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F % 2 E N HU DIEEN D [. tn { « x s g # u Tas CRIErHTG Bo “is INHALTSVERZEICHNIS. Seite . Theodor Kormos: Die paläolithische Ansiedlung bei Tata. (Mit den Tafeln I—III) VIEha rare lg) ER ER Noah Be EEE u | . Viktor Vogl: Die Fauna der eozänen Mergel im Vinodol in Kroatien (Mit gemtaleb IV (Oktober 1912)... 4.2. 2.7.2... EN En Be) . Richard Schubert : Die Fischotolithen der en Tori ungen WBktaber 1912). BSR En. Re 5) . Heinrich Horusitzky: Die elonschen Verhältnisse. ER Staatsgestile- prädiums Kisber. (Mit 4 Kartenbeilagen) (Februar 1913) _. — _ Sl . Karl Hofmann — Elemer M. Vadasz: Die Lamellibranchiaten de mittel- neokomen Schichten des Mecsekgebirges. (Mit den Tafeln V— VII) (Februar 1913) 209 . Karl v. Terzaghi: Beitrag zur Hydrographie und Morphologie des kroatischen Karstes. (Mit der Taiel VII) (März 1913)... _ -— Br 253 . Johannes Ahlburg: Über die Natur und das Mer der Den de oberungarischen Erzgebirges (April 1913)... Be as pe Be 1 le Anmerkung: Die vier Kartenbeilagen zu der Arbeit von H. Horusıtzky wur- den irrtümlich mit der Bezeichnung Tafel V—VIII versehen der Redakt. rn DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. Dr. THEODOR KORMOS. (MIT DEN TAFELN I—IIl. UND 39 TEXTFIGUREN.) Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. !. Heft. 1 Einleitung. Am 13. Feber 1909 erhielt die Direktion der kgl. ungar. geolo- gischen Reichsanstalt von Herrn Sparkassen-Öberbuchhalter Jurius Dıösy aus Tata (Komitat Komärom) die Nachricht, daß dort im Kalk- tuff-Steinbruch der gräflich Eszteruäzyschen Domänen die Knochen großer fossiler Säugetiere entdeckt wurden. Da mir der in Rede stehende Steinbruch schon seit längerer Zeit bekannt ist, reiste ich in Vertretung der geol. Reichsanstalt unver- züglich nach Tata, um mich persönlich über die Beschaffenheit des Fundes zu informieren. An Ort und Stelle angelangt, besichtigte ich die im Steinbruch umherliegenden Knochenfragmente und überzeugte mich davon, daß dieselben größtenteils von jugendlichen Mammut Exemplaren her- stammen. Als ich nunmehr den Fundort näher untersuchte, bemerkte ich eine sich unterhalb der Kalktuffschichten, bezw. zwischen densel- ben dahinziehende dünne, lockere, sandige, kalkige Schicht, welche angebrannte Knochenfragmente, kleine Stückchen Holzkohle und Feuersteinsplitter enthielt. Da der Steinbruch Privateigentum ist und ich keine Erlaubnis zur Durchforschung desselben besaß, kehrte ich nachhause zurück und erstattete meinen Vorgesetzten Meldung über den vielversprechen- den Fund. Dies veranlaßte die Direktion der kgl. ungar. geol. Reichsanstalt an den damals schon schwer krank daniederliegenden weil. Grafen Franz von ESZTERHAzY, den derzeitigen Herrn des Besitztums von Tata in einer Zuschrift von 17. Feber 1909 das Ansuchen zu stellen, er möge uns die Erlaubnis zu den Ausgrabungen erteilen. Da jedoch unsere wiederholten Ansuchen unbeantwortet blieben, war ich schon nahe daran, jede Hoffnung den Fund von Tata jemals eingehender studieren zu können, aufzugeben, umsoeher, da Graf EszrerHäzy in- zwischen die mit meiner Hilfe geretteten Knochen und Feuerstein- splitter unserer Bitten ungeachtet an das Museum von Komärom ver- schenkt hatte. 1* 4 D: THEODOR KORMOS (4) Mittlerweile starb Graf Franz v. EszTernAzy und die Verwaltung seiner Domänen wurde vom Reichstagsabgeordneten Grafen Morıtz v. EszTEerHAzy übernommen. Wir wendeten uns nunmehr an diesen, und zwar diesmal mit Erfolg. Graf Morıtz v. EszterHäzy verständigte die Direktion der Geolo- gischen Reichsanstalt in seinem Schreiben vom 26. Mai 1909 zu meiner großen Freude davon, daß die Witwe des Grafen Franz EsZTERHAZY auf seine Intervention die Erlaubnis zu den im Steinbruch von Tata durchzuführenden Forschungen bereitwilligst erteilt habe. Vier Tage später war ich schon in Tata und habe die Ausgra- bungen, welche mit recht vieler, beschwerlicher Arbeit verbunden waren, vom 30. Mai bis 1. Juli fortgesetzt. Zu diesem Zeitpunkt mußte ich die Arbeiten wegen den geologischen Landesaufnahmen einstellen. Während der Monate März—-April des folgenden Jahres habe ich dann die Ausgrabungen fortgesetzt und auch beendet, da das vom weiteren Sammeln noch zu erwartende Resultat mit der Arbeit und den Auslagen, welche damit verbunden gewesen wären, nicht mehr im Verhältnis stand. Meine zweimaligen Sammelarbeiten ergaben ein vollkommen zufriedenstellendes Resultat. Das, was ich am eifrigsten suchte: menschliche Knochen habe ich zwar nicht gefunden, ich konnte jedoch die Anwesenheit des Menschen der älteren Steinzeit unumstöß- lich feststellen, u. zw. in Gesellschaft einer höchst interessanten Fauna und unter derartigen geologischen Verhältnissen, dank welchen dieser Fund — wie wir im Laufe der weiteren Ausführungen sehen wer- den — einen außerordentlich hohen Wert besitzt, ja sogar fast einzig dasteht. Bevor ich an die Beschreibung des gasammelten Materials schreite, muß ich allen jenen meinen aufrichtigen Dank aussprechen, die mich bei meiner Arbeit unterstützten und denen es zu verdanken ist, daß die wertvolle paläolithische Sammlung von Tata das Museum der kgl. ungar. Geologischen Reichsanstalt schmücken wird. Zu besonderem Dank und aufrichtiger Anerkennung sind wir in erster Reihe der Frau Gräfin Witwe Franz Eszteruäzy und dem Herrn Grafen Morırz EszTErHAzy verpflichtet, ohne deren Wohlwollen die Wissenschaft niemals in den Besitz dieses wertvollen Fundes ge- langt wäre. Verbindlichen Dank schulde ich seiner Hochwürden Herrn Aurxıus Pınter, dem verdienstvollen Direktor des Gimnasiums des Piaristen- ordens in Tata und den Professoren der genannten Lehranstalt für ihre schwerwiegende moralische Unterstützung — Herrn Karı Maska, (5) DIE PAEÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 5 Direktor der Oberrealschule in Telc, welcher mir bei der Bestimmung der Knochenreste in zuvorkommendster Weise behilflich war, — schließ- lich dem Herrn wirtschaftlichen Oberinspektor Ausust DarAnyı und den Beamten der gräflich EszteruAzyschen Domäne für ihre freund- liche Hilfe. Ich wiederhole den genannten, als auch allen anderen, die zur Beförderung meiner Bestrebungen noch beigetragen haben, jedoch hier dem Namen nach nicht erwähnt werden konnten, nochmals meinen verbindlichsten Dank für die Unterstützung meiner Arbeiten. Budapest, Dezember 1911. I. Beschreibung des Fundortes und der Ausgrabungen. Der zur Domäne von Tata gehörige Kalktuffsteinbruch, aus wel- chem die weiter unten beschriebenen Funde zum Vorschein kamen, ist am Ostabhang des Kälväriahegy, am westlichen Ufer des großen Sees von Tata, zwischen dem Gimnasium des Piaristen-Ordens und dem katholischen Friedhof gelegen. Es ist ein Steinbruch von gewal- tigen Dimensionen, in welchem der zu Bauzwecken vorzüglich geeig- nete, zähe, poröse Kalktuff schon seit alten Zeiten abgebaut wird. Der Kalktuff hat sich hier an einer NNW—-SSE-lich verlaufenden Bruchlinie (longitudinale Verwerfung) in gewaltigen (30—40 m mäch- tigen) Massen?! abgelagert und verdankt seine Entstehung im pleisto- zänen Zeitalter tätig gewesenen, wasserreichen Thermalquellen. Der 10—13 m hohe, steil abgeschnittene Aufschluß, welcher von der Bevölkerung von Tata der physikalischen Beschaffenheit des Kalk- tuffes entsprechend in sehr zutreffender Weise mit dem Namen «por- hanyö bänya»” bezeichnet wird, ist gegen das Seeufer durch eine steinerne Einfriedung abgesperrt (siehe Fig. 1). Jenseits dieser Mauer wird das Ufer des Sees von den malerischen Felsgruppen des Kalk- tuffes umgürtet. Unmittelbar zu Füßen der Felsen, welche an der dem See zugekelhrten Seite der Mauer emporragen, zieht sich zwischen schattigen Bäumen ein Fahrweg dahin, während in einer Entfernung von wenigen Metern schon die Wellen des Sees das Ufer bespülen. Der Aufschluß im Steinbruch ist, wie schon erwähnt, 10—13 m hoch. Zu oberst ist ein 1—1'2 m mächtiges Alluvium mit Kalkstein- schutt sichtbar, darunter folgen 0'5-—-0'8 m hindurch Kalktuff-Frag- mente mit Sand und Schnecken, welche 9--10 m «Travertino» über- decken. Dieser Kalktuff ist stellenweise röhrig und voll von fossilen 1 FERDINAND Koch: Die geol. Verh. d. Kalvarienhügels b. Tata; Földt. Közl. Bd. XL. S. 285. 2 Steinbruch in mürbem, lockeren Gestein. (7) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 7 Wasserpflanzen und Laubblättern, an anderen Stellen hingegen dichter, und enthält in allen Teilen Thermalwasser-Schnecken, von welchen weiter unten in einem separaten Abschnitt die Rede sein wird. Zwischen den Kalktuffschichten, welche ganz sanft gegen SO einfallen, sind hie und da kalkschlammig-sandige Adern vorhanden. Diese Adern, welche auf Fig. 1 gut zu beobachten sind, ziehen sich auf die dem Seeufer zugekehrte Seite hinüber, und enthalten dort eine Unmasse von Schnecken. Gegen die Mitte des Steinbruches ist man versuchs- weise bis unter die Sohle des Steinbruches vorgedrungen, woraus es ersichtlich ist, daß sich der Kalktuff unterhalb der Sohle noch bis zu einer Tiefe von 2—2'5 m fortsetzt. Darunter lagert hier eine ungefähr 1 m mächtige Sandschicht, welche die im Kalktuff so häufigen Ther- mal-Schnecken (Hemisinus, Neritina) ebenfalls in ziemlicher Fülle enthält. Das Liegende dieser Schicht ist zwar nicht erschlossen, ich kann jedoch mit großer Wahrscheinlichkeit behaupten, daß es schon der pannonische (pontische), bläulichgraue Ton ist. Der Kalktuffsteinbruch von Tata ist als Knochenfundort schon seit nahezu 100 Jahren bekannt. Nach Paur Kıs! wurden «am 25. Oktober 1817 neben dem hiesigen großen See, wo Tropfsteine reichlich vorhanden sind, in einem Bereich von 2 Quadratklaftern, unterhalb einer 3 Fuß dicken Fluß- sandschicht ungeheure Elefanten-Kadaver gefunden; die Hüften und sonstigen Knochen sind in kleinere Stücke zerfallen, von den entdeckten Stoßzähnen, deren einer 9 Fuß lang ist, wurden hingegen größere Stücke herausgeschnitten, dieselben zerbröckelten sich jedoch alsbald und zeigten eine gewisse Ähnlichkeit mit der Seife.» Auch in neueren Zeiten wurden in diesem Steinbruch fossile Knochen gefunden, welche sich — wie ich vernommen habe — größten- teils im Tataer Museum der Familie EszterHAzy befinden. Leider erhielt ich keine Erlaubnis zur Besichtigung dieses Museums, bin also nicht in der Lage über die dort aufbewahrten Gegenstände sprechen zu können. In der Sammlung der kgl. ungar. Geologischen Reichsanstalt war die pleistozäne Wirbeltier-Fauna von Tata im ganzen bloß durch einen jungen Mammutzahn vertreten. Diesen Zahn erwähnte ich in meinem vorläufigen Bericht über den paläolithischen Fund von Tata als einen Zahn des Elephas antiqguus. Heute, nachdem ıch diesen Zahn einge- 1 Rövid földleiräs, Becsben, 1818, p. 146. Fig. 1. Ansicht des zur Domäne von Tata gehörigen Kalktuffsteinbruches vom Kälväria-Hügel betrachtet. (9) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 2) hender studiert habe, sehe ich mich zu der Erklärung veranlaßt, dab meine erste diesbezügliche Mitteilung ' irrtümlich war, da der in Rede stehende Zahn die Spezies Klephas primigenius vertritt. Es fällt mir zur Pflicht an dieser Stelle noch einen Irrtum zu erwähnen, welcher vielleicht noch bedeutsamer ist, als der vorherige, und demnach unverzüglich aus der Literatur zu eliminieren wäre. Mein vorläufiger Bericht enthält nämlich die Behauptung, «daß in dem Kalksteine in 8 m Tiefe von der Oberfläche gerechnet sich eine ungefähr 60 cm mächtige Sandader befindet, unter der wieder harter Quellenkalk folgt», ferner «die in den Kalkstein eingeschlossene Sandschicht ist das Ergebnis eines größeren Wasserlaufes, welcher genügend intensiv war, um nahezu ein halbes Kilogramm wiegende Kiesel mit sich führen zu können.» ‘ Wie wenig diese Annahmen bestehen können, wird aus dem Weiteren hervorgehen. Ich muß hier jedoch bemerken, daß mein vor- läufiger Bericht, dessen einziger Zweck es war für diesen Fund In- teresse zu erwecken, auf Grund einer flüchtigen Impression entstand und da ich den Fundort im Feber 1909, im Schnee und Frost das erstemal erblickte, damals aber noch nicht einmal ein Stück- chen Gestein mitnehmen durfte, erscheint mein Irrtum leicht begreiflich. Die nebenstehende Fig. 2 veranschaulicht den ersten Fund (vom Februar 1909) in dem Zustand, als ein Teil der Knochen schon weg- gesprengt und von unberufenen Händen zertrümmert im Steinbruch umherlag. Das Gerücht über die großen Knochen verbreitete sich alsbald in der Gemeinde und als ich dort eintraf, strömte das größten- teils ungebildete Volk zu hunderten herbei, um das «Wunder» im Steinbruch zu begaffen. Natürlich wurde alles zerschlagen und fort- geschleppt. Als ich sodann Erlaubnis zu den Ausgrabungen erhielt, war das eingehendere Studium der bereits erwähnten und irrtümlich als Sand- schicht bezeichneten Ablagerung meine erste Aufgabe. Am Fundort, in der nördlichen Ecke des Steinbruches konnte ich damals (am 1. Juni 1909) folgende Situations- und Lagerungs-Ver- hältnisse feststellen: Die linke (nördliche) Seite des Steinbruches war in der Nähe des zum Gimnasium der Piaristen gehörigen Gartens, von oben gemessen bis zu einer Tiefe von 7 m steilwandig. Nur in der Ecke stand noch > 1 Die Spuren d. pleistoz. Urmenschen in Tata. Földt. Közl. 1910 Bi. RL...8. ZW. 10 D: THEODOR KORMOS (10) ein gewalliger Kalktuffblock, welcher sich vom Gipfel des Steinbruches in SE-licher Richtung nahezu bis zur Sohle des Steinbruches erstreckte. Dieser Block wurde von der nördlichen Wand des Steinbruches in seiner ganzen Höhe durch eine Kluft getrennt, während westlich davon (in dem unweit vom Eingang des Steinbruches gelegenen Teil) die oberen 7 m des Kalktuffes bereits früher abgetragen worden waren. Unterhalb des in Rede stehenden Kalktuffblockes war jene lockere Schicht sichtbar, welehe ich auf den ersten Blick für Sand an- gesehen und deren Herkunft ich demnach irrtümlich gedeutet hatte. Ww.Lph Fig. 2. Der erste Fund. Von Mammutknochen erfüllter Kalktuffblock. Diese Schicht ließ ich mittels eines Probegrabens bis zum Fuß des Kalktuffblockes aufschließen (siehe Fig. 3), wobei es sich herausstellte, daß sich diese lockere Schicht einesteils in einer Mächtigkeit von ca 30 cm gegen Westen fortsetzt und unter die nördliche Wand des Steinbruches hinabtaucht, anderenteils aber sich unterhalb des bereits erwähnten vorspringenden Kalktuffblockes auf einem 20— 23°-igen Abhang in einer Mächtigkeit von 30—60 cm bis an die Basis des Blockes dahinzieht und sich dort auskeilt. Unter dieser Schicht, vom Fuß der nördlichen Steinbruchwand abwärts bis zur Sohle des Steinbruches folgt in einer Mächtigkeit von nahezu 4 m abermals Kalktuff. (11) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 11 Das Material der lockeren Schicht einer näheren Musterung unter- ziehend, war ich alsbald im Reinen darüber, daß es ein ganz wenig sandiger, übıigens jedoch typischer Löß ist. Die Richtigkeit dieser Auffassung wurde auch durch die chemische und physikalische Unter- suchung bekräftigt, welche mein Freund Peter Treız durchzuführen die Freundlichkeit hatte. Fig. 3. Probegraben in dem zwischen den Kalktuff gelagerten Löß. (Beim Stiel des im Bild sichtbaren Hammers junge Elephas primigenius-Stoßzähne, und der Quer- schnitt eines Molaren.) Abgesehen hiervon gelang es mir drei schwerwiegende, ja sozu- sagen unumstößliche Beweise dafür zu finden, daß die in Rede ste- hende Schicht äolischen Ursprunges ist. 1. Aus der fraglichen Schicht sind ausschließlich Landschnecken, und zwar: Vallomia pulchella Müut. Fruticicola rubiginosa A. Scum. 12 D: THEODOR KORMOS (12) Striatella striata costulata GC. Prr. und Chondrula tridens MÜLL. zum Vorschein gekommen, — die zuletzt genannten beiden Arten (welche bekanntlich besonders trockene, mit Rasen und Unkraut be- wachsene Stellen bevorzugen), noch dazu in verhältnismäßig großer Anzahl, wogegen die darunter und darüber gelegenen Kalktuff-Schichten eine Unmasse von Thermal-Schnecken enthalten, während Landarten nur vereinzelt darin vorkommen. Diesen Umstand habe ich — als eine sonderbare Erscheinung — schon in meinem vorläufigen Bericht her- vorgehoben. 9. Die Lößschieht ist voll von vertikal stebenden Röhrchen, welche von Grashalmen und Wurzeln herstammen und selbst an den ausgetrockneten Handstücken gut sichtbar sind. 3. Ebenfalls häufig kommen darin auch die Gänge und die charakteristischen Exkremente von Regenwürmern (Lumbricus terrestris) vor, welche, da die in Rede stehende Lößschicht von 7 m harten Kalktuff überdeckt ist, keinesfalls in neuerer Zeit von der Oberfläche aus in diese Schicht gelangen konnten. Auf Grund obiger Beweise darf man mit großer Sicherheit darauf schließen, daß diese Lößschicht während einer trockenen Periode, aufäolischem Weg entstanden ist, als in der Tätigkeit der Thermal- quellen an dieser Stelle eine Pause eingetreten war. Später setzte dann die Tätigkeit der Thermen von neuem ein und überdeckte im Laufe der Zeiten die dünne Lößschicht-abermals mit einer mächtigen Kalktufflage. Wie wir weiter unten sehen werden, wird diese Auffassung von der Wirbeltierfauna der Lößschicht in jeder Hinsicht bekräftigt. Wir können nunmehr auf die Beschreibung der Ausgrabungs- arbeiten übergehen. Bevor ich mit dem Abbau des Kalktuffes und der Ausgrabung der darunter gelegenen Lößschicht begonnen hätte, ließ ich vorerst die vor dem Kalktuffblock befindliche und durch vorhergegangene Arbeiten bereits bloßgelegte dünne Lößschicht aus- graben. Diese Schicht enthielt in der Nähe des Kalktuffblockes sehr viele Feuersteinsplitter, Steinwerkzeuge, Landschnecken und verwitterte Knochenfragmente; gegen Westen wurde dieselbe jedoch allmählich fossilleer und keilte sich in einem Abstand von 6-8 m vom Fels- block sozusagen gänzlich aus. Dies beendet, schritten wir an den Abbau des Gesteins, um (13) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 13 hierbei aus dem Kalktuff Knochen und sonstige Fossilien sammeln und besser an die zwischengelagerte Lößschicht heran zu können. Fig. 5 zeigt die Lagerung in den Stadium, als die im Vordergrund befindlichen, im Monat Februar dortgelassenen kleineren Kalktuffblöcke, welche sehr viele — zumeist jugendliche Mammutknochen enthielten, (siehe Fig. 2), bereits abgebrochen waren. SE Tor | Nu. ul BES Int yet! a ER S unmenBatens, Ä BE I RE GE Sohle des RE Bun I Steinbruches nen] Fig. 4. Das Profil bei Tata. (1 = präpleistozäne Schichten ; 2 = pleistozäner Sand; 3 — Kalktuff; 4 = Lößschicht zwischen dem Kalktuff; 5= sandiger Kalktuffschutt mit Schnecken ; 6 = Alluvium). In diesem Profil sind die oberhalb der Lößschicht gelegenen Kalktuffblöcke, und jene Spalte, welche die letzteren von der NW.lichen Wand des Steinbruches trennt, gut sichtbar. Als wir mit dem Abbau weiter gegen E vorschritten, wurde die Lößschicht immer dicker und erreichte an einzelnen Stellen sogar eine Mächtigkeit von 0'80—0'90 m. Unterhalb des oberen Teiles der nord- westlichen steilen Steinbruchwand und des sich davon nach Südost dahinziehenden Kalktuffblockes waren im Löß die Spuren eines Feuer- herdes zu beobachten. Hier war die oberflächliche Schicht des Löß (8S—10 cm) rotge- brannt und enthielt sehr viele Holzkohlenfragmente. Im Umkreis der Feuerherd-Spuren, welche zumeist unmittelbar unterhalb des Kalktuffes zu beobachten waren, lagen sehr viele Stein- 14 D: THEODOR KORMOS (14) werkzeuge und Feuersteinsplitte umher, während aus einer größeren Tiefe gut bearbeitete Stücke kaum zum Vorschein kamen. In den untersten Schichten des über dem Löß lagernden Kalk- tuffes, aber nur dort allein war eine Unmasse von Knochen, zumeist von Mammut und Rhinoceros vorhanden, u. zw. wie aus Fig. 6 klar ersichtlich, zumeist in liegender Position. Fig. 5. Bild der Lagerungsverhältnisse nach dem Abbau der im Vordergrund befindlichen kleineren Kalktuffblöcke. Es ist sehr wichtig zu wissen. daß die Knochen zum Teil derart gelagert waren, daß ihre kleinere Hälfte noch im Löß eingebettet lag, während die größere Hälfte schon vom Kalktuff umgeben war. Eben- falls in der untersten Lage der oberen Kalktuffschicht lagen viele Feuersteinsplitter und angebrannte Knochenfragmente umher, welche mit den Kalktuff verwachsen das Bild eines wahrhaftigen «Kjökken- (15) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 15 mödding» zeigten. Die schönsten Schaustücke dieses Vorkommnisses sind im Museum der kgl. ungar. Geologischen Reichsanstalt aufbewahrt. Der Abbau des zähen Kalktuffes war mit außerordentlichen Schwierigkeiten verbunden und ging nur sehr langsam vorwärts ; jeder Quadratmeter des Löß, welchen wir von oben freilegten, beanspruchte eine Arbeit von mehreren Tagen. Mein Bestreben war hauptsächlich darauf gerichtet, möglichst viel von der Lößschicht in dieser Weise freizulegen, da nicht nur die schönsten Steinwerkzeuge, sondern wie Fig. 6. Die Lößschicht und der darüber befindliche Kalktuff, in dessen unterster Schicht sehr viele Knochen verstreut lagen. wir weiter unten sehen werden, auch die bezeichnendsten Formen der Fauna aus dieser zum Vorschein kamen. Im Verlauf der Arbeiten widmele ich natürlich auch der Durch- forschung der abgebauten Kalktuffblöcke eine große Aufmerksamkeit und habe aus denselben mehr als einen Knochen mit dem Meißel in der Hand und mit schwerer Mühe selbst herausgearbeitet. Je weiter ich mit den Arbeiten vorwärts kam, umso bestimmter konnte ich mich davon überzeugen, daß die Knochen und Kultur- sparen ausschließlich unmittelbar oberhalb der Löb- schicht vorkommen, eim Umstand, welcher in Anbetracht der weiter oben besprochenen Verhältnisse allmählich die Überzeugung in mir 16 D: THEODOR KORMOS (16) reifte, zu welcher ich mich auch heute bekenne, daß sich nämlich der Urmensch während einer der integlazialen Pe- rioden auf diesem mit Löß überdeckten Hügel ange- siedelt, seine Beute hierhergeschleppt, seinen Feuer- herd hier eingerichtet und auch. seine primitiven Steinwerkzeuge hier bearbeitet hatte, mit welchen er sein elendes Dasein dahinfristete. Es ist sehr möglich daß zur selben Zeit an anderen Stellen die Thermalquellen — wenn auch in beschränkterem Maße — dennoch tätig gewesen und daß es vielleicht gerade die Nähe der warmen Quellen war, welche den Ur- menschen an diesen Ort gelockt hat. Dies erscheint umso wahrscheinlicher, als sich zweifelsohne auch das Wild in der Nähe des Wassers aufhielt, so daß der Mensch hier, wenn er sich auf die Lauer stellte, seine Beute leichter erlegen konnte, als wenn er das Mammut oder das Rhinoceros durch Wiesen und Wälder verfolgt hätte. Als sodann die Quellen auch an dieser Stelle von neuem hervor- brachen, mußte der Urmensch seine Ansiedelung verlassen und die dort zurückgebliebenen Küchenabfälle und Steinwerkzeuge wurden vom Wasser der von neuem hervorbrechenden Quellen mit Kalktuff überdeckt. Daß der Urmensch diesen Ort nicht nur zeitweise, auf der Jagd, oder bei anderen Gelegenheiten aufgesucht hatte, dafür legen die Ab- fälle seiner primitiven Steinindustrie das Zeugnis ab. Wie wir weiter unten sehen werden, hatte der Urmensch hier, ganz So, wie auch bei Krapina seine Werkzeuge zumeist aus fluvia- tilen Geröllen hergestellt. Diese Kieselsteine hat er vielleicht aus größeren Entfernungen (aus der Donau?) herbeigeschafft und deshalb hochgeschätzt. Die zahllosen zerbrochenen Gerölle, die zu tausenden umherliegenden Gesteinsabfälle und retouchierten Splitter («Abspliss»} sprechen dafür, daß sich der Urmensch mit der Mehızahl der Kiesel- steine versucht hat, zumeist ohne Erfolge. Es kann also festgestellt werden, daß der Urmensch hier eine regelrechte und beständige Werkstätte besaß, wo nicht allein seine fertigen Gerätschaften, sondern auch die beiseite geworfenen mißlun- genen Stücke und unbearbeitete, abgesprungene Abfälle beisammen liegen. Offenbar liegt hierin zum Teil der Grund dafür, .daß ich keine menschlichen Knochenreste vorfinden konnte. Wo sich der Mensch be- ständig aufhielt, dorthin hatte er seine Toten nicht begraben und es konnten seine Knochen dortselbst höchstens als Überreste kannibali- scher Gelage zurückbleiben. (17) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUTNG BEI TATA. 17 Im Übrigen verschwinden die freigelegten Partien der Lößschicht und jene Kalktuffblöcke, welche abzubauen ich in der Lage war, neben der großen Verbreitung und den gewaltigen Massen des Kalktuffes von Tata sozusagen vollständig. Wenn man bedenkt, daß sich die in Rede stehende Lößschicht gegen NW bis unter den Garten des Gimnasiums der Piaristen dahinziehen und dort eventuell sogar an Mächtigkeit zunehmen kann, erscheint es nicht ausgeschlossen, daß die eigent- liche Hauptkolonie tiefer gelegen war. Um dies entscheiden zu können, BER» ü NE REN Fig. 7. Nach Beendigung der Arbeit. hätte ich den ganzen Hügel, aut welchem das Piaristen-Gimnasium und sein Garten stehen, abtragen müssen ! Nach den Abbau von ungefähr 100 m? Kalktuffes zeigten sich Knochen nur mehr äußerst spärlich, auch aus der Lößschicht kamen hie und da einzelne Feuersteinsplitter zum Vorschein und auch die Spuren der Feuerherde blieben weg; die Ergebnisse des Abbaues waren demzufolge nicht mehr im Verhältnis mit der dazu benötigten erheb- lichen Kosten und Arbeiten, ich ließ also die Lößschicht, soweit dies möglich war, unterhalb der Kalktuffdecke hervorräumen, wonach ich die Arbeit amı 10. April 1910 beendete. Fig. 7 zeigt die Stelle der Lagerstätte in dem Zustand, als ich die Arbeit einstellte. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 1. Heft. 2 18 D: THEODOR KORMUS (18) Der weitere Abbau würde nunmehr mit größeren Sprengungen verbundene Vorarbeiten von mehreren Wochen beanspruchen, welche sich in Anbetracht der oben erwähnten, ungünstigen Aussichten einst- weilen kaum lohnen würden. Während meine Arbeiter mit der Abtragung der oberen. tauben Kalktuffschichten beschäftigt waren, stellte ich mir die Durchforschung der Felsen des Seeufers zur Aufgabe. Bei dieser Gelegenheit fand ich — an drei Stellen sogar — zwischen dem Kalktuff ein lößähnliches Material und Knochen darin, Spuren von Feuerherden oder Steinwerkzeuge jedoch nirgends. Von diesen drei Knochenfundorten sind zwei Ausfüllungen von Hohlräumen, der dritte aber ist eine kleine Höhle unter dem Spiel- platz des Piaristen-Gimnasiums. Am zuletztgenannten Ort fand ich bloß einige Knochen vor, die beiden Hohlräume jedoch, von denen der erste in einem schon vor längerer Zeit abgesprengten, stockholıen Kalktuffblock, der zweite in einer Höhe von ca. 2’5 m über dem See- ufer zwischen den Felsen auch heute noch sichtbar ist, enthielten eine verhältnismäßig große und mannigfaltige Fauna. Im Laufe der Besprechung meiner zoologischen Resultate werde ich diese Fundorte gesondert behandeln. Die Mehrzahl der im Steinbruch gesammelten Knochen stammt vom Mainmaut, u. zw. zumeist von jugendlichen Tieren her, ein Zeichen dafür, daß dieses Tier zu jener Zeit hier eines der gewöhnlichsten gewesen und als solches die Hauptnahrung des Urmenschen lieferte. Daß hier vorwiegend Reste jugendlicher Tiere vorkommen, ist leicht begreiflich, wenn man bedenkt, mit welchen primitiven Waffen der Urmensch den Kampf mit diesen gewaltigen Tieren aufgenommen hatte. Mit seinen aus zerbrochenen Kieselsteinen hergestellten kleinen Lanzenspitzen oder Pfeilen konnte er diesen Dickhäutern sicher nicht viel schaden, es blieb ihm also kaum eine andere Wahl, als dem Mammut und Rhinozeros Fallen zu stellen. Das ihm hierbei zumeist Junge, unerfahrene Tiere zur Beute fielen, versteht sich gleichfalls von selbst. In Afrika, besonders aber in Indien, wo man wilde Elefanten auch heute noch mittels Gruben fängt, fallen auch zumeist jugendliche Exemplare in Gefangenschaft.” 4 KAUFMANN: Aus Indiens Dschungeln, Bd. II. pag. 240. Leipzig, 1911. IT. Zoologische Ergebnisse. A) Wirbeltier-Fauna. a) Wirbeltiere aus der Lößschicht. Die Mehrzahl der im Löß gefundenen Knochen bestand nur aus Bruchstücken. Auch diese waren im feuchten Material zumeist derart verwittert, daß ich außer einigen Zähnen, kleineren Kieferfragmenten und sonstigen kleineren Knochen nichts retten Konnte. Die erhaltenen Teile und Arten sind folgende: 1. Canis lupus L. Untersuchungs-Material : 1 Humerus-Fragment, 1 Calcaneus, 1 Pisiforme, 1 Metacarpus, 3 Metatarsus,- o. Metacarpus-Fragmente. 6 Phalanges, 9% Sesamknochen, l ı, sup. (dextr.) und 1 e’sup. (dextr.). Diese Reste lassen sich von den entsprechenden Teilen des Wolfes durch nichts unterscheiden und liefern keine Basis, auf Grund welcher ich dieselben unter dem Namen Canis lupus spelaeus GoLDF. aufzählen könnte. 9. Felis spal®ea Goupr. Der Höhlenlöwe ist in meiner Sammlung durch ein einziges Zahnfragment (m sup. sinist.) vertreten, welches jedoch zweifelsohne dieser Spezies angehört. 20 D: THEODOR KORMOS (20) 3. Ursus arctos L. vordere Rippe, Metacarpi, (ind.), « s (dextr.), Metatarsus, (dextr.), Phalanx,, Phalanx,, Phalanx, (ung.), Triquetrum (sinist.), Naviculare (dext.), m sup. (vorletzter). Untersuchungs-Material : Mean a TO Die im Löß gefundenen Bärenknochen gehören ohne Ausnahme dem braunen Bären an. 4. Spalax (sp.?). (Taf. II, Fig. 1a—b.) Untersuchungsmaterial: zwei Unterkieferfragmente (rechts- und linksseitig) mit je drei Molaren und mehrere Schneidezahn-Fragmente. Die ungarische Literatur kannte bisher aus Ungarn keine pleisto- zänen Spalasreste. Abgesehen vom älteren Prospalax und dem noch älteren Spalax von Polgärdi ist bei uns nach MeneLy Spalax graecus antiquus M&n. die älteste Spezies, welche von E. Orosz in Siebenbür- gen entdeckt wurde, woselbst sie zumeist in den Schichten des Neolith-Bronze- und La Tene-Zeitalters vorkommt.' M£nrıy hält dieses Tier, welches im lebenden Zustand noch von niemandem gesehen wurde,” für eine altalluviale, beziehungsweise rezente Abart, da es seiner Ansicht nach in Anbetracht dessen, daß die Stammart des Sp. gr. anliquus, d. i.: Sp. gr. graecus heute noch in Bulgarien lebt, sicher angenommen werden kann, daß auch seine siebenbürgische Unterart erst in der Gegenwart ausgestorben ist und keinesfalls aus dem Diluvium herstammen kann.” Ich selbst halte es in Anbetracht dessen, daß Spalas gr. antiquus 1 Menery: A földi kutyak fajai, pag. 175. (Die Spalaxarten; ungar. demn. auch deutsch.) 2 In Siebenbürgen lebt nach ME£EHELY heute der Spalax hungaricus transsyl- vanicus MEH. 3 L. cit. pag. 183. (21) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 3i von Anpreas Orosz im Szamosfalvaer Steinbruch auch in der Gesell- schaft von Arctomys-Resten vorgefunden wurde, nicht für ausgeschlos- sen, daß diese Subspezies schon während des Pleistozäns im Gebiet Siebenbürgens lebte, da mir jedoch der Fundort von Szamosfalva nicht bekannt ist, beabsichtige ich mich keinesfalls in eine tiefgreifende Erörterung dieser Frage einzulassen. Soviel ist gewiß, daß aus dem Gebiete des engeren Ungarns außer den oben genannten älteren Fun- den fossile oder subfossile Spalaxreste bisher nicht bekannt sind. Herr B£ra v. Inkey sammelte im Jahre 1876 bei Alsöbogät (Komi- tat Somogy) aus dem Löß einen zerbrochenen Spalax-Schädel, dessen Fragmente: die beiden Unterkiefer, der Gaumen mit den zwei oberen Zahnreihen, ein oberer Schneidezahn, die beiden Trommelknochen und zwei weitere Schädelfragmente in der Sammlung der kgl. ungar. Geo- logischen Reichsanstalt befindlich sind. Diese Reste gehören nach M&£HeLy, der dieselben auf mein Ansuchen zu besichtigen die Freund- lichkeit hatte, zur Subspezies Sp. monticola syrmiensis Men., welche jenseits der Donau (im Szeremseg und im Komitat Somogy) auch heute lebt.? | Falls sich die Spalax-Reste von Alsöbogät im Löß «in situ» befanden, was sich schwerlich feststellen läßt, wäre es unzweifelhaft, daß dieses Tier schon während der pleistozänen Periode jenseits der Donau gelebt hatte. Es ist jedoch auch nicht ausgeschlossen, daß wir es mit den Resten eines Tieres zu tun haben, welches in seinem in den Löß hineingegrabenen Bau umgekommen ist, obzwar der Erhaltungs- zustand der Knochen gegen diese Annahme spricht. Obwohl ich einer freundlichen Einladung des Herrn von Inkey zufolge und in seiner Gesellschaft diesen Fundort im Laufe des Jahres 1910 aufsuchte, kann ich die Frage nicht entscheiden, da wir jetzt — nach 34 Jahren — an jener Stelle überhaupt keine Knochen vorfanden. Es bleibt also nunmehr als erste sichere Angabe allein das Vor- kommnis von Tata übrig, bei welchem jeder Irrtum ausgeschlossen ist. Diese Reste befanden sich im Löß zweifelsohne «in situ» und konn- ten zufolge der 7 m mächtigen Kalktuffmasse, welche denselben über- deckt, auch garnicht anders (nachträglich) dorthin gelangen. Umso bedauernswerter ist es, daß sie in einem derart schlechten Zustand erhalten sind, welcher die Bestimmung der Spezies unmöglich macht. Trotzdem die Zähne des in den Figuren la—b der Tafel II ab- gebildeten Kieferfragmentes wohl erhalten sind, fehlt das Kienbein fast 1 MeHeLY: A földi kutyak fajai, pag. 133—134 und 155. (Die Spalaxarten.) 92 D: THEODOR KORMOS (22) vollständig, so, daß sich in Ermanglung der wichtigsten Speziesmerk- male nur das eine feststellen läßt, daß diese Reste das Subgenus Mesospalax Men. vertreten. In Anbetracht dessen, daß dieses Subgenus bloß zwei Spezies (Sp. monticola und Sp. hungaricus) besitzt, gehört auch diejenige von Tata jedenfalls in den Formenkreis einer derselben. Da aus Ungarn pleistozäne Spalax-Reste bisher nicht bekannt sind, hielt ich es für angezeigt den schöneren Kiefer von Tata zeich- nen zu lassen. 5. Citellus ef. citellus L. Die unteren und oberen Kieferfragmente einer Zieselart (unten mit vier, oben mit drei Zähnen), welche vom Piaristen-Professor BELA Dornyay nach Beendigung der Ausgrabungen in der Lößschicht ge- sammelt wurden, und von welcher ich gelegentlich meiner Sammlungen auch selbst einige Zähne gefunden hatte, konnte ich in Ermanglung eines Vergleichsmaterials einstweilen nicht sicher bestimmen. Diese Reste stimmen bezüglich ihrer Größe mit denjenigen von Citellus eitellus L. überein, zeigen aber im übrigen einige Abweichungen von letzteren. Die übrigen Arten, welche im europäischen Pleistozän vorkommen (C. fulvus Licut., G. rufescens Krys. et Bras. und (. Evers- manni Branpr.), sind sämtlich größer. Diese Frage kann endgültig nur nach dem Studium der Funde Deutschlands und Böhmens, und mit Hilfe eines südrussischen und südsibirischen rezenten Untersuchungs- Materials entschieden werden. 6. Microtus arvalis Par. Unjersnehöuen -Material; 1 Schädelfragment, 1 Unterkiefer und zahlreiche lose Zähne. 7. Lepus europzsus Par. Untersuchungsmaterial: ein rechtsseitiger Unterkiefer mit voll- ständigem Gebiß, welcher sich von dem- jenigen des heutigen Hasen Ungarns in nichts unterscheidet. (23) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 23 Ss. Ochotona pusillus Parı. Untersuchungsmaterial: ein rechtsseitiger Unterkiefer mit voll- ständigem Gebiß. Das Vorhandensein dieses typischen Steppentieres in der paläo- lithischen Lagerstätte von Tata besitzt eine hervorragende Wichtigkeit. Bekanntlich lebt O. pusillus gegenwärtig nur im südöstlichen Ruß- land, im Süden Sibiriens und im Uralgebirge, wogegen dieses Tier in der pleistozänen Periode die Steppen ganz Mitteleuropas, Frankreichs und der britischen Inseln bevölkert hatte. In Ungarn hatte es als erster Samven Rora in den Höhlen von Öruzsin und Novi entdeckt, es kam jedoch neuerdings auch aus den Höhlen des Bükkgebirges, aus der Umgegend von Köszeg, vom Somlyö- hegy bei Püspökfürdö und von Brassö zum Vorschein. Diesen Fund- orten kann ich nunmehr auch denjenigen von Tata beifügen, woraus ersichtlich ist, daß dieses interessante Tier während des Pleistozäns auch bei uns in weiten Kreisen verbreitet war. Es ist merkwürdig, daß gerade im großen Alföld — welches doch seinerzeit eine mächtige Wüste gewesen sein dürfte — bisher Reste weder dieses, noch eines anderen charakteristischen Steppentieres vor- gefunden wurden. Es ist wohl möglich, daß der Grund hierfür bloß im Mangel an sorgfältiger Nachforschungen gelegen ist, es wird also eine wichtige Aufgabe der eben beginnenden Tätigkeit des Alföld- Kommission sein, die nicht uninterressante Frage der einstigen Ver- breitung der Steppentiere in Ungarn zu beleuchten. Soviel steht fest, daß dieses an seinen Wohnort gebundene Nage- tier eines der charakteristischen Tiere der interglazialen Steppen gewe- sen ist und als solches mit Recht auf eine besondere Beachtung Anspruch erheben kann. 9. Bison priscus Bor. Untersuchungsmaterial: ein sehr wenig abgenützter linksseiti- ger PM,. 10. Elephas primigenius Brume. Untersuchungsmaterial: ein wenig abgenützter, oberer d, (Milch- zahn); Dimensionen seiner Kaufläche: 25:20 mm; ein Fragment eines (unte- 24 D: THEODOR KORMOS (24) ren) d, Mılchzahnes, welcher zwar im Kiefer bereits ausgebildet, jedoch noch nicht hervorgebrochen war; ein links- seitiger unterer d, Milchzahn eines noch saugenden Kalbes und mehrere Milch- zahnfragmente. Mammut-Milchzähne gehören im allgemeinen zu den größten Seltenheiten und ich weiß nichts davon, daß jemand in Ungarn jemals einen solchen Zahn gefunden hätte, wie derjenige, welchen ich in den Figuren 2a—c der Tafel II darstellen ließ. Ebenfalls sehr interessant, aber leider nicht vollständig ist der Zahn, welchen die Figur 3 der Tafel II veranschaulicht und von welchen nur das vordere Dritlel er- halten ist. Im Ausland habe ich ähnliche Zähne an mehreren Orten gesehen, so namentlich in Zürich, wo ich in der Sammlung des Poly- technikums den heinahe kompletten unteren und oberen Kiefer eines in Niederwenigen (Schweiz) gefundenen Mammut-Kalbes studieren konnte. Außerordentlich schöne und wertvolle Kiefer von Mammut- Kälbern, welche sämtlich aus Predmost (Mähren) herstammen, befinden sich auch in der unvergleichlich schönen Sammlung des Herrn Ober- realschul-Direktors Karı Maska in Tel. Dank der außerordentlichen Gefälligkeit der Herrn Professoren Hrım, Rortıer und Maska, gelang es mir für unsere Sammlung getreue Gipsabgüsse der Exemplare von Zürich und Predmost zu verschaffen, mit deren Hilfe ich die Zähne von Tata leicht bestimmen konnte. Sehr schöne Mammutkalb-Zähne wurden auch von O. ZALIENsZzkı! beschrieben und dargeslellt; dieselben stammen aus dem nordwest- lichen Sibirien, aus der Gegend des Berezovflusses und sind im Museum zu St. Petersburg aufbewahrt. Ich hatte ferner Gelegenheit auch in den Sammlungen der Uni- versitätsprofessoren Porrıs in Roma und Dr Srteranı in Firenze ähn- liche Reste zu besichtigen, dieselben stammen jedoch von anderen Arten (llephas merilionalis Nestı, Klephas antiquus Fauc.), weshalb sie uns an dieser Stelle nicht näher interessieren. Neben den oben beschriebenen Wirbeltierresten verdienen in der Reihe der Funde aus der Lößschicht noch mehrere unbestimmbare Knochenfragmente und einige zerbrochene Vogeleier-Schalen 1 Naucsnie rezultati expedicii Sznarjazsenol Imperatorszkoj Akademijej nauk dlja raszkopki mamonta Najdennavo na Rijekije Brezovkije. Tome 1. St. Petersbourg, 1903. Tab. XX, Fig. 161—163. (25) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 25 erwähnt zu werden. Letztere dürften, nach der Dicke der Schalen zu urteilen, von Vögeln herstammen, welche größer waren, als ein Huhn (Auerhuhn ?) und legen — da sie zwischen den Küchenabfällen gefun- den wurden — ein Zeugnis dafür ab, daß der Urmensch auch den Genuß der Eier nicht verschmäht hat. Von der in der Lößschicht gefundenen Schnecken wird weiter unten die Rede sein. b) Wirbeltiere aus dem Kalktuft. In Anbetracht dessen, daß ich die Knochen ausschließlich in der untersten Lage der Kalktuffschichten, unmittelbar oberhalb der Löß- schicht gefunden habe, ferner des Umstandes, daß manche Knochen zur Hälfte im Löß, zur Hälfte aber im Kalktuff eingebettet lagen, er- leidet es keinen Zweifel, daß sämtliche Knochen, welche aus dem Kalktuff zum Vorschein kamen, zur Zeit einer Pause in der Quellen- tätigkeit auf der Lößschicht als damaliger Oberfläche im Umkreis der Ansiedlung des Urmenschen umherlagen. Es erleidet demzufolge keinen Zweifel, daß sowohl die im Löß, als auch die im Kalktuff gefundenen Wirbeltierreste geologisch gleich alt sind. Der Unterschied zwischen der Fauna der beiden Schichten beschränkt sich darauf, daß im Kalktuff, welcher zur Konservierung der größeren Knochen besser geeignet war, als der Löß, eine unverhältnismäßig erößere Anzahl von Knochen in gutem Zustand erhalten blieb. Die Reste kleiner Wirbeltiere hingegen — wenn auch solche im Kalktuff enthalten waren — konnten aus demselben nur schwer befreit werden und entgingen, da es uns nicht möglich war allen abgebauten Kalktuff zu zerkleinern, eher unserer Aufmerksamkeit. Hierin liegt die Erklärung dafür, daß ich von den aus dem Löß gesammelten kleinen Nagetieren im Kalktuff nichts vorfand, wogegen der letztere Knochen und Zähne dreier solchen großen Tiere enthielt, welche aus dem Löß nicht zum Vorschein gekommen sind. Ich könnte demnach die Fauna der beiden Schichten auch gemein- sam besprechen und tue dies nur deshalb nicht, um vom Leser nicht wegen Mangel an Präzisität gerügt zu werden. Da ich jedoch die Zusammengehörigkeit der Fauna auch in der äußeren Form dieser Arbeit hervorzuheben wünsche, bezeichne ich nur jene Arten mit fortlaufenden Zahlen, welche zwischen denjenigen, welche aus dem Löß herstammen, nicht angeführt waren. 0 D: THEODOR KORMOS (26) Ursus arctos L. Das Untersuchungsmaterial beschränkt sich im ganzen auf einen Phalanx,, welcher jedoch vollkommen zur Diagnose der Art hinreicht. Ich muß hier die Tatsache als besonders beachtenswert hervorheben, daß ich den Höhlenbären (Ursus spelazus Rosenm.) weder im Löß, noch im Kalktuff konstatieren konnte. il. Megaceros giganteus Bruns. Untersuchungsmaterial: ein 30 cm langes und 15 cm breites Geweihfragment mit zwei Enden, melırere Geweih-Bruchstücke und ein oberer Prie- molar (pin). 13. Rhinoceros (Diceros) antiquitatis Bruns. Untersuchungsmaterial: ein Unterkiefer- Fragment mit einem schon außen befindlichen und einem im Hervor- brechen begriffenen Molar (Siehe Tafel III, Kig. la—b); ein unterer JM ein oberer, junger m, mehrere Wirbelknochen Fußwurzelkno- chen und Fragmente einiger größerer Knochen. Elephas primigenius Bruns. Untersuchungsmaterial: drei Kieferfragmente mit je Il Zalın, 3 Molare erwachsener Tiere, Milchzahn-Durchschnitte im Kaiktuff, größere und zahlreiche kleinere Stoß- zahn-Fragmente, der Querschnitt eines ganz jungen Stoßzahnes (Durchmesser 38:34 mm) im Kalktuff, 7 Wirbelknechen, I gänzlich unversehrler Femur, I Rippe, Bruchstücke einer Scapula mehrere Pha- langes, Ileum, mehrere Fuß- und Hand- 1S DS (27) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 27 wurzelknochen, ferner Fragmente zahl- reicher sonstiger Knochen, zusammen un- gefähr 50—60 Stück. 14. Equus caballus fossilis Cuv. Untersuchungsmaterial: 1 Metatarsus, Unterkieferfragment mit 2 Zähnen und 2 Zahnfragmente. 15. Tetrao tetrix L. Coracoideum-Fragment eines männlichen Exemplars (nach W. CAPERS Bestimmung). 5. Die Fauna, welche die paläolithische Ansiedlung von Tata begleitet, ist wie wir sehen, ziemlich mannigfaltig.. Von den 15 nach- gewiesenen Wirbeltierarten (14 Säugetiere, 1 Vogel) sind 5, u. zw.: Felis spelaea, Megaceros giganteus, Bison priscus, Rhinoceros antiqwitatis und Elephas primigenius vollkommen ausgestorben, während eins: Ochotona pusillus heute in Mitteleuropa nicht mehr lebt, um die übrigen, welche in der Umgegend von Tata schon längst nicht mehr vorkommen (Canis lupus, Ursus arctos, Tetrao tetrix), garnicht zu erwähnen. c) Wirbeltiere aus den Höhlungen der Felsen am Seeufer. 1. Canis lupus L. Untersuchungsmaterial: rechtsseitiges Unterkieferfragment mit 4 Zähnen (pm, —m,_,), Kieferfragment mit einem pm und 2 lose pm. 28 D: THEODOR KORMOS (28) 9. Hyzna spel®&a GoLpr. Untersuchungsmaterial: 1 unterer ?, 1 ar 1 oberer it, 1 unterer pm, und 1 oberer m.: Es ist interessant, daß ich Hyänenreste nur an dieser einer Stelle vorfand. 3. Ursus spalzeus Rosennm. Untersuchungsmaterial: 1 oberer rechtsseitiger C 3 untere i 2 obere i, 1 unterer pm, 1 ee 5 1 rechtsseitiger Astragalus und 1 « Cuneiforme. Zwischen den Felsen des Seeufers kommen — im Gegensatz zum Steinbruch — ausschließlich die Reste des Höhlenhären vor. 4. Microtus (sp. ?). Ein schlechtes Schädelfragment, auf Grund dessen ich die Spezies nicht bestimmen konnte. Wahrscheinlich ist auch dieses ein Microtus arvalis. 5. Cervus elaphus L. Untersuchungsmaterial: ein Geweihfragment mit der Rose. 6. Megaceros giganteus Brume. Untersuchungsmaterial: 1 Schneidezahn und 2 Molare (mu,+m,). 7. Ovis? sp. Untersuchungsmaterial: 2 jugendliche und 1 entwickelter Phalanx und mehrere Fragmente von Extremitätenknochen aus der unterhalb des Spielplatzes des Piaristengimnasiums befindlichen kleinen Höhle; (29) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 29 in Ermanglung eines entsprechenden Vergleichsmaterials kann ich die- selben nicht einmal annähernd bestimmen. Soweit ich dieselben be- urteilen konnte, dürften diese Knochen von einem schafartigen Tier herstammen. 8. Sus scrofa L. Untersuchungsmaterial: ein Hackenzahn fragment. 9. Rhinoceros (Diceros) antiquitatis Bruns. Rhinoceros-Reste sind an dieser Stelle bei weitem seltener, als im Steinbruch. Es stehen mir von hier im ganzen zwei Zahnfrag- mente zur Verfügung, welche jedoch hinreichend waren, um die Bestimmung zu ermöglichen. 10. Equus caballus fossilis Cvv. Untersuchungsmaterial : 20 Zähne (von Tieren verschiedenen Alters), ferner 1 linksseitiger Astragalus und 1 liksseitiges Cuboideum. Wenn man diese Serie mit der aus den paläolithischen Schichten gesammelten Fauna vergleicht, findet man verhältnismäßig wesentliche Abweichungen. Es fällt hier vor allem das Auftreten zweier Waldtiere (Cervus elaphus, Sus scrofa), ferner die Häufigkeit des Pferdes (Equus cabal- lus) auf. Abgesehen von der zweifelhaft bestimmten Owis?-Art ist auch die Anwesenheit des Höhlenbären (Ursus spelaeus) und der Höhlen- hyäne (Hyaena spelaea) umso wichtiger, da beide im Verhältnis zum Umfang des gesammelten Materials als häufig bezeichnet werden können. Auffallend ist andererseits das gänzliche Fehlen der Steppennage- tiere (Citellus, Spalax, Ochotona) und des Mammuth (Elephas primi- genius) in der Fauna der Felsen des Seeufers. Es erleidet keinen Zweifel, daß man bei der Beurteilung der Bedeutsamkeit solcher Tiergesellschaften, deren Glieder bloß durch einzelne Zähne oder Knochen vertreten sind, das Spiel des Zufalls nicht ausschließen darf, da es ja leicht möglich ist, daß die eine oder andere Spezies hier oder dort unter solchen Umständen nicht zum Vorschein kommt. 30 D: THEODOR KORMOS (30) Wenn man aber die im vorliegenden Fall sich zeigenden auffallen- den Unterschiede erwägt, kann man sich nicht von dem Gedanken verschließen, daß die zwischen den oben beschriebenen beiden Tier- gesellschaften bestehenden Abweichungen nicht dem Zufall allein zugeschrieben werden können. Viel wahrscheinlicher ist es, daß wir es hier mit zwei Faunen verschiedenen Alters zu tun haben, von welchen diejenige, welche die paläolithische Ansiedelung begleitet, eine interglaziale Steppenperiode, die andere hingegen eine — wahrscheinlich jüngere — Waldperiode bezeichnet. Inwiefern diese Auffassung bestehen kann, darauf wollen wir weiter unten noch zurückkehren. b) Mollusken- Fauna. 1. Besprechung der Fauna, Fundorte. Mit der Molluskenfauna der Kalktuffablagerungen von Tata habe ich mielı bisher nur in zwei kleineren Publikationen befaßt. Dieselben beruhen jedoch auf gelegentlich flüchtiger Exkursionen gesammelten Impressionen und Materialien, beanspruchen also jetzt wesentliche Ergänzungen. Im Jahre 1909, als ich die Nachricht vom Vorkommen der Melanella Holandri in Tata veröffentlichte, waren mir aus diesen Schichten bloß 10 Arten bekannt: Striatella striata costulata GC. PFr. Chondrula tridens MüLn. Limnophysa palustris transsylvanica Kım, Radix (Gulnaria) peregra MüLı. « « lagotis SCHR. Valwata eristata MÜLL. Hemisinus (Microcolpia) acieularis FER. « (Fagotia) Esperi Fer. Melanella Holandri afra (Z.) Rossm. und Neritina (Theodoxus) Prevostiana C. Pre. Von diesen kommen im Sand unterhalb des Kalktuffes folgende Arten vor: 1 A püspökfürdöi es tatai neritinäk kerdesehez. Ällatt. Közl. Bd. IV. 1905. pag. 39. (31) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 31 Radix (Gulnaria) peregra Müut. Hemisinus (Microcolpia) acicularis FER. « (Fagotia) Esperi Fer. Melanella Hollandri afra (Z.) Rm. und Neritina (Theodoxus) Prevostiana GC. Prr. Diese Arten sind auch in den harten Kalktuffschichten überall vor- handen, können aber dort in größerer Anzahl nicht gesammelt werden. Aus dem zwischen den Kalktuffschichten befindlichen Löß (Kultur- schicht) sammelte ich folgende Arten: Vallonia pulchella Müu. Fruticicola rubiginosa A. ScHM. Striatella striata costulala GC. Prr. und Chondrula tridens MüL., von welchen die zwei letzten in dieser Schicht überaus häufig vor- kommen; Vallonia pulchella ist seltener, Frrutieicola rubiginosa aber ist in meiner Sammlung bloß durch ein Exemplar vertreten. Zwischen den Felsen des Seeufers, ungefähr 2—3 m oberhalb des Niveaus, in welchem der Löß vorkommt, befindet sich zwischen dem Kalktuff eine 30—40 cm mächtige Quellenkalkschlamm-Schicht, aus welcher es mir gelang folgende Arten zu sammeln: "«allonva ypulchella Müun. Siriatella striata MüLL. (Chondrula tridens Mürn. Torgquilla frumentum Drap. Vertigo pyymaea Drar. Gochlieopa lubrica Mürn. Amphibina Pfeiffert Rossn. Lucena oblonga Drap. Radix peregra Mürt. Gyrorbis spirorbis L. Tropidiscus umbilicatus MüLı. Bithymia tentaculata L. Belgrandia (?) tataensis n. sp. Hemisinus acicularis Fer. « Esyeri Für. i Melanella Holandri afra (Z.) Rossm. Neritina Prevostiana C. PFr. 32 D: THEODOR KORMOS (32) Von den hier angeführten Arten ist in dieser Schicht Belgrandia ?) tataensis n. sp. am häufigsten, welche sich hier zu tausenden sammeln läßt, desgleichen auch Melanella Holandri, deren embryonale Exemplare beinahe so gewöhnlich sind, wie die früher erwähnte Art. Weniger häufig sind Neritina Prevostiana und Hemisinus Esperi, wogegen die andere Hemisinus-Art (acicularis) verhältnißmäßig in wenigen Exem- plaren von hier zum Vorschein kam. Eine noch mannigfaltigere Fauna lieferte im Kalktuffsteinbruch die unmittelbar unter dem Alluvium befindliche, kalkig-schlammige, mit. Tuffbruchstücken vermischte Schicht in der Nähe der Hofmauer des Piaristengymnasiums. Von hier stammen folgende Arten: Fruticicola incarnata MÜLL. Striatella striata costulata GC. PFr. Chondrula tridens MüÜLı. Torquilla frumentum Drar. Orcula ef. doliolum Bruc. Succinea oblonga agonostoma K. « Pfeifferi recta Baun. (rulnaria ovata Drar. « peregra Müıı. (f. typica, f. curta, f. compressa) « lagotis SCHR. Limnophysa palustris turrieula Heu». « « transsylvanica Kım. « truncalula Mürt. Tropidiscus umbilicatus MüLL. Armiger nautileus L. Bithynia tentaculata L. Belgrandia tataensis n. sp. Valvata eristata Müun. Hemisinus acicularis Fer. « Esperi Fer. und Neritina Prevostiana C. Prr. In dieser Schicht sind FHemisinus acicularis und Esreri, des- gleichen Neritina Prevostiana ungemein häufig. Belgrandia (?) tataönsis ist auch noch gewöhnlich, läßt sich jedoch bei weitem nicht in so großer Anzahl sammeln, wie aus der früheren Schicht. Merkwür- diger Weise ist Melanella Holandri in diesem Kalkschlamm nicht mehr anzutreffen. Die zuletzt genannte Art, welche im Gebiet des ungarischen (33) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG PEI TATA. 33 Reiches noch unseren bisherigen Kenntnissen nur in Kroatien und Slavonien lebt, war im Pleistozän zweifelsohne in einem viel weiteren Kreis verbreitet. Fossile Vorkommnisse derselben sind mir außer dem- jenigen von Tata noch von zwei Stellen (Szomöd und Vertesszöllös) bekannt, welche beide auf die Ablagerungen der an der Bruchlinie Süttö-Dunaalmäs-Tata-Vertesszöllös hervorgebrochenen, pliozänen und pleistozänen Thermen entfallen. Von diesen gelang mir schon an einer anderen Stelle? der Nachweis, daß sie zwischen den Elementen der pleistozänen Fauna Relikte des Pliozäns in sich schließen, deren Anwesenheit sich nur durch die Annahme der schützenden Rolle der Thermen erklären läßt. Namentlich sind die Chlemmys Mehelyi Korn. genannte Schildkröte und ein Krebs: Telphusa flwviatilis L. im Süß- wasserkalk von Süttö, ferner Melanella Holandri, Neritina Prevostiana und Belgrandia (2) tataensis n. sp. in den Kalktuffen der Umgegend von Tata solche Arten. Wie gut einzelne Wärme liebende, heute in mediterranen, ja sogar in subtropischen Gebieten verbreitete Arten unter dem Schutz der Thermen ungünstige klimatische Verhältnisse überleben konnten, dafür liefert das oft erwähnte Beispiel der Melanopsis Parreysi G. Prr. und Melanopsis hungarica Korm. im Püspökfürdö den glänzendsten Beweis. 9. Das Genus Belgrandia (P) in der Fauna von Tata. Die unter der Benennung Belgrandia (2) tataensis n. sp. erwähnte Wasserschnecke ist — wie sich dies weiter unten zeigen wird — eine der eigentümlichsten Formen unter allen, mit welchen ich mich je zu befassen Gelegenheit hatte. Dieses merkwürdige Tier wurde von mir zuerst gelegentlich meiner Ausgrabungen im Frühjahr 1909 entdeckt, u. zw. im Kalktuffsteinbruch, in der unterhalb des Alluviums befind- lichen kalkschlammigen Schuttschicht. Den anderen Fundort — zwischen den Felsen des Seeufers — welcher diese kleine Schnecke in vielen tausend Exemplaren lieferte, entdeckte ich erst im März des folgenden Jahres. Ich muß im voraus bemerken, daß vollkommen ausgewachsene Exemplare dieser sonderbaren kleinen Schnecke überaus selten zum 1 Kormos: Une nouvelle espece de torlue (C@lemmys Mehelyi n. sp.) du pleistocene hongrois; Földt. Közl. Bd. XLI. S. 506 und Kormos: Les preuves faunistiques des changements de climat de l’epoque pleistocöne et post-pleistocene en Hongrie. (Die Veränd. d. Klimas seit d. Maxim. d. letzten Eiszeit, Stockholm, 1910. pag. 125.) Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 1. Heft. 3 34 D: THEODOR KORMOS (34) Vorschein kommen und daß ich im Jahre 1909 solche überhaupt nicht gefunden habe. Ich hatte dieses Tier zuerst für eine Bithynella angesehen, da ich jedoch von der Richtigkeit meines Urteils nicht überzeugt war, übersandte ich es Herrn weil. S. Cressın behufs Überprüfung. Herr Cressın äußerte seine diesbezügliche Meinung in einem am 12. Dezember 1909 an mich gerichteten Schreiben wie folgt: «Die kleine Bithynella gehört zur Gruppe des Genus Frauen- feldtia. Sie steht der Frauenf. Lacheineri am nächsten, ist aber etwas kleiner als die mir vorliegenden Exemplare von Bosnien, so daß sie wohl als n. sp. gelten kann.» Im Frühjahr des folgenden Jahres stieß ich auf den richtigen Fundort dieser kleinen Schnecken (zwischen den Felsen des Seeufers), und fand dort auch 40—50 vollkommen ausgewachsene, langgestreckte Exemplare. Diese entwickelten Exemplare waren jedoch derart selten und schienen infolge ihres schlanken, gestreckten Wuchses von den übrigen dermaßen abweichend zu sein, daß ich sie im gesammelten Material unter dem Namen Vitrella sp. getrennt anführte. Hierauf wendete ich mich von neuem an Crzssın, von dem ich mit dem Datum von 24. März 1910 nach Tata folgende Zuschrift erhielt: «Die gesandten Schnecken sind keine Vilrellen, aber auch keine Frauenfeldtien, sondern Hydrobien. Ihre letzte Sendung, welche eine Anzahl ausgewachsener Stücke enthält, veranlaßte mich zu sorgfältigem Vergleiche, wobei ich gefunden, daß meine frühere Annahme, es mit Frauenfeldtia zu tun zu haben, sich als irrig erwies, weil ich ursprüng- lich nur unvollendete Stücke vor mir hatte. Die Windungsverhältnisse sind ganz andere. Auch die Mündung ist anders geformt, als bei Frauenfeldtia. Obwohl ich die übrigen Arten der Tuffablagerung nicht kenne, möchte ich denselben für Quellentuff halten, weil auch so viele ganz junge Melanien im selben vorkommen, was immer ein Zeichen ist, daß diese Art Tuff vorliegt.» Ich wollte nunmehr auch die Meinung anderer Fachleute kennen lernen und sandte Proben der fraglichen Schnecke an weil. Professor BoETTGER nach Frankfurt, u. zw. so, daß ich die unentwickelten Exem- plare als Bithynella sp., die ausgewachsenen (nach Cressın) als Ayd- robia sp. bezeichnete. Hierauf äußerte sich Herr Prof. BoETTGER in einem am 23. April 1910 an mich gerichteten Schreiben wie folgt: «Vor allem glaube ich, daß Sie Recht haben, wenn Sie die Schneckchen aus dem Tuff von Tata in zwei Reihen getrennt haben. Es sind wohl zwei verschiedene Gattungen. Die kleinere eine Bithy- (35) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 35 nella, die größere eine Paulia. Aus Ihrem Briefe lese ich heraus, daß Sie von der Validität einer n. sp. noch nicht überzeugt sind, da Brusınas Bilder gewisser Caspia-Arten verdammt ähnlich sind. Aber Caspia lebt im Brackwasser, hat — so weit ich weiß -- immer Spiralskulptur, einen S-förmigen Ausschnitt des rechten Mundrandes und gar nicht selten Andeutungen einer wie bei belgrandia verdickten (ringförmigen) Außenlippe.» In einer anderen Zuschrift: «Lebend ist nichts ähnliches aus Ungarn bekannt. In der Größe steht sie von den wenigen bekannten Arten der französischen P. locar- diana Ber. am nächsten. Die Gattung Paulia ist bekannt aus Frank- reich, den österreichischen Alpenländern und Kleinasien und scheint — wie Lurtetia — unterirdisch zu leben.» Ich gab mich noch immer nicht zufrieden, sondern wendete mich an Herrn Dr. A. J. Wasner, welcher sich damals eben eingehend mit den kleinen Paludiniden befaßte. Darauf erhielt ich von ihm am 2. Jänner 1911 folgende Nach- richt: «Ihre zierliche Paulia von Tata halte ich für eine sichere «Bel- grandia,» die Wülste sind oft vor der Mündung vorhanden, oft weiter oben, im ganzen ziemlich unregelmäßig, aber charakteristisch. Ich lege Abbildungen vor, welche ich angefertigt habe. Das Genus Paulia er- scheint mir noch ziemlich problematisch, denn zahlreiche Dithynellen aus West- und Südfrankreich sind ebenso nadelförmig langgestreckt. Ich werde mich mit diesen Formen noch viel plagen müssen. Auch ich habe eine neue Belgrandia in Krain entdeckt, die Vitrella gra- tulabunda m. aus dem Mürztale dürfte sich von Vitrella unterscheiden lassen und eventuell eine Paulia darstellen.» Die Zeichnungen WAasnERS reproduziere ich in Fig. 8, muß jedoch hervorheben, daß die Anschwellung der letzten Windung, welche er in diesen Zeichnungen zum Ausdruck bringt, nur an wenigen Exemplaren zu beobachten ist. Ein allgemeineres Bild unserer Schnecke liefern die der Beschrei- bung der Art beigegebenen Figuren, welche — Herr WAsner darf mir dies nicht übel nehmen — kaum auf eine Belgrandia hindeuten. Eines der Hauptmerkmale des Genus Belgrandia besteht in den an der letzten Windung befindlichen «varixartigen» Anschwellungen, welche an allen bekannten Arten vorhanden sind.! Da dieses Merkmal 1 RossmÄssLER-KoBELT: Icon. der Land- und Süßw.-Mollusken. Neue Folge, fünfter Band, pag. 57. Zr 36 D: THEODOR KORMOS (36) an der Spezies von Tata nur in einzelnen Fällen und auch dann bloß in Form von schwachen Spuren zu beobachten ist, das Gehäuse aber turmförmig gestreckt ist, kann diese Form ebenso wohl, ja sogar noch eher einer Paulia, als einer Belgrandia entsprechen. Daß ich sie trotz der oben geschilderten vielen abweichenden Meinungen einstweilen dennoch mit dem Namen Belgrandia be- zeichne, dafür habe ich drei Gründe, u. zw.: 1. In Anbetracht dessen, daß Dr. Wacner als Monograph der kleinen Paludinidae derzeit am meisten berufen ist in diesbezüglichen Fragen ein Urteil zu fällen, ist, solange es nicht gelingen wird die systematische Stellung dieser Tiere genau zu bezeichnen, niemand in der Lage, etwas entsprechenderes zu sagen, am wenigsten ich, der die kleinen Paludinidae Frankreichs nicht kenne. Fig. 8. Belgrandia (?) tataönsis (Wacner’s Zeichnung). 9. Anderseits ist es, da die Ablagerungen von Weimar-Taubach- Ehringsdorf in mancher Hinsicht tatsächlich an diejenigen von Tata erinnern und auch dort eine Quellenschlamm-Schicht vorhanden ist, welche von Werıss zufolge des Vorkommens von Belgrandia in unge- heuren Mengen Belgrandiaschichten genannt wurde,” viel wahrschein- licher, daß wir es auch in Tata mit einem Vertreter dieses Genus zu tun haben. Dies ist umso wahrscheinlicher, als das Genus Faulia, wenn es auch als solches bestehen sollte, in seinen zoogeographischen Be- ziehungen viel weiter von uns entfernt steht, als das Genus Bel- grandia. Etwas, wenn auch nicht vieles, wiegt auch der Umstand, daß fossile Vertreter des Genus Paulia bisher nicht bekannt sind, wogegen Belgrandia sowohl im französischen, als auch im deutschen Pleisto- zän — an einzelnen Punkten wenigstens — gewöhnlich ist. 1 Nicht so, wie z. B. Belyrandia marginata MıcH., welche an ihrer letzten Windung stets eine wahrhaftig ringförmige Anschwellung aufweist. ® Dr. A. Weiss: Das Pleistozän der Umgegend von Weimar. Hildburghausen, pag. 25. (37) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 37 3. Als einen wichtigen Beweggrund muß ich schließlich noch den gänzlichen Mangel eines Vergleichsmaterials aus Frankreich erwähnen. Aber nicht nur ich, sondern auch weil. Prof. BorTTGEr entbehrte voll- ständig ein solches, worüber er mir in einem seiner Briefe folgendes schrieb: «Von Paulia besitze ich nur das einzige Originalexemplar der kleinasiatischen Art (P. exigua Brre.), weiter nichts.» Auf Grund all des Gesagten will ich die Spezies von Tata vor- läufig mit einem Fragezeichen in das Genus Belgrandia einreihen, und da sie sowohl von BoETTGER, als auch von WAGNER für eine neue Art angesehen wurde, bin ich genötigt, dieselbe als solche unter dem Namen Belgrandia () tataensis im folgenden zu beschreiben. Belgrandia (?) tataensis n. sp. Gehäuse sehr klein, mit gänzlich, oder beinalıe gänzlich über- decktem Nabel, Schale sehr dünn, zerbrechlich und durchscheinend, & Fig. 9. Belgrandia (?) tataönsis. vollständig ausgewachsene Exemplare ungemein schlank, langgestreckt ; Anzahl der stark gewölbten Windungen 5's, dieselben tragen sehr feine Furchen. Einzelne Exemplare zeigen stellenweise Spuren einer nur bei starker Vergrößerung sichtbaren Spiralskulptur. Von den Windungen nehmen die ersten drei langsam und gleich- mäßig, die zwei letzten jedoch plötzlich zu. Die letzte Windung kommt an Höhe den zwei vorhergehenden nahezu gleich oder ist etwas nied- riger und vorne mehr oder weniger abwärts gebogen, wodurch der obere Rand der Mündung von der letzten Windung ein wenig absteht. An einzelnen Exemplaren ist in der unmittelbaren Nähe des Saumes, oder elwas höher an der letzten Windung eine schwache Anschwellung oder deren mehrere zu beobachten. Mündung oval, meist etwas schief, selten gerade gestellt. Dimensionen : 2:0—2°5 : 1'0—1'2 mm. Fundorte: Tata, Kalktuffsteinbruch der gräflichen Domäne und 38 D: THEODOR KORMOS (38) Felsen am Seeufer, ferner Szomöd (bei Tata), Kalktuffsteinbruch neben dem Bahnwächterhaus Nr. 61/a. Mit der zoogeographischen Bedeutung dieser eigentümlichen klei- nen Schnecke können wir uns erst dann eingehender befassen, wenn die systematische Stellung derselben vollkommen gesichert sein wird. Bis dahin läßt sich jedoch soviel feststellen, daß sie heute kein lebendes Glied unserer Fauna mehr darstellt, ich konnte sie wenigstens in den lauwarmen Quellen von Tata, wo die übrigen thermalen Arten der Kalk- tuffschichten (Hemisinus acicularis, H. Esperi, Neritina Prevostiana) * heute noch zu Hunderten leben, nicht auffinden. Der Grund hierfür kann jedoch darin gelegen sein, daß auch dieses kleine Tierchen im unterirdischen Teil der Quellen lebt, wie dies von BoETTGER auch be- züglich der Genera Lartetia und Paulia behauptet wurde. Ich glaube jedoch, daß wenigstens die leeren Gehäuse abgestorbener Exemplare sogar in diesem Fall noch in den Quellen von Tata vorzufinden wären, wenn das Tier dort leben würde. Es wird eine Aufgabe der Zukunft sein, all diese Fragen zu beleuchten. Tatsächlich sind einzelne Hydrobia und Gaspiaarten der B. tataen- sis sehr ähnlich, so daß es nicht eben unmöglich erscheint, daß zwischen diesen und der letzteren irgend ein genetischer Zusammenhang besteht. Ein sorgfältiger Vergleich mit den pliozänen Formen und die genaue Verfolgung der letzteren bis in die obersten levantinischen und die untersten pleistozänen Schichten (Väroshidveg) wird uns vielleicht mit der Zeit in der Frage nach der Abstammung auf die richtige Spur führen. 1 Ausser der Melanella Holandri, welche in den heutigen Thermalquellen von Tata nicht mehr zu leben scheint. III. Die Paläolithindustrie von Tata. Im Gebiet des ungarischen Reiches kamen Produkte der pleisto- zänen Steinindustrie bisher nur spärlich zum Vorschein. Außer dem weltberühmt gewordenen Fund von Krapina lieferten in Ungarn bisher nur die Höhlen des Bükkgebirges im Komitat Borsod, insbesondere die Szeletahöhle bei Häamor Steinwerkzeuge unzweifel- haft pleistozänen Alters. Diesen reiht sich nun als dritter der Fund von Tata ein. Wenn die paläolithischen Reste von Krapina dem gleichzeitigen Vorhandensein der Vertreter des Homo primigenius und des Rhino- ceros Mercki, die Szeletahöhle aber ihrer wunderbar vollendeten Solutreen- industrie ihren unvergleichlichen Wert verdanken, so darf Tata zufolge seiner eigentümlichen Lagerungsverhältnisse Anspruch darauf erheben, in Bezug auf Wichtigkeit neben diese beiden hochberühmten Funde gestellt zu werden. Die Produkte der Paläolithindustrie von Tata verraten noch in sehr auffälliger Weise die Unvollkommenheit ihrer Erzeuger und bleiben weit hinter den vollendeten «Lorbeerblättern» der künstlerischen Zeug- schmiede der Szeleta zurück. Den — meist atypischen — Steinwerk- zeugen von Krapina stehen diejenigen von Tata näher, weisen jedoch bezüglich ihrer Bearbeitung vielleicht auf eine vorgeschrittenere Tech- nik hin. Der größte Teil der Steinwerkzeuge, u. zw. gerade die charakte- ristischesten Gerälschaften kamen aus dem zwischen die Kalktuff- schichten eingeschlossenen Löß zum Vorschein, wogegen der oberhalb des Löß befindliche Kalktuff wenig bearbeitete Stücke lieferte. Die weiter unten beschriebenen Steinwerkzeuge sammelte ich ohne Ausnahme aus dem Löß und teilte dieselben in folgende Grup- pen ein: a) breite Spitzen; b) schmale Spitzen; c) Pfeilspitzen; d) Spitzen von entwickelterem Typus; 40 D: THEODOR KOKMOS (40) e) massive Spitzen; N Beil; 9) Klingen; h) Kratzer-Klinge; ) Hochkrältizer; N) bogenförmiger Kratzer; k) gewöhnliche Kratzer; I) Mikrolithe. Die Aufstellung dieser Rahmen ist in Anbetracht der primitiven und veränderlichen Formen vielleicht etwas unsicher und keineswegs endgiltig, umsoweniger, als ich meinen Formensinn nicht vollständig der herkömmlichen Chablon unterordnen wollte So nenne ich z. B. das in Fig. 8 der Taf. I abgebildete Stück, welches die Mehrzahl der ‚sich mit paläolithischen Steinwerkzeugen befassenden Archäologen wohl als einen «Kratzer» oder «Schaber» bezeichnet hätte, mit Rücksicht auf seine Form einfach ein «Beil.» Das gleiche gilt auch für die als «Pfeilspitzen» bezeichneten Stücke und die in Fig. 3 der Taf. I ver- anschaulichte «Lanzenspitze». Um Mißverständnissen vorzubeugen, betone ich hier ausdrücklich, daß ich bei der Bezeichnung der einzelnen Stücke nicht die etwaige Gebrauchsweise berücksichtigte, sondern vielmehr die Form als Aus- gangspunkt wählte. Bei den meist primitiven Formen der Paläolithe kann man die ursprüngliche Bestimmung derselben betreffend, meiner Ansicht nach nur in verhältnismäßig seltenen Fällen vollkommen sicher urteilen und die Mehrzahl der typologischen Bezeichnungen, welche auf den Gebrauch der Geräte hinweisen, sind bloß Versuche denselben zu erraten. Die Beschreibung der bezeichnendsten Paläolithe von Tata folgt untenstehend. a) Breite Spitzen. 1. ( 58.)* Primitive Spitze mit breiter Basis (56:53 mm),” aus brau- nem Feuerstein, mit mattem Bruch und flachem Unterteil; in der Mitte zieht sich eine Kante am Stück entlang, rechts 4 Mit den in Klammern befindlichen Zahlen wurden die hier beschriebe- nen Stücke gelegentlich des Sammelus bezeichnet. Ich gebe dieselben deshalb an, weil sie über die Reihenfolge der einzelnen Funde Auskunft geben. 2 Die erste Zahl bedeutet den von der Spitze bis zur Basis gemessenen Diameter, die zweite gibt die auf ersteren senkrechte größte Breite in Millimetern an. (41) la. ( 60.) 1b. (175.) 9. (113) BT 2) 4: di.) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 41 davon ist ein großer, muscheliger Bruch sichtbar. Der Rand des letzteren zeigt ungemein scharfe und äußerst feine Scharten, welche vom Gebrauch herrühren. Am basalen Teil sind größere Brüche und kleinere Retouchen wahrzunehmen. Die linke Seite wurde gleichfalls durch einen großen musche- ligen Bruch modelliert, dessen Rand jedoch vollkommen glatt ist. Am linken Rand und an der Spitze des Gerätes ist je eine nicht herausgeschlagene Partie sichtbar, deren Oberfläche glänzend ist und darauf hindeutet, daß die in Rede stehende Spilze aus einem Geröll hergestellt wurde. Breite, große Spitze (79:71 mm) aus schwarzem Lidit, an den beiden scharfen Rändern und an den oberen Flächen mit vielfachen Zeichen der Bearbeitung. Breite, massive Spitze aus Stomolith (63:62 mm) mit pri- mitiver Bearbeitung. Feiner ausgeführte, unten flache Spitze mit breiter Basis (51:44 mm), aus grauem Hornstein, mit beiderseiti- gen, längs und quer verlaufenden, vielfachen Retouchen. (Siehe Taf. I, Fig. 7.) . Aus einem Geröll herausgehauene, breite Spitze (36:37 mm) aus grünlichgrauem Feuerstein. Unterseite flach, die obere zeigt eine primilive, unbeendete Bearbeitung. Ihre Gestalt verdankt sie sozusagen lauter großen Brüchen, feinere Re- touchen sind nur am rechtsseitigen unteren Rand wahrzu- nehmen. (S. Taf. I, Fig. 1.) Flache, breite Quarzilspitze (34:35°5 mm), deren linke Seite ungemein scharf und mit vielfachen Retouchen ver- sehen ist. 1 Von den Figuren 10—38 können leider kaum einige als gelungen bezeich- net werden. 42 19, 12. ("17.) (159.) (126.) (123.) ( 44.) (118.) D: THEODOR KORMOS (42) Oben flache, unten dicke Spitze mit breiter Basis (30°5 : 32 mm), aus geflecktem Jaspis mit Chalzedonadern. Beide Kanten ungemein scharf, an der rechten Seite mit außerordentlich feinen Gebrauchsretouchen. Primitive, flache Quarzitspitze (32:32 mm), an der linken, scharfen Kante mit kleinen Retouchen. Dunkle, bräunlichgraue, dreieckige Hornsteinspilze (30: 3% mm). Beide Kanten scharf, an der rechtsseitigen sind in ununterbrochener Reihe verlaufende, kleinere-größere Re- touchen, an der linken ein großer Bruch sichtbar. Abgesehen hievon ist die Oberfläche glatt geschliffen und deutet auf die ursprüngliche Geröllform des Materials hin. Unregelmäßige, flache Spitze (30:25 mm) aus bräunlichrotem Feuerstein mit glänzendem Bruch. Ein sehr primitives Beispiel der beiderseitigen Bearbeitung. Das Stück wurde an der rechten Seite durch einen größeren Abspliss vorbereitet, wogegen die scharfkantige linke Seite in einer 6-7 m breiten Zone von der Spitze bis zur Basis eine sehr feine und sorgfältige Bearbeitung zeigt. Am basalen Teil ist gleichfalls eine Retouche mit muscheligem Bruch sichtbar. (S. Fig. 10.) Dicks, dreieckige Spitze mit breiter Basis (26: 31°5 mm), aus gelblichrotem Feuerstein, mit sorgfältiger, beiderseitiger Bearbeitung. (S. Fig. 12.) .) Flache, scharfkantige, im Ganzen dreieckig geformte Spitze (28:27 mm), aus dunkelrotbraunem Feuerstein mit fast glanzlosem Bruch, an der rechten Kante mit feinen, durch Gebrauch entstandenen Scharten, am basalen Teil mit un- regelmäßigen, oberflächlichen, kleinen Retouchen bearbeitet. (S. Fig. 11.) b) Schmale Spitzen. Von einem kirschroten Feuersteingeröli abgesprengter Splitter (33:25 mm), mit scharfer linker und unterer Kante, durch drei größere und einige kleinere Brüche zu einer schmalen Spitze geformt. Unregelmäßige, schmale, flache Spitze (39: 18°5 mm), aus dichtem Quarzit. Unterer Rand schräge abgeschnitten; die rechte, scharfe Kante zeigt Gebrauchsretouchen. (43) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA, 43 13. ( 99.) Schmale, blattförmige, flache Spitze (40: 16 mm) aus durch- scheinendem, farblosen kristallinischen Quarzit. Der untere Rand verläuft gerade, an der linken Seite sind Gebrauchs- spuren sichtbar. (S. Fig. 14.) c) Pfeilspitzen. 14. (164.) Aus dichtem, gelblichen Quarzit hergestellte, sehr primi- tive, flache Pfeilspitzenform, unten mit einem 10 mm breiten Stiel. Ihre Form ist unterhalb der abgebrochenen Spitze durch zwei große Brüche bedingt. Dimensionen: 49:30 mm. 15. ( 62.) Besser ausgearbeitetes, flaches pfeilspitzenförmiges Stück aus gelblichweißem Triaskalkstein (44:29 mm), unten mit einem 16 mm breiten, schmäler werdenden Stiel. Die linke Seite des oberen Teiles ist ungemein scharf und zeigt vier größere Retouchen; der untere Teil ist an der rechten Seite ebenfalls roh bearbeitet. (S. Fig. 13.) 16. ( 48.) Flaches, pfeilspitzenförmiges Stück (34:275 mm), mit 12 mm breitem unteren Stiel. Material: rotbrauner Feuer- stein. Linke Seite scharfrandig, unten und oben sorgfältig bearbeitet. (S. Fig. 15.) 1 Durch Verschulden des Zeichners zeigt diese Figur die Pfeilspitze Nr. 16 von jener Seite, wo kaum einige Retouchen vorhanden sind. Die linke Kante der anderen Seite zeigt die Spuren einer überaus sorgfältigen Bearbeitung. 44 47. u D: THEODOR KORMOS (44) d) Spitzen von höher entwickeltem Typus. ( 47.) Aus gelblichrotem, im Bruch glänzenden Feuersteingeröll —_ verfertigte, während der Bearbeitung verdorbene Spitze (42:24 mm). Oberseite konvex und zeigt z. T. noch die abgeschliffene Oberfläche des Gerölles. Die rechte Seite ist oben, von der Spitze ab- wärts in einer Länge von 28 mm sehr sorgfältig und fein bearbeitet. In der Richtung der Spitze und links davon sind die Spuren zweier (18—20 mm langer) longitudinaler Abspaltungen sichtbar. Von einem dritten, links von den ersteren, ist nur die Anfangsstelle vorhanden, das übrige fehlt infolge eines späteren, mißlungenen, kräftigen Schlages. Durch diesen wurde die einem höher entwickelten Typus entsprechende Gestalt des ganzen Stückes verdorben, wonach die weitere Bearbeitung zweifelsohne aufgegeben wurde. Die untere Seite der 12 mm dicken ovalen Spitze ist zwar etwas grö- ber, jedoch in der ganzen Länge, vom Scheitel bis zur Basis, bearbeitet. (S. Fig. 16.) Ein beinahe vollkommen gelungenes Pendent des obigen Typus («pointe»). Es ist aus einem in der Mitte lilaroten, am unteren und oberen Ende wachsgelben, im Bruch glän- zenden Stück Jaspis hergestellt. Die regelmäßige, mandel- förmige Spitze (40°5:24) ist 10°5 mm dick, sorgfältig zu- gespitzt und zeigt eine sehr feine Bearbeitung. Untere Kante etwas schief abgeschnitten, die obere, konvexe Seite ringsum mit großer Sorgfalt retouchirt; in der Mitte der unleren Seite zieht sich vom Rand der Basis in der Richtung gegen die Spitze ein 23 mm langer, eingekeilter, muscheliger Bruch dahin; der Umkreis der Spitze ist unten gleichfalls beider- seitig bearbeitet. (S. Taf. I, Fig. 2.) e) Massive Spitzen. Aus braunem Feuersteingeröll hergestellte, mißlungene, massive Spitze, an der scharfen Kante der rechten Seite entlang mit feinen Gebrauchsretouchen. Dimensionen : 45:35 mm. Spitze fehlt. Unterseite vollkommen glatt, mit glän- zendem Muschelbruch. (45) DIE PALÄOLITHISCHR ANSIEDELUNG BEI TATA. 45 90. ( 54.) Dasselbe, in besser gelungener Form. Regelmäßige, drei- eckige, massive Spitze aus gelblichbraunem, an den beiden unteren Kanten kirschroten Feuerstein. Untere Seite voll- kommen flach, die obere ist erhaben und trägt in der Mitte eine Kante. Ein sehr spitziges Exemplar, beiderseits mit scharfen Rändern, von welchen am rechtsseitigen eine feine Bearbeitung sichtbar ist. Der basale Teil ist gerade abge- schlagen und am oberen Rand vielfach retouchiert. Am in- teressantesten ist eine vom basalen Teil nach der Mittel- linie sich dahinziehende Aushöhlung in der Ausdehnung eines em?, welche allem Anscheine nach dazu diente, um die Spitze an dieser Stelle befestigen zu können. Dieses Exemplar von vollendeter Gestalt dürfte meiner Ansicht nach wohl eine Lanzenspitze gewesen sein. Es besitzt keinen typologischen Wert, da es eher als ein zufällig gut gelungenes Stück zu betrachten sein dürfte. Dimensionen: 46 :32 mm. Größte Dicke 13 mm. (S. Taf. I, Fig. 3.) p) Beil. 91. (38) Aus grauem Hornstein verfertigtes, trapezförmiges, flaches Stück, mit der Grundform der kleineren polierten Steinbeile. Basaler Teil gerade abgeschlagen, die beiderseitigen, ins- besondere aber die obere, etwas konvexe Kante sehr scharf. Der rechtsseitige Rand ist der ganzen Länge nach bearbeitet, der linke und der obere hingegen zeigen Scharten, welche auf Gebrauch hindeuten. Dimensionen: #1 : 44 mm. (S. Taf. I, Fig. 8.) g) Klingen. 93. ( 61.) Scharfkantige Klinge aus Stomolilh (2), mit abgebrochener Spitze, an beiden Seiten mit Gebrauchsretouchen. Unterer Rand etwas schräge abgeschlagen. Dimensionen des vorhan- denen Teiles: 40:25 mm. (8. Fig. 17.) 93. ( 50.) Aus gelblichrotem, im Bruch matten Feuerstein gearbeitete, flache Klinge mit abgebrochener Spitze, an der linken Seite mit feinen Gebrauchsspuren. Dimensionen des vorhandenen Teiles: 38:18 mm. (S. Fig. 18.) (139.) Nicht fertiggestellte kleine Klinge aus wachsbraunem, matten Feuersteingeröll, oben einigermaßen bearbeitet. (28: 16°5 mm.) LO u 46 D: THEODOR KORMOS (46) h) Kratzerklinge. 95. (109). Aus kristallinischem Quarzi’'geröll durch einseitige Bearbei- tung hergestellte, primitive Kratzerklinge (53:31 mm) an der linken Seite mit Gebrauchsretouchen. (S. Fig. 18.) My EN URAN RI IN YRCHE NZ N BR) |) h 1) 1 ER N u i) Hochkratzer. 96. ( 40.) Aus fleischrotem Jaspisgeröll gearbeiteter Kratzer. Unterer Rand gerade abgeschlagen, der obere, ovale Teil vielfach bearbeitet. Dimensionen: 33:31 mm. Dicke: 16 mm. (S. Taf. I, Fig. 6.) 97. ( 61.) Ovaler Kratzer aus grünlichgrauem Feuerstein; unten flach, oben mit longitudinalen, herausgeschlagenen Stellen, um die rundliche Spitze he- rum mit feinen, vom Gebrauch her- rührenden Scharten. Dimensionen: 37.:29 mm. (S. Fig. 20.) j) Bogenförmiger Kratzer. 98. ( 65.) Aus fleischrotem Jaspis gearbeitetes, bogenförmig gekrümmtes Stück, an der linken Seite mit primitiven Spuren der für die Kratzer charakteristischen Bearbeitung. Dimensionen: 49:24 mm. (47) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI 'TATA. 47 k) Kratzer. 99. ( 39.) Unten flacher, rechts oben an einer 11 m breiten Zone entlang sorgfältig ausgearbeiteter Kratzer (64:27 mm) aus “ rotem Jaspis mit Chalzedonadern. (S. Taf. I, Fig. 4) _- 30. ( 42.) Trapezförmiger Kratzer aus schwarzgrauem, wachsglänzenden Feuerstein (26:43°5 mm), mit der charakteristischen ein- seitigen Bearbeitung der Kratzer vom Mousterien-Typus. Sehr sorgfältig gearbeitet. (S. Fig. 21.) 31. (114) Dasselbe, aus hellgrauem Feuerstein (295 :42 mm), etwas oberflächlicher bearbeitet. (S. Fig. 22.) 39. ( 68.) Dasselbe, aus wachsgelbem Feuerstein, 25°5:42 mm. (S. „Fig. 23.) 33. ( 64.) Primitiver, wenig bearbeiteter Kratzer aus grauem, im Bruch matten Kieselsteingeröl! (24:37 mm.) 34. ( 51.) Vielfach retouchierter, trapezförmiger Kratzer (25:36 mm) aus lilarotem Jaspis mit Chalzedonadern. (S. Fig. 24.) 35—37. (100, 115, 70.) Auf einer Seite sorgfältig bearbeiteter, kleiner Kratzer aus braunem Feuerstein (Nr. 36 = 115 s. Fig. 25, N. 3.70 82 Fig:26.) 38. ( 89.) Kirschroter, im Bruch matter Feuersteinkratzer von un- 48 D: THEODOR KORMOS (48) regelmäßiger Form, mit einseitiger Bearbeitung, 21 :34 mm. (S. Fig. 27.) 39. ( 66.) Primitiver, kaum bearbeiteter Kratzer aus grünlichgrauem Feuerstein. (S. Fig. 28.) 40. ( 67) Kleiner, ovaler Kratzer aus grünlichem, dichten Horn8tein, mit einseitigen, sehr feinen Retouchen (15:27 mm.) 41. ( 52.) Länglicher, flacher, schmaler Kratzer (20:38 mm) aus hell- braunem Feuersteingeröll, in einer 6—7 mm breiten Zone vielfach bearbeitet. (S. Fig. 29.) Fig. 28. 42. ( 49.) Dasselbe aus fleischrotem Jaspis (20:39 mm), mit ungemein sorgfältiger, einseitiger Bearbeitung. (S. Fig. 30.) 42a. ( 87.) Dasselbe aus grauem Stomolith (19:40 mm), mit mangel- hafter, einseitiger Bearbeitung. HIN CH Al Ur ‚]] ME X NG N | 7 AN Sy N N N ] Fig. 29. Fig. 30. 43. ( 56.) Dasselbe, jedoch kleiner (19:32 mm), aus schmutzigweißem Feuerstein, mit oberflächlichen Retouchen und am scharfen Rand mit Gebrauchsretouchen. (S. Fig. 31.) 44. ( 45.) Fragment eines größeren Stückes (17:31 mm) aus schoko- (49) (178. ( 13.) ( 90.) 6.83. (16, (101. ) ) ) => DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 49 ladebraunem deuerstein, mit glänzendem Bruch. Die be- arbeitete Seite ist vollkommen unversehrt und zeigt eine überaus sorgfältige Ausarbeitung, ferner Spuren, welche vom Gebrauch herrühren. (S. Fig. 32.) ») Mikrolithe. Kleine etwas retouchirte Spitze (Splitter) aus Stomolith (17:10 mm), am scharfen Rand mit Gebrauchsretouchen. (S. Fig. 33.) Zwerghafte Klinge aus rotbraunem Feuerstein (20: 11 mm), mit scharfen Rändern. (S. Fig. 34.) Flache Spitze aus rotem Feuerstein (22:15 mm), an ihren scharfen Kanten mit Gebrauchsspuren. Schmaler Splitter aus dichtem Quarzit (23°5 :14°5), am linken Rand mit Bearbeitungsspuren. Dasselbe aus rotem Feuerstein (26 ::16°5), an der Basis mit Retouchen. Flacher, ovaler Splitter () aus rotbraunem Feuerstein (28:20 mm). Die untere Seite ist das Resultat eines muscheli- gen Bıuches und zeigt am linken Rand in einer sehr schmalen (1—1°5 mm breiten) Zone feine Retouchen. Außerdem sind auf der unteren Fläche eine größere und vier sehr kleine, ovale, muschelige Ausspren- gungen vorhanden. Der Saum der oberen Seite ist in einer Breite von 2—4 mm vollkommen ganzrandig und glatt. Dieser Saum ist nach innen rundherum aurch eine Kante begrenzt, innerhalb deren unser Exemplar zufolge zahlloser, übereinander grei- fender Aussprengungen löffelartig ausgehöhlt erscheint. Oser- MAIER Schreibt solche kleine, runde Muschelbrüche auf ähn- lichem Material (Jaspis) starker Erhitzung zu." Es ist gar nicht unmöglich, daß das in Rede stehende Stück im Feuer gewe- sen ist und seine ungewöhnliche Gestalt dem in der großen 1 H. OBERMAIER und H. BretiL: Die Gudenushöhle in Niederösterreich. Mitt. Antrop. Ges. Wien, 3. Folge, Bd. VIII, Wien, 1908. pag. 283, Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 1. Heft. + 50 D: THEODOR KORMOS (50) Hitze erfolgten Durchglühen zu verdanken hat. Hierauf deuten mehrere, auf der Unterseite sichtbare runde Sprünge hin, aus welchen nach dem Herausfallen des Kerns gleichfalls solche ovale Muschelbrüche entstehen würden. Daß solche Aussprengungen ohne menschliches Eingreifen zustande kom- men können, wird am besten durch das in Fig. 35 dargestellte Stück und den in Fig. 36 veranschaulichten, kleinen Split- ter bewiesen (105.), welcher, trotzdem so klein, daß er kaum in der Hand gehalten werden kann, an der konvexen Seite drei, an der konkaven zwei solche ausgesplitterte Stellen zeigt. Ein anderes, sehr interessantes Objekt von ähnlicher Natur ist jenes Fragment (103.), welches ich in Fig. 37 zeige. Auf demselben ist eine herzförmige ausgesprungene Stelle sichtbar. An der Oberfläche eines weiteren Jaspis- splitters (102.) kann man nicht weniger als II solche runde Aussplitterungen beobachten (Fig. 38). In Anbetracht dessen, daß hier von lauter solchen Stücken die Rede war, welche zufolge ihrer Kleinheit und Unförmigkeit keine Gegenstände einer Bearbeitung bilden konnten, erscheint es sehr wahr- scheinlich, daß wir einem «Jusus natur®» gegenüberstehen, mit welchem verwandten Erscheinungen gewiß auch beim Zustandekommen der Eolithe eine wichtige Rolle zukommt. ZINN RN IN x I N Fig. 35. Die hier beschriebene Industrie umfaßt die besten Exemplare jener mehrere tausend Stücke zählenden Sammlung, welche die Aus- grabungen von Tata ergaben. Die Mehrzahl der gesammelten Stücke besteht aus Splittern, Fragmenten und zerbrochenen Geröllen. Be- arbeitete Stücke sind im Allgemeinen seltener, es liegen im ganzen ungefähr 200 solche vor. Von diesen habe ich die besten, welche es nach meinem Dafürhalten verdienen in unserer Sammlung zur Schau gestellt zu werden, im obigen eingehend besprochen. Die große Anzahl kleiner Splitter ist ein Beweis dafür, daß sich (51) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 51 der Mensch der Steinzeit in Tata gewerbsmäßig mit der Herstellung von Paläolithen beschäftigt hat. In Anbetracht dessen, daß er das Material zu seinen Steinwerkzeugen größtenteils aus Geröllen gewann, mußte er seine Versuche sehr oft wiederholen, bis es ihm endlich gelang ein Stück brauchbar zu gestalten. Die kleinen Dimensionen und das Fehlen bestimmter Formen zeigen uns klar, wie sehr der Mensch zu jener Zeit bei der Herstellung seiner Werkzeuge von der Beschaffen- heit des Gesteinsmaterials und dem Zufall abhängig war. War einmal die Grundform eines oder des anderen Stückes zufällig gut gelun- gen, so war es schon eine leichtere Aufgabe dasselbe durch sorgfältige Detailarbeit in brauchbaren Zustand zu bringen (z. B. Nr. 21). Im Gegenteil sehen wir aber auch, daß in einzelnen Fällen bereits fein ausgearbeitete Stücke durch einen verfehlten oder allzu starken Schlag verdorben werden konnten (siehe Nr. 17 weiter oben). Das Charakteristikum der Paläolithindustrie von Tata besteht also darin, daß die primitive Technik des Menschen das Material noch nicht beherrscht! und unter dem Einfluß des Zufalls steht. Ähnliche Be- obachtungen machte auch OBErmAıEr gelegentlich des Studiums der Chelleen-Acheuleen-Industrie in Frankreich.? Trotzdem die Industrie von Tata wenig endgültige Typen aufzu- weisen vermag, ist dennoch ein auf zwei Grundformen gerichtetes Be- streben deutlich zu erkennen. Die eine ist die mehr oder minder drei- eckige, massive Spitze, die andere der viereck- (trapez-) förmige Kratzer. Neben diesen zwei vorherrschenden Formen, welche im Allgemeinen durch die einseitige Bearbeitung gekennzeichnet sind, ist die Anzahl der sonstigen Formen eine verschwindende. Von den Spitzen wurden die größeren vielleicht in der Hand gehalten, wäh- rend die kleineren als Lanzen- und Pfeilspitzen dienen konnten. Die größtenteils sorgfältig ausgearbeiteten Kratzer sind trotz ihrer Kleinheit charakteristisch und lassen die mir gegenüber wiederholt geäußerte Ansicht Herrn Dr. Ogrrmaıers, wonach die Industrie von Tata einen Mousterien-Charakter verrät, begründet erscheinen.? Die Sammlung enthält auch 1—2 solche Stücke, welche schon 1 Wie z. B. im Solutreen jener Meister, der die prächtigen lorbeerblattför- migen Lanzenspitzen der Szeleta-Höhle hergestellt hatte. ® H. OBERMAIER: Die Steingeräte des französischen Altpaläolithikums. Mitt. prähist. Komm. d. k. Akad. d. Wiss. II. Bd. Nr. 1, 1908, Wien, pae. 68. 3 Seit dem Erscheinen dieses Aufsatzes in ungarischer Sprache wurde mir die Freude zuteil, diese Ansicht in fachmännischen Kreisen des öfteren zu hören. Herr Dr. R. R. Scuumipr in Tübingen, einer der besten Kenner des europäischen Paläolithikums, hält die Steinindustrie von Tata sogar für frühmousterien. Ar 59. D: THEODOR KORMOS (52) auf das Aurignacien ‚hinweisen. Solche sind insbesondere die unter den Nr. 26—27 erwähnten Hochkratzer. Da jedoch die charakteristische Aurignacien-Retouche nicht hinreichend vertreten ist, die einseitig be- arbeiteten Kratzer (17 Stück) aber auf das Mousterien hindeuten, glaube auch ich die Industrie von Tata vor das Aurignacien, d. i. zum Mousterien stellen zu müssen. Das Material der Steinwerkzeuge ist zumeist ein farbiger Feuerstein, Hcrnstein oder Jaspis, welchen der Urmensch zum Teil aus den Geröllen des Tataer Tales (Ältaler), zum Teil aber am Kalvarienberg und aus den feuersteinführenden Schichten der unterhalb des Ordenshauses der Piaristen auftretenden Liaskalk- Fig. 39. Zerbrochene Unio-Scherben. steine zusammengetragen hat. Die Feuersteine enthalten in den meisten Fällen mit Chalzedon ausgefüllte Radiolarien und häufig dünne Chal- zedonadern. Untergeordnet diente auch (Quarzit, Lidith, Stomolith und Kalkstein als Material der Steinwerkzeuge, welches fast ausnahmslos aus zerbrochenen Geröllen verschafft wurde. Ich fand auch größere und kleinere unzerbrochene Gerölle vor, deren Dimensionen sehr ver- schieden waren. Neben kleinen haselnußgroßen Kieseln kamen auch zwei faustgroße Gerölle zum Vorschein, schartig gewordene Schlagsteine (batonnet retouchoir) konnte ich jedoch keine entdecken. Außer den Steinwerkzeugen fand ich im Löß auch einige Unio- Scherben mit schartigen Rändern vor (s. Fig. 39, welche eventuell ebenfalls als Kratzer dienen konnten, ferner mehrere Knochenstücke mit abgewetzten Kanten, von denen das eine oder das andere Spuren von Schlägen, ja sogar einer Säge zeigen (s. Taf. III, Fig. 2) und deren (53) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 53 Abnützung, da die Knochen nicht aus einer Wasserablagerung zum Vorschein gekommen sind, höchstwahrseheinlich gleichfalls von Men- schenhänden herstammen. Solchen zerbrochenen Knochen konnte sich der Mensch der Steinzeit bei der Lostrennung tierischer Häute sehr gut bedienen, ohne daß es nötig gewesen wäre dieselben eigens zu bearbeiten oder zuzuschneiden. Eben deshalb, und da solche in Be- gleitung der Industrien jeder Zeitalter vorkommen, schreibe ich den- selben überhaupt gar keine Wichtigkeit zu. IV. Der Fund von Tata und Krapina. Obzwar der Fund von Tata in Bezug auf Bedeutung weit hinter derjenigen von Krapina zurückbleibt, müssen wir uns mit den even- tuellen Beziehungen der beiden und mit jenen Umständen, welche dieselben von einander unterscheiden, dennoch kurz befassen. Die Fauna von Krapina ist außer näher nicht bestimmten Schnecken-, Schildkröten- und Vogel-Resten nach Gorsanovi@-KRANMBERGER ! durch fol- gende Arten vertreten: Canis lupus L. Ursus arctos L. Ursus spelaeus Buume. Mustela foina ERxL. Lutra (?) vulgaris Erxı. Felis catus L. Myoxus glis L. Arctomys marmota SCHREBR. Gastor fiber L. Cricetus frumentarius L. Equus caballus L. Rhinoceros Mercki Jäc. var. brachicephala ScHrön. Sus scrofa ferus L. Cervus elaphus L. « capreolus L. « euryceros ALDR. bos primigenius Bor. Von diesen konnte ich in der Fauna der paläolithischen Ansiede- lung von Tata nur vier (Ganis lupus, Ursus arctos, Equus caballus und Gervus euryceros) nachweisen, während aus den Höhlungen der 1 GORJANOVIC-KRAMBERGER : Der diluviale Mensch von Krapina in Kroatien. Wiesbaden, 1906, pag. 79. (55) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 55 Felsen am Seeufer weitere drei Arten (Ursus spelacus, Sus scrofa, Cervus elaphus) zum Vorschein kamen. Alle diese Tiere nebst den meisten übrigen Gliedern der Fauna von Krapina und Tata sind solche, welche zufolge ihrer großen zeit- lichen Verbreitung zur genaueren Feststellung des Alters nicht viel beitragen. Die Anwesenheit des Alpen-Murmeltieres im Pleistozän von Krapina ist jedenfalls hochinteressant, da sie darauf hinweist, daß zu jenen Zeiten die östlichen Alpen vom Eis überdeckt gewesen sein dürften, so daö das Murmeltier nach tiefer gelegenen Stellen ver- drängt wurde. ’ Demgegenüber ist jedoch dort Ahinoceros Mercki, ein mit dem für das Pliozän des Arnotales charakteristischen Rhinoceros etruscus in engem Abstammungs-Verhältnis stehender Dickhäuter anwesend, von welchem es auf Grund seiner zweifellos direkten tertiären Abkunft mit Recht anzunehmen ist, dab,es ein warmes Klima liebte. Ich wiederhole, daß es bloß angenommen werden kann, da wir nicht in der Lage sind dies sicher feststellen zu können. In Anbetracht dessen, daß sich dieses Tier in den Schichten von Krapina häufig zeigte, kommt ihm bei der Beurteilung der Fauna jeden- falls eine wichtigere Rolle zu als dem Murmeltier, welches eventuell auch als ein Residuum einer Glazialperiode im nicht vereisten Gebirge von Agram zurückgeblieben sein konnte. Unter Berücksichtigung dieser Möglichkeit darf letzteres gelegentlich der Schlußfolgerungen ausge- schlossen werden; man muß also auf Grund der häufigen Knochen- reste des Rhinoceros Merckt einstweilen jene Ansicht GoRrJanoviG- KRAMBERGERS annehmen, nach welcher der Fund von Krapina aus der ersten Hälfte des Pleistozäns stammt. Dieser Annahme widerspricht kein einziges Glied der Fauna, da die Mehrzahl derselben prägla- zialen Ursprunges ist. In der Fauna von Tata kommen mehrere Tiere vor, welche aus dem Fund von Krapina fehlen. Solche sind in erster Reihe die Dick- häuter (Elephas primigenius, Rhinoceros antiquitatis), ferner die Steppen- Nagetiere (Citellus, Spalax, Ochotona). Von den übrigen indifferenten Arten können wir einstweilen auch hier absehen, vom Flephas primigenius und Rh. antiquitatis sind wir jedoch im Allgemeinen der Ansicht, daß sie für das jüngere Pleistozän, d. heißt in der zusammenfassenden Laiensprache für die Löß-Periode charakteristisch sind. Wenn wir nun auch diese, ihren Wohnort mit Leichtigkeit wechselnden großen Dickhäuter nicht für bezeichnende Tiere der 56 D: THEODOR KORMOS (56) Steppe ansehen dürfen, so deutet ihre große Verbreitung und Häufigkeit in den mitteleuropäischen Lößschichten doch jedenfalls darauf hin, daß diese Tiere in der zweiten Hälfte der pleistozänen Periode ? in unseren Steppen gewöhnlich waren. Obzwar also Zlephas primigenius und Rh. antiguitatis auf Tundren und Steppen gleichwohl leben konnten und für keine von beiden bezeichnend sind, bleibt ihre Bedeutung insofern als sie dem #thinoceros Mercki und Elephas antiguus gegen- über auf einen, oder wenn man will, auf mehrere jüngere Ab- schnitte der pleistozänen Periode hinweisen, noch immer ungeschmälert. Und wenn wir nun — aber erst nach diesen Prämissen — auch noch die mehr an ihren Wohnort gebundenen Steppentiere der Fauna von Tata in Betracht ziehen, so können wir tatsächlich mit großer Wahrscheinlichkeit behaupten, daß diese Fauna aus irgend einer inter- glazialen Periode des jüngeren Abschnittes der pleistozänen Epoche herstammt. Wie wir sehen, wird durch die Fauna zwischen den Funden von Tata und Krapina ein scharfer Unterschied im Alter fixiert. Wenden wir uns nun der Steinindustrie zu. Das Gesteinsmaterial des Urmenschen von Krapina, aus welchem er seine Werkzeuge herstellte, wurde ganz ähnlich wie bei Tata, aus größeren Geröllen gewonnen. Die reichlich vorgefundenen Gesteins- abfälle und die in großer Anzahl gesammelten unbearbeiteten Splitter deuten an beiden Orten auf eine sehr geringe Brauchbarkeit des Gesteinsmaterials hin und die Bemerkung GoRJAnoVvi&-KRAMBERGERS,” daß die paläolithische Industrie von Krapina eben deshalb keinen ein- heitlichen Charakter besitzt, ist wirklich sehr zutreffend. Das gleiche gilt, wie ich dies bereits im ersten Kapitel hervorgehoben habe, auch bezüglich der Steingeräte von Tata, mit dem Unterschied, daß Krapina die Formen betreffend vielleicht auch ältere Typen aufzuweisen hat ® als Tata. Im allgemeinen schließt sich jedoch die Steinindustrie von Tata — in Bezug auf die Formen — einigermaßen derjenigen von Krapina an, u. zw. auf Grund der Kratzer und der viereckigen (trapezförmigen) Schaber des Mousterien-Typus. Dies ist der Punkt, welcher uns zu der interessanten Tatsache führt, daß bei Tata in der Gesellschaft des für einen jüngeren Abschnitt des Pleistozäns bezeichnenden El. pri- 1 Die Ausdrücke «glazial» und «interglazial» habe ich hier absichtlich vermieden. 2 GORJANOVIC-KRAMBERGER, ]. c., pag. 271. 3 GORJANOVIG-KRAMBERGER, ]. c., Fig. 51. or u (57) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. migenius und Ith. antiquitatis eine Mousterien-Industrie vorkommt, wogegen die bezüglich ihrer Entwicklung derjenigen von Tata zum Teil nahe stehende Industrie von Krapina mit den Knochenresten des viel älteren Rhinoceros Mercki zusammen gesammelt wurde. Da es aber nach GorsanovıG-KRAMBERGER ganz zweifellos ist, daß dieses Rhi- noceros in Krapina mit dem Urmenschen zusammen lebte, ist es auch klar, daß der das Rhinoceros Mercki jagende Homo primigenius von Krapina was die Industrie anbelangt, sozusagen einen «sein Zeitalter übertreffenden» Entwicklungsgrad erreicht hatte. Ich weiß nicht, ob dies nicht ein Fingerzeig dafür ist, daß den Steinwerkzeugen nicht in allen Fällen eine alterbestimmende Bedeu- tung zugeschrieben werden kann. Ob wohl die Archäologen in jeder Fall daran denken, eine ethnographische Erklärung solcher und ähn- licher Erscheinungen zu versuchen? Und ob es auch wirklich unbe- dingt nötig ist Steinindustrieen, welche die Merkmale verschiedener Typen aufweisen, unter allen Umständen einen Alterunterschied zuzuschreiben? Kann hier nicht in einzelnen Fällen von verschieden- gradig entwickelten Industrieen verschiedener Menschenrassen die Rede sein? Dies sind Fragen, welche in solchen scheinbar widerspruchs- vollen Fällen nicht ausser Acht gelassen werden dürfen. Interessant sind die untenstehenden Worte des bekannten For- schers der Szeleta-Höhle, Dr. Ortokar Kanpıd, welche mit dieser Frage in enger Beziehung stehen." «Es fragt sich nun ob eine jede Industrie aus der Solutreenperiode in allen Einzelheiten unbedingt gleich sein müsse ? Ich glaube nicht. Das kann bloß dort der Fall sein, wo sich prähistorische Ansiedelungen nahe standen, wo die Menschen im fortwährenden Kontakt waren, dasselbe Material bearbeiteten und wo der Ge- brauch in der Anfertigung der Artefakte das Eigentum sämtlicher benachbarter An- siedelungen war. Sobald aber Menschengruppen durch Wanderung oder irgend- welche andere natürliche Wege isoliert wurden .... konnten sich durch Isolation auch die Gebräuche in der Zurichtung und mit dieser auch der ursprüngliche Cha- rakter der Industrie ändern.» Es wäre wohl zu überlegen. ob die in jüngster Zeit häufig wie- derholte Auffassung einzelner, sich mit dem Paläolithikum befassender Archäologen, wonach die Erzeugnisse der paläolithischen Steinindustrie in Bezug auf ihre alterbestimmende Wichtigkeit der tierischen Resten gleich kommen, ja sogar diese in den Hintergrund stellen würden, an- genommen werden kann? 1 Dr. Orrokar Kapıc: Paläolithische Steingeräte aus der Szeletahöhle bei Hämor. Földt. Közl. Bd. XXXIX. 5. 597. 