a, SEAL DEN Rage Yon Mas rl MITTEILUNGEN AUS DEM JAHRBUCHE DER KGL. UNGARISCHEN GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT XXI. BAND. MIT 27 TAFELN. Übertragungen aus den ungarischen Originalen. Herausgegeben von der dem königlich ungarischen Ackerbauministerium unterstehenden königlich ungarischen Geologischen Reichsanstalt, BUDAPEST. BUCHDRUCKEREI DES FRANKLIN-VEREINS. 1915— 1916 eu. >= r ERKRRUWTERI HIN NR ARENA 4 5 u TEE i 5 Fo Sr 2 a 0 N a 2 £ N (ea ae N A De: en: N j “= a br be &2 Ei l X 4 la) nes a ne { 1; EN g LE es v Hi r l we: Y t fl wo ee - L = ie L\ ! IR: t j Ss! i i 14 € f L ut 2 f \ . . N Q » - Für Form und Inhalt der Mitteilungen sind die Verfusser ver 2188 APR 2 3 1953 | SS Ri r - ERNEST Te St 6. INHALTSVERZEICHNIS. Seite . Franz Baron Nopesa : Die Dinosaurier der siebenbürgischen Landes- teile Ungarns (Mit den Tafeln I—IV) (Mai 1915). - — —_ . 2 . Erich Jekelius : Die mesozoischen Faunen der Berge von Brassö (Mit den Tafeln V—X) (Dezember 1915) ee > ee u 20 . @. J. Baron Fejerväry : Beiträge zur Kenntnis von Rana Möhelyi By. (Mit den Tafeln XI—XII) (Mai 1916) . = i N len . Ottokar Kadie: Ergebnisse der Erforschung der Szeletahöhle (Mit den Tafeln XIII—XX) (Juni 1916) = = ag . 157 . Viktor Vogl: Die Tithonbildungen im kroatischen Adriagebiet und ihre Fauna (Mit der Tafel XXI) (Juni 1916) _. B . 303 Theodor Kormos und Koloman Lambrecht: Die Felsnische Pilis- szantöo (Mit den Tafeln XXII—XXVII) (November 1916) N el ee DIE DINOSAURIER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNNS. VON Dr. FRANZ BARON NOPGCSA. MIT TAFEL I—-IV UND 3 FIGUREN IM TEXTE. Mit. a. d, Jahrb. d. kgl. ungar. Geolog. Reichsanst. XXIII, Bd, 1. Heft 1 i f ; {4 vun} Ankikit [IB ar am I. Einleitung. Da es infolge äußerer Umstände einerseits fraglich erscheint, wann meine monographisch angelegte Beschreibung der Dinosaurier Sieben- bürgens,t zu der meine bisherigen Dinosaurierstudien sozusagen Vor- arbeiten bildeten, zu Ende geführt werden kann, anderseits sich aber bei der von Dr. Kormos durchgeführten Neuaufstellung des Wirbeltiermate- riales der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt die Notwendigkeit ergab, auch einiges von dem dort befindlichen Dinosauriermateriale auszustellen, das mir von L. v. Löczy zur Bearbeitung überlassen worden war, sehe ich mich veranlaßt, meiner endgültigen Arbeit vorgreifend, schon an dieser Stelle kurze, eine systematische Trennung des bisherigen Materials ermög- lichende Diagnosen der bisher aus der siebenbürgischen Kreide bekannten Dinosaurier zu geben, sowie deren Biologie zu besprechen. Die übrigen aus dem Danien Siebenbürgens bekannten Reptilreste sollen nur nebenbei erwähnt werden. Was die Literatur anbelangt, so glaube ich, da diese Arbeit nur eine vorläufige Notiz darstellt, von genaueren Zitaten absehen zu dür- fen. Dieser Mangel soll in den endgültigen Arbeiten nachgeholt werden. Die Dinosaurier halte ich im allgemeinen für eine Oberordnung der Reptilien und die übrigen Oberordnungen (Superordo) der Reptilien wären dem entsprechend : I Theromorpha (Cotylosauria + Dieynodontia + Dinocephalia + Pelycosauria-+ Theriodontia) ; II Diaptosauria (Rhynehoge- phalia -- Parasuchia) ; III -Lepidosauria; IV lIehthyosauria (Thalatto- sauria + Ichthyosauria) ; V Sauropterygier (Placodontier + Sauropterygier) ; VI Testudinata; VII Krokodilia; VIII Dinosauria (Saurischia + Ortho- poda); IX Pterosauria. Der Tendenz, den Begriff «Dinosauria» ganz ab- zuschaffen, kann ich deshalb nicht beipflichten, weil ein jeder Repräsentant der Saurischia und Orthopoda doch zum mindesten so viele gemeinsame Züge aufweist, wie ein Cotylosaurier und ein Theriodontier oder Hatteria und ein Dimetrodon. Als wesentlichste gemeinsame Eigen- schaft der «Dinosauriem bezeicehne ich die jeden- falls auf Struktur ihres Keimplasmas basierende, also tiefim Organismus begründete Eigentümlich- 1 Teil I-III Denkschriften Akad. d. Wiss. Wien 1899 — 1904. 1* 4 DE FRANZ BARON NOPCSA (4) keit dieser Tiere, daß beiihnen verschiedene mecha- nische Probleme, dire sich "ihnen site lemyssehzer verschiedenen Gelegenheiten und völlig unab- hängig von einander in einer vogelartigen und nicht wie bei den «Theromorphemw in einer säuge- tierartigen Weise gelöst werden. Es entspricht dies, wie ich in meiner Arbeit über Omosaurus und meiner Arbeit «Ideas on the origin of flight» betont habe, offenbar eimer datenten Homoplasie, die schon an und für sich zur Rettung des Begriffes «Dinosaurier hinreicht. Wie aus meiner letzten die siebenbürgischen Dinosaurier behandelnden Notiz im Zentralbl. f. Min., Geolog. und Pal. (1914) ersichtlich, sind bisher aus Siebenbürgen 4 Gattungen von Dinosauriern bekannt geworden, die in der Literatur als Telmatosaurus, Mochlodon, Titanosaurus und Struthio- saurus angeführt werden. Zu diesen kommt nun jüngster Zeit noch ein Theropode, dessen Caudalwirbel allerdings erst unlängst im Materiale der kgl. ungar. Geologischen Reichsanstalt aufgefunden wurde. Vor allem sind über die bisher angeführten Namen emige Bemerkun- gen zu machen: Schon bei der Beschreibung des Telmatosaurusschädels als «Limnosaurus» in 1899 wurde darauf hingewiesen, daß die Entscheidung darüber, ob der Telmatosaurusschädel nicht jener Tiergattung angehöre, deren Femur und Tibia aus dem Maastrichien unter dem Namen Orthomerus beschrieben wurde, erst dann möglich sein werde, wenn wir die zum Tel- matosaurusschädel passenden Femora kennen werden. Vier Jahre später wurde der präokkupierte Namen Limnosaurus durch Telmatosaurus ersetzt und seither sind viele Jahre verflossen; endlich haben sich die erwar- teten Femora gefunden. Die bei Valiora, später auch im Szentpeterfalvaer Materiale erkannten Femora von «Telmatosaurus» bestätigen tatsächlich die Vermutung von 1899, daß nämlich Telmatosaurus und Orthomerus generisch ident sind, wir sind daher vor allem dazu genötigt, von nun an den Namen Telmatosaurus (1900) zu Gunsten von Orthomerus (1881) fallen zu lassen. Die unriehtige seinerzeitige Vereinigung des Telmatosaurus- schädels mit Titanosaurus-Extremitäten (1912) ist schon von mir selbst 1914 rückgängig gemacht worden.! Auch beim Genus Mochlodon macht sich eine Namensänderung nötig. Das Genus Mochlodon (mit der einzigen Spezies M. Suessi) war in 1882 von Seruey für einen kleinen Dinosaurier aus der Gosau aufgestellt worden, der durch seinen Zahnbau charakterisiert schien und mit diesem Genus und mit dieser Spezies identifizierte ich die ersten kleinen derartigen 2 Infolge seiner Literaturunkenntnis hat B. Brown für Limnosaurus NoPosA in 1910 den höchst überflüssigen Namen Hecatasaurus vorgeschlagen. (5) DIE DINOSAURIER DER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNS. 5 Kieferreste aus Siebenbürgen. Diese Identifikation hat sich bis heute als rich- tig erwiesen. Als sich später größere Mochlodonexemplare auffanden, stellte ich für letztere die neue Spezies Mochlodon robustum auf und verglich nun diese mit dem auch SpELEY zweifellos aus MArHErons Arbeit von 1869 bekannten Rhabdodon priscum. Die Zähne des letzteren schienen sich nach der von MarHEron publizierten Zeichnung von den Mochlodonzähnen durch den Mangel eines mittleren Kieles zu unterscheiden und deshalb hatte ich 1900 keinen Grund, an der Validität von SEELEYs Genus Mochlodon zu zweifeln. Erst nach meiner Beschreibung der siebenbürgischen Mochlodon- reste überzeugte mich ein Besuch in Marseille, wo MATHERoONs Material aufbewahrt ist, davon, dab ım Gegensatze zu dem, was MATHERONS Arbeit vermuten hieß, auch bei Rhabdodon priscum die 10 Unterkieferzähne genau so wie bei Mochlodon gekielt sind, und es ergibt sich denn nun, daß Moch- lodon (1581) und Rhabdodon (1569) generisch ident sind. Der Name Moch- lodon hat infolge dieser Identität dem Namen Rhabdodon zu weichen. Die Nomenklatur von Struthiosaurus ist von mir teilweise schon 1903 geklärt worden. Nach diesen generischen Richtigstellungen erübrigt es zu unter- suchen, ob sich innerhalb der emzelnen Gattungen der siebenbürgischen Dinosaurier Unterschiede nachweisen lassen, und ob Unterschiede, soferne vorhanden, wirklich spezifischen Wert haben oder nicht etwa bloß als . geschlechtliche Unterschiede zu deuten wären. Diese allgemein wichtige Frage läßt sich nur durch weiter ausgreifende Beobachtungen lösen. Da in den Kohlenbergwerken von Bernissart nebst Iquanodon bernissartensis auch der bloß etwas kleinere /Iquanodon Mantelli getun- den wurde, sah sich Dorno schon 1882 veranlaßt, die Frage zu unter- suchen, ob I. bernissartensis und I. Mantelli nicht bloß Männchen und Weibehen einer Iguanodonspecies wären, wegen einer größeren Anzahl von Differenzen sah er sich aber genötigt, dies zu verneinen. Ein zweites paarweises Vorkommen zweier annähernd gleich großer Dinosaurierspecies derselben Gattung an einer Lokalität haben wir in der Gosau zu verzeichnen, woher durch SerwEey die beiden Struthio- saurus (= Crataeomus) Spezies Str. Pawlowitschti und Str. lepidophorus beschrieben wurden, deren Unterschiede besonders im Baue der von SEELEY abgebildeten Scapule in die Augen springen. Das dritte Vorkommen zweier annähernd gleich großer Dinosaurier- . spezies derselben Gattung an einer Lokalität, also einer Tatsache, die mit der Beobachtung vikarierender Formen in Widerspruch steht, konnte ich, wie schon erwähnt, beim Genus Rhabdodon im Danien von Szentpeterfalva konstatieren und dementsprechend kreierte ieh 1399 für 6 D: FRANZ BARON NOPOSA (6) die stärkere Rhabdodon (Mochlodon)-Form die Spezies «Mochlodon» ro- bustum. Einige Jahre später glaubte ich 1902 trotz der Verschiedenheit des Pra&dentale von Rh. Suessi und Rh. robustum dennoch die neue Bezeichnung fallen lassen zu müssen, heute sehe ich aber infolge neuer Funde und Boobachtungen, daß Rh. robustum von Rh. Suessi doch verschieden ist, daß sich ferner Rh. robustum Norcsa völlig mit Rh. priscum MArHeron deckt und daß es daher am besten ist von Rhab- dodon priscum var. Suessi SerLey und Rhabdodon priscum MATHERON zu reden. Mehrere Jahre nach meiner Beschreibung der Schädelreste von Rhabdodon wies Hoorzy auf die Größe eines neu entdeckten Exem- plares von Iguanodon Mantelli, er verglich darauf diese Form neuer- dings mit I. bernissartensis, betonte dann, daß diese beiden Spezies ident seien und hielt I. Mantelli für das Weibchen von I. bemissar- tensis. So stand diese Frage bis vor kurzem und eines der bemerkens- wertesten Resultate meiner neueren Untersuchungen über die sieben- bürgischen Dinosaurier ist nun die Konstatierung der Tatsache, daß im siebenbürgischen Materiale ein Dimorphismus nicht nur bei Rhab- dodon, sondern auch bei Orthomerus vorkommt. Als Beleg soll vorläufig die Abbildung zweier fast gleich großer, von Valiora stammender Schwanzwirbelzentren derselben Schwanzregion zweier gleich großer Orthomerus-Individuen gelten. Man sieht, wie sich das eine Zentrum (Tat. II. Fig. 4.) von dem anderen (Taf. U. Fig, 3.) durch den Mangel der tiefen basalen Furche unterscheidet. Die nicht gefurchten Wirbel schreibe ich dem Orthomerus (Telmatosaurus) transylvanıcus zu, für die gefurchten proponiere ich die Bezeichnung O0. transylvanıcus var. sulcata, obzwar freilich bis jetzt nur das feststeht, daß beide vom Genus Orthomerus stammen und die Zugehörigkeit des für dieses Genus typischen Schädels zu dem einen oder anderen Reste in diesem Falle noch ebensowenig entschieden ist, wie bei dem Genus Struthiosaurus. Am Tendaguru ist das Zusammenvorkommen des gigantischen Brachtosaurus Brancai und Fraasi in der «mittleren Saurierschiehte gleichfalls höchst auffällig. Ungeachtet dieses Umstandes konstatieren wir auf diese Weise bei den häufigeren europäischen Dinosaurier viermal ein paariges Zusammen- vorkommen fast gleich großer, angeblich spezifisch verschiedener Dino- saurier derselben Gattung, die sich im Skelettbaue nicht unbedeutend, in der Struktur ihrer Zähne hingegen in drei Fällen fast gar nicht unterscheiden und da nun von BouLEnGER schon vor Jahren auf die große Verschiedenheit im Baue der Schwanzwirbel des Männchens und Weibehens von Heloderma gewiesen wurde, so glaube ich denn jetzt, — alles zusammenfassend — daß es nicht gewagt ist, das mehrfache paarweise Zusammenvorkommen verschiedener, annähernd gleich großer (7) DIE DINOSAURIER DER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNS. U Dinosaurierspezies derselben Genera nicht durch spezifische, sondern durch geschlechtliche Unterschiede zu erklären. Die jeweilige sonst jedenfalls auffallende Ähnlichkeit der Zähne dieser Tiere würde sich naturgemäß in allen diesen Fällen daraus erklären, daß diese in unse- reh Fällen offenbar bloß derselben Kaufunktion dienenden Organe durch die sexuelle Verschiedenheit am wenigsten beeinflußt werden. Schon Hoorev kam zum nämlichen Resultate, er ist aber geneist in dem kleineren, leichteren Formen die Weibchen zu erblicken, nach Analogie der lebenden Lacerten hätte man aber, wie mir scheint, die Weibchen eher unter den größeren und plumperen Formen also Iquanodon bernis- sartensis, Struthrosaurus Pawlowitschı, Rhabdodon priscum und Orthomerus transsylvanicus zu suchen, während I. Mantelli, Str. lepidophorus, Rh. priscum var Suessı und ©. transsylvanicus var. sulcata die Männchen repräsentieren würden. Anbetracht der Unsicherheit in diesem Punkte halte ich es für verfrüht, bei den Dinosauriern schon jetzt F und 2 zu verwenden, vielmehr vorläufig für zweckmäßiger, statt der Geschlechts- zeichen noch die neutralen Speziesnamen zu behalten und daher Iguanodon Mantelli und Iguanodon Mantelli var. bernissartensis, ferner Struthiosaurus Pawlowitschi und Str. Pawlowitschi var. lepidophora usw. zu schreiben. Jedenfalls wäre es erwünscht, wenn auf Grund dieser in Europa gemachten Beobachtungen nun die amerikanischen Paläontologen daran gingen, ihr reiches Material zu revidieren, denn namentlich das Ver- hältnis maneher Trachodontiden zu einander schemt in- dieser Hinsicht höchst verdächtig und außerdem verlockt es einem förmlich, in dem offenbar bloß mit einem «Hahnenkamm» oder ähnlichen Ornamenten und nicht mit Angriffswaffen versehenen Ceratosaurus nasicornis bloß einen sexuell verzierten Theropoden zu erblicken. Daß ein die Geschlechts- unterschiede berücksichtigendes und auch die Beckenregion in Betracht ziehendes Studium uns möglicherweise auch Aufschlüsse über die noch immer ungelöste Frage der Viviparität oder Oviparität der Dinosaurier wird geben können, dies will ich hier nur nebenbei erwähnen, Nach diesen Richtigstellungen kann daran gegangen werden, vorläu- fige Diagnosen der auf diese Weise aus Siebenbürgen bekannten fünf Dinosaurier-Gattungen Orthomerus, Rhabdodon, Struthiosaurus, Titanosaurus nnd Megalosaurus zu geben. II. Deskriptiver Teil. A) Orthomerus Seruey. (Limnosaurus Nopcsa; Telmatosaurus Norcsa; Hecatasaurus B. Brown). Die Spezies O. transylvanieus NopcsA 8 D: FRANZ BARON NOPCSA (8) ist mit der aus dem Maastrichien Belgiens bekannten Form 0. Dolloi SEELEY nahe verwandt. O0. transsylv. var. sulcata scheint das Männchen vom O. transsylvanieus zu repräsentieren, O. Hılli Newron steht ferner. Dies Genus gehört in die Unterfamilie der Protrachodontidae! der Familie Ornithopodidae. Die Protrachodontidae unterscheiden sich durch relativ geringe Entwicklung des Zahnmagazins und hohes Gesichtsprofil von dem Trachodontidae ( Trachodon, Claosaurus). Knochenstruktur nicht so dicht wie in Rhabdodon, die Markhöhle der Röhrenknochen scharf begrenzt. Der Schädel von Orthomerus und seine Elemente sind 1399 hinlänglich beschrie- ben worden, ich verweise daher auf diese Arbeit. Die vorderen (ervieal- wirbel sind sehr stark opistocoel und ohne Dornfortsatz, die Opistocoelie dieser Wirbel ist offenbar als Anpassung an rapide Lokomotion zu deuten. Die Rückenwirbel bisher nicht gut bekannt, das Synsacrum, dessen Wirbel elliptischen Querschnitt aufweisen, setzt sich aus 8 Wirbeln zusammen. Die Caudalwirbel sind dadurch charakterisiert, daß der Bogen der vorderen Caudalwirbel gegen rückwärts geneist ist, so daß die die Postzygapophysen über den Rand des Wirbelzentrums hinausragen. Die Centra der Caudal- wirbel sind im Querschnitt hexagonal mit gerundeten Kanten, fast biplan und fast so lang als hoch, also nicht verlängert, die rückwärtigen Gelenk- flächen für die Hemapophysen sind in der Medianlinie des Körpers getrennt, die Basıs der Caudalwirbel ist variabel. (Verel. pag. 6.) Infolge der hohen Neurapophysen und langen H&mapophysen war der Schwanz- querschnitt am lebenden Tiere lateral komprimiert. (Tab. II. fig. 2—4.) Die Rippen sind bei Capitulum und Tubereulum zu vertikalen Platten entwickelt, bei denen das Tubereulum als ein auf den oberen Rand dieser Platte aufgesetzter wohl ausgebildeter Knopf erscheint. (Tab. ILL. fig. 1.) Nach ihrer Abwärtskrümmung sind die Rippen außen etwas verbreitert, sie sind also von den allenthalb stabförmigen längsgefurchten Rhabdodon- Rippen recht verschieden und erinnern in jeder Hinsicht an die Rippen mancher recenten Vögel, bei denen sich auf die Rippenverbreitung die Scapula auflegt. Schulter- und Beckengürtel sind nur unvollkommen bekannt und studiert. Der Humerus kurz, mit schwacher als verdiekter Wulst erscheinen- der Crista radialis (Tab. Il. fie. 5). Sein Unterschied von Rhabdodon- Humerus ist aus der Abbildung zu erkennen. Das Femur ist dadurch, daß beide unteren Condylen an der Vorder- seite des Femurs ein mit der Längsachse des Femur parallel verlaufendes Loch umfassen, trachodontid gebaut, ein weiteres analoges paralleles Foramen ist aber dadurch, daß beide Gelenkrollen auch an der rückwärtigen (Beuge-) ‘ Die Genera Kritosaurus, Saurolophus, Orthomerus, Hypacrosaurus umfassend. (9) DIE DINOSAURIER DER SIRBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNS. S) Seite durch einen Knochensteg verbunden werden, auch auf der rückwär- tigen Seite des Femur vorhanden. (Tab. II. fig. 6. Tab. IV. fig. 6.). Spuren eines solchen allerdings abgebrochenen Knochensteges zwischen den beiden Condylen sind auch bei O0. Dolloi vorhanden. Die Gelenkflächen der unteren Condylen beschreiben nn Profil einen auffallend großen Kreisbogen und sind gut verknöchert. Der Schaft des Femurs ist gerade, der vierte Trochanter ist eine, lateral zwei sehr charakteristische Muskeleindrücke aufweisende weit vorspringende flügelartige Crista, die gerade vorspringt undnicht hinab- hängt. Die Tibia erinnert stark an Orthomerus, sie und Metatarsalia so wie Metacarpalia schlank und ausgesprochen trachodontid. Der Fuß hatte 3 Metatarsalia, die alle nahe aneinander gepreßt, ja scheinbar unbeweglich verbunden waren, ein lappenartiges übergreifen wie bei Iquanodon fand aber nur individuell statt, auch waren die Metatarsalia viel schlanker als bei Iguanodon. (Tab. II. fig. 2—3.) Die Endphalangen hufförmig. Wie 1913 erschlossen wurde, lebte der weiche Pflanzenkost ver- zehrende Orthomerus in Sümpfen und seichtem Gewässer. Abgesehen vom Danien Siebenbürgens hat sich Orthomerus im belgischen Maastrichien eefunden. B) Rhabdodon (Mochlodon Seruey, Iguanodon partim.) Spezies dieses Genus sind Rhabdodon priscum MArHEron (= M. robustum Norcsa) und Rhabdodon priscum var. Suessi SerLEY (— Iquanodon Suessi BUNZEL). Rhabdodon ist ein Dinosaurier aus der Unterfamilie der Camptosauridae. Rhabdodonreste sind aus Siebenbürgen, Südfrankreich und der Gosau bekannt geworden. Das Genus Rhabdodon läßt sich folgendermaßen schildern : Knochen- struktur im allgemeinen sehr dieht, Schädel eamptosaurusartig. Wegen Details verweise ich auf meine Arbeiten von 1902 und 1904. Einige neue Zahntypen des Oberkiefers (Tab. I.fig 1—2) erinnern stark an den bisher isoliert dastehenden Craspedodon lonzeensis aus dem Maastrichien Belgiens und lassen die Evolutionsriehtung unseres Tieres erkennen. Da das vorlie- gende Quadratum und das vorliegende Artieulare gleichfalls vollständiger sind als die bisher bekannten Stücke, smd auch diese (Tab. I. fig. 3—4) abgebildet worden. Beide gehören der schlankeren Varietät Rhabdodon var Suessi an, die in 1902 und 1904 abgebildeten hingegen der anderen. Hals- wirbel (Tab. I. fig. 6) unten gekielt, mit großem Neuralkanal, biplan, an Camptosaurus und Hypsilophodon erinnernd. Dorsalwirbel schwach bico- ncav, Zentrum von elliptischem Querschnitt (Tab. I. fig. 7). Anzahl der verwachsenen Sacralwirbel bis auf 6 steigend; dies ist für die von Camptosau- rus verschiedene (und von der Evolutionsriehtung unabhängige) Evolutio- nshöhe von Rhabdodon bezeichnend. Zentrum der eigentlichen Sacralwirbel an der Basis etwas concav. Neuralkanal wenig vergrößert. (Vergleiche diese 10 DE FRANZ BARON NOPCSA (10) Abbildung aus meiner Arbeit über Omosaurus Lennieri.) Caudalwirbel bi- concav, lateral komprimiert. Die rückwärtigen Facetten für die Hzmapo- physen in der Mittellinie vereinigt, Centra der hinteren Caudalwirbel ver- längert. (Tab. I. fig. S—-9) Die Rippen wie bei Hypsilophodon, Scapula bei Rh. var Suessi schwach schlank, schmal mit parallel verlaufenden Rändern. Bei Rhabdodon priscum ist die Form der Scapula mit Sicher- heit noch nicht erkannt. Möglicherweise ist eine bisher bloß in einem Exemplare bekannte, den Ormnithopoden-Typus aufweisende Scapula. die sich von jener von Rh. var Suessi durch maßigere Form, breiteres Blatt und ausgesprochenes Divergieren der Ränder gegen oben unterscheidet, dieser Art zuzuschreiben. Diese Scapula fand sich in einem «Neste mit Resten von Titanosaurus, Struthrosaurus, Orthomerus und beiden Rhabdodon- Figur 1. Species vergesellschaftet, es ist aber wegen anderer Funde evident, daß sie weder zu Titanosaurus, noch Struthiosaurus, noch Rh. var Suessi sehören kann, weshalb nur Rh. robustum oder Orthomerus in Betracht kommen können. Anbetracht der säbelförmigen, parallele Ränder auf- weisenden Scapula der Trachodontiden und des Umstandes, daß Orthomerus einen trachodonartigen Humerus aufweist, daher wohl auch tracho- donartige Scapula besessen haben dürfte, schemt auch diese Form aus- zuscheiden, weshalb nur mehr Rh. priscum in Betracht kommt. Freilich ist die Zuweisung dennoch vorläufig problematisch. Der Beckengürtel ist bei Rhabdodon wenig bekannt. Das Gosaustück, das Hvene in 1001 als Ischiumfragment eines Camptosauriers auffaßte und SEELEY als Rhadinosaurus-Femur beschrieb, gehört nicht zu Rhabdodon, sondern zu Struthiosaurus. Der vordere Teil des Ihums ist bei Rhabdodon schwach leistenartig, von oben nach unten komprimiert, vorne in eine (il) DIE DINOSAURIER DER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNS. 11 abgeflachte gerundete Spitze auslaufend. Femur mit relativ wenig ver- knöcherten, eher flachen Gelenkrollen und hängendem Trochanter. Der Schaft des Femur ist etwas gebogen. Humerus mit starker gut mar- kierter knopfartig vorspringender Crista radialis (Tab. II. fig. 1). Rhabdodon war wie Orthomerus ein Bewohner des Sumpfes. Das Auf- geben der bei den primitiveren Ornithopoden dichteren Knochenstruetur zu Gunsten einer weniger dichten bei den Trachodontiden findet ihr Analogon im Verluste des Foramen pneumaticum bei Dinornis. Bei den Saurischia ist ein analoger Vorgang bemerkbar. C) Struthiosaurus Bunzen (=ÜCrataeomus SEELEY, Pleuropeltus SEELEY, Danubiosaurus BunzEeu, Rhadinosaurus SEELEY partim.). Die neue Spezies transilvanicus Nopcsa mit Str. austriacus und Str. lepidophorus nahe verwandt, aber viel robuster. Was DEPERET aus Südfrankreich als Crataeo- mus anführt, gehört m em anderes neues, schwerer bepanzertes mögli- cherweise mit Struthiosaurus allerdings verwandtes Genus, das einige Ähn- lichkeit mit Hierosaurus aufweist. Str. transylvanieus ist in Siebenbürgen sehr selten und in der Sammlung der Budapester geologischen Reichsanstalt nur sehr dürftig vertreten. Einige zusammengehörende, bei Szentpeterfalva gefundene Reste bilden den Typus der neuen Species und sie beweisen gleichzeitig, daß die von mir m 1902 auf Grund theoretischer Betrachtungen vorgenommene Vereinigung von Struthiosaurus und Crataeomus einerseits, Acanthopolis und Anoplosaurus anderseits, richtig war. Die neuen Funde geben auch über weitere Punkte Aufschluß. Die Schädelbasis entspricht bis auf ihre viel robustere Anlage im wesentlichen der vogelähnlichen, von SerLzey abgebildeten Schädelbasis von Struthiosaurus austriacus. Das Frontale und Parietale ist genau so gebaut, wie bei dem von LamsE und später von Luz abgebildeten und auch von mir besprochenen Stücke von Stegoceras. Es beweist die Riehtigkeit von Lures Orientierung des Stegoceras-Restes. Das Postfrontale ist dem von SEELEY als Postfrontale einer Schildkröte (Pleuropeltus) abgebildeten Gosau- stücke sehr ähnlich ja mit ihm fast ident, weshalb ich denn nicht zögere, das Schädelstück von Pleuropeltus Suessi mit Struthiosaurus austriaeus zu vereinen. Die oberen Schläfenöffnungen sind am neuen Stücke vollkommen geschlossen. Die Ansicht des rückwärtigen, fast glatten, halbkugelförmigen, Supraoecipitale, Exoceipitalia, Squamosa, Parietalia, Frontalia, Pr&- und Postfrontalia, die Hirnbasis und die proximalen Enden der Quadrata umfassenden Schädelteiles im Profile und von rückwärts sehr vogelähn- lich, doch mit dem Unterschiede, daß bei den Vögeln die ganze Halbkugel vom Hirn erfüllt ist, während bei Struthiosaurus die ehemals bepanzerte Kugelfläche durch Verschluß der oberen Schläfenöffnung, also analog wie bei einigen Lepidosaurier-Arten zustande kommt, das Hirn daher klein bleibt. 12 D: FRANZ BARON NOPCSA (12) Die Orbitalöffnung groß. Das Quadratum ist mit dem Suspensorium unbeweg- lich verbunden, und in Korrelation mit der bei Str. austriacus wahrnehmbaren schwachen Bezahnung stielförmig und sehr zart gebaut. Ps ist mit semem unteren Ende stark vorwärts gerichtet, auch ist die distale Gelenkfläche des Quadratum nur wenig gerundet. Die untere Schläfenöffnung schlitzförmig. Alle Wirbel von Struthiosaurus sind biplan. Der untere Teil des sonst ringförmigen Atlases ist in anteroposteriorer Richtung stark entwickelt und bildet so einen wirbelzentrumartigen Körper, der vorne eine halbkugel- förmige Vertiefung für die Aufnahme des kugelrunden Hinterhauptcondy- luses, rückwärts einen Eindruck für die Aufnahme des Dens aufweist. Die Halswirbel gegen hinten an Größe bedeutend zunehmend, deprimiert, etwas an Omosaurus erinnernd, die Pre- und Postzygapopysen sehr groß, der Querschnitt des Zentrums querelliptisch, die Halsrippen frei. Rückenwirbel mit mäßig hohen Diapophysen und analog wie jene des Str. austriacus und Polacanthus, die vorderen Schwangwirbel mit distal etwas keulen- förmig verdicktem Processus transversus. (Tab. III. fig. 9; Tab. IV. fig. 1) Der Schweif am lebenden Tiere im Querschnitte rund. Die vorderen im Querschnitt T-förmigen Rippen wie bei den Gosau- Struthiosauriern, jedoch maßiger ; die hinteren Rippen sind nieht erhalten, sie waren wahrscheinlich wie bei dem Gosau-Dinosaurier, wo sie unter dem Namen Pleuropeltus beschrieben worden sind, mit dem daraufliegenden Panzer verbunden. Die Scapula von Str. transylvanieus ist gleichfalls jener von Str. Pawlowitschi analog gebaut, sonst ist von Siebenbürger Struthio- saurus nichts bekannt, doch lassen sich die fehlenden Teile auf Grund des Wiener Materiales ergänzen. Ein Studium des letzteren bewies daß nach Analogie von Stegosaurus priscus SEELEYS sog. Rhadinosaurus Femora die Pubes von Struthiosaurus sind; daß ferner die beiden kompliziert gebauten zusammengesetzten Panzerplatten von «Örataeomus) in seine Nackenregion gehören und gab mit Zuhilfenahme von Polacanthus auch sonst über die Verteilung der Panzerelemente dieses Tieres Aufschluss. Eine Eigentümlichkeit des Skelettes von Str. transylvanieus besteht darın, daß die Oberfläche aller Knochen (mit Ausnahme der Schädel- knochen) eme Skulptur aufweist, die an sich kreuzende Fibern erinnert, so wie man so etwas ganz analoges häufig an der Unterseite der knöchernen dorsalen Panzerelemente verschiedener Tiere (z. B. Krokodilier und Dino- saurier) antrifft. Es ist der Gedanke nicht abzuweisen, daß diese Skulptur der Skelettknochen irgendwie mit dem starken Ossifikationsprozeß, der den mit den Rippen verschmelzenden Panzer der Acanthopholidid® erzeugt, in Korrelation ist. Auch bei einigen Nashornvögeln scheint die durch ihre cranialen Hornmassen bedingte wellige Skulptur der Schädelknochen auf (die übrigen hornfreien Knochen überzugreifen, (18) DIE DINOSAURIER DER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNS. 13 Die Abbildung von Struthiosaurus (Textfigur 2), die nach meinen An- gaben von Dr. ToBorrry gezeichnet wurde, gibt uns einen annähern- den Begriff von Gesammthabitus dieses Tieres, doch erhebt diese Ab- bildung keineswegs den Anspruch genau zu sein, sie soll vielmehr nur zur allgemeinen Orientierung dienen. Zusammen mit Acanthopholis (= Anoplosaurus), Polacanthus, Stego- pelta und Stegoceras bildet Struthiosaurus die Familie der Acanthopholi- didae Nopcsa (1902), die von der andere Formen (z. B. Ankylosaurus B. Brown) umfassenden Unterfamilie Nodosauridae Marst wegen des Schädel- baues zu trennen ist. Wie aus dem Schädelbau erkennbar, kommt der Figur 2. Rekonstruktion von Struthiosaurus. Familie Acanthopholididae wegen des absonderlichen Schädels dieser Formen derselbe systematische Wert zu wie den Stegosauriern und Cera- topsıden. Man kann sämtliche panzertragenden, und daher zu quadrupeder Gangart übergehenden und übergegangenen z. T. herbivoren Dinosaurier in eine Unterordnung (etwa Thyreophora nov. subordo) zusammenfassen und den zweibeinig gebliebenen, ungepanzerten, herbivoren Formen gegen- überstellen, wie ja auch die quadrupeden Sauropoden den Theropoden gegenübergestellt werden. Innerhalb der Thyreophora wären dann in kon- sequenter Weise die Familien Acanthopholididae, Stegosauridae und Cera- topsidae zu unterscheiden Die Einheitlichkeit der Ceratopsiden (Unter- familien Torosauridae und Ceratopsidae), dann der Stegosauriden (Unter- familien Scelidosauridae, Stegosauridae) spricht nicht gegen so einen Vor- 14 D: FRANZ BARON NOPOSA. (14) gang. Monoclonius, Triceratops, Scelidosaurus nnd Stegosaurus wären dann gute Typen für Unterfamilien in zweien dieser den Wert einer Familie erhaltenden Gruppen.? Die Nodosauridae wären bei den Ceratopsidae zu belassen. Ein ausführliches Begründen für dieses Umstoßen eines Teils der bisherigen Dinosauriersystematik würde den Rahmen dieser Notiz überschreiten, es soll aber gelegentlich nachgetragen werden. Struthiosaurus war, wie in 1914 ausgeführt wurde, ein Bewohner des festen Bodens. D) Titanosaurus. Für die siebenbürgische Spezies schlage ich die Bezeichung T. dacus vor. Sie erreicht im Maximum 5 während die kleinsten Exemplare 1m Länge kaum überschritten haben 6 m Länge, dürften, in Südfrankreich gab es sogar noch kleinere Titanosaurus-Indi- viduen als in Siebenbürgen, denn im Museum von Lyon befinden sich charak- teristische Rückenwirbel von ca. 2 em Länge, die gleichzeitig die kleinsten bisher bekannten Sauropodenreste darstellen. Auf die Verwandtschaft von Titanosaurus dacus mit dem großen patagonischen Titanosaurus ete. soll bei anderer Gelegenheit zurückgekommen werden. Schädel unbekannt, ebenso Halswirbel, Rückenwirbel spongiös mit ziemlich kleinen, weitgeöffneten pleurozentralen Höhlen, die mit dem spongiösen Teil durch ein Fora- men kommunizierten. Wirbelzentrum stark opistocel, der im Quer- schnitt — förmige Dornfortsatz einfach, etwas keulenförmig, an Haplo- cantosaurus erinnernd. Die Pr&- und Postzygapophysen hohl (pneumatisch?), Sacralwirbel eavernös, ihre Centra abgeplattet, von fast viereckigem Quer- 1 Da ich schon das Genus Stegosaurus erwähne, ergreife ich die Gelegenheit, das in 1911 über die Befestigung der dermalen Panzerplatten im Gewebe von Stegosaurus priscus gesagte zu präzisieren, da die Stellung der damals im Geolog. Magazine erschienenen Abbil- dungen vielleicht zu Schlüssen verleitet, die nicht beabsichtigt waren, und zwar läßt sich die Präzision dessen, wie ich mir die Panzerplatten von Stegosaurus angeordnet denke, besser Figur. 3. als aus vielen Worten aus dem Vergleiche der beiden hier reproduzierten Körperquerschnitte mit den Figuren 9/a und 9/d in Geol. Mag. 1911, (pag. 152) erkennen. Gleichzeitig scheint diese Art die Panzerplatten im Gewebe zu fixieren mechanisch richtiger als die von Luc im Amer. Jonrn. of Se. adoptierte, bei der jede Panzerplatte einen wulstartigen Sockel aufweist. 2 Fragmentare Reste wie Regnosaurus ete. bedürfen noch weiterer Aufklärung. (15) DIE DINOSAURIER DER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNS. 15 schnitt. Der typischeste Körperteil sind die Schwanzwirbel. Vorderste Sehwanzwirbel mit kleinen pleurozentralen Höhlen, die den folgenden fehlen. Processus transversus der vordersten Caudalwirbel nieht wie bei Diplo- docus plattenförmig, sondern stabförmig entwickelt. Die Wirbel in der vor- deren Hälfte des Schwanzes sehr stark procel und unten tief gefurcht. (Tab. III. fig. 4). Hintere, z. T. schon planoconvexe Schwanzwirbel (Tab IL. fig. 5) gestreckt, der Bogen auf die hintere Partie des Zentrums beschränkt, die Verbindung mit dem vorhergehenden Wirbel durch stabförmige lange Prezygapophysen bewirkt, die letzten Schwanzwirbel biconcav. Dorsalrippen " in ihrer oberen Partie hohl, mit großem in diese Höhlung führendem Foramen. Scapula im Umriß Apatosaurus-artig, doch ohne eigentlicher Crista oder Spima. Humerus plump, robust, proximal und distal stark verbreitet, der Humerus nieht viel kürzer als der Femur, Crista radialıs gut entwickelt. Femur schlank, mit nicht scharf abgegrenzter Markhöhle und mit schleeht markierten, offenbar seinerzeit mit diekem Knorpel bedeckten Gelenkflächen. Der Schaft des Femurs ist gerade, von vorne nach hinten etwas abgeplattet. Der vierte Trochanter als stark hervorspringende rauhe Kante. Tibia, Fibula, Ulna, Radius und Beckenelemente von Titano- saurus mehr oder minder bekannt, aber noch nicht hinlänglich studiert. Klauen wie bei allen Sauropoden als unsymetrische, aber auffallend schlanke Krallen entwickelt (Tab. III. fig. 8). Die Vorderextremität war, wie an der Größe des Humerus erkennbar, relativ lang. Titanosaurus war, wie die Gestalt des Femur zeigt, wie Diplodocus ein hochbeiniges Sumpftier. Der Femur dieser beiden Sauropoden ist, so wie der aller Sauropoden genau nach dem Grundplan des Stegosaurierfemurs gebaut. Bei Stegosaurus und seine Verwandten läßt sich nun aus dem Baue des Beckens, der Größe des vierten Trochenters bei einigen Formen und der Kürze des Humerus das erkennen, daß er von halbbipedalen Formen abstammt (z. B. Scelido- saurus) und so sehr ich daher TorNIER was die straußartige Normalhaltung des Halses bei Diplodocus und seinen Verwandten anbelangt, beipflichte, ebenso sehr sehe ich mich daher genötigt, seine Ansicht, daß Diplodocus lacertenartige Fußstellung hatte, zu bekämpfen und verweise auf meine Arbeiten über Omosaurus und Stegosaurus priscus. Das Argument, daß Diplodocus deshalb reptilienartig gestellt war, weil er ein Reptil ist, ist natürlich ein Unsinn. E) Megalosaurus. So wie vor Huvenes Bearbeitung der Trias-Dino- saurier) der Genusname Zanclodon für allerlei größere Theropoden der Trias, so ist heute noch für die jüngeren T'heropoden der Name Megalosaurus ein Behälter, in den man alle nicht genauer bestimmbaren europäischen Theropoden-Reste des Jura und der Kreide hineinsteekt. Vorläufig haben wir kein Mittel diesen Übelstand aus der Welt zu schaffen und es erscheint 16 D: FRANZ BARON NOPOSA (16) daher aus diesem Grunde am ratsamsten auch einen neuen siebenbürger The - ropodenrest mit dem Verlegenheitsnamen Megalosaurus spec. zu belegen. Wie Figur 6, 7 auf Tafel Ill zeigt, handelt es sich um ein biplanes, glattes, unten gerundetes Wirbelzentrum, dessen Bau von allen sonst aus Sieben- bürgen bekannten Resten abweicht und an theropode Sehwanzwirbel erinnert. Sein einziges Interesse liest darin, daß ich erst vor einem Jahre der Hoffnung Ausdruck verliehen habe, es würden sich m kohlenführenden siebenbürgischen Kreideablagerungen auch noch Theropodenreste auffinden und sich nun tatsächlich ein solcher Wirbel in den viele Pflanzenreste enthaltenden Schichten von Valiora vorfand. Anbetracht der Spärlichkeit des Fundes, glaube ich, genügt es, wenn ich an Stelle der Beschreibung einfach auf die Abbildung verweise. Die Identität dieses Tieres mit M. pannoniensis SEELEY, ferner M. hungaricus Nopcsa, von denen bloß Zähne be- kannt sind, endlich Megalosaurus? Bredai Servey sind lauter offene Fragen. III. Allgemeiner Teil. Resumierend können wir in dem siebenbürgischen Danien fünf Dino- saurierarten unterscheiden, bei denen z. T. wenigstens geschlechtliche Differenzen festgestellt werden konnten und wenn sich auch der genauere wissenschaftliche Wert des bisher aufgesammelten Materiales naturgemäß erst nach einem detaillierten Studium der einzelnen Stücke ergeben wird, so sind wir dennoch auch sehon heute in der Lage, emiges zu überblicken. In erster Linie betonen wir die Monotonie der Dinosaurierfauna der ganzen oberen Kreide ganz Europas, die sich mit Einschluß der süd- französischen, belgischen und österreichischen Reste nur aus den Gattun- sen Orthomerus, Rhabdodon, Craspedodon ?, Struthiosaurus, Titanosaurus, Megalosaurus und noch einem weiteren schwerbepanzertem Tiere zusam- mensetzt und zwar kennt man aus dem Danien Südfrankreichs Rhab- dodon, einen bepanzerten Orthopoden und Titanosaurus, aus dem Maas- trichien Belgiens Orthomerus, Craspedodon, und Megalosaurus, aus dem Danien Siebenbürgens Orthomerus, Rhabdodon, Struthiosaurus, Titano- saurus und Megalosaurus. Das Turon der Gosau zeigt genau dieselben Genera wie das siebenbürsische Danien, nämlich Rhabdodon, Megalosaurus und Struthiosaurus und neue Formen treten erst im Cambridge Greensand entgegen, wo statt Struthiosaurus Acanthopholis auftritt, ferner ein titanosaurusartiger Sauropode und, durch einen Caudalwirbel angedeutet, eine Rhabdodonartige Form ihre Spuren hinterlassen haben. Nach dieser allgemeinen Beobachtung gehen wir auf die einzelnen Formen über. Rhabdodon gehört als naher Verwandter von Camptosaurus zu den primitivsten Kalodontiden, das heißt zu den primitivsten Formen jener orni- (17) DIE DINOSAURIER DER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNS. 17 thopoden Dinosaurier, deren Gebiß sich im Laufe der Zeit durch Bereicherung der Skulptur spezialisierte; Orthomerus gehört zu den primitivsten Reprä- sentanten der Familie Trachodontid, also einer Gruppe bei der die Spezial- sierung des Gebisses nicht wie bei den Kalodontiden durch zunehmende Skulptur des Einzelzahnes, sondern durch Vermehrung der Zähne erfolste.! Primitive Kalodontiden charakterisieren m Nordamerika den Jura, primi- tive Trachodontiden die mittlere Kreide; beide Formenkreise fehlen im nordamerikanischen Laramie. In Europa sind camptosaurusartiga For- men vom Wealden bis in das Danien, speziell Rhabdodon seit dem Turon bekannt, die Protrachodontiden finden sich im Maastrichien und Danien, während echte Trachodontiden (von einem in marinen Bildungen ange- troffenen Zahn Trachodon cantabrigiensis absehend) in Europa fehlen. Das Vorkommen von zahlreichen Titanosaurusresten im Danien Europas steht gleichfalls in Kontrast zu dem, was m Nordamerika bekannt ist, denn dort fällt das Maximum der Entwiklung der Sauropoden in den Jura und reicht ! Ich gebe dem in 1900 geprägten Ausdrucke Kalodontid® den Wert einer Familie, woraus sich für die ornithopoden Dinosaurier folgendes systematische Schema ergibt: Oberordnung Dinosauria, Ordnung Orthopoda, Unterordnung Ornithopodidae: 1. Familie Kalo- dontidae, Unterfamilien: a) Hypsilophodontidae, b) Camptosauridae c) Iguanodontidae; 2. Familie Trachodontidae, Unterfamilien: @) Protrachodontidae, b) Trachodontidae. Der Unterschied der Entwicklungstendenz zwischen den Kalodontiden und Trachodontiden liegt darin, daß erstere, wie aus der fast vertikalen Lage der Kaufläche ihrer Zähne erkennbar die härtere Pflanzennahrung auch mit ihren Backenzähnen sozusagen zerschnitten, letztere jedoch die weichere Kost zermalmten. Infolge dieses Unterschiedes war es für erstere besser, die Schneide der Zähne stets zu verstärken, was durch einseitige, eine Ornamentierung bewirkende Anlage von sekundären Schmelzrippen erfolgte, während bei letzteren eine Zer- malmungsfläche erzeugt werden mußte und dies erfolgte denn dadurch, daß die Schmelz- lagen und Malflächen verschiedener Zähne gleichzeitig verwendet wurden, wodurch ein Zahnpflaster entstand. Beide Typen waren in unökonomischer Weise darauf basiert, daß der Zahn (oder der Zähnekomplex) durch das Abschleifen stets gebrauchsfähig erhalten bleibe, wogegen das Säugerprinzip der Schmelzeinfaltung darauf hinausläuft, daß der Zahn nicht nur trotz der Abschleifung gebrauchsfähig bleibe, sondern geradezu vor allzu raschem Abschleifen konserviert werde. Da sich die Ornithopodid& nicht wie die Säuge- tiere dadurch der Pflanzenkost angepaßt hatten, daß der Einzelzahn durch Einfaltung des Schmelzes verstärkt wurde, sondern dadurch, daß zur Erzielung einer Kaufläche der Schmelz der Zähne einseitig reduziert und der dadurch bedingten Ausfall an Zahnwiderstand durch rapideren Zahnersatz ersetzt wurde, was infolge des größeren Stoffumsatzes nur auf Kosten der alveolaren Befestigung erfolgen konnte, so war schon dadurch die spätere unver- meidliche Hinweisung der Ornithopodid& auf weiche Pflanzenkost begründet. Wir können die Zahnspezialisation der Ornithopodid® als eine verfehlte Anpassung im Sinne Agrıs deuten und uns dieselbe möglicherweise aus einem Konflikte der vogelartigen daher even- tuell auch auf Zahnreduktion hinarbeitenden und kaum eine Zahnverstärkung fördern- den, plasmatischen Anlage dieser Tiere (vergl. die Einleitung dieser Arbeit) mit den For- derungen eines mechanisch sehr leistungsfähigen, planzenvertilgenden Gebisses erklären. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 1. Heft. 2 18 D: FRANZ BARON NOPOSA (18) so wie in Europa bis in die untere Kreide hnauf. In Afrika sind die großen Sauropoden (Tornieria ete.) unterkretazisch, so daß der durch verwandte Formen schon aus dem Wealden Europas bekannte Titanosaurus im Danien Europas, aber auch Südamerikas und Indiens, den Eindruck eines Nach- züglers hervorruft. (Vergl. Lurzs diesbezügliche Zusammenstellung im Amer. Journal of Science.) Die Acanthopholidid, die mit Polacanthus in Europa von dem Wealden an bekannt sind und in Acanthopholis ihren Vertreter im europäischen Turon haben, fehlen dem Laramie Nordamerikas, sie sind aber in der amerikanischen mitteleren Kreide wenn auch spärlich vertreten (Stegopelta, Stegoceras), die für die Laramie Amerikas charakteristischen Trachodontid und Ceratopsidx fehlen hingegen im Danien Europas. Schon dies zeigt, daß Zusammensetzung der Dmosaurierfauna des europäischen Danien nicht die so sehr an die gleichzeitige Dinosaurierfauna der Laramieformation, son- dern vielmehr an die älteren Faunen Europas und Nordamerikas erinnert und andere aus dem Rahmen unserer Notiz allerdings herausfallende Formen- elemente bestätigen diese Beobachtung. Von den amerikanischen Laramıe- Säugetieren hat sich im europäischen Danien, trotz eifrigen Suchens, nicht die leiseste Spur gefunden, wohl sind aber bei Szentpeterfalva an den englischen Turonen-Pterosaurier Ornithodesmus erinnernde Formen (also die jüngsten Pterosaurierreste der ganzen Welt!) gefunden worden. Die Lacerten- und Vogelreste des siebenbürgischen Danien sind noch zu dürftig, als daß man daraus Folgerungen ziehen konnte, und leider gilt wegen ausständiger Bearbeitung von den Schildkröten (Pleurosternum ?) und Krokodiliern (Cro- codilus affulevensis ?) auch dasselbe, denn das einzige, was man derzeit von den Krokodiliern Siebenbürgens sagen kann ist, daß sie mit den im Danien Südfrankreichs vorkommenden Krokodiliern ident sind. Als Beweis des Vorkommens echter Krokodilier können die Abbildungen einiger von Valiora stammender Krokodilreste gelten (Tab. IV, fig. 2—5). Das Original von Pleurosternum stammt aus dem Wealden. Ein Punkt, den wir auf Grund aller dieser Beobachtungen feststellen, ist also der, daß die Fauna des europäischen Danien mit der gleich alten Fauna des nordamerikanischen Laramie verglichen, sowohl infolge des Vorkommens als auch infolge des Fehlens gewisser Formen einen altertümlichen Eindruck hervorruft. Ein anderer interessanter Punkt der Dimosaurierfauna Siebenbürgens und der Dinosaurierfauna der europäischen oberen Kreide überhaupt betrifft die Größe bezw. die Klemheit der einzelnen Formen. Während die Schildkröten, Krokodilier u. dgl. Tiere der oberen Kreide ihre Normalgröße erreichen, bleiben die Dinosaurier fast regelmäßig unter dem Normalen. In Anbetracht der verschiedenen großen Sauropoden, Orthopoden und Thero- poden von 10—20 m Länge sind sogar unsere größten Dinosaurierexemplare (19) DIE DINOSAURIER DER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNS. 19 (Titanosaurus max. 6 m) entschieden als klein zu bezeichnen, ja die meisten Dinosaurierexemplare Siebenbürgens erreichten kaum 4 m Länge und viele blieben unter diesem Maße. Genau dieselbe Kleinheit der Dinosaurier läßt sich im Cambridge- Greensand, in der Gosau, bei Maastrich, in Südfrankreich und bei Nagy- bäroth konstatieren, freilich sind von letzterem Orte bisher nur zwei Zähne des so wie Megalos. pannomiensis der Gosau gleichfalls sehr kleinen Megalosaurus hungaricus Norcsa bekannt geworden. Diese Kleinheit der obereretazischen Dinosaurier Europas ist deswegen von Bedeutung, weil wir in ihr entweder einen dem primitiven Entwickelungsstadium unserer Dinosaurier entsprechenden ursprünglichen Charakterzug oder eine Degenerationserschemung zu erblicken haben. Anbetracht dessen, daß Europa zur Cenomanzeit m Inseln aufgelöst war und in anbetracht des bei Szentpeterfalva, Valiora u. a. Orten trotz aller Gattungsmonotonie bemerkbaren Individuenreichtums der sieben- bürger Dinosaurier bin ich eher geneigt, an eine durch insulare Isolation und gleichzeitige Massenvermehrung hervorgerufene Degenerationserschei- nung, wie in einem Wildpark, als an einen primitiven Zug zu denken. Üb- rigens wird auf diese Ansicht möglicherweise später einmal das Studium der in Siebenbürgen nicht selten angetroffenen krankhaft veränderten Dinosaurierknochen einiges Licht werfen, denn es kann schon heute fest- gestellt werden, daß die an den Knochen von Szentpeterfalva und Valiora bemerkbaren nicht allzu seltenen Veränderungen nieht dureh mechanische Verletzungen, sondern durch (etwa durch Nahrungsstörungen bewirkte?) Erkrankungen des Knochens hervorgerufen wurden. Unter dem Eindrucke einer ehemaligen Debatte in der wiener Zoolog.-Botan. Gesellschaft ver- schließe ich mich freilich nicht der Einsicht, daß insulare Zwergformen erst dann entstehen können, wenn eine Tierart das Abgegrenztsein ihres Wohn- ortes durch Nahrungsstörung, durch Beeinflussung der geschlechtlichen Vorgänge oder durch Raummangel unangenehm empfindet, während in dem Falle als diese Faktoren nicht zur Geltung kommen, die Isolation vielmehr nur die Feinde abhält, sogar das eintreten kann, daß sie der Wachstums- tendenz jeder Form die Schranken öffnet, was schließlich dann insulare Riesenformen, z. B. Moas, hervorruft. Daß ich speziell auf die Moas verweise, geschieht deshalb, weil wir von diesen bekanntermaßen trägen und stupiden, Farnkraut fressenden Tieren wissen, daß sie ihr Abgesondertsein auf Neu- seeland keineswegs als Raumhindernis empfanden, da sie sich ja aus eigenem Antriebe vorzugsweise nur auf der einen Seite der Insel aufgehalten haben. Wie man sieht, ergibt sich also an die Klemheit unserer Dinosaurier anschließend eine Frage von allgemeinstem Interesse. Nach Erörterung dieses weiteren Punktes müssen wir, an den Schluß 9% 30 D: FRANZ BARON NOPCSA (20) unserer Arbeit angelangt, noch ein Wort dem Aussterben unserer sieben- bürgischen Dinosaurier widmen. Was das Aussterben anbelangt, so glaube ich, daß man nicht fehl geht, wenn man das Verschwinden der kretazischen Sumpfdinosaurier in erster Linie mit dem Austrocknen Siebenbürgens zur Untereozänzeit in Zusammenhang brinst, und was das Aussterben der gepanzerten Formen des festen Bodens betrifft, so läßt sich vielleicht zu dessen Erklärung nebst klimatischen, die Vegetation beeinflussenden Faktoren, eventuell auch das aktive, offensive Eingreifen kleiner Säugetiere heranziehen. Von Mäusen ist z. B. bekannt, daß sie in Menagerien sogar die Füße lebender Elefanten benagen. Daß nach dem Verschwinden der großen herbivoren Dinosaurier auch die sich von ihnen nährenden Theropo- den verschwanden, ist leicht erklärlich. Die Artenarmut der kretazischen Dinosaurier die sich in ganz Europa scheinbar bloß auf 3 (mit Craspedodon 4) Sumpfformen, ferner 3 Formen des festen Bodens beschränkte, wird nebst der scheinbaren durch Knochenerkrankungen belegbaren Degeneration dieser Tiere ihr Aussterben wohl beträchtlich beeinflußt haben. Jedenfalls war die mit der tektonischen Hebung (also eimem geologischen Fak- tor) verbundene Änderung des Klimas und der Flora Siebenbürgens auf das Aussterben der dortigen Dinosaurier von größter Bedeutung und deshalb wollen wir diesen Vorgang etwas eingehender behandeln Zu den tektonischen Vorgängen bemerke ich nur kurz, daß die tiefer gelegenen Teile Siebenbürgens im Obersenon von einem Meere bedeckt waren und sich zuerst davon infolge vertikaler Hebung im obersten Senon ein Brackwassergebiet abschnürte, dieses dann allmählich ausgesüßt wurde und endlich zur Danien-Zeit einem Süßwassersee und Sumpfgebieten Platz machte. Der Danien-Süßwassersee war im Untereozän bereits durch Erosion vollkommen drainiert, ein Festland trat an seine Stelle und im Mittel- eozän sank dann das ganze Gebiet rapid vertikal dermaßen in die Tiefe, daß die Hohlformen neuerdings vom Meere überflutet wurden. Von der Flora dieses Gebietes haben wir folgendes zu berichten: die gesamte bisher bekannte Flora des siebenbürger Daniens setzt sich aus zwei ökolo- gischen Einheiten und zwar den geschilderten geographischen Umständen entsprechend aus einer hydrophilen und einer trockenere Gebiete lieben- den Einheit zusammen. Die Repräsentanten der hydrophilen Pflanzen haben sich in dem besonders für ihre Konservierung geeignetem vulkanischen Tuff bei Ruszkabänya und Nadräg gefunden. Sie sind von Strauß und Prof. Tuzson bearbeitet worden und umfassen Pandanites und Arundo und es dürften die Pflanzen dieser Gesellschaft die Nahrung der herbivoren sieben- bürgischen Sumpfdinosaurier (namentlich Rhabdodon und Orthomerus) gebil- det haben, als Repräsentant der die trockeneren Gebiete bewohnenden Flora ist aus dem Danien Siebenbürgens bisher Sabal und Juramia (bei Borberek (21) DIE DINOSAURIER DER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNSs. A und Ruszkabänya) bekannt geworden, außerdem gab es aber auch dem heutigen europäischen Laubwalde fremde paläotropische Bäume : Credneria, Sassafras, Ficus und Baumfarne, Die durch pe Launay und ZEILLER bekannt gewordene Danien-Flora Bulgariens umfaßt folgende Formen: erstens Farne, wie Asplenium, Gleichenia, Pecopteris, dann Nadelhölzer, wie Cunninghamites und Damarites, endlich dicotyle Waldgewächse und Bäume, nämlich Aralia und Ternströmia. Dr Launay hält diese Flora für Senon, meines Erachtens nach be- steht aber infolge der stratigraphischen Verhältnisse nicht der geringste Zweifel, daß es sich um Danien handelt, denn die Schichtfolge ist genau dieselbe, wie in: Siebenbürgen. Im ganzen haben wir also im Danien Osteuropas Pandanites und Arundo beherbergende Sümpfe, dann Wälder vor uns, in deren Schatten Farne wie Asplenium, Gleichenia und Peco- pteris wuchsen und die selbst aus Cunninghamites, Damarites, Tern- strömia, Oredneria, Sassafras, Ficus, Baumfarnen und Aralien bestanden, endlich Lichtungen, in denen man Palmen wie Sabal und Jurania an- traf. Alles dies weist auf ein feuchtes, warmes Klima. Alle floristische Einheiten Siebenbürgens verschwinden mehr oder weniger beim Anbruche des Eozän, denn im Budaer Eozän sind, wie mich Tuzson aufmerksam machte, statt den paläotropischen Bäumen schon die Repräsentanten der europäischen kontinentalen Laubwälder, (z. B. in großer Menge Juglans) vertreten. Betrachten wir nun nach diesem botanischen Exkurse den flachen Schnabel und die schwache Befestigung der starker Abnützung unterwor- fenen Zähne von Orthomerus, so erkennen wir sofort, daß dieses Tier nur weiche hydrophile Pflanzen zerbeißen konnte, während wir von dem pri- mitiveren Rhabdodon allerdings noch annehmen können, daß er infolge seines scharfen Schnabels allenfalls im Stande war, etwas widerstands- fähigere Nahrung in den Mund zu führen, woselbst sie allerdings nieht wie bei Orthomerus von den Zähnen zerkaut und zermalmt, sondern zerschnitten wurde. Es steht uns daher die Annahme frei, daß die einige Meter hohen Rhabodonten die Blätterbüschel der Pandanusbäumchen oder die Triebe der Baumfarne abzuzwicken im Stande waren. Was jedenfalls Rhabdodon und Orthomerus gemeinsam hatten, ist, daß beide u. zw. der eine infolge seiner Zahnschneiden, der andere infolge der lockeren Befestigung der Mahlzähne nie in der Lage gewesen wären, ohne Beschädigung ihres Gebisses die klemen, blättertragenden, holzigen Ästehen der späteren eozänen kontinentalen Laubbäume zu zerbeißen. Dies ist schon an und für sich wichtig und da nun unsere beiden Tiere als Reptilien auch keine fleisehigen Lippen hatten, so konnten sie gewiß auch nicht unternehmen, das Laub der eozänen Bäume und Sträucher von den 29 De FRANZ BARON NOPCSA (22) das Zerkauen behindernden Ästehen zu trennen, anderseits waren sie aber dureh ihre Körpergröße doch wieder daran gehindert, sich schildkröten- oder eidechsenartig mit einzelnen Blättern dicotyler Pflanzen zu begnügen, man kann sich daher leicht vorstellen, welche Nahrungsstörungen eine schnelle floristische Veränderung für diese Tiere nach sich zog. Der Mangel einer rapiden Anpassungsfähigkeit bei den Ormithopodide an eime andere als weiche Pflanzenkost war wohl ems der wesentlichsten Momente, die das Aussterben der kretazischen Sumpfdinosaurier bewirkten. Schwieriger als bei den Orinthopodiden ist es, das Aussterben bei den siebenbürgischen bepanzerten Dinosauriern des festen Bodens zu ergründen oder gar auf floristische Umwandlungen zurückzuführen; die Repräsen- tanten der kretazischen Flora des festen Bodens smd nämlich im Eozän doch nicht in dem Maße verschwunden wie die Repräsentanten der hydro- philen Flora und deshalb macht es denn den Eindruck, daß die Annahme, es hätte mancher Dinosaurier des festen Bodens noch im Eozän persistie- ren können, a priori nicht von der Hand zu weisen wäre. Die Konstatierung dieser Tatsache nötigt uns, die Lebensweise der Acanthopholidide im allgemeinen und jene vom Struthiosaurus im speciel- len zu untersuchen. Leider sind einige in dieser Hinsicht wichtige Partien des Struthiosaurus-Skelettes (z. B. Schnauzenende, Gaumen und Krallen) noch immer ein Desideratum, einiges läßt sich aber dennoch erzielen. Die kleinen, gleichförmigen Zähne des Unterkiefers stecken bei Struthio- saurus in getrennten Alveolen, sie sind für emen Dinosaurier nicht besonders zahlreich, sie fielen scheinbar leicht aus, denn sie fehlen in aller bisher bekannten acanthopholididen Kiefer, der Zahnnachwuchs erfolgte langsam, denn sichtbare Zahnkieme sind selten, ausgesprochene Kauflächen sind an den isoliert gefundenen Zähnen nicht vorhanden, die Zähne wirkten vielmehr ohne sich abzuschleifen, messerartig aufemander; im großen und ganzen dienten also die Zähne von Struthiosaurus zum Zerschneiden wenig widerstandsfähiger Nahrung. Da am Unterkiefer em Kronfortsatz schembar fehlt, die oberen Schläfenöffnungen bei Struthiosaurus ferner geschlossen sind, endlich ein relativ großes Pterygoideum vorhanden ist, so zeigt auch dies, daß bei diesem Tiere die Entwicklung der Unterkiefermuskulatur eine andere Richtung emschlug als bei den typisch herbivoren Ornithopoden und Ceratopsiden und noch stärker markiert sich diese Differenz im Baue des Quadratums. Dieses bereits geschilderte Element war der schwachen Bezahnung entsprechend em auffallend schwacher, bloß emige Millimeter dieker Knochen, bei dem die sehr schwache Rundung der distalen Gelenk- fläche geradezu darauf deutet, daß Struthiosaurus seinen Mund nur wenig aufzusperren pfleste. Struthiosaurus erweist sich also durch den Bau seiner Kiefer weiterhin als ein Tier, das nicht nur weiche, sondern auch kleine, (23) DIE DINOSAURIER DER SIEBENBÜRGISCHEN LANDESTEILE UNGARNS. 23 keine besondere Kautätigkeit verlangende Nahrung aufnahm und da’ der schwere Panzer von Struthiosaurus weiter auf langsame Bewegung hinweist, läßt sich in anbetracht der geringen Kiefertätigkeit die Nahrung dieses Tieres noch genauer fixieren, denn die Kombination der beiden Beobach- tungen drängt unwillkürlich zur Annahme, daß die weiche, kleine Nahrung erstens im Bezug auf ihren Nährwert konzentriert, zweitens solcher Natur war, daß sie beim Herannahen von Struthiosaurus nicht zu entfliehen pflegte. Dies alles nötigt uns wieder auf größere Insekten oder deren Larven, Würmer Nacktschnecken oder weiche Früchte zu schließen. Da zur Zeit, aus der die ersten Acanthohdide bekannt sind (Polacanthus im Wealden) noch keine Obstpflanzen existierten, so ist weiches Obst als Nahrung der Acanthopho- lidide ab limine zu eliminieren, es können daher nurmehr weiche, niedere Tiere des trockenen Bodens in Betracht kommen und die kleinen, mit stechenden Rändern versehenen schneidenden Zähne von Struthrosaurus eignen sich in der Tat sehr gut, solche langsam im den Mund eingeführte halb zähe, halb glitschrige, sich fast gar nicht wehrende Nahrung etwas zu zerschneiden. Alles in allem smd wir also genötigt Struthrosaurus für malakophag-inseetivor zu halten und wenn auch diese Annahme so lange als Hypothese zu gelten hat, als wir über die fehlenden Körperpartien nicht informiert sind, so scheint sie nach dem jetzigen Stande unserer Kennt- nisse dem Körperbaue von Struthiosaurus am besten zu entsprechen. Um nun auf den Ausgangspunkt unserer Struthiosaurus betretfen- den Betrachtungen, nämlich sein Aussterben zurückzukehren, so läßt sich auch dieses bei der bekannten Abhängigkeit jeder Insektenfauna von der Flora einer Gegend mit der Annahme, daß er insectivor war, ungezwungen erklären, denn man braucht bloß anzunehmen, daß beim Austrocknen des Klimas und beim Eindringen der eozänen Kon- tinentalflora gewisse ältere, ganz bestimmte Insekten beherbergende Pfanzen oder deren Abfallstoffe schwanden. Da das Aussterben der herbivoren und eines Teils der omnivoren Dinosaurier jedenfalls das Aussterben der sich von ihnen nährenden Thero- poden zur Folge hatte und da mithm auf diese Weise der Grund des Aus- sterbens von Orthomerus, Rhabdodon, Struthiosaurus und Megalosaurus teilweise wenigstens erkannt wäre, bleibt noch Titanosaurus zu besprechen übrig. Leider sind wir noch nicht in der Lage, hierüber auch nur die leisesten Andeutungen zu machen, denn wenn es auch zweifellos scheint, daß die Lebensbedingung dieses Tieres, so wie das der Danien-Krokodilier, durch das Austrocknen der Daniensümpfe ungünstig beeinflußt wurde, so genügt dies doch nicht, um sein Aussterben zu erklären und dies hauptsächlich, weil sich gerade dieses in Bezug auf seine Wirbelsäule höchst agile Sumpf- tier am Ende der Kreideformation über Indien und Südamerika verbreitet 24 ; D: FRANZ BARON NOPOSA (24) hatte, was auf rapide Mierationsfähigkeit und nicht auf ungünstige, sondern im Gegenteil auf höchst günstige Lebensbedingungen hinweist, es sei denn, daß diese Migration eben durch schlechtere äußere Umstände gewaltsam herbeigeführt und dies agile Tier vor seinem Aussterben sozusagen um den Globus gehetzt worden wäre, dem widerspricht aber die auf Lebens- kraft weisende Körpergröße des patagonischen Titanosaurus, Abgesehen von allen dem wird das Problem des Aussterbens von Titanosaurus übrigens noch dadurch erschwert, daß wir über die Nahrung der Sauro- poden vorläufig so gut wie gar nichts wissen, da ja vorläufig nur so viel feststeht, daß sieh die diplodocusartigen und die ornithopsisartigen Sauro- poden von recht verschiedenem Materiale ernährt haben dürften. Eine Lösung aller dieser Fragen ist erst dann zu erwarten, wenn wir einmal wissen, wie viel Nahrstoff ein recentes Reptil braucht, dann den Nahrstoff in Kalorien umgerechnet haben und dann die für Diplodocus nötige Nahrungsmenge mit der mutmaßlichen, aus dem rheaartigen Bau der Halswirbel erschließbaren Schlundweite von Diplodocus und Moro- saurus vergleichen, denn erst dann werden wir uns einen Begriff über das Volumen der Nahrung und ihre notwendige Konzentrierung machen können. Bis dahin sind alle Vermutungen, daß sich Diplodocus von stickstoffreicher oder stickstoffarmer Kost nährte, wie Branca im Archiv für Biontologie richtig erwähnt, grundlose Spekulationen und deshalb läßt sich denn auch über das Aussterben der Sauropoden vorläufig nichts sagen. PALÄONTOLOGISCHE GRUPPIERUNG DES ABGEBILDETEN MATERIALES. A) Orthomerus. 1. 0. Transylvanieus. Humerus, Tab. II, fig. 5. Mittlerer Schwanzwirbel Tab. II, fig. 2. Rückwärtiger Schwanzwirbel. Tab. II, fig. 4. Rippe. Tab. II, fig. 6. Tab. II, fig. 6. Tab. IV, fig. 6. 2. O.transylv. var. sulcata. Rückwärtiger Schwanzwirbel. Tab. II, fig. Femur. w B) Rhabdodon. 1. Rh. robustum var. Suessi. Articulare. Tab. I, fig. 3. Dentale. Tab. I, fig. 5. Quadratum. Tab. I. fig. 4. Oberkieferzähne. Tab. I, fig. 1, 2. 2. Rhabdodon indet. Halswirbel. Tab. I, fig. 6. Rückenwirbel. Tab. I, fig. 7. Mittlerer Schwanzwirbel. Tab. I, fie. 8. Unterer Schwanzwirbel. Tab. I. fie. 9. Humerus. Tab. II, fig. 1. (.) Struthiosaurus transylvanicus. ap DI. to:20: Vorderer Schwanzwirbel. i orderer Schwanzwirbe N Tab. IV, fiel. D) Titanosaurus dacus. Mittlerer Schwanzwirbel. Tab. III, fig. 4. Unterer Schwanzwirbel. Tab. III, fie. 5. E) Crocodilus affulevensis. Schädel. Tab. IV, fig. 2. Rückenwirbel. Tab. IV, fig. 3. Sacralwirbel mit Ileum. Tab. IV, fie. 4. Femora. Tab. IV, fie. 5. | Jul Mer ... FE RT: ILKA yr SSTNRNERE fi A e } k a - Sr er ZU, yrnkiree A ee e ha 5 PK ei N: ne TU NET U I Be we j ‚ 4 N n Te a ats RE), It, Br HE hi = Sr x N, | Ben : 2 Fer) U EIT AST TTRS Te TE Re Da Je Bu ET es 11. N en NEST Ben NT Aa gug . % Re TEN are DEE u TE I £ N a Erin ‚a Rau eig oz nr 3a ht di Faeinast = 2 Cu F ai We DR . j 7 f u DIDI RO ; . 7 x ES FE EN ee { ‚ '- . . i n Br, EN I 7 j u 5 ° ‘E TAFEL 1. Figur. 1. Oberkieferzahn von Rhabdodon (?/,) a von außen, b von innen. c lateral. Figuı 2. Anderer Oberkieferzahn (?/,) a lateral. b von innen. c von außen. Figur 3. Articulare von Rhabdodon robustum var. Suessi von außen. Figur 4. Quadratum « « « « « « « Figur 5. Dentale « « « « « « innen. Figur 6. Halswirbelzentrum von Rhabdodon (!/,) « von unten, b von rechts. c von vorne. Figur 7. Dorsalwirbel von Rhabdodon von vorne. Figur 8. Mittlerer Caudalwirbel von Rhabdodon a von rechts, b von vorne. Figur 9. Hinterer Cauoalwirbel von Rhabdodon a von links. b von hinten, (Alle Figuren soferne nioht besonders angegeben !/, der natürl. Größe.) Dinosauriusok. M. k. Földt. Int. Evk. XXIIl. köt. 1. täbla. Dinosaurier Mitt. a. d, Jahrb. d. k. Ung. Geol. Reichsanst. Bd. XXIll. Tat, I. NOPCSA: rhabdodon TAFEL I. 1. Humerus von Rhabdodon. . Mittlerer Caudalwirbel von Orthomerus a von links. ale oa [($) b von vorne. Fig. 3. Hinterer Caudalwirbel von Orthomerus transylvanicus var. sulcata a b c Fig. 4. Hinterer Caudalwirbel von Orthomerus transylvanieus a . Humerus von Orthomerus. Fig‘ 6. Femur von Orthomerus. en] “ ai (Alle Figuren !/, der natürlichen Größe.) von von von von unten. hinten. rechts. unten. Dinosauriusok. M. k. Földt. Int. Evk. XXIll. köt. Il. täbla, NOPCSA: Dinosaurier. Mitt, a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Reichsanst, Bd, XXill. Taf. Il. Rhabdodon, Orthomerus. ER zn . Earl N N. u = iu 2 EA Kr ner 27 TAFEL II. Figur I. Rippe von Orthomerus. Figur 2. Metatarsale von Orthomerus von vorne. Figur 3. Anderes Metatarsale von Orthomerus von der Innenseite. Figur 4. Mittlerer Caudalwirbel von Titanosaurus a von unten. b von rechts (!) c von hinten. Figur 5. Hinterer Caudalwirbel von Titanosaurus dacus von links (!) Fig. 6. Unterer Caudalwirbel von Megalosaurus von unten. Fig. Anderer Caudalwirbel von Megalosaurus von rechts. Fig. 8. Klaue von Titanosaurus (1/,) «a lateral. RI b von oben. Fig. 9. Mittlerer Caudalwirbel von Struthiosaurus transylvanica a von unten. (Alle Figuren soferne nicht besonders angegeben !/, der natürl. Größe.) NOPCSA: Dinosauriusok. M. k, Földt. Int. Evk. XXIll. köt. III. täbla, ® Dinosaurier. Mitt. a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Relchsanst. Ba. XXlll. Taf. Ill. Orthomerus, Titanosaurus, Megalosaurus, Struthiosaurus. I LE NERRUNUS TAFEL IV. Figur 1. Mittlerer Caudalwirbel von Struthiosaurus transylvanieus von hinten. Figur 2. Schädeldach von Crocodilus affulevensis von oben (das linke Post- frontale und Squamosum ergänzt). Figur 3. Dorsalwirbel desselben Tieres a von oben. b von links. c von hinten. Figur 4. Erster Sacralwirbel und Ileum desselben Tieres von oben (äußerster Teil rechts ergänzt). Figur 5. Beide Femora desselben Tieres. Figur 6. Untere Gelenksfläche eines Femur von Orthomerus von unten beide Foramina zeigend (1/,). (Alle Figuren, soferne nicht besonders angegeben !/, der natürl. Größe.) Dinosauriusok. M. k, Földt, Int. Evk. XXIII, köt. IV. täbla. NOPCSA: Dinosaurier. Mitt. a, d- Jahrb, d. k. Ung. Geol. Reichsanst Bd. XXlil- Taf. IV. Orthomerus, Struthiosaurus, Crocodilus. DD DIE UESOZOISEHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. VON Dr. ERICH JEKELIUS,. I. DIE LIASFAUNA VON KERESZTENYFALVA. II. DIE NEOKOMFAUNA VON BRASSO. MIT DEN TAFELN V—X UND 19 FIGUREN IM TEXT. Mitt, a, d, Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. Bd. XXIII. 2. Heft, = SH 23] il iR BS 8 VORWORT. Wenn ich nunmehr in der Lage bin, die Faunen, deren Artenlisten ich zum Teil in meimer Arbeit über:Die mesozoischen Bildun- gen des Keresztenyhavas (Jahresbericht der kgl. ung. Geol. Reichsanstalt) gab, einer eingehenderen Besprechung zu unterziehen. verdanke ich das in allererster Linie der Leitung der kel. ung. geol. Reichs- anstalt, den Herren Prof. Dr. L. v. Löczy und kgl. Rat Dr. Tr. v.Szontacn, durch deren großes Entgegenkommen es mir ermöglicht wurde, diese meine Untersuchungen in der kgl. ung. geol. Reichsanstalt durchzuführen. Außerdem muß ich noch Herrn Prof. Dr. L. v. Löczy Dank sagen für seine so große Liebenswürdigkeit, mit der er die Bestimmung der kleinen von mir im vergangenen Sommer gesammelten Triasfauna von Kereszteny- falu übernahm. Hiedurch ist nunmehr eine sichere Altersbestimmung des Liegenden unserer Liasbildungen ermöglicht. Ferner verpflichtete mich Herr Dr. E. Vap4sz zu Dank durch sein Interesse, das er meiner Arbeit stets entgegenbrachte, und durch Über- lassung mancher sonst schwer zugänglicher Arbeiten aus seiner Bibliothek. Die hier beschriebenen Exemplare finden sich in den Sammlungen der kgl. ung. geol. Reichs- anstalt, soweit ich nieht ausdrücklich betonte, dass sie aus den Sammlungen MESCHENDÖRFER, PODERK, TREIBER (Burzenländer sächsisches Museum) stammen. Budapest, kgl. ung. geol. Reichsanstalt, März 1915. ae Au ; F h # or IS aaa Re sah I. DIE LIASFAUNA VON KERESZTENYFALVA. Einleitung. MESCHENDÖRFER konnte (1860) auf Grund von QUENSTEDTschen Bestimmungen vom Burghals bei Brassö aus dem dort anstehenden Lias- sandstein: Del. paxıllosus ScHhu., BD. breviformis Zrern., Amm. communis Sow., Terebratula ähnlich tetraedra oder quadriplicata, Plicatula spinosa Sow. anführen. Stur bestimmte (Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1872.) aus den kohlen- führenden Schichten bei Keresztenyfalva: Belemnites sp., Pholadomya ambigua Sow., Phol. Hausmanni Goupr., Mytilus decoratus Münst., Pecten efr. aeqwivalvis Sow., Pecten liasinus NyvstT. Dagegen enthielt die Fossil- liste aus dem Lias von Reresztenyfalva bei HrrgBıcH (Szekerland 1878.) schon 20 Arten, während TourA (Abh. d. k. k. geol. R.-A. Bd. XX. 1911.) von hier 30 Arten beschrieb. Da mir die Origmalexemplare TouLas, soweit sie aus der Sammlung des Herrn PopEr stammen, ebenfalls vorliegen, umfaßt vorliesende Arbeit gleichzeitig eine Revision der Bestimmungen Touras. Ich kann nunmehr aus unserer Liasfauna über 140 Arten namhaft machen. Die Liasfauna von Keresztenyfalva tritt damit, was Reichhaltig- keit anbelangt, an die Spitze der bisher aus den Karpathen bekannt gewordenen «Grestener) Liasfaunen. Da die sehr reichen Liasfaunen des Mecsekgebirges und des Krassö-Szörenyer Komitates (Berzäszka, Bania, Domän etc.) npch nicht bearbeitet sind, wären allgemeine Erörterungen verfrüht, weshalb ich mich hier auf die Charakterisierung der mir aus den litoralen Liasbildungen des Burzenlandes vorliegenden Arten beschränke. Was den stratigraphischen Teil anlangt, muß ich betonen, daß stra- tigraphische Beobachtungen im Gebiet von Keresztenyfalva außerordentlich erschwert werden durch den Mangel an geeigneten Aufschlüssen. Immer- hin ist die stratigraphische Gliederung der Bildungen durehführbar, da sich die einzelnen Horizonte in ihrer petrographischen Ausbildung ziemlich scharf scheiden und durch die Faunen annehmbar charakterisiert werden. 30 D: ERICH JEKELIUS (6) Doch ist eme Unterscheidung von Unterstufen nur im Mittellias halbwegs möglich (Lias 7 und 8), bei den unterliassischen und oberliassischen Bil- dungen kann bisher eine weitere Gliederung nicht vorgenommen werden. Für die Überlassung von Material muß ich in erster Linie Herın Fr. PoDEk Dank sagen, der mir auch diesmal seine Sammlungen, in denen ich viel schönes Material fand, zur Verfügung stellte. Herr Poper verlegte sich mit besonderem RBifer auf das Sammeln von Belemniten und wenn ich eine so reiche Belemnitenfauna nachweisen kann, ist das vor allem - sen Verdienst. Auch in der Sammlung des Herrn MESCHENDÖRFER fand sich eine Anzahl von Exemplaren, die bei dieser Arbeit verwendet wurden. In der Sammlung der kel. ung. geol. Reichsanstalt fand ich außer einigen Originalexemplaren HExreBıcHs, eine kleine Liasfauna, die Herr Dr. K. Ror# v. Trreen bei Volkany (Kom. Brassö) gesammelt hatte, ferner einzelne von Herrn Prof. H.WAcHner bei Keresztenyfalva gesammelte Stücke und von Herrn Dr. J. Ex gesammeltes Material. Die oroße Masse der hier bearbeiteten Fossilreste sammelte ich in den Jahren 1912—1914. STRATIGRAPHISCHER TEIL. Im liegenden der Liassedimente von Keresztenyfalva findet sich eine mächtige Schichtenfolge des grauen dünngeschichteten Kalkes, der von HERBICH und anderen als unterster Lias angesprochen wurde. Im Jahre 1913 wies ich darauf hin, daß dieser Kalk wohl als triassisch bezeichnet werden müsse, da die über ıhm folgenden Sedimente dem unteren lLaas angehören. Paläontologische Beweise konnte ich damals noch nicht bei- bringen. Im selben Jahre bezeiehnete auch Prof. WACHNER den in Rede stehenden Kalk als triassisch, doch konnte er ebensowenig, wie ich, dies paläontologisch belegen. Die Schichtenfolge galt als fossilleer. Im Sommer 1914 glückte es mir nun, im eingelagerten mergeligen Schiehten eine bescheidene kleine Fauna zu sammeln, die zu bestimmen Herr Prof. Dr. L. v. Löczy die große Liebenswürdiskeit hatte. Die Fauna setzt sich zusammen aus: Orthoceras cfr. Campanıle Moss. Ceratites cfr. Cordevolicus Moss. Rhynchonella trinodosus BITTNER. (dreirippiges Exemplar, Bregguzzoer und Bakonyer Typus). Pecten (Entolium) sp. (gleicht dem Exemplar, das Bittner vom Fundort Alsöerdö bei Veszprem veröffentlichte. Siehe: Resultate d. Wis- (7) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 3l sensch. Erf. d. Balatonsees. Paläont. Anhang II. Bd. III. Mitt. S. S4. Taf. VIII. Figur 17 und 18.) Prof. v. Löczy weist außerdem darauf hin, daß der Mergel, aus dem diese Arten stammen, auffallend dem Gesteinsmaterial sleiche, das die mittleren mergeligen Schichten des Muschelkalkes im Balatonhochlande an der Grenze der Zone mit Rh. decurtata und Cer. trinodosus zusammensetzt. Auf diesen stratigraphischen Horizont weist auch die kleine Fauna hin. Wir können also bisher auf paläontolosgi- scher Grundlage bei Keresztenyfalva Muschel- kalk nachweisen von_der Grenze der Zonen mit Rhyn. decurtata und er. trinodosus. Welche Horizonte sonst noch in der mächtigen Schichtenfolge vertreten sind, können wir vorläufig nicht er- kennen. Im Hangenden des Muschelkalkes folgt eine oft ausgequetschte, zerrissene, an anderen Orten wieder zusammengeballte Lage von Ton, darüber Kohle. Ton wie Kohle gehören wohl dem untersten Lias an, da die darüber folgenden Sandsteine eine Fauna führen, die als unterliassisch angesprochen werden muß. Diese dunkelgrauen, tonigen Sandsteine sind in der Regel ziemlich mürbe, die Schale der darın befindlichen Versteine- rungen ist weiß, mehlig und zerfällt leicht. Einzelne, jedenfalls einer ein- gelagerten Bank angehörende Blöcke sind kalkreicher und auffallend kom- pakt. Die Fauna des mürben tonigen Sandsteines setzt sich aus folgenden Arten zusammen : Anthozoa sp. Serpula sp. Terebratula punctata Sow. var. ovatıssima (JUENST. (selten). Pinna Hartmannı Zıer. Pinna inflata CHap. ET Dew. Pecten liasianus NYsT. ; Pecten strionatus (QQUENST. Pecten aequivalvıs Sow. Pecten priscus SCHLOTH. Pecten (Janira) hungaricus n. Sp. Pecten latecostatus n. sp. (Volkäny.) Gryphaea eymbium Lam. Myoconcha decorata Münst. Modiola Neumayrı TIETZE. Modiola carpathica n. sp. Nucula transsylvanica n. sp. Pectuneulus liassieus n. SP. 32 D: ERICH JEKELIUS (8) Cardinia sp. ind. Astarte subtetragona MÜnst. Astarte amalthei (QUENST. Protocardıa Coronae n. sp. Cardium liassianum n. sp. Anisocardia Schneebrichensis Touna. Pleuromya meridionalis Dun. Pleuromya Toucası Dum. Pleuromya triangula Traurn. Pleuromya pelecoides Traun. Pleuromya striatula Ac. Pholadomya decorata Harrm. Pholadomya Idea D’OrB. Pholadomya ambigua Sow. Cercomya Podeki Touua. Phasianella sp. efr. Jason D’ORB. Ohemnitzia sp. ind. Belemnites pazillosus SCHLOTH. var. D. Belemnites Milleri Pruıun. (?) Belemnites apieicurvatus Buarnv. Belemnites sp. nd. Die kalkreichere, kompakte Bank lieferte dagegen folgende Fauna: Serpula sp. Terebratula punctata Sow. (selten.) Pecten priscus SCHLoTH. (selten.) Ostrea n. sp. ind. Myoconcha decorata Münsrt. Modiola banatica IETzeE. Nucula transsylvanica n. sp. Parallelodon transsylvanieum n. sp. (häufig.) Astarte amalthei Quest. (sehr häufig.) Unicardium rugosum Dkr. Dentilueina tenuwilimata Cossm. Protocardia Philippiana Dr. Cardium liasianum n. sp. (häufig.) Pleuromya unioides GOLDE. Trochus Ajax D’ÖRB. Protocerithium Cukense Rap. (sehr häufig.) Turritella unicarinata QuENST. \(9) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSÖO. 33 Diese Faunen, die den Bildungen aus dem Hangenden der Kohle entstammen, können wohl als unterliassisch angesprochen werden ; und wenn auch der größere Teil obiger Arten nach unseren bisherigen Kenntnissen in Bezug auf die Horizonte des Lias sich ziemlich indifferent verhält, ein weiterer Teil nach den weiter unten folgenden Erörterungen wenigstens für die Grestener Schichten des Burzenlandes als indifferente Formen aufgefaßt werden müssen, so deutet doch der Charakter der Gesamt - ‚fauna entschieden auf den unteren Lias hin. Auf diese Bildungen folgt ein ebenfalls dunkelsrauer, jedoch sehr kalkreicher Sandstein, dessen verwitternde Oberfläche gelbbraun erscheint. Die Schalen der in diesem Sandstein vorkommenden Versteimerungen sind in Kalkspat umgewandelt, oder pyritisiert. Aus diesem kalkreichen Sandstein stammen folgende Arten: Terebratula punctata Sow. (sehr häufig.) Terebratula punctata Sow. var. Andleri Oper. Terebratula punctata Sow. var. ovatissima QUENST. (sehr häufig.) Terebratula punctata Sow. var. carınata TRAUTH. Terebratula punctata Sow. var. Edwardsı Dav. Terebratula punctata Sow. var. Walfordi Dav. Waldheimia cornuta Sow. Waldheimia cornuta Sow. var. lata n. sp. Rhynchonella variabılıs ScHL. Rhynchonella Zitteli GEMmM. Spiriferina Walecotti Sow. Oxytoma inaequivalve Sow. var. Münsterı BRonN. Oxytoma inaequivalve Sow. var. interlaevigata QUENST. Pınna cfr. fissa GoLDr. Lima inaequistriata MÜssT. Lima Hausmanni Der. Lima pectinoides Sow. Pecten Hehlii D’ORB. Pecten subulatus Müxst. Pecten priscus SCHL. Pecten Thiollieri Marrın. Pecten tumıdus Zımr. Ostrea irregularıs' MÜNST. Miyoconcha decorata Münst. Modiola carpathica n. sp. Unicardium rugosum DER. Protocardıa Philippiana Der. 34 D: ERICH JEKELIUS (10) Protocardıa coronae n. Sp. Uypricardia compressa TERQU. Pleuromya pelecoides TraurH (häufig.) Pleuromya striatula A. Pholadomya idea D’ORB. Pholadomya idea D’ORB. var. Fraası Opp. (häufig.) Pholadomya idea D’ORB. var. cyeloloides MorscH (häufig.) Pholadomya idea D’ORrB. var. Deshayesi ÜHAP. Er Dew. (häufig.) Pleurotomaria pinguis D’ÖRB. Trochus sp. Phasianella cv. Jason D’ORB. Cylindrobullina avena TERQU. O'ylindrobullina efv. angulifer Marr. Liparoceras n. sp. ind. (aff. Lipar. striatum Sow.) Diese Fauna wird ganz besonders charakterisiert durch die in erdrücken- der Menge vorkommende Terebratula punctata Sow. samt ihren Varietäten und durch die ebenfalls ungemein häufigen Varietäten der Pholadomya Idea D’ORB. Besonders häufig ıst noch Pleuromya pelecoides TRAUTH. und Oxytoma inaequivalve Sow. Die Fauna gehört jedenfalls einem höheren Horizont an, als die weiter oben als unterliassisch angesprochenen. Ich glaube nicht fehl zu gehen, wenn ich sie der Unterstufe des mittleren Lias zuweise. Sie wäre demnach sleichalt mit der Hauptmasse der Fauna, die ich aus dem gelbbraunen Sandstein nördlich der Tonwarenfabrik sam- melte. Ich halte beide Bildungen für demselben Horizont zugehörig, nur durch die Fazies von einander unterschieden. Doch während die Fazies des selbbraunen Sandsteines nördlich der Tonwarenfabrik noch in höhere Hori- zonte hinaufgeht und hier, wenn auch fossilarm und ohne charakteristische Fauna, auch den oberen Lias vertritt, aus dem sie, was petrographische Ausbildung der Schichten anbelangt, ganz allmählich in die hellen, rein quarzigen Sandsteine des unteren Dogger übergeht, ändert sich in der Oberstufe des mittleren Lias und im oberen Lias im Schneebrich, wie wir weiter unten sehen werden, die Fazies sehr stark. Nördlich der Tonwaren- fabrik sammelte ich aus dem gelbbraunen Sandstein folgende Fauna: Anthozoa sp. Pentacrinus scalarıs GOLDEF. Millerierinus cfr. Hausmannı Rorn. Terebratula punctata Sow. var. ovatissima (JUENST. Terebratula punctata Sow. var. subovoides DESL. Rhynchonella tetraedra Sow. (sehr häufig.) a1) DIE MESOZOISCHEN FAUNA DER BERGE VON BRASSO. Rhynchonella tetraedra Sow. var. austriaca (JUENST. Rhynchonella tetraedra Sow. var. peristera UHL. Rhynchonella tetraedra Sow. var. curviceps QUENST. Rhynchonella tetraedra Sow. var. aequicostata n. var. Oxytoma inaequivalve Sow. var. Münsteri BRoNn. Oxytoma inaeqwivalve Sow. var. interlaevigata QUENST. Oxytoma eyenıpes PHILn. Perna sp. ind. Lima punctata Sow. Lima densicosta (JUENST. Lima Hausmannı Der. Lima antiquata Sow. Pecten Di-Blastı DI-STEr. (sehr häufig.) Pecten subulatus Münst. (häufig.) Pecten textorıus SCHL. Pecten priscus SCHL. Pecten tumidus Zıer. (häufig.) Pecten efv. Humberti Dum. Pecten carpathreus n. SP. Plieatula spinosa Sow. (sehr häufig.) Anomia cfv. numismalis (QUENST. Anomia irregularıs VERQU. Ostrea wrregularıs MÜnst. Ostrea acuminata SOW. Gryphaea Geyeri TraurH. (häufig.) Myoconcha decorata Münst. Modiola Neumayrı TıETzeE. Modiola numismalis OPPEL. Leda cfvr. Renevieri OPPEL. Astarte cfr. irregularıs TERQU. Protocardıa Philippiana Der. Protocardia voronae n. sp. CUypricardia hungarıca n. sp. Anisocardia Schneebrichensis TouLa. Pleuromya efr. Jauberti Dum. Pholadomya sp. efr. ambigqua Sow. Trochus transsylvanieus n. sp. Uylindrobullina transsylvanıca n. Sp. Nautilus sp. ind. Belemnites ventroplanus \OLT2. Fischzahn. 35 36 D: ERICH JEKELIUS 112) Besonders auffallend ist die sehr große Zahl von Rhynchonella tetraedra Sow. und von Pecten Di- Blasii Dr-Ster., neben welchen Formen die anderen stark in den Hintergrund treten. Der Charakter der Fauna weist, wie schon erwähnt, auf die Unterstufe des mittleren Lias hin. Die hangenden Bildun- gen sind nördlich der Tonwarenfabrik petrographisch sehr ähnlich aus- gebildet, werden aber an Bindemittel ärmer, smd mürber, die hier seltenen Versteinerungen sind schlecht erhalten und zerfallen leicht. Paläontologisch können diese Schiehten derzeit nicht charakterisiert werden, doch folgen sie auf die, die obige Fauna enthaltenden Schichten und gehen in der petro- graphischen Ausbildung allmählich in die darüber befindlichen quarzigen Sandsteine des unteren Dogger über. Im Schneebrich dagegen folgt auf die Bildungen des Lias y ein grauer sandiger Schiefer, der folgende Fauna lieferte : Myoconcha decorata Münst. Modiola Sturi 'TETze. Parallelodon brassovianum n. sp. Parallelodon cr. Hettangiense TERQU. Cardıinia efr. Listeri Sow. Cardinia cfv. erassiuscula Sow. Unicardium rugosum DER. Protocardıa Philippiana var. magna TRAUTH. Pholadomya decorata Harrm. Pholadomya Sturi RAUTH. Cercomya liasica n. sp. Phastanella efr. consobrina D’ORB. Amaltheus margaritatus MoNtE. Harpoceras radians Reın. Belemnites acutus MILLER. Belemnites alveolatus WERNER. Belemnites Zieteni WERNER. Belemnites breviformis Vourtz var. 4. Belemnites cefv. parvus Haxnrm. Belemnites compressus STAHL. Belemnites apicicurvatus BLAINV. Belemnites Millerı Pin. Belemnites faseolus Dumorrirr. Belemnites ürregularis SCHLOTH. Belemnites lagenaeformis Zeven. Belemnites cfv. tripartitus erassus WERNER. (13) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 37 Belemnites pyramidalis ZIETEN. Saurierzahn. Amaltheus margaritatus erübrigt eine eingehende Begründung dessen, daß ich diesen sandigen Schiefer der Oberstufe des mittleren Lias, dem Lias Ö& zuweise. Ein sehr stark glimmerhältiger grauer Sandstein, dessen Oberfläche stets gelbbraun verwittert, ist längs des Weges, der das Tal des Schneebrich hinaufführt, zwischen dem Stollen B, und C aufgeschlossen. Ich fand in ihm folgende kleine Fauna: Serpula sp. Rhynchonella varıabılis Schr. Lima punclata Sow. Pecten priscus SCHL. Pecten cfv. Humberti Dum. Peeten paradoxus MÜnst. Ostrea irregularıs MÜnst. Protocardia coronae n. sp. Cypricardia hungarica n. Sp. Coeloceras sp. ind. Coeloceras commune Dow. Belemnites sp. Durch Coeloceras commune Sow. wird das Alter dieser Bildung als oberlıassisch charakterisiert. Ich muß hervorheben, daß die Stel- lung von Pecten paradoxus Münst. hieher nicht ganz sicher ist, mir jedoch auf Grund des Gesteinsmaterales, in dem er sich fand, wahrscheinlich erscheint. Außerdem findet sich auf den Halden des Kohlenbergwerkes im Schnee: brich noch, allerdings ganz untergeordnet, fein tonıges gelbbraunes Gesteins- material, das petrographisch dem tonigen oberliassischen Sandstein von Brassö (Burghals) vollkommen entspricht. Es lieferte im Schneebrich : Pınna sp. Pecten textorius SCHLOTH. Pecten sp. efr. priscus SCHL. Coeloceras commune SoWw. Das schöne Exemplar von Coeloceras commune (Sammlung PoDEr) beweist auch die Gleichaltrigkeit dieses tonigen Sandstemes des Schnee- briches mit dem von Brassö. Es kann wohl angenommen werden, dab 38 D: ERICH JEKELIUS (14) dieser gelbe, sehr milde Sandstein im Schneebrich kleine, untergeordnete Z/wischenlagen in dem oben besprochenen grauen festen Sandstein, der eben falls Coeloceras commune enthält, bildet. Bei Brass 6 kommt dieser gelb- braune, feintonige Sandstein, auf dem Burghals aufgeschlossen, in größerer Ausdehnung vor. Er lieferte hier: Belemnites Zieteni WERN. Belemnites breviformis Voutz var. BD. Belemnites Millerı PHıLL. Belemnites paxillosus ScHL. var. A. Belemmites dıv. sp. Coeloceras commune SOW. Im Schneebrich auf den Halden des Bergwerkes fand ich isoliert noch ein Bruchstück von Belemnites rhenanus Oppen. Es entstammt jedenfalls dem oberen Lias, doch weleher Bildung es angehörte, kann ich nicht erken- nen. Ebenso kann ich die Zugehörigkeit von Cardinia cfr. gigantea (Samm- lung PoDEk) nicht angeben. In der Sammlung der kel. ung. Geol. Reichsanstalt liegt noch ein kleines von Dr. K. RorH v. TELEGD gesammeltes Material, das von Vol- käany stammt. Das Gesteinsmaterial entspricht vollkommen den unter- liassıschen Bildungen aus dem Hangenden des Kohlenflözes ım Schneebrich, ebenso die Fauna: Pecten prıscus SCHL. Pecten liasianus NYsT. Pecten latecostatus n. Sp. Mypoconcha cfr. decorata MÜNST. Astarte amalthei QUENST. Pholadomya Idea D’ORB. var. Belemnites dıv. sp. ind. BESCHREIBENDER TEIL. Soweit die Arten in neuerer Zeit eingehender bearbeitet wurden (siehe besonders die Monographien von TRAUTH, BISTRAM, WERNER, RAU ete.) konnte ich natürlich von ausführlichen Synonymenlisten absehen. Ich beschränke mich in der, Regel auf eine kurze Charakterisierung der mir vorliegenden Exemplare, nur wenn das zum Teil schöne Material, wie ich glaube, berichtigende Beobachtungen der bisher geltenden Ansich- ten ermöglicht, behandle ich die in Rede stehenden Arten etwas ausführ- licher. (15) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 39 ANTHOZOA. Anthozoa sp. Aus dem Hangenden der Kohle liest mir ein undeutlicher Querschnitt einer Einzelkoralle vor. Anthozoa sp. Im braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik fand ich eine kleine konische Einzelkoralle. Sie besitzt eine Höhe von 7 mm. Ihre Oberfläche ist stark warzig. Unterhalb des oberen Endes findet sich eine runde furchen- förmige Einschnürung. ECHINODERMATA. Pentacrinus scalaris GoLpr. 1839. Pentacrinus scalaris GoLDFUSS: Petrefacta Germanis® p. 162. Taf. LII. Fig. 3. 1858. Pentacrinus scalaris QUENSTEDT: Jura p. 111. Taf. XIII. Fig. 49 — 57. 1869. Pentacrinus scalaris DUMORTIER: Dep. jur. III. p. 163. pl. 23. Fig. 10—14. 1879. Pentacrinus scalaris LoRIOL: Monogr. d. erin. foss. de Suisse. p. 125. pl. XV. Fig. 46. Die Stielglieder emer Pentacrinusart, die sich in ihrer Ausbildung an die oben zitierten Abbildungen anschließen, erfüllen oft den braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik in ungezählten Mengen. Diese Art wurde in Deutschland aus dem Lias 3 beschrieben, findet sich aber nach Lorron in der Schweiz im mittleren Lias. Millericrinus cfr. Hausmanni Rorn. cfr. 1869. Millericrinus Hausmanni RoEM. DUMORTIER: Dep. jur. III. p. 166. pl. 23. Fig. 18— 33. Ebenfalls im braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik kommen noch vollkommen zylindrische Stielelieder einer Crinoidenart in großer Menge vor, die mit obengenannter Art verglichen werden kann. Bei dem schlechten Erhaltungszustand kann natürlich an eine Identifizierung nicht gedacht werden. VERMES. Serpula sp. Ziemlich häufig kommen in den Sandsteinen im Hangenden des Kohlen- flözes knäuelförmig eingerollte, glatte zylindrische Röhrenwürmer vor, 40 > ur Di ERICH JEKELIUS (16) ı die emen Durchmesser von 6 mm erreichen können, es finden sich jedoch auch ganz ähnliche, deren Durchmesser 1 mm nieht erreicht. Serpula sp. Im grauen Sandstein des oberen Lias findet sich ebenfalls eine glatte töhrenwurmart, doch liegt mir von ihr nur ein ganz unvollständiges Exem- plar vor. BRACHIOPODA. Spiriferidae Kınc. Spiriferina Walcotti Sow. 1882. Spirijerina Walcottı Haas und Perkı, Die Brachiopoden der Juraformation von Elsass-Lothringen. Pag. 296. Taf. XVI. Fig. 1—3, 5. (cum synon.). Einige Schalen schließen sich in Form und Berippung an Sp. Walecotti an (2 große Klappen und 3 kleine). Doch erreichen einzelne eine bedeutende Größe. So gehörte em Bruchstück eimer großen Klappe einem ca. 50 mm breiten Exemplar an, ein anderes ist 37 mm, ein drittes 22 mm breit. Sie stammen aus dem grauen Sandstein des Lias z (Schneebrich). Nach Haas und Prrrı kommt Sp. Waleotti Sow. im unteren und mittleren Lias vor (Lias a—y). Rhynchonellidae Gray. Rhynchonella tetraedra Sow. Tafel V. Figur 1—11. Aus dem gelbbraunen Sandstein des mittleren Lias (Tonwarenfabrik) sammelte ich über 200 Exemplare dieser Art. Sie fanden sich dicht neben- einander, übereinander, fast alle Exemplare in einem Block, also einem oroben Nest. Die Variabilität ist eine ganz erstaunliche und erfordert eine weit- sehende Zusammenziehung der unter verschiedenen Namen beschriebenen Ausbildunesformen, die sich bald mehr, bald weniger von der als Typus angenommenen Form entfernen, stets aber durch vermittelnde Formen mit dem Typus verbunden sind und mit ihm vergesellschaftet vorkommen. Sogar Varietäten ließen sich schwer aufrecht erhalten, wenn die Beständigkeit ihrer Ausbildung nicht dadurch gewährleistet würde, daß sie an anderen Orten in ihrer extremen Ausbildung überwiegen, vermittelnde Formen dort eventuell sogar fehlen. (17) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 41 Jugendformen (Tafel V. Fig. 1—4.) Die ganz kleinen Exemplare sind flach mit gerundetem Umriss, die Kommissuren liegen noch in einer Ebene (bei ungefähr 11 mm Höhe), die gerundeten Rippen, 16—22 an Zahl, sind gleichmäßig über die Schale verteilt. Bei einer Höhe der Exemplare von Il mm aufwärts tritt eine leichte bogenförmige Aufwölbung des Stimrandes gegen die kleine Schale ein. Von hier weiter können wir ziemlich deutlich drei Entwieklungsreihen verfolgen : I. Im ersten Fall wölben sich die Schalen sehr rasch. So erreicht ein Exemplar von 145 mm Höhe und nur 14 mm Breite bereits eine Dicke von 14 mm, es hat eine kugelige Form, auch die große Schale ist verhältnis- mäßig stark gewölbt. Der Wulst der kleinen Schale ist schon charakteri- stisch ausgeprägt. Diese Reihe führt zur Varietät eurviceps QuENST. II. Im zweiten Fall strecken sich die Schalen stärker in die Breite und nehmen langsamer an Dicke zu. So zeigt ein Exemplar von 15 mm Höhe eine Breite von 18 mm, eine Dieke von 95 mm; ein Exemplar von 20 mm Höhe eine Breite von 21 mm und eine Dieke von 14 mm. Diese Reihe leitet über zu Formen sowohl vom Typus, als auch der Varietät austriaca QuENST. und der Varietät aequicostata JER. III. Im dritten Fall bleiben die Schalen noch wesentlieh flacher, erst bei beträchtlicher Größe setzt dann auch das Diekenwachstum stär- ker ein. So zeigt ein Exemplar von 21 mm Höhe, 23 mm Breite erst eine Dicke von 11°5 mm. Diese Reihe führt zu Formen, die mit Rhymchonella peristera Uur. identisch sein dürften, weshalb ich sie als Varietät peristera Ust. anführe. 1. Rhynchonella tetraedra Sow. (Typus.) Tafel V. Figur 1, la — 6, 6a. 7, 8. 1812. Rhynchonella tetraedra SOWERBY, Min. Conch. pag. 191. Pl. 83. Fig. 4. Rhynchonella media SOWERBY, ibid. pag. 191. Pl. 83. Fig. 5. 1852. Rhynchonella. tetraedra Davıpson, British fossil brachiopoda. vol. I. part. III. page. 93. Pl. XVII. Fig. 5—9. 1858. Terebratula tetraedra QUENSTEDT, Jura. pag. 179. Taf. XXI. Fie. 11—12. 1571. Rhynchonella tetraedra-_BRAUNS, Der untere Jura pag. 441. 1582. Rhynchonella tetraedra DavıpDson, British fossil brachiopoda. Suppl. pag. 198. Pl. XXIX. Fig. 6. Ich reehne zum Typus stark gewölbte Formen mit starkem, gegen die Seitenflügel scharf abgesetztem Sinus der großen Klappen und einem ent- sprechenden Wulst der kleinen Klappe. Die große Klappe ist, wenn wir vom stark aufgebogenen Schalenteil des Sinus absehen, wenig gewölbt, umso bedeutender ist dagegen die Wölbung der klemen Schale. Der Typus Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Gcol. Reichsanst. XXIII. Bd. 2. Heit. 4 49 D: ERICH JEKELIUS (18) zeigt in der Stirnansicht «die Form eines abgerundeten Tetraeders, dessen Basis die durehbohrte Klappe ist» (BrAuns). Die Anzahl der Rippen ist außerordentlich variabel, sie schwankt zwischen 14 und 22. Ähnlich ver- änderlich ist die Verteilung der Rippen auf Wulst und Seitenflügel. Mem am dichtesten beripptes Exemplar zeigt 7 Rippen auf dem Wulst, 6 Rippen auf dem linken, 7 Rippen auf dem rechten Flügel und auf dem schrägen Abfall des Wulstes gegen die Flügel noch je eine schwächere Falte, die gegen den Stirmrand zu vollkommen auslöscht. Die 7 Rippen des Wulstes stehen bei diesem Exemplar gleichhoch. Der kleine Schnabel ist stark übergebogen. Die überwiegende Mehrzahl meiner Exemplare kann noch dem Typus angeschlossen werden, allerdings zeigen viele kleine Abweichungen, Annähe- rungen nach irgend einer Varietät : teils vermindert sich die Zahl der Rippen besonders auf dem Wulst und im Sinus (Übergänge zu var. austriaca QUENST.), teils sind die beim Typus gegen den Stirnrand zu auslöschenden Rippen der den Wulst begrenzenden schrägen Flächen kräftiger entwickelt und erreichen den Stirnrand. (Übergangsformen zu var. aequicostata n. var.) ; teils bleiben die Formen wesentlich flacher, der Stimmrand ist nicht so gerade abgeschnit- ten, sondern im Wulst etwas vorgezogen, auch ist der Schnabel oft weniger gekrümmt als beim Typus (var. peristera Uur.). 9. Rhynchonella tetraedra Sow. var. austriaca Qu. Tafel V. Figur 10, a, b. 1851. Ter. tetraedra Austriaca QUENSTEDT, Handbuch der Petrefaktenkunde pag. 453. 1854. Rhynchonella Austriaca SuEss, Die Brachiopoden der Kössener Schichten. pag. 53. Taf. III. Fig. 10—15. 1858. Ter. tetraedra Austriaca QUENSTEDT, Jura. Taf. XXII. Fig. 13, 14. 1909. Rhynchonella Austriaca TravTH, Die Grestener Schichten der österr. Voralpen. pag. 55 (hier weitere Synonyme). Die oben zitierten Autoren stellen hierher Formen, deren Breite die Höhe in der Regel nur wenig übertrifft und die ihre bedeutendste Dicke an der Stirn erreichen. Der Wulst ıst schmal und hoch, er trägt 1, 2 oder 3 Rippen, während der entsprechende Sinus der Ventralklappe demgemäß keine, 1 oder 2 Rippen zeigt. Mit nur einer Wulstfalte und keiner Sinusfalte ist überhaupt nur ein einziges Exemplar bekannt geworden, das QUENSTEDT in seiner Petrefaktenkunde (Brachiopoden Taf. XXXVIL Fig. 125.) ab- gebildet hat. Die Seitenflügel tragen 2—6 Rippen. TraurtH führt nach Suzss als für Rhmeh. Austriaca charakteristische Merkmale: «Die geringere Anzahl der Rippen (Rhynch. tetraedra besitzt deren 22—30), die weniger geflügelte Form und die beträchtliche Unter- brechung der Berippung infolge der steil abfallenden Flächen, welche die (19) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 43 Bucht zu beiden Seiten begrenzen), an. Die Zahl der Rippen ıst bei Rhyn. tetraedra sehr variabel, doch selten weist die Art mehr als 22 Rippen auf. Die Anzahl der Rippen kann sogar bis auf 14 sinken. Auch kommen bei typischen Exemplaren von Rhyn. tetraedra gar nicht selten wenig geflügelte Formen vor. Die Unterbreehung der Berippung infolge der steilabfallenden Seitenflächen des Wulstes ist eme Erscheinung, die dem Typus und der var. austriaca, sowie den meisten übrigen Varietäten gemeinsam ist. Auf Grund meines Materiales könnte ich diese Form nicht einmal als Varietät aufrecht erhalten, da, aus emer lückenlosen Reihe von Formen mit 1 Rippe im Sinus und 2 Rippen auf dem Wulst bis zu Formen von 6 Rippen im Sinus und 7 auf dem Wulst, oder gar 8 Rippen im Sinus und 9 auf dem Wulst (Davıoson |. e. Suppl. Taf. XVII. Fig. 17) die ersten zwei Glieder (mit 1 Rippe im Sinus, 2 auf dem Wulst und 2 Rippen im Sinus, 3 auf dem Wulst) herauszugreifen und gegen die anderen abzugrenzen, mir nicht gerechtfertigt erscheint. Nachdem sich aber diese Bezeichnung eingebürgert hat und diese Form in anderen Gegenden eine größere Selbständigkeit zu erlangen scheint (obwohl TrAurTH ausdrücklich erwähnt, daß manche von den zu Rhyn. austriaca gestellten Exemplaren eine große Ähnlichkeit mit Rhyn. tetraedra zeigen), halte ich diese Bezeichnung aufrecht, doch nur als Varietätsbezeich- nung. Als selbständige Art kann Rhyn. austriaca nicht aufrecht erhalten werden. Streng an var. austriaca schließen sich aus meinem Material zwei Exemlpare an: eines mit 1 Falte im Sinus und 2 Falten auf dem Wulsi, das andere mit 2 Falten im Sinus und 3 Falten auf dem Wulst. Der Wulst wird beiderseits von einer steil abfallenden Fläche begrenzt, deren Stirn- linie scharf und gerade erscheint. Je zwei schwache Rippen auf diesen Flächen, löschen gegen den Stirnrand aus, bei dem einen Exemplar mit einer Falte im Sinus und zwei auf dem Wulst erreicht auf beiden Seiten des Wulstes die obere dieser Falten stark abgeschwächt noch den Stirnrand und kommt, wenn auch nur schwach angedeutet im Verlauf der Stirnlinie noch zum Ausdruck. Die kleine mit Wulst versehene Klappe dieses Exem- plares zeigt somit 16 Rippen, von denen 2 gegen den Stirnrand vollkommen, 2 andere fast ganz auslöschen. Das andere Exemplar hat auf der gleichen Klappe 15 Rippen, von denen 4 gegen den Stirnrand zu ganz verschwinden. Die Medianpartie der Stirn ist in beiden Fällen etwas eingezogen. 44 D: ERICH JEKELIUS (20) 3. Rhynchonella tetraedra Sow. var. peristera Unr. V. täbla 11a, b äbra. 1879. Rhynchonella peristera Uruie: Über die liass. Brach. v. Sospirolo p. 291. Taf. IV. Fig. 4. 1881. Rhynchonella Rosenbuschi Haas: Monogr. d. Rhynchonellen d. Juraf. p. 35. Taf. IV. Fig. 10— 14. 1882. Rhynchonella tetraedra var. Dwumbletonensis Davıpson: Brit. foss. Brach. Suppl. p- 198. pl. XXIX. Fig. 5. Nach Untie ist diese Form im Gegensatz zu Rhyn. tetraedra Sow. bei weitem nicht so aufgebläht, der Schnabel ist kräftig und nicht so weit übergebogen, daß er das dreiseitige Deltidium verdeckt. Nach TraurH weist jedoch auch Rhynch. austriaca in der Regel einen gerade aufragenden Schnabel auf. Die gleiche Gestaltung des Schnabels zeigt das von QUENSTEDT abgebildete Exemplar von Rhynch. tetraedra (Jura. pag. 179, Taf. XXII. Fig. 12). Ebenso besitzen einige meiner Exemplare von Rhyn. tetraedra einen weniger stark gekrümmten Schnabel. An var. peristera Unu. (welcher Bezeichnung die Priorität zukommt) schließe ich Rhynch. Rosenbuschi Haas an. Die Formverhältnisse sind die der var. peristera. (Die Angabe von Haas, daß bei semen Exemplaren einer Breite von 30 mm eine Länge von 20 mm entspricht, dürfte wohl ein Druck- fehler sein, da seme Abbildungen dem widersprechen. Das im Verhältnis zur Länge breiteste seiner abgebildeten Exemplare zeigt bei einer Breite von 30 mm eine Länge von 25 mm). Die Art der Berippung ist identisch mit der, die wir bei Rhyn. tetraedra finden. Der Schnabel ist auch bei den Exemplaren von Haas oft wenig übergebogen, so daß das Deltidium frei bleibt. Der leichten «Ausschweifung der von der Wirbelspitze nach den Flügelecken hin verlaufenden Kantenlinien), die Haas als besonders bemer- kenswerte Erscheinung betont, dürfte kaum wesentliche Bedeutung zu- kommen. Ich fand sie genau so deutlich ausgebildet auch bei mehreren meiner Exemplare. Hieher gehört endlich die von Davınson im Jahre 1882 von Rh. tetraedra abgetrennte var. Dumbletonensis. Wie oben erwähnt, kann man schon auf ziemlich frühem Stadıum die Entwiecklungsreihe der var. peristera von der des Typus trennen, da die Form flacher bleibt, der Wulst sich nur sehr allmählich aufwölbt. Der mediane Teil der Schale ist nicht wie beim Typus oder der var. austriaca gerade abgeschnitten oder gar eingezogen, sondern etwas vorgewölbt. Eines meiner Exemplare zeigt eine Höhe von 21 mm, eine Breite von 23 mm und eine Dieke von 11°5 mm, ist also etwas kleiner als das von Uruıe ab- (21) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 45 gebildete Exemplar. Dementsprechend ist auch sein Sinus noch nicht so charakteristisch entwickelt als Unuies Abbildung zeigt. Dagegen stimmt ein 23°5 mm breites, 21’5 mm hohes und 14 mm dickes Exemplar mit Unuiss Abbildung gut überein, ebenso wie es in allen wesentlichen Merkmalen die gleiche Ausbildung zeigt wie Rh. Rosenbuschi Haas (l. e. Taf. IV. Fig. 13.). 4. Rhynchonella tetraedra Sow. var. aequicostata nov. var. Tafel I. Figur 9, a. 1880. Rhynch. cr. tetraedra ParonA, I] calcare liasico di Gozzano. pag. 22. Tav. III. f. 3. a—c. 1892. Rhynch. tetraedra Paroxa, Revisione della Fauna liasica di Gozzano pag. 26. Taf. I. Fig. 14, 15. : 1909. Rhynch. tetraedra TRAUTH, Grestener Schichten der österr. Voralpen. pag. 45. Taf. I. Fig. 3, a—e. Bei dieser Varietät ist Wulst und Sinus zwar deutlich ausgeprägt, doch gegen die Flügel nicht scharf abgesetzt. Die Stirnkommissur der Flügel geht in einem gleichmäßig geschwungenen, gegen die kleine Schale aufgewölbten Bogen im die Stirnkommissur von Wulst und Sinus über. Dadurch, daß die 1-2 Rippen auf den Grenzflächen von Wulst und Sinus kräftig entwickelt sind und im Gegensatz zu allen übrigen Varietäten und dem Typus nur wenig oder gar nicht geschwächt den Stirnrand erreichen, erscheint die Berippung nicht, wie das sonst bei Rh. tetraedra, infolge der glatten Grenzflächen von Wulst und Sinus, der Fall ist, beiderseits von Wulst und Sinus unterbrochen, sondern annähernd gleichmäßig über die Klappen verteilt. In den übrigen Merkmalen schließt sich diese Varietät an den Typus an. Mir liegt kein so extrem ausgebildetes Exemplar vor, wie die von Pırona und TraurH abgebildeten, vielmehr hauptsächlich Mittelformen zwischen dem Typus und var. aequicostata. 5, Rhynchonella tetraedra Sow. var. curviceps Qrv. 2. Ter. tetraedra QUENSTEDT, Handbuch der Petrefaktenkunde pag. 152, Taf. 36. Fig. 30. 58. Ter. curwiceps QUENSTEDT, Der Jura, pag. 138. Taf. 17. Fig. 13—15. l. Ter. curwiceps QUENSTEDT, Petrefaktenkunde Deutschlands, Brachiopoden. pag. 5 Taf. 37. Fig. 118— 120 und 160. 1905. Rhynchonella curviceps Rau, Die Brachiopoden des mittl. Lias Schwabens. pag. 18. Taf. II. Fig. 14—17. 1909. Rhynchonella curviceps TRAUTH, Die Grestener Schichten der österr. Voralpen. pag. 57, Taf. I. Fig. 4, a-—e. Diese Form erlangt unter den Varietäten von Rhyn. tetraedra wohl 46 D: ERICH JEKELIUS (22) die größte Selbständigkeit, ohne sich aber vom Typus allzuweit zu ent- fernen. Ihr wesentlichstes Unterscheidungsmerkmal ist ihre kugelige Gestalt, bedingt durch die stärkere Wölbung der Ventralklappe als das bei Rh. tetraedra sonst der Fall ist. Außerdem scheint sie fast stets kleiner zu bleiben als die übrigen Ausbildungsformen von Rh. tetraedra (doch lagen Rau aus dem norddeutschen Lias auch zwei außergewöhnlich große Exemplare vor, die er als Riesenformen von Rh. eurviceps dieser anschloß). Breite, Höhe und Dicke dieser Veriatät sind bei ausgewachsenen Exemplaren stets annäherend gleich. Die Art der Berippung stimmt vollständig mit der für Rh. tetraedra charakteristischen überein. Es liest mir nur ein einziges charakteristisch ausgebildetes Exemplar vor, das 14:5 mm hoch, 14 mm breit und 14 mm dick ist. Der Wulst der kleinen Schale trägt 4 starke, scharfe Rippen, während an den seitlich begrenzenden schrägen Flächen je eine schwächere Rıppe gegen den Stirn- rand zu allmählich ausklingt, so daß sie im Verlauf der Stirnkommissur nicht mehr zum Ausdruck gelangt. Der Sinus trägt dementsprechend 8 deutliche Rippen und jederseits noch je eine schwächere, gegen die Stirn- kommissur zu verflachende Rippe. Die Seitenflügel zeigen je 4 Rippen. x Den verschiedenen Abarten von Rhyn. tetraedra sind die flachen Jugendformen gemein, die sich auf diesem Stadium noch kaum von einander unterscheiden. Gleich ist auch die Ausbildung der Rippen, die am Wirbel beeinnend (auch hier schon deutlich entwickelt) in ıhrem Verlauf gegen den Stimrand stark anschwellen. Während die Wulst- und Sinusrippen scharf ausgebildet sind, erscheinen die der Flügel mehr gerundet. Wulst wie Sinus werden beiderseits von einer schräg abfallenden Fläche begrenzt, die den Stirnrand in einer scharfen, geraden Linie schneidet. Vom Wirbel her gehen zwar auf diese Flächen 1—2 Rippen über, die aber gegen den Stirnrand vollständig verflachen, so daß sie den geraden Verlauf des Stimrandes hier nicht mehr beeinflußen. f Selten sind diese Rippen stärker entwickelt und erreichen auch den Stirnrand, wodurch Wulst wie Sinus gegen die Flügel nicht mehr so scharf abgesetzt erscheinen. Es entstehen dadurch Formen der Varietät aequi- costata. Die wiederholt als charakteristisch für diese oder jene hierher zu stellende Form hervorgehobene Asymmetrie des Gehäuses kommt der ganzen Gruppe in gleichem Maße zu. Haas führt als bemerkenswerte Tat- sache für Rh. Rosenbuschi an, daß die Flügelrippen unsymmetrisch verteilt seien, ebenso TrAurH für Rh. austriaca. Außerdem sind Asymmetrien in (23) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 47 der Verteilung der Flügelrippen bei zahlreichen meiner Exemplare zu beobachten. Die Zahl der Rippen schwankt auf dem Wulst zwischen 1—9 (sie stehen hier teils gleichhoch, teils stehen die äußeren etwas niederer als die mittleren, wodurch die Rippen in letzterem Fall bogenförmig angeordnet erscheinen), auf dem Sinus zwischen 0—S, auf den Flügeln zwischen 2—7. Außerdem finden sich auf den schräg abfallenden, den Wulst und Sinus begrenzenden Flächen noch 1—2 Rippen. Die Anwachsstreifen stehen dieht und sind zart, doch sind an zahl- reichen Exemplaren ein, selten zwei.der Anwachsstreifen schärfer ausgebildet, treppenförmig abgesetzt. Die hieher gestellten Formen sind stark bauchig (var. peristera UHt. bleibt etwas flacher). Während die Ventralklappe, abgesehen vom stark vorgreifenden Sinus, schwach gewölbt erscheint (abweichend hievon var. eurviceps), ist die Dorsalklappe bedeutend stärker, oft außergewöhnlich stark gewölbt. Der kleine Schnabel ist in der Regel stark auf die Dorsalklappe übergebogen, so daß er das Deltidium ganz verdeckt (doch finden sich auch Exemplare mit weniger stark gebogenem Schnabel, besonders bei flacheren Formen, so stets bei Jungen Exemplaren und in der Regel bei var. peristera). Toura bespricht (Paläontol. Mitteil. pag. 4.) aus dem Schneebrich bei Keresztenyfalva stammende Exemplare, die zu Rh. tetraedra gehören. Die Angabe von drei bezw. fünf Falten im Sinus und auf dem Wulst dürfte wohl auf irrtümlicher Zählung beruhen, da auf dem Wulst naturgemäß stets eine Rippe mehr vorhanden ist als im Sinus. Eines seiner Exemplare vergleicht Toura mit Rh. curviceps QUENST. Rhynchonella variabilis Schr. Tafel V. Figur 12—19. a 1889. Rhynchonella variabilis GEYER, Liasische Brachiopodenfauna des Hierlatz pag. 36. Taf. IV. Fig. 16—22. Taf. V. Fig. 1—13. 1893. Rhynchonella belemnitica Böse, Die Fauna der lias. Brachiopodenschichten bei Hinde- lang. page. 639. Taf. XV. Fig. 5, 6 und 8. 1897. Rhynchonella variabilis Böse, Mittellias. Brachiopodenfauna d. östl. Nordalpen. pag. 180. Taf. XIII. Fig. 17—19. 1905. Rhynchonella variabilis Rau, Brachiopoden des mittleren Lias Schwabens. pag. 40. Taf. I. Fig. 89— 109. 1909. Rhynchonella variabilis TrautH, Die Grestener Schichten der österr. Voralpen. pag. 58. Taf. I. Fig. 6—9. In den oben zitierten Arbeiten finden sich weitere Literatummachweise. GEYER faßte auf Grund seines sehr reichhaltigen Materiales die mannıg- 48 D: ERICH JEKELIUS (24( fachen Variationen dieser Art zusammen, wogegen Böse sehr energisch die Selbständigkeit von Rhyn. belemnitica und auch Rhyn. Briseis betonte. Letzterem schloß sich Rau und TraurH an. Rau wies zwar im Einzelnen darauf hin, daß die von Böse hervorgehobenen 5 Unterscheidungspunkte zwischen Rh. varıabılıs und Rh. belemnitica im Allgemeinen nicht ganz stichhaltig seien, legte jedoch besonderes Gewicht auf den wenig vorsprin- senden Wulst und die gröbere Form der Rippen bei Rh. belemnitica. Aus allen Arbeiten gewinnt man jedoch den Eindruck, daß es sich hier nur um mehr oder weniger beständige, m einzelnen Gegenden viel- leicht größere Selbständigkeit erlangende Spielarten der Rh. variabılıs handelt. Es liegen mir 45 Exemplare aus dem Schneebrich bei Keresztenyfalva vor. Die Mehrzahl memer Exemplare zeigt 3 Rippen auf dem Wulst, 2 im Sinus, einige haben 4 Rippen auf dem Wulst, 3 im Sinus, ‘andere wieder 2 auf dem Wulst und 1 im Sinus. Die Ausbildung der Rippen ist die für Rh. variabilis charakteristische, wie auch der ganze Habitus sich eng an obige oft beschriebene Art anschließt. Die jungen Exemplare sind flach und lassen eine allmähliche Auf- wölbung des Wulstes verfolgen. Leichte Asymmetrien, wie cine Rippe auf dem einen Flügel mehr als auf dem anderen, sind häufig. Auffallender sind einige andere unsymmetrisch gestaltete Exemplare (Tafel V, Fig. 15—19). Auf dem dreirippig angelegten Wulst wird eine der Seitenrippen schwächer ausgebildet, wodurch das Exemplar ein schiefes Aussehen erhält. Dies kann soweit gehen, daß die schwächere seitliche Wulstrippe ganz weefällt. Der Abfall des Wulstes nach dieser Seite wird dann tief und steil, während der andere Flügel etwas gehoben, der Unterschied zwischen Flügel und Wulst auf der gehobenen Seite abgeschwächt wird. Bei ganz extrem ausgebildeten Exemplaren ist der Unterschied zwischen Wulst und dem einen Flügel ganz ausgeglichen, dieser Teil erscheint gegen die kleine Klappe gehoben, und ist gegen den anderen Flügel, der gegen die große Klappe hinabgedrückt erscheint, scharf abgesetzt. Bei manchen Exemplaren ist der rechte, bei anderen der linke gehoben. Einen so sehr abweichenden Habitus die extremen Formen dieser Exemplare auch aufweisen, haben wir es sicher nur mit unnormal ausgebildeten Formen von Kh. variabiılıs SchL. zu tun. Eine andere Abnormität zeigt ein noch nicht ausgewachsenes, ver- hältnismäßig flaches Rxemplar. Die Schale bleibt bis fast an den Stirnrand glatt, wo auf einem schmalen scharf abgesetzten Streifen unvermittelt kurze, jedoch kräftige Rippen sich entwickeln. Dieses Exemplar erinnert etwas an einzelne Abarten von Rh. fureillata Turon., doch glaube ich ihm (25) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSÖO. 49 eher gerecht zur werden, wenn ich es als abnorme Erschemung zu Rh. variabilis stelle. Rhynchonella Zitteli Gem. Tafel V. Fig. 20. 1898. Rhynchonella Zitteli Böse, Die mittellias. Brachiopodenfauna der östl. Nordalpen, pag. 185. Taf. XIII Fig. 21, 22. Aus dem gleichen Sandstein, aus dem Rhyn. varıabilis stammt (Las 7), liest mir ein flaches Exemplar mit weitem, niederen Wulst vor. Der Wulst hat 5, der Sinus 4 Rippen. Vielleicht ergibt sich bei reichlicherem Material die Notwendigkeit, diese Form als Varietät zu Rh. variabılis zu stellen. Terebratulidae Kıne. Terebratula punctata Sow. Tafel VI. Figur 1—6. 1889. Terebratula punctata GEYER, Über die lias. Brachiopodenfauna des Hierlatz. page. 1—6. Taf. I. Fig. 1—16. 1892. Terebratula punetata Böse, Die Fauna der lias. Brachiopodenschicehten bei Hin- delang. pag. 632. Taf. XIV. Fig. 4, 5. 1905. Terebratula punctata Rau: Die Brachiopoden d. mittl. Lias Schwabens p. 46. Taf. III. Fig. 15—33. 1909. Terebratula punctata TRAUTH: Grestener Schichten p. 68. Taf. II. Fig. ö., 6. (In obigen vier Arbeiten finden sich ausführliche Synonymenlisten). 1911. Terebratula efr. punctata TouLa: Palsont. Mittteil. p. 5. 1911. Terebratula ovatissima TovLa: Paleont. Mitteil. p. 5. Es liegen mir ca. 120 Exemplare vor, die ich im letzten Sommer ge- sammelt habe. Auch hier zeichnet sich Ter. punctata durch große Variabili- tät aus. Unter den extremen Formen lassen sich eine Anzahl der zahlreichen aus England, Frankreich, den Alpen, aus Schwaben und sonsther bekannt gewordenen Varietäten feststellen. Die von HrrgıcH als Ter. grestenensis angeführten Exemplare dürften aller Wahrscheinliehkeit nach zu vorliegender Art gehört haben. Auf die Stellung der Ter. grestenensis Surss überhaupt will ich mich hier nieht näher einlassen. Die Jugendformen sind gewöhnlich rund, mit flacher kleiner Schale, doch finden sich auch kleine gestreckte Exemplare, auch hegt mir ein kleines Exemplar mit geblähter kleiner Schale vor. DieSchale der Ter. punctata ist fein punktiert und an Exemplaren, deren äußere Schalenschichte gut erhalten ist, tritt außer der konzentri- 50 D: ERICH JEKELIUS (26) schen Streifung auch eime deutliche dichte Radialstreifung auf, die über die ganze Schale gleichmässig verbreitet ist. l. Terebratula punctata Sow. (Typus)! Tafel VI. Figur 1. 1861. Teerebratula sinemuriensis OrrEL: Brachiop. d. unt. Lias. Taf. X. Fig. 2. 1889. Terebratula punctata (typ.) GEYER: Über die lias. Brachiop. d. Hierlatz. Taf. I. Fig. 1.,2. Die Mehrzahl der Exemplare läßt sich dem Typus dieser Art anschließen. Der Umriß ist gleichmäßig gerundet (Stirnrand bildet mit den Seitenrändern einen Halbkreis), länger als breit. Die Form ist verhältnismäßig flach. Die Kommissuren fallen fast in eine Ebene. Das Verhältnis der Höhe zur größten Breite und größten Dicke ist bei einem typisch entwickelten, 29 mm hohen Exemplar 100 : 87 :51. Ein hieher gehöriges Exemplar ist 44 mm, mein größtes jedoch 55 mm hoch. 9. Terebratula punctata Sow. var. Andleri Opr. Tafel VI. Figur 3. 1861. Terebratula Andleri Orrzı, Brachiopoden des unteren Lias. Taf. X. Fig. 4. 1892. Ter. punctata var. Andleri Böse, Die Fauna der lias. Brachiopodenschichten bei Hindelang. Taf. XIV. Fig. 4, 5. Eine Anzahl Exemplare zeigt pentagonalen Umriß mit breiter, ab- ) gt pentag gestutzter Stimm. Ein 41 mm hohes Exemplar hat folgende Dimensions- verhältnisse: 100 : 76 : 60. 3. Terebratula punctata var. ovatissima Qv. Tafel VI. Figur 2. 1858. Terebratula ovatissima QUENSTEDT, Der Jura. Taf. IX. Fig. 1. Taf. XII. Fig. 13. Einzelne stark verlängerte Exemplare gehören dieser Varietät an. Die größere Klappe greift an der Stirnseite etwas vor, demzufolge sind besonders bei emem stark gestreekten Exemplar die Flanken- der klemen Klappe etwas abgeflacht, wodurch abgerundete, kaum angedeutete Kanten von den Stirnecken gegen den Wirbel verlaufen. Dieses Exemplar zeigt einen abgeflachten Wirbel der kleinen Klappe. Das größte hieher gehörige 1 Ich zitiere im Nachfolgenden zu jeder Varietät einige charakteristische Abbildun- gen, weitere Literaturnachweise und Synonymenverzeichnisse finden sich in den oben angegebenen Arbeiten von GEYER, Böse, Rau, TRAUTH. (27) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. Sl Exemplar erreicht eine Höhe von 46 mm. Die Dimensionsverhältnisse eines 39 mm hohen Exemplares sind 100 : 69 : 51. 4. Terebratula punctata var. carinata Travım. Tafel VI. Figur 5. 1909. Ter. punctata var. carinata TRAUTH, Die Grestener Schichten der österr. Voralpen, Taf. II. Fig. 5, 6. Einige Exemplare mit gerundetem Umriß (ähnlieh wie beim Typus) zeigen die Tendenz zur Kielbildung an der Ventralklappe. Die Form der Exemplare stimmt gut überein mit den Abbildungen bei Traurn. Ein 38 mm hohes Exemplar lieferte folgende Verhältniszahlen: 100 : 91 : 57. 5. Terebratula punctata var. Edwardsii Dav. Tafel VI. Figur 4. 1851. Terebratula Edwardsii Davınson, British fossil Brachiopoda. Vol. I. pag. 30. Taf. 6. Fig. 11, 13—15. 1882. Ter. punctata var. Edwardsii Davıson, British fossil Brachiopoda. Suppl. pag. 131. Taf. XVII. Fig. Eines meiner Exemplare schließt sich in seiner Ausbildung an Ter. Edwardsii an. Davınson selber zog seine 1851 aufgestellte Art im Jahre 1882 wieder ein und stellte sie als Varietät zu Ter. punctata. GEYER vereinigte sie ebenfalls mit Ter. punctata, während Rorupıerz, Böse, Rau für die Selbständigkeit der Art eintraten. Mein Exemplar, das 41 mm hoch ist, zeigt folgende Dimensionsver- hältnisse: 100 : 81:68. Das Verhältnis der Dicke zur Höhe übersteigt die äußerste Grenze, die GEYER für Ter. punctata mit 60% angibt. Gegen den etwas abgestutzten Stirnrand zu fallen die Klappen ziemlich steil ab, auch häufen sich hier die groben Anwachsstreifen auffallend stark. Der Winkel, unter dem die Schalen am Stirnrand zusammenstoßen ist aber noch ein rechter, während dieser Winkel bei den sonst zu Ter. Edwardsii gestellten Exemplaren häufiger sehr stumpf, fast gestreckt ist. Wenn auch mein Exemplar in diesem Punkte nieht ganz mit den extrem ausgebildeten Formen von Ter. Edwardsii übereinstimmt, steht es doch Ter. Edwardsis näher als dem Typus der Ter. punctata. Sowohl Rorupserz wie Böse führen als einen Hauptgrund für die Selbständigkeit von Ter. Edwardsii das im Gegensatz zu Ter. punctata sehr kleine Foramen an. Doch bildet Rau eine große Anzahl von Ter. punec- tata mit sehr kleinem Foramen ab, während er von seinen Ter. Edwardsis 52 D: ERICH JEKELIUS (28) ausdrücklich erwähnt, daß sie ein mittelgroßes Foramen hätten. Es bleibt als Unterschied der extremen Formen nur die bedeutendere Dicke der var. Edwardsii und der steile Abfall der Klappen gegen den Stirnrand, mit den sich gegen den Stirnrand zu auffallend häufenden Anwachsstreifen übrig. Da außerdem zahlreiche vermittelnde Formen zu Ter. punctata (Typus) überleiten, halte ich es für angezeigt, diese Form als Varietät zu Ter. pun- ctata zu stellen. 6. Terebratula punctata var. subovoides Dkst. 1905. Terebratula subovoides Raw, Die Brachiopoden des mittl. Lias Schwabens. pag. 50. Taf. III. Fig. 1—6 und 14. Zwei kleine Exemplare aus dem mittleren Lias bei der Tonwarenfabrik schließen sich eng an die von Rau abgebildeten Formen an. Der Umriß ist abgerundet (an der Stirnseite nicht abgestumpft). Die kleine Schale des einen Exemplares ist gleichmäßig flach gewölbt, während die des anderen Exemplares emen seichten Mediansinus besitzt. Die große Klappe ist vom Wirbel bıs zur Stirnseite deutlich gekıelt. Hierher gehört auch ein Bruchstück eines größeren Exemplares, das ca. 26 mm hoch gewesen sem dürfte. Es stimmt in den Formverhält- nissen — Kielung der großen Schale, besonders der Wirbelresion, Median- sinus der flachen kleinen Schale, gerundetem Umriß — vollständig mit obigem kleineren Exemplar überem. Es stammt ebenfalls aus dem braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik. 7. Terebratula punctata var. Walfordi Div. Tafel VI. Figur 6. 1882. Ter. Waljordi Davıpson, British fossil Brachiopoda. Suppl. pag. 156. Taf. XIX. Fig. 18, 19. Eine Anzahl von Exemplaren schließt sich eng an Ter. Walfordi Dav. an. Die Schale erreicht ihre erößte Breite im ersten Drittel der Höhe (vom Wirbel gerechnet). Der Umriß der großen Schale verläuft vom Wirbel abwärts nach beiden Seiten etwas konkav, während der obere Rand der kleinen Schale einen sehr flachen konvexen Bogen beschreibt. Die Um- biegung in die Seitenränder erfolgt verhältnismäßig schroff. Gegen den kurzen, etwas abgestutzten Stirnrand zu verschmälert sich der lang aus- gezogene untere Teil der Schale stark. Bei einigen Exemplaren ist die kleine Schale wenn auch schwach doch deutlich gewölbt. Den Höhepunkt der Wölbung erreicht sie etwas über der halben Schalenhöhe, woher sie sich (29) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 583 ganz gleichmäßig nach allen Seiten abdacht. Andere Exemplare zeigen eine flachere kleine Schale mit schwach angedeutetem Mediansinus. Die große Schale ist vom Wirbel bis zum Stirnrand deutlich gekielt. Der Wirbel ist klein und stark gebogen. Geyer (Lias. Brachiopodenfauna des Hierlatz pag. 3, Fußnote 4) hob schon hervor, daß Übergänge von Ter. punctata (typ.) zu Ter. Walfordi sich unter seinen Exemplaren fänden, und daß sich Ter. Walfordi von den Jugendformen der Ter. punetata nieht weit entfernen dürfte. Mein Material bestätigt diese Vermutung. Noch enger erweist sich die Form- verwandtschaft zwischen var. Walfordi, var. subovoides, var. carınata. x Terebratula punetata Sow. zeichnet sich durch einen großen Reichtum an Formen, Abarten aus, die wir, fänden wir nur die extremen Ausbildungen, als selbständige Arten gelten lassen müßten. Sowie uns aber ein etwas erößeres Material vorliegt, nehmen wir wahr, wie die Formen in einander übergehen, so daß es unmöglich erscheint, feste Grenzen zu ziehen. Rau bemerkt am Schlusse seiner Auseinandersetzungen über Ter. subovoides DzsL. (l. c. pag. 52): «wie nach dieser Darstellung leicht zu bemer- ken ist, gibt es fast ebenso viele Übergangsformen in dieser Gruppe (gemeint sind Ter. punctata, Ter. Edwardsü, Ter. Radstockensis, Ter. subovoides d. Verf.), wie typische Vertreter der ja nur zu unserem gegenseitigen Ver- ständnis aufgestellten Arten». Was bezeichnen wir dann als Art, was als Varietät? Bei einer. Gruppe von Formen, die so inemander fließen, wie das bei der Gruppe der zur Ter. punetata gehörenden Formen der Fall ist, kön- nen wir höchstens die extrem ausgebildeten Formen behufs leichteren gegenseitigen Verständnisses als Varietäten trennen, dürfen sie jedoch keinesfalls als selbständige Arten auseinander reißen. Waldheimia (Zeilleria) cornuta Sow. 1858. Terebratula cornuta QUENSTEDT: Der Jura p. 180. Taf. XXII. Fig. 18—20. 1872. Terebratula vicinalis TIETZE: Südl. Teil d. Banater Gebirgsst. p. 127. Taf. VIII. Fig. 7. 1886. Zeilleria cornuta DI-STEFANO: Lias inferiore di Taormina p. 97. Taf. IV. Fig. 15. 1909. Waldheimia (Zeilleria) cornuta TraurH: Die Grestener Schichten p. 75. Taf. 11. Fig. 9. Ich habe oben nur einige Abbildungen von Formen angeführt, denen mein Exemplar besonders nahe zu stehen scheint. Im übrigen verweis( ich auf Trautas Synonymenliste. Mein Exemplar, aus dem grauen mittelliassischen Sandstein des Schnee- brich, ist 22 mm lang, 20 mm breit und 12 mm diek. Der Umriß ist fünf- 54 D: ERICH JEKELIUS (80) eckig. Die große Klappe zeigt im letzten Drittel (vom Wirbel an gerechnet) eine mediane Depression, die von schwach angedeuteten Jochen seitlich begrenzt wird (leider konnte die kleinere Klappe in der Gegend des Stirn- randes nicht. vom Gesteinsmaterial befreit werden). Dieser medianen Ein- senkung der Schale entspricht am Stirnrand eine schwache Einbuchtung. Der Schnabel ist stark übergebogen, so daß er auf die kleine Schale zu liegen kommt. Die Schnabelkanten sind scharf. Die beiden gleichmäßig gewölb- ten Klappen stoßen an den Kommissuren in spitzem Winkel aufeinander. Die größte Dicke erreicht das Exemplar im ersten Drittel. Waldheimia cornuta var. lata. n. var. Tafel VII. Figur 10. Ein querovales Exemplar zeigt kaum noch Andeutungen an einen fünfeckigen Umriß. Am Stirnrand ist eine schwache Einbuchtung sichtbar. Das Exemplar ist 18°5 mm hoch, 19 mm breit und 12 mm dick. Die beiden Klappen sind gleichmäßig stark gewölbt. Gegen den Stirnrand zu werden die Anwachsstreifen grob. Der kleine Schnabel ist stark überge- bogen, so daß er auf die kleine Schale zu liegen kommt. Die Schnabelkanten sind scharf. Das Exemplar erreicht seine größte Dieke in der Hälfte der Höhe. In allen übrigen Merkmalen steht dieses Exemplar der Waldh. cornuta so nahe, daß ich es als Varıetät dieser Art auffasse. LAMELLIBRANCHIATA. Aviculidae Lam. Oxytoma inaequivalve Sow. sp. Tafel VII. Figur 10. 1819. Avicula inaequivalvis SOWERBY, Min. Conch. Tom III. pag. 78. Taf. 244. 1901. Oxytoma inaequivalve L. Waagen, Der Formenkreis des Oxytoma inaequivalve Sowerby. 1909. Avscula (Oxytoma) inaequivalvis TRAUTH, Die Grestener Schichten der österr. Vor- alpen. pag. 79. Es liegen mir zahlreiche (17) Schalen (rechte und linke) dieser Art vor, deren zusammenfassende, monographische Bearbeitung wir Lukas WAAGEN verdanken. Die rechten, flachen Schalen, von denen, da sie getrennt vorkommen, nicht entschieden werden kann, zu welcher Varietät sie gehören, scheinen (31) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 55 mir, was besonders auch den Unterrand anbelangt, unversehrt zu sein, doch erreicht keine auch nur annäherend die Größe der linken Klappen. Sie stimmen im Allgememen mit den zahlreichen bekannten Schilderungen und Abbildungen in der Literatur überein: schief oval nach hinten ver- längert mit 8 deutlichen radialen Rillen, von denen die letzten etwas nach hinten gekrümmt erscheinen. Das Vorderohr ist klein und setzt scharf vom Vorderrand ab. Das hintere Ohr ist lang gestreckt, die Schale geht allmählich in dasselbe über. In der Gestalt des hinteren Ohres zeigen meine Exemplare wenn auch nur unbedeutende Unterschiede ; während nämlich bei zwei Exemplaren der hintere Rand der Schale, ohne eine Embuchtung zu zeigen, anfangs gerade gegen den Schloßrand aufsteigt, um dann in einem schwachen Bogen in den Unterrand des Ohres überzugehen, bildet bei zwei anderen Exemplaren der hintere Rand der Schale mit dem Unterrand des langausgezogenen Ohres einen scharf ausgeprägten Winkel, es entsteht eine verhältnismäßig tiefe Einbuchtung. Wie ein außergewöhnlich schön und vollständig erhaltenes Exemplar dieser letzteren Form zeigt, ist das hintere Ohr keineswegs glatt, wie L. WaaGEen meint. Mein Exemplar zeigt vielmehr außer den auf das Ohr übergreifenden Anwachsstreifen, die dem Unterrand des Ohres parallel verlaufen, eine größere Anzahl fadendünner, radialer Rippen, die deutlich besonders auf dem oberen Teil des Ohres entwickelt sind, sie dürften allerdings nur auf ganz tadellos erhaltenen Stiüieken sichtbar sein. Der Schloßrand, der auf dem hinteren Flüsel als abgesetzte, kräftigere Leiste hervortritt, ist gerade. Unter den linken Schalen lassen sich zwei Varietäten erkennen. 1. Oxytoma inaequivalve Sow. var. Münsteri Bronn. 1838. Avicula Münsteri GoLpruss, Petrefacta Germaniae. Pl. CXVIII. Fig. 2. 1853. Avicula sinemuriensis CHAPUIS ET DEWALQUE, Luxembourg. Pl. XXVI. Fis. 4. 1861. Avicula inaequivalıis STOLICzRKA, Hierlatzschichten Taf. VI. Fig. 9. a 1901. Avicula (Oxytoma) inaequivalve var. Münsteri WAAGEN, Der Formenkreis des Oxytoma inequivalve Sowerby. pag. 13. Taf. I. Fig. 4, 9, 11. Es gehören hierher einige Schalen, von denen drei besser erhalten sind. Das größte Exemplar erreicht eine Länge von 29 mm. Sie stimmen unteı den oben zitierten Abbildungen besonders gut mit der bei StoriczkA überein. (Schneebrich und Tonwarenfabrik.) 9. Oxytoma inaequivalve Sow. var. interlaevigata (u. 1858. Monotis interlaevigata QUENSTEDT, Jura. pag. 149. Taf. 18. Fig. 29. pag. 259. Taf. 37. Fig. 6. 1901. Oxytoma inaequivalve var. interlaevigata WAAGEN, Der Formenkreis des Oxytoma insquivalve Sowerby. pag. 14. Taf. I. Fig. 8, 10. 56 D: ERICH JEKELIUS (32) Hieher gehören aus meinem Material mehrere linke Klappen, die bedeutend stärker gewölbt sind als die der vorhergehenden Varietät. Stark gebläht ist besonders die Wirbelregion. Dementsprechend fällt die Schale gegen das hintere Ohr steil ab, der Übergang ist nieht so allmählich wie bei der var. Mänsteri. Die Hauptrippen sind kräftig, die Linien zwischen ihnen sehr fein, doch ziemlich gleichmäßig entwickelt. Zwischen den gleich- mäßıe kräftigen Hauptrippen (Rippen 1. und 2. Grades) lassen sich keme eingeschalteten Rippen 3. Grades konstatieren, es treten nur die femen Radiallinien (Rippen 4. Grades) auf. Infolge der ungünstigen Erhaltung kann ich über die Beschaffenheit der konzentrischen Anwachsstreifen nichts aussagen. (Schneebrieh und Tonwarenfabrik.) Oxytoma cycnipes PhırL. Tafel VIII. Figur 12. 1869. Avicula cycnipes PHILL. DUMORTIER: Bassin du Rhöne III. p. 294. pl. 35. Fig. 6-9. 1901. Oxytoma cyenipes PHILL. WAAGEN: Formenkreis etc. p. 19. Es liegen mir drei mangelhaft erhaltene, kleme (ca. 13 mm lange) Exemplare aus dem braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik vor. Es handelt sich um junge Exemplare, deren Form auch noch nicht so aus- geprägt ist, wie die des von Dumorrtrer abgebildeten Fxemplares. Meine Schalen (linke) sind flacher, die Radialrıppen weniger stark vorstehend, doch läßt sich ein bedeutendes Zunehmen der Stärke der Radialrıppen gegen den Unterrand der Schale beobachten. Es sind 5—6 kräftige Radial- rippen vorhanden. Zwischen diesen finden sich zahlreiche feine Radial- linien, die auch auf dem hinteren Ohr beobachtet werden können. Pinnidae Gray. Pinna Hartmanni Zıer. 1839. Pinna Hartmanni GoLpruss: Petrefacta Germani® Taf. CXXVII. Fig. 3. 1909. Pinna Hartmanni TRAUTH: Die Grestener Schichten p. 80. Im Hangenden des Kohlenflözes (Schneebrich) finden sich zahlreich Bruchstücke von zum Teil sehr großen Exemplaren dieser Art. Pinna inflata Cmar. et Dew. 1851. Pinna injlata Cuapvis ET DEWALQUE: Luxembourg. p. 184. pl. XXX. Fig. 1. 1865. Pinna sexcostata TERQUEM ET PıerTe: Lias infer. de ’Est de la France p. 92. pl, XI. Fig. 20— 22. (33) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 57 1874. Pinna injlata DuUMoRTIER: Bassin du Rhöne p. 280. pl. NXXIIT. Fis. 3—6. 1908. Pinna injlata TRAuUTH: Grestener Schichten p. 80. Die rechte Schale einer zierlichen Pinna aus der Sammlung PopDsk stelle ich hierher, sie stammt aus dem Hangenden des Kohlenflözes. Die Form stimmt gut mit der Abbildung von P. sexcostata bei TERQUEM und Prertte überein, die TRAUTH mit Pinna inflata vereinigte, was ich für berechtigt halte, zumal das mir vorliegende Exemplar, was die Berippung anbelangt, die Mitte einhält zwischen der P. inflata und der P. sexcostata. Die radialen Rippen sind zart, doch scharf von den viel breiteren, flachen Zwischenräumen abgesetzt. Durch die sie kreuzenden zarten An- wachsstreifen erhalten sie ein gekörmeltes Aussehen. Ungefähr in der Mitte der Schalenhöhe zähle ich auf dem hinteren Flügel 7, auf dem Vordertlüsel zwei Rippen. Zwischen diese schalten sich weiter abwärts unregelmäßig etwas schwächere Rippen ein. Auch auf dem Vorderflügel treten weiter abwärts vor den oben erwähnten 2 Rippen noch weitere Rippen auf. Der von radıalen Rippen freie vordere Teil des Vorderflügels zeigt derbe kon- zentrische Falten. Pinna sp. efr. fissa GoLDrF. 1839. Pinna fissa GoLpruss: Petrefacta Germanie. pl, COXXVII. Fig. 4. Es liegt mir eme sehr schlanke, hohe, stark gewölbte Pinna vor, die zwar als Steinkern und wenig vorteilhaft erhalten ist, sich aber wohl an obige Art von GoLpruss anschließen läßt. (Grauer mittelliassischer Sand- stein des Schneebriches.) Pernidae. Perna sp. ind. Im braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik fand ich eine Perna, deren Formverhältnisse unter den mir bekannten publizierten Arten wohl am besten mit Perna Pellati DumorTIER (Dep. Jurass. II. Pl. XVIII. Fie. 2) übereinstimmen, doch muß ich des ungünstigen Erhaltungszustandes wegen auf eine nähere Bezeichnung als die oben gegebene verzichten. Limidae v’Orr. Lima (Plagiostoma) punctata Sow. 1853. Lima punctata Sow. CHAPUIS ET DEWALQUE: Luxembourg p. 201. pl. XXX. Fig. 4. 1858. Plagiostoma giganteum QUENSTEDT: Jura Taf. IX. Fig. 10. 1863. Lima punctata GoLDFUSsS: Petrefacta Germani® II. Aufl. p. 76. Atlas (I. Aufl.) Taf, CI. Fig. 2. a, b. 1909. Lima (Plagiostoma) punctata Sow. TRAUTH: Grestener Schichten p. 83. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar, Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 2. Heit. 2) 58 D: ERICH JEKELIUS (34) Zwei Exemplare, von denen das größere eine Länge von 54 mm er- reicht, schließen sich in der Form an Lima punctata Sow. an, auch zeigt die Skulptur die typische Ausbildung, wie sie von GoLDFuss und TRAUTH geschildert wurde: feine, diehtstehende radiale Linien, die von sehr feinen dichtstehenden konzentrischen Linien gekreuzt werden. Erst bei einiger Vergrößerung lösen sich die radialen Linien in Punkte auf, ebenso werden erst bei Vergrößerung die konzentrischen Linien deutlich sichtbar. Der mittlere Teil des kleineren Exemplares (43 mm lang), dessen Schale gut erhalten ist, zeigt die radıalen Punktreihen undeutlich, sie stehen weiter auseinander und setzen oft auch ganz aus. In größeren Zwischenräumen finden sich gröbere konzentrische Anwachsstreifen. Die sehr stark nach vorne verlängerten Schalen setzen am Vorderrand scharf gegen die große, tief eingesenkte Lunula ab. Der kurze Hinterrand geht in das Hinterohr über, das die gleiche Gestalt hat, wie die Abbildungen von GOLDFUSS und ÜHmarvıs und DEWALQUE es darstellen. Lima (Mantellum) pectinoides Sow. 1903. Mantellum pectinoide Bıstram: Val Solda p. 41. Taf. III. Fig. 6—13. Zwei nur mit geringen Schalenresten versehene Steinkerne schließen sich in der Form eng an L. pectinoides an. Das eine Exemplar ist 26 mm, das andere 13 mm lang. Am hinteren unteren Rand des größeren Exemplares sind noch Schalenreste erhalten, die deutlich die dachförmigen Haupt- rippen und die schwächeren, eingeschalteten Rippen erkennen lassen, ganz in der Art. wie sie z. B. auf den Abbildungen bei Bıstram dargestellt sind. Die Zahl der Hauptrippen beträgt 18-19. Lima (Mantellum) cfr. Hausmanni Duvnk. 1846. Lima Hausmanni DUNKER: Lias v. Halberstadt. p. 41. Taf. VI. Fig. 26. 1903. Mantellum aff. Hausmanni Bistram: Val Solda p. 44. Taf. III. Fig. 14— 16. Ein kleiner, ungefähr 11 mm langer Steinkern einer linken Schale aus dem braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik eleicht in der Form Lima Hausmanni. Ich kann 12 Radialrippen zählen, tatsächlich dürften 15—16 vorhanden gewesen sein. Die Zwischenräume zwischen den Rippen sind breiter als letztere. Zwei noch kleinere (7 mm hoch, 6 mm lang) rechte Klappen mit Schale finden sich in einem Stück des grauen Sandsteines mit Ter. punctata aus dem Schneebrich. Sie stimmen gut mit Bıstrams Abbildung der rechten Klappe überein, einzelne Schaltrippen sind konstatierbar. (35) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 59 Lima (Mantellum) densicosta Qt. 1858. Plagiostoma acuticosta var. densicosta QUENSTEDT: ‚Jura p. 148. Taf. 18. Fig. 25. 1860, Lima densicosta STOLICZKA: Über die Gastrop. u. Aceph. d. Hierlatz. p. 199. Taf. VII. Fig. 3. Die Schale ist 24 mm lang, schief nach vorne verlängert, der spitze Wirbel überragt den Schloßrand. Die zahlreichen Radialrippen (ca. 24) stehen dicht und sind abgerundet. Gegen den Wirbel zu werden sie sehr fein, so daß die Wirbelregion selbst nur fein gerieft erscheint. Die Radial- Tippen werden von einer feinen konzentrischen Streifung gekreuzt. Der Vorderrand begrenzt eine deutliche, doch wenig konkave Lunula. QUENSTEDT führt diese Muschel als Abart der L. acuticosta aus dem Lias 7 an. StoLiczka trennt sie als selbständige Art ab und betont ihre Verwandtschaft mit L. Hausmanni Der. Brauns (Der untere Jura, pag. 378) vereinigt L. acuticosta mit L. Hausmanni, weist aber ausdrücklich auf die Selbständigkeit von L. densicosta hin. Außer der L. Hausmannı steht L. densicosta auch der L. pectimoides Sow. sehr nahe. (1 Exemplar, Tonwarenfabrik.) Lima antiquata Sow. 1818. Lima antiquata SOWERBY: Min. Conch. pl. CCXIV. Fig. 2. 