sehr schwach ausgebildet sind. Diese Art stelit in vielen Beziehungen nahe zu Rh. Irilatera Kon. Dieselbe ist jedoch nicht so breit, die Seitenränder stoßen am Wirbel in kleinerem Winkel zusammen, am Stirnrande befindet sich keinerlei Einbuchtung und die Verteilung der Rippen ist eine andere. Die Formen, welche mit den Exemplaren Krorows und Tscner- NYSCHEWS übereinstimmen, gelangten aus der Schlucht des Atbasi im Alamisi-tau hervor. (33) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 87 Rhynchonella cfr. trilatera Kon. Tafel II. Fig. 6. 1887. Rhynchonella trilatera Koninek: Faune d. Cale. carb. de la Belgique S. 50. pl. XVI. Fig. 69-85. Ein Exemplar von etwas in die Länge gezogener, unten abgerun- deter, dreieckiger Form, mit geradem Stirn- und Seitenrand und etwa 18—20 geraden, von der Mitte gegen die Seiten zu schwächer werden- den Rippen. Das mir vorliegende, etwas zusammengedrückte Exemplar stimmt mit der Art Konıneks ziemlich überein, nur ist es unten etwas mehr abgerundet. Am nächsten steht dasselbe zur Fig. 82 Konınceks. Aus den Krinoidenkalken des südlichen Kasan im Kuldschaer Nan-schan. Rhynchonella (Uncinulus) timorensis Beyr. Tafel II. Fig. 7a—d. 1865. Rhynchonella timorensis BEyricH: Kohlenkalkfauna v. Timor. S. 72. Taf. 1. Fig. 10. 1883. Uncinulus Theobaldi Waagen: Salt-range fossile S. 425. p. XXXIV. Fig. 1. 1892. Rhynchonella (Uneinulus) timorensis Beyr. Rorupıerz: Perm-, Trias u. Jura- form. auf Timor u. Rotti S. 87. Taf. X. Fig. 6. 1897. Uneinulus timorensis Beyr. Diener: Permocarb. fauna of Chitichun. No. 1. S. 69. pl. X. Fig. 7—10. 1399. Uneinulus sieulus GEMMELARO: Fauna d. cale. fusul. d. fiume Sosio. S. 261 tav. XXVI. Fig. 62—68. 1900. Uneinulus timorensis Beyr. Löczy: Szechenyi Bela keletäzsiai exped. tud. eredm. S. 95. Taf. IV. Fig. 10. 1903. « « « SCHELLWIEN: Paäloz. u. triad. Foss. aus Ost- asien. S. 146. Taf. II. Fig. 7. Zu dieser interessanten Art zähle ich zwei mangelhafte und ein nur wenig beschädigtes vollständiges Exemplar. In den Charakteren stimmen dieselben mit dem Typus gul überein, deshalb kann ich von einer eingehenderen Beschreibung Abstand nehmen und erwähne nur, daß die Rippen unmittelbar am Wirbel beginnen und ihre Zahl in der Stirnrandbucht 5—6 beträgt und ebensoviel in den Seitenteilen. In der bisherigen Literatur ist diese Art sehr verschieden beurteilt worden, indem der Abtrennung einesteils die minutiösesten Charaktere zu Grunde gelegt wurden, anderesteils wieder nicht zusammengehörende Formen hier vereint worden sind. Alles dies war eine Folge des Man- gels an genügendem Untersuchungsmaterial und dem ist es zuzuschrei- ben, daß Waacen unter dem Namen U. Theobaldi eine mit U. timo- rensis Ber. sp. identische Form beschrieb und dabei als U. jabiensis Mitt. a d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 2. Heft. 7 88 pt. M. E. VADÄSZ (34) und U. posterus zwei nahestehende Formen puhlizierte. RorTHPLETz wies auf das Unhaltbare der Selbständigkeit der Waagenschen Arten hin und betrachtet von denselben U. jabiensis als zweifellose und U. Theobaldi Waagc. als wahrscheinliche Synonyme. Löczy zählte außerdem auch noch die dritte, U. posterus Waac. hierher. Diener befaßte sich auf Grund größeren Materiales mit dieser Frage und gelangte zu dem Resultat, daß U. timorensis Bryr. in dem Auftreten und der Zahl der Rippen stark variiert, während die Umrisse beständig breit oval sind. Auf Grund dessen sind sämtliche Formen, bei welchen die Länge von der Breite übertroffen wird, zu U. timo- rensis Beyr. zu zählen, ohne Rücksicht darauf, ob die Rippen bei dem Wirbel oder in der Mitte der Klappe beginnen. Zu {rennen sind da- gegen jene Formen, bei welchen die Länge auf Kosten der Breite zu- nimmt, deren Umrisse also rundlicher sind, wie z. B. U. jabiensis Waag. und U. posterus Waac. In diesem Sinne ist auch noch U. siculus Gemm. zu U. timorensis Beyr. zu rechnen, da dieselbe mit ihren breiten Umrissen sich gut in den Rahmen dieser Aıt hineinfügt. Die mir vorliegenden Exemplare stammen aus den grauen Kalk- steinen der Schlucht des Atbasi im Alamisi-tau. Länge : 95 mm. Breite: 19 mm. Dicke: 7 mm. Pugnax granum Tschern. Tafel II. Fig. 4a—c. 1902. Pugnax granum TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. S. 485. Taf. XXI. Fig. 13-—15. Das mir vorliegende Exemplar ist gewölbt von rundlicher Form und stimmt mit der Beschreibung TscHEernyYscHhrws gut überein. In der Bucht der vorderen Klappe sind zwei, und an der hinteren Klappe dementsprechend drei Rippen sichtbar. Unser Exemplar gehört dem- nach der selteneren, verzierten Abart an. Die Schale fehlt, aber außer der faserigen Struktur sind auch Spuren einer konzentrischen Skulptur sichtbar. Alamisi-tau, Schlucht des Atbasi. (35) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 89 Rhynchopora variabilis Stuck. Tafel II, Fig. Sa—c. 1898. Rhynchopora variabilis STUCKENBERG: Allg. Geol. Karte v. Russland. Bl. 197. S. 28. Taf. III. Fig. 13., 14. 1902. « « « TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. S. 74. Taf X. XL Fig. 16, 17. Der mittlere Teil des Stirnrandes einer schwach gewölbten vorde- ren Klappe, welcher eine gegen die hintere Klappe zu umgebogene seichte Bucht bildet. In letzterer sind vier Rippen vorhanden. An den Seiten sind ebenfalls vier-fünf Rippen sichtbar. Hintere Klappe etwas mehr gewölbt. Die Rippen gehen von der Mitte der Klappen aus. Die asiatischen Exemplare stimmen in der Form und in den Rippen mit der Beschreibung StTuckengeres gut überein. Rh. Gemilziana Vern. weicht in den lateralen Rippen und Ah. Nikitini Vern. in der größeren Zahl der mittleren Rippen ab. Unser Exemplar erinnert auch an Rh. Wiehmanni Rorupr., ist aber auf Grund der punktierten Schalen- struktur leicht von derselben zu unterscheiden. Ein vollständiges und ein fragmentares Exemplar aus den Fusulinen- kalken des Karatekegebirges. Länge: 9 mm, Breite: 10 mm? Dicke: 6 mın. Terebratula (Dielasma) hastata Sow. Tafel II, Fig. 9a—b. 1887. Dielasma hastatum Sow. Koninck: Faune du cale. carb. de la Belgique. S. 9. pl. II. Fig. 1—26. IV. Fig. 19—22. (Literatur.) 1899. « « « Diener: Anthracolithie foss. of Kashmir a. Spiti S. s0. Taf. VI. Fig. 5. Hierher zähle ich zwei ausgewachsene Exemplare aus dem grauen Kalk der Atbasischlucht im Alamisi-tau, wegen ihrer länglichen Gestalt und der schwachen Vertiefung der vorderen Klappe. Ein junges Exemplar aus dem schwarzen Kalk des Aigartpasses im chinesischen Pamir (Tafel II, Fig. 3) muß ich ebenfalls hierher stel- len, da die Charaktere desselben ehestens auf diese Art hinweisen und nur in der Ausbildung des Stirnrandes eine gewisse Abweichung besteht. Mein Exemplar weist am Stirnrande neben der mittleren Bucht rechts und links eine kaum sichtbare schwache Unebenheit auf, während in der Mitte der hinteren Klappe dementsprechend eine schwache Erhebung und daneben noch eine kleine schwächere Bucht vorhanden ist. Bei 7X I0 D: M. E. VADÄSZ (36) dieser geringen Abweichung kann ich auch dieses Exemplar noch mit Recht in den Rahmen von T. (Dielasma) hastata Sow. fügen, besonders wenn man die sehr variierende Form der Terebrateln und die Unent- wickeltheit unseres Exemplares in Betracht zieht. Terebratula (Dielasma) cfr. Mölleri Tscnuerrn.. Taf. I, Fig. 10a—b 1902. Dielasma Mölleri TSCHERNYSCHEW: Öbercarb. Brachiop. S. 453. Taf. II. Fig. 6, 7. Die genauere Bestimmung unseres etwas mangelhaften Exemplares ist nieht die leichteste. Die übertriebene Zergliederung der Terebratula- Arten im Karbon macht ein Zurechtfinden unter den einander so ähn- lichen Formen beinahe zur Unmöglichkeit. Unser Exemplar stimmt am meisten mit der Art TscuernyscHhews überein, scheint nur etwas flacher zu sein, was auch von Verdrücktheit herrühren kann. Die Stirnrand- bucht, bezw. die Vertiefung der vorderen Klappe ist etwas seichter, als bei dem Typus und an letzterem findet sich nicht die Abstumpfung der Ränder, wie bei unserem Exemplare. Ich bin jedoch geneigt auch diese Abweichungen noch als individuelle Schwankungen zu bewerten und stelle deshalb mein Exemplar zu dieser Art, umsomehr, als es von den übrigen in viel größerem Maße abweicht. Aus hellem Fusulinenkalk, südwestlich von Sardschegatsch (Degene) im Sonko-tau. Terebratula (Dielasma) plica Kror. Tafel II, Fig. 11a—b. 1902. Dielasma plica Kror. TSCHERNYSCHEW: Obercarb. S. 456. Taf. Fig. 34. IV. Fig. 5—7. Ein Exemplar aus den Fusulinenkalken des Karatekegebirges macht, da es mit dem Typus der Art bestimmt zu identifizieren ist, eine ein- gehendere Besprechung dieser bekannten charakteristischen Art überflüssig. Die von TscHernvscuew als D. Hmanicum beschriebene Form steht dieser Art sehr nahe, obwohl TscHernyschew dieselbe in die Gruppe von D. biplex Waas. stellt. Außer dem Größenunterschied läßt sich kaum eine Abweichung finden. Länge: 14 mm, Breite: 115 mm, Dieke: S mm. (37) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 91 Terebratula (Dielasma) cfr. truncatum Waac. 1883. Dielasma truncatum WAAGEN: Salt-range foss. S. 345. pl. XXV. fig. 11—13. Hierher zähle ich ein in die Länge gezogenes, mäßig gewölbtes, junges Exemplar, dessen Stirnrandbucht noch kaum sichtbar ist. Die Unentwickeltheit unseres Exemplares läßt keine sichere Identi- fizierung zu, dasselbe läßt sich aber dennoch am ehesten auf die erwähnte Art Waaeens beziehen, da unter den am nächsten stehenden Formen T elongata Scart. gewölbter ist und auch die kleineren Exemplare des- selben gefurcht sind. Ein Exemplar aus den Fusulinenkalken des Karatekegebirges. Terebratula (Nothothyris) nucleolus Kur. sp. Tafel II, Fig. 12a—e. 1842. Spirifer nucleolus KutorsA: Beitr. z. Paläont. Russlands S. 23. Taf. V. Fig. 7. 1883. Nothothyris simplex WAAGEN: Salt-range foss. S. 389. pl. XXVII. Fig. 10—11. 1902. « nucleolus Kur. TSCHERNYSCHEW: Obercarb. Brachiop. S. 464. Taf. XLIl. Fig. 8—13. 1906. « « « Kemer: Geol. Untersuch. im südl. Tian-schan S. 359. Taf. XIII. Fig. 8. Form länglich, mit abgerundet fünfeckigen Umrissen, an der vor- deren Klappe ınit kräftig eingebogenem Wirbel. Seitenrand gerade, Stirn- rand gefaltet. Am Stirnrande der vorderen Klappe sind drei Furchen vorhanden, von welchen sich jedoch nur die mittlere bis zur Mitte der Klappe verfolgen läßt, während die beiden anderen auf den Rand be- schränkt sind. Die Furchen werden durch Erhebungen eingefaßt. Am Stirnrand der hinteren Klappe sind zwei Falten sichtbar. Unser Exemplar läßt sich zwischen die von TscHERNYSCHEW charak- terisierten Formen gut einfügen ; bei diesen ist nämlich die Ausbildung des Stirnrandes ziemlichen Schwankungen unterworfen. Es stimmt auch mit N. simplex Waas. überein, auf dessen große Ähnlichkeit mit N. nueleolus Kur. bereits TscHErnYscHEw hingewiesen hat. Da WaAGEns Typus nur in der Ausbildung des Stirnrandes Abweichungen aufweist, erscheint mir die Trennung desselben unberechtigt und identifiziere ich denselben mit N. nucleolus Kur. sp. Das mir vorliegende Exemplar stammt aus dem Fusulinenkalk des Karatekegebirges. mm, Breite: S mm. « Dicke: 65 « Länge der vorderen Klappe: 10° « « hinteren « S [ob Bu 92 D: M. E. VADÄSZ (38) Terebratula (Nothothyris) nov. sp. ind. Taf. II, Fig. 13a—c. Ein kleines, breites, gewölbtes Exemplar mit Klappen von gleicher Wölbung. Der Wirbel der vorderen Klappe ist abgebrochen; etwa von der Mitte der Klappe verlaufen vier kräftige, stumpfe Rippen derart gegen den Rand zu, daß in der Mitte eine breite, seichte Vertiefung bestehen bleibt, welche sich am Stirnrande buchtförmig ausweitet. An der hinteren Klappe sind dieselben vier Rippen vorhanden mit dem Unterschiede, daß sich in der Mitte keine Vertiefung, sondern eine der Vertiefung auf der vorderen Klappe entsprechende Erhebung befindet. Die Oberfläche ist mit feinen, dicht gedrängten Zuwachsstreifen bedeckt; dieselbe nehmen gegen den Stirnrand an Stärke zu, werden lamellen- artig und stumpfen den Rand ab. Dieses aus den hellen Fusulinenkalkschichten des Karatekegebirges stammende Exemplar stimmt mit keiner der bisher bekannten Arten überein. Am nächsten steht dasselbe noch zu N. Warthi Waac. das- selbe ist jedoch durch die größere Wölbung der vorderen Klappe und durch den ausgebildeten Stirnrand unterschieden. Das selbe läßt sich auch von N. triplicatus Waac. sagen. Länge der hinteren Klappe: 6 mm. Breite « « « ES Dicke « « « [9] « Waldheimia (Aulacothyris) compacta Wuhrte et St. Jonn. Tafel II, Fig. 15a —d. 1867. Waldheimia? (Cryptacanthia) compacta WurE & St. Joun: Transaet. of Chi- cago Acad. of Se. vol. I. P. 1. pag. 119. fig. 3. 1894. Cryptacanthia compaeta WH. & Sr. Joun, Harn: Paleozoie brachiop. P. Il. S. 300. 1900. « « uuc“ « SCHELLWIEN: Fauna d. Trogkofelsch. S. 108. Taf. XV. Fig. 30. Auf Grund der Beschreibungen Scuerwırns und Harıs’ gehört ein einziges vollständiges, nur wenig beschädigtes Exemplar mit Sicher- heit hierher. Die Umrisse zeigen ein abgerundetes Fünfeck. Die vordere Klappe ist in der Medianlinie in einer stumpfen Leiste kammartig er- 1 Die Originalbeschreibung war in Budapest nicht zu beschaffen. (39) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 93 haben, hausdachförmig. Der Stirnrand paßt sich der in einem Winkel geknickten Form der vorderen Klappe an und bildet den Mediankamme entsprechend eine kleine Einbuchtung. Wirbel gerade emporragend. spitzig. Hintere Klappe flacher, deckelförmig, ein Drittel vom Wirbel der ganzen Breite entsprechend seicht eingebuchtet und mit der vor- deren Klappe am Stirnrande durch eine zungenförmige Verlängerung in Berührung stehend. Die Oberfläche ist durch feine konzentrische Zuwachs- streifen bedeckt, welche gegen die scharfen Kanten zu kräftiger werden. Sehr deutlich ist die punktierte Schalenstruktur. Das einzige, mir vorliegende Exemplar ist nicht geeignet, die un- sichere systematische Stellung dieser Art zu klären. Mit der von ScHELL- wırn erwähnten Rh. reflexa Kon. und Rh. Glassüi Dav. steht dieselbe jedoch außer der zufälligen äußeren Ähnlichkeit in keinerlei Beziehun- gen. Infolge der entschieden punktierten Schalenstruktur ist sie jedoch mit Recht in die Familie Terebratulidae einzureihen und höchstens be- trefis der Gattung können Zweifel bestehen. Wuırz und Sr. Jonx er- wähnen sie als neues Subgenus von Waldheimia. ZırreL‘' betrachtet sie als Synonyme von Dielasma; Fıscuer ” vergleicht sie mit der Gat- tung Magellania (= Waldheimia) und weist besonders auf die Ähn- lichkeit mit Aulacothyris hin. Harn betrachtet sie als besondere Gat- tung von unsicherer Stellung. In neuerer Zeit weist TscHernyschEw bei Beschreibung der ähn- lichen Formen aus dem Ural auch auf diese Form hin und spricht sich für die Zuteilung derselben zu Waldheimia, bzw. dem Subgenus Aula- eothyris aus. Zieht man die große Ähnlichkeit einiger Aulacothyris- arten aus der Trias der Alpen in Betracht, so kann diese Auffassung als berechtigt gelten. Die Untersuchung der inneren Struktur an einem größeren Material wird dieselbe jedenfalls bekräftigen, deshalb schließe ich mich in dieser Frage der Auffassung TScHERNYSCHEWS an. Die von ScheıLwıen als Eryptacanthia compacla Wnıre & St. JoHun beschriebene, mit unseıem Exemplar vollkommen übereinstimmende Form identifiziert Tscuernyscnhew mit Aulacothyris trochilus Eıcnw. Zwischen den beiden Formen sind tatsächlich viel übereinstimmende Züge vorhanden und trotzdem ist — wenigstens bis zur Untersuchung der Beständigkeit der Charaktere, welche heute wegen der Seltenheit von Cr. compacta noch undurchführbar ist — auf Grund unserer heu- tigen Kenntnisse die Trennung der beiden Formen berechtigt. Wald- heimia (Aulacothyris) compacta Wnwe & Sr. Jon ist beträchtlich ge- 1 Handbuch d. Paläont. I. S. 699. 2 Manuel de Conchiol. S. 1519. 94 Dt M. E. VADÄsZ (40) wölbter, der Stirnrand auch bei Individuen, welche größer sind, als das von TscHERNYScHEw in Fig. 16 abgebildete Exemplar, weniger gegliedert, in der Mitte der vorderen Klappe sind keine Rippen vorhanden, wie bei Aulacothyris trochilus EıcHw. Diese Art gelangte ursprünglich aus dem Karbonkalk von Madison zutage ; ScHELLwIEn erwähnt sie aus dem Fusulinenkalk zu Neumarktl. Unser Exemplar stammt ebenfalls aus Fusulinenkalk im Karatekegebirge. Länge der vorderen Klappe: Il mm. Breite: 9 mm. « « hinteren « I Dias SG LAMELLIBRANCHIATA. Lamellibranchiaten sind im Materiale von Prınz viel seltener und die vorhandenen sind so schlecht erhalten, daß meist sogar die Bestim- mung der Gattung unmöglich ist. Jedenfalls ist ein Eingehen auf die- selben hier unmöglich und überflüssig und nur bei Besprechung der einzelnen Fundorte erwähne ich die entsprechenden Überreste. Von den meist auf Pecten, Avicula, Arca, Kdınondia und Moliolaarten deuten- den Fragmenten erwähne ich hier nur foleende Form. Avicula cefr. chidrunensis Waac. Tafel II. Fig. 16. 1SS1. Avicula chidrunensis WAAGEN: Salt range foss. S. 290. pl. XX. fig. S—10. Ein mit Ausnahme der fehlenden Wirbelgegend, vollständiges Exem- plar einer linken Klappe. Form schmal, lang gezogen, nach hinten ver- schmälert mit deutlich abgesetztem, breiten Flügel. An der Oberfläche sind feine Zuwachsstreifen sichtbar. Eine ähnliche lang gezogene Form ist im europäischen Karbon Leioplera emaciala Konx.,' welche sich jedoch nach hinten verbreitert und einen längeren Flügel besitzt. Im amerikanischen Karbon ist mir keine ähnliche Form bekannt. Am besten ist Waasens A. chidrunensis mit unseren: Exemplare zu vergleichen und zieht man die von WAAGEN betonte Variabilität dieser Form in Betracht, so ist die Identifikation vielleicht trotz des Altersunterschiedes richtig. Eine ähnliche Form er- wähnt auch TscHErnyschkEw aus dem Karbon im Ural.” 1 Faune d. calc. carb. de la Belgique. S. 195. pl. XXX. fig. 21. 2 Obercarb. Brachiop. S. 667. (41) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALÄASIEN. 9 a GASTROPODA. Die oben bei den Muscheln gemachten Bemerkungen besitzen auch für die Schnecken Geltung. Außer schlecht erhaltenen Euomphalus- resten und Pleurotomarienfragmenten ließen sich folgende Formen näher bestimmen. Straparollus levigatus LevkıLLk sp. Tafel II. Fig. 17. 1881. Straparollus laevigatus LEv. Koninck : Faune d. cale. carb. de la Belgique. I. p. 127. pl. XXI. fig. 19—22. (Literatur) 1906. « « « Gorranı: Contr. alla studio d. pal. cearnico |. Fauna permocarb. p. 60. tav. II. fig. 29. Kine kleine, aus vier deutlichen Umgängen bestehende Form. Der obere Teil ist ganz flach mit kaum gesonderten Umgängen, unten etwas konkav, in der Mitte mit breitem Nabel. Die Form der Umgänge ist oval, die Seiten sind abgerundet. Unser Steinkern ist ganz elatt, nur an den Nähten ist eine schwache spirale Vertiefung zu beobachten. Das mir vorliegende Exemplar ist bedeutend kleiner, als das von Koniınck abgebildete und die geringen Unterschiede zwischen beiden lassen sich aus diesem Umstande leicht erklären. Konınck erwähnt näm- lich fünf Umgänge und betont, daß der Seitenteill mit dem Oberteil in einem Winkel zusammenstoßt. Neuerdings beschrieb GorTanı aus dem Permokarbonschichten der Südalpen eine Form von ähnlicher Größe. Aus den Fusulinenschichten des Karatekegebirg: S Capulus cfr. mitr&formis Travtscn. Tafel Il. Fig, 18a—b. Capulus mitraeformis TRAUTSCHOLD: Kalkbrüche v. Miatschkowa. S. 313. Tab. XXNXI. Fig. 16. Form von mittlerer Größe, mit scharfer, zugespitzter, nur wenig seitwärts gekehrter und etwas eingekrümmter Spitze. An der Vorder- seite verläuft von der Spitze ausgehend eine scharfe Leiste bis zur Kante der Mündung. Mündung etwas unregelmäßig kreisförmig, gerad- randig. Von der Schale ist nichts erhalten, am Steinkern ist jedoch stellenweise sichtbar, daß die Oberflächenskulptur nur aus feinen Zuwachs- streifen bestand. Die äußere Form, der scharfe Kamm und die nur sehr wenig ge- 96 D: M. E. VADÄSZ (42) wundene Spitze weisen auf die Charaktere des Traurscnorvschen Typus hin und die sichere Identifizierung scheitert nur an dem Umstand, dab mir bloß ein Steinkern vorliegt. Durch die stark evolute Form und die regelmäßige Mündung unterscheidet sich dieses Exemplar von den ande- ren bisher bekannten. Einigermaßen erinnert es an €. aeqwilaterus Harı,' doch ist auch dessen Spitze stärker eingekrümmt, die hintere Partie infolgedessen kürzer, an der Vorderseite keine Leiste vorhanden und die Oberfläche elwas wellig. Aus den Fusulinenschichten des Karatekegebirges gelangte ein vollständiges Exemplar und ein Bruchstück zutage. Andere ähnliche Formen sind aus der Koktankette im südlichen Tien-schan bekannt (Tonsitar).” b) Beschreibung und stratigraphische Bewertung der Fundorte. 1. Becken des Großen Narin. Atbasi (. 17. II. 31.).” Südlich von Narinskoje, wo die Schlucht des die Gebirgskette des Alamisi-tau durchbrechenden Atbasiflusses in das Narintal mündet, befinden sich heller und dunkler graue, dichte Kalksteine, stellenweise in dolomitischer Ausbildung. Im Dünnsehliff sind in dem halb kristallinischen Gewebe Schalenfragmente und auf Bryozoen hinweisende Schnitte siehtbar. Die Fauna besteht vor- wiegend aus Brachiopoden; sicher erkennbar waren die folgenden: Saccamina fusuliniformis M’Coy. sp. Saccamina socialis BRaDy ? Serpula sp. Rhipidomella Pecosi Marcou. Meckella sp. Ortholhetes cfr. simensis TscHErn. Produetus efr. fasciatus Kur. Produetus sp. Spirifer sp. Spirifer (Martinia) cfr. parvula 'TscHern. » Konisek: Faune d. cale. carb. de la Belgique p. 172. pl. XLV. fig. 35—38. 2 Suess: Beitr. z. Strat. Zentr.-Asiens. S. 453. 3 Die römischen Zahlen beziehen sich auf die erste (I) und zweite (II) Reise von Prinz, die arabischen Zahlen bezeichnen die entsprechenden Nummern in dem Reisetagebuch. Le) 1 (43) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. Spirifer (Martinia) semiramis GEMM. Spirifer (Martinia) sp. juv. Spirifer (Reticularia) efr. rostrata Kur. Spirifer (Ambocoelia) cefr. planoconvexa Skum. Sp. Rhynehonella Hofmanni Kror. Rhynchonella (Uneinulus) timorensis BEyk. Pugnasx granwm 'TscHern. Terebratula (Dielasma) hastata Sow. Parallelodon sp. Pleurotomaria sp. Untersucht man diese Fauna auf Grund ihres altersbestimmen- den Charakters, so wird klar, dab dieselbe aus diesem Gesichtspunkte belrachtet, Arten von verschiedenen Wert enthält. Unmaßgebende Arten, da von großer verlikaler Verbreitung, sind Saccamina fusuliniformis M’Cor sp., Sp. (Ambocoelia) planoconvexa Suum. sp. und Ter. (Die- lasma) hastata Sow., welche also nicht in Betracht kommen. Der gröhte Teil der überbleibenden Arten kommt nach dem bisherigen Stand unserer Kenntnisse im oberen Karbon vor, hierlier gehören Fthipidomella Pecosi Marcov., Orthothetes simensis Tscuern., Productus fasciatus Kur,, Mar- tinia parvula Tscarrn., Sp. (Relicularia) roslrata Kur., Rhynchonella Hofmanni Kror., Pugnax granum Tscuerx. Obwohl diese Formen eben- falls in mehreren Horizonten verbreitet sind, sind dieselben doch aus älteren Gebilden, als das obere Karbon, bisher nicht bekannt. Zieht man in Betracht, daß dieselben größtenteils auch in den Schwagerinen- kalken des Ural zu finden sind, so läßt sich diese Fauna und die Schich- ten, aus welchen dieselbe hervorging, mit Recht mit dem obersten Teil des oberen Karbons, mit der Schwagerinenstufe identifizieren. Dies wird nicht nur durch die Ähnlichkeit berechtigt, welche zwischen der Fauna von Atbasi und der Karbonfauna des Ural besteht, sondern hauptsäch- lich auch durch den Umstand, daß unter den oben angeführten For- men einzelne auch ins Perm übergehen, Sp. (Martinia) semiramis Gemn. und Rh. (Uneinulus) timorensis Beyr. sogar reine Permelemente darstellen. 2. Mittlerer Tien-schan. Bayumkol (I. 72.) In einem schmalen Gebirgszuge, südlich von Ochotnitsch, findet sich ein mit Granitgerölle (roten Orthoklasstücken) erfüllter, an organischen Überresten reicher grauer Kalk. Im Dünnschliff zeigen sich außer Schnitten von Lingulina sp., Endothyra efr. globulus Möır., Fusulinella sp. auch Spuren von Bryozoen. Außerdem ein 98 D: M. E. VADÄSZ (44) Korallendurchschnitt, eine nicht näher bestimmbare Rhynehonella, mit Exemplaren von Produetus Cora Or. aber ist das Gestein dermaßen angefüllt, daß stellenweise ganze Blöcke aus den Schalenfragmenten dieser Art bestehen. Obwohl diese Art eine ziemlich große vertikale Verbreitung besitzt, ist doch das Auftreten derselben in großen Massen für den oberen Teil des unteren Karbon charakteristisch und so sind diese Schichten in das untere Karbon einzureihen. Es ist dies ein Schichtenkomplex von großer Mächtigkeit, welcher sich mit der von GrÖBER aus dem Sardsolpasse beschriebenen Schichtenreihe ! in Über- einstimmung bringen läßt und die allgemeine Verbreitung der Trans- gression im unteren Karbon des Tien-schan bestätigt. Obwohl mir eine genaue Sehichtenreihe nicht vorliegt, läßt sich aus den in Bayumkol gesammelten Gesteinsproben doch feststellen, daß unsere mit abgerollten Produetusschalen erfüllten Kalksteine mit den sc-Schichten und den fossilführenden e/-Schichten des Grögerschen Profils ident sind. Dem- nach bezieht sich alles, von Größer über diese Schichten gesagte (l. c. S. 215) auch auf die hier beschriebenen Schichten. Kakpak. (I. 69.). Ein Tal W-lich von den vorigen Fundorten, an dessen südlichem Ende ein grauer, halb kristallinischer, in Dünn- schliffen fossilleerer Kalkstein vorkommt. Aus demselben gelangte ins- gesamt ein Gephalopode hervor, welcher jedoch wegen des gänzlichen Mangels der Kammernähte nicht kenntlich ist und der äußeren Form nach am meisten auf (rlyphioceras hinweist. Außerdem kam noch eine Martinia sp. und ein Serpulabruchstück zutage. Auf Grund dessen liebe sich das Alter dieser Schichten nicht näher bestimmen, wenn die Schichtenfolge an dieser Stelle nicht auch diesbezüglich Aufklärung geben würde. Auf die erwähnten Kalksteine lagert sich nämlich laut dem Reisetagebuch Prinz’, kalkiger, Tonschiefersandstein und sodann reiner Sandstein. Diese Schichten sind wahrscheinlich mit den obersten Schichten (r) des Grögerschen Profils (I. e. S. 227) ident. Hieraus läßt sich folgern, daß die in Rede stehenden Schichten jünger sind, als die Schichten von Bayumkol, wahrscheinlich aber ebenfalls dem unteren Karbon angehören. Tekes. (l. 61.). Ein weiter W-lich liegendes Tal desselben Gebirgs- zuges. Oberhalb der Mündung des Tiökflusses befinden sich die grauen Crinoidenkalke der Samlung, in welchen zwar Spuren von Fossilien ziemlich häufig sind, zur Bestimmung geeignete Exemplare sich aber trotzdem nicht befreien lassen. Die Spuren weisen ehestens auf Die- 1 Neues Jahrbuch f. Min. Geol. u. Pal. Beil.-Bd. XXVI. 1908. S. 226. (45) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN, 99 lasma- und Prodietusarten hin. In Dünnschliffen sind außer Bryozoen- überresten vereinzelt noch Schnitte von folgenden Formen zu erkennen: Textularia ewimia Eıcaw. Endothyra parva Mörn. Endothyra ejr. globulus MöLL. Zu einer sicheren Bestimmung des Alters genügt dies nicht, aber mit Hilfe des Profils von Größer und mit Betracht auf den Umstand, daß auch dieser Fundort in der Richtung der oben erwähnten gelegen ist, halte ich es für wahrscheinlich, daß diese Schichten dem unteren Karbon angehören. Durch die Foraminiferen wird dies zwar nicht zuı Genüge begründet, doch scheint es auch auf Grund des von mir unter- suchten Materiales, daß die Endotluyren im unteren Karbon im all- gemeinen häufig sind. Karkara. (l. 151... Ein aus jungem Gerölle mit stellenweise herausragenden Felsen gebildetes, mit Granitgerölle erfülltes, bezw. aus Feldspat und Quarzkörnern bestehendes Gestein mit kalkiger Binde- substanz im südwestlichen Teile des Karkarabeckens führt schlecht erhaltene Schneckensteinkerne, Muschelabdrücke und den Steinkern einer kleinen Spiriferina. Diese Schichten bilden die tiefsten Glieder des Karbon und sind mit den im oben erwähnten Profil Krıprrs und Grö- BERS beschriebenen Transgressionsschichten ident. An dieser Stelle ist ihre Ausbildungsweise vollkommen dieselbe, wie in der Gegend des Sar-dscholpasses. 3. Der östliche Tien-schan. Tsenedschinbulak. (l. 79.). Etwa fünf Kilometer W-lich vom Asiasflusse beginnt die Gebirgskette des Tschedschinbulak. Aus dem hier gesammelten hellgrauen kristallinischen, dichten Kalkstein gelang- ten bloß zwei Martiniafragmente zutage, die artlich nicht zu bestim- men waren. Im Dünnschliffe sind außer Schalenbruchstücken ein an Endothyra erinnernder Schnitt und außer einem wahrscheinlich zu Fusulina gehörigem Fragment, der Längsschnitt eines zur Gattung Asco- pora gehörigen Bryozoenbruchstückes erkennbar. Auf Grund dieser Überreste läßt sich schwerlich eine sichere Bestimmung des Alters geben. Da jedoch das Auftreten der Fusulinen bekanntlich auf das obere Karbon hinweist und auch die aus den russischen Karbonschich- ten beschriebenen Ascoporen hierfür sprechen, lassen sich diese Kalk- steine mit größter Wahrscheinlichkeit in das obere Karbon einreihen, u. zw. mit Betracht auf das sehr sporadische Auftreten der Fusu- linen, in dessen untere Horizonte, etwa in die moskowische Stufe. 100 DE M. E. VADÄSZ (46) Dies wird einigermaßen auch durch die Lagerungsverhältnisse bekräf- tigt, indem an dieser Stelle auf das kristallinische Grundgebirge schwarzer Schieter und sodann Crinoidenkalk folgen, welche in die tieferen Par- tien des Karbon gereiht vom unteren Karbon beginnend eine vollstän- dige Schichtenreihe abgeben. Letztere jedoch hatte ich nicht Gelegen- heit näher zu untersuchen. 4. Kuldschaer Nan-schan. Kasan-Plateau. Das aus dem Satl-Kasan-Tale gesammelte Material ist ein schwarzer, grauer und ganz hellgrauer Crinoidenkalk, dessen einzelne Stücke beinahe vollständig mit Stielgliedern von (ri- noiden angefüllt sind. Auch sonst ist derselbe an organischen Über- vesten sehr reich, leider sind diese jedoch gut erhalten kaum zu be- freien. Im Dünnschliffe sind außer mehr oder weniger erkennbaren Schnitten von Foraminiferen, Crinoidenstielfragmente und Bryozoen- schnitte in großer Menge zu beobachten, sowie auch Brachiopoden und andere Schalenbruchstücke. Von diesen, aus dem Kalke hervorgegan- senen Formen waren folgende bestimmbar: Endothyra Bowmani Brapy. Endothyra parva Brapy. Bigenerina sp. Textularia excimia Brapy. Spirillina subangulala MöLL. Fusulinella sp. Archaeodiscus Karreri Brapy. Fenestella sp. Ascopora nodosa Fisch SPp- Ascopora Trautscholdi STuck. Meekella sp. Producetus Cora Ore. sp. Produchus semireliculatus MART. sp. Productus sp. Productus (Marginifera) efr. pusilla ScHELLW. Spirifer sp. Spirigera globularis Pit. sp. Spirigera cfr. planosulcata PuitL. Sp. Rhynehonella efr. brilatera Kon. Camarophoria efr. supersies VERN. Nuticopsis sp. ind. (47) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 101 Unter den angeführten Formen gibt es solche aus dem unteren und solche aus dem oberen Karbon. Der Unterschied der Gesteine be- stätigt, daß wir es an dieser Stelle mit mehreren Schichten bezw. mit Schichtenreihen zu tun haben. Die angeführten Arten sind daher nicht als einheitliche Fauna zu betrachten, sondern als aus verschiedenen Schichten hervorgelangte Formen und so läßt sich mit größter Wahr- scheinlichkeit annehmen, daß in den Schichten von Kasan sowohl das untere Karbon, als auch der untere Teil des oberen Karbon vertreten ist. Auf letzteres ist hauptsächlich aus den Bryozoen zu schließen, da dieselben bisher aus den Schichten des unteren Karbon nicht be- kannt sind. 5. Karateke-Gebirge. Karaturuk. (Il. 170.) In Dünnschliffen der dichten schwarzen Kalksteine vom Ufer des Tauskan-darja, fünf Kilometer östlich vom Siwan-dawan sind Querschnitte von folgenden Foraminiferen häufig: Trochammina cefr. gordialis Brapy. Endothyra parva MöLt. Fusulinella Struwii MöLn. Außer den verschiedenen Schalenbruchstücken in Dünnschlifien gelangte ein charakteristisches Exemplar von Productus giganteus Sow., eine nicht näher bestimmbare Muschel (Edmondia?) und Bellerophon aus denselben hervor. Von diesen ist Productus giganteus Sow. eine charakteristische Form des oberen Teiles des unteren Karbon. Das häufigere Auftreten der Endothyren weist ebenfalls hierauf, auf Grund dessen gehören also die schwarzen Kalksteine der Karaturuk-Berglehne in den oberen Teil des unteren Karbon. Solche Schichten werden von Krıprr aus dem Kukurtuk- Tale erwähnt, ferner aus der Gegend von Utsch-Turfan südlich vom Flusse Koksal.! Kitschik-musduk. (ll. 171.) Ein diehter schwarzer Kalkstein aus dem an der nördlichen Seite des Tschong-Musduk Passes 12 km lang verlaufenden Kitschik-Musduk-Tale. Es ist dies das höchste Glied der hier vorkommenden Schichtenreihe, darunter befinden sich Sand- steine und Konglomerate. Größere Petrefakten sind in demselben nicht ı Ein Profil durch den nördl. Teil d. zentr. Tian schan. (Abh. d. bay. Ak. Bd. XXIII. 1906. (1909) S. 110.) Geol. Unters. im südl. Tian-schan. (Neues Jahrb. tür Min. Geol. Pal. Beil. Bd. XXI. 1906. S. 301. 221.) 102 D: M. E. VADÄSZ (48) enthalten, blos Produetus cfr. acwleatus Marr. sp.; die Dünnschliffe sind jedoch ziemlich reich an Foraminiferen. Mehr oder weniger kennt- lich waren die folgenden: Nodosaria efr. communis OR». Frondieularia sp. Bigenerina sp. Valvulina sp. Tetrataxis conica Brapy var. gibba Mörr. Nodosinella sp. Endothyra sp. Fusulina sp. Schwagerina princeps Eur. sp. Diese Kalksteine repräsentieren unzweifelhaft das obere Karbon und sind mit jenen Schichten ident, welche Krıner als schwarzen Schwagerinen-Kalk erwähnt." Das Vorkommen von Schwagerinen weist zwar auf den oberen Teil des oberen Karbons hin, über denselben be- finden sich jedoch noch dem Karbon zugehörige Schichten, demnach wird das oberste Glied des Karbon nicht durch diese Kalke vertreten. Sonko-tau. In einem vom Tschong-Musduk-Passe südwestlich führendem Tale, in der Umgebung der vom Passe etwa 20 km entfern- ten Schlucht, am Rande des Tarim-Beckens befinden sich Schuttkegel, aus welchen einzelne emporstehende Felsenkämme ins Auge fallen. Der erste derselben, welcher bereits vom Karateke-Gebirge gesondert sieht, ist der Sonko-tau. Hier sind auf schwarzen Schwagerinen-Kalk Schichten von knolligem Kalk in verschiedener Mächtigkeit gelagert und hierauf folgen graue Fusulinen-Kalke. Aus letzteren stammen folgende Fossi- lien, welche Prınz im Schuttkegel des Tumsuk-khak sammelte. Lingulina sp. Spirillina plana Möll. var. patella Lör. Fusulinella Strwvii MöL. Pusulinae.” Serpula sp. Schizophoria supracarbonica "TSCHERN. Enteletes hemiplicata Harr. sp. Choneles efr. dalımanoides Nix. 1 Neues Jahrb. Beil. Bd. XXIl. S. 285. Fig. 5. 2 Mit der Bestimmung derselben befaßt sich Dr. DyRExFruRrTH, Assistent zu Breslau. (49) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 103 Productus semüretieulatus Marr. Produetus curvirosiris SCHELLW. Productus aculeatus MART. sp. Productus simensis TscHErn. Productus elegans M'Cox. Spirifer Iyra Kur. Spirifer hustediueformis STUck. Spirifer sp. (efr. fasceiger Keys.) Spirifer (Martinia) applanata TscHern. Sp. (Martinia) sp. (efr. orbieularis Gemn.) Spirifer (Reticularia) rostrata Kur. Sp. (Retieularia) indica Waac. Sp. (Retieularia) inaequilateralis Genm. Spiriferina sp. (efr. erislala Schr. sp.) Spirigera (Spirigerella) asiatica Van. Camarophoria parvula TscHErn. Rhynchopora variabilis Nik. Terebratula (Dielasma) pliea Kror. Terebratula (Dielasma) efr. elongata Waac. Terebratula (Nothothyris) nucleolus Kur. sp. Terebratula (Nothothyris) nov. sp. ind. Waldheimia (Aulacothyris) compacla White & St. Jonn. Avieula efr. chidrunensis Waae. Avicula sp. Modiola sp. Pecten sp. kdmondia? sp. Arca sp. Bellerophon sp. Straparollus laevigatus Kon. Gapulus efr. mitraeformis "TRAUTSCH. Diese Fauna nimmt in der Prınzschen Sammlung sowohl hinsicht- lich der Artenzahl, als auch betreffs des Erhaltungszustandes der For- men die erste Stelle ein. In faunistischer Hinsicht ist hervorzuheben, daß hier Arten vertreten sind, welche zum erstenmal im asiatischen Karbon angetroffen werden. So Chonetes efr. Dalmadoides Nıx., Spirifer hustediaeformis Stuck., Sp. (Martinia) applanata Tscuern., Sp. (Reti- eularia) inaequilateralis Gemm., Guamarophoria parvula TscHern., Rhynehopora variabilis Nır., Terebratula (Dielasma) plica Kror. und Waldheimia (Aulacothyria) compacta White & St. Jonn. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 2. Heft. 8 104 D: M. E. VADASZ (50) Sämtliche Arten, mit Ausnahme der letzten und Sp. (Reticularia) inaeqwilateralis Gemm. kommen im russischen Karbon vor, mit welchem überhaupt die ganze Fauna eine auffallende Übereinstimmung aufweist. Etwa 75% der gesamten Brachiopoden sind mit Arten der russischen Karbonschichten ident, während die Fauna der Schwagerinenschichten des Ural mit den hier angeführten Arten 60% gemein hat. Diese auffallende Übereinstimmung, welche bereits Krıner, betonte,! zeugt für die über- einstimmende Ausbildung und auch Entstehungsverhältnisse der Karbon- schichten des Tien-schan mit dem russischen Karbon. In der Fauna von Karateke ist besonders die geringe Größe der Formen und die Häufigkeit von jungen, unentwickelten Individuen auffallend. Es wäre ein größeres Material nötig, um festzustellen, ob auch hier eine «Pygmäer- Fauna» vorliegt, wie sie aus jüngeren Gebilden an einzelnen Punkten bekannt geworden ist.” Die Ursache liegt jedoch jedenfalls in den Lokal- verhältnissen und nicht im Altersunterschiede. Untersucht man die Fauna aus stratigraphischem Gesichtspunkt, um die Zugehörigkeit der Schichten zu bestimmen, so findet man, dab mit Abrechnung einiger Arten des unteren Karbon und einiger neutraler Arten die Mehrzahl der Formen auf das obere Karbon hinweist und sogar Perm-Elemente in der Fauna enthalten sind. Als teils Formen des unteren Karbon, teils neutrale Formen kommen hier nicht in Be- tracht: Prodwetus semireticulutus Marr., Produectus aculeatus MART. Sp., Spiriferina sp. (efr. eristata Schr. sp.), Straparollus laevigalus Kon. Der überwiegende Teil der erübrigenden Arten ist für das obere Karbon charakteristisch, mit Ausnahme der folgenden Arten, welche auf das Perm hinweisen: Spirifer (Reticularia) indica Waae., Sp. (Reticularia) ingeqwilateralis Gemm., Avicula chidrunensis Waas, sowie auch Spirigera (Spirigerella) asiatica Van., deren nächste Verwandte aus dem Perm bekannt sind. Zieht man dies in Betracht, so gehören die besprochenen Schichten unzweifelhaft dem oberen Karbon an. Faunistisch stimmen sie mit den Schichten des Ural überein, also muß auch der näheren Bestimmung des Niveaus dies zu Grunde gelegt werden. Wie gezeigt wurde, stimmen sie ehestens mit den Schwagerinenschichten des Ural überein, ihre stratigraphische Lage ist demnach jedenfalls in dem obersten Teil des oberen Karbon zu suchen, als Übergangsschichten in das Perm. Es ist nicht unmöglich, dab diese Schichten bereits das 1 Neues Jahrb. Beil. Bd. XXII. 1606. S. 383. 2 Am bekanntesten ist diejenige von St. Cassian, doch kommen solche auch im Mediterran vor. (51) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 105 reine Perm repräsentieren, ohne Feststellung der sicheren Schichten folge jedoch, auf faunistischer Grundlage läßt sich dies nicht entschei- den. Das hohe Karbonalter der darunter befindlichen Schwagerinen- schichten, die permischen Elemente der Fauna und vielleicht auch die Kleinheit der einzelnen Formen, sind alles Charaktere, auf Grund deren diese Schichten mit einiger Berechtigung auch im Perm Platz nehmen könnten. Der Mangel an charakteristischen Perm-Brachiopoden jedoch begründet das weiter oben gesagte. Mit den hier Charakterisierten übereinstimmende Schichten wur- den von Krıper aus dem Kukurtuk-Tal beschrieben." II. 172. 174. Wahrscheinlich ebenfalls dem oberen Karbon ge- hören jene Kalke an, welche aus der Schlucht des Karga-dseilo und aus einem Gebirgszuge nördlich vom Beskap stammen (174). Im Dünn- schliff des letzteren sind Schnitte von Valvulina bulloides Brapy und Lingulina sp. zu erkennen. Degene (II. 181), Sar-Dschegatsch (II. 183). Etwa 30 km westlich vom Tumsuk-khak, gelangt das ausgetrocknete Flußbett Degene durch das Felsentor von Sar-Dschegatsch aus dem Karateke-Gebirge in die Wüste. Hier befinden sich hellgraue Fusulinenkalke, aus welchen bei dem Felsentor von Sar-Dschegatsch Spiriferina ornata Waas. Ferebratula (Dielasma) efv. Kölleri Tsnern. und etwa 25 km weiter am SW-Kap des Felsenkammes des Sonko-tau Produetus Gruenewaldti Kror. hervorgegangen sind. In Schliffen sind Spuren von Fusulinen zu beobachten. Man hat es demnach unzweifel- haft mit oberem Karbon zu tun, u. zw. wahrscheinlich mit der höchsten Partie desselben. 6. Der chinesische Pamir. Aigart-Pass (II. 82). Im südlichen Teile des Wassergebietes des Kisil-su von Kaschgari, zwischen dem Aigart- und Markan-su, in der Höhe von 3860 m befindet sich der Aigart-Pass. Längs einer in der Richtung E—W streichenden Bruchlinie liegen die Gesteine des Nordrandes der Kasgari-Alpen zutage; dunkelgraue Kalke von großer Mächtigkeit und ober denselben heller Schieferkalk. Der dunkelgraue Kalkstein führt im Dünnschliffe viel Schalenbruchstücke und Schnitte von Schnecken; außerdem Bellerophon sp. und Terebratula (Dielasma) 1 Neues Jahrb. Beil. Bd. XXI. 1906. 106 DE M. E. VADÄSZ (32) hastata Sow. Zur Altersbestimmung genügt dies nicht, deshalb läßt sich die stratigraphische Lage der Kalksteine nicht sicher feststellen. Wahrscheinlich gehören dieselben dem unteren Karbon an, es ist jedoch nicht ausgeschlossen, daß sie vielleicht den unteren Teil des oberen Karbon in solcher Ausbildung darstellen, wie sie KrıpeL aus dem süd- lichen Tien-schan erwähnt." Kain-dawan. Im Gebiete des Karatas-Flusses von Janginhisari, zwischen steilen, in der Richtung NE—SW streichenden Gebirgs- kämmen, in der Höhe von 327% m befindet sich der Kain-dawan-Pass. Am südwestlichen Fuße desselben lagern die schwarzen Crinoidenkalke angefüllt mit Individuen von Spirifer bisulcatus Sow.; dabei sind auch Korallen häufig und gelangte ein an Kuomphalus pentangulatus Sow. erinnernder Schneckensteinkern aus demselben hervor. Im Dünnschliffe sind Endothyren- und Spirillinen-Schnitte enthalten. Auf Grund dessen ist das Alter desselben als unteres Karbon unzweifelhaft wegen Sp. bisuleatus Sow. aber ist das Gestein in dessen oberen Teil zu verlegen. Korundu-Mündung (Il. 106. Kajündü-Tal. Ein schwarzer Kalk, voll mit weißen, kalzitischen Schalen größerer Brachiopoden, welche auf Spirifer hinweisen. Im Dünnschliff sind Endothyren-Schnitte enthalten. Aller Wahrscheinlichkeit nach ist dieser Kalk mit den Schich- ten von Kain-dawar ident, gehört demnach ebenfalls dem unteren Karbon an. Zusammenfassung. Auf Grund des Gesagten gliedern sich die einzelnen Fundorte dem Alter nach folgendermaßen: Unteres Karbon: Bayumkol. Kakpak. Tekes. Karkara. Kasan-Plateau. Karaturuk. Aigart-Pass. Kain-dawan. Korumdu. 1 Abh. d. bayer. Ak. d. Wiss. Bd. 23. 1906. S. 111. (53) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTKALASIEN. 107 Oberes Karbon: Atbasi. Tschedschinbulak. Kasan-Plateau ? Kitschik-Musduk. Degene. Permokarbon: Sonko-tau. Untersucht man die hier aufgezählten Fundorte nach der geogra- phischen Verteilung, so bemerkt man, daß das obere Karbon sich auf die südlichen Teile beschränkt, während in den nördlichen Teilen nur das untere Karbon vorhanden ist. Dieser von Keine aufgestellte Satz ! wird durch die Sammlungen von Prınz nur bekräftigt. In der im Kuldschaer Nan-schan gesammelten Fauna finden sich zwar Spuren, welche auf das obere Karbon hinweisen, dies ist jedoch einstweilen noch nicht genügend aufgeklärt, da unser Material hierzu gering und lückenhaft ist. In faunistischer Hınsicht ist die große Übereinstimmung zwischen dem Karbon von Tien-schan und Europa auffallend. Besonders mit den oberen Karbonschichten des Ural besteht eine innige Verwandtschaft, während zu denjenigen von Salt-range nur wenig Beziehungen bestehen. Eine eingehendere Untersuchung und Würdigung dieser Fragen gehört in die Besprechung der geologischen Verhältnisse. C) Kreide-Eozän aus dem Fergana-Becken. Taram-basar (l. 5—6). Das auf der ersten Reise in der Umge- bung von Taram-basar gesammelte Material stammt aus den oberhalb der Brücke des Kugart-su, etwa einen Werst südlich in der Höhe von 1700 m an mehreren Stellen erschlossenen Schichten. Auf dem Karbon- grundgebirge befinden sich hier in diskordanter Lagerung grünlichgraue Sandsteinschichten, welche das unmittelbare Liegende der Ostreen- Schichten bilden. Hierauf folgen mit Östreen- und Grypheen-Resten erfüllte rosafarbige Sand- und Schotterschichten. Die in denselben be- findlichen Reste sind jedoch so schlecht erhalten, daß kein einziger derselben näher zu bestimmen ist. Die Dünnschliffe des Gesteins führen 1 Abh. d. bayer. Ak. d. Wiss. Bd. 23. 1909. S. 115. 108 D: M. E. VADÄSZ (5 ) Miliolideen in großer Menge. Obwohl dieses Petrefaktenmaterial auch stratigraphisch unbrauchbar ist, so ist doch unzweifelhaft, daß auch diese Schichten der bekannten «Fergana-Stufe» angehören, also in das Eozän zu zählen sind. Kara-darja (Il. &%. Dieses Material ist bedeutend wertvoller als das vorige. In der Gegend von Ösgön besteht das ganze Gebiet aus den zertrümmerten Tafeln der Kreide-Eozänbildung. Von hier stammen die Fossilien aus dem Tale des Kara-darja, wo dieselben teils in durch Verwitterung befreitem Zustande, teils aus dem Gestein herausgeschlagen zu sammeln waren. Die Gesteinssubstanz ist verschieden: schmulzig- gelber mergeliger Kalk und weißer blasig-zelliger Kalk. Die Fauna dieser Bildung ist die folgende. FORAMINIFERA. In den Dünnschliffen des schmutziggelben Kalkes sind in großer Anzahl koraminiferen-Schnitte zu beobachten, deren größter Teil der Gattung Miliolina angehört. Aus den Schnitten läßt sich zwar auf mehrere verschiedene Arten der Bi-, Tri- und Quingqueloculinen fol- gern, die Artbestimmung jedoch kann nur unsichere Resultate geben. Außerdem ist noch ein Cornuspira- und ein Textularien-Schnitt erkennbar. BRYOZOA. Membranipora sp. An einem Exemplar von Ostrea turkestanensis Rom. finden sich Kolonien dieser Gattung angewachsen, dieselben sind jedoch wegen ihrer Abgeriebenheit nicht näher zu erkennen. Ähnliche Reste erwähnt Bönm aus diesen Schichten.! BRACHIOPODA. Terebratula sp. Tafel III, Fig. 6«—b, Ein etwas in die Länge gezogenes Exemplar muß ich hier erwähnen, dessen vordere Klappe etwas gewölbt, der Wirbel kräftig ausgebildet und die hintere Klappe etwas flacher ist. Die Ränder der beiden 1 Cretac. u. eoc. Verstein. aus Fergana. (FUTTERER: Durch Asien. Bd. II.) S. 98. (55) PALÄONTOVOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 109 Klappen verlaufen gerade. Wegen dieses letzteren Merkmals läßt sich unser Exemplar auf keine einzige der bekannten Arten beziehen, da der Stirnrand der Formen aus ähnlichen Perioden in größerem oder geringerem Maße gegliedert ist. Die Form erinnert am meisten an Ter. Iybica Wann.,‘ der Beschreibung nach ist jedoch der Stirnrand auch dieser Form eingebuchtet. Möglicherweise ist unser Exemplar ein junges Stück und die erwähnte Abweichung steht damit im Zusammen- hang, wodurch auch die nähere Bestimmung desselben erschwert wird. LAMELLIBRANCHIATA. Außer den, den überwiegenden Teil des gesammelten Materials bildenden Ostreen und Exogyra-Arten kamen auch noch zu anderen Gattungen gehörige Formen zutage, jedoch nur in mehr oder weniger unkenntlichem Zustand. Die meisten weisen auf Cytherea und Lima hin. Erstere wurde bereits durch J. Bönm erwähnt. Außer einigen un- bestimmbaren ÖOstreen-Arten waren folgende sicher zu erkennen: Ostrea turkestanensis Ron. Tafel III, Fig. 1, 2. 1902. Ostrea turkestanensis Rom. J. Böum: Über cret. u. eoc. Verstein. aus Fer- gana. S. 99 (mit Synonymen). 1910. « « « SoKoLOW: La question de l’etage ferganien. S. 60. Von dieser Art befinden sich mehrere vordere Klappen in unserem Material. Sämtliche Stücke lassen sich auf Grund der von Bönm gelie- ferten berichtigten Charakterisierung sicher mit dem Typus der Art identifizieren. Das größte, etwas abgeschliffene Exemplar ist auf der Abbildung ersichtlich. Ostrea cfr. prominula Ron. 1884. Östrea prominula Romanowsky: Materialien z. Geol. Turkest. II. S. 21. Tab, 4 bis Fig. 4. 1902. Ostrea cefr. prominula « BöHn: Cret. n. eoc. Verstein. aus Fergana S. 102. Eine kleine Klappe erinnert hauptsächlich durch die äußere Form, 1 Die Fauna d. obersten Kreide d. lybischen Wüste. (Paleontogr. Bd. XXX. 1902.) S. 112, Taf. XV, Fig. 97. 110 DE M. E. VADÄSZ (56) den seitlichen Wirbel und die kräftigen Zuwachsstreifen an diese Art. Andere Merkmale sind nicht zu beobachten, deshalb zähle ich sie nur mit Vorbehalt dieser übrigens bloß lückenhaft bekannten Art zu. Gryphea vesicularis Lan. Tafel II, Fig. 3. 1806. Gryphea vesicularis LAMARcK: Ann. du Mus. VII. pl. 22. fig. 3. 1909. « « a FREcH: Geol. Beob. im pontischen Gebirge. (Neues Jahrb. f. Min. 1910. 1.) S. 6. Taf. II. Fig. 1. (Literatur.) 1910. « « « Bro: Geol. u. pal. Result. d. Grothe'schen Vorderasienexped. 1906/07. S. LVII. (Literatur.) Ein Exemplar von mittlerer Größe, welches wegen der charakte- ristischen tiefen Furche der hinteren Partie mit dieser Art gut über- einstimmt. Die nahestehenden Gr. vesiculosa und Gr. Brongniarti zeigen in den Umrissen und in der Form des Schlosses Abweichungen. Zur Erleichterung der Identifikation will ich unser einziges Rxemplar auch bildlich darstellen. Exogyra columbina Ron. var. formosa Ron. Tafel II, Fig. 4a—b. 1884. Exogyra columbina var. formosa RoMANOWSKY: Materialien II. S. 59. Tab. 15. Fig. 5. 1902. « « « « « J. BöHn: Cret. u. eoc. Verst. aus Fergana S. 106. Diese Art ist in unserem Material durch mehrere schöne Exem- plare vertreten, welche durch den kräftiger eingedrehten Wirbel und die etwas schlankere Form durchwegs mit der Varietät dieser Art ident sind. In anderen Charakteren und in den am Wirbel sichtbaren schwachen Rippen weist auch die Varietät auf den Typus hin. Romanowsky fand diese Art im östlichen Teil des Fergana-Beckens, nördlich vom Kara-darja und südöstlich von Gultscha, mit Gr. vesieu- laris Lam. vergesellschaftet. Bönm erwähnt sie aus Gultscha. ExogyraP sp. Ein kleineres zweiklappiges Exemplar von langgezogener Form, m t gewölbter unterer Klappe und großer Anwachsfläche. Obere Klappe (57) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 111 ganz flach, Wirbel stark eingekrümmt. An der Oberfläche sind nur konzentrische Zuwachsstreifen sichtbar. Die Identifikation dieser Form ist, da dieselbe ein junges Exem- plar darstellt, schwierig. Sie erinnert an E. ostracina Lam. Die Aus- bildung der Wirbelgegend ist jedoch eine andere. Zu einem eingehen- deren Vergleich genügt unser einziges Exemplar nicht. Lithodomus intermedius Orr. Tafel II, Fig. 5. 1847. Lithodomus intermedius d’Orgıeny: Terr. cret. vol. III. S. 296. pl. 345. Fig. 9—10. Gestalt kurz, gedrungen, oval, mit ganz nach vorne gerücktem und vorn hervorragendem Wirbel und stark gewölbter Wirbelgegend. Die Oberfläche ist mit feinen Zuwachsstreifen bedeckt, welche in un- regelmäßigen Abständen kräftiger abgeschnürt sind und schindelförmig hervorragen. Unsere Form stimmt mit derjenigen d’Orsıenys gut überein, ist jedoch beträchtlich kleiner. Aus den gesammelten Gesteinsproben ging ein Exemplar hervor u. zw. in solcher Lage, daß sich mit Recht auf das Eingebohrtsein desselben schließen läßt. Länge: 25 mm. Höhe: 17 mm. Gesamte Dicke der Klappen: 15 mm. Lithodomus sp. Aus der angebohrten Schale einer Ostrea turkestanensis Ron. kamen einige längliche, schmale Bruchstücke hervor, welche auf den Formenkreis der rezenten L. lithophagus L. hinweisen. Infolge ihres Erhaltungszustandes sind dieselben zur näheren Untersuchung nicht geeignet. Radiolites, Spharulites ? sp. In der Sammlung von Kara-darja befinden sich mehrere Fragmente, welche zweifellos in den Formenkreis der erwähnten Rudisten gehören. Ein Bruchstück erinnert an die durch Romanowsky aus ähnlichen Schichten beschriebene Sphaerulites Fedtschenkoi. 112 D: M. E. VADÄSZ (58) CRUSTACEA. In dem Schlemmungsreste der Gesteinsmasse. welche ich bei der Reinigung von Gryphea vesicularis Lam. und Exogyyra columbina Rom. erhielt, fand ich einige Ostracoden, deren Bestimmung Gy. Menues zu übernehmen die Güte hatte. Untersucht man diese bei dem Kara-darja gesammelte kleine Fauna in stratigraphischer Hinsicht, so findet man, daß in derselben außer den Formen der «Fergana-Stufe«, welche bereits als zweifel- los eozän nachgewiesen ist, auch Elemente des Senon vorhanden sind. Notgedrungen muß man daher auf das Vorhandensein beider Stufen schließen! Für unsere Auffassung spricht auch, daß die Gesteinssubstanz der Petrefakten auf verschiedene Schichten hinweist, denen entsprechend unsere Fossilien sich folgendermaßen verteilen. a) In mit Miliolinen gefülltem, graugelben, mit Kalzitadern durch- setztem Kalkstein : Terebratula sp. Lithodomus intermedius Ore. tadiolites (Sphaerulites?) sp. b) In gelbbraunem, sandig-mergeligen Kalkstein : Ostrea cfr. prominula Ron. Gryphea vesicularis Lam. Exogyra columbina Rom. var. formosa Rom. Exogyra sp. Ostracoden. «) In weißem, blasig-zelligen Kalkstein : Membranipora sp. Öslrea turkestanensis Rom. Östrea sp. Lithodomus sp. Cytherea sp. Lima sp. Die letzteren zwei Gesteine stehen durch unmerkliche Übergänge petrographisch miteinander in inniger Verbindung. Es liegt mir zwar (59) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 113 kein an diesem Punkte aufgenommenes detailliertes Profil vor, doch halte ich es für unzweifelhaft, daß hier sowohl die Kreide, als auch die «Fergana-Stufe» (im Sinne SokoLows)' unbedingt vertreten ist. Falls auch Gr. vesicularis an dieser Stelle bereits das Eozän repräsentieren würde,” so wird durch die Radiolites-Reste und Lithodomus inter- medius Orr. entschieden das Vorhandensein der Kreide bewiesen. Um diese Verhältnisse eingehender zu beleuchten, muß auf die durch G. Bönm aus Baissun beschriebenen Fossilien hingewiesen wer- den,? und auf das Verhältnis, welches zwischen der dort beschriebenen Gr. vesicularis Lam. und der aus den Schichten unter derselben hervor- gegangenen Osirea turkestanensis Rom. (= O. baissunensis G. Bönn) besteht. Sowohl im Sinne J. Bönns, als auch in neuerer Zeit SokoLowS bildet letztere Art eine charakteristische Form der «Fergana-Stufe» ; hieraus muß man zu dem Resultate gelangen, daß in der Gebirgskette und dem Becken von Fergana Gr. vesicularis Lam. ebenfalls in der Fergana-Stufe zu finden ist, demnach, wie es sich durch die Umstände des siebenbürgischen Vorkommens von Gryphea Eszterhäzyi Päv. — welche ebenfalls in dieser Stufe vorkommt —- bestätigt hat, dem Eozan angehört. Im selben Sinne spricht sich auch Krarr aus*: «Mangels von nummulitenführenden Schichten ist die obere Grenze der Kreide mit Sicherheit nicht zu ziehen, doch sind die roten Sandsteine im Hangen- den der Schichten mit Exoyyra decussata und Ostrea vesicularis wohl zweifellos Eozän». Im Fergana-Becken kann die Kontinuität und die petrographische und fazielle Identität der Kreide und des Eozäns als erwiesen angenommen werden. Bereits durch die Angaben von Roua- nowsky” und seither von Dovuvırıö® und J. Bönm” erscheint das Vor- handensein der Kreidebildungen (Cenoman-Senon) zweifellos erwiesen. Bönnm gelangte daher mit Recht zu dem Resultat, dab in Romanowskvs «Fergana-Stufe» wenigstens zwei (Genoman-Eozän), allenfals drei (Senon) Stufen enthalten sind. Hingegen hält neuester Zeit SokoLow die Fergana- Stufe für einheitlich und verlegt sie ganz in das Rozän. Nach ihm sind für die Fergana-Stufe folgende Formen charakteristisch: 1 La question de l’etage Ferganien. (Bull. Soc. imp. nat. Moscou. N. S. XXXII. 1909.) 2 Krart: Geol. Ergebn. einer Reise durch das Chanat Bokhara. S. 55. 3 Über einige Fossilien v. Buchara (Zeitschr. d. d. geol. Ges. LI. 1899) S. 466. = 1, & 5 BR u 6 Bull. soc. g&ol. France. ser. IV. vol. II. 1902. S. 457. UNE: Bi 114 D: M. E. VADÄSZ (60) Exogyra ferganensis Ron. Exogyra galeata Rom. Platygene asiatica Rom. Ostrea kokanensis Soxr. Gryphea Eszterhäzyi Päv. Gryphea Romanowskyi J. Bönnm. Ostrea turkestanensis Ron. Schließt man sich dieser Auffassung an und untersucht man die angeführte Fauna von Kara-darja auf dieser Grundlage, so sind als Formen des Eozäns in die in engerem Sinne genommene Fergana-Stufe zu reihen: Membranipora sp. Ostrea turkestanensis Rom. Ostrea efr. pominula Rom. Öslrea sp. Cytherea sp. Lima sp. - Lithodomus sp. Es bleiben demnach als bestimmt der Kreideformation angehörig: Terebralula sp. Lithodomus intermedius Ore. Nadiolites sp. Diese lassen sich auf Grund von Lilhodomus intermedius und der /iudisten in das Senon einreihen. Die übrigen Fossilien Gryphea vesicularis Lam. Exogyra sp. Exogyra columbina Rom. var. formosa Rom. ferner auch die Ostracoden sind vielleicht zwischen die beiden erwähnten Stufen zu verlegen, also in das untere Eozän, da die Gesteinsmasse derselben einen Übergang zwischen den zweierlei Gesteinen dieser bildet, also notwendigerweise zwischen beiden sich befinden muß. Auf Grund all des Gesagten können wir die Fergana-Stufe nicht als von der oberen Kreide vollkommen unabhängig betrachten, wie es Soxorow tut. In der Fazies und auch in der Fauna ist ein Übergang (61) PALÄONTOLOGISCHE STUDIEN AUS ZENTRALASIEN. 115 nachweisbar und die Abgrenzung stößt auf Schwierigkeiten. Erkennt man die Fergana-Stufe in dem Sinne, wie es SokoLow angeführt hat, auch an, so bleiben noch immer zahlreiche Fragen offen, welche einer eingehenden Untersuchung und Klärung harren. Tscehimgen-Sas. Auf der zweiten Reise sammelte Prınz auch an einer Hügellehne neben dem Tschingen-Sas ähnliche Fossilien. Dieser kleine Hügel besteht unten aus dichtem Kalkstein von musche- ligem Bruch und hierauf gelagerten fossilreichen (Oslrea, Gryphea) Schichten. Leider sind die von hier gesammelten Fossilien unterwegs verlorengegangen und ich konnte nur den dichteren Kalkstein der tieferen Schichten untersuchen, dessen Dünnschliffe mit Miliolina-Schnitten erfüllt sind. Endlich zähle ich auch die von Djalpak-tas stammenden grau- grünen Kalksteinstücke hierher, in welchen nicht näher bestimmbare Cythereen-artige Steinkerne und in Dünnschliffen Muschelschalenfrag- mente zu beobachten sind. , j ee; Be er - a ° j . ei y u a u r 7 137 SE TER Er FE Ds = B ae u k y S a A ‚ SEN ht NEE Inu ea HT TR CR In: 72. Nr Doi KU 2 DR, gt Mil ar ET; - nu Mn Ta ne anna. Me ‚Da & - i Sy Zn OR TE LIE ATHIT LET RTL IR, Ilm u ar Be Era era? ADERL Em GE | DIA en RERERHri TUE IE AIRES Ai, Mara Ten LE EU IT 29 \ - I {1 DIN Ai) Fitı ii ir? “EN . un ss Yan va sh 2% AT Anh ie [IE Ze TTazr ee | ar Kr Anne h a Ah Br; auulrern ENIYAK fg, pe a 4 DErTEe SERIE Mae Ion, „ und ala “ a1 ; 3 M \v ALLEN In As ! i TEN Ay de »| i ) a 2,13 ee Bi DE y Ku % uhyav hr, 5 AR { RR er nu; ED: © Bei, LH \ er RRMETLIDSS u Li = E 2 e Alb 72 i i ur2, n ie En £ In AG u Sc x “.» 52 >= 1 141 £ ii { t 1.s | I f Pr f “ \ f ’ , E ‚ \ 2 2.4 i Sr ’ [2 # v Ä i " N & Mi ’ ihr ı ‘ [ j naf | f i ' \ + TAFEL 1. Devon-Fossilien. 1a—b. Spirifer Verneuili MurcH. a vordere Klappe, b hintere Klappe. 2a-—d. Rhynchonella Omaliusi Goss. a vordere Klappe, b hintere Klappe, c Seiten- ansicht, d Stirnrand. 3a—c. Rhynchonella boloniensis ORB. a vordere Klappe, b hintere Klappe, ce Stirnrand. 4a—c. Rhynchonella Guillieri OEHL. a vordere Klappe, b hintere Klappe, c Stirnrand. 5a—c. Rhynchonella elliptica SCHNUR sp. a vordere Klappe, b hintere Klappe, c Stirnrand ; ausgewachsen. ba—c. « « « « a vordere Klappe, b hintere Klappe, e Stirnrand ; jugendl. Exemplar. Ta—c. « « « « a vordere Klappe, b hintere Klappe, ce Stirnrand ; Exemplar mittleren Alters. Sa—d.'Rhynchonella Wahlenbergi Goldf. sp. var. siynala SCHNUR. Fossilien des Anthracolithicum. 9a—e. Schizophoria supracarbonica TSCHERN. a vordere Klappe, b hintere Klappe, ce Stirnrand. 10a—c. Enteletes hemiplicatus Hau. sp. a vordere Klappe, b Seitenansicht, e Stirnrand. 11. Chonetes efr. dalmanoides Nik. 122 Productus elegans M’Coy. 13a—b. Spirifer lyra Kurt. a vordere Klappe, 5 hintere Klappe. 14a— e. Spirifer hustaediaeformis STuck. a vordere Klappe, b hintere Klappe, c Seiten- ansicht. 15a—d. Spirifer (Martinia) semiramis GEMM. a vordere Klappe, b hintere Klappe, c Stirnrand, d Seitenansicht. 16a—c. Spirifer (Retieularia) inaequilateralis GEmM. a vordere Klappe, b hintere Klappe, e Seitenrand. 17a—c. Spiriferina ornata Waac. a vordere Klappe, b hintere Klappe, e Stirnrand. Sämtliche Figuren mit Ausnahme von Fig. 13 u. 14 ın natürlicher Größe. Die Originalexemplare befinden sich in der Sammlung der kgl. ung. geol. Reichsanstalt. Mitt. a. d. Jahrbuch d. kgl. ungar. geol. Reichsanstalt. Bd. XIX. Vadasz: Paläontologische Studien aus Zentralasien. Taiel I. Nach der Natur gezeichnet von A. Hazaı. da—c 5. 6. Ta—d. Sa— c. ga—b. 10a—b. 1la—b. 12a —c. 13a — c. 14a—.c. 15a —d. 16. 17. 1Sa—b. 19a, b,c. 2. 9. 9. TAFEL II. Fossilien des Anthracolithicum. . Spirifer (Reticularia) indica WAAG. a vordere Klappe, b Stirnrand. . Spirigera globularis PHILL. sp. a vordere Klappe, b hintere Klappe, ce Stirnrand. . Spirigera (Spirigerella) asiatica n. sp. a vordere Klappe, b hintere Klappe, ce Stirnrand, d Seitenansicht. . Pugnax granum TscHERn. a vordere Klappe, 5 hint-re Klappe, ce Stirnrand. Rhynchonella Hofmanni Kror. Rhynchonella efr. trilatera Kon. Rhynehonella (Uneinulus) timorensis BEYR. a vordere Klappe, b hintere Klappe, e Stirnrand, d Seitenansicht. Rhynchopora variabilis Stuck. a vordere Klappe, b Seitenansicht, c Stirnrand. Terebratula (Dielasma) hastata Sow. a vordere Klappe, b Stirnrand. Terebratula (Dielasma) cfr. Mölleri TsSCHERN. a vordere Klappe, b Stirnrand. Terebratula (Dielasma) plica KroT. a hintere Klappe, b Stirnrand. Terebratula (Nothothyris) nucleolus Kur. sp. a hintere Klappe, b vordere Klappe, ce Stirnrand. Terebratula (Nothothyris) nov. sp. ind. a vordere Klappe, b hintere Klappe, c Stirnrand. Spirifer (Martinia) cfr. parvula TscHern. a vordere Klappe, b hintere Klappe ce Stirnrand. Waldheimia (Aulacothyris) compacta WHITE & St. JoHun. a vordere Klappe, b hintere Klappe, ec Seitenansicht, d Stirnrand. Avieula cfr. chidrunensis Waac. Straparollus laevigatus LEVEILLE Sp. Capulus efr. mitraeformis TRAUTSCH. Fusulinella Struvii MÖLL. Saccamina. socialis BRADY ? Ascopora cfr. Trautscholdi STUCK. Ascopora nodosa FiscH. sp. Die Originalstücke befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geol, Reichsanstalt. Mitt. a. d. Jahrbuch d. kgl. ungar. geol. Reichsanstalt. Bd. XIX. Vadäasz: Paläontologische Studien aus Zentralasien. Tafel II. 14c. 13a. 1: 110 12a. 12b. 19ec. Nach der Natur gezeichnet von A. Hazai. 12. Br 4a—b. 9, ba—b. TAFEL Ill. Fossilien der Fergana-Stufe, Ostrea twrkestanensis Rom. Gruphea vesieularis Lam. Exogyra columbina Rom. var. formosa Rom, Lithodomus intermedius ORE. Terebratula sp. Sämtliche Abbildungen in natürlicher Größe. Die Originalstücke befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar, Reichsanstalt, geol, Mitt. a. d. Jahrbuch d. kgl. ungar. geol. Reichsanstalt. Bd. XIX. Vadäsz: Paläontologische Studien aus Zentralasien. Taiel II. Nach der Natur gezeichnet von A. Hazai. n ER.) Er er - | E ve jr an Gr rt All A. PR) N y A | N h ! JAN ( ANIUTT ; a ' ] B Bx: Il cH Ne She ARE, S Ach? - ie HBoLor- fi r } Pr j 7) RN a > arot & RATURUR,- ur N 1 EHE - 7 HEGE : SZARDSAGACH ‚ / Fr = Pf DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HAÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. WACLAV CAPEK =* Dr. STEPHAN v. BOLKAY VERFASST VON Dr. OTTOKAR KADIC und Dr. THEODOR KORMOS. (MIT TAFEL IV V. UND 3 TEXTFIGUREN.) Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. Heft 3. 9 U EHE DTE DE RE Es) 92 h DIE ERGEBNISSE DER PROBEGRABUNGEN IN DER FELSNISCHE PUSKAPOROS, Von Dr. Orrtokar Kapvıc. Nach Beendigung der Wanderversammlung der ungarischen Ärzte und Naturforscher im Jahre 1910 begab ich mich mit meinem Freunde Dr. Evern Hırregrannp von Miskolez nach Hämor, um die Eıfor- schung der dortigen Höhlen fortzusetzen. Diesmal teilten wir uns in der Arbeit derart, daß Dr. Hırnesrann die Leitung der in der Sze- letahöhle bereits seit Jahren fortgesetzten Grabungen übernahm, ich selbst aber meinen kurzen Aufenthalt dazu benützte, um in einer neuen Felsnische eine Probegrabung vorzunehmen. Diese Höhlung ist eine sogenannte abris-sous-roche (Felsnische) im Gebiete der Gemeinde Hämor (Kom. Borsod), in der rechtsseitigen Felswand der sogenannten Puskaporosenge. (S. Taf. IV.) Der obere Teil des Szinva- tales ist an mehreren Stellen bald erweitert, bald verengt. Am schmälsten ist die erwähnte Enge zwischen dem Hirtenhause und der Zartıschen Stuhlfabrik. In diesem Engpaß findet gerade nur der Fahrweg und der neben demselben dahineilende Bach Platz; rechts und links ragen steile Felswände aus Jurakalk empor. Früher stand dem Hirtenhause gegenüber unter den Felsen ein Pulvermagazin, in welchem das zur Sprengung der Felsen nötige Pulver aufbewahrt wurde. Seit dieser Zeit wurde diese Stelle vom Volke Puskaporos genannt. Die Felsnische Puskaporos ist, wie ich bereits erwähnte, an der steilen rechten Wand des Enepasses, unmittelbar hinter der Stuhl- fabrik, 11 Meter über dem Bett des Szinvabaches gelegen, mit der Mündung nach NNW. Die Öffnung ist parabolenförmig, die größte Breite beträgt 10 m. die größte Höhe 6 m und die Tiefe 3 m. Der Boden der Felsnische ist beinahe wagerecht, stellenweise ein wenig gegen die Wand zu geneigt. Die Wand der Höhlung besteht aus Jura- kalk, dessen Schichten unter 70° gegen 3% fallen. Die Öffnung der Nische ist verwachsen, so daß sich dieselbe sehr gut als Wohnstälte eignele. 9% 120 D: OTTOKAR KADIC (4) In unmittelbarer Nachbarschaft der Felsnische Puskaporos be- findet sich eine Höhle, deren eine Öffnung unmittelbar neben der Nische, die andere hingegen unter der ersten, über dem Bachbette mündet. Diese Höhle bezeichnete ich im Jahre 1907 in meiner Arbeit über den Urmenschen des Szinvatales ' als Puskaporoshöhle, die Nische aber, welche den Gegenstand vorliegender Arbeit bildet, will ich bei dieser Gelegenheit unter dem Namen «Felsnische Puskaporos» in die Literatur einführen. Gegenüber dieser Nische, an der jenseitigen steilen Wand ist ebenfalls eine Höhlung sichtbar, in welche Ienaz KäAroszra aus Hamor ein Haus gebaut hat. Der Engpaß bildete offen- bar einst eine größere Hühle, durch welche die Szinva hindurchfloß ; mit der Zeit stürzte diese Höhle ein und heute sind nur die oben erwähnte Höhle, die beiden Felsnischen und die anderen kleinen Höhlungen als Seitenhöhlen, bezw. Nischen der einstigen großen Höhe übriggeblieben. Bereits im Jahre 1906, als ich die Erforschung der Höhlen des Bükkgebirges in Angriff nahm, lenkte Orro Herman meine Aufmerk- samkeit auch auf diese Höhle und drang später wiederholt auf die Durehforschung derselben. Wie erwähnt, erbot sich im Herbst 1910 endlich Gelegenheit in der Felsnische Puskaporos mit materieller Unter- stützung des Museums zu Miskolez eine Probegrabung vorzunehmen. Die Grabungen nahm ich nach derselben erprobten Methode vor, wie dieselben in der Szeletahöhle bereits seit Jahren ausgeführt werden. Der Boden der Felsnische wurde auch hier in Quadrate von 2 m eingeteilt, welche sodann schichtenweise abgegraben wurden. Die Gra- bungen dauerten vom 25. August bis zum 5. September und ergaben folgendes. 1. Die Schichtenreihe der Felsnische. Die einfachen Schichtenverhältnisse der beinahe wagerecht ge- lagerten und nur stellenweise etwas nach innen geneigten Nischen- füllung wurden durch eine bis auf den Grund ausgegrabene 2 m breite und 8 m lange Probegrube aufgeschlossen. An den senkrechten Wän- den der Grube findet man zu oberst eine schwarze alluviale Humusschicht von 02 m Mächtigkeit, in der Mitte der Nische, neben der hinteren Felswand aber und an der Mündung der Nische beträgt die Mächtigkeit dieser Schicht stellenweise 0'6 m. Aus dieser 1 Kapıc O.: Beitr. z. Frage d. dil. Mensch. im Szinvatale; mit 4 Abb. (Föld- tani Közlöny, Bd. XXXVII.) Budapest, 1907. (5) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 121 obersten Humusschicht gelangten in Gesellschaft von Knochenresten noch heute lebender Haus- und Waldsäugetiere, neolithische Ton- scherben und paläolithische Steinsplitter zutage. Unmittelbar unter dem Alluvium liegt gegen die hıntere Felswand zu eine O'I mmäch- tige kalkige Tonschicht, gegen die Öffnung der Nische zu aber eine durchschnittlich 0% m mächtige, lockere, gelbe Tonschicht, welche mit dnKnochenrestenkleiner Wirbel- tiere angefüllt ist. Die Fauna dieser Schicht wurde unter Mit- wirkung des Ornithologen Herrn WacLaw Carpsk in Oslavan und des Assistenten am Nationalmuseum Herrn Dr. Sternan v. Borkay durch meinen Freund Herrn Dr. Turovor Kornuos untersucht, welcher die Resultate dieser Untersuchung weiter unten bekannt gibt. Unter den genannten Schichten folgt durch gelben Ton bald lockerer, baldfestergebundenesKalksteingerölle von wechseln- der Mächtigkeit, welches jedoch 1'5 m nicht überschreitet. In dieser Schicht konnte ich außer einigen unbestimmbaren Knochen- bruchstücken organische Reste bisher nirgends auffinden. Das pleistozäne Alter dieses gelben Kalksteingerölles der Nischenausfüllung steht jedoch bereits infolge der Beschaffenheit der Ablagerung unzweifelhaft fest. Dies ist umso wahrscheinlicher, als nach der Bestimmung von Dr. Kormos die unter dem Alluvium befindliche Nagerschicht bereits ebenfalls pleistozän ist. Die Nischenausfüllung reicht nach hinten zu unter die Felswand: dieser verdeckte Teil, sowie auch der Grund der Nische liegt auf ver- wittertem Fels von verschiedener Mächtigkeit. Auf den intakten Fels- boden stießen wir in einer Tiefe von etwa 2 m. Der Boden der Nische ist in der Mitte etwas erhaben und ist sodann wieder nach auswärts geneigt. 2. Beschreibung der Artefakte. In den Kalkgeröllschichten der Felsnische Puskaporos kommen fast durchwegs paläolithische Steinsplitter vor. Die meisten der- selben gelangten unmittelbar unter der Nagerschicht zutage : Verstreut kommen Paläolithe auch in der Nagerschicht vor, nach unten zu bingegen werden sie immer seltener, um endlich in dem Kalkgerölle unmittelbar über dem Boden der Nische gänzlich zu verschwinden. Bezüglich der Lage der Splitter muß erwähnt werden, daß ich dieselben ziemlich unordentlich verstreut fand, mit Ausnahme des Quadrates Nr. I, in. welchem die Paläolithe in einer grauen, linsen- förmigen Einlagerung dicht nebeneinander lagen. D: OTTOKAR KADIC (6) Von solehen Splittern fanden wir in der Puskaporos bis jetzt nahezu 300 Stück. Der größie Teil derselben besteht jedoch aus klei- neren und größeren Bruchstücken, feinen Splittern, dünnen Spänen und Abfallstücken und nur ein sehr unbedeutender Teil ist gut be- arbeitet. Wichtig ist, daß sich unter den vielen Splittern auch einige, obwohl nicht aufs Beste gelungene kleinere lorbeerblattför- mige Spitzen fanden. Die letzteren sind altersbestimmend und zeigen. daß die ‚hier entdeckte Steinindustrie von gleichem Alter ist, wie diejenige aus der Szeleta, daß also die in der Felsnische Puskaporos gefundene Steinindustrie in irgend einen Horizont des Solutreen gehört. Trotzdem läßt sich die Steinindustrie aus der Puskaporos, soweit sie bis jetzt bekannt ist, nicht mit derjenigen aus der Szeletahöhle identifizieren, sondern ist entweder älter oder jünger, als diese. Die primitive Bearbeitung der lorbeerblattförmigen Pfeilspitzen gegenüber den ausgezeichnet bearbeiteten Stücken aus der Szeletahöhle weist auf jene Zeit hin, in welcher die lorbeerblattförmigen Pfeilspitzen sich zu Beginn der Glanzperiode der Steinindustrie in der Szeletahöhle be- fanden. Weniger wahrscheinlich ist die Möglichkeit, daß die lorbeer- blattförmigen Pfeilspitzen im Rückgang begriffen gewesen wären, wie die aurignaciennen Beile aus der Szeleta und daß die in Rede ste- henden Paläolithe dekadente lorbeerblattförmige Pfeilspitzen wären. In der Szeletahöhle wenigstens ließ sich Ähnliches nicht beobachten, hier erlischen die lorbeerblattförmigen Pfeilspitzen in ibrer Glanzperiode. Interessant ist ferner der Umstand, daß sich unter den hier ge- fundenen, verhältnismäßig zahlreichen Splittern kaum einige gut be- arbeitete Stücke finden. Hieraus }äßt sich vielleicht der Schluß ziehen, dal diese verhältnismäßig enge Nische nicht beständig bewohnt war, sondern von den Urmenschen nur als gelegentliche Wohnstätte be- nutzt wurde. Wie Orro Herman treffend bemerkt," ist der Urmensch ie lleicht hier auf Lauer gelegen, um das durch die Enge durch- ziehende Wild zu erbeuten. Inzwischen wurden an diesem Orte auch Steinwerkzeuge verferligt; die bearbeiteten Stücke wurden an die be- ständigen Wohnstätten mitgenommen, die vielen Splitter. Späne und Abfallstücke aber in der Nische zurückgelassen. Die Nische war dem- nach mehr Werkstatt, als Wohnung. Das Material der Steinsplitter be- steht, mit wenigen Ausnahmen, aus demselben grauen Chalcedon vom 1 Orro Hermans Vortrag in der Sitzung der Höhlenforschungskommission der Ungarischen Geol. Gesellsch. vom 6 Febr. 1911. (Földtani Közlöny. Bd. XLI. Budapest, 1911.) (7) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 123 Avasberg, aus welchem auch der Urmensch aus der Szeletahöhle den größten Teil seiner Werkzeuge verfertigte und nur sporadisch fand ich aus Quarz, Obsidian oder anderem Material verfertigte Artefakte. Es soll nun die genaue Beschreibung einiger besser bearbeiteten Werkzeuge folgen. Fig. 1. Paleolithische Steinwerkzeuge aus der Felsnische Puskaporos. Nat. Größe. 1. Ein unregelmäßiger Span mit dickem, geraden unteren und dünnen halbkreisförmigen oberen Teile. Revers flach, Avers an der Basis etwas gewölbt. Die untere Partie ist zum Teil bearbeitet, an dem scharfen, halbkreisförmigen Rand der oberen sind Spuren des Gebrauches sichtbar. 2. Ein dünner Span mit schwach konkaver Hinter- und etwas gewölbter Vorderfläche. Der untere Rand ist gerade abgehauen. Die oberen, fein retouchierten scharfen Ränder enden nach oben zu in 124 D: OTTOKAR KADIC (8) eine Spitze. An der linken Seite ist die Spitze noch durch eine retouchierte Scharte ausgezeichnet. 3. Ein klingenförmiger, länglicher Span, dessen Hinterfläche glatt, schwach konkav, die. Vorderfläche hingegen gewölbt ist; die linke Kante ist glatt, die rechte aber bearbeitet. Der Oberteil endet in einer nach hinten geneigten, breilen Spitze. Die Basis und die Seitenränder sind scharf, stellenweise mit Spuren der Bearbeitung und des Ge- brauches. 4. Ein unregelmäßig ovaler Span mit dem primitiven Bearbeitungs- typus der lorbeerblattförmigen Pfeilspitzen. Die Hinterseite ist flach, der linksseitige und untere Teil derselben retouchiert; die Vorderseite ist grob bearbeitet. Das obere und das untere Ende ist unregelmässig abgerundet. Die Kanten sind ringsum scharf, mit feinen Retouchen und stellenweise ausgeschartet. 5. Eine kleine, primitive lorbeerblattförmige Spitze. Die Hinter- seite ist flach, die rechtseitige Kante sorgfältig retouchiert. Avers schwach gewölbt und im oberen Teile ebenfalls sorgfältig bearbeitet. Das obere und untere Ende ist unregelmäßig abgerundet. Die Kanten sind ringsum scharf mit feinen Retouchen. 6. Eine kleine primitive lorbeerblattförmige Spitze. Beide Seiten etwas gewölbt, unregelmäßig mit wenigen flachen und breiten Retouchen. Das untere Ende schräg abgestutzt, das obere endet in einer stumpfen Spitze. Die Kanten sind ringsum scharf und weisen zum Teil sorg- fältig gearbeitete Retouchen auf. x Im Frühjahr 1911 suchte ich die Felsnische Puskaporos mit Herrn Tu. Korumos neuerdings auf und wir sammelten hier einige Trage lang gemeinsam. Bei dieser Gelegenheit überzeugten wir uns vom neuen, daß im Fall weiterer Grabungen in der Felsnische noch sehr wert- volle Resultate zu erwarten sind. weshalb ich die gänzliche Aus- räumung derselben aufs wärmste empfehle. DIE PLEISTOZÄNE SÄUGETIERFAUNA DER FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR. Von Dr. Tueronor Kormos. Die im folgenden zu beschreibenden Tierreste stammen von zwei- maligen Aufsammlungen her. Der kleinere Teil des Materials wurde durch meinen Freund Dr. Orrorar Kavıc im August des Jahres 1910 gesammelt, der größere Teil gelangte im Winter dieses Jahres: im Monat Januar gelegentlich einer mit Dr. Kanık gemeinsam vorgenom- menen Grabung zutage. Einen großen Teil der Fossilien, besonders die kleinen Knochen bestimmte ich noch im Laufe des Winters. Bei dieser Arbeit wurde mir mehrfach große Hilfe zu Teil seitens Herrn Dr. Lupwiıc v. MEuery, Kustosdirektor des Nationalmuseums, Mitglied der ung. Akademie der Wissenschaften, dessen verbindlicher Liebenswürdigkeit ich auch an dieser Stelle zu Dank verpflichtet bin. Dank schulde ich auch meinem geehrten Freunde Dr. Eusen GrescHik, der mir ebenfalls mit manchem guten Rat zur Seite stand. Die größte Schwierigkeit verursachte die Bestimmung der einzel- nen Knochen und Zähne von größeren Tieren, welche in Ermangelung des nötigen Vergleichsmaterials nur sehr schwer vorwärtsschritt. Ende Februar jedoch konnte ich mich im Auftrage des Ackerbau- ministers und mit der materiellen Unterstützung unseres Ehrendirektors, Herın Dr. Annor v. Semsey auf eine längere Studienreise ins Ausland be- geben und es bot sich mir eine günstige Gelegenheit dar, die fraglichen Fossilien zu bestimmen. Zu diesem Zwecke ging ich, bevor ich mich auf die eigentliche Reise begab, nach Wien. Nach dem Studium des reichen Materiales im dortigen Hofmuseum suchte ich Herrn Kar Maska, Oberrealschuldirektor in Tel& (Mähren) auf. Hier gelangte ich dann auch zum Ziele, da ich in der unvergleichlich reichhaltigen und vollständig aufgearbeiteten mährischen Pleistozänsammlung Herrn Masxas reiches Vergleichsmaterial fand und der liebenswürdigsten Auf- 126 D: TH. KORMOS (2) nahme teilhaftig wurde. Unter der geübten Leitung Herrn MaSkas lösten wir auch die scheinbar schwierigsten Fragen und bei meiner Abreise von Tel@ war jedes einzelne Stück bestimmt. Herrn Direktor Masxa schulde ich bei dieser Arbeit den größten Dank. Wollte sich nur jeder Fachmann von ihm ein Beispiel nehmen! Zu Dank bin ich endlich auch meinem Freunde Kapıd verpflichtet, welcher die Güte hatte, mir dieses von ihm entdeckte, wertvolle Mate- rial zur Bearbeitung zu überlassen. In der Säugetierfauna der Felsnische Puskaporos sind nach den bisherigen Bestimmungen folgende Arten vertreten: ! *1. Rhinolophus euryale Buas. (s. s.)* *2. Erinaceus europaeus L. (s. s.) 3. Sorex araneus L. (h. h.) “4. « minutus L. (s. s.) 5. Neomys fodiens (PauLas) (s. Ss.) 6. Talpa europaea L. (h. h.) 7. Ursus arelos L. (s.) S. « spelaeus RosEnMÜLL. (S. S.) 9. Gulo luscus L. (s. S.) 10. Mustela martes (L.) (s. S.) 11. Putorius (Arctogale) ermineus (L.) (h.) 19. « « nivalis L. (h.) 13. Canis bupus L. (s. s.) 14. Vulpes vulpes L. (s.) 15. « lagopus (L.) (s. s.) 16. Felis (sp.?) (s. s.) *17. Citellus [eitellus (L.)?] (h.) IS. Cricelus ericetus (L.) (h.) 19. Cricelulus phaeus (Paruas) (h. h.) 20. Evolomys glareolus (SCHREBER) (h.) 91. Microtus arvalis (Pauuas) (h. h.) 22: « agrestis (L.) (h.) 3% « ratliceps (Keys. et Bras.) (h.) 94, « gregalis (Paruas) (h.) 95. Arvicola terreslris amphibius (L.) Lackr. (h. h.) 1 Die systematische Reihenfolge und die Namen sind dem neuesten zusammen- fassenden Werke von E. L. Trouzssart: Faune des mammiferes d’Europe (1910) entnommen. 1 Die mit Sternchen bezeichneten Arten sind für das ungarische Pleistozän neu. (3) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 197 *26. Sieista (Sminthus) subtilis (Pauuas) (Ss. Ss.) *27. Alactaga saliens (GmELIN) (S. s.) 28. Ochotona (Lagomys) pusillus (Parras) (h. h.) 29. Lepus timidus L. (s.) 30. Rangifer tarandus (L.) (s.) 31. Rhinoceros (Alelodus) antiquitatis BLumEnB. (S. S.) 32. Equus caba'lus ferus (Paruas) (s. Ss.) Sämtliche Knochen stammen aus jener 10—20 em mächtigen «Nagerschicht», welche Dr. Kapıc bei Beschreibung der Lagerungs- verhältnisse der Felsnische Puskaporos erwähnt. Die kleine — verhältnismäßig sehr geringe — Zahl der von größeren Tieren (Rhinoceros, Equus, Tarandus, Ursus, Gulo und Ganis) stammenden Knochen, welche wir hier sammelten, wurden wahrschein- lich durch größere Raubtiere und zum Teil durch Menschen in die Felsnische geschleppt. Der größte Teil der Knochen stammt jedoch von kleinen Säu- gern, Vögeln, Fröschen und Fischen; das massenhafte Zu- sammentragen dieser Reste ist zweifellos Raubvögeln, besonders Eulen, zuzuschreiben, welche seinerzeit in der Umgebung ihr Jagdgebiet hat- ten und ihre Beute in den Höhlungen der Felsnische verzehrten. Die kleinen Knochen liegen in Nestern und in der größten Unordnung übereinander; an der Stelle der Nester, wo sich die meisten Knochen befinden, ist der kalkige Ton rötlich gefärbt (zuweilen fast weichsel- rot) und weist aschenartige Flecken auf. Charakteristisch ist auch noch. daß der Ton außerordentlich viel, meist runde und äußerst glänzende kleine Quarzkiesel enthält. All dies weist mit Bestimmtheit darauf hin, daß die Knochen aus demausgespieenenGewölle jenerRaubvögel stam- men, das seinerzeit den Boden der Felsnische ganz bedeckt haben dürfte und später durch den von der Felswand abfallenden Kalkstaub zu einer Schicht verkittet wurde. Die kleinen (Quarzkiesel stammen aus den Kaumägen der von den Raubvögeln zerrissenen Hühner- arten. Eine ähnliche Beobachtung machte auch S. Rork in der dritten Höhle von Novi,!" und schrieb das massenhafte Zusammentragen der dortigen Knochen ebenfälls Raubvögeln zu. Die richtige Erklärung dieser und ähnlicher Funde haben wir NEHRInG zu danken, der die Fachkreise bereits im Jahre 1873 auf den Um- I Szepesmegye nehäny barlangjänak leiräsa. Math. termtud. közlem. XVI. köt. 641. lap. 128 D: TH. KORMOS (4) stand aufmerksam machte, daß man das Zusammmentragen der massen- haft vorkommenden kleinen Knochen nicht unbedingt der Wasserkraft zuzuschreiben braucht." Ebenfails Nrnrıng weist auch in einer neueren Abhandlung darauf hin,” daß in dem Gewölle solcher Raubvögel, welche auf Hühnerarten jagen, auch heute kleine Scholterkörnchen zu Hun- derten vorkommen. Um mich davon persönlich zu überzeugen. nahm ich in der kgl. ungar. ornithologischen Zentrale mit der gütigen Er- laubnis des Herrn Adjunkten Tırus Csöreey zahlreiche Untersuchun- gen an dem Mageninhalt von Vögeln vor und habe die kleinen glänzen- den Schotterkörnchen in dem aus den Kaumägen sämtlicher Hühner- arten stammenden Material mit eigenen Augen gesehen. Eine den aubvögeln zuzuschreibende «Nagerschicht entdeckte ich im Jahre 1910 auch in den Pliozänschichten von Polgärdi, in welcher ich die charakteristischen kleinen glänzenden Quarzkörnchen ebenfalls antraf.* Die Wasserkraft kann daher bei dem Ursprung der Knochenreste der Felsnische Puskaporos ruhig aus dem Spiel gelassen werden, um- somehr, als der Durchbruch der Enge des Puskaporos und die Ver- tiefung der Tahlsohle älteren Datums ist, als die Entstehung der Nagerschicht. Als diese Schicht entstand, mußte sich das Bett der Szinva notgedrungen bereits tief unter der Felsnische befunden haben, da die kleinen Knochen sonst sämtlich fortgeschleppt worden wären. Im folgenden gebe ich eine eingehende Beschreibung der Fauna der Felsnische Puskaporos. 1. Rhinolophus euryale Bıas. Diese Art ist in der Fauna der Felsnische Puskaporos durch einen gut erhaltenen Unterkiefer vertreten, dessen Bestimmung ich der Liebenswürdigkeit des Herrn Dr. Lupwıc v. MEHELY, Kustosdirektor des Nationalmuseums verdanke. Diese südliche Fledermausart lebt auch heute in Ungarn. Nach Menery * ist dieselbe in der Umgebung von Budapest allgemein ver- 1 Die Raubvögel und die prähistorischen Knochenlager. Corresp. Bl. d. deutsch. Ges. f. Anthrop. ete. 1879. Nr. 8. 5. 