58 D: THEODOR KORMOS (58) Wenn solche Fälle vorkommen, wie derjenige von Krapina und wenn wir uns davon überzeugen müssen, daß im Neolithikum die ältesten paläolithischen Typen wieder im Gebrauch befindlich sind, so darf den Steingeräten — wenigstens heute noch — nur in gewissen außerordentlich glücklichen Fällen die geologisch alters- bestimmende Wichtigkeit zugemutet werden. Ich sehe mit Freuden, daß ich mit dieser Auffassung nicht allein da stehe. Um dies zu beweisen, genügt es auf W. Branca hinzuweisen, der sich in einer jüngst veröffentlichten vortrefflichen Studie! in voll- kommen ähnlichem Sinn äußerte und überhaupt einen sehr zurück- haltenden Standpunkt einnimmt. Auch die diesbezüglichen geistreichen Ausführungen des genialen Ruror sind des Beachtens wert. Nach ihm ist nämlich die altneo- lithische «Flenusien»-Industrie, welche durch roh bearbeitete Faust- keile und Retouchiersteine (battonet retouchoir) gekennzeichnet wird, ein unmittelbarer Abkömmling der Eolithe des Mesvinien-Typus, mit welchen sie in den kleinsten Details übereinstimmt.” Noch interessanter ist die Meinung Rurors über Homo zri- migenius: «Malgr& l’&norme developpement de !’Homo sapiens, la race pri- mitive continue A vivre cöte A cöte avec l’Humanite nouvelle, mais son inferiorite reelle en fait une race pacifique et inoffensive d’esclaves qui ne varie plus.» Ruror hält es also sogar für möglich, daß der Homo primigenius mit der viel höher entwickelten Rasse «sapiens» noch gleichzeitig lebte.® So kühn auch diese Auffassung erscheinen und so viele Gegner sie auch heute noch haben mag, das eine steht fest, daß man sich sogar gegen solche Möglichkeiten nicht vollkommen verschließen darf. Umso weniger, als das Verhältnis der heutigen Menschenrassen zu einander in Bezug auf ihren Entwicklungsgrad diese Auffassung nur bekräftigt. Zwischen Homo primigenius und Homo sapiens liegt übrigens eine ganze Welt und ich kann es mir kaum vorstellen, daß der erstere, 1 W. BrancA: Der Stand unserer Kenntnisse vom fossilen Menschen. Leip- zig, 1910. Vergl. par. 1—4. ® A. Ruror: Essai de comparaison entre le Neolithique de France et de Bel- gique et celui de la Scandinavie. CGongres prehist. de France. III. Sess. Aout. 1907. Paris, 1908, pag. 18. 3 A. Rurtor: Essai sur les origines et sur le developpement de l’Humanite primitive. Revue de l’Universite de Bruxelles, 1911, pag. 275. (59) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA, 59 welcher mit seinem außerordentlich differenzierten Organismus gewisser- maßen als der Gipfel einer gewissen primitiven menschlichen Ent- wicklungsstufe vor uns steht, der Ausgangspunkt einer weiteren Phylo- genesis gewesen wäre. Viel wahrscheinlicher ist es, daß der Homo sapiens aus einem ganz anderen Zweig hervorgegangen ist und vom Ort seines Ursprunges erst später nach Europa gelangte, zu einer Zeit als jedoch der Homo primigenius hier noch gelebt haben konnte. Diese Anschauung glaube ich auch aus den oben zitierten Zeilen Rurtors herauslesen zu dürfen, nach welchem der Homo primigenius im Gegensatz zur neuen, höher entwickelten Menschenart (H. sapiens) zur Veränderung, das heißt auch zur weiteren Entwicklung unfähig war, also aussterben mußte. Aus all dem gesagten geht es hervor, daß eine Unterscheidung der Steingeräte nach ihrem Entwicklungsgrad richtig und notwendig ist,. diese Unterscheidung bezeichnet jedoch meiner Ansicht nach in erster Linie den Grad der industriellen Entwicklung und deutet erst in zweiter Reihe auf das geologische Alter hin. Man darf nicht vergessen, daß zwischen den menschlichen und tierischen Knochen- resten und den Werkzeugen des Menschen ein kolossaler Unterschied besteht. Erstere werden von der Natur allein beeinflußt, wogegen die letzteren zielbewußt verfertigte Gebrauchsgegenstände des Menschen darstellen, welche von der menschlichen Geschicklichkeit und Übung den Bedürfnissen und Erfahrungen entsprechend geschaffen wurden. Die Natur lieferte bloß das Material dazu. V. Paläontologische Beziehungen zwischen Tata, den Höhlen des Bükk-Gebirges und anderen Fun- den in Ungarn. Von den zahlreichen Höhlen des Bükk-Gebirges im Komitat Borsod lieferten in neuester Zeit außer der Szeleta-Höhle ? noch zwei: die Puskaporos-Höhle * bei Hämor und die Balla-Höhle® bei Repas- huta pleistozäne Faunen und Erzeugnisse der Paläolith-Industrie,: die letztere überdies auch ’noch die ersten derartigen Menschenreste im engeren Gebiet Ungarns. Diese Funde stehen demjenigen von Tata in mancher Hinsicht näher als derjenige von Krapina, welcher durch die Anwesenheit des Homo primigenius und des Rhinoceros Mercki — trotz der verwand- schaftlichen Züge seiner Steinindustrie — fern gehalten wird. Was die Fauna der Höhlen anbelangt, lassen sich dieselben in zwei Gruppen unterscheiden. Die Fauna der Szeleta-Höhle ist, soweit sich dies auf Grund der vorläufigen Berichte beurteilen läßt, verhältnismäßig arm. Am häufigsten kommen darin die Knochen des Höhlenbären vor, neben welchen die Knochenreste sonstiger Tiere, wie Höhlenhyäne und -Löwe, brauner Bär, Wolf und einige Wiederkäuer nur in verschwindend kleiner Anzahl auftreten. Wie ich durch eine gefällige mündliche Mitteilung meines Kollegen Kapıd erfahre, kam gelegentlich der Ausgrabungen im Jahre 1911 aus den tieferen Schichten der Höhle auch ein Zahn des Elephas primigenius zum Vorschein. Diese Fauna steht derjenigen von Tata jedenfalls viel näher als diejenige von Krapina, obzwar die kleinen Nagetiere gänzlich fehlen. Die Höhlenraubtiere (Bär, Löwe, Hyäne) und der jüngst entdeckte 1 Kapıc: A hämori ösember kutatäsänak mai älläsa. (Archeolog. Ertesitö. Bd. XXXI; nur ungar.) 2 Kanıc-Korumos: Die Felsnische Puskaporos bei Hämor im Kom. Borsod und ihre Fauna. Mitt. a. d. Jb. d. kgl. ungar. geol.. Reichsanst. Bd. XIX. Heft 3. 3 EUGEN HiILLEBRAND: Die diluvialen Knochenreste eines Kindes aus der Balla- höhle bei Repäshuta in Ungarn. Földt. Közl. Bd. XLL S. 518. (61) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 61 Mammutzahn bringen diese beiden Faunen in gewisser Hinsicht in nahe Beziehungen mit einander. Auf einen noch interessanteren Zusammenhang deutet die Fauna der Puskaporos-Felsnische bei Hämor hin, unter deren Gliedern wir eine ganze Reihe von Steppennagetieren antreffen. Die Steppen-Pfeif- hase (Ochotona pusillus), welcher in der Fauna von Tata bloß durch einen einzigen Kiefer vertreten ist, kann hier zu Hunderten gesammelt werden ; auch Fthinoceros antiquitatis ist hier zum Vorschein gekommen. Die Fauna von Puskaporos scheint etwas jünger zu sein als die- jenige der Szeleta und die spärlich vertretene Steinindustrie gehört vielleicht zum oberen Solutreen-Typus. In Anbetracht dessen, daß die kleinen Tiere durch Raubvögel hierher geschleppt wurden, würde ihre Anwesenheit noch nicht mit völliger Sicherheit auf einen Altersunter- schied hindeuten, sondern ließe sich auch dadurch erklären, daß die 'Szeleta-Höhle keinen Raubvögeln, namentlich Eulen als Wohnort diente. Der Grund hierfür könnte aber darin gesucht werden, daß die Szeleta- Höhle fortwährend von Menschen bewohnt war. Die größeren Tiere von Puskaporos (Gulo borealis, Leucocyon lagopus, Rangifer tarandus) fixieren jedoch der Szeletaer Fauna gegenüber einen wesentlichen Unterschied und sprechen dafür, daß diese Fauna jünger ist als die- jenige der Szeleta. Eine mit derjenigen von Puskaporos im großen ganzen überein- stimmende Fauna wurde von Dr. Evern Hırırerann auch in der Balla- Höhle bei Repäshuta entdeckt, wo aus der Steppenagetiere und Renntier- reste enthaltenden Lehmschicht auch der Schädel und einige Skelett- teile eines ungefähr 15 Monate alten Kindes ans Tageslicht geschafft wurden. Wie mir aus einer freundlichen Mitteilung Dr. Hırıesranns be- kannt, lieferte im Sommer des Jahres 1911 auch eine dritte Höhle des Bükk-Gebirges eine ähnliche Fauna. Trotzdem es durch die neueren Untersuchungen, insbesondere durch die Studien R. R. Scumiprs in Württemberg nachgewiesen wurde, daß die Renntierreste schon in der Gesellschaft der Industrie des- frühen Mousterien-Typus keine Selten- heit sind und von hier aufwärts bis zum späten Magdalenien in den Schichten aller Zeitalter vorkommen können,! zögere ich nicht. mit der Erklärung, daß ich den Zeitpunkt des massenhaften Auf- tretens der Steppentiere in Mitteleuropa mit NEurıne auf die postgla- ziale Periode setze. 1 Rop. Run. ScHmipt: Der Sirgenstein und die diluvialen Kulturstätten Würt- tembergs. Stuttgart, 1910. 62 D: THEODOR KORMOS (62) Mit dieser Auffassung stimmen die Beobachtungen NEnrınes und die Angaben Scumivrs über den Sirgenstein gut überein, da nach letzterem die Steppenfauna auf das obere Pleistozän, die Steinindustrie aber auf Grund ihres Entwicklungsgrades auf das Magdalenien entfällt. Ich glaube, daß die weitere Erforschung der Höhlen des Bükk- Gebirges diese Auffassung nur bekräftigen kann, da meiner Ansicht nach sowohl die Fauna der Puskaporos- als auch der Balla-Höhle jünger als diejenigen von Szeleta ist und dem obersten Pleistozän angehört! Wenn jedoch diese Annahme feststeht, so entsprechen die Sze- letaer Schichten im großen ganzen dem mittleren Horizont der württem- bergischen glazialen Kultur, in welchen Scumipr die von frühen Auri- gnacien bis zum frühen Magdalenien reichende Industrieserie einteilt, — der Fund von Tata aber würde in dem unteren Horizont zu stehen. kommen. | Versuchen wir nun die paläolithische Ansiedelung von Tata auf Grund des Gesagten und unter Heranziehung der übrigen ungarischen Funde in die Zeitfolge des Pleistozäns einzureihen. Wir müssen hier ein wenig ausschweifen. In Anbetracht dessen, daß aus unserem Nagy-Alföld und aus dem Gebiet jenseits der Donau, welche Teile zufolge ihrer pleistozänen Ablagerungen von enormer Mächtigkeit am meisten dazu berufen wären, uns den Leitfaden zur Einteilung der pleistozänen Periode in die Hand zu geben, eine aus- giebigere Wirbeltierfauna (insbesondere aber die Serie der so sehr cha- rakteristischen Steppennagetiere) bisher nicht bekannt ist, war mein Bestreben Jahre hindurch darauf gerichtet, diese Einteilung mit Hilfe der reichen Molluskenfauna durchzuführen. Es war die Arbeit von acht Jahren dazu nötig, um auf diesem Weg zu dem so ziemlich negativen Resultat zu gelangen, daß die Pleistozänperiode Ungarns auf Grund der Molluskenfauna im Ganzen nur in zwei Abschnitte, eine ältere und eine jüngere geteilt werden kann, wobei der überwiegende Teil der Lößbildung auf die letztere entfällt. Zu diesem wenig zufriedenstellenden Resultat gelangte ich damals, als die Vorbereitungskommission des 11. internationalen (Geologen- kongresses, um eine Diskussion über die nach dem Maximum der letzten Eiszeit erfolgten Klimaschwankungen in der Session zu Stock- holm zu ermöglichen, sämtliche Kulturstaaten zur Einsendung_ dies- bezüglicher Berichte aufgefordert hatte. Da sich in Ungarn zu jener Zeit außer mir Niemand mit dieser Frage auf zoobiologischer Grundlage befaßte, und die übrigen Berichte (Löczy, CHOLNoKY, TREITZ, GoRJANoVIC) nur geologische, geographische (63) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 63 und pedologische Gesichtspunkte berührten, sah ich mich veranlaßt mit meinen auf das Studium der Mollusken basierten bescheidenen Resul- taten gleichfalls in die Schranken zu treten. Ich war damals dessen sehr wohl bewußt, daß diese Resultate keine zufriedenstellenden sind, da jedoch einschlägige ethologische Beobachtungen bei uns in neuerer Zeit von Niemand anderem angestellt wurden, mußte ich dieselben der Öffentlichkeit übergeben." Es erschien also das große Werk,” welches die internationalen Beweise der Klimaschwankungen zusammenfasste und darin das Re- sume&e GuNnNAR ÄNDERSSoNs, des hervorragenden schwedischen Gelehrten über die Klimaschwankungen des späten (Juartärs. AnpErsson schreibt in diesem Resum& über mich folgendes: *® «T. Kormos, der der Molluskenfauna seine Studien zugewandt, hat, auf diese gestützt, die Aufmerksamkeit auf beträchtliche Ände- rungen des Klimas gelenkt, da es aber noch nicht möglich gewesen ist die verschiedenen Perioden, die diese Fauna andeutet, an die gla- zialen Bildungen benachbarter Länder anzuknüpfen, so schweben die vorliegenden Untersuchungen sozusagen in der Luft, ohne Grundlage. Weiter: * «Kormos endlich hat mehrere Perioden, während welcher die Niederschläge zunehmen, bis eine trockene Zeit eintritt, der wiederum die offenbar niederschlagsreichere der Torfmoorbildungen folgt. Er ist außerdem der einzige, der auf Verhältnisse Gewicht legt, diesich möglicherweise mit dem postglazialen Klimaoptimum der nordıschen Forscher zusammen- stellen lassen. Murscocıs Ergebnisse ® stimmen zunächst mit den von Kormos für Ungarn überein.» Zum Schluß: ® «Im übrigen ist zu bemerken, daß ScHimex, der in Amerika die Molluskenfauna des Löß studiert hat, zu ähnlichen Ergebnissen, wie sein ungarischer Kollege Kormos gelangt zu sein scheint.» Wenn auch die Bemerkung Anperssons in Bezug darauf, dab 1 Kormos: Les preuves faunistiques des changements de climat de l’epoque pleistocene et post-pleistocene en Hongrie. Stockholm, 1910. 2 Die Veränderungen des Klimas seit dem Maximum der letzten Eiszeit. Stockholm, 1910. 3 Loc. eit. pag. XXXVII. Ebendort, pag. XLII. Rumänien betreffend. Ebendort, pag. L. LS a u 64 D: THEODOR KORMOS (14) meine Ergebnisse einer sicheren Grundlage entbehren, vollkommen zutreffend ist und in einem gewissen Grad das Versagen der Methode meiner bisherigen Untersuchungen, oder richtiger der Ver- wendbarkeit meines Untersuchungsmaterials bedeu- tet, so ist es aus den weiteren Bemerkungen ersichtlich, daß nicht ich allein mich auf diese Basis gestützt hatte und auch die Forscher sehr weit entfernter Gegenden zu ähnlichen — negativen — Ergeb- nissen gelangt sind. Aus einer anderen Bemerkung Anperssons sehe ich, daß er eine Stelle meines Aufsatzes irrtümlich gedeutet hatte. Er schreibt nämlich :" «Im übrigen glaubt Kornmos zu dem den Resultaten verschiedener anderen Forscher auf diesem Gebiete” widersprechenden Ergebnis gekommen zu sein, daß keine Steppen in Ungarn während der Zeit der Bildung des Lösses existiert haben, da Steppentiere bisher in den Lößbildungen dieses Landes nicht angetroffen worden sind.» Der hervorragende schwedische Gelehrte gestatte mir hier die Bemerkung, daß ich die Existenz der pleistozänen Steppen in Ungarn niemals bezweifelt, sondern nur darauf hingewiesen habe, daß eine charakteristische Steppenfauna aus den großen Löh- gebieten Ungarns bisher nicht bekannt su die Schnecken der Tiefebene aber zufolge ihrer großen Verbreitung gerade bei der Beurteilung dieser Frage indifferent sind. Der diesbezügliche Originaltext meiner Studie lautet wie folgt: *” «Du reste, les observations jusqu’ici faites ne preuvent en rien l’existence de steppes sur les territoires a löss de la Hongrie, ä l’epoque de la formation du löss, car la faune caracteristique des steppes fait, pour autant que je sache, completement defaut.» Wie wenig ich es «ab ovo» in Abrede gestellt habe, daß in Ungarn zur Zeit der Lößbildung Steppengebiete existiert haben konn- ten, geht aus meinen untenstehenden Zeilen klar hervor: «Presque toutes les especes trouvees dans les couches du pleisto- cene sup6rieur sont de celles dont la presence ne contredit pas la theorie de la formation du löss en ce sens que, leur dispersion geographique, aussi bien verticale qu’horizontale, &tant tres considerable, elles peuvent s’accomoder aussi des conditions qui 1 Loe. eit., pag. XXXIX. In Ungarn. Korumos: Les preuves faunistiques etc., pag. 131. w “” (65) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 65 caracterisent les döserts herbeux (steppes). Mais en vertu möme de ce qui a et& dit plus haut, on ne peut pas tirer, de l’existence de ces especes indifferentes, des arguments de valeur positive.» Zur richtigen Beurteilung dieser Thesen muß ich es wiederholt betonen, daß im Jahre 1909, als ich diesen Aufsatz verfaßte, aus Ungarn noch überhaupt keine Steppenfauna bekannt war. Die ältere Literatur erwähnt zwar einige Steppentiere (Üricetus phaeus, Arvicola gregals, Lagomys pusillus, Arctomys Bobac, Saiga prisca),' von diesen kamen jedoch die drei ersten aus einigen nord- ungarischen Höhlen in der Gesellschaft zahlreicher Halsband- und Ob- Lemminge (Lemmus obensis, Dicrostonyx torguatus) zum Vorschein, vertreten also dort eine arktische Tundrenfauna, die zwei letzten Arten (Arctomys, Saiga) sind aber bezüglich der Richtigkeit ihrer Bestim- mung noch zweifelhaft. Hierzu kommt noch der Umstand, daß keines derselben aus den Lößgebieten des Alföld oder des Distriktes jenseits der Donau zum Vorschein gekommen ist, vielmehr sämtliche von außerhalb dersel- ben gelegenen Gebieten herstammen. Ich kann also Herrn Prof. Anton Kock nicht vollkommen Recht geben, der sich auf Grund der obigen Daten wie folgt, äußerte: ? «Neben der Tundrenfauna der Eiszeit treffen wir in der Liste viele Vertreter einer Steppenfauna an, welche ein Zeugnis dafür ab- legen, daß ein großer Teil des Gebietes von Ungarn im Quartär den Charakter der asiatischen Steppen besessen haben dürfte.» Daß er auch selbst die Unsicherheit dieser Annahme gefühlt hatte, ist aus den unmittelbar danach folgenden Zeilen ersichtlich: «In größter Anzahl sehen wir jedoch die gewaltigen Vertreter einer Waldfauna, woraus mit Recht auch auf enorme Waldgebiete geschlossen werden kann. Ob diese verschiedenen Faunen nebeneinander gelebt, oder mit langsamen Übergän- gennacheinandererschienen sind, diesbezüglichsind die Untersuchungen noch nicht eingehend und ver- lässlich genug.» So verhielt sich die Sache bis zum Jahre 1910, als Orrorar Kapıd die Fauna vor Puskaporos entdeckte. Abgesehen von der präglazialen und vielleicht eher dem obersten Pliozän, als dem untersten Pleistozän 1 Koch Antan: A magyar korona orszägai kövült gerincesällat maradvänyai- nak rendszeres ätnezete. Magyar orvosok &s termeszetvizsgälök XXX. vändorgyülese- nek munkaälatai, pag. 559. 2 Loc. eit. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 1. Heft. d 66 D: THEODOR KORMOS (66) angehörenden Fauna von Beremend war dies die erste bestimmte Steppenfauna im Gebiet des ungarischen Reiches, mit Alactaga, Gri- cetus, Cricetulus, Spermophilus-Arten, mit zahllosen Exemplaren von Microtus gregalis und Ochotona pusillus und was die Hauptsache ist: ohne Lemminge. Später enthüllte sich uns die Fauna der Ballahöhle, welche mit derjenigen von Puskaporos beinahe vollständig überein- stimmt, in jüngster Zeit kamen endlich auch noch aus Brassö Reste höchst charakteristischer Steppentiere zum Vorschein. Die beiden letz- teren Funde sind noch nicht bearbeitet. Hatte mich schon die oben reproduzierte Meinung ANDERSSoNs in meiner für den Preis einer achtjährigen mühevollen Arbeit gewon- nenen Überzeugung, wonach dem Studium der Mollusken bei der Ein- teilung der Eiszeit nur eine nebensächliche Rolle zukommen kann, bekräftigt, so reiften diese neueren Funde, welche Fragen, mit denen ich mich Jahre hindurch erfolglos befaßt hatte, auf einen Schlag zu beleuchten schienen, in mir den endgiltigen Entschluß, den Schwer- punkt meiner Studien von nun an auf die Wirbeltiere zu verlegen.? In diesem Entschluß bekräftigte mich jenes Kapitel der oben zitierten Studie Anperssons nur noch mehr, in welchem er die Ergeb- nisse der auf Ungarn und im allgemeinen auf das südöstliche Europa bezüglichen Berichte zusammenfaßt.” In diesem Kapitel lesen wir — vor Scham errötend, da es die Wahrheit schildert — folgendes Urteil: «Der einzige völlig sichere Schluß, der sich aus diesen Darstel- lungen ziehen läßt, ist der, daß wir nichts sicheres über das Klima des südöstlichen Europas während der späte- ren Quartärzeit wissen. Die Zusammenstellungen und Konjek- turen, die gemacht werden können, erheben keinen Anspruch auf Glaubwürdigkeit, sie sind äußerst primitive Ar- beitshypothesen. Soll ein wirklich allgemein giltiges Resultat gewonnen werden, so ist es nicht genug damit, daß ein jeder inner- 1 Trotzdem halte ich das Studium der Mollusken auch heute noch für eine wichtige Aufgabe, bei der Beurteilung der einzelnen Phasen der Eiszeit wird jedoch den letzteren erst dann ein größerer Nachdruk zukommen, wenn es an möglichst vielen Stellen gelingen wird solche in der Gesellschaft einer charakteristischen Wirbeltierfauna nachzuweisen. Bis dorthin werde ich mich darauf beschränken auclı auf diesem Gebiet möglichst viel Material aufzuarbeiten, werde mich jedoch einst- weilen abgesehen von einzelnen bezeichnenden Ausnahms-Fällen (präglaziale Faunen, Relictum-Arten) wo möglich von jeder näheren Altersbestimmung auf dieser Basis zurückhalten. 2 Loc. eit., pag. XLI. (67) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 67 halb seines engen, kleinen Gebietes arbeitet, sondern nach genauen Detailstudien in der Heimat müssen diejenigen, die diese Frage lösen wollen, Streifzüge in fremde Länder unternehmen. Unumgänglich not- wendig ist es auch in großem Umfange all das paläontologische Mate- rial heranzuziehen, das etwa vorhanden ist.» Diese Worte können — uns Ungarn wenigstens — auf das Bewußt- sein unserer vierzigjährigen Versäumnisse bringen und ich werde meinerseits zukünftig mit allen Kräften bestrebt sein das versäumte möglichst nachzuholen. Schon die kurze Zeit, seit ich der Aufklärung dieser Frage auf einer neuen Fährte zustrebe, brachte einen großen Fortschritt. Während ich nämlich auf die Mollusken gestützt, im ungarischen Pleistozän beim besten Willen nicht mehr als zwei Abschnitte sicher unterscheiden vermochte, ermöglichte mir das zweijährige Studium der Wirbeltierfauna bereits die Unterscheidung von fünf Abschnitten, denen sich eventuell noch zwei neuere anschließen werden. 1. Die älteste Wirbellierfauna Ungarns in dieser Reihe ist nach meinen bisherigen Kenntnissen die Steppenfauna von Beremend, welche, wie es scheint von wenigen Ausnahmen abgesehen lauter gänzlich erloschene Arten enthält, einige Beziehungen zum englischen «Forestbed» zeigt, und höchst wahrscheinlich eher noch als oberstes Pliozän anzu- sehen ist, jedenfalls aber unmittelbar in das Pleistozän hinüberleitet. Diese Fauna bezeichne ich mit derjenigen von Csarnöta! zusam- men vorläufig in Kürze als präglazial, womit ich es zum Ausdruck bringen möchte, daß diese Fauna älter ist, als die allererste pleistozäne Vereisung. Mit Rücksicht auf den Verlust alter, und dem Gewinn neuer Elemente vielleicht etwas jünger, jedoch noch immer präglazial mag auch die Fauna des Nagyharsänyhegy im Komitat Baranya sein, deren Bearbeitung gleichzeitig mit derjenigen von Beremend jetzt im Gang ist. Der durch Elephas meridionalis Nesti gekennzeichnete Schotter von Eresi (in neuerer Zeit wurden diese Reste von H. ScHRÖDER — meiner Ansicht nach mit Recht —- als E. anliquus bestimmt) gehört offenbar ebenfalls in die Basis des Pleistozäns, ob er jedoch mit der präglazialen Fauna des Komitates Baranya gleich alt ist, oder nicht, das kann heute noch nicht sicher entschieden werden.? 1 Kormos: Ganis (Gerdocyon) Petenyiü n. sp. und andere interessante Funde aus dem Komitat Baranya. Jahrb. d. kgl. ung. geol. Reichsant., Bd. XIX., Heft. 4. ® Haravärs: Das Alter d. Schotterablagerungen i. d. Umgeb. v. Budapest; Földt. Közl. Bd. XXVIIL S. 335—336, S. 339— 340. 5% 68 D: THEODOR KORMOS (68) Unmittelbar diesen Funden schließen sich bezüglich des Alters Krapina und Varasd-Teplitz, d. h. jene Stellen an, wo Rhinoceros Mercki unzweifelhaft vorhanden ist, ferner auch die Steppenfauna von Brassö mit dem Rhinoceros Goronensis TovLas, welches gleichfalls dem For- menkreis des Ah. Merckt angehört. Aus dieser Gruppe sind Väroshidveg und Urküt (beide im Komifat Veszpr&m) mit Rhinoceros etruscus wegzulassen. Beide Fundorte gehören in das obere Pliozän.? Die Richtigkeit dieser Auffassung erleidet nach meinen neuesten Funden bei Urküt keinen Zweifel mehr, da ich hier in der Gesellschaft des Rh. etruscus eine auf die Sansinoschichten des oberen Arnotales hindeutende Tiergesellschaft vorfand. Weiss” hält die schneckenführenden Schichten von Väroshidveg, in welchen ich seither Hydrobiaarten und Corbicula fluminalis vorge- funden habe, und welche oberhalb der Rhinoceros etruscus-Reste führen- den Schichten befindlich sind, gleichfalls für präglazial; ich bin sehr geneigt zu glauben, daß er recht hat.,Fluviatile Ablagerungen ähnlicher Natur kommen auch im Untergrund des Alföld vor. Außer diesen besitzen wir über die ethologischen Verhältnisse des ersten Abschnittes des Pleistozäns, trotzdem die Mächtigkeit der auf den pliozänen Schichten lagernden pleistozänen Decke an einzel- nen Stellen unseres Alföld 100 m übertrifft, heute noch wenige Daten. In Anbetracht dessen, daß mit Ahinoceros Mercki in Frank- reich zumeist Steingeräte des Chelleen-Typus vorkommen, wogegen bei Krapina außer Eolithen auch die Spuren der Mousterien ja sogar der Aurignacien (?) Industrie zum Vorschein kamen, dürfen wir. die Möglichkeit nicht vollständig in Abrede stellen, daß Arhinoceros Mercki an einzelnen Stellen sogar im mittleren Pleistozän noch gelebt hatte. Sollte dies in Bezug auf Ungarn nachgewiesen werden, so wäre vielleicht ein Teil der jetzt als präglazial bezeichneten Faunen (so z. B. diejenige von Nagyharsänyhegy im Komitat Baranya) in der Reihen- folge der Zeiten weiter nach oben zu verschieben. 2. Die Faunen von Tata und der Szeletahöhle können zeitlich unweit von einander, in das mittlere Pleistozän eingeteilt werden u. zw. derart, daß die unteren Schichten der Szeletahöhle mit der Lößschicht von Tata nahezu gleichalt, die oberen Schichten jedoch 1 Vergl. Kormos: Neuere Beiträge z. Geol. u. Fauna d. unt. Pleistozänschich- ten i. d. Umgeb. d. Balatonsees Result. d. wissensch. Erforsch. d. Balatonsees; Pal. Anh. Bd. IV. S. 21. — Kanıc: Ibid. S. 9 u. 13. ® ARTHUR Weiss: Die pleistozäne Conchylienfauna d. Umgeb. d. Balatonsees Ahrtl. =. 28, (69) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 69 welche die klasssichen Steingeräte des Solutreentypus enthalten, jünger wären. Die Fauna der zuletzt genannten Schichten dürfte bezüglich des Alters mit der oben beschriebenen Tiergesellschaft der Felsen am Seeufer bei Tata übereinstimmen. Hierher gehören offenbar — zum Teil wenigstens — diejenigen unserer sonstigen Höhlen, welche durch das massenhafte Vorhandensein des Höhlenbären gekennzeichnet sind. Solche sind insbesondere einzelne Höhlen des Komitates Bihar (Oncsäsza, Igrie, etec.). 3. Jünger, oder älter, jedoch keinesfalls gleich alt ist die glaziale Tundrenfauna, welche ihren extrem arktischen Charakter der Anwesen- heit des Dierostonyx torgualus verdankt (Novihöhle, O-Ruzsin, Köszeg). 4. Die vorletzte in der Zeitordnung war die postglaziale Steppen- fauna, für welche die extreme Steppentiere (Alactaga, Sminlhus, Gri- cetulus, Ochotona) ohne Lemminge charakteristisch sind. Bei uns ist bis jetzt die Fauna der Puskaporoshähle bei Hämor die einzige, welche vollkommen sicher hieher gewiesen werden kann. Von den Entwicklungsstufen der paläolithischen Industrie ist das Magdalenien diejenige, welche als wahrscheinlichstes Äquivalent dieser Fauna ange- sehen werden könnte. 5. Die letzte ist die postglaziale Waldfauna (.Wius sylvaticus, Evotomys harcynicus, Muscardinus avellanarius, Sciurus vulgaris ete.), welche schon in das Neolithikum hinüberführt. x Die exzeptionelle geographische Lage Ungarns ist Schuld daran, daß die morphologischen Beweise der Vereisungen dieser fünf Faunen verschiedenen Alters und Charakters heute noch nicht paralell gestellt werden können. Hierdurch erklärt sich der Umstand, daß trotzdem die faunistischen Beweise für mehrere (wenigstens zwei, ja sogar vielleicht drei) Ver- eisungen sprechen, in einer unlängst publizierten Studie? zu lesen steht, daß: «die diluviale Eiszeit spielte sich in den Gebirgen Ungarns ohne Unterbrechung, als einheitliche Erscheinung ab.» Wir sind also noch weit davon entfernt, sämtliche ungarische Funde mit einander und besonders mit denjenigen des Auslandes in nähere Beziehungen bringen zu können. Die Arbeiten der Alföld-Kommission, die eifrige Dnrehforschung der am Rand des Alföld befindlichen Höhlen unter Beihilfe fachkun- 1 BELA SzEKAnY: A jegkorszak (= Die Eiszeit; ungarisch) Budapest 1909, p. 24. 70 D: THEODOR KORMOS (70) diger: Geologen und das Studium unserer Torfmoore sind dazu berufen unserer Detailarbeit Vorschub zu leisten und die zerstreuten Daten zu einem organischen Ganzen zu verbinden. Was die Beziehungen der Industrie von Tata zu den Steinge- räten der Szeleta- und der Puskaporos-Höhle anbelangt, kann folgen- des festgestellt werden: Trotzdem uns die detaillierte Monographie des Materials der Szeleta-Höhle noch nicht vorliegt, kann schon aus den vorläufigen Berichten festgestellt werden, daß sich in den mehrere Meter mächti- gen Ablagerungen der Höhle die Erzeugnisse der Steinindustrien dreier verschiedenen Entwicklungsstufen unterscheiden lassen. In den tiefsten Schichten wurden an Steingeräte des Mousterien-Typus, errinnernde Formen und dekadente coup de poing-artige Stücke angetroffen; weiter nach oben traten Steingeräte des Aurignacien-Typus insbesondere Hochkratzer, bogenförmige Grabstichel und klingenförmige pointe de la Gravette-s an die Stelle des Mousterien-Typus, während im höch- sten Horizont schließlich Klingen, lorbeerblattförmige Lanzenspitzen, etc. des Solutreen-Typus vorgefunden wurden." Bei einem Vergleich mit den Exemplaren von Tata kommen nur die Steingeräte des vermutlichen Mousterien- und Aurignacien-Typus in Betracht. Die breiten, im Verhältnis zu ihrer Größe massiven Spitzen und die trapezförmigen (einem D ähnlichen) Kratzer, d. h. jene Stücke, auf Grund welcher die Industrie von Tata (auch nach GorJAnovid) in die Nähe derjenigen von Krapina gestellt werden kann und -durch welche ÖBERMAIER und ScHımipr dazu veranlaßt wurden erstere in den Bereich des Mousterien zu verweisen, fehlen so ziemlich aus der reichen Serie der Szeleta. Während also diese Stücke nach abwärts, zur minder ent- wickelten Industrie von Krapina als Übergang dienen, führen uns die eher an den Aurignacien-Typus deutenden Hochkratzer, welche in der Industrie von Tata vereinzelt, auch in derjenigen der Szeleta aber ziemlich häufig vorkommen, nach oben, zur größtenteils bedeutend höher entwickelten Industrie von Tata. Unter den Erzeugnissen der Steinindustrie von Tata fehlen jedoch die Grabstichel und die für das Aurignacien besonders charakteristi- schen pointe de la Gravette-artige Spitzen, von welchen in der Szeleta mehrere Exemplare vorgefunden wurden, gänzlich. 1 O0. Kanıüö: A hämori ösember kutatäsänak mai älläsa. Archaeol. Ertesitö. Bd. XXXI. Nr. 2, pag. 178 (1911). (71) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. . 71 In Anbetracht all dieser Umstände glaube ich feststellen zu kön- nen, daß die paläolithischen Steingeräte von Tata trotzdem sie zumeist aus atypischen Stücken bestehen, in eine nähere Beziehung mit der Industrie von Krapina, als mit derjenigen der Szeleta ge- bracht werden können. Mit der letzteren bietet im Ganzen eine beiderseitig retouchierte «pointe» von vorgeschrittener Technik (Tafel I, Fig. 2) einen Anknüpfungs- punkt, welche — obzwar sie noch weit davon entfernt ist — gewisser- maßen dennoch bereits zur Ausgestallung der Lorbeerblatt-Form hin- überleitet. VI. Weimar—Taubach—Ehringsdorf. Zur Abfassung dieses Kapitels erhielt ich durch meine Korre- spondenz mit Herrn Prof. Ewaıp Wüst aus Kiel den Impuls. Herr Prof. Wüst, der sich nach meinem vorläufigen Bericht leb- haft für den Fund von Tata interessierte, ersuchte mich im Jahre 1910 um die Zusendung einiger Gesteinsproben und Photographien. Als ich seinem Wunsche Genüge geleistet, richtete Prof. Wüstr am 13. Dezem- ber 1910 folgende Zeilen an mich: «Was ich nach Ihren Arbeiten schon vermutete, bestätigt sich durchaus, nämlich, daß Ihr Tata eine sehr große Ähnlichkeit mit un- serem Weimar--Taubach—Ehringsdorf besitzt. Lagerung, Profile, Gesteinsentwicklung, Artefakte und zum Teile auch Fossilien sind ganz ähnlich. Sie werden sich auch davon überzeugen, wenn ich Photographien und Proben von Weimar— Ehringsdorf—Taubach und meine fertiggedruckte und demnächst er- scheinende ausführliche Arbeit über diese Lokalitäten schicke. Ich bin sehr gespannt auf ihre weiteren Arbeiten von Tata. Vor allem ist mir die dem Kalktuffe eingelagerte Lößbank von größtem Interesse, da sie mich sehr an den sog. «Pariser» im Weimar—Ehringsdorfer Profil erinnert.» Das eine Profil, welches mir von Herrn Prof. Wüsrt über die Terrasse bei Ehringsdorf übersandt wurde,! erinnert tatsächlich sehr an dasjenige von Tata, vorausgesetzt natürlich, daß die zwischen den Kalkstuffschichten befindliche (schwarz bezeichnete) Schicht wirklich ein Löß ist. Die Resultate des Herrn Prof. Wüst das Alter des thüringer Löß und die Klimabschwankungen der Eiszeit betreffend stießen jedoch seitens seiner Landsleute in neuerer Zeit auf heftigen Wiederspruch.” 1 EwaLp Wüst: Die Bedeutung der Profile des Travertingebietes von Weimar für die Beurteilung der Klimaschwankungen des Eiszeitalters. Berichte d. Nieder- heim. Geol. ver. Vers. 1909 in Blingen, pag. 51—44, Fig. 1. ®2 L. SIEGERT, E. NAUMANN, E. PıcaArD: Über das Alter des thüringischen Lös- ses. Centralbl. für Miner. 1910, pag. 98—112. (73) DIE PALÄOLITHISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. 73 Herr A. Weiss! z. B äußert sich unumwunden, wie folgt: «Die Kalktuffbildung muß, als vor Entstehen des Lösses beendet angesehen werden.» Weiter (pag. 48): «... die Sumpfschnecken über- wiegen, deshalb ist die Steppenphase, wie sie von Herrn Dr. E. Wüsr für diese Schicht” angibt, erst recht nicht ernst zu nehmen,» «Über- haupt muß hiermit ausdrücklich hingewiesen werden, daß alle Ablage- rungen durch Schlammablagerung entstanden und daß die Land- conchylien nur durch Einschwemmung in Form von Genist, in diese Schlammmassen gelangten .. .» Zum Schluß (pag. 50): «Sind die Horizonte des sog. Parisers (einer Tontraver- tinbildung mit Süßwasserfauna, nicht eines Löß wie Herr v. Fritsch und Herr E Wüst angeben) Weimar und Ehringsdorf genau so gemeinschaftlich, wie die höheren Schichten, die ich Stagnalisschicht und Tridenschicht nenne.» Ich bedauere es hiernach doppelt, daß ich die mir von Herrn Prof. Wüst in Aussicht gestellten Schichtenproben und das zusammen- fassende Werk bis zum heutigen Tag noch nicht erhalten habe, also in dieser Frage nicht auf Grund einer Autopsie urteilen kann. Die Literatur der deutschen, besonders aber der thüringischen Klimaveränderungen und der Lößfrage beläuft sich auf eine ganze Bibliothek und da wir uns hier den widersprechendsten Ansichten gegenüber sehen, bin ich weit davon entfernt ohne lokale Kenntnisse irgend ein positives Urteil riskieren zu wollen. Ich kann jedoch Herrn Prof. Wüst nur den Rat geben, er möge dahin streben, zur Bekräftigung des Profils von Ehringsdorf solche Beweise zu verschaffen, wie diejenigen, deren Vorlegung mir in Bezug auf den festländischen Ursprung der Lößschicht von Tata gelun- gen ist. Solange bezüglich des Ursprunges des «Parisers» keine solchen unumstößlichen Beweise zur Verfügung stehen, ist ein Vergleich mit dem Profil von Tata garnicht nötig, ja sogar zwecklos und überflüssig. Was übrigens die Kultur-Reste von Taubach anbelangt, sind die- selben denjenigen von Krapina ebenbürtig und somit älter, als der Fund von Tata. Nach Weıss kamen in der Umgegend von Taubach— Weimar zuerst 1 A. Weiss: Das Pleistozän der Umgegend von Weimar. Hildburghausen 1910, pag. 40. 2 Weimar—Taubach. 3 Loc. eit., pag. 52—57. 74 D: THEODOR KORMOS (7&) die pleistozänen Schotter-, Sand- und Tonschichten zur Ablagerung, worauf an einzelnen Punkten zeitweise trockene Stellen entstanden («zeitweise Trockenlegung»), auf welchen sich der Urmensch — der also mit demjenigen von Mauer gleichalt anzusehen ist — nieder- velassen hatte. Der Mensch wurde sodann von hier durch größere Überschwemmungen wieder verjagt, welche einen feinen Charaschlamm hinterließen; die eigentliche Travertin-Bildung jedoch begann erst später. Nach dem Aufhören der Kalktuff-Ablagerung wurde das (Gebiet schließlich von einer Lößschicht überdeckt. Die Steingeräte sind zumeist Eolithe und es finden sich darunter nur wenige Kratzer, Klingen, Pfeil- und Lanzenspitzen, welche zwar dem Mousterien-Typus angehören, die typische feine Bearbeitung jedoch noch entbehren. Allenfalls zeigen letztere Stücke von Taubach gewisse Ähnlichkeiten mit den Mousteriengeräten vor Tata. Die in geringer Anzahl vorgefundenen Menschen-Reste, nament- lich ein Zahn tragen pithecoide Merkmale zur Schau und stehen zum Homo primigenius von Krapina in enger Beziehung. Dieser Zusammen- hang wird durch die Anwesenheit des /thinoceros Mercki und durch die Entwieklungsstufe der Industrie nur noch bekräftigt, so daß der Altersunterschied der Kulturreste der Gegend von Weimar der paläo- lithischen Ansiedelung von Tata gegenüber scharf hervortritt. VI. Zusammenfassung der Resultate. Das oben gesagte zusammenfassend lassen sich die Ergebnisse folgendermaßen gruppieren: I. Auf Grund des Profils von Tata ist es als erwiesen zu betrach- ten, daß die Kalktuffablagerung, respektive das Hervorbrechen der Thermen gemischten Charakters! nicht an allen Punkten ohne Unter- brechung vor sich gegangen ist. 2. Der Ort der paläolithischen Ansiedlung befindet sich an einer solchen Stelle, wo in der Tätigkeit der Quellen gelegentlich des dor- tigen Aufenthaltes der Menschen eine Pause eingetreten war, während welcher anstatt des Kalktuffes Löß abgelagert wurde. Der festländische Ursprung dieser dünnen Lößschicht wird außer den physikalischen und chemischen Eigenschaften seines Materials — welche mit denjeni- gen der typischen Lösse Ungarns übereinstimmen — auch durch die darin vertikal stehenden, von Grashalmen und Wurzeln herstam- menden Röhrchen, durch die Gänge und Exkremente des Regenwurms, ferner durch die ausschließlich festländische (xerotherme) Schnecken- fauna unzweifelhaft bewiesen. 3. Auf Grund obiger Erörterungen und der auf einen Steppen- charakter hindeutender Wirbeltierfauna (Spalax, Gitellus, Ochotona) ist das Alter dieser Lößschicht in einer der interglazialen Perioden zu suchen. 4. Diese Fauna scheint älter zu sein, als die in den Höhlen des Bükk-Gebirges in neuerer Zeit entdeckte Steppenfauna und ist ihr Alter höchstwahrscheinlich auf die II. Interglazialperiode zu verlegen. Angenommen es würden blos zwei glaziale Perioden unterscheiden, so wäre das Alter der Fauna von Tata in irgend einen späteren Abschnitt der einzigen Interglazial-Periode einzuteilen. 5. Falls das Pleistozän blos in zwei Abschnitte zerteilt würde, 1 Juvenil + vados. Vergl.: Z. SCHRETER: Die Spuren der Tätigkeit tertiärer und pleistozäner Thermen im Budaer Gebirge. Mitteil. aus d. Jahrbuch d. kgl. ungar. Geol. Reichsanstalt, Bd. XIX., Heft 5, pag. 183 und 228. 76 D: THEODOR KORMOS (76) „ wären die Spuren der Paläolithkultur von Tata wahrscheinlich dem zweiten, jüngeren Abschnitt zugehörig. 6. Den Funden von Krapina und Taubach gegenüber, welche durch das gleichzeitige Auftreten des Homo primigenius und des Rhinoceros Mercki gekennzeichnet sind, tritt das jüngere Alter des Fundes von Tata zufolge der hier so häufigen Reste des Elephas primigenius und Rhinoceros antiquitatis scharf hervor. 7. Die Paläolithindustrie von Tata ist für Mousterien anzu- sehen; der Moustörien-Charakter wird durch die breiten, massiven Spitzen, und die trapezförmigen, fein bearbeiteten Kratzer aufrecht erhalten. 8. Dank seiner atypischen Geräte, bei deren Herstellung der Zufall eine große Rolle gespielt, zeigt der Fund enge Beziehungen zur Industrie von Krapina. | | 9. Demgegenüber stehen die Erzeugnisse der Steinindustrie von Tata in der aufsteigenden Richtung, mit denjenigen des Aurignacien- und Solutreen-Typus aus der Szeleta nur in sehr geringer Beziehung. Nur die Hochkratzer allein erinnnern an einzelne Formen des Aurig- nacien (?) aus der Szeleta, während nach der Richtung des Solutreen bloß eine beiderseits sorgfältig bearbeitete «pointe» hindeutet. 10. Wenn mann die Höhlen des Bükkgebirges zu einem Fund- ort zusammenfaßt, so stellt der Fund von Tata die dritte sichere Spur des Paläolith-Menschen im Bereich des ungarischen Reiches dar, welche in Bezug auf den Entwicklungsgrad der Industrie und das geologische Alter zwischen diejenigen von Krapina und Szeleta zu stellen ist. | 11. Die Kalktuffschichten von Tata enthalten auch Relikten (Neritina Prevostiana, Belgrandia (?) talaensis), welche darauf hin- weisen, daß die Thermalquellen ihre Tätigkeit in der Umgebung von Tata bereits während des Pliozäns begonnen haben. Budapest, am 9. Dezember 1911. (Bearbeitet in der kgl. ungar. Geologischen Reichsanstalt.) INHALTSVERZEICHNIS, Seite Einleitung... 3 DEE TILFNTBR 3520 I. Beschreibung des Findortes a der Ausprabungen. BE er: 6 II. Zoologische Ergebnisse. A) Wirbeltier-Fauna _. . EINE IP RE I AN ERERLHL REN ER an N: B) Mollusken-Fauna _ en een E SEN ae 30 III. Die Paläolith-Industrie von Tata BEE a RE LT I IV. Der Fund von Tata und Krapina ._ .. 54 V. Die paläolithische Ansiedlung von Tata, Er Bohlen x Birehues es Antlere Binde ie Ünearmeon ie as ea. el 200 Be Weimar- Taubach—Ehringsderin N 2 nt 72 VII. Zusammenfassung der Resultate __ .. a ae en EEE TAFEL 1. 1. Breite Spitze aus grünlichgrauem Feuerstein (Mousterien-Typus). 3. Mandelförmige Spitze mit beiderseitigen Retouchen aus Jaspis. 3. Atypische, massive Spitze (zufällige Lanzenspitzen-Form) aus Feuerstein. 4. Kratzer aus rotem von Chalzedonadern durchzogenen Jaspis (Mousterien- Typus). 5. Atypische, scharfrandige Spitze aus buntem, von Chalzedonadern durch- zogenen Jaspis. 6. Hochkratzer aus fleischrotem Jaspis (Aurignacien-Typus). 7. Breite Spitze aus grauem Hornstein (Mousterien-Typus). 8. Trapezförmiges Beil(?) aus grauem Horustein. (Sämtliche Figuren in natürlicher Größe.) Die abgebildeten Exemplaren befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. | Tatai öskökori-telep. Taß.ıl. KORMOS l Paläolithische Kulturstätte v. Tata. ! 8. Ad nat. pinx. G. TOBORFFY. TAFEL II. 1a. Spalax (Mesospalax) sp.? Linker Unterkiefer von innen (Ye). 1b. Spalax (Mesospalax) sp.? Derselbe von außen (1/5). 9a. Elephas primigenius Brume. Linker unterer d von einem säugenden Kalbe von oben gesehen (!/s). 3b. Elephas primigenius Bıume. Derselbe von außen (nat. Größe). 26; « « « « von vorne (nat. Größe). 3. « « « Milchzahnfragment (Nat. Größe). Die abgebildeten Exemplare befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. KORMOS: Paläolith. Ansiedelung b. Tata. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanst. XX. Bd. Tafel II. Ad nat. del. KALmMAR J. & G. TOBORFFY. TAFEL Ill. 1a. Rhinoceros (Diceros) antiquitatis BLume. Unterkieferfragment mit einem schon hervorgebrochenen und einem im Hervorbrechen befindlichen Molaren. (Im Kalktuff) ; nat. Größe (von hinten). 1b. Dasselbe von der Seite; nat. Größe. 2a. Cervus (sp. ?);-ein aufgebrochener Metatarsus mit Schlag- und Sägspuren. Aus der Lößschicht (nat. Größe). 9b. Derselbe von innen (nat. Größe). Die abgebildeten Exemplare befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. An P_ u KORMOS: Paläolith. Ansiedelung b. Tata. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanst. XX. Bda Taiel IH. 1b. Ad nat. del. J. KALMÄR. 3. DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. Dr. RICHARD SCHUBERT, Wien. (MIT 20 TEXTFIGUREN. ) Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geolog. Reichs st. XX. Bd. 3. Heft. 9 rs Si E3 A # ; 3 Bereits im I—III. Teile meiner Studien über «die Fischotolithen des oesterr. ungar. Tertiärs» * habe ich Otolithen von einigen unga- rischen Lokalitäten anführen können. Doch beschränkten sich diese bezüglich der Miozänschichten (Walbersdorf = Borbolya, Theben Neu- dorf = Deveny Ujfalu, Lapugy, Kisdisznöd) auf die Randgebiete Un- garns und nur aus pontischen Schichten lagen schon damals infolge der sorgfältigen Aufsammlungen durch Prof. Lörenrury von Budapest— Köbänya, Tihany, Fonyöd, Tab) Fischotolithen vor: Durch Herrn Dr. E. Vanäsz wurde mir nun die Bearbeitung einer Kollektion von Fischotolithen von einer Reihe anderer eozäner, oligäner, mediterraner, sarmatischer Lokalitäten ermöglicht, die von ihm selbst, ferner die Herren Dr. RorH v. Teueen, Dr. Pivar v. Vama und Dr. Z. ScHRETER gesammelt wurden. Und da mir außerdem durch Frl. E. Anpers — Dr. :H. VErTTERS in Wien, Herrn Dr. W. Porz in Prag, Dr. H. M. Fucas in Vöslau und V. Pronazka in Brünn neue gesammelte Exemplare von den mir be- reits früher bekannten Lokalitäten vorlagen, kann ich in dieser Zu- sammenfassung bereits ein vollständigeres Bild besondern der neogen Fischfauna Ungarns geben und hoffe dadurch weitere Kreise zu Auf- sammlungen- dieser interessanten Fossilreste, zu veranlassen. Schließlich danke ich allen obengenannten, die mir neues Ma- terial zur Durchsicht überließen besonders aber Herrn Dr. E. Vanisz welcher auch freundlichst die ungarische Übersetzung dieser Zeilen besorgte. Besprechung der bisher bekannten Fundorte und deren Fischfaunen. Alttertiär. Aus alttertiären Schichten kenne ich bisher nur von 2 Lokalitäten Ungarns Fischotolithen und zwar von beiden durch die Aufsammlun- gen des Herrn Dr. Vanäsz. 1 Jahrbuch k. k. geol. R. A. Wien 19011906, 9% 118 D: RICHARD SCHUBERT (4) Kösd (Kom. Nögräd). Aus den hier vorhandenen Brackwasserschichten des mittleren Eozäns, dessen sonstige Fauna von Dr. Vapäsz (Mitt. Jahrb. kgl. ung. geol. R. A. XVII. 1911 S. 173/4.) beschrieben wurde, liegen mir vier Ötolithen vor, die ich im Nachfolgenden als O. (Pereidarum) hungaricus n. sp. und Kr « ?) kösdensis n. sp. beschreibe Pomäz (Kom. Pest). Von hier kenne ich aus Schichten mit Cerithium margaritaceum (Kattische Stufe — Oberoligozän) nur das Fragment eines einzigen Otolithen, der am ehesten von einem Spariden zu stammen scheint und den ich als Otolithus pomazensis beschreibe. Mediterranstufe. Deveny-Ujfalu (= Theben-Neudorf) (Kom. Pozsony). Von dieser bereits im Jahrbuch der k. k. geol. R. A. 1906 S. 688 besprochenen Lokalität kann ich nun folgende Formen anführen, wovon die mit einem * bezeichneten die mir seit 1906 bekannt gewor- denen Arten bezeichnen : * Otolithus (Dentex) nobilis Kor. « « subnobtlis Sch. « (Serranus) Noetlingi Kor. « (Percidarum) arcuatus B. & ScnH. « « neudorfensis PRocH. « (Pagellus) gregarius Kok. (Chrysophris) Doderleini B. & Scn. « (Sinaris) elegans Pr. « (Box) insignis « (Corvina) niger C. « « gibberulus Kok. « « cirrhosotdes ScH. « (Seiaena) irreqularıs K. « « angulatus Sch. « « Telleri ScH. und var. « « Pecchioliü L. SER er Da ae (5) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 119 Otolithus (Sciaena) subsimilis Sch. * « (Pogonias) gemmoides ScH. * « cfr. « depressus ScH. « (Gobius) vieinalis Kor. « « pretiosus Pr. « « intimus Pr. * « ‘(Cepola) praerubescens B. & ScH. * « ee Vadaszi Sch. « (Grenilabrus) simplieissimus Sch. « (Scopelus) austriacus K. {i « Kokeni Pr. « « mediterraneus K. « AM pulcher Pr. « (Gadus) elegans K. « « .. planatus .B. & Sen. * « (Merlangus) efr. cognatus K. « (Phyeis) tenuis K. « (Gadus) minusculus ScH. « (Macrurus) Toulai Sch. * « « elliptieus ScH. « (Hymenocephalus ?) labiatus Sch. * « (Pleuronectidarum) aff. acuminatus K. « (Solea) tenuis Sch. * « (Fierasfer) posterus K. « (incertae sedis) austriacus ProcnH. Wie aus dieser Liste erhellt, stellt diese Lokalität die arten- reichste bisher bekannte Fischfauna Ungarns dar. Das Zusammenvor- kommen von Tiefen- und Seichtwasserformen in dieser Liste ist dadurch bedingt, daß sowohl die in Tegeln wie die in Sanden gefundenen Otolithen mangels genauerer Angaben zusammengefaßt wurden. Borbolya (= Walbersdorf) (Kom. Sopron). Auch von dieser Lokalität kenne ich seit langem Otolithen be- sonders von den hier dominierenden Macruriden und stellen die mit * versehenen Arten die mir seit 1906 (f. 1. c. S. 687) bekannt gewor- denen Arten dar * Otolithus (Box) insigynis Pr. % « (Haplostethus) Lawleyi K. x « « praemediterraneus Sch. 120 D: RICHARD SCHUBERT 2 (6) * Otolithus (Monocentris?) ortus Procn. « (Scopelus) austriacus K. « (Scopelus) Kokeni Pr. « AT Ag pulcher Pr. * « « tenuis Sch. * « (Xenodermichthys?) calulus Sch. * « (Gonostoma) fragilis Pr. * « « Polzi Scn. * « (Arius?) sp. Fragment. * « (Clupea) sp. Fragment. u (Merlucius) praeesculentus B. & Sch. * « « aff. vulgaris « (Phycis) tenuis Kor. « (Gadus) elegans Kor. « « planatus B. & Scn. * « « minusculoides ScH. « (Macrurus) praeträchyrhynchus Scn. « « elongatus ScH. « « gracilis ScH. « « Toulai Scan. « « Arthaberi ScnH. « « elliptieus ScH. « « Trolli Scn. « « » rotundatus-crassus SCH. « « augustus SCH. « « Hansfuchsi Scn. * « « aff. Hansfuchsi Scn. « (Hymenocephalus ?) austriacus Sch. « (Ophidiüdarum?) major Scn. Die Fischfauna dieser Örtlichkeit ist vollkommen einheitlich, nebst Tiefseeformen wie Macrurus, Phycis, Hoplostethus, Monocentris etc. sind darin nur Hochseetypen erhalten, freilich haben auch hier verschiedene Tegelniveaux diese reiche Fauna geliefert, die in ihrer Arten und individuenreichen Eigenart unter den bisherigen Otolithen- faunen einzig dasteht. i Szob (Kom. Hont). Aus den sandigen oberen Mediterranschichten dieser Fundstelle liegen mir nur wenige Otolithen vor und zwar von (7) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 121 Gobius vicinalis Kor. « Telleri Scuaus. Scopelus austriacus Kok. Mihälygerge (Kom. Nögräd). Aus tonigen Obermediterranschichten liegen mir von hier vor Otolithen von Hoplostethus praemediterraneus Scuus. var. (mit tiefer ein- gekerbtem Dorsalrande). Brotula? Rzehaki Schaue. Gobius cf. intimus Pr. Scopelus austriacus K. « cefr. pulcher Pr. « cefr. mediterraneus K. Macrurus aff. Arthaberi ScHus. Hymenocephalus ? labiatus ScH. Mit Ausnahme des kleinen Gobius ist hier also eine ausgespro- chene Tiefenfischfauna vorhanden. Mänfa (Kom. Baranya). Die im Nachstehenden angeführten Otolithen stammen aus einer Tiefbohrung und zwar aus sandigen Tonschichten der Mediterran- stufe, die — wie mir Herr Dr. VanAsz mitteilte — außer Otolithen nur Foraminiferen enthielten: 70—72 m. Scopelus austriacus K. Gobius sp. Fragmente. 73 m. « vieinalis K. « intimus Pr. Scopelus austriacus K. « ef. pulcher Pr. Xenodermichthys catulus Scan. 74—76 m. Scopelus austriacus K. « cf. pulcher Pr. 77—78 m. (Gobius vicinalis K. « intimus Pr. Scopelus auslriacus K. Pleuronectes? aff. acuminatus K. 122 D: RICHARD SCHUBERT (8) Ribice (Kom. Hunyad). Über die sonstige Fauna dieser Lokalität verweise ich auf die Arbeit des Herrn Dr. Vanäsz «Über die obermediterrane Korallenbank von Ribice (Földt. Közl. XXXVII. 1907. S. 420) wo S. 423 auch einige _ Ötolithen angeführt werden. Bisher lagen mir von hier folgende Oto- lilhen vor: O. (Gobius) vieinalis Kor. « (Apogon?) ribicensis Schus. « (Seopelus) auslriacus K. « « aff. tenuis n. sp. ? « (Mugil?) sp. Fragment. « (Pleuroneclidarum?) hunyadensis Scuus. Lediglich die Otolithen der beiden ersten Formen stammen von an Küsten lebenden Fischen, die übrigen von (vermutlich gestrandeten) Hochseefischen, sofern sie nicht etwa aus tonigen Lagen stammen. Reketyefalva (Kom. Hunyad). Die im folgenden zitierten Otolithen wurden von Herrn Dr. K. Rorn von TELEGD gesammelt, der über «die obermediterranen Ablagerungen bei Reketyefalva» in den Földt. Közl. 39 Bd. (1909) S. 220 einen Be- richt veröffentlichte. Schon S. 226 wird dort als häufigste Otolithen- form Otolithus austriacus K. angeführt. Ich konnte bisher bestimmen O. (Scopelus) austriacus K. « « medilerraneus K. ‘ « medilerraneus K. var. gracilis m. « « aff. tenuis Scn. « (Gobius) intimus Pr. Lapugy (Kom. Hunyad). Im III. Teile meiner oben erwähnten Otolithenarbeit konnle ich (S. 689) nur zwei Arten von dieser Lokalität anführen nämlich Gobius vicinalis und Scopelus auslriacus. Bei einer neuerlichen Durchsicht der Minutien des Musealmateriales der k. k. geolog. Reichsanstalt in Wien fand ich eine Anzahl weiterer Otolithen von Lapugy, die sich auf folgende Formen verteilen: (9) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 123 O. (Gobius) viemalis Ko. « « Telleri Scuus. « (Scopelus) austriacus Kor. « « cf. Kokeni Procn. « (Apogon?) aff. ribicensis ScHuB. « (inc. sed.) lapugyensis ScHus. Wie sich daraus ergibt, stimmt die Fischfauna dieser Lokalität mit jener von Ribice, im wesentlichen überein, ähnelt auch jener von Reketyefalva. Aus den Mediterranschichten Siebenbürgens sind Otolithen sonst nur von Kis-Disznöd (Michelsberg) bekannt und zwar führte Pro- HAZKA von hier den auch sonst so häufigen OÖ. (Scopelus) austriacus Kor. an. Sarmatische Stufe. Aus dieser Stufe lagen mir bestimmbare Otolithen von 3 Loka- litäten aus dem Komitate Krassö-Szöreny vor, die durch Herrn Dr. Z. ScHRETER gesammelt wurden und zwar Blugova: aus grauen sandigen Tonen mit Arvilia podolica, Gardium cf. protrac- tum, Maclra wariabilis var. fragtlis etc. fand ich Otolithen von OÖ. (Gobius) vieinalis Kor. « f intimus Pr. Domosnia: aus einem graugelben mergeligen Kalke mit Tapes gregaria, Gardium latisulcatum, Potamides mitralis etc. bestimmte ich O. (Gobius) vieinalis Kor. « « pretiosus PR. « « sp. nov.? aff. intimus Pr. Kornya: in einem grauen Tone mit Cardium latisulcatum. obsoletum ete. etc. fand ich 124 D: RICHARD SCHUBERT (10) OÖ. (Gobius) vicinalis Kor. « « tinlimus Pr. « (Mugil??) kornyensis n. Sp. Mit Ausnahme des letzten stammen die aus diesen Schichten bekannt gewordenen Otolithen durchweg von Gobius und ich möchte diesbezüglich daran erinnern, daß aiese Gattung auch im sarmatischen Hernalser Tegel am individuenreichsten vertreten ist. Pontische Stufe. Aus ungarischen CGongerienschichten wurden mir seit Veröffent- lichung des III. Teiles meiner Otolithenstudien nur 2 Otolithen durch Herrn Dr. O. v. Troru bekannt und zwar von Tinnye (Kom. Pest). O. (Sciaena) aff. angulatus Scan. Öcs (Kom. Veszprem). aus oberen unterpontischen Schichten ein kleiner vermutlich zu den Pereiden gehöriger Otolith, den ich O0. (Percidarum ?) öcsensis n. sp. nennen will. Außerdem sind bereits seit längerer Zeit durch Prof. Dr. I. Lö- RENTHEY von einer Anzahl weiterer Fundpunkte pontische Otolithen bekannt,' die ich bereits 1906 zitierte und hier der Vollständigkeit halber nochmals anführe Budapest—Köbänya: O. (Sciaena) angulatus Sch. « « compactus ScH. “ «sp. ind. 1 Res. wissenschaft. Erforsch. Balatonsees I Bd. I T. pal. Anfang. (183—186 Taf. 1 6—8, II 23—35.) (11) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN, 125 Tihany: O. (Seiaena) Schuberti Lör. « « Loezyi Lör. « « sp. ind. Fonyöd: O. (Sceiaena) ef. subsimilis Sch. « « Löczyi LöRr. Tab: O. (Seiaena) cf. irregularis Kor. « « cf. subsimilis ScHue. Zala-Apäti: OÖ. (Sciaena) sp. ind. Auch aus den kroatischen und slavonischen Congerien- und Paludinenschichten sind bisher nur Otolithen von Sciaeniden bekannt geworden, also von derselben Fischfamilie, die auch in den Congerien- schichten des Wiener Beckens dominiert. Seit Veröffentlichung meines oben erwähnten III. Teiles lernte ich solche Funde auf öst. Gebiete dureh die frdl. Mitteilungen von Frl. E. Anpers und Dr. H. VErTeRs Aufsammlungen des Volksheim in Wien, außer von den mir bereits seit länger bekannten Örtlichkeiten Leobersdorf und Brünn a/Gebirge auch von Siebenhirten, Inzersdorf und Wiener-Neudorf kennen. Auch an diesen neu ausgebeuteten Lokalitäten dominieren die Sciaeniden, und sind Perciden (Dentex) und Gobius nur spärlich bekannt geworden. ARE? 126 An D: RICHARD SCHUBERT (12) Beschreibung der neuen oder irgendwie bemerkenswerteren Arten.! Otolithus (Percidarum) hungaricus n. sp. Fig. 1. Diese Art ist dem 0. (Percidarum) Kokeni Serıcnhk” am ähn- lichsten, aber der Dorsalrand des Sulcus acusticus ist nicht so scharf abgeknickt, sondern verläuft allmäh- lich, auch sind im Umriß einige Ver- schiedenheiten ersichtlich. Ich habe anfangs daran gedacht, daß dieser Otolith mit OÖ. Kokeni iden- tisch sein könnte (s. Vanäsz, Jahrbuch d. k. ung. geol. R.-A. Bd. XVII, S. 174), glaube ihn aber aus den erwähnten Gründen doch davon abtren- nen zu sollen. Ausmaße: Länge 3 mm, Breite 2 mm, Dicke 0°6 mm. Vorkommen: im Mitteleozän von Kösd. Fig. 1. O. hungaricus n. sp. (Vergr. : >). Otolithus (Percidarum P) Kösdensis n. sp. Fig. 2. Eine sehr kleine Form, die von den drei übrigen durch Dr. Vanäsz in Kösd gefundenen Otolithen stark abweicht. Der Suleus ist gut in Fig. 2. O. kösdensis n. sp. (Vergr.: 2%). Ostium und Cauda geteilt und scheint mir am ehesten auf die Perei- den hinzuweisen. Die Arealdepression ist sehr stark ausgebildet, die Ventrallinie nur schwach ersichtlich. 1 Die andern in den vorstehenden Listen erwähnten Arten sind in meiner anfangs zitierten Arbeit, z. T. auch in meiner Beschreibung der Fischotolithen des Pausramer Mergels (Zeitschr. d. mähr. Landesmuseums, VIN. Bd., S. 102—120), beschrieben und abgebildet. ® Mem. Mus. R. Hist. Nat. Belge, 1905. Taf. XII, Fig. 1—8, S. 163. Brüssel. (13) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 127 Die Außenseite ist stärker gewölbt als bei der vorstehend be- schriebenen Art. Ausmaße: Länge 15 mm, Breite 1 mın, Dicke 0°3 mm. Vorkommen: im Mitteleozän von Kösd. O. (Percidarum) Öcsensis n. sp. Ki. od. Die einzige aus den ungarischen Congerienschichten bisher be- kannte Otolithenform, die nicht von Sciseniden stammt, ist klein, beiderseits, besonders vorn zugespitzt. Außer dem scharf vorspringenden Rostrum ist auch ein weniger spitzes Antirostrum vorhanden, eine stärker ausgebildete Excisura ostii fehlt. Der Suleus ist deutlich in Ostium und Cauda getrennt, die beide von kollikularen Bildungen erfüllt sind. Die Crista superior und Areal- depression ist deutlich; die Ventrallinie nur ungedeutet, der unterhalb derselben befindliche Teil der Innenseite ist schwach radial gekerbt. Fig. 3. O. öcsensis n. sp. (Vergr.: 1%/ı). Im Gegensatz zu dem einfach geschwungenen Ventralrande des Otolithen ist der Dorsalrand desselben reicher gekerbt und dement- sprechend auch die dorsale Hälfte der Außenseite reicher gegliedert als die ventrale, die etwas stärker verdickt ist. Die Zugehörigkeit dieses Otolithen zu den Perciden scheint mir nach der ganzen Ausbildung sicher zu sein, leider kenne ich die Gat- tung, zu der er gehört, nicht sicher. Die Ähnlichkeit von 0. öcsensis mit Otolithen des Flußbarsches (Perca fluviatilis) ist sehr bedeutend. Ausmaße: Länge 2'S mm, Breite 1’% mm, Dicke 0'4 mm. Vorkommen: in Schienten der pontischen Stufe von Öcs. O. (Labrax?) neudorfensis Procn. (in sched.). Fig. 4. Der in Fig. 4. abgebildete Otolith wurde von J. V. ProcHAzka als zu Serranus gehörig bezeichnet, dürfte aber meiner Ansicht nach eher auf Labrax zu beziehen sein; doch sind gerade die Pereciden schwer zu 128 D: RICHARD SCHUBERT (14) unterscheiden und es sind bisher von dieser Familie auch noch zu wenig Formen bekannt geworden. Mit Ausnahme des dorsalen Teiles des Ostialrandes, char abge- schliffen scheint, ist dieser Otolith recht gut erhalten und auch ich glaube wie ProcHAzka, daß ein solcher Otolith bisher nicht beschrieben wurde. Auffällig ist die dorsocaudale Zacke, wie sie ähnlich z. B. an Dentex speronatus Bass. bekannt ist. a 0 Fig. 4& O. Neudorfensis ProcH. (Vergr.: /ı). Die Außenseite ist schräg zur Längserstreckung des Otolithen etwas ausgehöhlt, eine konzentrische Streifung deutlich ersichtlich. Ausmaße: Länge 8°9 mm, Breite #6 mm, Dicke 1'9 mm. Vorkommen: im Miozän von Deveny-Ujfalu (Theben-Neudorf). O. (Apogon?P) ribicensis n. sp. Fig. 5. Eine kleine Form mit auffallend stark vertieftem Sulcus acustiecus, der deutlich in einen ostialen und kaudalen Abschnitt getrennt ist. Letzterer ist etwas länger, ersterer dagegen breiter und zwar ist es besonders der Dorsalrand des Os- tiumns, der stärker gekrümmt ist und doch gegen den Vorderrand wieder so herabgebogen ist, daß das Ostium nur ganz verschmälert den Vorderrand trifft. Die Arealdepression ist stark ausgeprägt. | Die Außenseite ist fast glatt, in der Mitte etwas verdickt. Aus der Literatur kenne ich ähnliche Otolithen bisher nicht, sondern nur in einigen Exemplaren aus anscheinend altmiozänen Mer- geln von Neumecklenburg, wo ich sie mit Gobiusotolithen vergesell- schaftet fand. Von den mir bekannten rezenten Formen scheinen am (15) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 129 ehesten die Otolithen von Apogon z. B. A. semäilineatus damit zu stim- men, weshalb ich sie, wenn auch mit Vorbehalt, darauf bezog. Ausmaße: Länge 1'3 mm, Breite 1% mm, Dicke 0°'4 mm, .. bei einem allerdings etwas abgeschliffenen Exemplar aus Lapugy etwas größer (Länge 2'2 mm). Vorkommen: in Schichten der Mediterranstufe von Ribice, vermutlich auch von Lapugy. O. (Sparidarum ?) pomäzensis n. sp. Fig. 6. Diese Art ist zwar nur auf ein fragmentarisches Exemplar ge- gründet, doch scheint sie mir insofern bemerkenswert, weil sie die einzige aus Ungarn bisher aus Schichten mit Gerithium margaritaceum vorliegende Form ist. Die Innenseite ist flach gewölbt, von einem kräftig vertieften Suleus acusticus durch- zogen, dessen Umriß insoferne auffällt, als der Ventralrand kaum eine Andeutung der Grenze zwischen Ostium und Cauda erkennen läßt. Daß die Figur nieht etwa umgekehrt zu deu- ten ist, beweist die den geknickten Rand’des Fie. 6. O. pomäzensis n. sp. Sulcus begleitende, nur als Area zu deutende (Vergr.: °/ı). Depression, während die Innenseite sich vom anderen Rande des Suleus allmählich gegen den Otolithenrand herab- wölbt. Die Außenseite ist etwas quer konkav, der Umriß des Otolithen war anscheinend ganzrandig. Ich glaube diese Form, trotz der erwähnten Eigentümlichkeit des Sulcus, doch am ehesten wenigstens in die Verwandtschaft von Spa- riden stellen zu sollen. Ausmaße: Breite etwa 4 mm, Dicke 1 mm. | Vorkommen: in der kattischen Stufe (Oberoligozän) von Pomäz. O. (Dentex) nobilis Korn. Fig. 7. 1891. E. Koken, Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. S. 124, Taf. VIII, Fig. 8. 1906. R. SCHUBERT, Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. S. 626. Unter den von ProcHAzka gesammelten Otolithen fand ich auch einen als O. (Pereidarum) fidus Procn. n. sp. bezeichneten, den ich 130 D: RICHARD SCHUBERT (16) Fig. 7. abbilde. Wie daraus und aus einem Vergleich mit der Korenschen Originalbeschreibung erhellt, handelt es sich um eine Art, die dem aus dem ÖOberoligozän und Miozän bekannten ÖOtolithen von Dentex nobilis so überaus nahesteht, daß sie unter Berücksichtigung der individuellen Schwankungen damit identifiziert werden kann. Die Ausbildung des Sulcus, die reiche Gliederung der Ränder und Außenseite, Größenausmaße, alles stimmt volkommen, nur ist der hier abgebildete Otolith ein ganz klein wenig breiter. Ausmaße: Länge 4 mm, Breite 28 mm, Dicke 17 mm. Vorkommen: im Oberoligozän Deutschlands, Miozän von Nieder- österreich (Vöslau), Italien? und Ungarn (Deveny-Ujfalu). 1A) (Vergr. : 5). O. (Cepola) Vadäszi n. sp. Fig. 8. Eine kleine zierliche Otolithenform, die nach der Ausbildung des Sulcus acusticus offenbar zu Cepola gehört. Doch stimmt sie weder mit der im österreichischen Neogen nicht gar seltenen Ü. praerubescens überein, auch nicht mit der seltenen Ü. vöslauensis, sondern stellt eine Fig. 8. O. Vadäszi n. sp. (Vergr. : 1%ı). neue Art vor. Denn vor allem ist es der verschiedene Umriß, der auf- fält, gegenüber vöslauensis auch die massigere Ausbildung, die aber infolge des beiderseits zugespitzten Umrisses bedeutend zierlicher erscheint. Auch durch die Ausbildung des Sulceus unterscheidet sich €. Vadaäszt von praerubescens und zwar durch stärkeres Zurücktreten der kaudalen Sulcushälfte gegenüber der Ostialen. Ausmaße: Länge 23 mm, Breite 13 mm, Dicke 05 mm. Vorkommen: Miozän von Deveny-Ujfalu. (17) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 131 O. (Mugilidarum ?) kornyensis n. sp. Fig. 9. Ein einziger Otolith, dessen flache Innenseite von einem langen schmalen, schwach geschwungenen Suleus durchzogen ist, der zum allergrößten Teile als Cauda aufgefaßt werden muß; denn nur ganz nahe dem Vorderrande findet eine mäßige Erweiterung desselben zu 3 einem kleinen Ostium statt. Dieses Verhältnis RI spricht für die Zugehörigkeit dieses Otolithen Fig. 9. O. kornyensis zu einer Mugilidengattung, vielleicht sogar zu en), Mugil selbst. Die Außenseite erscheint verhältnismäßig stark gewölbt und ist die zentrale Verdickung gegen die Ränder deutlich abgesetzt. Ausmaße: Länge etwa 0'7 mm, Breite 0°'% mm, Dicke 0'1 mm. Vorkommen: untere sarmatische Stufe von Kornya. O. (Monocentris?P) ortus Procn. (in sched.). Fig. 10. Diese Art war von Procnäzka als Hoplostethus bezeichnet, doch scheint sie mir nach der ganzen Ausbildung wohl zu den Beryciden, Fig. 10. O. ortus ProcH. (Verer.: 5/ı). aber nicht zu dieser Gattung gehören. Ich finde am meisten Ähnlichkeit mit dem von Koken als Monocentris integer " aus dem Paleozän von Kopen- hagen beschriebenen Otolithen. Die Ausbildung des Sulcus ist fast die gleiche, nur der Umriß ist einigermaßen verschieden. Ich würde diesem letzten Umstande 1 Zeitschr. d. deutsch. geol. Ges. 1891. S. 120, Fig. 13. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl ungar, geol. Reichsanst. XX. Bd. 3. Heft. 10 132 D: RICHARD SCHUBERT R (18) weniger Bedeutung zumessen, wenn der immerhin beträchtliche Alters- unterschied eine spezifische Übereinstimmung nicht sehr wahrschein- lich machen würde. Der unter der Ventrallinie liegende Teil der Innenseite ist etwas ausgehöhlt, wovon bei integer nichts zu bemer- ken ist. Die Außenseite ist gewölbt, mit deutlichem Umbo, am Rande sind Anwachsstreifen deutlich zu sehen. Ausmaße: Länge 6'4 mm, Breite 55 mm, Dicke 1'7 mm. Vorkommen: Miozän von Borbolya (Walbersdorf). O. (Gobius) n. sp.? aff. intimus Pr. Pig.-11, Eine kleine zierliche Form von Gobius-Otolithen, die sich durch ihren infolge der ventralen Verbreiterung fast dreieckig erscheinenden Umriß von der nächstverwandten Art, @obius intimus leicht unter- scheiden läßt. Leider liegt mir nur ein einziges und noch dazu fragmentarisches Exemplar vor, so daß ich nicht sicher bin, ob nicht etwa nur eine individuelle ee WERE Modifikation von (rob. intimus Fig. 11. O. n. sp. ? aff. intimus Pr. vorliegt. Dafür scheint nämlich (Verer.: %ı). zu sprechen, daß ich unter den zahlreichen Gobius-Otolithen der mediterran-miozänen Sande von Vöslau bei einem Otolithen, der sonst die Charaktere des (@. intimus besitzt, eine ähnliche Verbreitung des Ventralteiles fand (s. 1906 1. c. Taf. XX, Fig. 36). Freilich ist es kei- neswegs sicher, ob nicht auch dieser Otolith von @. infimus verschie- den ist. Ob indessen dieser erwähnte Otolith aus den sarmatischen Schich- ten (oder beide) nicht doch auf eine andere (robius-Art zu beziehen sind als Otolithus intimus, wird erst nach Untersuchung eines viel umfassenderen rezenten Otolithenmaterials zu entscheiden möglich sein. Ausmaße: 1'1—1'4 (Vöslau) mm lang, etwa ebenso breit. Vorkommen: in den sarmatischen Tonen von Domosnia ; viel- leicht auch in den Mediterranschichten von Vöslau (Niederösterreich). (19) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 133 O. (Scopelus) aff. tenuis Scnur. Fig. 12. SCHUBERT, 1905, 1. c. S. 635, Taf. XVII, Fig. 22 und 1906, S. 656. Der von mir beschriebene Otolith ist am Vorderrande etwas be- schädigt, doch fand ich seither im Miozän Niederösterreichs vereinzelte andere Otolithen, die sonst ganz übereinstimmen, aber eine deutliche Exeisura ostii besitzen, sowie der Fig. 12. abgebildete. Diesen aus Reketyefalva stammenden würde ich demnach auch auf Scopelus tenuis beziehen, wenn nicht Pr > eine massigere Ausbildung — stärkere Verdickung Br der Außenseite, die bei tenuis streckenweise aus- “ gehöhlt erscheint — vorläufig von einer direkten EEE) Vereinigung abhalten würde. Auffällig ist auch Fig. 12. O. aff. tenuis die mehrfach ersichtliche konzentrische Streifung SCHUR. (Vergr.: #1). des Ventralteiles der Innenseite, doch wage ich ohne reichlicheres rezentes Scopelus-Vergleichsmaterial als ich derzeit besitze, eine spezifische Abtrennung nicht. Unter den rezenten Arten steht Scopelus Rissoi der aus Reketye- falva abgebildeten Form so nahe, daß diese als miozäner Vorfahr von Sc. Rissoi aufgefaßt werden muß. Ausmaße des abgebildeten Exemplares: Länge 25 mm, Breite 2:3 mm, Dicke 0°5 mm, bei anderen Exemplaren auch geringer. Vorkommen: in den mediterranen Schichten von Reketyefalva, nahe verwandte Formen in den gleichen Schichten von Niederösterreich. O. (Scopelus) sp. nov.? Fig. 13. Dieser Otolith gehört derselben Gruppe der Scopeliden an, wie der vorstehend besprochene und stellt vermutlich nur ein etwas korro- diertes Exemplar der tenuis-Gruppe dar, weshalb ich von der Aufstel- lung einer neuen Art absehe. Von aff. tenuis unterscheidet ihn nämlich lediglich die geringe Ausbildung der Exzisur und der eigenartige Um- riß des Gehäuses, die jedoch, wie erwähnt, vielleicht nur Korrosions- erscheinungen darstellen. Die Außenseite ist gleichmäßig gewölbt, wodurch sich auch dieser Fig. 13. O. (Scopelus) sp. nov. ? Otolith von O. tenuis unterscheidet. (Vergr. : 1%/ı). 10* 134 D: RICHARD SCHUBERT i (20) Ausmaße: Länge 1'8 mm, Breite 1'6 mm, Dicke 04 mm. Vorkommen: Miozän von Ribice. ; O. (Scopelus) mediterraneus var. gracilis m. Fig. 14. Diese Otolithenform unterscheidet sich vom Typus des 0. (Scope- lus) mediterraneus (S. 1905 1. c. XVII, fig. 20) durch die wenigstens an drei Exemplaren von Reketyefalva ersichtliche auffällige Kerbung des hinteren Dorsalrandes. Wohl ist die medilerraneus-Gruppe ebenso, wie die austriacus-Gruppe bezüglich der Ausbildung des Vorderrandes recht veränderlich, indem sich gar mannigfache Formen bald mit deut- licher, bald mit fehlender Exeisura ostii vorfinden, ebenso auch Über- Fig. 14. O. mediterraneus var. graeitis m. (Vergr.: 1%/ı). gänge, bei denen eine Zuteilung zu einer bestimmten Form schwer ist. Doch ist mir sonst eine solche Dorsalskulptur wie diese, nicht bekannt, so daß ich diese Form vorläufig wenigstens als Varietät abgrenzen möchte. Freilich kann auch hier erst die Untersuchung möglich reich- lichen rezenten Vergleichsmateriales Klarheit über die Bestimmbarkeit artenreicher Gattungen auf Grund ihrer Otolithen bringen. Ausmaße: Länge 23, Breite 17 mm, Dicke 0°4 mm. Vorkommen: im Miozän von Reketyelalva. O. (inc. sedis) lapugyensis n. sp. Fig. 15. Ein kleiner Otolith, der bei oberflächlicher Betrachtung an Sco- pelidenotolithen erinnert, besonders an die mit stark zurücktretendem antirostralem Teile. Doch zeigt der Sul- cus bei genauerer Beobachtung eine deut- lich andere Ausbildung, wodurch er an 28 Atherina erinnert, eine kleine massen- Fig. 15. O. lapugyensis n. sp. Haft auftretende Fischform der gegenwär- (Veregr. : 1%). tigen Meere, die ich auch im niederöster- (21) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 135 reichischen Neogen nachwies. Doch ist der caudale Teil des Sulcus breiter und weniger gerade, wenigstens soweit mein rezentes Vergleichs- material erkennen läßt. In dieser Beziehung wie auch bezüglich des Umrisses erinnert O. lapugyensis an den Otolithen der Scopelidengattung Aulopus (u. zw. von A. Agassizi Bon.), die VaıLLant in seiner Travailleur- und Talisman- arbeit Taf. XII, Fig. 3, 3a abbildet. Ausmaße: Länge 1'3 mm, Breite 11 mm, Dicke 0'3 mm. Vorkommen: in Mediterranschichten in Lapugy. Otolithus (Gadus) minusculoides n. sp. Fig. 16. Den Fig. 16 abgebildeten Otolithen fand ich unter dem von ProcHAazka gesammelten Materiale als O. (Gadidarum) minusculus ScaHup. bezeichnet. Und in der Tat erinnert er auch sehr an diese von Fig. 16. O. minusculoides n. sp. (Verg.: /ı). mir beschriebene Art (S. Jahrb. d. k. k. geol. R.-A. 1906. S. 662. Taf. V, Fig. 48-52). Doch sind die Größenunterschiede ganz auffällig; während diese Art, die ich in mehreren Exemplaren kenne, nur 15—2 mm lang wird, ist die hier abgebildete 6°9 mm lang, 2’°S mm breit und 1 mm dick. Nun wäre es wohl möglich, daß der mir aus Borbolya bekannte Otolith von einem besonders alten Exemplare des Gadus minusculus stammt, doch glaube ich nach eingehendem Vergleich, daß es sich eher um eine nahe verwandte größere Art handeln dürfte und schlage dafür den Namen minusculoides vor. Die nächstverwandte rezente Form dürfte wie für minusculus Gadus saida sein (s. A. S. Jensen, Medd. fra Komm. Hav. Ser. Fisk. Ba. 1. Nr. 7, S. 7, Fig. 3c, d. Kopenhagen, 1905). | Einige Ähnlichkeit besitzt dieser Otolith mit Jugendexemplaren von Merlucius, doch fehlt deı bei diesen so bezeichnende scharfe Knick des Sulcusunterrandes, auch ist der Umriß nicht unbeträchtlich ver- schieden. 136 D: RICHARD SCHUBERT | (22) Vorkommen: Borbolya, während Gadus minusculus aus Deveny- ujfalu und Baden bei Wien bekannt ist. O. (Macrurus) aff. Arthaberi Scuus. Fig. 17 und 18. Daß dieser Otolith von einer Macrurusart stammt, kann nach der recht charakteristischen Ausbildung des Sulcus keinem Zweifel unter- liegen. Dem Umriß nach und zwar durch den spitzen Dorsalteil scheint das in Fig. 17 abgebildete Exemplar sich von den bisher bekannten Macruriden zu unterscheiden, doch erzielt eine Betrachtung desselben bei stärkerer Vergrößerung, daß dieses, sowie ein ähnliches kleineres Exemplar abgeschliffen ist, womit auch der relativ große Sulcus im “ mr Fig. 17. O. aff. Arthaberi Schun. Fig. 18. O0. (Macrurus) sp. juv. Zusammenhang steht. Ein drittes in Mihälygerge gefundenes Exemplar (S. Fig. 18) zeigt die an den abgeschliffenen Exemplaren nur ange- deutete Skulpturierung sehr schön und erweckt die Vermutung, daß diese Otolithen zu Macrurus Arthaberi Scnur.! gehören dürften ; mit diesen stimmen sie sonst recht gut überein, nur ist die größte Breite des Otolithen nicht so stark dem Vorderrande genähert, wie bei M. Arthaberi, sondern gegen die Mitte zu gerückt. Ausmaße: Länge 1'9 und 4 mm, Breite 1'7 und 3’4 mm, Dicke 05 und 1 mm. Vorkommen: in Mediterranschichten von Mihälygerge, die typische Forın in Borbolya und Niederösterreich. O. (Pleuronectidarum ?) hunyadensis n. sp. Fig. 19. Die Innenseite ist mäßig gewölbt und von einem etwa in der Mitte gelegenen breiten aber seichten Sulcus acusticus durchzogen. Dieser erreicht, sofern dies, wie ich nicht glaube, nur durch einen 1 Jahrb. k. k. geol. R.-A. 1905. Taf. XVI, fie. 38. (23) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 137 ungünstigen Erhaltungszustand bedingt ist, weder den Vorder- noch den Hinterrand, ist aber durch einen Einschnitt des Ventralrandes in zwei ungleiche Abschnitte geschieden. Eine Ventrallinie ist deutlich ersichtlich, beide Hälften der Innen- seite erscheinen sonst ziemlich gleich flach gewölbt. Der Umriß ist ganzrandig, die ! Außenseite fast glatt, etwas quer aus- Fir. 19. 0. Funijaderibie gehöhlt. Nach der eigenartigen Aus- (Verer.: 5A). bildung gehört dieser Otolith wohl si- cher zu einer Anacanthinenform und zwar möchte ich ihn am ehesten auf irgend eine Pleuronectidengattung beziehen ; doch wäre auch irgend eine Gadidenform leicht möglich. Ausmaße: Länge 2'9 mm, Breite 2'2 mm, Dicke 0'3 mm. Vorkommen: in den Mediterranschichten von Ribice. Otolithus (inc. sedis) austriacus Procn. (in sched.). Fig. 20. Unter den von ProcHAzka gesammelten Otolithen befindet sich auch folgender, eigentlich unzweckmäßig austriacus genannter, der ob- wohl er seiner systematischen Stellung nach bisher auch nicht an- nähernd erkannt werden konnte, doch in mancher Hinsicht bemer- kenswert ist. Fig. 20. O. austriacus PRocH, Die Innenseite ist flach gewölbt und von einem kräftig ausgepräg- ten relativ breiten Sulcus acusticus durchzogen, der keine deutliche Absonderung in Cauda und ÖOstium erkennen läßt; nur gegen den Vorderrand zu erweitert sich der Sulcus etwas. Das Kaudalende des Sulcus ist mit dem Hinterrande des Otolithen durch eine seichte Furche verbunden oder setzt sich richtigerweise durch eine weit weni- ger ausgeprägte Furche bis zum Hinterrande fort. Kollikulare Bildun- gen fehlen völlig. Die Grista superior ist stärker ausgeprägt als die Crista inferior. Auf der oberen Hälfte der Innenseite befindet sich eine 138 D: RICHARD SCHUBERT E (24) seichte Arealdepression, die untere Hälfte ist sanft gewölbt. Eine Ventrallinie ist angedeutet. Vom Dorsalrand des Ololithen ziehen sich einige Linien zur Arealdepression herab. | Die Außenseite ist flach gewölbt, doch etwas wellig und vor allem fällt hier die vielleicht nur durch Anwitterung in der unteren Hälfte der Außenseite so stark ausgeprägte konzentrische Streifung auf. Unter allen mir bekannten fossilen und rezenten Otolithen kenne ich keinen, der an diese eigenartige Form so erinnern würde, daß ich ihn wenigstens annähernd dazu stellen könnte. Bezüglich der Ausbil- dung des Sulcus acusticus möchte er mich am meisten an Mugiliden erinnern. Ausmaße: Länge 4 mm, Breite 35 mm, Dicke 0'5 mm. Vorkommen: in Devenyujfalu. Zusammenfassung der Ergebnisse. Aus dem Vorstehenden ergibt sich ein bereits wesentlich ergänz- tes Bild der ungarischen Tertiärfischfauna. Zwar sind aus alttertiären Schichten nur spärliche Otolithen bekannt geworden, umso reicher ist aber die Fauna, welche die Funde in den Neogenschichten erkennen lassen. Reste einer reichen Küstenfauna der Mediterranstufe sehen wir in den Ablagerungen von Devenyujfalu, die an Formenreich- tum derzeit nur von Vöslau bei Wien übertroffen wird. Es sind hier vor allem die Pereiden, Spariden, Seiseniden, Gobiiden, welche den Seichtwassercharakter dieser Fauna bestimmen. Allerdings sind auch Otolithen von Tiefseeformen in der Liste vorhanden, doch nur ver- einzelt und stammen zum Teil sicher, zum Teil vermutlich aus tegeli- gen Ablagerungen, während die Hauptmasse der Küstenformen aus Sanden stammt. Den schärfsten Gegensatz zu dieser Fauna bietet jene von Bor- bolya, welcher die zahlreichen großen Otolithen der Macruriden von Phyeis und Hoplostethus einen ausgesprochenen Tiefseecharakter geben. Von den übrigen ungarischen Örtlichkeiten steht dieser Fauna am nächsten jene von Mihälygerge, von der allerdings nur weit weni- ser Formen bekannt sind. Freilich die großen auffälligen Macrurus- otolithen von Borbolya scheinen dort ganz zu fehlen. Faziell etwa in der Mitte zwischen Devenyujfalu und Borbolya stehen die übrigen Mediterranlokalitäten, in denen meist nebst Oto- lithen von ausgesprochenen Küstenformen, wie es Gobius ist, solche von Hochseefischen -—- Scopelus — vorkommen. Sofern diese tatsäch- (25) DIE FISCHOTOLITHEN DER UNGARISCHEN TERTIÄRABLAGERUNGEN. 139 lich aus denselben Schichten stammen wie die der Gobüden, läßt sich ihr Vorkommen als von an die Küste geworfenen Scopelidenschwärmen stammend gar wohl erklären; manche jedoch, besonders die nicht sel- ten korrodiert erscheinenden Otolithen, mögen auch als unverdauliche Nahrungsrückstände in die Absätze gelangt sein, in denen sie gefun- den wurden. Die Tone der unteren sarmatischen Schichten lieferten bisher fast lediglich Gobiusotolithen. Lokal lebte jedoch während der sarmatischen Stufe auch eine andere Fischfauna, wie mir die Reste einer Faunula sehr kleine Otolithen zeigten, die ich durch Vermittlung von Herrn Dr. VanAsz aus Piski erhielt und über die ich infolge des ungünstigen Erhaltungszustandes leider gegenwärtig keine näheren Mitteilungen machen kann. Und was schließlich die Fauna der Gongerienschichten anbelangt, so war ja schon durch Prof. LörEnTHEys Studien bekannt, daß Scieniden die hauptsächlichsten Fische jener jüngsten tertiären Wasserbecken waren und konnte nebst einem weiteren Sceisenidenfund zum erstenmal aus ungarischen Absätzen jener Schichten ein Percide nachgewiesen werden (von Öcs), der um so interessanter scheint, als wir inihm vermutlich einen sehr nahen Verwandten unseres heutigen Flußbarsches (Perca fluviatilis) zu sehen haben. x Ich habe es absichtlich aus verschiedenen Gründen vermieden, in diese Skizze auch die übrigens spärlichen sonstigen Fischreste einzu- beziehen, ohne die natürlich eine erschöpfende Darstellung der Fisch- fauna nicht möglich ist; ich glaubte dies um so eher unterlassen zu können, als ja auch relativ sehr wenig Tertiärlokalitäten auf ihre Oto- lithen genügend durchforscht wurden und diese Zusammenfassung in erster Linie zu einer solchen weiteren Durchforschung anregen soll. Freilich wäre es mindestens ebenso wünschenswert, daß endlich auch von Seite der Zoologen die Morphologie der Fischotolithen mehr Berücksichtung fände, damit endlich mehr präzise Art- und Gattungs- bestimmungen möglich werden. a 2 5 Ber Ev. I . # 2. DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. Dr. VIKTOR VOGL. (MIT DER TAFEL IV UND ZWEI FIGUREN IM TEXTE.) Oktober 1912. % - gr. A N: Fe Fan = Zu u > 172 = “ “ > Einleitung. Seit dem Jahre 1910 sind seitens der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt im ungarisch-kroatischen Litorale, im Kleinen und Großen Kapella-Gebirge im Velebit, kurz im kroatischen Anteil der dinarischen Gebirgskette geologische Kartierungen im Gange. Die Ar- beiten wurden an der Küste begonnen und schon im Laufe des ersten Sommers wurde die Kartierung der SW-lichen Eozän- und Kreidezonen des Gebirges beendet. Bis zur Beendung der Arbeit und der einheitlichen Beschreibung der geologischen Ergebnisse werden natürlich noch Jahre vergehen. Es wäre vielleicht zweckmäßiger, jedenfalls aber würde es unsere Arbeit einheitlicher gestalten, wenn wir die Resultate unserer paläontologi- schen Untersuchungen mit den geologischen Beobachtungen zugleich publizieren würden. Da jedoch solche paläontologische Studien dem Veralten besonders ausgesetzt sind, entschlossen wir uns die Faunen der einzelnen Bildungen sofort zu publizieren, sobald wir dieselben abgeschlossen haben. Diesmal gelangen die organischen Einschlüsse der eozänen Mer- gel und Sandsteine des Tales Vinodol im Komitat Modrus-Fiume zur Beschreibung. Ich will mich in dieser Arbeit außer der Beschreibung der Fauna lediglich auf die stratigraphische und fazielle Bestimmung der entsprechenden Bildungen beschränken, von einer Besprechung der Lagerungsverhältnisse und der hieraus folgenden tektonischen Schlüsse hingegen gänzlich absehen. Es geschieht dies aus dem Grunde, weil einesteils unsere Ansichten über die komplizierte Tektonik dieses Ge- bietes noch durchaus nicht gesetzt sind und erst nach gründlichem Studium des ganzen Gebirges soweit geklärt sein werden, um auch einer strengeren Kritik standhalten zu können, andererseits aber deshalb, weil dadurch das Material der beabsichtigten Monographie schon allzusehr und wirklich unbegründet zersplittert würde. Die folgenden Zeilen sollen sich also lediglich auf die Beschrei- bung unserer Faunen aus den mitteleozänen Mergeln des Vinodols sowie auf die Besprechung der hieraus folgenden stratigraphischen Schlüße beschränken. x 6* 83 ; D: VIKTOR VOGL (4) Die zu beschreibenden Fossilien stammen aus jenem tektonischen Längstal, welches von Klana in Istrien in SSW-licher Richtung die Reichsgrenze überschreitet, später das Tal der Re£ina bildet, sodann N-lich von Fiume gegen SW abbiegt und nun über die Bucht von Buecari bis Novi zieht, wo es unter das Meer taucht. Der zwischen Novi und der Bucht von Buccari gelegene Abschnitt dieses Tales ist unter dem Namen Vinodol bekannt, und von hier stammen unsere Fossilien. Inmitten der kahlen Karstlandschaft unseres Küstengebietes ist dieses Tal mit seiner üppigen Vegetation, seinen wasserreichen Quel- len wirklich eine Oase. Dieses Bild des Tales wurzelt natürlich in der geologischen Beschaffenheit. Die Talsohle erscheint nämlich mit. wei- chen tonig-mergeligen Gesteinen und abwechselnden sandigen Ablage- rungen, ja wahrhaftigen Konglomeraten bedeckt. Eine allgemein gültige Schichtenfolge läßt sich in diesen Bildungen wohl kaum feststellen, wie denn auch die von Frauscuer ! mitgeteilte und von DE Steranı und Damerrı” übernommene Schichtenreihe nur von lokalem Wert sein dürfte. Am ältesten ist im allgemeinen jener bläuliche schieferige Ton, welcher im Steinbruch der Buccareser Zementfabrik unmittelbar auf den Nummulitenkalk folgt, bezw. in denselben eingefaltet ist, welcher jedoch z. B. bei Drvenik fehlt, indem hier dem Kreidekalk unmittelbar eine Strandbreccie und sodann der Mergel mit jener härteren Bank angelagert ist, welcher die zu beschreibende Fauna von Drvenik lieferte. Wir haben es hier mit wesentlich gleichalterigen typischen Litoralbildungen zu tun, daher der häufige Fazieswechsel. STAcHz,” der das Gebiet als erster beschrieb, führte aus den in Rede stehenden Bildungen außer einigen Nummuliten keinerlei Fossi- lien an. Die erste größere Faunenliste wurde aus Kosavin durch K. FRAUSCHER * bekannt, auch bestimmte er das Alter der Schichten von Kosavin genauer. Das Material FrAuscHErs ist die Frucht lang an- dauernder Aufsammlung, und damit ist es zu erklären, daß seine Artenzahl weder von uns noch von Dr Steranı und DaieıLLı” er- reicht wurde. Die letzteren Autoren zählten 1902 zwanzig Arten von Kosavin auf, darunter acht solche, die in der Liste FRAUSCHERS fehlen. Verhandlungen der k. k. geol. R.-Anst. 1884. S. 59. Rendiconti della r. accad. dei Lincei. Bd. XI, S. 155. Jahrb. d. k. k. geol. R.-Anst. Bd. XIV. exe Trac, vr“ DD - (5) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 83 Sowohl die Fauna FrauscHers als auch jene von DE STErFANI und Daıneruı stammt von Kosavin nächst Bribir, dem einzigen im kroatischen Küstenlande bisher bekannt gewesenen Fundorte. Im Laufe der Landesaufnahmen im Jahre 1910 fand jedoch Tu. Kormos in den Mergeln des Vinodols auch anderweitig Fossilien und besonders Drve- nik erwies sich als ein sehr reicher und interessanter Fundort. Das Material ist dem Sammelfleiße von Kormos zu verdanken, ich selbst, der ich in der Nachbarsektion arbeitete, konnte Kosavin und Drvenik nur einzweimale besuchen. Nummuliten finden sich in den Mergeln des Vinodols fast überall, Reste von höheren Organismen sammelte Kormos jedoch nur noch bei Griane im Graben des Baches Slani-potok und eine einzige Koralle liegt mir aus dem Graben des Ku£ina-potok vor. Diese Fundorte, vor allem jedoch Kosavin, Drvenik und Slani-potok möchte ich im folgen- den eingehender besprechen. Vorerst will ich jedoch das paläontolo- gische Material beschreiben, u. zw. einheitlich, nicht nach Fundorten gesichtet. Dies erschien deshalb zweckmäßig, weil es mehrere Arten gibt, die an zwei, ja sogar drei Fundorten vorkommen, so daß die gesonderte Beschreibung der Fauna unserer verschiedenen Fundorte zu lästigen Wiederholungen Anlaß geben würde. Bei Besprechung der straligraphischen Verhältnisse wird es ja später der Übersichtlichkeit halber ohnedies nötig sein, die Fauna der einzelnen Fundorte ge- sondert aufzuzählen. Paläontologischer Teil. Foraminifera. Bei Kosavin ist ebenso, wie an unseren übrigen Fundorten von Nummuliten Assilina granulosa d’Arcn. am häufigsten. Außerdem fanden sich bei Kosavin bloß einige Exemplare von Nummulina (Gümbelia) Lucasana Derr. Viel reicher is die Foraminiferenfauna unserer übrigen Fundorte. Außer Assilina granulosa d’Arcn. die auch hier vorherrscht kommt sowohl bei Drvenik als auch im Graben des Slani-potok und Ku£ina-potok Assilina spira ve Roissy in einigen Exemplaren vor, ferner sehr häufig Nummulina (Gümbelia) Lucasanı Derr. N. (G.) perforata d’Org, seltener N. (Paronaea) complanata Lam., N. (Paron.) Gizehensis Eure., N. curvispira MeneeH. und N. atacieca Levm. Besonders N. curvispira MenecH. scheint selten zu sein. Neben diesen Nummuliten kommt an allen drei Fundorten sporadisch auch Orthophragmina (Discocyelina) Prattii MıcH. vor. 54 D: VIKTOR VOGL (6) Die meisten dieser Foraminiferen wurden von der Ostküste der Adria bereits durch OrrenHeım bekannt. So N. perforala, Lucasana, atacica Ass. granulosa und spira, schließlich Orth. (Discoc.) Pratüi aus Istrien, N. (Par.) complanata aber von Dubravica in Dalmazien. Am interessanten ist in der kroatischen Nummulitenfauna N. Gize- hensis und curvispira, welche Arten bisher bloß westlich von der Adria, aus den vizentinischen Tertiärbildungen beschrieben wurden, während aus Istrien keine, aus Dalmazien aber (Kasie, Ostrovica) bloß die erstere bekannt ist. Wahrscheinlich kommen jedoch auch dort beide Arten vor, die Vorkommnisse von Ägypten, Kroatien und Nord- italien verbindend. Coelenterata. Anthozoa. Korallen sind vornehmlich bei Drvenik und Kosavin recht häu- fig, jedoch meist schlecht erhalten, abgerieben und zu einer Bestim- mung weniger geeignet. Bei Kosavin kommen besonders die ab- geplattet zweigförmigen Polyparien einer Stylophora vor, außerdem fand sich eine Cyeloseris und eine Plocophyllia. Bei Drvenik ist die Korallenfauna mannigfaltiger. Außer nicht einmal annähernd be- stimmbaren Thamnastraeen-artigen Stöcken liegen mir von hier zwei Ciycloseris-Exemplare, ferner eine Stylophora sowie die im folgenden zu beschreibende Art Smilotrochus (?) eocaenicus n. sp. vor. Aus dem Graben des Kucina-potok ging eine einzige Trochosmylia sp.? hervor. Smilotrochus (P) eocznicus n. sp. (Tafel IV, Figur 1a—b). Fundort: Drvenik. Die Länge des kegelförmigen Polypars beträgt 30 mm, der Dureh- messer seines elliptischen Kelches 30:20 mm. Nach unten zu zieht sich das Polypar in einen Stiel zusammen, welcher in der Rich- tung des kürzeren Kelchdurchmessers gekrümmt ist. Die Seiten der Koralle sind etwas korrodiert, dem ziemlich tiefen Kelch ist außerdem härteres Gestein angehaftet, so daß die Ausbildung der Septa erst nach Durchschneiden meines Exemplares studiert werden konnte. An dem Durchsenitt ist zu sehen, daß 48 Septen ausgebildet sind, was vier vollständigen Zyklen entspricht. Die Septen des ersten und zweiten Zyklus sind gleich groß, am zentralen Ende knotenförmig, paliartig verdickt. Die zwölf Septen des dritten Zyklus sind viel dün- (7) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 85 ner, um ein Drittel kürzer als die vorigen, am Ende ebenfalls verdickt. Der vierte Zyklus schließlich ist in Form von schwachen, kurzen, am zentralen Ende spitzen Septen ausgebildet. Von Säulchen, Synaptikeln und Dissepimenten ist an dem Durchschnitt keine Spur zu sehen. Die Septen des ersten, zweiten und dritten Zyklus setzen sich über den scharfen Kelchrand an die Außenwand in Form von Rippen fort, so daß also hier vierundzwanzig Rippen ausgebildet sind. Diese sind scharf, lamellenförmig, ungefähr gleich. Mit diesen stärkeren Rippen wechseln den Septen des vierten Zyklus entsprechend sehr schwache Rippen ab u. zw. so, daß je zwischen zwei kräftigeren eine schwächere Rippe ausgebildet ist. Diese letzteren beschränken sich jedoch lediglich auf das obere Drittel des Polypars, weiter unten zei- gen sie sich bloß hie und da in Spuren. In ihrem äußeren würde die Form auf Torchosmylia deuten, und hierauf weist auch der Mangel eines Säulchens. Da jedoch sowohl Dissepimente als Synaptikeln fehlen, muß ich die Art in die Familie der Turbinoliden zur Gattung Smilotrochus stellen. Eozäne Smilotrochus-Arten sind bisher nur wenige bekannt, Sm. incurvus d’AcHıarpı ! wurde von Orppenueım ? als Synonym zu Trochos- mylia alpina einbezogen. Außer ihrem Gattungscharakter weicht diese Art von Sm. (?) eocaenicus auch darin ab, daß sie mehr, gedräng- ter gestellte und gleich starke Rippen besitzt, ihr Kelchrand aber ab- gerundet ist. Außerdem beschrieb Ferıx von San Giovanni llarione zwei Smi- lotrochus-Arten, nämlich Sm. eristatus und Sm. undulatus.” Über letz- tere Art ist wenig bekannt, doch weicht dieselbe von unserem Exem- plar schon in ihrer äußerer Erscheinung ab, indem letzteres viel schlan- ker gebaut ist. Sm. cristatus hingegen steht dem Sm. eocaenicus äußerst nahe. Die kroatische Art weicht von der italienischen ins- gesamt nur darin ab, daß ihre primären, sekundären und tertiären Septen an ihrem Innenrande verdickt sind, ein Merkmal, welches die artliche Trennung meiner Ansicht nach immerhin völlig begründet. Die Verdiekungen am Innenrande der Septen dürften nämlich als ru- dimentäre Pfählchen aufgefaßt werden, das Vorhandensein oder Fehlen solcher Pali wird aber bei einzelnen Gruppen der Korallen — so auch 1 D’Acusarpı: Coralli fossili delle Alpe Venete 1. S. 20, Taf. II. Fig. 1. 2 OPPENHEIM: Über einige alttert. Faunen d. österr. ungar. Monarchie, Beitr. z. Pal. Österr.-Ungarns u. d. Orients XIII, S. 160. 3 Feuıx: Krit. Studien üb. die tert. Korallenfauna d. Vicentins, nebst Beschrei- bung einiger neuer Arten. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. 37, S. 382, Taf. XVII, Fig. 1—3, und S. 383. Taf. XIX, Fig. 4. 86 D: VIKTOR VOGL (8) bei der in Rede stehenden Gruppe — zur Unterscheidung von Gat- tungen und Familien verwendet. Auf Grund dieses Merkmales paßt Sm. eocaenicus streng genommen eigentlich nicht einmal in den Rah- men der Gattung Smilotrochus sondern stellt vielleicht einen Über- gang aus der Familie Turbinolid«e (Gattung Smilotrochus) zu der Familie der Cariophyllinen (Genus Trochocyathus) dar. Da die Art jedoch kein Säulchen besitzt, paßt sie in die Gattung Trochocyathus noch viel weniger als in das Genus Smülotrochus. Erst auf Grund von viel eingehenderen Spezialstudien und reich- licheren Untersuchungsmaterial könnte die systematische Stellung der beschriebenen Form sicher ermittelt werden. Vielleicht würde es sich zeigen, daß die Art zu einem neuen Genus oder Subgenus gehört. Einstweilen begnüge ich mich mit der Feststellung dessen, daß Sm. (?) eocaenicus eine neue Art vertritt welche dem Smitlolrochus eristatus von San Giovanni llarione überaus nahe steht. Echinodermata. Urinordea. Von Drvenik liegen mir vier Crinoiden-Stielglieder vor, wovon eines auf die Gattung Pentacrinus deutet. Echinoidea. Cidaris subularis v’Arcn.? 1878. Cidaris subularis: Dames: Echin. d. vicent. u. verones. Tertiärgeh. Palaeon- togr. Bd. XXV, S. 7. Taf I, Fig. 3. 1892. Cidaris subularis: CoTTeau: Echin. eocenes. Pal&ontol. Francaise S. 422, Taf. 304, Fig. 1—16. (Vergl. hier die Synonyınie.) Fundort: Drvenik. Die Bestimmung meiner drei gegen den Hals zu dicker werden- den Stacheln erscheint mir nur deshalb nicht ganz sicher, weil die- selben beim Hals abgebrochen sind, so daß der Kopf und Ring fehlt. Hinsichtlich der Skulptur und Form ist die Übereinstimmung meiner Exemplare mit dieser weit verbreiteten Art vollständige. Dames führt die Art von San Giovanni llarione an, ÜoTTkat hingegen zitiert dieselbe außerdem auch von Priabona, Chiampo, Brendola. In Ungarn wurde sie durch Pivay aus dem Budaer Mergel bekannt. (9) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 87 Porocidaris psendoserrata Cort. 1878. Porocidaris pseudoserrata: Dames Paläontogr. Bd. XXV, S. 12. Taf. I. Fig. 9— 9a. 1892. Porocidaris pseudoserrata: Cortzau 1. c. S. 474, Taf. 311, (Vergl. hier die ältere Literatur.) Dames identifizierte seine Exemplare von San Giovanni Jlarione nur bedingungsweise mit dieser Art CGortraus, weil er an dem Hals der Stacheln bloß feine Längsstreifen beobachtete, hingegen keine Perlen, Stacheln. Die drei Stacheln von Drvenik stimmen mit den Exemplaren von Danes auch in dieser Beziehung vollkommen überein. Sowohl diese, als auch die Exemplare von San Giovanni Ilarione ge- hören unzweifelhaft zu Porocid. pseudoserrata, da Cortzau seither unter anderen auch genau solche Stücke abgebildet hat. Die erwähnte Abweichung entfällt also innerhalb den Schwankungskreis der Art. Thylechinus superbus Danss sp. 1878. Cyphosoma superbum Damzs: ]l. c. S. 13, Taf. I, Fig. 10. 1892. Gagaria superba CoTTEAu: Pal. Francaise, terr. tert. II, Teil, S. 541. 1902. Mieropsis (Orthechinus) superba OPPENHEIM: Revision der tert. Echin. Venet. u..d. Trentino... u. s. w. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. LIV, S. 179. 1911. Thylechinus superbus: LAMBERT: Notes sur quelques echinides eoceniques des Corbieres septentr. Ann. de l’univ. de Lyon.; Nouv. ser. I., fasc. 30. S. 11. (Sonderabdruck.) Fundort: Drvenik. Von Drvenik liegt mir das Fragment eines größeren Exemplares, sowie ein kleineres, einigermaßen abgeriebenes Exemplar vor, dessen Peristorn von hartem Mergel verdeckt ist. Letzteres Exemplar gehört, unzweifelhaft hierher, das erstere wohl ebenfalls. Das kleinere Exemplar stimmt abgesehen von seiner geringeren Größe in seinen sichtbaren Merkmalen gut mit Thylechinus superbus von San Giovanni llarione überein. In der Milte der beiden interambulakralen Tafelreihen befin- det sich je eine Reihe von undurchlochten Warzen mit geriefter oder mit perlenbesetzter Basis, beiderseits dieser zieht je eine Reihe von kleineren Warzen. Die feinere Struktur dieser letzteren ist wegem der Abgeriebenheit der Schale nicht zu beobachten. Auch die Ausbildung der Poren entspricht der von Danes gegebenen Beschreibung, hie und da bemerkte ich auch die Wulst zwischen den Porenpaaren. Auf dem den Porenpaaren zu gelegenen Drittel der Ambulakraltafeln befindet sich eine Reihe von primären nur um weniges schwächer als die unterambulakralen ausgebildeten Warzen, sekundäre Warzen fehlen hier. 88 D: VIKTOR VOGL (10) An dem Bruchstück ist die Skulptur der interambulakralen Ta- feln die nämliche wie auf dem vollständigeren Exemplar, zwischen die primäre und sekundäre Warzenreihe fügt sich jedoch stellenweise noch eine Warzenreihe ein. Auf den Ambulakraltafeln treten hie und da ebenfalls sekundäre Warzen auf. Die ungünstige Erhaltung dieses Bruchstückes läßt kein sicheres Urteil betreffs seiner systematischen Stellung zu, während die Identi- tät des vollständigeren Exemplares mit Th. superbus wohl zweifellos ist. Als einzige wesentlichere Abweichung könnte bloß erwähnt wer- den, daß das Exemplar von Drvenik abgeplatteter ist als jenes von San Giovanni llarione, doch läßt sich dieser Unterschied vielleicht da- mit erklären, daß das Exemplar von Drvenik jünger, daß die geringere Höhe der Schale ein gewissermaßen embryonaler Charakter ist. Wenn man dies jedoch auch nicht zugebeu wollte, so ist die Abweichung doch keinesfalls so bedeutend um einer Identifizierung mit Th. super- bus im Wege zu stehen. Linthia verticalis Danes. (Tafel IV, Figur 3.) 