1909. Lima antiquata Sow. TRAUTH: Grestener Schichten p. S6. Es liegt mir die sehr dieht und gleichmäßig gerippte, flache, linke Schale vor. SOWERBYS Abbildung zeigt wie mein Exemplar feine, diehtstehende Rippen, die keinerlei Unterschied zwischen Haupt- und Nebenrippen erkennen lassen. Auf Grund von SOwERBYS Abbildung bin ich geneigt, diese Art der Berippung als-die des Typus anzusehen, nicht aber jene, bei der zwischen je 2 Hauptrippen 1—4 schwächere Nebenrippen eingeschaltet sind. Letztere Ausbildung der Berippung gibt Trautz als die des Typus an. Lima inaequistriata Münsr. 1839. Lima inaequistriata GoLDFuss, Petrefacta Germanie pag. 81. Taf. CXIV. Fig. 10. 1871. Hinnites inaequistriatus BRAUNS, Der untere Jura pag. 399. 1909. Lima (?) inaequistriata TRAUTH, Die Grestener Schichten ete. pag, 87. Leider fand ich nur ein schlecht erhaltenes Bruchstück dieser seltenen und bisher sehr ungenügend bekannten Art. Es ist die Wirbelregion der Muschel, deren Klappen durch eingeklemmte Exemplare von Ter. punctata D* 60 D: ERICH JEKELIUS (36) etwas geöffnet sind. Die Schale ist stark nach vorn verlängert. Die Inke Schale erscheint flacher als die rechte (!). Die Vorderseite wird von einer deutlichen, wenn auch wenig tiefen Lunula begrenzt. Die Skulptur ist auf der rechten Schale gut erhalten, sie besteht aus gewellten, flachen Radialrippen und zwar schalten sich zwischen je zwei gröbere Rippen 1—2 schwächere ein. Die geringe Zahl der Schaltrip- pen erklärt sich daraus, daß nur die Wirbelregion der Muschel erhalten ist. An der Gouprussschen Abbildung ist zu erkennen, daß die Zahl der Schaltrippen gegen den Unterrand der Schale zunimmt. Die Frage nach der Zugehörigkeit dieser Art — ob Lima, ob Himnites (Velopecten) — kann, da überhaupt noch kein gut erhaltenes nz bekannt ist, nicht befriedigend gelöst werden. F Pectinidae Lan. Pecten (Entolium) liasianus Nysr. 1839. Pecten corneus GoLDFUuss, Petrefacta Germaniae Pl. XCVII. Fig. 11. pag. 73. (II. Aufl.) 1878. Camptonectes liasicus BAYLE, Expl. de la Carte g&ol. de la France. Pl. CXXI. Fig. 2. 1909. Pecten (Entolium) liasianus TRAUTH, Die Grestener Schichten etc. pag. 89. Der graue Sandstem aus dem Hangenden des Kohlenflözes ist ganz erfüllt von Schalen des P. liasianus. Man erhält jedoch nur sehr schwer besser erhaltene Exemplare, da die Schale fast stets zerfällt. Die Schalen werden charakterisiert durch den abgerundeten Umriß und die in gerader Linie, schräg nach außen abgeschnittenen Ohren. | Der Apikalwinkel variiert in sehr weiten Grenzen. Das größte mir vorliegende Exemplar (Samıml. Hrreıch) erreicht eine Höhe von 66 mm. Pecten (Entolium) Hehlii n’Orr. 1834. Pecten calvus GOLDFUSS, Petrefacta Germaniae Tat. XCIX. Fie. 1. pag. 69. II. Aufl,) 1864. Pecten Hehlii DUMORTIER, Dep. Jurass. I. Pl. XXIV. Fig. 16. 1867. Pecten Hehlii DUMORTIER, Dep. Jurass. II. pag. 70. Pl. XII. Fig. 6 1894. Pecten (Pseudamussium) Hehlii Greco: Lias inf. nel circond. di Rossano p. 135. pl. V. Fig. 13 1896. Pecten (Pseudamussium) Hehlii Di STEFAno: Lias infer. di Taormina p. 112. pl. IV. Fig. 30. 1900. Pecten (Entolium) Hehlii Prıuspri: Beiträge zur Morph. u. Phyl. d. Lamellibr. II. p. 80. 1900. Pecten (Chlamys) Hehlii Psıtıpp1: Beiträge zur Morph. u. Phyl. d. Lamellibr. II, p. 86. 1903. Pecten (Entolium) Hehlii Bıstram: Val. Solda p. 38. 1909. Pecten (Entolium) Hehlii Traur#: Grestener Schichten p. 88. Ich fand ein eimziges Exemplar, das ich mit einiger Sicherheit zu dieser Art stellen kann. Die Schale ist 23 mm hoch und ca. 19 mm breit, (87) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 61 der Apikalwinkel beträgt noch keine 90°. Die Schale ist fast glatt, die zahl- reichen, sehr feinen radıalen Streifen merkt man erst bei genauerem Hin- sehen. Das von TourA aus der Sammlung PoDer als Pecten Hehlin D’Ore. bestimmte, 26 mm hohe Exemplar ist ein Peeten hiasianus. Pecten (Entolium) Di-Blasii Dr-Ster. Textfisur 1. 1867. Pecten Hehlii DuMoRTIER: Bassin du Rhöne II. p. 70. pl. XII. Fig. 5. 1886. Pecten (Pseudamussium) Di-bBlasii Di-STEFANo: Lias infer. di Taormina p. 114. Tav. IV. Fig. 28., 29. 1890. Pecten (Pseudamussium) Di-Blasii Parona: Lias infer. di Saltrio p. 87. Tav. II. Fig. 2. 1894. Pecten (Pseudamussium) Hehlii var. Di-Blasii Greco: Lias infer. di Rossano Calabro p- 136. Tav. V. Fig. 14. 1909. Pecten (Entolium) Hehlii var. Di-Blasii TRAUTH: Grestener Schichten p. 88. 1911. Peeten (Entolium) liasinus Tovra: Paleont. Mitteil. p. 6. Taf. I. Fig. 1. Diese Art findet sich in sehr zahlreichen Exemplaren im braunen Sandstein des mittleren laas (Tonwarentabrik). Fig. 1. Pecten-Di- Blasii DI-STEF. Die Oberfläche der Schale erscheint abgesehen von den feinen kon- zentrischen Anwachslinien ganz glatt. Die beiden Ohren sind ungleich ausgebildet, das vordere ist größer und sein äußerer Seitenrand krümmt sich nach innen. Der Apikalwinkel der Schale beträgt 110—130°. Die Scha- len sind flach und breit. 62 D: ERICH JEKELIUS (38) Höhelssts re eilt. 66 mm 50 mm 15 mm Breite sen 65 mm 52 mm 19 mm Die vom Wirbel nach unten ausstrahlenden Ränder der Schale sind etwas konkav gebogen. Diese Art erscheint mir selbständiger, als daß sie als Varietät von P. Hehliüi aufgefaßt werden könnte. Das von Touza (l. e. Taf. I. Fig. 1.) als P. liasinus abgebildete Exem- plar gehört hierher. Pecten (Chlamys) subulatus Münsr. 1839. Pecten subulatus Münst. GoLDFUSss, Petrefacta Germaniae. Taf. CXVIII. Fig. 12. 1900. Pecten (Chlamys) subulatus Prıuipri, Beiträge zur Morphologie etc. II. pag. 93. 1909. Pecten (Chlamys) subulatus TRAUTH, Die Grestener Schichten etc. pag. 9. ’ Eine Anzahl glatter Pecten (rechte Klappe), deren Vorderohr einen tiefen Byssusausschnitt zeigt, stelle ich hierher. Das kleinste der Exemplare ist 22 mm hoch, das größte (Abdruck emer rechten Klappe) erreicht eine für P. subulatus ungewöhnliche Größe (Höhe 58 mm), stimmt aber sonst gut mit P. subulatus überein. Pecten (Chlamys) strionatis Quv. 1858. Pecten strionatis QUENSTEDT, Jura. pag. 183. Taf. XXIII. Fig. 2. Taf. XVIIl. Fig. 21. 1869. Pecten strionatis DUMORTIER, Dep. Jurass. III. Taf. XNXNXVIII. Fig. 2—4. 1871. Pecten substriatus BRAUNS, Der untere ‚Jura. pag. 395. 1900. Pecten Chlamys) strionatis PrıLippt, Beiträge zur Morphologie ete. II. pag. 93. Eine 41 mm hohe, rechte Schale glaube ieh dieser Art anschließen zu müssen. Leider ist in der Wirbelregion die obere Schiehte der Schale nicht erhalten, doch zeigt hier die innere Schalenschichte, soweit diese noch erhalten ist, feine Radialstreifung. An den beiden Seitenrändern der Schale treten auf der äußeren Schalenschichte einige vom Wirbel aus- strahlende feine, jedoch deutliche Radialrippen auf. Die übrigen Teile der äußeren Schalenschichte lassen nur konzentrische Anwachsstreifen erkennen. Das Vorderohr ist groß mit tiefem Byssusausschnitt. Bei einer Anzahl kleinerer Schalen läßt sich leider — da nur die glatten Steinkerne vorliegen — nicht gut entscheiden, ob sie zu Pecten strionatis oder zu Pecten subulatus gehören. (89) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 63 Pecten (Chlamys) textorius ScHLoTA. 1909. Pecten (Chlamys) textorius TRAUTH, Die Grestener Schichten d. österr. Voralpen. pag. 91. Die sehr charakteristische Skulptur ermöglicht es mir, drei Exem- plare, von denen nur emes etwas vollständiger erhalten ist, mit Pecten textorius zu identifizieren. Die dichtstehenden schuppigen Rippen sind so angeordnet, daß zwischen je zwei stärkeren Rippen eine schwächere ein- geschaltet ist (nach JANENScH, «Die ‚Jurensisschichten des Elsass ist das die Skulptur der linken Klappe). Bei dem einzigen etwas vollständigeren Exemplar (linke Klappe) ist das vordere Ohr mit tiefem Byssusausschnitt noch zu sehen. Es ist dicht bedeckt von feinen Rippen, die parallel der seit- lichen Umrandung des Ohres verlaufen. Es sind auch zahlreiche radiale Rippen zu beobachten, doch sind diese schwächer entwickelt. Pecten (Aequipecten) aequivalvis Sow. Textfigur 2. 1839. Pecten aequivalvis GoLDrFuss: Petrefacta Germani® pl. LXXXIX. Fig. 4. 1853. Pecten aequivalvis CHAPUIS ET DEWALQUE: Luxembourg p. 212. pl. 32. Fig. 1. 1871. Pecten aequivalvis BRAuNs: Der untere Jura p. 391. 1872. Pecten aequivalvis Tierze: Banater Gebirgst. p. 106. 1878. Pseudopecten aequivalvis BAYLE: Explicat. de la carte geol. de la France pl. CXXL Fig. 1. 1900. Pecten ( Aequipecten) aequivalvis PhıLiprr: Beitr. z. Morph. ete. II. p. 98. 1911. Pecten (Pseudopecten) aequalis TouLa: Palzsont. Mitteil. p. 6. Dieser große, schöne Pecten kommt verhältnismäßig häufig im Sand- sten aus dem Hangenden des Kohlenflözes (Schneebrich) vor. { Das mir vorliegende Exemplar erreicht eine Höhe von 165 mm. Die nicht ganz vollständig erhaltenen Schalen dürften 22 Rippen gehabt haben. Die Furchen sind etwas breiter als die breit gewölbten Rippen. Die eine Schale (die rechte) ist etwas stärker gewölbt als die andere. Leider sind die Ohren nicht erhalten. Bei einem anderen Exemplar (Sammlung TREIBER), das eine Höhe von 171 mm erreicht, sind die Furchen fast doppelt so breit als die flachen Rippen. Zahl der Rippen 19. TrauTH (Die Grestener Schichten pag. 92.) zieht die Gruppe des Pecten priscus ScHLoTH. (Pecten priscus SCHLOTH., Pecten aequalis QUENST., Pecten aeqwivalvis Sow.) zum Subgenus Chlamys. Es spricht jedoch für Chlamys weder die Form von Peeten aeqwivalvis (ungefähr so breit wie hoch), 64 D: ERICH JEKELIUS (40) noch ganz die Gestalt der Ohren. Darum möchte ich die Gruppe des Pecten priscus vorläufig lieber bei Aequipecten im Sinne Prızıppr’s lassen. Tour führt von unserem Vorkommen ein kleineres Exemplar dieser Art an. In der Bezeichnung der Arten wäre aber etwas mehr Vorsicht zu Fig. 2. Pecten (Aequipecten) aequivalvis Sow. Auf die Hälfte verkleinert. empfehlen, Peeten aequalıs und Pecten aequivalvis dürften nicht, wie das bei Touna der Fall ıst, durcheinander geworfen werden. Pecten (Aequivalvis) priscus ScHLoTH. 1839. Peeten priscus GOLDPUSS, Petrefacta Germaniae Taf. UXNXXIN. Fis, 5. 1858. Pecten priscus QUENSTEDT, Jura, pag. 147. Taf. XVIII. Fie. 18-20. Pecten aequalis QUENSTEDT, Jura, pag. 78. Taf. IX. Fis. 13. 1871. Peeten priscus BRAUNS, Unterer Jura, pag. 390. 1900. Peeten ( Aequipecten) priscus Puruieri, Beiträge zur Morphologie ete. pag. 97. Fig. 14. Pecten ( Aequipecten) aequalis Pmrwappr, ibid. pag. 97. e 1903. Pecten (Chlamys) aequalis Bıstram, Val Solda. pag. 37. Taf. III. Fig. 4, 5. 1909. Pecten (Chlamys') priscus TRAUTH, Die Grestener Schichten ete. pag. 92. In den Sandsteinen sowohl des unteren als auch des mittleren Lias finden sich häufig die flachen Schalen des Pecten priscus, die annähernd so breit wie hoch sind. Ich zähle 18—20 Radialrıppen. Brauns (Unterer Jura pag. 391.) führte den Unterschied in der Berip- (41) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 65 pung zwischen P. aequalis und P. priscus auf den verschiedenen Erhaltungs- zustand zurück (ich glaube nicht, daß dies gerechtfertigt ist) und faßt die beiden Bezeichnungen als Synonyme auf. Auch TraurH (Grestener Schichten pag. 92.) vereinigt die beiden Arten, indem er darauf hinweist, daß die Grenze zwischen dem weiter gerippten P. aequalis und dem eng- gerippten P. priscus unsicher sei, die beiden Typen dureh Übergangsfor- men innig miteinander verknüpft seien. Es scheint mir diese Vereinigung von Pecten aequalis mit P. priscus berechtigt zu sein, soweit sich das auf Grund meines Materiales beurteilen läßt, weshalb ich meine Exemplare, die ich auf Grund der Berippung teils zu P. priscus. teils zu P. aequalis stellen müßte, ohne eine feste Grenze zwischen ihnen ziehen zu können, als Pecten priscus SCHLOTH. zusammen- fasse. -Pecten cfr. Humberti Dun. Textfigur 3. > 1869. Pecten Hwmberti DUMORTIER, Dep. Jurass. III. Taf. XL. Fig. 2. Im braunen Sandstein‘ bei der Tonwarenfabrik fand ich 1 und im Schneebrich (oberer Lias) 3 stark konvexe Schalen einer Pectenart, die der von DuMmorTIEr beschriebenen Art in vielen Punkten gleicht. Ich zähle 18 16 abgerundete, verhältnismäßig schmale Rippen, die von wesentlich Fig. 3. Pecten cfr. Humberti Dum. breiteren (ungefähr doppelt so breiten) Zwischenräumen getrennt werden. Die Schalen sind ungefähr ebenso lang wie hoch. Doch schließen Vorder- und Hinterrand am Wirbel meiner Exemplare einen spitzeren Winkel ein, als DumorTIER das bei seinen Exemplaren darstellt. Pecten carpathicus n. sp. Tafel VII. Figu: 9. 1904. Pecien f. ind. ajf. priscus RzeHak: Liasvork. v. Freistadt!. Es liegen mir drei kleine, gewölbte Klappen vor, die in der Form und Habitus wohl an P. priscus erinnern, doch gabeln sich bei Pecten 66 D: ERICH JEKELIUS (42) carpathicus die Rippen unterhalb des Wirbels. Am unteren Teil der Schale verlaufen dann Rippenpaare (10—11), die durch etwas weitere Furchen von einander getrennt werden, während die Furchen, die zwischen den zwei Rippen eines Rippenpaares verlaufen, schmäler bleiben. Der von RzEHAK aus dem Lias von Freistadt! beschriebene Peeten ist jedenfalls mit dieser Form identisch. Pecten (Aequipecten) latecostatus n. sp. Tafel VII. Figur 8. Unter den Stücken, die R. RorH v. Trueep bei Volkany sammelte, liegt ein kleiner Peeten, der in der Form an P. priscus erinnert, auch die Ausbildung der Ohren ist ähnlich. Er hat jedoch bei einer Höhe von 26 mm und einer Länge von 24 mm nur 11 breite Rippen, die von ungefähr ebenso: breiten Furchen getrennt werden. Rippen und Furchen erreichen am Unter- rand der Schale eine Breite von fast 2 mm. Pecten (Chlamys?P) Thiollieri Marr. 1589. Pecten T'hiollieri MARTIN: Ööte d’Or p. 89. pl. VI. Fig. 21 —23. 1364. Pecten T'hiollieri DUMORTIER: Dep. jur. I. p. 62. pl. X. Fig. 4—7. 1903. Pecten (Chlamys) Thiollieri Bıstram: Val. Solda p. 33. Taf. II. Fig. 13—15. Vier Schalen (3 rechte, 1 linke) aus dem Sandstein des mittleren Lias (Schneebrich) können trotz mangelhafter Erhaltung (Ohren fehlen) dieser Art angeschlossen werden. Das größte meiner Exemplare ist 39 mm hoch. Eine 20 mm hohe rechte Schale und eme 12 mm hohe linke Schale lassen die Skulpturverhältnisse schön erkennen. Die dichtstehenden Rippen sind auf der rechten Schale gerundet, auf der linken sind sie dachförmig zugeschärft. Die sehr feine, diehte konzentrische Streifung ist deutlich erkennbar. Beiderseits der Schale findet sich eine Area mit feiner Querstreifung. Pecten (Janira) hungaricus n. sp. Tafel VI. Figur 11. Aus dem Hangenden des Kohlenflözes liegt mir eine stark gewölbte Schale vor. Sie zeigt 14 kräftige, gerundete Hauptrippen, die scharf gegen die ungefähr doppelt so breiten, flachen Zwischenräume abgesetzt sind. In den Zwischenräumen treten noch zwei ganz schwache Schaltrippen auf. (48) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 67 Leider fand ich nur diese einzige Schale, die auch nicht vollständig erhalten ist. Doch zeigt dieses Exemplar immerhin so auffallend Janira- charakter, daß ich mich trotz anfänglicher Zweifel entschloß, es als Janira zu bezeichnen und ihm trotz des schlechten Erhaltungszustandes, im Hin- blick auf das große Interesse, das dieser Art, falls sich ihr Janiracharakter bestätigen sollte, zukommt, ihm einen eigenen Namen beizulesen. In dem Material, das von HeErBıc# in der Sammlung der kgl. ungar. geol. R.-A. aufbewahrt wird, finden sich noch zwei noch mangelhafter erhaltene Schalen, die auf Grund ihrer Berippung wohl hierher zu stellen sind. Die beiden Schalen sind etwas flach gedrückt Ihr Habitus erinnert bei flüchtigem Hinsehen an Pecten priscus, doch unterscheidet sie von letzterem scharf die Ausbildung der Rippen. Pecten (Variamussium) paradoxus Münsr. Tafel VIII. Figur 14. 1839. Pecten paradoxus MÜNSTER, GOLDFUSS, Petrefacta Germani®e pag. 70. (II. Aufl.) Tafel XCIX. Fig. 4. a—). 1858. Pecten contrarius QUENSTEDT, Jura, pag. 258. Taf. 36. Fig. 15—17. 1900. Pecten (Variamussium) paradoxus PHILırP1, Beiträge zur Morphologie ete. II. pag. 110. Diese kleme Pectenart fand ich m überaus zahlreichen Exemplaren in dichtem grauen Sandstein (oberer Lias?) im Schneebrich. Das größte Exemplar ist 17 mm hoch. Die Zahl der inneren Rippen beträgt 11. Die Oberfläche der Schale bedecken außer den feinen konzentrischen Anwachs- linien feine, dichtstehende Radialrippen. Außerdem sind durch die durch- schemende Schale die inneren Rippen sichtbar, was auch in der Zeichnung angedeutet wurde. Die inneren Rippen erreichen den äußeren Schalenrand nicht, sondern lassen einen glatten Saum frei. Die Ohren sind m der-Zeichnung nach einem zweiten Exemplar er- gänzt. Pecten (Velopecten) tumidus Zırr. 1839. Pecten velatus GoLDFUSss, Petrefacta Germanie Pl. XC. Fig. 2. pag. 43. 1853. Pecten velatus OrrEL, Der mittlere Lias Schwabens pag. 79. Taf. IV. Fig. 12. 1858. Pecten velatus QUENSTEDT, Der Jura. pag. 148. Pl. 18. Fig. 26. pag. 184. Pl. 23. Fig. 3. pag. 289., 628, 755, 1874. Hinnites velatus DUMORTIER, Dep. Jurass. IV. pag. 195. Taf. XLILI. Fig. 6. pag. 308. Taf. LXIl. Fig. 3, 4 1898. Pecten (Velopecten) velatus PrıLıppr, Beiträge zur Morphologie etc. I. pag. 598. 1909. Pecten (Velopecten) tumidus TRAUTH, Die Grestener Schichten etc. pag. 87. Die Berippung der rechten Klappe ist dicht und fein, leider ist sie 68 D: ERICH JEKELIUS (44) nur an wenig Stellen erhalten, da die äußerste Schalenschichte meist zer- stört ist und die Innenseite der Schale nur noch schwach streifig erscheint. Ich fand Rippen zweier Ordnungen: verhältnismäßig dicht stehende gröbere Rippen und in den Furchen zwischen ihnen je eine feinere Rippe. Die Rip- pen sind schwach gewellt und nach vorn geschwungen, von den dichten konzentrischen Anwachsstreifen gekreuzt, erscheinen sie fein geknotet. Außer der feinen konzentrischen Streifung treten noch in größeren Abstän- den gröbere konzentrische Wellen auf. 3 Die Ohren sind parallel der seitlichen Umrandung stark gestreift. Das vordere Ohr ist groß und mit tiefem Byssusausschnitt versehen. Die konvexere linke Schale mit weiter ausemanderstehenden gröberen tadialrippen und zahblreicheren dazwischengeschalteten, feinen Radial- rippen liest mir nur in einem sehr mangelhaft erhaltenen Exemplar vor. Spondylidae Gnay. Plicatula spinosa Sow. Tafel VIL Figur 15, 16. 1819. Plicatula spinosa SoweErey, Min. Conch. Taf. 245. Fig. 1—4. 1836. Plicatula spinosa GoLprFuss, Petrefacta Germaniae. Taf. 107. Fig. 1. Plicatula sarcinula GoLDFUSss. ibid. Taf. 107. Fig. 2. Plicatula ventricosa GOLDFUSS ıbid. Taf. 107. Fig. 3. Plicatula tegulata GoLpruss. ibid. Taf. 107. Fig. 4. 1871. Plicatula spinosa BRAUNS, Unterer Jura. pag. 401. 1903. Plicatula spinosa BiSTRAM, Val Solda pag. 43. 1904. Plicatula spinosa Rzwruak, Liasvorkommen von Freistadtl. pag. 120. Taf. I. Fig. 1 und 8. 1909. Plicatula spinosa TrauTH, Die Grestener Schichten pag. 94. Diese variable Art fand ich in zahlreichen kleinen Exemplaren im braunen Sandstein des mittleren Lias (Tonwarenfabrik). Meine Exemplare stehen in der Art der Skulptur wohl der Plicatula tegulata Goupruss (Petr. Germanie Taf. 107. Fig. 4.) sowie RzeHazs Pl. spinosa (l. c. Taf. 1. Fig. 1. und namentlich Fig. 8.) am nächsten. BRAUns tritt für die Selbständiekeit von Pl. tequlata ein, indem er als Unterscheidungs- merkmal gegen Pl. plicatula besonders auf die gröbere Berippung hinweist. Doch ist die Ausbildung der Rippen sehr variabel und es läßt sich wohl kaum eime sichere Grenze zwischen dem Typus spinosa und der Spielart tegulata ziehen. So daß ich gleich Rzwmax Pl. teyulata zu Pl. spinosa stelle. Das größte meiner Exemplare ist 15 mm hoch. Die mir besonders zahlreich vorliegende rechte Klappe zeist konzentrische Anwachsstreifung. Die radiale Berippung ist teils ganz flach, verschwommen, teils ist sie kräf- (45) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 69 tig ausgebildet ; in der Nähe des Wirbels in der Regel fein, scharf, während die Rippen nach außen gröber, breitfaltig werden. Stachelige Fortsätze sind selten und finden sich gewöhnlich nur in der Nähe des Schalenrandes. Die glatte Haftfläche fehlt manchen Exemplaren vollkommen, bei anderen ist sie sehr grob. Einige rechte Klappen (besonders von jungen Exemplaren) zeigen eimen vom Wirbel aus in die Schale eingreifenden, zylindrischen Zapfen. Ob dieser dem embryonalen Teil der Schale entspricht? Die linke Klappe ist, wie einige doppelschalig erhaltene Exemplare zeigen, flach oder gar konkav eingesenkt. Sie zeigt ebenfalls konzentrische Streifung und radiale Rippung, nur sind die Rippen schmäler, feiner. Anomiidae GraY. - Anomia irregularis Trrav. 1855. Anomia irregularis TERQUEM, Hettange, pag. 330. Taf. XXV. Fig. 6. 1909. Anomia c/r. irregularıs TRAUTH, Die Grestener Schichten. pag. 95. Die Schale ist queroval mit nach den Seitenrändern zu abgerundetem Schloßrand. Der kleine Wirbel überragt den Schloßrand kaum merklich Die Schale läßt nur feine konzentrische Streifung erkennen (Mittl. Lias; Tonwarenfabrik ) Anomia cfr. numismalis Qu. cjr. 1858. Anomia numismalis QUENSTEDT, Jura, Taf. 42. Fig. 9. pag. 311. 1860. Anomia numismalis STOLICZKA, Hierlatzschichten pag. 201. Taf. VII. Fig. 5. c/r. 1904. Anomia cjr. numismalis RzEHAK, Liasvorkommen von Freistadtl. pag. 120. Es liegt mir ein Bruchstück einer Anomia vor, die sich vollständig an die von STOLICZKA als A. numismalis Quenst publizierte Form anschließt. Da Srorrczka die Identität seiner Exemplare mit der Quexsteprschen Art versichert, und ich auf Grund meimes Bruchstückes hiezu Stellung zu nehmen nicht in der Lage bin, stelle ich auch mein Exemplar bedingt zu A. numismalis. Schon RzEHAX hat jedoch darauf hingewiesen, daß QUEN- stepts Abbildung einen ganz geraden Schloßrand erkennen lasse, ebenso die ihm vorliegenden Exemplare, während bei Storrezkas Abbildung der Schloßrand winkelig gebrochen sei. Mem Exemplar batte einen runden Umriß mit winkelig gebrochenem Schloßrand. Die Wirbelgegend ist stark aufgebläht. Die Schale zeigt deut- liche konzentrische Streifung, sowie Andeutung von radialer Streifung. Ein anderes Exemplar zeigt ebenfalls oben angegebene Formverhältnisse, nur ist es ganz flach gedrückt. 2 Exemplare aus dem mittelliass. Sandstein bei der Tonwarenfabrik. 70 D: ERICH JEKELIUS (46) Ostreidae Lan. Ostrea irregularis Münsr. 1839. Ostrea irregularis GOLDFUSS: Petrefacta Germ. Taf. LXXIX. Fig. 5. 1853. Ostrea irregularis CHAPUIS ET DEWALQUE: Luxemburg p. 220. pl. XXXII. Fig. 3. ? 1855. Ostreairregularis TERQUEM: Hettange p. 328. Taf. pl. XXV. Fig. 2., 3. Ostrea anomata TERQUEM: ibid. p. 329. pl. XXV. Fig. 4. ? Ostrea arcuata VERQUEM: ibid. p. 329. pl. XXIV. Fig. 8. 1858. Ostrea irregularis QUENSTEDT: Jura p. 35. Taf. 3. Fig. 16. (non 15.) ? Ostrea rugata (JUENSTEDT: ibid. Taf. 3. Fig. 17., 18. 1871. Ostren arcuta BRAUNS: Unterer Jura p. 409. (partim). 1803. Ostrea irregularis Bistram: Val Solde p. 48. 1909. Ostrea irregularis TRAUTH: Grestener Schichten p. 95. Kleine, gryphssenartig gekrümmte Gehäuse, deren Wirbel oft eine breite, gewöhnlich konkav eingesenkte Haftfläche zeigt. Doch ist die Größe und Form dieser Haftfläche den allergrößten Schwankungen unterworfen. Bald bedeekt sie die Hälfte der unteren Schale, bald fehlt sie ganz, mit allen Zwischenstufen. Dadurch bietet diese Auster sehr viel Abwechselung in der Form und ist bis heutigen Tages keine scharf abgegrenzte Art. Es scheint mir sehr zweifelhaft, ob Terqueus Ostrea irregularis (1. c. Taf. XXV. Fig. 2, 3.) hierher gestellt werden darf, dagegen dürfte TEr- QuEms Ostrea anomala (1. ec. Taf. XNXV. Fig. 4.) wohl hierher gehören, wie das auch Brauns (Unterer Jura pag. 410) und Bıstram (Val Solda pag. 48) hervorheben. TRAUTH vereinigt, wie mir scheint, Ostrea irregularis mit Ostrea ano- mala ebenfalls, allerdings — unbewußt. Seinen kurzen Angaben über «O. anomalay glaube ich entnehmen zu können, daß ihm eine Ostrea vorlag, die in der Form an Terqurms Abbildung (Hettange, Pl. XXV. Fig. 3) erinnert, die TERQUEM jedoch als O. irregularis (!) bezeichnet. Dagegen nimmt TRAUTH in die Synonymenliste von o: irregularıs TERQUEMS Ab- bildungen (l. e. Taf. XXV. Fig. 2, 4.) auf, die Terquem teils (Fig. 2.) als irregularis, teils (Fig. 4.) als O. anomala bezeichnet. Dieser kleinen Verwechse- lung, die nicht als Druckfehler aufgefaßt werden kann, da sie konsequent durchgeführt ist, dürfte es wohl zuzuschreiben sein, daß TraurH die Selb- ständiekeit von O. anomala Terguv. aufrechterhält, ihr aber eine Form zu Grunde lest, die TERQuEm als O. irregularıs aiffaßt, die Originalabbildung TRRQUEMS von O. anomala aber selber unter die Synonyma von O. irregularis Münsr. stellt. Brauns vereinigt mit O. irreqularıs auch Gr. arcuata, was kaum zuläßig ist. TERQUEMS Gryphaea arcuata (1. e. Taf. XXIV. Fig. 8) allerdings scheint mir sicher eine O0. irregularıs zu sem. QUENSTEDTS Ostrea rugata erinnert so sehr an einzelne’ meiner Exemplare, die teils mit ganz kleiner (47) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO, 71 Haftfläche versehen sind, teils sie ganz entbehren, daß ich geneigt bin ©. rugata als Synonym von 0. irregularis aufzufassen. Ostrea acuminata Sow. Tafel VII. Figur 17. 1818. Ostrea acuminata SOWERBY: Min. conch. II. p. 82. pl. 135. Fig. 2., 3. 1853. Ostrea acuminata CHAPUIS ET DEWALQUE: Luxembourg p. 227. pl. XXXII. Fig. 6. Ich stelle hierher einen kleinen, 15 mm hohen Steinkern. Die Hinter- seite ist konkav, die Vorderseite konvex gebogen. Die untere Schale mäßig gewölbt, die obere flach. In der Wirbelgegend erhalten gebliebene Reste der unteren Schale zeigen flache, wulstartige, konzentrische Streifung. Die ungefähr in der Mitte der Schalenhöhe befindlichen Muskelhaftstellen sind dem Hinterrand genähert. Ostrea n. sp. ind. Textfigur 4, Ich fand im Sandstein aus dem Hangenden des Kohlenflözes mehrere Schalen einer mir bisher unbekannten Ostreaart, deren unvollständige Fig. 4. Ostrea n. sp. ind. 72 D: ERICH JEKELIUS (48) Erhaltung ihre Beschreibung als neue Art nicht zuläßt. Die dicke Schale ist sehr stark, doch unregelmäßig höckerig. Der Verlauf der konzentrischen flach-wulstartigen Anwachsstreifen ist unregelmäßig. Die untere Schale ist sewölbt, die deckelartige obere Schale flach oder eingesenkt, zeigt aber ebenfalls unregelmäßige Höcker und Wülste. Gryphea cymbium Lan. 1839. Gryphaea cymbium GoLDFUssS, Petrefacta Germanie Taf. LXXXIV. Fie. 3-5; Taf. LXXXV. Fig. 1. 1909. Gryphaea cymbium TRAUTH, Die Grestener Schichten pag. 98. Gryphaea cymbium findet sich häufig und zwar ın großen, gestreckten Exemplaren im grauen Sandstein des Schneebrich, doch gelinst es schwer, ganze Exemplare zu bekommen, da die Schale blättert und zerspilttert. Ein großes Exemplar aus der Sammlung PoDEK konnte ich jedoch schön von dem umgebenden Gestein befreien. Es ist 123 mm hoch, 79 mm lang und stimmt in der Form ganz vorzüglich mit der Abbildung bei GoLp- russ (Taf. UXXXV. Fie. 1. b, c.). Ein 107 mm hohes Exemplar ist 72 mm lang. Die Innenseite einer konkaven oberen Klappe zeigt die große Muskel- haftstelle etwas über Schalenmitte dem Hinterrand genähert. Gryphea Geyeri Traun. 1908. Gryphaeca Geyeri TRAUTH, die Grestener Schichten pag. 96. Taf. III. Fig. 7— 10. Einige kleine Gryphsen (größtes Exemplar 61 mm hoch) glaube ich der von TRAUTH aufgestellten Art anschließen zu müssen. Die Form ist von annähernd dreieckigem Umriß mit spitz ausgezogenem hinteren Seiten- lobus. Der spitze Wirbel ist etwas nach hinten gebogen. Der Wirbel zweier meiner Exemplare, die sonst mit den übrigen genau übereinstimmen, sind abgestutzt, das eine zeigt sogar eine konkave Haftfläche. Brauner mittellias. Sandstein (Tonwarenfabrik). Modiolopsidae FıschHkr. Myoconcha decorata Münst. 1837. Myoconcha decorata GoLDFUSS, Taf. 130. Fig. 10. 1909. Myoconcha decorata TrautH, Die Grestener Schichten der Österr. Voralpen. pag. 101. 1911. Solemya Schneebrichensis TouLa, Palaeont. Mitt. pag. 10. Taf. I. Fig. 9. Solen spec. a]}. S.. longicostatus TouLA ibid. pag. 10. Taf. I. Fig. 8. Myoconcha decorata ist langgestreckt und nieder, der Oberrand ist (49) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASS. 13 gerade, der Unterrand nur wenig gebogen, fast noch gerade. Vorder- und Hinterende sind abgerundet. An einem schönen Exemplar (83 mm langer und 15 mm hoher Skulptursteinkern) der Poprxschen Sammlung zähle ich 11 feine radiale Rippen, die vom Wirbel nach hinten ausstrahlen. Der vordere, untere, von radialen Rippen freie Teil ist verhältnismäßig kurz. Er ist von konzentri- schen Anwachsstreifen bedeckt, die auch auf dem mit radialen Rippen verzierten Schalenteil deutlich (zwischen den Radialrippen) verfolgt werden können. Die Schale ist — nur an wenig Exemplaren teilweise erhalten — dick. Auf Steinkernen zieht vom Wirbel eine kurze tiefe Furche gegen den Unterrand, der auf der Innenseite der Schale eine Schalenleiste entsprochen haben muß. Vor der Furche findet sich auf den Steinkernen ein kurzer kegelförmiger Zapfen, der wohl die Ausfüllung der vertieften Muskelhaft- stelle auf der Innenseite der Schale darstellt. Infolge der verschiedenen Erhaltung ist die Skulptur nicht an allen Exemplaren gleich deutlich zu sehen, an einzelnen Steinkernen verschwindet sie fast ganz. Doch sind wenigstens Andeutungen der Skulptur fast an allen Exemplaren zu beobachten, weshalb sie, da auch die charakteristische Form hinzukommt, kaum verwechselt werden können. Außer dem von Toura als Solemya Schneebrichensis bestimmten Exemplar gehört auch das von ihm als Solen spec. aff. S. longicostatus Tıerze beschriebene und abgebildete Exemplar hierher. Der Erhaltungszustand beider von Touza abgebildeten Exemplare aus der Sammlung Popek ist sehr ungünstig. 10 Exemplare aus dem Schneebrich (davon 4 aus der Sammlung PoDEk), 2 aus dem braunen mittelliasischen Sandstein bei der Tonwarenfabrik. Mytilidae Lam. Modiola Neumayri Tıerzz, 1839. Mytilus scalprum GoLDFuss, Petrefacta Germaniae Taf! CXXX. Fig. 9. 1856. Mytilus Morrisi OPPEL, Juraformation pag. 99. 1867. Mytilus Morrisi DUMORTIER, Dep. Jurass. II. pag. 61. Taf. XII. Fig. 1, 2. 1872. Modiola Neumayri TIETZE, Geol. u. pal. Mitt. a. d. südl. Teil d. Banat. Gebirgsstockes. pag. 112. und Tafelerklärung. Taf. IV. Fig. 2. 1909. Modiola Neumayri TRAUTH, Die Grestener Schichten ete. pag. 102. Taf. III. Fig. 16, 1911. Modiola Schneebrichensis TouLa, Palzontol. Mitteil. ete. pag. 7. Taf. I. Fig. 2. Es liegen mir zahlreiche zum Teil gut erhaltene Schalen dieser Art vor. ET ee 66 mm 47 mm Länge des Schloßrandes ...... 2S mm 21 mm Io ee ee 21 mm 16 mm Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 2. Heft. 6 74 D: ERICH ‚JEKELIUS (50) Der gerade Schloßrand erstreckt sich nicht ganz bis in die Mitte der Schale. Der Unterrand ist fast gerade oder nur wenig eingebuchtet. Die äußere Form meiner Exemplare stimmt gut mit der Abbildung bei GoLpruss und vollständig mit der Abbildung, die QUENSTEDT von M. psilonoti (Jura. Taf. IV. Fig. 13) gegeben hat, welch’ letztere nach TRAUTH in der Form mit M. Neumayrı übereinstimmt. Die oben zitierten Abbildun- sen bei GoLDFUSS und QUENSTEDT zeigen nach vorn und hinten schmäler auslaufende Formen, deren Gestalt schon an ein niederes, abgerundetes Dreieck erinnert, während TIeTzEe und TraurtH Exemplare abbilden, deren Form sich einem langgestreckten, abgerundeten Rechteck nähert. Es stimmen daher meine Exemplare auch mit Dvmorrers Abbildung besser überein, als mit den von TırtzE und TRAUTH gegebenen, nur daß Dumor- TIERS Exemplar einen stärker eingebuchteten Unterrand zeigt. ıs! Der Wirbel liegt etwas hinter dem Vorderrand der Schale. Vom Wir- bel läuft ein sehr deutlich ausgebildeter Kiel schwach gebogen diagonal über die Schale. Vom Kiel fällt die Schale ziemlich steil gegen den Schloß- rand und den unteren Rand ab. Die Abdachung gegen den Schloßrand ist eben, während die Abdachung gegen den Unterrand unmittelbar unterhalb des Kieles oft schärfer, furchenartig abgesetzt erscheint. Diese Furche ist bald mehr, bald weniger deutlich ausgebildet. Bei dem von Tour4 abgebildeten Exemplar ist der Hinterteil nahe am hinteren Einde des Schloßrandes abgebrochen. Außer diesem findet sich noch ein zweites genau so erhaltenes Exemplar in der Sammlung POoDEr. Die konzentrischen Anwachsstreifen sind oberhalb des Kieles schärfer ausgebildet, wodurch dieser Teil der Schale oft runzelig erschemt, auf dem unteren Teil sind sie flacher, verschwommener. Modiola Sturi Tirıze. 1872. Modiola Sturi TIETZE, Geol. u. pal. Mitt. a. d. südl. Teil d. Banat. Gebirgsst. pag. 112. Taf. IV. Fig. 3. 1908. Modiola Sturi Trautn, Die Grestener Schichten pag. 103, Zwei Exemplare aus dem Schneebrich schließen sich obiger Form an. Modiola Sturi dürfte sich von M. Neumayri nicht nur durch die schlankere Gestalt, sondern auch durch eimen relativ längeren geraden Schloßrand unterscheiden, wie auch aus Tırrzes Abbildung hervorzugehen scheint. Länge 56 mm, Länge des Schloßrandes 41 mm, Höhe 16 mm. (51) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 75 Modiola banatica Tierze. 1872. Modiola banatica TIETZE, Geol. u. pal. Mitt. a. d. südl. Teil d. banat. Gebirgsst. pag. 113. Taf. IV. Fig. 4 Zwei mäßig erhaltene Exemplare stimmen in der äußeren Form mit M. banatica überein, nur ist besonders das größere meiner Exemplare hoch- gewölbt, während TreTzE von seinen eme nur mäßige Wölbung angibt. Die Schale ist nur teilweise erhalten, doch zeigt sie dieselbe radiale, feine Streifung, wie TIETZE sie von seinen Exemplaren erwähnt und in der Zeich- nung darstellen ließ. Die Schale fällt gegen den Unterrand steil ab, der Lappen unter dem Wirbel ist kurz, erreicht noch nicht die Mitte der Schale. Zur Ausbildung eines Diagonalkieles kommt es nicht. Die Wölbungshochlinie verläuft vom Wirbel gebogen gegen das Hinterende der Schale, wie Tırrzes Abbil- dung das gut darstellt. Modiola cfr. numismalis Opper. 1853. Modiola numismalis OPrEL, Der mittl. Lias Schwabens. pag. 83. Taf. IV. Fig. 17, ? 1869. Modiola numismalis DUMORTIER, Dep. ‚Jurass. III. pag. 126. Pl. XIX. Fie. 8, 9. Es liegen mir nur zwei Bruchstücke dieser Form vor, die sich jedoch ziemlich sicher an Orpeıs Art anschließen lassen. Die kurze, fast walzen- förmige Gestalt mit dem gebogenen, in die Wölbung der Schale fast ganz übergehenden Diagonalkiel machen die Art charakteristisch genug, um sie Teicht wieder zu erkennen. Die Hierhergehörigkeit des von DUMoRTIER abgebildeten Exe mplares scheint mir fraglich. Modiola carpathica n. sp. Tafel VI. Figur 8. Es liegen mir nur zwei, leider mangelhaft erhaltene Exemplare dieser Art vor. Die Form ist gestreckt und besonders durch den ganz gieichmäßig, doch schwach gebogenen Oberrand charakterisiert. Es fällt der Unterschied zwischen dem sonst gewöhnlich geraden Schloßrand und gebogenen Ober- rand hier weg. Fast parallel mit dem Oberrand verläuft der Unterrand, nur am hinteren Ende ist der obere Rand etwas stärker gebogen. Vom Wirbel zieht diagonal ein abgerundeter Kiel, gegen den die 6* 76 D: ERICH JEKELIUS (52) untere Abdachung der Schale mit einer seichten, nach hinten bald verschwin- denden Furche stößt. Die Oberflächenskulptur besteht aus unregelmäßig verteilten, ober- halb des Kieles gröberen, unterhalb desselben flacheren Anwachsstreifen. Das besser erhaltene Exemplar (Sammlung PopEk) ist 99 mm lang und 27 mm hoch. Nuculidae Gray. Nucula transsylvanica n. sp. Tafel VI. Figur 12. 1911. Nucula sp. er. Nucula Palmae Quexst. Tovra, Palont. Mitt. pag. 8. Taf. I. Fig. 4. In: «Die mesozoischen Bildungen des Keresztenyhavas» führte ich Tovras Originalexemplar aus der Sammlung PopDEr unter der Bezeichnung Nucula sp. efr. N. inflexa Quest. (Jura, Taf. 23. Fig. 15) an, um ungefähr die Form des Exemplares zu charakterisieren, das zwar unvollständig er- halten ist, Jedoch deutlich den lang ausgezogenen Hinterteil mit dem geraden Oberrand erkennen läßt, also mit Nucula Palmae Qurnsm. (Jura, Taf. 23. Fig. 16, 17) nicht gut verglichen werden kann. Ich fand später zwei ziemlich gut erhaltene etwas größere Exemplare, die die Form deutlich erkennen lassen. Sie unterscheidet sich von N. inflexa Quenst. hauptsächlich durch die bedeutendere Höhe. Die Schale ist ungleichseitig, der Wirbel liegt stark antemedian. Von ihm fällt der kurze Vorderrand verhältnismäßig steil ab, während der län- gere hintere Oberrand gerade, nur schwach geneigt nach hinten verläuft. Der verhältnismäßig lange Hinterteil läuft spitz aus. Der Unterrand ist gleichmäßig gebogen. (Unterer lias, Schneebrich.) Lıeda cfr. Renevieri Opr. 1858. Nucula sp. QUENSTEDT, Jura Taf. 5. Fig. 14. 1. 1871. Leda Renevieri BRAUNS, Unterer Jura. pag. 370. 1909. Leda Renevieri TRAUTH, Die Grestener Schichten pag. 105. Es liest mir nur eine rechte Schale mit zum Teil abgebrochenem Hinterende aus dem braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik vor, ın einem Gesteinsstück mit Protocardia Philippiana und Anisocardia Schnee- brichensis TOULA. Der kürzere Vorderteil ist abgerundet. Der Wirbel sieht nach hinten und fällt unvermittelt gegen den langausgezogenen, niederen Hinterteil ab. (53) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 77 Arcidae Lam. Parallelodon transsylvanicum n. sp. Textfigur 5. Länge 11 mm, Höhe 8 mm, Dicke (einer Klappe) 3°5 mm. Der Schloßrand ist lang (75 mm) und gerade, der Vorderrand ab- o x gerundet, der Hinterrand schräg nach hinten abgestutzt, der Unterrand wenig gebogen. Vom fast median stehenden Wirbel zieht en \ scharfer Kiel in die hintere untere Ecke der ) Schale und grenzt den hinteren, tief ein- _ gesenkten konkaven Schalenteil ab. Fig. 5. Parallelodon transsylvani- Die Schale zeigt nur konzentrische cum n. Sp. Streifung, radiale Skulptur fehlt. Das nahe verwandte P. Chartronı Cossmanx (L’infralias de la Vendee pag. 515. Pl. XVII. Fig. 5—7.) weicht hauptsächlich durch die längere Hinterpartie von P. transsylvanicum ab. 6 Exemplare aus dem unteren Lias des Schneebrich. Parallelodon cfr. hettangiense Trrav. 1855. C’uculaea Hettangiensis TERQUEM, Hettange. pag. 308. Taf. XX1. Fig. 3. 1903. Parallelodon (Nemodon) Hettangiense CossmANN, Infralias de la Vendee pag. 517. Taf. XVII. Fig. 11—12. 1909. ? Parallelodon Hettangiensis TRAUTH, Die Grestener Schichten. pag. 106. 1911. C’ucullaea ajj. hettangiensis Tour, Paleont. Mitt. pag. 9. Textf. 2. In der Sammlung Popex liest ein Skulptursteinkern, dessen Erhal- tung manches zu wünschen übrigläßt. Er ist 25 mm lang und 13 mm hoch. Die ganze Schale ist gleichmäßig mit feinen, dichtstehenden Radialstreifen bedeckt, die von dichter konzentrischer Streifung gekreuzt werden. Das Exemplar ist flachgedrückt und erscheint dementsprechend flacher als Terqurms Originalabbildung darstellt. Doch ist dies eine durch Druck hervorgerufene sekundäre Erscheinung und kann nicht als charakte- ristisch für unsere Form angeführt werden (s. Toura, 1. ce. pag. 9.) (Schneebrich, Lias 6.) Parallelodon brassovianum n. sp. Tafel VII. Figur 14. Aus grauem, sandigen Schiefer (Lias 6) liegt mir eine gut erhaltene linke Valve vor (Skulpturstemkern, Sammlung Popek.) —ı N D: ERICH JEKELIUS (54) Der Vorderrand ist gerade und steht rechtwinkelig auf dem fast gerade verlaufenden Unterrand. Der Hinterrand ıst schräg nach hinten abgestutzt, der Schloßrand ist gerade. Vom antemedian gelegenen Wirbel zieht in die untere, hintere Ecke ein Kiel, der den flach konkaven hinteren Teil von der Flanke trennt. Die Flanke ist in der Längsrichtung nur schwach gewölbt, fällt dagegen ziemlich steil gegen den Vorderrand ab. Radıiale Streifung ist nur am vorderen und hinteren Teil vorhanden, die Mitte ist nur mit feinen konzentrischen Linien versehen. Das Exemplar ist 27 mm lang und 16 mm hoch. Hierher gehört auch das von Toura (l. c. pag. 9.) als Cueullaea sp. ir. Oueullaea Münsteri GoLDF. angeführte Exemplar. Die Abbildung bei Touza (l. c. Taf. I. Fig. 6.)stellt jedoch eine ganz an- dere‘ Bıyalve dar, die nicht aus unserer Hauna stammt (!), dagegen hegt mir Touras Origmalexemplar aus der Samm- lung PopEk vor. Das Exemplar, das der Beschreibung TouzAs zu Grunde lag, ist stark verdrückt. Es ist eine rechte Schale, hatte eine Länge von ca. 24 mm und eine Höhe von 14 mm. Der vom Kiel gegen den Hinterrand steil abfallende Schalenteil, auf den Touza ein besonders großes Gewicht legt, ist eine Folge der Deformation. Pectunculus liasicus n. sp. Textfigur 6. Es liegen mir drei Schalen von rundem Umriß vor. Die Wirbel stehen annähernd median, sind aber etwas nach vorne geneigt. Zwischen Wirbel Fig. 6. Pectunculus liasicus n. Sp. und Schloßrand findet sich die dreieckige Area, direkt unter dem Wirbel eine hohe dreieckige Vertiefung (Bandgrube). Vom Schloß ist leider-niehts zu sehen. (55) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 79 Die Skulptur besteht aus feiner radialer Streifung und sehr fla- chen konzentrischen Runzeln. Meine Exemplare sind durchschnittlich 35 mm hoch und 38 mm lang. 3 Exemplare aus dem Schneebrich (unterer Lias). Cardinids Zimmer. Cardinia gigantea (uenst. 1858. Thalassites giganteus QUENSTEDT: Jura p. 81. Taf. X. Fig. 1. 1909. Cardinia gigantea Qu. var. Philea TrautH : Grestener Schichten p. 108. (Die Literaturangaben TRAUTHS umfassen auch den Typus.) Es liegt mir ein flachgedrücktes großes Exemplar aus der Sammlung Pop vor, das hieher gestellt werden muß. Bei einer Höhe von 61 mm dürfte es eine Länge von über 160 mm gehabt haben. Der gerade, langgestreckte Oberrand steigt sehr allmählich zum flachen Wirbel auf, der stark vorn liest. Das Vorderende ist etwas ausgezogen. Der Unterrand ıst gleichmäßig schwach gebogen. Das Exemplar stammt aus einem grauen schieferigen Sandstein des Schneebrich, über seine stratigraphische Stellung kann ich keine näheren Angaben machen. e Cardinia cfr. Listeri Sow. 1324. Unio Listerı SOwErBy: Min. Conch. pl. CLIV. Fig. 1—3. Unio hybrida SOWERBY: Min. Conch. pl. CLIV. Fig. 4. 1854. Cardinia Listeri CmaPpvIs et DEWALQUE: Luxembourg p. 168. pl. XXIII. Fig. 6. Cardinia hybrida CHAPUIs et DEWALQUE: Luxembourg p. 167. pl. XXIII. Fig. 5. 1864. Cardinia Listeri DUMORTIER: Dep. jurass. I. pl. XXI. Fig. 3—9. 1909. Cardinia Listeri Sow. var. hybrida TRAUTH: Grestener Schichten p. 107. Aus grauem sandigen Schiefer des Schneebrich stammen zwei schlecht erhaltene Skulptursteinkerne. Das eine Exemplar (Sammlung Popex) ist ungewöhnlich hoch, ähnlich wie Dumorrıers Abbildung Nr. 4. Die konzentrische Streifung memer Exemplare weicht aber von der bei €. Listeri üblichen ab, sie ist sehr gleichmäßig und dicht. Cardinia cfr. crassiuscula Sow. 1817. Unio crassiusculus SOWERBY : Min. conch. p. 191. pl. CLXXXV. 1871. Cardinia crassiuscula BRAUNS: Unterer Jura p. 339. 1909. Cardinia crassiuscula TRAUTH: Grestener Schichten p. 109. Aus grauem sandigen Schiefer des Schneebrich liegen mir zwei schlecht erhaltene Exemplare vor, die der Form nach wohl hierher gestellt werden müssen. Sie zeigen diehtstehende konzentrische Anwachsstreifung. 80 D: ERICH JEKELIUS (56) Cardinia sp. ind. Textfigur 7. Aus den Aufsammlungen Dr. Esıks stammt eine leider ungünstig erhaltene ca. 80 mm lange Valve, die sich noch am ehesten mit Cardınıa Lipoldi Tıerrze (Banat, Taf. IV. Fig. 7.) vergleichen läßt. Die Formver- hältnisse sind ähnlich, auch der vom Wirbel schräg nach hinten verlaufende Fig. 7. Cardinia sp. ind. Kiel ist auf dem Exemplar aus dem Schneebrich vorhanden, doch war er scheinbar schärfer ausgebildet als das bei ©. Lipoldi der Fall ist. Die Schale ist sehr dick, doch fehlt leider auf dem Teil zwischen Kiel und Vorderrand die obere Schalenschichte, so daß von der Skulptur hier nichts zu erkennen ist. Doch war, nach der Ausbildung des Bandes zwischen Kiel und Hinterrand geurteilt, die Skulptur unseres Exemplares ganz ver- schieden von der der ©. Lipoldi. Zwischen Kiel und Hinterrand finden sich in größeren Intervallen kräftige konzentrische Runzeln, die ihre größte nach unten gerichtete Ausbuchtung in der Mitte zwischen Kiel und Hinter- rand erreichen, somit am Kiel selber abgesetzt erscheinen. In welcher Art sie sich an die konzentrischen Streifen der Schalenmitte angegliedert haben, läßt sich nicht ermitteln. Ich sehe wegen des schlechten Erhaltungs- zustandes von einer Neubenennung des interessanten Stückes ab. Astartide Gray. Astarte amalthei Qv. Tafel VII. Figur 7. 1858. Astarte amalthei QUENSTEDT: Jura p. 188. Taf. 23. Fig. 12., 13. 1869. Astarte amalthei DUMORTIER: Dep. jurassiques III. p. 267. 1871. Astarte striatosulcata BRAUNS: Unterer Jura p. 345. (partim.) (57) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 81 Wie QuENSTEDT von seinen Exemplaren erwähnt, kommen auch meine in engster Gemeinschaft mit «Cardium multicostatum» vor, welch letztere, sobald ihr die äußere gerippte Schalenschichte fehlt, oft schwer von A. amalthei zu unterscheiden ist. Die Wirbel stehen etwas antemedian und sehen nach vorn. Die in der Nachbarschaft der Wirbel kräftig entwickelten konzentrischen Runzeln verflachen gegen den Unterrand zu und verschwinden allmählich ganz. Der Innenrand ist gekerbt. Nach vome ist der Wirbel gegen den Schloß- rand ziemlich steil abgesetzt, während er nach hinten ganz allmählich in den Hinterrand übergeht. Astarte amalther tritt mit Cardium liasianum n. nom. (= Cardıum multicostatum Puıwu. von Broccur), Parallelodon Chartroni, Cerithium Cukense und anderen im Hangenden des Kohlenflözes (Schneebrich, Unterer Lias) an manchen Stellen haufenweise auf. Astarte subtetragona Münsr. 1839. Astarte subtetragona GoLprFuss, Petrefacta Germanie. Taf. OXXXIV. Fig. 6. pag. 100. (II. Aufl.) 1903. Astarte subtetragona BisTRAM, Val. Solda. pag. 51 Taf. IV. Fig. 11—13. Die Form dieser Art unterscheidet sich von A. amalthei hauptsächlich dadurch, daß der Wirbel nach vorne gegen den schräg abfallenden oberen Rand nicht so scharf abgesetzt ist als bei A. amalthei. Der Umriß von A. subtetragona erscheint rhombisch-oval. Die scharfen konzentrischen Rippen, die von drei- bis viermal so breiten konkaven Zwischenräumen getrennt werden, bedecken die ganze Schale, wenn auch an meinem Exemplar die zwei äußersten etwas flacher erscheinen. In den Zwischenräumen sind noch einige feine konzentrische Streifen zu sehen. 1 Exemplar aus dem unteren Lias des Schneebrich. Astarte sp. cfr. irregularis Terqv. 1855. Astarte irregularis TERQUEM, L’etage inferieur de la formation liasique. pag. 294. Pl. XX. Fig. 5. Mehrere Schalen aus dem mittelliasischen Sandstein bei der Ton waren- fabrık dürften sich dieser Form anschließen lassen. Der Wirbel ist etwas antemedian. Die konzentrischen Rippen sind jedoch breiter und weniger zahlreich als TerQuem das darstellt. Der s:hlechte Erhaltungszustand läßt eine sichere Bestimmung nicht zu. 32 D: ERICH JEKELIUS (58) Lucinid® Desn. Unicardium rugosum Dkr. 1846. Oyelas rugosa DUNKER, Über die in dem Lias von Halberstadt vorkommenden Ver- steinerungen. pag. 38. Taf. VI. Fig. 15, 16. 1868. Lucina liasina TERQUEM ET PIETTE, Lias inf. de la France pag. 87. Taf. XI. Fig .3, 4. 1890. Lucina liasina ParonA, Fossili del Lias inf. di Saltrio I. pag. 28. Taf. III. Fig. 7. 1897. Unicardium rugosum PHiuippI, Revision der unterlias. Lamellibranchiaten-Fauna etc. pag. 442. 1909. Unicardium rugosum TRAUTH, Die Grestener Schichten ete. pag. 112. 1911. Unicardium (Corbis QuENST.) spec. TouLA, Pal. Mitteilungen. pag. 8. Taf. I. Fig. 5. Von Toura wurde ein stark verdrücktes Exemplar dieser Art abge- bildet. Mir liegen außer semem Originalexemplar (Sammlung PoDEk) noch 6 Exemplare vor, darunter einige gut erhaltene, unverdrückte. Vorder- und Hinterrand sınd fast gerade, der Unterrand ist nur wenig gebogen. Der gerade Schloßrand erstreckt sich fast über die ganze Länge der Schale. Die Fläche, in der die Schalenränder zusammenstoßen, hat somit die Form eines abgerundeten Rechteckes. Die Maße eines Exemplares sind: Länge 62 mm, Höhe 51 mm, Dicke 41 mm. Über den Umriß des abgerundeten Reehteckes ragen die kräftigen bis zur gegenseitigen Berührung eingebogenen Wirbel. Dentilucina tenuilimata Cossn. Tafel VII. Fig. 6, 6a. 1903. Dentilucina tenuimilata CossmAann, L’infralias de la Vendee. pag. 532. Pl. XVII. Fig. 25—27. c/r. 1903. Corbis? obscura BISTRAM, Val Solda, pag. 53. Taf. III. Fig. 17—20. Aus dem unteren Lias des Schneebrich stammt ein doppelklappiges Exemplar, sowie ein Bruchstück eines zweiten. Das Bruchstück, das einen schön erhaltenen hinteren Teil eines Eixemplares darstellt, ergänzt das andere Exemplar sehr glücklich, da dieses — ungefähr gleich groß — an dem hinteren Teil etwas beschädigt ist. ‘ Vor dem Wirbel findet sich eine kleine eingesenkte Lunula, hinter dem Wirbel eine scharfkantige, lanzettförmige Area im äußerem Band. Die Form ist die der Dentil. tenwilimata. Das Exemplar ist 19°5 mm lang, 16°5 mm hoch und 8:5 mm dick. Die Skulptur besteht aus feinen konzentrischen Anwachslinien. Das Schloß ist nicht sichtbar. Unserer Form ist sehr nahe verwandt Lucina pumila MÜNSTER (GOLD- russ, Petrefacta Germani®e Taf. CL. Fig. 7; Brauns, Untere Jura pag. 59) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 83 332.) Ein Unterschied läßt sich im stärker gerundeten Unterrand und im schräger abfallenden vorderen Oberrand bei L. pumila finden. Zweifellos sehr nahe steht vorliegende Art der Corbis obseura BISTRAM (non TERQUEM et PrertE). Ob sie mit ihr identifiziert werden kann, wage ich nieht zu entscheiden. Cardüdse Lan. Protocardia Philippiana Dkr. Tafel VII. Figur 3. 1847. Cardium Philippianum DuNKer, Halberstadt, pag. 116. Taf. XVII. Fig. 6. 1897. Protocardia Philippiana Pnıuier1, Revision d. unterlias. Lamellibranchiatenfauna etc. pag. 440. 1903. Protocardia Philippiana Bistram, Val Solda. pag. 55. Taf. IV. Fig. 1. 1904. Cardium (Nemocardium) Philippianum, CossMANN, Infralias de la Vendee. pag. 529, Taf. XVII. Fig. 19—20. Taf. XVIII. Fig. 19. 1908. Protocardia Philippiana TRAUTH, Die Grestener Schichten der österr. Voralpen. pag. 113. Vier kleine Exemplare, deren größtes eine Länge von 11°5 mm erreicht und 11 mm hoch ist, gehören hierher. Leider kann ich an keinem die Aus- bildung des Schlosses beobachten. Das hintere vom Kiel abgegrenzte Feld ist zwar ziemlich steil gegen den hinteren Schalenrand geneigt, was even- tuell auf Protocardia Choffati Böum (Pereiosschichten. pag. 237. Taf. X. Fig. 18, 20—22) schließen ließe, doch ist die Abweichung von Protocardia Philippiana Der. so gering, daß ich meine Exemplare, obwohl sie aus Sand- steinen des mittleren Lias stammen, mit der von DuNkEr zuerst abge- bildeten Art indentifiziere. (Tonwarenfabrik und Schneebrich.) Protocardia Philippiana Dkr. var. magna Traurr. 1909. Protocardia Philippiana DER. sp. var. magna TRAUTH, Die Grestener Schichten. pag. 113. Taf. III. Fig. 21, 22. Es legen mir zwei schlecht erhaltene Skulptursteinkerne aus grauem sandigen Schiefer (Lias ö) des Schneebrich vor, die sich an die von TrautH publizierte Form anschließen. Das größte Exemplar ist 37 mm lang und 33 mm hoch. Ein deutlich ausgebildeter Kiel, der den radialgestreiften, schräg abgestutzten hinteren Teil nach vorne abgrenzen würde, fehlt, doch kann das eventuell mit dem Frhaltungszustand zusammenhängen, außer- dem scheint er auch bei Traurr’s Figur Nr. 21 nicht deutlich ausgebildet zu sein. Sonst ist die Überemstimmune zufriedenstellend. 184 D: ERICH JEKELIUS (60) Protocardia coron& n. sp. Tafel VII. Figur 2, 2a, 2b, 2c. Es liegen mir mehrere Exemplare einer Cardiumart vor, die ich neu benennen zu müssen glaube. Em Exemplar aus der Sammlung PopEk ist besonders schön erhalten, 24 mm hoch, 23 mm lang, 22 mm dick. Es ist eine stark geblähte Form. Die kräftigen, schön emgebogenen Wirbel stehen annähernd median, sind etwas schief nach vorne geneigt. Den vor- deren Schalenteil bedeeken konzentrische Linien, während ein schmales hinteres Feld radiale Streifung zeigt. Der Vorderrand ist gerundet, der Hinterrand ist länger und abgestutzt. Eventuell ist mit meiner Art Cardium Philippianum Fucını (non Dunker) (Lias inf. Longobucco Taf. Il. Fig. 9., 10.) identisch. Sonst konnte ich unter den mir bekannten liasischen Arten keme verwandte Form finden. Dagegen findet sich im Valanginien eine Art, die Protocardıa coronae sehr nahe steht. Es ist Cardium Jaccardi Pıcr. et Camp. (Ste. Uroix Pl. CXIX. Fig. 3., 4.) Ich bin vorläufig nicht in der lage, einen Unterschied zwischen Picrmes Abbildungen und meinen Exemplaren anzugeben. Da jedoch die ver- bindenden Glieder im mittleren und oberen Jura derzeit noch zu fehlen scheinen, benenne ich meme Exemplare neu. Es ist aber nicht ausgeschlos- sen, daß sich Protocardia coronae später als synonyme Bezeichnung von Cardium Jaccardi Pıer. et Camp. herausstellen wird. Cardium liasianum n. nom. Tafel. VII. Fieur 13. 1539. Cardium multicostatum GoLDruss (non BroccHi), Petrefeeta Germani® Taf. 143. Fig. 9. 1553. Cardium multicostatum OrPEL, Der mittlere Lias Schwabens. pag. 86. Taf. IV. Fig. 29. 1858. Cardium sp. a]]. multicostatum QUENSTEDT, Jura, Taf. V. Fig. 14. (13, a, b). Cardium multicostatum QUENSTEDT, ibid. Taf. XVIII. Fig. 36. pag. 150. 1871. Cardium cingulatum BRAUNS (non GoLDFUSS), Untere ‚Jura, pag. 328. 1890. Cardium ejr. multicostatum PARONA, Lias inf. di Saltrio Taf. II. Fig. 11. pag. 98. Da schon Broccnt (1812) ein Cardıum aus dem Miozän als Cardium multicostatum bezeichnete, muß die von Prıruıps (1935), dann von GoLD- »uss (1839) für die Liasform angewendete Bezeichnung in Wegfall kommen. BrAUNS wies in seiner Literaturangabe schon darauf hin, daß Broccnis Ü. multicostatum von unserer Form verschieden sei und benützte für die Liasform die Bezeichnung Cardium cingulatum GoLpr., welch letztere Be- (61) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSÖO, 85 zeichnung er als Synonym von (©. multicostatum PriıwL. (mon Broccnr) auffaßte. Doch bezeichnete GoLpruss mit C. cingulatum ebenfalls eine oligozäne Form. Wir können somit auch diese Bezeichnung auf die Lias- form nicht anwenden. Brauns stellt hierher noch Isocordia inwersa Goupruss (l. ec. Taf. 140. Fig. 17). Auch Qurnsteor hält letztere Form für nahe verwandt mit der in Rede stehenden Liasform. Die Abbildung bei GoLpruss von Isocardia inversa aus dem Unteroolith von Balingen zeigt aber keine Ra- dialrippen, auch in der Beschreibung erwähnt GoLpruss nur konzentrische Runzelung. Es kann also auch diese Form nieht mit der liasischen Art identifiziert werden. In Betracht zu ziehen wäre noch Cardium musculosum QUENSTEDT (Jura, pag. 110. Taf. XIII. Fig. 45.) aus Lias £. Diese Art zeigt wohl manche Ähnlichkeit mit unserer Form, kann mit ihr aber nicht identifiziert wer- den. Bei ©. musculosum sind die Wirbel unvergleichlich kräftiger. Die Aus- bildung der Skulptur von C. musculosum ist nicht sicher feststellbar, da QUENSTEDT nur ein Stemkern vorlag, von dem er zwar ausdrücklich erklärt, daß er keine radiale Verzierung zeige, doch läßt seine Abbildung am un- teren Rand deutliche Radialrippen erkennen. Es macht den Eindruck, als ob wir es hier mit einem Streifen erhalten gebliebener Schale zu tun hätten und nicht mit Kerben des inneren Schalenrandes. Nach all dem sehe ich mich veranlaßt, die hier behandelte Form neu zu benennen. Im unteren Lias des Schneebrich ist Cardium liasianum ziemlich häufig. Die kleinen Wirbel stehen annähernd median, sehen aber nach vorne. Die radiale Rippung ist dieht und in Anbetracht der Klemheit der Form kräftig zu nennen. Leider ist die obere Schalenschichte in der Regel abgeblättert, so daß die Radialrippen nur an einzelnen günstig erhaltenen Exemplaren gut sichtbar sind. Cyprinidz Lan. Cypricardia compressa Tav. 1854. Cypricarda compressa TERQUEM, Hettange. pag. 305. Taf. NN. Fig. 12. 1909. Cypricardia ejr. compressa TRAUTH, Die Grestener Schichten pag. 111. Im kalkigen grauen Sandstein des mittleren Lias im Sehneebrich fand ich ein einziges Exemplar, das sich m der Form jedoch so vollkommen mit der von Terqurm abgebildeten Art deckt, daß ich nicht anstehe, mein Exemplar mit Terauems Art zu identifizieren. Vielleicht tritt bei meinem Exemplar die vom Wirbel in die hintere untere Eeke der Schale D: ERICH JEKELIUS (62) an for} ziehende Wölbungshochlinie etwas stärker hervor als Teraueus Abbildung das zum Ausdruck brinst. Cypricardia hungarica n. sp. Tafel VII. Figur 4. 5. Im Sandstein des mittleren Lias (Tonwarenfabrik) und im grauen Sandstein des oberen Lias (Schneebrich) kommt verhältnismäßig häufig eine Öypricardia vor, die ich in: «Die mesozoischen Bildungen des Keresz- tenyhavas als Cypricardia aff. brevis WricHT angeführt habe; die Form steht dieser Art zwar nahe, doch erlaubt mir neu gesammeltes Material vorliegende Form als neue Art zu beschreiben. Das größte, als doppelseitiger Steinkern, erhaltene Exemplar ist 24 mm lang, 19°5 mm hoch und 16 mm dick. Ein anderes extrem niederes Exemplar ist 21°5 mm lang und 15 mm hoch. Ein klemeres Exemplar zeigt bei einer Länge von 15 mm eine Höhe von 11 mm. Die Wirbel sind stark eingebogen, etwas schief nach vorne geneigt. Von ihnen zieht nach hinten unten ein Kiel, der den hinteren, flach konkaven Schalenteil abgrenzt. Der Hinterrand ist gerade abgestutzt, der Unterrand wenig gebogen, der Vorderrand abgerundet. Der Wirbel steht bei unverdrückten Exemplaren fast median. Die Schale ist von weiter ausemanderstehenden groben, kon- zentrischen Wülsten und dichten, femen konzentrischen Streifen bedeckt. Unsere Form steht der Isocyprina Heeri Cmorrar (BöHm, Pereiros- schichten pag. 241) nahe, doch ist ©. hungarica dieker, ihr Hinterrand ist steiler abgestutzt, als Bönm’s Abbildung das angıbt, der nach hinten ver- laufende Kiel erscheint bei meinen Exemplaren leicht geschwungen und bildet mit dem Unterrand einen spitzeren Winkel. Diese Gründe bewogen mich, meine Exemplare nicht zu I. Heeri zu stellen. Von O. brevis Wrıcur (Dumortier, Depots Jurass. IV. pag. 170. Pl. XXXIX. Fig. 8., 9.) unterscheidet sie der weniger steil verlaufende Kiel und der gerade abgestutzte Hinterrand. Auch erscheint ©. brevis höher und weniger gebläht. Anisocardia (P) Schneebrichensis Tovra. Tafel VII. Figur 1, la. 1911. Ceromya (Isocardia) Schneebrichensis Toura, Palzont. Mitt. pag. 12. Taf. IT. Fig. 12, Die Abbildung bei Touza stellt em in der Wirbelregion stark ver- drücktes Exemplar dar, auch ist die Abbildung falsch orientiert, was zu einer falschen Auffassung der Form führen kann. (Die Höhenaxe muß um (63) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 87 ihren den Wirbel treffenden Punkt ca. 30° nach rechts gedreht werden, damit die Abbildung richtig orientiert sei.) Touza gibt an, daß die Cero- mya Schneebrichensis mehr an Cer. Bersaskensis Tırrzr (Banat, Taf. VIII. Fig. 3) als an C. infraliasica Prrers, wie Tırrze letztere abgebildet hat, erinnere. Dieser Feststellung dürfte eine Verwechselung zu Grunde liegen, da unsere Form nieht die geringsten Beziehungen zu ©. Bersaskensis, wohl aber solche zu C. infraliasica Trerze (non PErers) erkennen läßt. Die von Tırrzs als ©. infraliasica abgebildete Form scheint unserer Art näher zu stehen (wenn sie mit ihr nicht überhaupt identisch ist), als der ©. infra- liasica Perers (Der Lias von Fünfkirchen, Taf. I. Fig. 1—3.), von welcher auch sie sich durch das nicht verlängerte, abgerundete Hinterende zu un- terscheiden scheint. Daß Prrers Formen mit langgestreektem Hinter- ende vor sieh hatte, zeigt außer seinen Abbildungen auch sein Vergleich mit Panopaca liasiana D’ORB. (Myacites liasinus QUENSTEDT, Jura, Tafel X. Fig. 3—4) und sein Hinweis auf Myacites sp. Dunker (Halberstadt, pag. 320. Taf. XXXVIL Fig. 9., 9.). Das größte memer Exemplare ist 25 mm hoch und 31 mm lang. Die Schale ist stark gewölbt, fast gleichseitig, nur der etwas nach vorne gebogene Wirbel bedingt eine geringe Ungleichseitigkeit. Vorder-, Unter- und Hinterrand gehen gleichmäßig gerundet imemander über. Der Schloßrand erscheint etwas weniger gebogen. Die Wirbel sind kräftig und stark eingerollt, etwas nach vorne gezogen. Leider konnte ich an keinem meimer Exemplare das Schloß beobachten. Kleine Exemplare erinnern sehr an Anisocardia blauenensis LoRIOL (Etude sur les mollusque des eouches coralligönes inferieures. Abh. d. Schweiz. Pal. Gesellsch. Bd. XVII. Taf. XIX. Fig. 13—16.). Die Schale meiner Exemplare ist konzentrisch gestreift, sonstige Skulptur fehlt. A. Schneebrichensis findet sich häufig in den Sandsteinen des unteren und mittleren Lias (Lias 7.) des Schneebrich und im mittelliasischen Sand- stein bei der Tonwarenfabrik. Pleuromyidz Zen. Pleuromya meridionalis Dun. 1869. Pleuromya meridionalis DUMORTIER: Dep. jur. III. p. 259. pl. XXIX. Fig. 10., 11, 1872. Pleuromya viridis Tierze: Banater Gebirgsst. p. 118. Taf. VIII. Fig. 2. 1911. Gresslya (Lyonsia) ejr. unioides TouLa: Pal. Mitt. p. 11. Es liegen mir 7 Exemplare aus dem Sehneebrich vor, teils sind es Steinkerne (ganz glatt oder mit flachen konzentrischen Runzeln), teils 88 D: ERICH JEKELIUS (64) ist die Schale erhalten und zeigt kräftige konzentrische Runzeln, die von feimen, dichtstehenden konzentrischen Streifen bedeckt sind. Die breiten Wirbel stehen an der Grenze des ersten und zweiten Drittels der Schalenlänge. Vom Wirbel krümmt sich die breite, abgestumpfte Vorderseite steil gegen den Unterrand. Der Schloßrand verläuft nach hinten nur wenig schräg, er ist fast gerade oder seltener ganz schwach konvex nach oben gebogen. Die Schalen verlaufen hinten spitz zusammen. Der Unterrand ist schwach gebogen. Die größte Dicke der Schalen liegt ungefähr in der Mitte der Schalenhöhe, etwas vor oder auch direkt unter den Wirbeln. ü Duvnmorrtier bildete einen glatten Steinkern dieser Art ab, wie er mir ähnlich auch in meinem Material vorliegt. Beschalte Exemplare sind bedeekt von konzentrischen Runzeln, wie TrerzE das auch von seinen Exemplaren erwähnt. Tıerzes Abbildung von Pl. viridis stimmen im den Formverhält- nissen so gut mit Dumorrtiers Abbildung von Pl. meridionalis überein, daß ich geneigt bin, die beiden Artbezeichnungen als synonym aufzufassen. Der Unterschied in der Skulptur wird dadurch erklärt, daß DuMOoRTIERS Abbildung einen Steinkern darstellt, Trerzes Abbildung aber ein beschal- tes Exemplar. Dumorrtiers Exemplar ist nach semen Angaben 53 mm lang, 32 mm hoch und 25 mm dick. Der Abbildung von Tırıze entnahm ich folgende Maße : Länge 55 mm, Höhe 32 mm, Dicke 28 mm. Eines meiner Exemplare ist 73 mm lang, 41 mm hoch und 31 mm dick. Das von Touza als Gressiya uniordes beschriebene Exemplar ist em Steinkern mit sehr flachen konzentrischen Runzeln. Es ist eine Pleuromya und sicher zu Pleuromya meridionalis zu stellen. Das Exemplar ist 46 mm lang, 32 mm hoch und 26 mm diek (nicht 20:5 mm, wie TourA angibt). Pleuromya Toucasi Dum. Tafel VI. Figur 9. 1867. Pleuromya Toucasi DUMORTIER: Dep. jur. II. p. 200. pl. XLVI. Fig. 5., 6. Diese gedrungene Form zeigt einen steil abfallenden Vorderrand und einen geraden, nur sehr wenig schräg nach hinten verlaufenden Schloßrand. Der gestreckte Hinterteil verschmälert sich nur wenig nach hinten, ebenso nimmt er nur sehr langsam an Dicke ab. Das Gehäuse erscheint daher gebläht. Eines meiner Exemplare ist 51 mm lang, 32 mm hoch und 26 mm dick. (65) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 89 Pleuromya triangula Traurn. 1909. Pleuromya triangula TRAUTH: Grestener Schichten p. 115. Taf. IV. Fig. 1., 4. Ich stelle die rechte Klappe einer dreiseitigen Pleuromya aus dem Hangenden des Kohlenfözes hierher. Der Wirbel erscheint im Vergleich zur Schalenhöhe unverhältnismäßig klein, von ihm fällt der Schloßrand gerade schräg nach hinten, während der Vorderrand etwas steiler, ebenfalls gerade gegen den schwach gewölbten Unterrand abfällt. Mein Exemplar hatte eine Länge von ca. 61 mm, die Höhe beträgt 42 mm. Pleuromya Jauberti Dvm. Textfigur 8. 1869. Pleuromya Jauberti DUMORTIER: Dep. jur. III. p. 258. pl. XXIX. Fig. 8., 9. Die Wirbel sind dem Vorderende noch mehr genähert als bei P!. pelecoides, der Schloßrand fällt weniger schräg nach hinten, infolgedessen verschmälert sieh die Muschel nach hinten langsamer. Fig. 8. Pleuromya Jauberti Dum. Verhältnis der Länge des Vorderteiles zu der des Hinterteiles fast 023. Mein Exemplar ıst ca. 43 mm (rekonst.) lang, 30 mm hoch und 20 mm dick. 1. Exemplar (Tonwarenfabrik). Pleuromya pelecoides Trautn. 1909. Pleuromya pelecoides TRAUTH: Grestener Schichten p. 115. Taf. IV. Fig. 2., 3. Die von TRAUTH aufgestellte Art steht der Pleuromya Jauberti Dum. sehr nahe, sie unterscheidet sich von dieser nur durch den etwas längeren Vorderteil und den vielleicht etwas schräger nach hinten abfallenden Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 2. Heft. 7 90 D: ERICH JEKELIUS (66) Schloßrand. Ob diese Merkmale so konstant sind, daß selbst geringe Ab- weichungen nach der einen oder anderen Richtung uns berechtigen von neuen Arten zu sprechen, scheint mir zweifelhaft. Reicheres Material wird vielleicht die Notwendigkeit ergeben, Pl. pelecordes mit Pl. Jauberti zu ver- einigen. Bei Pl. pelecoides verhält sich die Länge des Vorderteiles zu der des Hinterteiles ungefähr wie 1: 2. Die an manchen meiner Exemplare erhalten gebliebene Schale zeigt die kräftigen konzentrischen Runzeln dieht bedeckt von feiner konzen- trischer Streifung. Eines meiner Exemplare zeigt eine Länge von ca. 50 mm (rekonst.), eine Höhe von 31 mm und eine Dieke von 20 mm. Pleuromya striatula Ac. 1845. Pleuromya striatula Ac. Mollusques fossiles p. 239. pl. 28. Fig. 10— 14. 1909. Pleuromya striatula TRAUTH: Grestener Schichten p. 114. Aus dem Hangenden des Kohlenflözes liegt mir die rechte Klappe einer Pl. striatula vor (Sammlung PoDEk), außerdem noch zwei Exemplare aus dem Sandstein des mittleren Iaas (Schneebrich). Brauns (Unterer Jura pag. 303) veremigt Pl. striatula mit Gressiya liasına ScHügßL., doch unterscheiden sich die Formen oanz wesentlich. Pleuromya unioides (GoLDF. Tafel VII. Figur 13. 1839. Lutraria unioides GoLpFuss: Petrefacta Germanis pag. 244. (II. Aufl.) Taf. CLII. Fig. 12. 1815. Pleuromya unioides Agassız: Myes p. 236. pl. 27. Fig. 9—13. 1848. Myacites unioides QUENSTEDT: Der Jura p. 190. Taf. 23. Fig. 30. 1851. Zyonsia unioides Tıetze: Banater Gebirgsstock p. 117. Taf. V. Fig. 3. 1904. Pleuromya unioides RzEHAkX: Liasvorkommen v. Freistadtl p. 141. non Gressiya (Lyonsia) cr. unioides TouLa: Pal. Mitt, p. 11. Es liegt mir nur ein Exemplar dieser Form vor, das mit der Abbildung bei GoLpruss gut übereinstimmt. Kleme, erhalten gebliebene Reste der oberen Schalenschiehte zeigen bei einiger Vergrößerung deutlich die feine Punktierung, ähnlich wie das nach RzeuAaK bei seinen Exemplaren der Fall ist. Die Punktierung des von Quenstepr abgebildeten Exemplares ist extrem stark. Toura’s Gressiya (Lyonsia) efr. unioides Goupr. hat mit dieser Form niehts zu tun, sie ist vielmehr mit Dumorriers Pleuromya meridionalıs identisch. (67) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 91 Pholadomyidzs Fischer. Pholadomya idea »’Ore. (Typus.) Textfigur 9. 1875. Pholadomya idea MorRsc#: Monogr. d. Pholadomyen p. 16. Taf. III. Fig. 3., 4., Taf. IV. Fig. 1. 1886. Pholadomya idea DI-STEFANI: Lias int. di Taormina p. 128. Fig. 9. Pholadomya idea D’ORB. Von der nach hinten schlank ausgezogenen «chnauzenartie zuge- spitztem» Form (Typus) fand ich nur ein Exemplar. Ich zähle 10 Rippen, die durch deutliche Zuwachsstreifen geknotet erscheinen. Länge S9 mm, Höhe 59 mm, Dieke 49 mm. Pholadomya idea p’Orr. var. Fraasi Orr. Textfigur 10. 1875. Pholadomya idea var. Fraasi OppEL, MorscH: Pholadomyen p. 17. Taf. TV. Fig. 2., 4. Besonders charakteristisch dürfte für diese Form der verhältnis- mäßig kleine Wirbel sein, der in einer fast geraden Linie nach hinten abdacht. Auch die Rippen verlaufen sehr wenig oder gar nicht geschwungen nach unten, hinten. Der kurze vordere Teil ist abgestumpft, der untere Rand verhältnismäßig schwach gebogen. Ich zähle durchschnittlich 11 kräftige, dureh konzentrische Runzeln stark geknotete Rippen. Länge 93 mm, Höhe 71 mm, Dieke 57 mm. 92 D: ERICH JEKELIUS Fig. 11. Pholadomya idea D’ORB. var. cycloides MOESCH. (68) (69) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO, 93 Pholadomya idea var. cycloides Mozscn. Textfisur 11. 1875. Pholadomya idea var. cycloides MoxscH: Pholadomyen p. 18. Taf. IV. Fig. 3. Der schön gebogene Unterrand, der abgerundete Vorderrand, der kräftig aufragende Wirbel, von dem nach hinten der obere Rand der Schale stark konkav geschwungen verläuft, zeichnet diese Form aus. Das zuge- schärfte Hinterende erscheint durch den konkaven Verlauf des Oberran- des nach oben gerichtet. Der Verlauf der 10 kräftig geknoteten Rippen ist stark geschwungen. Länge 97 mm, Höhe 72 mm, Dicke 55 mm. Pholadomya idea var. Deshayesi Ünar. et Drw. Textfigur 12. 1875. Pholadomya idea var. Deshayesi MorscH: Pholadomyen p. 18. Taf. V. Fig. 1. Der obere Rand verläuft wenig gebogen, dacht sich aber nicht so stark nach hinten ab, als das bei var. Fraası der Fall ist, daher behält var. Fig. 12. Pholadomya idea D’ORB. var. Deshayesi Cuar. et Drew. Deshayesi ihre Höhe nach hinten fast bei und wird durch den hinteren wenig gebogenen Rand ziemlich unvermittelt abgeschnitten. Die meisten meiner Exemplare schließen sich dieser Varietät an. Länge 84 mm, Höhe 63 mm, Dieke 52 mm. 94 D: ERICH JEKELIUS (70) Pholadomya ambigua Sow. 1875. Pholadomya ambigua MozscH: Pholadomyen, p. 23. Taf. V. Fig. 2., 3. Taf. VI. Fig. Taf. VI Fig. 1. Länge 110 mm, Höhe (rekonstr.) 70 mm, Dicke 74 mm. Der untere Teil dieses großen, aufgeblähten Exemplares ist etwas in die Schale hineingedrückt, weshalb es niederer erscheint, als es ursprüng- lich war. Sonst stimmt es in Größe wie Formverhältnissen mit MoEscHs Abbildungen (l. e. Taf. VI. Fig. 1. a b) so vollständig überein, daß es mit diesen fast zur Deckung gebracht werden kann. Ein anderes Exemplar, von dem leider der vordere Teil (mit Wirbel) fehlt, zeigt einen stark konkaven Oberrand mit parallel verlaufendem Unterrand. Die Rippen erscheinen noch gesehwungener als MoxscHs Ab- bildung (l. ec. Taf. VII. Fig. 1.) das angıbt. Pholadomya Hausmanni Goupr. Tafel VIII. Figur 8. 1839. Pholadomya Hausmanni GoLpruss: Petrefacta Germanie Taf. CLV., Fig. 4. 1909. Pholadomya Hausmanni TRAUTH. Grestener Schichten p. 119. Länge 76 mm, Höhe 54 mm, Dicke 40 mm. Die acht nach hinten gerichteten Radialrippen sind an den Kreuzungs- punkten mit den konzentrischen Anwachsstreifen stark knotenartig ver- diekt. Die Zwischenräume zwischen den ersten drei Rippen sind bedeutend orößer als die zwischen den folgenden. In der Form weicht das mir vorliegende Exemplar etwas von der Abbildung in Petrefacta Germaniae ab. Es fehlt die schräg nach hinten gerichtete gerade Abdachung des hinteren Randes, wie die Abbildung bei Gorpruss das darstellt. Das Hinterende ist vielmehr schön gerundet und geht in gleichmäßigem Bogen in den Unterrand über. Dementsprechend verlaufen auch die Anwachsstreifen. Der vordere ungerippte Teil ist etwas breiter als bei der Abbildung von GoLpruss. Die Formverhältnisse erinnern stark an Phol. ambigua. Der Haupt- unterschied dürfte in der charakteristischen Verteilung der Rippen bei Phol. Hausmanni bestehen. Die Verteilung der Rippen des von WACHNER im Schneebrich gefun- denen Exemplares stimmt genau mit den Verhältnissen, die die Abbildung von GoLDFUuss zeigt und die auch TraurnH bei vier Exemplaren der öster- reichischen Grestener Schichten vorfand. (71) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 95 Pholadomya decorata Harrm. Tafel VII. Figur 11. 1872. Pholadomya decorata TiETzZE, Banat. pag. 118. Taf. II. Fig. 2. 1375. Pholadomya decorata MoEscH, Monogr. d. Pholadomyen. pag. 21, Taf. V. Fig. 7. Taf. VII. Fig. 2, 3. 1909. Pholadomya decorata TRAUTH, Die Grestener Schichten. pag. 120. Diese, gewöhnlich deformierte Art kommt im Sandstein aus dem Hangenden des Kohlenflözes zahlreich vor. Sie ist gewöhnlieh in der Längs- richtung ziehharmonikaähnlieh zusammengepreßt, wodurch die Radial- rippen als steile, schmale Wülste eng aneinander rücken und der mittlere berippte Teil schmal wird. Der Umriß über die Wirbel nach der Basis ist gestreckt herzförmig. Die Radialrippen (gewöhnlich zehn) werden von konzentrischen Runzeln gekreuzt. Diese Formen stimmen gut mit den von QuENSTEDT (Jura, Taf. XIX. Fig. 1) und Moesc# (l. e. Taf. VII. Fig. 2., 3) gegebenen Abbildungen überein. Seltene, weniger deformierte Exemplare nähern sich in der Form dem von MozscH Taf. V. Fig. 7. abgebildeten Exemplar. Doch kommen auch Zusammenpressungen in der Richtung der Höhe vor. Es entstehen dadurch langgestreckte Formen, ohne daß ich auber der dureh die verschiedene Richtung der Zusammenpressung bewirkten verschiedenen Form einen Unterschied finden kann. (Siehe auch: Tırrze Banat, Taf. Il. ig. 2.). Pholadomya Neuberi Srur. 1909. Pholadomya Neuberi STUR in: TRAUTH, Die Grestener Schichten. pag. 122. Taf. IV. Fig. 9—13. 1911. Pholadomya n. sp. Toura, Pal. Mitteil. pag. 13. Taf. I. Fig. 16. In sandigen Schiefern der Grestener Schiehten des Schneebrich kommen zahlreiche kleine Pholadomyen vor, die sich habituell eng an die von TRAUTH publizierte Ph. Neuberi anschließen. Leider sind sie alle durch Druck defor- miert, selten weisen die Steinkerne Reste von Schale auf. Auch im Schnee- brich finden sich neben hohen, kurzen Exemplaren, auch langgestreckte niedrige, sowie verbindende Formen zwischen den zwei Extremen. Mit Ph. Neuberi nahe verwandt schemt Ph. Nysti Cuapuss et DE- WALQUE (Luxembourg, pag. 113. Pl. XV. Fig. 3. Pl. XVI. Fig. 1) zu sein, wenn letztere auch eine bedeutendere Größe zu erreichn scheint. Doch liest mir außer vielen klemen auch em Exemplar von 30 mm Höhe, ein anderes von 44 m Höhe vor. 96 D: ERICH JEKELIUS (72) Anatinide (Gray. Cercomya Podeki Touna. Tafel VI. Figur 10. 1911. Homomya Podeki Toura: Pal. Mitt. p. 11. Taf. I. Fig. 10. Tovzas Origimalexemplar zeigt die Form- und Skulpturverhältnisse einer Cercomya, hat mit Homomya sicher nichts zu tun. Die Wirbel stehen stark antemedian. Von den Wirbeln zieht schräg nach hinten je ein scharfer Kiel, der jedoch ungefähr in der Mitte der Schalenhöhe verflacht. Seine scheinbare Schärfe auch auf dem unteren Teil bei Tovuras Originalexem- plar wird nur durch einen Bruch bedingt, der dem Kiel parallel verlaufend eine leichte Deformation der Schale hervorrief. Der kurze, gerundete Vor- derteil wird von ziemlich derben, konzentrischen Runzeln bedeckt, zwi- schen denen noch feinere Anwachsstreifen sichtbar sind. Auf dem stark verlängerten Hinterteil verflachen die konzentrischen Runzeln. Ein von WAcHnEr gefundenes unvollständiges Exemplar zeigt einen etwas längeren Vorderteil, muß aber bei der sonstigen guten Übereinstim- mung hierher gestellt werden. 3 Exemplare aus dem unteren lias des Schneebrich. Cercomya liasica n. sp. Tafel VII. Figur 12. Aus dem sandigen Schiefer (Lias d) stammt ein 95 mm langes und 35 mm hohes Exemplar emer Cercomya, das ich mit keiner bekannten Üer- comyaart identifizieren konnte. Der Wirbel liegt nur wenig antemedian. Der gerundete Vorderteil ist mit kräftigen, konzentrischen Falten verse- hen, die gegen den Hinterteil verflachen. Außer ihnen bedecken feme kon- zentrische Anwachsstreifen die Schale. Gegen den längeren Hinterteil setzt der Wirbel ziemlich scharf ab, es verläuft von ihm em Kiel schräg nach hinten, verliert sich jedoch bald. Der Hinterteil ist niederer als der Vorder- teil, doch ist der Unterschied nicht so groß wie bei (ercomya praecursor QuEnsteDr (Jura, Taf. I. Fig. 15). GASTROPODA. Pleurotomariidae p’OrE. Pleurotomaria pinguis p’ÖRrE. 1850. Pleurotomaria pinguis D’ORBIGNY: Terr. jur. p. 407. pl. 350. Fig. 8— 10. 1894. Pleurotomaria pinguis PARoNA: Lias inf. di Saltrio II. pag. 171. tav. VII. Fig. 2., 3. (73) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSÖ. 97 Ich stelle hierher eine kleme, 5 mm hohe und 4 mm lange Pleuro- tomaria. Sie erscheint infolge des ungünstigen Erhaltungszustandes fast glatt. Die Windungen sind treppenförmig abgesetzt, die ungenabelte Basis ist hoch gewölbt, sie grenzt an die Flanke in einer kielartigen Leiste. Die Flanke selber ist leicht konkav, zwischen ihr und dem oberen schrägen Teil der Windung verläuft das von zwei schwächeren Leisten begrenzte, ein- gesenkte Band. Von der Skulptur lassen sich an der Basis undeutlich Spiralstreifen erkennen und am schrägen oberen Teil der Windung gesen die Naht zu zwei spirale Punktreihen. 1 Exemplar aus dem mittleren Lias (laas 7) des Schneebrich. Phasianellidae Troscn. Phasianella sp. cfr. Jason p’Ore. 1860. Phasianella Jason D’ORBIGNY: Ter jur. pl. 324. Fig. 1—3. Es liegen mir einige kleme, ungünstig erhaltene Gastropodenreste sowohl aus dem unteren als auch aus dem mittleren Lias des Schneebrich vor, die sich mit den zitierten Abbildungen bei D’ORBIENY vergleichen lassen. Eine sichere Bestimmung ist bei dem Erhaltungszustande nicht möglich. Phasianella cfr. consobrina v’ORrr. 1860. Phasianella consobrina D’ÖRBIGNY: Terr. jur. pl. 324. Fig. 14. Im sandigen Schiefer des Lias ö (Schneebrich) treten massenhaft schlechterhaltene, verdrückte Gastropodenreste auf, die in ihrer Form sehr an Phasianella consobrina D’ORB. erinnern. Es stimmen auch die Größenverhältnisse und -das Lager. Trochiidae An. Trochus Ajax p’ORrr. Tafel VIII. Figur 9. 1860. Trochus Ajax D’ORBIGNY, Terr. Jurass. Gasteropodes. Pl. 307. Fig. 5—8. Die Exemplare zeigen bei einer Höhe von 6 mm 5 Windungen, deren letzte einen Durchmesser von 31, mm besitzt. Die Flanken sind flach und grenzen in einer abgerundeten Kante an die hochgewölbte, ungenabelte Basis. Außer verhältnismäßig kräftigen Anwachslinien, deren Zwischen- 98 D: ERICH JEKELIUS (74) räume manchmal durch Farbenunterschiede auffallen, sind die Schalen skulpturlos. 7 Exemplare aus dem unteren Lias des Schneebrich. Trochus transsylvanicus n. sp. Tafel VIII. Figur 11. Im braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrıik kommt ziemlich häufig eine kleine Trochusart vor, die ich neu benenne. Bei einer Höhe von 75 mm zähle ich 5 Umgänge, der Durchmesser der äußersten Windung beträgt 6 mm. Die Flanken der Windungen sind flach konvex bis flach, sie orenzen anemander in seichten Furchen. Die flache Basis mit kleinem Nabel stößt in einer scharfen, kielartigen Linie, die gegen die Flanke durch eine schwache Furche abgesetzt erscheint, an die Flanke. Die Schale ist glatt, sie zeigt nur Andeutungen von zarten Anwachs- streifen. 9 Exemplare, mittlerer Lias (Tonwarenfabrik). Turritelliidae Gray. Turritella unicarinata Quv. 1858. Turritella unicarinata QUENSTEDT: Jura, p. 61. Taf. 5. Fig. 27—29. In dem unterliasischen Sandstein des Schneebrich fand ich ein Bruch- stück von 4 Windungen dieser schlanken Art, die einen verhältnismäßig scharfen Kiel auf der stark konvexen Flanke besitzt. Pyramidellidae Gray. Chemnitzia sp. ind. Nur ein Bruchstück von zwei Windungen ist vorhanden, das eine nähere Bestimmung nieht zuläßt, m der Form ungefähr der Abbildung gleicht, die DumortiEr (Döp. jurass. IV. Pl. XXXIV. Fig. 1—2) von Ch. procera Desz. gibt. Unterer Lias (Schneebrich). Cerithiidae Menke. v Cerithium (Protocerithium) Cukense Run. Tafel VI. Figur 13., 14. 1900 Gerithium Gukense RapDovanovid: Unterliass. Fauna v. Vr&ka Cuka in Ostserbien P267. Takl..Rie. 6,07. (75) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 99 Massenhaft findet sich diese Cerithiumart in Gemeinschaft mit Car- dium liasianum n. sp. (= Cardium multicostatum Pritv. non BroccHt.), Parallelodon Chartroni, Astarte amalthei ete. im unterhasischen Sandstein des Schneebrich. Bei einer Höhe von ca. $S mm beträgt die Zahl der Umgänge S—9. Die Umgänge sind außen abgeflacht bis gerundet und durch verhält- nismäßig tiefe Furchen von einander getrennt. Die Mündung ist oval gerun- det, ein vorderer und hinterer Ausguß angedeutet (gut erhaltene Mund- öffnung fand ich jedoch bei keinem meiner Exemplare). Die Windungen sind von Querrippen bedeckt, die von Spirallinien gekreuzt werden. An den Kreuzungsstellen entstehen Knoten. Die Zahl der Querrippen vermehrt sich im Laufe des individuellen Wachstumes. Auf der 5. Windung zähle ıch ca. 13 Rippen, auf der 8. Windung schon gegen 24. Auch die Zahl der Spirallinien schwankt, doch sind gewöhnlich vier vorhanden. Bei einzelnen Exemplaren zähle ich jedoch ungefähr auf der 5. Windung 3 Spirallinien, auf der 7. Windung 4 und auf der 8. Windung 5—6. Die Basis ist gewölbt, ungenabelt und von kräftigen Spirallinien be- deekt. Querrippen fehlen hier. Die Cerithien aus dem laas von Keresztenyfalva sind identisch mit der von Rapovanovid aus dem Lias von Vr$ka ÖOuka beschriebenen Art, die nach letzterem dort ungewöhnlich häufig ist und, wie er sich an Exem- plaren der k. k. geol. Reichsanstalt (Wien) überzeugte, auch im Lias des Meesek-Gebirges (Pecs) vorkommt. Rapovanovi& weist auf die Verwandtschaft mit Cerithrum gratum Trrquem (L’etage inferieur de la format. lass. Taf. 21. Fig. 10.) hin, die große Ähnlichkeit zeigt, nur bei gleicher Windungsanzahl drei- bis viermal kleiner bleibt. Sehr nahe verwandt wenn nicht identisch mit ©. Cukense ist das von (ossmann (Gastropodes de l’infralias de la Vendee, pag. 179. Pl. III. Fig. 15, 26, 31) als neue Art beschriebene Cerithium qwinquegra- nosum. Actaeonidae- p'ÖRR. Cylindrobullina avena Trrqv. 1855. Orthostoma avena TERQUEM, L’etage inferieur de la formation liasique. Pl. XV. Fir. 8. pag. 260. 1902. Striactaeonina avena CossmanN, Gasteropodes de l’infralias de la Vendee Pl. II. Fig. 3—4. pag. 167. 1903. COylindrobullina avena, BISTRAM, Val Solda. pag. 78. Taf. VI. Fig. 8. Es liest mir nur ein Exemplar vor, das ich mit der oben genannten Art identifizieren möchte. Es ist S mm hoch, wobei der letzte Umgang 100 D: ERICH JERRLIUS (76) 5°5 mm hoch ist (der äußere Teil der stark ausgezogenen Mündung ist noch abgebrochen). Es sind im ganzen 4 Windungen vorhanden. Mittlerer Lias; Schneebrieh. Cylindrobullina cfr. angulifer Marr. 1859. Actaeon angulijer MARTIN, Infralias de la Cöte d’Or. Pl. I. Fig. 15. 16. pag. 70. Zwei kleine unvollständig erhaltene Exemplare zeigen die Form- verhältnisse von ©. angulifer Marrın. Die gerundeten Windungen mit dem verhältnismäßig steilen Abfall zur Naht sind gleichmäßig von dichten, feinen Spiralstreifen bedeckt. Mittlerer Iaas des Schneebrich. Cylindrobullina transsylvanica n. sp. Tafel VIII. Figur 10. Es liest mir aus dem braunen Sandstein bei der lonwarenfabrik ein Exemplar einer Cylindrobullinaart vor, die ich als neue Art zu beschrei- ben mich genötigt sehe. Das Exemplar ist 17°5 mm hoch und zählt 8 Windungen. Der Windungs- xegel ist verhältnismäßig langgestreckt, die Formverhältnisse erinnern etwas an die der O©. avena TErouv., doch sind die Windungen gegen den Abfall zur Naht durch einen deutlichen Wulst abgegrenzt. Die Windungen sind deutlich spiralgestreift. CEPHALOPODA. Nautilus sp. ind. Im braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik fand ich ein Bruch- stück eines Nautilus. Eine nähere Bestimmung ist mir leider nicht möglich. Amaltheus margaritatus Montr. Von dieser für Lias ö so bezeichnenden Art liegen mir mehrere charak- teristische, wenn auch schlechterhaltene Exemplare aus dem grauen, san- digen Schiefer des Schneebrieh vor. Liparoceras n. sp. ind. aff. Lip. striatum Sow. Textfigur 13. 14. Leider ist der Erhaltungszustand dieses Bruchstückes ein sehr schlechter. (77) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 101 Herr Dr. E. VapAsz war so freundlich das Exemplar näher zu unter- suchen, leider gestattet jedoch der Erhaltungszustand ein sicheres Erken- Figur 13. Liparoceras n. sp. ind. Figur 14. Liparoceras n. sp. ind. Seitenansicht. Querschnitt. nen der Artcharaktere nicht, weshalb von einer näheren Beschreibung dieses interessanten Stückes abgesehen werden muß. Die Umgänge sind breit und nieder, zeigen noch bei einem Durchmesser von 47 mm eine Form, wie sie Lip. striatum nur in seinen Anfangswindungen zukommt. Lias z. (Schneebrich.) Harpoceras radians Rain. Ein kleines, schlecht erhaltenes, stark verdrücktes Exemplar aus dem syauen sandigen Schiefer des Schneebrich bezeichne ich mit H. radıans Reın., obwohl der Begriff und Umfang dieser Art keineswegs als geklärt‘ selten kan.n Lias ö. (Schneebrich.) Coeloceras commune Sow. Diese für den oberen laas bezeichnende Art liegt mir von zwei Fund- orten vor: aus dem braunen, tonigen Sandstein des Burghals bei Brassö, woher sie schon von früher her bekannt war (MESCHENDÖRFER), weiters fand ich sie noch in einem grauen festen Sandstein des Schneebrich. In der Sammlung Popek liegt außerdem ebenfalls aus dem Schneebrich, jedoch aus braunem, tonigen Sandstein, der vollkommen dem Sandstein vom Burghals gleicht, ein Exemplar von C. commune Sow. 102 D: ERICH JEKELIUS (78) Coeloceras sp. ind. Aus dem grauen Sandstein des oberen Lias (Schneebrich) liegen mir zwei undeutliche Bruchstücke vor, die zu Coeloceras gestellt werden können, doch eme genauere Bestimmung nicht zulassen. Die Umgänge sind nieder, die Form ist noch weitnabeliger als ©. commune Sow. Belemnites acutus Min. 1912. Belemnites acutus WERNER: Über die Belemn. d. schwäb. Lias p. 108. Taf. X. Fig. 1. Zwei kleine Rostren sind kegelförmig spitz ausgezogen und zeigen keinerlei Furchen. Sie schließen sich eng an Bel. acutus an. Belemnites alveolatus Werner. 1912. Belemnites alveolatus WERNER: Belemniten d. schwäb. Lias p. 109. Taf. X. Fig. 2., 3. Schlank, mit scharfer Spitze, am Alveolarende etwas eingebuchtet. gegen das hintere Ende zu mit schwach angedeuteter Keulenform. Der Querschnitt ist rund, Furchen sind keine vorhanden. Es liegt mir em 47 mm und ein 52 mm langes Rostrum vor. Belemnites Zieteni WERNER. 1912. Belemnites Zieteni WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 110. Taf. X. Fig. 5. Zylindrisch, mit stumpfem Hinterende. An den zwei Seiten laufen flache Striemen entlang, wodurch der Querschnitt abgerundet viereckig erscheint, wie das WERNER von einigen seiner Exemplare erwähnt. Ein 55 mm langes Exemplar findet sich m MESCHENDÖRFERS Samm- lung vom Burghals stammend. Hier fand auch ich emige Exemplare (49 mm, 27 mm, 20 mm lang). Ein kleineres 37 mm langes Exemplar fand ich im Schneebrich. Belemnites breviformis Vourz. 1912. Belemnites breviformis WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 111. Var. A. Schlank, spitz zulaufend, ohne Furchen. Wenn sie auch an Bel. acutus erinnert, wie WERNER erwähnt, ist diese Varietät von Bel. breviformis zylindrischer, walzenförmiger (Schneebrich). Var. B. Ein kräftigeres, zylindrisches Exemplar mit abgesetzter Spitze vom Burghals bei Brassö dürfte wohl dieser Varietät angehören. (79) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 103 Hierher gehört auch der von Tourza (l. ce. Taf. IT. Fig. 15.) als Bel. breviformis ZIET. n. var. abgebildete Belemnit. Belemnites cfr. parvus Harrmann. 1858. Belemnites parvus QUENSTEDT: Jura p. 286. Taf. XLI. Fig. 21. 1912. Belemnites parvus WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 115. a Ein kleiner, kurzer Belemnit mit schwach angedeuteter Keulenform und abgerundet quadratischem Querschnitt. Die Spitze ist glatt. Am oberen Ende des Rostrums findet sich an der emen Seite eine scharfe Furche. Die Länge beträgt 38 mm, der größte Durchmesser 8 mm (Sammlung Popex, Schneebrich). Belemnites ventroplanus Vortz. 1912. Belemnites ventroplanus WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. i16. Taf. X. Fig. 9., 10. Im braunen Sandstein des mittleren Lias (Tonwarenfabrik) fand ich ein Exemplar dieser Art. Die Form ist zylindrisch mit abgerundet rechteckigem Querschnitt und stumpfem Hinterende. Belemnites compressus Srann. 1912. Belemnites compressus WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 117. Taf. XI. Fig. 6. Unter den zahlreichen Exemplaren aus der Sammlung Popek finden sich neben solchen, die sich in nichts von WERNERS Abbildung unterschei- den, auch weniger komprimierte Exemplare mit schwächer ausgebildeten oder ganz fehlenden Striemen. Belemnites apicicurvatus Bramv. 1912. Belemnites apicieurvatus WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 119. Taf. XI. Fig. 2., 3, Dieser schlanke Belemnit mit lang ausgezogener, allmählich zulaufen- der Spitze findet sich in der Sammlung von PoDEk in mehreren Exemplaren. Stets vorhanden sind die gewöhnlich scharfen Dorsolateralfurchen. In der Regel ist die Rückenseite gerade, während die Bauchseite gebogen ver- läuft, ein Exemplar zeigt jedoch bei fast gerade abfallender Bauchseite eine besonders im unteren Teil stark gebogene Rückenseite, so daß die Spitze hier nicht gegen den Rücken, sondern gegen den Bauch gekehrt erscheint. Das längste mir vorliegende Exemplar erreicht bloß eine Länge von 77 mm bei einem größten Durchmesser von 11°5 mn. 104 D: ERICH JEKELIUS (80) Belemnites Milleri Prrun. 1912. Belemnites Milleri WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 120. Taf. XI. Fig. 5. Vom Burghals lesen mir aus der Sammlung MESCHENDÖRFER einige Exemplare vor, die sich an obige Art anschließen lassen. (Länge 75 mm, srößter Durchmesser 12 mm). Ebenso emige Exemplare aus dem Schneebrich (Sammlung PopEr). Belemnites faseolus Dun. 1912. Belemnites jaseolus WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 121. Das Rostrum ist unterhalb des Phragmokons etwas eimgebuchtet, erweitert sich nach hinten wieder, schwach keulenförmig. Das hintere Ende ist stumpf mit sehr flachen Dorsolateralfurehen. Das Exemplar aus dem Schneebrich (Sammlung PoDek) ist 90 mm lang. Toura (l. e. pag. 14.) führt es als Belemnites paxillosus an. Belemnites paxillosus ScHhLorH. 1912. Belemnites pazillosus WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 121. Var. A. (QuENSTEDT.) Diese verhältnismäßig schlanke, lange Form mit allmählich zugespitztem Hinterende findet sich m zwei Exemplaren in MESCHENDÖRFERS Sammlung (Burghals). Eines davon erreicht eine Länge von 132 mm bei einem größten Durchmesser von 15 mm. Var. B. (Quenstepr). Diese wesentlich plumpere Form mit rasch sich abstumpfendem Hinterende findet sich ziemlich häufig im Schneebrich. Eines memer Exemplare erreicht eine Länge von 95 mm und einen größten Durchmesseı von 22 mm. Var. ©. (Werner). Kleiner, mehr kegelförmig, allmäblich in eine Spitze auslaufend. Hierher gehört unter anderen das von Toura (l. e. pag. 14. Nr. 2.) als Bel. pazillosus amalthei QuENST. angeführte Exemplar, das eine Länge von SO mm und einen größten Durchmesser von 14:5 mm (nicht 19 mm) erreicht. Belemnites irregularis ScHLoTH. 1912. Belemnites irregularis WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 124. In der Sammlung PoDekx fand ich ein kleines, Jedoch charakteristisches Exemplar dieser Art aus dem Schneebrieh. Auf dem dingerförmig abge- stumpften Hinterende ist ein Grübehen (Papille) deutlich ausgebildet. Ventralfurche fehlt. (81) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 105 Belemnites lagenaeformis Zier. 1912. Belemnites lagenaeformis WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 130. In der Sammlung des Herrn Popek finden sich zahlreiche Exemplare dieser auffallenden Art. Der Querschnitt des vorderen Teiles ist abgerundet rechteckig, während der hintere Teil stets stark zusammengepreßt ist und scharf gegen den unverdrückten Vorderteil abgesetzt erscheint. Belemnites cfr. tripartitus crassus WERNER. 1912. Belemnites tripartitus crassus WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 135. Taf. XIII. Fig. 5. Ein kurzer, gedrungener Belemnit gleicht Bel. tripartitus cerassus, nur ist das hintere Ende stumpfer. Außer den Dorsolateralfurchen ist auch eine Ventralfurche vorhanden. 70 mm lang, mit einem Durchmesser von i4 mm. Das Exemplar stammt aus dem Schneebrich und gehört Herrn PoDEk. Belemnites pyramidalis Zırn. 1874. Belemnites pyramidalis DUMORTIER: Dep. jur. IV. p. 36. pl. II, Fig. 8. pl. IV. Fig. 6., 7 1912. Belemnites pyramidalis WERNER: Belemn. d. schwäb. Lias p. 135. Kurze Formen mit scharfer, manchmal rasch zulaufender Spitze, die mit deutlichen Dorsolateralfurchen versehen ist (nur in einem Fall konnte ich auch eine schwach angedeutete Ventralfurche konstatieren). Größte gemessene Länge 57 mm bei einem Durchmesser von 11 mm. Zahlreich im Schneebrich. In der Sammlung von PopEk liegen 6 Stück (darunter auch die zwei von Toura |. ce. pag. 14. Nr. 3. und 4. als Belemnites breviformis amalthei Quenst. angeführten Exemplare), 2 Stück, fand ich im Schneebrich. Belemnites rhenanus OPr. 1912. Belemnites Rhenunus WERNER, Über die Belemniten ete. pag. 136. Taf. XIII. Fig. 1—4. Im Schneebrich fand ich das hintere Ende eines großen, kegelförmigen Belemniten. Es ist komprimiert, von ovalem Querschnitt mit scharfen Dorsolateralfurchen. Ventralfurche fehlt. Mein Exemplar dürfte das von WERNER (]. c. Fig. 1.) abgebildete an Größe übertroffen haben. Mitt. a. d. kgl. ungar. Geo]. Reichsanst. XXIII. Bd. 2. Heft. S 106 D: ERICH JEKELIUS (82) Belemnites sp. ind. Textfigur 15. Aus dem Hangenden der Kohle bei Keresztenyfalva (Schneebrich) liegt mir ein Phragmokon von ungewöhnlicher Größe vor. Leider ist es nur ein Bruchstück aus der Mitte des Phragmo- kones heraus und umfaßt 5 Kammern. Die untere der Kammern zeigt bei etwas querovalem Umriß einen größeren Durchmesser von 30 mm und einen kleineren von 28 mm. ! Ein noch größeres Exemplar fand ieh in der Sammlung der kgl. ung. geol. Reichsanstalt vor (gesammelt von K. RortH v. TELEGD bei Fig. 15. Belemnites sp. ind. Volkany). Es besteht allerdings nur aus einer Kammer, doch zeigt diese eimen größeren Durchmesser von 50 mm und einen kleineren von 45 mm. 2 Exemplare aus dem unteren Lias. VERTEBRATA. Fischzahn. Im braunen Sandstein bei der Tonwarenfabrik fand ich em Bruchstück eines Fischzahnes, das eine nähere Bestimmung jedoch kaum zulassen dürfte. Saurierzahn. Im sandigen Schiefer des Schneebrich (Lias 6) fand ich einen Saurier- zahn, dessen Beschreibung zu übernehmen Prof. Dr. I. LörREntHEy die sroße Freundlichkeit hatte. Anhang. Außer den oben besprochenen Formen liegen mir noch eine ganze Anzahl schlecht oder uncharakteristisch erhaltener Formen, hauptsächlich Lamellibranchiaten, vor, bei denen oft nicht einmal die Bestimmung der Gattung sieher durchführbar erscheint. Ich sah daher von einer Besprechung derselben ab. Hierher gehören auch die von Toura als Cucullaea aff. Münsterı GoLpr. und als Venulites (Pronoe Ag.) aff. trigonellaris SCHLOTH. ange- führten Exemplare. (83) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 107 Übersicht der beschriebenen Fossilien. O = selten, + = häufig. = Unter Ober = Re Versteinerungsname Tas om: —— Tan EZ Rs FAntRozoasspsr ee - OÖ ® | g « SP... SEIEN a 2 . B | 3 Pentacrinus scalaris GOLDF. = - 35 © 4 Millerierinus efr. Hausmanni RoEm. __ B ar ll „ee c 5 SenHUldEsp er a Ar A: 6 «sp. SE re ; = R ee AR 7 Terebratula punetata Sow. ee |M© + | < 8 « « « var. Andleri Opp. . '®) . - 9 « f « var, ovatissima Qu. ®) I a | 10 « « « var. carinala TRAUTH © 4 | 11 « « « var. Edwardsi Dav. > ®) Ik bs 12 « « « var.subovordes DESL. ) | 13 « « « var. Walfordi Dav. 2 ®) c 14 Waldheimia (Zeilleria) cornuta Sow._ _ 2 (®) 15 « « « Sow.var.latan. var. (®) R . 16 Rhynchonella tetraedra Sow. L [089 17 « « Sow.var. austriaea SUESS. ® | I} 18 “ « « var. peristera URL & ©) . 19 « « « var. curviceps (U. 2 ® | 20 « « Sow.var.equicostatan. var. s s, c | . a1 « MOTRbDUNSESOHL. re a Zi © är 22 « Zitteli GEMM. - = < . q 23 Spiriferina Waleotti Sow. ._ __ -- SE : a : 2 24 Oxytoma ineqwivalve Sow. var. Münsteri BRONN 2 2 al: 25 « « « var.interlevigata Qu. > 1 o & 36 « cyenipes PHILL. = : ®) 97 Pinna Hartmanni ZiET. = er + 38 « inflata CHav. et Dew. _ _ _ _ 3 29 « efr. fissa GOLDF... ) 30 Perna sp. ind. _ ee ee : ® £ £ 31 Lima (Plagiostoma) punetata Sow. 3 (®) . - 32 « inaequistriata MÜNST.._ __ _. .. a ) 33 « densicosta Qu. - 5 Shen ; ) © 5 3% « cfr. Hausmanni Dkr._. = + 3 35 « pectinoides Sow. _. Eu : © 2% 108 Nr. Laufende D: ERICH JEKELIUS Versteinerungsname Lima antiguata Sow. Pecten liasinus NYST. z = Ar « Hehlii D'ORB. zer = « Di-blaasti DI-STEF. 6 « subulatus Münst. n. « strionatus (u. = ö « textorius SCHL. 2 = = - « egquivalvis Sow. I mn IE « prıseus QU. = e= SF « Thiollieri MART. EN . « paradoxus MÜNST. x « tumidus ZIET. « (Janira) hungaricus n. sp. —_ = « (Aequipeeten) ecarpathieus n. Sp. « « latecostatus n. Sp. « efr. Humberti Dum. x Plicatula spinosa Sow. um! ne . Anomia efr. numismalis Qu. « irregularis TERQU. _ __ . Ostrea irregularis MÜnst. = « acuminata SOW. —_ e « n. sp. ind. = Me Är Gryphaea eymbium Lam. = « Geyeri TRAUTH = Myoconcha decorata MÜNST.__ _. är Modiola Neumaryri TIETZE_ = + « Sturi TIETZE 2 ® « efr. banatica TIETZE % @) « « numismalis Opp. x « carpathica n. Sp. 2 ® Nueula transsylvanica n. sp. ir Leda efr. Renevieri Oper. a Parallelodon transsylvanieum n. Sp: — — ar « heltangiense TERqU. = « brassowianum n. SP. Pectuneulus liasieus n. SP. Cardinia gigantea Qu. Mittel Lias (85) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASS. 109 : m = Versteinerungsname A Cardinia cfr. Listeri Sow.— ._. -. « « crassiuscula SoWw. . sp ind e Astarte subtetragona MÜNST. __ .. - Ci (RATE (Akne > Fk « sp. efr. irregularis TERqU. Umicardium rugosum DER, 2.0... Dentilueina tenuilimala Cossm. _. Protocardia Philippiana DER. —_ « « Der.var.magna TRAUTA. « ceoronce N. Sp. m mn en ®) 34 Cardium liasinum n. sp. ae At : 85 Gyprieardia compressa Tau. __ _ — > . ) s Ss6 « hunganrica n. sp. el 2a 5 Ar 87 Anisocardia Schneebrichensis ToULA _ _ __ air + h 8 Pleuromya meridionalis Dun. .. Ar a - sg « Toucası Dum. __ = = ai | 90 « triangula TRAUIH. _. en ® 5 N) 91 « Jaubert DuUMms ner . © 92 « meleconles I BRAUTEAE ee © + en 93 « INFOR INCH Ze Fe} I ®) ® ö 94 « unioldes GOLDF. _ FERIEN NE Ö) b | 95 Pholadomya idea D’ORB._ -— - - - _. | OÖ | © | 96 « « « var. Fraasi Oper. __ Ser ve 97 « « « var.cyeloides MOESCH . =iE 98 « @ « var. Deshayesi CHar | | et, DEW.L.-._ —_ ze 99 Pholadomya ambigua Sow. _ _ — . _ — 9. @) 100 « Hausmanni GoLDF. .. ai \ Sl © 101 « deeorata HARTM... — _ — — — 4 a: 102 « INEDETES TUR ee . | = 103 Cercomya Podeki TouLa en ee ®) 104 « liasiea n. Sp. —. = s e Ö 105 Pleurotomaria pinguis DORB. _ — & . ®) 106 Inochuss Ayo DIORB en Se ar. © | 107 «. transsylvaniceus n. SP. - en . Ar - | 108 Murnitellemunzcarneie Qu — nn. ®) c lee D: ERICH JEKELIUS Versteinerungsname Chemnitzia sp. ind. Phasianella efr. consobrina DORB. __ __ __ — « sp. efr. Jason D'ORB. eu VenithruinaGuhensenRaD re een Gylindrobullina efr. angulifer MART. _ = “ transsylvanica n. Sp. « awena TERQU. BZ 2a IN AKRI No Saab oe en en ne Amaltheus margaritatus MONTF. __ __ _ Liparoceras n. sp. ind. (aft. L. striatum Sow.) Harpoceras radians Rein. er Goeloceras communeNSsow. nern « Belemnites «acutus MILL. .. « alveolatus WERNER .. _ _ —_ .. « Zieteni \WERNER._ a breviformis VOLTR. var. A. . “ « « «Be « efr. parvus HARTM. _ .— — « ventroplanus VOLIZ. _ — - « compressus STAHL en an « apieicwrvatus BLAINV. _ _ — « Milleri PHILL. NEE « TaseolusDumge nr nm « pazxillosus SCHL. var. A._ _ _ _ « « « « B. u « « « « (BE — ne « inregulanıs SCHL.. nn « lageneformis ZELL —_ —_ _ _ « efr. tripartitus erassus WERN. _. « DURBMILaSEZIETE « ThenanüsLOpr Peer « EP ee « SP nnd Ma LE « BP Er ae A ee Kaschzabn we enr Srurerzahn. pre en een sp. ind. een (86) @I®: (87) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 1681 VERZEICHNISS DER BENÜTZTEN LITERATUR. 1842 — 1845. Acassız L., Etudes eritiques sur le Mollusques fossiles Monogr. des Myes. Neuchatel. 1892. Ammon, L. v. Die Gastropodenfauna des Hochfellenkalkes und über Gastropodenreste aus Ablagerungen von Adnet, vom Monte Nota und den Raibler Schichten. Geogr. Jahreshefte. V. Jahrg. Cassel. 1878. Bayre E., Explication de la carte geologique de la France. Bd. IV. Paris. 1905. BENEcKE E. W., Die Versteinerungen der Eisenerzformation von Deutsch-Lothringen und Luxemburg. Abh. 2. geol. Spezialkarte v. Elsass-Lothr. N. F. Heft VI. Strassburg. 1903. BistrAm, A. v. Beiträge zur Kenntnis der Fauna des unteren Lias in der Val Solda. Ber. d. naturf. Ges. z. Freiburg i. B., Bd. XIII. Freiburg i. B. 1901. Böhm J., Über die Fauna d. Pereirosschichten. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. LII. 1893. Böse E., Die Fauna der liasischen Brachiopodenschichten bei Hindelang (Aleäu). Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. XLII. Wien. 1897. Böse E., Die mittelliasische Brachiopodenfauna der östlichen Nordalpen. Pal®ontogr. XLIV. Stuttgart. 1900. Böse E. und M. SCHLosser. Über die mittelliasische Brachiopodenfauna von Südtyrol. Palsontogr. Bd. XLV]I. Stuttgart. 1871. Brauns D., Der untere Jura im nordwestlichen Deutschland. Braunschweig. 1879. Canavarı M., Sui fossili del Lias inferiore nell’ Appenino centrale, Atti della Soc. Tose. di Scienze Nat. vol. IV. Pisa. 1881. CAnavarı M., Aleuni nuovi Brachiopodi degli strati a Terebratula Aspasia Mech. nell’ Appennino centrale, Atti Soc. Tosc. Se. Nat., vol. V. Pisa. 1882. CAnavarıM., Fauna des unteren Lias von Spezia. Paleontogr., Bd. XXIX, Stuttgart. 1883. Canavarı M., Contribuzione III. alla conoscenza dei Brachiopodi degli strati a Tere- bratula Aspasia Mgh. nell’ Appennino centrale. Atti Soc. Tosc. Sc. Nat., vol. VI. Pisa. 1885. CanAavarı M., Fossili del Lias inferiore del Gran Sasso D’Italia. Atti Soc. Tosc. Se. Nat., vol. VII, Pisa. 1851. Cuapuss F. ET G. DEWALQUE, Description des fossiles des terrains secondaires de la province de Luxembourg. Mem. couronnes et mem. des savant etrangers publies par l’academie royale. tome XXV. Bruxelles. 1858. Cmaruvıs F.. Description des fossiles des terrains secondaires de la province de Luxem- bourg. Supplement. Mem. de l’Acad. royale, tome XXXIII, Bruxelles. « 1902. Cossmann M., Note sur l’infralias de la Vendee. Gastropodes. Bull. soc. geol. de France. Ser. IV, tome II, Paris. 1903. Cossmann M., Note sur l’infralias de la Vendee et des Deux Sevres. II. Pelecypodes. Bull. soe. geol. de France. Ser. IV. tom III. Paris. 1851 — 1855. Davıpsox TH., A monograph of the British fossil brachiopoda. vol. I. Paleont. Soe., part. III, Oolitie and liasie brachiopoda. London. 1874— 1882. Davıpson TH., A monograph of the British fossil brachiopoda, vol. IV, Paleont. Soc. part. II., Supplement to the jurassie and triassie species. London. 1884. Davıpson TH., A monograph of the British fossil brachiopoda. vol. V. Laleont. Soc., part. III, Appendix to the supplements. London. 1364— 1874. DUMORTIER E., Etudes paleontologiques sur les depots jurassiques du bassin- du Rhöne. I—IV. Paris. 1846—1848. DUNkEr W., Über die in dem Lias bei Halberstadt vorkommenden Versteine- rungen. Paleontogr., Bd. I. Cassel. 112 D: ERICH JEKELIUS (88) 1892. Fucıst A., Aleuni fossili del Lias inferiore delle Alpi Apuane e dell’ Appennino di Lun- gigiana. Atti della Soc. Tosc. di Sc. nat. Mem., vol. XII, Pisa. 1894. Fucısı A., Fauna dei calcari bianchi ceroidi con Phylloceras eylindrieum Sow. sp. del Monte Pisano. Atti d. Soc. Tosc. Sc. Nat., vol. XIV, Pisa. 1905. Fucısı A., Lamellibranchi di Lias inferiore e medio dell’ Appennino centrale. Atti d. Soc. Tosc. Se. nat. Mem., vol. XXI. Pisa. 1372 — 1882. GEMMELLARO G. G., Sopra aleune faune giurese e liasiche della Sicilia, Palermo. 1889. GEYER G., Über die liasischen Brachiopoden des Hierlatz bei Hallstadt. Abh. d. k. k. geol. R.-A. XV. Wien. 1839. GoLpruss A., Petrefacta Germani&®. Düsseldorf. (Atlas.) 1863. GoLpruss A., Petrefacta Germani® II. Aufl. (Text.) Düsseldorf. 1893. Greco B.; I lias inferiore nel eircondario di Rossanc Calabro. Atti d. Soc. Tose. di Se. nat. Mem., vol. XIII. Pisa. 1881. Haas H., Monographie der Rhynchonellen der Juraformation von Elsass-Lothr. (Dissertation) Strassburg (erschienen als erster Teil der Brachiopodenarbeit von Haas u. PETRI (1882.). 1882. Haas H. und ©. Perkı, Die Brachiopoden der Juraformation von Elsass-Lothringen. Abh. z. geol. Spezialkarte v. Elsass-Lothr. Bd. II. Strassburg. 1584. Haas H., Beiträge zur Kenntnis der liasischen Brachiopodenfauna von Südtyrol und Venetien. Kiel. 1885—1891. Haas H., Etudes monographique et critique des Brachiopodes rhetiens et jurassiques des Alpes Vandoises etc. I—-III. Mem. Soc. pal&ont. Suisse, vol. Tafel V. XI, XIV, XVIII. Basel und Genf. 1878. HErBIcH F.: Das Szeklerland. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ung. geol. Anstalt. Bd. V. Budapest. 1913. JAWoRSKI: Beiträge zur Kenntnis der Lias-Volen Südamerikas und Stammesge- schichte der Gattung Vola. Pal®ont. Zeitschrift. I. Bd. 1913. JEKELIUS E.: Die mesozoischen Bildungen des Keresztenyhavas. Jahresb. d. kgl. ung. geol. Reichsanstalt für 1913. 1879. Lorıos P.: Monographie des Crinoides fossiles de la Suisse. Mitt. d. schweiz. palzont. Gesellsch. Bd. VI. 1858. MARTIN J.: Fragment paleontologique et stratigraphique sur le Lias inferieur des Depart. de la Cöte d’Or et del’Yonne. Bull. du Congr. scient. de France. XXV. sess. Auxerre. 1359. Marrın J.: Paleontologie stratigraphique de l’Iniralias du departement de la Cöte d’Or. Mem. Soc. geol. France. Ser. II, tom. VII. Paris. 1860. MESCHENDÖRFER J.: Die Gebirgsarten im Burzenlande. Programm d. ev. Gymnasium (Brassö). 1374. MozscH (.: Monographie der Pholadomyen. Abh. d. Schw. pal. Gesellsch. Bd. I. Basel und Genf. 1853. OPPEL A.: Der mittlere Lias Schwabens. Württemberg. naturw. Jahresh., X. Jahrg. Stuttgart. 1861. OPPEL A.: Über die Brachiopoden des unteren Lias. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. Bd. XIII. Berlin. 1542—1889. D’OrBIGnYy A., Paleontologie frangaise. Terrains jurassique. Paris. 1880. Parona C. F.: Il calcare liassico di Gozzano e i suoi fossili. Reale Accad. dei Lincei. Mem. della classe di scienze fisiche ete., vol. VIII. Roma. 1890. Parona (. F.: I fossili del Lias inferiore di Saltrio in Lombardia. Atti della Soe. Ital. di Sc. nat., vol. XXXIII. Milano. (89) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 113 1892. Parona C. F.: Revisione della fauna liassica di Gozzano in Piemonte. Mem. della Reale Accad. delle scienze di Torino. Ser. II., tom. XLIII., Torino. 1894. Parona C. F.: I fossili del Lias inferiore di Saltrio in Lombardia. Partes econda. Gasteropodi. Bull. Soc. Malacologiea italiana, vol. XVIII. Modena. 1862. PETERS K.: Über den Lias von Fünfkirchen. Sitzungsbericht d. k. Ak. d. Wissensch. Wien, m.-n. Cl., Bd. XLVI., Abth. I. 1897. Pippi E.: Revision der unterliasischen Lamellibranchiatenfauna vom Kanonen. berge bei Halberstadt. Zeitschr. d. deutsch. geol. Gesellsch. Bd. XLIX. Berlin. 1898— 1900. PHıtipri E.: Beiträge zur Morphologie und Phylogenie der Lamellibranchier Teil I. u. II. Pectiniden. Teil III. Lima. Zeitschr. d. d. geol. Gesellsch. Bd. L und LII. Berlin. 1852. QuEsstept F. A.: Handbuch der Petrefaktenkunde. Tübingen. (2. Aufl. 1867.) 1858. QuUENSTEDT F. A.: Der Jura. Tübingen. 1846—S4. QuEsnstept F. A.: Petrefaktenkunde Deutschlands. I. Die Cephalopoden; II. Die Brachiopoden; III. Die Gasteropoden. Tübingen u. Leipzig. 1900. Rapovanovıc$.: Über die unterliasische Fauna von VrSka Öuka in Ostserbien. Annales geol. de la Penninsule Balcanique, tome V. Belgrad. 1905. Rau K.; Die Brachiopoden des mittleren Lias Schwabens, Kokens geol. und pal. Abh., N. F., Bd. VI. Jena. 1886. ROTHPLETZ A.: Geologisch-pal®ontologische Monographie der Vilser Alpen m. besond. Berücksichtigung der Brachiopodensystematik. Paleontographica. Bd.XXXIL. Stuttgart. 1904. RzEHAK A.: Das Liasvorkommen von Freistadtl in Mähren. Zeitschr. d. mähr. Landes- museums. Bd. IV. Brünn. 1907. SIEBERER K.: Die Pleurotomarien d. schwäbisch. Jura. Paleontogr. Bd. LIV. Stuttgart. 1812— 1829. SoweErrY J:. The mineral Conchology of Great Britain. 1886. STEFAnO Ci. DI: Sul Lias inferiore di Taormina e de suoi dintorni. Giorn. di Sc. nat. ed econ. di Palermo, vol. XVIII. 1860. SrorıczkA F.: Über die Gastropoden und Acephalen der Hierlatzschichten. Sitzungs- ber. d. k. Akad. d. Wissensch. Wien, m.-n. Cl. Bd. XLIII., Abt. I. 1855. TERQUEM O.: Observations sur les &tudes eritiques des mollusques fossiles. Metz. 1855. TERQUEM O.: Paleontologie de l’&tage inferieur de la formation liasique de la Province de Luxembourg, Grand Duche (Hollande) et de Hettange etc. Mem. de la soc. geol. de France. Ser. II., tom. V., Paris. 1865. TERQuEM O. et Pierre: Lias inferieur de P’est de la France. Ser. II., tom. VIII., Parig. 1872. TıetzE E.; Geologische und pal»ontologische Mitteilungen aus dem südlichen Teile des Banater Gebirgsstockes. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Bd. XXII., Wien. 1911. ToutA F.: Paleontologische Mitteilungen aus den Sammlungen von Kronstadt. Abh. d. k. k. geol. R.-A. Bd. XX. Wien. 1908. TRAUTH F.: Die Grestener Schichten der österreichischen Voralpen und ihre Fauna. Beiträge zur Palsontologie Österreich-Ungarns, Bd. XXII. 1879. Uxuie V.: Über die liasische Brachiopodenfauna von Sospirolo bei Belluno. Sitzungsber. d. k. Ak. d. Wissensch. Wien., m.-n. Cl., Bd. LXXX., Abt. I. 1886. VAcER M.: Über die Fauna der Oolithe von Cap San Vigilio. Abh. d. k. k. geol. R.-A. Bd. X. 1901. WAAGENn L.: Der Formenkreis des Oxytoma inzquivalve Sowerby. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Bd. LI., Heft 1. 1912. WERNER E.: Über die Belemniten des schwäbischen Lias. Palsontographica LIX. Stuttgart. II. DIE NEOKOMFAUNA VON BRASSO. Einleitung. In der bisherigen Literatur wurde das Neokom von Brassö schon einigemal behandelt. QUENSTEDT bestimmte, aus den Aufsammlungen MESCHENDÖRFERS, 15 Arten. MESCHENDÖRFER selbst befaßte sich wiederholt mit dem Neokom- mergel, außerdem noch Hauer und A. Koch. In den letzten Jahren bemühten sich TouLa und PoDEk um das Neokom von Brasso. TourA veröffentlichte, nach Bestimmungen UHtics, einige aus dem Ördögvölgy stammende Arten. In seinen an die Artenliste angefügten Bemerkungen behauptet er, daß Uruıe (Jahrbuch d. k. k. geol. R.-A. 1891.) von den Bestimmungen QUENSTEDTS nur Haploceras Grasi und Belemnites dilatatus aufrecht erhalten habe. Doch befaßte sich Uruıe in der Arbeit (Über Herbichs Neokomfauna aus dem Quellgebiet der Dimbovicioara), auf die Tour sich beruft, nur mit dem Dimbovieioara-Neokom und hat sich meines Wissens nach überhaupt mit dem Neokom von Brassö eingehen- der nicht beschäftigt, somit QuEnstEpDTs Bestimmungen auch nicht wider- lest. Außerdem hat Belemnites dilatatus nicht QUENSTEDT, sondern HAUER (Geologie Siebenbürgens pag. 280.) von hier bekannt gemacht. Leider muß ich auch die Richtigkeit von Touvas sonstigen Angaben, soweit sie sich auf die Kreide des Ördögvölgy beziehen, anzweifeln. Der Fundort der Cenomanversteinerungen dürfte kaum das Ördögvölgy sein. Die Frage nach dem tatsächlichen Fundort zu klären, wäre jedoch, wenn dies noch möglich ist, sehr wichtig. Pop zählt in seinem Aufsatz die m der Umgebung von Brassö ihm bekannt gewordenen Neokomvorkommen auf. Den überwiegenden Teil des Materials, das ich aufgearbeitet habe, sammelte ich in den Jahren 1912—1914. Einige Stücke verdanke ich Herm Dr. ELem&r Vapäsz, durch dessen Vermittelung ich das von Herrn Horo- vıc gesammelte Material erhielt. Mehrere interessante Exemplare stammen aus den Sammlungen der Herren MESCHENDÖRFER und Pop. Ein interes- (91) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 115 santes kleines Material gelangte von Herm Dr. Jurıvs Euık in den Besitz der kgl. ung. Geologisches Reichsanstalt. Die Neokomsedimente von Brassö. In der Umgebung von Brassö finden wir an mehreren Orten kleine, nur einige Meter ausgedehnte Neokommergelschollen. Die auf die Verbreitung sowie Tektonık des Neokommergels bezüg- lichen Daten finden sich in meinem Bericht «Die mesozoischen Bildungen des Keresztenyhavas». Der graue Mergel enthält gewöhnlich auch feines sandiges Material. manchmal viele Glaukonitkörner. Im Ördögvölgy kommt neben dem Mer- gel auch Knollenkalk vor. Dieser Knollenkalk ist breceienartig ausgebildet, er enthält viele Glaukonitkörner und viel Eisen. Nach Kırıan treten Knollen- kalke, die oft breceienartig ausgebildet sind, häufig zwischen den Schichten des mediterranen Neokom auf, sie kamen unter Mitwirkung von Meeres- strömungen zur Ausbildung. Die Fauna der Neokomschichten. Der Grund dessen, daß wir bisher nur einige Arten aus dem Neokom von Brassö kannten, obwohl Interesse dafür langher vorhanden war, ist, daß nur einige Arten häufiger vorkommen, alle anderen sehr selten sind. Die Verstemerungen kommen gewöhnlich als Skulpturstemkerne vor, die Schale ist sehr selten erhalten (bei Aptychen, Brachiopoden, selten bei Muscheln und Schnecken). Besonders schlecht erhalten sind die Lamelli- branchiaten, doch sind auch die Ammoniten meist verdrückt, die Lobenlinie kann nur selten beobachtet werden und auch dann nur lückenhaft. A) Die Fauna des Knollenkalkes im Ördögvölgy. Belemnites dilatatus Brarnv. (in zahlreichen Exemplaren.) Belemnites Orbignyanus Dwv. (ein Stück.) Tafel VIII. Figur 5. Belemnites sp. cfr. obtusirostris Pavr. et Lampr. (ein Bruchstück.) Belemnites sp. Phylloceras serum Op. (ein schönes, großes Exemplar in der Samm- lung MESCHENDÖRFER.) Haploceras Grasi pD’Ore. (2 kleine Exemplare.) Astieria Klaatschi Wec. Tafel VIII. Figur 1. Wreener: Über- sicht der bisher bekannten Astieriaformen der Ammonitengattung Hol- costephanus. Neues Jahrb. f. Min. Geol. u. Pal. 1909. pag. 89. Taf. XVI. 116 D: ERICH JEKELIUS (92) f. 1—2. Mein kleines Exemplar ist in Gestalt wie Skulptur identisch mit der oben zitierten Beschreibung und Abbildung WEcEnzErs. Die Daten WEGE- NERS in Bezug auf die Dimensionen des Exemplares stimmen jedoch nicht ganz mit den von semer Abbildung ablesbaren Dimensionen überein. Die auf die Nabelweite bezügliche Angabe scheint ein Druckfehler zu sein. Der Abbildung WEGENERS entnahm ich folgende Dimensionen: Durehm.: 48 mm; Nabel: 16 mm; größte Dicke: 31 mm. Demgegenüber gibt mein Exemplar folgende Daten: Durchm.: 24 mm; Nabel: 75 mm; größte Dieke: 16 mm. Astieria psilostoma Neum. et Umr. Neumayr und UHuig: Über Ammonitiden aus den Hilsbildungen Norddeutschlands. p. 149. Taf. mm=0'37 23 mm=0'44 10 mm=0:53 Dicke d. letzten Windung ... 15 mm=0'22 14 mm=0'217 6 mm=0'32 Haploceras (Lissoceras) neocomiense n. sp. Tafel IX, Figur 1., 2. und Texfisur 16. Der Mundsaum eimiger kleinerer Exemplare zeigt große Ab- weichungen von dem durch Urvıe (Zur Kenntnis der Cephalopoden der Roß- feldschichten pag. 393; Über neokome Fossilien von Gardenazza in Südtirol pag. 104.) bekannt gewordenen Mundsaum des Hapl. Grasianum. Die Rxternseite greift bei der Mündung im einem sich allmählich ver- (95) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 119 schmälernden Ohr nach vorne. Das Ohr wird von zwei kräftigen Wülsten eingesäumt, die nach vorne zusammenlaufen. Auch die Lateralseite greift bei der 'Mundöffnung mit einem flachen Ohr vor. In den Formverhältnissen stimmen sonst diese Exemplare mit Hapl. Grasianum überein. Durchmesser „ame. SU) man — ll £ Nabelessatsssanarntsane: a = (li Höhe d. 1. Windung...... 13 « = 0:43 Dieke d. l. Windung ..... Se 0:07 Desmoceras sp. Ein enggenabeltes Exemplar 2 Fig. 16. von 1Omm Durchmesser stammt aus dem Neokom- > erh. Haploceras ( Lissoceras mergel des Ordögszoros. 2 ( ) Oppelia Nisus n’Ore. Tafel IX. Figur 4. und Textfigur 17. Sarasın: Etude sur le Oppelia du Groupe du nisus, p. 152. pl. IV—VI. f. 9a—c. Kınıan; Unterkreide. Taf. 8. Fig. 4. Auf dem die Externseite entlang laufenden Kiel ist eine feine Rnotenreihe zu beobachten. Leider sind die Lobenlinien nicht gut neocomiense n. Sp. ausnehmbar. Drei Exemplare aus dem Ördögvöley (eines davon stammt aus den Aufsammlungen von Dr. Junıus Enık). Schloenbachia cfr. cultrata »’Ors. Ich fand im Ördögvöley nur ein kleines Bruchstück, das jedoch wahrscheinlich zu dieser Art gehört. Holcodiscus (Spitidiscus) Lorioli Kır. Tafel IX. Figur 9.) (= Amı- monites Vandecki Lorıor. Animaux invertebres fossiles du mont Saleve. Pl. Il. £. 4—6.: = Holcodiscus Lorioli Kıtıan, Unterkreide pag. 226., 264., 265.) Durchm. : 43 mm ; Nabel: 10 mm ; Höhe d. letzten Windung: 20 mm; Breite d. letzten Windung: 22 mm. (Einige kleinere memer Exemplare sind gedrungener, ähnlich wie das kleine Exemplar, das LorıoL als / Figur 6 abbildet.) \ / An der äußeren Windung sind 5 gut ausgebildete N Furchen zu beobachten, die schräg nach vorn verlau- » fen, derart, daß die hinter ihnen folgenden 2—3 Rippen den Nabelrand nicht erreichen, sondern von den Furchen schief abgeschnitten werden. Die Rippen vor den Furchen verlaufen mit diesen parallel. Die Fig. 17. Rippen spalten sich gewöhnlich in der Mitte der Seite, Oppelia nisus D’OrB. einzelne Rippen aber verlaufen ohne sich zu teilen gegen Durchschnitt. die Externseite. Auf der Externseite schneidet eine schwache Furche die Rippen, an der die Rippen in einem stumpfen Winkel zusammentreffen, wie das Lorrors Zeiehnung (F. 4. b.) schön wiedergibt. 120 D: ERICH JEKELIUS (96) Am Nabelrand vereinigen sich hinter den Furchen 2—3 Rippen und bilden einen Knoten. Unauig (Zur Kenntnis der Cephalopoden der Roßfeldschichten pag. 381.) spricht von einer Holeodisceusart, die er auf Gwund der Beschreibung Wınkters noch als Hole. efr. incertus D’ORB. bezeichnet, obwohl er betont, daß sie mit Lorrors Abbildungen vollkommen übereinstimmt, die letz- terer von Am. Vandecki gegeben hat, also mit vorliegender Art. Dieser Am. incertus WINKLER ist eine der häufigsten Versteinerungen der Roß- feldschiehten und gehört wahrscheinlich zu Holc. Lorioli Kın. UHLIG er- wähnt ebenfalls die knotenartigen Verdickungen an dem Nabelrand der hinter den Fürchen stehenden Rippen. 14 Exemplare aus dem Ördögvölgy. Mehrere Exemplare finden sich noch in der Sammlung des Herrn PoDek, ein sehr schönes, großes Exemplar fand Herr Dr. Jurıus Emık. Astieria carpathica n. sp. Tafel IX Figur 3 und Texfigur 18. Mein Exemplar ist leider etwas verdrückt, doch sind die Merkmale der Form gut erkennbar. (Unter I. führe ich die Dimensionen des Exemplares für den großen Durchmesser an, unter II. für den kleinen Durchmesser.) % II. Dunchmesserere re 99 mm al 13,.mme—l Nabeln. nl ee DR 0) »B « — 034 15 0lacı role, 5 nal, ouaan- Sr Kr — (NR Dom 20:6 Breite de 1. Wndı 2... 4 x = 0:48 A907 — 59 (Wegen der geringen Deformation habe ich die mittleren Werte der auf den zwei Seiten erhaltenen Daten engegeben.) Es sind 18 kräftige Nabelknoten vorhanden, aus denen 4—5 Seiten- rippen ihren Ursprung nehmen. Die Rippen verlaufen ohne sich zu teilen über die Externseite. Zwischen den Knoten endigen noch 1—2 Rippen. Zu diesem größeren Exemplar gehören noch einige kleinere. Die Form und Skulptur der äußeren Windung entspricht noch der des größeren Exemplares. Die inneren Windungen jedoch sind anders gestaltet. Ungefähr bei einem Durchmesser von weniger als 18 mm werden die Rippen gröber und stehen weiter vonemander ab. Aus einem Knoten nehmen 2 Rippen ihren Anfang, weiter nach innen zu aber nur noch eine. Auf der Externseite erheben sich die Rippen scharf und werden gegen die Knoten zu etwas schwächer. Die Skulptur. der inneren Windun- gen ist also wesentlich anders gestaltet als die der äußeren. Die Skulptur der äußeren Windungen scheint mit der von Astieria Asteriana übereinzustimmen (D’ORBIGNY, Terr. ceret. I. pag. 115. Pl. 28. (97) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSÖ. 121 {. 1., 2.; WEGENER, Übersicht deı bisher bekannten Astieriaformen pag. 78. (mit Synonyma); PavLow et LamruucH, Argiles de Speeton et leurs equivalents Pl. XVII. f. 15.; BAUMBERGER, Die Ammoniten der unteren Kreide VI. pag. 3. Taf. 32. f. 1. und Text- figur 148. 1.), die Formverhältnisse aber weichen stark von der Gestalt der Astieria Asteriana (siehe BAUMBERGER) ab. Der Na- bel der Astieria carpatica ist bedeutend weiter, auch ist der Querschnitt ihrer Win- dungen anders. Bei Ast. Asteriana stimmt die Dieke des letzten Umganges ungefähr mit semer Höhe überem, bei Ast. carpathica ist der letzte Umgang bedeutend dieker als hoch. Paıvrow et LampnucH (Argiles de Fig. 18. Astieria carpatica n. sp. Speeton. pag. 494. Pl. XVII. f. 15) bilden Durehsehnitt\der Windung: ein kleineres Exemplar von Ast. Asteriana ab. In dieser Größe jedoch beginnt sich die Berippung bei Ast. carpathica schon in der oben beschriebenen Weise zu ändern. Es sind daher die Formverhältnisse der Astieria carpathica verschie- den von denen der Ast. Asteriana, wahrscheinlich weicht auch ihre Ent- wickelung ab. 5 Exemplare aus dem Ördögvöley. Astieria Sayni Kır. Tafel X. Figur 1. WEGENER: Übersicht der bisher bekannten Astieriaformen p. 80. (cum syn.) Ich fand im Mergel des Ördögvölgy nur ein einziges Exemplar dieser Art. Durehm.: 90 mm; Nabel: 25 mm (028); Höhe des letzten Umgan- ges: 33 mm (037); Breite d. letzten Umganges : 37 mm (?) (0'41). Auf dem Nabelrande zähle ich 22 Knoten, die sich auf der Nabel: wand in nach vorne geschwungene Rippen fortsetzen. Von den Knoten gehen 3—4 Seitenrippen aus, die sich m der Nähe der Knoten teilen, so daß gleichsam 3—4 Rippenpaare sich in einem Knoten zu vereinigen schei- nen. Nur selten ist eine Rippe zu finden, die sich nicht teilt. Hie und da endigt auch zwischen zwei Knoten die einfache Endrippe eines Rippen- paares. Die Rippen teilen sich gewöhnlich ganz in der Nähe des Knotens, manchmal aber auch erst in einer Entfernung von 7—8 mm. Die Rippen beschreiben einen schwach nach rückwärts geschwungenen Bogen. Hoplites transsylvanicus n. sp. Tafel IX Figur 6—8 und Tex- figur 19. Eine kurze Beschreibung dieser Art gab ich bereits in meinem vorjährigen Bericht (Jahresbericht der kgl. ungar. geol. Reichsanstalt 1913). Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 2. Heft, 9 122 D: ERICH JEKELIUS (98) Das durch meine diesjährigen Aufsammlungen vermehrte Material läßt noch einige Bemerkungen notwendig erscheinen. Der gekammerte Teil des Hoplites transsylvanieus ıst mit fadendünnen, diehtstehenden und nur schwach geschwungenen Rippen versehen, von denen sich drei oder mehr am Nabelrand in einem Knoten vereinigen. Gegen Ende des gekammerten Teiles zu nehmen nur je zwei Rippen aus einem nabelrandständigen Knoten ihren Ursprung. Die Rippen setzen über die abgerundete Externseite nicht hinweg, sondern endigen etwas verdickt und lassen einen glatten Streifen frei. Der gekammerte Teil meiner sämtlichen Exemplare ist so ausgebildet. Die Skulptur der Wohnkammer weicht stark von der des gekammer- ten Teiles ab und ändert sich im Laufe der Entwieklung des Individuums. Die Rippen der Wohnkammer eines Exemplares von 47 mm Durch- messer sind viel kräftiger, stehen in weiteren Zwischenräumen von einander entfernt und sind stärker geschwungen als auf dem sekammerten Teil. Einige Rippen entstehen einzeln aus einem Knoten am Nabelrand und verlaufen ohne, sich zu teilen gesen die Externseite. Zwischen den to) einzelnen Rippen finden sich Rippen in größerer An- zahl, die sich zu zweit in einem Nabehandknoten ver- einigen. Eine Rippe dieser Rippenpaare teilt sıch manchmal noch, entweder in der Nähe des Nabel- randes, oder auch oberhalb der Seitenmitte. Die Rippen setzen in einem. stark vorge- zogenen Bogen über die Externseite hinweg, wenn sie auch über dem Sıpho etwas Fig. 19. 7 : : . abgeschwächt eıscheinen. Hoplites transsylvani- ö x ’ cusn.sp. Durchschnitt Auf der Wohnkammer eines Exemplares von der Windung. 84 mm Durchmesser werden einzelne Rippen, die in größeren Zwischenräumen voneinander stehen, bedeutend dieker und es tritt außer dem Nabelrandknoten noch ein zweiter Knoten auf ihnen auf, etwas oberhalb der Seitenmitte. Wenn- gleich manchesmal auch etwas verwaschen, läßt sich beobachten, daß die Rippe sich an dieser Stelle auch teilt. Vor den mit Knoten verzierten kräf- tigen Rippen (gegen die Mundöffnung zu) treten furchenähnliche Ein- schnürungen auf, die über die Externseite hinwegsetzen. Die diese Einschnü- rung nach vorne abgrenzende Rippe ist ebenfalls etwas stärker ausgebil- det als die übrigen. Knoten fand ich an diesen Rippen nur am Nabelrand. Schon auf dem gekammerten Teil ist eine Furche sichtbar, bei Beginn der Wohnkammer ebenfalls und auf der Wohnkammer, die die Hälfte des äußern Umganges ausmacht, zähle ich 4 Furchen. Im Ganzen sind also (99) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 123 6 Furchen siehtbar und dabei ıst das erste Viertel der äußeren Windung noch frei von Furchen. Die, zwischen zwei derartigen von kräftigen Rippen begrenzten Furchen auftretenden übrigen Rippen sind schwächer entwickelt und besonders gegen die Externseite hin stark verwachsen. IE 10 III. Durehmessen er en. 26 mm 46 mm S4 mm Noel ee 028 « 032 « Eloherd.l. Umer 2... 0:46 °% 037 « 0,33 « Breiterd- 1 Umer...... 0:31 « 026 « 027 « Der Nabel wird im Verlauf des Wachstums des Individuums weiter, ebenso ändert sich der Querschnitt der Windungen, wie das die Figur zeigt. Ich sammelte ungefähr 100 Exemplare aus dem Mergel des Ördög- völgy wie des Ördögszoros. Infolge der Bemerkung MESCHENDÖRFERS (Die Gebirgsarten des Burzenlandes pas. 51.), daß Am. Castellanensis die häufigste Art des Neokoms von Brassö sei, kann als ziemlich sicher ange- nommen werden, daß er vorliegende Art als Am. Castellanensis anführte: Hoplites cfr. asperrimus np’Ore. Tafel IX. Figur 5. Die Win- dungen sind etwas breiter als hoch. Die Rippen, die in der Tiefe des Nabels entstehen, sind wenig geschweift, einige teilen sich in der Mitte der Seite in 2 (selten 3) Rippen, andere verlaufen ohne sich zu teilen gegen die Externseite. Am Teilungspunkt treten Knoten auf. Selten verei- nigen sich am Nabelrand 2 Rippen, einen Knoten bildend. Einschnürungen konnte ich keine beobachten. Auf der Externseite werden die Rippen zwar etwas schwächer, Furche entsteht jedoch keine. Wegen des geraden Verlaufes der Rippen, wie dem Mangel einer Siphonalfurche konnte ich meine Exemplare mit p’ÖrBIeENnY’s Art nicht vollständig identifizieren (Ördögvölgy). Crioceras Emerici Luveiwon. Aus dem Ördögvölgy stammt ein Bruchstück eines typischen Cr. Emericı. Crioceras aff. Emerici Lüveıwun. Der Querschnitt der Windung ist ein abgerundetes Viereck (fast so breit wie hoch). Kräftige Rippen stehen verhältnismäßig weit auseinander. Sie setzen über die Externseite nicht hinweg, sondern endigen in Knoten. Außerdem sind Knoten noch auf der Lateralseite und auf dem Nabelrand zu beobachten. Zwischen diesen kräf- tigeren Rippen verlaufen 4—5 weniger starke, knotenlose Rippen, deren eine manchmal in der Nähe der Externseite sich verzweigt. Diese verschwin- den ebenfalls auf der Externseite fast vollständig. Die Rippen sind geschweift (3 Exemplare aus dem Ördögvölgy, eines davon aus der Sammlung des Herrn. PoDek). 9* 124 D: ERICH JEKELIUS (100) Crioceras Nolani Kırıan. (PıcrEr, Ste. Croix. Pl. XLVII. bis. f. 2.; Kırıan, Unterkreide, pag. 203., 270.) Die Windungen berühren sich gerade noch, sind flach und erreichen ihre größte Breite am Nabelrand. Die Skulptur besteht aus in größeren Zwischenräumen stehenden kräftigeren Rippen, die auf der Externseite in Knoten endigen. Eine Knotenreihe tritt noch auf der Lateralseite und am Nabelrand auf. Zwischen den stär- keren Rippen finden sich durchschnittlich 7 feinere Rippen. Die Anzahl dieser feineren Rippen wird auf den inneren Windungen kleiner. 4 Exemplare aus dem Ördögvölgy. (Ein Bruchstück eines schönen, großen Exemplares fand Herr Dr. Jurıus Exık, ein kleines, aber gut er- haltenes Exemplar befindet sich in der Sammlung des Herrn PoDEk.) Crioceras jurense Kır. (Pıcrer, Ste. Croix. Pl. XLVII. bis. f. 1.; Kırıan, Unterkreide, pag. 270.) Der Querschnitt der Windungen stimmt mit dem aus Pıerers Abbildung ersichtlichen überein. Der Unterschied zwischen den kräftigeren Rippen und den eingeschalteten schwächeren Rippen ist nicht so auffallend als auf Prerers Abbildung. Die Zahl der eingeschalteten Rippen beträgt nur 5. Ein Bruchstück aus dem Ördögvöley. Crioceras Jourdani AsSTIER (SARASIN et SCHÖNDELMAYER, Neo- comien de Chätel St. Denis. Pl. XVII. £. 5. Pl. XIX. f. 1—2.). 2 Exemplare vom Neokomvorkommen des auf die Zinne führenden Rittersteiges. Toxoceras sp. ind. Ein Bruchstück aus dem Mergel des Ördögvöley. Aptychus Didayi Coquann. 11 Exemplare aus dem Mergel des Ördögvölgy und Ördögszoros. Aptychus rectecostatus n. sp. (llafel X. Figur 2.) Im Mergel des Ördögvölgy fanden sich einige Exemplare einer neuen Art. Die Form ist lang und schmal. Durch den Verlauf der Rippen unterscheidet sich diese Form scharf von den aus der unteren Kreide bekannt gewordenen Arten. Die Rippen verlaufen auf der schrägen Seite vollständig gerade, keinerlei Biegung ist an ihnen wahrzunehmen. 4 Exemplare aus dem Ördögvöley. Oxytoma cfr. Cornueliana p’OrB. (WoLLEMAnN, Die Bivalven und Gasteropoden des deutschen und holländischen Neokom. pag. 52. Woops, Cretaceous Lamellibranchia vol. II. pl. VIIT. f. 1—7.). 1 Exemplar aus dem Mergel des Ördögvöley. Inoceramus sp. (Ördögvöley.) Lima sp. Die linke Schale einer Lima fand ich in der Sammlung des Herrn PoDzk, sie stammt aus dem Ördögvölgy. Außer den konzer.irischen Anwachsstreifen sind (unter der Lupe) noch feine punktierte Radial- linien bemerkbar. Sie steht am nächsten der Lima Berriasensis PICTET (Mel. Pal. Pl. 20. f. 2., 3.), weicht aber in ihrer Form etwas von der L. (101) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 125 Berriasensis ab, ist länger und ihr vorderer Teil nicht so stark ab- gerundet. Pecten germanicus Worr. (WoLLEMANnNn, Die Bivalven und Gastero- poden des deutschen und holländischen Neokoms. pag. 41. Tat. VILL. Fig. 13—19.) Mein größtes Exemplar ist 22 mm hoch. In ihrer Form stimmen meine Exemplare mit den oben zitierten Abbildungen und der Beschrei- bung WOoLLEMANNS überein. Im Mergel fand ich nur Steinkerne, die alle glatt sind, nur an wenigen Stellen kann man die Spuren von konzentrischen Streifen wahrnehmen. Aus dem Knollenkalk des Ördögvölgy dagegen stam- men einige mit Schale versehene Exemplare, auf denen die in größeren Zwischenräumen stehenden konzentrischen Streifen deutlich zu sehen sind. Nucula sp. ind. (Ördögvölgy.) Leda cfr. Maasi Worn. (WoLtemann, Die Bivalven und Gasteropo- den des deutschen und holländischen Neokoms pag. 85. Taf. IV. Fig. 2., 3.) Ördögvölgy. Leda cfr. valangiensis Pıcrkr et Camp. (Pıerer et ÜamPIcHE, Ste. Croix. Pl. CXXIX. Fig. 1.) Ördögvöley. Arca cfr. subnana Pıcrar et Roux. (Pıcrer, Description des mollus- ques fossiles Pl. 36. Fig. 6. pag. 461.) Eine nur 7 mm lange und 5 mm hohe Schale, stimmt in der Form mit der oben zitierten Abbildung der 4. subnana überein. (Ördögvöley.) Arca cfr. Carteroni n’OreB. (D’ORBIGNY, Terr. ceret. Pl. 309. Fig. 4-8. pag. 202; Pıcter et CAMPICHE, Ste. Croix III. Pl. 130. Fig. 9.). Ich fand im Ördögvölgy eine linke Schale, deren hinteres Ende abgebrochen ist. Pectuneulus sp. (Ördögvöley.) Astarte formosa Sow. (Woops, Cretaceous Lamellibranchia. Pl. XV. Fig. 8-13. pag. 112.) 1 Exemplar aus dem Ördögvöley. Pholadomya barremensis MarH., MATHERoN, Recherches paleon- tologiques dans le midi de la France. Pl. C—18. Fig. 5.) 1 Exemplar aus dem Ördögvölsy. Thracia sp. Ich fand im Ördögvölgy nur eine linke Schale. Der Wir- bel liegt gegen das Ende des ersten Drittels der Schale und krümmt sieh nach hinten. Der hintere Rand ist wesentlich kürzer als der vordere, die Schale verschmälert sich nach hinten stark. Außer konzentrischen Anwachs- streifen ist auf der Schale keine Skulptur zu beobachten. Corbula striatula Sow. (WorzLemann, Die Bivalven und Gaste- ropoden des deutschen und holländischen Neokoms pag. 144.) Eine kleine mit konzentrischen Rippen versehene Corbula stimmt in ihrer Form mit Corbula striatula (D’OrBıcny, Terr. eret. III. Pl 388. Fig. 9—13. pag. 459.) überein. Die rechte Klappe ist erhalten, leider beschädigt. (1 Exemplar aus dem Mergel des Ördögvölgy.) 126 D: ERICH JEKELIUS (102) Pholas cfr. Cornueliana p’Orz. Die Exemplare sind verdrückt und beschädigt. Die Furchen entsprechen denen der Pholas Cornueliana (D’ORr- BIGNY, Terr. eret. III. Pl. 349. Fig. 1—4.) 2 Exemplare aus dem Ördögvöley (eines stammt aus der Sammlung des Herrn PoDkk). Pholas sp. Es liest mir die linke Schale emer kleinen Pholas vor, der hintere Teil fehlt. Form und Furchen erinnern an Ph. Sanctae Orueis Pıcor. et Camp. (Ste. Croix III. Pl. C. Fig. 1 a—d.) Doch kann mein Exemplar mit dieser Art nicht identifiziert werden, da die Rippen jenes schmalen Streifens, der vom Wirbel mit Querrippen verziert nach hinten unten ver- läuft, nicht parallel mit dem unteren Rand der Schale, sondern in einem steilen Bogen von der vorderen Furche hinauf verlaufen. Wir dürften es mit einer neuen Art zu tun haben, mein Exemplar ist aber zu schlecht erhalten, als daß ich seine Merkmale sicher angeben könnte. Es fanden sieh im Mergel noch zweı schlecht erhaltene rechte Schalen, diese sind größer (die eine ist 19 mm lang). Die zwei Furchen, die vom Wirbel nach unten ziehen, sind nicht nach hinten, sondern etwas nach vorne geneigt, der Grund dafür liegt jedoch wahrscheinlich in der Verdrückung der Schale. In Bezug auf Skulptur stimmen sıe, soweit das festgestellt werden kann, mit der Skulptur der obigen kleinen Schale überein. (Mergel des Ördögvölgy.) Pleurotomaria alutae n. sp. (Tafel X. Figur. 