57—59.; ferner: Transport tierischer Reste durch Vögel und seine Bedeutung für Geologie und Paläontologie, Naturw. Wochenschrift, 1889. Bd. IV. S. 233. und: Tundren und Steppen, S. 151. 2 Die kleineren Wirbeltiere von Schweizersbild bei Schaffhausen. Denkschr. Schweiz. Naturf. Ges. Bd. XXXV. p. 42—43. ® Kormos: Der pliozäne Knochenfund von Polgärdi. Földt. Közl. Bd. XLI. Heft .1—2. 4 M£EHELy LAsos: Magyarorszäg denevereinek monografiäja. Budapest, 1900. S. 195. (5) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 129 breitet, im Süden, der unteren Donau entlang ebenfalls häufig und reicht im Norden bis HaAmor im Komitat Borsod. Die Exem- plare von Hämor im Nationalmuseum stammen aus der Kecskehöhle. Bemerkenswert ist, daß dieses Tier, dessen eigentliche Heimat sich in Südeuropa und am Mitielmeergestade (Kleinasien, Syrien, Nordafrika)! befindet und welches hei uns die nördlichste Grenze seines Ver- breitungsgebietes besitzt. gegen das Ende des Pleistozäns bereits in Ungarn heimisch war. Es ist nicht unmöglich, daß dasselbe bereits zu jener Zeit in der Kecskehöhle bei Hämor lebte und der im Puska- poros gefundene Unterkiefer vielleicht gerade von einem dort ansäßig gewesenen Tiere stammt. Meines Wissens ist dies das erste pleistozäne Vorkommen von Rhinolophus euryale. Außer dieser Art sammelte ich noch eine Fledermausspezies in der Felsnische Puskaporos, die Knochenresie derselben sind jedoch so mangelhaft, daß ich von einer Bestimmung Abstand nehmen mußte. 9. Erinaceus europzsus L. Das Stachelschwein ist in unserer Fauna durch drei zahnlose Kieferfragmente und einen losen Zahn vertreten. 3. Sorex araneus L. Die Waldspitzmaus bildet einen der häufigsten Vertreter der Insektenfresser in der Fauna der Felsnische Puskaporos; ich konnte mehrere hundert Kiefer bestimmen. 4. Sorex minutus L. Die Zwergspitzmaus ist sehr selten, nur durch ein Unterkiefer- fragment vertreten. 5. Neomys fodiens (Paunas). Die Wasserspitzmaus ist etwas häufiger, als die vorige; vier Unterkiefer gehören dieser Art an. 1 E. L. Trouessart: Catalogus mammalium tam viventium quanı fossilium. Berolini, 1898—99. Tom. I. p. 93. 130 D: TH. KORMOS (6) 6. Talpa europa L. Unter den Insektenfressern ist der Maulwurf am häufigsten, Kiefer und andere Skeletteile desselben sammelte ich zu Hunderten. Es kamen auch einige schöne Schädelpartien zum Vorschein, von welchen nur der Hirnteil fehlt. 7. Ursus arctos L. Einige Knochen und zwei mangelhafte Zähne einer Bärenart, klei- ner als Ursus spelaeus muß ich auf Grund der Ansicht Herrn Direktor Maskas einstweilen dieser Art zuzählen. Die fraglichen Überreste sind die folgenden: 1 Phalanx,, 1 Phalanx,, 1 Sesamknochen, I sehr junger C(Milchzahn), Die Spitze eines bleibenden, in Entwicklung begriffenen C. Ss. Ursus spelus RosrnmÜLL. Diese Art ist sehr selten und insgesamt durch einen jungen, noch in Entwicklung begriffenen oberen rechtseitigen 1, vertreten. Das Vorkommen des Höhlenbären mit dem vorigen zusammen ist über- haupt nicht überraschend. Mir sind mehrere ähnliche Fälle bekannt. von welchen ich mich mit der Berufung auf die Certova dira-Höhle in Mähren begnüge, wo nach den Mitteilungen Maskas! die beiden Arten ebenfalls zusammen vorkommen. Nach den Beobachtungen NEH- rınas hat übrigens der Höhlenbär in der bayrischen «fränkischen Schweiz» auch die postglaziale Steppenperiode überlebt, so daß das gemeinsame Vorkommen desselben mit dem braunen Bären überhaupt nicht überrascht. Und bezüglich der Lebensweise des braunen Bären wird durch die Beobachtungen von Brasıus,* Nasarow * und anderer bestätigt, daß derselbe auch in den nördlicheren, waldumsäumten Ge- genden der Grassteppen des heutigen Rußlands vorkommt. 1 Der diluviale Mensch in Mähren. Neutitschein, 1886. S. 65—64. > Tundren und Steppen, S. 197. 3 Reise im europäischen Rußland. Braunschweig, 1840. Bd. II. S. 314. 4 Recherches zoologiques des steppes des Kirguiz. Bullet. nat. Moscou, 1886 S. 380. (7) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 131 9. Gulo luseus (L.). Der Vielfraß ist durch einen vollkommen sicher bestimmten lin- ken Radius in der Fauna der Puskaporos vertreten. Dieses polare Tier, welches in Grönland bis zu 56 nördl. Breite vorkommt und ansonsten die nördlichen Teile Eurasiens und Amerikas bewohnt, zog im Pleistozän bis nach Mittel- und Südeuropa, die Schweiz, Belgien und auch nach Südfrankreich herunter." In Ungarn wird diese Art durch A. KocH aus den Höhlen von Szegyeslyele und Bänlaka (Kom. Bihar) erwähnt.” Den in der Puskaporos gesammelten Radius habe ich mit zahlreichen mährischen Exemplaren in der Samm- lung des Herrn Maskas verglichen und zähle denselben auf Grund der charakteristischen Merkmale alle Zweifel ausschließend dieser Art zu. 10. Mustela martes L. Der Steinmarder ist in der Fauna der Puskaporos sehr selten; es gelangte nur ein rechtseitiges Unterkieferfragment mit zwei Zähnen pm, m,) zum Vorschein. 11. Putorius (Arctogale) ermineus (L.). Häufig; von anderen Skeletteilen abgesehen sammelte ich etwa 30 Unterkiefer. 12. Putorius (Arctogale) nivalis L. Das Wiesel, das gemeinste Raubtier unserer Fauna, ist durch etwa 150 Unterkiefer, mehrere Schädelfragmente und zahlreiche andere Knochen vertreten. y 13. Canis lupus 1. Selten: eine Phalanx (ph,) und ein Astragalus. 14. Vulpes vulpes (L.). Das Vorkommen des Fuchses stellte ich auf Grund dieser Zähne (m, sup, m, inf., m, inf.), fest. Der Fuchs kommt nach Neurıne in 1 TROUESSART: Catal. mammal. I. S. 263. 2 A magy. kor. orsz. kövült gerincesällat-maradv. rendsz. ätnezete. Magy. orv. term. vizsg. XXX. vändorgyül. munk. S. 542. (= Sistem. Übersicht der foss. Wirbel- tierreste Ungarns; Arbeiten d. XXX. Wanderversamml. ungar. Ärzte u. Naturf.) 132 D: TH. KORMOS (8) vereisten und begrasten Steppen gleichweise vor! und so ist das ge- meinsame Vorkommen desselben mit seinen nördlichen Verwandten, dem Polarfuchs überhaupt nicht überraschend. 15. Vulpes lagopus (L.). Der Polarfuchs ist insgesamt durch zwei Zähne (m, suj., m, inf. Milchzahn) vertreten, welche Direktor MasrkA als dieser Art angehörig bestimmte. In seiner Sammlung befinden sich zahllose Polarfuchs- kiefer, welche auch die weitgehendste Vergleichung ermöglichten. In der Größe der Zähne, u. zw. besonders der Reißzähne (m,) und in der Länge der Molarreihe besteht zwischen dem Polarfuchs und dem gemeinen Fuchs ein beständiger Unterschied, auf Grund dessen die beiden Arten gut auseinander zu halten sind. Nach meinen von Polar- fuchskiefern aus Piedmost genommenen Maßserien (30) beträgt die Länge der Krone des unteren Reißzahnes im Durchsehnitt 13'36 mm (die Grenzwerte betragen 13 und 15 mm); die Länge der unteren Molarreihe macht im Durchschnitt 522 mm aus (Grenzwerte 31’5— 56 mm). Bei Vulpes vulgaris hingegen beträgt nach meinen ebenfalls an Predmoster Kiefern — welche mit den Polarfuchsknochen zusam- men gefunden wurden — vorgenommenen Messungen die Länge der Krone des unteren Reißzahnes im Durchschnitt 16°'5 mm (extreme Werte 15—17'5) und die Länge der unteren Molarreihe 63'2 mm (62— 66 mm). Die Möglichkeit der Ausführung dieser wertvollen Messungen danke ich der unvergleichlichen Liebenswürdigkeit des Herrn Direktor MıSka, der mir in Tel seine ganze großartige Sammlung zur Ver- fügung stellte. Der Polarfuchs ist in Ungarn keine neue Erscheinung; S. RorH fand Reste desselben (wie Nenurıns bezeugt) in der Antalhöhle von Öruzsin® und A. Koch erwähnt ihn aus Nagymänyok im Komitate Tolna. 16. Felis (sp. ?). Zwei Milchzähne einer kleineren Katzenart (Wildkatze?, Luchs ?). L. c. S. 21 und 97 L. ce. S. 541. Zwei von hier stammende Zähne, welche mit denjenigen der mährischen Exemplare vollkommen übereinstimmen, gehören laut der Handschrift NEHRINGs in der Sammlung der Oberrealschule von Löcse dem Polarfuchs an. 1 2 (9) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 133 17. Citellus [citellus (L.)?]. Zwölf, meist mangelhafte Kiefer und zahlreiche lose Zähne muß ich einstweilen — in Ermangelung von Vergleichsmaterial — dieser. bei uns auch heute noch gemeinen Zieselart zuzählen, obwohl die Tiergesellschaft der Puskaporos eine derartige ist, daß wir es wahr- scheinlich mit einer anderen Art zu tun haben. Neuring versah eine, von S. Roru in der Antalhöhle von Öruzsin gesammelte Ziesel-Ulna, welche sich im Besitz der Oberrealschule zu Löcse befindet, mit der Bezeichnung «Spermophilus von der Größe des Sp. altaicus», diese Art könnte demnach bei der Vergleichung jedenfalls in Betracht kommen. 1 6) Cricetus cricetus (L.). Ist ziemlich häufig, durch etwa 15 Kiefer und mehrere Extremitäten- knochen in der Fauna vertreten. 19. Cricetulus phzsus (Parıas). Zwei sehr kleine Hamsterkieferfragmente zähle ich dieser Steppen- art zu, welche heutzutage in Südrußland, entlang der Volga und im Umkreise des Kaspischen Meeres, im Kaukasus, Kleinasien, Persien, Transkaspien, Armenien, Palästina, Zentralasien, Kaschgar, Jarkand, Gilgit und Sarikol sehr verbreitet ist.! Im Pleistozän reichte das Gebiet dieser Art westwärts bis zu dem deutschen Saalfeld.” In Ungarn wurde dieselbe durch S. Ror# in den Höhlen von Öruzsin und Novi gesammelt, durch Saramon Prrexyı in Beremend (Kom. Baranya), durch K. Hormann in der Nähe von Villany, auf der Spitze des nordwestlich davon befindlichen Somssich- berges. In Beremend fand im Jahre 1910 auch ich zwei schöne Kiefer. Diese und die aus der Sammlung Hormanns stammenden 11 Unter- kiefer befinden sich im Besitz der kgl. ungar. geologischen Reichs- anstalt. Letztere waren seinerzeit, als Nrurıng die Beschreibung des Spala® priscus-Unterkiefers *” vom Nagyharsänyhegy bei Villäny lieferte, mit diesem und mehreren anderen Knochen ebenfalls zur Bestimmung in seinen Händen. Aus dieser Zeit stammen die den Stücken bei- 1 TROUESSART: Catal. mamm. I. p. 509. 2 NeHring: Tundren und Steppen, p. 228. 3 Neuerdings nach M£HELys Untersuchungen Prospalax priscus NHRG. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 3. Heft. 10 134 D: TH. KORMOS (10) gelegten und mit Nenrines Handschrift versehenen Etiquetten, auf welchen er die Kiefer von Cricetulus phaeus, als Cricetus sp. minor und mehrere Cricelus cricelus-Überreste, als Cricetus sp. maor be- zeichnet. Auf Seite 184 seines Buches über Tundren und Steppen hin- gegen ist folgendes zu lesen: «Einige kleine Hamsterarten, welche mit Cricetus phaeus, Gricelus arenarius und Verwandten identisch oder sehr nahe verwandt sind, konnte ich fossil nachweisen bei Saalfeld in Thüringen, ÖOruzsin in Oberungarn und namentlich bei Beremend im südlichen Ungarn.» Mit Rücksicht darauf, daß der kleine Hamsterkiefer aus der Puska- poros mit der Abbildung Nenrines von einem Crie. phaeus-Kiefer aus Schweizersbild vollkommen übereinstimmt, zähle ich denselben einst- weilen — in Ermangelung von Vergleichmaterial — dieser Art zu. 90. Evotomys glareolus (ScHREBER). Diese durch ihre hewurzelten Zähne leicht kenntliche Art, welche in den waldigen Gebirgsgegenden Ungarns auch heute häufig ist,” ist in der Fauna der Puskaporos ebenfalls häufig zu nennen; es kamen etwa 20 Unterkiefer zum Vorschein. Bisher war dieselbe aus dem ungarischen Pleistozän wenig bekannt; Neurıns erwähnt sie aus der Antalhöhle von Öruzsin, und ich selbst wies sie letzhin * bei Köszeg (Kom. Vas) nach. 91. Microtus arvalis (PaALLas). Einer der gemeinsten Nager; es kamen mehrere hundert Unter- kiefer und andere Knochenreste zum Vorschein. 92. Microtus agrestis (L.). Diese Art, welehe heute Mittel- und Nordeuropa bewohnt und in Nordungarn nach L. Münurıy auch heute vorkommt,* kam aus der Fauna der Felsnische Puskaporos ebenfalls zum Vorschein. Die Scheidung dieser und der vorigen Art stößt infolge der Über- 1 Die kleineren Wirbeltiere von Schweizersbild bei Schaffhausen. Denkschr., Schweiz. Naturforsch. Ges. Bd. XXXV. p. 57. Taf. I. Fig. 7—8. 2 BREHM-MEHELY: Az ällatok viläga. II. köt. p. 526. 3 Über eine arktische Säugelierfauna im Pleistozän Ungarns. Gentralbl. 1.. miner. etc. Jg. 1911. Nr. 9. p. 301. 4 Ket üj pocokfaj a magyar faunäban. Ällat. Közl. 7. k. 1. f. p. 3-7. (11) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 135 gänge und des — zwischen gewissen Grenzen — schwankenden Ver- laufes der Schmelzfalten an den Molaren meistens auf Schwierig- keiten, sofern nicht die obere Molarreihe vorliegt. Der m, sup. trägt nämlich hinten ein mit der Spitze nach innen gerichtetes fünftes Schmelzprisma, welches an der lingualen Seite eine dritte Schmelz- rippe bildet. Dieser Charakter ist beständig und weder am m, sup. von M. arvalis, noch bei anderen verwandten Arten vorhanden. MEHELYy, der diese Art in der Fauna Ungarns nachgewiesen hat, veranschaulicht das Gebiß derselben auf Seite 5 der zitierten Arbeit in einer ge- treuen Abbildung (Fig. 1—7, a), auf welcher das fünfte Schmelzprisma des m, sup. deutlich sichtbar ist. S. Roru sammelte einige Knochen dieser Art in den Höhlen von Öruzsin und Novi, unter andern auch ein Schädelfragment, an welchem der m, sup. intakt erhalten ist und das charakteristische Merkmal deutlich aufweist. NeHrıng, der dieses Exemplar seinerzeit bestimmte, schrieb auf die beigelegte Etiquette die Bemerkung: «der zweite Molar mit fünf Prismen !» Hieraus ist ersichtlich, welchen Wert dieser Eigen- tümlichkeit des m, sup. als wichtigem Kennzeichen auch NeHrine beilegte. In der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt be- finden sich drei rezente Schädel dieser Art, von welchen zwei aus Tromsö und einer aus dem norwegischen Malangen stammt. Letzterer ist ein Geschenk meines hochverehrten Freundes, des Herrn K. Bsör- LYKKE, Professor an der landwirtschaftlichen Lehranstalt. Auch an diesen Schädeln ist das fünfte Prisma des zweiten Molaren ausnahms- los vorhanden, während es bei M. arvalis nie sichtbar ist. Auf Grund des gesagten muß ich drei Schädelfragmente aus den Knochenresten des Puskaporos mit völliger Sicherheit dieser Art zu- weisen. Hierher zähle ich auch noch einige Unterkiefer, die Bestim- mung derselben bedarf jedoch einer bestätigenden Untersuchung. Das Vorkommen der Art steht jedoch außer Frage. 93. Microtus ratticeps (Krys. et Buas.). Diese Art, welche als Relikt auch noch heute auf der Donau- insel Csallököz lebt,’ kam aus dem Pleistozän bereits an mehreren Punkten zum Vorschein. S. Rorn fand dieselbe in den oben erwähn- ten Höhlen, ich selbst wies sie letzthin bei Köszeg nach.” In der 1 Vergl. M£EHery, 1. c. 2 Kornos, 1. ce. 10* 136 DE: TH, KORMOS (12) Fauna der Puskaporos ist sie gemein, da sie von den beschädigten und weniger gut erkennbaren Exemplaren ganz abgesehen, wenigstens durch 50, sicher bestimmte Kiefer vertreten ist. 94. Microtus gregalis (ParLas). Diese Art ist eines der charakteristischesten und wichtigsten Glieder der Fauna der Puskaporos. Die Schmelzfalten der Molaren erinnern in ihrem Verlaufe einigermaßen an die vorige Art, von der- selben ist sie aber in den Details und durch die bedeutend kleinere Gestalt dennoch scharf unterschieden. Heute ist diese Art in den östlichen und südlichen Teilen Sibi- riens, in der Obiwüste und in Transbaikalien heimisch ; ! im Pleistozän drang sie jedoch westwärts bis nach Deutschland vor. In Ungarn war sie bisher nur durch die Aufsammlungen S. Rorns bekannt. In der Fels- nische Puskaporos ist sie gemein, ich bestimmte etwa 100 Unter- kiefer. Nach Nrurme lebt dieses Tier ausschließlich in der Steppe” und ist, da heute in Europa nirgends mehr zu finden, für das Alter und den Charakter unserer Fauna sehr bezeichnend. Hierauf will ich später noch zurückkommen. 95. Arvicola terrestris amphibius (L.) Lackr. Die Wasserratte ist eines der gemeinsten Glieder unserer Fauna und in derselben durch mehrere hundert Unterkiefer und andere Knochen vertreten. Von der Stammform ist sie durch die größere, kräftigere Gestalt unterschieden.” Unter meinen Exemplaren befinden sich größere und kleinere, so daß wahrscheinlich auch die Stamm- form vorkommt. 26. Sicista (Sminthus) subtilis (Pauras). Dieser kleine Nager lebt nach den bisherigen Beobachtungen heute in Osteuropa, Westasien bis zum Jenissei, in Skandinavien, Finnland und Dänemark, in den östlichen Teilen Deutschlands, in Ungarn, Rußland und Polen, auf dem Chersonesos, im Kaukasus, im 1 TROUESSART: Catal. mammal. I. S. 560. 2 Tundren u. Steppen, S. 86. und 185. 3 «Crane plus large et plus robuste que celui d’A. terrestris», TROUESSART : Faune des Mammiferes d’Europe. Berlin, 1910. S. 194. (13) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 137 südlichen Sibirien und Turkestan.! Trouessarr betrachtet denselben als einen in Mitteleuropa zurückgebliebenen Vertreter der im Pleistozän hierher gewanderten arktischen Fauna: «Il peut &tre considere comme une des espöces r6esiduelles de linvasion de la faune aretique dans l’Europe centrale.» Aus pleistozänen Ablagerungen ist diese Art bisher kaum be- kannt, bloß NeHrıne erwähnt dieselbe aus dem Diluvium von Nub- dorf bei Wien, wo er sie in Gesellschaft Layomys pusillus und einer kleinen Spermophylus-Art fand.” Ebenfalls Nenrıng erwähnt einen «subfossil scheinenden» Unterkiefer dieser Art, welchen S. Roru an- geblich in der Dobsinaer (?) Höhle sammelte. Dieses Stück befindet sich mit der Rorsschen Sammlung der Realschule von Löcse zusam- men infolge der Liebenswürdigkeit Herrn Professors Dr. STEPHAN Györrry in meinen Händen und scheint tatsächlich subfossil zu sein. Aus der Puskaporos kam ebenfalls ein Unterkieferfragment zum Vorschein, an welchem der Mahlzahn und ein Backenzahn erhalten sind. Dieses Exemplar hatte mein verehrter Freund Dr. EuGen GRESCHIK, ein gründlicher Kenner der ungarischen Mäuse, zu bestimmen die Liebenswürdigkeit. Außer den erwähnten besitze ich keine Kenntnis von einem pleistozänen Vorkommen dieser Maus und so ist der Fund in der Felsnische Puskaporos bereits wegen seiner Seltenheit sehr wertvoll. Heute ist dieses Tier -- welches in Ungarn zum erstenmal durch SAaLamon Perenyı bei Tiszaföldväar im Jahre 1845 gesammelt wurde — in Ungarn nicht gerade selten. Die Streifenmaus war bei uns lange Zeit nur vom Alföld bekannt, bis sie durch Epuarn Kocyan in der Tätra und durch Anprras Orosz bei Apahida (Kom. Kolozs) ge- funden wurde. Sie kommt auch in der unmittelbaren Umgebung von Budapest (Csepelinsel) vor.” Nach Nenrine ist diese Art für die Wald- flecken der osteuropäischen und westsibirischen subarktischen Steppe sozusagen charakteristisch und scheut auch die freie Steppe nicht.“ 1 TROUESSART: Catal. mamm. 1. S. 589. Tundren und Steppen, S. 199. 3 Vergl. MEHELY: Ällatok viläga, Bd. 2, S. 555. * Tundren u. Steppen, S. 103. w 138 DE TH. KORMOS (14) 97. Alactaga saliens (GmeLin). (= 4. Jaculus foss. NHRG.). Eines der charakteristischesten Tiere der Grassteppen Rußlands und des südwestlichen Sibiriens, welches bisher nur aus dem deutschen und böhmischen Pleistozän bekannt war, ist nun auch bei uns zum Vorschein gekommen. Leider gründet sich diese Behauptung auf sehr geringe Reste, dieselben genügen aber jedenfalls, das einstige Vor- kommen des Tieres in Ungarn festzustellen. Im Körperbau ist das- selbe so sonderbar und charakteristisch, daß die Bestimmung durch die beiden Zähne, welche ich in der Felsnische Puskaporos sammelte, völlig sicher ist, umsomehr als ich in der Sammlung des Herrn MASkA dieselben mit den Zähnen eines Prager Exemplares vergleichen konnte. Die Art lebt heute in Südosteuropa und Zentralasien, u. zw. in Südrußland, zwischen der Donau und dem Don, im taurischen Cher- sonesos, in den südlichen Teilen Turkestans, im Uralgebirge, Süd- sibirien, im Altai und in der Wüste Obi.” Aus dem deutschen Pleistozän ist sie durch den unermüdlichen Fleiß Nenrines von mehreren Punkten bekannt (Westeregeln, Quedlin- burg, Thiede, Gera, Pösneck, Saalfeld, Würzburg);* aus Zuzlawitz in Böhmen wurde sie durch WorprıchH,” aus der Umgebung von Prag durch Frı&ö* und Karka ° nachgewiesen. In Mähren wurde sie bisher nicht gefunden,® bei uns ebenfalls nicht. Die Artistein ausschließliches Steppentier und im ganzen Körperbau dieser Lebensweise derartig angepaßt, daß sie unter anderen Verhältnissen längere Zeit nicht einmal existieren könnte. So sind — wie wir in den Weiteren sehen werden — die in der Puspaporos gefundenen zwei Zähne außerordentlich wertvoll und es wäre wünschenswert, daß — schon dieser Art zuliebe — weitere Gra- bungen vorgenommen würden. 1 TROUESSART: Catal. Mammal. I. S. 594. 2 Tundren u. Steppen, S. 181--182. und Beiträge zur Kenntnis der Diluvial- fauna. Zeitschr. f. d. ges. naturwiss. Neue Folge, 1876. Bd. XII. S. 18—68. 3 Diluviale Fauna von Zuzlawitz bei Winterberg im Böhmerwalde. Wien, 1880 — 1884. 4 Übersicht der diluvialen Säugetiere Böhmens. Sitzungsberichte der kön. Gesellsch. d. Wissensch. Prag, 1832. > Rezente und fossile Nagetiere Böhmens. Arch. d. naturw. Landesdurch- orsch. von Böhmen. Bd. VII. Nr. 5. S. 73—79. 6 Während der Korrektur erhielt ich eine Verständigung W. CAPEKs, daß diese Art neuerdings auch im mährischen Pleistozän zum Vorschein gekommen ist. (15) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HAMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 139 238. Ochotona (Lagomys) pusillus (Parras). Der Zwergpfeifhase ist in der Puskaporos sehr gemein, da er durch mehrere hundert Kiefer, Schädelfragmente und andere Knochen vertreten ist. Dieses Tier ist ebenso eine charakteristische Steppenerscheinung, wie das vorige. Seine heutige Verbreitung ist auf die südöstlichen Teile Rußlands (bis zur Volga), auf das Uralgebirge und das südliche Sibirien (bis zum Obi) beschränkt." Im Pleistozän wanderte auch dieses Tier weit nach Westen. Außer Deutschland, wo dasselbe an zahlreichen Punkten gefunden wurde, ist es aus der Kenthöhle in Südengland, aus Belgien (Trou du Sureau, bei Namur), Frankreich (Montmorency in der Nähe von Paris), Böhmen, Mähren, Niederösterreich und Ungarn bekannt.” In Ungarn wurde es bisher nur durch S. Rorn in den Höhlen der Komitate Sze- pes und Abauj gesammelt. Hier war es anscheinend sehr häufig. da es sowohl in der Roruschen Sammlung. als auch im Materiale der Puskaporos durch zahlreiche Exemplare vertreten ist. Auf Grund dessen kann als sicher angenommen werden, daß es noch an vielen Stellen zum Vorschein kommen wird. 239. Lepus timidus L. (= L. variabilis ([ParLas]). Der Polarhase ist in unserer Fauna durch I Astragalus, 1 Cal- caneus, 3 Beckenknochen, 6 Scapule und 10 Zähne vertreten; die Reste desselben sind also nicht gerade selten. Es ist dies das dritte Vorkommen dieser Art in Ungarn; bisher war sie nach den Literatur- angaben nur aus der Höhle von Öruzsin und der III. Höhle von Novi bekannt. ) 30. Rangifer tarandus (L.). Das Renntier lebt heute nur mehr in den nördlichsten Teilen Europas und in Sibirien (bis Kamtschatka), im Pleistozän war es jedoch in ganz Mitteleuropa gemein und wanderte auch bis zu den Alpen und den Pyrenäen.” Infolge der geographischen Lage Ungarns ist es ganz sicher, daß es im Pleistozän auch hier weit verbreitet war, obwohl seine Reste keineswegs so häufig sind, wie z. B. in Mähren, 1 TrovEssarT: Catal. Mamm. Quinquennale Supplem. 1904. S. 532. > Tundren u. Steppen, S. 184, 3 TROUESSART: Catal. Mamm, Suppl. S. 887. 140 D: TH. KORMOS (16) Deutschland und der Schweiz. Die älteste Angabe über das Vor- konımen desselben in Ungarn findet man bei Saramon Prrenvı,! welcher im Komitat «Nagyhont» ein rechtes Unterkieferfragment erwähnt. Der- selbe erwähnt auch aus der Prelucsavahöhle im Komitat Bihar ein Geweihfragment, welches er als «Cervus Queltardi» seu Gervus laran- loides Prranyı» anführt. Es können keine Zweifel bestehen, daß diese Art mit Rangifer tarandus ident ist. A. Koch” erwähnt in der Sammlung des Nationalmuseums Renntierreste aus Holcmäny (Kom. Szeben) und vom Alföld. Nach demselben sind auch im Sieben- bürgischen Museums zu Kolozsvar Renntierknochen aus der Prelucsava- höhle (Kom. Bihar). Szenterzsebetfalva (Kom. Szeben) und Szentgerlice (Kom. Marostorda) vorhanden. Aus der Roruschen Sammlung befinden sich 8 Zähne und 3 Tarsalknochen in meinen Händen, welche aus der Höhle von Öruzsin stammen und mit der Handschrift Neurınes ver- sehen sind. In der Sammlung der geologischen Reichsanstalt befinden sich die folgenden Renntierreste: I. Geweihfragment . Fundort Gyoma (Komitat Bekes). 2. Geweihfragment « Kaposvär (Komitat Somogy). 3. Metatarsale « Bezi (Komitat Györ). 4. Phalanx,, distales Ende eines Metacarpale oder Me- ; ER « Puskaporos (Komitat Borsod). tatarsale, ein rechtseitiger, junger m. sup. 9. Zwei Kieferfragmente, ein CS) El ya, Gomaner) Zähne, mehrere Extremi- tätenknochen. All diese Angaben werfen ein helles Licht auf die weite Ver- breitung des Renntieres in Ungarn, welches hier im Pleistozän gemein gewesen sein dürfte, und daß es bisher wenig bekannt ist,” ist nur unserer eigenen Saumseligkeit zuzuschreiben. Trotzdem das Renntier ein echtes Alpentier ist, kommt es den- noch auch in den Grassteppen vor, da die südliche Grenze seines 2 Hinterlassene Werke, S. 103. 2 L. c. S. 551. 3 Es gibt auch noch heute Fachleute bei uns, die sogar die Möglichkeit des Vorkommens von Renntieren in Ungarn in Zweifel ziehen. (17) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BET HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 141 Verbreitungsgebietes (50° nördl. Breite) in diese hineinreicht oder wenigstens hineinreichte. Nasarow ' hielt im Jahre 1886 für die den Kirgisensteppen benachbarten südlichen Teile der Uralgegend das Renn- tier für charakteristisch. Ähnlich äußern sich andere Forscher, nament- lich Parzas, Eversmann und BRanDT. Das Renntier wurde früher für den oberen Abschnitt der Pleistozän- zeit von Mitteleuropa und Frankreich für charakteristisch gehalten, derart, daß Larter eine besondere Renntierzeit unterschied. Wie ver- fehlt dies war, diesbezüglich sei mir gestattet, mich außer Neurina * auf die neuesten Untersuchungen Korexns ® und Scuumivrs* zu berufen. Letztere Autoren fanden nämlich in Württemberg von der dem Aurig- nacien vorangehenden La quina-Periode angefangen bis ins obere (späte) Magdalenien, also von dem oberen Ab- schnitte des unteren Pleistozän bisins jüngste Plei- stozän, sozusagenin jeder Schicht Renntierreste. Auf Grund dessen hat offenbar eine Renntierzeit nie existiert, am wenigsten aber in der postglazialen Zeit, welche Frec# irrtümlich mit Nenrines «Lemmingperiode» ° identifiziert. Ebenso halte ich auch Frecns auf denselben Grundlagen ruhende Einteilung der Quartärzeit® für unhaltbar, da dieselbe der Auffassung Nrurınss gerade entgegengesetzt ist.” Übrigens kann man heute, wo Koren und Scumivr eines der charakteristischesten Tiere der Polargegend, den Lemming auch schon unter den Spuren der Aurignacienkultur enthalten- den Schichten aufgefunden haben, auch von einer Lemmingperiode nicht mehr sprechen. Meiner Auffassung nach wird der Charak- ter der Fauna niemals durch ein oder zweiArten, son- dern durch die Gesamtheit der Tiergesellschaft be- stimmt und jereichhaltigerundabwechslungsreicher ! Recherches zoologiques stb. Tundren u. Steppen, S. 295. » Diluvialstudien. Neues Jahrb. f. Miner. ete. 19(9. II. S. 57—90. * Der Sirgenslein etc. Stuttgart, 1910. S. 1—46. > Lethxa geognostica, II. 2. Quartar. S. 18. 6 Ibidem, S. 8. ” FRECH verlegt in seiner Tabelle die postglaziale Steppenperiode in die geologisehe Neuzeit, und zwar in jene Epoche, als der Mensch bereits Tongefässe in feinerer Ausführung verfertigtel Abgesehen davon, daß NEHRING die Steppen- periode entschieden in das «Diluvium» verlegt (Tundren u. Steppen, S. 225., 12 — 15. Zeile), kamen im Puskaporos mit den Alactaga-Zähnen und Überresten an- derer Steppentiere Steinwerkzeuge vom Solutr&en-Typus zum Vorschein, welche sich mit den fein bearbeiteten Tongefässen schwer in Übereinstimmung bringen lassen ! 10) 142 © D: TH. KORMOS (18) diese ist, umso sicherere Schlüsse lassen sich daraus ziehen. Ich könnte zahlreiche Beispiele zur Bekräftigung dieser Be- hauptung anführen, doch ist ja diese Sache so klar und bekannt, daß sie weiterer Beweisführung nicht bedarf. x Von einzelnen wird — auf Grund alter Quellenwerke — behaup- tet, daß das Renntier in Deutschland noch zu JuLivs Carsars Zeiten gelebt habe." Nach anderen soll dasselbe Schottland noch bis zum XI. Jahrhundert bewohnt haben.” Letzteres ist nicht unmöglich, da einesteils dieses Land auch in den gegenwärtigen Verbreitungskreis des Renntieres hineinfällt und andernteils die auf den britischen Inseln allenfalls als pleistozänes Reliktum zurückgebliebenen Renn- tiere sich vor dem Menschen natürlicherweise nur nordwärts, also nach Schottland zurückgezogen haben können. Es ist jedoch auch das nicht ausgeschlossen, daß sich diese Angabe auf zahme Renn- tiere bezieht. Daß jedoch in der Römerzeit in Deutschland (im hercynischen Walde) Renntiere gelebt hätten, kann ich nicht glauben. Die aus der Römerzeit übergebliebene Fauna weicht von der heutigen mittel- europäischen Tiergesellschaft in keiner Beziehung ab. In dieser nimmt sich aber das Renntier so fremdartig aus, daß sich nicht annehmen läßt, dasselbe wäre, als mit der Veränderung der Existenzbedingungen der Fluchtweg nach Norden zu offen stand, aus eigenem Antriebe in derselben zurückgeblieben. Viel wahrscheinlicher ist es, daß hinter der Beschreibung der Quellenwerke das Elen oder der Damhirsch steckt. 31. Rhinoceros (Atelodus) antiquitatis BLumen#. Das wollhaarige Rhinozeros ist in der Fauna der Felsnische Puskaporos bisher bloß durch den kleinen Knochen (euneiforme II) eines anscheinend jungen Tieres vertreten. Die Bestimmung dieses Knochens verdanke ich Herrn Direktor Masra. Einstweilen. bis wei- tere Grabungen vielleicht mehr Reste dieser Art zutage bringen, ge- nügt auch dieses eine Stück, das Vorhandensein des Rhinozeros in der Fauna festzustellen. Daß sich aber dieses Tier ganz gut zwischen die übrigen einfügt, diesbezüglich sei mir gestattet, mich wiederum 1 BreHm: Tierleben. III. S. 271. 2 FREcH: |]. ce. S. 18. (19) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 143 auf Nenriıng zu berufen, welcher in seinem klassischen Werke,’ bei Beschreibung des Fundes von Westeregeln folgendes sagt: o (>) «Hier fand ich... sehr wohlerhaltene Reste von solchen Nagern, welche jetzt als entschiedene Charaktertiere der ost-russischen und west-sibirischen Steppen zu bezeichnen sind. Besonders wichtig erscheinen die zahlreichen... Reste des großen Pferdespringers (Alactaga jaculus) und des rötlichen Ziesels (Spermophilus rufescens). Daneben fanden sich die Reste von einem Steppen- murmellier (Arctomys bobac), von einem alten und einem jungen Zwergpfeif- hasen (Lagomyyjs pusillus), von zahlreichen Wühlmäusen (Arwicola gregalis ete.), welche meistens mit den heute in den östlichen Steppengebieten lebenden Arten identisch sind, außerdem Reste von Wildpferden, von einemjun- en Rhinoceros tichorhinus, etc.» Der in der Puskaporos gefundene kleine Rhinoreros-Knochen ist wahrscheinlich durch den Menschen oder durch irgend ein großes Raubtier in die Felsnische verschleppt worden. 32. Equus caballus ferus (ParLas.). Die Krone vom Schneidezahne eines Füllens. Die Reste des mittelgroßen, kräftig gebauten Wildpferdes sind in den postglazialen Ablagerungen Mittel- und Westeuropas sehr häufig. Unsere sogenann- ten kaltblütigen westlichen Pferderassen sind nach Nenrıne von diesem Steppenpferde abzuleiten.” * Zieht man die Bedeutung der Säugerfauna der Puskaporos in Erwägung, so fallen vor allem drei Umstände in die Augen. 1. 11 von den 32 Arten unserer Fauna, also mehr als ein Drittel lebt heute in Ungarn, bezw. Mitteleuropa nicht mehr. 9. Vier Glieder der Fauna leben ausschließlich in den Gras- steppen von Südrußland und Asien. Zwei derselben (Microtus gregalis und Ocholona pusillus) kommen in der Puskaporos massenhaft vor, während zwei (Cricelulus phaeus und Alaciaga saliens) nach den bis- herigsen Sammlungen selten sind. 3. Die in den Höhlen von Öruzsin und Novi so häufigen ark- tischen Lemmingsreste, sowie auch Mierotus nivalis fehlen in der Fauna der Puskaporos gänzlich. In Betracht zu ziehen ist noch, daß sich unter den übrigen 1 Tundren u. Steppen, S. 175. 2 Ibidem. S. 188. 144 D: TH. KORMOS (20) Gliedern der Fauna mehrere solche charakteristische Steppenarten be- finden, welche heute in Mitteleuropa als Relikte der postglazialen Steppenperiode zu betrachten sind. So in erster Reihe der Hamster (Cricelus erivetus), das Ziesel (Citellus eitellus) und bei uns zum Teil die Streifenmaus (Sieisla subtilis). Diese und noch 17 Arten (Eri- naceus europueus, Sorex araneus, Sorex minulus, Neomys fodiens, Talpa euro) aea, Ursus aretos, Gulo luseus, Mustela martes, Putorius erminens, Putorius miwalis, Canis lupus, Vulpes vulpes, Felis sp., Mierotus arvalis, Arvicola amphibius, Lejus limidus, Rangifer taran- dus) leben in Mitteleuropa ausnahmslos auch heute noch, kommen aber außerdem auch in den russischen und sibirischen Grassteppen vor. Nenrıng bemerkt über dieselben folgendes: «... Säugetiere, welche zwar nicht gerade Charaktertiere jener Steppen- landschaften sind, aber doch in ihnen mehr oder weniger häufig beobachtet werden, und zwar teils in den zugehörigen Waldkomplexen und Gebirgen, teils auch in den eigentlichen Steppendistrikten.»! Hieran schließen sich noch drei ausgestorbene Tierarten an (Ursus spelaeus, Rhinoceros antiquitalis, Equus caballus ferus), von welchen die ersten zwei nicht gegen, die dritte aber gerade für die Steppe sprechen. Rhinolophus ewryale ist, wie ich oben ausgeführt habe, ein südliches Tier, welches im Pleistozän bisher nicht bekannt war, und deshalb einstweilen als indifferent zu betrachten ist, obwohl das Vorkommen keines einzigen gegen die Steppe sprechen kann, wenn es auch nicht für dieselbe zeugt. Von den noch erübrigenden vier Arten ist eine (Evolomys glareo- lus) ein Waldtier, zwei (Mierotus agnestis, Mierotus vatliceps) leben als Tundrenrelikte noch heute bei uns, die vierte (Vulpes lagopus), von welcher insgesamt zwei Zähne gefunden wurden, ist zwar ein echtes Polartier, welches heute auch in den nördlichsten Steppen nicht mehr lebt, welches jedoch gegen das Ende des Pleistozän in den hie und da noch mit Eis bedeckten hohen Gebirgen von Mitteleuropa (z. B. in der hohen Tätra), sporadisch noch vorkommen konnte. Und ein zwei solche Polarfüchse konnten während ihrer Streifzüge leicht auch in das Bükkgebirge gelangen. Zieht man all dies in Betracht, so wird man über die Bedeutung der Fauna der Puskaporos nicht lange im Zweifel bleiben. Da einzelne Arten charakteristische und ausschließliche Steppentiere sind und übrigens auch die ganze Tiergesellschaft mit der Steppe in gutem Ein- 1 Tundren u. Steppen, S. 68. (21) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 145 klang steht, zweifle ich keinen Augenblick, daß unsere Fauna in jene Phase der Pleistozänperiode zu reihen ist, welche in der Fachliteratur auf Grund der Neurıneschen grundlegenden Werke unter dem Sammel- namen postglaziale Steppenperiode bekannt ist, in welcher einzelne Tierarten von den sibirischen Grassteppen bis nach Deutschland wan- derten. Dab sie auf diesem Wege auch Ungarn berührten, muß nur natürlich erscheinen. Unterscheidet man nur zwei Eiszeiten — und meiner Meinung nach kommt man damit der Wirklichkeit am nächsten — so fällt die Nenrinesche postglaziale Steppenperiode nach der Auffassung NEurines selbst, Lırees? und anderer Forscher zwischen die beiden Eiszeiten, ist also mit der interglazialen Periode zu identifizieren. Falls jemand geneig! wäre drei Eiszeiten anzunehmen, möchte NEHRING die Steppenperiode zwischen die zweite und dritte Eiszeit, also auch in diesem Falle vor die letzte Vereisung verlegen. Unter solchen Umständen wirkt der Ausdruck «postglazial» ein wenig stö- rend und ist geeignet in Einzelnen, die mit dieser Wissenschaft nicht genügend vertraut sind den Glauben zu erwecken, daß der Ausdruck «postglazial» gleichbedeutend mit «postpleistozän», also mit dem Allu- vium (Holozän) sei.” Um solche Zweifel zu beseitigen sei mir ge- stattet, wiederum unseren Großmeister zu zitieren: Man darf den großen Pferdespringer (Alactaga jaculus) und den Zwerg- pfeifhasen (Lagomys pusillus) ohne alles Bedenken als Charaktertieıe eines gewissen Abschnittes der Diluvialperiode Mitteleuropas betrachten.’ Zweifellos haben diese Steppentiere ihre ursprüngliche, gewohnte Heimat keinesfalls ohne Ursache, sondern unter unmittelbarer Ein- wirkung der veränderten Existenzbedingungen verlassen. Ebenso sicher ist auch, daß sie aus Mitteleuropa wieder durch andere Lebensverhält- nisse in ihre alte Heimat zurückgedrängt wurden. In erster Reihe frage ich nun: Was kann die Ursache gewe:en sein, durch welche diese fest ansäßigen Tiere auf die Wanderschaft getrieben wurden? Offenbar nichts anderes, als der Umstand, daß in der Interglazialperiode (falls man nur zwei Eiszeiten annimmt), also nach der ersten großartigen Vereisung auch in Mitteleuropa Steppen- gebiete (Grassteppen) entstanden und es zu gleicher Zeit die kontinen- Liege : Die Lindenthaler Hyänenhöhle etc. Arch. f. Anthr. Bd. IX. S. 155—172. Bezeichnender wäre: Interglaziale Steppenperiode. NEHRInG: Tundren u. Steppen, $. 225. .“y®» 146 D: TH. KORMOS (22) talen und ozeanischen Klimaschwankungen vielleicht gerade so mit sich brachten, daß die Weideplätze der mitteleuropäischen Steppen diesen Tieren eine bessere Speisekammer boten, als die sibirischen und russischen Steppen. Und was anders konnte die Bewohner der Steppe wieder in ihre ursprüngliche Heimat zurückgetrieben haben, als die auf die inter- glaziale Periode folgende neue Vereisung, als die Eisdecke aufs neue tiefer vordrang, dıe Temperatur im Sinken war und mit der Zunahme der Niederschlagmenge die Stelle der Steppen langsam der Wald ein- nahm? All dies ist nicht neu. Einmal mußte es aber doch gesagt wer- den, da bei uns — in Ungarn — alles was neu und ungewohnt ist, auf Zweifel stößt. Ganz ruhig behaupte ich indessen, daß — falls man die der letzten Vereisung vorangegangene interglaziale Periode nicht etwa ins Alluvium verlegen will — die Nrnurinsesche postglaziale oder richtiger interglaziale Steppenperiode — in welche auch die Fauna der Puska- poros gehört — ohne jeden Zweifel in die zweite Hälfte des Pleistozän zu verlegen ist, u. zw. ohne Rücksicht darauf, ob man zwei oder drei Eiszeiten annimmt. Mit dieser Auffassung stehen auch die in der Fels- nische Puskaporos gefundenen Erzeugnisse der Steinindustrie in völ- ligem Einklang. Und noch eines! Könnte man auch tatsächlich annehmen, dab diese Sieppenfauna nicht pleistozänen Alters, sondern alluvial sei (was schon wegen der ausgestorbenen Arten: Ursus spelaeus und Rhino- ceros tichorkinus nicht möglich ist), so müßte von diesen arktischen und subarktischen Arten wenigstens die eine oder die andere nol- gedrungen auch in den alluvialen Schichten zu finden sein. Und was sehen wir? Daß in den Neolithschichten, welche der allgemeinen Auffassung gemäß das älteste Alluvium bilden — auch schon mit der primitivsten Steinindustrie zusammen — die heutige mitteleuropäische Waldfauna auftritt, welcher sich im portierte Haustiere zugesellen. Es ist also auch die eigentliche postglaziale Zeit bereits abgelaufen, die nördlichen Tiere sind verschwunden und deren Stelle haben andere eingenommen, welche mit Ausnahme einiger (Wisent, Biber), welche durch den Menschen in historischer Zeit ausgerottet wurden, sämtlich auch noch heute bei uns leben. Den zeitlichen Zusammenhang mit anderen pleistozänen Bildun- gen Ungarns sehe ich heute noch nicht völlig Klar. Auf diese Frage kann die Erforschung unserer übrigen Höhlen und die wissenschaft- (23) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 147 liche Untersuchung des Alföld mit der Zeit ein Licht werfen. Einst- weilen halte ich für wahrscheinlich, daß die Lößbildung bei uns vor der ersten Eiszeit ihren Anfang nahm (sandiger Löß, unteres Pleistozän) und in der interglazialen und postglazialen Zeit weiter andauerte. Die Spur der zwei (oder wenn es so beliebt: drei) dazwischen liegenden Eiszeiten ist vielleicht in den ausgelaug- ten, roten Waldboden zwischen den Lößschichten des Alföld ge- geben. Außerordentlich wichtig — jedoch etwas verfrüht — wäre sodann die Feststellung des zeitlichen Verhältnisses, in welchem die «Lemming»- Funde von Öruzsin, Novi und Köszeg mit der Steppenfauna der Hämor- gegend stehen ? Soviel scheint sicher zu sein, daß diese Funde nicht gleichen Alters sein können; da zu jener Zeit, als z. B. bei Köszeg das am meisten arktische Tundrentier, der Bindenlemming (Dierostonyx torquatus) lebte, im Bükkgebirge keine Steppentiere leben konnten. Die «Lemming»- Funde sind demnach entweder älter, oder jünger, als die Fauna der Puskaporos, repräsentieren aber jedenfalls eine echte Tundrenfauna und bezeichnen die eine oder andere Glazialzeit. Welche, das ist einst- weilen nicht wesentlich. Soviel steht fest, daß die Fauna des Puskaporos eine sehr grobe Bedeutung besitzt; u. zw. nicht nur deshalb, weil sie den ersten un- fehlbaren Beweis dessen liefert, dab auch in Ungarn im Pleistozän Steppengebiete vorhanden waren, sondern auch deshalb, weil dadurch eine lange gefühlte Lücke überbrückt wird zwischen den Funden ähnlichen Charakters in Deutschland und Österreich und der heutigen Heimat der Steppentiere. i Interessant und vielleicht kein Zufall ist, daß die erste Steppen- fauna in Ungarn nicht im Alföld zum Vorschein kam. DIE PLEISTOZÄNE VOGELFAUNA DER FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR. (Auf Grund der Bestimmungen von WACLAV CAPEK) Mitgeteilt von Dr. Tueonor Kormos. Die Bestimmung der in der Puskaporos gesammelten zahlreichen Vogelknochen verursachte mir eine nicht geringe Sorge. Ich selbst habe mich bisher nie mit der Anatomie der Vögel befaßt und konnte so in Budapest — wegen vollständigem Mangel an Vergleichsmaterial — an die Aufarbeitung dieser Knochen gar nicht denken. Es gelang mir wohl einzelne Arten (Waldhühner, Habichtseule etc.) auf Grund der in der Literatur verstreut vorhandenen Abbildungen und Beschreibun- gen richtig zu erkennen, die meisten Knochen blieben mir jedoch unbekannt, bis ich mich endlich auf den Rat und durch gütige Ver- mittlung des Herrn Karı Maska, Realschuldirektor in Tel& (Mähren), an Herrn Wacrav Carer, Professor zu Oslavan (Mähren) wandte, der einer jener wenigen mitteleuropäischen Ornithologen ist, welche den Vogel nicht nur an den Federn erkennen und beurteilen. Prof. Carek befaßt sich schon seit langem mit der Anatomie der Vögel, verfügt über reiches Vergleichsmaterial und über große Praxis und ist auch ein gründlicher Kenner der einzelnen Vogelknochen. Die Aufarbeitung der ansehnlichen Vogelfauna der Puskaporos ist ihm zu verdanken und indem ich mit seiner liebenswürdigen Ein- willigung im folgenden die Resultate seiner Bestimmungen mit einigen Reflexionen bekannt gebe, ergreife ich zugleich mit Freuden die Ge- legenheit, an dieser Stelle meinem tiefgefühlten Dank vollen Ausdruck zu verleihen. Herr Carek leistete mit dieser mühsamen und zeit- raubenden Arbeit der ungarischen Wissenschaft einen großen Dienst, da dadurch die Zahl der aus Ungarn bekannten fossilen Vogelarten sich auf einen Schlag verdreifacht hat. Die bisher bestimmten Arten sind die folgenden: (2) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 149 Coloeus monedula (L.) s.! Nueifraga caryocatactes (L.) S. S. Nueifraga macrorhyneha BrEuMm Ss. S. Pica pica (L.) h. Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.) Ss. Ss. Loxia curvirostra L. h. Passer domesticus L.? S. S. Miliaria miliarıa (L.) s. S- 9. Plectrophenax nivalis (L.) S. S. 10. Ptilocorys eristata (L.) s. S. 11.2? Anthus pratensis (L.) s. S. 12. Turdus musicus L. (oder tiliacus L.) s. 13. « viscivorus L. S. 14. « paris L. h. 15. Cypselus apus (L.) s. s. 16. Dendrocopus major (L.) S. 17. Nyetale Tengmalmi (GmEL.) S. 8. 18. Surnia ulula (L.) s. *19. Asio accipitrinus (Pauuas) s.” 90. Gerchneis tinnunceulus (L.)? s. Ss. 91. Circus eyaneus (L.)? s. s. 99. Aythia [ferina (L.)?] s. s. 93. Ardea cinerea L. s. s. Vanellus vanellus (L.) s. S. Gallinago gallinago (L.) s. s. . Gvex crex (L.) Ss. Ss. Tetrao urogallus L. s. . Lyrurus tetris (L.) h. . Lagopus mutus (Montis) h. h. « albus (GmEL.) h. h. SOSSE ED) EN I % CHCHCHCHT) I SEN, [0'0) x %K ww (io) Im folgenden bespreche ich diese Vogelreste etwas eingehender. 1. Coloeus monedula (1..). Die Dohle ist durch drei Laufknochen (Tarsometatarsius) und zwei Wirbel vertreten. 1 Die systematische Reihenfolge ist dem Werke ManarAsz GyuLa: Magyar- orszäg madarai (Budapest, 1899—1903) entlehnt. 2 Mit Ausnahme der vier mit Sternchen bezeichneten Arten sind sämtliche Arten neu für das ungarische Pleistozän. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst, XIX. Bd. 3. Heft. 11 150 De: TH. KORMOS (3) 9. Nucifraga caryocatactes (L.). Von dem in Nord- und Mitteleuropa, sowie in Nordasien ver- breiteten Alpenhäher kamen zwei Coracoideumfragmente zum Vorschein. 3. Nucifraga macrorhyncha Brenn. Vom sibirischen Alpenhäher sagt Maparäsz ! folgendes: «Geo- graphische Verbreitung : Sibirien und Japan. Aus seiner Heimat wan- dert er manchmal aus und überflutet dann sozusagen Europa, wobei er auch in Ungarn vorkommt. Aus der Puskaporos kam insgesamt ein Tarsometatarsus zum Vorschein. 4. Pica pica (L.). Wir sammelten vier Tarsometatarsusfragmente, drei Uln® und zwei rechtseitige Metacarpi. 5. Pyrrhocorax pyrrhocorax (L.). Die Alpendohle lebt in Südeuropa und Zentralasien und kommt bei uns hauptsächlich in den felsigen Gebirgen des Meerufers vor, ist jedoch auch aus den Komitaten Sopron und Zölyom bekannt.” In der Fauna der Puskaporos ist die Art durch einen sehr gnt erhaltenen rechten Metacarpus vertreten. 6. Loxia curvirostra L. Diese in den Nadelwäldern unserer Gebirgsgegenden häufige Art kam aus der Puskaporos in mehreren Stücken (fünf Kieferfragmente, ein Humerus, zwei Tarsometatarsen) zum Vorschein. 7. Passer domesticus L. (?) Capek schreibt einen Oberkiefer, als dem Sperling am meisten ähnlich, bedingungsweise dieser Art zu. L. c..S. 9. MaparÄsZ, L. c. S. 12. 1 2 (4) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 151 s. Miliaria miliaria L. () Ein rechtes Coracoideumbruchstück. 9. Plectrophenax nivalis (L.). Die Art ist durch einen Öberkiefer und vielleicht einen rechten Tarsometatarsus in der Fauna vertreten. Nach Mavaräsz ! bewohnt dieselbe die nördlichsten Teile Europas und Amerikas und ist in Ungarn nur selten, in den strengsten Wintern anzutreffen. 10. Ptilocorys crystata (L.) Ein Metacarpus. l1. ?Anthus pratensis (L.). Ein Wirbelsäulenbruchstück. Die Bestimmung ist nach CAPER nicht sicher. 12. Turdus musicus L. (oder iliacus L.). Drei Laufknochen und ein Metacarpus. 13. Turdus viscivorus L. In der Fauna der Puskaporos durch zwei proximale Endstücke der linken Ulna, eine Phalanx und drei Laufknochenfragmente ver- treten. 14. Turdus pilaris L. Von dieser Art kamen drei Tarsusfragmente, eine Ulna, zwei Metacarpen und eine Phalanx zum Vorschein. » 15. Cypselus apus (L.). Ein linker Metacarpus. 1 L.c.S. 4. als 152 D: TH. KORMOS (5) 16. Dendrocopus major (L.). Der große Buntspecht ist durch einen Brustknochen und zwei Metacarpi vertreten. 17. Nyctale Tengmalmi (Gue1.). Nach Maparisz! bewohnt diese Art Nord- und Mitteleuropa, sowie Nordasien und kommt in Ungarn in den Karpathen vor. Aus der Fauna der Puskaporos gehört ein sehr gut erhaltener Laufknochen (Länge 23:5 mm) und drei Krallen (phal. ung.) dieser Art an. 15. Surnia ulula (L.) Dieser charakteristische nördliche Vogel ist in unserer Fauna durch zwei prächtige Tarsometatarsen und eine Phalanx, vertreten. Diese Reste stimmen mit den von Sruper abgebildeten * gut überein. Die Fauna von Schweizersbild erinnert übrigens in vielen Beziehungen an diejenige der Puskaporos. Die eigentliche Heimat der Art ist Nordeuropa, Nordasien und Sibirien, bei uns tritt sie nur selten und verstreut in den Winter- monaten auf.” 19. Asio accipitrinus (Parras). Diese Art ist von weiter Verbreitung, in Ungarn jedoch meist nur auf der Durchreise anzutreffen ; nach Maparäsz nistet sie nur sel- ten hier. Aus der Puskaporos kamen Tarsometatarsusfragmente und einige Krallen zum Vorschein, welche nach Carek hierher gehören. 90. ?Cerchneis tinnunculus (L.). Die Bestimmung dieser Art auf Grund einiger Krallen is vorder- hand nicht sicher. 91. ?Circus cyaneus (L.). Auf Grund einer Kralle nicht sicher. IT. ec. S. 205: 2 Tu. Stuper: Die Tierreste aus den pleistozänen Ablagerungen des Schwei- zersbildes bei Schaffhausen. Denkschr. Schweiz. Naturf. Ges. Bd. XXXV. Taf. II Fig. 1—4. 3 MavarÄsz, L. c. S. 207. (6) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 158 99. Aythia [ferina (L.)?). Bruchstück einer Furcula. Die Art ist fraglich. 93. Ardea cinerea L. Der graue Reiher ist durch eine sicher bestimmte Phalanx, (Ung.) vertreten. 94. Vanellus vanellus (L.). Das distale Endstück eines linken Tarsometatarsus. 95. Gallinago scolopacina (L.). Ein sehr gut erhaltener rechter Humerus. 96. Crex crex (L.). Ein prächtiger Tarsometatarsus. a 97. Tetrao urogallus L. Das Auerhuhn lebt in Ungarn heute nur mehr in den Karpathen und im Karst. Als Zeichen dessen, dal) es im Pleistozän auch das Bükkgebirge bewohnte, fand ich in der Puskaporos die Furcula und mehrere Wirbel einer Henne. 98. Lyrurus tetrix L. Das Birkhuhn, welches außer Europa noch in Nord- und Zentral- asien heimisch ist und bei uns heute nur mehr in den Karpathen zu finden ist, lebte und nistete in der interglazialen (oder postglazialen) Steppenperiode ebenfalls im Bükkgebirge. Das einstige Vorkommen desselben wird durch fünf Tarsometatarsi, zwei Metacarpi und eine Phalanx (Ung.) bezeugt, welche größtenteils von Hähnen stammen. 99. Lagopus mutus (Monrin). Das Alpenschneehuhn und seine Schwester: das Polarschneehuhn (Lagopus albus Guer.) sind die einzigen Vögel der Fauna, welche aus der heutigen Ornis Ungarns fehlen. 154 D: TH. KORMOS (7) Über das Alpenschneehuhn sagt Cuerner in seinem Buche! fol- gendes: «Das Alpenschneehuhn (Lagopus mutus Montın, Lagopus alpimus Nırs.) wird von vielen, da es in der benachbarten Steiermark und in Österreich vorkommt, auch in unseren Hochgebirgen für gemein ge- halten. Dies ist jedoch ein Irrtum, da wir keine Spur eines sicheren Vorkommens besitzen. Daß es jedoch früher unserer Fauna angehörte... ist wahrscheinlich... Die Literatur sagt hierüber nichts sicheres und Tatsache ist, daß in unseren Sammlungen sich nirgends ein unga- risches Exemplar befindet.» Soviel ist sicher, daß die Schneehühner im Pleistozän bei uns gemein waren. S. Rorn fand in den Höhlen von Öruzsin und Novi zahlreiche Knochenreste. Die im Puskaporos bisher gesammelten Schnee- huhnknochen stammen zumindest von 40—50 Exemplaren. Die Reste dieser einzigen Art überflügeln die Zahl der sämtlichen übrigen Vogel- knochen. 30. Lagopus albus (Gnuer.). Die Knochen des größeren Polarschneehuhnes sind nicht so häufig, als diejenigen der vorigen Art. Aus den bisherigen Sammlun- gen läßt sich auf 15-20 Exemplare schließen. Sowohl das Birkhuhn, als auch die Schneehühner waren im Bükkgebirge Nistvögel, wie mehrere von jungen Hühnern stammende Knochen beweisen. x Außer den in großer Zahl gesammelten Vogelknochen kamen aus der Nagerschicht der Puskaporos noch das unbestimmte Kieferfragment einer Schlangenart, vier Dentalia von Lacerta vivipara JAaQu., zahlreiche Knochen einer Froschart (Rana Mehelyi Boukay) und un- zählige Wirbel und auch Zähne von Fischen zum Vorschein. Die Beschreibung von Rana Mehelıyi folgt aus der Feder Dr. STEPHAN Borkays in einem besonderen Artikel: die Aufarbeitung der Fisch- reste aber übernahm mein Freund JuLivs Leivenrrost. Da jedoch die letzteren Reste sehr mangelhaft und zur eingehenderen Untersuchung nicht geeignet sind, verschieben wir die Publizierung der Fischreste auf die Zeit, wenn neuere Grabungen reicheres und allenfalls geeigne- teres Untersuchungsmaterial ergeben haben. 4 CHERNEL IstvAn: Magyarorszäg madarai, Budapest 1809. III. S. 366—8367. ON THE PLEISTOCENIC PREDECESSOR OF RANA FUSCA RÖS. (With 7 textfigures.) By S. J. de Borkay Ph. D. A fossil frog is generally considered a rare phenomenon. The forms, described by H. v. Meyer and W. WOoLTERSToRFF are but di- stantly connected to the species now existing. We have not, as yet, come across remains of frogs originating from the Pleistocen of Hun- gary, the fauna of which is in close connexıon to that of the present time. I cannot however overlook the fact of Dr. S. Rorn late pro- fessor at Löcse (Hungary) having found, besides other remnants a few bones in a cavern near Ö-Ruzsin which were then determined by professor Neurine as Rana temporaria L. I had the opportunity of seeing these remains amongst which however just the most impor- tant part the pelvis is missing. It is quite natural therefore that Neurıne came to the logical conclusion that since the mammal remains found together with the frog-bones belong without exception to the forms living on the Tundra’s, the frog could be no other than Rana temporaria L. as the one reaching the extreme north amongst all europaean Batrachians. : I was all the more agreeably surprised, when Mr. Tueo. Kornmos Ph.D. entrusted me with the description of the pleistocenie frog-remains collected by him near Miskolez. This collection contains several bones, in comparatively good condition. Amongst them we find almost all the components of a frog-skeleton, the skull excepted, of which only frag- mentary pieces of the maxillary are left. The most important part of the skeleton remains in the ileum on which I discovered the particular characters which in spite of the great resemblance induce me to separate it from Rana fusca Rös. (lemporaria auct. non Line). It is a pleasure to be able to call this new species by the name of Prof. L. pe Menery Ph. D. who his classi- «al work on «Ranae fuscae Hungariase» has acquired such very 156 S. J. DE BOLKAY (2) high and lasting merits. I am also greatly indebted to Mr. Turo. Kormos for allowing me to dispose of the material and to my friend Baron G. J. pe FeservÄry who gave me recent material to compare with. Rana Mehelyi By. n. sp. Skull. Considering the rather cartilaginous construction of the frog-skull no important remains are left. The collection contains alto- gether but 4 fragmentary pieces of maxillary. Vertebral column. All the more rich the collection of ver- tebrae. Beginning from the atlas, down to the os sacrum all the ver- tebrae are represented in many specimens. No urostyle could be found. Concerning the vertebrae in general it may be observed that x u N 7 H u a — | ) EU | EN N —_—— u N re Te | FR ga er } | as If Ze \ Nr Fig. 2. R. Mehelyi n., fragmen- Fig. 3. R. Mehelyi n. 34 ver- tary piece of maxillary. (7/1) tebra. (7/ı.) from the hardly one year old specimens up to the oldest ones all the possible transitions existing between the two extremes are present. The vertebrae of the oldest specimens exceed in size those of the oldest ones of the Common-frog. Atlas much broader and shorter than that of the Common-frog. There is a prominent bony ridge on the middle part of the posterior margin of the third vertebra’s transverse process. This bony ridge has degenerated in the recent Kuna fusca Rös., or occurs here and there merely as a slight remainder. 4#—9th vertebra do not differ from those of Rana fusca Rös., the neural spines alone are more strongly developed. I also found some interesting cases of fusion of vertebrae. In one of them the first and second in two cases the Sand 9th vertebrae were fused into each other. Pelvis. The most characteristie features of the new species are to be found on the pelvis. One pelvis only is almost complete. The ilea alone being all that is left of the rest (106 by number) Full attention must be directed to the foot of the protuberance or knot (3) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 157 [Tuber superior mihi, Processus superior Ecker] on the declining angle of the ileum and serving to the adhesion of the museles. I have never yet found this protuberance developed to such a degree although having examined the pelvis of the following species: Rana fusca Rös., agilis Tuom., Latastei Bıer., macrocnemis Buer., temporalis GTHR., japonica GTur., chinensis Oss., ligrina Daun., lim- nocharis Wırem., occipitalis Grur., esculenta L. and ridibunda Pan. The ilea of species mentioned are generally characterised by the following features: neck of ileum generally narrower or at the most as broad as the depth of the ileum measured somewhat before the tuber superior; the ascending angle of the ileum proceeds in a straight line along the upper margin of the cerest of the ileum. Tuber superior always moderately developed, outer side of ileum smooth or with very weakly developed bony-ridges for the adhesion of museles. Fig. 4. R. Mehelyi n., os ileum. (°/.) The ileum of the new species on the contrary has a much: broa- der neck, the ascending angle always going over into the ileum’s upper margin in a broken line, but becomes gradually narrower directly behind the tuber superior or as in the most characteristie cases, the tuber superior protrudes in the shape of a bird’s beak. On the outer side of the ileum we find three bony-ridges ser- ving to the adhesion of muscles. A semilunar proöminence below the neck of the ileum and directly before the glenoid cavity serves a similar purpose. A deep canaliculation takes its origin below the tuber superior which is strongly bent outward. Shoulder-girdle. Among the bones of the pectoral-arch I found many coracoids, scapula’s and 4 sternum. No essential differen- ces are to be noted between these and corresponding parts in the Common-frog. 158 S. J. DE BOLKAY (4) Anterior extremity. The fused radius and ulna are stouter and broader than those of the Rana fusca Rös. Posterior extremity. Not mentioning the femora and tibiae which are without epiphysis, we find two tarsi both of which are note- —L E N Fig. 5. R. Mehelyi n., os coracoideum. ("/ı.) worthy. These are much shorter and broader than that of Rana fusca Rös., and their width is contained three times only in their length, Fig. 6. R. Mehelhyi n., sternum. (?/ı.) whereas with the Common frog the width is contained 4-times in the length. The metatarsals and phalanges found in considerable number differ only in their greater size from those of Rana fusca Rös. + (5) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 159 We feel fully entitled to consider Rana Mehelyi By. as the pleistocenie ancestor of Rana fusca Rös. It is an extremely interesting fact to note, that the mammals that lived here in the Pleistocen to- gether with the Rana Mehelyi are now confined to the arctice regions, and live there in almost unchanged uniformity, whilst hana Mehelyi on the contrary remained here and may be considered as the ancestor of our present Mana fusca Rös." having undergone great modifications in consequence of gradual changes in celimatice and soil conditions. Judging from the remains left of Rana Mehelyi it must have been a more robust and stouter animal than the present hana fusca Rös. and its mode of life must also have been different for the large tuber Ta — = BT, N ” / y) AN IE EN ! | \ I \ | | | \l | | | | | | | ws ba] | Ie / | | \r Il N AN FEN NR) \ \ Bi) )) ) FI u I Fig 7. R. Mehelyi n., tarsus. Fig. 8. R. fusca Rös, tarsus (3Y/a/1.) Lugano, (3'/2/1.) superior on ileum were brought about by such museular action, as is no more met with. I thought at first, that the already mentioned bony-protuberance on the ileum might have been produced by musele- action connected with burrowing. This supposition of mine was partly supported by the fact, that the tarsi are comparatively much shorter and broader than those of our Common-frog, whilst tlıe dimension most strikingly resemble those of Rana chinensis Ose. viz. the latter species is characterised by the 1 It is not impossible, that the species here described is identical with the Rana fusca Rös. now living on the Tundra’s. A specific distinetion nevertheless appears desirable in spite of my not disposing of material for comparing trom the above named region, this question therefore remains open to further investigation. 160 S. J. DE BOLKAY (6) biological peculiarity of burrowing itself in the soil at the beginning of the dry-season." According to this supposition we ought to find on the ileum of Rana chinensis Ose. exactly the same conditions, as stated on Rana Mehelyi Bx.; the fact is however, that the ileum of Rana chi- nensis Osg. with regard to its morphological characters does not differ from those mentioned as general characteristics of the species of the genus Hana. The pelvis of a true burrowing-frog — as for instance that of Pelobates and Callula — has such an entirely different construction, as quite unfits it for comparative studies, so that in this respect ana Mehelyi stands alone. The shortness of the tarsus permits us most decidedly to presume that hana Mehelyi must not have been an agile leaping-frog, as the length of tarsus is in exact proportion with the leaping ability. We can consider Rana Mehelyi as the common predecessor of the palearctic brown-frogs contrarily to the opinion of Prof. SımkrorTH, who states (Pendulationstheorie, p. 244) that all the europaean brown- frogs can be derived from the Common frog. This acceptation however does not appear justified, the recent species taking their origin at least in one of the earlier geological epochs. Aana Mehelyi By. was found up to now in the following localities: Ö-Ruzsin, Miskolez (Puska- poros cavern) and on the mount Somlö, near Püspökfürdö, in Hungary. 1 BorkAY: A khinai beka systematikai erteke. Ällattani Közlemenyek, VIII, kötet, 1909. p. 64. DIE PLEISTOZÄNEN SCHNECKEN DES PUSKAPOROS BEI HÄMOR, Von Dr. Tueopor Kornmos. Außer den in meinen Abhandlungen über die Säuger- und Vogel- fauna der Puskaporos beschriebenen Wirbeltierresten kamen auch mehrere Schneckenarten aus dem gesammelten Material zum Vor- schein, deren kurze Beschreibung ich im folgenden gebe: 1. Crystallinus crystallinus Mir. Ein Exemplar. Lebt auch heute noch im Bükkgebirge. 9, Discus rotundatus Mürr. Ein Exemplar. Kommt auch heute noch in der Gegend von Hä- mor vor. 3. Bulota fruticum Mir:. Zwei Exemplare. Im Bükkgebirge noch heute gemein. 4. Helicodonta (Gonostoma) sp.? Ein embryonales Exemplar. 5. Helix pomatia L. Die Schale eines jungen Tieres. 6. Orcula doliolum Drar. Ein Stück. 162 D: TH. KORMOS (2) 7.. Modicella avenacea Bruve. Ein Stück. Ss. Clausiliastra laminata Monte. Ein Exemplar. 9. Alinda plicata Drar. Vier Exemplare. 10. Kuzmicia dubia Drar. Ein Stück. 11. Kuzmicia pumila (Z.) C. Prr. Ein Exemplar. 12. Pirostoma latestriata (Bırız) A. Schun. Ein Exemplar. 13. Fossaria truncatula Mir. Ein Exemplar. 14. Gyrorbis sp.? Ein Bruchstück. Mit Rücksicht darauf, daß die Schnecken in Höhlenablagerungen im allgemeinen selten sind, ist diese bescheidene Fauna ziemlich beträcht- lich zu nennen. Sehr wahrscheinlich gelangten, wie die kleinen glänzen- den Quarzkieseln, so auch diese Schnecken teilweise aus dem Magen- inhalt der Vögel in die Nagerschicht, obwohl einzelne möglicherweise auch an der Wand der Felsnische gelebt haben können. In tiergeographischer Hinsicht besagt die Fauna nicht viel. Sie besitzt mehr eine biologische Bedeutung, da unter den angeführten 14 Arten sich keine einzige befindet, welche mit dem Charakter der die Grassteppen einfassenden Gebirge in Widerstreit geraten würde. Das Bükkgebirge war zweifellos auch während der Steppenperiode nicht völlig baumlos, sondern an der Grenze der Grassteppen sicher (3) DIE FELSNISCHE PUSKAPOROS BEI HÄMOR IM KOMITAT BORSOD UND IHRE FAUNA. 163 durch kleinere und größere Wälder, Haine bedeckt, in welchen alle oben angeführten Arten ihrer Lebensweise entsprechende Verhältnisse finden konnten. Als sonderbaren Zufall betrachte ich es, daß von den trocke- nere Gebiete bewohnenden xerothermen Arten bisher keine einzige zum Vorschein gekommen ist. Weitere Forschungen können jedoch diesem Mangel leicht ab- helfen. Mhtterl. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. R.-A. Bd. XIX. Tafel IV. AMOr, L@ i :he Puskaporos be snise -Kormos: Die Fel ie Kad SONAOYM AOL oweH 199 SOL0deNSnAd 9IUOH Pun oydstusja,T dop Bunpunm PLATE \. 1. Rana Mehelyi n. sp. Pelvis. « « « «Os ıleum. « « « « « = wß « fusea Rös. (Lugano). Pelvis. All the figures are magnified 7-times. The original examples (excepting that of the 4-th) belong to the collection of the Royal Hungarian Geologieal Institute. Mitteil. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. R.-A. Bd. XIX. Bolkay: Rana Mehelyi n. sp. Taiel V. Ad. nat. del. Borkay. 4. GANIS (GERDOCYON) PETENYIL N. SP. UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. Dr. THEODOR KORMOS. MIT DEN TAFELN VI-VII. RN re ‚Al2E a Ne m 2 Et „ „206 25 EINLEITUNG. Die eigentümliche Knochenanhäufung'! von Beremend und die Fauna derselben erweckten schon seit langer Zeit mein Interesse, Jene gewissenhaften, jedoch die heutigen wissenschaftlichen Ansprüche nicht ganz befriedigenden Studien, welche SaLomon v. Prränyı in der Mitte des verflossenen Jahrhunderts auf diesem Gebiet durchgeführt hatte, ferner einzelne Mitteilungen ALrken NEHRINGs,” insbesondere aber die Abhand- lung Dr. Lupwıs v. Menery's über Prospalax priscus Nure.? berech- tigten die weiteren Forschungen zu den schönsten Hoffnungen. Außer Beremend hatte ich noch Kenntnis vom Vorkommen fos- siler Knochen auf dem sich in der Nähe von Villäny erhebenden Nagy- harsany-Berg und am Somssich-Berg. An diesen Stellen hatte nämlich seinerzeit Chefgeolog Karı Hormann einiges für die ungarische geolo- gische Reichsanstalt gesammelt. In neuester Zeit war mein Freund Dr. Morırz v. PiLry im Komi- tat Baranya und brachte Nachricht über einen neueren Fundort. All diese Umstände veranlaßten mich im Winter des Jahres 1910 diese wichtigen Fundorte behufs Orientierung aufzusuchen. Mein erster Weg führte mich nach Csarnöla, dem von Dr. v. PArry empfohlenen neuen Fundort, von wo ich mich dann nach Beremend und Villany begab und sämtliche Fundorte aufsuchte. Das gesam- melte Material ist zwar zum Teil ziemlich umfangreich, doch bedarf es größtenteils noch weiterer Ergänzungen. Im unteren Steinbruch von Csarnöta jedoch, wo ich die weiter unten behandelten Knochen sammelte, ließ ich die knochenführende Kalkstein-Breccie gänzlich abbauen; nachdem also unter solchen Um- 1 In den hinterlassenen Arbeiten Perinyrt's. ® Dolomys Milleri, Spalax priscus, Cricetus phaeus, Myogale etc. Literatur s. weiter unten. 3 Prospalax priscus (NHRG), die pliocäne Stammform der heutigen Spalazr- Arten. Annal. mus. nat. hung. VI. 1908, S. 305—316. 2. Taf. II—IV. 12% 168 D: THEODOR KORMOS (4) ständen von hier kein neueres Material mehr zu erhoffen ist, muß die gesammelte Serie als abgeschlossen betrachtet werden. Dies ist der Grund, welcher mich dazu bewog, diesen Teil mei- ner Sammlungen aus dem Komitat Baranya im Folgenden schon jetzt zu publizieren. Jene Fauna übrigens, von welcher hier die Rede ist, rechtfertigt mein Vorgehen im vollsten Maße. x Csarnöta liegt im Distrikt Siklös des Komitates Baranya, un- gefäihr 7 km NW-lich von Siklös. Oberhalb der Gemeinde Gyüd steigt die Landstraße auf die westlichen Hügel des Siklöser Gebirges hinauf und erreicht südlich von der Gemeinde Csarnöta in dem zwischen den Bergen Tenkes (408 m) und Nagy-Cser (270 m) gelegenen Sattel in einer Höhe von ungefähr 200 m über dem Meeresspiegel den im Fol- genden als «unteren Steinbruch» bezeichneten Aufschlußb. Dieser Steinbruch ist unmittelbar an der westlichen Seite der Landstraße gelegen und die Siklöser Firma Krausz & Weısz läßt darin zeitweise den rosig geaderten Triaskalkstein abbauen. Die Bänke des Kalksteines fallen hier unter 10—15° nach Süden ein. In der Mitte des Steinbruches fand ich gelegentlich meines Besuches eine ca 20 m® umfassende Breeciensäule vor, welche, — da ihr Material unbrauch- bar gewesen, — von den Arbeitern verschont wurde. Diese Breecie dürfte meiner Ansicht nach dem Ausguß irgend einer alten Höhle oder Grotte entsprochen haben, in welcher seiner- zeit Raubtiere hausten. Die Höhle füllte sich später mit Gesteins- schutt und braunem, eisenschüßig-lehmigen Sand, welcher die dort- selbst verstreuten Knochen in sich einschloß. Durch Abbau des umge- benden Kalksteines wurde dann dieser Höhlenausguß freigelegt. Oberhalb des unteren Steinbruches, westlich davon und um ca 30 m höher sind in ostwestlicher Richtnng vier größere und kleinere Steinbrüche sichtbar, welche dem Ärar angehören. Im obersten der- selben befindet sich gleichfalls eine solche zurückgelassene Breccien- Säule, welche Knochen enthält. Dieselbe besitzt jedoch eine derma- ßen harte Bindesubstanz, daß sich unversehrte Exemplare kaum daraus sammeln lassen. Mit den von dort herstammenden Objekten will ich mich denn auch diesmal nicht weiter befassen. Da das Sammeln im unteren Steinbruch erfolgreich zu sein ver- sprach, erbat und erhielt ich von den Eigentümern des Steinbruches die Erlaubnis, den zurückgelassenen Breccien-Block abzutragen. Diese Arbeit erforderte mit vier Mann zwei Tage. Das Sammeln stieß stellen- weise auf große Hindernisse, da sich die Mehrzahl der Knochen infolge (5) CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 169 des fest verbundenen Kalksteinschuttes nur äußerst schwierig befreien ließ. Leider sind durch die Unvorsichtigkeit meiner in dieser Arbeit ungeübten Leute während des Sammelns manche wertvolle Exemplare zu Grunde gegangen. Umso wertvoller ist die kleine Sammlung, welche ich nach Hause brachte und deren einzelne Exemplare und ihre Bedeutsamkeit im Fol- genden zu besprechen wünsche. Bevor ich jedoch dies tun würde, muß ich, — um etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen, — im vorhinein bemerken, daß die gesammelten Knochen sehr gut erhalten und frisch sind, eine helle, gelblichweiße Farbe besitzen und keine Spur einer Abreibung auf- weisen. Dem entsprechend muß ich die Annahme: diese Knochen seien durch Wasser zusammengeschwemmt worden, a priorials ausgeschlossen erachten. Einzelne Knochen zeigen jedoch Nagespuren, und solche gerad- kantige Brüche, wie sie durch die Bisse von Raubtieren verursacht werden. Aus dem Gesagten ist es ersichtlich, daß die Herkunft der Kno- chen kaum einen Zweifel erleidet und da, wie gesagt, von einer even- tuellen Zusammenschwemmung derselben abgesehen werden muß, ist die Fauna von Gsarnöta unbedingt als homogen und gleich- alterig anzusehen. * Aus der kel. ung. geologischen Reichsanstalt, Budapest. BESCHREIBUNG DER FAUNA. 1. Neomys fissidens (Prr.) Taf. VII, Fig. 1—3. Über diese Spezies finden wir in den hinterlassenen Arbeiten Prrenyrs eine mangelhafte Beschreibung, jedoch verhältnismäßig sehr gute Figuren.” Von der heutigen gewöhnlichen Wasser-Spitzmaus (Neomys fodiens Parnas) unterscheidet sie sich hauptsächlich durch ihre Größe und durch ihr abweichendes Gebiß. In Mitteleuropa lebt heute keine Spitzmaus von solcher Größe. N. fissidens, welche bis jetzt nur aus Beremend bekannt war, kam jetzt in Form von vier unteren Kiefer-Fragmenten und eines obe- ren auch bei Gsarnöta zum Vorschein. Diese Exemplare stimmen mit den Figuren Prrsnyı's gut überein, weßhalb sie unbedingt mit dieser Spezies zu identifizieren sind. Es ist sehr bemerkenswert, daß sich N. fissidens in Ungarn im Pleistozän einer weiteren Verbreitung erfreute. Im Komitat Bihar, auf dem sich neben Püspökfürdö erhebenden Somlyö-Berg hatte ich näm- lich im verflossenen Jahr diese Spezies in Gesellschaft einer wahr- scheinlich ober-pleistocänen Fauna von überwiegend silvatischem Cha- rakter ebenfalls vorgefunden. Die hier gesammelten Reste, — drei vollkommen unversehrte und neun defekte Kiefer, — stimmen mit denjenigen vom Komitat Baranya sozusagen vollständig überein und sind mit letzteren zu identifizie- ren. Da es keinen Zweifel erleidet, daß die Fauna von Beremend und Csarnöta viel älter ist, als diejenige von Püspökfürdö, muß N. fissidens am letztgenannten Ort für ein im Aussterben begriffenes Reliktum an- gesehen werden. Prrenyı stellt die zweilobig gespaltene Beschaffenheit der oberen Schneidezähne als ein charakteristisches Merkmal von N. fissidens dahin. Dies läßt sich an meinen Exemplaren leider nicht konstatieren, da ich vom Schädel im Ganzen blos ein rechtsseitiges Kieferfragment ı L. eit. S. 60—70., Taf. I. Fig. 5a- o. (7) __CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 171 (bei Csarnöta) sammeln konnte, welchem jedoch die Schneidezähne fehlen. Beim Vergleich mußte ich mich demnach fast ausschließlich auf den Unterkiefer beschränken, von welchem mir hinreichendes Unter- suchungsmaterial zur Verfügung steht. Außer dem beträchtlichen Größenunterschied, welchen unten- stehende Tabelle veranschaulicht, und welcher auch im gedrungenen und kräftigeren Bau des Kiefers zum Ausdruck gelangt, unterscheidet, sich der Unterkiefer von N. fissidens von demjenigen von N. fodiens noch durch mehrere wichtige Merkmale. Das erste und auffälligste Merkmal ist der Habitus der Schneide- zähne. Der untere Schneidezahn ist bei N. fodiens fast vollständig gerade, nur unterhalb der Spitze ein wenig nach oben gebogen, und trägt in der Wurzelgegend an der oberen Schneide eine flache, in einer etwas welligen Linie hervorspringende scharfkantige Anschwellung.' Dem gegenüber krümmt sich der untere Schneidezahn von N. fis- sidens schon gegen die Mitte plötzlich nach oben und nimmt beinahe die Gestalt einer Sichel an; sein oberer Rand ist gänzlich glatt und zeigt keinerlei Anschwellung oder Vorsprung. An der inneren Seite des Zahnes jedoch, beinahe von der dem Kiefer entsprechenden Vertiefung angefangen nahezu bis zur Spitze des Zahnes zieht sich eine gut wahr- nehmbäre Furche entlang, welche bei N. fodieus nicht vorhanden ist. Die Form der übrigen Zähneist vollkommen über- einstimmend. Bezeichnend für N. fissidens ist es ferner, daß sich der obere Teil des Kiefers hinter dem letzten Zahn, zu Füssen des Kronen- fortsatzes nach innen verbreitet und so zu sagen einen Sattel bildet. Dies fehlt bei N. fodiens ebenfalls. Ein auffälliger Unterschied besteht auch darin, daß der zweiästige Processus condyloideus bei N. fodiens im Verhältnis zum Basalteil des Kiefers viel steiler gestellt ist, als derjenige von N. fissidens. Das einzig vorhandene rechtsseitige Oberkiefer-Fragment, in wel- chem die zwei letzten Premolaren und die Molaren 1—3 vorhanden sind, zeigt dem ÖOberkiefer von N. fodiens gegenüber ebenfalls sehr wichtige Unterschiede. Während sich nämlich im Oberkiefer von N. fodines alle Zähne in einer Linie an einander reihen und von außen sämtlich sichtbar sind, wurde bei N. fissidens — nach dem I Vergl.: Brasıus: Naturgeschiehte d. Säugetiere Deutschlands etc. Braun- schweig, 1857, Pag. 121, Fig. SO. 172 D: THEODOR KORMOS (8) Zeugnis des Oberkiefer-Fragmentes von Csarnöta, — der letzte, auf- fallend kleine Premolar von seinem Platz zwischendemvor- letzten Premolar und dem ersten Molar nach innen verdrängt, undiist, da sich die zwei genannten Zähne vor demselben aneinander schließen, von außen nicht sichtbar. (Siehe Taf. VII., Fig. 3.) Im Allgemeinen scheint der Habitus des Schädels bei den zwei Arten sehr von einander abzuweichen, die weiteren charakteristischen Merkmale könnten jedoch erst auf Grund eines größeren und bes- seren Untersuchungsmaterials festgelegt werden. Die untenstehende Tabelle enthält die Dimensionen von sieben rechtsseitigen Neomys fissidens-Unterkiefern in Millimetern. Die in den ersten drei Zeilen mitgeteilten Dimensionen sind, — vergleichshal- ber — an Neomys fodiens-Kiefern gemessen. en en | E.L8% Ss4sa |S3ES$ | | Es E |FE52, | |n938 Ss |eseE®o! | ls_S$ „ |SES2# s5°2 E Sun®e Name der Spezies Fundort 338% S “Sa 5 en 138878 B= = es3 FR: E Er lea 2 | 588 Falss285 1.) Neomys fodiens | Puskaporos (Borsod) pleist. 142 48 2. « « « (altes Exemp.) « 13:0 2 a 3. « « Zuberee (Kom. Ärva) recent 13°0 DM 41 4, « fissidens | Csarnöta (Kom. Baranya) . 15'4 & — 5. « « | « « en 18°7 9 7.0 6. « @ Beremend « ae — 42 7.0 7: « « « « Ku A —_ 3.8 6'8 8. « @ ı Püspökfürdö (Kom. Bihar). 17:0 4:0 6°7 9, « ( « « « 170 3-9 6°6 10, « « | « « « ıyizıl 42 6'8 | Aus dieser Tabelle ist es ersichtlich, daß auch bezüglich Größe ein beträchtlicher Unterschied zwischen den zwei Arten besteht. Die Kiefer von Püspökfürdö sind etwas kleiner als diejenigen vom Komitat Baranya, was vielleicht dem Altersunterschied und den lokalen Verhält- nissen zugeschrieben werden darf. N. fissidens muß für den unmittel- baren Ahnen der Wasserspitzmaus (N. fodiens) angesehen werden. (9) CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 173 9. Crocidura gibberodon Per. (?) Diese Spezies hatte Prre£nyı ebenfalls von Beremend, auf Grund zweier Kieferfragmente beschrieben.” Von der auch heute lebenden Cr. leucodon Herrmann unterscheidet sie sich besonders durch ihren kleineren Wuchs und durch die abweichende Gestalt des unteren Schneidezahnes. Letzterer ist nämlich bei Cr. gibberodon verhältniß- mäßig viel größer und stärker und trägt oben um die Wurzel herum eine ziemlich hoch hervorragende Anschwellung, was am Schneidezahn von (ir. leucodon kaum wahrzunehmen ist oder überhaupt fehlt. Im Steinbruch von Csarnöta sammelte ich den rechtsseitigen Unterkiefer einer Spitzmaus, welcher ziemlich unversehrt ist und auch den charakteristischen Schneidezahn enthält, die übrigen Zähne jedoch entbehrt. Dieser kleine Kiefer entspricht sowohl nach Größe und Form, als auch bezüglich des Habitus des Schneidezahnes gut der Beschrei- bung und den Figuren Prr£xy!’s. Der einzige Unterschied besteht darin. daß die Spitze des Schneidezahnes beim Csarnötaer Exemplar an der äußeren Seite ein wenig hell rostgelb gefärbt ist, eine beim Genus Groeidura ungewohnte Erscheinung. Da jedoch die Übereinstimmung im übrigen zufriedenstellend ist, will ich dieses mangelhafte Fragment einstweilen zur Spezies Per&xvr's einreihen. 3. Leopardus pardus antiquus Gorpr.” Der Panther war im Pleistozän nicht nur in Mitteleuropa, son- dern auch in Belgien und im südlichen Teil Frankreichs verbreitet. In Ungarn sind bis jetzt nur aus den Höhlen des Komitates Bihar (den Höhlen von Fonäca, Onesäsza und Pestere) und von Apätfalva (Komi- tat Nagyküküllö) sporadische Reste desselben bekannt.” Im unteren Kalksteinbruch von Csarnöta entdeckte ich im Jahre 1910 zahlreiche Knochen, welche aus der Tatze eines grösseren Panthers herrühren, doch leider nicht im Zusammenhang, sondern 1 Loc. eit. S. 72—76, Taf. I. Fig. 7. = Es ist sehr wahrscheinlich, daß der im europäischen Pleistocän vorhan- dene Panther mit irgend einer, — in Asien heute noch lebenden, — Subspezies des Leopardus pardus ident ist. Mit welcher, das ist uns unbekannt, weßhalb ich eine derartige Unterscheidung der fossilen Reste einstweilen für berechtigt, ja sogar notwendig erachte. ® Koch A.: A magy. kor. orsz. köv. gerinezesällat-maradv. rendsz. ätnezete. M. orv. es term. vizsg. XXX. vändorgy. munk. (System. Übersicht der foss. Wirbel- tierreste Ungarns; Arbeiten d. XXX. Wanderversamml. Ungar. u. Naturforscher; ungarisch) S 542. 174 D: THEODOR KORMOS (10) verstreut vorhanden waren. Da von den Knochen sehr viele fehlen, ein Teil derselben aber beim Befreien aus der harten Kalksteinbreceie trotz der größten Vorsicht in kleine Stücke zerbrochen war, ist die Zusam- menstellung der Tatzen nicht möglich. Die Anzahl der vorhandenen Knochen beträgt, — von zahlreichen hier unbeachteten kleineren Frag- menten abgesehen, — 55; dieselben sind ausnahmslos zugehörige der Hand- und Fußwurzel, der Mittelhand, des Mittelfusses und der Finger. Die Knochen bestimmte ich in Tel& unter freundlicher Mithilfe des Herrn Oberrealschul-Direktors Karı Maska und verglich einen Teil derselben mit den in seiner Sammlung befindlichen mährischen Pan- therresten. Dies war leider nur bei einigen Stücken möglich, da der größte Teil der den Csarnötaer Knochen entsprechenden Stücke in der Sammlung Masra’s fehlt. Soweit es möglich war, maß ich auch die Dimensionen der entsprechenden Stücke und veröffentliche mit freundlicher Erlaubnis des Herrn Direktors Maska weiter unten die gefundenen Werte. Sämtliche hier beschriebenen Knochen befinden sich im Besitze der kgl. ung. Geologischen Reichsanstalt. Es wurden folgende gefunden : a) Os scaphoideum (linksseitig). b) os pisiforme. c) os hamatum (rechts- und linksseitig). d) os cuneiforme (vier verschiedene). e) Sesamknochen, acht Stück. f) Metacarpus I. (rechts- und linksseitig). g) « II: « « « h) « II. « « « i) « V. )) Phalan& 1. (pollicis), (vechts- und linksseitig). k) « II. verschiedene, unter sieben Stück fünf defekt. 1) « UI. neun unversehrte Exemplare. m) « IV. sieben Exemplare. n) Metatarsus, zwei verschiedene (ohne proximale Enden). 0) « V. (proximaler Teil). p) Astragalus, rechts- und linksseitig. r) os naviculare, rechtsseitig. s) Tarsalknochen. Wenn man diese Knochen mit den bei Stramberg in Mähren gefundenen, in der Sammlung Maska’s befindlichen vergleicht, erkennt man, daß der Panther von Csarnöta untersetzter und kräftiger gewesen sein dürfte, als jener. Besonders auffällig zeigt sich dies am Fersen- knochen, an den Mittelhandknochen und Fingergliedern. (11) _CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 175 Der Fersenknochen (Astragalus) des Panthers von Csarnöta ist 37 mm hoch und 31 mm breit (die größten Dimensionen genommen); demgegenüber mißt derjenige des Stramberger Exemplars 34:28 mm. Das Scaphoideum mißt (auf der Oberseite gemessen) beim Cisarnötaer 25:18 mm, beim Stramberger 25:16 mm. Die Länge der Mittelhand- knochen und der Fingerglieder ist zwar ziemlich übereinstimmend, doch sind diese Knochen beim Stramberger Panther um vieles schlan- ker. So mißt z. B. die proximale Fläche des melll. am Csarnötaer Exemplar 16 mm, am Stramberger jedoch blos 14 mm. An den Fin- gergliedern konnte ich das Gleiche feststellen; das zweite (Phalanx II.) ist sogar beim Csarnötaer Exemplar kürzer, doch bedeutend gedrungener, während es beim anderen länger, jedoch viel schlanker ist. Jener Panther, weichen GervAaıs! aus der Höhle von Mialet erwähnt, und dessen einzelne Knochen (mell—V.” Astragalus etc.) er in seinem zitierten Aufsatz in zur Hälfte verkleinerten Figu- ren reproduziert, dürfte ebenfalls kleiner gewesen sein, als das Csarnö- taer Exemplar. Dies erhellt aus dem Verhältnis der Mittelhandknochen. Falls nämlich das Maß der Verkleinerung bei Gervaıs richtig ist, so ist mell = 63, melIl = 71, und meV = 57 mm lang. Demgegenüber ist beim Panther von Gsarnöta mell = 75, melll = S6 und mceV = 69 mm lang. Letztere sind also beträchtlich größer als die Ersteren. Bezüg- lich den Astragalus besteht hingegen kaum ein Größenunterschied. Möglicherweise beruhen diese Abweichungen auf verschiedenem l.ebens- alter oder Geschlecht. Dies läßt sich jedoch solange nicht entscheiden, bis man nicht über — wenn auch nur halbwegs — vollständige Ske- lette verfügen wird. Solche dürfen wir besonders von der weiteren Erforschung der Höhlen Mährens erhoffen. Bis dahin läßt es sich jedoch feststellen, daß die Pantherknochen von Csarnöta, — von welchen ich einige auf Tafel VI. wiedergebe, = von einem größeren Tier herstammen dürften. 