1877. Linthia verticalis DAmEs: Die Echin. d. vic. u. ver. Tert. S. 55. 1886. « « COTTEAU: ]. c. S. 249, Taf. 77, Fig. 5—6 und Taf. 78. Fundort: Drvenik. Fünf, zum Teil sehr gut erhaltene Exemplare, welche ich mit dieser leicht kenntlichen, schönen kleinen Art identifiziere. Es liegen mir außerdem ebenfalls von Drvenik drei etwas größere Linthia-Exem- plare vor, deren Zugehörigkeit zu dieser Art ungewiß ist; ihre un- günstige Erhaltung läßt diesbezüglich kein Urteil zu. Schizaster sp. ind. Fundort: Drvenik. Zwei sehr fragmentare, abgerjebene Exemplare, die ich eben nur generisch bestimmen konnte. Conoclypeus sp.? Fundort: Drvenik. Zahlreiche Schalenbruchstücke, welche wahrscheinlich von einer größeren Gonoclypeus-Art stammen. (11) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 89 Vermes. Von Würmerresten kann ich ein Exemplar der Serpula spirulaea Leym. von Drvenik erwähnen. Aus dem Graben des Kulina-po- tok liegen mir außerdem Nummuliten vor, denen die unregelmäßig gewundenen Röhren einer kleinen Art angewachsen sind. Bryozoa. Membranipora sp. Fundort: Drvenik. Eine abgeriehene Inkrustation an einem Nummuliten. Außer dieser Membranipora fand ich in dem Material von Drve- nik auch kleine astförmige Stöckchen, welche jedoch derart abgerieben sind, daß nicht einmal ihre Gattung bestimmt werden konnte. Brachiopoda. Terebratulina sp. ind. Fundort: Grizane (Slani-potok). Eine größere Form mit kräftigen Rippen, welche wegen ihrer ungünstigen Erhaltung nicht näher bestimmt werden konnte. Waldheimia ilarionis Davınson. (Tafel IV, Figur 3.) 1870. Waldheimia ilarionis Davmson: On Italian tertiary Brachiopoda. Geolog. Magazine, Bd. VII, S. 401, Taf. XVII, Fig. 4—5. 1901. Waldheimia ilarionis OPPENHEIM: Alttert. Faunen d. öst.-ung. Monarchie. Bei- träge z. Pal. u. Geol. Öst.-Ungarns u. d. Orients. Bd. XIII, S. 168. Fundort: Drvenik. Zu dieser sehr verbreiteten Art muß ein sehr gut erhaltenes Exemplar von Drvenik gestellt werden. Nach Davınson ist die Gestalt dieser Art sehr variabel. Mein Exemplar ist besonders der in Figur 5 von Davıosow abgebildeten Form ähnlich, nur ist es etwas kleiner, ver- hältnismäßig schmäler und länger. Davınson beschreibt die Art von San Giovanni llarione, OPpENHEIM aber von Ajka. Nach letzterem Autor soll sie auch am Kressenberg in Bayern, sowie in der Umgebung von Salzburg vorkommen. 40 D: VIKTOR VOGL (12) Mollusca. Lamellibranchrata. Ostrea cfr. supranummulitica Zırr. 1862. Ostrea supranummulitica ZıtteL: Obere Nummulitenformation in Ungarn. S. 394, Taf. II, Fig. 7. Fundort: Drvenik. Es liegt mir ein einziges, nicht am besten erhaltenes Exemplar mit gekerbten Schalenrändern vor, welches vielleicht zu dieser Art gehört. ZırreL beschrieb 0. supranummulitica von Dorog und Piszke, OPPENHEIM führt dieselbe vom Mte Pulli, außerdem mit Vorbehalt von Ronca und aus Bosnien, DaıeLLı aber (Bribir in Dalmazia, S. 198) ebenfalls mit Vorbehalt aus Dalmazien an. OÖstrea roncaensis GREc. 1896. Ostrea roncaensis DE GREGORIO: Ronca; Ann. de geol. et paleont. S. 109, Taf. 21, Fıg. 19, Taf. 22, Fig. 1, 3—4, Taf. 23, Fig. 1—2. Fundort: Drvenik. Eine untere Klappe, welche ich mit großer Wahrscheinlichkeit zu dieser Art stelle, zu welcher jedenfalls auch Bayans Ostrea roncana einzuziehen ist. Spondylus radula Lam. 1901. Spondylus radula OPPENHEIM: Priabonaschichten S. 137, Taf. XII, Fig. 13. (Vergl. hier die ältere Literatur.) Fundort: Drvenik. Die linke Klappe eines jungen Exemplars. Die Rippen unter- scheiden sich betreffs der Stärke nicht so sehr von einander, doch ist dies vielleicht teils auf die Abgeriebenheit des Exemplares, teils aber auf die Jugendlichkeit desselben zurückzuführen. Pecten tripartitus v’Arcn. (Tafel IV, Fig. 4.) 1901. Pecten tripartitus OPPENHEM: Über einige alttert. Faunen d. österr.-ungar. Monarchie ; Beiträge z. Paläont. Österr.-Ungarns u. d. Orients. Bd. XII, S. 232. (Mit Literaturverzeichnis.) (13) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 91 Fundort: Drvenik. Es liegen mir mehrere nicht am besten erhaltene Exemplare vor, die auf Grund der Zahl (30) und Dreiteiligkeit ihrer Rippen mit dieser Art identifiziert werden müssen. Es dürfte wohl — wie schon OPPENHEIM an- nimmt — auch P. Meneguzzoi Bay. hierhergehören, in welchem Falle die Art auch bei San Giovanni IJlarione vorkäme. Pecten (Entolium) cfr. corneus Sow. 1901, Pecten (Entolium) corneus OPPEnHEim: Priabonaschichten. S. 136. Fig. 12. (Mit Literaturverzeichnis.) Fundort: Drvenik. Das Bruchstück einer flachen, ganz glatten Pecten-Art, welches mit P. (Ent.) corneus identifiziert werden könnte. Das eine Ohr fehlt jedoch, so daß nicht festgestellt werden konnte, ob die Form einen Byssus-Ausschnitt besaß oder nicht. Pectunculus sp. ind. Fundort: Grizane (Slani potok). Ein nicht näher bestimmbares Schalenfragment. Cardita sp.? Fundort: Kosavin. Es liegen mir zwei Bruchstücke vor, die ihrem Habitus nach zur Gattung Cardita zu gehören scheinen. Jedenfalls gehören sie jedoch zwei verschiedenen Arten an. Crassatella sp. ind. Fundort: Drvenik. Mehrere Steinkerne, welche sich artlich nicht mit Bestimmtheit deuten lassen. Jedenfalls haben wir es auch hier mit zwei Arten zu tun, da der eine Steinkern seiner Gestalt nach etwa auf Cr. salsensis p’Arcn.! deutet, während die Mehrzahl vielleicht mit Er. plumbea iden- tifiziert werden könnte. 1 D’ArcHic et Hame: Descr. d. anim. foss. d. group. numm. de l’Inde. Seite 234, Taf. 16, Fig. 5. 992 D: VIKTOR VOGL (14) Corbis sp. ? Fundort: Drvenik. Ein verdrückter Steinkern, welcher wahrscheinlich zu der Gat- tung Corbis gehört. Cyrena sirena Ber. 1894. Cyrena sirena OPPENHEIM: Mte Pulli, Z. d. d. g. G. Bd. 46, S. 325, Taf. XX, Fig. 2-4, Taf. XXU, Fig. 2. 1901. « « « Priabonaschichten, Palsontographica, Bd. XLVII, S. 163. (In diesen beiden Arbeiten siehe die ältere Literatur.) 1904. « « Dameıtı: La fauna eocenica di Bribir in Dalmazia; Paleon- tografica italica, Bd, XI, S. 261. 1910. « « VapAsz: Die paläontol. u. geol. Verhältnisse der älteren Schollen am linken Donauufer. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. R.-A. Bd. XVII, S. 144, Fig. 9. Fundort: Kosavin. Diese Art kommt bei Kosavin in einer dem Mergel eingelagerten Bank massenhaft vor. Die meisten Exemplare konnten leicht mit dieser von OPPENHEIM so eingehend beschriebenen Art identifiziert werden, einige Bruchstücke besitzen jedoch so kräftige Schloßzähne, daß ich an ihrer Hierhergehörigkeit zweifle. Die selbe Art wurde aus Norditalien von Ronca, dem Mte Pulli und Grancona beschrieben, DaımıerLı aber führt sie aus Dalmazien von Bribir, Ostrovica und Zazvic an. Glycimeris sp.? Fundort: Drvenik. Ein sehr fragmentarer Steinkern, welcher vielleicht zur Gattung Glyeimeris zu stellen wäre. Teredo Tournali Lrvm. 1901. Teredo Tournali OPPENHEIM: Priabonaschichten, S. 176, Taf. XII, Fig. 7. 1904. « « DAmeLtı: La fauna eocenica di Bribir in Dalmazia; Pal. Ital. Bd. XI, S. 270. Fundort: Drvenik. Es liegen mir mehrere Röhren von Teredo vor, welche ich mit dieser Art identifizieren will. Freilich gebe ich nach OPPENHEIM und DaıeıLı gerne zu, daß die spezielle Bestimmung solcher Röhren viel zu wünschen übrig läßt. (15) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 93 Gastropoda. Trochus Kormosi n. sp. (Taf. IV., Fig. 5.) Fundort: Kosavin. Diese Art gehört in den Formenkreis von Tr. subnovalus Bay. und Tr. Husteri Orpn., mit welchen Arten sie nahe verwandt ist. Das kegelförmige Gehäuse besteht aus S—9 Umgängen, die an ihrem unteren Rand, den zunächstfolgenden Umgang dachartig über- ragen. An dieser vorragenden Kante treten vom 3-—4. Umgang an spitzige dornenartige, breite Knoten auf. Am letzten Umgang sind ‚deren 10 ausgebildet. Das Exemplar von Kosavin ist einigermaßen kor- rodiert, so daß die zartere Skulptur ziemlich verwischt ist, bloß am letzten Umgang zeigen sich ober der Kante ganz deutlich 2—3 Spiral- linien. Die Basis ist ziemlich flach und trägt vier kräftigere Spiral- streifen. Die Mündung ist viereckig. Tr. Kormosi ist sowohl von seinen oben erwähnten norditalieni- schen Verwandten, als auch den übrigen ın diese Gruppe gehörigen Formen leicht zu unterscheiden. Von beiden angeführten Arten weicht das Exemplar von Kosavin darin ab, daß seine Knoten kräftiger, breiter, spitziger sind und sich nach hinten zu in anfangs breite rippenförmige Wülste fortsetzen, die fast bis zum oberen Rand der Umigänge reichen. An der Basis befinden sich bloß vier Spiralrippen, während sowohl bei Tr. subnovatus als auch bei Tr. Husteri hier mehrere feine Spiralstreifen zu beobachten sind. Soviel ist gewiß, daß Tr. Kormosi den aus den Ronca-Schichten bekannten Tr. subnovatus und Tr. Husteri am nächsten steht, wäh- rend sich der von OPPENHEIM angeführte Tr. lapurdensis v’Arcn. durch seine viel reichere Skulptur bereits viel mehr entfernt. Nerita tricarinata Lan. 11824. Nerita tricarinata DESHAYES: Coqu. foss. d. env. d. Paris 160. Taf. XIX, Fig. 9—-10. 101.7. °« « OPPENHEIM: Priabonaschichten, Si 182 (ex parte). Fundort: Kosavin. Es fand sich ein einziges kleines Exemplar, welches in seiner äußeren Erscheinung vollkommen mit der Pariser Art übereinstimmt. Bloß eine einzige wesentliche Abweichung ist daran zu beobachten. Die Mündung unseres Exemplares von Kosavin ist nämlich nicht halb- 94 D: VIKTOR VOGL (16) mondförmig, wie dies nach Des#ayes bei N. tricarinata der Fall ist, sondern die Außenlippe ist den drei kräftigen Kielen entsprechend eckig und nähert sich also unser Exemplar in dieser Beziehung der N. pentastoma DrsH., was wieder ein Zeichen dafür ist, daß diese beiden Arten nahe zu einander stehen, wie dies bereits DEsHAvEs, Cossmann und DamerLı betont haben. Ein Zusammenziehen der beiden Arten — wie dies OppexHEim tut — erscheint mir aber doch nicht ge- nügend begründet. Nach Oppenheim kommt die Art auch bei Ronca vor. Velates Schmiedelianus ÜCHEnmn. 1905. Velates Schmiedelianus DameLuı: La fauna eocenica di Bribir in Dalmazia. Pal. Ital. Bd. XI, S. 14. (Vergl. hier die ältere Literatur.) Fundort: Drvenik. Ein kleines Exemplar mit erhaltener Schale und zwei große Stein- kerne müssen zu dieser häufigen Art gestellt werden. FrAauscHer führt die Art l. ec. von Kosavin an, doch liegt mir dieselbe von dort nicht vor. Turritella carinifera Desn. (Taf. IV, Figur 6.) 1894. Turritella carinifera DEsHayEs: Coqu. foss. d. env. d. Paris. S. 273, Taf. XNXVI, Fig. 12. 1884. « « FRAUSCHER : Kosavin, S. 60. Fundort: Kosavin, Grizane (Slani potok). Von GriZane liegen mir vier, von Kosavin ebenfalls vier Bruch- stücke vor, welche auf Grund ihrer Skulptur zu dieser Art gehören. Natica (Ampullina) patulina Muvn.-CHaLn. 1894. Natica (Ampullina) patulina OPPENHEIM: Mte Pulli. S. 362, Taf. XXIX, Fig. —5. 1902. « « « DE Steranı e Damerıı: Terr. eoc. presso Bribir in Croazia; Rendiconti della reale accad. d. Lincei. Bd XI, S. 156, 1905. « « « Dameııı: La fauna eocenica di Bribir in Dal- mazia, Pal. Ital. Bd. XI, S. 26, Taf. I, Fig. 12. Fundort: Kosavin. Diese Art, welche nur von DE Srteranı und DaıseLLı, nicht aber von FrAUscHER aus Kosavin angeführt worden ist, ist in meinem Material sehr reichlich vertreten. N. (4A.) patulina kommt im Vizentinischen in den Ronca- - (17) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 95 Schichten, in Dalmazien aber bei Ostrovica vor. In Ungarn wurde sie unter dem Namen N. patula durch Hantken aus Urküt bekannt. Natica (Ampullina) parisiensis v’Or». 1884. Natica mutabilis FRAUSCHER : Kosavin. S. 60. 1894. Natica (Ampullina) parisiensis OPPENHEIM: Mte Pulli. S. 363, Taf. XXIX, Fig. 6—7. 1901. « « « « Alttert. Fauna d. österr.-ungar Monarchie. S. 183, 256. 1902. « « 4 DE Steranı e DArnELLI: Bribir in Croazia; Rendie. ad. r. acc. d. Lincei. Bd. XI, S. 156. 1905. « « « DaAieELLı: Bribir in Dalmazia. Pal. Ital. Bd. XI, S. 28. (Mit Literaturverzeichnis.) Fundort: Kosavin. Diese Art ist bei Kosavin noch häufiger als die obige. Die Exem- plare sind größtenteils ziemlich gut erhalten und leicht mit dieser Art zu identifizieren, welche von FrauscHer unter dem Namen N. muta- bilis und später auch von Dr Srteranı und DaierLi von Kosavin an- geführt worden ist. Außer den aufgezählten zwei Arten liegen mir auch von Drvenik und dem Slani potok bei Grizane einige Natica-Exemplare vor, doch sind dies leider Steinkerne und als solche schwer auf irgend eine Art zu beziehen. Der eine große Steinkern von Drvenik dürfte immerhin auf Natica (Ampullina) Vulcani zurückzuführen sein, während bei Grizane N. (Ampull.) patulina Mun.-Cuarm. vorzukommen scheint. Diastoma costellatum Lan. sp. 1894. Diastoma costellatum var. roncana BRGT. OPPENHEIM: Mte Pulli. S. 381, Tat. XXVIJ, Fig. 19. 1901. « « OPPENHEIM: Alttert. Faunen d. öst.-ung. Monarchie, S. 261. 1905. « « , Dameııı: Bribir in Dalmazia. S. 33. Fundort: Kosavin. Fünf ziemlich gut erhaltene Exemplare müssen zu dieser Art gestellt werden, welche von Kosavin weder durch FrAuscHEer noch durch De Steranı und DaıerLı angeführt worden ist. D. costellatum kommt vom mittleren Eozän (Ronca, San Giovanni Illarione usw.) bis zum unteren Oligozän (Gomberto, Sangonini) vor, ist jedoch ebenso wie bei Kosavin, auch anderweitig nicht besonders häufig. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 2. Heft. 7 96 D: VIKTOR VOGL (18) Melanatria vulcanica ScHLoTH. 1884. Cerithium Castellini FRAUSCHER: Kosavin. S. 60. 1894. Melanatria vulcanica OPPENHEIM: Mte Pulli. S. 374 (mit Literaturverzeichnis.) 1901. « « « Alttert. Faunen. S. 184. 1909. « « DE STEFANI e DAimsELLI: Bribir in Croazia. S. 156. 1905. « « ? Damerıi: Bribir in Dalmazia. S. 34 (mit Literatur- verzeichnis.) 1910. Cerithium Castellini VosL: Földt. Közl. Bd. XL, S. 671. Fundort: Kosavin. Es liegen mir sechs größere oder kleinere Exemplare vor, die — obzwar sie ziemlich abgerieben sind — auf Grund ihrer allgemeinen Gestalt, ihrer sieben Längsrippen, ihres wohlausgebildeten Nahtbandes und der gegen die jüngeren Umgänge allmählich an Stärke zunehmen- den Spiralrippen, von welchen an den ältesten Umgängen höchstens nur Spuren vorhanden sind, mit der Figur Bronenıarts und der 1894 von ÖPPENHEIM gelieferten ausführlichen Beschreibung entschieden iden- tifizierbar sind. Diese Art ist von Ronca, dem Mte Postale, Mte Pulli bekannt, in Dalmazien wurde sie von DaıerLı bei Zazvie gefunden. Sie kommt auch im Pariser Becken vor, in der Sammlung der ungar. geol. Reichs- anstalt aber liegen Exemplare von Tokod und Forna. Cerithium lamellosum Bvve. (Tafel IV, Figur 14. 1894. Gerithium lamellosum OPPENHEIM: Mte Pulli. S. 399, Taf. XXVI, Fig. 1—4 (mit Literaturverzeichnis). 1901. « « « Altteıt. Faunen d. österr.-ungar. Monarchie. S. 269. 1°05. « « DaAmerLı: Bribir in Dalmazia. S. 35, Taf. IV, Fig. 11. Fundort: Drvenik. Es liegt mir ein einziges, zwar fragmentares, jedoch sonst sehr gut erhaltenes Exemplar vor, welches betreffs seiner Skulptur, der drei starken Spiralkiele entschieden mit dieser Art übereinstimmt, welche am Mte Postale, bei Ronca, am Mte Pulli, bei San Giovanni llarione, in Dalmazien aber bei Ostrovica vorkommt. Cerithium Prattii Rovavtr. (Tafel IV, Figur 16.) 1848. Cerithium Prattii RovauLt: Env. de Pau. Mem. d. l. soc. geol. d. France. 9. ser., tome 3., S. #79, Taf. XV, Fig. 7. (19) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 97 Fundort: Drvenik. Es ist eine der vorgehenden einigermaßen ähnliche Form, nur weniger schlank. Der größere, untere Teil der Umgänge erscheint durch Längsrippen verziert, die durch drei (auf der Abbildung fälsch- lich vier) Spiralreifen gekreuzt werden. Über den Längsrippen befindet sich am oberen Rande des Umganges noch ein Spiralreifen, der mit feinen Perlen besetzt ist. Die Form besitzt auch Varices, auf jedem Umgang einen. Die Basis ist mäßig gewölbt und wird von abwechselnd dünneren und stärkeren Spiralstreifen verziert. Wie hieraus ersichtlich, stimmt das Exemplar von Drvenik gut mit der oberozänen Art Rovaurrts überein. Dieselbe ist meines Wissens bisher weder aus dem Vinzentinischen noch aus Dalmazien bekannt. Bei Drvenik fanden sich vier Exemplare derselben. Cerithium regale n. sp. (Taf. IV, Figur 17.) Fundort: Kosavin. Eine in die Formengruppe von Cerithium turris, Ger. papale, Ger. imperiale gehörige Art. Das aus etwa acht Umgängen bestehende Gehäuse ist stumpf turmförmig, die Umgänge nehmen nach vorn an Breite ziemlich rasch zu. Dieselben sind flach zylindrisch abgestuft, an ihrem hinteren Rande mit dicken, hie und da verbreiterten und in diesem Falle .spitzen rosendornenförmigen Knoten besetzt. Unter der Knotenreihe beobachtete ich an meinen etwas abgeriebenen Exemplaren hie und da zwei sehr schwache spirale Kiele mit Perlen besetzt, welche an den hinteren, älteren Umgängen schärfer hervortreten. Diese Perlen- reihen werden von dünnen, gebogenen Zuwachsstreifen gekreuzt. Über den beiden Perlenreihen ist stellenweise noch ein sehr schwacher Spiralkiel zu beobachten. Die Mündung ist an keinem einzigen Exem- plar erhalten. An der Basis zeigen sich zwei kräftige und darunter drei schwache Spiralkiele. Wie aus der Beschreibung und Abbildung ersichtlich ist, steht G. regale in erster Reihe dem (Ü. imperiale Oppn.! und (. turris Desn.? nahe. Von (. imperiale unterscheidet sich unsere Art darin, daß die Anzahl ihrer Umgänge größer ist, ferner, daß an C. regale unter der Knotenreihe zwei schwache Perlenreihen entwickelt sind, während sich bei C. imperiale hier eine, jedoch viel kräftigere Spirale 1 OPPENHEIM: Alttert. Fauen usw. S. 264, Taf. XV, Fig. 31. ® DesHaves: Coqu. foss. S. 335, Taf. 51, Fig. 13—14. Tr y8 D: VIKTOR VOGL (20) zeigt. Auch die Anzahl der Knoten ist an den Exemplaren von Kosavin größer, indem ich am letzten Umgange an mehreren derselben S—10 Knoten feststellen konnte, während OPrPreEnHEım deren 7 erwähnt. Von €. turris weicht die kroatische Art darin ab, daß ihre Knoten viel kräftiger sind, weniger aneinander gedrängt stehen und vielleicht darin, daß sie weniger Umgänge besitzt. Von den übrigen in diese Gruppe gehörigen Formen — wie (er. ponlificale Oprn., C. papale Des#. — unterscheidet sich @. regale noch viel mehr, wie dies schon aus einem Vergleich der betreffenden Abbildungen hervorgeht. C. regale ist eine der häufigsten Arten von Kosavin, die jedoch leider nur in sehr fragmentaren und abgeriebenen Exemplaren erhal- ten blieb. Cerithium vivarii Open. (Tafel IV, Figur 11.) 1896. Cerithium vivarii nom. mut. OPPENHEM: Colli Berici. S. 107. Taf. V., Fig. 3—5. (Mit Verzeichnis der Synonymie.) 1901. « « OPPENHEIM: Priabonaschichten, S. 296. 1901. « « « Alttert. Faunen d. österr.-ungar. Mon. S.195, 268. 1910. « « Voer: Beiträge z. Kenntn. d. vertikalen Verbreitung von Cerithium vivarii OPPH. Földt. Közl. Bd. XL, S. 670. 1911: « « Vapäsz: Die paläntol. u. geol. Verhältn. d. älteren Schollen am linken Donauufer. Mitt. a. d. Jahrb. d. kel. ungar. geolog. Reichsanst. Bd. XVII, S. 153, Fig. 14. 1911. Cerithium cfr. vivarii J. Popescu-Vortesti: Contributions a l’etude stratigr. du nummulitique de la depression getique. Annuarul instit. geologie al Ro- mäniei. Bd. III. S. 363, Taf. XXI, Fig. 7—-7b. Fundort: Kosavin, Grizane (Slanipotok). Neuere Aufsammlungen im Herbst 1911 ergaben bei Kosavin zahlreiche Exemplare dieser Art, welche außerdem auch aus den Schichten des Slanipotok bei GriZane hervorging. Ich habe meiner 1910 gegebenen Beschreibung nichts hinzuzufügen, könnte höchstens bemerken, daß mir nun auch Exemplare vorliegen, deren Perlen auf der hinteren Spirale überaus kräftig sind, noch kräftiger als an den Exemplaren Vapäsz’. Aus dem Vinodol ist diese Art nun bereits von zwei Punkten bekannt. Wenn wir noch das von OrpenHzım erwähnte herzegovinische Vorkommen hinzunehmen, so scheint es, daß die Art an der NE-Küste der Adria nicht allzu selten war. Hier, in Rumänien, in Ungarn ist sie aus dem Eozän bekannt, in Italien, Frankreich, Deutschland hin- gegen aus dem Oligozän. Hieraus ließe sich auf eine Wanderung der Art nach Westen schließen. (21) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 99 Cerithium (Potamides?) eocaenum Open. sp. (Tafel IV, Figur 13.) 1894. Glauconia (?) eocaena OPPENHEIM: Mte Pulli S. 383, Taf. XXVI, Fig. 20. 1896. Cerithium (Brachytrema) eocaenum DE GREGORIO : Ronca; Ann. de geol. et de paleont. Bd. XXI, S, 134. Fundort: Kosavin. Es liegen mir drei Exemplare vor. Herr Prof. P. OPPENHEIM, dem ich zwei derselben zur Ansicht übersendete, hatte die Güte mir mit- zuteilen, daß dieselben zu seiner Glauconia (2) eocaena gehören." Daß diese Art nicht im Rahmen der Gattung Glauconia verblei- ben kann, wohin sie von OPPENHEIM bedingungsweise gestellt worden ist, das erkannte bereits pe GrEsoR10; er stellte Gl. (?) eocaena in die Gattung Gerithium. Daß wir es tatsächlich mit einem Cerithium zu tun haben ist sicher, in der Untergattung Brachytrema nimmt sich die Art jedoch zumindest recht fremdartig aus. Unter den eozänen Cerithien werden von Cossmann (C. muricoides Lam., €. brevieulum DEsnH., C. acu- tidens Desn. und (. carinulatum Desn. in diese Gruppe gestellt, Arten, welche sich durch die Größe ihres letzten Umganges, durch die Ge- stalt ihrer Mündung besonders aber ihres Kanales, im allgemeinen aber durch ihre einigermaßen trochusartige Erscheinung auszeichnen, und von den übrigen Cerithien ziemlich abweichen. Betreffs ihres schwachen vorderen Kanals dürfte die Form eher ein Potamides sein, obwohl sie in ihrer äußeren Erscheinung auch von den Potaniden ziemlich abweicht, und in dieser Hinsicht an gewisse kretazische Cerithien, wie C. Münsteri Zex. erinnert. Cerithium (Potamides) pentagonatum Scurorn. 1884. Cerithium Maraschini FRAUSCHER : Kosavin S, 60. 1394. Potamides pentagonatus OPPENHEIM: Mte Pulli S. 389 (Mit Literaturverzeichn.) 1396. « « VImassA DE Reenı: Synopsis Paleontoer. Italica Bd. II, S. 174. 1902. « « DE Steranı e Damerıı: Bribir in Croazia; Rendiconti d. r. accad. d. Lincei; Bd. XI, S. 156. 1905. Cerithium (Potamides) pentagonatum Dameruı: Bribir in Dalmazia Pal. Ital. Bd. XI, S. 59. Fundort: Kosavin. Diese Art ist eines der häufigsten Cerithien von Kosavin, von welchem mir etwa fünfzig Exemplare vorliegen. 1 Ich erlaube mir dem Herrn Professor auch an dieser Stelle meinen erge- bensten Dank für seine Freundlichkeit auszusprechen. 100 D: VIKTOR VOGL (22) OPrpEnHEIM bezweifelt 1. c. die Hierhergehörigkeit des von HAnTKENn beschriebenen und abgebildeten Ü. pentagonatum ScuLoTa. von Urküt. Obzwar ich dieses Exemplar in der Sammlung der kgl. ungar. Geol. Reichsanstalt nicht ausfindig machen konnte, ist an der Richtigkeit der Hantkenschen Bestimmung nach den von DaıerLı 1905 gemachten Bemerkungen um so weniger zu zweifeln, als die Form in Ungarn zweifellos vorkommt, Es fand sich nämlich in der Sammlung der Reichs- anstalt ein Exemplar («Cer. angulatum») von Budakeszi, welches un- zweifelhaft hierhergehört. Cerithium (Potamides) Vulcani Bronen. 1884. Terebra vulcani FRAUSCHER : Kosavin S. 60. 1894. Cerithium vulcani OPPENHEIM: Mte Pulli S. 386, Taf. XXIV, Fig. 5—6. (Mit Literaturverzeichnis.) 1896. Potamides vulcani, VINASSA DE Reenı: Pal. Ital. Bd. II. S. 174. 1905. Cerithium (Potamides) vulcani DameLuı: Bribir in Dalmazia; Pal. Ital. Bd. XI, S. 60. 1910. « « « PoPpescu-VoJTEstı: Annuarul instit. geol. al Romä- niei Bd. III, S. 366. Taf. XXII, Fig. 7—7b. Fundort: Kosavin. Von De Srteranı und DaıerLı wird diese Art von Kosavin nicht angeführt. Auch mir liegt nur ein einziges Exemplar vor, die Form scheint als hier recht selten zu sein, wie ja schon FrAuscHEr bemerkt. Cerithium (Potamides) aculeatum ScHLoTH. 1884. Cerithium calcaratum FRAUSCHER: Kosavin S. 60. 1894. « (Polamides) aculeatum OPPENHEIM: Mte Pulli S. 389, Taf. XXV, Fig. 1. (Mit Literaturverzeichnis.) 1896. Cerithium aculeatum VInASSA DE Resnı: Pal. Ital. Bd. II, S. 175. 1902. Potamides aculeatum DE STEFAN e DameıLtı: Bribir in Croazia. Rendic. della r. accad. d. Lincei. Bd. XI, S. 156. Fundort: Kosavin. Eine der häufigen Arten. Cerithium (Potamides) calcaratum Brar. 1884. Cerithium calearatum FRAUSCHER: Kosavin S, 60. 1894. « « OPPENHEIM: Mte Pulli S. 385, Taf, XXV. Fig. 2. (Mit Literaturverzeichnis.) 1902. « « DE Steranı e Dameııı: Bribir in Croazia. S. 156. 1902. Cerithium mutabile « « « « « « 156. (23) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 101 Fundort: Kosavin, Grizane (Slanipotok). Meine zahlreichen Exemplare stimmen sehr gut mit BRoNGNIARTS Art überein, auf deren enge Beziehungen zu GC. mutabile aus dem Pariser Becken bereits mehrfach hingewiesen wurde. Dr Srterını und Dameruıs «Gerithium mutabile» von Kosavin weiß ich mir nicht recht zu deuten, besonders da dasselbe neben (.. calcaratum angeführt wird. Aus dem Slanipotok bei Grizane liegen bloß wenige, nicht am besten erhaltene Exemplare vor. Cerithium (Potamides) tristriatum Lam. 1884. Cerithium cerispum FRAUSCHER : Kosavin S. 60. 1902. « « DE Steranı e DAImeELLI: Bribir in Croazia S. 156. 1905. « (Potamides) tristriatum DaimerLı: Bribir in Dalmazia S. 61. Fundort: Kosavin. Es liegen mir ungefähr zwanzig Exemplare vor, welche auch nach dem genauesten Vergleich mit dieser Pariser Art identifiziert werden mußten. Von Kosavin wird diese Art bereits von FRAUSCHER sowie DE Steranı und Daıeruı angeführt, letzterer traf sie ferner auch in Dalmazien an. Cerithium (Potamides) croaticum n. sp. (Tafel IV, Figur 12.) Fundort: Kosavin. Das turmförmige nach vorn ziemlich rasch an Breite zunehmende Gehäuse besteht aus flachen Umgängen welche durch kaum einge- schnürte Nähte von einander getrennt werden. Die Skulptur der Um- gänge besteht aus drei gleichstarken Perlenspiralen; die Perlen stehen sehr gedrägnt nebeneinander. An den letzten Umgängen tritt unter diesen drei Perlenspiralen noch eine vierte mit sehr schwachen Perlen besetzte Spirale auf. Die Mündung ist eng, doch breitet sich die Außen- lippe flügelartig aus. Hinten ist ein Kanal, in der Mitte der Außen- lippe ein Ausschnitt vorhanden, so daß dieselbe in zwei Lappen zer- fällt. Der vordere Kanal ist kurz. An den hinteren, älteren Umgängen befindet sich je ein schwacher Varex, über welchen die Perlenspiralen hinwegsetzen und solcherart drei Wülste auf demselben hervorrufen. Die Varices werden nach vorne zu allmählich kräftiger, zum Schluß wachsen sie sich an den letzten zwei-drei Umgängen öfters zu ganzen ste- hengebliebenen Mundränden heraus; die Windung setzt sich aus dieser Mündung wie aus einer Düte fort. Die Basis ist schwach gewölbt, glatt. 102 D: VIKTOR VOGL (24) Es ist mir keine einzige Cerithiumart bekannt, mit welcher diese Form identifiziert werden könnte. Betreffs der Skulptur könnten unter den eozänen Cerithien noch ehestens (.. lemniscatum und C. baccatum in Betracht kommen, erstere Art würde auch in ihrer gedrängteren Gehäusegestalt mit Cerithium croaticum übereinstimmen. Die Form der Mündung ist jedoch bei beiden Arten eine ganz andere und an eine Identifizierung ist nicht zu denken. Betreffs der Gestalt seiner Mündung nähert sich Cer. eroaticum noch am meisten dem (er. mixlum, dessen gewisse Varietäten unserer Art auch in der Skulptur nahestehen, ohne daß von einer Identität die Rede sein konnte. Näher als zu sämtlichen angeführten eozänen Arten steht Cer. croaticum den oligozänen Cer. margaritaceum ; jedoch abgesehen davon, daß bei Ger. margaritaceum und dessen verschiedenen Varietäten zwischen dem drei Perlenspiralen häufig noch mehrere weitere Perlenspiralen, Spiralrippen erscheinen, was ich bei keinem der Exemplare von Ger. croaticum beobachten konnte, sind die beiden Arten schon deshalb nicht mit einander zu identifizieren, weil die Basis bei Ger. croaticum glatt, bei Ger marga- ritaceum hingegen mit Spiralskulptur versehen, außerdem auch gewölb- ter als bei der eozänen Art ist. Auch in der Gestalt der Mündung sind Abweichungen zu verzeichnen. Bei den obigen Vergleichen wurde von den Varices und den eigen- artigen stehengebliebenen Mundrändern bei unserer Art ganz abgesehen. Es geschah dies aus dem Grunde, weil ich nicht im Reinen darüber bin, inwieweit diesen Merkmalen ein systematischer Wert zukommt. Einfache Varices, wie sie an den hinteren, älteren Umgängen von Cer. eroaticum vorkommen, sind wohl entschieden als Artencharakter zu betrachten, da solche bei einzelnen Arten — um nur das eozäne Cer. lamellosum oder das miozäne Ger. lignitarum zu erwähnen — sehr beständig anzutreffen sind. Mit der Erscheinung jedoch, die an den jüngeren Umgängen von Ger. eroaticum auftritt, nämlich mit den vollständig erhaltenen Außenlippen ist es vielleicht eine andere Sache. Diese Erscheinung konnte ich nur an einigen meiner Exemplare be- obachten, weshalb sie vielleicht doch als irgendeine Abnormität auf- zufassen ist. Angaben über etwas ähnliches sind mir aus der Literatur nicht bekannt. Wenn man jedoch diese mehr oder weniger unsicheren Merk- male auch außer Acht läßt, so weichen unsere Exemplare schon in ihren übrigen Charakteren dermaßen von den bisher bekannten Arten ab, daß ihre spezielle Selbständigkeit gesichert erscheint. Es liegen mir neun mehr oder weniger fragmentare Exemplare vor, so daß diese Art zu den selteneren Erscheinungen bei Kosavin zu zählen ist. (25) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 103 Cerithium (Campanile) vicentinum Bayan. (Tafel IV, Figur 10.) 1896. Gerithium vicentinum OPPENHEIM: Mte Postale; Paleontographica Bd. XLIII, S. 184, Taf. XVI, Fig. 2—3. (Mit Literaturverzeichnis.) 1896. « « VINASSA DE REGNI: Synopsis. Pal. Ital. Bd. I, S. 220, Taf. XVI, Fig. 5—6. 1901. « « OPPENHEIM: Alttert. Faunen; Beitr. z. Pal. u. Geol. d. österr.-ungar. Monarchie u. d. Orients. Bd.XII, S. 271. 1905. « « DAmerıı: Bribir in Dalmazia S, 50. (Mit Literaturverz.) Fundort: Kosavin. Drei Fragmente vom mittleren Teil des Gewindes, welche beson- ders mit OPPpEnHEıms Figur 3 (1896) gut übereinstimmen. An dem einen Exemplar sind außerdem auch noch jüngere Umgänge erhalten, an welchen die Perlen der vorderen Spiralen bereits zu verschwinden beginnen, und nur einfache, glatte Kiele zurückbleiben. Von Drvenik liegen mir die Steinkerne des letzten Umganges von zwei riesigen Cerithien vor, welche vielleicht ebenfalls zu dieser Art oder zumindest in ihren Formenkreis gehören. Gerithium vicentinum wird aus Kosavin weder von FRAUSCHER noch von De Steranı und Daieruı angeführt. Im Vizentinischen kommt die Art nur am Monte Postale vor, an der östlichen Küste der Adria wird sie von ÖPPENHEIM aus Cormons in Istrien und ÖOstrovica in Dalmazien beschrieben, von welch letzterem Fundort sie auch DaineLLı besaß. Ger. urkutense Mun.-Cnarm. (Cer. parisiense Hanrk non Desn.') steht dem (er. vicentinum sehr nahe, weicht von demselben, wie auch ÖOPPpEnHEıMm betont, dennoch entschieden ab; der auffällieste Unterschied ist, daß die ältesten Umgänge bei der ungarischen Art reicher verziert sind als bei der italienischen. Cerithium cfr. Verneuillii Rovavtr. (Tafel IV, Figur 15.) 1848. Cerithium Verneuillii RovauLr : Mem. soc. geol. de France, 2. ser, Bd. III, S. 178. 1901. « « OPPENHEIM Alttert. Faunen, S. 269. 1909. « « Damerıı: Bribir in Dalmazia. I. S. 150. Fundort: Drvenik. Mein einziges, nicht am besten erhaltenes Exemplar ist höchst 4 Hantken: Mitt. a. d. Jahrb. d. kel. ungar. geol. Anst. Bd. IH, Heft 4, Taf. XVI, Fig. 5 a)—e), Taf. XVII, Fig. 1. 104 D: VIKTOR VOGL (26) wahrscheinlich mit dieser Art zu identifizieren, welche von €. undosum vornehmlich in der Skulptur ihrer älteren Umgänge abweicht. OPPENHEIM führt diese Art von ÖOstrovica an. Cerithium liburnicum n. sp. (Tafel IV. Figur 7—9.) 1902. Melanatria undosa (non BrGr.) DE SterAnı e Dameıuı: Bribir in Croazia Rendic. d. r. accad. d. Lincei, Bd. XI, S. 156. Fundort: Kosavin. In ihrer Faunenliste führen Dr Steranı und DaimerLuı auch Melanatria undosa an. Ich glaube diese Bezeichnung auf eine Art beziehen zu dürfen, die bei Kosavin sehr häufig ist und der Melanatria undosa — besonders wie sie von BronsnıarT abgebildet wurde — tatsächlich sehr ähnlich ist. Die Skulptur der Umgänge ist überaus verschieden, je nachdem man jüngere oder ältere Umgänge betrachtet. Schon die ältesten Um- gänge erscheinen durch eine Spiralfurche in zwei Teile gegliedert. Auf dem unteren, breiteren Teil sieht man gebogene Längsrippen, der obere Teil ist so schmal, daß gerade nur eine Perlenreihe darauf Platz findet. Diese Perlen sind in der Richtung der Achse des Gehäuses etwas aus- gezogen und jede Perle liegt genau über einer Längsrippe und bildet gleichsam deren Fortsetzung. Der obere Teil des Umganges wird als- bald breiter, die länglichen Perlen oder Knoten werden durch eine Spiralfurche gekreuzt, so daß sich hier nun bereits zwei Perlenreihen übereinander finden. An dem unteren Teil des Umganges ist mittler- weile — abgesehen davon, daß die Längsrippen etwas stärker und von vier Spiralfurchen durchkreuzt werden — keine wesentlichere Verän- derung zu verzeichnen. Später verschwinden jedoch die Längsrippen gegen den vorderen Rand des Umganges zu, so daß nun an dem unteren gewölbteren Teile des Umganges oben Längsrippen unten Spiralfurchen zu sehen sind. Der obere, schmale, flache Teil des Um- ganges verliert seine Skulptur ebenfalls allmählich, die Perlen und auch die Spiralfurche verschwindet und nur am unteren Saum dieses Teiles ziehen 1—2 Spiralfurchen dahin. Dieser Teil bleibt nunmehr bereits unverändert, während sich am unteren Teil der letzten Umgänge die noch erhalten gebliebenen Rippen nun auch zu verlieren beginnen, so daß dieser Teil nun meist vollständig glatt erscheint, da auch die Spiralfurchen — wie es scheint, durch Abreibung — verschwunden sind. Die Gestalt der Mündung ist unbekannt, an der Basis zeigen sich 5—6 gleichstarke grobe Spiralreifen. (27) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 105 In seiner allgemeinen Erscheinung erinnert €. liburnicum ehestens an jene Abbildung, die Broxenmart! von Melanatria undosa gibt; da jedoch diese Abbildung — wie OPpEnHEim gezeigt hat — gänzlich falsch ist und wir in OPpEnHEIMS” Figur mit einer ganz anderer Form bekannt werden, isl an eine Identifizierung von @. liburnicum und M. undosa nicht zu denken. Am nächsten steht unserer Art €. Verneuillii Rovaurt,? doch ist die Zweiteilung auf den Umgängen — besonders den älteren Um- gängen — dieser Art weniger scharf, auch sind hier die Rippen auch an den älteren Umgängen mehr gerade. In diese Gruppe gehört noch €. Cvijiet Daın,* welches jedoch von G. liburnicum ebenfalls abweicht. Terebellum sp. (cfr. sopitum Brann.) Fundorf: Drvenik. Eine ziemlich häufige Form, die jedoch — da sie ausschließlich in Form von mehr oder weniger schlecht erhaltenen Steinkernen zutage gelangt ist — nicht näher bestimmt werden konnte. Cypraea cfı. marginata Fuchs. (Tafel IV. Figur 18.) 1870. Cypraea marginata Fuchs: Conchylienfauna d. vizent. Tertiärgeb. Denkschr. d. k. Akad. d. Wissensch. Bd. XXX, S. 184, Taf. VII, Fig. 25—26. Fundort: Kosavin. Ein sehr abgeriebenes Exemplar, oder vielmehr eigentlich teil- weise Steinkern, dessen Gestalt — ehestens noch an diese unteroligo- zäne Art erinnert. Auch der Verlauf der Mündungsspalte ist derselbe wie auf der Fucnsschen Art, doch wage ich infolge der schlechten Er- haltung des Exemplars kein sicheres Urteil zu sagen. Conus sp. ind. Fundort: Drvenik, Ein Steinkern, welcher sich nicht näher bestimmen läßt. 1 BRONGNIART: Vizentin. 2 OPPENHEIM: Alttert. Faunen, S. 184, Taf. XI. Fig. 1. 3 Rovauıt: Mem. Soc. geol. d. Fr. 2. ser, Bd. III, S. 178, Taf. 16, Fig. 5. %* DameLuı: Bribir in Dalmazia. 106 . De: VIKTOR VOGL (28) Crustacea. Harpactocarcinus quadrilobatus Bırrn. 1875. Harpactocarcinus quadrilobatus BITTNER : Die Brachyuren d. vic. Tert. S. 29, Taf. II, Fig. 4—5, Taf. II, Fig. 19. Fundort: Drvenik. Ein sehr gut erhaltener CGephalothorax, dessen Bestimmung durch Herrn Prof. J. LöRENTHEY freundlichst überprüft worden ist, wofür ich ihm auch an dieser Stelle meinen besten Dank ausspreche. Einige Scheerenfragmente, gleichfalls von Drvenik, dürften wohl ebenfalls zu dieser Art gehören. Beschreibung der einzelnen Fundorte; die italienischen Äquivalente der Faunen; Vergleich mit den istrischen und dalmatinischen gleichalterigen Faunen; Schluß- folgerungen. Die im obigen beschriebene Fauna verteilt sich unter vier Fund- orte, von welchen Kosavin bereits seit längerer Zeit bekannt ist. Im Jahre 188% wurde von hier durch K. FRAUSCHER eine sehr reiche — aus 75 Arten bestehende Fauna bekannt, und zugleich auch die geo- logischen Verhältnisse von Kosavin und seiner Umgebung kurz skizziert. Die von FrauscHer aufgezählte Fauna enthält — obzwar sie entschie- den von Ronca-Typus ist — viel fremdartige Elemente und ich kann nicht umhin die Vermutung auszusprechen, daß diese Arten nicht sämtlich von Kosavin stammen. Es ist dies um so leichter möglich, da Frauscher das Material nicht selbst gesanımelt hat, sondern von einem gewissen D. Hırz aus Buccari zugesendet erhielt. Besonders auffällig ist die große Arten- und Individuenanzahl der Buccinen, da weder DE Steranı und DameıLı, noch wir eine einzige Buccinumart fanden. Nach FraAuscHEr hingegen sind die fünf Buceinumarten in seiner aus 2000 Exemplaren bestehenden Sammlung, durch 400 Exemplare vertreten! Nach FrauscHer befaßten sich 1902 Dr Steranı und DaAıeLLı mit Kosavin ; sie zählen 20 Arten von dort auf, darunter S—9 solche, die seinerzeit von FRAUSCHER nicht gefunden wurden. Die kurze Mitteilung von DE Steranı und Darmerrı enthält auch eine genaue Beschreibung des Fundortes, aus welcher hervorgeht, daß wir an derselben Stelle sammelten, nämlich in den Wasserrissen unterhalb der Mühle von Podugrinac. Die in letzterer Zeit mit Fichtensetzlingen bepflanzten Ab- hänge dieser Wasserrisse werden von einer mächtigen Lage von Ver- (29) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 107 witterungsmaterial bedeckt, in welchem im allgemeinen ziemlich gut erhaltene Fossilien zu sammeln sind. Das Gesteinsmaterial ist ein graulich-gelblicher Mergel, dessen Lagerungsverhältnisse jedoch eben wegen der mächtigen Verwitterungsschicht nicht zu ermitteln sind. Demzufolge ist uns weder das Einfallen bekannt, noch wissen wir, ob sich diese Bildung auf petrographischer oder faunistischer Grundlage Fig. 1. Die fossilführende Mergelbank bei Drvenik. vielleicht in mehr oder weniger selbständige Schichten gliedern läßt. Jedenfalls ist es sehr wahrscheinlich, daß sich etwa in der Mitte des Komplexes eine feinschotterige, sandigere Mergelbank befindet, welche mit den Schalen von Cyrena sirena BRer. angefüllt ist. In den übrigen Schichten kommen, wie es scheint, über und unter der Cyrenenbank gleichmäßig verteilt, folgende Arten vor: 108 D: VIKTOR VOGL (30) Foraminifera: Nummulina (Gümbelia) lucasana Derkr. Assilina granulosa d’Arcn. Anthozoa: Stylophora sp. Cyeloseris sp. Plocophyllia sp. Lamellibranchiata: Cardita sp. $ Gastropoda: Trochus Kormosi n. sp. Nerita tricarinata Lam. Turritella carinifera Desn. Natica (Ampullina) patulina Mun.-CHaLn. « « parisiensis d’ORB. Diastoma costellatum Lam. sp. Melanatria vulcanica SCHLOTH. Sp. Gerithium regale n. sp. « vivarii OPPH. « (Potamides) pentagonatum SCHLOTH. « is vulcani BRer. u. « aculeatum SCHLOTH. « « calcaratum BR6T. er « « tristriatum Lam. f « croaticum n. sp. « « eocaenum ÖOPPH. e : (Gampanile) vwicentinum Bar. « hburmieum n. sp. Cypraea cfr. marginata Fuchs. Der zweite reiche Fundort ist Drvenik, auf welchen Tu. Kormos durch Herrn Forstinspektor ALronz Kauners aufmerksam gemacht wurde." Auf etwa halbem Wege zwischen der Bucht von Buccari und Bribir erhebt sich in der Mitte des Vinodol eine ansehnliche, in ihrer Hauptmasse aus jungkretazischen Kalkstein bestehende Höhe, welche durch die Burg Drvenik, eine Kirche und mehrere Wohnhäuser gekrönt wird. Der Berg wird überall von eozänen mergeligen Bildungen um- geben, welche besonders am östlichen Fuße desselben in mehreren Wasserrissen gut aufgeschlossen sind. In einem dieser Wasserrisse, knapp rechts an der nach Grizane führenden Straße kommt in dem 1 Herr KAUDERS trug unserer Tätigkeit in jeder Hinsicht eine rege Aufmerk- samkeit entgegen und ging uns gar oft sehr hilfreich an die Hand. Ich kann nicht umhin ihm für seine Liebenswürdigkeit an dieser Stelle auch meinerseits meinen besten Dank auszusprechen. (31) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. übrigens ziemlich lockeren Mergel eine fast kopfstehende härtere Mergel- bank vor (Figur 1), welche viel Fossilien führt. Diese Fossilien, welche ausgewittert auch frei zu sammeln sind, sind häufig nicht am besten erhalten, besonders die Lamellibranchiaten und ein Teil der Gastropo- den kommt lediglich in Form von Steinkernen vor. Hier sammelten wir folgende Fauna. Foraminifera: Anthozoa: Echinodermata: Vermes: Brachiopoda: Lamellibranchiata: Gastropoda: Nummulina (Gümbelia) perforata d’ORB. « « lucasana DeErRr. « (Paronaea) complanata Lan. « « Gizehensis EHRB. « « curvispira MENEGH. « « atacica LEYM. Assilina granulosa d’ArcH. « spira DE Roıssy. Orthophragmina (Discocyelina) Prattii Mıcn. Thamnastraea sp.? Cycloseris sp. Stylophora sp. Smilotrochus eocaenicus n. Sp. Pentacrinus sp. Cidaris subularis d’ArcnH. Porocidaris pseudoserrala Gott. Thylechinus superbus Dames sp. Linthia verticalis Dam. Schizaster sp. ind. Conoclypeus sp. ? Serpula spirulaea Leym. Waldheimia Ilarionis Davıps. Ostrea cfr. roncand DE GREG. « « supranummulitica ZITT. Spondylus radula Lam. Pecten tripartitus d’ArcnH. « (Entolium) efr. corneus Sow. Grassatella sp. ind. Corbis sp.? Cardium sp. ind. Glycimeris sp. ? Teredo Tournali Levn. Velates Schmiedelianus CHEMN. Natica cfr. (Ampullina) vulcanı Brer. 110 D: VIKTOR VOGL (32) Terebellum cefr. sopitum Brann. Conus sp. ind. rustacea: Harpactocareinus quadrilobatus Bırrn. Kleinere Faunen besitzen wir außerdem aus den Gräben des Slani-potok und Ku&@ina-potok bei Grizane. Diese Gräben ziehen etwa auf halbem Wege zwischen Kosavin und Drvenik S-lich von den Ortschaften Grizane und Belgrad miteinander parallel in N—S-licher Richtung. In dem Graben des mehr W-lichen Slani-potok sind mehrere fossilführende Bänke aufgeschlossen, doch sind nur Nummuliten häufig, höher organisierte Formen hingegen recht selten. Hier sammelte Tn. Kormos folgende Fauna: Foraminifera: Nummulina (Gümbelia) perforata d’ORB. « « Lucasana DerR. « (Paronaea) complanata Lam. « « Gizehensis EHRE. « « curvispira MENEGH. « « atacica LeyMm. Assilina granulosa d’Arcn. « spira DE Roıssy. Orthophragmina (Discocyclina) Pratti Mıcn. Vermes: Serpula sp. Brachiopoda: Terebralulina sp. Lamellibranchiata: Pectunculus sp. ind. Gastropoda: Turritella carinifera Desn. Natica efr. (Ampullina) ralulina Mun.-CHaLn. Gerithium (Potamides) calcaralum Ber. Noch ärmlicher ist die Fauna des Ku£@ina-potok, indem aus der hier aufgeschlossenen nummulitenführenden Bank bloß eine Trochosmilia sp. zutage gelangte und außerdem folgende Foraminiferenarten : Nummulina (Gümb.) perforata d’ORe. « « Lucasana DerRr. « (Paronaea) complanata Lam. « “ (rizehensis EHRE. « « curvispira MENEGH. . f « atacica LeyM. (33) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL N KROATIEN. 111 Assilina granulosa d’ArcH. « spira ve Roıssy. Orthophragmina (Discoeyelina) Prattii Mıcn. Die obigen Fundorte lassen sich, wie schon aus den aufgezählten Faunenlisten ohne weiteres hervorgeht, in zwei Gruppen stellen. In die Fig. 2. Der Graben des Slani-potok bei Grizane. eine Gruppe gehört Kosavin allein, in die andere aber die drei übrigen Fundorte. Kosavin ist schon seit langem als ein Fundort bekannt, dessen Fauna starke Anklänge an Ronca aufweist. Diese Auffassung erscheint auch durch unsere Aufsammlungen bekräftigt, indem es unter den 21 sicher bestimmten, daher zu einem Vergleich geeigneten Arten nur etwa 7-8 solche gibt, welche bei Ronca nicht vorkommen. Auch unter diesen sind vier Arten neu, von welchen mehrere, so vornehm- Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanst. XX. Bd. 2. Heft. 8 112 D: VIKTOR VOGL (3%) lich Trochus Kormosi, Gerithium biburnieum bei Ronca nahe Verwandte besitzen. Übrigens ändern diese wenigen bei Ronca nicht vorkommen- den Arten nichts an dem allgemeinen Charakter der Fauna und man kann entschieden behaupten, daß Kosavin viel näher zu Ronca steht, als alle bisher an der Ostküste bekannten mitteleozänen Fundorte. Diese istrischen und dalmatinischen Faunen stehen, wie OPPENHEIM, besonders aber DaınerLı betont, besonders der Fauna von San Giovanni Ilarione nahe, während ihre Ähnlichkeit zu Ronca mehr untergeordnet ist. Dasselbe läßt sich auch von Drvenik sagen, wo die Arten von San Giovanni larione in beträchtlicher Mehrzahl gegenüber den Roncaarten sind. Bereits R. J. Scuusertr! deutet auf die eigentümliche Tatsache hin, wie sehr die Fauna von Kosavin von den übrigen aus diesem Gebiet bekannten Faunen abweicht. So kommt nur eine einzige von FrauscHer aus Kosavin aufgezählte Art, Velatus Schmiedelianus CHeEmn. 2. B. bei Ka$i€ einem reichen Fundort in Dalmazien- vor. Diese Art ist, wenn sie bei Kosavin tatsächlich vorkommt, jedenfalls selten, in meinem Material findet sie sich nicht vor. Unsere Fauna von Kosavin hat mit jener von Drvenik keine einzige Art gemein. Es darf diesem Umstand ja natürlich keine allzu große Bedeutung beigemessen werden, da er ja vielfach von Zufälligkeiten abhängt, jedenfalls wirft er jedoch auf den Unterschied zwischen den beiden Faunen ein recht grelles Licht. Um so verwunderlicher ist es, daß die Fauna von Slani-potok — derenFundortauch topographisch zwischen Kosavin und Drvenik liegt -— auch die faunistischen Unterschiede zwischen Kosavin und Drvenik überbrückt. Faziell, durch seinen Nummulitenreichtum nähert sich Slani-potok der Fauna von Drvenik, während es unter den sechs Arten seiner Makrofauna drei mit Kosavin gemein hat. Ich glaube, die Wichtigkeit dieses Umstandes darf — trotzdem dabei wohl auch der Zufall im Spiel ist — nicht ganz außer Acht gelassen werden. Die Tatsache, daß sich im Graben des Slani-potok, also zwischen Kosavin und Drvenik eine Fauna fand, welche eine gewisse Mittelstelle zwischen den Faunen der letzteren Fundorte ein- nimmt, weist darauf hin, daß die Fauna von Kosavin und Drvenik in einem und demselben Meer lebte, daß diese beiden Tiergesellschaften verschiedene Fazies eines und desselben Meeres andeuten. Ich habe damit dasselbe ausgesprochen, worauf schon DE Strranı und Dame,” 1 Jahrb. d. k. k. geol. R.-Anst. Bd. LV, S. 181. 2 Bribir in Croazia Rendic. d. R. accad. d. Lincei Bd. XI, S. 156. (35) DIE FAUNA DER EOZÄNEN MERGEL IM VINODOL IN KROATIEN. 113 noch entschiedener aber ScHugert ! hingewiesen hat, daß nämlich zwischen Kosavin und den istrischen, dalmatinischen Fundorten ledig- lich ein fazieller, nicht aber ein Altersunterschied besteht. Damit sind wir nun sehr nahe an die Frage der verschiedenen Eozänhorizonte des Vizentinischen herangerückt. Wenn es sich nämlich hier an der Ostküste der Adria mit großer Wahrscheinlichkeit, um nicht zu sagen mit völliger Gewißheit feststellen ließ, daß zwischen der Roncafauna von Kosavin und des San Giovanni Ilarione-Faunen von Drvenik, Istrien, Dalmazien nur ein Verhältnis besteht, wie zwi- schen verschiedenen Fazies eines und desselben Meeres, so gewinnt auch die bereits von Dr GrE«oRI10o,” dann eine Zeit lang von OPPENHEIM” verfechtete, neuerdings aber von Daımeırı* wieder entschiedener aus- gedrückte Ansicht sehr an Wahrscheinlichkeit, daß die Verschiedenheit zwischen den beiden Faunen viel eher auf bathymetrische Abweichun- gen, als auf einen geologischen Altersunterschied zurückzuführen ist. Ich muß der Behauptung SchHugerts, daß die Roncafauna von Kosavin nicht eigentlich brackisch ist, wie Dr Steranı und DarneLLı meinten, vollkommen beipflichten. Zumindest sprechen die Nummuliten und Korallen entschieden dagegen. Die oben erwähnte CGyrenenbank gibt jedoch immerhin einigermaßen zu denken, indem diese entschieden brackisch ist. Und zwar deutet die petrographische Beschaffenheit der Schicht, der Reichtum des Mergels an Sand und Schotter eher an tatsächliche Aussüßung dieses Meeresteiles durch einmündende Süb- wässer, während die von SCHUBERT in Kombination gezogene Fuchssche Erklärung, daß verwesende Meeresalgen den Brackformen günstige Verhältnisse geschaffen haben, für diesen Fall nicht anwendbar zu sein scheint. Diese brackische Cyrenenbank läßt jedenfalls vermuten, dab die Zusammensetzung der Fauna von Kosavin doch einigermaßen auf die Aussüßung des Meeres zurückzuführen ist und ich möchte dieselbe als die Fauna einer in Aussüßung begriffenen Bucht (unter der Cyrenen- schicht), bezw. als das Relikt einer brackischen Fauna mit wieder all- mählich einwandernden echt marinen Formen betrachten. Die Fauna von Drvenik und unserer übrigen Fundorte ist bereits rein marin. Bei Drvenik sprechen die Korallen, dickschaligen Muscheln für starke Brandung. Wenn dies auch nicht entschieden für die An- T L. &S...181: 2 An. de geol. et paleontologie. Bd. XXI. Zeitschrift der deutschen geol. Gesellschaft. Bd. 46, S. 433. Bribir in Dalmazia ; Paleontografica italica. Bd. V, S. 167. m 6 gr 114 D: VIKTOR VOGL (36) nahme Terzacnıs ! spricht, daß die Landschaft hier bereits zur Zeit der Ablagerung dieser Mergel ausgeformt war, namentlich daß die klippen- förmigen Erhöhungen im Vinodol schon damals vorhanden waren, so widerspricht es ihr auch nicht. Die Arten von Drvenik passen durch- wegs ganz gut in eine Fauna, welche am Ufer einer Felsenklippe in starker Brandung lebte. x Dem Titel der Arbeit gemäß habe ich mich im obigen ausschließ- lich mit den eozänen Mergeln des Vinodols und deren Fauna befaßt, obzwar bereits eingangs bemerkt wurde, daß sich diese Bildungen in unserem Gebiete nicht ausschließlich auf das Vinodol beschränkt, son- dern jenes ganze tektonische Längstal entlang zu verfolgen sind, wel- ches von STACHE unter dem Namen «Gebirgsspalte von Bueccari» zusammengefaßt wurde und wovon das Vinodol den östlichsten Ab- schnitt bildet. In den mehr westlichen Teilen dieses Tales haben wir keine so guten Resultate aufzuweisen und es liegen uns von verschie- denen Punkten lediglich einige Nummulinen, Assilinen vor, welche zu den auch im Vinodol vorkommenden Arten gehören. So sammelte ©. Kapıc im Recinatale an einem Punkte bei der Brücke oberhalb Grohovo Nummuliten (unter welchen Assilina granulosa v’Arcn. verhältnis- mäßig selten ist), ich selbst aber sammelte westlich von Buccari bei Sveti Kuzam, dann westlich von Bakarac am NE-Ufer der Bucht, sowie östlich von Bakarae an ein-zwei Punkten. 1 Bemerkungen zur Tektonik der Umgebung von Buccari. Földtani Közlöny Rd. XLI. u E2 -——- >ı8 Br ne zu de ee ug* De = Ks rl 1 Tu 1% %‘ ah ERKLÄRUNG ZUR TAFEL IV. Seite la. Smilotrochus eocaenicus n.'8Pp. = ne... we Le La ee ryBae 1b. « « Querschnitt A RE EN eur to) (6) 9, Tantlıa werten. 2 ENTE ARE RENNEN SENT 341 Waldheunia Darsonis DAvimSoN ee de er 89 (11) A. Beeten triporlktus DARcCH Neal N a a Rn Wa I, STyochus Roms ID. ED a NE 1 a ee a aa ad 93 (15) 6... Turritella Barmer ZDESE NG, nat ee N a A 7. Gerithium liburnicum n. sp. letzte Umeänse _ _ .. . -— — 104 (26) 8 « « « I mttlereUmgänge. ıı.. zur ae 9. « « «. «2 Erste Nmganpe ii... a u Eee 10. « Dicentınum BES. Er nr Mn SSTa anal 2, er 13: « vivarıı PER. ; u Da IE a TEN nr Fe re 98 (19) 12. « CrDOFENIR ID. SD oe ae EAN I 13. « BOCHERAE RB NS N I ER EEE 99 (21) 14. « Iamellosum: Bava. K21.. EEE) BE re 15. « Verneuillü Rausiir. 2:24) a ee aa we 16. « Pratii BOUDROLT na a te Fee I ee 1%. « REIRIE DEHSPaRS EL ee ET A 97.09 18. Cypraeaefr. marginata Fuous "7.2.7 En. ee Se Ae Sämtliche Exemplare befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geo- logischen Reichsanstalt. Die mit 1—4, 14—16 bezeichneten Spezies stammen aus Drvenik, die übrigen aus Kosavin. Mitteil. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanst. Bd. XX. Vogl: Vinodol. Taiel IV. RN Sau; m I RER w EN = wi * Ad. nat. del. A. Hazai. 4. DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. HEINRICH HORUSITZKY. MIT 4 KARTEN UND 7 FIGUREN IM TEXT. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geolog. Reichsanst. XX. Bd. 4. Heft. 11 Bobrudr 1913. Vorwort. Junıus Ruisz, Direktor des kgl. ungar. staatl. Gestütsprädiums Kisber gelangte bereits im Jahre 1909 zur Einsicht, daß ein rationeller Ökonomiebetrieb nur auf Grund agrogeologischer Kenntnisse möglich sei und ersuchte deshalb bereits seinerzeit als Direktor des staatlichen Gestütsprädiums Bäbolna um die agrogeologische Aufnahme des Domi- niums Bäbolna. Sein Gesuch fand natürlich überall ungeteilten Beifall und es wurde die Aufnahme des Dominiums auch angeordnet, worüber Verfasser dieser Zeilen in den Mitteilungen a. d. Jahrbuche der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt Bd. XII, Heft 5, (1901) unter dem Titel «Die agrogeologischen Verhältnisse des Staatsgestütsprädiums Babolna» Bericht erstattete. Inzwischen übernahm Herr Juzius Rvısz die Direktion des kgl. ungar. staatl. Gestütsprädiums Kisber und reichte am 16. September 1910, unter Z. 3205 ein neues Gesuch bei der Regierung ein, in wel- chem er mit Berufung auf die bereits früher durch die kgl. ungar. geologische Reichsanstalt ausgeführte agrogeologische Aufnahme der Gestütsprädien Bäbolna und Mezöhegyes, sowie mit Hinweis auf die praktischen Vorteile, welche eine derartige agrogeologische Aufnahme durch gründliche und eingehende Erforschung sämtlicher Eigenschaften des unter Kultur stehenden Bodens gewähre, darum ersucht, daß eine derartige Aufnahme im Laufe des nächsten Frühjahres auch für das Gestütsprädium Kisber gestattet werde. Das Gesuch wurde durch den Ministerialrat und Ökonomie-Ober- direktor B£ra v. DarAnyı Sr. Exzellenz dem Minister natürlich befür- wortend vorgelegt, der in seinem Erlaß Z. 65,76#4/IV vom 22. Dezem- ber 1910 die detaillierte agrogeologische Aufnahme des Gestütsprädiums Kisber gestattete. Infolge der durch Herrn Dr. Lupwıe v. Löczy o. ö. Universitäts- professor und Direktor der kgl. ungar. geolog Reichsanstalt, sowie durch Herrn Dr. Tomas v. Szontasn, kgl. Rat und Bergrat, Vizedirektor der kgl. ungar. geol. Reichsanstalt am 14. Januar 1911 unter 683/1910 getroffenen Anordnungen wurde mir die Ehre zu teil, die Aufnahme 11* 144 HEINRICH HORUSITZKY (4) des Dominiums durchzuführen und darüber ausführlichen Bericht zu erstatten. Vor allem bin ich den Herren Direktoren L. v. Löczy und Th. v. SZONTAGH zu aufrichtigem Dank verpflichtet für die Ehre, daß sie mit der Aufnahme des Dominiums mich betrauten. Ebensolchen Dank schulde ich ferner Herrn Direktor JuvLius Rvısz für die gütige Bereit- willigkeit und Unterstützung, welche er mir bei Durchführung meiner Aufgabe gewährte. Herr JuLivs Ruviısz stellte mir in zuvorkom- mender Weise viele Angaben zur Verfügung, welche mir bei der Ver- fassung dieser Arbeit große Hilfe gewährten. So verdanke ich dem Herrn Direktor die Karten des Gestütsprädiums, einen kurzen Überblick der Geschichte des Dominiums, die meteorologischen Anga- ben, die Profile der Tiefbohrungen, sowie mehrere Bodenanalysen und andere mündliche Aufklärungen. Ich kann aber nicht umhin, auch dem gesamten Beamtenkorps von Kisber meinen Dank auszusprechen. Die Herren Ökonomiebeamten gingen mir mit ihren Kenntnissen sehr oft hilfreich zur Hand, führten mich und gaben mir durch ihre Erfahrungen an zahlreichen Stellen Aufklärung. Ich sage daher den Herren Ökonomiebeamten, wie auch dem Herrn Baumeister für ihre bereitwillige Unterstützung herz- lichen Dank. Kurze Beschreibung des Dominiums. Das kgl. ungar. staatl. Gestütsprädium Kisber war ursprünglich ein eräflich Barruyinyr'sches Dominium. Nach dem ungarischen Freiheits- kampfe im Jahre 1848/49 wurde es von dem damaligen Besitzer Grafen Kasımır v. BattuyAnyı konfisziert und darauf über allerhöchsten Entschluß vom 3. August 1852 bezw. vom 8. Juli 1853 seiner k. u. k. apost. Majestät ein militärisches Gestüt errichtet. Nach Anbruch der konstitutionellen Ära (1867) ging mit den übrigen Gestüten und Zucht- anslalten auch Kisber in das Eigentum des ungarischen Staates über und wurde der Familie Barruyinyı auf Grund des G. A. XI, 1870 als Entschädigung für das Dominium 1,709.316 Gulden 84 Kreuzer aus- gezahlt. Früher gehörte auch die im Komitat Veszprem gelegene Guts- partie Bakonytamäsi zu dem Dominium, welche jedoch wegen ihrer großen Entfernung vom Zentrum des Gutes im Jahre 1855 für die im Besitz der Benediktiner-Abtei Pannonhalma befindlichen und dem Gestütsprädium unmittelbar benachbarten Puszta Apäti eingetauscht wurde, wodurch ein zusammenhängenderer Gutskomplex entstand. Das ganze Dominium liegt gegenwärtig im Geszteser Bezirk des Komitates Komärom, im Gebiet der Gemeinden Kisber, Ete und Tär- käny und im Zircer Bezirk des Komitates Veszprem im Gebiet der Gemeinden Teleki und Hanta. Zwei Ökonomiebezirke und zwar der Bezirk Vasdinnye und Batihyäny gehören zum Komitat Komärom, die beiden anderen, die Bezirke Tares und Nädasd gehören zum Komitat Veszprem. Der Forst- bezirk, dessen Verwaltung sich auf der Puszta Nagyber befindet, liegt zur Hälfte im Komitat Veszprem. Das ganze Dominium ist also in vier Ökonomie- und einen Forst- bezirk eingeteilt, deren Verteilung der Größe nach folgende ist: Ökonomie Bezirk Batihyany 2360 Kat.-Joch 1195 Quadratklafter “ « Vasdinnye 3059 « « 387 « « « Tares 9335 - « « 314 u « « Nädasd 360 9 Forst-Bezirk Nagyber : BEE 695 . 146 HEINRICH HORUSITZKY (6) Der ganze Gutskomplex nimmt also in den angeführten fünf Gemeinden ein Gebiet von 11,256 Katastraljoch und 922 Quadrat- klafter ein. Das Beamtenkorps des Dominiums besteht gegenwärtig aus acht Gutsverwaltern, fünf Gutskontrolloren und drei Adjunkten. Außerdem sind dem Dominium zugeteilt: ein Arzt, ein Obertierarzt, ein Fach- professor, ein Baumeister und drei Lehrer. Das ganze Gestütsprädium wird von dem Gutsdirektor, gegen- wärtig Herr Jurivs Rvısz, überwacht. Die Zentrale des Dominiums hat ihren Sitz in der Großgemeinde Kisber. Klimatische Verhältnisse. Die zwei natürlichen Grundlagen der Landwirtschaft sind der Boden und das Klima. Ohne das Zusammenwirken, die gegenseitige Berührung dieser beiden Faktoren ist das Leben überhaupt nicht denk- bar. Zu den wichtigsten Erscheinungen des Klimas gehören die Nieder- schläge und die Temperatur, obwohl auch der Wind, die Windrichtung und Windstärke, der Luftdruck, Dauer des Sonnenscheins ete. nicht viel weniger wiehtig sind. Es würde den Rahmen dieser Arbeit überschreiten, wollte ich die meteorologischen Verhältnisse eingehender behandeln und es stehen mir auch diesbezügliche Daten nicht zur Verfügung. Deshalb erwähne ich in Kürze nur dasjenige, was mit dem Landwirt und besonders mit dem Boden in engerem Zusammenhang steht, nämlich den Niederschlag. Auch über den Niederschlag kann ich nur im allgemeinen sprechen, obwohl es sehr wichtig wäre auch die mechanischen Wirkungen des- selben eingehender zu behandeln. Die Wichtigkeit dessen habe ich zuerst bereits in der Sitzung vom 17. Dezember 1895 der chemisch- mineralogischen Sektion der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft aus- geführt. (Termeszettudomänyi Közlöny Bd. XXVIIL Heft 323). Gegen- wärtig sind auf Grund des damals gesagten, durch das meteorologische Institut an mehreren Orten bereits solche Ombrographen aufgestellt worden, welche das Verhältnis der Regenmenge zur Zeiteinheit (Minute) registrieren. In Anbetracht der Wichtigkeit jedoch, welche diese Anga- ben besonders für den Landwirt besitzen, sollte Ungarn mit einem viel dichteren Netz solcher Registrier-Apparate versorgt werden, Es genügt nicht zu wissen, in welche Isohiete das eine oder andere Ge- biet fällt, sondern wichtig ist auch die Wirkung des Regens auf die Vegetation auf den Boden, die in erster Reihe von der Beschaffenheit des Niederschlages abhängt. (7) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 147 In Ermangelung dessen betrachten wir die Niederschlagsmeneg von Kisber und seiner Umgebung. In den Bezirken Vasdinnye und Batthyäny beträgt die jährliche Niederschlagsmenge im Durchschnitt nach zehnjährigen Beobachtungen 550-650 mm. Südlich z. B. im Bezirk Nädasd in hügeligeren und bewaldeterem Gebiete ist die Niederschlagsmenge stets etwas größer, als nördlich von Kisber, wo weniger Wald zu finden ist. Es ist eine alte, auf Beobachtungen und Messungen beruhende Wahrheit, daß die Verteilung des Niederschlages den orographischen Verhältnissen ent- spricht. Als normale Isohiete von Kisber kann 600 mm betrachtet werden. Die Zahl der Tage mit Niederschlag darf im Durchschnitt als 100 angenommen werden. In den umstehend folgenden tabellaren Ausweis beträgt für die Umgebung von Kisber das Maximum 131, das Minimum 68 Tage. Die Verteilung nach Jahreszeiten und Monaten scheint, wie die Zahlen zeigen, ziemlich günstig, sowohl hinsichtlich der Niederschlagsmenge, als auch hinsichtlich der Tage mit Nieder- schlag. Tatsächlich verhält es sich jedoch nicht so, da diese Verteilung nicht die günstigste ist. Es gibt Perioden, in denen es täglich bestän- dig regnet, hierauf folgen dann längere trockene Zeiten. Ebenso sind auch Gewitter und Wolkenbrüche häufig, wo das Wasser ebenso schnell von der Oberfläche wieder abfließt, als es herabfätlt, ohne den Boden tiefer zu durchfeuchten. In tieferen Senken, besonders wo der Untergrund aus undurchlässigem Lehm besteht, bleibt das Regenwasser stehen und es währt längere Zeit, bis der Landwirt auf den betreffen- den Gebieten wieder arbeiten kann. Am segensreichsten ist daher der langsam rieselnde, laue Regen. Der laue Regen geht wiederum Hand in Hand mit der Tempera- tur und den Winden. Die durchschnittliche Jahrestemperatur beträgt in Kisber + 10°5 C°. Die größte Kälte herrscht im Januar und Februar, der Thermometer zeigt manchmal bis — 21 G°. Die größte Hitze tritt in den Monaten Juli und August auf, in denen der Thermo: meter bis zu + 37 C° steigt. Die Vegetation leidet einigermaßen unter dem schnellen Wechsel von Winter und Frühjahr, wenn auf einen strengeren Winter ohne jeden Übergang der Frühling folgt. Im Februar steht das Quecksilber beinahe beständig unter dem Gefrier- punkt, im März erreicht es durchschnittlich + 5 und im April be- reits + 10 C°. Die folgende Tabelle gewährt über alle diese Verhältnisse einen klaren Überblick. HEINRICH HORUSITZKY (8) 148 Die meteorologischen Beobachtungen in Vasdinnye und Batthyany. Verteilung nach den Jahreszeiten Verteilung nach den Monaten = . = En) - Fe = o © = =] = — = BR} R=1 on 6 © 5 ... 233 « 45 3 1:5 | 8 « 9915 Puszta Nagy-Ber, Schweinestall ... | 216 « 53 1 43 Ss « 2117 Puszta Nagy-Ber, im Tale neben der 91 r 57 5 07 | 95 i 910.3 | Untrinkbar, mischt sich SINN DEE REP mit dem Bachwasser u re | ee 211 a near). 1 a1 Puszta Nagy-Ber, Borjükuüt ._. -- „_. | 196 « 23 2 02 9:5 « 195.8 155 r (ISBER TSPRÄDIUMS : ) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHALTNISSE DES STAATSGEST (15) 2-99 1 L-991 G.191 » » el 6_I G.LG1 » » FE Jasse Ay sopuastojsıodwsg [8.091 8-9G1 &ll &ll &ll AISSBAA 1910 wop JIUI YOIS JUOSIN 5891 JOSSe Ay SPpuosTajstodug |C-991 (puioy -uue) Kon sjoss1ds --1OSSB AA sopasrr] Suny.owuy " » » » » UAJITUISURZOII ualyaLyaS ajeranfıp pun UBZOId » » » » UOIIYISUBZOI uayaLgaS uopu.ajaıf -19SSEM Op AEl]y II &1 — Ir Ken 01 ae ex II g 5 1 & 16 8 G-6 G 01 2 L6 II 0 er Ol 6.G 8-1 GI LI |91-9 I LT 101-6 ı LT |89-7 8 LI 5 II c.0 — a sap anyra|soSards Be away, |-10°SeM sapoSe’] 94 Gor (mu) suau -unag] sap al, » 1110995 » » uadg -B1595 11y0q93 » » » uage.ıs95 1140995 pun uagq -2.1505 u9q -B.1508 19po 1140999) » (puuoy -guue) Npn suau -UN.Ig] sap oder] "UBÄUNEE SOM-UZIAT S9P upuunag PIq Ik | I \ | | AO) UBS ug » » » » eg WI a9asıy 10g 1995917 Op JoH Ww] sajjeIsoap.aJg S9P Opuf “ueÄupeg 19.019 ‚sojje]sopIsJg SPP apuf uayaımsampaou we furÄypeg 19A9I9W 77 uU Un » » IST MA Op Uaqau “uräypeg; 1999 W 7 » » = = medy Tao — UHAUUNAASIEYUISIALAM “BIng TOT sojjeIssinIsen) sop 9pug uadısopns we “eng 19.019 sojjeIssın]sor) sap apuz uayamsompIou we “end TOdTo = — — oder wordwo], a9-JumPg-10.19], 19p Funpun dop rag susuunIg S9p Sunuy>lozog 9AdUeN ol II a m Si 0 HEINRICH HORUSITZKY (16) 156 > @ or Die Brunnen des Bezirkes Vasdinnye. Lage des Tiefe Nähere Bezeichnung Brun- N des | ae iin: des Brunnens A (annä- | ben in 7) hernd) un 4 Haltestelle Aszär, neben der Stärkefabrik __ | 161 BegrE- 37 en Die Brunnen der Stärkefabrik in der Senke: | 1555) « 48 naherderößrenzer zer er .. 5 [ut nördlich 155 x * Die Brunnen der Stärkefabrik | Yon dem r ; n in der Senke: vorigen 5 ; nebeneinan- h der « « Meierei Alsö Vasdinnye : vor der alten Milch- « 17:5 kammer... .. I gegra- « « « vor der neuen Milch- ben u. 114-415 kanmarar.2 >; gebohrt « « « hinter der neuen Mileh- gegra- 6 kammer auf der Wiese ben “oo « vor der Wohnung des « 48 Verwalters._. .. _ Er KG « bei den Schweinestäl- | | 2 « 49 On Er « « « vor dem Granarium E « 4-8 am NE-Ende ER Er « « « vor dem Granarium « 4-8 am SW-Ende .. .. .. 4 « dr « « « vor dem Scehlachthaus « ) « « « bei dem Wächterhaus NT « 3 Höhe der Wasser- säule (in M ) Lage des Wasser-| Tempe- spiegels/ratur des unter der| Wassers Oberfl. (in M) 22 8 12 8 0:5 8 05 | 8 GB7 Ta 4 10 10 | 11 1:6 | 8 4 | 10 3 | 9-5 35.610 3 10 3 DE 25| 85 3 e) Alter der wasser- Lage des Wasser- spiegels liefernden Sehiehten | ü. d. M. Diluvialer Sand, am Grunde des Brunnens zäner Ton Alluviale Schiehten « « « Pliozänschichten « Alluviale Schiehten Grenze des Plio- zäns u. Diluviums « « Pliozänschichten (annä- hernd) 159 1543 1545 1545 1545 145 141 1454 146 146 146 146 146 146 146 Anmerkung Untrinkbar « « 157 0 .. DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. (17) JOSSe MM SOpunsasuj] yoneaigor) AOSSUYy JOISSBAA sopu9sıajscodung YOnRIGIL AOSSnYy aeqyurun pun JyosıumaA say9loL, sap JOsse\ WOP IN Suny.louruy enl 6-GPl Tr Tr ya (puaay -euuR) "NP sjesards -IOSSBMN sap 98er] wmtanj[y pun UNIINISUBZOII pues do5LLaoyds "Pus.I NJUALIISUON) UHJYDIJISUBZOI » » pues dOs1Io}}oy9S "PIIIUNJUOLLIFUON » » » » » » » UHNUIINISUBZOIA NSJUITTIS UAPUOJOT] SIOSSB A -19SSEM aD Ay (mu) "B12gO Jap Jolun sjasards -ISSE A sopase] e | er — (OIr+4G ei) es | @ u 0 £ q 5 v er L 5-1 9 'or-T |0r-G Se 2 L er ae (wu) | (wu) ones | suau -I9SSEAA| -Uunag ap sap sgoH | YaLL » uadg -81595 11y0q93 n uog -8.1895 » » » » » » » » uaq -R1503, uaq -B1393 J9po 1140998) G.991 -G-FVl a 7 SOnuls -HUTIMLOS SIP 9J0H UI > » ) ussunuyoM UP OA > > » S9J0H SOp AylıA dop ul > » ) — eEISUISTO wap .dojumy Jo u ) ) >» = oo MeISu9SU9N wop 194 909 wi » > » a SONST -tN SYp Ppuey UI » » » — 7 pn) we ]]618 -uasa0) WOP 19q : HAuupsBA-OS[OA TOdION = 7 uosunuyoM Up. TOR» ; = pesuasupg op 1oq HIER SUN,» » » ER ATOM d9p ON Op ur : 9AuumpseA-d9Zzo‘y I919TaW BE En ON -u9gsnyLIdS A9p AOA » I ) = SUnuUgomudL -0SS9J0.IJ op 3J0H u » DE) race 7 ESSEN -UHUIUJSEN A9P OA » » » SNEISYIOMUIUTYISBIN OP Aajumı ‘yDIa], wop Tag : Auuıpse A-OSIY 13.09 W supuunddg S9p Sunutdldzag SOUEN 951 19.OTON suoUu -unig sap gez opupJ -ne] 12 Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 4. Heft. (18) Meierei Parrag : Meierei E: HEINRICH HORUSITZKY Nähere Bezeichnung des Brunnens Meierei Felsö-Vasdinnye: hinter dem Schweine- Stall Bei den Wächterhaus Nr. 32. _ .. .. .. e Ir Pe ee Nr. 34. im Weingarten a am NW-Ende des Gestüts- STAlES En EL am SE-Ende des Gestüts- stalles _ ._ :im Walde gebohrter Brunnen im Walde gegrabener Brunnen in der Mitte des Hofes_ __ neben dem Weingarten am Strassenrande im Tal .. Gebohrt EN der u Brun- sesta- | nens ben | (in 22) geer.-| 5 ben « 1:95 « 6 « 10:60 « — « 10 « 10-93 gebohrt |187°0 gegra- | 10 ben « 7 « %5 « 12 Tempe- ratur des Wassers (0°) Alter der wasser- liefernden Schichten Pliozänschiehten und Alluvium « Pliozänschiehten « Pliozänsehiechten « « | Pliozänschiehten Diluvialer Sand Alluviale Wiese Lage des Wasser- spiegels ü.d.M. (annä- hernd) Anmerkung 139 139 14520 Trocken Untrinkbar « « Ungesundes Wasser 6Gl . E 8 6 8 G a vgl oqnaswyaT dop ul z - Ll or) = sG1 ü ’ BWa RR BUG URL, 3.9 091.| 2,52 = 7, eo » 91 | 6Gl A 2 > G s u GcT = 7 opIamuaJog ‘SOARL-O BIZENg | GI ec | a a Re | 2 Fa eRanpe 2 =arı : : FEB FR = 9 : i -U9SIO SEP Ppug-JS ur >» » y a en| >» 113 EM Re re EFT: a ei 2 = | a -USIPO SOPAPUT-MAN we ap -[geizeng | © 5 D a = sojjels > a orl ; ; m & 4 ; > sIn/sar) Sop opusp-M un » » 61 z 02 UONITIISUBZONGI II ° e G » » = N II 5 Aeqyuraun FLHTOLUNıDA EA E O S S -SIN]S9") SOp opug-g we » » = AYDELIOIO OP AOSSeAN = eh 2 Ri: Feed 2 uopwoyısur wop m | OPI . i 5 6 | 81 |o0s€ r VL | -uuoy ap onım dop ur dep-Azauossorg | O1 771 ‘ “ . . | = egyunaunm HyoSLUDS ; purs 'anfıp m ONoyaS ke. 2 £ ya Ren ua = AESSBAN WOIBIANTE II 3.681 ASIPUES UN JURLIOFUOr) | ve 81 ©& i Im MISCHEN UISPEUSGONTTESEIBSDETEG 6 a} 5 L-EP1 2 s DER IEE & 89 Tl a srguom m | 8 ea} a .C ” sonelssin]son) G.C9] . 2 Il Gy 6-6 L-9 h . son anim-aa. ip L N = G.G ) » C. 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Details zeigen die beigefügten Tabellen. (S. 154 —159). Die letzte Rubrik der Tabellen zeigt, wie hoch das Wasser in den einzelnen Brunnen über dem Meeresspiegel steht. Betrachten wir nach Durchsicht dieser Zahlen die in Fig. 7 beigefügte Kartenskizze, so werden wir sofort darüber ins Klare kommen, von wo wir Wasser erhalten und in welcher Richtung dasselbe kreist. Die Hauptmasse des Wassers entspringt dem Bakonyer Vor- gebirge und fließt von dort in nordwestlicher Richtung. Den höchsten Stand erreicht das Wasser am südlichen Ende des Waldes von Nagy- ber (227 m ü. d. M.), von wo es in der angegebenen Richtung mit dem Fallen der Schichten stetig niedriger steigt. So ist der Stand des Was- serspiegels der folgende: x Puszta-Nagyber _ . 72... 21179 m9.% M°M « « Borjuküt rn AIIES AIR RR Meierei Pnlaz2 78 3 RE ER 173 Kae ER « Apati EEE na a NE EN CAR Egyhäza ne ee 159-5 « {( « « Meierei Vasdinnye.. ee. PO at ae ER Puszta Patch raten TR Die Meierei Urge liegt auf einer Antiklinale, weshalb hier der Wasserspiegel 149 m ü. d. M. steht. Bei Tarcs fallen die Schichten bereits wieder gegen NW; danach richtet sich auch der Wasserspiegel, dessen Stand weiter folgen- der ist: Püszta »O-Pares- an ar 59m id: Puszta Uj-Tares und Tares _ 1455 « «u u Lossonczy telep ur ee. A a Teich won Taxtes-.. 7.82% 2 721398 a 32 Wie ersichtlich steht also der Kreislauf des Grundwassers mit den geologischen und tektonischen Verhältnissen der Gegend in engem Zusammenhang, wovon im nächsten Kapitel die Rede sein wird. Hier erwähne ich nur noch die Quellen des Tales von Feketevizer unterhalb der Meierei Nädasd, welche an der linken Seite des Tales vom: Grunde des pleistozänen Sandes und dann aus den Pliozänschichten entspringen. Eine ähnliche Quelle sprudelt unterhalb der Puszta Ägazat bei dem Brunnen Nr. 6 und im Bezirk Batthyany im Török Balint-Tale. Endlich muß ich noch auf die Täler der Abflußgräben von Egy- häza aufmerksam machen, wo man den Bittersalzgehalt des Bodens in (21) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 161 Betracht gezogen wahrsheinlich auf Bitterwasserquellen stoßen könnte. (S. Seite 183 und 193). Geologischer Teil. Unser Gebiet erhielt seine Ausgestaltung in drei Epochen des Kainozoikums und zwar stammen die unteren Ablagerungeu aus dem Pliozän der Tertiärepoche, hierauf folgten das Quartär, Diluvium oder Pleistozän und endlich das Alluvium oder Holozän. Pliozäan. Nachdem vor Beginn: des Pliozäns, gegen Ende des Miozäns das Meer aus dem größeren Teile Europas zurückgetreten war, wurde das Gebiet Ungarns von Brackwasser und Süßwasserseen bedeckt. Ein größeres zusammenhängendes von Wasser überflutetes Gebiet erstreckte sich vom Rhonetal durch das Donautal und Italien bis in das Innere Asiens. In Ungarn bildete also der Teil jenseits der Donau, die kleine und die grosse ungarische Tiefebene ein zusammenhängendes mit Was- ser bedecktes Gebiet. Siebenbürgen, als gesondertes, selbständiges Gebiet, besaß zwei separate Becken. Das Pliozän wird im allgemeinen in eine untere und eine obere Stufe gegliedert. Die unsere Stufe, früher nach den in derselben vor- kommenden verschiedenen Kongerien-Schalen, allgemein Kongerien- Schichten genannt, führt jetzt den Namen pontische Stufe auf Grund der Fauna des Pontus Euxinus, des schwarzen Meeres oder panno- nische Stufe auf Grund der in der alten Provincia pannonica unter- suchten Schichten. Die unermüdlichen Monographen dieser Epoche, Öberbergrat JuLius HaLavAts und Dr. EmerıcHh LÖRENTHEY, Universitäts- professor behandeln den Gegenstand ausführlich in den folgenden Arbeiten: Die Fauna der pontischen Schichten in der Umgebung des Balatonsees (Harav.) und Beiträge zur Fauna und stratigraphischen Lage der pannonischen Schichten in der Umgebung des Balatonsees (LörEnr.). Beide Arbeiten sind in dem Werke «Resultate der wissen- schaftlichen Erforschung des Balatonsees» Bd. I Abt. I erschienen. Die obere Stufe dieser Epoche bildet die Levantinische Stufe, nach dem massenhaften Auftreten der Paludinen (Viviparen) auch Palu- dinenschichten genannt. Die Gliederung der pannonischen (pontischen) Stufe ist noch nicht völlig geklärt. Es gab stellenweise süssere, an anderen Orten wieder mehr brackische Becken, je nach der Anzahl der in dieselben mündenden Süßwasserbäche, welche wiederum seichter und tiefer 169 HEINRICH HORUSITZKY (22) waren, so daß sich verschiedene Kohlenflöze, Sande, Tone, Mergel, Schotter und Konglomerate ablagerten. Ferner war auch der Wasser- stand an manchen Orten mehrfachen Schwankungen unterworfen. Aus diesen Verhältnissen folgt nur das eine, daß auch die Fauna jener Zeit den Verhältnissen angepaßt, eine sehr verschiedene war, wodurch die Gliederung der Stufe in Horizonte auf Grund der Fauna sehr erschwert wird. Ein charakteristisches Beispiel hiefür ist die Fauna von Bazin, wo ich verschiedenen Niveaus angehörige Formen vereint gesammelt habe. (Die agrogeologischen Verhältnisse des südlichen Teiles der klei- nen Karpathen;; Jahresbericht der kön. ung. geol. Reichsanstalt, 1907.). Nach unseren gegenwärtigen Kenntnissen läßt sich die Einteilung der pannonischen (pontischen) Stufe auf Grund der Fauna nicht ver- allgemeinern, sondern nur auf lokale Verhältnisse beziehen. Im allge- meinen können nur die stratigraphischen Verhältnisse sichere Auf- klärung über die Altersunterschiede der einzelnen Schichten geben. Das Gesamtbild der Fauna, keinesfalls aber einzelne Formen, bietet nur ein Hilfsmittel zur Einteilung dieser Periode. Betrachten wir jetzt die in der Umgebung von Kisber vorkom- menden Stufen. Nach dem Zurückweichen des Miozänmeeres zu Beginn des Plio- zän hatte die See noch keinen hohen Stand erreicht. Der überwie- gende Teil der hier abgelagerten Schichten besteht aus schotterigem Ton und schotterigem oder grandigem Sande, welche wenngleich spä- ter zusammengelagert und gesunken, sich doch noch nicht hoch er- streckten. Und wahrscheinlich kommen auch wasserführende Schichten nur als größere und kleinere Linsen vor, weshalb uns aus den tiefe- ren Schichten artesisches Wasser hier nicht bekannt ist. Im oberen Teil der unteren Stufe findet sich bereits feinerer, glimmeriger Sand und dazwischen harter plastischer Ton, welche dem petrographischen Aussehen nach vielleicht bereits auch in das untere Niveau der mittleren pannonischen (pontischen) Zeit gehören. Auf Grund der in der herrschaftlichen Ziegelei des Bezirkes Batthyäny gefundenen Fauna — deren Bestimmung ich der Güte des Herrn Haravärs verdanke — gehören sie rach Herrn HaravArs in das untere und zwar in das Congeria Partschi-Niveau. Die in der Ziegelei gesammelte Fauna ist folgende: Valenciennesia Pauli R. «HoErnes. Planorbis tenuistriatus GoRJAN.KRAMB. Limnocardium triangulato-cosiatum Haav. Limnocardium (Fragment, an Schmidti erinnernd). Congeria, sp. (23) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER, 163 Das Wasser war damals bereits etwas gewachsen und die Abla- gerungen erstreckten sich in gewissem Zusammenhange auch höher. Aus diesen stammt hier das emporsteigende und stellenweise aufsprin- gende Wasser. Daß das Wasser nicht überall erhältlich ist, liegt wie- der an den infolge der Bruchlinien eingetretenen Senkungen und Ver- werfungen. Solche größere Bruchlinien konstatierte ich hier nördlich von Kisber in dem Tale des Alluviums unterhalb der Meierei von Vas- dinnye und am südwestlichen Rande des Waldes von Nagyber. Der westliche Teil der ersterwähnten Bruchlinie bildet ein Senkungsgebiet. Östlich davon findet sich artesisches Wasser, welches nur einige Meter ‚oder Dezimeter unter der Oberfläche bleibt, auf dem Senkungsgebiete hingegen kann man kaum von emporsteigendem Wasser sprechen. so Fig. 4. Profil einer Tongrube bei Ö-Tares. 1. Lichtbrauner lockerer Sand, 2. Gelber kalkiger Sand, 3. Congerienführender gelber, graugefleckter Ton, mit etwas Schotter, 4. Grauer plastischer kalkiger Ton. Ebenso steht im Walde von Nagyber das Brunnenwasser so hoch, daß man bei ungestörten Verhältnissen an der südwestlichen Seite der Bruchlinie, aus nicht zu grosser Tiefe emporsteigendes Wasser erhal- ten müßte. Demgemäß richtet sich auch das Fallen der Schichten. Östlich von den Bruchlinien fallen die Schichten gegen Nordwest, von der Meierei Ürge aber gegen Nordost. Westlich von dieser Meierei fallen die Schichten wiederum gegen Nordwest. Es läßt sich also bei der Meierei Ürge von einer nachweisbaren nordwest-südöstlich gerichteten Antiklinale sprechen, welche mit dem Bärsonyos-Pannonhalmer Ufer der betreffenden Bucht parallel verläuft. : Solche den Rändern der Bucht parallel verlaufende Antiklinalen und Synklinalen sind auf unserem Gebiete und dessen Umgebung wahrscheinlich in größerer Zahl verhanden. Diese gehören jedoch be- reits in die mittlere pannonische (pontische) Zeit, obwohl ihr Ursprung vielleicht in die untere zu verlegen ist. 164 HEINRICH HORUSITZKY (24) Auch zu Beginn der mittleren pannonischen (pontischen) Zeit läßt sich nicht sagen, daß hier ein besonders großer See gewesen wäre; hierauf weist wenigstens das Vorkommen von Congeria ungula caprae an zahlreichen Orten hin, welche Art bekanntlich seichteres Wasser und die Uferregionen des Binnensees bevorzugte. Ich sammelte Fragmente von Congeria ungula eaprae Münsr. an folgenden Orten: 1. In den schotterigen Sandgruben am Taresi-hegy (150 m), wo auch ein Melanopsis-Fragment zum Vorschein kam. 3. In der Tongrube neben der Puszta O-Tarcs (156 m). 3. Neben der Puszta Felsö-Vasdinnye ebenfalls in schotterigem Sande. 4. Nördlich von der Gemeinde Csaszär, vom Ebedlätöhalom, aus Ton (227 m), wo auch eine Unio sp. zum Vorschein kam. Dr. Aurer Liırra erwähnt in den Jahresberichten von 1908 und 1909 noch folgende Fundorte. 5. Köcs, vor der röm. kath. Kirche (168 m). 6. Nagyigmänd, aus Schotter am linken Ufer der Csicsöer. 7. Puszta-Tömörd, in der Senke zwischen Ujhaz und Tömördi hegy. 8. Tata, westlich von der Puszta Miklös, aus dem an der Spitze des- mit 144 m bezeichneten Hügels anstehendem Ton. 9). Tata, aus Ton in den Schottergruben. Alle diese Fundorte weisen darauf hin, daß hier ein verbreitetes seichtes Wasser war, an dessen höher gelegenen Ufern und Boden- erhebungen zahlreiche Kongerien lebten. Später transgredierte das Wasser langsam. Zu dieser Zeit lager- ten sich hauptsächlich eisenschüssige festere Sande mit Tonschichten alternierend ab, welche jedoch bloß dünnere Schichten bilden und meist nur fleckenweise vorkommen. Aus dieser Zeit stammt die Fauna von Duc, welche Dr. A. Lırra gesammelt und mir bereitwillig zur Ver- fügung gestellt hat. Südlich von Kocs, in der Nähe der Puszta Duc kamen aus rötlichen, Eisenoxydhydrat führenden Sande folgende Arten zum Vorschein: Limnocardium Pensli Fvcus. « Schmidti M. Horn. Dreissensia auricularis Fuchs. Dreissensiomya cfr. Schröckingeri Fucns. Zieht man die Gliederung dieser Epoche in Betracht, so gehören die hier angeführten Arten in das Niveau von Congeria balatonica und Congeria rhomboida. Hier aber kommen sie vereint vor. (25) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 165 Die Transgression erreicht ihren Höhepunkt in der zweiten Hälfte der oberpannonischen Zeit. Aus dieser Zeit ist jedoch hier bloß der Hügelzug von Teleki-Bärsonyos übergeblieben, wo ich an der nord- östlichen Lehne des Irtäs hegy und Öreg hegy, in der Tongrube unter- halb des mit 195 m bezeichneten Hügels, folgende ziemlich schlecht erhaltene Fossilien gesammelt habe: Helic bakonicus, HaLav. Valvata helicoides SToLıcz. Valvata sp. Am südlichen Ende der Gemeinde Teleki, aus der Lehmgrube neben der Straße kamen folgende Arten zum Vorschein: Melanopsis Entzi Brus. und Gardium-Fragmente. Aus der Zeit der großen Transgression dürften auch die Schotter im Bezirk Nädasd stammen, welche im Walde von Nagyber und Bäröi erdö in einer Höhe von etwa 250 m vorkommen. Diese Schotterkegel stammen aus dem Bakony. Ur- sprünglich stammen nach der lie- Figur 5. Schottergrube von Nagyber (Neben Figur 6. Schottergrube von der Strasse nach Ägazat.) Nagyber. 1. Rötlicher, sandiger Ton, 2. Grauer, san- 1. Rötlicher sandiger Ton, 2. San- diger Ton, 3. Eisenschüssiger schwerer Ton, diger Schotter, 3. Sandige Linsen. 4. Sehr kalkiger Ton, 5. Glimmeriger feiner Sand, 6. Sandiger Schotter. benswürdigen Mitteilung Herrn Direktors Dr. Lupwie v. Löczy diese Schot- ter aus den Alpen und wurden hierher aus den Miozän-Schottern des Bakony ausgeschwemmt. Der überwiegende Teil derselben besteht aus 166 HEINRICH HORUSITZKY (26) farbigem Quarz, es findet sich aber auch ziemlich viel Granit, Gneis und kristallinisches. Schiefergeröll, älterer schwarzer, sodann hellerer Kalkstein, rötlich gelblicher und graulicher harter Sandstein und Num- mulitenkalk. Die Größe der Bestandteile ist meist haselnuß-, nuß- oder eigroß, nur selten finden sich größere Stücke. Der Schotter ist ziem- lich lose und führt keine Fossilien. In die oberste pannonische Stufe ist ferner die westlich von Tata- tövaros gegen Babolna hinstreichende Hügelkette zu verlegen, auf deren Hügeln sich bereits levantinische Schotterablagerungen finden. Das Liegende derselben ist aber noch entschieden pannonisch, wie die in der mit dem zwischen Igmänd und Ujszöny neben der Bahn yelegenen Uhlanenfriedhof benachbarten schotterigen Sandgrube gefundenen Unio Wetzleri Dunk. Pisidium sp. MÜLLER. beweisen. (Dr. Auren Lirra: Geologische Notizen über die Gegend von Tata und Szöny. Jahresbericht d. k. ung. geol. R. Anstalt 1908, p. 147.). Dafür sprechen auch die am Ördöghegy bei Nagyigmänd gefundenen Melanopsis pygmaea PARrTScH. Cardium-Fragmente und die bei Bäbolna-puszta aus dem vor dem Postgebäude befindlichen Brunnen zum Vorschein gelangten Unio Neumayri Pen. Planorbis sp. (Horvsırzky: Die agrogeologischen Verhältnisse des Staatsgestütsprä- diums Bäbolna. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. R. A. Bd. XII. Heft 5, p. 179.) Am linken Ufer der Donau sind die in die obere pannonische Stufe gehörigen Schichten bereits viel weiter verbreitet. Das Fehlen dieser Schichten in größerer zusammenhängender Verbreitung auf unserem Gebiet hat seinen Grund wahrscheinlich in dem plötzlichen Zurückweichen der Binnengewässer. Der Abfluß des Binnensees geschah zu beiden Seiten des Vertes-Gebirges, nämlich gegen Mör-Szekesfehäörvär und gegen Tata-Bicske, bei welcher Gelegen- heit in diesem Gebiet eine stärkere Erosion tätig war. Dieses Zurück- weichen hielt solange an, bis die Donau zu Beginn des Diluviums (Pleistozän) die Enge von Esztergom-Szob durchbrach. In der zweiten Hälfte des Pliozäns also wich das Wasser zurück und damals wurde (27) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 167 / 7437 / / [assonezy £ Jarcs 440 145) 7 NV Alalajviz normalis lldsa a 1.52. | \ ajviz normalis allasa & 4.52. f ( BEN: 72 Normalstand des Örundwassers ü.d. M. | Ol Ted 23 2, AR a Azarteziviz normalısallasa & tszf J FEN Normealstand ges artesıschenWassers udM es er: \ \ Töresvonal. 5 me Zruchlinie. 7 Antıiklinalis. = Anhklinale. ”L Aretegek dölese. Zinfallen der Schichten. N N Be I 1958 \ 1\ an IR / Wagyber ‘ en ER Near VE EIN) A \ f # Na ad 217 | / 2045 \ N \ \ N x N 2275 \ N \ Sa ee Ufdazer \ a er 275 / N pe % 22771/ u } Z SV UN Figur 7. Situationskizze. 168 HEINRICH HORUSITZKY (28) auf der erwähnten Hügelkette zwischen Tata und Bäbolna der Schotter abgelagert. Dieser Schotter findet sich nur auf den Hügelspitzen und hat an vielen Stellen kaum '/'» m Mächtigkeit. Der Schotter besteht beinahe aus reinem Quarz, welches mit einer Eisenockerschicht über- zogen ist. Die einzelnen Stücke sind oft von Straußenei oder Kindes- kopfgrösse. Fossilien wurden nicht gefunden. Diesen Schotter halte ich nicht mehr für Bakonyer Schotier. Obwohl Fossilien bisher nicht be- kannt sind, halte ich doch meine frühere Ansicht aufrecht und be- trachte diesen eisenockerigen Schotter als levantinisch. Pleistozän. Nach Abfluß der großen Binnenseen, zu Beginn des Pleistozäns (Diluvium) war das Gebiet der kleinen ungarischen Tiefebene größten- teils noch mit zurückgebliebenen Teichen und Sümpfen bedeckt. Solch ein aus mehreren zusammenhängenden Sümpfen bestehendes Gebiet erstreckte sich auch zwischen Tata, Bäna, Mezöörs und Kisber, in welches von den ringsum gelegenen aus Schotter bestehenden Hügel- reihen Sand und zuweilen auch Schotter herabgeschwemmt wurde. Auch die Hochwasser der Donau erstreckten sich noch bis hierher, welche ebenfalls ansehnliche Massen Sandes mit sich brachten. In be- ständigeren Morästen lagerte sich schlammiger Ton ab. Im allgemeinen läßt sich sagen, daß diese Verhältnisse im unteren Pleistozän herrsch- ten, als in den einzelnen Gebirgen die ersten Vergletscherungen ein- traten; das untere Pleistozän würde also mit der ersten Glazialperiode zusammenfallen, als in unserem Gebiet ein regenreicheres Klima herrschte. In Kisber besteht in der Meierei Alsö-Vasdinnye die Lehmgrube unterhalb der neuen Milchkammer aus solchen Teichablagerungen, hauptsächlich aus Ton, dazwischen aber auch Schotter und ziemlich viel Sand. Mitunter finden sich darin auch Fragmente von einge- schwemmten Pliozänfossilien, deren Vorkommen hier durch das oben erwähnte erklärt wird. Der Ton ist graulich oder gelblich, weniger bindig und keineswegs so plastisch, wie der pannonische Ton, wel- chem er übrigens sehr ähnlich ist. Die Fauna desselben ist folgende: Planorbis (Gyraulus) glaber JEFFREYS. Valvala (Cincinna) piscinalis MÜLı. Bithynia tentaculata L. Unio-Fragmente. Pisidium (Fossarina) fossarinum Cuess. (29) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 169 ferner zwei eingeschwemmte Festlandformen : Eulota fruticum MüÜLn. Buliminus (Chondrula) tridens Müur. Und aus dem Pliozän Congeria und Cardium-Fragmente. Eine ähnliche Fauna sammelte ich auch in Bäbolna, welche eben- falls noch in das untere Pleistozän gehört. Hier kam die reiche Fauna zwar aus Sand zum Vorschein, da diese aber auch später ungestört blieb, war die Fauna darin vollkommen erhalten. In den Sandgruben neben der Lobkovitzer Strasse und von (ise- merhäza sammelte ich die folgende Fauna: Suceinea (Neritostoma) putris L. « (Amphibina) Pfeifferı Rossn. « (Lucena) oblonga Drar. Limnaea (Limnus) stagnalis L. « « « « var. arendarid CoLB. « (Limnophysa) palustris var. fusca Prr. « « turricula Her». « « « var. diluvianda ANDRUS. « (Fossaria) truncatula MüLn. « (Leptolimnea) glabra Mürn. « (Gulnaria) peregra Müır., var. altenuata Cuess. Planorbis (Gyrorbis) leucostoma MıLLEr. Pisidium (Fossarina) fossarinum Curss. Es sind dies lauter Arten, welche in stagnierenden odes langsam strömenden Gewässern und an deren Rändern leben. Die einzige fos- sile Form ist L. dilunnana Anpe., welche gegenwärtig bei uns nicht mehr lebt. /. arenaria und G. altenuatla waren auch bisher unbe- kannt und sind auch aus der rezenten Fauna nicht bekannt. Letztere Form ist außer Bäabolna nur von Muzsla bekannt, L. arenaria wurde nur in Bäbolna gefunden. Die übrigen leben auch heute noch. Die Bestinnmung der Limn&a-Arten verdanke ich weil. St. Cues- sın, Malakologen in Regensburg. Zu Beginn des oberen Pleistozäns war der Stand der Donau be- reits ein viel tieferer, so daß auch das Hochwasser unser Gebiet nicht mehr erreichte. Hier waren die einzelnen Vertiefungen nur mehr durch beständige Sümpfe bedeckt und in den Tälern rieselten kleinere Bäche. Das Wasser der Donau hatte sich ein tieferes Bett gegraben und lagerle das mit sich geführte Material nur mehr an dessen Rändern 170 2 HEINRICH HORUSITZKY (30) ab, welches je nach der Strömung, verhältnismäßig noch immer ziem- lich hoch, grandige Schotterbänke bildete. So verdient die auf dem militärischen Exerzierplatz bei Györszabadhegy emporragende schot- terige, grandige Sandlinse Erwähnung, 130 m ü. d. M., in welcher ich die folgende Fauna sammelte: (Bei der Bestimmung der Fauna stand mir Dr. Kornos hilfreich bei). Hyalinia (Polita) pura Aıv. Grystallus (Vitrea) erystallına MüLı. Euconulus fulvus MüLı. Patula (Discus) ruderata Stun. Clausilia (Kuzmidia) pumila 2. Succinea (Lucena) oblonga Drar. « « « ZEV elongata ÜLEss. Planorbis (Tropidiscus) wmbilicatus MüLL. Valvata (Gincinna) piscinalis MüL. Pisidium (Fluminea) ammicum Münı. Die angeführten Arten gehören im allgemeinen einer Waldfauna an; die ersten fünf Arten bevorzugen sämtlich bewaldete, schattige, nasse Gebiete; Polita pura und Kuzmicia pumila haben sich schon völlig ins Gebirge zurückgezogen, so daß sie im Alföld als fossil be- trachtet werden können. Vitrea erystallina, Euconulus fulvus, Discus ruderatus ziehen ebenfalls dem Gebirge zu und werden im Alföld nur spärlich, selten gefunden. Succinea oblongya, in der Nähe von Gewäs- sern lebend, ist auch heute noch ziemlich häufig, besaß aber im Plei- stozän eine noch größere Verbreitung. Die letzten zwei Arten sind in stagnierenden Gewässern heimisch und leben auch heute noch. Die Fauna weist also darauf hin, daß dort das Ufer mit Auen bestanden war, welche öfters vom Wasser überschwemmt wurden. In dem gemäßigteren, trockeneren, wechselnden Niederschlag bringenden Klima der Lößperiode, wurde die Donau in ein stetig enge- res Bett zurückgedrängt, ein Teil der Sümpfe trocknete aus und der Wind übernahm in der Ausgestaltung unseres Gebietes die Haupt- rolle. Vor allem wirbelte er den dort abgelagerten Sand empor, führte ihn von einem Ort an den anderen und bildete Flugsanddünen und Flugsandhügel. Diese wechselten ihren Ort lange Zeit hindurch, bis ein Teil derselben von der Vegetation wieder gebunden wurde; es gibt aber auch gegenwärtig noch Stellen mit Flugsand. Je nach der Stärke des Windes trifft man gröberen und feineren Sand, an vielen Stellen sogar so feinen Staub, daß man denselben nicht mehr als Sand, son- (31) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 171 dern als sandigen Löß, sogar als typischen Löß ansprechen kann. Das feinste Material der vom Wind zusammengewehten Bildungen besteht nur zum geringeren Teile aus Donausand; der größere Teil stammt aus den tertiären Ablagerungen und zwar bei uns aus den Pliozän- und Miozän-Schichten. Der herrschende Nordwestwind führte den größten Teil des feinen Materiales von dem linken Ufer der Donau, aus den im Väg-Tale verbreiteten loseren tertiären Ablagerungen herab, welche gegenwärtig dort nur mehr in schwachen Resten vor- handen sind. Typischer Löß ist in der Umgebung von Kisber wenig vorhan- den; die .Kraft des Windes lagerte dort nur sandigen Löß ab. Typi- scher Löß findet sich nur dem Gebirge zu, wo er nach der Theorie Herrn Direktors Dr. L. v. Löczy im Lee des Windes liegen bleiben konnte. So trifft man gegen Csesznek in der Umgebung von Tata und bei Györszentmärton schon typischeren Löß an. Östlich von Tata, im Gebiet der Gemeinde Baj stieß ich hinter den Gärten, etwa 200 m. ü. d. M. auf 3—6 m mächtigen typischen Löß, wo ich die folgende cha- rakteristische reichhaltige Fauna sammelte: Hyalina (Polita) pura Aıv. Patula (Discus) ruderata Stun. Eulota fruticum MüLn. Vallonia pulchella Müur. J’ruticicola (Trichia) hispida L. Campylaea (Arianta) arbuslorum, L. « « « L. var. alpestris Prr. Xerophila (Candidula) striata MüLı. Buliminus (Napaeus) montanus Drar. Chondrula tridens Mürt. Gochlicopa lubrica Mün. Orcula dolium Drap. Pupilla muscorum Müıı. « « forma elonyata Münr. Clausilia (Kuzmicia) parvula Srun. « « pumila 2. Succinea (Lucena) oblonga Drar. Von den angeführten Arlen kann Polita pura, Arianta alpestris, Nuzmicia parvula und pumila im Alföld als fossil betrachtet werden. Sämtlich sind es Festlandformen welche meist auf Wiesen und Auen trockenere oder etwas feuchtere Orte bevorzugen. Napaeus montanus 1723 HEINRICH HORUSITZKY (32) war im Pleistozän bisher bei uns nicht bekannt; außer Baj kam diese Art bisher nur bei Törökbecse zum Vorschein. Eine ähnliche kleinere Fauna sammelte ich im Wegeinschnitt zwischen Magyarszentkiräly und Csesznek, wo der sandigere Löß bis zu 350 m hinaufreicht. Hier kamen zum Vorschein: Fruticieola (Trichia) hispida L. « « rufescens Penn. « « terrena ÜLess. Campylaea (Arianta) arbustrorum L. « « « L. var. alpestris Pr. Pupilla muscorum Müut. Suceinea (Lucena) oblonga Drar. Von diesen ist Trichina terrena ausgestorben. Trichia rufescens lebt wahrscheinlich bei uns nicht mehr, und die unter diesem Namen erwähnte Art, welche in den Auen der Donau außerordentlich selten anzutreffen ist und welche nur R. Sz£epr in seiner Arbeit. «Adatok Nyugatmagyarorszag molluskafaunajahoz» (Pozsony 1897) erwähnt, ist wahrscheinlich eine andere Art. Aus sämtlichen Faunen ist ersichtlich, daß die Umgebung von Kisber in der Lößperiode aus zahlreichen kleineren Auen bestand, da- zwischen mit Wiesengebieten, wechselnd von feuchterem uud trockene- rem Charakter. Und je nach der Kraft des Windes bildete sich ver- schiedener vom Wind zusammengewehter Boden. Für eine Unterbrechung der Lößperiode, wie sie sich an mehre- ren Stellen Ungarns konstatieren lässt, konnte ich keinerlei Beweise finden. Der Löß ist zwar nicht völlig gleichförmig, die dazwischen- gelagerten gröberen Sandschichten sind aber nur durch stärkeres Wehen verursacht. In der Umgebung von Kisber ist also eine Gliede- rung der Lößperiode nicht möglich. (H. Horusırzky: Versuch einer Einteilung der Pleistozänperiode, Populäre Schriften der kön. ung. geol. Reichsanstalt. Nur ungar. Bd. II. Heft 3). Der Wind wehte hier an- scheinend in der ganzen Lößperiode beständig kräftiger wie er auch jetzt noch stetig weht, den Sand häufig aufwirbelt, weiterführt und damit ganze Tafeln begräbt. Holozän. Im Holozän, d. h. zur Zeit vor Beginn des Alluviums hatte die Gegend schon so ziemlich ihre heutige Ausgestaltung erlangt. In der Gegenwart üben die fließenden Gewässer einesteils nur mehr eine (33) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 173 geringere destruktive, andernteils eine aufbauende oder akkumulierende Tätigkeit aus. In unserem Gebiete kommen beide nur in den Tälern zur Geltung, wo das von den höher liegenden Gebieten herabgeschlemmte Material abgelagert und von hier besonders von dem Ufer der Täler wieder weitergeführt wurde. In einzelnen Tälern, wo sich dieselben verbreiterten, entstanden teils auf natürlichem, teils"auf künstlichem Wege kleinere Seen, von deren Verbreitung bereits im hydrographischen Teil die Rede war. Im allgemeinen sind diese Holozänschichten von sehr geringer Mächtigkeit und ziehen sich mehr den ausgehöhlten Pliozäntälern ent- lang. Richtung und Verlauf derselben wird teils durch die Bruch- linien, teils durch die Synklinalen des Pliozäns bestimmt, wo die Erosion noch dazu kleinere oder größere Vertiefungen hervorgebracht hat. In solchen Erosionstälern lagerten die Bäche sandigen Schotter, später in geringerer Menge schlammigen Ton ab. An vielen Orten tolgen jedoch unter den Tonschichten der Gegenwart unmittelbar pannonische (pontische) Ablagerungen. Letzteres ist besonders deshalb bemerkenswert, da in diesen Teilen der Täler in größerer oder geringerer Menge Bittersalz- (Magne- siumsulfat-) Ausscheidungen angetroffen werden, was sowohl in der Umgebung von Kisber, wie auch bei den Gemeinden Nagyigmäand und Köcs nur als lokale Erscheinung aufgefaßt werden darf und mit dem pannonischen Ton in Zusammenhang stehen mag. Dies wird ausführ- licher noch im agrologischen Teil behandelt. (Siehe S. 179, 183, 156, 193.) Bodenkundlicher Teil. Die Pflanzen entziehen die zum Gedeihen nötigen Nährstoffe und besonders die Feuchtigkeit nicht nur dem oberen Boden, son- dern auch den tieferen Schichten. Deshalb ist es unumgänglich not- wendig, daß jeder Landwirt auch den Untergrund seiner Felder kennen lerne. In welchem Maße die Kenntnis dieser Schichten notwendig ist, hängt von der betreffenden Pflanzenart und von der Beschaffenheit des Gesteins ab. Im allgemeinen pflegt man den Boden bis zu zwei Meter Tiefe zu untersuchen, es ist aber stets notwendig auch mit den tiefer liegenden Gesteinen im klaren zu sein, da, wie wir wissen, ein- zelne Pflanzen ihre Wurzeln auch beträchtlich tiefer senken. Betrach- ten wir also die Grundgesteine unseres Gebietes. Mitt. a. d. Jahrh. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 4. Heft. 12 174 HEINRICH HORUSITZKY (34) Untergrund. Den Grund der Umgebung von Kisber bilden die pannoni- schen oder pontischen Schichten des Pliozäns, welche aus mehrerlei Gesteinen bestehen. Vorherrschend ist Ton. Der in ursprüng- licher Schichtung liegende marine Ton, welchen die Luft noch nicht besonders durchdrungen hat, ist von graulicher, bläulicher Farbe, sehr plastisch, für Wasser undurchlässig; das einsickernde Wasser wird durch denselben aufgehalten und sickert in der Einfallsrichtung der Schichten gegen Nordwest. Der überwiegende Teil des sehr fest zu- sammengelagerten Gesteins, etwa 60—80%, besteht aus sehr feinem Schlamm und Ton, gröbere Bestandteile, Quarz, glimmeriger Sand und Kalkkonkretionen finden sich nur in geringer Menge. Kalk ist durch- schnittlich ziemlich viel in diesem Ton enthalten, wie stellenweise schon die auffallend weißliche Farbe des Gesteins verrät. Im Unter- srunde des Waldes von Nagyber z. B. fand ich auch 67% kohlen- sauren Kalk, andernorts wechselte der Kalkgehalt zwischen 20—40%. Über dem plastischen geschichteten Ton liegt stellenweise bereits oxydierter, in halbverwittertem Zustand befindlicher, massiger, nicht mehr geschichteter Ton, welcher das einsickernde Wasser aufsaugt und deshalb beständig feucht ist. Die Farbe dieses Tones ist graulich, mit gelblichen Flecken oder gelb. Kalk enthält er ebenfalls in ziem- licher Menge. Häufig ähnelt er dem Löß, ist aber doch klebriger und bindiger als dieser. Solchen Untergrund finden wir im Bezirk von Tares, am östlichen Rande des Bezirks von Vasdinnye und im Batthyä- ner Bezirk. Im Nädasder Bezirk dient dieser massige, gelblich gefleckte Ton als Übergang von dem darunter liegenden geschichteten plasti- schen Ton zu dem darüber befindlichen roten bindigen Ton. In der südlichen Hälfte des Waldes von Nagyber ist roter bindiger Ton vor- herrschend, welcher im allgemeinen keinen Kalk enthält. Hier muß ich noch erwähnen, daß dieser Schichtenkomplex, obwohl zum überwiegenden Teile aus Ton bestehend, stellenweise auch dazwischen gelagerte glimmeıige Sandschichten enthält, welche an einigen Stellen durch Kalk zusammengekittet auch losere Sandsteinbänke bilden. Der Sand ist sehr glimmerreich, von graulicher Farbe und feinkörnig; an feineren Bestandteilen enthält er durch- schnittlich nur 10%, an Sand 90%. An anderen Stellen ist dieser pliozäne Sand eisenschüssig, der Kalk ist bereits ausgelaugt. Zu dem pliozänen Untergrund gehört ferner der congerien- führende schotterigeTon und der congerienführende schotterige tonige Sand. Diese Gesteine unterscheiden sich (35) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER, 175 von den obenerwähnten in erster Reihe durch ihren Schottergehalt. Mit dem Schotter gelangt natürlich auch Sand in geringeren oder größeren Mengen in den Boden, weshalb dieser Untergrund lockerer ist. lm allgemeinen erreicht die schotterige Schicht nur 2 m Mächtigkeit. Der tonigere Teil ist auch an Kalk reicher, als die sandige Abart, welche, sie obwohl noch immer ziemlich kalkhaltig ist, so daß der Schotter mitunter zu lockerem Kalkkonglomerat verkittet wird, im überwiegen- den Teile doch mehr eisenhaltig ist. Nahezu jedes einzelnes Schotter- korn ist mit einer dünnen Eisenoxydhydratschicht überzogen. Diese schotterige eongerienführende Schicht erstreckt sich in den Bezirken von Tares und Vasdinnye bis zur Feketevizer. Schotterige Schichten findet man auch im Bezirk Nädasd, dies sind aber schon sandige Schotter, welche CGongerien im allgemei- nen nicht führen und auch tonige Partien nur in sehr geringem Maße. Auch ihre Lagerung ist mächtiger und man findet sie gewöhnlich auf den Hügelspitzen, z. B. westlich von der Puszta Nädasd auf dem Csücsoshegy, im Bäröerdö, auf den Hügeln im Gebiet der Meierei Ägazat und im Walde von Nagyber. Der Schotter ist im allgemeinen locker, besteht zur Hälfte aus grandigem Sand, zur Hälfte aus Sehotter und ist mehr oder minder kalkhaltig. Über das Material desselben habe ich bereits im geologischen Teil gesprochen (S. 165). Wo die Pliozänschichten die Oberfläche nicht erreichen (ab- gesehen vom Humusboden), lagern sich im Hangenden derselben die diluvialen oder Pleistozänschichten. Unter diesen muß ich in erster Reihe den Teichschlamm erwähnen, welchen ich nur neben der Meierei Alsö-Vasdinnye antraf. Das Material desselben ist dem pliozänen Ton sehr ähnlich und diese Ähnlichkeit wird noch durch das Vorkommen von Fragmenten der pliozänen Fossilien gehoben. Der Teichschlamm ist von graulicher Farbe, oder gelblich, rostfleckig und kalkhaltig (10—20% CaCO,). Die Zusammensetzung ist jedoch bedeutend lockerer, sandiger und er ent- hält auch Schottergerölle, daß ich diesen Schlamm für eine pleistozäne Teichablagerung halte, wurde durch die darin gesammelte Fauna ent- schieden (S. 168). Um so größere Verbreitung besitzt der Sand. Ich muß zweierlei Sand erwähnen: «eisenschüssigen Sand» und «gelben kal- kigen Sand». Der eisenschüssige Sand kommt nur im Bezirk Nädasd vor, wo er den Steppenboden und in einem Teil den Waldboden bil- det. Es ist dies eine bindigere Art des Sandes, teils infolge des größeren Tongehaltes, noch mehr aber durch das Eisenoxydhydrat. Von größerer Verbreitung ist die andere Art des Sandes, der lose 13* 176 HEINRICH HORUSITZKY (86) gelbe Sand. In größter Menge finden wir diesen im Bezirk Tarcs, fer- ner im östlichen Teil des Bezirks Batthyan und in der nördlichen Hälfte des Waldes von Nagyber. Der lose gelbe Sand ist gewöhnlich auch kalkhaltig; der Gehalt an CaGO, beträgt 7—20%. Der gröbere Sand ist etwas ärmer an Kalk, der feine gewöhnlich etwas reicher. Der gröbere oder losere Sand enthält kaum schlemmbare Teile, höchstens 12% Ton oder Schlamm und auch dieser besteht größtenteils aus kohlensaurem Kalk. Der feinere Sand weist bereits mehr feinere Bestandteile auf, ist aber noch immer nicht fest. Dieser feinere gelbe Sand bietet einen Über- gang zu dem sandigen Löß und auch zu dem typischen Löß. Häufig ist die Grenze dieser beiden auf gleichem Wege entstandenen Bodenarten kaum oder gar nicht zu bemerken. Auch der sandige Löß ist ziemlich locker, kalkig, aber die feinen Kanälchen treten bereits deutlicher hervor und auch der Zusammenhang ist fester; der typische Löß ist noch bindiger. Letzterer ist wieder dem verwitterten gelben pliozänen Ton sehr ähnlich, nur nicht so plastisch; zwischen diesen beiden Bodenarten steht der Sumpflöß, welcher durch die Ablage- rung des in der Luft schwebenden Staubes auf periodisch mit Wasser bedeckten Gebieten entstanden ist. Soweit ich auf Grund der Bohrun- gen feststellen konnte findet sich dieser staubartige Boden an den nordöstlichen und südwestlichen Rändern des Bezirks Tarcs, bei der Gemeinde Csepi im Bezirk Vasdinnye und vielleicht auch noch im Bezirk Nädasd in den höheren Partien des Waldes Morotska. Die Bildungen des Pleistozäns sind im allgemeinen nicht sehr mächtig, häufig stößt man bereit ins 1—2 m Tiefe auf die pliozänen Bildungen. Auf Grund annähernder Schätzung glaube ich nicht, daß diese Schich- ten irgendwo in unserem Gebiete eine größere Mächtigkeit als 10 m aufweisen würden. Holozäner oder alluvialer Untergrund ist bloß in den Tälern vertreten und auch hier oft nur in sehr dünnen Schichten. In größter Menge finden wir solchen im Bezirk Vasdinnye im Tal der Fekete- vizer, wo der Untergrund aus sandigem Schotter und sodann aus schlammigem schotterigem Ton besteht. Ersterer enthält durchschnitt- lich 10%, letzterer 20-—-30% kohlensauren Kalk. In den Tälern der übrigen Bezirke kommt nur sandiger, dann schlammiger, meist bräun- licher, graulicher Ton vor, meist kaum bis zu einer Tiefe von 2 m. Endlich muß ich noch die Täler der Abflußgräben von Egyhaza im Bezirk Vasdinnye erwähnen, wo im dünnen alluvialen Untergrund Bittersalz oder Magnesiumsulfat (MgSO,) nachzuweisen ist. (37) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER, 177 Oberboden. Die fortwährende Arbeit der Naturkräfte ist nicht nur im Unter- grund, sondern auch im Oberboden beständig zu erkennen, in letz- teren sogar noch besser. Auch an der Ausgestaltung des Oberbodens wirken unausgesetzt zahlreiche Faktoren. Und endlich ist es zur Aus- reifung des Bodens unumgänglich notwendig, daß der Boden in je größerem Maße mit der Luft in Berührung komme. Nur der gut durch- lüftete Boden ist imstande die Lebenskraft der zahlreichen Bakterien zu erhalten und zu steigern, welche die Nährstoffe den Pflanzen zur Aufnahme vorbereiten. Deshalb muß der Landwirt vor allem für diese kleinen Lebewesen ebenso sorgen, wie eine gute Mutter für ihren Säugling. Die gute Durchlüftung des Bodens bedingt in erster Reihe die guten Ernten. Und dies hängt nur von dem Landwirt ab. Die ursprüngliche Beschaffenheit des Bodens ist durch die Verhältnisse gegeben, welche die Ausgestaltung bewirkten, dies sind die Gesteinsart, aus welcher der Boden stammt; die Struktur und die Lagerungsver- hältnisse derselben, die horizontale oder geneigte Lage der Schichten, die Durchlässigkeit für Wasser, die Auslaugung des Bodens durch die Niederschläge, die Vegetation, welche das betreffende Gebiet bedeckte, und infolgedessen die geringere oder vollkommenere Durchlüftung des- selben etc. Später gestaltet sich der Boden so, wie ihn der Landwirt bildet. Nach dem Ursprung des Bodens gründen wir unsere Einteilung auf die geologische und petrographische Beschaffenheit. In neuester Zeit werden die Bodenarten in Klimazonen eingeteilt, mit dem russischen Gelehrten DokurscHasew in erster Reihe das Klima in Betracht ziehend. Diese Einteilungsmethode ist wohl konsequent und für große Gebiete, für ganze Kontinente auch angebracht, bei Detailaufnahmen aber die Bodenarten bloß nach den Klimazonen zu klassifizieren, genügt nicht. Das Klimawirktmit bei der AusgestaltungdesBodens, übt aber keinen entscheidenden Einfluß auf densel- ben aus. Auch auf beschränkten Gebieten, wo die Verschiedenheit des Klimas nicht in Betracht kommen kann, findet man dennoch Bodenarten in den verschiedensten Stadien der Auslaugung. Der Boden wechselt auch unter ein und demselben Klima je nach der Beschaffen- heit und der Bebauung usw. Deshalb wird meiner Ansieht nach diese neue Einteilungsmethode wenn man sie mit der auf geologische und petrographische Grundlage gelegten Methode nicht ergänzt, lediglich auf das Katheder beschränkt bleiben; die Praxis wird nicht viel Nutzen daraus ziehen, da die auf geologischer und petrographischer Grundlage 178 HEINRICH HORUSITZKY (38) ruhende Einteilung der Bodenarten dasselbe und zwar viel ausführ- licher lehrt, wie die Klassifikation des Bodens nach den Klimazonen. Gestützt auf meine Erfahrungen kann ich auch jetzt nur sagen, was übrigens jedem Landwirt bekannt ist, daß bei Bodenbenennungen in erster Reihe die Bindigkeit und Farbe des Bodens maßgebend ist. Auf diesen zwei Faktoren basiert die weitere Forschung über die Mög- lichkeit der Bearbeitung und Ausnutzung des Bodens. Daß die Frucht- barkeit des Bodens vom Landwirt abhängt, damit will ich keineswegs behaupten, daß bei guter Behandlung jeder Boden gleichförmig tragen werde, sondern nur, daß wenn jeder Boden seinen Fähigkeiten gemäß ausgenützt wird, sich bei genügender Pflege jedermann die beste Ertragsmöglichkeit sichern könne. Den Klimazonen gemäß lassen sich die Bodenarten hier in zwei Gruppen teilen. Der Bezirk Nädasd gehört im allgemeinen in die Wald- region, die übrigen Bezirke in die Steppenregion. Wir finden aber sowohl in der Waldregion weniger ausgelaugte, als auch in der Step- penregion gänzlich ausgelaugte Bodenarten. Über die Einteilung nach Klimazonen vergl. Peter Treıtz: «Die Aufgaben der Agrogeologie» (Földtani Közlöny Bd. XL, Heft 7—8, 1910). Nimmt man der geologisch-petrographischen Einteilung gemäß die Bindigkeit und Farbe des Bodens als Grundlage, so kommen im Gebiet des Dominiums Kisber folgende Bodenarten vor. Die dem pannonischen oder pontischen Untergrund un- mittelbar aufliegenden anstehenden Oberboden-Arten bestehen aus bindigeren, loseren und schotterigen Bodenarten. 1. Liehtbrauner grauer und rötlicher Ton kommt im Bezirk Nädasd im südlichen Teil des Waldes von Nagyber vor, ferner auf der zu der Puszta Ägazat gehörigen Tafel 13, im Walde an der rechten und linken Seite des Bärö-Tales und auf den Tafeln von der Meierei Nädasd gegen den Csücsoshegy. Der Ton ist nahezu völlig ausgelaugt, braust mit Salzsäure behandelt nur an einigen wenigen Stellen und zeigt meist keine Spur von Kalk. Auch an Phosphorsäure enthält der Boden nur etwa 0'1%. In gleichgeringen Mengen findet sich auch Kalium und Stickstoff in dem Boden. Die Schlemmung ergab 30—35% schlemmbare Teile und 65—70% Sand. Die Luft- kapazität des Bodens beträgt nur 2%. Die Aufnahmefähigkeit für Wasser macht im Volumen etwa 40%, im Gewicht 27%. Im allgemei- nen gehört dieser Boden zu den ärmeren bindigeren Bodenarten ; auch (39) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER, 179 das Durchlüftungsvermögen ist gering. Als Untergrund kommt roter Ton, graulicher, gelblicher Ton, glimmeriger Sand, lose Sandsteinbänke und schotleriger Sand vor. 2. Schwarzer bindiger bittersalzhaltiger Ton er- streckt sich im Bezirk Batthyän von der Meierei Pula gegen die Puszta Apaäti. Diese spezielle Bodenart, welche bisher als Salpeterboden be- trachtet wurde, enthält durchschnittlich 0'005% Magnesiumsulfat. Von kohlensaurem Natrium findet sich keine Spur. An Phosphorsäure ent- hält der Boden etwa 0'1%, an Kaliumoxyd 02%, an Stickstoff eben- falls etwa 02% und an Humus 4%. Die feinen Bestandteile machen 30—35%, die groben 65—70% aus. Die Luftkapazität beträgt unter 2%. Die Porosität läßt sich auf 44% veranschlagen. Infolge seines Salzgehaltes ist auch dies ein ‚bindigerer Ton, welcher sich sehr schwierig bearbeiten läßt, da er im trockenen Zustande sehr hart und im feuchten Zustande breiartig ist. Das Verhalten ist anscheinend dem des Salpeterbodens ähnlich. Zur richtigen Zeit in Behandlung genom- men gibt aber dieser Boden den größten Ertrag. Infolge der bindigen Beschaffenheit und des Humusreichtums ist der Boden feuchter, wes- halb das Gebiet drainiert wurde; wie die Resultate zeigen, war dies für den Boden vorteilhaft, da er hierdurch luftiger wurde. Der Unter- grund ist gelblicher, graulicher, kalkiger Ton, welcher wahrscheinlich auch Gipskristalle enthält. Gegen Apäti zu zeigt sich auch glimmeriger rostiger Sand im Untergrund. 3. Schwarzer bittersalzhaltiger, etwas sandiger Ton kommt auf den Hügelketten zwischen dem erwähnten Ton vor. Der Unterschied besteht nur darin, daß dieser Ton infolge der san- digeren Beschaffenheit etwas lockerer und an Nährstoffen etwas reicher ist. Im übrigen zeigt er dieselben Eigenschaften, wie der schwarze Ton. Auch der Untergrund besteht nur aus kalkigem gelblichen, graulichen Ton, welcher für Wasser undurchlässig ist. Dies ist im Bezirk Batthyän der beste Boden für Weizen. 4 Brauner sandiger Ton findet sich nordwestlich von der Meierei Uj-Tares zu beiden Seiten der Nädasi-er, bei der Meierei Ürge, bei der Meierei Felsö-Vasdinnye, entlang dem 1. Seitenarm des Ent- wässerungsgrabens der Gröf-Wiese und bei der Meierei Alsö-Vasdinnye. Diese Bodenart enthält nur mehr-weniger Kalk, im Durchschnitt etwa 0:5—3% und ist auch an Humus reicher (5%). Die übrigen Nährstoffe sind aber nicht in genügender Menge vorhanden. Magnesiumsulfat läßt sich im Tareser Teil noch in Spuren nachweisen, fehlt aber im Bezirk Vasdinnye, die Ursache dessen ist im Untergrund zu suchen, welcher unter dem Tarcser braunen sandigen Ton aus kalkigem gel- 180 HEINRICH HORUSITZKY (40) ben Ton besteht, während bei Vasdinnye mehr oder minder schot- teriger Sand den Untergrund bildet. Deshalb ist in letzterem Bezirk diese Bodenart auch etwas lockerer. Die Luftkapazität des Bodens ist ebenfalls günstiger und beträgt bei dem Tareser Ton 2'05%, bei dem von Vasdinnye 2'5—2'9%. Das Wasseraufnahmevermögen stimmt so ziemlich überein und macht im Volumen 41% und im Gewicht 29% aus. Dieser Boden gehört zu den lockereren Bodenarten, auf welchen außer Weizen auch Gerste mit Erfolg gebaut werden kann. 5. Grauer und rötlicher, hie und da schotteriger sandiger Ton. Diese Bodenart findet man im Bezirk von Nädasd nur fleckenweise und meist auf den Hügelspitzen. Der Untergrund besteht meist aus sandigem Schotter, dazwischen gelagert kommen aber auch roter Ton, schotteriger sandiger Ton oder kalkiger Ton, bezw. Sandschichten vor. Kalk enthält dieser Boden nicht, weshalb er trotz des reichen Sandgehaltes (70%) doch bindiger ist. Eisen und Aluminiumoxyd kommt in größeren Mengen vor, an Nährstoffen ist er aber arm. 6. Lichtbrauner, hie und da schotteriger Lehm (Valyog) kommt im Bezirk Tarcs, ober dem Weingarten auf der Tafel 22 vor. Dieser mit dünnem Oberboden versehene Lehm ist bereits einiger- maßen mit Lößstaub vermischt. Der Untergrund besteht aus congerien- führendem kalkigen, schotterigen Sand. Der Lehm ist etwas kalkig und enthält etwa 77% gröbere Teile und 23% tonige Bestandteile, Schlamm und Staub. Der Oberboden der pleistozänen Bildungen besteht aus Lehm und Sandarten. 7. Rötlicher Lehm (Välyog) kommt in dem Boden der Wald- zone vor, im Bezirk Nädasd bei der Puszta Ägazat. Der Lehm ist gänzlich kalkfrei, etwas grobkörnig und bindiger. Die Porosität beträgt 41'79%, die Luftkapazität 2°6%. Infolge der sandigeren Beschaffenheit ist die Wasserkapazität geringer, im Gewicht nur 26%. Wegen der allgemeinen krümeligen Struktur ist aber dieser Boden den Lehmarten zuzuzählen. Der Untergrund besteht aus sandigem Löß, welcher 20—30% kohlensauren Kalk enthält. Ss. Brauner Lehm (Välyog) besitzt eine viel größere Verbrei- tung, als der vorige. Sein Vorkommen wurde festgestellt: im Bezirk Tares zwischen den sandigen Zügen; im Bezirk Vasdinnye, auf den Feldern zwischen der Fekete-vizer und der Meierei Ürge, ferner an der Grenze von Csepi; im Bezirk Batthyan an der Grenze von Ete und zwischen der Puszta Batthyäny und Kisber. Die allgemeinen Charakter- züge des braunen Lehms sind die krümelige, mürbe Struktur, 5—7% (4) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 181 Humus und 05—5% kohlensaurer Kalkgehalt. An Nitrogen enthält der Boden 2—3%, an Kali etwa 0'%%, an Phosphorsäure ist er arm. Wo der unmittelbare Untergrund pliozäner gelber Ton ist, enthält der Boden auch Magnesiumsulfat in geringen Mengen, so am Rande der Tafeln 15 und 16 von Tarcs (0:004%), am südlichen Rande der Tafel 19 von Batthyän an der Grenze des Dominiums gegen Ete (0:002% Mg SO,). Die physikalischen Eigenschaften des Bodens sind bereits viel günstiger, als die der bisherigen Tonbodenarten;; die Porosilät ist größer (43%) und die Luftkapazität auch in mit Wasser durchtränktem Zustande größer (28%). Die Wasserkapazität beträgt durchschnittlich im Volumen 41%, im: Gewicht 28%, 20—25% der Körner sind kleiner als 001 mm, 75—80% Sind feiner und mittelgrober Sand. Den Untergrund bildet pliozäner Ton, Gongerien führender schotteriger Sand, sandiger Löß und feinerer pleistozäner gelber Sand, sämtlich mit genügendem Kalkgehalt. Der über den plistozänen Ablagerungen liegende braune Lehm ist aber nicht deren Verwitterungsprodukt, son- dern stammt aus mit Humus durchdrungenen pleistozänen Bildungen. 9. Eisenschüssiger bindiger Sandboden befindet sich bei der Meierei Nädasd auf den Äckern an der linken Seite der Fekete- vizer. Bei der Schlemmung des Bodens erhielt ich 83:75% Sand und nur 16'25% feine Bestandteile. Obwohl der Boden mit Salzsäure be- handelt stellenweise etwas braust, enthält er doch im allgemeinen keinen Kalk. Da die unteren Schichten gegen das Tal zu fallen, in welcher Richtung auch das Wasser strömt, wie die am Ufer zutage tretenden Quellen beweisen, wird der das Wasser leicht durchlassende sandige Boden durch das sickernde Wasser ausgelaugt. Verhältnis- mäßig ist auch der Untergrund kalkarm ; der weißliche lose Sand bei der Bohrung 15 enthält nur 12°95% Ca CO,. Das Gebiet wäre also für Wald geeigneter als für Ackerland. 10. Humoser bindiger Sand kommt in allen vier Bezirken vor. Im Bezirk Nädasd findet er sich zu beiden Seiten des Bärö-Tales bei Maratskö, um die Puszta Ägazat und östlich und westlich von der Puszta Nagyber; im Bezirk Tares zwischen dem losen Sand und dem Lehm; im Bezirk Vasdinnye an der linken Seite der Fekete-vizer und im Bezirk Batthyäny rings um die losen Flugsandhügel. Die Bindigkeit des humosen Sandes wird teils durch die Kalkmenge, teils durch den Tongehalt bestimmt. Im Bezirk Nädasd enthält der Boden kein Ca CO,, während man an anderen Orten etwas Kalk dennoch findet, obwohl ausgelaugter Sand auch in anderen Bezirken vorkommt, aber in gerin- gerem Maße. Die tonigen Bestandteile wechseln zwischen 14—19%, die übrigen Körnchen bestehen aus feinerem und gröberem Sand. 182 HEINRICH HORUSITZKY (42) Infolge der lockereren Beschaffenheit ist auch die Luftkapazität eine bedeutendere und mag im allgemeinen auf 3% veranschlagt werden. Das Wasseraufnahmevermögen aber ist geringer, im Gewicht 25% und im Volumen 38%. An Nährstoffen ist der Boden nicht besonders reich; die Humusmenge beträgt 3—4% und der gesamte Nitrogen- gehalt wechselt zwischen 0'1—0'2%. Bei genügender Pflege und öfte- rer Düngung aber ist er ziemlich dankbar. Als unmittelbarer Unter- grund dient meist gelber kalkiger Sand oder eisenschüssiger Sand. An vielen Stellen ist dieser aber so gering, daß bereits in der Tiefe von zwei Metern der Bohrer im Liegenden desselben auf die Pliozän- schichten stößt. il. Locekerer Sand und Flugsand kommt ähnlich dem bindigen Sand in allen vier Bezirken vor; im Bezirk Nädasd am An- fang des Waldes von Nagyber, im Bezirk Tares auf den die Täler trennenden Sandhügeln, im Bezirk Vasdinnye in der Umgebung der Puszten Parrag und Egyhaza und in der westlichen Hälfte des Bezir- kes Batthyäny. Der Sand ist meist so locker, daß er stellenweise auch jetzt noch in Bewegung ist und häufig ganze Tafeln von Saaten be- gräbt. Tonige Bestandteile finden sich in sehr geringer Menge (4—10%), der größte Teil besteht aus feinerem und mittleren Sande. Mit Salz- säure behandelt braust er an den meisten Stellen nur sehr schwach oder überhaupt nicht. Nur selten konnte ich im oberen losen Sande ein wenig Ca CO, beobachten. Die Farbe ist meist lichtbraun, durch 3—5% Humusgehalt verursacht. Der gesamte Nitrogengehalt beträgt nur 0:13—0'23%, K,O etwa 0'2%, P,O, nur 0'1%. Bei der physika- lischen Untersuchung muß ich das große spezifische Gewicht (265) und Volumgewicht (1'52) des Sandes erwähnen, welches durch das überwiegend vorhandene Quarz verursacht wird. Wasser vermag er dank dem Humusgehalt in ziemlicher Menge aufnehmen; im Volum 39%, im Gewicht 25%. Die Luftkapazität wechselt zwischen 3—4%, der Boden ist also auch dann noch genügend durchlüftet, wenn er die volle Wasserkapazität besitzt. Der lockere Untergründ besteht überall aus gelbem Sande, welcher 10—25% Ca CO, enthält. Bis zur Tiefe von zwei Metern findet sich meist nur dieser Sand und bloß an einigen Stellen gelang es mir, die darunterliegenden Pliozänschichten zu erreichen. Im Holozän oder im alluvialen Gebiet der Täler und Senkun- gen ist der Oberboden sehr abwechslungsreich, je nach den Bildungen, welche das betreffende Tal umgeben, und den Gewässern, welche bei der Auffüllung der Täler tätig waren. Im allgemeinen erwähne ich dreierlei Arten: schotterigen humosen sandigen Boden, humosen san- \ (43) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER., 183 digen Ton, bittersalzhaltigen Ton und endlich moorige mit Rohr bestan- dene Senken. 12. Humushaltigen sandigen Ton, hie und da mit Schotter findet man nur im Bezirk Vasdinnye, im nördlichen Teil der Fekete-vizer. Der Boden ist nicht so bindig, ziemlich sandig und schotterig. Sowohl Kalk (3%) als auch Humus (6%) ist in ziemlicher Menge in dem Boden enthalten, weshalb derselbe lockerer ist, obwohl ich die schlemmbaren Bestandteile auf 25% schätze. An Nitrogen sind 027%, an Kaliumoxyd 0'22%, an Magnesiumoxyd 06% und an Phos- phorsäure 008% in dem Boden ‚nachgewiesen. Das Liegende des schotterigen, kalkigen Untergrundes bildet pliozäner Ton. 13. Lockerer und bindigerer humoser kalkiger sandiger Ton kommt in den Tälern vor. Die Attribute der Schicht kennzeichnen den Boden zur Genüge. Der Boden ist keineswegs gleich- förmig, sondern wechselt meist nach den Gesteinen der Umgebung. Die Übereinstimmung erstreckt sich hauptsächlich auf den Humus- und Kalkgehalt. Den geringsten Kalkgehalt fand ich in den Tälern des Bezirkes Nädasd, an anderen Orten wechselt der Kalkgehalt zwischen 9—14%. Auch der Untergrund der Täler ist sehr verschieden; man findet bald in geringerer, bald in größerer Tiefe alluviale schammige, sandige und schotterige Schichten, diluvialen Sand und pliozäne Ablagerungen. 14. Bittersalzhaltiger, humoser sandiger Ton findet sich meist im Bezirk von Vasdinnye in den Tälern der Entwässerungs- gräben von Egyhäza. Im Sommer sind die weißen Flecken von weitem sichtbar, auf welchen das Bittersalz auskristallisiert, ebenso wie auf den Salpeterboden das Soda. Bisher wurden diese Gebiete allgemein für Salpeterflecke gehalten, denen sie in der äußeren Erscheinung tatsächlich sehr ähnlich sind. Das Bittersalz ist nur etwas glänzender weiß und die vielen Salzkristalle knistern und knirschen unter dem Tritt, wie frischgefrorener Schnee. In den Salpetergebieten hingegen ist das kristallisierte kohlensaure Natrium nicht so glänzend, etwas gelblich und man geht darauf, wie auf einem Teppich. Ich sammelte im rechten Seitenarme des Entwässerungsgrabens, auf der Tafel 38 in der Nähe des Weges solchen Boden und fand darin 0:333% Mg SO,. Dies ist zwar weniger, als in dem Boden des ähnlichen Gebietes südlich von der Puszta Tömörd, ich sammelte aber im Tale von Tömörd das Salz möglichst rein, in den Tälern des Entwässerungsgrabens von Egy- häza hingegen die Salzkristalle mit dem Boden zusammen. Von erst- genanntem Orte wurde demnach erdiges Salz analysiert, von letzterem salziger Boden, daher der große Unterschied (0'333% Mg SO, und 184 HEINRICH HORUSITZKY (44) 645% Mg SO,). Das spezifische Gewicht (2'477) und Volumengewicht (1'281) des Bodens ist geringer als das der übrigen Bodenarten ; auch die Luftkapazität ist unter den analysierten Bodenarten am kleinsten (189%). Die Porosität hingegen ist ziemlich groß (48°29%) sowie infolge der salzigen, humosen tonigen Beschaffenheit auch das Wasser- aufnahmevermögen, welches im Volum 46% und im Gewicht 36% be- trägt. Der Untergrund besteht aus gelblichem, eisenockerigen tonigen Sand und graulichem plastischen Ton. An dieser Stelle ist das Graben von 3—4 Meter tiefen Brunnen empfehlenswert und hoffentlich von Erfolg begleitet, da auch Bitter- wasser gewonnen werden kann. Da der Boden My SO, enthält, ist wenigstens anzunehmen, daß das Wasser das Salz in noch größeren Mengen enthält. Die Lagerungsverhältnisse stimmen mit denen der Bitterwasserquellen von Igmänd-Köcs völlig überein. 15. Mit Rohr bestandener, mooriger, sandiger Schlamm. Es gibt in unserem Gebiete auch natürliche Senken und durch küntsliche Dämme gesperrte Teiche, welche sich periodisch mit Wasser füllen und dann austrocknen. So der Teich unterhalb der Meierei Nädasd, der Teich von Pula, der Teich neben der Meierei von Alsö-Vasdinnye und zwei sumpfige Gebiete in dem Tale südlich davon, ferner die Senke der Tafel 33 südlich von Egyhäaza, das Röhricht neben der Meierei Felsö-Vasdinnye, die Senkung auf der Tafel 3 nördlich von der Meierei Ürge, der Teich von Tarcs und westlich davon an der Grenze des Dominiums eine sumpfige Lacke. Diese füllten sich mit reinem Schlamm oder mit moorigem schlammigen Boden, in wel- chem das Rohr bei genügender Wassermenge gut gedeiht. Es wäre deshalb erwünscht, diese Gebiete des Rohres wegen zu pflegen, da sie sich auf andere Weise ja nicht verwerten lassen. Der Untergrund besteht in geringerer oder größerer Tiefe aus pliozänem Ton; im Untergrund der Senke neben der Meierei Felsö-Vasdinnye finden sich sog. Wiesenkalksteinbänke. x Betrachten wir jetzt kurz zusammengefaßt die Resultate der Analysen: Die Schlemmungstabelle führt nur die tonigen Bestandteile (mit geringerer Körnergröße als 0°01 mm) und die sandi- gen Bestandteile an, deren Bestimmung ich mit destilliertem Wasser nach der Künn’schen Methode durchführte. Der Teil, welcher sich innerhalb 16’ 40” nicht zu Boden gesetzt hat, enthält die feinen Bestandteile des Bodens, Ton, Schlamm und Staub, das übrige sind Sandkörner. Der Boden mußte sechs- bis zehnmal nach Verlauf von (45) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER, 185 je 24 Stunden aufs neue aufgeschüttet und abgezogen werden, bis das Wasser über dem abgelagerten Sande klar blieb. Das Verhältnis der beiden Bodenbestandteile gibt ungefähr der Grad der Bindigkeit des Bodens. Der lockere Sand enthält durchschnitllich_ _ _ _ _ _ _ _ 4-10% Die bindigen Sandarten enthalten durchschnittlich. _ _ _ 10-20% Die lehmigen (välyogartigen) Bodenarten enthalten durchschn. 20—30% Die tonigen di « « 30 —40% feine Bestandteile, während der übrige Teil aus feinerem, mittlerem und gröberem Sand, Krumen und Grand besteht. Die zweite Tabelle zeigt die übrigen physikalischen Eigenschaften des Bodens. Hiezu benützte ich den Korpzcrkv’schen Bodenenthebungs-Apparat, mit welchem sich der Boden in seinem natürlichen Zustande ausheben läßt. Den so ausgehobenen Boden unterzog ich dann der weiteren physikalischen Untersuchung und zwar maß ich zuerst den in dem 70 em? Kupferring ausgehobenen Boden mit Wasser gesättigt und dann bei 100 C° ausgetrocknet. Hiedurch erhielt ich die Wasserkapazität des Bodens nach Gewicht und Volumen, sowie das Volumgewicht durch Berechnung. Das spezifische Gewicht bestimmte ich mit dem Piknometer. Aus dem spezifischen Gewicht und dem Volumgewicht ließ sich durch einfache Berechnung die Porosität in natürlichem Zustande feststellen. Unter dem Ausdruck der Luft- kapazität aber versteht man das Volumen jener Poren, welche auch nach Sättigung des Bodens mit Wasser bis zur Grenze der völligen Wasser- kapazität noch immer mit Luft angefüllt sind. Mathematisch ausgedrückt ist die Luftkapazität des Bodens die Differenz der Wasserkapazität im Volum und der Porosität. Luftkapazität der tonigen und lehmigen(välyogartigen) Bodenarten 2—3% « ee sanlicen- Podenarkens" 7.7.07 een 20 ea Die Porosität des Bodens ist wechselnd und in dieser Beziehung läßt sich eine konsequente Reihenfolge nicht feststellen. Das spezifische Gewicht ist umso größer, je größer der Gehalt an Quarzsand und je geringer der Humusgehalt ist; proportionell damit steigt oder sinkt auch das Volumgewicht des Bodens; so beträgt bei sandigen Bodenarten das spez. Gewicht durchschnittlich 26%, das Vol. Gewicht 15%, bei tonigen Bodenarten das spez. Gewicht durchschnittlich 25%, das Vol. Gewicht 14%. | 186 HEINRICH HORUSITZKY (46) Die Wasserkapazität des Bodens hängt wiederum von den tonigen Bestandteilen und vom Humusgehalt ab. Die Wasserkapazität der sandigen Bodenarten beträgt nach Vol. 37—39%, und nach Gew. 94—96%. Die Wasserkapazität der lehmigen und tonigen Bodenarten Da nach Vol. 40—45%, und nach Gew. 26—36% Den Kalkgehalt des Bodens ne ich mit dem SCHEIB- Ler’schen Kalzimeter. Kalkarm sind durchschnittlich die Felder von Nädasd, wo mit wenigen Ausnahmen das Ca CO, im Boden fehlt. Von den Batthyänyer Feldern sind die schwarzen Ton-Bodenarten ebenfalls kalkarm, während die übrigen durchschnittlich 14% Ca CO, enthalten. Ebenso sind auch die Felder von Vasdinnye und Tarcs etwas kalkig, mit Ausnahme der sandigeren Bodenarten, aus welchen der Kalk ebenfalls ausgelaugt ist. Den Gehalt des Bodens an Magnesiumsulfat (Mg SO,) be- stimmte Dr. Bera HorvArn mittels Wasserlösungen. Es ist zwar nicht unmöglich, daß die Schwefelsäure auch an Natrium gebunden ist, wahrscheinlich ist dies aber nicht. In der Nähe befinden sich Bitter- wasser, welche vorwiegend Magnesiumsulfat enthalten, woraus sich nur schließen läßt, daß auch hier meist Mg SO, vorkommt. Die I:tzte Tabelle zeigt die chemische Zusammensetzung der Bodenarten und wurde im chemischen Laboratorium der land- wirtschaftlichen Hochschule zu Magyarövär angeferligt Nach dieser Tabelle sind die Bodenarten besonders an Nitrogen und Phosphor- säure im allgemeinen arm. Die folgenden Tabellen geben von allem dem ein klares Bild. (47) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 187 Die Schlemmungsresultate. Tonige Be- ; ep standteile Sandige Be- = 1640" standteile 5 Beschaffenheit Setzung | en =Q Fundort eh SUR GPS POlEn> Körnergröße 88 © Se > u En <001 7001-27 Oberboden. N 111 | Wald v. Nagyber, neben d.Borjüküt | Bräunlicher loser Sand 4-10 95:90 B 14 | Batthyän, südliches Ende der Tafel 3. « « hingeweht 5:15 94-85 V 52 | Vasdinnye, nördl. Eeke der Meierei Patrasaı2 23 _ | Bräunlicher loser Sand 7:65 92-35 B 60 I Tafel 98, ‚neben dem Öreg- hegy .. N % « « « 10:25 89:75 T 21 | Tares, neben dem östlichen Wege | Lehmartiger, humoser des Franezia-erdd._ _ _ -- .. bindiger Sand 14-50 85.50 N 34 | Nädasd, Ägazat, Tafel 14 _ ... Liehter bindiger Sand 15:00 85:00 N 15 | Nädasd, unterer Teil der Tafel 4__. |Eisenschüssiger bind.Sand| 1625 83:75 B 26 | Batthyän Tafel 45, an der Grenze | Schwarzer toniger bin- diger Sand 16:60 8340 T 6 | Tares, nördliches Ende der Hutweide neben dem Lossonezy-telep _ ._. | Brauner tonig. bind.Sand 19-95 80:05 T 46 | Tares, SE-Ende der Tafel 9. _ ._. Bräunlicher Lehm 20:75 79:25 V 13 | Vasdinnye, Tafel 7, neben d. Tareser Straße __ __ « « 92-50 7750 T 17 | Tares, Tafel 22, neben der Sehotter- Liehtbrauner Lehm gr ube_ _ _ | hie und da mit Schotter 99-90 7710 B 49 | Batthyän, Tafel 19, südlicher Teil Brauner Lehm, etwas bindiger 26:25 13:75 25 | Tares, Tafel 23, SE-Ende __ ... ._ | Brauner sandiger Ton 2785 72-15 B 23 | Batthyän, Tafel 9, jenseits der Eisen- bahın an der Grenze _ —_ | Schwarzer salziger Ton 30:50 69-50 T 55 | Tares, zwischen d"n Tafeln A, bei ; dm Entwässerungsgraben __ __ | Humoser sandiger Ton 31.90 | 68:10 N 63 | Nädasd, Wald von Nagyber, neben dem südlichen Schlag _ __ Liehtbrauner Ton 36:60 63.40 N 73 | Nädasd, Wald von Nagyber, ober dem Brunnen der Senke ._ __ « « 38:85 61:15 B 65 | Battlıyän, neben der Fekete-vizer | Humoser sandiger Ton | 3935 | 6065 Untergrund. T 58 | Tares, Tehen-erdö, Sandgrube._ __ ‘ Gelber loser Sand 198 98:75 V 73 | Vasdinnye, Egyhäz, Bahnwald.. |? « « « 1:35 98-65 T 17 | Tares, Tafel 22, Schottergrube __ Gelber, schotteriger Sand 7:30 99-70 N 65 | Nädasd, Wald von ar gegen die Teszeri-er zu... — -— -—- — | Grauer glimmeriger Sand| 10:70 89-30 T 39 | Tares, Grenze der Tafeln 15. u. 16. Gelber loser Ton 14:85 s5-15 N 73 | Nädasd, Wald von Nagyber, ober dem Laposer Brunnen ._ -— __ | Gelber bindiger Ton 42-50 57:50 B 1 | Batihyan Grube der Ziegelei... __ Grauer schwerer Ton 77:00 33:00 (48) HEINRICH HORUSITZKY 188 Bezeichnung su 2 wo<<23 - <4ı Z2 25 be: I” Fu ae) © 5 12 | Tafel 5, oberer Hügel _ __ __ _.. | Plio. schotteriger, eisenschüssiger | sandiger Ton 0 13 a » aRErRR « RER « eisenschüssig. gröberer Sand 0 13 | Tafel h, oberer Teil- _— — — — | « schotteriger eisenschüssiger toniger Sand 0 1& a «< — -- .- .— | Dil. rötlich-gelblicher Sand 0 15 | Tafel 4, unterer Teil -- | « eisenschüssiger toniger Sand] 021 15 « « er « weißlieh-gelblicher Sand 12:95 94 | Bärö lapos, linker Hügel - — | Plio. sporadisch schotteriger san- diger Ton 0 94 « « « aa « eisenschüssiger, etwas gelb- j lieher plastischer Ton 5.54 34 | Agazat, Tafel 14 _ Re Dil. etwas bindiger Sand 0 37 Senke von Kigyöser -— ._. | All. humoser Sand, Ton 0 39 | Tafel 13, Grenze des Gutes _. __ | Plio. bindiger sandiger Ton 398 44 | Meierei Ägazat, südlicher Teil . Dil. heller Lehm 0 44 « « « rs « sandiger Löß 29-14 45 | Tafel A0, am Waldesrand #2 « heller Lehm 54 | Bärö lapos, linker Hügel — _. ._ | Plio. hie und da schotteriger san- diger Ton 0 54 « « « Br hr « eisenschüssiger plast. Ton 0 55 « = rechter Hügel ; « bräunlicher toniger Sand 0 63 Wald von Nagyber, südlicher Schlag « bräunlıcher bindiger Ton 0 63 « « « « weiblicher plastischer Ton 34-47 54 | Wald von Nagyber, Südkteher Schlag an der Hauptstraße _ __. ._ « bräunlicher bindiger Ton 0:82 | 64 « « « « « « weißer Ton 67:30 65 | Wald von Nagyber, südlicher Schlag gegen die Teszeri-er zu._ .__ — ı « loserer sandiger Ton 1:02 65 CL, « « « « grauer glimmeriger Sand 7:39 73 | Wald von Nagyber, Szäraz-er und ober dem Laposer Brunnen .. « brauner bindiger Ton 0 73 Er « « « « gelber plastischer Ton 43:86 75 | Wald von Nagyber, an der Straße von Särkäny, an der Grenze __ | « heller sandiger Ton 1:03 75 EEK: « « « « gelber plastischer Ton 34-12 si [Wald von Nagyber, neben dem mitt- leren Schlag, bei der Hauptstraße | « heller bräunlicher Ton 0:3 si CR « « « « eisenschüssiger toniger Sand 02 91 | Wald von Nagyber, westlich von der Meierei_ _ — _ .. — .. | Dil. heller bräunl. bindiger Sand | O 91 “oo« « « « eisenschüssiger toniger Sand 0 111 | Wald v. Nagyber, ober dem Borjükit « bräunlicher loser Sand 0 ll a « « « « gelber loser Sand 15.62 116 | Wald von Nagyber, nördlicher Teil | « bräunlicher loser Sand 0 Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geolog. Reichsanst. XX. Bd. 4. Heft. 14 190 HEINRICH HORUSITZKY (50) Der Ca CO;-Gehalt der Bodenarten des Bezirkes Batthyan. Bezeichnung der Bohrung Fundort Abhang des Lökert, Sandgrube _. « « « « Br Abhang unter dem englischen Gar- ale N I pre Tafel 3, südlicher Rand _ ._ — Tafel 4, südliche Grenze __ -— . Ufer des Teiches von Pula ... ... Tafel 9, jenseits der Eisenbahn an der Grenze des Gutes _. — Tafel Tafel Tafel Tafel Tafel 30, nördliches Ende _ _ — « 30, « a Eee Tafel 15, an der Grenze des Gutes 16, an der Straße nach Ete 12, oberhalb der’ Grube. __ 1, an der Hauptstraße... .. 98, in der Mitte aus der STE N SE TEN ee Templom-lapos an der Straße ... « « « « ö Tafel 18, nördliches Ende _. .. «18, « ee Tafel 19, Grenze Tafel 19, Grenze Tafel 21, nördliches Ende «ir 295 « un TARRE Wald von Apäti, Sandgrube... .. südliches Ende an der desYGulesge nur südliches Ende an der desyiGutese ren... im « « « « Ba Tafel 23, neben dem Öreghegy _. Puszta Batthyän _ _ __ _ Neben der Fekete-vizer __ __ __ Beschaffenheit des Bodens Oberboden Dil. etwas bräunlicher loser Sand | 021 « weißlicher loser Sand Fi sandiger Lehm 0.42 « bräunl. loser Sand (hingeweht) | 0:84 « sandiger Lehm 0.42 Plio. gelber plastischer Ton « schwarzer salziger Ton 0 « schwarzer toniger Sand 1:26 Dil. brauner Lehm 0 Plio. schwarzer sandiger Ton 0 Dil. humoser sandiger Lehm 1:04 « heller loser Sand 12:18 « gelber loser Sand All. humoser sandiger Ton 420 « « « « 994 « humoser schlammiger Ton Plio. schwarzer toniger Sand 0 « gelber plastischer Ton Dil. brauner Lehm 0:84 « lößartiger plastischer Ton « humoser lockerer Sänd 0 Plio. gelber plastischer Ton Dil. bräunlicher loser Sand 1:25 « gelber loser Sand « bräunlicher loser Sand 0 « brauner loser Sand 0 All. humoser sandiger Ton 13:86 « humoser schlammiger Ton Ca CO, % 17:13 31:08 _ tS 8 Oo 27.30 451) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 191 Der Ca CO;-Gehalt der Bodenarten des Bezirkes Vasdinnye. > Ca CO, % 55 a N Beschaffenheit E3 =1--) ho alle des Bodens B = 25 ze © © =} an Se S S ee) Bi: =) 5 Tafel A, an der Tareser Grenze _ | Dil. humoser bindigerer Sand 9:59 a re « ER « gelber lößartiger Sand 18:93 Tafel 11 und 42, Grenzlinie _. _. « etwastoniger brauner Lehm] 021 Tafel 3, in der Mitte __. __ __ — | Plio. schwererer sandiger Ton 041 Tafel 7, an der Straße nach Tares | Dil. humoser Lehm 9-99 Ca reK.« « « « « lößartiger gelber feiner Sand 20:05 Tafel 6, an der Straße nach Ö-Tares | « humoser Lehm 673 PT St « « « « lößartiger gelber feiner Sand 18-51 Tafel 6, neben der oberen Meierei | « humoser, mehr loser san- diger Ton 5:05 Tafel 5, nördliches Ende an der Straße nach Kisber « humoser bindigerer Ton 673 Tafel 23, an der Grenze _ ._ _ | « hellbrauner sandiger Lehm | 421 « « « « « BE « sandiger Löß 16°83 Tafel 27, Sandhügel neben dem Ent- 5 wässerungsgraben _. __ —. __ „ | « humoser lockerer Sand 084 LER U « « « « gelber loser Sand 10:52 Tafel 20, nördliehes Ende_. _ __ | « bräunlicher Lehm 9:66 Tafel 26 und 28, Grenzlinie.. __ | All. schwarzer, schotteriger san- diger Ton 9-95 Tafel 29, nahe der Fekete vizer_. | « brauner sandiger Ton 20-61 Tafel 29, südliches Ende. — « brauner, schotteriger, san- diger Ton 11:36 Grafenwiese, nördliches Ende_ __ | « schwärzlicher sandiger Ton | 421 « « « .— | Dil. gelber loser Sand 14:72 Tafel 17, südliches Ende _ _ _. « toniger Sand 9-10 Grube unterhalb der Milchkammer | « graulicher ockeriger Teich- schlamm 1754 Weinberg von Parrag, an der Bahn « gelblicher loser Sand 421 Tafel 24 an. deriGrenze, « bräunlieher loser Sand 021 Meierei Parrag, nördliche Ecke __ « « « « 0:42 Gestütsweide von Parrag, an der BrEnzE 0... 2... 224 ei bräunlicheraLehn 0:63 « « « « « | Plio. lößartiger Ton 32:39 Egyhäz, neben dem Entwässerungs- sraben _ _ -—- -. _ _ — — | All. bittersalzhält. sandiger Ton | 13:88 Tafel 37, an der Grenze__ __ _ | Dil. humoser sandiger Lehm 0.84 Tafel 35, an der nordöstl. Grenze « bräunlicher Lehm 0 LK: « « Plio. lößartiger Ton 22:30 Tafel 36, neben dem Entwässerungs- graben _- _ — —- — — — _. | All. bittersalzhält. toniger Sand | 2-52 Egyhäz, Bahnwald __ __ ... _ _. | Dill. loser Sand 0 « &, , en ernge hl 4 -gellernJosdn, Sand 752 TateleAo> und seen « humoser sandiger Ton 9-10 Untere Meierei-Wiese ._ __ __ ._. | All. vertorfter toniger Sand 9-10 « « RE REREER ER « schlammiger Ton 34-50 Tafel 15, nahe der Bahn __. -_ __ | Dil. brauner bindigerer Sand 0 14* 192 HEINRICH HORUSITZKY (52) Der Ca CO>-Gehalt der Bodenarten des Bezirkes Tarcs. Te an ee a eh) u an = = = © ra > er. = =) ES; = = © S ® ae) Fundort Mündung der Wiese von Ölbö, nahe dem Röhricht _ Bi Lossonezy-telep, nördlicher” Teil der Weide 2 Weinstangen- -Lager, an der - Grenze desa@ules 2.2020 en Tafel 16, an der Wegbiegung 2 Tafel 29, Sehottergrube _ __ _ “a, «2 « Franezia-erdö, an dem östlichen UT EEE ee Franezia-erdö, an dem östlichen Wege __ ei Tafel 23, südöstliches Ende een] « as « « Meierei Ö- Tares, Lehmgrube _ per Tafel 143, an der Grenze des Gutes « 45 und 16, Grenzlinie __ .. 16, « u Meierei Uj-Tarces, hinter dem Och- senstall _ Re Meierei Uj- Tares, hinter dem Oech- senstall __ _ Meierei Ö-Tares, erstes Tal gegen Nordost _ Meierei Ö-Tarcs, erstes Tal gegen Nordost __ __ re DL 9, südöstliches Ende 9. « « I Tafel 20 und 21, Grenzlinie__ RE « 1 « 91, « he ad « 1-« 21, « BR Tafel 24, Entwässerungsgraben Ri Tehenerdö, Sandgrube... = Tafel 6 und 5, Grenzlinie ._. __ __ Tafel 6, südliches Ende __ .. __ « 6, « « BE ar 2 Tafel 8, Grenze gegen Vasdinnye = «8, « « « « « Beschaffenheit des Bodens graulicher, bräunlicher san- diger Ton . lehmartiger bindigerer toni- ger Sand humoser bindigerer Sand lehmartiger bindigerer Sand . hie und da schotteriger hel- ler bräunlicher Lehm congerienführender, scho - teriger Sand . lehmartiger loser Sand gelber loser Sand . brauner sandiger Ton lößartiger Ton eongerienführender gelber bindiger Ton . sandiger Lehm humoser, etwas bindigerer Lehm mit Bittersalzkristallen durchsetzter sandiger loser Ton Dil. Plio. sandiger Lehm sraulich-gelblicher Ton . humoser sandiger Ton io. graulich-gelblicher Ton . Lehm gelber feinerer Sand lehmartiger feiner Sand bräunlicher bindigerer Sand gelber loser Sand . humoser leichterer sandiger Ton . gelber loser Sand bräunlicher Lehm humoser bindigerer Lehm . gelblicher feiner sandiger Ton . loser Sand gelber loser Sand Oberhoden 14-19 10:84 0-21 417 0:42 2:05 0:83 Untergrund 14:20 9544 20:22 16:26 2625 14-60 (53) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 193 Der Mg SO,-Gehalt der Bodenarten. Kohlen- Magne- : saures | S1Um- Beschaffenheit Natrium| Sulfat des Bodens Salpeter en Na,C0, % Fundort der Bohrung MgSO, % Bezeichnung T. 25 | Bez. Tares, an der Grenze der Se Tafeln 48 und 23 __ ._. __ _ | etwas sandiger brauner Ton 0 es T. 39 | Bez. Tares, an der Grenze der Tafeln 15 und 16 __ ._ _ _ | etwas bindigerer brauner Lehm 0 0:004 T. 55 | Bez. Tarcs, Tafel 21, neben dem Sa Entwässerungsgraben _ __ __ .__ | leichterer, humoser sandiger Ton | 0 De V. 10| Bez. Vasdinnye, Tafel 3, in der Mitte =»... 2.2. brauner sandiger Ton 0 0 V. 62| Bez. Vasdinnye, Tafel 38 neben dem Entwässerungsgraben __ ... | loser bittersalzhalt. sandiger Ton 0 0.333 B. 23| Bez. Batthyän, Tafel 9, jenseits der Eisenbahn __ __ __ — __. -. | schwarzer bittersalzhalt. Ton 0 0:007 B. 47 | Bez. Batthyän, Tafel 18, nördli- | schwarzer bittersalzhalt. sandiger HOP Endea 2 en ie ea Ton 0 0:007 B. 49 | Bez. Batthyan, Tafel /9, südliches Ende rar ee 72h brauner Lehm 0 0.002 — | Südlich von der Puszta Tömörd | kristallisiertes, erdiges Bittersalz 0 645 Die obigen Resultate der Analyse erhielt ich mittels der Wasser- lösung der betreffenden Bodenarten, das auskristallisierte Salz kann also nur das bittere Natriumsulfat (Na, SO,) oder aas ebenfalls bittere Magnesiumsulfat (Mg SO,) sein. Die Menge der Schwefelsäure (SO,) ist jedoch so gering, daß sich nicht mit Bestimmtheit feststellen läßt, ob dieselbe an das Natrium (Kalium), oder an des Magnesium, oder an beide gebunden ist. Dies wird sich erst nach vollständiger Unter- suchung des Bodens feststellen lassen. Da in der @egend der analy- sierten Bodenarten das Grundwasser in beträchtlicher Menge Magnesium- sulfat enthält, ist sehr wahrscheinlich auch in den obigen Magne- siumsulfat enthalten. Dashalb drückte ich das schwefelsaure Salz als Mg SO, aus. Der physiologisch wirkende Stoff der Bitterwasser ist übrigens sowohl Natriumsulfat, als auch Magnesiumsulfat. Dr. BerA HorvATH kle. ung. Chemiker. = Die Resultate der Bodenanalysen, ausgeführt im chemischen Laboratorium der landwirtsch. = Hochschule in Magyarövar. a Tr En u u nn nn Chemische Analyse Schlemmungs-Resultate 5 2, |=s E) E 3 = Beschaffenheit des 5 = A Fe a a S = I) Fundort Zo = Re = BR Eo| E E = Bodens 5 = = 5, = IEs| ES | = 3 = = a ee ee: erg a Sei = a. 5, a = m : =3| 2 u S P,0, | Ca0O | Ms0 | KO 23 E E 3 = In S-Izsäure lösbare Teile in % Se EB v7 o > a EL I m er S Betinyanı Tatel 272 =... Bräunlicher, loser Sand |0:0962) 0:423 i 0'186 0:1372 4.08 | 90:09 | 5'83 = « Apäti, Partie Nr. 109 _ « « « 011 |046 0:63 , 0:20 = 1.028 6:32 670) 9148| 1:82 o Vasdinnye, Egyhäza, Tafel 34_ ... « « « 0:08 [1-10 0-40 [0:17 5 0:19 399 10:17 | 86°57 | 326 Fi Nädasd, Agazat a A liehtbrauner bindiger Sand | 00295) 640 : 0173 : 0:0997 3:70 10:30 | 8740| 2:3 = Tares, Nagy-Tares « 21... humoser bindiger Sand [0-11 |435 ; 0:1033| 724 | 0:2448| 453 10:38 | 8175| 7:87 ke Tares, Uj-Tares a brauner Lehm 0:07; 7:98 5 01929 . 0:3045, 752 16-91 | 7720| 589 | & Vasdinnye Alsö-maj. « 12__ « « 0:06 |597 j 0:24 : 0:25 >51 2059| 72:31 | 710 c Tares, Ö-Tares « DH. « « 012 |245 1:07 | 0:07 : 023 | 6:60 97-31 | 65:54 | 715 Batthyän, Pula « Re schwarzer, sandiger Ton [0-11 | 0'485 3 0338 | 5:65 | 0.2185] 5:67 20:36 | 74-45 | 5-19 Nädasd « DEN“. roter,sand.Ton (schotterhält.) |0-1199| 0344 ’ 0151 | 673 |0:1206| 3:11 94-59 | 70:84 | 457 Nädasd, Ägazat Be lichtbrauner Ton 0-11& | 0919 . loıs3| . |o1476| 3-90 32-48 | 61:31 | 6721 Vasdinnye-Ürge-maj. « Ar brauner (sandiger) Ton |0:13 | 1:90 0:92 | 0-18 ß 025 | 568 36-88 | 57:00 | 6:12 Batthyän, Pula « Bu schwarzer Ton 0:10 |0:82 0:73 | 0:23 : 0:22 3:80 50-45 | 45:00 | 455 | Vasdinnye Felsö-maj. « 96. humoser sandiger Ton 008 | 2:06 0:60 | 0:22 Ä 0:27 615 99-00 | 7136 | 664 j (hie und da schotterhaltig) Tares, O-tares « ER TE humoser sandiger Ton [011 | 390 107 0:18 x 028 | 640 32-50 | 60:60 | 690 jen (hie und da schotterhältig) | | PN : (55) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 195 Bohrungsprotokolle. I. Bezirk Tarcs. — En © = an o 3= Beschaffenheit 3 . = Beschaffenheit 33 ae des Bodens ze Moe des Bodens znS5 3= =. == SS. 1 Graulich-bräunlicher sandi- 1% Lehmartiger toniger Sand. 50 ger Ton (kalkhaltig) __ 120 gelblichr Sand _ 4 130 graulicher-schlammig*r gelblieh-röilicher feiner Ton (Plıozän) _. | 160 SADndE ee 200 pontischer Ton _ 200 15 Vertorfter sehlammiger Ton 90 D) Humoser bindigerer toniger vertorfter schlam. Sand 150 Sandkarane aupat 60 eraulicher Sand __ __ . 200 gelber Sand _ & 180 pont. sehotteriger Sand| 200 16. 1 Sandızer Leim... 2. — 40 gelber feiner Sand Ai 140 3 Vertorfter sandiger Schlamm 60 pont. gelblicher Ton 200 sraulicher sand. Schlanım 120 gelblicher Sand __ __ .. | 200 17 Bindiger toniger Sand | (sehotterig) . — 60 ä Loser gelblicher Sand 50 eongerienführender kalki- gelber Sand __. Bar 200 ser und eisenschüssiger | 200 schotteriger Sand 5 Bindigerer toniger Sand... 60 gelber Sanda ar era) 18 Bindiger toniger Sand (hie graulicher sand. Sehlamm } 200 und da schotterig) .. 50 pont. schotteriger Sand 6 Lehmarliger bindigerer 10- niger Sand_ __ ... 80 19 | Loser Sand _ NONE 60 gelber Sand _ BEER 150 Selber Sand’®) Zuiaıe., 200 pont. grandiger Sand . 200 20 Sandiger Ton mit Sodakris- 7 Koser- Sandler 3 Pr 70 tallen mr NE 50 gelber Sand =... 200 eongerienführender gelb- licher schotteriger Ton 8 | Bindigerer toniger Sand _ 90 (durchschwemmt)._ _ 200 gelberzsande peu > 170 pont. grandiger Sand 200 21 Loser lehmartiger Sand __ 50 gelblieher Sand __ __. — | 200 9 | Loser etwas humoser Sand 70 selber. Sand) 79 „21.200 99 Etwas bind gerer Sand 70 gelber Sand ER : 150 10 | Etwas bindigerer Sand .. 70 sraulicher feinerer Sand | 200 selber Sand. 22. 47 200 23 | Loser Sand x e 50 11 | Bindigerer toniger Sanıl 60 selber Sand = 200 Lößartiger Sand (sandiger Eon Pan 07200 24 | Gröberer sand'ger Lehm _ 40 gelber Sand. E 150 12 | Loser sandiger Ton 2 90 pont x gelbliche r » harter Ton 200 graulicher schlam. Sand 190 gelblicher toniger Sand 200 95 Sehwererer sanıiger Ton _ so pont. gelblieher lößarti- 13 | Bindigerer toniger Sand _. 610) ger sandiger Ton _. ._ | 200 gelber Sand _ a: 110 pont. seholteriger | Sand... | 200 26 Sehlammiger sandiger Ton so mit Wiesenka'ksehicht. 196 HEINRICH HORUSITZKY (56) —= En o an eb} S5 =3 = =5 SS Beschaffenheit 33 = Beschaffenheit 23 S Er S = Sie des Bodens = = des Bodens er - = E55 97 | Sandiger Lehm _ .. ... — Loser Sand „I ge 50 gelber Sand... .. _. - gelber. Sand... .... =: 200 pontischer Ton ._ — .. 43 | Bindigerer Sand... __ __ __ 60 28 | Schwererer sandiger Ton gelber Sand... _ __ __ 200 pontischer Ton .. ._ __ 44, N Inser-Sanrrt are 70 29 | Lichterer sandiger Ton __ gelber Sand ._ _. — _. 200 pontischer Ton ._ .. . 45 | Sandiger Ton — __ 120 30 | Bindigerer toniger Sand._ graul. sandiger Schlamm 160 gelber Sand ... .. -_ pontischer Ton rer 200 312 1 Lehm Her 252 E 46 | Lehm.. .. RE 70 gelber feinerer Sand ._ gelber feinerer Sand ... | 200 pont. graul. feiner Sand ag eh, u ee 80 32 ZiRloseriSand sr era gelber Sandı 2. 24 200 gelber Sand... __ __ __ AS |HEoser2Ssandar m ee 40 33 ÄRDSER and Bar selber Sand .— — —. — 1 200 gelber Sand ._ congerienführender sehot- 49 | Lehm. .. ee: 70 teriger toniger Sand__ | 130 gelber feinerer Sand. 200 pontischer Ton Sunss: 200 50 | Bindigerer Sand .. .. .. 60 3& | Sandiger Ton.. .. 140 gelber Sand (Wasserspur.)| 200 grauer sandiger Sehlamm | 200 A 51.7 Lena At 80 35 | Etwas sandiger Lehm .. _. 60 gelber Sand .. aM 160 sandiger Löß 2 & 150 pont.\ Ton — Ser E24 2208 pont. graulicher Sand 200 Feiner loser Sand .. .. 70 36 | Etwas sandiger Lehm _ 50 gelber Sandı es = 90 a 2200 pontischer Ton... _- — 200 or LO sandiger Löß 37 | Lehmartiger bindigerer Sand 50 Bel LOSEr Sand... „mo 40 sandiser LOB _%. 160 gelber "Sand 27... 160 grandiger Sand. __ . 200 pont. grauer Sand __ __. 200 38 | Eiwas bindigerer Lehm _ __ 90 54 | Bindigerer Sand __ .. -- 70 ET ER 200 gelber Sand ... -. — — | 200 39 | Etwas bindigerer Lehm __ 60 55 | Leiehterer sandiger Ton .. 80 pont. gelber Ton (mit gelblicher schotteriger Ton | — Salzkristallen) .. ... .. — | 200 56 | Bindigerer Sand... __ — — 60 40 | Sandiger Lehm. . Ei. 50 selber. Sand. u. =. 200 selber=Sandr er. 140 pontischer Ton .. .. 200 57 | Lehm 2. 70 pont. gelber 'sandiger Ton | 200 41 Bindigerer Sand... er 60 selber Sand... 160 58 1 Loser Sand ns. 8 40 pontischer Ton set 200 ; geiblich-weißlicher Sand 200 u ot . 217200 Kleinkörnig-sehotteriger Ton s0 sandiger Schotter ._ _ | 200 Echmeae 0 272 Pare 60 sandiger Löß._. _ _. 140 pont. schotteriger Sand | 200 Hie und da schotteriger Ton 60 sandiger Schotter & 200 loserSande Se pr 60 gelblieh-weißlicher Sand 180 Sehotterspuren 200 Sandiger Ton _ et 60 sandiger Schotter __ __ — Behmzwse DS Wr 50 gelber Sand = 150 pont. schotteriger Sand | 200 (59) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 199 ne ee en Se Se ln ur -TR} o = &an © NE R R © NE j 25 = Beschaffenheit z5 = Beschaffenheit 4:3 = je=} = = = & y = S Di des Bodens =z° a des Bodens ker 53 28 3o® el So Rei ==) no Sr. _ En i EEE u u EBEN P n tn Mne E 28 Loserer sandiger Ton 80 4A Toniger Sand e 50 pont. schotteriger Sand | — EL 200 99 Lehmartiger sandiger Ton 60 45 Sandiger Ton (mit hinge- selber. Sand... ._.—..] 150 wehtem Sand)... _ | 140 Sehotterspuren __ __. ... 200 sandiger Schotter __ 200 30 1 Sandiser.;lon., -.... er 40 46 | Loser Sand (herschaftliche eongerienführender san- Weingärten er s0 diger Schotter 200 gelber Sand 200 31 Mooriger Ton (mit Soda- 47 Loser Sand ._ u 50 kristallen) _ VE 60 gelber Sand E 200 toniger Sand mit Wiesen- kälkhauken.2 2. 2-2 48 Eiwas bindigerer Sand _. 70 gelber Sand... Pe 200 32 BOSerssälihren een 50 gelber Sand... +. _.. '.. 200 ZI MIT TLaseh Sana... 2... 2% 2 50 gelber Sand _. 200 33 Etwas bindiger Sand .. _ s0 selberSand._ .. .. 180 50 | Loser Sand BE 50 Schotterspuren __ ... — | 200 gelber Sand... ... =... 200 34 Sehotteriger sandiger Ton 90 Sl Sandiger Ton AL RER, 70 sandiger Schotter — | — srauer schlammiger Ton | 140 gelber: Sand... .. aM 200 as. Busen. Saul... ... -.. 50 Selber Sand. 22.04, 180 52 Loser Sand _ ee 60 Sehotterspuren _. __ 200 gelber Sand I, 200 36 Sehotteriger sandiger Ton 60 53 Toniger bindiger Sand __ 140 sandiger Schotter __ __. | 200 gelber toniger Sand. __. | 20 aaa Sandiser Ton __ 180 SA ce 60 graulicher sand. Schotter | 200 Eon. 200 58 l Sandieer "Ton... 90 55 aBehmer IN = 60 sandiger Schotter _ 200 Löß 200 39 | Sandiger Ton - 90 56 | Etwas toniger Sand _. — 70 sandiger Schotter ._ __ 200 gelber Sand . ..... | 200 40 Santieens Toner rer 60 57 Sandiger Ton _. 80 gelblicher Sand _. _. __ 160 . gelber sandiger Ton _ 110 schotteriger Sand — gelber toniger Sand (Plio- Zar >” 300 41 Toniger Sand 60 gelber Sand ee el) 98 .|NBoser- Sande rer 30 pont. schotteriger Sand | 200 gelber Sand » rer 200 42 | Toniger Sand KR 70 595; IWhoser- Sandy. = 40 pont. sehotteriger Sand | 200 selber Sand 200 43% Sandiser- Ton 50 60 | Loser Sand.. = 40 sandiger Schotter __ 200 gelber Sand 200 der Bohrung Laufende Zahl 66 67 69 70 71 HEINRICH HORUSITZKY Beschaffenheit des Bodens Etwas bindigerer Sand ... gelblich-weißlicher Sand Sodahalt. sandiger Ton .. pont. graulich-gelblicher glimmeriger Sand... .. Loser Sand (hingeweht)__ bräunlicher toniger Sand gelblicher lößartiger Ton Lehm (sandig) __ ... _ __ selbenssand 0.2.00: lößartiger Ton __ — I N plioz. lößartiger Ton _. Eosenssandewe era selber Sand... 2... Sodahalt. toniger Sand ... gelberäsand =... pont. Ton Loser Sand. 2 9.0 gelher- Sand... Schwarzer sandiger Ton .. Loser Sand (etwas bindig) gelber Sand... .-.. l:oser#Sandesa ee gelberssandez ern: Loser Dane er selber2Sand = 2... Toserasand em gelberisands ae Mächtigkeit der Scehichte 40 200 80 140 200 50 200 200 60 200 40 200 50 200 50 200 Laufende Zahl 75 76 77 78 79 80 s1 82 83 84 835 der Bohrung Beschaffenheit des Bodens Sanlıser Toner sandiger Schotter Sanoiserlongr er graulicher schlammiger On en Lehmartiger sandiger Ton gelber-sand ar ur. pont. schotteriger Sand Lehmartiger sandiger Ton pont. schotteriger Sand Toniser Sand u = 4 gelber. wandy. ne pont. schotteriger Sand Bindigerer Sand... ._ __ — selber Sand. _ ... Sandizer Ionen pont. schotteriger Sand Bindigerer Sand. _ ._ gelber Sand... .. -— — Tonigerssande we pe schlammiger Ton .. schotteriger Ton__ ._ -_ Sandıcennloneenr sehlammiger Ton Schotterspuren.. .. Loser Sand 22.2 02 selber-Sandl =... Sehotterspuren — —. __ Bindigerer Sand __ ... ._ gelber Sandaer ser 2% pont. schotteriger Sand | Mächtigkeit (60) der Schichte (61) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 201 x III. Bezirk Batthyan. = ar 3 za So = =. === a NZ s : > NS : £ 32 PR= Beschaffenheit aa PIR=) Beschaffenheit 45 =o0 no = = o no = = eo = un = Ken des Bodens =_°® ei des Bodens © 30 2-2. 3o&© 2% 2 Ga) iS So ol >= „I = = F Bindigerer Sand (lehmartig) 80 Il! Sandigeralongurer Ar 140 pontischer Ton — __ — | 200 Pont Rune ae 702 ee 200 Bindigerer lehmartiger Sand 70 18 Salziger schwarzer toniger gelber lößartiger Sand__ | 200 Sande ac I es s0 : vont. Tonie er 2 URS Sandizer Tome 47. 170 sehlammiger Ton. __ _—. | 200 | | 19 | Sandiger Lehm. __ — — 100 ß elblieh- rötlicher ‘ Sand __ | 200 Bindigerer Sand _ _. 70 u selber: Sand. u... —_ 30 | Mooriger sodahalt. Ton ... 140 ont. Ton. 2. 22.300 200 koserösanda. nr 22 80 H gelber Sand __ — _— — | 20 91 Sandızer- Lehnn = 40 Bon RO 2. 220 Loser Sand... -- _ {2 40 weißlich- gelblicher. ‘Sand | 180 PP} Schwarzer toniger Sand. 80 sehotteriger Sand _. __ 200 pont. graulicher Sand _ | 200 Boni Tonnen 2 = RR 2 93 Salziger schwarzer Ton _. 30 Eoser Sandı are a mry,, 40 pont. Ton... 2223 2W grandiger Sand _. — — | 200 rl 94 Salziger schwarzer Ton __ 30 Etwas bindiger Sand._ 60 Te RR ee I gelblieher Sand __. __ — | 200 R ! 95 Sehwarzer sandiger Ton 40 1 Sandiger-Tone 44-2 = 140 bonts Ron 2 2er 200 gelblicher Sand _. — __ | 150 R Sehotterspuren _. — — 900 96 | Schwarzer toniger Sand... 80 Dont Ton. 2.2.20. 22... 200 10 | Loser Sand . he s0 gelber lößartiger Sand | 140 27 | Lehm (braun) _ _. — 70 nonte Tone er 900 lößartiger pliozäner Ton | 200 11 Lehmiger Sand _ __ __ —- 70 98 Schwarzer toniger Sand _. 90 gelber Sand. _ __. —. | 200 pont. Tom — 0. 213200 19 Sandiger Lehm __. ._ — 60 99 Schwarzer sandiger Ton .. 70 gelber Sand _ __ — 200 ponfelone > > 200 13 | Sandiger Lehm _ __ — 60 30 | Schwarzer sandiger Ton .. 40 feiner gelber Sand__ _. 90 pont. Ton _ — _ —. 200 9 pont. Ton _ _ _. — _ | 200 al Schwarzer toniger Sand -.. 80 14 | Hingewehter loser Sand. 10 pont. Tn . . — — 200 ae BE NETE an 32 | Schwarzer sandiger Ton _. 80 q 0 rn rn 9) pont, Ton 0b 200 Dont: -Ton "22°: 225. 200 5 ; 33 Sehwärzlieher sandiger Ton 90 ; are FRA 2 gelber Sandı er 7 5.180 & ee er font Toni. 2 200 16 andiger L i : sendet und, da so 34 | Schwarzer sandiger Ton .. 90 RR Ron bone 2... 200 pol Tor 7 3 200 202 HEINRICH HORUSITZKY — {er} [85) — ==& Eu E = Beschaffenheit @s.|| Ss Beschaffenheit =5_ se des Bodens Seen des Bodens ens =. RE = ses Eu Z=s=- Sr ==>.5 35 | Sandiger Lehm ... ... ... -- 60 52 | Lehmartiger toniger Sand gelber Sand... — __ _ 150 PO MIOR ee 200 pont- Ron Zr ne sr ED : ; 53 | Schwarzer sandiger Ton .. 80 36 ‚ksandiger Leim‘... :_ 70 pont. grauer Sand .. 140 gelber Sand ..._. — ... | 200 Pont som Era Er Z0 37 | Sandiger Lehm (schwärzlich) I0 54 ‚r Loser Sand... 7. 60 PODL.SEON =. 252.4 200 gelber. Sand! x. 22.21.24 150 } ö pont. Ton SR 200 38 Sandiger Lehm ... .. .. so Selber Sant >17... „2 %16 300 28 e BASer. Sand SE EEE 60 petit: Tonizes 2a 200 gelher.Samlzarı. Bet 200 39 1 Sandiger Lehm ı. 2. 90 56 | Sandiger Ton (mehr locker) | 110 gelberasander) rn! 200 schotteriger Ton __ 200 40 | Loserer sandiger Ton ._ 90 al Loserusand 2 er Emen ee 50 graulicher schlammiger gelber Sand... .. ... 200 1b 51 a BERSAE 2 BR A Fe hi) £ b; pontalen. 2 200 88 | Loser Sand _ . — — 50 etwas loniger Sand _. 70 41 Toser Sand. — ser. Mer 20 gelber. Sand? er2 222412300 gelber Sand... — .. . 80 pont: Toni VE —_ pop. Lane er Sn 2200 £ 59 =: Loserer Sands a. Ea Tu 70 49 Loserer sandiger Ton 60 gelber Sand (pliozän, 100 schlammiger Ton ._ ._ | 160 Siinmerl)a. 2:2 :2. pont-Ion’ are: un 200 Ponte Tone HN ES 200 43 | Sandiger Lehm (bindiger 60! \INkoser Sander 50 Sand) __ Ze 25 50 gelber. Sanda sur 22 200 geiber Sand el 200 2 F 61 Loser; Saul 2.2 aRsE- 50 44 | Bindiger sandiger Ton _. 90 gelber Sand. .. .. ... 160 gelber Band. 2... 160 pont- Ton... 2° 2216200 pont. grauer Sand _. _. | 200 = 62 Loserssand Were 60 45 koserasanlerı 2... 30 gelbersSand . .. 180 gelber Sand .. _ — .. | 200 pont-@lon "en en 200 46 Sandızer- Non, ... 100 63 Sandiger Lehm... _ 80 schlammiger Ton = 200 gelber ‚Sand .- „.e. 2 : 150 \ > Pont =lon men BIBan E00 47 Sehwarzer toniger Sand. 70 Pont. Mon win. oe 200 64 | Mehr lockerer sandiger Ton 80 graulicher schlammiger 48 | Sandiger Ton — _ — 180 Ton NINE TROST I 190 pont..Ton— | 20 grandiger Sand. ... ... 140 49 en ar 60 poat. Ton I A 200 lößartiger pliozäner Ton | 200 65 | Mehr lockerer sandiger Ton | 160 50 Loser ann R) 40 sehlammiger Ton 200 gelber Sand (unten feucht) | 200 66 | Bindigerer toniger Sand. 80 51 Loserer sandiger Ton __ .. 60 graulicher schlammiger schlammiger Sand .. ... 150 Ar ir 7 eg . non Ton... „| 200 pont. Ion _ . — — 2 (63) Laufende Zahl der Bohrung DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. IV. Bezirk Naäadasd. Te en sn 7 Beschaffenheit des Bodens Etwas eisensehüssiger sandi- Ser Dom. 272 > Eisenschüssiger toniger Sand. grober eisenschüssiger Sand san 008) Eisenschüssiger bindiger to- NIEer San ee pontischer Sand Sehotteriger toniger Sand. pontischer sehotteriger SEI Sehotteriger toniger Sand. pontischer schotteriger Sandra DEN I RN Heller Ton __ __ in eisenschüssiger Ton nontiseherzlone 2. Scehotteriger sandiger eisen- schüssiger Ton__ —_ Donlischer. Ton _. Heller etwas sandiger Ton eisenschüssiger Ton__ __. Eisensehüssiger loserer Sand gelblich-weißlicher Sand Toniger humoser Sand._ gelblicher Sand __ __ ... Etwas eisenschüssiger Sand gelblicher Sand __ __ Schotteriger eisenschüssiger toniger Sand _ eisenschüssiger gröberer [a 21 Be RE KARA: Sehotteriger eisenschüssiger toniger Sand __. .. _ eisenschüssiger Ton graulicher Ton _... ... — Rötlicher toniger Sand __ eisenschüssiger Sand Rötlicher toniger Sand __ weißlich gelblicher Sand der Schichte Mächtigkeit in em Laufende Zahl der Bohrung N 6 17 Beschaffenheit des Bodens 203 der Schiehte in em — © eo EI# — = E>) Has} De Rötlicher toniger Sand... eisensehüssiger Sand _. weißlieher Sand __ ._. — Humoser sandiger Ton ... pont. glimmeriger Ton __ Rötlicher toniger Sand .. gelblicher Sand _ _— -. Vertorfter Schlamm __ .... Vertorfter Schlamm. __ pontischer Ton._ _- — Rötlicher loser Sand eisenschüssiger Sand __. Kolluvialer sandiger Ton _. pontischer Ton. ee Heller Toner a 7% eisenschüssiger Ton srauliche Ton und Sand- sehiehten Hie und da schotteriger san- diserslonerr 2 eisenschüssiger Ton srauemslonse ae Bräunlich rötlicher Sand. gelblich rötlicher Sand __ Schott. eisensehüssiger Ton pont. sandiger Schotter Sehotteriger rötlicher Ton. pont. sandiger Schotter Heller bindiger Ton eisenschüs. schwerer Ton Hellers Ton see tdseen 3 pontischer Ton __ Leiehterer sandiger Ton .. Vertorfter Schlamm Etwas bindiger Sand .. .. rötlicher Sand... Etwas bindiger Sand __ __ eisenschüssiger Sand .. pont. grauer Sand ... ... 20 180 200 80 200 60 200 200 160 200 40 200 100 200 40 90 200 204 HEINRICH HORUSITZKY (64) =?# = =» E SE haffenhei BE SE haffeuhei 132 SS Beschaflenheit ses Ss Beschaffenheit es Se des Bodens Zar des Bodens E Se ne 2.5 35 = — 2 |] = 33 | Etwas bindiger Sand... _ 40 49 | Hie und da schotteriger to- eisenschüssiger Sand . 90 niger Sand. ER 80 pont, graul.-weißl. Sand. | 200 eisenschüssiger Sand __ 100 pont. grauer Sand __ __ 200 34 | Etwas bindiger Sand _. 60 eisenschüssiger Sand __ 150 50 | Gröberer sandiger Lehm 60 pont. grauer Sand __ ._ | 200 sandiger Löß __ __ ... — | 200 35 Scehotteriger toniger Sand 40 5l Gröber sandiger Lehm. ... so pont. sehotteriger Sand._ | 200 sandiser ko... — 36 | Bindigerer Sand _. _. ... 80 532 | Bindigerer Sand... ._ .. 70 eisenschüssiger Sand __ | 140 gelber Sand ._ e 130 pont.gelblicher feiner Sand | 200 pont. sehotteriger Sand_ | 200 37 | Loserer sandiger Ton... .. 80 53.201 Heller. Ton 72.222 2, % 30 gelblicher schlammig. Sand | 200 eisenschüssiger Ton... __ | 100 poul. Ion = 2, 20 38 Etwasbindig. bräunlich. Sand 70 eisenschüssiger Sand 200 54 | Hie und da schotteriger san- diger Ton Wine 30 39 Schwerer sandiger Ton ... 60 eisenschüssiger Ton __ 150 pontischer Ton _. _. -. ı 200 srauer Ton. 2222.72 10200 49 I\"-Toniger Sand 121... 80 55 | Bindigerer Sand ._ _. — 60 eisenschüssiger Sand 120 eisenschüssiger Sand __ | 150 pont. grauer Sand... __ 180 pont. grauer Ton __ _ 200 POL Ion 2.22 ar 220 56 | Loserer sandiger Ton... _. 50 41 | Leichterer sandiger Ton... 120 POBk: San. 2... 0 200 schlammiger Ton__ __ _ | 200 57 | Loserer sandiger Ton __. .. 50 49 Sehotteriger toniger Sand 50 pont: Sand 4.72 230 200 pont. schotteriger Sand__ | 200 58 | Lehmartiger sandiger Ton. 60 43 | Schotteriger toniger Sand 60 pont. Sand. 2. 2. 0209 pont. schotteriger Sand — 59 Ausgelaugter brauner Ton 20 AA larlellerältehmes ee #7 s0 eisenschüssiger Ton.. _. 80 sandiger Löß __ __ 200 pont. Ton. nn ae 200 4551 Heller Lehm 2 — 2 60 60 | Ausgelaugter bräunlicher eisenschüssiger Sand __ 90 Ton. en 30 pontischer Sand _ 200 eisenschüssiger Ton 80 pont. Ton I 200 46 Bindigerer Sand .. ._ __ 60 eisenschüssiger Sand 200 61 Ausgelaugter bräunlicher Ton. 30 47 | Toniger Sand . Se 70 eisenschüssiger Ton s0 eisenschüssiger Sand __ | 140 point, Dora it 200 pont. weißlichgrauer Sand | 200 62 | Ausgelaugter bräunlicher 48 | Toniger Sand er s0 Ton... 20 eisenschüssiger Sand __ 150 eisenschüssiger Ton... . 21.400 pontischer Ton ... ._. - | 200 Bont Alone, 200 (65) DIE AGROGEOLOGISCHEN VERHÄLTNISSE' DES STAATSGESTÜTSPRÄDIUMS KISBER. 205 EEE UEESERIEEEEIEESESSESEEEREEBENGESEBEE GESSE-SESIEREIBESBESEERaNGECNBEASRRSSeSRERERN — an ee) zeie © S5 33 ||sz 32 =s Beschaffenheit 3 S 35 Beschaffenheit Ei 2 el des Bodens =28 = des Bodens Sms = SuSE 3= 28.5 _ ei _ = ROH ES LU Em nn on 3 Ausgelaugter bräunlieher Ton 30 78 Hie und da sehotteriger san- eisenschüssiger Ton.. _ 80 dieer Ton ana JBH —- 50 yant Pont ir R- 200 pont. sandiger Schotter 400 64 Ausgelaugter rötlicher Ton 60 79 Ausgelaugter bräunlieher Ton s0 eisenschüssiger Ton __ _ 80 srandiger schott. Sand... 200 pont. Ton en 200 s0 Ausgelaugter bräunlicher Ton 60 65 Loserer sandiger Ton __ ... 50 pont.. Sand .. re 190 none Sana. > _ 200 Dontelon nr 200 66 Ausgelaugter bräunlicher Ton 60 81 Ausgelaugter bräunlicher Ton 60 Bont. Tan... 4... 2.1: 200 pont. Sand len 90 pont Ton N 200 67 | Ausgelaugter bräunlicher Ton 50 pont. Ton _. . 200 32 Ausgelaugter bräunlicher Ton 50 BO ee — 68 | Ausgelaugter bräunlicher Ton 20 eisenschüssiger Ton _ _., 80 83 | Ausgelaugter brauner Ton pont Ton PERF AAT. 200 mit Schotter .. A 50 Pont Tom men — 69 | Hie und da schotteriger san- dieer Ion. _. 30 S4 | Etwasloserer bräunlicher Ton 40 pont. sehotteriger sandi- pont. schotteriger Sand 200 SORuJUn? Feet S5 | Loserer sandiger Ton __ .. so 70 | Hie und da schotteriger san- pont. Sand ı...5.. -— 200 diger Ton , 40 pont. schotteriger sandi- 86 Loserer sandiger Ton .. -. 30 ger Donsaue Ara 1 77 pont. schotteriger Sand — 71 | Vertorfter sandiger Ton... so 87 | Loserer sandiger Ton ._ 20 pont Sande. A) 200 eisenschüssiger Ton ... 80 pont. Sand s 150 72 | Ausgelaugter sandiger Ton 60 pont. sandiger Sehotter | 300 Pant on 200 88 | Loserer sandiger Ton._ _ 60 73 | Ausgelaugter brauner Ton 40 Bontelome en 200 Bont: Ton... 2.2. 20 89 Bindigerer Sand. N 50 7% | Lehmartiger brauner Ton 50 gelber Sand. — ex 160 nont, Sand Eur! |) 200 pont. Sand... a 200 75 | Heller sandiger Ton 60 90 | Loser Sand = 30 pont. Ton _ Eee 5 rötlich gelblieher Sand _ | 130 DORLSSandı ar 200 pont. Sand a 200 76 Bindigerer loniger Sand ... 60 91 Bindigerer Sand... En? 50 gelber Sand _ 5 140 eisenschüssiger Sand . 160 pont. To u 2. — Sn ol Bont. Sand. = 2/28 1.200 Dont Sandra 200 92 Sandiger Ton 90 27 Heller sandiger eisenschüs- grauer schlammiger Ton 200 Serra an 40 pent.+Ton- rs. Sr 2300 93 Bräunlich-rötlicher Ton ._ s0 pont. Ton 200 Mitt. a. d. Jahrb. d kgl. ungar. Geolog. Reichsanst. XX. Bd. 4. Beft. 15 206 HEINRICH HORUSITZKY (66) nn Zen o = En = == == S® == N: 2 = I) nr ö . or. 25 Beschaffenheit Ss=_| | es Beschaffenheit et sa des Bodens =725| |-8® des Bodens Sr ES =S.8 3= Se ei = wi a = 94 | Bindigerer Sand._- __ __ 60 105 | Loser Sand . AunnsEn rötlicher Sand __ __ __ 140 rötlieher Sand... __ _. poat, Sana et 7 200 pont. schotteriger Sand 200 95 | Bindigerer Sand .. __ 50 106 4 Loser:Sard san. :4 40 rötlicher-Sand:.:n „..__ | 130 rötlicher Sand __ -. s0 pont #Sandı 3 >apN, 200 pont- Sand en 2m. 7'200 96 | Bindigerer Sand. _- __ 50 1072 boSserSand re 40 rötlicher Sand __ _ 140 rötlicher Sand __ 90 Bonl. Sand... 1... 200 srandiger schott. Sand_ | 200 SZ Bindisorerasand rer 60 103 PB: Sandızar Ton“, zen 30 röllicher Sand __ __ _ 140 eisenschüssiger Ton 80 Dont soande 000 Pont, Ton. .....,7 77 2200 98 } Bindigerer Sand _ 70 109 Loserer Sand zur zer: 70 gelblicher sr öberer Sand | 120 eisenschüssiger Sand __ | 148 pont. se hotteriger Sand 200 BOB Sand 200 99 | Bindigerer Sand _ _ _ _. 50 110) Sandiger Ton sur mn... 40 rötlicher Sand __ _ ._ 160 BON. STom er ae 200 pont>Sand.. — .. 200 h 111 | Loser Sand _. Aysarhge: 40 | 100 | Loser Sand I: 40 rötlicher. Sanl _ _ _ s0 gelber Sand ... | 200 | pont. Sand... — 1 208 | 101 | Loser Sand _. _. s0 112-7 Sandieer, Ton. „. 40 gelber Sand. 2. 200 | pont. Tone 2.22 90 2 102 | Sehotteriger Sand __ 20 | 113 4 ser ne 50 pont. sandiger Schotter 200 selber: Sind VL. Sur „ 209 103 | Bindigerer Sand __ __ ._ 50 114 | Loser sandiger Ton... .. 60 gelber Sand TE 200 pont. Ton #2. 20 10% | Loser. Sand _ __:__ . . 50 115 # Loser. Sand 2... 40 Tollicher Sand. — 90 selber Sand __ . & A200 Pont. San. +... 2... 200 | . 10 boser"Samt 2 2 40 selber Saud ©- ran a0) Figur 1. (S. 151.) 1. Kulturschicht, 2. gelblich graulicher, harter Ton, 3. bläulicher schwerer Ton, 4. sehr feiner glimmerhaltiger grauer Sand, 5. feinerer elimmerhältizer ; grauer sandiger Ton, 6. grober glimme- riger Sand, 7: blaulicher, schwerer Ton, 8. gröberer sandiger, blauer Ton, 2 srandiger gelber Ton, 10. grober 'slimmeriger Sand, 11. grandiger “gelber Ton, 12. feiner glimmeriger Sand, 13. gelber, plastischer Ton, 14. "srober, grauer Sand, 15. sandiger gelber Ton, 16. srandiger grauer "Sand, 17. grober glimmeriger Sand, 18. grandiger grauer Sand, 19. schotteriger, gelber, schwerer Ton, 20. schotterig-sandiger grauer Ton, 21. schotteriger gelber Ton, 22. schotleriger Sand, 23. schotte- riger grauer” Ton, 4. schotteriger gelber Ton, 35, sandiger Schotter, 26. grauer schwerer Ton, 27. schotteriger en Ton, 28. grandiger gelber Ton, 2). grober glimmeriger Sand, 30. schotte- riger grauer "Sand, schotteriger grauer Ton, 32. sandiger Schotter, 33. grauer schwerer Ton, 34. grandiger ana sand. 35. 'schotleriger gelber Ton, 36. schotteriger grauer Ton, 37. grauer plastischer Ton. j Figur 2, (S. 151.) 1. Gelber Sand, 2. gelblich-grauer Ton, 3. graulicher sandiger Ton, 4. grauer Sand, 5. grau- licher sandiger Ton, 6. grauer Sand, 7. grauer sandiger Ton, 8. schwerer grauer Ton, 9. grauer Sand, 10. grauer sandiger Ton, 11. schwerer grauer Ton, 12. grober Sand, 13. grauer Ton, 14. gro- ber Sand, 45 schwerer blauer Ton, 16. grauer sandiger Ton, 17. grauer Sand, 18. blauer Ton, 19. grauer Sand, 20. sandiger Schotter. INHALTSVERZEICHNIS, Vorworbes . ee a N Kurze Puh ee Domınıımse ee Klimatische Verhältnise ._ __ Orographische und na online erhalniae Geologischer Teil Eiozanı Merten BIeistozanm m ee EIolo Zange ee ran .Bodenkundlicher Teil BER ER EEE ANNE UÜmterscundaren Eee ee Oberboden rt sr Pr EI SEEN nt ER: Die Sean SE SE Yen Die physikalischen Analysen . _ .. .. .. Der Ga Co,-Gehalt der Bodenarten .. Der Mg SO,-Gehalt der Bodenarten Die Bella der chemischen Pen Bahrunesprotokolle - mn. l.2. 2. Seite 143 (3) 145 ( 5) 146 ( 6) 149 ( 9) 161 (21) 168 (28) 172 (32) 173 (33) 174 (34) 177.187) 187 (47) 188 (48) 189 (49) 193 (53) 194 (54) 195 (55) NR ve = ALH: v_. wi. RI. FOL IT LVAUIJVO ANA NUR Ve DRM FÜRÄSOK HELYENEK VÄZLATA. SKIZZE DER BOHRUNGSSTELLEN. MERTEK- MASZSTAB: Holoedn, saürke, homokos Iszap, Holoadn, grauer, sandigor Schlamm, HORUSITZKY H : A kisberi ällami menesbirtok agrogeolögiai viszonyai. H. HORUSITZKY: Agregeologische Verhältnisse der Domänien des staatlichen Gestütes vo AGROGEOLOÖGIAI TERKEPE. A TARCSI KERÜLET AGROGEOLOGISCHE KARTE DER OEKONOMIE TARCS. SZIN- ES JELMAGYARAZO. FARBEN- UND ZEICHENSCHLÜSSEL. ALSO TALAJ. UNTERGRUND Homokos Iszap Sandiger Schlamm = Pielsztocdn, särga homok, Pleistozäner. gelber Sand. Pllochn. kavlesos agyagı Pliozän, schotteriger Ton Pliocdn, aayag Pliozäner Ton. Pleisztocdn, särga homok DSR Pleistozän, gelber Sand. Pleisziocen, särga homok Pleistozän, gelber Sand, |" homokon Iönz sandiger Lösz Pliocdn, enlllämos homok, Pliozän, alimmeriger Sanc, Plloän, karleson homok Piloxan, schotteriger Sand Pllocen, kavicaon agyar Plionän, schotieriger Ton, FELSÖ TALAJ OBERBODEN, Nadas 64 zuombökos mocsaras területek Schilfige und bünige Sumofgebiete Lazäbb 6s kölötlebb. humuszos, meszen homokos agyag. sandiger Ton. Laza, vilägos homok, helyankant futöhomok Lockerer, heller Sand, stellenweise Flugsand, KON, barnds homok „| Gebundener, bräunlicher Sand. Pliocdn, srürkensärge auyag Plloxän, graugelber Ton Also Ialajban a vonal alatı Im Untergrund unterhalb des Striches ALSO TALAJ, UNTERGRUND, Plelsziocdn, särga homok. Pielstozän, gelber Sand Mohr lockerer und bindiger humoser. kalgiger homokos lösz wandiger Löss Pliocdn, kavicsos homok Pliozän. schofteriger Sand. Pliocdn, csillämos homok Pliozän, glimmeriger Sand, wzurkässärga agyar eraugelber Ton. Pliocen, kavicsos homok Pliozän. schotteriger Sand szurkössärga agyag eraugelber Ton Pliocen. kavicsos homok Pliozän. schotteriger Sand, n Kisber. MERTEK: MASZSTAB: 1500 M. Kir. Földt. Int Evkönyve XX. köt. v. täbla. Mitteil. aus d. Jahrb. der k!g. ung Geol. Reichsanst. Bd. XX. Taf. V- FÜRÄSOK HELYENEK VÄZLATA. SKIZZE DER BOHRUNGSSTELLEN. 1000 2900 m F FELSÖ TALAJ OBERBODEN. Homokosabb. #s köiöttabb barnas välyog Mehr sandig und bundig bräunlicher Lahm. Barna agyag helyenkent homokosabb Vigor barna wäiyoe kards kavicacnal Heilbrauner Lahm mit wenig Schotter A szönsavas mösz nionnylaäge Yı-ban Quantität des kohl Kalken In %ı Folsd talajban a vonal falerı. Im Oberboden oberhaib des Strichen Altala] jelzden. Tärkäany Koizse I Bezeichnung des Unterbedens 457h1 Pkh Kutak Brunnen TE Brauner. Lehm. siellengeise etwas mehr sandig Pa %s Epülstek. Gebäude. e Täbldk jeizese, Bezeichnung der Parzellen a Gögrok Gruben. > MERTEK MASZSTAB: Faivette: HORUSITZKY HENRIK m kir. osrt geologus 1911. dvben Autgenommen vom kg. ung. Sektionsgeoiogen HEINRICH HORUSITZKY im Jahre 1811. | ex; Br se | 3 En | eh 1 r e \ 4 | ı p er > | ä 2 L} u. I ’ 2 A Ä F ne WEL HER. an TEE AAN gr M. Kir. Földt. Int Evkönyve XX. köt. v1, tabia. 2 HORUSITZKY H . A kisberi ällami menesbirtok agrogeolögiai viszonyai. Mill nun ar RE ensure a naiv H. HORUSITZKY: Agregeologische Verhältnisse der Domänien des staatlichen Gestütes von Kisber. FÜRASOK HELYENEK VÄZLATA SKIZZE DER BOHRUNGSSTELLEN A VASDINNYEI KERÜLET AGROGEOLÖGIAI TERKEPE. AGROGEOLOGISCHE KARTE DES BEZIRKES VASDINNYE. MERTEK: MASZSTAB: MASZSTAB 500 0 A — TE — m — — 0 1 2 3 dam m) in 22 on z a} B RE 2 ; TALAJSZELVENYEK 2 M. MELYSEGIG BODENPROFILE BIS ZU EINER TIEFE VON 2 M SI ea N Mia ha Kr? ME Yka 4 bs SZIN- ES JELMAGYARAZO. 2] FARBEN- UND ZEICHENSCHLUSSEL. ER N Dsh) EN >- I ae (“ & Pa ALSO TALMI FELSO Taıı 2 MD° ut E R A UNTERGRUND OBERBODEN oa £ NN = we RN \ | I Halnokn, hamalas karten 5. homabon. humunzos agyag. ; \ & NS“ ’ Holorän, sandiger Schon Schotieriger. nandiger, humoser Ton \ N N. Di 151 Vasdınnyei RT ES N Tr N nn uR (| A| nagy SEölok N X AN) Mhk sh sh | Idegen teruler N \2/ A N Erg 8 An 5 Hkh Alu) jladas serie \,.] N ‚Da Pk Pa | eremenn on unenasene en HD = li g Täbldk jeizese. Bezeichnung der Parzellen. Kötsır, barnds homok «| Gebundener, bräunlicher San «| [eo] sujeherir ALSO TALAJ. FELSÖ TALAJ UNTERGRUND OBERBODEN PleistorAner. gelber Sand Plaistarän, gelber Sand homakos lösz nandiger Lösr konz Piioctn karkcass sera Piioshn. sehoneriger Ton Pilocdn, havicnos homok Pliozän, schoneriger Sand, vom Burn vairse Puscen. callämen hama Pliocen. Naricaas hamak Brauner Lehm 2 ertamae aarar A nuönnavas mdsz mennyisäge 4, dan Pisehe. allmmeriger Sand EgINEzI Iecaspals vülgyuhben m Pliezän, schetteriger Sand Quantität den ensaueren Kaikens In Y, Achoneriger Ton ala] Aserönen. In den entwänterten Täleın won. Epyhar int der Boden bitternaluig Püocan, suörkennärga aayag - MrÜnsendrge anse Pionän, graureiber Ton = eraugeiber Ton = Mrörktndıge aerag = @raugelber Tan F7 7 Foisd Ialalban = vonal feiert ei Fe Ad tlajben a vonal alatt Im Oberbosen obernaib den Siienem | 2° | Im Untergrund unternaib den Sirichen Fatrette: HORUSITZKY HENAIK m. Mir. ourt. geologus IOIN Anden Autgenommen vom kg. ung. Sehtiansgeoioren HEINRICH HORUSITZKY Im dans 19 men un Mocnaran nädan verülaieh Sumoflee, mi Mohr bumachsene Siellen. ALSO TALA) FELSÖ TALAJ UNTERGRUND OBERBODEN wanDon nern R vr, van aa aan ten SZ Holocen. hamakas harlcn n warn. ans scene | ÄAK : Hoiocen, harkcas Hoasa, shenger ton | AH ee Hoiocen. homekcn S rund Bindiger B n Han unduwrten, | APG: | unaeruann Pielunocen, särga hamak Pielsztocdn, närga homak M. Kir. Földt. Int: Evkänyve XX. köt. Vil ‚täbla. Mitteil. aus d. Jahrb. der klg. ung Geol. Reichsanst. Bd. XX. Taf. VI. HORUSITZKY H : A kisberi ällami menesbirtok agrogeolögiai viszonyai. H. HORUSITZKY: Agregeologische Verhältnisse der Domänien des staatlichen Gestütes von Kisber. „9 s _ A BATTHYÄNI KERÜLET AGROGEOLÖGIAI TERKEPE AGROGEOLOCISCHE KARTE DES BEZIRKES BATTHYAN. I 44 SZIN- ES JELMAGYARAZO. FARBEN- UND ZEICHENSCHLÜSSEL. Ki Sjaua] 2 BEIZEIT S Pr S, S ı I N Ey ALSO TALAJ, FELSÖ TALA). Du m 7/15 MERTEK: Q DAHZ UNTERGRUND, OBERBODEN. S | FE S MASZSTAB: _—— | > 500 7000 1500 2000m. Mocsaras, = nädas teröletok. % Ei: nn - ——n ; ==} Aohr bewachsene Gebiete Sumpfige, mit | _ = Holocdn, Iszapos agyag Ai Holozän, schlammiger Ton. hd. FÜRÄSOK HELYENEK VÄZLATA. SKIZZE DER BOHRUNGSSTELLEN. Holoedn, Iszapos homok, Aib Holozän, schlammiger Sand, Holoc#n, homokos agyag Ä P. . 22. Lazäbb ds kötöttebb, Holozän, sandiger Ton. humuszos, meszes, homokos- aryar Plelsztocen, särge homok RE 1122517720 Varleborunzteaundner, humoser, kalkiger, sandiger. Ton, Plloeön, calllämos homok, PR Pliozn, glimmeriger Sand f MERTEK: \r ns Pliocdn, szürkössärge aryagı Pa MASZSTAB: Pliozän, graugelber Ton Pleinztocen, särga homok Dsh, Pliocdn, kavlonos homok Pkh Laza homok, helyenkänt futdhomok. Pliozän, schotteriger Sand. Lockerer Sand, stellenweise Flugsand. „ aürkdnndrgn anyag " sraugelber Ton 308 )/ A azönnavas mösz mennylsöge Yubanı Alsd talajban a vonal alalt. Im Untergrund unterhalb des Stelches. Falah talalban a vonal’faletl Kölön barnds homok Im Oberboden oberhalb des Striches Quantität des kohlensaueren Kalkes In %, A Kl # {a1} Plelsztochn, särg homok. |", "5" 7," N U ih & ELYSEGIG Pieistoxän, gelber Sand. |» N \ Sl TALAJSZELVENYEK 2 M. MEL } ek Bieter Bar IN St BODENPROFILE BIS ZU EINER TIEFE VON 2 M. Pllocdn, wzürkänsärga auyag- | * AU il n I Plioxän, graugelber Ton Kutak. Brunnen. Pleisziocdn, särga homok. Pieistozän, gelber Sand, B se o 2 Z Barna valyog- ® Pllocen, szürköusären agyagı TRUDSTiLKBENG Pllozän, graugelber Ton, Altala] jelzdne. Ad Bezeichnung des Unterbodens. Pa. Pllocön, eailiämos homok, Pliozän, glimmeriger Sand. Täbläx jeizöse. Bezeichnung der Parzellen. mu Fekete, homokos sm. (kesoründe) Schwarzer, sandiger Ton, (mit Bittersalz) Pliocdn, nzürkdenärge agyag PlioaAn, graugelber Ton. Pliocdn, calliämos homok Pilozän, glimmeriger Sand. Schwazer Ton, (mit Bittersalz) Epületek. Gebäude. Pllocdn, szürkdnndrga agyag. Pliozän, graugelber Ton. 3 JuuuN, Feivatte: HORUSITZKY HENRIK m. kir. oszt. geologus 1911, svben. Aufgenommen vom kig. ung: Sektionsgeologen HEINRICH HORUSITZKY Im Jahre 1911. "61 auyer WI ANZLISNHOH HOIUNIIH varoiosFnvonas Fun An wos umumounn) ya BES 5 ueaap 1101 andooa® une "ae "W MIHNIH ANZLISMHOH Er Y Yd Zr Be = Be eh = 3 > \e7 | ya m la Wu | | ei N Yd 2 ud | za ii a a na N vo \ Be 38 ll | Seen SB), B = = ee er 97 BE h ra anna cnunan soon rm nsnaoen menu rer = D Anine vanawou manerna Ada Senınaa "vonsiamn unvorun ysq \aı od wa Neal 144 Ian ee Fe] Yd x en) [4e NZ a N un zz N [ 7 re= en st Pers sadaouoe uni a ee Bl 1 = | ee 7, = Pl Rx ke] ur (EEE Leer: L L Wo4 1aMunsarUanIe uero1d ö | al N \ in 7 2, . 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UND 5 TEXTFIGUREN. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 5. Heft, 16 Februar 19183. Vorwort. Weil. Dr. Karı Hormann, kel. ungar. Chefgeologe, sammelte wäh- rend der Landesaufnahmen im Jahre 1876 aus den mittelneokomen Schichten des Mecsekgebirges im Komitat Baranya mit großer Sorg- falt eine Serie von Fossilien. Da er die Wichtigkeit derselben sofort erkannte, präparierte er sie mit großer Geduld aus dem harten tuffigen und brececiösen Gestein heraus. Sodann schritt er an die Bearbeitung des außerordentlich schönen und wertvollen paläontologischen Materials. Durch weil. Joser STÜRZENBAUM, kgl. Hilfsgeologen, damals unserem geschicktesten Zeichner, ließ er auf eigene Kosten eine ganze Serie zeichnen und ließ die Zeichnungen auch vervielfältigen. Dr. Kart Hormann gedachte diese wertvolle und wichtige Arbeit als Antrittsrede der Akademie vorzulegen. Das Schicksal fügte es jedoch anders. In der damals noch aus sehr wenig Fachleuten bestehenden kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt wuchsen die Amtsagenden unver- hältnismäßig an. Hormann aber widmete alle seine Zeit den amtlichen Pflichten und legte deshalb die wertvolle Arbeit — fast vollendet — beiseite. Im Jahre 1889 begann er zu kränkeln und 1891 raffte ihn der Tod nach langem Leiden im schönsten Mannesalter hinweg. Das wertvollste seiner hinterlassenen Manuskripte gelangte mit allen übrigen Schriften nach seinem Tode in den Besitz seines besten Freundes und Schwagers, des Direktors der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt weil. J. BöckH. Mit der Drucklegung und Ergänzung des schwer leserlichen Manu- skriptes befaßte sich zuerst der kgl. ungar. Chefgeologe weil. Dr. JuLius Prrnö. An diesem Bestreben wurde er jedoch durch langes, mit dem Tode endendes Leiden verhindert. Als der Direktor der Anstalt weil. J. v. Böckn im Jahre 1907 in den Ruhestand trat, wurde das Manuskript mir, einem großen Ver- ehrer Karı Hormanns, als Andenken übergeben. 16* 919 D: KARL HOFMANN (4) Später lenkte Prof. Dr. Lupwıc v. Löczy, Direktor der Anstalt, die Aufmerksamkeit des Herrn Dr. ELrm£r Vapäsz, Assistenten an der Universität auf dieses wertvolle Material unseres Museums. Dr. VanAsz führte gerade im Mecsek-Gebirge Ergänzungsaufnahmen für unsere An- stalt aus und war geneigt auch diesen wertvollen literarischen Nach- laß Hormanns zu ordnen. Ich überließ meinem geschätzten Freunde Dr. VanpAsz mit größter Freude natürlich auch das Manuskript. Dr. VapAsz entzifferte die schwer leserliche Schrift mit unermüd- lichem Fleiß, führte die Umschreibung des Manuskriptes mit stähler- ner Energie und gründlicher Kenntnis aus, dasselbe wo nötig, dem heutigen Stande der Wissenschaft gemäß ergänzend und umarbeitend. Sodann, erfüllt von idealen und edlen Gefühlen für den länger dahin- geschiedenen gelehrten Geologen — ohwohl er ihn persönlich nicht mehr gekannt hat — übergab er das Werk zu unser aller großer Freude und Beruhigung, dem Druck. Prof. Dr. A. Kocn hatte die Güte, die vollendete Arbeit — die unterbliebene Antrittsrede — auch der ungar. Akademie der Wissenschaften vorzulegen, und damit ist auch diese Schuld des Verewigten beglichen. Wir sagen dem hochgeehrten Herrn Professor für dieses Werk der Pietät aufrichtigen Dank. Auch Herr Dr. ELem£r VanpAsz empfange für seine schöne und ebenfalls pietätvolle Arbeit den herzlichen Dank der kgl. ung. geologischen Reichsanstalt. Und jetzt, da Dr. Errmer Vanäsz diese schöne und wertvolle Arbeit samt der von wahrhaft männlich edlem Zartgefühl durchdrun- genen Einleitung den Fachgenossen übergibt: fühle ich, daß aus dem unermesslichen All die Strahlen des Dankes zweier dahingegangener edler Seelen ihn umspielen. Budapest, Juni 1912. Dr. Tuomas v. SZONTAGH Vizedirektor der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt. Einleitung. Mit der Durchführung der obertägigen Untersuchungen, welche sich gelegentlich der geologischen Beschreibung des Mecsekgebirges und der neuen Ausgabe der geologischen Karte desselben als nötig erwiesen, wurde durch die Direktion der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt Verfasser dieser Zeilen betraut. Die Reambulationsarbei- ten dieses an geologischen Erscheinungen so abwechslungsreichen und in seiner landschaftlichen Schönheit so ergreifend lieblichen und zar- ten Gebietes begannen im Jahre 1910. Die Männer, die das Gebiet als erste aufnahmen, Dr. Karı, Hormann und JoHann v. BöckHu weilen nicht mehr unter uns. Böckn veröffentlichte einen bedeutenden Teil seiner reichen Beobachtungen im Mecsek noch in seinem Leben." Kar Hormann aber war es vom Schicksal nicht gegönnt, die Frucht seiner jahrelangen mühsamen Arbeiten reif zu sehen. Mit Ausnahme einer sehr schön ausgearbeiteten Karte in dem Masstabe 1:144,000, zweier ganz kurzer geologischer Mitteilungen und des hier veröffentlichten paläontologischen Manuskriptfragmentes hat Hormann nichts hinter- lassen, obwohl jeder des Kartenlesens Kundige sieht, daß er eine Fülle der schönsten geologischen Kenntnisse mit sich ins Grab genom- men hat. Nichts berührt den eifrigen Fachmann schmerzlicher, als die Un- terbrechung einer ihm lieb gewordenen Arbeit vor deren Vollendung. Und doppelt schwer mag ihm der Abschied vom Leben fallen in dem Bewußtsein, daß er eine Arbeit, an welcher er mit völliger Hingebung, sesteigerter Schaffenslust und Liebe hängt, unvollendet zurücklassen muß. Kart Hormann habe ich nicht mehr gekannt, ich schließe aber aus dem mir vorliegenden Manuskript, aus seiner Karte und dem Ge- 1 Geolog. und Wasserverhältnisse der Umgebung der Stadt Fünfkirchen ; Mitt. a. d. Jahrb. der kgl. ungar. geol. Anst. Bd. IV, Heft 4 — Die jurassischen Ablagerungen des Mecsekgebirges und seines Hügellandes; Ertekezesek a terme6szet- tudomänyok köreböl (ungarisch). 914 D: KARL HOFMANN (6) biete selbst, daß er diese Arbeit über alles geliebt hat. Denn das Mecsek-Gebirge ist in geologischer Beziehung ein Arbeitsgebiet, welches man unbedingt lieben muß und kann! Ich verbrachte nun bereits zwei Sommer im Mecsekgebirge und seit zwei Jahren kenne ich bereits das bis ins Minutiöse genaue und in allen Details ausgearbeitete Werk, welches Hormann vor mir hier vollendet hat. Ich habe die Schwierig- keiten selbst durchgemacht, mit denen Hormann zu seinen Resultaten gelangt ist und gedenke mit stetig größerer Verehrung des Mannes, der das alles durchgemacht hat, die Früchte seiner Arbeit aber nicht mehr genießen konnte. Auch für die Wissenschaft ist dies ein unbe- dingter Verlust, denn wenn auch die sachliche Bearbeitung durch neuere Untersuchungen ersetzt werden kann, die bei der Beleuchtung ähnlicher Fragen ebenfalls wichtigen individuellen Gesichtspunkte sind für ewig verloren. Ich war von Anfang an bestrebt, bei den in Angriff genommenen Untersuchungen des Mecsekgebirges die Arbeit Hurmanns in entsprechen- der Weise hervorzuheben. Und mit der Drucklegung des von Hertn Vizedirektor Dr. Tuomas v. SzontasH, übernommenen Manuskriptes der folgenden Beschreibungen erlege ich nur den Zoll schuldiger Verehrung für Karı Hormann, dessen Wirksamkeit im Mecsekgebirge würdig ist, die in Druck erscheinende lange Reihe der neueren Untersuchungen mit diesem Werke zu eröffnen. Das hinterlassene Manuskriptfragment behandelt einen Teil der Fauna der mittleren Neokomschichten des Mecsekgebirges, die Bivalven. Der Nachweis dieser Schichten ist gerade das Verdienst Hormanns, da dieselben bis dahin nicht bekannt waren. Es sind dies nicht nur in faunistischer Hinsicht sehr interessante Schichten, sondern auch in geologischer Beziehung besonders wichtig, da die Eruptionszeit der im Mecsekgebirge große Strecken bedeckenden eruptiven Gesteine auf Grund derselben festgestellt werden kann. Das Manuskript ist nicht vollständig, aus den in demselben ent- haltenen Notizen erhellt, daß Hormann sein Werk in ähnlicher Weise geplant hat, wie die Arbeit J. v. Böckus über die Bildungen des oberen Jura im Mecsek, mit gesondertem paläontologischen und geologischen Teil. Von dem allen ist uns blos ein Fragmeut des paläontologischen Teiles geblieben, in welchem er einen Teil der Bivalven, hauptsächlich Rudistenarten beschreibt. Das Manuskript kann auch heute zum Teil unverändert in fertiger Konzeption unter Druck gelegt werden, ein (7) . DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 215 Teil läßt sich mit urngearbeiteten Synonymen und unter anderen Namen, aber ebenfalls in der Hormannschen Konzeption veröffentlichen, Überhaupt war ich bestrebt, von der ursprünglichen Konzeption soviel als möglich beizubehalten. Aus dem Manuskript geht hervor, daß Hornann bereits beträchtlich vor seinem Tode (1891), seit 1881 an der Fortsetzung seiner Arbeit verhindert war, so daß die Revision auf Grund der seither erschienenen Literatur durchgeführt werden mußte. Nicht nur in der ähnliche Faunen behandelnden, seither erschienenen Literatur, sondern jedenfalls auch in den sehr gründlichen Beschrei- bungen Hormanns liegt der Grund dessen, daß an den Beschrei- bungen meist nur unwesentliche Änderungen vorgenommen werden mußten. Diese Teile habe ich im folgenden in Zitationszeichen ge- setzt, um sie von den übrigen durch mich ergänzten Teilen zu unter- seheiden. In dem Werke fällt das Hauptgewicht auf die Behandlung der Rudistenarten und auf Grund der Mecseker Typen gibt Hormann eine ausführliche Zusammenfassung und Charakterisierung dieser wertvollen Muscheln der Kreidezeit. Diese Zusammenfassung mußte ich leider ganz weglassen, obwohl sie, wenn sie seinerzeit erschienen wäre, zweifellos bahnbrechend gewirkt hätle. Seither sind jedoch die diesbezüglichen grundlegenden Arbeiten von Munıer-CHALMmas, DouviLLk, PAQUIER U. A. erschienen, welche diesen Teil überflügeln und überflüssig machen. Statt dessen habe ich, um die Arbeit einigermaßen abzurunden und ihr ein einheitlicheres Gepräge zu geben, die Beschreibung der übrigen Muscheln der Fauna hinzugefügt, welehe im Manuskript Hormanns fehlten. Zu dem Manuskript ließ Hormann noch zu seinen Lebzeiten auch die Tafeln zeichnen, diese konnten jedoch wegen verschiedener Schwierig- keiten nicht benutzt werden. Statt dieser wandte ich außer einigen Zeichnungen Photographien an, für deren Herstellung ich Herrn Dr. Emszr auch an dieser Stelle Dank schulde. Da es sich hier nur um die Druckleeung des fertig hinterlassenen Manuskriptes Hormanns handelt, in welchem weder die Beschreibung der Fundorte, noch die stratigraphische Lage der Schichten behandelt ist, gehe ich auf diese hier ebenfalls nicht weiter ein. Bis ich aber samt der Bearbeitung des übrigen Teiles der Fauna auch diese ver- öffentliche, möge mir gestattet sein hier ganz kurz zu bemerken, daß die Fossilien der unteren Kreide des Mecsekgebirges, von welchem im folgenden die Bivalven beschrieben werden, aus tuffigen breeciösen Schichten stammen und unzweifelhaft litorale Ablagerungen sind. Außer den hier beschriebenen Muscheln nehmen noch Foraminiferen, Korallen 9316 D: KARL HOFMANN (>) Echinodermen, Brachiopoden, Gastropoden und Cephalopoden an der Zusammensetzung der Fauna Teil. Bezüglich der stratigraphischen Lage teile ich hier olıne jede weitere Gliederung die auf Grund der Gesamtfauna festgestellte Tatsache mit, daß diese Schichten eine litorale Fazies des Hauterivien darstellen. : Hiernach können wir auf die Beschreibungen Hormanns über- gehen. Budapest, geo-paläontologisches Universitätsinstitut, März 1912. Dr. ELEMER VanAsz. Die Bivalven der mittelneokomen Schichten des Mecsek- gebirges. Perna cfr. Ricordeana Ore. 1905. Perna Ricordeana OrB. Woop: Cretaceous lamellibr. II. P. 2. p. 90. Fig. 16, 17, 18 (siehe hier die ganze Literatur). Ein einziger etwas mangelhaft erhaltener Steinkern. Durch den Abdruck des Schloßrandes läßt sich die Gattung unzweifelhaft fest- stellen, zur näheren Identifizierung stehen aber nur die Umrisse zur Verfügung. Die Form ist nur wenig schmäler als breit und auf Grund dessen läßt sich die Art unter den Formen des Neokoms mit der- jenigen Orsıenys identifizieren, besonders wenn man den Rahmen dieser Art im Sinne Woons auffabt. Ctenostreon pseudoproboscidea Lor. sp. (Fig. 6.) 1861. Lima Picteti LorioL: Deser. d. anim. sans vertebres de Mont-Saleve, p. 96. pl. XI. fig. 1—3. 1866. Lima pseudoproboscidea LoRıoL: Foss. corall. valang. urgonien de Mont-Saleve, p. 62. 1870. Lima pseudoproboscidea Pıcter & CAMPICHE: Descer. d. foss. terr. cret. de St.- Croix, IV. p. 164. 1876. Lima Picteti Lor. Hormans in BöckH : Geol. und Wasserverhältnisse d. Um- gebung der Stadt Fünfkirchen. p. 233. Lima egregyiensis Hormanns Manuskript. 1907. Lima pseudoproboscidea Lor. aff. KararascH: Le eretace inf. de la Crimee et sa faune, p. 187. «Mehrere Steinkerne und teilweise beschalte Exemplare einer Lima von sehr charakteristischer Form und Skulptur stimmen auch in den Einzelheiten mit der in den mittelneokomen Schichten des Mont-Saleve häufigen Lima Picteti Lor. überein. Nur die Ohren sind bei letzterer nach der Beschreibung Lorıors nahezu gleich, während bei unserer Form das vordere viel kleiner, nach aufwärts gebogen ist 918 Dt: KARL HOFMANN KU)E und an der Stelle des Byssus klafft. Außerdem läßt sich an den besser erhaltenen Exemplaren beobachten, daß die ganze Schale mit sehr feinen deutlich sichtbaren strahligen Linien bedeckt ist, ähnlich wie bei L. substriata Münsr., während bei L. Picteti diese Linien anschei- nend fehlen oder zumindest bisher nicht beobachtet wurden. Im übrigen stimmen unsere Exemplare in der äußeren Form und in der Anordnung der Rippen mit der Beschreibung und Abbildung von L. Picteti Lor. völlig überein. Die erwähnten Unterschiede würden genügen die beiden Formen artlich zu trennen, jedoch nur scheinbar, denn LorıorL bemerkt, daß er die Form L. Pieteti nur nach mangelhaft erhaltenen Exemplaren be- schrieb und so ist es nicht ausgeschlossen, daß diese Unterschiede in Wirklichkeit nicht existieren. Lorror gibt die Abbildung einer gerade am striltigen Teil beschädigten, beschalten rechten Klappe und zweier unvollkommener innerer Abdrücke. Nach diesen besitzt «Z. Picteti» unbedingt gleiche Ohren, diese Stücke allein berechtigen aber noch nicht zu einem endgültigen Urteil und es ist leicht möglich, daß in der Beschreibung LorıorLs der Satz «oreillettes presque &gales, tres dilatees» im ersten Teil bloß auf Voraussetzung beruht, da sich bei der nächst verwandten Form L. proboscidea tatsächlich solche Verhältnisse finden. Die feinere Schalenskulptur mag an mangelhafteren Exemplaren ganz verschwommen sein.» 1 Im Manuskript folgt hier ein Vergleich der Exemplare aus dem Mecsek mit allen Formen, welche zu «ZL. Pictetiv in näheren Beziehungen stehen. Diesen Vergleich stellte Hormann deshalb an, da er seine Exemplare als neue Form be- schrieb und betonte, daß dieselben, von sämtlichen übrigen Lima-Arten der Kreide, ebenso wie auch «L. Pictetiv sehr abweichen. Daß aber HorMmanNn seine Exemplare von L. pseudoproboscidea selbst nicht trennen wollte, erhellt außer der obigen Beschreibung noch daraus, daß er im Manuskript diese Form wiederholt unter dem Namen «L. Pictetiv zu beschreiben anfing. Da sich unsere Exemplare meiner Auffassung nach mit dem Lorrorschen Typus gut identifizieren lassen und auch Hormanns Bemerkungen bezüglich der Aufstellung der Art sehr wahrscheinlich sind, identifiziere ich unsere Exemplare mit der Art LorıoLs und lasse die übrigen sich auf den verwandschafilichen Be- ziehungen der neuen Art beziehenden Zeilen des Hormansschen Manuskriptes weg. > (11) DIE LAMELLIBRANCHATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DE*$ MECSEKGEBIRGES. 219 Genus: Pecten. Subgenus: NMeithea. Pecten (Neithea) atavus Rön. Peeten (Janira) atavus Röm. Hormanns Manuskript. 1903. Peeten (Neithea) atavus Röm. Woon: ÜCretaceous Lamellibr. P. V. p. 197. pl. XXXINX. fig. 1—5 (siehe hier die ausführliche Literatur). 1907. Vola atava Röm. KAarRAKASCH: Le Cretace inf. de la Crimee et sa faune, p. 189, pl. XXII. fig. 29. 1907. Pecten (Neithea) atavus Röm. Cossmann: Barrem, sup. a facies urgonien de Brouzet-Les-Alac, p. 37. pl. V. fig. 19. «Drei neben der Krajcarmühle und oberhalb Ujbanya an der Straße Szäszvär-Hosszuheteny gesammelte untere Klappen gehören zu dieser in den Neokomschichten verbreiteten Art. Unsere Exemplare sind klein. Die Größe stimmt mit derjenigen der von Römer aus den hannoverischen Hils-Schichten beschriebenen Exemplare überein.» x Beachtung verdient der Umstand, daß die jungen Exemplare aus dem Mecsek in den Umrissen und in der Anordnung der Rippen etwas von dem ausgewachsenen Typus der Art abweichen, da sie etwas ge- streckter sind, die Wirbelgegend mehr exzentrisch gelegen ist und zwischen den kräftigen Rippen höchstens drei schwächere Zwischen- rippen zu zählen sind. Am besten ließe sich damit Fig. 6 der Tafel CLXXX von PıctTEr & CamricHE vergleichen, welche ebenfalls ein mehr gestrecktes Exemplar darstellt. Auf Grund der geringeren Zahl der Zwischenrippen ließe sich P. Matheriana Lor. neben unser Exemplar stellen.! Über diese Art aber hat sich einesteils Pıcrer & CAnPIcHE, andernteils jüngst Woon in dem Sinne ausgesprochen, dab sie mög- licherweise mit P. atavus Röm. identisch ist, was auch wir mit großer Wahrscheinlichkeit annehmen können; die erwähnten Abweichungen wären dann mit der Unentwickeltheit unserer Exemplare zu erklären. Länge: 17 mm. Breite: 11 mm. 1 Deser. d. foss. de l’ool. corall. de l’etage valang. et de l’etage urgon. de M.-Saleve, p. 85. pl. I. fig. 9. PEN D: KARL HOFMANN (12) Pecten (Neithea) aequicostatus Lam. var. virgato-auritus Van. n.war.'s (Textfig. 1.) Drei mehr oder weniger mangelhafte rechte Klappen mit gedrängt stehenden glatten etwas abgerundeten Rippen. Ohren ziemlich gewölbt, deutlich abgeschnürt. Rippen gerade, etwa 35 an der Zahl, gleichförmig, gegen den Rand zu etwas schwächer, nur mit feinen Zuwachsstreifen bedeckt. In der mittleren Partie treten dennoch einige Rippen kräftiger hervor. Das an einem Exemplare sichtbare Ohr trägt (Fig. la) vier- fünf durch kleine, gedrängt stehende Dornen verzierten Längsrippen. In der äußeren Form und Skulptur stimmen unsere Exemplare mit dem Typus P. aeguwieostatus Lam. gut überein, bei welchem auch die Rippenzahl die gleiche ist. Den 1 la einzigen wesentlichen Unterschied bietet die Skulptur der Ohren, welche bei dem Lamarckschen Typus glatt, bezw. nur mit Kreislinien bedeckt sind. Unter den ähnlichen Formen der Kreide finden wir keine andere, auf welche sich unser Exemplar beziehen ließe. Höchstens wäre noch var. virgato-auritus Van. 1a. Dreitach P. eurylis Pier. & Camp. 