7.) Dieses Exemplar führte ich in meinem Bericht «Die mesozoischen Bildungen des Keresztenyhavas» als Pl. cfr. provincialis D’ORB. an. Der Querschnitt der Windungen ist jedoch anders. Der Nabel meines Exemplares ist wesentlich weiter, die Wimdungen bedeutend höher im Vergleich zur Breite als das bei D’OrgBIenY's Art der Fall ist. Der Durchmesser der letzten Windung beträgt 31 mm, der Durch- messer des Nabels 9 mm. Auf der Oberfläche der ganzen Windung sind feine spirale Linien zu beobachten. 1 Exemplar aus dem Ördögvöley. Turbo Meschendörferin. sp. Tafel X. Figur $., Sa. 17 mm hoch (re- konstr.), 12 mm breit.! Die Zahl der Windungen beträgt 4. Die Windun- gen sind stark konvex und durch tiefe Furchen voneinander getrennt. Die Mundöffnung ist abgerundet. An einer Windung sind 6—7 scharfe Querrippen, der zwischen ihnen befindliche Raum ist konkav. Die Querrippen sind auf dem unteren Teil der Windungen nach hinten geneigt, auf dem äußeren Teil der Windung ı Das einzige vollständig erhaltene Exemplar ist seitlich verdrückt, 22 mm hoch. Obige Maße nahm ich von einem anderen Exemplar, dessen zwei Anfangswindungen fehlen. rm (108) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 127 tragen sie zwei Knoten, die jedoch gewöhnlich, die Rippe kräftiger gestal- tend, sich vereinigen. Auf dem unteren Teil der Windungen bis zum oberen Knoten kreu- zen Spirallinien die Querrippen. Auf dem oberen Teil der Windungen fehlen Spirallinien, hier sind manchmal nach vorn konkave Anwachsstreifen sichtbar. 3 Exemplare aus dem Mergel des Ördögvöley. Aporrhais dacica n. sp. (Tafel VIII. Figur 7. u. Tafel X. Figur 6.) Die Neokomart von Brassö steht der Aporrhais bicarinata DrsH. nahe. Doch ist der konkave Raum zwischen den zwei spiralen scharfen Rippen, wie auch der obere Teil der Windungen glatt, auf dem unteren Teil der Win- dungen sind spirale Linien wahrnehmbar. Auf dem einen Exemplar zählte ich drei derartige Spirallinien, auf dem anderen aber schalten sich zwischen diese Linien noch feimere ein. Beide Exemplare sind mangelhaft erhalten, ohne Flügel. (Ördögvölgy.) Aporrhais gracilis n. sp. (Tafel X. Figur 5.) Eine der Aporrhais acuta D’OÖRB. nabestehende Art, die besonders darın von letzterer Art abweicht, daß eine scharfe Spiralrippe den basalen Teil der Windungen von dem stark konvexen, mit nach vorne konkaven Rippen verzierten oberen Teil trennt (siehe: WoLLEMAaNN, Die Bivalven und Gasteropoden des deutschen und holländischen Neokoms pag. 171). Leider sind nur 3 mittlere Windungen erhalten geblieben. 1 Exemplar aus dem Ördögvöley. Actzonina (Goniocylindrites) hungarica VapAsz (in JEKELIUS, Die mesozoischen Bildungen des Keresztenyhavas.) 1 Exemplar aus dem Ördögvölgy in der Sammlung von PoDkk. Terebratula Moutoniana n’Or#B. In MESCHENDÖRFERS Sammlung fand ich zwei aus dem Ördögvölgy stammende Terebrateln, die ich zu dieser Art rechnen muß, auch in der Sammlung von PoDEk fand ich eın hierhergehöriges Exemplar. Eines der Exemplare MESCHENDÖRFERS Ist eine ausgewachsene Form (29 mm lang, 23 mm breit, 14 mm diek), die gut übereinstimmt mit den von Pıerzr (Mel. Pal. Pl. 25. £. 1, 2) abgebilde- ten Exemplaren. Das zweite ist ein Junges Exemplar, gerundeter und die Seitenkommissuren verlaufen noch gerade. Es gleicht dem von PiIcTEr (Mel. Pal. Pl. 25. f. 3.) abgebildeten jungen Rxemplar. Auch das Exemplar des Herrn Popek ist klein, doch seme Form schon charakteristischer. Außer diesen fand ich im Mergel des Ördögvölgy 6 Exemplare, die jedoch verdrückt sind. Terebratula coronae n. sp. (Tafel X, Figur 9, 9a, 9b.) Der mittlere Teil der großen Klappe, vom Wirbel gegen den Stirnrand, ist eingesenkt. Diese Senkung wird beiderseits von kräftigen Kanten ab- 198 D: ERICH JEKELIUS (104] gegrenzt. Die seitlichen Teile der Schale wölben sich in glattem konvexem Bogen gegen die Seitenkommissuren. Zwischen den beiden Kanten greift der Stirnrand vor. Dem vertieften Teil der großen Klappe entspricht auf der kleinen Klappe ein sich aufwölbender Wulst. Die kleine Klappe ist ziemlich flach, die große Klappe hingegen wölbt sich gegen den Wirbel stark. Das Median- septum reicht bis in die Hälfte der kleinen Klappe. Die Waldheimia pinguieula Zıtten (Die Fauna der älteren Tithon bildungen. Taf. 38. £. 10—14) dürfte meiner Art nahe stehen. 1 Exemplar aus dem Ördögvölsy. Rhynchonella Moutoniana n»’Ors. Ein verdrücktes Exemplar aus dem Ördögvölsy. Rhynchonella cfr. contracta D’Ore. Ein Exemplar in MESCHENDÖR- rers Sammlung aus dem Ördögvölsy. Rhynchonella Guerini »’Ors. Ein Exemplar vom Rittersteig in MESCHENDÖRFERS Sammlung. Rhynchonella sp. Es liegen mir noch mehrere näher nicht bestimm- bare Rhynchonellen aus dem Ördögszoros und vom Weg, der von der Zinne gegen die obere Vorstadt von Brassö hinabführt, vor. Phyllocrinus brassovianus n. sp. (Tafel VIII, Figur 4, 4a, 4b.) Im Mergel des Ördögszoros fand ich einen gut erhaltenen Kelch (der 5. Interradialzapfen fehlt leider) dieser neuen Art. Die Basis ist mit einer weiten, tiefen Gelenkgrube versehen. Die Interradialzapfen streben weit, trichterförmig auseinander, sie sind schlank und zeigen im oberen Teil keine Wölbung nach innen, ihr oberes Ende ist sehr schlank, spitz kegeltörmig. Beiläufig von der Mitte der Höhe abwärts buchtet sich der Zapfen flügelartig nach innen aus, so daß in der mittleren Höhe der Querschnitt der Zapfen hohen, gleichschenkleigen Dreiecken entspricht mit nach innen gerichteten Spitzen, die im Inneren des Kelches nicht ganz aufeinander stoßen. In der Mitte bleibt ein kleiner zentrischer Raum frei. Phyil. Oosteri Lor. (Monogr. des Crinoides fossiles III. pag. 237. Pl. XIX. f. 25—27) scheint vorliegender Art nahe zu stehen, doch sind die Interradialzapfen meiner Art abweichend gestaltet, auch ist die Gelenk- grube meines Exemplares wesentlich größer. Phyllocrinus sp. ind. Im Ördögvöley fand ich noch den Kelch einer zweiten Phylloerinusart, der aber zu schlecht erhalten ist, um näher bestimmt werden zu können. Die Gelenkgrube an der Basis ist klein, die Interradial- zapfen sind kurz und breit. Cidaris cfr. alpina Correau, (Pıcrer, Mel. Pal. Pl. XXVI. f. 6— 11) 2 Exemplare aus dem Ördögvölgy. (105) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 129 Cidaris sp. cfr. punctatissima Ac. (Lorror, Mont Saleve. Pl. XX. f. 9) 1 Exemplar vom Rittersteig. Cydaris sp. Ein Exemplar aus dem Ördögvöley. Koralle. Ein Exemplar aus dem Ördösvölsy. Außerdem findet sich in unserer Fauna noch ein Fischzahn, den ich im Ördögszoros fand, und ein Knochenbruchstück, das Herr PovEk im Ördögvölgy fand. 130 D: ERICH JEKELIUS (106) Tabellarischer Vergleich der Neokomfauna von Brassö mit verwandten Faunen. Sn 3 nee = 3 68 SO-Frankreich = 8 5 25 R= or I 5 te a8 En} Se Name der Arten 53-3 Valan-|Haute-| Bar- | 2:3 Balls: a : Ss = abe ginien | rivien |remien) &5 III mn 1 I Belemnites jaculum PaıuL. _ -— - _ _ _| + + ar ar 5 D) « dilatatus BLAINV. ee + =t Ar + 3 « Orbignyanus Duv. Be al se | oo © h « bipartimussD,ORBerer B Ar ® < 5 “ cfr. beskidensis UaL._ _ __ — + DE + % 6 « sp. efr. obtusirostris PavL. et | AMP = = © e . ö 7 « Arlatatuseyarı ne 8 « ER . g « SP- a u . . 10 « sp- er ni a . . - & IN ERPRY1LOCeraSsESeHU m Op Ar ce Kr 2 12 « infundibulum DORB. _ — . + =. Sale Sr 13 « Winkleri UuL. __ _ - Aegpe: Sc | . = 1& « Eichwaldi KARAKASCH u fl 7 + | + 15 « teihn) SED ORE ee en - pr | al SF 16 | Lytoceras subfimbriatum D'ORB. _ _ — + a | ar Ir 17 « (Costidisceus) cfr. recticostatum WON = — + a = ar 18 « sp. ind. : NE > . : 19 | Hamulina cefr. paaillosa Ua. _ _ _- _ _| + är 20 « cfr. Hoheneggeri UHL. > - | Fi 31 | Haploceras Grasi D’ORB. . c: Sr ai Ar 93 « neocomiense N. sp. pe = . . . . . 23 | Desmoceras sp. hr: a ge e & : 5 . DAN EORpnelaNnsuUsED ORENEe e - 95 | Schloenbachia efr. eultrata D’ORB. __ tr . . 96. EHOlendNscusmIoTToLL KT. Pe + . ? 97 | Astieria carpathica n. Sp. — — = - . 98 « Sayni Kıu._ en en Ar är | . 29 0 PRÜÜCKENSKE. NWERCH > 2 2 ö c | . 30 « psilostoma NEum. et UHL. Sr | Sr | . 31 Hoplites transsylvanieus n. Sp. _ — — — . 32 « cfr. asperrimus DORB _ _ — — . Er el oc . 33 | Grioceras Emerieci L&v. _ Be EEE + : a] 2=E Är 34 « OTBEHNEIKeL DEV 5 ö B e . 35 « Nolanı Kın._ _ _ nn Ar Ar O 36 « Durense Ku a gr Seh Ar 37 « DDUNGONTRARTTE ee Sr . SSH EETOROLENASESp- Fer ee B ö B ö 2) || 21900208 IK CRanE = > a == ar Sr . . 40 « rectecostatusn. Sp. — — —_ — 0 - = 5 (107) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASS. 131 © Su, S 2 Fe 3 = 8 SO-Frankreich 3 & 32 „ERTE Een 38 E Valan- |H |Haute- | Bar- Pe = E=| 3 Eee ginien | rivien |remien 2 Oxytoma efr Cornueliana DORB _ — — . & R - 42 | Inoceramus sp._ _ —_ -. — Er = e ö . . = 43 | Lima sp. _ Ze ee un - © © 44 | Pecten germanieus WoLL.__ zen © © 5 | 45 “© Sp I R ee en . 6 . Ne 46 | Nucula sp. _ :_ — geh ea E < o . a 47 | Leda cfr. Maast Tan ehe er = A - ö c S 48 « cfr. valangiensis Pıcr. et Ge n 49 | Arca cfr. subnana Pıcr. et Roux____ _ 5 P h E 5 50 « cefr. Carteroni D’ORB. __ _ & A ä 5 s Er 51 | Peetunculus sp. ee ya: N - - . 5 52 | Astarte formosa Sow. _ —_ u ee F S s | 53 | Pholadomya barremensis MATH. _ ._ _. .. - B ar ll x SURTOCORSpE N ern 3 - : a 55 | Corbula en Sow. Me nn . e 2 a 56 | Pholas efr. Cornueliana« D'ORB. = < ° . | 57 « Sp- en Eee EN 50 . a 58 | Actaeonina hungarica Van. ee s R a 59 | Aporrhais daeica n. sp. — — — a > a Lu: | 60 « CHRISTEN a Fe: : n o | 61 | Turbo Meschendörferi n. sp. _ _ _ _. a . 62 | Pleurotomaria Dupiniana DORB. _ _. ... le 5 | 63 « alutae n. Sp. a u | | 64 | Terebratula biplicata Broce. _ — _ _ — _ © Hl : 65 « sella Sow. ee ae 6 q + ar : 66 « Moutoniana D’ORB. ehe ° h ar + | 67 « KippopussRoung ee e = + u: 68 « EOROTNE IEESPSE en a Ein. - Sr 69 | Rhynchonelta Moutoniana D'ORB. __ __ I; Es + +| .. 70 « multiformis RoEm. _ — _ _ Sl Alt | 71 « cfr. contraeta D’ORB. _ _—_ —_ ea =. 73 « GUETIIED ORDER ee e a 73 | Phylloerinus brassomianus n. Sp. —_ —_ | UF Sa 74 « SpAUn dr SER a ar el 75 | Cidaris cfr. alpina Cott. Ae | +) + B 76 « efr. punetatissima As. EHE N E= E= 5 77 « SP. —_ er — en RE 6 le, c . 78 | Koralle __ _ 2 a ana ee Sr I: . Hohe Eischzahnwr rue ern en een 5 5 5 - 80 | Knochenbruehstück _ DEREN en 2 a B | | | | | | | STRATIGRAPHIE. Nur eine Art der im Mergel gefundenen Fauna verlangt das Vorhanden- sein des Valanginiens: Hoplites (Kilianella) efr. asperimus D’ORB. die, wenn ich sie aueh nicht vollständig mit pD’ORBIGENYS Art identifizieren konnte, jedenfalls eine Art des Unterneokoms zu sein schemt. Ein großer Teil der Arten kommt im unteren Neokom wie im Haute- rivien vor: Belemnites jaculum; Bel. dilatatus; Bel. bipartitus; Phyll. Tethys; Lissoceras Grasianum; Astieria Saynı, Aptychus Didayı. Fürs Hauterivien bezeiehnende Arten sind: Crioceras Nolani; Crioc. Jurense; Crioc. Jourdani; Schloenbachia cultrata; Holcodiscus Lorioli; sowie das häufige Vorkommen von Lytoceras subfimbriatum. Unter den Brachiopoden: Terebratula Moutoniana; Rhynchonella Moutoniana und Rhynch. Guerini. Abgesehen von den Arten, die dem Hauterivien und Barr&mien gemeinsam sind, gewährleisten nur emige Arten das Vorhandensein der Barrömestufe : Costidiseus cfr. rectecostatus ; Orioceras Emerici; Pholadomya barremensis. Oppelia Nisus endlich ist eine Aptienart. Der Neokommergel vertritt somit, semer Fauna zufolge, mehrere Stufen: das Valangimien, schön vertreten ist das Hauterivien, vorhanden sind in der Fauna auch Barrömeformen, sogar eme Aptienart. Nach Hori- zonten zu sammeln ist jedoch unmöglich, da der Mergel petrographisch vollkommen einheitlich ausgebildet, und dazu unglaublich zerdrückt und zerbrochen ist. Doch gewann ich während des Sammelns den Eindruck, daß die Arten nebeneinander vorkommen. In einem Mergelblock fand ich Hauterien- und Barremeformen, sogar: Hole. Lorioli und Oppelia Nisus. Die Fauna des Knollenkalkes aus dem Ördögvölgy erweist sich — abgesehen von Belemnites Orbignyanus, der eine Valanginienart ist — als eine reine Hauterivienfauna: Astieria Klaatschi; Astieria psülostoma; Terebratula sella; Rhynchonella Moutoniana; Rhynchonella multiformis ; Terebratula hıppopus. (109) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 133 FAZIESVERHÄLTNISSE. Wie aus der Tafel ersichtlich, sınd von den näher bestimmbaren Arten 35 aus den Neokomschichten des SO-lichen Frankreichs bekannt. Unsere Fauna zeigt große Verwandtschaft mit der Fauna der Roßfeld- schichten des östlichen Teiles der Nordalpen, besonders, wenn wir die geringe Zahl der aus den Roßfeldschichten bekannt gewordenen Arten in Betracht ziehen. Ich halte es für wahrscheinlich, daß sich die Verwandschaft durch einen Vergleich der Originalexemplare noch stärker zeigen würde, Nahe steht die Neokomfauna von Brassö natürlich der rumänischen Neokomfauna (Dimbovicioara), jedoch nicht in dem Maße, als wir erwarten könnten. Den Grund hiezu müssen wir darin suchen, daß bei uns die Haute- rivienstufe reiener an Versteinerungen ist als das Barremien, in Rumänien dagegen gerade die Barrömeschichten petrefaktenreich sind und die Haute- rivienfauna ärmer ist. Dazu gesellt sich noch der Faziesunterschied. Im Neokommergel von Brassö kommen auch glaukonithaltige Schich- ten vor und oft verkohlte kleine Pflanzenreste. Verhältnismäßig häufig sind Lamellibranchiaten, Gasteropoden, Brachiopoden und Cidarisstacheln. Auch eine Koralle fand ich. Auch unter den Ammoniten sind die euryther- men Formen häufig: Hoplites, Crioceras, Astieria, Schloenbachia. Häufig sind jedoch auch die stenothermen (Tiefsee-) Formen : Phylloceras, Lytoceras, Lissoceras, Aptychus Didayi. In der rumänischen Neokomfauna dagegen treten die Formen des seichten Meeres viel mehr in den Hintergrund und kommen kaum in Betracht. Das Neokom von Brassö gehört zum alpinen Typus der Mediterranzone. Die neritischen Ele- miente kommen sehon. sehr zur’ Geltune, wenn auch die stenothermen Formen der Fauna noch das Übergewicht haben. LITERATUR. ASCHER E.: Gastropoden, Bivalven und Brachiopoden der Grodischter Schichten. Beitr, zur Pal. u. Geol. Österreich-Ungarns. Bd. XIX. 1906. BAUMBERGER; Fauna der unteren Kreide im westschweiz. Jura. Abh. d. schweiz. pal. Gesell. Band. XXX—-XXXIN. BLAINVILLE: M&moire sur les Belemnites 1827. Davıpsox: A monograph of British Cretaceous Brachiopoda. The paleont. Society. vo V. 1852. — Supplement to the british brach. idem, vol. XXVII. 1873. HAUVER u. STACHE: Geologie Siebenbürgens, Wien, 1863. 134 D: ERICH JEKELIUS (110) Haus, Beitrag zur Kenntnis der oberneoeomen Ammonitenfauna der Puezalpe bei Corvara. Beiträge z. Pal. und Geol. Österr.-Ungarns. Bd. VII. 1889. HergıcH: Date paleontologice din Carpati romänesei. Annarul Biurouliu geologie. III. 1835. JEKELIUS: Die mezozoischen Bildungen des Keresztenyhavas. Jahresbericht der kgl. ung. geol. Reichsanstalt für das Jahr 1913, ersch. 1914. KaraxascH: Le eretace inferieur de la Crimee et sa faune. Travaux de la Soc. imp. des naturalistes de St.-Petersbourg. vol. XXXII. 1907. Kırıa: Sur quelques fossiles du eretace inferieur de la Provence, Bull. Soc. Geol. de Frane> 3. e. Serie. t. X'VI. 1888. — Unterkreide, Lethaea geognostica. II. Teil. 3. Bd. 1907—1913. Koc#; A brassöi hegyseg földtani szerkezeteröl es talajviz-viszonyairöl. Ertek. a termeszettud. köreböl. XVII. Bd. 1887. Koenen: Die Ammonitiden des norddeutschen Neokom. Abh. d. kgl. preuss. geol. Landes- anstalt. Neue Folge. Heft 24. n. Atlas. 102. Lor1oL: Desciption des animaux invertebres fossiles du Mont Saleve. 1861. MATHERON: Rocherches pal&ontologiques dans le midi de la France. 1878— 1880. MESCHENDÖRFER: Petrefacten aus der Gegend von Kronstadt, bestimmt von Quenstedt. Verh. d. k. k. geol. R.-A. XI. 1860. — Die Gebirgsarten im Burzenlande, Programm des ev. Gymnasium (Brass6) 1860. NEUMAYR und UHtiG: Über Ammonitiden aus den Hilsbildungen Norddeutschlands. Paleon- tographica XXVII. 1881. D’ORBIGNY: Paleontologie Frangaise. Terrains Cretaces. I-V. 1840— 1849. Pavrow et LAMPLUGH: Argiles de Speeton et leurs equivalents. Bull. d. la Soc. imp. des natu- ralistes de Moscou. t. V. 1891. Pıcrer: Melanges paleontologiques. 1863 — 1868. — Description des mollusques fossiles. 1847 — 1853. — et CAMPICHE, Description des fossiles du terrain eretace des environs de Sainte-Croise. I—V. 1858— 1872. — et Lor1or, Terrain neocomien des Voirons 1858. PoDEk: Der Neokommergel der brassöer Berge. Földtani Közlöny XLIII. 1913. RoEMER: Die Versteinerungen des norddeutschen Kreidegebirges 1841. SARASIN et SCHÖNDELMAYER: Etude monographique des Ammonites du Cretacique inferieur du Chätel St.-Denis. Mem. paleont. suisse. t. XXVIII-XXIX. SIMIONESCU: Studii geologice si paleontologice din CarpatiiSudici. Akad. Romäna. No. 11.1898. — Über die Geologie des Quellgebietes der Dimbovieioara (Rumänien). Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. Bd. 48. 1898. — Über einige Ammoniten mit erhaltenem Mundsaum. Beitr. z. Pal. und Geol. Österr.- Ungarns XI. 1898. SomogyI: Das Neokom im Gerecsegebirge ; Mitteil. a. d. ‚Jahr. d. kgl. ungar. geol. Reichsanst. Bd. XXII. 5. 1915. Tovra: Palwontologische Mitteilungen aus den Sammlungen von Kronstadt in Siebenbürgen. Abh. d. k. k. geol. R.-A. XX. 5. 1911. Unris: Zur Kenntnis der Cephalopoden der Rossfeldschichten. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1882. — Über neocome Fossilien vom Gardenazza in Südtirol. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1887. — Über die Cephalopodenfauna der Teschener und Grodischter Schichten. Denkschriften “ der k. Akademie d. Wissensch. m.-n. Klasse. Bd. LXXI. 1901. — Die Cephalopodenfauna der Wernsdorfer Schichten. Denkschr. d. k. Akademie d Wissensch. m.-n. Klasse XLVI. Bd. 1883. (111) DIE MESOZOISCHEN FAUNEN DER BERGE VON BRASSO. 135 Unrig: Einige Bemerkungen über die Ammonitengattung Hoplites Neumayr. Sitzungsbericht d. k. Akademie d. Wissensch. m.-n. Klasse. Bd. CXIV. 1905. — Über Herbichs Neokomfauna aus dem Quellgebiet der Dimbovieioara in Rumänien. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 41. Bd. 1891. Vapäsz: Petrefakten der Barr&me Stufe aus Erdely. Centralblatt f. Min. ete. 1911. WEGENER: Übersicht der bisher bekannten Astieriaformen ete. Neues Jahrb. f. Min. Geol. u. Pal. 1909. WOLLEMANN: Die Bivalven und Gasteropoden des deutschen und holländischen Neokoms. Abh. d. kgl. preuss. geol. Landesanstalt. Neue Folge. Heft. 31. n. Atlas. 1900. WEERTH: Die Fauna des Neokomsandsteines im Teutoburger Wald. Palsont. Abhandl. hrsg. v. Dames und Kayser. Il. Bd. 1884 — 1885. Woops: Monogr. of the Cretaceous Lamellibranchia of England. Paleontogr. Society. INHALTSVERZEICHNIS. VOLWONE. ee ea erraten ENTE 27 I. Die Liasfauna von Keresztenyfalva. lan 90600000052300000 200008000 08098009 9000000 00000000900000 2005 29 SIrafseraphischereler] We ee EEE 30 Beschreibender. Teil’... sri..ciere eteterereherefelefets erkefe efe/alefarusnenetekereketereneseneketeV te ee 38 Übersichtidernäbeschriebenen BRossı cn 107 Verzeichnissdersbenützten literature ee 111 WENN DoBRacBüD LLC EEORDLDEVEnLHAHOATAHENAOHEOELLLH00000 114 DieENeokomsedimenteLvoLEBTASSOrK Teen erRee tete telegoketetnkernterekel-VoleYetekercteteketetene 115 DieyRaunarder=N eokormschichten ser enter ete ersten 115 a) Die Fauna des Knollenkalkes im Ördögvölgy.......2e2neeneeneenn- 115 D)EDiesRaunandese Mer es rn RER al NgrTere 117 Tabellarischer Vergleich der Neokomfauna von Brassö mit verwandten Faunen 130 SELAULSTap Tee Re rel Ber ennlen tele tetereteSeNeneterafeherafelngeteknte 132 INAEKEIÄNNETT 6600080000 8000050000 HAHIOTCHH FAN FSHHSONTICHONE SAH 133 IAUSIANNE0.060 00.00000800.900000.0006900.0090,0004.0.0.0000000 00000000 00000000 133 (3) Seite.) 10. 10b. von 11. I1lb. von 12. 13. 4. 15. 16. 20. . Rhynchonella Rhynchonella Rhynchonella Rhuynchonella Rhynchonella Rhynechonella Rhynchonella Rhynechonella Rhynehonella Rhynchonella der Seite). Rhynchonella der Seite.) Rhynchonella Rhynchonella Rhynchonella Rhynchonella Rhynchonella Rhynchonella Rhynchonella Rhynchonella Rhynchonella TAFEL \. tetraedra SOW. tetraedra SOw. tetraedra SOW. tetraedra SOW. tetraedra SOW. tetraedra SOW. tetraedra SOW. letraedra SOW. tetraedra SOW. (1. von oben; la von 2. von oben; (3. von oben; (4. von oben; (5 von oben; 5a von vorne.). (6. von oben; 6a von vorne). (von vorne). (von vorne). var. aequwieostala JER. (9. 2a von 3a 4u von von vorne). vorne). vorne) vorne). von vorne; Ya. von der tetraedra SOWw. var. austriaca WUENST. (10. von oben; 10a. von vorne; tetraedra Sow. var. peristera Unt. (11. vartiabilis SCHL vartabılis SCHL. vartabilis ScHL. (14. von oben; 14a. von vorne). vartabilis SCHL. varıabilis SchL. (unsymmetrisches Exemplar.) variabilis SCHL. variabilis SCHL. vertabilis SCHL. Zitteh GEM. von oben: . (12. von oben; 12a. von vorne). (unsymmetrisches Exemplar). (unsymmetrisches Exemplar). (unsymmetrisches Exemplar). (unsymmetrisches Exemplar). (13. von oben; 13a. von vorne). la. von vorne; Die Originalexemplare befinden sich im Museum der kgl. ung. Geol. Reichsanstalt elus ! Brasssi liäsz- 6s neokom-fauna. M. k, Földt, Int. Evk. XXIll. köt. V. täbla. San okomtsunavonliBrasssı Mitt, a, d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Relchsanst. Bd. XXlil. Taf, V. 10b. Ey TAFEL VI. l. Terebratula punctata Sow. (Typus). 2. Terebratula punctata Dow. war. ovatissima (JUENST. 3. Terebratula punctata Sow. var. Andleri Orr. +. Terebratula punetata Sow. var. Kdwardsi DAv. 5. Terebratula punctata Dow. var. earinala TRAUTH. 6. Terebratula punctata Sow. var. Waljordi Dav. 7. Waldheimia cornuta Bow. var. lata Jex. (7. von vorne; Ta. Seitenansicht). S. Modiola carpathica JER. 9. Pleuromya Toucasi Dum. 10. Cercomya Podeki Touua. Il. Peeten (Janira) hungaricus JER. 12. Nucula transsylvanica JExX. 13. Cerithium Cukense Rap. (Grösse *?/,.) 14. Cerithium Cukense Rap. (Grösse ?/,,) 1 Die Originalexemplare zu Figur S und 10, stammen aus der Sammlung PoDEr, alle anderen gehören der kel. ung. Geol. Reichsanstalt. "KELIUS: Brassöi liäsz- &s neokom-fauna. M. k. Földt, Int. Evk. XXIII. Köt, VI. täbla, JE * Lias- und Neokomfauna von Brassö. Mitt, a, d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Relchsanst Bd. XXlil. Taf, VI. R ET PM ee TAFBL VI. 1. Anisocardia Schneebrichensis Touna (la. Ansicht des Wirbels). 2. Protocardia coronae JEK. (2a. von oben; 2b. Ansicht von hinten; 2e. von vorne). 3. Protocardia Philippiana DER. 4. Cyprieardia hungarica JEK. 5. Oypricardia hungarica JER. 6. Dentilueina tenuilimata CossMm. (ba. von oben). 7. Astarte amalthei QUENST. S. Peecten latecostalus JUK. 9. Pecten carpathieus JR. (Grösse 18/,.) 10. Oxyloma inaequrvalve Sow. (rechte Klappe.) Il. Pholadomya decorata HARTM. 12. Cercomya liassiea In. (Grösse Ya.) 13. Pleuromya unioides GoLDY. l4. Parallelodon brassomanum ER. 15. Plicatula spinosa SOW. 16. Plicatula spinosa Sow. 17. Ostrea acuminata SOW. Die Originale zu Figur 2. und 14. gehören Herrn PoDEr, alle anderen der kgl. ung. geol. Reichsanstalt. JEKELIUS: Brassöi liäsz- &s neokom-fauna. M. k, Földt. Int. Evk. XXIII. köt. VII. täbla, * Lias- und Neokomfauna von Brassö Mitt. a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Reichsanst. Bd. XXlll. Taf. Vil. R . ale Si u Be er Au e ‘& Ian by: re re 2 a2 & TAFEL VII. l. Astieria Klaatscht WEGENER. 2. Rhynchonella Moutoniana D’ORB. (2. von oben; 2a. von vorne). 3. Terebratula hippopus Rorm. (3 von oben; 3a. von vorne). 4. Phylloerinus brassowianus JEK. (4. Seitenansicht; 4a. von oben; 4b. Ansicht der Basis). 5. Belemnites Orbignyanus Duv. 6. Belemnites bipartitus D’ORK. 7. Aporrhais dacica JEK. 8. Pholadomya Hausmanni GOLDE. 9. Trochus Ajax D’ORB. 10. Oylindrobullina transsylvanica JEK. ll. Trochus transsylvanieus JER. 12. Oxytoma eyenipes PHILL. 13. Cardıum kasianum JER. l4. Pecten paradoxwus MÜNST. Die Orieinalexemplare befinden sich im Museum der kgl. ung. Geol. Reichsanstalt. . (Figur 1-7. Neokom; $—14. Lias). M. k, Földt. Int. Evk. XXlll. köt, VIII. täbla, Mitt. a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Reichsanst, Bd. XXill. Taf. VIII. Brassöi liäsz- &s neokom-fauna. JEKELIUS: Lias- und Neokomfauna von Brassö, in n I TAFEL IX. l. Haploceras neocomiense JEK. 2. Haploceras neocomiense InK. 3. Astieria carpathica ‚SEX. t. Oppelia Nisus D’ORB, 5. Hoplites ejr. asperrimus DORB. 6. Hoplites transsylvanicus Je. (gekammerter innerer Teil). S. Hoplites transsyloanicus JeX. (ausgewachsenes 9. Holeodisceus Lorioli Kın.. (9a. Externseite). Die Originalexemplare befinden sich im Museum der ks ung. Hoplites transsylevanicus JER. üngeres Exemplar mit Wohnkammer). 1 4 ) l Exemplar mit Wohnkammer). Geol. Reichsanstalt. Brassöi liäsz- &s neokom-fauna. M. k, Földt. Int. Evk. XXI. köt. IX. täbla, JEKELIUS: Lias- und Neokomfauna von Brassö. Mitt. a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Reichsanst. Bd. XXlll. Taf. IX. 27 @ TAFEL X. 1. Astieria Sayni Kır. 2. Aptychus rectecostatus JER. 3. Belemnites jaculum PHıLL. t. Belemnites dilatatus BLAINV. n. var. 5. porrhais graeilis JER. (Größe */,). 6. Aporrhais dacica Jex. (Basisansicht) nat. Gr. 7. Pleurotomaria Alutae Jex. 3. Turbo Meschendörjeri JER. (Sa. Ansicht von oben). 9. Terebratula coronae ‚ur. (9. Ansicht der kleinen Klappe: 9a. von der Seite; Ye. von vorne.) 10. Terebratula biplicata Brocent (Exemplar ohne Mediansinus. 10. von vorne: 10a. Ansicht der kleinen Klappe; 10h. von der Seite). Il. Terebratula biplieata Broccnt (Exemplar mit schwachem Mediansinus). 12. Terebratula biplicata Brocenı (Exemplar mit gut ausgebildetem Mediansinus). 13. Terebratula biplicata BROCEHTt (stark gestrecktes Exemplar.) 14. Rhynchonella multijormis Rorm. (14. Ansicht der kleinen Klappe. 14a. von vorne; l4b. von der Seite). 15. Rhynchonella multiJormis Rorm. (15. von vorne: 15a. von der Seite). Die Originalexemplare befinden sich im Museum der kel. ung. Geol. Reichsanstalt. JEKELIUS: Brassöi liäsz- 6s neokom-fauna. M, k, Földt. Int. Evk. XXI. köt. X. täbla, ® Lias- und Neokomfauna von Brassö. Mitt, a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Relchsanst, Bd, XAlll, Taf. X. - 5 y = iX P3 02 BERICHTIGUNG. Da ich von meinem Artikel «Beitr. z. Kenntn. v. Rana Me- helyı By.» keine zweite Korrektur erhielt, enthält derselbe noch etliche Fehler, welche wie untenstehend korrigiert werden sollen : $. 142, Zeile 7 (von oben): ...ın Betracht nehmend» nicht «...1s Betracht nehmend). S. 143, Fig. 9. «Lugano) nicht «Lugann). S. 144, Fussnote: «... aus Versehen Protub. eristae medialis statt Prolub. eristae ventralis gedruckt» nicht «... aus Versehen Protub. cristae medialis Protub. eristae ventralis gedruckt». S. 146, Zeile 3 (von oben) «dergleiche Formationen» nicht «der- gleichen Formationen. Weiterhin Zeile 5-6: «las mächtig ent- wickelte, im Grundtypus aber der R. fusca Rös. ähnelnde Tub. supe- rius... .» nicht «den... entwickelten... ähnelnden Tub. swperwus... S. 147, Zeile 6 (von oben): «bei deren vorderen, höher liegen- den Kante...» nicht «bei derer vorderer, höher liegender Kante...» S. 150 u. 151: der auf Fig. 17. sichtbare Tarsus gehört an die Stelle desjenigen auf Fig. 22, indem der erstere zu dem Luganoer Schädel gehört, während letzterer der- jenige eines St. Petersburger J ist. Im ungarischen Texte wurden die Cliehes recht gesetzt, die Ver- wechselung fand seitens der Druckerei erst beim Imprimieren des deutschen Textes statt! S. 152: anstatt den letzten fünf Zeilen soll folgendes gelesen werden: «WERNER!) betrachtet R. Mehelyı als mit R. fusca nächst- verwandt; von Borkay wird R. Mehelyi als unmittelbarer Vor- fahrer der R. fusca angesprochen, indem er voraussetzt, dass R. fusca Rös. aus R. Mehelyi By. durch Diminuieren der Masse, «am Wege einer graduellen Degeneration entstand, und war es naheliegend, dass auch ich mich der letztgenannten Auffassung anschliesse.) (Derselbe Fehler welcher sich auf S. 152 im Sinne des in Rede stehen- den Abschnittes befindet, besteht auch im ungarischen Texte dieser Abhandlung (M. kir. Földtani Int. Evk., XXI. p. 144, 22—27. Zeile von oben), woselbst der betreffende Satz wie obenstehend lauten soll.) S. 153, Zeile 13 (von oben): «merkwürdig nicht «merk-würdig. S. 155, Zeile 16 (von oben): «andererseits» nicht «anderseits». Baron G. J. v. FEJERVARY. a ZIIUREEDIE N I & y t | ar. 1 12). r 1; g R ; z 34 = z E . » \ . It + : E3 vr ; E Tue 4 n i { " [B) Im: i [, Os rn! Y x ur T - = * Lo { [ A u { 2. ” Et Bien 15,8 1 B j Bi8 PA 0 BL LEN f ie BE ar ne Aw ea Bis ie re Bu Se Te ee u ae mu! DENKE BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYI BY. VON Baron G. J. v. FEJERVÄRY, PRAKTIKANT AN D. ZOOLOG, ABT. DES UNGAR. NAT. MUSEUMS IN BUDAPEST. MIT TAFEL XI—XII UND 22 TEXTFIGUREN. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 3. Heft. 10 ea + Fi . u Er DE ih L_. u In dem 19. Bande der «Mitteilungen aus dem Jahrbuche der Kgl. Ungarischen Geologischen Reichsanstalt» beschrieb Dr. St. J. Bonkary unter dem Titel «On the pleistocenie predecessor of Rana fusca Rös. jene fossilen Rana-Überreste, welche aus der Puskaporos genannten Felsnische bei Miskolez und von einigen anderen Punkten Ungarns stammen, und auf Grund deren er die als Rana Mehelyi By. bezeichnete Art beschrieb. Auf der 159. Seite fmden wir folgende Fußnote: «It is not impossible, that the species here described is identical with the Rana fusca Rös. now living on the Tundra’s. A specifie distinetion nevertheless appears desirable in spite of my not disposing of material for comparing from the above named region, this question therefore remains open to further investigation.» In Erwä- gung dieses Umstandes, umsomehr, da ich gestehen muß, daß ich selber anfangs jener Annahme zuneiste, daß die beschriebene fossile Art mit der auch heute noch lebenden R. fusca Rös. identisch ist, unternahm ich auf Grund eines größeren fossilen und rezenten Materials eine eingehende Un- tersuchung dieser Frage. . Zum ansehnlichen fossilen Materiale gelang ich dank der Liebens- würdiekeit meines Freundes, Pd. Dr. Turopor Kormos, Paläontologe der kgl. ung. Geologischen Reichsanstalt, und ergreife ich mit Freuden diese Gelegenheit um ihm hiefür meinen wärmsten Dank auszusprechen. Mein aufrichtisster Dank gebührt weiterhin Herrn L. S. Brre#, Leiter der Herpetologischen und Ichthyologischen Sektion des Zoologischen Museums zu St. Petersburg, sowie Herrn Prot. Dr. Konstantin MIcHAILo- VITSCH DErJUGIn, ebenfalls in St. Petersburg, mdem ich durch die Freund- lichkeit dieser Herren im Mai 1912 zahlreiche lebendige Individuen der R. fusca Rös. aus der Umgebung von St. Petersburg erhielt, und endlich meinem Freunde, Dr. St. J. Borkay, der die mich diesbezüglich interes- sierenden Objekte seiner osteologischen Sammlung zur Untersuchung überließ. Wie ich es schon früher erwähnte, dachte ich anfangs an die Möglich- keit, daß Rana Mehelyi By. eigentlich nichts anderes sei, als eine eventuell Vom Verfasser den 5. März 1915 in der Sitzung der Zoologischen Sektion d. kgl. Ung. Naturwissenschaftlichen Gesellschaft gehaltener Vortrag. (Hier vom Verf. ins Deutsche übertragen.) 10* 134 BARON G. J. v. FEJERVÄRY (4) etlichen Lokalvariationen unterworfene R. fusca, deresgleichen vielleicht auch noch hsutzutage existieren könnte. Als ich aber das ansehnliche fos- sile Material erhielt, jetzt schon von den verschiedensten Punkten Ungarns, und dasselbemit den, von verschiedenen europäischen Fundorten herstammen- den R. fusca-Skeletten verglich, gelangte ich zu jener positiven Überzeugung, daß R. Meheyı By. nicht als mit R. fusca Rös. identisch betrachtet werden kann. Auffallend war die Größe der fos- silen Reste, da ich eine ähnliche bei rezentem Materiale bis jetzt noch nie beobachtete. Ich werde die Größe am besten dann veranschaulichen, wenn ich jene ansehnlichen Exemplare der R. esc. L. subsp. ridibunda Pau. zum Vergleiche heranziehe, welche z. B. auch in den Tiefländern Ungarns anzu- treffen sind. Dieser Umstand bewog mich dazu, die in Rede stehenden fossilen Funde noch mit den übrigen europäischen Anuren osteologisch zu vergleichen, um mich zu überzeugen, ob R. Mehelyi By. nicht etwa zu irgend einer an- deren Art gezählt werden könnte. Meine Aufgabe fiel mir nicht schwer, Vor allem war der ausgesprochen ranoide Typus der Funde leicht zu konstatieren. Hiernach machte mir auch die nähere Bestimmung nicht viel Mühe. Aus den osteologischen Verhältnissen, besonders aus der Formation des Ileums ging hervor, daß es sich um keine in die Gruppe der Ranae aquaticae gehörende Form handeln kann, von denen jene, die hier in Be- tracht gezogen werden könnten, u. zw. R. esculenta L., R. esc. L. subsp. rıdıbunda Paın., und R. esc. L. var. Lessonai CAmEr., von allem anderen abgesehen, schon durch die beträchtliche Entwickelung und den feinen Bau der Crista alae ossıs tlei, sowie durch die nur wenig hervorragende und relativ unbedeutend entwickelte, zur Adhäsion von Muskeln dienende Protuberanz, welche Ecker als Processus superior, und Borkay treffender als Tuber superius bezeichnete, charakterisiert werden. Es bleibt denn nichts anderes übrig, als daß die fossilen Knochenreste als in den Formen- kreis der Ranae fuscae gehörend betrachtet werden. Innerhalb dieser Gruppe weisen nun die genannten Fossilien so in Betracht auf deren Größe und Maßen-Verhältnisse als auch in ihrer morphologischen Beschaffenheit die nächsten Beziehungen zur R. fusca Rös. auf. Vergleichen wir dieselben z. B. mit R. agilıs Tmom., so — um wieder nur auf das Ileum zu kommen — wird es auf Grund der grazilen Beschaffenheit und bedeutenden Entwicke- lung der Orista alae ossis lei klar, daß eine unmittelbare Verwandtschaft in dieser Richtung nicht zu suchen sei. Meiner bescheidenen Meinung nach, nur mit Hinsicht auf die Nähe der Verwandtschaftsverhältnisse, steht R. Mehelyi By. der R. fusca Rös. ungefähr so nahe, wie z. B. der Lacerta viridis Laur. die südliche L. vir. LAur. subsp. maior Buer., und würde es sich um gleichzeitig lebende Formen handeln, so wäre R. Mehelyi By. syste- ınatisch als eine cute Subspezies aufzufassen. (5) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYI BY. 135 Bevor ich nun zur Entfaltung meines Gegenstandes übergehen würde, möchte ich noch bemerken, daß ich die Bestimmung des Zeitalters der hier in Betracht kommenden geologischen Schichten meinem Freunde, Herrn Pd. Dr. Tnu. Kormos verdanke. Rana Möhelyi By. Borkay, A Rana fusca Rös. pleisztocenkori öse. — Masy. kir. Föld- tani Intezet Evkönyve, XIX, p. 142—147, Tab. V, Fig. 2—8, Budapest, 1911; (dasselbe auf englisch : On the pleistocen. predecessor of R. fusca Rös. — Mitteil. a. d. Jahrb. d. Kel. Ung. Geolog. Reichsanst., XIX, p. 155-160, Pl. V, Figs. 2—8, Budapest, 1911). WERNER, BREHM’s Tierleben, Bd. IV: Kriecht. u. Lurche, Teil I: Lurche, Leipzig u. Wien, 1912, p. 32. Untersuchungsmaterial. a) Rana Mehelyi Br. 1. Mazxilla-Bruchstücke. 3 Stücke: Puskaporos-Felsnische bei Hämor (Kom. Borsod); S Stücke: PAurrv-Höhle (Kom. Pozsony), untere Schiehte; 4 Stücke: PAurry-Höhle, obere Schichte. 2. Intermazilla-Bruchstück. 1 Stück: PArrry-Höhle, untere Schichte. 3. Tympanicum. 1 Stück: PAurrv-Höhle, untere Schichte. 4. Atlas. 2 Stücke: Puskaporos-Felsnische bei Hämor. (Ein Atlas mit Vert. II. verschmolzen). 5. Vertebra IL. 11 Stücke: Puskaporos-Felsn. b. Hamor ; 3 St.: PAurry- Höhle, untere Schichte; 2 St.: PAurry-Höhle, obere Schichte. 6. Vertebra III. 17 St.: Puskaporos-Felsn. b. Hamor (3 St. von diesen könnten ev. Vert. IV. sein); 3 St.: PAurry-Höhle, obere Schichte ; 13 St.: PAurryv-Höhle, untere Schichte; 1 St.: Pesköer Höhle (Kom. Borsod). T. Vertebrae I —VII. 84 St.: Puskaporos-Felsn. b. Hamor; 25 St.: PAurry-Höhle, unt. Schichte; 5 St.: PAurry-Höhle, ob. Sch. ; 1 St.: Balla- Höhle (Kom. Borsod) ; 2 St.: Pesköer Höhle. 8. Vertebra VIII. 28 St.: Puskap.-Felsn. b. Hamor; 8 St.: PALFFY- Höhle, unt. Sch. ; 1 St.: Pesköer Höhle. 9. Vertebra sacralis. 56 St.: Puskap.-Felsn. b. Hamor (bei 2 St. sind Vert. VIIL& IX. verschmolzen); 11 St.: PÄtLrry-Höhle, unt. Sch.; 4 St.: PAurrv-Höhle, ob. Sch. 10. Os coceygis (Urostylus). 7 St.: PAurrv-Höhle, untere Schichte. 11. Sternum. 3 St.: Puskap.-Felsn. b. Hämor; 1 St.: PAurry-Höhle, ob. Sch. 136 BARON G. J. v. FEJERVÄRY (6) 12. Scapula. 64 St.: Puskap.-Felsn. b. Hamor; 27 St.: PAurry-Höhle, unt. Sch. ; 5 St.: PAurrv-Höhle, ob. Sch. 13. Coracordeum. 132 St.: Puskap.-Felsn. b. Hamor ; 38 St.: PAurry- Höhle unt. Sch. ; 15 St.: PAurry-Höhle ob. Sch. ; 1 St.: Balla-Höhle; 1 St.: Pesköer Höhle; 1 St.: Orospy-Felsnische bh. Pilisszäntö (Kom. Pest-Pilis- Solt-Kiskün). 14. Olavieula. 1 St. (Clav. + Coracoid.): PAurry-Höhle unt. Schichte. 15. Humerus. 33 St.: PAurry-Höhle, unt. Sch.; 9 St.: PAurry-Höhle, ob. Sch.; 1 St.: Balla-Höhle; 1 St.: Pesköer Höhle; 1 St.: Orospy-Felsn. . ‚Pilisszänto. 16. Antibrachium. 40 St.: Puskaporos-Felsn. b. Hamor; 35 St.: PiAurry-Höhle, unt. Sch.; 19 St.: PAurry-Höhle, ob. Sch.; 2 St.: Balla- Höhle; 2 St.: Pesköer Höhle. 17. Ileum. 59 St.: Puskap.-Felsn. b. Hamor; 68 St.: PAurrv-Höhle, unt. Sch. ; 19 St.: PAurry-Höhle, ob. Sch. ; 4 St.: Balla-Höble ; 4 St.: Pesköer Höhle, 2 St.: Orospy-Felsn. b. Pilisszantö; 1 St.: Köszeg (Kom. Vas). 18. Os ischü (+ Llleum). 1 St.: Puskap.-Felsn. b. Hamor. 19. Femur. 2 St.: Puskap.-Felsn. b. Hämor; 11 St.: PAurry-Höhle, unt. Sch. ; 3 St.: PAurry-Höhle, ob. Sch. ; 2 St.: Balla-Höhle, 1 St.: Pesköer Höhle; 1 St.: Orospy-Felsn. b. Pilisszanto. 20. Os eruris. 33 St.: Puskap.-Felsn. b. Hämor; 62 St.: PAuLrry- Höhle, unt. Sch. ; 25 St.: PAurry-Höhle, ob. Sch. ; 6 St.: Balla-Höhle ; 3 St.: Pesköer Höhle; 4 St.: Orospy-Felsn. b. Pilisszänto. 21. Tarsus (Tibiale — Fibulare verschmolzen und vollständig er- halten). 1 St.: Puskap.-Felsn. b. Hamor. 22. Tarsus Bruchstücke (keine Tarsalia!), Metacarpale (Phal. pedis?), Metatarsalia. Phalanges pedis. 28 St.: Puskap.-Felsn. b. Hämor; 6 St.: Pirrrv-Höhle, unt. Schichte. j (Sämtliche im Besitze der Kgl. Ungarischen Geologischen Reichs- anstalt.) b) Rana fusca Rös. (Skelette.) 1. Ein d, Lugano (Cantone Ticino, Schweiz), 1910. leg. A. GHIDINI. (Coll. BouLkay.) 2. Ein d, Lae des Chavonnes (1696 m, Canton de Vaud, Schweiz). 28. VII. 1908. leg. G. J. v. FesurvÄry. (Coll. Borkay.) 3. Schädel, Wirbelsäule und Beckengürtel eines d. Lac des Chavonnes, 28. VII. 1908. leg. FEstrvAry. (Coll. FEsuErvÄry.) 4. Ein sen. 9, Pohorella (Kom. Gömör, Ungarn). 1909. leg. Frau Paun Borkay. (Coll. Boukar.) (7) BEITRÄGE ZUR KENNINIS VON RANA MEHELYI BY. 137 5. Zwei &, St. Petersburg, V. 1912. donav. K. M. Dersucın. (Coll. FEJERVÄRY.) 6. Ein 9, St. Petersburg, V. 1912. donav. K. M. Dersucın. (Coll. FEJERVARY.) . Beschreibung.' A) Schädel. (Taf. XII. Fig. 1a—2, Textfig. 1—2.) a) Vom Schädel lagen mir bloß einige Bruchstücke vor. Diejenigen einer Intermazilla und einiger Maxilla sind ziemlich mangelhafter Erhal- tung, und somit sind hieraus keine weitere Folgerungen zu ziehen. Höchstens könnte erwähnt werden, daß die Zähne einen robusteren Bau aufzuweisen Fig. 1. Rana fusca Rös. 2 . Linker Oberkieter Fig. 2. Rana fusca Rös. 9 Linkes von innen. — St. Petersburg. — Länge des Ori- T ympanicum.— St. Petersburg. — ginals 13:5 mm. Breite des Originals 5'6 mm. (Phot. Dr. GEzA von TOBORFFY.) scheinen. Die Zahl der Zähne kann jedoch der unvollständigen Erhaltung wegen nicht festgestellt werden. £) Aus der unteren Schichte der PAurry-Höhle kam auch ein wohl- erhaltenes Tympanicum zum Vorschein, welches von einem mittelmäßig großen Exemplare herstammen dürfte. Wirbelsäule. \ (Taf. XI. Fig. 1—6 Textfig. 3—4.) a) Am Atlas konnte ich keine besonderen Abweichungen wahrnehmen, er stimmt mit jenem von R. fusca Rös. überein. Borkay erwähnt zwar, derselbe sei bedeutend kürzer und breiter als bei R. fusca Rös., mit den St. Petersburger Exemplaren stimmt er jedoch derartig überein, daß auf Grund des wenigen fossilen Materials (im ganzen 2 Exempl.) kein erwäh- nepswerter Unterschied festgestellt werden kann; es möge bloß die Größe ! Hier wurden bloß jene Merkmale berücksichtigt, in denen eine Abweichung von R. fusca Rös. konstatiert werden kann. 138 BARON G. J. v. FEJERVÄRY (8) des einen fossilen Atlas erwähnt werden, weleher in dieser Hinsicht sogar den größten von mir untersuchten R. fusca- Atlas übertrifft. — Der eine Atlas ist mit dem zweiten Wirbel verschmolzen. A) Beim zweiten Wirbel ist die Größe auffallend, deren Durch- schnitt den bei R. fusca Rös. herrschenden übertrifft,so daß einige sogar die Größe des zweiten Wirbels von R. esc. L. subsp. ridibunda Parn. erreichen, wie z. B. zwei recht gut erhaltene Exemplare aus der oberen Schichte der Paurry-Höhle. Processus obliqui posteriores stark entwickelt, morpholo- gisch mit jenen der R. fusca übereinstimmend. Die Entwickelung der Pro- cessus spinosi weist individuelle Schwankungen auf. Proc. transversi stark gebaut, am Ende schaufelartig verbreitert, glatt, beim Durchsehnitte robuster als es bei A. fusca meiner Erfahrung nach zu sein pflest, und bei a d € Fig. 3. Rana Jusca Rös. Erster (a), zweiter (b), dritter (c), achter (d) und neunter (e) Wirbel von oben. — St. Petersburger J. — Breite des Originals a : 548, b : 108, c : 13°75, d:9:52, e: 10:58. — (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY). den vorher aus der oberen Schiehte der PALrrv-Höhle erwähnten 2 Exem- plaren auffallend mächtig eirtwickelt. ;) Dritter Wirbel in morphologischer Hinsicht mit jenem von R. fusca Rös. ziemlich übereinstimmend, auffallend ist bloß die Größe, weiterhin die starke Entwickelung der Bögen. Die größten sind auch unter diesen jene, welche in der oberen Schiehte der PAurry-Höhle gefunden wurden, und sogar den bei R. Mehelyi vorherrschenden Durchschnitt übertreffen. Bei einem St. Petersburger R. fusca $ mißt der Abstand zwi- schen der, dem Proc. spinosus entsprechenden medianen Leiste und dem Endpunkte des Proe. transversus T’4 mm, hingegen beträgt derselbe Abstand bei einem aus der oberen Schichte der PAurry-Höhle herstammenden, und ziemlich unversehrten Wirbel von R. Mehelyi 1 cm. * Botkay (op. eit.) schreibt: «There is a prominent bony ridge on the middle part of the posterior margin of the third vertebra’s transverse pro- cess. This bony ridge has degenerated in the recent Rana fusca Rös., or (9) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYI BY. 139 ocecurs here and there merely as a slight remainder.» Auf Grund der zahl- reichen Wirbel kann ich nunmehr feststellen, daß diese Knochenleiste auch für R. Mehelyi By. nicht als charakteristisch betrachtet werden kann, da dieselbe bloß bei einem geringen Teile der Wirbel vorzufinden ist und im Verhältnisse zur Größe der Wirbel auch keine stärkere Entwickelung aufweist, als dies bei R. fusca, gelegentlich ihres ziemlich seltenen Vorhan- denseins, zu beobachten ist. In jener prägnanten Entwickelung, wie dies Borkay an der 3. Figur seines in Rede stehenden Artikels veranschaulicht, habe ich die genannte Knochenleiste am gegenwärtig untersuchten Materiale eben nur an jenem emen Exemplare vorgefunden, von welchem die erwähnte Figur Bovkay’s verfertigt wurde. 0) An den 4-7. Wirbeln habe ich nichts besonderes beobachten können. BoLkay weist auf die im allgemeinen stärkere Entwickelung der Proc. spinosi hin, auf Grund eines größeren rezenten und fossilen Materiales konnte ich jedoch dieses Merkmal nicht beobachten. Als Unterschied könnte auch hier von der Größe abgesehen, die Breite der Bögen und der Proc. obliqui posteriores erwähnt werden. Das Feststellen dessen, welche Zahl den einzelnen Wirbeln zukommt, ist vom 4. bis zum 7. Wirbel ziemlich schwer und unsicher, da der 5., 6. und 7. Wirbel auch bei rezentem Materiale bloß in der Richtung der Proc. transv. von einander zu unterscheiden ist, und auch dann ist mit zahlreichen individuellen Varnerungen zu rechnen; bei den fossilen Froschwirbeln, so auch bei jenen der R. Mehelyı By., sind nun eben die Proe. transv. mehr oder minder mangelhafter Erhaltung, wodurch deren Richtung noch schwerer konstatiert werden kann. Sogar der 4. Wirbel, der bei rezentem Materiale gewöhnlich mit voller Sicherheit zu erkennen ist, kann bei einem großen Teil des fossilen nicht mit Sicherheit bestimmt werden, eben der mangelhaften Erhaltung der Proc. transv. wegen. Erwähnenswert sind weiterhin zwei Wirbel aus der Puskaporos- Felsnische bei Hämor, welche als 5. oder 6. betrachtet werden könnten; bei diesen sind die Bögen stark verlängert, Proe. obliqui anteriores schanfel- artig stark verbreitert und flügelartig mehr aufwärts gerichtet als es gewöhnlich zu sen pflest. Unter den Proc. transv. (nach rückwärts) sind die Bögen stark eimgeschnürt, Proc. obl. post. schmal, sozusagen zugespitzt. stark divergierend, ihr äußerer (lateraler) Rand ist ziemlich gerade und nicht zugerundet, wodurch der ganze Wirbel ein recht schlankes Aussehen erlangt. Proc. spinosi und deren Kante stark entwickelt. — Trotz diesen Merkmalen können die in Rede stehenden Wirbel nicht als zu eiver anderen Art gehö- rend betrachtet werden, einesteils weil sie in ihrem Grundtypus doch jenen der R. Mehelyi ähneln, anderesteils weil die hier beschriebenen Abweichungen 140 BARON G. J. v. FEJERVÄRY (10) auch bei R. Mehelyiı By. und sogar bei R. fusca Rös. in mehr oder minder hohem Grade zu beobachten sind. e) Achter Wirbel auch bei R. Mehelyı By. amphieöl. Er unter- scheidet sich durch seine Größe von jenem der R. fusca Rös. 2) Vertebra sacralis. Am neunten Wirbel treten schon erwähnens- wertere Unterschiede hervor. Die Größe war bei manchen Individuen eine so überraschende, daß ich auf den Gedanken kam, es könne sich vielleicht um eine große, in den Formenkreis der Ranae aquaticae gehörende Form handeln. Jedoch die Richtung der Proc. transversi, deren Neigungswinkel zum Plan, sowie deren kürzere, dickere, mit emem Worte massivere Konstruk- tion überzeugten mich, daß auch diese nur Reste der R. Mehelyi sind. In Bezug auf die Gestalt stimmen sie mit der Vert. sacr. der R. fusca überein. Folgende morphologische Merkmale sind als charakteristisch zu bezeichnen : Proc. obl. ant. durch einen ziemlich weiten Raum von einander getrennt, breit, schaufelförmig; von diesen verläuft in der Richtung der Quer- fortsätze (Proc. transv.) je eine tiefe Furche; am hinteren Rande des Bogens ist eine halbmondförmige Furche vorhanden, ın deren Mitte der Proe. spinosus ev. in Form einer klemen Spitze wahrgenommen werden kann, wodurch die genannte Furche einem » gleich wird. Der zwischen diesen, sich in der Gegend des vorderen und hinteren Randes des Wirbel- bogens hinziehenden, beiden Furchen befindliche Raum ist stark auf- getrieben, liest in derselben Fläche wie das ev. vorhandene Rudiment des Proc. spinos., und verliert sich beiderseits graduell in den Querfort- sätzen. Diese charakteristische, wulstige Erhöhung kann schon an den Resten junger Exemplare vorgefunden werden, hingegen ist dieselbe bei R. fusca Rös. bloß spurenweise vorhanden. Proc. transversi dick, ziemlich zylin- drisch. Um die Unterschiede in den Maßen zu veranschaulichen, sei erwähnt, daß die zwischen den Endpunkten der beiden Proe. transv. befindliche Ent- fernung bei dem größten von mir untersuchten Exemplare der R. fusca (sen. 2 aus Pohorella) 11:5 mm mißt, bei einem normalen St. Petersburger S beträgt dieselbe Entfernung bloß 10:5 mm, hingegen ist der m Rede stehende Abstand bei der größten mir vorgelegenen Vert. sacr. der R. Me- helyi (PAurry-Höhle, unt. Schichte) mit 16°4 mm gleich, und somit einen 1, cm länger, als bei der ersterwähnten R. fusca Rös. Die Breite des (dis- talen) Proc. transversus-Endes beträgt beim vorher erwähnten größten R. fusca 2 2:5 mm, bei der letzt besprochenen R. Mehelyı dagegen 37 mm. Mehrere 9. Wirbel der R. Mehelyi waren mit dem $. Wirbel unzer- trennlich verschmolzen. 7) Os coceygis oder Urostylus. Von diesem Knochen kamen einige Bruchstücke aus der unteren Schichte der PAurry-Höhle zum Vorscheine. Dieselben sind größer und massiver als bei R. fusca Rös. Die Spina ossis (11) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYI BY. 141 coccygei scheint kräftig entwickelt gewesen zu sein. Gauppt erwähnt, daß bei R. esculenta manchmal vor dem Foramen canalıs coccygei, denselben teilweise bedeckend, ein kleiner dreieckiger Fortsatz (rudimentärer Proc. transv.?) auftritt, welcher bei R. fusca, bei der, nach Gaupp, auch die Öffnung Fig. 4. Rana fwsca Rös. d' Os coceygis. — St. Petersburg. — Länge des Originals 23:56 mm. — (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) des Canalis coccygei kleiner ıst, seltener vorzukommen pflegt. Was meine Erfahrungen betrifft, so habe ich diesen Fortsatz bisher weder bei R. fusca Rös., noch bei R. Mehelyi By. vorgefunden. Schultergürtel und Vordergliedmaßen. a) Schultergürtel. (Taf. XI, Fig. 15—16, Taf. XII, Fig. 7—8. Textfig. 5—8.) a) Sternum. Das Sternum ähnelt in seinen Größenverhältnissen am meisten jenem sroßen Pohorellaer 9, von welchem schon früher Erwäh- nung gemacht wurde; es steht im allgemeinen, ebenfalls Größenverhältnisse berücksichtigend, dem Sternum der R. esc. L. subsp. ridibunda Parz. am nächsten, und übertrifft somit bedeutend den bei R. fusca vorherrschenden Durch- schnitt. Die morphologischen Verhältnisse betreffend ist bloß seine Massivität sowie die Breite der Pars anterior und. posterior hervorzuheben ; wesentliche Unterschiede konnte ich jedoch auf Grund des i geringen fossilen Materiales nicht feststellen. Bei Fig. 5. Rana jusca Rös. Q zwei Exemplaren fällt die starke, schaufelartige er unser di Bench: Verbreiterung der Pars posterior auf, welcher Er- Länge d. Orig. 55 mm. scheinung wir übrigens auch bei R. fusca begegnen. (Phot.Dr. G.v.ToBorrrY.) 8) Scapula. Die Scapula ähnelt jener der R. fusca. Pars acromialis im allgemeinen stumpf abgerundet, Pars glenoidahs kräftig, blattförmig. Etwas stärker gebaut als die Scapula von R. fusca Rös., mit prägnanten, zur Anheftung der Muskel dienenden Flächen. seite. — St. Petersburg — 1 A. EcKEr’s u. R. WIEDERSHEIM’s Anat. d. Frosches, Bd. I., 3. Aufl., Braunschweig, 1896, p. 25. 142 BARON G. J. v. FEJERVÄRY : (12) 7) Coracoideum. Von den durchschnittlichen Größenverhältnissen ab- gesehen, welehe in einzelnen Fällen recht stark zum Ausdrucke gelangen, konnte ich keinen Unterschied zwischen dem Coracoid von R. fusca Rös. und R. Mehelyi By. feststellen. Fig. 6. Rana Mehelyi By. Scapula von unten. — Fig. 7. Rana fusca Rös. d' Scapula von Puskaporos-Felsnische, Hämor. 7 x natürl. unten. — St. Petersburg. — 7 x natürl. Grösse. — (Delin. Dr. SzZOoMBATHY.) Grösse. — (Delin. Dr. SZOMBATHY.) 0) Clavieula. Ein einziges Schlüsselbein blieb aus der unteren Schichte der PAurry-Höhle erhalten, welches mit seinem Coracoid ver- schmolzen ist. Seine Kürze und Massivität is Betracht nehmend, erscheint Fig. 8. Rana fusca Rös. d'. Coracoideum von der Bauchseite. — Lugano. — Breite des Originals 7:11 mm. — (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) es als wahrscheinlich, daß es einem männlichen Tiere angehörte. Bedeu- tend größer und massiver als die Clavicula von R. fusca. b) Vordergliedmaßen. (Taf. XI, Fig. 14, Tat. XII, Fig. 3—6, Textfig. 9-11.) a) Humerus. Es ist interessant, daß bei den zahlreichen Humerus- Resten das Caput humeri beständig fehlt, und bloß die Eminentia capitata erhalten blieb, eventuell auch noch ein guter Teil der Orista ventralis, — das Caput humeri jedoch ist konsequenterweise nicht vorhanden. Ich hatte bloß emmal Gelegenheit, bei einem männlichen Humerus aus der ORosDY- Felsnische bei Pilisszäntö, die unversehrte Erhaltung dieses Knochens zu konstatieren, da bei diesem bloß der die Eminentia capitata bildende (13) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYI BY. 143 Knorpel-Bestandteil verloren ging, der darunter befindliche Knochen blieb aber vollständig; bei diesem Exemplare war auch der Verlauf der Spina tuberculi medialis gut ersichtlich. Was die Größe anbelangt, so übertrifft der Oberarmknochen der R. Mehelyi By. in dieser Hinsicht bedeutend denjenigen der R. fusca Rös.; die großen Individuen weisen eine Länge auf, die nahezu noch um die Hälfte die Humerus-Länge meines größten St.-Petersburger $ übertrifft, welche 22:5 mm beträgt, während die von BouLEnGert angegebene Länge des Ober- armknochens beim $ der rezenten R. fusca nur 20 mm. mißt ; die Hume- rus-Länge des vorher erwähnten Pilisszantoer Fossils ist 26 mm, welch’ letzteres somit noch länger ist als der bei BouLEnGeER? angeführte Oberarmknochen einer männlichen R. esc. L. subsp. ridıbunda PALL. Besonders bei den $ können auch wesentlichere morphologische Unterschiede beobachtet werden: Orista medialis, lateralis, ventralis, sowie — wo noch ersichtlieh — Spina tuberculi medialis sehr stark entwickelt, wodurch der Knochen ein sozusagen eckiges Aussehen erlangt. Die Crista medialis ist in Form eines mächtigen, stark bogenförmigen Kammes vorhanden, während dieselbe bei R. fusca Rös. nur schmal und kaum gebogen ist (St.-Peters- burger Exemplare), oder die Form emer sozusagen gerade verlaufenden Knochenleiste (Lugano, Les Chavonnes) annimmt. Epicondylus ulmaris bildet ein eo S es MR io. C rn Da kräftig entwickeltes Tuberkel. Der Humerus (9) ist Fe 9. Rana fusca Rös. £ E b q - ER ne Linker Humerus; pce=pro- an jener Stelle, wo einerseits die Crista medialıs, 2 & Rare; tub,. cristae ventralis mihi. andererseits die Orısta ventralis m den Humerus- — d', Lugann. — Länge körper übergeht, — d. h. die Gesamtbreite der des Originals 21’8 mm. — Orista medialis + Humeruskörper + Cr. ventralis (Phot. Dr.G.v.ToBoRFFY.) / in Betracht nehmend, — lund Y, bis 1 und 1,-mal so breit wie bei der rezenten R. fusca (8). Die fossilen Humerı jün- gerer Exemplare sind ungefähr so groß, wie jener der vollständig entwickel- ten R. fusca Rös., und ist bei diesen auch die Entwickelung der Cr. medialıs noch nicht so auffallend. Epicondylus radialis (lateralis) ebenfalls wohl entwickelt, und die mit demselben verbundene Crista lateralis bildet eben- falls eine relativ kräftig entwickelte Knochenleiste, was ich übrigens auch bei einem Luganoer $ beobachtet habe. Crista ventralis in beiden Geschlech- tern stark entwickelt; bei deng kann auch jene kleine Erhabenheit (Protu- ı Tailless Batr. of Europe, Part If, London, 1898, p. 309. 2 Op. eit., p. 282. 144 BARON G. J. V. FEJERVÄRY (14) berantia cristae ventralis mihi) klar wahrgenommen werden, die sich, eine me- diane Riehtung einnehmend, am distalen Ende der lateralwärts gesehweiften Or.ventralis befindet, und welche auch bei der recenten R. fusca vorhanden ist.1 Von den männlichen und weiblichen Knochen entsprechenden Alters sind die männlichen größer. 8) Antibrachium. (Radius + Ulna). Auch diese Knochen sind be- deutend größer wie bei R. fusca Rös. und weisen eine kräftige Struktur auf. Besonders bei & sind die Unterschiede auffallend, so die Breite des distalen Endes, weiterhin daß der vor dem Oleeranon und Capitulum liegende Abschnitt nicht jene Schlankheit besitzt wie bei R. fusca Rös. An einigen Exemplaren ist die am Unterarme des d befindliche Kno- chenleiste(Crista radii mihi) auffallend kräftiger Entwickelung; es gibt hin- Fig. 10. R. fusca Rös. Linkes Antibrachium; Fig. 11. Rana fusca Rös. Metacarpale. — cr=crista radii mihi. — d', Lugano. — Länge 2 Pohorella. — Länge d. Orig. 7:14 mm. d. Orig. 14:15 mm. (Phot. Dr. G. v. TOBoRFFY.) (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) wieder auch Individuen, bei denen diese Crista nur so, oder bloß etwas markanter entwickelt ist als bei R. fusca. Die Länge des Unterarmes beträgt (von der Spitze des Olecranons bis zum Endpunkte der Ulma [knorpeliger Teil, Capitulum ulnae, fehlt]) bei einem wohlentwickelten $ (PAurry-Höhle, unt. Sch.) 163 mm, wäh- rend dieselbe bei einem ebenfalls wohlentwickelten Luganoer R. fusca d, das Capitulum ulnae mitgerechnet, bloß 14 mm mißt, und BouLENGER ? gibt eine Länge von nur 13 mm an. Als interessant sei noch erwähnt, daß bei einem aus der Puskaporos-Felsnische bei Hämor stammenden Radius + Ulna Bruchstücke die Breite am distalen Ende 5°7 mm beträgt, während die Gesamtbreite des Radius + Ulna des von mir untersuchten größten Fxem- plares der R. fusca (Pohorellaer 2) nicht einmal 3°5 mm erreicht. ! Im ungarischen Abdrucke dieses Aufsatzes (in: Magy. Kir. Földtani Intezet Ev- könyve, Bd. XXIII) wurde auf S. 136 unter Fig. 9 aus Versehen «protub. cristae medialis» «protub. eristae ventralis» gedruckt. Ebenso ist das an derselben Seite in der von unten gezählten fünften Linie zweimal vorkommende Wort «medialisy beidemal als wentralis» zu lesen. (Anm. b. d. Korrektur.) 22] ie: (15) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYI BY. 145 Aus dergleichen Maßen können wir uns die Größe dieser fossilen Form leicht vorstellen, zumal wir m Betracht nehmen, daß z. B. am Skelette einer großen Rana esc. L. subsp. ridıbunda Paur., bei der die Schädellänge 3 em betrug, die Gesamtbreite des Radius + Ulna 6 mm ist, also bloß um 0°3 mm die Antibrachial-Breite des vorher erwähnten mächtigen Exem- plares der Rana Mehelyi By. übertrifft. i 7) Metacarpalia. Der auf Taf. XI, Fig. 14 veranschaulichte Knochen, welcher sich zwischen Phalangen von Hintergliedmaßen und Metatarsalien befand, könnte als Metacarpale betrachtet werden. Ich konnte an demsel- ben nichts Erwähnenswertes vorfinden. D) Beckengürtel und Hintergliedmassen. a) Beckengürtel. (Taf. XII, Fig. 9—10, Textfig. 12—14.) a) Ileum. Am mächtig entwickelten Ileum befinden sich die am meisten ins Auge springenden Unterschiede zwischen R. fusca Rös. und R. Mehelyi By. Zum Glück sind eben von diesem Knochen recht zahlreiche Über- reste geblieben. Sehr schöne Reste lagen mir aus der Balla-Höhle vor, welche von Dr, HınvEgranp gesammelt wurden. Die Einschnürung des Tleums (in der Gegend der Radix alae) ist auffallend breit und im allge- meinen bedeutend breiter als ihre vor dem Tuber superius gemessene Höhe, was bei R. Mehelyi auffallender ist als bei R. fusca, woselbst an den von mir untersuchten Schweizer Tieren die Einschnürung des Ileums schmä- ler oder ebenso breit ist wie die vor dem Tuber superius gemessene Ileums- höhe; beı St.-Petersburger Exemplaren hingegen finden wir hierin der R. Mehelyi ziemlich ähnelnde Verhältnisse; bei letzteren kommt auch das Tuber superius in Betracht auf seine Form jenem der R. Mehelyi etwas näher zu stehen als die Schweizer Individuen. en Das Tuber superius, an dem der Musculus glutaeus magnus, \leo-fıbu- laris und ileo-femoralis anhaften, ist mächtig entwickelt, und hatte ich bis- her noch keine Gelegenheit eine derartige Entwickelung desselben bei irgend einem Froschlurch zu beobachten. Die morphologische Beschaffen- heit betreffend ist das Tuber superius der St.-Petersburger Exemplare jenem von R. Mehelyi ziemlich ähnlich, abgesehen natürlich von den weitgehenden Größenunterschieden, sowie von dem, daß die am Tuber superius befind- lichen Furchen, welche daselbst verschiedene Erhebungen bilden, bei diesen viel geringer entwickelt "sind als bei R. Mehelyi. Ich erlaube mir an dieser Stelle noch auf eine interessante und meiner Erfahrung nach alleinste- hende Formation des Tuber superius bei R. Mehelyi By. hinzuweisen, welehe 146 BARON G. J. v. FEJERVÄRY (16) schon von Boukay (l. e.) hervorgehoben und veranschaulicht wurde, näm- lich daß dasselbe oft «n the shape of a bird’s beal» nach vorne zugespitzt erscheint (Textfig. 12). In einzelnen Fällen können dergleichen Formationen auch dadurch erzeugt werden, daß jenes dünnere Knochenelement, welches den mächtig entwickelten, im Grundtypus aber oft jenem der R. fusca Rös. ähnelnden Tub. superius mit der Orista alae ossis lei verbindet, ab- bricht, oder richtiger gesagt schartig wird; von diesem Falle ist somit jener ziemlich häufig auftretende wohl zu unterscheiden, in dem das vollstän- dig unversehrte Tuber superius vom Ileum in spitzem Winkel abweicht, und nach vorne zu einen starken, schnabelartigen Fortsatz bildet. Zahlreiche, von verschiedenen Fundorten stammende Individuen weisen eine derartige Entwickelung auf, so z. B. ist diese Formation bei dem auf Textfig. 12 veranschauliehten, in der Balla- Höhle gesammelten Stücke beson- ders gut ersichtlich. Bei R. fusca konnte ich eine ähnliche Beschaf- pd fenheit des Tub. sup. nicht beobach- Fig. 12. Rana Mehelyi Br. Ileum. — Balla- ten, höchstens in emem ganz unter- höhle. — Länge des Originals 10:7 mm. — geordneten Maße, und ist eher nur REIN ET posterior ; Du cBans gez die Lage des Tub. sup. in Betracht dens mihi; jts— Fossula tuberis superii mihi ; else eins Analogie diesbezüg- is=Tuber superius; +=jene Stelle, wo die ; = . . lich festzustellen. — Es wäre nahelie- Ala ossis ilei in den Tuber superius über- geht; ss—=Suleus semilwnaris mihi; pd= gend, die hohe üntwickelung des Pars descendens mihi ; a= Acetabulum. Tub. superius auf eine erhöhte Tä- (delin. FEIERVÄRY.) tigkeit der obenerwähnten, und beim Springen wirksamen Muskeln zurückzuführen. In Erwägung dessen hinwieder, daß das ganze Volumen des Körpers von R. Mehelyi ein sehr bedeutendes war, und auf Grund jener Erscheinung, daß die zum Anheften der Muskeln dienende Knochenbögen resp. Leisten und Kämme am ganzen Skelett eine überaus starke Entwicke- lung aufweisen, können wir annehmen, daß nicht etwa die physiologische Funktion der bezüglichen Muskeln eine erhöhte war, sondern bloß der all- gemeinen Größe entsprechend auch zum Anheften «dieser Muskeln eine größere Fläche beansprucht wurde. Daß die mächtige Entwickelung des Tuber swperius nicht mit emem erhöhten Springvermögen im Zusammen- hange steht, ist auch daraus ersichtlich, daß dasselbe z. B. bei R. agılıs (17) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYT BY. 147 THom., welche par excellence von ihrem Springvermögen berühmt ist, keine stärkere Entwickelung besitzt. Beachtenswert ist weiterhm eine, im der Richtung der Spina pelvis anterior am unteren Ileumsfortsatze (Pars descendens. mihi), unter dem Acetabulum befindliche, seichte, halbmondförmige Furche (Suleus semi- lunaris mihi), bei deren vorderer, höher liegender Kante der Muse. pecti- Fig. 13. Rana fusca Rös. Ileum x Ischium.. — d', Lugano. — Länge des Originals 30:02 mm. (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) neus, der M.abductor longus und die ventrale Partie des M. obturator internus anhaften, und welche schon von Borkar (]. c.) als eme «emilunar pro&mi- nence) erwähnt wurde. Diese Furche ist bei R. fusca Rös., meinen bisherigen Beobachtungen nach, nicht vorhanden, oder bloß schwach entwickelt. Außerdem sind noch am Ilewm drei, der Länge nach verlaufende, von zwei Furchen begrenzte Erhebungen zu erwähnen, die von BotLkAaY Fig. 14, Rana fusca Rös. d'. lleum. — St. Petersburg. — Länge des Originals 26:29 mn (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) . (l. e.) als «bony ridges) ebenfalls schon angeführt wurden; beim Rande dieser Erhebungen (Kanten) haften der Muse. tliacus externus und der M. tensor fasciae latae an. Diese Knochenleisten konnte ich bei R. fusca Rös. bloß angedeutet vorfinden. Außer den hier besprochenen Unterschieden ist für das Ileum der R. Mehelyi noch die Breite der Ala ossis ılei charakteristisch, sowie die auf- fallende Breite des der Spina pelvis anterior entsprechenden Ileum-Lap- pens (Pars descendens mihi). Auf Grund all’ dieser Unterschiede kann R. Mehelyi By. von R. fusca Rös. stets gut unterschieden werden, soweit dies natürlich bei so nahe ver- Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 3. Heft. 11 148 BARON: G. J. v. FEJERVÄRY (15) wandten Formen möglich ist. Die Länge des Ileums beträgt bei einem ziemlich wohlerhaltenen aber bloß mittelmäßig großen Pesköer Exemplare 25:1 mm, bei einem aus der Köszeger Tundrenfauna herstammenden Individuum hinwieder, wo jedoch die Ala ossis ılei in ihrem ersten Drittel gebrochen wurde und die zwei Teile dann eme Verdickung bildend in schiefer Richtung verschmolzen, — wodurch der Knochen bei der Messung an seiner ohnehin schon etwas verletzten Länge noch mehr einbüßt, — ist das oben- erwähnte Maß mit 31'6 mm gleich. Bei BouLENGER (]. c.) ist als Dleums- länge bei R. fusca Rös. 27 und 30 mm angeführt. Der zwischen der Spina pelvis anterior und posterior gemessene Abstand beträgt bei einem aus der Balla-Höhle stammenden Exemplare, bei welchem zwar der untere Rand der Pars descendens beschädist ist, doch 10°5 mm, während bei einem St.-Petersburger R. fusca $ dasselbe Maß 8:1 mm ergibt. ß) Das mit dem Tleum verschmolzene Os ischii sowie ein Teil der Cartilago remanens ist an einem in der Hämorer Puskaporos-Felsnische gefundenen Fossil wohl erhalten, das übrigens auch schon von BoLKAY {op. eit. Taf. V, Fig. 1) veranschaulicht wurde. Das Os ischü ist kräftig entwickelt, die über der Spina pelvis anterior befindliche Cartilago remanens ist gut sichtbar und bildet in ihrem Verlaufe an der äußeren Peripherie des Ischium eine kräftige, höckerige Krempe. In ihrem unteren Abschnitte ist die Cart. remanens beschädigt. b) Hintergliedmassen. (Taf. XI, Fig. 7—135, Taf. XII, Fig. 11—12, Textfig. 15—20 & 22.) a) Femur. Diese Knochen sind ziemlich mangelhafter Erhaltung, d. h. dieselben sind gewöhnlich im der Mitte entzweigebrochen und das Caput femoris, sowie die in der Richtung desselben gelegene Hälfte fehlt. Niehts- Fig. 15. Rana fusca Rös. d . Rechtes Femur in Seitenansicht. — Lugano. — Länge des Originals 32:63 mm. (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) destoweniger sind auch einige besser erhaltene Individuen vorhanden (Balla- Höhle, Orospy-Felsn. b. Pilisszzäntö, PAurry-Höhle ob. Schichte), bei denen das Caput femoris zwar ebenfalls fehlt, die unter demselben entsprin- gende Crista femoris ist jedoch unbeschädigt und in einzelnen Fällen bedeu- tender Entwiekelung. Diese Crista fehlt bei den von mir untersuchten (19) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHRLYI BY. 149 rezenten R. fusca sozusagen vollständig und bloß bei einem Luganoer & konnte ich dieselbe etwas besser ausgeprägt vorfinden, jedoch bei weitem nicht so prägnant wie bei manchen Stücken der R. Mehelyi. Die Größe des Femur, sein robuster Bau, sowie die Breite seines distaien Endes ist, im Vergleiche mit R. fusca , auffallend. Ein nur etwas unvollständiges Stück aus der Balla-Höhle ist 351 mm lang, und die Breite des distalen Endes vor der ursprünglich knorpeligen Partie beträgt 45 mm. BoULENGER (op. eit.) gibt bei R. fusca für die männliche Femurlänge 31, für die weibliche 39 mm an. 8) Os eruris. Von diesem Knochen sind zahlreiche Reste von Indivi- duen verschiedensten Alters vorhanden, jedoch alle eher nur in Bruch- stücken. Dieselben weisen eine kräftige Entwiekelung auf. Die knorpeligen Gelenkköpfe blieben nur zum geringen Teile erhalten, dieselben sind groß und besonders ist die an, dem proximalen Gelenkkopfe vom Sulcus pro Fig. 16. Rana fusca Rös. Linkes Os cruris von der Bauchseite. — d', Lugano. — Länge des Originals 34-59 mm. (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) musculo extensori cruris brevi lateralwärts befindliche, bogen- oder halb- mondförmige Erhebung auffallend. Distale Gelenkköpfe besserer Erhaltung waren nicht vorhanden. Maße können der Unvollständigkeit dieser Reste wegen nicht angegeben werden. r) Tarsus. Das in seiner natürlichen Verbindung befindliche Tibiale + Fibulare, mit vollständiger Bewahrung der Gelenkknorpel, gelangte bloß in zwei Stücken zum Vorschein. Von diesen untersuchte ich bloß das eine Exemplar, da_ das andere, welches sich im Besitze meines Kollegen Borkay befindet, seiner mündlichen Mitteilung nach, mit dem mir vorgelegenen vollständig übereinstimmt. Es sind weiterhin zahlreiche, aus der Hämorer Puskaporos-Felsnische und aus der unteren Schiehte der PAurry-Höhle stammende Bruchstücke, welche zweifellos zum Tarsus gehören (die exakte Bestimmung von Fibulare und Tibiale stößt in diesem Falle auf etliche Schwierigkeiten) und von denen die Hämorer als «Metatarsalia bestimmt waren. Auffallend ist die Kürze der aus dem Tibiale+Fibulare bestehenden vollständigen Tarsus-Partie; diese Knochen sind etwas massiver als bei R. fusca Rös. Ersterer Charakter wurde von Borkay als wichtig hervorge- hoben, jedoch auf Grund des geringen Materials traue ich mich nicht die ıhles 150 BARON G. 3. v. FEJERVÄRY (20) Kürze des Tarsus als für R. Mehelyi charakteristisch zu bezeichnen. Ein. St-Petersburger R. fusca @ z. B. (Textfig. 18) steht in Betracht auf dieses Merkmal dem in Rede stekenden R. Mehely-Tarsus ziemlich nahe. Ich halte es somit nicht als für ausgeschlossen, daß die Kürze des soeben erwähnten R. Mehelyi-Tarsus bloß darauf zurückzuführen sei, daß es sich in diesem Falle um em kleineres Individuum handelt, das natürlicherweise auch einen kürzeren Tarsus besaß, umsomehr, als die vorhererwähnten Tarsus-Bruch- stücke (Puskaporos-Felsnische u. PArrry-Höhle) schon auf eimenr viel längeren Tarsus hinweisen. Gewisses jedoch kann man, meiner Ansicht nach, auf Grund der gegenwärtig bekannt gewordenen Reste nıcht fest- Fig. 17. Rana jJusca Rös. Rechtsseitiger Fig. 18. Rana jusca Rös. Linksseitiges Fi- {=} >- b, Le} Tarsus-Teil (Tibiale+ Fibulare)von unten. — bulare und Tibiale von unten. — 2, St. d', St. Petersburg. — Länge des Originals Petersburg. — Länge des Originals 14:16 17:34 mm. und 13:08 mm. (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) stellen, und ist es auch nicht ausgeschlossen, daß die Zukunft die Richtig- keit von Borkay’s Auffassung bestätigen wird. Borkay beruft sich weiterhin auf die Maßenverhältnisse des Tarsus. Laut Boukay sind die Tarsı (Tibiale-+Fibulare) von R. Mehelyi viel kürzer und breiter als bei R. fusca Rös., indem «their width is contained three times only in their lensth, whereas with the Common frog the width is contained 4-times in the lenstb». Es ist jedenfalls eme Tatsache, daß Unterschiede in den Maßenverhältnissen vorhanden sind, obzwar das Resultat meiner genauen Messungen mit den Borkayv’schen Angaben nicht übereinstimmen. Bei dem von BoLkay veranschaulichten Lusanoer SZ ist die am distalen Ende des Tar- sus gemessene Breite 2'7-mal, bei einem St.-Petersburger $ 2'8-mal in der Totallänge desselben enthalten, während ich als Produkt dieser Division bei dem hier beschriebenem Rana Mehelyi-Tarsus 22 erhielt. (21) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYI BY. 151 Ich wiederhole also, daß in Erwägung des geringen Materials, diese, aus den erhaltenen Proportionen folgende morphologische Eigenschaft schwer verallgemeinert werden könnte. Es ist imteressant, daß G. A. BOULENGER, der treffliche Herpetologe des British Museums, in einem, am Fig. 19. Rana jusca Rös. Metatarsalia. — Fig. 20. Rana Jusca Rös. Phalangen der 2, Pohorella. — Länge der Originale hinteren Extremitäten von oben. — 9 ‚Poho- 16°43 und 15°76 mm. rella. — Länge der Originale 9°58 mm. und (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) 6'93 mm. (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) 12. Februar 1912 an Bonkay gerichteten Briefe folgendes schreibt: «... 1 should like to point out that the tarsus from Lugano (fig. $S) is that of a Rana agılıs, not fusca (temoorarıa). Your tarsus of R. Mehelyi agrees entirely with that of R. temporaria. Fig. 21. Rana fusca Rös. d'. Schädel von Fig. 22. Rechtsseitiger Tarsus-Teil des auf oben. — Lugano. — Länge des Originals Fig. 21. abgebildeten Luganoer Rana fusca 19:21 mm. Rös. d' von unten. — Länge des Origi- (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) nals 18°21 mm. (Phot. Dr. G. v. TOBORFFY.) Darin, daß der veranschaulichte Luganoer Tarsus derjenige von R. agılis sei, irrt sich BoOULENGER trotz seiner apodiktischen Behauptung sehr. Dieses Tier habe ich 1910 von AnGeero GHipInı, dem Präparator 152 BARON G. J. v. FEJERVÄRY. (22) des Geneveer Musee d’Histoire Naturelle in Alkohol konserviert erhalten, und kann jeden Zweifel ausschließend als R. fusca Rös. be- zeichnet werden. Übrigens stimmt es auchinall’seinen Merkmalen mit der typischen R. fusca überein. Damit auch BoULENGER von der Richtigkeit dieser Determination überzeugt werde, füge ich in vorliegender Abhandlung der Photographie des Tarsus auch diejenige vom Schädel des in Rede stehenden Exemplares bei (Textfig. 21 u. 22). Was nun denjenigen Punkt der BouLExnGer'schen Sentenz anbe- langt, der Tarsus von R. Mehelyi sei mit jenem von R. fusca ganz identisch, darüber kann ich, wie schon oben gesagt wurde, gegenwärtig kein Urteil fällen. 0) Die Bruchstücke der Metatarsalia und die Phalangen von Hintergliedmaßen zeichnen sich bloß durch die Größe mancher Exemplare aus. * Aus dem Gesagten geht hervor, daß zwischen R. Mehelyı By. und R. fusca Rös. besonders die Größenunterschiede auffallend sind, welchen sich, natürlicherweise noch die besonders starke Entwickelung einzelner Knochenkämme resp. Leisten und Protuberanzen anschließt. Letztere Unterschiede können am frappantesten beim männlichen Humerus und am Ileum wahrgenommen werden, so daß die Größen- und proportionellen Unterschiede daselbst schon in morphologische übergehen. Wie es nun ersichtlich ist, kann — soweit dies in der Natur seme Möglichkeit besitzt — R. Mehelyi By. von R. fusca Rös. stets gut unterschieden werden. Was die Körpergröße der R. Mehelyi anbelangt, ist es annehmbar, daß dieselbe nicht weit hinter jenen der R. esc. subsp. ridibunda zurückblieb, deren osteo- logische Maße von R. Mehelyi oft erreicht, ja sogar übertroffen werden. Mit Rücksicht auf das, was hier gesagt wurde, bin ich überzeugt, daß BOULENGER auf unrichtigem Wege geht, wenn er in dem schon früher erwähn- ten, an Borkay gerichteten Briefe folgender Ansicht Ausdruck gibt: «I much doubt whether R. Mehelyi is anything more than R. temporaria» In dergleichen Fragen ist es übrigens nicht sehr ratsam, nur so im Ungese- henen Urteilen Ausdruck zu geben. Es war naheliegend, daß auch ich R. Mehelyi als unmittelbaren Vor- fahren von R. fusca betrachte, — wie dies seitens BoLkay’s und WERNER'S,l des vorzüglichen Wiener Herpetologen, geschah — voraussetzend, daß R. fusca Rös. aus R. Mehelyi By. dureh Diminuieren der Maße, am Wege einer graduellen Degeneration, entstand. 1 BREHM’s Tierleben, Bd. IV, Teil I: Lurche, Leipzig u. Wien, 1912, p. 32. (23) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYI BY. 153 Jedoch beschrieb BoLkaY in seiner unter dem Titel «Additions to the fossil Herpetology of Hungary from the Pannonian and Preglacial Periode erschienenen Abhandlung auf 5. 221 Reste von R. fusca! aus der Umge- bung von Brassö, von welchen auch ich Gelegenheit hatte, einige zu unter- suchen und welche von Korumos als präglazıal betrachtet werden. Obzwar diese Reste bloß in geringer Zahl und ziemlich schlecht erhalten vorhanden sind, weist doch jedes Zeichen darauf hin, daß uns die Fossile eines mit R. fusca vollständig identischen Tieres vorliegen. Auch die Bruch- stücke der beiden Ilea sprechen für die Wahrscheinlichkeit dieser Vermutung. Falls sich nun diese Annahme wirklich als richtig erweisen würde, und der Brassoer Fund wahrlich derjenige einer, laut Kormos aus dem W/, des Pleistocäns, also aus der Präglazial-Periode stammenden R. fusca Rös. foss. sein würde, ständen wir einer recht merk- würdigen Erscheinung ent- gegen. Aus R. fusca Rös. foss. würde sich die mächtige, kräftig gebaute R. Mehelyi By. entwickelt haben, welche bis jetzt bloß vom Ende des Pleistocäns bekannt ist, weshalb es schwer annehmbar wäre, daß diese größere Form wieder eine kleinere — nämlich R. fusca Rös. rec. — erzeugt hätte, jener gleich, aus der sie entstand. Obwohl meines Erachtens hierin keine prinzipielle Unmöglichkeit liegt, gibt es dennoch eine andere Erklärung, deren Richtigkeit durch Analogien aus dem Kreise der Säuger unterstützt werden könnte. Der vorzügliche Lyoneser Paläontologe, CHARLES DEPERET, weist in seinem gediesenen Werke? auf die Erschemung hin, daß im Laufe der Evolution die Mutationen desselben phyletischen Zweiges von den älteren Typen gegen die neueren fortschreitend größere Formen erzeugen. Dieses Gesetz bezeichnet DEPERET einfach mit dem Namen «doi d’augmentation de taille dans les rameaux phyletiques.» Laut DEr£reEr kann dieses Gesetz besonders bei Vertebraten besser beobachtet und in höherem Maße ange- wendet werden. In den jüngeren Schichten treten dann wiederum kleinere Formen auf. Als Beispiel werden von Drp£rer der Malteser Elephas meli- tensis, der Sicilianische Elephas mnaidriensis und andere, auf Cyprus, Sardinien, in Griechenland und Gibraltar vorkommende Zwergelefanten herangezogen.® Diese Formen schließen sich nach Der£rer unmittelbar an den Zweig des riesigen Blephas antiquus an, und wurden dieselben von Ponuıg und den übrigen Paläontologen als insuläre Typen betrachtet und als Ursache ihrer Entstehung auf die nieht hinreichende Nahrung der Inseln verwiesen. ! Unter den als «Metatarsalia» bezeichneten Resten befanden sich vielleicht auch hier Tarsus-Bruchstücke. ® Les transformations du monde animal, Biblioth. de Phil. Sci., Paris, 1907, p. 199. ® op. eit., p. 209— 210. 154 BARON G. J. v. FEIERVÄRY (24) Obwohl diese Erklärung auf den ersten Blick als annehmbar erscheint, ist es doch, schreibt Der£rer, unwahrscheinlich, daß eine so große Insel wie Sizilien nicht ausreichende Nahrungsmenge hätte erzeugen können, und somit hält er jene, von Miss Bare geäußerte Auffassung als für entspre- chender, laut der die in Rede stehenden Formen auf den respektiven Inseln durch geologische Ereignisse ısolert wurden, u. zw. noch vor dem Erscheinen des Elephas antiqwus, und eben durch diese geographische Dissoeiation wären nun diese primären kleineren Formen erhalten geblieben. Kormos schreibt in seiner «Drei neue Raubtiere aus den präglazial- Schichten des Somlyöhesy bei Püspökfürdö»! betitelten Abhandlung, ein- zelne größere Säuger der Eiszeit betreffend, folgendes: «Man darf nicht vergessen, daß die Eiszeit zu Ende des Pliozäns in das Leben der m Europa heimischen und seit langer Zeit an em warmes Klıma gewohnten Tier- und Pflanzenwelt mit ziemlich roher Hand, fast ohne Übergang eingriff und daß dieser Umstand im Gange der Stammesentwicklung, wenn auch kemen Sprung, so doch eine ziemlich intensive Umformung hervorrief. Einzelne Phasen dieser Umgestaltung sind heute möglicherweise noch unbekannt, oder zumindest noch unsicher, ihre Folgen jedoch umso deutlicher.» Dr. Kormos machte mich weiterhin freundlichst auf jene Tatsache aufmerksam, daß die präglaziale Felis leo L. foss. und Felis leo L. rec. in Betracht auf deren Größe überemstimmen, während F‘. leo L. spelaea GoLDr., welche die glaziale Form darstellt, beträchtlich größer ist. Dasselbe kann auch bei Hyaena erocuta Erxr. foss., H. crocuta ErxL. rec. und H. crocuta Erxr. spelaea GoLpr., weiterhin bei dem präglazialen Gulo Schlosseri Korm., dem aus der Glazialperiode stammenden Gulo luscus L. foss. und dem heu- tigen Gulo luscus L. rec. festgestellt werden. Würde sich nunmehr jene Annahme, laut welcher R. fusca Rös. foss. orthogenetisch der Vorläufer von R. Mehelyi By. gewesen sei, als richtig erweisen, so könnte deren Deszendenz folgenderweise gedacht werden: Aus R. fusca Rös. foss. entwickelte sich unter dem Einflusse der geänderten Um- gebungsverhältnisse R. Mehelyi By., die die Merkmale der R. fusca Rös. foss. in outriertem Maße aufwies, und nach dem Erreichen des Höhepunktes ihrer Entwickelung, infolge der zu dieser Zeit schon ungünstig gewordenen Verhältnisse ausstarb,? um wieder durch jene R. fusca ersetzt zu werden, welche während dieser Zeitfrist auf solchem Territorium lebte, wo sie durch keine neuen Einflüsse gezwungen ward, ihren Urzustand zu ändern. Könnte dieses phyletische Verhältnis mit Sicherheit geklärt und in der oben ge- ı Mitteil. a. d. Jahrb. d. Kgl. Ung. Geolog. Reichsanst., XXII, p. 235. 2 Vielleicht nach dem Verlaufe der Glacialperiode, als ein Reliktum der Eiszeit, graduell erlöschend. (25) BEITRÄGE ZUR KENNTNIS VON RANA MEHELYI BY. 155 schilderten Form als richtig nachgewiesen werden, so sollte die systema- tische Benennung auf R. fusca Rös. mutatio Mehelyi By. verbessert werden. Einstweilen ist jedoch der Name R. Mehelyi By. aufrecht zu erhalten. Und würde es sich bestimmen lassen, daß der phyletische Zusammen- hang zwischen R. Mehelyi und R. fusca wirklich in der hier erwähnten Form besteht, bleibt es noch immer eine Frage, ob auch in diesem Falle die Ent- stehung der größeren Form (R. Mehelyi) aus einer kleineren (R. fusca) dem Einflusse der Eiszeit zuzuschreiben sei, oder ob wir hier eventuell dem Resultate der Wirkung anderer Natureffekte gegen- überstehen. All’ diese Fragen bezüglich werden erst die späteren Forschun- gen Aufschluß geben können. Bevor ich meine Abhandlung zum Schluße bringen würde, sei es mir gesttatet zu betonen, daß ich keine von den beiden hier erwähnten phyle- tischen Möglichkeiten als nach meiner Überzeugung richtig be- trachte, da einesteils das zur Klärung dieser Frage nötige Material allzu gering, anderseits die bezüglichen Angaben derzeit noch zu lückenhaft sind, um die schwierig zu erspähenden Wege der Natur betreffend genügend begründete Folgerungen ziehen zu können. 4 ” r we - z a e Tr mr ra boy GR Pur; nk! e k. “ PN A De Wa ZT; u) ER u Re TE DR. | EN Nie A a ren Ki le a - A f N F % J DITMR Pose EEE pi RT RT Ten ., Bu j Du uk D N Ar £ { in Dyaesı GHRIEADLHN > un) ' ii a ) % m Jun» Iyt® vr a Ta u, u“ ö N, l fi Ei R IE Li rn 22 u _— . — U 3 x 4 { 14 % ' HE, iu DI. we j Ar ’ 2Q ERKLÄRUNG ZUR TAFEL XI. Rana Mehelyi by. 1. Atlas. — Felsnische Puskaporos bei Hämor. — Breite des Originals 5'4 mm. 2. Vertebra Il. — Piurry-Höhle, untere Schicht. — Breite des Originals 8:1 mm. 3. Vertebra III. — Dieselbe Fundstätte. — Breite des Orisinals 113 mm. 4. Vertebra VIIL. — Dieselbe Fundstätte. — Breite des Originals 8: mm. 5. Vertebra sacralis. — Dieselbe Fundstätte. — Breite des Originals 16‘1 mm. 6. Os coceygis. — PAurry-Höhle, unt. Schicht. — Länge des Originals 17 mm. 7—8. Femur. — Dieselbe Fundstätte. — Länge der Originale 17°] und 27'3 mm. 9—11. Os cruris. — Dieselbe Fundstätte. — Länge der Originale 22:2, 33:5 und 22:2 mm. 12a—12b. Metatarsalia. — Felsn. Puskaporos b. Hämor. — Länge d. Originale 15°9 und 14:2 mm. 13a—135. Phalangen der Hintergliedmaßen. — Felsn. Puskaporos b. Hämor. — Länge der Originale 9:5 und 10'7 mm. 14. Metacarpale (?) — Derselbe Fundort. — Länge d. Orig. 57 mm. 15—16. Sternum. — Derselbe Fundort. — Länge d. Orig. 7:3 und 7:2 mm. FEJERVÄRY: Rana Möhelyi By. M.k. Földt. Int. Evk. XXIll. köt. Xi. iäbla, Mitt. a. d. Jahrb, d. k. Ung, Geol. Reichsanst. Bd. XXIll. Tat. XI. I u. Bee N os es EHEN u ee HELL. er) Mr: « BEI 77 en Kr u.%W Mo C - 5 =, ERKLÄRUNG ZUR TAFEL XII. Rana Mehelyi By. la—1b. Bruchstücke der Maxilla. Innenseite. — PALrryY-Höhle, unt. Schicht. — Länge der Originale 62 und 7°8 mm. 2. Tympanicum. — Derselbe Fundort. — Breite des Orig. (in der Mittellinie) 54 mm, 3—4. Männliche Humeri. — Derselbe Fundort. — Länge d. Orig. 211 und 20 mm. 5. Antibrachium. — Derselbe Fundort. — Länge d. Orig. 15 mm 6. Bruchstück eines Antibrachium. — Felsn. Puskaporos b. Hämor. — Länge d. Originals 13°3 mm. 7. Coracoideum. Ventralansicht. — PAurry-Höhle, unt. Schicht. — Länge d. Orig. 10:3 mm. 8. Clavicula + Coracoideum. Ventralansicht. — Felsn. Puskaporos b. Hamor. — Länge d. Orig. (Clavieula) 8:3 mm. 9. Ileum + Ischium. — Derselbe Fundort. — Länge d. Orig. (Ileum + Ischium) 21 mm. 10. Ileum. — Köszeg. — Länge d. Orig. 31'2 mm. 11. Tarsus (Fibulare + Tibiale). Plantarseite. — Felsn. Puskaporos b. Hämor. Länge d. Orig. 12:6 mm. 12a —12b. Tarsus-Bruchstücke. — PALrry-Höhle, unt. Schicht. — Länge d. Orig 15°9 und 14'S mm. FEJERVÄRY: Rana Möhelyi By. M. k, Földt. Int. Evk. XXIll. köt. XIl. täbla, Mitt. a. d. Jahrb. d, k Ung. Geol. Reichsanst. Bd. XXlIl. Taf. Xu “ . ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE VON Dr. OTTOKAR KADIC MIT DEN TAFELN XIII—XX UND 39 ABBILDUNGEN IM TEXT Mitt, a, d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 4. Heft. 12 Juni 1916 B site IarlODT = i i - Fi x j SERIE N TRAUN VAT aA Er TRUE Ra, . u being a7 ara Are ie 8 N ÄRA pe DEM ANDENKEN OIERO FRERMAN’S DES ENTDECKERS DER ERSTEN PLEISTOZÄNEN MENSCHENSPUREN IN UNGARN VORWORT. Vorliegende Arbeit verfolgt den Zweck, die Ergebnisse jener wissen- schaftlichen Forschungen an die Öffentlichkeit zu bringen, die ich in den Jahren 1906—1913 mit meinem Mitarbeiter Dr. Eugen HirLLEBRAND in der Hämorer Szeletahöhle erzielt habe. Die Forschungsergebnisse haben wir mittlerweile in Vorträgen und Aufsätzen auch vorweg bekannt gegeben. Nun, nachdem die Grabungen beendigt und das gesammelte Material aufgearbeitet ist, halte ich es für zeitgemäß; teils die bereits mitgeteilten Ergebnisse zusammenzufassen, teils aber das gesammelte Material aus- führlich zu besprechen. Zunächst sollen die Motive der Forschung und die angewendeten Forschungsmethoden bekannt gegeben werden. Der eigentliche Stoff der Forschungen zerfällt in drei Abschnitte. Im ersten Abschnitt skizziere ich die kurze Geschichte der einzelnen Grabungen und Studienreisen. Unsere Forschungen währten acht Jahre lang, so daß sie ihre Geschichte haben, deren wichtigere Momente in einem separaten Abschnitt zusammenfassend mitgeteilt werden. Im zweiten Abschnitt werden die geologischen Verhältnisse der Gegend, die Topographie und Entwicklung der Höhle und die stratigra- phischen, petrographischen und paläontologischen Verhältnisse der in der Höhle befindlichen Ablagerungen besprochen. Der dritte Abschnitt ist der ausführlichen Beschreibung der gesammel- ten paläolithischen Steingeräte gewidmet. Die mineralogische Beschaffen- heit, die typologischen Verhältnisse und die stratigraphische Verbreitung der Paläolithe wird im besonderen zusammenfassenden Unterabschnitten behandelt, worauf schließlich ein Unterabschnitt mit der detaillierten Beschreibung der Steingeräte folgt. Abweichend von der üblichen summa- rischen Behandlung, beschreibe ich, nach dem Beispiel Orro Hermans, die mitgeteilten Paläolithe einzeln. Damit strebe ich das Ziel an, dem Leser einen womöglich vollständig klaren Begriff in Wort und Bild von den behandelten Paläolithen zu bieten. Unsere Forschungen erforderten große Opfer an Zeit und Geld. Daß sie in so großem Umfang vorgenommen werden konnten, ist vielseitigen moralischen und materiellen Unterstützungen zu verdanken. Die Forschung ist auf Initiative Orro Hermans erfolgt, der, die 162 D: OTTOKAR KADIC (6) Klärung der Frage des Miskoleer pleistozänen Urmenschen bei den zu- ständigen Fachkreisen wiederholt urgierend, auch die Ausgrabung der Höhlen im Bükkgebirge befürwortete. Die Ergebnisse unserer Forschun- gen sind hauptsächlich ihm zu verdanken. Im Interesse der Beschaffung der materiellen Mittel verwendeten sich im Ackerbaummisterium m erster Linie die Direktoren der kgl. ung. geologischen Reichsanstalt, namentlich weil. Ministerialrat JoHanNn v. Böckn, königlicher Rat Dr. Tnomas v. SzonTAGH und Universitätsprofes- sor Dr. Lupwıs v. Löczy. Die gleiche Unterstützung liessen uns zuteil werden das Miskolcer Museum, bezw. dessen Leiter, Handelsschuldirektor Icnaz v. GALrry und Hofrat Jurivs v. Tarsay, Obergespan des Komi- tates Borsod, die die grobe Wichtigkeit der Grabungen vor Augen haltend, ebenfalls große materielle Opfer für den erwähnten Zweck brachten. Zur Bestreitung der Kosten trug-schließb'ch auch die archäologische Abteilung des Ungarischen Nationalmuseums eme schöne Summe bei; hier wurde die Sache von dem Min'sterialrat Baron Dr. EmerıcH v. Szaray und dem Hofrat weil. Dr. Joseru Hampen unterstützt. Von meinen Mitarbeitern bemühte sich insbesondere Musealhilfs- kustos, Privatdozent Dr. EuGen HınLzgrann; bei den Grabungen be- tätigte er sich monatelang in ausdauernder Weise und stellte mir bei der Beschreibung der Paläolithe auch seine im Auslande erworbenen Kennt- nisse zur Verfügung. Emmal assistierte auch der Hörer der Medizin La- DISLAUS HunyAk bei den Grabungen. Beim Studium der Paläolithe unter- stützte mich mit Anleitungen: Prof. Dr. Huwco ÖOBERrMAYER (Paris), Archäolog Dr. R. R. Scumipr (Tübingen) und Universitätsdozent Dr. JosepH Bayer (Wien). Die Bestimmung des paläontologischen Materials versahen: Oberrealschuldirektor weiland Karı Maska (Tel) und mein Freund, Staatsgeologe und Privatdozent Dr. TuEopor Kormos. Mit dem Holozänmaterial beschäftigte sich Direktor Lupwıs Brıra, während die mineralogische Bestimmung der Paläolithe von meinem Freunde, dem Privatdozenten an der technischen Hochschuie und Staatsgeologen Dr. ALADAR VENnDL übernommen wurde. Die amtliche Zentrale der äußeren Arbeiten befand sich bei dem kgl. ung. Forstamt in Diösgyör, später beim Kreisnotariat in Hämor, wo mir Forstrat JosepH FıschL und Kreisnotär JoszrH FERETE an die Hand gingen. Die zu den Grabungen benötigten Geräte schließlich wurden in liebenswürdiger Weise von dem Miskoleer Kaufmann PauL WEIDLICH zur Verfügung gestellt. Ich spreche den hier erwähnten Herren für ihre Unterstützung und ihr Mitwirken an den Forschungsarbeiten auch an dieser Stelle meinen besten Dank aus. EINLEITUNG. Bahnbrechende Forschungen und glückliche Entdeekungen haben unsere Kenntnisse von dem pleistozänen Urmenschen in letzter Zeit in außerordentlichem Maße gefördert. In Ungarn beschäftigten sich vormals mehrere ausgezeichnete Fachleute mit der Frage des Urmenschen, ohne daß es ihnen geglückt wäre unzweifelhafte Spuren des fossilen Menschen in Ungarn auffinden zu können. Von Zeit zu Zeit ging zwar das Gerücht, daß man die Reste des pleistozänen Urmenschen bei uns schon an meh- reren Orten gefunden habe. Spätere Forschungen und kritische Würdi- digungen stellten jedoch fest, daß das pleistozäne Alter der angeblichen Menschenreste aus diesen Fundorten zumindest sehr zweifelhaft ist. Der Zufall wollte es, daß die ersten sicheren Spuren des pleistozänen Urmenschen in Miskole, dem Herzen des Komitates Borsod gefunden worden sind. JoHAnn BArsony, Advokat in Miskole, ließ sich im Jahre 1891 in der damaligen Papszergasse, unmittelbar am Szinvaufer ein Haus bauen. Bei den Grundlegungsarbeiten wurden aus emer Tiefe von 3 m drei eigentümlich’ bearbeitete Steinstücke zutage gefördert, die von OrTro Hrrman als paläolthische Faustkeile, Stemgeräte des pleistozänen Ur- menschen erkannt wurden.! Der Fund erweckte überall begreifliches Auf- sehen und wie ın anderen ähnlichen Fällen, wurden auch hier die ersten Spuren des fossilen Menschen von einzelnen Fachleuten mit Zweifel auf- genommen, namentlich aber das geologische Alter, sowie die Behauptung bestritten, daß man es mit Paläolithen zu tun habe. Mit der Zeit mehrten sich die Funde. So erhielt O. Herman im Jahre 1894 ebenfalls vom Baugrund des Barsony’schen Hauses einen zweiten, weniger gut bearbeiteten Steinabspließ und im Jahre 1905 aus dem Avaser Friedhof eme außerordentlich charakteristische Lorbeerblattspitze; auf Grund dieses Steingerätes erklärte er den grobkörnigen schotterführenden Ton, ın welchem der Fund gelagert war, als pleistozän.” Da diese Bestim- ! HERMAN OÖ. Der paläolithische Fund von Miskole. (Mitteil. der Anthrop. Gesell. in Wien. Bd. XXIII. (der neuen Folge Bd. XIII. S. 77—82. Mit 4 Textf.) Budapest, 1893. ® HERMAN O. Zum Solutreen von Miskole. (Mitteil. der Anthrop. Gesell. in Wien. Bd. XXXVI. (der 3. Folge Bd. VI. S. 1-11. Mit 4 Textf.) Budapest, 1906. . 164 D: OTTOKAR KADIC (8) mung der Auffassung einzelner Fachleute vollkommen zuwiderlief, setzte es Orro HERMAN durch, daß im Interesse der von Zeit zu Zeit auftauchen- den Paläolithe die geologischen Verhältnisse der Gegend von Miskole überprüft und diese Arbeiten von der kgl. ung. geologischen Reichsanstalt vorgenommen werden. Von dem erwähnten Institut wurde mein Freund, Bektionsgeolog Dr. K. v. Papp (jetzt Universitätsprofessor) mit der Vor- nahme dieser geologischen Studien betraut und es gelang ihm, in diese Streitfrage vollkommen Licht zu bringen.! Gleichzeitig mit dem Avaser Fund erhielt im Jahre 1905 Direktor Ionaz v. GÄLFFY ein weiteres Steingerät von dem Eigentümer des Hauses Petöfi-utea Nr. 12. Dieser herrlich bearbeitete Paläolith wurde bei einer Brunnenbohrung im Hofe gefunden. Dem Eifer Ianaz v. GALFFY’s ist es zu verdanken, daß sich die Zahl der Miskoleer Paläolithe nunmehr von Jahr zu Jahr vermehrt. Die meisten Stücke stammen aus der Gegend der Anhöhe Avas, wo das zu den Geräten - benötigte (resteinsmaterial, namentlich der bläulichgraue Chalcedon, anstehend gefunden wird. Die Miskolcer Paläolithe haben jedoch den Nachteil, daß die Bestim- mung ihres Alters mit großen Schwierigkeiten verbunden ist. Auf dem Gebiete der Stadt Miskole caibt es keinen Fußbreit Bodens, der nicht von menschlicher Hand umgegraben worden wäre. Die Möglichkeit, daß das geologische Alter der bisher oder in Zukunft zutage geförderten Paläolithe einwandfrei festgestellt werden könnte, ist also gewissermaßen als aus- geschlossen zu betrachten. Unter solehen Umständen erschien die Erfor- schung der nächstgelegenen Höhlen von Wichtigkeit. Auch diesmal war es OÖ. Herman, der auf die Höhlen des Bükkgebirges hinwies und deren Durchforschung der Direktion der geologischen Reichsanstalt anempfahl. Wie bekannt, waren die Höhlen und Grotten beliebte Aufenthaltsorte des Urmenschen, die er zugleich als Wohnstätten benützte; ist es also riehtig, daß der Mensch im Pleistozän in der Gegend von Miskole längere Zeit lebte, so erscheint es mehr als wahrscheinlich, daß er auch die nahe- liegenden Höhlen bewohnte und in deren ungestörten Pleistozänablage- rungen Spuren hinterließ. Mit der Erforschung der Höhlen des Bükkgebirges wurde ich betraut. Im Herbst 1906 suchte ich zunächst sämtliche Höhlen des Szinvatales auf, um mich über ihre Lage zu orientieren. Unter den nahezu zwanzig aufge- suchten Höhlen erwartete ich in erster Reihe von der Durchforschung des Kecskelyuk, des Büdöspest und der Szeletahöhle Erfolge. Zunächst ı Parp, K. Die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Miskolc. (Jahrbuch der kgl. ung. Geolog. Reichsanst. Bd. XVI. Heft 3. S. 93—142.) Budapest, 1907. (9) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 165 erforschte ich die im Forrästal gelegenen Keeskelyuk und Büdöspest‘ (da ich hier die Spuren des Urmenschen nicht entdeckte, begab ich mich auf Anraten O. Herman’s in die Szeleta, die größte Höhle der Gegend, Die Aufschließung der Höhlen im Bükkgebirge verfolgte einen dop- pelten Zweck. Die Grabungen wurden hauptsächlich vorgenommen, um in den Höhlen des Bükkgebirges neuere Spuren des pleistozänen Urmen- schen aufzufinden und im Falle glücklicher Entdeckungen im Interesse der Frage des Miskoleer Urmenschen das geologische Alter des Fundes in der Höhlenablagerung stratigraphisch zu fixieren. Es ist also verständlich, daß wir unter solehen Umständen bei unseren Grabungen die stratigraphi- schen Gesichtspunkte besonders vor Augen hielten, die aufgeschlossenen Schichten und die geologische Lage der darin gefundenen Gegenstände mit größtmöglicher Vorsicht erforschten. Die sorgfältige Grabung war, wie wir später sehen werden, sehr am Platze, denn der die Höhle bewoh- nende prähistorische Mensch, später auch die Schatzgräber, hatten an einzelnen Stellen derartige Änderungen verursacht, die bei oberflächlicher Betrachtung das reine Bild der Fundverhältnisse in großem Maße hätten trüben können. Außerdem geht die Ablagerung in den Höhlen bekannt- lich nieht überall gleichförmig von statten, da sich einzelne Höhlenpar- tien zu verschiedener Zeit und unter verschiedenen Umständen gestalten können. Dem Wasser, zumal dem fließenden Wasser fällt hier ebenfalls eine wichtige Rolle zu. Alle diese Umstände verursachen, daß sich die in den Höhlen abgelagerten Schiehten häufig, sozusagen von Schritt zu Schritt ändern. Wendet man diesen oft vorkommenden Änderungen nicht die nötige Aufmerksamkeit bei den Grabungen zu, so können bei der Beur- teilung der Beobachtungen leicht Irrtümer vorkommen, die nach den Grabungen niemals wieder gutgemacht werden können. Diese Tatsachen veranlaßten uns, unsere Grabungen mit der denkbar größten Sorgfalt vor- zunehmen. Das Wesen der von mir angewendeten Grabungsmethoden besteht in folgendem: 1. Schaffung eines klaren Bildes der Schiehtung des aufzu- schließenden Gebietes, 2. horizontale und vertikale Fixierung der Lager- stätte der Gegenstände in den Schiehten. Nach dieser Methode teilte ich das aufzuschließende Gebiet in 2 m große Quadrate und ließ jedes Quadrat schichtenweise separat ausheben. Die Separierung der Schichten geschah auf geologischer, paläontologischer und archäologischer Grundlage; wo ich die Ablagerungen wegen ihrer Gleiehheit von diesem Gesichtspunkte auf natürlichem Wege nicht weiter gliedern konnte, ließ ich die Schichten in einer Mächtigkeit von 0:5 m abgraben. Bei der Ausgrabung eines‘jeden Quadrates waren regelmäßig vier Arbeiter beschäftigt. Ein Vorarbeiter ‘schloß den Boden auf und durch- 166 D: OTTOKAR KADIC (10 suchte während des Lockerns das abgegrabene Material; das abgegrabene und durchsuchte Material wurde in runden Körben ausgehoben und mittels Schubkarren nach dem Platz vor der Höhle geschafft. Die Kärrnerarbeit wurde überall von zwei Arbeitern verrichtet. Das aus der Höhle stammende Material wurde am Platze vor der Höhle bei Tageslicht von einem anderen Arbeiter zum zweiten Male sorgfältig durchsucht. Bei den Arbeiten in den dunkleren Höhlenpartien wurden einfache Azetylenlampen verwen- det. Um die Aufmerksamkeit meiner Arbeiter zu erwecken und zum Suchen anzuspornen, gab ich ihnen für jeden gefundenen Paläolith eine geringe Belohnung. Nach Aufgrabung der Quadrate fertigte ich von den senkrechten Aufschlüssen ein genaues Profil an; durch Anemanderreihung der Profile von je zwei Meter erhielt ich das vollständige Profil des aufgeschlossenen Teiles der Länge und Breite nach. Die Quadrate bezeichnete ich mit arabischen, die einzelnen Schichten darın mit römischen Zahlen Gegenstände aus demselben Quadrat und derselben Schicht wurden im em gememsames Paket gegeben. Die gesam- melten Gegenstände habe ich nach gehöriger Remigung, bezw. Präparie- rung inventarisiert, damit sie leichter behandelt und nicht vertauscht wer- den können. Jedes Stück wurde mit emer Zahl versehen, unter welcher ich im Inventarverzeichnis in separaten Rubriken die wichtigsten Daten des Fundes (Name, Lagerstätte, geologisches Alter, Material u. s. w.) eintrug. Eine ganz gesonderte Behandlung erfuhren jene Funde, deren Lager- stätte unbekannt oder unbestimmt gewesen ist. Hieher gehören solche Stücke, die aus gestörten Schichten gewonnen wurden, die sekundär lager- ten und die aus dem Schutt der abgestürzten Höhlenwandteile gesammelt wurden, welcher in den ‚Jahreszeiten zwischen den emzelnen Grabungen abbröckelte. Alle diese Gegenstände wurden bei der stratigraphischen Würdigung außer acht gelassen und fanden in den Sammlungen nur ihres objektiven Wertes wegen Aufnahme. Nach Aufschluß eines Quadrats bis 0:5 m folgte die Aushebung des nächsten Quadrats und so weiter, bis die ganze Quadratreihe bis zu 0°5 m aus- gegraben war. Der ersten Reihe folgte die zweite nach. Die Grabung wurde stellenweise in horizontaler, stellenweise m vertikaler Richtung vorgenom- men. Im letzteren Falle ließ ich jedes Quadrat schichtenweise bis zu 2—-3 m oder bis zur Sohle aufschließen. Dieses Verfahren erwies sich insofern als vorteilhafter, als die Schichtung eines jeden Quadrates unmittelbar fest- gestellt werden kann und die derart gewonnenen Profile übersichtlicher sind. Das hier beschriebene Verfahren haben wir in der Szeletahöhle acht (11) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 167 Jahre hindurch streng und konsequent zur Anwendung gebracht, von Jahr zu Jahr auf Grund neuer Erfahrungen vervollständigt, so daß uns gegenwärtig eine erprobte Methode zur Verfügung steht, die sich vollkom- men bewährt hat. Bei den Grabungen hatten wir auch mit gewissen Schwierigkeiten und Hindernissen zu kämpfen. Vor dem Höhleneingang befand sich ein sehr beschränkter freier Raum, wo wir das aufgehobene Material ablagern konnten. Außerdem befindet sich die Höhlenöffnung an einer steilen Berg- lehne unmittelbar über dem Dorfe. Nur der feinere Schutt konnte an dieser Lehne hinuntergelassen werden, während die größeren Steinstücke schon bei der Grabung gesondert gesammelt und auf der engen Terasse vor dem Höhleneingang angehäuft werden mußten. Mit der Zeit sammelten sich die herausgebrachten Steinblöcke hier so sehr an, dab ihr Absturz durch den Bau starker Stützpfeiler auf beiden Seiten der Öffnung aufgehalten werden mußte. Das zweite Hindernis bildeten die in der Höhle, insbeson- dere aber im Höhleneingang angehäuften großen Steinblöcke. Zur Ermög- lichung der ungestörten Fortsetzung der systematischen Grabungen mub- ten diese im Wege stehenden Steinblöcke gesprengt und stückweise aus der Höhle getragen werden. Alle diese Nebenarbeiten erheischten große Opfer an Zeit und Geld. a v 5 ANDITET. Hi BA Bun) ARCHE { { f I Be} le IEUSTUTIR BUNDESRAT A ! re Aura i j f P D ih ha HERR | ’ = J {I | N Anne Sartre REN A, \ KOM DOOR AB Lay i N 10 vialsran ) 1, j Far „aa URN MM j f j ui [Ft ae IR al [ I sign ı ASIEN AR Elite: KIELATEH GESCHICHTLICHER TEIL. GESCHICHTE DER GRABUNGEN UND STUDIENREISEN. I. Grabung im Herbst 1906. In diesem Jahre wurden sowohl in der Szeletahöhle, als auch in den Keeskelyuk und Büdöspest genannten Höhlen bloß Probegrabungen vor- genommen. Die Grabungen dauerten vom 14. bis zum 28. November und die Kosten betrugen 200 Kronen. Während dieser Zeit ließ ich m der Vor- halle der Höhle eine 12 m lange und 2 m breite Grube bis zu einer Tiefe von 6'5 m ausheben. Das aufgenommene Profil der aufgeschlossenen Grube zeigte in der Richtung von oben nach unten eine im Durchschnitt 1 m mächtige Ho- lozänschieht aus schwarzem Ton (Humus), in welcher ich Feuerstätten (Asche, Holzkohle), primitive Tongefäßscherben, aufgeschlagene Knochen von Haussäugetieren, geschliffene Knochengeräte, den hintern Teil eines menschlichen Kinns und auf dem Grund der Schiehte ein Klingenbruch- stück fand. Die Ablagerungen unter dem Alluvium bestanden zunächst aus licehtgrauem, dann aus lichtbraunem, weiter aus dunkelbraunem Höhlen- lehm und Kalksteinschutt. Dieser 55 m mächtige Schiehtenkomplex führte durchwegs Knochen des Ursus spelaeus, was bei einem vollständigen Man- gel an rezenter Fauna dafür spricht, daß die aufgeschlossenen Schiehten pleistozän sind. Die Knochen des Höhlenbären wurden zum größ- ten Teile in aufgeschlagenem und abgestoßenem Zustand gefunden. Die meisten Knochen sind der Länge nach aufgeschlagen, an einzelnen Stücken fanden sich sogar Schlagmarken, woraus ich schloß, daß wir es mit Men- schenhandwerk zu tun haben. Unter den Knochenbruchstücken fand ich auch solche, deren Kanten und Spitzen abgenützt waren. Da in den auf- geschlossenen Schichten Spuren des Flußwassers, namentlich Schotter und Sand nieht gefunden wurden, hielt ich es für wahrscheimlich, daß die Abnützung von Menschenhand herrührt. Viel wichtiger war es, daß ich in den ungestörten Pleistozänschiehten der Höhle auch auf Brandspuren stieb. Die hier gefundenen Holzkohlenreste waren ein sicheres Zeichen, daß der Urmenseh im Pleistozän tatsächlich in der Szeletahöhle gehaust hat. Über das Ergebnis der oben skizzierten Probegrabung erstattete 172 D: OTTOKAR KADIÖ (16) ich in der am 3. April 1907 abgehaltenen Fachsitzung der Geologischen Gesellschaft Bericht,! bei welcher Gelegenheit weil. Dr. Aurkı v. Török das Wort ergriff und das Vorkommen des pleistozänen Urmenschen in der Szeletahöhle auch seinerseits als sehr wahrscheinlich bezeichnete. I. Studienreise im Jahre 1907. Um die Echtheit der entdeckten pleistozänen Menschenspuren in der Szeletahöhle sicher beurteilen zu können, wurde ich von der Direktion der kgl. ung. Geologischen Reichsanstalt im Frühjahr 1907 nach Wien entsendet, damit ich das gesammelte Material in der archäologischen Ab- teilung des k. k. Hofmuseums einem Studium unterziehe und den dorti- gen Fachleuten vorlege In Wien suchte ich die Herren Universitätsprofessor Dr. Morız HoERNEs und Regierungsrat Dr. JosspH SzoMBATHY auf und legte ihnen das mitgebrachte Material vor. Die genannten Herren erklärten nach eingehender Prüfung der Gegenstände überemstimmend, daß die Abstoßung der Bruchteile der Bärenknochen nicht vom Urmenschen herrührt, sondern durch das Dahmwälzen im Wasser entstanden ist. Knochengeräte, die durch menschlichen Gebrauch abgenützt sind, weisen eine lokalisierte Abnützung auf. Der Mensch gebraucht zumeist nur einen gewissen Teil des als Werkzeug verwendeten Knochenbruchstückes, z. B. die Spitze oder eine Kante, und diese werden dadurch abgenützt; an den Szeletaer Knochenbruchstücken aber sind sämtliche Teile abgeglättet. Die Abnüt- zung ist also eine allgememe, woraus folgt, daß sie nicht absichtlich, son- dern durch Zufall zustandegekommen ist. Die vorgelegten Holzkohlen- stücke bezeichneten jedoch die beiden Herren als wiehtige Menschenspuren und empfahlen die Fortsetzung der Forschungen. Die in Rede stehenden Gegenstände hat auch der Entdecker des Krapinaer Urmenschen, Hofrat Prof. Dr. Gorsanovıs anläßlich eines Besuches untersucht und sich in ähnlichem Sinne geäußert. Einzelne un- garische Fachleute vertraten ebenfalls die obenerwähnte Ansicht, wäh- rend andere die abgestumpften Knochen auch heute noch für wirkliche Werkzeuge des Urmenschen halten. I. Grabung im Frühjahr 1907. Nachdem die ersten Spuren des pleistozänen Urmenschen in der Szeletahöhle gefunden waren, hat die kgl. ung. geologische Reichsanstalt ı Protokollbericht. (Földt. Közlöny. Bd. XXXVII. S. 205—207.) Budapest, 1907- (17) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 173 meinem Wunsche entsprechend die Fortsetzung der Grabungen ange- ordnet. Die Grabungen nahm ich vom 15. Mai bis 30. Juni mit einem Kosten- aufwand von 1000 Kronen vor. Mein Streben ging dahin, die im Vorjahre aufgeschlossene Probegrube nach jeder Richtung zu erweitern. Nach der in der Einleitung besprochenen Methode ließ ich in diesem Jahre um die in der Vorhalle aufgeschlossene Probegrube herum in einem Ausmaße von ungefähr 28 m? die Niveaus I-VI aufgraben. Ferner ließ ich im Ostteile der Höhle das Niveau lim Ausmaße von 68 m? aufschließen. Die Grabungen bewegten sich in holozänen und pleistozänen Schichten und hatten folgendes Ergebnis: Inden Holozänschichten, hier in der Vorhalle stellenweise von beträchtlicher Mächtigkeit, wurden gleichwie im Vorjahre m Gesell- schaft rezenter Haussäugetiere Tongefäßscherben, geschliffene und ver- zierte Knochengeräte, das Bruchstück einer geschliffenen und durchbohrten Steinaxt und mehrere Kieselklingen gefunden. Aus den Pleistozänschichten wurden teils ganze, teils aufgeschlagene und abgestoßene Höhlenbärenknochen zutage gefördert, in deren Gesellschaft diesmal endlich auch 40 Stück paläoli- thische Steingeräte gefunden wurden. Das erste Steingerät, das wir am ersten Grabungstag nächst dem Höhlenemgang unmittelbar unter dem Humus im grauen pleistozänen Lehm gefunden haben, war eine kurze breite Lorbeerblattspitze. Diesem einen Stück folsten in einigen Tagen mehrere Lorbeerblattspitzen und andere Paläolithe, namentlich Klingen. Schaber, Kratzer, Bohrer, Spitzen und zahlreiche unversehrte Absplisse. Außer den systematischen Grabungen in der Vorhalle ließ ich noch im rückwärtigen Teil des Hauptganges eine Probegrabung vornehmen. Hier ließ ich eine 6 m lange und 2 m breite Grube bis zur Höhlensohle ausgraben, um festzustellen, ob in diesem rückwärtigen, gänzlich finsteren Teil der Höhle Spuren des pleistozänen Urmenschen zu finden sind. Das in der Grube aufgenommene Profil zeigte unter einer dünnen Guanodecke einen 3:5 m mächtigen pleistozänen Schichtenkomplex. Groß war meine Überaschung, als ein Arbeiter in dieser Probegrube aus dem Kalktuff an der Grenze des Holozän und Pleistozän eine herrlich bearbeitete Lorbeerblattspitze zutage förderte. Ein wenig tiefer wurde eine mächtige Jaspisklinge mit stark abgespleißter Kante gefunden. Die Frage des Miskolcer 'pleistozänen Urmenschen war dureh diese Grabung vollkommen entschieden. Die m der Szeletahöhle gefundenen paläolithischen Steingeräte erbrachten unzweifelhaft den Beweis, daß der Urmensch im Pleistozän tatsächlich im Bükkgebirge gelebt hat. Sem Haupt- aufenthaltsort dürfte der Miskoleer Avas gewesen sein, wo er das zu seinen Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 4. Heft. 13 174 D: OTTOKAR KADIG (18) Geräten nötige Stemmaterial anstehend fand. Als Wohnstätte benützte er auch die Hämorer Szeletahöhle, wahrscheinlich suchte er auch die üb- rigen Höhlen des Bükkgebirges auf. III. Grabung im Herbst 1907. Die in der Szeletahöhle entdeckten paläolithischen Steinwerkzeuge ließen die Fortsetzung der Grabungen als angezeigt erscheinen, so daß ich von der Direktion der kgl. ung. geologischen Reichsanstalt auch mit der Fortsetzung der Grabungen betraut wurde. Die Grabungen nahm ich mit einem neuerlichen Kostenaufwand von 1000 Kronen vom 18. Oktober bis 3. Dezember vor. Diesmal ließ ich im Höhleneingang, im westlichen Teile der Vorhalle und im östlichen Teil des Hauptganges im Ausmaße von insgesamt 132 m? das Niveau I aufgraben; außerdem im östlichen Teil der Vorhalle auf einem Areal von 40 m? das Niveau II. Das Grabungsergebnis gestaltete sich auch diesmal überraschend, da außer rezenten und fossilen Säugetierresten und Kulturresten des holo- zänen Urmenschen sowohl in der Vorhalle, als auch im Hauptgang neu er- lich 50 Stück paläolithische Steingeräte gesammelt wurden. Wieder gelangten wir in den Besitz mehrerer Lorbeerblattspitzen, eine schöner als die andere, und zahlreicher schön bearbeiteter und unbe- arbeiteter Absplisse. Das wichtigste Ergebnis dieser Grabung bestand jedoch darm, daß ich im rückwärtigen Teil des Hauptganges auf eine ungestörte pleisto- zäne Kulturschichte gestoßen bin. Die Kulturschichte machte sich in der Form eines eimheitlichen regellos verlaufenden Streifens bemerkbar. Sie enthielt Kohlenstaub, Asche, Holzkohle, aufgeschlagene und teils angebrannte, teils verkohlte Höhlen- bärenknochen, in deren Gesellschaft zahlreiche Paläolthgeräthe, nament- lich mehrere herrlich bearbeitete Lorbeerblattspitzen gefunden wurden. Die Ergebnisse der Grabungen im Jahre 1907 habe ich in der Fach- sitzung der Geologischen Gesellschaft am 8. Januar 1908 mitgeteilt ;! die Mitteilungen sind samt den Ergebnissen des Jahres 1906 in der Form eines zusammenfassenden Aufsatzes im Földtani Közlöny erschienen.? 1 Protokollbericht. (Földt. Közl. Bd. XXXVII. S. 162—163.) Budapest, 1908. ® Kapic, 0. Beiträge zur Frage des diluvtalen Menschen aus dem Szinvatale. (Földtani Közl. Bd. XXXVI. S. 381—395.) Budapest 1907. (19) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 175 II. Studienreise im Jahre 1908. Im Besitze der paläolithischen Steimgeräte aus der Szeletahöhle war meine erste Aufgabe, diese Funde einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen, ihr Kulturniveau festzustellen und mit ähnlichen Funden zu vergleichen. Da mir in Ungarn eine zu Vergleichszwecken geeignete Sammlung nicht zur Verfügung stand, war ich bemüssigt, mich mit dem gesammelten Material ins Ausland zu begeben. In erster Reihe kamen dabei die österreichischen, insbesondere die von den nächstgelegenen mährischen Pleistozänfundorten herrührenden Sammlungen in Betracht. Die Direktion der kgl. ung. geologischen Reichsanstalt hatte auf mein Ansuchen abermals die Güte, mir Gelegenheit zu der notwendigen Studien- reise zu bieten, die ich vom 5. bis 19. Februar 1908 tatsächlich unternom- men habe. Mein erster Weg führte mich wieder nach Wien, wo ich in der archäo- logischen Abteilung des k. k. Hofmuseums meine Steingeräte mit dem dort ausgestellten niederösterreichischen und mährischen Material verglich und mit dem Kustos der Abteilung, Herrn Regierungsrat Dr. JoserH v. SZOMBATHY und dem Herrn Universitätsdozenten Dr. Hugo ÜBERMAIER über die Szeletaangelegenheit konferierte. Besonders ÜBERMAIER beschäf- tigte sich mit den Szeletaer Paläolithen eingehend, wobei er sie vom ersten bis zum letzten von archäologischem Gesichtspunkte bestimmte und be- urteilte. Es stellte sich heraus, daß die Szeletaer Steinindustrie typisches Solutr&en ist, in welchem besonders die prächtig bearbeiteten Lor- beerblattspitzen in großer Anzahl vertreten sind. Bei der Untersuchung hat OBERMAIER die Eehtheit mehrerer Exem- plare der Szeletaer Paläolithe, imsbesondere aber der schönen Lorbeer- blattspitzen angezweifelt und zwar aus folgenden Gründen. 1. An den in Rede stehenden Steingeräten fehlt jegliche Patina; ihre Spur müßte, wenn auch nur in geringstem Maße, unbedingt vorhanden sein. Die Stücke sind ganz frisch und erwecken den Eindruck, als ob sie vor ganz kurzer Zeit verfertigt worden wären. 2. Die Flächen der einzelnen Stücke entraten vollständig der ein- heitlichen Bearbeitung im Sinne der Solutreentechnik. Die an den Flächen wahrnehmbaren Brüche sind brutal, man sieht unabgesplißte Details, was bei echten Paläolithen nicht der Fall wäre. Wegen dieser beiden Ursachen bezeichnete OÖBERMAIER einen Teil der Szeletaer Steingeräte als moderne Fabrikate, während er die übrigen Stücke als echte Paläolithe anerkannte. Diese unerwartete Äußerung nahm ich mit erklärlicher Betroffen- heit entgegen und bemerkte sofort, daß bei den vorgelegten Exem- 13* 176 D: OTTOKAR KADIÖ (20) plaren keinerlei Zweifel begründet erschemen und zwar aus folgenden Gründen: 1. Die durchgeführten Grabungen wurden von mir persönlich gelei- tet und ich habe bei Auffindung jedes einzelnen Steimgeräts die Fundver- hältnisse an Ort und Stelle festgestellt und notiert. Die meisten Stücks wurden in ungestörten primären Lagerstätten gefunden, zahlreiche Stein- geräte aber gelangten aus einer mächtigen Kalktuffbank vor meinen Augen an den Tag. Ich bezeichnete es als ausgeschlossen, daß ich bei sorgfältigster Einsammlung so vieler Steingeräte einen allfälligen Betrug nieht bemerkt hätte. 2. Die Grabungen wurden von Hämorer Arbeitern bewerkstelligt, die ehedem Paläolithe nie in ihrem Leben gesehen haben. Nur nachdem wir die ersten Exemplare gefunden hatten, machte ich sie aufmerksam, was sie suchen sollen, und um sie zum Suchen anzueifern, ließ ich ihnen eine besondere, unbedeutende Belohnung für jedes gefundene Stück zuteil werden. Ich bezeichnete es als ausgeschlossen, daß meine Arbeiter, diesen Vorteil mißbrauchend, sich zur Fälschung von Paläolithen entschlossen und ihre Nachahmungen insgeheim in die aufzuschließenden Schichten gesteckt hätten. Es ist nicht denkbar, daß diese einfachen Leute, die keine Ahnung von Paläolithen hatten, typische Solutreengeräte anfertigen könn- ten und noch dazu um geringen Separatlohn! Außer mir und meinen Arbeitern hatte sich, meines Wissens, niemand in der Höhle aufgehalten, nach Schluß der Arbeitszeit wurde die Höhle abgesperrt und unter be- hördlicher Aufsicht gehalten. 3. Unter den Miskoleer Paläolithen fanden wir auch Stücke, die mit den in der Szeleta gesammelten und für moderne Fabrikate erklärten Exemplaren vollständig übereinstimmen. Sie wurden aus demselben blau- grauen Öhalcedon verfertigt, haben ebenfalls ein ganz frisches Aussehen und auch an diesen fehlt die Patina. Danach gibt es auch in Miskole Paläo- lithe, deren Echtheit aus demselben Grunde angezweifelt werden kann, wie im Hämorer Fall. Ich bezeichnete es als sonderbar, daß die genannte Gegend derart mit gefälschten Paläolithen überschwemmt sein sollte! In wessen Interesse stände es, die Serie der in der Szeleta und in Miskole ge- fundenen schönen Paläolithe mit Falsifikaten zu bereichern? Mit diesen und ähnlichen Argumenten trachtete ich die Echtheit der Szeletaer Steimgeräte zu verteidigen, doch vergebens. Das k. k. Hofmu- seum verließ ich, ohne daß es mir gelungen wäre, die genannten Herren von der Echtheit der Szeletaer Paläolithe zu überzeugen. Ich war mir im klaren, daß sich OBERMAIER in seinem Urteil geirrt hatte. Die fraglichen Steimgeräte haben tatsächlich ein völlig frisches Aussehen, haben keine Patina, einige Lorbeerblattspitzen aber sind derart regelmäßig und künst- (21) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. ler lerısch bearbeitet, daß die Geschicklichkeit und der Geschmack des Haä- morer Urmenschen wirklich verblüffend ist. Zweifel sind jedoch nur solange berechtigt, als man die Geräte an sich betrachtet. Sobald man auch die übrigen Tatsachen, insbesondere die Fundverhältnisse in Betracht zieht, werden alle weiteren Zweifel hinfällig. Um die aufgetauchten Zweifel möglichst zu beheben, mache ich in einem meimer Aufsätze! in emem separaten Kapitel auch die Echtheit der im der Szeleta gefundenen Steimgeräte zum Gegenstand der Diskussion, wobei ich darlege, daß Patina und Technik der Steimgeräte in großem Maße von der mineralogischen Beschaffenheit des Materials abhängig sind. In diesem Aufsatz verweise ich darauf, daß die angezweifelten Szele- taer Steingeräte aus geschichtetem Chalzedon, also einer edleren Gesteinart angefertigt wurden, weshalb an den nicht oxydierbaren Flächen sich keine Patina bilden konnte. Was die Technik der Steingeräte anbelangt, verweise ich weiter darauf, daß derselbe Solutreenmensch aus massivem und geschich- tetem Gestein nieht Steingeräte vollständig gleicher Qualität herstellen konnte, denn die Art der Herstellung wird in großem Maße von der Struktur des Gesteins bedingt. In unserem Falle sind die staffeligen Brüche und Unebenheiten, auf Grund deren OÖBERMAIER die betreffenden Stücke als Fälschungen deklarierte, auf die geschiehtete Struktur des Miskolcer Uhal- zedons zurückzuführen. Schließlich fragt es sich, ob sämtliche Solutreenindustrien unbedingt in allen Einzelheiten übereinstimmen müssen? Dies ist höchstens nur dort möglich, wo solche Ansiedlungen nahe bei einander gelegen waren, wo die Menschen in fortwährender Berührung gewesen sind, dasselbe Material verwendeten und wo die Bearbeitungsgebräuche zum (Grememgut sämt- licher benachbarten Ansiedelungen geworden waren. Sobald sich aber Menschengruppen infolge Wanderung oder auf anderem natürlichen Wege absonderten, wie es mit dem Miskoleer und Hämorer Menschen der Fall sein dürfte, haben sich infolge längerer Isolierung auch die Bearbeitungs- gebräuche und der ursprüngliche Charakter der Industrie geändert. Aus Wien begab ich mich nach Tel@ zur Besichtigung der berühmten Privatsammlung von weiland Karı Maska. Das hier gesehene reichhaltige archäologische, paläontologische und anthropologische Material aus Pred- most und den Stramberger Höhlen hat mich wahrhaftig verblüfft. Die nächste Station war Prag, wo ich in der prähistorischen Sammlung des Landes- museums die in den Ziegeleianlagen von Jenerälka und Lubna gefundenen Gegenstände besichtigte. Von hier endlich reiste ich nach Brünn, um mit ı Kanıc, O. Paläolithische Steingeräthe aus der Szeletahöhle bei Hämor in Ungarn. Mit 5 Textfig. (Földt. Közl. Bd. XXXIX. S. 580—598.) Budapest, 1909. 178 D: OTTOKAR KADIC (22) der Besichtigung der kleinen prähistorischen Sammlung des dortigen Mu- seums meine Studienreise abzuschließen. IV. Grabung im Frühjahr 1908. Auf Grund des im verflossenen Jahre erzielten schönen Ergebnisses ordnete die Direktion der kgl. ung. geologischen Reichsanstalt auf mein Ersuchen die Fortsetzung der Aufschließung der Szeletahöhle an und betraute abermals mich mit der Leitung der Grabungen, die ich in diesem Jahre vom 4. Mai bis 21. Juni wieder mit einem Kostenaufwande von 1000 Kronen ausführte. Mein Hauptzweck war, mir ein klares Bild von der Verbreitung der Paläolithe zu verschaffen und möglichst viel davon zu sammeln. Infolgedessen ließ ich zunächst im Ausmaße von 48 m? das Niveau I im westlichen Teile der vorderen Hälfte des Hauptganges und in dessen Endabschnitt aufschließen, um das horizontale Vorkommen der Stemgeräte festzustellen. Dabei legte ich großes Gewicht darauf, daß die Absonderung von Holozän und Pleistozän je präziser durchgeführt werde. Nach Beendigung dieser Arbeit ließ ich das im Höhleneingang und in der Vorhalle noch übriggebliebene Niveau II ebenfalls auf einem Gebiete von 48 m? ausgraben. Die Grabungsergebnisse überflügelten vom Gesichtspunkte des gesammelten paläontologischen und prähistorischen Materials alle bisherigen Grabungen. Während bislang ausschließlich Höhlenbärenknochen im grö- ßerer Menge gefunden worden waren, gelangten bei dieser Gelegenheit auch Reste anderer Säugetiere an den Tag. An paläolithischen Steingeräten sammelte ich diesmal nahezu 300 Stück. Natürlich besteht ein großer Teil dieser Sammlung aus unberührten, oder nur zum Teile bearbeiteten Abspließen. Trotzdem gelangten wir in diesem Jahre in den Besitz einer prächtigen Paläolithreihe und auch die Zahl der schönen Lorbeerblattspitzen vermehrte sich um einige Exemplare. Die Ergebnisse der Grabungen im ‚Jahre 1908, sowie meine auf der ausländischen Studienreise gesammelten Erfahrungen habe ich in einem zweiten Bericht im «Földtani Közlöny» mitgeteilt. In demselben Aufsatz habe ich auch die Beschreibung mehrerer Szeletaer Paläolithe und deren Abbildung veröffentlicht. ı Kapıc, O. Paläolithische Steingeräthe aus der Szeletahöhle bei Hämor in Un- garn. Mit 5 Textfig. (Földt. Közl. Bd. XNXXIX. S. 580-598.) Budapest, 1909. Be) (23) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 17 V. Grabung im Frühjahr 1909. Die Direktion der kgl. ung. geologischen Reichsanstalt hat mich in diesem Frühjahr mit der Aufgabe nach Hämor gesendet, die bisherigen Grabungen in der Szeletahöhle abzuschließen. Da es jedoch vorauszusehen war, daß die Grabungen mit Hilfe einer von anderer Seite kommenden beträchtlichen Unterstützung dennoch fortgesetzt werden können, wurde ich von der genannten Direktion betraut, für die in Aussicht gestellten großangelegten Arbeiten einen Mitarbeiter zu suchen, der sich an den Grabungen im Frühjahr beteiligen und nach Erwerbung der Kenntnis der Grabungsmethoden die Grabungen im Sommer selbständig fortführen würde. Ich trachtete für diesen Zweck den Anthropologen Dr. E. Hıuvs BRAND zu gewinnen, der auf meine Aufforderung seine Mithilfe bei den Grabungen bereitwilligst zusagte. Unsere gemeinsamen Grabungen bewerkstellisten wir vom 10. bis 31. Mai mit emem Kostenaufwand von S00 Kronen. Während dieser Zeit ließen wir zunächst das im mittleren und rückwärtigen Teil des Hauptganges noch unberührt gebliebene Niveau I auf emer Fläche von 36 m? aufschließen, sodann aber das im westlichen Teil der Vorhalle noch übriggebliebene, 26 m? umfassende Niveau Il ausheben. Das Ergebnis war auch diesmal befriedigend, indem wir auch bei der jetztigen Gelegenheit neben wert- vollem paläontologischen Material nahezu 100 Stück paläolithische Geräte gesammelt haben. Zur Zeit unserer Grabungen besuchte der Direktor der geologischen Reichsanstalt Dr. L. v. Löczy zweimal die Höhle und stellte durch Trian- gulation die relative Höhe der Höhle und die Lage der Doline über der Höhle fest. Seine Messungen ergaben, daß die Höhle 95 m hoch über dem Inundationsgebiet der Szinva liest und daß die Sohle der erwähnten Doline mit der Höhe des rückwärtigen Teiles des Höhlenhauptganges so ziemlich übereinstimmt, so daß die Doline mit dem rückwärtigen Teil der Höhle zusammenhängen muß. Um das Verhältnis der in Rede stehenden Doline zur Höhle unmittel- bar festzustellen, ließen wir auf Anraten L. v. Löczys die 2:5 m lange und ebenso breite Grube am Dolinengrund bis zu einer Tiefe von 4°2 m ausheben, ohne die gewünschte unmittelbare Verbindung mit der Höhle zustandebrin- gen zu können. VI. Grabung im Sommer 1909. Mit der Frühjahrsgrabung betrachtete die Direktion der geologischen Reichsanstalt die Sache der Szeletahöhle ihrerseits als abgeschlossen. Das 180 D: OTTOKAR KADIG (24) genannte Institut hat für die Forschungen in der Szeletahöhle insgesamt 4000 Kronen geopfert, welehe Kosten das Ackerbauportefeuille belasten. Durch die bisherigen Grabungen wurden hauptsächlich die oberen Niveaus aufgedeckt, die tieferen Schichten jedoch blieben zumeist unberührt. Da voraussichtlich auch die Aufschließung dieser Erfolg verhieß, nahm sich das Miskoleer Museum mit größter Bereitwilligkeit der weiteren Gre- bungen an, und die Leitung des Museums, namentlich Obergespan JuLıus v. Tarnay und Direktor Ignaz v. GALFFY, opferte, die wissenschaftliche Wichtigkeit der Forschung vor Augen haltend, zur Weiterführung der Grabungen ebenfalls 4000 Kronen. Auf Kosten dieser ansehnlichen Summe ließen wir in diesem Jahre vom 1. Juni bis 4. September und vom 21. November bis 14. Dezember Grabungen vornehmen. Da meme amtliche Inanspruchnahme nicht ge- stattete, soviel Zeit allein dieser Angelegenheit zu widmen, wurden die Sommergrabungen nach der begonnenen Methode von meinem Freund, dem Anthropologen E. HıLLEBRAND mit voller Hingebung fortgesetzt. Der Hauptzweck, den wir verfolgten, war der, die östliche Hälfte der Vorhalle und des Höhlenganges möglichst bis zur Sohle aufzuschließen und dieserart von der Schichtenlagerung und der vertikalen Verteilung der Steingeräte ein klares Bild zu gewinnen. Außerdem ließen wir auch im Nebengang Grabungen vornehmen. Für die dreimonatliche Sommergrabung wurden von der erwähnten Summe 3400 Kronen verausgabt; um diese Summe ließ E. HILLEBRAND die folgenden Partien aufgraben: im vorderen und mittleren Nebengang auf 48 m? das Niveau I, im vorderen und mittleren Teil der östlichen Hälfte des Hauptganges auf 104 m? das Niveau II, im östlichen Teil der Vorhalle und im vorderen und mittleren Teile der östlichen Hälfte des Hauptganges auf 122 m? das Niveau III, in denselben Teilen auf 108 m? das Niveau IV, ım östlichen Teil der Vorhalle auf 70 m? das Niveau V, ebenda auf 64 m? das Niveau VI], auf 20 m? aber die Niveaus VII—X. Wie ersichtlich, gelang es uns diesmal, einen ansehnlichen Teil der Höhlenausfüllung stellenweise bis zu einer Tiefe von 5 m aufzuschließen, ohne irgendwo die Höhlensohle zu erreichen. Was die Ablagerungsverhältnisse der aufgeschlossenen Schichten betrifft, erstattete Dr. Hınuegrann über seme Beobachtungen folgender- maßen Bericht.! Das Pleistozän unter dem Humus weist von oben nach unten folgende Schichtenreihe auf. 1 HILLEBRAND, E. Bericht über die in der Szeletahöhle im Sommer des Jahres 1909 durchgeführten Ausgrabungen. Mit 5 Textfig. (Földt. Közl. Bd. XL. S. 681 —692.) Buda- pest, 1910. (25) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 181 Niveau I—II besteht aus licht- oder dunkelgrauem Höhlenlehm, der ausschließlich eckigen Kalksteinschutt und ganze Knochen führt; die Kanten und Spitzen der aufgeschlagenen Knochen sind scharf. In diesem Niveau kommen stellenweise auch kleinere Feuerstätten vor. Niveau III—IV besteht aus rötlichem Lehm, in welehem sowohl runder als eckiger Kalksteinschutt, ferner scharfkantige und abgestoßene Knochenbruchstücke vorkommen. In diesem Niveau befand sich auch noch eime Feuerstätte, tiefer jedoch wurden Feuerstätten nicht mehr ge- funden. Niveau V— VIII besteht aus rotem Lehm, in welchem fast ausschließ- lich runder Kalksteinschutt und abgestoßene Knochenbruchstücke gefunden wurden. Niveau IX—X besteht aus braunem Lehm, größtenteils schuttfrei, die vereinzelt vorkommenden Kalksteinblöcke sind eckig und stark ver- wittert. Die braune Lehmschicht unterscheidet sich durch ihre schuttfreie Beschaffenheit und ihre braune Farbe scharf von den oberen Schichten. Die Ausfüllung der Höhle ging demnach in drei gut unterscheidbaren Perioden vor sich. In der ersten Periode bildete sich der braune Höhlen- lehm (Niveau IX—X) In der zweiten Periode drang fließendes Wasser in die Höhle ein; während dieser Zeit lagerte sich der rote Höhlenlehm mit den abgestoßenen Knochen und abgerundetem Kalksteinschotter ab (Niveau V— VIII). Während der dritten Periode häufte sich der graue Lehm mit dem eckigen Kalksteinschutt und den ganzen Knochen an (Niveau I—-II). Niveau IIT—IV bildet die Übergangssehicht zwischen der ersten und zweiten Lage. Entsprechend der großen Arbeit waren auch die in der Höhle ange- stellten Sammlungen von ansehnlichem Erfolg begleitet. Sechs große Kisten wurden voll mit dem paläontologischen Material, namentlich Höhlenbären- knochen. Von Paläolithgeräten fanden wir diesmal ungefähr 800 Stück. In der vertikalen Verteilung der Steingeräte war nun bereits eine gewisse Entwicklung zu beobachten. Während in den tieferen Niveaus, insbesondere im roten Lehm primitiv bearbeitete kleinere Lanzenspitzen und Steingeräte mit Steilretusche gefunden wurden, waren an den oberen grauen Lehm feinbearbeitete größere Lorbeerblattspitzen, Steingeräte mit Flachretusche und scharfkantige Klingen gebunden. VII. Grabung im Herbst 1909. Auf Kosten der 600 Kronen, die aus der Spende des Miskoleer Museums geblieben sind, ließ ich vom 21. November bis 14. Dezember abermals graben. Diesmal wurde im rückwärtigen Teil des Hauptganges auf 34 m? 182 D: OTTOKAR KADIC (26): das Niveau III und ebenda auf 52 m? das Niveau IV aufgeschlossen. Während im Niveau II nicht em einziges Steimgerät gefunden wurde, sammelten wir ım Niveau IV nahezu 40 Stück. Außer der im rückwärtigen Teil der Höhle geleisteten Arbeit vertief- ten wir weiter die tiefe Grube m der Vorhalle, doch auch jetzt gelangten wir nicht bis zum wirklichen Grunde. Die Grabung ging in der Grube durch- wegs in braunem Höhlenlehm vonstatten, in welchem wir außer verwitter- ten Kalksteinblöeken und abgestoßenen Bärenknochen nichts fanden. VIN. Grabung im Sommer 1910. In diesem Jahre wurden die Grabungen vom 28. August bis 27. Sep- tember abermals von Dr. E. HıLLEgrAnn vorgenommen aus der neuer- liehen 700 Kronen-Spende des Miskoleer Museums. Bei dieser Gelegenheit gelang es. die östliche Hälfte des Hauptganges bis zum Ende auf 52 m? in den Niveaus V und VI ebenfalls aufzuschließen und wir gelangten auch hier bis zu einer Tiefe von 3 m. Die Paläolithe kommen in den tieferen Niveaus dieser Höhlenteile schon spärlicher vor; insgesamt fanden wir hier 40 Stück. Diese Paläolithe weichen in bezug der Bearbeitung von dem in den oberen Niveaus gesammel- ten Material ab, was den Schluß zuläßt, daß wir durch unsere diesjährige Grabung auf eine ältere Steinindustrie gestoßen sind. Paläontologisches Material haben wir auch diesmal reichlich gesammelt. Die Grube in der Vorhalle vertieften wir diesmal um weitere 1'5 m ohne auf den Grund zu stoßen. Von Wichtigkeit ist, daß wir in dem hier ausgehobenen braunen Höhlenlehm, in welchem wir bisher Steingeräte nieht gefunden hatten, ebenfalls einige minder gut bearbeitete Stücke sammelten. In diesem Jahre hielten vom 21. bis 24. August die Ungarischen Ärzte und Naturforscher in Miskole ihre XXXV. Wanderversammlung ab. Bei dieser Gelegenheit referierte ich über unsere in der Szeletahöhle bisher vorgenommenen Forschungen in einem «Der Hämorer Urmensch» betitel ten Vortrag.! Eine kleinere Gesellschaft der Wanderversammlung, an der sich auch Prof. Fr. ScHararzık, J. v. HavavArs und I. v. GALFFY be- teiligten, machte am 23. August einen Ausflug nach Hämor und besich- tigte die Höhle. ı A Magyar Orvosok es Termeöszetvizsgälök XXXV. vändorgyülesenek törteneti vazlata es munkalatai. S. 202. Budapest, 1911. (27) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 183 IX. Grabung im Sommer 1911. Die Grabungen im Jahre 1911 begann E. Hınıegranp am 15. Juni und ließ aus den vom Miskoleer Museum für dieses Jahr neuerlich gespen- deten 1000 Kronen bis 25. Juli graben. Wie in den vorangegangenen Jahren richtete sich unser Hauptzweck darauf, die eine Höhlenhälfte der Länge nach bis zur Sohle zu durchforschen und dergestalt von der Schichten- lagerung und dem senkrechten Vorkommen der darin befindlichen palä- ontologischen und prähistorischen Gegenständen ein klares Bild zu ge- winnen. Unserem Grabungsplane gemäß kam die Reihe an das Vertiefen: des Ostteiles der Vorhalle. Da wir hier durch die früheren Grabungen bis zu dem drei Meter tiefen Niveau VII gelangt waren, ging das Streben Dr. HiLLEBRANDs dahin, in diesem Höhlenteile weiter abwärts, womöglich bis zur Sohle zu graben. Es gelang ıhm, auf einem beträchtlichen Gebiete der erwähnten Partie bis zu einer Tiefe von zwei Meter, also bis zum Niveau XI zu graben, ohne auf die Höhlensohle zu stoßen. Die Grabung bewegte sich bis zu Ende in phosphorhaltigem braunen Höhlenlehm. X. Grabung im Sommer 1911. Der geologischen Reichsanstalt und dem Miskoleer Museum schloß sich in diesem Jahre die archäologische Abteilung des Ungarischen National- museums mit einer Spende von 1000 Kronen an. Durch diese neuerliche Spende wurde es mir ermöglicht, den Faden der von HırLLEgrAnD am 25. Juli eingestellten Grabungen unverzüglich aufzunehmen und vom 26. Juli bis 5. September die Grabungen zu bewerkstelligen. An den Grabungen nahm als Hilfskraft auch Herr Lapısraus HuryAK, Hörer der Medizin, teil. Die Arbeit teilten wir uns in der Weise, daß ich die Grabungen in der Höhle leitete, während Herr HwryA& mit der Kontrolle der Material sichtung vor der Höhle beschäftigt war. In der oben angegebenen Zeit gelang es mir, folgende Teile der Höhle aufzuschließen. Vom 26. Juli bis 6. Ausust haben wir auf der Ostseite des Höhlen- eingangs Niveau III, IV, V und Vl im Flächenausmaße von 8 m? ausgehoben. Der Hauptzweck dieser Grabung ging dahin, uns Orientierung zu verschaffen von der Tiefe der Höhlenöffnung und dem Wege des hier fließenden Wassers, bezw. von der Art und Weise der in der Höhle vor sich gegängenen Ablage- rungen. Die Arbeit vollzog sich hier durchwegs in gelbem kalksteinschutt- führendem Lehm des Pleistozäns und wir fanden heuer in diesem Teile außer zahlreichen Höhlenbärenknochen auch sehr viele paläolithische 154 D: OTTOKAR KADIC (28) Steingeräte. Die Paläolithe kamen hauptsächlich in dem 20 em mächtigen dunkelgrauen Streifen des Niveaus VII vor. Vom 7. bis 15. August nahm ich auf Kosten der geologischen Reichs- anstalt an der paläethnologischen Konferenz m Tübingen teil. Während dieser Zeit ließ im der Szeletahöhle mein Aushilfsmitarbeiter LAapısLaus HuryA& die Grube im der Höhlenvorhalle weiter vertiefen. Hier ließ er in dem schon früher aufgeschlossenen Teil auf 8 m? das Niveau XII—XV, auf 4 m? aber Niveau XVI—- XXIII ausgraben. Im letzten Niveau, also in einer Tiefe von 12:5 m wurde endlich die Sohle erreicht. Das Profil der in der Vorhalle nunmehr ganz aufgeschlossenen Höhlen- ausfüllung konnten wir in der Richtung von oben nach unten im Folgenden feststellen: zuoberst eme 1 m mächtige alluviale Humusschicht, darunter licht- und dunkelgrauer, dann licht- und dunkelbrauner, Kalksteinschutt- und Kalksteinschotter führender pleistozäner Höhlenlehm. In einer Tiefe von 45 m folgt reiner brauner Höhlenlehm, in den sich gegen die Sohle zu zunächst feiner Quarzsand, nach unten feinerer und gröberer Szinva- schotter mensgt. Die fluviatilen Ablagerungen auf der Höhlensohle zeugen dafür, daß, nachdem sich die Höhle gebildet hatte, das Bett der Szinva beträchtlich über dem heutigem Inundationsgebiet, mindestens um 70—80 m höher ge- legen war und die Szinva lange Zeit auch in die Höhle hineingeflossen ist. Von der Tübinger Konferenz heimgekehrt, kam vom 16. bis 26. August die Aufgrabung des Platzes vor der Höhle an die Reihe. Die Weg- räumung der vom Höhlengiebel herabgestürzten und angesammelten groben Kalkstemblöcke gab viel zu schaffen und hatte bloß den Charakter einer vorbereitenden Arbeit. Nachdem ich am 26. August die Höhlenausgrabung für dieses Jahr abgeschlossen hatte, benützte ich die noch übrige Zeit dazu, die geologischen Verhältnisse der Höhlenumgebung genau zu studieren und die stratigra- phischen Verhältnisse der Höhlenablagerungen mit den stratigraphischen Verhältnissen der nächsten Umgebung in Einklang zu bringen. Durch die diesjährigen Grabungen gelangten wir abermals in den Besitz zahlreicher paläolithischer Steingeräte; diese fanden wir zum über- wiegenden Teile im Höhleneingang, während die Zahl der m der Vorhalle und auf dem Platze vor der Höhle gesammelten Paläolithe eine ziemlich geringe war. Eines der wichtigsten Ergebnisse der diesjährigen Grabungen bestand auch darin, daß in der tiefen Grube der Vorhalle in dem braunen Höhlen- lehm nun zum ersten Male ein Backenzahn von Elephas primigenius gefun- den wurde, der das geologische Alter der hiesigen Ablagerungen im Rahmen der Eiszeit fixiert. (29) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 185 Über die Ergebnisse der Grabungen im Jahre 1911 erstattete ich im Jahresbericht 1911 des Ungarischen Nationalmuseums einen kurzen Bericht.! III. Studienreise im Jahre 1911. Seitens des Herrn R. R. Schmipr wurde mir die ehrende Einladung zuteil, auf der im Jahre 1911 zu Tübingen tagenden internationalen paläeth- nologischen Konferenz einen Vortrag über die Szeletaer Forschungen zu halten. Die Direktion der kgl. ung. geologischen Reichsanstalt erhielt mit Freuden Kenntnis von dieser Einladung und ermöglichte mir die Teil- nahme an der Tübinger Konferenz, indem sie mir auf mein Ansuchen ein Reisepauschale von 300 Kronen bewilligte. Die Teilnahme an der Konferenz war schon deshalb wichtig und notwendig, damit die Methoden und Ergeb- nisse der mit großen Kosten geführten Forschungen an zuständigster Stelle einer Begutachtung unterzogen werden. In meinem Vortrag,” der am 4. August an die Reihe kam, sprach ich über die Motive, die Geschichte und Methoden der Forschung, dann erläuterte ich die mitgebrachten Paläolithe und an der Hand der Profile die erzielten Ergebnisse. Zu meinem Vortrag ergriffen mehrere hervorragende Fachleute das Wort. Ihre Bemerkungen sind vom Gesichtspunkte der durchgeführten Forschungen von auberordentlichem Wert, weshalb ich sie nachstehend wörtlich wiedergebe. Der Straßburger Archäologe Dr. RoBerT FORRER äußert sich über die Forschungsmethoden wie folst: «Ich möchte nur meiner Freude Ausdruck geben, daß diese Höhle in so überaus sorgfältiger, peinlich genauer Weise ausgegraben worden ist und betonen, daß diese Form der Ausgrabung geradezu als eine vorbildliche bezeichnet werden darf. Wie sehr diese peinliche und systematische Aus- grabungstechnik von Notwendigkeit ist, beweisen die in den letzten Jahren mehrorts entstandenen Fehden, die ihre Ursache eben darin hatten, dab den Ausgrabungen nieht genug Aufzeichnungen über die Lagerungen und Schiehten in ihren wechselnden Stärken usw. parallel gingen und dadurch Unklarheiten und Unstimmigkeiten entstanden,die bei besserer Ausgrabungs- technik, wozu eben auch gute Aufzeichnungen und Pläne gehören, ver- mieden worden wären. 