4. Felis (manul Parras?) Ein rechtsseitiger unterer Reißzahn, dessen hintere Wurzel fehlt, kann mit einiger Wahrscheinlichkeit zu dieser Steppen-Spezies gereiht werden. Der Zahn weicht bezüglich seiner Form von demjenigen der Wildkatze ab, indem er kürzer ist als jener, seine vordere Spitze schmal und außerordentlich niedrig, die hintere jedoch sehr hoch ist. ı Zoolog. et palzontolog. generale, II-me Serie, Pag. 67, Taf. XII. 2 2 me = Metacarpus. 176 D: THEODOR KORMOS (12) Vielleicht werden einst vom Nagyharsäny-Berg bessere lelis-Reste zum Vorschein kommen, welche auch der Bestimmung dieser Spezies eine festere Grundlage schaffen dürften. Vulpes corsac 1. Taf. VII, Fig. S-11. Im unteren Steinbruch von Csarnöta sammelte ich unter Anderen auch einige lose Zähne, welche von einer erwachsenen, jedoch sehr kleinen Fuchs-Art herstammen. Mit Rücksicht darauf, daß die fraglichen Zähne (c. inf. dext.; pmIll. inf. sin + dext.: pymIV. inf. dext.; mll. inf. sin. + dext.; 2(2) sup.; pmll. sup. sin.; ml. sup. sin.) aufein Tier hin- weisen, welches kleiner, als der Polarfuchs (Vulpes lagopus L.) ist, müssen wir beim Vergleich besonders Norpmann’s Vulpes meridionalis und den auf den Steppen Osteuropas und Siüdwestasiens heimischen Vulpes corsae L. in Betracht ziehen. Noromann fand den Vulpes meridionalis zuerst in der Umgebung von Odessa und Nerubaj in pleistozänem Lehm und beschrieb seine Reste im Jahre 1858 unter dem Namen Canis fossilis meridionalis (Norpy.)! Später fand Worprıcn ” diese Spezies an mehreren Stellen in Mähren vor, und stellte dieselbe als pleistocänen Ahnen des Vulpes corsac dahin. Auch WankeL sammelte in der mährischen Byeiskala-Höhle einen unteren und einen oberen Fuchs-Kiefer, welche WorpkıcH in seinem Werk* über die pleistozänen Canis-Arten ebenfalls der genannten Spezies zuzählt. Nach den Untersuchungen Norpmanns, welche auch seitens Worpkıcn bekräftigt werden, steht V. meridionalis bezüglich Größe zwischen V. lagopus und V. corsac. Wouvrıch bemerkt jedoch, dab trotzdem der Kiefer von V. meridionalis kleiner und schlanker ist, als derjenige des Polarfuchsen, der obere Eckzahn des Ersteren länger und schmäler ist, als derjenige des Letzteren. Die Zähne der Füchse sind, was ihre Größe anbelangt, ziemlich beständig und zeigen innerhalb der spezifischen Grenzen nur sehr 1 Paläontologie Südrusslands. II. Helsingfors, 1858, S. 13S—148. Taf. IL, Fig. 14—15. 2 Diluv. Fauna z. Zuslawitz bei Winterberg im Böhmerwalde. I—II., Wien, 1850 — 1884. 3 Caniden aus dem Diluvium, Denkschr. d. k. Akad. Wissensch. Wien, Bd 39., Wien, 1879, S. 143—144; Taf. VI, Fig. 20—22. (13) CANIS PETENYIL UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 177 geringe Schwankungen. Wir müssen uns deshalb zu jener schon von BrLaınvirLe, NoRDMAnNn, WorprıcH und anderen namhaften Forschern befürworteten Ansicht bekennen, nach welcher die Größenverhältnisse des Kiefers und der Zähne, insbesondere aber die Dimensionen der Reißzähne — vorausgesetzt, daß man erwachsene Tiere und keine Milehgebisse vor sich hat — bei der Trennung der Arten als sehr wichtige Merkmale in Betracht kommen müssen. Aus diesem Grund kann ich die Zähne von (Csarnöta, welche beträchtlich kleiner sind, als diejenigen des V. meridionalis, mit dieser Spezies einstweilen, nicht identifizieren. In Bezug auf Größe stehen dieselben denjenigen des V. corsac viel näher, über welche Spezies wir bei BrarmvirLe ' sehr gute Figuren antreffen. Die Länge des oberen Reißzahnes von Csarnöta (11’3 mm) stimmt überdies am besten mit der von Norpmann” über den unteren Reißzahn des V. corsac mitgeteilten Dimension (11 mm) überein. Eine geringe Anzahl von Zähnen berechtigt uns keinesfalls in einer so wichtigen Frage ein endgültiges Urteil zu fällen, vorläufig will ich indessen die Zähne von Csarnöta mit Vorbehalt dennoch der letzt- genannten Spezies zuzählen. In dem unweit von (Gsarnöta am Nagy- harsänyhegy gelegenen Steinbruch habe ich übrigens diesen kleinen Fuchsen vor kurzem gleichfalls vorgefunden (Taf. VII, Fig. 10) und da ich das dorlige Sammeln demnächst fortzusetzen beabsichtige, hoffe ich diese Frage endgültig ins Reine bringen zu können. Zur Veranschaulichung der zwischen dem kleinen Fuchsen vom Komitat Baranya, dem Polarfuchsen und dem V. meridionalis bestehen- den Größenverhältnisse will ich untenstehend vergleichsweise die Dimen- sionen einiger Zähne in Millimeter mitteilen: * Bezeichnung der | W. ef. corsac V. lagopus |ree. V. vulgarıs | NW. meridion. | V. meridion. Zähne | von Csarnöta | von Predmost aus Ungarn aus Odessa | aus Byeiskäla | my sup. 1153.93 1320701 14:80 | _ 11412571620 | | (nach eine: Fig.) my inf. — 140 160 | 13:0 | 145 | | (nach einer Fig.) pmiy inf. 7149..8-0 9:09:40 10-0:4-2 | u u | | e inf. hloR} 27°5 32:0 | _ — 1 Osteogr. Canis 1 pl. V. 2 Loe. eit. S. 143. 3 Die erste Angabe bezieht sich auf die Länge, die zweite auf die größte Breite des Zahnes. Beim Eckzahn verstehen sich die Maaße auf die Mittellinie des Zahnes. 178 D: THEODOR KORMOS (14) Das Vorkommen des V. Corsac im ungarischen Pleistozän ist sehr wahrscheinlich, nachdem Neurıng diese Spezies auch in Deutsch- land vorgefunden hatte." Heute bewohnt der Corsac-Fuchs — gleich- falls nach den Angaben Nenrine’s” — fast ausschließlich die Steppen jenseits der Volga, woselbst er nach den neuesten Informationen TrouEssarts® bis nach Tibet und China verbreitet ist. 6. Canis (Cerdocyon) Petenyii n. sp. Taf. VII, Fig. 4, 5 und 12. Als ich gelegentlich meines Sammel-Ausfluges bei Csarnöta im unteren Steinbruch die zurückgelassene knochenführende Breccie abtra- gen ließ, kam unter anderen — in nicht weniger, als 20 kleinen Stücken — das Unterkieferfragment eines Ganis-artigen Tieres zum Vorschein. Anfangs ließ ich den Fund unbeachtet, da ich auf Grund der Zähne einen Fuchsen (Vulpes vulpes) vor mir zu hahen glaubte. Als ich jedoch mit dem gesammelten Materiel zuhause anlangte und den in Rede stehenden Kiefer zu restaurieren begann, wurde mir eine große Freude zu Teil. Das Zusammenpassen des fraglichen Restes ging ungemein schwierig vorwärts und nahm mehrere Tage in Anspruch. So oft es mir jedoch gelang, ein weiteres Stückchen dem schon zu- sammengestellten Teile anzupassen, wurde ich immer mehr und mehr durch die ungewohnte und mir gänzlich unbekannte Form des Kiefers überrascht. Endlich gelang das Zusammenstellen der vorhandenen Stücke und ich hatte einen vollkommen fremdartigen Kiefer vor mir, dessen Zähne denjenigen des Fuchses auder- ordentlich ähnlich waren. Lange Zeit hindurch konnte ich mit diesem Kiefer nicht reussie- ren. Ich versuchte von verschiedenen Seiten Aufklärung zu verschaffen, doch vergebens. Schließlich suchte ich gelegentlich meiner ausländischen Reise den Herrn Professor Scutosser in München auf, einen den her- vorragendsten Kenner der pliozänen Raubtiere, welcher denn auch die Freundlichkeit hatte, mir den rechten Weg zu weisen, wofür ich Ihm auch an dieser Stelle aufrichtigen Dank sagen will. So gelangte ich auf die richtige Spur zur Lösung dieser Frage und erfuhr, daß Aususte Pomer der am 7. November 1842 abgehaltenen 4 Sitzungsher. d. Ges. Naturf. Freunde. Berlin, 1889, S. 109. 2 Tundren u. Steppen, S. 89. 3 Catal. Mamm. Quinquennale Suppl. 236. (15) CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 179 Sitzung der Societe geologique de France eine in den pliozänen Schich- ten der Auvergne entdeckte neue (anis-Spezies (Ganis megamastoides) vorführte, ' welche nach seinen eigenen Worten: «. ... differe beaucoup de ses congeneres connus, vivants ou fossiles.» Das erste bildlich dargestellte Exemplar ist das Fragment eines linksseitigen Unterkiefers mit dem Reißzahn, welches PomeL in seiner zilierten Studie nebst einigen anderen Skeletteilen (occipitaler Teil des Schädels, Oberkiefer, Cubitus) in präziser Weise beschreibt. BraınviLLe ” publizierte später diese Skizze an der Hand einer kurzen Beschreibung in einem zur Hälfte reduzierten Maßstab von neuem. Im Jahre 1853 ergänzte Power” die Beschreibung des C. megamastoides, ohne jedoch eine neue Figur zu geben. BraıvirLe führte außerdem unter dem Namen €. borbonidus und C. ıssiodorensis Croız. et Jop. auch noch andere perrierische Canis- Reste aus der Sammlung Bravarp's* an, von welchem GERvAIS einen beinahe vollständigen Schädel der erstgenannten Art im Jahre 1859 gleichfalls unter dem Namen €. borbonidus darstellt. Der größte Teil der erwähnten Knochen — unter anderen auch der Bravarn'sche (. borbonidus — gerieten in das Pariser Museum, woselbst sie später von M. Gaupry behufs Aufarbeitung an Bovre über- liefert wurden. Letzterer legte die Resultate seiner diesbezüglichen Studien im Jahre 1889 der geologischen Gesellschaft Frankreichs vor, in deren Verhandlungen die Dissertation auch noch im selben Jahr veröffentlicht wurde. ® Bovre äußert sich in diesem Aufsatz dahin, daß sämtliche aus den pliozänen Mastodon-Schichten des Perrier-Gebirges zum Vorschein gekommene und unter verschiedenen Namen beschriebene Canis-Reste einer und derselben Spezies angehören, welche zufolge des Prioritäts- rechtes den Namen Canis megamastoides PomeL zu tragen hat. Diese Spezies treffen wir im Werk Trourssarts” im Subgenus 1 A. PomeL: Nouvelle espece de chien fossile decouverte dans les alluvions volecaniques de l’Auvergne Bull. Soc. Geol. France. Tome 14, S. 38—4, Taf. XIV., Fig. &. > Östeographie, T. II. Des Canis, S. 126, II. Carnass. Taf. XI. 3 Catalogue methodique et desceriptif des Vertebres fossiles decouy. dans le Bassin hydr. sup. de la Loire etc. Paris, 1853, S. 67. azTzue: > Zool. et palaeont. franc. Deux. edit. S. 213, Taf. 27. 6 M. M. BouLE: Le Canis megamastoides du Plıocene moyen de Perrier (Puy de Döme). Bull. Soc. Geol. France, 3. Serie T. XVII. S. 321—330, Taf. VI. 7 TROUESSART: Catalog. Mammal. Quinqu. suppl. S. 233. 180 D: THEODOR KORMOS (16) Cerdocyon (Thous) des Genus Canis an, welches nach Frower und Lyverker '! den Hunden sensu strietiori gegenüber dadurch gekenn- zeichnet ist, daß seine Zugehörigen im Oberkiefer noch je ein Post- molar besitzen. Es ist sieben lebende Arten dieses Subgenus bekannt, von welchen sechs in Südamerika und eine in Patagonien heimisch ist.” Die dem Cerdocyon megamastoides am nächsten stehende lebende Spezies ist @. thous Desm., der brasilianische Schakal, welcher sammt seinen Schwester-Arten den Schakalen dermaßen ähnlich ist, daß äußerlich gar kein Unterschied zwischen ihnen besteht. ® Das linksseitige obere und untere Gebiß, ferner den Unterkiefer desselben stellt Bovre l. ce. vergleichshalber mit dem Ü. megamastoides zusammen dar. Nach Poner ist €. megamastoides etwas größer als der Fuchs und dadurch gekennzeichnet, daßsich der Unterkiefer in der Wurzel- gegend dervorderen Leiste desProcessus coronoideus auffallend erweitert und unterhalb des Proc. angula- riseine kräftige Ausbuchtung zeigt.* Der Processus angularis ist bedeutend höher gelegen, als beiallen übrigen bekannten Hunde-Arten; der Gondylus liegt beträchtlich höher, als der obereRand der Zahnreihe und steht vom letzten Zahn zufolge des breiten Pro- cessus coronoideus («l’elargissement antero-posterieur de la branche montante») weit ab. BovLe? fügt dieser Diagnose noch bei, dab der Zähne tra- gende Teil des Unterkiefers gestreckt, schlank und an den Seiten außerordentlich flach ist, was seiner Ansicht nach sehr wohl dem schlanken Bau und der abgesonderten Stellung der Premolaren entspricht. Der basale Saum des Unterkiefers trägt um die Ansatz-Stelle des Musculus digastrieus (muscle digastrique) herum, anstatt sich unmittelbar an den Processus angularis anzuschließen, eine abgerundete Erweiterung, welche wir mit Huxıry Lobus suban- gularis nennen wollen. Der vordere Schenkel des Processus coro- noideus bildet mit dem in der Gegend der Molaren 2. und 3. (tubereu- leuses) ungemein erweiterten Kiefer einen sehr steilen Winkel. Die Zähne reihen sich in eine gerade Linie, zwischen den vier Introduction Study Mamm. 1891. S. 546. TRovEsSsART: loc. eit. BREHM—MEHELYI: Ällatok Viläaga Bd. II. S. 57. % «...remarquable par la dilatation sous-masseterine de la mandibule, qui forme un conde tres-marqu& a son bord inferieur.» 5 Loc. cit. S. 325. .un (17) _CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 181 spitzen, hohen und an den Seiten flachen Prämolaren sind ansehnliche Lücken vorhanden. Der Reißzahn sieht demjenigen des Fuchses unge- mein ähnlich, ist jedoch verhältnismäßig kürzer, der innere Neben- zacken der zweiten Zahnspitze ist größer (gedrungener), die hintere Kronen-Wurzel (talon) ist breiter. Die zwei letzten Molaren erreichen zusammen fast die Länge des Reißzahnes. Eine solche Verlängerung der ma-s3 ist nach Bovurrz unter den lebenden Canid«e allein bei dem in Afrika heimischen Megalotis? warzunehmen. Besondere Beachtung verdient der zweite Molar. Das an seiner Vorderseite sichtbare Grübchen wird hinten von zwei Zacken und vorne, am Rande des Zahnes von einer kleinen Anschwellung (Tuber semi- eireularis anterior) begrenzt. Das hintere Grübchen ist viel größer, als das vordere und wird von einem sechs-höckerigen Saum umrandet, welcher an den Zahn der Insektenfresser erinnert. Wenn man diesen Zahn mit den entsprechenden Zähnen der heute lebenden Canis-Arten vergleicht, bemerkt man, daß bei letzteren die beiden Zacken wohl entwickelt sind und das vordere Grübchen wohl begrenzen, während die Hinteren un Vieles kleiner sind. Dem gegenüber ist bei dem aus dem Phosphorit von Quercy bekannten Cynodictis der m, ebenso lang- gestreckt, wie derjenige des C. megamastoides, ferner sind die vorderen und hinteren Höcker gleich wohl entwickelt. Dasselbe Verhältnis fand Bourz auch bezüglich m,, welcher nach ihm beim (. megamastoides dreieckig und mit der Spitze (des Dreieckes) dem aufsteigenden Teil (dem vorderen Rand des Processus coronoideus) des Kiefers zuge- wendet ist.” Die Dimensionen der Zähne des Unterkiefers sind nach BovuLE folgende: Länge der vollständigen Zahnreihe _ .. 62:0 mm Bangerdesepmun Er 38 « Breiter zu nur ne ee I Od Länge « pm, me Ai 60 « Breite « ES EEE EN EIKE TAOFEET. Tanceaun DIT e e Ta © Breiterueg tu Pen a ER Bangegeneu pr er are rg 9:0R ..« Breite « NE Ne SE 3“ Kanes te ur: a 1 ÖOtocyon megalotis. DESMAREST. 2 Vergl.: BouLg, loc. eit., S. 3Q44—5. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 4. Heft. 13 182 D: THEODOR KORMOS (18) Breite des m, (am Talon gemessen) -— _- 5'5 mm Länge « m, Te EL ASTIL PR Breite « Ir NE ENBA N EN A ER BE DO ha ange ae m eiW WE ERPNTBRE NS, S« Breite « « E # a) Höhe des Kiefers hinter dem letzten Molar 240 « Nach den Messungen Pomzıs! beträgt die Länge der «Molaren» Zähne 2. 3. 4. und 5. (pm, + pm, + pm, + m,) zusammen 43 mm (bei BouLr 36'8 mm) und diejenige des Reißzahnes (an einem anderen Exemplar gemessen) 16 mm. Wir wollen nun sehen, wie weit diese Beschreibung Bourrs auf den Kiefer von Csarnöta paßt. Vor mir liegen: das Fragment des rechten Unterkiefers mit vier Zähnen, deren Kronen vollkommen unversehrt sind (pm, + m, + m, + m,). Der Kiefer ist in der Gegend des pm, abgebrochen und der vordere Teil fehlt. Der hintere Teil des Kiefers ist ziemlich defekt; es fehlt z. B. der größte Teil des Processus angularis und auch des Proc. coronoideus. Vorhanden ist hingegen der vordere, aufsteigende Rand des Proc. coronoideus in einer Länge von 25 mm, und der fast unver- sehrte Condylus. Sehr gut ist der Lobus subangularis und die ihm folgende Excavation sichtbar. Bezüglich den vorhandenen Teilen ist die Beschreibung Powers und Bourrs dermaßen zutreffend, daß ich die- selbe höchstens wiederholen könnte. Der Kiefer ist ausserordentlich hoch und flach; seine Höhe beträgt — hinter dem letzten Zahn gemessen — 25 mm, seine Dicke erreicht unten vor dem wohlent- wiekelten Lobus subangularis im ganzen 3 mm (beim Vulpes vulpes 5-5 —7°0 mm). Der Condylus ist etwas tiefer gelegen, wie beim C. mega- mastoides. Es ist sehr auffällig, daß trotz der fast vollständigen Über- einstimmung des Kiefers das Gebiß dem des C. megamastoides gegen- über wesentliche Abweichungen zeigt. Der Unterschied kommt schon in den Dimensionen der Zähne zur Geltung, indem die Zähne des Csarnötaer Kiefers die oben mitgeteilten Maße Bovres beträchtlich übertreffen. Die Dimensionen sind folgende: Länge des pm, -- ER 10:0 mm GrößtesBreite des pm, = 2 =. u As Rene ee 1 Nouvelle espece etc., S. 41. (19) _CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 183 GroßtenBreitegdesen ee er 63m Kängewdesurre se NE BERN IEIEON ie Grobtes Breitend sang a EEE le Kangendeseres apa 2 ir Ze 3 50) Größte Brei desemi, BIN EHI ZORBEIN/ INT FARO a Gesamtlänge der vier Zähne (nt den Lücken zwischen pm, und m) -— — —- 405 « Nach den Messungen BouLes erreichen die letzten vier Zähne zusammen 35°5 mm (die zwischen den Zähnen vorhandenen Lücken eingerechnet). Der Größenunterschied ist an und für sich nicht viel- sagend, da er auch auf einem Geschlechtsunterschied beruhen mag. Tatsächlich kann man auch aus der einen Angabe, welche PomEL vom Reißzahn eines Ü. megamastoides mitteilt (16 mm), darauf schließen, daß die von BouLe veröffentlichten Maße nicht beständig sind. Viel ausdrucksvoller ist das Verhältnis des ersten und der zwei letzten Molaren (m,, m,, m,) zu einander. Beim (. megamastoides beträgt die Länge des m, nach Bovrr = 135 mm, m, -+ m, = 13°0 mm, die letzten zwei Zähne sind also zusammen blos um einen halben Millimeter kürzer, als der Reißzahn. Beim Csarnötaer Exemplar beträgt der Unterschied demgegenüber 25 mm, das heißt die letzten zwei Zähne nähern sich schon den Zähnen des Fuchses und des Schakals. Beim heutigen Fuchsen erreicht dieser Unterschied schon 45—5°0 mm. Noch auffälliger ist der Unterschied in der Form der Zähne. Der pm, stimmt mit demjenigen des Fuchsen fast vollkommen überein. Der vierte rechtsseitige Pärmolar eines in der Sammlung der kgl. ung. Geologischen Reichsanstalt befindlichen Unterkiefers von einem Fuchsen (Vulpes vulpes) aus Ungarn zeigt ganz ähnliche Dimensionen (10°0:4°2 mm), wie das Csarnötaer Exemplar. Am nämlichen Fuchs- kiefer beläuft sich die gesamte Länge der letzten vier Zähne auf 33°3 mm, bei @. Petenyii hingegen auf 40°5 mm. Der Unterschied ergibt sich, wie wir gesehen haben aus den Zähnen m, —m,, welche — insbesondere der m, und m, — hier außerordentlich klein sind. Der Reißzahn unterscheidet sich von demjenigen des Fuchses dadurch, daß sein innerer Nebenzacken größer, gedrungener ist. Anderer- seits steht er dem Reißzahn des Fuchses insofern näher, als sein Hauptzacken höher ist, wodurch ebenso, wie beim Fuchsen, der Talon tiefer zu liegen kommt. Dieser Zahn weicht im ganzen nur dadurch von dem gleichen des Fuchses ab, daß er — ein gleichgroßes Tier als Grundlage des Vergleiches angenommen — etwas größer ist. 184 D: THEODOR KORMOS (20) Der größte Unterschied dem Ü. megamastoides gegenüber zeigt sich an den letzten zwei Zähnen (m, + m,). Der m,, dessen hinterer Saum nach der Beschreibung und Figur Bovıes (loc. eit., Fig. 3) beim C. megamastoides von sechs kleinen Höckern umgeben ist (siehe Taf. VII, Fig. 6), besitzt beim Kiefer von Csarnöta eine viel einfachere Form, indem er vorne zwei Zacken, hinten jedoch bloß einen einzigen Höcker aufzuweisen hat, gerade so, wie beim Fuchsen. Was hingegen die Gröbe und den gestreckten, schlankeren Bau des Zahnes betrifft, so trägt der Canis von Csarnöta in dieser Hinsicht wieder die Merkmale des (. megamastoides. Der m, ist im Kiefer von CGsarnöta gleichfalls größer, als derjenige des Fuchses, doch steht er in Bezug auf Form letzterem "näher, obzwar an seiner hinteren Seite noch ein kleiner Vorsprung an Stelle der hin- teren Ecke des dreieckigen letzten Zahnes vom (. megamastoides wahr- nehmbar ist. ! All das Gesagte in Betracht gezogen, glaube ich kaum irre zu gehen, wenn ich voraussetze, der Ganis von Csarnöta sei ein direkter Abkömmling des aus dem Pliozän Frankreichs bekannten (.. megamastoi- des. Mit letzterem werden die phylogenetischen Bande durehdieprimitiven,avitischen Merkmale des Kiefers aufrecht erhalten, während er sich zufolge seinesin der Entwicklung weiter vorgeschrittenen, einfache- ren Gebisses wegen schon dem Fuchsen nähert. Dieser Umstand dürfte vielleicht gleichzeitig auch ein Fingerzeig dafür sein, daß der (Canis von Csarnöta geologisch jünger, als der französiche gewesen sein mochte. Auf Grund des Gesagten und gerade zur Festlegung des von mir angenommenen Altersunterschiedes sonderte ich den Canis von Csar- nöta als eine besondere Spezies ab, obzwar ich auch gar keinen Ein- wurf dagegen hätte, wenn jemand diese Spezies als eine weiter ent- wickelte lokale Varietät oder Abart des C. megamastoides dahinstellen würde. Der neuen Spezies gab ich zur Erinnerung an den ersten Beschrei- ber der Knochenbreceie von Beremend JoHann SALomon PErexyı den 1 Ausser dem in Rede stehenden Kieferfragment liegen mir noch 12 lose Zähne (C nr. dext. 5%, ing, Sin. + dext.; i, Ben sin. + dext.; 2,7, son, Sin. zit. =, sin + dext.; m sin. (talon ; Mj7, ing. SID; Mr un. Sim. + dext.) vor, welche höchstwahr- I. inf. p- scheinlich gleichfalls dieser Spezies angehören, ja sogar zum Teil ohne Zweifel vom nämlichen Schädel herstammen. Von der Beschreibung dieser Zähne will ich — da es zum Teil nicht ganz sicher ist, wohin sie gehören — vorläufig absehen. (21) CANIS PETENYIL UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 185 Namen Canis Petenyii und glaube dieselbe in den Formenkreis des Canis (Gerdocyon) megamastoides einfügen zu dürfen." 7. Putorius (beremendensis Per.?). Ein rechtsseitiger unterer Eckzahn (ec) stimmt mit demjenigen des Itis in Bezug auf Form wohl überein, mit dem Unterschied, daß er etwas schlanker und kleiner ist. Sıaromon Prrenyı beschreibt in seiner Arbeit über Beremend * unter dem Namen Mustela beremendensis eine größere Wiesel-Art, welche nach ihm in Bezug auf Größe zwischen dem Iltis und dem Hermelin /Putorius (Arctoyale) ermineus] zu stehen kommt. Der Csarnötaer Zahn, welcher bedeutend größer ist, als derjenige des Hermelin, jedoch kleiner als jener des Iltis, mag wohl vielleicht gerade von dieser Spezies herstammen, was auch die geringe Entfer- nung der Fundorte von einander, und das gleiche Alter zu bekräftigen scheint. Es ist jedoch auch das nicht unmöglich, daß der fragliche Zahn von einem schwächeren Iltis herstammt, in welchem Fall er dann viel- leicht mit dieser Spezies zu identifizieren sein würde. Auf Grund eines einzelnen Eckzahnes läßt sich indessen diese Frage einstweilen keinesfalls entscheiden. 8. Lutra lutra L. Ein rechtsseitiges Unterkieferfragment samt Reißzahn muß zu dieser Spezies gestellt werden. Die Dicke des Kiefers und die Form und Größe des Reißzahnes deuten entschieden auf den Otter hin. Der ganze Unterschied besteht darin, daß der Reißzahn des Exemplars etwas schmäler ist als derjenige des heutigen Otters, dies ist jedoch kein hin- reichender Grund, den in Rede stehenden Rest anderswo einzureihen. Ein fossiler Vertreter des Otters war meines Wissens aus Ungarn bis- her nicht bekannt. 1 TROUESSART (l. eit., S. 307) stellt auch den Vulpes Donnezani DEPERETS hieher (Les animaux plioc. du Roussillon, T. I. P. I. VI. Fig. 1—7.), derselbe scheint jedoch nach den Figuren DEPERETS ein wirklicher Fuchs zu sein. 2 Hinterlassene Arbeiten, S. 48-49, Taf. I., Fig. 2. 186 D: THEODOR KORMOS (22) 9. Ursus arctos L. Der braune Bär wird in der Fauna von Csarnöta durch einen vollkommen unversehrten rechtsseitigen unteren Eckzahn, durch die Fragmente eines Molars (m, ?), ferner durch zwei Fingerglieder (ph) und zwei Krallen (Ph ) vertreten. Diese Reste mit Ähnlichen des . ung. Museums der kgl. ung. Geologischen Reichsanstalt und der Sammlung des Herrn Direktors Maska in Tel@ vergleichend, fand ich die Über- einstimmung mit dem braunen Bären so über alle Zweifel erhaben, daß ich die Ursus-Reste von Csarnöta rückhaltslos dieser Spezies zu- weisen muß. Der braune Bär ist in dieser Tier-Gesellschaft eine etwas auffäl- lige Erscheinung, doch läßt er sich, wie wir weiter unten sehen wer- den, mit derselben dennoch wohl vereinbaren. 10. Cricetulus phzus Parras. Zwei Unterkiefer-Fragmente einer kleinen Hamster-Art lassen sich nur mit dieser Spezies identifizieren. Cr. phaeus kommt auch bei Beremend und am Somssich-Berg nächst Villäny vor. In jüngster Zeit gelang es mir, diese Steppen-Art in den postglacialen Sedimenten des Puskaporos bei Hämor nachzuweisen." Die Vorkommnisse im Komitat Baranya legen das Zeugnis dafür ab, daß diese Spezies nicht während der postglacialen Steppen-Periode zum erstenmal nach Ungarn gelangte. 11. Dolomys Milleri Nurc. Dieser kleine, schermausartige Nager mit bewurzelten Zähnen gelangte zuerst aus dem von Prrinyı bei Beremend gesammelten Material in die Hände Neuring’s, welcher für denselben im Jahre 1908 das Genus Dolomys aufstellte.” Der grossen Übereinstimmung wegen glaubte anfangs Nenrıng den Dolomys von Beremend in das in Nord-Amerika heute noch lebende Genus Phenacomys einreihen zu können und gelangte erst später, nach den Studien Gerrır S. Mırrer’s auf den Ge- danken, das Genus Dolomys aufzustellen. 1 Die pleistozäne Fauna des Puskaporos bei Hämor. Mitteil. aus d. Jahrbuch d. kg. ung. Geol. Reichsanstalt, Bd. XXIX., Heft 3. 2 Über Dolomys nov. gen. foss. Zoolog. Anzeiger, XXI. N 549, 1898, S. 13—16, Fig. 1—3. (23) CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 187 Bei Beremend sammelte übrigens Prrsxyı auch noch eine andere, kleinere Spezies dieses Genus, welche von Lupwıc v. M£nery im Jahre 1904 ebendaselbst gleichfalls aufgefunden wurde und deren Beschrei- bung demnächst von ihm zu erhoffen ist. Dolomys Milleri, welcher bis jetzt nur von Beremend bekannt war, kam nun in Form eines schönen Unterkiefers auch von Csarnöta zum Vorschein. Die Beschreibung der Spezies ist in der zitierten Arbeit NEHRInG's aufzufinden, ich will also dieselbe hier nicht wiederholen. Diesem ausgestorbenen Genus, dessen naher Verwandter (Dolomys intermedius Newron) aus dem pliocänen «forestbed» Englands bekannt ist, muß, wie wir weiter unten sehen werden, bei der Beurteilung des Alters und der zoogeographischen Bedeutung unserer Fauna eine grosse Wichtigkeit zuerkannt werden. 12. Prospalax priscus (Nure). Die Stammart der Spalaciden, welche aus den Studien Lupwıs v. M£HELY’s ausführlich bekannt sind”, und welche bis jetzt gleichfalls nur von Beremend bekannt war, kam nun in Form dreier Molaren auch bei Csarnöta zum Vorschein. In dem Bewußtsein, daß P. priscus bezüglich seines Gebisses bei- nahe auf ein Haar mit Sp. Ehrenbergi Nurc. übereinstimmt, würden diese drei lose Zähne eine sichere Bestimmung zwar nicht zulassen, mit Rücksicht auf die Nähe von Beremend, ferner auf das gleiche Alter und die übereinstimmenden Charakterzüge der Faunen von Beremend und Csarnöta kann jedoch in dieser Gesellschaft und andie- ser Stelle keine andere Spalax-Art vorkommen. 13. Lepus (sp?) In den hinterlassenen Arbeiten Prr£xyr's finden wir auf Taf. II. (Fig. 1—17.) die Zeichnungen einiger Hasen-Reste von Beremend, wel- chen jedoch der Autor leider keine Beschreibung mehr beigeben konnte. Diese Hasen-Art unterscheidet sich nach H. v. Meyer ”, welcher seiner- zeit das Beremender Material Prrenyı's als Erster untersucht halte, vom heutigen Hasen (Lepus europaeus L.) nicht. 1 Prospalax priseus, L. ce. S. 314. 2 Propalax priscus (NHRG.), Jie plioc. Stammform der heutigen Spalar- Arten. Annal. mus. nat. hung. 1908, VI, S. 214. 3 Neues Jahrbuch f. Miner. etc. Jahrg. 1851, S. 679. 188 D: THEODOR KORMOS (24) Bei Beremend ist das Sammeln heutzutage schon schwierig und verspricht wenig Erfolg; ich selbst fand auch dortselbst bis jetzt keine Hasen-Reste vor. Im Steinbruch am Nagyharsäny-Berg kommen jedoch die Knochen massenhaft vor, und es gelangten von dort durch die Sammlungen Karı Horrmann’s und die meinigen sehr viele Hasen-Reste in das Museum der kgl. ung. geol. Reichsanstalt. Im unteren Kalk- steinbruch von Csarnöta fand ich ebenfalls mehrere Hasenknochen und Zähne, von welchen besonders drei Astragali, drei Calcanei und ein rechtsseitiges Oberkieferfragment (mit sechs Zähnen) erwähnt werden sollen. Ausser diesen befinden sich noch zahlreiche Mittelfuß-Knochen, ein Scapula-Fragment und ca 30 lose Zähne unter dem Material von Csarnöta. All diese Hasen-Reste vergleichend, gewahrte ich, daß dieselben höchst wahrscheinlich einer und derselben Spezies angehören und zwar der nämlichen, welche zuerst von Prr£xnyı bei Beremend gefunden wurde. Was die Größe anbelangt, stimmt diese Art tatsächlich gut mit dem Lepus europeus von Mittel-Europa überein (die Kaufläche der sechs oberen Zähne beträgt zusammen 15 ınm). An dem beim Exemplar von (sarnöta vorhandenen Jochbogen bemerke ich jedoch der letz- genannten Art gegenüber mehrere wesentliche Unterschiede, welche auf eine abweichende Form des ganzen Schädels hindeuten. Das Mate- rial ist mangelhaft und gestattet einstweilen das eingehendere Studium dieser Frage nicht, genügt indessen vollkommen, um das Interesse wach zu erhalten. 14. Rhinoceros (sp ?) Von einer Rhinoceros-Art stammen folgende Knochen her: ein rechtsseitiger Astragalus, links- und rechtsseitiger Caleaneus, Fragmente des linksseitigen mittleren- und des rechten äußeren Me- tatarsus, der rechtsseitige Guneiforme,„ einSesamknochen und ein Fingerglied (phalanx,). Außerdem fand ich den inneren Teil eines verwitterten Unterkiefer-Fragmentes samt der Wurzel eines Molaren (die Krone des Zahnes fehlt gänzlich) und einige Bruchstücke von Zähnen. Spezifisch lassen sich diese Reste, — in Ermangelung des nötigen Vergleichsmaterials, — vorläufig nicht einmal annähernd bestimmen. (25) CANIS PETENYN UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 189 Außer den oben beschriebenen Säugetier-Resten sind noch unten- stehende Reste aus dem unteren Steinbruch von Csarnöta zum Vor- schein gekommen: 1. Einige unbestimmbare Zahn-Fragmente eines kleineren Wie- derkäuers (ungefähr von der Größe eines Rehes). 9. Die untere (distale) Hälfte des Oberarm-Knochens eines beiläu- fig wachtelgroßen Vogels. Aus diesem Fragment würde sich die Spezies schwerlich bestimmen lassen, einen ganz ähnlichen, — aber vollkommen unversehrten — Knochen fand ich jedoch auch bei Bere- mend, mit dessen Hilfe vielleicht auch das nähere Studium des (isar- nötaer Vogelknochens möglich sein wird. 3. Schädelfragmente und Kiefer-Partien einer Eidechse, welche nach der Ansicht des Herrn Dr. Lupwıs v. M£HeLy, der die Freundlich- keit hatte dieselben zu untersuchen, höchst wahrscheinlich von der Lacerta agilis L. herstammen. 4. Sehr viele Schlangen-Wirbel und mehrere Schlangen- Rippen, wahrscheinlich dieselbe Art, welche auch bei Beremend vor- kommt. 5. Froseh-Knochen von vermutlich drei Arten, darunter die Bruchstücke des Unter- und Oberschenkels eines größeren und eines kleineren Bufo (vielleicht viridis und vulgaris), ferner das Becken- Fragment einer Rana-Spezies (wahrscheinlich Rana esculenta L.). Zu einer näheren Untersuchung sind diese Knochen, — wegen ihrer Man- gelhaftigkeit — nicht geeignet. 6. Schnecken. Mit diesen müssen wir uns etwas eingehender befassen. Die bei Csarnöta gesammelten Schnecken gehören drei Arten an, U. zw.: Striatella striata Nilssoniana Beck (5 Stück). Helix (Pomatia) pomatia L. (14 Stück). Chondrula tridens Mürr. (2 Stück). Von einer dieser Arten (Striatella striata MürrL.) habe ich es in einer meiner früheren Studien ? nachgewiesen, daß sie bei uns schon im levantinischen Zeitalter lebte und dementsprechend für ein Relik- tum pliozäner Herkunft anzusehen ist. Dieselbe Art (S. striata Nilsso- 1 Neuere Beiträge zur Geologie und Fauna der unteren Pleistocän-Schichten in der Umgebung des Balatonsees. Mit zwei Tafeln und 11 Textfiguren Resultate der wissensch. Erforschung des Balatonsees Bd. 1., 1 Teil, pal@ont. Anhang. IV. Bd. S. 27—28. (Separatabdruck, Budapest, 1910). 190 D: THEODOR KORMOS (26) niana), welche in den russischen Steppen und an trockenen, grasigen Stellen auch bei uns überall gewöhnlich ist, wurde von NEHrInG in Deutschland (Thiede, Westeregeln) samt Ch. tridens Mürr. in der Gesellschaft charakteristischer Steppen-Nager (Alactaga, Spermophilus, (ricetuhus) vorgefunden.’ Die beiden anderen, in Csarnöta gesammelten Arten (H. pomatia, Ch. tridens) wurzeln unbedingt ebenfalls im Pliocän. Sacco erwähnt dieselben in der Gesellschaft zahlreicher, heute noch lebender ther- mophiler Arten aus den pliocänen Ablagerungen von Piemont.” Die für die pleistoeänen Lößbildungen gewöhnlich als charakteristisch angesehe- nen «Lößschnecken» (Fruticicola hispida, Valloni pulhella, Pupa mus- corum, Arianta arbustorum, Suceinea oblonga) wurden auch im Mittelpliocän Englands («Red Crag» und «Norwich Crag») vorge- funden.” Das Gesagte vor Augen haltend teile ich in vollstem Maße jene Ansicht Koserr's, laut welcher die pal&arktische pleistocäne und holocäne Mollusken-Fauna nicht plötzlich ohne Übergang entstanden und erschie- nen ist, sondern sich aus der tertiären allmählich entwickelte, während einzelne Fäden ihrer Wurzel bis in das Kreide- und Jura-Zeitalter zurückreichen.* Unter solchen Umständen stehen die bei CGsarnöta gesammelten Schnecken-Arten mit der weiter oben beschriebenen Wirbeltier-Fauna im schönsten Einklang. Das Alter und die Bedeutung der Fauna von Csarnöla. Wenn man die oben besprochene Tier-Gesellschaft überblickt, wird man warnehmen, daß die meisten Mitglieder derselben schon erloschene Arten vertreten. Solche sind in erster Linie: Neomys fissidens Per. Canis (CGerdocyon) Petenyü n. sp. Leopardus pardus antiquus GoLpF. Dolomys Milleri Nure. Prospalax priscus (Nure.) und Ihinoceros (sp ?) 1 Tundren und Steppen. S. 212—215. 2 Bullet. Societ. Malac. ital. Vol. XI. 3 KogBEtT: Studien zur Zoogeographie, Wiesbade 1897, 1., S. 141. * Loc. eit. (27) CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 191 Diesen schließen sich in zweiter Linie an: Grocidura gibberodon Per. und Putorius beremendensis Prr., deren Bestimmung nicht ganz sicher ist, ferner, falls es sich eventuell später tatsächlich von den heute lebenden Arten abweichend erweisen sollte, auch Lepus sp. Von den übrigen fünf Arten leben drei, u. zw.: Felis manul Pauvas Vulpes corsac L. und Cricetulus phaus Pauas heute nur noch in den russischen und asiatischen Steppen; zwei hingegen, namentlich: Lutra lutra L. und Ursus arclos L. sind auch in der jetzigen Fauna Mitteleuropas vorhanden. Diese Fauna scheint auf den ersten Blick ungemein vermischt zu sein, indem sie die Elemente dreier verschiedener Tier-Gesellschaften in sich vereint. Neben den überwiegend auf das obere Pliozän hin- weisenden, erloschenen Arten sind die charakteristischen Vertreter der postglacialen (meiner Ansicht nach interglacialen) Steppenperiode NEHRINg’s und zwei Mitglieder der beutigen silvatischen Fauna Mittel- europas, welche sich zwar zeitweise auch in den Steppendistrikten umhertreiben, jedoch im größten Teil ihres Lebens an die Wälder (die Otter an Flüsse oder an Fischen reiche, größere Bäche) gebunden sind, vorhanden. Alldies könnte den Verdacht erwecken, die Fauna von (sarnöta sei nicht einheitlich, bezw. nicht gleichalterig! Was sehen wir jedoch ? In den ganz allgemein als oberpliocän (präglacial) bekannten ' Schichten («Forestbed») von Cromer in England, an den Gestaden der Grafschaft Norfolk wurden nebst Elephas meridionalis, El. antiquus, Hippopotamus, Trogontherium, Machairodus, ete.-Resten die Knochen vom Pferd, Wildschwein, Reh, Eichkätzchen, Biber, Wolf, Fuchs, Viel- fraß, Edelmarder und anderen, in Europa heute noch lebenden Tieren vorgefunden, deren gleichzeitiges Vorkommen mit den auf die wärmere 4 CREDNER: Elemente der Geologie. Leipzig, 1906, S. 710. 192 D: THEODOR KORMOS (28) pliocäne Periode hindeutenden Tieren auf jeden, der diese Frage stu- diert, einen eigentümlichen Eindruck macht." Aus dem «Forestbed» sind unter Anderen auch die Reste der südost-russichen Moschus-Spitzmaus oder Desman (Myogale moschata L.) bekannt. Im Zusammenhang mit dieser Tatsache sind auch unten- stehende Zeilen Nenrie’s nicht ohne Interesse für uns: «In Süd- Ungarn scheint einst eine Myogale-Spezies während der postglacialen * Steppenzeit existiert zu haben; ich habe das Fragment eines Myogale- Unterkiefers in Händen, welches bei Beremend neben den Resten zahlreicher kleiner Steppenhamster gefun- den ist.»*® In einer anderen Arbeit“ ebendesselben Autors steht folgendes: «Die von E. T. Nzwron 1882 beschriebene Species «Arvicola intermedius» aus dem englischen Forest-Bed scheint auch zu dem Genus «Dolomys» zu gehören, ist aber von der Beremender Art” spezi- fisch verschieden .. .» NeHriıng® und Me£nery” halten auf Grund des Gesagten die Fauna von Beremend für pliocän. Dies vorausgeschickt, wollen wir nun die bezeichnendsten Glieder der Fauna von Csarnöta überblicken und ihre Bedeutung erwägen. Die große «Wasserspitzmaus» Prrexyı’s (Neomys fissidens), mit deren mächtigem Wuchs sich keine bei uns jetzt lebende Spitzmaus messen kann, ist meiner Ansicht nach eine am Zenith ihrer Entwick- lung angelangte pliocäne Spezies, welche sich phylogenetisch im Laufe des Neogens entwickelte und deren Ahnen vielleicht nicht mit Unrecht in der Polgärdier Fauna von Pikermi-Typus zu suchen sein dürften. Neomys fissidens lebte während des Pleistocäns noch in Ungarn, doch war ihr Wuchs, wie wir weiter oben gesehen, schon verkümmert. Die verderblichen Einflüsse der Eiszeiten vermochte dann dieses Tier über- haupt nicht zu überleben. Der Ursprung des merkwürdig beschaffenen Ganis (Gerdocyon) Petenyii dürfte zufolge der wahrscheinlichen Blutsverwandschaft im Pliocän Frankreichs zu suchen sein, und die Wurzeln seiner Abstam- M. Neumayr: Erdgeschichte, Bd. 2., S. 435. Hier vielleicht praglacial ? (Aut.) Tundren und Steppen, S. 192. 4 Über Dolomys nov. gen. foss. S. 15. > Dolomys Milleri Nur. 6 Über mehrere neue Spalax-Arten, Sitzungsber. d. Ges. naturf. Freunde zu Berlin, Nr. 10, 1897, S. 176. 7 Prospalax priscus ete. Ann. mus. nat. hung. VI. 1908, S. 315. (29) CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 198 mung reichen durch Vermittlung des atavistischen Rückschlages des Canis (Gerdocyon) megamastoides an die (ynodictis-Arten von Quercy ete. bis ins Eocän hinab. Die Anwesenheit dieses durch einen primi- tiven Kiefer mit verhältnismäßig hochentwickeltem Gebiß charakterisier- ten Raubtieres in unserer Fauna lässt sich nur dadurch erklären, daß dieses gegen Ende des Pliocäns von Westen her nach Ungarn ein- wanderte. Mit Rücksicht darauf, dab dieser Tiertypus in seiner ursprüng- lichen Heimat unter tropischem, oder doch zumindest subtropischem Klima sich entwickelt hatte, ging er unter den geändernten Verhältnissen zu Grunde, noch ehe sich sein Organisınus den neuen Lebensbedingun- gen vollkommen anpassen hätte können. Die Bedeutung der Hasenreste lässt sich einstweilen nicht gebüh- rend erwägen, obzwar es nicht unmöglich ist, daß diese Spezies heute gleichfalls nicht mehr lebt. Ebenso verhält sich die Sache mit den Rhinoceros-Knochen, von denen man nicht wissen kann, ob sie von den fürs obere Pliocän bezeichnenden Arten (Rh. Mercki, Rh. etruscus), oder vom arktischen, behaarten Nashorn (Rh. tichorhinus) herstammen ? Im ersteren Fall würde man es mit einem letzten Mohikaner der Pliocänzeit, in letzterem hingegen mit einem nordischen Einwanderer zu tun haben. Als solche sind in unserer Fauna der Otter (Lutra lutra) und der Bär (Ursus arctos) anzusehen, welche in diesem Fall die nämliche Rolle spielen, wie im englischen Forestbed das behaarte Nashorn (Rhino- ceros tichorhinus), das Mammut (Elephas primigenius), der Riesen- Hirsch (Megaceros giganteus), oder der graue Bär (Ursus ferox). Die Bedeutung des Dolomys Milleri samt dem von Neurıng erwähnten Myoyale-Rest von Beremend besteht in dem Zusammenhang derselben mit dem oberpliocänen Forestbed in England. Eine überaus wichtige genetische und zoographische Rolle kommt auch dem eigentümlichen Prospalax priscus zu, welchen M£nrry als un- mittelbare Stammform der heutigen Spalaxarten dahinstellt." MeEnuerLy gab der Auffassung Ausdruck, daß zu jener Zeit, als Prospalax im Siklöser Gebirge lebte, noch kein echter Spalax in Ungarn vorhanden war.” Es kamen jedoch in jüngster Zeit aus der Polgärdier Fauna von Pikermi-Charakter, welche wir nach der jetzt üblichen Auffassung schon eher dem oberen Miocän zuweisen müssen, zahlreiche Zähne eines Nagetieres zum Vorschein, welches ein echter Spalax zu A földi kutyak fajai, S. 297. Prospalax priscus ete., S. 315. 1 P) 194 D: THEODOR KORMOS (30) sein scheint.! Diese Zähne erinnern nach den vorläufigen Untersuchun- gen des Herrn Prof. v. Menery sehr an die Zähne des Sp. Ehrenbergi, welcher die primitivste Form der jetzt lebenden Spalaciden vertritt. Es stimmen indessen auch die Zähne des Prospalax, — welcher bedeu- tend jünger ist, als der Fund von Polgärdi — mit den Zähnen des Sp. Ehrenbergi fast gänzlich überein, wodurch die Frage nunmehr ungemein verwickelt erscheint. Die weiteren Nachforschungen bei Polgardi sind dazu berufen, dieses außerordentlich interessante Problem aufzuklären. Wen man der Urheimat dieser Fauna nachforscht, kann man sich nicht vor der Wahrscheinlichkeit jener Annahme verschließen, wonach die Steppentiere der präglacialen Periode nordafrikanischen, ferner süd- und mitteleuropäischen Ursprunges sind, und erst später, nach der ersten. Vereisung in ihre heutige Heimat gelangten. Daß sich die Sache — wenigstens bezüglich der einen oder anderen Art — tatsächlich so verhält, das wird durch ein auffälliges Beispiel bekräftigt. Die miocänen und pliocänen Vorfahren der heutigen asiatischen und südrussischen Pfeifhasen (Myolagus) sind ohne Ausnahme aus Frankreich, Deutschland, Italien und in jüngster Zeit aus Ungarn bekannt. Der Myolagus (Prolagus) sardus R. Waen. von Korsika und Sardinia lebte sogar noch im Pleistocän, und dieses miocäne KRelikt kommt in den dortigen pleistocänen Ablagerungen in der Gesellschaft heute noch lebender Tiere vor. Zur nämlichen Zeit, als dieses Tier in Süd- Italien noch lebte, war das Genus Myolagus bei uns schon längst erloschen. Was sehen wir jedoch? Im Pleistoeän Mitteleuropas und Frank- reichs ist gleichzeitig Lagomys (Ochotona) pusillus PaLas anwesend, welcher heute nur mehr in den südöstlichen Teilen Russlands, in Südsibirien und im Uralgebirge lebt. Liegt also die Annahme nicht auf der Hand, daß die Wiege dieses Tieres hier in Europa gestanden ist? Zwei Umstände verleihen dieser Annahme eine nur noch größere Wahrscheinlichkeit. Einerseits deuten nämlich jene Hipparion- und Gazellen-Herden, auf deren Existenz die Knochenfunde von Polgärdi zu schliessen erlauben, auf eine Wüste, oder doch zu mindest auf eine Heide von größerer Ausdehnung hin, andererseits sind aber die Pfeif- 1 Kormos: Der pliozäne Knochenfund bei Polgärdi. (Vorläufiger Bericht.) Földt. Közl. Bd. XLI. Heft 1—2. S. 12—13. (31) _CANIS PETENYII UND ANDERE INTERESSANTE FUNDE AUS DEM KOMITAT BARANYA. 1 © [371 hasen sehr an ihren Wohnort gebundene Tiere, welche in unterirdi- schen Löchern hausen und ohne zwingende Ursachen ihr Lager nicht verlassen. Lässt sich nun wohl nach dem Gesagten eine andere zutreffende Erklärung denken, als diejenige, wonach sich diese Tiere aus einem lebenskräftigen süd- oder mitteleuropäischen Stamm hier entwickelt, und zum Ende des Pliocäns eine Wanderung nach Osten angetreten haben ? Auch die in der postglacialen Periode gegen Westen erfolgte Wanderung der Steppentiere lässt sich auf Grund dieser Auffassung leichter erklären, da die Tiere unter solchen Umständen von einer in der Tiefe ihres Instinktes verborgenen Treibkraft nach ihrer ursprüng- lichen Heimat zurückgedrängt wurden, als ihnen das Leben in ihrer neuen Heimat unmöglich oder zumindest schwieriger wurde. Dasselbe trifft auch für die Hamster-Arten und die Spalaciden zu. Den vermutlichen Ahnen der orientalischen Mesoericetus-Arten, welcher dem M. Newtoni Rumäniens und der Dobrudscha sehr ähnlich ist, entdeckte ich in der Polgärdier Fauna von Pikermi-Typus. Es ist dies der erste fossile Mesocricetus, von welchem wahrscheinlich auch die übrigen, im Kaukasus, in Kleinasien und Persien lebenden Arten abgeleitet werden können. Die südliche Herkunft der Spalaciden wurde von M£nery durch überzeugende Argumente nachgewiesen." Nehmen wir nun ein anderes Beispiel. Wie bekannt, sind im Pleistocän der Löwe und die Hyäne weit verbreitete, sozusagen gewöhnliche Tiere in Europa gewesen. Heute leben diese Raubtiere ausschließlich in Afrika. Kann es wohl jemand bezweifeln, daß der Löwe und die Hyäne im Pleistocän vom Süden nach Mitteleuropa gelangten? Die mächtige Varietät des Löwen (Uncia leo spelaeus) ent- wickelte sich zweifelsohne aus der im Pleistocän ebenfalls hier gelebten Stammart (Unecia leo) sozusagen als ein lebendes Gepräge der natür- lichen Verhältnisse der Gegend.” Mit anderen Worten ist die allmählige Umgestaltung des ursprünglichen Organismus gleichzeitig ein Beweis für die sukzessive Umwälzung der Umgebungsverhältnisse.” Später, als die Stammart in ihre ursprüngliche Heimat zurückgedrängt wurde, ist die neue ausgestorben. In diesem Fall vertritt der heutige Berber- Löwe unbedingt einen älteren Typus, als die mächtige, jedoch weniger A földi kutyäk fajai. MEHELYI: A foldi kutyäk fajai, S. 307. Ebendaselbst, S. 308. [> Du Ve 2 196 D: THEODOR KORMOS (32) lebenskräftige lokale Varietät: der Höhlen-Löwe. Das gleiche Verhältnis besteht auch im Fall des braunen- und des Höhlen-Bären. Es ist also einleuchtend, wie sehr die Worte Menery's zutreffen, als er sich über diese Frage auf Grund seiner bezüglich der Spalax-Arten durchge- führten Studien wie folgt äußert:' «Die Arten verändern sich in ihrer ursprünglichen Heimat unter identischen Verhältnissen zwar wenig, wenn sie aber entweder in ihrer ursprünglichen Heimat, oder in einer anderen Gegend unter veränderte Lebensbedingungen geraten, können sie sich in höherem Grad um- gestalten.» Wie zutreffend lassen sich diese Worte auch auf Canis Petenyü anwenden! Es ist ganz natürlich, daß eine solche «umgestaltete» Art unter den ursprünglichen Verhältnissen nicht weiterleben konnte, sondern umkommen mußte. Unter solchen Umständen ist es wohl möglich, ja sogar wahr- scheinlich, daß der Panther, der Corsac-Fuchs und der Manul gleichfalls afrikanischen Ursprunges sind, und während ihrer in der praeglacialen Periode gegen Norden, respektive Nordosten erfolgten Wanderung bei uns blos eine Station hielten. Aus dem Gesagten ist es ersichtlich, daß die scheinbaren Wider- sprüche der Gsarnötaer Fauna nicht existieren. «In allen Fällen, wo die Paläontologie plötzliche Sprünge zu beweisen scheint, hat man es mit Formen zu tun, welche durch nachträgliche Einwanderung zusam- mengekommen sind», schreibt Menery in seinem epochalen Werk.” Wenn wir nach alldem das Alter der Faunen von Beremend und CGsarnöta zwischen das Ende des Pliocäns und den Anfang des Pleisto- cäns stellen, und präglacial nennen, werden wir der Wirklichkeit gewiß am nächsten zu stehen kommen. 1 Ebendaselbst, S. 300. 2 Ebendaselbst, S. 310. TAFEL VI. Leopardus pardus antiquus GoLDF. Csarnöta. 1. Metacarpus 3. | « | . Os tarsale. . Rechtsseitiger Astragalus. Os hamatum. « naviculare. « scaphoideum. . Metacarpus 1. (Daumen.) . Phalanx 1. (Daumen.) 10. Os pisiforme. 11. Phalanx 1. 12. « 2. 13. « 3. (ung.) rechtsseitig. Sm ot go 10 co Sämtliche Figuren in nat. Größe. Die dargestellten Originale befinden sich in der Sammlung der kgl. ung. Geologischen Reichsanstalt. Mitteil. a. d. Jahrb. d. kgl ungar. geol. R.-Anst. Bd. XIX. Heft 4. Kormos: Canis Peteuyii usw. Taiel VI. Ad nat. del. A. Hazai. Ay RN Bi f N = unge ai Re > Lö i AL nich } \ ij .- N z ar 5 he; gr 5 En f % ’ STEINE PIE ii} FL \AsEr, u. h ssr i Sc p. | Pe f ao Y N N N ta v = j | j r r [ IT“ E R 5 k h = = : ZN hi j aueE 7 N | ei } 2 k re | | ? En rn is & Hi B a T- 4 . ei i . | 7 vr ACER MER J Eu AM res A % -+ı J j . ; 2 Pr . | i j | | “ “ u TAFEL VI. 1. Neomys fissidens (Per.) Rechtsseitiger Unterkiefer. Püspökfürdö, Somlyoö- Berg. Nat. Gr. 9a-b. Neomys fissidens (PEr.) Csarnöta, 3-mal vergr. 3. Neomys fissidens (Per.) Fragment eines rechtsseitigen Oberkiefers ; 5-mal vergrößert. 4. Canis (Cerdocyon) Petenyii n. sp. Rechtsseitiger Unterkier, Csarnöta; nat. Gr. 5. Canis (Gerdocyon) Petenyüı n. sp. Krone der drei Molaren von oben. Nat. Gr. 6. Canis (Cerdocyon) megamastoides PoMmEt. Die drei Molaren des links- seitigen Unterkiefers von oben. Nat. Gr. (nach BouLE). 7. Vulpes vulgaris L. Recent. (Ungarn.) Die drei Molaren des rechtsseitigen Unterkiefers von oben. Nat. Gr. 8. Vulpes corsac L. Leizter, unterer, rechtsseitiger Premolar (pm,) Csar- nöta. Nat. Gr. 9. Vulpes corsac L. Oberer linker Reißzahn (m,). 10. « « « Linkes Unterkiefer-Fragment. Nagyharsäny-Berg. Nat. Gr. ilil- « « « Linker unterer Eckzahn (C). 12. Canis (Cerdocyon) Petenyü n. sp. Rechtsseitiger unterer Eekzahn (GC). Die dargestellten Originale befinden sich in der Sammlung der kgl. ung. Geologi- schen Reichsanstalt. Mitteil. a, d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. R.-Anst. Bd. XIX. Heft. 4. Kormos: Canis Petenvii usw. Tafel VII 11. 10. Ad nat. del. A. Hazui. DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALOUELLEN IE BUDAER GEBIRGE. VON Dr. ZOLTAN SCHRETER. (MIT DER TAFEL VIII, UND EINER TEXTFIGUR.) Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bad. 5. Heft. 14 nn Die Notwendigkeit einer eingehenden physiko-chemischen Unter- suchung der Thermalquellen drängt sich immer mehr in den Vorder- grund, sobald man den Wert derselben von praktischem und wissen- schaftlichem Gesichtspunkt festzustellen hat. Die Thermalquellen besitzen vom Gesichtspunkt der Wissenschaft betrachtet eine außer- ordentliche Wichtigkeit, da sie uns in vielen Fällen als alleinige Boten Nachricht über die sich im Erdinnern abspielenden Prozesse bringen. Durch ihre Temperatur orientieren sie uns über die in gewissen Teilen der Erdkruste vorherrschende Temperatur, während die Stoffe und Gase, welche sie in gelöstem Zustand enthalten, uns einen Einblick in die am Ort ihrer Entstehung waltenden physikalischen und chemi- schen Velhältnisse gestatten. Die Thermalquellen zeigen jedoch bezüg- lieh ihre: Effluktion (unter welcher nach Jaczewskı die Gesamtheit aller Eigenheiten der Ausströmung einer (Quelle zu verstehen ist), ihres Wasserreichtums, ihrer Temperatur und ihrer chemischen Konstitution die größte Mannigfaltigkeit. An sehr nahe zu einander gelegenen Stel- len hervortretende Quellen zweifelsohne identen Ursprunges (welche von ein und demselben Wasserbehälter gespeist werden), zeigen in Bezug auf die oben erwähnten Faktoren oft die größten Abweichungen. In solchen Fällen stehen wir wahrhaftigen Rätseln gegenüber, für welche sich bis jetzt noch keine vollkoınmen stichhaltige Erklärung gefunden hat. L. Jaczewskı weist in seiner soeben erschienenen Arbeit [48] auf den Umstand hin, daß die Thermalquellen von den obenerwähnten Gesichtspunkten noch kaum hinlänglich erforscht sind und die Anzahl der entsprechend studierten Quellen — wenn man die Sache einiger- maßen strenge beurteilt — sogar auf eine sehr geringe zusammen- schrumpft. Eben derselbe Autor äußert sich jedoch dahin, daß Ungarn unter den gegebenen Umständen ein ehrenvoller Platz zukommt, da aus der Feder unserer Fachleute über unsere Thermalquellen Publika- tionen erschienen sind, welche Daten von wirklich absolutem Wert enthalten. Jaczewskı schließt sein Werk mit folgenden Worten: «Ich kann mir keinen anderen Ort vorstellen, außer Budapest, wo neben den interessantesten Mineralquellen auch die nötigen wissen- schaftlichen Autoritäten beisammen wären ... und in Ungarn, in seiner 14* 200 D: ZOLTÄN SCHRETER (4) prachtvollen Hauptstadt, wird auch, davon bin ich überzeugt, eine detaillierte wissenschaftliche Erforschung ihrer Quellen organisiert wer- den, die das tiefste wissenschaftliche Interesse darbieten.» Denselben Wunsch äußerte auch S. v. Kareesınszky [30 und 45]. Die Notwendigkeit einer eingehenden, modernen, alle Gesichts- punkte umfassenden Untersuchung der Budapester Thermalquellen, dieser großartigen Gabe der Natur, wird auch von uns auf das lebhaf- teste empfunden. Besser gesagt erachten wir es für wünschenswert, daß die schon vorhandenen Daten, insbesondere die vortrefflichen, fundamentalen Werke Moınär's, ferner die Arbeiten der übrigen Auto- ren ergänzt und die von Karecsınszky eingeleiteten Forschungen weiter- geführt werden. Die Budapester Thermen sind dank der großen Anzahl der Quellen, ihrer verschiedenen chemischen Beschaffenheit und Tem- peratur, ferner durch Schwankungen im Debit und in der Temperatur der einzelnen Quellen, welche sich mit anderen Naturerscheinungen in kausalen Zusammenhang bringen lassen, dann mit Rücksicht auf das Vorhandensein artesischer Brunnen, welche von einem gemeinsamen unterirdischen Wasserbehälter gespeist werden, endlich zufolge noch verschiedener anderer Umstände zur Durchführung fundamentaler Studien besonders geeignet, sozusagen prädestiniert. Da es keinen Zweifel erleidet, daß unsere Fachleute — auf welche sich auch Jaczewsky beruft — die Idee des Studiums der Budapester Thermen günstig aufnehmen werden, dürfen wir hoffen, daß die einheitliche, moderne physiko-chemische und hydrogeologische Untersuchung der Thermalquellen ehebaldigst in Angriff genommen wird. x Beim Studium der T'hermalquellen taucht die Frage auf, wann die Tätigkeit der heutigenThermen begonnen hat und ob der Zeitpunkt ihrer Entstehung eventuell auf eine andere, ältere seologische Epoche zurückfällt. Sind wir aber imstande dies mit größe- rer oder geringerer Wahrscheinlichkeit nachzuweisen und gelingt es uns festzustellen, daß die heutigen Thermen sozusagen Abkömmlinge der älteren darstellen, so wird die Frage unser Interesse fesseln, ob sich wohl in der Tätigkeit der Thermalquellen vom Anfang bis zum heutigen Tag eine in irgendwelcher Richtung fortschrei- tende Entwicklung nachweisen läßt? Diese Fragen will ich nun bezüglich der Budapester Thermalquellen in meinem vorliegenden Aufsatz beantworten, d. h. ich will versuchen die geologische Entwieklungs geschichte der Thermen unserer Hauptstadt und ihrer Umgegend zu skizzieren. Ich muß jedoch bemer- (5) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 2301 ken, daß ich meine diesbezüglichen Untersuchungen noch keineswegs als abgeschlossen bezeichnen kann und daß ich im Gegenteil noch weitere geologische und hauptsächlich physikalisch-chemische Unter- suchungen für notwendig erachte. Weitere Nachforschungen werden zweifelsohne bedeutend zur Bereicherung meiner Daten beitragen, welch’ letztere ich in der Hoffnung veröffentliche, hierdurch jenen Fach- leuten einen Dienst zu leisten, welche sich zukünftig mit dem Studium der Budapester Thermalquellen befassen werden. Im Rahmen meiner nachfolgenden Erörterungen will ich vor allem den Charakter und die Natur der heutigen Budapester T'hermen fest- stellen, um hievon ausgehend die hypothetischen Spuren der alten Quellen untersuchen zu können. Im zweiten Teil beschreibe ich die Spuren der Tätigkeit der tertiären und pleistozänen Thermen; im drit- ten Teil verfolge ich von der ältesten Offenbarung der Tätigkeit der T'hermalquellen ausgehend durch die einzelnen geologischen Epochen hindurch den Entwicklungsgang derselben. I. Der Charakter der Budapester Thermalquellen. Vor allem müssen wir uns entschließen, welchen Ursprung wir für die Budapester Thermalquellen annehmen sollen, denn erst nach Entscheidung dieser Frage können in irgend welcher Richtung die Forschungen nach den Spuren der alten Quellen eingeleitet werden. Hier muß ich einige bekannte, allgemeine Prinzipien vorausschicken. Bekanntlich wurden die Quellen von EpvArnp Surss in juvenile und vadose eingeteilt. Unter ersteren versteht er die aus dem Erd- innern unmittelbar aufsteigenden Wasser, welche am oberflächlichen Kreislauf noch nicht beteiligt waren, unter letzteren aber das in Form von Niederschlägen herabfallende und in die Gesteine der Erdkruste hinab- sickernde Wasser, welches unter günstigen Umständen in Quellen zu- tage tritt. Als Erkennungszeichen der juvenilen Quellen ist die Unver- änderlichkeit der Temperatur, der chemischen Beschaffenheit, der Fluk- tuation und des Debits zu betrachten. (Das letztgenannte Merkmal wurde von Jaczewsky den von Susss festgestellten Faktoren angeschlos- sen.) Bei den vadosen (Wuellen hingegen erleiden die obenerwähnten Eigenschaften im Verlauf eines Jahres unbedingt kleinere oder größere Änderungen. Es gibt endlich Quellen, welche ursprünglich juvenil sind, welchen sich jedoch während ihres Aufsteigens vadoses Wasser in größeren oder geringeren Mengen beimischt. Letztere können als Quellen gemischten Charakters bezeichnet werden. Eine Erklärung für die Entstehung der Budapester Thermen wurde zuerst von Dr. JoseprH Szarö gegeben [3, Pag. 5 und 11] u. zw. in folgender Weise: Die Entstehung der Thermalquellen erklären wir uns dem gegen- wärtigen Stand der Wissenschaft entsprechend bekanntlich in der Weise, daß das Wasser der Erdoberfläche durch die Masse der durch- lässigen Gesteine, oder durch die Spalten der minder durchlässigen in solche Tiefen hinabsickert, wo es in den Bereich der eigenen Wärme des Erdinnern gelangt, die dort herrschende Temperatur übernimmt und unter günstigen Umständen diesen Wärmegrad beibehaltend wieder an die Oberfläche heraufgepreßt wird. Unterwegs im Aufsteigen kommt (7) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 203 es zwar mit solchen Schichten in Berührung, deren Temperatur gerin- ger, ja sogar je nach der Jahreszeit veränderlich ist, dies ist jedoch nicht von Belang, falls der Aufstieg rasch vor sich geht und die Menge des heraufgepreßten Wassers eine beträchtliche ist. Das Wasser wirkt auf die unterwegs angetroffenen Gesteine und übernimmt Bestandteile derselben, welche dann durch die Analyse nachgewiesen werden. Kurz zusammengefaßt geht also die Entstehung unserer Thermal- quellen folgendermaßen vor sich: das phreatische Wasser sickert teils durch die Poren der Gesteine, teils durch die gelegentlich der letzten Erhebungen entstandenen Spalten bis zu einer Tiefe von etwa 5300 Fuß in der Richtung nach dem Zentrum der Erde hinab und übernimmt die dort herrschende Temperatur. Mit diesem Wärmegrad und einem beträchtlichen Druck sozusagen bewaffnet eilt das Wasser nunmehr hydrostatischen Einflüssen folgend nach oben; unterwegs kommt es mit dem Trachyt,' dem weißen, dichten Kalkstein, dem Dolomit, dem Nummulitenkalk, dem eozänen Mergel und dem neogenen Tegel in Berührung und gelangt mit gelösten Bestandteilen derselben beladen an die Oberfläche; es besitzt eine höhere Temperatur, ist jedoch weniger konzentriert, wo es auf kürzerem Weg und in größerer Menge hervorquillt (Quellen des Jözsefhegy); demgegenüber besitzt es eine niedrigere Temperatur und einen höheren Konzentrationsgrad, wo es in geringerer Quantität einen längeren Weg zurücklegen mußte. (Quellen des Gellerthegy.) Nach dem Dafürhalten Szasös sind also die Buda- pester Thermen rein vadosen Ursprunges und werden dieselbenvomhydrostatischenDruck emporgetrieben. Denselben Standpunkt vertritt Jonann Morxär (5 und 14), dann später Wırneım v. Zsıcsmonpy [18 und 19) und nach letzterem auch A. TscHEsuLL [28]. Die Theorie des vadosen Ursprunges der Thermalquellen ‘wurde in noch bestimmterer Form von Dr. Franz Scnararzır [31] erörtert, welcher den Verlauf des vorausgesetzten Prozesses auch in Profilen veranschaulichte, und dessen Ausführungen und Illustrationen auch 1 Zu jener Zeit (1851—56), im Kindesalter der ungarischen Geologie wurde das Andesit-(«Trachyt») Gebirge von Szentendre—Visegräd als ältestes, unterstes Gebilde angesehen, dessen Vorhandensein also auch in den großen Tiefen unter Budapest angenommen wurde. Unter dem «weißen, dichten Kalkstein» ist der rhätische Dachsteinkalk zu verstehen, welcher in Wirklichkeit über dem Dolomit, und nicht unterhalb desselben gelagert ist. Dem eozänen Mergel ist auch der heutige unteroligozäne Budaer Mergel zugerechnet, unter dem neogenen Ton ist jedoch der unteroligozäne Kisczeller Tegel zu verstehen. SCHRETER. 204 D: ZOLTÄN SCHRETER (8) Dr. Huco v. Böckn-für sein Lehrbuch der Geologie übernommen hatte. Diese Auffassung ist seither in Ungarn vollständig ins allgemeine Bewußtsein übergangen. Eine ganz andere Auffassung gibt Franz E. Surss in seiner Studie über unterirdische Wasserbewegung, speziell über die Thermen von Teplitz Ausdruck (Jahrb. d. k. k. Geol. Reichsanst., Bd. 48 (1598), pag. 425]. Er äußert sich hier wie folgt: «Wenn die Thermen nicht mit eruptiven Vorkommnissen in Zusammenhang stehen, so treten sie doch fast stets in Gruppen auf, welche mit den allgemeinen tektoni- schen Verhältnissen in Beziehung stehen und eskann auch dann nieht das Auftreten der einzelnen warmen Quellen irgendwelchen örtlichen Zufälligkeiten zugeschrie- ben werden. Insbesondere sind es große Verwerfungen und Bruch- zonen, in welchen den Wässern der Tiefe das Aufsteigen in einzelnen Kanälen ermöglicht wird.» Hierauf widmet er nach Peters und Zsıc- moxpy den Budapester Thermalquellen und Kalktuffvorkommnissen einige Worte und schreibt dann folgendes: «Die ehemals so bedeutend höhere Lage dieser Quellen spricht jedenfalls nicht für die sehr verbreitete Theorie, welche die Thermalwässer aus- schließlich durch den hydrostatischen Druck der in einem benachbarten Gebirge infiltrierten Tagwässer emporsteigen lassen will.» Aus dieser — zwar nicht ganz be- stimmten — Äußerung ist es ersichtlich, daß F. E. Surss an eine juvenile Entstehung der Budapester Thermalquellen dachte. Dr. Lupwig v. Löczy bemerkt an einer Stelle im Aufsatz JoHAnN Starrs über das Gerecsegebirge [42, pag. 188], daß man aus dem Schwefelwasserstoffgehalt sowohl der Quelle von Tata, als des artesi- schen Brunnens im Värosliget von Budapest, auch auf einen juvenilen Ursprung derselben schließen darf. ALEXANDER Karecsınszky äußert sich in seiner wichtigen Arbeit über den artesischen Brunnen der Margitinsel (45, pag. #71] wie folgt: «die nachgewiesene Temperaturverminderung und die jährliche Tempe- raturschwankung sprechen dafür, daß die Budaer Thermen in ihrer Hauptmasse vadoser Natur, d. i. an der Oberfläche infiltrierte Was- ser sind. Auch die chemische Zusammensetzung der Thermalwasser spricht für ein typisches dolomitisches Wasser, doch kann aus den einzelnen Bestandteilen darauf geschlossen werden, daß sich demsel- ben in geringerem Maße auch juvenale Wässer beimengen.» Des weiteren in der Zusammenfassung... «die Budapester Thermen sind in ihrer Hauptmasse vadosen Ursprunges, denen sich nur in gerin- gerer Menge juvenale Wasser beimengen.» (9) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 205 Dr. Morırz v. PäLry bemerkt [46, pag. 108], daß «bei solchen Thermen, die auf flachem Gebiete entspringen, wie die der Margitinse] und des Värosliget (Stadtwäldcehen) in Budapest, ist der Druck aus dem die Rolle des Wassersammelgebietes spielenden Gebirge kaum zu erwarten. Die das Wasser der Budapester Quellen sammelnde Bil- dung — der Dolomit des Budaer Gebirges — ist nämlich derart zer- klüftet, daß das in den Rissen und Spalten sich ansammelnde Wasser nur unter dem Drucke einer entsprechenden Schicht eine hydrosta- tische Wirkung ausüben könnte. Eine derartige Schicht kommt aber im Budaer Gebirge größtenteils in einem so tiefen Horizont vor, dal ihr die Quellen einen hydrostatischen Druck kaum zu verdanken haben dürften. Er bemerkt sodann, daß er «unter den Thermen Ungarns keine einzige als rein juvenil betrachten kann.» Ein Teil des Wassers der Budapester Thermen ist jedochnachseinemDafürhaltenjuvenilen Ursprunges. Es ist dies aus seinen folgenden Zeilen klar ersichtlich: «Wenn das Wasser (d. i. das von oben herabsiekernde athmosphärische Wasser) die thermale Spalte erreicht, erwärmt es sich dort durch das von unten empordringende heiße Wasser, den Wasser- dampf und die Gase. LEonarD Jaczewskı [48, 12] beobachtete und beschrieb die rhyth- mische Pulsation der artesischen Therme auf der Margitinsel und der lauwarmen Quelle des Römerbades. Die Erscheinung der rhythmischen Pulsation aber erwähnt er als ein charakteristisches Kennzeichen der juvenilen Quellen, es liegt also auf der Hand, daß er an einen haupt- sächlich juvenilen Ursprung der Budapester Thermen denkt, doch hält er es — dem Anscheine nach — für wahrscheinlich, daß sich auch vadoses Wasser in kleineren oder größeren Mengen den einzelnen Thermalquellen beimischt. Diesem Gedanken gibt er jedoch in solcher Form schriftlich ’keinen Ausdruck, es läßt sich derselbe vielmehr bloß zwischen den Zeilen seines Aufsatzes lesen. Dr. Lupwıs v. Löczy äußerte sich in seinem vor kurzem über das Erdgas bei Kissäarmäs abgehaltenen Vortrag’! wie folgt:... auch die Thermen bei Budapest stammen von Wasserdämpfen her, welche sich in größeren Tiefen kondensieren, sind also sogenannte juvenile Quellen. Wie wir sehen, bestehen bezüglich der Entstehung und des Cha- rakters der Budapester Thermenquellen zwei entgegengesetzte Ansich- 1 Löczy Layos dr.: A kissarmäsi földgäzforräsröl. Különlenyomat a Magyar Vegyeszek Orszägos Kongresszusänak kiadvänyaiböl. Budapest, 1910. S. old. 206 D: ZOLTAN SCHRETER (10) ten. Wir wollen nun prüfen, welche der beiden sich mit überzeugen- deren Argumenten verteidigen läßt. Wenn wir annehmen, daß die Budapester Thermen von phreati- schen Wassern gespeist werden, so können jene aus Trias-Dolomit, Dachsteinkalk und dem stellenweise diese überlagernden eozänen Orbitoidenkalk bestehenden Gebirgsschollen als Infiltrationsgebiet be- trachtet werden, welche nach allen Seiten vom wasserdichten oligozä- nen Budaer Mergel und Kisczeller Tegel (und dem stellenweise auf letzteren lagernden Löss) umgeben sind. Die Niederschläge, welche auf den in herabgesunkenen Gebieten (den Becken) lagernden Mergel und Tegel herniederfallen, fließen natürlich ab, oder verdunsten, nur in den darüber lokal auftretenden Löss sickert ein Teil derselben hinein. An- genommen die Budapester Thermen würden durch den hydrostatischen Druck der im Gebiet der Budaer Dolomit- und Kalksteinschollen herab- fallenden und sich dort ansammelnden phreatischen Wasser empor- getrieben, so müssen wir der bis jetzt vorherrschenden Anschauung entsprechend in der Dolomit- und Kalksteinmasse der Budaer Gebirge einen hochgelegenen Wasserbehälter voraussetzen. welcher den nötigen hydrostatischen Druck verur- sachen würde. (Einstweilen wollen wir von der neueren Ansicht Päury’s und Karzcsınszky'’s absehen.) Es fragt sich nun aber, wie hoch dieser angebliche Wasserbehälter liegen dürfte, respektive wie hoch der Spiegel des im Budaer Gebirge enthaltenen Karstwassers über dem Meeresniveau und über der Austrittsstelle der heutigen Thermen gele- gen ist. Jedenfalls müssen wir im Budaer Gebirge ein Wasserreservoir suchen, dessen Niveau beträchtlich, zumindest um 200—300 m über der Ausflußhöhe der heutigen Quellen gelegen ist, wenn wir das Auf- steigen unserer T'hermen mit der bisherigen, auf dem Gesetz der Kommunikationsröhren beruhenden Theorie erklären wollen. Den Fach- leuten ist es nicht unbekannt, daß es unmöglich ist das Aufsteigen so mancher Quellen, Thermen und artesischen Wasser durch diese Theorie zu erklären. Die zunächst gelegenen Beispiele hiefür liefern die artesischen Brunnen unseres großen Alföld. Die in den Tiefen des Alföld abgelagerten, sich rasch auskeilenden, linsenförmigen wasser- führenden Sandschichten tauchen nirgends an die Oberfläche herauf, besitzen also an der Oberfläche heutzutage kein Infiltrationsgebiet. Man kann aber auch garnicht erwarten, daß dieselben aus einer Tiefe von 200—600 m an die Oberfläche gelangen, wenn uns erstens der Umstand bekannt ist, daß die Schichten horizontal oder nahezu hori- zontal abgelagert und in dieser Lage bis zum heutigen Tag nicht ge- (11) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 207 stört wurden und wenn wir zweitens im Klaren darüber sind, daß die tiefen Schichten unseres Alföld eine linsenförmige Struktur besitzen, d. h. sich nach allen Richtungen alsbald, oder in größeren Entfernun- gen auskeilen. Der Schotter geht allmählich in Sand, letzterer aber in Ton über. Dies ist aus den Profilen der in ein und derselben Stadt unseres Alföld abgeteuften artesischen Brunnen klar ersichtlich (siehe die einschlägigen Arbeiten Haravärs’). Ich glaube, jeder Fachmann dürfte darüber im reinen sein, daß höher gelegene Wasser- behälter, welche die artesischen Brunnen unseresAl- föld speisen würden, nicht existieren. Ganz ähnliches wurde auch im Ausland wiederholt festgestellt; besonders auffällige Beispiele liefern in dieser Hinsicht die durch einen enormen Wasser- reichtum ausgezeichneten artesischen Brunnen Australiens." Es liegt auf der Hand, daß wir in solchen Fällen nach einer an- nehmbaren Erklärung suchen müssen. Wir wollen zu den Budapester Thermen zurückkehren. Wenn wir in den Budaer Dolomit- und Kalksteinbergen eine so hochgelegene Wassermasse annehmen, so müßte meiner Ansicht nach das Gebiet des Budaer Gebirges nicht wasserarm, sondern an Quellen und Wasser- läufen reich sein. Um mich eines Vergleiches zu bedienen; wie aus einem übervollen Gefäß mit schartigem Rand, so müßten nach allen Richtungen Quellen aus den alten Gebirgsschollen hervorsprudeln. Denn die erwähnten permeablen Gebirgsschollen sind nicht nach allen Seiten gleichmässig von der wasserdichten Mergel- und Tondecke um- geben ; stellenweise wurde diese Schutzdecke mit der Zeit erodiert und das Grundgebirge in ziemlich tiefen Horizonten erschlossen. Außerdem wird nicht nur der Mergel, sondern auch der Ton nach allen Richtun- gen von zahlreichen Spalten durchsetzt, so daß man an den einzelnen Klüften entlang zweifelsohne (uellen, oder doch wenigstens ‚hervor- sickerndes Wasser antreffen müßte, da ja der hydrostatische Druck das Wasser an solchen zerklüfteten Stellen der Berglehnen jedenfalls hervorpressen würde, wodurch natürlich Quellen, oder sickernde Stellen entstehen müßten. Diese Erscheinung läßt sich jedoch nirgends be- obachten und es ist für das Budaer Gebirge im allgemeinen die Armut an (Quellen bezeichnend. Daß jedoch die Dolomit- und Kalksteinschollen der Gegend von Buda Karstwasser enthalten, das ist über alle Zweifel erhaben, 1 Auf Grun deiner diesbezüglichen Arbeit J. W. GREGoRY’s wurden die arte- sischen Brunnen Australiens von KARL Gupänyı im Bd. XXXV, Heft 8, 1907 der Zeitschrift «Földrajzi Közlemenyek» beschrieben. 208 D: ZOLTÄN SCHRETER (12) nur dürfte dessen Niveau bedeutend tiefer als die oben erwähnten Höhenwerte gelegen sein, so daß der hydrostatische Druck desselben kaum eine zufriedenstellende Erklärung für das Empor- steigen der Budapester Thermen abgibt. Das Vorhandensein des in den Spalten und Höhlungen der Dolomit- und Kalksteinschollen ange- sammelten athmosphärischen Wassers offenbarte sich in sehr bedauer- licher Weise durch die Einbrüche desselben in die Braunkohlenberg- werke der Gegend von Esztergom und Vörösvär—Szentivän. Wenn man nämlich hier beim Abbau der Kohlen in Ermangelung der nötigen Vorsicht das Grundgebirge! erschließt, bricht das Wasser in solchen Mengen herein, daß es das ganze Bergwerk ersäufen kann, so wie dies bei Tokod und Dorog geschehen ist, wo aus diesem Grund sogar der Betrieb eingestellt werden mußte. Über die Einbrüche des Wassers in die Kohlenbergwerke bei Esztergom und im Zusammenhang hiermit über den Karstwassergehalt der Dolomit- und Kalksteinschollen der Gegend von Budapest—Eszter- gom benachrichtigte Anton TscuesuLL [28] als erster die Fachkreise, welcher sich in seiner Arbeit dahin äußert, daß der Wasserbedarf von Budapest gerade durch das in diesen Gebirgsschollen angesammelte Wasser gedeckt werden könnte. (Diese Arbeit erschien nämlich vor der Installierung des beständigen Wasserwerkes von Budapest). Seither veröffentlichte K. Sresn |44] eine eingehendere Beschreibung der neueren Wassereinbrüche und lieferte interessante und wertvolle Daten zur Karsthydrologie unseres Gebirges. Bei sämtlichen ersäuften Schächten — Sreeı erwähnt deren neun — machte man die Erfahrung, laß das Wasser bis zu einer Höhe von 126 m über dem Meeresniveau ansteigt, weiter nicht. Bei Pilisszentivän wurden am Manometer 132 m abgelesen, doch stieg das Wasser nach StesL auch hier ohne Zweifel nur bis zur Höhe von 126 m ü. d. Meeresniveau und ist der Überschuß von 6 m einem Fehler des Manometers zuzuschreiben. Der Spiegel des im zerklüfteten, porösen Grundgebirge erhaltenen Karstwassers muß also im Braun- kohlenrevier von Esztergom und Szentivän in einer Höhe von 126m ü. d. M. angenommen werden. Auf Grund der Analogie glaube ich mit ziemlich großer Wahrscheinlichheit behaupten zu können. daß der Spiegel des Karstwassers auch in den älteren Gebirgschollen der Gegend 1 Mitunter ist die isolierende Tonschichte, welche das Kohlenflöz vom Kalk- steingrundgebirge trennt, so dünn, daß sie von dem unter großem Druck stehenden Wasser trotz aller Vorsicht durchrissen wird; manchmal erfolgen auch Wasserein- brüche, wenn der Abbau jüngere, den kohlenführenden Schichtenkomplex durch- setzende Verwerfungen erreicht. (13) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 309 von Budapest beläufig in derselben Höhe gelegen ist. Positive Beweise hiefür besitzen wir noch keine. Wenn wir diese Höhe als diejenige des in den Budaer Gebirgs- schollen enthaltenen Wassers annehmen, so finden wir zwischen der Austrittsstelle der heute hervorbrechenden Thermen (104— 110 m ü.d. M.) und dem Niveau des Karstwassers der Budaer Gebirge einen Höhen- unterschied von ca. 20 m. Es ist sehr unwahrscheinlich, daß die Budapester Thermen ihre Entstehung dieser Niveaudifferenz von 20 m zu verdanken hätten. Von ganz verschiedenem Gesichtspunkt betrachtet M. v. Päury (46, 109) das Problem des Emporsteigens der Budapester Thermen. Er betont es, daß die auf flachem Gebiet hervorbrechenden Thermen aus der Richtung der Budaer Gebirge keinen hinreichenden hydro- statischen Druck erhalten, er ersinnt also für die Heraufbeförderung derselben eine andere Erklärung. Nach seiner Ansicht «sickert in der einen Kommunikationsröohre — im Wassersammelgebiete — kaltes Wasser in den Gesteinspalten zur Tiefe. Wenn das Wasser die ther- male Spalte erreicht, erwärmt es sich dort durch das von unten empor- dringende heiße Wasser, den Wasserdampf und die Gase. Auf diese Art gelangt in die andere kommunizierende Röhre warmes Wasser. In Anbetracht der durch die höhere Temperatur verursachten Aus- dehnung und des geringeren spezifischen Gewichtes der Wassersäule, wird die einsickernde kalte Wassersäule einer höheren warmen Wasser- säule das Gleichgewicht halten. Diese durch die Ausdehnung des warmen Wassers entstandene Höhendifferenz genügt, um daß das kalte Wasser das warme über die Erdoberfläche empordrücke, auch wenn sich die beiden in einem Niveau befinden.» Er erwähnt, daß das durch den größeren Salzgehalt bedingte größere spezifische Gewicht und auch die verschluckten Gase diesen Vorgang beeinflußen; ersterer wirkt hindernd, letzterer befördernd auf das Emporsteigen des Thermal- wassers. A. v. Kareesınszky suchte diese Theorie experimentell zu begrün- den und es gelang ihm auch zu erreichen, daß in der einen Röhre eines 1 m langen Kommunikationsgefässes der Meniskus des auf 100 Grade erhitzten Wassers um 46 cm höher stand, als das in der anderen Röhre stehende Wasser mit 12 G°. PirLrr bemerkt jedoch, daß er zur endgültigen Klarlegung der Frage noch weitere Experimente für nötig erachtet. Wir wollen nun sehen, welche Argumente sich für den juveni- len Ursprung der Budapester Thermen vorbringen lassen. Die chemische Beschaffenheit der Thermen weist zum 310 D: ZOLTÄN SCHRETER (14) Teil auf einen juvenilen Ursprung hin, da dieselben mehrere Elemente, respektive Verbindungen enthalten, deren Vorhandensein sich im nor- malen vadosen Wasser kaum, oder überhaupt nicht ableiten läßt. Als solche sind zu betrachten: F, Ba, Sr, SiO, PO, CO, COS und Bor- säure. Auf juvenilen Ursprung deutet ferner auch der Schwefel- wasserstoffgeruch und insbesondere de Schwefelablage- rung der Thermen. Der Schwefelwasserstoffgeruch macht sich heute schon weniger bemerkbar. Zur Zeit Moınär’s war derselbe an der Hauptquelle des (säszärfürdö sehr deutlich wahrnehmbar und läßt sich ebendort auch heute beobachten. In ähnlicher Weise ließ sich dieser Geruch auch am Wasser der oberhalb des Csäszärfürdö, im Keller des Hauses Zsigmond-u. 44 im November 1911 zufällig eröffne- ten Quelle konstatieren. MornäÄr bemerkt ferner, daß der Schwefel- wasserstoffgeruch am Wasser des Räcfürdö, des Lukäcsfürdö und des Csäszärfürdö, an solchen Stellen, wo es rascher floß, gleichfalls zu verspüren war. Nach Moınär [14) war der Schwefelwasserstoffgehalt der Thermen früher sehr auffallend, hat jedoch im Laufe der Zeit mehr und mehr abgenommen. Heute läßt sich der Schwefelwasserstoffgeruch an den artesischen Thermen der Margitinsel und des Värosliget deut- lich verspüren. Kauecsınszky erwähnt [30, 311], daß der Geruch der am 31. August 1898 gelegentlich der Fundamentarbeiten des Budaer Brückenpfeilers der Erzsebetbrücke erschlossenen Thermalquelle zwar schwach, doch bestimmt an Schwefelwasserstoff erinnerte. Ablagerungen des Schwefels kommen bei unseren Ther- men gleichfalls vor. Mornär [14] beschreibt es, daß er die Innenseite der Verschlußsteine an der Öffnung des Bassins des zur Quellengruppe des Jözsefhegy gehörigen Kiralyfürdö und die gewölbte Decke des Bassins mit sublimiertem Schwefel überzogen vorfand. Anderen Ortes [14, 230] bemerkt er diesbezüglich folgendes: Wenn die heißen Quel- len des Lukäcs- und Csäszärfürdö in ihren Bassins längere Zeit von der freien Luft abgesperrt werden, so findet man im oberen Teil des Bassins sublimierten, reinen Schwefel vor. Heute lagert sich der Schwe- fel, schöne gelbliche und graue Krusten bildend, aus dem Wasser des artesischen Brunnens auf der Margitinsel ab, u. zw. zufolge der Ein- wirkung einzelner Schwefel ausscheidender Algen. Die an den Randbrüchen des sogenannten inneren alpinen Beckens in Niederösterreich, an der bekannten «Thermenlinie» hervor- brechenden Thermen sind bezüglich der Natur und der geologischen Verhältnisse der Quellen den Budapester Thermen sehr ähnlich. Darun- ter sind aber mehrere (z. B. diejenige bei Baden) schwefelhaltig, was (15) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 211 von E. Suess! dahin gedeutet wurde, daß dieselben nichts anderes wären, als die letzten Überreste alter Solfataren. Diese Ansicht wird durch die Erfahrung befürwortet, daß am östlichen Rande des Beckens, z. B. bei Somorja und im Csäszär-Steinbruch bei Bruck a d. L.—Kiräly- hida in den Poren des Leithakalkes nach E. Surss zweifelsohne nach- träglich gebildeter Schwefel enthalten ist. Aus diesem Umstand schließt er noch darauf, daß die alte Solfatara-Tätigkeit eine viel weiter ver- breitete Erscheinung war. J. Knerr* erwähnt diese schwefeligen Quel- len direkt als Solfataren. Auch R. Horrnes * spricht über diese Ther- men nach obigen Autoren als Solfataren. Da die Analogie zwischen den erwähnten österreichischen Ther- men und denjenigen von Budapest auch in dies:r Hinsicht zur Genüge einleuchtend ist, können wir mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit behaup- ten, daß wir auch die Budapester Thermen als die letzten schwachen Offenbarungen einer alten, geringfügigeren Solfatara-Tätigkeit betrachten müssen. Auch die von Jaczewskı [48] erwähnte Pulsation der Quellen der Margitinsel und des Römai Fürdö deutet auf deren juvenilen Ur- sprung (vorausgesetzt, daß sich diese Erscheinung in Zukunft auch bei anderen, als juvenil betrachteten Thermen als ein zweifelsohne beständiges Merkmal erweisen wird). Diese Erscheinung ist wahrschein- lich sämtlichen Budapester Thermen gemeinsam, nur wurde sie bisher noch nicht beobachtet. Außerdem spricht meiner Ansicht nach die Tatsache, daß die Thermen über die vom hydrostatischen Druck vor- geschriebene Grenze emporsteigen, gleichfalls hierfür. Einen weiteren Beweis für den juvenilen Ursprung würde, wie es scheint, auch die nachgewiesene Radioaktivität unserer Thermen liefern. Auf Grund des Gesagten bin ich also geneigt für die Thermen der Gegend von Budapest einen in erster Linie juvenilen Ur- sprung anzunehmen. Ich halte es aber auch für zweifellos, daß sich den einzelnen Thermen auch vadoses Wasser in verschiede- nen Mengen beigemischt hat. Darauf weist vor allem der ver- schiedene Mineralgehalt der verschiedenen Quellen hin. Ein- 1 Briefe E. Suess’ an KARRER, publiziert in KARRER: Geologie der Kaiser Franz Joseph-Hochquellenwasserleitung. Abhandl. d.k. k. Geol. Reichsanst., Bd. IX, p- 207. = J. Knert: Vorläufige Mitteilung über die Fortsetzung der Wiener Thermen- linien nach Nord. Verh. der k. k. Geol. Reichsanst. 1901, p. 244. J. Ksett: Neue Erdbebenlinie Niederösterreichs. Verh. d. k. k. Geol. Reichs- anst. 1901. p. 260. > R. Horrnes: Bau und Bild der Ebenen Österreichs, p. 154, Wien, 1903. 