'zu er- vergrössertes Exemplar, um die Skulp- wähnen, deren Rippen sind aber tur des Ohres deutlich zu machen. bedeutend schwächer, die Ohren breiter, die Form weniger gewölbt, auch gehört die Art in ein anderes Subgenus. Es bleibt also nichts anderes übrig, als unsere Exemplare als eine Varietät von P. aequicosiatus Lam. mit gerippten Ohren zu betrachten. Dieser Umstand gewinnt an Interesse, da P. aeqwicostatus Lam. auf Grund der bisherigen Angaben eine sehr langlebige Art ist, welche zwar auch im Neokom vorkommt, jedoch im CGenoman häufiger ist. Es ist jetzt die Frage, ob die Exemplare mit geripplen Ohren nur eine Lokalvarietät darstellen oder ob auch die neokomen Exemplare von RöMER und GoLpruss dieses Merkmal besitzen und die verzierte Form so eine größere Verbreitung aufweist. Die Beschreibung der erwähn- ten Autoren läßt diese Frage ungelöst, der systematische Wert unse- rer Exemplare hängt aber von der Feststellung dieses Umstandes ab. Besitzen nähmlich die neokomen Formen ähnlich unseren Exemplaren gerippte Ohren, so können die älteren und trolzdem verzierteren Fig. 1. P. (Neithea) aequwicostatus Lam. (13) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 921 Formen nicht Varietäten der einfacheren jüngeren Typen bilden, son- dern sind als selbständige Art zu betrachten! Alle drei Exemplare wurden neben der Krajeärmühle bei Magyar- egregy gesammelt, ein kleines Fragment fand ich oberhalb Ujbänya. Höhe: 14 mm. Breite: 14 mm. Subgenus: Jegquipecten Fıscn. Pecten (Aequipecten) cfr. Carteronianus Orr. (Textfig. 2.) 1870. Pecten Carteroni ORB. PICTET et CAMPICHE: Foss. d. St.-Groix. P. IV. p. 184. pl. CLXIX. fig. 1—2 (siehe hier die ältere Literatur). Ein Steinkernfragment oberhalb Ujbänya, an der Straße Hosszuü- heteny-Szäszvär gesammelt, weist auf diese mit gleichförmigen geraden Rippen verzierte gestreckte Art hin. Die Zahl der Rippen beträgt etwa 25, also etwas weniger, als bei dem Typus (30). Zieht man jedoch den Umstand in Betracht, daß an dem etwa in der Mitte abgebroche- nen Exemplare noch der Anfangsteil einiger Zwischen- rippen sichtbar ist, so ist es wahrscheinlich, daß am Rande bereits die normale Rippenzahl vorhan- den war. Sehr auffällig erinnert unser Exemplar auch an Fig. 2. Pecten cfr. P. khobensis Kar.,! welche ebenso mangelhaft er- («rteronianus. ORE. halten ist, einfache gerade Rippen besitzt, deren Zahl — nach der Abbildung zu urteilen — mit der des Mecseker Exem- plares ungefähr übereinstimmt. Da beide Formen gleichen Alters sind, irre ich wohl nicht, wenn ich auf ihre Verwandtschaft hinweise. Genus: Spondylus Linn. Spondylus striatus Sow. sp. 1901. Spondylus striatus Sow. Woop: Gretaceous Lamellibr. P. III. p. 119. pl. XXI. fig. 1—5 (siehe hier die ältere Literatur). Hierher stelle ich einen kleinen Steinkern, eine ausgebildete mangelhafte rechte Klappe und eine beschalte linke Klappe. Die 1 KaraKASCH : Fossiles du cretac& inf. de la Crimee, p. 192. pl. XVII. fig. 13. 999 Dt KARL HOFMANN (14) erößere rechte Klappe ist länglich, unsymmetrisch. Die Skulptur be- steht nach dem vorliegenden Schalenfragment und den Eindrücken des Steinkernes geurteilt, aus gedrängt stehenden, gleichförmigen Rippen und diese kreuzenden ringslaufenden Zuwachsstreifen. Die Umrisse der kleineren rechten Klappe sind rundlicher. Die beschalte linke Klappe ist schwach gewölbt, rundlich, weniger assymmetrisch. Die Ohren sind schwach abgeschnürt, mit Zuwachsstreifen verziert. An der Oberfläche sind etwa 40—50 schmale durch breitere Intervallen getrennte Rippen zu zählen. Die sichere Identifikation unserer Exemplare wird sehr erschwert einesteils durch die mangelhafte Erhaltung, anderesteils dadurch, daß nur jugendliche Individuen vorliegen. Die größere rechte Klappe stimmt — soweit die sichtbaren Merkmale ein Urteil zulassen — mit dem Typus der Art gut überein. Bei den kleineren Exemplaren jedoch besteht eine auffallende Abweichung in den rundlichen Umrissen gegen- über der gestreckten Gestalt des Typus. Zieht man jedoch das jugend- liche, unentwickelte Stadium unserer Exemplare in Betracht und den Umstand, daß — obwohl bei der Artbeschreibung keiner der Autoren eine derartige Veränderung der Umrisse im Laufe der Entwicklung er- wähnt — diese besonders aus den Maßen Woons dennoch klar hervor- geht, so bleibt nichts anderes übrig, als diese Veränderung der Gestalt der individuellen Entwicklung zuzuschreiben und als trennenden Cha- rakter fallen zu lassen. Der sehr ähnliche Sp. Römert Desn. ist durch die charakteris- tische lamellenartige Ausbildung der rechten Klappe und durch die ungleichförmigen Rippen der linken Klappe von unseren Exemplaren unterschieden. Diese Art ist im Cenoman häufiger, aber auch aus der unteren Kreide Deutschlands (GoLpruss, RÖMER) und aus dem englischen «lower greensand» (Woonp) bekannt. Unser größeres Exemplar stammt von der Straße Hosszüheteny- Szäszvär oberhalb Ujbänya, die beiden kleineren von der Krajeärmühle bei Magyaregregy. Länge: 60 mm. 21 mm. Breite: 435 mm. 21 mm. (15) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 993 Spondylus hystrix Gouor. 1836. Spondylus hystrie GoLpruss: Petrefacta Germani® 1. p. 96. Taf. 105. Fig. S. 1541. Spondylus hystris GoLpr. RÖMER : Norddeutsch. Kreidegeb. p. 59. 1843. « « « OreılenyY: Pal. franc. Terr. ceret. III. p. 661. pl. 454. 1549. « « « Gemiz: Quadersandsteingeb. Deutschl. p. 194. 1870, « « « PıctEr & CAMPICHE: Descr. terr. eret. St.-Croix P. IV. p. 261. 1872. « « « Gemimrmz: Elbthalgebirge in Sachsen p. 189. Taf. 42. Fig. 7—12. Zu dieser Art stelle ich drei Steinkerne und eine mangelhafte, beschalte rechte Klappe. Umrisse etwas länglich. Gestalt ziemlich ge- wölbt. Die Oberfläche ist gleichmäßig mit durch breite Intervalle ge- trennten Rippen bedeckt, von welchen sechs oder sieben kräftiger hervortreten. Der Abstand der kräftigeren Rippen ist nicht gleich, die Zahl der dazwischen liegenden schwächeren Rippen schwankt zwischen fünf und acht. | Diese Art ist ebenso wie die vorige, auch aus der unteren Kreide bekannt, jedoch besonders in der oberen Kreide häufig. Ähnliche For- men sind die ebenfalls aus der oberen Kreide beschriebenen Sp. fim- briatus Gr. und Sp. truncalus GoLpor., welche — nach den Abbildungen zu urteilen — höchstens in der Zahl der zwischen den kräftigeren Rippen stehenden schwächeren Rippen von dieser Art abweichen. Formen von ähnlichem Typus hat auch Srouıczka aus der indischen oberen Kreide beschrieben. Die Art kommt sowohl in den Schichten bei der Krajearmühle nächst Magyaregregy, als auch oberhalb Ujbänya an der Straße Hosszu- heteny-Szäszvär vor. OSTREA. OÖstrea cfr. minos (oav. 1900. Ostrea minos GoQuU., WOLLEMANN: Bivalven u. Gastr. d. deutschen u. holländ. Neokoms p. 15. Taf. I. Fig. 2. (Siehe hier die ganze Literarur.) 1907, Ostrea (Exogyra) minos CGoau., KARAKASCH: Le Gretace inf. et sa faune p. 181. «Drei mangelhafte, gegen den Rand zu stark gefaltete flache obere Klappen aus den Schichten neben der Krajcarmühle, stimmen in den wesentlicheren Charakteren mit der in den französischen, schweizerischen und deutschen Neokomablagerungen verbreiteten OÖ. minos überein.» Von dem Typus dieser sehr variablen Form weichen sie jedoch darin ab, daß keinerlei Kamm sichtbar unl die Form über- 994 D: KARL HOFMANN (16) haupt nicht «exogyraartig» ist, sondern ihr Wirbel ähnlich den ge- meinen Östreen mit einer kaum hervortretenden, beinahe geraden, dreieckigen oder nur sehr wenig nach hinten gekrümmten Bandfläche versehen ist. Mit den auf Fig. 5—8 der Tafel LXXIII von Coguann ab- gebildeten Exemplaren von Saint-Sauveur stimmen sie jedoch gut über- ein. Dieser Umstand, ferner, daß Worrmann gelegentlich der neuesten Charakteristik der Gattung hervorhebt, daß der Wirbel gerade oder spiral eingedreht ist und bei Beschreibung der oberen Klappen das Vorhandensein eines Kammes nicht erwähnt, berechtigen die Ein- reihung der Mecseker Exemplare in den Rahmen dieser Art, dies läßt sich jedoch wegen der nicht ganz charakteristischen Form und be- sonders wegen des Mangels der unteren Klappe nur annähernd tun. Ostrea (Alectryonia) Cornuelis Coov. var. rotundata Van. n. v. Tafel VI. Fig. 1. An der Straße Hosszüheteny-Szäszvar oberhalb Ujbänya sam- melte Hormann zwei untere Klappen einer Ostrea, welche von sämt- lichen bisher bekannten Austern des Neokoms und auch der Kreide überhaupt verschieden ist. Die unmittelbar an der Wirbelgegend ange- wachsene untere Klappe gehört einer sehr gewölbten etwas gestreckten, am Wirbel etwas zugespitzten abgerundeten Form an. Die Oberfläche ist von etwa 20—22, vom Wirbel ausstrahlenden kräftigen dachartigen Rippen bedeckt, welche nach rechts und links verlaufen und diese zwei Richtungen unmittelbar am Wirbel einschlagen. Die Intervalle sind breit. Die Bandfläche ist schwach ausgehöhlt. Die Rippen sind auch an der Innenfläche der Schale sichtbar. Eine obere Klappe findet sich in dem Material nicht. Auf Grund der hier beschriebenen Charaktere lassen sich die Mecseker Exemplare nur mit O. Cornuelis Goguv.! in Beziehung brin- gen, da auch diese Art von den übrigen Formen der Kreide völlig ab- weicht und nach CoouAann «...ne saurait @tre confondue avec aucune autre». Dasselbe bezieht sich auch auf unser Exemplar. ©. Cornuelis Coov. stimmt trotz der ähnlichen Merkmale mit unseren Exemplaren nicht völlig überein, da diese gewölbter, etwas rundlicher und am Wirbel etwas abgestumpfter sind, gedrängter stehende und auch an der Innenfläche der Schale sichtbare Rippen tragen, während die Innenfläche der Schale bei 0. Cornuelis Cogv. glatt ist. Diese Unter- 1 Monogr. d. genre Ostrea p. 186. pl. 62. fig. 22—24. (17) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 225 schiede genügen unsere Exemplare vom Typus zu trennen, wegen der bekannten Variabilität der Austern jedoch lassen sie sich in diesem Fall nicht als Artencharaktere ansprechen, besonders da Goouann den Typus auf Grund eines einzigen Exemplares feststellte und so die Grenzen der Variabilität nicht bezeichnen konnte. Deshalb fügen wir die Mecseker Exemplare, deren eines nur ein Steinkern ist, dem Typus Goauanps als Varietät an. Austern mit ähnlicher Skulptur sind auch aus der oberen Kreide bekannt, Ostrea Villei Coov., Ostrea Renoui Coov. und Ostrea Ca- meleo Cogv., welche sämtlich hauptsächlich durch die flachere Gestalt und die geringere Zahl der Rippen leicht von unseren Exemplaren zu unterscheiden sind. Länge: 34 mm. Breite: 27 mm. Dicke: 21 mm? Ostrea (Alectryonia) mecsekensis Van. nov. Sp. Tafel VI. Fig. 2. Ebenfalls in der Sammlung Hormanns befindet sich eine an die vorige erinnernde untere Klappe aus den Schichten bei der Krajcar- mühle. Die Form ist lang gestreckt elliptischh an der Wirbelgegend festgewachsen. Die Oberfläche ist mit rechts und links von der Mitte verlaufenden Rippen verziert, welche in der Mitte verschwommen sind und gegen den Rand zu kräftiger werden. Ihre Zahl beträgt auf beiden Seiten ungefähr je zehn. Der abgestumpfte Wirbel ist etwas zur Seite gerückt, die Bandfläche des Schlosses sehr schmal. Diese Form weicht von der vorigen in den Umrissen, der An- ordnung der Rippen und in der Ausbildung des Schloßrandes ab. Sie läßt sich mit keiner einzigen der Austern der unteren Kreide identi- fizieren und auch unter den Formen der oberen Kreide mit wenigen in Beziehung bringen. So läßt sich ©. Petricoriensis Goguv.,' obwohl sehr ähnlich, doch nicht damit identifizieren, da dieselbe nicht so ge- wölbt ist und auch die Umrisse andere sind. Außer dieser am nächsten stehenden Form wäre höchstens noch ©. biconvexa?” zu erwähnen, welche jedoch durch die viel schwächeren Rippen, die rundlichere, flachere Form und die abweichende Bandfläche von unserem Exemplar unterschieden ist. In seinem Manuskript brachte Hormann dieses Exemplar mit O. Loriolis Cogu.” in nähere Beziehung. Abgesehen von 1 Coquanp: Monogr. d. genre Ostrea p. 92. pl. 25. fig. 12—14, = CoquAnD: Monogr. d. genre Ostrea p. 107. pl. 71. fig. 3—5. 3 CoQuAND: Monogr. d. genre Ostrea p. 184. pl. 73. fig. 3—9. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX, Bd. 5. Heft. 17 926 D: KARL HOFMANN (18) der wesentlichen Abweichung in der Gestalt, sind auch die Rippen dichter und anders ausgebildet, außerdem ist jene Art exogyrenartig, unser Exemplar hingegen unzweifelhaft von Ostreentypus. Ostrea (Alectryonia) macroptera Sow. 1825. Ostrea macroptera SowERBY: Mineral Gonch. V. p. 105. Pl. 468. Fie. 2. 3. 1837. Ostrea gregaria (non GoLpr.) Koch & Dünker: Norddeutsch. Oolithgeb. p. 50. Taf. 6. Fig. 1. 1839. Ostrea rectangularis RÖMER : Oolithengeb. Nachtr. p. 24. Taf. 18. Fig. 15. 1546. « macroptera Sow.: Pal. france. Terr. eret. Il. p. 695. pl. 465. 1861.54 rectangularis Röm. LoRIoL: Deser. d. terr. neoc. de M.-Saleve p. 108. pl. XIV. fig. 6. 1564. « « « Pıicrer: Mel. paleont. 4-e livr. pl. 40. fig. 9. 18568. « « « LoRIOL et GILLIERON: Urgonien de Landeron p. 25. pl. I. fig. 20—22. 1869, « « « Coguvann: Mon. d. g. Ostrea p. 187. pl. 72. fig. 5—11. 1869. « macroptera Sow CoquanD: Mon. d. g. Ostrea p. 164. pl. 72. fig. 1—4. 1870. « « « PicTET & CAMPICHE: Descript. de St.-Croix IV. p. 300. pl. CLXXXIV. fig. 5. 1870. Ostrea rectangularis RöM. PiCTET & CAMPICHE: Descript. de St.-Groix IV. p 275. pl. CLXXXIV. fig. 1—4. 1576. « macroptera Sow. Hormann in BöckH: Geolog. u. Wasserverhältn. v. Fünfkirchen p. 266. 1584. « « ß WEERTH : Neokomsandstein p. 54. 1354. « « « WEERTH : Neokomsandstein p. 5». 1896. « « « WOoLrEMAnN: Hilskonglomerat p. 834. 190072 3% « « WOLLEMANN: Bivalven d. deutsch.u.holländ. Neok.p.16. LIUT rectangularis Röm. KARAKASCH : Cretace inf. de la Crimee et sa faune p. 182. pl. XVII. fig. 6. «Dieses Leitfossil ist in den neokomen Bildungen besonders häufig. Auch im Mecseker Neokom ist die Art sehr gemein. Die Exemplare von der Krajearmühle bei Magyaregregy, von der Straße Hosszüheteny-Szäszvär oberhalb Ujbanya und von der Puszta Jänosi stimmen mit der Beschreibung dieser Art gut überein.» Unsere in ihren Charakteren ziemlich beständigen Exemplare stimmen besonders mit dem Typus ©. reetangularis Röm. überein, welche von O0. ma- eroptera Sow. durch die höhere Gestalt und die größere Breite der flügelförmigen Ausbildung der Wirbelgegend abweicht. Da aber die letzteren Charaktere individuellen Schwankungen unterworfen sind, betrachten wir nach ORrsıeny und neuerdings WOoLLEMANnN die beiden Formen als eine Art, die Abweichungen individuellen Schwankungen zuschreibend. So verliert also diese Art auch ihren bisherigen Cha- rakter als neokomes «Leitfossil», da «O. macroptera Rön.» nach Pıcrer et CAMPICHE «caracteristique de l’etage aptien» ist. (19) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 297 EXOGYRA Sar. Exogyra Couloni Derr. sp. 1900. Exogyra Gouloni DEFR. WOLLEMANN: Bivalv. deutsch. u. holländ. Neok. p. 8. Taf. 1. Fig. 1 (siehe hier die Literatur). 1907. ü « « KarakascH: Le ceretace inf. et sa fauna p. 180. Ein junges und ein ausgewachsenes Exemplar zähle ich zu dieser häufigen neokomen Art. Beides sind untere Klappen und gehören, soweit die mangelhaften Exemplare dies andeuten, zu der höheren Abart, var alta WoıL., dieser sehr variablen Form. Unser kleineres Exemplar weicht nur insofern einigermaßen ab, als der Kamm etwas schärfer und rückwärts gerückt ist. Diese Kammleiste ist übrigens bei beiden Exemplaren glatt — var. alta laevis Wort. Das größere Exemplar stammt von der Krajcarmühle, das klei- nere aus den Schichten an der Straße Hosszüheteny-Szaszvär. Exogyra tuberculifera Kocn & Dunk. 1900. Exogyra U Koch u. Dunk. WOLLEMANN: Bivalven d. deutsch. u. holl. Neok. p. 13 (siehe hier die bisherige Literatur). 1907. Ostrea « “o« « KaraKASCH : Üretace inf. et sa faune p. 181. pl. XVII. £. 9—12. 14. 16—19. pl. XIX. f. 28. «Hieher zählen wir drei Exemplare von der Krajeäarmühle und ein Exemplar von der Straße Hosszüheteny-Szäszvär, welche sämtlich mit dieser variablen Form gut übereinstimmen. Es sind untere Klap- pen, welche infolge des Anwachsens zwar ziemlich abgeflacht sind, die Spuren der Falten an der Oberfläche aber noch deutlich zeigen.» Die Art ist im Neokom sehr verbreitet. MYTILUS. Mytilus (Arcomytilus) efr. Couloni Marcov. Das Fragment aus der Gegend des Wirbels, bezw. der Steinkern einer rechten und einer linken Schalenklappe bestätigt das Vorkommen der Gattung Mytilus in unserer Fauna. Die in dreieckiger Form ausge- bildete Klappe besitzt einen spitzig endenden Wirbel, welcher etwas nach rückwärts gedreht ist. Am Vorderrande verläuft eine breite Band- furche. Der am Wirbel entspringende sehr scharfe Kamm gliedert die 17% 998 D: KARL HOFMANN (20) Oberfläche der Klappen in zwei nahezu gleiche Partien. Hinter dem rückwärts gedrehten Wirbel ist eine seichte Vertiefung sichtbar. Ob- wohl die Oberfläche der Schale etwas abgerieben ist, ist doch deutlich zu sehen, daß dieselbe nicht glatt, sondern sehr dicht mit feinen Längs- rippen bedeckt war. Auf Grund der hier beschriebenen Charaktere läßt sich unser Exemplar nur mit M. Couloni Marcov in Beziehung bringen, es be- stehen jedoch auffällige Abweichungen von der Beschreibung von Pıc- TET U. CAMPICHE. Unsere Exemplare sind dicker, mit etwas gedrehtem Fig. 3. Mytilus efr. Couloni Marco. Wirbel und deutlicher abgeschnürtem Vorderteil, welcher steiler gegen den Rand abfällt. Diese Unterschiede lassen keine sichere Identifi- zierung zu, da die Beschreibung des Typus zwar nicht ausreichend ist, die Unterschiede aber doch so auffallend sind, daß sich die mangel- hafte Erhaltung unserer Exemplare in Betracht gezogen, nur eine an- nähernde Bestimmung ausführen läßt. Beide Exemplare stammen von der Straße Hosszüheteny-Szäszvär oberhalb Ujbänya. LITHODOMUS. Lithodomus aubersonensis Pıcr. et Game. 1867. Lithodomus aubersonensis PıcTEr et CAMPICHE: St.-Croix 11. p. 518. pl. 134. fig. 7. 1868. « « « « « LorıorL: Valanginien d’Arcier p- 35. pl. 3. fig. 1. «Der von dem mehrfach erwähnten Fundort oberhalb Ujbanya stammende Lithodomussteinkern stimmt der Form und Größe nach (21) DIE LAMELLIRRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 239 mit L. aubersoniensis von St.-Croix und aus dem Valanginien des schweizerischen Arzier gut überein.» ARCA. Arca sp. ind. Ein unbestimmbares Exemplar von der Straße Hosszüheteny— SZASZVäT. Isoarca sp. ind. «Eine einzige von der Krajearmühle bei Magyaregregy stammende, leider mehr oder weniger abgeriebene, als Steinkern erhaltene rechte Klappe. Dieselbe gehört zu irgend einer neuen Art dieser im oberen Jura und der unteren Kreide verbreiteten Gattung, nur ist unser Exem- plar so schlecht erhalten, daß an eine endgültige Beschreibung erst gedacht werden kann, wenn bessere Exemplare vorliegen werden. Die Form ist ziemlich groß, abgerundet quadratisch, gewölbt, nach hinten zu steil abfallend, mit breitem, stark nach vorn gedrehtem Wirbel. Die Oberfläche ist anscheinend glatt. Der Schloßrand unseres Exem- plares ist stark abgerieben und teilweise abgebrochen ; derselbe deutet eine lange schwach gebogene und mit zahlreichen schief stehenden, nach rückwärts etwas bogenförmig gekrümmten kleinen Zähnen besetzte Schloßfläche an». TRIGONIA. Trigonia Matyasovszkyi Horn. n. sp. Tafel VI. Fig. 3. «Leider besitzen wir nur zwei fragmentare Exemplare dieser schönen Trigonia. Trotzdem genügen dieselben, um die Zugehörigkeit zu einer neuen Art festzustellen und im folgenden kenntlich zu charak- terisieren. Die Form ist flach, dreieckig, der Vorderrand abgeschnitten, die hintere Seite gestreckt, verschmälert. Der Wirbel vorgerückt, spitzig, kaum hervorspringend, schwach nach rückwärts gekrümmt. Der schmale Vorderteil ist mit schwächeren, dicht horizontal liegenden, der mittlere Teil der Schale bis zum Rande der Area mit kräftigeren, spärlicheren vom Rande der Area nach vorn verlaufenden und mit perlschnurartig aneinandergereihten Höckern verzierten Rippen bedeckt. Die Rippen 930 DE KARL HOFMANN (22) sind durch etwa ebenso breite Intervalle getrennt und entfernen sich nach hinten zu etwas von einander. Die Area ist an einem Exemplare nur in der Nähe des Wirbels erhalten, nach vorne zu durch eine stumpfwinkelige Leiste begrenzt, in der Mitte mit einer seichten Furche und nach hinten zu durch den vom Wirbel entspringenden Innenrand von dem ebenfalls hier beginnenden und ebenfalls gefurchten Schildehen getrennt. Die Area und auch das Schildchen ist nahezu glatt und zeigt nur Spuren schwacher ringförmiger Unebenheiten. Die äußere und innere Saumkante ist zumindest in der Nähe des Wirbels, soweit die Schale sichtbar ist, mit schwachen Knoten verziert. An dem Schloß der einzigen rechten Klappe sind zwei hohe, an den. Seitenteilen ge- riefte divergente Zähne zu beobachten. Auf Grund der Skulptur gehört diese Form zu den Scaphoiden- Typen, obwohl sie durch ihre nicht abgeflachte Vorderseite und durch ihre flache Gestalt von dem Typus dieser Gruppe sichtlich abweicht. Auch sind nächststehende Formen in anderen Gruppen zu finden. So T. nodosa Sow. und T. ingens Lyc. deren äußere Gestalt und Skulptur jedoch abweichend ist. Beide Exemplare stammen von der Straße Hosszüheteny—Szäsz- vär oberhalb Ujbänya». Astarte transversa Lryn. 1842. Astarte transversa LEYMERIE: Gret. du dep. de l’Aube p. 4. pl. V. fig. 5. 1843. « « « OrBIGNY: Pal. france. Terr. cret. II. p. 61. pl. 261. 1861. « « « Lor1oL : Foss. du M.-Saleve p. 68. pl. D. fig. 9—10. 1870. « « « PiCTET et CAMPICHE: St.-Croix IH. p. 301. pl. 124. fig. 2. 1907. « « « KARAKASCH : Cretace inf. et sa faune p. 197. 4 Textfig. «Bei Ujbänya ist diese Form ziemlich häufig, nächst der Krajeär- mühle etwas seltener. Unsere Exemplare variieren in ihrer Gestalt ziemlich, da ihre Assymetrie geringer, die Vorderseite etwas größer, die Gestalt flacher ist, als die der typischen Exemplare. Die charak- teristische Zähnelung des Randes, welche zur Unterscheidung von den nahe verwandten A. Beaumonti und A. helvetica dient, ist an einem Exemplar deutlich sichtbar, an den übrigen kaum zu erkennen. Der Erhaltungszustand ist übrigens bei sämtlichen Stücken viel zu schlecht, um ein sicheres Urteil zuzulassen. A. transversa Leym. ist in Frankreich und in der Schweiz im mittleren Neokom verbreitet; nach Pıcrer und CamrıcHE auch im Valanginien». (23) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MEGSEKGEBIRGES. 231 Astarte (Pr&conia) subcordiformis Horm. n. sp. Textfigur 4. «Gestalt schief herzförmig, gestreckt, sehr assymmetrisch, ziem- lich gewölbt und dickschalig. Wirbel sehr nach vorn gerückt, wenig vorspringend, vorwärts gekrümmt. Die größte Breite der Klappe zieht schräg vom Wirbel gegen den abgerundeten Unterrand, von hier nach rückwärts ist die Schale schwach gewölbt gegen den Vorderteil zu endet sie etwas steiler. Die äußere Schale ist mit breiten, regelmäßi- gen, schwach bandartigen, durch tiefe Furchen getrennten Zuwachs- streifen verziert. An beiden Klappen ist ein gut ausgebildetes Schloß sichtbar. In der unteren Hälfte des konischen Schloßrandes der linken Klappe a b Fiz. 4. Astarte (Praeconia) subcordiformis Horn. n. sp. a rechte, b linke Klappe. erhebt sich ein beinahe gerader, seitlich etwas zusammengedrückter, höherer vorderer und ein schmälerer, schief stehender, niedrigerer hin- terer Schloßzahn, welche durch eine dreieckige Zahngrube getrennt sind. Hinter dem hinteren Schloßzahn befindet sich eine ziemlich breite und lange Nymphe, welche nach außen durch eine kräftige Furche begrenzt ist. ; An der rechten Klappe befindet sich ein stärkerer dreieckiger Schloßzahn ; vor demselben ist eine tiefere, hinter demselben eine seichtere Zahngrube sichtbar, zur Aufnahme des vorderen und hin- teren Zahnes der entgegengesetzten Klappe. Die hintere Zahngrube ist hinten durch eine Furche begrenzt. An unseren Exemplaren läßt sich nicht sicher feststellen, ob der Rand gezahnt war oder nicht. Diese Form steht der aus den Opalinus-Schichten des Rhöne- Beckens, von S. Vigilio, ferner aus dem Bajocien des Colorado be- schriebenen Pr. gibbosa Ors. am nächsten. Die beiden Formen sind 939 D: KARL HOFMANN (24) einander tatsächlich sehr ähnlich, auch das Schloß stimmt überein, wie aus den diesbezüglichen Bemerkungen Borunms ersichtlich ist.! Aus der von DwmorTiEer” und VAcEer®? gegebenen Beschreibung von Pr. gibbosa Ore. sp. geht jedoch hervor, daß sich die hier beschrie- bene Form durch den weniger an den Rand gerückten und weniger vorspringenden Wirbel von jener unterscheidet, weshalb die Trennung unseres viel jüngeren Exemplars berechtigt ist. Praeconia subcordiformis gehört mit P. gibbosa, P. terminalis, Pr. Studer; und P. rhomboidalis zu einer vom Jura an verbreiteten Gruppe, welche sich mit gleichen Recht in die Gattung Astarte, wie auch in die Gattung Cardita stellen läßt und für welche StoLıczkA die Gattung Praeconia aufstellte.“ Der sehr nach vorn gerückte Wirbel und die sehr unregelmäßige äußere Gestalt weist auf Cardita hin, auf welche auch die Ausbildung des Schlosses hinweist, der Mangel der für Cardita so charakteristischen strahligen Skulptur und die wellige Ausbildung der Schale erinnert an Astarte. Bornm unlerzog die hierher gehörigen Arten einer eingehenden Untersuchung und wies nach, daß der das Schloß betreffende Teil der von StoLıczka gegebenen Charakterisierung der Gattung irrig ist, indem an der rechten Klappe nicht drei, sondern sowohl bei den von StoLıczka als Typus angenommenen Pr. terminalis und Pr. rhomboi- dalis, als auch bei den übrigen hierher zu zählenden Arten, insofern das Schloß zu präparieren war, nur ein Schloßzahn vorhanden ist, welcher zwischen die beiden Schloßzähne der linken Klappe hinein- paßt. Anstatt die Gattung Praeconia ganz fallen zu lassen und die hieher gebörigen Arten — wie Borum getan hat — auf Grund der Skulptur als anonyme Gruppe der Gattung Aslarle anzufügen, ist es viel ratsamer, Srtorıczkas irrige Charakterisierung der Gattung im obigen Sinne zu berichtigen. Die Galtung Praeconia umfaßt derart eine auf Grund der gemeinsamen Merkmale, der Gestalt, Skulptur und Schloßbildung zwischen den Gattungen Cardita und Astarte stehende sehr einheitliche Gruppe, welche eigentlich keiner dieser beiden Gat- tungen angereiht werden kann. Unter den der Gattung Praeconia zugezählten Arten gestatten die Unterschiede in der äußeren Form und der Ausbildung des Schloßrandes, wie der besser oder weniger ausgebildete Vorderrand oder der breite Schloßrand und die kräftige 1 G. BorHm: Z. Kritik d. Gattung Pr&conia (Zeitschr. d. d. geol. Ges. 34. p. 619.) Bassin de Rhöne IV. p. 294. pl. 60. fig. 4—7. Oolithe von St. Vigilio p. 113. Taf. XIX. Fig. 16. 4 ’Pal. Ind. 311. 9. 278.-1870. IV w (25) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 933 Eckleiste der größeren, dickschaligeren Arten, welche bei den übrigen, besonders den kleineren Arten nicht so auffällig ausgebildet sind, noch sehr gut eine enge Umgrenzung der Gattung obwohl Bornnm diesen Merkmalen keinen Gattungswert zuschrieb. Bewertet man aber Praeconia« nur als Subgenus, so dürfen ver- schiedene Auffassungen zur Geltung gelangen, je nach dem man sie der Gattung Cardila und Astarte zuzählt. Es ist viel berechtigter sich bei dieser Frage auf die Ähnlichkeiten in der Gestalt und der Schloß- bildung zu stützen, als auf die äußere Skulptur, besonders seit Borum aus dem Stramberger Schichten solche Formen beschrieben hat, welche außer der konzentrischen auch eine schwach entwickelte radiäre Skulptur zeigen." Die Zahl der untersuchten Exemplare beträgt fünf, welche sämt- lich von dem Neokom-Fundorte an der Straße Szäszvär—Hosszüheteny oberhalb Ujbänya stammen». Astarte (Pr&conia) ventricosa Horn. n. sp. Taf. VII, Fig. 4. «Von demselben Fundorte besitzen wir noch eine andere, der vorigen ähnliche, jedoch gut unterschiedene neue Form. Es ist dies leider nur eine einzige etwas mangelhaite rechte Klappe, welche jedoch zur Charakterisierung der Art hinreicht. Die Form ist ziemlich dünnschalig, länglich oval, nach hinten zu etwas verbreitet, kräftig gewölbt mit ungleichen Seiten. Wirbel sehr nach vorn gerückt, deutlich vorspringend und vorwärts gebogen. Unter 1 Aus dem Manuskript Hormanns geht nicht ganz klar hervor, welchen Standpunkt er gegenüber der damals publizierten, das Fallenlassen der Gattung Praeconia betreffenden Auffassung BoEHMs einnahm. Aus den Gesagten läßt sich unzweifelhaft feststellen, daß er die unter dem Namen Praeconia zusammengefahte Gruppe unbedingt von den Gattungen Astarte und Cardita unterscheidet und an- scheinend für die Selbständigkeit der Gattung Stellung nimmt, dieselbe aber wenigstens als Untergattung aufrecht zu erhalten wünschte. Da in dieser Frage seither im letzteren Sinne eine einstimmiee Entscheidung erfolgt ist (ZiTTEL: Handb. d. Pal&ont. II. p. 66. Grundzüge der Pal. Ill. Aufl. 331. FiscHer: Gonchyo- logie p. 1016. In letzterer ist die irrtümliche Charakteristik StoLiczkAs bereits in dem Sinne berechtigt, welchen auch Hormann in seinem Manuskript betont !), des- halb wende auch ich dieselbe hier in dieser Form an. Obwohl sich auch bezüglich der eventuellen Anfügung der Untergattung bei HormAnn keine ausgeprägte Ansicht findet, ist doch aus den hier nicht publizierten Randnoten und seiner obigen Äußerung bezüglich der Bewertung der Charaktere zu folgern, daß auch er die Anfügung an die Gattung Astarte für zweckmäßiger hielt. VADASZ, 234 D: KARL HOFMANN (26) demselben befindet sich eine kleine herzförmige, deutlich umgrenzte Lunula. Die Schale ist außen mit durch schmale Furchen getrennten breiten, sehr flachen Falten verziert, an welchen auch schwache Zu- wachsstreifen sichtbar sind. Der Rand scheint gezähnt zu sein. Das Schloß ist sehr schmal; die uns vorliegende rechte Klappe besitzt einen sehr zusammengedrückten, nahezu wagerecht lieger.den schwachen Schloßzahn, welcher durch zwei, stark divergierende Zahngruben be- grenzt ist; die vordere ist tief, die hintere seichter. Die Nymphe ist sehr lang, schmal, nach außen mit einer tiefen Furche begrenzt. Der vordere Schließmuskelabdruck ist kräftig, am Rande gelegen, tief ein- gedrückt. Pr. ventricosa ähnelt im äußeren der vorigen Art, unlerscheidet sich aber von dieser durch die gedrungenere Gestalt, den kräftigeren Wirbel, die flacheren Falten und die dünnere Schale, besonders aber durch die Ausbildung des Schlosses. Sowohl auf Grund der äußeren, als auch der inneren Charaktere gehört sie zur Gatlung Praeconia, in welcher ihr jedoch wegen der gedrungenen Gestalt, des auffallend schmalen Schlosses und in Verbindung damit wegen der sehr lang- gestreckten Eckleiste eine isolierter Stellung gebührt.» Genus: DICERAS. Diceras semistriatum Horn. n. sp. Tatel-V, Rio:214,0:4205%b: «Diese schöne neue Form gehört in die Gruppe von D. sinistrum, deren Arten stets mit der linken Klappe festwachsen. Die Schale ist groß, mit schief ovalen Umrissen, der Vorderleil ist unten zusammen- gezogen. Die Klappen sind ungleich, der Größenunterschied ist jedoch nicht auffallend. Die freie rechte Klappe ist regelmäßiger gestaltet, angeschwollen, die linke Klappe etwas größer, flacher, mit unregel- mäßiger großer Anheftungsfläche. Der Wirbel ist bei beiden Klappen verhältnismäßig klein, spiral exogyraartig nach vorn gedreht und schmiegt sich mit seiner Spitze nahe dem Schloßrande unmittelbar der Schale an. An beiden Klappen ist ein deutlicher Kamm sichtbar, welcher vom Wirbel knieförmig gegen den vorderen Teil des Unter- randes verläuft und die Klappen in zwei sehr ungleiche Partien teilt; von diesen ist an der rechten Klappe meistens die hintere, an der linken die vordere Partie größer. An der rechten Klappe fällt die durch den Kamm abgeschnürte vordere Partie sehr steil, beinahe in gerader 9r (27) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIR GES. 935 Fläche ab, von dem Kamm rückwärls hingegen setzt sie sich in sanfter Neigung fort. Bei jungen, sowie bei am Wirbel angehefteten Individuen liegt der Kamm der rechten Klappe dem Hinterrande näher, weshalb bei diesen die hintere Seile etwas kleiner ist und steiler abfällt. Der hinter dem Kamm gelegene Teil der linken Klappe ist steil, der davor liegende sanft geneigt und mehr oder weniger unregelmäßig, da die Muschel hier angeheftet ist. Der Kamm ist häufig, beson- ders im oberen Teile der Klappen sehr scharf, bei älteren Individuen aber gegen den Rand zu mehr oder weniger abgestumpft; an der rechten Klappe ist er meist schärfer, als an der angehefteten linken Klappe. Infolge des Vorhandenseins des Kammes ist die vordere und hintere Partie mehr oder weniger abgeslumpft knieartig vereinigt. In der Seitenansicht zeigt der Vorderrand der rechten Klappe eine ziem- lich kräftige Einbuchtung, die linke Klappe eine dementsprechende Erhebung. Die äußere, verzierte Schalenschicht ist an der linken Klappe ziemlich kräftig und an mehreren Exemplaren deutlich sichtbar. An den gut erhaltenen Stücken läßt sich beobachten, daß der vordere und mittlere Teil der linken Klappe mit durch zahlreiche breitere Furchen getrennten schmalen Rippen geziert ist, welche vom Wirbel bis zum Unterrand verlaufen. Diese Skulptur ist im mittleren Teil der Schale am kräftigsten und ziemlich gleichmäßig ausgebildet, gegen den Vorderteil aber bereits schwächer und unregelmäßiger, die Rippen werden feiner, spärlicher und ganz feine Linien wechseln in verschie- denen Abständen mit kräftigeren ab. Nach rückwärts zu endet die Skulptur bei dem Kamm plötzlich und die hintere abschüssige Seite der Schale ist glatt oder nur mit Zuwachsstreifen bedeckt. An den rechten Klappen konnte die äußere Schalenschicht nirgends mit Sicher- heit nachgewiesen werden, dieselben sind außen sämtlich glatt oder höchstens mit Spuren von Zuwachsstreifen versehen. Die den Schloßrand von außen begrenzende Nymphe ist an bei- den Klappen kräftig ausgebildet: beim Wirbel beginnend erstreckt sie sich über den größeren Teii der Breite des sehr kräftig ausgebildeten Schlosses und endigt an der rechten Klappe in der Nähe des großen Schloßzahnes, an der linken Klappe nahe dem Ende der entsprechen- den Zahngrube. Am Schloß der rechten Klappe ist ein mächtiger im langen Bogen verlaufender und rückwärts gebogener Schloßzahn sichtbar, vor welchem sich eine zur Aufnahme des Schloßzahnes der linken Klappe dienende große und tiefe Zahngrube befindet. Letztere ist hufeisen- förmig, indem ihr Unterrand — in der für Diceras charakteristischen 936 D: KARL HOFMANN (28) Weise — polsterartig verdickt ist. Der Schloßzahn der linken Klappe ist groß, stumpf konisch, beinahe senkrecht gestellt; die Unterseite ist durch eine breite seichte Furche ausgehöhlt, in welche der polster- artige vordere Seitenzahn der rechten Klappe paßt; dahinter aber dient eine lange und tiefe Zahngrube zur Aufnahme des mächtigen Schloßzahnes der rechten Klappe. Der hintere Schließmuskel der rechten Klappe lehnt sich einer scharfen, dünnen, gegen das Innere der Schale weit vorspringenden Leiste an, welche am Mantelsaum beginnend an der Innenfläche bis zum Schloßrand verläuft und dort verschwindet. Der Schließmuskel- abdruck ist ganz seicht, schwach umgrenzt. Der vordere Muskelabdruck der rechten Klappe ist unmittelbar vor der großen Zahngrube gelegen, lang gestreckt und bedeutend vertieft. Der vordere Teil erhebt sich als Leiste vom Schalenrand, nach hinten zu ist er, besonders bei aus- gewachsenen Exemplaren durch eine in der Nähe des Randes eben- falls bereits deutlich sichtbare, mit zunehmendem Wachstum der Schale immer mehr vorspringende und schärfer werdende Leiste begrenzt. Letztere springt jedoch weniger vor, als bei dem hinteren Muskel. Der vordere Teil der rechten Klappe nimmt an Dicke im Laufe der indi- viduellen Entwicklung weniger zu als der hintere. Der vordere Muskeleindruck der linken Klappe ist dem der rech- ten Klappe ähnlich gestaltet, ebenfalls noch am Schalenrande gelegen, unmittelbar am Unterrand des Schloßzahnes und ist nur bei älteren Exemplaren durch eine in bemerkbarer Weise emporragende, entfern- ter vom Rande aber verschwimmende Muskelleiste eingesäumt. Der hintere Muskelabdruck liegt in der Fortsetzung des Schloßrandes, in der Mündung der großen Zahngrube; der Rand ist durch eine herz- förmige, gegen die Zahngrube zu vertiefte, gegen den Rand zu empor- ragende Leiste umgrenzt. Die Muschel erreicht eine beträchtliche Größe, einzelne unvoll- kommen erhaltene Exemplare sind zumindest um ein Drittel größer als die Abbildung, Die Anordnung der Muskelabdrücke ist bekanntlich ein sehr wich- tiger Charakter zur Unterscheidung der Dicerasarten, wie BayLr in seiner diesbezüglichen Abhandlung nachgewiesen hat.! Wir können dies auf Grund der im Neokom des Mecsek gesammelten Exemplare bestätigen, indem die oben charakterisierte Anordnung der Muskel- eindrücke stets die gleiche ist. Der Umstand, daß von den vier Muskel- abdrücken nur der hintere Schließmuskel der linken Klappe in der 1 Observation sur quelques especes du genre Diceras. 1873. (29) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 237 Fortsetzung des Schloßrandes liegt, die übrigen hingegen an der Schalenwand plaziert sind, bildet ein wesentliches Unterscheidungs- merkmal unserer Exemplare gegenüber den meisten bisher bekannten Dicerasarten. Unter letzteren finden wir nur bei der aus dem älteren Tithon von Palermo und aus den gleichaltrigen Nerineenschichten des Mt.-Saleve beschriebenen /). Escheri Lor. ähnlich angeordnete Muskel- eindrücke und Leisten. Diese Art ist ebenfalls mit der linken Klappe festgewachsen, ‚wie zuerst Ooster nachgewiesen und (GEMMELARO auf Grund von bedeutend größerem Material bestätigt hat. Unsere viel jüngeren Exemplare sind aber von der erwähnten jurassischen Spezies artlich sehr gut unterschieden. Durch den großen Kamm, die hohe gerade Vorderseite der rechten Klappe und die abweichenden Umrisse ist schon die äußere Form der hier beschriebenen Art von D. Escheri Lor. unterschieden. Außerdem ist die Skulptur der linken Klappe eine ganz andere ; nach Ooster ! ist nämlich jene mit sehr feinen gleich- mäßigen Längsstreifen geziert, was jedoch an der sehr dünnen und bei dem Fossilisationsprozeß meist zugrunde gehenden äußeren Schale der linken Klappe nur sehr selten sichtbar ist. Bei unseren Exemplaren hingegen ist die äußere Schale dick, meist gut erhalten, die Längs- streifen also mehr oder weniger deutlich sichtbar, von der vorigen abweichend viel kräftiger und ungleichmäßiger. An der rechten Schale findet sich keine Spur einer Längsstreifung. Auch das Schloß weicht einigermaßen ab, da es bei D. Escheri Lor. nach hinten zu viel mehr verbreitert ist und sich auch die Nymphe weiter rückwärts erstreckt, als bei der hier charakterisierten Art. Diceras semistriatum ist die gewöhnlichste Form der tuffigen mittelneokomen Schichten des Mecsekgebirges. Ich habe insgesamt etwa zwei Dutzend, verschiedenen Individuen angehörige Exemplare gesammelt, meist freie, mehr oder weniger vollständige oder fragmen- tarische rechte und linke Klappen, welche aus den Schichten neben der Krajeärmühle und südöstlich nicht weit von der Puszta Jänosi, ferner von der Strasse Hosszüheteny-Szäszvär oberhalb Ujbanya stam- men. An dem zuerst erwähnten Orte ist die Art ziemlich häufig. Bayır hat auf den in geologischer und phylogenetischer Hinsicht beachtenswerten Umstand hingewiesen, daß die Muskeleindrücke bei den Dicerasarten des Coral-rag an der Schalenwand liegen, bei den jüngeren jurassischen Arten aber eine auffallende Neigung zeigen, gegen die Schloßfläche zu rücken. Diese Beobachtung haben die zahl- reichen aus dem sizilianischen unteren Tithon beschriebenen Diceras- 1 Le corallien de Wimmis p. 35. Taf. 20. Fig. 1. 1869. 238 D: KARL HOFMANN (30) arten GEMMELAROS sehr gut bestätigt. Hier schließen wir jetzt die noch unbenannten von Teızer ! beschrieben Dicerasarten an, ferner unsere Art aus dem mittleren Neokom des Mecsek. TELLER zieht sehr interes- sante Parallelen zwischen den Chamaceen, Caprinen und Rudisten, um mit Benützung der Bayızschen Beobachtung auf Grund der Ähnlich- keiten und Abänderungen des Schlosses der Dicerasarten die phyloge- netischen Beziehungen zwischen den älteren Dicerasarten und den Caprinen wahrscheinlich zu machen. Aus den Schichten neben der Krajearmühle von Magyaregregy kam noch eine große, unvollständige ebenfalls in die Gattung Diceras gehörige, mit einem Kamme und kräftigen Muskelleisten versehene rechte Klappe zum Vorschein, welche durch den viel größeren, besser entwickelten und kräftiger eingedrehten Wirbel und durch das ver- hältnismäßig einfachere Schloß von der hier beschriebenen D. semistria- tum abweicht und wahrscheinlich zu einer neuen Art gehört. In Er- mangelung von vollständigem Material müssen wir uns aber mit der einfachen Erwähnung dieses Fundes begnügen. Durch das unzweifelhafle Vorkommen der hier beschriebenen typischen Dicerasart in den mittelneokomen Schichten wird der paläon- tologische Zusammenhang gefestigt, welcher zwischen den Bildungen der unteren Kreide und des oberen Jura von Tag zu Tag in den Vor- dergrund tritt. Dies ist der am meisten an die Corallen-Fazies des oberen Jura erinnernde Moment des Mecseker mittelneokomen Schichten. Unser Diceras ist unbedingt der einzige mit voller Sicherheit festge- stellte Vertreter dieser Gattung in der Kreide. Pıcrer u. CAMPICHE er- wähnen zwar in ihrem wertvollen Werke über die Fossilien der Kreide von St.-Croix aus dem Valangien, Urgonien und Gault je eine, wahr- scheinlich zu dieser Gattung gehörige Art, eine derselben jedoch, die aus dem Valangien stammende Art gehört, wie im folgenden hervor- geht, auf Grund des Schlosses zur Gattung Valletia, das Schloß der anderen zwei aber Die. Lorioli Pıcr. et Camp.” und D. gaultina P. et Rovx) ist nicht genügend bekannt, so daß ihre Zugehörigkeit unbe- stimmt ist.” 1 Über neue Rudisten aus d. böhmischen Kreideformation (Sitzungsber. d. Wien. Ak. d. Wiss. Bd 75, 1877). 2 MunIER CHALMAS stellt diese Art mit einem Fragezeichen ebenfalls zur Gattung Valletia (Etudes critiques sur les Rudistes. Bull. soc. geol. de France, 3e ser. t. X. p. 489, 1882). Douvirı£ zählt sie ebenfalls hiehier. (Sur quelques formes de chamides. Bull. soc. geol. de France, ser. 3. t. 15. 1886—87. p. 768). Vanäsz. 3 Heute ist aus der Kreide bereits eine zweite echte Dicerasart bekannt D. Pironai BöHnm, welche aus der oberen Kreide (Turon) der Südalpen stammt. (3l) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 239 Valletia Germani Pıer. & Can. sp. Tafel 11. 1868. Diceras Germani PıcTET et CAMPICHE: Deser. d. foss. d. terr. cret. d. env. de St.-Croix IV. p. 10. Pl. 140. fig. 1—9. 1882. Valletia Germani P. et (C. MunıEer-CHarmas: Etudes crit. s. les Ru- distes. p. 489. Aus den unteren Neokom (Valangien) von St. Croix haben Pıcrkr und CGamPpicHE unter dem Namen Diceras Germani diese zweifellos sehr an Diceras erinnernde Form beschrieben, welche für uns an Wich- tigkeit gewinnt, da das in den mittelneokomen Schichten des Mecsek stets und neben der Krajearmühle in großer Menge vorhandene, unten beschriebene und abgebildete Fossil unzweifelhaft mit derselben ident ist. Die oben angeführten Autoren konnten sich bei der Aufstellung der Art nur auf eine mangelhafte Doppelklappe und auf eine unvoll- ständige, einen großen Teil des Schlosses aufweisende linke Klappe stützen. Auf Grund dieses unvollständigen Materials war es wahrschein- lich, daß diese Form zur Gattung Diceras gehört. Das in den erwähn- ten mittelneokomen Schichten gesammelte reiche, aus nahezu 300 Stücken bestehende Material ermöglicht es mir, die Beschreibung der Form zu ergänzen und die Ausbildung des sehr Mangelhaft bekannten Schlosses auf Grund meiner präparierten Exemplare zu klären. Auf Die Beschreibung dieser Art ist bereits 1885 erschienen (G. Böum: Über südalpine Kreideablagerungen. Zeitschr. d. d. geol. Ges. Bd. XXXVIH. G. Bönm: Das Alter der Kalke des Col. dei Schiosi, Zeitschr. d. deutschen geol. Ges. XXXIV. 1887. Ein Beitrag zur Kenntnis der Kreide in den Venetianer Alpen. Ber. der naturf. Ges. Freiburg I. B. 6, 1892 und endlich Pırona: Due chamacee nuove del terreno cretaceo del Friuli (Mem. Istit. Veneto XXIl. P. III. 1885). Diese Angaben sind der Aufmerk- samkeit Hormanns anscheinend entgangen, da sich in seinem Manuskript nirgends ein Anzeichen dessen findet, daß er sie gekannt hätte. Diese Dicerasart der oberen Kreide erinnert bei oberflächlicher Betrachtung einigermaßen an D. semistriatum Horn. bei näherer Untersuchung aber treten die großen Unterschiede sofort hervor. D. Pironai BÖHM ist im allgemeinen schmäler, gestreckier, mit kräftigerem, stärker eingedrehtem Wirbel. An der Oberfläche ist außer den Zuwachsstreifen keinerlei Skulptur sichtbar. Die Ausbildung des Sclılosses und die Anordnung der Muskel- eindrücke ist eine ganz andere als bei dem Diceras aus der Kreide des Mecsek. Da bisher aus der Kreide nur diese beiden Arten bekannt sind, ist es vielleicht nicht überflüssig zu betonen, daß in der äußeren Form beide einen Typus repräsen- tieren. Auf der Schale von beiden verläuft eine kräftige Leiste. Die Ausbildung des Schlosses beweist jedoch, daß die Form aus dem Mecsek ein typischer Diceras ist, die hier erwähnte alpine Art hingegen nicht (Apricardia GUER ?) 940 De KARL HOFMANN (32) Grund des Schlosses gehört diese Muschel nicht zur Gattung Diceras sondern zum Genus Valletia der Kreide. Die Klappen sind mehr oder weniger ungleich, mit stark nach vorn gedrehtem Wirbel. Die Form ist gestreckt, schief oval, unten et- was zusammengezogen. Die Muschel ist mit der größeren, rechten Klappe angewachsen, die Anhaftungsstelle ist bereits am Wirbel deut- lich sichtbar." Die rechte Klappe zeigt während des Wachstums ein mehr oder nıiinder ausgeprägtes Bestreben, sich gerade zu strecken. Dieselbe ist seitlich zusammengedrückt und mit einem mehr oder minder deut- lichen, gegen den Unterrand zu aber bereits abgestumpften Kamm versehen, vor welchem die Vorderseite an ihrem übrigens geraden Rande eine schwach eingebuchtete seichte Vertiefung aufweist. Diese Einbuchtung ist je nach den Individuen schwächer oder kräftiger aus- gebildet, fehlt aber nie und ist auch an den Abbildungen von PıcrEr und CaAmPIicHE gut zu erkennen. Die freie linke Klappe ist etwas regel- mäbiger gestaltet, mit mehr oder weniger vorspringendem Wirbel, seit- lich etwas weniger zusammengedrückt, mit unbedeutenderen), nur in der Wirbelgegend deutlichem Kamm und schmälerer Einbuchtung der Vorderseite. An beiden Klappen sind nur unregelmäßige konzentrische Zuwachsstreifen wahrzunehmen, von denen einige kräftiger hervortreten; Anzeichen einer Längsskulptur sind nicht sichtbar. Das Schloß ist kräftig ausgebildet. An der rechten Klappe findet sich ein einziger, hufeisenförmiger und nach rückwärts gebogener großer Zahn, welcher mit seiner konkaven Seite eine davor gelegene große, runde, tiefe, zur Aufnahme des vorderen Schloßzahnes der linken Klappe dienende Zahngrube halb einfaßt. Hinter dem hufeisenförmigen Zahn und der großen Zahngrube schräg gegenüber liegt noch eine bald seichtere, bald tiefere, viel kleinere, seichtere Zahngrube, welche 1 Pıcrer und GAMPICHE peschreiben die linke Klappe von Diceras Germani als die größere und dementsprechend ıst auf ihrer Abbildung (pl. 140, fig. la, b) diese als untere Klappe bezeichnet, was unseren Beobachtungen, aber auch der Gattung Valletia im allgemeinen nicht entspricht. Der Größenunterschied ist jedoch bei den doppelklappigen Exemplaren der erwähnten Autoren unbedeutend, so daß dieser Irrtum umso verständlicher ist, als das Anwachsen der rechten Klappe an diesem Exemplar nicht sehr auffallend und auch die freie Klappe etwas unregel- mäßig ist. Nach den Beobachtungen an unserem reichen Material ist es leicht, die Unrichtigkeit der PictEt-CamPpicHEschen Auffassung an ihren eigenen ausgezeichneten Abbildungen nachzuweisen, da die Abbildung ihres doppelklappigen Exemplars deutlich zeig!, daß die rechte Klappe etwas größer ist, am Wirbel mit deutlichen Spuren der Anheftung, während die linke Klappe nichts derartiges aufweist unl außerdem auch etwas unregelmäßiger gestaltet ist. (33). _DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MFCSEKGEBIRGES. 241 - den hinteren rudimentären Zahn der entgegengesetzten Klappe auf- nimmt. Die linke Klappe besitzt zwei Schloßzähne, welche durch eine dem hufeisenförmigen Schloßzahn der rechten Klappe entsprechende große halbmondförmige Zahngrube getrennt sind. Von diesen zwei Zähnen ist der vordere sehr groß, konisch, seitlich mehr oder weniger zusammengedrückt und schwach nach hinten gebogen. Der hintere Zahn steht diesem schräg gegenüber, etwa in der Mitte der großen Zahngrube und ist zwar nur rudimentär, fehlt aber nie. Zur Festigung des Gelenkes ist der große Zahn beider Klappen innen und außen, sowie auch die Wände der entsprechenden Zahngruben mit Furchen und gebogenen Leisten versehen, welche an der einander gegenüber liegenden Seite der Schloßzähne eine ziemlich komplizierte Anordnung zeigen. (Taf. VI, Fig. 5d.) Eine ähnliche, aber viel einfachere Ein- richtung ist auch bei den Dicerasarten zu beobachten. Die Eckleiste ist — im Vergleich zu den Dicerasarten — sehr kurz, in einer bis zur Wirbelspitze laufenden tiefen Furche gelegen. An der linken Klappe reicht sie bis in die Nähe des Unterrandes des hinteren rudimentären Zahnes, an der rechten Klappe reicht sie bis zu der entsprechenden Zalhıngrube und ist an den äußeren Rand die- ses Zahnes, bezw. der Zahngrube fixiert. Beide Muskeleindrücke sind länglich; nur der vordere Schließ- muskel der rechten Klappe liegt noch an der Wand der Wohnkammer, die übrigen sind bereits auf den Schloßrand der Schale gerückt. Der hintere Schließmuskel liegt bei beiden Klappen auf der Schloßfläche, welche in eine zum Ansatze der Muskeln dienende vorspringende Lamelle ausgezogen ist; die Muskeleindrücke erstrecken sich bis zu dem rudimentären Schloßzahn, bezw. bis zur entsprechenden Zahn- grube. Der vordere Muskeleindruck der rechten Klappe fällt mit seinem oberen Ende noch auf den Schloßrand, zwischen die Basis des koni- schen Schloßzahnes und den äußeren Schalenrand. Der weitere Ver- lauf fällt auf den inneren Teil des Schalenrandes; die Schalenwand ist hier sehr verdickt, ohne jedoch eine vorspringende Lamelle zu bilden. Auf Grund des Gesagten ist es unzweifelhaft, daß die hier be- schriebene Muschel, trotzdem sie zu Diceras sehr nahe steht, doch nicht zu dieser Gattung gehört, sondern zu der von MuNnıER-CHALMAS aufgestellten Gattung Valletia. Der wichtigste Unterschied gegenüber Diceras besteht darin, daß am Schloß der für Diceras charakteristische wulstartige vordere Zahn an der rechten Klappe und die entsprechende Vertiefung an der linken Klappe verschwunden ist und anstatt dieser der für die Monopleuren charakteristische, hier zwar noch rudimentäre Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 5. Heft. 18 949 D: KARL HOFMANN ... (84) Zahn und an der rechten Klappe eine entsprechende Zahngrube erscheint. Dies ist der Grund, weshalb Munıer CHarmas die Gattung Valletia nicht in die Familie der Chamids& stellt, wohin auch Diceras gehört, sondern zu den Monopleuriden, da sie bereils zu letzteren näher steht als zu Diceras. Monopleura Böckhi Horn. n. sp. Tafel V, Fig. 3—4. Tafel VII. Fig. 1—2. «Schale dick, Kappen ungleich, Umrisse etwas variabel, bei jün- geren Exemplaren weniger, bei älteren Stücken aber unten mehr ge- streckt, schief abgeschnitten, hinten abgerundet. Die Muschel ist mit der rechten Klappe angewachsen und diese ist bedeutend größer als die linke. Unsere Exemplare sind sämtlich mit der Vorderseite fest- gewachsen und besitzen eine ziemlich große Haftfläche. Die rechte oder untere Klappe ist gedrungen eingedreht, mit stumpfem Kamm, kräftig vorspringendem, der Schale angeschmiegtem und mit der Spitze unmittelbar am Schalenrande liegendem Wirbel. Die freie linke Klappe ist viel flacher, beinahe dachartig, mit kaum bemerkbarem, aus dem Schalenrande nicht hervortretendem Wirbel, welcher mit seiner nach vorn gerichteten Spitze in das Schaleninnere reicht und auch bei aus- gewachsenen Individuen nur in sehr geringem Maße aus der Fläche des Schalenrandes hervortritt. Auf dieser Klappe ist ebenfalls ein meist sehr abgestumpfter, in der Mitte verlaufender Kamm sichtbar, welcher sich vom Wirbel bogenförmig bis zur keilförmigen Vereinigung des ver- deren und unteren Randes zieht. Das Innere der Schalen zeigt die für die innere Einrichtung der Monopleuren charakteristische Ausbildung. Das Schloß ist kräftig aus- gebildet, an der rechten Klappe mit einem, an der linken mit zwei Schloßzähnen. Der Zahn der rechten Klappe ist senkrecht gestellt, hufeisenförmig gebogen und dabei ein wenig nach rückwärts gekrümmt; die zwei ziemlich dicken Schenkel bilden nahezu einen 90°-igen Win- kel und der Vorderschenkel verläuft mit dem oberen Rande parallel. Nach vorn umfaßt dieser Zahn zur Hälfte eine große und tiefe Zahn- grube, welche gegen den Schloßzahn zu offen, halbmondförmig ist. Hinter dem hufeisenförmigen Zahn, an der konvexen Seite desselben befindet sich noch eine kleinere seichtere längliche Zahngrube. An der linken Klappe befindet sich den erwähnten Zahngruben entsprechend je ein Schloßzahn, welche durch eine sehr große und tiefe, zur Auf- nahme des Schloßzahnes der rechten Klappe dienende und dessen gebrochene Form wiedergebende Zahngrube getrennt sind. Der vordere, (35) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 943 sehr große Schloßzahn dieser Klappe ist dem Vorderteil des an der rechten Klappe befindlichen hufeisenförmigen Zahnes und den oberen Schalenrand entsprechend abgeflacht, an der Basis jedoch um die ‘eigene Achse vom Vorderrand der großen Zahngrube gegen den Ober- rand zu gekrümmt. Der hintere viel kleinere Zahn steht dem vorigen schräg gegenüber in der Biegung der großen Zahngrube. Beide Zähne sind im gleichen Sinne mehr oder weniger nach rückwärts gekrümmt. Die Eckleiste ist kurz, an der linken Klappe in einer langgestreck- ten tiefen und breiten Furche, am Grunde des hinteren Zahnes gelegen und zieht sich verschmälert bis zur Wirbelspitze. Die Muskeleindrücke sind von länglicher Form und fallen durch ihre Größe auf. An der linken Klappe liegen beide auf der deshalb stark verbreiterten Schloßfläche ; das obere Ende des vorderen Muskel- eindruckes ist zwischen die Basis des großen Schloßzahnes und den äußeren Schalenrand eingekeilt, während der hintere zwischen der großen Zahngrube, dem Hinterende des Schloßes und dem äußeren Schalenrande liegt. Der hintere Muskeleindruck der rechten Klappe liegt auf dem verbreiterten Schloßrande, zwischen dem hufeisenförmigen Zahn, der hinteren Zahngrube und dem äußeren Schalenrande, der vordere Muskel hingegen an der inneren Schalenwand, welche nach innen etwas verdickt ist und ohne eine ausgeprägte Leiste zu bilden in den durch den Mantelsaum begrenzten Teil der Schale übergeht. Der äußere Schalenrand ragt bei beiden Klappen über die Muskelein- drücke hinaus. Eine Längsskulptur ist nicht zu beobachten und obwohl unsere Exemplare ziemlich abgerieben sind, lassen sich nur unregelmässige, bei ausgewachsenen Exemplaren gegen den Rand zu faltenartige. Zu- wachsstreifen erkennen. Unsere Form weicht von den übrigen bisher bekannten Mono- pleuraarten beträchtlich ab und ist von denselben leicht zu unterschei- den. Sie kommt mit der vorhin beschriebenen Art gemeinsam bei der Krajeäarmühle von Magyaregregy vor, wo sie nicht selten ist, ferner auch an der Straße Hosszüheteny-Szäszvär oberhalb Ujbänya,» Bicornucopina Horn. nov. gen. Bicornucopina Petersi Horn. n, sp. Tafel VII. Fig. 4—-5—6. «Die Muschel besitzt ungleiche Klappen und ist mit dem Wirbel der rechten Klappe und zwar vorn, gewöhnlich seitlich angeheftet. Die 18%. 244 D: KARL HOFMANN (36) rechte Klappe ist länglich, konisch, gewöhnlich nur schwach gekrümmt und etwas von vorn nach rückwärts gedreht. Die linke Klappe nimmt anfangs schnell, später nur wenig an Größe zu und ist mehr oder weniger hornartig gestreckt. Diese freie Klappe ist kräftiger gekrümmt; als die festgewachsene rechte Klappe und den Capriolaarten ähnlich von hinten nach vorn gedreht. Im Querschnitt sind die Klappen trapez- förmig oder dreieckig, mit mehr oder wen'ger abgerundeten Ecken und nach hinten mit einer flügelartigen Verlängerung. An der Hinterseite beider Klappen ziehen zwei gegenüberliegende, seichtere oder tiefere breite Furchen vom Wirbel gegen die Öffnung zu, welche einen abge- rundeten hinteren Flügel vom Gehäuse trennen. Die vordere dieser beiden Furchen ist die Bandfurche, welche sich vom Schloß bis zur Wirbelspitze zieht. Vier ungleiche radiäre Kämme sind zu beobachten, von welchen zwei besonders kräftig sind. Der kräftigste begrenzt den hinteren Flügel, ist breit abgerundet und zieht zwischen den zwei erwähnten Furchen vom Wirbel bis zum Hinterrand ; der zweite viel schärfere Kamm zieht von dem Vereinigungspunkt des hinteren und des rechten Seitenrandes bis zum Wirbel. Zwischen diesen befinden sich zwei weitere weniger auffallende abgerundete oder schärfere Kämme, von welchen der eine vorn vom Wirbel bis zum Schloßrand und der andere ebendort verläuft und in seinem Verlauf von innen der den vorderen Muskeleindruck einfassenden Muskelleiste entspricht. Der zuletzt erwähnte vordere Kamm ist gewöhnlich der schwächste, dabei sehr stumpf, wodurch die ganze Klappe eine dreieckige Form gewinnt. Die Schalenoberfläche ist, abgesehen von mitunter sichtbaren schwachen Zuwachsstreifen, an unseren mehr oder weniger abgeriebe- nen Exemplaren glatt, ohne Skulptur. Die Schalen unserer Exemplare sind durch den Fossilationspro- zeß in grobkörnigen kristallinischen Kalk umgewandelt, weshalb die komplizierte Struktur derselben nicht in allen Details zu erforschen ist. Die charakteristische Schalenstruktur der Caprinelliden ist aber trotzdem deutlich sichtbar, indem beide Klappen durch verschiedene radiäre Kanalsysteme durchzogen sind, von welchen die größeren nach innen, die kleineren nach außen liegen. In dem verdickten hinteren Flügel besitzen die radiären Kanäle an beiden Klappen ziemlich große Maße und sind auch länglich. Diese Kanäle sind mit Kalkspat, die größeren häufig mit Gesteinsmasse angefüllt. Die Wohnkammer erstreckt sich bis tief in den Wirbel. An der freien linken Klappe befindet sich ein dem Schloßrande parallel langgestreckter, ziemlich hoher, gewöhnlich etwas nach außen gebogener Schloßzahn. (Unmittelbar davor, an der Innenseite der (37) DIE LAMEL\IBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 245 Schale finden wir den großen, langgestreckten vorderen Muskeleindruck welcher vorn durch eine vorstehende Leiste eingefaßt wird.) Unmittel- bar vor dem Schloßzahn ist eine auf den Stirnrand senkrechte Wand zu beobachten und nahe hinter dieser eine zweite beinahe parallele quere Scheidewand, welche außen der Bandfurche entspricht; beide sind sehr dünn. Durch diese Scheidewände wird das Innere der Schale in drei ungleiche Fächer geteilt, von welchen das vordere das größte, das mittlere das kleinste ist und das hintere dem erwähnten breit abgerundeten hinteren Flügel der Schale entspricht. Es stehen uns nur wenig linke Klappen zur Verfügung, an wel- chen der hintere Teil des Randes der Öffnung erkennbar wäre; die besseren Exemplare stammen meist von jungen Individuen. An diesen ist zu sehen, daß die stark verdickte Schale des hinteren Flügels der linken Klappe an der Innense:te einen schräg von innen nach außen gehenden, ziemlich hervorragenden hinteren Zahn trägt. Unmittelbar vor diesem Zahn befinden sich am Schloßrande einige Grübchen, welche zur Fixierung des Schloßbandes dienten. Davor finden wir das in die äußere Schale eindringende schräge obere Ende des mittleren Faches, welches mit unregelmäßigen senkrechten Furchen bedeckt ist. Daß das Schloßband in diese Furchen noch eindringt, wage ich nicht zu behaupten. Dagegen spricht der Umstand, daß an der fesigewachse- nen rechten Klappe das mittlere Fach ganz fehlt. Unmittelbar vor dem vorderen Schloßzahn, an der Innenseite der Schale finden wir den vorderen Muskeleindruck, welcher langgestreckt und nach hinten durch eine hervorragende Leiste begrenzt ist. Am Vorderrande ist eine ähnliche, jedoch stark abgerundete Muskelleiste siehtbar, vor welcher sich ein seichtes kleines Grübcehen befindet. Der hintere Muskeleindruck ist an keinem unserer Exemplare deutlich genug sichtbar. Seine hintere Grenze wird durch eine vor den ober- wähnten Querleisten der Klappe emporragende Muskelleiste angedeutet, nach vorn ist seine Ausdehnung aber nicht festzustellen. An besser erhaltenen Exemplaren ist auch der die beiden Muskeleindrücke ver- bindende Manteleindruck sichtbar. Von den festgewachsenen rechten Klappen besitzen wir viel weniger und viel mangelhafter erhaltene Exemplare, als von den freien linken Klappen. Auch an den besten Stücken ist die Öffnung nur zum Teil erhalten, die hinteren Partien fehlen, so daß sie über die wesentlichen Teile des Schloß- und Muskelapparates keinerlei sichere Aufklärung geben. An der rechten Klappe befindet sich nur eine Querscheidewand, welcher außen die Bandfurche entspricht. Das Innere der Klappe wird 946 - Dt KARL HOFMANN (38) durch dieselbe in die größere Wohnkammer und in ein kleineres hin- teres Fach geteilt, welch letzteres den hinteren Flügel bildet. Die der vorderen (uerscheidewand der linken Klappe entsprechende Wand fehlt hier. An dieser Klappe befindet sich eine große, senkrecht gefurchte, taschenarlige Zahngrube zur Aufnahme des Schloßzahnes der linken Klappe. Die einwärts stehende Wand dieser Zahngrube ist beträchtlich niedriger als die äußere und auch als die Schloßöffnung, weshalb sie im geschlossenen Zustande nur das gefurchte Ende des Zahnes der linken Klappe bedeckt. Unmittelbar unterhalb der Zahngrube an der verdickten Innenwand der Schale ist das deutlich begrenzte Ende des vorderen Muskeleindruckes zu finden, welches am vorderen Ende durch eine gegen den Wirbel zu verlaufende Leiste begrenzt ist. Für den hinteren Muskeleindruck ist eine der freien Klappe entsprechende Muskel- leiste vorhanden, welche sich der Wohnkammer zu mit der gegen den Wirbel ziehenden Leiste vereinigt, nach rückwärts hingegen direkt in die Querscheidewand übergeht. An der Muskelleiste ist eine der An- satzstelle des hinteren Muskels entsprechende Verdickung sichtbar, welche sich nach rückwärts bis zum Vorderende der Querscheidewand verfolgen läßt, nach vorn ist dagegen die Grenze des Muskeleindruckes auch hier nicht zu erkennen. An demselben Exemplar ist auch der Manteleindruck sichtbar. Das Vorhandensein eines Schloßzahnes an der rechten Klappe ist fraglich. Leider ist auch das beste Exemplar nur bis zur Mitte der Schalenöffnung erhalten, weshalb ich an dieser Klappe die Anwesenheit oder das Fehlen des Zahnes auf Grund meines Materiales nicht mit Sicherheit entscheiden konnte. Auf Grund des Gesagten gehört diese Form unzweifelhaft in die Familie der Caprinideen (Caprinellide, GEMMELARo) und zeigt auf Grund der inneren und äußeren Charaktere nahe Verwandtschaft mit der an beiden Klappen mit radiären Kanälen versehenen Gattung Guprinula. Auch am Schloßapparat finden wır — vorausgesetzt, daß die rechte Klappe unserer Exemplare tatsächlich einen Schloßzahn besitzt — ähnliche Elemente, wie bei den Gaprininaarten im allgemeinen, von welchen noch Ichthyosarcolithes am ähnlichsten ist. Leider sind unsere bisherigen Kenntnisse über den Schloßapparat beider mangelhaft, wes- halb wir auch über die Zugehörigkeit der hier beschriebenen Form im Ungewissen sind. Trotz aller Ähnlichkeit zeigen doch unsere Exemplare gegenüber Ichthiyosarcolithes in der inneren Einrichtung einige Unter- schiede, deren einige schon nicht mehr bloß als spezielle Abweichungen zu betrachten sind. Der Umstand, daß an der linken Klappe von Ich- (39) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 247 thyosarcolithes nur eine Querscheidewand vorhanden ist, bei unseren Exemplaren hingegen stets zwei, im Zusammenhang mit der abweichenden Ausbildung der Schließmuskel, erscheint wichtig genug, um letztere von Ichthyosarcolithes zu trennen und als besonderen Typus der Gapri- nelliden in dessen Nähe zu stellen." Dieser Typus ist in den mittelneokomen Schichten der Krajcär- mühle bei Magyäregregy häufig. Die Zahl der untersuchten Exemplare beträgt 50.» Corbis (Mutiella) Riegeli Horn. n. sp. Tafel VI, Fig. 7. «Umrisse oval, etwas breiter als hoch, gegen den Vorderteil zu schwach verbreitert, mit einigermaßen ungleichen Seiten, kräftig ge- wölbt. Wirbel breit, ziemlich hervorragend, etwas vor der Mitte der Klappe gelegen, mit stark eingedrehter Spitze. Die größte Dicke be- findet sich etwas schräg vor dem Wirbel. Der Unterrand geht breit abgerundet in den Vorder- und Hinterrand über, welch letztere sich in kurzem Bogen dem nahezu geraden langen Schloßrande anschließen. 1 In dem Manuskript Hormanns war gerade die Beschreibung dieses neuen Typus nicht vollendet, sondern der diesbezügliche Teil des Manuskriptes ist nur als eine ausführliche Notiz zu betrachten. Aus diesen Notizen ist alles das obige zusammengestellt. Unzweifefhaft läßt diese Beschreibung viel zu wünschen übrig, wir müssen aber auch die Tatsache feststellen, daß sich auf Grund des Unter- suchungsmaterials mehr wirklich nicht geben ließ. Wir haben sogar aus der Be- schreibung sehr vieles weggelassen, was mehr auf Wahrscheinlichkeit als auf sicher beobachteten Tatsachen beruhte. Horwann selbst war sich darüber im Klaren, dass die Aufstellung dieses neuen Typus zwar berechtigt, seine systematische Stellung aber dennoch unsicher sei. Dieser Auffassung gibt er im Manuskript öfters Ausdruck. Und dennoch müssen wir trotz der seither erschienenen diesbezüglichen gewaltigen Literatur die systematische Stellung dieser Form so aufrecht erhalten, wie es Hormann be:zründet hat, in der Familie der Capriniden oder dem Stamme der Gapriniden (DouviLLE: Sur quelques iormes des chamides. Bull. soc. geol. de Fr. 3. ser. t. 15, 1886—87). Es gibt zwar in dem Stamme der Caprotininen seither beschriebene sehr ähnliche Typen, wie Pachytraga, Praecarpina (PoQuier: Rudistes urgoniens. Mem. Soc. geol. de Fr. Paleont. Mem. No. 29, 1905), auf diese läßt sich aber der Unterschied ebenfalls beziehen, welcher sich bei unseren Exemplaren in den Fächern und Schloßzähnen der linken Klappe, sowie in der Anordnung der Schließmuskeln kundgibt. Beson- ders an Pachytraya erinnert der von Hormann unter dem Namen Bicornucopin« beschriebene neue Typus und anfangs war ich auch geneigt ihn damit zu identifi- zieren. Die erwähnten Unterschiede machen aber eine sichere Identifizierung un- möglich, weshalb ich einstweilen, bis neue Untersuchungen Sicherheit bringen dafür bin, den neuesten Typus aufrecht zu erhalten. VaDAsz. 248 DE KARL HOFMANN (40) Die Oberfläche ist gegittert, mit kräftigen, dicht stehenden, häufig ver- zweigten konzentrischen Falten bedeckt, welche durch dichte radiäre Kerben gekreuzt werden. Gegen den Wirbel zu verschwindet die Skulptur nahezu völlig und hier sind nur schwache konzentrische Zuwachsstreifen sichtbar. Lunula normal. Es ist nur das Schloß der abgebildeten rechten Klappe bekannt. Der kräftige, beinahe wagerecht liegende bifide Schloßzahn ist im unteren Teile dem vorderen Schloßzahn der entgegengesetzten Klappe entsprechend schwach ausgehöhlt. Dahinter befindet sich eine lange tiefe, schräg laufende Zahngrube und in der Ecke des Schloßrandes und Hinterrandes ist ein unbedeulender hinterer Nebenzahn sichtbar. Das Ligament verläuft äußerlich in einer vom Wirbel zum hinteren Seitenzahn ziehenden schmalen Furche. Der Schalenrand ist gekerbt. Diese Form gehört auf Grund des Schloßrandes in die von Srto- LıczkA aufgestellte Untergattung Mutiella, von welcher bisher wenige Arten und nur aus der Kreide bekannt sind; unsere Art ist aber mit keiner derselben zu verwechseln und zugleich die älteste hierhergehörige bisher bekannte Art. Ich benenne diese Art zu Ehren des Herrn Bergingenieurs Anton Rıeset, dem ich bei der geologischen Untersuchung des Pe&cser Gebirges so viele wichtige Angaben verdanke. Die Zahl der untersuchten Exemplare beträgt 2, beide von dem Fundorte neben der Straße Hosszüuheteny—Szäszvär oberhalb Ujbänya Die Breite des abgebildeten Exemplars beträgt 54 mm, die Höhe 44 mm.» Cardium cymotomon Feuix. Tafel VI, Fig. 9. Tafel VII, Fig. 2. 1874. Cardium latealatum Horn. n. sp. Miunuskript. 1391. « ceymotomon FELIX. Verst. aus d. mexik. Jura u. Kreideform. (Paläontogr. XXXVIL) p. 168. Taf. XXVI. Fig. 910. «Klappe gewölbt, etwas länger als breit, mit diekem Wirbel, von etwa 40 durch schmale Furchen getrennten, in der Wirbelgegend schär- feren, gegen den Rand zu stumpferen, kräftigen radiären Rippen be- deckt. Wirbel spitzig, nach vorn gekrümmt. Vom Wirbel gehen drei ungleiche Kämme aus, von welchen der erste, der unauffälligste, die Klappe ungefähr halbiert; zwischen diesem sehr abgestumpften und dem mittleren am kräftigsten ausgeprägten Kamm ist eine schmale, seichte Furche vorhanden, während der mittlere Kamm von dem hin- teren durch eine andere breitere, sehr tiefe Furche getrennt ist, welche dadurch entsteht, daß die Schale vom mittleren Kamm steil abfallend, (41) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 249 sich in rechtem Winkel wendet und in einer treppenartigen Beugung gegen den hinteren stumpfen Kamm fortsetzt, wodurch der dem hin- teren Drittel der Schale entsprechende Teil breit, flügelartig abge- schnürt wird. Das präparierte Schloß der einzigen mir vorliegenden linken Klappe setzt die Zugehörigkeit der Muschel außer allen Zweifel. Der hintere (obere) der beiden Schloßzähne ist ganz rudimentär, der vor- dere (untere) kräftig ausgebildet, konisch. Die Zahngruben zur Auf- nahme der beiden Schloßzähne der rechten Klappe stehen quer zu den Zähnen u. zw. die größere, tiefere zur Aufnahme des kräftigeren hinteren und die andere schmälere, beträchtlich seichtere Grube zur Aufnahme des sehr schwach ausgebildeten vorderen Schloßzahnes der rechten Klappe. Die Seitenzähne sind nicht sehr kräftig und stehen an beiden Seiten den Schloßzähnen und deren Zahngruben nahe, be- sonders der vordere Seitenzahn, welcher beinahe unmittelbar an den vorderen Schloßzahn stößt. Das Schloß wird endlich durch eine sehr kurze, emporragende Bandleiste vervollständigt. An dem präparierten Schloß des vorliegenden Fragments der rechten Klappe ist ein etwas rundlicherer hinterer (unterer) und ein bedeutend kleinerer vor- derer (oberer) Schloßzahn, ferner ein gut entwickelter hinterer Seiten- zahn mit den entsprechenden Zahngruben sichtbar. Der vordere Muskeleindruck ist durch eine leistenartige Schalen- erhebung eingefaßt, der hintere hingegen liegt auf einem löffelartigen Fortsatz, ähnlich wie bei C. corallinum Levm. aus dem Malm, Pachy- risma septiferum Buv. und zahlreichen anderen Dicerasarlen. Dieses sehr auffallende Fossil ist nur mit dem vorhin erwähn- ten — aus dem französischen, schweizerischen, Kehlheimer und Arem- berger Malm bekannten — C. corallinum zu vergleichen, mit welchem es tatsächlich viel Ähnlichkeit hat. Nur ein sehr gründlicher Vergleich mit den Beschreibungen und Abbildungen von C. corallinum bei Ley- MERIE, BUVIGNERR, QUENSTEDT, Fischer, Ooster und anderen deckt einige Abweichungen unserer Form von der jurassischen Art auf, welche die Trennung der beiden Arten umsomehr berechtigen, als diese aus sehr verschiedenen Schichten stammen. Der hintere Flügel von (. corallinum ist viel schmäler, die Skulptur dichter, die Umrisse, bei gleicher Breite, bedeutend länger gestreckt, als bei unserer Form; außerdem fällt an- scheinend die zweite Vertiefung bei @. corallinum niemals so scharf ab und ist auch nicht so tief als bei unserer Art. Die große Ähnlichkeit der hier beschriebenen mittelneokomen Art mit der jurassischen €. corallinum ist eine beachtenswerte Erschei- nung, durch welche die Analogie in der Fauna der mittelneokomen 950 D: KARL HOFMANN (42) Schichten des Pöcser Gebirges und der jurassischen Dicerasschichten wesentlich gesteigert wird. Vielleicht ist diese auffallende Ähnlichkeit zwischen der inneren Schalenstruktur dieser beiden mit den Diceras- arten zusammen auftretenden alten Cardien und den Dicerasarten vom phylogenetischen Gesichtpunkte aus nicht ganz bedeutungslos." Der Fundort ist die Krajeärmühle bei Magyaregregy, wo das Wir- belfragment einer rechten Klappe und eine etwas mangelhaft erhaltene linke Klappe zum Vorschein kam.” Länge: 73 mm; Breite: 67 mm; Höhe: 34 mm.» Cyprina sp. ind. Figur 5. «Von dem Fundorte Krajearmühle bei Magyaregregy liegt eine mangelhafte rechte Klappe und von jenem oberhalb Ujbanya eine noch mangelhaftere linke Klappe vor. Die Form ist groß, rundlich, flach, vorn und hinten etwas zusammengedrückt, mit mäßig hervorgekrümmtem Wirbel. Soweit sich nach den stark abgeriebenen Exemplaren schließen läßt, ist die Oberfläche mit ziemlich kräftigen, dichten Zuwachsstreifen bedeckt. Vor dem Wirbel befindet sich eine große herzförmige, stark vertiefte glatte Lunula. Der Schloßrand ist nur an der rechten Klappe bekannt; der vordere Schloßzahn ist schwach entwickelt, konisch, der mittlere kräftig ausgebildet, etwas schräg nach hinten gerichtet und I Mit diesen verwandtschaftlichen Beziehungen, welche Hormann ganz unab- hängig mit besonderem Scharfblick entdeckte, hat sich seither G. BoEHM in seinen Abhandlungen «Über die Beziehungen von Pachyrisma, Megalodon, Diceras und Caprina» (Zeitschrift d. deutschen geol. Gesellsch. Bd. XXXIV. 1884) und «Mega- lodon, Pachyrisma und Diceras» (Berichte der naturf. Ges. Freiburg i.B. 6. 1892) eingehend befaßt. > Hormann hat diese Form unter dem Namen «C. latealatum» als neue Art beschrieben und als er sein Manuskript verfaßte, war sie es auch. Unmittelbar nach seinem früh erfolgten Tode jedoch, 1891 hat Ferıx in Paleontographica Bd. XXXVI aus den gleichaltrigen Schichten Mexikos eine solche Form als C. cymo- tomon beschrieben, welche, trotz der großen geographischen Entfernung, mit dem Exemplar aus dem Mecsek völlig identisch ist. Die Beschreibung von Feuix bezieht sich in allen Stücken auch auf unser Exemplar, weshalb ich dieses ohne Vorbehalt damit identifiziere, umsomehr, als die Fauna aus dem Mecsek mit der mexikanischen Fauna auch noch andere Beziehungen aufweist, welche ich bei einer anderen Gele- genheit noch berühre. Die große geographische Verbreitung dieser Cardiumart ist umso interessanter, als auch das sehr nahestehende (. corallinum LEym. — neben welchem L. cymotomon FeLıx eine stratigraphische Art im Sinne DoEDERLEINS bildet — sehr verbreitet ist. (43) DIE LAMELLIBRANCHIATEN DER MITTELNEOKOMEN SCHICHTEN DES MECSEKGEBIRGES. 251 durch eine seichte breite Furche zweigeteilt, der hintere endlich schmal, länglicher gestreckt und im vorderen Teil durch eine schmale Furche geteilt. Zwischen dem vorderen und mittleren Schloßzahn ist eine sehr tiefe, zwischen dem mittleren und hinteren eine seichtere längere Zahn- grube sichtbar. Der hintere Teil des Schlosses fehlt an unserem Exemplar, so daß nur der obere Teil des hinteren Nebenzahnes sichtbar ist, Fig. 5. Cyprina sp. ind. dieser ist aber bei dieser Form verhältnismäßig hoch gelegen. Auch ein kleiner Teil des vorderen Muskeleindruckes ist sichtbar und zwar stark vertieft. Auf Grund des Schloßapparates ist diese Form eine echte Cyprina und jedenfalls eine neue Art, unser Material ist jedoch so mangelhaft erhalten, daß wir von einer Benennung einstweilen Abstand nehmen. » Cyprina sp. (cfr. Carteroni Or.) «Der Steinkern einer rechten Klappe, viel kleiner als die vorige, mit schwachen Resten der Schale. Die Form ist länglich, nach hinten etwas verbreitert. Die beiden sehr kräftigen Muskeleindrücke des Stein- 952 D: KARL HOFMANN (44) kernes begründen die Einreihung in diese Gattung. Die Form erinnert an C. bernensis Leym. ist aber länger, mit weniger vortretendem und weiter nach vorn gerücktem Wirbel. Ziehen wir bei der Beschreibung Orsıenys in Betracht, daß (. Carteroni (Prodr. t. Il. b. 78) länger ist als Leymeries Art, so mag sie eher zu dieser gestellt werden. Eine sichere Identifizierung ist aber nicht möglich.» Pholadomya ind. sp. Das vordere Fragment einer schlecht erhaltenen Doppelklappe, mit feinen Rippen dicht besetzt, zur näheren Bestimmung aber un- geeignet. TAFEL \. 1. 2. Diceras semistriatum Horn. n. sp. S. 234. 1a rechte Klappe von außen. 1b « « vom Schloßrande. 2a linke Klappe mit der Skulptur. Dh « vom Schloßrande. 3. 4. Monopleura Böckhi Horn. n. sp. S. 242. rechte Klappe von außen und vom Schloßrande. Die Originale befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt in Budapest. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanstalt XX. Bd. HorFMAnn—Vapäsz : Mittelneokome Bivalven. Tafel V. TAFEL VL . Ostrea (Alectryonia) Cornuelis Coqu. var rotundata Van. S. 224. . Ostrea (Alectryonia) mecsehensis Van. S. 225. . Trigonıa Matyasovszkyi HorM. n. sp. S. 229. . Astarte (Praeconia) ventricosa HorMm. n. sp. S. 233. . Valletia Germani Pıcrt. & CAMP. sp. S. 239. a Doppelklappe von vorne. b dieselbe von hinten. e rechte Klappe von außen. d linke Klappe vom Schloßrande. e rechte Klappe vom Schloßrande. 6. Ctenostreon pseudoproboscidea Lor. sp. S. 217. . Corbis (Mutiella) Riegeli Horm. u. sp. S. 247. 8. Monopleura Böckhi Horm. n. sp. S. 242. Doppelklappe eines jungen Exemplares von vorne. 9. Cardium cymotomon FEL. S. 248. Schloßrandfragment einer rechten Klappe. m W800 — or =] Die Originale befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt in Budapest. „ Reichsanstalt XX. Bd. Mitt. a, d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol Tafel VI. ven, wa Mittelneokome Bi ASZ „ HOFMANN—VAD TAFEL VI. la 1b Monopleura Böckhi Horn. n. sp. S. 242. a linke Klappe von außen. b dieselbe vom Schloßrande. 2a b Cardium cymotomon FELIX. S. 248. 3. Valletia Germani Pıcr. & Camp. S. 239. rechte Klappe vom Schloßrande. 4. 5. 6. Bicornucopina Petersi n. g. n. sp. Horn. S. 243. 4. Doppelklappe von vorne. ausgewachsene linke Klappe. . jugendliche linke Klappe. ers. Die Originale befinden sich in der Sammlung der kgl. ungar. geologischen Reichsanstalt in Budapest. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanstalt XX. Bd. Tafel VIL ttelneokome Bivalven. : Mi ASZ n HOFMANN—-VAD 6. BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTEN. Dr. KARL v. TERZAGHI. MIT DER TAFEL XII—-XII. UND 27 TEXTFIGUREN. Mitt, a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 6. Heft. 19 Einleitung. Im Herbst 1908 bildete sich in Fiume ein Konsortium unter der Firma «Societä littorale Baron Sessler u. Co.» mit der Absicht, die Gefällsstufe zwischen den am Ostrand des kroatischen Küstengebirges verschwindenden Gackafluß einerseits und dem Meeresspiegel anderer- seits auszubauen. Verfasser wurde im Jänner 1909 von dem Konsor- tinm beauftragt, die Vorerhebungen für diesen Wasserbau einzuleiten, zu organisieren und durchzuführen. Diese Vorarbeiten umfaßten die tachymetrische Aufnahme des Flusses und der Ufergelände, Spiegel- nivellements bei verschiedenen Wasserständen, Anlegen eines Pegel- netzes nebst täglicher Ablesung an den Hauptpegeln, die Durchführung zahlreicher Wassermessungen und das eingehende Studium der Abfluß- vorgänge. Durch diese Arbeiten wurde ein — wenn auch räumlich eng umschriebenes — Gebiet bis ins Detail bekannt, während die in der Literatur niedergelegten Anschauungen über die Abflußvorgänge im Karst und über die Entstehung der Hohlformen gewissermaßen auf summarischem Wege gewonnen wurden. Es zeigte sich nun, daß eine Reihe dieser gegenwärtig mehr oder weniger allgemein anerkannten Anschauungen den Resultaten der intensiv betriebenen Forschung nicht standhalten kann. Die Diskussion der sich ergebenden Wider- sprüche auf Grund der angestellten Beobachtungen bildet den Gegen- stand der vorliegenden Arbeit. Eine solche Diskussion ist sowohl für den Geologen als auch für den im Karst arbeitenden Wasserbauingenieur von weitgehendem Interesse. 1 ad 1. Situation des Studienobjektes. Die Arbeiten, welche die Grundlage für die vorliegende Studie lieferten, erstreckten sich über den südlichen und südöstlichen Teil des innerkroatischen Hochlandes u. zw. über das Gackapolje, sowie über die angrenzenden Hochflächen und Uvalas. Das innerkroatische Hochland erscheint durch die Gebirgszüge Kapella und Pljesivica im Nordosten und durch den Velebit und Senjskobilo im Südwesten oro- graphisch und hydrographisch gegen die Nachbarländer abgeschlossen. Durch randliche Aufbrüche undurchlässigen Gesteines stauen sie das Karstwasser hoch über das Grundwasser der Nachbargebiete auf und erzeugen dadurch eine selbständige hydrographische Einheit, deren Wasserzirkulation prinzipiell von der Wasserzirkulation der Nachbar- gebiete sich unterscheidet. Während die Korana, Una und Krka in tiefen Schluchten mit bedeutendem Gefälle das Terrain durchfließend die Nachbargebiete des Hochlandes teils nach der Save, teils nach dem adriatischen Meer obertägig entwässern, wobei sie zahlreiche Bäche und Nebenflüsse in sich aufnehmen, endigen die Flüsse des Hochlandes durchwegs blind in Ponorschlünden oder in periodischen Seen. Sie entspringen fertig in Vauclusequellen und fließen mit einer minimalen Geschwindigkeit, nur unbedeutend in den Poljenboden ein- geschnitten. Sie empfangen in der Regel nicht nur keine Nebenflüsse, sondern sie verlieren sogar einen Teil ihres Wassers auf dem Weg von den Quellen zu den Ponoren. Die Randgebirge bestehen zum größten Teil aus triadischen Kalken, Dolomiten, Kalksandsteinen, Konglomeraten und Schiefern. Am Ostfuß des Velebitgebirges besteht die Basis in 550 Meter Seehöhe sogar aus karbonischen Quarzkonglomeraten und Sandsteinen. Östlich von Zengg, unter dem Vratnikpass und westlich von Gospic, bei Ostaria, sind den triadischen Sedimenten Melaphyre eingelagert, welche von bedeutenden rostroten Tuffmassen und von Konglomeraten begleitet werden. Die Melaphyre von Zengg liegen auf hellblauen festen Kalken und sind durch Erosion auf zwei Quadrat- kilometer bloßgelegt. Die Melaphyre von Ostaria sind nur spärlich aufgeschlossen und scheinen Werfenerschiefer in Stöcken zu durch- 9357 BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. "u 02.8 9stamuojjfajs 'yoIp U C—y [P5oy Aop ur purs oynyyey op Soaouog = d usıurjiapn »stuıgguoddeınr ayarsamyez = ;@ ‘© ‘x "soasealag uay9SIponed sap Atumplejfn) PIsypoy ap =NH "DIIAN JOIA Y9rU 99S-BILAg uogdsıponiod uop Yaınp "gold "6 "SLJ "ON '0SS-MNN "ON '0SS -MNN "pay 214,0dıw1oy 8zu0My>2s 10 yjoy enoyg- yoıgıab abıpuns 4a OyZSaW 70W07 87242} oyzsau Yay spbıns SoyoWoy PDILRER DI/AOSIYOS M | vg olujog "ypegoapreıy 'G 'Sıpues nz yellw ıyıpoA SOp YIEM Joulojsuoyynn usp U9898 “1Wwojog 'y "uaänzFurs UFY9Tasulajsyfey PdLIeJoLyas Is%J ‘Juunp yellt ıyıpoA wıoq yaıs wop ‘yfey} Toulojsuspny 'g ‘yfey Joyejspeg "6 “ıÄdepom yur urejspurg pun Aojoryasg AousJıoM "I "DIEIAN) 'JoAg Yaeu [uag sıq Sopig UOA [Y041A SOY9SLS0]099 °T "DL l WR 04209 dap uıy 180 | D NWUELZ bo-oypeg ’ iQ Jounyy Unodoy onY07 RINZ IR t « iS yohg ıyıran IS = SS ILEN S 358 D: KARL V. TERZAGHI. (6) brechen. Das Hochland selbst besteht fast ausschließlich aus reinen oder dolomitischen Kalken der Kreideformation. Ganz isoliert treten auch triadische Gesteine zutage: Guttensteiner und Hallstätterkalke östlich vom Senjsko .Bilo, grüne Werfenerschiefer zu beiden Seiten des Bilopolje, am Südostrand des Lika- und des Krbavapolje. Von Hanenito Vrelo Svıckivrh. Zderava : | aan GE er ESSTEST Fig. 3. Konjsko Jezero. Profil nach Prof. Gvısic. höchstem Interesse ist das auf einen einzigen, schmalen Streifen lokalisiertte Vorkommen tertiärer Sedimente in einem schluchtartigen Tal parallel zum Hauptstreichen des Kapellagebirges. Eingeklemmt zwischen zwei steil aufgerichtete, gleichsinnig unter 45 bis 55° nach Fig. 4. Kosmacevo Jezero. Profil nach Prof. Gvisic. aa = gelber Ton ohne Kalktuff. ss =in dolomitischem Kalke bis 10 m. NWN einfallende Gebirgsschollen treten auf der Sohle des Tales, am Fuß der felsigen, 500 bis 600 Meter hohen Hänge Nummulitenkalke, eozäne,! gelbliche Kalkmergel und grüne Tegel auf. Der Ausbiß eozäner, mergeliger Sedimente ist etwa 80 Meter breit und 9 Kilometer lang, wird jedoch ungefähr in der Mitte von einem Nummulitenkalkrücken unter einem spitzen Winkel durchschnitten. Das Tal mit den steilen 1 Nach der Havrrschen geol. Übersichtskarte der öst. Monarchie. Die von mir aufgesammeiten Petrefakten sind noch nicht aufgearbeitet. (7) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 359 Kreidekalkhängen und den blaßgrünen Mergeln auf der Sohle erinnert lebhaft an das Längstal, welche die kroatische Küste von Fiume bis Novi begleitet und dessen ‚eozäne Sedimente ebenfalls von älteren Querrippen unterbrochen werden. Die Eozänmergel von Bunid haben sich bei der Auffaltung, Berstung und Überschiebung, welche die Bildung des innerkroatischen Hochlandes zur Folge hatte, so tief ins Erdinnere verloren, daß sie als die einzigen von allen Eozänkeilen den nachmaligen Karstwasserspiegel unterteuften und so vor dem Schicksal des spurlosen Verschwindens bewahrt wurden. Sie liefern den Beweis, daß die Aufwölbung des innerkroatischen Hochlandes mindestens posteozänen Datums ist. Durch bewaldete Gebirgszüge, deren Gesteine größtenteils der Kreideformation angehören und welche nur in einzelnen Gipfeln die Meereshöhe von 1000 Metern überschreiten, wird das Hochland etwa parallel zum Hauptstreichen des Kapellagebirges in eine Serie von abflußlosen Becken geteilt. (Siehe Fig. 5.) Den Mittelpunkt eines jeden Beckens bildet ein «Polje». Der Poljenboden ist stets unbewaldet, in manchen Poljen felsig, in manchen mit Süßwassersedimenten be- deckt, ständig trocken oder wie im Popovopolje oder im Zirknitzersee periodisch inundiert. Er stößt scharf an den gebirgigen Umrandungen ab. Seine Höhenlage schwankt in engen Grenzen von wenigen Metern und er durchschneidet den felsigen Gebirgskörper ganz ohne Rück- sicht auf Schichtenbau wie eine Abrasionsfläche. Doch ist das Auf- treten von Poljen ebenso wie das Auftreten von, Dolinen an stark dislozierte Kalkgebirge gebunden. Die Poljen östlich von dem Höhen- zug Planina (Brinje W), Ljutica (Udbina NW) sind isoliert und kom- munizieren mit den Nachbarpoljen bloß durch die Klüftung der tren- nenden Kalkmassen. Die Poljen des Westens sind untereinander durch kurze Quertäler verbunden und durch das südwestliche Randgebirge des Gackapoljes in zwei große Gruppen geschieden, in die Lika- und in die Ga@kagruppe, wenn man die Gruppen nach ihren Hauptflüssen benennt. Die Hauptflüsse durchziehen die Poljen in gewundenen und mehrere Meter tief in den felsigen Grund eingeschnittenen Erosions- rinnen. Durch die Anwesenheit dieser in den Kalkfels eingetieften, perennierenden Flüsse unterscheiden sich die Poljen der beiden west- lichen Gruppen prinzipiell von den Poljen des Ostens. Die Höhenlage der Poljen schwankt zwischen 640 Metern im äußersten Osten des Hochlandes (Korenitkopolje am Westfuß der Pljesevica Planina) und 420 Metern im Vla$kopolje im Nordwesten, am Ostfuß des Senjsko Bilo. Das Korenickopolje liegt somit etwa 420 Meter über der nur 9 Kilometer Luftlinie entfernten Ebene von Bihal, Vla$- 260 D: KARL V. TERZAGHI (8) kopolje 420 Meter über dem 16 Kilometer entfernten adriatischen Meer. Wenn man bedenkt, daß sämtliche Poljen des Hochlandes aus zirku- lierendem Kluftwasser oberirdisch bewässert werden, so kann man die gewaltige stauende Wirkung der Randgebirge ermessen und begreift die hydrographische Unabhängigkeit Innerkroatiens von den hydro- graphischen Ereignissen in den Nachbargebieten. Diese Isolierung Horana-folye orana-Fluss Y @S5 Yun aj Ser Forr&s-Quelle RE Ex i-tavak SskenvonR, itvice Fig. 5. Orographische Übersicht über das immerkroatische Hochland. bringt es auch mit sich, daß hier die Eigentümlichkeiten abflußloser Karstgebiete besonders typisch zur Ausbildung gekommen sind. Wenn man nun die Kartenskizze Innerkroatiens betrachtet (Fig. 5.), so bemerkt man, daß die Gebirgszüge ungefähr dem Hauptstreichen der Kapella parallel laufen. Die Meeresküste läuft von Carlopago bis Jablanac ebenfalls ungefähr parallel zur Hauptstreichrichtung, biegt aber in Jablanac nordwärts und schneidet das Velebitgebirge schräg zum Streichen ab und wendet sich erst bei Zengg wieder nach dem NWN. Es ist zum mindesten sehr wahrscheinlich, daß die Zirkulation (9) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 261 rıngere Bewegungswiderstände vorfindet als senkrecht zu derselben. Wenn parallele Kettengebirge von der Meeresküste schräg geschnitten werden, so dürfte das Staugrundwasser zwischen ihnen nach dem Meer zu überlaufen. Wir finden diese Vermutung durch die zahl- reichen Süßwasserquellen bei St. Juraj, zwischen Zengg und Jablanac bestätigt. Die nördliche von den westlichen Poljengruppen, das Ga@kapolje mit seinem perennierenden Hauptfluß, bildete nebst dem Quellgebiet ‘von St. Juraj das Studienobjekt während der Vorerhebungen. 2. Orographie des Gackopoljes. Wenn man” den Komplex von Ebenen, welchen ich unter dem Namen «Gacko-Poljev zusammengefaßt habe und seine gebireige Um- randung aus der Vogelperspektive sehen könnte, so würde man be- merken, daß die Randgebirge mit ihren geschlossenen, unzertalten und wenig gebogenen Hängen an den beiden Enden des langgestreckten Poljenkomplexes in einer Entfernung von wenigen Kilometern einander parallel laufen, in der Mitte jedoch auf etwa 16 Kilometer auseinander- treten und so der Entwicklung eines recht komplizierten Systems von Senken Raum geben, zwischen welchen die Reste von niedrigeren Berggruppen und Bergketten stehen geblieben sind. Am Fuß des nord- östlichen Randgebirges zieht ein 22 Kilometer langer und etwa 2 Kilo- meter breiter, ebener Streifen (Tal der nördlichen Ga&@ka). In den Kamm, welcher jenseits dieser Grabensenke (südwestl. derselben) dem Rand- gebirge parallel läuft, sind vier große Breschen geschlagen und zer- legen den Kamm in isolierte Bergmassen, von welchen die höchste, der Um, wie eine Insel aus der Ebene ragt. Die beiden südlichen Breschen verbinden den langgestreckten, schmalen Graben mit dem eigentlichen Gackopolje, einer Ebene von etwa 15 Kilometer Länge und 5 Kilometer Breite, ungefähr in der Verlängerung der schmalen 'Zone eozäner Mergel von Bunidc. Während wir jedoch in dem Rand- gebirge des Nordostens ein sehr ausgesprochenes Hauptstreichen der Kämme wahrnehmen, sehen wir jenseits des Südwestrandes ein rich- tungsloses Bergland mit abflußlosen Mulden und unregelmäßig be- grenzte Bergformen. Erst im eigentlichen Randgebirge des Poljen- komplexes zeigen die Bergkämme wieder eine ausgesprochene ÖOrien- tierung, doch verläuft hier das Hauptstreichen unter einem Winkel von etwa 30 Graden gegen die Längsachse des Poljes. Gewissermassen eine Fortsetzung des orientierungslosen Berglandes bilden die isolierten 969 D: KARL V. RERZAGHI (10) des Stauwassers in der Hauptstreichrichtung der Kettengebirge ge- Kegelberge Prozor, Spilnik ete., welche im Westen unvermittelt aus der Ebene steigen. Das breite Ga@kopolje und der schmälere Graben des Nordostens in Verbindung mit den vier Breschen bilden das Haupt- verippe des Poljenkomplexes. Sie senden jedoch zwei Apophysen nach dem Westen bis beinahe an den Fuß des Senjsko Bilo. Die südliche von ihnen nimmt bei Otocac ihren Anfang und besitzt bis Svica mit ihrem ebenen Boden und mit den scharf ausgeprägten Rändern echten Poljencharakter. Über Syica hinaus setzt sie sich in ostwestlicher Rich- tung als eine Reihe von tiefen, abflußlosen Mulden fort. Es sind dies die Svicaseen, welche im Hochsommer trocken liegen, im Winter und Frühjahr hingegen unter einer Seefläche von nahezu 5 Kilometer Länge verschwinden. Die Apophyse von Vlaskopolje streicht nach dem SW und setzt in der Richtung die 60 Meter höher gelegene Bresche von Dubrava fort. Auch sie besitzt in ihrem ersten Teil Poljencharakter und setzt sich in mehreren Mulden fort. Diese Mulden sind hingegen nicht inundiert und wurden erst künstlich durch einen Stollen mit dem Vlaskopolje verbunden, um die schädlich lange Inundationsdauer zu reduzieren. Die Räume zwischen diesen Apophysen einerseits, den Poljenrändern und dem Senjsko Bilo-Gebirge andererseits erfüllen Berg- massen ohne vorherrschende Streichrichtung, Die Hohlformen, welche von den Randgebirgen und den Berg- eruppen des Inneren umschlossen werden, haben zwar im groben Ganzen die Lage tektonisch vorgezeichneter Längstäler, unterscheiden sich jedoch von Erosionstälern prinzipiell. Die Sohlenbreite ist im Verhältnis zur Sohlenlänge sehr bedeutend. Trotzdem sie von einem Hauptfluß durchflossen werden, überwiegt das Quergefälle das Längs- gefälle um ein Vielfaches. Dabei sind die Hänge der Randgebirge beinahe unzertalt und steigen unvermittelt aus der schwach geneiglen Muldensohle empor. Sand- und Schottervorkommnisse beschränken sich auf einige isolierte, wenig mächtige Deponien. Im übrigen liegt der Fels noch zu Tage. Bloß die Muldenböden und die Zwischenräume zwischen den felsigen Partien sind mit lehmigen Verwitterungsprodukten bedeckt. Hingegen lagern auf den tiefsten Teilen der Hohlformen mäch- tige Schichten von lehmig-kalkigen Sedimenten. Besonders charakte- ristisch und von tiefster Bedeutung ist jedoch folgendes: Während dichte, schöne Waldungen die Randgebirge und die Berggruppen des Innern bedecken, sind sämtliche Ebenen verkarstet. Die lehmbedeckten Partien besitzen, sofern sie nicht bebaut sind, Steppencharakter. Dieser tiefgreifende Unterschied zwischen Polje und Bergland wurde nicht erst durch den Menschen künstlich geschaffen. Das beweisen die Löß- (11) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 263 lager von Sumecica.* Wohl aber wurden die Grenzen zwischen Wald und Steppe durch den Menschen verwischt. Auf dem heute noch ober- flächlich bewässerten, und z. T. regelmäßig inundierlen, jüngeren Poljen- böden von Otocac, Brlog und VlaSkopolje sind Dolinenbildungen recht selten. Der wechselnden Beschaffenheit des Poljenbodens entspricht auch die Verteilung der Ortschaften und Gehöfte. Im Quellgebiet ist die Mitte des Poljenbodens etwas versumpft, daher liegen die Dörfer nahe den Bergrändern und rings um die Mühlen, welche von den hochgestauten Quellen getrieben werden. Die gesammelten Quellbäche verlassen als Gackafluß das feuchte Quellgebiet und wir finden Gehöft an Gehöft, in kleinen Obstgärten und zwischen Feldern längs beiden Ufern in langer Zeile. Die breite Fläche des Ga@kopoljes ist verkarstet. Die Häuser umsäumen daher in schmaler Zone den Fuß des Um- berges, wo die angewehten und eingeschwemniten lehmigen Sedimente die Anlage bescheidener Gärten ermöglicht hatten. Das magere Vieh weidet in dem spärlichen Gestrüppe der flachen Karstmulden. Eine mächtigere Lehmschichte begleitet auch den Nordostrand der Graben- senke Skare-Klanac und veranlaßte die Besiedelung, während die breite Talsohle unbewohnt und verlassen ist. Nur die Lehmauffüllung im eigentlichen Erosionsgraben des Gackaflusses durchzieht als grasbe- wachsener, zum Teil bebauter, wertvoller Streifen die Senke. Doch konnten hier Ortschaften wegen der periodischen Inundationen nicht entstehen. Aus dem Erosionsgraben tritt die Ga@ka bei Dubrava in eines der fruchtbarsten Gebiete des ganzen Ga@kapoljes, in die kalkig- lehmige Sohlenauffüllung des alten Poljensees von Klanac. Getreide und viele Gemüsesorten gedeihen hier auf das Beste. Die Ortschaften liegen jedoch am Berghang, jenseits des kostbaren Ackerbodens in- mitten von Obstgärten. Obstgärten sind anspruchsloser. Auch Brlog bildet eine schmale Zeile von gartenumgebenen Gehöften am Fuß der verkarsteten Hochterrasse im Norden des fruchtbaren Brlogerpoljes. In der Schlucht beim Eingang in das Polje von Brlog besitzt der Gacka- fluß ein etwas stärkeres Gefälle und treibt fünf Mühlen. Im Vla$sko- polje und in der Ebene von Poljice sind die Ortschaften wohl durch die regelmäßigen Überschwemmungen an den Berghang gewiesen. Nur Otocac liegt mitten im Inundationsgebiet. Doch wurde diese Lage aus strategischen Gesichtspunkten gewählt. Die Stadt (Otodac kommt von 1 BALLır zeigt in seinen «Römerstrassen in Bosnien u. Herzegowina», daß die Poljen schon damals verkarstet gewesen sind. In den späteren Kapiteln wird dargetan, daß diese Verkarstung mit der Poljenbildung in engstem Zusammen- hang steht. 264 D: KARL V. TERZAGHI (12) Otok = Insel) lag seinerzeit zwischen zwei Flußarmen, welche in Ver- bindung mit dem befestigten Schloßberg und den Stadtmauern jen- seits des Wassers die Angriffsmanöver des Feindes sehr erschwerten. Das Industriezentrum des Gackapoljes bildet das Dorf Svica zu beiden Seiten des Wasserfalles. Zwischen dem Obersee und dem periodischen Svicasee liegen an dreißig Sägen, Mühlen und Tuchwalken mit unge- fähr 600, äußerst konservativen Besitzern. Die Einrichtung der Be- triebe ist denkbarst primitiv. In den Seebecken selbst liegen die besten und teuersten Wiesen der Gegend. Das Bergland, welches die Senken umeibt, ist nur schwach besiedelt.: Die alte Grenzverwaltung hatte die Wälder geschont. Den zahlreichen Flüchtlingen, welche aus dem Balkan kommend, das Recht hatten auf Schutz und Boden, wurden die Wohn- plätze ausschließlich in den unbewaldeten Poljen angewiesen. 