1 Kapı, O. Jelentes a hämori Szeleta-barlaneban 1911. evben folytatott äsatäsok- röl. (Jelent6sa Magyar Nemzeti Müzeum 1911. &vi ällapotäröl. S. 178—182.) Budapest, 1912. 2 Kapıc, O. Palzolithische Steingeräte aus der Szeletahöhle in Ungarn. Mit 2 Taf. (Beiheft zum «Korrespondenzblatt der Deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethno- logie und Urgeschichte.» S. 34—37.) Braunschweig, 1912. 186 D: OTTOKAR KADIÖ (30) Angesichts dieser vorzüglichen Ausgrabungen müssen alle Zweifel, welche seinerzeit bei den ersten der hier gefundenen Silexspitzen erhoben wurden, verstummen. Der Fund dieser eigenartigen Solutreenlanzen zeigt zugleich, wie vorsichtig man sein muß, nicht bloß in der Annahme, sondern auch in der Ablehnung von Funden, welche neue T'ypen bieten. Regierungsrat Dr. JosepH v. SzoMBarTHy, Kustos der prähistorischen Abteilung des Wiener Hofmuseums sagte in bezug auf die Beschaffenheit und Echtheit der Paläolithe folgendes: «Da wir im österreichischen und im deutschen Paläolithikum bisher. keine schöne Vertretung der Solutreenperiode gefunden haben, kommt der Szeletahöhle, als einem relativ weit nach Osten vorgeschobenen Posten mit Solutreenfunden, eine größere Bedeutung zu als unter anderen Umstän- den. Horrnes (Der diluviale Mensch in Europa, 1903) hat bekanntlich unsere österreichischen Lößfunde mit dem französischen Solutreen iden- tifiziert, weil sie Jünger als die Moustierperiode und älter als die Madeleine- periode sind, und weil damals zwischen diesen beiden Perioden noch keine andere Schicht als das Solutreen mit Bestimmtheit unterschieden war. Dabei wurde als möglich angenommen, daß dasselbe Niveau, welches im Westen durch Kerbspitzen, Lorbeerblattspitzen und eine bestimmte Fauna vertreten ist, weiter im Osten, in Österreich, durch eine etwas andere Fauna und durch andere Werkzeugformen vertreten sein kann. Seit aber die Franzosen gelernt haben, dem Aurignacien die gebührende Selbständig- keit einzuräumen, haben wir sofort erkannt, daß die österreichischen Löß- funde dieser Stufe angehören. Übrigens hat bereits Horrxzs dafür in rich- tiger Abwägung die Bezeichnung «Moustero-Solutreen» für passender erklärt als bloß «Solutreen.. Ein ganz charakteristisches Solutreen haben wir nun noch weiter im Osten, in Oberungarn. Es ist merkwürdig genug, daß diese Typen der verschiedenen paläo- lithischen Perioden auf so weite Entfernungen hin eigentlich keine größeren Unterschiede zeigen, als manchmal bei benachbarten Fundstellen; Unter- schiede, die oft nur auf die Verschiedenheit des verwendeten Stemmaterials zurückzuführen sind. Solche kleine Verschiedenheiten und das an der vorliegenden Samm- lung sehr wohl ersichtliche frische Aussehen gewisser, aus sehr schwer verwitterbarem Material bestehender Fundstücke waren es, die Dr. Huco OBERMAIER veranlaßten, bei der Prüfung der ersten Probe, die Dr. Kapıd vor zwei Jahren uns in Wien vorlegte, lebhafte Zweifel zu äußern. Jetzt, da eine so schöne Ausbeute vorliegt, sieht jedermann, daß an der Echtheit .der Funde und an ihrer Altersstellung kein Zweifel besteht. Es ist ein Verdienst der ungarischen Gelehrten, daß sie sich bei ihren 31) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLR. 187 ersten Schritten ins Paläolithikum nicht durch die teilweise ungünstige Aufnahme, die ihre ersten Proben fanden, abschrecken ließen, sondern die Grabungen mit Konsequenz weiterführten, bis sie durch die vorliegenden Resultate belohnt wurden. Da ist wohl in erster Linie der zähe Eifer und die Emsicht Orro HERMANs und dann die Gründlichkeit und der hingebungsvolle Fleiß des Herrn Vortragenden anzuerkennen, aber auch ebenso die Opferwilligkeit und das Vertrauen in die Verläßlichkeit und Tüchtigkeit der Fachmänner bei den zuständigen ungarischen Ämtern und Museen. Ich bin überzeugt, daß alle anwesenden Fachmänner in dieser Hin- sicht mit mir übereinstimmen und allen an den Ausgrabungen in der Szeleta- höhle beteilisten Faktoren dankbare Anerkennung zollen werden.» Der Wiener Prähistoriker Dr. Josert Bayer äußerte sich über die geographische Lage des Fundortes und die stratigraphische Lage des Fundes: «Die prächtige Kollektion von Funden aus der Szeletahöhle, die Herr Kapıö eben vorgelegt, verdient vornehmlich in zweifacher Hinsicht ge- würdigt zu werden. Wir haben es hier mit eimem echten, in technischer Hinsicht dem westeuropäischen völlig gleichwertigen Solutreen zu tun, dessen wissenschaftlicher Hauptwert in der Lage des Fundortes — an (der Grenze von Mittel- und Osteuropa — begründet erscheint. Diese seine Lage beweist, daß es sich hei dem Solutreen nicht, wie oft angenommen wurde und wird, um eine mehr oder weniger lokale (westeuropäische, etwa unter besonders günstigen Verhältnissen vor sich gegangene) Kulturent- wiekelung handelt, sondern um eine vollwertige, weitverbreitete Kultur- stufe, die sich zwischen Jung-Aurignacien und Alt-Magdalenien emschiebt, um diese beiden Niveaus der Steintechnik mit glatten (nieht überarbeiteten) Flächen deutlich zu scheiden. Spärlich sind heute noch die Verbindungen dieses Fundes mit Westeuropa, als welche vornehmlich zu nennen sind: Funde aus Bayern, das Solutreen vom Sirgensteim und die Lorbeerblattspitze von Kannstatt, falls sie diluvial und nicht etwa neolithisch ist. Ist dies kurz die Würdigung der Szeletafunde in bezug auf ihre allgemeine urge- schiehtliche Bedeutung, so bieten sie auch in ihrer eigenen Sphäre ein nieht uninteressantes und unwichtiges Problem: Die Funde bestehen, was auch ohne Kenntnis der stratigraphischen Verhältnisse der Szeleta- höhle sofort auffällt, aus verschieden bearbeitetem, verschieden altem Ma- terial. Die aus den unteren Partien des Höhleninhaltes stammenden Stücke sind auffallend grob gearbeitet, — im Gegensatz zu den prachtvollen Lor- beerblattspitzen aus den oberen Lagen. Dieser Befund läßt nun meines Erachtens zwei Deutungen zu: Entweder ist die tiefliegende, grobe Industrie altpaläolithisch (also etwa Mousterien), durch ein Aurignacien — dem in 188 D: OTTOKAR KADIG (32) diesem Falle unter anderen Stücken vielleicht die schöne Gravettespitze der Kollektion zuzuweisen wäre — von dem oben liegenden, typischen Alt-Solutreen getrennt, oder es handelt sich bei dem gesamten Szeletaim- ventar nur um die Alt-Solutreenentwickelung in zwei oder mehreren Phasen, also vor allem um eine ältere mit noch grober Oberflächenbearbeitung und um eine jüngere mit formvollendeter Solutreentechnik. Die letztere Deu- tung möchte ich nach den von Herın Kavıd beobachteten Lagerungsver- hältnissen eher für die richtige halten; jedenfalls wird es hauptsächlich von der stratigraphischen Exaktheit der künftigen Grabungen in der Szeleta- höhle abhängen — wobei das Hauptaugenmerk auf die etwaige Existenz eines zentral gelegenen Aurignacien zu richten sein wird —, ob eine de- finitive Entscheidungsmöglichkeit ist, oder ob das Szeletaprofil dauernd vor der Altenative steht: | Phase des | Alt-Solutreen.» Alt-Solutreen jüngere | Aurignacien oder Mousterien ältere Der Tübmger Prähistoriker Rup. Rog. Schmipr würdigt die strati- graphische Lage des Fundes in folgenden Ausführungen: «Die Mehrzahl der von Herın Kapı6 uns vorgelegten hochinteressanten Artefakte aus der Szeletahöhle gehört zweifellos dem mitteleuropäischen Hochsolutreen an, wie es klassisch in der Ofnet ausgeprägt ist. Für die tichtigkeit dieser Bestimmung bieten die typischen Lorbeerblattspitzen sichere Gewähr. Für die Altersansetzung eines weiteren Teiles dieser Funde in das Aurignacien fehlen sichere Anhaltspunkte. Als ein sicherer Hinweis auf die Vertretung des Aurignacien kann auch die in der Szeletahöhle vorkommende gebogene Spitze vom 'ypus Gravette nicht gelten. Die Bogenspitze ist im allgemeinen spätpaläolithisch; im ältesten Abschnitt des Jungpaläolithi- kums tritt sie uns in Form der breit-kurzen Abri-Auditspitze entgegen, die während des frühen und mittleren Abschnittes des Aurignaeiens von der etwa länglicheren, gleichfalls kräftigen Chatelperronspitze abgelöst wird, während im späten Aurignacien die feinere, dünne Gravettespitze hinzutritt, die bis an den Ausgang des Solutreen vorkommt und dann im Magdalenien durch das Federmesserchen abgelöst wird. Die gebogenen Spitzen sind also in ihrem Vorkommen nicht so scharf auf die einzelnen Niveaus beschränkt als betont wurde und es steht nichts im Wege, die Gravettenspitzen der Szeletahöhle zum Solutreen zu rechnen. Die Vertre- tung des Aurignacien darf also auf Grund der vorliegenden Stücke nicht als sicher hingestellt werden, da auch keine typischen Kielkratzer, wenigstens nicht unter dem vorliegenden Materiale, vorkommen. Immerhin scheint (33) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 189 ein Teil der hier vorgelegten Funde einer älteren, dem Hochsolutreen voran- gehenden Kultur anzugehören, die hier durch eme etwas primitivere Bear- beitungsweise sich kennzeichnet. Der Schluß, daß die vorliegenden, beider- seitig grob bearbeiteten amygdaloiden Geräte emem Frühsolutreen ange- hören, scheint nahe zu liegen. In Frankreich wird das Frühsolutreen durch einseitig (selten beiderseitig) bearbeitete Weidenblattspitzen (feuille de saule) und Silexspitzen mit Flächenretuschierung gekennzeichnet. Diese fehlen aber unter dem vorliegenden Material. Darum ist die von Herrn Kapıe schon ausgesprochene Folgerung, daß hier em Endmousterien vom Typus Abri-Audit vorliege, berechtigt. Typisch belegt erscheint auch diese Kultur vorerst nicht, denn diese setzt sich ja nicht allein aus degenerierten Fäusteln vom Typus Abri-Audit zusammen, sondern sie zählt zu ihren Leitformen D-förmige Schaber und gebogene Spitzen vom Typus Abri- Audit, die hier aber nicht vertreten sind. Hoffentlich bringt hierüber die Ausgrabung, zu der wir reichen Erfolg wünschen, weitere Aufschlüsse. Immerhin dürfen wir auch nieht ganz den Gesichtspunkt außer acht las- sen, daß im östlichen Europa sich die Entwickelung der paläolithischen Kultur in mancher Beziehung etwas anders vollzogen hat. Es wäre daher sehr erfreulich, wenn uns die ungarischen Funde hierüber künftig Aus- kunft geben könnten. Eine der wichtigsten Aufgaben ist es, bei der Erschlie- Bung neuer Fundplätze — wie es die ungarischen Forscher der Szeleta- höhle auch tun — gerade mit dem Lokalkolorit und den besonderen ört- lichen stratigraphischen Verhältnissen zu rechnen, ganz ungeachtet dessen, ob sich die Stratigraphie und kulturelle Entwickelung mit der westeu- ropäischen Klassifikation in Einklang bringen läßt oder nicht. Einen Zug von besonderer Entwickelung scheinen die unteren Kulturen aus der Szeletahöhle zu haben.» XI. Grabung im Herbst 1912. Mit einer neuerlichen Unterstützung von 1000 Kronen ermöglichte mir das Ungarische Nationalmuseum, die systematischen Grabungen in der Szeletahöhle auch in diesem Jahre fortzusetzen. Die Grabungen währ- ten vom 14. September bis 20. Oktober. Während dieser Zeit wurde die Arbeit hauptsächlich beim Eingang und im rückwärtigen Teil des Haupt- ganges energisch betrieben. Beim Höhleneingang ließ ich im Ausmaße von 16 m? das verbliebene Niveau II, von 4 m? III-VI, von 28 m? VII und von 6 m? VIII—XI ausgraben. Die heurige Grabung in diesem Höhlenabsehnitt bildete also eine Fortsetzung der vorjährigen Grabung in der Riehtung nach außen. Die Mitt. a. d. kgl ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 4. Heit. 14 190 D: OTTOKAR KADIÖ (34) Grabung bewegte sich hauptsächlich im lichtbraunen Höhlenlehm. Im Niveau VII stießen wir auf einen schmalen dunkelgrauen Streifen, voll mit Paläolithen. Im Niveau X] erreichten wir den dunkelbraunen Lehm. Im rückwärtigen Teil des Hauptganges schlossen wir auf 8 m? das Niveau III. und IV., auf 10 m? aber die Niveaus VII—-IX auf; paläolithi- sche Steingeräte fanden sich jedoch nicht. Hier grabend, stießen wir in der nordöstlichen Wand des rückwärtigen Teiles des Hauptganges in der Höhe des Niveaus VIII auf eine Öffnung, die in eine sehr schöne Tropfstein- höhlung führt. Die Tropfstemhöhlung war beinahe vollständig mit Höhlen- lehm ausgefüllt, so daß man nur auf dem Bauche kriechend, stellenweise aber tief gebückt eindringen konnte. Am Boden dieser Tropfsteinhöhlung lagen von Wasser ausgeschwemmte Kalksteinschotter und viele mit einer Kalktuffkruste überzogene Höhlenbärenknochen umher. Da wir diese Höhlung erst am Schlusse der Grabungen entdeckten, konnten wir wegen Mangel an Zeit und Geld hier keme Grabungen vorneh- men. Von stratigraphischem Gesichtspunkte kommt dieser Höhlung viel- leicht eine größere Bedeutung zu, denn es ist wahrscheimlich, daß ein even- tueller zeitweiliger Wassereinfluß in die Höhle durch diese Höhle hindurch seinen Weg nahm; dafür scheinen auch die hier gefundenen abgerundeten Kalkstemschotter zu sprechen. Außer den Grabungen in der Höhle stellten wir auch auf dem Platze vor der Höhle Forschungen an. Nachdem die von der Höhlenfront herab- gefallenen Kalksteinblöcke weggeschafft worden waren, gruben wir auf 16 m? des Vorplatzes bis zum III. Niveau. Der Boden dieses Teiles vor der Höhle besteht oben aus Humus, unten aus gelbem kalksteintrümmerigem Lehm. Dieser unterscheidet sich von dem Lehm in der Höhle und entsprieht eher dem in der Puskaporoser Felsnische und inanderen Felslöchern Un- garns bisher gefundenen gelben Lehm des Pleistozäns, und obwohl wir darin noch keine arktischen Nagetiere und Vögel gefunden haben, sprechen für das jüngere Pleistozän die Reste des neben dem Höhlenbären vorkom- menden Renntieres, des Luchses und anderer im Höhlenlehm nicht vor- kommender Säugetiere. Die hier gesammelten Paläolithe verweisen gleich- falls auf das jüngere Pleistozän, da in dieser gelben Lehmschicht haupt- sächlich scharfkantige Klingen und andere unbearbeitete Steinspäne vor- kommen, während von besser bearbeiteten Steingeräten hier sozusagen keine Spur vorhanden ist. Das bei den diesjährigen Grabungen gesammelte paläontologische Material war so ziemlich minderwertig. Umso reicher ist die Paläolith- serie, die hauptsächlich aus dem erwähnten dunkelgrauen Streifen gewon- nen wurde. Nur ein geringerer Teil der hier gesammelten zahlreichen Pa- läolithabsplisse weist eme bessere Bearbeitung auf, die übrigen sind un- (35) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 191 bearbeitet. Dieser Umstand, wie auch die in den vorangegangenen Jahren gewonnenen Erfahrungen lassen den Schluß zu, daß der Urmensch den vorderen Teil der Höhle hauptsächlich als Werkstätte benützte; hier in der helleren Vorhalle und im Eingang verfertigte er seine Steingeräte und in den rauheren Jahreszeiten zog er sich mit den fertigen Stücken in den hintersten Teil des Hauptganges zurück. Über die Grabungen im Jahre 1912 machte ich im Jahresberichte 1912 des Ungarischen Nationalmuseums Mitteilungen.! XII. Grabung im Herbst 1913. Durch Vermittlung der Leitung des Miskoleer Museums, namentlich der Herren Direktor Ianaz v. GALFFY und Öbergespan Juurus v. TARNAY bewilligte der Herr kgl. ung. Ackerbauminister Graf BELA SerEnyT für die Beendigung der Forschungen in der Szeletahöhle im Jahre 1913 einen Betrag von 4000 Kronen. Aus dieser ansenhlichen Summe ließ die Direk- tion der geologischen Reichsanstalt den Zwecken der Szeleta 1000 Kronen zukommen, während das übrige Geld zur Erforschung anderer Höhlen des Bükkgebirges verwendet wurde. Die in der Szeletahöhle jetzt zum letzten Male bewerkstelligte Gra- bung vom 12. September bis 14. Oktober beschränkte sich auf die Aus- hebung des Eingangs, der Vorhalle und des rückwärtigen Teiles des Neben- traktes. Im Eingang ließ ich auf 16 m? und in dem westlichen Teil der Vor- halle auf 32 m? die Niveaus III und IV aufschließen. In der Vorhalle stießen wir bei dieser Gelegenheit auf eine dunkelgraue Feuerstätte größe- ren Umfangs, voll mit Paläolithen. Diese wurden insbesondere um einen großen Steinblock herum gefunden, was dafür spricht, daß sich der Ur- mensch hauptsächlich in der Nähe dieses Steimnblocks aufgehalten hat. Die Grabungen im Eingang waren wegen der Wegschaffung der vom Höhlen: first herabgefallenen Felsblöcke sehr mühsam und dabei auch ergebnislos. In Fortsetzung der in der Mitte der Vorhalle bis zur Höhlensohle ausgegrabenen 12 m tiefen Grube ließ ich in der Riehtung nach dem Ein- gang die Niveaus XII—-XXII aufschließen. Bei dieser Gelegenheit stieß ich im Niveau XV und XVII des dunkelbraunen Höhlenlehms auf je eine dünne kalksteintrümmerige Schicht, in welcher mehrere minder gut be- arbeitete paläolithische Steingeräte gefunden wurden. Von größerem Erfolg war die Ausgrabung des rückwärtigen Teiles ı Kapıc, O. Jelentes a hämori Szeleta-barlangban 1912, &vben folytatott äsatäsok röl (Jelentesa Magyar Nemzeti Müzeum 1912. evi ällapotäröl. p. 282—283.) Budapest, 1913 14% 192 D: OTTOKAR KADIC (36) des Nebentraktes begleitet. Die Höhlensohle steigt hier plötzlich an, so daß in diesem Höhlenabschnitt die Mächtigkeit der Ablagerung vorne 2m, in der Mitte 1 m und hinten bloß 0:5 m beträgt. Dieser Abschnitt wird hauptsächlich von Kalkteinschutt und Kalkstemblöcken ausgefüllt, ge- bunden durch gelben tuffigen pleistozänen Höhlenlehm. Am Boden, stellenweise unmittelbar über dem Kalksteinfels, hat sich eine Feuerstättenschieht von großem Umfang abgelagert, aus welcher wir mehrere prächtig bearbeitete Lorberblattspitzen erhielten. Wegen Mangel an weiterer Unterstützung erreichte die Forschung in der Szeletahöhle mit dieser Grabung ihren Abschluß. Um den Preis neuer Opfer wären in dieser Höhle neue Ergebnisse zu erzielen. Besonders die Abteufung des Einganges und des vorderen Teiles der Vorhalle bis zur Sohle wäre von Wichtigkeit. Durch weitere Grabungen könnte das Ein- fließen der Szinva in die Höhle, die Art und Weise der fluviatilen Ablage- rungen auf dem Boden der Vorhalle und andere wichtige stratigraphische Fragen geklärt, wie auch die in den tiefsten Niveaus des dunkel- braunen Höhlenlehms vorkommende Industrie aufgeschlossen werden, deren paläolithische Beschaffenheit auf Grund des bisher gesammelten geringen Materials vollständig im Dunkel bleibt. Aus den im geschichtlichen Teil mitgeteilten Daten geht hervor, daß die Forschungen in der Szeletahöhle von 1906 bis 1913 währten und insgesamt 1 Jahr, 3 Monate und 3 Wochen in Anspruch genommen haben. Die gesamten Kosten beliefen sich auf rund 12,700 Kronen; zu ihrer Bestreitung hat die geologische Reiehsanstalt 5000 Kronen, das Miskoleer Museum 5700 Kronen, das Ungarische Nationalmuseum 2000 Kronen ge- opfert. Zieht man in Betracht, daß die zu Zwecken der letzten Grabungen seitens der geologischen Reiehsanstalt angewiesenen 1000 Kronen vom Ackerbauministerrum auf Betreiben des Miskoleer Museums bewilligt wurden, ist es offenkundig, daß unter den Förderern dieser klassischen Grabungen das Miskoleer Museum die größten Opfer gebracht hat. Diese unvergleiehliche Opferbereitschaft der Leitung des genannten Museums und ihre Begeisterung für den Fortschritt der Wissenschaft beweist am besten das hohe Niveau dieses Provinzkulturvereins, was wir alle, die an diesen großangelegten Forschungen teilgenommen haben, auch an dieser Stelle bereitwillig und dankbar anerkennen. GHOFTOGISCHER TEIE. I. GEOLOGISCHE VERHÄLTNISSE DER UMGEBUNG VON HAMOR. A) Topographische Verhältnisse. Die Gemeinde Häamor ıst im Komitate Borsod, am nordöstlichen Saume des Bükkgebirges, 14 km westlich von Miskole, in der Gegend des Zusammenflusses der Szinva und der Garadna entstanden. (Figur 1.) Das äußere Antlitz des Bükkgebirges wird von seiner geologischen Struktur bestimmt; es besteht hauptsächlich aus Kalksteinen und Tonschiefern. Die Kalksteingebiete bilden durchschnittlich 800 m hohe verkarstete wellige Hochebenen, die Schiefergebiete aber an Wasserrinnen und Bächen reiche, laubbewaldete Berglehnen und Bergspitzen. Die Hauptmasse des verkarsteten Gebietes liegt über dem rechten Ufer, wo die einzelnen Partien unter den Namen Feketesär, Kiskörös, Nagy- körös, Hosszubere, Disznösküt, Javorkut, Csipkeskut, Bolhäs, Kismez6, Nagymezö und Melysar bekannt sind. Charakteristisch für dieses Gebiet sind kleinere und größere Dolinen, kurze geschlossene Täler, kleinere un- terirdisch verschwindende Bäche und Höhlen. Die höheren Punkte die- ser Hochebene liegen zumeist im Westen, der höchste Gipfel, der 955 m hohe Balväny bereits außerhalb derselben. Der andere Teil des verkarsteten Gebiets ist über dem linken Uter der Garadna, zwischen Tardona und Diösgyör gelegen. Der Südraum dieser Kalksteinzone streift auch an Hämor an und in diesem befinden sich auch die Hämorer Höhlen. Die einzelnen Teile dieses Gebiets sind unter dem Namen Häromkut, Osökas, Kölyukoldal, Felsöforräs und Szeleta bekannt. Der zur Gemarkung von Diösgyör gehörende Teil aber wird Bänyahegy, Gulieskahegy und Hegyeshegy genannt. Die beiden .Kalksteingebiete werden durch einen unregelmäßigen paläozoischen Schieferstreifen getrennt, worin sich der Garadnabach sein Bett gegraben hat. Hierher gehören Nyärujhegy, Ördögoldal, Szentlelek, Hetemer, Koväcskö, Dolkahegy und Fehörköläpa. Das in Rede stehende Gebirge besitzt, wie dies bereits von K. v. 196 D: OTTOKAR KADIÖ (40): Papp in seimer Arbeit hervorgehoben wird, ein unterirdisches und ein oberirdisches Wasserareal. Jenes befindet sich m den verkarsteten Kalk- steingebieten, dieses ist im Talsystem der Szınva und der Garadna zu sehen. Die Garadna wird oberhalb Ömassa aus mehreren Quellen gespeist, der westliche Hauptgraben, Szärazvölgy (wörtlich: 'Trockenes Tal), ist, wie auch sein Name zeigt, vollkommen trocken. Die 12 km lange Garadna ergießt sich, hauptsächlich im östlicher Richtung fließend, bei der Ortschaft Hämor in die Szinva. Bei ihrer Mündung wurde die Garadna zu einem Teiche gestaut, das ist der Hämorer Teich oder der Taj, der bei einer Länge von 1300 m stellenweise über 10 m tief ist. Der herrliche smaragdgrüne Teich wird rechts von einem Laubwald gesäumt, am linken Ufer aber ist eine Fahrstraße angelegt. Die Szinva bekommt ihr Wasser ebenfalls aus mehreren Quel- len, die südlich von Lillafüred entspringen; die Hauptquelle befindet sich an der Ujhutaer Fahrstraße, wo die Karbon- und Jurakalke aneinander- grenzen. Es ist mehr als wahrscheinlich, daß durch diese Quelle der im Lustavölgy verschwindende Bach wieder an den Tag kommt. Die übrigen Quellen sprudeln gleichfalls am Fuße des Kerekhesy, an der Fahrstraße. Bei den obenaus gelegenen Häusern der Ortschaft Hämor bildet die Szinva einen ungefähr 3 m tiefen Wasserfall. Beim Damm des Hämorer Teiches ergießt sich ein Teil des Wassers, einen kleineren Fall bildend, in den Teich, der andere Teil aber vereinigt sich nach einem hohen Doppelfall mit dem aus dem Teich fließenden Bache. Die Einführung in den Teich ist künstlich. Die Gegend von Hämor besitzt auch zahlreiche Quellen, von denen die meisten am Fuße der Karstgebiete entspringen, wo der Kalkstein an Schiefer grenzt. Außer den Szinvaquellen sind erwähnenswert: Javorkut, Csipkeskut, die große Quelle von Ömassa, die Szentleleker Quelle, Fels6- forräs, Kirälykut und die Hämorer Quelle. Eine kleine Quellle quillt auch aus der Dolkarinne am Fußsteig zur Szeleta; zu trockener Sommerszeit versiegt sie jedoch zumeist. Vom Damm des Hämorer Teiches ist die unmittelbare Umgebung der Ortschaft zu übersehen. Vor uns liegt eine wildromantische, sich mul- denförmig ausbreitende Talpartie, deren Sohle mit Gärten bedeckt ist.. Zu unseren Füßen der Kern der Ortschaft mit der Dorfkirche; der eine Teil der Häuser erhebt sich stufenweise an der Dammlehne, der andere Teil steht an beiden Seiten des am Saume des flachen Feldes dahinziehenden Fahrweges. Gegenüber stehen die schroffen Wände der Puskaporoser Felsgruppe. Rechts sieht man die Talöffnung der oberen Szinva mit den bewaldeten Berglehnen Szentistvän und lFeherköläpa. links ober dem (41) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. IM Teich den Dolkaberg mit dem Sophien-Aussichtsturm, ober der Kirche aber erhebt sich die Szeletahöhe. Die Spitze der Szeletahöhe wird von einem Felszug gesäumt, der bei der Puskaporoser Felsenge beginnend und anstei- gend jenseits der Szeletahöhle endigt. Unmittelbar unter der Szeletahöhle ist eine Halde zu sehen, die Öffnung der Szeletahöhle bezeichnend. An der- Merle A SZELETA-BARLANG 0 10 200 200 #0 500 \\ NN KORNYEKENEK HELYRAJZA,. WLEEBBEITSSITTT 7 = dr VSLT, / ey LT } = &L III |! II | Ne WIEGZESSL, Solar Baar, KRSALTT 7 7, 7 {N zart 23 ii N H Ä | Bm | "T im 4 II || | Il Felvette. Kadıc OHfokar dr Fig. 1. Situation und geologische Karte der Umgebung von Hämor. Erklärung : 1. Alluvialbildungen 2. Pleistozäner Kalktuff. 3. Grauer kalzitaderiger Kalkstein. 4. Ablagerungen der Karbonzeit. 5. Diabasausbruch. selben Seite am unteren Saume der Liehne, ein wenig oberhalb des Dorfes, zieht sich die Fahrstraße hin. B) Stratigraphische Verhältnisse. Die erste detaillierte geologische Aufnahme des Bükkgebirges wurde von J. v. BöckH im Jahre 1866 besorgt.! Seine Forschungen wurden später 1 BöckH, J. Die geologischen Verhältnisse des Bükk-Gebirges und der angren- zenden Vorberge. (Jahrbuch der k. k. geologischen Reichsanstalt Bd. XVII. pag. 225.) Wien, 1867. 198 D: OTTOKAR KADIÖ (42) von Dr. K. v. Papr,! Dr. EB. Vap4sz ? und Dr. Z. ScHr£rter 3 stellenweise detailliert. Zur Klärung der Frage des Miskoleer Urmenschen beging Dr. K.v. Papp im Jahre 1906 die Umgebung von Miskole, in seinem beschrei- benden Aufsatz läßt er sich aber auch über die geologischen und hydrogra- phischen Verhältnisse desnahen Bükkgebirges aus. Dr. BE. Vap4Asz sammelte im ‚Jahre 1908 im westlichen und mittleren Teile des Bükkgebirges wichtige Daten, Dr. 4. ScHrrrter aber machte in der Gegend von Eger im Jahre 1912 und im nordwestlichen Teil des Bükkgebirges im Jahre 1913 ausführliche Aufnahmen. Im Zusammenhang mit der Durchforschung der Höhlen des Bükkgebirges habe auch ich von 1906 angefangen die un- mittelbare Umgebung von Hämor von geologischem Gesichtspunkt mehr- mals ausführlich begangen. Die Ergebnisse der Untersuchungen der erwähn- ten Forscher mit meimen eigenen Erfahrungen ergänzend, werde ich die geologischen Verhältnisse der Gegend von Hämor im folgenden kurz zu- sammenfassen (Figur 1). Das Bükkgebirge ist hauptsächlich aus Sedimentgesteinen aufgebaut; das Grundgebirge ist paläozoisch und mesozoisch, das dem Bergland an- liegende Hügelland aber besteht aus tertiären Sedimenten. Das Paläozoikum wird durch kristallinischen Kalk, Schiefer und Karbonkalke vertreten. Den Kalkstein des verkarsteten Gebietes hielt J. v. BöckH für eine einheitliche Bildung und versetzte ihn im die Juraperiode. Bei meinen ausführlichen Begehungen gewann ich die Über- zeugung, daß wir es hier wahrscheinlich mit zweierlei Kalksteinarten zu tun haben. Der Kalkstein des am linken Ufer der Garadna und Szinva liegenden Rarstgebietes ist lichtgrau, von Kalzitadern durchsetzt, während der am rechten Ufer der genannten Bäche auftretende Kalk weiß und subkristallinisch ist. Zwischen diese beiden Kalksteingebiete schieben sich im Garadna- und Szinvatale paläozoische Schichten ein. Die hier entwickelten Formationen fallen konkordant ein, zumeist gegen 3” unter 45°, u. z. liegt der graue kalzitaderige Kalkstein unter dem Schiefer, der weiße kristallinische Kalk aber über dem Schiefer. Die beiden Kalksteingebiete werden in der Gegend von Häamor auch durch je einen ı Parp, K. Die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Miskole. (Mitteilun- gen. aus dem Jahrbuche der k. u. geol. Reichsanstalt. Bd. XVI. Hf. 3. S. 93—142. Mit Taf. 4 und 20 Textfig.) Budapest, 1907. 2 Vapisz, E. Geologische Notizen aus dem Bükkgebirge im Komitat Borsod. (Földt. Közl. Bd. XXXIX., S. 227—238.) Budapest, 1909. 3 SCHRÄTER, Z. Die geologischen Verhältnisse der Umgebung von Eger. (Jahres- bericht der k. u. geol. Reichsanstalt f. 1912. S. 145—162.) Budapest, 1913. — — —. Der nordwestliche Teil des Bükkgebirges. M. 1 Textfig (Jahresbericht der k. u. geol. Reichsanstalt f. 1913. S. 329—343.) Budapest, 1914 (43) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 199 schmalen Diabasstreif von den paläozoischen Schiefern getrennt. Aus den stratigraphischen Verhältnissen dieser Sedimente folgt, daß die schon petrographisch verschiedenen beiden Kalkstemgebiete auch aus stratigra- phischen Ursachen verschiedenen Alters sein müssen. Während wir den grauen mit Kalzitadern durchsetzten Kalk am linken Ufer der Garadna in den Jura stellen, müssen wir den weißen kristallinischen Kalk am rechten Garadnaufer aus petrographischen und stratigraphischen Gründen zumindest in das tiefste Karbon oder eventuell in das Devon verlegen. Die stratigraphische Stellung dieser Formation wird endgültig erst dann entschieden werden, wenn die genaue Aufnahme des Gebietes süd- westlich des Feketesär vorgenommen wird. Das über dem weißen kristallinischen Kalkstein gelagerte Paläozoi- kum wird durch Schiefer und Kalke der Karbonperiode vertreten, in denen schon .). v. BöckH in der Gegend von Visnyö und Dedes Orinoiden-Stielglieder und ein Produetus-Bruchstück fand. Auf Grund dieser Fossilien, zumal aber ihrer petrographischen Entwicklung wegen wurden diese Schichten von J. v. BöckH mit den Bleiberger Schiefern verglichen und der größte Teil der hier ausgebildeten Schiefer in das Kulm verlegt. Später fand Dr. J. Kocsıs im Jahre 1883 im Dünnschliff des ebenfalls zwischen Dedes und Visnyö vorkommenden mit Kalzitadern durchsetzten Kalkstemes Fusu- linenreste. Auf Grund alldessen ist es nach Dr. K. v. Papp wahrscheinlich, daß die Kalkschiefer der Bükkgegend mit den petrographischen Schichten von Dobsina gleichen Alters sind, daß sie mithin in die obere Stufe des unteren Karbons gehören. Das geologische Alter der in Rede stehenden Schichten wurde endgiltig durch die Forschungen Dr. E. VanAsz festgestellt Dr. VapAsz studierte die Einschnitte der neuerbauten Eisenbahnlinie Eger—Putnok und sammelte bei dieser (Gelegenheit aus dem künstlich aufgeschlossenen dunklen lonschiefer und dunkelgrauen Kalkstein in der Nähe der Station Visny6 eine reiche und guterhaltene Karbonfauna. Nach seiner Bestimmung gelangten aus dem Schiefer außer großen Mengen von Crinoiden-Stielgliedern sehr viel Bryozoen-, Brachiopoden-, Pelecypoden- und Gastropoden-Arten zutage. Die Makrofauna des zwischen die Schieferschiehten gelagerten dunkelgrauen Kalksteines ist viel ärmer. Darin kommen Kalkalgen, Korallen, Crinoiden und andere Fossilien vor. Reicher indes ist die Mikrofauna, in welcher hauptsächlich Foraminiferen vertreten sind. Auf Grund dieser Fauna verlegt Dr. VanAsz die in Rede stehenden Schichten in die oberste Stufe des unteren Karbons: in den Horizont des Productus giganteus. Die Karbonschichten sind in großer Mannigfaltigkeit auch in der unmittelbaren Umgebung von Hämor anzutreffen. Die erste Karbonpartie befindet sich bei den ersten Häusern der Ortschaft, in der Einbuchtung 200 D: OTTOKAR KADIÖ (44) des gegenüber der Zarruschen Sesselfabrik befindlichen Ufers. Hier bestehen die stellenweise aufgeschlossenen Schichten aus seidenglänzenden Ton- schiefern und dunklen Kalkstemschiefern. Sehr mannigfaltig ist der schmale Streifen der Karbonsedimente, der sich am linken Szinvaufer vom Puskaporoser Engpaß angefangen bis zum Ende des Hamorer Teiches am untersten Saume der Szeleta- und Dolka-Lehne hinzieht. Im Nachstehenden teile ich die mannigfaltige Schich- tenreihe der Karbonsedimente mit, wie sie vom Puskaporoser Engpaß entlang der Fahrstraße bis zum Teichende beobachtet werden kann. Die Reihe beginnt beim Hirtenhaus am Tore des Puskaporoser Eng- passes mit wenig gefalteten dunklen Kalkstemschichten, oberhalb des Gemeindehauses ist ein gegen 1" unter 20° einfallender dunkelgrauer bankiger Kalk und oberhalb der Kirche ein gegen 2" unter 40° einfallender liehtgrauer bankiger Kalk zu finden. Beim Dolkaaufgang ist ein gegen 3” unter 50° einfallender blätteriger grünlicher Schiefer aufgeschlossen, derselbe Schiefer ist etwas weiter ein wenig gefaltet. Beim Tunnel gibt es gegen 3" unter 50° einfallenden dunklen bankigen Kalk, der bei der Denksäule von dunklem blätterigen Kalksteinschiefer abgelöst wird, der bis an den Teichanfang herankommt. Am Teichanfang, am unteren Saum der Dolka ist schwarzer, mit Kalzitadern durchsetzter, in mächtigen Bänken abgesonderter gegen 3° unter 60° einfallender Dolomitkalk aufgeschlossen, der hier in geringem Maße gebrochen und zur Feuerziegelfabrikation für die Diösgyörer Eisenwerke verwendet wird. Von hier aus bis zum Teichende ist folgende Schiehten- reihe zu beobachten: schwarzer dolomitischer bituminöser blätteriger Kalkstein, gegen 3” unter 60° einfallender liehter seidenglänzender Schiefer, schwarzer bankiger dolomitischer Kalk, wenig gefalteter lichter Schiefer, dunkler mit Kalzitadern durchsetzte: dolomitischer Kalk, gegen 3" unter 65° einfallender grüner blätteriger Schiefer, grauer mit Kalzitadern durch- setzter Kalkschiefer und schließlich gegen 2" unter 55° einfallender seiden- glänzender Schiefer. Von hier weiter gegen Ujmassa finden wir hauptsächlich grauen Kalkschiefer. Aus Karbonsedimenten besteht die ganze Feherköläpa und das rechte Ufer der oberen Szinva mit wenigen Unterbrechungen ganz bis zur Ein- mündung des Lustatals. Begehen wir das rechte Ufer der oberen Szinva von unten nach oben, so finden wir folgende Gliederung der Karbonsedi- mente. An der Berglehne gegenüber der Kirche kommt schwach verwitter- ter grünlicher Schiefer vor, nächst dem großen Wasserfall wechseln graue von Kalzitadern durchsetzte Kalksteine mit dunklen bankigen Kalksteinen ab. Bei der Markö-Villa werden die Karbonschichten von Diabas, dann weiter, von Boriska-lak angefangen, von weißem kristallinischen Kalkstein (45) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 201 Fig. 2. Durch den Szinva-Wasserfall aufgeschlossene pleistozäne Kalktuffwand in der Gemeinde Hamor. Photogr. ALEXANDER Brrö. abgelöst. Die Kalksteinsedimente beginnen beim Gasthaus abermals mit dunklen kalkigen Schiefern, die weiter oben bis zum Ende von Lillafüred in grünliche und rote Schiefer übergehen. DasMesozoikum wird nach J. v. BöckH durch alle Formationen, die Trias, den Jura und die Kreide vertreten. Seiner Ansicht nach gehören 202 D: OTTOKAR KADIC (46) in die Trias grünliche und rötliche Schiefer, sowie schieferige Kalksteine, in den ‚Jura reiht er Klippenkalk, stellenweise dunkle und rote schieferige Kalke, in die Kreide aber Kalksteine, Tonschiefer und Konglomerate. Die im Garadnatale ausgeschiedene Trias besteht hauptsächlich aus dunklen dichten bankig oder plattig geschichteten dolomitischen Kalk- steinen, an die sich seidenglänzende, grünliche und rötliche Schiefer an- schließen. Dieselben Schiefer kommen indes auch im Karbon vor, so daß. es selbst nach wiederholten ausführlichen Begehungen nicht gelungen ist, diese beiden Formationen, die Trias und das Karbon voneinander zu sondern. Die Richtigkeit dieser Voraussetzung wird am besten durch die Schichtenreihe zwischen dem Puskaporoser Engpaß und dem Hämorer Teich bewiesen. Die hier entwickelten sehr mannigfaltigen Formationen geben Zeugenschaft dafür, daß sie zu einer und derselben Schichtengruppe gehören. Es dient mir zur Freude, daß seitens des Herrn Dr. ELEm&r VAaDAsz in der Gegend von Visnyö, Dedes und Mälyinka dieselbe Beobachtung gemacht wurde. Seiner Ansicht nach gehören die bezeichneten einheitlichen mannigfaltigen Formationen in das Karbon. Ähnliche Beobachtungen machte auch Dr. ZoLTAN SCHRETER auf seinem Aufnahmsgebiet. Die stra- tigraphische Lage der in den Jura eingereihten dunklen und roten schieferi- gen Kalke, sowie des in die Kreide eingereihten Kalkstems, Tonschiefers und Konglomerats ist nach Dr. Van4sz gleichfalls sehr zweifelhaft. Danach ist es am wahrscheinlichsten, daß das Mesozoikum im Bükk- gebirge nur durch eine von den übrigen gut zu unterscheidende Formation, den Klippenkalk vertreten wird, der wahrscheinlich in den Jura gehört. Das Känozoikum wird auf unserem Gebiete nur durch Quartär- sedimente vertreten. Abgesehen von dem an sanfter ansteigenden Berg- lehnen angehäuften pleistozänen Schutt und den Verwitterungsprodukten, gehören in das Pleistozän hauptsächlich Kalktuff und tiefere Bachablage- rungen, sowie die Ausfüllungen der Höhlen. Hieher rechne ich jene mäch- tigen Kalktuffablagerungen, die sich im untersten Abschnitt der oberen Szinva und an der Stelle ihrer Begegnung mit der Garadna gebildet haben (Abb. 2). Dieser Kalktuff verdankt sein Zustandekommen den hier befind- lichen Wasserfällen, die im Pleistozän noch größer sem mochten. Die von den Wasserfällen aufgerissenen Kalktuffwände erreichen an manchen Stellen eine Höhe von mehr als 20 m. Kalktuffablagerungen sind auch auf dem flachen Inundationsgebiet vor dem Felsöforräs zu finden, doch dürften diese schon in das Holozän gehören. In das Holozän reihe ich die rezenten Sedimente des Inundations- gebietes, die bezeichneten rezenten Kalktuffablagerungen und die obersten Humusdecken der Höhlenausfüllungen. Von Eruptivgesteinen kommen auf unserem Gebiete Diabas und (47) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 203 Porphyr vor. Auf der Karte JoHann v. Böck#s ist südlich von Hämor, zwischen Feherköläpa und Gulieskaberg, nächst der Kapelle im unteren Teil der oberen Szinva und im Szavöstal Diabas bezeichnet. Gelegentlich meiner ausführlichen Begehungen gewann ich jedoch die Überzeugung, daß alle diese Flecken einen zusammenhängenden, einheitlichen schmalen Streifen bilden, der sich parallel mit der Garadna zwischen dem Karbon- schiefer und dem kristallinischen Kalk vom Gulieskaberg bis zum Tekenös- berg oberhalb Ujmassa ausbreitet. Einen zweiten, viel kürzeren und schmäleren Streifen fand ich am linken Garadnaufer; dieser zieht sich gleichfalls parallel mit der Garadna zwischen dem Karbonschiefer und dem graulichen Kalkstein über die 'Dolkahöhe bis nahe an die Szeleta. Es steht außer Zweifel, daß wir es hier mit zwei Bruchlinien zu tun haben, aus welchen einst der Diabas und Porphyr hervorgebrochen ist. ‚Am Kontakt des Diabas hat sich der rötliche Schiefer stark metamorphosiert. II. DIE GEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DER SZELETAHÖHLE. A) Topographische Verhältnisse. Die Szeletahöhle mündet bekanntlich m der Gemarkung der Ortschaft Hämor, unmittelbar unter der Szeletahöhe. Zur Szeleta führen zwei Fuß- wege. Der ältere Pfad beginnt unter den Puskaporoser Felsen beim Hirten- hause und führt steil längs des erwähnten Felsenzuges direkt zur Höhle. Der neuere Pfad läuft an der rechten Seite der Dolka genannten Wasser- . rinne; anfänglich gehen wir auf dem Touristenweg, der zum Zsöfiatorony (Sophienturm) führt, dann lassen wir ihn beiseite und gehen auf dem von meinen Arbeitern gesäuberten und weiß markierten Szeletapfad weiter‘ und erreichen die Wasserrine des Dolkagrabens, an welchem eine kleine Quelle entspringt. Entlang der Wasserrine kommen wir nach einigen Minu- ten auf eine kleine Wiese, von wo wir nach mehreren Krümmungen, doch hauptsächlich in östlicher Richtung auf dem bezeichneten Pfad wandelnd auf einen emporragenden Hügel gelangen. Von hier immer mehr abwärts schreitend setzen wir unseren Weg durch einen jungen Buchenwald fort und gelangen nach ungefähr fünf Minuten aus dem Dickicht auf einen der schönsten Punkte der Gegend, auf die Szeletahöhe. Diese ist ein kahler, mit Gras und Gestrüpp bedeckter freier Platz, von wo sich gegen Süden eine herrliche Aussicht bietet auf den gegenüberliegenden Feherköläpa, die Puskaporoser Felsen, den Hämorer Teich und auf das im Tal gelegene 204 D: OTTOKAR KADIC (48) Dorf. Nordwestlich der Höhe haben sich mehrere tiefe Dolinen in den Boden eingesenkt, nördlich liegt der höchste Punkt der Anhöhe, im südlichen Teil aber wird durch eine steile Felswand die Höhlenöffnung bezeichnet. Auf einen schmalen Pfad uns von der Höhe an den Fuß der erwähnten Felswand herablassend, gelangen wir alsbald zur Mündung der Szeletahöhle (Abb. 3). Die Höhlenmündung öffnet sich unmittelbar unter der Szeletahöhe, nach den Triangulationsmessungen Dr. Lupwıc v. Löczys in emer relativen Fig. 3. Eingang zur Szeletahöhle. Nach einer Aufnahme von AnpREAsS Huszka, Höhe von 95 m südwärts. Vor den Grabungen war der Höhlenemgang eine wild verwachsene, niedrige, breite, ein wenig schief liegende Öffnung, durch die man nur gebückt m die Höhle gelangen konnte. Die infolge der Grabungen vertiefte Öffnung und die dureh die in großer Menge herausge- schafften Steimblöcke, Steinschutt und Lehm entstandene Halde zeigen gegenwärtig schon von weitem die Höhle an. Der Eingang führt in eine durchschnittlich 20 m lange, 15 m breite und 3 m hohe Vorhalle, aus der ein 40 m langer breiterer Gang nordwest- lich und ein 30 m langer schmälerer Nebentrakt westlich abzweigt (Taf. XIID. (49) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 205 Die Vorhalle, em imposant schöner Hohlraum, wird sehr abwechslungsreich gestaltet von den Felspartien, die sich vom hohen, kuppelförmigen Ge- wölbe kulissenartig herablassen. Die Vorhalle ist tagsüber ziemlich licht, ja in den Mittagsstunden dringen sogar die Sonnenstrahlen in einzelne Partien -der Höhlung ein. Diesem Umstande ist es zu verdanken, daß verschiedene Algen und Moose an den nördlichen Wänden der Vorhalle Nahrung findend, mit ihren grünen, lila, gelben und braunen Farbentönen die Schönheit der Höhle steigernd. Der Ostteil der Vorhalle höhlt sich nischenförmig aus, im Nordteil befindet sich die Mündung des erwähnten Hauptganges, im Westteil die Öffnung des Nebentraktes. Die sich aushöhlende Nische endet in einem aufwärts strebenden schmalen Kamin. Vielleicht ist auf diesen Kamin die Vermutung der Dorfbewohner zurückzuführen, die Szeletahöhle stehe an dieser Stelle durch einen langen Korridor mit den in den Puskaporoser Felsen oberhalb des Hirtenhauses befindlichen Felslöchern in Zusammen- hang. Der Hauptgang bildet die nördliche Fortsetzung der Vorhalle; seine Durchschnittsbreite beträgt 7 m, der vordere Teil ist 24 m lang, S m hoch und er erstreckt sich hauptsächlich in der Richtung gegen 22" ein. Der rückwärtige Teil erweitert sich ein wenig. im nordwestlicher Richtung abbiegend, die größte Länge beträgt 16 m, die Durchschnittsbreite 12 m, die Höhe aber 7 m. Während in den Vorderteil des Hauptganges noch ein wenig Licht eindrinst, ist der sich rückwärts aushöhlende Abschnitt völlig dunkel. Anläßlich der Ausgrabung des rückwärtigen Abschnittes des Haupt- ganges stießen wir bei Erschließung des Niveaus VIII im der nordöstlichen Mauer dieser Höhlenpartie auf eine 4 m breite und 0:5 m hohe Nische, die sich in einer Länge von S m nordwärts hinzieht und am Ende eine westliche und östliche Aushöhlung, bezw. eine T-Form bildet. Diese Nische war bei ihrer Erschließung voll der herrlichsten Tropfsteinformationen, weshalb ich diesen Höhlenteil die Tropfsteinnische benannte. Seither ist sozusagen Jede Spur von Tropfstein verloren gegangen, da die Dorfbewohner alles zerstörten. Der Nebentrakt ist ein hoher, schmaler, ein wenig schiefstehender Spalt, der sich im Westteil der Vorhalle öffnet und sich hauptsächlich in nordwestlicher Richtung hinzieht. Der vordere Teil ist 12 m lang, 10 m breit und 7 m hoch, verengt sich nach rückwärts immer mehr, so daß er am Ende dieses Abschnittes nur mehr 4 m breit ist, An dieser Stelle biegt sich die Höhlensohle stark aufwärts, weshalb dieser Abschnitt die höchste Partie der Höhle ist. Der rücqwärtige Abschnitt des Nebentraktes ist 18 m lang, im Durchschnitt 3 m breit und stellenweise 8 m hoch. Mitt. a. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 4. Heft. 15 206 D: OTTOKAR KADIC (50) Aus dieser Beschreibung ist ersichtlich, daß die Szeletahöhle ihr Vorhandensein zwei Spalten zu verdanken hat; die eine Spalte entstand in der Linie des Hauptganges infolge Lockerwerdens in der Streichungs- richtung der hiesigen Schichten, die andere Spalte ist in der Linie des Nebentraktes infolge Bruches zustandegekommen. Durch diese zwei Spal- ten erfolgte die erste und Haupteinsiekerung des Wassers, sowie die Korrosion, bezw. Auslaugung der späteren Höhle. Die am meisten korrodierte Vorhalle liegt gerade an der Kreuzung der beiden Spalten. Daß die Einsiekerung in der Tat durch die beiden besagten Spalten vor sich ging, beweisen auch die Tropfsteine, die sich an der Höhlendecke, längs der Spaltlinien gebildet haben. Die Höhle besitzt des weitern auch mehrere kleinere Kamine, durch welehe ehedem auch Wasser eingedrungen ist. Als Beweis hiefür gelten die Tropfsteindeeken der Wände unter den Kaminen, sowie im rückwärtigen Abschnitt des Hauptganges unter den Kaminen auch die zwischen den Holozän- und Pleistozänschichten eimgekeilten Kalktuffablagerungen. Diese Kamine sind gegenwärtig gänzlich verstopft, das Wasser tropft nur mehr bei Regenfällen durch unbedeutende Risse. Das abtropfende und durch die Ausfüllung sickernde Wasser fand wahr- scheinlich durch weitere Risse und Spalten an der Höhlensohle einen Abfluß. Die Gestaltung der Höhlungen der Szeletahöhle besprechend, müssen wir auch die nächste Umgebung der Höhle in Betracht ziehen, insonderheit die im nordwestlichen Teile der Szeletahöhle sich aneinander reihenden Dolinen und Klufthöhlen. Diese Dolinen und Klufthöhlen legen Zeugen- schaft ab, daß die Szeletahöhle nicht eine alleinstehende Karsterscheinung unter der Szeletahöhe ist, sondern mit den in Fortsetzung des Nebentrak- tes und des Hauptganges sich aneinander reihenden Dolinen und Kluft- höhlen in Zusammenhang steht. Da die Höhle noch nicht vollständig aus- geräumt ist, konnte ich einen engeren Zusammenhang zwischen der Höhle und der am nächsten gelegenen Doline nicht feststellen. Die im rückwär- tigen Teil der Höhle entdeckte, der Doline sich zuwendende, doch nicht ausgegrabene Tropfsteinhöhlung, sowie die ''ropfsteinnische in der am Dolinenfuße aufgeschlossenen Grube und der nach dem Ende des Neben- traktes geriehtete Riß lassen den unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Doline und den beiden Höhlentrakten sehr wahrscheinlich erscheinen. Nieht minder wahrscheinlich ist der einstige Zusammenhang zwischen der in Rede stehenden Doline und den dahinter sich anreihenden Dolinen. Wie ersichtlich ist, existierte unter der Szeletahöhe früher eine weite Höhle, deren größter Teil eingestürzt ist, und von der einstigen Höhle ist bis heute nur die Szeletahöhle und das Teufelsloch (Klufthöhle) der Szeleta- höhe übrig geblieben. Die Szeletahöhle hat sich dann infolge des Abstur- (51) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 207 zes an der Südseite der Szeletahöhe geöffnet. Wir müssen uns das alles vor Augen halten, wenn wir die stratigraphischen Verhältnisse der in der Höhle abgelagerten Sedimente besprechen werden. B) Stratigraphische Verhältnisse. (Taf. XIV., XV. und XVI.) Die Hohlräume der Szeleta wurden hauptsächlich von Ablagerungen, und zwar Bachablagerungen, Höhlenlehm, Kalksteinschutt und Humus ausgefüllt. Mit voller Sicherheit gelang es nur in der Vorhalle und im rück- wärtigen Teil des Nebentraktes die Mächtigkeit dieser Ausfüllung fest- zustellen. Nach mehrjährigen Abteufungen stießen wir in der Vorhalle endlich im Jahre 1912 auf den Grund; die Mächtigkeit der Ablagerung beträgt hier 12 m. Die Sohle der Vorhalle ist eine regellose, wahrscheinlich rundherum geschlossene, tiefe Mulde, deren Rand sich gegen die Höhlenöffnung und den Eingang des Hauptganges erhebt. In der im Höhleneingang gegrabenen Grube erreiehten wir die Höhlensohle unter dem Niveau XI. Im Eingang des Hauptganges erhebt sich der Rand der erwähnten Mulde stellenweise bis zum Niveau VIII, ja VII, gegen das Innere des Hauptganges biegt sie jedoch wieder nach unten und bildet daher zwischen der Vorhalle und dem Hauptkorridor einen Felsdamm. Im rückwärtigen Teil des Hauptganges stießen wir anläßlich der im Jahre 1907 vorgenommenen Probegrabung schon in einer Tiefe von 3 m auf den Felsboden; durch die späteren Grabungen wurde es klar, daß dieser Felsen nur ein vorspringender Teil der Höhlenwand ist. Obwohl ich in diesem Abschnitt bis zu einer Tiefe von 5 m graben ließ, sind wir nicht auf die Höhlensohle gestoßen. Im rückwärtigen Teil des Nebentraktes biegt die Höhlensohle plötz- lieh nach oben und obwohl sich auch die Ablagerung beinahe parallel mit ihr erhebt, haben wir den Höhlengrund in diesem rückwärtigen Teil schon in einer Tiefe von 1-2 m erreicht. Die Höhelnsohle. d. h. der oberste Rand der Ausfüllung war nicht überall ganz horizontal, so gab es im vorderen Teil der Vorhalle einen flachen Hügel und auch die Sohle des Hauptganges und des Nebentraktes erhob sich im rückwärtigen Teil. Die normal abgelagerten Schichten der Ausfüllung wurden an meh- reren Stellen von Menschenhand gestört, weshalb ich im Nachstehenden zuerst die stratigraphischen Verhältnisse der primären, dann der sekun- dären Albagerungen behandle. 15% 208 D: OTTOKAR KADIÖ (52) 1. Primäre Ablagerungen. Die ungestört gebliebene primäre Ablagerung weist folgende Schichten- reihe auf: | 10. Fledermausguano. Holozän 9. Kalktuffschicht. | 8. Schwarzer Humus. 7. Liehtgrauer Höhlenlehm . 6. Rötlichbrauner « 5. Dunkelgrauer « Pleistozän 4. Lichtbrauner « 3. Dunkelbrauner « 9. Plastischer Lehm 1. Bachablagerung. A) Der pleistozäne Schichtenkomplex. 1. Bachablagerung. Die tiefsten Schichten der in der Vorhalle gegrabenen Grube werden von Schlamm, Sand und Schotter ausgefüllt, die sich unmittel- bar auf den Höhlengrund abgelagert haben. Das Material der Sand- und Schotterkörner ist teils Quarz, teils Kalkstein. Diese Ablagerung reicht bis zum Niveau XX, ihre Mächtigkeit erreicht stellenweise sogar 2 m. Eine eigentliche Schichtung konnte nicht beobachtet werden und die Schotter- körner sind im Sande ohne jede Ordnung in buntem Durcheinander ge- bettet. Dieser unterste fluviale Teil der Ablagerung hat sich als vollkom- men steril erwiesen. Diese Bachablagerung zeugt dafür, daß die Szinva im Pleistozän, als sich die Höhlung der Szeleta vollständig ausgestaltete und ihre Öffnung bereits vorhanden war, zumindest SO m über dem heutigen Bette floß. In dieser Zeit ist das Bachwasser, wahrscheinlich nur bei größeren Über- schwemmungen, auch in die Höhle eingedrungen und hat auf deren Grund Schlamm, Sand und Schotter abgelagert. Durch welchen Teil der Öffnung das Bachwasser in die Höhle hineingeflossen ist, erscheint nicht geklärt, da der Platz vor dem Höhleneingang nicht bis zum Felsen aufgegraben ist. 2, Plastischer Lehm. Im östlichen Teile der Vorhalle wird, unter dem erwähnten Kamin, in einer ausgehöhlten Ausbuchtung der Höhlengrund von rotem, plasti- (53) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 209 schen Ihehm bedeckt. Ähnlichen Lehm haben wir auch in anderen heimischen Höhlen (Ballahöhle, Legenyhöhle, Keeskelyuk bei Solymär) gefunden, wo er in größeren Mengen ebenfalls den Höhlengrund bedeckt und auch dort vollständig steril ist. Den Szeletaer roten plastischen Lehm hat Dr. Franz Tucan von mineralogischem Gesichtspunkte geprüft und folgendes festgestellt: «Die rote Erde aus der Szeletahöhle ist ihren mineralogischen Bestand- teilen nach der Terra rossa des kroatischen Karstes gleich. Die Haupt- substanz ist Sporogelit A41,0,H,0. Erscheint in rötlichgelben Stückchen und Partikelehen, die vollkommen isotrop sind und voll mit winzigen Körnern. Alle andere Minerale kommen in kleiner Menge vor und im Prä- parat beobachtet man Quarz gewöhnlich in unregelmäßigen Körnern, selten als kleine Kristalle von prismatischem Habitus mit zackigen Kon- turen. Als Einschluß findet man in ihm winzige Kalzitkörner (Größe 0.05 x 0.09 mm). Muskovit erscheint in farblosen abgerundeten Blättchen (Größe 0:14 mm). Zoisit kommt in unregelmäßigen farblosen Körnern mit einer schwachen grünlichgelben Farbe vor. Gerade so erscheint auch Epidot, man findet ihn aber auch in säulenförmigen, an den Enden zer- brochenen Kriställchen (Größe 0:05 mm). Disthen findet man in winzigen tafeligen farblosen Kristallen mit allen für dieses Mineral charak- teristischen Eigenschaften (Größe 0:02, 0:05, 0:06 mm). Granat be- obachtet man in unregelmäßigen, farblosen Körnern, nur hie und da ist ein Korn schwach fleischrot. Periklas entwickelte sich als winzige Hexaeder (Größe 0:05 x 0:05 mm). Anatas erscheint auch in winzigen Kriställehen von tetragonalem Habitus (Größe 0:04 x 0:04 mm). Tur- malin kommt in kleinen hemimorphen Kriställchen, die an ihren Enden oft zerbrochen sind, vor. Sein Pleochroismus ist deutlich: k = schwach braun, w — grünliehbraun, k — graulichbläulich w —= dunkelblau. Oft sind die Kriställchen so dünn, daß sie nadeligen Habitus annehmen (Größe 0:05x 003 mm). Zirkon erscheint in Kriställchen mit scharfen Konturen und kann auch zonar gebaut sein (Größe 0:04 x 0:03 mm). Apatit findet man in länglichen Kriställchen (Größe 0:02 x 0:09 mm). Rutyl beobachtet man bald als unregelmäßige Körner, bald als winzige Kriställ- chen (Größe 0:01 x 0:05 mm). Pyrit ist als Pentagonaldodekaeder in Limonit metamorphosiert, entwiekelt (Größe 0'092 mm). Hämatit findet man als hexagonale Blätteher, aber auch in Limonit metamorpho- siert (Größe 0:04 mm). In der Terra rossa der Szeleta fand ich noch ein Mineral, das ich in der Terra rossa des kroatischen Karstes nieht beobach- tete. Und dies ist Sillimannit. Es war dies ein längliches Kriställ- 1 Neues Jahrbuch für Min. Geol. u. Pal. Beilageband XXXIV. 210 D: OTTOKAR KADIG (54) chen ohne Terminalabgrenzungen (Konturen), farblos, von großer Licht- und etwas schwächerer Doppelbrechung. Der optische Charakter der Haupt- zone ist positiv (Größe 0:07 x 0:02 mm). Die physiographischen Eigenschaften dieser Minerale stimmen mit den physiographischen Eigenschaften, die ich in meiner schon erwähnten Arbeit über Terra rossa beschrieb, überein.» 3. Dunkelbrauner Höhlenlehm. Als die Szinva ihr Bett tiefer grub, konnte das Bachwasser nicht mehr in die Höhle gelangen und damit hat auch die fluviatile Ablagerung aufgehört. Auf das Bachsediment hat sich dunkelbrauner Höh- lenlehm abgelagert. Der in der Vorhalle abgelagerte dunkelbraune Lehm ist zumeist rein, schuttfrei, ıst aber Kalksteinschutt dennoch darin zu finden, so ist er an gewisse Niveaus gebunden. Der meiste Schutt ist am Grunde und am oberen Rande des Lehmkomplexes zu beobachten. Außerdem haben sich im mittleren Teile ebenfalls zwei dünne, höchstens 20 em mächtige Schuttschichten abgelagert. Die untere braune Schuttschicht (2/a) zieht sich in der Höhe des Niveau XVI vom Anfang der Vorhalle bis zur Linie BE. Die obere braune Schuttschicht (2/b) reicht in der Höhe des Niveaus XVI über der ersten bis zur Linie F. Diese beiden Schuttschichten teilen den im übrigen einheitlichen dunkelbraunen Höhlenlehmkomplex in drei Schichten: in eine untere, mittlere und obere dunkelbraune Lehmschicht. Des Hauptganges dunkelbrauner Lehm ist nur stellenweise völlig rein, er ist hier zumeist mit Kalksteinschutt gemischt. Der dunkelbraune Lehm deekt überall unmittelbar den Höhlen- grund und füllt dessen Spalten aus. Der Kalksteinfels unter diesem Lehm, sowie der darin befindliche Kalksteinschutt ist stark verwittert, das frische Gestein ist somit von einer weißen Verwitterungskruste umgeben. Der dunkelbraune Höhlenlehm, als Verwitterungsprodukt des Kalksteins ist über dem Höhlengrund und neben den Wänden am reinsten, weiter auf- wärts vermengt er sich jedoch mit anderem Material und verliert hiedurch seinen primären reinen Charakter; seine Farbe ist zuerst licht, wird dann grau, vermengt sich außerdem mit Kalksteingeröll und Kalksteinschutt. Die durchschnittliche Mächtigkeit des dunkelbraunen Höhlenlehms beträgt in der Vorhalle 5 m, im rückwärtigen Teil des Hauptganges gruben wir bis zu 2:5 m darin, ohne hier die Höhlensohle zu erreichen. Derselbe tritt zuerst auf im Höhleneingang im Niveau XI, erhebt sich von hier gegen den nördlichen Teil der Vorhalle, erreicht oberhalb des erwähnten Felsendammes Niveau VIII, übergeht auch auf den Hauptkorridor, wo (55) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 211 er, sich immer mehr erhebend, im rückwärtigen Teil dieses Höhlenabschnit- tes bis zum Niveau V reicht. Dieser dunkelbraune Höhlenlehm ist, wie gesagt, nichts anderes, als des Kalksteins Verwitterungsprodukt, in Schlammform von dem durch die Höhlenablagerungen siekernden und zeitweise fließenden Wasser aus dem rückwärtigen Teil des Hauptganges nach der Vorhalle gebracht. Dieser Höhlenschlamm ist aus dem Hauptgang über jenem gewissen Felsendamm in die muldenförmige Vertiefung der Vorhalle durch- gesickert (durchgefiltert), während der Kalksteinschutt jenseits des Fel- sendamms im Hauptgang verblieb. Das ist die Ursache dessen, daß der im Hauptgang abgelagerte braune Lehm Kalksteinschutt in großen Mengen führt, während der braune Lehm in der Vorhalle größtenteils schuttfrei ist; der wenige Schutt, der darin zu finden ist, mag aus dem Nebentrakt dahingelangt, oder von der Decke herabgefallen sein. Im aunkelbraunen Höhlenlehm fanden sich Reste der folgenden Säugetiere vor: Ursus spelaeus Buuns. Von den in der Szeletahöhle gefundenen Säugetierresten rühren mehr als 99%, vom Höhlenbären her. Die im dunkelbraunen Höhlenlehm gefundenen Höhlenbärenknochen sind zumeist Zähne oder kleine Hand- und Fußfingerglieder. Felis leo spelaea Goupr. "In diesem Lehm fanden wir folgende Überreste des Höhlenlöwen : mi? dext. (1 Stück); mt, dext. (1), mt, sin. (1), mt, dext. (1), mt, sin. (1), mt, dext. (1) und phalanx, (2). = i Hyaena crocuta spelaea GoLpF. u Die Höhlenhyäne war im dunkelbraunen Lehm durch folgende Stücke vertreten: ineisivus (3), caninus (4), pm (1), Oberkieferstück mit den Zäh- nen pm, + m( (1), astragalus dext. (1), mc, dext. (1), mc, dext. (1), me; sin. (l) und me (2). Canis lupus L. Das Vorhandensein des Wolfes zur Zeit der Ablagerung des dunkel- braunen Höhlenlehms wird durch folgende Stücke erwiesen: m, sup. dext. (1), astragalus dext. (4), mc, sin. (1), mt, sin (1), epistroph&us (1) und pha- lanx; (2). 212 D: OTTOKAR KADIC (56) Alopex vulpes L. Der Fuchs wird durch folgende zwei Stücke vertreten: Bruchstück eines rechtseitigen Unterkiefers (darin pm,_,) und das Proximalende eines Radius. Elephas primigenius Bruns. Aus dem dunkelbraunen Lehm der tiefen Grube der Vorhalle wurde im Jahre 1911 der obere Backenzahn eines Elephas primigenius zutage gefördert. Dieser ist zugleich der einzige Mammuthrest, der in dieser Höhle gefunden worden ist. Cervus elaphus L. Das Vorhandensein des Hirschen in diesem Lehm beweist bloß eine phalanx, juv. Rangifer tarandus L. Das Renntier ist in diesem tiefen Niveau ebenfalls durch eine phalanx, vertreten. Die Säugetierknochen aus dem dunkelbraunen Höhlenlehm wurden teils in Stücke geschlagen, teils abgestoßen und verwittert vorgefunden. Auf die intensive Verwitterung der hier befindlichen Knochen ist es, wie die chemische Analyse bewiesen hat, zurückzuführen, daß der braune Lehm phosphorhaltig ist. Eben deshalb hat Hrınrıch Horusırzry diesen Lehm als wertvolles Düngemittel zur Ausschürfung empfohlen, woran jedoch wegen der hohen Lage der Höhle und der geringen Menge des vor- kommenden Materials zum Glück nicht die Reihe kam. %. Lichtbrauner Höhlenlehm. Auf den dunkelbraunen Höhlenlehm hat sich eisenschüssiger, kalk- steinschuttführender liehtbrauner Höhlenlehm gelagert, des- sen Mächtigkeit durchschnittlich 3°5 m in der Vorhalle und 1'5 m im Haupt- gang beträgt. Die Kanten der im lichtbraunen Lehm häufig vorkommenden Kalk- steinschutt- und Knochenbruchstücke sind stark abgenützt. Das Abgenützt- sein dieses geröllartigen Kalksteinschutts und noch mehr der mit ihm vor- kommenden Knochenbruchstücke bildete den Gegenstand vielseitiger Debatten, ohne daß der Ursprung dieser Abnützungen vollkommen hätte geklärt werden können. 57) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 213 Die größte Wahrscheinlichkeit hat die Voraussetzung an sich, daß der Kalksteinschutt und die Knochenbruchstücke in fließendem Wasser abgenützt wurden. Diese Auffassung wird auch unterstützt, wie Dr. EuGEn HILLEBRAND richtig bemerkt,! durch einige im Kalkstemgerölle gefundene abgenützte Palxolithe. Die Länge der Höhle erscheint zwar gering, um auf dieser kurzen Strecke eine Abnützung der erwähnten Materialien durch fließendes Wasser herbeizuführen, allein die auf der Szeletahöhe sich aneinander reihenden Dolinen geben Zeugnis, daß der Hohlraum der Szeleta in früheren Zeiten viel länger gewesen ist. Obwohl die letzterwähnte Voraussetzung am wahrscheinlichsten erscheint, widersprechen doch mehrere Umstände dem Vorhandensein von fließendem Wasser. Daß während sich die Höhlung gebildet hat, Wasser in der Höhle geflossen ist, steht außer Zweifel; ob der Höhlenbach auch zur Zeit der Ablagerung existiert hat, ist zweifelhaft, und zwar aus folgenden Gründen: 1. Die m der Höhle abgelagerten Schichten sind nicht derart, wie die Bachsedimente zu sein pflegen. Bachablagerungen sind aus verschiedenen 'Schichtenreihen zusammengesetzt, m welchen Schlamm, Sand, feinere und gröbere Schotterschichten mit einander abwechseln. Die Szeletaer Ab- lagerung dagegen ist gleichförmis, die Kalksteinkörner sind ohne System im Lehm eingebettet. 2. Im liehtbraunen Lehmkomplex kommen stellenweise Feuerstät- ten vor, zumal am Anfang der Vorhalle stieß ich im Niveau VII und VIII, auf 10 em mächtige, ein wenig ausgewaschene Feuerstätten größeren Umfangs, die voll Faläolithe waren. Hätte sich das in Rede stehende licht- braune geröllige Lehmsediment aus fließendem Wassre abgelagert, dann wären die oben erwähnten Feuerstätten von der Wasserströmung voll- ständig weggewaschen und die Paläolithe fortgerissen worden, während doch diese hier vollständig an die Feuerstätten gebunden sind. Es ist also sehr unwahrscheinlich, daß in der von uns gekannten und durchforsten Höhlung der Szeleta zurzeit der Ablagerung ständig Wasser geflossen wäre. Deshalb ist jedoch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß in den unbekannten Höhlengängen, die sich im rückwärtigen Fortsatz des Hauptganges befinden und auf der Berghöhe durch Dolinen gekenn- zeichnet sind, zurzeit der Ablagerung tatsächlich ständig Wasser geflossen ist, das die in Rede stehenden Kalksteinkörner und Höhlenbärenknochen abgestoßen hat. Von Zeit zu Zeit, gelegentlich großer Regenfälle ist der rückwärtige Höhlenbach ausgetreten, hat auch den von uns gekannten ! HILLEBRAND, E. Bericht über die in der Szeletahöhle im Sommer des Jahres 1909 durchgeführten Ausgrabungen. (Földt. Közl. Bd. XL. S. 681.) Budapest, 1910. 214 D: OTTOKAR KADIG (58) Höhlenabschnitt für kurze Zeit überschwemmt, den mitgeschleppten Schlamm, abgestoßenen Kalksteinschutt und Knochenbruchstücke ab- lagernd, ohne daß die frühere Ablagerung wesentlich gestört worden wäre. Gab es in der Höhle irgendeine Wasserbewegung, so konnte diese bloß von innen nach außen vorsichgehen, denn in der Ablagerung kann eine regelmäßige Schichtung zwar nicht beobachtet werden, doch fallen die einzelnen Sedimente sehr mäßig von innen nach außen. Außer dem mechanischen Einfluß müssen wir auch an die chemische Wirkung des Wassers denken. Das von der Decke herabtropfende und langsam durch die Ablagerungen sickernde Wasser, zumal das kohlensaure Wasser, löst die Oberfläche des abgelagerten eckigen Steinschuttes leicht auf. Am meisten werden die Schneiden und Spitzen des Schutts vom Wasser aufgelöst, weshalb, wenn dies lange Zeit hindurch geschieht, der eckige Schutt runde Geröllgestalt annehmen kann. Natürlich ist durch die obige Voraussetzung die Abnützung der Kno- chen nicht erklärt, denn diese ist ausschließlich mechanischen Ursprungs. Eben deshalb, weil wir die Abnützung dieser Knochen auf natürlichem Wege nicht zu erklären vermochten, hielten wir die ersten abgenützten Knochen für menschliche Geräte. Der liehtbraune Höhlenlehm ist in seiner Gänze gleichförmig, er weist weder der Farbe nach, noch in der Lagerung irgend was Systema- tisches auf. Die Gleichförmigkeit wird, wie wir wissen, nur von einzelnen dunkelgrauen, regellosen dünnen Streifen unterbrochen, die sich als Feuer- stätten erwiesen haben. Die tiefste Feuerstätte des liehtbraunen Höhlenlehms, die rote Brand- schicht des Eingangs (3/a) befindet sich im Höhleneingang, in der Höhe des Niveaus VILI, ihre Mächtigkeit beträgt stellenweise 15 em. Um weniges höher, zwischen Niveau Vl und VII, befindet sich die untere rote Brand- schicht der Vorhalle (3/b), sich vom Eingang bis zur Linie C ausbreitend, ihre Mächtigkeit beträgt stellenweise 20 em. Die höchstgelegene Feuerstätte, die obere rote Brandschicht der Vorhalle (3/c), reicht im westlichen Teil der Vorhalle, zwischen dem Niveau III und IV in Form eines regellosen, sich schlängelnden Streifens von der Höhlenwand bis zur Linie H2. An der Wand ist die Feuerstätte stellenweise 25 em mächtig, wird jedoch gegen das Vorhalleninnere immer dünner. In den erwähnten Brandschichten wurden in großer Menge paläolithische Steimgeräte gefunden. Außer den Brandschichten der Vorhalle fanden wir auch im roten Höhlenlehm des vorderen Teils des Hauptganges klemere Feuerstätten. Die eine Feuerstätte kommt im III. Niveau dieses Höhlenabsehnittes zwi- schen B und (© vor, die andere Feuerstätte unter dem erwähnten Niveau zwischen F und G Eine bedeutend längere und mächtigere Feuerstätte, (59) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 215 die rote Brandschicht des Hauptganges (S1), tritt im rückwärtigen Teil des Hauptganges, in Höhe des Niveaus IV zwischen den Linien D und G auf. Die Fauna des lichtbraunen Höhlenlehms wird durch folgende Säuge- tierreste vertreten. Ursus spelaeus Buume. Die meisten Höhlenbärenknochen wurden aus diesem Lehm gewon- nen. Die Knochen wurden fast ausnahmslos in zerschlagenem und abgestoße- nem Zustand gefunden. Hervorzuheben ist, daß in dieser Schicht auch oft gut konservierte Foetusknochen und Überreste von Bärenjungen gefunden wurden. Felis leo spelaea GoLDpr. Vom Höhlenlöwen wurde in diesem Lehm bloß ein mc, sin. gefunden, was in Anbetracht der großen Ausbreitung und Mächtigkeit des iehtbraunen Höhlenlehms auffallend ist. Hyaena crocuta spelaea GoLpr. Die Höhlenhyäne ist durch folgende Reste vertreten: ineisivus (1), eaninus (3), pm inf. (2), m, inf. (1), calcaneus dext. (5), ealeaneus sin. (4), mc, dext. (1), mc, sin. (1), mc, sin. (2), me (1), astragalus dext. (1), phalanx, (1). Das distale Ende eines humerus dext. (1) und Halswirbel (1). Canis lupus L. Das Vorkommen des Wolfes in diesem Lehm wird durch folgende Stücke bewiesen: linkes Unterkieferbruchstück, darin p,_,, canınus inf. (3), m, inf. (1), Halswirbel (2), Proximalende einer linkseitigen ulna, caleaneus sin. (2), mc, dext. (1), me, sin. (1), mt, dext. (1), mt, dext. (1), mt, sin. (1), mt, dext. (1) und phalanx, (2). Alopex vulpes L. Der Fuchs wird im lichtbraunen Lehm nur durch ein linkseitiges Unterkieferbruchstück vertreten, darin pm,, m), m, und m;. Megaceros giganteus Bruns. "Das Vorhandensein des Riesenhirsches in dieser Schicht wird bewiesen durch die Stücke: m sup. (2), phalanx, (1) je ein Geweihbruchstück. 216 D: OTTOKAR KADIG (60) 5. Dunkelgrauer Höhlenlehm. Über der liehtbraunen Lehmschicht lagert dunkelgrauer Höhlenlehm, der sich in Form eines 0:5 m mächtigen Streifens auf sämtliche Abschnitte des Höhlenraumes erstreckt. In der Vorhalle zieht sich dieser Streif in der Höhe des Niveaus ILL, fällt im Eingang auf Niveau IV, springt im Beginn des vorderen Teiles des Hauptganges plötzlich auf Niveau II und reicht m dieser Höhe ganz bis ans Höhlenende. Der in diesem dunkelgrauen Streifen vorkommende Kalkstein- und Knochenschutt ist teils noch abgenützt, teils aber eckig. Diese Schicht bildet also einen Übergang zwischen dem unteren liehtbraunen und dem folgenden oberen lichtgrauen Höhlenlehm. Diese Tatsache zeugt dafür, daß zur Zeit der Ablagerung des dunkelgrauen Höhlenlehms sich die Wasser- siekerung wesentlich verminderte, weshalb das Wasser immer mehr seinen mechanischen und chemischen Einfluß verloren hat, der Höhlenboden ausgetrocknet und wohnlicher geworden ist. Im dunkelgrauen Höhlenlehm fanden wir folgende Säugetierüberreste. Ursus spelaeus Bıume. Wie in den vorhergegangenen Schichten bilden die Höhlenbären- knochen auch hier die Hauptmasse der Fauna; von anderen Säugetieren fanden wir hier einige Überreste der folgenden Arten: Hyaena crocuta spelaea Goupr.) Von der Höhlenhyäne wurden gefunden ein linksseitiges Unterkiefer- bruchstück mit pm, und das Ende einer tibia distalis. Du Canis lupus L. Der Wolf wird durch folgende Stücke vertreten: rechtseitiges Unter- kieferbruchstück, darin p, + m, (1), unteres Ende des rechtseitigen humerus (1), me, dext. (1), m, sin. (1), me, dext. (1) und mt, dext. (1). 6. Rötlichbrauner Höhlenlehm. Im Hauptgang der Höhle und im Nebentrakt liegt auf dem dunkel- grauen Streifen rötlichbrauner Höhlenlehm, in der Vorhalle dagegen fehlt diese Schicht vollkommen. Petrographisch gleicht dieser rötlichbraune Lehm dem lichtbraunen, der unter dem dunkelgrauen Streifen (61) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 217 gelagert ist; von dem lichtbraunen Lehm unterscheidet er sich nur insofern, als der von ihm geführte Kalkstein- und Knochenschutt nicht so abgenützt ist, wie die Einschlüsse des liehtbraunen Lehms. Der im vorderen Teile des Hauptganges abgelagerte rötliehbraune Lehm beginnt unter Niveau II bei F in einer durchschnittlichen Mächtigkeit von 80 em und reicht in dieser Mächtigkeit und Höhe bis zum Ende dieses Höhlenabschnittes. Im rückwärtigen Teil des Hauptganges springt diese Schicht ober das Niveau II, jaam Ende dieses Abschnittes, nahe der Höhlen- wand, geht sie auch in das Niveau I über, wo sie selbst die Mächtigkeit von. 0:5 m übersteigt. Im vorderen Teil des Nebentraktes beginnt der rötliche Lehm über dem Niveau I mit einer Durchschnittsmächtigkeit von 20 em bei C und reicht in horizontaler Lage bis ans Ende dieses Höhlenabschnittes. Am Beginn des rückwärtigen Teiles des Nebentraktes hat sich diese Schieht auf die plötz- lich aufspringende Sohle gelagert und diese in verschiedener Mächtigkeit bedeckend, endigt sie bei D. Im rötliehbraunen Höhlenlehm fanden wir ausschließlich Ursus spelaeus-Knochen, deren Bruchstücke eher scharfkantig als abgenützt sind. 7. Lichtgrauer Höhlenlehm. Die Reihe der pleistozänen Ablagerungen schließt mit liehtgrauem Höhlenlehm, dessen Kalksteinschutt schon ganz eckig ist, die Knochen sind unversehrter, und die Bruchstücke scharfkantig. Diese Schicht hat, sich also in einer Periode gebildet, da der größte Teil der Höhle bereits vollständig trocken war. Daß diese Schicht von Wassereinströmungen nicht mehr erreicht wurde, findet auch darin einen Beweis, daß in ihr im rückwärtigen Teil des Hauptganges und des Nebentraktes größere zusam- menhängende Brandschichten gefunden wurden, die völlig unversehrt erhalten blieben. Während sich in der Vorhalle und im vorderen Teil des Hauptganges der liehtgraue Lehm unmittelbar auf den dunkelgrauen Streifen gelagert hat, hat sich im rückwärtigen Teil des Hauptganges und Nebentraktes zwischen diese beiden Schichten, wie wir gesehen haben, rötlichbrauner Lehm eingekeilt. Der lichtgraue Lehm ist in der Vorhalle, im vorderen Teil des Haupt- ganges und des Nebentraktes durchschnittlich 1 m, im rückwärtigen Teile des Hauptganges jedoch kaum 0'5 m mächtig. Am mächtigsten ist er im rückwärtigen Teil des Nebentraktes, wo er stellenweise auch 2 m erreicht. Der Lehm hat hier lichtgelbe Farbe und ist voll mit mehr-minder großen eckigen Kalksteinblöcken, die aus dem oberen Teil der hier entstandenen schmalen Spalte herabgefallen sind. Im Höhleneingang und am Vorhof 218 D: OTTOKAR KADIÖ (62) der Höhle geht der lichtgraue Lehm ebenfalls ins Liehtgelbe über, auch dieser ist voll großer Steinblöcke, die vom First des Höhleneingangs herab- gefallen sind. Im rückwärtigen Teil des Hauptganges und des Nebentraktes, an der Grenze zwischen liehtgrauem und rötlichbraunem Lehm fanden wir Brand- schichten größeren Umfanges. Die graue Brandschicht des Hauptganges (S$) reicht in der Form eines regellosen schwarzen Streifens über dem Niveau I von D bis an die Wand, ihre Mächtigkeit beträgt im Durchschnitt 10 em. Diese Brandschicht bestand aus reinem Kohlenstaub, in welchem stellen- weise geröstete Knochen und gebrannter Kalksteinschutt vorkamen. Diegelbe Feuerstättenschicht des Nebentrak- tes (S) reicht ähnlich der obigen über dem Niveau I horizontal von A bis E, stellenweise sieh unmittelbar auf den nackten Kalksteinfels lagernd. Bei E biegt sie nach oben und reicht bis G, hier lagerte sich m ihrem Liegen- den liehtbrauner Höhlenlehm ab. Die Durchschnittsmächtigkeit ist an dieser Stelle ebenfalls 10 cm. Die hier beschriebenen beiden Brandschichten führten die herrlichsten feinen Lorbeerblattspitzen, deren einheitliche Form und Technik den Beweis liefert, daß sie aus einer und derselben Periode stammen, woraus des weiteren folgt, daß auch die beiden Brandschichten gleichen Alters sind. Die im lichtgrauen Höhlenlehm gesammelten Säugetierreste haben wir, wie erwähnt, in ziemlich unversehrtem Zustand gefunden, ja hie und da beobachteten wir auch zusammengehörende Körperteile. Die Fauna dieser Ablagerung wird von folgenden Arten gebildet: Ursus spelaeus Bruns. Die Höhlenbärenknochen befinden sich auch in dieser Schicht in der Überzahl. Außer kleineren, scharfkantigen Knochenbruchstücken haben wir hier auch größere intakte Knochen gesammelt. Aus dieser Schicht wurden mehrere lädierte Schädel und zahlreiche Unterkiefer zutage geför- dert. So haben wir im rückwärtigen Teil des Hauptganges drei, in der Tropf- steinnische einen und aus dem gelben Lehm des Nebentraktes auch einen Schädel mit den dazu gehörigen Wirbelknochen und anderen zusammen- hängenden Skeletteilen ausgegraben. Die aus den Brandschichten gewon- nenen Höhlenbärenknochen waren geröstet. (63) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 219 Felis leo spelaea Goupr. Von dem Höhlenlöwen fanden wir die folgenden Knochen: mc, dext. (1), me, dext. (2), mt, dext. (3), miz dext. (1), mt, dext. (1), mt, dext. (1) und calcaneus dext. (1). Hyaena crocuta spelaea GoLpr. Von der Höhlenhyäne wurde bloß ein pm inf. gefunden. Canis lupus L. Der Wolf wird in diesem Lehm durch folgende Stücke vertreten: caninus sup. (4), caninus inf. (2), m, inf. dext. (1), rechtseitiges Oberkiefer- bruchstück, darin p, + m, (1). linkseitiges Untarkieferbruchstück mit einem Brüchstück des pm, und dem Backenzahn m, (1), m, inf. dext. (1), mc, dext. (1), mc, dext. (1), mc, sin., me, sin. (1), (2), me, dext. (3), mc, dext. (2), me, sin. (2), mt, dext. (4) mt, sin. (1), mt, dext. (1), mt, sin., mt, dext. (1), (1), mt, dext. (2), phalanx, (3), calcaneus sin. (2), atlas (1), epistrophaeus (1), Halswirbel (2), Rückenwirbel (2). linkes Humerusbruchstück (3), rech- tes Humerusbruchstück (1), radius sin. (1), radius dext. (1), tibia sin. (2) und tibia dext. (1). Alopex vulpes L. Vom Fuchs wurden 2 canini sup. und 1 mt, sin. gefunden. Megaceros giganteus Bruns. Der Riesenhirsch wird in dieser Schichte durch 1 phalanx, vertreten. IDEXSRp: Gefunden wurde: m, inf. (1), phalanx, (1) und ein Hornzapfen. * Aus dem im Höhleneingang gelagerten liehtgelben Lehm gelangten Knochen der folgenden Säugetiere in unsern Besitz: Equus caballus L. Vom Pferde wurden folgende Stücke gefunden: ineisivus (1), m; sup. dext. (1), phalanx, (1) und me (1). 220 D: OTTOKAR KADIÖ (64); Lynceus 1lynx L. Das Vorhandensein des Luchses in diesem Lehm wird durch folgende Reste bewiesen: mt, sin. (1), me, sin. (1), mc, dext. (1), rechtes unteres c + m, (1), pms_, (1), hintere phalanx, (1), mt, sin. (1) und das Proximalende eines linken Radius. Rangifer tarandus L. Vom Renntier wurde bloß eine phalanx, gefunden. Caprella rupicapra L. Distales Bruchstück des me (1), phalanx, (1) und phalanx, (2). Gypaetus barbatus 1. Rechtseitiger Tarsus. Die schichtenweise beschriebenen pleistozänen Faunen vergleichend, finden wir folgendes: Der Ursus spelaeus kommt in der ganzen Schichtenreihe vor und seine Überreste machen mehr als 99%, der Fauna aus; die Zahl der Reste der übrigen Arten ist im Verhältnis zum Höhlenbären verschwindend gering, kaum 1%. Die Pleistozänablagerungen der Szeleta knüpfen sich also- an die Blütezeit des Ursus spelaeus. Der Höhlenbär wird in der ganzen Serie d«r Ablagerungen treu be- gleitet von den Resten der Felis spelaea, Hyaena spelaea, Canıs lupus und Alopex. vulpes. Diese Raubtiere sind hauptsächlich Höhlenbewohner, ihr Vorkommen in der Szeleta erscheint ganz natürlich und auffallend ist bloß, daß wir so wenig davon gesammelt haben. Viel wiehtiger sind die in der Höble gefundenen Reste des Elephas primigenius, Megaceros giganteus und Cervus elephus. Diese Säugetiere sind keine Höhlenbewohner, sie mögen nur von den großen Raubtieren und dem Mensehen in die Höhle gebracht worden sein. Auffallend und vorderhand unerklärlich bleibt die Tatsache, daß wir auch von diesen bloß so weniges gefunden haben. Aus dem stratigraphischen Vorkommen der Paläolithe werden wir ersehen, daß die Höhle zur Ablagerungszeit vom Urmenschen ! LAMBRECHT, K. Zwei neue Raubvögel aus den Höhlen des Bükkgebirges. (Bar- langkutatäs. Bd. II. S. 169.) Budapest, 1914. (65) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 221 wiederholt aufgesucht wurde und daß sich dieser in einzelnen Zeitabschnit- ‘ ten dauernd in der Höhle aufgehalten hat. Aus den Verhältnissen anderer ähnlicher steinzeitlicher Ansiedelungen schöpfen wir die Kenntnis, daß der Urmensch seine Beute nach seiner Wohnstätte zu schleppen pflegte; eine offene Frage bleibt also der interessante Umstand, weshalb die Ur- menschenhorden, die die Szeleta von Zeit zu Zeit aufsuchten, die außerhalb der Höhle gemachte Beute so selten in die Höhle brachten. Sehr wichtig ist des weiteren auch das Vorkommen des Elephas primi- genius. Von ihm fanden wir zwar nur einen Backenzahn, doch in Ermange- lung anderer Reste genügt auch er, um die Szeletaer Ablagerungen im Rahmen des Pleistozän präziser fixieren zu können. Besagter Mammuth- zahn wurde im dunkelbraunen Höhlenlehm gefunden, woraus folgt, daß diese über das Bachsediment gelagerte älteste Höhlenformation noch zum oberen und mittleren Pleistozän gehört und daß die darüber gelagerten Schichtenreihen noch jünger als diese sind. Mit dieser paläontologischen Tatsache steht auch, wie wir sehen werden, die stratigraphische Verteilung der Paläolithe in vollkommenem Einklang. B) Der holozäne Schichtenkomplex. 8. Schwarzer Humus. Das Holozän wird in der Szeletahöhle vom schwarzen Humus vertreten, der ausschließlich in der Vorhalle und auf dem Vorhof der Höhle vorkommt. Die größte Mächtigkeit hat der Humus in der Mitte der Vorhalle, wo sie 0'7 m erreicht; gegen den Rand der Vorhalle wird er dünner und am Beginn des Hauptganges und des Nebentraktes hört er ganz auf. Der in der Höhle befindliche Humns geht in den Humus des Vorhotes über; hier ist er durch- schnittlich 0:5 m mächtig und bedeckt den gelben Pleistozänlehm. Die Grenze zwischen dem schwarzen Humus und dem darunter befindlichen grauen, beziehungsweise gelben Lehm ist sehr scharf gezogen, weshalb es ein Leichtes war, das Pleistozän streng vom Holozän zu trennen. Der schwarze Humus hat sich teils aus verfaultem Laub, von außen in die Höhle getragen, teils aus menschlichen und tierischen Abfällen an- gehäuft. Die darın m großer Menge gefundenen Feuerstätten, Asche, Holz- kohle, Küchenabfälle und vor allem zahlreiches Tongeschirr, sowie Geräte aus Stein, Knochen, Bronze und Eisen legen Zeugenschaft davon ab, daß diese Höhle auch im Holozän vom Menschen fast ständig bewohnt war. Die im schwarzen Humus gesammelten Säugetierknochen stammen von folgenden Arten: Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. G>0l. Reichsanst. XXIII. Bl. 4, Heft. 16 222 D: OTTOKAR KADIÖ (66) Canis lupus L. Vom Wolf rühren die folgenden Knochen her: linker Unterkiefer mit Zähnen (1), Unterkieferbruchstück (2), Unterkiefer mit hervorbrechen- dem Zahn (1), tibia und Mittelfußknochen (3). F'elis silvestris Schr». Die Wildkatze wird durch folgende Stücke vertreten: caninus (2), linkes Unterkieferbruchstück mit Zähnen (2), rechtes Unterkieferbruch- stück mit Zähnen (2), humerus (3), femur (1), tibia (1) und ulna (1). Taxus meles L. Vom Dachs fanden sich folgende Knochen: rechter Kiefer mit Zähnen (2), linker Kiefe rmit Zähnen (1) und humerus (1). Bos primigenius Bor. (?) Die folgenden Reste rühren wahrscheinlich von dem Urrind her; lockere Zähne (4), unteres Ende des Mittelfußknochens (1) und phalanx, (1). Bos taurus L. Die meisten Knochen rühren vom Rind her; es sind dies die fol- genden: lockere Zähne (15), Kieferbruchstück (10), distales Ende der tibia (3), distales Ende des radius (2), distales Ende des Mittelfußknochens (8), proximales Ende des Mittelfußknochens (3), calcaneus (7), astragalus, phalanx, (16), phalanx, (9), phalanx, (11) und Hornzapfen (1). Capra hircus L. Von der Ziege sind ebenfalls genug Knochen geblieben; es sind dies die folgenden: lockere Zähne (7), Oberkieferbruchstück (5), Unterkiefer- bruchstück (27), tibia (1), radıus (6), Mittelfußknochen (10), calcaneus (2), phalanx, (1), Hornzapfen (4). Cervus elaphus L. Der Hirsch wird von folgenden Resten vertreten: lockere Zähne (7), Oberkieferbruchstück (9), Unterkieferbruchstück (20), caleaneus (1), phalanx, (9) und phalanx, (1). (67) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 223 Caprea capreolus L. Vom Reh wurde bloß ein Oberkiefer mit Zähnen gefunden. Sus scrofa L. Das Vorhandensein des Schweines wird durch folgende Reste bewiesen: ineisivus (3), caninus (1), Unterkieferbruchstück (13), Mittelfußknochen (5) und phalanx (1). Sus scrofa fera L. Vom Wildschwein ist bloß ein Stoßzahn und ein Mittelfußknochen geblieben. Homo sapiens L. Schließlich erwähne ich an dieser Stelle, daß in Gesellschaft der rezen- ten Säugetierreste auch die folgenden Menschenknochen gefunden wurden: rückwärtiges Bruchstück eines Unterkiefers, darin pm,, my und my, atlas (1), epistrophaeus (1), Kinderhalswirbel (1) und metacarpale (1). * Der überwiegende Teil der aus dem schwarzen Humus gesammelten und hier aufgezählten rezenten Säugetierreste stammt von Haustieren, das übrige ist Jagdbeute. Die meisten Knochen wurden aufgeschlagen mit verschiedenen Tonscherben in Feuerstätten gefunden und können daher als Küchenabfälle betrachtet werden. Wie die einzelnen prähisto- rischen Säugetierarten in den verschiedenen Kulturniveaus verteilt waren, konnte wegen der Gleichförmigkeit des schwarzen Humus nicht gesondert festgestellt werden. 9. Kalktuffschicht. Der schwarze Humus wird im Hauptgang von einer dünnen, im Durchschnitt 20 em mächtigen Kalktuffschieht vertreten; diese hat sich abgelagert aus dem Kalkwasser, das durch die Kamine am Endabschnitt des Hauptganges eindringt, weshalb der unter den Kaminen befindliche Teil am mächtigsten ist; von hier angefangen wird die Kalktuffschicht dem vorderen Teil des Hauptganges sich nähernd immer dünner und er- reicht bei E ihr Ende. Außer dieser Kalktuffschicht größeren Umfangs finden wir auch in den übrigen Höhlenabschnitten mehr-minder große Kalktuffinkrusta- tionen, die jedoch keine besondere Bedeutung haben. 16* 224 D: OTTOKAR KADIG (68) 10. Fledermausguano. Das jüngste Glied der holozänen Schichtenreihe ist der Fledermaus- guano. Die an der Höhlendecke entstandenen Spalten, kleinere Kamine und Nischen bieten den Fledermäusen geeigneten Unterschlupf, so daß sie sowohl früher, als auch jetzt ständig in der Höhle hausten und hausen. Die Fledermausabfälle bedecken, zumal in einzelnen Abschnitten des Haupt- ganges und des Nebentraktes, teils den Humus und Kalktuff, teils aber unmittelbar den grauen und gelben Pleistozänlehm. Die Durchsehnitts- mächtigkeit des Guanos im Hauptgang beträgt 20 em, die im Nebentrakt abgelagerte Guanoschicht erreicht stellenweise I m. II. Sekundäre Ablagerungen. Wie ich bereits erwähnt habe, wurden die normal abgelagerten Schich- ten an mehreren Stellen von Menschenhand gestört. In einzelnen Höhlen- abschnitten wurden teils von den prähistorischen Höhlenbewohnern, teils in geschichtlicher Zeit von Schatzgräbern Gruben gegraben; das aus den Gruben ausgehobene Material wurde dann auf die Holozändecke geworfen. Die dergestalt entstandenen Hügel wurden mit der Zeit wieder flach ge- treten, die Gruben füllten sich indessen mit dem von den Seiten herab- gerollten Material langsam wieder aus, so daß beim Beginn der Grabungen diese geringe Bodenunebenheiten in der Höhle kaum bemerkt werden konnte. Beim Einsammeln des paläontologischen und prähistorischen Materials war es aber wichtig, die Frage zu entscheiden, ob dieser oder jener Gegenstand in primärer oder sekundärer, holozäner oder pleistozäner Ablagerung gefunden worden ist. In dieser Hinsicht kam uns die nach dem Quadratsystem vorgenommene Grabung sehr zu statten, denn da- durch waren wir nicht einen Augenblick lang in Zweifel, aus welcher Schichte irgendein ausgegrabener Gegenstand herrührt. Ohne dieses System hätten wir vielleicht diese Höhle garnicht so sorgfältig ausgraben können, wie dies tatsächlich geschehen ist. Die an sekundärer Stelle gefundenen Gegen- stände wurden ganz gesondert gehandhabt und kommen bei der strati- graphischen Besprechung gar nicht in Betracht. Von den aufgeschlossenen Gruben ist die größte und interessanteste die im vorderen Teil der Vorhalle ausgegrabene große Grube (z,), deren oberer Durchmesser in der Richtung SN zwischen 4 und B 4 m, in der Richtung OW zwischen B! und B? 8 m beträgt. Die Form der Grube ist am besten im Niveau II zu sehen. Bei diesem Profil sieht man, daß die Grubensohle bis zum Niveau V, bei B aber in Form einer sackartigen Aushöhlung bis zum Niveau VIII reicht. (69) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 225 Aus der Grubenform, besonders aber aus den darin in großer Menge angehäuften Feuerstätten und menschlichen Abfällen darf gefolgert werden, daß die Grube in der Vorzeit von Höhlenbewohnern ausgehoben wurde und daß diese lange Zeit hindurch in ihr gewohnt haben. Die in der Grube angehäufte Asche und Holzkohle, sowie der von den Seiten herabrollende Lehm und Schutt haben die Grube völlig ausgefüllt, so daß bei Beginn der Grabungen die Grube nur durch eine seichte Vertiefung markiert ge- wesen war. Die in der Höhlenausfüllung gefundenen modernen Tongefäße waren mit den prähistorischen Gegenständen und Paläolithen so sehr vermengt, daß das Zeitalter der Grubenbewohner nicht genau bestimmt werden kann. Da jedoch auch der prähistorische schwarze Humus durchgebrochen er- scheint, kann die Ausgrabung der Grube nur nach der Humusablagerung, wahrscheinlich schon in geschichtlichen Zeiten erfolgt sein. Andererseits weist der in der Grube abgelagerte ansehnliche Schichtenkomplex darauf hin, daß die Ablagerung lange gedauert haben mag und daß daher die Höhlenbewohner wahrscheinlich in irgend eine öltere Phase der geschicht- lichen Periode gehören. Aus dem ausgeworfenen Material der großen Grube entstand der in der Mitte der Vorhalle befindliche flache Hügel (z,), dessen petrographische Zu- sammensetzung natürlich sehr heterogen erscheint: sein Lehm ist zum Teil graulich, zum Teil rötlich, zum Teil aber schwärzlich, und führt außer ecki- gem und abgenütztem Schutt und Knochenbruchstücken auch verschie- dene archäologische Gegenstände. Es ist daher nieht überraschend, wenn man in dieser Masse neben prähistorischen Tonscherben in Gesellschaft von Höhlenbären- und rezenten Säugetierknochen auch Paläolithe findet. Außer der besprochenen großen Grube wurde im östlich sich aus- buchtenden Abschnitt der Vorhalle auch eine zweite, ebenfalls ansehnliche Grube (x,) ausgehoben. Diese Grube ist jüngeren Ursprungs, wahrschein- lich wurde sie von Schatzgräbern oder von den Dorfbewohnern ausgegra- ben in der Hoffnung, die Öffnung jenes Korridors zu finden, der ihrer Ansicht nach die Szeletahöhle mit irgendeinem Loche der Puskaporoser Felsen verbindet. Die Grabung gelangte hier stellenweise bis Niveau IV, das aufgeschlossene Material wurde im nördlichen Teile der Vorhalle auf das Holozän geworfen. Diese sekundäre Ablagerung (2) ist auch hier zum Teil rötlicher, zum Teil aber schwärzlicher Lehm. Eine dritte, kleinere Grube (2) wurde in der Westecke des Vorder- teiles des Hauptganges ausgehoben; ihr Material (23) gelangte in die Mitte des genannten Höhlenabschnitts, auf das Holozän zwischen den Punkten 4,, D, und C,. Eine weitere unbedeutende Grube (z,) befindet sich in der Mitte des Vorderteiles des Hauptganges, zwischen den Punkten F und G 226 D: OTTOKAR KADIG (70) bei einem größern Steinblock. Des letzteren Material wurde unmittelbar neben die Grube geworfen (z,). Die fünfte Grube (x;) befindet sich im süd- östlichen Teile des rückwärtigen Abschnitts des Hauptganges neben der Wand, ihr Material wurde ebenfalls unmittelbar neben der Grube unter- gebracht (z,). Die letzte Grube (x,) ist im rückwärtigen Abschnitt des Ne- bentraktes zwischen D und G in Form eines länglichen Grabens neben der südlichen Mauer gelegen; ihr Material wurde in den Endabschnitt des schmalen korridorförmigen Höhlenabschnittes auf das Holozän (24) gewor- fen. Alle diese Gruben sind jüngeren Ursprungs und dürften von Schatz- gräbern ausgegraben worden sein. ARCHÄOLOGISCHER TEIL. DIE KULTURRESTE DES PLEISTOZÄNEN MENSCHEN. Außer den im stratigraphischen Abschnitt besprochenen pleisto- zänen Brandschichten, welche für sich allein die Anwesenheit des pleisto- zänen Menschen in der Szeletahöhle genügend beweisen, sind in dieser Höhle auch Belege seiner Handfertigkeit gefunden worden. In erster Reihe sind es Steinartefakte, die uns über das kulturelle Leben des Szeleta- menschen ein genaues Bild geben. Nach der Entdeekung der paläolithi- schen Steingeräte in Miskolez ist die Szeletahöhle der zweite Fundort, wo man die Spuren des pleistozänen Menschen in Ungarn gefunden hat, und die erste Lokalität, wo paläolithisches Material systematisch gesammelt wurde. Von Geräten aus Bein liegen bloß einige Beinklingen vor, die man aus Augenzähnen des Höhlenbären verfertigt hat. Ähnliches hat auch HıtvegranD in der Ballahöhle und massenhaft in der Kiskevelyhöhle gesammelt.t Bei allen diesen Stücken ist die Zahnspitze mit einem Teil der Wand in Form eimer flachen gebogenen Klinge vorhanden. Diese Zahn- abspließe sind überall derart gleichförmig gestaltet, daß sie für Produkte menschlicher Intention gehalten werden müssen. Interessant sind auch die zahlreichen aufgebrochenen und abgenützten Höhlenbärenknochen. Ein beträchtlicher Teil der gefundenen Knochen war nämlich aufgebrochen. Die meisten Knochen sind der Länge nach gespaltet, an manchen sieht man sogar Schlagmarken, was auf menschliche Tätigkeit hinweist. Unter den aufge- brochenen Knochen gibt es auch solche, deren einzelne Teile abgenützt sind: diese Abnützung konnte entweder auf natürlichem Wege, dureh Rollen im Wasser, oder durch menschliche Benützung entstanden sein. Während einzelne Fachmänner diese für menschliche Werkzeuge erklären, werden sie von den meisten für abgestoßene, im Wasser abgerollte Knochenbruch- stücke gehalten. Gegen ihre artifizielle Natur sprechen hauptsächlich folgende Umstände: ! HILLEBRAND, E. — Ergebnisse der in der Kiskevelyhöhle im Jahre 1912 vorge- nommenen Grabungen. (Barlangkutatas, Bd. I., p. 161) Budapest, 1913. 230 D: OTTOKAR KADIG (74)- 1. Die in Rede stehende Abnützung erstreckt sich auf sämtliche Teile des Knochenbruchstückes; wären diese durch menschliche Benützung geglättet worden, so wäre die Abnützung nur an bestimmten Stellen, vor- zugsweise an den Kanten und Spitzen wahrnehmbar, da ja bekanntlich der Urmensch bloß diese zu benützten pflegte. An diesen Knochenbruch- stücken sehen wir keine zielbewußte Abnützung, sie sind vielmehr unter gewissen natürlichen Einflüssen abgerollt worden. 2. Die abgenützten Knochenstücke waren weder an Feuerherde, noch an andere Kulturschichten gebunden, sondern lagen ganz ordnungslos mit dem übrigen abgerollten Kalkschutt vermengt, und zwar derart, dab dort,wo der Kalkschutt abgerundet war, auch die Knochen abgenützt waren, und wo der Kalkschutt eckig erschien, dort auch die Knochen scharfkantig vorkamen. Dieser Umstand beweist es, daß der Kalkschutt und die Kno- chen der betreffenden Schicht der Wirkung identischer Naturkräfte aus- gesetzt waren. Trotzdem gibt es Fachmänner, welche die in Rede stehenden Objekte für regelrechte menschliche Artefakte betrachten. Eine endgültige Klärung würden diese problematischen Knochenbruchstücke erst dann gewinnen, wenn wir die Wege des damals in der Höhle sich bewegenden Wassers genau kennen würden, was jedoch erst dann festgestellt werden könnte, wenn der Höhleneingang und der hintere Teil des Hauptganges bis an den Boden ausgeräumt würde. DIE PALÄOLITHISCHE STEININDUSTRIE DER SZELETAHÖHLE. 4A) ALLGEMEINE BETRACHTUNGEN. 1. MINERALOGISCHE BESCHAFFENHEIT DER STEINGERÄTE. In einem meiner vorläufigen Berichte über die Paläolithe aus der‘ Szeletahöhle führte ich in dem die Technik und Patina behandelnden Ab- schnitte aus, daß die Bearbeitung der Artefakte und das Auftreten von Patina in hohem Maße auch von der mineralogischen Beschaffenheit des betreffenden Paläolithes abhängt. Bevor ich nun an eine genaue Beschreibung der Steinindustrie der Szeletahöhle übergehen würde, glaube ich auch das Material der Paläolithe besprechen zu müssen. 1 Kapıc: Paläolithische Steingeräthe aus der Szeletahöhle bei Hämor in ‚Ungarn, Földtani Közlöny. Bd. XXXIX. S. 580-598. (75) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 231 Mit der mineralogischen Bestimmung der Paläolithe von Miskolez und teilweise auch jener aus der Szeletahöhle befaßte sich zuerst Prof. FR. ScHAFARZIK; die Resultate seiner Untersuchungen wurden von O. HEr- MAN in einer seiner Arbeiten über den Urmenschen des Bükkgebirges publiziert.! Eine genauere mineralogische Untersuchung der Steinindustrie aus der Szeletahöhle wurde von A. Venpu mit Bereitwilligkeit besorgt ; die Resultate seiner Studien will ich dem Wortlaut nach im folgenden mitteilen: Mineralogische Beschreibung des Materiales der Stein- industrie aus der Szeletahöhle. 1.Aschgrauer Chalzedon. Dies ist ein aschgrauer, ge- schieferter, geschichteter, stellenweise dünnere oder mächtigere, mehr helle Schichten enthaltender Chalzedon. Er besteht zum überwiegenden Teile aus körnigen oder blätterigen Aggregaten, denen sich auch wenig faserige Aggregate hinzugesellen. Die gleichmäßig graue Hauptmasse des Gesteines wird stellenweise durch rötliche Streifen unterbrochen, stellen- weise wieder treten darin opake Flecken auf. In einzelnen Stücken kommen hie und da untergeordnet auch kleine wasserhelle Quarzkörner von unregel- mäßiger Gestalt vor. Die Oberflächen sind mit emer weißen Verwitterungs- kruste überzogen. n > 1'520. Konzentrierte Kalilaugenlösung ruft nach 10 Stunden langem Kochen weder an dem ursprünglichen Gestein, noch an der Verwitterungskruste eine bemerkbare Veränderung hervor. Der über- wiegende Teil der Paläolithe besteht aus diesem Chalzedon, welcher am Avas bei Miskolez anstehend zu finden ist. 2. Graulichweißer Chalzedon. Es ist ein graulicher, weißer, an seiner Oberfläche häufig mit einer milchweißen Verwitterungs- kruste überzogener Chalzedon. Er besteht überwiegend aus körnigen Aggre- gaten. Hie und da sind darin winzige Kavernen zu beobachten, die von faserigen oder sphärulithischen Aggregaten umgeben werden. Mitunter treten in der Hauptmasse opake, bräunlichschwarze Flecken auf, die jedoch nur sehr untergeordnet sind und nur unter dem Mikroskope wahr- genommen werden können. Konzentrierte Kalilaugenlösung greift das Gestem nach 10stündigem Kochen an der Oberfläche an. In der Stein- industrie der Szeletahöhle ziemlich häufig. 3. Gelbliehweißer Chalzedon. Dies ist em gelblich- weißes Gestein, das sich unter dem Mikroskope als aus gelblichen, körnigen 1 O0. HERMAN: Das Paläolithicum des Bükkegbirges in Ungarn. (M. A. G. Bd. XXXVII. Budapest, 1908). 232 D: OTTOKAR KADIÖ (76) Aggregaten bestehend erwies. In seiner gleichmäßig verteilten Hauptmasse kommen hie und da auch größere radial-faserige Chalzedonflecken vor; letztere sind in der Regel intensiver gelb gefärbt und gruppieren sich häufig in langgezogene Reihen. Konzentrierte Kalilaugenlösung greift das Gestein nach 10stündigem Kochen ziemlich stark an. In der Steinindustrie der Szeletahöhle ziemlich häufig. 4. Weißer Chalzedon. Ein weiber, stellenweise mit gelblichen Streifen durchsetzter Chalzedon. An seiner Oberfläche ist häufig ein gelber Überzug zu beobaehten. Unter dem Mikroskope zeigt es sich, daß das Gestein in seiner Hauptmasse aus feinen, kleinkörnigen Aggregaten besteht und von, aus größeren Aggregaten bestehenden Streifen durchsetzt wird. Diese größeren Aggregate sind oft blätterig, selten sphärisch und häufig durch Eisenoxyd gelb gefärbt. Diese durch Eisenoxyd gefärbten Streifen sind so groß, daß sie eine schon makroskopisch wahrnehmbare Schiehtung abgeben. n < 1'520. In der Steinmdustrie der Szeletahöhle ziemlich häufig. 5. Rötlichbrauner ÜChalzedon. Ein rötlichbraunes, hie und da graue Streifen aufweisendes Gestein, das auch als Chalzedonjaspis bezeichnet werden kann. In seiner durch Eisen rot gefärbten Grundmasse, die auch wenig Opal führt, sind radialfaserige sphärische Chalzedonaggregate zu sehen. In der Steinindustrie der Szeleta ziemlich selten. 6. Kalzitkörner führender Chalzedon. Ein graues Gestein, ın dessen homogen erscheinender Grundmasse makroskopisch die Individuen eines kleinen, farblosen, gut spaltenden Minerales zu sehen sind. Diese Mineralkörner treten gleichsam als porphyrische Ausscheidungen vor Augen. Unter dem Mikroskope zeigt es sich, daß das Gestein in seiner Hauptmasse aus gelblichgrauem Chalzedon besteht, der sich überwiegend aus körnigen und blätterigen Aggregaten zusammensetzt. Hie und da sind in der Masse des Chalzedons auch kleine, unregelmäßig geformte Quarz- körner zu beobachten. Das schon makroskopisch wahrnehmbare, farb- lose, gut spaltende Mineral ist Kalzit, dessen Körnchen unregelmäßig im Gestein verstreut sind. Stellenweise treten diese Kalzitkörner massenhafter auf. Mit Salzsäure lösen sich diese Kalzitkörnchen leicht heraus, wobei an ihrer Stelle kleine Poren zurückbleiben. Das Gestem kann demnach als mit Kalzit vollgesprenster Chalzedon bezeichnet werden. In der Stein- industrie der Szeletahöhle selten. 7. Gelber Chalzedonopal. Ein gelber, muschelig breehender Opal von erdigem Aussehen. Unter dem Mikroskope erwies er sich als ein braungelbes, mit Eisenoxyd gefärbtes, aus isotropem Opal bestehendes Gestein. Dieses Opalmaterial tritt in größeren oder kleineren Flecken auf; die Zwischenräume zwischen dem Opal werden von sphärulithischem (77) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 233 Chalzedon ausgefüllt. Hie und da tritt der Chalzedon auch in dünnen Streifen auf, auf dieWeise,daß diese Streifen aus radial-faserigen Chalzedonaggregaten bestehen. Diese spärlich vorhandenen Chalzedonstreifen bilden gleichsam das netzförmige Skelett des Gesteines, und dieses Skelett wird vom Opal- material sozusagen durchtränkt, wie dies an den mit Kalilauge behandelten Stücken zu sehen ist. In konzentrierter Kalilaugenlösung löst sich nämlich die Substanz nach 10stündigem Kochen zum weitaus größten Teile, nur die weißen, aus reinem Chalzedon bestehenden Adern bleiben zurück. Der Brechungsindex von aus Opalmaterial bestehenden Splittern ist n — 1'520. Demnach ist auch dieses Gestein ein Chalzedonopal. In der Steinindustrie der Szeletahöhle ziemlich selten. 8. Wachsgelber Chalzedonopal. Ein wachsgelbes Ge- stein, an dessen Oberfläche stellenweise weiße Inkrustationen zu beobachten sind. Es besteht aus körnigen und blätterigen Aggregaten, in größeren oder kleineren Partien mit gelbem Eisenoxyd gefärbt, was die gelbe Farbe des ganzen Gesteines verursacht. Untergeordnet tritt in diesem Gestein in Flecken brauner isotroper Opal auf, in dem auch undurchsichtige, braune Limonitklümpehen vorkommen. Im großen Ganzen ist das Gestein also ein Chalzedon mit wenig Opalmaterial. In der Industrie der Szeletahöhle ziem- lich häufig. 9. Dunkelgrauer Chalzedonopal. Ein dunkelgraues, makroskopisch homogen erscheinendes Material mit muscheligem Bruche. Unter dem Mikroskope erwies es sich überwiegend als Opal, welcher anisotrop ist und auch Material enthält, das kein Quarz ist. In der Hauptmasse kom- men wenige Chalzedonsphärulithe vor. In konzentrierter Kalilauge löst sich das Gestein nach 10stündigem Kochen nur teilweise. Auf Grund all dessen kann dasselbe als Chalzedonopal bezeichnet werden. In der Szeleta- industrie ist es ziemlich selten. 10. Rotbrauner Porphyrtuff. Ein rotbraunes, hie und da reichlicher rote Flecken aufweisendes Gestein. Zuweilen ist es konglomerat-' artig, was sich am besten darin zu erkennen gibt, daß verschieden getönte rote Flecken auftreten. Hie und da sind auch weißlichgraue Flecken zu beobachten, in denen ziemlich viel Kalzit auftritt. Unter dem Mikroskope ist eine rötlichbraune, eisenoxydhaltige Grundmasse zu beobachten, in wel- cher hoch serizitisierte, mnen trübe Plagioklase und Orthoklase auftreten. Farbige Gemengteile sind nieht zu unterscheiden, diese sind vermutlich ganz verwittert, ihr Eisengehalt dürfte sich dem Zement beigemengt haben. Das Gestein ist der Tuff irgend eines Eruptivgesteines, wahrscheinlich ein Porphyrtuff. Nach dem aschgrauen Chalzedon bereitete der Urmensch seine Steingeräte in zweiter Reihe aus diesem Gestein, doch sind dieselben infolge des unvollkommenen Bruches des Gesteines meist nicht gut ge- 234 D: OTTOKAR KADIÖ (78) lungen. Der rotbraune Porphyrtuff steht in der unmittelbaren Umgebung von Hämor an. 11. Grünlichgrauer Diabastuff. Ein grünlichgraues Gestein, in dessen homogener grauer Hauptmasse makroskopisch nur einige rote, kleine Eisenoxydfleekehen und hie und da verwitterte Feldspate zu erkennen sind. Unter dem Mikroskope erscheint das Gestein grau, in seiner Grundmasse ist Serizit, Magnetit und wenig kleme, leistenförmige, teilweise serizitisierte Feldspate zu beobachten. Diese grundmassenartige, teilweise undurchsichtige Substanz verzementiert größere Plagioklase. Auch die Plagioklase sind sehr verwittert und zum größten Teil serizitisiert. Stellenweise, besonders in den bereits erwähnten Eisenoxydfleckcehen kommt auch Kalzit vor, hierauf weist auch die Tatsache, daß das Gestein mit Salzsäure braust. Hie und da ist auch ein chloritisches Verwitterungs- produkt zu bestimmen, welches wahrscheinlich durch Verwitterung irgend eines femischen Gemengteiles entstanden ist. Das Gestein ist wahrscheinlich dichter Diabastuff. Aus diesem Gestein verfertigte der Neolithmensch seine geschliffenen Steinmeißel; in der paläolithischen Steinindustrie ist das Gestein nieht vertreten. Der Diabastuff steht in der unmittelbaren Umgebung von Hamor an. Außer den aufgezählten Gesteinsarten ist in der Szeletaindustrie nach der Bestimmung von Prof. Fr. ScHAFARZIK untergeordnet auch Opal, Obsidian, Quarzit und Limnoquarzit vertreten. 12. Opal. Ein bläulichweißes, muschelig brechendes Gestein, das teils rein, teils mit Chalzedon vermischt gefunden wurde, letztere Abart kann auch als Chalzedonopal bezeichnet werden. In konzentriertem Kali- hydrat löst es sich nach 7’5stündigem Kochen vollständig. An seiner Ober- fläche zeigen sich mitunter weißliche Verwitterungsflecken. n = 1'516. In der Szeletaindustrie ist es ziemlich selten. 13. Obsidian. Ein gleichmäßig pechschwarzer, oder schwarz und grau gestreifter, mehr oder weniger durchscheinender Obsidian. Die glasige Masse wird stellenweise außen durch eine trübe Kruste eingehüllt. In der Szeletaindustrie ist dieses Gestein sehr selten. Es gelangte wahrschein- lich aus dem Gebirge Hegyalja hierher. 14. Quarzit. Ein aus feiner oder gröber körnigem reinen Quarzit- material bestehendes gelblich-graulichweißes Gestein, das durch konzen- triertes Kalihydrat auch nach 7°5stündigem Kochen nicht angegriffen wird. n = 1'516. In der Szeletaindustrie ist es ziemlich selten, die daraus verfertigten Geräte sind formlos. Die in der Szeleta gefundenen Stücke sind aus Bachschotter verfertigt. 15. Limnoquarzit. Die gelblichweiße Hauptmasse dieses Ge- steines erscheint von dünnen bläulichen Chalzedonstreifen durchsetzt. (79) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 235 Längs der Schichtung der Streifen sind hie und da kleine Kavernen zu sehen, deren Wandung mit einer kristallinischen Kruste überzogen ist. Unter dem Mikroskope sind in der dichten, faserig-blätterigen Hauptmasse radial angeordnete Chalzedonsphärulithe zu sehen. n = 1'516. Aus obigem ist ersichtlich, daß in der Szeletaindustrie Chalzedon und dessen Abarten vorherrschen. Unter letzteren war wieder der asch- graue Chalzedon jenes Gestein, das von den Bewohnern der Szeleta bei ihrer Industrie mit Vorliebe verwendet wurde, indem dieser Chalzedon die ganze Schiehtenfolge hindurch überall anzutreffen ist. Dieses Gestein erwies sich infolge seiner Härte, seines vollkommenen Bruches und vor allem seiner geschiehteten-schieferigen Struktur. als besonders geeignet zur Verfertigung von Solutreenpaläolithen, und der letztangeführten Eigen- schaft des Gesteines ist vielleicht die Schönheit der Lorbeerblattspitzen aus der Szeletahöhle zuzuschreiben. Neben dem aschgrauen Chalzedon kommt in der Szeletaindustrie am häufigsten der rotbraune Porphyrtuff vor, der jedoch ausschließlich vom Frühsolutröeenmenschen verwendet wurde. Neben dem Quarzit dürfte dieses Gestein am ungeeignetsten zur Bearbeitung gewesen sem, und daß der Mensch dennoch zu diesem minderen Material griff, dürfte lediglich auf die Nähe des Vorkommens dieses Gesteines zurückzuführen sein. Nach den beiden genannten Gesteinen findet sich der gelbe Chalzedon am häufigsten; derselbe ist ebenfalls vornehmlich an den oberen Horizont des Frühsolutreen gebunden. Die übrigen Gesteinsarten, namentlich der grauweiße, der weiße, der rotbraune und der kalzitführende Chalzedon, sodann der gelbe, wachsgelbe und dunkelgraue Chalzedonopal und schließ- lich der Opal, Obsidian, Quarzit und Limnoquarzit kommen mit ihren zahlreichen Abarten im ganzen Schichtenkomplex nur in sehr untergeord- neter Menge vor. Der grünlichgraue Diabastuff wieder wurde lediglich vom Neolithmenschen zur Bereitung seiner Steinmeißel verwendet. II. TYPOLOGISCHE VERHÄLTNISSE DER STEINGERÄTE. Bezüglich der Bearbeitung der Steingeräte aus der Szeletahöhle finden wir alle Übergänge von den irregulären, amorphen Abspließen bis zu den sorgfältig zugerichteten feinen Lorbeerblattspitzen. Nach dem Grade der Bearbeitung können sie in folgende Gruppen eingeteilt werden: 1. Unbearbeitete amorphe Abspließe. Hierher ge- hören sämtliche unretuschierte oder bloß benützte Rohstücke, Steinkerne und Abspließe, die gar keine Spur der menschlichen Zurichtung aufweisen. Daß sie dennoch Produkte menschlicher Tätigkeit sind, verrät ihr gemein- schaftliches Vorkommen mit echten Werkzeugen aus demselben Material. 236 D: OTTOKAR KADIG (80), Sie gelten als Beweis dessen, daß der Szeletamensch wenigstens einen Teil seiner Werkzeuge in der Höhle verfertigte. 2. Retuschierte amorphe Abspließe. Es sind dies tatsächlich bearbeitete irreguläre, meist polyedrische und klingenförmige Absprengstücke, deren Ränder mehr oder weniger retuschiert sind und sich daher als echte Artefakte erweisen. Sie lassen sich gewissermaßen mit Bolithen vergleichen und spielen in der Typologie eine ganz unter- geordnete Rolle. 3. Zielbewußt bearbeitete Werkzeuge. Intentionell zugerichtete und einem gewissen Zweck entsprechende Formen, die sich gewissermaßen mit einzelnen Werkzeugen des modernen Menschen verglei- chen lassen und seitens der Archäologen als Messer, Schaber, Kratzer, Bohrer, Spitzen, Sticheln ete. bezeichnet werden. 4. Grobe und feine Lorbeerblattspitzen. Sorg- fältig zugerichtete, dünne und dicke, Steinwerkzeuge von der Form & feuil de Laurier und & feuille de Saule. Letztere gelten als Hauptindustrie des Solutreenmenschen, während die übrigen, die Lorbeerblattspitze be- gleitenden Werkzeuge, als Begleitindustrie bezeichnet werden können. Typologie der Lorbeerblattspitzen. In den tieferen Schiehten des Szeletaprofils finden wir eine größere Anzahl von teils regulär, teils irregulär gestalteten Steingeräten, deren Bearbeitung eine größere Sorgfalt verrät als dies bei den übrigen Geräten der Fall ist. Aus der Gesamtheit des tiefer liegenden paläolithischen Materials lassen sich Formen auslesen, welche sich durch gewisse gemeinschaftliche Charaktere von den übrigen sofort unterscheiden. Diese Charaktere sind: 1. Die m Rede stehenden Formen sind zumeist nicht aus Abfall- material geschlagen, sonderen wurden aus besonderen auserwählten Stücken des Steinmaterials verfertigt. Ein jedes dieser Geräte kann als intentionell bearbeiteter Steinkern aufgefaßt werden, während die übrigen Werkzeuge meist Absplitterungsprodukte sind. 2. Ein jedes Stück dieser Geräte wurde mit besonderer Sorgfalt zugerichtet, wobei man vorzugsweise auf die Bearbeitung der Flächen und Ränder das Hauptgewicht legte. Die sorgfältige Bearbeitung beider Flächen und die intensive ziek-zackförmige Randretusche müssen als besondere Charaktere dieser Steingeräte bezeichnet werden. Nun sind aber diese Charaktere identisch mit den Hauptcharakteren der Faustbeile des Altpaläolithikums. Dieser Umstand war es, welcher HILLEBRAND und auch mir Veranlassung gab, die erwähnten aus den tieferen Schiehten der Szeletahöhle für kleine degenerierte oder dekadente Faust- (81) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 237 beile zu halten. Der Gedankengang zu dieser Annahme war folgender. Die schönen Faustbeile des Acheuleen degenerieren bekanntlich im Mouste- rien. In dieser Kulturperiode sind sie bloß an einzelnen Fundstellen (Abri Audi) in Form von kleinen dekadenten Faustbeilchen erhalten geblieben. An die Verhältnisse dieser Fundorte denkend dachten wir auch im den tieferen Schiehten der Szeletahöhle solche dekadente Miniatur- Faustbeil- chen zu besitzen, welche dann weiter degenerierten, indem sie ihre symmetri- sche Form verloren und sich immer mehr zu kleinen irregulären Steingeräten umgestalteten und nur ihr Hauptcharakter, die beiderseitige Flächenbe- arbeitung und die ziek-zackförmige Randretusche noch ihre Faustbeil- natur bekunden. Eine Berechtigung zu dieser Annahme fanden wir ım Umstand, dab mit diesem Faustbeilchen auch einige mousterienähnliche Spitzen vorkom- men. Wir nahmen somit an, wir hätten es hier mit einem Endmousterien zu tun, in welchem sich die letzten Phasen einer Dekadenz der Faustbeile abspielten. : Nach obiger Annahme müßte der ganze Schichtenkomplex des braunen Höhlenlehms ein Endmousterien sein. Gegen das Mousterien spricht jedoch die Zusammensetzung der Begleitindustrie. Neben dem Fehlen echter Mousterienspitzen fehlen hier auch alle jene Typen, welche die Abri-Audi- industrie charakterisierten, insbesondere die D förmigen Schaber und die gebogenen Spitzen. Auch die stratigraphische Verteilung der regulären und irregulären Faustbeilchen ist eine derartige, daß die Entwicklung derselben nicht positiv festzustellen ist. Beide Typen kommen zusammen vor und weil sich die regulären Formen typologisch direkt den feinen regu- lären Lorbeerblattspitzen anschließen, ist vielmehr wahrschemlich, daß die irregulären Formen in der Entwicklung ein älteres Stadium vertreten, daß sich die regulären Formen aus den irregulären und aus diesen wieder die regulären feinen Lorbeerblattspitzen entwickelt haben. Stratigraphische Belege besitzen wir, wie gesagt, für diese Annahme nicht, aus rein typolo- gischen Gründen scheint dieser Entwicklungsgang sehr wahrscheinlich zu sein. R. R. SchmipT, JosEr BayEr und andere Archäologen, die das Mate- rial eingehender besichtigt haben, halten die in Rede stehenden faustbeil- artigen Geräte für primitive Lorbeerblattspitzen. Wir wollen also von nun an diese Geräte Lorbeerblattspitzen nennen, wobei ich aber aus den oben erwähnten Gründen an ihre enge Verwandtschaft mit den Faustbeilen auch weiterhin anhalte. Nach den obigen Auseinanderlegungen können die Lorbeerblattspitzen der Szeletahöhle typologisch in folgende Gruppen eingeteilt werden: Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 4. Heft. 17 238 D: OTTOKAR KADIÖ (82) I. Lorbeerblattspitzen von gröberer Technik. Kleine bis mittelgroße, dieke unregelmäßige oder symmetrische Lorbeerblattspitzen von gröberer Technik. Beide Flächen mehr-weniger konvex und bearbeitet, Ränder rundherum stumpf, ziek-zaekförmig zu- geriehtet und fein retuschiert. A) Grobe irreguläre Lıorbeerblattspitzen. Kleine bis mittelgroße grob zugerichtete Lorbeerblattspitzen von unregelmäßiger Form. B) Grobe reguläre Liorbeerblattspitzen. Kleine bis mittelgroße grob zugerichtete Lorbeerblattspitzen von amygdaloider oder langschmaler Form. Il. Lorbeerblattspitzen von feinerer Technik. Kleine, mittelgroße und große Lorbeerblattspitzen von regulärer, oft peinlich symmetrischer Gestalt. Beide Flächen meist flachkonvex mit kleineren oder größeren flachen Absplitterungen. Das untere Ende regelmäßig zugerundet oder zugespitzt, das obere Ende geht in eine all- mählich sich verjüngende Spitze aus. Ränder rundherum scharf, sorgfältig zugerichtet und fein retuschiert. Sämtliche hierher gehörende Lorbeerblattspitzen sind sehr grazil und dünn, durch ihre Symmetrie und Schönheit gehören sie zu den voll- kommensten Kunstprodukten des paläolithischen Menschen. A) Feine Lorbeerblattspitzen mit gerundeter Basis. Fein zugeriehtete Lorbeerblattspitzen von meist breiterer Form und vorwiegend abgerundeter Basis (Typus & feuille de Laurier). B) Feine Lorbeerblattspitzen mit gespitzter Basis. Fein zugeriehtete Lorbeerblattspitzen von meist schmaler Form und vorwiegend zugespitzter Basis (Typus & feuille de Saule). (83) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 239 Typologie der Begleitindustrie. Die Lorbeerblattspitzen begleiten mehr-weniger typische Abspließe mit teils flacher, teils steiler Randretusche, seltener solche mit partieller Flächenüberarbeitung. Im großen lassen sich zwei Formen unterscheiden : langschmale, klingenförmige und amorphe unregelmäßige Abspließe. A) Klingenförmige Abspließe. Unter den klingenförmigen Abspließen können folgende Gruppen unterschieden werden: 1. Klingen mit scharfen Rändern. Meist gebogene, seltener gerade, dünne Klingenabspließe ohne Randbearbeitung; vielfach mit Abnutzungsspuren in Form von Ausschartungen, seltener mit Lustre. 2. Klingen mit retuschierten Rändern. Gebogene oder gerade, meist dieke Klingenabspließe mit totaler oder partieller Rand- retusche ; öfters mit retuschierten Auskerbungen an den Rändern. 3. Mikrolithisehe Klingen. Ganz kleine schmale, dünne Messerchen mit äußerst fein retuschierten scharfen Rändern, teils mit abgedrückten Rücken (lames & dos rabbatu). 4. Spitzklingen. Klingenabspließe, deren oberes Ende in eine feine Spitze ausgearbeitet ist. Aus der Szeleta sind zwei Formen bekannt: dünne, breite Spitzklingen mit femer Flächenüberarbeitung; dieke, schmale Spitzklingen mit intensiv retuschierten Rändern (point de la Gravette). 5. Seitlicehe Bohrer. Kurze, dieke, gerade Klingenabspließe. deren oberes Ende zu einem seitlichen Bohrer ausgearbeitet ist. Es gibt linke und rechte seitliche Bohrer. Ränder intensiv retuschiert. Für die Szeletaimdustrie sehr bezeichnend. b) Unregelmäßige Abspließe. Amorphe, unregelmäßig gestaltete Abschlagstücke, deren Ränder mehr-weniger gut retuschiert und zu Werkzeugen zugerichtet wurden, welchealsSchaber, Kratzer, Bohrer, Spitzen etc. bezeichnet werden können. III. STRATIGRAPHISCHE VERTEILUNG DER STEINGERÄTE. Die horizontale und vertikale Verbreitung der Steingeräte aus der Szeletahöhle ist aus der nebenstehenden Tabelle zu ersehen. Die meisten Paläolithe fanden sich im vorderen Teil der Vorhalle, also im lichtesten 17% 240 D: OTTOKAR KADIÖ (84) Teil der Höhle und im hinteren Teil des Hauptganges. Verhältnismäßig wenig wurde im vorderen Teil des Hauptganges und im Nebenast gefunden. Das meiste Material war an Brandschichten und ähnliche Kulturstraten gebunden, vieles wurde aber auch außerhalb solcher Schichten gesammelt. Bezüglich der stratigraphischen Verhältnisse der einzelnen Kulturschich- ten verweise ich auf den stratigraphischen Teil dieser Arbeit. Im folgenden sollen jene Schichten, welche Steingeräte enthielten in stratigraphischer Reihenfolge von unten nach oben besprochen werden. Die Steingeräte aus dem dunkelbraunen Höhlenlehm. Die am tiefsten gelegenen Steingeräte stammen aus dem dunkel- braunen Höhlenlehm. In der Vorhalle waren dieselben an zwei dünne Schuttschichten gebunden, welche wahrscheinlich in trockeneren Perioden abgelagert worden sind und somit auch dem Menschen den Zutritt in die Höhle ermöglichten. Schade, daß wegen der ansehnlichen Tiefe, von diesen Schichten nur ein ganz bescheidener Teil ausgehoben werden konnte. Die untere Schuttschicht ist an das Niveau XVII, die obere an das Niveau XV gebunden. Dunkelbrauner Höhlenlehm; Niveau XVLI. Dieses Niveau ist nur in der Vorhalle erreicht worden; an dieses ist die untere braune Schuttschicht gebunden. Aus diesem tiefsten Niveau stammen 2 unbearbeitete und 7 bearbeitete, zusammen 9 Abspließe. Von letzteren sind beschrieben: kleine Klinge mit rechtsei- tiger Bohrerspitze (49)! und mittelgroße, breite mousterieenähnliche Spitze (61). Dunkelbrauner Höhlenlehm; XV. Auch dieses Niveau ist nur in der Vorhalle erreicht worden. In letz- terem befindet sich de obere braune Schuttschicht. Aus dieser Schicht kamen ans Tageslicht 13 Bruchstücke eines zerschlagenen Quarzitfeuersteines und 5 bearbeitete Abspließe aus grauem Chalzedon, zusammen 18 Stück. Im braunen Höhlenlehm der Vorhalle ist kein weiteres Steinmaterial gefunden worden; die darüber folgenden Niveaus waren vollständig steril. Im Hauptgang sind Paläolithe im Niveau VI und V gefunden worden, ! Die in Klammer gesetzten Zahlen bezeichnen die laufende Nummer der beschrie- benen Paläolithe. ingerä [%o] e je (85) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. [o 8 bo) 1) 3 68 8 5 8 9 39 1 L 1603 7 7 6 32 14 32 u9zy1LdsIgeIqL9IqIOT 23 | a | | | | | | SIRTnBa1 Sur | uozyrdsggepqIoagqIoT SIgn3a1 ag019) uazyıdsygepq1aaqIoT JIRTNFILIT 9q01%) agarpdsqy adıyıR -uadufy S9a4qaLIasnZ agardsqy adıgrur -[3alun 3J94yoUIanZ agarıdsqy adıyıe -uadury ayaysqreaqun agardsqy adıgyur -[odarun agayraqıesqun , uazyıdsIyefq.1asq1oT | Jıp[ndaı auta,T uozyıdsgyegqloagıoT aıgındal aq019 uszyrdsgyepq1oaq1oT AIRNZaLI 9401) agandsqy adtyıe || su -uoBuy syaayaraaanz || agardsqy adıgeur © -[odaIun 39aJyaLIaSnZ agarpdsq y adıyıe er | -uadury opaqwaqun | I agardsqy adıgrur a ı nl | Sa | | Si -_ olaol ıl—|ıs] Nebenast (Abschnitt E und F) 3 c 7 11) der Szeletahöhle. SCH De 5 1 3511| 9]30 ın te 9 1 Irılsalı6| 122 |34| 6 4 Hauptganges (Abschnitt D) Hinterer Abschnitt des -[p3aıum Sgayaqıeaqun uozyrdsggeq1o9qIloT BE UEEE NER E uozyrdsIgepqLaaqdoT | | ET aagmasrsgorg || uozyrdsggegqlaagdoT a | SaRmzaLıt agoıy | agandsqy aayır | 0 -UODUuN S9a4yaLIEInZ agarpdsqy adıgrur nm 3 _-po3aIum 3gayyoLIasnz Su agaudsqy adıyıe Sur -uodu fg aJopaqawaqun |. „egendsqy adıgrun u) -[PZaıun yayaqızaqu | Kr | , uozyıdsggepqloogqıoT Pe | JIBInZI Uta T | uazydsggepqlaagaoT NT | | [HuBRr SıRm3aL aqoıy) | || | | | uozytdsIgepfqIlo9aqIoT -_ | | f OIFnZaLlT 99019 agardsqy adıyıe [5 -U9dULN OJayyaLIaauz agardsqy adıgeur || 20 -[98s1um apayypLIaesnz. agardsqy adıyıe -uadury eyoyaqıwaqun agaıdsqy adtgur -[o3aıum Syayaqaıeaqun | | 1 ) 4 Hauptganges (Abschnitt © 2 Vorderer Abschnitt des 1197 4||27 | 3 8 4 5 1 Sl 9106 42 44, 30 — sı 14 16 2 4 1 73| 366) 60 563188] 45 | 11 (Abschnitt A und B) 5613| 68 38) Eingang und Vorhalle 3 4 A| 3 37 66 8 el ga — 4112 601 4 31 — Niveaus 1 18 111. II IV V. VI VII 1 I XV. | Niveau XVII. Niveau Niveau Niveau Niveau Niveau Niveau Niveau Niveau Niveau Niveau Horizontale und vertikale Verteilung der Ste || Niveau | | Dunkel- brauner Höhlenlehm Höhlenlehm Rötlichbrauner Höhlenlehm Dunkelgrauer Höhlenlehm Schichtenreihe | Lichtgrauer Höhlenlehm Liehtbrauner 249 D: OTTOKAR KADIC (86) während im Nebenast der braune Höhlenlehm sehr schwach entwickelt war und somit auch keine Steingeräte enthielt. Dunkelbrauner Höhlenlehm; Niveau VI. Im vorderen Abschnitt des Hauptganges sind folgende Steingeräte gefunden worden: 1 unbearbeiteter und 2 bearbeitete Abspließe, 1 grobe irreguläre und 1 grobe reguläre Lorberblattspitze, zusammen 5 Stück. Im hinteren Abschnitt des Hauptganges sind folgende Steingeräte gefunden worden: 5 zugerichtete Abspließe, 1 grobe irreguläre und 4 grobe reguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 10 Stück. Von letzteren ist beschrieben: kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze (15). Dunkelbrauner Höhlenlehm; Niveau V. Im vorderen Abschnitt des Hauptganges sind folgende Steingeräte gefunden worden: 3 zugerichtete Abspließe und 1 grobe irreguläre Lor- beerblattspitze, zusammen 4 Stück. Im hinteren Abschnitt des Hauptganges sind folgende Steingeräte gefunden worden: 1 zugeriehteter Abspließ und 3 grobe irreguläre Lor- beerblattspitzen, zusammen 4 Stück. Die Gesamtzahl der im dunkelbraunen Höhlenlehm gefundenen Steingeräte beläuft sich auf 50 Stück. Davon sind gefunden worden: 16 unbearbeitete und 23 zugerichtete Abspließe, 6 grobe irreguläre und 5 grobe reguläre Lorbeerblattspitzen. Die Steingeräte aus dem lichtbraunen Höhlenlehm. Die meisten Steingeräte der Szeletahöhle stammen aus dem licht- braunen Höhlenlehm, der stellenweise eine Mächtigkeit von 3 m erreicht und in der Vorhalle die Niveaus VIII—III in sich schließt. Die Paläo- lithe sind hier hauptsächlich an Brandschichten gebunden, zahlreiche wurden jedoch auch außer den Brandschiehten gesammelt. Die überwie- gende Mehrzahl der Steingeräte ist im V. und IV. Niveau der Vorhalle gefunden worden, verhältnismäßig selten fanden sie sich im Hauptgang, im Nebenast fehlen sie vollständig. Die Steinindustrie des lichtbraunen Höhlenlehmes erweist sich somit als ziemlich eimheitlich, sie ist nach unten und oben durch weniger reichliche Straten abgegrenzt, dennoch aber mit den oberen und unteren Industrien durch wenige Bindeglieder verbunden. Das Inventar der hier gefundenen und beschriebenen Steingeräte soll nach Niveaus im Folgenden zahlweise mitgeteilt werden: (87) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 243 Lichtbrauner Höhlenlehm;; Niveau VLILI. An dieses Niveau war die liehtbraune Brandschicht des Einganges (3/a) gebunden. In den übrigen Höhlenabschnitten sind in diesem Niveau keine Paläolithe gefunden worden. Zu diesem Niveau gehören folgende Steingeräte: 10 unbearbeitete und 26 zugeriehtete Ab- spließe, 1 grobe irreguläre und 2 grobe reguläre Lorbeerblattspitzen, zu- sammen 39 Stück. Davon sind beschrieben: ein dieker Abschlag mit ter- minaler Bohrerspitze (54) und grobe reguläre Lorbeerblattspitze (21). Lichtbrauner Höhlenlehm; Niveau VII. Diesem Niveau gehört hauptsächlich die untere Brand- schicht der Vorhalle (3/b) an. In den übrigen Höhlenabschnitten sind in diesem Niveau keine Paläolithe gefunden worden. In diesem Ni- veau waren folgende Steingeräte eingeschlossen: 21 unbearbeitete, 75 zu- gerichtete und 5 grobe irreguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 101 Stück. Davon sind beschrieben: eine mikrolithische Klinge mit retuschier- ten Rändern (34), eine kleine Klinge mit scharfen Rändern (35), Klingen mit retuschierten Rändern (36, 38) und eine kleine grobe reguläre Lorbeer- blattspitze (22). Lichtbrauner Höhlenlehm; Niveau VI. Die untere Brandschicht der Vorhalle (3/b) reicht teilweise auch in dieses Niveau. In den übrigen Höhlenabsehnitten sind in diesem Niveau keine Paläolithe gefunden worden. An dieses Niveau waren folgende Steingeräte gebunden: 64 unbearbeitete und 95 zugerichtete, 16 grobe irreguläre und 2 grobe reguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 177 Stück. Davon sind beschrieben: Klinge mit retuschierten Rändern (45), kleiner, gestielter Bulbusabspließ (66), kleiner multangulärer Kerb- kratzer (65), kleiner Abschlag mit terminaler Bohrerspitze (58), kleine Klingen mit seitlichem Bohrer (48, 50), grobe irreguläre Lorbeerblattspitzen (8, 4, 6, 8), grobe reguläre Lorbeerblattspitze von triangulärer Form (32). Lichtbrauner Höhlenlehm;, Niveau V. Brandschichtfreies Niveau mit folgendem Gerätinventar. Im Eingang und in der Vorhalle wurden in diesem Niveau folgende Steingeräte gefunden: 71 unbearbeitete und 136 zugerichtete Abspließe, 11 grobe irreguläre und 2 grobe reguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 244 D: OTTOKAR KADIC (88) 220 Stück. Davon sind beschrieben: Klingen mit retuschierten Rändern (39,47), Klingenabspließ mit Kratzerende (125), Klingenabspließ mit ter- minalem Bogenstichel (60), grobe irreguläre Lorbeerblattspitze (2, 5), grobe reguläre Lorbeerblattspitzen (25, 27). Im vorderen Abschnitt des Hauptganges wurden in diesem Niveau folgende Steingeräte gesammelt: 10 zugerichtete Abspließe, 4 grobe irre- guläre und 2 grobe reguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 16 Stück. Davon sind beschrieben: länglieher Abspließ mit intensiver Steilretusche (42), kleine, dicke Abschläge mit Bohrerspitze (53,55), grobe irreguläre Lorbeer- blattspitzen (1, 16), grobe reguläre Lorbeerblattspitzen (29, 30). Lichtbrauner Höhlenlehm: Niveau IV. Diesem Niveau gehört hauptsächlich die obere Brandschicht der Vorhalle (3/ce) und de Brandschicht des Haupt- ganges (S/l) an. Im Nebenast sind in diesem Niveau keme Paläolithe gefunden worden. Im Eingang und im der oberen Brandschicht der Vorhalle sind in diesem Niveau folgende Steingeräte gefunden worden: 46 unbearbeitete und 148 zugerichtete Abspließe, 8 grobe irreguläre und 4 grobe reguläre Lorberblattspitzen. Davon sind beschrieben : mittelgroßer Steinkern (68), Klinge mit retuschierten Rändern (41), Klinge mit terminaler Bohrer- spitze (57), Klinge mit seitlichem Bohrer (51), grobe irreguläre Lorbeer- blattspitze (7), grobe reguläre Lorbeerblattspitzen (23, 28). Im vorderen Abschnitt des Hauptganges wurden aus der brand- schichtfreien Strate dieses Niveaus folgende Steingeräte gesammelt: 7 unbearbeitete, 22 zugerichtete Absphieße und 7 grobe irreguläre Lorbeer- blattspitzen. Davon ist beschrieben : grobe irreguläre Lorbeerblattspitze (13). Im hinteren Abschnitt des Hauptganges smd aus der Brandschicht dieses Niveaus folgende Steingeräte ans Tageslicht gefördert worden: 5 unbearbeitete und 11 zugerichtete Abspließe, 5 grobe irreguläre, 3 grobe reguläre und 2 feine reguläre Lorbeerblattspitzen. Davon sind beschrieben: Klingen mit retuschierten Rändern (37, 40), mousterienähnliche Spitze (64), grobe irreguläre Lorbeerblattspitzen (10, 12, 14, 20), grobe reguläre Lor- beerblattspitze (31). Lichtbrauner Höhlenlehm;, Niveau ILI. Dieses Niveau ist durchaus brandschichtfrei, nur im vorderen Ab- schnitt des Hauptganges fanden wir emen kleinen Feuerherd. Die im die- sem Niveau gefundenen geringen Steingeräte stammen höchstwahrschein- (89) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 245 lich aus den darunterliegenden Brandschichten, so daß dieses Niveau als fast steril angesehen werden kann. Im Eingang und in der Vorhalle sind in diesem Niveau bloß folgende Steingeräte gefunden worden: 8 unbearbeitete und 8 zugerichtete, zu- sammen 16 Abspließe. Davon sind beschrieben: Schlagstein aus Quarzit (69), großer, intensiv retuschierter Diskus (67). Im vorderen Abschnitt des Hauptganges sind hier gefunden worden: 3 unbearbeitete und 10 zugerichtete Abspließe, sowie 2 grobe irreguläre Lorbeerblattspitzen. Im hinteren Absehnitt des Hauptganges ist in diesem Niveau bloß eine grobe reguläre Lorbeerblattspitze (24) gesammelt worden. Die Steingeräte aus dem dunkelgrauen Höhlenlehm. Die ungefähr 05 m starke und in sämtlichen Höhlenabschnitten verbreitete dunkelgraue Lehmschicht grenzt den unteren lichtbraunen vom oberen liehtgrauen Höhlenlehm ab. Diese Schicht ist im Eingang an das Niveau IV, in der Vorhalle an das Niveau III und im Hauptgang und dem Nebenast an das Niveau II gebunden. Die darin vorkommenden Paläolithe sind ziemlich geringzählig. Im Eingang und in der Vorhalle sind im dunkelgrauen Höhlenlehm folgende Steingeräte gefunden worden: 47 unbearbeitete und 59 zugerich- tete Abspließe, zusammen 106 Stück. Davon sind beschrieben: Klingen mit retuschierten Rändern (43, 112, 115, 117), Abschlag mit seitlicher Bohrerspitze (56), dieker Bohrer (132), Kantenstichel (122), mousterien- ähnliche Spitzen (62, 63) lorbeerblattförmige Doppelspitze (110). Im vorderen Abschnitt des Hauptganges wurde im dunkelgrauen Höhlenlehm folgendes gesammelt: 1 unbearbeiteter, 10 zugerichtete Ab- spließe und 1 grobe irreguläre Lorbeerblattspitze, zusammen 12 Stück. Davon ist beschrieben: dıe grobe irreguläre Lorbeerblattspitze (11). Im hinteren Abschnitt des Hauptganges sind aus diesem Höhlen- lehm folgende Steingeräte ans Tageslicht geraten: 5 unbearbeitete und 7 zugerichtete Abspließe, 1 grobe und 1 feine reguläre Lorbeerblattspitze, zusammen 14 Stück. Davon sind beschrieben: Klinge mit schrafen Rän- dern (97), Spitzenklinge (point de la Gravette-ähnlich) (106). Aus dem dunkelgrauen Höhlenlehm des Nebenastes wurden folgende Steingeräte ausgegraben: 5 unbearbeitete und 4 zugerichtete Abspließe, sowie 2 feine reguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 11 Stück. Davon ist beschrieben: feine reguläre Lorbeerblattspitze (82). 