212 D: ZOLTÄN SCHRETER (16) zelne Budapester Thermen liefern einen beträchtlich größeren festen Rückstand, als die anderen. Diese Erscheinung steht im engen Zu- sammenhang mit der verschiedenen Temperatur der Quellen. Die heißeren Thermen sind nämlich stets durch einen größeren Gehalt an Mineralien ausgezeichnet, als die lJauwarmen, woraus sich von selbst die Regel ergibt, daß sich in den lauwarmen und zugleich mehr ver- dünnten Thermen dem juvenilen Wasser gelegentlich des Aufsteigens mehr vadoses Wasser beigemischt hatte. Darauf weist auch das Schwanken der von den Thermen gelieferten Wassermenge und im Zusammenhang hiermit die Schwankungen der Tem- peratur hin. Geringfügige Temperaturschwankungen wurden von Karecsınszky [45] an der Bohrtherme auf der Margitinsel beobachtet (49:4—49:7° C), woraus er auf einen überwiegend vadosen Ursprung der ganzen Quellengruppe schloß. Viel beträchtlichere Schwankungen beobachtete J. Moınär [14] an der Quelle des Särosfürdö, u. zw. so- wohl bezüglich des Debits, als auch in der Temperatur. Er stellte fest, daß beide Schwankungen parallel mit dem Steigen oder Sinken des Wasserspiegels der Donau verlaufen. Bei niederem Wasserstand der Donau liefert nämlich die Quelle wenig Wasser: 7500—8000 Kubikfub per 24 Stunden; bei anhaltenderem hohen Wasserstand der Donau kann sich der Debit sogar bis auf 20,000 Kubikfuß pro 24 Stunden steigern. Die Temperatur des Quellwassers betrug bei niederem Wasser- stand der Donau 41'5° C, steigerte sich aber zur Zeit des Hochwassers auf 45° C, ja 487° C und in einzelnen Fällen angeblich sogar bis auf 50° C 114, 205—6]. Mornär erwähnt ferner, dab sich der Einfluß des höheren Donau- wasserstandes auch an den Quellen des Jözsefhegy bemerkbar macht. So stieg z. B. die 31° C betragende Temperatur der sog. Tunnelquelle des Lukäesfürdö bei höherem Wasserstand auf 32'7° C hinauf. Diese Erscheinung erklärte Mornär in der Weise, dab das Wasser der Donau bei höherem Wasserstand die Mündungen der im Strombett befindlichen Thermalquellen verschließt und durch seinen hohen Druck das Auf- steigen des heißen Wassers daselbst verhindert. Bei solchen Gelegen- heiten drängt sich das gesamte heiße Wasser und Gas nach den: Quellenkanal des Särosfürdö, wo dieser Druck nicht wirkt, steigt dort- selbst empor und verursacht so eine bedeutende Zunahme des Debits und der Temperatur. Diese Erklärung ist in dieser Form gänzlich an- nehnıbar. Außer dem Gesagten lassen es auch noch die auf die Thermen von Teplitz bezüglichen Erörterungen F. E. Surss’ [32] sehr glaub- würdig erscheinen, daß eine beträchtlichere Erhebung des Niveaus des (17) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIARER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 913 vadosen Wassers auf das durch zahlreiche Nebenspalten aufsteigende, und langsam nach allen Richtungen weitersickernde juvenile Wasser einen bedeutend höheren Druck ausübt und das Aufsteigen desselben in diesen Nebenkanälen sehr erschwert und mitunter sogar gänzlich verhindert. Im Zusammenhang hiermit kann sich das vadose Wasser dem zu rascherem, kräftigerem Aufsteigen und Zirkulieren gezwungenen juvenilen Wasser in solchen Fällen nur in erheblich geringerem Maße beimengen. Ferner verursacht die Einwirkung des Druckes nicht allein das energischere Aufsteigen des Thermalwassers im Hauptkanal, sondern selbstredend auch eine Zunahme der Wassermasse und ihrer Tempe- ratur, da sich ja sozusagen der ganze Wasservorrat dorthin drängt. Auf Grund des oben Gesagten betrachte ich also die Thermen der Gegend von Budapest als Quellen gemischten Charak- ters, mit ursprünglich juvenilem Wasser, welchem sich jedoch bei den einzelnen Quellen in verschiedenem Maße auch vadoses Wasser beimischte. Letzteres stammt aus den im Gebiet der von mesozoischen und paläogenen Gesteinen aufgebauten Gebirgsschollen herabgefallenen und in die Tiefe hinabgesickerten Niederschlägen (zum Teil aber, hauptsächlich bei den artesischen Brunnen, aus den verschiedenen wasserführenden Horizonten .der neogenen Bildungen, welche das Becken des Alföld aufbauen). Bei den Heraufgelangen unserer Thermen an die Oberfläche würde ich dem hydrostatischen Druck des im Budaer Gebirge herniederfallenden athmosphärilen ‘Wassers gar keine Rolle zuschreiben und halte es sogar nicht für unbedingt notwendig die vermittelnde und sehr geistreiche Theorie Pärry's bei der Erklärung des Emporsteigens der Budapester T'hermen zu Hilfe zu nehmen. Iclı bin der Ansicht, daß die Thermen, welche in der Tiefe ursprünglich als juvenile Wässer ihren Weg nach der Oberfläche antreten, aus eigenen Kräften mit Hilfe der in denselben enthaltenen Wasserdämpfe und Gase! emporsteigen, ein Vorgang, welcher auch dann noch‘ un- verändert anhält, wenn sich den Quellen aus verschiedenen wasser- führenden Horizonten schon vadoses Wasser beigemischt hat. 1 Der Reichtum einzelner Budapester Thermen an Gasen wurde schon von Mornär gebührend hervorgehoben [14, 229]. Zu seiner Zeit ließ sich das Auf- steigen der Gase am besten an den Quellen des Jözsefhegy beobachten, wo sie beim Entleeren des unteren heißen Teiches inı Lukäcsfürdö unter solchem Druck hervorbrachen, daß eine trichterförmige Öffnung entstand und gelegentlich der kleineren Eruptionen Schlammklumpen in die Lüfte geschleudert wurden. Die chemische Beschaffenheit des Gases ist folgende: 94% N, 5% Kohlensäure, 1% 0. Die Temperatur der Gase iststets höher,als diejenigedesWassers,auswelchemdieselbenhervorsprudeln. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 5. Heft. 15 II. Die Spuren der Tätigkeit tertiärer und pleistozäner Thermen im Gebiet der Budaer Gebirge. Ich habe bereits erwähnt, daß unter den im festen Rückstand der Thermalwasser nachweisbaren Stoffen auch solche vorkommen, deren Herkunft man sich allein auf juvenilem Wege vorstellen kann. Es kön- nen ferner in einer Therme einzelne Elemente in so geringer Quantität zugegen sein, daß sich dieselben auf chemischem Weg nicht nach- weisen lassen. Das Vorhandensein dieser Stoffe läßt sich trotzdem konstatieren, u. zw. in der Weise, daß man die von der Therme im Verlauf von Jahren oder Jahrzehnten abgesetzten Sedimente einer Untersuchung unterzieht, in welchen sich der feste Rückstand der Therme auf natür- lichem Weg ansammelte. Das Studium solcher rezenter Thermalablage- rungen wäre der erste Schritt zur Erreichung unseres Zieles. Denn es versteht sich von selbst, daß die Kenntnis der chemischen und mineralogischen Beschaffenheit der heutigen Quellenablagerungen uns bezüglich der Frage als Wegweiser dient, Ablagerungen welcher Natur wir beim Aufsuchen der Spuren alter Thermen zu erwarten haben. Wenn uns der chemische und mineralogische Aufbau der heutigen Quellenablagerung bekannt ist, so läßt es sich im Vergleich mit der gefundenen alten Ablagerung beurteilen, bis zu welchem Grad sich die Qualität und Quantität der in der Therme gelöst enthaltenen Stoffe, also im allgemeinen der Charakter der Therme verändert hat. Das von den konzentrierteren Quellen des Gellerthegy heute ab- gelagerte Material wurde gleichfalls von Mornär untersucht [5 und 14, p. 206], u. zw. wie er erwähnt, hauptsächlich mit der Absicht, sich durch die Untersuchung der «Steinkruste» schon im vorhinein Gewib- heit darüber zu verschaften, ob das Wasser in noch so verschwinden- der Menge Baryum, Strontium, oder Fluor enthält.! Nach Mornär ist dieses abgelagerte Material im allgemeinen eine schmutzigweiße, poröse 1 Die in den Röhrenleitungen der Thermen der Margit-Insel und des Räez- fürdö abgelagerten Krusten werden gegenwärtig von Dr. R. BALLö untersucht. (19) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 215 Masse, welche die Schichtung sehr wohl erkennen läßt. Die Zusammen- setzung der Inkrustationen der Therme des Särosfürdö ist nach der Original-Schreibweise Mornär’'s (1857) folgende: SIND) u zahl. A ET SALOMON er 9:00 (GEOR2ZHOOE 7 2 22 70:46 Fe0.CO, LAD 0:59 VI OO 21%56 EROLON NE 27:00 MON. OS er 7010: Wasser und brennbare Stoffe_ 476 100°00 Dieselbe Zusammensetzung besitzen auclı die Steinkrusten des Rudasfürdö. Das von der Therme des Räcfürdö abgesetzte Material weicht von den vorigen insofern ab, als Mornär in dieser Quelle (nach seiner Original-Schreibweise) auch noch 005 LiO.CO, d. i. kohlen- saures Lithium vorfand. Jene Spuren der früher tätig gewesenen Thermen, welche wir aufzusuchen haben, bestehen also in erster Linie aus diesen alten Quellenablagerungen. Außerdem sind die nach gewissen Richtungen elfolgten Umänderungen, Metamorphosen der Schichten, welche oft Hand in Hand mit den Ablagerungen auftreten, gleichfalls als Spuren der Tätigkeit alter Thermen zu betrachten. Die Mehrzal der heißen Thermen lagert heute Kieselsäure ab, u. zw. entweder als dichten Hydroquarzit, Opal, oder Chalzedon, oder aber in Form eines lockeren, mitunter ganz pulverförmigen, feinen, grusartigen Kieselsinters. Aus solchen heißen Lösungen dürften sich auch der Fluorit und Baryt ausscheiden, welche in Form einzelner Kriställchen, eventuell als Überzüge von Spalten, oder gar als kom- pakte Gänge auftreten können. Aus dem Wasser mancher Thermen wird unter Mitwirkung einzelner Algen auch Schwefel abgeschieden. Andere Thermen, u. zw. überwiegend die weniger heißen (mit einer Temperatur über 30° C), lagern einen aus Aragonit bestehenden Kalksinter ab. Die Mehrzahl der Thermen Ungarns lagert gegen- wärtig Kalksinter ab. so unter anderen auch die Thermen von Buda- pest und Tata. Häufig sind im Kalksinter an jenen Stellen, wo die Quellen hervorbrechen, Pisolithe vorzufinden. Es gibt endlich auch Quellen, welche Kalksinter und Kieselsäure gemischt ablagern; ein vorlreffliches Beispiel hierfür liefern die levantinischen Geyserkegel von Tihany. 15* 216 D: ZOLTAN SCHRETER (20) Die Mehrzahl der aufgezählten mannigfaltigen Ablagerungen ist im Budaer Gebirge vertreten. Es finden sich Kieselsäure-Ablagerungen, Opal- und Chalzedonvorkommnisse, welche manchmal in Form dünner Adern, oder als Netzwerk die älteren Gesteine durchziehen, oder es sind einzelne Gesteine gänzlich davon durchdrungen, imprägniert. Der mehlartige, pulverförmige Kieselsinter füllt, wie es scheint, in einzelnen Fällen vertikale Klüfte aus. Der Baryt ist in den Höhlungen oder Spalten verschiedener Gesteine, wie Dolomit, Dachsteinkalk, eozäner Kalkstein und Mergel, Härshegyer Sandstein, in Form einzelner Kristalle oder Drusen vorhanden, oder er überzieht die Wände der Spalten der betreffenden Gesteine, kann aber auch in denselben ganze Gänge (1—2 Finger dicke) bilden. Der Fluorit kommt, zwar seltener, gleich- falls im Budaer Gebirge vor und liefert einen der wichtigsten Beweise für das Hervorbrechen der alten juvenilen T’hermen. Der Baryt kommt fast ausnahmslos an solchen Stellen vor, wo das Gestein gleichzeitig stark verkieselt ist, diese Erscheinungen begleiten sich also gegenseitig. Auch der Fluorit zeigt sich in der verkieselten Region, oder in der Nähe derselben. Da es vielleicht jemandem nicht ganz einwandfrei erscheinen dürfte, daß ich die Barytvorkommnisse als Beweise der Tätigkeit alter Thermen erwähne, glaube ich es für angebracht, dieser Frage hier etwas näher zu treten. Den Ursprung und die Entstehung der Barytvorkommnisse könnte man sich auch in der Weise vorstellen, dal dieselben aus der Aus- laugung des Nebengesteines (Dolomit, Kalkstein) herstammen, ein Vor- gang, bei welchem dem vadosen Wasser eine Rolle zukommen würde ; dieses würde den Baryt auflösen und von neuem ablagern. Diese Erklärung kann ich jedoch nicht für dermaßen plausibel ansehen, als jene andere. Nach der ersteren Erklärung hatte sich der Baryt aus wässerigen Lösungen von hoher Temperatur ausgeschieden, welche aus dem Erdinneren am Weg der juvenilen Thermen in die Spalten der höheren Regionen der Erdkruste gelangten, wo die Ausscheidung des Baryts zufolge der Beimischung der hinzutretenden äußeren vadosen Wasser rascher vor sich gehen konnte. Auch die sehr sorgfältigen Arbeiten G. Bart. Trexer’s ! lassen jene Erklärung als die natürlichste erscheinen, nach welcher wir unsere Barytgänge und andere Vor- kommnisse auf juvenil-thermalem Weg ableiten; namentlich ist es die 1 Gıov. Barrısta TRENER: Die Barytvorkommnisse von Mte Calisio bei Trient und Darso in Judicarien und die Genesis des Schwerspates. Jahrb. d. k. k. Geol. Reichsanstalt, Bd.5S, von pag. 387 beginnend (insbesondere p. 458), 1908. (21) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 217 Tätigkeit nahegelegener tertiärer Vulkane, mit welcher ich — wie ich dies weiter unten ausführen werde (p. 247), die Entstehung derselben am besten in Verbindung bringen zu können vermeine. Außerdem weisen auch die geologischen Verhältnisse des Baryts, sein Vorkommen in einer und derselben Region mit der Kieselsäure und dem Fluorit ent- schieden auf einen thermalen Ursprung hin. Der Kalksinter bildet ziemlich ausgedehnte Plateaus und Kuppen im Budaer Gebirge. Stellenweise finden sich im Kalksinter prächtige Pisolite vor. Wir wollen nun von Süden nach Norden vorgehend die bisher als solche erkannten Schauplätze alter Thermen besichtigen. Vorerst möchte ich die kieselsauren Ablagerungen und die entsprechenden Metamorphosen, ferner die hiermit verbundene Entstehung des Baryts erörtern. Ebendaselbst sollen auch die seltenen Fluoritfunde Erwähnung finden. In zweiter Linie will ich die Kalksintervorkommnisse besprechen. a) Verkieselung, kieselsaure Ablagerungen, Baryt- und Fluorit- vorkommnisse. 1. Am westlichen Teil des Törökugratö fand ich in den Spal- ten des eozänen Orbitoiden-Kalksteines Barytkristallgruppen vor. Im östlichen Teil desselben aber sind die eozänen Dolomitbreceien und Konglomerate vor einem Netzwerk aus Kieselsäureadern durchzogen ; Barytkriställchen finden sich ziemlich häufig in den Hohlräumen und Spalten. Das verkieselte Konglomerat bildet an der Ostseite eine sehr feste und steile Felswand (200—251 m ü. d. M.). 2. Gegen Norden, am Strasshegy beobachtete ich gleichfalls verkieselte Mergel und Dolomitbreceien. Auch Barytkriställchen kommen vor. (ca. 260 m ü. d. M.) 3. Der sich unmittelbar neben Budaörs erhebende kleine Berg mit seinen sehr auffälligen, steilen, zerrissenen Abhängen, als ein Resultat der Verkieselung. Hier wurde einesteils der Dolomit, anderen- teils der Mergel verkieselt. Ich muß hier bemerken, daß im westlichen Teil dieser Gebirgsscholle, am Kalvarienberg das Konglomerat eines Eruptivgesteines zwischen die eozänen Schichten eingelagert vorkommi, welches schon von K. Hormann beschrieben wurde. Dieses Konglomerat hat jedoch nichts mit dem in einem bedeutend jüngeren Zeitalter er- folgten Verkieselungsprozeß zu tun. (Höhe 200—221 m ü. d. M.) 4. Weiter gegen Osten, an der Südseite des Szechenyihegy (Nagy-Sväbhegy), im Farkasvölgy stoßen wir abermals auf sichere 218 D: ZOLTÄN SCHRETER (22) Spuren alter Thermen. Lupwıe v. Löczy ! war der erste, der die Fach- leute gelegentlich eines Ausfluges der Ungarischen Geologischen Ge- sellschaft auf jenes eigentümliche Quarzvorkommnis aufmerksam machte, welches sich hier an einer Stelle im hornsteinführenden Dolomit zeigt. Dies beansprucht noch ein eingehenderes Studium. 5. Etwas weiter nach Norden befindet sich ein anderes kleines Vorkommnis, welches wir mit Herrn Universitätsprofessor EMmERICH LöRENTHEY gemeinsam beobachteten (Höhe ungefähr 270 m ü. d. M.). Hier lassen sich oberhalb des Dolomits des tiefen Tales unförmige Felsen eines chalzedonartigen Quarzgebildes beobachten, welches hie und da abgerundete (uarzgerölle einschließt. Unweit hievon beginnt das Konglomerat und der Sandsteinkomplex des pannonischen Zeit- alters. Es liegt auf der Hand, daß hier nur von einer Umschließung und Verbindung des pannonischen Schuttes die Rede sein kann, die hiesige Thermalquelle war also wahrscheinlich zur gleichen Zeit mit der Ablagerung der Gerölle tätig. 6. Am Szechenyihegy fanden wir an einer Stelle in den Spalten des im kleinen Steinbruch neben der Straße erschlossenen Dachsteinkalkes mit dem Geologen v. Maros Baıytkriställchen vor. 7. Weiter nach Osten zeigt sich am Sashegy (Höhe ca. 200— 240 m ü. d. M.) verkieselter eozäner Mergel. 8. Am Kis Gellerthegy lassen sich die Spuren der Tätigkeit alter Thermen sehr wohl beobachten. Hier ist bekanntlich ein mäch- tiger Steinbruch in den oberen Trias-Dolomit eingeschnitten, von wo das Material schon seit Jahrzehnten als «Reibsand» fortgeführt wird. Im östlichen Teil dieses Steinbruches, welcher gegenwärtig nicht ab- gebaut wird, läßt sich im Dolomit der Querschnitt einer vertikalen Spalte verfolgen u. zw. in einer Breite von einigen Metern, und einer Höhe von beiläufig 4—5 m (Höhe ca. 145 m ü. d. M.) Diese ganze Kluft scheint durch ein pulverförmiges Quarzmaterial erfüllt zu sein, welches als ein lockerer Kieselsinter bezeichnet werden könnte, und einer gewissen Art der Geyserablagerungen ungemein ähnlich ist. Wenn man das in Rede stehende Material mit jenem Kieselsinter ver- gleicht, welchen Franz Horr von seiner Reise um die Erde aus New- Sealand mitbrachte, und dem mineralogisch-geologischen Institut des Polytechnikums schenkte, kann man zwischen den beiden, mit bloßem Auge wenigstens, tatsächlich keinen Unterschied entdecken. Dieses Material wird Herr Arapär Vene, Assistent am Polytechnikum mikro- 1 Er äußert sich hierüber in Kürze auf p. 160 des Bd. 37 (1907) der Zeit- schrift «Földtani Közlöny». (23) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 219 skopisch untersuchen. Das Vorkommnis dieses pulverförmigen Kalk- sinters fällt nicht in die Augen, so daß er der Aufmerksamkeit der bisherigen Forscher leicht entgehen konnte. Seine weiße Farbe und sein Zerfallen zu Pulver stimmen vollkommen mit den Eigenschaften des daneben anstehenden Dolomits überein. Außerdem ist auch der untere Teil desselben durch darüber angeschütteten und darauf ge- stürzten Schutt verdeckt; seit am Nordabhang des Berges Häuser er- baut wurden, ladet man sogar verschiedene Abfälle und Kehricht ge- rade hier ab, so daß vom Aufschluß von Jahr zu Jahr weniger, sicht- bar wird. Der Umstand, dass der untere Teil des Aufschlusses schon seit langer Zeit verdeckt ist, machte es mir leider unmöglich zu be- obachten, in welcher Weise sich die Spalte, respektive die Kieselsinter- Ausfüllung derselben gegen die Tiefe fortsetzt. Es ist also bloß eine Annahme, welcher ich in der beigegebenen Figur Ausdruck gebe, dab sich nämlich das kieselsinterartige Material, welches ich als die Aus- füllung eines Kanals auffasse, in gerader Richtung und unverändert gegen die Tiefe fortsetzt. Etwas höher kann man von beiden Seiten gegen die Spalte geneigte Bänke beobachten, welche ursprünglich Schichten des eozänen Bryozoenmergels gewesen sein dürften, gegen- wärtig aber in der Nähe der Spalte zu einem porösen, schwammigen, leichten überwiegend aus Kieselsäure bestehenden Gebilde, weiter davon entfernt jedoch zu einem harten, dichten, klingenden, verkieselten Gestein umgestaltet sind. Ich muß jedoch bemerken, daß dieses Ver- hältnis nicht überall in gleicher Weise besteht, da der Grad und die Form der Verkieselung so zu sagen von einem dm auf den anderen wechselt. Die drei Arten des Materials, nämlich das als eine Ausfül- lung des Quellentrichters angesehene, lockere, pulverförmige Material, das schwammige Gestein, und der harte dichte, verkieselte Mergel wurden von Dr. R. Barıö chemisch!analysiert. Die Resultate seiner Ana- Iysen sind auf p. 257—259 wiedergegeben. Es erhellt aus denselben, daß das erste Material 95'38% Kieselsäure enthält, während der Kiesel- säuregehalt im zweiten Gestein zwischen 84:60—86'33%, und im drit- ten zwischen 81'86—83'02% schwankt. Das als eigentliche Quellen- ablagerung angesehene Material enthält also die meiste Kieselsäure, deren Perzentsatz im metamorphisierten Gestein nach aussen immer mehr abnimmt, was nach unserer Annahme auch im vorhinein zu erwarten war. Im nordwestlichen Teil der Reibsandgrube sind an den Tren- nungsflächen des verkieselten eozänen Mergels kleine Barytkriställchen vorhanden (Höhe: 150—160 m ü. d. M.). Im westlichen Teil der Reib- sandgrube wird die Masse des Dolomits von zahlreichen, oft parallel 220 D: ZOLTÄN SCHRETER (24) verlaufenden, oft netzartig sich verzweigenden und von neuem ver- schmelzenden braunen, verkieselten Limonitadern durchwoben, und zwar in nahezu vertikaler Richtung. Es ist dies jenes Gebilde, welches von hier, und noch vielen anderen Stellen des Budaer Gebirges unter der Bezeichnung «Zellenquarz» erwähnt wird. Aus dem limonithaltigen Quarzmaschenwerk bröckelt sich der zu Staub zerfallende Dolomit später heraus, wodurch jenes auffallend leichte, schwammig-zellige Material zustande kommt, für welches die obige Benennung gebraucht wird. Auch die Entstehung dieser eigen- tümlichen, netzartigen Adern bin ich geneigt den einst betätigt gewe- senen Thermen zu zuschreiben. Ich bemerke schließlich noch, dab Der im Steibruch am Risgellerthegy erschlossene alte Quellentrichter. 1. Dolomit. 2. Der pulverige, weiße Kieselsinter, welcher die Spalten ausfüllt. 3. Schwammiger. leichter, verkieselter eozäner Mergel. 4. Dichter. klingender, ver- kieselter Mergel. 5. Mehrere Formen des verkieselten eozänen Mergels. sich in den kleinen Hohlräumen des Dolomits an Kis-Gellerthegy, u. zw. in der Nähe der erwähnten limonithaltigen Quarzadern auch kleine Barytkriställchen vorfinden. Ein Stückchen des verkieselten Limonitnetzwerkes, welches an Limonit sehr reich und ockerähnlich war, und so zu sagen schon die Bezeichnung Limonit verdiente, wurde von Dr. R. Barıö analysiert. Seine Resultate sind auf p 258 wiedergegeben. 9. Ich erwähne hier, daß an einigen Stellen der Csikihegyek den soeben beschriebenen vollkommen ähnliche, zellige, limonithaltige Quarzadern im Dolomit auftreten. Übrigens finden sich ebendaselbst auch verkieselte Mergel vor (Höhe ca. 335 m ü. d. M.). Es wurde schon von Karı Hormann erwähnt [17], daß auch im östlichen Teil der Csikihegyek, in den Steılwänden des südlich von Budakesz gele- (25) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 221 genen, sogenannten T'öärok (Teichgraben) solche verkieselte Partien vorkommen (beiläufig in einer Höhe von 180 m ü. d. M.). 10. Am Nagy-Gellerthegy sind die Spuren der alten Thermen in sehr bedeutendem Maße vorzufinden; dieselben sind den Geologen auch schon längst bekannt. Der Berg verdankt seine zerrissenen pitto- reske Formen zum Teil der Tätigkeit der Thermen, da die verkiesel- ten Felsblöcke der Denudation besser trotzbietend, am Bergabhang als steile Felsen emporragen. (Dieselben kommen zwischen den Höhen von ungefähr 105—120 m ü. d. M. vor.) Die kieselsauren Ablagerungen, respektive der verkieselte eozäne Mergel werden zuerst von BEupant erwähnt [1], welcher vom Gellert- hegy eine «matiere argillosiliceusev anführt. Eine sehr ausführliche Beschreibung der zu beobachtenden Verhältnisse gibt uns J. v. SzaBö [20, p. 103.]; ich habe derselben nur weniges beizufügen. Nach ihm findet man den Berg vom Särosfürdö her besteigend einen gelblich- braunen, mitunter rotgefärbten, tonigen Quarzit von beträchtlicher Härte, welcher mit Säuren nicht aufbraust. Derselbe ist ohne jeden Übergang, jedoch fest mit einem breccienartigen Konglomerat ver- wachsen, dessen Bindesubstanz jedoch nicht homogen ist, sondern in der Nachbarschaft des tonigen Quarzits auf Säuren nicht reagiert, in einiger Entfernung davon jedoch schon aufbraust. Er schreibt fer- ner, daß die Hornsteinbreceie an anderen Stellen mit einem dichten, bläulichgrauen, quarzitischen Gestein ohne Übergang verwachsen ist. Auf p. 104 steht zu lesen, daß die ehemalige Konglomeratschichte (welche nämlich am Grat des Gellerthegy große Felsen hildet) hier einst der Einwirkung kieselsaurer Quellen ausgeseizt war, deren Er- gebniss die verschiedengradige Verkieselung teils der Dolomiteinschlüsse, teils der mergeligen Bindesubstanz ist. J. Mornär schreibt wie folgt [14, 170.]. Die Hornsteinbreccie ist ein Denkmal einer in früheren geologischen Zeiten tätig gewesenen kieselsäurehaltigen Quelle, welches jetzt abseits von den heiben ()Juellen gelegen ist. Szapö beschreibt ferner [20, 104.] von der Donaufront des Gel- lerthegy einen weißen, pulverigen Kieselsinter, der jenem ähnlich ist, welchen ich weiter oben vom Kis-Gellörthegy erwähnt habe, und spä- ter vom Mätyäshegy beschreiben werde. Szagö veranschaulicht in einem Profil auf seiner Tafel III. auch den Fundort desselben. Leider gelang es mir nicht mehr diese Stelle aufzufinden, nachdem die Ostseite des Berges mit Bäumen bepflanzt wurde, — ich glaube jedoch, daß es mir gelungen ist am Gipfel des Berges den lockeren (jedoch nicht von selbst zu Pulver zerfallenden), Spuren von Petrefakten einschließenden, 999 D: ZOLTÄN SCHRETER (26) metamorphisierten eozänen Mergel aufzufinden, welcher die Fortsetzung des ersteren bildet. Nach Szasö besteht dieses Gestein aus lauter win- zigen Körnern, welche so wenig mit einander zusammenhängen, daß es im Ganzen genommen als pulverförmig bezeichnet werden kann. Seine Farbe ist weiß oder gelb, mit Säuren braust es nicht; durch das chemische Experiment wurde es als Kieselsäure erwiesen, worauf uns übrigens auch schon der Hammer aufmerksam macht, welcher bläuliche Spuren darauf hinterläßt, es ist also härler als der Stahl. Unter dem Mikroskop erscheint es als eine Anhäufung polyädrischer Stückehen. An Mineralien findet man darin wasserklaren Quarz in Kristallgruppen aufgewachsen, und kleine, gelbe, durchsichtige Baryt- kristalle. Organische Körper kommen darin in großer Anzahl vor, jedoch in keineswegs günstigen Zustand erhalten. Die Schale des Tie- res fehlt zumeist, nur der Abdruck derselben ist vorhanden, die Um- risse des letzteren sind jedoch sehr scharf. Die Pecten-Arten haben auch ihre Schalen behalten, dieselben sind gleichfalls in Quarz ver- wandelt. Andere Überreste geben sich als Cidaris-, Spatangus- und Orbitoiden-Arten zu erkennen. Besondere Beachtung verdienen die am Gellerthegy, im ver- kieselten Mergel auftretenden Barytgänge und zerstreut vorhan- denen Barytkristalle. Beiläufig in ost-westlicher Richtung ver- laufende Spalten durchsetzten hier die Masse des Berges, an welchen entlang die Verkieselung erfolgte, und in welchen auch 1—2 Finger dicke Barytgänge und Barytinkrustationen vorzufinden sind. Weiter unten, am Ende der Gyopärgasse befindet sich ein vorspringender, verkieselter Mergelfelsen, in welchem gleichfalls ein 2 Finger dicker Barytgang von beiläufig EW-licher Richtung zu beobachten ist. Die Barytgänge stehen an beiden Stellen ungefähr vertikal. In einem alten Graben, welcher einst neben dem Särosfürdö mündete, heute jedoch schon zugeschüttet ist, war der verkieselte Budaer Mergel in ziemlich bedeutender Mächtigkeit, und zugleich als ein ausgezeichneter Fundort von Fischabdrücken bekannt. Derselbe wurde eingehender von K. Hormann [17, p. 40.] und J. Szaso [20, 106] besprochen, und auch ich selbst studierte ihn, bevor der Graben zugeschüttet wurde, zu wiederholten Malen. Das Liegende des ver- kieselten Budaer Mergels wurde von Budaer Mergel mit unveränderter Struktur, sein Hangendes jedoch von Kisczeller Tegel mit gleichfalls ungeänderter Struktur gebildet. Im gegebenen Fall müssen wir also annehmen, daß sich das Thermalwasser, welches die Kieselsäure mit- brachte, in gewissen, leichter durchgänglichen Teilen des Mergelkom- plexes, in horizontaler Richtung (respektive in der Richtung der (27) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 223 Schichtung) fortsickernd zerteilt, und die Schichten gänzlich umgewan- delt, verkieselt hatte. Dieser verkieselte, weißgraue, gelbe und rote Randzeichnungen zeigende Schiefer ist in unseren Sammlungen überall sichtbar. In vollkommen identer petrographischer Entwicklung tritt dieses Gebilde auch am weiter gegen Westen gelegenen Teil des Gel- lertheey, in der Nähe des sog. «Csöszhäz», ferner noch weiter nach W, an der Seite der Budaörser Landstrasse auf; das Zustandekom- men derselben läßt sich gleichfalls nur auf dem oben skizzierten Weg erklären. Mornär [14, 187—8.] erwähnt gelegentlich der Beschreibung des Särosfürdö, daß am Nordabhang des Gellerthegy ein geschichte- ter, schieferähnlicher, aschgrauer Kalkmergel vorkommt welcher sich in verdünnter, und sogar in konzentrierter Salzsäure nicht gänzlich löst. Durch die sauere Lösung wird das Kurkumapapier braun gefärbt, eine Reaktion, welche auf Borsäure hinweist. Sie enthält SO,, ferner Fe, Mn, Ca, Mg, Na, Spuren von Cl; auch Spuren von P,0, lassen sich nachweisen. Der unlösliche Teil besteht aus SiO, und Al,O,. Auch hier handelt es sich, wie es scheint, um die Wirkung frü- herer Thermen. Von großer Bedeutung ist schließlich noch die Ent- deckung des Fluorits am Fuß des Nagy-Gellerthegy. Der Fluorit wurde das erstemal von ALEXANDER ScHMipr in einer am 6. Juni 1900 abge- haltenen Fachsitzung der Ungarischen Geologischen Gesellschaft erwähnt (34, 173.]. Seinen Angaben gemäß stieß man gelegentlich des Baues der rechtsseitigen Rampe der Erzsebetbrücke auf den Fluorit. Im da- mals hergestellten Aufschluß beobachtete er den bläulich oder gelb- lich gefärbten, harten, unter-oligozänen Budaer Mergel, welcher auf dem die Hauptmasse des Gellerthegy bildenden Dolomit lagert, und in der Nähe der nördlichen Grenze des Aufschlusses von einem steilen Bruch gestört wird. Der verworfene Budaer Mergel enthält harte Kalk- steinbänke;; letztere sind voll von Nummuliten. Aus dem Budaer Mer- gel! kamen gelegentlich dieser Arbeiten ziemlich gut erhaltene Petre- fakte und Mineralien zum Vorschein. Unter den Mineralen fand ScHmipT neben Kalzit, Pyrit und wasserklarem Gips auch Fluoritkristalle in ziemlich großer Anzahl vor, welch’ letztere aus dem Ungarischen Mittelgebirge früher vom Kis-Sväbhegy allein bekannt waren. (Siehe weiter unten sub No. 11.) Die Fluorite des Gellerthegy sind durch- sichtig, wasserklaı, farblos, oder hell weingelb, respektive blaß violett gefärbt; ihre Kristallform ist der Hexaeder 1100) (die Kantenlänge der iIn Bezugauf die Mineralien wahrscheinlich richtiger ausden Spalten desselben, 224 D: ZOLTÄN SCHRETER (28) größten Kristalle beträgt S mm) welcher sich mit den Flächen des {311} kombiniert. Von rein kristallographischem Gerichtspunkt befaßte sich später VALer Huryir [38, 55.| mit den Fluoriten des Gellerthegy, welcher außer den oben erwähnten Krystallformen auch noch die Flächen (15., 7., 4) und (24, 10., 7.) entdeckte; das sind Hexakisoktaeder, welche für die Fluorite im Allgemeinen neue Formen bedeuten. Das Auftreten dieses Minerals von unbedingt juveniler Herkunft hier, in der Nähe eines der stärksten Verkieselungs-Zentren, von Baryt- gängen und Kalksinter-Vorkommnissen, und namentlich in der Nach- barschaft der heutigen Thermen (Räczfürdö, Rudasfürdö), verdient jedenfalls unsere besondere Aufmerksamkeit. Es ist bekannt, daß man gelegentlich der Fundamentlegung des in Rede stehenden rechtsseiti- gen Brückenkopfes auf eine Springtherme stieß [30], welche später nur mit Mühe unterdrückt werden konnte. Sehr wahrscheinlicher Weise ist die Therme früher an dieser Stelle emporgestiegen, womit auch die Bildung des Fluorits in genetischem Zusammenhang stand. 11. Am Kis-Svabhegy findet man sehr schöne Spuren der Tätig- keit alter Thermen (beiläufig in einer Höhe von 230—250 m ü.d.M.). Diese Gebirgsscholle ist aus obereozänem Orbitoidenkalkstein und Bryozoenmergel aufgebaut, deren Masse von einem dichten System zahlreicher Spalten durchschnitten wird. Diese Spalten sind vorwiegend - durch Kalzit ausgefüllt, u. zw. zum Teil gänzlich, z. T. aber so, daß zwischen den oft prächtig entwickelten, an beiden Wänden der Spalte aufgewachsenen Kalzitkristallen ein schmaler Raum frei bleibt. In einzelnen Fällen sind die Wände der Spalten mit Barytkristal- len überzogen, und es tritt ausnahmsweise auch Fluorit hinzu. Es kommen mitunter Kalzit- und Baryt-Generationen wiederholt über- einander vor. Das Nebengestein ist lokal stark verkieselt. Die hier zu beobachtenden Verhältnisse wurden schon von Karı Hormann |17. 41.) detailliert beschrieben. Er erwähnt, daß die Ge- steine der Bartonstufe von Spalten durchdrungen sind, deren Wände mit Kalzit und manchmal mit Baryt inkrustiert sind. In manchen Spalten tritt der Baryt als erste, und der Kalzit als spätere Generation auf, doch gibt es auch solche, in welchen die Ablagerungen dieser beiden Minerale mehrfach wiederholt abwechseln. «Häufig hat von diesen Spalten aus eine Auslaugung und theil- weise Verkieselung des Nebengesteines stattgefunden, was man beson- ders schön an dem obersten grossen Steinbruche des kleinen Schwa- benberg beobachten kann. Von der Auslaugung wurden vorwiegend die eingeschlossenen, aus reiner Kalkmasse bestehenden thierischen (29) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 335 Schalenreste ergriffen, deren Masse oft vollkommen entfernt und öfter durch Kieselerde mehr oder weniger vollständig ersetzt wurde, während die einschliessende Gesteinsmasse, vermittelst ihres auch in dem rein- sten Kalke nicht fehlenden Thongehaltes, durch die eindringende Kieselsolution einer natürlichen Cementbildung unterlag und dadurch verfestigt wurde. — Spuren der Verkieselung zeigen sich oft noch recht entfernt von den Spalten, in Form von Kieselringen, die man an den Muschelschalen inmitten des festen Gesteines gewahrt. Durch diesen Auslaugungs- und Verkieselungsprozess wurden die kompakten Kalkgesteine oft auf grössere Strecken zu porösen, lockeren, stauben- den Massen umgewandelt.» Ich muß hier bemerken, daß sich sowohl hier, als auch beim später zu beschreibenden Vorkommnis am Mätyäshesy die Verhält- nisse der Aufschlüsse, wegen dem dauernden Fortschritt der Arbeiten in den Steinbrüchen, im Laufe der Zeiten fortwährend verändert ha- ben, so daß die einzelnen Beobachter die in den momentanen Auf- schlüssen zum Ausdruck gelangenden Verhältnisse zeitweise in etwas verschiedener Beleuchtung gesehen haben können, und möglicherweise auch zukünftig sehen werden. Die selbe Bemerkung gilt übrigens auch für die sämtlichen übrigen Aufschlüsse der Steinbruch-Arbeiten, z. B. für den Kis-Gellerthegy, Mätyäshegy etc. Der erste und bisher der einzige, welcher den Fluorit am Kis-Syäbhegy vorgefunden hatte, ist der Professor am Polytechnikum Vınzenz WarrtHa. Diese Fluoritkristalle wurden von V. WarrtHa der Ung. Geol. Gesellschaft in der am 3. Dezember 1884 abgehaltenen Fach- sitzung vorgelegt. Laut dem Protokoll dieser Sitzung [23, 571] wurden von V. WarruHa einige sehr hübsche, fast wasserklare Kristalle der Kombination 0» und ©&0, mit einer Kantenlänge von nahezu | em vorgezeigt. Diese Kristalle sind am Kis-Sväbhegy, im nördlich- sten damals im Betrieb gestandenen Steinbruch, zwischen weißen Kalzit-Skaleno@edern aufgewachsen vorgekommen. Mit den von V. Wartu gesammelten Fluoriten befaßte sich später Joser v. Szaro [25, 48 und 26, 97.) in einem Vortrag und Auf- satz über die Fluoritfundorte Ungarns. Er erwähnt, daß V. Warrha aus den Spalten des Orbitoidenkalksteins am Kis-Sväbhegy, u. zw. aus größeren Tiefen, als wo bisher die Kalzit- und Barytkristalle ge- sammelt wurden, wasserklare, jedoch häufiger gelbliche Fluorithexaeder mitbrachte. Er betont, daß der Fluorit im Kalkstein, in Gesellschaft des Kalzits und des untergeordneteren Baryts, welche die Spalten des Kalksteines ausfüllen, in Bezug auf die Verhältnisse des Vorkommnis- ses zu den größten Seltenheiten gehört. Der Fluorit gesellt sich zu- 226 D: ZOLTÄN SCHRETER (30) meist als Gangmineral verschiedenen Silikaten, und dem Baryt zu. Er erwähnt sodann, daß ihm bisher allein der weiße, kristallinische Kalkstein (Marmor)-Bruch bei Carrara als ähnlicher Fall bekannt war, wo in kleinen Hohlräumen des Marmors aufgewachsen, gleichfalls als große Seltenheit, wasserklare Fluoritkristalle vorgefunden werden. Er bemerkt, daß bei Carrara im Kalkstein außerdem auch kleine, wasser- klare Quarzkristalle vorkomınen. Die von Joser v. Szarö zwischen den Kalksteinbrüchen vom Kis- Sväbhegy und von Carrara erkannte Ähnlichkeit wurde durch Huco v. Böckn noch mehr gerechtfertigt [39, 129.], welcher am Kis-Sväb- hegy, im Scurer’schen Steinbruch, aus der Konglomerat-Schicht, welche den oberen Teil des Nummulitenkalkes bildet, ein kleineres Kalksteinfragment sammelte, auf dessen aufgewachsenen Kalzitskale- no@dern verstreut er kleine, wasserklare Quarzkriställchen entdeckte. Der Habitus dieser Kriställchen stimmt vollkommen mit demjenigen der Quarze von Carrara überein. Von ebendemselben Ort erwähnt H. v. Böckn auch noch einen gleichfalls dem Kalzit auf- sitzenden, wasserklaren, blätterigtafeligen Gyps, wie ein solcher auch bei Carrara vorkommt. H. v. Böckn erwähnt nebenbei, daß den Forschern das stellenweise Auftreten der Kieselsäure im Budaer Gebirge schon früher bekannt war. Es kommen z. B. winzige Quarzkriställchen im Dolomit sporadisch vor. (Diesen ziemlich wichtigen Umstand finde ich hier das erstemal erwähnt.) In größeren Mengen tritt die Kieselsäure als Zellenquarz im Dolomit auf, ja sogar einzelne Dolomit- und Mergelschichten sind mitunter ziemlich verkieselt. Mir selbst gelang es am Kis-Svabhegy außer dem Kalzit nur noch den Baryt zu sammeln. Mein Kollege v. Maros brachte mir aus einem der Steinbrüche ein Exemplar des sog. «Zellenquarzes». 12. Die Erscheinung der Verkieselung wurde schon von K. Hormann [17, 35.) aus dem Lipetmezö beschrieben, welche sich dortselbst neben dem Tal des Ördögärok, am eozänen Kalkstein und am Bryozoen- mergel beobachten läßt. (In einer Höhe von ca. 180—200 m ü. d. M.). 13. Ebenderselbe erwähnt (ebendort) die Verkieselung des Mate- rials eines im eozänen Kalkstein des Zugliget befindlichen, auf- gelassenen Steinbruches, welcher in der Nähe des nach dem Wirts- haus zum «Fäczän» führenden Weges gelegen ist. 14. Im Härshegyer Sandstein des Härshegy kommen spärlich Barytkriställchen vor." 1 Die erste Angabe hierüber findet sich in dem von Dr. FRANZ SCHAFARZIK für die Höhrer am Polytechnikum verfaßten, als Manuskript zu betrachtenden Exkursions-Tagebuch. (31) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 2337 15. Sehr interessant sind die am Mätyashegy zu beobachten- den Spuren der alten Quellen. (In einer Höhe von ca 230—260 m). Kart Hormann [17, 33] giebt eine detailliertere Beschreibung der stellenweisen Verkieselung des hier anstehenden obereozänen Bryo- zoenmergels. Nach ihm sind die Mergel von zahlreichen Spalten durchdrungen, an welchen entlang sich eine Verkieselung des Gestei- nes bemerkbar macht. An solchen Stellen wurde das Kalkmaterial der Petrefakte gänzlich entfernt und die mergelige Gesteinmasse zu einem festen Zement verkieselt, auf welchen Säuren wirkungslos sind. Dieses Gestein bildet dort, wo es ursprünglich viele Petrefakte enthielt, eine lockere, schwammig-poröse, zu Staub zerfallende Masse, wo es jedoch an Versteinerungen arm war, wurde es zu einem spröden, klingenden, dichten Material. Diese Gesteine besitzen in der Regel eine schnee- weisse Farbe, werden aber durch das an der Oberfläche meist ausge- schiedene Eisenoxydhydrat rostbraun oder rötlich gefärbt. Diese ver- kieselten Mergel können als die ausgezeichnetsten Petrefaktenfund- orte bezeichnet werden, da sich an den zurückgebliebenen Abdrücken selbst die feinsten Details der ausgelösten Schalen sehr deutlich be- obachten lassen. Besonders interessant ist die Erscheinung, das sich die Schalen einzelner Muscheln, insbesondere diejenigen von Pecten biaritzensis an solchen Stellen in Kieselsäure verwandelt haben. Diese Verkieselung ist auf ein verhältnismäßig kleines Gebiet beschränkt. Heute kann man die verkieselten eozänen Mergel am Eingang des weitest gegen Südost gelegenen Steinbruches gut be- obachten. Am zerklüfteten Mergel, dessen Lage ziemlich stark gestört ist, zeigt sich die Verkieselung in sehr ungleichmäßiger Verteilung. An der Nordwestseite des Einganges kann vorerst ein ganz weisses, gegen W einfallendes, pulverförmiges Kieselsäuregebilde beobachtet werden, welches sehr gut mit demjenigen übereinstimmt, welches ich vom Kis-Gellerthegy erwähnt habe. Es steht demselben auch in Bezug auf seine chemische Beschaffenheit sehr nahe, wovon man sich durch einen Vergleich der Analysen R. Bannö's (S. 258) überzeugen mag. Ober- und unterhalb desselben ist, wie es scheint, intakter Mergel vorhan- den. Unweit davon macht sich jedoch abermals die Erscheinung der Verkieselung bemerkbar, indem z. T. schwammig-poröser, z. T. ein dichterer verkieselter Mergel vorhanden ist. Dazwischen finden sich auch unverkieselte Partien vor. Im schwammig verkieselten Mergel sind, wie dies schon von Hormann festgestellt wurde, Abdrücke von Fossilien reichlich erhalten. Die Wände der Spalten, welche die Masse des eozänen Kalksteins und Bryozoenmergels am Mätyäshegy durchziehen, sind ganz so, wie am Kis-Syäbhegy manchmal mit Baryt inkrustiert, 998 D: ZOLTÄN SCHRETER (32) ja es kommen sogar ganze Barytgänge vor. Die Analogie zwischen dem Maätyäashegy und Kis-Sväabhegy ist in jeder, also auch dieser Hinsicht augenfällig, so daß sich das dort gesagte größtenteils auch auf den Mätyäshegy beziehen läßt. Ich muß jedoch bemerken, daß bis jetzt weder Fluorit, noch (uarzkristalle am Mätyäshegy gefunden wurden. 16. Weiter nach Norden, unweit von Pilisborosjenö beobachtete ich in einem der am Ezüsthegy befindlichen Steinbrüche die Ver- kieselung des Härshegyer Sandsteines, und fand dortselbst auch ein Barytkriställchen. Eine stellenweise Verkieselung des Härshegyer Sand- steines kann auch am Feh&rhegy beobachtet werden. 17. Süd-südwestlich vom westlichen Ende der Gemeinde Pomäz beobachtete ich am Plateau des Dachsteinkalkes in einigen kleinen Partien das Verkommen eines schwammigen, stark limonitischen (Juarzes (Höhe : 210 m ü. d. M.). 1S. Laut Mitteilung Dr. Aurer Lırrass kommen im Härshegyer Sandsteindes Nagy- und Kis-Somlyöhegy neben Leänyvär Baryt- kristalle vor. 19. Nach Lırra sind auch im Dachsteinkalk des Pollushegy Barytkristalle vorhanden. 20. Ein sehr interessantes Vorkommnis der Spuren alter Thermen ist schließlich außer dem Gebiet des heutigen Grundgebirges, auf der durch neogene Ablagerungen angeschütteten Ebene des Alföld gelegen. (In einer Höhe von ca. 125 m ü. d. M.) Neben Budapest-Räkos wurde gelegentlich der Legung des sog. «Königsgeleises» (eine Strecke des Bahngeleise-Deltas bei Räkos) ein tiefer Einschnitt in die Kalksteine der oberen mediterranen und der sarmatischen Stufe hineingebaut. Dureh diesen Einschnitt wurden die Schichten der beiden Stufen sehr schön freigelegt, und es wurde zwischen den Schichten der sarmatischen Stufe eingelagert auch eine Opal-Chalzedonlinse vorgefunden. Obzwar dieser Aufschluß seinerzeit von mehreren unserer Fachleute durchforscht wurde, ‘blieben uns leider dennoch keinerlei Angaben über dieses interessante Vorkommnis in der Literatur enthalten. Heute ist von dieser Opal- und Chalzedonlinse keine Spur mehr sichtbar. Von den seinerzeit dort gesammelten Stücken gelangte ein schönes Exemplar in das mineralogisch-geologische Institut des Polytechnikums. In neuerer Zeit publizierte M. E. Vanäsz das, was er über diesen Gegenstand vom Hörensagen in Erfahrung bringen konnte |41, 258] und zeichnete auch das Opalvorkommnis in sein Profil ein. Nach diesen Angaben war die Opal-Chalzedonlinse zwischen die sarmatischen Schichten eingelagert, und besaß; eine Mächtigkeit von 15—20 cm. Dieselbe enthält nach den (33) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 229 Untersuchungen Dr. I. Lörenturys keine Spuren organischer Reste, kann also, wie auch Vapäsz bemerkt, nur thermalen Ursprunges sein. Am wahrscheinlichsten ist es also, daß die Opal-Chalzedonmasse von einer submarinen Therme über die älteren Schichten der sarmatischen Stufe abgelagert wurde, wonach abermals die ungestörte Ablagerung der sarmatischen Schichten einsetzte. Ich bemerke noch, daß die Kalk- schichten der sarmatischen Stufe an dieser Stelle litorale Ablagerungen darstellen. Es ist also über alle Zweifel erhaben, daß die Tätigkeit dieser Kieselsäure ablagernden Therme auf den Zeitraum der sarmaltischen Stufe entfiel. 21. Ich muß hier noch jenes Bergvorkommnis erwähnen, welches Joser SzarBO |p. 109] aus dem Tunnel des Budaer Värhegy beschrieben hat. Nach Szasö komrnt am westlichen Ende des Tunnels, im stark zerklüfteten Budaer Mergel ein plastischer Ton vor, welcher in Form einer im großen ganzen vertikalen Grenzfläche auftritt; es wurden darin Kalzite und freie Baıytkristalle, unter letzteren einzelne Exemplare von ansehnlicher Größe gefunden. Dr. Tuomas v. Szontacn und Dr. Karı v. Parp! sind der Meinung, daß die erwähnte «Grenzfläche» einer Ver- werfung entspricht, an welcher entlang das Hinabsickern der Nieder- schlagswasser in viel gesteigerterem Maße vor sich gehen konnte, wo- durch sich die Durchtränkung und Zerstörung der Wände des Tunnels erklären läßt. Ebendort erwähnen die Autoren (p. Il) noch, dab im Neben- durchhau des Tunnels die Klüfte der zwischengelagerten Tonschichten durch ein trockenes, lockeres, stellenweise rotgefärbtes, im allgemeinen jedoch weißliches Material ausgefüllt sind, in welchem keine Spuren des Kalkes enthalten sind. Das Material ist tuffartig, kann jedoch trotz- dem nicht als Tuff bezeichnet werden, da es unter dem Mikroskop keinerlei vulkanische Bestandteile zeigt, etc. Ich erachte es fürzwei- fellos, daß auch das in Rede stehende Material nichts anderes, als ein Pendant der weiter oben von mehreren Stellen beschriebenen Tuffe ist. b) Kalktuffablagerungen. Der Kalktuff ist im Gebiet des heutigen Budaer Gebirges in groben Mengen vorhanden. Derselbe kommt im allgemeinen in der Nähe der heutigen Thermen, jedoch überall beträchtlich höher, als die Austritts- stellen der heutigen Quellen vor. Nur sporadisch treten weiter im 1 A budai värhegyi alagüt hidrogeologiai viszonyai. Az alagüt vizsgälatära kiküldött bizottsäg jelentese. Separatabdruck, Budapest, 1908. Manuskript. Mitt. a, d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 5. Heft. 16 230 D: ZOLTÄN SCHRETER (34) Inneren des heutigen Gebirges einzelne gänzlich isolierte Kalktuffvor- kommnisse auf (Lipötmezö). 1. Im Süden befand sich einst am Gipfel des Gell&@rthegy in einer Höhe von 210-220 m ü. d. M. ein kleineres Kalktuffplateau, das ganze wurde jedoch schon in alten Zeiten abgetragen. Zu BEupants Zeiten waren hier noch Steinbrüche im Kalktuff vorhanden. In einem Garten etwas weiter gegen Westen wurde ein mächtiger ungefähr haus- großer Block desselben bis zum heutigen Tag erhalten. Noch weiter nach Westen stoßen wir am Abhang des Berges in einer Höhe von ca. 18553 m abermals auf einen kleinen Rest des Kalktuffes. Eine de- tailliertere Beschreibung dieser Vorkommnisse finden wir bei Joser Szıs0 [20, 105). 2. Gegen Norden ist am Naphegy eine kleinere Kalktuff-Partie über den oligozänen Budaer Mergel gelagert. Heute stehen Häuser auf diesem Gebiet, so daß vom Kalktuff kaum mehr etwas zu beobachten ist. Nach Joser Szasö war der hier vorkommende Kalktuff einer der merk- würdigsten Pisolithfundorte, welche hier als freie Kügelchen und auch lose mit einander verwachsen reichlich vorhanden waren. In der Nähe des Fundortes der Pisolithe, namentlich an der Ostseite des Naphegy, unweit vom Gipfel, war der Kalkstein ganz locker, während derselbe in größerer Enlfernung von dieser Stelle dicht und von kristallinischer Struktur war. 3. Ein sehr bemerkenswertes Vorkommnis des Kalktuffes ist weiter nach Norden das Plateau des Värhegy. Die Grundmasse des Berges wird vom oligozänen Budaer Mergel gebildet, auf diesem lagern die voll- kommen horizontalen Bänke des Kalktuffes, welche das unmittelbare Fundament sämtlicher Gebäude des Värhegy liefern. Auch dieses Kalktuff- plateau ist eine Ablagerung der im Pleistozän hervorbrechenden Ther- men. An einer Stelle sind im unteren Teil des Kalktuffes prächtige Pisolithe vorzufinden. Dieses Vorkommnis ist schon seit langer Zeit be- kannt, und wurde auch von verschiedenen Autoren beschrieben. Zu- erst wurde es von J. S. Krenner beschrieben [8, 462], nach welchem dieser Fundort im westlichen Teil des Värheey, im Keller des Hauses Uri uteza Nr. 12 gelegen ist. Hier folgt über einen verwitterten Budaer Mergel ein Kalktuff von pisolithischer Struktur vor, dessen Mächtigkeit 4—5 Fuß beträgt. Die Größe der Pisolithe ist sehr verschieden; es kommen darunter sehr kleine und auch große (von 1'5—2'5 Zoll) vor. Zu unterst sind die kleinen, weiter oben die größeren Pisolithe vorzufinden. Die einzelnen Schalen lassen sich leicht von einander trennen; das Material derselben ist konzentrisch um einzelne (uarz- körner oder Splitter eines körnigen Kalktuffes abgelagert. Ihre Dich- (35) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 231 tigkeit ist 9'876, ilıre Härte übertrifft ein wenig den dritten Härtegrad. Die chemische Beschaffenheit derselben ist nach den Untersuchungen Krenners folgende: Kohlensanzer Kalk er 96611 Kohlensaure Magnesia _ _ _ 1'463 ISieselsamtes(losliche) Se Ps 0739 Kieselsäure (unlösliche) en Arete 0.382 Alıminiomoxyan zn 70308 Eisenoxsvdie Ip arts A 0.260 \WVasseree las a ea areas 05033 Eisenoxydul_ _ _ 2 4089 Spuren Zusammen _ .. 99'807 KrEnneR und auch Szasö versuchten mit Hilfe der Spektral- analyse Baryum oder Strontium nachzuweisen, jedoch ohne Erfolge. Erheblich später wurde sodann ebendasselbe Vorkommnis von Dr. F. Scuararzır 21, 99] im Földtani Közlöny besprochen. Nach seiner Beschreibung ist im Keller des Hauses Diszter Nr. 11 folgendes Profil zu beobachten: 1. Unten gegen SSW einfallender Budaer Mergel. 9. Pisolithlager in einer Mächtigkeit von 0'753 m. 3. Oben Kalktuff in einer Mächtigkeit von 4°49 m. Nach ScHarar- zır bildet das Pisolithlager eine Ellipse, deren längerer Durchmesser ungefähr SO m, der kürzere ca. 40 m beträgt. Die Zusammenschrumpfung und Auskeilung des Pisolithlagers nach den verschiedenen Richtungen konnte er in den Kellern der benachbarten Häuser sehr gut konsta- tieren. Die mehr oder minder regelmäßigen Kugeln sind entweder in eine aus mohngroßen Körnern bestehende, oolithische Grundmasse ein- gebettet, oder aber es sind Kugeln von der Größe eines Hühnereies unmittelbar miteinander verklebt, wodurch ein prächtige schönes, un- gemein zähes Gestein entsteht. Aus dem loserer. Material kommen wahrhaftige Riesen zum Vorschein; die größte Kugel besitzt einen Durehmesser von nicht weniger als 5 Zoll. Im Inneren einiger größerer Kugeln fand ScHararzık Fragmente des Budaer Mergels als Kerne vor. Er schließt mit folgender interessanten Bemerkung: Wenn man be- denkt, daß das Gewicht des größten Exemplars ein Kilogramm erreichen mag, kann man sich vorstellen, mit welcher Gewalt die einstige Quelle hervorbrechen mußte, um sogar noch Körper von solchem ansehnlichen Gewicht in eine rotierende Bewegung versetzen zu können. In dem nach der Vorlesung erfolgten Gedankenaustausch gab 16* 232 D: ZOLTÄN SCHRETER (36) Joser Szaso der Ansicht Ausdruck, daß immer nur die untere Schicht des Kalktuffes pisolithisch sei (was jedoch meiner Überzeugung nach auf einem Irrtum beruht). Ebendort steht auch die Bemerkung zu lesen, daß die von J. Krenner aus dem Keller des Hauses Uri-uteza Nr. 12, und von Gy. Parkovıcs aus demjenigen des Hauses Uri-uteza Nr. 18 beschriebenen, respektive mitgebrachten Pisolithe mit den von ScHa- FARZIK beschriebenen ident sind, ein Umstand, dessen Erklärung darin. liegt, daß die Benennungen und die Nummerierung der Gassen im Laufe der Zeiten umgeändert wurden. Was die Bemerkung anbelangt, daß im Keller des Hauses nach der Behauptung des Besitzers ein warmer Brunnen vorhanden wäre, welcher jedoch abgesperrt ist, so müssen wir dieser Möglichkeit einige Zweifel entgegentragen, jedenfalls wäre es aber angezeigt, diese Sache näher zu untersuchen. Die durchschnittliche Höhe des Kalktuffplateaus des Värhegy be- trägt 170 m ü. d. M. 4. Eine kleinere Kalktuffpartie befindet sich neben dem Tal des Ördögärok, bei der großen Ziegelfabrik, wo der Kalktuff auf den Kisczeller Tegel gelagert ist. Höhe derselben ca. 140—150 m ü. d.M. 5. Etwas gegen Norden vom soeben erwähnten ist auch am Rökushegy ein kleineres Kalktuffvorkommnis, u. zw. gleichfalls über Kisezeller Tegel, vorhanden. 6. Nördwestlich von diesem, am SW-Abhang des Ferenczhegy ist ein kleineres Vorkommnis des Kalktuffes in einer Höhe von ca. 230—250 m vorzufinden. Von letzterem sind jedoch heute nur mehr seringe Überreste zu sehen. 7. Östlich von hier stoßen wir am Jözsefhegy in einer Höhe von 232 m abermals auf Kalktuff. Wahrscheinlich entspricht dieser Punkt der pleistozänen Austrittsstelle der alten Thermen des (säszär- und Lukäcsfürdö. 8. Etwas weiter gegen Norden gelangen wir auf das Plateau von Kisezell. Hier ist der sanft gegen SE einfallende oligozäne Kisezeller Tegel durch eine kleine Erosionsfläche abgeschnitten, auf welche Schotter, Sand und glimmeriger Lehm (wahrscheinlich ein pleisto- zänes Anschwemmungsmaterial der Donau) gelagert sind ; darüber folgt sodann der im großen ganzen horizontal geschichtete Kalktuff. In den alten, heute verlassenen Steinbrüchen ist der Kalktuff in vorzüglicher Weise erschlossen, dessen dünnere und dickere, weichere und dichtere, festere Bänke wiederholt miteinander abwechseln, ja sogar stellenweise in einen gänzlich lockeren Kalkschlamm übergehen. In den Kalktuff- schichten sind sehr viele eozäne Kalksteingerölle eingeschlossen, welche zu einen vollkommen festen Konglomerat verkittet sind. Es ist dies (37) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 233 offenbar nichts anderes, als jener Schuttkegel, welcher durch die im Pleistozäin vom Abhang des Berges zeitweise herabstürmenden Wild- bäche in den durch die hervorbrechenden Thermen zustande gebrachten kleinen Teich oder Sumpf vorgeschoben wurde. Insbesondere die er- wähnte lockere Tuffschichte enthält fossile Schnecken in Fülle, welche von A. Koch [33] und später von Tu. Kormos?! beschrieben wurden. Einzelne Schichten lassen durch Tuff inkrustierte, einstige Charaarten erkennen. Außerdem kommen hier auch noch interessante Reste pleisto- zäner Säugetiere vor, so z. B.: Klephas primigenius Bue., Rhinoceros antiquitatis Bue., Eınys orbicularis L. etc. Es erleidet also keinen Zweifel, daß das abfließende Wasser der hier einst hervorbrechenden Thermen einen kleinen, warmen Sumpf oder Tümpel bildete, in welchem eine große Anzahl von Wasserschnecken (Bythinia, Lymnaea Planor- bis etc.) und Wasserpflanzen (Chara, Schilf, Rohr) lebte; doch auch die Reste verschiedener Landtiere (wie Schalen von Landschnecken und Wirbeltierknochen) gerieten außerdem hinein. Sehr interessant sind die letzteren. Die Tiere kamen, wie es scheint, hieher, um ihren Durst zu stillen, bei welcher Gelegenheit mehrere Exemplare an dieser Stelle umkamen; ihre Knochen wurden sodann allmählich durch den sich fortwährend ablagernden Kalktuff überzogen [8, 465 und F. ScHararzık].” Ein besonderes Inleresse verleiht dem Kisczeller Plateau auch der Umstand, daß hier durch die im Laufe der Zeiten sukzessive fort- schreitenden Arbeiten in den Steinbrüchen mehrere prächtige Aus- flußkegel alter Quellen freigelegt wurden. Einer derselben ist auch heute noch im südlichen Teil des Plateaus, oberhalb der Ziegelei gut sichtbar. Die halbkugelförmig übereinander gelagerten Kugelschalen sind durchschnittlich 2—5 Finger dick, und bestanden ursprünglich ans Aragonit, haben sich jedoch seither in Kalzit verwandelt; sie ent- halten in einzelnen Nestern prächtige Pisolithe. Ein hier gesammeltes sehr schönes Pisolithexemplar befindet sich in der mineralogisch-geolo- gischen Sammlung des Polytechnikums. Das häufigere Vorkommen der Pisolithe ist nach Joser Szago hauptsächlich auf den nördlichen Teil des Plateaus beschränkt. Eine ausführliche Beschreibung des in Rede stehenden Voıkommnisses finden wir bei Josser Szasö [20] und Anton Kocn [33]. Durchschnittliche Höhe des Plateaus 140 —160 m ü.d. M. 9. Neben dem Kirchhof von Öbuda, in der Nähe der Donatuskapelle, befindet sich ein gleichfalls auf den Kisczeller Tegel 1 Földtani Közlöny, Bd. 39, 1909, p. 541 und 599. 2 Siehe: Dr. F. Scuararzır, Geologisches Exkursions-Tagebuch für die Hörer des Polytechnikum: «Geologiai kiränduläs Budaujlakra &s a Mätyäshegyre.» Als Manuskript. 234 D: ZOLTÄN SCHRETER (35) gelagertes, kleineres Kalktuffvorkommnis, in einer Höhe von ca. 140— 160 m. Darüber lagert stellenweise ein Gerölle enthaltender Löß. Wahr- scheinlich war dies die alte, pleistozäne Ausflußstelle der nahe gele- genen «Kerekesärda» Quelle. 10. Im Inneren des Gebirges befindet sich das Kalktuffvorkommnis vom Lipötmezö, welches in der zwischen dem Härshegy und dem Vadaskert gelegenen, hinabgesunkenen Bucht, im Tal des Ördögärok über den Kisczeller Tegel gelagert ist. Höhe: 200—9250 m ü. d. M. I1. Das Kalktuffplateau des Aranyhegy bei Uröm ist schon jenseits des gesunkenen Gebietes von Vörösvär gelegen. Der horizontal geschichtete, hauptsächlich von dickeren Bänken aufgebaute dichte Kalktuff lagert auch hier über dem Kisczeller Tegel. Höhe seiner Ober- fläche: 180—192 m ü. d. M. Das Gestein dieses Plateaus wurde wie es scheint, schon von den Römern gebrochen (Kocn [16)). 12. Auch am CGsillaghegy, dem östlichen Teil des Peterheey, finden wir in einer Höhe von ca 1S0-—200 m ü. d. M. eine Kalktuff- partie von geringerer Ausdehnung. Dieser Punkt dürfte als die alte, pleistozäne Ausflußstelle der heutigen Quelle des Gsillaghegy zu be- trachten sein. 13. Am Rökahegy bei Üröm befindet sich, gleichfalls über dem Kiscezeller Tegel, ein kleines Kalktuffplateau, in einer Höhe von ca. 200—221 m ü. d. M. Nach Anton Kocn [16) ist zwischen den beiden Ablagerungen ein gelber Sand zu beobachten, welcher zweifelsohne genau so, wie auch der am Plateau von Kisczell unter ähnlichen Ver- hältnissen vorkommende Sand, Schotter und Lehm für das angeschwemnite Material der alten, pleistozänen Donau anzusehen ist. 14. Das Plateau des Ezüsthegy-Kapellenhut bei Budakaläsz besteht gleichfalls aus Kalktuff. Höhe: 150—225 m ü. d. M. Darunter ist der Sand, Sandstein und Lehm der untermediterranen Stufe gelegen. Auch hier befindet sich, wie es scheint, zwischen den beiden Ablagerungen eine dünne Scholterlage, welche jedoch nicht gut er- schlossen ist. Wir haben in diesem Material mit meinem Kollegen v. Maros Gerölle von Quarz, Dachsteinkalk, eozänem Kalkstein und Härshegyer Sandstein vorgefunden. Ohne Zweifel haben wir es auch hier mit der pleistozänen Donauterrasse zu tun. Im westlichen Teil des Vorkommnisses ist der Kalktuff in großen Steinbrüchen gut erschlossen. An einer Stelle konnten wir einen (uellenausflußkegel beobachten, welcher Pisolithe enthielt. Weiter gegen Westen sind noch zwei klei- nere Kalktuffpartien in einer Höhe von 200 und 220 m ü. d. M. vor- handen. 15. Interessant ist das Kalktuffvorkommnis am Monatoväcberg rO ww or (29) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIJÄRER IIND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. bei Budakaläsz. Der Monatoväcberg selbst besteht aus unteroligozänem Härshegyer Sandstein, dessen grobe, undeutlich wahrnehmbare Bänke unter einem Winkel von ca. 50—-55° nach Nordost einfallen. Gegen NE wird jedoch der Verbreitung desselben durch einen von NW nach SE verlaufenden Bruch ein plötzliches Ende bereitet, an welchem ent- lang der Härshegyer Sandstein in die Tiefe gesunken ist, wodurch sich auch die erhebliche Steile des Bergabhanges erklären läßt. Zu Füßen der steilen Berglehne erstreckt sich eine kleine Hochebene weiter nach NE, welche schon dem Plateau des Kalktuffes entspricht. Der Kalktuff endete gegen NE schon ursprünglich in steilen, zerrissenen Wänden, was durch die intensiven Arbeiten in den Steinbrüchen nur noch auf- fälliger hervorgehoben wurde. Darunter lagert, wie dies schon von A. Kocn betont wurde \16], zweifelsohne der Kiscezeller Tegel. Seine horizontalen Schichten liefern ein ausgezeichnetes Material für die Steinbrüche, aus welchen hauptsächlich Werksteine für Monumental- bauten in Budapest gewonnen werden. Die Höhe der Oberfläche des Kalktuffplateaus beträgt ungefähr 220—240 m ü. d. M. 16. Das nördlichste Vorkommnis endlich ist eine Kalktuffpartie in der Gegend des sogenannten Majdan-Polje neben Pomäz. Im west- lichen Teil dieses Gebietes befindet sich eine Scholle des Dachstein- kalkes, welche plötzlich durch eine von NE nach SW verlaufende Ver- werfung abgebrochen wird, und ihren Platz dem ruckweise herabge- sunkenen Kisezeller Tegel überläßt, welcher etwas weiter nach Osten ein gröberes Gebiet beherrscht. Der Kalktuff beginnt genau an der Bruchlinie, derselbe erstreckt sich oberhalb des Kisczeller Tegels als 5—10 m mächtige Decke nach Osten, und bildet die oberste Lage des Plateaus. Höhe desselben 190—200 m ü. d. M. Die Schichten des Kalktuffes, welche z. T. locker sind, z. T. dichte, harte Bänke bilden, zeigen eine horizontale Lagerung; die härteren Bänke desselben werden in einem großen Steinbruch abgebaut und zu Treppenstufen und Deko- rationen verschiedener Art verarbeitet. Im Steinbruch ist der Kalktuff in einer Mächtigkeit von 5-—6 m freigelegt. Die Thermalquelle, welche den Kalktuff abgelagert hatte, bediente sich beim Aufsteigen wahrschein- lich der zwischen dem Dachsteinkalk und dem Kiscezeller Tegel vor- handenen Bruchfläche, benützte aber vermutlich auch noch andere, mit dieser parallel verlaufende, jedoch unerforschliche Brüche. Ich muß hier noch erwähnen, dab ich oberhalb des Kisczeller Tegels und unter dem Kalktuff auch hier eine Schotterlage konstatieren konnte. Am besten ist dieser Schotter am Nordrand des Plateaus, an jenem Feldweg wahrzunehmen, welcher aus der Gemeinde Pomaz auf das Plateau hinauf, zu den Steinbrüchen führt. Hier konnte ich hasel- 236 D: ZOLTÄN SCHRETER (40) nuß-, nub-, ja sogar faustgroße Quarzgerölle von verschiedenen Farben in einer Mächtigkeit von vielleicht 1 m konstatieren; Gerölle anderer Gesteine, namentlich die wichtigen Andesitgerölle habe ich jedoch nicht gefunden. Nach der Analogie der übrigen Vorkommnisse muß auch dieses als pleistozäne Donauterrasse gedeutet werden. Ich kann jedoch den Verdacht nicht verschweigen, daß dieser Schotter einen hier zurück- gebliebenen. von der Erosion nicht fortgeschafften Rest des unter- mediterranen Schichtenkomplexes darstellen dürfte. Gegen Norden, z. B. am Meszäliahegy, ist nämlich der sandig schotterige Schichtenkomplex des unteren Mediterran in beträchtlichem Maße entwickelt. 17. Szechenyihegy. Zum Schluß will ich das Vorkommnis am Plateau des Szöchenyihegy, dessen Typus von demjenigen der übrigen Kalksteine absticht, separat behandeln. Dieser Süßwasserkalk unter- scheidet sich von den früher erwähnten auch bezüglich seines Materials, vor allem jedoch darin, daß er in einem beträchtlich höheren Niveau als die übrigen vorkommt. Während die früher besprochenen zwischen den Höhen von 140—250 m ü. d. M. anzutreffen sind, kommen die Kalksteine des Szechenyihegy in einer Höhe von 400-455 m vor. Die Masse des Szechenyihegy besteht aus zerklüfteten Schollen des Trias-Dolomits, eozänen Kalksteines und Mergels, über welchen nahezu horizontal die Gebilde der pamnonischen (pontischen) Stufe: Schotter, Konglomerat, Sand und Sandstein gelagert sind, während in dem weiter gegen Westen gelegenen Teil des Gebirges ein blaugrauer Tegel vorherrscht. Diese Schichten sind im allgemeinen fossilleer, aus einem Teil derselben ist es jedoch seinerzeit noch Karı Hormann ge- lungen für die pannonische (pontische) Stufe charakteristische Schnecken zu sammeln, überdies kam aus dem hiesigen Sandstein in noch früheren Zeiten der Kiefer eines Aceratherium ineisivum zum Vorschein, durch welchen das Alter dieses Gebildes genau bezeichnet wird. Über diesen Schichten lagert sodann der in Rede stehende bräunlichgraue, bitume- nöse Süßwasserkalk, welcher jedoch, wie es scheint, überall nur eine geringe Mächtigkeit besitzt. Einen guten Aufschluß konnte ich nirgends beobachten, nur einzelne verstreute Stücke dieses Gesteins finden sich an der Oberfläche des Plateaus. Seine Fossilien sind nach Tu. Fuchs Limnaea sp., Planorbis sp. und Helix Reinensis Gosanz. Diese Ab- lagerung gehört nach der Ansicht einzelner Fachleute noch zur panno- nischen (pontischen) Stufe, andere jedoch halten dieselbe für levantinisch. Dr. Lupwis v. Löczy äußerte sich gelegentlich dahin, daß der Süß- wasserkalk des Szechenyihegy gleichfalls thermalen Ursprunges sein dürfte, in welchem Fall wir es mit der Ablagerung der zur Zeit der präpleistozänen Stufen hier tätig gewesenen Thermen, oder richtiger (41) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 337 lauwarmen Quellen zutun hätten. Mit anderen Worten wären also die Thermen zur Zeit der pannonischen, respektive levantinischen Stufe in einem noch höheren Niveau hervorgebrochen, und wären ebendieselben im Pleistozän zu einem tieferen Horizont herabgestiegen. Meinerseits habe ich auch diese Frage einer genauen Prüfung unterworfen, ich gelangte jedoch zu dem Resultat, daß zwischen dem Sißwasserkalk des Szechenyihegy und den alten Thermen keinerlei Zusammenhang bestehen kann. Dieser sehr stark bitumenöse Kalkstein von großer Flächenausdehnung, jedoch geringer Mächtigkeit ist meiner Ansicht nach ein gegen Ende der pannonischen (pontischen) Stufe ent- standenes Sumpfwassergebilde, welches sich in dem nach dem Rückzug des Binnensees hier zurückgebliebenen kleinen, sumpfartigen stagnie- renden Wasser abgelagert hatte. Hiefür spricht auch die stellenweise zu beobachtende, vollkommen seekreideähnliche Beschaffenheit dieses Kalksteines (z. B. in den kleinen Steinbrüchen im oberen Teil des in der Richtung nach dem Nemetvölgyer Friedhof mündenden Täles), ferner auch der Umstand, daß derselbe nirgends den Charakter des echten Kalktuffes zeigt. Wenn wir nun in außerhalb des Bereiches der Budaer Gebirge, aber noch ziemlich nahe gelegenen Gebieten nach ähnlichen Thermal- Ablagerungen suchen, so erfahren wir alsbald, daß solche überhaupt nicht zu den Seltenheiten gehören. So findet man bei Epöl, Mogyorös, Läbatlan, Piszke, in der Umgebung von Dunaszentmiklös, dann neben Baj, Szöllös und Tata kleinere und größere Kalktuff-Vorkommnisse. Die zuletzt erwähnten wurden, — obzwar dieselben nicht strikte zu meinem Gegenstand gehören, da sie außerhalb des Gebietes der Pudaer Gebirge gelegen sind, — hauptsächlich der Vollständigkeit wegen, und mit der Absicht ein einheitliches Bild darzustellen. hier aufgezählt und in meiner Karte veranschaulicht. Ich bemerke hier, daß ich die zuletzt angeführten Kalktuffpartien nach den Original-Aufnahmen Dr.-A. Lırra’s in meine Karte übertragen durfte, eine Gefälligkeit, für welche ich Ihm auch an dieser Stelle aufrichtigen Dank sage. Auf Grund einer gleichfalls von Ihm herstammenden, mündlichen Mitteilung erwähne ich es. daß heute bei Dunaalmäs, unmittelbar am Ufer der Donau zwei Thermen hervorbrechen, deren Temperatur 22 C° beträgt. Es ist klar, daß auch im Pleistozän eben dieselben Thermen etwas weiter gegen Süden und in einem höheren Niveau tätig waren, wodurch die großen Kalktuff-Ablagerungen zustande gekommen sind. Des weiteren quillt nach Lırra gegenwärtig eine 20 G°-ige Therme 382 D: ZOLTÄN SCHRETER (42) in Esztergom, ebenfalls nahe zur Donau hervor, am Fuß des Berges, auf welchem die Basilika steht. Außerdem wurde ebendaselbst auch ein Brunnen gebohrt, dessen Wasser gleichfalls eine Temperatur von 20 G° besitzt. In der Umgebung von Esztergom sind jedoch ältere Kalktuffablagerungen nicht vorhanden. Längst bekannt sind die präch- tigen Thermen von Tata, welche wirklich sehenswürdige Objekte der Natur darstellen. Namentlich ist es die prächtige Quelle im gräflich Eszrernäzy’schen Park, welche auf jeden Naturfreund einen wahrhaft berückenden Eindruck macht. Außerdem befinden sich noch Quellen neben der Straße von Töväros, und südwestlich von großen See. Es erleidet keinen Zweifel, daß die Thermen auch hier durch jene Spal- ten emporsteigen, welche parallel mit den die isolierte mesozoische Gebirgsscholle von Tata durchziehenden Brücken im Untergrund ver- laufen, und durch die darübergelagerten jüngeren (pannonischen) Schiehten verdeckt sind. Die mächligen Kalktuffablagerungen sind pleistozäne Rückstände dieser Quellen. Auch Kieselsäure ablagernde Thermen waren in der Nähe tätig. Kieselsaure Ablagerungen finden wir im Granitgebirge von Velencze, wo die Quarzgänge einzelne Spalten ausfüllen, und sich mitunter weit, bis auf Entfernungen von mehreren hundert Meliern verfolgen lassen. Bemerkenswertere Vorkommnisse befinden sich am Grat des Meleghegy, weiter im Süden in der Umgebung von Sukorö, und NE-lich von Nadap am Templom-hegy. Das vorherrschende Strei- chen der Schichten ist NW—SE. Das Material derselben wir zu Mühl- steinen verwendet.' Das Material der östlich vom Meleghegy gelegenen kleineren Gebirgsschollen ist gänzlich mit Quarz imprägniert. Ferner konnte ich auch am Somlyöhegy bei Polgärdi Ausscheidungen von Kieselsäure beobachten. Hier konnte ich an einer gut wahrnehmbaren N—S-lichen Spalte des paläozoischen kristallinischen Kalksteines ent- lang die Verkieselung des Kalksteines und eine grauliche chalzedon- artige Kieselsäureablagerung konstalieren. Außerdem scheint die Ausscheidung von Kieselsäure auch im Gebiet des Vertes-Gebirges keine Seltenheit zu sein. In der Um- gebung von Csäkberäny besteht der Gipfel des Likaskö genann- ten Dolomitfelsens aus bräunlich gefärbter, limonitischer Kieselsäure. Etwas weiter gegen Norden hievon, am Ostabhang des «Öregszölö- hegy» beobachtete ich zwei ganz ähnliche, bräunlich gefärbte, limoni- 1 Die erste und bisher einzige Erwähnung hierüber ist in dem für das Auditorium des Polytechnikums verfaßten geologischen Exkursions-Tagebuch von Dr. F. ScHAFARZIK, betitelt: «Geologiai kiränduläs a Velenezei-hegysegbe, Feher- megyeben.» enthalten. Manuskript. (43) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 239 tische Quarzgänge beobachten, welche als widerstandsfähigere Ge- steine aus dem zerstäubenden Dolomit ein wenig hervorspringen. Ihr Streichen ist ein NW—-SE-liches. Außerdem sind auch noch an meh- reren anderen Stellen ähnliche Kieselsäureablagerungen vorhanden. Den verkieselten Mergeln des Nagy-Gellerthegy in Budapest voll- kommen ähnliche beschreibt E. Vanäsz aus den am linken Donau- ufer gelegenen Gebirgsschollen von (sövär-Nezsa, in den Mit- teilungen aus dem Jahrbuch der kgl. ung. Geologischen Reichsanstalt, Bd. XVIIL, Heft 2., p. 162 (64). Auch diese Mergel wurden durch kieselsäurehaltige Thermen nachträglich umgestaltet. Auch von zahlreichen anderen Stellen Ungarns sind uns die Spuren der Tätigkeit alter Thermen bekannt, welche jedoch bisher noch nicht studiert worden sind. So sind z. B. jene Thermal-Ablage- rungen längs bekannt, welche den Liparit-Andesit-Zug von Eperjes- Tokaj begleiten; es sind dies hauptsächlich Geysirite, Ablagerungen eines opalartigen Materials, etc. Ähnliche Gebilde wurden auch aus dem Ungarischen Erzgebirge, z. B. aus der Gegend von Körmöczbänya, aus dem Mätra-Gebirge, etc. erwähnt. Desgleichen findet man auch im Westen des Komitates Krassö- Szöreny in der Umgebung der Granodiorit-Dazit-Eruptionen zahlreiche Ablagerungen, welche auf die Tätigkeit von "Thermalquellen hindeuten. Kieselsaure Ablagerungen und Ausscheidungen von Fluorit kommen hauptsächlich in der Umgebung von Ujmoldova vor. Eine Reihe ähn- licher kieselsaurer Ablagerungen, vor allem jedoch die Verkieselung einer mächtigen Zone des Kalksteines zeigt sich uns nördlich von Ujmoldova, in der Umgegend von Szenesfalva, Havas Märia, und wei- ter bei Oravicza-CGsiklovabänya. An sämtlichen genannten Stellen war die Tätigkeit der Thermen mit den alten vulkanischen Ausbrüchen eng verbunden, sie beschränkte sich auf die Umgebung der letzteren, stellte also zweifelsohne eine postvulkanische Erscheinung dar. Einen etwas abweichenden Charakter zeigen die im nördlichen Teil des Komitates Krassö-Szöreny, in der Umgegend der Ortschaften Krivina und Petrosza vorkommenden Kieselsäureablagerungen. Hier ist eine gelbe, oder gelblichbraun gefärbte, dichte, mitunter poröse Kiesel- säureablagerung (Quellenquarzit) anzutreffen, welche über dem alten, zur Devon- oder Karbon-Formation gehörigen serizitischen Tonschiefer Quarzitschiefer, Kalkstein und Dolomit ausgedehnte Partien und Decken bildet, in welchen stellenweise Schnüre und Nester von Man- ganerzen vorkommen. An einzelnen Stellen ist eine hochgradige Meta- morphisierung, Verkieselung des alten Kalksteines zu beobachten. Ver- mutlich dürften auch die vereinzelten schwachen Limonit-Vorkomm- 240 D: ZOLTÄN SCHRETER (44) nisse auf die Tätigkeit dieser Quellen zurückzuführen sein. Auf diesem Gebiet ist kein Eruptivgestein vorhanden, nur nördlich davon, jenseils der Gemeinde Petrosza tritt Andesit auf, mit welchem die in Rede stehende Kieselsäureablagerung vielleicht in genetischem Zusammen- hang stehen dürfte. Wenn man im Ausland nach Analogien der Budapester Thermen, und der in ihrer Umgebung vorkonrmenden, auf die Tätigkeit alter Thermen hindeutenden Ablagerungen sucht, findet man deren mehrere. Auf die zwischen den Quellen der niederösterreichischen «Thermen- liniev und unseren Quellen vorhandene Ähnlichkeit habe ich schon an entsprechender Stelle hingewiesen (siehe p. 210). Höchst interessant und bemerkenswert ist es, daß unsere Thermen den Quellen des fran- zösischen Zentralplateaus, insbesondere aber die hiesigen alten Quel- len-Ablagerungen denjenigen Frankreichs ähnlich sind. Die Quel- len des französichen Zentralplateaus und die sonstigen damit in Zu- sammenhang gebrachten Erscheinungen wurden zuerst von Voısın,! dann zum Teil auf Grund seiner Arbeiten von F. E. Surss beschrieben [32]. Nach ihrer Ansicht treten die heuligen Thermen an jenen Bruch- linien zutage, welche die Grenze zwischen dem alten Grundgebirge, und den versunkenen, durch jüngere tertiäre Ablagerungen angeschül- teten, gegenwärtig ebenen Gebieten abgeben, namentlich an solchen Stellen, wo der Hauptbruch durch Querbrüche durchkreuzt wird. Die Tätigkeit dieser Thermen läßt sich mit derjenigen der Vulkane der Auvergne und Velay in Zusammenhang bringen, welche in der Tref- fungslinie, (Schaarung), der Gebirgssysteme von Variscus und Armorica zur Eruption gelangten. Die berühmteste Quelle, diejenige von Vichy bricht an einer Querspalte hervor, welche die Hauptbruchlinie in WNW--ESE-licher Richtung durchkreuzt. Gegenwärtig wird von der Quelle ein aus großen Massen des Aragonits bestehender Kalktuff ab- gelagert, welcher hauptsächlich die erwähnte Querspalte ausfüllend vorkommt, und «Cölestin-Gang» genannt wird. Diese Querspalte gegen ESE weiter verfolgend, trift man auf eine Geysirablagerung, welche wahrscheinlich dem pliozänen Zeitalter angehört. In ihrem weiteren Verlauf können wir einen Fluorit und Baryt führenden Quarzgang konstatieren ; in derselben Richtung weiter vordringend stoßen wir schließlich auf die Basalteruption des Mt. Peiroux. Wenn wir uns diese Linie auch in WNW-licher Richtung verlängert vorstellen, so finden wir jenseits des 1 Voısın: Mem. sur les Soures Minerales de Vichy et les Environs. Annales des Mines. Paris 7. &me Serie, 1879, Tome XVI, (45) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄARER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 241 herabgesunkenen Gebietes, am jenseitigen Saum des Grundgebirges die kohlensaure Therme von Jensat, welche zweifelsohne gleichfalls mit dieser Spalte in Verbindung steht. Die nördlich von Vichy gelegenen Quellengruppen werden mit Spalten in Beziehung gebracht, welche mit dem früher genannten Cölestingang parallel verlaufen. Diese Spalten durchschneiden die Ge- steine des Karbons und den Porphyr, und sind durch ihren Reichtum an Fluoritkristallen charakterisiert. Die heute dort hervorbrechenden Quellen enthalten verhältnismäßig viel Fluor, es liegt also auf der Hand, daß die Quellen die an Fluorit reichen Ablagerungen zur Zeit ihrer früheren Tätigkeit abgesetzt hatten. Voısın beschreibt außerdem aus dieser Gegend noch mehrere eigentümliche Gebilde, welche er als alte, miozäne Geysirablagerungen erkannte. So wird z. B. nach ihm der in den untersten Schichten der Binnenseeablagerungen der Limagne vorkommende, aus Quarz- und Feld- spatkörnern bestehende Sand durch ein kieselsaures, mitunter jedoch nur kalkiges Zement thermalen Ursprunges verbunden. Außerdem be- trachtet er noch ein merkwärdiges, kalkiges, oolithisches Gestein, wel- ches in verschiedenen Horizonten vorkommt, als eine Ablagerung von Thermalquellen. Neben Vichy zeigt der Süßwasserkalk Eigenschaften, welche von den gewöhnlichen abweichen: er besitzt häufig eine ooli- thische Struktur, oder enthält kieselsaure Konkretionen, und ist zu- meist durch Eisenoxyd rot gefärbt. Eine andere ausländische Quellengruppe, bei welcher die Spuren der früheren Tätigkeit an die Budapester alten Thermalspuren erinnern, ist diejenige von Teplitz (Böhmen). Die Spuren der alten Thermen von Teplitz, die Entstehung von Baryt und kieselsauren Ablagerungen (Hornstein) wurden von F. E. Suess [32] beschrieben. Nach seiner Auffassung lagern auf dem Porphyrmassiv, aus dessen Spalten heute die Thermen hervorbrechen, cenomane Konglomerate und Sandsteine, deren Körner durch ein Zement aus Hornstein verbunden sind. Sowohl im Hornstein, als auch in den Hohlräumen des Konglomerates sind Barytkristalle in großer Anzahl vorzu- finden. Nach Suess sind dies Ablagerungen des warmen Wassers. Das Zustandekommen derselben kann man sich folgendermaßen vorstellen: Vormals waren sowohl das Porphyrmassiv, als auch die darüber gelagerten cenomanen Konglomerate, Sandsteine, und der senone Plä- ner-Kalkstein durch die mächtige, wasserdichte Decke der tertiären Schichten verdeckt. Die alten Thermen, welche durch die Spalten des Porphyrs emporstiegen, erfüllten also die Hohlräume des unterhalb der wasserabsperrenden tertiären Schichten befindlichen Konglomera- 242 D: ZOLTÄN SCHRETER (46) tes und Sandsteines. Hier, in den Hohlräumen und Lücken konnte die Ablagerung der Minerale aus dem T'hermalwasser, dessen Bewe- gung verhältnismäßig ruhig geworden, leichter vor sich gehen. Diesem Prozeß wurde noch durch das Hinzusickern des athmosphärilen Was- ser Vorschub geleistet, wodurch ein Sinken der Temperatur, und dementsprechend eine leichtere Abscheidung des schwer löslichen Baryumsulfats verursacht wurde. Dort, wo über dem Porphyr der Plä- ner-Kalkstein folgt, befindet sich an der Grenze der beiden eine schmale, rotbraune, gebänderte Horn-teinablagerung, welche gleichfalls einen Thermal-Rückstand darstellt. Gegenwärlig sind die Schichten der wasserdichten tertiären Decke, und zum Teil auch die Ablagerun- gen der Kreideperiode durch die Erosion tortgeschafft, der Porphyr taucht an die Oberfläche herauf, so daß heute die Thermen aus den Spalten des letzteren in einem verhältnismäßig tiefen Niveau hervor- treten können. II. Skizze der Entwieklungsgeschichte der Thermal- quellen von Buda. Wenn wir annehmen, daß die heutigen warmen Quellen von Budapest T’'hermalwasser gemischten Charakters liefern, in welchen dem juvenilen Element eine bedeutende Rolle zukommt, so körnen wir es schon a priori voraussetzen, daß die besprochenen Thermalablagerun- gen juvenilen Ursprunges, respektive die Thermen. welche dieselben in früheren Zeiten abgelagert halten, nicht die Rolle einer vollkom- men fremden Erscheinung spielen können, welche mit unseren heuti- gen Thermen überhaupt nichts zu tun gehabt hätten. Im Gegenteil dürfen wir die heutigen Thermen — trotzdem sich ihr Charakter mehr oder nıinder verändert hatte, — dennoch für direkte Abkömmlinge der Alten ansehen. Ich will es auf Grund meiner bisherigen Erfahrungen zu schildern versuchen, in welcher Weise unsere T’herm-n im Laufe des Tertiärs und des Quartärs tätig gewesen sind, und welche Ver- änderungen dieselben während jener Zeiten erlitten hatten, d. h. ich will eine Skizze der Entwicklungsgeschichte unserer Thermen ent- werfen. Im ältesten Zeitalter des Tertiärs, im Eozän finden wir noch keine Spur einer Tätigkeit von Thermalquellen. Es sind zwar Süß- wasserkalksteine im Braunkohlen führenden unteren Schichtenkomplex vorhanden, so z. B. hei Nagykoväesi, Pusztaszentivan, Vörösvär, und im Braunkohlenbecken von Esztergom, es sind dies jedoch typische Sumpfwasser-Ablagerungen, welche eine vollständige Analogie mit der sog. Seekreide zeigen. Es kommen Sumpfwasser-Schnecken, und Pflan- zen, wie Planorbis- und Lünnaea-Arten, ferner Früchte der Chara, etc. darin vor. Diese Ablagerungen haben also nichts mit der bedeu- tend später einsetzenden Tätigkeit der Quellen zu tun. Auch im Oligozän finden wir keine Spuren, welche für eine Tätigkeit der Thermen sprechen würden. Die Metamorphisierung der eozänen und oligozänen Ablagerungen durch kieselsaure Quellen erfolgte, — wie dies weiter unten ausgeführt werden soll, — in einem späteren Zeitalter. 244 D: ZOLTÄN SCHRETER (48) In den am Meeresstrand entstandenen Schotter und Sandablage- rungen der untermediteranen Stufe in der Umgebung von Budafok findet man zahlreiche verkieselte Holzstücke, ja sogar mit- unter ganze Baumstämme. Diese Stämme wurden durch die Thermen, welche auf den zu jenen Zeiten aus dem Meer hervorragenden Land- strecken hervorbrachen, in Holzopal verwandelt, und gelangten von hier in die Strandablagerungen. Von welchem Festland sie jedoch dorthin gelangten, das ist nicht hinreichend aufgeklärt. Die Ablage- rungen des unteren Mediterran bestehen ausschließlich aus Quarz- geröllen und Quarzsand; sie enthalten keine Spur von Dolomit- oder Kalksteingeröllen, welche von der Abrasion des Budaer Gebirges her- stammen könnten. Den Grund dieser Erscheinung sehe ich einerseits in dem Umstand, daß sich aus dem Dolomit, hauptsächlich aber aus dem Kalkstein zufolge der Abrasion viel weniger Gerölle bilden, als aus den quarzitischen Gesteinen, namentlich aus den kristallinischen Schiefern. Andererseits wurde aber alles, was an Dolomit und Kalkstein- geröllen entstanden sein mag, zwischen den durch die starke Strömung und Brandung bewegten Quarzgeröllen gänzlich zerrieben und vernichtet. Daß jedoch auch das gelegentlich der Abrasion des mesozoischen Kalkstein- und Dolomitgebirges fortgeschleppte Material in die litora- len Ablagerungen des unteren Mediterrans hineingeraten ist, darauf weisen jene abgerundeten Hornsteingerölle hin, welche im unteren mediterranen Schotter, — allerdings als Seltenheiten —- vorkommen. Der Hornstein kann aber, wie bekannt, allein aus dem Dolomit her- stammen, wo derselbe in Form größerer und kleinerer Knollen. ja sogar dünner Schichtchen vorhanden ist. Was nun den Ursprung der Quarzgerölle und Quarzsande der unteren mediterranen Stufe anbelangt, erleidet es meiner Ansicht nach keinen Zweifel, daß zur Zeit des unteren Mediterrans (ja sogar schon des oberen Oligozäns) südlich vom Bia-Tetenyer Plateau ein mächtiges, aus kristallinischen Schiefern bestehendes Grundgebirge hervorgeragt haben dürfte, von dessen Abrasion unsere in Rede ste- henden Quarzschotter und Sandschichten herstammen. Auf die Frage jedoch, woher nun die verkieselten Baumstämme hieher gelangten, ob sie aus unserem heutigen Gebirge, oder aher aus dem südlich gelege- nen, gegenwärtig versunkenen kristallinischen Schiefer-Grundgebirge herkamen, — können wir keine zufriedenstellende Antwort geben Durch die Anwesenheit der in Opal verwandelten Baumstämme und- Holzstücke ist jedoch das eine sicher erwiesen, daß zur Zeit der un- termediterranen Stufe die Kieselsäure ablagernden Thermen in die- ser Gegend schon tätig gewesen sein müssen. (49) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 945 Die sarmatische Stufe zeigt gleichfalls bestimmte, sichere Spuren der Tätigkeit von Thermalquellen. Namentlich wurde seiner Zeit bei Räkos. im Einschnitt des Bahngeleise-Deltas eine zwischen die Schichten der sarmatischen Stufe gelagerte, aus Opal und Chal- zedon bestehende Linse freigelegt (siehe S. 228). In der pannonischen (pontischen) Stufe läßt sich die Tätigkeit der Kieselsäure ablagernden Thermen ebenfalls mit Sicher- heit nachweisen. Diese Stelle befindet sich am südlichen Teil des Szechenyi-hegy, auf der östlichen (linken) Seite des Farkasvölgy. Hier befinden sich kleinere kieselsaure Ablagerungen, von denen eine ver- einzelte, abgerundete Gerölle des über den Dolomit gelagerten Kon- glomerates oder richtiger Schotters der pannonischen Stufe in sich schließt. In dem mit diesem Schotter zusammenhängenden Sandstein wurde etwas weiter gegen Norden ein Kiefer des Aceratherium inci- sivum gefunden, wonach das pannonische (pontische) Alter der Ab- lagerungen keinen Zweifel erleidet. Die an Ort und Stelle angestellten Untersuchungen führten mich zu dem Resultat, daß die Verbindung der Kieselstein-Körner durch das kieselsaure Zement wahrscheinlich während der Ablagerung des Schotters, und nicht etwa später, nach der Ablagerung desselben erfolgt sein dürfte. Darauf würde z. Teil der Umsland hinweisen, daß sich die einzelnen Kieselsteine nicht dicht aneinander reihen, sondern mitunter vereinzelt, in größeren Intervallen eingebettet liegen. An dieser Stelle dürfte also die Tätig- keit der Therme noch am zuversichlichsten für interpannonisch zu betrachten sein, obzwar auch ein jüngeres (levantinisches) Alter der- selben nicht ausgeschlossen erscheint. Das Alter der meisten kieselsauren Ablagerungen läßt sich nicht genau feststellen, weil in den meisten Fällen nur soviel zu beobaclı- ten ist, daß gewisse Gebilde an einzelnen Spalten entlang, oder der Schichtung entsprechend verkieselt sind, respektive daß in einzelnen Gesteinsklüften aus Kieselsäure, Fluorit, oder Baryt bestehende Ab- lagerungen vorhanden sind. In diesen Fällen läßt sich nur soviel konstatieren, daß die kieselsauren etc. Ablagerungen, und die dadurch hervorgerufenen Metamorphisierungen jünger sind, als die Schichten, in welchen sich jene Klüfte befinden, welche die kieselsauren und sonstigen Ablagerungen enthalten, beziehungsweise, welche metamor- phisiert wurden. Oberhalb dieser, durch Spalten durchzogenen und melamorphisierten Gesteine finden wir jedoch nirgends unberülrte, nicht metamorphisierte Schichten vor, mit welchen verglichen sich das höhere Alter der Tätigkeit der Kieselsäure ablagernden Thermen nach- weisen ließe. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 5. Heft. 17 246 D: ZOLTÄN SCHRETER (30) Es läßt sich namentlich beobachten, daß das aus dünnen Kiesel- säuregängen bestehende Netzwerk welches z. B. den Dolomit durch- webt, ferner daß der über den Dolomit gelagerte, obere eozäne Mer- gel ebenfalls verkieselt ist, und in seinen Spalten Barytkriställchen birst. Dies ist im westlichen Teil des Kis-Gellerthegy wahrzunehmen. Im östlichen Teil aber finden wir, wie bereits erwähnt, den Dolo- mit von einem Trichter durchbohrt, welcher mit pulverförmigem Kieselsinler ausgefüllt ist; darüber jedoch ist auch der eozäne Mergel gänzlich verkieselt, und in ein schwammig-poröses Kiesel- material verwandelt. Noch weiter gegen Osten, zwischen den beiden Gellert-Bergen, an der Budaörser Landstraße, ferner oben, am Gellert- hegy, in der Nähe des Wächterhauses, dann im ehemaligen Graben beim Särosfürdö ist der oligozäne Budaer Mergel verkieselt. An diesen Stellen konnte das kieselsäurehaltige Wasser der hervor- brechenden Thermen, wahrscheinlich die ausgezeichnete Schichtung begleitend auf große Entfernungen weitersickern und die Schichten größerer Gebiete verkieseln. Am oberen Teil des Gellerthegy, südlich von der Festung findet man stellenweise gleichfalls stark verkieselte, eozäne und oligozäne Mergel und Breceien, welche auch von kleinen Barytgängen durchzogen sind. An diesen Stellen ist es also gewiss, daß die Tätigkeit der Thermen jünger, als das untere Oligozän gewesen ist, weiter können wir indes bei der Feststellung ihres Alters nicht vorgehen, da jüngere Ablagerungen hier fehlen. Die Baryt, Fluorit, und Quarz führenden Gänge des Kis-Sväbhegy durchweben den obereozänen Kalkstein. Am Mätyäshegy läßt sich die vollständige Verkieselung des obereozänen Mer- eels konstatieren, und es treten in den Klüften sowohl dieses Gesteines, als auch des obereozänen Orbitoidenkalkstei- nes Barytkristalle und auch Gänge auf. An diesen Stellen kann also nur soviel festgeslellt werden, daß die hier tätig gewesenen Thermen jünger als das obere Oligozän gewesen sein müssen. Anı Kevelyhegy, Härshegy, und Somlyöhegy ist der unteroligozäne Härshegyer Sandstein stellenweise verkieselt, und enthält hie und da Barytkriställchen, ein Umstand, welcher uns über das post- oligozäne Alter der hier wahrscheinlich tätig gewesenen Thermen unterrichtet. Das Budaer Gebirge stand seit dem mittleren Oligozän trocken; das Wasser eines Meeres oder Sees hatte unser Gebirge (mit Aus- nahme des Szöchenyihegy) seither, wie es scheint, nicht wieder über- flutet, es konnten sich also keine jüngeren Gebilde über den älteren Gebirgsschollen ablagern. Da es mir jedoch in einzelnen Fällen gelun- (51) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 947 gen ist, das Aller der kieselsäurehaltigen Thermen zu fixieren, glaube ich bezüglich unseres Gebirges den Satz verallgemeinern zu dürfen, daß die Kieselsäure ablagernden Thermenihre Tätig- keit im Gebiet der Budaer Gebirge währenddesMio- zäns, mamentlich zur Zeit der untermediterranen Stufe begonnen, und durch die obermediterrane, sarmatische und pannonische (pontische) Stufe hin- dureh bis in die levantinische Stufe des Pliozäns fortgesetzt haben. Dasselbe gilt selbstredend auch in Bezug auf die Baryt- und Fluorit- Vorkommnisse. Bemerkenswert ist der Umstand, daß im Bereich der nahe gele- genen, mächtigen vulkanischen Tätigkeit: im Andesitgebietvon Visegräd-Szentendre weder mit den vulkanischen Eruptionen gleichzeitige, noch als postvulkanische Erscheinungen später abgela- gerte kieselsaure Thermalablagerungen vorzufinden sind. Hier, im Budaer Gebirge, wo solche auftreten, läßt sich ein bestimmter zusam- menbhang derselben mit dem mediterranen Vulkanismus nicht nach- weisen ; trotzdem können diese Thermen kaum anders gedeutet wer- den, als postvulkanische Erscheinuugen, welche die gewaltigen vulkanischen Eruptioneninihrer weite- ten Umgebung begleitet hatten. Dieser Ansicht gibt schon jener Fachmann [19] Ausdruck, welcher in der Zeitschrift «Földtani Közlöny» das große Werk Zsıemoxpy’s (betitelt: «A värosligeti ärtezi küt Budapesten») besprechend, auf p. 130. folgendes schreibt: Es eı- leidet keinen Zweifel, daß das Auftreten sämtlicher Budapester Ther- men als eine schwache Nachwirkung der tertiären eruptiven Tätigkeit zu betrachten ist.» In einem außerhalb unseres Gebirges gelegenem Gebiet, im Ge- birge von Velencze deutet der Galenitgehalt der neben Sukorö be- findlichen Quarzgänge schon auf einen Übergang zu den echten Gängen. Über die weitere, auf jüngere Zeiten entfallende Tätigkeit der Thermen ist uns schon viel mehr bekannt, da sich Ablagerungen von bedeutender Ausdehnung und Mächtigkeit im Umkreis der Ausflußstel- len der Quellen angehäuft haben. Die Ablagerungen bestehen nunmehr ausschließlich aus Kalktufl, von kieselsauren Ablagerungen ist keine Spur mehr vorhanden. Das Alter dieser Kalktuffe ist, wie aus den darin enthaltenen organischen Resten erhellt, pleistozän. Die Kalktuffablagerungen sind vor allem mit Rücksicht auf das Material bemerkenswert. In den früheren Rückständen wurde nur Kieselsäure, spärlicher Fluorit und Baryt abgelagert, von Kalkkarbonat- ablagerungen ist keine Spur vorhanden. Dies geschah — wie weiter !7ks 248 D: ZOLTÄN SCHRETER (52) oben nachgewiesen wurde — von der unteren mediterranen Stufe an- gefangen, wie es scheint, bis zum Ende der levantinischen Stufe. Hierauf erfolgte eine verhältnismäßig tiefgreifende Umwälzung in der Lebensgeschichte der Thermen, welche von nun an kohlensauren Kalk abzulagern begannen. Die Lösung und Abscheidung der früher erwähnten Stoffe läßt sich nur durch die Annahme eines Wassers von sehr hoher T’empera- tur erklären, welches aus der Tiefe emporgestiegen ist, während die Ablagerung des Kalktuffes auch aus einem Wasser von bereits niedri- gerer Temperatur stattfinden konnte, obzwar das Vorhandensein der Pisolithe immerhin noch auf ein wärmeres Wasser hindeutet. Unter den heutigen Thermen ist z. B. der Karlsbader Sprudel eine solche, mit welcher sich unsere pleistozänen Thermen vergleichen ließen. In Karlsbad bilden sich, wie allgemein bekannt, auch heute noch Pisolithe, und beträgt die Temperatur der Quellen 73°1° C, man kann also auch für die pleistozänen Thermalquellen der Umgebung von Budapest ungefähr diesen Wert annehmen. Ich muß bemerken. daß sich die älteren, kieselsauren Ablagerun- gen scharf gegen die jüngeren Kalktuffe abgrenzen und daß sich all- mähliche Übergänge irgend welcher Art zwischen den beiden nirgends nachweisen lassen. So wurden durch die bisherigen chemischen Ana- Iysen z. B. die Elemente: F, Ba, Sr im Kalktuff, beziehungsweise in den Ablagerungen der heutigen Thermen nicht nachgewiesen (hingegen wurden sowohl in den Ablagerungen, als auch im Wasser selbst z. B. die Elemente Si, P etc. konstatiert). Es ist möglich, daß eine neue, eingehendere chemische Untersuchung vielleicht engere Beziehungen zwischen jenen alten Quellenrückständen und den Kalktuffablagerun- gen der neueren Zeiten dokumentieren würde. Der jedenfalls auffällige Unterschied könnte jemanden auf den Gedanken bringen, daß zwischen den beiden vielleicht kaum ein Zusammenhang bestand, und die jün- geren, Kalktuffe ablagernden Quellen vielleicht keine unmittelbaren Abkömmlinge jener älteren darstellen. Es liegt jedoch, glaube ich, nichts unwahrscheinliches darin, daß die nämlichen Quellen, welche früher vorherrschend Kieselsäure abgelagert hatten, später Kalzium- karbonat absetzten. Ich kann mich in dieser Hinsicht auf die Analogien von Teplitz und Vichy berufen. Im größten Teil des dichten Kalktuffes finden sich keine Petre- fakte vor, andere Schichten enthalten hingegen pleistozäne Weichtiere in ziemlicher Fülle; letztere Schichten dürften sich, glaube ich, in weiter von den Ausflußstellen entfernt gelegenen Tümpeln mit lau- warmem Wasser gebildet haben. r (53) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 249 Ich erwähne hier noch den interessanten Umstand, daß in den früheren, pleistozänen und holozänen Ablagerungen der Therme des Püspökfürdö bei Nagyvärad solche Schnecken, namentlich Melanopsis- und Neritina-Arten anzutreffen sind [siehe Tu. Kormos 39], welche ganz bestimint aus vorhergegangenen Epochen, namentlich aus der levantinischen Stufe zurückgeblieben sind; ja dieselben Arten, be- ziehungsweise nach einer gewissen Richtung hin weiter entwickelte Varietäten derselben leben sogar heute noch im Wasser des Teiches von Püspökfürdö, wo wir es demnach entschieden mit einer Relikten- Fauna zu tun haben. Ein solches Relikt ist ebenfalls im Püspök- fürdö auch Nymphaea thermalis. Die Anwesenheit dieser, einem süd- licheren, subtropischen Klima angehörigen Tiere und Pflanzen an dieser Stelle läßt sich nur dadurch erklären, daß die Therme am. genannten Ort schon damals tätig war, als das ungarische Becken noch ein normaler Wohnort der betreffenden Arten gewesen ist, also spätestens zur Zeit der levantinischen, eventuell schon der pannoni- schen Stufe. Im Teiche dieser Therme haben sich die Lebensbedingun- gen — in erster Linie die Temperatur — bis zur Gegenwart nicht wesentlich geändert, so daß diese Arten hier, wie auf einer subtropi- schen Oase (Brusına) die darauf folgenden rauheren Zeiten, die pleisto- zäne «Glazialperiode» überlebten, während die älteren Tiere von plio- zänem Typus aus sämtlichen übrigen stehenden und fließenden Gewäs- sern im Gebiete des ungarischen Beckens sozusagen gänzlich ausge- storben sind. Laut einer allerneuesten Mitteilung von Tn. Korwmos [47, 87] besitzen wir noch eine Stelle, wo unter ganz ähnlichen Umständen, als die oben geschilderten drei Arten von Tieren im Pleistozän zurück- geblieben sind, namentlich eine Telphusa fluwiatilis genannte Krebs- spezies, welche gegenwärtig in Dalmatien lebt, eine Schildkröte von südlichem Typus und eine ebenfalls südländische Helix-Spezies. Diese Stelle ist das pleistozäne Kalktuffvorkommnis von Süttö, welches auch in meiner beiliegenden Karte veranschaulicht wurde. Heute kann es schon als festgestellt angesehen werden, dab die Kalktuffe der Umgegend von Budapest keine pliozä- nen Elemente, sondern nur pleistozäne enthalten, wo- nach es als ziemlich sicher angenommen werden darf, daß die Ablage- rung des Kalktuffes, und im Zusammenhang hiermit die Heraus- bildung eines gewissen, dem heutigen ähnlichen Cha- rakters der Thermen im pleistozänen Zeitalter, u. zw. am Anfang des Pleistozäns stattgefunden hatte. In der Lage der pleistozänen Kalktuffe ist, was deren Höhen- 250 D: ZOLTAN SCHRETER (54) verhältnisse anbelangt, keine vollständige Einförmigkeit vorhanden ; darin stimmen sie jedoch überein, daß sie sämtlich höher gelegen sind, als die heutigen Ausflußstellen der Thermen. Die Höhe derselben schwankt zwischen 140 und 250 m ü. d. M., zwischen der höchsten und der niedrigst gelegenen Kalktuffablagerung besteht also ein Höhen- unterschied von 110 wm. Besondere Erwähnung verdient der Umstand, dab unterhalb der niedriger gelegenen Kalktuffe an mehreren Stellen alte, pleistozäne Terrassen zu konstatieren sind. Auf die horizontal abradierten Schich- ten des Kisezeller Tegels ist nämlich hie und da Schotter, Sand und Lehm gelagert und erst darüber folgt der Kalktuff. Es liegt auf der Hand, daß es in diesen Fällen der Kalktuff war, welcher die Reste der einst zweifelsohne viel weiter ausgedehnten Terrasse geschützt und erhalten hatte. Es ist ferner klar, daß die in Rede stehenden Terrassen- reste nichts anderes, als Anschwemmungen der alten pleistozänen Donau sein können. Ein solcher Terrassenrest kommt am Kisczeller Plateau vor; derselbe ist längst bekannt und war zu wiederholten Malen Gegenstand lebhafter Diskussionen. Es ist wichtig, daß hier neben Quarzgeröllen auch solche aus Andesit vorgekommen sind, ein Umstand, welcher mit Bestimmtheit darauf hindeutet, daß das Material vom Norden, aus der Richtung des Passes von Visegräd hierher transpor- tiert wurde, also sicher aus der Donau herstammt. Anton Koch [16] erwähnt, daß am Rökahegy bei Bekäsmegyer, über dem Kisezeller Tegel und unterhalb des Kalktuff-s ein gelber Sand lagert, welcher meiner Ansicht nach gleichfalls aus der Donau herstammt. Am Ezüsthegy bei Kaläasz fanden wir mit meinem Kollegen v. Maros an einer Stelle ebenfalls einen Schotter unterhalb des Kalktuffes vor; in ganz ähnli- cher Weise konnte ich auch am Plateau des Majdan Polje bei Pomäz den Schotter oberhalb des Kisczeller Tegels und unter dem Kalktuff konstatieren. Es ist möglich, daß auch die übrigen niedriger gelegenen Kalktuffvorkommnisse, z. B. der Värhegy auf derartige abradierte Donau- terrassen gelagert sind, obzwar wir keine sicheren Beweise hiefür besitzen. Wie dem auch sei, soviel ist gewiß, daß die Kalktuffe genau die im Pleistozän bestandene Oberfläche dieses Tei- les der Budaer Gebirge bezeichnen. Am meisten fällt dies beim Värhegy in die Augen. Hier liegt der Kalktuff über dem Budaer Mergel in Form einer horizontalen Tafel, welche auf dem ursprünglich gleichmäßigen, überall ungefähr gleich hohen Terrain abgelagert wurde. Von einem gewissen Zeitpunkt des Pleistozäns beginnend wurde das leichter transportable Material aus der Umgebung des Värhegy durch die anhaltende Erosion allmählich fortgeschafft, eine Arbeit, in welcher (55) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 251 zweifelsohne auch die Wirkung des Windes (Deflation) eine ansehnliche Rolle gespielt hat. Durch die Erosion wurde also das Haupttal und irn Zusammenhang damit auch das System der Nebentäler immer tiefer und tiefer in die alte, pleistozäne Oberfläche eingeschnitten. Dem Hinabsinken der Bodenlinie der Erosion auf ein tieferes Niveau folgten sodann auchdie Thermen. Im Alluvium, beziehungsweise gegenwärtig brechen die Thermen in einem erheblich niedrigeren Niveau hervor, als während des Pleistozäns. Ein natürlicher Grund hiefür liegt darin, daß sich die Thermen infolge der Verstopfung und Ausfüllung ihrer Kanäle durch Kalziumkarbonatimmerundimmer wieder neue Wege zum Aufsteigen im zerklüfteten Grundgebirge suchen mußten, wobei sie auch das. tiefste Niveau erreichten, welches sie sodann behielten. Dieser Erscheinung begegnen wir bei jeder Therme. Dem Vorgane dürfte außerdem vielleicht auch noch die allgemeine Abnahme der emportreibenden Kraft der Thermen Vorschub leisten. Dr. Franz Scnararzır gibt in seinem Werk! über die Geschichte des Vaskapu (Eisernes T'or) im unteren Laufe der Donau der Ansicht Ausdruck, daß das Becken des Alföld im Pleistozän durch einen aus- gedehnten Süßwassersee überflutet war, dessen Oberflächen-Niveau.... «sich aus der Stauhöhe ergibt, welche durch das Niveaumittel der Süßwasserkalke auf der Termallinie am östlichen Abbruche der Gebirge bei Budapest angedeutet wird.» Hieraus würde also folgen, daß es vielleicht der hydrostatische Druck dieses pleistozänen Sees gewesen ist, welcher das Hervorquellen der pleistozänen Thermen der Gegend von Budapest in einem beträcht- lich höheren Niveau, als das heutige verursacht hätte. Es ist wohl möglich, daß die Mitte des Alföld im Pleistozän von einem großen, oder mehreren kleineren Binnenseen oder Sümpfen überflutet war, doch mußte dieser See (oder Seen) meiner Ansicht nach in ziemlich großer Entfernung vom Budaer Gebirge und der Umgebung der Buda- pester Thermen gelegen sein, so daß der hydrostatische Einfluß der- selben kaum mehr in Rechnung gezogen werden kann. Ich glaube, daß am Anfang des Pleistozäns das zwischen dem Fuße der Budaer Gebirge und der auf die Linie Gsomäd—Föt—Czinkota entfallenden neogenen Hügellandschaft sich dahinstreckende Terrain durch neogene 1 F. SCHAFARZIK : Kurze Skizze der geologischen Verhältnisse und Geschichte des Gebirges am Eisernen Tore an der unteren Donau, Földtani Közlöny, Bd. XXXIII., p. 410, 1903. 252 D: ZOLTÄN SCHRETER (56) Schichten angeschüttet war, über welchen sich die Donau des Pleistozäns in einer Höhe von ungefähr 200—140 m ü. d. M. dahinschlängelte. Dieses Niveau stellte also im Pleistozän die Boden- linie der Erosion dar; tiefer gelegene Stellen waren in der Umgegend garnicht vorlıanden, die Thermen konnten also im Pleisto- zän notwendiger Weise überhauptnicht tiefer, alsin diesem Niveau hervorbrechen. Auf Grund dieser Erwägungen ist es aber garnicht nötig den hydrostatischen Druck des pleistozänen Sees zu Hilfe zu nehmen. Die Donau hatte dann im späteren Verlauf des Pleistozäns und während des Holozäns durch ihre an die Schwingungen eines Pendels erinnernden Stellungswechsel ! die zwischen den beiden Berglanden vorhanden gewesenen lockeren neogenen Schichten allmählich entfernt. Die Donau hatte sich immer tiefe und tiefer eingeschnilten, bis sıe endlich in ihr gegenwärtiges Bett gelangte. Natürlich ist im Zusammen- hang hiermit auch die Bodenlinie der Erosion immer tiefer gesunken, wodurch die Thermen Gelegenheit fanden in einem erheblich tieferen Niveau als das frühere an die Oberfläche zu gelangen. x Wir wollen ‚nun sehen, welche Veränderungen an den Budapester Thermen im Laufe der historischen Zeilen beobachtet wurden. 1. Änderungen der Temperatur der Thermen. Nach Mornär [14, 228] gelangen wir aus mehreren Gründen zu dem Schlusse, daß in der Temperatur der Thermen während alter Zeiten eine Ände- rung eingetreten ist. Sein äußerst interessanter Ideengang bei dieser Schlußfolgerung ist folgender: Die Thermen von Aquincum (Öbuda) wurden von den Römern zu Badezwecken verwendet. Hätten diese Quellen bloß eine Temperatur von 18° R besessen (wie heute), hätten die Römer gewiß die wärme- ren Quellen des Jözsefhegy aufgesucht, falls dieselben zu jenen Zeiten bekannt, oder so heiß gewesen wären, wie gegenwärtig; sie würden dann jedenfalls auch hier Denkmäler zurückgelassen haben, als Zeug- nis dafür, daß sie die Quellen gekannt und benützt haben. Nach Mornär spielte in der Lebensgeschichte unserer Thermen jenes große Erdbeben eine wichtige Rolle, welches im ersten Jahre nach Alillas” Tod anno 455 n. Chr. G. stattgefunden, und den größten Teil des ı Mit den Änderungen des Laufes der pliozänen und pleistozänen Donau befaßt sich gegenwärtig, wie mir bekannt, Dr. GABRIEL STRÖMPL eingehender. 2 Der Schreibweise «Attila» entsprechend wurde dieser Name von keinem Ungarn jemals ausgesprochen. (37) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 253 alten Aquinecum vernichtet hatte. Das Erdbeben konnte Hebungen und Senkungen des Bodens verursacht haben, durch welche auch die Thermen beeinflußt wurden, ferner konnte es ein andauerndes Hervor- brechen heißer Gase hervorgerufen haben. Morxär meint, daß eine gelegentlich dieses Erdbebens in der Erdkruste entstandene mächtige Spalten de Thermen gänzlich neue Wege” geöffnet hätte, wonach sie die alten Kanäle, durch welche sie (in der Rielitung nach den Quellen von Obuda) emporstiegen, zum größten Teil verlassen hälten. Hierauf schließt er aus dem Umstand [14, 229], daß die Quellen von Öbuda den Römern und dem Volk Atillas noch als heiße Quellen bekannt waren, wogegen sie von den später angesiedelten Ungarn nicht mehr den Thermen zugezählt wurden; es wurden nur noch die Quellen des Jözsethegy und des Gellerthegy als solche anerkannt und als Bäder benützt, u. zw. wurden erstere mit dem Namen «fel- heviz», letztere mit «alheviz» bezeichnet 14, 166]. Dieser gewiß geistreichen und interessanten Beweisführung kann ich mich jedoch meinerseits nicht anschließen, da wir sowohl über den Quellen des Jözsefhegy, als auch über denjenigen des Gellerthegy an den Berglelinen. die während der vorhergegangenen geologischen Epochen abgelagerten Rückstände der Thermen vorfinden, und weil ich mich — wie dies weiter oben ausgeführt wurde — eher zu der Ansicht bekenne, daß sich die heutigen Thermen aus jenen alten sozusagen allmählich, ohne Unterbrechung ihrer Tätigkeit entwickelt haben. Ich kann hingegen auch den Fall nicht als ausgeschlossen an- sehen, daß infolge der Ausfüllung und Verstopfung der Quellenkanäle durch Kalktuff die Tätigkeit einer oder der anderen Quellengruppe eine gewisse Zeit lang ausgeblieben ist. Natürlich konnten solche ruhende Quellen durch heftige Erschütterungen der Erdkruste leicht von neuem erschlossen werden, insbesondere wenn dieselben mit der Entstehung neuer Spalten verbunden waren. Es ist also nicht gänzlich ausgeschlos- sen, dab die Quellengruppen des Gellerihegy und Jözsefhegy ihre aber- malige Eröffnung jenem gewaltigen Erdbeben zu verdanken .haben; 1 Dieses Erdbeben wird nach MoLnär von Caspinus, Sigonius und Januarius Salınas erwähnt. Nach einer freundlichen Mitteilung Anton RErHLy's war Sabaria (Szombathely) das Epizentrum dieses Erdbebens. = In anderen thermalen Gegenden wurden ähnliche Erscheinungen während historischer Zeiten wiederholt beobachtet und notiert. So ist z. B. nach E. Surss unweit von Wöllersdorf in der Reihe der Quellen der niederösterreichischen sog. «Thermenlinie,» welche denjenigen von Budapest sehr ähnlich sind, gelegentlich des Erdbebens von 1626 der sog. «Heilsame Brunnen» entstanden. Durch das Erd- beben von 1768 wurde bei Enzesfell und Baden die Anzahl der Thermen vermehrt. 254 D: ZOLTÄN SCHRETER. (58) trotzdem erscheint mir jedoch die andere Erklärung bei weitem wahr- scheinlicher. Bei der Aufklärung dieser Frage könnten die neueren histo- rischen und archäologischen Forschungen jedenfalls gute Dienste leisten. Während kürzerer Zeiten ist eine sichtliche Änderung der Tem- peratur der Thermen kaum zu beobachten; trotzdem ließ sich eine geringfügige Temperaturabnahme bestimmt nachweisen. Mornär [14, 229] schreibt, daß sich zu seinen Zeiten die Temperaturverhältnisse der Budapester Thermen während 15 Jahren nicht geändert hatten. Kareesınszky (45) erwähnt, daß die Temperatur des artesischen Was- sers auf der Margitinsel von K. v. Tuan im Jahre 1868 mit 43°33° GC bemessen wurde. (Beiläufig zur selben Zeit hatte V. Zsıemoxnpy längere Zeit hindurch 438° C gemessen.) Karrcsınszky hatte die Temperatur der artesischen Therme auf der Margitinsel während der Jahre 1898 — 1907 systematisch gemessen und als durchschnittlichen Wert 49:6° G erhalten; im Vergleich mit dem von K. v. Tuan vor 30 Jahren gemes- senen Wert zeigt also die Temperatur des Wassers eine Abnahme von 07° C. Den Grund hiefür sucht Kateesınszky im Einfluß des in- zwischen gebohrten artesischen Brunnens im Värosliget. Vermutlich fand auch bei den übrigen, natürlichen Thermen eine geringfügige Abnahme der Temperatur statt, diesbezüglich stehen uns jedoch vor- Jäufig keine Beobachtungen zur Verfügung. Ich muß hier bemerken, daß scheinbar auch für das Gegenteil Beispiele vorhanden sind. F. Scuararzır [31] erwähnt, daß während von J. Mornär die Temperatur der größeren Quelle des Räczfürdö mit 35° C, diejenige der kleineren (Mätyäs) Quelle mit 49:5° C gemessen wurde, er selbst im Jahre 1898 als Temperatur der ersteren 439° GC, der letzteren aber 431° GC festgestellt hat. Vermutlich läßt sich diese Abweichung durch die mit dem Wasserstand der Donau verbun- denen Schwankungen der Temperatur erklären. 9. Änderung der chemischen Beschaffenheit der Thermen. Auch in der chemischen Beschaffenheit ist wahrscheinlich eine geringfügige Änderung eingetreten, in dem Sinne, daß die Quan- tität der im Lösung befindlichen Substanzen etwas geringer wurde. MoınÄr erwähnt {14, 219 u. 230), daß die chemische Beschaffenheit der Quellen binnen kürzerer Zeiträume unverändert geblieben ist, nur ein Bestandteil nimmt fortwährend ab, u. zw. das Schwefelwasserstoff- gas, welches noch vor 85 Jahren deutlich zu verspüren war. Angeb- lich pflegten früher die Leute Silbermünzen mit Hilfe des Schwefel- wasserstoffgases zu «vergolden» (MornAr). Heute macht sich der Geruch dieses Gases am Wasser unserer Thermen entweder garnicht, oder nur in sehr geringem Maße bemerkbar. (59) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN, 355 S. v. Kareesınszky [45] hatte die Abnahme der Quantität der gelösten Substanzen an der artesischen Therme der Margitinsel nach- gewiesen. Der im Jahre 1568 von K. v. Tman durchgeführten chemi- schen Analyse gegenüber hatte Kauzcsınszky im Jahre 1908 um SS mer weniger feste Bestandteile im Wasser der Bohrtherme auf der Margit- insel nachgewiesen. Den Grund dieser Erscheinung sieht er gleichfalls in der Eröffnung des artesischen Brunnens im Värosliget. 3. In Bezug auf de Wassermenge der Quellen fehlt uns nach das nötige Beobachtungsmaterial. Ich erachte es jedoch für wahr- scheinlich, daß auch in dem Quantum des pro 24 Stunden gelieferten Wassers eine Abnahme eingetreten ist, welche jedoch seitens der Besitzer der Quellen in Anbetracht des ungeheuren täglichen Debits nicht wahrgenommen wurde Auf diesen Umstand haben schon Dr. F. Scnararzık und Dr. S. v. Karzesinszky hingewiesen [30 und 45], diese Autoren schreiben jedoch den wahrscheinlichen Wasserverlust auf die Rechnung des artesischen Brunnens im Värosliget. Zusammenfassung. Die Ergebnisse des vorliegenden Aufsatzes lassen sich kurz im folgenden zusammenfassen: I. 1. Die Entstehung und älteste Tätigkeit der Budapester Thermen reicht wahrscheinlich bis zum Anfang des jüngeren Tertiärs zurück. Die Entstehung der vom Zeitalter der untermediterranen Stufe angefan- gen bis zum Ende der levantinischen Stufe angehäuften Kieselsäure- ablagerungen des Fluorits und Baryts läßt sich auf die Tätigkeit dieser alten Thermen zurückführen. 2. Die Thermen haben im späteren Stadium, während des Pleisto- zäns, Kalktuffplateaus von größerer und geringerer Ausdehnung abge- lagert. Stellenweise bildeten sich in den Ausflußtrichtern der Quellen prächtige Pisolithe. 3. Im Holozän sind Hand in Hand mit der tieferen Einschnei- dung der Erosionstäler, namentlich des Donautales auch die Thermen auf ein tieferes Niveau hinabgestiegen; dieselben lagern auch heute geringe Mengen von Kalktuff ab. [5] ray) [>] D: ZOLTÄN SCHRETER (60) 1. 1. Die Temperatur der Thermen dürfte in der ältesten Periode, während des Tertiärs, zur Zeit der Ablagerung von Kieselsäure, Fluorit und Baryt am höchsten gewesen sein. Im Pleistozän, zur Zeit der Entstehung der Kalktuffplateaus ist die Temperatur ein wenig gesun- ken. Im Holozän hat sich die Temperatur der Thermen bereits erheb- lich vermindert; dieses Sinken hält auch gegenwärtig an, ja es ist sogar auch in Zukunft eine ‚weitere Abnahme der Temperatur zu er- warten. 2. Die chemische Beschaffenheit der Thermen war zur Zeit ihrer ältesten Tätigkeit eine von der heutigen etwas abweichende. Dieselben dürften F, Ba und Siin größeren Mengen enthalten haben, wodurch Gelegenheit zur Anhäufung kieselsaurer etc. Ablagerungen geboten wurde. Während des Neogens dürften die Thermen im all- gemeinen eine höhere Konzentration besessen haben. Im Pleistozän war das hervorbrechende Wasser der Thermen bereits zweifelsohne diluierter; es hatte sich daraus nur mehr GatLO, abgeschieden. Wäh- rend des Holozäns und im Laufe der historischen Zeiten schreitet dieser Verdünnungsprozeß immer weiter fort; das Gleiche ist auch zukünftig zu erwarten. Die Menge der früher im Wasser enthaltenen Bestandteile hat im Laufe der Zeiten fortwährend abgenommen. II. Im allgemeinen kann darauf geschlossen werden, daß die ur- sprünglich juvenilen Thermen (im Neogen) diesen Charakter im weiteren Gange ihrer Entwicklung immer mehr einbüßen: die athmo- sphärilen Wasser haben sich während der jüngeren geologischen Epochen dem aufsteigenden juvenilen Wasser in größeren Mengen beigemischt. Durch die in verschiedenem Verhältnis erfolgende Bei- mischung des vadosen Wassers zum juvenilen Wasser entstehen unsere heutigen, durch verschiedene Temperatur und chemische Beschaffenheit gekennzeichneten Thermen gemischten Charakters. Beilage. Chemische Analyse einiger durch die tertiäre Tätigkeit der Thermen hervorgebrachten, oder metamorphisierten Gesteine aus der Umgegend von Budapest. Von Dr. R. Barro. t. Kis-Gellerthegy. Chemische Zusammensetzung des lockeren, (etwas gelblichen) weißen Pulvers, welches die den Dolomit durch- ziehende Spalte ausfüllt: SO ee IE en Er Al,O,+Fe,0,+ TiO, _. es 2:09 « BOOar, Kar rer tel: MgO EEE re 2: 024 « Glühyerluste SR Zusammen _— _ 99:34% 066% entfallen auf die quant. nicht bestimmten Alkalien, auf Cl, SO, und PO, ferner auf die Fehler. Das Pulver ist in kalter Salzsäure überhaupt nicht und auch gekocht nur in sehr geringem Grade löslich, wobei es‘ weiß wird. Nach der Extraktion mit HCl wird durch Glühen ein Gewicht- verlust von . _. 2..23:7..% verursacht. Hievon den Glühverlust 0'853 « abgezogen bleiben _ _ 296% als durch HCl allein verursachter Gewichtsverlust. In der gelblichen Lösung sind 069% Fe,O, und AI,O, enthalten. 2. Kis-Gellerthegy. Metamorphisierter obereozäner Bryozoenmergel aus der Wand des oberen Teiles der vorhin erwähnten Spalte. Bräun- lich gebändertes, gelbliches, leichtes, mehr oder minder lockeres Gestein. Zusammensetzung schwankend: 258 D: ZOLTÄN SCHRETER (62) SOSE IS je 84:60% — S6'33% Fe, ‚O0, ;+41,0,+ Ti0, eS rc — SSR Ca oe Enz 3 046% MOOS ee 016 « Glühverlut _ _— _— _ _ 474% — 308% Zusammen 73% 9610 so, daß auf die nicht bestimmten Bestandteile und die Fehler im ersten Falle 227%, im zweiten 359% entfallen. Die Menge des Fe,0,+ Al,O, wechselt in entgegengesetztem Sinne, jedoch im gleichem Maße mit dem Gehalt an SiO,. HCl löst nur wenig. HNO, verursacht im geglühten Material einen Gewichtsverlust von 8°67%. 3. Kis-Gellerthegy. Aus der Wand der nämlichen Spalte herstam- mender, ımetamorphisierter, harter, dichter, klingender Bryozoenmergel. Ebenfalls von einer höheren, in einiger Entfernung von der Spalte gelegenen Stelle. Das Material ist nicht homogen; seine Zusammen- setzung schwankt zwischen den Werten: SION s .— SE = EIN Fe, OEM O. oe 12:05 « — 10:95 « (0 KENN JIUKOKO) ee ee = 0:30« — 025 « Glühverlust . Ge 407 «0 — #04 « 100:23% — 10017 % Mit HCl gekocht entsteht ein Gewichtsverlust von 629%, hievon 1:60 « Fe,0,+A1,0, 057 « CaO nach deren Subtraktion vom Gesamtwert 412% zurückbleiben, ein Wert, welcher mit einem Überschuß von 0'05%, also ziemlich gut mit dem 4°07%-igen Glühverlust übereinstimmt. HNO, löst aus dem Material um 07% mehr heraus, indem sie einen Gewichtsverlust von 702% verursacht. 4. Chemische Zusammensetzung eines Stückchens jener kleinen Limonitgänge aus dem westlichen Teil des Kis-Gellerthegy, welche den Dolomit in Form netzartiger Adern durchziehen: Unlöslicher Teil _- _- - 096% BeoANO,) 2 55:04% EN OL MgO BLEI. 020% SO, EIER 050% Als Glühverlust konnten 123% bestimmt werden. Die Summe beträgt jedoch nur 8839 %. (63) DIE SPUREN DER TÄTIGKEIT TERTIÄRER UND PLEISTOZÄNER THERMALQUELLEN. 259 Das Material löst sich in Salpetersäure nur in sehr geringem Grade, wobei es sich stark verfärbt und verändert. HCl löst es unter lebhafter Entwicklung von (I. 5. Chemische Analyse des im südlichen Steinbruch des Mätyäs- hegy, an einer Stelle im verkieselten obereozänen Bıryozoenmergel vor- handenen weißen, mehlartigen Materials: Some Better: iz. ’99:80% Keos PALOr 2 2... 4:67 « BO rear =, =, 0 IMG ee Spuren Glühverlust el Zusammen _ __ 99 70%. [Sit 6. 11. 1567. 1868. . 1869. LITERATUR. BEUDANT F. S.: Voyage mineralogique et geologique en Hongrie pendant l’anne&e 1818. Tome I—IV. Paris, 1822. LinZBAUER, X. Franz: Die warmen Heilquellen der Hauptstadt Ofen- Pesth, 1837. Szapö JözsEr: A budai meleg forıasok földtani viszonyairöl. (Über die geol. Verhältnisse der Budaer Thermalquellen. Nur ungarisch.) Kir. Term. tud. Tärs. Evkönyvei, Bd. III. Pest, 1857. SzaBÖ JözsEr: Fürdösziget Pest &s Buda között. (Badeinsel zwischen Pest und Buda. Nur ungarisch.) Ebendort. Mornär JAnos: A budai melegforräsok physikai es vegytani viszonyairöl. (Über die phys. u. chem. Verhältnisse der Budaer warmen Quellen. Nur ungarisch.) Ebendort. K. F. Psters: Geol. 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Heft. 18 262 D: ZOLTAN SCHRETER (66) 35. 1902. Surss, En.: Über heiße Quellen. Verh. d. Ges. deutsch. Naturf. und Ärzte. 38. 39. 40. 45. 46. 1903. 1905. 1906. Leipzig, 1902 es Internationale Mineralquellen-Zeitung. Wien. Nr. 5556, 1902. SCHAFARZIK, FRANZ : Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte Budapest — Szentendre. Herausg. von der kgl. ungar. Geol. Anstalt. Budapest, 1909. Havavars, Junius: Erläuterungen zur geologischen Spezialkarte Budapest— Teteny. Herausg. von der kgl. ung. Geol. Anstalt. Budapest, 1902, Huryäk, Vater: Mineralogische Mitteilungen (Fluorit von Szent-Gellertberg, Budapest.) Földtani Közlöny. Bd. 33. pag. 55 u. 176. 1903. Koruos, THEODOR : Über den Ursprung der Thermenfauna von Püspökfürdd. Földtani Közlöny. Bd. 35. pag. 401 u. 421. 1905. SCHAFARZIK FERENG : Szakertöi javaslat a Jözsef cs. 6s kir. föherceg Öfense- genek tulajdonät kepezö szentmargitszigeti artezi gyögyforräs vedöterülete- nek megällapitäsa ügyeben. (Fachmännisches Gutachten über die Fest- legung des Schutzrayons der im Besitz seiner kais. und kgl. Hoheit des Erzherzogs Josef befindlichen artesischen Heilquelle auf der Margit- Insel. Als Manuskript gedruckt. Nur ungarisch.) Budapest, 1906. Vapäsz, M. EtEMER: Über die obermediterrane Fauna von Budapest-Räkos. Földtani Közlöny. Bd. 36. pag. 256 u. 323. 1906. STAFF, JoHANN: Beiträge zur Stratigraphie und Tektonik des Gerecsegebir- ges. Jahrb. der kgl. ung. Geol. Reichsanstalt. Bd. 15. Heft 3. 19086. Lırra, Aurget: Aufnahmsberichte von den Jahren 1903, 1906, 1907 und 1908. Jahresberichte der kgl. ungar. Geol. Reichsanstalt. STEGL, KARL InG.: Die Wasserverhältnisse des Graner Braunkohlenrevieres. Österreichische Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen. 1907. Nr. 15. KALECSINSZKY, ALEXANDER : Über die Temperaturverhältnisse des artesischen Brunnenwassers der Margitinsel in Budapest. Földt. Közl. Bd. 38. p. 337 u. 471. 1908. PAury, MorıTz: Über das Aufsteigen der Therinalwasser ın die Oberfläche. Földtanı Közlöny, Bd. 39. p. 16 u. 108. 1909. KorMmos, THEODOR : Une nouvelle espeee de tortue (Clemmys Mehelyi n. sp.) du pleistocene hongrois. Földt. Közl. Bd. 41. p. 506. 1911. JACZEWSZKY, LEONARD: Kritische Übersicht der Materialien zur Erforschung der physisch-chemischen Natur der Wasserquellen. Jahrbuch der kgl. ung. Geol. Reichsanstalt, Bd. 19. Heft I. 1911. am Ss mn ER > ERKLÄRUNG ZUR KARTE TAFEL VII. .Grundgebirge, aus obertriadischen Dolomit und Kalkstein, ferner ober- eozänen Kalkstein und unteroligozänen (Härs hegyer) Sandstein aufgebaut. . Ältere Senkungszebiete mit eozänen und 'oligozänen Sedimenten ausgefüllt. .Jüngere Senkungsgebiete mit neogenen Ablagerungen ausgefüllt. . Süßwasserkalk am Szechenyiberg. . Gebiet der neogenen vulkanischen Tätigkeit. Spuren der Tätigkeit der neogenen Thermen. Pleistozäne Kalktuffe. . Heutige Thermen. . Wichtigere Randbruchlinien (Gerecsegebirge nach Starr, Vertesgebirge nach TAEGER.) Kohlengruben. gl. Jahrb. d. ungar. geol. Reichsanstalt Bd. XIX. Tafel VIII. V v vYv 5 vv vBSztl, Mitt. a. J. Jahrb. d. kel. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 6. Heft 19 Schreter: Thermalquellen. Mitt. a d. kgl. Jahrb. d. ungar. geol. Reichsanstalt Bd. XIX, Tafel VII. 058) /Ö Vise v VYNVYV vv Yo N. ‚W; v yYv vYv vVvv v viv V 1% v 5 St ® vw 30 vg vv Dobogof \vvs vivvvärvv V v EAN Lasz/ovv VEN: 74 v v YvVYUEYVOAYVYVV. 8 " DIE MONTANGEOLOGISEHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. VON PAUL ROZLOZSNIK. MIT DEN ANALYSEN VON Dr. KOLOMAN EMSZT und Dr. BELA HORVÄTH. MIT DEN TAFELN IX—XIH, 3 KARTENBEILAGEN UND 21 TEXTFIGUREN. Mitt. a. J. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 6. Heft. 19 Vorwort. Das Bergrevier von Aranyida habe ich in Gesellschaft des kön. preußischen Geologen, Herrn Dr. Jonannes Auugurs im Oktober 1909 gelegentlich unserer Studienreise kennen gelernt, welche auf die Ini- tiative des Herrn Universitäts-Professors, Direktor der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. Dr. L. v. Löczy mit der pekuniären Unter- stützung des kgl. ungar. Finanzministeriums zum Zwecke des berg- wirtschaftlichen Studiums des Szepes-Gömörer Erzgebirges unternom- men wurde. Gelegentlich dieser unserer Reise konnten wir aber dem Studium der Umgebung von Aranyida kaum drei Tage weihen. Um über diesen, in der jüngsten Zeit verfallenen Bergort ein vollkommeneres Bild zu erhalten, habe ich auf Wunsch des kel. ungar. Finanzministeriums im Frühjahr 1910 zwei Monate (von Mitte März bis Mitte Mai) in Aranyida zugebracht. Innerhalb dieser Zeit habe ich durch fünf Wochen an den Vormittagen die Gruben und an den Nachmittagen die alten Berichte (vom Jahre 1874 beginnend) studiert. In der noch übrigen Zeit habe ich obertägige Begehungen durchgeführt, wobei ich vier Tage lang mit Herrn Bergrat Aurons SzıkLay — dem vormaligen Betriebsleiter, bezw. Bergamtsvorstande und dem gründ- lichsten Kenner der Aranyidaer Gruben — die neuen Aufschlüsse befahren habe. Es sei mir gestaltet, dem Herrn Bergrat Szıravy für sein freundliches Entgegenkommen, womit er mir in manchen wich- tigen Fragen betreffs der Vergangenheit Fingerzeuge gab, meinen ver- bindlichsten Dank auszudrücken. Die Witterung des Vorfrühlings war für die Aufnahmen nicht günstig: die Bergrücken des Hölya waren zur Zeit meines Besuches zum Teil noch mit Schnee bedeckt, die Erbstollen aber infolge der eingetretenen Schneeschmelze durch die großen Wassermengen fast unfahrbar geworden. Diese ungünstigen Verhältnisse haben mich in meinen Arbeiten häufig behindert. Die Aufarbeitung der an Ort und Stelle gesammelten ausgiebigen Daten konnte ich wegen meiner vielseitigen amtlichen anderweitigen Inanspruchnahme auch nur mit manchen Unterbrechungen durch- = 19* 266 PAUL ROZLOZSNIK (4) führen. In erster Linie habe ich die beiliegende Bergrevierkarte im Maßstabe 1 : 2500 zur allgemeinen Orientierung zusammengestellt. Als Grundlage zu derselben diente mir die neue Grubenkarte des Berg- amtes 1 : 1000, auf welcher aber bloß die in der jüngsten Zeit erziel- ten Aufschlüsse dargestellt sind. Die zahlreichen, auf dieser Karte fehlenden Baue habe ich von den alten Karten — welche das Berg- amt zu diesem Zwecke für mich kopieren ließ — übertragen. Aus dem hiebei verfolgten Verfahren folgt, dal meine, aus den, im alten Maße verfertigten und auf den magnetischen Meridian bezogenen, auch unter- einander abweichenden Karten zusammengestellte Karte bloß zur Über- sicht dienen kann und auf eine absolute markscheiderische Genauigkeit keinen Anspruch hat. Angesichts der sehr günstigen Verhältnisse und Dank der tat- kräftigen Unterstützung seitens des kgl. ungar. Bergamtes, namentlich der Herren: Joser v. Puskäs Bergamtsvorstand und EmERICH FILKORN Betriebsleiter konnte ich bezüglich der Vergangenheit des Aranyidaer Bergbaues sehr viele authentische Daten sammeln; dieser Umstand erklärt auch, weshalb der zweite Teil meiner Arbeit vielleicht detail- lierter als gewöhnlich ausgefallen ist. Einen großen Teil der petrographischen Untersuchung der Ge- steine habe ich gelegentlich meiner ausländischen Studienreise auf der Universität Wien im mineralogisch-geologischen Institut des Herrn Universitätsprofessors Dr. Fr. Beeke, die Untersuchung der Gangaus- füllungen an der Bergakademie in Berlin, im Institute für Lagerstätten- forschung des Herrn Professors, Abteilungsdirigenten Dr. P. Krusch durchgeführt. Auch an dieser Stelle sage ich den genannten Herren für das mir erwiesene freundliche Entgegenkommen und für ihre Unterstützung meinen besten Dank. Mit der Durchführung der, in meiner Arbeit mitgeteilten Analysen hat mich Herr Sektionsgeologe, und Chemiker Dr. K. Enszr und Herr Chemiker Dr. B. v. Horvärn zu Dank verpflichtet. Zum Schluß erlaube ich mir dem Herrn Direktor Prof. Dr. L. v. Löczy, sowie Herın Ministerialrat Arzxanper v. Mity für den mich ehrenden Auftrag meinen tiefgefühlten Dank auszusprechen. Budapest, 20. November 1911. Paul Rozlozsnik. Literatur. 1. GsapLovits JAnos: Aranyidka in bergmännischer Hinsicht (ungarisch). Tud. gyüjt. 1819, V, 5, pag. 45. 9. A. Löwe: Analysen der beiden Mineralien Jamesonit und Berthierit. Berichte über die Mitteilungen von Freunden der Naturwissenschaften in Wıen. Gesammelt und herausgegeben von W. Hammser. Bd I. Wien, 1874, pag. 62. 3. Dr. L. ZEUSCHNER: Über den Bau des Tätragebirges und der parallelen Hebungen. Verhandlungen der K. Min. Gesellschaft für das Jahr 1847. St. Peters- burg, 1848, p. 60 und: Opis skal plutonieznych i przeobrazonych wraz ich pokladami metalieznemi w Tatrach i w pasmach przyleglych (polnisch). Krakau, 1850, p. 95. 4. Apkıany: Auffinden neuer Silbererzanstände zu Aranyidka. Österr. Zeit- schrift für Berg- und Hüttenwesen. Bd. III, Wien, 1855, p. 77. 5. F. Rırıer v. HAUER und Fr. FoETTERLE: Geologische Übersicht der Berg- baue der österreichischen Monarchie. Wien, 1855, p. 48. 6. Entdeckung eines neues Ganges in Aranyida. Österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen. Bd. IV, Wien, 1856, p. 102. 7. Frh. v. Anprıan: Bericht über die Übersichtsaufnahme im Zipser und Gömörer Komitate während des Sommers 1858. Jahrhb. d. k. k. Geol. Reichsanstalt. Wien, X, 1859, p. 535. 8. Frh. v. Anprian: Die Erzlagerstälten des Zipser und Gömörer Komitates. Verhandl. d. k. k. Geol. Reiehsanstalt. Wien X, 1859, p. 39. 9. V. Ritter v. ZEPHAROVICH: Mineralogisches Lexikon für das Kaisertum Österreich. Bd I (1790--1857). Wien, 1859. Bd II (1858—1872). Wien, 1873. Bd. II. Wien, 1893 (bearbeitet von F. BEckE). 10. Über die Gangverhältnisse in Aranyidka I; nach dem Tagebuche von ©. Hınsenau 1841, Österr. Zeitschrift f. Berg- u. Hüttenwesen IX, Wien, 1861, p- 97, und II: ebendort Bericht des Bergamtsvorstandes Rapıs, p. 105. 11. E. v. FELLENBERG: Die Mineralien der ungarischen und einiger sieben- bürgischen Lagerstätten. B. v. Corta u. E. v. FELLENBERG: Die Erzlagerstätten Un- garns und Siebenbürgens. Freiberg, 1862, p. 125. 12. G. FALLER : Beschreibung einiger wichtigeren Metallbergbaue der Komitate Zips, Gömör und Abauj in Ungarn. Berg- und Hüttenmännisches Jahrbuch der k. u. k. Schemnitzer Bergakademie u. d. k. k. Bergakademien Leoben und Pribram. XVII. Wien, 1858, p. 171. 13. Anton FeLıx: Aranyidka. Bänyaäszati es Kohäszati Lapok, I. 1868, p. 120 (ungarisch). 14. Gustav FALLER: Gabriel Svaiezers Biographie. Gedenkbuch des hundert- jährigen Bestandes der kön. ung. Berg- und Forstakademie. Selmecbänya, 1871, p- 256 (ungarisch). 268 PAUL ROZLOZSNIK (6) 15. Gustav Liszkay: Reisenotizen. Banyäszati es Kohäszati Lapok. X, 1877, p. 76 (ungarisch). 16. Die Analysen der im Jahre 1880 eingelösten Erze von Aranyidka auf Grund der Analysen des kön. ung. Probiramtes Selmeezbänya. Bänyäszati es Kohä- szati Lapok. XVI, 1883, p. 162 (ungarisch). 17. Daten bezüglich des Standes des kön. ung. fiskalischen Bergbaues, heraus- gegeben durch das kön. ung. Finanzministerium Budapest, 1894—1908 (ungarisch). 18. R. HELMHACKER: Die Silber-Antimonerzlagerstätte von Aranyidka in Un- garn. Berg- und Hüttenmännische Zeitung 1895, p. 111. 19. LupwiG PEMENYIK: Beschreibung des ungarischen Metallbergbaues. Buda- pest, 1900, p. 54 (ungarisch). 20. Arrons SzıkLaY: Beschreibung des Bergbaues von Aranyida. Die Komitate und Städte Ungarns. I. Das Komitat Abauj-Torna und Kassa. Budapest, 1896, p. 313 (ungarisch). 21. STELZNER—BERGEAT: Die Erzlagerstätten. Leipzig, 1905—1906. p. 699. Handschriiten. 22. Historische Beschreibung des kgl. Aranyidkaer Bergbaues und der ange- führten Silberamalgamation. Von einem umbekannten Verfasser, etwa um das Jahr 1820. 23. Rapıg: Monographie des Aranyidkaer Silberbergbaues. Aranyida, 185%. 24. JoHANNn ZENOoVITz: Beschreibung des ärarischen Bergwerkes Aranyidka. Aranyida,. 1872. Das Karten- und Schriftenarchiv des kön. ung. Bergamtes von Aranyida. Karten. Umgebung von Rosenau und Göllnitz. Übersichtskarte im Maßstab 1 : 144.000, herausgegeben von der k, k. geologischen Reichsanstalt in Wien. Allgemeiner geologischer Teil. Geschichtlicher Überblick. Die erste geologische Skizze der geologischen Verhältnisse von Aranyida finden wir bei Csartovırs (1); dieselbe Beschreibung findet sich in dem angeführten, anonym verfaßtem Werke (22), wonach beide Beschreibungen mutmaßlich auf einem Berichte von G. Svaıczer fußen. Nach diesen ist die vorherrschende, das Grundgebirge darstellende Gebirgsart in Aranyida der Granit, welches granitähnliche Gestein von Kırwan als Aplit bezeichnet wird. Auf diesen sekundären Granit lagern stellenweise in Kieselschiefer übergehende, schwärzlich- blaue Tonschiefer. ZEUSCHNER erwähnt in seinem Werke einen Gneiszug, welcher sich zwischen Aranyida und Göllnitz hinzieht (3, S. 64); an anderer Stelle schreibt er, daß in Aranyida metamorphe Schiefer durch einen rötlichen, vorwaltend aus Feldspat bestehenden Granit durch- brochen werden (S. 60) und führt hiemit als erster die drei Haupt- bildungen von Aranyida an. Diese älteren Werke gerieten in Vergessen- heit und Hauer, sowie FOETTERLE erwähnen als Nebengestein nurmehr den Tonschiefer (5). Bergverwalter Rapıs schreibt (23), das vorherrschende «Gestein der Gegend sei ein Tonschiefer kambrischen Alters, welcher in der Teufe in Glimmerschiefer und Gneis übergeht." Die Auffassung Ravıscs, wonach das Nebengestein «aus Tonschiefer und Grauwacke besteht, welche in der Tiefe in Gneis übergehen» blieb fortan in der montanistischen Literatur vorherrschend und wir finden dieselbe bei Farzer* (12), Feuix (13), Liszkay (15) und bei HELMHACKER (18) u. A. 1 Der Gneis Rapıss ist aller Wahrscheinlichkeit nach Granit, den Gneis be- zeichnet er als reinen Tonschiefer. 2 Die späteren Werke fußen mehr-weniger alle auf FarLers Beschreibung; die Beschreibung HELMHACKERs z. B. ist beinahe die wörtliche Reproduktion der- selben. 370 PAUL ROZLOZSNIK (8) Die Aufnahme des in Rede stehenden östlichen Teiles der ober- ungarischen Erzgebirges wurde seitens der geologischen Reichsanstalt in Wien von Anprıan durchgeführt. Auf der, hierüber erschienenen Karte ist die ganze Gegend mit der Farbe der «Ton- und Glim- merschiefer»-Bildung bezeichnet, nur am Rücken des Hoölya ist auch Gneis ausgeschieden. In seiner Beschreibung erwähnt er aber, daß S-lich von Aranyida ein, mit dem, im Sapotnicatale vorkommenden identer Granit zu fin- den sei, welcher durch seine schieferige Struktur charakterisiert ist (7, S. 539). Nach Anprıan ist in dem oberungarischen Erzgebirge der Granit von Gneis nicht trennbar und beide eruptiver Natur (wie dies schon Zevscuner betonte); nur einzelne Gneispartien können als archaisch betrachtet werden und diesen gehört auch die von Aranyida (7, S. 541) an. In seiner Beschreibung der Erzvorkommen (S, S. 40) bezeichnet er das Nebengestein der Aranyidaer Gänge als ein zähes gneisartiges Gestein und erklärt gerade hiemit die typische Gangform der Erzvorkommen im Gegensatze zu den an- deren Erzvorkommen des oberungarischen Erzgebirges, welche einen Lagergangtypus haben. Die neueren Werke enthalten, wie erwähnt, weder neue Daten, noch eine neuere Auffassung. Allgemeine geologische Verhältnisse. Das Bergrevier von Aranyida liegt im zentralen Teile der Szo- molnok-Kassaer Gruppe des Szepes-W4ömörer Erzgebirges. Der sich von W nach E hinziehende Hauptrücken kulminiert im Aranyidaer Hölya (1235 m). Kaum S0 m von diesem, auf einem NE-lichen Nebenrücken liegt die höchste Kuppe der Berggruppe, der Kojsöer Hölya (1248 m). Aus dem Hauptrücken zweigt bei dem Jäaszöer Hügel ein, mit jenem paralleler Nebenrücken ab, dessen Verlauf durch den Valobi Harb (924 m) und den Roszipana Szkala (878 m) gekennzeichnet ist und zwischen den beiden Rücken hat der Idabach ! sein Bett gegraben. Der erwähnte Nebenrücken stürzt gegen S steil gegen die Plio- zänbucht des Kanyaptabeckens ab, welche sich längs des Bodvabaches hinzieht und das Gelände verflacht völlig auf dem, durch die Pliozän- sedimente gebildetem Terrain. 1 Der bis zur Gemeinde Reka reichende Teil des Idabaches ist auf den Militärkarten mit dem Namen Rekabach bezeichnet. (9) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 271 Die Gänge der Silberantimonformation kommen auf der, sich gegen das Idatal herabsenkenden Lehne des Hauptrückens vor: auf der Südlehne des Nebenrückens zieht der Antimonerzzug von Rudnok- fürdö—Jaszömindszent dahin, während weiter südlich, E-lich von Jäszömindszent, längs des Osvanybaches in den, aus der Pliozändecke emportauchenden metamorphen Bildungen schon der Lagergang der sideritischen Formation aufgeschlossen wurde. In dem Aufbau unseres Gebietes nimmt jene stark umgewandelte Schichtengruppe teil, welche die zentralen Partien des Szepes-Gömörer Erzgebirges bildet. Zur Erklärung und Gliederung der durch V. Unis «erzführende Serie» genannten Schichtenreihe haben Fr. Scuararzır ' und H. v. Böckn ” viele neue und wertvolle Daten geliefert. Angesichts der geringen Ausdehnung des untersuchten Gebietes, sowie des gänzlichen Mangels solcher Schichten, welche eine Alters- besliimmung ermöglichen würden, müssen wir uns vorläufig mit der Klassifizierung der Bildungen auf petrographischer Grundlage begnügen, wobei bemerkt sei, daß die in der Umgebung von Aranyida auftretende Schichtengruppe am besten mit jenen Schichten parallelisiert werden kann, welche H. v. Böck als altpaläozoische metamorphe Gesteine zusammenfaßte.” Ihre genauere stratigraphische Niveaubestimmung ist jenen For- schungen vorbehalten, welche das Verhältnis der hier auftretenden Bildungen zu den, sie gegen NE und SW umrahmenden und für kar- bonisch gehaltenen Schichten klären werden. Ich selbst hatte Gelegenheit, die nicht allzuweit von hier gele- genen Schichten des Kassaer Vöröshegy kennen zu lernen, welches Vorkommen von D. Srur schon lange entdeckt und beschrie- ben wurde.* Die Karbonschichten werden hier durch große Crinoidenstiel- slieder führendes Konglomerat, grobe Quarzkörner und große Muskovit- U FR. SCHAFARZIK: Daten zur genaueren Kenntnis des Szepes-Gömörer Erz- gebirges. Math. u. Naturwissenschaftliche Berichte aus Ungarn. XXI, 1905, p. 225. 2 H. v. Böckn Die geologischen Verhältnisse des Vashegy, des Hradek und der Umgebung dieser (Kom. Gömör). Mitt. a. d. Jahrb. der kgl. ungar. geol. Reichsanstalt Budapest. XIV, 1905. S. 63, ferner Aufnahmsberichte von H. v. BöckH von den Jahren 1905, 1906 und 1907 in den Jahresberichten der kgl. ungar. geolo- gischen Reichsanstalt. > H. v. Böckn: Die geologischen Verhältnisse des Vashegy ete. S. 69. %* D. Sıur: Bericht über die geologische Aufnahme der Umgebung von Schmöllnitz und Göllnitz. Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt, XIV, 1869. S. 404. 979 PAUL ROZLOZSNIK (10) schuppen führenden Sandstein, grünliche, quarzreichere Tonschiefer und graphitische, weiß verwitternde Schiefer, teilweise mit sekundärer Schieferung gebildet, wobei außerdem stellenweise — als höheres Glied — reichliche Crinoidenstielglieder führende, schieferige Kalke auftreten (welche das Liegende des SW-lich vom Vöröshegy bei der Kote 360 m gelegenen Magnesitvorkommens bilden). Die Karbonschich- ten sind hier mit Maenesitvorkommen (Ankerit D. Srturs) vergesell- schaftet, welche — wenigstens größtenteils — durch metasomatische Verdrängung des Kalksteines entstanden sind. Auch D. Stur hat schon die tieferen Schiefer mit jenen des Kulm, die oberen, besser geschieferten ınit den Gailtaler Schiefern und das ganze Vorkommen mit dem Karbon von Dobsina parallelisiert. Obwohl außer CGrinoidenstielgliedern bloß aus einem limonitisch ver- witterten, verkieselten Stück ein, in die Familie der Bellerophontide sehöriges Petrefakt zutage kam, (auch D. Stur fand nur CGrinoiden- stielglieder) so ist die Schichtenreihe sowohl nach ihrer petrographi- schen als auch nach ihrer faziellen Ausbildung (litorale Meeresfauna) mit dem Karbon von Dobsina verläßlich in Parallele zu stellen, welche nach den Untersuchungen von Fr. Free# in den oberen Horizont des unteren Karbon —- in den Horizont der Gailtaler kalkigen Schiefer von Noetsch — in das Viseen gehört." Das Karbon von Kassa war ebenfalls intensiven Faltungen unterworfen, der klastische Charakter der Gesteine ist jedoch unverkennbar und dieselben stehen auf einer niederen Stufe der Metamorphose.” Das Liegende dieser minder metamorphosierten Schichtenreihe bilden nun stark metamorphe, graphitische, graphitisch-serizitische und chloritische Phyllite, welche oft den in der Umgebung von Aranyida auftretenden graphitisch-serizitischen Schichten ähneln. In Ermangelung anderer Anhaltspunkte kann also die metamorph-klastische Schichten- folge von Aranyida als metamorphe Sedimente bezeichnet wer- den, die älter als das Viseen sind. Aus der Reihe der metamorphen Sedimente können Gesteine eruptiver Herkunft ausgeschieden werden : der in einem vorgeschrittenen Stadium der Metamorphose befindliche Gneis und die auf beiden 1 Fr. Frech: Das marine Karbon in Ungarn. Földtani Közlöny XXXVI (1906), pag. 103. 2 Am Ostabhange des Vöröshegy ist ein Teil der Gestein infolge von ther- malen Einflüssen völlig zersetzt weiß; der Sandstein ähnelt einigermaßen einem Porphyroid, doch weisen uns die großen Muskovitschuppen auch in solchen Fällen den richtigen Weg. (il) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. Seiten desselben auftretenden Porphyroide,' welch letztere ihren erup- tiven Charakter noch sehr deutlich zur Schau tragen. In diese metamorphe Schichtenreihe ist der Granit intrudiert, dessen jüngeres Alter zweifellos ist. Dafür sprechen die, an der metamorphen Schichtenreihe nach- weisbaren Kontakthöfe, um die, in denselben stellenweise vorkommen- den Injektionen (NE-lich von Jaszömindszent). Sein, dem (Gneis gegen- über jüngeres Alter ergibt sich zum Teil durch sein geologisches Auf- treten (neben dem Ferenez Jözsef-Gange, z. B. auf dem Pecs-Horizonte ist der nichtgeschieferte Granit mit dem völlig geschieferten Gneis mit aplitischem Salbande im Kontakt), zum Teil aus der Beobachtung, daß am Mihälystollen, vor seiner Wendung zum südfallenden Gange im Gneis 5—10 em mächtige granitaplitische Gänge wahrnehmbar sind. Nach diesen allgemeinen Bemerkungen können wir die Ausbildung der einzelnen Glieder kennen lernen, wobei ich mit dem, am wenigsten metamorphisierten Glied, dem Granit beginne. Granit. Die granitischen Gesteine des Szepes-Gömörer Erzgebirges sind mit vielen wichtigen geologischen, aber vorzüglich mit vielen monta- nistischen Fragen verknüpft. Als erster hat V. Unwıe auf den merkwürdigen Umstand hin- gewiesen, dab der Granit von Szulova seine ursprüngliche grob- körnige Struktur beibehalten hat, wogegen die, in seiner Nähe auftretenden Quarzporphyre sich in einem ganz schieferigen, porphyroidartigen Zustande befinden.” Später wies E. Reeury den wichtigen Umstand nach, dal der Granitporphyr den Quarzporphyr im Betlörer Tale in Form eines 0°5 km mächtigen Ganges durchbricht. In seinem ersten Berichte erwägt er zwar noch die — allerdings nicht gerade wahrscheinliche — Möglich- keit, daß der Granitporphyr eine eigentümliche lokale Ausbildung des (Quarzporphyres, oder dessen Schlotausfüllung sei,” im folgenden Jahre äußert er sich jedoch bereits mit voller Bestimmtheit für den Durch- ı In dem auf der Südseite der Kote 647 m, östlich von Kassabela auftreten- den Konglomerate — durch V. Uutıs dem Karbon angereiht — finden sich auch schon typische Porphyroidgerölle. = Dr. V. Uncie: Bau und Bild der Karpathen. Wien, 1903. S. 699. 3 Eugen Resury: Der Südabhang des Voloveez zwischen Veszver&s uni Betler. Jahresbericht der kgl. ungar. geol. Reichsanstalt 1904. S. 190. 9374 PAUL ROZLOZSNIK (12) bruch und beobachtet am Rande des Ganges die Ausbildung eines aplitischen Salbandes.! Die geologische und montangeologische Wichtigkeit des Granites wurde aber hauptsächlich von H. v. Böckn nachgewiesen,” nachdem dem Zusammenhange der Eisenerzvorkommen mit dem Granite auch schon der Schöpfer der Theorie, Dr. Bruno BavmcÄrter Geltung zu schaffen versucht hatte.” Desgleichen hat H. v. Böcku die Aufmerksamkeit auf den Um- stand gelenkt, daß der Granit im Szepes-Gömörer Erzgebirge in der Tiefe verborgen sein dürfte und führt als Beispiel hiefür eben Arany- ida an, wo der Granit nur durch den Bergbau aufgeschlossen wurde * (das Ausbeißen des Granits war bisher im Gebiete des Aranyidaer Berg- baues unbekannt). Es ist wahrscheinlich, dab sein Vorhandensein durch detaillierte Untersuchungen an mehreren Punkten nachgewiesen werden wird. So habe ich z. B. anläßlich eines flüchtigen Besuches der Grube Bindtbänya im Komitate Szepes (bei Iglö) einige Jahre früher auf der Halde des Istvan-Stollens aus der Grube stammendes Granitmaterial gefunden, welches dort als Quarzıt bezeichnet wurde. Diese Date hielt ich auch deshalb für erwähnenswert, weil die neueste Beschreibung der Grube Bindtbänya das Vorhandensein von Granit nicht kennt.” Den südlichen Zug des Granils konnte ich auf unserem Gebiete von dem Rudnoker Bade in 0°9 km Mächtigskeit bis zu dem N-lich von der Jäszömindszenter Kapelle führenden Weg verfolgen. wo er sich schon ganz verjüngt. Der nördliche Zug ist größtenteils unter Tage geblieben und wurde an den folgenden Punkten bekannt: Hennel-Stollen (nur in der Grube), Hauszer-Stollen (nur in der Grube,) neben der Gän- gen Ferencz Jözsef und Häromsäg (nur in der Grube), neben dem oberen Bertalan-Stollen (ober Tage), dann auf eine bedeutende Erstreckung in den Grubenstrecken, welche den Istvän- und den Mätyäsgang aufschlos- ı EuGEn ResuLy: Geologische Verhältnisse des zwischen Nagyveszveres und Krasznahorkaväralja gelegenen Abschnittes des Szepes-hömörer Erzgebirges. Jahres- bericht der kgl. ungar. geol. Reichsanstalt 1905. S. 179. 2 H. v. Böcktu: Die geologischen Verhältnisse des Vashegy des Hradek un(d der Umgebung dieser. Mitt. a. dl. Jahrh. d. kgl. ungar. geol. Reichsanstalt XV1. S. S4. ® Br. BaunGÄrRTEL: Der Erzberg bei Hüttenberg in Kärnthen. Jahrbuch der k. k. geol. Reichsanstalt Wien. LIT, 1903. S. 242. 4“ H. v. Böckm: Beiträge zur Gliederung der Ablagerungen des Szepes- Gömörer Erzgebirges. Jahresbericht 1905 der kgl. ungar. geol. Reichsanstalt. S. 50. > W. BarteLs: Die Spateisensteinlagerstätten des Zipser Komitates in Öber- ungarn. Archiv für Lagerstättenforschung. Heft 5. Berlin, 1910. (13) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 275 sen, während ober Tage im Kamenibache, zwischen den Stollen Alsö- Nändor und Felsö-Remete nur eine kleine Partie davon nachweisbar ist, endlich W-lich vom Unteren Mätyäs-Stollen, wo er in der Form eines schmalen Ganges auf 07 km Länge zu verfolgen ist. Das Streichen der beiden Granitzüge weicht von einander ab, u. zw. konvergieren dieselben gegen E, demzufolge sie sich wahrscheinlich scharen. Jene Granitpartie, welche die Wiener Geologen einst am Akasztöhegy bei Kassa nachgewiesen haben, kann zweifellos als seine Fortsetzung be- trachtet werden. Die schönsten Gesteine kamen vom Hauszer-Stollen zutage und in diesen kommt Biotit reichlich vor und häuft sich auch in basischen Ausscheidungen an. Die untersuchten Exemplare des Rudnokbad-Jäszö- mindszenter Zuges erwiesen sich als zweiglimmerige Granite und ent- halten weniger Kalifeldspat. Die das Nebengestein der Aranyidaer Gänge bildenden Granite sind häufig aplitisch, der Biotit ist in denselben stets völlig zersetzt. Ihr auffallendster Bestandteil ist der Karlsbader Zwillinge bil- dende stark perlmutterglänzende Kalifeldspat, während ihr Plagioklas schwachglänzend oder glanzlos ist. Der Quarz fällt durch seine bläuliche Färbung auf. Die Granite sind mittelkörnig, in den aplitischen Varietäten ins feinkörnige neigend. Ihre Struktur ist infolge der aus der Grundmasse porphyrisch sich hervorhebenden und bis 4 cm großen Karlsbader Zwillinge von Mikroklin, seltener auch Quarzindividuen porphyrisch. In dem Vorkommen von Jäszömindszent sind sie fast als Granitpor- phyre zu bezeichnen. Die aplitische Randfazies ist durch ihre kleinere Korngröße und durch geringeren Plagioklasgehalt ausgezeichnet. Das Ganggefolee der Granite bilden Aplite, welche häufig tur- malinhältig sind. Turmalinführende Adern sind besonders in den Neben- gesteinen der Aranyidaer Gänge häufig zu beobachten. Die Bildung des Turmalins ist das Ergebnis eines der Gangbil- dung vorangegangenen und der Bildung der Aplite unmittelbar nach- gefolgten pneumatolithischen Vorganges, weil — wie es das, auf Fig. 1 dargestellte Handstück schön zeigt — der beiläufig 2 em breite Quarz- gang die Turmalinader durchsetzt und auf eirca 2 cm verwirft.! Die Struktur des Granites ist gewöhnlich massig. Die, längs der ! In den Aranyidaer Gängen ist Turmalin bisher unbekannt. Dies ist umso eigentümlicher, als in den sideritischen Gängen des Szepes-Gömörer Erzgebirges der Turmalin an mehreren Orten reichlich vorkommt. 276 PAUL ROZLOZSNIK (14) Aranyidaer Gänge auftretenden Gesteine werden häufig durch parallel- verlaufende, serizitische Zertrümmerungszonen durchsetzt. Eine parallele Struktur habe ich nur an einer Stelle beobachtet, u. zw. längs des Istvän-Ganges (Horizont des Breuner-Stollens); seine Schichtflächen sind ganz serizitisch, die einzelnen Lagen aber sind ganz holokristallin. Durch Pressung entstandene Klüftung, wie beim Gneis detailliert beschrieben werden soll, kommt auch beim Granit vor. Betrachten wir nun die Ausbildung der einzelnen Bestandteile auf Grund der mikroskopischen Untersuchung: Plagioklas. Der Plagioklas ist vorwaltend mit kleinen, farb- losen Glimmerschüppchen erfüllt, welche Eigenschaft an den Grani- ten des Szepes-Gömörer Erzgebir- ges zuerst von H. v. Böckn be- obachtet wurde." Hiemit ist be- sonders das Innere der größeren Individuen vollkommen erfüllt und sie fehlen gewöhnlich nur in der dünnen Randzone. Man beobachtet an denselben im allge- Bei HB: ee Br den eine StenaDunes Grup Granit malin pierung unter 60° (siehe die Mikrophotographie 5 auf Taf. XIl). er Außer dem Glimmer ist keine Aare: andere Neubildung wahrnehmbar, bloß in zwei Dünnschliffen habe ich größere, perimorphos entwickelte, blasse Granatkörner beobachtet, aber diese Granatführung beschränkt sich nur auf einzelne Plagioklase und bildet auch in den beiden Dünnschliffen keinen ständigen Be- standteil. Demzufolge konnte ich auch die, zur Bestimmung des Plagioklas dienenden Messungen meist nur am Rande durchführen. Nach denselben erfolgt die Auslöschung in _La-Schnitten unter 14—17°, bei dem Vergleich mit dem Quarz in der Kreuzstellung ist <>a', oa’e>y',v>p, optisch +, also Albit). Seine Individuen sind häufig zerbrochen. Der seltener vorkommende Orthoklas wird in der Regel durch Albit verdrängt; es kommt im Orthoklas auch Plagioklas als Einschluß vor. Die Grundmasse besteht, außer dem, dieselbe durehsetzenden Biotit aus Albit, welcher einfache Zwillinge bildet und aus Quarz, welche Mineralien in beiläufig gleichen Mengen vertreten sind. Außerdem kommen auch wenig Muskovitschuppen vor. Diese Varietät ist also basischer als gewöhnlich (enthält weniger Quarz und Feldspat, dagegen mehr Biotit, ihre Zusammensetzung entspricht schon mehr dem (uarzporphyrit. Die in den Grubenaufschlüssen (Breuner- und Ludovikastollen) in schmalen Partien vorkommenden porphyroidartigen Gesteine sind stärker gepreßt und vollständig ausgelaugt. Nach der Auslaugung des Eisens ist stellenweise ein rutilartiges Material zurückgeblieben, bisweilen ist auch eine Neubildung von Albit wahrzunehmen. Aus der Beschreibung folgt, daß die Porphyroide “im Anfangs- stadium der Kristallisationsschieferung stehen, welche in erster Reihe die Grundmasse betroffen hat, in zweiter Reihe den glimmerigen Be- standteil, welcher in glimmerreicheren Gesteinen in die Schichtungsfläche gewandert ist. Im Gegensatze zu dem gleichmäßig veränderten Gneis ist aber die verhältnismäßig frische Erhaltung der Porphyroide auffällig. Insoferne überhaupt ein Schluß gezogen werden kann, sind die gesamten Porphyroide aus massigen Gesteinen entstanden und Quarz- porphyrtuffe nirgends vorhanden. Bei den mehr metamorphosierten — ! Eine ähnliche Anordnung beobachtete auch H. v. Böcku. (Die geol. Ver- hältnisse des Vashegy ete., S. 75.) 284 PAUL ROZLOZSNIK (22) und gewöhnlich an Ausdehnung geringeren — Vorkommen ist die Lösung der Frage infolge eines höheren Grades der Umkristallisation schon un- gewiß. c) Die Textur des Gneises. Der Gneis ist durch die Grubenbaue an zahlreichen Punkten auf geschlossen. Die Baue bewegen sich größtenteils im Gneis, demzufolge ist seine Textur an vielen Punkten der Untersuchung zugänglich. In den Grubenaufschlüssen kann sehr gut beobachtet wer- den, daß der Gneis infolge des Zurgeltunggelangens von sich unter schiefen Winkeln schneidenden, durch Druck entstandenen Klüftungs- richtungen immer in Prismen von rhombischem Querschnitt ablöst, so daß die Wände der Grubenbanue stets ein dementsprechendes rhombisches Relief zeigen." Bei gutem Aufschluß sind zumindest vier Klüftungsriehtungen zu beobachten, zwei ziemlich parallel verlaufende Längsklüftungen, eine hierauf annähernd senkrechte Querklüftung und endlich die, der Schich- tung entsprechende Hauptabsonderungsfläche. Die Klüftungsflächen sind so scharf, daß sie eine, die Länge des ganzen Aufschlusses durchlaufende Fläche ergeben. Es sind mitunter auch 5-6 Zerklüftungsrichtungen wahrnehmbar, meist ist aber die Zahl der meßbaren Flächen infolge der Unvollständigkeit des Aufschlusses geringer. Die mit der Schieferung des Gneises zusammenhängende Haupt absonderung ist aus der Anordnung der glimmerigen Bestandteile er- kennbar, und hat nach meinen 14 Messungen ein ziemlich flaches, zwischen 2-—-33° schwankendes, im Durchschnitt 15° betragendes, meist südliches Verflächen. Zur Illustration der Streich- und Fallverhältnisse der anderen Klüftungsflächen habe ich die, im östlichen Grubenfelde durchgeführten Messungen in folgender Tabelle zusammengestellt: 1 Hievon macht auch schon Rapıe Erwähnung (10, S. 105): «Letzterer (reiner Tonschiefer = Gneis) ändert in vielen Fällen seine Struktnr, wird grob ge- schichtet, grauwackenartig und nimmt selbst in seinen Teilungsflächen die rhom- boedrische Gestalt an.» (23) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 285 vet Das Streichen der Klüftungsflächen Grad des | 0-1%| 1-2” | 9-3°| 3-4°| 4,5%] 5-6*| 6-7° | 7-8: | 8-98 | 9-10% [10-12] 11-12 Verlächen | ie Richtung des Verflächens TE we [jr [wine nefsn se] s in [sn [sel awfse) wm 90—30° I—- | | = — — a Eee 3 EB ır0 | will 30—40° | | a ne N De el sewnfse w|e | w | 46 —50° 50—60° 60—70° 70—80° 80—90° Zusammen In der folgenden Tabelle dagegen habe ich meine, an den tekto- nischen Bewegungen (Gänge und Verwerfungen) des östlichen Gruben feldes durchgeführten Messungen zusammengestellt: — Streichen Grad des 0-1| 1-9] 2-3 | 3-4 | 450 | ul 67% | 7-8: Verflächens == b nz 2 Riehtung des Verflächens a weni e [swnefsw sefsuise[s in [sn [seinwfseinn] se | m] we 20—30° | 3040 8-9 | 9-10h [10-117 [11-12% \N | Ei 40 — 50° 50-—60° 60-—70° 70-—-80° 80 Zusammen | #—| 3/—| 6) 1j12) 1 [13) spzlıalı2) 312) 31) 2|58 | 2 SS Il | er | lol S) DS | | | PB Wwr- | SFr ron | aow-l|| w BB ww et | > 90° BEIRZIEIETEIEI EI FI EU 15 in Prozenten | 1°4 1 DAS NAD 7395525 21 19:9 529 Streichen der Gänge Streichen der Verwerfungen Diese Tabellen beweisen, daß zwischen den, übrigens nach allen Weltgegenden streichenden Klüftungs- und tektonischen Richtungen eine gewisse Parallelität unverkennbar ist. Die meisten Gänge fallen in die Querklüftungsrichtung, obwohl ihr Maximum um ca. 1% verschoben ist; die streichenden Klüftungen dagegen können mit der Hauptverwerfungsrichtung parallel gestellt werden. Eine Parallelität ist ferner auch zwischen den Verflächen festzu- 956 PAUL ROZLOZSNIK (24) stellen, das Fallen der Querklüftungen und der Gänge ist steiler als das der streichenden Gänge und Klüfte. Im allgemeinen überschreitet die Zahl der südlichen Einfallen wesentlich die der nördlichen. Die mit der Längsentwicklung des Gneises parallelen Längsklüfte hat man bisher als das Verflächen des Gneises beschrieben; daraus resultierte die konkordante Lagerung des Gneises mit dem klastischen Nebengestein. Zutage ist der Gneis infolge der schlechten Aufschlussverhältnisse bei Aranyida selten anstehend zu finden, und auch dann nur so man- gelhaft aufgeschlossen, daß seine Textur nicht studiert werden kann. Im Ganzen konnte ich bloß im Matuzoveeztale bei dem Mundloche des Stollens Ubocsa Janos Messungen ausführen. Das Einfallen der Schichten ist Sh-95°, das der Ablösungsflächen 93h—68° und 15b 13°—68°. Chemische Zusammensetzung der Eruptivgesteine. Die nachfolgenden, im Laboratorium der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt ausgeführten Analysen verdanke ich dem Herrn kgl. ungar. Chemiker Dr. B. v. HorvArn. «) Granit. | urs ne - 1a ursprüng-| 2 urs En ee + 2: che” Molekular- | "IP ®| Molekular- |" che Itehe | Molekular- | Molekular- Analyse | Prozente | Analyseı| Prozente | Analyse | Analyse PrSzen a EEE SiO, | 7053| 77410 | 75:13 | 81-30 Al0, | 1579 | 1012 | 1461 | 920 esO,.3\,1.2:08:| u 2 0,32) Feo | 215| 366 | 0354| 074 Mo | 047, 07 | 0603| 102 co | 1313| aı2| 1423| 16 Na,0 0 3a0 23:67.| Sa Eee KO 03:67 Kranenl) 23:9516.9:02 0:29 er 0-16) Zusammen] 10026 | 100:00 0-80 | 0:84 > = 101:20 | 101-41 | 100-00 | 100-0 10000 1. Biotitgranit, Hauszerstollen, analysiert von B. v. Horvärn. 3. Biotitgranit, Zenoviezstollen, 410 m, Aranyida, analysiert von B. v. Horvärn. Unter A) und B) teile ich zum Vergleich die Analysen zweier 1 Außerdem TiO, — Sp. und MnO = Sp. (25) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. [552 287 Granite aus der Hohen Tätra mit, beide analysiert durch Strexe (Pog- sendorfs Annalen, Bd. XC (1553), S. 123). Die zu den Analysen gehö- renden Konstanten nach Osann sind die folgenden: | Über- £ s A IC: schuss an Te Al,O, | 77:10 6:23 919 nl] 4-43 1:68 81:30 5.49 1.6927 21:66 1:76 1:95 7457 >88 360 1:98 4-37 1:62 75:60 5:37 Sol Eli 5.19 1:70 zer Zu den Analysen benutzten wir die anscheinend frischesten Ge- sleine, welche noch frischen (z. T. chloritisierten) Biotit enthielten. Die beiden Analysen zeigen deutlich, daß der Granit von Aranyida acider ist, was insbesondere durch den höheren Quarzgehalt (und durch die Größe «k») zum Ausdruck gelangt. Bei den normalen Graniten ist «/» nach Osann ”: 1°91—1'86. In der zweiten Analyse deutet der geringe Eisengehalt darauf, dal der Magnetit und das Eisen überhaupt schon 2. T. ausgelaugt ist. Die Analyse des Gesteines 1 unterscheidet sich von der des Granits der Hohen Tätra wesentlich bloß im Kalkgehalt. Die auffallendste Erscheinung ist der wesentliche Über- schuß an Al,O,, welcher sich in ähnlichem Grade zeigt, wie im Granite der Hohen Tätra. Bei den Gesteinen von Aranyida ist dies hauptsächlich auf die Gegenwart des farblosen Glimmergemengteiles zurückzuführen ; und weil der letztere das Innere der Plagioklase aus- füllt, kann man darauf schließen, daß er sich auf Kosten des Anorthit- gehaltes entwickelt hat, wobei (a entführt wurde und dessen‘ Stelle Alkalien (hauptsächlich K) eingenommen haben. Bei Anwendung der Strukturformel von ÜLArkE: L SiO,= Ca!? 0, = HR: Anorthit Al SiO, =Al Muskovit Al —- SiO, = Al Nsi0,= Ai 0, A kann dieser Prozeß beim Verbleiben der gesamten Bestandteile bloß durch den Austausch der Basen zustande kommen. Die Analyse ergibt i Berechnet ohne Rücksicht auf den Überschuß an A1,0;. 2 A. Osann: Versuch einer chemischen Klassifikation der Eruptivgesteine. TscHerMaRs Min. u. Petr. Mitteilungen. XXI, 1902, S. 368. 388 PAUL ROZLOZSNIK (26) also nicht mehr die ursprüngliche Zusammenselzung des Maemas,! über die wir ein entsprechenderes Bild in dem Falle erhalten, wenn wir den A/,O,-Überschuß zu «GC» hinzurechnen. Dieser Al,O,-Überschuß ist also als eine chemische Charakteristik der saueren Gesleine ähnlicher Vergangenheit zu betrachten. So zeigen z. B. die, durch GC. Jonx” an Gesteinen granitischer und augengneis- artiger Typen der Alpen ausgeführten 11 Analysen mit Ausnahme eines «Granodioritgneises» durchwegs einen, zwischen 0'3—2°7 schwankenden A1,0,-Überschuß. b) Metamorphe Eruptivgesteine. 3 | 3a 4 4a 5) Da Bestandteile Original- Molekular- Original- Nolekular- Original- Molekular- | analyse prozent analyse prozent analyse prozent SiO, 74:62 Ss0-41 7563 82:34 12-99 S0:02 10 = Sp. - Sp. | — Sp. —_ 41,0, 12:75 S:08 12:87 8:24 16:83 10:85 Fe,0; 3-99 = 0:75 | — 1:38 — Fe0 _ 0-68 3:83 1:21 1-71 1:22 2:25 MoO “ 0-58 0:94 0:38 045 048 0:79 CaO £ 1:17 1'35 1-25 1:46 0:82 0:96 Na,O 3:35 349 0:84 088 9:38 9-93 BEORZ 2:75 1:90 7:08 492 372 2:60 H,O 0:23 | 0:20 - 0-47 Zusammen 10012 10000 | 100° 11 | 10000 10029 10000 Die entsprechenden Osannschen Konstanten sind die folgenden: | Über- S 5 AR G schuss F k ALO; 3 1:35 1:34 477 2-01 4 82:34 5:80 | 1-46 0:98 2:16 2:07 5 30:92 5.13 096 4:76 3:04 3:34 I Bei der normalen Erstarrung gleicht sich der etwaige Al,0,-Überschuß, wie dies auch MoRoZEwIcZ experimentell nachgewiesen hat, durch Ausscheidung von Korund, Kordierit und ähnlicher Mineralien aus. (Morozewicz : Experimentelle Un- tersuchungen über die Bildung der Minerale im Magma. TScHERMARs Min. u. Petr. Mitteilungen, 1S, S. 22). = W. HamMER und C. v. Joun: Augengneise und verwandte Gesteine aus dem oberen Wintschgau. Jahrb. d. k. k. geol. Reichsanstalt. Wien, 1909 (LIX), S. 727. (27) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA, 289 3. Porphyroid S-lich von Aranyida, unter dem Pod Harbom (auf der Karte Harb 941). Typischer Porphyroid, mit vollkommen er- haltener porphyrischer Struktur und mit frisch erhaltenen Einspreng- lingen von Quarz und Feldspat (blastoporphyrisch); wenig Biotit in lagenförmig lentikularer Anordnung. Es kommen darin sehr schöne Albit-linsen vor, auch die Verdrängung des Kalifeldspats durch Schachbrettalbit ist häufig wahrnehmbar. 4. Porphyroid, SW-lich von Gölniezbanya aus dem Grellen- seifental (von der Halde der Micheli Jezercegrube\. 5. «Gneis», Aranyida, östliches Bergrevier, Feldort nordwestlich (gegen den Häromsäggang zu), am Peeshorizont. Im Gestein sind stellen- weise Biotit-Eisenerzanhäufungen zu beobachten, auch Kalifeldspat ist vorhanden und infolge großer Entfernung von den Gängen ist das Gestein thermalen Einflüssen kaum unterworfen gewesen. Alle drei Analysen wurden durch Dr. B. v. Horväirn ausgeführt. In den Analysen fällt in erster Reihe die annähernd gleiche Alka- lienmenge, d. i. die annähernde Übereinstimmung der Osansschen Werte «A» auf, was also darauf hinweist, daß der Alkaligehalt bei der Um- wandlung minder wesentliche Veränderungen erlitien hat. Das gegenseitige Verhältnis der Alkalien ist mehr verschieden, und in dieser Hinsicht ist die Rolle des Albits im Gesteine von Arany- ida — mit der mikroskopischen Untersuchung übereinstimmend wesentlicher, während dieselbe im Gestein von Grellenseifen ganz in den Hintergrund tritt. Der Koöffizient der Quarzfreiheit ist größer als bei den Eruptiv- gesteinen (nach Osann bei den Lipariten 177—1'S0, bei Granitporphyren 1:27—1'52),' bei den beiden Gesteinen dagegen zeigt er wieder eine auffallend übereinstimmende Größe. Die Analyse des «Gneis» illustriert die Ergebnisse der mikrosko- pischen Untersuchung sehr gut. Die bei der Analyse des Granits be- sprochenen Umwandlungen sind hier in noch größerer Intensität zu beobachten ; dementsprechend ist der Wert von «(C» niedrig, der Wert des A/,O,-Überschusses und des «k» sehr hoch, und übersteigt die entsprechenden Werte bei den — nicht umgewandelten — Eruptiv- sesteinen bedeutend. Trotz den eigentümlichen chemischen Verhältnissen ist der eruptive Charakter der chemischen Zusammensetzung auch schon aus den Analysen allein augenfällig. ı A. Osann: Versuch einer chemischen Klassifikation der Eruptivgesteine. TScHERMARS Min. u. Petr. Mitteilungen. XXI (1902), S. 367. 290 PAUL ROZLOZSNIK (28) Klastische Gesteine. Die klastischen Gesteine lassen sich in zwei Horizonte gliedern: in die Schichtengruppe, welche im zentralen Teil vorkommt und sich hauptsächlich aus Quarzitschiefern zusammensetzt, sowie in die hierauf folgende Gruppe der graphitisch-serizitisch-chloritischen Phyillite und der graphitischen Quarzite. In der letzteren Gruppe kommen auch basische Zwischenlagerungen vor. Ihre Anordnung ist am besten aus dem beiliegenden Profil durch den Stollen Ubocsa Jänos zu entnehmen (Fig. 2). Die Sedimentgesteine wurden in erster Reihe durch den Faltungs- prozeß stark beeinflußt, infolgedessen die Gesteine auf der Kristalli- sationsstufe, welche auf die Zone der tiefen Temperatur ' charakteri- stisch ist, stehen, außerdem wurden die, in der zentralen Zone befind- lichen Gesteine auch der Kontaktwirkung des Granites wirkungsvoller unterworfen. Aus diesen Verhältnissen ergibt sich, daß das jetzt mehbare Streichen und Fallen schon auf die sekundäre Schieferung Bezug hat, worauf auch schon H. v. Böckn aufmerksam machte. (Die geol. Ver- hältnisse des Vashegy etc. S. 87.) Nach dem Verlaufe der Gesteins- grenzen zu schließen, stimmt das neue Streichen mit dem ursprüng- lichen überein, wogegen das Verflächen davon ganz unabhängig, auf die, durch die Faltung entstandenen Synklinalen und Antiklinalen bei- läufig in normaler Richtung verläuft. Dieses Verhältnis ist auch auf einzelnen Handstücken der Phyllite gut wahrnehmbar, in den massigen (Juarziten, z. B. in den Nebengräben des Aranyida-Baches ist es in den Aufschlüssen gut sichtbar. Bei einem großen Teile der Phyllite ist nur mehr die neue Schichtung wahrzunehmen. Auf diesen Umstand ist auch das, im größten Teile des Szepes- Gömörer Erzgebirges wahrnehmbare, ständig steile südliche Einfallen zurückzuführen.” Die Gegend von Aranyida bildet hiebei eine Ausnahme, indem hier auch gegen N fallende Flügel vorkommen. Die Gesteine der ersten Gruppe werden durch serizitische Quar- zite, quarzitische Sandsteine, Quarzitschiefer und durch quarzreichere serizitisch-chloritische Phyllite gebildet. Die in der Grube gesammelten Gesteine sind zumeist massiger und zeichnen sich durch einen dunkel graugrünen Farbenton aus; sie bezeugen stärkere Kontakteinwirkungen. 1 Y. BECKE: Die Entstehung des kristallinischen Gebirges. Gesellschaft deut- scher Naturforscher und Ärzte. Verhandlungen, 1909. S. 15 (Separatabdruck). = V. Unis: Bau und Bild der Karpathen. S. 700. "Stt9][]018-AfeyiW sap STJIPS-SOurf US904[) uop panp 19044 "6 NSTL] "OLL: I 2YOH OFT: I PUR : qejstyeN udyg pun spojnöny prossydiog sIauN) yrydnzuiospuydiu. aojettpspzaund T —r / 005+ 2 SEE E x = Dr o0os+ Ha tt | Q == a N N — 1 azsamm E Zn _Qy— 009+ ZEN IX DIEIDIEANZ IR N N ' ü g \ 3 E 2 | » | 3 en .00L+ | S Q 00 \ \ au eS: SE N N n 3 + d u 008+ RI oa 006+ N N D N N SE > Be 006+ 006+ u AN N 2 \ AD N S TT000F 9E0oL N 23 @ ANG 7 2 00ll+ 00H + NS a 292 PAUL ROZLOZSNIK (30) U. d. M. wird die ursprüngliche und die sekundäre Schichtung durch dünklere Streifen angedeutet, welche durch die Anhäufung der farbigen Bestandteile (Penpin, Muskovit, Turmalin, Magnetit oder Hämatit) zustande gekommen sind. Die braunen, gedrungenen Individuen des Turmalins sind zahl- reich vorhanden. Der Muskovit ist auch in größeren Individuen ausgebildet 2V = 41°), umschließt die übrigen Bestandteile und in ihm sammelt sich besonders viel Pigment an. Die farblose Grundmasse ist ein Quarzmosaik ohne kataklastische Erscheinungen, dem sich in wechselnden Mengen auch zwillingslattiger Plagioklas (_M und P—14°, also dem Albit nahestend) zugesellt. In einzelnen Gesteinen kommt auch Biotit vor, in anderen perimorph aus- sebildeter Granat. In den zum Granit näher gelegenen Gesteinen sind ganze Tur- malinlagen (w = lichtgelb, < = kastanienbraun) zu beobachten, wodurch sie ein ganz gebändertes Aussehen erhalten. Einen ähnlichen Kontakthof finden wir um den Granitzug von Jaszömindszent-Rudnok herum. Wie aus der Beschreibung zu ersehen ist, ist die Einwirkung des Granitkontaktes viel geringer, als er an normalen Sedimentgesteinen zu sein pflegt und nur die Neubildung des Turmalins nimmt größere Dimensionen an. Die Unterscheidung der quarzitischen Sandsteine kleinen Quarzkornes von den Porphyroiden erfordert viel Mühe. Die Grund- masse eines, im Ludovika-Stollen gesammelten Gesteines zeigt u. d. M. einen, in einer Richtung gestreckten und gezackt ineinandergreifenden Quarzit, dem sich nur wenig albitartiger Plagioklas zugesellt. Serizit ist untergeordnet vorhanden. Daraus heben sich 0'3-—-1 mm grobe, mehr oder weniger abgerundete Quarzangen hervor; häufig sind Tur- malinpartien wahrnehmbar, hie und da Granat, Rutilgruppen und abgerundeter Zirkon. Das Gestein stammt aus dem weiteren Kontakthofe des Granits. Die phyllitischen Gesteine zeigen die normale Zusammensetzung. Bemerkenswert ist bei den serizitisch-graphitischen Gesteinen die ge- streifte Anordnung der graphitreicheren und graphitärmeren Partien, welche durch die durch Faltung verursachte Schichtung bewirkt wird. Die Einlagerung von basischerem Augitfels innerhalb der gra- phitischen Phyllite hat durch die limonitische Verwitterung zu zahl- reichen erfolglosen Schürfungen Anlaß gegeben. [hemals hat man diese für Gänge gehalten und eine ältere Be- schreibung gedenkt des Rudolfganges folgendermaßen: «der den retrak- (31) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA, 993 torischen Eisenstein in Hornblendegangart, worin auch silberhaltige Bleierze vorkommen, führt». Die frischeren Varietäten erwiesen sich u. d.M.als farblose Augit- aggregate, welche aus den das Gestein dicht durchdringenden Bruch- und Zertrüämmerungszonen ausgehend amphibolisiert wurden. In mahıches Gestein ist Pyrit eingedrungen und um denselben herum ist «lie Amphi- bolisierung intensiver. Der in den Mesostasen befindliche und den Augit umrahmende größere, einheitliche Amphibol scheint z. T. primär zu sein. Spalten werden durch Karbonate ausgefüllt, neben denselben hat sich bläulichgrüner Chlorit ausgebildet. Kalzit kommt stellen- weise auch mesostasenartig vor. Andere Gesteine (z. B. «as auf der Halde des Kelemenstollens gesammelte) sind ein Gemenge von Kalzit und Chlorit und wahrschein- lich auf völlig umgewandelten Augitfels zurückzuführen.? Die Klüftungserscheinungen der sedimänteren Gesteine betreffend ist zu erwähnen, dab die festeren Quarzite, Quarzitschiefer und die elimmerigen Quarzitgesteine die Absonderungsflächen aufweisen wie sie beim Gneis beschrieben wurden. Bei den phyllitischen Gesteinen ist .die Zerklüftung intensiver und die Forın der zustandegekommenen Stücke ist sehr spitzig rhomboedrisch. Aus diesem Grunde ist das Verflächen in der Grube häufig gar nicht bestimmbar. Die zur Schichtung querverlaufenden Klüftungen sind sehr scharfe ebene Flächen, wie dies insbesondere am schönsten an den, in den Gassen der Ortschaft Aranyida emporragenden Schichtenköpfen der metamorphen Gesteine zu beobachten ist. Die metamorphe Serie und besonders deren phyllitische Glieder enthalten zahlreiche, mit der sekundären Schieferung parallelgelagerte, bald kleinere, bald größere Quarzlinsen, zu denen sich stellenweise Chlorit hinzugesellt. Diese Phyllitquarze haben stellenweise ebenfalls zu vergeblichen Schürfungen Anlaß gegeben. Zusammenfassung. Nach dem Vorstehenden sind bei der Bildung der Aranyidaer Gesteine zwei Hauptperioden zu unterscheiden: die der Intrusion des Granits vorangehende und die mit dieser Intrusion verbundene Periode. In die erste Periode fällt die intensive Faltung der metamorphen 1 Zur genetischen Erklärung dieses Gesteines fehlen mir vorläufig die ge- nügenden Daten. 