3. Quellen, Talweg und Ponore des Gackaflusses. In der Südostecke des Ga&kapoljes vereinigen sich die bewaldeten Randgebirge und umschließen eine weite, in eine flache Spitze aus- laufende Bucht. Felder und saftige Wiesen bedecken den ebenen, doli- nenlosen, lehmigen, nur in der Mitte etwas versumpften Boden. Am Fuß der unvermittelt und steil emporsteigenden, fast unzertalten und im Nordosten geschlossenen Waldhänge, dringen klar und lautlos die fünf Vauclusequellen des Gatkaflusses aus der Tiefe, umgeben von Ge- höften und freundlichen Obstgärten. Durch primitive Dämme wurden die Quellwässer hochgestaut und treiben gleich nach dem Verlassen der Teiche zahlreiche Mühlen und Tuchwalken. An der Hauptquelle sind nicht weniger als sieben Triebwerke hart neben einander. Die Durchmesser der Quellteiche betragen 20 bis 40 Meter. Die Höhenkoten der Wasserspiegel differieren nur um wenige Meter. Am höchsten liegt die Hauptquelle (Tonkovi& vrelo) im innersten Winkel der Bucht. Ich maß die Seehöhe ihres Wasserspiegels im April 1909 mit 455°9 m. Das Wasser drang damals an zahlreichen Stellen rings um den Quell- teich unter zerklüfteten Felspartien und zwischen den zahllosen Fels- trümmern hervor, welche den Strand bedecken. Die nördlichste Quelle (des rechten Poljenhanges, die Majerovska vrelo, ist von der Tonkovi£- quelle ca. drei Kilometer weit entfernt und vom steilen Berghang durch einen sanft ansteigenden Terrainstreifen von etwa 50 Metern Breite getrennt. Ihr gegenüber, am linken. Poljenhang, liegt der Quell- see der Pelinaquelle, am Fuß einer nahezu senkrechten, zerrissenen Felsstufe in einer Nische. Bei der Majerovska- und bei der Pe£ina- quelle fallen schon von weitem die roten, eisenschüssigen Breccien . (13) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DET KROATISCHEN KARSTES,. 5 Gus R Ge Polje 16:00 14.00 E Vlasshko -Folje 2 = I Otocac e a | fömerce : Hauptpegel lukaimerce = PegelvonLuka D N Karolycsatorna 9 Karls- I EBENE ee ‚Ameres fösgelvenye X, szelveny. : auptorofilder Messung. Profil &. « Fonorok = Fonore. S- % A I De et sem Meresi szelvenyek- Frofileder Messung. Var 3a Fig. 6. Übersicht über die im Gacka-Gebiet auftretenden Schluckschlünde. 266 D: KARL V. TERZAGHI (14) auf, welche die Felspartien der Ufer regellos durchsetzen. In der Breccie der Pe£inaquelle fand ich einige Hohlräume, teilweise mit terra rossa ausgefüllt. Die terra rossa enthielt Knochenreste und Zähne, offenbar diluvialen Alters. Das aufgesammelte Material liegtin der kgl. ung. geolo- gischen Reichsanstalt. Systematisch betriebene Ausgrabungen dürften Deli Gacka ag Süd! Gackaarm 2 Sl SS lı v1 4 ir Si S\ | gıı TE Ponorok. | Sı Ponore. St Si S;| SD AS zZ S | RS; ı Olocac Fig. 7. Das Überströmungsgebiet von Otocac. Nach den Plänen des k. k. Seebauingenieurs J. EiSINGER im April 1870. noch manchen interessanten Fund zutage fördern. Die Pecinaquelle soll zur Zeit der Likawässer trüb laufen, während die anderen Quellen klar bleiben. Die Likaponore von Kossinj befinden sich sechs Kilo- meter südwestlich, etwa auf der Verbindungslinie Majerovska vrelo — Pe£ine vrelo und liegen rund 70 Meter über den Gatkaquellen. Die vereinigten Quellbäche folgen nun in vielfach gewundenem Lauf der freundlichen, fruchtbaren Senke, welche den Südwesthang des Poljes begleitet. Die Lauflänge beträgt von der Tonkovidquelle bis zur ersten Gabelung von Ototac (Abzweigung des Karlskanales) 158 Kilometer auf 13'1 Kilometer Luftliniendistanz zwischen Anfangs- und Endpunkt der Flußstrecke. Bis Prozor mit ziemlicher Geschwin- (15) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 267 digkeit in einer flachen, relativ schmalen Rinne auf dem Poljenlehm fließend, wird der Fluß immer träger und nimmt in den letzten Kilo- metern vor Ototcac den Charakter eines langgestreckten Flußsees an. Bei einer Flußbreite von 20 bis 40 Metern bei Niedrigwasser besitzt er eine mittlere Profilsgeschwindigkeit von kaum 5 cm in der Sekunde und schlängelt sich in weiten Windungen zwischen den flach anstei- genden, teils grasbewachsenen und bebauten, teils schneeweißen, fel- sigen und zerklüfteten Ufern hindurch. Der Grund ist so schlammig, daß die Peilgewichte tief versinken. Wasserpflanzen haben einen Teil des Flußprofiles verlegt. Die flutenden grünen Massen sind in steter, schwingender Bewegung. Von ihren primitiven Einbäumen aus mähen die Uferbewohner diese unterseeischen Wiesen mit Sensen von mehreren Metern Länge und füttern mit dem getrockneten Kraut ihr Vieh. Im Herbst und im Winter liegen beständig dichte Nebel über dem wärmeren Wasser. Die Hochfluten kommen geräuschlos, ohne Wellenschlag und inundieren oft in wenigen Stunden weite Flächen. Fremdartig wie der Fluß selbst sind auch die hohen, wundervoll regelmäßigen, dunkel- bewaldeten Kegelberge, welche ohne Übergang aus der fruchtbaren Ebene steigen und den Fluß von dem Polje trennen. Der Flußschlauch selbst ist mit Lehm vollkommen gedichtet und nur lokal konstatiert man bei den Sondierungen Felspartien, welche jedoch immer nur aus den ziemlich steilen Böschungen brechen. Der in den 70er Jahren künstlich geschaffene Karlskanaldurchstich in Km 15°'8 ging Hand in Hand mit der Trockenlegung zahlreicher Fluß- arme, welche bei Oto@ac nach dem Osten abbogen und bezweckte die Beseitigung der Überschwemmungen, unter welchen die Ortschaft Jahr für Jahr zu leiden halte. Dieses Gebiet, ich will es in Hinkunft das Überströmungsgebiet von Ototac nennen, trennt den gemeinsamen Hauptarm von den morphologisch und hydrographisch ganz anders gearteten Teilarmen von Brlog und Svica. (Fig. 7.) Ich behandle daher den Hauptarm km 0'00 bis 15°S separat. Seine Wasserführung wurde in einem gereinigten und hergerichteten Meßprofil in km 13°9 erhoben. Der Hauptpegel war in km 14'6 am Mitteljoch der Brücke von Luka befestigt. Das Spiegelnivellement ergab im Hauptarm folgende Einzel- gefälle: km 0:00. — 2:40. = .0'266°/oo « 940.500 « 5:00 — 5:70 := :0:210:.« « 570 — 780 = 0:19 « « 780 —- 2.9410 =20:194 u « 940 — 1090 = 0100 « 268 D: KARL V. TERZAGHI (16) km 10'90 — 12:70 = 0'106 %yoo « 1270 — 1470 0067 « « 1470 — 1580 = 0'042 u « 1580 — 16'850 0.075 « I Das Gesamtgefälle beträgt somit auf der 15'850 Kilometer langen Flußstrecke 2'571 Meter und das mittlere kilometrische Wasserspiegel- gefälle 0°162°%/oo. Wie die zur Aufsuchung einer geeigneten Wassermeßstelle unter- nommenen approximativen Peilungen ergeben haben, weicht das Sohlen- gefälle stark vom Wasserspiegelgefälle ab. Die mittlere maximale Wasser- tiefe beträgt bei einer mittleren Wasserführung von 10 m®/sec. insgesamt nahe den Hauptquellen 1'090 m und erreicht etwa bei der Abzweigung des Karlskanales ihr Maximum mit 600 m. Das Querprofil ist in der tiefen, fast stagnierenden Flußstrecke unterhalb der Brücke von Prozor trapezförmig. Die mittlere Breite ist ungefähr gleich der vierfachen Wassertiefe. Die Böschungen haben Neigungswinkel von 30 bis 45 Graden, die Sohle ist nahezu eben. Sinkstoffe führt der "lub für ge- wöhnlich keine. Nur ein kleines, periodisches Seitenbächlein, P. Sv. Marko, mit 4 km Lauflänge und 22 m Gesamtgefälle (5°5°oo), welches zur Zeit des Hochwassers im Poljenlehm erodiert, bringt suspendiertes Material in den Fluß. (Fig. 8—13.) Das Wasser hat aber nicht die Kraft, die Sinkstoffe weiterzuführen. Es bildete sich daher vor der Mündung des Baches eine Auflandung von ca. 190 Metern Länge und 35 m größter Mächtigkeit, welche also bei Mittelwasser die Flußtiefe von 5°8 auf 2'3 m reduziert. Die Möglichkeit der Entstehung einer derartigen Barriere charakterisiert den seeartigen Zustand des Haupt- armes aın besten. Zwischen Prozor und Otocac weist der Flußschlauch stellenweise dolinenartige Ausbauchungen auf. Die Flußbreite, welche bei Mittelwasser im allgemeinen 20 bis 25 m beträgt, nimmt auf 40 bis 50 m zu und die Flußtiefe erreicht stellenweise 10 und mehr m. An solchen Stellen sind die Ufer steiler und die Kreidefelsen treten nackt und weiß zutage. In der Strecke Karlskanaleinlauf— Steinerne Brücke bei Oto@ac folgen die Ausweitungen dicht auf einander und der Boden ist mit feinstem, weichem Schlamm bedeckt, so daß präzise Peilungen fast unmöglich durchgeführt werden können. Östlich vom Dorf Sinac und nördlich vom Berg Spilnik sind Deponien von Sand und Schotter in künstlichen Gruben aufgeschlossen. Das Material be- steht aus gemischtkörnigem Kalkschotter mit rötlichgelbem, lehmigem Zwischenmittel. Die Korngröße schwankt zwischen grobem Sandkorn und Nußgröße. BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 269 (17) ‘(eyn] [9594) 0%'7;7 puejs[p5ag WU Iad usWwwWoussInYy ‚102014 19q 9f[pIsgeunıasseyy A9p uolyenyg 'g "ST a a 2 ee ll | 2208 °o o Io 80 eo fa go 9° 2o go so 00 0© He ZINN 98 64*° n o e o aaa n Sa —E ==> 12.69 08H © : A r I en E PER peu: eue-iz ee Sen rn > x e: — ie a a ar £ = = SER = SL i x , > ._ 26 2 zor ır nn ee Ne DE Tue _.L. ee ea | ie x < 2 Or 02) =, - > SE E 2 a e 2 Io u! — NLA ELEEUNEN GEH TREE ERGER 020 gzo5# gs” ss05% er isn? 88 057° n6.059° sro Geol. Reichsanst. XX. Bd. 6. Heft. Mitt. a. d. Jahrh. d. kgl. ungar. (18) TERZAGHI KARL V. L 270 rt ea ee En FH nr Vizmeröhely __Wassermessstelle.________-__ _Magas vizallis ____-y Hochwasserspiegel Sr 16 15 14 13 12 Zi \ A 9 8 7 6 5 4 3. gi RE. a nu vizatlds See z=e= Se Feen =—=-tE ====-#F === == - ser ssslese Sessel Aue = F= = —, == ze es —_ ne = iD x F 7 == Niedriger Wasserstand. une - — —— en N - — : ee ee TTIT | ER ° 5 au en a Sr L_. a EN NER ae n 3 ° o o 8 a Besen ie ee - = I d “ % Be 7 F e 3 F% De ar REN RE E In N ERIEE . a Zr e%: ang 2 ee Feüllenedett zatony [agyag) Sedimentäre Aussbarre (am / ns RER A sziklaba vajott elsödleges erozioo r.cder . Irimäres Erosionsbeit in Fels 7 16 fd 1 if) 1a {rl 10 , 1 7 (2 2 3 2 1 Szelveny szama = Profil N®. am 5 1575 125 127 11 ‚02 92 15 7 [72 7 [7 305 20 10 0 Tdvolsag m.ekben -Stationierung inm. Fig. 9. Längenprofil nach der Tiefenlinie in Figur 8. Längen 1:500. Tiefen 1: 100, (19) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 371 Im Überströmungsgebiet bei Otot@ac wendet sich der Fluß in drei engen Schleifen nach dem Nordosten (km 000 bis km 3'7). Die Ufergelände unterscheiden sich von den Ufergeländen des Hauptarmes nur wenig. Flach ansteigende, stellenweise felsige Lehnen, welche all- mählich in ein Flachland übergehen. Doch ist die weitere Umgebung des Flusses viel ebener und der felsige Untergrund scheint von einer mächtigen Lehmschicht überlagert zu sein. Das fruchtbare Terrain erstreckt sich über eine Fläche von mehr als einem Quadratkilometer. Das Querprofil des Flusses hat sich hingegen wesentlich verändert. Es ist zwar auch noch flach trapezförmig, besitzt aber nur den achten Teil der Querprofilfläche des Hauptarmes. (Fig. 15—16.) Die Fundie- rungsarbeiten bei den Otocaner Brücken haben gezeigt, daß sich der feste Fels, das heißt also die alte Flußsohle, in sehr großer Tiefe unter der gegenwärtigen Flußsohle befinden muß. Als Sohlenmaterial ver- zeichnet ein altes Längenprofil aus dem Jahr 1868 in dieser Fluß- strecke «flüssigen Schlamm». Seinerzeit scheint das Flußbett unmittel- bar nach dem Sohlengefällsbruch in km 1'00, bei der steinernen Brücke von Otocac, in welchem die Flußsohle um etwa 5 m auf 100 m empor- steigt, viel breiter, seichter und unregelmäßiger gewesen zu sein. (Fig. 7.) Doch haben die zahlreichen, im Laufe des letzten Jahrhun- dertes vorgenommenen Regulierungsarbeiten das ursprüngliche Bild verwischt. Die Wassertiefen sind stark wechselnd, wie aus dem Län- genprofil ersichtlich, doch scheint man es hier nicht mit Dolinenbil- dungen zu tun zu haben, nachdem die Flußbreite beinahe kon- stant bleibt und 16 m im Mittel beträgt. Ausgezeichnet sind diese ersten #4 Flußkilometer durch das Auftreten von zahlreichen wohlent- wickelten Ponoren. Acht Ponorgruppen finden sich auf einer Strecke von 2'8 km. Sieben von diesen Gruppen liegen in der Nähe der Kur- venscheiteln. Die Skizze (Fig. 17.) läßt ihre charakteristischen Eigen- schaften klar erkennen. Der Zulauf zu den Ponoren zweigt ungefähr im rechten Winkel vom Fluß ab und verläuft meist parallel zur Fluß- achse, jedoch mit Gegengefälle. Die Ponore sind ziemlich unregelmäßig angeordnet, sehr verschieden groß, von 2 bis 15 m im Durchmesser, Trichter mit steilen lehmigen Hängen, der Boden mit verschlammten Felsblöcken und eingeschwemmtem Material bedeckt. Die Zulaufkanäle sind meist stark gewunden und haben ein beträchtliches Gefälle, so daß man schon von weitem das Rauschen des abströmenden Wassers vernimmt. Das Flußbett ist derartig verwachsen, daß bei Niederwasser ein Boot schwer passieren kann. Nur schmale Kanäle bleiben zwischen den grünen, hin und her flutenden Inseln offen. Das Spiegelgefälle wird durch diese Pflanzenbarren in einer Reihe von Stufen zerlegt, 20% 9372 D: KARL V. TERZAGHI (20) welche jedoch im generellen Längenprofil nicht zum Ausdruck gebracht sind. Von km 1'00 bis km 2'6 ist das Gefälle 0'385%, also sehr groß, wohl bedingt durch die in den 70-er Jahren erfolgte Regulierung. Ab km 2.6 beträgt das Spiegelgefälle 0:'178%. In km 3°5 schwenkt der bestehende Flußlauf um ca. 120° ab und wendet sich direkt nach Norden. Ein altes totes Flußbett setzt jedoch die ostwestliche Flußstrecke auf 1 km Länge fort. In den ersten hun- dert Metern zerrissen und felsig enthält es einige unbedeutende Ponore, dann aber verzweigt es sich bald und endigt in zahlreichen dolinen- artigen Mulden. Die Talsohle besteht aus einer mächtigen Lehmdecke und zeigt keine Erosionsspuren. Die Rolle, welche dieses blinde Tal in der Flußgeschichte gespielt hat, wird im dritien Abschnitt ausführlich erörtert werden. In der geraden, nördlich gerichteten Flußstrecke km 37 bis km 6'7 laufen die Hochufer ziemlich parallel in einem Abstand von 60 bis 100 m, sind teils flachere, teils steilere oder senk- rechte, felsige, mit Buschwerk durchwachsene Hänge von 15 bis 20 m relativer Höhe über dem Talboden. Der Fluß schlängelt in flachen Kur- ven zwischen den Hochufern. Zwei große Ponore öffnen sich am Fuß von steilen, zerklüfteten Felswänden des rechten Hochufers. Sie ähneln einander auffallend in Größe und Form. Ganze Ponorgruppen scheinen zusammengewachsen zu sein und bilden je einen großen Dolinenponor von unregelmäßiger Form und mit zahlreichen Saugstellen, welche sich als trichterförmige, mit Steinen und eingeschwemmten Holzabfällen zum Teil ausgefüllte Vertiefungen im Dolinenboden verraten. Den flacheren Hang und die tiefste Strecke des Zuleitungskanales bedeckt eine wahre Trümmer- halde; ein im Ga@kapolje ungewohnter Anblick. Die Durchmesser der beiden Ponore betragen etwa 40 m. Die Zuleitungskanäle sind in engen Windungen tief in den felsigen Grund gerissen. An den Fels- wänden, welche am Steilufer aus der Tiefe des Ponors bis zur Hoch- terrasse empor steigen, sieht man die Hochwassermarke als Grenze eines schmutzig-braunen Belages gegen den weißen Fels. Wenn man im Winter das Tal von einem erhöhten Standpunkt, etwa von der Hochterrasse in km 6°5 aus, überblickt, sieht man den Fluß als schma- len, tief dunklen Streifen, welcher von Hochufer zu Hochufer quer durch die schneebedeckte, glänzend weiße Talsohle zieht. Die beiden Ponorgruppen jedoch erscheinen als schwarze Seen, welche die ganze Breite des Tales erfüllen. In der folgenden Flußstrecke km 67 bis km 87 fließt der Ga@kaarm nach NW. Die Hochufer sind nicht mehr parallel; es wech- seln enge Stellen mit weiten Aussackungen des Talweges. Bedeuten- m Li A. Brichet LvAa 1:25.000 1 2 3 4 I I Bes Pal — . . = == Ss ae nn ne | Hera Sszuppal boritol£ = | FH em m szihlake_———_ rue el Pels mit Schlamm = nn | ee ee 1:500. 500 |500 | 500 | 10.00” Fig. 10. Situation der am 30. Juli gepeilten Querprofile (gemeinsame Gacka) ; Querprofile III oberhalb Luka-Brücke. 974 D: KARL V. TERZAGHI (22) dere Ponore sind nicht vorhanden. Dafür zeigt die bestehende Ero- sionsrinne ein sehr wechselndes Sohlenlängenprofil. Die tiefsten Stel- len, welche immer zugleich mit einer starken Ausweitung verbunden sind, treten fast immer an vorspringenden Felsnasen der Hochufer auf, so daß man sich verleitet fühlt, an Auskolkungen zu denken, welche das starre Hindernis zur Folge hatte, doch ist die Entstehung dieser den normalen Gerinnequerschnitt oft um das 20- und mehrfache über- treffenden Aussackungen durch Kolkung ausgeschlossen. Die felsigen Hänge zeigen außer den Hochwassermarken keine Spuren der Tätig- 950 150 1350 150 1750 1950 2150 2350 2550 2750 29: Szel venyI. , Profil. Szilardan helytallo fenek keves iszappal. Durchwegs resistenter Bodenmit etwas Schlamm. Fig. 11. Querprofile zu Situationsskizze Figur 10. keit fließenden Wassers, die ausbeißenden Schichtköpfe sind polster- und blockförmig abgerundet und zeigen die für den Karst eigentüm- lichen Riefungen und Rinnenbildungen nach der Fallinie. Das Gefälle beträgt 0°178—0216%. 900 1000 7200 1400 1600 1800 2000 2200 3 2400 2600 2909 ', rl \ a. 7: 2 vi ö ( Iszap, rajtanövenyzet. “ Szikla,rajta iszapes sürü novenyzet. Schlamm u.Vegetation. Fels mit Schlamm u. dichtem Pflanzenwuchs. Fig. 12. Querprofil zur Situationsskizze Figur 10. Die nun folgende Flußstrecke km 8'7—14'8 ist wohl die merk- würdigste. Nur von zwei großen, halbkreisförmigen Kurven unterbrochen, fließt der Fluß in NW-licher Richtung und bildet in diesem 6'4 km langen Lauf 14 nahezu kreisförmige Seen von 69 bis 100 m Durch- messer. Die Seebecken sind regelmäßig geformt, schüsselförmig, bis 90 Meter tief und wie die Wassermessungen ergeben, nahezu vollkom- men dicht. Die Gerinne zwischen den einzelnen Seen haben, wie aus der Tafel und Fig. 16. hervorgeht, sehr geringen Querschnitt und haben ein starkes Gefälle von im Mittel 0°350%0. Der Talboden be- (23) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 275 steht aus sandigem Lehm und weist nur ganz unbedeutende mulden- förmige Ponore auf, welche mit dem Flußschlauch in keiner Verbin- dung stehen und nur zur Zeit der Inundation funktionieren dürften. An einer Stelle, u. zw. in km 7°2, sah ich in der lehmigen Böschung des Gerinnes einen halbverkohlten 59 cm starken Baumstamm durch Erosion bloßgelegt. In km 13°6 wird in einer Höhe von ca 7 m über 800 _ 1000 1200 Szelv. 2 Profil. 800 100 1200 1400 4600 1800 2000 1 7 D ” „ Szelveny’ f Profil. 3 800 __1000 12:00 14:00 Fig. 13. Querprofil zur Situationsskizze Figur 10. dem bestehenden Wasserspiegel in einem Steinbruch Kalktuff gewon- nen mit zahlreichen Blatt- und Stengelresten. Der Kalktuff lagert auf kalkhaltigem etwas sandigem Lehm. Der Kreidekalk, welcher bisher das rechte Hochufer gebildet hatte, scheint nach einer Linie quer über das Tal steil abzubrechen und verschwindet unter den Sedimenten. (Fig. 16.) Der Fluß ist etwa 12 Meter tief in die Beckenauffüllung eingeschnit- ten. Die nun folgenden drei Seen besitzen zwar ungefähr ebenso flache Ufer, wie die ersten, sind jedoch unter einander durch ziemlich tiefe, 276 D: KARL V. TERZAGHI- (24) enge Erosionsrinnen mit steilen, lehmigen Böschungen verbunden. Die Felder, welche die Talsohle bedecken, sehen sehr gut aus und reichen bis hart an die Inundationsgrenze. Figur 14. gibt eine Situation des Sees XI und des Kalktuff- Aufschlusses. Vom letzten See in km 14.7 angefangen nimmt die Höhe der Böschungen rasch ab und beträgt kurz vor den Mühlen in km. 172 Kreta mesıhö Kreide Kalk 2 Zn, == sg 9, GG N, i N Ss I M 4 Am‘ il ' um / I Hl mM u — S — m E $ ? u \ ge A =; Tufa banya m 5 a fbruch A Fig. 14. Plan des Sees XI. in km 13°9. kaum mehr einen Meter. Links vom Fluß steigt das Ufer, felsig und nur dürftig bewaldet, sanft zur Hochterrasse Dubrava empor. Rechts breitet sich eine weite fruchtbare Ebene, allmählich ansteigend, bis an den Fuß der Velika greda in wohltätigem Gegensatz zur verkarsteten Landschaft des Ostens. Der Osthang des Debelas schließt die Graben- senke ab und der nördliche Ga@kaarm durchbricht den Nordoststrand der 485 m Terrasse in enger Schlucht unterhalb der Ortschaft Brlog. Das starke Gefälle, welches diesen Durchbruch begleitet, wird in einer (25) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE TIND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 977 Staüstufe von fünf Mühlen ausgenützt. Aus den Mühlenfludern be- tritt die Gacka einen engen Erosionsgraben in lehmig tuffiger Talauf- füllung, welcher sehr große Ähnlichkeit mit dem bei See XI. geschil- derten aufweist. Vielfach sich windend, zieht der Flußschlauch in west- licher Richtung. Die Böschungen sind anfangs sehr steil und nahezu 15 m hoch, werden jedoch rasch flacher und niedriger und bei Brlog fließt die Ga@ka bei Mittelwasser kaum einen Meter unter dem Terrain. Bei Brlog gabelt sich der Fluß; ein Teil wendet sich nach dem NNW, strömt über den versumpften, etwa auf 435 m gelegenen Tal- boden des Gusi@polje, um westlich von der Ruine Gusi@ gradina zu verschwinden; der Rest fließt in SE-licher Richtung, in den Talboden nur unbedeutend eingetieft, durch eine Talverengung in das Vlasko- polje. Das orographische Bild des Poljes von Brlog ist auffallend genug. Nördlich und südlich vom heutigen Talboden sieht man je eine verkarstete Hochterrasse mit steilem Abbruch, etwa auf Kote 485, in: gleicher Höhe mit der Hochfläche Dubrava, 45 m über dem bestehenden Wasserspiegel unterhalb Mühle Brlog und ca 30 m über der Hoch- fläche des Tales km 5—17 und ca 20 m hoch über den felsigen Par- tien des südlichen Gackopoljes. Der aufgeschüttete Talboden hat von Brlog bis Gusicpolje ein mittleres Gefälle von 4#5%o im Gegensatz zur Flußsohle mit nur 1°5%o. Die Poljensohle ist eben, furchtbar und weist keine Ponore auf. Der nach Vlaskopolje führende Arm der nördlichen Ga@ka wen- det sich etwa 3'8 km SE-lich von Brlog stacije nach dem Westen, durchzieht in weiten Schleifen eine muldenförmige Eintiefung von sehr wechselnder Breite im Poljenboden, ist in die Talauffüllung nur unbe- deutend eingeschnitten und verschwindet am westlichen Poljenende in zahlreichen, unregelmäßig geformten Ponoren. Die hochgelegenen Teile des Poljenbodens sind fruchtbar und mit Gemüse und Getreide bepflanzt. Das Gebiet rings um die Ponore hin- gegen ist unfruchtbar und mit den verwesten, übelriechenden Resten von Wasserpflanzen bedeckt. Die Ponore sind sämtlich Dolinenponore. Regellos über den Muldenboden verteilt, sind sie untereinander durch seichte Rinnen verbunden. Die kleineren Ponormulden sind flach, die größeren besitzen Durchmesser bis zu 25 m und scharfe Bruchränder. Einige von ihnen wurden reguliert, um die Entwässerung des Poljes zu beschleunigen. Offenbar in der Hoffnung, einen Hohlraum anzu- fahren, wurden kreisrunde Schächte von etwa 6 m Tiefe niedergebracht und vollständig ausgemauert. Selbstverständlich fand man weder einen Hohlraum, noch erzielte man eine nennenswerte Beschleunigung des Wasserabflusses. Man entschloß sich daher, das Inundationswasser 978 D: KARL V. TERZAGHI (26) durch einen Kanal in eine westlich vom Polje gelegene und von die- sem durch einen Sattel getrennte, mit Lehm ziemlich vollkommen aus- sekleidete Karstmulde zu leiten. Der offene Kanal im Polje durchschneidet eine mächtige Lehm- schicht. Der Stollen durchörtert jedoch in den Sattel eine äußerst brü- chige eisenschüssige Gangauffüllung, eine noch nicht erhärtete grobe Breccie, was zur Folge hatte, daß die Stollensohle stellenweise um Beträge bis zu 1 m niedersackte. Das Wasser, welches man aus dem Vlaskopolje abführt, versitzt sich demnach schon z. T. im Stollen selbst, der Rest gelangt in einen Ponor hinter dem Sattel. Dieser Ponor befindet sich in einer Mulde von ca 200 m. Er selbst ist läng- lich, mißt ca.25 m nach der Längsaxe und hat sehr steile Lehm- böschungen mit scharfem Rand. Zur Zeit meines Besuches (10. April 1909) floß ca 1 m?, sec aus dem Stollen. Der Ponor war bis etwa 4 m unter dem oberen Rand mit Wasser gefüllt. Der Wasserspiegel befand sich somit ca. S m unter dem Wasserspiegel im Inundationsgebiet des Vlas- kopolje. Fallen der gut gebankten Kalke im Hintergrund der Mulde 12h, 15°, am Ostende des VlaSkopolje hingegen, an der Straße, östlich von: Kote :633 F.. 7h, 35°. | Wie schon eingangs erwähnt, gabelt sich der Ga@kafluß bei Otocac, etwa 16 Kilometer unterhalb der Tonkovicquelle Der in Figur 7. wiedergegebene Plan aus dem Jahr 1870 gibt ein Bild von der Abzweigung, wie sie seinerzeit bestanden hat. Eine Anzahl von wilden, seichten, vielfach gespaltenen Armen, welche in dem lehmigen Talgrund nur unbedeutend eingetieft sind. Bloß die kurzen, blinden Gräben, welche nach den Ponoren!führen, sind tief in die Lehmdecke und zum Teil in den felsigen Untergrund gerissen. Man zählt auf dem alten Plan etwa 12 Ponore auf einer Strecke von kaum einem Kilo- meter. Zur Zeit der Herbst- und Frühjahrshochwässer war dieses Gabelungsgebiet wochenlang vollständig inundiert, so daß man zur Beschleunigung des Wasserabflusses einen Durchstich vornahm und den Hauptarm mit einem Punkt des südlichen Armes jenseits des Überströmungsgebietes direkt durch den 1.4 km langen, z. T. in die Lehmdecke gegrabenen, zum Teil durch den liegenden Fels gesprengten Karlskanal verband. Die meisten Arme wurden verschüttet; bloß der nördlichste, der Arm von Poljice, wurde belassen. Die sumpfige Ein- öde des Überströmungsgebietes wurde durch den Karlskanal radikal melioriert und bildet heute eine der fruchtbarsten Partien des Ga@ka- poljes. Mit den Flußarmen wurden auch die Ponore größtenteils zuge- schüttet. Nur die drei Hauptponore wurden belassen und nehmen heute den größten Teil des in den Poljicearm eintretenden Wassers (27) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 279 e' "NE45, Hm. 2.730. TRENNEN ff 251. Km. 2.905 "N 2115, Hm. 4886. RETTEN ITN:162, Km. 6.338, 2, Hm. 7.206. Fig. 15. Charakteristische Querprofile des nördlichen Gaökaarmes, Bezogen auf Mittelwasser I. (10 m?/sec sec gemeinsamer Arm). Maßstab 1:200. 380 D: KARL V. TERZAGHI (28) auf. Von den drei Ponoren sind der nördliche und der südliche Dolinen- ponore, Reihen von tiefen Mulden mit steilen Böschungen, untereinan- der und mit dem Poljicearm durch einen Kanal verbunden. Die Mulden- böden sind mit Gesteinstrümmern bedeckt. Der mittlere Ponor hin- Ne 249'Km 7896 Ze Ne 204 Km 9152 N? 190 ‘Km 9:615 BEP HE BEER T , = NE 65’4m. 14.081 UNE 23'4m.15.527. Fig. 15. Charakteristische Querprofile des nördlichen Gackaarmes. Bezogen auf Mittelwasser II. (10 m?/sec gemeinsamer Arm). Maßstab 1: 200. gegen, unweit von der Kirche Poljice, an der Strassenabzweigung nach Svica, ist ein typischer Schachtponor. Ein enger, tief in den verwit- terten Kalkfels des Untergrundes gerissener Graben, welcher gegen- wärtig von einer Mühle teilweise überbaut ist, führt in einen senk- (29) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 281 rechten Schlot zwischen hochragenden, vertikal gegliederten Felsklötzen. Die Köpfe dieser Felsklötze ragen etwa einen Meter über die Lehm- decke des flachen Bergfußes empor. In den Schlund stürzt das Wasser in freiem Fall. Östlich von der Mündung des Karlskanales in den südlichen Arm wird in einem flachen Hügel Lehm gewonnen und zu schlech- ten Ziegeln verarbeitet. Der Lehm ist beinahe sandfrei und um- schließt zahlreiche Planorbisgehäuse. Das Lehmlager lehnt sich an den Berghang. Ungewöhnliche Mächtigkeit, Lagerung und- Meterialbe- schaffenheit deuten auf äolische Entstehung dieser Ablagerung. Auch bei Prozor sollen solche Lößhügel auftreten und werden ebenfalls zur Ziegelfabrikation verwendet; doch habe ich dieses Vorkommen nie besucht. Von der Mündung des Karlskanals fließt der Gadkaarm in östlicher Richtung hart am Südrand des Poljes, ungefähr zwei Meter in die Lehmdecke eingeschnitten. Das Gefälle ist nicht unbedeutend. Es beträgt im Mittel 0'7°oo, doch der Pflanzenwuchs im Flußbett ist mindestens ebenso kräftig wie im nördlichen Arm. Stellenweise ist das Wasser durch die dicke Vegetation gestaut und flutet über die dichten Pflanzenbüschel in breiten Wellen hinweg, wie ein Wildbach über Felsblöcke. Die Bewohner erhalten von der Landesverwaltung für das Mähen dieser unerwünschten Wiesen Prämien. Selbst im Karls- kanal, dessen mittlere Geschwindigkeit bei niederem Wasserstand 25 em sec. beträgt und bis auf einen halben Meter zunimmt, haben sich Wasserpflanzen angesiedelt. Die Zusammensetzung dieser Sohlen- vegetation ist in verschiedenen Flußstrecken eine verschiedene. Es scheinen die einzelnen Spezies an bestimmte Geschwindigkeitsverhält- nisse gebunden zu sein. Im Dorf Sumeeica zweigt ein seichter Graben ab und führt zu einem Schachtponor zwischen steilen Felsen hart am Nordfuß des Sumelicki vrh. Dieser Ponor soll ebenso wie die Petina- quelle zur Zeit der Likahochwässer trübes Wasser liefern. Nach etwa 4 km langem Lauf betritt der Flußarm den etwas versumpften West- winkel der im übrigen mit schönen Wiesen bedeckten Ebene von Pol- jice und verbreitet sich zu einem etwa 1 km langen, 60 m breiten und im Mittel S m tiefen Flußsee, indem er den Boden einer flacheu lehmbedeckten Mulde überstaut. Der Boden des Flußsees ist dicht, wie mehrere Wassermessungen ergeben haben. Die Ufer sind lehmig, flach und fruchtbar. Am Nordwestende hatte der Fluß seinerzeit die Mulde in mehreren seichten, verwachsenen und versumpften Armen verlassen und hatte sich erst jenseits des Sattels in einer tiefen Erosionsrinne mit starkem Gefälle gesammelt. Die Folge waren Inun- 989 D: KARL V. TERZAGHI (30) dationen der Seeufer. Mit einem kurzen Durchstich wurde den lästigen Überschwemmungen abgeholfen. Kurz vor Svica wird der Erosions- graben von einer steinernen Brücke übersetzt. Im Flußbett liegen zahl- reiche Felsblöcke von Faustgröße bis zu einem halben Kubikmeter Inhalt. Eine sehr auffallende Erscheinung, wenn man die unzertalten Berghänge einerseits und das Klärbecken des Öbersees andererseits beachtet. Am Haus des Gemischtwarenhändlers Paveli@ ist eine alte Hochwassermarke zu sehen. Sie liegt etwa auf Kote 450, somit über dem Normalwasser im Gackafluß bei Otocac und in der Höhe der Ebene von Poljice. Sie dürfte wohl dem höchsten möglichen Wasser- stand des Svicasees entsprechen. Durch das Schützenwehr von Svica betritt der Gackafluß eine neue Serie von Hohlformen. Etwa einen Kilometer südlich von Sviea streichen drei lang- gestreckte Bergrücken, Zabrado, Lumbardenik und Ceplist in einer Linie nach Westen und schließen im stumpfen Winkel an den Senjsko Bilo. Am Nordfuß dieser Bergreihe liegen drei längliche, tiefe Mulden und bilden eine Senke, welche von Svica bis an den Senjsko Bilo zieht und dann, parallel zu diesem Gebirgszug nach Nordwesten in eine Reihe von weiten dolinenarmen Niederungen übergeht. Flache Sättel von kaum dreißig Metern relativer Höhe trennen die Mulden von einander. (Vergl. die Tafel und die Fig. 1S—19.) Der dichte, dunkle Fichtenwald welcher den Nordabhang des Lumbardenik bedeckt, wird nach einer wagerechten Linie vom Weideboden der Senke abgelöst. Eine mächtige geschlossene Lehmschicht überzieht Hang und Sohle und gibt in weichen, weiten Rundungen alle Unebenheiten des Untergrundes wieder. Besonders klar erkennt man diese für den See charakteristischen Run- dungen, wenn sich im Dezember das tief dunkle Wasser des halbge- füllten Sees vom weißen Schnee der glatten Lehne hebt. Die wunderbar ruhig verlaufende Uferlinie als scharfe Kontur der weißen Decke, der unzertalte Hang des Lumbardenik und die geschlossene Masse des Senjsko Bilo vereinigen sich zu einem fremdartigen Bild von grandioser Einfachheit. Wenn im Frühjahr der Wasserspiegel ge- sunken ist, leuchtet eine Zone von 50 Meter Breite am Nordhang in tiefstem, reinstem Violett über dem Saftgrün der tiefer gelegenen Wiesen. Sie rührt von einer nahrhaften Wickenart, welche in dieser Zone besonders gut und massenhaft gedeiht. Bei leerem Seebecken erkennt man klar die Wirkung der Inundationsdauer auf die Vegetation. Die am längsten inundierten Teile des Beckens sind unfruchtbar und im Hochsommer von einer Schicht verwesender, übelriechender Krypto- gamen bedeckt. Spärlicher Graswuchs vermittelt den Übergang zu den prachtvollen, saftigen Wiesen, welche die Hänge bis einige Meter unter 283 ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. BEITRAG (31) "SOULIERIEH UALDITP-IOU SPP C.5 wy UL yeyaspuejıouog ‘LT "14 "BUY J0U0 wouod420Yy3S JLNILIERITE Nr \NNUNINNNNN \ IV \ N Sl INN mn \ ‘SS Ns NEISSE KERAN ETKÄNRRÜÜS 7 N NN INS Sa KINN, 9109 \\\ DD op \ N III HÄÄNNIIN No Neo v “ayny2oH so]429% 984 D: KARL Ve TERZAGHI, (32) die Inundationsgrenze bedecken. Dann wird der Graswuchs spärlicher und mit der Lehmgrenze beginnt am Südhang verkarstetes Terrain mit trockenen grauen, aromatischen Kräutern und verkrüppeltem Wach- holderbusch. Der Nordhang besitzt diese scharfen Grenzen nicht; er ist steiler, felsig und über der Inundationsgrenze mit Fichten bestan- den. Wenn man die Senke in halb inundiertem Zustand sieht, hält man sie mit ihren geschlossenen, mit Lehm verkleideten und wohl- gerundeten Hängen für ein auf künstlichem Weg vorzüglich abgedich- tetes Reservoir. Erst wenn das Wasser die Sohle freigibt, erkennt man die zahlreichen Ponore, welche als kleine und größere Dolinen mit trümmerbedecktem, felsigem Boden die Kommunikation mit dem Karst- wasser vermitteln. In der nordöstlichsten Ecke läuft der Vordersee in eine spitze Bucht aus, weitet sich aber dann zu einer aus runden, glatten dichten Dolinen zusammengewachsenen Mulde. In merkwürdi- gem Gegensatz zu der glatten, muschelförmig ausgerundeten, einfärbi- gen Westhälfte steht die formen- und farbenreiche Ostseite. Mühle steht über Mühle, dazwischen Obstbäume und uralte Weiden. Das Wasser des südlichen Ga@kaarmes fließt, nachdem es das Schützen- wehr von Svica passiert hat, aus einem Fluder in das andere und stürzt dann, durch dichtbewachsene, pfeilerartige Travertinrippen viel- fach zerspalten, in zwei Gruppen von herrlichen Kaskaden in einen gemeinsamen Kessel. Die Fallhöhe beträgt, vom Schützenwehr an gemessen, rund 30 m. Von dem Kessel zieht eine breite, durch die mehrere Meter mächtige Lehmauskleidung des Beckens bis auf den felsigen Untergrund geschnittene Erosionsrinne mit steilen Rändern und starkem Sohlengefälle nach Norden und wendet sich dort, wo sie die gemeinsame Längsachse der Seebecken schneidet, in weiten, immer enger werdenden Windungen durch das Ponorgebiet nach den tiefsten Partien des Seebodens und mündet in eine, selbst den Hochsommer überdauernde Lacke. Kurz vor dem Abschwenken nach Westen ist der Fluß durch eine Trockenmauer abgedämmt und ein tiefer künstlicher Graben führt das gesamte Mittel- und Niedrigwasser nach dem soge- nannten Stefanieponor. Der Zweck dieser Abdämmung war, durch Ab- leitung des Mittelwassers in den absorptionsfähigsten Ponor das Frei- werden des fruchtbaren Seebodens zu beschleunigen. Der Stefanieponor ist ein echter Schachtponor. Sein oberster, scharfer Rand ist kreis- förmig und mißt etwa 25 Meter im Durchmesser. Die Wände bestehen aus sehr widerstandsfähigem, kalkdurchsetztem Lehm und sind nahezu senkrecht, wie aus der Seeanfüllung gestanzt. Etwa 8 m unter diesem Rand brechen aus dem Lehm dicke Kalkbänke hervor. Sie sind dort wo sie gut sichtbar sind, relativ schwach zerklüftet und verengen den (33) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. Schlund. Das Wasser stürzt aus dem Kunst- gerinne in einem starken Wasserfall in die Tiefe. Anfang Februar 1909 verriet mir bei halbvollem See ein Wirbel von etwa 20 cm Durchmesser mit einem in feiner Spitze auslaufenden Trichter die Stelle des Ponors und bewies seine noch bestehende, wenn auch abgeschwächte Schluckfähigkeit. Gegen die Mitte des Monats März war der Wirbel verschwunden. Aus dem See strömte ein Bach in die benachbarte, trockenliegende Mulde. Eisdecken jedoch, welche in viereckige Schollen zerbrochen, die sanften Böschungen der großen Dolinenponore bedeckten, ver- rieten einen vorübergegangenen Hochstand des Seespiegels. Am 10. April bedeckte der See mit 5 km Länge alle drei Mulden. Sein Spiegel stand etwa auf Kote 430. Gegen Ende Mai war der Vordersee nur mehr halb voll. Der Stefanieponor lag frei, doch stand das Wasser in seinem Schacht etwa 7 m unter dem Rand. Die zweite Mulde war ebenfalls halbvoll und wurde vom Vordersee durch einen Bach gespeist. Im Hochsommer lagen sämtliche Mulden trocken und in den letzten Novembertagen war die Füllung des Vordersees etwa bis Kote 420 gediehen und der Hauptponor war nicht mehr sichtbar. Der zweite See war noch trocken. Eine Be- gehung des Stefanieponors durch den Be- zirksingenieur Herrn ZVvEIKO WURSTER er- brachte den Beweis, daß der Ponor mit keinem unterirdischen Flußlauf durch eine Höhle kommuniziert. Der Ponorschacht geht etwa 20 m senkrecht in die Tiefe, setzt sich in einer schrägen Höhle fort und löst sich in zahlreiche schmale Klüfte auf. Am Grund des Ponors soll aus einer Spalte in der Felswand ein starker Wasserstrom gekommen sein, welcher sich jedoch mit der Höhle im Gestein verlor. Die Lehmschicht = wu Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 6. Heft. 750 Hatulso-tavak - Hinterseen 10:1 Ko S Sa S "N ” I Ss = S S g ll © S k © 2 | EC an | 1 S rs RS | | > = SE I SS Br S ; ı R| WS ON I S| N S "I "a8 S Sf as © Si 5 st -Sllp ‚DS I SQ = a: Pr 0) 22 Du < % S DIAS 40h S > ’ Rn 2 7 PEN ir n L IS 2 NS Qu N‘ S 2 2 N SA Si Ss S!liß :& = ı |), Sl ll > ||| Sl Fig. 18. Längenschnitt durch den Svicasee; Länge zur Höhe: 986 D: KARL V. TERZAGHI (34) bedeckt den felsigen Untergrund des Seebeckens in einer Mächtiskeit, welche zwischen einem und zehn Metern schwankt. Sie setzt etwa an der Schichtenlinie 425 ab und weist nach mehreren Schichtenlinien tieferer Niveaus unbedeutende Absätze auf. Die Ponore, welche am Boden des Vordersees auftreten, sind größere und kleinere Dolinenponore mit N 687140 Y / an m. N L 2 E ° 3 S NS 8 yrR @ A) 7 23383300 3 7 Re: 23.796.619 S / 5 18.180.200” W he vizlar!o o2szege | ne We Summe der zuei Reservorre . | I N he Zen Lv) 12.900.019 er N 2; [> NS N N mi 12.209. 114 = 773200 | & [2 ee MER Zu Milks - Millionen "? Be gt 3.350 9291 E) 12 | Piztikör magassagok = Wassersmiegel - Im = I% m. Fig. 19. Kapazität der Svicaseen (des Vordersees allein, dünne Linie) und der Seengruppe (dicke Linie) bei verschiedenen Füllungshöhen. sanften lehmigen Böschungen und felsigem, gesteinstrümmerbedecklen Boden. Sie liegen meist auf der Sohle von langgestreckten, vielfach gebo- genen Mulden. Ein großer Teil von ihnen ist bereits durch die Sedimente gedichtet. Kleine, runde Tümpel überdauern in diesen Dolinen den Hochsommer, oder verschwinden langsam, vom Hauptsee unabhängig, durch Verdunstung. Die Ponore der beiden Hinterseen sind wesentlich größer und besitzen Durchmesser bis zu 80 m. Zeilenförmige Anordnung (35) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 287 in gebogenen Mulden ist weit weniger auffallend, dafür sind oft mehrere Dolinen zu einer gemeinsamen, tiefen Senke zusammengewachsen. Die Saugstellen am Grund dieser Senke sind durch Lehmschwellen oder Lehmrippen getrennt und verraten sich durch eine lose Anhäufung von mehr oder weniger kantigen Gesteinstrümmern. Die Dolinenränder sind teils flach, teils scharf. Die Lehmauffüllung der Hinterseen unter- scheidet sich von der hellgelben, festen kalkhaltigen Auskleidung des Vordersees durch ihre bröselige, weniger widerstandsfähige Beschaffen- heit und durch ihre rötlichgelbe Farbe. Die ersten beiden Mulden sind durch einen quer durch den trennenden Sattel gesprengten künstlichen Kanal mit einander verbunden. Das Gestein, welches an den Kanal- wänden ansteht, ist auffallend eisenschüssig und brüchig. Vor der Aus- führung dieses Durchstiches füllte sich die zweite Mulde erst durch Überströmung des auf Kote 426 liegenden Sattels. Mit der Mulde von Svica durch kein oberirdisches Gerinne ver- bunden, liegt etwa zwei Kilometer nördlich vom Mühlendorf ein kleines Becken von etwa 700 m Länge und 300 m Breite, der Kojnsko jezero. Durch seine glatten lehmbedeckten Formen und durch seinen gras- bewachsenen Boden hebt sich das Becken scharf von den etwas fel- sigen und nadelwaldbedeckten Hängen. Die Sohle wird von einer viel- fach gewundenen, tiefen und breiten, langgestreckten Mulde durchzogen. Am Grund dieser Mulde finden sich genau so wie in den Hinterseen des Svicabeckens zahlreiche Dolinenponore. Die Höhenlage des Becken- bodens dürfte zwischen 421 und 400 schwanken. Ebensowenig wie in den Hinterseen, konnte ich im Kojnsko jezero Schachtponore entdecken. Ungefähr zur Zeit des Svicasee-Höchststandes wird das Becken durch Ponorwasser inundiert. Interessant ist die Tatsache, daß in dem perio- dischen See eine kleine dunkle Fischgattung auftritt, welche die Lika bevölkert, dem Flußgebiet der Gacka hingegen und wahrscheinlich auch dem Svicasee fehlt. Dieser Fisch wird von den Bewohnern der Umge- bung im Frühjahr in großen Mengen gefangen. A. Wasserführung des Gackaflußes. Zur Feststellung der Wasserführung des Gaclkaflußes wurden in den Monaten August bis Dezember 1909 teils vom Verfasser, teils von seinem Assistenten Herrn Ing. STELZER in acht verschiedenen Fluß- profilen insgesamt 38 Wassermengenmessungen vorgenommen. Die Messungen erfolgten bei Niedrigwasser mit dem Ganserschen Taschen- fiügel, bei Hochwasser mit einem größeren, von Orr in Kempten ge- lieferten Flügel, beide mit elektrischer Zeichengebung. Der Flußlauf 21% (26) | lotrechte N? IV,, 0085 005 # 025 — 050 } 12 Aszelvenyreszek területe Flacheninhalt der Profil- theile. D: KARL V. TERZAGHI Fig. 20. Wassermessung No 16 Prozor, Meßprofil «, 288 [fr 72” ?q1:0. 218 ”7seo- 175 VIITV,, 0188 FVOr-2:91, VIT-0:543. FUT-504,Q IT »0:873 Sebessegek = Geschwindigkeiten 0:3: Ym.= 10 ©M/see Melysegek = Tiefe. } 0:5 4m = 1m IX V,,, 0150 a er a2, 0257 | ‘ 0:75 0753 100 x 100 125 FIX = 2:41, IK -0-361 0,50 'VIV,, 0165 005 pP —— IV V,,, 0192 VVs #198 S S a | o S a ———— Fnr-515,9 17-0:953 Fv1-736,9 VI» 1210 _XTV,, „0.065 mıo mt 005 eG FXT-0:97,QAT:0:058 FX-162,9X*0:162 Q= 7:192 A YSaR, September 1909, Pegel Luka: 50-5. (37) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 289 wurde zu beiden Seiten des Meßprofils auf einer Strecke von je 5 m von Pflanzen und Steinen gesäubert. Je nach der Profilsgröße wurde die Wassergeschwindigkeit in fünf bis elf Vertikalen zu vier bis acht Sebessegek Geschwindigkeiten. 13% Jec 135 a 14.5 7/2283 13.38 eh MIR S 0 5 10 75 20 Minuten. 5 Minuten 131 cem/mp. 2 Baap, Mittel 1&6 cm/mp. a le hy) Extreme. . 3 Minuten | 12:6 cm/mp. „ro ber Schwankuugen Mittel 152 cm/mp. REDEN) extremste f 11:60 cm/mp. Mo ! Schwankung | 1660 em/mp. 0 (+159%) Fig. 21. Schwankungen der Wassergeschwindigkeit während eines Zeitraumes von 22 Minuten. 26. September Nördlicher Arm. Punkten gemessen. Schwierigkeiten bereiteten der Kalkgehalt des Wassers, ferner die besonders bei Niedrigwasser minimale Geschwin- 15:9 % 9) 3 5 Fercnyi megfigyelesi do. Minuten Beobachtungsdaner. Fig. 22. Genauigkeit der Beobachtungsresultate bei verschiedener Beobachtungsdauer. digkeit sowie das außergewöhnlich starke Variieren der Geschwindigkeit in einem und demselben Profilspunkt, drei Umstände, welche für träge Poljenflüsse charakteristisch sind. (Fig. 20—22) Die Geschwindigkeits- schwankungen selbst sind fast unberechenbar, wie aus dem Graphikon 290 D: KARL V. TERZAGHI (38) ersichtlich. Ich erkläre sie mir als eine Resonanzerscheinung u. zw. aus der Verstärkung der normalen Pulsationen durch die geschlossenen Pflanzenmassen, welche als melır oder weniger isolierte Partien, rhyt- misch schwingend, wulstartig in den !strömenden Wasserkörper ein- greifen. Durch die hydrometrischen Erhebungen wurden erstens die Zusammenhänge zwischen den Pegelständen im Hauptarm und der Wasserführuug und zweitens die Wasserverluste festgestellt. (Fig. 23.) Die Konsumtionskurve des gemeinsamen Armes in Verbindung mit dem seit Oktober 1907 an einem Pegel neben der Brücke Svica, seit Som- mer 1908 auch an "einem Hauptpegel an der Brücke Luka in der gemeinsamen Gatka Tag für Tag vorgenommenen Pegelablesungen er- geben ein klares und interessantes Bild des Flußregimes. Die vom kgl. ungar. meteorologischen Institut in Agram eingeholten Daten dienen dem Vergleich zwischen den Niederschlagsmengen und zwischen den oberflächlich zum Abfluß gelangenden Wasserquantitäten. Wichtig war die Auswahl der Ombrometerstationen. Es kommen für den Vergleich nur solche des mutmaßlichen Einzugsgebietes in Betracht. Das Einzugs- gebiet kann nur zwischen den drei Stationen Gospit im Likapolje, Udbina im Krbavapolje und Ototac im Gackapolje liegen. Die Beob- achtungsdaten dieser drei Stationen dürften hinsichtlich ihrer Anwend- barkeit etwa gleichwertig sein. Sie sind die Grenzen, zwischen wel- chen die wahren Werte liegen. In den Figuren 24 und 25 findet man die Abflußmengen und Niederschlagsgraphikons. In folgender Tabelle hingegen sind die jahreszeitlichen Mittel für 1908 übersichtlich nebeneinander gestellt. Mittlere Monatsnieder- | Mittlerer Mittlere 1908 schläge in | Monatsnieder- sekundliche £ I { schlag im Abflußmenge Otocac Gospie Udbina | Einzugsgebiet NE Frühlings ___ 937 151°5 1793 | 141°5 | 15:06 Sommer _ _ 71-8 92-3 87-2 8 | 7:38 klerbste ee 49-4 16°6 76°& 678 3:96 Winter — 180°0 1800 | 885 Wasserverluste wurden weder im Hauptarm noch im südlichen Teilarm konstatiert. (Der kleine Kanal, welcher bei Sumeeica abzweigt und nach einer Ponormühle führt, war infolge von Renovierungsarbeiten am Mühlengebäude abgesperrt.) Das Meßprofil im S-lichen Arm befand sich beim Einlauf des Karlskanales. Die Parallelmessungen im südlichen. (39) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 291 tefolge vizmen-| = Merceallas jmisg m me Pegestand fussmenge m/sec _4_\r6. Oktober | __ 5_|rr.Norember | 6 _\+0.December | 9 7 _\2o.December _ 4 22. December 4 1. t kefolyt vizmenyuoeg Sehundliche Abflusamehge == BEE; I a Se! 40 / 232 —9 097 ee | lolyasi mennyiskgek közeperteke |12374 "Ymp.sec. A 12 egesz Evi Jafolyl meilyise " Jahres ten 390:234,2+0) bo ve Januarius| Februar | Marczius | Aprilis | Mayus |Jünius | Jülius |Augusztus Szeptember| Oktober |November December en Fig. 24. Wasserführung des Gacka-Flußes. “ 999 D: KARL V. TERZAGHI (40) Arm wurden hart an der steinernen Brücke von Svica durchgeführt und erbrachten einen Beweis für die Dichtigkeit des Obersees. Hingegen sind die Wasserverluste im nördlichen Arm sehr bedeutend, In nach- folgender Tabelle bedeuten: q die in den Arm eintretende Wasser- menge, q, den Verlust in m? sec, q, den Verlust in Prozenten von q. q m?/sec g, m?/sec ga % 1-3 0:8 62 3 1:0 33 5 1:4 28 Die erste der angeführten Messungen wurde Anfang September durchgeführt, die letzte Mitte Dezember, unmittelbar vor dem ersten großen Hochwasser. Die Zunahme der absoluten Wasserverluste ist auf die Überstauung von Ponoren zurückzuführen, welche bei Niedrig- wasser mit dem Flußschlauch nicht kommunizieren, ferner auf den größeren Wasserdruck, unter welchem die Sohlen der noch absorp- tionsfähigen Ponore stehen. Die Verluste beschränken sich jedoch beinahe ausschließlich auf die ersten 72 km des Flußarmes (von der Abzweigung des Karlskanals an gerechnet). Ab km 72 ist der Fluß- schlauch und mithin auch die unter hohem Wasserdruck slehenden Flußdolinen dicht. 5. Das Quellgebiet von Sv.-Juraj. Auf der kurzen Küstenlinie von Sv.-Juraj bis Zdralova, also etwa dort, wo die Verlängerung des Likatales von Kosinj die Meeresküste schneidet, am Ausgang der Senke, in welcher die Straße von Sv.-Juraj in südöstlicher Richtung nach Krasno zieht, brechen zahlreiche Süß- wasserquellen teils am Ufer, teils im Meer hart an der Küste aus dem Gebirgsfuß hervor. Die Zahl und außergewöhnliche Mächtigkeit der Quellen deuten auf unterirdische Wasseradern, welche einen Land- strich von sehr bedeutender Ausdehnung entwässern. Bei dem größten- teils submarinen Charakter der Quellen läßt sich die gesamte Wasser- führung nicht einmal annäherd schätzen. Wohl aber ist die Küste Sv.-Juraj-Zdralova das einzige zusammenhängende Quellgebiet von Bedeutung (wenn man von einzelnen Ausnahmen Jablanac etc absieht), 293 HEN KARSTES. \ A ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISC BEITRAG (41) 50 Der 0 989070 uOLEISIEPWOAWO A9p UL Hsr[LpSIOPOIN Oyostaeydsoumy *Cz "SLJ I \ ’W I} / | 1 \ \ \ sonunf f-7.? -— Araı) j. 0 "606L orl PRPPSIPEILF2IYDG, U29-606/ Y2pXUpss c2258/) \, 994 D: KARL V. TERZAGHI (42) längs der Küste, welche neben dem Gacka- und dem Likapolje von Kossinj verläuft. Schon auf der Dampferfahrt Novi-Zengg fiel mir auf, daß ae orO- graphische Charakter der Berglandschafl in der Gegend von Sv.-Juraj sich plötzlich ändert. Von Novi bis Sv.-Juraj das Bild einer kahlen Steilküste mit ziemlich einförmigem und wenig gegliedertem Hinterland. Südlich von Sv.-Juraj ‘hingegen schiebt sich kulissenartig nach dem Velebitkamm ansteigend, Berg hinter Berg. Das häufige Auftreten von Rückfallkuppen charakterisiert geradezu den Küstenstrich. Eine tief eingeschnittene Torrente mündet bei Sv.-Juraj, ein Längstal bei Valle Moling; die Hänge sind vielfach zerschnitten und gegliedert. Dieser Anblick in Verbindung mit dem mir bekannten Auftreten von Süß- wasserquellen veranlaßten mich damals, meine Begehung des Arbeits- gebietes bei Sv.-Juraj zu beginnen. Im Strassenanschnitt von Zengg bis nach Sv.-Juraj findet sich ein dichter hellgrauer Kalk. Bei Zengg deutlich geschichtet (F. 16h, 35°), stellenweise geborsten und sehr eisenschüssig (Steinbruch unweit Schloß Nehaj); zwischen Zengg und Valle Spasovac vielfach weiß geädert. In Valle Spasovac Einlagerungen von Kalkschiefer. Fallen 19%, 30°. Bei Valle Ujta setzt die sonst sehr deutliche Schichtung aus. Das Gestein an der Steilküste ist zum Unterschied von dem gesunden Fels bei Valle Spasovac brüchig, eisen- schüssig, das Ufer von der Brandung vielfach unterspült. 400 m süd- lich davon unweit vom Ufer eine Süßwasserquelle. Vor Grabova setzt die Schichtung wieder deutlich ein, Wechsellagerung von grauem und selbem feinkristallinem Kalk. Auf deın Berghang von Zengg bis Sv.-Juraj zwischen den Kalkköpfen und Kippen Schutt und Grus. Die Haversche Karte verzeichnet von Zengg bis Sv.-Juraj Kreidekalk, Prof. Gvist in seinem Begehungsbericht vom Jahr 1908 von Zengg bis zum östlichsten Punkt der Küste (Straßenkote 9) Kreidekalk, von dort bis Sv.-Juraj Hallstätterkalk, von Sv.-Juraj an weiße Kreidekalke. In Sv.- Juraj ändert sich die Gesteinsbeschaffenheit vollständig, an die Stelle des grauen, homogenen Kalkmaterials tritt ein hellgelber, fein rot ge- äderter Fels, der stellenweise den Charakter einer Kalkbreccie annimmt. Dieses Gestein dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit der jüngeren Kreide angehören. Schutt und Grus fehlen dem Berghang, die aus den Hängen brechenden Felspartien sind massig, die Oberflächen sind nach der Fallinie fein gerieft. Auf der kleinen Halbinsel 400 m südl. Sv.-Juraj ist das Gestein, ein dunkelgrauer einfärbiger Kalk, derart in feinste messerscharfe Kämme und Grate zerschnitten, daß ein Passieren beinahe unmöglich ist. An der Grenze zwischen den beiden petro- graphisch verschiedenen Gebieten liegen die nördlichsten Quellen, die (43) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 295 «Brunnen» von Sv.-Juraj, 3 gefaßte Küstenquellen von geringer Er- giebigkeit und etwa 5 unterseeische Ergüsse unweit von den Brunnen. Von Sv.-Juraj erstreckt sich das Quellgebiet etwa 4 km weit nach dem Süden. 300 m südlich von den Brunnen, in der Bucht bei der oben erwähnten, kleinen, karrenbedeckten Halbinsel 4 unterseeische Quellen. Sie erscheinen bei leicht bewegter See als ölglatte Flecken. Eine davon, die Kola, ist so mächtig, daß sie von einem Ruderhoot nicht durch- fahren kann. Sie maß zur Zeit meiner Begehung etwa 6 m im Durch- messer. Ferner das «Voda Stergatusta», ein zwischen dem Strand- geröll einer kleinen Bucht hart an der Küste hervorsprudelndes kleines Gewässer. Dann die Quellen des «Valle Moliniv. Valle Molini ist ein Längstal, welches die Küste unter spitzem Winkel schneidet und in eine tief eingeschnittene Meeresbucht ausläuft. Etwa 200 m von der Küste entfernt entspringt aus einer ponorartigen Vertiefung eine Quelle, deren Wasser mit ca 2 m Gefälle ein Vollgatter und 3 Mühlsteine treibt. Ich schätze ihre Wasserführung auf | m? sec. Von weit größerer Bedeutung sind hingegen die im Meer entspringenden Quellen. Ich zählte 14—16, deren Kreise sich gegenseitig verschneiden und zu einem Süßwassersee von unregelmäßiger Form verbinden. Der Durch- messer der stärksten Quelle beträgt etwa 20 m, die Tiefe nannte man mir mit 15 m. Diese Angaben lassen äuf eine sehr bedeutende Mäch- tigkeit der Quellen des Valle Molini schließen. Weitere Quellen brechen hervor im Valle Dumboka und in Valle Zdralova. Die Quelle von Dum- boke entspringt landeinwärts und ihr unbedeutendes Wasser fließt träge in einem algenverwachsenen Kanal in die Bucht. Die seinerzeit in das Gerinne eingebaute Mühle ist bereits aufgelassen. Von größter Bedeutung für die Beurteilung der Natur des unterirdischen Süßwasser- stromes, welchem die Quellen ihre Entstehung verdanken, sind einige Angaben, welche ich dem Herrn v. Krasacz in Zengg, sowie dem Mühlenbesitzer Herrn Wınmar aus Sv.-Juraj verdanke. Das Minimum der Wasserführung ist gegen das Eintreten der Trockenheit in den Poljen um etwa 6 Wochen verschoben, umgekehrt machen sich die Hochwässer der Lika erst 6 Wochen später in der Wasserlieferung der Quellen geltend. Das Versiegen der Quellen schreitet von Sv.-Juraj nach dem Süden fort, in der entgegengesetzten Reihenfolge treten die Quellen wieder in Tätigkeit. Die Quellen von Valle Molini und von Dumboka (diese trotz ihrer Schwäche) versiegen nie. 996 D: KARL V. TERZAGHI (44) 6. Entstehung des Gacökopoljes. Grunn unterscheidet in seiner «Karsthydrographie» drei Sorten von «Poljen»: Tektonische Poljen, Ausräumungspoljen und Aufschüt- tungspoljen und wendet sich in seiner Abhandlung sehr entschieden gegen die Auffassung des Herrn Prof. Gvısic,* welcher auch den großen Karstpoljen nur eine tektonische Veranlagung in Form einer Bruch- linie zugestehen will. und im übrigen nebst der chemischen Abtragung und der mechanischen Einebnungstätigkeit der Flüsse, welche nach Ablaufen des ursprünglich die Hohlform erfüllenden Sees entstehen, eine wichtige, wenn nicht sogar die entscheidende Rolle zuschreibt. Während also Grunp die Poljen als Bruchstücke einer alten, vor der Senkung durch die Tätigkeit von Flußläufen erzeugten, großen Ein- ebnungsfläche betrachtet, führt Cvin€ die Poljen ebenfalls auf Fluß- wirkung, jedoch in der bereits orographisch vorgezeichneten Hohlform zurück. Daß das Ga@kopolje tektonisch im Terrain vorgezeichnet ist, läßt schon ein Blick auf die Karte vermuten. Man sieht, daß die Hohlform gerade dort auftritt, wo das SSE-lich streichende Senjskobilo, dessen. Kammstreichen übrigens mit dem Schichtstreichen beinahe zusammen- fällt, in zahlreiche Kämme, Malikosa, Velikikosa, Kuterevskakosa, sich auflöst und nach ESE, im Lumbardenik sogar nach E abbiegt. An den Rändern des Ga@kopoljes sind ferner zahlreiche Verwerfungen nach- weisbar, u. zw. eine E—W-Jliche über Ototae--Svica-Ponore, eine N— S.]iche über Staro selo und Westfuß des Berges Prozor, mehrere in NW--SE-licher Richtung am Westfuß der Krekovaca ungefähr parallel zum Tale des nördlichen Gatkaarmes, welches Tal die Poljen von Öto@ac und Brlog verbindet. Die bedeutendste Verwerfung scheint jedoch die Poljen in nahezu gerader Linie in einer Erstreckung von 30 km von der Tonkovi@-Quelle bis Rapaindol zu durchziehen, wobei sie jedoch die Hügelkette von Prozor vom eigentlichen Polje trennt. Nach dieser Verwerfung grenzen bei Rapaindol die meerwärts fallen- den dunklen, Guttensteinerkalke an die lichten, wahrscheinlich der Kreideformation angehörenden Kalke der Terrasse von Brlog. Eine Ver- werfung scheint ferner senkrecht zur Längsachse des Poljes die Pecine- Quelle und die Majerovskavrelo zu verbinden und verrät sich an den beiden Quellen durch eine große, lockere eisenschüssige Gangbhreceie, wie ich sie so oft an den jüngeren Verwerfungen im Dragatal beob- achten konnte. Eine ebenfalls mit Breccien ausgefüllte Verwerfung 1 «Das Karstphänomen.» (45) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 297 durchschneidet etwa in E—W-licher Richtung das Srbsko Kompolje und trifft die westliche Umrandung am Südfuß des Vodenjak, wo sie sich beim Vortrieb des Entwässerungsstollens so unangenehm bemerk- bar gemacht hat. Längs einer Verwerfungskluft senkrecht zur Tonkovic- Rapaindol-Linie stoßen nördlich von GusiC gradina die dolomitischen Hallstädter Kalke an den dunklen Guttensteiner Kalken ab. Eingehende Untersuchungen würden wahrscheinlich noch zahlreiche Verwerfungen nachweisen, welche, wie obige Zusammenstellung zeigt, teils die Rän- der des Poljes begleiten, teils das Polje queren. Ihre netzförmige An- ordnung, sowie die Tatsache, daß das durch die Lehmbedeckung kon- servierte Polje* wesentlich tiefer liegt, als die bergige denudierte Umgebung, läßt es zumindest als sehr wahrscheinlich erscheinen, daß man es mit einem Senkungsfeld zu tun hat. Unabhängig davon wirft sich jedoch die Frage auf nach der Ent- stehung des ebenen, nur ganz lokal von Sedimenten überlagerten Poljenbodens. Wenn man, etwa von der Spitze des Berges Prozor, das Polje überblickt, so gewinnt man unwillkürlich den Eindruck, als habe man es mit einem Bergland zu tun, welches durch Akkumulation ein- seebnet wurde, so daß nur die höchsten Spitzen aus dem Schwemm- land ragen. Besonders charakteristisch sind die Umrandungen des Beckens. Obzwar sie sich scharf aus der Ebene heben, zeigen sie nir- gends die Spuren von Erosionsarbeit, welche auf einen Poljenfluß zurückgeführt werden könnte. Der Grundriß des Poljes ist die Schich- tenlinie eines stark denundierten Berglandes. Wenn man in der Karte 1:75,000 die 500 m Schichtenlinie durch Farbe hervorhebt, erkennt man diese Tatsache sehr klar, wenngleich sie sich im Bild, welches man von einem erhöhten Standpunkt aus empfängt, noch handgreif- licher aufdrängt. Daß man es im gegebenen Fall mit dem tiefgesunkenen Rest einer alten Einebnungsfläche zu tun hat, ist ganz ausgeschlossen. Es müßten die Bruchränder des Senkungsfeldes genau mit den Rändern einer alten Talweitung koinzidiert haben. Die ganze Umgebung des Ga@kapoljes ist ein Bergland, in welchem relative Höhen von 200, 300, 600 Metern mit ganz unregelmäßig verteilten Mulden und Tälern wechseln. Die Annahme, daß die stehen gebliebene Einebnungsfläche auf das Ärgste zerstört wurde, während der abgesunkene Teil eben blieb, ist ebenfalls unhaltbar. Grunn hebt die konservierende Eigen- schaft der flächenhaft wirkenden Denudation hervor. Warum soll sie nur im Polje flächenhaft gewirkt haben? Der Poljenboden war niemals 1 Siehe S. 108 u. ff. 298 D: KARL V. TERZAGHI (46) durch limnische Ablagerungen bedeutenden Umfanges derart bedeckt, daß man dieser Zuschüttung die Konservierung einer primären Ebene zuschreiben könnte. Es bleibt somit nur die Möglichkeit einer Eineb- nung des Poljenbodens durch Ausräumung. Professor Cvısı@, der Schöpfer der Ausräumungstheorie, führt die Einebnung des Poljenbodens auf die mechanische Tätigkeit der Flub- äufe zurück. Ich muß gestehen, daß ich zum mindesten in dem von mir studierten Poljengebiet der erosiven Tätigkeit der Flüsse nicht ein- mal eine untergeordnete Rolle zuschreiben kann.” Man muß bedenken, daß dem Karstfluß, ein solcher müßte das erodierende Gewässer wohl gewesen sein, die beiden wichtigsten Faktoren zur mechanischen Tätigkeit fehlen, das Gefälle und die Geschiebeführung. Es fehlt dem Karstfluß die Dreiteilung in Oberlauf, Mittellauf und Unterlauf, welche jeder aktive Fluß, wenn auch zuweilen in mehrfacher Wiederholung aufweist und aufweisen muß, nachdem sich drei Abschnitte wechsel- seitig bedingen. Eine mechanische Ausräumung von solch gewaltigem Umfang wie eine Poljenausräumung würde erstens eine bedeutende Schuttanreicherung im Gewässer des Quellgebietes erfordern und zweitens eine Deponie von bedeutender Ausdehnung für das in Schutt zerfallene abgetragene Gebirge. Davon ist keine Spur. Das Wasser kommt filtriert in den Vaucluse-Quellen zum Vorschein und hat niemals Schotter ab- gesetzt; nachdem es infolge eines minimalen Gefälles nie Schotter führen konnte. Die ganz lokal auftretenden Schotterlager, welche durch die Gruben von Sinac und Podum aufgeschlossen sind, wurden offen- bar im Diluvium von Torrenten aus dem Randgebirge gebracht. Das bedeutende (Quergefälle des Poljes gestattet diese Annahme. Die gegen- wärtigen klimatischen Verhältnisse lassen im Randgebirge keine mäch- tige Schneedecke zustande kommen, daher auch keine bedeutenden Wildbachhochwässer infolge Schneeschmelze; die Einwanderung von Schotter in das Polje hat infolgedessen aufgehört. Die Abhänge des Veljun vrh und des Vu@jak vrh nördlich vom Quellgebiet der Gadka lassen schluchtartige, steile Wasserrisse erscheinen, welche heute niemals Wasser führen und deren Entstehung nur durch das rasche Auftreten von Wassermengen erklärt werden kann, welche selbst der poröse Kalkfels nicht verschluckt, Wassermengen, wie sie etwa durch das rasche Schmelzen von bedeutenden Schneedecken hervorgebracht wer- den. Die Schotterdeponien von Sinac und Podom sind aber auch die einzigen im ganzen Polje. Wenn aber einem Fluß sowohl zugeführter als auch selbst- 1 Siehe auch die eingehende Behandlung der Erosion im 8. Kapitel. (47) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 299 erzeugter Schotter fehlt, so fehlt ihm jeder plausible Grund zum Ver- legen seines Flußbettes, zum Mäandern. Das Mäandern wird bedingt durch Auflandung von Sinkstoffen in den Konkaven. Wenn das Mate- rial zur Auflandung fehlt, so wird der Fluß sein Bett beibehalten und im besten Fall eine Erosionsschlucht " bilden, wie man dies an der Korana, an der Reka, an der Una und an vielen anderen Karstflüßen beobachten kann. Das Ausräumen weiter Poljen würde eine immer- währende und bedeutende Verlegung des Flußbettes involvieren. Das kann aber der Fluß aus den oben anbeführten Gründen nicht. Wenn man das Längenprofil des Likaflußes betrachtet, so sieht man, daß er auf einer Laufläinge von 20 km im freien Polje auf der Strecke zwischen Bilaj und Kaludjerova ein Gefälle von insgesamt 6 m auf- weist. Auf dem 12 km langen Lauf quer durch das nördliche Rand- gebirge des Likapoljes senkt sich sein Wasserspiegel um 64 m, sein Lauf durch das Polje von Kossinj weist auf 1& km ein Gefälle von 5 m auf. Man sieht aber, daß der Fluß gerade dort, wo er eine ge- waltige Erosionsarbeit geleistet haben soll, ein minimales Gefälle be- sitzt und in der Durchbruchsstrecke durch das Randgebirge mit dem Gefälle von 64 m fließt er in einem bescheidenen Erosionstal, welches auch nicht eine einzige poljenartige Erweiterung aufweisen kann. Und doch erfolgt beim Übertritt des Flußes aus dem Polje in das Erosions- tal kein nennenswerter Wechsel in der Gesteinsbeschaffenheit des durchströmten Gebietes. Wenn man ferner das Längenprofil des Gackaflußes studiert, so kommt man ebenfalls zur klaren Überzeugung, daß man es mit einem Gewässer zu tun hat, welches sich gegebenen orographischen Verhältnissen anpaßte, so gut es eben ging und wel- ches kaum imstande ist, in der einen Akkumulation zu erodieren. Eine Reihe von Erscheinungen beweist dies sehr deutlich. Zu- nächst im gemeinsamen Arm die Flußbarre bei der Einmündung des P. Sv. Marka (Fig. S—9.) welche die Flußtiefe nahezu auf ein Drittel reduziert, ohne angegriffen zu werden. Ferner das Überströmungsgebiet von Ototac. Die Flußtiefe nimmt auf der kurzen Strecke von kaum 200 m von 6 m auf 1 m ab u. zw. infolge Ahlagerung lehmiger und schlammiger Sedimente, während zahlreiche, kaum in das Terrain ein- geschnittene Arme nach W abzweigen. Diese hochinteressante Er- .scheinung im Sohlenlängenprofil, welche auf die geologische Geschichte 1 Ich verwende hier und auch an späteren Stellen den Ausdruck «Erosions- schlucht» ete. in Ermangelung eines besseren Ausdruckes; werde jedoch zeigen, daß eigentliche «Erosion» nicht stattgefunden hat, sondern bloß chemische Aus- laugung. 300 D: KARL V. TERZAGHI (48) des Flußes ein helles Licht wirft, werde ich an späterer Stelle sehr ausführlich behandeln. Daß man es tatsächlich mit Sedimenten und nicht mit einer Abdämmung durch Verwerfung zu tun hat, wurde beim Bau der steinernen Brücke in Otocac in den achtziger Jahren des vorigen Jahrhunderts schmerzlich empfunden. Die Brückenwiderlager wurden, trotzdem der Fels im Nachbargelände ansteht, unter großen Schwierigkeiten 5 m in Schlamm niedergebracht, weitere 6 m wurden pilotiert. Trotz dieser tiefen Fundierung stürzte die Brücke kurz nach Fertigstellung infolge Nachgebens der Widerlager ein. Auch die Piloten der Spitalsbrückenjoche haben den Fels nicht erreicht. Das nach Svica hin abfließende Wasser sammelt sich vor dem Dorf im sogenannten «Obersee», durchbricht den in SE—NW-licher Richtung streichenden Bergrücken und stürzt eine etwa 35 m hohe Steilstufe in das Seebecken hinab, bewegt sich also durchwegs in Hohlformen, deren Entstehung man sich wohl kaum durch die Tätig- keit fließender Gewässer erklären kann. Dagegen fließt die nördliche Ga@ka, ganz analog der Durchbruchsstrecke des Likaflußes in einem typischen, 50 bis 100 m breiten Erosionsgraben, weist etwa das 3'7-fache Gefälle der Poljenstrecke Quelle bis Otocac auf (die Gefäll- stufe Brlog ist künstlich erzeugt) und hatte die Kraft, die im Poljen- boden des Längstales höchstwahrscheinlich durch tektonische Ver- schiebungen hervorgeruienen Gefällsprüche durch Eintiefung zu über- winden und ein einheitliches Längenprofil zu erzielen. Auf solche Ge- fällsbrüche deuten die mächtigen, porösen, mit Stengel- und Blatt- resten reichlich durchsetzten Tuffablagerungen auf dem tuffigen Lehm zwischen Zakule und Brlog. Trotzdem aber sieht man, wie das Längs- profil durch die Gefällsverhältnisse des primären Senkungstales bedingt wurde Es nimmt nämlich das Flußgefälle von Ototac aus gegen Brlog allmählich zu, wobei das Tal von Otocac bis Brlog durchwegs im Kreidekalk verläuft und keine wesentlichen Schwankungen in der &esteinsbeschaffenheit aufweist. Wenn nun die mechanische Erosion die «Erosionsrinnen» und ihre Entstehung nicht erklären kann, muß man die chemische Eıosion, die Auslaugung, heranziehen. Eine ganze Reihe von Beobachtungen spricht zu Gunsten dieser Annahme. In der Flußstrecke von Tukljace bis Brlog durchfließt, wie schon eingangs erwähnt wurde, der nördliche Ga@kaarm eine lange Reihe kreisrunder Seebecken, welche nur als Dolinen gedeutet werden kön- nen. In der ganzen Gegend findet man kaum eine einzige Doline von so bedeutenden Abmessungen, wie sie von den so zahlreichen Fluß- dolinen aufgewiesen wird. Die Dolinen sind offenbar im Poljenboden (49) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 301 schon vorhanden gewesen bevor sie noch vom Flube durchströmt wurden und gleichzeitig mit der Auslaugung des Talweges erfolgte auch die Niedertiefung und Ausweitung der Dolinen. Einfurchung des Talweges durch mechanische Erosion hätte Geschiebeführung bedingt. Terrainsenken von den bedeutenden Abmessungen der Flußdolinen hätten als Klärbecken gewirkt und wären unbedingt verlandet worden. Nach Verlandung der Dolinen wäre Akkumulation von Sand und Schotter im nächsttieferen Polje erfolgt. Statt dessen finden wir aus- geweitete Dolinen, Tuffablagerungen, kalkhaltigen Lehm, und Löß und weder im Gusicpolje noch im Vlaskopolje konnte ich Deponien von Sand und Schotter entdecken. Die Annahme einer Eintiefung der Talfurche auf chemischem Wege könnte trotzdem etwas unwahrschein- lich wirken, wenn nicht die direkte Beobachtung sehr zu ihren Gun- sten sprechen würde. Bei den zahlreichen Wassermessungen, welche ich mit dem Ganserschen Flügel im Gackafluß vornahm, konnte ich sehr zu meinem Unbehagen bemerken, daß die tiefer gelegenen Was- serschichten mit Kalk gesättigt sind. Während bei den Geschwindig- keitsbeobachtungen in den oberen Wasserschichten das elektrische Läutwerk tadellos funktionierte, selbst bei halbstündiger Dauer der Signalgebung, mußte ich bei den Beobachtungen in den untersten Schichten, oft schon nach einer halben Minute, regelmäßig aber nach 3 Minuten, den Flügel hochziehen und reinigen. Die Kontaktfeder des Läutapparates inkrustierte sich derart mit Kalk, daß die Signale aus- blieben und falsche Beobachtungsresultate waren oft die Folge. Diese Kalkanreicherung mußte im Flußlauf selbst erfolgen, denn nirgends konnte ich an den Quellen Tuffablagerungen finden, obzwar dort das Wasser über künstliche Stauwehre frei niederfällt. Wo hingegen der Fluß nach längerem Lauf eine Stufe passiert, bei den Wasserfäl- len in Svica, bei den längst verschwundenen Stufen von Zakule, an den Stauwehren sämtlicher Mühlen von Brlog, finden sich bedeutende, oft viele Meter mäcktige Tufflager. kine wichtige Rolle bei dieser Auslaugungstätigkeit des Karst- flusses dürfte die dichte Wasserpflanzenvegetation bilden, welche von den Quellen bis zu den Ponoren die Flußsohle bedeckt und zuweilen das Durchflußprofil auf die Hälfte reduziert und bei Niedrigwasser das Wasserspiegelgefälle des nördlichen Armes in eine Unzahl von Gefälls- stufen zerlegt. Das Auflreten dieser reichen Vegetation ist einerseits durch das minimale Gefälle des Flusses bedingt, liefert aber andrer- seits durch die Verwesung Produkte, welche die Lösungsfähigkeit des Wassers erhöhen. Während das umliegende Terrain nur zur Zeit der atmosphärischen Niederschläge mit lösungsfähigem Wasser in Mitt. a. d. Jahrh. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 6. Heft. 309 D: KARL V. TERZAGHI (50) rung kommt, arbeitet das durch die Verwesungsprodukte und Säuren gesättigte Flußwasser ununterbrochen an der Abtragung. Auf diese Weise können im Kalk Erosionswirkungen hervorgebracht werden durch Gewässer, welche bei weitem nicht über so viel Gefälle verfügen, um eine mechanische Erosionsarbeit leisten zu können. Es ist aber auch klar, daß ein solches chemisch erodierendes Gewässer weniger die Tendenz haben wird, in die Tiefe, als vielmehr bis zu einer gewissen Grenze in die Breite zu erodieren. Die Sohle wird nach Ablauf eines jeden Hochwassers verschlammt, mit Lehm gedichtet und der Fels wird der chemischen Einwirkung entzogen, während die Böschungen frei bleiben. Wir finden daher die Breite des nördlichen Ga@katales mit 50 bis 100 m bei relativ geringer Tiefe, wir sehen auch an den Hängen nirgends die sonst so charakteristischen Spuren mechanischer Erosion. Die Hochufer zeigen dort, wo sie steil und felsig sind, massige, runde, block-, polster- und wulstartige For- men, genau so, wie man sie etwa in den Dolinen der dichtbewaldeten «Uvala» bei”Zutalokva vorbrechen sieht, welch letztere gewiß keiner mechanischen Erosion ihre Entstehung verdanken. Zur Zeit des dilu- vialen Rückganges der mittleren Jahrestemperatur werden wohl die Hochwässer infolge Schneeschmelze viel katastrophaler gewesen sein, als dies heute der Fall ist. Auch die Verdunstungsverluste, welche im Karst eine sehr bedeutende Rolle spielen, mußten stark hinter den heutigen zurückbleiben. Es konnte daher eine bedeutendere Wasser- menge oberflächlich zum Abfluß kommen. Die Wassergeschwindigkeit war größer, der Talweg wurde freigehalten und das Wasser konnte sowohl auf der Sohle als auch an den Böschungen lösend wirken. Mit der Ausbildung der heute bestehenden Abflußverhältnisse ging auch die Wassergeschwindigkeit in der Erosionsrinne zurück und die Sohle des alten Talweges wurde durch Sedimentation von festem gelbem Lehm allmählich aufgehöht. Eine Folge dieser sekundären Aufhöhung sind die merkwürdigen Querprofile im gemeinsamen Gackaarm, wie sie Fig. 11—13 zeigt. Nahezu ebene Sohle von bedeutender Breite und steile, zum Teil felsige Böschungen. Die Profilsformen sind von außerordent- licher Regelmäßigkeit und ganz unabhängig von Kurven. Nur dort er- weitert sich das Flußbett, wo die Rinne eine alte Doline passiert. Durch diese Lehmlage ist der Talweg derart gedichtet, daß meßbare Wasserverluste nicht auftreten. Dem südlichen Ga@kaarm, welcher, wie schon erwähnt, wahr- scheinlich sehr jungen Datums ist, fehlen die charakteristischen Eigen- schaften des gemeinsamen Hauptflusses. Der Talboden im Tal des nörd- lichen Ga@kaarmes hingegen besteht vollkommen aus festem, gelbem (51) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 303 Lehm und der Fluß schlängelt in seinen eigenen Sedimenten von einem Ufer zum andern. Bei Zakule fließt er in mehreren Windungen in einer tiefen Erosionsrinne, wobei er die mächtige Tuffdecke bereits durehschnitten und in die lehmig-kalkigen Sedimente des Liegenden sein Bett gegraben hat. Während in den ersten 7 km seines Laufes zahlreiche Ponore auftreten, sind in den folgenden S km bedeuten- dere Wasserverluste nicht zu konstatieren, trotzdem am Boden der Flußdolinen Wasserdrücke von 15 und mehr Metern auftreten. Das Flußbett ist eben vollkommen gedichtet. Vorstehende Ausführungen dürften zur Genüge bewiesen haben, daß man den Fluß für die Entstehung eines gewaltigen, ebenen Pol- jenbodens von 15 km Länge und 5 km Breite nicht verantwortlich machen kann. Der tiefgesunkene Rest einer alten Einebnungsfläche kann das Polje auch nicht sein, wie ich bereits eingangs erwähnt habe. Es gibt somit nur noch eine einzige Möglichkeit, die Entstehung des Ga@kapoljes zu erklären, u. zw.: das Niedersinken in Verbindung mit der Denudation, wobei jedoch das Niedersinken, wenigstens im eigentlichen Ga@kapolje, nur eine gewissermaßen sekundäre Rolle ge- spielt haben dürfte. Die Denudation ist, trotz ihrer langsamen Fortschritte, in ihren Wirkungen nicht zu unterschätzen. Hören wir diesbezüglich die Aus- sprüche unserer Karstforscher. Grun sagt in seiner «Karsthydrographie» auf S. 198: «Das Gebirge ist infolge der vielseitigen Zerstörung durch Abtragung und Zerstückelung eine große Ruine. Es verrät in seiner Oberfläche nur wenig den Schichtenbau, wie schon Penck hervorhebt. Die Bewegungen waren bereits vor der Diluvialzeit längst zum Still- stand gelangt.» Man bedenke nun: Die Erosion ist im Karst nahezu ausgeschaltet. Die Denudation ist nach obigem Zitat ein eminent for- menbildender Faktor, wie die unzähligen, vielgestaltigen abflußlosen Hohlformen beweisen. Die Konservierung von Ebenen kann infolge- dessen nur dann erfolgen, wenn der formenbildende Faktor des Karstes, die Denudation, auf der Ebene selbst ausgeschaltet ist. Und daß sie es de facto ist, will ich versuchen in Nachstehendem darzutun.! In der Uvala bei Zutalokva sieht man z. B. sehr klar, was die Denuda- tion an Formenbildung und Abtragung leisten kann. Es ist dort, von dichtem Buchenurwald bedeckt, Doline an Doline. Die Durchmesser der Dolinen betragen bis zu 120 m, ihre Tiefen bis zu 40 m. Es wurden jedoch nicht bloß die Dolinen niedergebracht, sondern auch die zwischen 1 Die eingehendste physikalisch-chemische Begründung erfährt dieser Satz im 8. Abschnitt. 99% 304 D: KARL V. TSRZAGHI (52) ihnen stehen gebliebenen Kämme denudiert. Wenn man ferner die ab- flußlosen Becken in der Kapella nordöstlich von Plitvice in Betracht zieht, ferner die tiefen Kesseltäler im Gebirge zwischen Laas und dem Zirknitzersee, um nur einige drastische Beispiele zu nennen, welche mir aus eigener Anschauung bekannt sind, so wird dem Gedanken an Denudationsbeträge von zwei- bis dreihundert Metern das Absurde ge- nommen. Ich habe speziell die Dolinen der Uvala bei Zutalokva ein- gehender studiert, nachdem sie für die dort projektierten Bauarbeiten von Bedeutung sind, und bin zu der Überzeugung gekommen, daß die Urwaldvegetation, welche die Dolinenlandschaft überwuchert, eine sehr wesentliche Rolle bei der Entstehung der Dolinen gespielt haben muß. Gesetzt den Fall, es wären zwei unbedeutende und unregelmäßige Vertiefungen im Boden, beide ganz gleich, nur wäre die eine in be- waldetem, die andere in kahlem Terrain. Beide seien denselben atmo- sphärischen Niederschlägen ausgesetzt. Bei der ersten. im Wald be- findlichen Vertiefung wird das meteorische Wasser vom Humus aufge- saugt wie von einem Schwamm. Ein Teil wird durch die Vegetation verdunsten, der andere Teil wird hingegen mit Säuren gesättigt, im Humus niedersitzen und erst am tiefsten Punkt der Mulde entlassen werden, gerade so wie ein nasser, auf den Tisch gelegter Schwamm nicht auf den Seiten rinnt, sondern erst unmittelbar auf der Tisch- platte. Im tiefsten Teil der Mulde werden die säuregesättigten Wässer in den porösen Kalk übertreten und durch Auflösung die Sohle tiefer und tiefer legen. Dieser Prozeß, sehr oft wiederholt, zieht die Entstehung einer Doline nach sich. Die Ausbildung der Gehänge hält mit der Tieferlegung der Sohle gleichen Schritt, genau so, wie die Aus- bildung der Gehänge in einem Erosionstal, wo der Neigungswinkel durch den natürlichen Böschungswinkel des Verwitterungsproduktes, in vorliegendem Fall der Humuserde, bestimmt ist. Die Dolinenformen in der oben zitierten Uvala sind nach Querprofil und Hangneigung derart kongruent, daß eine Orientierung fast unmöglich ist. Die zu- weilen anzutreffende Asymmetrie der Dolinen ist sehr begreiflich, denn der Gleitwinkel von Humus auf Schichtflächen ist unter Umständen ein anderer als der Gleitwinkel auf Schichtköpfen. Die Folge davon ist Asymmetrie der Doline nach dem Schichtstreichen, Symmetrie nach dem Fallen. Mit dem größeren oder geringeren Maß der Klüftung des Kalkes am Grund der supponierten Mulde hat die Entstehung der Doline gar nichts zu tun, so groß ist in einigermaßen gestörtem Gebirge die Klüftigkeit immer, um das allmählich niedersitzende, im Humus aufgespeicherte Wasser zu absorbieren. Ich konnte auch in meinem Arbeitsgebiet nirgends zeilenförmige Anordnung von Dolinen konsta- ( 53) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 305 tieren. Wenn eine solche irgendwo auftritt, so kommt dies von der primären orographischen Veranlagung dieser Zeile, indem die Ober- flächenverwitterung nach dieser Linie eine leichte Längsmulde schaffen konnte, etwa in gelocktertem Gestein zu beiden Seiten einer Verwer- fung, nicht aber von der größeren Wasserabsorptionfähigkeit dieser Mulde. Es müßte doch sonst der kluftreichste, durchlässigste Kalk am meisten zur Dolinenbildung neigen. Die Dolinenphänomen in massigem, dichtem Guttensteinerkalk der Uvala übertrifft jedoch weit die Doli- nenbildung in den klüftigen Kreidekalken des Gackopoljes und seiner nächsten Nachbarschaft. Was nun die zweite flache Mulde anbetrifft, welche ich im vegetationslosen Gebiet supponiert habe, so muß man zwei Fälle unterscheiden. Mulde im Hochgebirge und Mulde im Berg- land. Ich habe in früheren Jahren sowohl im Hochschwab-, als auch im Dachsteingebiet und im toten Gebirge die Beobachtung gemacht, daß dort in den Mulden die Schneedecke eine ähnliche Rolle spielt wie im Buchenurwald des Berglandes der Humus. Die Schneedecke, welche einen guten Teil des Jahres die Mulde bedeckt, verhindert einen Teil der atmosphärischen Niederschläge, direkt in die Klüfte des Kalkes einzutreten. Die Schmelzwasser fließen auf und in ihr nach dem tiefsten Punkt und legen dort durch ihre Lösungsfähigkeit den Boden tiefer. Es ist somit, wenn auch nicht in dem Maß, wie im bewaldeten Terrain, die Möglichkeit zur Dolinenbildung vorhanden. Im sterilen Bergland hingegen, etwa in den verkarsteten Partien der kroatischen Küsten- striche, sind die Vertiefungen zwischen den Kalkköpfen und Rippen mit Lehm erfüllt. Die einzelnen Lehmpartien hängen vielfach mit ein- ander gar nicht zusammen. Die atmosphärischen Niederschläge ge- langen somit zum Teil direkt in die Klüfte, zum Teil werden sie dazu verwendet, den Lehm mit Wasser zu sättigen. Er kann ungemein viel Wasser aufnehmen. Es ist dies eine der großen Schwierigkeiten bei der Berieselung von Feldern im Karst. Keine Bodenart benötigt so viel Wasser zur Durchfeuchtung. Der Lehm entläßt das Wasser ungemein langsam, der nächste ausgiebige Sonnenschein trocknet ihn vollständig aus. Es dürften aus diesem Grunde die Verdunstungsverluste im Sommer sehr bedeutend sein. Nach dem tiefsten Punkt der Mulde gravitiert so gut wie nichts. Am sinnfälligsten habe ich die Wirkung der Abwesenheit des Humus im Korenitkopolje gesehen. Es ist dort, südöstlich von Korenica, ein wahres Steinfeld von zahllosen Köpfen und Rippen stark zerklüf- teten Kreidekalkes im Ausmaß von ca. einem Quadratkilometer. Und nicht einmal der Ansatz zu einer Doline vorhanden. Dasselbe kann man in den vegetationslosen Strichen des Ga@kapoljes beobachten. Selbst- 306 D: KARL V. TERZAGHI (54) verständlich gibt es zwischen den beiden zitierten Extremen, Uvala von Zutalokva und Koreniäko polje zahllose Übergänge. Auf zwei Dinge weisen die oben angeführten Beobachtungen und Vergleiche hin: Erstens, daß in unserem Karstmittelgebirge, die kräftige und allgemeine Ausbildung abflußloser Hohlformen durch das Vorhan- densein lockeren Erdreiches, indirekt also durch die Bewaldung bedingt ist und daß zweitens der absolute Betrag der Denudation in bewal- detem Gebirge viel größer sein muß, als im sterilen Gebiet, nachdem ein großer Teil der Niederschläge von Lehm absorbiert wird und mit der Austrocknung des Lehmes wieder verdunstet, und eine Erhöhung der Lösungsfähigkeit des versickernden Wassers durch Verwesungspro- dukte nicht stattfindet. Während also die chemische Denudation im bewaldeten Bergland ihre formenbildenden Kräfte auf das reichste be- tätigt, sind diese Kräfte im humusfreien Terrain mehr oder weniger ausgeschaltet. An Stelle der formenbildenden Denudation ist die konservierende Oberflächendenudation getreten. Ich will nun versuchen, diese Erfahrungen auf die Erklärung des ebenen Poljenbodens inı Ga@kopolje anzuwenden. Es ist nach den zahl- reichen Bruchlinien, welche die Ränder des Poljes begleiten, sehr wahr- scheinlich (von Grunp ist dies für die meisten westbosnischen Poljen nachgewiesen), daß wir es mit einem tektonischen Senkungsfeld zu tun haben, niedergesunken zwischen Bruchlinien, welche sich unter den verschiedensten Winkeln kreuzen, in der Hauptsache jedoch dem Schichtstreichen parallel laufen. Es liegt daher auch das der intensiven Denudation entzogene Polje viel tiefer als das gegenwärtig noch der Abtragung und Modellierung unterworfene Bergland der Umgebung. Nun geht aus einer sehr einfachen theoretischen Überlegung klar hervor, daß ein Bruch, welcher ein Gebirge quer durchsetzt, in großer Tiefe glatt, in der Nähe der Erdoberfläche hingegen uneben und splittrig ausfallen muß. In großer Tiefe befindet sich ein Gestein im Zustand latenter Plastizität. Es steht nicht unter den Gesetzen, welche die Festigkeit spröder und schwach elastischer Körper beherrschen, son- dern unter den Gesetzen der Hydrostatik. Dies hebt schon Hrım hervor. Dem Spannungsausgleich in dieser Tiefe geht ein Fließen des Materiales voraus und bereitet eine glatte Rutschfläche vor.! 1 Ich hatte erst vor kurzem wieder, in eisenschüssigen Konglomeraten der archaischen Formation bei Kitzbühel in Tirol, Gelegenheit, dieses «Fließen» in einwandfreiester Form zu konstatieren. Die Rollstücke bestanden aus blauem, krystal- linischen Urkalk. In manchen Partien war das Konglomerat vollkommen unver- ändert, die Rollstücke nicht deformiert. An anderen Stellen waren die Rollstücke (55) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOÖGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 307 Jede Gesteinspartie übt auf ihren Nachbar gewissermaßen einen Horizontalschub aus. Nahe der Erdkruste hingegen fällt diese Wechsel- wirkung aus. Der Sprung verläuft dort, wo er eben den kleinsten Widerstand findet, er wird sich gabeln und wird spliitern. Selbst in homogen gestampftem Beton verlaufen die Sprünge zackig. Nun erst in einem vielfach dislozierten Gebirgskörper." Wenn nun eine polygonal begrenzte Scholle zwischen solchen zackigen Sprüngen niedersinkt, so ist es klar, daß an den Bruchwänden die stärksten Massendefekte auf- treten müssen. Stellenweise werden die Felspartien hart an einander gleiten, an anderen Punkten werden sich Klüfte bilden und Hohlräume, welche teils frei bleiben, teils mit losem Trümmerwerk ausgefüllt sind. Diese Klüfte sind natürliche Hauptsammelkanäle für das Karstwasser und in ihnen findet die Wasserzirkulation den geringsten Widerstand, während die Fortsetzungen der Klüfte in das umgebende Bergland bei weitem nicht dieselbe Kapazität aufweisen, es hat eben an ihnen kein so bedeutendes Absinken und infolgedessen auch keine weitgehende Berstung des Materiales stattgefunden. Das Polje ist durch diese natür- liche Kanalisierung zu einer hydrographischen Einheit gestempelt. (Im 7. Abschnitt eingehend behandelt.) Bei eintretenden Hochwässern wird die Inundation in dem von den Hauptsammelkanälen umgebenen Gebiet auf gleicher Höhe stehen, nachdem der Abfluß durch die ziemlich ge- schlossenen Kluftfortsetzungen nur langsam erfolgen kann.” Durch diese Konstatierung rückt das Poljenproblem seiner Lösung um einen großen Schritt näher. Das bergige Terrain ist in geschlossener Scholle niedergesunken, die Denudation wirkt weiter in der Schaffung abflußloser Hohlformen.” Sobald der Boden einer «Uvala» in den gewissermaßen ausgewalzt. An den Bruchflächen in der Walzrichtung erschienen die Kalkstücke wie eine hellblaue, lappig begrenzte, auf die eisenschüssige Zwischen- lage ausgegossene, weich plastische Masse und wiesen nicht den geringsten Sprung auf. An anderen Stellen hingegen war die Auswalzung bis aufs äußerste getrieben. Das Gestein erschien im Bruch auf das feinste rot und blau gebändert, die Streifen kaum ein bis zwei Millimeter breit, die blauen Kalklagen in feinen Spitzen aus- keilend. Und trotzdem von einem Sprung keine Spur. 1 Eine analoge Erscheinung sind die an Erzgängen zuweilen zu beobachtenden Gangablenkungen durch bereits vorhandene Sprünge. > Die Klüftigkeit der Bruchzonen erklärt auch die mehrfach erwähnten Häu- fungen von Felsblöcken am Grund der Dolinenponore, sowie die bei Svica und im N-lichen Gackabett auftretenden Blockmassen, welche an Ort und Stelle entstanden sein müssen. ® Die Abriegelung von Poljen durch zeitlich getrennte Gebirgsschübe steht in bemerkenswerter Beziehung zur Eiszeittheorie Ramsays, nach welcher die Ver- eisung im Alpengebiet durch das Hochstauen dieses Teiles der Erdrinde aus dem 308 De KARL V. TERZAGH) (56) Inundationsbereich gelangt und jährlich eine ganz bestimmte Zeit inundiert wird, so ist dem Wald, welcher bei der Neubildung von Hohlformen eine so wichtige Rolle zu spielen scheint, die Existenz- möglichkeit genommen. Der Humus wird durch den dolinenfeindlichen Lehm ersetzt. (Ziffermäßige Behandlung der Denudationsdiff. im 8. Abschn.) Die bewaldeten Hügel und Berge werden nach wie vor denudiert, der Boden hingegen wird konserviert und seine Ausdehnung wächst mit der Abtragung der Reliefformen. Aus den oben angeführten Gründen werden sich sämtliche Muldenböden auf demselben Niveau befinden, nachdem die Grenze, welche dem Baumwachs durch die Inundationen vesetzt ist, in allen Mulden innerhalb des Senkungsfeldes gleich hoch liegt. Die Mulden wachsen zusammen, ähnlich wie dies Cvisic als Zu- sammenwachsen von Uvalas erklärt hat. Nur mit dem Unterschied, daß er.den wichtigsten Faktor nicht erkannt hat, welcher die vielen Uvalas zu einer orographischen Einheit zusammenschließt: die kana- lisierten Ränder eines Senkungsfeldes. Dieser Eindruck hat sich mir schon vor sechs Jahren aufgedrängt, als ich nach mehrstündiger Wan- derung durch die Hohlformenreihen, von prachtvollem Urwald beschat- teten Berge von Laas, zum erstenmal die lehmbedeckte, eintönige Fläche des Zirknitzersees vor mir sah, in welcher jede formenbildende Kraft erstorben zu sein scheint. Der Grund zu dieser Lahmlegung konnte doch nur in der Abwesenheit der humusbildenden Vegetation liegen. Und viel einpdringlicher wirkt noch der Anblick des Gackopoljes, wo aus einer baumlosen, felsigen Ebene isolierte, dichtbewaldete Kuppen ragen, wie aus einem erstarrten See. Es ist klar, daß bei einer Scholle in einem so wechselvollen Bergland, wie es die Umgebung des Gatko- poljes darstellt, das Niveau der waldzerstörenden Inundation von den einzelnen Partien in sehr verschiedenen Zeiten erreicht wird. Nachdem nun dieses Inundationsniveau während des Poljenbildungsprozesses schwankt, resultiert auch eine wellige Oberfläche. Eine solche charakte- risiert auch das Ga@kopolje, indem die Höhenlage des Poljenbodens, ganz ohne Rücksicht auf die Abflußrichtung, zwischen 450 und 480 m schwankt. Es ist nun sehr charakteristisch, daß sich die tiefsten Partien des Poljes in der Nähe des hügelreichen Südwestens hart am Poljen- rand befinden, jenseits der größten Verwerfungskluft Tonkovi@quelle— Rapaindol und daß der Fluß, dem gegebenen Terrain sich anschmie- Meeresniveau in die Firnregion hervorgerufen worden sei. Die Ruheperioden in der Gebirgsbildung finden im Alpengebiet ihren Ausdruck in den Interglazialperioden, in der Kalkzone des heutigen Karstgebietes hingegen in der Entstehung von Poljen. (37) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 309 gend, zwischen den stehengebliebenen Hügeln Prozor, Vital, Spilnik Vinica und Humac hindurchschlängelt. Es steht dies mit der von Dr. Grunp betonten, im übrigen selbstverständlichen Tatsache im Ein- klang, daß der Karstwasserspiegel und mit ihm das Inundationsniveau im Laufe der Zeit, infolge Ausweitung der Wasserbahnen, sinkt. Wenn das Niveau der waldfeindlichen Inundation gesunken ist, so mußten auch die jüngsten zur Konservierung gelangten Terrainteile am tiefsten liegen. Und die jüngsten Teile liegen selbstverständlich an der Poljen- kluft oder, wie dies bei den Bergen Prozor, Vinica etc. der Fall ist, jenseits derselben. Wir finden genau dieselbe Erscheinung im Lika- polje, westlich von Gospic. Hart am Fuße der gewaltigen Bergformen des Velebit, nördlich von Trnovac, ist das Becken verschlammt und versumpft und seine Oberfläche liegt auf Kote 562, während die Ebene, welche die Lika östlich von Gospi@ durchschneidet, die Koten 572, 577, 576 aufweist. Auch im Krbavapolje liegen die tiefsten Partien am Westfuß der höchsten Erhebungen und zwar des Runjavi vrh, 1009 m etwa der halben Höhe des Poljes. Diese Erscheinungen sind wohl kaum auf einen Zufall zurückzuführen, ebensowenig wie die zwischen 450 und 485 m schwankende, von Schichtstreichen und petrographischem Bestand des Poljenuntergrundes vollkommen unabhängige Höhenlage des Poljenbodens im Gackopolje. Nun kommen wir zu den Beziehungen der einzelnen Poljenbecken zu einander. Wenn wir die relative Höhenlagen der einzelnen Poljenbecken zwischen Kapella, Pljesivica einerseits und Velebit andererseits ver- gleichen, so finden wir, daß sie vom Korenicko Polje, welches im äußersten Winkel in 550 m Seehöhe, weit vom Meer zwischen zwei Gebirgszüge eingekeilt erscheint, treppenarlig nach dem tiefsten Punkten, dem Vlaskopolje und dem Svicasee, abnehmen. Krbavapolje 626, Likapolje 570, Polje von Kossinj 490. Gac@kopolje 460, Polje von Brlog 440, Vlasko- polje 425. Und genau westlich von Vlaskopolje strömen die zahlreichen untermeerischen und Strandquellen von Sv. Juraj-Valle Molini. Eine Ausnahmsstellung nimmt das Bilopolje mit 620 ein, welches jedoch zwischen zwei Werfnerschieferaufbrüchen isoliert ist und höchstwahr- scheinlich nach dem Unatal entwässert. Diese Poljen, welche, wie er- sichtlich, in ihrer Höhenlage stark differieren, sind von einander durch relativ schmale Bergzüge getrennt. So schiebt sich zwischen das Polje von Kossinj und das Gatkapolje eine Gebirgsschwelle von bloß 7 km Breite, das entspricht in der kürzesten Verbindung der Poljen einem Gefälle von nahezu 1°/oo, während das Ga@kopolje sozusagen kein Gefälle aufweisen kann. Dasselbe gilt von dem Gebirgszug zwischen den beiden Likapoljen. Durch die Denudation wird der Gebirgszug, welcher zwei 310 D: KARL V. TERZAGHI (58) hydrographische Poljeneinheiten von einander trennt, solange abge- tragen, bis ein Überfließen des Inundationswassers in das benachbarte, tiefere Polje erfolgen kann. Anfangs nur zur Zeit des Hochwassers, solange, bis das Jahr für Jahr überfließende Hochwasser einen derart tiefen Talweg ausgelaugt hat, daß auch das Normalwasser und das Niedrigwasser in das Nachbarpolje gelangen kann. So erklärt sich die rätselhafte Erscheinung des bedeutenden Gefälles von Verbindungs- stücken zwischen zwei trägen Poljenflüssen. Das Gefälle der Flüsse ist eben indirekt proportional der durch tektonische Störungen hervor- serufenen Kanalisierung des durchzogenen Gebietes. Im ersten Stadium des Überfließens rinnt das Hochwasser nach der von der Denudation vorgeschriebenen Tiefenlinie und stürzt über eine Steilstufe in das Nachbarpolje. Das Nachbarpolje empfängt durch ein solches Ereignis mehr Wasser als es abführen kann und verwandelt sich in einen perio- dischen See, wie wir es heute noch beim Svicasee beobachten können. Zunächst der Einmündung des Hochwasserflusses setzt sich die Haupt- masse der von ihm mitgeführten lehmigen Sinkstofte ab und an der Steilstufe selbst entstehen bedeutende Ablagerungen von Kalktuff, die der Fluß, infolge seiner Auslaugungstätigkeit, auf seinem neuen Tal- weg aufnimmt. Wenn wir das Tal des nördlichen Gatkaarmes betrachten, so können wir den oben im Schema skizzierten Entwicklungsgang auf das klarste verfolgen. Der Übersichtlichkeit wegen will ich die Situationen durch Flußkilometer präzisieren. Ich hatte schon im ersten Abschnitt die augenfällige Vierteilung der ersten 15 km des nördlichen Ga@kaarmes hervorgehoben. Von den vier Teilen entfallen die ersten zwei auf das alte Inundaltionsgebiet in der NW-Ecke des Hauptpoljes, der dritte auf den durch Überströmung und Auslaugung bewältigten Trennungsrücken zwischen Ga@kopolje und Dubrava. Ich will die wichtigsten Eigenschaften der ersten zwei Teile kurz rekapitulieren. Kaum zweihundert Meter vor der steinernen Brücke in Olocac beträgt die Wassertiefe im Ga@kabett 6 m. Von dort ab, an der Stelle, wo der Fluß nach Osten biegt und die Ponorregion betritt, reduziert sich die Wassertiefe auf einen Meter. Die Ufer sind bis km 3'77 mehr oder weniger flach, felsig, während der Kreidekalk im Nachbarterrain unter einer mächtigen Lehmdecke begraben ist. In km 3'7 : Abzweigung eines trockenen Flußbettes nach Osten, der Fluß schwenkt um 120° ab. Die Hochufer sind nunmehr steil, felsig und nahezu parallel. Die Lehmdecke am Gelände wird immer schwächer und nördlich von Staro Selo tritt auf den Plateaus der Kalk bereits nackt zutage. Zwei perio- disch fließende Bäche, Sekisovac potok und Bukarinovac potok, ent- ut (59) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, all springen zwischen Um und Erderovakosa in 500 m Meereshöhe, fließen in westlicher Richtung und münden nördlich von Staro Selo. Ein drittes, vollkommen ausgetrocknetes Tal kommt ebenfalls von Osten und mündet bei der Brücke Staro Selo. Bei dem Bächlein Sv. Marko, welches verkarstetes Terrain durch- quert und selbst zur Zeit der Herbstniederschläge und nach der Schneeschmelze als ärmlicher Wasserfaden in seinem Rinnsal fließt, haben wir gesehen, welche bedeutende Menge von Sedimenten er im Laufe der Jahrhunderte in den Ga@kafluß geschwemmt hat, wo sie sich zu einer vier Meter hohen und über hundert Meter langen Fluß- barre aufgetürmt haben. Das Verlaufen der Zuzugskanäle sämtlicher Ponore an der nördlichen Gatcka mit Gegengefälle beweist ferner, daß das Wasser unter solchem Überdruck aus den Ponoren strömt, daß es im Lehm Erosionsarbeit leisten kann. (Siehe auch S. 333.) Wenn man diese beiden Erfahrungen nebeneinander hält, so wird man sich nicht wundern, daß die Erosionsrinne des Gackaflusses vom Beginn der Ponorzone an, wo Ponor an Ponor Wochen und Monate lang Wasser speit und über die mächtige Lehmdecke ergießt, mit eingeschwemmtem Material nahezu verschüttet und zum Ausufern gezwungen worden ist. Der direkte Beweis für die sedimentäre Natur der Sohlenaufhöhung ist übrigens durch die Fundierungsarbeiten an den Oto@aner-Brücken erbracht worden. Man erkennt aber auch im Längenprofil sehr klar die Zusammenhänge zwischen Ponoren und Flußtiefe. Die Flußtiefe wechselt stark, ist jedoch zwischen je zwei Ponoren am größten. Die größte Flußtiefe halbiert die Ponordistanzen nicht, sondern ist durch- wegs stromabwärts verschoben, ebenso wie die Mündung des Potok Sv. Marko die Flußbarre nicht halbiert. In km 7'2 steht im Flußbett auf der Sohle bereits Felsen an und die Mächtigkeit der Lehmdecke ist in den Talengen sehr gering. Ein Blick auf das Längenprofil genügt um zu erkennen, daß die felsige Talsohle in km 7°2 mindestens um volle drei Meter höher liegt, als in km 0°00 (Taf. XIL) Wenn wir ferner das Gelände östlich von unserer Flußstrecke betrachten, so erkennen wir daß es sich sowohl von Norden, als auch vom Süden nach dem trocken gelegten Flußbett ab- dacht, welches in km 3°7 vom Kurvenscheitel nach Osten abzweigt, in jene Partie des Poljes, in welchem die Lehmdecke am mächstigsten ist. Wir können daher mit größter Wahrscheinlichkeit annehmen, daß östlich von km 37 die tiefste Stelle des Inundationsgebietes gewesen ist, die Zone der alten Hauptponore. Die Existenz dieser Hauptponore verrät sich heute noch durch die Anwesenheit von tiefgelegenen, flachen Mulden, welche untereinander 319 D: KARL V. TERZAGHI (60) durch seichte, trockene Kanäle verbunden sind. Es ragt jedoch kein einziger Felskopf aus dem mächtigen Lehmlager. In die Ponorzone mündete von Süden der Gatkafluß, von Norden hingegen die von Skare und Podum kommenden Gewässer, welche sich in der heute noch bestehenden Erosionsrinne sammelten, jedoch in einer dem heutigen Flußlauf entgegengesetzten Richtung abflossen. Wenn die Strecke km 0°00 bis km 7°00 nicht im Inundationgsgebiet gelegen wäre, so hätte die eigentümliche, tief in den Felsen geschnittene und sekundär durch lehmige Sedimente wieder aufgefüllte Auslaugungsrinne des Flus- ses gar nicht zustande kommen können. Im Winterhalbjahr, zur Zeit, da die Ponore Wasser liefern, war die Gegend inundiert. Das Ponor- wasser stieg im Inmundationsgebiet empor und konnte daher nicht erodieren und keine Sedimente einschwemmen. Im Sommer floß der Fluß auf der mehr oder weniger von Sedimenten freigehaltenen Fluß- sohle und konnte sich in das Gelände einfressen.” Erst nachdem für das Hochwasser ein Abfluß nach der Dubrava geschaffen worden war, kam die Niveaudifferenz zwischen Ponor und Fluß zur Wirksamkeit und die Einschwemmung von Sedimenten konnte beginnen. Damals war aber die Auslaugungsrinne schon fertig. Es ist hochinteressant folgendes zu beobachten: In der Strecke km 0°00 bis km 3°7 herrschte im Fluß stets die gleiche Strömungsrichtung. Die Zulaufkanäle zu den Ponoren verlaufen daher ausgesprochen gegen den Strom. In km 37 bis km 7°00 hat die Strömungsrichtung zur kritischen Zeit gewechselt. Der Talboden ist nahezu horizontal und die Zulaufkanäle zu den Po- noren schlängeln sich senkrecht zur Flußrichtung. Ab km 7°00 hat offenbar ebensowenig ein Überströmen von Ponorwasser nach dem Fluß hin stattgefunden wie heute. Es besteht daher an keinem einzigen von ihnen ein Zulaufkanal. Sie werden zur Zeit des Hochwassers einfach überstaut und die Kommunikation zwischen Fluß und Ponor hört auf, sobald sich das Hochwasser zurückzieht. In km 7 wendet sich der Fluß zwischen zwei steilen Felswänden, welche die bisherige Talbreite auf etwa 20 m reduzieren, in scharfer Kurve nach Nordwesten, in seine neue Laufrichtung. In diesem Punkt ‚ändert sich der Charakter des Erosionstales vollkommen. Während die Talbreite bis dato konstant war, wechseln jetzt kesselförmige Erweite- rungen mit engen Stellen. Ponore sind keine mehr vorhanden, dafür setzen die kreisrunden Flußdolinen ein. Unmittelbar hinter der schar- 1 So ist auch die Flußsohle im Svicasee fast lehmfrei, trotzdem die lehmigen Sedimente zu beiden Seiten bedeutende Mächtigkeit besitzen. (61) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 313 fen Kurve ist die erste, mit 8 m Wassertiefe bei Niedrigwasser und entspricht gerade der Stelle, wo die nördliche Gaeka die west- liche Randverwerfung des Poljes überschreitet. Wir haben also hier den Punkt, wo die Überströmung des Hochwassers über die denn- dierte Randschwelle einsetzte. Bis dato ist der Fluß von Anbeginn auf einer Ebene geflossen, infolgedessen erhielt seine Erosionsrinne eine nahezu konstante Breite. Von km 7 an ergoß sich das Hochwasser über eine durch Denudation geschaffene Senke und durchfloß bald Mulden und Dolinen, bald überströmte es in schmalem Streifen einen Kamm. In den Hohlformen konnte es breite Flächen auslaugen und tieferlegen, auf den Kämmen erzeugte es nur eine Rinne, so breit, als es eben 'floß. Daher die ungemein wechselnden Talbreiten und Taltiefen, welche bei dem gegebenen Gefälle, ohne Schuttführung. durch mechanische Erosion unmöglich hervorgebracht werden können. Ein Sohlenlängenprofil, wie das der nördlichen Ga@ka kann durch mechanische Erosion überhaupt nicht, erzeugt werden. m km 13:3, also dort, wo die Verlängerung des Ostrandes der «Dubrava» den Flußlauf schneidet, westlich vom See X, setzt der Kreidekalk plötzlich an Kalktuff ab, welcher eine mächtige Schicht von kalkigem Lehm überlagert. Während der Fluß bis zum See X auf der Sohle eines breiten Tales mit felsigen Hochufern floß, verläßt er den See in einer engen Erosionsrinne mit gut 10 m hohen, steilen Böschungen aus lehmigem und tuffigem Material. Diese Sedimentschichten bedecken, ziemlich rasch schwächer werdend, die Talsohle vom See X bis Brlog, wo der Fluß nur mehr 1—1's m eingeschnitten ist. Bei Brlog wendet er sich nach Westen und verläßt das kleine Polje durch ein ca 190 m breites, kurzes Quertal zwischen steilen, etwa 40 m hohen Felshängen. Gleich nach dem Verlassen dieses Tales sehen wir ihn etwa 15 m tief in lehmige und kalkige Sedimente eingeschnitten, genau so wie bei See X, teils in flachen Windungen, teils in engen Serpentinen. Mehrere Häuser in Brlog sind aus Kalktuff erbaut, so daß man mit grober Wahrscheinlichkeit annehmen kann, daß auch dem Durchbruch von Brlog der Kalktuff nicht fehlt. Die Mächtigkeit der Schichten wird immer geringer und in Brlog stacije fließt der Bach bereits im Terrain und verläßt das Polje wieder durch ein kurzes Quertal, diesmal in SE-licher Richtung. Interessant ist es, zu sehen, daß auch in dem Stück km 9 — km 14 die Flußdolinen nicht fehlen. Wir sehen sogar eine solche Doline unmittelbar nach dem See X, zwischen dem Fels- hang und den Tufflagern. Es entspricht dies jedoch ganz den Beob- achtungen, welche ich am Svicasee gemacht habe. Die Ablagerung der Sedimente erfolgt derart gleichmäßig, daß jede Hohlform des felsigen 314 D: KARL V. TERZAGHI (62) Untergrundes sichtbar bleibt, wenn auch geglättet und ausgerundet. Der Seeboden wird gewissermaßen auf galvanischem Weg ausgekleidet. Seine eigene Erosionsrinne hält der Fluß hingegen frei, nachdem selbst bei gefülltem See in seinem Talweg eine gewisse Strömung herrscht. Wenn sich trotzdem etwas absetzen und den Talweg ver- legen sollte, so erodiert er es im nächsten Sommer wieder weg. Im Gusitpolje hat einerseits die Denudation und Erosion am Sattel gegen Vlaskopolje, andererseits die Aufhöhung des Bodens durch Sedimen- tation die endliche Entwässerung bewirkt. Nur die tiefsten Teile west- lich von Brlog sind heute noch versumpft. Eine ganz andere Vergangenheit als das Gac@kopolje scheint der Svicasee zu haben. Er ist kein Kesselbruchtal und kein Polje, sondern eine Reihe von großen, abflußlosen Mulden, welche ungefähr in der Mitte von einer E—W-lich verlaufenden Bruchlinie durchzogen wer- den. Sie wurden erst durch die bei Svica durch Denudation angebahnte, durch Überströmung und Auslaugung erfolgte Schaffung einer Ober- flächenkommunikation mit dem Ga@kopolje in eine Reihe von periodi- schen Seen verwandelt. Ich konnte folgendes beobachten: Wenn an den Vauclusequellen im Südostwinkel des Poljes Hochwasser auftritt, laufen in kurzer Zeit die 14 km entfernten Ponore am Nordwestrand voll und schlucken nur mehr unbedeutende Wassermengen. Ein Beweis für die rasche Wasserzirkulation innerhalb des Poljes. In den Syvica- seen hingegen kann man, zwischen benachbarten Seebecken, welche nur durch einen schmalen Kalkrücken von einander getrennt und durch eine Bruchspalte miteinander verbunden sind, Wasserspiegeldifferenzen von 20 m konstatieren. Erst ein künstlicher Durchstich hat einiger- maßen Abhilfe geschaffen. Durch diese Nebeneinanderstellung kann man es sich erklären, daß die Denudation im Ga@kopolje infolge Er- reichung des Inundationsniveaus in einer Höhe von 460 m Halt machen mußte, während das Becken des Syicasees, welches sich abseits vom kanalisierten Hauptpolje befand, bis auf 400 m niedergetieft wurde ohne die kritische Inundationsgrenze zu erreichen. Es ist auch heute noch zwischen dem Hochwasserspiegel im Syicasee und dem Hoch- wasserspiegel in dem 2's km östlich von ihm liegenden Ponor von Sumeeica eine Niveaudifferenz von im Mittel 20 m, trotzdem der Svicasee den größten Teil des Ga@kahochwassers aufnehmen muß. 7. Das Karstwasser. Wenn wir die Wassermengendiagramme des Gackaflusses (Fig. 24 und 25) betrachten, so fallen uns in erster Linie zwei Tatsachen auf: (63) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 315 1. Die mittleren Abflußmengen der Sommer- und Herbstmonate sind im Verhältnis zu den mittleren Abflußmengen der Winter- und Frühlings- monate wesentlich kleiner als die mittleren Niederschlagsmengen der Sommer- und Herbstmonate im Vergleich zu den Niederschlagsmen- gen der zweiten Jahreshälfte. 