246 D: OTTOKAR KADIC (90) Die Steingeräte aus dem rötlichbraunen Höhlenlehm. Der rötliehbraune Höhlenlehm war nur im Hauptgang und im Neben- ast in Form einer dünnen Strate entwickelt und an die Niveaus II und I gebunden. Die in dieser Schicht vorkommenden wenigen Steingeräte schließen sich archäologisch vollkommen an die Industrie des darüber liegenden liehtgrauen Höhlenlehmes an. Im hinteren Abschnitt des Hauptganges sind im rötlichbraunen Höhlenlehm folgende Steingeräte gefunden worden: 4 unbearbeitete und 7 zugeriehtete Abspließe, sowie 2 grobe irreguläre und 4 feine reguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 17 Stück. Davon sind beschrieben: dünne irreguläre Lorbeerblattspitzen (18, 19), feine reguläre Lorbeerblatt- spitze (87). Im Nebenast sind in diesem Höhlenlehm folgende Stemgeräte ge- sammelt worden: 5 unbearbeitete und 3 zugerichtete Abspließe, sowie 7 feine reguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 15 Stück. Die Steingeräte aus dem lichtgrauen Höhlenlehm. Der liehtgraue Höhlenlehm ist unter der Humusdecke abgelagert worden, er deckt in der Vorhalle den dunkelgrauen, im hinteren Abschnitt des Hauptganges und Nebenastes den rötlichbraunen Höhlenlehm. In der Vorhalle ist er ungefähr 1 m stark, nach hinten wird er im Hauptgang immer dünner, im Nebenast gewinnt er eine gelbe Farbe und erreicht hier eine Mächtigkeit von ca. 2 m. Der liehtgraue Höhlenlehm ist an Paläolithen sehr reich; letztere sind im hinteren Absehnitt des Hauptganges und Ne- benastes an je zwei mächtige Brandschiehten gebunden. Der lichtgraue Höhlenlehm befindet sich hauptsächlich im Niveau I, im Eimgang und in der Vorhalle erstreckt sich derselbe stellenweise auch auf das Niveau III und II. Im liehtgrauen Höhlenlehm sind die Steingeräte nach Niveaus und Höhlenabschnitten in folgender Weise verteilt: Lichtgrauer Höhlenlehm; Niveau ILI. In diesem Niveau des liehtgrauen Höhlenlehms sind Paläolithe fast ausschließlich im Eingang und in der Vorhalle gefunden worden. Es sind dies folgende: 69 unbearbeitete und 96 zugerichtete Abspließe, sowie 3 grobe irreguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 168 Stück. Von letzteren sind beschrieben: Steinkern und Hochkratzer (134), Klingen mit retu- schierten Rändern (114, 116), Hochkratzer (59). (91) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 247 Im vorderen Abschnitt des Hauptganges ist in diesem Niveau bloß 1 feine reguläre Lorbeerblattspitze gefunden worden. Lichtgrauer Höhlenlehm;; Niveau II. In diesem Niveau des lichtgrauen Höhlenlehms sind Paläolithe im Eimgang, in der Vorhalle und im vorderen Abschnitt des Hauptganges gesammelt worden. Im Eingang und in der Vorhalle sind aus diesem Niveau folgende Steingeräte ans Tageslicht geraten: 53 unbearbeitete und 74 zugerichtete Abspließe, sowie 1 grobe reguläre Lorbeerblattspitze, zusammen 128 Stück. Von letzteren sind beschrieben: Klingen mit scharfen Rändern (94, 98, 99), Klinge mit retuschierten Rändern (118), mikrolithische Klinge mit seitlichem Bohrer (119, 120), Klinge mit Bogenstichel (113), Klinge mit Eckstichel (121), kleiner Klingenkratzer (124), rechthändiges Schneide- werkzeug (129), nukleusförmiger Obsidiankratzer (128), Obsidianklinge mit Sägezinken (126), grobe reguläre Lorbeerblattspitzen (26, 33), feine, reguläre Lorbeerblattspitzen (70, 78). Im vorderen Abschnitt des Hauptganges sind in diesem Niveau folgende Steingeräte gefunden worden: 5 unbearbeitete und 31 zugerich- tete Absphieße, sowie 2 grobe irreguläre und 9 feine reguläre Lorbeerblatt- spitzen, zusammen 50 Stück. Lichtgrauer Höhlenlehm; Niveau I. Dieses Niveau des hıcehtgrauen Höhlenlehms ist an Paläolithen das reichhaltigste. In diesem Niveau sind Steingeräte in sämtlichen Höhlen- abschnitten gefunden worden. Im Eingang und in der Vorhalle smd im diesem Niveau folgende Steingeräte angetroffen worden: 22 unbearbeitete und 22 zugerichtete Abspließe, sowie 1 grobe irreguläre und 4 feme reguläre Lorbeerblattspit- zen, zusammen 49 Stück. Davon sind beschrieben: Klingen mit scharfen Rändern (96, 100), dünne Klingenspitze (108), Doppelstichel mit mittlerer Stichelspitze (burin double) (123), grobe irreguläre Lorbeerblattspitze (17), feine irreguläre Lorbeerblattspitze (S0), feine reguläre Lorbeerblattspitzen (Man): Im vorderen Abschnitt des Hauptganges sind in diesem Niveau folgende Steingeräte gefunden worden: 9 unbearbeitete und 13 bearbei- tete Abspließe, sowie 12 feine reguläre Lorbeerblattspitzen, zusammen 34 Stück. Davon sind beschrieben: feine reguläre Lorbeerblattspitzen (71, 74, 83). 948 D: OTTOKAR KADIÖG (92) Im hinteren Abschnitt des Hauptganges sind in diesem Niveau, haupt- sächlich in der Brandschicht, folgende Steingeräte gefunden worden: 26 unbearbeitete und 18 zugerichtete Abspließe, sowie 23 feine reguläre Lor- beerblattspitzen, zusammen 67 Stück. Davon sind folgende feine reguläre Lorbeerblattspitzen beschrieben: (84, 86, 89, 90, 91, 92). Aus der Brandschicht des liehtgelben Höhlenlehms im Nebenast sind folgende Steingeräte ans Tageslicht gefördert: 6 unbearbeitete und 12 zugerichtete Abspließe, sowie 1 grobe irreguläre und 9 feine reguläre Lorbeerblattspitzen. Von diesen sind beschrieben: mikrolithische Klinge mit retuschierten Rändern (103), feine reguläre Lorbeerblattspitzen: (73, 79, 81). : Auf der paläethnologischen Konferenz im Tübingen (1911), wo ich Gelegenheit hatte die besten Stücke der Szeletaindustrie vorzulegen, wurde letztere auf Grund der zahlreichen Lorbeerblattspitzen für en Hoch- solutr&en bestimmt.! Man hatte aber gleichzeitig bemerkt, daß das vorgelegte Material selbst aus rein archäologischen Gründen nicht einheit- lich sei, sondern sich m eine ältere Phase mit gröberer Technik und eine Jüngere Phase mit feinerer Technik gliedere. Diese, vorzugsweise seitens R. R. Schmipr und Joser BAYER ausgesprochene Annahme hat sich nach dem Abschluß der Grabungen als richtig erwiesen. Auf Grund der besprochenen typologischen und stratigraphischen Verhältnissen der Steimgeräte aus der Szeletahöhle kann mit Sicherheit folgendes festgestellt werden. Die Typologie der Lorbeerblattspitzen hat uns belehrt, daß in der Szeletahöhle zwei sich gut unterscheidende Gruppen von Lorbeerblattspitzen vorkommen. Innerhalb emer jeden Gruppe können weiter je zwei Typen unterschieden werden. Die typologische Klassifika- tion der Lorbeerblattspitzen haben wir im folgender Weise durchgeführt: I. Lorbeerblattspitzen von gröberer Technik. A) Grobe reguläre Lorbeerblattspitzen. B) Grobe irreguläre Lorbeerblattspitzen. II. Lorbeerblattspitzen von feinerer Technik. A) Feine reguläre Lorbeerblattspitzen mit gerundeter Basis. B) Feine reguläre Lorbeerblattspitzen mit gespitzter Basis. ı Kavı6, ©.: Paläolithische Steingeräte aus der Szeletahöhle in Ungarn. (Beiheft zum Korrespondenzblatt der deutschen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte, pag. 34— 37.) Braunschweig. 1912. (93) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 249 Für die Begleitindustrie konnte wieder festgestellt werden, daß es Steingeräte gibt mit Flachretusche und solche mit Steilretusche. Aus der eben besprochenen stratigraphischen Reihenfolge und aus der beiliegenden Übersichtstabelle ist zu ersehen, daß sich die Gerättypen der Szeletahöhle in der Höhlenausfüllung in folgender Weise verteilen. Die in der Szeletahöhle gesammelten Stemgeräte können stratigraphisch in drei Industriegruppen eingeteilt werden, welche voneinander teils durch sterile Zonen abgegrenzt, teils durch wenige Bindeglieder miteinander verbunden sind. Die am tiefsten gelegene Industrie ist an den dunkelbraunen Höhlen- lehm gebunden. Die im Niveau XVII und XV vorkommenden wenigen atypischen Steingeräte sind aus dünnen Schuttschichten gesammelt worden. Die im Niveau VI und V auftretenden wenigen Steingeräte sind an der Grenze mit dem lichtbraunen Höhlenlehm gefunden worden und gehören somit allerdings der Industrie dieser letzteren Ablagerung an. Die Industrie der beiden Schuttsehiehten ist von den darüberliegenden Industrien durch eine 3 m starke sterile Ablagerung geteilt, sie muß schon wegen dieser mächtigen Isolation für eine selbständige Industrie angesehen werden. Leider sind die Steingeräte dieser tiefsten Straten zu geringzählig und derart atypisch, daß aus dem Wenigen, was uns von dieser Industrie be- kannt ist, keine sicheren Schlüsse gezogen werden können. Die an Steimgeräten reichste Industrie ist jene aus dem lichtbraunen Höhlenlehm. Die weitaus meisten Geräte dieser Industrie sind im Ein- gang und in der Vorhalle gesammelt worden, wo sie an die Niveaus VIII —III gebunden waren. Hierher rechne ichauch jene Stücke, welche im Niveau VI und V des braunen Höhlenlehms gefunden worden sind. Die meisten Geräte dieser Industrie sind in den Niveaus VII—IV gesammelt worden. Im Niveau VIII werden sie seltener und im Niveau IX sind schon überhaupt keine Geräte mehr gefunden. Nach oben werden sie im Niveau III seltener und sind mit den spärlichen Steingeräten des dunkelgrauen Höhlenlehms mit der Industrie des liehtgrauen Höhlenlehms durch Bindeglieder verbun- den. Aus dem Gesagten erhellt, daß die Industrie des liehtbraunen Höhlen- lehms stratigraphisch ziemlich einheitlich auftritt und durch Bindeglieder mit der darüberliegenden Industrie des liehtgrauen Höhlenlehms verbun- den ist. Typologiseh ist die Industrie des liehtbraunen Höhlenlehms haupt- sächlich durch die groben irregulären und regulären Lorbeerblattspitzen charakterisiert. Die hier eingesammelten 66 irregulären und 20 regulären groben Lorbeerblattspitzen verleihen dieser Industrie ein besonderes Ge- präge, durch welches sie sich von der darüberliegenden Kultur archäolo- gisch gut unterscheidet. Die zahlreiehen Begleitformen dieser Industrie 250 D: OTTOKAR KADIC (94) sind hauptsächlieh dureh die überwiegende Steilretusche und durch das Auf- treten gewisser Typen, namentlich dieke retuschierte und ausgekerbte Klingen, seitliche Bohrer und mousterieenähnliche Spitzen charakte- rısiert. Die Industrie des ziemlich schwach entwickelten, aber durch die ganze Höhle ausgebreiteten dunkelgrauen Höhlenlehms kann als Übergangs- stufe zwischen der unteren und oberen Industrie angesehen werden, da die spärliehen Steingeräte dieser Zone gemischte Typen aufweisen. Die darüber folgende Industrie des liehtgrauen und jene des stellen- weise entwickelten rötlichbraunen Höhlenlehms muß aus archäologischen Gründen zusammengefaßt werden. Diese petrographisch geteilte, aber archäologiseh einheitlich auftretende Industrie ist hauptsächlich an die Niveaus III—I gebunden. In der dunkelgrauen Höhlenlehmzone ist sie mit der Industrie des liehtbraunen Höhlenlehms verbunden, aufwärts ist sie teilweise selbst in der alluvialen Humusdecke durch mehrere Stücke vertreten. Die besten Stücke dieser Industrie waren an die Brandschichten des hinteren Hauptganges und des Nebenastes gebunden. Archäologisch ist diese Industrie vorzugsweise durch die prächti- gen, feinen, regulären Lorbeerblattspitzen charakterisiert, von denen im rötliehbraunen Höhlenlehm 11, im liehtbraunen 58 und in der dunkel- grauen Übergangszone 3 Stück gesammelt wurden. Ausnahmsweise sind auch im Hehtbraunen Höhlenlehm feine reguläre Lorbeerblattspitzen angetroffen worden, und zwar im Niveau IV 2 Stücke. Wie wir sehen, sind die feinen regulären Lorbeerblattspitzen fast ausschließlieh an die obersten Schichten des Szeletaprofils gebunden und verleihen dieser Industrie ein ganz besonders charakteristisches Gepräge. Innerhalb der feinem re- gulären Lorbeerblattspitzen können archäologisch leicht zwei Typen un- terschieden werden, welehe aber stratigraphisch nicht getrennt werden können. Es gibt breitere Formen mit vorwiegend abgerundeter Basis und schmälere Formen mit vorwiegend gespitzter Basis. Die Begleitindustrie dieser Kulturstufe ist hauptsächlich durch die überwiegende Flachretusche und das Vorkommen von scharfrändigen Klingen, Spitzklingen mit über- arbeiteter Fläche, Gravettespitzen und mikrolithischen Klingen charak- terisiert. Aus den eben besprochenen Verhältnissen folgt, daß die Szeleta- industrie nach typologischen und stratigraphischen Gesichtspunkten im zwei sich gut unterscheidende, jedoch durch Bindeglieder genetisch ver- bundene Kulturniveaus gegliedert werden muß, in eine ältere und eine jüngere Periode des Solutreens. Die Stelle der Kultur mit den feinen Lor- beerblattspitzen ist im Hochsolutr&en gesichert. Aus dieser Tat- sache folgt weiter, daß die Kultur der gröberen Lorbeerblattspitzen nur ein (95) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 251 Frühsolutreen sein kann. In das Aurignacien oder Mousterien kann diese Industrie wegen Mangel an T'ypen, welche diese Kulturstufen bezeich- nen, nicht eingereiht werden. Eine außerhalb des Solutreen stehende Kultur könnte höchstens jene des dunkelbraunen Höhlenlehms sein, doch sind die Stemgeräte aus diesen Schichten zu gering dazu, daß man aus einem so spärlichen und atypischen Material sichere Schlüsse ziehen könnte. Nach alledem kann die Chronologie der Steingeräte aus der Szeleta- höhle in folgender Tabelle zusammengestellt werden. Chronologie der Steingeräte aus der Szeletahöhle. Petrographischer Charakter Archäologischer Charakter der Industrien Kulturstufen der Ablagerungen Hauptindustrie: Feine reguläre Lorbeer- blattspitzen mit gerundeter und gespitzter | Lichtgrauer Basis. und | Begleitindustrie: Dünne Klingen mit Hochsolufrsen rötliehbrauner | scharfen und z. T. mit retuschierten Rän- Höhlerlehm | dern. Spitzklingen m. überarbeiteten Flächen. | Gravettespitzen. Mikrolithische Klingen. Vor- | wiegend Flachretusche. Dunkelgrauer Übergangszone mit gemischten Gerättypen | Übergang Höhlenlehm Hauptindustrie: Grobe irreguläre und | reguläre Lorbeerblattspitzen. Lichtbrauner | Begleitindustrie: Dicke Klingen mit re- | pyynsolutreen Höhlenlehm | tuschierten und z. T. ausgekerbten Rän- dern. Seitliche Bohrer. Mousterienähnliche Spitzen. Vorwiegend Steilretusche. ODER | Wenige, atypische Geräte Unbestimmt Höhlenlehm | 252 D: OTTOKAR KADIC (96) B) ARCHÄOLOGISCHE BESCHREIBUNG. Die Gesamtzahl des in der Szeletahöhle auf primärer Lagertätte ge- sammelten paläothischen Materials beläuft sich auf 1603 Stück. Außer Roh- stücken, Steinkernen und intakten oder bloß benützten Abspließen, deren Zahl ungefähr 511 ausmacht, fanden wir in dieser Höhle 924 bearbeitete 94 grobe Abspließe, und 74 feine Lorbeerblattspitzen. Jedes einzelne Stück, sei es ein unbearbeiteter Abspließ, oder eine prächtige Lorbeerblattspitze, wurde mit gleicher Sorgfalt gesammelt, in- ventarisiert, bestimmt und die wichtigsten Exemplare in dieser Monographie in Wort und Bild dargestellt. Bei der Beschreibung des Materials habe ich mich der Methode Orro H&rman’s bedient, nach welcher ein jedes Stück für sich genau beschrieben wurde. Bei diesem Verfahren habe ich hauptsächlich folgende Eingenheiten der Paläolithe konsequent beachtet. Die konkave, meist unbearbeitete hintere (untere) Fläche oder Revers, welche vom Steinkern direkt abgesprungen ist. Die konvexe, vordere (obere) Fläche oder Avers, welche meist gekielt oder bearbeitet ıst. Das untere Ende (Basis), welches meist verdickt erschemt und an der hinteren Fläche sehr oft einen Schlashügel (Bulbus) besitzt. Das obere Ende (Spitze), der dünnere Teil des Abspließes, der meist mit einer Spitze endet. Orientiert man nun die Stücke derart, daß die hintere Fläche dem Tisch, die vordere dem Beschauer zugewendet ist, das untere Ende nach unten, das obere nach oben gerichtet ist, so ergiebt sich von selbst der rechte und derlinke Rand des Abspließes. Mitunter kommen auch derart amorphe Abspließe vor, bei denen diese Eigenheiten kaum oder gar nicht zu unterscheiden sind. Bei den Lorbeerblattpsitzen, wo beide Flächen ziemlich gleichförmig bearbeitet sind, ist es schwer, den Avers vom Revers zu unterscheiden ; immerhin ist eine der beiden Flächen mehr (Avers), die andere weniger (Revers) bearbeitet. Endlich wurde bei einem jeden Stück das Material, die Patina, die Ausmaße und die Fundverhältnisse in Betracht gezogen. Obzwar sich alle diese Eigen- heiten bei verwandten Stücken im allgemeinen wiederhohlen, sind sie den- noch im speziellen bei einem jeden Exemplar verschieden, und ich glaube keine überflüßige Arbeit zu machen, wenn ich diese Besonderheiten in der Einzelbeschreibung wiedergebe. Als Ergänzung der Beschreibungen, gelten teils die zahlreichen Abbildungen, teils Zeichnungen im Text, teils Photo- graphien auf Tafeln. (97) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 258 DAS FRÜHSOLUTREEN DER SZELETAHÖHLE. DIE LORBEERBLATTSPITZEN DES FRÜHSOLUTREEN. A) Grobe irreguläre Lıorbeerblattspitzen. 1. Kleine, grobe, ürreguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 4.) Eine äußerst unregelmäßige Form. Beide Flächen mit schöner muschelförmigen Absplit- terung. Ränder rundherum sehr intensiv retuschiert und mehrfach aus- Fig. 4. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. A = Avers, B = Revers, C = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 1. gekerbt. Das Material ist dunkelroter Jaspis. Mit Seidenglanz. Länge 89 mm, Breite 25 mm, Dieke 9 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2°5 m tief gelegen. 2. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. Avers und Revers ken- vex, gleichmäßig gut bearbeitet. Das eine Ende gerade abgeschnitten, das andere abgerundet. Ränder rundherum scharf und fein retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 35 mm, Breite 23 mm, Dicke 10 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 3. Kleine, grobe irreguläre Lorbeerblattspitze. Revers ganz flach, kaum bearbeitet; Avers konvex mit intensiver Absplitterung, besonders am rechten unteren Rand. Ränder mehrfach ausgekerbt und sorgfällig retu- schiert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 37 mm, Breite 25 mm, Dicke 10 mm. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 4. Heft. 18 254 D: OTTOKAR KADIG (98) Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 3 m tief gelegen. 4. Kleine, grobe ürreguläre Lorbeerblattspitze. Basis abgerundet, oberes Ende durch eine seichte terminale Kerbe in eine seitliche kurze Spitze aus- gezogen. Beide Flächen flachkonvex, mit schöner Absplitterung. Ränder rundherum, besonders aber auf der Basis intensiv retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 31 mm, Breite 25 mm, Dicke 9 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefährg3 m tief gelegen. Fig. 5. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. A=Arvers, B= Revers,fC — Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 6. 5. Kleine, grobe irregulären Lorbeerblattspitze. Basis und Spitze gerade abgeschnitten. Avers und Revers mit spärlichen breiten Absplitterungen. Ränder rundherum intensiv bearbeitet, die gerade Basis mit Kratzerre- tusche. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 33 mm, Breite 26 mm, Dicke 10 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. c 6. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 5.) Basis leicht abge- rundet, Spitze durch eine terminale Kerbe in eine seitliche stumpfe Spitze aus- gezogen. Avers und Revers flachkonvex; Revers spärlicher, Avers inten- siver bearbeitet. Ränder rundherum mit guter Retusche. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Mit Seidenglanz. Länge 35 mm, Breite 26 mm, Dicke 10 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 3 m tief gelegen. 7. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 6). Basis und Spitze schräg abgeschnitten. Avers und Revers flach, konvex, mit schöner (99) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 255 Flächenbearbeitung. Ränder rundherum gut bearbeitet, mit mehreren tiefen Auskerbungen. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Mit Seiden- glanz. Länge 54 mm, Breite 33, mm Dieke 13 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2 m tief gelegen. 8. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. Oberes Ende durch zwei lange, tiefe Kerben in eine stumpfe Spitze ausgezogen, Basis und der eine Rand mit je emer Kerbe. Die Ränder und die Kerben rundherum intensiv retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 55 mm, Breite 30 mm, Dieke 10 mm. Fig. 6. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. A = Avers, B = Revers, € = linke Seite, D = rechte Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 7. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 3 m tief gelegen. 9. Kleine, grobe, ürreguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 7.) Avers und Revers konvex mit schöner, intensiver Flächenbearbeitung. Basis gerade abgeschnitten, oberes Ende in eine stumpfe seitliche Spitze endend. Ränder rundherum gut retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chal- cedon. Mit Seidenglanz. Länge 50 mm, Breite 30 mm, Dicke 12 mm. Fundstelle unbekannt. 10. Müttelgroße, grobe, ürreguläre Lorbeerblattspitze. Basis und Spitze schräg abgeschnitten. Avers und Revers flachkonkav, mit schöner Flächen- bearbeitung. Ränder rundherum gut bearbeitet und fein retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 61 mm, Breite 37 mm, Dicke 11 mm. 18* 256 D: OTTOKAR KADIG (100) Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2 m tief gelegen. 11. Mittelgroße, grobe irreguläre Lorbeerblattspitze. Revers flach, Avers mäßig konvex, beide mit wenigen, teils langen, teils breiten Absplitterun- gen. Basis schräg abgeschnitten, Spitze abgerundet. Ränder rundherum äußerst stumpf und intensiv retuschiert. Rechte untere Randecke in eine stumpfe Spitze ausgezogen. Das Material ist rotbrauner Jaspis. Ohne Pa- tina. Länge 61 mm, Breite 33 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges in dunkelgrauem Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. Fig. 7. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. A = Avers, B= Revers, Ü = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 9, 12. Mittelgroße, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 8). Basis regel- mäßig oval abgerundet, oberes Ende in eine rechtseitige dicke Spitze ausgear- beitet. Revers flach, Avers konvex, beide mit großen muscheligen Ab- splitterungen. Ränder rundherum ziekzackförmig bearbeitet und fein re- tuschiert. Das Material ist rotbrauner Jaspis. Mit Seidenglanz. Länge 68 mm, Breite 40 mm, Dicke 12 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2 m tief gelegen. 13. Mittelgroße, grobe, ürreguläre Lorbeerblattspitze. Avers und Revers flachkonvex mit äußerst flachen breiten Aussplitterungen. Basis und Spitze sowie die beiden Ränder unregelmäßig gestaltet, mit tiefen Auskerbungen und feiner Retusche. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Mit intensi- vem Seidenglanz. Länge 79 mm, Breite 40 mm, Dicke 12 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2 m tief gelegen. (101) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 257 14. Langschmale, grobe, wrreguläre Lorbeerblattspitze. (Taf. XX, Fig. 5). Revers flachkonvex, Avers hochkonvex, beide mit grober Flächenbear- beitung. Basis unregelmäßig abgerundet, oberes Ende stumpf zugespitzt. Ränder rundherum kräftig, grob retuschiert. Das Material ist lichtbrau- ner Chalcedon. Mit intensiver lichtblauer Patina. Stark abgerollt. Länge 93 mm, Breite 32 mm, Dieke 15 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in der lichtbraunen Brandschicht des Hauptganges. Niveau IV; ungefähr 2 m tief gelegen. 15. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. Unregelmäßig mandel- förmige Gestalt. Basis schräg abgeschnitten ; oberes Ende in eine stumpfe Fig. 8. Mittelgroße, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. A= Averıs, B=Revers, C = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 12. Spitze ausgearbeitet. Avers und Revers flachkonvex, mit guter Flächen- bearbeitung. Ränder rundherum intensiv retuschiert. Das Material ist asch- grauer Chaleedon. Mit Seidenglanz. Länge 54mm, Breite 23 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im dunkelbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 3°0 m tief gelegen. 16. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. Basis breit, unregel- mäßig abgerundet; Spitze verengt, gerade abgeschnitten. Revers flach; Avers konvex mit zahlreichen kleineren und größeren, flachen Absplitte- rungen. Ränder rundherum unregelmäßig verlaufend, stumpf, intensiv re- tuschiert und geschartet. Mit Seidenglanz. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Länge 35 mm, Breite 55 mm, Dicke 12 mm. 258 D: OTTOKAR KADIC (102) Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 17. Kleine, grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. Basis unregelmäßig zugerundet, rechts schräg abgebrochen ; oberes Ende in eine stumpfe Spitze ausgehend und ein wenig nach links gewendet. Avers und Revers flüchtig bearbeitet. Ränder rundherum scharf, unregelmäßig verlaufend, fem re- tuschiert und ausgeschartet. Mit Seidenglanz. Das Material ist bläulich- weißer Opal. Länge 52 mm, Breite 33 mm, Dicke 13 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. Nr N MR VW ZU Ss TG: — N N IN a NEN SG N = SI Fig. 9. Kleine, dünne, irreguläre Lorbeerblattspitze. A = Avers, B= Revers, C = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 18. 18. Kleine, dünne, irreguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 9 und Taf. XIX., Fig. 6.) Lanzenspitzenartige Form mit unregelmäßiger Basis; oberes Ende in eine schöne, regelmäßige Spitze ausgehend. Avers und Revers flachkonvex, äußerst schön bearbeitet. Ränder rundherum kräftig retuschiert und geschartet. An der Basis, besonders aber in der rechten unteren Ecke, je eine einseitig fein retuschierte Hohlkerbe. Das Material ist dunkelroter Jaspis. Mit intensivem Glanz. Länge 61 mm. Breite 34 mm, Dicke 4 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in rötlichbraunem Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1'0 m tief gelegen. 19. Kleine, dünne irreguläre Lorbeerblattspitze. Basis unregelmäßig, (103) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 259 am linken unteren Rand eingeschnürt ; oberes Ende in eine stumpfe Spitze ausgehend. Revers flach, Avers flachkonvex mit flachen, breiten Absplit- terungen. Die Ränder rundherum scharf, intensiv retuschiert und zick- zackförmig verlaufend. Das Material ist gelblicher Chaleedon. Mit schöner Patina. Länge 63 mm, Breite 34 mm, Dieke 10 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in rötliehbraunem Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1'0 m tief gelegen. 20. Kleine, dünne ürreguläre Lorbeerblattspitze. (Taf. XIX, Fig. 7). Basis unregelmäßig zugerundet; oberes Ende stumpf zugespitzt. Avers flachkonvex, sorgfältig bearbeitet; Revers flach, weniger gut gelungen. Der ziekzackförmige Verlauf der Ränder weniger gut ausgeprägt. Das Fig. 10. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von kurzbreiter Form. A = Avers, B= Revers, € = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 23. Material ist rötlichbrauner Chaleedon. Mit schöner Patina. Länge 60 mm, Breite 35 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2:0 m tief gelegen. B) Grobe reguläre Lıorbeerblattspitzen. 21. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspizte. Avers und Revers flach- konvex mit wenigen, breiten flachen Absplitterungen. Basis breit, nach oben sich allmählich verengend ; oberes Ende in eine flache, breite Spitze ausgehend. Ränder rundherum fein retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalecedon. Länge 40 mm, Breite 25 mm, Dicke 8 mm. Gefunden im Eingang in der lichtbraunen Brandschicht des Eingan- ges. Niveau VIII; ungefähr 4:0 m tief gelegen. 22. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze. Revers flach, Avers flach- konvex mit wenigen, breiten, flachen Absplitterungen. Basis abgerundet, nach oben sich verengend ; oberes Ende mit einer stumpfen Spitze endend. 260 D: OTTOKAR KADIG (104) Ränder rundherum fein retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Länge 40 mm, Breite 23 mm, Dieke 6 mm. Gefunden im Eingang im der unteren lichthraunen Brandschicht. Niveau VII; ungefähr 3°5 m tief gelegen. 23. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von kurzbreiter Form. (Fig 10 und Taf. XIX, Fig. 4). Avers und Revers gleichmäßig konvex mit wenigen breiten Absplitterungen. Nach oben und unten sich veren- gend. Basis abgerundet mit Kratzerretusche ; oberes Ende in eine stumpfe Spitze endend. Ränder rundherum intensiv retuschiert. Das Materjal ist ziegelroter Jaspis. Mit rotbrauner Patina. Länge 34 mm, Breite 30 mm, Dicke 10 mm. Fig. 11. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von kurzdicker Form. A = Avers, B= Revers, (€ = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 24. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2:0 m tief gelegen. 24. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von kurzdicker Form. (Fig. 11 und Taf. XIX, Fig. 5). Revers flachkonvex, Avers mäßig gewölbt mit äußerst schöner beiderseitiger Flächenbearbeitung. Basis breit, unregelmäßig abgerundet; oberes Ende in eine stumpfe Spitze endend. Ränder rundherum intensiv retuschiert. Die scharfen Kanten der Retuschen sind abgestumpft, wahrscheinlich abgerollt. Das Material ist liehtbrauner Chaleedon. Mit schöner weißbrauner Patina. Länge 37 mm, Breite 28 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau III; ungefähr 25 m tief gelegen. 25. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von mandelförmiger Gestalt. (Fig. 12). Basis und Spitze, sowie die Ränder rundherum intensiv retu- schiert, regelmäßig zugerundet und ausgeschartet. Avers und Revers (105) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 261 flachkonvex, gut bearbeitet. Das Material ist weißblauer Opal. Mit Seiden- glanz. Länge 44 mm, Breite 32 mm, Dicke 13 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2°5 m tief gelegen. 26. Kleine, grobe, reguläre Lobeerblattspitze von kurzdicker Form. Basis breit, unregelmäßig zugerundet; oberes Ende in eine stumpfe Spitze aus- gehend. Avers hochkonvex, Revers flachkonvex mit wenigen breiten Ab- splitterungen. Die Ränder rundherum stumpf und roh behauen. Sämt- liche Kanten leicht abgescheuert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit intensivem Seidenglanz. Länge 53 mm, Breite 32 mm, Dicke 13 mm. Fig. 12. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von mandelförmiger Gestalt. A = Avers, B = Revers, (C = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 23. Gefunden in der Vorhalle in lichtgrauem Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1'0 m tief gelegen. 27. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von langschmaler Form. (Taf. XVIIL, Fig. 5.) Basis und Spitze unregelmäßig abgestumpft. Avers und Revers konvex markant zugeschlagen. Ränder rundherum unregel- mäßig ziekzackförmig verlaufend, intensiv retuschiert und ausgeschartet. Das Material ist lichtgelber Chalcedon. Mit gelblicher Patina. Länge 50 mm, Breite 25 mm, Dieke 11 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 28. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von langschmaler Form. (Taf. XVIIL, Fig. 6.) Basis und spitze schräg abgeschnitten, Revers flach, Avers konvex, beide gut bearbeitet. Ränder rundherum intensiv retu- schiert und geschartet. Das Material ist liehtblauer Chaleedon. Mit schöner weißer und blauer Patina. Länge 55 mm, Breite 28 mm, Dieke 13 mm. 262 D: OTTOKAR KADIG (106 Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2'0 m tief gelegen. 29. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von langschmaler Form. Basis unregelmäßig zugerundet; oberes Ende in eine stumpfe Spitze ausgehend. Revers weniger, Avers mehr konvex, beide schön bearbeitet. Ränder rundherum intensiv retuschiert. Das Material. ist aschgrauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 60 mm, Breite 30 mm, Dicke 14 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunem Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. Fig. 13. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von langschmaler Form. A = Avers, B = Revers, C = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 30. 30. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von langschmaler Form. (Fig. 13). Basis schräg abgebrochen ; oberes Ende stumpf zugespitzt. Revers flach, Avers konvex, beide mit wenigen breiten Absplitterungen. Ränder rund- herum ziekzackförmig verlaufend, intensiv retuschiert und geschartet. Das Material ist dunkelgrauer Chaleedon. Mit schwacher Patina. Länge 65 mm, Breite 30 mm, Dicke 12 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges in liehtbraunem Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 31. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von triangulärer Form. Trianguläre, breite Form mit gerade abgeschnittener Basis und abgerundeten Eeken. Beide Flächen flachkonvex, Revers schwach, Avers besser bear- beitet. Rechter und linker Rand stumpf, teilweise gut retuschiert. Das (107) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 263 Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 45 mm, Breite 42 mm, Dicke 13 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in lichtbraunem Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2'0 m tief gelegen. 32. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze von triangulärer Form. Trianguläre, breite Form mit gerade abgeschnittener Basis, scharfen unteren Ecken und abgestumpfter Spitze. Beide Flächen konvex, gut bearbeitet. Beide Ränder intensiv retuschiert und geschartet. Das Material ist licht- grauer Chalcedon. Mit grauer Patina. Länge 48 mm, Breite 36 mm, Dicke 15 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm ; Niveau VI; ungefähr 3'0 m tief gelegen. 33. Mittelgroße, grobe reguläre Lorbeerblattspitze von langschmaler Form. Basis und Spitze unregelmäßig zugerundet. Beide Flächen leicht konvex, mit breiten, flachen Absplitterungen. Die Ränder rundherum scharf, fein retuschiert, stellenweise ausgeschartet. Das Material ist aschgrauer Chal- cedon. Mit intensivem Seidenglanz. Länge 73 mm, Breite 31 mm, Dicke 11 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1'0 m tief gelegen. DIE BEGLEITINDUSTRIE DES FRÜHSOLUTREENS. A) Klingenförmige Abspließe. 34. Mikrolithische Klinge mit retuschrerten Rändern. Revers flach, fast gerade; Avers konvex mit mittlerer Längskante. Oberes und unteres Ende abgebrochen. Beide Seitenränder parallel verlaufend, scharf und äußerst fein retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit schwa- chem Seidenglanz. Länge 29 mm, Breite 7 mm, Dicke 3 mm. Gefunden in der Vorhalle in der unteren lichtbraunen Erondeehieht, Niveau VII; ungefähr 3°5 m tief gelegen. 35. Kleine Klinge mit scharfen Rändern. Revers flach, fast gerade, Avers dachförmig mit mittlerer Längskante. Basis unregelmäßig, ausge- schartet ; Spitze abgebrochen. Seitliche Ränder scharf und fein ausgeschar- tet. Das Material ist weißer Opal. Mit lichtblauem Schimmer. Länge 81 mm, Breite 6 mm, Dicke 4 mm. Gefunden in der Vorhalle in der unteren liehtbraunen Brandschicht. Niveau VII; ungefähr 3°5 m tief gelegen. 36. Langschmale Klinge mit retuschierten Rändern. (Fig. 14). Revers uneben, flachkonkav; Avers konvex mit mehreren Längskanten. Oberes 264 D: OTTOKAR KADIG (108) Ende stumpf; Basis unregelmäßig behauen. Ränder fein retuschiert. Das Material ist grünlich-schwarzer Chalcedon. Mit olivgrünem Schimmer. Länge 88 mm, Breite 22 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im Eingang in der unteren lichtbraunen Brandschicht. Niveau VII; ungefähr 3°5 m tief gelegen. 37. Kleine, dicke Klinge mit retuschierten Rändern. Revers flach, leicht konkav ; Avers dachförmig mit eimer mittleren Längskante,. Basis gerade Fig. 14. Langschmale Klinge mit retuschierten Rändern. 4A = Avers, B= rechter Rand, © = linker Rand. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 36. abgeschnitten und zu einem Kratzer ausgearbeitet ; oberes Ende mit einer unregelmäßigen stumpfen Spitze endend. Ränder intensiv retuschiert und ausgekerbt. Das Material ist bläulichgrauer Chalcedon. Mit Seiden- glanz. Länge 35 mm, Breite 15 mm, Dieke 7 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in der liehtbraunen Brandschieht des Hauptganges. Niveau IV; ungefähr 2'0 m tief gelegen. 38. Kleine, dicke Klinge mit retuschierten Rändern. Revers gerade, flach; Avers dachförmig, die Kante durch eine längliche Schlagmarke abgestumpft. Basis schräg abgeschnitten, mit einigen schwachen Kratzer- (109) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 265 retuschen. Oberes Ende in eine stumpfe Spitze endend. Ränder fein retu- schiert. Das Material ist gelblicher Chaleedon. Länge 48 mm, Breite 14 mm, Dicke 6 mm. Gefunden in der Vorhalle in der unteren lichtbraunen Brandschicht. Niveau VII; ungefähr 3°5 m tief gelegen. 39. Kleine, dicke Klinge mit retuschierten Rändern. Revers flach, leicht konkav; Avers dachförmig mit einer mittleren und einer seitlichen Längs- kante. Basis gerade abgeschnitten ;oberes Ende in eine stumpfe Spitze aus- gearbeitet. Ränder rundherum gut retuschiert. Das Material ist lichtbrauner TGÄAGCCH TEE G GG 7a GEL: WIILE: DT DE Fig. 15. Mittelgroße, breite Klingen mit retuschierten Rändern. A = Avers, B = Seite Nat. Größe. Beschrieben: Bild I unter No. 43 und Bild II unter No 45, Chaleedon. Mit schöner weißer Patina. Länge 45 mm, Breite 16 mm, Dicke 6 mm. Gefunden im Eingang im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; un- gefähr 25 m tief gelegen. 40. Kleine, dicke Klinge mit retuschierten Rändern. Revers gerade, flach; Avers hoch, dachförmig mit mehreren unregelmäßig verlaufenden Längskanten. Basis und Spitze unregelmäßig zugerichtet. Ränder rund- herum retuschiert und mehrfach ausgekerbt. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Mit Seidenglanz. Länge 47 mm, Bretie 19 mm, Dieke 8 mm.. 266 D: OTTOKAR KADIÖ (110) Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2'0 m tief gelegen. 41. Kleine, dicke Klinge mit retuschierten Rändern. Revers flach, leicht konkav:; Avers hoch, dachförmig mit eimer mittleren retuschierten Kante, die sich nach oben verzweigt. Basis abgebrochen ; oberes Ende flach und in eine breite Spitze ausgearbeitet. Ränder rundherum intensiv retuschiert ; rechter Rand mit zwei tiefen retuschierten Hohlkerben. Das Material ist lichtroter Chalcedon. Mit rötlicher Patina. Länge 52 mm, Breite 16 mm, Dicke 10 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2:0 m tief gelegen. 42. Länglicher Abspließ mit intensiver Steilretusche. Revers flach, leicht konkav; Avers schwach konvex, linke Hälfte überarbeitet. Basis abgerundet; oberes Ende in eine stumpfe Spitze ausgearbeitet. Ränder rundherum mit intensiver Steilretusche. Das Material ist dunkelroter Jaspis. Mit Seidenglanz. Länge 53 mm, Breite 25 mm, Dicke 8 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 43. Mittelgroße, breite Klinge mit retwschierten Rändern. (Fig. 15, Bild IL) Revers flach, gerade; Avers ebenfalls flach, dachförmig mit einer mittleren und einer linkseitigen Längskante. Basis gerade abgeschnitten ; oberes Ende stumpfspitzig. Ränder rundherum schön retuschiert, der rechte Rand mit einer tiefen retuschierten Kerbe. Das Material ist gelber Chaleedon. Länge 70 mm, Breite 23 mm, Dicke 8 mm. Gefunden in der Vorhalle im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau III; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 44. Gebogene Klinge mit retuschierten Rändern. Revers sehr konkav; Avers dachförmig mit einer mittleren Längskante. Basis und Spitze ver- diekt. Ränder kräftig retuschiert, rechter Rand unten mit einer tiefen, fein retuschierten Kerbe. Das Material ist liehtgrauer Chaleedon. Mit grau- grüner Patina. Länge 60 mm, Breite 20 mm, Dicke 11 mm. Lagerstätte unbestimmt. 45. Mittelgroße, dicke Klinge mit retuschierten Rändern. (Fig. 15. Bild II.) Revers flachkonkav ; Avers hoch, dachförmig mit zwei unregelmäßig verlaufenden Längskanten. Basis breit, zugespitzt, nach oben sich all- mählich verengend ; oberes Ende in eine stumpfe Spitze ausgearbeitet. Ränder rundherum intensiv retuschiert. Das Material ist weißgelber Chaleedonopal. Mit weißlicher Patina. Länge 65 mm, Breite 25 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im Eingang im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 3°0 m tief gelegen. (111) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 267 46. Große, breite Klinge mit retuschierten Rändern. (Fig. 16.) Revers flachkonkav mit emem Schlaghügel am unteren Ende; Avers flachkonvex mit einer unregelmäßig verlaufenden mittleren Längskante. Basis und Spitze verdickt. Linker Rand scharf mit Abnützungspuren, rechter mäßig retuschiert. Das Material ist lichtbrauner Chalcedon. Länge 95 mm, Breite 50 mm, Dieke 10 mm. 7); ES IHN N] 7 2/1 | N NN / Fig. 16. Große, breite Klinge mit retuschierten Rändern. © A = Avers, B= Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 46 Lagerstätte unbestimmt. 47. Große, massive Klinge mit grober Randretusche. (Taf. XX, Fig. 6.) Revers flach, Avers mit mehreren unregelmäßig verlaufenden Längskanten. Basis gerade abgeschnitten ; Spitze abgestumpft. Ränder rundherum grob retuschiert, rechter Rand in der Mitte mit einem eckigen retuschierten Ausbruch. Nach R. R. Sonmıpr ein Schneidewerkzeug. Das Material ist liehtbrauner Chalcedon. Mit intensiver gelber Patina. Länge 97 mm, Breite 28 mm, Dieke 14 mm. 268 D: OTTOKAR KADIÖ (112) Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 48. Kleine, breite Klinge mit rechtseitiger Bohrerspitze. Revers flach, unten mit Scehlaghügel, Avers dachförmig mit mittlerer Längskante. Basis unregelmäßig abgerundet ; oberes Ende gerade abgeschnitten und in eine rechtseitige Bohrerspitze ausgearbeitet. Ränder rundherum gut retuschiert. Das Material ist brauner Chaleedon. Länge 34 mm, Breite 23 mm, Dicke 12 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 3°0 m tief gelegen. 49. Kleine Klinge mit rechtseitiger Bohrerspitze. (Taf. XVII, Fig. 6.) Revers flachkonkav; Avers konvex, unregelmäßig zugeschlagen. Basis verdickt; oberes Ende schräg abgeschnitten und zu einer flachen recht- Fig. 17. Ganz kleine Klinge mit rechtseitiger Bohrerspitze. A = Avers, B = Revers, C = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 51. seitigen Bohrerspitze ausgearbeitet. Ränder scharf, schwach retuschiert. Das Material ist ein zu Chalcedon verwandeltes Palmenholz. Mit parti- eller Patina. Länge 35 mm, Breite 19 mm, Dicke 10 mm. Gefunden in der Vorhalle in der unteren braunen Schuttschicht. Niveau XVII; ungefähr 8°5 m tief gelegen. 50. Kleine, schmale Klinge mit rechtseitiger Bohrerspitze. Revers flach, gerade; Avers dachförmig mit rechtseitig verlaufender Längskante. Basis abgerundet ; oberes Ende in eine rechtseitige stumpfe Bohrerspitze aus- gearbeitet. Ränder rundherum gut retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Mit Seidenglanz. Länge 28 mm, Breite 15 mm, Dicke 7 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 3:0 m tief gelegen. 51. Ganz kleine Klinge mit rechtseitiger Bohrerspitze. (Fig. 17.) Revers flach, gerade; Avers dachförmig mit einer mittleren Längskante. Basis schräg abgeschnitten ; oberes Ende in eine schöne rechtseitige Bohrerspitze ausgearbeitet. Das Material ist bläulichgrauer Chalcedon. Mit Seiden-- glanz. Länge 23 mm, Breite 13 mm, Dicke 5 mm, -113) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 269 Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2'0 m tief gelegen. B) Unregelmäßige Abspließe. 52. Kleines, trianguläres Gerät mit terminaler Bohrerspitze. Regulärer’ dreieckiger flacher Abspließ mit breiter Basis. Die seitlichen Ecken abge- rundet. Das obere Ende in eine feine Bohrerspitze ausgearbeitet. Revers gerade, flach, unbearbeitet; Avers flachkonvex mit lorbeerblattförmiger Oberflächenüberarbeitung. Ränder rundherum gut retuschiert. Das Material Fig. 18. Kleiner, dicker Abschlag mit terminaler Bohrerspitze. 4A = Avers, B = Seite Nat. Größe. Beschrieben: Bild I unter No. 53, Bild TI unter No. 54. ist aschgrauer Chalecedon. Mit Seidenglanz. Länge 32 mm, Breite 27 mm, Dicke 6 mm. Lagerstätte unbestimmt. 58. Kleiner, dicker Abschlag mit terminaler Bohrerspitze. (Fig. 19, Bild. II.) Revers und Avers hochkonvex. Rechte Seite äußerst dick, linke dünn und am Rand retuschiert. Basis gerade abgeschnitten ; oberes Ende durch zwei kleine Hohlkerben in eine schöne Bohrerspitze ausgearbeitet. Das Material ist bläulichgrauer Chalcedonopal. Länge 32 mm, Breite 20 mm, Dicke 15 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 54. Kleiner, dicker Abschlag mit terminaler Bohrerspitze. (Fig. 18, Bild II.) Revers konkav; Avers vieleckig. Basis dick, eckig, nach oben sich verengend ; oberes dünnes Ende zu einer schönen Bohrerspitze aus- gearbeitet. Ränder rundherum fein retuschiert. Das Material ist bläulich- brauner Chalecedon. Länge 30 mm, Breite 23 mm, Dicke 15 mm. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 4. Heft. 19 270 D: OTTOKAR KADIC (114) Gefunden in der Vorhalle im Niveau der lichtbraunen Brandschicht des Einganges. Niveau VIII; ungefähr 40 m tief gelegen. 55. Kleiner, dicker Abschlag mit schöner Bohrerspitze. Revers flach- konkav ; Avers hoch, mit einer angedeuteten, teilweise retuschierten Längs- kante. Basis unregelmäßig abgerundet, sehr breit und dick, nach oben allmählich in eine schöne Spitze ausgearbeitet. Ränder und die verdickte Basisfläche intensiv retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon Mit Seidenglanz. Länge 42 mm, Breite 31 mm, Dicke 18 mm: Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm ;jNiveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. Fig. 19. Dicker Abschlag zu einem Hochkratzer ausgearbeitet. 4A = Avers, B = linke Seite. © = rechte Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 59. 56. Dicker, amorpher Abschlag mit seitlicher Bohrerspitze. Revers uneben, flach; Avers mit einer mittleren Längskante. Basis schräg abge- schnitten; oberes Ende in eine rechtseitige, stumpfe Bohrerspitze ausge- arbeitet. Ränder rundherum kräftig retuschiert. Das Material ist brauner Chaleedon. Mit Seidenglanz. Länge 55 mm, Breite 40 mm, Dieke 17 mm. Gefunden in der Vorhalle im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau III; ungefähr 15 m tief gelegen. 57. Mittelgroßer, dicker Abschlag mit terminaler Bohrerspitze. Revers unregelmäßig, flach; Avers sehr hoch, dachförmig mit einer unregelmäßig verlaufenden retuschierten Längskante. Basis flach; oberes Ende in eine schöne stumpfe Bohrerspitze ausgearbeitet. Ränder schwach retuschiert. Das Material ist bläulichweißer Opal. Mit partieller, weißer Patina. Länge 61 mm, Breite 20 mm, Dicke 15 mm. (115) EBGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 271 Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2:0 m tief gelegen. 58. Kleiner, dicker Abschlag mit terminaler Bohrerspitze. Revers mäßig konkav; Avers hochkonvex mit einer Längskante. An der linken Flächen- hälfte die Verwitterungskruste erhalten. Basis unregelmäßig abgerundet; oberes Ende mittels einer linkseitigen Hohlkerbe zu einer sehr scharfen Spitze ausgearbeitet. Der an der Spitzenbildung teilnehmende rechte Rand scharf, mit intensiver Gebrauchsretusche. Das Material ist gelblich-brauner Chalcedon. Länge 46 mm, Breite 32 mm, Dicke 16 mm. Fig. 20. Mitteleroße, breite mousterienähnliche Spitzen. A = Avers, B = Seite. Nat. Größe. Beschrieben: Bild I unter No. 61, Bild II unter No. 62. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 30 m tief gelegen. 59. Dicker Abschlag zu einem Hochkratzer ausgearbeitet. (Fig. 19.) Revers flach; Avers hoch, gewölbt mit steil abfallenden Seiten. Basis verdünnt, schräg abgeschnitten; oberes Ende dick, in einen stumpfspitzi- gen Kratzer ausgearbeitet. Ränder rundherum intensiv retuschiert. Das Material ist gelber Chalcedonopal. Länge 59 mm, Breite 34 mm, Dicke 18 mm. Gefunden im Eingang im lichtgelben Verwitterungslehm. Niveau III; ungefähr 1°5 m tief gelegen. 60. Breiter Klingenabspließ mit terminalem Bogenstichel. Revers flach- konkav; Avers mit einer mittleren Längskante. An der Basis eine feine 19* 272 D: OTTOKAR KADIC { (116) retuschierte Hohlkerbe ; oberes Ende stumpf zugespitzt und nach R. R. SCHMIDT zu einem schlecht gelungenen Bogenstichel ausgearbeitet. Ränder unregelmäßig verlaufend, teilweise retuschiert und mehrfach ausgekerbt. Das Material ist bläulich-weißer Opal. Länge 50 mm, Breite 35 mm, Dicke 10 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 61. Miüttelgroße, breite mousterienähnliche Spitze. (Fig. 20, Bild I.) Revers flach mit einer unregelmäßig verlaufenden seitlichen Längskante; Fig. 2]. Großer, breiter, intensiv retuschierter Diskus. A = Avers, B = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 67. Avers ebenfalls flach. Basis gerade abgeschnitten und scharf retuschiert ; oberes Ende in eine breite Spitze ausgearbeitet. Rechter Rand verdickt, teilweise bearbeitet, linker verdünnt, mit kräftiger einseitiger Randre- tusche. Das Material ist rötlichbrauner Porphyrtuff. Länge 50 mm, Breite 41 mm, Dicke 12 mm. Gefunden in der Vorhalle in der unteren braunen Schuttschicht. Niveau XVII; ungefähr 8°5 m tief gelegen. 62. Mittelgroße, breite mousterienähnliche Spitze. (Fig. 20, Bild II.) Revers flach mit einer seitlichen Längskante ; Avers dachförmig, ebenfalls mit einer bogenförmigen Längskante versehen. Basis unregelmäßig zuge- schlagen ; oberes Ende in eine schöne Spitze ausgearbeitet. Rechter Rand (117) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 273 scharf, linker einseitig fein retuschiert. Das Material ist rötlich-brauner Porphyrtuff. Länge 55 mm, Breite 40 mm, Dicke 15 mm. Gefunden im Eingang im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2'0 m tief gelegen. 63. Kleine, dicke moustervenähnliche Spitze. Revers leicht konkav; uneben, Avers hochkonvex, grob zugeschlagen. Basis unregelmäßig zu- gerundet; oberes Ende in eine stumpfe, ein wenig nach links gewendete Spitze ausgearbeitet. Ränder rundherum grob und einseitig retuschiert. Das Material ist rötlich-brauner Porphyrtuff. Länge 46 mm, Breite 31 mm, Dicke 15 mm. Gefunden im Eingang im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 20 m tief gelegen. 64. Mittelgroße, breite mousterienähnliche Spitze. Revers flach, teilweise mit Verwitterungkruste; Avers durch schöne Flächenbearbeitung stark eingeebnet. Basis abgestumpft ; oberes Ende in eine stichelähnliche Spitze ausgearbeitet. Linker Rand gerade, mit hinterseitiger, rechter Rand gebogen, mit vorderseitiger Gebrauchsretusche. Das Material ist aschgrauer Chal- cedon. Länge 82 mm, Breite 45 mm, Dicke 15 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau IV; ungefähr 2 m tief gelegen. 65. Kleiner multangulärer Kerbkratzer. Revers flach; Avers konvex mit drei radial verlaufenden Kanten. Basis breit, abgerundet ; oberes Ende schräg abgeschnitten und durch eine große linke und zwei kleinere rechte Hohlkerben eingeengt. Die Ränder und die Kerben intensiv retuschiert. Das Material ist lichtgelber Chaleedon. Höhe 38 mm, Breite 38 mm, Dicke 13 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 3°0 m tief gelegen. 66. Kleiner gestielter Bulbus- Abspließ. Revers flach mit einem kleinen terminalen Schlaghügel; Avers leicht konvex mit einigen muscheligen Aus- splitterungen.Oberes Ende abgerundet, breit, an den Rändern gut retuschiert ; unteres Ende durch zwei seitliche scharfrandige Hohlkerben zu einem Stiel verengt. Das Material ist bläulichweißer Opal. Länge 25 mm, Breite 18 mm, Dicke 5 mm. Gefunden in der Vorhalle ım lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau VI; ungefähr 3'0 m tief gelegen. 67. Großer, breiter, intensiv retuschierter Diskus. (Fig. 21.) Beide Flächen mäßig konvex mit intensiver Bearbeitung längs den Rändern. Unteres Ende gerade abgeschnitten, oberes bogenförmig. Ränder scharf zugerichtet und intensiv retuschiert. Das Material ist wachsgelber Chalce- donopal. Höhe 70 mm, Breite 62 mm, Dieke 20 mm. 274 D: OTTOKAR KADIÖ (118) Gefunden in der Vorhalle in der oberen liehtbraunen Brandschicht. Niveau III; ungefähr 15 m tief gelegen. 68. Mittelgroßer Steinkern. Konische Form mit gerader Basisfläche und zahlreichen länglichen Fazetten. Einzelne Ränder mit Schlagspuren. Das Material ist rötlichgelber Chaleedonopal. Höhe 50 mm, Breite 45 mm, Dicke 35 mm. Gefunden in der Vorhalle in der oberen liehtbraunen Brandschicht. Niveau IV; ungefähr 2 m tief gelegen. 69. Schlagstein aus Quarzit. Großer Quarzkies mit zahlreichen großen unregelmäßigen Abschlagflächen. Die ursprüngliche abgerollte Fläche teil- weise erhalten. Höhe 80 mm, Breite 70 mm, Dicke 55 mm. Gefunden in der Vorhalle in der oberen licehtbraunen Brandschicht. Niveau III; ungefähr 1°5 m tief gelegen. DAS HOCHSOLUTREEN DER SZELETAHÖHLE. DIE LORBEERBLATTSPITZEN DES HOCHSOLUTREEN. A) Feine Lıorbeerblattspitzen mit gespitzer Basis. 70. Kleine, feine, reguläre Lorbeerblattpsitze. Basis abgebrochen, oberes Ende allmählich in eine scharfe Spitze ausgehend. Beide Flächen flachkonkav, sorgfältig bearbeitet. Ränder rundherum scharf, und fein retuschiert. Rechter Rand mit einer rezenten Scharte. Mit intensiver weißer Patina. Das Material ist lichtbrauner Chaleedon. Länge 76 mm, Breite 26 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im Eingang im lichtgelben Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 71. Kleinere, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. Unteres und oberes Ende stumpf zugespitzt. Beide Flächen flachkonvex und intensiv be- arbeitet. Ränder rundherum scharf, fein retuschiert und stellenweise ausgeschartet. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit schwachem Seidenglanz. Länge 77 mm, Breite 27 mm, Dicke 8 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im licehtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0:5 m tief gelegen. 72. Müttelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 22 und Taf. XVII, Fig. 3.) Unteres und oberes Ende in eine stumpfe Spitze ausge- arbeitet. Beide Flächen flachkonvex und kräftig behauen. Avers mit zahlreichen kleineren, Revers mit breiteren Absplitterungen. Der Rand rundherum scharf, ebenfalls kräftig behauen. Das Material ist schwarzer (119) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 275 Chaleedonjaspis. Mit grünlicher Patina. Länge 91 mm, Breite 29 mm, Dicke 10 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0:5 m tief gelegen. 73. Miüttelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. (Taf. XVII, Fig. 2). Beide Flächen ziemlich flach, mit großen, breiten Absplitterungen. Oberes 4A C B a Fig. 22. Mittelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze mit gespitzter Basis. A = Avers, B = Revers, (' = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No, 72. Ende in eine äußerst feine, dünne, scharfe Spitze ausgearbeitet ; unteres Ende ebenfalls dünn, abgerundet. Ränder rundherum scharf und fein retu- schiert. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Länge 95 mm, Breite 27 mm, Dicke 7 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Nebenastes in der lichtgelben Brandschicht des Nebenastes. Niveau I; ungefähr 1 m tief gelegen. 74. Größere, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. (Taf. XIX, Fig. 1). Die stumpf zugespitzte Basis durch beiderseitige leichte Einschnürungen vom 276 D: OTTOKAR KADIÖ (120) übrigen Teil abgesetzt. Oberes Ende allmählich in eine Spitze ausgehend. Beide Flächen flachkonkav, gut bearbeitet, stellenweise mit erhaltener Ver- witterungskruste. Ränder rundherum scharf und fein retuschiert. Das Material ist weißgelber Chalcedonopal. Länge 145 mm, Breite 45 mm, Dicke 13 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im liehtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. b) Feine reguläre Lorbeerblattspitzen mit gerundeter Basis. 75. Feine, reguläre Lorbeerblattspitze kleinster Art. (Taf. XIX, Fig.3). Basis stumpf zugespitzt ; oberes Ende allmählich in eine scharfe Spitze aus- gehend. Revers flachkonkav; Avers etwas mehr gewölbt mit flachen breiten Absplitterungen. Ränder rundherum scharf, rechter Rand äußerst sorgfältig retuschiert. Das Material ist bläulichgelber Chaleedon. Mit Spuren von Patina. Länge 48 mm, Breite 24 mm, Dicke 8 mm. Gefunden in der Vorhalle gelegentlich der Aushebung der Versuchs- grube auf sekundärer Lagerstätte. 76. Feine, reguläre Lorbeerblattspitze kleinster Art. (Fig. 23 und Taf. XIX, Fig 2). Basis abgerundet; oberes Ende stumpf zugespitzt. Revers flach konkav; Avers ziemlich hoch gewölbt. Ränder rundherum scharf und fein retuschiert. Das Material ist grauer Chaleedon. Mit schwachem Seidenglanz. Länge 48 mm, Breite 24 mm, Dieke 4 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges. 77. Kleinere Lorbeerblattspitze von ovaloider Gestalt. (Taf. XX, Fig.1). Basis breit, zugerundet, nach oben in eine Spitze ausgehend. Avers mit feineren, Revers mit gröberen Absplitterungen; die Absprengung stellen- weise unvollkommen. Die Ränder rundherum scharf und fein retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Mit schwachem Seidenglanz. Länge 70 mm, Breite 33 mm, Dieke 12 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtgelben Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0'5 m tief gelegen. 78. Kleinere, feine reguläre Lorbeerblattspitze. Basis und oberes Ende zugespitzt, beide Spitzen abgebrochen. Revers sehr flach, fast konkav; Avers flachkonvex, in der Mitte mit einem zurückgebliebenen Buckel ; die Bearbeitung der beiden Flächen ziemlich flüchtig. Ränder rundherum scharf, schwach retuschiert und geschartet. Das Material ist lichtbrauner Chalcedon. Mit intensiver bläulicher Patina. Länge 75 mm, Breite 34 mm, Dicke 13 mm. Gefunden im Eingang im lichtgelben Höhlenlehm. Niveau II; un- gefähr 1 m tief gelegen. (121) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 277 79. Kleinere, dünne, reguläre Lorbeerblattpsitze. Basis in eine bohrer- artige Spitze ausgearbeitet; am oberen Ende die Spitze abgebrochen. Revers sehr flach, mit breiten, flachen Absplitterungen ; Avers flachkonvex, fein bearbeitet. Ränder rundherum scharf, gut retuschiert und vielfach geschartet. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit schwachem Seiden- glanz. Länge 75 mm, Breite 34 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Nebenastes im liehtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. 80. Mittelgroße, feine reguläre Lorbeerblattspitze. Basis unregelmäßig gerundet; oberes Ende stumpf zugespitzt. Beide Flächen fast ganz flach und flüchtig bearbeitet. Ränder rundherum scharf, unregelmäßig retuschiert und geschartet. Rechter Rand unten, linker oben mit einer fein retuschierten Fig. 23. Feine, reguläre Lorbeerblattspitze mit gerundeter Basis; kleinste Art. A = Avers, B = Revers, C = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 76. seichten Hohlkerbe. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Länge 90 mm, Breite 36 mm, Dicke 9 mm. ; Gefunden im Eingang im liehtgelben Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr ‘0°5 m tief gelegen. 81. Mittelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. Beide Flächen sehr flach, mit großen, breiten Absplitterungen. Basis und Spitze stumpf zu- gespitzt. Ränder rundherum intensiv retuschiert. Das Material ist asch- grauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 88 mm, Breite 39 mm, Dieke 8 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Nebenastes in der lichtgelben Brandschicht. Niveau I; ungefähr 1 m tief gelegen. 82. Mittelgroße, dünne, reguläre Lorbeerblattspitze. Basis stumpf zu- gespitzt; am oberen Ende die Spitze abgebrochen. Beide Flächen sehr 278 D: OTTOKAR KADIÖ (122) flach, mit äußerst breiten, flachen Absplitterungen. Ränder rundherum scharf, gut retuschiert und vielfach geschartet. Das Material ist aschgrauer- Chalcedon. Mit schwachem Seidenglanz. Länge 96 mm, Breite 42 mm, Dicke 12 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Nebenastes im dunkelgrauen: Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0:5 m tief gelegen. INNIININ NS, TERN \\\ N m \\\\ Al \ ) > N \\ \ | 2 | N N IN N Fig. 24. Mittelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze mit gerundeter Basis. A = Avers, B = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 83. 83. Mittelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 24 und Taf. XVII, Fig, 2.) Basis abgerundet ; oberes Ende stumpf endigend. Beide Flächen flachkonkav mit größeren und kleineren flachen Absplitterungen.. Ränder rundherum scharf, retuschiert und geschartet. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Mit intensivem Seidenglanz. Länge 94 mm, Breite 44 mm, Dieke 16 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0:5 m tief gelegen. 84. Mittelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. Basis abgerundet ; (123) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. Ak) jedoch ein wenig beschädigt, nach oben allmählich in eine Spitze ausgehend. Beide Flächen flachkonvex, hintere mit größeren, vordere mit kleineren Absplitterungen. Ränder rundherum scharf und sorgfältig retuschiert. Das Material ist dunkelgrauer Chalcedon. Mit schwachem Seidenglanz. Länge 102 mm, Breite 42 mm, Dicke 11 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0:5 m tief gelegen. 85. Mittelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. Basis abgerundet ; oberes Ende in eine scharfe Spitze ausgearbeitet. Revers flach mit großen flachen Absplitterungen; Avers konvex, fein bearbeitet. Ränder rund- herum scharf und fein retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit schwachem Seidenglanz. Länge 105 mm, Breite 45 mm, Dicke 14 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. 86. Mittelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. (Taf. X VIII, Fig. 3.) Basis regelmäßig zugerundet ; oberes Ende durch einen seitlichen Bruch und nachträgliche Retusche in eine stumpfe Spitze ausgearbeitet. Beide Flächen schwach konvex mit gleichmäßigen Absplitterungen. Ränder rundherum scharf und sorgfältig retuschiert. Das . Material ist brauner Chalcedon. Teilweise patiniert. Länge 94 mm, Breite 40 mm, Dicke 13 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in der liehtgrauen Brandschicht. Niveau I; ungefähr 0'5 m tief gelegen. 87. Lorbeerblattspitze von äußerst regulärer Gestalt. Basis und Spitze gleichmäßig zugespitzt. Beide Flächen flachkonkav, mit sehr flachen kaum merklichen, breiten Schlagmarken. Ränder rundherum äußerst sorgfältig bearbeitet, scharf und fein retuschiert. Das Material ist schwarzer Chalcedon. Mit intensiver grauer Patina und schwarzer aderiger Zeichnung. Länge 98 mm, Breite 36 mm, Dicke 8 mm. Gefunden im hinterem Abschnitt des Hauptganges im rötlichbraunen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. s 88. Mittelgroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 25.) Revers und Avers mäßig konvex, mit zahlreichen breiten, flachen Absplitte- rungen. Basis abgerundet; nach oben allmächlich in eine sehr schöne Spitze ausgearbeitetr. Ränder rundherum scharf und fein retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalecedon. Länge 102 mm, Breite 38 mm, Dicke 12 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in der alluvialen Humusdecke. 89. Mittelgroße Lorbeerblattspitze von breiter Gestalt. (Taf. XVIIL, Fig1.) Basis und Spitze gleichmäßig flachkonvex, mit flachen, breiten Absplit- terungen. Ränder rundherum scharf, fein retuschiert und teilweise ausge- 280 D: OTTOKAR KADIG (124) schartet. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Mit schwachem Seiden- glanz. Länge 109 mm, Breite 43 mm, Dicke 11 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0:5 m tief gelegen. 90. Lorbeerblattspitze von äußerst regulärer Gestalt. (Taf. XX, Fig. 2.) Basis breit, stumpf zugespitzt, nach oben allmählich in eine Spitze ausge- 4A [6j B Fig. 25. Mittelsroße, feine, reguläre Lorbeerblattspitze mit gerundeter Basis. A = Avers, B= Revers, © = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 88. hend. Beide Flächen flachkonvex mit sorgfältiger Absplitterung; die Absprengung stellenweise unvollkommen. Ränder rundherum scharf und äußerst fein retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Mit schwachem Seidenglanz. Länge 110 mm, Breite 42 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in der liehtgrauen Brandschicht. Niveau I; ungefähr 0'5 m tief gelegen. 91. Lorbeerblattspitze von äußerst regulärer Gestalt. (Taf. XVII, Fig. 1.) (125) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE, 281 Basis breit, zugerundet, nach oben allmählich in eine Spitze sich ver- jüngend. Beide Flächen flachkonvex mit flachen, breiten Absprengungen ; am Avers die Absplitterung stellenweise unvollkommen. Ränder rundherum scharf und äußerst sorgfältig retuschiert. Das Material ist deutlich geschichteter aschgrauer Chalcedon. Länge 130 mm, Breite 42 mm, Dicke 13 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in der lichtgrauen Brandschicht. Niveau I; ungefähr 0'5 m tief gelegen. Fig. 26. Halbfertige, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. 4A = Avers, B=Revers, C = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 93. 92. Größere, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. Basis nur teilweise bearbeitet und noch mit der ursprünglichen Verwitterungskruste bedeckt. Oberes Ende allmählich in eine stumpfe Spitze ausgehend. Beide Flächen teilweise roh bearbeitet. Ränder rundherum scharf, ziemlich roh retuschiert, an einigen Stellen geschartet. Das Material ist aschgrauer, deutlich ge- schichteter Chalcedon. Länge 130 mm, Breite 38 mm, Dicke 12 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0'5 m tief gelegen. 93. Halbfertige, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. (Fig. 26.) Revers flach ; Avers schwach konvex, beide mit wenigen breiten Absplitterungen. Basis und Spitze noch gerade abgesehnitten. Ränder teilweise roh zugeschlagen, 282 D: OTTOKAR KADIG (126) ohne Retusche. Das Stück ist eine Lorbeerblattspitze, deren Bearbeitung unterbrochen wurde. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Länge 75 mm, Breite 38 mm, Dieke 15 mm. Gefunden im herabgefallenem Höhlenlehmschutt auf sekundärer Lagerstätte. DIE BEGLEITINDUSTRIE DES HOCHSOLUTREEN. A) Klingenförmige Abspließe. 94. Kleine schmale Klinge mit scharfen Rändern. Revers flach, an der Basis; mit Schlaghügel. Avers mit zwei Längskanten, die sich nach oben Fig. 27. Kleine, breite Obsidianklinge mit scharfen Rändern. A= Avers, B= Revers, C = linke Seite. D = rechte Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 95, vereinigen. Spitze abgrebochen. Ränder sehr scharf und teilweise aus- geschartet. Das Matrial ist bläulich-gelblich-weißer Opal. Mit schwacher Patina und Lustre am oberen Ende. Länge 37 mm, Breite 12 mm, Dicke 4 mm. Gefunden im Eingang im lichtgelben Höhlenlehm. Niveau Il; ungefähr 1 m tief gelegen. 95. Kleine, breite Obsidianklinge mit scharfen Rändern. (Fig. 27.) Revers flachkonkav; Avers mit mehreren Längskanten. Basis abgebrochen, die Spitze abgestumpft. Ränder scharf mit Abnützungspuren. Das Material ist pechsehwarzer Obsidian. Länge 45 mm, Breite 22 mm, Dicke 3 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in der lichtgrauen Brandschicht. Niveau I; ungefähr 0'5 m tief gelegen. 96. Mittelgroße gerade Klinge mit scharfen Rändern. (Fig. 28, Bild I. und Taf. XX, Fig. 4.) Revers flach, am oberen Ende mit einem schwachen (127) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE, 283 Schlaghügel ; Avers mit mehreren unregelmäßig verlaufenden Längskanten. Basis abgebrochen; Spitze zugerundet. Sämtliche Ränder scharf mit Abnützungsspuren und Gebrauchs-retuschen. Das Material ist bläulich- weißer Opal. Mit weißer Patina. Länge 60 mm, Breite 20 mm, Dieke 6 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. 97. Mittelgroße Klinge mit scharfen Rändern. (Fig. 29, Bild I.) Revers flachkonkav; Avers gewölbt mit mehreren parallel verlaufenden Längskanten. Basis und Spitze abgerundet. Ränder rundherum scharf N li N Fig. 28. Bild I: Mittelgroße, gerade Klinge mit scharfen Rändern. Beschrieben unter No. 96. — Bild II: Mittelgroße, leicht gebogene, dünne Klingenspitze. Beschrieben unter No. 108. A = Avers, B = Seite. Nat. Größe. und fein geschartet. Das Material ist gelblicher Chalcedonopal. Länge 70 mm, Breite 20 mm, Dicke 8 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 98. Mittelgroße, breite Klinge mit scharfen Rändern. (Fig. 29, Bild II.) Revers uneben flach, Avers mit einer unregelmäßigen Längskante. Oberes Ende breit, gerade abgeschnitten, nach unten sich allmählich in eine schmale Basis verengend; daselbst ein schwacher Schlaghügel. Sämtliche Ränder scharf, unregelmäßig geschartet. Das Material ist liehtbrauner Chaleedon. Mit bläulicher Patina. Länge 73 mm, Breite 35 mm, Dicke 5 mm. 284 D: OTTOKAR KADIÖ (128) Gefunden in der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 99. Mittelgroße, gebogene Klinge mit scharfen Rändern. (Fig. 30, Bild II.) Revers flach ; Avers mit zwei seitlichen unregelmäßig verlaufenden Längs- kanten. Basis abgerundet, oberes Ende in eine Spitze endend. An der hinteren Fläche der Basis ein angedeuteter Schlaghügel. Ränder sehr scharf, teilweise mit Abnützungsspuren. Das Material ist weißer Limno- quarzit. Mit weißer Patina. Länge 80 mm, Breite 20 mm, Dicke 5 mm. 18 11. Fig. 29. Mitteleroße Klingen mit scharfen Rändern. A = Avers, B= Seite. Nat. Größe. Beschrieben: Bild 1 unter No. 97, Bild II unter No. 98. Gefunden im Eingang im lichtgelben Höhlenlehm. Niveau II; un- gefähr 1 m tief gelegen. 100. Mittelgroße, gebogene Klinge mit scharfen Rändern. (Fig. 30, Bild I.) Revers flachkonkav, an der Basis mit sehr schönem Schlaghügel ; Avers mit einer mittleren Längskante. Ränder scharf, intensiv geschartet. Das Material ist blau-brauner Chaleedonopal. Mit bläulicher Patina. Länge 85 mm, Breite 25 mm, Dieke 7 mm. a Gefunden in der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 05 m tief gelegen. 101. Mikrolithische Klinge mit retuschierten Rändern. (Fig. 31. Bild I. (129) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 285 Revers flach, schwach konkav; Avers gewölbt mit einigen undeutlichen Längskanten. Ränder scharf, äußerst fein, intensiv retuschiert. Das Ma- terial ist aschgrauer Chalcedon. Länge 23 mm, Breite 5 mm, Dicke 3 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Nebenastes in der lichtgelben Brandschicht. Niveau I; ungefähr 0'6 m tief gelegen. 102. Mikrolithische Klinge mit retuschierten Rändern. (Fig. 31. Bild II,) Revers flach, gerade; Avers gewölbt mit einigen undeutlichen Fig. 30. Mittelgroße gebogene Klingen mit scharfen Rändern. A = Avers, B=Revers. Nat. Größe. Beschrieben: Bild I unter No. 100, Bild II unter No. 99. Längskanten. Ränder intensiv retuschiert. Basis abgebrochen ; oberes Ende mit einer scharfen Spitze endend. Das Material ist aschgrauer Chal- cedon. Länge 24 mm, Breite 5 mm, Dicke 3 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Nebenastes in der lichtgelben Brandschicht. Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. 103. Mikrolithische Klinge mit retuschierten Rändern. (Fig. 31, Bild III.) Revers flach, konkav ; Avers gewölbt, mit einer schwachen Längs- kante. Ränder intensiv retuschiert. Basis in eine schöne stumpfe Spitze ausgearbeitet, oberes Ende mit einem scharfen rechtseitigen Kantenstichel Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 4. Heft. 20 286 D: OTTOKAR KADIÖ (130) endend. Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Länge 37 mm, Breite 5 mm, Dicke 3 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Nebenastes im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0:5 m tief gelegen. 104. Mikrolithische Klinge mit retuschierten Rändern. (Fig. 31, Bild IV.) Revers gerade, flach; Avers hoch mit eimer Längskante. Von den parallel verlaufenden Rändern der linke scharf, zum Teil retuschiert ; der rechte Rand steil retuschiert. Oberes Ende mit stichelartiger Spitze. Nach R. R. ScHmipvr ist das Stück ein Messerchen mit abgedrückten Rücken (lame & dos rabattu). Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Länge 34 mm, Breite 5 mm, Dicke 4 mm. IE III. IV. It Fig. 31. Mikrolithische Klingen mit retuschierten Rändern. 4 = Avers, B= linke Seite. € = rechte Seite. Nat. Größe. Beschrieben: Bild I unter No. 101, Bild II unter No. 102, Bild III unter No. 103 und Bild IV unter No. 104. Gefunden im hinteren Teil des Hauptganges im lichtgrauen Höhlen- lehm. Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. 105. Mikrolithische Klinge mit retuschierten Rändern. Revers flach, Avers leicht konkav. Unteres Ende abgebrochen. Seitenränder fast parallel verlaufend. Linker Rand steil retuschiert (lame & dos rabattu); rechter Rand scharf, mit äußerst feiner Gebrauchsretusche. Das Material ist dunkelgrauer Chalecedon. Länge 27 mm, Breite 8 mm, Dicke 3 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 106. Mittelgroße, schmale Klingenspitze. (Fig. 32, Bild I. und Taf. XVIII, Fig. 4.) (Pointe de la Gravette-ähnlich.) Revers flach, Avers gewölbt mit einer Längskante. Oberes Ende in eine scharfe Spitze ausge- arbeitet; unteres Ende abgestumpft. Linker Rand scharf, schwach retuschiert ; rechter Rand durch intensive, steile Retusche abgestumpft. (131) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 287 Das Material ist gelber Chalcedonopal. Mit Patina. Länge 60 mm, Breite 11 mm, Dicke 5 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges in dunkelgrauem Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 107. Mittelgroße, schmale, Klingenspitze. (Fig. 32, Bild II.) (Point de la Gravette ähnlich.) Revers flach, Avers gewölbt mit einer Längs- kante. Oberes Ende im eine scharfe Spitze ausgearbeitet; unteres Ende abgebrochen. Beide Ränder schön retuschiert. Das Material ist iehtgrauer Fig. 32. Mittelgroße, schmale Spitzklingen. A = Avers, B = linke Seite, C — rechte Seite. Nat. Größe. Beschrieben: Bild I unter No. 106, Bild II unter No. 107. Chaleedonopal. Mit weißlicher Patina. Länge 54 mm, Breite 13 mm, Dicke 5 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Nebenganges im lichtgrauen Höhlenlehm Niveau I; ungefähr 05 m tief gelegen. 108. Mittelgroße, leicht gebogene, dünne Klingenspitze. (Fig. 28, Bild II und Taf. XX, Fig. 3.) Revers flachkonkav, Avers leicht gewölbt mit lorbeerblattförmiger Oberflächenbearbeitung. Unteres Ende breit, am linken unteren Rand durch eine deutliche Scharte eingeschnürt; nach oben allmählich in eine scharfe Spitze ausgearbeitet. Seitenränder mit schöner flacher Randretusche. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Länge 61 mm, Breite 23 mm, Dicke 5 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 05 m tief gelegen. 20* 288 D: OTTOKAR KADIÖ (132) 109. Endabschnitt einer geraden, schmalen Klingenspitze. Basıs breit, abgebrochen, nach oben allmählich in eine scharfe Spitze ausgearbeitet. Revers flach, gerade; Avers durch eme Längskante m eine schmälere, abgerundete rechte und eine breitere, flache Iimke partiell bearbeitete Flächenhälfte geteilt. Ränder scharf, gut retuschiert. Das Material ist Fig. 33. Mittelgroße, lorbeerblattförmige Doppelspitze. A = Avers, B = Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 110. aschgrauer Chaleedon. Mit Seidenglanz. Länge 35 mm, Breite 18 mm, Dicke 5 mm. Gefunden in der Vorhalle auf sekundärer Lagerstätte in der alluvialen Grube. Niveau V; ungefähr 2:5 m tief gelegen. 110. Mittelgroße, lorbeerblattförmige Doppelspitze. (Fig. 33.) Breiter Klingenabspließ, eine Lorbeerblattspitze nachahmend. Revers flach, mäßig konkav, Avers mit unregelmäßig verlaufender Längskante. Entlang der Ränder schwach bearbeitet. Unteres Ende zu emer stumpfen, oberes zu einer spitzen Spitze ausgearbeitet. Ränder scharf, fein retuschiert. (138) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 289 Das Material ist aschgrauer Chalcedon. Länge 95 mm, Breite 35 mm, Dicke 12 mm. Gefunden in der Vorhalle im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau III; ungefähr 15 m tief gelegen. 111. Breiter Klingenabspließ mit retuschierten Rändern. Revers flach, Avers mit undeutlicher Längskante. Oberes Ende in eine stumpfe Spitze A B Fig. 34. Große, gedrehte Klinge mit retuschierten Rändern. A = Avers, B= Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 116. ausgehend, Basis in einen kurzen Schaft differenziert. Linker Rand mit hinterseitigen steilen Retuschen; rechter Rand mit partieller Gebrauchs- retusche. Das Material ist bläuliehgrauer Chalcedon. Mit grauer Patina. Länge 45 mm, Breite 20 mm, Dicke 8 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Hauptganges im lichtgrauen Höhleniehm Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. 112. Kleinere Klinge mit retuschierten Rändern. Revers flach, fast 290 D: OTTOKAR KADIÖ (134) gerade, Avers mit zwei Längskanten nahe den Rändern. Basis und Spitze stumpf zugespitzt. Ränder rundherum steil retuschiert. Das Material ist gelbliehweißer Chaleedon. Mit schöner lichtgrauer Patina. Länge 43 mm, Breite 20 mm, Dicke 6 mm. Gefunden in der Vorhalle im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau III; ungefähr 1:5 m tief gelegen. 113. Klinge mit Bogenstichel am oberen Ende. Revers flachkonkav, Avers mit zwei Längskanten. Unteres Ende abgeschlagen, oberes zu einem \ N\ Ni IS \ Ss y Fig. 35. Mittelgroße, breite Klinge mit retuschierten Rändern. A = Avers, B = linke Seite, € = rechte Seite. Nat Größe. Beschrieben unter No. 117. Bogenstichel ausgearbeitet. Linker Rand scharf, mit Abnützungsspuren ; rechter Rand mit Gebrauchsretusche und einer seichten Hohlkerbe. Das Material ist bläulicher Chalcedon. Mit sehr schöner Patina. Länge 65 mm, Breite 29 mm, Dieke 11 mm. Gefunden im Eingang in liehtgelbem Höhlenlehm. Niveau II; un- gefähr 1 m tief gelegen. 114. Mittelgroße Klinge mit retuschiertem rechten Rand. Revers sehr schwach konkav, Avers mit einer abgestumpften mittleren Kante. Die Flächenpartie zwischen der mittleren Kante und dem rechten Rand retu- schiert. Linker Längsrand scharf, geschartet. Oberes und unteres Ende in eine Spitze ausgearbeitet. Das Material ist grauer Chalcedon. Mit Seiden- glanz; Länge 65 mm, Breite 24 mm, Dicke 10 mm. Gefunden im Eingang im lichtgelben Höhlenlehm. Niveau III; un- gefähr 1'5 m tief gelegen. (135) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 291 115. Große, gebogene Klinge mit retuschierten Rändern. Revers flach stark konkav; Avers stark konvex. Unteres Ende breit, oberes etwas schmäler, beide abgerundet. Am oberen Teil des Averses eine, am unteren Teil zwei Längskanten. Ränder rundherum äußerst schön retuschiert. Das Material ist gelber Chaleedonopal. Mit Seidenglanz. Länge 110 mm, Breite 40 mm, Dicke 8 mm. Gefunden in der Vorhalle in dunkelgrauem Höhlenlehm. Niveau III; ungefähr 1°5 m tief gelegen. 116. Große, gedrehte Klinge mit retuschierten Rändern. (Fig. 34.) Revers flach, Avers mit einer Längskante nahe dem linken Rand. Oberes und unteres Ende in eine stumpfe Spitze endend. Seitliche Ränder intensiv retuschiert. Die ganze Klinge in der Längsachse schraubenförmig gedreht. Das Material Fig. 36. Kleine Klinge mit rechtseitigem Bohrer. A = Avers, B= Revers, C =rechte Seite, D= linke Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 120, ist aschgrauer Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 110 mm, Breite 30 mm, Dicke 7 mm. Gefunden im Eingang im lichtgelben Höhlenlehm. Niveau III; un- gefähr 1°5 m tief gelegen. 117. Mittelgroße, breite Klinge mit retuschierten Rändern. (Fig 35.) Revers leicht konkav mit einer unregelmäßig verlaufenden Kante, aın Avers zwei Längskanten. Basis verdiekt; oberes Ende mit einer seichten Hohlkerbe. Ränder rundherum intensiv retuschiert. Das Material ist bläulichbrauner Chalcedonopal. Mit Patina. Länge 60 mm, Breite 33.mm, Dicke 10 mm. Gefunden in der Vorhalle im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau III; ungefähr 1'5 m tief gelegen. 118. Mittelgroße, dicke Klinge mit retuschierten Rändern. Revers un- eben flach, oben konkav, unten konvex; Avers mit einer Längskante. Am 292 D: OTTOKAR KADIÖ (136) unteren Ende eine tiefe längliche Grube ; oberes Ende abgerundet. Ränder rundherum grob retuschiert. Das Material ist bläulichweißer Opal. Mit schwacher Patina. Länge 83 mm, Breite 35 mm, Dicke 18 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 119. Kleine Klinge mit linkseitigem Bohrer. Revers flach; Avers mit mehreren Längskanten. Ränder rundherum gut retuschiert. Linke Ecke des oberen Endes zu einer kurzen stumpfen Bohrerspitze ausgearbeitet. Das Material ist bläulichbrauner Chalcedon. Gut patiniert. Länge 27 mm, Breite S mm, Dicke 5 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 120. Kleine Klinge mit rechtseitigem Bohrer. (Fig. 36.) Revers flach; Avers dachförmig mit drei Kanten. Sämtliche Ränder rundherum gut retuschiert. Rechte Ecke des oberen Endes zu einer typischen Bohrerspitze ausgearbeitet. Das Material ist liehtbrauner Chalcedon. Gut patiniert. Länge 36 mm, Breite 18 mm, Dieke 8 mm. Gefunden in der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 121. Klingenförmiger rechtseitiger Eckstichel. (Taf. XVII, Fig. 4.) Revers flach; Avers mit zwei Längskanten. Die seitlichen Ränder kräftig behauen. Das obere Ende flachkonkav mit transversaler Retusche und mit dem rechten Rand einen Stichel bildend. Das Material ist grünlicher Jaspopal. Mit partieller Patina. Länge 55 mm, Breite 25 mm, Dieke 9 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 122. Kleiner Kantenstichel. Revers flach ; Avers mit einer Längskante. Basis und linker Rand senkrecht abgeschlagen, rechter Rand schwach retuschiert. Oberes Ende durch zwei symmetrische Auskerbungen mit der Längskante einen Stichel bildend. Das Material ist weißgelber Chaleedon- opal. Länge 26 mm, Breite 20 mm, Dieke 8 mm. Gefunden in der Vorhalle im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau III; ungefähr 1'5 m tief gelegen. 123. Doppelstichel mit mittlerer Stichelspitze. (Burin double.) Hoch- dicke massive Klinge. Revers konkav ; Avers dachförmig mit drei unregel- mäßig verlaufenden Längskanten. Unteres und oberes Eeke zu einem deutlichen Kantenstichel zugeschlagen. Ränder scharf, mit Abnützungs- spuren. Das Material ist Limnoquarzit. Mit gelbgrauer Patina. Länge 85 mm, Breite 28 mm, Dicke 19 mm. Gefunden im der Vorhalle im lichtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0'5 m tief gelegen. 137) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 293 124. Kleiner Klingenkratzer. Revers flachkonkav; Avers mäßig kon- vex, mit mehreren unregelmäßig verlaufenden Kanten. Ränder gut retu- schiert und ausgeschartet. Basis stumpf zugespitzt, Spitze quer abgeschnit- ten und durch transversale Retuschen zu einem Kratzer zugerichtet. Das Material ist braungrüner Jaspopal. Länge 36 mm, Breite 13 mın, Dicke 7 mm, Gefunden in der Vorhalle im liehtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 125. Kurzbreiter Klingenabspließ mit Kratzerende. Revers flach mit Schlaghügel an der Basis. Avers mit drei Längskanten. Unteres Ende ver- engt, schwach behauen, oberes Ende etwas breiter, mit bogenförmigem Rand, rundherum scharf. Das Material ist bläulicher Chalcedon. Länge 31 mm, Breite 23 mm, Dicke 8 mm. Gefunden im Eingang im lichtbraunen Höhlenlehm. Niveau V; un- gefähr 2'5 m tief gelegen. 126. Bruchstück einer Obsidianklinge mit Sägezinken. Revers gerade, flach; Avers mit zwei Längskanten. Linker Rand gut retuschiert, rechter Rand zu sägeartigen Zinken ausgearbeitet. Das Material ist grauer, ge- bänderter Obsidian. Länge 28 mm, Breite 23 mm, Dicke 6 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 127. Diekmasswe Klinge mit retuschierten Rändern. Revers flachkon- kav ; Avers dachförmig, mit einer kräftigen mittleren und einer schwächeren rechtseitigen Kante. Ränder runherum kräftig retuschiert. Das Material ist brauner Jaspopal. Mit partieller Patina. Länge 104 mm, Breite 45 mm, Dicke 20 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im liehtgrauen Höhlenlehm. Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. B) Unregelmäßige Abspließe. 128. Langgestreckter nukleusförmiger Obsidiankratzer. (Taf. XVII, Fig 5.) Revers konkav; Avers leicht konvex mit mehreren unregelmäßigen Kanten. Basis diek, das obere Ende verbreitert und durch transversale Retusche zu einem Kratzer zugerichtet. An der Basis und an den Seiten noch die Verwitterungskruste vorhanden. Das Material ist pechschwarzer Obsidian. Länge 5l mm, Breite 26 mm, Dicke 20 mm. Gefunden in der Vorhalle im liehtgrauen Höhlenlehm. Niveau II; ungefähr 1 m tief gelegen. 129. Massives rechthändiges Schneidewerkzeug. Revers uneben, flach; Avers roh zugeschlagen. Rechtes Ende abgeschlagen, das linke in eine breite, stumpfe Spitze ausgebreitet. Oberer Rand durch wenige Schutz- 294 D: OTTOKAR KADIÖ (138) retuschen abgestumpft, unterer Rand geradlinig verlaufend, scharf und intensiv retuschiert. Das Material ist aschgrauer Chaleedon. Mit Seiden- glanz. Länge 110 mm, Breite 54 mm, Dicke 29 mm. Gefunden im Eingang im liehtgelben Höhlenlehm. Niveau II; un- gefähr 1 m tief gelegen. Fig. 37. Unregelmäßiger Abspließ mit Schaberschneider. A = Avers, B = linke Seite, € = rechte Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 131. 130. Massives unregelmäßiges Schneidewerkzeug. Revers flach, ein wenig gebogen ; Avers mit einer längsverlaufenden, leicht gebogenen Kante. Das eine Ende verbreitert, das andere schmäler, stumpf abgeschnitten. Oberer Rand konvex mit kräftigen Schutzretuschen, unterer Rand flach- Fig. 38. Dicker Bohrer. A = Avers, B = linke Seite, € = rechte Seite. Nat. Größe. Beschrieben unter No. 132. konkav mit feinen Gebrauchsretuschen. Das Material ist aschgrauer Chal- cedon. Mit Seidenglanz. Länge 96 mm, Höhe 50 mm, Dicke 15 mm. Gefunden im vorderen Teil des Hauptganges auf sekundärer Lager- stätte. Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. 131. Unregelmäßiger Abspließ mit Schaberschneide. (Fig. 37.) Revers aneben, flach; Avers mäßig gewölbt. Sämtliche Ränder senkrecht abge- (139) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 295 schlagen, nur der rechte Rand leicht gebogen, mit äußerst schöner Scha- berretusche, die sich vergrößernd bis in die Mitte der vorderen Fläche erstreckt. Das Material ist bläulichbrauner Chalcedon. Mit Seidenglanz. Länge 52 mm, Breite 30 mm, Dieke 11 mm. Gefunden im hinteren Abschnitt des Hauptganges im dunkelgrauen Höhlenlehm; Niveau I; ungefähr 0°5 m tief gelegen. 132. Dicker Bohrer. (Fig. 38.) Dickes klingenförmiges Abschlagstück. Revers flach ; Avers grob zugehauen. Der eine Rand durch zwei retuschierte Hohlkerben zu einer dieken Bohrerspitze ausgearbeitet. Das Material ist bläulichbrauner Chalcedon. Mit partieller Patina. Breite 47 mm, Höhe 37 mm, Dicke 15 mm. Hl zT Fig. 39. Steinkern und Hochkratzer. A = Avers, B = die eine Seite, € = die andere Seite Nat. Größe. Beschrieben unter No. 134. Gefunden in der Vorhalle im dunkelgrauen Höhlenlehm. Niveau III; ungefähr 1:5 m tief gelegen. 133. Dicker Bohrer und Kratzer. Revers flachkonkav; Avers hoch, dachförmig mit einer unregelmäßigen mittleren Längskante. Unteres Ende verdiekt, hochkratzerförmig zugerichtet, oberes Ende allmählig sich ver- jüngend und mit einer Bohrerspitze endend. Seitenränder mäßig retuschiert. Das Material ist licehtgrauer Chalcedonopal. Mit guter Patina. Länge 64 mm, Breite 285 mm, Dicke 20 mm. Gefunden im vorderen Abschnitt des Nebenastes. Niveau I; un- gefähr 0:5 m tief gelegen. 134. Steinkern und Hochkratzer. (Fig. 39.) Schwarz und grau fein gebänderter Obsidiannukleus von kurzdicker unregelmäßiger Gestalt. Basıs fast gerade abgeschnitten, Basisränder ein wenig retuschiert. Das Stück hat mehrere kleine Obsidianklingen abgegeben und konnte außerdem als Hochkratzer benutzt werden. 296 D: OTTOKAR KADIÖ (140) Gefunden im Eingang im lichtgelben Höhlenlehm. Niveau III; un- sefähr 1'5 m tief gelegen. DIE KULTURRESTE DES HOLOZÄNEN URMENSCHEN. Der in der Vorhalle abgelagerte schwarze Humus enthielt die Kul- turreste des Urmenschen aus der Neolith-, Bronz- und Eisenzeit. Diese wurden von L. Berta studiert. Die Resultate seiner Untersuchungen sollen im folgenden kurz besprochen werden. Kulturreste des neolithischen Urmenschen. Steinindustrie. Unter den Steingeräten sind geschliffene und ge- schlagene Geräte zu unterscheiden. Geschliffene Steingeräte: 1 größerer einseitig gekiel- ter Meißel; 1 kleinerer einseitig gekielter Meißel; 1 zweiseitig gekielter Steinmeißel von mittlerer Größe und 1 primitiv bearbeiteter Stemmeißel von mittlerer Größe. Diese Steingeräte bestehen aus Diabas, welches Gestem in der Um- gebung von Häamor ansteht. Gesehlagene Steingeräte: 1 Obsidiannukleus und meh- rere Obsidianklingen. Knochenindustrie. Die aus Knochen verfertigten Geräte sind die fol- genden: 6 fein geschliffene Knochenpfriemen, 2 grob bearbeitete Knochen- pfriemen. 5 Häutemesser aus Rippen; 1 Hauenfragment aus Geweih; 1 oberer Teil einer durehbohrten Haue aus Geweih; 1 Griff aus Geweih. Mehrere Geweihfragmente weisen Spuren der Bearbeitung auf. An einem dolehförmigen, durchbohrten Knochengerät ist eine ziekzack- förmige Verzierung zu sehen. Tonindustrie. Intakte Stücke fanden sich nieht vor. Die Fragmente stammen ausnahmslos von Gefäßen. Dies waren teilweise größere, teil- weise klemere, verzierte Gefäße. Die Skulptur stimmt vollkommen mit derjenigen überein, die auf den in anderen Höhlen des Bükkgebirges gefun- denen Tonscherben beobachtet wurde, unter denen sich besonders die in der Büdöspest gefundenen auszeichnen. Diese letzteren stehen vermöge der schönen Ausführung ihrer Skulptur und dem Reichtum an Motiven den Gefäßen aus der Baradlahöhle am nächsten; die Tonindustrie dieser Höhle war sowohl zur Neolithzeit als auch in den Metallzeiten ein Mittel- punkt der Tonindustrie der ganzen Gegend. Die Verzierung der ältesten Gefäße bestand aus einer Reihe von durehbohrten Löchern unter dem Gefäßrande, was nichts anderes ist, als die (141) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 297 Nachahmung der Löcherreihe an den aus Leder (Harnblasen und Hoden- säcken) bereiteten Säcken ist. Das Einsäumen der Säcke war noch nicht bekannt, deshalb versah man dieselben mit einer Reihe von Löchern, durch die die Schnur zum Zusammenziehen des Sackes gezogen wurde. Die an den Ledersäcken gebräuchliche Lochreihe diente den neolithisehen Töpfern als Ziermotiv. Als solches wurden diese Löcher schon von Baron ALBERT v. Nyäry ganz richtig erkannt. Auch Oswarp MensHın erwähnt solche Scherben aus den Tiroler Höhlen, doch knüpft er keine Bemerkung daran.? Daß obige Erklärung richtig ist, geht aus dem Umstand hervor, daß es Fragmente gibt, an denen diese Löcher in parallelen Reihen vorkommen ; man wollte den Ledersack, als die Löcher zerrissen waren, nicht wegwer- fen, sondern bohrte unter der alten Lochreihe eine neue. Später ging die Bedeutung dieser Löcher in Vergessenheit und die Töpfer begnügten sich mit der einfachen Andeutun tiefte Punkte anbrachten. Daß die Löcher als Verziehrung zu betrachten sind, geht auch schon daraus hervor, daß unter den Lochreihen auf eine gewisse Entfernung erhabene Knoten auftreten, die zum Festhalten der Tragschnur dienten. Als einfache, jedoch charakteristische Verziehrung dienten bei ein- g, indem sie um den Hals der Gefäße nur ver- zelnen Gefäßen auf gewisse Entfernungen geführte, tiefe Linien, die sehr charakteristisch eine Naht nachahmen. Die Oberfläche des Gefäßes stellt zwischen je zwei solcher Linien ein wahrhaftiges Band dar, das stellenweise durch schief oder rechtwinkelig angebrachte Streifen Mannigfaltigkeit erhält. Diese Art der Gefäßverzierung ist für die Neolithgefäße Ungarns charakteristisch und stimmt erstaunlich mit ähnlichen Verzierungen aus der Büdöspest und Baradlahöhle überein. Das Aus:parungsverfahren, in welchem sich die Töpfer der Büdöspest und Baradlahöhle im wahren Sinne des Wortes auszeichneten, kommt hier nur an ein-zwei Fragmenten vor. Die derartige Verzierung des einen Bruch- stückes wetteifert mit den schönsten Stücken aus den erwähnten Höhlen. Diese Art der Verzierung erforderte viel Zeit, da die Oberfläche des Ge- fäßes mit verschieden geführten Strichen bedeekt wurde, damit die frei- bleibenden Partien umso schärfer in die Augen fallen. Diese freibleibenden Flächen stellen entweder Girlanden, T förmige Formen, oder andere sehön geformte Streifen dar. ı Baron A. Nyäry: Die Aggteleker«Höhle als vorzeitlicher Friedhof. Verlag der Ungar. Akad. d. Wissensch. (ungarisch.) Figur 239 stellt ein Fragment mit einer parallelen Lochreihe als Verzierung dar. 2 0. Meneuin: Archäologie d. jüngeren Steinzeit Tirols; k. k. Zentralkommiss. f. Kunst u. hist. Denkmale (Jahrb. f. Altertumskunde. Herausgegeb. durch Prof. W. Kv- BITSCHEE. VI. Bd. H. 1-2.) Wien, 1912. 298 D: OTTOKAR KADIC (142) Kulturreste des Urmenschen aus der Bronzzeit. Von Bronzgegenständen gelangten nur drei flache Knöpfe mit zwei Ohren zutage. Die Scheibe des besterhaltenen besitzt einen Durchmesser von 6°5 cm. Die Tonindustrie der Bronzzeit wird durch zahlreiche Fragmente vertreten. Zahlreich sind die Gefäßrand-, Hänkel-, Boden- und Seiten- bruchstücke aus verschiedenen Perioden der Bronzzeit. Als Verzierung der großen Gefäße dienten angeklebte, dieke, mit Eindrücken versehene Reifen. Zur Festigung des Saumes dienten häufig umlaufende leistenför- mige Verdickungen, die meist mit Fingereindrücken verziert sind. Häufig sind erhabene und platte Knoten. Mancher derselben ist für die Tragschnur senkrecht durchbohrt. Für das Ende der Bronzzeit sind die eckig geboge- nen Henkel charakteristisch. Den Übergang zur Hallstattperiode deuten die nach innen gebogenen, hie und da bereits gewundenen Säume. Bruch- stücke von inkrustierten Gefäßen fanden sich nicht. In die Bronzzeit gehört vermutlich auch eine aus einem trachytar- tigen Eruptivgestein verfertigte Steimperle. Ebenfalls hierher kann auch eine größere Tonperle gestellt werden, deren Oberfläche durch drei drei- fache Kreise verziert ist. Kulturreste des Menschen aus der Eisenzeit. ‚) Die Halstatt-Periode. Diese Zeit wird ausschleßlich durch die Tonimdustrie vertreten. Es gelangte aus dem schwarzen Humus eine reiche Folge von Bruchstü- cken großer und kleiner Gefäße zutage. Diese Scherben stellen verschie- dene Teile (Mundsaum, Hals, Boden ete.) der Gefäße dar. Häufig sind auch Henkelscherben und abgebrochene Knoten. Charakteristisch sind die über den Mundsaum des Gefäßes erhabenen Henkel. Bei einem der- selben ist auch ein Teil des Gefäßes erhalten, das an seiner inneren Fläche die für dieses Alter charakteristische Linienverzierung aufweist. Dies ist offenbar das Stück einer Schale. Ebenso charakteristisch sind auch die zu kleineren Schüsseln gehörigen, einwärts gebogenen, gewundenen (tur- banförmigen Mundränder. Unter den ganz erhaltenen Bodenteilen finden sich häufig charakteristische Hallstattfabrikate, die an der konkaven Gestaltung der unteren Fläche zu erkennen sind. Die Verzierung ist sehr einfach und bleibt weit hinter jenen der altersgleichen Gefäße aus der Ba- radlahöhle zurück. Am häufigsten kommen parallele, vertiefte, horizon- tale Linien und an der Ausbauchung der Gefäße nach unten gerichtete (143) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 299 feine Rippen vor. An manchen der Scherben ist auch das durch die win- kelig zusammenstoßenden Limien gebildete Muster zu beobachten. Sehr interessant ist der Scherben vom Halsteile eimes größeren Gefäßes. Er stellt die untere Partie des Halses dar, wo der Übergang zur Achsel durch drei eingetiefte, parallele Ringe angedeutet wird. Über diesen ist eine ein- geritzte Zeichnung zu sehen, die vermutlich einen Nadelbaum darstellen soll. Die Farbe der Gefäße ist verschieden. Es gibt ziegelfarbene, dunkel- graue und braune Gefäße, meist sind sie jedoch schwarz. Beispiele für Grafitmalerei fanden sich nicht. Auch mehrere Tonperlen wurden gefunden, dieselben tragen jedoch den Hallstatttypus nicht zur Schau. Allenfalls stammen sie vom Ende der Bronzzeit. Vielleicht dienten sie auch als Spinnwirtel. Bb) Die La Tene-Periode. Auch diese Zeit wird nur durch Tonindustrie vertreten u. z. nur durch sehr wenig Scherben. Eine größere Tonperle deutet vermöge ihrer Abgeflachtheit entschieden auf diese Zeit. Zusammenfassung. Aus den erwähnten Funden geht hervor, daß sich der Mensch in der Neolith-, Bronz- und Hallstattzeit lange in der Höhle aufhielt, dieselbe in der Latene-Zeit jedoch nur selten aufsuchte. Die Armut des gefunde- nen Materials spricht für die Armut dieser Höhlenbewohner, die jedoch zeitweise demnoch von eimer Welle der höheren Kultur entfernterer Ge- biete erreicht wurden. Anders stand die Sache im Paläolithikum, als die Bewohner der Szeletahöhle Bahnbrecher der Solutr&enkultur waren, die sie auf eine sehr hohe Stufe brachten. INHALT. Seite: NORD ED. 02N00 00.000 OO Fahnen 161 Einleitung nintersrstatersiereeneteretele ots age che hohen length sterefeteteketa Taten rec selten ee ER 163 . GESCHICHTLICHER TEIL. Geschichte der Grabungen und Studienreisen ...........eu-.arceerorooasernnnens 171 I Grabungsim@HerbstNl906W0 Rs Elan Bee RE Eee ee 171 1.7 Studienreise imJahrest190RERI Ne enge ep lelerer aka) epefele ale eten Se ke eine 172 IV. 2Grabung im Hu ja LION ee ee ee ee ee 172 II Gra'bung&ımSHlerbst 190,7 Eyesge ee Seren Eee Eger ern BR EEE 174 IE Studienreisesim@ Jahre 21908 Sr re ee Bee Eee ESEL 175 IVaGrabung- im Rrunjahe 190 SEE ee Eee 178 VERGTabung sum Ruh ja 10 Dre ee er ET ER STETS TER 179 Vl Gralbun fm Sommer O0 SErer ee ee en Er Eee 179 VII GrabungsgumwHerchstl) O9 Re 181 VIII GrabungSimsSommerl 910 ze ee ee 182 IX Grabung2im,Sommer UI... .n.. 10 2le sueterezescete Ateiekekefener erg ate rechne efehetetate ee 183 RT GrEabun SU SO UI EIS LTE ra ee ET EEE 183 TTS Studienreisesime Jahre SL IT SPEER ae ee ee RENTE REN 185 RUN GraibimsimiaH erbst ll O2 SEE ELSE 189 XI 2 Grabungsumg Herbst OS Bere Be TESTER Se 191 GEOLOGISCHER TEIL. I. Geologische Verhältnisse der Umgebung von Hamor ..........e2222eseneen 0 195 A) EMO PORTA pRIscheAVETNältT use ee ee ee 195 B))EStratipraphischesVer.haltmusse werten erento tete es eleteleTefntetet tete tetate Tee 197 II. Die geologischen Verhältnisse der Szeletahöhle ...........2222ccnenenneennnen 203 A) ETopopraphischenVerhältnisse rasen rare ers sel er Teer else Yale ee 203 B)) EStratonapBiRche SVErNälbmunse er TR 207 I, ind, NIEREN Honorar 208 Al)EDeräpleistozäne,Schichtenkomlex ur. nee rneterelsefefstagetetete era 208 BB Balchalblapertun pe er ee ee Renate tete tete Tetetegs Breker 208 >, Jar ON. Kanaa ann daran 208 3.2 DynkelbraunerHohlenlehmer ers epeneereatere eregereteperersfeleleleelasate 210 AL Icht brauner. HONJEn Chr ee 212 (145) ERGEBNISSE DER ERFORSCHUNG DER SZELETAHÖHLE. 301 Seite DE DunkelerauersHahlenlehnisrer tete else refeletare er etaterelelen state rare 216 6. Rötlichbrauner Höhlenlehm ......... 100090 ABHAS TOLLER 216 Te TachberauensHohlenlehmgre rer nese fer reneetenereketoheherete entelelerieierelefege 217 IBi)E DersholozanesSchichtenkomplax reseie sera later aterateiere ein eleielaien eier 221 r Ronazar. Einmik 5 06000600000 800.000 a0 Von ORORRDHOTRRLL 221 GERA KEUESCHT CH ee Feteletelte 223. NOSSRTedezm aus ua Or EN Eee Horn ekakekolapefezofaneyet ers e skeretäterelorere 224 ImSekundarewAlblagerungenas a er eeteengetlegerelenstensgerereberenen erst eiesleiebenste 224 ARCHÄOLOGISCHER TEIL. Die Kulturreste des pleistozänen Urmenschen .......c.2ce2eesereeeeeneesnenennnn 229) Die paläolithische Steinindustrie der Szeletahöhle ..............reecerereeeeeener 230 E)EANFEMmeInenBebrachtungenirrerte tert enetel re ee eieftete een he ee ee a leieiekenee 230 I. Mineralogische Beschaffenheit der Steingeräte ...............- Aooroen 230 11. Typologische Beschaffenheit der Steingeräte ..........22222cseeenrnr 235 III. Stratigraphische Verteilung der Steingeräte .........22222sseesnenen 239 Bi Ardhäolooisches Beschreibung ger reset egesetetane bez elete art eletatesetefefereietefefetere Das Rrühsolutreenzder Szeletahohler ern... rereteeeeieeersterelareieeiereie ateeeiatuinieien eieteiune Die Lorbeerblattspitzen des Frühsolutreen A). Grobe irreguläre Lorbeerblattspitzen............2.ceeeseeceeesenannenene 253 B) Grobe reguläre Lorbeerblattspitzen ............erarerenennusneenernnne 259 Dies Begleitinduüstrie des, Krühsolutreens „2... session eisernen eine) aaa naeanee nee. 263 AU) aRÜINPentoLrmıSBWADSpLIe Beym re rs erert er er tenerelete fe Hot al efatetet elolahereinte este 263 Bm ÜnregelmäßıgesAnSplreleseen erregen elegant enereioheteheferekdiegateheleYageletetetetet ag ekotake 269: DaswHochsolutreen? der) Szeletahöhle . vu. ers aerseraaueeis.urereisie eieiaie ernieielerasele einen eleleje 274 Die Lorbeerblattspitzen des Hochsolutreen .........-.u.serssesseeeeseeenennnnne 274 A) Feine Lorbeerblattspitzen mit gespitzter Basis .........seecsseseeeeenene 274 B) Feine, reguläre Lorbeerblattspitzen mit gerundeter Basis ................- 276 Die Begleitindustrie des Hochsolutreen .........as...-canassasaesenamnenunnenene 282 AERIMPENTOLMISEWÄDSpLIEBe— re ern erersgerofefefereferefofeust orte] Xetra etatage tete ke tee Eee 282 BE UnnegelmäaßızePAnSp ED Er LEERE TR Eee TS eteet eye 293 Die Kulturreste des holozänen Urmenschen ...........2.22222s20nnneennnnnnnnen 296 Mitt, a. d. Jahrb, d, kgl. ungar, Geol Reichsanst. XXIII. Bd, 4. Heft. 21 ru \ a 4» a [2 2:27: er N ”r is ‚ER .* F% 2 N er BT SS BES ac Der wuwednn Sc te Tafel XIII. [evlgsic5jenlpleef c Sa N% N: — Eingang der Höhle, — Vorhalle der Höhle. = Der vordere Teil des Hauptganges. — Der rückwärtige Teil des Hauptganges. — Der vordere Teil des Seitenganges. — Der riickwärtige Deil des Seitenganges. — Tropfsteinhöhle. + — Eckou dor Vierecke. hlen der Vierecke, Gostorto Teile (Gruben). —= Kalkfelseu. — 1. Steinhnlde — 2, Steinhulde. Il Untere Halde. — Obere Halde, GRUNDRISS DER SZELETAHÖHLE. Masstab : Bis x - 01234506789 i0m [Onberührt geblioboner Teil in eine Tiefo von 0:5 m abgegrabener Teil. auf LO « « 0 “ « FU « « «45 « 6 « « . «105 « « den Grund ausgegrabene Teile. = ) Il 259% 29 I RER Jim Jnı LITTITTITITTITTTTDETDDTTEKIENKEFHTET TERN TEITITELATTTÄETTEITSESTFUSLSEETLRUPENFL ER eTTE AHNUNG OATNENGEINETEERBES ar = etw ar? BAR ep p& ro pe®»r © EA) Braune Hellbrauner Dunkelgrauer Hellgrauer jehuttschiehten. Höhlenlehm. Höhlenlehm. Höhlenlehm. ES ee INH Pleistozäne Rezente Alluvium Auf die Halde Feuerstellen. Feuerstellen. (Humus u. Guano). geworfenes Material. Tafel XIV. “MID ; Y/ FIT, PIDDSE III: II /r LÄNGSSCHNITT DER SZELETAHÖHLE. 0 1 2 6} ' | | R Masstalı h hi Bachablagerung. Dunkelbrauner Braune Hellbrauner Dunkelgrauer Hellgrauer £ 7 Höhlenlehm. ichuttschichten. Höhlenlehm. Höhlenlehm. Höhlenlehm, Er TER N a 2 = e) Rotbrauner Sekundäre Pleistozane Rezente Alluvium Auf die Hulde Höhlenlehm. Grubenausfüllung. Feuerstellen. Feuerstellen. (Humus u. Guano), geworfenes Muterinl. I (Gr ‚ort! PROFILE DER SZELETAHÖHLE. (VI-XL) m oO ö TBErssend b, IL, III = Zahlen der Vorbulle der Höhle. Vorderer Teil des Hauptganges. & = Ecken der Vierecke. Vorderer Teil der Seitenhöhle. Rückwärtiger Teil der Seitenhöhle. Schichten. A l [ l [ — VIII Zeichenerklärung Längsschnitt durch die Vorhalle und die Seitenhöhle, die Punkte 16, @, @1 en erh schneidend Schnitt durch den östlichen Teil der Vorhalle, die Punkte B*, 0%, Di, ,, sohneidend. Schnitt durch den westlichen Teil der Vorhalle, die Punkte ®, :G, ®D . schneidend. I IX = Querschnitt durch den vorderen Teil der Seitenhöhle, die Punkte 1D, D, D! . schneidend, X = Querschnitt durch den rückwärtigen Teil der Seitenhöhle, die Punkte 1B, B, B!... schneidend. Querschnitt durch den rückwärtigen Teil der Seitenhöhle, die Punkte !D, DIET. schneidend. '@? G* \ { Fl ‚ll ER | ii N Zeichenerklärung: 2 = Dunkelbrauner Höhlenlehm. 6/b — Hellgelber Lehm der Nebenhöhble. 3 = Hellbrauner Höhlenlehm. S? = Schichte mit Fouerstellen in der 3/c = Obere Schichte mit Feuerstellen in Nebenhöhle. der Vorhalle. 7 = Schwarzer Humns. 4 = Dunkelgrauer Höhlenlehm. 8 = Fledermausgnano. 5 = Rotbrauner Höhlenlehm. X, X6 — Gestörte Teile (Gruben). 6 = Hellgrauer Höhlenlehm. 2, 2 = Ans der Grube geworfenes Material. “ TAFEL XVIl. 1. Lorbeerblattspitze von äusserst regelmässiger Gestalt. Beschrieben unter der Zahl 91 auf Seite 280. 2. Mittelgrosse, feine, regelmässig geformte Lorbeerblattspitze mit zugespitzter Basis. Beschrieben unter der Zahl 73 auf Seite 275. 3. Mittelgrosse, breite, regelmässige Lorbeerblattspitze mit zugespitzter Basis. Beschrieben unter der Zahl 72 auf Seite 274. 4. Klingenförmiger, rechtseitiger Eckstichel. Beschrieben unter der Zahl 121 auf Seite 292. 5. Langgezogener nukleusförmiger Obsidiankratzer. Beschrieben unter der Zahl 128 auf Seite 293. 6. Kleine Klinge mit rechtseitiger Bohrerspitze. Beschrieben unter der Zahl 49 auf Seite 268. Sämtliche Exemplare befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. v KADIC: Szeleta M. k, Földt, Int. Evk. XXIII. köt. XVII. täbla. 2 3 Mitt. a, d. Jahrb, d. k. Ung. Geol. Relchsanst. Bd. XXlll. Taf, XVil. 5 | | i | | | TAFEL XVIM. 1. Mittelgrosse, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. Breite Form. Beschrieben unter der Zahl 89 auf Seite 279. 2. Mittelgrosse, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. Beschrieben unter der Zahl 83 auf Seite 278. 3. Mittelgrosse, feine, reguläre Lorbeerblattspitze. Beschrieben unter der Zahl 86 auf Seite 279. 4. Mittelerosse, schmale Klingenspitze. Beschrieben unter der Zahl 106 auf Seite 286. 5. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze; langschmale Form. Beschrieben unter der Zahl 27 auf Seite 261. 6. Kleine, grobe reguläre Lorbeerblattspitze ; langschmale Form, Beschrieben unter der Zahl 28 auf Seite 261. Sämtliche Exemplare befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. v . KADIC: Szeleta. M. k, Földt, Int. Evk. XXIII. köt. XVII. täbla, . Mitt, a, d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Relohsanst. Bd, XXI, Taf. XVill. 1 a 7 ’ i r b 5 2 - { 5 L} {} (9 h # j W ö \ I {) we Ü j [4 = ; ; - f TAFEL XIX, l. Größere, feine reguläre Lorbeerblattspitze. Beschrieben unter der Zahl 74 auf Seite 275. 2. Feine reguläre Lorbeerblattspitze; kleinste Form. Beschrieben unter der Zahl 76 auf Seite 276. 3. Feine reguläre Lorbeerblattspitze; kleinste Form. Beschrieben unter der Zahl 75 auf Seite 276. 4. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze; kurzbreite Form. Beschrieben unter der Zahl 23 auf Seite 260. 5. Kleine, grobe, reguläre Lorbeerblattspitze, kurze, dieke Form. Beschrieben unter der Zahl 24 auf Seite 260. 6. Kleine, dünne, irreguläre Lorbeerblattspitze. Beschrieben unter der Zahl 18 auf Seite 258. 7. Kleine, dünne, irregulöre Lorbeerblattspitze. Beschrieben unter der Zahl 20 auf Seite 259. Sämtliche Exemplare befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. v KADIC: Szeleta. M. k, Földts Int. Evk. XXIII. köt. XIX. täbla, 5 Mitt, a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Reichsanst. "Bd. XXIII. Taf. XIX. TAFEL XX. 1. Kleinere Lorbeerblattspitze; ovale Form. Beschrieben unter der Zahl 77 auf Seite 276. 2. Äußerst reguläre Lorbeerblattspitze. Beschrieben unter der Zahl 90 auf Seite 280. 3. Mittelgroße, leicht gebogene, dünne Klingenspitze. Beschrieben unter der Zahl 108 auf Seite 287. 4. Mittelgroße, gerade Klinge mit scharfen Rändern. Beschrieben unter der Zahl 96 auf Seite 282. 5. Langschmale grobe, irreguläre Lorbeerblattspitze. Beschrieben unter der Zahl 14 auf Seite 257. 6. Große, massive Klinge mit grober Randretusche. Beschrieben unter der Zahl 47 auf Seite 267. Sämtliche Exemplare befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar, geologischen Reichsanstalt. v KADIC: M. k. Földt. Int. Evk. XXIll. köt. XX. täbla. Mitt. a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol, Reichsanst Szeleta. Bd. XXill. Taf. XX. 5. DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. Dr. VIKTOR VOGL. MIT DER TAFEL XXI UND 8 FIGUREN IM TEXT. Das a BIN Rn u WERE: Ba irn, SER ul. E22 I Vorliegende Arbeit ist ein Glied jener paläontologisch-stratigra- phischen Serie, welche im Jahre 1910 durch die Studie über die eozänen Schiehten des Vinodol und ihre Fauna eingeleitet wurde, und die in ihrer Gesamtheit als eine Vorarbeit zu der projektierten Karstmonographie zu betrachten ist. Die Kartierung, nach deren Abschluß wir an die Ver- fassung dieser Monographie schreiten können, ist eine Arbeit langer Jahre, und die Winter zwischen den der Kartierung gewidmeten Sommermonaten können für die Monographie am nutzbringendsten durch Bearbeitung der Fauna der einzelnen Formationen verwertet werden. Einerseits wird dadurch die Fertigstellung der Monographie erleichtert, die sofortige Herausgabe der einzelnen faunistischen-stratigraphischen Studien aber ermöglicht andererseits die Verwendung der gewonnenen Resultate bei der Erforschung benachbarter, ja auch weiter abgelegener Gebiete. Die Studie über die Tithonbildungen ist die dritte in der Reihe. Wie die Arbeit über die Paläodyasfauna von Mrzla-Vodica, so umfaßt auch diese nicht alle altersgleichen Bildungen des ganzen Gebirges, mdem Tithonbildungen höchstwahrscheinlich auch im Nordflügel des Gebir- ges, in der südlichen Umgebung von Ogulin vorkommen, uns jedoch bis- her nieht bekannt wurden und daher m vorliegender Arbeit nicht berück- sichtigt werden konnten. Vielleicht hätte ich etwas besseres, jedenfalls aber etwas eimheitlicheres bieten können, wenn ich mich mit dem Tithon des ganzen Gebirges befaßt hätte; mit dem Tithon der Südalpen, der Dinari- schen Ketten hängt jedoch eine solche Fülle von interessanten Fragen zusammen, dass ich mit der Publikation d’eser Zeilen nicht länger war- ten wollte, umso weniger, als etwaige weitere Tithonvorkommnisse in unserem Gebirge (in der weiteren Umgebung von Ogulin) im Laufe der Kartierungsarbeiten erst in späterer Zukunft an die Reihe kommen können. Wie die Sachen nun stehen, will ich mich im folgenden mit jenen Tithonbildungen befassen, die an den südlichen, meerwärts gekehrten Lehnen des Gebirges dem die höchsten Züge des Hinterlandes aufbauen- den Lias-Doggerkalke aufgelagert sind, und denen sich südwärts in dis- kordanter Lagerung der tiefere Breeeienkalk der Karstkreide anschließt. Diese hangende Kreidebreceie ist eines der verkarstetsten Gesteine 23% 306 D: VIKTOR VOGL (4) unseres Gebietes. Sie baut die zweite Stufe der nördlichen Umrandung des Quarneros auf, jene Stufe, die aus dem mit eozänen Mergeln ausge- füllten Längstale in einer steilen Wand aufragt, und die entschieden einen der trostlosesten Striche des hiesigen Karstes darstellt. Eine wesentlich ebenso unruhige Felsenlandschaft stellt auch das Liegende des Tithonkalkes, der dunkle Lias-Doggerkalk dar, und das Bild wird nur dadurch gemildert, daß dieses Gestein bereits weniger kahl ist, sondern in der Regel weit ausgedehnte Nadelwaldungen trägt. Jedoch auch aus diesen dunklen Nadel- waldungen blinken die blendend weiß verwitternden Felsformationen des Lias-Doggerkalkes nur gar zu häufig hervor. Das Tithon unterscheidet sich sowohl von dem Liegenden, als auch von dem Hangenden schon auf weite Entfernungen kenntlich dadurch, daß es stets sanftere Szenerien, als die Kreidebreceie oder der Lias-Dogger- kalk bildet. Die ruhigen Formen der Tithonlandschaft, ihre mit Gras und Strauchwerk bewachsenen Flächen mit den nur hie und da ganz bescheiden emportauchenden abgerundeten grau verwitternden Felsen stehen in scharfem Gegensatz sowohl zu der kahlen Felswüstenei des Hangenden, als auch zu den mit Urwald bedeekten Felsformationen des Lias-Dogger- kalkes. Daher kommt es, daß die Kartierung der Tithonbildungen hier eine der leichtesten Arbeiten des im Karste wirkenden Geologen ist, indem die Grenzlinien schon aus bedeutender Entfernung, etwa von einem ge- eigneten Aussichtspunkte mit sehr befriedigender Genauigkeit verfolgt werden können. Worauf die große Abweichung in den Verwitterungsformen dieser Gesteine zurückzuführen ist, das konnte ich bisher nicht ermitteln. Ein petrographischer Unterschied kann wohl kaum in Rede kommen, da in seiner Hauptmasse auch das Tithon aus Kalksteinen besteht, ganz ebenso, wie sein Hangendes und Liegendes, und Dolomite im Verhältnis zu den Kalksteinen nur eine ziemlich untergeordnete Rolle spielen. Oft schreitet man auf beträchtlichen Strecken auf reinem Kalkstein dahin, wo jedwede Dolomitzwischenlagerung fehlt, und doch hat man das für dıe hiesigen Tithonbildungen charakteristische Landschaftbild vor sich. Vielleicht ist die Verschiedenheit der Verwitterungsformen von Lias-Doggerkalk, Tithonkalk und Breceienkalk auf Unterschiede in der Struktur zurück- zuführen, die mit freiem Auge nicht wahrnehmbar sind. Der Tithonkalk ist auffallend heller gefärbt, als der Lias-Doggerkalk, und etwas lichter als die Kreidebreecie. Er ist hell- zuweilen bläulichgrau, ein andermal wieder drappfarben, von ziemlich homogener Struktur, nur sporadisch mit weißen oder farblosen Kalzitadern durchsetzt. An seinen Verwitterungsflächen ist er kaum anders gefärbt, namentlich aber weder (5) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 307 wesentlich liehter noch dünkler als innen, worin er sich von dem Lias- Doggerkalke unterscheidet, dessen Verwitterungsflächen, — obwohl das Gestein in frischem Zustande sehr dunkel, mitunter fast schwarz ist — sozusagen ganz weiß sind. Um den Grund dieses verschiedenen Verhaltens bei der Verwitterung zu ermitteln, machte ich mit beiden Gesteinen eine Probe. Ein Glühversuch zeiste, daß das Liasgestem vollkommen eisenfrei ist, daß seine Farbe ausschließlieh von Bitumina herrührt ; im Tithonkalke zeigten sich nach dem Ausglühen auch Eiseninfiltrationen, jedoch in so minimaler Menge, daß dem Eisen auch bei der Färbung dieses Gesteines keine wesentliche Rolle zugeschrieben werden kann, sondern der Haupt- färbestoff auch in diesem Falle Bitumen ist. Der Unterschied in der Färbung der Verwitterungskruste läßt sich also nur mit der Annahme erklären, das Bitumen des Tithonkalkes sei eine beständigere Verbindung, als jenes des Liaskalkes. In den Tithonkalk emgelagert kommt stellenweise häufig und mitunter in größerer Mächtigkeit Dolomit vor. Dies ist zumeist ein weißes, zucker- körniges Gestein, welches dem zwischen die jüngeren Kreidekalke des Karstes eingelagerten Dolomit sehr ähnlich ist, sich jedoch von diesem darin unterscheidet, daß es fast immer Fossilien, zumindest Spuren, öfters Korallen führt, während der erwähnte Kreidedolomit nach unseren bis- herigen Kenntnissen vollkommen fossilleer ist. Das Tithon tritt auf unserem Gebiete in Form eines langen, zusammen- hängenden Streifens auf, der m NNW-—SSE-lieher Richtung aus Krain herüberstreieht, SW-lich von der Masse des Risnjak ene NW--SE-lich Richtung annimmt und in dieser Richtung zwischen Novi und Zengg die Küste erreicht. Die Schichten fallen, konkordant mit dem liegenden Liasbildungen gegen SSW, bezw. nach der Veränderung der Streichriehtung gegen SW (16—17, bezw. 14—15®) ein. Der Einfallwinkel ist ziemlich steil, selten beträgt er 30°, zumeist 40°, hie und da jedoch bis 50 60°. Der Tithonzug ist in der Regel 1800-—2000 m breit, erst östlich vom Li&ke-polje verbreitert er sich plötzlich auf 3—4 km, in welcher Breite er bis an das Meeresufer zwischen Novi und Zengsg streicht. Wenn man aus diesen Daten die Mächtigkeit der Tithonbildungen berechnen will, so erhält man eine sehr ansehnliehe Zahl. Westlich vom Polje von Li& ergab sich aus eimer Breite von 1800-2000 m und einem Einfallswinkel von durchschnittlich 40° eine Mächtigkeit von ungefähr 900 m, östlich vom Polje aber nahezu das Doppelte dieser Zahl. Dies ist eine Mächtigkeit, die kaum wahrscheinlich ist, zur Erklärung derselben müssen unbedingt Schichtenwiederholungen an Längsbrüchen hinzugezogen werden. Doch konnte ich Spuren solcher Schiehtenwiederholungen westlich 308 D: VIKTOR VOGL (6) vom Liekopolje nirgends nachweisen, was umso eigentümlicher ist, als ich gelegentlich meiner Begehungen innerhalb der Tithonbildungen eine gewisse Schichtenfolge feststellen konnte, die den Nachweis von Wieder- holungen beträchtlich erleichtern würde. Westlich vom Polje finden sich bereits deutlichere Anzeichen von Wiederholungen. Die im Westen nachgewiesene Schichtenreihe ist zwar mit einigen unwesentlichen Abänderungen auch hier giltig, doch sind die Verhältnisse nicht so klar, und etwa in der Mitte des Komplexes ist ent- schieden eine Wiederholung der Schichten zu beobachten. Übrigens er- schemen in beigefügter Tabelle einige Profile zusammengestellt: eines stammt aus dem Gebiete östlich vom Polje, die zwei anderen beobachtete ich westlich von demselben. Daß die Schichtenfolge der beiden Gebiete in ihren wesentlichsten Punkten mit einander übereinstimmt, das zeigt sich auf den ersten Blick. Sowohl östlich, als auch westlich vom Polje beginnt die Schichtenreihe zu unterst mit einer Breecie, über welcher ein verhältnis- mäßig dunkler, aus Echmodermendetritus bestehender Kalk folgt. Diese beiden Bildungen sind allenthalben sehr wenig mächtig. Weiter oben ist nun die Schichtenfolge im Osten und Westen verschieden. Westlich vom Polje folgt über dem dunklen Kalk mit Crinoidenstielgliedern und Cidaris- stacheln em sehr wenig mächtiger Dolomit, während sich im Osten zwischen den dunklen Kalk und den Dolomit, ein ziemlich mächtiger Korallenkalk einkeilt, der hie und da auch Diceratenbänke enthält, und von welchem ich westlich des Poljes nicht einmal Spuren antraf. Erst hierauf folgt der Dolomit, der hier mächtiger ist, als im Westen. Über dem Dolomit fand ich abermals Korallenkalk, an dessen Stelle in der Gegend der Visevica Gastro- podenkalk tritt. An der Südlehne der Visevica gelangt man gegen das Unterkunftshaus Ravno zu alsbald wieder auf Dolomit, welcher diesmal stellenweise ziemlich mächtig ist (Verwerfungen?). Hierauf folgt in ansehn- licher Mächtigkeit Bivalvenkalk, in dessen untere Partie sich große Cri- noidenstielglieder führender hellerauer Kalk emkeilt. Der hellgraue Bivalven- kalk des Zagradski-vrh ist im Hangenden des Dolomites an mehreren Punkten auch westlich des Lieko-polje anzutreffen, doch ist seine Mächtig- keit dort allenthalben sehr gering. Er wird dort zum größten Teil durch drappfarbenen, sehr selten korallenführenden Kalk und darüber durch bläulichgrauen Ellipsaetimienkalk vertreten, den ich bisher östlich des Poljes nicht einmal in Spuren beobachten konnte. (7) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 309 Östlich vom Li@ko-polje Westlich vom Lieko-polje Profil Lukovo-Javorje Zwischen Lic-Zlobin Profil Meja-Jelenje Kreide-Breccie Kreide-Breceie | Kreide-Breceie i | Hell blaugrauer Ellips- | Hell blaugrauer Ellips- actinienkalk actinienkalk | Hell drappfarbener Kalk | Hell drappfarbener Kalk Hellgrauer Bivalvenkalk | Hellgrauer Bivalvenkalk Dolomit Dolomit \ Dolomit Korallenkalk | Dolomit | | Korallenkalk | Crinoidenkalk | Crinoidenkalk | Crinoidenkalk Breeeie ‚ Breceie | Breccie in N Dunkler Kalk (Lias- ı Dunkler Kalk (Lias- | Dunkler Kalk (Lias- Dogger) | Dogger) | Dogger) Aus obigem erhellt, daß die Tithonserie der beiden Gegenden von Einzelheiten abgesehen ziemlich gut übereinstimmt, zugleich zeigt sich aber auch, daß der Tithonstreifen seine große Breite östlich des Poljes zum guten Teil der zweimaligen Wiederholung eimes Teiles der Schiehtentolge, sowie dem Umstande verdankt, daß die Mächtigkeit einzelner Glieder der Reihe hier bemerkbar anwächst ; in beiden Fällen kann mit Recht an Ver- werfungen gedacht werden, obzwar die Erscheinung unleugbar auch andere Ursachen haben kann; Wiederholungen einzelner Fazies, die Veränderung der Mächtigkeit gewisser Schichten schon auf kurze Distanzen ist ja bei sol- chen litoralen Riffbildungen durchaus nichts ungewohntes. Was nunmehr das gegenseitige Verhältnis der im obigen besprochenen Bildungen betrifft, so soll dies an der Hand der darin enthaltenen Faunen behandelt werden. Das Tithon ist hier im großen ganzen sehr fossilreich. An erster Stelle steht in dieser Beziehung der am Ostrande des Poljes von Lie auftretende, rein koralligene Kalk. Die Korallen sind ziemlich gut er- haltene Anwitterungen an den Flächen des Gesteines, doch war ihr Zustand immer noch nicht ‚so tadellos, daß ich mich hätte an ihre Bearbeitung heranwagen können; und da einige Spezialisten, denen ich das Material zum Studium anbot, dasselbe bisher aus verschiedenen Gründen ablehnten, sind diese Korallen leider bis an den heutigen Tag unbearbeitet geblieben. Eben so reich an organischen Resten ist auch der Ellipsactinienkalk der Umgebung von Zlobin, südwestlich FuZine, nur sind die darin vorkom- 310 D: VIKTOR VOGL (8 menden Hydrozoen noch viel ungünstiger erhalten und auch ihre ärmliche Begleitfauna in keinem sonderlich gutem Zustande. Viel bessere Fossilien führte der Bivalvenkalk des Zagradski vrh und der Gastropodenkalk der Visevica. Hier sind nieht selten auch Fossilien mit erhaltenen Schalenpartien zu finden. Leider ist die Fossilführung hier im Verhältnis zu den Kalken von Zlobin und vomRande des Polje viel spärlicher. Der Zeit unserer Sammeltätigkeit gedenkend erinnere ich mich ebenso, wie auch mein Gefährte an den Sammelexkursionen: Dr. TH. Kormos mit Dankbarkeit an jene liebenswürdige, herzliche Gastfreundschaft, mit welcher uns Herr Bezirksförster ALpHons KAUDERS in Cirkvenica in seinem Unterkunftshause Ravno empfing, so oft wir die Fundorte auf der Visevica und am Zagradski-vrh besuehten. Unsere an diesen beiden Punkten gesam- melten Faunen sind nicht an letzter Stelle auch sein Verdienst, da wir in jenen ungastlichen Distrikten mehrere Wegstunden von den nächsten Ortschaften entfernt, dem Sammeln von Fossilien keinesfalls hätten so viel Zeit widmen können, wenn uns nicht jedesmal Einlaß in das freundliche Unterkunftshaus gewährt worden wäre. * Vereinzelte Fossilspuren sind in den Tithonkalken und Dolomiten des begangenen Gebietes fast überall anzutreffen. Größere und besser erhaltene Faunen fanden sich jedoeh — wie erwähnt — bloß an vier Punk- ten. An erster Stelle ist als reichster Fundort der Zagradski-rvh südöstlich vom -Li&ko-polje, am Nordrand des Blattes Veglia-Novi zu nennen; dieser über 1000 m abs. hohe, schön geformte Berg erhebt sich am Südrande des Plateaus von Ravno und besteht durchwegs aus Tithon- kalk. Seine gegen SW geneigten Schichten liefern an den dem Plateau zugekehrten Lehnen an den meisten Punkten ziemlich reichlich Fossilien, einzelne Schiehten sind besonders an Crinoidenstielgliedern reich, weiter oben wieder folgen Lagen, in denen Mollusken, namentlich Bivalven zu fin- den sind. Die hier gesammelte Fauna besteht aus folgenden Arten: Apioerinus Sp. Terebratula efr. himaerensis GEMM. « sp. ind. Rhynchonella sp. ind. Ostrea (Alectryonia) efr. hastellata QUENST. « « aff. gregarıa Sow. Spondylus sp. Pecten tithonius GeMmm. et DI Brası « poecilographus GemMm et pı Buası « moravieus REMmES (9) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 311 Pecten nebrodensis GEmM et pı Brası « erctensis GEMM et pı Buası « acrorysus (GEMM. et DI Buası « aff. fraudator BöHm. speind: Lima cfr. Baylei Unicardium sp? Corbis sp? Diceras sp. ind. Nerinea (Itieria) sp. ind. « (Ptygmatıs) sp. ind. Natica sp. ind. Cerithrum (Brachytrema) efr. tithonicum GEMM. Oppelha efr. succedens OPp. sp. Eine von dieser Fauna durchaus abweichende Tiergesellschaft sam- melten wir auf der 1429 m hohen Vi$Sevica nicht weit nördlich vom Zagradski-vrh. Einige Meter unter dem Gipfel fanden sich in einem einzigen anstehenden Gestemsblock folgende Arten: Pseudodiadema sp. ind. Ostrea sp. ind. Arca sp. ind. Pleurotomaria Davıncui GEMM. Nerinea (Itieria) Staszyezi ZRUSCHN. « (Ptygmatıs) pseudo-bruntrutana GEMM. Sequania Diblasiı GEMM. Sp. Cerithium nodosostriatum PETERS Sp. « binodum Buv. sp. « Kaudersiı n. sp. « efr. Zitteliı GEMM. « efr. Sismondae GEMM. Actaeonina sp. Natica sp. Viel ärmer an Resten höher organisierter Tiere sind die Faunen der beiden anderen Fundstätten. Der eine dieser Fundorte befindet sich bei der Ortschaft Zlo bin, bei der Kapelle an der Straße nach Plase, der andere aber erstreckt sich auf den Südostrand des Li&ko-polje, auf die Um- gebung der Kunststraße, die zu der Forsthütte auf dem Bitoraj führt. An ersterem Punkte kommt Ellipsaetinienkalk vor, in welchem sich außer Ellipsactinien folgende Fossilien fanden: 312 D: VIKTOR VOGL (10) Apiocrinus sp. ind. Cidarıs marginala GOLDF. Diploeidarıs sp. ind. Terebratula moravica (rLOCK. Rhynchonella sp. Pecten poecilographus GEMmM. et Dı Buası Am Ostrande des Lieko-polje hingegen tritt Korallenkalk auf, welcher außer Korallen nur Diceratenfragmente lieferte. 7/wischen den Faunen der vier Fundorte gibt sich also schon auf den ersten Blick ein ziemlich scharfer Unterschied zu erkennen. Während nämlich in der Fauna des Zagradski-vrh — die am artenreichsten unter allen ist — Bivalven vorherrschen, treten auf der Viseviea überwiegend Gastropoden auf, wobei die Bivalven sehr m den Hintergrund treten, Wieder ganz abweichend ist die Zusammensetzung der Fauna des Ellip- sactinienkalkes von Zlobin; hier treten neben den Ellipsactinien in erster teihe Eehinodermen, dann Brachiopoden, und schließlich ganz spärlich auch Bivalven auf. Die Fauna des Fundortes im Liekopolje ist die eines Korallenriffes, Reste höher organisierter Tiere sind von dort kaum zutage gelangt, außer diekschaligen, riffbewohnenden Diceraten gar nichts. Die Abweichung zwischen den verschiedenen Faunen gibt sich aus folgender perzentueller Zusammenstellung deutlich zu erkennen: Hydro- Coral- Echino DBrachio- Lamellibran- Cephalo- Gastro- z0a lia dermita poda chiata poda poda Zagradski-vrh ... — _ — 4 10 65 17 4 Venen oo — = = b) — 14 18 — Mohn 60 —_ a 6 u= _ u Lieko-polje ..... -- 90 N 10 — = — Noch vielsagender wäre diese Tabelle, wenn auch die Häufigkeit der einzelnen Arten hätte berücksichtigt werden können, wie dies nur bei der Fauna von Zlobin und vom Li&ko-polje geschah ; im diesem Falle würde man bei der Zagradski-Fauna für die Muscheln, bei. der Visevica-Fauna aber für die Schnecken noch viel höhere Zahlen erhalten. Am Zagradski-vrh stehen nämlich die Lamellibranchiaten nieht nur der Artenzahl nach an erster Stelle, sondern einzelne Arten zeichnen sich durch sozusagen massen- haftes Auftreten aus. Als solche ist die kleine, unter dem Namen Pecten cfr. fraudator Böum angeführte Form, sodann Pecten poecilographus GEMM. et pı Brası, sowie die Ostreen zu nennen. Auf der Visevica zeichnen sich in erster Reihe die Natica-Fragmente durch ihre große Häufigkeit aus, ihnen folgen in zweiter Reihe die Formen von Cerithienhabitus — unter (11) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 313 diesen als häufigste Sequania Diblasıı GEMM. sp. — während die übrigen Arten, Schnecken sowohl wie Muscheln, nur durch ein-zwei Exemplare vertreten sind. Der Unterschied zwischen den vier Faunen gibt sich noch auffälliger in dem Umstand zu erkennen, daß es kaum eine eimzige Art gibt, die an mehr als einem Fundorte auftritt; lediglich Pecten poecilographus GEMM. et pr Brası kam außer vom Zagradski-vrh auch bei Zlobin in einem ganz sicher bestimmten Exemplare zutage. Möglich ist es außerdem, dab es auch unter den vom Zagradski-vrh und von Zlobin angeführten Apioerinus- Stieigliedern an beiden Fundorten artlich idente Exemplare geben wird. Wenn man die genau bestimmten Arten unserer Fundorte betrachtet, so wird man finden, daß dies durchwegs Formen sind, die entweder aus den Stramberger oder aus den sıizilianischen Tithonschichten, oder aber aus beiden bekannt sind. Unter den in Betracht kommenden 22 Arten gibt es nämlich 17 solche, die ganz bestimmt im’ oberen Tithon von Strambere auftreten, während das Niveau einer weiteren Art — Oppelia cfr. suecedens Opp. sp. — im mährischen Tithon ungewiß ist. In Sizilien kommen von den 22 Arten 16 vor, darunter 10 solche, die auch in den Schichten von Stramberg auftreten. In der Tithonfauna Kroatiens ist also eine Intensive Vermengung von Stramberger Obertithonformen mit Arten aus dem unteren Tithon Siziliens wahrzunehmen. Diese Tatsache wirft neuerlich Licht auf jene Schwierigkeiten, die bei der Trennung von Ober- und Untertithon bestehen, und die sich in der einschlägigen Literatur schon seit langer Zeit bemerkbar machen. Als Opreu ! 1865 auf Grund des Studiums der Stramberger Fauna die Tithonstufe aufstellte, betrachtete er dieselbe als emheitlich. Jedoch schon zwei Jahre später unterschied Mossısovzcs ? innerhalb der Stramberger Schichten mehrere Fazies, um das Tithon Mährens alsbald 3 in drei Zonen zu gliedern. Z/ırreu * schwankte 1868 noch ; er betrachtete die Schichten von Strans- berg zwar als em eimbeitliches Ganzes, doch stellte er ihnen schon damals die ÜCephalopodenschichten von Rogoznik gegenüber, als eine Bildung, die vielleicht jünger, wahrschemlich jedoch älter als die Kalke von Stram- berg ist. Seme Ansichten festigten sich erst später beim Studium der cepha- lopodenführenden Tithonbildungen der Südalpen und Appenninen ; damals führte er erst jene Gliederung der Tithonbildungen durch, die in ihren 1 Die tithonische Stufe; Z. d. d. eg. G. XVII. p. 543. ® Verh. d. k. k. g. R.-A. 1887 p. 137. 3 Ibid. 1868. p. 127. * Die Cephalopoden d. Stramberger Schichten; Paläontol. Mitteil. a. d. Museum d. bayr. Staates II. 1. 314 D: VIKTOR VOGL (12) Hauptzügen auch heute noch giltig ist.* Diese Gliederung stellte damals die Schichten von Stramberg als oberes Tithon, den unteren Tithonschichten von Palermo, Rogoznik, Inwald, Wimmis und Mont Saleve gegenüber. In ihren Details erlitt diese Einteilung mehrfache Abänderungen. So gelangte Bönm beim Studium der Bivalven von Stramberg im Jahre 1883 zu der Überzeugung,? daß zumindest die Fauna von Inwald, Wimmis und Mt. Saleve ebenfalls obertithonisch und mit den Schichten von Stram- berg streng altersgleich ist. Das durch Zırren festgesetzte Verhältnis zwischen den Faunen von Stramberg und Sizilien wurde jedoch bis auf den heutigen Tag nieht ernst- lich angetastet. Wohl ist es wahr, daß Remes im Jahre 1899 die Frage aufwarf, ob der Unterschied zwischen unterem und oberem Tithon nicht als fazielle Abweichung zu betrachten sei, die Bildungen von Sizilien ließ jedoch auch er außer Acht, und bezog seine obige Vermutung vornehmlich nur auf das alpine und mährische Tithon. Schließlich zog BrascHKE im Jahre 1911 auch diese Frage in Er- wägung.* Nach ihm muß die oberste dauna promiseua» von Sizilien gegen- über den dortigen Gastropoden- und Korallen-, bezw. Üephalopoden- faunen in das obere Tithon gestellt und mit den Stramberger Schiehten strengstens parallelisiert werden. Wie aus der Zusammenstellung von DI SrErAno® erhellt, stimmt die dauna promiscua» in ihren Elementen tat- sächlich dermaßen mit der Fauna von Stramberg überein, daß dies kemes- falls übergangen werden kann. Wenn man jedoch vor Augen behält, daß in dieser Fauna trotz aller Ähnlichkeit untertithonische Ammoniten auf- treten, so kann das höhere Alter der «fauna promiseua» in Anbetracht der stratigraphischen Bedeutung der Ammoniten auf keinen Fall ohne weiteres von der Hand gewiesen werden. Soviel steht jedenfalls fest, daß der faunistische Unterschied zwischen oberem und unteren Tithon sehr verschwindend ist; und wenn in einer Fauna keine Ammoniten auftreten, so grenzt die Trennung der beiden Tithonstufen nahezu an die Unmöglichkeit. Der gleiche Grund, der vollständige Mangel an Ammoniten erschwert 1 Die Fauna d. älteren cephalopodenführenden Tithonbildungen. Pal. Mitteil. a. d. Museum d. bayr. Staates II. 2. ?2 Die Bivalven der Stramberger Schichten. (Paläontographia; Supplem. (II. 4.) 