394 PAUL ROZLOZSNIK (32) Gesteine, bei welcher Gelegenheit diese die sekundäre Schieferung an- nahmen. Einigermaßen ungewiß ist die richtige Deutung des Gneises; infolge seiner vorgeschrittenen Metamorphose und seiner geologischen Position kann er als die Achse der Auffaltung betrachtet werden. Wenn wir nun (das Gestein als metamorphen Granitporphyr auffassen, so konnte dieser bei der Faltung auch selbst eine aktive Rolle spielen und er kann seine parallele Struktur auch «dem, bei dem Erstarren herrschenden bedeutenden Intrusionsdruck verdanken; es schwebt mir hier das Bild vor, wie Fr. Beckw die Entstehung der Zentral-Gneise der Alpen erklärt." Hierauf würde nämlich die Beobachtung hindeuten, dab der Ver- flächungswinkel der Schieferung des Gneises sehr flach, durchschnittlich bloß 15° ist und den steileren Verflächungsverhältnissen der Faltungs- schieferung, schlechterdings gar nicht angereiht werden kann. Zur Zeit der Granitintrusion war die, durch die Faltung bewirkte (und eventuell durch die Intrusion des Gneises geförderte) Umwand- lung der metamorphen Gesteine schon vollendet, auf welchen Umstand H. v. Böcku schon in anderen Teilen des Szepes-Gömörer Erzgebirges hingewiesen hat.” Hierauf deutet u. a. auch die Tatsache, dab die erwähnten Granitaplitadern schon den, durch die Textur des Gneises vorgeschriebenen Ablösungsflächen folgen. Dadurch haben die nıeta- morphen Gesteine eine Kontaktmetamorphose erlitten, welche sich haupt- sächlich durch eine hochgradige Turmalinisierung äußerte. Aus der Physiographie der Bestandteile des Granits folgt, dal derselbe auch noch unter hohem Druck erstarrt ist, wodurch er die, für die Zentralgeranite charakteristische Umwandlung erlitt. Nachdem es hier nicht zur Bildung einer Paralleltextur kam, war dieser Druck nicht mehr so intensiv wie in der vorhergebenden Periode. Das Gebundensein gewisser Neubildungen an gewisse Mineralien deutet darauf — wie es auch Brere betonte — daß die Umwandlung schon innerhalb der individualisierten Mineralgemengteile vor sich gegangen ist. Wir müssen daher annehmen, daß sich aus dem Magma die Gemengleile von nor- malem Habitus ausgeschieden haben, welche dann bei abnehmender Temperatur und geänderten Gleichgewichtsverhältnissen die durch das Brexesche Volumgesetz vorgeschriebenen Veränderungen erlitten haben. Die Umwandlungsprodukte beider Perioden sind solcher Natur, 1 F. Becke und V. Unus: Erster Bericht über petrographische und geotek- tonische Untersuchungen im Hochalmmassiv und in den Radstädter Tauern. Sitzungs- berichte der k. k. Akademie CXV, 1906, Abt. 1. S. 1718. 2 2 H. v. Böcku: Die geologischen Verhältnisse des Vashegy ete. S. S7. (33) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 295 welche für die Beexesche Zone niedriger Temperatur charak- teristisch ist. Mit der Erstarrung des Granits begann die thermale Periode, womit wir zur Behandlung der Erzführung übergehen können. Die Erzvorkommen. Das Erzvorkommen von Aranyida gehört zu den interessantesten Erzführungen des Szepes-Gömörer Erzgebirges, ein Erzvorkommen dieses Typus ist von anderwärts in Ungarn garnicht bekannt. Von dem gewöhnlichen Typus des Szepes-Gömörer Erzgebirges weichen diese erstens in formellem Sinne ab, indem sie im Gegen- satz zu dem Typus der Lagergänge wahre Quergänge sind. Der Unterschied besteht aber auch in Bezug auf die Ausfüllung, denn in den Erzvorkommen von Aranyida ist die Rolle des Siderits unter- geordnet; in dieser Hinsicht nehmen sie einigermaßen eine Mittel- stellung zwischen den sideritführenden und den antimonführenden Gän- gen ein. Im größten Teile des Szepes-Gömörer Erzgebirges ist der Silber-, Kupfer- und Quecksilberfahlerzbergbau erloschen und an dessen Stelle trat ein blühender Sideritbergbau; dagegen kommen die Erzgänge von Aranyida vom Standpunkte des Eisenerzes garnicht in Betracht. Genetische Verhältnisse. Genetisch stehen die Aranyidaer Gänge mit dem Granit, formell dagegen hauptsächlich mit dem Gneis in Zusammenhang. \ Der genetische Zusammenhang mit dem Granit ist auf der Karte augenfällig: an den meisten Punkten wurde ja der Granit bloß durch den, die Erzgänge in die Teufe verfolgenden Bergbau aufgeschlossen. Bei der Untersuchung der Mineralien der Aranyidaer Gänge ist schon Ferrrengere die Ähnlichkeit zu den Goldantimonerzgängen des Komitats Liptö aufgefallen und er schreibt: «Man möchte aus dem Verhalten auf ein Aufsetzen im Granit schließen, was auch durch ältere Angaben bestätigt wird». (11, S. 126.) Der formelle Zusammenhang mit dem Gneis findet seine Erklärung darin, daß der massige, spröde Gneis schon vermöge seiner eigen- artigen Textur zur Bildung von Gangspalten sehr geeignet war. Schon Rapvıs schreibt: «Als eigentliches erzführendes Gestein kann man nur den reinen Tonschiefer» (= Gneis) «betrachten» und: «in diesem Gesteine streichen die Gänge regelmäßig mit wenig abwechseln- Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 6. Heft. 21 996 PAUL ROZLOZSNIK (34) der Mächtigkeit, haben glatte Ablöse- und Saalbänder —» (10, S. 105). Und wenn wir die Verbreitung der Gänge mit der Verbreitung des Gneises vergleichen, so finden wir, daß die beiden sich decken. Der Zusammenhang ist natürlich in erster Reihe räumlich, weil der Granit gewöhnlich den Gneis durchbricht. ‚Der Quergangtypus der Erzführungen aber — wie dies schon Anprıan betonte (8) — ist auf das gneisige Nebengestein zurückzuführen. Die Gangausfüllung. Die in der Umgebung von Aranyida vorkommenden Gänge — von denen hier die Rede sein wird — vertreten nach der mineralischen Zusammensetzung zwei Typen: a) silberführende Gänge, deren charakteristischestes Erz der Jamesonit ist und in deren Ausfüllung neben dem Quarz auch der Syderit eine wesentlichere Rolle spielt. Hierher gehören die Aranyidaer Gänge (mit Ausnahme des Ferenezganges) und die Rekaer Katalingang- gruppe ; b) die goldigen Antimongänge, deren vorwiegendes Erz der Antimonit ist und in welchem Siderit nur sporadisch vorkommt. Hierher gehört der Ferenezgang von Aranyida und die Gänge des Rud- nok-Jaszömindszenter Zuges. a) Die Austüllung der silberhaltigen Gänge. Die mineralische Zusammensetzung der Aranyidaer Gänge und das Verhältnis der einzelnen Mineralien zu einander ist am besten aus jener Analysenreihe zu entnehmen, welche das kgl. ungar. Hüttenamt Selmeezbänya über die, im Jahre 1880 in Aranyida eingelösten Erze zusammengestellt hat (Analysen 1—6)." Die unter 7 und 8 mitgeteilten Analysen verdanke ich der Gefälligkeit des Herrn kgl. ungar. Chemikers K. Enmszr; die Post 9 gibt die Zusammensetzung eines jamesonitischen Erzes von Aranyida nach der Analyse von A. Löwe (2, S. 62). Die unter Zahl 10 mitgeteilte Analyse aber ist die Zusammensetzung eines tetraödrischen Erzes von Ötösbänya nach Barreıs.” ! Durch Erhitzen in Chlorgas erhaltene Lösungen (16). 2 W. Barteıs: Die Spateisensteinlagerstätten des Zipser Komitates. S. 49. [5 Sı DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHALTNISSE VON ARANYIDA. (35) 17-001 ICE 66 neuosun 95UON BIP Aoyep Ywumsog 9qoag U9LPpuL 18-001 6L-001 er.2=ors| FI8-5 | 66-91 18.0=°0%941 = | | — 86-76 =] | 1-1 L6-L | 6090-87 | | A A | = NP 69.0 = — | — E80 | :ds | 8T-1 9m | — | - c1.70=031 | 606-6 | 86-0 | 60 L1-0 | 6.1 85-P1 _ 718-0 | 0r0 ds &0.8 | 891.58 18-16 Or-&1 el.6 | 681-1 0.0 61-1 es-I=ÖH | 899.68 | 26-61 60-0 0P7-1 | | 19.0 1RSuBs | I or 00-001 9-1 09-09 66-1 G8-6 69-9 18-0 Es-I 04-0 1E- Il 18-2 :dg 96-0 01-0 16-0 060-0 | 00-001 Yl-1 18-6 69-6 94.0 IS-76 1 60.1 06-7 89.6 0 G1-0 10-6 36:0 19.61 861.0 Surn-ionoN v I9UT9 Sne Ya] yoru nu °09 Ald ı 00-001 00-007 00-001 U9UNUBSNZ 608-6 796-6 | 769-1 0 + pur [egete 01-6° | 00-06 [= yaısorun 89-0 29:0. | 82€ So’ 19-6 16-7 97-4 ‘0 87.8 TL-01 TZ-O1 us, 69-0 08.0 86-0 N 08-0 09-0 08-1 0% 16-0 LI-6 06-1 ee 16-0 e7:0 19-0 um 16-@1 78-61 &+El a YL-Y v8-7 8-7 or ds ‘ds ds DET 68-5 GE 89-8 1S 08-0 G2-0 07-0 = m) 68-7 LE-V 66-8 = 2d lET-0 | 941-0 | 951-0 md | | 91191 | | -purjsogl 21* 2398 PAUL ROZLOZSNIK (36) Oder wenn man die Analysenresultate auf die Mineralbestandteile umrechnet, so erhält man die folgenden prozentuellen Zusammen- setzungen: 1 Da 4 5 6 A Ss Istvän- |Erzsebet-| Härom- | Neuer- | Ferene | Katalin- | Erzsebet-) Nord säg-Gang Gang | Jözsel- | Gang Gang | fallender Gang Gang Gang | | | Gang ltr | AgaS 0:144 0-179| 0:150| 0:175| 0-204| 0-103| 0-58 1:28 Jamesonit | | 3PbS+Sb,S, 635 8:62 9:66 6°97 76:10 700 0A: | 39-34 | 95-56 Antimonit Sb,S, | 2:49 | 1 | — | 1:60 | 2-73 | 1-11 | 2.59) — Arsenkies | FeAs,! FeS, 9-84 10-51 |10-39 13-25 |10-11 |15-89 | 31-15| 9-64 Chalkopyrit | | Cu,S+ Fe,S; 1:15 | 0:72 | 0:86 | 0:95 | 0:66 | 0:28 3:73| 0:8 r SI w So w - [U Oo w [07) wo > oO 1 Le) 1 1 Sphalerit ZnS Eisenkies Fes, |10-932| 9-417| 7-16 | 7-318| 7-78 | 5-257| 3:34| — FeCO, 9:38. '9°5651 19-094] 95152105395 | 7:10, |. 0-50 0° MnCoO, 1:27 | 0:89 | 0:43 | 0:58 | 1-12 | 1.04 | — E | | CalO; 2:67 | 1:07 | 0:35 | 0:26 | 1:93 | 3-30 — 1} | | Mg“O, 05485 12054 M1E30 M0279 7 7) — en Al,O, 20 153298770262 Ko=cSm E02 a 19 > Unlöslicher | Rückstand 50:00 ‚52:10 [55:10 [54-81 |51°25 60-10 16.22| 0-30 Zusammen 99-776 99-186 | 99-42 | 99-953 | 99-044 | 99607 100-241 10003 Gesamte erzige | Bestandteile 32696 33-896| 29-47 |33-443 | 32-044 | 23-877 | 82-50 | 99-73 Karbonate 13-5 19-57 \14-17 [10:78 |14-61 |13-14 1:32 — (Quarz und | Nebengestein_ __|53:28 |52:72 55-78 [55:83 |52:39 | 62:59 16-22) 0-30 In chemischer Beziehung wird also die Antimon-Silberformation von Aranyida im Gegensatz zur Tetra@drit-Sideritformation des Szepes- Gömörer Erzgebirges durch den wesentlich bedeutenderen Arsen-, Schwefel-, Blei- und Zinkgehalt,” endlich durch den geringen Kupfer- gehalt und durch den Mangel von Quecksilber charakterisiert. 1 Es verbleibt noch überschüssige GO,. 2 Im Szepes-Gömörer Erzgebirge ist auf den Sideritgängen Galenit, Sphalerit und Antimonit auch nicht unbekannt. Als Beispiel hiefür kann ich Zakärfalu im (37) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 299 In den Gangausfüllungen von Aranyida kommen die folgenden Mineralien vor: Oxydationszone: Die Oxydationszone war — insoweit über- haupt hierüber Daten übrigblieben (auf den Gängen Istvän, Häromsäg und Ferene-Jözsef, d. i. gerade nur auf den Hauptgängen) stets arm an Silber und der Silbergehalt stieg konstant der Teufe zu (die dies- bezüglichen Daten siehe im speziellen Teil). Ihre, aus der Verwitterung der antimonischen Erze hervorgegangenen Mineralien! sind Valen- tinit”? (Sb,O,), Antimonocker aus der Verwitterung von Kiesen und Siderit aber Limonit; dieselben Mineralien bilden sich auf den Halden und in alten Bauen. Über die Tiefenausdehnung der Oxydationszone haben wir keine Daten, bei den meisten Gängen konnte dieselbe aber nicht bedeutend gewesen sein. Eine bedeutende Öxydationszone hat man bloß am Jözsefgang beobachtet und das hängt augenscheinlich mit dem, in den höheren Horizonten beobachteten wesentlichen Sideritgehalt desselben zusammen. Auf dem Jözsefgange müssen wir auch auf die Gegenwart einer gewissen Zementationszone schließen. Während nämlich derselbe in den "höchsten Horizonten als nicht gerade reich beschrie- ben wurde, werden später in großen Mengen einbrechende und an Silber reiche ockerige Erze erwähnt. Gegen die Teufe zu ist der Silber- gehalt in der Primärzone sehr schnell gesunken und der Gang hatte überhaupt keine abbauwürdigen Mittel mehr (siehe den speziellen Teil). Bei den übrigen Gängen hat man keine Zementationszone be- obachtet. = Primäre Zone. Die Gänge von Aranyida sind bei mangelhafter Mineralausfüllung mit einer, aus der Zertrümmerung des Nebengesteines entstandenen Reibungsbreccie erfüllt. Der Gang wird vom Nebengestein durch einen Lettenbesteg getrennt. Die lettig-breeeiöse und die Mineral- ausfüllung kann auch miteinander abwechseln und das Feldortsbild ist im allgemeinen sehr wechselnd. Die Mineralausfüllung enthält gewöhn- lich wenig Einschlüsse des Nebengesteins; stellenweise —- besonders wo Komitate Szepes anführen, dort pflegt aber nach der Erfahrung der Bergleute der Galenit und der Sphalerit neben den Verwerfungsklüften vorzukommen und der Antimonit längs der sog. schwarzen Kluft. 1 Das Bergamt Aranyida hat keine Mineraliensammlung und die Baue be- wegen sich schon in größerer Teufe. Infolgedessen sind wir hier hauptsächlich auf die Literatur angewiesen, deren Zusammenstellung in BECKE-ZEPHAROVICHS Arbeit zu finden ist (9). 2 Valentinit ist auf den alten Halden der Gänge Antal, Dreifaltigkeit und -Josef zu beobachten. 300 PAUL ROZLOZSNIK (38) sich der Gang auftut — sind auch große abgerissene Stücke des Neben- gesteins wahrzunehmen. Die Mächtigkeit der Gänge variiert zwischen 0°5—4 m, ist aber gewöhnlich I m nahestehend. An der Zusammensetzung der mineralischen Ausfüllung nehmen die folgenden Mineralien teil: Die wichtigste Rolle spielt der Quarz, welcher — wie aus den Analysen zu ersehen ist — auch in den eingelösten Erzen noch 50% erreicht. Der, auf den Gängen einbrechende Quarz ist gewöhnlich weiß, massig. Auf den höheren Horizonten des Istvänganges — wie wir aus den Gangausfüllungen auf den Halden der Nändorstollen ersehen kön- nen — besteht die Gangausfüllung aus einem (Gemenge von durch- scheinenden (uarzkristallen. Hier beobachten wir auch häufig mit Quarzkristallen ausgekleidete Drüsen. Der Siderit spielt keine solche ständige Rolle, obwohl er in den Erzen — nach der Zeugenschaft der Analysen — in einem auf- fallend konstanten Verhältnisse vorhanden ist. Dieser Umstand ist dadurch zu erklären, daß die, den Jamesonit enthaltende Gangart ge- wöhnlich auch sideritisch ist. Am Istvän- und am Häromsäggang wurde er in geringeren Mengen beobachtet als auf den übrigen Gängen. In der größten Menge war er in den höheren Horizonten des Jözsef- Ganges vertreten, wo er oft auch vorherrschend wurde. Der Siderit- gehalt in den, auf den Halden der unteren und oberen Läszlöstollen verbliebenen silberarmen Geschieken kann auf "3 —'!/s geschätzt werden. Der Siderit ist stets derb und blättrig.. Nach der Zeugenschaft der Analysen ist der Fe CO,-Gehalt des Karbonates in den Aranyidaer Erzen 68-85% (Fe =33 —41%), im Katalingang 54% (Fe= 296%), der Gehalt an (Fe + Mn) CO, ist bei den ersteren 78--90%, bei dem letzteren 61%. Der Siderit kommt in den Gängen — mit Ausnahme des Jözsefganges — in keiner größeren Menge vor als es das Verhält- nis in den Analysen angibt und weil die sideritischen Mittel auch erz- führend sind, so sind diese auch verhaut. In den silberarmen Mitteln ist auch die Menge des Siderits geringe, fehlt sogar häufig ganz. Kalzit. Der Kalzit ist nach Ferreneere teils blättrig oder massig vorgekommen, teils in Drusen, in Form von Kristallen. FaLLer erwähnt bloß das drusige Vorkommen. Seine Rolle mag sehr untergeordnet sein, ich habe ihm nicht wahrgenommen. Jamesonit ist das Haupterz der Aranyidaer Gänge nnd gibt nach der obigen Analysenreihe 6—10% der eingelösten Erze. Er bildet faserige, stengelige Individuen und Aggregate und bei besserer Ausbil- dung (z. B. an Kristallen in Siderit) ist seine Spaltbarkeit nach der (39) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 301 Basis gut wahrnehmbar. Der Jamesonit von Aranyida wurde seinerzeit durch A. Löwe analysiert (Analyse Nr. 9). In der Analyse ist aber Sb in größerem Verhältnisse vorhanden als es die Theorie erfordert, während anderseits der Schwefel nicht einmal zum Binden des nachgewiesenen Pb und Sb hinreicht: infolgedessen ist es nicht geraten, aus dieser Analyse Schlüsse zu ziehen. Die Analyse Nr. S gibt die Zusammen- setzung eines reinen Jamesonit-Erzes nach der Analyse von K. Euszr, wobei Arsenkies bloß mikroskopisch nachweisbar war. Die Analyse gibt vollkommen die Formel des Jamesonites (nach Abzug des Arsenkieses), und neben dem wenigen übriggebliebenem Kupferkies verblieb noch Ag,S, dessen Gebundensein an ersteres vorläufig noch eine offene Frage bleibt. Die mikroskopische Struktur der Gangarten — wovon weiterhin noch eingehender gesprochen wird — rechtfertigt es, daß bei den Aranyidaer Verhältnissen ein ganz reines Material überhaupt sozusagen “unmöglich ist. Das spezifische Gewicht des Jamesonits ist nach A. Löwe 5:6, nach K. Euszr (Analyse Nr. 8) 544. Berthierit (FeS, Sb,S,) kam nach Zenxovıcz in den oberen Hori- zonten vor. Seine Zusammensetzung ist nach Prrrko (2, S. 62) S=29 270, Sb = 57'882, Fe = 12'848, zusammen 100:000, sein spezifisches Ge- wicht = 4043. Antimonit, Der Antimonit kann neben dem Granit oder in demselben auch vorherrschend werden, wovon weiterhin eingehender die Rede sein wird. Dunkelbrauner Sphalerit kann auf den Gängen Ferencz-Jözsef, Erzsöbet und Neuer Gang häufiger vor und diese Erfahrung kommt auch in den Analysen zum Ausdruck. Eisenkies und Arsenkies sind häufig in gut ausgebildeten Kristallen zu beobachten, in größeren Mengen kommen sie auch derb vor. Sie geben ungefähr *» der erzigen Gangart und werden am Katalingang vorherrschend. Die vorherrschende Form des Pyrites in den Erzen des Istvänganges ist © 0, als Kombinationen ist häufiger &©( und 0, zu beobachten, während man bei den Erzen des Katalin- Ganges auch geriefte Pentagondodekaeder findet. CGhalkopyrit. Die Analysen haben auch einen geringen Chalko- pyritgehalt ergeben, welches in den normalen Erzen nur sehr selten wahrnehmbar ist. Nach FerLengere soll er mehr mit dem Siderit auf- getreten sein. Was den Silbergehalt betrifft, ist derselbe bei den Aranyidaer Gängen in großem Ganzen mit dem Jamesonitgehalt der Erze proportionell. Auf manchen Gängen (Erzsebetgang u. s. w.) sind die sphaleritisch- jamesonitischen Erze besonders reich. Die rein pyritischen Erze sind in 302 PAUL ROZLOZSNIK (40) Aranyida sehr silberarm und unbauwürdig. Im Gegensatz hiezu zeigen die Erze des Katalinganges — nach der Zeugenschaft der Analyse — auch bei geringem Jamesonitgehalt einen hohen Silbergehalt, aus die- sem Gange stehen mir aber reiche Erze nicht zur Verfügung. In den normalen Gangausfüllungen ist ein eigentliches Silbererz nicht zu nnterscheiden. Die ältere Beschreibung erwähnt in den edleren Mitteln «Grau- und Weißgülligerz» (Fahlerz). Nach Ranıc hängt der Silberadel mit dem Auftreten von «Sprödglaserz» (Stefanit) zusammen, welches Mineral in der Form von feineingesprengten Nestern am Istvän- gang, insbesondere am Horizonte des Ludovikastollens beobachtet wurde. In den Erzen von Aranyida ist das Verhältnis Ay: Pb sehr vor- teilhaft 1:90—1:37, in den Sluferzen 1:39, 1:44 und 1:28 am Katalingange 1:27, während es in den silberhaltigen galenitischen Erzen nach Voer 1:500—1:5000 zu sein pflegt! infolge der minerali- schen Zusammensetzung aber auf Kosten des Bleigehaltes geht. Der Goldgehalt des Silbers ist sehr gering. Bei den vorstehenden Analysen ist der entsprechende Goldgehalt der folgende: L————————— en | : - N a Istvän- |Häromsäg-| Ferene | Erzsebet- | Neuer- Katalin- x Gang Gang Jözsel-Gang Gang | Gang Gang A Kgr. Silber enthält eg Gold 0:0033% | 0-0042% ' 0°0024% | 0:0028% | 0:0026% | 0:0015% Das Verhältnis des Goldes® zum Silber ist 1:24,000—1 :67,000. Dieser geringe Goldgehalt des Silbers ist, wie schon Vocr hierauf auf- merksam macht (l. e.) eine Eigentümlichkeit der alten Silberbleifor- mationen ; das Aranyidaer Verhältnis ist noch schlechter als das Durch- schnittsverhältnis (1 :5000—-1 : 20,000). Auch die, mit den quarzigen Geschicken durchgeführten Poch- versuche haben zu keinen nennenswerten Resultaten geführt. Den größten Goldgehalt hat die im Granit einbrechende, silberfreie, quarzig- antimonische Ausfüllung des Istvänganges aufgewiesen, wo man an einem Punkte sogar auf Freigold stieß, der durchschnittliche Goldgehalt aber schwankend ist und 1—2 Gramm pro Tonne nicht übersteigt. Die erzige Ausfüllung hat mitunter — in sehr edlen Mitteln — beinahe die ganze Mächtigkeit umfaßt (so erreichte sie z. B. am Ferenez- 1 Konzentration des Metallgehaltes zu Erzlagerstätten. Zeitschrift für prak- tische Geologie 1898, p. 388. 2 FALLER und Fertenberg berichten im allgemeinen, daß Gold in der Form kleiner Lamellen in den oberen Horizonten vorgefunden wurde; diese Daten be- ziehen sich aber wahrscheinlich nur auf den Ferencgang. (41) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 303 Jözsefgang 4 m, am Peckgang auch 10 m Mächtigkeit); in der Regel ist sie aber lagenförmig, oder in Form von Schnüren, eingesprengt zu beobachten und das Feldortbild verändert sich sehr rasch. Bezüglich der Verteilung der Erze ist man bei der Verhüttung zu dem Resultat gelangt (16, S. 146), daß während am Erzsebet-, Neuen- und Ferencz- Jözsefsang der Jamsonit vom Quarz abgesondert derb vorzukommen pflegt, dagegen das Erz am Istvan- und Häromsäggang gleichmäßig verteilt ist, der letztere Umstand ist für die Röstung der Erze vorteilhafter. Die Ausfüllung ist massig, Drusen wurden auf einzelnen Gängen in den oberen Horizonten häufiger beobachtet (z. B. Istvangange), auf den jetzt dem Studium zugänglichen Gängen, in den tieferen Horizonten fehlen dieselben. In der Entstehung der Gangarten bildenden Mine- ralien sind zwei Hauptphasen zu unterscheiden. a) die Bildung des Siderits und des Quarzes; b) die Bildune der Sulfide und der antimonischen re; a) die ältere Ausfüllung der anfänglichen Gangspalte ist Siderit und Quarz; das gegenseitige Verhältnis dieser beiden Mineralien ist sehr schwer zu entscheiden. An den sideritreicheren Handstücken aus dem Jözsefgang können wir beobachten, daß vom Salbande des Gan- ges ausgehend zuerst Quarz abgelagert ist, hierauf folet eine Lage Siderit, das Innere ist abermals Quarz; der (Quarz ragt aber in den Siderit in Form von gut ausgebildeten Kristallen ein. Zu Handstücken mit vorwaltenden Siderit bleibt nach der Auslaugung des Siderits das Haufwerk der Quarzkristalle zurück, auf den erößeren Kristallen sind zahlreiche kleinere Quarzkristalle aufgewachsen und die ganze Kristall- gruppe wird durch Quarzblätter (gleichsam durch Quarz ausgefüllte Spalten) zusammengehalten. In Dünnschliffen zeigt aber der Quarz nur selten völlig idiomorphe Konturen. Diese Quarze zeichnen sich durch ihre außerordentliche Armut an Einschlüssen aus; bei einzelnen Indivi- duen bilden in zonärer Verteilung und mit den Begrenzungslinien parallel orientierte Serizitschuppen- und Siderittupfeneinschlüsse. Ein großer Teil des Quarzes ist nur in seinen einzelnen Partien idiomorph der Rest ist gezackt und darin kommt schon der Siderit häufiger vor. Während wir im Siderit einesteils an beiden Enden ausgebildete Quarz- kristalle beobachten, komnıen anderesteils auch ganz gezackt umgrenzte und abgerundete Quarzindividuen vor, welche den Eindruck machen, sie seien abgebrochen und so in den Siderit gelangt. Ähnliche Verhältnisse können wir auch in der siderithaltigen Aus- füllung der anderen Gänge beobachten. Das Verhältnis der beiden 30% PAUL ROZLOZSNIK (42) Mincralien zu einander ist auch hier wechselnd : bald weist der Siderit automorphe Grenzen auf, bald der Quarz und das gegenseitige Ver- hältnis ist auf den Grenzen ein- und desselben Individuums wechselnd. Der Siderit ist teils in Form von unregelmäßigen, teils rhomboederisch begrenzter Einschlüsse im Quarz zu beobachten, noch häufiger der Quarz im Siderit und seine Abgrenzung ist teils unregelmäßig, teils kristallinisch, teils kamen bloß einzelne Kristallformen zur Ausbildung, während der Rest unregelmäßig ist. Unregelmäßig abgegrenzter Quarz mit einem anderen unregelmäßig begrenzten Detail, oder mit dem Individuum einer aus zusammenhängenden Quarzindividuen bestehen- den Partie können stellenweise — auf Grund einer einheitlichen Orientation als die Bestandteile eines und desselben Individuums erkannt werden. Diese Verhältnisse können am besten durch die Darstellungen der Dünnschliffe auf Fig. 3 veranschaulicht werden (siehe auch die Mikropholographie 1 auf Tafel XI). An den Ausfüllungen des Katalinganges ist aber klar ersichtlich, daß der Gang nach der Ablagerung des @Quarzes und des Siderites abermals aufgerissen ist und die neugebildete Gangspalte durch reinen (Juarz ausgefüllt wurde (siehe die Photographie 1 auf Taf. X1.), welcher nur stellenweise Sideritpartien umschließt. Die Spuren dieses Vorganges finden wir auch bei anderen Gängen. Die wahrscheinlichste Erklärung der gesamten beobachteten Tat- sıchen ist, daß die Ablagerung dieser beider Mineralien ineinander übergriff, wodurch eine lagenweise Anordnung zustande kam, wobei im Falle des Überwiegens irgend eines Kompetenten durch die Massen- wirkung auch die teilweise Verdrängung des anderen schon abge- lagerten Minerales erfolgt ist. In Übereinstimmung mit dieser Vorstellung ist die Ausfüllung der, im Nebengestein auftretenden dünnen Adern bald reiner Quarz, bald bloß Siderit, ein andermal Siderit und Quarz, welche untereinander dasselbe Verhältnis erkennen lassen, wie auf den Gäneen. Manchesmal wird ein Teil einer Kluft durch Siderit, der andere durch Quarz aus- gefüllt, wobei der Quarz stellenweise auf den (Juarz des Nebengesteines mit identer Orientierung aufgewachsen ist. Die Bildung des Quarzes hat aber höchstwahrscheinlich vor der Sideritbildung begonnen und dieselbe auch überholt und am Ende war die Ablagerung reinen Quarzes mit Wiederaufreißen verbunden. Daß diese letzten Quarzablagerungen auch von größeren Ver- drängungserscheinungen begleitet waren, darauf deutet der, mehrere Meter N ll. U fl N N N AH N IHN) nl HM IM UM) a In 7) ) j fi Mı A di AN ( 1 2) Hy HL I j ) HIN Jamesonit Siderit Quarz Fieur 3. Dünnschliffe aus der sideritisch-quarzigen Ausfüllung (1—3 = Jözsef-Gang, 4 — Bertalan-Gang.) 306 PAUL ROZLOZSNIK (44) mächtige Quarzgang! des «Weißen Stein»-es beim Jaszöer Hügel, wo ich schön ausgebildete Quarzpseudomorphosen nach Siderit sammeln konnte (siehe Photographie 1 auf Taf. X). Das innere dieser Pseudomorphose ist der normale weiße Gangquarz, sein Äußeres ist eine Kruste von Quarzkristallen. Einigermaßen analoge Vorgänge konnte ich bei dem Magnesit- vorkommen vonKassa beobachten,” besonders bei dem kleinen — übrigens wertlosen — Vorkommen am NE-Abhange des Medznedze. Das, in den verschiedenen Stadien des Magnesitisierens befindliche dolo- mitische Nebengestein wird bald längs der Schichtflächen, bald in Quer- richtung durch Adern durchdrungen, welche aus derbem, blättrigen Magnesit und aus Magnesit und (Quarz bestehen. In den gemischten Adern ist der Magnesit stets an den Saal- bändern, während der Quarz das Innere der Gangspalten auskleidet; hiebei sind die gemischten Adern jünger als die reinen Magnesitadern. An den, am Vöröshegy gesammelten Quarzen — bei welchen das Kar- bonat schon ausgelaugt ist — sehen wir z. T. die Flächen des (Juarzes, z. T. aber die rhomboedrischen Eindrücke. Aus diesen Erfahrungen geht hervor, daß auf die, die Kalkdolomitlagen verdrängenden Magnesit- karbonatlösungen auch bei der Bildung der Magnesitvorkommen Quarz gefolgt ist. x Der in dieser Periode ausgebildete Quarz ist durch die vielen kleinen Einschlüsse charakterisiert, welche sich teils als tonigserizitisches Material, teils als Flüssigkeitseinschlüsse erweisen, infolgedessen der Quarz, besonders in diekeren Dünnschliffen trübe erscheint. b) Dem Aufsteigen der Sulfide und des Jamesonits sind neuerliche Bewegungen vorangegangen, wobei die ältere Ausfüllung breceiös zertrümmert wurde; das Erz ist in die so entstandenen Zertrümmerungs- zonen und Risse eingedrungen und hat von diesen ausgehend die ältere Ausfüllung metasomatisch ver- drängt. 1 Von hier soll nach Hörensagen trotz der schlechten Kommunikationsver- hältnisse Material zu Glashüttenzwecken nach Kassa geliefert worden sein. 2 Eine ähnliche Rolle spielt der Quarz auch in den Kupfererze führenden Gängen. So wird z. B. die sideritische Gangmasse der, dureh ihren Reichtum an Fahlerz und Chalkopyrit im vorigen Jahrhundert berühmt gewordenen Konkordia- grube (bei Gölniezbänya) häufig durch ein ganzes (Quarznetz durchsetzt. Über diese Verhältnisse wird Herr preußischer Landesgeolog Dr. Autgurc, der die sideritischen Gänge längere Zeit studiert hat, eingehender berichten. DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. (45) i SUN: 3 \ U ie “ 4 {| gen mi 3 Arsenkies Sphalerit Antimonerz Siderit Zerträmmerungszonen Figur 4. Dünnschliffe von Erzausfüllungen (1—3 Ferencz Jözsef-Gang, 4 Jözsel-tuang) die weiß belassenen Partien bedeuten (Juarz. 308 PAUL ROZLOZSNIK (46) Der Verlauf der entstandenen Risse und Zertrünmerungszonen gibt der Ausfüllung ihre charakteristische Struktur; das Eız ist manch- mal in, parallel mit der Gangfläche abgesonderten Lagen zu beobachten, in den gegenwärtig im Bau befindlichen Gangausfüllungen spielt es gewöhnlich die Kolle des Brecceienzements und in dem reineren Erze sitzen bloß einzelne, nicht verzehrte Überbleibsel des Quarzes und des Siderites. U. d. M. weist die ältere Ausfüllung die Spuren starker dynamischer Einwirkungen auf und weist z. T. Zertrümmerungszonen, z. T. schon eine völlige Kataklasstruktur auf: der durch die Zertrüämmerung ent- standene Mörtel umgibt die, gewöhnlich starke Kataklaserscheinungen aufweisenden Partien der alten Ausfüllung. Die weniger vererzte Aus- füllung ist auch weniger kataklastisch. Die neugebildeten Sprünge sind manchmal mit, auf die Individuen der älteren Ausfüllung mit identer Orientation aufgewachsenen Neubildungen erfüllt, welche sich von dem älteren, durch Einschlüsse getrübten Siderit und Quarz durch ihre wasserklare Beschaffenheit unterscheiden ; stellenweise ist die parallele Orientation nicht vorhanden und auch das Material ein anderes, z. B. tritt im Quarz Siderit auf. In der Bildung der Sulfide und des Jamesonites ist auch eine Sukzession nachweisbar. Das älteste ist der Sphalerit, hierauf folgen die Kiese und die jüngsten sind die antimonischen Erze, welche letztere die ganze Breccienbildung zementartig zusammenkitten. Das Erz älterer Bildung diente dem jüngeren gewissermaben als Vererzungs- zentrum, und das jüngere Erz lagert sich häufig um das ältere herum und verdrängt wohl z. T. die ältere Bildung, welche in der jüngeren nur mehr in der Form einzelner Kerne mit abgerundeten Konturen zu finden ist. Das älteste Mineral, der Sphalerit ist zumeist in Form von solchen von antimonischen Erzen umwachsenen Kernen zu be- obachten, wobei der Jamesonit den Kern durch und durchdringt, ganze Netzwerke bildend.” Außerdem sind darin teils gut begrenzte, teils nur mehr das Innere des antimonischen Erzes bildende Kieskristalle zu beobachten, was auf das jüngere Alter der Kiese deutet. Die Kiese bilden teils gut begrenzte Kristalle m unregelmäßiger Verteilung, teils ist ihr Rand schon Jamesonit, außerdem sind in dem Inneren des, in größeren Massen auftretenden antimonischen Erzes in maschenförmiger Anordnung noch nicht verzehrte Kieskerne ständig zu beobachten. Unter den Kiesen läßt sich kein wesentlicher Altersunterschied nachweisen, ! Der vorzügliche Silbergehalt der sphaleritischen Erze wird durch dieses Verwachsen genügend erklärt. (47) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA, 309 dieselben treten übrigens in meinen Dünnschliffen zumeist abgesondert auf. Einzelne Beobachtungen (Pyrit bildel einzelne Partien des Arsen- kieses) sprechen vielleicht für das jüngere Alter des Arsenkieses. Der metasomatischen Verdrängung ist in erster Linie der kataklase Mörtel zum Opfer gefallen; bei weniger Erz beobachten wir, dab das Erz längs der Zertrümmerungszonen eindringend, von hier aus in die erste Ausfüllung hineinwächst, wobei es im Falle die kristallinen Quarze dıe gegenseitigen Begrenzungslinien der Kristallindividuen im Siderit häufig die rhomboedrischen Spaltflächen bevorzugt, aber auch in das Innere der Quarzkristalle eindringt. Es ist ein häufig beobachtetes Bild, daß die Kiese an einzelnen Stellen der Zerlrümmerungszonen gröbere Kristalle bilden, das anlimonische Erz die netzartige Verbindung her- stellt, die Kiese umgürtet und häufig auch verdrängt. Bei Vorwalten des Erzes sind in demselben bloß einzelne Siderit- oder (Juarzkerne, endlich einzelne Serizitschuppen übrig geblieben. Die Unterscheidung des Antimonits vom Jamesonit konnte ich im Dünnschliff nicht durchführen und so bleibt auch das Verhältnis der- selben zu einander eine offene Frage (im übrigen ist der Jamesonit in den Erzen von Aranyida vorherrschend). Die geschilderten Verhältnisse können am besten durch die in Fig. 4 dargestellte Dünnschliffbilder illustriert werden. Es mag hier besonders betont werden, daß unter den, durch die Metasomatose eingedrungenen Mineralien nicht nur die Kiese, sondern auch der Jamesonit zumeist in Form von wohlausgebildeten Kristallen in die erste Ausfüllung eindringt und «daß die in ihnen isoliert auftretenden Individuen slets wohlbegrenzie Kristalle sind. Die antimonischen Erze — wo sie nicht in zusammenhängenden Partien auftreten — bilden Gruppen, welche aus der Kreuzung nadelförmiger Kristalle hervorgehen. Dieser Tatsache ist deshalb eine größere Wichtigkeit beizumessen, weil auch noch Borxnarp in seinem grundlegenden Werke über die siderilischen Gänge des Siegerlandes der freien Kristallentwicklung eine Beweiskraft größeren Alters beimißt (insbesondere dem Pyrit gegenüber dem Siderit), weil die tatsächlich durch Metasomatose eindringenden Mineralien (Sphalerit, Chalkopyrit, Galenit etc.) keine Kristallkonturen zeigen. In den Aranyidaer Erzen stellt der, zwischen der Bildung der beiden Generationen stattgefundene intensive kataklastische Prozeb den wesentlichen Altersunterschied der beiden Hauptgenerationen auber jeden Zweifel. Die Sulfide und die antimonischen Erze zeigen keine Spur dieser intensiven dynamischen Ein- 310 PAUL ROZLOZSNIK (48) wirkung mehr. (Von den, am Katalingange wahrnehmbaren, noch auf spätere Bewegungen hinweisenden Erscheinungen soll noch später die Rede sein.) Die Kiese sitzen im kataklastischen Zertrümmerungs- mörtel in der Gestalt von größeren, ganz idiomorphen Individuen, die Säulen der antimonischen Erze aber durchwachsen die Zertrümmerungs- zonen. (Siehe d. Dünnschliffbild 4.) Der Grund des abweichenden Verhaltens ist auf die verschiedene OÖberflächenenergie der einzelnen Mineralien zurückzuführen, d. h. auf die verschiedene Fähigkeit der Mineralien, wohl begrentzte Kristallindividuen zu bilden. Vom Pyrit ist es bekannt, daß er in ther- mal veränderten Gesteinen stets idiomorphe — nur durch Metasomatose zustande kommende —- Kristalle bildet. Der, in den Nebengesteinen des Szepes-Gömörer Erzgebirges, z. B. auf Bindbänya (Komitat Szepes) vorkonımende Arsenkies ist ebenfalls in ausgebildeten Kristallen zu be- obachten (so auch in den Alpen, z. B. in Mitterberg). Analoge Erscheinungen beobachten wir bei der Kontaktmeta- morphose und bei der Kristallisationsschieferung, wo die, mit hohem Kristallisationsvermögen ausgestatteten Mineralien (Turmalin, Granat, Magnetit usw.) stets nach der Bildung selbständiger Kristalle streben (Idioblaste Brexes, Perimorphosen) während bei Mineralien eines nied- rigeren Kristallisationsvermögens diese Eigenschaft nicht vorhanden ist (Xenoblaste Becks). Bei der Metasomatose geht der Ablagerung des verdrängenden Minerals die nach den Molekülen fortschreitende vollkommene Ent- fernung der alten Substanz voraus; (die verdrängle Substanz spielt bei diesem Vorgange bloß insoferne eine Rolle, als im Falle ihrer wech- selnden Beschaffenheit der Verdrängungsprozeb in erster Linie an den, am leichtesten verdrängbaren Partien vor sich gehen wird. Als ein Extrem kann man sich vorstellen, daß ein amorphes, oder mit geringem Kristallisationsvermögen ausgestatietes Mineral bei .der Verdrängung den, durch den molekularen Aufbau des verdrängten Minerales vorgeschriebenen Formen folgt, es scheint jedoch auch in diesem Falle die Form mit unregelmäßigen Begrenzungen häufiger zu sein. So erscheint in den mit Siderit durchdrungenen Nebengesteinen von Aranyida der den Quarz verdrängende Siderit gewöhnlich in Form von unregelmäßig begrenzten Tupfen. Bei Mineralien mit großem Kristallisationsvermögen dagegen wird der Lauf der Verdrängung durch die Kristallisationskraft der verdrängenden Substanz seiner Kristalltracht entsprechend vorgeschrieben. (49) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA, 311 Der Prozeß der Verdrängung hat den Quarz und den Siderit in gleichem Maße betroffen; aus dem Umstande, daß die reicheren Erze gewöhnlich auch sideritreich sind, könnte man vielleicht auf die leich- tere Verdrängbarkeit des Siderites schließen, dagegen sind aber die sideritreichen Erze des Jözsefganges nicht reich. Es ist möglich, daß dieser scheinbare Widerspruch mit dem verschiedenen Verhalten der beiden Minerale gegenüber dem Druck zusammenhängt. Wie bekannt, läßt sich der spröde Quarz leicht zertrümmern, er ist ein wahrhaftiger Indikator der Kraft der Pressung, und die so entstandenen Zertrümme- rungszonen haben das Aufsteigen der Lösungen in hohem Grade ge- fördert; dagegen ist der Siderit vermöge seiner größeren Plastizität und infolge des Umstandes, daß die entstandenen Sprünge in ihm rasch wieder verheilen, für kataklastische Erscheinungen weniger geeignet als der (Juarz. Wie schon erwähnt deutet die Ausfüllung des Katalinganges dar- auf, daß auf diesem Gange auch noch nach der Ablagerung der erzigen Bestandteile Bewegungen stattgefunden haben. Diese waren aber nicht so intensiv, wie die vorhergehenden Bewegungen; die Ausfüllung ist zu brecciösen Stücken zerbrochen, die Brecceienstücke wurden aber durch eine, die erste Ausfüllung in seinen Details zusammenpressende und zertrümmernde ähnliche Einwirkung nicht mehr betroffen. Die einzelnen breeciösen Stücke werden durch einen — von dem älteren durch seine Wasserhelligkeit und durch den Mangel kataklastischer Erscheinungen sich unterscheidenden — Quarz zementartig verkittet (s. Mikrophoto- graphie 3 auf Taf. XD). Der neue (Juarz ist mitunter mit identer Örien- tierung auf den älteren aufgewachsen und infolge des beiderseitigen Wachstums ist die Vereinigung oft in der Mitte des Spaltes durch eine Linie angedeutet. Rutschungen längs der Lettensaalbänder und parallel mit den- selben sind auch auf den Aranyidaer Gängen häufig zu beobachten. x Bei dem Vordringen der Grubenbaue der Teufe zu bleiben Siderit, Jamesonit und Sphalerit aus, ihre Ausfüllung ist dann kiesiger (Juarz und an Silber sehr arm. Diese Veränderung der Gangausfüllung müs- sen wir als primäre Teufenunterschiede auffassen. Das Niveau der Ver- taubung ist auf den einzelnen Gängen verschieden und. ist — wie noch weiterhin erörtert wird — auf einzelnen Gängen auch mit anderen Umständen in Zusammenhang zu bringen. Während z. B. am Istvän- gang auch noch am Pecshorizonte reiche Mittel waren, wurde der Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 6. Heft. 22 312 PAUL ROZLOZSNIK (50) Jözsefgang schon oberhalb des Albert-Stollens vertaubt (die Horizont- differenz zwischen den beiden beträgt 246 m). Aus dem Hauwerke gewinnt man durch Kultung die Stuferze, - deren Silbergehalt SO gr übersteigt," und welche nach der Verpochung einlösbares Gut ergeben. Die Erze von 40—-60 gr sind Mittelerze, welche nach dem Verpochen auf 100—120 gr angereichert werden. Ehemals hat man auch Pochgänge von 4-35 gr aufgearbeitet, die Verarbeitung dieser Erze ist aber unter den heutigen Verhältnissen nieht mehr ökonomisch.” b) Göldische Antimonitgänge. Den zweiten Typus stellt in Aranyida einzig und allein nur der Ferenegang dar. Während die Goldführung der anderen Gänge verschwindend ist, führt der Ferenc- sang Freigold und das Gold kommt mitunter auch in erbsengroben Plättchen vor. Der Gang weicht übrigens von den übrigen wesentlich ab. In dem mächtigen Gangkörper ist die, aus der Zertrümmerung des Neben- eesteines entstandene Breccie vorwiegend, in welcher Quarz bald größere, bald kleinere Linsen bildet. Siderit habe ich darin überhaupt nicht wahrgenommen. Von den Erzen kommt bloß Antimonit in den höheren Horizonten massenhafter vor. Außerdem sind häufiger Pyritimprägnationen und Schnüre zu beobachten. Sphalerit kommt spo- radisch vor. In seiner Oxydationszone tritt Antimonocker und Valentinit auf. Der Zug von Jaszö-Mindszent enthält viel Antimonit, betreffs sei- ner Goldführung fehlen mir genügende Daten. Außer dem Quarz sind sporadisch Siderit, Sphalerit und Pyrit zu beobachten. Der Quarz beider Vorkommen ist stark zertrümmert, die Aus- füllung des Mindszenter Jözsefganges ist. minlunter eine wahre Breccie, der breccienartige Grus ist etwas tonig. Die breecienartigen Stücke des Quarzes zeigen einigermaßen rhombische Begrenzungsflächen (s. Mikro- photographie 2 auf Taf. X), welcher Umstand auch bei ausgewittertem Antimonit auffällt. In den weniger breccienartigen Ausfüllungen sind ı Der Silbergehalt ist stets pro q zu verstehen. 2 Die Erze werden in der Rekaer kgl. ungar. Hütte mittelst europäischer Amalgamation aufgearbeitet. Das Silber wird im Erzschliek mittelst chlorierendem Rösten zu Chlorsilber verwandelt; das Silber wird daraus durch Eisen ausgefällt und gibt mit dem gleichzeitig zugesetzten Quecksilber Silberamalgam. Die Zu- saımmensetzung des, durch Destillation des Quecksilbers erhaltenen Rohsilbers ist (16, S. 164) die folgende: Ag = 68:87, Cu = 20:01, Pb = 0:71, Sb = 0:21, Au = 0:03, zusammen 99-83%. Die vollkommene Raffination wird erst in Körmöezbänya durch- geführt. {51) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 313 stellenweise mit Quarz und mit Antimonitkristallen ausgefüllte Drusen zu beobachten. Bei den Antimoniterzen ıst die Verdrängung des Quarzes aus den Zertrümmerungszonen sehr schön zu sehen (s. Mikrophotographie 2 auf Taf. XD. In den Dünnschliffen sieht man stellenweise auch wasser- helle jüngere Quarzadern und der Antimonit nimmt die Mitte der- selben ein. Auch an den Antimonerzen sind Rutschungserscheinungen häufig. Verhalten der Gänge im Streichen und im Verflächen. Bei der Besprechung der Textur der Gänge habe ich erwähnt, daß das Maximum der tektonischen Bewegungen sich auf zwei Rich- tungen beschränkt: auf die Streichriehtung des Schichtenkomplexes (20— 235) und auf eine, diese unter einem Winkel von (4—5b) querende Richtung (4—6b); die letztere wird in Aranyida auch Gangrich- tung genannt, während man die andere nach dem Aranyidaer Ausdruck für die in dieser Richtung streichenden tauben tektonischen jewegungen Kreuzkluftrichtung nennt. Das Hauptstreichen der Aranyidaer westlichen Gänge schwankt zwischen 4—68, und unter den bekannteren Gängen gehören hiezu von W nach E fortschreitend der Mätyäs-, Istvän-, Nordfallende-, Bertalan-, Haromsag-. Jözsef, Ferenc-Jözsef-, Südfall- ende-, Erzsäbet- und der Neue Gang, bezw. Ganggeruppen. Vom Neuen Gang nach E fortschreitend, finden wir eine Ver- änderung in den erzführenden Richtungen, indem schon das Streichen des zunächst gelegenen Mindszentganges zwischen 1—5R jst, das des Antalganges 3b 5, des Peckganges 23—24h und das der Rekaer Katalinganggruppe sich zwischen 21—22h bewegt, d. h. das gewöhn- liche Hauptstreichen der Gänge geht sukzessive beinahe in die Kreuz- kluftrichtung über. Im Vergleiche zu den normal streichenden Gängen ist die Lage des Mindszentganges interessant, indem derselbe sich vermöge seines ab- weichenden Streichens mit den zunächst geleeenen normalen Gängen scharen müßte. Die Umstände dieser Scharung sind nicht bekannt, weil die Aufschlüsse der normal streichenden Gänge noch vor dem Mind- szentgange endigen, und weil die nördlichen Baue des letzteren schon seit dem Jahre 1880 nicht befahrbar sind. Auf einen Blick auf die Grubenkarte ist es augenfällig, daß während der Häromsäg und der Jözsefgang jenseits des Gneiszuges auch in dem klastischen Ne- bengestein noch weit verfolgt werden kann, dem entgegen die Auf- 29x 31£ PAUL ROZLOZSNIK (32) schlüsse des Ferenez-Jözsef-, Südfallenden-, Erzsebet- und Neuganges den Gneiszug nicht überschreiten und die aufgeschlossenen Längen der aufeinander folgenden Gänge in dem Maße kürzer werden, wie sie sich dem Mindszentgang nähern. Am besten ist dieses Verhältnis aus dem Vergleich der bekannten Längen der einzelnen Gänge zu erkennen, so ist der Istvangang auf 900 m, die Bertalanganggruppe auf 2300 m, der Haromsäggang auf 1800 m, der Jözsefgang auf 1000 m, der Ferencz-Jözsefgang auf 400 m, der Erzsebetgang auf 300 m, der Neuegang auf 250 m, und der Mindszentgang auf 1080 m streichende Länge bekannt. Dieses eigentümliche Verhält- nis erwähnt schon Ravıc und sagt, der Mindszentgang sei mehr eine mächtige Kreuzkluft, welche die östliche Fortsetzung der im W bekann- ten Gänge scheinbar unvorteilhaft beeinflußt (23). Jenseits des Mind- szentganges hat man folgende Gänge aufgeschlossen : den sog. Teklagang, dessen Streichen -W-lich 5h 5h 10° war, und welcher nurmehr Erzspuren enthält, den sozusagen unbekannten Frigyesgang (Streichen 4h 10°) und den Ubocsa-Jänosgang, dessen Streichen nach Zexovıcz 7 ist und der in den höchsten Horizonten Erznester führte. Diese Verhältnisse scheinen also darauf hinzuweisen, daß die tektonischen Bewegungsrichtungen von 4—-6h Streichen jenseits des Mindszentganges aufhören erzführend zu sein, d. h. daß innerhalb eines gewissen Gebietes nur eine tektonische Richtung eız- führend sei. Nach den Beschreibungen und Berichten verdrücken sich die Gänge gegen E, sie verlieren ihre Erzführung und stoßen z. T. an Kreuzkluitsysteme, was ihren weiteren Aufschluß sehr erschwert, oder sie zerschlagen sich. Die östlichen Schläge sind derzeit ausnahmslos unfahrbar, somit sind diese Verhältnisse auch dem Studium unzugäng- lich. Gegen W sind die Gänge bis an ein mächtiges Verwerfungssystem zu verfolgen. Eine solche mächtige Verwerfung ist u. a. die sog. «schwarze Kluft» in den ersten Abzweigungen des Mihälystollens, wo ihre Mächtigkeit 20—24 m beträgt. Eine ähnliche mächlige Verwerfung hat man auch bei der ersten Abzweigung des Breunerstollens erreicht. Nach den geologischen Verhältnissen liegt auch der Ursprung des Ida- baches an dieser, oder längs einer, mit dieser parallelen Verwerfung. Eine, mit dieser parallele Kluft wurde auch mit den westlichen Auf- schlüssen des Ferencz-Jözsefsanges angeschlagen (auf der Karte die Kluft o). : Südlich von dieser Verwerfung ist die Fortsetzung der Gänge nicht nachgewiesen und die Aufschlüsse der meisten Gänge haben sie auch nicht erreicht. Südlich von der Verwerfung sind auch die geologischen (35) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 315 Verhältnisse andere: Gneis und Granit kommen nicht vor und es sind schon typische Porphyroide zu beobachten. Die Schläge der älteren Schürfungen (Ägoston- und Eisensteingangstollen) deuten darauf, daß hier das Gangstreichen schon NW—SE-lich ist (Augustin- und Eisen- steingang). Die alte Karte benennt ein Blatt eines Gangstreichen Drei- faltiekeitsgang, bezeichnet dagegen in der Kreuzstunde NW—SE-lich streichende Blätter mit den Gangfarben. Diese Schürfungen blieben ergebnislos. Aus dem vorstehenden geht hervor, daß die, die Gänge quer- durchsetzenden tektonischen Bewegungen eine sehr wichtige Rolle spielen. Diese haben oft eine beträchtliche Mächtigkeit (0'5—2 m) und weisen außer der, aus der Zusammenziehung des Nebengesteins ent- standenen tonig-breceiösen Ausfüllung häufig auch quarzige Ausfüllung auf, so dab sie sich von den Gängen bloß durch den Mangel an erziger und sideritischer Ausfüllung wesentlich unterscheiden. In Bezug auf ihre Lage zu den Gängen können die Klüfte in solche eingeteilt werden, welche den Gang quer durchsetzen, und in solche, welche dem Gangstreichen nahezu parallel verlaufen, in welch letzterem Falle sie den Gang dem Verflächen nach verwerfen. Sporadisch hat man auch nahezu horizontale Klüfte beobuchtet, über diese ist mir jedoch bloß bekannt, daß sie den Gang abschneiden. Die, die Gänge in der Querrichtung durchsetzenden Verwerfungen, welche in Aranyida auch Kreuzklüfte genannt werden, fallen teils SW-lich, teils NE-lich. Die letzteren wurden zumeist in dem östlichen Teile der Gänge beobachtet (z B. am Bertalangang in den Apostolstollen). Nach Rapıc (10, S. 106) sind diese nach der Gangbildung entstanden und verwerfen die Gänge. Die wichtigste Rolle kommt den SW-lich fallenden Kreuzklüften zu, welche ganze Systeme bilden und sehr zahlreich auftreten. Manche von ihnen sind auf eine große Erstreckung aufgeschlossen und die wichtigeren wurden auch mit besonderen Namen belegt: der Haupt- verwerfer des Mindszentslollens wurde z. B. auf 1100 m aufge- schlossen. Der Einfluß der Kreuzklüfte auf die Gänge ist noch nicht völlig geklärt und die Lösung der Frage wäre nur auf Grund von den Aufschlüssen folgenden genauen Aufnahmen möglich. Im folgenden ver- suche jch eine möglichst kritische Beschreibung der hiebei zu berück- sichtigenden Fragen, insoferne es auf Grund der vorhandenen Daten überhaupt möglich ist. Die meisten Aranyidaer Gänge stellen ein Gangsystem dar; wenn man sich den Gängen nähert, beobachtet man, daß auch die, mit dem Gange parallelen Ablösungsflächen dünne Erzausfüllung zeigen. 316 PAUL ROZLOZSNIK (34&) Auch die Gänge selbst sind ausgefüllte Verwerfungen; in den- selben sind — wie schon erwähnt — häufig aus der Zertrümmerung des Nebengesteines entstandene tonige Reibungsbreccien zu beobachten welche bei Mangel an sonstiger Ausfüllung die ganze Gangmächtigkeit einnimmt (z. B. am Südiallendengang am Mihälystollen Horizont). Am Ferenez-Jözsefgang ist die Bewegung auch nachweisbar, indem z. B. am Pecshorizont die Granitgrenze am Hangend- und am Liesend- salbande von einander 50 m entfernt ist. Das Streichen der einzelnen (Gangblätter ist im großen Ganzen parallel; eine Ausnahme würde die Bertalanganggrupe machen, welche aber aller Wahrscheinlichkeit nach sich aus mehreren Ganggruppen zusammensetzt. Das Streichen der einzelnen Gangblätter ist sehr be- ständig, zeigt nur auf größeren Gebieten eine Abweichung bei succes- sivem Übergang, aber auch diese Abweichungen sind geringfügig. Aus diesem Grunde wird das Streichen in erster Linie zum Erkennen und Identifizieren der Gänge benützt. Bei größerer Beständigkeit des Stieichens ist das Einfallen viel schwankender ; es ist im allgemeinen steil und bloß auf dem Süd- fallenden Gange flacher (45—60°). Die entgegengesetzt einfallenden Gangblätter weisen gegen die Kreuzklüfte ein verschiedenes Verhalten auf. Die S-lich fallenden Gangblätter erleiden längs der Kreuzklüfte kaum eine Verschiebung: die Kreuzklüfte setzen entweder einfach durch die ersteren durch, oder ist die Verschiebung so gering, dab sie noch in den Feldort aufgenommen werden kann (z. B. Istvangang). Das ver- schiedene Verhalten gegen die Kreuzklüfte wird durch die neben einan- der befindlichen Gänge Erzsebet- und Südfallendergang sehr lehrreich vor Augen geführt. Während der Südfallendegang bloß in seinem süd- lichen Teil, in der Gegend des Kreuzkluftsystemes des Mihälystollens eine unwesentliche Verschiebung gegen Süd erlitt (was durch eine Senkung am Verwerfer nicht erklärt werden kann), wird der N-lich fallende Erzsebetgang durch die Kreuzklüfte völlig zerstückelt und hat sich längs der letzteren auf eine beträchtliche Entfernung verschoben ; infolgedessen entfernt sich der Erzsebetgang auf einem und demselben Horizonte nach Südwest fortschreitend, immer mehr vom Südfal- lendengang. Die Kreuzklüfte unterbrechen also die Kontinuität der beiden ver- schieden einfallenden Gänge; ich habe nur von wenigen solchen Fällen sichere Kenntnis, wo das Verhalten ein umgekehrtes ist: die Fort- setzung der sog. Mätyäskreuzkluft wurde nach den Berichten jenseits des Mätyäasganges I] nicht gefunden und am Breunerhorizont setzte auch der Istvangang durch diese Kreuzkluft durch. Die 12 m W-lich (55) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 317 von der Mätyäskreuzkluft auftretende, 2—3 m mächtige, 55° W fallende quarzige Kreuzkluft aber wird durch den Istvangang verworfen. Der edlen Ausfüllung gegenüber verhalten sich die Kreuzklüfte eigentümlich. Nach der alten Beschreibung wird die Erzführung und die Vertaubung in der Regel durch die zahlreichen Kreuzklüfte ver- ursacht (22) und das von einer Kreuzkluft ausgehend verfolgte erzige Mittel wird in der Regel nur durch eine auf die erste folgende — wenn auch unscheinbare — andere Kreuzkluft abgeschnitten. Es wird ferner erwähnt, daß im Falle der Scharung mehrerer Kreuzklüfte stets mächti- gere Erzputzen vorkommen, welche häufig die reichsten Silbererze führen. Hiedurch tun sich die Erzmittel oft plötzlich aufunddie soentstandenen Ausbauchungenerreichen eine Länge von etlichen Metern und eine bis8m er- reichende Mächtigkeit. Nach Rapvıs (10 und 23) sind die zu ein- und demselben Gang- systeme gehörenden Gangblätter nebeneinander nur ausnahmsweise gleichzeitig erzführend, gewöhnlich ist nur ein Blatt erzführend. Auf einem Blatte halten aber die Erze selten auf eine größere Erstreckung an, weil sie durch die Vermittelung der Kreuzklüfte von einem Blatt auf das andere, gewöhnlich auf das benachbarte überspringt. Die ver- mittelnde Kreuzkluft ist häufig ein kaum bemerkbarer Sprung, ein andermal ist sie mächtiger, wird dann selbst erzführend und gibt Fingerzeige zur weiteren Ausrichtung. Die Kreuzklüfte treten nach Rapıc an der Scheidung verschiedener Gesteinsveränderungen auf und der Adel überspringt stets auf ein solches Blatt, welches ein, zur Erz- führung geeignetes Gestein («höfliches Gestein» der Alten) durchsetzt." Daß die, durch die Kreuzkluft zetrennten Erzmittel nicht Teile eines und desselben verworfenen Gangblattes sein können, führt Ranıs mit folgenden Beweisgründen an (10, S. 106): . 1. Ist die Fortsetzung des Trummes vor und hinter der Kluft in gerader Fortsetzungslinie, wenn auch in sehr verdrücktem Zustande erkennbar. 2. Führt die Adelsübertragungskluft die Erzspuren nicht in Geschieben oder abgerissenen Stücken, sondern in Ganggestalt, ‘welche eine gleichzeitige Entstehung mit der Gang- bildung nachweist. ». Widerspricht die Auffindung der Fortsetzung des Erzadels den i Dieses Bild kann nicht generalisiert werden, da die Kreuzklüfte im Gneis sehr häufig auftreten, andererseits häufig sind, primäre Gesteinsgrenzen ebenso häufig sind, wie sekundäre. 318 PAUL ROZSLOZSNIK (56) mathematischen Regeln, welche bei den Gangverschiebungen als sicherer Faden dienen.» Dieselbe Auffassung finden wir bei Farzer (14) und auch bei Zexovıcz (24) aber die Erklärung des Prozesses der Adelsübertragung hat keiner versucht. FALLer hat diese Teorie auch auf die gesamten Gangsysteme aus- gedehnt (nach ihm wurde nämlich der Adel längs der Kreuzklüfte auch von einen Gang auf den anderen überspringen und demnach wären ‚die gesamten edlen Mittel durch die Vermittlung der Kreuzklüfte im Zusammenhang) dieses rein auf Spekulation beruhende Bild deckt sich 'aber nicht mit den tatsächlichen Verhältnissen. Rapıss letzter Beweisgrund ist minder stichhältig, denn er würde nur beweisen, daß man es nicht mit längs der Verwerfungen stattge- habten Senkungen, sondern mit Verschiebungen oder Überschiebungen zu tun hat. Rapvıcs ersten Beweisgrund zu kontrollieren ist heute eine Un- möglichkeit, nach den, auf den Gängen Ferencz-Jözsef und Erzsebet gemachten Erfahrungen darf man demselben jedoch keine allgemeine ‘Gültigkeit beimessen. Mit den alten Angaben übereinstimmend hat man auch bei neue- ren Aufschlüssen beobachtet, daß im Falle einer größeren Verschiebung ‚die Kreuzklüfte — besonders in ihren dem Gange zufallenden Teilen — erzführend sind, so daß man solche z. B. auf den Gängen Ferenc- Jözsef, Erzsebet und Neuer Gang sogar abbaute (siehe im speziellen Teil). Die Vererzung hat sich auf den Kreuzklüften stets nur auf die Entfernung der Verschiebung beschränkt und hat nach der mündlichen Mitteilung des Herrn Bergrates A. Szıkray stets den Charakter primä- rer Ausfüllung getragen. Ähnlich verhalten sich die Gänge nach RAvıs auch dem Verflächen nach, d. h. auch dem Verflächen nach überspringt der Adel stets von dem, mit dem Verwerfer ident streichendem Gangblatt auf ein anderes Blatt, so oft der Gang dem Verflächen nach in ein, zur Erzführung ungeeignetes Gestein gelangt. Diese, nach Rapıc auf allen Gängen wahrnehmbare Erscheinung hat er am Istvängang erläutert (siehe Fig. 5). Unter dem unteren Ferdinandstollen hörte der Adel am Punkte c auf: cb war schon taub. Am Horizonte des Ludovikastollens, am Punkte f hatte man ein edles Blatt angefahren, welches nach oben bis zum Punkt y aufgeschlossen war. Der Teufe zu hat der Adel bei h einen Haken geworfen und war gegen i zugerichtet, das Blatt yh setzte sich gegen ! taub fort, während in der Fortsetzung des Blattes ih gegen k ein taubes lettiges (57) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA, 319 Blatt von 5—8 em Dicke zu sehen war. Nach Rapıs sind am Istvan- gang drei solche flachfallende Blätter zu beobachten, welche besonders im östlichen Teile des Ganges wahrnehmbar waren. Leider habe ich bezüglich des Anschlusses des Blattes gl an das Blatt ab keine Angaben erhalten. a Talp folyoso Also NN\andor alatt \ Ludovikä& taröszintje. € \ »Z Figur 5. Profil durch den zwischen den Horizonten des Unteren Nändor und des Ludovika-Stollens liegenden Teile des Istvänganges. (Nach Ravıs Fig. B der Beilage 10). Die Fig. 6 stellt das Profil des Istvanganges auf Grund der tat- sächlich erzführend befundenen Aufschlüsse — Schutte — dar. Es ist daraus zu entnehmen, daß man vom Mittleren Istvänstollen aus auf einem N-lich fallenden Blalte baute und von diesem Horizont aus- gehend ist das Einfallen bei durchschnittlich südlicher Richtung partie- weise veränderlich gewesen. 320 PAUL ROZLOZSNIK (58) Bezüglich der Details der Veränderung des Einfallens liegen mir jedoch keine Angaben vor. Auffallend ist noch das Verhalten des Ganges zur Istvänkreuzkluft, welche am Mittleren Istvänstollen nach N und nach S einfallende Gangpartien von einander trennt ; die auf den oberen Horizonten beobachtete Verschiebung ist aus den Auf- schlüssen am Ludovikastollen nicht mehr zu entnehmen. Es ist ferner eine auffallende Erscheinung, daß die, auf dem Istvänstollen beobach- tete Verschiebung in den tieferen eis Istrent Horizonten auch auf den schon — S-lich fallenden Gangtrümmern Hözepsö Istvant gleichgerichtet bleibt, was — die Richtigkeit der Ausrichtung vor- ausgesetzt — durch ein, an dem Verwerfer stattgefundenes Sinken nicht erklärt werden kann. Tatsächliche Veränderungen und Schwankungen des Ver- flächens hat man an dem, durch- schnittlich N-lich fallenden Jözsef- DE gang und am Maätyäsgang be- obachtet. Der interessanteste Fall einer Q Scharung im Einfallen der ver- a & schieden einfallenden Gangblätter & ist die Scharung des Südfallenden Ganges mit dem KErzsebetgange, IN pecssame denn der letztere ist jenseits des Südfallenden Ganges nicht mehr zol0) — bekannt. Die Umstände der Scha- Figur 6. Durehschnitt des Istvän-Ganges. rung zu klären. hat man auch in +900 Iso Istwwant Felsö Nandor t. +800 +700 Breuner t +600 I.mely nyılam I melynyilam diesem Falle verabsäumt (aus den Berichten ist wenigstens heute nichts mehr zu entnehmen). Der alleinige Versuch, das in Fig. S dargestellte Abteufen bewegte sich auf einem schwachen, erzarmen Trumm in die Tiefe und es ist fraglich, ob das- selbe das Haupttrumm des Erzsebetganges war; es wurde 2°8 m über dem Mihälystollen durch eine Kreuzkluft abgeschnitten und seine Tiefenfortsetzung hat man seither noch nicht aufgesucht. Am tiefer gelegenen P£&eshorizont dagegen ist ein, dem Erzsebetgang entsprechen- der Gang nicht bekannt. Ein einigermaßen analoger Fall wurde beim Ferenc-Jözsefgang beobachtet. Hier bewegten sich die Baue ober dem Breunerstollen Ivy (59) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 3: auf einem N-lich fallenden, reichen Gange, unterhalb des Breuner- stollens dagegen ist ein S-lich fallendes, ärmeres Gangtrumm bekannt. Die beiden verschieden fallenden Blätter zeigen dern Verwerfern gegen- über dasselbe abweichende Verhalten, welches auf die nach N und auf die nach S fallenden Gänge charakteristisch ist. Aus der Ver- schiedenheit des Adels hat man hier den Schluß gezogen, dal» hier ein S-lich fallendes Blatt das reiche, nach N fallende verwerfe, die Ausrichtung des letzteren hat jedoch auf den tieferen Horizonten bis- en Mindszent ıhalyt Ferenc JOZSef teje,- 2 Manz Neeesszink z Nr _ m — gap SE Gr S Figur 7. Durchschnitt in der Richtung des Pees-Schlages über den Ferenc Jözsef-, Südfallenden-, Erzsebet-, Neuen Gang, durch den Belhäzy-Schacht. her kein Resultat erzielt. Dabei erwähnen die Berichte tatsächliche Veränderungen des Einfallens und der S-lich fallende I—3 m mächtige und hauptsächlich arme Pochgänge liefernde Gang ist auf den höheren Horizonten nicht mit Sicherheit bekannt (siehe den speziellen Teil). In den Berichten treffen wir zwar mitunter auf zwei Blätter von ent- gegengeselztem Einfallen, der eine von diesen hat sich aber bald ver- loren und man konnte ihn nicht weiter verfolgen. Stellenweise wurden auch südfallende Blätter beobachtet, diese verwerfen aber den Gang nur auf kurze Entfernung, z. B. aus dem Überhöhen, welches vom östlichen Hauptquerschlag des Breunerstollens getrieben wurde, hat der Verwerfer den Gang nur auf 0°5 mı verworfen. Interessant ist fer- ner das Verhalten des Ganges zum Verwerfer a. Jenseits dieses Ver- werfers ist auch noch auf dem P&eshorizonte bloß ein N-fallender Gang bekannt, welcher Umstand für eine Senkung an dem Verwerfer 322 PAUL ROZLOZSNIK (60) a sprechen würde: anderseits hat der Verwerfer « im Bereich des Verwurfes erzige Ausfüllung aufgewiesen. In ähnlicher Weise ist die Verarmung auf den Gängen Bertalan, Häromsäg, Neuer Gang und in analogem Sinne auch am Mindszent- und Peckgange erfolgt, dort sind aber die Verhältnisse noch weniger bekannt; die Veränderung des Einfallens ist auch bei diesen beiläufig im Horizonte des Breunerstollens vor sich gegangen. In den letzten 40 Jahren hat man die Verwerfer für jünger gehalten und Rapıss Beobachtun- sen keine Beachtung geschenkt. Diesem Umstand ist es zuzu- schreiben, daß an den meisten Punkten heute nicht mehr be- stimmt festgestellt werden kann, ob dort im Verflächen eine Ände- rung des Verflächungswinkels oder eine Brechung in Rapıss Sinne stattgefunden habe ? Ein- zelne in den Berichten angeführte Beobachtungen am Haäromsäg, Terenc-Jözsef, Mindszent und Peckgang deuten mehr auf das letztere (Brechung). Aus den angeführten Daten erhellt als einziges Positivum das jüngere Alter der Erzausfüllung dem erößten Teile der Kreuz- klüfte gegenüber. Wenn wir die, durch die bisherigen Aufschlüsse erhaltenen Verhältnisse für end- gültige betrachten, so bieten sich uns zwei Erklärungen für den eigenartigen Aufbau der Gangsysteme. In dem einen, weniger wahr- scheinlichen Falle wären die Gänge jünger als die Kreuzklüfte und 37) hätten längs derselben Gangablenkungen erlitten, wobei die N-fallenden Gangblätter vermöge ihrer speziellen Lage im Raume in erhöhtem Maße abgelenkt wurden. Im zweiten Falle wären die N-fallenden Ganeblälter die ältesten, während die S-fallenden Gang- plätter im letzten Stadium der an den Kreuzklülten erfolgten Sen- kung und der nach N fortschreitend gegen S erfoleten Verschie- bung zur Bildung gelangten. Die Erzausfüllung ist in beiden Fällen Istvanakna B Felsölstvänt ‚Also Nandor [a a as AlsöNandort. ” N Y % SENDER vv HIN Yu vv VIER San 3 AT IET A“ Q Zen EG 77, FH VVVUYyVvyNg EZ z +700 = e- Ludovika E RR 2 Tudovikäit: ET RE RER TRUE * + rare af | ” SAFT SEE RER er Breunert. Emc Zuc Zur Zur So or ee ee ee EEE Re ee I melynyılam & +8600 a un __ ee ———g = = = 5 I. melynyilam 2 b EEE 2 572.18 U. melynyılam SF Pecs Szınt. IE ie Pecs szint. +00 = 22 ERer As zo rn > x Ber Br: 3 Eee en N N 1 klastische Gesteine 2 3 Gneis Granit Figur 9. Längsprofil des Istvänganges (Maßstab 1: 5000.) 324 PAUL ROZLOZSNIK (62) erst nachträglich erfolgt,’ wobei es wohl geschehen konnte, daß die z. B. auf einem S-fallenden Gange aufsteigenden Lösungen bei ihrer Begegnung ımit einem N-fallendem Blatte auf ihrem weiteren Wege diesem neuen Blatte gefolgt sind. Infolgedessen ist also ein gegenwärliger erzführender Gang aus der Vererzung mehrerer, ineinan- der übergehender Trümmer ursprünglich verschiedener Blätter zustande- geekummen und die Gangtrümmer verschiedenen Verflächens sind die Details ebensovieler tektonischer Bewegungen. In Anbetracht des nach- gewiesenen jungen Alters der Erzausfüllung stößt diese Vorstellung auf keine Schwierigkeiten und die, durch Rapıc am Istvängang be- obachteten Verhällnisse sind auch anders nicht zu erklären. Die Ausfüllung der Kreuzklüfte beweist, dab auch auf diesen zu öfteren Malen Bewegungen stattgefunden haben, indem ihre Quarz- ausfüllung stets stark kataklastisch, zertrümmert, auch zu: mit Serizit überzogenen linsenförmigen Bruchstücken ausgewalkt ist. Die Möglichkeit ist nicht ausgeschlossen, daß gelegentlich der neueren Bewegungen auch neuere Kreuzklüfte aufgerissen wurden, in diese Fragen könnten aber bloß den Aufschlüssen unmittelbar nachfolgende sorgfältige Beobachtungen Licht bringen. Auf die allgemeine Verteilung der edlen Mittel gilt die Gesetz- mäßigkeit, dab dieselben im allgemeinen in der Richtung der beiden Granitzüge beginnen und auf eine gewisse Entfernung gegen E an- halten. In dieser Beziehung ist die Bertalan-Ganggruppe interes- sant, welche durch beide Züge geschnitten wird und welche tatsächlich von den beiden Punkten ausgehend edle Mittel geliefert hat. Die Aus- dehnung der edlen Mittel ist sehr verschieden ; am Jözsefgang sind sie kürzer, hier bilden sie 40 —60 m lange Linsen, während das edle Mittel des Häromsägganges 170 m Länge erreichte. Die Form der edlen Mittel ist im allgemeinen lentikulär, oder durch mehrere in- einander fließende Linsensysteme dargestellt, deren einzelne Teile ohne jede Gesetzmäßigkeit über- und nebeneinander gereiht sind. Das beste Beispiel für den letzteren Fall ist der Istvängang, dessen Längenprofil ich in Fig. 9 mitteile.” Bei diesen Verhältnissen ist es möglich, daß die, auf einzelnen Horizonten verquerte erzführende Länge eine mini- male wird. Hieraus hat FarLLer auf horizontale Erzsäulen geschlossen: 1 Ob auf der vererzten Kreuzkluft bloß Erze oder auch Quarz und Siderit einbrechen, ist aus Rapıgs Beschreibung nicht zu entnehmen. > Unter (lem ersten Tiefbau habe ich die edel aufgeschlossenen Längen — nachdem «die dortigen Abbaue nicht kartiert wurden bloß nach den Berichten bezeichnet. (63) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 395 die oberste solche Erzsäule wäre das Erzmittel der Istvan- und Nän- dorstollen, die zweite die des Ludovikastollens, die dritte das Erzmittel des Breunerstollens. Die Abbaukarte zeigt, dab von einer solchen be- stimmten Gesetzmäßigkeit keine Rede sein kann; die geschilderten Verhältnisse beweisen aber, dab taube Mittel auch dem Verflächen nach vorkommen. Der Einfluß des Nebengesteines hängt innig mit der Eignung des Gesteines, regelmässige Gangblätter zu bilden, zusammen und ich habe schon die diesbezüglich günstige Eigenschaft des Gneises erwähnt. Rapıs charakterisiert den Einfluß des klastischen Nebengesteines fol- sendermaßen: «In dem glimmerreichen kleinblättrigen Tonschiefer bil- den die Gangkörper meist Lettenzüge von bedeutender Mächtigkeit mit geschiebeartig eingebetteten Quarzausscheidungen. Erzspuren kom- men in dieser Füllung selten und nur als schwarzer Letten vor, welcher in schmalen Zügen das Hangend- oder Liegendbesteg bildet. In die- selbe Klasse ist das choritschieferartige Gestein zu rechnen.» Diese Be- schreibung bezieht sich aber höchstwahrscheinlich auf den Ferenc- gang, welcher schon einem anderen Gangtypus angehört. In granitischem Nebengestein ist nur der Istvängang auf ein längeres Streichen aufgeschlossen und bei dem Zustande der heutigen Aufschlüsse erleidet seine Ausfüllung in demselben wesentliche Ver- änderungen. Auf den gegenwärtig befahrbaren zwei Haupthorizonten (Ludovika und Breuner) haben die reichen Abbanue an der Granitgrenze aufgehört. Im Granit ist noch ein armes Erzmittel zu finden, doch hierauf zerschlägt sich der Gang in unregelmäßig streichende Trümmer und in der Verfoleung des liegendsten dieser Trümmer hat man ein silberfreies Antimonitmittel aufgeschlossen, während die Quarzausfüllung, obwohl in nicht bauwürdigem Maße, einen, den Durehschniltsgoldgehalt der Silberformation weit übersteigenden Gold- gehalt aufweist. Dadurch, dab man das liegendste Trumm verfolgte, ist man vom Hauptstreichen des Ganges weit abgekommen ; deshalb hat man in jüngster Zeit die Untersuchung des in die Richtung des Hauptstreichens fallenden Blattes begonnen und tatsächlich Jamesonit- erz aufgeschlossen, aber die Erzmenge ist gering. Ob dieses Verhalten im Streichen ständig sein wird, das können bloß die im Gange be- findlichen Aufschlüsse nachweisen. So viel kann man schon nach den bisherigen Aufschlüssen behaupten, daß der Istvängang im granitischen Nebengestein viel unscheinbarer ist, als jenseits der Granitscheidung. Auf den Halden und z. T. in der Grube (Mätyäs-, Istvängang) gemachte Erfahrungen weisen darauf hin, daß im westlichen Grubenfelde so oft sich eine Halde in der Nähe des Granits vorfand (oder ein Gangblatt 326 PAUL ROZLOZSNIK (64) im Granit aufsetzte), die beobachteten Erze stets Antimonit enthielten und der Jamesonit fehlte. Der antimonitisch-göldische Gang bildet einigermaßen einen Über- gang zum Ferenegang. An diesem kommt — wenigstens in den befahrbaren oberen Horizonten — Granit nicht vor. Der Ferenegang bes!eht aus 2—3 Trümmern, welche in den obersten Horizonten 10-20 m von einander abstehen. Innerhalb des Gangkörpers zeigt das ausgerichtete Trumm vorherrschend bald 3b, bald 6h Streichen, so daß die Hauptstrecken aus Teilen mit 3" und 6h Streichen zusammengesetzt sind. Sein Hauptverflächen ist sehr flach, unter 30—45° gegen S. Die bisherigen Erfahrungen haben erwiesen, daß nur ein solches, anhaltend nach 3b streichendes Mittel eine nennenswerte Goldführung hat, welches in den oberen Horizonten zwischen zwei verschieden einfallenden Kreuzklüften liegt. Das Han- send- und das Liegendtrumm wird stellenweise durch diagonale Trümmer verbunden und von diesen hat sich das eine, sog. 24h Trumm durch seine außerordentlich reiche Goldführung ausgezeichnet (siehe Fig. 10), Das Verhältnis zwischen dem Ferenegang und den Gängen der Silberformation ist nicht ganz geklärt. In den oberen Horizonten schart er sich mit dem Nordfallenden Gange und die Umstände dieser Scharung am Aufschlußpunkte des letzteren Ganges versinnlicht die beistehende Skizze (siehe die Fig. 11 nach den Notizen von A. SzıkLay). Auffallend ist hier der nach oben gerichtete Haken des Nord- fallenden Ganges neben dem Ferenegang, wo doch hier nach der nach- träglichen verwurfartigen Bildung des Fereneganges ein nach unten zu gerichteter Haken zu erwarten wäre. Die Durchdringung war so wenig wahrnehmbar, daß man es ursprünglich mit einem Ausläufer des Ferenc- ganges zu tun zu haben glaubte. Jenseits des Ferencganges sind die, dem Nordfallenden Gange entsprechend streichenden Trümmer schon unbedeutender und taub, was dafür spricht, daß, die Richtigkeit der Ausrichtung vorausgesetzt, der Ferenegang auf ihre Ausfüllung einen Einfluß geübt hat. Nach dem neueren, am 30 m Horizonte unter dem unteren Ferencstollen erfolgten Aufschlusse (welchen ich persöhnlich ebenfalls nicht sehen konnte) hat der Nordfallende Gang sein Ver- flächen gleichfalls geändert, schmiegte sich dem Ferenegang an und setzt mit diesem scheinbar vereinigt nach oben fort. In den tieferen Horizonten schart sich der Ferenegang auch niit dem Bertalangang. Hier hat man nach Herrn Bergrat A. SzıkLay aus dem Peeshorizonte auf einem Trunm des Bertalanganges aufbrechend den Ferencgang überhaupt gar nicht beobachtet, obwohl der letztere am P6eshorizonte jenseits des Bertalanganges bekannt ist. (65) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 3237 Faßt man die bisherigen Erfahrungen zusammen, so kommt man zu dem Schlusse, daß dieselben ein höheres Alter des Fereneganges | < SI SS Figur 10. 3" Fekvölap= Ligendtrum, 24 höräs lap=24: Trum, fedölap=Hangendtrum. beweisen und in diesem Falle haben wir es bei dem Nordfallenden Gange mit einer Gangablenkung zu tun. Mit dieser Erscheinung wäre auch der Umstand in Verbindung, dab die Ausfüllung des Ferenc- Alsöferenc täro alatt S- 60 m-ben levö koZf0/y0SO Figur 11. Eszaknak dölö teler = Nordfallender Gang. ganges mehr zertrüämmert ist, als die Ausfüllung der Gänge der Silber- erzformation. Gelegentlich der jetzt im Gange befindlichen Ausrichtung des Nordfallenden Ganges wird man auch diesbezüglich sichere Be- obachtungen machen können. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanst. XIX. Bd. 6. Heft. [89] © 0) PAUL ROZLOZSNIK (66) B) Spezieller Teil. Die Geschichie des Bergbaues von Aranyida. Der Zeitpunkt der Entstehung des Aranyidaer Bergbaues ist un- bekannt und hierüber sind auch keine mündlichen Überlieferungen auf uns gekommen. Der Name der (Gemeinde selbst, sowie die längs des Ida-Baches sichtbaren Spuren von Goldwäschereien scheinen darauf hinzudeuten, daß der Goldbergbau dem Silberbergbau vorangegangen sei. Die erste historische Überlieferung stammt aus der zweiten Hälfte des XV. Jahrhunderts: nach dem Jahrbuch der Stadt Kassa wurden zur Zeit des Königs Matthias in der Münze zu Kassa die Goldmünzen aus dem in Aranyida erzeugten Metalle geprägt. Die Gemeinde Arany- ida wurde im Jahre 1459 durch König Matthias der Stadt Kassa ge- schenkt (20, S. 45). Außer den Goldwäschereien gab es schon lange Zeit auch einen Bergbau, indem man während des ärarischen Betriebes zahlreiche An- zeichen eines, vor dem XIX. Jahrhunderte bestandenen Bergbau- und Hüttenbetriebes stieß. Solche sind nach J. Gsarnovirs (1, S. 47) bei den Ufern des Ida-Baches weithin geführte Wasserleitungen, eine ver- fallene Erzmahlmühle. aus Quarz gemeißelte Mahlsteine und zahlreiche, mit moorbedeckten Bäumen bewachsene Schlackenhalden, nach G. Zenxo- vıcz und G. Farzer in alten Bauen aufgefundene Grubengeräte, welche auf altertümliche Bergarbeit hinweisen; aus den Resten von Gruben- holz ist ferner zu schließen, daß man zu Bauzwecken Lerchenholz ver- wendete, welche Holzart zur Zeit Zexovicz’ bis auf wenige Stämme aus der ganzen Gegend schon verschwunden war. Gelegentlich der Gewältigung des Czigäny-Stollens im Jahre 1892 stieß man auf «Schlägel- und Eisenarbeit», welcher Umstand beweist, daß der Stollen in der Zeit vor der Erfindung des Schießpulvers ge- trieben wurde. Die alten Baue sind in keine beträchtlichere Teufe vorgedrungen und beschränkten sich zumeist nur auf kleine Schächtehen an den Gangausbissen; am tiefsten war man auf dem göldisch-antimonischen Ferencegang vorgedrungen. Aranyida mag der Stadt Kassa keinen besonderen Ertrag abge- worfen haben, denn nach dem in Aranyida am 3. Dezember 1761 ab- geschlossenen Vertrage wurde es an das Ärar um 30,000 Gulden für immer verkauft. Nachdem das Ärar hiedurch in den Besitz von bei- läufig 3275 Joch Waldes gelangte, gründete es im Jahre 1767 die 467) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 329 Kolonistengemeinden Apätka und Reka, während die Kupferhütten von Apätka und Aranyida schon im Jahre 1763 bestanden." Der Betrieb der ärarischen Kupferhütten konnle aber bloß auf die, durch die Privatgrubengewerkschaften des Komitates Szepes zur Einlösung gebrachten Erzte basiert gewesen sein, denn keiner der Aranyidaer Gänge weist einen nennenswerten Kupfergehalt auf.” Auf die Errichtung der Hütten konnte also bloß die Verwertung der Wal- dungen maßgebend gewesen sein. Daß auch in dieser Zeit Bergbau getrieben wurde, davon geben schon bergmännische Dokumente Zeugenschaft ab: u. a. eine aus dem Jahre 1778 stammende, einen Goldbergbau darstellende Gruben- karte, welche, nach ihrer Gestalt zu urteilen, einem der Ferencstollen entsprechen mag. Aın Ende des XVIII. und zu Beginn des XIX. Jahrhunderts stan- den die Gruben der Bartholomäi- und der Mathias-Josef-Gewerkschaf- ten auf den gleichnamigen Gängen schon im Betriebe, wie dies die Verleihungsurkunden und Grubenkarten der ersteren Gewerkschaft aus den Jahren 1798 und 1805, bezw. der letzteren aus dem Jahre 1805 beweisen. Nach der Grubenkarte vom Jahre 1806 hat damals auch der Untere Allerheiligenstollen schon bestanden, es ist also auch der 3etrieb des Allerheiligenganges älteren Ursprunges. Der Aufschwung des Bergbaues von Aranyida ist aper mit dem Näainen GABRIEL v. Svaıczers, späteren Kammergrafen in Selmecbänya verknüpft. Svarczer ein geborener Kassaer, fand in den, von seinen Eltern zurückgelassenen Schriften Erwähnungen über den Aranyidaer Grubenbetrieb; bei seinem Besuche in Aranyida fand er ermutigende Anzeichen, besonders die Bartholomäi-Gewerkschaft wies bedeutendere Erträgnisse auf. Infolgedessen erwirkte er bei der kaiserlichen Hof- kammer in Wien, daß man ihm die Erschürfung des Gebietes. über- trug, «im Jahre 1807) nicht zum geringen Verdruß des Oberbergamtes Szomolnok -— wohin Aranyida gehörte — welches schon öfters über Aranyida ungünstige Relationen eingesendet hatte. Nach ungeheueren Mühsalen und nach Aufopferung fast seines ganzen Vermögens hat Svaıczer die Gänge Stefan, Bartholomäi, Drei- faltigkeit, Josephi und Ubocsa-Jänos in 9 Jahren aufgeschlossen und 1 Siehe: Apotrr MünnIcH, Geschichte der oberungarischen Waldbürgerschaft. lglö 1895, die Einlösungstarife der beiden Hütten auf S. 24. 2 Die Apätkaer Hütte hat z. B. nach Münnich von 1763 bis 1766 von Göl- niezbinya 2393 Zt. 235 @ und von Szalänk 8625 Zt. und 82:5 @ Kupfer ein- gelöst. (L. c. S. 31.) 33% 330 PAUL ROZLOZSNIK (68 außerdem noch zahlreiche Gangausbisse aufgeschürft. Wie aus den, aus Svarczers Zeiten übrig gebliebenen Grubenkarten zu entnehmen ist, wurden die erwähnten Gänge schon vordem gebaut, doch hatte sich die alte Arbeit — wie schon erwähnt — bloß auf die Ausbisse beschränkt. Diesem Umstande ist es zu verdanken, das Svaıczer im Stande war, in so kurzer Zeit und mit so geringen Arbeitskräften so bedeutende Aufschlüsse zu machen, dal die aufgeschlossenen Mittel bald nach seinem Abgange geschätzt, auf eine Betriebsdauer von 50 Jahren berechnet wurden!! Unterdessen hatte man den Betrieb der ärarischen Hütten infolge der Errichtung der Fönixhütte durch die oberungarische Waldbürger- schaft eingestellt (der Betrieb der Aranyidaer Hütte währte bis 1807, der der Apätkaer Hütte bis 1827) und anstatt derselben wurde im Laufe der Jahre 1822—1S25 zum Zwecke der Verhüttung der, in den Aranyidaer Gruben erhauenen Silbererze die auch jetzt noch in Betrieb stehende Hütte in Reka errichtet. Zur Zugutebringung der Antimonerze aber wurde im Jahre 1826 bei Aranyida ein Antimon- saigerwerk eingerichtet. Der ärarische Betrieb. Das Ärar hatte außer auf den, durch Svaıezer aufgeschlossenen Gängen auch auf den durch die Privatgewerkschaften gebauten Gän- gen (Mindszent, Mätyäs und Bertalan) Bergrechte erworben und auf den letzteren mit den Gewerkschaften gemeinsam den Bergbau betrieben. Dieses Bergrechtsverhältnis besteht auch heute noch, der Bergbau- betrieb ist aber dadurch völlig in die Hände des Ärars übergegangen. Über den anfänglichen Betrieb finden wir Daten bei (isaPrLovırs (1, S. 51), indem man nach ihm in dem Zeitabschnitte vom 1. Juli 1507 bis 31. Oktober 1815 zirka 467 kg Gold, 77'4 kg Silber und auch Antimon erzeugte (Jahresproduktion an Gold 0:55 kg, an Silber 95 kg), wobei zu berücksichtigen ist, daß im Anfange bloß Schurf- und Auf- schlußbau umeging. Auch die Betriebsresultate waren sehr günstige, so daß nach Farzer (14, S. 256) vom Jahre 1824, als die Verhüttung der Erze im Hüttenwerke Aranyida begonnen hatte, bis Ende des Jahres 1840 der Reingewinn 2.038,376 Kronen betrug. Von dem hierauf gefolgten Dezennium liegen mir keine Daten vor; es scheint, daß nach dem Jahre 1840 eine Periode der Dekadenz folgte, denn nach den, aus dem Jahre 1845 stammenden Grubenkarten ı Diesbezüglich siehe @. Farzer: Biographie GABRIEL Svaiczers. (14, S. 256.) (69) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 331 wurden damals sehr ausgedehnte Schurfbaue betrieben. Der Verfall erreichte seinen Höhepunkt im Jahre 1858. Mit den Aufschlußbauen auf den Gängen in die Teufe gehend, erschloß man auf den in Bau befindlichen Gängen (Istvan, Bertalan und Häromsäg) taube Zonen; infolgedessen verspätete sich der Aufschluß auf den tieferen Horizon- ten derart, daß der Grubenbetrieb im Jahre 1558 hart an der Schwelle der Einstellung stand. Endlich wurde 1859 mit dem Ludovikastollen der Istvängang edel angeschlagen und die hiemit aufgeschlossenen mächtigen edlen Mittel trugen in erster Linie zum Verschwinden der Einbussen bei. Auch der, seit 1856 im Aufschluß begriffene Ferenec-Jözsefgang erwies sich als ein sehr edler Gang und hat überdies zur Entdeckung des Erzsebet- und des Südfallenden Ganges geführt. Im Jahre 1880 wurde ferner der Neue Gang entdeckt, so, daß der Bergbau im Zeitabschnitte von 1862—1S90 mit Ausnahme von 7 Jahren mit Erträgnissen abschloss. Im Jahre 1890 trat wieder Einbusse ein, diese wurde aber durch den, noch im selben Jahre erfolgten Aufschluß des Peckganges eliminiert. Infolge der hierauf eingetretenen Silberdevalvation wurde der Ertrag trotz des Reichtums des Peckganges nur durch die Subvention erhal- ten und trotz einer hohen Erzeugung schlossen schon die Jahre 1896 und 1897 mit Defizit ab, worauf allerdings die großen Kosten der Investition der elektrischen Förderung, des Bohrbetriebes und der Beleuchtung von wesentlichem Einfluß waren. Unterdessen war die Ausrichtung des Peckganges nicht gelungen ; im tiefsten Horizonte, d. i. am Peeshorizont zeigten sich die Gänge mit Ausnahme des Istvänganges taub oder arm. Der Preisrückgang des Silbers, das Versiegen der silberführenden Mittel und der Mißerfolg neuer Aufschlüsse lenkten die Aufmerksamkeit auf den goldführenden Ferencgang. Im Jahre 1893 wurde die Gewältigung der alten Stollen begonnen und nachdem man anfangs auf günstige Anzeichen stieß, wurde das Hauptgewicht auf den Betrieb des Fereneganges gelegt. Die auf die Golderzeugung gesetzten Hoffnungen haben sich aber nicht bewährt, der Betrieb schließt seit dem Jahre 1896 mit ständiger Einbusse ab, auch die Erzeugung ist stark zurückgegangen. Seit 1897 wurde der Arbeiterstand reduziert und — infolge des Mangels an edlen Mitteln — mußte man den Abbau schon durch zwei Jahre gänzlich einstellen, (so zuletzt auch im Jahre 1910). 332 PAUL ROZLOZSNIK (70} Daten über die Produktion. Nach J. Ferıx (8, S. 158) hat die Hütte von Aranyida aus den ärarischen Gruben in dem Zeitabschnitte von 1823— 1867 insgesamt 121.359,819 Münz zf. (68,125°12 kg) Silber eingelöst. Dem entspricht eine jährliche Einlösung von 1548 kg, welche Summe in dem Falle, daß in derselben auch die, vor der Errichtung der Hütte erzeugten Erze inbegriffen wären, nur unwesentlich sich ändern würde, weil die Erzproduktion des ersten Dezenniums nur gering war. Nachı G. Liszkay (10, S. 77) wurde im Zeitabschnitte 1863—1873 227 Zentner (127 q) Antimon und 54,625 fl (30,660 kg) Silber erzeugt, was einer Jahresproduktion von 2796 kg entspricht. Dies war die Glanzperiode von Aranyida und der jährliche Reingewinn betrug durchschnittlich 34,624 K (er erreichte seinen Höhenpunkt 1863 mit 101,000 K). Nach den Summen der Betriebsausgaben zu urteilen (400,000—600,000 K) war auch der Arbeiterstand ein viel größerer als in den späteren Zeit- abschnitten. Die Betriebsresultate vom Jahre 1873 an sind mit wenig Aus- nahmen in der folgenden Tabelle zusammengestellt: Jahr Gewinn | Verlust Silber | Jahr Gewinn Verlust Silber K K Karen > K K Kgr.. 1874 45590:00 - | 1743-36 1892 | 33254 | — | 1583*06 1875 41226 00 - 1393-64 1893 | 43346 | — | 1681-33 1876 50546 -00 — | 2 1894 | 20942 | — , 2019*S1 1877 17516°18 — | 2 1895 | 15812 | — ı 186525 1878 - 29599-36 | 923-516|| 1896 | - 1104600 | 1828-11 | 1879 — Verlust ? 