2. Während die Winterniederschläge im Diagramm als Spitzen zur Geltung kommen, erfolgt der Wasserabfluß in den Sommermonaten nahezu gleichmäßig. Die erste der beiden Tatsachen wird uns verständlich, wenn wir die Beschaffenheit des Hinterlandes ins Auge fassen. Das Hinterland des Ga@kopoljes besteht aus einem z. T. verkarsteten und bewaldeten Bergland, zum größten Teil jedoch aus der mit einer mehr oder weni- ger mächtigen Lehmschicht bedeckten, zum größten Teil bebauten Likaebene. Der Lehm ist an und für sich wenig wasserdurchlässie. Im Sommer verdunstet ein großer Teil der von dem ausgetrockneten Lehm absorbierten Wassermasse rasch infolge der außerordentlichen Hitze und ein anderer ebenfalls bedeutender Teil wird durch den Lebensproze® der Vegetation vergast. Perzentuell lassen sich die An- teile der beiden Faktoren nicht feststellen. Jedenfalls ist der Einfluß der Vegetation ein sehr bedeutender. Nach den Versuchen WoLLnys (Forschungen zur Agrikulturphysik 1891) mit dem Lysimeter betrug die Versickerung während der Monate Mai—Oktober im kahlen Lehm 33%, im grasbewachsenen Lehm bloß 1'3% der Niederschlagsmengen. Und die Versickerungsverhältnisse liegen beim Lysimeterversuch we- sentlich günstiger als im lehmbedeckten Karstterain. MÖLLENDoRF fand die Versickerung im «grasbedeckten Lehm» während des Winters und Frühjahrs 920%, bezw. 897%, während des Sommers und Herbstes 360%, bzw. 32'9%, gemessen durch Drainage.! Schwieriger zu ver- stehen ist die zweite Tatsache. Zunächst werden die Regenmassen der Sommerregen in weit höherem Maß in der ausgetrockneten Lehm- bedeckung der Karstoberfläche zurükgehalten und es kommt nur ein sehr kleiner Bruchteil zur sofortigen Versickerung. Ferner bringt während der Wintermonate der Likafluß einen großen Teil der auf die undurch- 1 GRUND sagt in seiner «Karsthydrographie» auf S. 175: «Der Verdunstungs- verlust dürfte nur im Winter bedeutend sein, wo der Schnee auf der Oberfläche liegen bleibt. Dagegen wird der tropfbar flüssige Niederschlag sofort vom Gestein verschluckt, weshalb der Verdunstungsverlust sehr gering sein und sich nur auf die Benetzungsfeuchtigkeit des Gesteins beschränken dürfte. Höchstens im Sommer dürfte noch in den Klüften des sonnendurchglühten Gesteins eine größere Ver- dunstung stattfinden.» Die vorliegenden Tatsachen scheinen auf das Gegenteil hin- zuweisen. Große Verluste im Sommer, geringe im Winter. Exakte Messungen über ‚lie Verdunstung von Schneemassen liegen zur Zeit noch nicht vor. 316 D: KARL V. TERZAGHI (64) lässigen Partien des Velebitgebirges fallenden Niederschläge bis an den Südrand des Likapoljes und injiziert dort, kaum S km vom Rand des Ga@kopoljes entfernt, seine Hochflut dem Karstwasserbestand. Im Sommer führt der Likafluß sehr wenig Wasser und liegt nicht selten trocken, nachdem sich sein Wasser schon unterwegs in Ponoren ver- sitzt und vielleicht in ganz anderen Direktionen abfließt. Eine dritte Ursache bilden die Unterschiede zwischen den Karstwasserbewegungen des Sommers und denen des Winters. Diese dritte Ursache werde ich erst diskutieren, wenn ich die Art der Karstwasserzirkulation festge- stellt haben werde. (S. 325 u. ff.) Was diese Karstwasserzirkulation anbetrifft, müssen wir uns zu- nächst fragen, wie sind so konzentrierte Wasserausbrüche, wie sie von den Ga@kaquellen repräsentiert werden, überhaupt möglich? Aus den Abflußdiagrammen geht klar hervor, daß die Quellen über eine sehr bedeutende Wasserreserve verfügen müssen und daß die parabolisch absteigende Wasserstandskurve der Sommermonate auf die allmähliche Entleerung dieser Reserven zurückzuführen ist. Besonders das trockene Jahr 1908 läßt dieses allmähliche Ausrinnen sehr schön erkennen. Um nun die Natur der Wasserreserven und den Mechanismus der Ent-. leerung einzusehen, wenden wir uns an die Theorien über das Karst- wasser. Wir finden zwei Anschauungen, welche einander schroff gegen- über stehen. Die eine Gruppe ist vertreten durch Prof. Grunn. Nach seiner «Karsthydrographiev sind sämtliche Vauclusequellen echte Grundwasserquellen. Im ganzen Karstgebiet finde sich ein einheitlicher Grundwasserspiegel, dessen Höhenlage durch oberirdisch oder unter- irdisch stauende Barren fixiert erscheint. In einem solchen Grund- wasserbecken seien vier verschiedene Niveaus zu unterscheiden : Das stagnierende Grundwasser, das horizontal abfließende Jahresnieder- schlagsminimum. die darüber befindlichen, horizontal sich bewegenden Karstwasserschwankungen und die Zone des «Regnens in den Klüften». Wenn nun das Niveau der zweiten Etage das «tiefste Karstwasser- niveau» eine Poljenmulde schneidet, so entstehen am Rand dieser Mulde Vauclusequellen. Gegen die Richtigkeit dieser Auffassung spricht das konzentrierte Vorbrechen der Wasserquantitäten an Punkten, welche mehrere Kilometer von einander entfernt sind. Eine kleine Rechnung soll diese meine Einwendung verdeutlichen. Die Tonkovi@quelle führt bei Hochwasser 30 m®/sec. Ich weise ihr ein Areal zu von 200 m? (weit mehr als der durchlässige Boden des Quelltümpels de fakto haben dürfte), das gibt mit der von Grunp geschätzten hydrologisch nutzbaren Klüftungsziffer des Kalkes von 5 auf 1000 einen Durchflub- (65) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 317 querschnitt von 1 m? und die rasende Wassergeschwindigkeit von 20 m/sec. Die Druckhöhe, welche eine solche Wassergeschwindigkeit in einem relativ schwach geklüfteten Gestein zu erzeugen vermag, müßte eine enorme sein. Warum sind die felsigen Hänge rings um die Quelle selbst bei Hochwasser relativ trocken? Man müßte doch erwarten, dab das Grundwasser bei den hoch gelegenen Fugen des Gesteines hervorquillt, bevor es den weiten Umweg in die Vaucluse- quelle macht. Zur Ausbildung einer, in den vorliegenden Fällen un- sichtbaren, Quellhöhle liegt kein plausibler Grund vor. Das Wasser kommt sinkstoff- und, was noch wichtiger ist, relativ kalkarm zum Vorschein. Während das Flußwasser bei den Stauwerken sämtlicher Mühlen Kalktuff zur Ablagerung bringt, findet sich an den Stauwerken der Quellmühlen kein Kalkabsatz.” Ferner ist auch nicht einzusehen, warum eine solche Quellhöhlenbildung auf einer Strecke von 6 km nur an drei Stellen auftreten sollte, während die übrigen Gehänge und Randpartien intakt bleiben. Und nur die Bildung einer solchen Quell- höhle könnte die Absenkung des Grundwassers in der Nähe des Poljen- randes rechtfertigen, nachdem sich in diesem Fall (nach Grunp) die Grundwasserschwankung auf ein normales Flußhochwasser reduzieren würde. Die zweite Auffassung der Karstwasserzirkulation ist vertreten. durch Dr. Waacen, durch den bosnischen Landesgeologen Dr. KATZER und durch zahlreiche andere Autoren. Ihre Ansicht geht dahin, daß der Höhlenfluß das Element der Karsthydrographie sei. Dieser Höhlenfluß bewege sich ganz analog den oberirdischen Flüssen in einem geschlossenen Gerinne unabhängig vom Karstwasser. Erst vor kurzem verglich Dr. Waagen in einer Abhandlung : «Karsthydrographie und Wasserversorgung in Istrien» das Karstgebiet mit einer kanali- sierten Großstadt und erklärte trockene Hohlräume unter durchströmen- den Höhlensystemen für eine typische Erscheinung, nicht etwa für einen Ausnahmsfall. Die Auffassung dieser Gruppe von Autoren läßt die vorliegenden Tatsachen in einem weit höheren Masse unerklärlich, als dies bei der Theorie Grunps der Fall ist. Die Ga&kawässer kommen, wie die Sondierungen ergeben haben, aus keinen Höhlen, sondern sie brechen in Form von Tümpeln aus dem schuttbedeckten Untergrund. Warum sind diese Wasserausbrüche ausgerechnet am Poljenrand? 1 Diese Tatsache beweist, daß das Wasser schon bei seinem Eintritt in das Gebirge nicht sehr kohlensäurereich gewesen sein kann, Je länger es nun zirkuliert, um so mehr wird das ursprüngliche Lösungvermögen erschöpft. Warum soll nun gerade am Ende der unterirdischen Wasserbahn ein bedeutender Auslaugungseffekt auftreten ? Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar, geol. Reichsanst. XX. Bd, 6. Heft. 95 318 D: KARL V. TERZAGHI (66) Ferner läßt sich auch folgendes nicht erklären: Wenn man von der Pe@inaquelle absieht, hat keine einzige von den Ga@kaquellen einen Fluß im Hinterland. Wieso äußern sich dann die Regengüsse des Winters und des Frühjahres so plötzlich in der Wasserlieferung der Quelle? Die Versuche, die hydrographischen Phänomene der Ponore einerseits und der Quellen andererseits durch geschlossene Höhlen- züge zu erklären, haben selbst in einem so ausgereiften Karstgebiet, wie dies der Krainerkarst repräsentiert, zu keinem Erfolg geführt. Ich erwähne hier nur das gescheiterte Aktionsprogramm des k. k. Ackerbau- ministeriums zur Meliorierung der Poljen des Gurk- und des Laibach- Flußgebietes. Dieses Programm basierte auf den Vermutungen des Höhlenforschers Regierungsrates Kraus, die Ponore und die Quellen seien durch Höhlen mit einander verbunden. Die Fälle, wo eine solche Annahme gestattet ist, werde ich später anführen (S. 324 u. ff.). Im vorliegenden Falle ist diese Annahme nicht genügend motiviert. Um zu verstehen, wieso die Theorie Prof. Grunps zur Erklärung der Ga@kaphänomene versagt hat, wollen wir die Annahmen, auf welchen seine Theorie basiert, einer Prüfung unterziehen. Das Karst- gebirge ist, sagt Grunn, soweit es aus Kalk besteht, vielfach geklüftet und in den Klüften zirkuliert das Wasser ganz analog einem Grund- wasser, nur rascher. Er spricht von einer Klüftungsziffer und bezeich- net dann den Kubikinhalt der hydrographisch nutzbaren Klüfte in Per- zenten des geklüfteten Gebirges. Er berechnet diesen Wert für das Polje von ‚Livno mit 0°002—0°006 und bemerkt: «Meine Berechnung war nur ein vorläufiger Versuch, mit sehr unzulänglichem Material zu einer angenäherten Vorstellung zu gelangen und es wird eines aus- gedehnlen Beobachtungsmateriales bedürfen, um diesen Wert exakt zu gewinnen.» Er geht also von der Vorstellung aus, es sei das Karst- gebirge in seiner Gänze ziemlich einheitlich geklüftet. Und das ent- spricht nicht der Wirklichkeit. Es treten im Gegenteil ganz gewaltige Differenzen zwischen den hydrographisch nutzbaren Klüftungen auf. Ich will eine Reihe von Beispielen bringen, einmal für die bedeutende Durchlässigkeit und dann wieder für die Undurchlässigkeit des Kalk- gebirges. 1. In dem kaum 200 m langen Stollen VlaSskopolje versitzen sich während der Herbstmonate nahezu 2 m?/sec. (Kreidekalk). 9. Aus Pvurick «Katavotrons in den Kesseltälern von Krain» : «Im Osten und Norden des Tales (von Planina) sikern die Niederwässer und die Mittelwässer des Unzflusses mit großer Gier durch filterähn- liche Schutthalden nach einem unbekannten Untergrund. Die Absorp- tionsspalten vermögen selbst 70—75 m?/sec. zu verschlingen.» (67) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 319 3. In der Kreide zwischen Mons und Havre (Belgien) wurde ein Kanal gebaut und nicht verkleidet. Das Wasser versiegte vollkommen. Desgleichen das Wasser in einem Kanal durch Kohlenkalkstein zwischen Bilton und Ath (England). (Nach M. F. Starrr.) Ein solches Versiegen wurde auch in einem Wasserzuleitungskanal für den Markt Dabar in Kroatien konstatiert und der Kanal wurde aufgelassen. 4. Der durch eine 12 m hohe Talsperre begrenzte Stauweiher in der belgischen Kreide füllte sich bloß bis zu einer Höhe von 9:15 m (STAPFF). Für die Dichtigkeit des Kalkfelsens sprechen folgende Erfahrungen: 1. Im Tal der Retina wird das Wasser für die Kraftanlage der Mernıerschen Papierfabrik durch einen etwa 200 m langen, unverkleide- ten Syphon hoch über dem Mittelwasser des Flusses durch Kreide- kalk nach der Druckkammer geleitet. Meßbare Wasserverluste treten nicht auf. 2. Beim Bau des Elektrizitätswerkes Waldegg erwies sich der unverkleidete, durch Dachsteinkalk geführte Zuleitungsstollen 6 m über den Mittelwasser als praktisch wasserdicht. 3. Eine Reihe von Kraftstollen in den bayrischen Kalkalpen sind unverkleidet. Aus den zitierten Beispielen geht hervor, daß die Klüftigkeit des Kalkes in den denkbar weitesten Grenzen schwankt und daß infolge- dessen von einer bestimmten Klüftungsziffer des Kalkgebirges wohl kaum geredet werden kann. Nun bedenke man: Die Auffangsfläche für die atmosphärischen Niederschläge ist eine ganz enorme. Außerdem besitzt das Wasser auf den.ersten Metern seines Weges in der Tiefe soviel Kohlensäure, um die Klüfte auszuweiten und werden deshalb die atmosphärischen Niederschläge auf dem betroffenen Gebiet mehr oder weniger rasch versickern. Das Wasser erschöpft jedoch nach BıscHor den größten Teil seiner Lösungsfähigkeit bald und ist auf die Wege angewiesen, welche von der Nutur geboten sind. Zudem ist die Durchflußfläche im horizontalen Sinn weitaus kleiner als die Durch- flußfläche im vertikalen Sinn, es wird daher die mehr oder weniger große Klüftung des Kalkgebirges einen eminenten Einfluß ausüben auf die Wege, welche das verschluckte Wasser im Gebirginneren ein- schlägt. Wenn wir uns daher über die Karstwasserzirkulation klar werden wollen, müssen wir uns zunächst fragen, wo ist große und wo ist kleine Klüftigkeit zu erwarten? Wenn wir diese Frage beant- wor.et haben, müssen wir dann untersuchen, inwieweit wird das Wasser die von der Natur gebotenen Bahnen ausbauen, was kann das Wasser machen und und was kann es nicht ? | D3* 390 D: KARL V. TERZAGHI (68); Die Klüftigkeit des Gebirges steht in einem offenkundigen Zusam- menhang mit der Tektonik. Der Gebirgsschub verteilt sich, wie man oft beobachten kann, in der Nähe der Erdoberfläche, also in den obersten drei, vier Kilometern der Erdrinde, sehr ungleichmäßig auf die Gebirgsglieder, denn er wirkt nicht, wie in den tief gelegenen Zonen, auf eine latent plastische Masse, sondern auf mehr oder we- niger starre Körper. So sieht man stellenweise Gebirgspartien in ihrem alten Schichtverband und mit wohlerhaltenen Fossilien und daneben gleich Partien, welche förmlich durcheinander geknetet erscheinen und vollkommen ihre alte Struktur verloren haben. Dr. Waagen führt in seinem «Beitrag zur Geologie der Insel Veglia» eine ganze Reihe derartiger Beobachtungen an. So bemerkt er z. B. daß eine parallel zur Längserstreckung der Insel Veglia streichende viele Kilometer lange regelmäßige Gebirgsfalte in der Nähe der Stadt Veglia in einer chaotischen Weise zertrümmert und überschoben er- scheint. Eine ganze Reihe ähnlicher Beobachtungen konnte ich machen, als ich im Sommer d. J. mit dem Geologen Dr. Voscr die Umgebung der Bucht von Buccari beging; desgleichen am Ostfluß des Kapella- gebirges. Solche oft unvermittelte Änderungen im tektonischen Charak- ter eines Gebirgszuges können nicht ohne Einfluß auf die Zirkulation des Kluftwassers bleiben. Das liegt auf der Hand. Wenn wir nun den Gebirgsbau des innerkroatischen Hochlandes einer Betrachtung unter- ziehen, so sehen wir auf den ersten Blick, daß das Gebirgsland zwei unter einem spitzen Winkel sich schneidende Streichrichtungen auf- weist. Prof. Grunp weist schon in seiner «Karsthydrographie» auf diese Eigentümlichkeit des innerkroatischen Hochlandes hin und nennt dieses tektonische Phänomen «die Schaarung der Lika»v. Wir haben es mit der Wirkung zweier zeitlich getrennter Gebirgsschübe verschie- dener Druckrichtung zu tun. Zwischen einem Netzwerk von stehen- gebliebenen Rippen sind einzelne Schollen abgesunken, die heutigen Poljen und die Rippen selbst wurden von Verwerfungen durchsetzt, deren ich selbst eine bedeutende Anzahl konstatieren konnte. Ich habe diese Verwerfungen im Kapitel «Entstehung des Gackopoljes» aufge- zählt. Vorderhand genügt die Tatsache. Das Absinken von Schollen ist, wie schon dargetan (S. 307), gleichbedeutend mit einer Lockerung des Gebirgsgefüges und die Bruchlinien, welche ein Schollenfeld um- geben, sind ganz naturgemäß klüftige Zonen ersten Ranges. Und auch die Schollen selbst werden während des Absinkens manchen tektoni- schen ‘Störungen unterworfen, von welchen die Rippen ringsum ver- schont bleiben. Die Schollenfelder sind infolge dieser größeren Klüf- tigkeit natürliche Sammelbehälter für das Karstwasser und das aufge- (69) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 321 speicherte Wasser wird sich, unter Benützung der vorhandenen Wege geringsten Widerstandes in das benachbarte Gebiet großer Klüftigkeit, in das nächste Senkungsfeld ergießen. Und Wege kleinsten Wider- standes sind ganz offenbar die Klüfte und Sprünge, welche die Gebirgs- rippen durchsetzen. Dies entspricht auch der von mir konstatierten Tatsache, daß die Vauelusequellen des Gackaflusses auf Verwerfungs- spalten liegen. Denken wir uns nun ein normal geklüftetes (d. h. von vielen aber schmalen Spalten durchsetztes) Kalkgebirge, welches von einer zertrümmerten, stark wasserabsorptionsfähigen Zone durchsetzt ist. Das Terrain sei hügelig und mit Buchenurwald bestanden. Das Wasser sättigt sich in der humusreichen Terrainbedeckung mit Kohlensäure. Es wird in der Bodenbedeckung eine zeitlang zurückgehalten, wird seine Lösungsfähiskeit aus früher schon angegebenen Gründen zum Teil erschöpfen, wird sich auch mit ungelösten, suspendierten Teil- chen beladen und allmählich in die Klüfte des Gebirges eintreten. Zunächst wird schon die Verteilung dieser Niederschläge auf den Gebirgskörper eine sehr verschiedene sein. Die Dolinenböden werden viel mehr Wasser abgeben als die Dolinenhänge.! In den Klüften selbst wird das Wasser die denkbar verschiedensten Bewegungswiderstände finden. Es wird in den breiteren Klüften am lebhaftesten zirkulieren, in den schmalen langsamer und in manchen wird es stagnieren. Die lösende Wirkung des Wassers, welches noch einen Kohlensäure-Über- schuß aufweist, ist in einer von Wasser erfüllten Kluft unter sonst gleichen Umständen direkt proportional der Durchströmungsgeschwin- digkeit, nachdem bei einer größeren Wassergeschwindigkeit in der Zeiteinheit mehr lösungsfähiges Wasser in den Reaktionsbereich an der Kluftwand kommt, als bei langsam strömendem. Die. Länge der Strecke, auf welcher das Wasser noch lösen kann, wird direkt propor- tional sein der Kluftbreite, nachdem in einer breiten Kluft bei kon- stanter Reaktionsgeschwindigkeit die Lösungsfähigkeit nicht so rasch erschöpft sein wird, als in einer schmalen. In feinen Klüften mit lang- sam bewegtem oder stagnierendem Wasser werden sich die suspendier- ten Lehm- und Schlammpartikelchen ebenso absetzen, wie der Sand im Buhnenschatten eines regulierten Flusses. Auf die beiden erst- erwähnten Ursachen ist die oft beobachtete Tatsache der unter Dolinen stark erweiterten Klüfte zurückzuführen, eine Erscheinung, welche man fälschlich als primäre Ursache der Dolinenbildung gedeutet hat. Alle drei Ursachen im Verein lassen erkennen, daß das Wasser die Ten- 1 Siehe die eingehenden Darlegungen des 8. Abschnittes. 399 D: KARL V. TERZAGHI (70) denz haben wird, ein möglichst einfaches Netz von Zirkulationswegen zu schaffen, indem die günstigsten Wasserbahnen erweitert, die un- günstigen hingegen verlandet werden. Es ist nun aus hydromechani- schen Gründen ganz klar, daß sich die rascheste Wasserbewegung unter sonst gleichen Umständen dorthin richten wird, wo der meiste Platz vorhanden ist, nach den durch tektonische Störungen, Aufblätte- rung der Schichten usw. stark gelockerten Gebirgspartien. Diese unter- geordneten Wasserbahnen werden sich derart ausbilden, daß die Ab- fuhr der Niederschläge nach diesen Sammelbecken so rasch als mög- lich erfolgt. Eine Tendenz, die ja auch der Talbildung als Leitmotiv zugrunde liegt. In den gelockerten Gebirgspartien wird sich das Wasser so hoch stauen, bis Zufluß und Abfluß im Gleichgewicht sind. Die Zuflußmöglichkeiten sind zahllos, wie es der großen Auffangsfläche der Niederschläge entspricht. Die Abflußmöglichkeiten im horizontalen Sinn sind sehr beschränkt. Infolgedessen müssen wir an Quellen ein rasches Ansteigen, entsprechend der raschen Steigerung des hydro- statischen Druckes, hingegen ein langsames Abfließen konstatieren. Ganz anders wird sich die Tätigkeit des Niederschlagswassers auf der Oberfläche der stark zertrümmerten Gebirgspartien gestalten. Dort ist die Wasserkapazität (wie wir aus der zweiten Serie der von mir ge- brachten Beispiele ersehen können), wesentlich größer als die Menge der abfließenden meteorischen Wässer. Der Gebirgsteil ist wohl durch- klüftet und das Wasser, welches an der Oberfläche sich gesättigt und lösend gewirkt hat, wird wie durch ein Gradierwerk rieseln, mit der Luft reichlich in Berührung kommen und genau so wie an Mühlstau- werken und wie an der Decke von Höhlen, Kohlensäure abgeben und. Kalk ausscheiden. Es wird die Tendenz haben, das klüftige Gebiet gegen Tag zu dichten und die Verhältnisse herzustellen, wie sie im normalen geklüfteten Kalkgebirge herrschen. Gleichgewicht zwischen Wasserzufuhr und Abflußmöglichkeit. So konnte ich im Guttenstein- kalke des Dragatales eine ganze Reihe weiter, mit groben Trümmern ausgefüllter Kalkklüfte wahrnehmen, welche vollkommen zugesintert waren. Dasselbe Phänomen wiederholt sich in der Felsnische der Pe£ina- quelle und kann in vielen Steinbrüchen auch der steirischen Kalkge- birge wahrgenommen werden. Die Natur hat die Tendenz, nutzlose Hohlräume zu schließen. Wir haben nun ein Bild von den Kluftwasserverhältnissen im Bereich einer Senkungsscholle bekommen. Die atmosphärischen Nieder- 1 Auf diese Tendenz zur Abdichtung soll schon RicHTER in einer Schrift seines wissenschaftlichen Nachlasses hingewiesen haben. (71) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 323 schläge kommen in dieser Region mit großer Geschwindigkeit zusam- men. Eine Stelle aus Puricxs «Katavotrons in Krain» gibt ein sehr anschauliches Bild von diesem Zusammenströmen. Er schildert die Wirkung von Regengüssen im Kesseltal von Planina, Krain, wie folgt: «“...Denn nach jedem heftigen und längere Zeit anhaltenden Land- regen brechen aus allen Zuflußhöhlen des Tales ganz enorme Wasser- mengen mit wildbachähnlicher Vehemenz hervor. Dieselben strömen alle nach dem Hauptrezipienten zusammen und füllen alsbald die Ufer und es beginnt die Inundation.» Es handelt sich nun um die Art und Weise, wie das Senkungsfeld seine Kluftwässer weitergibt. Es handelt sich hier nicht mehr um die bloße Abfuhr der auf eine weite Fläche niederfallenden Regenmassen, sondern um den Abfluß der gesammel- ten Wassermassen eines ganzen Landesteiles. Die Strömungsvorgänge werden sich mit viel größerer Geschwindigkeit und viel größerem Auf- wand an Gefälle vollziehen, als in dem Kluftgeäder des primären Ein- zugsgebietes. Das Wasser wird sich mit Gier einer Abflußmöglichkeit bemächtigen und diese Abflußmöglichkeit ausbauen so gut es kann. Eine Verwerfung und wenn sie auch unbedeutend wäre, gibt einen wertvollen Angriffspunkt. Lockere Gesteinmassen liefern das Material zu lokalen Erosionswirkungen und je mehr ein Hohlraum ausgeweitet wird, desto mehr Material wird nachstürzen. Diese Erosion ist jedoch prinzipiell verschieden von der Erosion in einem Flußtal, denn sie erzeugt kein durchlaufendes Längenprofil, auch ist in der Regel keine Möglichkeit zu einem Geschiebetransport vorhanden und während das Wasser an einer Stelle mit reichem Schuttmaterial ausgerüstet, an der Erweiterung eines Hohlraumes arbeitet, wird es sich bald darauf durch enge Klüfte zwängen müssen, ohne die Fähigkeit zu besitzen, Erosions- arbeit zu leisten. Die Höhlenbildung ist eine lokale Erscheinung, wie die zahlreichen Beobachtungen über die Zeiträume, welche das Wasser zur Durchfließung eines Höhlengebietes benötigt, unzweideutig dartun. (Grund: Morphologie des dinarischen Gebirges.) Auch die zahlreichen Bifurkationen, welche durch die Färbeversuche von VoRrTMmAanN und von vielen anderen Forschern konstatiert worden sind, erklären sich von selbst. Wohl aber frägt es sich: in welchem Verhältnis steht dieses durch eine Kluft gezwängte und vielleicht auch manchen Hohlraum durcheilende Wasser zu dem benachbarten, jedenfalls auch mehr oder weniger klüftigen Kalkgebirge, welches von der Kluft, bezw. von einem gselockerten Gesteinsstreifen durchsetzt wird? (Den Fall, daß dieses Wasser von einem Poljenfluß geliefert wird, schließe ich vorderhand noch aus. Das Wasser habe seit dem Versickern die Gebirgsoberfläche nicht mehr erreicht.) Zu diesem Zweck denken wir uns eine etwas 324 D: KARL V. TENZAGHI (72) wasserdurchlässige Betonmauer, welche zwei Bassins mit verschieden hochı gelegenen Wasserspiegeln trennt. Diese Betonmauer sei von einem breiten Riß durchzogen. Das Wasser wird durch diesen Riß in das tiefergelegene Bassin strömen. Durch die Betonmauer selbst geht sicher ebenfalls Wasser in das tiefere Bassin, doch merkt man es nicht, nachdem die Kraft des unter Druck in die schmalen Zwischen- räume eingepreßten Wassers durch die bedeutenden Reibungswider- stände gewissermaben totgeschlagen wird. Die Vorderfläche der Mauer wird relativ trocken erscheinen. So müssen wir uns etwa den Vorgang denken, wenn in den Svicaseen ein relativ schmaler Kalkrücken zwei Wasserbecken mit 15 m Niveaudifferenz trennt und trotzdem trocken erscheint, oder wenn die Felswand neben dem Syphon der Me£nıerschen Papierfabrik nicht einmal schwitzt oder wenn die steilen Hänge hinter den Quellen der Gacka keine Quellen aufweisen. In der Kluft selbst wird das Wasser den Weg des kleinsten Widerstandes einschlagen und austreten, wo die Möglichkeit gegeben ist. Gegen Tag sucht, wie schon erwähnt, die Natur die nicht nutzbare Kluft abzudichten; wo das Wasser in Weitungen der Kluft oder zwischen geborstenen Schich- ten erodiert, wird es so manche in das Nachbargestein führende Spalte mit dem Zerreibseln ihres Schuttes dichten und es entsteht die Illusion eines Höhlenflusses nach Analogie eines oberirdischen wo doch zwischen beiden sehr wenig Verwandtschaft besteht, indem das Kluftwasser nach unten zu keine Grenze hat. Anders liegen die Verhältnisse dort, wo das Kluftwasser nicht aus dem Grundwasser eines zerklüfteten Gebirgskomplexes, sondern aus einem Poljenflusse stammt. Das Fluß- wasser hat bei seinem Eintritt in das Gebirgsinnere, wie GRUND er- wähnt und wie auch meine eigenen Beobachtungen dartun, seine Lösungsfähigkeit noch nicht erschöpft. Das Wasser hat dazu in dem konzentrierten Zustand des Flußlaufes im lehmigen Terrain wenig Gelegenheit. Es wird also auf seinem Weg durch die Kluft seine ero- dierende Tätigkeit durch chemische Aktion unterstützen und wird die Bildung von Hohlräumen wesentlich befördern. Nachdem unter dem Flußlauf kein Grundwasser vorhanden sein muß, so kann der von WAAGEN zitierte Fall eintreten, daß der Fluß seine Sohle dichtet und daß er leere Hohlräume überfließt. Jedenfalls wird er mit dem größt- möglichen Gefälle in die Tiefe streben, wie dies auch Grunn erwähnt. Daß er nicht senkrecht absinkt, sondern in Kaskaden (Reka, Laibach etc.) ist ein Beweis für seine Tendenz, die Sohle zu dichten. Aber auch dieser Fluß verliert in dem Moment seines Eintrittes in das Gebirgsinnere den Flußcharakter und wird ganz und gar von den Klüftigkeitsverhältnissen abhängig, welche er auf seinem Weg vorfin- 1S [BL (73) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 3 det. Noch eines wäre zu der Zirkulation des Grundwassers in einem klüftigen Gebiet oben geschilderter Beschaffenheit zu bemerken. Im Winter und im Frühjahr, also während der großen Niederschläge, werden im Gebirgsinnern naturgemäß sehr bedeutende Niveaudifferen- zen herrschen. Die Ausgleiche der Wassermassen werden sich rasch und mit großem Gefälle vollziehen. Der Kluftwasserspiegel wird nach den Hauptsammeladern steil abfallen und in dem Raum zwischen diesen abfallenden Grundwasserspiegeln und der Horizontalen wird das Gestein mit Wasser gesättigt sein. Bedenken wir nun einen Augen- blick den Unterschied zwischen den «hydrographisch nutzbaren» Klüf- ten Grunps.und der tatsächlich vorhandenen Klüftigkeit des Kalkes. Der «hydrographisch nutzbare» Klüftungswert schwankt nach den Grunpschen Berechnungen zwischen 0'002 und 0'006. Die effektive Klüftung ist nach Karzer 017, nach Lozınskı im galizischen Senonkalk noch viel größer. (Die Klüftigkeit des galizischen Senonkalkes komme der eines porösen Gesteins gleich.) Zwischen den Haarspalten dieser 17% und den hydrographisch nutzbaren Klüften wird es in einem Karstgebiet mit noch unausgebauten Wasserbahnen zahlreiche Über- gänge geben, wenn auch, wie gezeigt, die Tendenz besteht, diese Übergänge zu beseitigen. Zur Zeit starker Regenfälle wird sich die Zirkulation des Wassers in den «hydrographisch nutzbaren» Klüften vollziehen. Wenn nun lange Zeit kein Regen fällt, werden sich die Grundwasserniveaus gegeneinander verschieben. Die großen Niveau- differenzen werden verschwinden und die feinen Klüfte werden, wenn auch langsam, ebenfalls ihr Wasser nach den Hauptsammeladern ab- geben und nur die Bergfeuchtigkeit wird in den Räumen ober den Grundwasserspiegeln bleiben. Wenn nun neuerlich ein Regen fällt, dazu noch infolge der bedeutenden Sommerverdunstung quantitativ stark dezimiert, so wird sein Wasser in erster Linie dazu dienen müs- sen, die zur Erzeugung einer ausgiebigen Wasserzirkulation erforder- lichen Niveaudifferenzen zu schaffen, und zu diesem Zwecke müssen auch die bereits ausgeronnenen feinen Klüfte des Gesteines gefüllt werden. Wenn daher der Regen nicht sehr bedeutend ist, wird sein Einfluß auf die Wasserführung der Hauptsammeladern keineswegs in der unvermittelten Art und Weise zur Geltuug kommen, wie ein Winterregen. Vergleichen wir nun die Ergebnisse unserer Betrachtungen über die voraussichtliche Ausbildung der Wasserbahnen im Karstgebirge mit den Verhältnissen, wie wir sie im Ga@kopolje angetroffen haben. Dort, wo das Quellwasser von dem Wasser eines verschwindenden 326 D: KARL V. TERZAGHI (74) Poljenflusses stammt, haben wir Höhlenbildungen zu erwarten. Dieser Fall trifft bei der Pedinaquelle zu. Ihr Wasser stammt vom Likafluß und trübt sich, sobald im Likafluß Hochwasser eintritt. Die Pe&ina- quelle entspringt daher auch zum Unterschied von den anderen Quellen am Fuß einer kleinen Felswand und in ihrer Nachbarschaft finden sich, wie schon erwähnt, Reste eingestürzter Hohlräume. An der Fels- wand selbst ist eine Verwerfung sichtbar. Die übrigen Quellen haben keine Poljenflüsse im Hinterland und liefern immer klares Wasser. Alle liegen sie auf bedeutenden Bruchlinien, wie wir es erwarten mußten, und brechen nicht aus Höhlen hervor, sondern steigen syphon- artig aus der Tiefe, am Bergfuß oder in nicht allzugroßer ‚Entfernung von ihm. Dieses Aufsteigen der Quellen von unten, in der Nähe des Bergfußes, darf uns nicht wundern. Das Wasser, welches in einer Kluft zirkuliert und diese Kluft als Wasserweg ausbaut, ist, wie schon öfter erwähnt, in seiner Aktionsfähigkeit sehr beschränkt. Das Kluftgebilde ist so unregelmäßig als nur möglich und das Wasser paßt sich an, strömt dort, wo es kann. Es müssen daher syphonartige Wasserbahnen zu den Regeln gehören, wobei man unter Syphon keineswegs eine Höhle zu verstehen braucht. Alle Hohlräume, welche nicht direkt der Wasserzirkulation dienen, werden in der Tiefe verlandet, nahe an Tag zugesintert. Jedenfalls wird sich das Wasser jenen Weg frei machen und frei halten, auf welchem es am raschesten in den nächsten Hohl- raum gelangt, in unserem Fall ins Freie. Nun ist der Bergfuß in einem der Denudation unterworfenen Gebirge keine ein für allemal feststehende Linie, sondern er wird, wie im Kapitel «Entstehungsgeschichte» dar- getan, bergeinwärts rücken. Auf diese Weise kann der Bergfuß, wie bei der Majerovskaquelle, allmählich vom Quellaustritt wegrücken und die Quelle kommt dann, wie bei einem artesischen Brunnen, aus der Tiefe. Die Erscheinung hat in ihrem Wesen mit dem artesischen Brunnen tatsächlich eine gewisse Verwandtschaft. Dieses Abrücken wird im Verlauf der Denudation so lange dauern, bis sich dem Wasser eine neue Möglichkeit zum Vorbrechen mit geringeren Widerständen bietet. Geradeso wie sich Ponore schließen und andere öffnen, so kann dies auch bei Quellen stattfinden. Jedenfalls legt die von Tag aus erfolgende Zusinterung der Klüfte der Quellpunktsverlegung große Schwierigkeiten in den Weg, wie an der Majerovskaquelle zu ersehen ist. Es kann aber auch vorkommen, daß der Bergfuß auf seiner Wanderung landeinwärts einen großen Hohlraum schneidet. Dies habe ich im Krbavapolje bei Buni@ beobachtet. Weitere Beispiele liefern die Vauclusequelle in Frank- reich (an welcher zuerst das Phänomen der Karstquellen studiert wurde) und zahlreiche von Grunn beschriebene Quellen im bosnischen (75) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 327 Karstgebiete. In solchen Fällen beobachtet man auf das deut- lichste das Schwanken der Austrittniveaus, welches gleichzeitig ein Maß abgibt für die Grundwasserschwankungen im klüftigen Hinterland. Die Höhenlage der Austrittsöffnung in der (uellhöhle der Vau- clusequelle les Abimes schwankt nach Marrteı, um 2% m, gleich- zeitig ein Beweis für die kleine Kapazität der Wasserbahn, wenn man dieses Maß mit dem geringfügigen Schwanken im Pegelstand des aus der Quelle entspringenden Flusses vergleicht. — Das Diagramm der sommerlichen Wasserstandschwankungen im Gackafluß erscheint somit nach meinen Ausführungen über das Verhalten des Grundwassers wäh- rend der sommerlichen Trockenperioden verständlich. Nur ein Punkt meiner Darlegung bedarf einer näheren Erklärung. Ich habe gesagt, daß ein großer Teil des Sommerregens aus den Sammeladern des Ein- zugsgebietes in die feinen Klüfte übertreten wird und infolgedessen kein plötzliches Ansteigen des Wasserspiegels in den Hauptklüften be- wirken kann. Warum tut dies nicht auch der Winterregen? Es wurde schon erwähnt, daß zur Zeit des Wasserreichtums sämtliche Grund- wasserspiegel viel steiler verlaufen müssen, als zur Zeit der Trockenheit. In Verbindung mit den größeren Gefällen stehen auch größere Ge- schwindigkeiten. Wenn wir ein Gewässer in einem durchlässigen Ge- rinne fließen lassen, einmal mit kleiner und dann wieder mit grober Geschwindigkeit, so wird im ersten Fall perzentuell weit mehr Wasser durch die Poren treten, als in letzterem. Die hydrographischen Phänomene des Gackopoljes haben somit eine befriedigende Erklärung gefunden. Nun wenden wir uns zu den Süßwasserquellen von Sv. Juraj. Wie sind die zahlreichen Süßwasser- ausbrüche unter dem Meeresspiegel möglich? Vauclusequellen können, von Ausnahmen abgesehen, nur auf trockener Erde entstehen u. zw. aus folgendem Grund: Eine klüftige Gesteinspartie, welche die Aus- bildung bedeutender Wasserbahnen ermöglicht, ist niemals so dicht, daß sie nicht an vielen Stellen Wasseraustritte gestatten würde, nota- bene wenn sich ihr Wasserinhalt unter einem Überdruck befindet. Nur die Zusinterung durch kalkhaltige Tagwässer dichtet sie ab. Wir müssen daher annehmen, daß die Ausbildung der Quellsyphone von Sv. Jura] auf trockenem Land erfolgt ist. Nun erwähnt Grunp auf S. 197 seiner «Karsthydrographie» mehrere Beispiele für die Tatsache, dab die Fest- landsküste seinerzeit viel weiter seewärts gelegen sein muß als dies heute der Fall ist. Er zitiert u. a. das vom Meer abgeschnittene Süb- wasserneogen von Pago und Arbe. Diese Beispiele stehen mit unserer Vermutung im besten Einklang. Die Quellen von Sv. Juraj sind offenbar nichts anderes als echte Vauclusequellen. Die Seekarte der nördlichen 398 D: KARL V. TERZAGHI (76) Adria zeigt, wie ich am Schluß des achten Kapitels ausführlich dar- legen werde, daß der Meeresgrund dieselben orographischen Charakter- züge aufweist, wie das innerkroatische Hochland. Eine Reihe von ge- fällosen Ebenen verschiedener Niveaus, welche durch kurze und steile Längs- und Quertäler miteinander verbunden sind. Die Ebenheit und Gefällosigkeit kommt in der Seekarte noch weit deutlicher zur Geltung, als auf der topographischen Karte des Hochlandes. Das kroatische Küstengebirge trennt diese unterseeischen Poljenkomplexe von den Poljen des Hochlandes. In der Gegend von Valle Molini schneiden sich nun drei gewaltige tektonische Störungslinien: Die ESE—-WNW-liche Linie über die Likaponore, durch den steilen Nordhang des Rjunevica- PljeSivicazuges im Terrain markiert, die E—W-liche Linie über Otocac, Syica und die E—W-liche Bruchlinie über Vla$kopolje. Auf diesen drei Bruchlinien liegen auch die Hauptponore des Likaflusses und der beiden Ga@kaarme. Diese Ponore, in der Verbindung mit den Bruchlinien, mit der Orographie des Meeresgrundes und dem Auftreten der Quellen von Sv. Juraj sagen genug. Wir haben hier eine vollendete Analogie zu den Quellenphänomen des Gatkaflusses. — Ich möchte übrigens noch einige Beispiele anführen. Dort, wo der von Bruchlinien begleitete, nahezu gradlinige, durch eingeklemmte eozäne Mergel ausgezeichnete, NW-—-SE-lich streichende Talzug Fiume—Novi bei Novi unter das Meer taucht, brechen Vauclusequellen hervor. Desgleichen im Valle Vlaska, aus der von mir anläßlich der geologischen Vorstudien für den Senjsko- Bilotunnel konstatierten Bruchlinie, welche die Melaphyrdecke des Dragatales gegen die Triaskalke abschneidet. Die durch ihre Austern- bänke bekannten, gewaltigen Süßwasserquellen in der Bucht von Jablanac liegen auf einer E—W-Jich verlaufenden Bruchlinie, welche sich im Relief des Likagebietes durch das tiefeingeschnittene, schnur- gerade, bei Kossinj in das Erosionstal der Lika mündende Bakovactal verrät. Dasselbe gilt von den Quellen bei Volosca und wird sich höchst- wahrscheinlich überall dort nachweisen lassen, wo echte Vauclusequellen dem Meeresboden entströmen. Waacen erwähnt in seinem mehrfach zitier- ten Aufsatz über die Wasserversorgung von Istrien, daß eine submarine Quelle bei dem neapolitanischen Städtchen Torre dell’ Annunziata mit Erfolg zur Trinkwasserversorgung gefaßt worden ist. Wenn man nicht eine durch nichts zu motivierende Höhle mit Steigschacht zur Erklärung heranziehen will, so muß man sie für eine Vauclusequelle erklären, welche der von mir gekennzeichneten Ursache ihre Entstehung ver- dankt. Die Spalte muß von der Quelle landeinwärts durch Sinterung gedichtet sein. Das Wasser steigt an jenem Punkt empor, wo die Decke aufhört. Das neapolitanische Beispiel ist übrigens ein Beweis (77) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 329 AR) CL RRERRI ERISS AR N? III DR» Ra ICHS ERIK ERRTR ERERKR 0200000, .e aUESÄol GC Fig. 26. Geologische Karte des Dragatales. 1. Hellblauer, korallenführender Guttensteiner Kalk; 2. gelblichweißer sandiger Kalk, z. T. dunkel und bituminös; 3. Grauer, mit weißen Adern durchsetzer dichter Dolomitkalk; 4. dunkelblauschwarzer Guttensteiner Kalk mit viel Gastropoden;; 5. dunkelroter, harter Melaphyrtuff und helleres Konglomerat mit blaßblauen Kalk- steingerölle. Mit dünnen Sandsteineinlagerungen; 6. Dunkelroter, grünlichschwarzer Melaphyr. Maßstab 1: 25000. dafür, daß die Erscheinung der vom Meer nachträglich überfluteten Vauclusequelle sich nicht bloß auf die kroatische Küste beschränkt. An dieser Stelle muß ich noch auf eine interessante Tatsache hinweisen, welche ebenfalls geeignet ist, die Bedeutung der Verwerfungen für die 330 D: KARL V. TERZAGHI (78) Grundwasserzirkulation ins rechte Licht zu setzen. Wenn man im Kar- tenbild die kroatische Küste ansieht, so bemerkt man, daß das Terrain sehr rasch ansteigt und schon zwei bis drei Kilometer landeinwärts Höhen von 600 bis 900 m aufweist. Nur an einer Stelle hat die Natur eine tiefe Bresche in das Land geschlagen. Im Dragatal bei Zengg, 5 km von der Mündung, verzeichnet die Karte eine Höhenkote von 187. Zwischen diesem Punkt und dem 698 m hoch gelegenen Vratnik- paß öffnet sich eine flach ansteigende Mulde. Rechts gipfeln die steilen bewaldeten Hänge in schroffen Felswänden, an denen die Schichtung des nach der Meeresküste unter 10°—30° einfallenden Kalkes wun- derbar deutlich hervortritt. Links brechen aus den ebenfalls steilen Abstürzen des Veljun massige Partien eines hellen, ungeschichteten Kalkes. In lebhaftem Gegensatz zu den reichgegliederten Flanken stehen NN Ser/54o Zilo Y /Blace. 278m) Borovi vrh. 476m Ostrovo vrh, 525m = TS Fig. 27 Geologisches Profil A—A: vom Vratnikpaß bis zum Borovivrh. Zeichenerklärung siehe bei Figur 26. die sanften, runden Bergformen der Melaphyrdecke des Muldenbodens, welche unter dem Vratnikpaß einsetzt und sich, ein Areal von etwa 9!/; km? bedeckend, bis zum Eingang der 5 km langen gewaltigen Erosionschlucht Sveti Kriz—Zengg herabsenkt. An den Rändern wird die Melaphyrdecke von tiefroten, wie die mikropetrographische Unter- suchung ergeben hat, submarin abgelagerten Melaphyrtuffen und von grünlichen, unter 20°—40° nach dem Meer einfallenden Konglome- raten überlagert. Ich habe dieses Gebiet auf das eingehendste studiert und sorgfältig kartiert. Die Mulde ist nicht etwa ein Kesselbruch, wie man glauben sollte, sondern ein Horst, welcher mit trapezförmigem Grundriß zwischen vier tektonischen Störungslinien stehen geblieben ist. Wenn man bedenkt, daß das Nachbarterrain vor der tektonischen Störung, mit dem Kalk, welcher den Melaphyr überlagerte, in einem Niveau gewesen sein muß, daß sich ferner die Melaphyrdecke, das ist die durch Denudation geschaffene neue Oberfläche, stellenweise 500 m unter den Rändern des abgesunkenen Nachbarterrains befindet, so (79) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 331 muß man zugeben, daß eine Denudationsarbeit geleistet worden ist, gegen welche die Erzeugung eines ebenen Poljenbodens verschwindet. Wir erkennen nun zwei Dinge: erstens muß die Überlagerung der Melaphyrdecke zur Zeit des Beginnes der Horstbildung eine ganz ge- waltige gewesen sein, damit die Denudation trotz gegensinniger Schollen- bewegung eine derartige Niveaudifferenz erzeugen konnte. Die Partien der Verwerfungsklüfte, welche heute der Beobachtung zugänglich sind, müssen sich damals in sehr großer Tiefe befunden haben, müssen daher, wie ich im Abschnitt über die Entstehung der Poljen näher begründet habe, glatt gewesen sein und dicht, nachdem Schleppung vorausgegangen ist. Nahe an der damaligen Erdoberfläche hingegen muß das Gestein außerordentlich zertrümmert und gelockert worden sein, sonst hätte die Denudation nicht so rasch in die Tiefe gearbeitet. Nahe an Tag waren die Brüche uneben und splitterig. Das zerklüftete .Horstgebiet hat den vom Schmelzwasser gespeisten Torrenten das Schuttmaterial geliefert, welches nötig war, eine so gewaltige echte Erosionsschlucht zu schaffen, wie das Felsental Sv. Kriz—Zengg. Die Kartierungsarbeiten haben ergeben, daß die tektonischen Störungen im Grundriß das Terrain in ziemlich geraden Linien durchziehen, im prin- zipiellen Gegensatz zu den verschwommenen, zackigen Brüchen am Karstplateau. Ein weiterer Beweis für das Alter dieser Störungen und für die Tiefe, in welcher damals die Melaphyrdecke gewesen sein muß. Der eklatanteste Beweis ist aber folgender: Wenn man sich hinter dem Senjsko-Bilozug eine Karstwasseransammlung denkt, für deren Existenz übrigens soviele Beweise vorliegen, daß sie gar nicht be- zweifelt werden kann, so sollte mart glauben, daß ihr Wasser nach der tiefen Dragamulde hin gravitieren sollte, mit welcher sie durch zwei bedeutende Verwerfungen kommuniziert. Die Metaphyrdecke ruht, wie ich an vielen Punkten nachweisen konnte, auf Kalken (1. in den Fig. 26 und 27), nicht etwa auf Werfenerschiefern, wie Cvınü in seinem Gutachten irrtümlicherweise bemerkt hat. Statt dessen gelangt nicht ein Tropfen Karstwasser aus dem Melnicegebiete in das Dragatal, die Klüfte sind eben dicht. Die wenigen für die Zengger Wasserleitung gefaßten Quellen sind bei der gewaltigen Niveaudifferenz, welche zwischen dem Karstwasser vonMelnice und zwischen der Talsohle in Sv. Krii herrschen muß, gar nicht der Rede wert. Nicht einmal die beiden tiefen, zwischen Ostrovo und Borovi dem Schichtstreichen parallel laufenden Schluchten können Quellen aufweisen, trotzdem sie dazu prädestiniert- scheinen. Wir sehen also, wenn eine Verwerfung in der Karstwasser- zirkulation eine Rolle spielen soll, so muß sie relativ jung sein. Denn nur in den obersten Teilen der Erdkruste wirkt sie lockernd und splitternd. 339 D: KARL V. VERZAGHI (80) Während die Vauclusequellen Schläuche darstellen, welche sich das Kluftwasser gewaltsam frei gehalten hat, den Tagwässern zum Trotz, welche mit ihrer ganzen chemischen Aktionsfähigkeit auf Ab- dichtung der Kluft hinarbeiten, sehen wir in den Ponorregionen das Entgegengesetzte. Das durch trägen Lauf in pflanzendurchwachsenem Bett mit Gasen gesättigte Wasser des Poljenflusses arbeitet an der Erweiterung der Klüfte und an der Aufschließung von neuem. Nur die Lehmabsetzung im Inundationsgebiet wirkt diesen Bestrebungen ent- gegen. Auch GRUND weist in seiner «Karsthydrographie» an mehreren Stellen auf diesen Unterschied zwischen Quell- und Ponorregion hin. Nur hat das von ihm und anderen beobachtete Fehlen einer rückschrei- tenden Erosion der Vauclusequellen seinen Grund nicht bloß in der mechanischen und chemischen Aktionsunfähigkeit des Quellwassers, sondern insbesondere in der eigenartigen Entwicklungsgeschichte der Vauclusequelle. Es ist selbstverständlich die durch das Poljenwasser aufgeschlossene Ponorregion zum Studium der Natur des Kluftgebietes viel geeigneter als das Quellgebiet. Und da zeigt uns nun ein Blick auf die beigefügte Skizze der Ponorverteilung am Nordwestrand des Ga@kopoljes, wie die Ponore wohl in Zonen, aber keineswegs in geraden Zeilen auf den großen Bruchlinien liegen, welche den Poljenrand begleiten. Ganz ent- sprechend der splitterigen Beschaffenheit der Frakturen in der hetero- genen, starren obersten Erdkruste Es erklärt sich aber auch die Mannigfaltigkeit im Habitus der Ponore. Ich habe die Ponore in den ersten Abschnitten als sehr integrierende Bestandteile des Landschafts- bildes ausführlich geschildert. Ihre Formen bewegen sich zwischen den beiden Extremen des Dolinenponors und des Schachtponors. Der Dolinenponor unterscheidet sich äußerlich von der einfachen Doline durch eine Anhäufung von losen Felsblöcken an der tiefsten Stelle, welche niemals fehlt. Während die einfache Doline durch Denudation des mehr oder weniger kompakten Kalkfelsens entsteht, wobei die Denudation eine Schicht vollkommen beseitigen muß, bevor sie die nächste in Angriff nimmt, wirkt die Auslaugung im Kluftgebiet im Innern des geborstenen Gesteines gleichzeitig. Die Blöcke werden von allen Seiten in Angriff genommen und ihre Reste bleiben am Dolinengrund liegen. Wenn man im Boden der Ponordoline einen Schacht niederbringen würde, so träfe man mit großer Wahrschein- lichkeit ebensowenig einen geschlossenen Hohlraum wie unter der ein- fachen Karstdoline.? Der Schachtponor hingegen war schon ursprünglich 1 Die künstlichen Schächte in den Dolinenponoren von Vlaskopolje haben auch keine Hohlräume angefahren. (81) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 333 ein klaffender Spalt, welcher im Lauf der Zeit durch das niederströ- mende Wasser zu einem Schacht von sehr wechselndem Querschnitt ausgelaugt worden ist. Auch er löst sich in der Tiefe, wie ich oft be- obachten konnle, in zahlreiche Klüfte auf, oder er mündet, wie der Stefanieponor im Svicasee, in einen tonlägigen Gang, welcher sich ebenfalls in diskreten Spalten verliert. Bezeichnenderweise finden sich Schachtponore meist zwischen Felspartien, welche aus dem Terrain hervorragen, an den Grenzen der Ponorzonen, während die Dolinen- ponore auf Senken in der Zonenmitte auftreten. Wir haben es eben in den Schachtponoren mit Apophysen der Hauptkluft zu tun, welche das im übrigen ziemlich unzerborstene Nebenterrain durchsetzen. So liegt z. B. der größte Schachtponor des Gackagebietes, der Stefanie- ponor, nicht an der tiefsten Stelle des Svicasees, sondern nahe dem Nordrand. Die Schachtponore an der nördlichen Gatka sowie am Pol- jicearm liegen immer abseits vom Talweg, oft hundert und mehr Meter vom Fluß entfernt. Eine sehr interessante Folge der Reservoirnatur des Poljenbruchrandes ist die Tatsache, daß sämtliche Kanäle, welche vom Fluß nach den Ponoren führen, gegen die Strömungsrichtung des Flusses und gegen das Gefälle der Talauffüllung verlaufen.* Sie ist ein Beweis dafür, daß die Kanäle nicht durch Überfließen des Poljenflusses nach den Ponoren, sondern durch Überfließen der Ponore nach dem Flußlauf entstanden sind. Die Kanäle ziehen meist eine Strecke hin- durch hart am Hochufer, gezwungen durch die Erscheinung, daß sich die Akkumulation eines hochwasserführenden Flusses von den normalen Ufern nach den Hochufern hin abdachen und durchbrechen dann die Aufschüttung in einem kurzen Quergraben schräg zur Flußrichtung, wie einmündende Bachfurchen. Erst durch das Überwiegen der erodie- renden Kraft der in die Ponore überfließenden Gewässer der Fluß- hochfluten wurde in den Kanälen das gegensinnige Gefälle hergestellt, welches dem Verlauf der Tiefenlinie so offenkundig widerspricht. Man sieht bei den oft über Nacht hereinbrechenden Hochfluten der Gadka immer dieselbe Erscheinung. Einen halben Tag hindurch stürzt das austretende Flußwasser mit großer Vehemenz in die Ponore, dann läuft die Hochflut an und die Ponore beginnen ihrerseits Wasser nach dem Fluß zu senden. Ringsum bleibt die verkarstete Ebene trocken, ein Beweis, daß der Wasserspiegel in der Bruchzone über dem «Karst- wasserspiegel» stehen muß. 1 Siehe auch S. 311. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 6. Heft. 94 33% D: KARL V. TERZAGHI (82) Während der Drucklegung dieser Arbeit mit den Vorbereitungen zu einer Reise nach den Rocky Mountains beschäftigt, finde ich in der amerikanischen Literatur die Beschreibung eines interessanten Gegenstückes zu den Vauclusequellenan den Rändern des Ga@kapoljes (Geology of tne Fdwards Plateau and Rio Grande Plain adjacent to Austin and San Antonio, Texas, with Reference to the occurrence of underground Waters; by Robert T. Hill and T. Wayland Vaughan. Eighteen annual Report of the Un. St. Geological Survey 13896—1897). Interessant deshalb, weil hier die Umstände die einwandfreie, ein- gehende Untersuchung einer Bruchzone im Kalkgebirge, ihres Verlaufes, ihrer Beschaffenheit und ihrer Beziehungen zum Auftreten von Vaucluse- quellen gestatteten. Das Edwardsplateau bildet den südöstlichen Ausläufer des Llano estacado Plateaus in Texas und bricht mit einer EW-lich verlaufen- den Steilstufe gegen die Rio Grande Ebene ab. Die Oberfläche des Edwardsplateaus wird von den beinahe ungestört lagernden Schichten des Edwards-Kalkes der unteren Kreide gebildet. In der Rio Grande- ebene brechen aus der tertiären und quartären Deckschichte stellen- weise die Gesteine der unteren und der oberen Kreide hervor. Die Steilstufe folgt einer bedeutenden Verwerfung der Balcones-Bruchzone (durch den Austin-Dammbruch zu einer gewissen traurigen Berühmt- heit gelangt). «Diese Balcones-Bruchzone bildet einen der hervor- stechendsten Züge in der Geologie des Texas, denn sie ist die einzige Bruchzone in dem postpaläozoischen Schichtensystem zwischen dem Golf von Mexico und dem Felsengebirge. Ihr verdankt die Steilstufe am Nordrand der Rio Grande Ebene ihre Entstehung.» «Die Bruchzone besteht aus einer großen Anzahl innerhalb eines schmalen Streifens mehr oder weniger parallel verlaufenden Brüchen. Einige von ihnen mit bedeutender Sprunghöhe und viele andere von untergeordneter Bedeutung. Der regelmäßige Schichtenverband in der Bruchzone ist aufgehoben und das Gestein ist in zahllose, unregelmäßig begrenzte Blöcke zerspalten. (So also, wie die Beschaffenheit des Gesteinskörpers in der Ponorzone von Gat@kapolje geschildert wurde.) Die Detailkar- tierung all dieser Verwerfungen ist ausgeschlossen. Die Gesamtver- schiebung beträgt einige hundert Fuß.» Der Edwardskalk ist porös und von zahlreichen Höhlen durch- setzt, eine wasserführende Schichte; die ihn überlagernden Kalke der oberen Kreide hingegen kompakt und wasserfrei, so daß in der Rio Grande Ebene artesische Brunnen erbohrt werden konnten. Dasselbe artesische Wasser kommt nun in der Bruchzone in zahlreichen echten Vauclusequellen zum Vorschein. Die Autoren beschreiben elf Quellen {83) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 335 auf einer Strecke von etwa 30 Kilometern. «Diese Quellen brechen nicht aus den Hängen, sondern sie bilden ausgesprochene Tümpel einige davon liegen in der offenen Ebene. Diese Tümpel oder kleinen Seen haben krystallklares Wasser und fließen in Gerinnen ab. In den Tümpeln wuchern Wasserpflanzen, zwischen welchen sich zahlreiche Fische tummeln. Ihr Wasser ist so klar, daß man in 5-7 m Tiefe jedes Detail ausnehmen kann.» «Es ist auffallend, daß diese großen Quellen (die Wasserführung der Comalquelle wurde z. B. mit etwa 9 m®/sec. gemessen, also etwa so ergiebig ‚wie die Hauptquellen in Gackapolje im Spätherbst) fast genau auf den Bruchlinien lienen. Ein- gehende Untersuchung des Gesteines bat ergeben, daß die Quellen mit dem Sprungsystem im Zuzammenhang stehen und ihr Wasser in solchen Sprüngen emporsteigt. Sie sind natürliche artesische Brunnen.» Auch hier müßte man sich wieder fragen: Warum kommt das Wasser nur an einzelnen Punkten zum Vorschein, während ihre Um- gebung trocken bleibt; wo doch die ganze Bruchzone in höchstem Grade zerklüftet und wasserdurchlässig ist? Es muß mit der Aus- weitung der Wasserwege einerseits eine Versinterung der Klüfte anderer- seits verbunden gewesen seit, sonst wäre die Erscheinung nicht zu erklären. S. Auseinandersetzung mit den Karsttheorien. In den ersten fünf Abschnitten habe ich ein morphologisches und hydrologisches Bild des Ga@kopoljes entworfen. In den darauffolgenden zwei Abschnitten wurde den Kräften nachgegangen, welchen unser spezielles Landschaftsbild mit dem Poljenkomplex und dem Karstfluß, mit Vauclusequellen und Ponoren seine Entstehung verdankt. Die Konstatierungen, zu welchen ich durch die Tatsachen gezwungen wor- den bin und die Resultate der Diskussion des vorliegenden, konkreten Falles setzen mich in vielen Punkten mit den herrschenden und von ausgezeichneten Autoren vertretenen Anschauungen über Karst und Karsthydrographie in mehr oder weniger scharfen, zum Teil prinzipiel- len Widerspruch. Um die Ursachen dieser Widersprüche aufzudecken, will ich die grundlegenden Annahmen dieser Autoren einer kritischen Prüfung unterziehen. Daß abflußlose Hohlformen im allgemeinen, Dolinen im speziellen der einfachen Oberflächendenudation ihre Entstehung verdanken und daß nur in seltenen Fällen andere Ursachen bei ihrer Bildung die führende Rolle gespielt haben, kann beute bereits als erwiesen gelten. Die Dolinenstatistik im Standardwork der Karstmorphologie, dem «Karst- 24* 336 D: KARL V. TERZAGHI (84) phänomen» von Dr. Cvuıe, hat im Kampf der Meinungen die Ent- scheidung herbeigeführt. Die alten Einsturztheorien haben sich nur in einer kleinen Serie von ganz besonders geformten und situierten Doli- nen bewährt. Wenn trotzdem der verdienstvolle bosnische Landes- geologe Herr Dr. Karzer in seiner Broschüre «Karst- und Karsthydro- eraphie» die Denudationstheorie für die Entstehung der Dolinen auf die erosive und strudelnde Wirkung von eiszeitlichen Strömen zurück- führt, so gibt .dies über den gegenwärtigen Stand der Denudations- theorien zu denken. Die Erklärung, welche die Denudationstheorie für die Entstehung der Dolinen liefert, ist eben physikalisch nicht zwin- send genug, um jedem Zweifel an ihrer Richtigkeit den Boden zu ent- ziehen und Raum für gegenteilige Meinungen ist noch verhanden. Die Schwächen der Denudationstheorie werde ich auf Seite 338 behandeln und will jetzt direkt auf den Kern der Dolinenfrage losgehen. Zwischen der Bildung einer Doline und der Bildung eines Erosionstales mit ge- böschten Hängen im Kalkgebirge ist im Prinzip gar kein Unterschied. Nur tritt an die Stelle der sich tiefer liegenden Sohlenlinie des Tales der Sohlenpunkt der Doline. Wenn wir daher die zwei Fragen beant- worten können: warum wird die Sohle tiefer gelegt als die Umgebung und wieso bilden sich regelmäßige Gehänge aus, so haben wir auch die Frage nach der Entstehung der Dolinen beantwortet. Wenn wir nun nach der Entstehung der regelmässigen Gehänge im Kalkgebirge fragen, so versagen unsere landläufigen Auffassungen über die Gehängebildung vollständig, gleichbedeutend ob es sich um die Ausbildung von Tal- gehängen oder von Dolinengehängen handelt. Beim Tal mit gebösch- ten Gehängen im Kalkgebirge lag die Annahme, es handle sich in den Gehängen um reine Erosionsgebilde, so nahe, daß die Kritik diese Erscheinung übergangen hat.! Bei der Doline liegen die Verhältnisse weniger übersichtlich, daher die weitgehenden Meinungsdifferenzen. Prüfen wir also die Richtigkeit der Auffassung der Entstehung von Talgehängen. Für den unbefangenen Beobachter gibt es im Karst wahr- lich nichts Räthselhafteres als sanft geböschte Hänge. Aus diesen Hängen ragen wie auf den Karrenfeldern der Hochalpen große. un- regelmäßig begrenzte Felsformen und doch ordnet sich das zerklüftete Felsenfeld derart einer immateriellen schrägen Fläche unter, daß man aus weiter Entfernung den Eindruck gewinnt, man sehe auf eine schräge etwas rauhe Ebene. Verwitterungserus ist in manchem reinen Kalk- gebiet überhaupt nicht zu finden, so daß von einem natürlichen Bö- 1 Trotz der so vielfach betonten Abwesenheit der Oberflächenerosion im Kalkgebirge. (85) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 337 schungswinkel gar nicht die Rede sein kann, in einem Kalkfels, in welchem man die Seitenwände von Eisenbahneinschnitten senkrecht stehen lassen kann und in welchem man vielfach ohne Gefahr Galerien sprengen kann. Dabei schwanken die Böschungswinkel dieser Gehänge, sofern wir jetzt die vollkommen ausgebildeten, oft viele Kilometer lang sich erstreckenden hohen Gehänge der Karst-Kettengebirge in Betracht ziehen, in den allerengsten Grenzen. Ich will einige Beispiele an- führen: Senisko-Bilosn 2er 2 202357 A Germada (Krain).. = 2.999.750: Velebit bei Kossinj _ 33° 40' Nanos bei Ubelsko _ 39° 50’ Pljesivica gegen Biha@ 30° 20’ Nanos bei Planina .. .. 30° 20’ Die Böschungswinkel in den Dolinen der bewaldeten Uvala habe ich durchwegs mit 33° gemessen (während Dolinen in Poljen stets viel flacher sind). Die Entstehung dieser Gehänge in Kalkgebirge wurde niemals separat behandelt, trotzdem sie sich prinzipiell von der Ent- stehung der Gehänge etwa im Schiefergebirge unterscheiden muß. Löw («Über Talbildung») erklärt die Entstehung eines geböschten Taleinschnittes wie folgt: «Je tiefer die Sohle eingeschnitten wird, desto schroffer steigen die Gehänge empor. Da aber ihre Neigung die Resultate aus den Einwirkungen der Atmosphäre und der Widerstands- fähigkeit des Gesteins darstellt, müssen die aufgelockerten und zer- setzten Felsmassen solange absitzen, bis der Böschungswinkel auf das richtige Maß herabgedrückt ist. Schuttabrutschungen, Felsschlipfe und Bergstürze sind von der Ausnagung eines Gebirgstales ebenso unzer- trennlich wie Schluchten und Klammen.» Wohin die Anwendung der Löwıschen, im Schiefergebirge etwa zweifellos richtigen Auffassung, auf das Kalkgebirge führt, zeigt auf das klarste ein Passus aus dem Artikel des Höhlenforschers Regierungsrates Kraus, «Entwässerungsarbeiten in den Kesseltälern von Krain.» Er erklärt dort die Entstehung einer Doline durch Einsturz. «Die Höhlen- decke bricht ein, es entsteht ein Schlund, die Steilwände böschen sich successive, aus dem Schlund wird ein Trichter.» Die Annahme, daß sich die Steilwände böschen, ist wissenschaftlich unmotiviert, ebenso wie die Annahme von Höhlen, welche gerade dort auftreten sollen, wo man sie braucht, ohne Rücksicht darauf, ob eine solche Annahme im Gebirgs- bau begründet ist oder nicht. Wenn eine Höhlendecke einstürzt, so bleiben die senkrechten Wände stehen, sobald der Schutt abgerutscht und abgeschwemmt ist und haben gar keine Tendenz sich zu böschen. Und gar eine so flache Böschung anzunehmen, wie wir sie an Dolinen regelmäßig beobachten. Die schwersten Bedenken gegen eine solche 338 D: KARL V. TERZAGHI (86) Annahme resultieren übrigens aus folgender Überlegung: Wenn wir den Hang einer Doline im reinen Kalkgebirge (nicht im dolomitischen, denn dort geht Grusbildung in der Regel vor sich) steil aufrichten, bleibt alles im Gleichgewicht. Die Rauhigkeiten sind so groß, daß gar keine Materialbewegung vor sich gehen kann. Das beweisen sämt- liche Sprengarbeiten im Kalkgebirge. Infolgedessen ist diese Dolinen- böschung keine Grenzform, welcher eine Steilstuffe notwendig zustreben muß und das wäre die Böschung im Löwıschen Sinn. Sie muß ihre Entstehung ganz anderen Faktoren verdanken. Die Löwrsche Gehänge- theorie versagt also im Kalkgebirge. Nun wollen wir noch sehen, ob vielleicht die Denudationstheorie der Dolinen eine befriedigende Ant- wort gibt. Ihr Hauptvertreter ist Prof. Dr. Cvııe. Er sagt auf Seite 272 des «Karstphänomens», nachdem er die Frage nach der Entstehung der Kalkklüfte kurz gestreift hat. «Diese in die Tiefe führenden Röhren schlucken das auf die Oberfläche des Kalkes fallende und auf der- selben fließende Wasser auf und werden somit Endpunkte von dessen oberflächlicher, abspülender und erodierender Tätigkeit, so daß alle Vorgänge hier aufhören. Während in anderen impermeablen Gebieten durch Abspülung und Erosion eine Abdachung bis zum Meere hin geschaffen wird, endet hier die Abdachung an der entstandenen Schlund- fuge. Der Eingang der letzteren wird durch die verschiedenartige Tätigkeit des oberflächlichen Wassers erweitert und trichterförmig aus- gestaltet. Das ist die normale Doline.» Ferner auf derselben Seite: «Unsere Beobachtungen an den angeschnittenen Dolinen von Unter- loitsch zeigen, daß die Bildung von Dolinen längs Spalten vor sich geht» und auf Seite 274: «Die Entfaltung des Dolinenphänomens hängt somit einerseits von den petrographischen und tektonischen Eigenschaften der Karstgebiete und deren Oberflächengestaltung, an- dererseits von der Menge und Verteilung der Niederschläge ab.» Wenn man diese Erklärungen, welche die eigentliche kausale Begründung der Denudationstheorie darstellen, aufmerksam liest, so wird man bemer- ken, daß sie ebensowenig, wie die Löwrsche Gehängetheorie die Ent- stehung regelmäßiger, ausgedehnter Hänge im Karst und die Entstehung von Dolinen rechtfertigen kann. Zunächst schon die oberfllächliche, abspülende und erodierende Tätigkeit des Wassers, welches nach den besonders absorptionsfähigen Spalten hingravitieren soll. Ein stark disloziertes Kalkgebirge istnach allen Richtungen hin von feinen Spalten durchzogen. Wenn diese zahllosen Spalten nicht vorhanden sind, wie im Frankenjura und in manchen anderen Kalkgebirgen, so geht über- haupt keine Dolinenbildung vor sich. Wo sie aber vorhanden sind, dort hat das Wasser, wie ich schon im 7. Kapitel erwähnt habe, die (87) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 339 Tendenz, die Spalten derart auszuweiten, daß es an jeder Stelle, also auf dem kürzesten Weg verschluckt werden kann. Und diesen End- zweck erreicht es im kahlen Kalkgebirge tatsächlich. Ich habe auf kahlen Karstlehnen, selbst bei starken Regengüssen, kein niederrinnen- des Wasser beobachten können. Dasselbe sagt Oberingenieur Prare in seinem Aufsatz über die «Wasserversorgung der Istrianer und Dal matiner Staatsbahn» und fährt fort: «Roh planierte vom Geröll be- freite Flächen (Böschungen sind gemeint) bringen ohne künstliche Dichtung bloß 5—10% des aufschlagenden Regenwassers oberirdisch zum Abfluß.» Dabei sind alle die Rauhigkeiten entfernt, welche sonst auf einem Karsthang die Versickerung so außerordentlich begünstigen. Ein anschauliches Bild von der Klüftigkeit des Karstkalkes liefert die Modellierung des Karstplateaus in den Kalkalpen. Wenn ferner das Gravitieren des Wassers nach besonders absorptionsfähigen Spalten das wirksame Agens zur Entstehung von Hohlformen liefern soll, so müßten solche Hohlformen und Erosionswirkungen ganz besonders an Hängen zur Geltung kommen, nachdem an einem Hang wesentlich mehr Wasser an einer Spalte gravitieren kann als im ebenen Karst- terrain. Es ist eine altbekannte Tatsache, daß Hänge dolinenfrei sind, wenn man von seltenen Ausnahmen absieht. Stellen wir uns ferner die Detailbeschaffenheit einer Karstebene vor. Eine Unmenge von Kalk- köpfen, sack- und polsterförmigen Gebilden und zwischen ihnen feine Rinnen und Spalten. Wir müssen nun unterscheiden zwischen der Denudationstätigkeit auf den Köpfen und zwischen der Denudations- tätigkeit in den Rinnen. Bei gleicher petrographischer Beschaffenheit eines Gebietes ist es nach den Prinzipien der Wahrscheinlichkeits- rechnung gar nicht einzusehen, warum die Abtragung der Kalkköpfe vorzugsweise und gesetzmäßig nach einem bestimmten Punkt hin zunehmen soll, nachdem doch alle Kalkköpfe genau gleich lang dem denudierenden Regen exponiert sind. Überdenken wir ferner die Wir- kung einer besonders absorptionsfähigen Spalte. Nehmen wir an und es wird in manchen Fällen auch zutreffen, es gravitiere das Wasser der nächsten Umgebung tatsächlich nach dieser Spalte hin. Die feinen Rinnen zwischen den massiven Kalkgebilden werden im Lauf der Zeit ein Gefälle nach dieser Spalte hin bekommen, so wie bei der Ver- wandlung einer Seenreihe in einen Fluß nach Durchsägung der tren- nenden Sättel. Nur erfolgt hier das Aufschließen nicht auf mechani- schem sondern auf chemischem Weg. Die Rinnen werden tiefer gelegt. Die Felsköpfe kommen aber nicht nach, es ist kein Grund dazu vor- handen. Sie werden sämtlich durch die atmosphärischen Niederschläge in gleicher Weise abgetragen. Das Bild, welches wir nun erhalten 340 D: KARL V. TERZAGHI ° (88) müssen, sind auffallend hohe, pfeilerartige Kalkpartien, durch schmale, lehmfreie Spalten von einander getrennt, rings um den ausgeweiteten Hauptspalt. Der Schachtponor in Poljice und die Schachtponore an der nördlichen Ga@ka, ferner eine Anzahl von Ponoren, welche ich im Likapolje, sowie im Becken von Laas beobachtet habe, entsprechen diesem Bild bis ins kleinste Detail. Ja noch mehr. Die Felspfeiler., welche den Schacht umgeben, ragen in vielen der von mir beobach- teten Fälle über das Nachbargelände empor. Der Grund zu dieser Er- scheinung wird sich später von selbst ergeben. Wenn man diese meine Einwendungen bedenkt, wird man begrei- fen, daß sich gerade ein Forscher, wie Dr. KaArtzer, der 17 Jahre lang im Karst gearbeitet hat, gegen die Denudationstheorie der Dolinen ge- wendet hat, weil sie ihm die Phänomene, die er wohl sehr genau kennt, nicht genügend erklärt. Ich werde nun im Folgenden zeigen, wie die Doline trotzdem durch rein chemische Denudation nicht nur erklärt werden kann, sondern sogar erklärt werden muß. Zu diesem Zweck will ich das Übel an der Wurzel fassen und zunächst die Möglichkeit einer Böschungs- bildung diskutieren. Denn diese Böschung ist morphologisch genommen das Grundelement der Doline. Wenn eine intensive oberflächliche Denudation stattfinden soll, so muß etwas vorhanden sein, das den sofortigen Eintritt des Wassers in den klüftigen Kalkfels verhindert, und das Wasser schon auf der Oberfläche gesetzmässig nach gewissen Stellen hin verteilt. Eine solche Schicht muß in gewissem Grad hygro- skopisch sein. Wenn sie Säuren enthält, wird sie zudem die Aktion des Wassers verstärken. Solche Schichten sind gegeben in Humusboden, in wesentlich schwächerem Maß in der Lehm- und endlich in der Schneedecke. Die Böschungswinkel von 20—33° an den Hängen un- serer Karstgebirge zwingen den Blick geradezu auf den Humusboden. Nach den Mörrerschen Erddrucktabellen beträgt der natürliche Bö- schungswinkel für «ziemlich nassen Boden» 33°, für «ganz nassen Boden» 30°, für «Kleingeschläg» hingegen, welches etwa dem Gesteins- grus entspricht: 45°. Der Denudationseffekt wird, wie ich später aus- führlich dartun werde, unter einer Humusdecke ein ungeheuer anderer sein, als unter einer lehmdecke. Wir müssen uns also zunächst fragen, wo wir eine Waldhumusdecke zu erwarten haben. Wenn es sich, wie hier, um die geomorphologische Wirkung einer Pflanzenbedeckung handelt, so dürfen wir nicht die heutige, von menschlicher Rodungs- tätigkeit im größten Maßstab modifizierte Verteilung der Pflanzen- vereine betrachten, sondern wir müssen uns direkt an die Pflanzen- geographie und an die Pflanzenökologie wenden, um von diesen Wissen- (89) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES,- 341 schaften zu erfahren, wo wir einen Humusboden und wo einen Steppenboden zu erwarten haben. Das Vegetationsbild, welches uns etwa im Bergland von Laas-Zirknitz, in der Velika Gora, in gewissen Teilen des Velebitgebirges entgegentritt, ein prachtvoller, hochstämmi- ger Buchenwald, liefert den Beweis, daß die Wasser- und Temperatur-- verhältnisse das Gedeihen von Waldbeständen im Kalkgebirge erlauben. Der Wald ist der botanische Schlußverein und die Natur hat das Bestreben, überall dort einen Wald zu erzeugen, wo die Existenz- bedingungen für ihn vorhanden sind. (Raour Franck.) Nach hervor- bringung dieses Schlußvereines strebt die Natur überall. Der Wald ist in der Botanik dasselbe, wie das Rumpfgebirge in der Morphologie der Erdoberfläche. Ein Gleichgewichtszustand. Er kann bloß durch den Menschen, oder durch einen tiefen Eingriff der Natur in seine Existenz- bedingungen beseitigt werden. Wir haben also überall dort einen Wald anzunehmen, wo die Existenzbedingungen gegeben sind. Betrachten wir nun den primitiven Wald eines bestimmten, räumlich begrenzten Gebietes ; wir konstatieren, daß er aus Baumindividuen besteht, welche sich sowohl in Zahl als auch im Mischungsverhältnis ziemlich gleich- fürmig über das Terrain verteilen. (Die oft von Reisenden betonte Einförmigkeit tropischer Urwälder). Diese gleichförmige Verteilung der Bäume, der prominentesten Vertreter einer Waldgesellschaft, zieht auch eine gleichförmige Verteilung der Baumbegleiter mit sich, von den Bodenbakterien und Bodenpilzen angefangen bis zu den Waldsträuchern einerseits und der Humusfauna andererseits. Von chemischem Stand- punkt aus betrachtet, präsentiert sich diese Gemeinschaft von Lebe- wesen mit ihrem Nebeneinander von Leben und Verwesung als eine gleichmäßig über das Terrain sich erstreckende Zone ständig sich wiederholender Neubildung hochwertiger, aktiver Substanzen. Die Ver- wesungsprozesse bestehen (nach Woııny, Zersetzung organischer Sub- stanzen) in einer allmählichen Anreicherung des Kohlenstoffes, Bildung stark entwässerter Kohlehydrate, Entstehung von Humusstoffen und Humussäuren. Bei mittleren Feuchtigkeitsmengen und angemessener Temperatur zerfallen diese Humusstoffe unter Mitwirkung von Gärungs- pilzen und Bodenbakterien in Kohlensäure, Wasser und Ammoniak’ Nachdem wir nun beobachten, daß der Waldboden im Karstgebirge in relativ schwacher Schicht auf vollkommen gesundem Fels in nor- maler Zusammensetzung aufruht, trotzdem der Fels infolge chemischer Denudation um gewaltige Beträge denudiert worden ist (wie die Ab- messungen großer Dolinen zeigen), so müssen wir annehmen, daß zwischen Leben, Verwesung und Auslaugung Gleichgewicht herrschen muß und wenn wir uns über die denudierende Tätigkeit der auf den 3423 D: KARL V. TERZAGHI (90) Wald fallenden Niederschlagsmengen Klarheit verschaffen wollen, müs- sen wir uns die chemischen Prozesse, welche sich im Hochwaldbereich vollziehen, in großen Linien vergegenwärtigen. Freilich erstrecken sich die bis dato auf diesem Gebiet angestellten Untersuchungen nur auf den forstmässig zugerichteten Laub- und Nadelwald, in welchem das Unterholz und mit ihm «die tieferen Waldetagen» fehlen. Sie geben aber immerhin eine greifbare Vorstellung und das genügt vorläufig. Der mittlere Jahresniederschlag beträgt gegenwärtig in Inner- kroatien 1200 Millimeter. Nach den Untersuchungen FRANKHAUSERS fiel in einem gutgeschlossenen 50—60-jährigen Buchenbestand um 10% weniger Niederschlag zur Erde als im freien Land. Dafür fällt im Durchschnitt über bewaldeten Terrain um 4% mehr Regen. Auch riesell an den Stämmen sehr viel Wasser nieder, wir können also sagen, es gelangen 1100 mm tatsächlich in den Boden. Von diesen 1100 mm werden nun etwa 400 mm durch den Transpirationsstrom der Pflanzen in die Atmosphäre zurückgeführt (Vgl. diesbezüglich STRASSBURGER, Lehrbuch der Botanik und HaBErLANnDT, wissenschaftlich praktische Untersuchungen, Büsern, Bau und Leben der Waldbäume). Das sind 400 kg Wasser pro m* Wald. Nun erzeugt die Pflanze nach VAGELER «Bodenkunde» pro 300 kg transpiriertes Wasser 1 kg Trocken- substanz, das gibt pro Jahr und Quadratmeter 14 kg Trockensubstanz. Nach STRASSBURGER (Lehrbuch der Botanik) besteht die pflanzliche Trockensubstanz zu 0°5 aus Kohlenstoff, das gibt also pro Jahr und Quadratmeter eine Produktion von 0'7 kg Kohlenstoff. Nachdem sich im Wald Leben und Verwesung das Gleichgewicht halten, treten jährlich 07 kg Kohlenstoff in den Verwesungsprozeß ein. Nun sind zwei Dinge zu bedenken: Erstens geht der Verwesungsprozeß in unseren Wäldern sehr langsam vor sich (nach Worıny, Zer- setzung organischer Stoffe). Bis die Umwandlung der Pflanzen- substanz in Humusstoffe und gar die Zerlegung der Humusstoffe in Kohlensäure und Ammoniak stattfindet, ist diese verwesende Substanz längst von neuen, abgestorbenen Pflanzenresten bedeckt. Zweitens ist die entwickelte Kohlensäure schwerer als die Luft, bleibt schon aus diesem Grund im Boden. Ferner sind Humusstoffe hervorragend adsorp- tionsfähige Substanzen (nach Worıxy) und halten aus diesem Grund die aus ihnen hervorgehende Kohlensäure unter Druck fest, bis sie von Niederschlagswässern absorbiert wird. VAGELER nennt dies in seiner Bodenkunde einfach Verdichtung der Gase auf der Oberfläche der Bodenkrümmel. Es ist dasselbe Phänomen, wie die Verdichtung des Leuchtgases im Platinschwamm und ist auf die Adsorptionsfähigkeit der Körper zurückzuführen.) Nun geben 0'7 kg Kohlenstoff mit Sauer- (91) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 343 stoff verbunden: 2'6 kg Kohlensäure, das sind 1300 1 Kohlensäuregas (1 1 Kohlensäure wiegt rund 2 gr)! Nun kommen pro m” jährlich 1100 weniger 400, das gibt 700 1 Wasser zum Abfluß. 1 I Wasser ab- sorbiert bei 0° 1'8 Volumen GO, bei 15° rund ein Volumen. Die pro Quadratmeter jährlich produzierte Kohlensäure genügt also vollkommen, um die zum Abfluß gelangenden Niederschlagsmengen mit Kohlen- säure zu sättigen. Die Gelegenheit zur Absorption dieser Kohlensäure ist in den krümmeligen, von zahllosen Lebewesen durchgrabenen Wald- boden die denkbar günstigste. Nun ist der Kalk mit rund 15 auf 10.000 Teilen kohlensäuregesättigten Wassers löslich, das gibt pro m? und Jahr etwa einen halben Millimeter bei 700. mm abfließenden Niederschlag. Die Bedingungen zur Entfaltung der Lösungstätigkeit sind sehr günstige. Die krümmelige Beschaffenheit des Bodens, seine eroße Wasserkapazität und die lebhafte Wasserzirkulation im Boden, hervorgebracht durch die Saugwirkung der Wurzeln, begünstigt die Reaktion zwischen dem Wasser und dem Kalk außerordentlich, indem die Lösungsprodukte in molekularisiertem Zustand rasch aus der Reaktionszone kommen und in fein verteiltem Zustand im Boden auf- gespeichert werden, soferne das lösende Wasser von den Pflanzen verbraucht wird. Es zitiert Nernsr in seiner theoretischen Chenile: «An der Grenzfläche zwischen Körper und Lösung herrscht in jedem Augenblick der Zustand der Sättigung; die Auflösungsgeschwindigkeit wird hienach bedingt durch die Diffusionsgeschwindigkeit des in der Grenzschicht in gesättigter Lösung befindlichen Stoffes.» Demnach geht die Reaktion um so rascher vor sich, je feiner der zu lösende Körper verteilt oder je geringer die Widerstände, welche sich der Diffusion entgegenstellen. Eine solche Einwanderung und Absetzung von Kalk im Boden geht de facto vor sich. Dafür haben die Versuche STORERS in dem «Bulletin of the Bussey Institution» unzweideutige Beweise er- bracht. Man hat also Kohlensäure unter Absorptionsdruck, Wasser in lebhafter Bewegung und teils fein verteilten Kalk, teils festen Kalk unmittelbar nebeneinander. Es ist kein Grund vorhanden zu sagen, die Reaktion gehe nicht vor sich. Zudem muß man annehmen, dab das Wasser nicht in absolut reinem Zustand, sondern mit feinsten Partikelchen getrübt in die Klüfte eintritt. Und diese Trübung fällt ebenfalls ins Gewicht. Wäre dies nicht der Fall, so wäre infolge der 1 Alle Zitfern sind nur als rohe Annäherungen aufzufassen, sie sollen bloß ein allgemeines Bild liefern. Die Lösungsfähigkeit des kohlensäurehaltigen, bezw. gesättigten Wassers variiert stark mit der Temperatur. Das meiste Wasser ver- siekert im Winter, ist daher kalt und sehr lösungsfähig. 344 D: KARL V. TERZAGHI (92) Filterwirkung eine allmähliche Verschlemmung des Bodens die not- wendige Folge.* Vergleichen wir nun mit der von uns gefundenen Ziffer von einem halben Millimeter pro Jahr das Ergebnis eines Versuches von Prarr (in Rorus allgemeiner und chemischer Geologie) Prarr expo- nierte eine Platte von Solenhofener lithographischem Schiefer mit 953% Ca COs, 20% Mg (COs) und 0'11% Fe COs zwei Jahre lang den atmosphärischen Niederschlägen und konstatierte eine jährliche Ab- spülung von 1/73 Millimeter. Nun ist das Kalkgestein des Karstes nur selten so kalkreich, d. h. so lösungsfähig wie diese Schieferplatte. Wird daher jährlich weit weniger denudiert werden. Bleiben wir jedoch bei der Ziffer Prarrs. Die Denudation des Kalkes unter einer zähen’ Lehmschicht wird ganz offenbar die Abtragung des frei exponierten Kalkgesteines nicht übertreffen, nachdem dieses dichte, oft wasser- undurchlässige Material der Wasserzirkulation und der Diffusion die srößten Widerstände entgegensetzt. Wenn man im Waldboden nur die halbe Lösungsfähigkeit des Wassers sich erschöpfen läßt, an die Stelle des halben Millimeter pro Jahr einen viertel Millimeter setzt und neben die Ziffer 1/73 hält, so muß man zugeben, daß unser Ergebnis einen morphologisch wirksamen Faktor ersten Ranges in Ziffern formuliert.” Während die Denudation im kahlen Gebiet in 1000 Jahren 1'4 cm belrägt, wird sie sich im Urwald auf 25 Zentimeter belaufen. Nur solche Denudationsbeträge können uns auch die Entstehung von so gewaltigen abflußlosen Hohlformen seit dem letzten Gebirgsschub er- klären, wie wir sie in manchen Teilen des Karstes finden. Man muß sehr wohl bedenken, daß die Tiefe der Doline noch nicht den wahren Denudationsbetrag angibt, sondern nur die Differenz zwischen der Tieferlegung des Bodens und der Abtragung ihrer Umgebung. Wann wird nun die Denudation unter Waldbedeckung durch die minimale Denudation des Karstlandes ersetzt werden ? Nur dann, wenn dem Wald durch die Natur die Existenzbedingung genommen ist. Die Existenz- möglichkeit des Waldes hört auf im Inundationsbereich einer Quelle oder eines Flusses. Infolgedessen müssen die Wasserverhältnisse des Karstes in seiner Oberflächengestaltung zum Ausdruck kommen, denn von ihnen hängt es ab, ob das Terrain stark oder schwach abgetra- gen wird. Man darf nicht vergessen, der Karst ist ein Gebiet ohne 1 Man muß sich stets vergegenwärtigen, daß es sich hier um Prozesse han- delt, welche sich geologische Zeiträume hindurch wiederholen. 