3 Zur Frage der Gliederung d. Stramberger Tithons. (Verh. d. k. k. geol. Reichs anst. 1899, p. 175—179.) 4 Zur Tithonfauna v. Stramberg in Mähren (Ann. d. k. k. naturhist. Hofmus. Bd. XXV.) 5 Sopra altri fossili del titonio inferiore di Sieilia. (Giorn. Sciene. Nat. Vol. XVI, p- 5—8.) (13) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 315 die genaue Horizontierung auch m unserem Falle. Das einzige, am Zagradski- vrh gefundene Ammonitenfragment gehört zum Unglück einer Art an, deren stratigraphische Stellung nicht geklärt ist, die in Mähren aus einem umherliegenden Block zutage gelangte, von der also nicht festgestellt werden konnte, ob sie aus obertithonischen oder aus Rogozniker unter- tithonischen Schichten stammt? Wenn man jedoch die oben aufgezählten Muscheln und Schnecken aus dem Tithon Kroatiens, oder vielmehr — was im Anbetracht der Ver- teilung dieser Tierklassen dasselbe ist — die Fauna des Zagradski-vrh und der Vi$evica miteinander vergleicht, so wird man einen Umstand bemerken, der einiges Licht auf die Frage der Horizontierung wirft. Während nämlich unter den 11 zu einem Vergleiche geeigneten Arten vom Zagradski- vrh 9 bei Stramberg und 6 in Sizilien vorkommen (4 sind den beiden Gebieten gemeinsam), sind unter den 9in Betracht kommenden Arten von der ViSevica S aus Sizilien und bloß 4 von Stramberg bekannt (3 sind gemeinsam). Dies weist darauf hin, daß die Fauna der auch der Lagerung nach höheren Zag- radski-Schichten der Stramberger Obertithonfauna etwas näher steht als dıe Fossilien der tieferen Visevica-Schichten, die dem unteren Tithon Siziliens, namentlich dem jüngsten Gliede dieses, der Fauna promiscua näher stehen. Der faunistische Unterschied zwischen den Stramberger Schichten und der sizilianischen Fauna promiscua ist jedoch, wie bereits erwähnt ein sehr geringfügiger — namentlich wenn man nur die Muscheln und Sehneeken in Betracht zieht — umso problematischer ist daher die soeben versuchte Horizontierung der kroatischen Tithonschichten, zumal es sich um wenig ausgebeutete Fundorte handelt, an denen weitere Aufsammlungen noch leicht Material zutage bringen können, das die obigen Behauptungen mehr oder weniger modifizieren könnte. Da jedoch die gewonnenen Resul- tate: die Verwandtschaft der Zagradski-Fauna zu den Stramberger Schichten und die nahen Beziehungen der Vi$eviea-Fauna mit dem sizilianischen Tithon in gutem Einklang mit der Lagerung sind, wollte ich sie nieht un- erwähnt lassen. Was die beiden anderen Fundorte betrifft, so kann von einer Horizon- tierung derselben auf faunistischer Grundlage heute noch weniger gespro- chen werden. Die Hauptmasse dieser Faunen ist heute noch nicht bearbeitet, deshalb können sie nur auf Grund der Lagerungsverhältnisse in einen ge- wissen Zusammenhang mit den Faunen des Zagradski-vrh und der Viseviea gebracht werden. Der Korallenkalk des Li&kopolje liegt etwa im gleichen Niveau wie die Schichten der Vi8evica, der Ellipsaetinienkalk von Zlobin hingegen ist zwischen Zlobin und Plase das höchste Glied der Tithonreihe, steht also in seiner Lage den Schichten des Zagradski-vrh näher; diese 316 D: VIKTOR VOGL (14) beiden letzteren Bildungen werden übrigens — wie wir sahen — auch durch gemeinsame Arten verbunden ( Apiocrinus?, Pecten poecilographus GEMM. et pı Brası). Obwohl die oben aufgezählten Fossilien die ersten größeren, von der Nordostküste der Adria bekannten Faunen zusammensetzen, sind '"Tithon- bildungen von Kram südöstlich bis nach Ithaka mit größerer oder gerin- gerer (rewibheit schon seit längerer Zeit bekannt. Westlich, genauer nordwestlich von unserem Gebiete, beschrieb F. Kossmar Ellipsaetinienkalke,t die im Walde von Ternowan in einem mehrfach unterbrochenen Streifen auftreten und in die unmittelbare Fort- setzung des kroatischen Tithons entfallen. Außer Sphaeractinia diceratina zählt Kossmar daraus auch Diceres Luei auf. Nördlich davon, beim Wochei- ner Tunnel kommen im unmittelbaren Liegenden der Kreide Hornstein- schiefer vor. die den Lagerungsverhältnissen nach mit den Ellipsaetinien- kalken altersgleich sein müssen, umsomehr, als sie den im nördlichen Dalmatien, m der Umgebung von Knin typisch ausgebildeten Lemesch- Schichten petrographisch nahe stehen; diese Liemesch-Schiehten aber gehören nach den Untersuchungen von M. FurLanı? in ihrer unteren Partie zum Kimmeridge, in ihrer oberen Partie aber auf Grund von Fos- silien unzweifelhaft zum Tithon, zum unteren und oberen 'Tithon. Diese Lemesch-Schiehten und überhaupt das Tithon sind aus dem Velebit bisher nicht bekannt geworden ; hingegen treten sie im südlichen Dalmatien in einer der krainischen ähnlichen heteropischen Ausbildung auf. Hier finden sich nämlich nach G. v. Bukowskı® rote schieferige Hornsteinkalke, in ihrer Nachbarschaft aber Ellipsactinien, also Riff- kalke. Ellipsaetinienkalke kommen auch in Montenegro vor, von wo sie durch Marrteıuı * beschrieben wurden. Noch weiter südlich, im nördlichen Albanien muß das Tithon, wenn es überhaupt ausgebildet ist. m jenem Hornsteinschieferkomplex gesucht werden, der von Baron Fr. Nopcsa ı Haidenschaft-Adelsberge; Erläut. z. gcol. Karte der im Reichsrat vertret. Länder SW-Gruppe Nr. 98. Zone 22, Kol. X, p. 33— 34. ?2 M. Furtant: Die Lemesch-Schichten; Jahrbuch d. k k. geol. Reichsanst. 1910, p- 67. 3 G. v. Bukowskt: Üb. d. jur. u. kret. Ablageiungen v. Spizza in Süddalmatien. Verh. d. k. k. geol. R.-A. 1908, p. 48, ferner: Zur Geol. d. Umgeb. d. Bocche di Cattaro. Ebendorf 1913, p. 137. % MARTELLIS in Memori: della r. accad. d. Linesi. Bd. Vl, 1908 erschienene Arbeit ist mir nicht bekannt, da sie mir in Budapest nicht zugänglich war. (15) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 317 erwähnt wurde,! aus welchem jedoch bisher noch keine Fossilien bekannt sind. Einen bereits weit festeren Boden haben wir unter unseren Füßen im südlichen Albanien und in Griechenland, von wo Tithonschichten in Lemeschfazies von der albanesischen Küste gegenüber Korfu, sowie aus Ithaka bekannt sind. Renz vermochte zwar? hier keine solche Fauna sammeln, wie sie von M. Furtanı aus den Lemesch-Schichten beı Kuin beschrieben wurde, die petrographische Ausbildung, sowie die wenigen Fossilien, die sich fanden, deuten Hand in Hand mit den Lagerungsverhält- nissen entschieden auf Tithon. Rexz zählt nämlich von hier Aulacomyellen und Aptychen auf, Fossilien die auch für die norddalmatinischen Lemesch- schichten charakteristisch sind. Wie hieraus ersichtlich, fügen sich die in dieser Arbeit besprochenen Tithonbildungen in jene schmale Zone ein, die von Krain mit gewissen Unterbrechungen bis Griechenland verfolgt werden kann. Das Tithon ist hier an der nordöstlichen Küste der Adria entschieden heteropisch aus- gebildet, indem an die Stelle von Riffbildungen öfters auf weite Strecken hin Sedimente, die sog. Lemeschschichten treten, die jedenfalls in ruhi- gerem Wasser zum Absatz gelangt sind. Nach Kossmar muß auf Grund dieser Verhältnisse angenommen werden, «daß sich das Meeresufer zur Tithonzeit in dieser Gegend dahinzog. Dem Strande lagerten sich Reihen von Riffen vor, in deren Schutze sich die auf tieferes, ruhigeres Wasser deutenden Lemeschbildungen absetzten. PALÄONTOLOGISCHER ANHANG. ECHINODERMATA. Außer Crinoidenstielgliedern, die bei Zlobin und in größerer Anzahl in gewissen Liegendschichten des Zagradski-vrh auftreten, und zu irgend einer Apioerinus-Art zu gehören scheinen, sammelten wir in den Tithon- schichten des kroatischen Litorales folgende Echmodermatenreste: ® Fr. Baron Norcsa: Zur Geologie v. Nordalbanien Jahrb. d. k. k. geol. Reichs- anst. Bd. 56, 1906. 3 C. Rexz: Stratigr. Un’ersuch. im griechischen Mesozoikum u. Paläozoikum. Jahıb. d. k. k. geol. Reichanst. Bd. 60. 1910. p. 582. 318 D: VIKTOR VOGL (16) Cidaris marginata GoLpr. 1877. Cidarıs marginata COTTEAU: Paleontologie frangaise, terr. jur., echin. regul. p- 179 pl. 190, Fig. 9—11, pl. 191, 192. (Mit Hinweis auf die ältere Literatur.) 1884. Cidaris marginata, COTTEAU: Echiniden d. Stramberger Schichven. Paleonto- graphica; Supplement II., 5. Abt., p. 19., Taf. IV. Fig. 1—2. Fundort: Zlobin. Eines der größeren Echinidenfragmente von Zlobin muß mit dieser sehr gut bekannten, bei Stramberg, in Württemberg und bei Kelheim, dann im oberen Corallien und Kimme- ridge Frankreichs verbreiteten Art identifiziert werden. =, Die Übereinstimmung ist, soweit das unvollständige Exemplar den Ver- oleich zuläßt, vollkommen, als Unter- schied könnte nur angeführt werden, daß die vier Warzenreihen der Ambula- Figur 1. Cidaris marginata GOLDFUSS kralzone auf dem Exemplar von on Zieh Natosliche Größer Zlobin annähernd gleich groß sind, während Corrzau in beiden seiner Beschreibungen von aus größeren Warzen bestehenden äußeren und aus kleineren Warzen bestehenden inneren Reihen spricht. Diplocidaris sp.? Fundort: Zlobin. Das eme kleine Cidaridenfragment von Zlobin deutet mit seiner schmalen Ambulakralzone und den mit einander abwechselnden Ambula- kralporen auf die Gattung Diplocidaris. Da jedoch die Genitalgegend des Exemplares nicht erhalten ist, ruht die Bestimmung auf sehr unsicherer Basıs. Auch von der Vi$evica gelangte das Fragment eines sehr kleinen Exemplares zutage, welches als Rest irgend einer Pseudodiadema sp. betrachtet werden muß. Pseudodiadema-Arten kommen auch im Tithon von Stramberg vor, mein Exemplar läßt sich jedoch infolge seiner ungünsti- gen Erhaltung mit keiner Art identifizieren. (17) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 319 BRACHIOPODA. Solche kommen bei Zlobin und am Zagradski-vrh vor. Es sind meist mit dem umgebenden Gestein verwachsene Exemplare, die wenigen freien Exemplare sind fragmentar, so daß ich kein einziges sicher bestimmbares Stück besitze. Das eine, in Figur 2 auf Tafel XXI abgebildete unvollständige Exem- plar deutet auf Grund seines Stirnrandes und wie es scheint auch seiner Umrisse ehestens an die sizilianische Art Terebratula himaerensis GEmnm. Dieses Exemplar stammt vom Zagradski-vrh. Ein zweites kleineres, ebenfalls fragmentares Exemplar, das sich bei Zlobin fand, dürfte wegen seines langen, geraden Schnabels höchst- wahrscheinlich zu Terebratula moravica GLock. oder zumindest zu der Verwandtschaft dieser Art gehören. Dieses Exemplar erscheint in Figur 1 auf Tafel XXI abgebildet. Außer diesen Terebrateln besitze ich sowohl von Zlobin als auch vom Zagradski-vrh noch einige weitere Brachiopodenfragmente, zum kleineren Teil Terebrateln, zum größeren Teil Rhynchonellen, unter diesen vom Zagradski-vrh ein kleines Exemplar, das an Rh. Minai GEmm. erinnert. BIVALVA. Alectryonia sp. (afl. gregaria Sow.) Fundort: Zagradski-vrh. Im Gestem des Zagradski-vrh sind ziemlich häufig mehr oder weni- ger schlecht erhaltene Aleetryonien zu finden, deren Charaktere im- fol- genden zusammengefaßt werden können: die Muschel ist schmal, gestreckt, in ihrer Medianlinie zieht eine schmale Furche dahin, von welcher beider- seits abgerundete Rippen gegen den unteren Rand der Schale ausgehen. Der Winkel, den die Medianfurche mit den Rippen einschließt ist sehr spitz. Bisweilen keilen sich zwischen die Rippen — auf einige Entfernung von der Medianfurche — sekundäre Rippen ein, die zwar naturgemäß kürzer sind, als die Rippen erster Ordnung, diesen jedoch in Bezug auf Stärke ganz gleich kommen. Auf einem meiner Exemplare (Figur 2) rei- Mitt, a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 5. Heft. 23 320 D: VIKTOR VOGL. (18) chen sie über den Schalenrand hinaus und bilden dieke, stumpf endende Dornen. Eine ÖOstree, die mit den beschriebenen Exemplaren vollständig übereinstimmen würde, ist mir aus dem Tithon nicht bekannt. Nahe steht meinen Exemplaren Aleetryonia gregamıa Sow., besonders jenes Exemplar dieser Art, das von RemesS in Figur 8a auf Tafel XXI abgebildet wurde. * Besonders die untere Partie dieses Exemplares erinnert an meine kroatischen Aleetryonien. In der Stärke der Rippen stimmen beide Formen miteinander überein, in dem Verlauf der Rippen ist jedoch insofern eine Abweichung zu verzeichnen, als die Rippen bei A. gregaria Sow. mehr von der Medianlinie divergieren, während sie an den Exem- Figur 2. Aleetryonia aff. gregaria Plaren vom Zagradski-vrh fast parallel Sow. vom Zagradski-vrh. Nat. damit verlaufen. Größe. Wenn man jedoch den Artenbegriff bei diesen Formen etwas weiter faßt, was meiner Ansicht nach durchaus nicht unberechtigt ist, so können meine Exemplare mit A. gregaria Sow. gut identifiziert werden. Spondylus sp. (Tafel XXI, Figur 3.) 1883. Hınnites sp. Bönm: Bivalven d. Stramberger Schichten. p. 620, Taf. 68, Fig. 10. 1903. Spondylus sp. Remes: Nachträge IV, p. 211. (Tafel XXI, Fig. 5.) Ein einziges kleines fragmentares Exemplar, das mit dem von Bönm abgebildeten zweimal so großen Exemplare, abgesehen vom Größenunter- schiede vollständig übereinstimmt. Nach Rem&S$ ist diese Form kein Hin- nites, sondern auf Grund seines Schloßapparates ein echter Spondylus. Ich meinerseits kann mich über diese Frage nicht äußern, und muß mich mit der Feststellung begnügen, daß das kroatische Exemplare mit der erwähnten «Hinnites-Abbildung BönHms sehr gut übereinstimmt. * Nachträge z. Fauna v. Stramberg. IV. Über Bivalven d. Stramberger Schichten. Beitr. z. Paläontol. u. Geol. Österr.-Ungarns u. des Orients. Bd. XV. (19) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA, 321 Pecten tithonius Gum. et pı Buası. (Tafel XXI, Fig. 5.) 1871. P. tithonius GEMMELLARO: Cale. & Terebrat. janitor di Sicilia. Pte. 3. p. 73, tav. XI, fi. 13-15. 1883. P. tithonius Bönm: Bivalven d. Stramberzer Schichten, p. 605. Taf. LXVII. Fig. 21—23. 1903. P. tithonius Remes. Nachträge IV. Beiträge z. Paläont. Österr.-Ungarns u. d. Orients. Bd. 15. p. 201. Fundort: Zagradski-vrh. Dieser Peeten ist eine der häufigsten Arten am Zagradski-vrh, das Material ist jedoch nicht das beste, da es sich ohne Ausnahme um Steinkerne handelt, an denen nur stellenweise Schalenreste erhalten sind. Die Hierhergehörigkeit der Exemplare steht jedoch trotzdem außer Zweifel, da die charakteristische Skulptur an den erhaltenen geringen Schalenresten mit Bestimmtheit zu erkennen ist. Da ferner auch die Umrisse der Schale gut mit P. tithonius übereinstimmen, kann als fest- stehend betrachtet werden, daß diese bei Stramberg und in Sizilien gleicherweise heimische Art auch im Tithonmeer Kroatiens lebte. Pecten poecilographus Gzum et nı Buası. 1871. Pecten poecilographus GEMMELLARO: Terebratula janitor. p. 80, tav. XII. fig. NE 1883. Pecten poecilographus Bönm: Bivalven d. Stramberger Schichten p. 600. Tat. LVII. Fig. 5—6. 1903. Pecten poecilographus Remes: Nachträge IV. p. ?00. 1913. Pecten cfr. poecilographus VocgL. Földtani Közlöny. Bd. XLII. S. Fundort: Zagradskı-vrh, Zlobin. Mehrere Fragmente von der Wırbelgesend müssen auf Grund ihrer äußeren Erscheinung, der Erhabenheit des Wirbels und der Abflachung der Partien beiderseits des Wirbels zu dieser Art gestellt werden. Das eine Ohr ist erhalten geblieben, an seiner der Schale zu Po: N gelegenen Partie sind Spuren von Zuwachslinien zu beobachten. Eine sonstige Skulptur ist an der Schale — im Gegensatz zu den bisherigen Be- schreibungen der Art — nicht wahrzunehmen ; dies fällt freilich nicht allzu schwer m die Wagschale, wenn man bedenkt, daß die radialen Furchen’an dieser Art nur sehr schwach sind, so daß die Schale glatt aussieht und erst bei gehöriger Be- Figur 3. Pecten poecilographus GEMmMm. et DI Brası vom leuchtung zwölf feine Radialfurchen erscheinen. Zagradski-vrh; nat Größe. 23% 322 D: VIKTOR VOGL (20) Pecten moravicus Russ. 1883. Peceten n.sp. Böum: Bivalven der Stramberger Schichien. p. 614. Taf. 67. Fig. 36—38. 1903. Pecten moravieus Remes: Nachträge IV; Beitcäce z. Paläontologie Österr.- Ungarns u. d. Orients p. 203. Taf. XIX. Fig. 9a—b. Fundort: Zagradskiı-vrh. Sehr gut erhaltene Skulptursteinkerne, die in ihrer Gestalt und Skulp- tur sehr gut mit der oben erwähnten Art Remes, noch mehr aber mit 3 jenen Exemplaren übereinstimmen, die von BöHum unter dem Namen Pecten n. sp. be- schrieben wurden. Die gestreckte, platte Schale, die Skulptur (zweiundzwanzig Rippen, von denen ein Teil zu zweit nahe aneinander gedrängt ist), all dies sind Charaktere, die die artliche Stellung der kroatischen Exem- plare unzweifelhaft erschemen läßt. Die Oh- ren sind nur an einem einzigen Exemplare erhalten, und auch hier nur schlecht; das eine derselben — wahrscheinlich das vor- dere — trägt Spuren von Radialrippen und Fieur 4, Pecten moravicus Reuzs auch Andeutungen vom >yssusausschnitt vom Zagradski-vrh. Natürliche smd wahrzunehmen. Größe. Pecten nebrodensis Geumm. et pı Buası. 1871. Pecten nebrodensis GEMMELLARO: Turebr. janitor. Pte Ill. p. 57. tav. IX. 1881. Pecten Brancoi Böum: Bivalven v. Kelheim. J. d. d. g. G. p. 72. 1881. Peeten etr. nebrodensis Böum: Palzontographica. Bd. 28. p. 184. Tat. XL. 1883. Pecten cfr. nebrodensis Bönm: Bivalen d. Stramberger Schichten p. 608. Taf. 1903. Pecten nebrodensis REMmES: Nacht:äge IV. Beiträge z. Paläontologie Österr.- Ungarns u. d. Orients. Bd. 15. p. 201. Taf. XIX. Fig. 4a—b. Fundort: Zagradski-vrh. Ein einziges kleines Fragment fand sich in unserer Sammlung vom Zagradski-vrh. Dieses Exemplar stimmt in seiner Skulptur ziemlich gut mit dem P. nebrodensis Gemm. et vı Brası aus Sizilien überein. Es sind an dem Fragmente sechs Rippen erhalten, an jeder derselben befinden sich drei Sekundärrippen. Die Skulptur der Zwischenräume zwischen den {21) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 323 Rippen ist mehr verschwommen, nur an einer Stelle ist die für P. nebro- densis charakteristische feme Berippung auch in den Zwischenräumen zwischen den Haupt- rippen zu sehen. Die von den verschiedenen Autoren er- wähnten Zuwachsstreifen sind an meinem Exem- plare nur in der Form von schwachen Spuren b 5 - Figur 5. Pecten nebrodensis erhalten, nur so weit, daß sich unter dem Ver- = 3 . ? ä GEMM. et DI BLası vom größerungsglase eine schwache Gewelltheit der Zaoradski-vrh. Natürliche sekundären Rippen bemerkbar macht. Größe. Als einzige Abweichung kann nur bemerkt werden, daß die Abstände zwischen den Hauptrippen an dem kroatischen Exemplare etwas schmäler sind, als an den bisherigen Abbildungen der Art. Pecten erctensis Gemm. et pı Brası. 1871. Pecten erctensis GEMMELLARO: Terebratula janitor. Pte. III. p. 61 tav. IX. Fig S-10. Fundort: Zagradski-vrh. Es liegen mir zwei fragmentare Eindrücke vor,- deren sehr dichte, feine Berippung, sowie die Skulptur des vorderen, tief ausgeschnittenen Ohres entschieden auf P. erctensis deutet. Die Eindrücke sind derart scharf, daß auch die verhältnismäßig starken Zuwachsstreifen in der Wir- belgegend und die Zuwachsstreifen, welche die 3—4 Rippen des vorderen Ohres kreuzen, sehr deutlich hervor- treten. Die Zahl der Rippen war entschieden nahe an dreißig, wie dies an dem größeren, freilich schlechter erhaltenen und deshalb nicht abge- B Figur 6. Pecten erctensis GEMM. et DI bildeten Exemplare festgestellt werden Bann Eindruck im Gestein des Zagradski konnte. vrh. Zweifach vergrößert. Pecten erctensis ist eine jener wenigen Arten, die ich am Zagradski-vrh sammelte, die aber aus dem oberen Tithon von Stramberg bisher noch nieht bekannt sind. 324 D: VIKTOR VOGL (22) Pecten acrorysus Germm. et pı Brası. (Tafel XXI. Figur 4.) 1871. Pecten acrorysus GEMMELLARO: Terebratula janitor. Pte. III. p. 77. Taf. XI. Fig. 10—12. 1883. Pecten acrorysus Böum: Bivalven d. Stramberger Schichten p. 602. Taf. 67. Fig. 24—26. 1903. Pecten acrorysus Remss: Nachträge IV. Beitr. zur Paläontologie Österr.- Ungarns u. d. Orients. Bd. 15. p. 200. Fundort: Zagradski-vrh. Ein kleines, etwas fragmentares Exemplar (obere Klappe) stimmt in allen seinen Charakteren sehr gut mit P. acrorysus GEMM. et DI Buası überein. Es ist dies eine kleine, ziemlich flache Klappe, die oben, gegen den Wirbel zu mit etwas stärkeren, unten, gegen den Rand der Schale zu mit etwas schwächeren konzentrischen Rippen verziert ist. Vor dem Hinterrande zieht vom Wirbel gegen den unteren Rand eine seichte, breite Rippe dahin. In letzterer Zeit beschrieb Fr. BrascHke! unter dem Namen P. polycyelus eine Art, die sich von P. acrorysus durch ihre bedeutendere Größe und durch das Fehlen eimer längs des Hinterrandes verlaufenden Furehe unterscheidet, während m der Skulptur kaum eine wesentliche Abweichung zu verzeichnen ist. z Pecten fr. fraudator Bönn. 1883. Pecten [raudator Bönm: Bivalven v. Stramb:rg, p. 604. Ta*. 67. Fig. 7—9. 1903. Pecten jraudator Remzs: Nachträge IV. p. 201. Fundort: Zagradski-vrh. Der unter diesem Namen angeführte Peeten ist die häufigste Art am Zagradski-vrh, von welcher mir acht Exemplare vorliegen. Es ist eine sehr kleine, glatte Form, die m ihren Umrissen, ihrer Größe in erster Reihe auf P. fraudator Böum hinweist. Die eigenartige Wölbung der Schale, welche die Art in den Verwandschaftskreis von P. poecilographus und P. Zitteli verweist, konnte auch an manchen der kroatischen Exemplare beobachtet werden, von der femen Skulptur — die übrigens auch von Böum nur an einem einzigen Exemplare wahrgenommen wurde — war hier keine Spur zu sehen. ! FRIEDRICH BLASCHKE: Zur Tithonfauna v. Stramberg. Annalen d. k. k. Natur- hist. Hofmuseums 1911. Bd. 25. p. 174. Taf. Vl. Fig. 4—5. (23) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 325 Pecten sp. ind. Fundort: Zagradski-vrh. Ein etwas fragmentares, mit 11—12 abgerundeten Rippen verzier- tes Exemplar; die Rippen sind ungefähr ebenso breit, wie die Zwischen- räume zwischen ihnen. Die Schale ist gewölbt, die Ohren, wie es scheint verhältnismäßig klein, em sicheres Urteil läßt sich jedoch nicht fällen, da nur ein sehr kleiner Teil der- selben erhalten ist. Das kroatische Exemplar erinnert m seinem (Gesamthabitus an P. cordiformis GeEmm. et pı Brası! oder an P. subspinosus ScHLoTH.?” Von ersterer Art weicht es jedoch durch seine bedeutendere Größe, Figur 7. Pecten sp. ind. von letzterer aber dadurch ab, daß die Zwischen- vom Zagradski-vrh. räume zwischen den Rippen schmäler und — zu- Natürliche Größe. mindest scheinbar — unverziert sind. Das in Rede stehende Exemplar ist übrigens sehr schlecht erhalten, es ist korrodiert, von den Ohren ist nur ein kleiner Teil erhalten geblie- ben, so daß das Exemplar artlich nieht bestimmbar ist. Es ist möglich, daß es einer noch unbekannten Art engehört, die jedoch ohne Zweifel «lem bei Stramberg vorkommenden P. subspinosus am nächsten steht. GASTROPODA. Pleurotomaria Davincii Geum. et vı Buası. 1879. Pleurotomaria Davincii GEMMELLARO: Terebr. janitor. Pte II. p. 73. Tat. XIII. Fig. 4-6. Fundort: Viseviea. In unserer Sammlung von der Viseviea fand sich ein sehr guter Ab- druck, der in allen seinen wahrnehmbaren Charakteren mit Pleurotomaria Davineii GEMM. et pı Brası befriedigend übereinstimmt. Der Abdruck umfaßt vier Windungen, die an den Nähten etwas eingeschnürt sind. Die drei oberen Windungen sind regelmäßig gewölbt, an diesen ist fast gar keine Skulptur zu sehen, während an der unteren, vierten Windung schwache Spuren einer Verzierung wahrzunehmen sind. In der Medianlinie dieser Windung zieht eine starke — wie es scheint mit groben, flachen Knoten verzierte — Spiralrippe dahin, an welcher sich ? Terebr. janitor. Pte III. tav. X. Fig. 11—15. ® Böum: Bivalven d. Schichten v. Stramberg. p. 612. Taf. 67. Fig. 40—41. 326 D: VIKTOR VOGL (24)» der ganze Umgang bricht; der über der Rippe gelegene, vielleicht etwas breitere Teil ist flach und steigt dachförmig zu der darüber befindlichen Naht an. Die unter der Rippe gelegene, ebenfalls flache Partie schließt mit der darüber liegenden einen stumpfen Winkel ein. Auf der Windungs- partie oberhalb der Rippe sind 1—2 verhältnismäßig Spirallinien und über dieser, schon an der Naht eine Perlenreihe zu sehen. Am Ende der‘ letzten Windung ist auch der Abdruck der Fissur erhalten. Wie aus obiger Beschreibung hervorgeht, kann angesichts der na- türlieh bei weitem nieht tadellos erhaltenen Skulptur unseres Exempla- res beim Vergleich unter den Tithon-Pleurotomarien Pr. Davineii GEMM. et pı Brası in Betracht kommen. Nur die etwas gröbere Beschaffenheit der Skulptur an dem mir vorliegenden Abdruck kann als ein Unterschied. erwähnt werden, der die Identifizierung allenfalls als problematisch er- schemen lassen kann. Nerinea (Ptygmatis) pseudo-bruntrutana Gene. (Tafel XXI. Figur 6— 6a.) 1869. Nerinea pseudo-bruntrutana GEMMELLARO: Terebratula janitor. Pte II. p. 12. tav. II. Fig. 6—7. 1873. Ptygmatis pseudo-bruntrutana ZITTEL: Gastrop. d. Stramb. Schichten. p. 233. Taf. 41. Fig. 23— 25. Fundort: Visevica. Ein ziemlich gut erhaltenes Exemplar gehört in die Gruppe von N. pseudo-bruntrutana—N. carpathica, ohne daß es. weder mit der einen noch mit der anderen Art vollständig übereinstimmen würde. In der Ausbil- dung seiner Falten stimmt es mit N. carpathica überein, indem die Falten weniger grob sind, als bei N. pseudo-bruntrutana und einen größeren Raum frei lassen. In seinem Gesamthabitus wieder ist das Gehäuse eher der N. pseudo-bruntrutana ähnlich, mdem die Nähte zwischen den schwach kon- kaven Windungen niemals unter der Wulst (wie bei N. carpathica), sondern: etwa in der Mitte derselben verlaufen, freilich nieht so genau in der Mitte,. wie bei N. pseudo-bruntrutana, sondern etwas darüber. Mein Exemplar stimmt also auch in dieser Beziehung nicht auf das strengste mit GEMMEL-- LAROS Art überein. ; Andere Ptygmatis-Arten kommen beim Vergleich nicht in Betracht, so daß man bei der Bestimmung zwischen den beiden erwähnten Arten zu wählen hat; der Unterschied zwischen N. carpathica und N. pseudo-- bruntrutana ist ein so geringer, die beiden Formen sind durch Übergänge mit einander so eng verbunden, daß es äußerst schwierig ist zu bestimmen, ob man es in einem gegebenen Falle mit der einen oder mit der anderen Art (25) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 327 zu tun hat. Auf Grund der Lage der Nähte dürfte unser Exemplar meiner Ansicht nach doch eher mit N. pseudo-bruntrutana zu identifizieren sein. Nerinea (Itieria) cfr. Staszyczi Zeuscan. Fundort: Visevica. Diese in Sizilien ebenso, wie in der Umgebung von Stramberg, sowie im Tithon der Schweiz so häufige Art kommt wahrscheinlich auch im Kalk- stein der Visevica vor. Es fand sich ein einziges minder gut erhaltenes Exemplar, das in semem Habitus ehestens an diese variable Art gemahnt. Sequania Diblasii Geum. sp. (Tafel XXI. Figur 7.) 1876. Cerithium moreanum (non Buv.) GEMMELLARO: Terebratula- janitor, Pte II. p. 48. tav. VIII. fig. 14. 1876. Cerithium Diblasii GEMMELLARO: Terebratula janitor. Pte II. p. 92. 1909. Seguania Diblasii M. GEMMELLARO: Nuove osservazione paleontologiche sul titonio infer. della provincia di Palermo (Giorn. d. scienze natur. ed econom, di Palermo; vol. XXVII. p. 255. tav. II. fig. 15—16. Fundort: Visevica. GEMMELLARO sen. bildete in seiner Arbeit über die Terebratula ja- nitor-Schichten Siziliens eine Cerithiumart ab, die er im Rahmen der Arbeit als C. moreanum Buv. beschrieb, später jedoch, im Anhang als neue Art erkannte, die sich nach ihm von ©. moreanum darin unterscheidet, daß ihre Umgänge höher smd und daß an der der Mündung zu gelegenen Partie des letzten Umganges acht schwache Spiralstreifen erscheinen. Nach einem Vergleich der Abbildungen von BUVIGNIER und GEM- MELLARO möchte ich noch hinzufügen, daß am Cerith. moreanum Buvi&- NIERS die Anschwellungen senkrecht stehen an ©. Diblasiı Gemm. hingegen nach vorne geneist sind. Auf Grund des letzteren Merkmales stelle ich ein Fragment von der Viseviea zu der Art GEMMELLARoSs. An diesem Frag- ment sind die jüngeren Umgänge des Gehäuses nicht erhalten, so daß die von GEMMELLARO erwähnte Spiralskulptur an memem Exemplar — das im übrigen mit den Abbildungen sowohl von GEMMELLARO sen., als auch von GEMMELLARO jun. sehr gut übereinstimmt — nicht wahrzu- nehmen sind. 328 Dt VIKTOR VOGL (26) Cerithium Kaudersi n. sp. (Tafel XXI. Figur 8.) Fundort: Vi$evica. Ein kleines Cerithiumfragment von der Visevica muß auf Grund seiner Skulptur und überhaupt seimer ganzen Erschemung als neue Art betrachtet werden. Es ist eine schlanke Form mit schwach stufenförmigen, flachen Umgängen ; am oberen Rande der Umgänge befinden sich Knoten, die nach unten zu in verschwommene Wülste fortlaufen. An der unteren Hälfte der Umgänge zeigen sich sehr schwache Spiralstreifen, deren Zahl 4—5 beträgt und die von verschiedener Stärke sind. Gewöhnlich ist der unterste, der Naht am nächsten gelegene am stärksten, der darüber folgende ist viel schwächer, der nun folgende wieder etwas stärker. Zu Sequanıa Diblasıı, welcher Art meine Form auf den ersten Bliek ziemlich ähnlich ist, kann sie gerade wegen dieser Spiralskulptur nicht gehören ; sie weicht von dieser Art auch darin ab, daß sie etwas schlanker und ihre Umgänge etwas flacher sind. Unter den aus Sizilien und Stramberg bekannten Arten steht unse- rer Form noch ©. Zittel! am nächsten ; mit dieser Art stimmt sie in ihrer Schlankheit und der Flachheit ihrer Umgänge überein, doch weicht sie von (©. Zitteli auf den ersten Blick darin ab, daß ihre Spiralskulptur ver- schwommener ist, daß ihre Knoten weiter von einander stehen, nicht so perlenförmis sind, sondern mit den darunter folgenden Wülsten ver- schmelzen. Diese Art benenne ich zu Ehren des Herrn Försters Aupnons KAu- DERS in (irkvenica. Außer dem obigen Uerithium gelangten aus dem Kalkstein der Vise- vica noch mehrere, mehr oder weniger schlecht erhaltene Oerithienfrag- mente zutage, die zumeist mit einer größeren oder geringeren Bestimmt- heit ebenfalls identifiziert werden konnten. Darunter ist Cerithrum binodum- Buy. (Stat. geol. du dept. de la Meuse p. 40, pl. 28, fig. 1—2) zu nennen, das ich in Fig. 10 auf Tafel XXI abbilden ließ. Die am unteren Umgang in einer Doppelreihe, an den oberen Umgängen aber in emfachen Reihen auftretenden Knoten, dann die Gestalt des Gehäuses lassen die Identi- fizierung sozusagen zweifellos erscheinen, trotzdem die feinere Skulptur infolge der Korrodiertheit des Stückes nicht erhalten ist. Diese Art gehört ! GEMMELLARO: Terebratula janitor, p. 49. tav. VIII. fig. 18—20. (27) DIE TITHONBILDUNGEN IM KROATISCHEN ADRIAGEBIET UND IHRE FAUNA. 329 nach Cossmann (Essays de paleoconchyologie comparee VII. livr.) zu den Brachytremen. Figur 9 auf Tafel XXL ist eine weniger gelungene Abbildung von Cerithium nodorostriatum Per. Dieses Fragment stammt ebenfalls von der Visevica und stimmt wegen seiner gedrungenen Gestalt, der Kno- ten am oberen Rande der Umgänge und der — in der Zeichnung nicht angegebenen — Skulptur am besten mit Cerith. nodosostriatum überein. Weitere von der Visevica stammende Fragmente weisen mehr oder we- niger Beziehungen zu Cerith. Gemmellaroi und Cerith. Sismondae auf. Actaeonina sp. (Tafel XXI. Figur 11.) Fundort: Visevica. Aus dem Kalkstein der Visevica gelangten zwei fragmentare Exem- plare zutage, die, da sie wie es scheint, keine Spindelfalte besitzen, zur Gattung Acteonina, nicht aber zu Cylindrites gehören. CEPHALOPODA. Opelia succedens OPpr. sp. 1870. Oppelia succedens ZimtEetL: Die Fauna der älteren cephalopodenführenden Tithonbildungen. Mitteilungen a. d. Mus. d. kgl. bayr. Staates. II. Bd. II. Abt. p. 185. Taf. 29. Fig. 24 —c. Fundort: Zagradski-vrh. Der einzige aus den kroatischen Tithon- bildungen zutage gelangte Ammonitenrest ist ein Fragment, an welchem auch Schalenspuren erhalten geblieben sind. Die Umeänge sind höher als breit, die Seiten flach, die Aubßen- seite abgerundet. An den Seiten treten feine, dicht aneinander gedrängte sichelförmig ge- schwungene Rippen auf, die gegen den Ex- terntell zu an Stärke gewinnen. An der Medianlinie der Siphonalseite reiht sich eine Knotenreihe aneinander, am Rande der Si- phonalreihe aber wird diese Reihe beiderseits durch je eme weitere Knotenreihe begleitet. Das Fragment umfaßt den gekammer- h le ee > © Figur 8. Oppelia cfr. succedens- ten Teil des Gehäuses, und stimmt in An- Er ö = f £ Orr. sp. — Fragment vom Za- betracht dessen ziemlich .gut mit der von sradski-vrh in der Seitenan- ZiTTeL gegebenen Abbildung der Oppelia sicht. Natürliche Größe. 330 D: VIKTOR VOGL (28) succedens überein. Die Suturlinie konnte nur mangelhaft freigelegt werden, die sichtbaren Partien, der Externlobus, der Externsattel, der erste Laterallobus und der erste Lateralsattel stimmen jedoch sehr gut mit den entsprechenden Partien der Suturlinie von Oppelia succedens überein. Diese Art kommt vermutlich auch im unteren Tithon von Rogoznik vor, ihr Original stammt aus enem umherliesenden Block von ungewis- ser Herkunft (vielleicht Stramberger Obertithon). Beim Vergleich könnte man im ersten Moment wohl auch an Op- pelia lithographica denken, da bei dieser Art an der Siphonalseıte ebenfalls drei Knotenreihen auftreten. Diese Art ist jedoch nach der Abbildung geurteilt viel flacher als das Fragment vom Zagradski-vrh und wohl auch evoluter, als dieses. ERKLÄRUNG ZUR TAFEL XXI. 12 TRerebratula@mora@ical GLOCK er ee ee ee ee Eee RE 319 2. Derebratulackr. humuerensis GEMM. 1. Iraeie ckehekekskelelehene efetehereVetetoreteeie- eeEee 319 3. 18 pandyluslsp.: aus. sts eiealn eheneiste anne slereekegexefeleleietn okzkefoneteterekeleele te ee TER RE 320 4. Rechen .acrorysus GEMM. et DI BEASIN.. ee an eek en Re 324 5;-Becten tithonius: GEMM: =: 0.202 ad nmel ee ee ee ee ee TE 321 6. Nerinea (Ptygmatis) pseudo-bruntrutana GEMM.......2ue.2s0eesneeenenennennee 326 6a. Nerinea (Ptygmatis) pseudo-bruntrutana Durchschnitt durch den Umgang...... 326 19S equania) Diblasu \GRMNEES Pe ee ee 327 8:1Cerinum Kaudersimmoven3p: *sleenneie ee ee ohne een ee 328 9uGerithium nodososiraabum BEE ee Eee ne eat 329 10. Cerithium (Brachytrema) binodum BUV........cueocceeeeeeeeeeennnneeeenenne 328 IFA ctueonanaNsp: ee ee ee ERTL TEL Te PR SEE 329 Sämtliche Exemplare liegen in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichs- anstalt. Das Original zu Figur 1 stammt von Zlobin, jene zu Figur 2-5 vom Zagradski vrh, die in Figur 6—11 abgebildeten Exemplare aber von der Vi8evica. VOGL: Tithon M. k, Földt, Int. Evk. XXlIl. köt. XXI. täbla, 5 7 Mitt. a. d. Jahrb. d, k. Ung. Geol. Relchsanst, Bd. XXlll. Taf. XXI, DIE FELSNISCHE PILISSZÄNTO BEITRÄGE ZUR GEOLOGIE, ARCHÄOLOGIE UND FAUNA DER POSTGLAZIALZEIT UNTER MITWIRKUNG VON Dr. KOLOMAN LAMBRECHT VERFASST VON Dr. THEODOR KORMOS MIT TAFEL XXII-XXVII UND 67 TEXTFIGUREN Mitt, a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd, ©. (Schluss-) Heft. 24 Sg Ben, er pr E z ps : TARA 1,4 PILITIO N N 13 iE SUN ES EEE Pie | November 1916 I — Be 2 ? ; 5 R i LI Er ALT, A SLleR Jar -. | BORRIENONGRHR, 40 TIERE. TO RU IA NERma TE ee ee Freu) Du tee een aatE .zal, . a > u ’ j EINLEITUNG. Die Felsnische Pilisszantö gehört zu jenen Höhlen, auf welche die Aufmerksamkeit der Fachleute duch den verdienstvollen Turisten B. G. BEKEY gelenkt wurde. Herr Bekey, einer der tüchtigsten Kenner der Höhlen in der Umgebung von Budapest, forscht seit dem Beginn der wissen- schaftlichen Höhlenforschung unermüdlich und mit schönem Erfolg nach neuen Höhlen. Wir, bescheidene und an den Schreibtisch gefesselte Pioniere der Wissenschaft, haben selten Gelegenheit, die Höhlen ohne spezielle Ziele zu durchwandern. Deshalb ist uns die Unterstützung eines tüchtigen, fachkundigen Teuristen immer willkommen und der von ihm bezeichnete Weg führt meist zu wertvollen Resultaten. Die Touristen sind in der Höhlenforschung die Vorposten der Wissenschaft und das Mit- wirken mit diesen Vorposten ist nicht nur wünschenswert, sondern auch lohnend. Auf den Vorschlag des Herrn Bexey und auf die Aufmunterung Prof. MıicHAEL LENHOSSERS, des verdienstvollen Präsidenten der Fachsek- tion für Höhlenforschung, unternahm Dr. Orrokar Kapıdc vom 24. bis zum 27. Oktober 1912 in der Felsnische Pilisszanto eime Probegrabung. Über die Resultate der Probegrabung berichtete Dr. Kapıd im I. Band der Zeitschrift «Barlangkutata»,! worin er nach der kurzen Beschreibung der Höhle erwähnte, daß unter der 1:5 m starken Humusdecke eine gelbe, Mikrofauna und Renntier-Knochen enthaltende Lehmschieht liegt. «Hin weiteres Vordringen gegen die Tiefe zu war wegen großer abgestürzter Felsblöcke unmöglich, und da auch die herbstliche Witterung sieh bereits in unangenehmer Weise fühlbar machte, mußte die weitere Arbeit hier eingestellt werden. Kapıe führte die Höhle in seinem Bericht unter dem Namen «Orosdy Felsnisch»® an und betonte, daß weitere Forschungen wünschenswert wären. Da während der ersten Probegrabung keine Spuren des Urmenschen t Kapıe, O. Bericht über die Tätigkeit der Kommission für Höhlenkunde im Jahre 1912. Barlangkutatäs. Band I. p. 100. (Budapest, 1913.) 24% 334 D: THEODOR KORMOS (4) zum Vorschein kamen, überließ Kapıe die weiteren Forschungen — haupt- sächlich wegen der reichen Mikrofauna — dem Verfasser dieser Zeilen, wofür ich meinen aufrichtigen Dank auch hier wiederhole. Meine erste Exkursion, mit einer Probegrabung verbunden, fand in der Gesellschaft von Herrn L. BEerLzAa, dem Vizepräsidenten der Fachsektion im April 1914 statt. Diesmal verbrachten wir nur einen Tag in Pilisszantö, diese kurze Zeit genügte aber, uns über den Reichtum der Diluvialfauna der Felsnische zu überzeugen. Glücklicherweise kam diesmal aus dem gel- ben Höhlenlehm auch eine Feuersteinklinge zum Vorschem, die wir als Artefakt des Magdalenienmenschen erkannten. Wegen memen übrigen amtlichen Pflichten und infolge des im Juli 1914 ausgebrochenen Weltkrieges konnte ich meine Forschungen erst im Oktober fortsetzen, als ich im Auftrage der Fachsektion für Höhlenkunde und der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt acht Tage hindurch graben ließ. Da die vielen fossilen Knochen, ferner die Kulturüberreste des Magda- lenienmenschen führende Ausfüllung der Felsnische sich stellenweise 3 m stark erwies, mußte die Ausgrabung fortgesetzt werden.! Über die bis zu dieser Zeit erzielten Resultate berichtete ich in der Fachsitzung der Sektion am 21. Jänner 1915 unter dem Titel «Neue Spuren der Renntierjäger im Pilis-Gebirge. Da die Fachsektion für Höhlenkunde infolge des Weltkrieges nicht in der Lage war, die weiteren Forschungen durchführen zu lassen, er- suchte ich die Direktion der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt um eine weitere materielle Unterstützung. Eine solche ward mir geboten, so daß ich im Mai, Juni und Oktober 1915 — jetzt schon amtlich betraut — meine Forschungen fortsetzen und in drei Wochen beendigen konnte. Die gänzliche Ausgrabung der Felsnische nahm sonach 4 Wochen und 5 Tage in Anspruch; während dieser kurzen Zeit gelangte das Museum der geologischen Reichsanstalt mit relativ geringen Kosten in den Besitz eines wertvollen wissenschaftlichen Materiales. Die Ausgrabung könnte — wie aus dem folgenden ersichtlich — noch fortgesetzt werden, doch dürfte sie sich nieht mehr lohnen. Aus den pleistozänen Schichten der Felsnische kamen 41 Stück Kno- chen- und Steinartefakte und nahezu 8000 Säugetierknochen zutage. Außerdem wurden von Dr. Kotroman LAMBRECHT ca 36,000 Stück Vogel- knochenreste untersucht, endlich liegt auch aus dem Alluvium ein beträcht- liches Material vor. 1 Kapıe, OÖ. Barlangkutatäs. Band III. p. 37. (5) EINLEITUNG. 335 Während den Ausgrabungen nahmen Unterzeichneter und Dr. K. LAMBRECHT die Gastfreundschaft Herın Pfarrers Franz SzaBö wieder- holt in Auspruch, wodurch uns Se. Hochwürden zum imnigsten Dank ver- pflichtete. Dank gebührt auch unserem Freunde Dr. KoLoMAN SZOMBATHY, der unsere Monographie mit schönen Illustrationen versah. Budapest, im Dezember 1915. Dr. THEoDor Koruos. I. DIE FELSNISCHE PILISSZÄNTO, IHRE SCHICHTEN UND FAUNA. Von Dr. THs0por Kormos. Die hier beschriebene Felsnische liegt in der Nähe des Dorfes Pilisszantö (Bezirk Pomäz, Komitat Pest-Pilis-Solt-Kiskun), im tria- dischen Dachstem-Kalke des Felsrückens am SO-Fuße des Pilis-Berges. Ihre nach ONO (45°) gerichtete Öffnung, die von unten schwer sichtbar ist, liest nach meinen Aneroidmessungen in einer abs. Höhe von 423 m. Die 10:5 m breite Öffnung führt in eine hohe Halle, deren größte Länge 8°80 m beträgt ; ihre Breite ist im der Mitte 6°60 m, hinten 9:05 m. Kapıe ließ 1912 im Vordergrund der Felsnische eine % m breite und 4 m lange Probegrube, stellenweise bis 2 m Tiefe ausheben.t Ich ließ am Anfang meiner Grabung zuerst diese Probegrube bis zum Hintergrund verlängern und erzielte dadurch das auf Fig. 6 abgebildete Längsprofil. Hiernach verbreiterte ich die Probegrube gegen die südliche Wand der Felsnische und zog im der Mitte — im schmalsten Teil — einen Quergraben, woraus schon ersichtlich war, wo man zu graben hat. Bis zur Beendigung der Grabungen vermochte ich eine Fläche von ca 40 m? auszuheben, wie dies aus dem Grundriß in Fig. 4 ersichtlich ist. In den mit horizontalen Schraffen bezeichneten (I.) Teilen erreich- ten wir den Boden in der Tiefe von 3 m, im karrierten Teil (II.) stießen wir aber schon in 2 m Tiefe auf den Grund. Die mit schräger Schraffierung bezeichneten Teile (III.) wurden nieht ausgehoben, da sich der Felsgrund unter dem mächtigen Alluvium hier hoch erhob. H—H bezeichnet das auf Fig. 6 sichtbare Längsprofil, K—K beide Querprofile (vgl. Fig. 7 und 8). Während aber zur Zeit des Entwurfes des Längsprofiles der Boden noch nicht erreicht war, zeigen beide Querprofile schon die ganze Ausfüllung der Felsnische. 1 Nach dem ersten Bericht Kapıe’s (Barlangkutatäs, I. k. p. 100.) betrug die Länge der Probegrube 6 m; dies beruht aber wahrscheinlich auf einen Druckfehler. ENTER, 5 BIS rd SZOMBATHY, Hutweide liegt auf oligozänem Sandstein; der Berg besteht aus Dachstein-Kalk (Obere Trias). Originalskizze von Dr. K, v. Fig. 1. Der südliche Felsvorsprung des Pilis-Berges (von Osten her) mit der Felsnische Pilisszzäntö (B). Die im Vordergrund sichtbare 338 D: THEODOR KORMOS (8) Die vollständigste Serie der Schichten ist aus dem Querprofile auf Fig. 7 ersichtlich. An diesem Punkt war die Ausfüllung 2:5 m mächtig. Die Reihenfolge der Schiehten ist hier die nachstehende : 1. (A.). Oben war eine 50 em dieke, graulichbraune, mit Kalksteintrümmern vermischte Humusschicht gelagert, die sich in der Mitte des Profils — infolge einer Grabung des prähistorischen Menschen — sackartig einsenkt und 100 em Dicke erreicht. Die Anwesenheit des prö- historischen Menschen zur Zeit der Entstehung dieser Schicht beweisen Fig. 2. Die Öffnung der Felsnische Pilisszäntö. (Original-Photographie des Verf.) zahlreiche aufgeschlagene und teils angebrannte Tierknochen, eine Brand- schicht (Ta) mit Holzkohlenstücken und Asche, außerdem aus der Bronz- zeit stammende Tongefäßscherben und eine amorphe, an ihren beiden Enden zugespitzte Kupferplatte. Im oberen, jüngeren Teil der Humus- schicht wurden auch mittelalterliche Tongefäßscherben — Spuren des jün- geren, historischen Menschen — gefunden. Leider wurde die homogene Humusschicht nachträglich öfters gestört, so daß die Absonderung des prähistorischen und jüngeren Alluviums un- möglich war. 2. (D,). Unter der Humusdecke war eine 15 em dieke, hellge lbe, (9) DIE FELSNISCHE PILISSZÄNTO, IHRE SCHICHTEN UND FAUNA, 339 mit Kalksteintrümmern vermengte lockere Höhlenlöß-Schicht 1 gelagert. Dies ist ein kalkiges, lehmiges, feines Sediment, das hauptsächlich aus Staub besteht, der vom Wind eingeweht wurde. Das Wasser der Felsnische spielte bei der Bildung dieses Sedimentes eine geringe Rolle. Diese und die unmittel- bar unter ihr liegende Schicht, wurde von unseren Höhlenforschern bisher als «oberes, gelbes Diluvium» bezeichnet. Das Material besteht größtenteils aus einem bei subarktischem, ariden Klima entstandenen, vom Wind herangewehten ver- witterten, Löß, der in den geschützten Nischen der Höhlen und Felsspalten abgelagert wurde. Wie an anderen Orten, so enthält diese Schicht auch in der Felsnische Pilisszäntö Tausende von Knochen, welche teils durch den Urmenschen und Raub- säugetiere, hauptsächlich aber durch die Raubvögel zusammengeschleppt wurden. Im ersteren Fall liegen die Knochen zerstreut, im letzteren in kleinen Nestern und werden stellenweise von einem kalkigen Bindemittel verkittet. Neben den Felswänden fand ich häufig größere Mengen, vor- wiegend von Renntier und Hasen-Knochen auf einander geworfen. Diese smd wahrschemlich die Küchenabfälle des Urmenschen.? Ähnlich wie im Humus, kommen auch im gelben Höhlenlöß viele kleinere oder größere, unbearbeitete Kalksteintrümmer von der Größe einer Mandel bis zu großen Blöcken vor. Diese sind vom Höhlenfirst und den Wänden abgestürzte Verwitterungsstücke, die sich im Laufe der Zeit mit den vom Staub bedeekten Knochen vermengten. 3. (D,). Unterhalb der hellgelben Schicht folgt eine 20 em starke, ! Schon in meiner Monographie über die Felsnische am Remetehegy (Mitt. a. d. Jahrb.d. kgl. ung. geol. Reichsanst. Band XXII. Heft 6. pag. 380) wies ich darauf, daß bei der Bildung dieses gelben, kalkig-schlammigen Sedimsntes der Staub eine hervorragende Rolle spielte. Ich halte es deshalb für richtiger wenn diese gelben postglazialen Schichten von äolischer Herkunft als Höhlenlöß bezeichnet werden. In der Bildung der unter- halb dieser. Schicht folgenden Schichten spielte das Wasser schon eine größere Rolle, was auch aus ihrer Farbe und ihrer Struktur ersichtlich ist, deshalb kann man sie auch weiterhin als «Höhlenlehm» bezeichnen. Weitere Unterscheidungen wären nur auf Grund physikalischer und chemischer Untersuchungen begründet, so z. B. lockerer, plastischer, phosphorhaltiger Höhlenlehm etc. ® Ähnliches beobachtete ich in der Devencehöhle in der Schlucht von Rev (Kom. Bihar), wo die Küchenabfälle (Gefäßscherben, Knochen) des prähistorischen Menschen vorwiegend am Fuße der Felswände und unterhalb großer Felsen gefunden wurden. Dies weist bereits auf einen gewissen Ordnungssinn, indem ersichtlich ist, daß der „Mensch schon damals dafür sorgte, daß die leicht verderblichen Abfälle beiscite geschafft werden. Es kann vielleicht auch als Fingerzeig dienen, weshalb in der Nähe der Urnieder- lassungen so äußerst selten Menschenknochen zu finden sind. Auch ohne einem Religions- kultus oder ohne jeder Begräbniß-Form ist ) Oo — Fig. 6. Längsprofil der Ausfüllung der Felsnische. (Auf dem Grundriß H—H.) Aufgenommen vom Verfasser. Maßstab: cca. 1:35. 346 D: THEODOR KORMOS (16) Fig. 7. Erstes Querprofil an dem tieferen Teil. (Aufgenommen vom Verfasser.) Maßstab 1:20. A — Alluvium; Ta = Feuerherd im Alluvium; D,= hellgelber Höhlenlöß; D,= dunk |- gelber Höhlenlöß; D,= grünlichgraue Schicht; D,— graulich gelbes Sediment; D;= rost- rote Schicht; D,;= bräunlich-ascheraue Schicht; D,= graulichbraune Schicht; Td = der älteste Feuerherd im Pleistozän, am Felsegrunde; M = Dachsteinkalk. / = oberes, II = mittleres, /JII = unteres Diluvium. 347 \\ \yı \h Al \| IS 1 / Fig. S. Zweites Querprofil an dem weniger tiefen Teil. (Aufgenommen vom Verfasser.) Maßstab 1: 20. A, = dunkelbrauner Humus; A, = graue Asche; 4, =g Ibliches Alluvium mit Stein- trümmern; 4, = braunes Alluvium; A 5 graue Asche; Ta = Feuerherde im braunen Alluvium; D,_ , und M = wie in Fig. 7 D,_. oberes, D,;_, = mittleres; D;_, = unteres Diluvium. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 6. (Schluß-) Heft. 95 348 D: THEODOR KORMOS (18) witterten Eulen-Gewöllen stammenden kleinen Knochen lagen auf einigen Haufen in kleinen Nestern umher und waren stellenweise von einer, mehrere Millimeter dieken Staubschicht bedeckt. Die Bildung der sogenannten «Nagetier-Schichten» ging also vor unserem Auge vor sich und bewies die Richtigkeit unserer bisherigen Auffassung. Andererseits smd diese Funde auch deshalb wichtig, weil sie uns ermöglichen, die wesentliche Veränderung der Fauna am Pilis- Berg vom Ende der Eiszeit bis zu unseren Tagen zu verfolgen. Im folgenden gebe ich die vollständige Faunen-Liste der einzelnen Schichten, samt den Tieren des Alluviums und der rezenten Gewölle, um dann zur Beschreibung der Säugetierüberreste zu schreiten. Die Vogelreste werden von KoLoMAN LAMBRECHT eingehend beschrieben (5. Abschnitt). Reste von Reptilien, Amphibien und Fischen sowie von Mollusken waren so selten, daß von ihrer separaten Bearbeitung abgesehen werden mußte. 1. Aus den rezenten Bulen-Gewöllen und unter den von Füchsen eingeschleppten Knochen wurden folgende Elemente der rezenten Fauna bestimmt: . Talpa europaea 1. . Sorez mimutus 1. Apodemus sylvatieus L. . Microtus arvalıs L. . Evotomys glareolus SCHREB. . Lepus europaeus PAuL. . Parus (sp?) . Fringilla coelebs L. . Ligurinus chloris (L.) oseoıooupVPDH- 2. Das Alluvium, dessen Gliederung unmöglich war, enthielt ziem- lich viel Säugetier- und Vogelknochen, darunter mehrere Arten, die aus den Pleistozän-Schiehten nicht bestimmt wurden. Die Fauna das Allu- viums besteht aus: 10. Homo sapiens L. —. Talpa europaea L. —. Sorer minutus L. 11. Crocidura russula Here. 12. Zibellina foina Erxuı. 13. Mustela nwalıs UL. 14. Ursus arctos L. EIE FELSNISCHE PILISSZÄNTO, IHRE SCHICHTEN UND FAUNA. 15. 16. Te a7. 29. 37. .. Canis familiaris L. Alopex vulpes 1. Felis silvestris SCHREB. . Apodemus sylvaticus 1. . Epimys rattus L. . Heliomys ericetus L. . Myozus glis L. . Spermophilus ceitellus L. . Spalax hungaricus NHRG. . Lepus europaeus PALL. . Cervus elaphus L. . Caprea capreolus L. . Bos taurus L. . Ovis aries L. Sus scrofa L. . Equus caballus L. Anser fabalis (LATH.) . Accipiter nisus (L.) . Falco lanarıus Paıu. . Falco merıllus GERINI . Numida meleagris L.? . Phasianus (sp ?) Columba oenas L. Glaueidium noctuum (Rerz.) Picus canus (GM.) . Dendrocopus major L. . Colaeus monedula (L.) . Garrulus glandarius (L.) . Pyrrhocorax alpinus WIEILL. Pica caudata Keys. & Bras. 3. Turdus musticus L. - Turdus viscworus L. 5. Turdus (sp ?) . Coccothrausthes vulgarıs PALL. . Lanius minor L. . Alauda cristata 1. . Parus (sp?) . Acrocephalus arundınaceus (L.) . Loxıia curvirostra L. 51. Rana (sp?) . Buliminus detritus MÜLr. 25% 349 350 D: THEODOR KORMOS (20) 3. Aus dem oberen gelben Höhlenlöß (D,_,) stammen: —. Talpa europaea 1. 53. Sorex arameus L. 54. Ursus spelaeus BLUMB. 55. Gulo luscus 1. 56. Hyaena crocuta spelaea GoLDF. 57. Canis lupus L. —. Alopex vulpes L. 58. Alopex lagopus L. 59. Zibellina martes L. 60. Mustela robusta (NEWTON) 61. Mustela erminea 1. —. Mustela nialıs L. 62. Latax lutra L. 63. Lynceus Iynx L. 64. Felis leo spelaea GOLDF. —. Heliomys cricetus L. 65. Cricetulus phaeus PALL. —. Evotomys glareolus SCHREB. —. Microtus arvalis L. 66. Microtus agrestis 1. 67. Microtus ratticeeps Keys. & Buas. 68. Microtus nivalis MARTINS 69. Mierotus gregalis PALL. 70. Arviccla terrestris 1. 71. Dierostonyx torquatus PALL. 72. Spermophilus eitelloides n. Sp. 73. Spermophilus rufescens Keys. & Buas. 74. Lepus timidus L. 75. Ochotona pusilla Pauu. 76. Castor fiber L. 77. Rangifer tarandus L. 78. Cervus canadensis asiaticus LyD. 79. Bos primigenius Bo3. 80. Caprella rupicapra 1. 81. Capra ibex L. —. Equus caballus 1. 82. Elephas primigenius BLUMB. 33. Colymbus auritus (L.) 84. Anas boschas 1. (21) DIE FELSNISCHE PILISSZAÄNTO, IHRE SCHICHTEN UND FAUNA. . Anas querquedula L. . Anas s. Mergus (sp?) . Oireus eyaneus (L.) . Circus (sp?) . Falco lanarıus PAuL. . Falco merillus GERINI . Cerchneis tinnunculus (L.) « vespertinus (L.) . Tetrao urogallus L. 2. Tetrao tetri« L. . Lagopus albus Keys. & Buas. . Lagopus mutus MoNTıNn 5. Perdix cinerea Brıss. 3. Coturnia dactylisonans MEY. . Rallus aquaticus L. . Örex pratensis BECHST. . Ortygometra porzana L. . Vanellus eristatus Mey. & Wour . Himantopus candidus Bonn. . Tringa (sp?) . Gallinago major (Hm.) . Gallinago media (LEACH.) . Pavoncella pugnax (L.) . Numenius (sp?) . Larus rıdibundus L. . Sterna hirundo L. . Syrrhaptes paradoxus (PALL.) . Columba palumbus L. . Asio accıpitrinus (PALL.) . Asio otus (L.) . Nyctea scandiaca (L.) . Nyctea ulula (L.) . Nyctala tengmalmi (Gm.) . Glaucidium noctwum (Reız.) . Pisorhina scops (L.) . Pieus canus (Gm.) . Dendrocopus major L. . Corvus corax L. . Colaeus monedula (L.) . Nucrfraga caryocatactes (L.) . Nucifraga caryocatactes marcrorhyncha BrHM. 351 352 D: THEODOR KORMOS (22) —. Garrulus glandarius L. —. Pica caudata Keys. & Buas. —. Pyrrhocorax alpinus VIEILL. —. Turdus viscivorus L. —. Turdus musieus.L. —. Turdus (sp?) 120. Cinclus aquaticus (BECHST.) —. Lanius minor L. 121. « senator L. 122. Pyrrhula pyrrhula major (BrHM.) 123. Pinicola enucleator (L.) —. Lozia curvirostra 1. 124. Motacilla alba L. 125. Oriolus galbula L. 126. Anthus (campestris L.?) 127. Hirundo rustica L. 128. Rana Mehelyi BoLkaY 129. Olausilia dubia. Drar. 130. Clausilia biplicata Mre. 4. Aus den mittleren grünlichgrauen und rötlichen Pleistozän- schiehten (D;—,) wurden gesammelt: 131. Crocidura (sp?) —. Talpa europaea L. 132. Desmana moschata hungarica n. subsp. —. Mustela erminea L. —. Mustela nwalis L. 133. Taxus meles L. —. Ursus spelaeus BLUMB. —. Canıs lupus L. —. Alopex vulpes L. —. Felis leo spelaea GoLDF. —. Dierostony® torquatus PAuL. —. Microtus arvalıs L. —. Microtus gregalis PAuL. —. Arvieola terrestris L. —. Evotomys glareolus SCHREB. —. Oricetulus phaeus PAuL. —. Spermophilus citelloides n. Sp. —. Lepus timidus L. (23) DIE FELSNISCHE. PILISSZÄNTÖ, IHRE SCHICHTEN UND FAUNA. 5. Im vertreten: . Ochotona pusılla PAuL. . Rangifer tarandus L. . Bos primigenius Bo9. . Caprella rupicapra L. . Equus caballus L. . Cerchneis tinnunculus (L.) . Tetrao urogallus L. . Tetrao tetrıx L. . Lagopus albus Keys. & Buas. . Lagopus mutus Monrın. . Rallus aquaticus L. . Vanellus cristatus Mey. & Wour . Gallinago major Gm. . Asio accipitrinus (PALL.) . Asio otus (L.) . Nyctea ulula (L.) . Picus canus Gm. . Colaeus monedula (L.) . Nueifraga caryocatactes (L.) . Nucifraga caryocatactes macrorhyncha BrEHM . Garrulus glandarius (L.) . Pica caudata Krys. & Buas. . Pyrrhocorax alpinus VIEILL. - Turdus viscworus L. . Turdus musicus L. . Pyrrhula pyrrhula major Brum. . Eimberiza calandra L. . Rana Mehelyi BouLKAY 355 unteren, roten und graulich braunen Schiehtenkomplex waren . Homo sapiens L. foss. . Talpa europaea L. . Desmana moschata hungarica n. subsp. . Sorex araneus L. . Ursus spelaeus BuuMmB. . Gulo luscus L. . Canis lupus U. . Alopex vulpes L. . Alopex lagopus UL. 3 4 D: THEODOR KORMOS . Hyaena crocuta spelaea (soLDF. —. Felis leo spelaca (GOLDF. hd [S%) [21 . Lynceus Iynz L. . Zibellina martes L. . Mustela erminea L. . Mustela nivalıs L. . Mustela robusta (NEWTON) . Microtus agrestis 1. . Microtus ratticeps Keys. & Buas. . Mierotus gregalis Paun. Mierotus nivalis MARTINS . Mierotus arvalıs L. . Evotomys glareolus SCHREB. . Arvicola terrestris L. . Dierostony& torquatus PAnn. . Lepus timıdus L. . Ochotona pusilla PALL. . Heliomys ericetus 1. . Oricetulus phaeus PAaun. .. Spermophilus citelloides n. sp. . Caprea capreolus L. . Cervus canadensis astatieus L. . Rangifer tarandus 1. . Megaceros giganteus BLUMB. . Bos primigenius BoJ. . Caprella rupicapra L. . Capra ıbex L. . Rhinoceros antıquitatis BLUMB. . Equus caballus L. . Colymbus auritus (L.) . Anser Sp. . Anas querquedula L. . Anas strepera L. . Fuligula nyroca GÜLD. . Buteo ferox (G=.) . Circus eyaneus (L.) . Falco lanarıus PALL. . Falco s. Milvus (sp?) . Oerchneis tinnunculus (L.) . Falco merillus GERINI . Tetrao urogallus L. (25) DIE FELSNISCHE PILISSZANTO, IHRE SCHICHTEN UND FAUNA. . Tetrao tetrix L. . Lagopus albus Keys. & Buas. . Lagopus mutus MoNTın . Rallus aquatieus L. . Crex pratensis BECHST. . Ortygometra porzama (L.) « Tringa alpına (L.) . Gallinago major (GM.) . Scolopax rusticola L. . Asıo acevpitrınus (PALL.) . Nyctea scandiaca (L.) . Nyctea ulula (L.) . Nyctala tengmalmı (Gm.) . Pieus canus Gm. . Dendrocopus major L. . Cuculus canorus L. . Corvus corax L. . Corvus frugilegus L. . Colaeus monedula (L.) . Nucifraga caryocatactes (L.) . Nucrfraya caryocatactes macrorhyncha BREHM . Pica caudata Keys. & Buas. . Pyrrhocorax alpınus VIEILL. . Turdus vıscworus L. - Turdus musteus 1. . Turdus pilarıs 1. . Turdus sp, . Lanıus minor Gm. - Pyrrhula pyrrhula major (BrHm.) . Loxia curvirostra L. . Motacilla alba L. . Oriolus galbula L. . Sturnus vulgaris L. . Pastor roseus (L.) . Alauda eristata L. . Rana Mehelyi BoLkav. Die hier aufgezählte reiche Höhlen-Fauna — bisher die reichste aus Ungarn — besteht demnach aus 60 Säugetieren, 83 Vögeln, 2 Amphi- bien und 3 Mollusken-Arten. In den folgenden Abschnitten 3—5 werden diese Funde in systematischer, phylogenetischer und zoogeographischer Hinsicht emgehender besprochen. 2, SPUREN DER RENNTIER-JÄGER IN DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. Von Dr. TuEoDor Kormos. Die Holozänschichten unserer Felsnische boten außer emigen Alluvial- funden kein bemerkenswertes archäologisches Material. Zu den Alluvial- funden gehören einige zerspaltene und angebrannte Knochen, einige Feuer- herdspuren, ein Kupferplättchen und einige Tongefäßscherben ; letztere stammen nach Herın Direktor Lupwıc BeızA teils aus der Bronzezeit, teils aus dem Mittelalter. Ich verweile bei diesen unbedeutenden alluvialen Menschenspuren nicht, sondern schreite zur Schilderung jener aus dem Pleistozän. Schon im vorhergehenden Abschnitt verwies ich darauf, daß unsere Felsnische vom unteren Teil des Alluviums bis zum Felsgrunde mit post- glazialen Schichten (in der maximalen Mächtigkeit von 2 m) ausgefüllt war, die unzweifelhafte Spuren der Renntier-Jäger aus dem Magdalenien enthielten. Zu diesen Spuren gehören in erster Reihe die im stratigraphischen Teil schon erwähnten Feuerherde im oberen, gelben Höhlenlöß, bezw. im unteren Diluvium und auf dem Felsgrunde. Die Feuerherde und die in ihnen gefundenen wenigen angebrannten Knochen und Holzkohlen- stücke beweisen unzweifelhaft, daß der Mensch der Postglazialzeit zeit- weise in unserer Felsnische verweilte. Ich betone aber, daß nur zeitweise, denn die mit ihrer Öffnung nach ONO gerichtete Felsnische bot gegen das Wetter keinen sicheren Schutz. Während der Jagd aber, und besonders bei schlechtem Wetter, flüchtete er mit seiner Beute doch hierher. Die erbeuteten Renntiere schleppte der Urmensch sicher sehr oft in unsere Felsnische; während meiner Grabungen sammelte ich nämlich mehr als 1400 Renntier-Überreste. Gewisse Umstände lassen darauf schließen, daß die Jäger ihre Beute nach dem Ausweiden und Zerstückeln weiterschleppten. Bruchstücke der größeren Extremitäten-Knochen (Humerus, Ulna, Radius, Femur, Tibia) sind sehr selten, ganze Extremitäten wurden über- haupt nicht gefunden. Das Caput femoris und humerı wurde aber — aus a (27) SPUREN DER RENNTIER-JÄGER IN DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 357 unbekanntem Grund — schon beim Zerstückeln abgeschlagen. Wenn dies nur deshalb geschehen wäre, um das weitere Zerspalten des Oberschenkels, bezw. des Oberarmknochens zu ermöglichen, um so das Knochenmark zu erreichen, müßten auch größere Femur- und Humerus-Fragmente gefunden werden. Ebenso selten sind die Wirbel, Rippen und ihre Bruchstücke ; Sehulterblatt und Beckenknochen fehlen vollständig. Auch Geweih- Fragmente wurden kaum gefunden! Hingegen sind die Knochen des Carpus und des Tarsus sehr zahlreich. Von Schädeln liegen ca 200 Zähne und 9 kleinere Kieferfragmente vor. Ich glaube kaum zu irren, wenn ich behaupte, daß die Renntier- Jäger ihre Beute hier abgebalgt und zerstückelt, die Köpfe der Oberschenkel- w N ll Fig. 9. Magdalenien-Paläolithe aus der Felsnische Pilisszänto. a = gut bearbeiteter Mikrolith aus dem oberen Diluvium (vergr. x 41).); b = zweiseitig bearbeitete flache Klinge aus dem unteren Diluvium (Nat. Gr.); c = Jaspopal-Bohrer (?) aus dem unteren Diluvium (Nat. Gr.). Gezeichnet von Dr. KoLOMAN v. SZOMBATHY., knochen und den medianen und distalen Abschnitt der Füße abgehaut: haben, während sie die übrigen Teile, das Rückgrat, den vorderen und hinteren Schenkel sowie das Geweih — wahrscheinlich samt der Haut — an ihren ständigen Wohnort schleppten. Ungefähr ebenso wurden auch die Gemsen behandelt. Vom Pferd liegt auch nur eime Scapula, ein Tibia- Fragment und einzelne Zähne, Phalangen und Sesamknochen vor. Über- haupt fehlen größere Knochen fast gänzlich. Auch die von Füchsen und Iltissen benagten Knochen beweisen, daß der Urmensch die Felsnische nicht ständig bewohnte. Die genannten Tiere fanden in den vom Menschen zurückgelassenen Abfällen eine reiche Beute. Natürlich fielen sie auch manchmal dem hier erscheinenden Jäger zum Opfer. Dies beweisen die in größerer Anzahl gefundenen Fuchs- und 358 D: THEODOR KORMOS (28), Iltißknochen, die — da der Mensch nur das Fell mitnahm — meist voll- ständig erhalten blieben. Die unmittelbaren Spuren des Urmenschen, d. h. die Stein- geräte scheinen auch zu beweisen, daß die Felsnische Pilisszänto kein ständiger Wohnort der Magdalenien-Jäger war. Ich sammelte aus dem oberen Diluvium 18, aus dem mittleren 3, aus dem unteren 17, also zu- sammen 38 Steimgeräte, was relativ eine sehr geringe Zahl ist. Die Geräte sind — mit Ausnahme einiger — sorgfältig bearbeitet; Abspließe, d. h. b a e Fig. 10. Obsidian-Bohrer aus dem unteren Diluvium, (Vergr. x 2.) a — Avers, b—c — beide Kanten. Gezeichnet von Dr. KOLOMAN v. SZOMBATHY. größere und kleinere Splitter, sowie aufgebrochenes, unbearbeitetes Stein- material und Nuclei fehlen gänzlich. Dort aber, wo der Urmensch seine Stem- geräte verfertigte, smd naturgemäß Abfälle bedeutend häufiger als fertige Stücke. Ich verweise nur auf die Ansiedelung bei Tata, auf die Aurignacien- Station im Bodza-Pass und auf die Szeletahöhle. Da in der Felsnische Pilisszantö keine Abspließe gefunden wurden, ist es sicher, daß der Urmensch der Postglazialzeit seine Geräte anderswo verfertigte und hierher nur als fertige mitsich brachte. Aus den Pleistozänschichten unserer Felsnische liegen fast ausnahmslos Klingen vor, u. z. von demselben Typus, welchen Dr. Hırıegranp 1912 (29) SPUREN DER RENNTIER-JÄGER IN DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO 359 im gelben Höhlenlehm der Kiskevelyhöhle fand. Diese Klingen gehören größtenteils zu dem aus den klassischen südfranzösischen Fundorten der Dordogne bekannten Typus dames ä& dos rabattw. Diese — meist nur an einer Kante bearbeiteten — Klingen gehören zu den dominierenden Typen der Magdalenien-Industrie.? Es befinden sich unter diesen auch sehr kleine Stücke, deren reguläre Form und außerordentlich feine, manchmal nur unter der Lupe wahrnehmbare Retusche erstaunlich ist. Diese kleinen mikrolithischen Klingen wurden beim Verfertigen der Knochengeräte ge- braucht, hauptsächlich vielleicht zur oberflächlichen Glättung, zum Kerben und zum Bohren, während die größeren zum Abbalgen der Häute und zum Zerstückeln der Tiere dienten und emigermaßen die Rolle einer Messer- klinge spielten. Einzelne kleine, zugespitzte Stücke können auch als Pfeil- spitzen gedient haben. In Südfrankreich verfertigte der Urmensch des Magdalenien seine größeren Geräte und Waffen vorwiegend aus Knochen. Bei uns spielte die Knochenindustrie — nach unseren bisherigen Beobach- tungen — eine untergeordnete Rolle; ich glaube, hier wurden vorwiegend Holzgeräte benützt, die aber leider nicht oder nur selten erhalten blieben. Von den Steingeräten unserer Felsnische wurden 13 Stück aus rotem Jaspopal, 11 Stück aus grauem und durchsichtigem gelblichbraunen Chal- zedon, 8 Stück aus grünlichgrauem Quarzit, 2 Stück aus lydischem Stein, 1 Stück aus Obsidian, 2 Stück aus weißem und 1 Stück aus gelbem Chalzedon- opal (?) verfertist. Da mir kem Steinabfall vorlag, mußte ich von der mikro- skopischen Untersuchung der Dünnschhffe absehen. Sämtliche Steingeräte wurden aus kleinen, von den Nuclei abge- sprengten Plättchen bearbeitet; 7 Stücke blieben unbearbeitete Klingen (Taf. XXII. Fig. 8. und 16). An emigen sind Gebrauchsscharten wahr- nehmbar. (Tafel XXII. Fig. 12.) Die Mehrzahl der Klingen (20 Stück) tragen an der einen Seite außerordentlich feine, steile Kanten-Retuschen (Taf. XXII. Fig. 1—7, 9—11, 14—15). Besonders schön sind der auf Tafel XXII. Fig. 5 abgebildete 192 mm lange, 4 mm breite, aus lichtgrauem Chalzedon verfertigte reguläre Mikrolith, ferner die auf Taf. XXII. Fig. 2—4, 7 und 10 abgebildeten Geräte bearbeitet. Das Original der Fig. 14 (Taf. XXII) stimmt völlig mit der von OBERMAIER auf Seite 118 Fig. e seiner Arbeit abgebildeten Klinge überein. Die auf Fig. 13 Taf. XXII abgebildete schöne flache Klinge besteht aus grünlichgrauem Quarzit, 1st 43°5 mm lang, 13°5 mm breit und trägt an der einen Fläche bedeutend ! HILLEBRAND, E. Ergebnisse der in der Kiskevelyhöhle im Jahre 1912 vorge- nommenen Grabungen. Barlangkutatäs. Bd. 1. (155), 190. ®2 ÖBERMATER, H. Der Mensch der Vorzeit.pag. 199, Fig. 118. Berlin-München Wien 1911/1912. 360 D: THEODOR KORMOS (80) tiefer angebrachte, gröbere Retusche. Dieses Stück stammt aus dem unteren Diluvium. Die auf Fig. 6 Taf. XXI. abgebildete Klinge besitzt auch einen Stiel, der vielleicht zum Einfassen diente. Aus dem unteren Diluvium liegt eine zweiseitig bearbeitete dünne Klinge vor (Textfigur 9, b). Das auf Textfig. 9 c abgebildete Gerät ist 48:5 mm lang, unten 11 mm breit, besteht aus rotem ‚Jaspopal und zeigt unten einen frischen Bruch, dürfte also länger gewesen sein. Die eine Seite ist vollständig retuschiert; auf der anderen Seite, in der Nähe der ebenfalls bearbeiteten Spitze ist es in 16 mm Länge ebenfalls bearbeitet. Dieses aus dem unteren Diluvium stammende Gerät spielte wahrscheinlich die Rolle eines Bohrers. Zu ähnlichem Zwecke dürfte auch der in Textfig. 9a abgebildete Mikrolith gedient haben; er ist 9 mm a b Fig. 11. Zahnklingen aus dem Eckzahn des Höhlenbären verfertigt (Typus Kiskevely). Aus dem unteren Diluvium der Felsnische Pilisszant6ö (Nat. Gr.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. lang, 4 mm breit (ursprünglich vielleicht etwas länger?) und besteht aus rotem Jaspopal. Die Kleingeräte des oberen Diluviums sind alle zweiseitig schön bearbeitet. Das schönste ist aber der in Fig. 10 abgebildete, 29-5 mm lange, 4 mm breite und beiläufig ebenso hohe Obsidianbohrer aus dem unteren Diluvium; dieser ist an seinen beiden Flächen mit peimlicher Sorg- falt retuschiert und zu einer feinen Spitze ausgezogen. Wahrscheinlich diente dieses Prachtwerkzeug zum Durchbohren der Knochennadeln. Die Steingeräte unserer Felsnische sind überhaupt klein; ihre Länge schwankt zwischen 9—72 mm, die meisten sind aber 3—5 em lang. Daß die Industrie zum Magdalenien gehört, erhellt aus den strati- graphischen Verhältnissen, aus den Analogien und der Fauna, in der Technik der Steimgeräte zeigt sich aber von unten nach oben keine Vervollkommnung oder wichtigere Änderung. Auch das vorhandene Material ist verhältnis- mäßig sehr gering, so daß — obzwar die Schichtenreihe von Pilisszantö (31) SPUREN DER RENNTIER-JÄGER IN DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 361 meiner Meinung nach fast das ganze Magdalenien umfaßt — die Industrie dieser Zeit auf Grund der Stemgeräte von Pilisszantö nicht in einzelne Phasen eingeteilt werden kann. Einigermaßen scheint es doch, als ob die Paläolithe des unteren Diluvium besser bearbeitet wären, während die Steingeräte der oberen Schichten eine Dekadenz aufweisen. Die im Fig. 9e und 10 abgebildeten schönen Bohrer, ferner die in Textfig. 9b ab- gebildete zweiseitig bearbeitete Klinge und die Klingen der Tafel XXI (Fig. 13. u. 15) scheinen wenigstens dies zu beweisen. Im unteren Diluvium sind die Reste des Höhlenbären noch häufig, und dies läßt uns mit den obigen darauf folgern, daß die Entstehung der Magdalenien- Schichten unserer Felsnische in die Nähe des ungarischen Spätsolutreen fällt. Zwischen beiden scheint wenigstens keine größere Lücke zu sein. Fig. 12. Einseitige, primitive, stumpfe Knochenharpune aus dem unteren Diluvium. (Nat. Gr.) a = Aveıs; b = Kante; c = Revers. Gezeichnet von Dr. KoLOMAN v. SZOMBATHY. Diese meine Annahme wird auch von anderen Umständen unterstützt. Neuere Forschungen haben schon festgestellt, daß der Urmensch zu Ende. der Eiszeit in Ungarn aus den Eckzähnen des Höhlenbären und manchmal auch aus denen der Höhlenhyäne mit großer Vorliebe sog. Zahnklingen verfertigte. Diese Zahnklingen sind außerhalb Ungarn noch nicht bekannt geworden, kommen aber bei uns fast in allen Höhlen vor. wo der Urmensch wohnte. Sie bilden einen echten Gerättypus, so daß ihre nähere Bezeichnung not- wendig war. Da die erste solche Zahnklinge von Dr. HınLesrann aus der Kiskevely- höhle beschrieben wurde, führe ich sie auf den Vorschlag von Prof. Dr. MıcHAEL LENHOSSER, dem Präsidenten der Fachsektion für Höhlenkunde unter dem Namen «Klinge von Kiskevely» in die Literatur ein. 362 D: THEODOR KORMOS (32) Diese Zahnklingen kommen nach Dr. Kavı6 in sämtlichen Solutreen- Sehiehten der Szeleta-Höhle vor. Obzwar HırLegranp 1914 noch behauptete, daß diese Zahnklin- sen in den Solutreen- und Magdalenien-Zeiten nicht mehr vorkommen, weisen die bisherigen Beobachtungen darauf, daß die Klinge von Kis- kevely — welche wahrscheinlich schon im Aurignacien auftritt — im Solutreen kulminiert und mit dem Höhlenbären in das Magdalenien über- geht. Zu dieser Zeit war aber der Höhlenbär im Aussterben und mit ihm’ verschwindet auch in der Mitte des Magda- lenien die Klinge von Kiskevely. Von den Magda- lenien-Schichten unserer Felsnische enthielt nur das untere Diluvium einige solche Klingen. Auch dieser Umstand scheint darauf hinzuweisen, daß die pleistozäne Ausfüllung unserer Felsnische sich unmittelbar dem Solutreen an- schliesst. Die Zahnklingen scheinen sehr einfach verfertigt worden zu sein. Die Eekzähne wurden durch Schlag gespaltet und aus den einzelnen Splittern wurden die Klingen durch Abglätten der Innenfläche verfertigt. Sie dienten vielleicht zum Abbalgen der Tiere. Die m Fig. 11a abgebildete Klinge ist das Eekstück eines Ecekzahnes, das durch das Ab- glätten des unteren Teiles der Krone brauchbar gemacht wurde. Bedeutend schöner und wert- Fig.13.Knochenpfriemenoder yoller ist die in Fig. 11b abgebildete, schön abgebrochene Lanzenspitze aus dem unteren Diluvium. gebogene, 2smm lange bypische Klinge: Ähnliche (Nat. Gr.) Gszeichnet von fand HiınLegRrann im mittleren Teil des gelben Dr. K. v. Szomsaruy. Höhlenlehmes der Kiskevelyhöhle. Die meisten von mir untersuchten, aus verschiedenen Höhlen ? stammenden und hauptsächlich aus stumpfen Eckzähnen verfertigten ca 70 Stück «Klingen von Kiskevely smd 4—5 em lang (die größte — aus der Herman Otto-Höhle — mißt 56 mm), unten meist abgerundet oder gerade geschnitten. Der von der Zahnspitze erhaltene Teil diente als Stiel; das Gerät war mit diesem, zwischendem Daumen und Zeigefinger ergriffenen Stiel sehr brauchbar. Den aus dem Magdalenien der Jankovich-Höhle neuerdings ge- ! HILLEBRAND, E. Ergebnisse meiner Höhlenforschungen im Jahre 1913. Barlang- ku'atäs. Band III. p. 148. Budapest, 1914. ® Aus den Höhlen Peskö, Häromküt, Kiskevely, Szeleta-, Herman Otto, Jan- kovich, der Höhle «Vizes» im Paße zu Rev und der F.Isnische Pilisszantö. (33) SPUREN DER RENNTIER-JÄGER IN DER FELSNISCHE PILISSZANTO. 363 sammelten schönen Knochengeräten schliesst sich die in Fig. 12 abgebildete, äußerst primitive, einseitige Harpune aus dem wnteren Diluvium unserer Felsnische eng an. Die aus Knochenmaterial (nicht aus Geweih) verfertigte Harpune ist 33 mm lang und besitzt drei Haken. Am tiefsten eingekerbt und am besten bearbeitet ist der obere, der 9-7 mm lang ist und oberhalb welchem das Gerät eingekerbt wurde. Diese erste — wenn auch primitive — ungarische Magdalenien-Harpune erinnert einigermaßen an die von ÜBERMAIER aus Saint-Lizier (Ariege) beschriebenen Früh - magdalenien-Formen, die jedoch besser bearbeitet und zugespitzt sind. Mein Exemplar kann wegen seines stumpfen, eingekerbten Endes nicht sicher gedeutet werden und wird allenfalls erst dann näher zu- erklären sein, wenn andere Ähnliche Funde zum Vorschem kommen werden. a b Fig. 14. a=aus dem Stoßzahn eines Fig. 15. Durehbohrte fossile marine Mammuth geschnitztes Objekt. (Avers und Schnicke (Turritella sp?) aus dem Revers) 5 = primitive Knochen-Angei (?); unteren Diluvium. beide aus dem unteren Diluvium. (Nat. Gr.) (Natürliche Größe.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. Unsere Harpune ist so primitiv, daß sie mehr nur als Experiment auf dem Gebiete der Harpunen-Herstellung aufgefaßt werden muß; diese Industrie erreichte im französischen Hochmagdalenien ihren Höhepunkt. Die Harpunen- und Pfeilspitzen-Schnitzerei wurde auch m Ungarn geübt, aber erst später, m der Bronzezeit, um nur den prähistorischen Menschen der Niederlassung bei Töszeg zu erwähnen. Die aus dem unteren Diluvium der Felsnische Pilisszantö stammende primitive Harpune scheint auch darauf zu verweisen, daß die unteren Schiehten unmittelbar zum Ende des dekadenten Spätsolutreen, d. h. zum Anfange des Magdalenien zu zählen sind. Ebenfalls aus dem unteren Diluvium stammt die in Fig. 13 abgebil- dete, aus Geweih geschnitzte, 25 mm lange Spitze, wahrscheinlich das Endstückeiner Lanze odereinesgrößerenKnochen- pfriemens. Zu unbestimmtem Zwecke diente das in Fig. 14b abgebildete kleine Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 6. (Schluß) Heft. 26 364 D: THEODOR KORMOS (34) Objekt. Ob es ein Gerät ist, bleibt fraglich und ich erwähne es auch nur der Vollständigkeit wegen. Das 22 mm lange Objekt ist an einem Einde mit einem Haken versehen, am anderen einseitig eingekerbt. Es könnte vielleicht eine sehr primitive Angelsein. Ebenfalls aus dem unteren Diluvium stammt das in Fig. 14a abgebildete kleme, Bisquit-förmige Objekt. Das Material ist wahrschemlich der Stoßzahn eines Mammuths ; es ist 22 mm lang, 8 mm (am eimgeschnürten Teil nur 4:5 mm) breit, sorg- fältig bearbeitet, flach und dürfte ursprünglich länger gewesen sein. Unter der Lupe fand ich, daß die ganze Oberfläche beim Bearbeiten mit einem harten Gerät (wahrscheinlich mit einer Knochenklinge) zerkratzt wurde. Eine durchbohrte marine Schnecke (Fig 15) — Turritella tuwrris L., wahrscheinlich aus dem oberen Oligozän der Um- gebung — dürfte dem Urmenschen als Schmuck gedient haben. Diese Schnecke stammt ebenfalls aus den unteren Schichten. Einige aus den oberen Schiehten stammende eozäne Nummuliten (N. lucasanus) wurden vielleicht von den Vögeln hereingeschleppt. Die unmittelbarste Menschenspur ist eine Phalange. Diese wurde in der unteren Schicht (D,) gefunden und wird im folgenden Abschnitte besprochen werden. 3. DIE SÄUGETIERE DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO IN SYSTEMATISCHER, ZOOGEOGRAPHISCHER UND PHYLOGENETISCHER HINSICHT. Von Dr. Tuzopor Kornmos. Über die Säugetierfauna der Felsnische Pilisszantö erschien bisher nur eine kleine und ziemlich überflüssige Mitteilung von Dr. Juzıus Enık,t die der Verfasser auf Grund der von Kapıd unternommenen Probegrabung mitteilte. Als diese Mitteilung erschien, war die weitere Forschung seitens Dr. Kapıd schon mir überlassen, folglich traf mieh die von EHık mitgeteilte Publikation etwas unangenehm. Doch hätte ich dies nicht erwähnt, wenn von EkHık unter den von ihm mitgeteilten Säugetieren die Gattung Hystrie — obzwar mit Fragezeichen versehen — nicht aufgezählt worden wäre. Dieses Tier aber kommt in der Fauna unserer Felsnische nicht vor, folglich muß die irrtümliche Angabe Emıks aus der Literatur gestrichen werden. Über die horizontale Verbreitung der bedeutenden Säugetierfauna gibt die am Ende dieses Kapitels mitgeteilte Tabelle eine Übersicht ; im stratigraphischen Teil (Abschnitt 1) zählte ich die Faunen jedes Schichten- komplexes gesondert auf. Im Folgenden übergehe ich auf die Besprechung der pleistozänen und holozänen Säugetiere in systematischer, zoogeo- graphischer und phylogenetischer Hinsicht. I. PRIMATES. Hominidx. 1. Homo sapiens L. £ossilis.: (Tafel XXIII. Fig. 3.) Der einzige Überrest des pleistozänen Urmenschen in unserer Fels- nische ist eine Phalange, die in meiner Anwesenheit aus der untersten ı Erme, J. Die Fauna der Orosder-Felsnische. Barlangkutatäs (Höhlenforschung). Band II. p. 113. Budapest, 1914. 2 Im tieferen Teil des Alluviums fand ich das Kronenfragment eines menschlichen Molares, das auf einen sehr großen Zahn verwies, zu einer eingehenderen Untersuchung jedoch nicht geeignet war. 26* 366 D: THEODOR KORMOS (86): Schieht (D,) zum Vorschein kam. Das Alter des Fundes steht demnach außer Zweifel. Leider kann die systematische Stellung des ungarischen Magdalenien-Menschen auf Grund dieses einzigen kleinen Knochens nicht festgestellt werden. Immerhin steht es jedoch auf Grund der Analogien fest, daß wir es mit der fossilen Form des heutigen Menschen zu tun haben.. Herr Privatdozent Dr. LupwısG Barrtucz war so freundlich, den Rest zu untersuchen. Seiner Meinung nach ist derselbe die erste Phalange der rechten Hand und gehörte einer kleinen, wahrscheinlich Frauenhand an. Die Phalange ist 29 mm lang, an der etwas abgenützten distalen Epiphyse 11 mm, an: der proximalen 14:5 mm, am Corpus des Knochens 8:5 mm breit. II. INSECTIVORA. Talpid. 3. Talpa europea L. Maulwurf-Knochen wurden in sämtlichen pleistozänen Sehiehten- komplexen in großer Zahl gefunden. Aus dem unteren Diluvium sammelte ich 166, aus dem mittleren 31, aus dem oberen 171, zusammen 368 Reste. Am häufigsten wurden Humeri, Um® und Femora gefunden. Einige Maulwurf-Knochen wurden auch im Alluvium, ja sogar in den rezenten Eulen-Gewöllen gefunden, die beweisen, daß die Maulwürfe — wenigstens größtenteils — auch im Pleistozän von den Eulen hinemgeschleppt wurden. In den osteologischen Merkmalen fand ich keinen Unterschied ; die heutige Art stimmt mit der zu Anfang des Magdalenien gelebten völlig überein.. 3. Desmana moschata Parr. subsp. hungarica nov. (Tafel XXIII. Fig. 1—2.) Den ersten Rest der südrussischen Bisamspitzmaus im ungarischen Pleistozän: einen Unterkiefer bestimmte ich 1914 aus der Felsnische Puskaporos.! Kurz darauf fand ich ein Tibiafragment dieses seltenen Tieres auch im gelben Höhlenlehm der Felsnische am Remetehegy, worüber Dr. Enık gelegentlich eines von ihm in der Höhle Pesk6 (Komitat Borsod) gefundenen Humerus-Fragmentes berichtete.” Sonach war die süd- 1 Kormos, Th. Die südrussische Bisamspitzmaus (Desmana moschata Pall.), im Pleistozän Ungarns. Barlangkutatäs. Bd. II. pag. 206. Bpest, 1914. 2 Enık J. Neuere Daten zum Vorkommen der Bisamspitzmaus in Ungarn. Barlang- kutatäs. Bd. III. p. 113. Budapest, 1915. (37) SÄUGETIERE. 367 russische Bisamspitzmaus bisher auszwei Höhlen des Borsoder Bükk-Gebirges und aus der Felsnische am Remetehegy bekannt. Zu diesen gesellt sichnunals vierte die Felsnische Pilisszantö, aus deren unterem Diluvium ich einen vollständigen Oberarmknochen, aus dem mittleren aber einen voll- ständigen, gut entwickelten Oberschenkelknochen sammelte. Die einstige und jetztige Verbreitung dieses interessanten Tieres beschrieb ich schon in meinem erwähnten Aufsatze; hier will ich nur die osteologischen Merkmale meines Untersuchungsmateriales besprechen. Bezüglich des Os humeri wies schon EHık darauf hin (l. e., p. 114), daß am Humerus von Peskö von der deltoidalen Knochenleiste (Crista deltoidea) zum Trochanter lateralis eine schwächere Leiste führt, «welche ‚am rezenten Exemplar fehlty. Auf Grund eingehender Untersuchung fand ich die Spuren dieser Crista (richtiger: äußere Leiste der Orista deltoidea) auch am Humerus des mir vorliegenden südrussischen Exemplares, jedoch bedeutend geringer ausgeprägt, als am Humerus von Peskö. An dem — ebenfalls Inken — Humerus von Pilisszantö ist diese Leiste noch stärker ausgeprägt, als an dem von Peskö. EHık wies auch noch darauf hin, daß die vordere, tiefe Höhlung ! zwischen dem Foramen entepicondyloideum und der Trochlea am Humerus von Peskö tiefer war, als am rezenten Exemplar. Auch das ist richtig. Am Humerus von Pilis- szänt6 ist dieses Merkmal noch auffallender, da an diesem die distale Epiphyse unverletzt ist. Hier beträgt der größte Durchmesser der erwähnten Höhlung 5 mm, während es an dem südrussischen Exemplar nur 38 mm mißt. Dieser Größenunterschied ist auch an dem Foramen entepicondylordeum wahrnehmbar ; dieses ist am rezenten Tier 2°6, am fossilen von Pilisszaänto hingegen 3°3 mm lang und 1'’4 mm breit (am rezenten 11 mm). Die am Exemplar von Pesk6 beobachtete, vom Rand des Epicondylus lateralis zum Epicondylus medialis führende gut entwickelte Crista (die am rezenten Exemplar nicht ganz entwickelt ist) ist am Humerus von Pilisszäntö ebenso ausgeprägt, wie an dem von Peskö stammenden. | Da der Humerus von Peskö sehr beschädigt war, konnte nur sein Durchmesser am engsten Teil gemessen werden und dieser maß nach EHık 58 mm, am rezenten hingegen nur 3:8 mm. Der vollständige Humerus von Pilisszänt6 ist 24:8 mm (der rezente 22°9) lang; an der proximalen Epiphyse 9:0 mm (am rezenten 7°6), an der distalen 13:0 mm (am rezenten 12:0 mm) breit; die Breite beträgt an der Insertionsfläche des M. dorsalıs ı EHık nennt diese Höhlung Foramen swpratrochleare, was aber unrichtig ist. Das For. supratrochleare ensteht aus der Perforation der Fovea supratrochlearis anterior und F. s. posterior, wovon hier keine Rede sein kann. 368 D: THEODOR KORMOS (38) latissimus und an der Spitze der Crista deltoidea 6'0 mm (an dem von Peskö stammenden 6°0; am rezenten 5'3) ; der kleinste Durchmesser des Knochens beträgt 44 mm (am Exemplar von Peskö 58, am rezenten 38). Auch die Femora der fossilen und rezenten Exemplare zeigen gewisse Unterschiede. Die distale Epiphyse des mir vorliegenden rechten, unver- letzten fossilen Oberschenkels ist auffallend breit, weil die zur Insertion des Musculus gastroenemius, M. plantarıs und M. internus dienenden Flächen oberhalb des Condylus externus und internus neinem starken lei- stenförmigen breiten Saum enden; diese Muskeln wurden also offenbar mehr in Anspruch genommen. Am proximalen Teil, unter dem Trochanter major erhebt sich an der vorderen Fläche des Knochens eine starke Leiste, die ich am rezenten Knochen nur sehr schwach angedeutet fand. Dem gegenüber ist der bei den Bisamspitzmäusen mächtig entwickelte Trochanter tertius am fossilen Exemplar länger,an seinem Ende aberschmäler alsam rezenten und trägt an seiner hinteren Fläche eine ausgeprägte Crista, dieaber am rezenten Humerusfehlt.Der Hals (Collum) des Oberschenkelkopfes (Caput femoris) ist am fossilen Exemplar etwas schmäler als am rezenten. Die Länge des fossilen Oberschenkels beträgt 262 mm (rez. 22:6); das Caput femoris und der Außenrand des Trochanter tertius sind 15:5 mm breit entfernt (rez. 13°6); die Breite beträgt am schmalsten Teil 46 mm (rez. 41); der Durchmesser des Collum beträgt 33 mm (rez. 3°8); der Durchmesser am Ende des Trochanter tertius 2:6 mm (rez. 40); der der distalen Epiphyse 12:6 (rez. 8°9). Diese Unterschiede, ferner der Umstand, daß dıe 1913 untersuchten rezenten Exemplare (2 Schädel) mit schwächerem Gebiß und mit geringer entwickelten Maxillen versehen waren, als der von mir 1914 beschriebene Bisamspitzmaus-Unterkiefer, dies zusammen beweist, daß die bei uns vom Solutreen bis zum Ende des Magdalenien gelebte Bisamspitzmaus größer war als die heutige Desmana moschata; auch war die fossileForm vonder rezentenineinigenDetails derosteologischen Merkmale unterscehieden.Meiner Meinung nach kann die aus dem oberen Pleistozän Ungarnsbekannte Bisamspitzmausschonauf@Grund unserer bisherigen Beobachtungen als eine hier enstandene Lokalrasse der vom Osten stammenden Desmanabetrachtet und von der Stammformalssubsp. hungarica unterschieden werden. (39) SÄUGETIERE. 369 Soricid&. 4. Sorex araneus L. Spitzmäuse sind aus dem Diluvium der Felsnische Pilisszantö in sehr geringer Zahl bekannt, was teilweise auch die Folge der Sammelmethode sein dürfte. Von der Waldspitzmaus liegen aus dem oberen und unteren Diluvium nur 2 Unterkiefer vor. 5. Sorex minutus L. wurde nur aus dem Alluvium und aus den rezenten Eulengewöllen bestimmt ; in den Pleistozänschichten fand ich sie nicht. 6. Crocidura (sp?) Im mittleren Diluvium fand ich ein Mandibelfragment einer unbestimm- ten Spitzmausart. Das Fragment der rechten Mandibel enthält noch m}, die übrigen Zähne und der vordere Teil der Mandibel fehlen. Da die Unter- schiede der in Betracht kommenden Arten teils an dem oberen Gebiß, teils am Schädel vorhanden sind, war das vorliegende Fragment nicht näher bestimmbar. Aus zoogeographischem Standpunkt betrachtet dürfte das Fragment zu Crocidura mimula Mırn. gehören. 7. Crocidura russula Hrrm. Wurde aus dem Alluvıum bestimmt. III. CARNIVORA. Ursids. 8. Ursus arctos L. Es liegt nur ein äußerst kleiner, 63°5 mm langer Mittelfußknochen (Metacarpus,) aus dem Alluvium vor. 9. Ursus speleus Bruns. (Tafel XXIII. Fig, 6. und Textfig. 16—18.). Schon oben erwähnte ich, daß der ım unteren Diluvium noch häufige Höhlenbär aufwärts immer seltener wird und 370 D: THEODOR KORMOS (40) endlich völlig ausstirbt. Dies beweisen die Zahlen sehr deut- lich. Aus dem unteren Diluvium liegen 72 Höhlenbärenknochen vor. Das mittlere Diluvium, welches bekanntlich nur ım hinteren Teil der Felsnische vorhanden war und folglich auch viel weniger Lehm- und Knochenmaterial bot als das obere und untere, enthielt nur 14 Überreste des Höhlenbären. Aus dem mächtigen oberen, gelben Höhlenlöß liegen nur 4 lose Zähne und 4 Phalangen vor, und auch diese stammen fast ohne Ausnahme aus der Schicht D, (also nicht aus der obersten Schicht). Die meisten Reste stammen von jungen Tieren. In emem 17 em langen Kiefer emes Bärenjungens (aus dem unteren Diluvium), dessen bleibender Eckzahn eben im Hervor- brechen begriffen ist, ist die Alveole Fig. 16. Ursus spelaeus BLUMB. Unterkiefer- Fig. 17. Ursus spelaeus BLumB. Keim des Fragment eines jungen Tieres (unteres Dil.) vierten Prämolares, aus dem auf Fig. 16. mit den Alveolen von cd, d,, d,, d,, d,. abgebildeten Unterkiefer. (Natürliche Größe.) (Von oben gesehen; vergr.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. Gezeichnet von Dr. K. v. SzoMBATHY. des Milcheekzahnes (cd) noch gut sichtbar. Eim zweiter kleiner Unter- kiefer eines jugendlichen Höhlenbären ist m Fig. 16 abgebildet. Dieser dürfte höchtens 11 em lang gewesen sein, vorhanden ist jedoch nur die vordere Hälfte. Die Alveolen des Milchgebisses sind gut sichbar. Vor der ziemlich großen Alveole des Cd waren die Milchschneidezähne (id 1—8); die Stelle, wo sich die hintere Fläche ihrer Wurzeln befand, ist gut wahr- zunehmen; der größte Teil der Alveolen ist samt der Protuberantia mentalis abgebrochen. Die Alveole neben dem Eckzahn, an der lingualen Seite, bezeichnet memer Meinung nach die Stelle des ersten Milchzahnes (d,), während ScHLosser diese als die Alveole des dritten Milch- schneidezahnes (id,) betrachtet! und nur drei Milchzähne (d,, 1 SCHLOSSER, M.: Die Bären- oder Tischoferhöhle im Kaisertal bei Kufstein. Ab- handl. der k. Bayer. Akad. d. Wiss II. Kl. XXIV. Bd. II. Abt. p. 418. Taf. II. fig. 14. München, 1909. (41) SÄUGRTIERE. 371 d,, d,) erwähnt. Da ich aber auf Grund meiner reichen Sammlung aus der Igriec-Höhle (Bihar) feststellen konnte, daß die Milehschneidezähne vor dem Cd befestigt waren und der nebenan liegende Zahn nur d, sein kann, so folgt hieraus, daß der Höhlenbär nieht 3, sondern 4 Milchzähne be- saß. Hinter der Alveole des cd folgt der einwurzelige d,, hinter diesem der ebenfalls einwurzelige d; und endlich der dreiwurzelige d,. Diese Feststellung ist auch in phylogenetischer Hinsicht sehr wichtig, denn es geht daraus hervor, daß im Milch-Gebisse des Höhlenbären noch vier alter- tümliche Prämolaren vorhanden sind, während im ständigen Gebiß inder Regel nur der vierte Prä- molar (p) erhalten bleibt. Unterer id, (vergr.) Gezeichnet In dem in Fig. 6 der Tafel XXIII. abge- von Dr. K. v. Szomsarny. bildeten Unterkiefer sind vom ständigen Gebiß i, und c, in dem in Textfig. 16 abgebildeten ist der Keim des p, vorhan- den. Der p,, der aus der Alveole unterhalb d, befreit wurde und der erste Keim des werdenden Zahnes ist in Fig. 17 vergrößert abgebildet. Der m Fig. 6 Tafel XXIII abgebildete kleinere Unterkiefer dürfte ca 9 em lang gewesen sem. Der im Unterkiefer sitzende, unten offene cd war noch kaum benützt. /d, war eben hervorgebrochen, rutschte aber infolge der Verletzung der Alveolarwände zurück und war mit dem 7 em langen Keim des ständigen Eckzahnes tief im Unterkiefer gelegen. Dieser schöne und seltene, dem bleibenden 1, ähnliche Zahn ist in Fig. 18 abge- bildet. Fig. 18. Ursus spelaeus BLumB. Canid». 10. Canis familiaris L. Es liegt aus dem Alluvium ein rechter me, vor; von der Größe eines Schakales (Canis intermedius?) 11. Canis lupus L. Überreste des Wolfes sind aus allen Abteilungen des Diluviums von Pilisszäntö bekannt, jedoch nur in kleiner Anzahl. Es liegen mir 17 Knochen- reste vor, u. z.6aus dem unteren, 2 aus dem mittleren, 9 aus dem oberen Diluvium ; am häufigsten sind (13) die Phalangen vertreten, außerdem wurde im oberen Diluvium ein mächtiger, aber etwas verletzter Zahn (rechter oberer m,) und ein rechter Calcaneus, im unteren aber der distale Teil eines gut entwiekelten rechten Oberschenkels gefunden. 372 D: THEODOR KORMOS (42) 19. Alopex lagopus L. Polarfuchsreste kommen bei uns überall nur selten vor. Die aus dem unteren und oberen Diluvium der Felsnische Pilisszäntö stammenden wenigen Überreste gehören nach meinen diesbezüglichen eingehenden komparativen Untersuchungen ohne Zweifel dem Polarfuchsen an. Es liegen vor: aus dem unteren Diluvium ein zahnloser linker Unterkiefer (die Alveolen des pR—m, sind unverletzt) und ein rechtes me, ; aus dem obe- ren gelben Höhlenlöß eim linkes Unterkiefer-Fragment mit m, und mit den Alveolen von M;a—,, sowie ein loser linker unterer Eekzahn. Dieser ist vollständig erhalten und 25°5 mm lang. Die Krone des im Unterkiefer- fragment befestigten m, ist 142 mm lang und 5'2 mm breit. An den mir vorliegenden 4 rezenten Polarfuchs-Schädeln (in der osteologischen Samm- lung der geologischen Reichsanstalt; zwei stammen aus Lappland, zwei aus Grönland) sind die Kronen der unteren Reißzähne 143, 13°4, 133 und 143 mm lang. Die Länge der von Mask im Pfedmost gesammelten Polarfuchs-Reißzähne schwankt zwischen 13—15 mm; die durehschnitt- liche Länge beträgt, aus 30 Exemplaren berechnet, 13:36 mm. Die Größe der Caniden-Reißzähne ist im übrigen bei gleichalten Tieren jedes Ge- schlechtes äußerst konstant. Die Reißzähne der verschiedenen Geschlech- ter sind aber der Größe nach sehr verschieden. Da an fossilen Exemplaren das Geschlecht meist unsicher ist, sind nur die extremen Maße entscheidend. Nach Mister schwankt die Länge des Reißzahnes an norwegischen, schwedischen und lappländischen Exemplaren von 13°8—15’4 mm. Der kleinste Reißzahn der Mırver’schen Serie gehörte auffallenderweise einem lappländischen &$ an. Der Reißzahn des etwas klemer gebauten Alopex spitzbergensis (BARRETT-HAMILTON et BoNHoTE) ist 12:6—13°2 mm lang. Die gesamte Alveolar-Länge der pp —m, an dem aus dem unteren Diluvium von mir gesammelten zahnlosen Unterkieferfragment beträgt 42:7 mm, an den rezenten Exemplaren 481,2 44-4, 444 bezw. 45:1 mm. Die Höhe des fossilen Unterkiefers beträgt vor p, 111 mm, die der rezenten Exemplare 12°4, 11:6, 10:7, 12:3 mm. Das sehr kleine mc, (aus dem unteren Diluvium) ist 32:3 mm lang, dasselbe beträgt beim grönländischen Polar- fuchs 343 mm. 1 MILLER, GERRITS.: Catalogue of the mammals of Western Europe in the Collection of the British-Museum. p. 323. London, 1912. ? An diesem Unterki-fer stehen die Zähne voneinander weit entfernt, daher der auffallende Unterschied. (43) SÄUGETIERE. 373 13. Alopex vulpes L. (Fig. 19). Bedeutend häufiger als der Polarfuchs kommt der gewöhnliche Fuchs in den Schichten unserer Felsnische vor, Ich sammelte insgesamt 69 Reste; u. z. 15 aus dem unteren, 5 aus dem mittleren, 47 aus dem obe- ren Diluvium und 5 aus dem Alluvium. Am häufigsten kam der Fuchs also zur Zeit der Entstehung der oberen, gelben Schichten vor. Das Untersuchungsmaterial aus der Felsnische Pilisszäntö ist das folgende: . l.aus dem Alluvium: Ulna, Radius-Fragment, mt, mt;, phal.,- 2. aus dem oberen Diluvium: ein Unterkiefer-Paar (lin- ker c, p)—mj; rechter c, p»—m}), rechter Unterkiefer (p1—4); rechtes Unterkiefer-Fragment (m}—,); 2 Unterkiefer-Fragmente ohne Zähne; rechtes Maxillenfragment (mit fragm. p,); loser linker unterer Reißzahn ; oberer rechter: p4; unterer 9; 3 obere Eckzähne; 2 Humerusfragmente ; 3 Ulnafragmente; 2 Radiusfragmente; 2 Femurfragmente; 8 Tibia- Fragmente; 11 Mittelfußknochen (Metacarpus und Metatarsus); 2 Cal- canei; 4 Phalangen; 1 Os penis. = 8.aus dem mittleren Diluvium: Schädelfragment (Mı—,); oberer rechter Eckzahn; Femurfragment; Metacarpus; Phal.,. 4.aus dem unteren Diluvium: linkes Unterkieferfrag- ment mit mg; linkes Unterkieferfragment (p—,); linkes Unterkieferfrag- ment (Pa—m}) ; loser linker unterer Reißzahn (m,) ; 2 lose obere Eckzähne ; Humerusfragment ; 2 Femurfragmente; Tibiafragment ; Metacarpus;; Cal- caneus; 3 Phalangen. Am besten ist das aus dem oberen, gelben Höhlenlöß stammende schöne Unterkiefer-Paar erhalten, dessen Imker Ast in Fig. 19 abgebildet ist. Die Gesamtlänge der p—m,, d. i. der Prämolaren und Molaren beträgt 63:0, die des ersten Reißzahnes (m,) 16°5 mm. An letzterem ist zwischen dem Metaconid und Hypoconid ein gut wahrnehmbarer kleinerHöcker sichtbar, der auch an den beiden anderen Exemplaren der oberen Schicht vorhanden ist, am auffallendsten aber an dem abgebildeten Exemplar und an einem Reißzahn eines rechten Unterkieferfragmentes. An dem linken unteren m, des unteren Diluviums ist dieser kleme Höcker eben- falls wahrnehmbar. Auch an den unteren Reißzähnen der rezenten ungari- schen Füchse ist dieser Höcker manchmal vorhanden, aber nie so mächtig entwickelt, wie an den fossilen Exemplaren. Ich beobachtete diesen Höcker 374 D: THEODOR KORMOS (44) auch an einem Unterkiefer aus der Balla-Höhle und auf einem aus der Höhle Ba öt (Magdalenien), was darauf deutet, daß an einem Vor- gänger des Fuchses dieser Höcker noch ständig gut entwickelt war. Sonach kann dieser Höcker, wo er noch erhalten und hauptsächlich wo er auffallender ist, als atavistisches Merk- mal gedeutet werden. Die Länge der aus dem oberen Diluvium stammenden unteren Reiß- zähne beträst 16°5, 161, 174 mm; jene des aus dem unteren Diluvium stammenden Exemplares 167 mm. Die Krone des aus der Balla-Höhle gesammelten Reißzahnes ist 17°0, im übrigen sind ein aus der Kiskevely- höhle bei Csobanka gesammeltes Exemplar 16°0, en aus der oberen Schicht der Pälffyhöhle stammender Zahn 17°9 und ein aus der Jankovichhöhle Fig. 19. Alopex vulpes L. Rechter Unterkiefer. (Nat. Gr.) Gezeichnet von Dr. K. v. SzoMBATHY. bei Bajöt gesammelter Eckzahn 17'3 mm lang. Aus diesen 8 Daten, die sich alle auf die Füchse des Magdalenien beziehen und die von 16°0—17°9 mm schwanken, ergibt sich ein Mittel von 16°3 mm Länge. Die Länge von 10 Pfedmoster fossilen Fuchs-Reißzähnen schwankt von 16'0—17'5 mm; das Mittel beträgt 16°5 mm. An 10 schwedischen und norwegischen Füchsen (Alopex vulpes vul- pes L.) schwankt die Länge des Reißzahnes nach MiıtLer ! von 142—17°8 mm; das Mittel beträgt 16°0 mm. Dem entgegengesetzt schwankt die Länge an 10 englischen, französi- schen und deutschen Füchsen, die zu einer anderen Subspezies gehören (Al. vulpes erucigera Becusr.) zwischen 13°:4—16'0 mm; das Mittel be- trägt demnach 15°0 mm.? An 9 ungarischen Exemplaren schwankt die Länge nach meinen Messungen zwischen 14°5—16°5 mm; das Mittel ist 15'3 mm, also fast 1 MILGER, loc. eit. p. 338. 2 Ibid. p. 339. (45) SÄUGETIERE. 375 dasselbe, wie bei dem westeuropäischen Al. crucigera, was auch natürlich ist, da der ungarische Fuchs nach M&nzry ! zu dieser Subspezies gehört. In Betracht gezogen ferner noch den Umstand, daß die Länge der Zahnreihe von p,—m, an dem Unterkiefer von Pilisszantö 630 mm, an dem fossilen von Predmost durchschnittlich 632 mm, an den rezenten ungari- schen Füchsen aber durchschnittlich 53:0 mm beträgt, können wir mit großer Wahrschemlichkeit behaupten, daß am Ende der Eiszeit und in der Postglazialzeit bei uns und in Mähren nicht Al. vulpes erucigera (d. h. die rezente Form dieser Gegend), son- dern die heute in Skandinavien vorkommende Linn&’sch a Stammform lebte. Der Größenunterschied ist auch an den Extremitätenknochen aus- geprägt, indem die fossilen Fuchsknochen von Pilisszantö bedeutend massı- ver sind, als die der rezenten ungarischen Füchse. So beträgt z. B. die Länge des Metacarp., an einem adulten rezenten $ Exemplar 41'2 mm, während die fossilen Reste 43°1, 44:0 und 49:6 mm messen. Ebenso verhalten sich auch die übrigen Knochen, so daß ich auch auf Grund der Extremitäten- maße behaupten kann, daß der fossile Fuchs unserer Felsnische größer war, als der rezente. SCHMERLING beschrieb 1834 aus einigen belgischen Höhlen eine große Fuchsart ? (Vulpes major). WoupkicHh äußerte sich diesbezüglich 1879 folgenderweise: 3 «Eis ist mir nicht möglich, aus Mangel eines fossilen Materials, diese Art näher zu begründen; allein nach den vorhandenen Abbildungen zu schließen, stimme ich der Ansicht Bourcıgnar’s bei, daß nämlich ScHMER- Linas Vulpes major mit dem jetzigen Vulpes vulgaris Gray sehr überein- stimmt, nur möchte ich denselben, der Konformität der Nomenelatur wegen, als Vulpes vulgaris fossilis bezeichnet wissen. Auch die Abbildung BLAINVILLES aus der Höhle Kent stimmt mit demselben überem,.... ebenso die Abbildung eines Unterkieferfragmentes bei NoRDMANN, T. 1, Fig. 14 und 15, aus dem Diluviallehm bei Odessa.» $ Meiner Meinung nach beziehen sich diese Daten auf den typischen skandinavischen Fuchsen, d. h. auf die größere, Liwn&-sche Stammform der Art, folglich ist die Bezeichnung «fossilis» überflüssig. Aus dem Alluvium liegen nur sehr wenige Fuchseeste vor, so daß die Subspezies nicht bestimmt werden konnte. ı M£sey L. Der heutige Stand der ungarischen Mammalogie, Ällat. közl. XII. p. 88,149. Bpest. 1914. 2 SCHMERLING, P. S.: Recherches sur les ossements fossiles de Liege. 1834. 3 WOLDRıcH, J.: Über Caniden aus dem Diluvium. Denkschriften der kais. Akad. der Wissenschaften. Mathem. Naturw. Klasse. Bd. 39. p. 142—143. Wien 1879. 376 D: THEODOR KORMOS (46) Mustelids. 14. Taxus meles L. (Fig. 20.). Die nebenstehend abgebildete distale Hpiphyse des Oberarmknochens des Dachses stammt aus dem mittleren Diluvium. Zum Vergleich stand mir nur der Oberarmknochen eines. jüngeren ungarischen Tieres zur Verfügung, das jedoch bedeutend klemer ist. Die Länge der distalen Epiphyse beträgt am fossilen Exemplar 382, am rezenten 34°6, die Breite am fossilen 212, am rezenten 18°1 mm. Die zwischen dem Con- dylus internus und der Trochlea an der hinteren Seite des Knochens liegende Grube ist am fossilen Exemplar bedeutend tiefer, das Fora- men entepicondyloideum kürzer, jedoch mehr ausgehöhlt, der äußere-hintere Rand der Troch- lea kräftiger, leistenförmig angeschwollen. Das spärliche Untersuchungsmaterial genügte nieht zur Entscheidung, ob diese Abweichungen sexuelle, spezifische oder vom Alter abhängende Merkmale sind. Ich halte letzteres für wahr- Fig. 20. Taxus meles L. Distale Epiphyse des linken Humerus. (Nat. Gr., umgekehrt.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. scheinlieh. 15. Latax lutra L. Ein aus dem oberen gelben Höhlenlöß stammender Fischotterzahn (linker unterer c) stimmt mit dem unteren linken Eekzahn eines rezenten, aus dem Komitate Gömör gesammelten Exemplares völlig überein. Der fossile Zahn ist 23-9 mm lang; sein größter Durchmesser an der Wurzel der Krone beträgt 53 mm. 16. Zibellina martes L. (Fig. 21.). Auch der Edelmarder kommt in der Felsnische Pilisszantö nur selten vor. Es liegen ein rechtes Unterkieferfragment (p,—, und m,) und die distale Hälfte des linken Humerus — beide aus dem unteren Diluvium — und ein rechter oberer Eekzahn (aus dem gelben Höhlenlöß) vor. An dem kräfti- gen, übrigens aber normalen Humerus ist die Fovea swpratrochlearis ante- (47) SÄUGETIERE. 377 rior und posterior perforiert (Foramen supratrochleare); diese Perforation kommt beim Edelmarder gewöhnlich nieht vor. Wie ich vor kurzem aus- führte,t ist dieses Foramen die Folge einer Druckatrophie (Usura) und entsteht hauptsächlich infolge des ständigen Druckes des Olecranons der Ulna,d.i. auf mechanischem Wege.Bei den Caniden ist es immer vorhanden, kommt aber auch bei anderen Raubtieren (Bär), bei Affen, sogar auch beim Menschen vor. WIEDERSHEIM deutet es als eine atavistische Erscheinung. Das aus dem unteren Diluvium stammende rechte Unterkieferfragment ist fast ganz voll- ständig; nur die Fortsätze sind verletzt. Die Schneide- und Eckzähne fehlen, die Molarenreihe (Pı—ı+m,) jedoch ist lückenlos vorhanden. Die Tip O1: Zibelihar Marten. Alveole des zweiten Schneidezahnes steht hinter Distaler Teil des linken der ersten und dritten, unmittelbar neben der Humerus. (Nat. Gr.) Symphyse. Die Molarenreihe ist 288, der Reißzahn Gezeichnet von Dr. K. v. 108 mm lang. P, ist einwurzelig. Mit Aus- Srompauee nahme dieses smd alle Zähne stark abgenützt. Der aus dem oberen Diluvium stammende Marderzahn (rechter oberer e) ist 23'1 mm lang; sein größter Durchmesser beträgt, unterhalb der Kronenwurzel 46 mm. Auf Grund eines größeren fossilen und rezenten Untersuchungsmate- riales wäre es sehr wünschenswert zu entscheiden, ob der heute in Nord- rußland und Sibirien lebende Zobel ( Martes zibellina L.) zur Eiszeit und Postglazialzeit in Mitteleuropa verbreitet war? 17. Zibellina foina Erxue». (Fig. 2.). Marderreste fand ich in den Pleistozänschiehten der Felsnische Pilis- szantö nicht. Es liegen nur aus dem Alluvium ein sehöner rechter Unterkiefer und zwei, wahrscheinlich paarige Oberarmknochen vor. Im Unterkiefer sind P,, pP, und m, vorhanden, die übrigen Zähne fehlen. Die Zahnreihe ist — abgesehen von den Schneidezähnen und dem Eckzahn — am äuße- ren Rand der Alveolen gemessen 30:0 mm lang; die Länge des Reißzahnes (m}) beträgt 9-8, dıe des Unterkiefers (vom Proc. condyloideus) bis zur Spitze des Kiefers 56'7 mm. Die entsprechenden Maße eines thüringischen S Exemplares smd 28:3, 9:5 und 52:9 mm. Der Reißzahn französischer, 1 Kormos, T. Über krankhafte Veränderungen an fossilen Knochen. Ällatt. Közl. XIV. p. 258, 277. Budapest, 1915. 378 D: THEODOR KORMOS (48) schweizerischer und deutscher Marder ist nach MitLer 9-2—10'4 mm lang (Mittel aus 10 Daten = 9-8 mm), während die Länge beim englischen, schwedischen, dänischen und deutschen Edelmarder zwischen 10:2—11'0 mm schwankt (4 Daten). Unser Exemplar ist demnach ein gut ausgeprägter Typus. Beide Humeri sind 63°6 mm, das er- wähnte thüringische Exemplar 66°6 mm lang, also etwas (um 3 mm) größer. Dem gegenüber ist der Oberarmknochen eines rezenten unga- rischen Bdelmarders 73°0 mm lang. (Fig. 22.) Für den Marder, der sich (samt dem Edelmarder) von den Iltissen durch die Mehr- zahl der Prämolaren ($) und durch den gut entwickelten Metaconid des unteren Reißzahnes unterscheidet, stellte Pınzın 1792 die Gattung Martes auf.! Nırsson bestätigte 1920 diesen Gattungsnamen, während Brasıus (1857) den von Lınx& 1758 für den Hermelin aufgestell- ten Gattungsnamen Mustela irrtümlich dem Marder zuschrieb. Da der erste Speziesnahme im Sinne des Prioritätsgesetzes ungeändert a b bleiben muß, bezeichnete MInLER, wie ge- Fig. 22. Linker Humerus eines bräuchlich, den Marder auch in diesem Falle rezenten Edelmarders und eines „]s Martes foina, während der Edelmarder den subfossilen Marders (Nat. Gr.) N.men Martes martes erhielt. Dieses Verfahren a = Z. martes L. (rezent), b=Z. 3 g 3 £ En on ln wa) steht aber, wie neuerdings von MEHELY ? mit Ahnen won, Di IC vollem Recht ausgeführt wurde, im Gegensatz SZOMBATHY. zu der Linn#’schen binären Nomenklatur. Gat- tung und Art sind ganz verschiedene Begriffe, sagt M#Heny, weshalb auch «Gattung und Art unbedingt mit zwei ver- schiedenen Namen bezeichnet werden müssen» Da aber der Artenname unverändert bleiben muß, muß der gleiche Gattungsname geändert wer- den. Deshalb bezeichnete M£urLy a. a. O. den Marder und Edelmarder mit den von Kaup 1829 aufgestellten Namen Zibellina, was — infolge der Logik der Ausführungen — auch ich annehmen will. Ebenso muß auch der Dachs anstatt dem Gattungsnamen Meles Brisson als Tazus (GEOFFROY und (uvırr) bezeichnet werden. Also anstatt Martes martes und Meles meles lautet nun Zibellina martes und Taxus meles! Ich mußte 1 MILLER. ]. c. p. 378—379. ® M&Hery : Der heutige Stand der ungarischen Mammalogie ], e. p. 90—91. (149). (49) SÄUGETIERE. 379 dies hier erwähnen, da meine vorliegende Monographie manche ungewohnt klingende Namen enthält, die ich im Sinne M£#erys anstatt der schlech- ten Mivver’schen Nomenklatur gebrauche. 18. Mustela erminea L. (Fig. 23.) Der Hermelin kommt in den Pleistozän-Schichten unserer Felsnische relativ sehr häufig vor. Ich bestimmte im ganzen 71 Überreste dieses Tieres, abgesehen von den zahlreichen Extremitätenknochen. Untersucht wurden ausschließlich nur Schädelfragmente und Kieferstücke, u. z. aus dem oberen Diluvium: 1 ziemlich vollständiger Schädel mit dem rechten Unterkiefer (Fig. 23.) ; 3 kleinere Schädelfragmente ; 19 linke und 13 rechte Unterkiefer ; aus dem mittleren Diluvium: 1Schädelfragment, 1 lin- ker, 5 rechte Unterkiefer ; aus dem unteren Diluvium: 2 Schädelfragmente; 19 linke und 6 rechte Unterkiefer. Diese Reste repräsentieren mindestens 40 Individuen und sind ihrer Größe nach ziemlich verschieden. Von den eingehender unter- suchten 60 Unterkiefern gehören höchstwahr- scheinich 37 männlichen, 23 weiblichen Exemplaren an. Da die Schädelfragmente und die Symphysis-Gegend der Unterkiefer verletzt war, konnte ich Messungsserien nur vom unteren Beıbzahr (m,) zusammenstellen. Die ad aus Länge der Reißzähne schwankt bei den größe- ger Felsnische Pilisszäntö. (Nat. ren Exemplaren (9) zwischen 5'0—6°1, bei Gr.) Gez. von Dr. K. v. den kleineren (2) zwischen 46—5'3 mm. Das SZOMBATRY. Mittel ist im ersteren Fall 5°6, im letzteren 49 mm, so daß zwischen den Reißzähnen der Männchen und Weibehen ein Größenunterschied von durchsehnittlich 0'7 mm zu ver- zeichnen ist. MitLer erwähnt in seiner angeführten Arbeit außer der skandinavi- schen Stammform des Hermelins (M. erminea erminea L.) drei Subspezies. Die erste ist die heute auch bei uns lebende mitteleuropäische Form (M. erminea aestiva Kere.). Beide übrigen Formen (M. erm. stabilis BARR. Ham. und M. erm. rieinae Mırr.) kommen in England und Schottland vor. Es gibt auch noch eine nahe verwandte Art (M. hibernica Tmom. et BARrR. Ham.), die in Irland lebt und mit der mitteleuropäischen M. erm. aestiva Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXI. Bd. 6. (Schluß) Heft. 97 380 D: THEODOR KORMOS (50) gleich groß ist. Letztere ist etwas größer als die skandinavische Form (M. erm. erm.), auch die rostro-frontale Gegend ihres Schädels ist schlan- ker, als an jener.! Es wäre sehr interessant zu entscheiden, welehe Form zur Postglazialzeit in Mitteleuropa verbreitet war. Dazu wären aber gut erhaltene fossile Schädel und ein reiches rezentes Vergleichsmaterial nötig. 19. Mustela nivalis L. Das Wiesel ist in der Felsnische Pilisszantö sehr spärlich vertreten, was umso auffallender ist, als es in den altersgleichen Schichten mehrerer Höhlen häufig vorkommt, ja sogar auch als gewöhnlich bezeichnet wer- den kann. Aus den pleistozänen Schichten unserer Felsnische sammelte ich ins- gesamt nur 8 Unterkiefer und ein Schädelfragment aus dem unteren Dilu- vium, während z. B. aus der Felsnische Puskaporos 150 Unterkiefer, mehrere Schädelfragmente und zahlreiche Extremitätenknochen vorliegen.? In der Felsnische am Remetehegy — aus welcher bedeutend weniger Erdmaterial ausgehoben wurde, als aus jener m Pilisszantö — sammelte ich aus der oberen Schicht 30, aus der unteren 40 Unterkiefer und 3 Schädelfragmente. Da ich die Raubtierreste mit besonderer Sorgfalt sammelte, kann das spärliche Vorkommen des Wiesels kemem Zufall zugeschrieben werden. Es liegen aus dem unteren Diluvium 3, aus dem mittleren 3, aus dem oberen 2 Unterkiefer vor, deren Reißzähne (m) 3:0—3'8 mm lang sind; das Mittel von 8 Exemplaren beträgt 3:3 mm. Aus dem Alluvium wurde ein zahnloses Schädelfragment gesammelt, dessen Breite 18, die Höhe in der Tympanal-Gegend 15'2 mm beträgt. Die von Lınn& beschriebene Stammform des Wiesels ist von den arktischen Küsten Europas bis zu den Alpen und Pyrenäen und östlich von England verbreitet.® Die bisher bekannten 2 Subspezies (M. nwalis boccamela BscHst. und M. nivalis iberica Barr.—Ham.) leben in der medi- terranen Region. Nach M£ueny kommt M. nivalis boccamela auch in der Dobrudscha vor.® Meiner Meinung nach gehören die fossilen Wieselreste zu der nord- und mitteleuropäischen Stammform, die kleiner ist, als die mediterranen Formen. 1 MILLER, 1. c. p. 388—389. 2 Kornos, T. Die pleistozäne Fauna der Felsnische Puskaporos. Mitt. a. d. Jahrb. d. königl. ung. Geol. Reichsanstalt. Bd. XIX, Heft 3. p. 131. Budapest, 1911. ® MILLER. ]. c. p. 403. 4 M&nery, L. Der heutige Stand der ungarischen Mammalogie. Ällatt. Közl. XIII, 1914. p. 88, 149 «51) SÄUGETIERE. 381 90. Mustela robusta (Newron). (Taf. XXIV—XXV.) Im unteren und oberen Diluvium der Felsnische Pilisszäntö sammelte ich zahlreiche Reste einer Iltisart, die von der beı uns auch heute lebenden M. putorius wesentlich abweicht. Im folgenden Abschnitt bespreche ich ‚diese Reste eingehender; hier genüge soviel, daß von M. robusta insgesamt ca 80 Reste vorliegen. Die Häufigkeit dieses Tieres bewirkte vielleicht das sporadische Vor- kommen des Wiesels. Dieses kleine, scheue Raubtier vermied wahrschein- lich jene Orte, wo ihr bedeutend kräftigerer Artgenosse: M.robusta, der fast von Mardergröße war, häufig vorkam. 91. Gulo luscus L. (Fig. 24.) Der Vielfraß kommt in unserem Pleistozän äußerst selten vor. Prof. A. Koc# erwähnt ihn aus den Höhlen bei Szegyestyel und Bänlaka (Kom. Bihar).! Außerdem wurde er nur aus der Felsnische Puskaporos ? und Remetehegy ?® auf Grund eines vollständigen Radius, resp. zweier Phalangen bestimmt. Im unteren und oberen Diluvium unserer Felsnische sammelte ich je 2 Phalangen dieses interessanten Tieres; die gefundenen Reste waren auf Grund der typischen Merkmale der Gulo-Phalangen ohne Zweifel be- stimmbar. Phalanz,, ind. aus dem oberen Diluvium (Fig. 24a) ist 232 mm lang, also nicht groß. Von dem Phalanz, aus dem unteren Diluvium (Fig. 245) liegt nur die distale Hälfte vor; die Breite des Gelenkes beträgt 7'6 mm. Die beiden übrigen Stücke repräsentieren den Phalanx,; der aus der oberen Schicht stammende ist 21°6, der aus der unteren stammende 21°4 mm lang. Die Vielfraß-Phalangen aus der Felsnische Remetehegy sind 23°4, bezw. 25°39 mm lang, also größer als die vorliegenden. In Anbetracht dessen, daß der Vielfraß am Anfang der Eiszeit west- lich und nördlich von Ungarn, hauptsächlich in Mähren sehr häufig vor- kam, muß sein sporadisches Vorkommen bei uns unbedingt einen wichti- ı Koon, A. A magyar kor. orsz. köv. ger. maradv. rendsz. ätn. A magy. orv. 6s term. vizsg. XXX. vandorgy. munk. 1907. p. 542. ?2 Koruos, T. Die pleistozäne Fauna der Felsnische Puskaporos. L. e. p. 131. 3 Koßmos, T. und LAMBRECHT, K. Die Felsnische Remetehegy und ihre postglaziale Fauna. Mitt. a. d. Jahrb. d. k. Geol. Reichsanst. XXII. Budapest, 1914. p. 381. 27% 382 D: THEODOR KORMOS (52) gen — bisher aber unbekannten — Grund haben. Ich bin bestrebt, dies zu erforschen umso mehr, als ja die voreiszeitliche Form (G. Schlosseri)* des glazialen Vielfraß’ gerade in Ungarn am häufigsten bekannt ist. Ein reicheres Vergleichsmaterial wäre aber umso mehr erwünscht, als die sy- Fig. 24. @ulo luscus L. aus der Felsnische Pilisszäntö. a—b = Phalanx,; c = Phalanx,. (Nat. Gr.) Gezeichnet von Dr. K. v. SzoMBATHAY. stematische Stellung des eiszeitlichen Gulo (von großer Gestalt) noch immer nicht klargelegt ist. Hyznidx. 99. Hyzna crocuta spel®a GoLDrF. In unseren postglazialen Ablagerungen kommt die Höhlenhyäne ım allgemeinen selten vor, weil sie zu dieser Zeit schon im Aussterben be- griffen war. Aus dem unteren Diluvium unserer Felsnische liegt ein 22:5 mm langer Schneidezahn, aus dem oberen die distale Hälfte des rechten zweiten Metacarpus (Breite der Epiphysen 133 mm) und 2% Phalangen, (18:0 bezw. 18°6 mm lang) vor. Felids. 93. Felis silvestris Schr». Wildkatzenreste wurden in den pleistozänen Schichten nicht gefun- den, was auch leicht verständlich ist, da dieses Raubtier im jungen Plei- stozän allgemein zu den größten Seltenheiten gehört. Aus dem tieferen Teil des Alluviums liegt ein linker Unterkiefer, das distale Ende des linken Humerus und das proximale desselben Radius vor. Die Molarenreihe des Unterkiefers ist (p—a+m}) 210, der Reißzahn 8:7 mm lang. Die Breite des distalen Humerusgelenks beträgt 192, die der proximalen Radius- ı Kormos, T. Drei neue Raubtiere ete. L. ce. p. 226. (53) SÄUGRTIERE. 383 Epiphyse 8:8 mm. Die Reste gehören ohne Zweifel der typischen Wild- katze an. 24. Felis leo spel®a Goupr. (Taf. XXIII. Fig. 4—5. und Textfig. 25.) Der groß gebaute Höhlenlöwe, dessen prachtvoll erhaltene Über- reste während der letzten Jahre aus dem Komitate Bihar bekannt gewor- den sind, ist in unserer Felsnische durch emige Phalangen und Zähne ver- treten, die in allen drei Schichtkomplexen verstreut waren. In allen drei Schichten fand ich je 1 Phal.,, im mittleren Diluvium einen Phal.,. Letzte- rer stammt von einem jungen Tier, das aus dem unteren Diluvium ge- sammelte Exemplar ist verletzt. Die Länge der Phal., aus dem mittleren Diluvium beträgt 48:5 mm, ihre Breite an der proximalen Epiphyse 20'2, Fig, 25. Felis leo spelaea GoLDr. Rechte Milchzähne aus der Felsnische Pilisszänt6. (Nat. Gr.) a = unterer d, ; b = unterer d,; c = oberer d. Gezeichnet von Dr. K. v. SzomBATay. an der distalen 16°3 mm. Das aus dem oberen Diluvium stammende kleinere (vollständige) Exemplar (Taf. XXIII. Fig. 4.) ist 46°6 mm lang, proximal 187, distal 15°8 mm breit. Die vorliegenden 4 Zähne gehören alle zum Milehgebiß. Drei stammen aus dem unteren, eines aus dem oberen Diluvium. Sämtliche stimmen in ihrem Typus mit den von BrAınvitue t gut abgebildeten Milch- zähnen des Löwen überein. Der zweiwurzelige und mit drei Spitzen (Proto- conıd-+Metaconid-+Hypoconid)) versehene rechte untere d, (Fig. 25a) stammt aus dem unteren Diluvium. Aus dem oberen stammt ein rechter unterer d, (Fig. 25b), dessen Krone 20:0 mm lang ist und außer dem Para- und Protoconid noch eine, dem bleibenden Zahne fremde, dritte Spitze (Meta- conid) besitzt und somit vom letzteren wesentlich abweicht. Es liegen aus den tieferen Schichten noch zwei schöne rechte obere md vor (Taf. XXIII, Fig. 5 und Textfig. 25c). Einen ähnlichen, jedoch nicht so voll- 1 Ostöographte: Felis, ‘Pl. XIV. 334 D: THEODOR KORMOB (54), ständigen Zahn sammelte Erık im oberen Diluvium der Pesköhöhle. Die Länge der Kron® beider oberen, vierspitzigen md von Pilisszäntö beträgt 26-3 bezw. 271 mm. An der Krone ist der Parastyl, Deuterocon, Proto- con und Metastyl gut sichtbar. Im Gegensatz zum bleibenden Zahn ist für den Milehzahn bezeichnend, daß der Deuterocon zwischen dem Parastyl und Protocon gelagert ist u. z. mit diesen fast in einer Reihe, während dieser Höcker am bleibenden Zahn ganz an der lingualen Seite gelegen ist. 25. Lynceus lynx L. (Fig 26.) Wenn auch langsam, so kommen doch allmählich immer mehr Luchs- reste aus unseren Höhlen zum Vorschein. Im unteren Diluvium der Fels- nische Pilisszäntö sammelte ich einen bleibenden, jedoch jungen linken oberen Eekzahn, 3 Patelle, einen rechten Astragalus und zwei Phal.,—;, im oberen 4 Phal., Die Krone des Eckzahnes (Fig. 26a) ist (inwendig) 18°0 mm lang, unterhalb der Krone 8'4 mm dick. Der Astragalus (Fig. 26d) ist 217 mm lang, 20'6 mm breit (bei einem rezenten Luchsskelett fand ich die Maße 22-0 und 22:2 mm, also etwas größer). An dem einzigen vorliegenden Phal., fehlt die proximale Epiphyse, so daß die Länge nieht gemessen werden konnte. Die Länge der ersten Fingerglieder (Fig. 26, b, c) beträgt 28:3 — 872 mm, ihre Breite an der proximalen Epiphyse 92—11'2, an der dista- len 7'5—9'1 mm, sie weichen somit kaum von den Phalangen des rezenten Luchses ab. Die wichtigsten Maße der Kniescheiben (Patellae) teile ich mit denen des rezenten Luchses in der folgenden Tabelle mit: 2 Br - Maximale Exemplar Länge Breite | Dicke Rezent 237°0 17*3 10:0 Fossil No. 1.| 97-4 CR : “2 282 19-0 | 10-8 re} 28-8 SA 0 Wie ersichtlich, sind die fossilen Patele größer als die mir vorliegende Patella des mittelgroßen unga- rischen rezenten Luchses. Je kürzer der fos- sile Knochen ist, umso breiter und dieker ist er (55) SÄUGETIERE. : 385 auch, während es bei der rezenten Patella gerade umgekehrt erscheint. Ein aus dem unteren Diluvium stammender mächtiger Phal. — der jedoch leider wieder verloren ging — war so groß, daß ich ihn im ersten Fig. 26. Lynceus lynx L. a=link-r oberer Eekzahn; b—c = Phalanz,; d = rechter Astragalus (Avers, Revers); e = Patella (Avers, Revers, Kante). (Natürliche Größe.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. Moment für eine Panther-Phalange hielt. Die Maße dieses Exemplares konnte ich nieht feststellen, in Anbetracht der obigen Beobachtungen glaube ich jedoch mit Hilfe eines größeren Materiales die systematische Stellung des pleistozänen Luchses genauer zu bestimmen. Es wäre un- bedingt wünschenswert, unsere besser erhaltenen fossilen Luchsreste 386 . D: THEODOR KORMOS (56) mit den übrigen mitteleuropäischen Luchsfunden je eher genau zu ver- gleichen. Im Jahre 1914 wütete im Rotwildbestand des Pilisberges em Luchs. Wie bekannt, lebt der Luchs heute nur im den Urwäldern der Karpathen ; im vergangenen Jahrhundert war er jedoch allgemein verbreitet und nicht nur im Hochgebirge, sondern auch in den geschlossenen Waldungen der Vor- und Mittelgebirge ziemlich häufig.! Sein Vorkommen im Pilisgebirge im Jahre 1914 ist ohne Zweifel nur zufällig, jedoch umso interessanter. IV. RODENTIA. Leporid&. 9%6. Lepus timidus L. (Fig. 27—30.) {=} Der Polarhase ist eines der häufigsten Tiere unserer pleistozänen Fauna von Pilisszäntö, u. z. in allen Schichten. Es liegen 10 Prämaxille, 40 Maxil- lenfragmente, 60 Unterkiefer und ca 1800 Wirbel und Extremitätenknochen vor. Am häufigsten sind die Scapul& vertreten (aus dem unteren Diluvium 320, aus dem mittleren 56, aus dem oberen 250, zusammen also 626 Stück). Fis. 27. Unterkiefer eines ca 4—5 Wochen alten Polarhasen aus dem oberen Diluvium der Felsnische Pilisszantö. (Natürliche Größe.) Gezeichnet von Dr. K. v. SzoMmBATHY. In Anbetracht dessen, daß beide Scapul® ein und desselben Tieres nur selten erhalten bleiben können, stammen die Reste minimal gerechnet von 350—400 Individuen, was auf einer so kleinen Fläche eine beträchtliche Zahl ist. Die Unterscheidung des Polarhasen vom Feldhasen (L. europaeus) gelingt auf Grund spärlicher Knochenüberreste schwerlich, wenn wir nicht jene Merkmale kennen, die in Anbetracht des Untersuchungsmateriales die Unterschiede beider Arten aufweisen. Vergebens findet man die Mor- phologie und genaue Maßangaben des Schädels in den verschiedenen Mono- graphien, wenn kein vollständiger fossiler Schädel vorliegt. Obzwar Brasıus, ! BREHM-M£RELY: Az ällatok viläga. Bd. I. p. 531. Budapest, 1901. (57) SÄUGETIERE. 387 LieBe, WopkıcH, MıLLer und andere Autoren sich mit dieser Frage vielfach beschäftigten, ist die diesbezügliche Literatur zu paläozoologischen Zwecken kaum brauchbar. Die Schwierigkeit wird auch noch dadurch gesteigert, daß bezüglich der beide Arten trennenden Merkmale sozusagen jeder Autor eine andere Meinung vertritt. Darin liegt der Grund, weshalb ich bei dieser Frage die Literatur absichtlich außer Acht ließ; ich war bestrebt, ganz selbständig Merkmale zu finden, um auch mangelhaft erhaltene Schädel- und Unterkieferfragmente genau bestimmen zu können. Auf Grund des reichen Hasenmateriales von Pilisszantö und mit Hilfe rezenter Feld- und Polarhasenschädel gelang me RN I un Q a b c Fig. 28. Schn’idezahn des Polar- und Feldhasen. a ="Fossiler L.timidus von Pilisszäntö;b = rezent_r L.timidus; c = rezenter L. europaeus. (In.der oberen Reihe der untere, in d r mittl’r.n dr obere Schneidezahn, d«ssen Querschnitt unten abgebildet ist; der schwärze Fleck am Querschnitt bedeutet die äußere Dentinsub- stanz). Die untere Reihe vergr., die oberen in nat. Gr. Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. es-mirrauch Merkmale zu finden, die ziemlich konstant und zur Trennung beider Arten geeignet zu sein scheinen. Vom Schädel sind am häufigsten Maxillenfragmente erhalten. Diese sind zur Bestimmung nicht geeignet, da die Molaren, sowohl ihrer Länge, wie auch ihrer Form nach, außerdem die Länge der Zahnreihe bei gleich alten Exemplaren ein und desselben Geschleehtes beider Arten gleich sind, ferner da die Gestalt des Proc. zygomatieus äußerst variabel, folglich kaum charakteristisch ist. Ebenso wenig Charaktere bietet die Kaufläche des oberen Prämolaren, obzwar Brasıus dieser eine große Bedeutung zuschrieb. Da schwanken die Schmelzschlingen in hohem Grad und beim Polarhasen beobachtete ich denselben Typus, wie beim Feldhasen und Kaninchen, sowie beim amerikanischen Lepus americanus und bei einer — von der 388 D: THEODOR KORMOS (58) Firma SCHLÜTER als «L. scherif» bezeichneten — Hasenart aus Tunis. Die Gestalt des inneren Randes der Zähne (von Karka als wichtiges Merkmal betont) schwankt ebenfalls und kann folglich auch nicht als Merkmal dienen ; und ebenso steht es mit der Gestalt und der Breite der Palatal-Brücke. b Fig. 29. Lepus europaeus PALL. a'= Linke Mandibel eines Exemplares von Apahida; 5b = dieselbe eines thüringischen Exemplares. (Nat. Gr.) Gezeichnet von. Dr. K. v. SZOMBATHY |Einen der wichtigsten Artencharaktere bietet meinen Untersuchungen nach der obere Schneide- zahn ; weshalb diese, wenn sie auch lose vorkommen, sorgfältig ge- sammelt werden müssen. Der obere Schneidezahn des Polar- hasen ist bedeutend größer und nicht so stark ge- krümmt, wie der des Feldhasen; die Längsfurche an seiner oberen Seite ist mit Zementsubstanz ausgefüllt, infolgedessen die Oberfläche des Zahnes meist glatt ist. Die Längsfurche des Feldhasen-Schneidezahnes ist nieht mit Zement- substanz ausgefüllt, der Querschnitt des Zahnes zeigtsonach mit der Längsfurche ein ganz anderes (59) SÄUGETIERE, 389 Bild, als der des Polarhasen (siehe Fig. 28). Manchmal ist die Zement- ausfüllung nicht vollständig, oder fehlt teilweise, ihre Spur ist aber immer vorhanden, sodaßdie beiden Arten auf Grund des oberen Schneidezahnes sicher getrennt werden können Fig. 30. Lepus timidus L. a = Linke Mandibel von Pilisszänt6 (fossil);5 = dieselbe, rezent, (von der Firma SeaRinn). (Nat, Gr.) Gez. von Dr. K. v. SzomBAtaY. Der untere Schneidezahn des Polarhasen ist ebenfalls größer und weniger gekrümmt, als der des L. europaeus, er ist außerdem schmäler; während näm- lieh der untere Schneidezahn des Feldhasen 3:4—3'6 mm breit ist, mißt jener des Polarhasen nur 2:3—2'9 mm. An der Stelle der mentalen Nervengruben ist der Unterkiefer des Polarhasen glatt, der des Feld- hasen dagegen rauh und die Stelle der unteren Nervengruben ist durch eine Vertiefung ange- deutet. 390 D: THEODOR KORMOS (60) Der Processus coronoideus steht am Unter- kiefer des Polarhasen senkrechter zur Kaufläche der Zahnreihe als bei Lepus europaeus und dadurch ist auchderobere Rand des Processus mehr horizontal gelagert als beim Fe ldhasen. Fig. 29—30 und die Abbildungen Mirvers! zeigen dieses Merkmal deutlich. Auf Grund dieser Merkmale sind auch mangelhafte Überreste der pleistozänen Hasen leieht bestimmbar und so zeigt es sich, daß der fossile Hase von Pilisszänt6 zum Formenkreis des Lepus timidus L. gehört. Da aber der Polarhase in drei verschiedene Rassen getrennt ist (die Lixx&sche skandinavische Stammform: L. timidus timidus, der schottische Lepus timidus scoticus und der alpine L. timidus varronis ?) wäre noch zu ent- scheiden, zu welcher Form unser pleistozäner L. timidus gehörte. Die Lösung dieser Frage kann auf Grund der Länge der Zahnreihe erzielt werden. MItLLER führte nämlich aus, daß die Zahnreihe der skan- dinavischen Form die längste, die der alpinen die kürzeste ist und daß der schottische L. timidus zwischen beiden steht. Die Mittel der MitLEr- schen Daten zeigen dieses Verhalten ganz deutlich, was auch aus der fol- genden Tabelle hervorgeht: Länge der unteren Zahnreihe | Länge der oberen Zahnreihe NErzt ! ee a), Grenzwerte Mittel Grenzwerte Mittel Lepus timidus (Pilisszanto) | 18:5—20°6 196 17°6—20°4 18:9 Lepus timidus timidus _ _ | 18:3S—20°6 19°5 18:0—19°8 18°6 « « scotieus __ 17 :2—20°0 18°2 17:0—18°2 Wo) « « varronis 16°4—19°0 AS 16:4—17°8 | 16:9 Wie also ersichtlich, ist die Zahnreihe der fossilen Exemplare die längste ; es steht aber auch fest, ddßunsere Formin dieser Hin- sieht dem heutigen skandinavischen L. timdus am nächsten steht. Wir haben es demnach wahrschein- lich nieht mit der mitteleuropäischen, sondern mit der skandinavischen Form zu tun, wie das auch beim Fuchsen der Fall war und was auch durch andere Gründe bestätigt erscheint. ı L. c. p. 500, 525. 2 Nach M£uevy (Der heutige Stand der ung. Mamm. p. 88, 149.) kommt diese Form auch in Ungarn vor. ® L.c. p. 532—533. (61) SÄUGETIERE. 391 Die unter der wärmeren Zone lebenden Rassen sind meistens kleiner als ihre nördlichen Ver- wandten; hierin sehe ich auch die natürliche Eı- klärung dessen, daß das feuchte kalte Klima der Eiszeit die kleinen Ahnen derPräglazialzeitinrobusteRassen umformte. Die bisher aus dem ungarischen Pleistozän und Postglazial bekannten Hasenreste müssen im Sinne der oben berührten Tatsachen revidiert werden. 97. Lepus europzus Parı. Zwei alluviale Tibien- und Humerusfragmente sowie die von den Füchsen eingeschleppten rezenten Hasenreste stammen ohne Zweifel vom Feldhasen. Die Extremitätenknochen weisen gegenüber dem Polarhasen auch hier gewisse Unterschiede auf. Mit dieser Frage werde ich mich ander- wärtig befassen. Ochotonids. 38. Ochotona pusilla Par. (Fig. 31.) Der Pfeifhase gehört zu den häufigsten Tieren der pleistozänen Fauna unserer Felsnische. Im Ganzen liegen 60 Schädelfragmente, außerdem 2449 Unterkiefer vor (725 aus dem unteren, 188 aus dem mittleren, 1536 aus dem oberen Diluvium), so daß mindestens ca 1300-1400 Exemplare — haupt- sächlich durch Raubvögel eingeschleppt — vorhanden sind. Die Frage nach der systematischen Stellung des Pfeifhasen konnte bisher mangels an rezentem Vergleichsmateriale nicht gelöst werden, weshalb ich dieses außerordentlich interessante, für unsere postglaziäle Fauna sehr charakteristische Tier auch hier als Ochotona pusilla bezeichnen muß, umsomehr, als ıhre Maße mit den von NEHRING und WOoLDRICH mitgeteilten genau übereinstimmen. Das Schwanken der Länge der unteren Zahnreihe stelle ich in Fig. 31 in ganz neuer Weise dar. Ich kam nämlich zu dem Schluß, daß die graphische Methode ein wesentlich einfacheres und klareres Bild darbietet, als die oft komplizierten und wenig übersichtlichen Maßtabellen. Das Graphikon erhielt ich auf folgende Weise: die Grenzwerte (Mini- mum = Mi, Maximum = Ma) der gesamten Daten werden auf die Linie aufgetragen und der Raum in Einheiten (mm, em, Zehntelmm) geteilt, dann werden die Einheiten in arithmetischer Folge auf die Abszisse auf- 392 D: THEODOR KORMOS (62) getragen. Die Ordinate enthält die Prozentzahl von 0 angefangen. Die gewonnenen Werte an den betreffenden Schneidepunkt angebracht, erhält man in horizontaler und vertikaler Richtung eine Kurve, die dort, wo nz 2: E EEEEEEEN >: BEBEREE 5758596061 6263 646566676869 70 71 727374 . MA. Fig. 31. Die Länge der unteren Zahnreihe b>i fossilen Ochotona-Mandibeln von Pilisszänt6, Graphische Darstellung der Variation bei 100 Exemplaren. (Die Abszissenzahlen bedeuten die Länge der Zahnreihe in mm, die Ordinatenzahlen die Prozentzahl. Der Gipfel des Gra- phikons zeigt das häufigste Maß.) sie die Schneidepunkte berührt, die Prozentzahl im Bezug auf sämtliche — innerhalb der Grenzwerte vorkommenden — Maße angibt. Die Abszissen- zahlen bedeuten sonach die Maße, die Ordinatenzahlen aber das Prozent, (68) SÄUGETIERE. 398 bei welchem das betreffende Maß gefunden wurde. Die Summe der Prozent- zahlen der Schneidepunkte muß 100 ergeben. Fig. 31 stellt den aus 100 Ochotona-Unterkiefern gezeichneten Gra- phikon der Zahnreihen-Länge (zwischen 5'7—7'4 mm Grenzwerten) dar. Es ist sofort wahrnehmbar, daß z. B. eine 6% mm lange Zahnreihe nicht vorlag; ferner daß 6°5 mm lange Unterkiefer in 6%,-en, 68 mm länge in 22%,-en, 72 mm lange in 4%, 7’4 mm lange in 2%, vertreten waren. Das Mittel aus 100 Ocholona-Zahnreihen beträgt 6'6 mm. Das Resultat ist natürlich nicht von absolutem Wert, da das Schwanken der Länge der Zahnreihe gewissermaßen mit dem Geschleehtsunterschied verknüpft ist, was jedoch bei fossilen Exemplaren schwer zu bestimmen ist. Die graphische Methode genüst zur Erzielung reeller Mittelwerte und zur Erforschung der Variationsgrenzen dennoch vollkommen. Muscardinidzs. 29. Myoxus glis L. Drei Unterkiefer liegen aus dem Alluvium vor ; das Tier kommt im glazialen und postglazialen Pleistozän nur äußerst selten vor. Muridzs. 30. Heliomys (Cricetus) cricetus L. Es liegen vor: aus dem unteren Diluvium 3 Unterkiefer, aus dem oberen 1 Maxillenfragment, 15 Unterkiefer und 11 Extremitätenknochen, aus dem Alluvium 3 Unterkiefer und 4 Extremitätenknochen. Die Länge der unteren Zahnreihe schwankt zwischen 8:0—8°6 mm (Mittel 8°3). Diese Exemplare sind etwas größer, als die deutschen (Zahnreihe nach Mırrer ! 7'6—8°2 mm; Mittel 7°9). Der Hamster war im Gebiet der Kleinen Kar- pathen noch größer, als der von Pilisszäntö, indem die Zahnreihen aus der Pälffyhöhle 8:1—9-0 mm lang sind (Mittel 8:6 mm). Noch größere Exem- plare erwähnt NeHrınG aus dem Pleistozän Thüringens und Bayerns,? deren Zahnreihe 9°3, sogar auch 95 mm mißt. Die Exemplare Lregr’s 3 aus der ° [. cc. p. 304. ® NEHRING, A.: Über pleistozäne Hamster-Reste aus Mittel- und Westeuropa. Jahrb. k. k. geolog. Reichsanst. Bd. 43. pag. 193. Wien 1894. ® LiEBe, K. Th.: Die fossile Fauna der Höhle Vypustek in Mähren ete. Sitz.- Ber. Akad. Wiss. LXXIX. I. pag. 481. Wien. 1879. 394 D: THEODOR KORMOS (64) Vypustek-Höhle gelten mit ihren 9:8 und 101 mm langen unteren Zahn- reihen schon als Riesen. So große Hamster leben heute bei uns nirgends mehr. In der wärmeren Periode vor der Eiszeit war der Hamster noch kleiner als jetzt und erlangte erst später eine größere Gestalt; den Gipfelseiner Entwicklung erlangte er in der Postglazialzeit. Der pleistozäne, größere Hamster kann als eme klimatische Rasse betrachtet werden, zur Abtrennung dieses — seiner Größe nach auch heutzu- tage beträchtlich schwankenden — Tieres von der Stammform liegt aber kein Grund vor. 31. Cricetulus phzus Par. Oricetulus-Reste kommen von immer mehr und mehr Fundorten zum Vorschein. Neuerdings bestimmte ich diesen wichtigen kleinen Nager aus der Jankovich-Höhle bei Bajöt und aus der Felsnische am Remetehegy. Aus der Felsnische Pilisszäntö liegen 17, größtenteils verletzte Unter- kiefer und ein aus dem oberen Diluvium gesammeltes bezahntes Maxillen- fragment vor. Interessant und nicht ganz bedeutungslos ist es, daß Reste von Cricetulus aus demunteren Diluvium der Felsnische nicht gesammelt wurden. Aus dem mittleren Diluvium stam- men 7, aus dem oberen 11 Reste, was mit meinen sonstigen bisherigen Beobachtungen gut übereinstimmt. Im jüngeren Quartär kennen wir den Zwerghamster in Ungarn bisher nur aus den obersten pleistozänen (postglazialen) Schichten und das spricht — falls es auch von den späteren Funden unterstüzt werden sollte — dafür, daß dieses charakteristische Tier der östlichen, bezw. südöstlichen Steppenfauna eines der letzten zu uns gelangten Tiere dieser Fauna ist. Wie die Funde aus dem Komitate Baranya und von Brassö beweisen, war aber die Gattung Oricetulus bei uns schon m der Präglazialzeit seßhaft. NEHRING äußerte sich über diese Frage 1894 folgenderweise :1 KllCHWeen hehe hervor, daß bei Beremend offenbar eine größere und eine kleinere Art vertreten sind. Die größere könnte man mit dem heutigen Or.nigricans vergleichen, die kleinere mit dem heutigen Cr. arenarius. Da Or. nigricans noch heute in Bulgarien, Or. arenarius in Südrußland und Griechenland vorkommt, so liegen jene beiden südungarischen Fund- orte * nicht sehr weit von den heutigen Verbreitungsgebieten der betr. rezenten Arten entfernt. Da ich bisher noch im Zweifel bin, welches geolo- ! NEHBING: Über pleistozäne Hamsterriste ete. pag. 194. ® Beremend und Nagyharsänyhegy bei Villäny. (65) SÄUGETIERE. 