1897 3973400 | 1929-61 1580 2? En 1356 76 1895 | 139408:00 | 53252 1881 26000 00 - 175110 1899 | — | 98752-00 | 563-15 1882 800000 — 158397 1900 | — 135286 00 24036 1883 —_ 95650-00 | 1189-98 1901 | — ,106494:00 | 89305 1854 67600 _ 1356 82 1902 — [124498:00 | 593-00 | 1835 937896 :00 —_ 170131 1903 — | 144323°00 | 449-79 | 1886 36906 :00 1823-60 1°04 - 14806700 | 25760 | 1887 44090 00 1723-13 1905 — | 138831°00 | 16621 1888 1851200 — 142841 1906 —_ 14198300 39-05 1859 | 7061000 — 1772-99 17a — 143795 00 3415 1890 = 3690-00 | 139777 1908 _ 13124200 | 18858 1891 153800 _ 152162 | 1909 | — , 129505 00 21638 Nach diesen Daten kann das, im ärarischen Betriebe erzeugte gesamte Silber auf 126 Tonnen veranschlagt werden. (71) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 333 Außer dem Silber wurde zeitweise auch Antimonit erzeugt, dessen Wert aber im Verhältnis zum Silber verschwindend ist. Die Goldproduktion konnte niemals bedeutend gewesen sein und war lange Zeit unterbrochen; die Jahresproduktionen von 1895— 1909 sind aus der folgenden Tabelle zu entnehmen: (es sei bemerkt, daß dieselben fast ausschließlich vom Ferencegang stammen). Te —e ee”) ESSENER | | | | I | | | | | 1895 | 1896 | 1897 l1s98 1899 1900| 1901 11908 1903!1904 ame Le | | | | e | | | “ | | | Au ke.| 0:1797 | 0:1939 | 17668 IN Baus anno 0:26410:062|0:833 | | | | Also zusammen 42'327 kg Gold. Der Betrieb der Katalingewerkschaft. Im Gegensatz zu den, mit dem Ärar gemeinsam arbeitenden Ge- werkschaften ! hat die, in der Gemarkung der Gemeinde Reka auf der Katalinganggruppe bauende Katalingewerkschaft ihre Selbständigkeit bisher bewahrt und bloß ihre Erze bei der ärarischen Hütte eingelöst. Die Betriebsdaten verdanke ich der Gefälliekeit des Herrn Bergrates A. Szıkray, der nach dem Jahre 1874 geraume Zeit Betriebsleiter der Gewerkschaft war und der beste Kenner der gewerkschaftlichen Gruben isi. Die Zeit der Entstehung der Gewerkschaft ist unbekannt. Auch der, auf dern genannten Gange geführte Bergbau ist sehr alt. Schon Csapıovirs erwähnt den «Gottfriedgang» (1, S. 49) und auf der Gru- benkarte aus dem Jahre 1826 sind schon die Katalinstollen und die benachbarten Gottfriedstollen dargestellt. Aus den Verleihungsurkunden ist zu entnehmen, daß die Iglöer Berghauptmannschaft 1839 ein und 1551 zwei oberungarische Längen- mabße der Gewerkschaft verliehen hat, welche Längenmaße 1863 zu drei Grubenmaßen umgewandelt wurden. Im selben Jahre wurde die Anlage des 40 m unter dem unteren Katalinstollen gelegenen Coppy- stollens genehmigt. Über dem Horizonte des Coppystollens ging der Bau bis 1882 um, dann wurde bloß der Vortrieb des 1875 genehmigten Hauszer- stollens fortgesetzt, welcher den Katalingang 1888 verquerte. Den Verlauf des Betriebes beleuchten die folgenden Produktions- daten (nach A. SzıkLay): 1 Diese Gewerkschaften bestehen heutzutage sozusagen nur ınehr am Papier. 334 PAUL ROZLOZSNIK (72) Trocken- Trocken- Jahr Gewicht Silber Jahr Gewicht Silber | q ker. kgr. ıs8s0 | 729-235 | 56-994 1894 | 1361:61 | 221-273 1581 4713 4689 1895 | 2048-15 | 383830 1582 94413 | 29-498 1896 | 9145-37 | 554-899 1853—1887 keine Erzeugung 1897 360481 | 569-946 1588 | 30°48 1261 1898 2390°00 | 508-501 1889 | 63:34 | 4308 1899 2021:69 | 497-316 1890 1767-49 | 446327 1900 Ss66-16 | 95-758 1891 931143 | 260109 1901 53:34 9:673 1892 1996-37 | 239-426 1902 30117 39-915 1893 197721 194054 1903 | 75476 | 155°642 Aus diesem Ausweise ist zu entnehmen, daß man in dem Zeit- abscehnitte 1858 —1903 aus dem 43 m hohen Mittel zwischen dem Coppy- und dem Hauszerstollen rund 4100 ke Silber erzeugte, u. zw. mit einer jährlich durchschnittlichen Belegung von 12 Bergarbeitern ; diese Daten erheben den Katalingang zu den reichsten Gängen des Revieres. Nachdem die edlen Mittel über dem Hauszerstollen 1905 erschöpft waren, wonach man zum kostspieligen Schachtbau hätte übergehen müssen, so hat die auch vom Preisrückgang des Silbers stark geschä- digte Gewerkschaft den Betrieb eingestellt und den Verkauf der Grube bechlossen. Die Hennelsche Grube. Der Betrieb dieser Grube ist dadurch entstanden, dab Anam Henner, als er 1863 bei der zwecks Umlagerung der Längenmaße der Katalingrube zu Grubenfeldern abgehaltenen Freifahrung teilnahm, bemerkte, daß die Ostfortsetzung der Katalingänge nicht gedeckt war. Sofort meldete er seine Freischürfe an und bildete mit Beitritt des Jäszöer Prälats und anderer die Hennelgrubengewerkschaft. Die Gewerkschaft hat den, mit dem Hauszerstollen parallelen Hennelstollen getrieben und auf einem nach NE fallenden Gange Silbererze verquert, worauf sie auch dem Stollen gegenüber ein Pochwerk errichtete. Der Adel erwies sich aber nicht für anhaltend und mit dem Vortrieb des Stollens bis auf 800 m Länge konnte man den Katalingang nicht erreichen. Nachdem der Stollen keine Aufbruchverbindung mit dem Tage hatte, trat Wetternot ein und die Gewerkschaft stellte nach Verausgabung von 60,000 K — ohne die Frage gelöst zu haben — den Betrieb ein. (73) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 335 Über den wirtschaftlichen Wert der einzelnen Gänge. Im allgemeinen kann gesagt werden, daß bei gleichem Erzadel der Abbau der S-lich fallenden Gänge ökonomischer ist als der der N-lich fallenden Gänge, weil bei den letzteren die durch die Ausrichtung der Verwerfungen bedingten vielen tauben Arbeiten die Produktions- kosten mehr belasten und überdies eine ständige Kontrolle erfordern. Hievon abgesehen, zeigen die einzelnen Gänge auch in Hinsicht des Erzreichstums wesentliche Verschiedenheiten auf. Nach Zexovıcz (20) ! ist die Erzproduktion der ersten vier Dezennien des vorigen Jahrhunderts hauptsächlich aus dem Häromsäggang hervorgegangen. Im V. Dezennium lieferte das nordfallende Trum des Bertalanganges, im VI. Dezennium der Jözsefgang, im VII. Dezennium aber der Istvangang den vorwiegenden Teil der Pro- duktion. Im VIIl. Dezennium partizipieren an der Erzeugung neben dem Istvängangy der Ferene Jözsefgang und später auch der Erzsebet- und der Südfallende Gang. Die Verteilung der Jahresproduktionen von 1881—1897 auf die verschiedenen Gänge zeigl die nachfolgende Tabelle (in kg-en).” Aus diesem Ausweis tritt die führende Rolle der Gänge Istvan und Ferene Jözsef markant hervor. Minder gut erhellt der Erz- reichtum des Peckganges, wenn wir aber nur die Erzeugungen der Jahre 1890—1897 in Betracht ziehen, so hat dieser Gang mit 37% an der Gesamterzeugung teilgenommen. Zur Beurteilung des Erzreichtums les Ferenc- und Katalin- eanges habe ich schon vorher die Daten geliefert. Aus dieser Zusammenstellung ist auch zu ersehen, daß einige Hauptgänge das Gerüst des Aranyidaer Bergbaues bildeten, während der übrige Teil der Gänge nur in geringem Maße zur Gesamtproduktion beigetragen hat, daher zur Aufrechthaltung eines systematischen Berg- baues nicht geeignet ist. So hat z. B. der Neue Gang seit seiner Entdeckung nicht mehr als 1100—1200 ke Silber geliefert. ! Vergl. mit den Daten @. Farters (12). > Die Produktionsmengen habe ich nach den Betriebsberichten zusammen- gestellt; die hier arsgewiesenen Jahresproduktionen sind gewöhnlich etwas kleiner als die tatsächlichen. (74) PAUL ROZLOZSNIK 336 m m mp a: | 1881 1555-407 21-612 |, 150-849 a a == ee < 1882 627703 390-550 == 13:796 | 485-000 | 1-41 = 65-507 = = 1883 200-730 809507 — 2 SAT Ve 161-592 — _ 1884 593-340 718-822 = Sen ? 44-661 -— 1885 1286-770 370-762 | 19-388 - | 7:994 a 22 = 1886 699-856 1049-845 | 45.658 Br Eu | 23:30 L Se e 1887 295-068 1311-103 | 64°974 ne See | mi a Jözset-6. 1888 901-050 671-489 | 316"366 en 201.681 | a8 — 33-338 — 9:247 1889 649-978 986-903 | 97748 4-093 2:38 | — — 32-007 = = 1890 801-576 320-512 168-814 1:99 | — | »sıs 102-970 Fee, 1891 415-501 757-970 S 196-140 S:702 = e 142:911 | 0-422 1892 529-268 596667 ; Deasowl en, ee = 451 | 1893 648° 653 955 _ | — 6:326 E 313:490 1894 681°775 596784 u a 668-674 E 1805 381 973-695 a & & De ER 1178-697 Re 1896 625 694 841 1479 - — — == _— 1897 520 1639509 as — | = lee — A: = Zusammen 9956186 11864456 692-855 388-353 | 805-496 | 50207 | 69°375 337°105 ae "7% 2-5 14% 9:94 | 0:9 | 1:99 (75) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 337 Die nennenswerteren Anlagen der ärarischen Gruben. In Anbetracht der großen Anzahl der Aranyidaer Gänge ist auch die Zahl der Stollen eine nahmhafte. Unter den größere Areale auf- schließenden Einbauen sind folgende die wesentlichsten: l. Der Ludovikastollen (nach Kaiserin-Königin Marıa Luno- vıka Beatrix, der dritten Gemahlin Kaiser-Königs Franz I. benannt, mutmaßlich durch Svaıczer angelegt), nach der alten Beschreibung hatte dieser Stollen damals schon den Bertalangang I aufgeschlossen. Vor der Vollendung des Breunerstollens war es der Hauptstollen des westlichen Revieres. 9. Der Breunerstollen (nach dem Kammergrafen Breuner benannt) ist auch heute der Hauplförder- und Wasserstollen des west- lichen Revieres. Zur Beschleunigung seines Vortriebes wurde 1547 der Svaiczerschacht abgeteuft; die Gegenörter erreichten ihr Ziel im Jahre 1852. Mit dem Gegenorte aus dem Radigschachte fand der Durchschlag 1875 statt. 3. Der Mihälystollen, der tiefste Stollen des Ostrevieres. Er bezweckte eigentlich den Aufschlubß des Mihälyganges und dieser Schurfbau ist schon auf der vom Jahre 1826 stammenden Grubenkarte dargestellt. Die Gänge des Östrevieres hat er in den Jahren 1850-1885 verquert. 4. Der Radigschacht (nach Bergverwaller Ravıs benannt) ist vom Horizonte des Ludovikastollens abgetäuft. Vom Breunererbstollen bis auf den Pecshorizont wurde er in den Jahren 1S58S1—18S7 her- gestellt. 5. Der Belhäzyschacht wurde ISS0--1895 von der Mindszent- stollensohle abgeteuft. 6. Der Peeshorizont (nach Antox P£cH, Selmecbänyaer Berg- direktor benannt) ist der tiefste Horizont von Aranyida. Der, aus dem Belhäzyschacht ausgehende Pecsquerschlag liegt 72 m Lief unter dem Mihälystollen-Füllort des Belhäzyschachtes (55 m unter dem Mundloch des Mihälystollens). Die aus dem Radigschachte angeschlagene Pecs- Richtsstrecke liegt 954 m unter dem Breunerstollen-Füllorte_ (86°6 m unter dem Mundloche des Breunerstollens. Die genaue Seehöhe des Radigschacht-Füllortes ist 533°977 m und des Belhäzyschachtes 535°3 m. Das ober dem Peeshorizonte befindliche Mittel wird durch die I. und II. Tiefbausohle in drei Teile geteilt. Die Aranyidaer Stollen wurden — mit Ausnahme der, auf den Ausbissen der Gänge angeleeten — bis in die jüngste Zeit, wo es nur tunlich war, den Hauptverwerfungen entlang getrieben ; längs der Ver- werfungen war der Vortrieb unverhältnismäßig rascher als im festen sU [07) PAUL ROZLOZSNIK (76) Gestein und man brauchte die Stollenrichtune nicht zu kontrollieren. Ein großer Nachteil dieses Verfahrens ist aber die kostspielige Ver- sicherung des Stollens mittelst Zimmerung und Mauerung, ferner der Umstand, dab man in der Kluftausfüllung vordringend einzelne Gänge überhaupt nicht bemerkte (z. B. den Neuen Gang) oder daß man aus den verdrückten Gangtrümern die zusammenhängenden Gangteile nur schwer aufsuchen konnte. Bloß am Peeshorizonte sind die Schläge in einer, von den Verwerfungen unabhängigen Richtung getrieben. Der richtigste Vorgang wäre, die Aufschlußstrecken mit dem Hauptstreichen der Hauptverwerfung parallel, jedoch in von jenen nicht betroffenen Gestein zu treiben. Detaillierte Beschreibung der Gänge. 1. Mätyäsgang. Dieser ist gegenwärtig bloß am Lipötstollen auf 150 m Länge befahrbar. Nach den alten Karten sind auf diesem Zuge zwei Gang- systeme zu unterscheiden: im westlichen Teile der Mätyäsgang, dessen Streichen in der, aus dem Jahre 1817 stammenden Karte mit 4h 7° angegeben ist und im östlichen Teile der Jözsefgang,! dessen Streichen nach derselben Karte 5b 6'/s° beträgt. Im Streichen weichen also diese Gänge um 1" ab, die Verhältnisse ihrer Scharung sind aber unbekannt. Der Jözsefgang ist weniger bekannt, weil auf ihm bloß im Anfang des vorigen Jahrhunderts mit den Jözsefstollen der Bau um- ging; in seine nordöstliche Fortsetzung fallen die Schurfstollen Wenzel und Lorenz. Der Gang fällt nach der Grubenkarte vom Jahre 1882 unter 80° gegen Süden. Die Mächtigekeit des Matyäsganges ist nach (sarLovirs (1, p. #5) 06—1'3 m und führte 2—7 Lot (60—210 gr q) Silber. Nach den alten Berichten sind seine Erzmittel gewöhnlich kurz; auf dem mit den Mätyässtollen autgeschlossenen Gange hat man monatlich 84 q Stuferze und 560 q Pocherze erzeugt. Der unbekannte Autor erwähnt noch, daß man die Erze und Schliche ihres Goldgehaltes wegen in Oviz zur Einlösung brachte. Nach der Karte vom Jahre 1526 war der Gang auch schon am Lipötstollen aufgeschlossen. Weiterhin hat man den Gang lange Zeit nicht gebaut, und erst 1583 begann sein Aufschluß am Ludovikahorizont längs der Mätyäs- ı Nieht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Gang des Osfrevieres. (77) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 339 querkluft. Der Mätyässchlag hat ein ganzes System von gegen Süd und‘ Nord fallenden Ganeblättern verquert, wovon drei streichend unter- sucht wurden (Maätyas I, II und ID. Das 1886 verquerte Gangtrum Mätyäs I. wurde im Streichen AO m, im Verflächen aufbruchmäßig auf ca. 65 m untersucht. Im Auf- bruch erwies es sich im unteren Teile als kiesig und schwach erzfüh- rend, gegen das Ausgehende zu vertaubte es sich. Sein Verflächen war wechselnd ; sein ursprünglich südliches Einfallen wird 25 m höher ein nördliches, nach 18 m wird es auf 4 m wieder südlich und dann von hier aufwärts abermals nördlich. Im Jahre 1595 war aus dem Aufbruch auch eine Firstenstrosse im Betriebe, aber aus ihrem 1°5 m langen Vortriebe gewann man bloß !/a Hund voll Erze, weshalb ihr weiterer Vortrieb eingestellt wurde. Zur gleichen Zeit verfolgte man den Gang gegen W, wo auf demselben bei 0°I m Mächtigkeit 54 grammige Erze einbrachen. Das 1887 angefahrene Gangtrum Mätyas II beleuchtete sich anfangs mit einem schwarzen Besteg und erziger Ausfüllung, auf ein Streichen nach W von 56 m und nach E von 46 m war es ganz taub. Dieses Trum verfolgte man mit einem Aufbruch bis auf den Lipöt- stollen, hauptsächlich wegen der schon notwendig gewordenen Wetter- losung. Dieses Trum entspricht also jenem, welches mit dem Lipötstollen aufgeschlossen worden war. Seine Gangart ist im Aufbruch tonig, selten quarzig und führte bloß Kiese. Sein Einfallen ist ebenfalls veränderlich ; das nördliebe Einfallen wird oberhalb 12 m auf ein kurzes Stück (bis 135 m) ein südliches, auch weiterhin ist es sehr veränderlich und in der oberen Hälfte des Aufbruches beinahe saiger. Der im Jahre 1889 verquerte ärarische Mätyasgang III war auf seinem Aufschlagspunkte 0'3— 04 mächtig, enthielt eine eisenspätige Gangart und die in derselben eingebetteten Erzmugel gaben einen, von 3 gr bis 1213 gr wechselnden Silbergehalt. Gegen E blieb sein Adel bald aus und es scheint, daß man den Gang jenseits einem Verwerfer nicht mit Sicherheit ausgerichtet hat; endlich drang nach 24 m viel Wasser ein, worauf man die weitere Arbeit einstellte. Gegen W war der Gang taub und veränderte sein Streichen. Auf diesem Gange gab es auch Firststrossen im Betriebe und hier erzeugte man 1591 0'& kg Silber. Aus dem vorstehenden, sowie aus der Grubenkarte ist zu ersehen, daß das Mätyäsgangsystem aus mehreren Gangtrümmern besteht, welche aber bisher nur auf kurze Distanzen untersucht sind. Abbaue bestanden am südfallenden Gangtrum, am Lipötstollen zwischen 20—50 m, am 340 PAUL ROZLOZSNIK (78) ‚nordfallenden Trum zwischen dem Lipöt- und dem Unteren-Mätyäs- stollen und auf den höheren Horizonten, insbe sondere am Oberen- Mätyässtollen, um den Mätyässchacht herum. Nach seiner geologischen Lage ist er dem benachbarten Istväan- gang sehr ähnlich. Der Lipötstollen z. B. verquert in 125 m Länge ein noch nicht aufgeschlossenes Gangtrum, welches silberfreien Anti- monit führt. Der gegenwärtig verbrochene Mätyasschlag hat sich nach den Berichten, aber auch nach dem Streichen der Gesteine zu urteilen, auf seine ganze Länge im Granit bewegt. Den ungünstigen Einfluß des Granites auf die Silberführung bei dem Istvängange im Auge behallend, ist es uns klar, daß man den Aufschluß des Maätyas- ganges am Ludovikahorizonte behufs raschen Fortschriltes längs der Mätyäskluft auf dem denkbar allerungünstigsten Wege ins Werk gesetzt hatte. Es wäre also notwendig, auf einem der Gangtrümer soweit gegen E zu fahren, bis die Ausrichtungsstrecke aus dem granitischen Neben- zestein herausgelangt und von hier sämtliche, durch den Mätyässchlag verquerte Trümer durchquerend, diese im Streichen zu untersuchen. Die Durchführung dieser Arbeiten wäre um so wünschenswerter, als im Falle günstigen Aufschlusses noch unverritzte Mittel auf bedeu- tende Pfeilerhöhen zur Verfügung stünden. Ferner wäre die Aufsuchung des Mätyäsganges III in den obersten Horizonten wünschenswert, denn dieser ist dort noch ganz unbekannt. Im Jahre 1905 hat man zwar am Lipötstollen aus 150 m Länge des- selben eine SW-liche Querung angelegt, diese ist aber erst 25 m lang, konnte daher den Mätyäsgang Ill noch nicht erreichen. Auch hier ist es empfehlenswert, zuerst den Lipötstollen weiter zu gewältigen und die Querung auf den Mätyäsgang III erst jenseits der Granitscheidung anzulegen. Ferner ist das Verhältnis des sogen. Jözsefganges zu den Mälyäsgangtrümern zu klären und dieses Trum ist auch am Horizonte des Lipötstollens zu untersuchen. Am Jözsefstollen waren auf demselben, nach den alten Karten auch Abbaue, welche — wie es scheint — auch unter diese Sohle gingen, die Ausrichtung dieses Ganges scheint gegen W an einer Kluft stehen geblieben zu sein. Es ist auch der Fall nicht ausgeschlossen, daß dieser Gang sich mit dem Gangtrum Maätyas II als ident erweisen wird. 2. Istvängang. Dieser edelste Gang von Aranyida ist gegenwärlig am Mittleren- Istvän-, am Zenoviez-. Breuner- und Ludovikastollen befahrbar. Von diesen Stollen dienen die ersten zwei als Wasserstollen für die Wasser- säulenmaschine des Radigschachtes. Infolge Mangels an Aufschlag- (79) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 341 wasser ist der Peceshorizont 1904 ersoffen, 1905 wurde er entwässert, 1908 aber wieder ausgetränkt und seither konnte man hier die Wässer nicht sümpfen, so daß ich diesen äußerst wichtigen Horizont nicht be- fahren konnte. Nach der alten Beschreibung waren unter dem Ausbiß bis zu 12 m Teufe, eber dem Müttleren-Istvänstollen bloß silberfreie Anti- monerze zu beleuchten (nach Zenoviez Berthierit). Aus den, am Oberen-Istvanstollen erzeugten Erzen gewann man jährlich 336 4 Anti- mon. Am Ausbisse des Istvanganges fand man auch alte Antimon- schlackenhalden, welche neuestens gekuttet auch verwertet wurden. Der Teufe zu hat der Silbergehalt der Erze ständig zugenommen und der durchschnittliche Silbergehalt war nach der alten Beschreibung am Mittleren-Istvänstollen 2Lot (62 er, am Unteren-Ist- väanstollen 15 Lot (470 er) und am Oberen-Nändorstollen noch höher. Am Unteren-Istvän- und am Oberen-Nändor- stollen erzeugte man monatlich insgesamt 168 q Stuferz und 392 q Pochgänge. Die edlen Mittel dieser Stollen waren -— ebenso wie auf den Mätyäsgängen — kurz (kaum S m lang). Am Unteren-Nändor fand man ein kaum 30 m langes ver- erztes Mittel, dessen Erze nach Ravıc 30 Lot (930 gr) Silber hielten. Im übrigen war der Gang ganz taub. Mit dem Ludovikastollen wurde der Gang um 1857— 1858 angeschlagen und hier lieferte er mächtige und reiche Erzmittel; so wurden nach Rapıe 1859 3—24lötige (90—780 gr) Erze erhauen. In der befahrbaren westlichen Richtstrecke ist der Istvängang in der Firste mit Ausnahme eines kleinen, !0 m langen Mittels bis 275 m Länge verhaut. In 275 m, vor der Graniterenze hören die Verhaue auf, im Granit sind dann noch Verhaue von 315—405 m und von hier begin- nend beweete sich die Richtstrecke in einem, sich häufig verzweigenden tauben Gang. Unter dem Ludovikastollen hat der Adel der Teufe zu abgenommen und am ersten Sohlenlauf unter dem Ludovikastollen fand man schon wenig Erze. Am Horizonte des Breunerstollens ge- langte man aber wieder in reiche Mittel. Nach den Betriebsberichten war am Breunerhorizonte ein, zwischen zwei Verwerfungen befindliches, nordfallendes Ganetrum am edelsten und dieses keilte sich nach oben aus. Die größte Mächtiekeit des edlen Mittels betrug hier in reinem Erz 07 m. In der westlichen Richtstrecke ist der Istvängang auf 250 m Streichen in die Firste verhaut, das zusammenhängende edle Mittel hört auch hier an der Granitscheidung auf. Das im Granit aufsetzende Erzmittel wurde zwischen 250-270 m verhaut; in dem, bei 265 m 342 PAUL ROZLOZSNIK (80) befindlichen Abteufen baute man 2 m mächtiges Pocherz. Über 350 m Länge fand man keine Silbererze mehr. Um den 500. m herum beleuch- tete sich in erößeren Maßen auf ca. SO m Antimonerz, welches zwischen 5!5 und 540 m auch abgebaut wurde. In dem 1'8—3 m mächtigen Gange war die gesamte Mächliekeit des Antimonits zwischen 0'2—0° Sm schwankend, der Sb-Gehalt des Erzes 40—45%, sein Gehalt an Göldischsilber 0°005— 0034% (das Silber hält 0:04—-0'012% Gold). In diesem Mittel stieß man auch auf Freigold, dessen Vorkommen in den Betriebsberichten wie folgt beschrieben ist: «Hier haben wir eine bisher unbekannte Eigenschaft beobachtet: in dem, mit Antimon ein- vesprengten Quarzdrusen, deren Wände unvollständige und in sehr kleinen Kristallen auftretenden Quarzkristallen bedeckt und zwischen diesem Quarze Freigoldkörnchen zu sehen. Die ganze Gangmächtiekeit ist 5 m, dureh Taubes in 3 Trümer geteilt.» Infolgedessen hat man auch eine Probepochung auf Gold eingerichtet, die Resultate waren aber nicht zufriedenstellend (0005% Göldischsilber, Goldgehalt des Silbers 004%). Auch spätere Proben ergaben bloß 1—2 er Gold pro Tonne. Im 555. m war im Jahre I910 auch ein Aufbruch auf Antimon- erze in Betrieb; der Antimonit kam auf zwei Trümern vor, deren eines 0'2—0'3 m. das andere O0’! m mächtig war. Weiter gesen W kamen in dem tauben Ganetrum bloß hie und da Nester von Anti- monit vor. Am I. und Il. Tiefbau war der Gang ebenfalls sehr edel; zwischen der II. und IV. Rolle lieferte er auf 100 m Streichen Erze von 400— 500 er und beiläufige in der Mitte des linsenförmieen Erzmittels er- reichte das massige Erz bis 15—2 m Mächtiekeit. Der Haupthorizont dieses Adelsvorschubes war auf dem Mittellauf zwischen den beiden Tiefbauen. Am I. Lauf hat man das Animonitmiltel auch unterteuft (dieser Teil fehlt auf den Karten). Am II. Tiefbau ist man über 300 m segen das Hangende abgeirrt, der so aufgeschlossene Teil war auch naturgemäß taub und erst mit dem nördlichen Querschlag schloß man dann das im Granit aufsetzende Trum auf, welches über 30 m lang Pocherze liefernd aufgeschlossen wurde. Am Pe&eshorizont hat man den Gang 1557 verquert und hier waren die Erze schon von minderer Qualität. Die Gangart war bis 1S0 m bei I’5—3 m Mächtigkeit teils sideritisch-quarzig, ‚teils kiesig- quarzie, dann von 180-279 m erzführend bei 0'2—0“4 m Erzmäch- tigkeit. Neben der III. Istvänrolle hat man auf dem, im über demselben befindlichen Mittellauf aufgeschlossenen Hangendtrum auch ein 40 m langes Erzmittel abgebaut. Weiter nach W hat man ihn noch bis 750 m verfolgt, in dem tauben Gange beleuchteten sich auch hier bloß hie (81) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 343 und da Antimonitlinsen und goldführende Quarzlinsen ; der Goldgehalt. der letzteren erwies sich als sehr schwankend und gering (z. B. im 720 m 2 gr pro Tonne). In den Jahren 1894&—1S96. hat man den Istvängang auch unter dem Pöeshorizont untersucht, indem aus den, auf diesem Horizont als edelst befundenen Punkten Abteufen und aus diesen Sohlenstrecken angelegt wurden (z. B. neben der Istvan III. Rolle am Hangendtrum). An diesen Punkten wurden keine massieen Erze mehr, sondern bloß Pocherze aufgeschlossen (mit 60—50 gr) und so unterblieb die Abteufung des Radigschachtes unter dem P6eshorizont. Vom Radigschacht nach Ost haben die neueren Arbeiten kein Resultat erzielt; diese Strecken sind heute alle versetzt. Am Breuner- horizont war nur zwischen 100—150 m wenig Erz, der Il. Tiefbau ist. völlig taub, am Pecshorizont traten von 2S—45 m Pocherze, von 67— 68 m Erznester auf, ansonsten war auch dieser taub. Nach den Auf- schlüssen kam hier der Gang aus seinem gewöhnlichen Streichen und hat sich z. T. zerschlagen. Bei dem Istvängange werden in den Beschreibungen gewöhnlich zwei Trümer erwähnt, welche wahrscheinlich den beiden, am Oberen- Nändor- und Unteren-Nändorstollen aufgeschlossenen zwei Trümern entsprechen. Am Unteren-Nändorstollen gegen S lat man außerdem noch zwei Trümer verquert, wovon das südlichere — zum Stollen- mundloch näher gelegene — 70° N fällt. Nur das liegendste Trum war edel, deshalb wurde in den Tiefbauen bloß dieses aufgeschlossen. Gegen West ist man bei dem Aufschlusse des Liegendtruinmes ganz aus dem Gangstreichen abgekommen und weit in das Hangende abgeirrt. Die auf den einzelnen Horizonten verfolgten Gangtrümer entsprechen einander nicht, denn stellenweise kreuzen sich sogar die Schläge. In Berücksichtigung dieser Verhältnisse hat man im ‘Laufe des Jahres 1910 aus 305 m des Breunerstollenhorizontes den Aufschlub eines normal streichenden Hangendtrummes begonnen. Dieser minder mächtige Gang führt außer Pyrit und Sphalerit silberhaltige Antimonit- erze (nach der Probe vom April 1910 mit 178 gr Silber‘. Mit diesem Aufschlußbau wird man für die weiteren Arbeiten sichere Grundlagen gewinnen. Gegen Ost war der Gang nur bis zur Istvänkreuzkluft auf den tieferen Horizonten edel, die Abbaue auf den oberen Horizonten fallen aber hinter die Istvänkreuzkluft, und hier ist der Gang überhaupt auf ein viel längeres Streichen aufgerichtet. Es wäre daher der Mühe wert z. B. den Östschlag am Breunerhorizont zu gewältigen und sich mit Liegendquerschlägen davon zu überzeugen, ob das aufgeschlossene Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 6. Heft. 24 344 PAUL ROZLOZSNIK (82) Gangtrum tatsächlich dem Haupttrum entspricht, denn am Breuner- horizonte bestand der Gang vor dem Radigschacht aus drei Trümern. Wasferner die Tiefbauaufschlüsse anbelangt, muß bemerkt. werden, daß die Erzverteilung auf den höheren Horizonten so schwan- kend war, daß die unter dem Peeshorizonte durchgeführten Versuche, welche kaum in 30 m Teufe reichten, die gänzliche Einstellung solcher Arbeiten durchaus nicht rechtferligen. Bevor wir also auf die weitere Ausrichtung dieses wichtigsten Ganges von Aranyida verzichten, halte ich es für notwendige, den Gang zumindest in einem, um 60 m tieferen Horizont bis an die Granitscheidung auf seine ganze Länge zu untersuchen. 3. Ferencgang. Dieser ist gegenwärtig auf den Ferencstollen, am Uniteren-Jenö- und am Ludovikastollen befahrbar. Wie ich schon erwähnte, ist der Bau des Ferencganges sehr alten Datums. Bei Csarrovirs und auf den alten Grubenkarten (im Jahre 1815) wird er als Gabrielgang bezeichnet. Nach Csaprovırs lieferte er 15—30pfündige (S4—17 ke) pyritisch-antimonische Erze und 025 —1 Lot (7—30 er) Silber, dessen eine Mark 28—226 Denare Gold enthielt (15—89% Au). Nach den alten Berichten baute man den Gang im östlichen Teile des Mittleren-Ferenestollens auf silberfreie Anti- monerze ab. Der Untere-Ferenestollen wurde um das Jahr 1827 vetrieben und nach Karten von 1845 war der Gang damals auch hier schon ganz aufgeschlossen. Später wurde er auch mit dem Ludovika- und dem Breunerstollen angeschlagen, jedoch auf keine wesentliche Länge aufgeschlossen. Im Jalıre 1859 stand er nuram Mittleren-Ferencstollen im Aufschlußbau. Hier wollte man gegen Osten die alten Pingen unter- fahren. Auch hier mag man kein besseres Resultat erzielt haben, denn in der zweiten Hälfte der Siebzigerjahre begann man wieder den Un- teren-Jenöstollen zu gewältigen, um den «chemals goldreichen» Ferencgang zu verqueren. Der Ferencgang wurde 1880 tatsächlich verquert und auf 120 m Streichen aufgeschlossen, seine Freigold- führung wurde aber nicht erkannt. Nach den durchgeführten Proben war der Gehalt an göldisch Silber per Tonne 09 er, auf 036% an- gereicherte Schliche gaben 0'257% göldisches Silber, in I kg Silber ist 0'086% Gold. Die weiteren Arbeiten wurden 1884 eingestellt. Iın letzten Dezenium des vorigen Jahrhunderts wurde die Gewäl- tigung energischer ins Werk. gesetzt. Die leitenden Kreise wurden außer dem altbekannten Goldgehalt dieses Ganges auch durch die (83) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 345 Hoffnung angeregt, dab man ähnlich wie bei dem Istvangange in den tieferen Sohlen statt Antimonerzen reiche Silbererze anfahren wird. Diese Hoffnung hat sich nicht bewährt und in der Teufe war auch der Goldgehalt geringer. In chronologischer Reihenfolge wurde der Gang zuerst am Breuner- stollen-Horizont im Laufe der Jahre 1893-1897 auf nahezu 300 m verfolgt. Der Gang war bei 07—1'2 m Mächtigkeit tonig-quarzig, der Quarz führte zwischen 45—65 und 90-150 m Gold, die Länge des sanzen göldischen Mittels betrug aber nur 30 m. In dem göldischen Quarz betrug der Goldgehalt kaum 24 gr pro Tonne, weshalb auch der Abbau unterblieb. Nachdem 1897 den Gang jenseits von 150 m sich als gänzlich taub erwies, auch mit Hangend- und Liegendquerungen kein besseres Trumm verquert wurde, stellte man den Betrieb ein. Ebenso resultatlos blieb die Gewältigung und weitere östliche Ausrichtung des Ganges am Ludovikahorizont (1894—1597); der neuaufgeschlossene Teil war ganz taub. Auch von der, aus dem Ludo- vikahorizont aufgebrochenen Jenörolle war nur der letzte, 20. Meter goldführend (bei 06 m Mächtigkeit 2-3 gr Gold pro Tonne und 1—1'7% Schlich). Im Jahre 1894 wurde der Gang auch auf dem Unteren-Jenö- stollen wiedergewältigt und hier schien er bessere Resultate zu ver- sprechen. Nach den Berichten war hier vom Kreuzgestänge nach W auf 10 m und nach E auf 70 m nach sorgsamem Bestufen mit dem Stufhammer auf jedem beliebigen Punkte Freigold zu finden. Das zer- kleinerte und am Sichertrog behandelte Material ergab für 1—2 kgr tonig-quarzige Gangmasse S—12 derbe, plattenartige Goldkörner. Man schritt also zum Abbau des Ganges in seiner ganzen Mächtigkeit. Die 1895 durchgeführte Probepochung führte aber zu keinem zufrieden- stellenden Resultat: aus 150 Tonnen Pocherz erhielt man 100 er Poch- gold (0:67 gr pro Tonne) und 28 q Goldschlich (mit 0°022% göld. Silber, 1 kg Silber enthält 40 gr Gold). Es stellte sich heraus, daß die tonige Gang- art sehr goldarm ist und der Goldgehalt des Quarzes auch stark schwankt, demzufolge eine sehr sorgfältige Kuttung erfordert. Die hierauf folgen- ‚den Proben ergaben schon bessere Resultate. Im Januar 1896 gewann man aus 250 q Pocherzen 140 gr Pochgold (5°6 gr. pıo Tonne, die Feinheit des Goldes 0772) und 1° Goldschlich (l q Goldschlich gab 20:3 gr Gold und 34 gr Silber). Das 1897 hier gewonnene Erz von 118:2 T gab 0°5257 kg Gold und 0'115 kg Silber (pro Tonne 445 gr. Gold und ! gr Silber.) 1896 wurde der Untere Ferencezstollen gewältigst; von 4x 346 PAUL ROZLOZSNIK (S4) einem 170 m langen Mittel erwies sich 40 m als goldführend. Nach den 60—100 kg betragenden Proben war der Golgehalt 9 gr der Gold- schlichgehalt 2% (letzterer gab 0.065% Göldisch-Silber, 1 kg Silber enthält 0'651% Gold). Von der, den Unteren Jenöstollen mit den Unteren Ferenczstollen verbindenden Jenörolle war bloß der un- terste Teil goldführend (5 gr) und vertaubte sich alsbald. Der aus dem 46. m des Unteren Ferenczstollens 1896 angelegte Aufbruch bis auf den Mittleren Ferenczstollen lieferte bei 0'6—1'3 m Gang- mächtigkeit durchschnittlich pro Tonne 6—14 gr Gold und 1% Gold- schlich (letzteren mit 004—0'05% Göldisch-Silber). Auf der Sohle des Mittleren Ferencezstollens baute man auf dem, sich bis 3 m Mächtigkeit auftuenden Gang stellenweise auch Anti- monit. Der Goldgehalt seines Quarzes war 5'7 gr. Der Gang wurde mit dem Pecshorizonte erreicht, hier war er aber ganz taub und geriet gegen E auch in ein Kluftsystem. Nach den bisherigen Erfahrungen bildet der Quarz in der tonigen Gangart im Streichen 1—-20 m lange, im Verflächen verschieden lange, gewöhnlich 0'2—0'4 m mächtige Linsen und zwischen diesen Linsen befinden sich 50—60 m lange taube Mittel. Der Goldgehalt des Quarzes ist aber auch in den abbauwürdigen Mitteln sehr schwankend. So wie der Gang gegen E sein Streichen auf 6% ändert, verliert er auch seine Goldführung gänzlich; gegen E hat man weiterhin bloß goldfreie Anti- moniterze abgebaut. Die nachgewiesenen wesentlicheren Golderzer- zeugungen sindausschließlichnur aus dem 24h Trumm hervorgegangen. Dieses Trumm wurde 1899 auf dem oberhalb des Unteren Ferenczstollens befindlichen Lauf entdeckt, wo das- selbe S m streichend und dem Verflächen nach 10 m tief verfolgt wurde. Seine Goldführung stieg auf dem unterhalb des Unteren Ferencezstollens befindlichen 30 m Horizonte pro T auf 12-15 gr am 60 m Horizonte auf 66--90 er (an letzterer Stelle bei 16 m streichender Länge und 0'5—0'6 m Mächtigkeit). Der Ferenezgang ist in der Regel zweitrümmig, die beiden Trüm- mer sind z. B. am Mittleren Ferenczstollen in einem Abstande von 14 m von einander. Von der Erfahrung ausgehend, daß der Goldgehalt in bedeutenderem Maße bloß auf 3h streichendem Trumm, zwischen zwei in entgegengesetzter Richtung verflächenden Kreuzklüften aufsetzt und hinter der östlichen Kreuzkluft das nach 6% streichende Gangtrumm folgt, hat man auf selbständige Gangtrümmer geschlossen und das nach 3h streichende Trumm am Verwerfer mit einer NW-lichen Querung ge- sucht: bei den östlichen Verwerfer z. B. fuhr man auf 60 m, jedoch r (85) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 347 ohne Erfolg. Diese Kluft war am Feldorte von 1910 0:75 m mächtig, hatte eine Kluftmasse aus Ton und Quarz und in letzterem soll angehb- lich hie und da auch Chalkopyrit vorgekommen sein. Der Quarz der Kreuzklüfte ist goldfrei. Die Gangart des 24h Trummes führte häufig Sphalerit; das Ver- flächen ist 50--80° E-lich. So wie es in das 3 Trumm übergeht, ver- schwindet der Sphalerit und die Gangausfüllung ist gewöhnlich noch eutes Pocherz. Die Verfoleung des Ganges wird durch die regelmäßig zahlreich auftretenden Klüfte erschwert, durch welche der Gange stellen- weise z. B. auf dem Mittellauf ober dem Unteren Jenöstollen auch ver- worfen wird. Auf dem Mittleren Ferenczstollen ist er nicht mehr be- kannt, weil er gegen das Ausgehende an das 3" Trumm stieß bezw. sich mit diesem scharte und weiter nicht mehr verfolgt werden konnte. Der Teufe zu ist er noch auf dem, unter dem Jenöstollen befindlichen 30 m Horizont bekannt. Infolge seiner abweichenden Erzführung dachte man auch hier daran, daß er allenfalls ein selbständiges Gang- truamm darstelle, weshalb man seine Ausrichtung auch jenseits der beiden Haupttrümmer des Ferenezganges versuchte (z. B. am Unteren Ferenezstollen), jedoch ohne ein Resultat zu erreichen. Übrigens gibt es mehrere solche diagonale 24h Trümmer, die anderen führen aber keine nennenswerte Menge Gold. Die bisherigen Aufschlüsse beweisen, daß die Goldführung des Ferenczganges so unbedeutend ist, daß er nicht die Grundlage des Aranyidaer Bergbaues bilden kann. Seine edleren Mittel ober dem, unter dem Unteren Jenöslollen befindlichen 30 m Laufe sind schon verhaut und auf den tieferen Horizonten ist seine Goldführung zumin- dest auf Grund der bisherigen Aufschlüsse gering. Demnach ist bloß die Ausrichtung des 24h Trummes zu empfehlen, in erster Linie unter dem Jenöstollen, am 60 m Horizont. Die Ausrichtung des Ganges ist hier an dem, nach E verwerfenden Kluftsysteme stehen geblieben. Nach den oberen Horizonten zu schließen, müßte das 24h Trumm eben hier vorhanden sein. Im Jahre 1910 trieb man einen Aufbruch aus dem Lndovikastollen-Horizonte, um das richtige Trumm auch am 60 m, Laufe zu erreichen, mit dessen Aufschluß dann auch die Ausrichtung des 24h Trummes durchführbar sein wird. 4. Die Orbänkreuzkluft. Ihr Ausbiß wird durch alte Pingen angedeutet und nach Gruben- karten aus dem Anfang des vorigen Jahrhunderts war sie auf dem Mittleren Ferenezstollen über 100 m Streichen aufgeschlossen. Nach 348 PAUL ROZLOZSNIK (86) der vom Jahre 1840 stammenden Verleihungsurkunde war ihr Streichen 91h, ihr: Verflächen 70° NE, die Mächtigkeit 29 m und führte quarzige antimonische Erze. Nach der Verleihung scheint man auf der Kreuz- kluft nicht viel gebaut zu haben, denn auf den Karten findet man keine Spur davon und in den tiefen Horizonten hat man sie auch nicht aufgeschlossen. Im Jahre 1906 hat man sie wohl am Unteren Ferenezstollen auf- sesucht und auch eine Kreuzkluft von entsprechendem Streichen ange- schlagen, diese war aber ganz taub. Zur genauen Ermittelung ihre Lagerungsverhällnisse hat man den Mittleren Ferenczstollen bis zur Kreuzkluft wiedergewältigt. Hier ist sie nach oben und unten verhaut, die Gewältigung der Richtstrecke der Brüche wegen sehr schwierig. Ihr Erz ist Antimonit, in welchem Silber nur in Spuren vertreten ist, ihr Quarz ist nicht goldführend. Die bisherigen Aufschlüsse lassen vermuten, dab die Orbankreuz- kluft bloß an ihrer Scharung mit dem Ferenezgang vererzt ist. Gegen NE hätten auch die Istvänstollen den Orbänkreuzgang verqueren müs- sen: und hätte er sich dort als erzführend erwiesen, so hätte man ihn gewiß auch aufgeschlossen. Sein Verhältnis zum Ferenezgang ist aus den bisherigen Aufschlüssen nicht zu entnehmen. Die alte Beschrei- bung erwähnt eine, auf 40 m erfolgte Verwerfung des Ferenezganges längs eines Verwerfers ; diese Verwerfung kann nicht recht auf einen anderen Punkt gedeutet werden. Dem Orbänkreuzgang kann keine größere Tragweite zugeschrieben werden. Sein Aufschluß kann höchstens am Unteren Ferenczstollen nach NW empfohlen werden, womit einesteils das am Mittleren Ferenez- stollen bekannte antimonische Mittel unterteuft, anderesteils auch der hier nicht aufgeschlossene Ferenezgang ausgerichtet werden würde. Der Ferenezgang hat am Mittleren Ferenczstollen vor dem Orbänkreuz- gange gleichfalls Antimonerze geführt. 5. Der Nordfallende-Gang. Der Nordfallende Gang wurde erst vor einigen Jahren entdeckt. Als man auf dem, unter dem Unteren Ferenczstoilen befindlichen 60 m Horizont den Ferenezgang aufbruchmäßig verfolgte, bemerkte man im Liegenden desselben ein neues Gangtrumm. Der Teufe zu wurde dasselbe bloß auf 2 m verfolgt und nachdem es kein Gold führte, vorläufig nicht weiter aufgeschlossen. Im Jahre 1908 wurde es auf dem, unter dem Unteren Ferencz- stollen befindlichen 60 m Horizonte mit dem NE Querschlage in 22 m (87) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 439 angeschlagen und hier führte es edle, durchschnittlich 600 gr enthal- tende Silbererze. Gegen W hielt der Adel bis 75 m an, dann wurde der Gang zwischen 100-—-120 m wieder vererzt befunden (60-100 or haltende Erze) von hier bis zum Feldort (135 m) beleuchteten sich arme Erze (mit 20 gr Silber). Gegen E ist der Gang bis an den Ferencz- gang Laub. Auf dem höher gelegenen 30 m Horizont war der Gang gegen E bis an den Ferenezgang edel. Gegen W ist er nur bis 17 m edel und zwischen 40-50 m sind seine Erze sehr kiesie und silberarm. Am Jenöstollen wurde er Ende 1910 erreicht, hier war er 04 m mächtige und führt Erze von 100--900 er Silbergehalt. Der Nordfallende Gang streicht nach Ah 5°—5h 5°, fällt unter 60° 70° E-lich und ist 0°I—1'5 m mächtie. Jenseits seiner Scharung mit dem Ferenezeang sind entsprechend streichende und fallende toniee breccieführende Blätter bekannt, diese weisen aber keine wesentliche Erzführung auf. Am P&cshorizont wurde er mit dem südöstlichen Aufschluß- querschlag jedenfalls schon ebenfalls durchquert. Es mag sein, daß einer der um 170 m herum verquerten zwei, nach Nord fallenden Gänge diesem Gange entspricht. Der erste Gang ist 44 m mächtig, streicht nach 3b 10° und verflächt unter 77° gegen NW: dieser ist taub. Der andere Gang ist 4 m mächtige, streicht nach 5h 3° und fällt unter 73° E-lich, seine Gangart ist hauptsächlich zertrümmertes Nebengestein ; die Hangendausfüllung enthält 26 ger Silber (1 kg Silber enthält 4 er Gold) die Liegendausfüllung führt 7 er Silber (in I ke Silber ist S7 er Gold enthalten). Der Nordfallende Gang ist nach den bisherigen Resultaten zu ur- teilen, trotz seiner reichhaltigen Mittel, was die Quantität der Erze anbelangt, nur zu den Gängen zweiter Qualität zu reihen In Anbetracht seines Streichens nach W müßte derselbe auch mit dem Ludovikastollen gekreuzt worden sein: dort ist aber kein erzführendes '[rumm bekann!. Diese Verhältnisse wird übrigens die jetzt im Zuge befindliche Ausrichtung des Ganges klären. 6. Der Bödoggang. Nach der Verleihungsurkunde von 1848 ist das Bödoglängenmah auf einen, in 595 m Länge des Ludovikastollens gegen 4—-5h streichenden, N-lich fallenden, über 2 m mächtigen, antimonische Silbererze führen- den, quarzigen Gang verliehen. Übrigens hat der Ludovikastollen mehrere 350 PAUL ROZLOZSNIK (88) gangartige Trümmer ohne Erzführung verquert. Auch die Erzführung des Bödogganges mag keine wesentliche gewesen sein, denn er wurde im Streichen bloß auf einige m verfolgt. Seine Ausfüllung ist vor- wiegend Reibungsbreceie, nur sein Liegendes ist quarzig. Sein Streichen habe ich mit 68, sein Verflächen mit 68° N gemessen. Der Bödosgang ist bloß auf 16 m Streichen bekannt; obwohl dieser Aufschluß keine ermunternden Resultate erzielte, wäre es doch wünschenswert, den Gang im Streichen besser auszurichten, um über seinen Wert ein endeültiges Urteil fällen zu können. 7. Die Bertalan-Ganggruppe. Dieses außerordentlich komplizierte Gangsystem ist derzeit nur am Breunerstollen zugänglich. In der zweiten Hälfte des vorigen Jahr- hunderts hat man innerhalb dieser Ganggruppe zwei Gänge unter- schieden: den südlichen, S-fallenden Bertalangang mit zwei Gang- trümmern nach 5b—6h streichend und den nördlichen Bödoggang, mit 2—3; nach 4—5h streichenden Trümmern, dessen Verflächen im W ein nördliches, im E ein südliches ist. Den letzteren Gang bezeichnet die Grubenkarte von 1845 als Kelemengang. Durch das Studium der Verleihungsurkunden hat sich 1904 herausgestellt, daß die Schutz- namen Bödog und Kelemen auf andere Gänge verliehen wurden, und seither wird die ganze Ganggruppe mit dem Namen Bertalan be- zeichnet. Diese Ganggruppe ist unter den gesamten Gängen von Aranyida auf die größte Erstreckung (2300 m) bekannt. Infolgedessen hat man auf seinen verschiedenen Teilen in sehr verschiedenen Zeiten gebaut. So z. B. hat man den Gang am Ludovikastollen schon um 1820 auf- geschlossen, während seine Untersuchung im Osten mittelst der Apostel- stollen erst 1844 begonnen wurde. Gegen W wurde er auf die größte Erstreckung durch die Remetestollen bekannt. Am oberen Remete- stollen mag man auch einigen Erfolg erzielt haben, denn hier fuhr man auch mit einem Abteufen in die Teufe; auf seiner Halde fand ich antimonitisches Erz. Hierauf weist auch der Umstand hin, daß man ihn später mit dem unteren Remetestollen unterfahren hat. Mit diesem Stollen wurde aber 1876 bloß ein Gang mit winziger Eızführung ver- quert. Im Jahre 1878 wurde ein S-lich fallendes taubes, 22:5 m weiter ein ebenso beschaffenes Gangtrumm, endlich 1880 ein gleichfalls S-fal- lender kiesiger Gang verquert. Infolgedessen wurde der Gang im Streichen nicht aufgeschlossen. Nach der alten Beschreibung hatte diesen Gang zu jener Zeit der (89) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 351 untere Jenöstollen auf 60 m Länge, der Ludovikastollen aber in 100 m Länge erzführend aufgeschlossen. Nach O. Hınsenau lieferte der Bertalangang am Ludovikahorizont bei 2 m Mächtiekeit 150-180 er haltende Erze, so daß man auf 56 m Streichen auf jede 2 m Aus- fahrung 28 kg Silber gewann. Schon hier sind zumindest zwei ver- schieden streichende Gangtrümmer vorhanden; das eine ist das mit dem östlichen Schlag des unteren Jenöstollens verfolgte, S-fallende Trumm, das zweite das mit dem Ludovikastollen aufgeschlossene Trumm (nach den Karten unter 76° nach S fallend), welches, wie das in 155 m angeschlagene Übersichbrechen beweist. vom ersteren an diesem Punkte um 18 m gegen Süd gelegen ist. Auf das letztere Trumm wurden dem Ärar die Bertalanlängenmaße verliehen; das Streichen des Ganges ist annäherend 66. Auf dem unteren Jenö- und am Ludovikastollen ist der Gang verhaut; diese Verhaue sind auf der Karte nicht dargestellt, daher wir ihre Ausdehnung nicht kennen. Gegen E (z. B. am Ludovikahorizont nach 220 m) hat man durch eine nördliche Querung ein abweichend streichendes und verflächendes Gangtrumm angefahren (Streichen 5k, Verflächen 73—88° N) und weiter- hin verfolgen die Richtstrecken dieses Trumm. Auf diesem gibt es mächtige Verhaue; der Haupthorizont des westlichen Erzmittels ist der Ludovikahorizont, auf welchem der Gang auf 140 m streichende Länge abgehaut ist. Gegen E ist das zweite Erzmittel unter dem oberen Jenö- stollen mit 40 m streichender Länge. Der Adel reichte bis auf den Mittellauf unter dem Ludovikastollen. Am Breunerstollen lieferte der Gang kein edles Mittel mehr, obwohl er eine große Menge Pocherze abwarf und deshalb wurde er ehemals bloß auf ca 100 ın aufgeschlossen. 1878—1879 erzeugte ınan auf ihm noch ober dem Breunerstollen Pocherze und von da an bis 1590 ließ man den Bau auf diesem Gange liegen. ' 1590 — 1892 gewältigte man die westliche Richtstrecke des Breuner- stollens (ca 20 m lang), dann fuhr man dieselbe gegen W weiter auf. Das bis an die Kluft reichende Mittel hat arsenkiesigen Quarz zur Gangart und ist sehr arm, so gab z. B. sein Schliech in der Probe auch nnr 9 gr Silber. Mit der, jenseits der Kluft angelegten W lichen Querung verquerte man zwei tonige Gangtrümmer, deren erstes nach 3h streichend unter 40° nach SW fiel, während das andere bei einem Streichen nach 3b 10° unter 48° nach SW fiel und bei welchen man an den Ferenegang denken kann. Mit der nördlichen Querung wurde ein 05 m mächtiges, N-fallendes Gangtrumm mit Erzimpregnation an- geschlagen, welches gegen W quarzig-kiesig und arm war; in seiner quarzig-kiesigen Gangart enthielt z. B. eine Probe 0:003% Ag, 013% PAUL ROZLOZSNIK (90) Sb und 1'18% As, im derben Erz aber 0'009% Ag, 039% Sb und 760% As. Infolgedessen wurde der weitere Aufschluß eingestellt. Aus den Berichten vom Jahre 1893 entnehmen wir, daß der alte Aufschluß sich auf einem falschen Trumm bewegt hatte, denn kaum il m vom alten Trumm entfernt zieht sich ein bisher unbekannt ge- wesenes Trumm fort. Obwohl sein Punkt nicht näher angegeben ist, muß es sich doch um diese Örtlichkeit handeln, weil man vom Ur- sprungsfeldort gegen den Ferenegang querte (u. zw. ohne Erfolg). Gegen W fuhr man beiläufig auf 73 m zuerst auf einem vererzten Trumm (stellenweise mit 200 gr Silbergehalt) die letzten 30 m waren ganz taub. Die genaue Lage ist jetzt schon schwer zu bestimmen. (Es ist auch möglich, daß dieser die Fortsetzung des vorerwähnten Auf- schlusses ist.) Gleichfalls 1893 begann man die E-liche Richtstrecke zu ge- wältigen. Der alte Aufschluß bewegte sich bis 150 m am Gang und jenseits des hier aufgetretlenen Verwurfes im Tauben. Hinter dieser Kluft erreichte man mit der nördlichen Querung das nordfallende Trumm des Ganges und fuhr im Streichen desselben 50 m in Pocherzen. Hier gelangte man an ein Kluftsystem und jen- seits desselben ist kein nordfallendes Gangtrumm mehr bekannt. Statt dessen lenkte man den Schlag auf die Verquerung der südfallenden Gangtrümmer gegen S. Endlich ist von 1906 bis heute der Aufschluss aus dem, neben der Sändorrolle befindlichen Rolle mit zwei Mittel- läufen aus 15 und 30 m Höhe im Betriebe. Die Gangmasse ist 0'2— 0°8S m mächtig und gibt 20 —-40 er haltende Pocherze; bloß hie und da findet sich 100—200 gr haltendes Erz. Am Breunerhorizont ist also gegen W — ein kurzes Stück ab- gerechnet — bloß ein nordfallendes Trumm bekannt. Das kann nur so möglich sein, wenn das, am Ludovikastollen bekannte edle Gang- trumın der Teufe zu sein Verflächen in ein N-liches verändert (oder seine Erzführung einen Haken wirft). Wenn diese Möelichkeit nicht eintrifft, so ist das mit dem Ludovikastollen verquerte Trumm weiter gegen S zu suchen. Die Klärung dieser Frage wäre wünschenswert. Am Peeshorizont hat man mit dem SE-lichen Querschlag 1398 1899 S Gangtrüämmer verquert. Das erste derselben führte bloß armen Quarz (Streichen 5b 10°), das vierte ist 6 10 em mächtig und führt Arsenkies. Am weitesten wurde das Ill. Trumm aufgeschlossen. Auf 100 m ist dieses bei einem N-lichen Verflächen gänzlich taub: hier hat es eine 24h streichende Kluft angefahren. Die hierauf angelegte südliche Querung hat 3 Gangtrümmer verquert und nach den Berichten ge- [34] (91) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 35 langte der Feldort in Granit. Ein 0°5 m mächtiges Hangendtrumm wurde nach 54 m gegen W aufgeschlossen, doch führte dasselbe bloß Kiesnester, in den Jahren 1902-1903 stellte man hier mittelst einer Rolle die Verbindung zum Breunerstollen her. Nach A. Szıkray be- wegte sich diese Rolle auf einem Gangtrumm und der Ferenegang wurde mit der Rolle nicht durchquert. Der Verlauf der Rolle zeigt auf ein südliches Verflächen und wenn sie durchwegs auf einem Gangtrumm getrieben ist, so hat man damit bloß ein Hangend- trumm untersucht. Auch die Klärung dieser Verhältnisse steht noch aus; in erster Linie ist die Untersuchung des Ganges 30 m unterhalb des Breunerhorizontes erforderlich. Aus dem Breunerhorizonte ist man an mehreren Punkten mit Abteufen in die Teufe gefahren und auf Grund derselben ist hauptsächlich auf Pocherze auch hier Aussicht. Der im E mit dem unteren Bertalanstollen erreichte erste Gang ist der Bertalangang der gleichnamigen alten Gewerkschaft. Am Anfahrungspunkte ist das Streichen des Ganges nach den alten Karten 4h 10° und dieser Teil ist als taub bezeichnet. Im E erreichte man nach Ausfahrung von 175 m ein nach 65 streichendes, 72° S fallendes Trumm und dieses ist als edel bezeichnet. Nach Ravıs war der Gang am mittleren Bertalanstollen am edelsten. In seine Ostfort- setzung fällt der, mit den Peter-, Päl- und dem Györgystollen aufgeschlossene Gang, welcher nach den Aufschlüssen unter dem Györgystollen gegen N, auf den Peler-, Pälstollen wechselnd einfällt und fast saiger steht. Nach der alten Beschreibung hat der György- stollen diesen Gang damals auf 43 m mit bauwürdiger Krzführung aufgeschlossen; auch der Rezsöstollen scheint den Gang erreicht zu haben und in diesem Falle hat sich sein Verflächen ober dem Györgystollen in ein S-liches verwandelt. Gegen N haben die Apostolstollen zwei Gangtrümmer auf- geschlossen, wovon das südlichere edler war. Dieses entspricht dem alten, gegen S einfallendem Bödoggang. Nach den Karten ist sein Streichen im W-lichen Apostolstollen Ah 7° und sein Verflächen hier wechselnd, in den tieferen Horizonten ein südliches. Am südlichen Gangtrunım ist am westlichen Apostolstollen und unter demselben ein größeres Erzmittel (40 -60 m), wogegen wir gegen E bloß kleinere Verhaue finden. Nach Rapıc war der Gang am östlichen Apostol- stollen am edelsten. Das Liegendtrumm war, wie es scheint, schwach. Über die in den tieferen Horizonten eireichten Resultate sind mir keine Daten bekannt geworden. Aus dem Horizonte des Breunerstollens hat man 1895 — als man das westliche, N-fallende Trumm verloren hatte — die östlichen 354 PAUL ROZLOZSNIK (92) Gangtrümmer unterteuft. Die nördlicheren Gangtrümmer wurden gegen E in den Jahren 1896—1903 aufgeschlossen; nur das, in 15 m ver- querte Trumm war erzführend, die übrigen aber bei 0'4—-1'0 m Mäch- tigkeit taub. Diese entsprechen vielleicht dem Gangsysteme der Apostol- stollen. 1906 wurde eine südliche Querung gegen den Bertalangang angeschlagen und nach Durchquerung mehrerer unbedeutender Trümmer wurde in 98 m ein 5 m mächtiger, aus drei Trümmern bestehender Gang angefahren. dessen Lagerungsverhältnisse dem südlichen Bertalan- gang entsprechen. Sein 0'2 m mächliges Hangendtrumm fuhrte gute Erze. Gegen E hat man ihn auf beträchtliche Entfernung verfolgt, etwa bis zur Häfte des Schlages waren Pocherze zu beleuchten, die andere Hälfte war Taubes und nachdem Wetternot eingetreten war, wurde der weitere Aufschluß eingestellt. Zum Zwecke der Herstellung einer Verbindug mit dem unteren Bertalanstollen wurde auch ein Aufbruch getrieben, aber in 47 m Länge eingestellt. Am Peeshorizonte sind diese Gänge noch nicht erreicht. Aus dem obigen ist zu entnehmen, daß im östlichen Teile noch be- trächtliche Mittel weder im Streichen, noch im Verflächen untersucht sind. Vor allem ist es notwendig, die Verbindung mit dem unteren Bertalanstollen herzustellen, damit das Verhältnis der am Breuner- stollenhorizont aufgeschlossenen Gangtrümmer zu den, auf den oberen Horizonten bekannten geklärt werde und damit auch die Untersuchung der Gänge mit Mittelläufen möglich sei. Das ganze Bertalangangsystem besteht aus mehreren, gegen E divergierenden Gangtrümmern. Das Verhältnis der im E und W aufge- schlossenen Gangtrümmer zu einander ist jetzt nicht genau zu ent- nehmen, weil ihr Zusammenhang am Breunerstollenhorizont nicht er- forscht ist. Das nordfallende Trumm müßte hier nach N verworfen fortsetzen. Nach der alten Auffassung würde das mit dem Ludovika- stollen verquerte Trumm dem, am unteren Bertalanstollen verquerten gewerkschaftlichen Bertalangang entsprechen, ihr Zusammenhang ist aber nicht nachzuweisen. Der ober Tage im östlichen Teil festgestellte Granit bildet ein neues Vererzungszentrum. Westlich ist man nach den Berichten am Peeshorizont gleichfalls auf Granit gestoßen, womit die Wahrnehmung im Einklang stände, daß der Gneis am Breunerstollen häufig Turmalin- nester führt. 8. Häromsäggang. Der in der ersten Hälfte des vorigen Jahrhunderts eine so her- vorragende Rolle spielende Häromsäggang ist gegenwärtig auf keinem (93) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA, 35» Horizonte befahrbar; man kann nur am Preunerhorizont bis zum Gang vordringen, doch ist die Richtstrecke derselben auch hier ver- brochen. Nach der Beschreibung hat der Obere Häromsäsgstollen die ersten edlen Mittel nach 200 m Ausfahrung erreicht, die aber arm waren, indem ihr Silbergehalt ober dem Oberen Häromsägstollen ge- wöhnlich unter 3 Lot (63 gr) blieb. Am Märiastollen stieg der durch- schnittliche Silbergehalt schon auf 4 Lot (125 gr), am Unteren- Häromsägstollen schon auf 6 Lot (187 gr). Nach Hıneenau war der Gang am edelsten zwischen dem Märia- und dem Unteren-Häromsäg- stollen. Zur Zeit Ranıcs hatte man dem Gang schon bis auf den Jänosstollen abgebaut. Nach ihm war dieser der mächtigste und anhaltendste Gang von Aranyida; seine Erze waren zwar nicht die reichsten (nach Farter durchschnittlich 105—140 gr), aber das zusammenhängende, mächtige Mittel lieferte eine ungeheure Menge Erz. Die Mächtigkeit des Erzes z. B. unter dem Märiastollen erreichte bis 3—4 m. Am Breunerstollenhorizont war er nach Zexovicz schon minder gut. Obwohl auch hier viel Pochgänge abfielen, kam auf diesem Hori- zont Stuferz in wesentlicher Menge nicht mehr vor. In den Jahren 1877—1887 baute man noch auf diesem Gange am Breunerhorizont und über demselben gab es stellenweise auch damals noch Erze mit 300 gr. Im Jahre 1877 unterteufte man auch den Breunerhorizont mit einem, aus dem östlichen Feldorte des Breunerstollens getriebenen Fallort; der Gang lieferte bei 1'5—2 m Mächtigkeit gute Pocherze. Dieser Fallort wurde 1895 wieder aufgesucht und aus seinem Tiefsten eine Strecke gegen W getrieben, wo der 1’? m mächtige Gang Poch- erze lieferte, aus welchen auch Stuferz ausgekuttet wurde. Der Silber- gehalt der Erze war aber nicht hoch, so daß man diesen kostspieligen sohlenlaufmäßigen Aufschlußbau liegen ließ und sich auf den Abbau des schon aufgeschlossenen geringen Mittels beschränkte. So z. B. gewann man in den Monaten März und April des Jahres 1599 aus 48'7 q körnigem Erz 3'895 kg Silber (pro q 80 gr). Der Häromsäggang hat nach Zexnoviez vier Trümmer, deren Ver- flächen z. T. N-lich, z. T. saiger, ja sogar S-lich ist. Diese Gangtrüm- mer kann man auf der Karte nicht gut unterscheiden, nur am Mittleren Häromsägstollen und am Märiastollenhorizont sind zwei Trümmer zu unterscheiden. 1879 wurde am Breunerstollenhorizont mit einer nörd- lichen Querung ein, nach 4h streichendes, sehr flaches Liegendtrumm mit | m mächtigem massigen Erz verquert, welches sich aber gegen E und W verarmte, so daß sein weiterer Aufschluß 1881 eingestellt 356 PAUL ROZLOZSNIK (94) wurde. 1886-1587 verquerte man ein Hangendtrumm, welches taub war. Die Aufschlüsse weisen darauf hin, daß der Gang sein Verflächen ändert oder daß er durch die Ausfüllung mehrerer, verschieden ein- fallender Trümmer zustande kam. Auf den letzteren Fall weist das, auf einer Grubenkarte dargestellte Profil des Ganges (s. Fig. 12). Sein Verflächen ist im E zwischen dem Oberen-Häromsäg- und dem Märia- stollen ein südliches (nach alten Karten am Maäriastollen südlich unter 71°), zwischen dem Unteren Läszlö- und Mittleren Häromsäg- stollen gleichfalls südlich, dann unter dem letzteren bis auf den Jänos- stollen nördlich. Im westlichen Teil ist der Gang zwischen dem Märia- und dem Mittleren Häromsägstollen saiger und verflächt dann von hier bis auf den, zwischen dem Breunerstollen und Janosstollen befindlichen Mittellauf gegen N (durchschnittlich 62°), unter dem Mittellauf ver- ändert sich das Verflächen in ein südliches und ist am Breunerhori- zont schon S-lich. Nachdem diese letzterwähnte Verflächensänderung mit der eleichzeitigen Abnahme des Adels Hand in Hand ging, war man auch der Meinung, es könnten sich hier zwei entgegengesetzt fallende Gangtrümmer verschiedener Erzführung scharen und man versuchte das nordfallende Trumm auszurichten. Nach den Berichten hat man zwar auf dem Mittellaufe unter dem Jänosstollen ein 0'2 m mächtiges Gangtrumm erreicht, welches sich aber alsbald vertaubte, am Breunerhorizont dagegen war die Ausrichtung erfolglos. Am Häromsäggang sind zwei Erzmittel bekannt (s. Fig. 13). Die erößte Länge des westlichen, kleineren Erzmittels am Janosstollen- horizont ist 75 m; das östliche, Haupterzmittel, welches unter dem Horizonte des Oberen Häromsägstollens gelegen ist, wurde auf 160 - 170 m Länge verhaut. Nach der, aus dem Jahre 1830 stammenden Karte streicht dieses Erzmittel nach 5P11°, während das von diesem östlich gelegene taube Mittel nach 6h11°5° streicht, d. h. eine Ih be- tragende Abweichung im Streichen aufweist. Nach ©. HıngEnau ändert der Gang sein gewöhnliches Streichen von 6h bei edlen Mitteln auf 3b. Nach ihm ist der Gang zwischen den edlen Mitteln ganz ver- worfen und verdrückt. Aus der Grubenkarte ist zu entnehmen, daß für den Fall, daß die Vermessungen den gesamten Aufschluß des Breunerstollens dar- stellen, das edle Mittel auf seine gesamte Länge gar nicht unterteuft wurde (s. Fig. 13). Im Zusammenhange mit der bald erfolgenden Ver- querung des Häromsägganges am P£eshorizont wird auch die Gewälti- gung des Breunerstollen-Ausriehtungsschlages durchgeführt und dann kann man sich auch hierüber Gewißheit verschaffen. Nach den bisherigen Erzverteilungs- und Verflächungsverhältnissen (35) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 357 BKHözepsö Haromsage£ Alsö Haromsag t. : Wielgloiue \ \ Breunert. a Edle Ausfüllung. Figur 12. Profil des Häromsägganges zwischen dem Mittleren Häromsäg und dem Breuner-Stollen. Maßstab 1 :500. wird es interessant sein zu erfahren, wie sich der Gang in Bezug auf die Erzführung und auf das Verflächen am P&cshorizont und über demselben verhalten wird und diese Frage ist auch von großer Trag- weite auf die Zukunft des Bergbaues von Aranyida. Ist doch der Häromsäggang der einzige Hauptgang von Aranyida, auf welchem oberhalb des P&eshorizontes noch bedeutende unverritzte Mittel zur Verfügung stehen. 358 PAUL ROZLOZSNIK (96) Gegen E versuchte man den Häromsäggang jenseits seiner er- folgten Scharung mit dem Mindszentgang zu Anfang des vorigen Jahr- hunderts aus dem Unteren Alajosstollen mit Querungen nach N und S auszurichten. Nach der Grubenkarte vom Jahre 1830 wurde mit dem südlichen Querschlag ein, nach 5h15° streichender, 57° gegen S fallender Gang angefahren. Nach dem Verfasser der Karte (A. Lit) kann dies nicht der Häromsäggang sein, da derselbe infolge seines Streichens bei dem Mundloche des Unteren Alajosstollens durech- streichen müßte und infolge dessen müßte dieser Gang entweder dem Jözsef- oder einem anderen, unbekannten Gang entsprechen. In An- betracht seines flachen Fallens kann der Gang eigentlich weder mit dem Häromsäg- noch mit dem Jözsefgang identifiziert werden. Auf der Halde des Unteren Alajosstollens habe ich erzleere Stücke von quarzig-karbonatischer Gangart beobachtet. Nach der Grubenkarte hat man auch aus der nördlichen Querung ein Trumm mit Gangslreichen verfolgt. Auf der Halde des Oberen Alajosstollens habe ich bloß Phyllitquarz beobachtet. Auf der ober demselben und gegen E gelegenen Kelemenstollenhalde ist auch Breccienquarz zu finden. Dieser Stollen wurde 1883 wieder gewältigt und nach den Berichten verquerte man in 24 m vom Mundloche einen, zwischen 4—5R streichenden Gang mit zersetztem eisenspätigen Ton ausgefüllt. Nach Bergrat A. Szık.ay war der eigentliche Zweck der Gewältigung der Aufschluß eines, schon lange vorher angeblich verquerten 1 m mächtigen Sideritganges (Kelemengang?). Die Gewältigung wurde 1884 aus unbekannten Gründen ein- gestellt. Auf den alten Karten sieht man eine Querung bloß im 145 m nach 2367° Richtung und ca. 25 m lang. Ich, für meinen Teil, halte es für das wahrscheinlichste, daß der «Siderit»-Gang einer Zwischen- lagerung von Augitfels entspricht. Auf der Halde sind auch kalazitisch- chloritische, basische Gesteine mit Magnetitkörnern zu finden. Ob die, jenseits des Mindszentganges angefahrenen Gangtrümmer Erz führten, darüber ist auf uns keine Überlieferung gekommen. Nach W wollte man den Häromsäggang jenseits des Hutnaer Baches mit dem Glückaufstollen aufsuchen und nach der Karte hat man ein entsprechend streichendes Trumm dort auch tatsächlich ver- folgt. Über die erreichten Resultate habe ich keine Kenntnis; sie mögen gewiß schlechte gewesen sein, weil der Gang nicht weiter aufgeschlos- sen wurde. nero‘ uoLoraey op Zunjpajsteg Ju sosuer)-Spsurarg sap [yoaduadurr ‘gI "Sry 009+ =; TEEN 009+ ZUEIg ., F7J2UN3Ig = u Sy: eg — a —— 1S0ueL 00L+ 008+ Teney an 006+ Mitt. a. d Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 6. Heft. 360 PAUL ROZLOZSNIK (98) 9. Sändorgang. Nach alten Karten ist sein Streichen 6b14°, sein Verflächen ein S-liches unter 71°: er muß sich auf der Unteren Häromsägsohle in zirka 300 m vom Stollenmundloch mit dem Häromsäggange scharen. Infolge der Verschiedenheit des Streichens der beiden Gänge divergiert er gegen E. Seine auf der Karte dargestellte Lage entspricht seiner Lage am unteren Häromsägstollen. Der Gang mag taub gewesen sein, denn er war auch in den höheren Horizonten nur wenig aufgeschlossen. 10. Xavergang. Der Xavergang ist nach Csarroviırs 4 m mächtig und führt anti- monische Erze. Es ist schwer zu entscheiden, welehen Gang er meint, es ist am wahrscheinlichsten, daß er den mit dem alten Xaverschurf- schacht angeschlagenen Gang darunter versteht. Dieser Gang ist an anderen Orten unbekannt. Der Jänosstollen hat zwar ein, wahrschein- lich diesem entsprechendes Trumm verquert, dieses ist aber auf der Karte als Kristöfgang bezeichnet (Streichen 6b4°5°, Verflächen 75° S). Der Kristöfgang wurde auch nur auf eine kurze Entfernung aufgeschlos- sen, dann wurde statt ihm die, den vorigen gegen NE abschneidende Kreuzkluft gegen SE aufgeschlossen. Im Jahre 1907 wurde durch die Peesrichtstrecke ein, nach 5h streichender, unter 50° S-fallender Gang verquert und dieser Xaver- gang benannt. Das Gangtrumm ist 15 cm mächtig und lieferte 20— 30 gr haltende Silbererze. Gegen W endigte sein Aufschluß an einer Kreuzkluft, gegen E verdrückte er sich bis auf 6 cm. Im Verflächen hat man den Gang aufbruchmäßig aufzuschließen begonnen und am Liegenden desselben auch eine dünne, 400 gr haltende Erze führende Erzschnur gefunden; im Verflächen ist der Erzgang auch nicht weit untersucht. Es wäre wünschenswert diesen Gang auch auf der Breunerstollen- sohle auszurichten und im Streichen zu untersuchen. Der, den Jözsef- gang mit dem Häromsäggang verbindende Querschlag am Breuner- horizont hat das Gangblatt sicher schon verquert, es ist aber im Streichen nicht aufgeschlossen. In welchem gegenseitigen Verhältnis die annähernd im selben Streichen gelegenen, aufgezählten Gangtrümmer stehen, ist aus den bisherigen Aufschlüssen nicht festzustellen: es ist möglich, daß die- selben insgesamt zu einem und demselben Gangsystem gehören. {99) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 361 11. Jözsefgang. Der Jözsefgang ist derzeit bloß auf dem P&eshorizonte und auf der Mihälystollensohle zugänglich. Nach der alten Beschreibung wurde dieser Gang auf den, mit- einander durchschlägigen Oberen Jözsef- und Oberen Läszlö- stollen eisenschüssige Erze führend aufgeschlossen. Der Untere Jözsefstollen war schon auf 300 m ausgefahren, hatte aber erst ein Erzmittel verquert und in der Beschreibung wird bemerkt, daß bis zum edlen Mittel noch 25 m auszufahren sind. Nach dieser Beschrei- bung sind die Erzmittel kurz, kaum S m lang und überdies wird der Gang in sehr kurzen Abständen durch Kreuzklüfte verschoben. Nach O. Hınsenau hat der Gang 1841 auf den Stollen Läszlö und Jözsef günstige Resultate geliefert. In den fünfziger Jahren war der Betrieb desselben eingestellt. Die 1854 erfolgte Gewältigung des Jözsefstollens lieferte ockerige Erze von 150-600 gr Silbergehalt, aus welchen binnen drei Monaten 645 kg Silber gewonnen wurde.’ (4, S. 77.) Die Silber- erzeugung der Jahre 1855-1856 resultierte größtenteils aus diesen ockerigen Erzen, aus welchen z. B. im Jahre 1855 1600 q erzeugt wurden.” Im Jahre 1859 war nur mehr der Albertstollen im Aufschluß begriffen. Im achten Dezennium wurde der Gang mit dem Unteren Ferene-Jözsefstollen aufgeschlossen, hier fand man aber nur mehr wenig Stuferz und sehr arme Pocherze, der größte Teil entsprach auch als Pocherz nicht. In den Jahren 1559 —1891 untersuchte man ihn am Unteren Mindszentstollen. Der Gang führte gegen E auf 28 m Streichen eine quarzig-kiesige taube Gangart. Gegen W war die Ausfüllung auf 110 m Streichen bei 0'5>—0'8 m Mächtigkeit ähnlich taub, ntr auf 58-60 m gewann man Pocherze und wenig Stuferz. In dem, an die- sem Punkte begonnenen Aufbruch verschwand auch alsbald das auch sonst schwache Pocherz. Vordem, im Jahre 1883 wurde der Gang mit dem Breuner- stollen verquert, wo er gegen E taub (kiesig-quarzig) war, auch gegen \W gab er nur an einem Punkte Erzschlich. In der westlichen Richt- strecke, nach 105 m hat man dann den Gang verloren. Nach 120 m 1 Hierauf bezielit sich die Angabe von Hauer und FoETttERLE (5, S. 48), wonach neuestens in Aranyida milde, ockerige Erze aufgeschlossen wurden, welche 150—625 gr und mehr Silber enthielten. 2 Die gesamte Silbererzeugung im Jahre 1855 betrug 1551-5 ke. 362 PAUL ROZLOZSNIK (100). streifte man ein gangförmiges Blatt, nach 128 m aber bewegte sich die Strecke schon im Nebengestein, dann wendete man sich bei 150 m Länge gegen S und man beabsichtigte 1903 den verworfenen Teil des sog. südfallenden Trummes des Ferenc-Jözsefganges auszurichten. In 170 m Streckenlänge wurde aber der Betrieb eingestellt. Im Jahre 1895 wurde der Gang auch mit dem, aus dem Belhäzy- schacht ausgehenden Querschlag des Mihälystollens verquert (nach den bisherigen schlechten Resultaten ist der Vortrieb dieses Quer- schlages ganz unbegründet). Auf dem Anfahrungspunkte war er taub und man hat den Gang im Streichen gar nicht untersucht, sondern nur eine abteufenmäßige Verbindung mit dem Breunerstollen her- gestellt. Am Pecshorizonte erreichte man ihn 1598, seine Mächtigkeit war hier nur mehr 0'15—0'3 m, seine Gangart Quarz, welcher bloß Erzspuren enthielt. Infolgedessen hat man ihn streichend nur kurz aufgeschlossen (gegen E hat sich der Gang nach den Berichten ganz verdrückt). In 16 m Entfernung von diesem Gangtrumm hat man ein, gegen NW wechselnd einfallendes, 0°I—0'2 m mächtiges, taubes, quarziges Hangendtrum verquert. Es sind zwei Trümmer des Jözsefganges bekannt, welche auf den Grubenkarten am Unteren Jözsef-, am Breunerstollen und am Pecshorizont ersichtlich sind. Der Abstand der beiden Trümmer ist am Unteren Jözsefstollen 40 m, am Peeshorizont IO m. Nach Zenxovicz ist das Verflächen des einen Trummes südlich, das andere ist kopf- stehend, was aber bloß auf einen gewissen Horizont giltig sein kann, weil das Verflächen des ganzen Gangsystemes durchschnittlich ein nördliches ist, obwohl man lokale Abweichungen häufig beobachtete. Schon Hınsenau erwähnt diese Verflächungsänderungen. So ist das Verflichen des Ganges ober dem Oberen Läszlöstollen zunächst des Läszlöschachtes steil und südlich. Das Verflächen der am Mindszent- und am Breunerstollen aufgeschlossenen Mittel vor- herrschend steil nördlich, stellenweise am Kopfe stehend, selten auch steil südlich. Nach der Zeugenschaft der Grubenkarten sind die Abbaue west- lich von der großen Verwerfung linsenförmig, bei 49—60 m Länge und hatten weder im Streichen, noch im Verflächen an. Obwohl, besonders im E noch bedeutende Mittel in den tieferen Horizonten nicht unter- sucht sind, ist ein weiterer Aufschluß angesichts der bisherigen un- sünstigen Resultate nicht zu empfehlen. Es ist noch zu bemerken, daß auf dem Mindszentstollen-Horizont noch ehemals mit dem, aus dem Aufschlußquerschlage des Mindszentganges bei dem Albertschachte (101) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 363 segen N angelegten Querschlage der Gang ebenfalls erreicht und das Erzmittel des Albertstollens unterteuft wurde. Nach Rapıc hat man ihn auf 60 m streichend untersucht, jedoch kein Erz erschürft. 12. Ferencz-Jözsefgang. Der Betrieb dieses wichtigen Ganges von Aranyida ist neueren Ursprungs. Obwohl der dem Oberen Ferencz-Jözsefgange entsprechende Schurfbau auch schon auf der Karte vom Jahre 1526 zu finden ist, be- gann sein Aufschluß eigentlich erst im Jahre 1856. Auf den Ferencz- Jözsefgang mag der über die Entdeckung eines neuen Ganges berich- tende Artikel Bezug haben, welcher im Jahrgange 1856 der Ö. Z. f. B. u. H. erschienen ist (6); die Ausfüllung dieses neuen Ganges be- stand gleich dem des Jözsefganges aus Zersetzungsprodukten und aus viel Quarz und führte pro q 295—372 gr Silber und 0°3 gr Gold. Nach späleren Berichten hat sich aber seine Oxydationszone für arm erwiesen. Nach RanıcG wurde er 1859 mit dem Oberen Ferencz- Jözsefstollen auf 190 m dann in die Teufe auf 20 m verfolgt, wobei eine bloß 12 m lange, 7 m hohe, sich nach allen Seiten auskeilende Erzlinse konstatiert wurde. In der Teufe erreichte man aber bessere Besultate und 1573 wurde er auch schon am Unteren Mindszentstollen aufgeschlossen. So wurde z. B. 1874 ober dem Unteren Ferencz-Jözsef- stollen (am 6. Firstenkasten)4 m mächtiges, massiges Erz gebaut. Nach den damaligen Berichten waren zwar seine Erzmittel kurz, jedoch lieferten dieselben fast ausschließlich reiches Erz. Auf Grund der in tieferen Horizonten erfolgten Aufschlüsse wurde der Gang nach dem Jahre 1577 am Unteren Ferenez-Jözsefstollen gegen W an der Kluft «a ausgerichtet und dort weiter abgebaut, diese Arbeiten habe ich aber nieht kartiert gefunden, weshalb sie auch auf meiner Karte fehlen. Der Gang war auch auf dem Mindszentstollen edel. Gegen W jenseits des Erznester führenden Verwerfers « tat sich die, durch- schnittlich 0°3—0'5 m mächtige Erzführung stellenweise bis zu 4 m Mächtigkeit auf. In dem, jenseits der Kluft 7 aufgeschlossenen Erz- mittel lieferte der, noch 0'3—0°& m mächtige Gang Erze von 600-700 er Silbergehalt. Hierauf hatte man das Gangblatt verloren, worauf in 290 m Länge ein neues, anders streichendes und veränderlich einfal- lendes Trumm aufeeschlossen wurde, anf welchem 0'1-—0'2 m mächti- tiges Erz zum Abbau gelangte. Gegen W gelangle man weiterhin in ein, mit Verwerfungen stark durchkreuztes Gebiet und das Neben- sestein wird auch als Tonschiefer erwähnt, man hat also wahrschein- lich die Kluft & erreicht. Gegen E war der Gang taub, so daß man 364 PAUL ROZLOZSNIK (102). zuerst in 35 m den Aufschluß des südfallenden Ganges an einer Kreuz- kluft einstellte. Im Jahre 1890 wurde hier der Betrieb wieder aufge- nommen und in 31 m gegen N ein 03 -0'& m mächtiges, N-lich fal- lendes Trumm erreicht, welches auf 150 m Streichen verfolgt, taub blieb. Stellenweise hat man auch auf dem Mittellauf zwischen Mind- szent- und Unteren FerenczJözsefstollen südliches Verflächen beobach- tet. Von der Rolle nach W fortschreitend hat sich in 177 ın Länge dem N-lich fallenden Gauetrumm ein südfallendes Blatt nach der, in beistehender Figur (Fie. 14) dargestellten Weise genähert, das nord- fallende Blatt verdrückte sich, scharte sich zuletzt mit dem südfallenden und auch das Erz setzte an diesem fort. Mit dem Breunerstollen erreichte man ihn 1855 u. zw. zuerst sein nördliches Trumm, dann um 9 m verschoben sein südliches Trumm. Gegen W war der I—3 m mächtige Gang bis an die Kreuzkluft « fast Figur 14. durchwegs edel (bei 05—1 m Erzmächtigkeit‘. Vor der Kreuzkluft kannte man 3 Trümmer desselben, jenseits a wurden bloß 2 aufge- schlossen, welche sich aber sowohl im Streichen, als auch dem Ver- flächen nach alsbald scharten. Zwischen den Kreuzklüften « und % zeigte er 0'3—0°5 m mächtige Erzmittel, sein Verflächen war stellen- weise ein südliches. In dem, jenseits a getriebenen Aufbruche hat der Gang einen Haken geworfen, so daß sein Verflächen bei der Löcherung zwischen dem Breuner- und dem Mindszentstollen ein flach süd- liches ist. ; Jenseils der Kluft „ war er zuerst erzführend quarzie, dann ver- taubte der Gang. Sein Verflächen war stellenweise steil, fast südlich. In dem, auf diesem Teile des Ganges zetriebenen Aufbruche_ stellte sich der, südfallende Gang saiger, dann folete ein südfallendes Trumm, auf welchem aufbruchmäßig die Löcherung stattfand. In der, auf die Kreuzkluft 0 getriebenen südlichen Querung verquerte man mehrere, bald ‚S-lich, bald: N-lich, fallende Gangetrümmer, wovon keiner einer Aufmerksamkeit. würdig war und man verfolete nach W bloß das erste (103) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 365 nordfallende aber taube Trumm. Gegen E beleuchtete sich auf dem- selben beiläufig bis 45 m erzig-quarzige Gangart. In dem, vor dem 45. m angeschlagenen Aufbruche stieß man auf eine interessante Er- scheinung: der N-lich fallende schwache Gang wurde zweimal durch gangähnliche, aber S-lich fallende Blätter verschoben. Nach 60 m be- stand der Gang aus einem erzführenden N-lich fallenden und aus einem S-lich fallenden tauben T'rumm, das edle Trumm konnte man nieht lange verfolgen und von 70 m an fuhr man bis zu Ende auf einem tauben Trumm. Bei 90 m teilte sich der Gang entwei, das Hangendtrum war nur 1—2 cm und laub, sein Streichen war Ah. Auf dem Mittellauf zwischen dem Breuner- und dem Mindszentstollen gegen W hat man auch auf mehreren Punkten südliches Ver- flächen beobachtet. Am Mihälystollen wurde der Gang 1590 verquert. Das hier angefahrene Gangtrumm ver- flächt bis zur Kluft @ schon nach S und dieses Kigur 15. Verhältnis hielt auch am Peeshorizont an. In = 05-08 mächtiges ed. 49 m schob sich von S ein nordfallendes Blatt Ba Lendes. Blei i ; — keilförmig erzführen- vor, aus welchem man binnen weniger Tage des Nebengestein 6 ke Silber erbaute, doch nach 4m Streichen (Gneis.), keilte sich dasselbe aus. Nach einigen m Aus- c= nordfallendes, dünnes fahrung wurde noch ein 3 m langes, edles N-lich wererztes Quarzblait. fallendes Mittel aufgeschlossen. Ein reichhälti- ser Punkt war noch jenseits des 98. m und an diesem Punkte zeigten das Liegend- und das Hangendblatt gegeneinander widersinniges Ver- flächen, wie es die beistehende Figur zeigt (Fig. 15). Jenseits a bis $ hinaus wurde der Gang zumeist erzführend ver- folgt und über die letztere Kluft ist seine Fortsetzung nicht sicher bekannt. Gegen E war der Gang bis 45 m Pochgänge führend, von 45—62 m waren Stuferze zu beleuchten, über 62 m verschlechterte sich der Gang und in 107 m zerschlug er sich in mehrere, verschieden streichende und verschieden einfallende Trümmer. Das eine Trumm wurde noch bis 140 m aufgeschlossen — dort stieß man angeblich schon auf Phyllite — aber man kam zu keinem Resultat. Ober dem Mihälystollen-Horizonte in der I. Ferene Jözsefrolle hat man nach A. Szıkray den Übergang (des Gangverflächens aus dem süd- lichen in das nördliche tatsächlich konstatiert. Mit der II. Ferene-Jözsel- rolle fuhr man bis 15 m auf dem südfallenden Gange, worauf eine Kreuz- 366 PAUL ROZLOZSNIK, (104) kluft folgte, weshalb die weiteren Verhältnisse nicht geklärt werden konnten. In den Jahren 1896—1897, als die aufgeschlossenen edlen Mittel schon ausgegangen waren und der Gang am Peeshorizonte noch nicht erreicht war, trieb man aus den reichsten Punkten vier Abteufen unter den Mihälystollen und diese reichen Mittel wurden auch verhaut (an einzelnen Arbeitsorten erzeugte man monatlich bis 142 kg Silber). Am I. und 11; Tiefbau lieferte das südfallende Gangtrumm bei 1-3 m Mächtiekeit hauptsächlich Porherze, das nordfallende Trumm bei 0'408 m Mächtigkeit auch Stuferze. Sein Aufschluß gegen W ist auch jetzt im Zuge. Auf dem I. Tiefbau z. B. in dem, zwischen «len vorletzten Kreuzklüften gelesenen Mittel gewann man auf dem 1-25 m mächtigen Gange Erze von 200—400 gr Silbergehalt. Jen- seits der letzten Kreuzkluft wird der Gang sehr arsenkiesie und silberarm. Am P&eshorizonte ist das südfallende Tıumm gegen W bei 02 -1'5 m Mächtigkeit größtenteils taub und lieferte bloß stellenweise z. B. bei 100 m Pocheänge. Das nordfallende Trumm (jenseits der Kluft «) lieferte linsenförmig auftretende Pochgänge. Zwischen den Klüften #—7 ist der Gang nicht aufeeschlossen. Jenseits der Kluft 7, in dem Aufbruche verbesserte sich der Gang nach oben, zuerst bei 0'1--0'2 m Mächtigkeit 40 er später schon 100-200 gr enthaltende Erze liefernd. Gegen E erwies er sich bald als taub, bald als Pocheänge führend und gab auch wenig (SO —100 er) Stuferze; sein östlicherer Teil ist völlig taub und schmal und nachdem auch mit der langen nördlichen Querung kein anderes Trumm verquert wurde, stellte man den Aufschlußbau ein. Der Ferenc Jözsefsang ist nach dem vorstehenden bis auf den Pseshorizont verhaut, nur im westlichen Teil verblieben noch einzelne Mittel wegen den vielen Kreuzklüften diesseits der Klüfte g unaufge- schlossen. In neuester Zeit geht der Aufschluß derselben mit gutem Erfolge von statten; obwohl es sich hier hloß um kleinere Gangmittel handelt, sind doch diese Aufschlüsse schon aus dem Gesichtspunkte von Wich- tiekeit, daß man den Gang bis an die Kluft & ganz sicher verfolgen könne und daß man in die Lage komme, die einzelnen Verwerfungen auf den verschiedenen Horizonten mit Bestimmtheit zu identifizieren. Die nächste Aufgabe wäre dann die Klärung der Rolle des Kluft- sysiemes g, jenseits dessen der Gang derzeit noch unbekannt ist. Aus den Betriebsberichten ist zu entnehmen, daß der, damals die Gegen- wart der gneisigen und granitischen Nebengesteine gewöhnte Betriebs- (105) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA, 3b7 leiter, sobald er in ein pbhyllitisch-quarzitisches Nebengestein geriet, dasselbe für durch Verwerfungen gestörtes Terrain hielt und keine Querung nach S einleitete." Diese Querung wird dann die Frage lösen, ob der Ferene Jözsefgang jenseits der Kluft » zu erreichen sei und im bejahenden Falle, in welcher Gestalt? Das Resultat wäre auch auf den Aufschluß der übrigen Gänge von Einfluß. Welchen Einfluß das, am Mindszentstollen angeschlagene widersinnige Ganetrumm auf die westliche Fortsetzung des Ganges habe, läßt sich auf den tieferen Horizonten nicht entscheiden, weil dieses Trumm dort nicht mit Be- +809 "800 ee Fr Fr re Pd I BR = ae 7. tm. SS felsöferenc.Jözsefr ZSYAso Jorseftärne Isö ferencJözsef +700 re Mındszent +600 Zr LEUTE > Eaermr577 Ze Free nee = +500 Fig. 16. Längenprofil des Ferenc-Jözsef Ganges mit den wichtigsten Kreuzklüften (@—1u). stimmtheit aufgeschlossen ist; seine genauen Verflächungsverhältnisse aber sind aus den Berichten nicht zu entnehmen. Infolge der geringeren Erzführung des südfallenden Trummes in dem, von der Kluft @ gegen E gelegenen Teile, sowie infolge der Be- obachtung der reicheren Erzführung der nordfallenden Mittel, welche stellenweise am Mihälystollenhorizont einbrechen, hat man gefolgert, daß hier ein südfallender Trumm einen nordfallenden verwirft, dab also hier zwei widersinnigfallende und dem Alter nach verschiedene Gänge vorhanden seien. Naturgemäß hätte man diese Scharung in den, aus ı Es ist auch der Fall möglich, daß man, z. B. am Mihälystollenhorizonte, sich zur Taegegend nahe befindend, vor allem die Verbindung zutage angestrebt hatte. 368 PAUL ROZLOZSNIK (106) dem Mihälystollen aufbruchmäßig getriebenen Rollen wahrnehmen müssen, aber nach den Berichten und den Angaben A. SzıkLays hat man in der Ferenc Jözsefrolle I nur eine Änderung des Verflächens bemerken können und die Verhältnisse in der Ferenc Jözsefrolle III sind aus den Berichten nicht klar zu entnehmen. Bei der Annahme zweier Erzgänge ist die Erscheinung auffallend, dab man den südfallenden Trumm am unteren Jözsef, unteren Ferene Jözsef-, Mindszent- und Breunerstollen in den Schlägen nicht bemerkt hätte (man findet eben weder auf den Grubenkarten, noch in den Be- richten eine diesbezügliche Angabe). Nach der Mitteilung des Herrn Berg- rates A. Szıkray ist im Mindszenlquerschlag, W-lich vom nordfallenden Gangtrumm ein südfallendes Blatt bekannt, demselben hat man aber bei dem Aufschlusse keine Wichtigkeit beigemessen und als diese Fragen aufgeworfen wurden, war der Mindszentquerschlag schon zu Bruch gegangen. Hieraus kann auf die geringe Bedeutung des süd- fallenden Trummes geschlossen werden. Angesichts seiner räumlichen Lage kann man allenfalls an jene südfallende Trümmer denken, die man in dem, aus dem östlichen Aufschlußqueischlag des Breuner- stollens getriebenen Rollenaufbruch beobachtet hat. Mit dem Pe&es- schlage aber — obwohl derselbe nicht neben einem wesentlicheren Verwerfen ins Feld fährt — hat man einen nordfallenden Gangtrumm überhaupt nicht verquert. Unter den, zur Lösung der Frage ins Werk gesetzten Arbeiten ist die, aus der Ferene Jözsefrolle I zwischen den Breuner- und Mihäly- stollenhorizonten angelegte nördliche Querung zu erwähnen, welche auf zumindest 25 m erfolglos getrieben wurde. Im Jahre 1909 hat man dann am Mihälystollenhorizont bei der Kluft « eine nördliche Querung begonnen, um den verworfenen Teil des südfallenden Gangtrummes auszurichten. In 25 m hat man auch ein zirka 1 m mächtiges, steil stehendes, etwas S-lich fallendes Trumm (mit 200 grammigen Erzen) verquert, man konnte es aber im Streichen nicht verfolgen. Die Que- rung wurde noch bis 50 m Länge fortgetrieben, jedoch ohne Erfolg. Es ist ferner klar, daß man das nordöstliche Salband der Kluft ver- folgend den angenommenen nordfallenden Trumm erreichen müsste. Fabt man die Ergebnisse der bisherigen Versuche zusammen, so kommt man zu dem Schluß, daß dieselben auf das Vorhandensein zweier erzführender Gangtrümmer nicht einen einzigen Beweis erbracht haben. Bei einer Betrachtung der Aufschlüsse des Ferenc Jözsefganges ist es augenfällig, daß das Streichen der südfallenden Gänge zirka um 1b von dem Streichen des über ihnen befindlichen nordfallenden Ganges (107) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLYNISSE VON ABANYIDA. 