2 Die im Boden gebildete Salpetersäure, die von den Wurzeln gelieferte Salzsäure und die Stoffwechselprodukte der niederen Tierwelt sind hiebei nicht berücksichtigt, trotzdem sie ebenfalls eine Rolle spielen dürften. (93) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 345 Oberflächenerosion. Wo ferner der Wald durch Inundation einmal ver- nichtet worden ist, dort siedelt er sich von selbst nicht mehr an; das liegt in der Natur des Karstes. (Ein Gegenbeispiel dazu ist der Kampf zwischen Heide und Eichenwald in Norddeutschland.) Bisher habe ich bloß den Waldboden in seiner Bedeutung als denudationsfördernde Bodenbedeckung behandelt. Nun will ich aber versuchen, darzulegen, wie die Waldbedeckung mit der Bildung regel- mäßiger, schräger Böschungen zusammenhängt. Die Oberfläche des kompakten Kalkfelsens stellt sich parallel zu der natürlichen Böschung des Waldbodens. Die Denudation des waldbedeckten Gesteins ist viel- mal größer als die des kahlen. Wenn daher eine Gesteinspartie aus irgend einem Grund aus der Bodenbedeckung hervorkommt, so wird sie mit Notwendigkeit immer größer und größer. (Ausgezeichnete Bei- spiele liefern die Gehänge des Maastales in Belgien, wie ich später noch dartun werde.) Der Waldboden muß infolgedessen die Fähigkeit besitzen, ein solches Herauswachsen zu verhindern. Eine Aufklärung liefert uns die Betrachtung der Abflußvorgänge im Waldboden. Eine poröse Schicht liegt auf einer stellenweise durchlöcherten Platte. Wenn es auf diese Schicht regnet, wird ein kleiner Teil durch die Platten- öffnungen treten, der größte Teil der Niederschläge wird in der Deck- schicht zum Plattenfuß niedersitzen. Wenn nun, um zum Waldboden zurückzukehren, eine Gesteinspartie besonders widerstandsfähig ist und sich über ihre Nachbarschichten erhebt, so rückt sie der Bodenober- fläche näher, nachdem die Bodenoberfläche durch den natürlichen Böschungswinkel des Bodens festgelegt ist. Das Wasser strömt in dem porösen Boden nieder. Je dünner die Bodenschicht, desto lebhafter die Wasserzirkulation. Nach Nernst ist die lösende Wirkung einer Flüssig- keit direkt proportional der Diffusionsgeschwindigkeit und die Diffu- sionsgeschwindigkeit wird durch Bewegung, etwa durch Umrühren etc. sehr gesteigert. Dennoch wird diese erhöhte Partie wesentlich inten- siver angegriffen und stärker gelöst als ihre Nachbarn und sie wird dadurch in die Fläche der Böschung zurückgedrängt. Wir haben hier also den hochinteressanten Fall, daß der kompakte Fels durch die chemisch lösende Tätigkeit des Wassers unter die sozusagen immaterielle natürliche Böschungsfläche eines lockeren Bodens gezwungen wird. Dieses Niederringen von härteren Felspartien und das Aufzwingen der Böschungsfläche vollzieht sich jedoch, wie oben gezeigt, mit der Not- wendigkeit eines mechanischen Naturgesetzes. Eine überwältigende Zeugenschaft für die Existenz dieses Naturgesetzes erbringen im inner- kroatischen Hochland die viele Kilometer langen, mehrere hundert Meter hohen, mit nahezu konstantem Böschungswinkel manchen Poljenrand 346 D: KARL V. TERZAGHI (94) begleitenden Hänge der Kettengebirge, welche Hänge meist dem Schicht- streichen dieser Gebirge parallel laufen : Oberflächenerosion hat in nen- nenswertem Maß nie stattgefunden. Wenn durch den Gebirgsschub eine Schollenreihe aufgerichtet wurde (wir haben am Westrand des Hoch- landes typische Schuppenstruktur), so folgen die Oberflächenagentien mit der Abschrägung der Bruchkante, es entstand eine Böschung ohne Zuhilfenahme der Erosion. Denken wir uns nun im Waldgebiete des Karstes eine, wenn auch sehr flache Mulde. Das Wasser wird den porösen Boden an der tiefsten Stelle verlassen. Um uns das zu vergegenwärtigen, denken wir uns eine flache, mit Humusboden ausgekleidete, siebartig durchbrochene Schüssel. Wenn wir auf diese Schüssel Regen fallen lassen, so ist es klar, daß die Schüsselporen an der tiefsten Stelle am meisten Wasser liefern werden. Je näher dem oberen Rand, desto weniger. Direkt pro- portional der Wasserlieferung aus den Poren ist die Sättigung der Boden- schicht und Geschwindigkeit der Wasserbewegung. In unserer Wald- mulde findet dasselbe statt. Nachdem aber die Lösungsfähigkeit des Wassers direkt proportional ist der Bodensättigung und der Zirkula- tionsgeschwindigkeit, so wird der Boden der Mulde viel rascher tiefer gelegt als die Ränder. Zudem werden die Kalkklüfte unter dem Mulden- boden viel rascher ausgeweitet, als an den Rändern, weil sie intensiver durchströmt werden. In dem Maß als der Boden tiefer sinkt, folgt das natürliche Erdreich nach und wird mit seinem natürlichen Böschungs- winkel die Steilheit der Dolinenhänge in der sub «Böschung» geschil- derten Weise festlegen. Eine Doline muß mit Notwendigkeit entstehen. Den Anstoß dazu kann jede noch so unscheinbare Hohlform geben, es genügt, daß das Wasser an jener Stelle durch lange Zeit hindurch, wenn auch nur um ein Differentiale, mehr löst, als in seiner Um- gebung. Diese Erklärung der Dolinenentstehung ist tatsächlich zwingend. Eine ähnliche Rolle wie die Humusdecke spielt offenbar, wenn auch in weit schwächerem Maßstab, die Schneedecke. Es schwankt die spezifische Schneetiefe nach Dr. SCHREIBER zwischen 6°6 und 34 mm. Er nennt als Mittelwert 16 mm. In einer flachen Mulde, welche mit Schnee bedeckt ist, wird die Menge des gelieferten Tropfwassers nach einem ähnlichen Gesetz gegen die Muldenmitte hin zunehmen wie in der mit Boden ausgekleideten. Daher auch das Maß der chemischen Denudation. Man muß auch bedenken, daß der Schnee weit kohlen- säurereicher ist, als das gewöhnliche Regenwasser (nach Ts. HeınrıcH: die Schneedecke. Prometheus IV. Wenn auch die jährlichen Denuda- tionsdifferenzen verschwindend klein sind, so müssen sie sich doch im Laufe der geologischen Zeiträume mit Notwendigkeit zu sichtbaren (35) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 347 Werten summieren. Eines ist zudem klar: Nachdem die verteilende Wirkung der Schneedecke auf das Wasser keine so intensive ist und die Lösungsfähigkeit der einen Waldboden passierenden zurückbleiben wird, so wird die Niederbringung des Muldenbodens verhältnismäßig langsam erfolgen und es werden keine so steilen Dolinenhänge zustande kommen, wie in Dolinen unter Waldboden. Es sind daher auch die Dolinen, welche wir auf den Plateaus unserer Kalkalpen beobachten, meist sehr flache Gebilde. Desgleichen Dolinen im verkarsteten Terrain (d. h. in Karstebenen, in welchen seinerzeit durch periodische Inun- dation der Wald vernichtet worden ist.) Typisch ausgebildete Gehänge mit einem Böschungswinkel von 30—35° können nur unter Urwaldbedeckung gebildet werden. So haben wir bewiesen. Wo daher ein solches Gehänge auftritt, dort können wir mit Recht behaupten, daß der Wald erst durch Menschenhand vernichtet worden ist; andererseits muß zugegeben werden, dab ein Fluß, etwa ein Poljenfluß, welcher sein Bett in eine Poljenebene ein- laugt (d. h. in eine Ebene, welche der Denudation ihre Entstehung verdankt und vor geologischen Zeiträumen ihre Waldbedeckung ein- sebüßt hat) niemals ein Erosionstal, mit geböschten Gehängen, sondern bloß eine Klamm mit senkrechten Wänden erzeugen kann. Wir finden für diese Konsequenz unserer Böschungstheorie die schlagendsten Be- weise in den Karstebenen. Um nur zwei typische Beispiele anzuführen: Korana und Reka, welche in Schluchten mit Tiefen bis zu 100 m die öden Karstplateaus durchfließen. Die Steilwände ihrer Täler sind durch nichts anderes zu motivieren als durch die Abwesenheit der Gehänge bildenden Faktoren. Gvuıc erwähnt diese Schluchten mit senkrechten Wänden als Charakteristikum für die von Flüssen durchzogenen Karst- plateaus. Da müßte man sich doch unwillkürlich fragen, wieso treten diese Schluchten so häufig auf, wo doch gerade die minimale Geschwin- digkeit der Karstflüsse auf sanft geböschte Talgebilde weisen sollte, wenn die geneigte Böschung tatsächlich nur eine Begleiterscheinung der langsam in die Tiefe arbeitenden Flußerosion repräsentiert. Ich habe ferner weiter oben die konservierende Eigenschaft der Lehmdecke hervorgehoben. Die zähe Konsistenz dieses Materiales drückt den Lösungseffekt des die Oberfläche passierenden Wassers auf ein Minimum hinunter. Zu dieser Tatsache bringt Dr. Gvut auf S. 84 seiner «Morphologischen und glazialen Studien» einen sehr interessanten Beleg. Er sagt: «Es ist von Interesse, daß sich über diesen alten Schuttkegeln (an den Poljenrändern) gegenwärtig sehr seichte oder gar keine Rinnen und Täler befinden — um so viel hat das Gelände um das Polje her seit der Neogen- und Glazialperiode bis zur Gegenwart 346 D: KARL V. TERZAGHI (96) durch Denudation an Höhe abgenommen.» Das Gelände um das Polje hat an Höhe abgenommen, das lehmbedeckte Polje und sogar der Schutt ist geblieben. Dieses merkwürdige Nebeneinander kann doch nicht ohne Ursache sein, in einem Land, wo die Oberflächenerosion eine verschwindend kleine Rolle spielt. Nachdem wir nun die Bildung der Detailreliefformen des Karstes, der Gehänge und der Dolinen, behandelt haben, können wir an die Untersuchung der Ursachen der Poljenbildung schreiten. Die Frage nach der Entstehung von Poljen im allgemeinen und des Ga@kopoljes im speziellen habe ich im 6. Abschnitt ausführlich behandelt. Die Ergebnisse, zu welchen ich gelangt bin, widersprechen sämtlichen mir bekannten Poljentheorien. Ich muß mich infolgedessen mit ihren Hauptvertretern Grunnp und Cvisıe, auseinandersetzen. GRUND hat die Erfahrungen, auf welchen er seine Theorie basiert, in West- bosnien gesammelt. Auf die Entstehung der westbosnischen Poljen kann ich nicht eingehen. Ich kenne diese Poljen aus eigener An- schauung nicht. Wohl aber habe ich, wie schon im ersten Abschnitt erwähnt, Bedenken allgemeiner Natur gegen die Auffassung der Poljes als abgesunkenen Rest einer alten Einebnungsfläche Sie gipfeln in zwei Fragen. Die erste lautet: Warum wurden die alten Einebnungs- flächen auch dort konserviert, wo sie nicht durch limnische Sedi- mente geschützt waren? Wenn man das durch reine Denudation ge- schaffene formenreiche Relief von Innerkroatien gesehen hat, so wird man die Unfähigkeit der Absenkungstheorie, diese Frage einwandfrei zu beantworten, als große, wenn nicht unheilbare Schwäche empfinden. Die zweite lautet: Ist die Einebnung weiter, bergiger Kalkterrains durch die Tätigkeit von Flußläufen überhaupt möglich oder nicht? Diese zweite Frage werde ich am Schluß dieses Kapitels eingehend diskutieren, wenn ich mir einmal über das Wesen der Erosion im all- gemeinen klar geworden bin. Den Gegenpol zur Grunnschen Absen- kungstheorie bildet die Ausräumungstheorie von Cvıse. Sie ist nicht so präzis gefaßt, kann daher auch schwerer widerlegt werden. Im Jahre 1898 teilte Cvisı@ in seinem Karstphänomen die Poljen in l. Echte Muldenpoljen, 2. Abriegelungspoljen und 3. Aufbruchspojjen. Über die Entstehung dieser Poljenarten spricht er sich noch unklar aus und schließt mit den Worten «Wie nun in einzelnen Fällen die Entstehung der Poljen zu denken ist, muß durch eingehende Unter- suchungen derselben festgestellt werden.» Deutlicher wird es hingegen in seinem «Morphologischen und glacialen Studien aus Bosnien etc’» II. Teil, Karstpoljen. Er schildert dort die Entstehung eines Poljes etwa wie folgt: «Mehrere Karstmulden («Uvalas») wachsen zusammen, (97) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. -859 die Querriegel werden denudiert. Die Denudation wirkt weiter, wes- wegen eine solche Anzahl starker Quellen bloßgelegt werden kann, daß an der Sohle Flüsse entstehen, die im Karst von Ponoren aufge- schluckt werden müssen. Anfangs muß in solchen Poljen der Zufluß des Wassers größer als der Abfluß sein, da die Ponore noch nicht genügend erweitert sind. Außerdem werden sie oft verstopft. Infolge dieser beiden Ursachen tritt der Fluß aus seinem Bette aus, schwankt an der Sohle des Poljes auch weiter fort hin und her, indem er diese eben macht. Auf diese Weise entstehen an der Sohle eines Poljes Verebnungsflächen, u. zw. durch Flußerosion und durch Verebnungs- arbeit der großen Wassermassen der zeitweiligen Inundationen.» Und wenige Zeilen später: «Aus den letzteren Ausführungen ist es klar, daß die Flüsse in den Poljen eine sekundäre Erscheinung sind; sie gelangen zur Entwicklung, nachdem an den Karstmuldensohlen Ebenen entstehen und die Uvalas in Poljen verwandelt werden.» Wenn man die Poljenerklärung des Herrn Prof. Dr. Gvimsıe aufmerksam durch- liest, so-bemerkt man zunächst, daß der Poljenfluß dasjenige schon vorfinden muß, was er später erst schaffen soll — die Einebnung. Wir wollen uns jedoch über diesen Widerspruch hinwegsetzen und die Einebnungstätigkeit des Poljenflusses analysieren. Einebnung ist Erosion und zwar Erosion in horizontalem Sinn. Fassen wir den Begriff Erosion scharf ins Auge und zwar Erosion in festem homogenen Ge- stein. Wir leiten einen Fluß in ein bestehendes Gerinne mit rauhen Wandungen, mit Zacken und Vorsprüngen. Der Fluß besitze Gefälle. Sein Wasser steht daher unter der Wirkung zweier Kräfte ; der be- schleunigenden Schwerkraft und der verzögernden Reibung. Das Er- gebnis dieser Kraftwirkungen ist ein Beharrungszustand:: die konstante mittlere Geschwindigkeit, soferne wir konstanten Profilsradius und konstante Wandbeschaffenheit im Gerinne voraussetzen. Mit anderen Worten : die beschleunigende Kraft der Schwere hat sich in Reibungs- arbeit umgesetzt. Die Natur dieser Reibungsarbeit erkennen wir am klarsten in dem Pulsieren der Strömungsgeschwindigkeit. Ein Massen- element des Wassers besitzt eine bestimmte Geschwindigkeit und stößt gegen einen Vorsprung der Sohle. Die Reibungsarbeit setzt sich nun zusammen aus der inneren Flüssigkeitsreibung. entsprechend der Wasserfadendeformation und der Deformationsarbeit in der Vor- sprungsmasse. Die Deformationsarbeit in der Vorsprungsmasse ist es nun, welche uns interessiert. Die wirkende Kraft ist die an der Oberfläche vernichtete Geschwindigkeitskomponente der bewegten Masse. Die 'hervorgerufene Deformation muß solange eine rein elastische bleiben, solange die Kraft kleiner ist als die Gesteinsfestig- Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 6. Heft. 35 360- D: KARL V. TERZAGHI (98) keit. Nachdem auf der Flußsohle auf eine unendlich kleine Gesteins- fläche auch nur eine unendlich kleine bewegte Wassermasse kommt, so erkennen wir, daß eine Überschreitung der Gesteinsfestigkeit un- möglich stattfinden kann. Obendrein geht die Bewegung des Wassers derart vor sich, daß ein Minimum an innerer Reibungsarbeit geleistet wird, genan so, wie sich die Spannungen in einem elastischen Körper derart verteilen, daß die Summe der inneren Deformationsarbeit ein Minimum wird. Die Wassermasse gleitet daher nicht, sondern sie wälzt sich über die rauhe Sohle hinweg. Die Wasserfäden tangieren die höchsten Unebenheiten, zwischen den Unebenheiten bleiben tote Räume und diese toten Räume werden mit Sinkstoffen ausgefüllt. An eine Eintiefungs- oder Erosionsarbeit ist somit in geschiebfreiem Fluß nicht zu denken, selbst wenn er mit großer Geschwindigkeit sein Bett durcheilen würde. Ganz anders liegen die Verhältnisse im ge- schiebeführenden Fluß. Denken wir uns einen einzelnen über der Sohle treibenden Stein. Er besitzt eine endliche Masse ın und eine Geschwin- m u? 9 Stein stößt nun gegen den Vorsprung. Die Berührungsfläche ist, wenn wir von seiner elastischen Deformation absehen, unendlich klein. Auf dieser unendlich kleinen Fläche geht die Vernichtung der end- lichen lebendigen Kraft vor sich, das heißt ihre Umwandlung in Deformationsarbeit. Auf ihr ist die Möglichkeit gegeben, daß die Ge- steinsfestigkeit von der momentan wirkenden, nach innen sich fort- pflanzenden Druckkraft überschritten wird, einige Vorsprungsteilchen werden abgelöst. Es ist nun klar, daß eine häufige Widerholung dieses Vorganges die Abtragung des Vorsprunges nach sich ziehen muß. So- bald jedoch sämtliche Versprünge beseitigt sind, hört die reine Erosion auf. Es gibt keine Kollisionen mehr zwischen Stein und Fläche. Wir sehen daher auch in echten Erosionsschluchten fast ausschließlich glatte, vorsprungslose Formen. Die Beziehungen zwischen Geschiebe und Sohle ändern sich, an die Stelle der Erosion tritt die Korrosion Wenn wir die Korrosion auf ihr Wesen untersuchen, so finden wir, daß sie sich zur Erosion verhält wie die Biegungsfestigkeit zur Druck- festigkeit. Die Erosion arbeitet an der Beseitigung der makroskopischen, die Korrosion an der Beseitigung mikroskopischer Reliefformen. Fast jedes Gestein ist mehr oder weniger körnig. Wenn man eine Korn- schicht beseitigt, kommt die nächste zum Vorschein. Den Wirkungen der Erosion ist mit der Beseitigung der Unebenheiten ein Ziel gesetzt, die Korrosion hingegen wirkt ins Unendliche fort. Der wichtigste Unter- schied zwischen Erosion und Korrosion ist jedoch folgender. Bei der digkeit v. Seine lebendige Kraft beträgt und ist endlich. Dieser 5 (99) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 31 Erosion wirkt eine endliche Druckkraft auf unendlich kleine Fläche, die Zerstörung ‚erfolgt durch Überwindung der Druckfestigkeit. Die Korrosion hingegen wirkt tangential und zerstört durch Überwindung der ugtestiekeit. Nachdem nun die Gesteinskörner von einander durch feine Fugen getrennt sind, so ist es klar, daß die Kraftwirkung eine verhältnismäßig kleine zu sein braucht, um eine zerstörende Wirkung hervorzurufen. Trotzdem involviert sie große und, größte Wasser- geschwindigkeiten, um zur Geltung zu gelangen. Wenn man nun die von mir scharf und ohne Zuhilfenahme einer Hypothese aus den Gesetzen der Mechanik entwickelten Begriffe der Erosion und Korrosion im Auge behält, wird man bald die Unmöglich- keit des von Herrn Dr. Gvise unternommenen Erklärungsversuches erkennen. Der Fluß kommt aus einer Grundwasserquelle, daher ge- schiebefrei. Die Quelle selbst breche an einem Ende des Uvalakomplexes hervor. Das Quellwasser wird nun eine Mulde nach der anderen füllen und am entgegengesetzten Ende der Senke in einigen Ponoren ver- schwinden, wenn solche vorhanden. Die Mulden sind, soferne sie das Wasser nicht verlieren, durch Kaskaden miteinander verbunden. Diese Verbindungsstücke werden sich auf chemischem Wege eintiefen. Nun soll aber der Fluß, um diese Kämme abzutragen, «weiter fort hin und her schwanken.» Dazu fehlt ihm jedoch die Ursache. Weun er die Kämme durchsägt hat, wird er wohl eine Weile in der lehmigen Sohlen- auffüllung mäandern können, sobald er jedoch den Fels erreicht, hat seine Bewegungsfreiheit ein Ende. Ohne Schuttmaterial kann er nicht mäandern. Es ist also gar keine Möglichkeit vorhanden, daß sich ein Polje bildet, gar ein Polje von vielen Quadratkilometern ohne Gefälle. Nachdem nun das Wesen der Erosion festgelegt erscheint, kann auch die Frage beantwortet werden, welche ich bei der Erörterung der Grunoschen Poljentheorie offen gelassen habe. Ist die Einebnung eines Kalkgebirges durch Flußtätigkeit möglich ? Um die Einebnungsleistungen der Karstflüsse richtig einzuschätzen, will ich eine kleine Betrachtung anstellen. Denken wir uns ein breites Flußtal im bewaldeten Kalkgebirge ; die Sohle sei mit Schotter auf- gefüllt und der Fluß mäandere in der Auffüllung. Nun nähere sich sein Lauf an irgend einer Stelle dem Talhange und greife ihn an. Kann er durch diesen Angriff die Talsohle dauernd verbreitern oder nicht? lautet meine Frage. Wir haben bei der Diskussion der Entstehung geneigter Gehänge gefunden, daß der jährliche Denudationsbetrag unter sonst gleichen Umständen für jeden Böschungswinkel eine konstante Größe ist. Er ist eine Funktion der jährlich produzierten Kohlensäure und der Durchströmungsgeschwindigkeit des Bodens und repräsentiert y5* (100) “ 362 D: KARL V. TERZAGHI ein Maximum; wir haben ferner gesehen, daß die maximale Gehänge- neigung durch den natürlichen Böschungswinkel des Gehängematerials eindeutig bestimmt ist. Es kann daher der Fluß durch seinen Angriff den Fortschritt der Gehängedenudation unmöglich beschleunigen. Die Gehängeböschung kann er auch nicht vergrößern. Er kann bloß den Gehängefuß unterspülen, er kann seine Kurve in das Gehänge ein- schneiden, die geneigte Böschung wird durch eine steile Felswand ersetzt, die Humusdecke der oberen Gehängepartien rutscht nach und anstatt die Abtragung der Gehänge beschleunigt zu haben, hat der Fluß dem Gehänge die denudationsfördernde Deckschicht ge- raubt. Rings um den angegriffenen Teil arbeitet die Gehängedenuda- tion mit konstanter Geschwindigkeit in die Tiefe und der bloßgelegte Streifen wächst als steile Felspartie aus dem Gehänge hervor, ein weithin sichtbarer Protest gegen die Störung der Denudationsarbeit, Wie oft konnte ich diese ebenso schöne wie rätselhafte Erscheinung in den Flußtälern der Ostalpen beobachten.! Sie scheint übrigens nicht auf das Kalkgebirge beschränkt zu sein. Ich führe die Entstehung der wildromantischen, zerklüfteten Granitpartien, welche im Donautal zwischen Melk und Krems aus den glatten, sanften, buchengrünen Hängen brechen, auf dieselbe Ursache zurück. Der Schlag jedoch, welchen ich durch meine einfache Betrachtung gegen die Theorie von der Einebnung weiter Kalkgelände durch Erosionswirkung geführt habe, ıst so schwer, daß sie ihn wohl kaum verwinden wird. Flüsse können die Einebnung von Kalkgebirgen unter der Waldgrenze höchstens etwas beschleunigen, soferne sie dicht nebeneinander auftreten, aber nie bewirken! Bewirkt wird die Einebnung bloß durch die Denudation. Und gegeben ist, wie ich im 6. Abschnitt ausführlich dargelegt habe, das Einebnungsniveau nicht durch den Meeresspiegel sondern durch den lokalen Inundationswasserspiegel. Daher das staffelförmige Auf- treten von Poljen, ihre Gefällslosigkeit und bedeutenden Höhenunter- schiede bei geringer Distanz. Die Inundation hat dem Wald die Existenz- möglichkeit genommen; das (Quellgebiet wurde von Sumpfpflanzen be- siedelt und der Poljenboden wurde mit Lehm überdeckt. Als nun später die Wanne durch ein Quertal aufgeschlossen wurde und als der Karstwasserspiegel durch das Auftreten neuer tektonischer Störungen 1 Es ist interessant festzustellen, daß die auf Beseitigung der Vegetations- decke durch Unterspülung und intensive Erosion zurückgeführte Entstehung der merkwürdigen Rückfallkuppen am Semmering, im Yosemite-Tal in Californien ein vollkommen analoges, wenn auch weit großartigeres Gegenstück besitzt. Diese RKückfallkuppen begleiten das tief in die Hochfläche eingeschnittene Flußtal zu beiden Seiten wie die Überreste halbzerstörter Randwälle. (% un (101) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 36% gesenkt wurde, blieb eine öde, teils lehmbedeckte, teils kahle Fläche zurück, der Poljenboden ist teils verkarstet, teils in eine Steppe ver- wandelt. Der Poljenfluß durchzieht das kahle Gelände und tieft sich infolge des Lösungsvermögens seines Wassers in die felsige Fläche ein. Humus ist keiner vorhanden, es fehlen die Bedingungen zur Bil- dung von geneigten Hängen, die Seiten des Tales müssen durch senk- rechte, zum mindesten sehr steile Felswände gebildet werden, ein Charakteristikum für die meisten unserer großen Karstflüsse, wie auch Cviı® in seinem «Karstphänomen» erwähnt. Die steilen Felswände beweisen uns auf das klarste, daß die von der Schlucht durchschnit- tene Ebene bereits verkarstet war, als der Fluß noch in dem Boden des unaufgeschlossenen Poljes erodierte. Die Verkarstung selbst datiert von dem Augenblick, da der denudierte Boden des Senkungsfeldes den Inundationswasserspiegel erreicht hat. Der Karstwasserspiegel ist längst gesunken, liegt heute oft über 100 m unter dem alten Poljen- niveau. Das bewaldete Bergland rings um das Polje ist in zahlreiche abflußlose Hohlformen zerschnitten, längst in die Tiefe gesunken. Nur der Poljenboden ist wie erstarrt; er ist zu ewiger Dauer verurteilt. Der Wald meidet die verkarstete Fläche, nur der bescheidene Wachol- der und anspruchslose graue Kräuter nisten :zwischen den weißen, kahlgebrannten Steinen. Und die zahlreichen, flachen Dolinen sind schüchterne Versuche der Natur, die weiten, abflußlosen Hohlformen nachzubilden, welche die Denudation rings um das Polje im bewalde- ten Bergland unaufhörlich und in größtem Maßstab schafft. Wenn nun die Denudation im Hochland einen Poljenboden her- vorbringt, sobald das denudierte Land das Inundationsniveau erreicht, so muß mit Notwendigkeit dieselbe Krscheinung im tiefsten möglichen Inundationsniveau auftreten, an der Meeresküste. Hier sogar in be- sonders hohem Maß, nachdem das Inundationsniveau ein wesentlich konstanteres ist, als im gebirgigen Hinterland, wo jede neue Disloka- tion eine neue Absenkung hervorbringt, wo ferner die Poljenbildung an den Raum zwischen den Randklüften eines Senkungsfeldes gebun- den ist. Wo sind nun diese «Küstenpoljen»? Aus dem Quarnero und dem Quarnerolo, zwischen der Ostküste Istriens und dem kroatischen Küstengebirge ragen die langgestrekten, steilen, felsigen dalmatinischen Inseln. Wenn man etwa vom Vratnikpaß die wilden Gebirgskämme übersieht, so möchte man in den Meeresarmen gewaltige Wassertiefen vermuten. Ein Blick auf die Seekarte der nördlichen Adria, zeigt uns jedoch, daß sich zwischen den wilden Inselgebirgen eine Flachsee breitet mit nahezu konstanter Tiefe. Ich will die wichtigsten Daten der Seekarte rekapitulieren: Im Golf von Fiume, zwischen Veglia, 364 D: KARL V. TERZAGHI x (102) Cherso und der Festlandsküste schwankt die Meerestiefe zwischen 61 und 66 m. Im Kanal von Farasina: 61 m, Quarnero nördlich von Arsa: 50 bis 53 m, nördlich von Promontore 49 bis 53, Canale die Mezzo: Im Norden 66, steigt bis auf 86 m im Süden, hart am Fuß des Stari Stan. (Hart an der Küste, von Cherso NE, an der engsten Stelle des Canale della Corsia, eine besonders tiefe Stelle mit 114 m.) Quarnerolo zwischen Cherso und Veglia nördlich vom Parallelkreis Cap Promon- tore: in der Mitte 96, im Süden und Norden S0 m. Südlich vom Promontoreparallel: 78—84. Canal Maltempo ist eine Mulde. mit 40-—-45 m. Bei Selce sieht man eine Einschnürung, dann folgt der Canale della Morlacca mit 56 m und im Norden konstantes Sinken des Meeresbodens bis auf 76 m zwischen Sv. Jura) und Pervicchio. Vom Cap Promontore streicht ein breiter unterseeischer Rücken mit 40 bis 48 m Wassertiefe im Bogen von der istrianischen Halb- insel zu den Inseln Unie und Lussin. Auf der ebenen Fläche sitzt ein isolierter Kegelberg, die Scoglio Gagliola mit Kote 4. Erst eine von Sebenico in südlicher Richtung etwa parallel zum Monte Maggiore- Hauptkamm streichende Rinne mit mehr als 200 m Wassertiefe setzt der Flachsee eine Grenze. Weder in den Golf von Fiume, noch in den Quarnero und Quarnerolo mündet ein Fluß von Bedeutung. Das Küstengebirge entwässert sich teils durch submarine, teils durch Strandquellen. Auf die Einschwemmung von Sedimenten kann daher die Entstehung des so auffallend ebenen Meeresbodens nicht zurück- geführt werden, die Ebenen haben bereits bestanden, bevor sie noch von der See überflutet wurden, kurz, wir haben die Poljenlandschaft vor uns, deren Existenz wir mit Notwendigkeit annehmen mußten. . Sie stimmt in ihren orographischen Grundzügen vollkommen mit unse- rer Poljenserie des innerkroatischen Hochlandes überein: Flächen, nahezu ohne Gefälle, durch denudierte Bergzüge von einander getrennt, staffelförmig nach der alten Küste hin absinkend, die Höhendifferen- zen zwischen zwei benachbarten Poljen im Verhältnis zu ihrer kürzesten Entfernung sehr groß. Ein Beispiel. Das Quarnero-Polje hat kein Gefälle. Der enge Canale di Mezzo hingegen auf kaum 10 km ein Gefälle von 10 m, der Canale della Morlacca ein Gefälle von 36 m, ganz analog dem starken Gefälle des nördlichen Ga@kaarmes und des Lika-Durchbruchstales von Kossinj. Beide Kanäle mündeten in ein gefällsoses Polje, in den heutigen Quarnerolo. Und daß wir es in un- seren Flachseebecken nicht etwa mit «Strandterrassen», sondern mit echten Poljen zu tun haben, beweisen die Süßwasserschichten der Insel Pago und die Braunkohlenflöze, welche die Süßwasserschichten der Inseln begleiten. Genau so, wie wir heute noch wahre Urwälder P4 (103) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES. 3697 von Sumpfgewächsen in den Quellenregionen von Zirknitz und in den Quellenregionen des Reifnitzer Beckens antreffen, so waren auch die Quellgebiete der adriatischen Poljen von Sumpfwäldern bedeckt. Diese Poljenböden, wenige Meter unter dem Meeresspiegel, zwischen steilen Randgebirgen, welche als langgestreckte Inseln aus der Flachsee ragen und noch vor 300 Jahren mit prachtvollen Buchenwäldern bestanden waren, sind auffallend genug in ihrer Analogie zu den Poljen des Hochlandes und, wie ich in einer späteren Abhandlung an der Hand der Tektonik von Buccari und Veglia zeigen werde, muß auch dem letzten Gebirgsschube eine Periode der Poljenbildung vorangegangen sein. In den großen Längstälern an der adriatischen Küste wechseln auffallend regelmässige Flachseebildungen mit den Spuren zerrissener Steilküsten und zerquetschter Gebirgszüge, eine Erscheinung, welche die aufnehmenden Geologen zur Annahme von Doppelfalten neben typischer Schuppenstruktur verleitet hat. Wenn ich nun die Resultate meiner Betrachtungen zusammenfasse, so tritt mein Gegensatz zu den Auffassungen der Karstautoren über die Geschichte des Karstreliefs auf das schärfste hervor. Was die An- schauungen über die bei der Bildung von Reliefformen wirksamen Kräfte anbetrifft, habe ich mich in den vorstehenden Zeilen klar genug ausgesprochen. Nun will ich aber die zweite und zwar die weitaus wichtigere und allgemeinere Seite des Problemes kurz streifen. Was ich darüber sagen werde, ergibt sich restlos aus dem bisherigen In- halte dieses Abschnittes. Wenn man die verschiedenen Abhandlungen über Karstmorphologie aufmerksam liest, so muß man insbesonders über eine Tatsache staunen: das Wasser findet überall diejenigen Ver- hältnisse, welche es braucht. Die Poljen wären nach Grunn abgesun- kene Reste einer alten Einebnungsfläche Sie sind nun im ganzen innerkroatischen Hochlande an jeder Stelle genau so tief abgesunken, daß sie vom tiefsten Karstwasserspiegel geschnitten werden. Also in einer merkwürdig regelmäbigen. staffelförmigen Reihenfolge. Die Flüsse durchziehen das Polje ohne zu verschwinden, ja sie durchsägen sogar (wie im Lika- und im Gackagebiet) trennende Gebirgsrücken. Und gerade an den Poljenrändern finden sie derart klüftige Gesteinspartien daß sie verschluckt werden. Die Tendenz eines versiegenden Flusses müßte es naturgemäß sein, auf dem kürzesten Wege in die Tiefe zu gelangen. Statt dessen gehen, etwa im Gebiete von Planina und in vielen anderen, Höhlen und weite Klüfte schräg in den Berg, auf dem kürzesten Wege zur nächsten Hohlform. Vauclusequellen könnten, wenn die Theorie der Karstgerinne richtig wäre, an jedem beliebigen Punkte eines Poljes zum Vorscheine kommen. Statt dessen treten sie u 366- D: KARL V. TERZAGHI (104) genau an den Rändern der Hohlformen auf. Dieses Zusammentreffen von Faktoren, welche eine geregelte Wasserzirkulation geradezu bedin- gen, ist so auffallend. daß es ungerechtfertigt wäre, dieses Zusammen- treffen dem bloßen Zufall zuzuschreiben. Schon aus diesem Grunde müßte man sich Mühe geben zu erkennen, ob nicht gerade die Hohl- formen ein Produkt der hydrographischen Verhältnisse sind und nicht — wie man bisher angenommen hat — umgekehrt. Die Diskussion der Karsthydrographie und der Karstdenudation aus rein physikalischen Gesichtspunkten hat mich zu demselben Resultate geführt. Das Fazit meiner Untersuchungen ist somit folgendes : Das Relief des Karstgebietes ist ein direktes, von Erosionswirkungen beinahe un- beeinflußtes Produkt seiner Grundwasser und mithin seiner Klüftig- keits- und Dichtigkeitsverhbältnisse. Man darf daher aus der Karst- orographie auf die Klüftigkeit und Wasserführung der Gebirgsglieder schließen. Eine Erkenntnis von großer Tragweite für sämtliche wasser- baulichen Unternehmungen in Karstgebieten. Sie gestattet die rationelle Durchführung exakter Vorarbeiten. ANHANG. Karstdenudation und Alpenreliei. Die Verschiedenheit der Denudationsfrage unter verschiedener Bodenbedeckung, rasche Abtragung unter Wald, langsame in Steppen- gebiet, hat das heute bestehende, eigenartig gegliederte, mannigfaltige Relief der Karstgebiete hervorgebracht. Es liegt kein zwingender Grund vor zu leugnen, daß die Wirkung derselben Ursache auch in der äußeren Erscheinung ganzer Gebirgssysteme hervortreten wird, wenn diese Systeme zum Teil oder aber ganz aus kalkigem Gesteinsmaterial bestehen oder bestanden haben. Man denke sich einen von mächtigen Schichten kalkiger Sedi- mente überlagerten Teil der Erdkruste durch seitlichen Gebirgsschub zu einer Gebirgsfalte hoch über den Meeresspiegel, über Baum- und Schneegrenze emporgestaucht. Der zentrale Teil der Falte wird von einer Decke ewigen Schnees überlagert. Die Schmelzwasser, welche dureh die Klüfte des Firnes niederrinnen und in den Spalten des klüftigen Kalkes frieren, lockern und sprengen das Gestein. Den Transport des abgesprengten, in die Unterseite der Firnmasse ein- gefrorenen Trümmerwerkes, besorgt das bewegte Eis. Der Schutt wird talabwärts befördert und die Abtraguug der zentralen Partien der Sedimentendecke geht auf diese Weise relativ rasch vor sich. Die Randpartien der Gebirgsfalle befinden sich unterhalb der Baumgrenze. Sie sind mit Urwald bestanden und die chemische Denudation wird rasch in die Tiefe arbeiten. Zwischen dem bewaldeten Rand und dem firnbedeckten Inneren jedoch befindet sich eine breite Zone, welche weder der springenden Wirkung des frierenden Schmelzwassers der Eisregion, noch der zersetzenden Wirkung des säuregesättigten Nieder- schlagswassers der Waldzone ausgesetzt ist. Wie ein Gebirgswall wird diese Zone nach geologischen Zeiträumen chemischer und mechanischer Zerstörungsarbeit über die denudierte Waldregion emporragen und das ausgeräumte Zentralgebiet umgeben; durch die Erosion der Flüsse, welche den Gletscherströmen entspringen, in isolierte Massive zer- 368 D: KARL V. TERZAGHI (106) schnitten, jedoch mit wenig reduzierter Höhenlage der Kämme und der Plateaus. Die denudierende Wirkung des direkten Niederschlages beschränkt sich auf der Oberfläche dieser Zone auf die Erzeugung flacher Schneedolinen. Man bedenke ferner: Das Emporstauen einer Gebirgsfalte durch seitlichen Gebirgsdruck bringt notwendig die Ent- stehung von Hohlräume und Massendefekten im Innern der Erdkruste mit sich. Die zahlreichen Längs- und Querbrüche im Gebirgskörper sind die Folgeerscheinungen. Die Zerstörung und Abtragung einer Gesteinsmasse von gewaltiger Mächtigkeit im zentralen Teil der Boden- schwelle inmitten eines unzerstörten Randwalles wird den Gleichgewicht- zustand der Gebirgsmasse im höchsten Grad ändern und die Entlastung des Mittelteilles wird bedeutende Längsbrüche am Innenrand des Randwalles zur Folge haben. Das durch die Zerstörung der Gewölbe- kappe gewissermassen frei gewordene Gewicht der Randwälle preßt sich in die lokal gelockerte Erdkruste hinein. In der Natur werden zahlreiche Faktoren in die geschilderte Ent- wicklungsgeschichte der Gebirgsfalte störend eingreifen. Zunächst ist die Falte schon in den ersten Stadien ihrer Entstehung den formen- bildenden chemischen und mechanischen Einflüssen ausgesetzt. Die Wirkung dieser Einflüsse wird in den späteren Stadien der Gebirgs-- bildung den Verlauf der Gletscherströme und die Ausbildung der Flußsysteme bestimmen. Auch werden petrographische Verschieden- heiten im Bau der obersten Decke im späteren Relief zum Ausdruck kommen. Insbesondere Einlagerungen kalkarmer oder kalkfreier Massen. In großen Zügen müsste jedoch das Endergebnis der Entwicklung mit der theoretisch abgeleiteten Grundform übereinstimmen. Wenn man das morphologische Gesamtbild der Alpen betrachtet, muß man bekennen, daß die Übereinstimmung mit der theoretischen Grundform eine vollständigere ist, als man mit Rücksicht auf die mögliche Anzahl störender Faktoren erwarten würde. In fast geschlos- sener Zone begleiten die nördlichen und südlichen Kalkalpen die jeder Kalkbedeckung beraubten Zentralketten. Überblickt man die Kalkalpen als Ganzes, etwa von der Spitze des Großglockners, scheinen ihre Gipfel und ihre Plateaus in einer horizontalen Linie zu liegen. De facto zeigt es sich, daß sich ihre Plateaus in einer nahezu konstanten Höhe, etwas über und etwas unter 2000 Meter und sonst gerade zwischen Firngrenze und Baumgrenze befinden. Eine Tatsache, welche schon für sich allein zu denken gibt. Sollte diese auffallende Erschei- nung einem puren Zufall zuzuschreiben sein? Gewaltige Längsbrüche begleiten die Innenränder der Kalkalpen und folgen fast mit aller Schärfe dem Verlauf der Kalkgrenze, schärfer als es die Theorie ver- 51 (107) BEITRAG ZUR HYDROGRAPHIE UND MORPHOLOGIE DES KROATISCHEN KARSTES, 367 langt. Und zwar sind die Zentralalpen der stehengebliebene Teil. Als ob die Kalkmassive unter ihrem Gewicht in die Tiefe gesunken seien. In steilen, von schroffen Felswänden durchsetzten Hängen brechen die Plateaus gegen die sanfter geböschten, niedrigen Hügel der bewaldeten Voralpen ab. Denn aus der Entstehung der Böschung im Kalkgebirge durch chemische Denudation geht hervor, daß an der Grenze zwischen Steppe und Wald keine Möglichkeit einer Böschungsbildung besteht. Ebenso wie die Flußtäler quer durch alte Poljenböden keine geneigten Böschungen, sondern steile Canonwände zeigen, weil im steppen- bedeckten Kalkgebirge keine Böschung entstehen kann. Und steil und felsig sind auch die Hänge der meisten Quertäler, welche die Kalk- alpen in isolierte Massive zerteilen. Die Entstehungsgeschichte der nördlichen und südlichen Kalk- alpenketten mit allen ihren morphologischen Eigentümlichkeiten war bis dato in Dunkel gehüllt. Wenn man sich klar macht, daß die mit wenigen Strichen skizzierte Theorie imstande ist, eine große Anzahl der unerklärten Erscheinungen aus einer einzigen gemeinsamen Ur- sache Zu deduzieren, so wird man ihren Wert und den Wert ihrer Elemente richtig einschätzen. ae Otocae Gospic © | Udbina — | 983 40 — | 84) 197 _— 1306| 63 125 0.4 10:5 — | 2 19:9 160 58 8 — | 38 04 9 —. 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Udbina 9787 ARD « I ae 4981274197 1,145°01174°32 15:2305-1 69-8177°4.147-7|130-8170:4183°4 . Situation des Studienobjektes _— _. — . Orographie des Gackapoljes __ -—- . Quellen, Talweg und Ponore .. _. .. INHALT. Einleitung _ _. ER A EEE 4. Wasserführung des Gackaflusses _. RN hr . Das Quellgebiet von Sv. Juraj _— _ . Entstehung des Gackapoljes __ _ . Das Karstwasser __ u ER 2 er ER . Auseinandersetzung mit den Karsttheorien Anhang: Karstdenudation und Alpenrelief _ 255 . 256 261 . 264 DBRZ . 292 296 .. 314 ... 335 .. 366 Seite (3) (4) (9) (12) (35) (40) (44) (62) (83) (104) rbuch der kön. ung. Geologischen Anstalt XX. Band, XII. Tafel. SAIIII u 450 449 448 447 446 445 yyh 443 ” wi 4 Be, art z BA Dr. Terzaghi: Beitrag zur Hydrographie des kroatischen Karstes. Detaillierter Situationsplan des ersten Svicasees. Maßstab: 1:115,200. NV = ni ya, 9 anni oO Betömott panor. Verbauter Ponor Szabalyozott ponor. {@) Regulierter Ponor. Regulierung Mitteil. a. d. Jahrbuch der kön. ung. Geologischen Anstalt XX. Band, XIII. Tafel. FPonor nz. Z£ u (Sterärdg wo & pi IN) = = ; Stefanieponors. PER AU BR KTESLEN r TE ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN DES OBERUNGARISCHEN ERZGEBIRGES. Dr. JERESIEIE e AHLBURG. KON. PREUSS. GEOLOGE. MIT 11 TEXTFIGUREN. Im Herbste des Jahres 1909 erhielt ich seitens der kgl. ungari- schen Geologischen Reichsanstalt die ehrenvolle Aufforderung, eine Untersuchung der Erzlagerstätten Oberungarns auszuführen und die gesammelten Beobachtungen und Erfahrungen in einem Berichte nieder- zulegen, wie solche bereits seit einer Reihe von Jahren von Mitarbeitern der Preussischen Geologischen Landesanstalt in Berlin für einzelne Lagerstättengebiete Deutschlands ausgeführt sind. Die Studien begann ich im Herbste des Jahres 1909 in Gemein- schaft mit Herrn Rozıozsnık, Mitgliede der Kgl. Ungarischen Reichs- anstalt, im Komitat Abauj-Torna und Szepes; im folgenden Herbste setzte ich meine Arbeiten, da Herr Rozrozsnık inzwischen durch andere Arbeiten in Anspruch genommen war, allein fort und besuchte zunächst die Bergbaue des Komitates Zölyom um mich dann nach Dobsina zu wenden. In den verflossenen beiden Monaten dieses Sommers! hatte ich nochmals Gelegenheit, die namentlich in der Umgebung von Dobsina vor zwei Jahren gewonnenen Erfahrungen durch Befahrung der wichtigsten Bergbaue des Komitates Gömör und Szepes zu prüfen und zu erweitern. Da die Bearbeitung des gesammelten Materiales noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird, möchte ich bereits heute kurz über die Gesichtspunkte berichten, die ich während der Studienreisen gewonnen habe; sie sind im wesentlichen bereits in einem, der Kgl. Ungarischen R. A. im Winter 1911 eingereichten Arbeitsberichte niedergelegt. Inzwischen ist von Herrn Rozıozsnık — zunächst in ungarischer Sprache — eine ausführliche Beschreibung des Aranyidaer Bergbau- gebietes erschienen,” das er sich nach unserem gemeinsamen Besuche im Herbste 1909 als spezielles Arbeitsgebiet gewählt hatte. Ehe ich diese Vorbemerkungen schließe, möchte ich nicht ver- säumen, dem Direktor der Kgl. Ungarischen R. A., Herrn Prof.L. v. Löczy, bereits an dieser Stelle für seine Aufforderung zur Übernahme der Arbeit sowie seine vielseitige Unterstützung durch Empfehlungen und Erwirkung einer finanziellen Unterstützung beim Kgl. Unga- rischen Finanzministerium meinen herzlichsten Dank auszusprechen. 1 Juni—Juli 1912. > Mitteil. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. geol. Reichsanst. Bd. XIX, Heft 6. 26* 378 D: JOHANNES AHLBURG (4) 1. Die Umgebung von Dobsina. Eines der wichtigsten früheren Bergbauzentren des oberungari- schen Erzgebirges bildet der alte Bergort Dobsina. Nahezu ein Jahr- tausend reichen die ältesten Bergbaue auf Kupfererze und Brauneisen- stein zurück; sie wurden gegen das Ende des XVII. Jahrhunderts abzelöst von einem blühenden Bergbau auf Kobalt und Nickel; seit der Mitte. des vorigen Jahrhunderts nahm der Eisensteinbergbau einen neuen, bis heute sich fortentwickelnden*Aufschwung, und in jüngster Zeit werden wieder Versuche unternommen, den Kupfererzbergbau neu zu beleben. Indessen nicht nur der lebhafte einstige und heutige Bergbau, die Mannigfaltigkeit der Lagerstätten machen die Umgebung von Dob- sina zu einem der wichtigsten Punkte für die Untersuchung des Oberungarischen Erzgebirges, sondern in vielleicht noch höherem Masse der geologische Aufbau des Gebietes, dessen Verständnis und Klärung allerdings wesentlich durch die zahlreichen bergbaulichen Aufschlüsse gefördert wird. Die Gesteine der «Erzführenden Serien Unuiss? wer- den hier überlagert von versteinerungsführenden Schichten des oberen Unterkarbon und damit ist für die Altersbestimmung sowohl der Ge- steine der «Erzführenden Serie» wie auch der Erzlagerstätten des Ge- bietes ein wichtiger Anhaltspunkt gewonnen; ja man geht vielleicht nicht fehl in der Behauptung, daß die Umgebung von Dobsina wie kein anderes Gebiet, den Schlüssel für die Aufklärung und Gliederung des ganzen Erzgebirges birgt. In einer eingehenden Schilderung der geologischen Verhältnisse des Dobsinaer Bergbaugebietes kommt Voır” zu folgender Einteilung der Gesteine: 1. Chloritisch-talkige Tonschiefer. 9. Quarzreiche Tonschiefer. 3. Grünschiefer. %. Gesteine der Karbonformation (Kalke, Konglomerate, Tonschie- fer und Sandsteine). 5. Eruptivgesteine (Dobsinaer Diorit und Serpentin). Die unter 1—3 aufgeführten Gesteine, Bestandteile der Erz- führenden Serie UnLies sowie die Eruptivgesteine sind nach der Auf- fassung Vorr’s sämtlich älter als die unter 4 aufgeführten karbonischen i Bau und Bild der Karpathen. Wien 1902. 2 Fr. W. Vom, Geognost. Schilderung der Lagerstättenverhältnisse von Dobschau in Ungarn. Jahrbuch der K. k. Geol. R. A. 1900, Bd. 50. Hit 4. (5) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 379 Gesteine, während sich über das Altersverhältnis derselben unter ein- ander nach ihm keine Anhaltspunkte ergeben. Im folgenden gebe ich nach meinen Aufzeichnungen ein Profil durch den westlichen Stoß des Tagebaues der Massörter (Fig. 1.) sowie durch den im unteren Steinseifental angesetzten Städtischen Erbstol- len, kombiniert mit den Aufschlüssen des Thimotheusstollen am Sü- SS SREETERR 0000000000008 Figur 1. Profil durch den Tagebau der MASSÖRTER. cut, cuy Karbonische Tonschiefer u. Grauwackesandsteine, cukn dichte Knollen- kalke darin; m. k. Vermutl. devonischer Riffkalk (Korallenkalk), grösstenteils in Ankerit umgewandelt. Pl. Plattenkalk im Liegenden von m. k.; (gl. Grundkonglo- merat; Gr. Geb Diorit u. Serieitphyllit (z. T. Porphyroid); Fe Spateisenstein metasomatisch in mk. dende der Massörter und des Marienstollens am Nordabhang der Gugl. (Fig. 2). Das Profil an den Massörtern läßt folgenden Aufbau erkennen: das Hangende der Schichtenfolge bilden nahezu horizontal lagernde, kaum gestörte dunkle Tonschiefer mit Einlagerungen eines bald feld- spatreicheren, grauwackeähnlichen, bald wieder ziemlich reinen Quarz- sandsteines; in den obersten Teilen der dunklen Tonschiefer sind schmale Linien eines dichten schwarzen Kalkes eingelagert. Die ganze Schiefer-Sandsteinschichtenfolge ruht in flachen, muldenartigen Einsen- kungen des unterlagernden Ankeritstockes ; daß die muldenartigen Ein- senkungen primärer Entstehung sind, läßt sich deutlich an dem allmäh- lichen Auskeilen der Grauwackebänke an den Rändern der Mulden feststellen; die Auflagerung ist also zweifellos diskordant, auch der unterlagernde Kalk-Ankeritstock, der allerdings nur noch in schwachen 380 "usdungergasiagn] JOBUISJOT = UT 2 : 93ueärfegoy-[oppIN = ON : (prosäydaog) AIrsydyazıos SoL ‘Maowojsuogpunsg = 75 :19]1955eN A9p YeNHIy = Py : u9J9eMneId) m A9JeIUISUoL, "uoqiey = Ana nd) = gu) ° 19J911[9S-uNn.ıK -unlep Yeyuopeld = Y1d = fq ‘aorq 9, =—c ‘adussyeds ‘oyııpÄyduo], ‘0089 : 7 adurr] 'n oyoH any qejsseq "mN9 pun YALYOSSVA 91p “uopjosqay uayasmpeIg JIaneydsgoq up yaınp [yoıd 'S andıy IpDIS Sep 40 Done 150104, SWRQIEQ4 Rh Hd, Ban N 4-44 004 2.2.00) a '0jp\ uoNWa Dsoyıhul nt [DRS 040110 1SoJeA Dunjuaapuog aIray>7 D: JOHANNES AHLBURG (6) 2 Umrissen eine Schichtung erken- S nen läßt, deutet auf eine solche Diskordanz hin. Die Tonschiefer im Han- genden des Ankerites enthalten die von Frecna ! beschriebene Nötschtaler Fauna und sind auf Grund seiner Untersuchungen in die Oberstufe des Unterkarbons zu stellen;® in den Grauwacken kommen gelegentlich ganz gut erhaltene Pflanzenreste vor, deren Charakter oberkarbonisch ist; da die Grauwacken, wie die Auf- schlüsse westlich der Massörter zeigen, nach dem Hangenden zu in geschlossener Mächtigkeit auf- treten, liegt in jenen verschie- denen Bestimmungen kein Wider- spruch; es handelt sich offenbar um Bildungen an der Grenze von Unter- und Oberkarbon. 1 F. FREcH, das marine Carbon in Ungarn ; Földt. Közl. 1906, Bd. 36, S. 133: ff. 2 Die Reste dieser Fauna finden sich — allerdings meist in sehr schlechtem Erhaltungszustande — in den Hangendschiefern am Altenberge sowie im Wolkenseifentale. H. BÖcKH gibt (Jahresber. der Kgl. Ung. Geol. A. 1904, S. 103 ff.) an, dass die Schiefer mit der von FRECH beschriebenen Fauna den Riffkalk, bezw. Ankeritstock der Massörter usw. unterlagern und rechnet daher den Kalk gleichfalls zum oberen Unterkarbon. Auf Grund des Vergleiches der Schiefer und Kalke von Dobsina kommt Böckh weiterhin a. a. O0. zu der Auffassung, dass die in der Um- gebung von Szomolnok ebenso auch im Sulovatale mächtig entwickelten dunklen Tonphyllite, die ähnliche Riffkalklinsen. (7) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 381 Der von den Schichten des Karbon diskordant überlagerte An- kerit der Massörter ist, wie einige glückliche Funde erwiesen haben, hervorgegangen aus einem typischen Korallenkalk; es ist offenbar die- ser Umwandlung in Ankerit und zonenweise sogar zu reinem Siderit zuzuschreiben, daß von den organischen Resten, ebenso auch von der ursprünglichen Schichtung, nur noch Spuren erkennbar sind. Nach unten, nahe der Unterlage, nimmt der Ankerit bezw. ankeritische Kalk mehr und mehr deutliche Schichtung an und erweist sich nach der Art der hier häufiger erhaltenen organischen Reste als ein Crinoiden- kalk. Die Unterlage des Kalkriffes, um das es sich hier offenbar han- delt, ist im Tagebau der Massörter heute nicht mehr gut aufgeschlos- sen, wohl aber in dem benachbarten Biengarten. Hier zeigt sich, daß die Unterlage aus buckelartig in den Kalk hineinragenden Rücken des Untergrundes besteht; zwischen Kalk und Untergrund schiebt sich ein grobes Konglomerat ein, das in kalkigem Bindemittel große Gerölle von Diorit einschließt. Der Untergrund besteht indessen hier nicht unmit- telbar aus Diorit sondern aus einem Porphyroid ähnlichen Serizit- schiefer. Erst in der Tiefe folgt darunter der Diorit von Dobsina. Die Kalk-Ankeritmasse der Massörter, des Biengartens und des Altenberges wird nach Norden von einer ziemlich steileinfallenden Kluft begrenzt, an der die soeben beschriebene Gesteinserie der Mas- sörter einschließlich des Karbons gegen den Diorit des Guglmassivs abgesunken ist. Der Kalkstock ist in sich von Klüften durchzogen. längs denen, wie an verschiedenen Stellen deutlich erkennbar ist, die metasomatische Umwandlung in Ankerit und vor allem in reinen Si- derit vor sich gegangen ist; während die Ankeritisierung den Kalk nahezu durchweg betroffen hat, findet sich der reine und dann auch meist grobspätige Siderit nur in der Nachbarschaft der genannten Kluftzonen. Dieselben setzen, soweit sich ersehen läßt, in den Unter- grund des Kalkes fort und sind vielleicht auch, als echte Verwerfun- gen, die Ursache der rückenartigen Hervorragungen des Kalkunter- grundes; in ihnen haben wir offenbar die Zufuhrkanäle der Metal- lösungen zu sehen, durch die der Kalk metasomatisch in Ankerit und Siderit umgewandelt worden ist. wie bei Dobsina einschliessen, gleichfalls dem Unterkarbon angehören (vergl. auch ReeuLy, Jahresber. d. K. Ung. Geol. A. 1905. S. 171 ff.). Ich will auf diese Altersfragen, da sie mich hier zu weit führen erst später eingehender zurückkom- men, und bemerke nur, dass der obige Schluss, soweit er die Verhältnisse von Dobsina zur Grundlage hat, nicht zutreffend zu sein scheint, da hier die zwei- fellos unterkarbonischen Schiefer dem Riffkalk diskordant auflagern dass demnach der Kalk selbst älter sein muss. \ 389 D: JOHANNES AHLBURG (8) Die transgredierend dem Kalk auflagernden karbonischen Schich- ten sind nicht nur jünger als der Kalk sondern auch jünger als die erwähnten Infiltrationsklüfte und die Sideritbildung; denn der Siderit schneidet scharf an den auflagernden karbonischen Schichten ab, und in den alten Tagebauen am Altenberge beobachtet man gelegentlich Einschlüsse von zersetztem Spat und Ankerit in einer ganz normalen groben Grauwacke. Bisher galt der Kalk für karbonisch ;' bedenkt man indessen, daß zwischen dem Riffkalke und den auflagernden Karbonschichten eine deutliche Diskordanz vorhanden ist, verbunden mit einem völligen Wechsel der faziellen Verhältnisse, daß ferner in der Zeit zwischen der Ablagerung beider Bildungen die metosomatische Umwandlung des Kalkes in Ankerit bezw. Siderit erfolgt sein muß, so gewinnt es grös- sere Wahrscheinlichkeit, daß der Kalk ein höheres Alter als Unter- karbon besitzt, daß er vermutlich devonisch ist. Vielleicht werden die aufgefundenen Korallen- und Crinoidenreste, die bisher noch nicht näher untersucht werden konnten, eine genauere Altersbestimmung ermöglichen. Im Profile des städtischen Erbstollens spielen zwei Gesteine eine wichtige Rolle, der sog. Dobsinaer Diorit und eine Serie chloritischer und talkiger Schiefer, die den Diorit im Norden und im Süden um- geben. Die petrographische Natur des Dobsinaer Diorites, die früher mancherlei verschiedene Deutung erfahren hat, kann nach den neueren Untersuchungen von Posrwırz und Voır? als geklärt gelten; er stellt ein durch nachträglichen Druck geschiefertes, holokrystallines Tiefen- gestein dar, das in der Zusammensetzung ziemlichen Schwankungen unterliegt und nach Voırrs Untersuchungen alle Übergänge zwischen Hornblendegranitit, Quarzdiorit und normalen Diorit zeigt. Wenig ge- klärt ist indessen noch die Altersstellung des Gesteines. Unter den schiefrigen Gesteinen unterscheidet Vort, wie oben angegeben wurde, drei Gruppen, quarzitische Tonschiefer, chloritisch- talkige Tonschiefer und Grünschiefer. Erstere sollen den Diorit im Nor- den des Erbstollenprofiles begrenzen, die zweite Gruppe soll den süd- lichen Kontakt des Diorites aufbauen, während die Grünschiefer nach dem Profile (a. a. 0. Tf. XXVII) den quarzitischen Tonschiefern auf- 3, Vormsa. 2.0.8. 703; A. BöckH Verh. d. Kel. Ung. R. A. 1905. Vergl. auch oben S. 6 Anm. 2. 2 PosewıIrz Verh. d. k. k. Geol. R. A. 1879, S. 79. ana ein (ON Sn TÜR (9) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 383 lagern. Die Grünschiefer im Voıtschen Sinne entsprechen den Grün- schiefern und Grünsteinen der älteren Autoren ; sie besitzen nament- lich am Nordrande des Szepeser Erzgebirges eine sehr große Verbrei- tung und hier bietet sich besonders gute Gelegenheit zum Studium ihrer Natur. Sie bestehen aus einem meist sehr kalkreichen, gelegent- lich auch viel Epidotführenden Chloritschiefer, in dem gelegentlich noch Reste von Hornblende und von Feldspäten wahrzunehmen sind. Der Hornblendegehalt darf indessen nicht, wie dies Vorr und andere tun, als Hinweis auf ein Hornblendegestein als Ursprungsgestein der Grünschiefer angesehen werden, man beobachtet vielmehr an zahl- reichen Stellen deutlich porphyrische Gesteine, die z. T. noch gut er- haltene porphyrische Feldspäte einschliesen; die gelegentlich heute zu beobachtende Hornblende ist also zweifellos sekundärer Natur, und als Ursprungsgestein ein dichter bezw. porphyrisch ausgebildeter Diabas anzunehmen. Es dürfte also — ganz abgesehen von der Altersfrage — ausgeschlossen sein, daß die Grünschiefer irgendwie genetisch mit dem Dobsinaer Diorit in Verbindung. stehen, wie Voır dies vermutet.! In den eigentlichen Grünschiefern, die trotz deutlicher Schiefe- rung doch in den meisten Fällen noch die ursprüngliche Eruptiv- gesteinsnatur erkennen lassen — weshalb sie auch oft als Grünstein bezeichnet sind — finden sich nun Einlagerungen eines feinschiefrigen Chloritschiefers, der durch seine wechselnde bald intensiv grüne, bald lebhaft rotviolette bald auch völlig weiße Färbung auffällt. Als ich bei einem Besuche der Umgebung von Szepesremete (Einsiedel) im Göllnitztal vor einigen Jahren zum ersten Male solche lebhaft gefärbten chloritischen Schiefer innerhalb der Grünschieferzone kennen lernte, machte es mir ihr meist fleckiges Aussehen, das eine ursprüngliche Breceien- struktur verriet, schon damals zur Gewißheit, daß diese Schichten nur aus Tuffen hervorgegangen sein könnten, und zwar aus den Tuffen jener Diabase, die das Ursprungsgestein der benachbarten Grünschiefer vermutlich gebildet haben. Eine nicht unwesentliche Stärkung erhielt die Ansicht durch die Feststellung, daß innerhalb dieser umgewandelten Tuffe ein mehrere Meter mächtiges Roteisensteinlager am Schloßhübl auftritt. Roteisensteinlager bilden ein auffälliges Charak- teristikum der Diabas-Schalsteinfazies im Rheinischen, Oberharzer, Vogtländischen und Mährischen Devon, und so liegt der Gedanke nahe, jene oberungarischen Chlorit- und Grünschiefer, deren devonisches Alter aus anderen Gründen sehr wahrscheinlich ist, dieser mittel- europäischen devonischen Diabas-Schalsteinfazies zuzurechnen. Die 2.A, & 088.738 3854 D: JOHANNES AHLBURG (10) starke, dynamometamorphe Umwandlung der betreffenden Gesteine des Oberungarischen Erzgebirges erstreckt sich übrigens auch auf den Roteisenstein; er ist von zahlreichen 1—2 mm großen, wohlausgebil- deten Magnetitkryställchen durchsetzt. Hauer hat bereits auf die Ähn- lichkeit der oberungarischen Grünschiefer mit den devonischen Bil- dungen der Sudeten hingewiesen und in ihnen devonische Gesteine vermutet." Geschieferte Grünsteine bezw. Grünschiefer und die «Chloritisch talkigen» Schiefer betrachte ich daher im folgenden als eine zusam- mengehörige Gruppe und fasse sie unter dem Namen Grünschiefer zu- sammen. Denn innerhalb der «chloritisch talkigen Tonschiefer» Voırs treten im städtischen Erbstollen mehrfach Einlagerungen von dichten Grünsteinen auf, die unter seine Grünschiefer fallen würden, der beste Beweis, daß beide Gesteine ein zusammenhängendes Ganzes bilden. Die gelblich weißen als talkig bezeichneten Varietäten dieser Schiefer sind nichts anderes, als die durch hydrothermale Prozesse, namentlich in der Nähe der Gänge umgewandelten bunten Chloritschiefer ; derartige «talkige», richtiger serizitische Umwandlungen haben nicht nur die aus den Tuffen hervorgegangenen Chloritschiefer, sondern auch die aus den Diabasen hervorgegangenen Grünsteine bezw. Grünschiefer betroffen, dort wo sie das unmittelbare Nebengestein der Gänge bilden. Groddeck hat bereits vor 30 Jahren mit scharfem Blick auf die Ähnlichkeit die- ser weissen Talkschiefer des Komitates Szepes mit dem sog. weißen Gebirge von Holzappel hingewiesen, längst ehe die Diabasnatur des Ursprungsgesteins in beiden Fällen nachgewiesen worden ist.” Neuerdings hat RepLıcn in einer kurzen Besprechung der Um- gebung von Dobsina” das Vorkommen der chloritisch talkigen Schie- fer bei Dobsina speziell am Erbstollen in Zweifel gestellt und die Vermutung ausgesprochen, daß sowohl die chloritisch talkigen Schie- fer Vorrs wie die weißen Serizitschiefer, die Groddeck von der Bindt beschrieben hat, nichts weiter seien als umgewandelte Quarzporphyre und Tonschiefer. Es treten nun, wie gleich gezeigt werden soll, zwei- fellos, im Profil des Erbstollens sowohl wie östlich des Steinseifen- tales auf dem Wege zu Hirschkohlung, die von Reprıcn beobachteten Porphyroide auf, dieselben sind aber, wie ich bestimmt glaube, streng 2"Tahrb.d. KR R2ıGeoL N. A. 1869. Bar > Uber die Gesteine des Bindt in Oberungarn ; J. d. K. K. Geol. R. A. 1885. Bd. 35538:667: ® Die Erzlagerstätten von Dobsina usw. Zeitschr. f. pr. Geol. 1908. S. 270, ih le SH Sl (11) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 385 von den bald violett bald hellgelb gefärbten Schiefern zu scheiden, die Voır und Groppeck beschrieben haben. Letztere sind vielmehr hervorgegangen aus Diabasen und deren Tuffen. Das Profil des Städtischen Erbstollens (Fig. 2) zeigt folgenden Aufbau. Von Mundloch bis etwa 300 m treten Grünschiefer mit Einlagerungen fester Grünsteine auf, dann folgt bis etwa 350 m eine schmale Einfaltung dunkler phyllitischer Tonschiefer, die ungefähr den Vorrschen quarzreichen Tonschiefern entsprechen. Das Hangende der Einfaltung bildet eine flache Überschiebung, der liegende Kontakt ist normal, woraus ersichtlich ist, daß die Tonschiefer dem Grünschie- fer ursprünglich auflagern. Bis 700 m folgen abermals ganz flach bis horizontal liegende Grünschiefer dann tritt auf kurze Erstreckung Diorit in das Profil ein, der auf Grünschiefer überschoben ist. Bei etwa 970 m treten unter den Grünschiefern ziemlich rauhe Serizit- phyllite hervor ; in diesem Gestein, das ein dichtes Porphyroid darstellt, setzen zwei Spatgänge durch den Stollen (Echeziel und Martinispatgang); dann folgt bei 1075 m eine breite Gangzone, die mit Siderit und Kobalt-Nickelerzen erfüllt ist, das Liegende der Gang- zone bildet frischer Diorit, die Gangkluft selbst stellt also eine deut- liche Verwerfung dar. In dem nun folgenden Diorite, der mit geringer Unterbrechung bis 1560 m anhält, setzen noch an mehreren Stellen kleine Kobalt-Nickelerzgänge auf; bei 1320 m ist unter einer lokalen Überschiebung Serizitphyllit (Porphyroid) auf kurze Erstreckung in den Diorit eingefaltet; es ist dasselbe Gestein, das im Liegenden des Grün- schiefers bei 1000 m im Stollen auftritt und das über Tage im Bien- garten das Liegende des Riffkalkes bildet. Bei 1560 m folgt abermals eine sehr flach südlich fallende Über- schiebung, längs der der Diorit über die nun folgenden Grünschiefer überschoben worden ist. Die Bedeutung dieser Störung, die im fol- genden als Hauptüberschiebung bezeichnet werden soll, zeigt sich daran, daß der liegende Grünschiefer bis zu vielen Metern Mächtigkeit zu einer völlig schülfrigen Masse zerrieben ist. Bei 1780 m setzt in den Grünschiefern ein etwa 30 m mächtiger stark zertrümmerter Spat- gang auf, in dessen Nachbarschaft die Grünschiefer die charakteri- stische serizitische Umwandlung (weißes Gebirge) zeigen. Kurz vor Stollen- ort stellen sich in den stark gefalteten Schiefern schmale Bänke eines dichten weißen Kalkes ein. Zwei Stollen, die ungefähr im Schnitte des Erbstollens liegen, geben weiteren Aufschluß über die Fortsetzung des Profiles. Der Marienstollen hat von Norden her den Höhenzug östlich der Gugl unterfahren. Der Stollen steht von Norden her im Grünschiefer, durch- 56 D: JOHANNES AHLBURG (12) - schneidet dann eine mehrere Meter mächtige mit graphitischem Gang- tonschiefer erfüllte Überschiebungsruschel und kommt sodann in frischen Diorit, in dem die Gangfächer von Maria und Theresia an- gefahren sind. Der 'Timotheusstollen wurde südlich der Massörter an- gesetzt, um den Spatgang des Städtischen Erbstollens — bei 1870 m —, den man für den Verbindungs- und Zufuhrkanal des Sideritstockes der Massörter hielt, anzufahren ; man unterfuhr die Massörter — nach den vorhandenen Aussagen im Diorit —, ohne eine Spur des in der Tiefe aufsetzenden Spatganges zu finden. Aus diesen Beobachtungen läßt sich entnehmen, daß der Dob- sinaer Diorit auf einer mächtigen flachen Überschiebung auf die Grün- schiefer des hinteren Erbstollens und des nördlichen Guglabhanges überschoben worden ist. Die Gänge sind älter als diese Überschiebung, denn der Spatgang des Erbstollens bei 1780 m schneidet nach oben gegen die Überschiebung ab, ebenso enden auch die im Diorit aufsetzen- den Siderit-bezw. Kobalt-Nickelgänge nach unten. Im Marienstollen ist zwar diese Grenzzone heute nicht mehr zugänglich, wohi aber hat man in den westlich anschliessenden Zemberger und Langenberger Stollenbauen in verschiedenen Horizonten den Überschiebungskontakt angefahren. Die von Tage her anfangs ziemlich steil im Diorit nieder- setzenden Gänge legen sich mit der Annäherung an den Kontakt flacher und flacher, sie sind deutlich geschleppt und schneiden an der Überschiebungsfläche schließlich ab. Auf der Kluftfläche sind Trümmer der abgerissenen Gangmasse, zu Reibungskugeln abgedreht, mit- geschleppt, ein Beweis, daß nicht etwa nur die Gangspalte, sondern auch die Mineralausfüllung schon vor der Überschiebung vorhanden waren. Die ganze Gangmasse ist in der Nähe der Überschiebungsfläche zu einer losen Breceie zertrümmert worden. Das auffällige Verhalten der Zemberger Gänge, namentlich im Einfallen, wie es die von Herrn Bergrat Ruffinyi in Dobsina entworfenen Profile erkennen lassen (Fig. 3), und das ihnen den Namen von Kontaktgängen, von Lager- gängen oder gar Lagern und Stöcken eingetragen hat, findet hierdurch eine einfache Erklärung. ebenso die alte Erfahrung des Dobsinaer Bergmanns, daß jenseits des Kontaktes in den Grünschiefern, den Hiob- schiefern des Dobsinaer Bergbaus, auf ein Fortsetzen der Gänge nicht mehr zu rechnen ist. Ihre Fortsetzung ist vielmehr weit im Süden in der Wurzel der überschobenen Dioritscholle zu vermuten. Die Altersfolge der Gesteine, soweit sie das Profil des Erbstol- lens erkennen läßt, ist hiernach folgende: 1. Diorit; er bildet offenbar das Grundgebirge der übrigen Ge- steine, denn nirgends zeigen sich nachweisbare Kontaktwirkungen auf (13) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 387 die umgebenden Schichten oder Intrusionen in die letzteren, da- gegen lagert der Kalk an den Massörtern und am Biengarten auf einem Konglomerat, das vorwiegend aus groben Dioritgeröllen besteht. 2. Serizitphyllite (Porphyroide); sie bilden am Biengarten stellen- weise das unmittelbare Liegende des Rifikalkes. im Erbstollen das normale Liegende das Grünschiefers. Figur 3. Profil durch die Zemberger Gänge bei Dobschau (nach Rurrinyr). (Di = Diorit, Gr. = Grünschiefer; Ü= Hauptüberschiebung; Z = Zerrüttungszonen in Di; 4-IX = Sohlen der Zemberger Stollen; G = Gang. 3. Grünschiefer mit Kalkeinlagerungen. #4. Dunkle phyllitische Tonschiefer. Einige Schwierigkeiten bereitet der Vergleich dieser Schichten- folge mit dem Profil der Massörter, in dem der Riffkalk mit seiner Karbondecke unmitlelbar den Serizitphylliten bezw. dem Diorit auf- lagert, die Grünschiefer und dunklen phyllitischen Tonschiefer also ganz fehlen. Nun treten, wie erwähnt. vor Ort im Erbstollen in den Grünschiefern Kalkeinlagerungen auf; im Streichen dieses vorkommens nach Westen beobachtet man über Tage in den Grünschiefern des Kleinen Wolkenseifentales und im Tälchen südlich der Zemberger Stollen grössere Riffkalklinsen, die dem Kalke der Massörter bereits sehr ähnlich sind. Auch die Kalkvorkommen am südlichen Kontakt des Dobsinaer Diorites, die wie an den Massörtern echte Riffkalke darstellen und wie diese in Ankerit umgewandelt sind, stellen Ein- 388 D: JOHANNES AHLBURG ‚ (14) lagerungen, bezw. Einfaltungen in die Grünschiefer dar. Danach möchte ich vermuten, daß die Grünschiefer — ebenso vielleicht auch die Ton- schiefer des Erbstollens — mit dem Riffkalk der Massörter ungefähr gleichaltrig sind und daß die Kalkbänke in den Grünschiefern einen ähnlichen Übergang der Tufffazies in die Kalkfazies vermitteln, wie dies beispielsweise im Mittedevon des östlichen Rheinischen Gebirges der Fall ist.! Jenseits des Göllnitztales bei Holopatak treten unter den Grün- schiefern eigenartige phyllitische Quarzkonglomerate hervor; sie bilden das Liegende des Philippganges bei Holopatak und sind nach Westen bis an den Nordabhang des Langenberges am Kreuz und darüber hinaus zu verfolgen. Hier bilden sie einen schmalen Aufbruch innerhalb der Grünschiefer, während sie nach Osten mehr und mehr an Breite an der Oberfläche gewinnen. Im Ganggebiete von Holopatak sind zwischen die Konglomerate und die sie südlich begrenzenden Grünschiefer lokal dunkle Tonschiefer und glimmerreiche feine Grauwacken mit Pflanzen- resten eingesunken. Die Konglomerate gehören ihrer Lagerung nach in das Liegende der Grünschiefer, die Tonschiefer und feinkörnigen Glimmergrauwacken, die ein in Ankerit und Siderit umgewandeltes Kalklager einschließen,” dagegen in das Hangende der Grünschiefer. Es läßt sich hiernach für die Umgebung von Dobsina und das obere Göllnitztal — allerdings vorläufig noch mit einiger Reserve — folgende Schichtengruppierung aufstellen: Älteres Grundgebirge: Diorit; darüber folgen 1. Phyllitische Quarzkonglomerate, Serizitphyllite, z. T. Porphyroide; 2. Grünschiefer (hervorgegangen aus Diabasen und Diabastuffen) mit Platten- und Riffkalkeinlagerungen; ihnen wahrscheinlich äquiva- lent der Riffkalk der Maßörter ; 3. dunkle phyllitische Tonschiefer, feine, und darüber hinaus glimmerreiche Grauwacken und Kalkeinlagerungen. Transgredierend darüber karbonische Tonschiefer, grobe Feld- spatgrauwacken und Sandsteine. Die unter 1—3 aufgeführten Gesteine sind mindestens wohl zum Teil, wenn nicht alle devonischen Alters.®? 1 Vergl. Jahrb. d. Preuss Kegel. G. L. A. 1910, Bd. XXXIL S. 448, Fl. 97. = Es ist das irrtümlich als Gang bezeichnete Sideritvorkommen Leopold— Susanne, ® ReEDLICH hält die Porphyroide (a. a. O.) für permisch ; H. BöckH gab ihnen anfangs (vergl. unten) gleichfalls permisches Alter, später versetzte er sie ins Unter- karbon, da sie nie innerhalb der Schmöllnitzer Tonphyllite noch auftreten ; letz- tere entsprechen aber wahrscheinlich der obigen Gruppe 3, vermutlich devonische Gesteine, sodass auch die Porphyroide recht wohl devonisch sein könnten. (15) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 389 Die drei genannten Gesteinsgruppen lassen sich auch in den übri- gen Bergbauen des Szepeser Erzgebirges mit! mehr oder weniger großer Deutlichkeit nachweisen. Ich führe hier nur ein Beispiel an, das Profil Fr 5 ” pe: ae RR, z < 3 —. er z a re zen E> . x & Br . = = PZ Bea BB EEE —=. zz Pr re ee VGIEETRLNNEEEEEZZZ" BIZR ee —— IE = ae NE, GP > ULBERZ Fe era ge ne 7 | ee en Se EB Een TE, Be EETERFE ZZ IE I GE EEE EDS TREGZIETEEETERERen 72 CR > za > A ZIZZ77Z, Fr € To 277 277 ERERE are - nen EEE LELEEEIER NE -— 3 LES EZ WE ru Be a eg REN: EEE ee G a BE BE LEE DEE ERDHRISSELE — 2 FG zn I a 0 ME / rer herren TB, TUE / ZZ / | re == rrtzrreÄEr GE = rer EN: Ele / % X / 7 er EEG 7 f Sn eewessrere re ern erh Zr, / / GE, / K K / 2, 22 0 Y. 7 wg, / , a ne / Zn 2 Ay / , VE, 2200 7% | % / Di / j YA LEINE Er, ee K ! Ya / le A %% ; ef Y 0 RU # N F PT, N Y% v / a > BE ZEN tere regen / FH / £ ge E mi —— ee —, Se GGG a Figur 4. Skizze der Gangverhältnisse auf der Elisabetherbstollensohle in Szalank. a = Grundriß, b = Aufriß. (Ph = graue Ton- u. Kalkphyllite; GrS = Grünschiefer; Py = Quarzporphyr; I= Haupt- oder Grober-Gang; 1T—= Liegend Gang; 1II = Hangend. oder Kahlehöhgang ; Ü = Überschiebung.) durch die Gänge des Szalänker Bergbaues bei Korompa (Krompach), wie es auf der Elisabetherbstollensohle aufgeschlossen ist (Fig. #). Der Stollen hat in nordsüdlicher Richtung zunächst Grünschiefer durchfahren, darüber liegen in normaler Lagerung bei flachem südlichen Einfallen schwarze 390 D: JOHANNES AHLBURG (16) Tonphyllite; längs einer flachen Überschiebung folgen über den Ton- phylliten abermals Grünschiefer, die das Liegende des Liegendganges bilden. In seiner Nachbarschaft ist der Grünschiefer in der schon charakterisierten Weise in ein dichtes hellgelbes Serizitgestein um- gewandelt ‚worden. Das Hangende des Liegendganges bilden stark gefältelte dunkle Ton- und Kalkphyllite, sie sind zugleich das liegende Gestein des Haupt- oder sog. Groben Ganges, der sich in ver- schiedene Fächer teilt. Nach W vom Stollenquerschlag keilen die Tonphyllite zwischen den Grünschiefern und den im Hangenden des Groben Ganges aufsetzenden Porphyroiden aus und damit verschwin- det zugleich nach W der Liegendgang. Das Porphyroid, ein typischer sehr frischer gepreßter Quarzpor- phyr, bildet in dem Profile von Szalänk das Äquivalent der unteren Dobsinaer Schichtengruppe, die Kalk- und Tonphyllite sind Vertreter der oberen, die Grünschiefer überlagernden Gruppe. Die Gänge, wenigs- tens der Liegend- und Hauptgang, sind echte Verwerfer. Am Liegend- gang sind die Kalkphyllite gegen die Grünschiefer abgesunken, am Groben Gang dagegen die ganze jüngere Schichtenfolge gegen die unterste Gruppe, die Porphyroide; entsprechend der Bedeutung dieser Verwerfung ist der Grobe Gang auch auf viele Kilometer Länge im Streichen zu verfolgen." Anschließend an die bisher aufgeführten Profile möchte ich hier bereits mit wenigen Worten das Verhalten der Gänge des Erzgebirges zum Nebengestein beleuchten. Bisher werden die oberungarischen Gänge in der Regel schlechthin als Lagergänge bezeichnet, da sie angeblich mit wenigen Ausnahmen den isoklinal gefalteten Schichten der erzführenden Serie konkordant eingelagert sind und mit diesen das gleiche Verflächen besitzen. Da die Schichten neben der intensiven Faltung auch durchgreifende dynamometamorphe Veränderungen erlit- ten haben, gilt es als ebenso feststehend, dass die Gänge, da sie an- geblich dem Einfallen der Schichten nach der Faltung folgen und keine dynamometamorphen Einwirkungen zeigen, erst nach Abschluß der intra-, bezw. postkarbonischen Faltung des Erzgebirges aufgeris- sen und mit Mineralien ausgefüllt sein können.” 1 Es mag dies Beispiel zugleich zeigen, wie wichtig für die Beurteilung eines Ganges die Natur des Nebengesteines und der Charakter der Gangspalte sein kann. 2 A. v. GRODDECK, Berg- und Hüttenm. Zeitg. 1885; BARTELS, Abh. d. kgl. G. L. A. Berlin, Lagerst-Folge. H. 5, S. 33; Voır a. a. O. S. 725 u. a. ; SCHAFARZIK, Beitr. zur gen. Kenntn. des oberung. Erzgeb., Math.-naturw. Berichte aus Ungarn 35. Bd. 190523. 295 1: 1El2 Böckeran 22102 55 51 I PyDHIcHea a OST (17) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 391 SI STD ... 3, 77 ee FE ES Figur 5. Schuppenstruktur im Hangendgang von Sebespatak. 25 m. Sohle 2 Schnitte durch den Hangendgang a 25 m. westl. von b, (= Gans — Porphyroid (Hgd. u. Liegd. Nebengest.), R = Verruscheltes Por- phyroid, U= Überschiebung. V = Verwerfung. Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX, Bd. 7. Heft. 97 392 D: JOHANNES AHLBURG (18) Diese Anschauung beruht indessen auf zwei unrichtigen Voraus- setzungen. Zunächst sind die Schichten der Erzführenden Serie keines- wegs überall isoklinal gefaltet; im Profil des Städtischen Erbstollens kann man, wie in Fig. 2 angedeutet ist, an vielen Punkten flach süd- lich geneigte, ja sogar söhlige Lagerung beobachten ; der Ezechiel- gang setzt beispielsweise durch Serizitschiefer, die etwa mit 30° nach Süden fallen, dabei ist sein eigenes Fallen zu Tage steil nach N ge- richtet, im Erbstollen dagegen unter etwa 70° nach Süd. Im Erbstollen bilden sein Nebengestein die erwähnten Serizit-Phyllite, zu Tage da- gegen Grünschiefer. Er ist also zweifellos kein Lagergang und ist, wenn auch nur schwach, von der Faltung mit betroffen worden; bei der größeren Widerstandsfähigkeit der kompakten Gangmasse, die in diesem Falle noch von einem 8 m mächtigen Quarzgang begleitet wird, äußert sich die Faltung im Gegensatz zu dem nachgiebigeren Neben- gestein nur in einer Zerstückelung und Verschiebung längs schmalen Deckelküften. Auf das Verhalten der Zemberger Gänge, ihre Zertrümmerung und Schleppung längs der Hauptüberschiebung wurde schon hingewiesen, - ebenso auf die Tatsache, daß der mächtige Spatgang des hinteren Erbstollens nach oben an der Dioritüberschiebung abschneidet. Nicht weniger bezeichnend sind die Gangverhältnisse im Elisabetherbstollen von Szalänk. Die Porphyroide beispielsweise zwischen dem Groben und dem Kahlehöhgang zeigen ein Verflächen von 20—30° nach Süden, die Gänge selbst besitzen ein ursprüngliches Fallen von ca. 70—90°, das lediglich durch die erwähnten Schubstörungen im Sinne der Fal- tung abgelenkt ist. Die Faltung, bezw. Zerstückelung des Ganges im Sinne der Faltung zeigt sich dort am deutlichsten, wo er von einem widerstandsfähigen Nebengestein umschlossen wird, wie beispielsweis den festen Porphyroiden. In nachgiebigem Nebengestein, namentlich solchem, das durch feine Schichtung oder plattige Absonderung ausge- zeichnet ist (Kalkphyllit), behält der Gang nahezu sein ursprüngliches Verflächen und ist wenig gestört; das Nebengestein wird in diesem Falle um den Gang gefaltet. So ist vor allem das konstante und un- gestörte Verflächen der mächtigen Gänge von Kotterbach und von’ Zsakarocz zu erklären. Fig. 5 gibt einige Profile vom hangenden Sideritgang von Szebes- patak bei Rosenau wieder. Hangendes und Liegendes Nebengestein bilden hier feste Porphyroide, das Einfallen des Ganges ist lokal sehr flach ; infolgedessen ist er mit dem Nebengestein durch zahlreiche kurze Überschiebungen zerstückelt worden die eine Schuppenstruktur erzeu- gen, wie sie im Rheinischen Schiefergebirge nicht typischer bekannt (19) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 393 ist. Dort, wo das Hangende des Ganges, wie es häufig der Fall ist, nicht scharf begrenzt ist sondern in Adern und Trümern in das hangende Nebengestein fortsetzt, sind diese hangenden schmalen Spattrümer mit dem Nebengestein aufs intensivste um den kompak- ten Garig gefältell worden (Fig. 5a), während die Hauptgangmasse nur zerstückelt wird und je nach dem flacheren oder steileren Einfallen einmal durch Überschiebungen, im andern Falle durch Deckelklüfte sich der Faltungsrichtung anpaßt. Auch im großen fehlen die Faltungserscheinungen den Gängen keineswegs, nur wird es in den seltensten Fällen gelingen, die an großen Faltenstörungen (Überschiebungen) abgeschnittenen Gänge wie- A R | 0) DR ZN EDEAND) INN 7 ID DEN. In /lLHHS ALL CH Fig. 6. Profil nach A—B (s. Figur 7.) Py = Feinschiefriges Porphyroid, Spk = Serizitphyllit u. Quarzit. Cgl = Quarz-Kon- glomerat, Cut = Karbon. Tonschiefer u. Kalk., Ü= Überschiebung. Fe = Spatgang. der aufzufinden und auszurichten. Als Beispiel führe ich die überaus interessanten Verhältnisse am oberen Hradek (Fig. 6 u. 7) an; hier ist unter der Einwirkung der Faltung eine große Scholle älterer Gesteine, die einen ursprünglich kompakten mächtigen Spatgang einschlossen, auf karbonische Tonschiefer überschober worden. Der Gang schneidet an der Überschiebung scharf ab und ist infolge der Ungleichmäßigkeit des Vorschubes außerdem durch zahlreiche, in der Richtung der Fal- tung verlaufende Seitenverschiebungen zerstückelt und in einzelne schmale Streifen aufgelöst worden, die heute den Eindruck völlig regel- loser und unzusammenhängender, flach nach S einschiebender Erz- schläuche erwecken." Ein nicht minder interessanter Fall ist in neuerer Zeit auf der 1 H. BöckH, Die geologischen Verhältnisse des Vashegy, des Hradek etc. Mitteil. a. d. Jahrhb. der kel. ung. Geol. Anst. 1905 S. 65 ff. gibt für die Störungen des Hradek eine andere Erklärung; vergl. darüber weiter unten. 7% 394 D: JOHANNES AHLBURG (20) Bindtalpe erschlossen worden. Fig. 5 gibt ein Sohlenbild des mächti- gen Groben Ganges im Ostfelde der tiefen Stollensohle; sein Streichen ist ziemlich normal O—W gerichtet, das Nebengestein bilden im Han- genden phyllitische Tonschiefer, im Liegenden Quarzkonglomerate. Wenige Meter unter der Stollensohle schneiden die ganzen mächtigen Gangmassen an einer sehr flach S fallenden Kluft gegen stark ver- ruschelte graphitische Tonschiefer (Gangtonschiefer z. T.) ab. Auf der ersten Tiefbausohle, die 40 m tiefer gelegen ist, fuhr man nach Osten +Hradek Fig. 7. Grundrißliche Darstellung des Erzkörper am oberen Hradek. G@ = Gangstücke; | = Richtung des Niedersetzens in die Tiefe, v» — Seitenverschie- bungen, Py = feine Porphyrschiefer, Co—= Conglomerat u. Serieitquarzite, U = Über- schiebung der Erzführenden Serie auf Carbon (Stollensohle). Ö in einem sehr festen Grünstein auf und stieß dann unerwartet unter den nach unten abschneidenden Fächern des Groben Ganges auf ganz neue Gangstücke, deren Streichen, NNO bis NO gerichtet, um ca. 60° gegen das Streichen des Groben Ganges verschoben ist. Das Liegende dieser Gangstücke bildet der erwähnte feste Grünstein, das Hangende ein sehr auffälliges Grünsteinkonglomerat (mit großen Geröl- len krystalliner Schiefer, Glimmerschiefer, Granite etc.). Diese Gänge setzen etwa 15—20 m über die 1. Tiefbausohle hinauf und schneiden dann gleichfalls an den etwa 20 m mächtigen schwarzen Schiefern ab. Der Grobe Gang und die Gänge der 1. Tiefbausohle im Ostfelde haben, (21 ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 395 wie schon das gänzlich verschiedene Nebengestein in beiden Fällen andeutet, offenbar nichts mit einander zu tun; die den Groben Gang einschließende Scholle ist von Süden her auf einer mächtigen, mit Gangtonschiefer erfüllten Überschiebung über die liegende im 1. Tief- bau erschlossene Scholle transportiert worden, dabei ist der Grobe Gang in der Nähe dieser Ruschel sehr stark verrauht und unbau- würdig geworden. Während man vom Groben Gang die Wurzel nicht kennt, die vielleicht weit im Süden in der Tiefe zu vermuten ist, fehlt A Rn IS N e 1er. mely taröszint Durva.eler, mely Nlensohle- Grober Gang, tiefe 30 TI, TITEL L VIEHIHL 70 WE FT, DI 2 N: D1 GG Ss SS / “ v0 /2 Fe 27, 4 a WE F= A N Figur 8. Gangverhältnisse im Ostfelde der Bindter-Grube zwischen Tiefem Stollen und 1. Tiefbausohle. Grundriss. von den Gangstücken der Tiefbausohle die obere nach N transpor- tierte Fortsetzung (vergl. Fig. 8a). Das Verhalten ist hier also ein ähnliches wie im Dobsinaer Gebiete an der Hauptüberschiebung. Diese Beispiele mögen genügen um zu zeigen, daß die oberungarischen Gänge in der Regel nicht Lager- gänge, sondern echte Gänge, meist auch echte Verwer- er sind, daß sie ferner an dem Faltungsprozeß des Nebengesteins— wenn auch in modifizierter Weise — teilgenommen haben, also älter als die Faltung sein müssen. Da die Faltung des Erzgebirges wegen der (22) JOHANNES AHLBURG E D 396 & N N N N IN > nd DE sUPR\ 1 Serno (DEE RS RR SNENS SAN S NN N o© 3 = IA ZIS eS 1 ES Var ee ee ee ee 0,30 7 ee oA Au EIN =] ISSS = — Eu I & & Zu res as xg u is NIS IE RS NIS as SR TER QS IS RS N SS Ssıs us 8 2 S zo XI SIR Du Zoo Auen, Se RS ka 2 SE BR Fisur Sa. Profil nach A—B. (23) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 397 transgredierenden Auflagerung des Perm höchstens intra-, bezw. spätkarbonischen Alters sein kann, so ergibt sich für die Bildung und Ausfüllung der Gänge zum mindesten ein etwas höheres Alter. Wirkommen hier also auf anderem Wege zu demselben Ergebnis bezüglich des Alters der Spatgänge, das aus den geo- logischen Verhältnissen 'an den Dobsinaer Massör- tern ersichtlich war.' Noch einen weiteren Stützpunkt für diese Altersbestimmung — glaube ich aufführen zu können. Die oberungarischen Spatgänge — und zu ihnen gehören hier auch die Kupfer-bezw. Nickel-Kobalt- erz führenden Spatgänge — sind ausgezeichnet durch gelegentlich sehr reichliche Turmalinführung. Seit langem ist dieselbe bekannt von der Bindt und von Rostoken, ebenso von den Dobsinaer Gängen, von Rozsnyö hat sie neuerdings ScHararzık” beschrieben; auch in dem Nebengestein vom Vashesy und von Räkos fehlen Turmaline nach BöckuH nicht. Bringt man diese Turmalinisierung mit der intrakarbonischen Granitintrusion in Verbindung, so ergibt sich auch hieraus ein An- haltspunkt für das devonische Alter der Sideritbildung auf den Gän- sen, denn nach den bisher gemachten Beobachtungen bin ich über- zeugt, daß die Turmalinisierung jünger als der Siderit und der ältere — primär gebildete — Quarz ist. Man könnte der Anschauung, daß der Turmalin den granitischen Intrusionen des Erzgebirges seine Entste- hung verdankt, vielleicht entgegenhalten, daß er sich oft in großer Entfernung von den bekannten Granitmassen auf den Gängen findet, wo eine kontaktliche Einwirkung des Granites auf das Nebengestein bereits ganz fehlt. Indessen darf man nicht vergessen, daß noch man- ches beschränktere Granitvorkommen heute unbekannt sein mag, ich erinnere hier nur an Herrn RozLozsnıks und meine Beobachtungen 1 Der Robertigang im Bindter Bergbau wird, wie ich an verschiedenen Stel- len deutlich beobachten konnte, von dem in der Litteratur als Karbon bezeichne- teu Konglomerate scharf abgeschnitten; es ist nicht richtig, ‘wenn BARTELS (a. a. 0. S. 56 u. 86) sagt, die Gänge zerschlagen sich in dem Grauwackekonglomerat und müssten daher jünger sein als dieses. Man könnte nun auch dieses Verhalten der Gänge als Beweis für eine präkarbonische Entstehung anführen, indessen will mir das karbonische Alter dieser Bildungen noch zweifelhaft erscheinen ; ich möchte in ihnen eher permische Transgressionsschichten vermuten. 2 F. SCHAFARZIK, Vorläufige Mitteilung über das Auftreten von Quarzporphy- ren und Porphyroiden in den Komitaten Zips u. Gömör in Nordungarn. Földtani Közlöny 1902, -XXXI, H. 7—10. Ferner: Beiträge zur genaueren Kenntnis des Sze- pes-Gömörer Erzgebirges. Math.-naturw. Berichte aus Ungarn 35. Bd.. 1905 S. 222. 398 D: JOHANNES AHLBURG (24) bei Aranyida, von wo bereits Böckn Granit erwähnt,? ferner an die von Resusy gemachten Funde bei Betler unweit Rozsnyö,” auch wird man annehmen dürfen, daß die in große Tiefe niedersetzenden Gänge be- sonders geeignete Zirkulationswege für die aufsteigenden pneumatoly- tischen Lösungen bilden mußten. Sehr charakteristisch ist die Art der Turmalinisierung auf dem Bernhardigang bei Rosenau. Bereits Schafarczik hat auf die eigen- artigen «aplitischen Salbänder» der Gänge von Rosenau hingewiesen. In neuerer Zeit sind nun auf dem Bernhardigang interessante Auf- G \ G; IN SIR { \ FE NN Al Ir D Fig. 9. Bernhardigang, Rozsnyöbänya, III. Bremsbg. 19. Hor. Südl. Feldort. Aplitische Gangausfüllung. a Liegendes feinschiefriges Porphyroid, b aplitischer blauer Quarz, ce Quarz mit viel Turmalinnadeln, d Ankerit mit Albit (in Drusen), e aplitischer Quarz mit verein- zelten Turmalinnadeln, f Hangendes feinschiefriges Porphyroid mit Turmalin. schlüsse gemacht worden; der flach NW einfallende Gang, der in den oberen Teufen 8—10 m Mächtigkeit aufweist, verdrückt sich unterhalb der 14. Sohle ziemlich plötzlich und seine Fortsetzung nach der Tiefe bildet eine erheblich steiler einfallende Gangkluft, die im südlichen Feldort des 19. Horizontes das nebenstehende Bild. zeigt (Fig. 9). Die Gangausfüllung besteht in der Hauptsache aus einem blaugrauen aplitischen Quarz mit zahlreichen Turmalinnädelchen, das Nebenge- stein, ein an den Salbändern ziemlich stark umgewandelter gepreßter (25) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 399 Quarzporphyr, ist gleichfalls mit Turmalinnädelchen durchsetzt. An anderen Stellen tritt der Turmalin in großen Nestern auf, die aus einer filzartigen Masse winzigster Turmalinnädelchen bestehen; außer- dem findet sich viel Ankerit und teils massig, teils in Drusen auch Feld- spat (Albit). Wichtig scheint mir nun vor allem, daß man auf der,Kluft, Figur,10. Profil durch den Bernhardigang. G = Bernhardi-Gang,#'; @ı = verworfener Teil derselb, A=Mit aplitischer Gang- masse erfüllte] Verwerfungskluft, a = kleine den Gang durchsetzende Aplitklüfte, "S= Schollen von Spat auf der Verwerfungskluft. eingeschlossen$in der aplitischen Gangausfüllung, große unregelmäßige Schollen von reinem Siderit gefunden hat; noch kürzlich wurde eine solche Scholle in einem von der Erbstollensohle aus niedergebrachten Gesenk angetroffen. Diese Sideritschollen sind zweifellos Trümmer des eigentlichen Bernhardiganges, der an der aplitischen Kluft abgesunken 400 D: JOHANNES AHLBURG (26) ist, und deuten auf die Fortsetzung desselben in der Tiefe (vergl. Fig. 10). Die aplitische Ausfüllung der Kluft kann erst gebildet sein, nachdem die Kluft aufgerissen war und den Sideritgang verworfen hat, die Turmalinisierung ist also sicher jünger als der Spat. 2, Die Lagerstätten im westlichen Teile des Komitates Gömör. Als ich in meinem Berichte vor zwei Jahren die hier wiedergege- benen Anschauungen über das Alter der Zipser und Dobsinaer Side- ritgänge niedergelegt hatte, standen einer Verallgemeinerung und Übertragung derselben auf die Sideritvorkommnisse des ganzen Erz- gebirges die Beobachtungen im westlichen Teile des Komitates Gömör entgegen. H. Böcku ' war in einer interessanten Studie über die Eisen- erzlagerstätten des Vashegy, Räkos und des Hradek zu dem Ergebnis gekommen, daß die Siderite des Komitates Gömör bis hinauf in die Trias auftreten und daher posttriassischen Alters sein müßten. BöckH stellte in der erwähnten Arbeit folgende Altersfolge auf: l. Altpaläozoische metamorphe Gesteine in der Nähe des Gra- nites. 9. Diorit mit Amphibolit- und Chloritschiefern. 3. Karbonische Tonschiefer mit Graphiteinlagerungen, Sand- steinen und Kalken (letztere teilweise in Dolomit bzw. Magnesit um- gewandelt. 4. Porphyroid. 5. Graphitschiefer mit den Sideritgängen des Vashegy, graphi- tische Quarzitschiefer, chloritische glimmerreiche Phyllite etc. 6. Quarzitische Konglomerate und Brecceien mit Sideritgängen. 7. Werfener Schiefer mit den Sideritgängen von Raäkos. Die Schichten unter 4—6, also zwischen Karbon und den Wer- fener Schiefern wurden dem Perm zugerechnet. Der Granit sollte — als Urheber der Sideritlagerstätten sowie der Galmeilagerstätten im Triaskalke von Pelsücz — posttriassisches Alter besitzen. Die letztere Ansicht wurde damals bereits von Löczy bezweifelt, fand aber eine scheinbare Bestätigung in dem Auffinden von Granitdurchbrüchen in den für permisch gehaltenen Porphyroiden.” Späterhin hat allerdings Böckh auf Grund seiner Studien in der Umgebung von Schmöllnitz 1 Die Geol. Verhältnisse des Vashegy, des Hradek etc. Kom. Gömör. Mitteil. a. d. d. Kgl. Ung. G. A. 1905, S. 65. ff. 2>A.'a. 0782872 Anm. I. (27 ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. AOT (vergl. oben) seine Altersbestimmung insofern geändert, als er die Porphyroide, weil sie in den karbonischen Gesteinen bereits fehlen, für intrakarbonisch, bezw. nicht jünger als unterkarbonisch erklärte. Damit viel der direkte Beweis eines jüngeren als karbonischen Grani- tes im Erzgebirge, und die Anschauungen über das Altersverhältnis der Gesteine im Gömörer Erzgebiete näherten sich den von mir oben geschilderten Beobachtungen im Komitat Szepes.! Freilich blieben die Schichten im Hangenden des Porphyroids vom Vashegy nach wie vor Jüngeren Alters und insbesondere das Vorkommen von Sideritgängen in den Werfener Schiefern bei Räkos schien in unlöslichem Wider- spruch mit den Erfahrungen in der Zips zu stehen, wollte man nicht annehmen, dab es in Oberungarn zwei Spateisensteinformationen ver- schiedenen Alters gäbe. Es war für 'mich daher von besonderen In- teresse, auch die Bergbane am Vashegy, von Räkos und vom Hradek an der Hand der Böckuschen Beschreibungen kennen zu lernen und zu studieren. Nach dem von Böckn gegebenen Profile folgen auf den Granit des Turek zunächst kontaktmetamorph veränderte altpaläozoische Ge- steine, darüber dann karbonische Tonschiefer mit Schollen von Kalk bezw. Magnesit. Zwischen das Karbon und die metamorphen. Sedi- mente schieben sich, allerdings nur lokal und in beschränkter Mäch- tigkeit, Grünschiefer ein; wahrscheinlich liegen die Karbonschichten hier transgredierend über den älteren Gesteinen. Über den Karbon- schichten folgt eine mächtige Serie von Porphyroiden; dieselben müs- sen, da sie auch nach Böckhs neuerer Auffassung präkarbonisches Alter besitzen, von. Süden her überschoben sein. Im Hangenden der Porphyroide folgen die Siderit-Ankeritstöcke des Vashegy, deren Natur und Form sehr schön durch die von Böckh wiedergegebenen Profile gekennzeichnet wird. Es handelt sich indessen bei diesen Erzkörpern, wie ich nach meinen Beobachtungen vermuten möchte, nicht etwa um Gänge sondern um metasomatische, aus Kalk hervorgegangene Ankerit- bezw. Sideritlager; die dichte Struktur des Erzes, die häufigen Über- gänge von Siderit in Ankerit und in den noch ursprünglichen, kiese- ligen Kalk bilden ein völliges Analogon zu den metasomatischen 1 Die von RıcHarz (J. d. K.K. R.A. 1908 S. 1 ff.) für die kleinen Karpathen von übrigens sehr bedingungsweise — ausgesprochene Vermutung — dem jüngeren Alter des Granites daselbst ist wohl kaum geeignet, ein posttriassisches Alter des Granites im Erzgebirge zu stützen (H. Böck#, Z. f. pr. Geol. 1908, S. 507); bisher spricht keine Tatsache gegen die Auffassung, dass der Granit des Erzge- birges gleichaltrig mit, dem der Tätra, d. h. präpermischen Alters ist. 402 DE: JOHANNES AHLBURG (38) Lagerstätten der Dobsinaer Massörter. Die eigenartig stockförmig ge- wundenen Lagermassen stellen nicht verschiedene Gänge dar, sondern sind durch Spezialüberschiebungen übereinander gepreßte Schuppen eines und desselben lagerartigen Kalkmassivs; als Folge dieser starken Störungen ist die auffällige breccienartige Zertrümmerung namentlich der hangenden Erzkörper anzusehen. Nach dem Hangenden geht der massige Kalk allmählich durch Einschaltung von Plattenkalken — auch diese sind in einen dichten Siderit umgewandelt — in schwarze, kieselige Tonschiefer über. Hier- nach würde sich das Profil recht wohl mit den Verhältnissen bei Dob- sina in Einklang bringen lassen. Hier wie dort bilden das Liegende Porphyroide, darüber folgen die metasomatisch umgewandelten Kalke, die nach dem Hangenden in dunkle, hier vorwiegend kieselige Ton- phyllite übergehen; die Grünschiefer, die in der Zips die Bildungen über den Porphyroiden in gewaltiger Mächtigkeit vertreten, bei Dob- sina indessen schon mehr gegenüber den Kalken in den Hintergrund treten, spielen hier, im westlichen Gömörer Komitat nur noch eine untergeordnete Rolle. Erwähnen will ich gleich hier, daß ich zwischen Dobsina und dem Vashegy noch an einer dritten Stelle, in Alsösajo, ein dem Vashegy völlig entsprechendes Profi) feststellen konnte, auch der sog. Ignatius- und Manogang von Alsösajö sind große, in Siderit umgewandelte Riffkalklinsen, eingelagert zwischen Porphyroide und dunkle Tonphyllite. Über den graphitischen Tonschiefern des Vashegy folgen auf der Südseite des Berges Quarzite und Quarzkonglomerate mit vereinzelten unbedeutenden Sideritgängen ; die Quarzkonglomerate dürften ein Aequivalent der Konglomerate im Liegenden des Philippganges bei Dobsina bilden. Bei Sebespatak westlich von Rozsnyö treten die gleichen Konglomerate im Liegenden der Porphyroide daselbst auf, daraus scheint mir zu folgen. daß sie auch am Vashegy das liegendste der Gesteine im Profile der Erzführenden Serie bilden. Sie stellen demnach eine zweite, von Süden auf die Tonschiefer überschobene Scholle dar (Vergl. Fig. 11). Der Südabhang des Vashegy ist mit mäch- tigen Schuttmassen überdeckt, so daß sich nicht sicher feststellen läßt, ob unmittelbar auf die Quarzkonglomerate bereits die in der Grube von Räkos aufgeschlossenen Schichten folgen, wie Böckn a. a. 0. S. 67 in seinem Profile angiebt; mir hatte es bei meinem Besuche in Räkos den Anschein, als ob der Schacht von Räkos auf der unter- sten Sohle. dort wo er also am weitesten ins Liegende des Ganges kommt, in feinschiefrigen Porphyroiden steht; in diesem Falle würden sich also zwischen die Quarzkonglomerate und das Nebengestein der Gänge noch die Porphyroide einschalten. (29) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 403 Das Nebengestein der Gänge, von Böckn als Werfener Schiefer angesehen. ist ein hellgrauer bis grünlicher phyllitischer Schiefer, der überall die Spuren intensiver Umwandlung und Zersetzung zeigt, wie sie namentlich Säuerlinge auszuüben pflegen, und es sei hierbei er- wälhnt, daß in den Hohlräumen des Ganges in der Grube oft gasför- mige Kohlensäure beobachtet worden ist. Es ist nicht von der Hand zu weisen, daß der Schiefer in der heutigen Form gewissen Varietäten des Werfener Schiefers ähnlich wird und auf diese petrographische Ähnlichkeit hin hat offenbar auch Böckh seine Bestimmung gestützt, da Fossilien in den Schichten bisher nicht bekannt geworden sind. Die Lagerung der Schiefer scheint mir indessen entschieden gegen die Böcku’sche Auffassung zu sprechen. In den Grubenbauen ist das Vashegy ZAHL / 0208, a Rakos akna ERS En 2 = Schacht Rakge 4] < RELHEN Un k £ 7, 1/4 _ x 3 R BI CS : B AT TRZE NEL, 7 BAR Mmias Is TH Ü Beh = / 4207 WVHEEEH, NERRRLLRRN N EN) WR WITH G j VERER NEST TE / GÄRRRLEIN IN EN LIEZEN KT NT NFzLIEr / SLLITI NER NAZETN SS AIR EINE TI — ld IF: EREE FRIST m iz SUN SW I? 7: NN UTIN R P | x AN Fig. 11. Ideal-Profil durch den Vashegy. C — Karbon. Schiefer u. Kalk, R= Schiefer von Räkos P = Porphyroid, Qu. K. = Quarzkonglom. u. Quarzit, 7 = Dunkle kiese!. Tonschiefer mit dem Lager vom Vashegy, € = Carbonschiefer, Kalk. u. Magnesit, Kl = Chloritsch. etc. M = meta- morphe Sedimente, gt = Granit des Turek. Hangende des Ganges nur sehr ungenügend erschlossen, dagegen hat man in einem früheren Stollen von Süden her die hangenden Schich- ten durchfahren; man traf zunächst dichte hellgelbe Kalke, eingelagert in dunkle Tonschiefer, dann grünliche Tonschiefer, die allmählich in die das Hangende des Ganges bildenden, stark zersetzten Schiefer übergingen. Die dichten Kalke und Tonschiefer sind Karbonischen Al- ters; dieselben Gesteine lassen sich nahezu kontinuierlich über Jolsva und den Hradek nach Ochtina verfolgen, wo es mir gelang, in den Schiefern unter dem Kalke die bekannte Dobsinaer Fauna wieder auf- zufinden. Die unter dem Karbon folgenden grünlichen Schiefer gehö- ren mit dem unmittelbaren Nebengestein des Ganges von Räkos offen- bar zusammen, denn auch in der Nähe des Ganges beobachtet man viel chloritisches Material und oft ganze Nester von Chloritschiefer in den hellen zersetzten Tonschiefern, die ich auf Beimengung von Tuf- fen zurückführen möchte. In frischen Zustande mag daher das Gestein 404 D: JOHANNES AHLBURG (30) den Grünschiefern nicht unähnlich sein, und es ist eine gewisse Stütze dieser Ansicht, daß auf den alten Aufnahmen der Geol. R. A. die Schichten, die in der westlichen Fortsetzung der Schiefer von Räkos bei Ratkö auftreten, als Grünschiefer bezeichnet sind. Wichtiger als diese Momente aber ist die Lagerung der fraglichen Schiefer zwischen den Quarzkonglomeraten bezw. Porphyroiden und den zweifellos kar- bonischen Schichten im Hangenden;; sie spricht entschieden gegen ein Werfener Alter der Schichten, vielmehr für eine Aequivalenz mit der mittleren und jüngeren Gruppe der erzführenden Serie bei Dobsina, also den Grünschiefern, denen sie petrographisch m einzelnen Teilen sehr nahe kommen. Demnach würden die Schiefer von Räkos auch mit dem Kalk und den Hangendschiefern von Vashegy ungefähr gleich- altrig sein, obwohl sie ihnen äußerlich recht wenig gleichen; doch darf man nicht vergessen, daß die helle Färbung der Schiefer von Räkos eine Folge der Zersetzung und Auslaugung des Kohlenstoffgehaltes sein kann, und daß in den Hangendschiefern vom Vashegy chloritische Tonphyllite keineswegs fehlen. Die Lagerungsverhältnisse am Hradek möge ein von mir auf- senommenes Profil durch den tiefen Nevtelenstollen erläutern, der die Schichten bis zur Lagerstätte nahezu querschlägig von Nord nach Süd durchfährt (Fig. 6). Das Profil beginnt mit stark gefältelten Seri- zitphylliten und Bänken eines festen Quarzites; dann folgt im Han- genden einer mächtigen Verwerfungskluft Karbonischer Tonschiefer, der in sich zahlreiche flache Störungen und intensive Faltung auf- weist; in seinem hangendsten Teile schließt er eine grössere Linse von Kalk ein, der dem Kalk im Räkoser Stollen petrographisch voll- kommen entspricht; das Karbon wird abgeschlossen durch eine mächtige Überschiebung, über der die vom Vashegy her bekann- ten Quarzkonglomerate überschoben sind. Über Tage bilden dieselben freistehende Klippen am Hradekgipfel. Über den Konglomeraten, die im Stollen etwa 100 m mächtig sind, folgen Serizitphyllite und Quar- zitbänke wie am Stolleneingang und darüber feinschiefriges Porphy- roid; in letzterem setzen die Sideritkörper auf. Das Profil ist bei einem Vergleiche mit den Verhältnissen am Vashegy ohne weiteres verständ- lich; Quarzkonglomerat, Serizitphyllite und Quarzite, sowie die Por- phyroide gehören der unteren Gruppe der Erzführenden Serie an, in der am Hradek mehrere gangförmige Sideritvorkomnisse bekannt sind. In welcher Weise der ursprünglich einheitliche Gang des oberen Hra- dek mit dem ihn einhüllenden Nebengestein zerstückelt und von Sü- den auf das Karbon überschoben ist, wurde oben bereits erwähnt. ' Auf Grund dieser Beobachtungen habe ich die Überzeugung gewonnen, daß auch die Lagerstätten (31) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN. 405 des westlichen Gömörer Komitates in Gesfeinen auf- treten, die, wie die drei Gruppen der Erzführenden Seriein der Szepes präkarbonisches Alter besitzen, daß ferner die Gömörer Lagerstätten mit der Siderit- formation der Szepes einheitlicher Entstehung sind; sie sind präkarbonischen Alters und wurden von der Karbonischen Faltung im selben Masse wie das sie umgebende Nebengestein ergriffen. Noch weit über die Grenzen des Komitates Szepes und Gömör hinaus nach Westen begegnen wir dem gleichen Typus von Siderit- lagerstätten; auch für sie gilt die soeben ausgesprochene Entste- hungszeit. Bei Ohegy im Komitate Zölyom sind Kupfererzführende Spateisensteine bekannt, die in typischen Porphyroiden aufsetzen. Transgredierend über den alten Gesteinen und den in ihnen auf setzenden Gängen liegen nahezu horizontal und ungestört echte Wer- fener Schiefer, hier zum mindesten beweisend, daß die Gangbildung schon vortriassischen Alters ist. Nur mit wenigen Worten will ich noch die übrigen im Erz- gebirge bekannten Erzformationen streifen. Nächst dem Siderit besitzen die Kupfererze die größte Verbrei- tung; die Kupfererzgänge zerfallen, soweit sich heute übersehen läßt, in zweierlei Gruppen; zur einen gehören die kupferführenden Spat- eisensteingänge, auf ihnen ist das Kupfererz in primärer Form als Kupferkies und kupferhaltiger Schwefelkies eingewandert, u. zw. nach der Bildung des Spateisensteine und des primären Quarzes. Einen gänzlich abweichenden Typus bilden die namentlich in der Umgebung von Dobsina bekannten kupferführenden Ankerit- und Kalkspatgänge; diesem Typus fehlt der Siderit ganz, dagegen stellen sich nicht selten Arsenkies, gelegentlich auch Nickelkies und Wismutglanz ein. Die Natur dieser Gänge, insbesondere der Gangspalte läßt in vielen Fällen ver- muten, daß sie jünger als die Faltung sind, demnach würde also die Ankerit-Kupfererzformation jünger als karbonisch sein; ob auch die Kupfererzeinwanderung auf den Sideritgängen jünger als karbonisch ist und mit den Kupfererzen der Ankeritgänge etwa gleichaltrig, ließ sich bisher nicht mit Sicherheit feststellen. Die Kobalt-Nickelerzformation ist bisher nur in Verbindung mit den Sideritgängen bekannt; sie ist jünger als der Siderit derselben, jedoch, wie es scheint älter, als die Einwanderung der Kupfererze. Erwähnt sei noch, daß in gewissen, oben zur oberen Gruppe der erz- führenden Serie gezogenen dunklen Tonschiefern auf der Bindtalpe und in Kotterbach Weissnickelkies in 1—2 cm großen Kristallen einge- 406 D: JOHANNES AHLBURG (32) sprengt vorkommt; es ist zunächt nicht unmöglich, daß zwischen bei- den Vorkommen ein innerer Zusammenhang besteht. Die Goldquarzgänge und Antimonerzgänge, bezw. silberhaltigen Antimonerzgänge, sind genetisch mehr oder weniger eng mit einander verbunden. Sie gehören beide der Eruptionsfolge des Jungkarbonischen Granites an. Auf der Magurkaer Alpe in der Niedertätra setzt der dort gebaute Goldquarzgang direkt im Granit auf; die Ausfüllung besteht aus einem grauvioletten aplitischen Quarze, der in feinster Verteilung Freigold und goldhaltigen Pyrit einschließt; die Bildung des Ganges fällt offenbar in die früheste Phase nach der Erstarrung des graniti- schen Magmas und ist nicht auf normale, sondern stark überhitzte wäßrige Lösungen zurückzuführen; solche Gangbildungen stellen, wie dies Sturzer bei anderer Gelegenheit ausgeführt hat,! eine Zwischen- stufe zwischen den magmatischen Injektionen und den echten hydato- senen Gängen dar; der Granit am Gangkontakte ist oft auf große Erstreckung einer völligen Chloritisierung und Epidotisierung anheim- gefallen, wobei sich Chlorit und Epidot auf Kosten des Feldspates und Biotites bildeten, eine Erscheinung, die ein gewisses Analogon zu der Greisenbildung der Zinnsteingänge ist. Der Goldgehalt des Magurkaer Ganges verschwindet dort, wo der Quarz nachträglich durch Antimonerze verdrängt ist; Quarz und Gold bilden also gegenüber dem Antimon eine einheitliche, ältere Gang- formation; gleichwohl bin ich geneigt, auch die Antimonerzformation als eine allerdings spätere Gangfolge der Granitintrusion zu bezeichnen, denn in der Nachbarschaft des Granites der Niedertätra sind noch an zahlreichen Orten Antimonerzgänge bekannt, die die enge Abhängigkeit von dem Granitkontakt bezeugen. Ein langgestreckter, nahezu kontinuierlicher Zug von Antimonerz- gängen zieht sich in nahezu west-östlicher Richtung von Betler nördlich Rozsnyö über Szomolnok, Stoosz, Jaszömindszent bis nach Aranyida bei Kassa. Während in Aranyida der Granit bis zu Tage tritt und auch in den Grubenbauen mehrfach erschlossen ist,” fehlen im Westen scheinbar alle Andeutungen für die Nähe des Granites und damit für die Herkunft der Antimonerze von granitischen Herden. Von besonderem Interesse sind daher die von ResuLy entdeckten Gra- nit- und Aplitgänge im Porphyroid von Betler, das auch das Neben- gestein der Antimonitgänge des Csucsomer Tales bildet. Diese Anti- monitgänge führen gleichfalls aplitischen Quarz und sind streckenweise 1 Vergl. auch Zeitschr. für prakt. Geologie. 1913, S. 105 ff. u. 184. 2 Vergl. RozLozsnik a. a. O. (33) ÜBER DIE NATUR UND DAS ALTER DER ERZLAGERSTÄTTEN 407 sogar als reine Turmalingänge zu bezeichnen, sie bilden also ihrer Ausfüllung nach nur ein anderes Stadium der Aplitgänge von Betler, in dem nicht mehr magmatische Injektion, sondern Injektion überhitz- ter Lösungen bezw. Dämpfe stattfand. Auch hier hat der Antimonit den Quarz verdrängt, ist also jünger wie die Quarz-Turmalinbildung. Da sich demnach die Antimonerzformation stets an den Kontakt des Granites bezw. an dessen aplitische Gangbildungen — im weiteren Sinne, — gebunden zeigt, dürfte die Herkunft der Antimonerze aus den Exhalationen des Granites zum mindesten sehr wahrscheinlich sein. Die Kalke des Karbons sind auf dem Zuge, der sich aus dem Komitat Gömör über Jolsva, Csetnek bis in die Gegend von Kassa erstreckt, an vielen Stellen in Magnesit metasomatisch umgewandelt; diese Maenesitformätion bildet eine völlige Parallele zu den Magnesit- vorkommen der Östalpen. Die Tatsache, daß die Bildung von reinem Magnesit aus Kalk sich auf die karbonischen Kalke beschränkt zeigt, macht es von vornherein unmöglich, die Magnesitbildung der Karbon- kalke etwa mit der Dolomitisierung der mesozoischen Kalke in Ober- ungarn wie auch in den Alpen in Verbindung zu bringen. Die Zufuhr der Magnesialösungen muß vielmehr zwischen Carbon und Trias erfolgt sein, da sich in der Trias bereits keine Magnesite mehr finden. Böckn ist in seiner oben mehrfach erwähnten Arbeit geneigt, alle Erzlager- stätten Oberungarns auch die Magnesite des Karbons und die Blei- zinkerze von ÖOchtina und Pelsücz auf den posttriassischen Granit zurückzuführen ; eine solche Annahme würde aber die genannte Ge- setzmäßigkeit außer Acht lassen; es wäre nicht verständlich, warum der Siderit nur vorkarbonische Kalke, der Magnesit nur karbonische Kalke, bezw. wie in den Alpen auch ältere umgewandelt hat, wir müßten erwarten, daß die ausgedehnten Trias-Kalke ebenfalls, ja noch in viel reicherem Maße Siderit- und Magnesitlagerstätten führten. Die Herkunft des Magnesites bleibt, ebenso wie die Herkunft des Siderites noch eine oftene Frage. Den Granit als Herd dieser Minerallösungen anzusehen, halte ich für den Siderit schon wegen sei- nes höheren Alters für ausgeschlossen. Aber auch die Möglichkeit, dab der Magnesit granitischen Lösungen entstammen soll, will mir zum mindesten sehr fraglich erscheinen, da es unerklärlich bleibt, wie gerade im Gefolge des Granites solche Mengen von basischen Mineralien auf- getreten sein sollen, die noch dazu den echten granitischen Gangge- folgen, den obenerwähnten Goldquarz-, Quarz-Turmalin- und Antimon- erzgängen gänzlich fehlen." 4 Noch weniger angängig scheint es mir, die Herkunft der Sideritlagerstätten, Mitt. a. d. Jahrb. d. kgl. ungar. Geol. Reichsanst. XX. Bd. 7. Heft. 38 408 . D: JOHANNES AHLBURG. (34) Eine weitere Erzformation bilden die metasomatischen Bleizink- erzlagerstätten, deren wichtigstes Vorkommen an die Kalke der oberen Trias bei Pelsücz gebunden ist. Die Zufuhr dieser Erzlösungen kann demnach nur in posttriassischer Zeit erfolgt sein, und es ist leicht verständlich, daß auch gelegentlich ältere Kalke derartige Bleizinkerze metasomatisch führen ; ein solches Vorkommen findet sich in den Giarbonkalken von Ochtina. Die jüngste der Erzformationen des Öber- ungarischen Erzgebirges ist die Quecksilberformation. (Quecksilbererz in Form von Zinnober findet sich auf vielen Spatgängen, in besonders reichem Maße auf den Kotterbacher Gängen und in Zsakaröcz. In Kotterbach ist der Kupferkies gelegentlich oberflächlich in Quecksilber- fahlerz verwandelt. Selbständig tritt der Zinnober auf ganz jungen Blattverwerfungen des alten Gebirges gelegentlich auf (Zenderlink bei Göllniezbänya). Diese Blattverwerfungen gehören vermutlich in die mitteltertiäre Periode der Horstbildung des Gebirges, das (Juecksilber- erz kann daher nicht älter als vielleicht mitteltertiär sein. Bei Ortuti im Komitate Zölyom bildet Zinnober Imprägnationen im Eozänkonglo- meral, auf der Csuntava bildet es Anflüge in einer Breccie aus Braun- eisenmulm, Kalk- und Schwerspattrümmern, die in Taschen des Trias- kalkes abgelagert ist und vermutlich lertiäres Alter besitzt; endlich findet sich Zinnober nicht selten als Anflug auf den milteltertiären Eruptivgesteinen der Umgebung von Körmöczbänya, und in diesen Eruptivgesteinen dürften wir auch wohl die Quelle der oberunga- rischen Quecksilberformation zu vermuten haben. je nach der nächsten Nachbarschaft, bald den Porphyroiden, bald Diabasen, bald dem Granit zuzuschreiben, wie es von anderer Seite geschehen ist. (Vgl. ACKER, Geol. Verh. Die Gegend von Üsetnek. Jahresb. d. kgl. ung. Geol. A.- 1905. 5. 184 ff.) Hier beginnt das Gebiet der Hypothese, für die unsere Beobachtungen, wie dies auch RepLıcH (u. a. O. S. 508.) betont hat, noch nicht ausreichen, uın sie einiger- massen verlässlich zu gestalten. on? nr Ya as jr Ei > u Bi: I een u mA nn SR nn RI TRN VEREIN I LITT ET TELLER EI ETLEE NOTE TRETEN ARTH en [LINKIN MITTEILUNGEN | x AUS DEM JAHRBUCHE DER KGL. UNGARISCHEN GEOLOGISCHEN REICHSANSTALT. XX. BAND, 1. HEFT. DIE. PALÄOLITIISCHE ANSIEDELUNG BEI TATA. LINNUALUNN VON Dr. THEODOR KORMOS. (MIT DEN TAFELN I—Ill. UND 39 TEXTFIGUREN. ) : Übertragung aus dem ungarischen Original. (Ungarisch erschienen im April 1912.) Herausgegeben von der dem königlich ungarischen Ackerbauministerium unterstehenden königlich ungarischen Geologischen Reichsunstalt. = = = = BUDAPEST. BUCHDRUCKEREI DES FRANKLIN-VEREINS. 1912, JNN HAT x “ AH Yr Ä x u rn EN vr ara aA, v ia ? ! ) . h E L 5 J i f 4 ß 4 } 0 ' “ ’ 2 ’ } ® { . 3 5 \ “) y H u y J ! N 8 N