395 gische Alter man den betr. Ablagerungen von Beremend zusprechen muß, so gehe ich hier nicht weiter auf diese Hamsterreste eim. Diese vorsichtige Äußerung NEHRINGs ist ganz begründet und kommt den Tatsachen viel näher, als die Bemerkung in seinem vier Jahre später erschienenen Werke,! daß die kleinen Hamster-Unterkiefer von Beremend aus der Postglazialzeit stammen. In unseren präglazialen Ablagerungen kommen mindestens drei verschiedene Hamsterarten vor. Die eine war groß gebaut und entspricht dem heutigen Heliomys ericetus, es legen aber auch Exemplare mit 9 mm langer Zahnreibe vor (Villäny). Die zweite Art von mittelgroßer Statur besaß eine 5°5—7°0 mm lange Zahnreihe, sie entspricht also einer Mesocricetus-Art und kann in der Tat mit dem westkaukasischen und bulgarischen Mesoer. nigricans in Zusammenhang gebracht werden. Nach NeHrıng ist die Zahnreihe des letzteren (an einem kaukasischen Exemplar gemessen) 6°5 mm lang (Tabelle 1. e. p. 193.). Die Zahnreihe der letzten Art (Beremend, Brassö) mißt 43-49 mm, ist demnach ein größerer Cricetulus und stekt semer Größe nach dem südrussischen Or. arenarıus nahe, dessen Zahnreihe — ebenfalls nach NERRING (]. e.) — 45 zialen Tiere mit den genannten rezenten Hamsterarten ident sind, 48 mm beträgt. Ich behaupte keinesfalls, daß diese prägla- soviel steht jedoch fest, daß sie gelegentlieh einer monographischen Bearbeitung in erster Reihe mit denselben vergliehen werden müssen. Bezüglich der postglazialen Cricetulus-Arten konnte bisher fol- gendes festgestellt werden: Ne#rıng fand bei 20 aus Sarepta stammenden rezenten südrussischen Exemplaren von Cr. phaeus 4048 mm lange Zahnreihen (Mittel 4:3). Die Zahnreihe der fossilen Exemplare vo. Saal- feld (Thüringen), Zuzlawitz und Öruzsin ist 42 mm lang, stimmt demnach mit der Länge beim rezenten C’r. phaeus überein. An 12 aus der Pälffyhöhle bei Detreköszentmiklös, 4 aus der Jankovichhöhle bei Bajöt und 8 aus der Felsnische Pilisszantö stammenden vollständigen Unterkiefern schwankt die Länge der Zahnreihe zwischen 3’7—4'0 mm; die Mehrzahl schwankt zwischen 3°8—3°9 mm, und nur bei 6 Exemplaren wurde 4:0 mm gemessen. In Anbetracht dessen, daß nach Nenrıxe (l. e. Tabelle) uur die Zahnreihe des sibirischen Cr. songarus und des chinesischen Cr. griseus unter 4:0 mm bleibt (38 mm lang), die letztere Art aber aus zoogeographi- schen Gründen kaum in Betracht kommen kann. ist es leicht mög- lich, jasogar wahrscheinlich, daß die kleınen post- glazialen Hamsterreste mit 38-39 mm lansen ZAahn- reihen nicht zu Cr. phaeus, sondern zu (Or. songarus gehören. ! Tundren u. Steppen, pag. 192. Mitt. a. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 6. (Schluß-) Heft 28 396 D: THEODOR KORMOS (66) Sanrorp! beschreibt C’ricetulus-Reste aus Südengland und vergleicht dieselben mit Or. songarus, obzwar sie — wie er auch betont — etwas größer sind, als die ihm vorliegenden rezenten Exemplare. Sanrorn bestimmte die Länge der unteren Zahnreihe mit 4316 mm (0:17 inch), weshalb ich ge- zwungen bin der Auffassung NEHrINnGs beizustimmen, wonach (l. c. p. 189) die Oricetulus-Reste SANFORD’S nicht zu Or. songarus, sondern zu Or. phaeus gehören. Es ist bedauerlich, daß Sanrorp’s Angabe auch noch in dem 1904—1905 erschienenen Supplement-Band des TRoUESsART-schen Kata- loges dennoch beibehalten wurde. Die aus den Höhlen des ungarischen Mittelgebirges bisher bekannten Cricetulus-Reste stehen ihrer Größe nach ohne Zweifel näher zu Or. songarus, es ist also wahrschemlich, daß in der Fauna unserer post- glazialen Ablagerungen neben Or. phaeusauch Or. songarusvertreten war. Ich erwähne die Unterkiefer von Pilisszantö nur deshalb unter dem Namen Cr. phaeus, weil dieser kleine Nager in der ungarischen Literatur bisher so genannt wurde; und solange die Frage auf Grund eines größeren rezenten Vergleichsmateriales nicht endgültig gelöst wird, halte ich es für ratsam, diesen Namen, als einigermaßen kollektive Bezeichnung der kleinen Cricetulus-Arten, beizubehalten. Daß übrigens meine Meinung bezüglich der Arten-Unterschiede der fossilen Cricetulus-Überreste schon vor längerer Zeit ausgeprägt war, beweisen folgende Zeilen meiner Monographie der Fauna von Remetehegy :: ($. 382—83): «Es steht außer Zweifel, daß diese bisher stets unter einem Namen angeführten Formen» (Oricetulus phaeus, Ochotona pusilla) «mehrere Arten vertreten, umsomehr, als sowohl Erinaceus-, als auch Cricetulus- und Ochotonareste bereits in unseren ältesten pleistozänen Faunen vertreten sind. 32. Apodemus sylvaticus L. Es lagen mir aus dem Alluvium und aus den rezenten Eulengewöllen 10 Unterkiefer und ein Schädelfraginent vor. Mäusereste kommen in den Pleistozänschichten unserer Felsnische nicht vor. Da verweise ich wieder- holt auf die Tatsache, daß während in den gslazıalen und postglazialen Ablagerungen Ungarns echte Mäuse bishernicht gefunden wurden, siein denPräglazial- schichten nicht selten sind. Im Nachfolgenden kehre ich auf diese auffallende Tatsache noch zurück. 1 SANFORD, W. A.: On the Rodentia of the Somerset Caves. Quart. Journ ot. fhe Geol. Soc. Vol. 26. pag. 129. Pl. VIII. Figs. 6a, b, c. London 1870. (67) SÄUGETIERE. 397 33. Epimys rattus L. Einen aus dem Alluvium stammenden linken Unterkiefer mußte ich auf Grund der Merkmale des Gebisses zum Formenkreis der Hausratte rechnen. Hierher gehören übrigens alle, aus dem Alluvium der verschiedenen ungarischen Höhlen bekannten Rattenreste. Die Ratte lebte zur Pleistozänzeit in Ungarn noch nicht, in der Bronzezeit kommt sie meiner Meinung nach aber schon vor. Die Wanderratte (Epımys norvegieus oder decumanas) wanderte erst bedeutend später, in der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts zu uns aus Asien ein,! die durch MEHELY von der ägyptischen Ratte abgeleitete Hausratte ? war aber schon viel früher in Europa, folglich auch bei uns seßhatft. Wenn im Pleistozän der Lombardei — wie COoRNALIA 3 behauptet, — wirklich Rattenreste vorkommen, so gehören diese höchst wahrscheinlich der ägyptischen Ratte an. 34, Evotomys glareolus ScHrER. Von der Waldwühlmaus liegen aus dem unteren Diluvium 5, aus dem mittleren 4, aus dem oberen 12 Unterkiefer, insgesamteinundzwanzig Reste vor, die größtenteils mangelhaft erhalten sind®; nur zwei Unterkiefer besitzen eine vollständige Zahnreihe. Die Länge der in den meisten Fällen vorhandenen ersten zwei Molaren beträgt 41—45 mm. Zwei rechte Unter- kiefer stammen aus rezenten Bulengewöllen. Die vorderen Schmelzschlingen des äußerst charakteristischen ersten Molaren zeigen an einigen Exemplaren gewisse kleine Unterschiede, die aber wahrscheinlich nur Geschlechts- und Altersunterschieden zugeschriebeı werden müssen. Im übrigen ist unser Tier ein typischer Bvotomys glareolus. Es wäre aber natürlich schwer zu entscheiden, zu welcher der bekannten 10 Subspezies ® der Stammform sie gehören. Nach MıtLer kommt in Ungarn heutzutage außer der Stammform auch subsp. istericus Mınn. vor. j M£nery behandelte in seiner neuerdings erschienenen Monographie der Fibrinae auch die fossilen Waldwühlmausreste eingehend und gelangte zu dem Schluß, daß die fossile ungarische Waldwühlmaus etwas größer ! BreHum-M£EHELY: Az allatok viläga. Band II. pag. 488. Budapest, 1902, 2 M£Heuy, L. Die ägyptische Ratte in Ungarn. Ällattani közlem. Band VI. pag. 198 —199. Bpest. 1907. ® CORNALIA, E.: Mammif. foss. Lomb. |]. e. * Die äußerst feinen, fast membranös-dünne Kronen- und Ecekforstsätze des Wühl- maus-Unterkiefers werden größtenteils schon von der Magensäure der Raubvögel gelöst und vernichtet. 5 MILLER, L. c. pag. 625—626. 28% 398 D: THEODOR KORMOS (68) sein mußte, als die rezente Form, da ıhre obere Zahnreihe — an den Kau- flächen gemessen — 5'6 mm lang ist, während die Länge der rezenten Form nur 46—4°9 mm beträgt.! 35. Dicrostonyx torquatus Pau. (Fig. 32.) Der Halsbandlemming, dieses exklusive Tier der Polargegend, ist eines der charakteristischesten und wichtigsteu Glieder der Fauna von Pilisszanto. Aus dem unteren Diluvium wurden 14, aus dem mittleren 18, aus dem oberen 445 Unterkiefer und zwei Schädelfragmente gesammelt. Der Halsbandlemming nımmt ın den pleistozänen Schichten der Felsnische nach oben an Zahl immer zu ? und erreicht seine Blüte im oberen Diluvium. Dieses Resultat, das schon allein dıe Mühe lohnt, mit welcher das Material der einzelnen Schichten separat gesammelt wurde, stimmt ganz mit den Be- obachtungen EHıks überein. EHık bestimmte nämlich im unteren Diluvium der Palffyhöhle 50, im oberen 250 Dierostonyzreste. Auch in der Peskö-, Kiskevely- und Jankovichhöhle kam der Halsbandlemming vorwiegend aus dem oberen, gelben Diluvium zum Vorschein. Auf Grund der erwähnten Beobachtungen kann behauptet werden, daß der Halsbandlem- ming — wenigstens in unseren Mittelgebirgen -—seine Blüte nicht zur Kiszeit, sondern im Magdalenien, d. i. gegen Ende der Postglazialzeit erreichte. Demnach kann auch die Tundren-Fauna von Köszeg schwerlich als «glaziab betrachtet werden,? wie auch übrigens bei uns von kemen Tundren und Steppenfaunen, sondern nur von ihren Elementen die Rede sein kann, die infolge der klimatischen Verhältnisse aus ihrer ursprünglichen Heimat verdrängt, gezwungen waren in Mittel- und West-Europa emander zu begegnen und sich zu vermengen. Nach NEHrInG * ist die Zahnreihe der Halsbandlemmimge vom Schweizersbild 70 mm lang. An 100 Exemplaren von Pilisszantö mißt die Länge durehschnittlich 72 mm, d. h. fast ebensoviel. Die Länge der 1 M£Rery, L.: Fibrine Hungari®e. Magyarorszäg harmad- es negyedkori gyökeres- fogu pockai stb. pag. 79. Budapest, 1914. ® Die Menge des ausgegrabenen Materiales des mittleren Diluviums betrug kaum ein Zehntel des unteren Diluviums, deshalb ist diese geringe Mehrzahl sehr beträchtlich. ® MEHELY, L.: Fibrin@ Hungarise. pag. 82. % NEHRING, A.: Die kleineren Wirbeltiere vom Schweizersbild bei Schaffhausen. Denkschr. Schweiz. Naturf. Ges. Bd. XXXV. p. 62. Zürich. - (69) SÄUGETIERE. 399 Zahnreihe des zum Vergleich herbeigezogenen rezenten Exemplares von Nowaja-Zemlja beträgt 72 mm, während diese bei den Lemmingen von Pilisszäntö — bei ähnlichem Typus der Zähne und hauptsächlich der Kauflächen — zwischen 6°0—8’4 mm schwankt. Nur die vordere Schlinge der ersten Molaren variiert einiger- maßen, die extremen Formen der Variation werden jedoch durch eine vollständige Reihe der Über- gsangsformen verknüpft. Demnach zähle ich sämtliche KuuEBE 1 [ BeRReE 16 ie EEE ZREma|s all | 14 13 | 13 122] 12 11 n 10 Alıox 9 9. el | S 7 78 an N ‘o 5 IN 4 4 3 3 2 2 N 1 oLN ) as Fig. 32. Variation der unteren Zahnreihenlänge bei 100 Halsbandlemmingen von Pilis- szäntö, graphisch dargestellt in Prozenten, Unterkiefer von Pilisszantö zu einer und derselben Art und betrachte die Größenunterschiede (fast 2:5 mm) in erster Reihe als geschlechtliche Unterschiede. Die Kaufläche des Halsbandlemmings von Pılisszantö stimmt übrigens genau mit der des Exemplares von Nowaja- Zemlja überein; letzteres verdanke ich dem Museum zu Tromsö. In Anbetracht dessen, daß NEHRING seinerzeit auf Grund eines reichen rezenten Materiales eingehende Vergleichsstudien anstellte, ferner dessen, daß der Typus meiner Exemplare vollständig mit dem der rezenten, sowie deutschen und böhmischen fossilen Exemplare übereinstimmt, erscheint mir die Frage der mitteleuropäischen Art als gelöst, selbst wenn die aus dem 400 D: THEODOR KORMOS (70) englischen Pleistozän beschriebenen 1 neuen Dierostonyz-Arten sich als abgesonderte, ausgestorbene Formen erweisen sollten. Das beigefügte Graphikon enthält die Variationen in der Zahnreihen- länge des Lemmings von Pilisszäntö. Wie ersichtlich, sind die 72— 7’2mm langen Zahnreihen die häufigsten. Es ist noch interessant, daß der aus den Karpathen bekannte obische Lemming (Lemmus obensis BRANDT) in unseren Mittelgebirgen bisher nicht nachgewiesen wurde. 36. Microtus arvalis Par. Aus dem gesamten Diluvium unserer Felsnische legen ca 80 Unter- kiefer der Feldwühlmaus vor. Da diese Art von der nachstehenden auf Grund der Unterkiefer kaum zu unterscheiden ist, erscheint es nicht aus- geschlossen, daß unter den erwähnten Unterkiefern einige zu M. agrestis gehören.? Aus den rezenten Eulengewöllen gelang es mir 5 Schädelfragmente und 22 Unterkiefer der Feldwühlmaus zu gewinnen. 37. Microtus agrestis L. (Fig. 33.) Diese Art bestimmte ich auf Grund von 4 Schädelfragmenten aus dem oberen Diluvium ganz sicher; die für den zweiten Molaren charak- teristische innere Schmelzleiste $ ist an allen Exmplaren gut kenntlich. Ebenfalls aus dem oberen Diluvium stammt jenes Schädelfragment, dessen erste Molaren nicht drei, sondern vier innere und außerdem eine vierte äußere Schmelzleiste tragen. MiıtLEeR? fand diese vierte innere Schmelzleiste unter 73 unter- suchten typischen M. agrestis bei etwas über 5%. Diese überzählige Schmelzleiste tritt fast regelmäßig bei der schotti- ı Hınton: Some new Late Pleistocene Voles and Lemmings; Ann. and Mag. Nat, Hist. (8) VI. pag. 37—38. 1910. ? Die aus den ungarischen Pleistozän-Ablagerungen in großer Menge vorhandenen Wühlmausüberreste müssen gründlich revidiert werden. Da Dr. JuLrus Enık mit dieser Frage beschäftigt ist, behalte ich die in unserer Literatur gebräuchlichen Arten bis zur Zeit bei, wo seine Resultate publiziert werden. Die Frage der Wühlmäuse ist keine leichte und ihre Lösung wird mehrere Jahre in Anspruch nehmen; es wäre schade, den verglei- chenden Untersuchungen vorzugreifen und der Literatur neue Namen zuzuführen. > Menery, L.: Zwei für Ungarn neue Wühlmäusearten. Ällatt. Közlem. Band VII. pag. 47—48. Fig. a und c. Budapest, 1908. *L.c. p. 669. (71) SÄUGETIERE. 401 schen Subspezies der Stammform (M. agrestis exsul Mizr.) auf; MILLER beobachtete sie unter 14 Schädeln in 10 Fällen. Bei dieser Subspezies fand MiLvEr (l. c. p. 670, fig. 131) an dem unteren ersten Molaren sechs innere Schmelzleisten, während die Stammform der Regel nach nur deren fünf besitzt. Es ıst sehr interessant, daß die sechste Schmelzleiste, die dadurch zustande kommt, daß die Innenseite der ersten Schmelz- leiste zu einer Spitze umgewandelt wird, auch an einem rezenten Exemplar von Oravica vorkommt; dieses wurde von MEHRLYy (Zwei neue Wühlmäuse-Arten 1. ec.) m Fig. b abgebildet. Im unteren Diluvium der Fels- nische Pilisszantö fand auch ich einen mit 6 Schmelzleisten am ersten Molar gekennzeich- neten linken Unterkiefer (Fig. 33), den ich Fig. 33, Microtus agrestis L. deshalb zum Formenkreis des M. agrestıs Linke untere Molaren (I. und II.). An der Kaufläche des er- sten Zahnes sind 6 innere rechnen muß. Daß bei der Wühlmaus die Tendenz ; E : i £ 3 Schmelzleisten sichtbar. Stark besteht, solche überzählige Schmelzleisten zu vergrößert. Gez. von Dr. Ko- bilden, geht schon auch daraus hervor, dab LOMAN v. SZOMBATHY. MiLLEeR die obere innere dritte Schmelz- leiste auch an anderen Subspezies der Stammform beobachtete, so in einigen Fällen bei der schottischen M. agrestis neglectus JENYNs (l. e. p. 680) und bei einem Exemplar von M. agrestis rozianus Bocask (l. e. p. 681). Während dieser aber unter 14 Exemplaren von M. agrestis exsul in 10 Fällen beobachtet wurde, wurde er an allen übrigen Rassen unter 136 Exemplaren nur in 8 Fällen festgestellt (l. e. p. 670). Nach MitLer kommt die vierte hintere innere Schmelzleiste zuweilen auch am ersten Molaren der amerikanischen M. pennsylvanicus vor, deren Kaufläche jener der M. agrestis gleicht (l. e. p. 670.) 38. Microtus ratticeps Krys. et Bras. Sichere Reste dieser Wühlmaus sind im Diluvium unserer Felsnische selten. Es liegen aus dem unteren Diluvium ein, aus dem oberen 9 Unter- kiefer vor; alle sind typisch gebaut und sonach sicher bestimmbar. M. ratticeps lebt wie bekannt auch’ heute bei uns; M&£Hery erhielt das Tier aus Csallököz-Somorja.! Die Condylarlänge des unteren Unterkiefers der ı Münery,L.:Zweifür Ungarn neue Wühlmäuse Ällatt. Közl. Bano VII. p.47—48. Bpest, 1908. 402 D: THEODOR KORMOS (72) rezenten ungarischen Exemplare, d. h. «die Entfernung des hinteren Randes der Schneidezahn-Alveole von dem hinteren Rande des Proc. condy- loideus» (MEHELY) beträgt nach Me£nery höchstens 16°2 mm, während die Entfernung bei nordrussischen Exemplaren 16°5—18°5 mm beträgt. (M£EHELY leeapl2)) MeHeuy identifizierte die ungarischen Exemplare mit der von NEHRING auf Grund deutscher Tiere bestimmten Rasse (var. Stimmingi), die nach NEHRING ! schwächer gebaut ist, als der Typus von M. ratticeps. MILLER betrachtet die NeHrıne’sche Varietät als em Synonym der Stammform ;? in der Tat ist die condylobasale Länge eines brandenburgischen Schädels (Mivver’s Tabelle, pag. 711) nur um 01 mm kürzer, als jene an zwei lapp- ländischen Exemplaren. Die fossilen Unterkiefer von Pilisszantö gehören gewiß großen Tieren an. Die Condylarlänge eines — vielleicht des größten — Unterkiefers beträgt 15:5 mm, ist also ebenso lang, wie es MEHery beim größten nordrussischen Exemplar fand. 39. Microtus gregalis Par. Da mir kein rezentes Vergleichsmaterial der süd- und ostrussischen Zwiebelmaus vorliegt, bestimmte ich diese Art auf Grund der Mitteilun- gen NEHRING’s, der dieses Tier nach eingehenden Studien aus dem mittel- europäischen Pleistozän nachwies.? Auch aus dem ungarischen Pleistozän wurde die sibirische Art M. gregalis zuerst von NEHRING bestimmt, u. z. aus den Höhlen Öruzsin und Novi. Einzelne dieser von Samven RoTH gesam- melten Reste (Unterkiefer) liegen mir mit der handschriftliehen Bemerkung NEHRING’s: «Arv. gregalis. Die Unterkiefer unzweifelhaft» vor; auf Grund dieses fossilen Vergleichmateriales bestimmte ich die M. gregalis Reste von Pilisszanto. Ich sammelte aus dem unteren Diluvium 11, aus dem mittleren 6, aus dem oberen 64, insgesamt 81 Zwiebelmaus- Unterkiefer, deren spezifische Bestimmung im Sinne NeHrtne’s ohne Zweifel steht. Außer diesen liegen natürlich auch minder typische Exemplare vor, welche von Worpkıch 1881. als «arvaloıd» und «ratticepoid» bezeichnet wurden. Worpkıch versuchte 18845 — meiner Meinung nach mit keinem großen Erfolg — die fossilen Wühlmausreste von Stramberg in verschie- 1 NEHRING, A.: Sitz.-Ber. Ges. Naturforsch. Freunde. Berlin, 1899. pag. 58. 2 L. c. pag. 708. ® Diesbezügliche Litteratur siehe bei NEHRING: Tundren u. Steppen. pag. 243 — 245. * Worpkıch, J. N. Dil. Fauna von Zuzlawitz. Zweiter Teil. 1881. p. 213. 5 WorpkıchH, J. N.: Diluviale Arvicolen aus den Stramberser Höhlen in Mähren. Sitz.-Ber. k. Akad. Wien. XC. Bd. 1. Abt. pag. 387. 1884. (73) SÄUGETIERE. 403 dene Formenreihen zu vereinigen und äußerte sich (l. e. p. 392) folgen- derweise: «Aweite Formenreihe. Dieselbe beginnt mit der Form von Arvieola gregalis Pauz. und endigt mit Arv. arvalıs Buas. Solche Übergangsformen fand auch ich in großer Zahl, da aber die Frage der fossilen Wühlmäuse noch bei weitem nicht gelöst ist, nahm ich diese nicht m Betracht, so daß die erwähnten 81 Unterkiefer von M. gregalis alle typisch sind. Karka ! beschreibt diese Form sehr riehtig, wie folet: «Gruppe IH. Nivicola. Die erste Schmelzschlinge mit der un- paarigen Schlinge der Innenseite verbunden; der Backenzahn hat außen 3, innen 5 Kanten. Arten. Arvicola gregalis. Derm. (sie!). Das vordere Schlingenpaar stumpf abgeschnitten und von der 4. inneren Schmelzschlinge abgeschieden. Arv. ratticeps Keys. et Bras. Das vordere Schlingenpaar buchtig, mit der 4. inneren Schmelzschlinge breit verbunden.» Diese Beschreibung ist wirklich die beste, indem bei M. gregalis das vordere Schmelzleistenpaar des ersten unteren Molaren von dem (vierten von hinten gezählt) durch eine Einsehnürung scharf getrennt ist, während sie bei M. ratticep verbunden sind. Für beide Formen ist es äußerst bezeichnend, daß nur drei äußere Schmelzleisten vorhanden sind. All dies wollte ich nur deshalb erwähnen, weil es nach M£HELYy ? nicht ausgeschlossen ist, daß die ungarische fossile «gregalis «uicht die charakteristische Form der östlichen Steppen, sondern eine dieser ähn- liche eingeborene Art is. MekH#eruy basiert seine Meinung teils auf die Auffassung Hrxron’s, der die aus England bekannten M. gregalis-Reste nieht mit der sibirischen Art Parzas’ identifizieren konnte und deshalb als neue Art: M. anglicus beschrieb, teils darauf, daß «NEHRING das von S. Rort gesammelte Material aus dem Komitat Szepes als nicht ganz typisch bezeichnete. Über die englische fossile Art kann ich keine Mei- nung aussprechen, es steht jedoch fest, daß meine Exemplare genau mit den von NEHRING als «gregalis» bezeichneten Exemplaren über- einstimmen; NEHRING’s handschriftliche Bemerkung legt mir vor. Es kann aber sein, daß im Rorw’schen Material auch Übergangsfor- ı Karka, J. Rec. u. foss. Nagetiere Böhmens. Arch. d. Naturw. Landesdurchforsch. v. Böhmen. VIII. Band. page. 93. Prae, 1393. ® Fibrine Hunearie. pag. 83. 404 D: THEODOR KORMOS (74) men vorhanden waren, und NEHRING bezeichnete gewiss diese als «nicht ganz typische. WorpkıcH bestimmte die Condylar-Länge des M. gregalis-Unter- kiefers für 170 mm. Ich fand das vollständigste Exemplar von Pilisszant6 für 16° mm lang, es gıbt aber ohne Zweifel auch kleinere, sonach bezieht sich die von WorpkıcH mitgeteilte Länge, wie er es auch betonte, auf ein starkes Exemplar.! 40. Microtus nivalis Marr. Ich hatte schon Gelegenheit, darauf zu verweisen, daß die Schnee- maus meistens mit den Lemmingen aufzutreten pflegt und je häufiger das eine, umso häufiger auch das andere Tier ist. Dasselbe beobachtete ich in der Felsnische Pilisszäntö; hier sammelte ich aus dem unteren Dilu- vium 6, aus dem oberen 53 Unterkiefer, deren Bestimmung unzweifel- haft ist. Die Condylarlänge des Unterkiefers variiert nach Alter und Ge- schlecht von 15°5—1S'7 mm, während die Länge der Zahnreihe 62 —6°8 mm beträgt. An den Exemplaren von Zuzlawitz maß WorpkıcH 17'2, resp. 6°5 mm. NEHRING fand an Exemplaren vom Schweizersbild eine Länge von 17:5, resp. 62mm; all’ diese befinden sich demnach zwi- schen den von mir bestimmten Variationsgrenzen. Die Bezahnung der Schneemaus von Pilisszanto stimmt mit der der fossilen Exemplare aus der Tätra überein. Einige von SamuEL RorH gesam- melte Unterkiefer von Novi wurden durch NEHRING zu seiner Zeit als var. petrophilus? bezeichnet, da aber die Charaktere dieser Exemplare in den Variations-Kreis der genannten Art fallen und da Mıtver diese Varietät als Synonyme der Stammform betrachtet,? hielt ich die speziellere Be- zeichnung nicht für notwendig, obzwar solche Exemplare in dem Materiale von Pilisszantö nicht gefunden wurden. Diesbezüglich verweise ich wieder- holt auf Worpkıch, der sich 1851 diesbezüglich folgenderweise äußerte :? «Bs erscheint nicht uninteressant, daß auch schon die diluviale Schnee- maus die Neigung zu besitzen schien, Varietäten zu bilden, wie dies bei der heutigen und bei anderen lebenden Wühlmäusen der Fall ist.» NEHRING bemerkt an einer Etiquette, die er zu einem Teil der Exem- plare von Novi reihte, daß die meisten Unterkiefer sicher bestimmt sind, an einigen sind aber — im Gegensatz zum Typus — geringere Abweichungen wahrnehmbar. ı Dil. F. v. Zuzl. 1. 1880. pag. 26. ® Loc. eit. p. 716. ® Dil. F. v. Zuzl. L. 1881. pag. 208. (75) SÄUGETIERE. 405 41. Arvicola terrestris L. (Fig. 34.) Ebenso, wie in der Felsnische Remetehegy, gehört die Schermaus auch hier zu den gememsten Nagetieren. Aus dem unteren Diluvium sammelte ich 5 Schädelfragmente und 146 Unterkiefer, aus dem mittleren 10 Unterkiefer, aus dem oberen 36 Schädelfragmente und 340 Unterkiefer, also zusammen 537 Reste; obzwar aus der bedeutend klemeren Felsnische Remetehegy 1630 Stücke vorliegen,! ist doch auch die ersterwähnte Zahl beträchtlich. Also auch dieses Tier erwies sich im oberen Diluvium häufiger, wie auch übrigens die während der Eiszeit verdrängte insäßige Nagerfauna in Mittel- und West-Europa erst segen das Ende .der Postglazialzeit den Höhepunkt ihrer neuen Verbreitung erreichte. Die pleistozänen Sehermaus-Überreste werden von älteren und teilweise auch von neueren Autoren als «Arvicola amphibius» bezeichnet. Da aber nach dem epochalen Werke Mitver’s ? dieses Tier nur in Grob- Britansien wohnhaft ist, wäre es sehr interessant zu entscheiden, welche Arvicola-Art während der Pleistozänzeit bei uns und im Mitteleuropa ver- breitet war? Auf Grund meines reichen fossilen Materiales und der genauen Maß-Tabellen MitLLer’s kann die Frage vielleicht gelöst werden. Zum Vergleich können nur drei Arten in Betracht gezogen werden, u. z. die großbritannische Arvicola amphibius L.; 2. Arvicola scherman Staw., wohnhaft vom Baltischen See bis Süddeutschland und bis m das Innere von Frankreich; 3. die skandinavische Arvicola terrestris L. Diese Arten sind — wenn das ganze Tier zur Verfügung steht — sehr leicht unterscheidbar; auf Grund verletzter fossiler Überreste ist aber die Unter- scheidung bedeutend schwieriger. In diesem Falle können nur die Maße und Analogien einen Aufschluß geben. Die Länge der unteren Zahnreihe beträgt bei Arvicola amphibıus (England) 9:4—11°4, die der oberen 9:0—11'4 mm. Das Mittel ist für die untere Zahnreihe=104, für die obere 100 mm (MiGLER p.736.). Bei Arvicola scherman (Deutschland, Frankreich ete.) ist die untere Zahnreihe $:2—9'2, die obere 8:0— 90 mm lang. Das Mit- tel beträgt für die untere Zahnreihe 88, für die obere 87 mm. (Mıtzer p. 750). Bei Arvicola terrestris (Skandina- ı Kormos, T.: Die Felsnische am Remetehegy. Loc. eit. p. 388. Tech pP: 730. o_-NmWrWmoON® © 406 D: THEODOR KORMOS (76) I 1” | E als ol = oa N oo 213-219 22-229 230-239 240-249 250-259 260-269 270-279 280-281 Min. Max. Fir. 34. Arvicola terrestris L. Die Variation der Condylar-Länge von 100 fossilen Unter- kiefern von Pilisszänt6, in % ausgedrückt. (77) SÄUGETIERE. 407 vien) beträgt die Länge der unteren Zahnreihe 8:3—9'8, die der oberen 3:8 10:0!mm Dias Mantel su Dürr die untere 92% Fur dire obere ebenfalls 92 mm (MILLER p. 742). Betrachten wir nun die Exemplare von Pilisszanto. Das beiliegende Graphikon zeigt die Variation der Condylarlänge des Unterkiefers, aus 100 Exemplaren von Pilisszantö berechnet. Wie ersichtlich, variiert die Größe des Unterkiefers von 21'3— 281 mm, am häufigsten kommen 23-25 mm lange Exemplare vor. Das reelle Mittel dieser — wahrscheinlich mit dem Alter und mit dem Geschlecht verbundenen — Schwankung beträgt 24-3 mm (Worpkıch berechnete =25°0 mm; Zuzlaw. 3 Th. pag. 1004.) Das Mittel beträgt bei den erwähnten rezenten Arten: Arv. amphibius = 28:0; Arv. scherman = 23'3; Arv. terrestris = 248 mm. Die Länge der unteren Zahnreihe variiert bei den Exemplaren von Pilisszantö von 8:1—10°5 mm; das Mittel beträgt — aus 35 Exemplaren berechnet — 9-2 mm. Die obere Zahnreihe ist nur an 9 Exemplaren unver- letzt. Die Grenzwerte ihrer Länge sind 82 und 98, das aus wenigen Daten berechnete Mittel beträgt = 8°S mm, weicht aber eben in Folge der gerin- gen Datenzahl von dem Mittel der unteren Zahnreihe ziemlich ab und ist nicht genügend reell. Nach Worpkıc# (Dil. F. v. Zuzl.) ist die untere Zahnreihe von «Arv. amphibius» von Zuzlawitz 9-0, nach Neurına (Schweizersbild, pag. 59) die des fossilen Tieres (Arv. amph.) vom Schweizersbild 9:5 mm lang. Es ist fast gewiß, daß in beiden Fällen dasselbe Tier besprochen war, welches am Ende der Plei- stozänzeitgleichzeitigmit den Lemmingen, Schnee- mäusen, Polarhasen und Mooörschneehühnern auch bei uns häufig auftrat. Auf Grund der entsprechenden Maße und auf Grund der Verbrei- tungs-Analogien (Fuchs, Vielfraß, Hase, Lemming, Renntier, Schneehuhn) glaube ich kaum zu irren, wenn ich behaupte, daß von den Arvicoliden bei uns in der Postglazialzeit nicht Arv. amphibius oder Arv. scherman, sondern die typische Arvicola terrestris lebte, die nach MitLLER heutzutage in Skandinavien verbreitet ist, während unter unserem Breitengrade (folglich auch im Ungarn) anstatt ihr Arv. scher- man lebt. MeHzLy verneint dies, wenn aber meine Meinung in Bezug auf die fossile Art bestimmt nachgewiesen würde, wäre die Annahme begrün- det, daß die größere Arv. terrestris nach Ablauf der postglazialen Zeit nach dem Norden zog, und an ihre Stelle die kleinere, etwas schwächere Arv. scherman trat. Um die Frage endgültig zu lösen, wären unbedinst ! MEHELY: Ungarische Mammalogie. 1. c. p. 89. (149). 405 D: THEODOR KORMOS (78) ein reiches rezentes Vergleichsmaterial und komparative Untersuchun- gen nötig. Spalacid. 42. Spalax hungaricus Nurc. Von der Blindmoll liegen 2 Humeri und 2 Uln& aus dem Alluvium unserer Felsnische vor. Da das Skelett der Spalacıden ausgenommen den Schädel — systematisch bisher nicht bearbeitet wurde und da mir kein bezahnter Unterkiefer oder Schädelfragment vorlag, fand ich mich bei der Bestimmung der erwähnten Reste in einer schwierigen Lage. In Anbetracht dessen, daß ich aus dem Alluvium der benachbarten «Legeny)- Höhle — auf Grund mehrerer Unterkiefer und Schädelfragmente — Spalaz hungarieus bestimmte,t scheint es per analogiam ziemlich sicher zu sein, daß die vorliegenden Reste auch derselben Art angehören. Diese Annahme wird auch dadurch bestärkt, daß die Reste von Pilisszantö mit denen aus der Legeny-Höhle völlig übereinstimmen. Sceiurid®. 43. Spermophilus citellus L. 4 typische Unterkiefer aus dem Alluvium gehören unzweifelhaft zu dieser Art. 44. Spermophilus citelloides noy. sp. (Fig. 35 —42.) Postglaziale Zieselreste kommen aus den ungarischen Höhlen immer häufiger zum Vorschein. Während aber — merkwürdigerweise — nach West und Nord, hauptsächlich in Deutschland sowie ın Böhmen und Mähren vorwiegend große, zum Formenkreis Sperm. altaicus — Eversmannı — rufescens und fulvus gehörende Ziesel vorkommen, spielen diese bei uns eine untergeordnete Rolle. Kleinere, zum Formenkreis Sperm. citellus — suslica (— guttatus Paur.) gehörende Zieselarten scheinen im oberen Plei- stozän Ungarns häufig gewesen zu sein, während sie in den erwähnten Län- dern und in ganz Mitteleuropa kaum zu finden sind. Aus dem unteren Diluvium der Felsnische Pilisszantö wurden 44, aus dem mittleren 5, aus dem oberen 100 Ziesel-Unterkiefer gesammelt, ! Kormos, T.: Die prähistorische Fauna der Legenyhöhle bei Pilisszentlelek, Barlangkutatäs (Höhlenforschung). Bd. I. p. 142. Budapest, 1913. (79) SÄUGETIERE. 409 mit den 5 vorhandenen Schädelfragmenten liegen demnach — abgesehen von den Extremitätenknochen — von Pilisszantö 154 Spermophilus-Reste vor. Unter diesen findet sich keme, die zu einer großen Art dieser Gattung, d. h. zu der von Braxpr (1544) aufgestellten Untergattung «Colobotis» ge- zählt werden könnte. Aus der Felsnische Remetehegy liegen 127, aus der Jankovich-Höhle bei Bajöt 141 Ziesel-Unterkiefer und Schädelfragmente vor. In der Felsnische Remetehegy fand ich keinen «Colobotis», in der Höhle von Bajöt sammelte aber HıLLeBrAnD neben mehreren anderen auch einige größere Unterkiefer, welche wahrscheinlich zu der letztgenannten Gruppe gehören und als Repräsentanten des Sperm. rufescens betrachtet werden können. Knochen kleinerer Zieselarten liegen mir auch von anderen Orten Ungarns vor, ein ähnlich massenhaftes Vorkommen aber — wie in dem Buda-Pilis-Gebirge — war bisher unbekannt. Diese kleine Zieselart wurde bisher als Spermophilus citellus, resp. Citellus citellus erwähnt (Puskaporos, Pälffy-Höhle, Remetehegy, Bajöt); inzwischen untersuchte ich aber das fossile Material genauer und auf Grund einer eingehenden und sorgfältigen Vergleichung der fossilen und rezenten Knochen kam ich zu dem Resultat, daß die fossilen Reste mit der heutigen Art Sperm. eitellus keinesfalls iden- tisch sind. Die systematische Stellung der fossilen Reste muß etwas eingehen- der besprochen werden, vor allem müssen wir aber die wichtigste Literatur überblicken. e Grundlegend beschäftigte sich mit den Zieseln der Pleistozänzeit NeEHRInG; ! wichtige Daten verdanken wir den Untersuchungen Brasıus,? und neuerdings Karka’s,? während die älteren Untersuchungen von Kaup, MeEvER, FALCONER, DESNOYERS u. a. wegen Mangel an notwendigen kompa- rativen Forschungen kaum zu bleibenden Resultaten führten. NEHRING fand (1876, a) p. 201 —202) an fossilen Zieseln von Deutsch- land 11°8S—12:0 mm lange obere und 11—11'’3 mm lange untere Zahnreihen, während diese Maße beim rezenten Spermophilus «citillus» 9:0—9"3, resp. 1 NEHRING, A.: a) Beiträge zur Kenntniß der Diluvialfauna. Zeitschr. f. d. Ges. Naturw. Neue Folge. Bd. XIII. pag. 191. Taf. II. Berlin, 1876. NEHRING, A.: b) Die quaternären Faunen von Thiede und Westeregeln nebst Spuren d. vorgesch. Menschen. Arch. f. Anthrop. Band. X. pag. 380. Fig. 29. Braun- schweig, 1878. NEHRInG, A.: c) Ein Spermophilus-Skelet aus dem Diluvium des Galgenberges bei Jena. N. Jahrb. Miner. Geol. u. Paläont. Bd. II. pag. 118. Taf. IIT—IV. Stuttgart, 1880. 2 Brastus, W.: Spermophilus rufescens Krys. et Bras. (der Orenburger Ziesel) fossil in Deutschland. Zool. Anzeiger Jahrg. 1882. pag. 610. 3 Karka, J.: Rec. und foss. Nagetiere Böhmens; 1. ce. p. 62. 410 D: THEODOR KORMOS (80) S:5—5°3 mm betragen. Ferner erwähnt NEHrING (p. 206), daß die oberen Molaren der ersteren Art breiter sind und daß der erste Prämolar nicht so nach hinten gelehnt ist, wie bei Sp. «citillus, sondern mehr gerade steht, wie bei den Arctomys-Arten. Die Wurzeln der oberen Zähne sind denen von Sp. «cıtıllus» ähnlich ; der emzige Prämolar des Unterkiefers ist jedoch dreiwurzehg, während er bei der letzteren Art immer zweiwurze- 7 a b c Fig. 35. Die Wurzelreduktion des oberen Prämolaren (p;) des Ziesels. a = Sperm. citellordes, Felsnische Remetehegy; b—c = Sperm. citellus (rezent), Nadasdladäny. (Mehrfach vergr.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. lıig ist. Dasselbe wurde von BörrGEer und HEnseu bei dem fossilen Sperm. supereiliosus Kaup. und beim Sperm. priscus GIEBEL beobachtet ; diese Arten wurden von NEHRING mit der von ıhm untersuchten Art von Westeregeln identifiziert. Im Folgenden vergleicht NEHRING diese mit / / ) / / | Rn) Neslı L / Ü @, Fig. 36. Der linke untere Prämolar (2,) mit zwei getrennten Wurzeln bei fünf rezenten Sperm. eitellus-Exemplaren aus Nadasdladäny. (Mehrfach vergrößert.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. den rezenten Exemplaren von Sperm. altawcus (= Sp. Eversmannı) und obzwar bei den letztgenannten das untere p entweder zweiwurzelig, oder die dritte Wurzel nur in reduzierter Form anwesend ist, identifiziert er die fossilen Reste mit Sp. altaicus (p. 222). Es wird m anziehender Weise er- örtert, daß die ursprünglich zweiästige hintere Wurzel der Spermophilus- Arten im Laufe der Zeit immer größere Neigung zur Verschmelzung zeigte. NEHRING nimmt an, daß dieser Zahn bei den fossilen Exemplaren immer dreiwurzelig ist, und vergleicht sie mit den zweiwurzeligen oder nur eine (81) SÄUGETIERE. 411 halbwegs getrennte accessorische dritte Wurzel besitzenden rezenten Exem- plaren. Über Sperm. «eitillus, deren unterer Prämolar immer zwei- wurzelig ist, erwähnt NEHRING, daß dieser sicher nicht immer so gestaltet war, sondern daß der Prämolar dieser Art ursprünglich ebentalls dreiwurzelig war. «Aber diese Zeit» — schreibt NEHRING — diegt schon so weit hinter der Gegenwart, daß nur noch selten oder vielleicht niemals Individuen auftreten, bei denen der Prämolar durch Rückschlag sich dreiwurzelig entwickelt.»1 In seiner später erschienenen Abhandlung (b. 1878. 1. e.) erwähnt NEHRING ergänzend, daß es doch einige rezente Zieselarten gibt (Sperm. guttatus, Sp. brevicauda), deren unterer Prämolar eine gut entwickelte dritte Wurzel oder wenigstens an der hinteren Hauptwurze l eimen wurzelartigen Anhang trägt; an jungen rezenten Exemplaren der EB i | \ N r | 2) Fig. 37. Linker unterer Prämolar (p,) von rezenten Zieseln (Spermophilus citellus, Legeny- Höhle) mit stufenweise verschmelzenden zwei Wurzeln. (Mehrfach vergrößert.) Gezeichnet von Dr. K. v. SzoMBATAY. größeren Arten ist es gut sichtbar, daß der erste obere Prämolar in der Vergangenheit dreiwurzelig gewesen sem mag. Die Verschmelzung der Wurzeln ist zwar hier schon vollständig, doch die feinen längliehen Furchen an der scheinbar einheitlichen Wurzel beweisen die ehemalige Trennung der Wurzeln. ö k Auch NEHRING erklärt diese Reduktion des Gebisses mit der Verkür- zung des Schädels, resp. der Nase und mit der kräftigeren Entwieklung der Schneide- resp. der Eekzähne und erwähnt sehr lehrreiche Analogien aus dem Kreise der Raubtiere und der Nager. 1 HENSEL, der zuerst Sciurus priscus GIEBEL für einen Ziesel erkannte und ihn nach Vergleichung mit S’perm. eitellus zum Formenkreis von Sperm. julvus verwies, bemerkte schon 1856 (R. HesseL: Beiträge zur Kenntniß fossiler Säugetiere, Zeitschr. d. deutsch. Geol. Ges. Bd. 8. pag. 676.), daß die Zahl der Wurzeln des ersten Molaren (Prämolaren), die bei Sperm. eitellus auch seiner Meinung nach ständig z wei beträgt, bei der Unter- suchung in hohem Grade beachtet werden muß. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsant. XXIII. Bd. 6. (Schluß-) Heit. 29 419 D: THEODOR KORMOS (82) In dieser Abhandlung NeHrıng’s (p. 382) wird auch eine kleinere Zieselart: Sperm. guttatus Temm. erwähnt.! W. Brasıvs (]. ec.) wies 1882 nach,daß Sperm. altaicus (Bversmanni) NEHRING mit dem rötlichen Ziesel von Orenburg- (Sperm. rufescens Keys. et Buas.) identisch ist und daß auch die aus Europa beschriebenen fossilen Zieselreste (Sperm. superciliosus, erythrogenoides, priscus und Richardson? hieher gehören. Karka, der aus den pleistozänen Ablagerungen Böhmens drei Ziesel- Arten bestimmte (Sperm. «citillus, Sperm. rufescens, Sperm. fulvus, 1. e. p- 62—67), erwähnt, daß die Nasenbeine des Schädels am breitesten bei Sperm. rufescens hervortreten und Sperm. «citillus in dieser Hinsicht näher zu Sperm. fulvus steht, welche unter allen lebenden Zieselarten die größte ist. Hochinteressant sind die Erörterungen Karka’s (l. e. p. 63), über die vertikale Verbreitung des gememen Ziesels (Sperm. «citillus). Nach Karka kommt dieses Tier schon in den diluvialen Schichten vor, aber nur in den oberen und im Alluvium. Die Reste von Sperm. rufescens und fulvus liegen aber in den tieferen Schichten des «diluvialen Lehms» neben den Überresten von Arctomys bobac und Alactaga. Wenn das so ist, so hegt es klar, weshalb bei uns die Reste größerer Zieselarten bisher so selten sind. Unsere sog. «arktische und subarktisch® Mikrofauna stammt größten- teils aus der Postglazialzeit (Magdalenien); eme ältere Mikrofauna fehlt sozusagen gänzlich. Arctomys bobac, Sperm. rufescens, Sperm. fulvus, Alactaga saliens smd demnach hänfiger eben aus den tieferen (Aurignacien- Solutreen) Schichten zu erwarten. Vielleicht werden uns die nachkommen- den Forschungen auch diesbezüglich einen Aufschluß geben! * Außer den Zieselresten von Pilisszantö untersuchte ich auch die Funde von Remetehesy und Bajöt, insgesamt also 415 Ziesel-Unterkiefer und Schädelfragmente. Zum Vergleich dienten in erster Reihe 9 rezente ungarische Ziesel- t Wahrscheinlich gehört zum Formenkreis eitellus-guttatus auch der von NORD- MANN beschriebene aus der Umgebung Nerubaj stammende fossile Zieselschädel (vgl. A. v. NORDMANN: Paläontologie Südrusslands. pag. 160. Helsingfors, 1858.) ® BRANDT, der zuerst die fossilen Überreste von Sperm. Eversmanni (altaicus) nach- wies (Altaihöhlen 1. c., p. 379.), bemerkt schon 1870, daß der von LARrTET als «Sperm. Ri- chardsoni» erwähnte fossile Ziesel von Montmoreney nicht zu der Art von Kamtschatka und Nordamerika, sondern zum Formenkreis des in den Gouv. Kazan und Orenburg, zwischen den 50—56. Breitengraden vorkommenden Sperm. undulatus (= Sperm. rufes- cens) gehört. (83) SÄUGETIERE. 413 schädel (Sperm. eitellus) — vorwiegend aus der Umgebung von Näadasd- ladany (Kom. Fejer) — und zahlreiche subfossile (prähistorische) Ziesel- reste (Sperm. citellus) u. z. 70 Unterkiefer, darunter viele ganz juvenale, 5 schöne Schädelfragmente und 15 bezahnte Maxillenfragmente aus der Legeny-Höhle bei Pilisszentlelek; diese wurden 1911 von Lupwıs BELLA und Orrokar Kapıd gesammelt.t Außerdem lagen mir vor außer den zum Formenkreis Sperm. rufescens-fulvus gehörenden ungarischen und böhmi- schen Überresten ein Schädel der südrussischen Sperm. suslik GusLD AR Rn Fig. 38. Primitiver unterer Prämolar (p,) von Spermophilus citelloides, an den Exemplaren b— dreiwurzelig; a—c = von Pilisszänt6 (linker) d—e = von Bajöt (rechter); = von Remetehegy (rechter). Mehrfach vergrößert. Gez. von Dr. K. v. SZOMBATRY, (= guttatus Paur.), das vom Herrn Hofrat Dr. Grza v. HorväÄrH, Sektions- direktor des ung. Nationalmuseums 1880 gesammelt und mir zum Vergleich freundlichst überlassen wurde. Die fossilen Überreste sind vorwiegend Unterkiefer, dann einseitige Maxillenfragmente, größtenteils mit lückenhafter Zahnreihe, vielfach aber auch zahnlos und mit dem Fragment des Processus zygomatieus der Maxille. Kraniometrische Maßangaben können wegen der mangelhaften Erhal- tung des Schädels nicht mitgeteilt werden, ebenso kann ich auch die Länge der oberen Zahnreihe nur auf Grund der Alveolen geben, da voll- ständig erhaltene obere Zahnreihen sehr selten sind. Diese Länge beträgt 1 Kormos, T.: Die prähistorische Fauna der Legenyhöhle bei Pilisszentlelek. Barlang- kutatäs. Bd. I. p. 142. Bpest, 1913. 29% 414 D: THEODOR KORMOS (84) bei den fossilen Exemplaren 9:5—10'7, bei den subfossilen Exemplaren von Pilisszentlelek 9'2—10'3, bei den rezenten 9'3—10'5 mm. Die oberen Zähne der fossilen Exemplare stimmen in der Gestalt der Krone und der Höcker ganz mit denen von Sperm. citellus überein. Der erste obere Prämolar (ps) ist einwurzelig, der zweite Prämolar (ps) und die ersten drei Molaren (m}—3;) sind dreiwurzelig. Während aber die Zahl und Gestalt der Wurzeln p,—mz sowohl bei der fossilen, wie auch bei der rezenten Art konstant und übereinstimmend ist, zeigt die Wur- zel und die Alveole des ersten Prämolaren (Fig. 35) gewisse Abweichungen. Dieser Zahn ist nur an einem Maxillen- Fragment von Remetehegy vorhanden, die Gestalt der Wurzel kann dem- nach in allen übrigen Fällen nur auf Grund der Alveole festgestellt werden. Es steht außer Zweifel, daß dieser Zahn einst zwei wurzelig war! An jedem fossilen Exemplar ist an der äußeren Seite der Alveole eme Knochenleiste sichtbar, die auf die tiefe längliche Einschnürung, oder auf die Zweiteiligkeit des latera- m len Wurzelteiles folgern läßt. An dem erwähnten einzigen Exemplar von Remetehegy (Fig. 35, «a) ist diese sich durchwegs erstreckende und nach unten divergierende Furche sehr auffallend. Auf der Alveole des p; der subfossilen Exemplare aus der Legeny- Höhle ist diese Knochenleiste auch vorhanden, u n- Kig. 39. Rechter unterer 4 0,17 Exemplaren fand ich suemuibes Prämolar der südrussi- 5 Ball:so, kraken 2 ent- : i nur in einem schen Sperm. suslica. x F ‚ wickelt, wie auf allen fossilen Exemplaren. (Mehrfach vergr.). Gez. von Dr. K.v. SZOMBATHY. In 10 Fällen war eine ONEIT in ge S pur der Knochenleiste zu finden, in 6 Fällen war aber auch diese völlig verschwunden. Unter 8 rezenten Sperm. citellus-Schädeln fand ich bei 4 Exem- plaren auf allen zwei Seiten, bei einem Exemplar auf einer Seite eine geringe Spur der Knochenleiste, während sie bei drei Exemplaren ganz verschwunden war. Bei einigen rezenten Exemplaren besitzt der erste Prämolar ebenso gestal- tete Wurzeln, wie das auf Fig. 35,b abgebildet ist. Die Einschnürung geht hier schon nicht über die ganze Wurzel, demnach ist auch die Knochenleiste auf der Außenseite der Alveole geringer ent- wickelt, als bei den fossilen Exemplaren. In emigen Fällen war die Reduktion noch stärker, die Wurzeln sind ganz verschmol- zen (Fig. 35, c), die alveolare Knochenleiste fehlt vollständig, was bei fossilen Exemplaren nie der Fall ist. Die Länge der unteren Zahnreihe beträgt 8:4—9'6 mm; das Mittel (85) SÄUGETIERE. 415 von 60 ist (20 von Pilisszantö, 20 von Remetehegy, 20 von Bajöt) 9-0 mm.! Die Zahnreihen der subfossilen Unterkiefer aus dem Alluvium der Legeny-Höhle sind 8:4—9:0, die der rezenten Tiere $:1—9'2 mm lang, das Mittel beträgt in beiden Fällen 8:5 mm. Die Gestalt der Zahnkrone stimmt bei den fossilen Exemplaren mit der der subfossilen und rezenten Tiere überein. Die Molaren sind im Bezug auf ihre Wurzel gleich, indem die Zähne m, —; sowohl bei den fossilen, wie auch bei den übrigen Unterkiefern vierwurzelig sind. Während aber der einzige Prämolar (ps) bei den rezenten und subfossi- len Exemplaren stets zweiwurzelig ist (Fig. 36), und sogar beide Wurzeln manchmal auch zur Verschmelzung geneigt sind (Fig. 37), trägt die hintere Wurzel dieses Zahnes bei den fossilen Exem- plaren oft eine kleine accessorische Wurzel (Fig. 38, Fig. 40. Linker Unterkiefer von Sperm. citelloides (a) und Sperm. suslica (b) (Südrussland) von der Innenseite, (Vergrößert.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. b—f), die bei jungen Tieren unten offen ist und demnach wahrscheinlich einen selbständigen Nerv besaß. Diese dritte Wurzel fehlt in vielen Fällen, dann ist aber die hintere Wurzel breit, flach (Fig. 38, a) und kann etwa als Übergangsstufe zum dreiwurzeligen Typus betrachtet werden. Beim rezenten Ziesel sind außerdem die Wurzeln des unteren Prämolaren mehr abgerundet und diver- sierend, als bei der fossilen Form. Die Condylar-Länge des Unterkiefers ist unwesentlich verschieden. Sie beträgt bei fossilen Exemplaren 26°0—29'8 (Mittel 275), bei subfossilen 26°9—29:0 (Mittel 278), bei rezenten 26°6—29'8 (Mittel 27:9) mm. Die Gestalt des Unterkiefers ist der von Sperm. eitellus ähnlich. Für beide Arten ist es bezeichnend, daßder Hinterteilder Schneide- ! Das Mittel der einzelnen Fundorte beträgt: Pilisszantö = 9:0, Remetehegy = 9:1, Bajöt = 9:0. 416 D: THEODOR KORMOS (86) zahn-Alveole nicht, oder nur gering über die Basis der Crista masseterca ragt und mit der Axe des Processus condyloideus sozusagen in einer Linie liegt (Fig. 40). Auf der äußeren Seite der Jncisura corono-condyloideat ıst ein sehmaler Kamm (Ürista corono-condyloıdea) sichtbar, der sieh von dem Condylu zur Basıs des Processus coronoideus zieht (Fig. 41). Dieser Kamm ist an den fossilen Unterkieferın der Regel nach bedeutend kräftiger entwickelt, als bei Sperm. citellus. Der südrussische Sperm. suslica — von dem ich leider nur ein Exem- plar untersuchen konnte — ist nach MirtEr ? etwas kleiner, als Sperm. citellus. Der Schwanz ist kürzer, das Fell mit weißen Flecken getüpft, der Schädel ist kleiner, die Nase mehr gedrückt, der Gaumen schmäler, wie beim letzteren. Fig 41. Linker Unterkiefer von Sperm. citelloides (a) aus Bajöt; Sperm. eitellus (0) aus Nädasdladäny; Sperm. suslica fe) aus Südrussland von der Außenseite. (Vergr.) Gezeichnet von Dr. K. SzoMBATHYy. An dem mir vorliegenden kleinen (2?) Exemplar (Nat. Mus. 1887/1570) konnte ich feststellen, daß der erste obere Prämolar em-, der untere zweiwurzelig, die hintere Wurzel aber breit, flach ist, an ihrem oberen Teil eine Neigung zum Verästeln zeigt (Fig. 39). In dieser Hinsicht steht demnach Sperm. suslica näher zu der fossilen Art, als Sperm. citellus, weil auch ihre Wurzeln nicht so divergierend sind, wie bei dem letzteren. NEHRING stellte auf Grund ostgalizischer Exemplare fest,? daß der untere Prämolar vom Schuschlik manchmal (wie es scheint in der Mehrzahl) wirklich dreiwurzehg ist. Ein wichtiger Unterschied beider Arten liegt aber darin, daß bei Sperm. suslica der Hinterteil der Schneidezahnal- 1 M£HELY, L.: Species generis Spalax. pag. 19. Bpest, 1909. % MILLER untersuchte übrigens auch nur ein Exemplar. Loc. cit. p. 929. 3 Quaternären Faunen v. Thiede ete. Loe. eit. pag. 380. 187) SÄUGETIERE. 417 veolesich treppenmartig über die Basis der Crista masse- terica erhebt und mit der Axe des Processus condyloideus keine gerade Linie gibt, indem die Basis des Schneidezahnes mehr nach oben gebogen ist und so eine kleine Einkerbung entsteht (Fig. 40.). Ein weiterer wichtiger Unterschied liegt ferner darin, daß auf der äußeren Seite der Jneisura corono-condyloida kein Kamm vorhanden ist, sondern vom Condylu zum Tuberculum alveolare (TuLLgere) des Schneidezahnes eine schmale, sich aber immer verbreiternde, polsterartige Er- hebung dahinzicht, die mehr erhaben ist, als bei der Gruppe Sperm. eitellus-eitelloides (Fig. 41). Es scheint, daß der Schneidezahn von Sperm. suslica relativ länger ist, als bei den letzteren Arten. Nach MILLER ist der Unterkiefer von Sp. suslica 278, die obere ? [7 b c Fig. 42. Linker unterer Prämolar (p,) von Sperm. julvus (a) und Sperm. rujescens (b—c) aus Podbaba (fossil). Mehrfach vergrößert. Gez. von Dr. K. v. SZOMBATHY. Zahnreihe 92, die untere 82 mm lang. Das von mir untersuchte südrussische Exemplar (vielleicht. das kleinste unter den ausgestopften Exemplaren des Nationalmuseums) ist etwas kleiner als das von MiıtLEr untersuchte Tier aus Galizien. Die Länge des Unterkiefers beträgt am südrussischen Exemplar 26'7, die der oberen Zahnreihe 9:0, die der unteren 7°9 mm. Mir scheint es, als ob die Molaren von Sperm. suslica in lateral- lingualar Richtung etwas schmäler wären, als bei Sperm. citellus- citelloides. Auf Grund des angeführten glaube ich — solange es nicht möglich wird, die typischen Charaktere des Schädels, des Unterkiefers und der Zahnung von Sp. suslica auf Grund eines reicheren rezenten Vergleich- materiales zu untersuchen, — richtig zu verfahren, wenn ich die fos sıle Art als eine ausgestorbene, zwischen Sperm. citellus und Sperm. suslia stehende Art auffasse, ohne jedoch die phylogenetische Verbindung der erwähnten drei Arten zu berühren. Daß die neue Art zum Formenkreis Sperm. eitellus-suslica gehört, 418 D: THEODOR KORMOS ... (88) ist sicher. In Anbetracht der Reduktion der Prämolaren bei Sperm. eitellus steht Sperm. citelloides auf einer erheblich älteren Stufe ; in dieser Hinsicht steht sie näher zu Sperm. suslica. Der Größe und der Gestalt des Unterkiefers nach scheift aber die fossile Art doch Sperm. citellus näher zu stehen; vielleicht kann sie sogar als unmittelbarer Vorgänger der letztgenannten betrachtet werden. Der geringe Größenunterschied, welcher zwischen der neuen Art und den von mir untersuchten rezenten ungarischen Zieseln im Bezug auf die Länge der Zahnreihe besteht, hat keine größere Bedeutung, indem die Zahnreihen böhmischer und mährischer rezenter Exemplare (mit einer durchschnittlich 9:7 mm langen oberen und 9-4 mm langen unteren Zahnreihe !) auch noch bei den fossilen Sperm. citelloides-Zahnreihen etwas länger sind. * Aus dem obigen ist ersichtlich, daß NeHrınG sich irrte, als er be- hauptete, daß der untere Prämolar aller pleistozänen Ziesel dreiwurzelig ist. Dies erhellt aus den mit zweiwurzeligen unteren Prämolaren ver- sehenen Unterkiefern von Sperm. citelloides und aus der Tatsache, daß unter den fossilen Exemplaren der großen «Colobotis» auch zweiwurzelige Zähne zu finden sind. Mit Hilfe des National-Museums zu Prag, resp. Herrn Joser Karka’s erhielt das Museum der königl. ung. Geologischen Reichs- anstalt tauschweise einige fossile böhmische Exemplare aus den pleistozä- nen Schiehten von Podbaba (Sperm. rufescens und fulvus). Den unteren Prämolar von Sperm. rufescens fand ich an allen Exemplaren mit drei Wurzeln versehen. (Fig. 43, b, c). Derselbe Zahn von Sperm. fulvus erwies sich aber als zweiwurzelig (Fig. 43, a); ein von ANDREAS Orosz zu Szamosfalva (Kom. Kolozs) gesammelter Prämolar eines großen Ziesel-Unterkiefers trug an der Stelle der dritten Wurzel nur emen sekun- dären Wurzelanhang. Dies alles weist darauf hin, daß der Zeitpunkt, als der untere Prä- molar der Vorgänger der Zieselarten noch allgemein dreiwurzelig war, in eine ältere, dem Pleistozän vorangehende Zeit, oder wenigstens auf den Anfang des Pleisto- zäns zu verlegen ist.? 1 Mitver. Loc. cit., p. 930. ® Die in der ungarischen Pleistozän-Literatur bisher erwähnten Sperm. citellus, resp. Citellus ceitellus-Reste gehören ohne Ausnahme zu der hier besprochenen neuen Art, wonach die früheren Angaben in diesem Sinne berichtigt werden müssen. (89) SÄUGETIERE. 419 45. Spermophilus rufescens Krys. et Bras. Hierher zähle ich den von Euık 1914 gelegentlich der von Kapıd aus- geführten Probegrabung gesammelten rechten oberen Molarzahn.! Der Zahn ist bedeutend größer als die größten Zähne der vorigen Art und da er seiner Größe und Gestalt nach völlig mit dem auch von Bajöt bestimmten Sperm. rufescens übereinstimmt, kann er ohne Zweitel zum Formenkreis des Orenburger Ziesels gereehnet werden. 46. Castor fiber L. (Taf. XXIII. Fig. 7 und Textfig. 43.) Der Biber kommt in den pleistozänen Ablagerungen unserer Höhlen äußerst selten vor. Es scheint, dieses Tier erreichte bei uns den Höhe- punkt seiner Verbreitung in der prähistorischen Zeit, aus welcher mir zahlreiche Reste aus Ungarn vorliegen. Gegen das Ende der Pleistozänzeit war der Biber schon häufiger ; aus dieser Zeit stammen auch die im oberen, gelben Diluvium der Felsnische Pilisszantö gesammelten Reste, u. z. 5 Metacar- palia von mindestens 3 Individuen (Taf. XXIIL, Fig. 7) und ein rechter Metatarsus,. Von den Metacarpalia sind zwei an ihrer distalen Epi- physe verletzt; die vollständigen sind 19:6, 21°5 resp. 26’4mm lang. Die Länge des auf Textfig. 43 abgebildeten fünften Metatarsus beträgt 42°5 mm, die Breite der proximalen Epiphyse 15°5, RE ED die der distalen 10:5 mm. Mit der Frage der feisnische Pilisszäntö. (Nat. ehemaligen Verbreitung des Bibers beschäftigten Größe). Gez. von Dr. Ko- sich JuzLıus HavavArs? und ANDREAS ORosz,® LOMAN v. SZOMBATHY. sie kann aber noch keinesfalls gelöst genannt Fig. 43. Rechter Metatarsus 5. von Castor fiber L. aus werden ; selbst die Daten müssen noch einer Revision unternommen und ergänzt werden, hauptsächlich weil HaravArs die pliozänen Biberreste zu der Art Castor fiber reihte, obzwar sie eher zum Formenkreis Castor plieidens-rosinae F. Masor gehören, 1 Barlangkutatäas. Bd. II. p. 113. ® Haraväts, J.: Die ungarländischen fossilen Biberreste. Termeszetrajzi Füzetek. Bd. XIV. p. 83. Bpest, 1891. 3» Orosz, E.: Adatok a höd (Castor fiber L.) hazai elterjedesehez. Földtani Köz- löny. Bd. XLII. p. 904. Budapest, 1912. 420 D: THEODOR KORMOS (30) V. UNGULATA. Suid». 47. Sus scrofa. L:. Einige aus dem Alluvium gesammelte Phalangen stammen vom Schwein. Wegen mangelhafter Erhaltung, der Überreste konnte es nicht fest- gestellt werden, ob sie dem Hausschwein oder dem Wildschwein angehören. Wahrscheinlich sind beide vertreten. Cervidx. 48. Cervus elaphus L. Typische Überreste des Edelhirsches liegen nur aus dem Alluvium unserer Felsnische vor, u. z. 2 Unterkieferfragmente, 1 oberer Backzahn, 2 Geweihfragmente, 2 fragmentare Ulns, Calcaneus, 1 Hufknochen und der distale Teil eimes Metatarsus. Letzterer war halbwegs verbrannt. Zu welcher Hirsch-Rasse diese Reste gehören, ist eine schwierige Frage. Nach Ms#ery ! leben in Ungarn jetzt drei Hirsch-Rassen, und zwar Cervus elaphus germanicus Desm., Cervus elaphus campestris BoTEzar und Cervus elaphus montanus Borzzar. Mirner ? betrachtet die zwei letzt- genannten als Synonyme der ersten Unterart. Man könnte noch den Maral (Oervus elaphus maral Ocıusy) in Betracht ziehen, weleher nach LYDEKKER® nicht nur in Persien, in der Krim, im Kaukasus usw., sondern auch in den Karpathen (Galizien) vorkommt. Mitver teilt diese Meinung nicht und zählt das von LyDERKER für Maral betrachtete Rotwild Galiziens auch zu C. elaphus germanicus. Bei der Lösung der ungarischen Rotwild-Frage wird vielleicht auch die systematische Stellung der fossilen und prähistorischen Überreste von ©. elaphus aufgeklärt werden. ! Ungarische Mammalogie ete. ]. €. p. 80. (149.) 2 Loc. eit. p. 966. e 3 LYDEKKER, R.: The deer of all Lands, a History of the Family cervide living and extinct; pag. 79. London, 1898. (91) SÄUGETIERE. 421 49. Cervus canadensis asiaticus LYDEKKER. (Syn. Cervus maral var. asiatica SEVERTZ., Cervus eustephanus BLANFORD.) (Taf. XXI. Fie. 8.) Das auf Tafel XXIII, Fig. 8 abgebildete wunderschöne Grandel das samt seinem verletzten Gegenstück aus dem unteren Diluvium der Felsnische Pilisszantö zum Vorschein kam und — meines Wissens — seiner Größe nach selbst die größten bisher bekannten europäischen Rotwild- Grandeln übertrifft, betrachtete ich schon vom Anfang an als den Repräsen- tanten eines großen Gliedes der Zlaphus-Gruppe, weil weder der Elch (Alces), noch der Riesen-Hirsch (Megaceros) einen Eekzahn besitzen. Herr Maska! in Brünn, dem ich das Gegenstück dieses Eckzahnes mit anderen Hirsch-Resten wegen Vergleich übersandte, war so freundlich diese zu untersuchen und bestimmte sie — teilweise mit der Bemerkung «wahr- scheinlich» — für Cervus elaphus. Inzwischen kamen aus dem oberen und unteren Diluvium unserer Felsnische noch einige Überreste, vorwiegend Phalangenfragmente, zum Vorschein, die aut beträchtlich größere Tiere schließen lassen, als das europäische Rotwild und dennoch kleiner sind als die entsprechen- den Knochen des Riesenhirsches und des Elches. Obwohl die Osteologie der Extremitäten einzelner Hirscharten und Rassen in genügender Weise bisher nicht bearbeitet ist, fand ich das oben zitierte Prachtwerk LYDEKKERS studierend im Bezug auf die fraglichen Überreste doch wichtige Hinweise. Es geht aus diesem Werk hervor, daß der typische europäische Cervus elaphus höchstens die Höhe von 4 Fuß (112 em) erreicht, während der Maral (C. elaphus maral) etwas größer ist und bis zu 4 Fuß 6 Inch (137 em) wächst. Nach Vergleich der fossilen Überreste von Pilisszäntö mit den rezenten und prähistorischen ungarischen Cervus elaphus-Knochen zeigte es sich, daß die fossilen Reste von einem bedeutend größeren Tier stammen; demnach mußte ich eine andere Lösung suchen. Ich dachte zunächst an den Wapiti (Cervus canadensis ErXL.), dessen Rasse: Cervus canadensis asiatieus Lyp. bekanntlich in Asien verbreitet ist. ©. canadensis, das größte Tier der «Elaphin»-Gruppe, erreicht nach LYDEKKER die Höhe von 5 Fuß 6 Inch (162 em), während der im Tienschan und im Altai- 2 Während der Korrektur des ungarischen Textes erhielt ich die traurige Nach- richt vom unerwarteten Ableben Herrn Masxas. S=ine letzte Freundlichkeit kann ich nur mehr seinem Andenken danken. 422 D: THEODOR KORMOS (92) Gebirge lebende Wapiti (C. canad. asiatieus) 5 Fuß 2 Inch (157 em) hoch, d. h. nur um etwas kleiner ist, als sein amerikanischer Verwandter. Vom letzteren muß aber wegen seiner heutigen geographischen Verbreitung abgesehen werden, und weil ausgenommen den Maral sämtliche Rassen von ©. elaphus kleiner sind, als die Stammform, bleibt niehts anderes übrig, als die pleistozänen «elaphus-Reste von Pilisszäntö mit dem Altai-Wapiti (©. canad. asiaticus) zu vergleichen. Vielleieht kann diese Angabe, durch welche unsere ungarische pleistozäne Fauna um eine interessante und, ihrer heutigen Verbrei- tung nach sehr wichtige Hirsch-Art bereichert wird, mit Hilfe eines größeren Untersuchungs- und Vergleichsmateriales später noch fester begründet werden. Bis dahin glaube ich gute Dienste zu leisten, wenn ich die Maß- angaben der fossilen Reste mitteile. Die größte Breite beider Grandeln aus dem unteren Diluvium be- trägt 17°6 mm, die Dicke 10:3 mm. Das vollständige Exemplar (Taf. XXIII, Fig. 8.), dessen Wurzel unten noch offen ist, ist 27:1 mm lang. Ebenfalls aus dem unteren Diluvium kamen 3 Schneidezähne zum Vorschein ; zwei sind vollständig, die Wurzel des dritten ist lädiert. Die ganze Länge der vollständigen Exemplare beträgt 33°0, resp. 33°5 mm, die größte Breite der Krone 10:5, 11'7 und 11'9 mm. Aus dem oberen Diluvium liegen 1, aus dem unteren 4 Phalangen vor; alle sind an ihrer proximalen Hälfte verletzt. Die ehemalige Stelle der fehlenden Teile ist mit scharfkantigen Bruchlinien ge- kennzeichnet, ein zweifelloser Beweis,daß sie vom Urmenschen abgeschlagen wurden; der Zweck dieses Ver- fahrens ist mir jedoch unbekannt. Der Durchmesser der erhaltenen dis- talen Epiphysen beträgt 252, 267, 274, 27:5 und 27'9 mm. Außerdem liegen noch ein Sesamknochen, 1 Scaphoid und 1 Cunei- forme, aus dem oberen Diluvium vor. Die mitgeteilten Maßangaben entsprechen den Größenunterschieden, die nach LyDErkkER den (©. elaphus und den Altai-Wapiti unterscheiden. Höchstens könnte nur noch darüber die Rede sein, daß uns kein normal- großer Maral vorliegt, in Anbetracht des heutigen Verbreitungszentrums dieser Art halte ich dies aber für unwahrscheinlich. * Elch-, Reh- und Riesenhirsch-Reste kommen in den postglazialen Ablagerungen äußerst selten vor, wie dies auch schon von NEHRING ganz richtig betont wurde.! Von einigen Punkten kamen und — wie wir ge- ! Tundren und Steppen. pag. 203. (98) SÄUGETIERE. 423 sehen haben — kommen doch einige elaphus-artige Überreste vor, welche das eine oder andere große Glied dieser Gruppe repräsentieren. Um zu beweisen, daß ieh den Altai-Wapiti nicht unbegründet in die Fauna auf- nahm, sei es mir gestattet die Worte NEHRINGS zu zitieren, in welchen er sich über diese Frage folgenderweise äußert (Über Tundren und Steppen p- 203.): «Man hat hie und da die Skeletteile eines groben elaphus-ähnlichen Hirsches ausgegraben. Man hat den letzteren meistens mit dem nord- amerikanischen Wapiti (Cervus canadensis) identifiziert, teils wegen der Größe, teils wegen der Geweihbildung; es fragt sich aber, ob es nicht richtiger ist, die betreffende Hirsch-Spezies mit dem süd-sibirischen Maral oder eimer der anderen großen elaphus-ähnlichen Hirsch-Arten ZAentral-Asiens (z. B. Cervus eustephanus) zu identifizieren. «Der süd-sibirische Maral, welcher nach Pallas hie und da in der Kirgisen-Steppe beobachtet wird, ist ausgezeichnet durch eine bedeutende Körpergröße, welche der des Wapiti ungefähr gleichkommt; auch seine Geweihbildung hat meistens eine große Wapiti-Ähnliehkeit». Dann auf S. 204.: ? «Auch bei den nahe verwandten Hirsch-Arten Zentral- und Ost- Asiens (Üervus eustephanus Blanf., Cervus zanthopygus M. Edw. ete.) ist die Wapiti-Ähnlichkeit unverkennbar. So sagt Sir Victor BROoKE in semer vortrefflichen Arbeit über die Klassifikation der Cerviden (P. 2. S., 1875, p- 912) hinsichtlich des am Tianschan lebenden Cervus eustephanus: «Diese Art ist nur durch ihre Geweihe bekannt, welche von ungeheurer Größe sind. Exemplare, welche ich gesehen habe, gleichen in ihrer Größe und den flachen Kronen so genau den Geweihen von Cervus canadensis, daß es unmöglich sein würde zu entscheiden, von welcher Spezies sie herrührtem. «Hieraus ergibt sich, daß die Fossilreste der großen elaphus-ähnlichen Hirsch-Art, welche an manchen Fundorten Mittel- und West-Europas in postglazialen Ablagerungen beobachtet worden sind, ebenso gut auf eine jener asiatischen Spezies (bezw. Varietäten) bezogen werden können, wie auf den Wapiti ; ersteres hat aber offenbar mehr für sich, weil die begleitende Fauna zahlreiche Beziehungen zu der heutigen asiatischen Fauna erkennen läßt, während die Beziehungen zu der Fauna des heutigen Verbreitungs- (Gebiets von Cervus canadensis weniger deutlich sind». Die Besorgnis NEHRINGs in Bezug auf die Verbreitung des Wapiti ist seit den Forschungen Lyperkers unbegründet, da der dem amerika- nischen Wapiti so ähnliche Cervus eustephanus von LYDEKKER in den Formen- kreis des Cervus canadensis gereiht wurde. Ich zähle deshalb die elaphus- artigen Reste von Pilisszantö ohne Bedenken zum Altai-Wapiti. 424 D: THEODOR KORMOS (94) 50. Megaceros (Dama) giganteus Brume. Vom Riesenhirsch, den eiszeitlichen Anverwandten unseres Dam- hirsches liegen ein juvenaler (lädierter) unterer Molar, die Krone eines Schneidezahnes, eine laterale (rudimentäre) Phalange und zwei Phalanx,- Fragmente aus dem unteren Diluvium unserer Felsnische vor. PoHu1G ! unterscheidet mehrere Rassen des Riesenhirsches ; LYyDEKKER? betrachtet diese Rassen sowie den von NEHRING beschriebenen M. Ruffi und Cervus carnutorum aus dem Forestbed als geographische Rassen des Riesenhirsches (M. giganteus). Die Rassen sind: M. giganteus Hiberniae Owen oder typieus Lyp. (= hibernicus Owen) in Irland, M. giganteus Ruffi Nurg in Deutschland, M. gigant. italıae Por. in Italien, M. gigant. Belgrandi Pout. in Frankreich und M. gigant. carnutorum LANGEL im Forestbed; leider unterscheiden die Autoren diese Rassen hauptsächlich nur auf Grund ihrer Geweihe. Die systematische Stellung der in Frage stehenden Reste ist schwerlich lösbar, doch scheint es wahrscheinlich zu sein, daß der ungarische Riesen- hirsch zur deutschen Rasse (M. gigant. Ruffi Nure.—=M. gigant. germaniae Pour.) gehört, wenn er mit der Zeit nicht als selbständige Rasse, be- trachtet werden muß. Das steht aber fest, daß der Riesenhirsch seine größte Verbreitung in der Eiszeit erreichte ; in der Postglazialzeit war dieses schöne Tier schon im Aussterben. Selbst NEHRING ? bemerkt aber, daß der Riesenhirsch noch hie und da auch zu dieser Zeit vorkommt, vorwiegend aber nur in solehen Schichten, in welchen keine extremen Steppentiere (z. B. Alactaga saliens) zu.finden sind. 51. Caprea capreolus L. Aus dem unteren Diluvium liegt nur ein sehr mangelhaft erhaltenes linkes Unterkieferfragment vor, mit den Fragmenten der letzten zwei Prämolaren. Wie schon erwähnt, kommt das Reh in der Eiszeit und in den postglazialen Ablagerungen äußerst selten vor und vermehrt sich nur in der prähistorischen Zeit. Aus dem Alluvium wurden 2 gut erhaltene und 2 fragmentarische Unterkiefer, 1 Palatinum (mit beiden oberen Zahnreihen), 1 Metacarpus, 2 Metatarsusfragmente, 1 Calcaneus und 1 Astragalus gesammelt. 1 PorLıG, H.: Die Cerviden des thüringischen Diluvial-Travertines. Paleontorraphica, XXXIX. Bd. U. Stuttgart, 1892. ® Loe. eit. p. 134— 140. ? Tundren und S’eppen. p. 205. or (95) SÄUGETIERE. 49: 52. Rangifer tarandus L,. (Fig. 4452.) Die systematische Stellung der Renntier-Überreste ist derzeit noch keinesfalls festgestellt, obzwar aus den pleistozänen und vorwiegend post- glazialen Ablagerungen Mittel- und Westeuropas wirklich sehr zahlreiche Reste bekannt sind. Wenn die von LyDEKKER! 1598 ausgeprochene Be- hauptung, nach welcher prä-pleistozänen Vorgänger des Renntiers völlig unbekannt sind, durch die seitdem erschienenen Studien ALESSANDRINIS ? und ScHLossers 3 einigermaßen widergelest wurde, es steht doch noch immer fest, daß der Ursprung und die Phylogenese dieses interessanten, in einem Abschnitte der Fig. 44. Rangifer tarandus L. Linkes Unterkiefer-Fragment (mit d,—, und mit dem ersten Molar) aus dem unteren Diluvium. (Natürliche Größe.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOoMBATHY. Urgeschichte des Menschen so wichtige Rolle spielenden Tieres bisher im Dunklen liegen. Der Umstand, daß beide Geschlechter des Renntieres mit Geweih bewaffnet sind, welches sehr früh, manchmal schon in den ersten Wochen hervorsproßt, zeigt auf eine relativ geringere phylogenetische Individuali- sation, als bei den anderen Hirscharten, bei welchen das Geweih nur beim männlichen Tier vorkommt. Ich teile deshalb die Meinung CAMERons,? der das Renntier auf Grund dieses «primitiven Charakters» als den ältesten der heute lehenden Geweihten betrachtet, 1 Loc. eit. p. 34. ® DE ALESSANDRINI: Sopra aleuni avanzi di Cervidi pliocenici del Piemonte. Atti dell’? Accad. R. di Sc. di Torino. t. NNXVIII. p. 859. Torino, 1902. ® SCHLOSSER, M.: Die Säugetierreste aus den süddeutschen Bohnerzen. Geol. u. Paläont. Abhandl. Bd. V. (IX.) pag. 88. Jena, 1902. * CAMERON, A.: The value of the Antlers in the Classification of the Deer. «Field». Vol. 1892. pag. 625. London. 426 DE THEODOR KORMOS (96) Die Anwesenheit des Renntiers im europäischen Pleistozän wird in der Literatur durch zahlreiche, verstreute Angaben bewiesen, die hier wegen Mangel an Platz eingehend nieht gewürdigt werden können. Da ich die Absicht habe, die systematische Stellung der fossilen Renntier-Überreste in einer selbständigen Studie endgültig zu lösen, kann ich von der bezüg- lichen vollständigen Literatur diesmal ganz absehen. Hier will ich nur eine vorläufige Mitteilung veröffentlichen, nach welcher ich die plei- stozänen Reste mit dem rezenten europäischen Renntier nicht identifiziere. Bisher dachte — ausgenommen Herrn Dr. SCHLOSSER — kaum jemand daran, daß das im Pleistozän so gewöhnliche Renntier vom Typus des Linn&-schen Cervus tarandus abweichend sein kann. Die Mehrzahl der Autoren — bisher auch ich — waren befriedigt, wenn sie die äußerst charakteristichen Reste des Renntiers als zu der Gruppe Rangifer gehörend erkannten und diese — ohne eingehender Vergleichung — zu R. tarandus veihten. Dieses Verfahren schien bisher so natürlich gewesen zu sein, daß auch noch so gewissenhafte Zoologen, wie z. B. NEHRING, trotz der Abweichungen die untersuchten Rangıfer-Reste als Repräsentanten der Art tarandus bestimmten. Unter solehen Umständen konnte LYDEKKER! 1895 behaupten, daß das fossile Tier auf Grund der pleistozänen Renntier-Überreste von der jetzt in Europa — in den Alpenregionen von Lappland — lebenden Art nicht unterscheidbar ist; wörtlich andistinguishable from those of the living European form. Auf Grund der Renntier-Überreste von Pilisszantö kamich gerade zu einem entgegengesetzten Schluß. Wie ich schon im archäologischen Teil dieser Monographie er- wähnte, wurden die zahlreichen Renntierknochen unserer Felsnische vom Urmenschen zusammengeschleppt. Unter den größeren Säugetierresten dominieren in unserer Felsnische die Reste des Renntiers. Die Reste sollen im Folgenden aufgezählt werden. Einige Renntierknochen wurden an sekundären Fundstelle, aus dem Alluvium gesammelt. Abgesehen von diesen, liegen aus den pleistozänen Schiehten vor: 1. aus dem unteren Diluvium: 3 Unterkiefer-Fragmente ; ! Loe. eit. pag. 34. (97) SÄUGETIERE. 497 40 Zähne (Schneidezähne, untere und obere Prämolaren und Molaren) ; 2 Sternum-Fragmente ; 7 fragmentarische Dorsalwirbel ; 17 Caudalwırbel ; 19 Caput humeri; 1 Radius-Fragment (dist. Epiph.); S4 Caput femoris; 7 Tibia-Fragmente (dist. Epiph.); 60 Patelle:; 12 Astragah: 2 Calcanei; 37 Metacarpus- und Metatarsus-Fragmente (vorwiegend dist. Epiph.); Fig. 45. Rangijer tarandus L. Drei Zähne (d,, d,, m,) eines oberen Maxillenfragmentes (von g 3, %4, Mı 8 oben gesehen). Oberes Diluvium, (Nat. Gr.) Gezeichnet von Dr. K. v. SzomBarny, 4 rudimentäre Metacarpen (das proximale Rudiment des lateralen Mittelhandknochens) ; 1 rudimentärer Phalanx; ; S4 Phal., 2 Phal., (Hufknochen) ; 76 Carpal- und Tarsalknochen (Scaphoideum, Scaphocuboideum, Magnum, Trapezoideum, Semilunare, Pyramidale, Cuneiforme, Sesam- knochen ete.); zusammen 495 Stück. 2. aus dem mittleren Diluvium: -1 verschiedene Zähne; 4 Caput humeri; 34 Caput femoris; libia-Fragmente (dist. Epıiph.) ; Patell ; Calcaneı; Metacarpus- und Metatarsus-Fragmente (s. 0.); Bhalm; Phal.,; Phal., (Hufknochen) ; 5, Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 6. (Schluß-) Heit. 30 >. fe a rer Dumm 428 D: THEODOR KORMOS (38) 15 Carpal- und Tarsalknochen (Mittelhand- und Mittelfußknochen, So Vo)l8 zusammen 114 Stück. 3. Aus dem oberen (gelben) Diluvium: 4 Geweihfragmente (von juvenalen Tieren); 6 Unterkiefer- und Maxillen-Fragmente ; 65 Schneidezähne ; 94 Prämolaren und Molaren (obere und untere); 7 fragmentarische Dorsalwirbel; 13 Rippenfragmente ; 1 Humerus-Fragment (dist. Epiph.); 12 Caput humeri; 5 Caput femoris; 5 Tibia-Fragmente (dist. Epiph.): 35 Patell®; 7 Calecaneus-Fragmente ; 26 Metacarpus- und Metatarsus-Fragmente (s. 0.); 11 rudimentäre Metacarpen (prox. Teil, s. o.); 128 Phal.,; MBnalse 38 Phal., (Hufknochen) : 13 rudimentäre Phalangen ; 5 rudımentäre Hufknochen ; 90 Carpal- und Tarsalknochen (s. o.): zusammen 793 Stück. Diese beträchtliche Anzahl der Renntier-Reste, zusammen 1402 Stück, stammt von mindestens 83 Individuen, es liegen nämlich 69 linke und 83 rechte Patelle vor. Von den 83 Individuen wurden 29 aus dem unteren, 6 aus dem mittleren, 48 aus dem oberen Diluvium gesammelt. Wenn wir die Überreste eingehender untersuchen, so ist in erster Reihe die Größe der Zähne auffallend. Ich habe 24 obere Prämolaren gemessen. Über die Stelle der losen Zähne im Gebiß kann man sich oft nur schwer orientieren. Die größte Länge der Krone beträgt 145—18’5 mm (Mittel 15°7). Die Mehrzabl der Zähne (15) ist 15—16 mm lang. Der größte, 15°5 mm lange Zahn ist auf Fig. 48. (b) abgebildet. Von Backzähnen liegen 41 unverletzte Stücke vor. Ihre Größe beträgt 15’7—22°8, demnach sind selbst die kleinsten Zähne auffallend groß. Die Mehrzahl der Zähne (27) ist 20—22 mm lang, das Mittel beträgt 204. Der größte obere Molar (22:8 mm) ist auf Fig. 49 abgebildet. Unterer p, liegt nur einer vor; die Krone desselben ist 16°5 mm lang (99) SÄUGETIERE. 429 und 104 mm breit. Außerdem liegen drei untere p, vor von der Größe: 183/114, 19-7/13°0, 20'3/122 mm. Das letzterwähnte Riesenexemplar ist auf Fig. 48 (a) abgebildet. Die unteren m} und m, sind fast gleich groß und sehr ähnlich, so daß sie schwer unterschieden werden können. Meiner Meimung nach repräsentieren von den mir vor- liegenden 5 Zähnen die drei kleineren (19°7/10°0, 19-0/11’4, 192/102 mm) den ersten, die zwei größeren (21:3/10°2, 22:2/12:0 mm) den zweiten unteren Molar. Vom m, der unteren Zahnreihe liegt mir nur ein vollständiges Exemplar vor, dessen Krone 249 mm lang und 10:5 mm breit ist. In der Tabelle auf S. 430 teile ich die Maßangaben des unteren letzten Molares einiger rezenter und fossiler Renntiere mit; auffallend groß ist das Exemplar aus der Balla-Höhle (um 5'8 mm län- Fig. 46. Rangijer tarandus L. Geweih und Schädel- ser, als das hier mitgeteilte größte rezente Exem- i 2 F 4 o : R en fragment eines Kalbes aus plar). Interessant ist die auffallende Breite des : a dem oberen Diluvium, unteren letzten Molares beim Renntier von (Nat. Gr.) Gez. von Dr. K, den Spitzbergen ım Gegensatz zur kurzen Zahn- v. SZOMBATHY. krone. Eine vollständige Zahnreihe wurde in der Felsnische Pilisszantö nicht sefunden, weshalb ich hier nur die Zahnreihen-Länge emes aus der Balla- Höhle gesammelten Unterkiefers mitteilen kann; dieselbe beträgt an den Alveolen gemessen 1037 mm. Circa 106 mm lang mag die Zahnreihe eines Unterkiefers aus der Höhle bei Kiskevely gewesen sein, dessen erster Prämolar (Ps) nicht erhalten blieb. Noch größer war aber ein rechter Unter- kiefer aus der Balla Höhle, dessen 4 letzten Zähne (ohne den fehlenden p—;) S9:6mm lang, d.h.länger sind, als die vollständigeZahn- reihe der zwei kleineren rezenten Exemplare der seologischen Reichsanstalt (s. unten)). Nach NEHRING ist die obere Zahnreihe der fossilen Exemplare von Westeregeln 100, die untere 105 mm lang.! Noch größer, ca 112 mm! lang ist die 1880 von Gaupry aus Frankreich (Laugerie-Basse) beschriebene fossile Zahnreihe.? (Nach der in nat. Gr. mitgeteilten Abbildung.) ! Thiede und Westeregeln. Loc. cit. pag. 392. ® GAUDRY, A.: Materiaux pour l’histoire des temps quaternaires. Sec. fasc. «De V’exi- atence des Saigas en Frances. Pl. XIII. Fie. 2—3. Paris, 1880. 30% 450 D: THEODOR KORMOS (100) ander meine Kronen Pi inf. Kronen- länge | breite Rangifer platyrhinchus Spitzbergen (MILLER) 15:0 mm 16°6 mm Rangifer tarandus Norwegen (Geol. Reichsanst.)| 20°4 « 96 « « « « « 20.5 « 9-5 « « « « « 22-6 « 10:55x « « (MILLER) 22.6 « 10:4 « Rangifer tarandus foss. | Kiskevely-Höhle (gelb. Dil.) | 221 « 10.4 « « { Peskö Höhle (unt. Dil.) 23:5 « 10-27% « « Kiskevely Höhle (gelb. Dil.) | 237 « | 100 « « « « « DS 9ER 10°8 « « « |Jankovich Höhle (oberes Dil.)| 243 « 10°4 « « « Pilisszäntö (oberes Dil.) | 24:9 « 10:5 « « « |Kiskevely-Höhle (gelbesDil.)| 34 « 11-1 « “ « « « 955 « 11:27 fi « « « | 26-5 « 11-9 % « « Balla-Höhle (oberes Dil.) | 284 « IS Auch die von Gervaıs abgebildeten 2 — leider aber unbeschriebenen — zwei Maxillenfragmente und ein Unterkieferfragment (mit 9%—,) stammen von Riesenexemplaren her. Betrachten wir nun aber die entsprechenden Maßangaben der rezenten europäischen Exemplare. Nach NEHRING ist die obere Zahnreihe eines norwegischen R. tarandus: im Museum zu Braunschweig (]. e. pag. 392) 85°5, die untere 93°0 mm lang. Dieses Tier erlitt — wie NEHRING bemerkt — kurz vor seinem Ableben den Zahnwechsel. In der osteologischen Sammlung der Geolog. Reichs- anstalt befinden sich drei skandinavische Renntier-Schädel mit 79:9, 827, resp. 90°S langen oberen und S6°9, 86°7 resp. 97°0 mm langen unteren Zahn- reihen. Wahrscheinlich stammen all’ diese von domestizierten Tieren. Bedeutend wertvoller sind die von MitLEr mitgeteilten Maßangaben eines wilden Renntieres von Heimdalen (Norwegen), dessen obere Zahnreihe 94:0, untere 1010 mm lang ist. Der letzte obere Molar desselben Exem- plares ist 18:0 mm lang, 16°0 mm breit, der untere m, 22:6 mm lang, 10:5 mm breit. Die oberen Prämolaren der erwähnten rezenten Exemplare der Geol. Reichsanstalt sind 12:0—14'4 mm, die oberen Molaren 14°6—18°0, 1 GERVAss, P.: Zoologie et Pale&ontologie Generales. Pl. XI. Fig. 6—9. Paris, 1876. (101) SÄUGETIERE. 431 der untere p, und p, 12'3—16°2, untere m, ,„ 15°3—192, der untere M; 20:4—22:5 mm lang. Rangifer fennieus LÖNNBERG! — von welchem nur ein Exemplar (Typus) bekannt ist — ist größer als R. tarandus, seine Zähne sind aber relativ klem. Die Länge der oberen Zahnreihe beträgt (nach Mizzer |. e. p. 984) 85, die der unteren 90 mm. Die in Europa — auf den Spitzbergen — lebende dritte Art (Rangifer platyrhinchus VROLIK — spetzbergensis ANDERSEN) ist bedeutend kleiner als R. tarandus, ihre Zähne sind beinahe so groß, wie die der letztgenannten Art. Im übrigen ist diese Art von den zwei anderen kontinentalen Arten wesentlich unterschieden. Die Länge der oberen Zahnreihe eines $ beträgt Fig. 47. Spuren von Iltis- und Fuchs-Bissen an Renntier-Knochen, a = unteres, 5—c = mittleres Diluvium, (Natürliche Größe.) Gezeichnet von Dr. K, v. SZOMBATHY. nach Mitter (l. ec.) 855 mm, die des unteren letzten Molares 180; letztere ist 16°6 mm breit. Die obere Zahnreihe eines @ ist 93, die untere 82 mm lang, die einzige europäische Art, deren obere Zahnreihe — wie es scheint — länger ist, als die untere. Nach NeHrinG (1878) ? beträgt die Länge der oberen Zahnreihe eines rezenten Renntieres von Labrador 990, die untere 1045 mm. Diese Maßangaben stimmen mit denen der fossilen Renn- tiere von Westeregeln und Ungarn völlig überein. Loe. eit. stellt NeHuring auch die Frage, ob es zwischen den fossilen und’ rezenten europäischen Renntieren keine wichtigeren Unterschiede gibt (pag. 393)? bemerkt aber zugleich, daß er wegen Mangel an rezentem Ver- I Arkiv för Zoologi, VI. No. 4. pag. 10. 1909. ® Thiede und Westeregeln. pag. 392. 432 D: THEODOR KORMOS (102) gleichsmaterial von der eingehenderen Besprechung Abstand nehmen muß. Er erwähnt nur noch folgendes: 1. Zwischen den zwei Hauptwurzeln des dritten unteren Molares (p, inf.), d. h. im Sinne der modernen Ödontographie des vıerten Prämolares (p inf.) sind zweı kleine intermediäre Wurzeln siehtbar; die a b Fig. 48. Rangijer tarandus L. Kauflächen der größten p, inf. (a) und p,sup. (b) von Pilis-- szänto. (Natürliche Größe.) Geseichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. äußere ist stärker entwickelt (ibid. Fig. 33). Nach NeHrıng fehlen diese sekundären Wurzeln am unteren p, (ps!) des ihm vorliegenden rezenten Schädels; an einem von Veyrier (bei Saleve) stammenden und m Hannover befindlichen fossilen p, (pa!) ist von den sekundären Wur- zeln die äußere entwickelt. 2. Das rudimentäre Os metacarpı von Wester- egeln ist relativ größer und kräftiger als das eines rezenten Tieres (Skelett zu Braunschweig). Die Epiphyse des Renntieres von Westeregeln ist nach NEeHrıne 10 mm breit (hoch), der ganze Knochen 69 mm lang. Unter meinen Exemplaren sind kaum größere zu finden, als das rudimentäre Os metacarpı des mir vorliegenden norwegischen Rangıfer, der Fig. 49. Rangijer tarandus L. Der größte m, sup. von oben n y er (Pilisszänt6). Nat. Gr. Gez, dicker. Das größte Exemplar von Pilis- proximale Teil ist aber in den meisten Fällen von. Dr. K. v. Szomparuy. Szant6 ist an der Epiphyse 122 mm breit — demnach noch breiter, als dıe NEHRING-schen Reste von Westeregeln — während die betreffende Breite des rezenten Tieres nur 10°3 mm beträst. Bedeutend wichtiger ist die Beobachtung NEHRINGs, nach welcher der letzte untere Prämolar des fossilen Renn- tieres intermediäre Wurzeln besitzt, welche am rezenten europäischen Renntier nicht vorkommen. Dasselbe beobachtete ich an fossilen ungarischen Renntierzähnen, (103) SÄUGETIERE. 433 Von drei unteren 9, ist die äußere Nebenwurzel anzweiExemplaren vorhanden (Fig. 50,b). Unter 6 ähnlichen Zähnen aus dem gelben Höhlenlehm der Höhle bei Kiskevely ist diese intermediäre Wurzel in drei Fällen kräftig entwickelt, an den übrigen drei Zähnen ist sie nicht vorhanden. Außerdem fand ich diese Wurzel als kleines Rudiment an drei unteren dritten Molaren aus derselben Höhle (Fig. 50,4). Auf Grund dieses spärlichen Materiales kann ich behaupten, daß die Anwesenheit der sekundären äußeren Wurzel ca in 50% der Zähne zu konstatieren ist; die innere sekundäre Wurzel konnte ich aber in keinem Falle beobachten. Daß die Zähne des pleistozänen Renntieres auch geneigt sind mehrere Wurzeln zu bilden, ist aus dem auf Fig. 50, c abgebildeten unteren linken m; ersichtlich (ebenfalls aus dem gelben Diluvium der Höhle bei Kiskevely). An diesem Zahn ist auf der lateralen Seite des Zahnes hin- ter der vorderen Hauptwurzel auch eine überzählige Wurzel vorhanden. Die vordere Hauptwurzel bestand demnach ur- sprünglich aus zwei Ästen, was auch aus der manchmal noch vorhandenen tiefen Längsfurche ersichtlich ist; letztere Furche beobachtete ich unter 6 fossilen und 3 rezenten Exemplaren in zwei Fällen.! Anden Zähnen der mir vorliegenden drei rezen- ten norwegischen Renntiere fand ich keine über- zähligen Wurzeln. Das stimmt mit den Beobachtungen NEHRING’s überein. Für die Reduktion der Wurzeln spricht auch der letzte untere Molar, welcher ursprünglich vierwurzelig sein konnte. Die zwei hinteren Wurzeln der auf Fig. 51 abgebildeten fossilen Zähne sind zwar schon ver- schmolzen, dennoch ist die hinterste Wurzel kräftig entwickelt; die Stelle der ehemaligen Trennung wird auf beiden Seiten durch tiefe Furehen ange- deutet. Die hinterste Wurzel des unteren letzten Molares des rezenten R. tarandus (Fig. 52) ist schon bedeutend kürzer, schwächer, folglieh rudimentär und im Verschwinden begriffen. Leider steht mir zur Zeit kein genügend reiches fossiles und rezentes Vergleichsmaterial zur Verfügung, um die wesentlichen Unterschiede des Gebisses würdigen zu können. Dort aber, wo — wie z. B. im Schweizerischen Landesmuseum zu Zürich — Tausende von fossilen Renntierzähnen, oder reiche rezente Serien zu finden sind, wäre es eine sehr dankbare Aufgabe, diese odontologische Frage zu untersuchen. ! Am rezenten norwegischen Renntier beobachtete ich diese Furche nur am unteren letzten Molar der rechten Seite, während an dem der linken Seite keine Spur der Furche zu finden war. 454 DE THEODOR KORMOS (104) Jeder Autor untersucht selbstverständlich nur jene Objekte seines Materiales eingehender, die ihm in größerer Zahl vorliegen. So war auch ich gezwungen die Phalangen der fossilen Renntiere von Pilisszanto zu untersuchen (ca Y} des gesamten Renntiermateriales). Auch Patelle liegen ziemlich zahlreich vor, ihrer mangelhaften Erhaltung wegen sind aber diese zur Untersuchung nicht geeignet. Aus der Felsnische Pilisszantö wurden 347 Renntier-Phalangen gesammelt; u. z. 227 Phal., und 120 Phal.. Etwa das Drittel der Phalangen war unverletzt, sonach zur Untersuchung geeignet, weshalb ich von beiden Knochen 40—40 gemessen habe. Die Maßangaben sind in der nachfolgenden Tabelle (S. 435) mitgeteilt. Es bedeuten: a, = die maxi- male Länge der ersten Phalange (Phal.,); a, = die Breite der proximalen Epiphyse; a, — die Breite der distalen Epiphyse; in den Rubriken b,, nn a b c Fig. 50. Rangijer tarandus L. Fossile Zähne (p,, p, m,) aus der Felsnische Pilisszanto (b) und aus der Höhle bei Kiskevely (a, c) mit überzähliger dritten Wurzel. (Natürliche Größe). Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. b,, b, finden wir dieselben Maßangaben der zweiten Phalange (Phal.,). Die Maßangaben sind in mm ausgedrückt. Die Länge der ersten Phalange variiert von 445—54'5 mm; das Mittel beträgt 49-7 mm. Die Breite der proximalen Epiphyse beträgt 18:6—24°6 mm; das Mittel 21-1 mm; die Breite der distalen Epiphyse 16°3—20:0; das Mittel 17-5 mm. Die Länge der zweiten Phalange beträgt 32:5—39'7 mm; Mittel 362 mm; die Breite der proximalen Epiphyse 17°1—20°5 mm; Mittel 18-0 mm ; die Breite der distalen Epiphyse 14:2—18°6 mm; Mittel 16°4 mm. Die erste Phalange am Vorderfuß des norwegischen Renntieres (eines erwachsenen, aber nieht alten Exemplares in der Geol. Reichsanstalt) ist 54-8 mm lang, oben (proxim.) 22-1 mm, unten (dist.) 18:9 mm breit; am Hinterfuß 56°4 mm lang, oben 21-0, unten 19-1 mm breit. Die zweite Pha- lange desselben Tieres ist am Vorderfuß 41-0 mm lang, oben 19'7 mm, 45:8 46:3 464 46:5 471 473 mo» 1-1 due [zu Bu, Sour, ou = <[ı 1 [I 98 ol je | PS no S > CIEITTI ET, a SI U DD X = 20:3 19:7 ul) 210 191 20°6 3123 19:8 210 212 206 20:0 20-5 208 31:0 21:8 307 93:9 19:3 20:6 19:7 Pr 20:8 18:6 20:0 19:2 29-1 23:4 20-5 20-6 208 22:0 21:8 29-3 24:6 932 233-1 214 21-6 93-1 SÄUGETIERE. 436 D: THEODOR KORMOS (106) unten 17-3 mm breit; am Hinterfuß 42-6 mm lang, oben 19-5 mm, unten 161 mm breit. Die Phalangen des fossilen Renntieres sind dem- nach kürzer als diescehlankeren Phalangen desunter- suchten rezenten Exemplares. Unter den 40-40 fossilen Phalangen ist keine einzige so lang, wie die des rezenten Tieres. Die Epi- physen der fossilen Renntier-Phalangen sind dem entgegen viel breiter und kräftiger, das ganze Tier war also niedriger, mehr gedrungen, aber kräftiger als dasrezente skandi- navische Renntier. Der Schädel war — wie das aus den Maßangaben der Zähne hervorgeht — grö- ßer, plumper und das stand wahrscheinlich in Verbindung mit der Größe des Geweihes. Das plei-- stozäneRenntier besaß ohneZweifelgroßeGeweihe, was auch mit den kräftigen ungarischen Geweihfragmenten bewiesen wird. Vielleicht werde ich Gelegenheit finden, diese Fragmente an anderer Stelle zu erörtern. Wenn wir nun die wahrscheinlichen Verwandtschaftsbeziehungen des pleistozänen Renntiers betrachten wollen, so müssen wir die Resultate SCHLOSSER’S rekapitulieren. ScHvosser beschäftigte sich gelegentlich der Beschreibung des paläon- tologischen Materials der Tischofer-Höhle 1 mit der Frage des pleistozänen Renntieres ziemlich eingehend. Aus der Tatsache, daß aus Piemont und aus den schwäbischen Bohnerzen pliozäne Überreste renntierartiger Hirsche bekannt sind, läßt er folgern, daß vor der «detzten» Glazialzeit Mitteleuropa (damals noch mit gemässigtem Klima) die Urheimat des Renntieres war; das Tier wandelte sich erst später, während der «detzten» Glazialzeit infolge der Anpassung an das kältere Klima zu einem arktischen Tier um. Zu dieser Zeit, genauer in der Postglazialzeit war das Renntier in Mittel- europa heerdenweise verbreitet und diente dem Menschen nieht nur zur Nahrung, sondern auch zur Bekleidung und lieferte Rohmaterial zu den Geräten. Später, kurz vor der neolithischen Zeit zog sieh diese Renntier- Art vor dem wärmer und feuchter werdenden Klima gegen Nord, auf die Polargegend der alten Welt zurück.” 1 ScHLosser, M.: Die Bären- oder Tischoferhöhle im Kaisertal bei Kufstein. Abh, d. k. Bayer. Akad. d. Wiss. II. Kl. Bd. XXIV. Abt. II, pag. 428. München, 1909. 2 LYDEKKER (l. c. pag. 37) stellt die — seiner Meinung nach noch diskutierbare — Frage, ob das Renntier ein altes oder neues Glied der arktischen Fauna ist? Während das Renntier nach einigen Autoren ein relativ junges Aggregat («omparatively recent immi- grants») dieser Fauna ist, sucht SCHARFF (Proc. Irish Acad. ser. 3. vol. IV, pag. 473 ;1897) die ursprüngliche Heimat des Tieresim Norden, woher es erst später gegen Süd wanderte. (107) SÄUGETIERE. 437 Dann setzt ScHLossER wörtlich wie folgt fort: «Hingegen möchte ich das amerikanische Renntier fast lieber direkt auf das große Ren der Höhlenbärenzeit zurückführen, zumal da es teilweise auch noch Waldtier ist und weil die echt pleistozänen Renntiergeweihe, wenigstens jene, die ich aus Bayern kenne, zum Teil eher an die von gewissen nordamerikanischn Renntieren — Caribou-Rangifer arcticus RıcH., groenlandıcus GMEL., Stonei ALLEN — erin- nern als an die Geweihe der rezenten altweltlichen Ren. Es könnte dieses Ren vielleicht zusammen mit dem Mammut in die Polar- länder Nordamerikas ausgewandert sein. ER Die geschilderte Formulierung der Frage ist weitaus von größerer Wichtigkeit, als man denken würde. SCHLOSSER erwähnt, wie wir gesehen haben, zwei verschiedene Renntiere. Das eine, «das wirklich pleistozäne Renntier», das seiner Meinung Se ZN a b c Fig. 51. Rangijer tarandus L. Molaren der unteren Zahnreihe aus der Höhle bei Kiskevely (a, 6) und aus der JaxgovıcH-Höhle bei Bajöt (ec). a = rechter, bc = linker Zahn. (Natürliche Größe.) Gezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. nach mit dem Höhlenbären gleichzeitig lebte, ist in geologischer Hinsicht bedeutend älter, als das postglaziale Ren. Erstere Art war höchstwahr- scheinlich em Waldtier und lebte nicht in Herden, während letzteres — nach ScHLOSSER — schon gewissermaßen als Haustier den Renntier-Jägern der Magdalenienzeit diente. Dieser Unterscheidung kann ich — auf Grund meiner bisherigen Beobachtungen — meimerseits nicht beisteuern. Bei unsin Ungarn, wo Renntierreste aus archäologisch nachgewie- senen Aurignacien- und Solutreen-Kulturen, d.h. teils aus den Ablagerungen der Penck’schn Würm- LYDERKER ist geneigt, sich dieser Auffassung anzuschliessen : «In the absence of deeisive evi-- dence in support of one or the otherview, it may pointed out that if these deer are consi-- dered to have originated in the north, it presupposes the existence of some earlier unknown. member of the family in those regions, and of this we have no present cognisance». 438 D: THEODOR KORMOS (108) Eiszeit, teils aus denen der Pener’schen letzten Inter- glazialzeit vorliegen, sind dieälteren undjüngeren— postglazialen — Renntiereosteologiscehnicht ver- schieden. Der einzige Unterschied liegt darin, daß während zur Zeit der Aurignacien- und Solu- treen-Kulturen neben zahlreichen großen Höhlen- raubtieren, vorwiegend Höhlenbären das Renntier nur sporadisch, hie- und da vorkommt, wogegen es nach oben umso häufiger wird, je mehrder Höhlen- bäg an der Zahl abnımmt. Ich wollte nur beto- nen, daß das eiszeitliche und postglaziale Renn- tier meiner Meinrung-nach zu ein und derselben Form gehören. Umso wichtiger ist dementgegen das, was SCHLOSSER über die Verwandtschaftsbeziehungen des «wirklichen pleistozänen Renn- Fig. 52. Rangifer tarandus L. Untere (rechte) Molaren der unteren Zahnreihe dreier norwegi- scher Exemplare, (Natürliche Größe.) Gez. von Dr. K. v. SZOMBATHY. tierew, d. h. über die des pleistozänen Rens im All gemeinen schrieb. Nach Baırp 18591 ist die Verwandtschaft des amerikanischen «ari- bow» zu dem europäischen Renntier noch nicht klargelest. LYDEKKER zählt aber in seinem schon zitierten Werke (1898) beide Renntiere, das euro- päische und amerikanische, zum Formenkreis der Lixx#’schen Art Rangifer tarandus und unterscheidet folgende Rassen: 1. Rangifer tarandus typieus = skandmavische Rasse ; 2. « « spetzbergensis — spitzbergische Rasse ; Da « « carıbou = amerikanische Waldrasse ; ? 4. « « terrae novae — neufundländische Rasse ; 5 « « groenlandicus = grönländische Rasse ; 6. « « arcticus = amerikanische Tundrenrasse.®? 1 Baırv, Sp. F.: Mammals of North-America. pag. 633. Philadelphia 1859. 2 «Woodland race». ® «Barren ground race». (109) SÄUGETIERE 439 LyDERkKER will damit — meiner Meinung nach sehr richtig — ge- wiß darauf verweisen, daß sämtliche lebende Renntier-Rassen von einer gemeinsamen Stammform abstammen. Diese gemeinsame Stammform oder Sammelart ist Rangıfer tarandus, deren Wurzel — wie erwähnt — in das mitteleuropäische Pliozän führt. Das rezente skandinavische Renntier ist kleiner, als die amerikani- sche Waldrasse (caribou), sein Geweih erreicht beinahe die Größe der Tun- dren-Rasse (R. tarandus arcticus), ist aber nicht so lang (schlank) ; das Ge- weih des Männchens besitzt hinten emen separaten Ast, die Augsprosse ist fingerartig verästelt («palmated»); beide Geweihhälften sind beinahe symmetrisch. (LYDEKKER pag. 38.) Die Schulterhöhe alter Männchen beträgt 115 cm, die Länge des Schädels 270— 290 mm. Die obere Zahnreihe ist 94—98, die untere 101— 104 mm lang (MiLLEr pag. 981). Das Geweih des größeren amerikanischen Caribou ist kräftiger, dicker, aber flach, reiativ kürzer und im hohen Grad fingerartig verästeit. (LyDEK- KER, pag. 43, fig. 7). Das Geweih des Weibehens ist relativ kleiner, als bei der skandinawischen Rasse. Sehr wichtig ist die Bemerkung LyDEKKER'S (pag. 43) über das Geweih- paar eines sibirischen Renntieres im Britischen Museum. Dieses zeigt nach LyDEkker sämtliche Charaktere des amerikanischen Carıbou-Geweihes. Es wäre demnach anzunehmen, daß diese Rasse auch in Ostasien verbreitet ist. Wenn die sibirische Form sich als selbständig erweisen sollte — sagt LYDEKKER — so müßte sie als neue Subspezies bezeichnet werden, da sie mit dem skandinavischen Tier keinesfalls identisch ist. Das Renntier der amerikanischen Tundren («barren-ground race, R. tarandus arctieus) — das von der arktischen Waldzone Nordamerikas bis zum Eismeer verbreitet ist — ist bedeutend kleinert, als das «woodland caribow; sein gering verästeltes und im allgemeinen einfacheres Geweih ist außerordentlich lang, schlank und gerundet. (LYDERKER pag. 47.) Ein Geweihpaar des Britischen Museums ist be- deutend länger, als das irgend eines Waldrenntieres. Das Renntier von Grönland scheint mit R. tarandus arcticus nahe ver- wandt zu sein. Auch des Geweih dieser Rasse ist lang, schlank, im ! Wahrscheinlich bezieht sich Fırzınger’s Angabe (Kritische Untersuchungen über die Arten der natürlichen Familie der Hirsche (Cervi); Sitzungsber. d. Math. Naturw. Cl. d. kais. Akad. d. Wiss. LXIX. Bd. I. Abt. pag. 545. Wien 1874.) auf dieses Tier. Nach FITZINGER ist es kleiner als das «gewöhnliche Ren»; die Bemerkung, das Geweih von «Taran- dus hastali» (= caribou) sei kleiner und kürzer, aber stärker als das der europäischen Att, b:zieht sich wahrscheinlich auf den Waldcaribou. 440 D: THEODOR KORMOS (110) Durchschnitt kreisförmig, wenig verästelt und sehr mannigfaltıg gestaltet. (LYDEKKER pag. 47.). * Vergleichen wir die hier mitgeteilten Beobachtungen mit meinen Resultaten bezüglich der fossilen Renüberreste und die Geweihfragmente des Renntiers aus dem ungarischen Pleistozän mit den von BaırD,! LyDEk- KER? und ALLEN ? abgebildeten Rangıifer arctieus-groenlandieus-Geweihen, so schemt es sehr begründet, wenn ScHLosser das pleistozäne Renntier Mitteleuropas mit den nordamerikani- schen Rassen verbindet. Unsere spärlichen Kenntnisse über die Osteologie der rezenten Hirsche lassen zwar ein Identifizieren der fossilen Reste mit einer der Polarrassen nicht zu, doch scheint es sicher zu sein, daß das pleistozäne europäische Renntier nicht mit dem domesti- zierten Tier der Lappenidentisch, sondern höchst- wahrscheinlich eine Tundrenrasse von kleinerer Statur, mit großen Geweihen ist; dieses mehr ge- drungene Tier gehört zum Formenkreis Rangıfer taran- dus arcticus RICHARDSON. Die Phylogenese konnte demnach folgenderweise vorgegangen sein: derim mitieleuropäischen Pliozän wurzelnde und zur Eiszeit in Mittel- und Westeuropa verbrei- tete Rangifer- Stamm, der am Ende dieser Zeit hier infolge der klimatischen Verhältnisse durch Anpas- sung arktisch wurde, suchte und fand nach dem Zurückweichen des Inlandeises im Norden eine neue Heimat. Eine Abzweigung des Stammes zog nach Skandinavien und nach den Spitzbergen und wurde dort am Anfang der historischen Zeit teilweise der Domestikation unterzogen; diese Form ist schwächerals das pleistozäne Renntier; diezweite Abzweigung wanderte — vielleicht wie es ScHLosser behauptet: gleichzeitig mit dem Mammut — dureh Sibirien und den Behring-Paß zu den Po- largegenden Amerikas und blieb bis zu unseren ı Baırp: Mamm. of N.-America. pag. 635. Fig. 7—8, ® LYDERKER: Deer of all Lands. pag. 48, Fig. 9. ® Arven, J. A.: Rangifer terrenov& sp. nov. Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. Vol, VII. Plate XI, Fig. 3—4. New York, 1896. 411) SÄUGETIERE. 441 Tagen — da sie dort nicht verfolst wurde und vielleicht auch die klimatischen Verhältnisse ährer Lebensweise inhöherem Grad entsprachen — unverändert erhalten. Diese Hypothese ist wegen Mangel an sachlichen Beweisen zur Zeit noch nicht genügend begründet. Dieses außerordentlich interessante phylo- genetische und zoogeographische Problem würde jedoch größere Aufmerk- samkeit verdienen. Besonders wichtige Aufschlüsse könnten jene Autoren geben, denen rezente amerikanische Renntier-Skelette zur Verfügung stehen. Es kann auch sem, daß die im obigen erörterte Hypothese durch die Kontrolluntersuchungen nicht verstärkt wird, demnach nur einen akademischen Wert besitzt. Wenn aber das mitteleuropäische pleisto- zäne Renntier nicht dem Formenkreis der amerikanischen arktischen Rassen eimverleibt werden könnte, muß es wegen seinen Abweichungen vom typi- schen R. tarandus unbedingt mit einem neuen Namen bezeichnet werden.t Bovidse. 53. Bos taurus L. Aus dem Alluvium der Felsnische Pilisszantö liegen einige auffal- lend kleine Rinderknochen vor, u. z. 1 Metatarsus, 1 lädierter Caleaneus und 2 Phalangen (Phal.s). Der Metatarsus ist 235 mm lang, in der Mitte 51°2, an der proximalen Epiphyse 493, an den distalen 533 mm breit. Die zwei kleinen Phalangen sind 512 resp. 497 mm lang, oben 22:5, 23°3 unten 22:0 resp. 219 mm breit. Wahrschemlich stammen beide aus dem Carpus. Obzwar die Rasse auf Grund derart mangelhafter Überreste schwerlich bestimmbar ist, scheint es doch, daß die Reste zu der kleinen RÜürTIMEYER’- schen brachyceros-Rasse gehören. Diese Rasse war in der prähistorischen Zeit schon in ganz Mitteleuropa allgemein verbreitet. Die Frage der unga- rischen prähistorischen Rinder wird vielleicht auf Grund des reichen Mate- riales der Ansiedelung bei Töszeg gelöst werden können. ! Nach dem Abschlusse dieses Kapitcls erhielt ich das Werk von L. M. R. Runtex: «Die diluvialen Säugetiere der Niederlanden» (Berlin, 1909), in wel- chem Verfasser sich auch mit den Ren b:schäftiet (pag. 70— 71). Rurten bezeichnet das Ren der Pleistozänzeit — auf Grund der Geweihe dreier niederländischer, eines dänischen (NORDMANN) und eines deutschen (JENTZscCH) Exemplares und der reichen rezenten Geweih- sammlungen der Museen zu Leiden und Utrecht — als eine selbständige Rasse (Cervus tarandus diluvii n. f.). Die Auffassung des Verfassers ist infolge der oben erörterten, aber auch deshalb, weil das Aufstellen neuer Arten und Rassen ausschließlich auf Grund des Geweihes keinesfalls zu raten ist, noch zu bedenken. 442 D: THEODOR KORMOS (112) 54. Bos primigenius Bor. Aus den pleistozänen Schichten liegen mir drei Urreste vor: ein 369 mm langer Schneidezahn aus dem oberen, em kräftiges Os pisiforme aus dem mittleren und em zernagtes, an der distalen Epiphyse durchgebissenes Phalangenfragment (Phalanx,) aus dem unteren Diluvium. Bos-Reste kommen in der postglazialen Zeit des Pleistozäns überall nur selten vor; das deutet aber keinesfalls darauf hin, daß solche Reste in den Ablagerungen dieser Zeit überraschend oder gar unerwartet wären. Be- kanntlich lebte der Ur während der prähistorischen Zeit noch in ganz Mitteleuropa, deshalb besitzen die postglazialen Überreste keinen beson- deren Wert. 55. Ovis aries L. Es liegen vor: das Fragment einer Ulna und eines Radius, ein Meta- carpus mit fehlender unteren Epiphyse, ein Caleaneus und drei Phalangen (Phalanx,) aus dem Alluvium der Felsnische. Eingehender konnten diese mangelhaften Reste nicht untersucht werden. An der Mitte des erwähnten Radiusfragmentes fand ich scharfkantige Spuren eines erlittenen Bruches ; ein Beweis, daß die Schafknochen nicht durch Raubtiere, sondern durch den prähistorischen Menschen hergeschleppt wurden. 56. Capra ibex L. (Taf. XXIII. Fig. 9—11.) Vom Alpensteinbock liegen im unserer Felsnische — wie übrigens im ganzen bisher bekannten ungarischen Pleistozän — nur spärliche Reste vor, u. z. die abgelöste Epiphyse eines juvenalen Tarsal- oder Carpalkno- chens aus dem oberen und drei lose Zähne aus dem unteren Diluvium. Da diese Reste einerseits ihrer Größe und Gestalt nach mit den Knochen des rezenten Alpensteinbocks der Schweiz gut übereinstimmen, andererseits aber für systematische Folgerungen nicht geeignet sind, zähle ich sie zum Formenkreis von Capra ibex. Das kann ich umsomehr tun, als ScHLosser,t der über ein bedeutend größeres Untersuchungsmaterial verfügte, die Iber- Reste aus der Umgebung von Kufstein ebenfalls zu Ibex efr. alpınus (= Capra iberx) zählte. Allenfalls wäre es interessant die Beziehungen der postglazialen wil- den Ziegen des Pilis-Gebirges einerseits zu dem sibirischen Alpensteinbock ı Tischoferhöhle, loc eit. pag. 429. (113) © _ SÄUGETIERE. 443 (Capra sibirica), andererseits zu den von WorpkıcH,t NEHRING,? Koch,? SCHLOSSER u. a. beschriebenen Ibex-Rassen zu erforschen, das wird aber, ebenso wie die Lösung der pleistozänen Alpensteinbock-Frage — nur auf Grund besser erhaltener Überreste gelingen. Vorläufig glaube ich recht zu verfahren, venn ich die Reste von Pilisszantö zu der alpmen Art zähle umsomehr, als die arktoalpine Fauna der Postglazial- zeit auch im übrigen mehrere verwandte Züge zu der rezenten Fauna der Schweiz aufweist. Die größte Epiphysen-Breite des Mittelfußknochens von Pilisszantö beträgt 32°2, die Dicke 19°9 mm. (Schon die parallel verlaufenden Kanten der Epiphyse verweisen auf Capra.) Der auf Fig. 9, Taf. XXIII, abgebildete, schräg abgenützte obere rechte p, ist an der Basis der Krone 73 mm lang, auf der Kaufläche 76 mm breit. Das Original der Fig. 10, Taf. XXIII (rechter oberer m,) ist an der Basis der Krone 158 mm lang, auf der Kaufläche 12°0 mm breit. Die Länge des auf Fig. 11 abgebildeten linken oberen m, beträgt an der Basıs 175 mm, die obere Breite 10°] mm. Zahlreiche Beobachtungen beweisen, daß der Alpenstembock und die Gemse während der Eiszeit und sogar noch in der Postglazialzeit auch die tieferen Regionen, namentlich das Mittelge- birge bewohnten und sich erst später, in der prä- historischen Zeit zu den Hochgebirgen zurück- zogen. Die in der Nähe der schweizerischen Pfahlbauten gefundenen Ibex-Reste * sprechen dieser Beobachtung nicht entgegen, da sie aus den höheren Regionen wahrschemlich durch den Jäger der prähistorischen Zeit nach Ort und Stelle geschleppt wurden. Umso wichtiger wäre der Beweis meiner Annahme, nach welcher dieses schöne Wild während der prähistorischen Zeit auch im ungarischen Mittelgebirge lebte. Nach Bırrz® lebte der Alpenstembock in den Schneegebirgen Siebenbürgens selbst noch im vergangenen Jahrhundert. ı WOorDkıch, J. N.: Reste diluvialer Faunen und des Menschen aus dem Waldviertel Niederösterreichs. Denkschr. d. math. naturw. Cl. d. kais. Akad. d. Wiss. Bd. IX, pag. 592; Wien, 1893. ®2 NEHRING, A.: Diluviale Reste von Cuon, Ovis, Saiga, Ibex und Rupicapra aus Mähren. Neues Jahrb. f. Miner. Geol. und Paläont. Bd. II. pag. 133. Stuttgart, 1891. 3 Koch, A.: A hidegszamosi esontbarlang ismertetöse, Ertesitö az erd. muz. egyl. orvos-termeszettud. szakosztälyaböl. II. Termeszettud. szak. XIII. köt. I. füz. p. 1—12. Kolozsvär, 1891. * LYDERKER, R.: Wild oxen, sheep and goats of all Lands, living and extinct; pag, 274. London, 1898. ® Bıerz, E.: Zoologische Notizen zur Fauna Siebenbürgens. Siebenbürg. Verein für Naturwiss. pag. 141. Hermannstadt, 1850. Mitt. a d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geolog. Reichsanst. XXIII. Bd. 6. (Schluß-) Heft. sl 444 D: THEODOR KORMOS (114) 57. Caprella rupicapra L. Nachdem aus dem europäischen Pliozän kein Horntier bekannt ist, von welehem die Gemse abzuleiten wäre, müssen wir uns der Meinung ScHLosser’s anschließen, nach welcher dieses vornehme und heutzutage in den Alpen, auf den Apenninen, Pyräneen, Karpaten und im Norden der Balkanhalbinsel (bis zum Kaukasus) verbreitete Glied unserer Hoch- gebirgsfauna aus Asien stammt. Diese Annahme wird auch dadurch bestärkt, daß der nächste, ja sogar einzige Verwandte der Gemse: der Goral (Nemorhaedus goral Harpw.) auch in Asien (in Nordindien und im Südteil des Himalaya ete.) lebt. Die ursprüngliche Heimat der älteren HS E FR EZ DEEP PEPE GEEEE Fig. 53. Caprella rupicapra L. Im Zahnw:chsel begriffener rechter Unterkiefer (mit d,—, und m; m, ist eben im Hervorbrechen) aus dem oberen gelben Höhlenlehm, (Natürliche Größe.) Gez.-von,Dr. K. v. SzoMBAThy. Vorgänger des Gemsengeschlechtes soll nach !Sc#tLosser Nordamerika gewesen sein. j In den Ländern der ungarischen Krone leben Gemsen derzeit nur in der Hohen Tätra, im Retyezät-Gebirge, auf den Schneegebirgen bei Brassö, Fogaras, Szeben und auf den höchsten Gipfeln des Velebit-Gebirges. Gegen Ende der Eiszeit und in der Postglazialzeit war aber die Gemse auch bei uns allgemeiner verbreitet. Ihre fossilen Reste sind schon von zahlreichen Punkten Ungarns bekannt. In dieser Hinsicht ist besonders das isolierte Vorkommen in der tiefliegenden Gebirgs-Gruppe Buda-Pilis interessant ; von hier kennen wir Gemsenüberreste aus mehreren Höhlen (Höhle bei Kiskevely, Felsnische Remetehegy). 2 Tischoferhöhle, pag. 429. (115) SÄUGETIERE. 445 Aus der Felsnische Pilisszantö liegen 48 Gemsenüberreste vor, u. z. 1. aus dem unteren Diluvıum: rechtes Unterkieferfragment mit 3 Milchzähnen (d,—3); rechter unterer My linker « zerspaltene distale Hälfte des linken Oberarmknochens ; abgeschlagene Caput femoris ; distale Epiphyse der rechten Tibia ; Patell®; rechtes Scaphocuboideum ; Astragali, darunter 5 unverletzte ; zerspaltene erste Phalange (Phalanx,) ; Phalangen; ; wahrscheinlich von einem Tier ; Hr Q mo kamen m 2. aus dem mittleren Diluvium: zerspaltene distale Hälfte des linken Oberarmknochens ; abgeschlagenes Caput femoris ; Patella ; rechtes Scaphocuboideum ; Astragalus ; rechtes Calcaneusfragment ; Phalanx,. HH 3. aus dm oberen Diluvium: 1 rechter Hornzapfen samt Schädelfragment ; 1 linkes Unterkieferfragment mit d,—, und m;; 1 zerspaltene distale Hälfte eines rechten Humerus ; 1 Patella ; 4 vollständige Astragali; 1 Phalanx,; 2 Phalangen,. Die zerspaltenen Humeri, abgeschlagenen Caput femoris und die zerspaltene Phalange beweisen, daß die Gemse — ebenso wie das Renntier — von den Magdalenien-Jägern verfolgt wurde; die Gemsenknochen der Felsnische Pilis- szantö wurden demnach von den Renntierjägern dort hinaufgeschleppt. Die 13 vorliegenden Astragalusknochen (7 linke, 6 rechte) repräsentieren mindestens 7 verschiedene Exemplare, was auf einem derart engen Fundorte 31% 446 D: THEODOR KORMOS (116) eine beträchtliche Zahl ist und dafür spricht, daß die Gemse in der Umge- bung des Pilis-Berges häufig war. Die Zähne — auch die des auf Fig. 53 abgebildeten Unterkiefers — sind größer, als die der mir vorliegenden zwei rezenten ungarischen Gemsen- schädel. Die Maße der Zähne will ich aber nicht mitteilen, da keine ein- zige vollständige fossile Zahnreihe gesammelt wurde, außerdem da in den Unterkieferfragmenten vorwiegend nur Milchzähne erhalten sind. Der auf Fig. 54 abgebildete, aus dem oberen, gelben Höhlenlehm gesammelte schöne Hornzapfen repräsentiert einen großen, kapitalen Bock ; die Länge des ursprünglich mit Horn bedeckten Teiles beträgt 834, der größte Durchmesser an der Basis 28°’4 mm. Der Stirnknochen ist zwischen beiden Kriekeln 11°3 mm dick; einen ähnlichen Hornzapfen erwähnt Koch aus der Höhle des Kalten-Szamos Tales (Loe. eit. Taf. III, Fig. 3). Schwä- chere Stücke sammelte Dr. Kapıd aus der Felsnische Puskaporos und aus der Zoltän-Höhle bei Herkulesfürdö; letzterer ist bedeutend schlanker und schwächer, als die übrigen. An den drei Humerusfragmenten aus der Felsnische Pilisszanto ist das distale Gelenk nur in einem Falle unversehrt, und in diesem Fall 352 mm breit; dasselbe eines rezenten Gemsenskelettes beträgt 32 mm (Geol. Reichsanstalt). Der Astragalus desselben rezenten Tieres ist 33°3 mm lang, 219 mm breit und an der lateralen Seite 19:0 mm dick. Die Maßangaben der fossilen Gemsen-Astragali von Pilisszantö sind in der folgenden Tabelle mitgeteilt (1—4 aus dem oberen, 5—9 aus dem unteren Diluvium). Astragalus Grösste Länge by 33:6 | 341 | 347 Grösste Breite 2341 | 245 | 248 H 99-4 | 243 | 254 ! | Dicke an der lat. Seite | 21:0 | 20:6 | 21:0 | 19:7 |] 19:5 | 21-5 | 21-2 | 20:9! 92-0 Unter diesen 27 Maßangaben gibteskeine, die nieht größer wäre als die Maße des rezenten Exemplares; einige, z. B. No. 9, sind sogar bedeutend größer. Ebenso verhalten sich die Phalangen. Die erste Phalange des mir vorliegenden rezenten Skelettes (Vorderfuß) ist 48:9 mm lang, oben 142, (117) SÄUGETIERE 447 Phalanx, Grösste Länge 37-3 | 33-7 | 37°0 | 36:6 | 36:7 | 38:0 | 37:0 | 34:8 Breite der prox. Epiphyse | 158 | 1&6 | 149 | 162 | 1&5 | 147 | 159 | 149 Breite der dist Epiphyse | 12:6 | 11-2 | 11-2 | 12°5 |benagt| 11-5 | 11:8 | 11:6 unten 12°8 mm breit. Derselbe Knochen des hinteren Fußes ist etwas kürzer, aber dieker (46°6—14'4—13°4). Die zweite Phalange der vorderen Extre- mität mißt 33:4—13°0— 10:1, jene der hinte- ren 30:9—13'7—10'5 mm. Die Länge emes Phal., (einziges voll- ständiges Exemplar) des oberen Diluviums unserer Felsnische beträgt 562 mm, die Breite oben 15'7, unten 149 mm. Der Kno- chen ist demnach bedeutend länger und stär- ker, als die des rezenten Tieres. Unversehrte Phal., liegen 8 Stück vor; ihre Maßangaben sind in der obigen Tabelle mitgeteilt (1—2. aus dem oberen, 3. aus dem mittleren, 4—8. aus dem nnteren Diluvium). Auch diesesndohne Ausnahme größer, als die des rezenten Exemplares. Ebenso verhalten sich auch die Gemsen-Phalan- gen der übrigen ungarischen Höhlen: IEahtaal ames sit larnıes Eihtaullannex, NEE kurz, gedrungen. Th G? Die Kräftigkeit der fossilen Gemsen- IM DRES überreste erweckte schon die Aufmerksam- Y keit NEHRINGS; er unterschied die fossile Gemse von der rezenten und bezeichnete sie als «Antilope rupicapra fossilis.t Diese Lösung — obzwar die ein- B . ee . Fig. 54. Caprella rupicapra L. fachste — ist k sfalls glück 5 st keinesfalls 5 ücklich und Rechter Hornzapfen am Schädel- fragment aus dem oberen gelben 1 Diluviale Reste von Cuon, Ovis, Saiga, Diluvium. (Nat. Gr.) Gez. von Ibex und Rupicapra aus Mähren. loc. eit. pag. 138. Dr. K. v. SZOMBATHY. 448 D: THEODOR KORMOS (118) befriedigend. Die Frage kann erst auf Grund eines reicheren fossilen und rezenten Materiales gelöst werden; in erster Reihe müßte aber das Problem der rezenten Rassen klargelegt werden. Die Gemse der Schnee- gebirge von Fogaras und des Velebit-Gebirges dürfte kaum mit der der schweizerischen Alpen identisch sein. MıLLer gibt über diese Frage keme Auskunft. Zur Lösung dieses Problems wären in erster Reihe die ungarischen Zoologen berufen. Equid. 58. Equus caballus L. (Fig. 55.) Pferdeüberreste liegen — abgesehen von den Resten aus dem Allu- vium (Radius, Calcaneus, Naviculare, M sup.) — auch aus dem Diluvium in größerer Zahl vor. Aus dem unteren Diluvium wurden 5 Eck- und 7 Schneidezähne, aus dem unteren 11 Sesamknochen gesammelt. Die Zähne sind vorwiegend Juvenale Exemplare ; ihre Wurzeln sind nicht erhalten. Fig. 55. Eqwus caballus L. Kaufläche der rechten oberen 9,_, aus dem gelben Diluvium. (Natürliche Größe.) Gez. von Dr. K. v. SZOMBATHY. Aus dem mittleren Diluvium stammt eine große Prämaxilla mit dem linken Eckzahn und mit den Alveolen der Schneidezähne und des rechten Eckzahnes. Wahrscheinlich gehörten zu demselben Schädel auch die ebendort gesammelten, stark abgenützten 3 oberen Molaren; ihr Erhal- tungszustand und ihre Farbe ist jenen der Prämaxilla ähnlich. Diese Reste repräsentieren ein sehr altes Exemplar. Endlich wurde noch aus dem mittleren Diluvium 1 Sesamknochen und die Krone eines juvenalen Eckzahnes gesammelt. Gelegentlich der Probegrabungen sammelte Kapıe aus dem obe- ren Diluvium ein schönes Scapulafragment und den distalen Teil einer Tibia; ich selbst sammelte ebendort eine erste und eine zweite (119) SÄUGETIERE. 449 Phalange, 3 Sesamknochen, ein Os hamatum, 5 obere Molaren, einen Schneide- zahn, die Krone eines Eckzahnes und außerdem 5 zusammengehörende Zähne, u.z.3 obere (p—, rechts, Fig. 55) und 2 p—, (links) aus demselben Schädel. Die Kauflächen dieser 5 stark abgenützten Zähne sind unversehrt, sie be- sitzen tief gefurchte Wurzeln ; die innern Wurzeln divergieren gegen die late- rale Seite. Diese zwei Zahnreihenfragmente — die infolge ihrer unversehr- ten Kauflächen zu systematischen Untersuchungen sehr geeignet, folglich aüßerst wichtig sind — unterscheiden sich von den mir vorliegenden rezenten Pferdeschädeln und von den fossilen Pferdezähnen anderer Fundorte we- sentlich. Die Schmelzschlingen sind auf den Kauflächen der zahlreichen Pferdezähne aus der Höhle bei Kiskevely viel einfacher als auf den vor- liegenden Zähnen von Pilisszantö. An den letzteren sind die sekundären Schmelzschlingen des erochet und antecerochet — besonders am Pa — komplizierter gestaltet. Die Länge der linken p»—, beträgt 60'8, die der rechten pz—, 100'6 mm. Ihrer Größe nach stimmen diese Zähne mit denen eines großen rezenten ungarischen Pferdes überein, sind aber bedeutend klemer als die fossilen Zähne aus der Höhle bei Kiskevely.Woher aber das rezente Exemplar stammt, ist mir unbekannt und sonach auch die Rasse unbestimmt. Weitere Folge- rungen können also aus diesem Vergleich nicht gezogen werden. Die aus dem mittleren Diluvium gesammelte Prämaxilla ist auffallend kräftig, vor den Alveolen der Eekzähne 76'2 mm breit; die betreffenden Maße der zwei rezenten Schädel betragen nur 50'3 resp. 58°5 mm. Die aus dem oberen Diluvium gesammelte zweite Phalange (Phalanx,) ist 81 mm lang und demnach bedeutend kürzer als die Phalangen von Kiskevely (90—104 mm). Meiner Meinung nach handelt es sich hier um zwei verschiedene Rassen. Das Equus-Material von Pilisszantö genügt nicht zur Lösung der Frage unserer pleistozänen Pferde. Von dem reichen Equus-Material der Höhle bei Kiskevely erwarte ich schon bessere Resultate. Rhinocerid#. 59. Atelodus antiquitatis Brume. Von den in den postglazialen Ablagerungen äußerst selten vorhandenen Resten dieses Nashorn liegen nur zwei Phalangen (Phal., und Phal.,) und ein 20 em langes Rippenfragment aus dem unteren Diluvium unserer Felsnische vor. Wahrscheinlich wurden auch diese Reste von Menschenhand herbeigeschleppt. 450 D: THEODOR KORMOS (120) Elephantid. 60. Elephas primigenius Bruns. Es liegt nur das Fragment: einer Zahnlamelle aus dem oberen Dilu- vium vor. Ob der Mammut in dieser Zeit bei uns mit dem Urmenschen gleich- zeitig lebte, ist noch fraglich. Das erwähnte Fragment kann auch an sekundärer Fundstelle gesammelt sem; in diesem Fall wurde es vom Magdalenien-Menschen schon im fossilen oder subfossilen Zustande her- geschleppt. * In der folgenden Tabelle teile ich die Liste der oben besprochenen Säugetier-Arten und Rassen mit, um die vertikale Verbreitung und die Zahlenverhältnisse zu erläutern. Betrachten wir nun die stratigraphischen Belehrungen dieser Tabelle. Die Säugetierfauna der holozänen Schichten (aus dem Alluvium) zählt 25 Arten. Obzwar das eine geringe Zahl ist, enthält sie doch wich- tige Beweiskraft, indem zwei drittel der Arten (17) aus- schließlichausdemAlluvium bekanntsind und nur 8SArten mit der Fauna der pleistozänen Schichten gemein sind. Diese Feststellung hat natürlich nur lokalen Wert und kann auch nur ein Zufall sein, da die 10 Arten der pleistozänen Schichten (Sorex araneus, Crocidura, Canis lupus, Taxus meles, Latax lutra, Zibellina martes, Mustela erminea, Lynceus lynx, Microtus agrestis, Micropus ratticeps), welche bei uns auch derzeit vorkommen, ferner der Biber (Castor fiber) und der Ur (Bos primigenius), welche in Ungarn auch nach der Pleisto- zänzeit lebten, auch im Alluvium vorkommen könnten. Vor allem könnte aber der Biber gefunden werden, der das Maximum seiner Verbreitung ge- rade in der prähistorischen Zeit erreichte. Unter den holozänen Arten gibt es aber auch einige, welche hier in der Pleistozänzeit noeh nicht vorkommen und auch nicht vorkommen können, so z. B. die domestizierten Arten von Canis familiaris, Bos taurus, Ovis aries, Sus scrofa. Gewiß gehört auch die Ratte (Epimys rattus) hierher, außerdem einigermaßen Ursus arctos, Felis silvestris, Lepus europaeus, Myozus glis, Apodemus sylvatıcus, Spalax hungarieus und Cervus elaphus, die in den pleistozänen Schichten nur äußerst selten vorkommen. Ich fand z. B. meinerseits Reste der Waldmaus und überhaupt echter Mäuse, des Eichhörnchens und des Siebenschläfers bisher in eiszeitlichen oder postglazialen Schichten nirgends. (121) SÄUGETIERE. 451 Verzeichnis der aus der Felsnische Pilisszantö gesammelten Säugetier- arten (mit Angabe der Zahl der bestimmten Überreste.) Lauf. Nr, (a) N SS m S Ss EN Sa > = SS MG) Z S = SS s | sa 2218 ee E= | => Ss © => Art| St. |Art| St. |Art| St. |Art| St. Homonsüpiens en + L| - - I — 1 1 Taolposeunonaeu er ern ir 10 + | 1711 + 3t| + 166 *Desmana moschata hungarica nov. — | -+ 11 + 1 Sorex araneus DL. - _. ._ ._ ..._ — | — | + ll | + 1 SOREERMNUISS EEE 09 | —_ | - _ | — Groeidura (sp. ?) _ — —_ 2 | x En Lı u Croeidura russula HERM._ __ En 2| ui u& \— ur Ursus arctos L._ —_ - = = En 1 | £ RR 22 | E st *Ursus spelaeus BLUMB. ee. En jB s| AL 14 EN 72 CGanis familiaris L. Biegen de + 1 wel N a BanısnluUnusEma ee | uenE SUN 9| 6 Alopex lagopus L._. RD = E.- N a ENT 9 Alopex vulpes L._ ee ee > Se 47 + | let 15 Taxus meles L.__ __ = — | )+ | || = Latax lutra L. E4 see — — (du | | ZN LI Fe Zibellina martes L. __ _ _ — = || BAUR ar 0) Zibellina foina ERXLEBEN.. —_ _. .. —_ | + 3er El Mustela erminea L. __ _ pl — [+ | 3674| 6, + 27 Mustela nivalis L. ae A + | Pin 3 +| 3 3 * Mustela vobusta (NEWIoN) _ _ _ — _ | = + 15 Gulo luscus L. _ __ — | ale | She Man aD BD) *Hyaena cerocuta spelaea GOLDF. —_ - | + a ee 1 Felis silvestris SCHREBER_ _ _ _ | + 3 Sy Wet *Felis leo spelaea GoLDE. _ __ . _ | ! 2 2 + 4 SEN ya in | le 4 = ı — | + 7 Lepus imidus L!_l _ _ _ _ = —ı +| 350| + 56] + | 320 DepusneunopdeussPAun. 2 2 a 3| Ochotona pusilla Paun? __ _ _ 1 Zahl der Scapul. ® Zahl der Unterkiefer und Schädelfragmente. Die mit * bezeichneten sind ausgestorbene Arten resp. Rassen. 1370 452 D: THEODOR KORMOS (122) (a) |&)| &) | | @) | (A) | (A) ee ee ee „22|3|28 |3 #8 3182 2/35 |.» |35|5 35|3|85 = 23 3 3:32:21 = | N oO |NS la ls BD |NS Vortrag_ _ | 11 32| 17 2097. 12 | 310| 18 1370 RN RES ee || = 3) 30.| Heliomys cricetus L. __ __ eat 7 + 27, ne | + 3 31.| Cricetulus phaeus Pau. _ ____|-| - | + nz | - 32.| Apodemus sylvatieus L.__ __ _ - + 11) | | | 33. Bpimysarotn,saT ee: | = || ee 34.| Evotomys glareolus SCHREBER _ _ | -+ 2) + ae Zi Si B) 35.| Dierostonyz.torguatus PAıL. _ _ _ | | — | 445 E I dl =: 14 362 | PWieromusvanrvalısn Panne ee 27\ + 671 + buel: 12 h|) OEROIRE mes Ir u ee elle || = || 8 5| — - | + 1 38.| Microtus ratticeps Keys. et Buas. __ | —-|)+ 9I|-| —-. | + 1 SIE MicHotusngrnegoks PA ze: 64| + 5 == 11 40.| Microtus nivalis MarRTıNSs _ _ _ _ _ — | + 53 —| — | + 6 Alan Arncolatennesiis nz eree37eer 10| Sl 42.| Spalax hungaricus NHRG. EA E u 4 — | - — li = =| = 43.| Spermophilus eitellu L._ _ _ _ _|-+ 4 44.|*Spermophilus citelloides nov._ _ _ |- | — |+ | 101 + A 45.| Spermophilus rufescens Keys. et Bras. | — | — | + Zi = 0 "Chen Bere = es] — | al |— = ||, = 4#1.| Sus’scrofa Lu. _ _ ee ne Da WEIT 7|-|ı - |-| - |—-|- 48.| Cervus elaphus u. -_ - - _ __ _|+| 10) — 49.| Gervus canadensis asiatieus LYDEKKER Ink 4 4 —-| —- | + E) 50.1*Megaceros giganteus BLuUmB. _. _ | - I! -| - I1-|- |+ 5 Sr irn era neo || wel je |) 1 52.| Rangifer tarandus L.__ -_ ___|- - + | 793| + | 114) + | 495 53.]| Bos taurus L. EINER WE OSROHEE + | = I a a _ 54.|*Bos primigenius Bsanıs ____|-| - | + 11 + 11 + 1 BbN) BODZSwIIm EST |) Bl a = ae Beeren elle) = || | — |+ 3 Brbı era een zen || || = || =E 12,22 2 + | 39 98. 1ERGUUSICH br US DT = 4| + 301 + 6.| -E 17793 59.|*Rhinoceros antiquitatis BLuMB. __ _ | Zr 3 60.|*Elephas primigenius BuumB. _ __ _ = Zusammen | 25 | 132) 37 |4106| a3 | 496| 37 |2189 Die mit * bezeichneten sind ausgestorbene Arten resp. Rassen. (123) SÄUGETIERE. 453 Die Reste der Gemse (Caprella rupicapra) und des Alpensteinbocks (Capra ıbex) waren aus dem Alluvium nicht zu erwarten, da diese Arten am Ende der Pleistozänzeit schon die Hochgebirge bewohnten. Von den mit * bezeichneten 11 Arten! sind $ Arten sicher, 2 (Des- mana moschata hungarica, Spermophilus citelloides) wahrscheinlich und 1 (Castor fiber) bei uns wenigstens ausgestorben. Diese wurden ausschließ- lich aus den Pleistozän-Schichten gesammelt. Aus diesen Schichten be- stimmte ich insgesamt 44 Säugetier arten. Bevor die Eigentümlichkeiten der Verbreitung der pleistozänen Fauna besprochen würden, muß ich die faunistischen Ergebnisse des «mittleren Diluvium» (Schicht D, ,) auf ihren richtigen Wert reduzieren. Dieser Schichtenkomplex lieferte — im Gegensatz zu den je 37 Arten zählenden Faunen des «oberen» und «unteren» Diluviums — nur 23 Arten. Der Grund dieser Erscheinung liest darin, daß die Schichten D, ,„ nur im hinteren Teil der Felsnische gelagert waren, sonach bedeutend weniger Erdmaterial lieferten, als die Schichten D, , und D, „. Das Resultat ist nicht nur aus der Zahl der Arten, sondern auch aus der Zahl der Überreste ersichtlich. Das Bild der Fauna wäre ungestört geblieben, wenn ich die Über- reste der Schichten D, , zu denen des unteren Diluviums gezählt hätte. Die Knochenreste des mittleren grünlich-grauem Diluviums sehienen aber mit ihrer intensiv grün- lichen Farbe sehr geeignet zu sein, um die gelben Knochen des oberen, und die rostroten Knochen des unteren Diluviums, sonach die Faunen der letztgenannten Schichten scharf zu trennen. Der große Farbenunterschied ermöglichte das Separieren des Materiales der drei Schichtenkomplexe. Als sich der Schichtenkomplex D, , im vorderen Teil der Felsnische auskeilte, sammelte ich eigenhändig und mit großer Sorgfalt, um die un- terste Schicht des oberen Diluviums vom unteren Diluvium genau ab- zutrennen. Das mittlere Diluvium ist demnach nur eine «Scheidewand» und ihre Fauna hat keinen besonderen Wert. Umso stärker unterscheiden sich die Faunen des oberen und unteren Diluviums u. z. nicht m der Gruppierung der Arten, sondern in der Zahl der bestimmten Überreste. Dieses Verhältnis führt in zoogeo- graphischer und klimatologischer Hinsicht zu bedeutenden Resultaten. Die Faunen sind ihrer Zusammenstellung nach einander sehr ähnlich. ! Ich zähle zu diesen auch den Biber, obgleich dieser Nager in der Mitte des ver- gangenen Jahrhunderts auch noch bei uns lebte. 454 D: THEODOR KORMOS (124) Aus beiden Schichten — d. i. aus den unteren und oberen Diluvium — be- stimmte ich 37 Arten. Im unteren Diluvium fehlen Latax lutra, Spermo- philus rufescens, Castor fiber und Elephas primigenius,; diese sind im obe- ren Diluvium auch nur spärlich vertreten. Die Reste von Homo, Desmana, Megaceros, und Rhinoceros beschränken sich auf die Schichten D,_z. Das kann aber auch nur ein Zufall sein, ohne irgendeine größere Bedeutung. Bedeutend größere Resultate erzielen wir durch die Zahlen. Obzwar der Kubikgehalt des unteren Diluviums größer ist als der des oberen, liegen aus dem oberen Diluvium doeh zweimal soviel Überreste vor, als aus den Schichten Dg_+- Betrachten wir nun die Details der Unterschiede. Maulwurfknochen wurden aus dem oberen Diluvium 171, aus dem un- teren 166, Hermelinknochen oben 36, unten 27, Iltis-Reste 20—15, Pferde- knochen 20—23 gesammelt ; diese Unterschiede sind ohne jede Bedeutung. Höhlenbär-Reste liegen aus dem unteren Diluvium 72, aus dem oberen 8 Stück vor. Dieser bedeutende Zahlenunterschied weist mit übrigen Analogien darauf hin, daß der Höhlenbär zur Magdalenienzeit schon im Aussterben begriffen war und am Ende der Postglazialzeit vollständig unter- ging. NEHRING beobachtete in den Höhlen bei Neumühle (Bayern) 1879, dab die Höhlenbär-Reste über dem Niveau der Lemminge, meistens aber auch noch über dem Niveau der Steppennager vorkommen,! «der Höhlen- bär schemt also dort in bayrisch Oberfranken die Zeit der Lemminge und der Steppennager überlebt zu haben». Seitdem Schımipr und Koken feststellten, daß Lemminge in Würt- temberg schon zur Mousterienzeit, also schon während der Eiszeit vor- kommen,? ist es nicht überraschend, wenn hie und da Höhlenbärenknochen neben Lemmingresten,oder oberhalb dieser gefunden e Beobachtung Neurınes sich nicht auf die glaziale, sondern auf die postglazialeZeit bezieht, S werden. Wenn aber di so muß sie mit der größten Reserve empfangen werden. In der Postglazial- zeit (Magdalenien-Industrie) sind zwar Höhlenbärreste noch zu finden, ScHMiDT fand sie sogar ım Frühmagdalenien von Sirgenstein zahlreich vertreten (loc. eit. pag. 23), sie verschwinden jedoch im Hochmagdalenien nach und nach — stellenweise sogar plötzlich — und kommen im Spät- magdalenien nur aus sekundärer Fundstelle zum Vorschein. Daß der Höh- lenbär die Zeit der postglazialen Wüsten überlebte,? kann demnach keines- falls behauptet werden, umso weniger, als seine Reste — meines Wissens ! Tundren und Steppen. pag. 197. ® SCHMIDT, R. R.: Der Sirgenstein und die diluvialen Kulturstätten Württembergs. (Stuttgart, 1910. ® MeHeELy : Fibrina‘, ]. ec. p. 54. (125) SÄUGETIERE. 455 nach — weder aus der Übergangsstufe von der paläolithischen zur neoli- thischen Zeit (Azilien), noch aus dem Neolithikum von primären Fund- orten bekannt sind. Im Gegenteil, alle bisher bekannten Fundorte weisen darauf hin, daß der Höhlenbär noch vor dem Ende des Magdalenien gänzlich aus- gestorben ist; die spärlichen Höhlenbärenreste aus der Schicht D, (also nieht aus der obersten) können ebenso auf sekundärer Fundstelle gefunden worden sein, wie das ebendort gefundene Mammutzahnlamelle. Auch die Resultate HıLLesgranns bestärken diese Auffassung. Von den übrigen großen Raubtieren (Löwe, Hyäne, Vielfraß) liegen nur spärliche Reste vor, die zu weiteren Folgerungen nicht geeignet sind. Das spärliche Vorkommen dieser Raubtiere in den postglazialen Schiehten einerseits, andererseits ihr massenhaftes Auftreten zur Blüte- zeit des Mammuts und des Höhlenbären (Igrie-Höhle, Lindentaler-Höhle, Predmost ete.) weisen ebenfalls darauf hin, daß sie zur Postglazialzeit auch schon im Aussterben, resp. im Abzug waren und diese Zeit — wenigstens in Mitteleuropa — nicht überlebten. Dasselbe bezieht sich auf den M a m- mut, Rhinoceros antiquitatis, Polarfuchs, Panther uud auf den ausgestorbenen pleistozänen Iltis (Mustela robusta); während der Riesenhirsch, der Eleh, das Ren und der Ur — wenigstens im nördlichen Teil Mitteleuropas — noch zur prähistorischen Zeit, sogar vielleicht auch noch am Anfange der historischen Zeit zu Hause waren. Auch die Ausgrabungen in der Felsnische Pilisszantö weisen darauf hin, daß der Polarhase (Lepus timidus), der Alpensteinbock (Capra ibex) und die Gemse (Caprella rupicapra) am Ende der Post- glazialzeit auch schon im Wandern begriffen waren und sich vor den eingetretenen klimatischen Änderungen in die Schneegebirge flüchteten. Analoge Erscheinungen zeigen jene Mollusken (Helix tenuwlabris, Pupa columella, Buliminus reversalis, Valvata alpestris ete.), welehe zur Zeit der Lößbildung auch noch in unserer Tiefebene lebten, sich am Ende der Pleistozänzeit aber schn nach Norden und den Schneegebirgen zurückzogen. Der Polarhase, der Polarfuchs und die Schneehühner waren übrigens in Mitteleuropa schon zur Mousterienzeit verbreitet (vgl. Schmipr l. e. p. 9 u. 14); das Alpenschneehuhn (Lagopus mutus) bestimmte ich auch aus den eiszeitlichen Ablagerungen bei Rev (Komitat Bihar).! Was nun jene Tiere betrifft, die sich in der Felsnische Pilisszanto ı Kormos, T.: Über die Resultate meiner Ausgrabungen im Jahr 1913. Jahresber. d. k. ung. geol. Reichsanst. p. 599. Budapest, 1914. 456 D: THEODOR KORMOS: (126) von unten nach oben vermehrten, muß in erster Reihe der Hals- bandlemming erwähnt werden. Die pleistozänen Schichten der Felsnische Pilisszäntö gehören zweifels- ohne der Postglazialzeit an und schließen sich — wie erwähnt — dem Solutreen an. Und doch ist es zu beobachten, daß während aus dem unteren und mittleren Diluvium insgesamt 3 Lemming-Unterkiefer vorliegen, die Spätmagdale- nien-Schichten D,, nicht weniger als 445 Dicrostonyx- Unterkiefer lieferten. Aus dem oberen Diluvium liegen auch von Ochotona zweimal soviel Unterkiefer vor, als aus dem unteren. Die Best:m mung der Art ist zwar in diesem Fall vorläufig unsicher und im Sinne NEHRInGs! handelt es sich hier vielleicht mehr um den sibirischen Ochotona hyperborea, als um den südrussischen Ochotona pusilla, doch in Betracht gezogen, daß die fossilen Pfeifhasenreste von den meisten Autoren für Ochotona pusilla bestimmt werden und z. B. Schmipr (loc. eit. pag. 24), sogar selbst NEHRING ? diese Art mit den arktischen Halsbandlemming gemeinsam erwähnen, widersprechen die Tatsachen der NEHRING-schen Tundren- und Steppen-Hypothese. Wenn man Ochotona schon jm unteren Diluvium der Felsnische Pilisszäntö — wo der Lemming kaum vertreten ist — zahlreich sieht und wenn sich dieses Tiernachobengraduellvermehrtundmit dieser Vermehrung auch die Zahl der Halsband- lemminge bis aufs 15fache gesteigert wird, dann können die Nenarineschen Halsbandlemming — Pfeif- hasen-Eichhörnchen Perioden, d. h. die vertikale Reihenfolge der Tundren-Steppen-Waldzonen all- gemein kaum richtig sein, umso weniger,als das Beispiel der Pelsnische Pilisszäntö keine isolierte Hr- seheinung ist. Um mich nur auf Beispiele aus Ungarn zu berufen, erwähne ich die Pälffy-Höhle (Komitat Pozsony), wo im oberen Diluvium 5-mal so viel Halsbandlemminge gesammelt wurden, und die Peskö-Höhle (Komitat Borsod), deren untere Schicht keinen einzigen Lemmingsrest enthielt, während oben neben den in beiden Sehiehten zahlreichen Ochotona-Resten auch mehrere Halsbandlemminge gefunden wurden. Es steht immerhin fest, daß die Tundren- und Steppen- Hypothese höchstens nur eine lokale Bedeutung hat und daßin der hiesigen Verbreitung der zur Plei- stozänzeit von ihrer östlichen und nordöstlichen ! Tundren und Steppen. pag. 184. * Schweizersbild. pag. 47. (127) SÄUGETIERE. 457 Heimat nach Mitteleuropa gewanderten Tundren- und Steppentiere — im Bezug auf das Terrain — bedeutende Abweichungen zu beobachten sind. Am Ende der Pleistozänzeit wanderten von Osten nach Mitteleuropa gewiß neue Faunenelemente ein. Keinesfalls ist es aber bewiesen, daß diese Einwanderung — die ihren Höhepunkt inder Mitte der Postglazialzeit erreichte -— deshalb stattgefunden hätte, als wenn bei uns zu dieser Zeit den südrussischen und sibirischen ähnliche Gras- und Eissteppen verbreitet gewesen wären. Meiner Meinung nach ist es viel wahrscheimlicher,.daß diese arktische und sub- arktische «Nagetier-Faun» wegen ihrer großen Ver- mehrung gezwungen war nach West zu wandern, um neue Speisekammern zu suchen. Gleichzeitig mit der Vermehrung des Lemmings und des Pfeifhasen vermehrten sich auch de Wühlmäuse. Besonders zwei Arten sind in dieser Hinsieht wichtig: die Zwiebel- und die Schneemaus (Mierotus gregalis und nwalis), imdem das erste ein charakteristisches Steppen-, das zweite ein arktoalpines Tier ist. Die Häufigkeit des letzteren Tieres hängt — wie ich das bereits betonte — bei uns mit der Häufigkeit der Lemminge zusammen. Auch unter den Wühlmäusen kommen demnach hier Arten von ziemlich ver- schiedener zoogeographischer Bedeutung in die Gesellschaft der Lemminge. Gleichzeitig mit den letzteren vermehren sich auch der Ziesel (Sperm. eitelloides) sowie der Biber (Castor fiber) und mit ihnen kehrt auch der Hamster (Heliomys ericetus) zurück, der vor der Eiszeit schon hier lebte, sich vor derselben aber wahrscheinlich gegen SO flüchtete. Der Zwerg- hamster (Cricetulus phaeus) — dessen systematische Stellung noch nicht gelöst ist — gelangte auch zur Postglazialzeit wieder zu uns und gleichzeitig vermehren sich im Mitteleuropa die Bisamspitzmaus (Desmana moschata), Orenburger und falbe Ziesel (Sperm. rufescens und fulvus), der Pferdespringer (Alactaga saliens),das Steppen- murmeltier (Arctomys bobac) und auch andere Arten, die während der Eiszeit hier nur vereinzelt oder gar nieht vorkamen. Natürlicherweise vermehrt sich infolge dieser reichen Beute auch der Fuchs (Alopex vulpes) an die Stelle des nach Norden gewanderten Eisfuchses (Alopex lagopus). Diese Beobachtungen beweisen in überzeu- gender Weise, daß die älteren Elemente unserer pleistozänen Fauna mittel- und südeuropäischer, die neueren teils südosteuropäischer, teils asıati- scher Herkunft sind. Jene Tiere, deren Vorgänger schon in 458 D: THEODOR KORMOS (128) der voreiszeitlichen, also präglazialen Zeit hier lebten (Maulwurf, Bär, Wolf, Daechs, Iltıs, Vielfraß, Hyäne, Löwe, Huchs, Hase, Sıebenschläfer, Hamster, Maus, Wühlmaus, Blindmoll, Eichhorn, Reh, Hirsch, Renntier, Pferd ete.) werden infolge der adaptiven Wirkung der Eiszeit nach und nach zuarktoalpinen Arten (gla- zialen Rassen), jene aber, welehe sich nicht der- maßen angepaßt haben (Siebenschläfer, Hamster, Mäuse, Wühlmäuse,Blindmoll,Eiehhorn, Reh, Hirsch ete.) weichen den tiefgreifenden klimatischen Ände- rungen — vielleicht in der Richtung gegen SO — aus. Am Ende der Eiszeit und im Laufe der Post- glazialzeit zogen sich diezur Weiterentwicklung tähigenGlieder der hieran diearktoalpine Lebens- weise angepaßten Fauna (Wolf, Dachs, Vielfraß, Luchs, Hase, Renntier, Alpensteinbock, Gemse, Mo- sehusochsete.)teilsindie Schneeregionen desmittel- europäischen Hochgebirges,teils nach Nord, na ch den heutigen arktischen Gegenden; jene Arten (oder Rassen) aber, in deren Stammesentwicklung die Eiszeit sehr weitgehende Spezialisationen ver- ursachte (Höhlenbär, Höhlenhyäne, Höhlenlöwe, Rieseniltis, wollhaariges Nashorn, Mammut, Elas- motherium ete.) starben infolge des Dorzo-schenGesetzes aus. Beiläufig gleichzeitig beginnt von Osten her die Einwanderung der neuen Faunenelemente und mit diesen vermehren sich wieder auch die sich vor der Eiszeit geflüchteten Ureinwohner. 