369 abweicht, so dab die übereinander befindlichen Richtstrecken einander im E kreuzen. Die Abweichung im Streichen beginnt schon im Ost- teil des Breuneshorizontes, wo östlich vom Gangkreuz der abweichend streichende Liegendtrumm verfolgt wurde, welcher mit dem, oberhalb desselben am Mindszentstollen befindlichen Trumm nicht in Einklang zu bringen ist. In den tieferen Horizonten wird keiner solchen Ab- zweigung Erwähnung getan, aber in den höheren Horizonten, am unteren Ferene Jözsefstollen ist sie auch zu finden, während wir am oberen Ferene Jözsef- und am unteren Jözsefstollen in den östlichen Aufschlüssen mehrere — zumindest zwei — Trümmer aufgeschlossen finden. Übrigens ist auch das Streichen des südfallenden Gangtrummes nicht beständig, denn östlich vom Pecsquerschlag weicht dasselbe vom ursprünglichen Streichen um zirka 10° ab. Im allgemeinen Teil wurde bereits darauf hingewiesen, dab die Aufschlüsse am Ferenc Jözsef- gange in der streichenden Erstreckung verhältnismäßig sehr kurz sind; nachdem die östlichen Baue derselben gegenwärtig versetzt sind, kann man sich jetzt nicht davon überzeugen, ob stellenweise an den Kreuz- klüften nicht eine andere Ausrichtung des Ganges zu versuchen wäre. Es wäre nämlich auffallend, wenn der Gang am Horizonte des Mind- szentstollens längs der Kreuzklüfte keine Verschiebung erlitten hätte, wo doch über diesem Horizonte Verwerfungen häufig zu sehen sind. Nach der viel längeren streichenden Entwicklung mehrerer namhafter Gänge von Aranyida wäre jedenfalls auch der Ferenc Jözsefsang mit einer größeren streichenden Entwicklung zu erwarten. Am Peeshorizont hat der Ferenc Jözsefgang kaum erzführende Mittel geliefert und auch auf diesem waren bloß Pocherze zu beleuch- ten, hiebei hat auch seine Mächtigkeit abgenommen. In Anbetracht der Aussichten in die Zukunft wäre es aber dennoch ‚wünschenswert, den Gang mit Faliorten auch in die Teufe zu untersuchen. 13. Südfallender Gang. Dieser ist gegenwärtig am Mihälystollen und am Pü&cshorizont be- fahrbar. Der südfallende Gang wurde, nachdem man ihn in der Nähe des oberen Ferenc Jözsefganges verquert hatte, anfangs als südfallender Trumm des Ferenc Jözsefganges benannt und erst gelegentlich der Verleihung im Jahre 1876 erhielt er den Namen «Südfallender Gang». Bezüglich seines Verhaltens auf den oberen Horizonten liegen mir wenig Daten vor. Nach der 1877 durch den Bergingenieur Boser verfertigten Karte (deren Inhalt ich in meine Karte übertragen habe) 370 PAUL ROZLOZSNIK (108) war der Gang damals am Mindszentstollenhorizont schon auf 80 m aufgeschlossen. Aus der Karte ist zu entnehmen, daß der, dem süd- fallenden Gang entsprechende Gang bis auf den oberen Ferene Jözsef- stollen zu verfolgen ist; vermöge seines abweichenden Streichens schart er sich auf diesem, sowie auf dem unteren Jözsefhorizont,' und nach der Karte streicht der Ferenc Jözsefgang ohne merklicher wesentlicher Verwerfung weiter gegen Osten. Über die Umstände der Scharung der beiden Gänge fehlen andere Daten, was um so bedauerlicher ist, da wir aus solchen auf die Scharung des Südfallenden mit dem Erzsebet- sange Schlüsse ziehen könnten. Bosers Karte weist am südfallenden Gange keine Abbaue aus, nur eine Rolle ist darauf dargestellt, woraus wir auf die schwache Erzführung dieses Ganges schließen müssen. Nach den Berichten waren 1878 ober dem Mindszentstollen kurze Zeit Firstenstrossen im Betriebe. Nach einer zweijährigen Pause wurde 1881 im Horizonte des unteren Ferenc Jözsefstollens auf 15 m Entfernung im Han- genden des Ganges dessen edler Hangendtrumm entdeckt, welcher sich aber sowohl nach W als nach E alsbald vertaubte, hingegen auf den oberen Horizonten -— obwohl auf sehr absetzigen Mitteln — sehr reiche Silbererze (1000 gr und darüber) lieferte. Es ist aus den Be- richten nicht zu entnehmen, ob die, jener Zeit ober dem Mindszent- stollen am I. und II. Mittellauf betriebenen Aufschlußbaue sich auf dem Haupttrumm, oder — was wahrscheinlicher ist — auf dem neuen Hangendtrumm bewegten. Die für die Jahre 1881-1883 ausgewiesene Produktion stammt aus diesen Aufschlußbauen. Am Mindszentstollen wurde sein Haupttrumm gegen W bis auf 200 m aufgeschlossen, es lieferte aber kein abbauwürdiges Mittel; gegen E verfolgte man es auf 5+ m Streichen und der jenseits der Kluft aufgeschlossene Gang ist 0'2 m mächtig, führt eine tonig- breeeiös-quarzige Gangart und dürfte kaum dem Hauptgangtrumm ent- sprechen. Gelegentlich der Abteufung des Belhäzyschachtes, im Jahre 1855 wurde das ganze Gangsystem durchteuft. Zuerst erreichte man 55 m unter dem Mindszentstollenhorizont ein 0'1—0'5 m mächtiger, unter 45° gegen 12h fallender Gangtrumm, welches auf seinem Aufschlags- 1 Am unteren Jözsefhorizont schart er sich mit einem sehrin das Liegende fallenden Blatte; auf der Karte Bosers werden die Hauptblätter von den Neben- blättern nicht geschieden, so daß nicht erhellt, ob man es tatsächlich mit einem Blatt des Ferene Jözsef zu tun hat? (109) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 371 punkte Erze von 30—40 gr Halt lieferte, aber gegen E und W auf- geschlossen, sich bald vertaubte. Die Trümmer dieses Ganges wurden zwischen 57'3—72'4 m, also auf 15 m fortlaufend durchteuft. Am Horizonte des Mihälystollens (62°3 m) wurde ein widersinnig gelagerter Trumm (mit 80° gegen 10h fallend) erzführend aufgeschlossen, des- gleichen gelangte der Hangendtrumm erzführend zum Aufschluß. Am Horizonte des Mihälystollens, in der westlichen Richtstrecke lieferte der Gang nur kurze Zeit Pocherze, im übrigen erwies er sich bei I m Mächtigkeit taub. Vom Belhäzyschacht beleuchtete er sich auf 40 m gegen E erzführend und wurde hier auch bis zu 24 m Pfeiler- höhe verhaut. Mit dem gegen S getriebenen und sich in Form eines «u» zurückgebogenen Querschlage wollte man den, im Belhäzyschacht beobachteten Hangendtrumm ausrichten, erreichte aber kein Resultat. An diesem Punkte wurde in den Jahren 1908-1909 der Hangendtrumm des Ganges noch 25 m gegen E untersucht, jedoch taub befunden. Auf Grund der, im Belhäzyschacht gemachten Erfahrungen hat man 1885 am Mindszentstollenhorizont in der Richtung zu diesem Schacht einen Querschlag begonnen; in l’5 m Länge vom alten Auf- schlußquerschlag wurde ein auarziger Trumm angefahren, welcher dann gegen W größtenteils erzführend auf mindestens 33 m und gegen E auf zirka 50 m gleichfalls edel verfolgt werden konnte, bis man in eine alte Rolle löcherte. Gegen das Ausgehende wurde der Trumm eben- falls erzführend aufgeschlossen (auf der Karte fehlt dieser Schlag). 1589 wurde sein, zwischen den Stollen Mihäly und Mindszent gelegener Trumm gegen E auf zirka 43 m und später gegen W eben- falls untersucht, jedoch ohne zufriedenstellendes Ergebnis (auf der Karte nicht vorhanden). 1892 hat man aus dem, IS m über dem Mihälystollen gelegenen Mittellauf, vom Belhäzyschacht gegen E, aufbruchmäßig im Erz fahrend einen 0°‘& m mächtigen, nordfallenden Trumm angefahren, welcher seinem Verflächen und seiner Erzführung nach der Erzsebetgang zu sein schien, aber das Verflächen desselbenveränderte sich 4 m über der Firste in ein südliches. Der weitere Aufschluß des Ganges war in den Jahren 1892— 1899 sistiert. Im Jahre 1599 wurde er am Peeshorizont verquert; bei 2 m Mächtigkeit zeigte er taube Ausfüllung und wurde deshalb nur auf 20 m Streichen aufgeschlossen. Im Jahre 1907 wurde der Gang mit einem, vom Mihälyhorizonte ausgegangenen Aufbruch (vom Belhäzyschacht gegen W?) auf 15 m Pfeilerhöhe vererzt verfolgt, wo man dann in den alten Schlag löcherte. 372 PAUL ROZLOZSNIK (110) Schließlich wurde westlich ehemals noch ein Hangendtrumm des Ganges aufgeschlossen: indem man nämlich mit dem Mihalystollen ins Feld fuhr, hielt man dieses für das Haupttrumm, bis mittels des, aus dem Belhäzyschacht getriebenen Gegenortes nachgewiesen wurde, daß dies nur ein Hangendtrumm sei. Das 0'3—1 m mächtige Trumm führte Erznester und tonige, arme Ausfüllung. Dieses Hangendblati erreichte man am westlichen Mihälystollen- Horizont in ca 13 m Entfernung von der, am Erzsebetgange herab- kommenden Rolle mit einer 7 m langen (Querung und hat dasselbe gesen W auf 55 m aufgeschlossen (die Querung ist in der Karte nicht dargestellt); das Gangtrumm ist 1-5 m mächtig, taub und zeigt zu- meist ein steilsüdliches Verflächen (64--80°). Dieses Trumm ist deshalb interessant, weil es auf Tritt und Schritt durch Klüfte verworfen wird U. ZW. im Widerspruch zur Verwerfung —- gegen E. Die kurzen Verschiebungen am Haupttrum — immer die Richtigkeit der Ausrich- tungen vorausgesetzt — zeigen dieselbe Anomalie. Aus dem vorstehenden ist klar, daß die Erzmittel des südfallen- pen Ganges sehr unregelmäßig auftreten und keine bedeutende Er- längung haben. Die auf höheren Horizonten beobachteten zahlreichen Gangtrümmer z. T. verschiedenen Verflächens sind gegenwärtig nicht mehr auf der Karte darstellbar und so kann man sich auch über ihr gegenseitiges Verhalten kein klares Bild schaffen. Der Teufe zu schei- nen sie sich zu scharen, denn am Pecs-Horizont wurde bloß ein ein- ziges Trumm beobachtet. Nach den bisherigen Erfahrungen gehört der Gang zu den ärmeren Gängen. Seine Aufschlüsse sind von geringer Ausdehnung, besonders das Mittel zwischen dem Mihälystollen und dem Pecs-Horizont ist über- haupt nicht untersucht. Es wäre wünschenswert, zumindest das Mittel, welches am Mihälystollen-Horizonte um den Belhäzyschacht herum edel war, unter dem Mihälystollen zu untersuchen. 14. Erzsebetgang. Nach der Angabe des Aranyidaer Werksbuches wäre der Erzsebet- sang 1876 aufgeschlossen worden: diese Jahreszahl entspricht jedoch tatsächlich dem Verleihungsjahre. 1873 war er auch schon im Mindszent- stollen aufgeschlossen. Der Irrtum rührt daher, daß der Erzsebet- sang — samt dem südfallenden Nlächenden Gange — als südliches Trumm des Ferenc-Jözsefganges galt und erst als es offenkundig wurde, daß der im Abbau begriffene Gang eigentlich nicht verliehen war, hat man das in Rede stehende Gebiet statt mit Längenmaßen mit (111) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 373 Grubenfeldern gedeckt und damals erhielt der südlichste Gang den Namen «Erzsebet». Im Jahre 1877 war der Erzsebetgang der Hauptgegenstand der Abbaue, aber schon damals baute man mittelst einer Sohlenstrecke unter dem Horizont des Mindszentstollens. 1877 gewann man 500 ke, 1878 etwa 250 kg Silber. In den Jahren 1879 — 1882 beschränkte man sich auf den Abbau der früher aufgeschlossenen und nahezu preßgehauenen vererzten Mittel. Die edlen Mittel des Ganges in den höheren Horizonten wurden also schon vor 1580 ausgebentet und daher kommt es, daß dieser Gang in den Erzeugungsausweisen mit einem so geringen Prozentsatz partizipiert. In den Jahren 1884-1886 fuhr man am Mindszent-Horizont gegen W, wo man die Fortsetzung des Ganges nicht ausrichten konnte, mit einem südlichen Schlage gegen den Neuengang; die Kreuzkluft, längs welcher man ins Feld fuhr, be- sonders in jenem Teile, welcher dem Neuengang zunächst gelegen war, führte derbe Erze. Sein Aufschluß im größeren Maßstabe nahm 1888 seinen Anfang am Mindszentstollen-Horizont, in den Jahren 1885—1890 verfolgte man ihn gegen E bei 0'2—0'3 m Mächtigkeit zumeist erzführend. Gleich- falls 1888 begann sein Aufschluß aus dem Belhäzyschacht, 31 m unter der Mindszentstohlensohle. Gegen W konnte man den Gang in dem mit Klüften durchsetzten Gebirge erst nach langem Suchen finden ; auf S m verfolete man ihn dann edel und jenseits der hierauf folgen- den Kreuzkluft, nach einer 1 m betragenden Verschiebung fulgt die Richtstrecke einem dünnen. quarzigen Blatte, welches teilweise am Kopf steht, teils südlich verflächt und ganz taub ist. Nachdem es noch fraglich ist, ob das tatsächlich dem Haupttrumm des Erzsebetganges entspricht, hat man hier (längs einer Kreuzkluft) eine südliche Querung belegt, welche zur Zeit meines dortigen Aufenthaltes in 14 m« noch kein Resultat ergeben hatte. Nach Durchfahrung neuerer Klüfte (90 m) wurde ein 0:5—0'6 m mächtiges, 7 m langes erzführendes Stück auf- geschlossen, auf welches abermals ein mächtiges Kreuzkluftsystem folgte. Nach der Ausrichtung der letzteren (um 110 m) erreichte man auf die- sem Horizonte das längste Erzmittel. Die Kreuzkluft war vor dem An- fahren des Ganges gleichfalls erzführend, so daß man bei dem An- fahren des. Ganges in einem halben Monat aus 1469 q Erz 38°5 kg und im folgenden Monat 52 kg Silber erzeugte. Dieses Gangtrum hat ein ziemlich flaches Einfallen: 59°. Nach 30 m gelangte man an ein neues Kluftsystem und die Gangfortsetzung konnte nicht ausgerichtet werden. Die mit 2% m Länge ehemals eingestellte südliche Querung wurde 1910 wieder belegt und bei dessen Vortrieb erreichte man ein PAUL ROZLOZSNIK (112) ww 1 > edles, aber südfallendes Trumm; die derben Erzpartien seiner ver- erzien Gangart zeigten einen Silbergehalt bis zu 1888 gr. Das Ver- hältnis dies Trummes zum Erzsebeteang zu klären, ist sein Detailauf- schluß berufen. Das Verfolgen des Ganges am Mittellauf gegen E war durch die Nähe des Belhäzyschachtes erschwert; in der Firste der Richtstrecke ist nur ein taubes und verschieden verflächendes, schwächeres, quarzi- ses Blatt zu beleuchten. Am Horizont des Mihälystollens und des Peeslaufes hat man den Erzsöbeteang nicht verquert. Um die Verhältnisse seiner Scharung mit dem südfallenden Gang zu klären, hat man aus der Mittellaufsohle (in 42 m) auf dem vorerwähnten Trumm ein Abteufen zetrieben (s. Fie. S). Die Gangausfüllung besteht aus zerriebenem Quarz, das Verflächen ist zuerst fast saiger und wird erst in 10 m flacher Tiefe ausgesprochener N-lich. Auf diesem Punkle trennte sich von seinem Liesenden ein 75 S° streichendes, 70° S fallendes quarziges Trumm. In IS m hat es eine Kreuzkluft um 1 m verschoben, darunter zeiete sich eine 0°6 m mächtige, erzführende Ausfüllung von zertrümmertem Quarz, der Teufe zu nahm seine Mächtiekeit zu, aber das Erz blieb aus. Ober dem Horizonte des Mihälystollens legte sich auf 28 m abermals eine Kreuzkluft vor, diese wurde aber nicht mehr ausgerich- tet und man bewerkstelliete nur die Verbindung mit dem Mihälystollen. In 14 m von der Rolle, ober dem Mihälystollen untersuchte man den Gange noch auf 16 m, aber seine Ausfüllung zeigte nur hie und da Erzeinsprengungen. Schließlich leste man noch 20 m unterhalb des Mihaälystollens aus dem Belhäzyschacht eine Querung nach N, zur Ausrichtung der Fortsetzung des Ganges jenseits des südfallenden Ganges; als man die projektierte Länge von 16 m erreicht hatte, wurde der weitere Ver- such eingestellt. Soleherart sind also die näheren Umstände der Scharung des Erzsebetganges mit dem südfallenden Gang bisher nicht bekannt, ebenso- wenig ist das Verhältnis der bis zum Mihälystollen verfolgten Trummes zu dem etwas westlicher zeleeenem Hangendtrumm des südfallenden Ganges unzweifelhaft entschieden. Aus den Berichten kann ich nieht entnelimen, wie weit der Teufe zu das, mit dem Mittellauf ober dem Mihälystollen aufgeschlossene 30 m lange Erzmittel, welches alle charakteristischen Merkmale des Erzsöbetganges zeigt, abgebaut sei. Behufs endgültiger Feststellung des gegenseitigen Verhältnisses der beiden Gänge ist es zu empfehlen, auseinem westlicher gelegenen Punkte des Gangen- (113) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 375 mittels den Gang abteufenmäßig der Teufe zu zu ver- folgen; von der aufmerksamen Durchführung dieser Arbeit ist die gänzliche Lösung der Frage zu erwarten und das Verhältnis des Er- zsebetganges zum Trumm, welches als Hangendtrumm des südfallenden Ganges aufgeschlossen wurde, kann auch geklärt werden. Der Erzsebetgang war durch den Reichtum seiner Erze hervor- ragend und ist im allgemeinen dem Ferenc-lözsefgang sehr ähnlich. 15. Neuer Gang. Der Neue Gang wurde 1850 mit dem Mindszentstollen entdeckt, er hatte am Aufschlagspunkte 0'1—0'75 m Mächtigkeit und führte Erze von 100 gr Silbergehalt. Gegen E und W tat sich der Gang bis auf 30 m Mächtigkeit auf und auf ca 90 m Streichen baute man auf demselben auf reichen Erzen. Die Detailkarte der Aufschluß- baue zeigt verworrene Erzführungsverhältnisse, welche heute schon sehr schwer zu deuten sind. Das unmittelbar neben dem Mindszentstollen gelegene, mit einen Doppelquerschlag verquerte Mittel mag nach seinen Abmessungen dem > m mächtigen Gange entsprechen. Die westlichen Aufschlüsse machen den Eindruck, als ob der erzführende Gang aus der alternativen Ver- erzung zweier tektonischer Linien zu Stande gekommen wäre. (Die Horizontdifferenz zwischen dem Mittellauf und dem Mindszentstollen beträgt i4 m, der Sohlenlauf liegt 25 m unter dem Mittellauf.) Die Berichte erwähnen auch im Osten Streichenänderungen, das Ganetrumm des veränderten Streichens war taub. Westlich dagegen suchte man auch nach einem südfallenden vererzten Trumm und auch die Kreuz- klüfte waren erzführend. / Binnen 2 Jahren hatte man das edle Mittel bis zu Tage verhanut. Sein Aufschluß an den Kreuzklüften mißlang sowohl gegen W als nach E und wurde 1884 eingestellt. Das Verflächen des Ganges ist auf diesem Horizont ein steil nörd- liches (75— 50°). Auf dem Mihälystollen-Horizont hat man ihn 1855 angefahren. Gegen W wurde der Gang auf 70 m Streichen erzführend aufgeschlossen das hierauf, jenseits von Kreuzklüften auf 45 m Streichen aufge- schlossene Mittel war tonig und taub. Das Erzmittel wurde gegen das Ausgehende bis zu dem Mindszentstollen-Horizont abgebaut, wohin man aus dem Westfelde des Erzsebetganges mit einem gegen S getrie- benen Querschlage gelangte (die Querschlagsverbindungen und die Lage des Ganges am Mindszent-Horizont sind auf der Karte nicht vorhanden) Mitt. a. d. Jahrb. d. kel. ungar. geol. Reichsanst. XIX. Bd. 6. Heft. 26 376 PAUL ROZLOZSNIK (114) Vom Mihälystollen gegen E waren die Gangmittel gleichfalls edel. Bei dem Punkte «U» konnte man Anfangs die Ausrichtung nicht durch- führen und 1890 wurden auch hier die Arbeiten eingestellt. Das Feld- ort der letzterwähnten Ausrichtung wurde 1895 wieder belegt u. zw. von den gewesenen drei Feldorten (N, E und S) dasjenige, welches in der Richtung 5" 10° fuhr, wurde im Tauben vorgetrieben. Der Zweck dieses (uerschlages war, den Hauptverwerfer am Mindszent- stollen zu erreichen, um dann auf diesem mit einem Aufbruch auf einen Mittellauf zu gelangen und aus diesem mit Querungen nach E und W das, am Mindszentstollen-Horizont abgebaute Mittel zu unter- fahren. Der Querschlag wurde auf ca 54 m vorgetrieben (ob man die Mindszentkluft erreichte, ist aus den Berichten nicht nachweisbar), hier fuhr man mit einem Aufbruch 30 m flach hoch und legte eine nördliche Querung an. Diese nördliche Querung verquerte in 19:6 m ein 06 m mächtiger Gangtrumm, dessen einzelne edlere Erzstücke 300 gr Silber enthielten. Hierauf wurde der Aufschluß nach E und außerdem aufbruchmäßig eingeleitet, um den Durchschlag auf den Mind- szentstollen zu bewerkstellieen. Alsbald finden wir in den Berichten, daß die Erzführung des Ganges sich verschlechterte und daß die Gang- fortsetzung durch Kreuzklüfte abgeschnitten wurde. Im weiteren ist dann dessen keine Erwähnung mehr getan, der Bau wurde also ver- mutlich eingestellt. Auf das gänzliche Mißlingen der Ausrichtung läßt der Umstand schließen, daß beiläufig gleichzeitig mit der Sistierung derselben am Punkte «U» im Jahre 1897 das nördliche Feldort wieder belegt wurde, mit welehem nach 25 m Vortrieb ein erzführendes Trumm angefahren und dieses gegen E verfolet, auch wenig Stuferz (3 q Erze mit 340 er Silbereehalt) erhauen wurde. Der östlichste Gangteil ist arsenkiesig, quarzie, taub und schon südfallend. Die Verflächungsver- hältnisse sind auf diesem Horizont sehr wechselnd und gegen E herrschl das rein südliche Verflächen vor. Im Jahre 1909-1910 war im östlichen Ausrichtungsquerschlag des Mihälystollens (vor dem Punkte «U») ein Aufbruch im Betriebe, auf welchem Erze mit 100-400 er Silbergehalt gewonnen wurden ; in diesem Aufbruche war nach der Angabe des Betriebsleiters, Herrn E. FiLkorn die Verflächenänderung des Ganges wahrnehmbar. Auf dem, aus diesem Aufbruch gegen W ausgefahrenen Mittellauf ist das Ver- flächen des Ganges zwischen den einzelnen Kreuzklüften zuerst ein südliches, dann ein nördliches. Am Peeshorizont verquerte man 1900 jenseits des südfallenden Ganges einen 0°1I—0'2 m mächtigen, arsenkiesig-quarzigen Gang und schloß denselben nur gegen W auf 20 m auf. Nach den Berichten ‘(suo][07s}uszspurm Sep Sunptemaaaldney op Ist SunpIomao‘ ameqyypıs Topos Wr ap : uazjes nz [ua][oJS-Juezspuuy =| 91R}-uozspuim Zueöjuszspurm —] 197[97-Juezspumy 7818 Isı andıg aap uJ) (zig sep uouyDrezag uoneg WSjoryund Hd 7887 Sıyef WI HOSLUN 'y U0A ourgeumy op YoeN) "aÄuer) Juszspuım umteg saduer) uanay sep assuyosmy ag "27 "314 "wor 07 ==) Naja/ wezspuiy\(osohjoyzoy lt osohjo/ajey 2/2] JURSPUNN OSOROJZON > >) Ten 378 PAUL ROZLOZSNIK (116) hätte derselbe auf seinem Aufschlagspunkte ein nördliches Verflächen gezeigt, im westlichen Ausrichtungsquerschlag ist aber tatsächlich ein südliches Verflächen von 45° zu messen und sein Streichen variiert hier auch um IR gegen das in den höheren Horizonten beobachtete Streichen. Vermöge seiner räumlichen Lage ist dieser Gang mit dem, im Osten des Mihälystollens aufgeschlossenen, ident verflächenden und gleiche Erzführung zeigenden Gangtrumm zu identifizieren. Der weitere Aufschluß des neuen Ganges ist einigermaßen dadurch erschwert, daß zwei wichtige Baue desselben nicht kartiert sind, wes- halb die Ausdehnung der ober dem Mihälystollen westlich befindlichen Baue unbekannt, im Osten dagegen über das erreichte Resultat kein klares Bild erhältlich ist. Es ist schwer fabbar, warum man so nahe dem Mindszentstollen * den Durchschlag auf denselben nicht bewerk- stelligt hat und weshalb man, wenn schon die Ausrichtung des Ganges in 30 m Höhe nicht geglückt ist, dieselbe in 15 m "liefe unter dem Mindszentstollen nicht versuchte?” Am Mindszentstollenhorizont ist vom neuen Gang gegen N in zirka 30 m Entfernung von demselben ein anderes Gangtrumm bekannt und auf Grund des, in Fig. 7 dar- vestellten Profiles ist auch der Fall naheliegend, daß das, im Ostteil des Mihälystollens aufgeschlossene Trumm diesem Gangtrumm ent- spricht und daß in diesem Falle die Aufschlußbaue des Mihälystollens sich auf zwei verschieden fallenden Gangtrümmern bewegen. Zum Zwecke der Lösung dieser Frage wäre es wünschenswert, den Gang aus dem Mindszentstollenhorizont mit einem, am westlichsten Punkte des erzführenden Mittels anzulegenden Fallort zu verfolgen, durch welchen das gegenseitige Verhältnis der aufgeschlossenen Gang- trümmer zweifellos festgestellt werden würde. Nachdem am P6cshori- zont bloß ein Trumm bekannt wurde, muß darauf geschlossen werden, daß sich die beiden Gangtrümmer der Teufe zu scharen. Das Mittel zwischen dem Mihälystollen und Pecshorizont ist noch unverritzt; es ist zu empfehlen, den Gang wenigstens westlich, wo sich am Mihälystollen reiche Mittel befanden, mit einem Mittellauf aus 30 m Teufe zu untersuchen. Wie erwähnt, gehört der neue Gang vom Gesichtspunkte seines Erzreichtums in die zweite Gangkategorie, seine Erze sind aber ge- wöhnlich edel, mit über 100 gr Silbergehalt. 1 Der Sohlenabstand zwischen dem Mihäly- und Mindszentstollen beträgt 53 m. 2 Es ist übrigens wahrscheinlich, daß das edle Mittel aus dem Mindszent- stollenhorizont auf eine gewisse Teufe auch sohlenbaumäßig abgebaut wurde. (117) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 379 16. Jeremiäs-Quergang. Diese querliegende Kluft wurde ehemals als Gang aufgeschlossen und nach der Karte von 1826 mit dem Jeremiäslängenmaß gedeckt. Nach Csapvoviırs führt er Antimonit, welcher seltener auch Silber ent- hält (15 Lot im Zentnen). Im Jahre 1876 hat man den Jeremiässtollen gewältigt und der Zweck war, die Gänge Erzsebet und Ferene Jözsef zu erreichen. Bei der Gewältigung wurden in Putzen auch arme Erze beobachtet; die Gewältigung scheiterte aber an dem großen Sohlsteigen des Stollens, weil eine sehr bedeutende Sohlennachnahme notwendig gewesen wäre und weil auch Wetternot eintrat, infolgedessen die Gewältigung zur Mitte des Jahres 1876 eingestellt wurde. Aus der Grubenkarte ist zu ersehen, daß der Jeremiässtollen auch die Fortsetzung des neuen Ganges verqueren muß (der neue Gang war 1876 dennoch unbekannt). Es ist möglich, daß die Erzspuren auf diesen Umstand zurückzuführen sind; ob man den neuen Gang hier tatsäch- lich beobachtet hat, darüber fehlen die Angaben. Der Jeremiäsquergang liegt schon nahe zur schwarzen Kluft, infolgedessen wäre am neuen Gang bloß gegen Osten eine Hoffnung vorhanden nach unverritzte Gang- mittel aufzuschließen. 17. Mindszentgang. Wie in der geschichtlichen Einleitung erwähnt wurde, ist der Betrieb am Mindszentgang alt und der Gang wurde mit dem unteren Mindszentstollen schon 1807 aufgeschlossen. Nach CsarLovırs ist er I—3 m mächtig und als Gangführung wird außer den gewöhnlichen Mineralien auch «weißes Golderz» erwähnt. Nach der alten Beschrei- bung war der Gang zu jener Zeit am unteren Mindszentstollen schon 600 m aufgeschlossen und stand im Abbau. Über diese alten Abbaue finden sich Angaben nur in Svarczers Karte; in der nördlichen Richtstrecke des oberen Mindszentstollens ist der Gang bis zu Tage auf 44 m Streichen verhaut, am Horizont des unteren Mindszentstollens finden wir Verhaue in dem ersten dar- gestellten Mittel auf 36 m Streichen. Die späteren Abbaue sind in der Karte nicht dargestellt. Nach ©. Hıncenau waren in den ärarischen Feldern der Gruben Tekla und Albert sehr schöne Aufschlüsse. Nach ihm nahm der Adel des Ganges der Teufe nach zu, doch konnte man der zusitzenden Wässer wegen nicht tiefer vordringen. Im Jahre 1541 war der Aufschlußbau bloß gegen N im Zuge, weil man die Gänge Häromsäg und Bertalan zu erreichen trachtete. 380 PAUL ROZLOZSNIK (118) Ebenso lückenhaft sind unsere Daten über die Verflächungsver- hältnisse des Ganges. Auf der Karte habe ich hauptsächlich die Daten Lirters aufgetragen und nach diesen hätte der Gang in der Mitte seines Streichens gegen W verflächt, während nördlich die Aufschlüsse der Stollen Albert und unterer Mindszent von einem südlichen Ver- flächen Zeugenschaft ablegen. Dementgegen ist nach L. Derusz’ Karte (1830) sein Streichen 2h 9-5°, sein Verflächen 81° gegen E, nach A. Lırı (1830) das Streichen 2b 11°, das Verflächen 60° gegen E und endlich nach Zenovicz das Streichen 14, das Verflächen östlich und der Gang besteht aus zwei Trümmern, es wird also ein Hauptveı flächen gegen E angegeben. Mit dem Mihälystollen wurden einzelne Stücke des Ganges im Jahre 1852 angefahren, das zusammen- hängende Gangmittel wurde dann in 2—3 m Abstand gefunden. Im Anfang war der Gang nur 0°1-—-0'2 m mächtig und führle arme Erze, nach Durchfahrung einer Kreuzkluft tat es sich jedoch mit derber Erzfüh- rung auf 1 m auf. Sein Verflächen, welches am Anfahrungspunkte als E-Jich zu erkennen ist, hat auch hier nach den Berichten angehalten und dem ent- spricht auch die Riehtung des dort angelegten Auf- bruches. Nach einer neuerdings verquerten Kreuz- kluft erwähnt der Bericht schon ein NW-liches Ver- flächen, in einem, von Kreuzklüften dieht durch- schwärmten Gangmittel, welche den Gang bloß auf Figur 18. etliche cm verschoben haben. Alsbald zwieselte sich der Gang, wobei sein steil NW-lich fallendes Trumm das edlere war. In diesem Mittel zeigte der Gang eine 1'S—2 m mächtige Erzausfüllung. Jenseits einer abermals vorliegenden Kluft erreichte man ein steil südost flächendes Trumm und dieses blieb bis zu Ende taub. Bei dem Abbau des gegen NW verflächenden edlen Gangmittels machte man die Erfahrung, daß das erzführende Trumm nach oben, in der Höhe des zweiten Firstenkastens durch ein, SE-fallendes taubes Blatt abgeschnitten wird (Fig. IS). Hieraus schloß man auf die Gegen- wart zweier verschieden fallender und abweichend erzhältiger Trümmer und nach dieser Auffassung hätten die Aufschlüsse die Teile bald des einen, bald des anderen Trummes aufgeschlossen, die, auf die Beweis- führung dieser Annahme gerichteten Arbeiten gelangten jedoch nicht zum Ziele. Ober dem Horizonte des Mihälystollens waren noch 1888 Abbaue im Betrieb und 1889, nachdem das edle Mittel auch in (119) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 381 der Sohle verhaut war, wurden die weiteren Arbeiten eingestellt. Gegen SW ist der Gang durch Kreuzklüfte häufig verschoben und wurde deshalb hier kaum auf einige Meter aufgeschlossen. Am Pecshorizont verquerte man 1904 in 539 m Abstand vom Belhäzyschacht ein, durch Kreuzklüfte durchsetztes Gangtrumm mit 12h Streichen und mit 65° Verflächen gegen E, welches aufbruch- mäßig auf zumindest 36 m verfolgt wurde; es war 0°3--1 m mächtig, seine Ausfüllung war kiesig und silberfrei, nur oben gab es schwache Pochgänge (z. B. in 35 m mit 14 gr Silbergehalt). Der Verlauf des Aufbruches zeigte, daß man sich vom Gangtiunm des Mihälystollens gegen W entfernt, demzufolge diese Gangtrümmer wahrscheinlich nicht ident sind. Bei dem Vortrieb des Pecsquerschlages wurde in einigen Metern ein neues Gangtrumm verquert, dessen Streichen im westlichen Schlage bloß 3b 10° und dessen Verflächen unter 66° gegen SO gerichtet ist, im Feldort ist ein neues, 6 8° streichendes, 60° S-fallendes Gang- trumm zu beleuchten, welches aber nicht weiter aufgeschlossen ist (dieses Gangtrumm ist auf der Karte nicht dargestellt). Unsere Kenntnisse über den Mindszentgang sind also sehr mangel- haft; man kann aus den Angaben auch auf seinen Erzreichtum keine Schlüsse ziehen. Infolge der exzeptionellen Lage des Mindszentganges wäre seine genauere Erforschung wünschenswert. Schon der am Mihäly- stollen abgebaute Gangteil ist nach den, auf der Karte dargestellten Aufschlüssen auf dem Mindszentstollenhorizont nieht bekannt, während umgekehrt die edlen Mittel des unteren Häromsägstollens am Mihäly- stollenhorizont nicht unterfahren sind. Außerdem sind die Stollen Mihäly-, Mindszent- un der Peeshorizont untereinander nicht verbunden, am letzteren Horizont der Gang wahrscheinlich noch garnicht bekannt. Es wäre also in erster Linie wünschenswert, den Mihälystollen mit dem Mindszentstollen zu verbinden und nach dem erfolgten” Durch- schlage am Mihälystollenhorizont den Gang auch gegen NE auf ein größeres Streichen aufzuschließen, wodurch auch die Scharungsver- hältnisse der im W bekannten Gänge mit dem Mindszentgang klar- gelegt würden. Nach den Erzführungsverhältnissen von Aranyida ıst nämlich zu erwarten, daß auf den Scharungspunkten edlere Mittel vorkommen. Nachdem noch in einer mittleren Teufe auch unter dem un- teren Mindszentstollen — bedeutende unverritzte Mittel zurückgeblieben sind, ist der systematische Aufschluß des Ganges gerechtfertigt. 6 [5°%) [57 PAUL ROZLOZSNIK (120) 18. Frigyesgang. Am Horizonte des unteren Mindszentstollens, östlich vom Mind- szentgang hat man einst ein Gangtrumm verquert, das nach der Karte Zexovicz aus dem Jahre 1848 nach 4h 14°, also normal streicht. Über diesen Gang liegen keine anderen Angaben vor, so sind die Ergebnisse des Aufschlusses und auch die Verflächungsverhältnisse des Ganges unbekannt. Im Jahre 1902 wurde noch vor dem Mindszentgang auf dem P6es- horizont (in zirka 350 m vom Schacht) ein 0'1--0'5 m mächtiges, side- ritisches Silbererz-Gangtrumm verquert, welches mit dem Frigyesgang identifiziert wurde. Sein Streichen ist durchschnittlich 5h, sein Ver- flächen östlich vom Pecsquerschlag 72° gegen S, westlich von dem- selben steil nördlich; in beiden Richtungen scheiterte sein Aufschluß an Kreuzklüften. Man hat den Gang auch aufbruchmäßig verfolgt und 1903 im Aufbruch auch Pocherze erzeust. Dieses Gangtrumm ist vorläufig mit dem Frigyesgang nicht zu identifizieren; wenn es tatsächlich dem Frigyesgang entsprechen würde, so muß dieser längs des Mindszentganges eine bedeutende Verwerfung ‚erlitten haben. Obwohl die Mächtigkeit des am Pecshorizont verquerten Gang- trummes gering ist, so macht es doch der Umstand, daß es am Pe&es- horizont noch gute Pocherze lieferte, wünschenswert, den Gang am Mihäly- und Mindszentstollenhorizont auszurichten. Wenn er auf diesen Horizonten für bauwürdig befunden werden sollte, dann könnten auch die Einzelheiten seiner Scharung mit dem Mindszentgang dem Studium unterworfen werden. 19. Albertgang. Der obere Albertstollen ist — bevor er noch den Jözsefgang er- reicht hätte — längs eines normal streichenden Ganges getrieben, welcher auf den alten Karten als tauber Albertgang bezeichnet ist. Es ist nicht ausgeschlossen, dab es sich um die Fortsetzung des südfallenden flächenden Ganges handelt, der Abstand zwischen den beiden Aufschlüssen ist aber viel bedeutender, als dal man einen ganz sicheren Schluß ziehen könnte. 20. Antalgang. Dieser Gang wurde ebenfalls erst im Anfang des vorigen Jahr- hunderts aufgeschlossen. Nach Csarrovıcs ist seine Mächtigkeit 15 Fuß (121) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 383 (ca 05 m) und er führt Erze von 125-280 gr Silbergehalt. Er ist auf dem Unteren und Mittleren Antalstollen bekannt; am Mittleren Antal- stollen ist ersichtlich, daß die Verhaue bis zu Tage reichen. Das auf den Halden zu beobachtende Erz ist sideritisch-valentinitisch und ähnelt einigermaßen den Erzen des Jözsefganges. Nach der alten Beschreibung wollte man mit dem unteren Mindszentslollen auch die Sohle des auf den Antalstollen bekannten erzführenden Trummes des Antalganges unterfahren. Nach der Karte hat man vom Mindszentgange tatsächlich aus zwei Querungen gegen den Antalgang ausgefahren, diese scheinen aber erfolglos gewesen zu sein, denn die Karte enthält dort keine streichende Strecke. Der Gang ist also unter dem Unteren Antalstollen mutmaßlich ganz unverritzt. Das Verflächen des Ganges ist nach den Aufschlüssen der Antal- stollen zu urteilen ein steil nördliches und wenn das nördliche Ver- flächen auch unter dem Unteren Antalstollen anhält, so können sich die beiden Gänge im Verflächen auch ober dem Horizont des Unteren Mindszentstollens scharen (die Horizonthöhe beträgt ca 100 m). 21. Peckgang. Im Jahre 1890 wurde mit dem Teklaquerschlag ein neuer Gang angefahren, welcher dem Betriebsleiter Prcx zu Ehren Peckgang be- nannt wurde. Der nördliche Teil des Ganges zeigte am Anfahrungs- punkt 23—24h Streichen und 55° Verflächen gegen W, seine südliche Fortsetzung wurde bei identischen Ablagerungsverhältnissen um 3 m gegen SE verschoben aufgeschlossen. Die Ausfüllung des 0°8 m mäch- tigen Ganges war quarzig-kiesig, sein Silbergehalt 40—215 gr. Am Mihälystollen war er nicht eben reich. Gegen N konnte man ihn auf 15 m verfolgen und er lieferte quarzig-kiesige Pocherze; gegen S ist er auf 26 m Streichen bekannt, seine Mächtigkeit von I m nahm fortwährend ab und gegen seine Mitte zu war die Mächtigkeit der Pocherze liefernden Ausfüllung bloß 0'1—025 m. Das Verflächen die- ses südlichen Teiles ist nach der in den Berichten gefundenen Skizze 75° gegen E. Auf beiden Seiten an Kreuzkluftsysteme stoßend, konnte der Gang nicht weiter ausgerichtet werden. Noch im Jahre 1590 hat man auch den Aufschluß des Ganges dem Verflächen nach begonnen. Der Gang war auch in der Peckrolle sehr quarzig; in 17 m Höhe hat sich der Gang in nördlicher Richtung flacher fallend gebrochen, verblieb zuerst noch erzführend, dann blieb das Erz in der mächtigen quarzigen Ausfüllung aus und sein Aufschluß wurde vorläufig eingestellt. 384 PAUL ROZLOZSNIK (192) Die dem Aufschlub nachgefolgten Abbaue klärten die weiteren Verhältnisse, diese sind aber in den Berichten nicht beschrieben, in folgedessen wir auf beiliegende vom Betriebsleiter Muzsnay verfertigte Karte (vom Jahre 1894) angewiesen sind (Tafel IX). Das durch die Abbaue erreichte Erzmittel, welches sich infolge der, dasselbe im S und N abschneidenden Kreuzklüfte dem Ausgehen- den zu fortwährend verengt, lieferte das allerreichste Mittel und die reichsten Erze von Aranyida (durchschnittlich von 400-500 gr Silber- gehalt); bei einer streichenden Länge -von 40 m am Mihälystollen- Horizont und einer flachen Pfeilerhöhe von ca 30 m lieferte dieser Gang nahezu 3700 kg Silber. Nach der Angabe des Herrn Bere- rates A. SzıkLay blieb der Quarz im reichen Mittel aus und die Gangart war mehr tonig-brecciös. Die dichte jamesoni- tische Erzführung zeigte eine linsenartige Form und erreichte in der Mitte bis 10 m Mächtigkeit. Auf der Strecke Ill war die Mächtiekeit des derben Erzes 12 m und im Aufbruch II bestand die Erzausfüllung aus | m derbem Erz und aus I m Pocherz. Figur 19. Bezüglien seiner Lagerungsverhältnisse ist aus der Karte Muzsnays ersichtlich, dab sein Verflächen vorherrschend E-lich ist, bloß der nördliche Teil unter dem I. Mittellauf fällt nach W. die Verflächungsverhältnisse sind also veränderlich. Aus den, den weiteren Aufschluß des vanges bezweckenden Ar- beiten sind die folgenden zu erwähnen (ober dem Mihälystollen gab es auch ausgedehnte Ausrichtungen, dieselben sind jedoch leider nicht kartiert). Nachdem am Horizont des Mihälystollens mit Querungen gegen E und W kein Resultat erreicht wurde, fuhr man streichend gegen N; nach den Berichten wurden an mehreren Punkten «eangstreichende Trümmer» verquert und 2 m vor dem Theodolitpunkt IX auch eın wenig Erz erzeugt. Nachdem man hinter dem gegen W getriebenem Querschlagsstück eine karbonatisch-quarzige, stellenweise Erzkörner führende Ausfüllung erreichte, war man schon der Meinung, man hätte den Peckgang in seiner Fortsetzung erreicht (Punkt p auf der Karte); die «zertrümmerten Gangteile» blieben alsbald aus, indem sie sich in die Richtung 22" gewendet hatten und die verfolgte Führung nahm (123) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 385 den Typus der normalen Kreuzklüfte an; am Ende des Schlages ver- querte man noch auf 75 m gegen E (vielleicht gedachte man den Johann-Ubocsagang zu erreichen) jedoch ohne Erfolg. Noch im Jahre 1592 wurde die Gewältigung des Cigänystollens begonnen !' und dessen Vortrieb fortgesetzt. Die Peckrolle wurde bis auf den Cigänystollen getrieben, wobei man ober dem III. Mittellauf alsbald auf 76 streichende Kreuzklüfte stieß, deren manche bis 1O cm mächtige Erzausfüllung zeigten; dieselben Kreuzklüfte wurden am Cigänystollen und in der Gegend des I. Mittellaufes vollkommen taub verquert. Mit dem Cigänystollen wurde der Peekgang nicht gefunden Aus dem Ill. Mittellauf hat man den Gang noch mit der zweiten Rolle aufbruchmäbig verfolgt, wo derselbe nach den Berichten ein steiles Verflächen zeiete; 20 m ober dem III. Mittellauf ist der Gang jenseits einer 20b 5° streiehenden und unter 70° N-lich fallenden Kreuzkluft nicht sicher bekannt. Vor der Kreuzkluft 35 m westlich von dem 2 m mächtigen Gang fand man ein 0'5 m mächliges, quar- ziges Trumm, welches noch auf 4 m verfolgt wurde und dann — & m unter der Sohle des Cigänystollens — keilte sich das Erz aus. Auf dem I. Mittellauf, nördlich biegt sich der Gang vor der ihn gegen N abschneidenden Verwerfungskluft jähe gegen W. Am Gang geren W fahrend wurde am Hangenden des Verwerfers ein erzführender Teil angefahren, dessen Streichen mit 7" 10° und dessen Verflächen mit SO° N gemessen wurde. Das Erz hielt aber nur auf 2 m an und schmiegte sich verquarzt an den Verwerfer, an dessen Hangendblatt es sich dann in Form eines 0°3 m mächtigen Lettenbesteges fortsetzte. Am III. Mittellauf, nördlich, wendete sich der Gang, an eine 7—S» streichende Kluft gelangt, eleichfalls gegen W (Fig. 19). Die Kreuz- kluft war gegen W auf 14 m vererzt und verblieb auch weiter ein «normal ausgebildetes Gangtrumm». Auf Grund dieser Daten würden wir die Fortsetzung des Ganges im N gegen W und im S gegen E erwarten. Die Verhältnisse waren auch im Übrigen kompliziert. So wird der Höhe des neunten Firstenkastens ebenfalls ein nach 7" streichen- des und unter 45° NE fallendes Erztrumm erwähnt, welches aufwärts auf 10 m verfolet, dort durch eine E—W-lich streichende Kreuzkluft abgeschnitten wurde. Die neue Kreuzkluft verlaubte sich alsbald gegen E, während dieselbe nach W noch über den sechsten m vererzt blieb. 1 Nach Herrn A. Szık.ay waren am Anfang des Cigänystollens die Spuren alter Abbaue zu sehen, da dieselben jedoch nahe den Ausgehenden waren, ließ man sie unberührt und ihre Lagerungsverhältnisse sind unbekannt. 386 PAUL ROZLOZSNIK (194) Ob das nach 7b streichende Trumm streichend aufgeschlossen wurde, ist aus den Berichten nicht zu entnehmen, im Übrigen scheinen beide vererzten Teile vererzte Klüfte zu sein. Im Mihälystollen-Querschlag südlich, vom Peekgang gegen S an dem Punkte «Y» gelangte man auf dem 6 7 streichenden Lettenbesteg gegen E fahrend, in 15 m an ein widersinnig einfallendes Blatt, an dessen tonieer Ausfüllung auch ein wenige Quarz auftritt. An der Scharung der beiden Blätter waren haselnußgroße Erzkügelchen mit 400-500 er Silbergehält zu beleuchten. Das neue Blatt brachte gegen N auch ein wenige Erz (1'85 q, mit 117 er Silbergehalt). Hier wurde ein Aufbruch angelest, jedoch aus unbekannten Gründen alsbald wieder eingestellt. Schließlich wurde der Aufschluß auch mit einem Abteufen versucht (vom Teklaquerschlag südlich). Das Abteufen geriet in 3°5 ın in ein Kreuzkluftsystem und indem man dieses durchfuhr, erreichte man in 16 m ein Ganetrumm. Der Teufe zu keilte sich der erzige Quarz alsbald aus; gegen N lieferte der 0:8 m mächtige, quarzige Gang Erze von über 30 er und im Laufe eines Monates gewann man aus 40 4 Erz 9°5 ke Silber (Silbergehalt des Erzes 210 gr). Nach 12 m Ausfahrung verdrückte sich das Ganetrumm und man hatte es verloren. Der weitere Aufschluß des Peckganges wurde mit der Begrün- dung eingestellt, daß man es mit einer stockförmigen Vererzung zu tun habe. Infolge des wechselnden Verflächens des Ganges, sowie infolge des Umstandes, daß die reichen Erze erst in einer gewissen Höhe ober dem Mihälystollen einzubrechen beginnen, hat man auch ange- nommen, daß zwei verschieden verflächende und verschieden erzführende Trümmer vorhanden wären und daß «das am Mihälystollen-Horizont aufgeschlossene steilliegende Trumm das andere. im Verflächen ver- wirft; in diesem Falle hätte man naturgemäß das zweite Trumm bei Durchfahrung der Teklakreuzkluft verfahren. Auf die letztere Annahme fehlen uns aber jedwede Beobachtungsdaten, man kann eher annehmen dab es mit Vererzung mehrerer Blätter zu tun hat. Obwohl auf die Ausrichtung des Peckgeanges schon in der Ver- oangenheit ausgedehnte Baue betrieben wurden, sind weitere Versuche durch den Adel dieses Ganges gerechtfertigt. Schwierigkeiten ver- ursachen die, in diesem Gebiete dicht vorkommenden, mächtigen Kreuz- klüfte. Anderseits ist das Streichen des Ganges eigentlich auch eine Querrichtung und weicht von der Hauptkreuzstunde (21-- 23h) kaum ab; wenn also ein Verwurf stattgefunden hat, so dürfte ein solcher an den 21-235 streichenden Kreuzklüften auf eine große horizontale Entfernung erfolet und auch die Ablenkung bedeutend sein. Auf die Verschiebung des Ganges längs der, denselben unmittelbar beerenzen- (125) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANVIDA. 387 den 7—Sh streichenden Kreuzklüfte können die bisherigen Ausrichtun- sen Aufschluß geben. Vor Allem wäre es erwünscht, den Sinn der im N und S (an den Punkten y und p) beobachteten Erzspuren mit Aufbrüchen zu studieren. Nach S ist übrigens schon die schwarze Kluft nahe, infolge- dessen das hier eventuell zu erreichende Erzmittel kürzer wäre. Die wichtigste Aufgabe wäre, über das Verhalten des Ganges unter dem Mihälystollen verläßliche Daten zu erlangen, weil derselbe ver- möge des verschiedenen Fallens der Kreuzklüfte der Teufe zu an Aus- dehnung zunimmt. Das Feldort des Peesaufschluß-Querschlages befindet sich noch in 250—300 m Entfernung von dem Gange und ist nur im Falle günstiger Ergebnisse auszufahren. Soweit meine Kenntnisse reichen, hat man den Gang erst auf 12 m streichende Länge untersucht, folg- lich ist es wünschenswert, die Untersuchung auf die ganze bekannte Länge von 30 m auszudehnen, das Abteufen aber an einem solchen Punkte anzulegen, wo das Ganeblatt sicher verfolgt werden kann. 22. Teklagang. Als die Gewältigung des Querschlages Ubocsa Janos an der An- fahrungsstelle der schwarzen Kluft zum Stillstande kam, wurde 1889 beschlossen, aus dem NW-Schlage des Mihälystollens längs des Tekla- ganges die gefährliche Stelle zu umfahren fährt und hiemit auch den Teklagang zu untersuchen. Indem man gegen E fuhr, zwieselte sich der Gang im 18. m der eine Trumm strich gegen 6N, der andere nach S—h und der letztere wurde verfolgt, nachdem man auf diesem Wege den Querschlag Uboesa Jänos früher erreichen konnte. Nach dem gegenwärtigen Auf- schluß ist die Zwieselung nicht recht sichtbar und es ist nicht aus- geschlossen. daß die neue Richtstrecke nach 9% auf einer normalen Kreuzkluft fährt. Diese Ausrichtung führte, wie ich erwähnte, zur Ent- deckung des Peckganges. Der Trumm, dessen Streichen einer Kreuz- kluft entspricht, änderte sich nach der ‚Verquerung des Peckganges seine bis I m mächtige Ausfüllung, welche vorwaltend tonig ist, ver- drückte sich und wäre kaum bemerkbar gewesen, hätte sich dessen glattes Liegendblatt nicht durch den Peckgang durchgezogen ; auch sein Streichen wendete sich gegen 6" und kehrte erst 7 m weiter wieder auf 9% zurück. Nach SO m nahm der Trumm auf kurze Distanz eine nördliche Richtung an. Die Mächtigkeit des verfolgten Blattes war 04—1 m, die Gangführung ist Ton, seltener Quarz, das Verflächen südlich, unter 45—60° ; der Trumm führte kein Erz. 388 PAUL ROZLOZSNIK (126) In den Jahren 1896—1897 hat man das 65 streichende Trumm auch gegen W aufgeschlossen. Außer dem Aufschlusse dieses Ganges verfolete man auch den Zweck, den Mindszentgang zu erreichen, dann — nachdem dieser nicht verquert wurde — wollte man die schwarze Lettenkluft durchfahren und mit einem gegen E zu treibenden Schlage die Fortsetzung des Peekganges ausrichten. Der Schlag bewegte sich nach den Berichten, bis 170 m aın Teklagang. Auf Erzspuren stieß ınan an zwei Punkten : zwischen 26 -34 m führten schwarze, erzartige Schnüre 60 er Silber, zwischen 57—58 m dagegen stieß man auf zwei Erznester mit 200 gr Silbergehalt. Im Übrigen war der Gang völlig taub. In 170 m Länge erreichte man eine nach 21h streichende Kreuz- kluft und untersuchte dieselbe im Streichen; die quarzige Ausfüllung der Kreuzkluft führte wenig Antimoniterz. Schließlich fuhr man, sich gegen SW wendend in der schwarzen Kluft, das Feldort wurde aber noch vor der Durchquerung derselben eingestellt. 23. Katalin Ganggruppe. Die Baue der Katalin Ganggruppe sind derzeit nicht mehr befahr- bar. Die auf ihre Erzführung bezuehabenden Daten wurden im histori- schen Überblick angegeben. Die alten Grubenkarten führen 3 Gänge an: den Istvan-, Härom- sag- und den Katalingang. Der Istvängang wurde am Unteren Kalalinstollen und am Coppy- stollen aufgeschlossen und hier hatte er ein südliches Verflächen (ca 70°); Daten bezüglich seines Erzreichtums fehlen. Das Verflächen des, mit dem Hauszerstollen verquerten und Istvan genannten Ganges ist ein nördliches. Sein Aufschluß wurde aus dem Hauszerstollen nicht durchgeführt, weil auf dem, in großem Querschnitt vorgetriebenen Hauszerstollen um den Istvängang herum ausgedehnte Brüche ent- ' Später wurde aus dem westlichen Teil des, den Kata- 'ingang aufgeschlossenen Schlages eine Querung gegen den Istvängang angelegt, nachdem aber dieser Schlag in 26 m in festen Granit ge- langte, wurde er eingestellt. So ist also der, zwischen dem Coppy- Stollen und dem Hauszerstollen gelegene Teil gänzlich unverritzt. Der Häromsäggang ist bloß am Horizont des Oberen Katalin- stollens bezeiehnet und hier war er sehr edel. Sein Verhältnis zum standen waren. I Die Daten bezüglich der Katalinganggruppe verdanke ich der Freundlichkeit des Herrn Bergrates Arroxs SzIKLAY. (127) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 389 Kaialingang ist unbekannt und die Karte scheint anzudeuten, daß diese beiden Gänge ein Gangsystem bilden. Betrachtet man die Auf- schlüsse, so findet man zwischen dem westlichen und östlichen Teil des Katalinganges eine IR betragende Abweichung des Streichens und das Streichen des sog. Häromsägganges entspricht dem Streichen des letzterwähnten Teiles des Katalinganges. In ‘den tieferen Horizonten ist kein gesonderter Häromsäggang bekannt. Der Katalingangtrumm lieferte die ausgewiesene Produktion. Am Horizont des Hauszerstollens hat man im Hangenden mehrere südfallende Gangtrümmer verquert, welche wegen ihrer festen quarzi- gen Ausfüllung nicht aufgeschlossen wurden. Die taube Gangart des Katalingares ist dagegen gewöhnlich tonig-breceiös; sie war nur an der Rolle «g» quarzig und führte dort auch ein wenig Gold (1 -1'5 gr per Tonne). Der mit dem Hauszerstollen verquerte Katalingang war auf 210 m Streichen schwach und dann erst auf 155 m Streichen bauwürdig (das reiche Mittel beginnt beiläufig dort, wo das Gang- streichen sich um IP ändert). Der Gang wurde auch unter dem Hauszerstollen mit Abteufen untersucht und obwohl man Erze von 60-300 gr Silbergehalt fand (z. B. am Punkte y, g, 60-80 gr) hat man die weitere Untersuchung der zusilzenden Wässer wegen unterlassen. Nach dem vorstehenden ist die weitere Ausrichtung des Katalin- ganges nicht hoffnungslos. Es muß als sehr bedauerlich bezeichnet werden, daß die Gewerkschaft die Grube aufgelassen hat ohne die, in den tieferen Horizonten vorhandenen Aussichten besser geklärt zu haben. Die Annahme ist nämlich naheliegend, daß im Falle man die reichen Mittel erreicht hätte, auch der Aufschluß in die Teufe nicht unterblieben wäre. . In Anbetracht der Unzulänglichkeit der Aufschlub- arbeiten ist auch die eingehendere Untersuchung des Ganges auf den tieferen Horizonten begründet. Nach A. Szır.ay waren die Erze des Katalinganges auf den Hüttenprozeß von sehr vorteilhaftem Einfluß insbesondere waren die aus den ärarischen Gruben von Aranyida gewonnenen Erze nur mit den Katalinerzen gattiert. (Dieser Einfluß ist vielleicht auf den gerin geren Blei- und Antimongehalt zurückzuführen.) Im Hennelstollen sind die Verhältnisse — wie ich es in der geschichtlichen Einleitung erwähnte — gänzlich umgeklärt. Nach- dem der Gang im Katalingrubenfeld gegen E unbauwürdig ist und man am Hennelstollen die Gänge nicht auszurichten vermochte, hat man für bessere Erfolge gar keinen Anhaltspunkt. Hier müßte man vor allem 390 PAUL ROZLOZSNIK (128) die Gangfortsetzung durch obertägige Schürfungen eruieren und nur im Falle günstiger Aufschlüsse könnte von einem Tiefbauaufschluß die Rede sein. Der Hennelstollen lieet kaum 300 m südöstlich vom Hauszer- stollen. Trotzdem weicht das geologische Profil der beiden nach A. Szınay wesentlich von einander ab (S. Fig. 20). SI ar Ya) 2 SS, BES & r on KV SEN „O k— 130 —r30* 340 x 300 3 8 N S R R R Q S u 2 RI NESESSE NN. SAN VAR N lie, Hauszer a EEE nam ASS BASIS MÜRORIUN ! K-60 -130 * 190 * 3 Ö [a3 Fa Phyllit Porphyroid Granit Figur 20. Profil des Hennel- und Hauszer-Stollens nach A. SzıkLAY. Was schließlich den Istvangang betrifft, ist gegenwärtig nicht mehr festzustellen, ob derselbe auf den höheren Horizonten edle Mittel hatte. Aus dem Umstande. daß man den Gang in den oberen Horizon- ten bloß auf kurze streichende Strecken aufgeschlossen hat, ist darauf zu schließen, daß er zumindest nur von untergeordneter Wichtig- keit sei. Godofridstollen. W-lich von den Katalingrubenmaßen auf der rechten Seite des Csarnabaches, den Katalinstollen gegenüber liegen (129) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 391 die ärarischen Schurfstollen Godofrid. Über die Ergebnisse der Oberen und Mittleren Godofridstollens sind keine Überlieferungen auf uns ge- kommen. Auf der Halde des Oberen Godofridstollens findet man aber heute noch Erzstücke von dem Typus des Katalinganges. Nach Csar- Lovırs führte der «Godofrid»gane wenige Silber enthaltendes Antimonerz. In den Jahren 1873-1881 hat das Ärar den Unteren Godofrid- stollen getrieben und mit demselben melrere 8—1I1h streichende, bis 1-—-2 m mächtige Gänge verquert, welche man mit den Gängen der Katalingrube zu identifizieren trachtete. In der Gangart dieser Trümmer waren bloß wenige, silberarme Kiesputzen zu beleuchten. keines der- selben wies einen nennenswerten Erzgehalt auf. Die Erze des Oberen Godofridstollens liefern den untrüglichen Beweis dafür, daß man den Katalineang mit dem Godofridstollen er- reicht hat. Nachdem die Lagerunesverhältnisse des erzführenden Trum- mes unbekannt sind, kann man auch auf den Wert der in den tieferen Horizonten ausgeführten Baue. keinen Schluß ziehen, bezw. nicht ent- scheiden, welches der verquerten Trümmer dem, im oberen Horizont verquerten Trumm entspricht. In Anbetracht dessen, daß die edlen Mittel der Gänge im allge- meinen keine größere streichende Entwicklung aufweisen, könnten bei den Godofridschürfungen bloß mit dem Betriebe der Katalingrube ver- bundene Hoffnunesbaue in Rechnung gezogen werden. Rajnerstollen. Dies ist ein sehr alter Bau in einem, in der Fortsetzung des Katalinganges befindlichen Horizont, wo nach (issp- Lovirs auf einem 4—8 m mächtigen Cange Glanzkobalterz vorgekom- men sein soll. Der Stollen wurde 1879—1S84 gewältigt, jedoch ohne Erfolg. Nach den Grubenkarten wurde hier ein, nach 5b 9° streichen- der Gang verfolgt, der Katalingang wurde aber hier nicht erreicht. Südlich vom Rajnerstollen, im unteren Teil des Blizsnatales unter dem, Aranyida mit dem Godofridstollen verbindenden Weges treffen wir auch Schürfungen an. Die ober Tage sichtbaren, breceiösen Quarzstücke deuten auf einen wirklichen Gange. Die Lagerung eines solchen ist aber — Mangels eines Ausbisses — unbekannt. Es wäre wünschenswert auch über diesen, jedenfalls unbekannten Gang nähere Kenntnisse zu erlangen. Die schönen Erfolee der Katalingewerkschaft hatten das Ärar bewogen, den Ubocsa Jänosschlag des Mihälystollens — dessen Zweck der Aufschluß des Ubocsa Janosganges in tieferem Horizonte gewesen war — gegen NE in der Hoffnung fortzusetzen, die bauwürdige Fort- setzung des Katalinganges auszurichten. Diese Hoffnung hat sich aber nicht bewährt und weeen der Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XIX. Bd. 6. Heft. 27 392 PAUL ROZLOZSNIK (130) eroßen Entfernung sind auch die verquerten Trümmer mit dem Katalin- gang nicht identifizierbar. Die 0'3—1'5 m mächtigen Trümmer führen höchstens Pyrit, der Reinschlichgehalt eines Trummes ist 04%, wel- ches 0:004% Silber enthält. Infolge der großen Entfernung von den edlen Mitteln des Katalin- sanges sind hier vorzunehmende Arbeiten und die Fortsetzung des Ubocsa Janosschlages nicht zu empfehlen. 24. Jänosgang. Den Janos Ubocsa oder Szent Jänosgeang hat noch Svaıczer auf- veschlossen und derselbe führte silberhaltige Antimonerze. Sein Streichen ist nach Zexovicz 7" und er besteht aus drei Trümmern. 1879 wurde der Stollen Ubocsa Janos gewältigt und in demselben alte Verhaue vorgefunden. Der Gang erwies sich in dem, vom Jänos- stollen auf 20 m geteuften Abteufen sehr edel (1000 gr Silbergehalt), da aber der Abbau der zusitzenden Wässer wegen unmöglich wurde, gedachte man den Bau zuerst vom Mindszentstollen (9 m Horizont- differenz) zu unterfahren. Im folgenden Jahre hat man diese Arbeit auch ausgeführt, aber bloß ein taubes, nordfallendes Trumm verquert, welches auch im Streichen taub verblieb, weshalb man auch von dessen weiterem Aufschluß abstand. Gelegentlich des Vortriebes des Uboesa Jänosschlages versuchte man den Gang mittelst eines, aus diesem Horizonte angelegten Überhöhen aufzuschließen (1893). Der aus diesem Überhöhen angelegte westliche Schlag erreichte den Gang nach 10 m Ausfahrung, welcher bei 6b Streichen 162 gr enthaltende Erze lieferte. Gegen E fuhr man bei 7" Streichen auf einem 0'2--0'7 m mächtigen, steil nördlich flächenden oder saigeren, quarzigtonigen, erzleeren Gang; in 60 m zwieselte sich derselbe auf (4 5° und 7% streichende) "Trümmer, dem 7" streichenden Trumm folgend, irennte sıch von dem- selben in 68 m abermals ein 105 streichbendes Liegendtrumm und nach den Berichten keilte sich der Gang aus. Am westlichen Feldort (nach 13 m Gewältigung) beleuchtete sich 025 m mächtiges derbes lirz von 107 er Silbergehalt, nach einem Fortschritt von | m wurde es an einem tonigen Blatt verworfen und in dem Berichte heißt es, «es war gar kein Gang, mehr nur eine Ein- lagerung». Bei dem Fortschritt am Hangendtrumm erreichte man ein, nach 24h streichendes, 60° W-fallendes Trumm mit viel Kies und wenig Erz, welches haselnußgroße «Erzkügelchen» enthielt, aber in 6°5 m verarmte. Hier hat man auch ein, nach 6h streichendes, nord- fallendes Blatt mit Erzimprägnation beobachtet. (131) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 393 1595 löcherte man 16 m ober dem Uboesamittellauf mit einer Querung in große Verhaue; das 6 m höher angelegte westliche Feld- ort lieferte Erze von 30—40 gr Silbergehalt, dabei aber auch viel Antimonit (das Verflächen war 60° N), 7% m weiter wurde eine Kluft angefahren und der Betrieb eingestellt. Die vorliegenden Daten geben kein klares Bild von dem Jänos- gang; am Ubocsa Jänosstollen ist er nicht mehr bestimmt bekannt. Die bisherigen Erfolge deuten auf eine untergeordnete Rolle. Am Uboesa Janosschlag von der gleichnamigen Rolle gegen NE fahrend sind in 70 m ockerige Inkrustationen, in 103 m ein, auch Siderit fihrendes, nach 10h streichendes und gegen S-fallendes Blatt mit schwarzem Lettenbesteg sichtbar. Behufs Studium der Erzführung der tektonischen Linien würde es sich lohnen, auch dieses Blatt auf etliche Meter zu verfolgen. Schürfungen in der Umgebung von Aranyida. Die Schürfungen des Ärars erstreeken sich hauptsächlich auf die, in die Fortsetzung der Gänge fallende Gegend. Außer den, im vor- stehenden schon erwähnten Schürfungen sind noch die folgenden er- wähnenswert. Auf den Beginn eines Teiles der Schürfungen gaben limonitisch verwitternde und stellenweise magnetitische und pyritische Einlage- rungen von Augitfels den Anlaß. Auf solchen gingen ehemals die Baue des Rezsö- und des Kelemenstollens sowie des Rezsöschachtes um und auf solchen liegt auch das Rezsölängenmaß (7b 13°5°, also im Schichtenstreichen). Von den neueren Schürfen bewegten sich jene am Vrh Javora und Sztudzena ebenfalls auf Augitfels. Nach der alten Beschreibung und nach Csarrovırs sind auf dem amphibolisch ausgefüllten Rezsögang auch silberhaltige Bleierze vor- gekommen. Aus dem Wesen der Gesteine geht hervor, daß hier von keinem Gange die Rede sein kann; über die ehemals vorgekommenen Bleierze kann man jetzt kein Urteil abgeben, die neueren Schürfe aber erreichten gar kein Resultat. Auf dem anderen Teil der Schürfe (Koncsisko, Kotlina, Kondaszka, Sztudnieska usw.) ist auf den Halden Phyllitquarz und der Quarz der Kreuzklüfte zu beobachten und außer Pyrit findet sich nicht einmal eine Spur von Erzen auf denselben. Diese Schürfungen haben keinerlei nennenswertes Resultat er- zielt; übrigens hat man wegen der Geringfügigkeit des bewilligten Kredites eben nur soviel pro Jahr gearbeitet, als eben zur Behauptung 27% 394 PAUL ROZLOZSNIK (132) des Schürfrechtes erforderlich war. Die Fortsetzung der Gänge von Aranyida hat man auf keinem einzigen Punkte gefunden, die Annahme irgend eines anderen. Erzstreichens wird aber auch durch die Erfahrung nicht unterstützt. Weiter im N liest in dem Nebentale Zlamani jarek des Apaätkaer Tales die, aus den beiden Sämuelstollen bestehende ärarische Schür- fung. Mündlicher Überliefe- rung nach wurde der Vor- trieb dieser Stollen durch Apatkaer Arbeiterbegonnen. Diese Stollen hat das Ärar im Jahre 1599—1900 ge- wältigt. Nach den Berichten waren in der gewältigten Richtstrecke (welche zirka 1h Richtung hat) Antimo- nerzreste zu beleuchten, die beiden Feldorte aber waren gänzlich taub. Mit den neuen Arbeiten aber wurde gar kein Resultat erzielt. Das Neben- gestein ist Porphyroid, auf AlsoSamueltaro der Halde habe ich bloß turmalinhaltigen Quarz ge- funden. Übrigens ist in der Umgebung von Apatka / außerdem eine Anzahl von Figur 21. Die Sämuel-Stollen im Tale von Apätka. Schürfstollen zu sehen. Auf (Maßstab 1: 2880). den Halden derselben ist bloß syderitischer Quarz und sporadisch Chalkopyrit zu beobachten. Im ganzen erhält man den Eindruck, dab hier der normale Typus des Szepes-Gömörer Erzge- birges vorhanden ist, in welchem also der Quarz eine vorherrschende Rolle spielt. Südlich vom Idabach hat man — wie schon erwähnt — das Terrain schon lange durchschürft. Auf den Halden der Ägostonstollen habe ich wenig Pyrit und auch Antimonit gefunden, die erreichten Resultate dürften jedoch nicht befriedigend gewesen sein, weil der ausgedehnte Betrieb dieser Schürfungen eingestellt wurde. Außerdem kann man auf der N-Lehne des Floszi vrh, unterhalb des Bergrückens eine Reihe von Schürfen verfolgen, auf deren Halden (133) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 395 chalkopiritisch-sideritisch quarziges Erz zu sehen ist. Auch vor dem Hügel von Jaszö sind die Spuren ausgedehnter Schürfungen zu sehen, ohne daß über dieselben Überlieferungen zurückgeblieben wären. Des- gleichen finden wir Spuren gewaltiger Schürfungen am Oberlaufe des Idabaches in 960 m Seehöhe, auf deren Halden sideritischer Quarz zu finden ist. ‚ Diese Spuren können für weitere Schürfungen Anhaltspunkte bilden, ihre Beurteilung wäre aber naturgemäß erst nach ihrer Ge- wältigung möglich. Soviel ist zweifellos, daß sie keine solchen Ergeb- nisse geliefert haben, welche die Einleitung eines Bergebaubetriebes gerechtfertigt hätten. In Berücksichtigung der Erzführungsverhältnisse von Aranyida ‘wäre es am meisten begründet, das, von den Mätyässtollen nach \W gelegene Gebiet eingehend zu durchforschen, wo der Granitzug auch ober Tage zu verfolgen ist und wo auch N-lich von diesem der mächtige Zug des Gneises weiter fortsetzt. Obwohl es auch hier einige alte Schürfe gibt, ist doch dieses Gebiet nicht gründlich durchforscht. Die Durchforschung dieses Gebietes hat man mit dem Mätyäs- schlag des Ludovikastollens begonnen, welcher auch jenseits des Mätyäs- ganges fortgesetzt wurde und welcher 1895 schon 513 m Länge er- reichte (auf der Karte ist er nur bis 380 m dargestellt). Wie schon bei dem Mätyässtollen bemerkt wurde, ist dieser Schlag in reinem Granit getrieben, wobei es geschehen konnte, daß gleich dem Beispiele des Istvanganges irgend ein Erzgang schon in taubem Zustande ver- quert wurde. Mit diesem hat man hinter dem Mätyäsgange bloß dünne, sangstreichende Blätter erreicht, z. B. in 4072 m ein erzimprägniertes Trumm von 20 cm. Infolgedessen ist die Gewältigung dieses, jetzt aufgelassenen Schlages nicht zu empfehlen, weil der Vortrieb eines so kostspieligen Schlages bloß im Falle erfolgreicher obertägiger Schür- fungen gerechtfertigt und der Vortrieb auch dann nur in eneisigem Nebengestein zu empfehlen wäre. Der Antimonerzzug von Rudnokfürdö-Jaszömindszent. Gelegentlich meiner Exkursionen habe ich auch die Erzvorkommen auf der S-Lehne der Roszipana Szkala durchkreuzt. Die, dieses Erz- vorkommen aufschließenden Stollen sind derzeit nicht mehr befahrbar und obwohl ich sie deshalb nicht eingehend studieren konnte, halte ich dennoch meine lückenhaften Beobachtungen und die darauf bezug habenden, gesammelten Daten der Mitteilung wert, weil dieselben in der Literatur noch kaum enthalten sind. 396 PAUL ROZLOZSNIK (134) Nach der Ansicht der Bergleute ist dieser Erzzug der letzte Aus- läufer jenes mächtigen Antimonerzzuges, welcher von Csucsom aus- sehend gegen E hinzieht.! Ob derselbe vom Bade Rudnok gegen E noch zu verfolgen sei, dafür fehlen mir Daten. Unmittelbar neben dem Bade Rudnok treffen wir auf ausgedehnte Schürfe. Unter dem Bade Rudnok liegt der Liboriusstollen, wel- cher durch das Ärar 1840 —1850 getrieben wurde. Der Stollen hat jene zahlreichen obertägigen Schürfe unterfahren, welche nördlich vom Bade Rudnok am flachen Bergrücken wahrnehmbar sind. In dem nördlichsten dieser Schürfe beißt ein nach zirka 7b streichender, mächtiger, quarziger Gang zu tage aus. Sein Quarz ist etwas eisenrostig und das aus dem- selben gesammelte Material enthält nach der, bei der Aranyidaer Stampfe gemachten Handsichertrogprobe außer pyritischem Schlich 05 gr Gold (pro Tonne). Auf den Halden der Schürfe sind auch Spuren von Antimon- erz zu beobachten. Das Streichen des, im Liboriusstollen verquerten, gleichnamigen Ganges ist nach J. Zexovicz 7" 5°, sein Verflächen 62° südlich. Nach der Beschreibung des pensionierten Aranyidaer Obersteigers E. JÄGER vom Jahre 1905 über die hiesigen Goldschürfungen soll man in diesem Schürfe gute Erfolge erzielt haben, der Bau soll aber infolge der plölz- lichen Pensionierung des damaligen Betriebsvorstandes zum Erliegen sekommen sein. Es ist jedoch schwer glaublich, daß man die Schürfe auch im Falle wesentlicher Erfolge eingestellt hätte. Auf der Halde beobachtete ich nur Gangquarz. Im oberen Nändorstollen hat man nach JÄerr 1850 und in dem auf 20 m geteuften tonnlägigen Schächtchen 1892 Antimonerze erzeugt. Der untere Nändorstollen ist ein neuerer Bau und könnte auch mit einer wenig Arbeit erfordernder Ausräumung fahrbar gemacht werden. In diesem Stollen hat man nach JÄcer in 58 m (vom Kreuzgestänge ?) eine Antimonlinse, in 105 m einen | m und in 207 m einen 2 m mächtigen, quarzigen Gang verquert und der Goldgehalt des letzteren soll nach der nassen Probe 9'8 gr pro T'onne betragen haben. Fraglich bleibt aber der durchscehnittliche Goldgehalt, denn dem Ver- nehmen nach sollen die, aus der hiesigen Grube erhauenen Erze im Aranyidaer Pochwerk ein negatives Resultat gegeben haben. Der Be- sitzer dieser Grube ist der Gölniebanyaer Insasse Joser ScHMipr, wel- 1 Diesen Zug erwähnt auch schon ANnDRIAN, er gibt aber Aranyida als dessen Endpunkt an: «... der von Aranyida über den Schwalbenhübel und die Kloptauer Höhe nach Tinnesgrund, die Bukowina, den Voloveez, den Häromküt nach (sucsom reicht» (5, S. 40). (135) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA. 391 cher zum Zwecke der Fortsetzung der Schürfungen eine Bergbau- gesellschaft zu gründen bemüht ist. Der untere Nändorstollen ist zirka 465 m lang. 70 m über dem unteren Nändorstollen, unter der Zsaba skala sind die Halden zweier Stollen und 12 m höher die Spuren eines Schächtehens sichtbar. Das auf dieser Halde gesammelte, auch wenig Siderit enthaltende antimonische Erz gab nach der, im Aranyidaer Hüttenamt gemachten Probe 18 gr Silber pro q. Auf der Südlehne der Roszipala szkala habe ich in der Fortsetzung des Zuges auf allen meinen begangenen Wegen alte Schürfe gekreuzt, welche in ihrer Aus- dehnung der, längs der Aranyidaer Gänge wahrnehmbaren alten Schürfe nicht nachstehen. Auf ihren Halden fand ich bloß brecciösen (Quarz. Längs des Osvänybaches wurden sie durch mehrere Stollen auf- geschlossen, welche jedoch nicht mehr befahrbar sind. Diese Eigentum der Jasz6öer Probstei von Jaszö bildenden Gruben wurden vor einigen Jahren vom Ing. ALgerr VöLkL in Wien gepachtet, dem dieselben auch ein reiches Einkommen lieferten. Nach Angabe des pensionierten Obersteigers Steruan Hannzör, welcher den Betrieb dieser Gruben leitete, sind hier zwei Gangsysteme bekannt: der Jözsef- gang, auf dem z. B. die Jözsefstollen getrieben sind und der Beresieskagang dessen Lage die Stollen Anna und Rajmund an- deuten. Neben dem Jözsefstollen stehen auch noch die Betriebsgebäude und auf der Halde ist auch noch ein schöner Antimonerzvorrat zu finden. Nach Hanpzök wurde der Betrieb beiläufig 4 Jahre früher ein- sestellt und z. B. im Jahre 1902 wurden binnen 14 Monaten 34 Wag- gons Antimonerz erzeugt. Der Jözsefstollen hat zwei Gangtrümmer ver- quert, deren Streichen um 1h differierte, so daß sie sich gegen E zu scharen scheinen. Ihr Streichen ist 6—7h. Das erste Trumm ist taub und wurde noch seinerzeit auf 300—400 m untersucht. Das zweite, erzführende Trumm wurde schon durch Hannzök aufgeschlossen. Dieses wurde nach E auf zirka 35 m verfolgt, womit man aber unter den Bach geriet und der eindringenden Wasser wegen nicht weiterkam. Aufbruchmäßig drang man auf 2:5 m vor, womit man in alte Baue löcherte, der Teufe zu ging man bis 23 m und erzeugte dort viel Antimonerze. Gegen W ist der Gang nicht untersucht. Auch auf den Halden des Bercsieskaganges finden wir Antimon- erz. Neben dem Rajmundstollen ist der Ausbiß eines quarzigen Ganges sichtbar: er streicht nach 7b 10°, sein Verflächen ist nördlich unter 75°. Der Gang durchbricht das phyllitische Nebengestein, welches unter 35 nach 1b 10° verflächt, es ist also kein Lagergang. Gegen W setzen die Schürfungen fort. 398 PAUL ROZLOZSNIK (136) Aus diesen wenigen Daten ist zu schließen, daß der, das Rudnok- fürdö-Jaszömindszenter Granitvorkommen auf seiner nördlichen Seite begleitende Gangzug nicht so sehr seiner Goldführung, sondern mehr seiner Antimonerzführung wegen eine Aufmerksamkeit verdient. Be- deutendere Baue schließen denselben längs des Osvänybaches auf und diese beschränken sich wegen Mangel an erforderlichem Kapital nur auf kurze Strecken. Sowohl im Streichen als auch im Verflächen stehen noch viel unverritzte Mittel zur Verfügung. So z. B. würde ein am Osvänybache in 435 m Höhe an zuschlagender Stollen den Beresicska- gang SO m unter dem Rajmundstollenhorizont, den Jözsefgang aber 340 m unter dem Jözsefstollen verqueren. Dieser Punkt entspricht demselben, wo man 1591 das Mundloch eines, die Aranyidaer Gänge in einem tieferen Horizonte aufzuschließenden Erbstollens projektiert hatte. Mir liegen zwar über die Umstände des Vorkommens der edlen Mittel, sowie über das Verhalten der Gänge im Streichen und im Ver- flächen keine Daten vor, das Feld zeigt sich aber auch auf Grund der wenigen Daten für hoffnungsvoll, so daß es nur zu wünschen wäre, daß es in kapitalkräftige Hände gelange und mit bergmännischen Arbeiten untersucht werde. Schlußwort. Aus der Detailbeschreibung der Gänge erhellt, daß Aranyida unter den heutigen Verhältnissen kein einziges solches aufgeschlossene Mittel besitzt, welches die Grundlage eines ökonomischen Bergbaubetriebes bilden könnte. Auf die Gestaltung des heutigen Zustandes waren in erster Reihe (lie, am Pecshorizont erreichten schlechten Resultate von Einfluß. Die Devalvation des Silbers und die Ergebnislosigkeit der neuen Aufschlüsse brachten es mit sich, daß man das Hauptgewicht des Betriebes auf Kosten der silberführenden Gänge auf den Franzgang verlegte ; die dies- bezüglichen Baue haben aber den Nachweis geliefert, daß in Aranyida ein ökonomischer Goldbergbau nicht zu erhoffen sei. Bei dem Studium der Vergangenheit von Aranyida gewinnt man die Überzeugung, daß die Aufschlußbaue infolge der großen Anzahl der Gänge mit dem Abbau kaum schritthalten konnte; behufs Auf- rechthaltung der Ertragsfähigkeit des Bergbaues mußten die aufge- schlossenen Erzmittel sofort abgebaut werden, infolgedessen es in den letzten fünfzig Jahren kaum vorgekommen ist, daß die Zukunft der Grube durch aufgeschlossene Erzmittel auf längere Zeit gesichert ge- (137) DIE MONTANGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE VON ARANYIDA, 399 wesen wäre; dageeen bildet der Fall die Regel, daß man die Erzmittel schon mittelst Sohlenbauen von oben abbaute. Dieser Umstand beweist auch die Armut der Erzführung, dessen Ursache darin zu suchen ist, daß es sich wegen dem niedrigen Prozentsatz anderer Metalle nicht lohnte, aus den Erzen auch diese zu gewinnen. Die naturgemäße Folge dieser Verhältnisse ist es, daß stellen- weise Aufschlußarbeiten infolge ihrer längere Zeit andauernden Er- gebnislosigkeit vorzeitig, d. h. vor der vollkommenen Lösung der ge- stellten Aufgabe eingestellt wurden. Die zukünftigen Arbeiten können in zweierlei Richtungen fort- schreiten: es kann die Klärung der noch ungelösten Fragen angestrebt werden, anderseits wäre die Durchforschung der, noch nicht genügend aufzeschlossenen Felder ins Werk zu setzen. Infolge der Kompliziertheit der Aranyidaer Gangverhältnisse er- scheinen noch viele Aufgaben ungelöst, kann es doch bei jeder, an einer Kreuzkluft ausgeführten resultatlosen Ausrichtung fraglich sein, ob denn das, mit derselben erreichte taube Gangtrumm tatsächlich dem verlorenen edlen Trumm entspricht? Dabei ist auch zu berück- sichtigen, daß wir gegenwärtig die alten Aufschlüsse durch das Augen- glas sehen, welches uns die, auf Grund der Berichte und Karten er- folglose Ausrichtung bietet. Es ist zweifellos, daß durch die neuerliche Inbetriebsetzung aller solcher dubioser Punkte in einem Teile der Fälle Erfolge zu erzielen wären. Es ist infolge der geringen Ausdehnung der eventuell zu erreichenden Erzmittel nicht ratsam, das Hauptgewicht des Grubenbetriebes hierauf zu legen und aus diesen ist die Sanierung der heutigen Zustände nicht zu erhoffen. Die meisten Probleme größerer Tragweite wurden schon gelegentlich des Aufschlußes der Gänge auf- gestellt, deren Lösung — insbesondere bei den edleren Gängen — schon vor langer Zeit angestrebt wurde, weshalb auch die Wahr- scheinlichkeit emes Erfolges zumeist geringer sein dürfte. Der Schwerpunkt ist also auf die Untersuchung solcher Gang- mittel zu verlegen, welche noch nicht genügend aufgeschlossen sind (Mindszent-, Häromsäg-, Mätyäsgang, östlicher Teil des Bertalanganges). Außerdem sind die schon ehemals wahrgenommenen, jedoch nicht auf- geschlossenen Gangtrümmer zu untersuchen und auch auf die Schür- fungen ein größeres Gewicht zu legen. Aus dem vorstehenden geht hervor, daß der Betrieb sich in der nächstfolgenden Zeit rein nur auf Aufschlußbaue und Schürfungen beschränken kann. In den 50er Jahren hat Ravıc zur Beseitigung der Krise die folgenden Arbeiten beantragt: 400 PAUL ROZLOZSNIK (138) 1. Die systematische Durchforschung sämtlicher zu einem Gang- systeme gehöriger paralleler Trümmer. 9. Den Aufschluß der Gänge im Streichen, auf größere Längen. 3. Die Untersuchung der Gänge in die Teufe. Die Folgen haben gezeigt, dab nur die Untersuchung der Gänge in die Teufe von Erfolge begleitet war. Gegenwärtig ist die Unter- suchung in die Teufe unter dem Peeshorizont nur auf den Haupt- eängen zu empfehlen (Istvängang, Ferenc Jözsefgang). Es kann noch die Frage aufgeworfen werden, ob die Aranyidaer Gruben bei den gegenwärtigen veränderten Silberpreisen auch im Falle erfolgreicher Aufschlüsse auf einen ökonomischen Betrieb Hoffnung bieten. In dieser Hinsicht kann man die veränderten Verhältnisse bloß durch die Anwendung der mechanischen Bohrarbeit, also durch die Beschleunigung der Aufschlußarbeiten und durch die Vervollkom- mune der Erzaufbereitung kompensieren. Die heutige Krise ist zweifellos schwerer, als die ehemaligen. Verbesserungen erfordert die Hütte, die Erzaufbereitungwerkstätten und die Grubenerhaltungskarten sind infolge der großen Ausdehnung der Grube bedeutend und die Grubenerhaltung zieht einen wesent- lichen Teil der Belegmannschaft vom Aufschlußbau ab. Auch der letz- tere Umstand macht die Einführung der mechanischen Bohrarbeit wünschenswert, was umso leichter durchführbar ist, weil die elektrische Bohrung in Aranyida schon eingeführt war (System Siemens & Halske) und der Peesschlag aus dem Belhäzyschacht schon mit diesem aus- gefahren wurde. Mittelst solcher Einrichtungen könnten die, im vor- liegenden Werke empfohlenen Arbeiten binnen einiger Jahre durch- geführt werden. Wenn wir noch bedenken, daß der Bergbau die einzige Erwerbs- quelle der Umgebung Aranyida’s ist und daß mit der Auflassung des Bergbaues die sehr wertvollen Aufschlüsse dem Verfall anheimfallen würden, so muß ich trotz der gegenwärtigen ungünstigen Verhältnisse die Durehführung der in meinem Werke detaillierten Arbeiten empfehlen. INHALT. VOLWort.... Tnterabın er a en u Allgemeiner geologischer Teil: Geschichtlicher Überblick Rn a: = Allgemeine geologische Verhältnisse Granit E Be Metamorphe sauere Be ee 2 LE a) Gneis en 2 ee b) Porphyroid _ > u c) Die Textur des Gmeises Chemische Zusammensetzung der Erupliveesteine a) Granit Ein a b) Metamorphe ne a= Klastische Gesteine At an Zusammenfassung __ _ 3 = Die Erzvorkommen. A) Allgemeiner Teil: Genetische Verhältnisse _ > ex Die Gangausfüllung: a) Ausfüllung der silberhältigen Gänge . b) Die göldischen Antimonitgänge Verhalten der Gänge im Streichen und im Versehen B) Spezieller Teil: Die Geschichte des Bergbaues von Aranyida Der ärarische Betrieb __ z a Daten über die Produktion ee Der Betrieb der nee ren char = en Die Hennel’sche Grube ._ ; — Über den wirtschaftlichen Wert der einzelnen Gänge Die nennenswerteren Anlagen der ärarischen Gruben __ Detaillierte Beschreibung der Gänge: 1. Mätyasgang _. Zr E 9. Istvängang __ Er & _ 265 267 269 270 273 978 380 981 . 254 286 286 358 290 293 395 296 312 ( 313 328 ( 330 332 ( 333 334 335 .. 337 338 (7 340 — r— N or = RE 2) (8) (11) (16) (18) (19) (22) (24) (24) (26) (28) (31) Schürfungen in PAUL ROZLOZSNIK . Ferenegang . Die Orbänkreuzkluft . Der Nordfallende Gang . Der Bödoggang -.. . Die Bertalan-Ganggruppe . Haromsäggang _ . Sandorgang == > . Xavergang lozseicanp Pe = 9. Ferenc Jözsefgang __ . Südfallender Gang . Erzsebetgang . Der neue Gang . Jeremias-Quergang . Mindszentgang = . Frigyesgang. = . Albertgang . Antalgang . Peckgang en . Teklagang _ en 23. Katalin-Ganggruppe 94. Janosgang ... EB der Umgebung von Aranyida Der Antimonerzzug von Rudnokfürdö-Jäszömindszent Schlußwort 363 (101) 369 (107) 372 (110) 375 (113) 379 (117) .. 379 (117) 382 (120) 382 (120) 382 (120) 383 (121) 387 (195) 388 (126) 392 (130) - 393 (131) 395 (133) — 398 (132) } Mitt. a. d. Jahrb Taiel IX. r ROZLOZSNIK: A Wehner Seren I." beine ON “ ZIEL BE sk beine - 1 619.322 al Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanstalt. Bd. XIX. ROZLOZSNIK: Aranyida., on oO © Mihäalytaäro et == II NN = | D fa, (OS III D)- A 4 a Tafel IX. PUJEZ NIER Karte des Peck-Ganges. Maßstab: 1:500. 20 10 5 0 10 O4E7RAUEDIZ ERKLÄRUNG ZUR TAFELN. Figur 1. Quarzpseudomorphose nach Siderit. (Feherkö, siehe S. 306 [44].) Figur 2. Zu Breceie zertrümmerle, quarzige Gangausfüllung. (Halde des Jözsefstollens, Jaszömindszent, siehe S. 313 |51).) Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsunstalt. Bd. XIX. ROZLOZSNIK: Aranyida. Taiel X. I ERKLÄRUNG ZUR TAFEL XI. Figur 1. Gangausfüllung mit, infolge neuerlicher Aufveissung des Ganges entstandener lagenförmiger Struktur. (Katalingang, von der Halde des Hauszerstollens, siehe S. 304 [42].) Die links im Bilde sichtbare jüngere Spalte wird durch Quarz ausgefüllt; die vechlsseitige Begrenzungsfläche ist schärfer, an der linken Begrenzungsfläche wächst der Quarz auch in den Siderit hinein, während im Quarz einzelne Details des Siderites sitzen. Der mittlere, breite, vorwaltend aus Siderit bestehende Streifen wird auch durch einen dem Spalte parallelen (am Bilde schon nicht sichtbaren) und z. T. mit Quarz ausgefüllten dünneren Spalt und durch mit demselben paral- lele Quarzäderchen durchzogen. Der rechts im Bilde befindliche Quarzstreifen wird von, mit dem Saalbande parallele Rutschungen durchsetzt und längs derselben nehmen Kiese Platz. Der dünne Spalt in der Mitie des linksseitigen dicken Quarzbandes wird durch jüngeren Siderit ausgefüllt. Figur 2. Antimoniterz. (Ferenegang, von der Halde des mittleren Gäborstollens.) Die Mikrophotographie zeigt sehr gut die hreceiöse Zertrümmerung der alten Quarzausfüllune und die netzförmige Anordnung des Antimonits längs der Zer- trümmerungszonen. Ferner ist auch der, mit dem Erz gleichzeitig gebildete Quarz gut sichtbar, welcher von dem, durch die alten Einschlüsse getrübten und kata- klastischen Quarz durch seine Wasserhelligkeit und durch den Mangel an kata- klastischen Erscheinungen gut zu unterscheiden ist. (Ein Nikol; s. Seite 313 [51].) Figur 9. Gangausfüllung. (Katalingang, von der Halde des unteren Katalinstollens.) Das Bild zeigt den, die allerjüngsten Spalten ausfüllenden wasserhellen Quarz, welcher noch jünger als das Erz ist (hier Kiese). In dem, rechts von der Mitte des Bildes befindlichen und ein größeres Quarzindividuum durchsetzenden Spalte gelesene Quarz zeigt mit dem alten Quarze identische Orientation. (Ein Nikol; siehe S. 311 |49].) Mitl. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanstalt. Bd. XIX. Tafel XI. ROZLOZSNIK: Aranyida. ERKLÄRUNG ZUR TAFEL XI. Figur 1. Gangausfüllung. (Jözsefgang, von der Halde des unteren Läszlöstollens.) Großer Quarzkristall; seine rechte obere Grenze ist aulomorph, der übrige Teil poikilithisch. Die Hauptmasse ist feinkörniger Siderit und Quarz. Die dunklen automorphen Individuen sind Kiese; der auf der unteren linken Seite des Bildes befindliche Kieskristall wächst mit idiomorpher Grenze in den Quarz hinein. (Ge- kreuzte Nikols, siehe S. 304 [42].) Figur 2. Porphyroid (Oberer Abschnitt des Baches von Apätka.) Die Mikrophotographie stellt den antiklinalen Teil der faltig verlaufenden, teilweise chloritisierlen Biotitschuppen dar; die Anhäufung des Biotits ist in der Antiklinale gut zu sehen. (Ein Nikol; siehe S. 283 ([21].) Figur 3. Porphyroid. (Unter Pod Harbom, analysiertes Gestein.) Beginnende Verdrängung eines Orthoklaseinsprenglings nach dem karlsbader Zwillinggesetz, durch Albit. (Schachbrettalbit, Becke. Gekreuzte Nikols; siehe S. 282 .[20].) Figur 4. Porphyroid. (Unter Pod Harbom, analysiertes Geslein.) Durch Albitindividuen erfüllter, geodenartiger Raum. (Gekreuzte Nikols; siehe S. 282 [20].) Figur 5. Granit. (Oberhalb des oberen Bertalanstollens.) Durch Glimmerschuppen erfüllter Plagioklas, die Schuppen gruppieren sich nahezu unter 60°. (Gekreuzte Nikols; siehe S. 276 |14].) Figur 6. Granit. (Oberhalb des oberen Bertalanstollens.) Der große Kalifeldpat reehts im Bilde ist fast frei von Einschlüssen, während der in demselben befindliche Plagioklaseinschluß mit Glimmerschuppen ganz erfüllt ist und bloß sein schmaler Rand rein erscheint (das Bild zeigt den reinen Rand in der Stellung der Auslöschung). Links Zertrümmerungszonen, längs welcher sich Muskovit-Serizitschuppen gebildet haben. (Gekreuzte Nikols ; siehe S. 277 [15].) ROZLOZSNIK: Aranyida, 1 Tafel XII. Be. Felsö Godofrid relso Hatalın ZA (GE EN. 2... Godofrid ; ER, BEER, ER NN AlsoHatalin ren I Bez As öbodo da F - +600 59-118 == ar een n Valle S = F Hatzlinteler E sau 39. A Conny taro char Hatalin banya co a kineotari Iodofrid Rutataook. Die Katalıngrube bei Reka und die ararıschen Godofrid schurfstollen NMertelk - Maassstab = 1:4000. Ei) 9 fejtesek a_„‚lelerszerülapok _a _Vetö ı _„fetegdöles Abanyatelkekhatära nr Ab baue £ Gangartıge Blatter @ Verwerfungen T Schichteinfallen “ GrenzederGrubenfelder. z Hauszertars 32730 ARANYIDA KÖRNYEKENEK FÖLDTANI TERKEPE. NY NG N A GEOLOGISCHE KARTE DER UMGEBUNG VON ARANYIDA. LIT A CT S_- IN IN MON IM N IR /) [7 N ul) ON | : ka; 2 DL ——_ Hy — | | Metamorf üledekes közetek = == = Metamorphe elastische Gesteine 7 ) IR N = 3 I\N —— Augitos szirt betelepüles | > ) Ber Aloe y x S UNSINN ) INNE oc Augitfels-Einlagerungen \ (ar ae N R \ N UND) DIN x NW) _ \ _ GuSCH N \\N\ | ILL IIN ; FI Ruimear |) N car \)) \) \ 6 kai N L ZINE — Porfiroid, Porphyrola, ar Gränit. Granit. Tärok. rn. .r_ Stollen. Kutatäs #8 #8 Schürfe, Horpa vonulat. Pingerreihen. Salak hänyd. 2000 3000 m. ® Schlacken Halde. MAGYAR FÖLDRAJZI INTEZET R.T. BUDAPEST V. 100125457