4, ZUR FRAGE DES MITTELEUROPÄISCHEN PLEISTOZÄN-ILTIS. Von Dr. Turopor Kornmos. Mustela robusta (Nrwron). Synonymen : 1832. Mustela antiqua,; H. v. MEYER: Palsologica. pag. 54. und 130. (Frankfurt am Main.) 1833. Mustela putorius fossilis; SCHMERLING: Rech. sur les oss. foss. de Liege. T. II. 1834. Putorius vulgaris Jossilis spelaeus; FISCHER: Mem. de l’Acad. se. nat. Moscou T. III. pag. 290. tab. 21. (Moscou.) 1835. Espece de la grandeur du putois; CUVIER: Rech. sur les oss. foss. 4° edit. Tome VII. pag. 484—86. Pl. 199. Fig. 11-17. (Paris.) 1844. Putorius antiquus H. v. MEYER; PıcTEeT: Traite elem. de paleont. pag. 175— 76. (Geneve.) 1847. Putorius antiquus MEYER; GIEBEL: Fauna der Vorwelt. Bd. 1. pag. 57. (Leipzig.) 1853. Putorius antiquus H. v. MEYER; PicTer: Traite elem. de paleont. Seconde edit. pag. 218. (Paris.) 1858— 71. Putorius antiquus MEYER; CORNALIA: Monogr. des mammif. de Ja Lombardie. Pal. Lomb. II. Serie. pag. 33—34. pl. XI. fig. 5—11. 1866. Putorius vulgaris; Owen: Hist. of British foss. Mammals. pag. 112— 115. figs. 38— 39. (London.) 1878. Foetorius putorius Keys. et BLas.; NEHRING: Die quatern. Faunen von Thiede und Westeregeln. Arch. für Anthropologie. (Braunschweig.) 1879. Foetorius putorius Krys. et Buas.; LieBE: Foss. Fauna der Höhle Vypustek in Mähren. Sitz.-Ber. k. Akad. Wiss. Math. Nat. Cl. 1. Abt. pag. 477. (Wien.) 1880 — 1883. Foetorius putorius Keys. et Bras.; WorpkıcH: Diluv. Fauna v. Zuzlawitz b. Winterberg in Böhmen. Sitz.-Ber. k. Akad. Wiss. 1880. 1. LXXXII. pag. 32—35. Taf. IlI. Fig. 1—2. 1881. 1. LXXXIV. pag. 196—198. Taf. II. Fis. 5. 1883. 1. LXXXVIII. pag. 995—997. Taf. II. Fig. 1—2. (Wien.) 1886. Foetorius putorius Keys. et BLas ; WINTERFELD: Über quartäre Mustelidenreste Deutschlands. Zeitschr. d.d. Geol. ges. pag. 838— 846. Taf. XXXVI. Fig. 3. (Berlin.) 1894. Mustela robustan.sp.; NEWTON : On the Vertebrate Fauna from the Ishtham Fissure. Quart. Journ. Geolog. Soc. Vol. 50. pag. 200— 201. Pl. XI. figs. 17—18. (London.) 1899. Mustela robusta n. sp.; NEWToON: On the Vertebr. Fauna of the Rock-Fissure at Igh- tham. Quart. Journ. Geolog. Soc. Vol. 55. pag. 425—427. Pl. XXVIM. figs. 1—6. (London.) 1904. Putorius robustus NEWTON; TROUESSART: Catal. Mammal. Quinqu. Suppl. pag. 206. (Berlin.) 1912. Mustela robusta; REXNoLDs: A Monograph of the British pleistocene Mammalia. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ung. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 6. (Schluß) Heft. 2 460 D: THEODOR KORMOS (130) Vol. II. Part. IV. The Mustelid®, Pl. I. 7—12. pag. 4.; Pal&ont. Society, 1911. (London.) 1914. Mustela putorius L.; Ex: Die pleistozäne Fauna der Peskö-Höhle. (Kom. Borsod). Barlangkutatas Band II. pag. 226. (Budapest.) 1914. Mustela putorius L.; Kormos: Die Felsniche Remetehegy und ihre postglaziale Fauna. Mitt. aus d. Jahrb. d. k. ung. G>ol. Reichsanst. Bd. XXI. H. 6. pag. 381. u. 385. (Budapest.) Wie aus der beträchtlichen Reihe der Synonymen ersichtlich, bau- delt es sich hier um ein Tier, welches in der Literatur oft erwähnt wurde, ohne daß jedoch die Frage bisher endgültig gelöst worden wäre. Die Literatur des Pleistozäns kennt schon seit 1832 eine Iltis-Art, die sich —nach den mei- sten Autoren — von dem heutigen Iltis durh ihre bedeutende Größe unterscheidet. Dieses Raubtier ist — unter verschiedenen Namen — aus Deutschland, Belgien, Rußland, Frankreich, England, Schweiz, Italien, Böhmen, Mähren und Ungarn bekannt ; einige Autoren bildeten es auch sehr gut ab. H. v. Meyer benannte die von ÜUVIER, DE SERRES und BuckLAND vorher ohne speziellere Determination erwähnten Iltis-Überreste — welche größtenteils aus den Höhlen Lunel-Viel und Kirkdale zum Vorschem ka- men — als Mustela antiqua, beschrieb aber die Art nicht. Auf S. 130 seiner Palaeologieca bemerkt er diesbezüglich nur soviel, daß in den Knochenhöhlen wahrscheinlich Reste mehrerer Iltis- und Wiesel- Arten vorkommen. 1933 erwähnt und bildet ScHMERLING aus Belgien, 1834 Fischer aus Rußland (Altai) ähnliche Iltis-Überreste ab. FiscHER bemerkt, daß die aus den Höhlen des Tscharisch-Tales, am SW-Abhange des Altai bekannten Iltis-Reste von der rezenten Art ab- weichen und mit dieser keinesfalls identisch sind. Cuvier findet 1835 den fossilen Dorsalwirbel aus der Höhle Gaylenreuth grö- Ber als den des rezenten Iltis. Pieter erwähnt 1844, daß die fossile Art (Put. antiquus) mit der rezenten nahe verwandt ist und daß das vollständige Iltis-Skelett aus dem pleistozänen Schotter der Umgebung von Genf viel- leicht mit der heutigen Art identisch ist. GIEBEL äußert sich 1847 ım Bezug auf die Selbständigkeit der fossilen Art schon deutlicher, indem er schreibt : «In den Höhlen, Knochenbreecien und Geröllablagerungen sind an mehre- ren Orten Knochen gefunden worden, welche auf eine dem Putorius vulga- riss sehr nah verwandte, aber nicht identische Art deuten» In der zweiten Auflage Pıorer’s «Trait®& (1853) sind neben den alten auch neuere französische Fundorte erwähnt (Pondres, Vendargues, Montmoreney). Cornarıa (185871) stellte auf Grund des Fundes (Schä- delfragment, Humerus, Femur und Tibia) aus der Höhle bei Levrange (Lombardei) fest, daß P. antiquus größer ist als der lebende Iltis und die Sagitto-oceipitale-Crista» des Schädes mehr diver- (131) ZUR FRAGE DES MITTELEUROPÄISCHEN PLEISTOZÄN-ILTIS. 461 giert, als bei der letzteren. Owen beschrieb 1866 aus dem englischen Berry Head (Devon) und aus der Umgebung von Plymouth zwei schöne Iltis-Schädel; aus den beigegebenen Abbildungen ist die fossile Art leicht erkennbar. N£#ring bezeichnet 1878 die Iltis-Überreste von Thiede und Westeregeln als Foetorius putorius, ebenso auch Lresz (1879) die Reste aus der Höhle Vypustek. Liege bemerkt, daß sein vollständiger Iltis- Schädel von Vypustek von einem außerordentlichkräftigen Tier stammt. WorpkıcH benannte unser Tier auch Foet. putorius, aber zugleich war ebenfalls Woupkıc# der erste, der die fossilen Iltis-Überreste in seinen gründliehen Abhandlungen über die Fauna von Zuzlawitz (1880—1883) eingehend besprach. Worpkıch besaß nur einen Schädel, dessen Nasen- löcher breiter, Ecekzähne stärker, Reißzähne länger und schlanker, Höckerzähne le nker und Moe sind, als beim rezenten Tier (p. 34). Wichtig: ist seine Be- obachtung, wonach der erste Lückenzahn, d. h. der unmittelbar hinter dem Eekzahn liegende Prämolar zweiwurzelig ist, was in Betracht auf die seichte Schläfengegend, auf den schlankeren Schädel und schmalen Reiß- zahn Worpkıch dazu bewegte, den Schädel von Zuzlawitz mit dem Nörz (Mustela vison Brıss.t) in Verbindung zu bringen. In seiner folgenden Ab- handlung (1881, pag. 196—198) beschrieb Worpkıch neuere Iltis-Über- reste von Zuzlawitz, unter anderen einen — wahrscheinlich zum früher gefundenen Schädel gehörenden — Unterkiefer, dessen Molarenreihe 20 mm, und sein Reißzahn S’0 mm lang ist; der Corpus der Mandibula ist unter dem Reißzahn SI mm hoch. Bemerkenswertist es, daß in diesem Unterkiefer der P, (hinter dem Eckzahn) einwurzelig war. In seiner dritten und zugleich letzten Abhandlung über die Fauna von Zuzlawitz beriehtete Worpkıc# (1883) über neue Iltis-Überreste, vor allem über einen Schädel mit dem zugehörigen paarigen Unterkiefer (Nr. 2) und über ein Schädelfragment mit dem zugehörigen rechten Unterkiefer (Nr. 3). Beide Exemplare sind etwas stär- ker als die vorher beschriebenen, ihr zweiter unterer Prämolar ist zweiwurzelig. Die zweiten Prämolaren sind relativ kleiner. Der obere P, ist einwurzelig, an einem Exem- plar sind aber an der lateralen Seite der Alveolen kleine Knochen- leisten siehtbar, offenbar Spuren der zum Teil getrennten Wur- zeln. An einem anderen Schädelfragment (Nr. 7) ist der Cranialteil etwa 1 Richtig Mustela lutreola L. Das ist augenscheinlich ein Fehler, indem der Name M. vison dem amerikanischen Nörz gebührt. 33% 462 D: THEODOR KORMOS (132) breiter. Ein anderer sehr großer und unverletzter Schädel (Nr. 8) erreicht an Größe den Schädel von Vypustek und unterscheidet sich von diesem nur darin, daß der schmalste Teil der Stirnknochen auf die vordere Hälfte des Schädels fällt und der Gaumen etwas breiter, die höckerigen Zähne (m,) kleiner sind. Dadurch unterscheidet sich dieser Schädel auch von dem der rezenten Iltisse und steht dem von CoRNALIA aus Levrange beschriebenen Exemplar näher. P, ist einwurzelig, an der linken Alveole ist aber die Spur der vollstän- digen Trennung der Wurzeln durch die äußere Knochenleiste angedeutet. Der zu diesem Schädel ge- hörige rechte Unterkiefer ist ebenfalls sehr groß und kräftig, das darin sitzende P, zweiwurzelig. Der obere Reißzahn (pa) 8°5, der Molar (m,) 58 mm lang. Die Länge der unteren Molar- reihe beträgt 21 mm, die des Reißzahnes 9 mm; der Corpus des Unter- kiefers ist unter dem Reißzahn (m}) 8°5 mm hoch.! Eine der wichtigsten diesbezüglichen Abhandlungen lieferte Wın- TERFELD in seiner inhaltreichen Studie (1886) über die Musteliden des deutschen Quartärs.? In dieser finden wir die Beschreibung von zahlreichen Itis-Überresten, von verschiedenen Punkten Deutschlands stammend, ebenfalls als Foetorius putorius bezeichnet. Als erster ist ein von NEHRING in Thiede gesammelter Schädel (mit den Unterkiefern) besprochen, der nach WINTERFELD von dem heutigen Iltis nicht abweicht. Die Größe des Schädels ist auch nicht auffallend und entspricht der des Nörzes, nur seine Stirn ist nicht flach, wie beim letzteren. Die Länge der unteren Molaren- reihe beträgt 196, die des Reißzahnes $°2 mm; der Corpus des Unter- kiefers ist unter m, 79 mm hoch. Der folgende vollständige Schädel aus dem Kalktuff von Königslutter stimmt mit dem des rezenten Iltis ganz überein, nur der Hinterteil des Gaumens ist breiter und die Stirmknochen sind stärker gewölbt. Die Länge der oberen Molarenreihe beträgt 15°0, dıe des Reißzahnes 7°5 mm. In einem aus einer Höhle am linken Ufer des Asbach gefundenen rechten Unterkiefer sind nur P, (3. Lückenzahn) und der Reißzahn erhal- ten. Obzwar die Alveole des Eekzahnes nicht sehr weıt ist, kann man aus der relativen Höhe des Unterkiefer-Corpus zwischen p—, (73 mm) folgern, daß der Eekzahn kräftig entwickelt war, indem einer 2 Außer den hier besprochenen Überresten erwähnt WoLpkıch auch zwei Schädel- und ein Maxillenfragment (Nr. 4—6) einer kleinen Jitis-Art, die er zu Foet. sarmaticus Keys. et BLas. rechnet. 2 Wie gehören aber die Hermelin- und Wiesel-Überreste von Ö-Ruzsin und Novi (Hohe Tätra) zu den deutschen Funden? (133) ZUR FRAGE DES MITTELEUROPÄISCHEN PLEISTOZÄN-ILTIS. 463 stärkeren, längeren Wurzel der Regel nach ein kräf- tigerer Mandibula-Corpus entspricht. Die Höhe des Unterkie- fers beträgt unter dem Ecekzahn 7°0, die des Reißzahnes 8:0 mm. Aus Prohlis bei Niederseidlitz (Sachsen) liegen zwei (paarige) Unter- kiefer, 2 Maxillenfragmente (rechtes und linkes) und ein 22:5 mm langer oberer Eckzahn vor. Die Länge der unteren Molarenreihe beträgt 21°5, die des Reißzahnes 91 mm; die Höhe des Unterkiefers unter dem Reiß- zahn 9°5, ihre Dieke dortselbst 49 mm. Der obere Reißzahn (p,) ist 80 mm lang. WintErFELD bemerkt, daß diese Reste auf ein Tier deuten, wel- ches der Größe nach selbst die riesigsten deutschen Iltisse («unsere Riesenforw) überragte. Da aber der fossile Iltis von Prohlis — nach WINTERFELD — abgesehen vom Größenunterschied von der rezenten Art wesentlich nicht verschieden ist und da die meisten Raubtiere des Diluviums größer als die jetzigen sind, ist die von ScHAuFuss ! vorgeschlagene Aufstellung einer neuen Art (M. Boehmiüi) nicht begründet. Em bedeutende Unterschied zwischen beiden Iltissen besteht höchstens darin, daß der erste obere p, beim fossilen Tier von der Mittellinie der Zahnreihe nicht dermaßen divergiert, wie beim rezenten; die Mittellinie der Zahnkronen ist beim fossilen Iltıs beinahe gerade. Aber auch unter den zahl- reichen untersuchten rezenten Exemplaren fand WINTERFELD einige Schä- del mit derart gestalteten Zahnreihen und einige Übergangsstufen zwischen beiden Typen. Im folgenden versucht WINTERFELD diese Beobachtung zu erklären. Nach ihm hängt die mit schräger Richtung der Zähne verbundene Anhäufung der Zahnreihe wahrschemlich mit der graduellen Verkürzung der frontonasalen Gegend zusammen, was auch bei M. foina der Fall ist (im Gegensatz zu M. martes), am besten aber bei den domestizierten Rassen des Schweines zum Ausdruck kommt. Gewiß hängt mit dieser Erscheinung auch die Reduktion der Wurzeln des p, zusammen, welche — wie aus dem Material von Zuzlawitz (Worp&ıch) ersichtlich ist — ursprünglich zweiwurzelig waren.” Auf Grund der Untersuchung von ca 40 rezenten 1 In litteris? ® Hier bemerkt WiNTERFELD, daß die von Worpkıch beschriebenen zw.i Nörz- schädeln von Zuzlawitz — mit zweiwurzeligem p, — höchstwahrscheinlicha uch Iltisse repräsentieren, umsomehr, als derselbe Zahn des europäischen Nörzes im Gegensatz zum zweiwurzeligen oberen p, der amerikanischen Foet. vison einwurzelig ist. Dis: R'st: können auch als Repräsentanten des Iltis be- trachtet werden; ein weiterer Beweis dessen, daßder erste obere Lücken- zahn (%) des Iltis im ältesten(?) Diluvium noch ein wurzelig war. 464 D: THEODOR KORMOS (134) Iltisschädeln konstatiert der Verfasser, daß an der Wurzel des einwurzeligen oberen p, in ca 50% der Fälle eime Furche vorhanden ist; dem entspre- chend entwickelte sich in der Alveole eine kleine Knochenleiste. Die geschil- derte Erscheinung ist vorwiegend an kleinen, größtenteils 2 Exemplaren zu finden; unter den Schädeln der weiblichen Exemplare trug der obere p, in zwei Fällen kleine sekundäre Nebenwurzeln. Diese Tatsachen können uns nach WINTERFELD als Beweise zu der Behauptung dienen, daß der ursprünglich zweiwurze- lige obere p!des Iltis infolge gradueller Reduk- tion zum einwurzeligen Typus gelangte! Nxwron beschreibt 1894 aus emer englischen Felsspalte (Ishtham Fissure) außer emigen pleistozänen Säugetierresten den linken Humerus, die rechte Ulna und einige Metatarsalknochen einer Mustela-Art, die ihrer Größe nach zwischen dem Steinmarder und dem rezenten Iltis stehen. Auf Grund dieser spärlichen Reste stellte NEwron eine neue Art: Mustela robusta auf. Nach weiteren Forschungen beschrieb Newrox 1899 den mangel- haft erhaltenen Schädel (mit paarigen Unterkiefern), das Os humeri, den Femur und die Tibia dieses Tieres und bildete sie zugleich ab. Aus der Zahnformel en) stellt er fest, daß das Tier kein Marder, En sondern ein Iltis ist. Der Winkel beider oberen Zahnreihen ist breiter, als beim Iltis, der Schädel größer, als der größte deutsche rezente Iltisschädel Hensev's.?2 In den zwei Unterkiefern sind alle Zähne — ausgenommen m, («ubereular teetw) — erhalten. Die Zähne sind kräftig gefureht (strongly sceulptured»), be- sonders die Eckzähne, die infolge dessen ein pro- minentes inneres Cingulum tragen. Die Entdeckung dieses großen Schädels — schreibt Newron — ermöglicht den Vergleich von Mustela robusta mit den Iltisschädeln HENSsEL’s, Cornauıa’s und WorpkıcH’s, und die fossile Art aus England ist mit den von beiden letztgenannten Autoren beschriebenen großen fossilen Iltissen 1 WINTERFELD betrachtet diesen irrtümlich für p,, da doch der obere p, nach der CoPE-OsBorn’schen Hypothese (Evolution of Mammalian molar teeth, pag. 137. Fig. 93. New York, 1907) schon der Reißzahn ist, nach dem beim Jltiß nunmehr der einzige Molar (m, ) folgt. Vor dm Reißzahn steht p, und der erste Lückenzahn p,. Im Unterkiefer entspricht der Reißzahn («carnassial teeth») schon nicht dem p, sondern m,, vor welchem beim Iltis 3 (9%—2,), beim Marder 4 (p,—,) Prämolaren stehen. 2 Henser, R.: Craniologische Studien. Nova Acta Acad. Leop.-Carol. Nat. Cur. Vol. XLII. Nr. 4. page. 133—146. Halle, 188]. (135) ZUR FRAGE DES MITTELEUROPÄISCHEN PLEISTOZÄN-ILTIS. 465 zweifelsohne identisch. M. robusta ist größer, als das größte rezente Exemplar Hexsen’s, sogar auch als alle übrigen fossilen Iltisschädel. Auch die Größe der Extremitätenknochen spricht dafür. Unter solehen Umständen meint Newron den seiner Meinung nach schon ziemlich angewöhnten Namen M. robusta — wenigstens für die Bezeichnung des englischen fossilen Rieseniltis als einer Varietät — aufrechtzuerhalten, bis nicht festgestellt wird, daß diese Form mit M. antıqua Meyer identisch ist. Auch 5. H. Reynorps behandelt M. robusta in seiner Monographie der pleistozänen Wieselähnliehen Englands (1912) und gibt gute Abbildungen von dem 1907. gefundenen prachtvollen Schädel von Ightham (loc. eit. T. I. Fig. 7—12.). ReynoLps weist ganz richtig darauf hin, daß Meyer den Namen M. antiqua ohne Beschreibung gebraucht, weshalb es fraglıeh ist, ob er mit diesem Namen wirklich den großen pleistozänen Iltis bezeichnete? Auf S. 5 bemerkt Reyxoros, daß die groben Iltisreste der europäi- schen Pleistozän-Ablagerungen zuerst von NEewron mit selbständigen Namen benannt wurden, weshalb auch er die ausgestorbene Form als M. robusta bezeichnet. Das geschilderte wäre demnach alles positive, was wir aus der Literatur über diese große fossile Iltisart erfahren. Wahrscheinlich wurden diese Reste auch von anderen Autoren — z. B. Branpr,! ForsyrH MAaJor,? MASKA,® NeHrınG,* BouLE, Karka,® ScHmiprT” ete. — untersucht, sie 1 BRANDT, F.: Neue Untersuchungen über die in den altaischen Höhlen aufgefun - denen Säugetierreste, cin Beitrag zur quaternären Fauna des Russischen Reiches. Melanges Biolog., tires du Bull. de l’Acad. Imp. d. Sc. de St. Petersb. Tome VII. pag. 374—375. St. Petersbourg, 1870. ®2 FORSYTH MAJOR, (. J.: Remarques aux quelques Mammiferes post. tert. d’Italie, Atti Soe. ital. d. Se. nat. Vol. XV. Fasc. V. pag. 376; Milano, 1873. ® MaSKA,K.J.: Der diluviale Mensch in Mähren, pag. 62, 64, 69, 75, 76; Neutitschein, 1886. 2 NEHRING, A.: Über Tundren und Steppen der Jetzt- und Vorzeit. pag. 195; Berlin, 1890. 5 BouL£, M. et CHuauvart, G.: Sur l’existence d’une faune d’animaux arctiques dans la Charente a l’&poque quaternaire. Compt. R. hebd. des seances de l’Acad. d. sc. T. 128, pag. 1189; Paris, 1899. % Karka, J.: Fossile und rezente Raubtiere Böhmens. Arch. d. Naturw. Landes- durchforsch. v. Böhmen; Bd. X. Nr. 6. pag. 105—106; Prag, 1903. ° SCHMIDT, Ro. Rup.: Der Sirgenstein und die diluvialen Kulturstätten Württem- bergs. pag. 23—24. Stuttgart, 1910. (Mustela sp.) 466 D: THEODOR KORMOS (186) erkannten aber die Abweichungen dieses Tieres vom rezenten Iltis — wegen Mangel an genügendem Vergleiehsmaterial — nicht. Nur Bours und UHauvar bemerkten der (loc. eit.), daß zwei fossile Iltisschädel von Charent größer sind als der rezente Iltisschädel. In der ungarischen Literatur des Pleistozäns waren bisher wenige Iltisreste bekannt. Anton Koch erwähnt Iltisüberreste in seinem Verzeichnis 1-(pag 542) aus den Höhlen Öruzsin, Novi (III. Höhle)-und Pestere ( Foetorius vulgaris Rıc#.). Die Reste aus den erstgenannten Höhlen wurden von SAMmUEL RorH gesammelt und von NEHRING bestimmt; die literarische Quelle der Reste von Pestere ist mir unbekannt. Wahrscheinlich handelt es sich ın allen drei Fällen um M. robusta, doch kann ich darüber nicht eingehender berichten, da ieh die genannten Reste nicht gesehen habe. Außer diesen finde ich über Iltisüberreste ın der älteren ungarischen Literatur keine Angaben. “Vor kurzem bestimmte ich Iltisreste aus der ‚Jankovich-Höhle bei Bajoöt (Putorius putorius L.2) und aus der Felsnische Remetehegy (Mustela putorius L.3). Gleichzeitig erwähnte auch Euık einige Reste aus der Pesk6- Höhle * (Mustela putorius L.). Alle hier besprochenen Reste befinden sich in der Sammlung der K. ung. Geologischen Reichsanstalt und da sie von mir jetzt wiederholt untersucht wurden, steht es nun fest, daß sämtliche Reste aus den Höhlen von Bajöt, Reme- tehegy und Peskö ohne Ausnahme dem großen fos- silen Iltıs der ausländischen Literatur angehören. Diese Angaben müssen demnach berichtigt werden und auch die von EHık mitgeteilte Liste der Fauna des unteren Diluviums von Peskö muß ergänzt werden, indem ich unter den Zibellina martes-Resten 4 untere und 2 obere Iltis-Bekzähne fand. Der Iltis kommt sonach in beiden Schich- ten der Höhle Peskö vor. Außerdem bestimmte ich Reste unseres Tieres aus beiden Schichten der Pälffy-Höhle (Komitat Pozsony). Besonders interessant ist der von hier aus der unteren Schicht gesammelte riesige Unterkiefer (Taf. XXV, ı Koc# A.: A magyar korona orszägai kövült gerincesällat-maradvanyainak rend- szeres ätnezete. M. orv. &s term, vizsg. XXX. vändorgy. munk. pag. 542. Bpest, 1900. 2 Kormos, T. und LAMBRECHT K. Die Fauna der Öregköhöhle bei Bajöt. Barlang- kutatas. Bd. II. pag. 104. Budapest, 1914. 3 Kormos T. und LAMBRECHT, N.: Die Felsaische am Remetehegy ünd ihre post- glaziale Fauna. Jahrb. d. k. ung. Geol. Reichsanst. Bd. XXII. Heft 6. Budapest, 1914. * EnHıK, J.: Die pleistozäne Fauna der Pesköhöhle im Komitat Borsod. Barlang- kutatas. Bd. Il. pag. 226. Budapest, 1913. (137) ZUR FRAGE DES MITTELEUROPÄISCHEN PLEISTOZÄN-ILTISZ. 467 Fig. 14). Euık erwähnt den Iltis in seiner Abhandlung über die Fauna der Palffy-Höhle nicht.! Aus der Flesnische Pilisszantö liegen so zahlreiche Iltisreste vor, wie desgleichen aus keiner europäischen Höhle. Dieser Umstand gab den Impuls dazu, mich mit dem pleistozänen Iltis eingehender zu beschäf- tigen und ich hoffe auch, daß diese Frage nun endgültig gelöst ist. Im folgenden beschreibe ich nicht nur die aus der Felsnische Pilis- szantö gesammelten Iltisreste, sondern auch das Material der Höhlen Janko- vich, Peskö und Pälffy. Es sei noch bemerkt, daß ich mich ausschließlich mit dem Schädel, vorwiegend aber mit dem Gebiß beschäftigte. Von ceranio- metrischen Untersuchungen mußte ich im vorhinein Abstand nehmen, da mir keine derart vollständigen Schädel zur Verfügung standen, wie einigen anderen Autoren (z. B. WorpkıcH, WINTERFELD, NEWTON usw.). Auch die Extremitätenknochen ließ ich außer Acht, da mir nur wenige vorlie- gen. Diesen Mangel glaube ich aber noch später ergänzen zu können. DAS UNTERSUCHUNGSMATERIAL. 1. Felsnische Pilisszänto. a) Unteres Diluvıum (unteres Magdalenien): 6 rechte Unterkiefer (No. 1—6); 7 linke « (No. 7—16); 1 linkes Maxillenfragment (No. 43): 1 rechter unterer Eckzahn (No. 46): b) Oberes Diluvium (oberes Magdalenien): 11 linke Unterkiefer (No. 14—24); 6 rechte « (No. 2530); 1 rechtes Maxillenfragment (No. 42); 1 rechter unterer Eekzahn (No. 47); 1 linker « « (No. 48); 2. Felsnische Remetehegy. a) Unteres Diluvium (Magdalenien): 1 rechter oberer Eekzahn (No. 49); 1 linker « « (No. 50); 1 EHık, J.: Die pleistozäne Fauna der Pälffy-Höhle im Pozsonyer Komitat. Barlang- kutatas. Bd. I. pag. 58., 88. Budapest, 1913. 465 D: THEODOR KORMOS (139P b) Oberes Diluvium (Magdalenien): 1 rechter Unterkiefer (No. 31); 2 linke untere Eekzähne (No. 51—52); 3. Jankovich-Höhle bei Bajöt. a) Unteres Diluvium (Solutre&een): 2 rechte Unterkiefer (No. 37, 39); 1 linker « (No. 38); 1 « oberer Eckzahn (No. 56); b) Oberes Diluvium (Magdalenien): 2 rechte Unterkiefer (No. 33, 34); 2 linke « (No. 32, 53); 2 rechte obere Eckzähne (No. 54—55); 2 Schädelfragmente (frontonasaler Teil) (No. 44—45); c) Seitenast (bolutreen): 1 rechter Unterkiefer (No. 36); 1 Imker « (No. 35); 4. Palffy-Höhle. a) Unteres Diluvium (Aurignacien): 1 linker Unterkiefer (No. 40); 5. Peskö-Höhle. a) Unteres Diluvium (Aurignacien): ] rechter unterer Eckzahn (No. 57); 2 linke untere Eekzähne (No. 55—59); 2 rechte obere « (No. 60—61); 1 linker oberer Eekzahn (No. 62); b) Oberes Diluvium (Magdalenien): 1 linker Unterkiefer (No. 41). Die größere Hälfte (35 St.) dieses beträchtlichen (62 St. zählenden) Untersuchungsmateriales wurde aus der Felsnische Pilisszantöo gesammelt. Am eimgehendsten konnte ich natürlich die m der Mehrzahl vorliegenden Unterkiefer (42 St.) untersuchen. 139) ZUR FRAGE DES MITTELEUROPÄISCHEN PLEISTOZÄN-ILTIS. 469 Vor allem konnte ich feststellen, daß der Unterkiefer des fossi- len ungarischen Dtis relativ größer, bedeutend höher, dieker und überhaupt kräftiger ist, als der des rezenten M. putorius. Die diesbezüglichen Maßangaben der Höhe und Dieke des Corpus maxille sind in der Tabelle auf S. 472—73 mitgeteilt. An erster Stelle gebe ich das Mittel einiger Exemplare, dann folgt der Grenzwert der Variation. Zum Vergleich dienen die Maßangaben Hrnser’s von 123 deutschen Iltisschädeln (ohne Mittel) und die mir bekannten Daten der Literatur dieses fossilen Tieres; an der Zahl leider nur 2, weshalb der Vergleich sehr mangelhaft ist, da auch die Mehrzahl der Hexser’schen Maßangaben sich auf den Schädel beziehen. Die von mir mitgeteilten Daten können aber zu weiteren Vergleichen benützt werden. Unter den mir vorliegenden 42 Unterkiefern gibt es nur einen (No. 26.), dessen hinterer Teil (samt den Processus condyloideus) unverletzt erhalten ist; deshalb konnte die Länge der Unterkiefer nicht festgestellt werden. Das Verhältnis der Höhe des Corpus maxille zu dessen Länge ist aber auch in der Verhältniszahl ausgedrückt, die aus dem Vert hältnis einerseits der Höhe zwischen p, und m, anderer seits dem vorderen Saum der Impressio-massette- rica und der Symphysislänge (an der Basis des ü) erzielt wird. Diese beträgt beim rezenten Iltıs %5, beim fos- silen 3:5, diese Entfernung ist demnach beim rezen- ten Iltis 25mal, beim fossilen aber 35-mal länger als die Höhe des Unterkiefers vor dem Reißzahn! Der Teilin der Umgebune des Eckzahnes ist sehr hoch, angescehwollen und dick, weil der Eckzahn der fossilen Art bedeutend kräftiger, dieker und länger ist, als der des rezenten Iltis. Die Zahl der mentalen Nervengruben beträgt 2-4, meist 3. Auch am Hinterteil des Unterkiefers, d. i. am Proe. angularıs sind wesent- liehe Unterschiede zu beobachten, da mir aber nur ein vollständiges Fxem- plar vorliegt, bin ich nicht in der Lage, die Konstanz dieser Unterschiede zu beweisen. Die Schneidezähne fehlen aus sämtlichen Unterkiefern, nach den erhaltenen Alveolen beurteilt stimmt aber ihre Form und Lage mit denen des rezenten Iltis überein. Der mittlere Schneidezahn ist mit den beiden äußeren nicht in einer Reihe befestigt, sondern steht hinter dem ersten auf der lingualen Seite, ı HenseL, R.: Craniologische Studien. Nova Acta d. kais. Leop. Carol. Akad. Bd, XLII. Nr. 4. pag. 133. Halle, 1881. 470 D: THRODOR KORMOS (140) wie auch beim rezenten Tier. Es ist klar, daß dieser Zahn im Laufe der Stammesentwicklung überflüssig ge- worden ist und gleichzeitis mit der Verkürzung des Unterkiefers zurückgedrängt wurde Wahr- scheinlieh verschwindet dieser Zahn mit der Zeit sänzlich. Die Höhe des Unterkiefers schwankt zwischen ziemlich weiten Grenzen, und das hänst mit den geschleehtliecehen und Altersuntersehie- den zusammen. Der Eekzahn ist auffallend lang (191-212 mm), dick, bedeutend tiefer gefurcht (sculptured, NEWTON), als bei der rezenten Art und trägt auf der inneren Seite ein gut entwickeltes Cingulum. Die Größe der Krone des ersten «Lückenzahne», d. h. des p, ist bei- läufig konstant (2'4—2:8 mm). Dieser Zahn steht in der Linie der übrigen Zähne, divergiert aber manch- mal mehr oder weniger. Beim rezenten Tier divergiert dieser Zahn meistens, oft ist aber die Mittellinie der Zahn- reihe gerade. Unter den 35 untersuchten p, waren 33 zweiwuür- zelig, 2 aber einwurzelig. Unter den mir vorliegenden spärlichen (68t.) rezenten Iltisschädeln fand ich nur einen mit emwurzeligem », (aus Apahida, Komitat Kolozs). Bin reicheres Vergleichsmaterial würde gewiß deren mehrere liefern. Die Größe der Krone des zweiten «Lückenzahnes) (p,) ist ebenfalls — aber nicht derart, wie px — ziemlich konstant (33—41). Sämtliche untersuchte p waren zweiwurzelig, ebenso wie beim rezenten Tier. Der dritte «Lückenzahw, d. h. p, ist ebenfalls immer zwei- wurzelig. Die Länge der Krone beträgt 40—5°0 mm ; dieser Zahn zeigt im Vergleich zu dem des rezenten Tieres keine wichtigeren Unterschiede. Die Länge der Krone des Reißzahnes (m,) varıiert zwischen 8:1 —9°7 mm ; derselbe Zahn von M. putorius ist 6°5—8°7 mm lang. Das Proto- conid ist bei der fossilen Art im allgemeinen höher als bei der rezenten. Der Zahn ist bei beiden Arten vierwurzelig, manchmal zeigt sich auch noch eine fünfte kleine Adventivwurzel. Diese Adventivwurzel beobachtete ich nur ın 2% Fällen, da die vordere und hintere Wurzeln des Reißzahnes derart divergieren, daß der Zahn aus dem Unterkiefer nicht herauszuheben ist. Sicher kommt sie aber als atavistische Erscheinung öfters vor. Wahrscheinlich war demnach dieser Zahn bei den Vorfahren noch beständig fünfwurzelig. Der auf Taf. (141) ZUR FRAGE DES MITTELEUROPÄISCHEN PLEISTOZÄN-ILTIS. 4a7t XXV. Fig. 17 in zweifacher Vergrößerung abgebildete m, des Unterkiefers No. 16 (Pilisszäntö) — welchen ich zur genaueren Untersuchung der Wur- zeln zertrümmern mußte — war vierwurzelig. Die Wurzeln 3-4 — in der Mitte des Zahnes — sind so zart und gebrechlich, daß sie selbst aus einem rezenten Unterkiefer schwerlich unverletzt herausgehoben werden können. M,,d.i. der erste und einzige Höckerzahn ist auffallend klein. Während Henseu bei @ 1'6—2°5, bei $ 1'9—2°9 mm lange Kronen fand, beträgt die Länge meimer Exemplare No. 11 (Pilisszäntö) und 22 (Bajöt) nur 1'S resp. 23, durchschnittlich also2 mm; der Durceh- messer der Alveole erreicht selbst bei den größ- ten Exemplaren nicht 17 mm. Dieser Umstand hat gewiß einen Grund; wahrscheinlich entwickelte sich m,, um die beim rezenten Tier in Reduktion begriffenen i,, ce und p, zu ersetzen, in größerem Maße, Inbetracht auf die engen Alveolen, konnte der zweite untere Prämolar der ausgestorbenen Art selbst bei den größten Exemplaren kaum die Länge von 2°5 mm erreicht haben. Das ist eine auf- fallende Erscheinung, besonders weil die übrigen Zähne alle größer sind, als die der rezenten Art und deutet darauf hin, daß die Re- duktion eines Organs manchmal mit der Speziali- sationeines anderen verbunden ist. Diese doppelte Veränderung kann einerseits zur Regression, anderer- seits zueiner adhoo Progression führen. Je mehr z. B. das Gebiß im Dienste eines Zieles (Lebenweise) reduziert und je mehr es individualisiert ist, umso entwickelter ist es in stammesgeschiehtlicher Hinsicht. In diesem Sinne repräsentiert demnach der rezente Iltis zwei- felsohne das mehr vorgeschrittene Stadium. Die Länge der Molarenreihe variiert — von dem vorderen Saum der p, Alveole zum hinteren Saum der m, Alveole gemessen — beim fossilen Iltis von 18:7—22°6 mm; das Mittel beträgt 20°5, wie das der Exemplare WorpkıcHs und WINTERFELDS. Das Mittel steht dem der großen (9) Exem- plare der rezenten Art nahe, an den großen Exemplaren des fossilen Tieres ist aber die Zahnreihe länger. Das Maß hat übrigens keine größere Bedeutung, da zwischen den einzelnen Zähnen größere oder kleinere Lücken existieren ; dadurch wird die Länge der Zahnreihe individuell beeinflußt. Die Länge der Zahnreihe entspricht aber der addierten Länge der einzelnen Zähne nicht. An den mir vorliegenden 4Schädelfragmenten und oberen Eckzähnen beobachtete ich folgendes: Die frontonasale Gegend ist bedeutend breiter als beim rezenten Tier. Das hängt mit dem verdiekten Symphy- Stelle der Messungen Länge der unteren Mo- larenreihe (p,—m;|} " an dem äußerem Saum der Alveolen De «Foetor. put.» Ungarische Henseu THEODOR KORMOS | M.robusta | Woupkıch Mittel aus 9920| (18:7 — 22:6) (20:0—21°0) Höhe der Mandibel zwi- schen p, es m, 249—6.6 58-84 Mittel aus 40=91 | (74—11'7) | (8:1—8°5) «Foetor. put.»«Foetor. put.» WINTERFELD (19:6 21-5) (7-3—9:5) &\, Dicke der Mandibel zwi- schen p, und m, ! Mittel aus | 4150 (2+0—6°8) (49) ' Totale Länge des un- Du aus teren Eckzahnes samt | - 7=201 u Wurzel (19:1—21°2) | Dicke des unteren Eck- | Mittel aus . zahnes an der Basis der | _ S—47 — — I F Krone (4#1—5:3) | Ri Maxim. Länge der Krone | re a | 2 be as unteren p, (01298) | Maxim. Länge der Krone | gi eu | Br 4 des unteren Pa | 3341) | | > | Maxim. Länge der Krone | > Mau Be des unteren p, (405.0) | : ı Maxim. Länge der Krone 265 —17'7 au Eh a ER m |875-87| &1=97) | (80-90) | (9:0) Maxim. Länge der Krone 2 16—2:5 Me ans | P= " des unteren m, ° | 31.929 (18-23) | | Entfernung der äußeren | Mittel > Säume der Alveolen 977-4140 - Aue aus der oberen Eekzühne I m er — DR Ir (HensEL i.) & 12:8-17:5 (16:9 —28°6) Entfernung des vorderen | | Daumes der Alveolen des 1541-83 ır: | 2. oberen Eckzahnes und * ‚ ‚ een | E _ _ des hinteren Saumes der |& 161-204 ===!" m,-Alveole (Hrxseu 1.) (20:8—-21°9) Totallänge des oberen Mittelaus Eekzahnes samt der u 1=212 | — — Wurzel (19:7 —22:0)) (22:0) | aber ! Worpkıcn und WINTERFELD nehmen dieses Maß unter (und nicht vor) »n,, was kaum zu einem Unterschied führt. (145) ZUR FRAGE DES MITTELEUROPÄISCHEN PLEISTOZÄN-ILTIS. 473 \«Foetor. put.» Ungarische «Foetor. put.»«Foetor. put.» M. | | | \ robusta Stelle der Messungen | Sn Henser M. robusta | WoLpkıch |WINTERFELD | INEWTON Dicke des oberen Eck- , Mittel aus 14.| zahnes an der Basis der — 746 _ — Krone (4+1--51) Maxim. Länge der Krone du Me a e F des Pp, (4043) | Maxim. Länge der Krone 697-4 Mittel aus von pP; (Pı, bei 262 A—8:3 | HENSEL u.) & 6:8—8-3 (8:0 — 8:6) (8:5) | (75 S:0) | (85) Grösster sagittale Durch- 1 messer des hinteren (inne- 99.5 _9.g Mittel aus a ren) Teiles der Krone ö 3=27 — des m, (HENSEL V.) &2:9—39 | (2:7—2:7) senteil des Unterkiefers zusammen und wird dureh die entfernte Stellung der Eckzähne offenbar. Die oberen Eekzähne sind nämlich ebenfalls be- -deutend länger und dicker als die des rezenten Tieres, deshalb liegen auch die äußeren Ränder der Alveolen voneinander entfernt. An einem relativ klemen (No. 45, vermutlich 2) und einem sehr großen (No. 44, 5) Schädel- fragment von Bajöt beträgt diese Entfernung 16°9 resp. 28°6 mm; bei HENsEL beträgt das Maximum 140 (2) und 17°5 (8). Das Nasenloch ist weiter als bei ähnlichen Exemplaren von M. putorius. Der vordere Rand der Eckzahn- Alveole ist vom hinteren Alveolar-Rand des querstehenden m, 208 und 219 mm entfernt. HrxseL fand bei rezenten Exemplaren eine Entfernung von 15°1—20'4; die größten rezenten Tiere stehen demnach der fossilen Art in dieser Hinsicht nahe. i Die Alveolen der Schneidezähne sind normal. Die Länge des Eckzahnes beträgt (samt der Wurzel) 19'7—22:0 mm, ihre Größe ist also ziemlich konstant. Der Zahn ist an der Basis der Krone 41 Art — ganz glatt, nicht gefurcht. 5:1 mm diek ; die Krone des oberen Eekzahnes ist — wie bei der rezenten Der erste Lückenzahn (9%) war inallen 4Fällen zweiwurzelig und im Gegensatz zu M. putorius liegt eben darineiner der wichtigsten Unterschiede, auf Grund dessen die Selbständigkeit der Art gesichert ist. Dasselbe wurde an den ausländischen fossilen Iltisschäden auch von anderen Autoren beobachtet. Taf. XXV zeigt die Alveolen der fehlen- 474 D: THEODOR KORMOS (144) den Zähne, unter ihnen auch jene von p, aller vorliegenden Schädel- fragmente (Fig. 14). Nur das auf Fig. 2 abgebildete Schädelfragment aus Bajöt (No. 45) bildet eıne gewisse Ausnahme, an diesem ist die Alveole des linken p, nicht vollständig geteilt ; die für die Zweiwurzeligkeit sprechende Knochenleiste ist nur auf der äußeren Seite entwickelt. Am Schädelfragment No. 43 (Pilisszantö, unteres Diluvium) ist nur die Alveole der hinteren, zweiten Wurzel von p, erhalten, die vordere ist abgebrochen (Fig. 4). Auf derselben Tafel (XNV) ist auch der nunmehr nur einwurzelige obere ps (Fig. 6) der rezenten Art abgebildet. Schon WINTERFELD betonte aber, daß dieser Zahn beinahe in 50% der Fälle an seiner Wurzel eine Furche trägt (vorwiegend bei 2 und überhaupt bei schwächeren Exemplaren). Auch ich besitze einen solchen © Schädel, dessen gefurchter oberer p, auf Taf. XNXV, Fig. 5 abgebildet ist. Offenbar handelt es sich hier um eine im Laufe der Zeit enstandene Reduktion, die nach WINTERFELD mit der Verkürzung der frontonasalen gegend verbunden ist, wodurch die Zähne aneinander gedrängt werden. Die Reduktion scheint noch am Ende des Pleistozäns be- gonnen zu haben, da der obere p, einiger ausländischer fossiler Schädel schon eimwurzelig erschien. In diesen Fällen ist die kleme Knochenleiste, ein Zeichen der unvollständigen Trennung der Wurzeln, an der einen oder anderen Seite der Alveole noch immer zu sehen, wie auch am oberen linken p; meines Exemplares No 45. Der Knochenleiste entsprechend ist am Zahn eine tiefere oder seichtere Furche entwickelt. Die rudimentäre zweite Adventivwurzel am oberen p, des rezenten Tieres ist eine atavistische Erscheinung, kommt äußerst selten vor und wurde auch durch WINTERFELD nur in 2 Fällen beobachtet. Der zweite «Lückenzahm (oberer p;) ist ebenfalls zweiwurzelig, wie beim rezenten Iltıs. Dieser Zahn zeigt keine wichtigeren Charaktere ; die Länge der Krone beträgt 40—4'3 mm, ist also ziemlich konstant. Der obere Reißzahn (p,) ist dem des rezenten Tieres ähnlich und kaum etwas größer, als bei den größten rezenten Exemplaren. Die Größe der fossilen Exemplare beträgt 8:0—8'6 mm, die der rezenten — nach Hrxsen — 62— 74 (2) resp. 68—8°3 (8). Wesentlich verschieden gestaltet sich aber der querstehendeeinzige Molar (m,). Bei der fossilen Art ist dieser Zahn relativ klein, schmalundsowohlan der lateralen (vorderen)wie auch an der lingualen (hinteren) Seite gleich breit; bei der rezenten Art ist dieser Zahn bedeutend größer und auf der hinteren Seite breiter. Der Zahn des aus Bajöt gesammelten Riesenexemplares (No. 44) ist nur 5°6 mm lang, die der kleineren Exemplare von Pilisszantö messen aber 55 mm. Der sagittale Durchmesser des hinteren (145) ZUR FRAGE DES MITTELEUROPÄISCHEN PLEISTOZÄN-ILTIS. 475 Teiles beträgt in allen drei Fällen 27 mm, die Größe dieses Zahnes ist demnach auf Grund meiner 3 Exemplare konstant. Beim rezenten Tier beträgt der Durchmesser des hinteren Teiles von m, — nach Hrnseun — 2°5—3°95 ($) und 2:9—3°90 (9), ist also relativ bedeutend größer als bei der ausgestorbenen Art. Da dieser Zahn bei den fossilen Exemplaren schwächer und in allen (drei Fällen gleich groß ist und da der untere m, weit mehr verkümmert ist, als bei der lebenden Art, ist es sicher, daß diese zwei Zähne des pleistozänen 1lltis in der Kaumechanik eine geringere Rolle spielten als heutzutage; das Hauptgewicht lag in dieser Hinsicht auf den großen Eckzähnen und Prämolaren. Die Verkümmerung letzterer mußte aber im Laufe der Stammesentwicklung ersetzt werden, deshalb wur- den die Höckerzähne (m, sup. und m, inf.) kräftiger, um die Kaufläche zu vergrößern. * Es ist nun klar, daß der zur Pleistozänzeit bei uns und im übrigen Europa verbreitete Iltis, den wir aus Ungam vom Anfange des Aurignacien bis zum Ende des Magdal&enien kennen, mar dier rezenten Iltis-Art nicht identisch ist. Gewisse Umstände — so vor allem die größere Zahl der Zahnwurzen — würden darauf hinweisen, daß der rezente Iltis unmittelbar von dieser fossilen Art abstammte ; der Vorgänger der fossilen Art wäre ew. Mustela praeglacialis. Doch die bedeutende, auf hohe Individualisation verweisende und dem Dorro’schen Gesetz widersprechende Größe und die riesigen Eekzähne beweisen nicht das Erwähnte. Meiner Meinung nach ist‘ es viel wahrschein- licher, daß sich aus dem kleinen, gemeinen Ahnen (M. praeglacialis Korm.) zur Pleistozänzeit zwei Arten entwickelten: M. putorius und die ausgestorbene gla- ziale Art, die auf dem verschiedenen Wege der Entwicklung vielleicht gleichzeitig, aber an ver- schiedenen Orten den bestimmten Grad ihrer Indi- vidualisation ereichten. M. putorius scheint zur Plei- stozänzeit bei uns nicht gelebt zu haben und wanderte erst später ein; an ihrer Stelle war zur * Kormos, T. Drei neue Raubtiere aus den Präglazial-Schichten des Somlöhegy bei Püspökfürdö. Mitt. a. d. Jahrb. d. k. ung. Geol. Reichsanst. Bd. XXII. Heft, 3. p. 235. Budapest, 1914. Mitt. a. d. Jahrb, d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 6. (Schluß-) Heft. 33 476 D: THEODOR KORMOS (146) Eiszeit und in der Postglazialzeit die den stren- geren Lebensbedingungen angepaßte, kräftigere, heutzutage schon ausgestorbene Iltisart verbreitet, Diese ausgestorbene Art — deren charakteristische Beschreibung bisher fehlte — bezeichne ich mit keinem neuen Namen, umso weniger, als der von Nzwron gebrauchte Name M. robusta der passendste ist. M. antiqua MEYER muß aber auch meiner Meinung nach — da keine ge- nügende Beschreibung vorliegt — außer Acht gelassen werden. Es wäre sehr wünschenswert, die von WoLp&ıcH, WINTERFELD, Newton u. A. beschriebenen Iltisreste mit den ungarischen zu vergleichen. 5. DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO, Von Dr. KonLomAn LAMBRECHT. Aus der pleistozänen Ausfüllung unserer Felsnische kamen außer interessanten paläolithischen Funden und Säugetierresten auch sehr viel Vogelreste zum Vorschein. Diese sind Jedoch nicht nur an der Zahl (es wur- den mindestens 36,000 Knochenreste untersucht), sondern auch an Ar- ten reich, einige sogar für die Fauna des Pleistozäns gänzlich neu und sehr wichtig. Ein besonderes Interesse verleiht unserer Vogelfauna der Umstand, daß die Reste aus ungestörten Schiehten vom Anfange des Magdalenien bis zur neuesten Zeit stammen und auf die Veränderungen der Ornis ein Licht werfen. Kurz nach der von Dr. OÖ. Kapıe durchgeführten Probegrabung in unserer Felsnische berichtete ich über die damals gesammelten 9 pleisto- zänen Vogelarten ; diese waren ft . Colymbus auritus (L.) . Tetrao tetrix L. . Lagopus albus Keys. et Bas. . Lagopus mutus MoNTIN. . Örer pratensis BECHST. . Colaeus monedula (L.) . Corvus corax L. . Nucifraga caryocatactes (L.) 9. Pyrrhocorax alpinus VıEını.! DD s} 190 Pa [0 0} Ein kleiner Teil des später gesammelten Materiales wurde von V. Carer in Oslawan untersucht. Öarer bestimmte außer den oben ange- führten Arten Nr. 2, 3, 4, 6 und 7 noch drei Arten, u. zw.: 1 LAMBRECHT, K.: Die Vermehrung des fossilen Vogelfauna iu Ungarn. Aquila XX. 1913. p. 428429. 33* 478 D: KOLOMAN LAMBRECHT (148) 10. Perdix cinerea Brıss. 11. Coturnix dactylisonans MEY. 12. Columba palumbus L. Aus dem ganzen fossilen und subfossilen Materiale der Felsnische liegen nun 83 Vogelarten vor; darunter wurden 3 Arten aus rezenten Eulengewöllen bestimmt. In der Einleitung dieser Monographie erwähnte schon Dr. Kor- mos, daß am Anfange der Grabungen im Hintergrunde der Felsnische einige, mit feinem Staub bedeckte Gewölle gefunden wurden. Aus diesen rezenten Gewöllen bestimmte ich die Reste von Parus, 2 sp. Fringilla coelebs L. Ligurinus_ chloris (L.). Aus der obersten, holozänen Schicht wurden 20 Vogelarten bestimmt. Die pleistozänen Reste wurden — wie schon erwähnt — in drei Schichten- komplexe getrennt ; diese sind: obere, gelbe Schicht (D,_,), mittlere, grün- lichgraue Schicht (D, ,), untere, rote Schicht (D,_,). Von den vorliegenden 83 Arten wurden 2 in rezenten Gewöllen, 1 außer diesen Gewöllen auch aus dem Alluvium, 7 aus dem Alluvium, 13 aus dem Alluvium und Diluvium, endlich 60 Arten ausschließlich aus dem Diluvium bestimmt. Außer der italienischen Höhle Colombi — deren reiche Quartär- Fauna von ReGarıa! bearbeitet wurde — kenne ich aus Mitteleuropa keine Höhle mit einer ähnlichen reichen und interessanten Vogelfauna. Die fossilen und subfossilen Vogelreste unserer Felsnische beschreibe ich mit den wichtigsten osteologischen und zoogeographischen Bemer- kungen im nachfolgenden systematischen Teil. Über Syrrhaptes para- doxus Parr., den wichtigsten Fund der Felsnische, und über die patholo- gisch veränderten Vogelknochen berichte‘ ich’ aber in separaten Ab- schnitten. I! ReGaALuta, E.: Avifauna Fossili Italiane. Avicula (Siena.) XI. 1907. p. 79—81. (149) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 479 Die pleistozäne und holozäne Vogelfauna der Felsnische Pilisszanto. | Oberes | Mittleres | Unteres | Indi- Art Alluvium |— - , viduen- | | Diluvium 1.) Colymbus (Podiceps) auritus (L.)| — + _—ı + ) Ne 2.| Anser fabalis (Late.) _ _ __ _ + — — | — 1 2. | Seren — _ _ E= 1 3: An PAması boschasabe 1. — + == — 1 4. 5.| Anas querquedula L._ _ —_ — — + — Eu 2 5. barAnasastieperantus 0. = | Ne _ + 1 6. 2.) Anasıs. Mergus.(sp.?) _ -— - | — B= —_— | 1 1: 8.| Fuligula nyroca GüLd._ _ - - | — _ —-— | + 4 8. SuleButeorferoer (Gm). 0.0 | } 1 9. 102 Aceipiten nisus/(E.) — — — — | 27 —_ — 1° |10. A enreusteyaneus (Ma) —! | ar — Su D) 1. Ban ORrcus; (@: ut | 2 IE: — = 1912: 13. Balco lanarius Pıuu._ _ _ ._ | + | + _ Zi ie 14.| Falco merillus GERINI._ _ __ __ + -+ ll 4 114. 15.| Falco s. Milvus (sp.?) _ _. _ — En =. - ls 16.) Cerchneis tinnuneulus (L.) —_ — — SF Zu 14 16. 17.| Cerchneis vespertinus (L.) _ —_ + —_ | — ae 18.) Numida meleagris L.? _ _ __ 1 18. ION PRastanusu(sp.n) rn au _ — — 1 |19. 20.| Tetrao urogallu L._ _ _ —_ —_ — =. + u 7 2. 91.| Tetrao Va ee =: + | + IE 101 1 92. Lagopus albus Keys. & Bas. _ _ er re + 2960 |22. 23.| Lagopus mutus MonTIn._ _ __ —- Ar Zu 312722193: 94.| Perdix cinerea Briss. _ __ ._ _ =: | 3 124. 25. Coturnix dactylisonans MEy. __ — Na“ — _ 1 |25. DHNeRallustaguatieus In | —— | + e| 4 Lu 6 126. 27.| Crex pratensis BEcHst. _ _ __ | = | =L — a. 3 127. 28. Ortygometra porzana (L) _— _—| — | + _- + 3 |98. 29.| Vanellus eristatus Mey. & WOLF | — +1 + zu 323: 30.) Himantopus candidus Bonn.__ __ I E= — -- ı |30. 31.) Tringa alpina (L.)_ _ _ _ _ Ne Pe = air 131. San emangaasp. 2) 22. 0 au] N | | 1 32. 33.| Scolopax rustieola L._ _ -— - | — —_ | a 1 EB 34.| Gallinago major (Gm) _ - _- — | är Ir Ar 6 34. 35.| Gallinago media (LEAca.) _ _ | —_ | + _ _ 1,35. | | | 480 D: KOLOMAN LAMBRECHT (150) Oberes | Mittleres | Unteres Diluvium 36.) Pavoncella pugnax (L.) — — — 2 En —_ — 1 36. 37.1 Numeniusıi (span) rer — + — I > 1 37. 38.| Larus ridibundus L. _ — — — -— | +|- | — 1 |88. 39.| Sterna hirundo L..__ _ _ — — — leer — || 398 40.| Syrrhaptes paradoxus (PALL.) — | ot - | 1 40, 41.| Columba oenas L.._ _ ___ | + — — —_ 124% 49.| Columba palumbus L. _ _ —_ — a 1 149, 43.| Cueulus canorus L. _ _ _ _ _ = | = | 4 1 43. 44.\ Asio aceipitrinus (PALL.) _ __ _. — | Sr Ar + 6 44. ABn KAs2oXotu sm pe —_ Ir + N 2 45. 46.| Nyctea scandiaca (L.) — — — — = ir — Eu 5.146. 47. Nüctea ulula (m). 2 2,2 —_ I | + 6 47, 48.| Nyctala tengmalmi (G=m.)_ _ _ + —_— | + 3148, 49.| Glaueidium noctuum (Rerz.) __ + + I — = 2 |A9, 50.| Pisorhina scops (L)- - - - | — a) — 1 50. SIAPBieuskconuss@m rer = E= | + | + 5 5, 52.) Dendrocopus major L._ _ _ —_ a 3/52, HER OOTDUISKCOna een -— En —_ + 8 53. 54.| Corvus frugilegus LE. _ — _ — — N el TE 1 154. 55.| Colaeus monedula (L.) _.. _ — pn + IL | 15 55. 56.| Pica caudata Krys. & Buas. __ __ IL + Eu Te 15 56. 57.| Garrulus glandarius (L.) — — Bu er — 1057 58.| Nueifraga caryocatactes (L.) — —_ | | 58. 59.| Nucifraga caryocatactes macror- —_ ö Ir + 20 INC OEB RE = 59. 60.| Pyrrhocorax alpinus VIEILL. __ = == or ww 7 60. 61. Oriolus galbulaın. 2 _ + — || ar De 62.| Turdus viscworus L. __ _ _ __ + + + | + 127269 Ga. Elimdusapilamsa meer —_ _ —_ + 2 |63. 64.| Turdus musius L._ _- _ _ _ + + + + 6 ‚64. RER (TE) ee + + = | + 6-7 |68. 66.| Cinelus aquaticus (BEcHST.) _ = + -- — 1 66. 6.| Bonus ee | 68.| Lanius minor Gm. _- - — — — un + — | + 68. 69H ELaninsusendton ee — + — | — 3 69. 10 | ER) RE ran —_ En en 1 70. 2112| 2Motacilloaolbami rer — + = + 3 [71 (151) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 481 Oberes | Mittleres | Unteres Indi- Art Alluvium viduen- Diluvium Anthus (campestris L.?)_ _ — _ + Fels 1 12% 73.| Coccothraustes vulgaris PALL. __ En — u 1 78. 74,| Pinicola enucleator (L.)_ — -— ! | 2 74. 75.| Pyrrhula pyrrhula major(BRan.) — 4 + | + 11275: Dos ont curvrostra E. en =E — | 4 s 76. 77.| Emberiza calandra L.- _ -_ - | — _ 4 | —_ 1 Zur 78.| Fringilla coelebs L._ _ _ _ _. DE EEOLULE = — 178: Gewöllen 79.| Acrocephalus arundinaceus L.... + —_— E= - 179: ; ; vs in rezenten | e 8 80.| Ligurinus chloris (L.) _- — — — Gewöllen — 1 80. 81.| Sturnus vulgaris L. _ _— _ _ — — — -+ 1 s1. 82. EPaston roseus (I) — — = _ — un 1 82. 83.| Alauda cristata L._ _— _ _ _ + E= —_ + 3 33. BESCHREIBUNG DER VOGELRESTE. COLYMBIFORMES. Colymbi. 1. Colymbus (Podiceps) auritus (L.) (Taf. X&XVI. Fig, 1., 2.) Der erste ungarische fossile Überrest ds Ohrensteißfußes wurde bereits im Jahr 1913 aus der von Kapıe durchgeführten Probe- grabung — auf Grund eines Tarsus-Fragmentes — bestimmt. (Taf. XXVI, Fig. 2.) Dieses distale Fragment stammte aus dem oberen gelben Diluvium. Nach Abschluß der Grabungen kam noch ein Knochenrest dieser Art zum Vorschein: ein gut erhaltener, rechter Oberschenkel (Os femoris) aus dem unteren Diluvium. (Taf. XXVI Fig. 1.) Dieses 36 mm lange Os femoris ist etwas größer als das von Co- Iymbus nigricollis BReHm und kleiner als ©. eristatus L. Das auffallendste osteologische Merkmal der Taucher-Femora: die Fossa patellaris ist an unserem Femur gut kenntlich. Unter Fossa patellaris verstehe ich jene Grube an der oberen Seite des distalen Femur-Endes, die zur Aufnahme der Kniescheibe (Patella) oder des ihr analogen Tibialkammes dient. 482 D: KOLOMAN LAMBREOHT (152) E. Couzs! behauptet, daß die Patella bei der Gattung Gavia gänzlich fehlt und durch den Tibialkamm (Onemial crest) ersetzt ist. Die Klarlegung der strittigen Frage wäre sehr wünschenswert. Der Ohrensteißfuß ist ein typischer Nordvogel und kommt in den südlichen Gegenden nur höchst selten und als Wintergast vor. Fossil wurden seine Reste aus Oregon bestimmt.? ANSERIFORMES. Anseres. 2. Anser fabalis (LArk.) Im Alluvium der Felsnische wurde ein vollständiges, rechtes, 69 mm langes Coracoid, außerdem Fragmente der Tibia, des Oberschenkels, des Brustbeines und eine Fibula gefunden. An der inneren Fläche (Facies interna s. dorsalis) des Üoracoids verlaufen bei den Gänsen und Enten von der Margo medialıs zum Pro- cessus lateralis mehrere Knochenleisten, deren Zahl, Riehtung und Länge bei den verschiedenen Formen konstant und charakteristisch ist. Diese Knochenleisten dienen zur Inserierung des Musculus sterno-coracordeus (s. M. subelavius). 3. Anser (sp.) Die distale Epiphyse eines aus dem unteren Diluvium stammenden Tarsometatarsus gehört einer Gans an. (sp. ?) Ich ergreife hier die Gelegenheit, um eine Mitteilung bezüglich der ungarischen pleistozänen Gänse zu rektifizieren. Als ich nämlich meine erste paläo-ornithologische Abhandlung veröffentlichte, untersuchte ich auch .die aus dem Quartär-Sediment des Kraszna-Kanales bei Merk stammende Vogelreste : zwei Humeri, eine rechte Ulna, linkes (Co- racoid und Furcula-Fragment. Den anseriformen Charakter des ÜCoracoids und der Furcula erkannte ich sofort und bestimmte sie alternativ für Anser einereus Mzy. oder Anser neglectus SusHK. Da aber meine komparativ- osteologische Sammlung damals sehr spärlich war, war ich gezwungen die Humeri und die Ulna nur auf Grund literarischer Daten und Abbil- dungen zu bestimmen. Dies führte zu einer unrichtigen Bestimmung, indem ı Couzs, E. : The Östeology of the Colymbus torquatus, with notes on its Myology. Mem. Boston Soc. of Nat. Hist. Vol. I. Part. II. 1866. p. 131— 172, ®SHurELDT, R. W.: Fossil birds from the Equus beds of Oregon. Amer, Natural. XXV, 1891. p. 818-821. (153) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 433 ich die genannten Knochen für die Reste von Aquila chrysaötus deutete. Seitdem aber meine rezente Sammlung heranwuchs, konnte ich diese Be- stimmung einer Revision unterwerfen, und da ergab es sich, daß sämtliche von Merk stammende Vogelknochen der Sommergans (Anser einereus Mey.) angehören. In Folge dessen soll auf Seite 285 und 298 des XIX. Bandes (1912) der «Aquila» statt Aquila chrysaötus: Anser cinereus stehen ; ebenso soll auch die Tafelerklärung der II. Tafel korrigiert werden. 4. Anas boschas L. Es liegen vor: aus dem oberen Diluvium ein 38 mm langer, unver- letzter Tarso-metatarsus, die distalen Epiphysen des rechten Os metacarpi und der linken Tibia. 5. Anas querquedula L. (Tafel XXVI. Fig. 3.) Im oberen Diluvium wurden ein juvenaler rechter und ein adulter linker Tarso-metatarsus (Tafel XXVI, Fig. 3), im unteren Diluvium ein rechter Femur gefunden. Der Femur ist 32 mm lang; an der Unterfläche seines Schaftes tritt der von Dorvno ! außer den Reptilien auch bei den Vögeln nachgewiesene Trochanter tertius gut entwickelt hervor. Die erwähnten Funde sind die ersten pleistozänen Überreste der Krick- ente aus Ungarn; CArEr, Regauıa, MiLne-Epwaros und RürımevEr bestimmten sie aber schon von mehreren Fundorten.. 6. Anas strepera L. Untersuchungsmaterial: zwei juvenale Tarsometatarsiı aus dem unteren Diluvium. Es muß aber an dieser Stelle betont werden, daß das Knochensystem der Enten, der Gänse und Mergiden — besonders im Be- zug auf die .Arten-Charaktere noch sehr lückenhaft bekannt ist. Diesem Mangel muß es vielfach zugeschrieben werden, daß unsere Paläon- tologen bei der Besprechung pleistozäner Faunen die genannten Formen fast nie bestimmen können; sehr oft findet man derartige Determinatio- nen: Anas sp., Anser sp., eine kleine Art von Anas ete. Ein gut erhaltener linker Femur aus dem oberen Diluvium muß aus demselben Grund auch nur alternativ als ! Dorvo, L.: Notes sur la presence chez les oiseaux au troisieme trochanter de Di- nosauriens et sur le function de celuiei. Bull. Mus. H. N. Bele. T. I. 1873 p. 13—18. 454 DE KOLOMAN LAMBRECHT (154) 7. Anas sive Mergus (sp. ?) angeführt werden, hauptsächlich aber weil mir derzeit kein Mergus-Skelett zur Verfügung steht. (Länge 47 mm). Ss. Fuligula nyroca Gin. Es liegen vier Tarsometatarsı (zwei davon sind juvenal) aus dem unteren Diluvium vor. Ihre Länge beträgt 31—32 mm. FALCONIFORMES. Falconidae. 9. Buteo ferox (Gm.) Das im unteren Diluvium gefundene Coracoid ist — meines Wissens — der erste pleistozäne Rest des Adlerbussardes; der Mäusebussard (Buteo vulgaris LEAcH.) ist aber schon von mehreren Fundorten bekannt. Es liegt nur die untere Hälfte des Coracoids vor; die Crista arti- cularıs sternalis ist gut erhalten; der Angulus medialis distalis entspricht dem der rezenten Form. Die Linea intermuscularıs externa ist an ihrem di- stalen Ende kräftig entwickelt, ihre Richtung fällt mit der des rezenten Exemplares zusammen. Diese Linea teilt die äußere Fläche des (o- racoids bei den Carinaten in zwei Teile ; am kleineren Teil inseriert der ventrale Abschnitt des Musculus deltoideus minor, am größeren der Mus- culus coraco-brachialis anticus s. externus; sie geht vom Acrocoracoid aus und endet am distalen Ende des Coracoids. Die Länge des Coracoids beträgt bei .Buteo ferox 50, bei B. vulgaris 39—41 mm. Die Crista articularis (ohne den Processus lateralis) ist bei B. ferox 22, bei B. vulgaris 16—18 mm lang. Die Länge der Orista artieularis sternalis beträgt am fossilen Exem- plar 20 mm. 10. Accipiter nisus (L.) Aus dem Alluvium liegt ein 34:5 mm langer, rechter Mittelhand- knochen (Os metacarpi) vor. (155) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 485 11. Circus cyaneus (L.) (Taf. XXVI. Fig, 4.) Untersuchungsmaterial: distale Epiphyse eines rechten Tarsometa- tarsus aus dem oberen, ein Coracoid, die distale Epiphyse des linken Hu- merus, proximale Epiphyse der linken Ulna und distale Epiphyse der rech- ten Tibia aus dem unteren Diluvium. Das Coracoid ist 31 mm lang, die Breite des Humerus bei den Epi- condylus medialis und lateralis beträgt 14 mm. Für die proximale, dem Humerus entgegengesetzte Gelenksfläche der Ulna ist bei den Raubvögeln die Richtung der Crista ulnae charakteristisch ; dieselbe verläuft in der Mitte des inneren Bogens und dreht sich gegen die innere Seite, während sie bei den übrigen Formen gerade verläuft. Die Tibia und der Tarsometatarsus sind sozusagen die charakteri- stischesten Knochen des Raubvogel-Skelettes. An der Vorderfläche der distalen Epiphyse der Tibia ist der Suleus des Musculus extensor digitorum communis bei den Tagraubvögem mit einer Knochenbrücke überwölbt. Diese Knochenbrücke ist bei jungen Vögeln knorpelig und verknöchert erst später.t So entstehen an der distalen Epiphyse zwei Öffnungen ; die untere liegt in der Mitte des Knochens, die obere unterhalb des inneren Condylus. SuscHkin® fand bei den Formen Falco, Microhierax, Polyborus, Micrastur und Herpetotheres auch unterhalb des äußeren Condylus eine Öffnung, demnach ist die Tibia bei den genannten Gattungen mit drei Öffnungen versehen; bei den übrigen Tagraubvögeln (Vultur, Aquila, Milvus) findet man aber nur zwei Öffnungen. Die Kornweihe ist übrigens schon von mehreren — auch ungarischen — pleistozänen Fundorten bekannt. 12. Circus (sp.?) Die proximale Hälfte eines aus dem oberen Diluvıum stammenden Os humeri gehört zu einer kleineren Circus-Art, vielleicht zu €. pygargus (L.) oder ©. macrurus (G=m.). Die Gestaltung der Fossa pneumatica, des Foramen pneumaticum und die Lage des Foramen nutritium sind Cireus- artig. ! Bei den Nachtraubvögeln ist diese Brücke durch eine Sehne vertreten. (Vgl. Tafel XXVI. Fig. 17. Nyctala tengmalmi.) ® SuscHkIn, P. P.: Zur Morphologie des Vogelskelets. Vergleichende Osteologie der normalen Tagraubvögel (Accipitres) und die Fragen der Klassifikation. Nouv. Mem, de la Soe. Imp. de Moscou. T, XVI. 1905 p. 45. 486 D: KOLOMAN LAMBRECHT (156) 13. Falco lanarius Paur. (Tafel XXVI. Fig. 5.) Untersuchungsmaterial: ein rechter Tarsometatarsus aus dem Allu- vium, ein linkes Coracoid (Taf. XXVI, Fig 5) aus dem oberen und em rechtes aus dem unteren Diluvium. Sämtliche Reste sind unverletzt. Der Tarsus ist 37°5 mm lang; auch die Hypotarsal-Levste ist gut er- halten. Die Coracoide sind 45, resp. 47 mm lang. Für das Coracoid der Falken sind die breit entwickelte Crista artieularıs sternalis, eine Knochenleiste und die halbmondförmig gebogene Gestalt des Processus procoracoides charakteristisch. Die Knochenleiste entspringt in der Gegend des Pro- cessus lateralis und geht bis zur Incisura suwpracoracordea; sie dient zur Muskelinsertion. Diese Falkenart, die von Ost-Europa bis Mittel-Asien lebt und im Winter die südöstlichen Gegenden Europas, Arabien und Persien besiedelt, war bisher — meines Wissens — aus dem Diluvium nicht bestimmt. 14. Falco merillus Grkinı. Untersuchungsmaterial: eine linke Tibia aus dem Alluvium, rechtes Coracoid und linker Tarsometatarsus aus dem oberen, drei rechte, zwei linke (eines juvenal) Coracoide, rechter Metacarpus und Tarsometatarsus aus dem unteren Diluvium. Die vorliegenden Reste dieser auch aus unserem Diluvium gut bekannten Falkenart repräsentieren 4 Individuen. Die Coracoide sind 27—29°5, der Tarsus ist 37 mm lang; die übrigen Knochen waren fragmentarisch. Die Tibia der Falken ist ebenso wie bei der Gattung Cireus an ihrer distalen Epiphyse mit‘ drei Öffnungen versehen. Die dritte Öffnung ent- steht nach den embryologischen Untersuchungen SuscHkın’s derart, dab das freie Ende des Morsz-schen «Ascending process of the astragalus» mit der Tibia verknöchert. 15. Falco sive Milvus (sp. ?) Das aus dem unteren Diluvium stammende Os metacarpi gehört ent- weder einem Falken, oder einem Milvus an. Die Länge des Knochens beträgt 41 mm, nur das Metacarpale IV ist ausgebrochen. Das Os metacarpi der Tagraubvögel (Falconiformes) (157) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 487 stimmt — wie ich das an anderer Stelle erörterte! — mit dem der Nacht- raubvögel (Striges) darin überein, daß das Tuberculum ulnare distale me- tacarpi länger ist als das Tubereulum radiale distale metacarpı, ferner dab die Forniz metacarpi breit und niedrig ist; der Unterschied liegt darin, daß die Tuberositas metacarpi bei den Tagraubvögeln bedeutend niedriger steht, als bei den Striges. Bei diesen findet man den genannten Muskel- vorsprung bei der Verzweigung der Me III und Me IV; bei jenen ca im oberen Drittel des Mittelhandknochens. Obzwar das vorliegende Os metacarpi unzweifelhaft einen Tagraub- vogel repräsentiert, konnte ich es — wegen Mangel an Vergleichsmaterial — nächer nicht bestimmen. 16. Cerchneis tinnunculus (L.) (Textfigur 56.) - Aus dem oberen Diluvium liegen 7 rechte, 4 linke Tarsometatarsi, eine linke Tibia, Os metacarpi, Coracoid, 2 rechte Humeri und eine Ulna, aus dem unteren 7 rechte, 2% linke Tarsı, 1 rechtes Os metacarpi, 1 linke Tibia, zusammen Reste von 14 Individuen vor. Die Länge der Tarsi schwankt zwischen 38-40 mm, an einem juvenalen Exemplar sind die proximal liegenden, antero-posterior gelagerten doppelten Fenestrae noch groß, im Umriß nicht scharf begrenzt (Textfigur 56). Das Coracoid ist 26, das Os metacarpı 36, die Ulma 63°5 mm lang. Die distale Epiphyse der Tibia trägt an ihrer ventralen Seite auch hier drei Öffnungen zus. Becker ar enalerarso: und ist nur etwas größer als die Tibia von Falco metatarsus. Gezeichnet won merillus. Dr. K. v. SzomBarhy, Fig. 56. Cerchneis tinnuncu- Die pleistozänen Überreste des in Baum- höhlen und Felsklüften der Vorgebirge und Tiefebenen brütenden, für bäumige Steppen höchst charakteristischen Turmfalken sind von vielen Fundorten bestimmt. Bedeutend seltener kommt im Diluvium der ebenfalls auf Steppen lebende ! LAMBRECHT, K.: Morphologie des Mittelhandknochens — Os metacarpi — der Vögel. Aquila XX1. 1914. p. 66, 71. 488 D: KOLOMAN LAMBRECHT (158) 17. Cerchneis vespertinus (L.) (Tafel XXVI. Fig 6.) vor. Seine Überreste sind außer der gelben Kulturschicht des Schweizers- bildes bei Schaffhausen (StuDER) nur aus der Felsnische vom Remete- hegy bekannt. Aus der Felsnische Pilisszantö liegen zwei rechte Tarsi, ein Coracoid, eine Ulma, und ein linkes Tibiafragment vor; sämtliche aus dem oberen Diluvium. Die Tarsi sind 30—31, das Coracoid 24°5, die Ulna 59 mm lang. GALLIFORMES. Gallid. 15. Numida meleagris L.? Aus dem Alluvium liegt ein linker Femur vor, der jedoch mit dem Oberschenkel des Perlhuhnes nicht ganz übereinstimmt. Der unverletzte Femur ist 76 mm lang. Daß er einer Hühnerart an- gehört, ist entschieden. Da im proximalen Abschnitte des Oberschenkels kein Foramen pneumaticum zu finden ist, gehört er wahrscheinlich einer domestizierten Form an. Die zur Insertion der Muskeln dienenden Flächen, Leisten und Impressionen stimmen mit denen des rezenten Perlhuhnes vollständig überein. Während aber das Caput femoris des Perlhuhnes an einem langen, gebogenen Collum sitzt, ist das Collum des vorliegenden subfossilen Exemplares bedeutend kürzer. Das Knochensystem der domestizierten Vögel ist aber noch viel we- niger bekannt, um so einen — eventuell auch nach den Geschlechtern variierenden — Unterschied verwerten zu können. Aus dem Alluvium der Felsnische vom Remetehegy bestimmte ich übrigens schon die Überreste des Perlhuhnes. Eine im Alluvium unserer Felsnische gefundene Ulna gehört wahr- scheinlich auch einer domestizierten Hühnerart an, und kann zu 19. Phasianus (sp. ?) gezählt werden. Die vorliegende Ulna ist 65 mm lang. ı V. Care teilt es mir brieflich mit, daß er es auch im mährischen Pleistozän be- stimmte, (159) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 489 20. Tetrao urogallus L. Aus dem oberen Diluvium wurden die Überreste von 2, aus dem mittleren von 1, aus dem unteren von 4 Individuen bestimmt. 21. Tetrao tetrix L. Es liegen aus dem oberen Diluvium Reste von 70, aus dem mittle- ren von 7, aus dem unteren Jene von 24 Individuen vor. 22. Lagopus albus Krys. & Buas. (Tafel XXVII.) Es wurden bestimmt: aus dem oberen Diluvium 2141, aus dem mittleren 193, aus dem unteren 626, zusammen 2960 Individuen. 23. Lagopus mutus Montin. Aus dem oberen Diluvium liegen 2095, aus dem mittleren 186, aus dem unteren 831, zusammen 3112 Individuen vor. Die zur Pleistozänzeit weitverbreiteten letztgenannten Hühnerarten (Tetrao und Lagopus) sind in den drei Schichtkomplexen unserer Fels- nische folgenderweise verteilt: Oberes Mittleres Unteres Zu- Diluvium Diluvium Diluvium sammen Meiraonunogallus, Ines as een: 2 1 4 7 Nana area iR &0a00 00ER 70 7 24 101 Lagopus albus Keys. & Buas. ........ 2141 193 831 2960 Lagopus mutus MONTIN ....22r22220.. 2095 156 s31 3112 Von diesen vier Hühnervögeln sind der Auer- und Birkhahn typische Wald- und Steppenvögel, das Moorschneehuhn ein charakteristischer Tundrenbewohner; das Alpenschneehuhn lebt sowohl auf Tundren, wie auf Steppen. Diese große Anzahl der Auer-, Birk- und Schneehühner führt den Forscher zu dem Gedanken, ob sie nun ausschließlich von Raubvögeln und Raubsäugetieren zusammengeschleppt wurden? Die Antwort ist eine be- Jahende. Da die Reste der geflügelten Feinde der genannten Hühnervögel (Falco peregrinus Tunst., Nyctea scandiaca L., Syrnıum uralense PALt., Nyctea ulula L., Milvus, Astur palumbarius L., Adler, andere Falken und 490 D: KOLOMAN LAMBRECHT (160) Eulen) nur äußerst selten zum Vorschein kommen: drängt sich die An- nahme hervor, daß vielleicht die Schneehühner auch zur Nahrung des Urmenschen gehörten. Wahrscheinlich ist jedoch, daß die Raubvögel kaum in den Höhlen und Felsnischen nisteten, außerdem, wenn sie auch in solehen verendeten, von Geiern ete. leicht wieder fortgeschleppt werden konnten. Gegen die Annahme, daß diese Hühnervögel schon zu den Nahrungs- mitteln des Urmenschen gehört hätten, spricht der Umstand, daß bisher kein verbrannter Knochenrest gefunden wurde; außerdem sind die Überreste — wie aus den Profilen ersichtlich — in deutlichen kleinen Nestern versammelt, was nur den Eulengewöllen zugeschrieben werden kann. Auch keine einzige Rippe wurde gefunden; wahrscheinlich werden die Rippen von den Raubvögeln verdaut oder zertrümmert; der Mensch hätte sie aber sicher weggeworfen. (Es wäre sehr wünschenswert, etwas näheres über die Verdauung der Vögel zu erforschen.) An den markhaltigen Extremitätenknochen findet man keine Spur vom Nagen oder Bruch, es wäre doch sehr schwer anzunehmen, daß der Urmensch — der das Mark großer Säugetiere, wie es nachgewiesen ist, genoß — das schmackhafte Vogelmark vermieden hätte. Endlich muß noch hervorgehoben werden, daß unter den Hühner- resten nur 1—2°/,, von juvenalen Individuen stammen; die Hauptmasse repräsentiert gut entwickelte, flügge Exemplare. Es wäre schwer anzu- nehmen, daß der Urmensch die umständliche Jagd der Schneehühner ge- übt hätte. * Aus dem erwähnten Umstande, daß juvenale Vögel so selten zu fin- den sind, folgert T. Csörcey, daß die meisten Schneehühner von den Raub- vögeln zu jener Zeit zusammengeschleppt wurden, als sie schon gut ent- wickelt waren, d. h. zur Sommerzeit. In Folge dessen wäre das Jahr schon zur Pleistozänzeit in einen kälteren (Winter) und wärmeren (Sommer) Abschnitt gesondert gewesen. Derzeit leben unter unserem Breitengrade von den erwähnten Hühnervögeln nur mehr zwei: das Auer- und Birkhuhn. Das Moorschneehuhn (Lagopus mutus Moxtın) kommt in Österreich noch vor; nach den ornithologischen Fragmenten Prrexyr’s wurde es im (161) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 491 Jahre 1844 auch in Siebeubürgen, 1847 im «Banater» Gogo gefunden ; Bar- DaMus behauptet sogar, daß es auf dem letztgenannten Ort auch brütete.! * Ich dachte eine lang gefühlte Lücke zu füllen, als ich aus den Über- resten der Felsnische Pilisszantö das Skelett eines Moorschneehuhnes (La- gopus albus Keys. et Bras.) zusammenstellte. Die auf Tafel XXVII abge- bildete Rekonstruktion ist nur das linke Relief des Tieres. Das ganze Ske- lett konnte wegen dem äußerst mangelhaft erhaltenen Brustbein und we- gen gänzlichem Fehlen der Rippen nicht aufgestellt werden; deshalb ver- fertigte ich nur das linke Relief. Die von A. Mıune-Epwarps auf Tafel 132 seines großen Werkes mitgeteilte Rekonstruktion wurde nur gezeichnet, aber nicht aufgestellt, folglich ist die hier abgebildete Rekonstruktion die erste. 24. Perdix cinerea Barıss. V. Caper und Verfasser dieser Zeilen bestimmten aus dem oberen Diluvium die Überreste von 3 Individuen. Die Maßangaben sind : Tarso- metatarsus 40':5—42 mm, Metacarpus 24:5—27 mm, Femur 53 mm, Humerus 50 mm. 25. Coturnix dactylisonans Mry. V. Carek bestimmte aus dem oberen Diluvium einen 26°5 mm lan- gen Tarsometatarsus, ich selbst ein 23 mm langes Coracoid. Diese grazil gebaute Hühnerart unterscheidet sich von den übrigen in dem filigranen, kleinen Bau ihrer Knochen. GRUIFORMES. Rallidae. 26. Rallus aquaticus L. Aus dem oberen und mittleren Diluvium wurden Überreste von je einem, aus dem unteren solche von 4 Individuen bestimmt. Die Länge eines gut erhaltenen Os metacarpi beträgt 21°5 mm. Das Vorkommen zur Pleistozänzeit der im Schlamme sumpfiger 1 Csörgey T.: Ornithologische Fragmente J. S. PErknr’s. Gera-Untermhaus. 1906. p- 385. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XXIII. Bd. 6. (Schluß-) Heft. 34 492 D: KOLOMAN LAMBRECHT (162) Gegenden und in buschigen Rohrdickichten lebenden Wasserralle ist inter- essant, wenn wir bedenken, daß aus der postglazialen-Fauna der Felsnische Remetehegy die Reste von 23 Wasserrallen-Individuen bestimmt wur- den. In der Felsnische Pilisszantö, in welcher Steppen und Tundren-Tiere gemischt vorkommen, bestimmte ich aus dem unteren Diluvium die Reste von 4 Individuen, aus dem oberen und mittleren 2 Exemplare. Es wäre gewagt, aus diesem Zahlenverhältnis weitere Folgerungen zu ziehen. Wenn wir aber bedenken, daß dieser heutzutage charakteri- stische Steppenvogel in der Tundren-Fauna von Remetehegy so zahl- reich vertreten war, so ist es begründet, wenn wir annehmen, daß die Wasserralle im Laufe der Zeit, wahrscheinlich im Holozän, solchen öko- logischen Änderungen unterworfen war, die sie von der Tundra zur Steppe führten. 27. Crex pratensis Bzcust. Es liegen vor: aus dem oberen Diluvium Reste von 2, aus dem un- teren von 1 Exemplar. Der Humerus ist 43 (ein juvenaler 41°5), das Cora- coid 23, Os metacarpi 27, die Tarsı 37—38°5 mm lang. 28. Ortygometra porzana (L.) (Tafel XXV1. Fig. 13.) Untersuchungsmaterial: aus dem oberen und unteren Diluvium Reste von 2 Exemplaren; Humerus 35, Coracoid 16 (Tafel XXVI, Fig. 13) und Metacarpus 24°5 mm lang. Wie der Wachtelkönig, so lebt auch das Tüpfelsumpfhuhn auf tor- figen, nassen Wiesen, Steppen der gemäßigten Zone Mitteleuropas und Asiens bis Skandinavien und Sibirien. Im Pleistozän war es auch nicht selten. CHARADRIIFORMES. Charadriids. 29. Vanellus cristatus Mey. & Worr. (Tafel XXVI. Fig. 7.) Aus dem oberen Diluvium wurden drei linke Tarsus-Fragmente (Taf. XXVI, Fig 7), aus dem unteren ein 23 mm langes Öoracoid bestimmt. Das Coracoideum der O'haradriiformes bietet außer übrigen morpho- (163) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 493 logischen Merkmalen hauptsächlich in der Gestaltung des Foramen supra- coracoideum gut unterscheidende Charaktere. Durch dieses am oberen, medialen Rande des Knochens befindliche Foramen treten außer dem Nervus supracoracoideus auch Vasa supracoracoidea hindurch. FÜRBRIN- Ger! fand dieses Foramen entweder als eine gut umgrenzte Öffnung, oder nur als Incisura supracoracoidea entwickelt; bei vielen Vögeln fehlt sie vollständig. Unter dem Verband der Laro-Limicolae findet man ein gut umgrenz- tes Foramen bei den Gattungen Charadrius, Vanellus, Himantopus, Recurvirostra, Haematopus, Oedienemus, Stercorarius, Larus, Sterna und Hydrochelidon; eine Incisur oder keine Spur vom Fora- men kommt bei den Gattungen Tringa, Totanus, Pavoncella, Scolopaz, Gallinago, Numenius und Limosa, endlich im Verband der Pteroclo-Columbae bei den Pteroclidae und Columbae vor. Der auf sumpfigen, nassen Wiesen lebende Kibitz war im Pleistozän auch in ganz Mittel- und Süd-Europa weit verbreitet. 30. Himantopus candidus Bonn. (Tafel XXV1. Fig. 11.) Diesen schönen, auf sumpfigen Gegenden, Moorwiesen lebenden, aber leider immer mehr abnehmenden Vogel, der im Süden Europas, und in den gemäßigten Zonen Afrikas und Asiens verbreitet ist, bestimmte ich auf Grund eines aus dem oberen Diluvium stammenden Os metacarpi (33 mm lang, Tafel XXVI, Fig. 11). Außerdem sind seine pleistozänen Reste nur aus der italienischen «Grotta dei Colombi» bekannt.? 31. Tringa alpina (L.) Ein 283 mm langer rechter Humerus aus dem unteren Diluvium stimmt in seinen morphologischen Merkmalen mit dem der Strandläufer völlig überein. Sehr charakteristisch ist der starke Processus supracon- dyloides lateralis. Obwohl aus meiner comparativen Sammlung Tringa alpina fehlt, konnte ich den vorliegenden Rest — auf Grund des mir vorlie- genden Tringa subarcuata Günp.-Skelettes und der von KessLER mitge- teilten Maßangabe (28:8 mm) — sicher bestimmen. ! FÜRBRINGER, M.: Untersuchungei, zur Morphologie und Systematik der Vögel ete. 1888. I. p. 54. 2 REGALIA, E.: Avifauna fossili Italianc. Avicula (Siena), XI. 1907. p. 79. [Himantopus candidus (var. maior ?)] 34* 494 D: KOLOMAN LAMBRECHT (164) Aus dem mitteleuropäischen Pleistozän sind mehrere Strandläufer (die Art meistens fraglich) bekannt. 32. Tringa (sp. ?) Ein aus dem oberen Diluvium stammendes Tarsus-Fragment gehört auch einem Strandläufer an. 33. Scolopax rusticola (L.) (Textfigur 57., 58.) Aus dem unteren Diluvium liegt ein etwas verletztes linkes Os meta- carpi vor, (40 mm lang). Auch die Waldschnepfe war zur Pleistozän- zeit ziemlich verbreitet und gewöhnlich. 34. Gallinago major (Gm.) (Tafel XXVI. Fig. 8. und Textfig. 58.) Die auf den arktischen, russischen und sibiri- schen Tundren, bei uns auf grünen Sümpfen lebende Doppelschnepfe wurde in allen drei Schichtkom- ı/ plexen unserer Felsnische konstatiert. x Im oberen Diluvium waren Reste von 4, im Fig. 57. Scolopax rustl- } 2 cola.Linkes Osmetacarpi. Mittleren und unteren von je 1 Exemplar erhalten. Nat. Gr. Gezeichnet von -Der Humerus ist 42-43, die Ulna 44, das Os Dr. K. v. Szomparny. metacarpi 28°5 mm lang. Der Humerus der Gattung Gallinago unter- scheidet sich von dem aller verwandten Gattungen (Tringa, Totanus, Scolopax) darin, daß die Orista medialis humeri bei der Gattung Gallinago Fig. 58. Proximale Epiphyse des Humerus von Gallinago major und Scolopax rusticola. ce = Ürista medialis humeri. Gezeichnet vou Dr. v. K. SzomBArHy. ohne irgendeine Schwulst, als distinkter Bogen in den Schaft übergeht, während bei allen übrign an der (Crista. ein Vorsprung (165) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 495 hervortritt, so daß ein stumpfer Winkel zustande kommt. Die Ulna der C'haradrüformes verbreitert sich in ihrem proximalen Abschnitte ; speziellere Charaktere bieten übrigens nur die Gestalt des Ölecranon und der Gelenksflächen. 35. Gallinago media LracH. Untersuchungsmaterial: ein linker Humerus aus dem oberen Di- luvium. ReGauıa und DE Camrana bestimmten die Überreste der Bekassine aus dem italienischen, ÖArEk aus dem mährischen Pleistozän und aus dem der Felsnische Puskaporos. 36. Pavoncella pugnax (L.) (Tafel XXVI. Fig. 10.) Diese interessanteste Form unserer Salzsteppen, Sumpfgegenden war fossil bisher nur aus dem mährischen Pleistozän (aus den Höhlen Bal&arova skäla und Certova dira, von ÖarkEr bestimmt) bekannt. Im oberen Dilu- vıum unserer Felsnische fand ich ein rechtes Os metacarpi (345 mm lang; Taf. XXVI, Fig. 10). 37. Numenius (sp.?). Die proximale Epiphyse (aus dem oberen Diluvium) repräsentiert einen Brachvogel. Bezeichnend ist für den Humerus der Gattung Numenius die lateralwärts auffallend verlängerte COrista medialis humeri. Laride. 38. Larus ridibundus (L.). (Tafel XXVI. Fig. 9.) Untersuchungsmaterial: ein linker Tarsometatarsus (Tafel XXVI, Fig. 9) aus dem oberen Diluvium. Während die -distale Epiphyse des 46 mm langen Tarsus gut ausgeprägt erscheint, ist seine proximale Epiphyse noch rauh, was auf einen juvenalen Vogel deutet. Nach SuscHkın ist die Lachmöve ein regelmäßiger Brutvogel der mittleren Kirgisensteppen. 496 D: KOLOMAN LAMBRECHT (166) 39. Sterna hirundo L. (Tafel XXVI. Fig. 12.) Untersuchungsmaterial: linkes Coracoid (Tafel XXVI, Fig. 12) aus dem oberen Diluvium. Die Länge beträgt 21°5 mm; charakteristische Züge zeigen das Acrocoracoid, Foramen supracoracoideum und die COrista articularis sternalis. Das vorliegende Coracoid ist der erste fossile Rest der Flußseeschwalbe ; Sterna macrura Naum. wurde aber schon aus dem italienischen Pleistozän von RegAuıA bestimmt. Pteroclid». 40. Syrrhaptes paradoxus (Parr.). (Tafel XXVI. Fig. 14a, 14b, 14c.) Einer der wichtigsten Funde unserer vorlie- genden Quartär-Fauna ist unzweifelhaft der 22 mm lange rechte Tarsometatarsus (aus dem oberen Diluvium) des Steppenhuhns. Diesen ersten fossilen Rest des Steppenhuhns beschreibe ich wei- ter unten im Kapitel 6. Columbid. 41. Columba oenas L. Ein 35°5 mm langer, linker Femur aus dem Holozän der hier bespro- chenen Felsnische repräsentiert die Hohltaube. Bezeichnend ist neben der gut entwickelten Apophysis superior das auf kurzem Collum sitzende Caput femoris. 42. Columba palumbus L. W. ÖasrEr bestimmte aus dem oberen Diluvium einen juvenalen linken Tarsus der Ringeltaube; seine Länge beträgt 29 mm. (167) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 497 CUCULIFORMES. Cueulid. 43. Cuculus canorus L. (Textfig. 59.) Untersuchungsmaterial: ein ca 24 mm langer rechter Tarsus und ein 23 mm langes linkes Os metacarpı aus dem unteren Diluvium. Dieser typische Waldvogel war fossil bisher nur aus dem mährischen (CAPER) und italienischen (Reeauıa) Pleistozän bekannt. CORACIIFORMES. Strigids. 44. Asio accipitrinus (PaLt.). Untersuchungsmaterial: 6 rechte, 1 linker Tarsus, 1 rechtes Cora- coid aus allen drei pleistozänen Schichtkomplexen. Die Längen der Tarsı schwanken von 42—44 mm. Das charakteristischeste morphologische Merk- mal des Eulen-Tarsus ist die an der proximalen Epiphyse, auf der inneren Seite vorhandene Knochen- brücke. Diese fehlt nur bei Strix flammea. BEDDARD unterscheidet die Genera Striv und Bubo haupt- sächlich auf Grund dieser. Das Vorhandensein dieser Brücke hängt wahrscheinlich damit zusammen, daß bei den Nachtraubvögeln keine Tibialbrücke entwickelt ist. (Vgl. Seite 485.) Wahrscheinlich hängt das Vorhandensein der Tarsalbrücke und die Ab- wesenheit der Tibialbrücke auch mit einer spezi- j a r R Rechter Tarsometatarsus. ellen Modifikation resp. Funktion der Zehenmuskeln 31 Gereichn von De RK. zusammen. v. SZOMBATHY. Fig. 59. Cuculus canorus. 45. Asio otus (L.) Untersuchungsmaterial: zwei rechte Tarsi, ein Humerus aus dem oberen, ein Coracoidfragment aus dem unteren Diluvium. Die Tarsi sind 36—38 mm lang. Die C’rista lateralis humeri ist bei den Raubvögeln lang; ihre Länge ! BEDDARD, F. E.: O.. the Classification of the Striges. Ibis 1888. p- 335 — 344. 498 D: KOLOMAN LAMBRECHT (168) beträgt ein Drittel der gesamten Länge des Knochens. Während aber bei den Falconiformes die Orista einen deutlichen Apex vorweist, ist dieser Apex bei den Striges abgerundet. Den charakteristischesten Unterschied bietet die Lage des Foramen nutritium dar; bei den Tagraubvögeln liegt das genannte Foramen an der inneren Fläche des proximalen Abschnittes, immer oberhalb der Crista lateralis humeri; bei den Nachtraubvögeln liegt es in der Mitte des Schaftes oder auf der distalen Hälfte des Humerus, bei Nyctea scandiaca L. und N. ulula L. sogar auf der äußeren Fläche des Knochens. 46. Nyctea scandiaca (L.) (Tafel XXVI. Fig. 15., 16, und Textfig. 60—61.) Untersuchungsmaterial: drei Mazxillae (resp. Praemazillae), ein Phal. Unguis, Tarsus und Tibia-Fragment aus dem oberen, zwei Maxille und Humerus-Fragmente aus dem unteren Diluvium; zusammen Reste von 5 Exemplaren. Bezeichnend ist für die haken- förmig gekrümmte Praemazilla (Tafel XXVL Fig.15) die graduelle Verbrei- terung des Processus frontalıs am Rücken des Schnabels, die tiefe, ellyp- tische Vertiefung der Gaumenfläche, Fig. 60. Nyctea scandi- Fig. 61. Nyctea die großen Nervenöffnungen und aca,. Rechter Tarsome- nen die mächtige Auswölbung der Aper- tatarsus. Gez. von Gez. von Dr. tura narialıs. Dr. K. Szomsaruy. K. SzomBaruY. Bezüglich der Tarsal- und Tibial-Charaktere verweise ich auf Seite 497 dieser Monographie (unter Asio accıpitrinus). Der Durchmesser der distalen Humerus-Epiphyse beträgt 24 mm. 47. Nyctea ulula (L.) Untersuchungsmaterial: 6 rechte, 4 linke Tarsi, ein linkes Üora- cold aus allen drei Schichtkomplexen, zusammen Reste von 6 Exem- plaren. Die Länge der Tarsı beträgt 24—25, des Coracoides 34 mm. Die Sperbereule kommt bei uns sehr selten vor; sie bewohnt den Norden; manchmal zieht sie aber auch in südlichere Gegenden. NAUMANN vergleicht diese Wanderzüge mit den infolge Nahrungsmangel auftreten- (169) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 499 den Siedelungen des Seidenschwanzes (Ampelis garrula L.) und der Schnee- ammer (Calcarius nivalıs L.).t 48. Nyctala tengmalmi (Gm.) (Tafel XXVI. Fig. 17.) Untersuchungsmaterial: 2 linke Tarsi, 1 Tibia aus dem oberen, 1 linker, 2 rechte Tarsi und fragmentarische Tibien aus dem unteren Dilu- vium. Die Länge der Tarsi beträgt: 21’5—22 mm. 49. Glaucidium noctuum (Rerz.) Aus dem Alluvium wurde ein 33 mm langer linker Tarsus, aus dem oberen Diluvium die proximale Hälfte des linken Humerus bestimmt. Während sämtliche hier besprochene Nachtraubvögel aus dem Pleistozän bekannt waren, ist die aus dem oberen Diluvium stammende, 53 mm lange rechte Ulna der Zwergohreule ; 50. Pisorhina scops (L.) der erste fossile Rest dieser Art. Picidz#. 51. Picus canus Gm. Von den für die Waldfaunen so charakteristischen Spechten wurden die Reste zweier Arten aus dem Diluvium und Alluvium unserer Fels- nische bestimmt. Vom Grünspecht liegen vor: aus dem Alluvium ein Tarsus, aus dem oberen Diluvium die Reste von zwei, aus dem mitt- leren und unteren diese von je einem Exemplar. Die Länge der Knochen beträgt: Ulna 30, Metacarpus 19, Femur 24—25, Tarsometatarsus 24—26 mm. Im Skelettsystem der Spechte ist außer dem mächtigen Zungenbein (Os hyoideum) noch der Tarsometatarsus sehr charakteristisch gestaltet. Infolge der Wendezehe findet man am Condylus internus (der äußeren 1 NAuMann: Naturgeschichte der Vögel Mitteleuropas. Herausgeg. von €. R. HEx- NICKE. Band V. p. 25. 500 D: KOLOMAN LAMBRECHT (170) Zehe) noch einen nach rückwärts gerichteten Vorsprung, welcher schon von Kesstert richtig gedeutet wurde. Die zweite Spechtart unserer postglazialen Fauna ist der Bunt- specht:: 52. Dendrocopus major L. von welehem aus dem oberen Diluvium 2 rechte Humeri, 1 linke Ulna, aus dem unteren 1 linker Humerus und Ulna vorliegen. Die Länge des Humerus beträgt 32 mm, die der Ulna 37 mm. PASSERIFORMES. Corvidze. 53. Corvus corax L. Untersuchungsmaterial: aus dem oberen Diluvium Reste von 2, aus dem unteren solche von 6 Exemplaren. Die Maße der Reste sind: Boracoide Re 55—57 mm Metacarpus (totale Länge) 172 « Phalansalen dee SIE Blenuns.. a ar il « Parsometatarsuse ner 63—68 « Erhalten sind noch — doch fragmentarisch — Mandibula, Pr&ema- xilla, Tibia, Humerus, Ulna und Sternum — einer der am seltensten er- haltenen Reste. 54. Corvus frugilegus L. Der im unteren Diluvium gefundene Tarsus ist der erste Rest des Saatraben im ungarischen Pleistozän; wir kennen ihn aus dem belgischen und italienischen Diluvium (nach Duvpont und Regauıa). Die Länge des Knochens beträgt 52 mm. 55. Colaeus monedula (L.) Untersuchungsmaterial: verschiedene Reste von 15 Exemplaren, u. z. aus dem Alluvium 2; aus dem oberen Diluvium 8, aus dem mittleren 1, aus dem unteren 4 Exemplare. ı KessterR, K.: Beiträge zur Naturgeschichte der Spechte. Bull. Naturforsch. Ges. Moskau Bd. XV]. 1844. (171) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 501 Die Maße der Knochen sind: Coracolde rn rer 32 mm lang Elumeruspersre (43)—45—49 « « Una: RER 36—58 « « Metacarpung er BR « Hemurse eek: 35—38 « « bias esta: 6 « « Tarsometatarsus......... 42—47 « « Aus dem Schwanken der Maßangaben — das schwerlich ge- schlechtlichen Unterschieden zugeschrieben werden kann — scheint es wahrscheinlich, daß zur Pleistozänzeit bei uns zwei Formen der Dohle lebten: eine kleinere, die vielleicht identisch ist mit unserer rezenten Dohle, und eine größere (nördliche oder nordöstliche) Form. An einigen Tarsi fand ich dasselbe doppelte «Spatium intertarsale» entwickelt, das ich von der Alpendohle (Pyrrhocorax alpinus) schon be- schrieben habe, An der distalen Epiphyse des Tarsometatarsus der Vögel geht be- kanntlich von der Vorderseite nach rückwärts eine kleine, in der Regel runde Öffnung (Spatium intertarsale externum) hindurch oberhalb der für den äußeren Finger dienenden Trochlea externa. Dadurch ist es auch schon bestimmt, daß diese Öffnung immer an der äußeren Seite des Kno- chens liegt. Mir ist kein Vogel bekannt, an dessen Tarsus diese Öffnung nicht vorhanden wäre. Durch dieses Spatium intertarsale externum tritt die Sehne des vor der proximalen Hälfte der Vorderseite des Tarsus ent- springenden kurzen Beugers ( Musculus extensor brevis IV.) zur hinteren Seite des Tarsus, wo sie an der Basis des IV. Fingers inseriert. Es tritt noch durch dieses Spatinm — welches von A. MiLsE-EDwArDs «pertuis inferieum benannt wurde — auch zur Hinterseite des Laufknochens die Arteria tibialis antica, wo sie verästelt die Finger ernährt.” Am Laufknochen der Alpenkrähe (Pyrrhocoraz) und der Dohle (Colaeus) aber beobachte ich zwei solche Öffnungen. Wie mir Herr W. ÖArER mitteilt, kommen solche doppelte Spatia auch am Tarsometa- tarsus der rezenten Dohle (Colaeus monedula L.) vor. ı Vgl. Gapow, H.: Broxns Klassen und Ordnungen des Tierreichs. Band VI., Abt. IV., Aves p. 201. Suscukis, P.: Zur Morphologie des Vogelskelets. Vergleichende Osteologie der normalen Tagraubvögel (Aceipitres) und die Fragen der Klassifikation. Nouv. Mem. Soc. Imp. des Nat. de Moscou. T. X VI. 1905., p. 51, Fig. 19, 21. 2 Gapow l. c. p. 784 ; SuurELot, R. W.: Osteology of Speotyto cunicularta hypo- gaea. Bull. U. S. Geol. Surv. Vol. VI. 1885., p. 619— 620; SmureEror: Aquila. XXI. 1914. p. 43—44. 502 D: KOLOMAN LAMBRECHT (172) Das normale Spatium intertarsale externum bleibt offenbar noch im juvenalen Stadium der Entwicklung geöffnet, so lange nämlich die drei metatarsalen Elemente des Tarsometatarsus noch nicht verschmolzen sind. Die Sehne des Musculus extensor brevis dig. IV. nimmt ihren Platz noch vor der Verschmelzung ein, demnach ist die Verschmelzung an der Stelle des Durchschnittes gehindert. Ob im Falle der doppelten Spatia intertarsalia die genannte Sehne eine Gabelung erleidet, muß erst festge- stellt werden.! 56. Pica caudata Keys & Buas. Im Alluvium wurden die Reste von 1, im oberen und unteren Di- luvium diese von je 6, im mittleren von 2 Exemplaren bestimmt. Einige Knochen zeigen in ihrer Größe ebenso bedeutende Schwan- kungen, wie die Reste der Dohle, was aus folgender Zusammenstellung ersichtlich ist: Goracolder re 32—33 mm Lang Einer (41)—42:5—46 « « Ulma2 see AI ER « NMETSCArBUSEEEL LEERE DIA KK « IBREUEeSe r 40-48 « « Tarsometatarsus ........ 47-50 « « Besonders auffallend groß ist der 46 mm lange Humerus; er kann vielleicht einer nördlichen oder östlichen Rasse angehören. Die in Mittel- asien verbreitete Pica pica leucoptera GouLD. ist etwas größer als unsere rezente Elster. 57. Garrulus glandarius (L.) Es liegen vor: aus dem Alluvium Reste von 2, aus dem oberen und unteren Diluvium solche von je 4 Exemplaren. Die Maßangaben der Knochen sind: Gorscotd N 31-32 mm lang EINER En 0000 00.406 AK « Una miete ir 48550 « « Metacarpus 26-275 « « Than N 62 « « Tarsometatarsus......... 92 « « ! Vgl. LAMmBREcHT, K.: Fossiler Uhu (Bubo maximus FLemm.) und andere Vogel- reste aus dem ungarischen Pleistozän. Aquila XXII. 1915. p. 187. (173) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 503 Das grazil gebaute Skelettsystem unterscheidet den Eichelhäher von allen übrigen Corviden. Bedeutend schwerer sind die zwei Formen des Nußhähers von einander zu unterscheiden. Die zwei bekanntesten Formen des Nußhähers: 58. Nucifraga caryocatactes (L.) und 59. Nucifraga caryocatactes macrorhyncha (Br.) unterscheiden sich hauptsächlich im Bau ihrer Schnäbel. Die europäische Form ist diekscehnäblig, die Prämaxilla ist ebenso lang, wie die Mandibula; das weiße Band seines Schwanzes ist schmal. Im nördlichen Teil Europas und in Sibirien ist die s chlank- sehnäblige Form verbreitet, deren Prämaxilla länger ist, als die Mandibula; das Schwanzband ist breiter. Am mazerierten Schädel ist das Verhältnis der Schnäbel gut sicht- bar. Diesbezüglich stehe hier folgende Tabelle: Nucifraga N. c. macror- caryocatactes hyncha Ganze Länge des Schädels (incl. Praemaxilla) ... 70—73 80 IangenderaMandıbulasser ran 60—61 70 Größte Breite der Mandibula ................. 31—32 29 Breite der Mandibula in der Linie des Os dentale .. 15 12 IhanperdesuOsKdentales re er ce. 25—27 37 Länge der Prämaxilla von der Apertura narlalıs bisazur Spitzer era. se ee 34—37 46 Aus der Länge des Os dentale und der Praemazxilla einerseits und aus der Breite des Os dentale andererseits ergeben sich folgende Formeln: bei Nueifraga caryocatactes 25 :37 :15, bei N. c. macrorhyncha 37 : 46 : 12. Die übrigen Knochen des Skelettes zeigen keine speziellen Unter- schiede. Aus dem oberen und unteren Diluvium unserer Felsnische stammen Reste von je 9, aus dem mittleren solche von 2 Nußhäher-Exemplaren ; unter diesen zeigt eine Mandibula die Formel der sibirischen Rasse ; diese gehört demnach entsebieden dieser Form an. Die Länge der übrigen Knochen beträgt: 504 D: KOLOMAN LAMBRECHT (174) Coracoider ee 30—32 mm lang Eimer 40 « « Ulnatmeseeeree 4A7—50 « « Metacarpus ....... 28 —285 « « Bentur ee 37—39 «& « Tarsometatarsus .. (37)—-39—41'5 « « 60. Pyrrhocorax alpinus VIkıLı. Es liegen aus dem oberen Diluvium Reste von 5, aus dem mittleren und unteren solche von 2 Exemplaren vor. Zu den erstgenannten 5 Exemplaren zählte ich auch zwei im Allu- vium gefundene Knochen. Ich habe nämlich keinen Grund anzunehmen, daß dieser typische Alpenvogel im Holozän bei uns vorgekommen wäre; sehr wahrscheinlich war der Fundort nur ein sekundärer. Die Länge der Knochen beträgt: GOraco 1ER 30:5 mm lang Humerus:... ea en 42—45 « « NEN Eee B—57 « « Metacarpuse ee 33—88 « « Bemursze era aretereefereie 41 « « Oriolid. 61. Oriolus galbula L. Untersuchungsmaterial: zwei rechte, 39—39°5 mm lange Uln® aus dem oberen und unteren Diluvium. Turdidzs. 62. Turdus viscivorus L. Aus dem Alluvium wurden Reste von 2, aus dem oberen Diluvium solche von 3, aus dem mittleren von 1, aus dem unteren von 6 Exemplaren bestimmt. Länge der Knochen: Eiımorustna 30—32 mm Una Tr A e 38-40 « Metacanpus ee. 23 —24 « VOracold ar ERRISTE 96-98 X 175) DIE VÖGEL DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 505 63. Turdus pilaris L. Aus dem unteren Diluvium bestimmte ich Reste von zwei Exempla- ren; eine Ulna ist 37°5 mm lang. 64. Turdus musicus L. Untersuchungsmaterial: Reste von 6 Exemplaren (1 aus dem Allu- vium, mittleren und unteren Diluvium, 3 aus dem oberen Diluvium). Die Länge des Humeri beträgt 26—27 mm, die der Uln® 31 mm! 65. Turdus (sp. ?) Sowohl aus dem Alluvium, wie auch aus den Pleistozän-Schichten liegen mehrere Turdiden-Reste vor; darunter höchst warscheinlich Turdus torquatus L., T. merula L. und T. iliacus L. Timeliidse. 66. Cinclus aquaticus (Becasr.) Es liegt ein rechter Femur (215 mm lang) aus dem oberen Diluvium vor. Die ersten pleistozänen Wasseramsel-Reste wurden von WoLp&ıch aus der Gudenus Höhle bestimmt. RürTıMmEYEr erwähnt die Art aus den Pfahlbauten bei Robenhausen. Parid®. 67. Parus (sp.?) Aus dem Alluvium und den rezenten Gewöllen liegen Reste von 1—2 Meisenarten vor. Laniid». 68. Lanius minor Gm. Es liegen vor Reste aus dem Alluvium, aus dem oberen und unteren Diluvium. Humerus 26, Ulna 31 mm lang. Meines Wissens war diese Art aus dem Pleistozän bisher noch nicht konstatiert, ebenso wie die folgende: 506 D: KOLOMAN LAMBRECHT (176) 69. Lanius senator L., deren 4 Humeri aus dem oberen Diluvium bestimmt wurden (23°5— 245 mm lang), Hirundinid. 70. Hirundo rustica L. (Tafel XXVI. Fig. 18.) Untersuehungsmaterial: ein linker Humerus aus dem oberen Dilu- vium. Die Länge des äußerst charakteristisch gebauten, mit starker Crista lateralis, großem Processus suwpracondyloideus lateralis und Epicondylus medialis gekennzeichneten Humerus beträgt 16 mm. Motaeillid». 71. Motacilla alba L. Untersuchungsmaterial: 2 Flügelknochen aus dem oberen, 1 aus dem unteren Diluvium. Länge der Humeri 20—20'5, der Uln® 25°5 mm. Das sind die ersten fossilen Reste der weißen Bachstelze. 72. Anthus (campestris L.?) Ein aus dem oberen Diluvium stammender rechter Humerus gehört einer Pieperart, wahrscheinlich dem Brachpieper an. Ein Pieper ist schon aus dem Pleistozän der Felsnische Puskaporos bekannt; die spezifische Unterscheidung der Reste erfordert eine einge- hendere osteologische Untersuchung. Fringillide. 73. Coccothraustes vulgaris Part. Aus dem Alluvium wurde ein 25 mm langer rechter Humerus bestimmt. 74. Pinicola enucleator (L.) Diesen typischen Bewohner der arktischen Tannenwälder vertreten die Reste von 2 Exemplaren aus dem oberen Diluvium. Maßangaben: Humerus 22—23 mm, Ulna 27:5 mm, Metacarpus 16 mm. Aus dem Pleistozän war der Hakengimpel bisher unbekannt. (177) DIE VÖGEL DER FRLSNISOHE PILISSZÄNTO. 507 75. Pyrrhula pyrrhula major (Brrm.) Ich glaube mich nicht zu täuschen, indem ich die Dompfaff-Reste aus den drei pleistozänen Schichtkomplexen dem Formenkreis der var. major zurechne, die in N, NÖ-Europa und in Asien verbreitet ist. Es liegen Reste von 11 Exemplaren vor. Länge der Humeri: 20—21 mm. 76. Loxia curvirostra L. Es liegen vor: aus dem Alluvium Reste von 2, aus dem oberen Diluvium solche von 5, aus dem unteren von 1 Exemplar. Länge der Humeri 20—21 mm, der Uln® 24—25 mm. 77. Emberiza calandra L. Die Grauammer wurde — aus dem mittleren Diluvium — auf Grund eines linken Humerus bestimmt. 78. Fringilla coelebs L. Die Reste des Buchfinkes waren in den rezenten Gewöllen erhalten. 79. Acrocephalus arundinaceus L. Es liegt ein linker Humerus aus dem mittleren Diluvium vor. 80. Ligurinus chloris (L.) Die vorliegenden Reste des Grünfinks stammen aus rezenten Ge- wöllen. Sturnids. 81. Sturnus vulgaris L. Untersuchungsmaterial: eine 33:5 mm lange Ulna und ein 20:5 mm langer Metacarpus aus dem unteren Diluvium. Pleistozäne Star-Reste bestimmte Re6ArLıa aus Italien, LyYDEKKER aus England und RÜTIMEYER aus der Schweiz. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geo]. Reichsanst. XXIII. Bd, 6, (Schluß-) Heft. 35 508 D: KOLOMAN LAMBRECHT (178) 82. Pastor roseus L. Untersuchungsmaterial: ein 19:5 mm langes Os metacarpi aus dem unteren Diluvium. Der Rosenstar — dessen fragliche pleistozäne Reste bisher nur aus der italienischen Grotta dei Colombi bekannt waren (RegALIA) — kommt gelegentlich größerer Heuschreekenplagen aus den mongolischen Steppen zu uns und nach Westeuropa. Vielleicht wanderte der Rosenstar auch schon zur Pleistozänzeit mit den Heuschrecken nach den westlichen und südwestlichen Gegenden. 83. Alauda cristata 1. Es liegen vor: drei, 29—30 mm lange Humeri aus dem Alluvium, resp. aus dem unteren Diluvium. * Von den aufgezählten 83 Vogelarten unserer Felsnische wurden 20 Arten aus dem Alluvium, 3 aus rezenten Gewöllen bestimmt. Unter den übrigen 60 Arten waren: Himantopus candidus Bonn. Pavoncella pugnax (L.) Cuculus canorus L. Corvus frugilegus L. Pastor roseus (L.). aus dem ungarischen Pleistozän bisher unbekannt, außerdem sind folgende 9 Arten: Buteo ferox Gm. Falco lanarius PALn. Sterna hirundo UL. Syrrhaptes paradoxus PALL. Pisorhina scops (L.) Lanius minor Gm. Lanius senator 1. Motacilla alba L. Pinicola enucleator L. für das gesamte Pleistozän zuerst konstatiert. 6. DAS STEPPENHUHN (SYRRHAPTES PARADOXUS PALL,.) IM UNGARISCHEN PLEISTOZÄN. Von Dr. KoLoMmAan LAMBRECHT. Prof. Dr. H. Gapow, einer der größten Ornithotomen, schrieb in sei- nem im «Museum of Zoology» vom 3. Feber 1913 datierten Brief über die ungarische Pleistozän-Fauna an mich folgenderweise: «Bigentümlich, daß Syrrhaptes nieht gefunden ist, überhaupt kein echt asiatischer Vogel.» Wenn wir an die aus Mitteleuropa bisher bekannten pleistozänen Säuge- tier-Faunen denken, in welchen eine große Menge asiatischer Formen bestimmt wurden, ist das wirklich eigentümlich. Das Steppenhuhn, dieser typische asiatische Steppenvogel erweckte schon die Aufmerksamkeit ALrreD NEHRING’S. In seinem grundlegenden Werke hebt er hervor, daß sie auf den subarktischen Steppen nicht nistet ; ihre Heimat bilden die sandigen, salzigen, wüstenartigen Steppen rings um den Aralsee und in Mittelasien.! Nach Rapper bewohnt unser Tier die salzigen Stellen der Steppen. Die Gattung Syrrhaptes gehört zu den Pteroclidae. Nach den Unter- suchungen W. K. PArRKER’'s, GARROD’s und Gapow’s verbinden die Pte- rocles «die Limxcolae direkt mit den Tauben. Sie haben sich aber als Ve- getabilienfresser (hauptsächlich Sämereien und Grünes) und Steppen- vögel sehr selbständig spezialisiert oder auch Merkmale erworben, welche sie teils den Tauben, teils den Hühnern ähnlich erschemen lassen. Der gesamte Schultergürtel, das Brustbein, der Humerus sind durchaus taubenartig, auch in Bezug auf den kleinen, proximal auf den Schaft gerück- ten Processus ectepicondyloideus (z. B. wie bei Columba livia). Dasselbe gilt von den übrigen Flugknochen, von den anchylosierten Brustwirbeln und vom Becken. Auch der Metatarsus und Hypotarsus verbindet die. Pteroclidae eng mit den Tauben. Die Zehen sind dem Leben auf sandigen Steppen angepaßt, sehr ver- kürzt, mit kurzen dicken Nägeln ete.,? ! NERRING, A.: Über Tundren u. Steppen. p. 116. ?2 Gapow, A.: H. G. Bronns Klassen und Ordnungen des Tierreichs ete. Band VI, Abt. IV, Vögel II. System. Teil. Leipzig, 1893. p. 208. 35r 510 D: KOLOMAN LAMBRECHT. (180) Als ich die Tarsi aus den oberen Diluvium der Felsnische Pilisszantö untersuchte, erweckte ein mir bisher unbekannter linker Tarsus. meine beson- dere Aufmerksamkeit. Von vorne betrachtet, hielt ich es für einen Tauben- knochen und suchte unter diesen die entsprechende rezente Form. In lateraler Ansicht zeigte aber der Tarsus wichtige Unterschiede von dem Taubentarsus. Während nämlich der Hypotarsus bei den Tauben nur von der proximalen Epiphyse des Knochens hervorragt, beginnt dieser beim fraglichen fossilen Tarsus schon an der distalen Epiphyse und verbrei- tet sich gegen rückwärts graduell. Ich erinnerte mich an die oben zitierten Zeilen GApow’s. Da aber das Steppenhuhn aus der komparativ-osteo- logischen Sammlung der königl. Ung. Ornithologischen Zentrale bis zur jüngsten Zeit fehlte, bestellte ich noch im Sommer 1914 von der Firma ScHLürter (Halle) einen Steppenhuhn-Balg, um wenigstens die Extremi- tätenknochen zu erhalten. Als ich diese Knochen aus dem Mazeratorium aushob, war das Rätsel gelöst: der fragliche Tarsus erwies sich als der erste fossile Rest des Steppenhuhnes. Meines Wissens wurde das Steppenhuhn bisher aus keiner Pleistozän- fauna bestimmt.! Die Länge des besprochenen linken Tarsus beträgt 22 mm; das re- zente Exemplar mißt 21 mm. (Siehe Tafel XXVI, Fig. 14a, 14b, 14c.) Aus der Gattung Syrrhaptes sind bisher nur zwei rezente Arten be- kannt: das tibetanische Fausthuhn (Syrrhaptes tıbetanus GouLp.) mit weißem Bauch (verbreitet im Tibet von den Steppen des Kuku-Nor bis zum Pamir-Plateau, Ladak und den Sutlej-Tal) und das etwas kleinere, uns bekannte Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus PArr.) mit einem schwarzen Fleck an der Bauchseite.? Das Steppenhuhn ist ein regelmäßiger Brutvogel Mittelasiens und ist in Nordchina östlich bis zum Petsili, westlich bis zu den Kirgisen-Steppen, nördlich bis zum Baikal-See und südwests bis zur Mongolei und Turkestan verbreitet. P. P. SuscHkın, Professor der comparativen Anatomie und Embryo- logie auf der Universität zu Charkow, berichtet in seiner neuerdings er- schienenen faunistischen Studie über das Steppenhuhn, daß es auf den mitt- leren Kirgisen-Steppen (vom Ural ostwärts bis zum Turgai) im westlichen Teil der Pfriemengraszone regelmäßig, im östlichen Teil stellenweise brütet, 2 Von den Vorfahren der Gattung Pterocles sind bisher drei eozäne und eine miozäne Form. bekannt (Pterocles validus, larvatus, varius und sepultus MILNE-EDWARDS). ® Ocınviz-GrAnT, W.R.: Catalogue of the Game Birds in the Collections of the British Museum. London, 1893. p. 2-6. (181) DAS STEPPENHUHN IM UNGARISCHEN PLEISTOZÄN. sll regelmäßig brütet es außerdem auf der Beifußzone der Steppen und im Tschalkar-Gebiet.! Den Winter verbringt das Steppenhuhn auf den südlichen Grenzen seines Wohngebietes, Mitte März kehrt es wieder zu den Steppen zurück. Ein Mangel an Nahrung und an Wasser, und ähnliche Gründe drängen die Steppenhühner zeitweise in größeren Scharen zu dauernden Wan- derzügen. Sein erstes Vorkommen in Europa (in Sarepta, an der Wolga) wurde 1848 von MöscHLer beobachtet.2 Über seine späteren Invasionen, u. zw. nicht nur gegen West — Europa — sondern auch gegen Ost — China — erhielten wir schon zahlreiche Aufzeichnungen.® In Ungarn wurden die ersten Steppenhühner am Anfang des XIX. Jahrhunderts beobachtet; sichere Daten haben wir jedoch nur von den Invasionen 1863/64, 1888/89 und 1908, die übrigen Angaben sind un- kontrollierbar. Eine größere Schar zeigte sich zuerst im Jahr 1863 ;* die größte im Frühling 1888, als einige hier sogar überwinterten ; ® die Invasion 1908 war eine geringe.® Der Vogel, als Herrscher der Luft ist zu zoogeographischen Folgerun- gen, zur Bestimmung der Verbreitungsgrenzen viel weniger geeignet, als alle übrigen, an die Erde gefesselten Tiere. Wenn das Blaukehlchen (Oyanecula swecica) nach den Beobachtun- gen GÄrkzs’ in 9 Stunden 3000 km durchzieht (von Aegypten bis Hel- goland) oder wenn die Brieftaube von Budapest nach Fiume ın 8% 18” gelangt,® so lassen sie sumpfige, salzige Weiden, Laubwälder, kahle Karstgegenden hinter sich. Und wenn ein Vogel auch im tiefsten Wald brütet, sucht er seine Nahrung in den Waldungen ebenso, wie auf wind- gewehtem Sand. 1 Suscukın, P. P.: Die Vögel der Mittleren Kirgisensteppen. Autorisierte Übersetzung aus dem Russischen von H. GROTE. Journ. f. Orn. Bd. 62. 1914. p. 315. ® MöscHhLer: Naumannia 1II. 1853. p. 305. 3 Vgl. Naumann Naturgeschiehte der Vögel Mitteleuropas. Herausgegeben von C. R. HENnIcke. Band VII. p. 31—33. 4 LizAr, K. Grar. Ketes tävoztyü. Syrrhaptes paradoxus Nlig. Az Erd. Muz, Egyl, Evk, III. 1864—65. p. 68-76. 5 Herman, O.: Szärnyas vendegünk (Syrrhaptes paradoxus Parr.) Termöszettudo- mänyi Közlöny XX. p, 209. — A pusztai talpastyük es a madäarvonuläs. Ibid, XXI. p. 18. CHERNEL, I.: A pusztai talpastyük &sa madärvonuläs. Ibid XX. p. 449. 1099, p. 309. Aquila XV. 1908. p. 317—320, XVI. % Aquila XV. 1908. p.317—320. XVI. 1909. p. 309. ? GÄTKE, H.: Die Vogelwarte Helgoland. Braunschweig, 1900. p. 72. 8 JANDAURER, V.: A postagalambsport. A kör. 1907. p. 124. "512 D: KOLOMAN LAMBRECHT (182) Der Vogel verdankt es seiner raschen Bewegung, daß er den Ge- fahren der Elemente (Hagelschlag, vulkanische Ausbrüche ete.) meistens entweichen kann, während die an der Scholle gefesselten Nagetiere, Schild- kröten ete. zugrunde gehen. Darin liegt die Ursache, weshalb fossile Vogel- Reste so selten zum Vorschein kommen — ausgenommen in Höhlen. Der kalifornische Fund L. H. Miıvnvers, der im pleistozänen Asphalt von Rancho la Brea auf einer Stelle 33 Steinadler (Aquila chryseatus)- Exem- plare — gewiß Opfer einer Katastrophe — entdeckte,! steht unter den fos- silen Vogelfunden beispiellos. Die fossilen Vogel-Überreste wurden — eben infolge ihrer geringen zoogeographischen Bedeutung — lange Zeit hindurch nicht genügend be- achtet. Ein anderer Fund Miwvers (Pavo californieus MıLL.) aus dem pleis- tozänen Asphalt Kaliforniens? erweckte aber die Interesse der Paläon- tologen — wie denn nicht, da ja bisher in Nordamerika keine Pfauen bekannt waren. Den Steppenhuhn-Tarsus von Pilisszanto betrachte ich als einen ebenso wichtigen und interessanten Fund. Nicht nur weil das Steppen- huhn ein extremes Steppentier ist, sondern auch deshalb, weil es ein neues und wichtiges Belegstück für die östliche Herkunft der Wüstenfauna des ungarischen Tieflandes ist. A. NeHrıng, L. v. MeH#eLy und Thu. Kormos bestimmten unter den ungarischen pleistozänen Säugetier-Resten eine ganze Reihe der typischen östlichen (südrussischen) Tiere, von denen einige bei uns auch heute noch anwesend sind. Als solche können Desmana moschata PALL. Sicista loriger trizona PET. Oricetulus phaeus PALL. Microtus gregalis. PALL. Arctomys bobac SCHREB. Spermophilus rufescens Keys & Buas. Spalaz graecus antıquus Men. Alactaga saliens GM. Vipera Ursiniv BonaP. Lacerta taurica PALL. und aueh ı MıtvEr L. H. Teratornis, a new avian genus from Rancho la Brea. Univ. of Cali- fornia Publ. Bull. ofthe Dep. of Geology Vol. V. No 21. 1909. p. 306. 2 Mırrer, L. H. Pavo californieus, a fossil Peacock from the Quaternary Asphalt Beds of Rancho la Brea. Ibid. Vol. v. No. 19. 1909. p. 285—289. (183) DAS STEPPENHUHN IM UNGARISCHEN PLEISTOZÄN. 513 Trochosa singoriensis LAXM. betrachtet werden. In diese interessante Reihe der Tiere östlicher, resp. südrussischer Herkunft kann nun der pleistozäne Rest des Steppenhuhnes passend aufgenommen werden. - Ob das Steppenhuhn zur Pleistozänzeit in Mitteleuropa ein beständiger Brutvogel, oder — wie heutzutage — nur ein Iırgast war, kann auf Grund dieses einzigen Fundes nicht entschieden werden. Ich halte das erstere für wahrscheinlicher; jedenfalls sehe ich aber den künftigen Funden mit Interesse entgegen. 7. PATHOLOGISCHE VERÄNDERUNGEN AN FOSSILEN VOGELKNOCHEN. Von Dr. KoLoMmAn LAMBRECHT. Über die pathologischen Veränderungen fossiler Knochen — ob- zwar sie ziemlich häufig sind — wissen wir kaum etwas. Es ist wohl wahr, daß die Diagnostik der paläopathologischen Funde — da die verursachende Krankheit unbekannt ist, und wir nur vor dem Resultat stehen — mehr spekulativ, als positiv ist, das kann aber kein Grund zur Vernachlässigung der Frage sein. Mit den pathologischen Veränderungen fossiler, hauptsächlich Säuge- tierknochen befasste sich neuerdings eingehender Dr. Th. Kormos.t Die fossilen Vogelreste von Pilisszäntö bieten mir Gelegenheit, einige be- merkenswerte krankhafte Vogelknochen zu beschreiben. Die ersten, pathologisch veränderten Vogelüberreste gehören dem auf der Insel Rodriguez im Laufe des XVIII. Jahrhunderts ausgestor- benen Solitär (Pezophaps solitarius GmEL.) an. O. ABEL, der verdienstvolle Wiener Paläobiolog, Begründer dieser Wissenschaft beriehtet in seimer prachtvollen Paläobiologie darüber folgenderweise: «Exostosen sind wohl in den meisten Fällen auf traumatische Entzündungen der Knochen- haut zurückzuführen. Einer der interessantesten Fälle dieser Art, der auch in stammesgeschichtlicher Hinsicht von außerordentlichem Interesse ist, liegt bei dem ausgestorbenen Solitär... von der Insel Rodriguez bei Mauritius vor. Das zoologische Museum in Cambridge besitzt eine größere Zahl mehr oder weniger vollständigen Skelette dieses merkwürdigen Vogels. An den exostotischen Flügelknochen der Männchen und ebenso an den Hinter- beinen derselben sieht man nun zahlreiche schwere, aber wieder geheilte Brüche...» Dieser — infolge der insularen Lebensweise flugunfähig ge- wordene — Vogel benützte seine flugunfähigen Flügel nur mehr als Box- waffen und als Anlockungsmittel, wobei sie in einem Zeitraum von vier bis 1 Kormos, T. Über Krankhafte Veränderungen an fossilen Knochen. Ällattaxi közlemenyek XVI. 1915. p. 246. (185) _PATHOLOGISCHE VERÄNDERUNGEN AN FOSSILEN VOGELKNOCHEN. 515 fünf Minuten zwanzig bis dreißig Flügelschläge ausführten... In der Cambridger Sammlung konnte ich feststellen, daß eine große Zahl verschie- dener Knochen, und zwar vorwiegend Flügelknochen, geheilte Bruchver- letzungen zeigen. Ich zählte 13 Ulnen, 4 Radien, 1 Humerus und 2 Co- racoide, ferner 1 Fibula und 2 Metatarsalien. Alle diese Brüche, die zum Teil sehr schwerer Natur waren, wie der Bruch des Humerus, sind unter den charakteristischesten Erscheinungen einer Frakturnarbe wieder ver- heilt. Diese Verletzungen sind zweifellos auf Paarungskämpfet zurück- zuführen, und zwar müssen sie durch Boxen mit den Flügeln und Treten mit den Füßen entstanden sein. Überaus merkwürdig ist nun der Umstand, daß an sämtlichen männlichen Flügelknochen in der Handwurzelregion, und zwar vorwie- gend an dem proximalem Ende des zweiten Metacarpale Exostosen auftre- ten, und zwar schon bei ganz Jungen Tieren. Es gibt wenig Fälle, die in gleich klarer Weise die direkte Reaktion des Organismus auf Reize zeigen und die Erblichkeit er- worbener Merkmale beweisen. Denn die Entstehung der Exostosen an den Fingerknochen und an dem Knochen des Unterarms ist als eine Folge der Boxkämpfe der Männchen anzusehen ; und diese Exostosen treten wieder schon bei den männlichen Nestjungen Fig. 62. Normaler und Fig. 63, Verkrümm- verkürzter Tarsus von ter Tarsus von La- auf, welche noch nicht kämpfen.»? Lagopus albus. }), gopus:albus..2, Infolge der traumatischen Ent- Gez. von Dr. K. Gez. von Dr. K, zündungen der Knochenhaut auf- v. SZOMBATHY. v. SZOMBATHY. tretende Exostosen wurden von SHUFELDT am Metacarpus des Oregoner Pleistozänschwans: Olor Matthewi SHUF.,’ ferner an der Tuberositas metacarpi II. einer Branta canadensis eine «pathologieal exerescence» beobachtet.* Eine interessante Fraktur erwähnt T#. Koruos an der Tıbıa eines Moor- 1 Wie man solche auch bei unserem Kampfläufer (Pavoncella pugnax L.) beobachten kann. K. L. ®2 ABEL, O.: Grundzüge der Palaeobiologie der Wirbeltiere, 1912. p. 91, 587—588 ® SHUFELDT, R. W.:! Notes on the Palzopathology. Pop. Sei. Monthly. Vol. XLII 1893. No 5. p. 679—684. Fig. 2. und Rewiew of the Fossil Fauna of the desert region of Oregon, with a description of additional material collected there. Bull. Amer. Mus. Nat. Hist. XXXII. 1913. p. 145. pl. XXXV. Fig. 422. 4 SHUFELDT: ]. c.?2 p. 145. pl. XXV. Fig. 305. 516 D: KOLOMAN LAMBRECHT (186) schneehuhns (Lagopus albus Keys. & Bras.); nach dem Bruch verwuchsen die Fragmente schlechterweise, so daß nicht nur eine Dislocatio ad arzem zu Stande kam, sondern beide Hälften bilden einen Winkel von 40°, ihre Bruchflächen ragen aus der Knochenmasse heraus.t Unter den Vogelüberresten unserer Felsnische fanden sich auch einige interessante krankhafte Knochen. Der auf Figur 62. abgebildete Tarsus eines Moorschneehuhns (La- gopus albus Keys. & Buas.) war im Wachsen verhindert, was aus dem nebenbei abgebildeten normalen Tarsus er- sichtlich ist. Die Länge des normalen Tarsus beträgt 375—42 mm, die des verkürzten 29 mm. Der verkürzte Tarsus ist außerdem in lateraler Richtung etwas gekrümmt. Einen Auffallend gekrümmten Tarsus derselben Schneehuhnart zeigt Fig. 63. Die Fig. 64. Gebrochene mit Dislo- Fig. 65. Gebrochene und Fig. 66. Geheilte Fraktur kation und mächtigem Kallus mit Dislokation geheilte an der Furcula eines La- geheilte Tibia von Lagopus Fraktur an der Tibıa von gopus albus. !ı. mutus %/,. Gezeichnet von Dr. K. Lagopus albus. !ı. xezeichnet von Dr. K. v. SZOMBATHY. Gezeichr. v. Dr. K. SzoMBATHY. v. SZOMBATHY. Krümmung fand an diesem wahrscheinlich noch im juvenalen Stadium statt, weil die Fläche des Knochens ganz glatt erscheint. Fig. 64. stellt uns eine gebrochene und bald darauf wieder verwach- sene Alpenschneehuhn-Tibia dar. Der Knochen erlitt die augenschein- lich komplette Fraktur in der Mitte seiner Diaphyse. Infolge des Bruches verschoben sich die Teile in der Längsrichtung (Dislocatio ad longitudinem). Während des Heilens wurde eine mächtige Kallusschicht gebildet, die je- doch an einigen Punkten zur Muskelinsertion ganz abgeglättet erscheint. Ein anderer Fall der Fraktur ist auf Fig. 65. abgebildet. Diese Moor- Scehneehuhn (Lagopus albus)- Tibia erlitt etwas oberhalb ihrer distalen 1 Kormos ]. c. p. 250. — (187) PATHOLOGISCHE VERÄNDERUNGEN AN FOSSILEN VOGELKNOCHEN. Sl Epiphyse einen Bruch; beim Verwachsungsprozeß verschoben sich die Bruchstücke nebeneinander (Dislocatio ad latus); folglich ragt das eme Ende des Bruchstückes seitwärts hervor. Die Kallusbildung war schwach. Eine sehr seltene Fraktur ist auf Fig. 66 abgebildet. Wie aus dieser ersichtlich, erlitt das Gabelbein des Moorschneehuhns (Lagopus albus) an seinem rechtem Ast eine Fraktur, die aber bald mit geringer Dislokation heilte. Wahr- scheinlich wurde der im Schwung begriffene Vogel mit seiner Brust an ein Hindernis ge- schleudert, worauf das mit dem Brustbein ver- bundene Gabelbein einen Bruch erlitt. Die auf Fig. 67. abgebildeten Ver- änderungen können auf die Entzündung des Knochens und der Knochenhaut zurückgeführt werden. Rechts auf dieser Fig. 67. sieht man den Tarsus eines Alpenschneehuhns (Lagopus Fig. 67. Links: Eiterig ent- zündeter Tarsus von Lagopus albus mit offener Fistel. Rechts: mutus) mit Exostosen. Exostosen am Tarsus von Lago- Bedeutend größer ist die Veränderung pus mutus. !/ı Gez. von Dr. Ki auf dem links abgebildeten Tarsus des Moor- y. SZOMBATHY, schneehuhns (Lagopus albus). Höchst wahr- scheinlich handelt es sich hier um eine mit eiternder Entzündung (Ostitis suppurativa) komplizierten Knochensubstanz-Entzündung. Die mächtig ausgebildete Kallusschicht zeigt an einer Stelle auch eine offene Fistel. Solche einzelne Beriehte über krankhafte fossile Knochen erschei- nen in ihrer Isolation vielleicht als bedeutungslos, in der Tat jedoch hilft ein jedes näher zu den Rätseln der Vergangenheit, deren biologische Erschei- nungen mit Hilfe der paläobiologischen Methode von Tag zu Tag ver- ständlicher werden. S. POSTGLAZIALE HOLZKOHLEN-RESTE AUS DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO, Von Dr. Tmropor Kormos. Aus den Feuerherden der älteren Steinzeit und aus den Knochen- abfällen kommen sehr häufig größere-kleinere verkohlte Holzstücke zum Vorschein, werden aber meistens — obzwar sie manchmal interessante klimatologische Aufschlüsse geben könnten — unberücksichtigt gelassen. Leider ist die Erhaltung, Konservierung und Untersuchung dieser größten- teils in hohem Grade verkohlten fossilen Holzüberreste dermaßen schwer und umständig, daß es nicht zu bewundern ist, wenn die Botaniker sich zu solch’ undankbaren Studien nicht leicht entschließen. In gewissen Gegenden, wie z. B. im ungarischen Mittelgebirge — wo die Gliederung der Pleistozän- zeit sozusagen ausschließlich auf Grund der Höhlenablagerungen durch- zuführen ist und wo der Forscher ausschließlich auf die archäologischen Industrie und Fauna verwiesen ist — wären die Argumente der Floristik in Sachen der klimatischen Änderungen außerordentlich wichtig. Zu histologischen Untersuchungen geeignete vermorschte Holz- stücke bleiben in pleistozänen Höhlenablagerungen äußerst selten erhalten (aus der Jankovich-Höhle bei Bajöt liegen einige vor); dazu müssen sehr verschiedene und günstige Umstände zusammentreffen. Solche wertvolle Reste sollen mit großer Sorgfalt gesammelt werden. Zunächst bedürfen wir eines größeren Untersuchungsmateriales. Aus der Felsnische Pilisszäntö liegen Holzkohlenstücke aus allen drei Schiehtkomplexen vor. Die aus dem oberen Diluvium gesammelten Stücke sind sehr klein und bröckelig, aus den mittleren und unteren wurden aber auch einige größere, zur Untersuchung besser geeignete Stücke gesammelt. Nach Beendigung der Ausgrabungen ersuchte ich Herrn Privat- dozenten Dr. Franz HoLLENDONNER um die Bestimmung der foss’len Holz- kohlenreste, wofür ieh meinen besten Dank auch an dieser Stelle wiederhole. Dr. HoLLENDoNNER bestimmte aus dem unteren Diluvium eine Conifere, von den Laubhölzern Ulmus sp., Quercus sp., Fraxsinus sp.; aus dem mittleren Diluvium ebenfalls eine Conifere und Quercus Sp. (189) POSTGLAZIALE HOLZKOHLEN-RESTE AUS DER FELSNISCHE PILISSZÄNTO. 519 Sämtliche Reste repräsentieren Äste, was aus dem Grund verständlich ist, weil der Urmensch wegen Mangel an entsprechenden Geräten größere Stämme schwerlich zerstückeln konnte. Die Art konnte infolge der vorgerückten Verkohlung in keinem Fall bestimmt werden. Da die erwähnten Genera in unserer rezenten Flora auch vertreten sind, haben die Holzkohlenreste keine wichtige Bedeutung ; das Vorhandensein einer Conifere ist aber dennoch interessant. SCHLUSS. Von Dr. THEopor Kornmos. Die stratigraphischen Verhältnisse und das reiche paläoethnologische und faunistische Material der Ausfüllungen unserer Felsnische ließen es zu, uns ım obigen mit einigen Fragen eingehender zu befassen. Vielleicht gelang es uns auch die Entstehung der postglazialen, also nach dem Maximum der Vergletscherung entstan- denen Scehiehten unserer Höhlen gewissermaßen in einer neuen Beleuchtung zu besprechen und die Beziehungen zwischen diesen Bildungen und den Menschen in gewisser Hinsicht zu beleuchten. Obzwar die Frage des ungarischen «Magdalenien» bisher nicht als gelöst betrachtet werden kann, steht es immerhin fest, daß die noch bestehenden Kontroversen im- mer weniger werden und in der Frage der pleistozänen Klimaänderungen, Kulturstufen, Faunen ete. sich eine einheitliche Meinung auszugestalten scheint. Wir bedürfen noch einiger glücklichen Funde und dann gewinnen wir eine Gliederung der Pleistozänzeit, die — meiner Meinung nach — auch außer- halb Ungarns zahlreiche Diskussionen zu Ende bringen wird. Ich bın über- zeugt, daß de Hypothesen über die Gliederung der Eiszeit ziemlich gekünstelt sind. Das wichtigste Argu- ment gegen die Generalisierung dieser Hypothesen liegt eben in ihren schroffen Widersprüchen. Die Forscher des Quartärs wollten Jahr- zehnte hindurch die erdgeschichtlichen Ereignisse verschiedener Umstände und verschiedener Gegenden zwischen gewisse Grenzen einrahmen, die aber beider Generalisierung sich als falsch erwiesen. Wir sind aber schon viele an der Zahl, die das Wesen nicht weiter den Hypothesen opfern wollen, und es dauert nicht mehr lang, daß wir die falschen Rahmen wegstoßend zu dem Ausgangspunkt: zu MorritLer zurückkehren! Das scheint vorläufig kühn gesagt zu sein, ich habe aber ernste Gründe, auf Grund deren ich dies behaupte. Die Zukunft wird unser Recht beweisen. * Die Klärung der geologischen Auffassung wird durch die modernen paläobiologischen Untersuchungen wesentlich erleichtert und unterstützt. Die auf morphogenetische Untersuchungen basierte ethologische Methode Dorvos und Ageıs, welche den Organismus in Verbindung mit den Lebens- bedingungen erforscht, ermöglicht nicht nur die vergleichende Analyse (191) SCHLUSS, 521 der morphologischen Merkmale, sondern ist bestrebt auch den Zweck der Organe und die Anpassung und ihre Gründe zu deuten. Die Lebensweise spielt in der graduellen Umbildung des organischen Lebens eine bedeutende Rolle. Die Bedingnisse des Lebens, d. h. die der Ernährung, des Aufenthaltes, der Ortsbewegung, der Vermehrung ete. hängen in erster Reihe von außerhalb des Organismus stehenden Faktoren ab. Die Faktoren des kontinentalen Lebens sind die Temperatur, die Diehtig- keit der Luft, die Dampfgehalt der Luft, dominierende Luftströmungen und Winde, die Stärke und das Dauer des Lichtes, das Terrain, die chemische und physische Beschaffenheit des Bodens, vulkanische Effekte, das Wasser, die Pflanzenwelt ete. Die Umgebung beeinflußte auch in der geologischen Vergangenheit — ebenso wie in unseren Zeiten — den Charakter der organischen Welt und dieseänderte sich demnach nicht infolge der Wirkung rätselhafter innerer Kräfte, sondern in- folge der vonden Änderungen der Lebensweise be- einflußten äußeren Umständen und ändert sich allmählich fort. Die äußeren Umstände des Lebens ändern sich aber nicht nur in der Zeit, sondern auch im Raum, und so war dem — wenn auch in den Details verschieden — auch in der Vergangenheit. Man muß demnach räumliche und zeitliche Variation und mit WAAGEN und DEPERET die räum- liche Variation von der zeitlichen Isolation—= Mutation unterscheiden. Die mit der Stammform der Art auf einem Ort entstandenen und die Stamm- form überall begleitenden Formen können nach DEPpERET ! als Varietäten, die räumlich isolierten und von der Heimat der Stammform abgesondert vorkommenden Formen als geographische Rassen bezeichnet werden. Während aber die Enstehung der Rassen eine Folge der Klima- und Milieu-Unterschiede ist, kennen wir den Grund der Entstehung der Varietäten bisher noch nieht. (Der£rer. loc. cit.) Wie auf Grund der rezenten Tierwelt bekannt, gibt es Arten, die zur Variation kaum geneigt sind. Diese gelangten im Laufe der Stammes- entwicklung gewissermaßen zu einem Stillstand, ineinen homo- statischen Zustand. Dem entgegengesetzt kommt die umbildende Wirkung der zur Weiterentwieklung befähigenden Faktoren bei den zur Variation geneigten polimorphen Arten in gesteigertem Maß zur Geltung, so daß die polimorphen Arten sozusagen vor der phyletischen Spaltungstehen. Wir können mit vollem Recht annehmen, daß die Entstehung der 1 DEPERET, Cn.: Die Umbildung der Tierwelt. pag. 119. Stuttgart, 1909. 522 D: THEODOR KORMOS (192) Arten in der geologischen Vergangenheit ebenso vorgegangen ist, wie die der rezenten geographischen Rassen.! Während aber die Rassen infolge der Lebensbedingungs-Unterschiede der räumlichen Isolation ent- stehen, wurde die graduelle Änderung in der Vergangenheit durch die einander folgenden Lebensbedingungsunterschiede, d. h. durch die zeit- liche Isolation verursacht. Gänzlich umgeformte, neue Formen- gruppen, Arten, Gattungen etc. bedürfen aber zu ihrer Enstehung gewiß einer sehr langen Zeit und die dauerhafte Wirkung der umformenden Faktore. Die graduelle Spezialisation einzelner Organe oder Organgruppen bietet aber noch keine genügende Basis zur exakten Erforschung der Wege der Stammesentwicklung, hauptsächlich wenn man im Interesse der phylo- genetischen Stammbäume und auf Grund verschieden entwickelter Studien gewisser Organe selbst die chronologische Reihenfolge unbe- achtet läßt. Morphogenetische Folgerungen sind nur dann richtig, wenn die Reihenfolge der phylo- genetischen Verbindungen und die stratigra- phische Reihenfolge kongruent sind. * Während der paläozoologischen Würdigung des paläontologischen Materials der Felsnische Pilisszantö berührten wir jede auffallendere morphogenetische und zoogeographische Frage. Ohne diese zu wiederholen, müssen einige Umstände noch hervorgehoben werden. Vorallemistdiekräftige, robuste Statur der meisten eiszeitlichen Säugetiere auffallend, wasoft mit kurzen, gedrungenen Extremitäten verbunden ist. Diese Kör- pergestalt ist für viele arktische Tiere auch heutzutage bezeichnend (Vielfraß, Polarfuchs, Renntier, Moschusochs ete.); bei den pleistozänen Formen ist aber der massive Knochenbau ein allgemeimer Charakter. Lange, schlanke Extremitäten sind vorwiegend tropischen Tieren eigen, und das ist gewiß eine ebenso zielmäßige Anpassung, wie die untersetzte Statur bei den arktischen Tieren. Im ersteren Fall ist das Ziel wahrscheinlich die Vergrößerung der Verdunstungfläche des Kör- pers, während im letzteren — wo die mögliche Reduktion des Wärmeverlustes wünschenswert scheint — das Gegenteil. Ganz gewiß ist auch das kein Zufall, daßdie in verschiedenen geographischenBreitengradenlebendenRassenein und derselben Stammartvon $S nach N — mit geringer Ausnahme — immer größer werden. 1 DEPERET, loc. cit. pag. 139. (198) SCHLUSS. 323 In Anbetracht der geographischen Rasse erhellt es, daß unsere postglaziale Säugetierfauna in den Details viel mehr von der heutigen abweicht als es früher zu glauben war. Die Austauschung der Fauna in Mittel. europa nach der Postglazialzeit wird außer den aus- gestorbenen und nach N und NO gewanderten Arten auch da- durch klar, daßan die Stelle der pleistozänen Rassen einzelner Arten geographische Rassen von kleine- rer Statur treten; erstere ziehen sich ebenfalls nach N. (z. B. Fuchs, Hase, Waldwühlmaus und Schermaus ete). Auf Grund der mehr an die Scholle gebunde- nen postglazialen Säugetierfauna kann man be- haupten! daß deren ca. , Teilausgestorben,oder aus unseren Breiten abgewandert ist und nur ca. 1, Teilder spätpleistozänen Arten bis zuunseren Tagen oder beinahe bis dahin (Castor fiber, Capra ıbex) erhalten blieb, teils als Ureinwohner (Talpa, Heliomys ete.),, teils als eiszeitliche oder postglaziale Relikte (Lynceus lynz, Lepus timidus, Caprella rupicapra, Microtus agrestis, ratticeps, niwalis ete.). * Als Endresultat ergiebt sich aus der eingehen- den Untersuchung der präglazialen, glazialen und postglazialen Faunen nachall’ dem jene wichtige These, nach welcher die Fauna Mitteleuropas und demnach auch Ungarns vom Ende des Pliozäns bis zum Maximum der Eiszeit eine beiläufig solche Änderung erlitt, wiesie die heutige Fauna von der südlichen Küstengegend des Mittelmeeres gegen NBEbIIS2 zur A nikolse zeigt. Dort haben wir es mit einer zeitlichen, hier mit einer räumlichen Isolation zutun und der heutigen Ausbildung der mediterranen, gemäßigten, sub- arktischen und arktischen Zonen kam die zeitliche Reihenfolge dieser zuvor, I Die zu klimatologischen Folgerungen weniger geeignete Vogelfauna zeigt trotz ihres Reichtums keine derartige Änderungen, indem die arktischen und snbarktischen Arten als Wintergäste bei uns hie und da auch noch heute vorkommen. Interessant ist dennoch, daß die Vermehrung der Schneehühner mit der der Lemminge verbunden ist. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ung. Geol. Reichsanst. XXIIT. Bd. 6. (Schluß) Heit 36 Seite Einleitung. (Dr RR KORMOS) LER ee ER 333 l. Die Felsnische Pilisszäntö, ihre Schichten und Fauna. (Dr. Tu. Koruos)........ 336 2. Spuren der Renntier-Jäger in der Felsnische Pilisszantö. (Dr. TH. KoRMoS) ..... 356 3. Säugetiere der Felsnische Pilisszäntö in systematischer, zoogcographischer und phylogenetischer. Hinsicht. (Dr. "Tr: KoRMOS) er rn ee 365 4. Zur Frage der mitteleuropäischen Pleistozän-Iltis. (Dr. Tu. KorMmos) .......... 459 5. Die Vögel der Felsnische Piliszäntö. (Dr. K. LAMBRECHT) ..........eeseercene. 477 6. Das Steppenhuhn (Syrrhaptes paradoxus PALL.) im ungarischen Pleistozän (Dr. KR. !DAMBREOHT) „aaa nee Dennerle RE 509 7. Pathologische Veränderungen an fossillen Vogelknochen. (Dr. K. LAMBRECHT)... 514 % Postglaziale Holzkohlen-Reste aus der Felsnische Pilisszäntö. (Dr. Tu. Kormos).. 518 Schluss (Dr: TRCKORBMOS)L Yen Keen obere area sgerleierenstelenete elek ee Te .. 520 g B 2 ” { - >) I: x 7 - z r FR \ r - 7,171 en £ } | m: R » ; z ' SiS geh net im ; SLR Falls DR AN HLIEE Kal 1 u R i + “os Fur l i T f ı L A Li H J 5 f 4 h Y ie Au > - e Ei 9 " #: Dr ’ t . Se urn E B f u . 13 u u j Be R Fre 5 5 au e & j ; \# { un a . A er TAFEL XXI. Magdalenien-Paläolithe aus den postglazialen Schichten der Felsnische bei Pilisszanto. Die Originale von Fig. 1—8 stammen aus dem oberen Diluvium. Das Original von Fig. 9 stammt aus dem mittleren Diluvium. Die Originale von Fig. 10—16 stammen aus dem unveren Diluvium. Sämtliche Abbildungen in natürlicher Größe, Die Originale befinden sich in der paleäthnologischen Sammlung der kel. ungar, geologischen Reichsanstalt. M. k. Földt. Int. Evk. XXIll. köt. XXli. täbla. Mitt. a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Reichsanst. KORMOS-LAMBRECHT: Pilisszanto. Bd. XXIll. Tafe XXI. a 11 16 15 at, ı 2 EAene Lil TiueN ww. nr F f HAN u j Pr - a us \ ie “ 41 1% 1 i { f G I anaie i FiuR te! Tantı f al . u rl Fr - Fr - = - e ‚IE De . = f u L w Fr I g: P - u ü b u TAFEL XXIH. Figur 1. Desmana moschata hungarica n. subsp. Femur aus dem mittleren Diluvium (von oben und unten). Figur 2. Desmana moschata hungarica n. subsp. Humerus aus dem unteren Diluvium (von oben und unten). . Figur 3. Homo sapiens L. Fossile Phalange (erste Phalange des Daumens einer weiblichen (?) rechten Hand) aus dem unteren Diluvium. Figur 4. Felis leo spelaea GOLDF. Phalanx, aus dem oberen Diluvium. Fıgur 5. Felis leo spelaea GoLDF. Rechter oberer Milchzahn aus dem unteren Dilu- vium. Fieur 6. Ursus spelaeus BLum®. Linker Unterkiefer eines Jungen mit dem Milch- kaninen. Figur 7. Castor jiber L. Metacarpus aus dem oberen Diluvium. Figur 8. Cervus canadensis astaticus Lyp. Kanin aus dem unteren Diluvium. )— 11. Capra ibex L. Zähne aus dem unteren Diluvium (9 = rechter oberer Figur Ps, 10 = rechter oberer m;, 11 = linker oberer m.) Figur 12. Capra ibex L. Distale Epiphyse des Mittelflußknochens eines jungen Exem- plares aus dem oberen Diluvium. Sämtliche Figuren in natürlicher Größe. Die Originale befinden sich in der paläozoologischen Sammlung der kgl. ungar. geolo- gischen Reichsanstalt. KORMOS-LAMBRECHT: Pilisszäntö. M. k, Földt. Int, Evk. XXIII. köt. XXIII. täbla, Mitt, a. d. Jahrb. d. k. Ung. Geol. Relchsanst. Bd, XXlll. Taf. XXlll. TAFEL XXIV. Figur 1. Mustela putorius L. Rechter Unterkiefer eines rezenten Exemplares aus Ungarn. (Osteol. Saml. geol. R.-A. Nr. °/,,). Figur 2 Mustela putorus L. Linker Unterkiefer eines rezenten Exemplares von Apahida (Kom. Kolozs) (Eigentum von ANDREAS OROS2). Figur 3-6. Mustela robusta (NEwTon). Rechte Unterkiefer aus dem unteren Dilu- vium der Felsnische von Pilisszänto. Figur 7-8. Mustela robusta (NEWTON) Rechte Unterkiefer aus dem oberen Dilu- vium der Felsnische von Pilisszanto. Figur 9-10. Mustela robusta (NEwToN). Linke Unterkiefer aus dem unteren Dilu- vium der Felsnische von Pilisszantö. i Figur 11-14. Mustela robusta (NEwWToN). Linke Unterkiefer aus dem oberen Dilu- vium der Felsnische von Pilisszanto. Sämtliche Abbildungen in natürlicher Größe. Die Originale befinden sich in der paläozoologischen Sammlung der kgl. ungar. geolo- gischen Reischsanstalt., . . Int. Evk. XX öt, abla, KORMOS-LAMBRECHT: Pilisszanto. Mitt. a. d. Jahrb. d. k. Un sol. Reichsanst Bd. XXIli. Taf, xıv Am. TAFEL XXV. : Figur 1—2. Mustela robusta (NEWTON). Schädelfragmente aus dem oberen Diluvıum der Jankovıch-Höhle bei Bajöt. Figur 3. Mustela robusta (NEWTON). Schädelfragment aus dem oberen Diluvium der Felsnische von Pilisszanto. Figur 4. Mustela robusta (NEWToN). Schädelfragment aus dem unteren Diluvium der Felsnische von Pilisszantö. Fısur 5. Mustela putorius L. Oberer p, mit gefurchter Wurzel von einem rezenten 9-Exemplar aus Ungarn. Figur 6. Mustela putorius L. Oberer p, eines rezenten Exemplares von Apahida mit vollständig verschmolzenen Wurzeln. Fisur 7. Mustela robusta (NEWToN). Rechter oberer Eckzahn aus dem unteren Diluvium der Peskö-Höhle. Figur 8. Mustela robusta (NEWTON). Rechter unterer Eckzahn aus dem oberen Diluvium der Felsnische von Piliısszantö, Figur 9. Mustela robusta (NEWToN). Rechter Unterkiefer aus dem oberen Diluvium der Jankovich-Höhle bei Bajöt. Figur 10. Mustela robusta (NEWTON). Rechter Unterkiefer aus dem oberen Dilu- vium aer Felsnische am Remeteheey. ö Figur 11. Mustela robusta (NEWTON). Rechter Unterkiefer aus dem unteren Dilu vium der Jankovich-Höhle bei Bajöt. Figur 12. Mustela robusta (NEWToN). Linker Unterkiefer aus dem Seitenzweige der Jankovich-Höhle bei Bajöt. Fisur 13. Mustela robusta (NEWToN). Linker Unterkiefer aus dem oberen Dilu- vium der Jankovich-Höhle bei Bajöt. 3 Fisur 14. Mustela robusta (NEWToN). Linker Unterkiefer aus dem unteren Dilu- vium der Palffy-Höhle. Figur 15. Mustela robusta (NEwWToN). Linker Unterkiefer aus dem oberen Diluvium der Peskö-Höhle. Figur 16. Mustela robusta (NEWToN). Linker unterer Eckzahn und Prämolaren aus einem Unterkiefer aus dem oberen Diluvıum der Felsnische von Pilisszäntö. Figur 17. Mustela robusta (NEwWToN). Linker unterer Reißzahn aus dem Unter- kiefer Nr. 16 aus dem oberen Diluvium der Felsnische von Pilisszäantö. Die Figuren 5 und 6 sechsfach, Figur 17 vierfach vergrößert, die übrigen in natür- licher Größe. Die Originale befinden sich in der paläozoologischen Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. M. k Földt. Int. Evk. XXlll. köt. XXV. täblas KORMOS-LAMBRECHT: Pilisszänto. Mitt. a. d. Jahrb. d. k. Ung- Geol. Reichsan:t Bd. XXIll. Taf. XXV. .n. 9 10 11 BACBSEN L @ % — o 12 5 6 Figur « 12. 13. Ita 14b l4c 15. 16. 17. 18. TAFEL XXVL Colymbus (Podiceps) auritus (L.); rechter Femur. Colymbus (Podiceps) auritus (L.); distale Epiphyse des rechten Tarso- metatarsus. Anas querquedula L.; linker Tarsometatarsus. Circus eyaneus (L.); distale Epiphyse des linken Tarsometatarsus. Falco lanarius PAaLL.; linkes Coracoid. Cerchneis vespertinus (L.); rechter Tarsometatarsus. Vanellus eristatus Mey. & Worr; distale Epiphyse des linken Tarso- metatarsus. Gallinago major (GM.); linker Metacarpus. . Larus ridibundus L.; linker Tarsometatarsus. Pavoncella pugnax (L.); rechter Metacarpus. . Himantopus candidus (Bonn); linker Mevacarpus. Sterna hirundo L.; linkes Coracoid. Ortygometra porzana (L.); rechtes Coracoid. Syrrhaptes paradoxus PAuL.; rechter Tarsometatarsus, Vorderansicht. Syrrhaptes paradoxus PaLL.; rechter Tarsometatarsus, von der Seite. Syrrhaptes paradoxus PALL.; rechter Tarsometatarsus, von hinten. Nyetea scandiaca (L.); Obere Maxilla. Nyetea scandiaca (L.); distale Epiphyse der rechten Tibia. Nyetea tengmalmi (Gm.); distale Epiphyse der rechten Tibia. Hirundo rustica L.; Jinker Humerus. Sämtliche Abbildungen in natürlicher Größe. Die Originale befinden sich in der paläozoologischen Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. KORMOS-LAMBRECHT: Pilisszäntö. M. k. Földt. Int. Evk. XXIIl. köt. XXVI. täbla, Mitt, a. d, Jahrb, d. k. Ung. Geol. Relchsanst. Bd. XXlll. Taf. XXVI. 13. 18. 14a. 14c. 14b. TAFEL XXVI. Rekonstruktion des Polarschneehuhnes (Lagopus albus Keys. & Bras.) aus pleisto- zänen Resten von Pilisszäntö, das linkseitige Relief des Tieres darstellend. Bei Einbettung der Knochen in Gips haben sich die Knochen der hinteren Extre- mität etwas verschoben, daher kommt der augenfälligste Mangel der Rekonstruktion : die unrichtige Plazierung des Gewichtspunktes. M. k. Földt. Int. Evk. XXlll. köt. XXVIl. täbla. KORMOS-LAMBRECHT: Pilisszänts. Mitt. a d Jahrb. d. k Ung. Geol. Reichsanst. Bd. XXIll Taf. Xxvi UNI 100125461