„% 1 | 8 IS R ig — g | 1 N 2 6 . — 2 2 ZN 5 - JE; 1 8 N iz ie e Ben Mittheilungen ar Gefelljhaft für Botanik und Gortenban, in Dresden. Im Auftrage der Geſellſchaft J herausgegeben — dem dermaligen Sekretair derſelben Carl Traugott Schramm, Cantor an der Annenkirche, Lehrer an der Annenſchule, ſo wie Mitglied des pädagogiſchen Vereins zu Dresden, nebſt einem Vorworte von Dr. Ludwig Reichenbach, Königl. Sächſ. Hofrathe, Ritter des K. S. Civilverdienſtordens, Director des mineralogi⸗ ſchen und zoologiſchen Muſeums, ſo wie des botaniſchen Gartens, erſtem Dlrector der Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, zu Dresden, Mitgliede mehrerer gelehrten Serge ꝛc. ꝛc. IBRARY NEW YORK aıhranmTa GARDEN Erſtes Heft. —. Dresden und Leipzig, in e der Arnoldiſchen Buchhandlung. | ısAl, BOTANICA GARDEN 1 Vorwort. Nur in dem kleinen freundlichen Kreiſe ihrer Mit— glieder war bisher das ſtille Wirken unſerer Garten— 7 baugeſellſchaft bekannt. Se. Majeftät der König, der erhabene Kenner der Pflanzenwelt, Ihro Ma- Jjeſtät die Königin, die allverehrte Beſchützerin aller vom Geiſte der Humanität ausgegangenen Un- ternehmungen, und das ganze Hohe Königliche Haus, in deſſen zarteſten Sprößlingen ſich wieder der Geiſt der Ahnen verjüngt hat und die Liebe für die ſtillen Freuden der Natur lebendig erwacht iſt, 3 dann die für die Reize der Pflanzenwelt fo empfäng- lichen Bewohner Dresdens und die in jeder Jahres— & zeit in Sachſens Reſidenz fo zahlreichen Fremden, Dnahmen großen und beifälligen Antheil an den Aus— Stellungen der Blumen und Pflanzen, fo wie der an IV Garten- und Feldfrüchte oder der mannigfaltigen De— corationen, welche die Geſellſchaft durch im Fache der äſthetiſchen Gärtnerei kenntnißreiche Mitglieder jähr⸗ lich veranſtaltet hat. Die Geſellſchaft freut ſich der hier und da ausgeſprochenen Anerkennung, daß, un- geachtet ſie nicht im Stande geweſen, gleich ihren Schweſtern im Auslande, im Allgemeinen kräftig auf die Gartencultur zu wirken, dennoch durch fie Man- ches für dieſelbe angeregt und verbreitet, Manches im Stillen gefördert worden, was ohne ſie vielleicht ſpät erſt gediehen ſein würde. Sie darf ſich auch dem Bewußtſein überlaſſen, daß durch mündliche Mit⸗ theilungen in den Verſammlungen, wie durch das Cir- culiren der neueſten und beſten Bücher, welche im Fache der Gartencultur erſchienen ſind, Kenntniſſe zum Gemeingut der Mitglieder geworden, welche außerdem nur wenigen, welche dieſe Literatur ſich etwa ſelbſt anſchaffen ſollten, erlangt haben würden. Ungeachtet jener Begrenzung auf ſich ſelbſt, hat dennoch die Geſellſchaft dankbar anzuerkennen, wie auch viele Nichtmitglieder ihre Zwecke freundlich ge- fördert, wie auch ſie zur Vermehrung der Bücher— ſammlung und insbeſondere der Ausſtellungen wohl- V wollend beigetragen haben, und wie es auf dieſe Weiſe kund geworden iſt, daß der Wunſch der Geſellſchaft, im allgemeinen Zwecke des Vaterlandes zu wirken, anerkannt wurde. Eine neue, in Allem thätigere Zeit, hat auch die Theilnahme für die Gartencultur in unſerm Vater⸗ lande von Neuem geweckt; in Folge dieſer Weckung hat ſich die Zahl der Mitglieder, die Frequenz der— ſelben in den Verſammlungen und die Theilnahme an jedem Intereſſe des geſelligen Zuſammenwirkens, mit jedem Monate vermehrt, und die Geſellſchaft hält es darum für nothwendig, auch nach außen ein vereini— gendes Organ zu begründen, welches den Zweck hat, auch die entfernten Mitglieder von der Thätigkeit der Geſellſchaft in Kenntniß zu ſetzen, Nichtmitgliedern freundlich entgegen zu kommen, und den Wunſch nach deren Theilnahme, wenigſtens zur Mitwirkung bei den Ausſtellungen, dem einzigen Vereinigungspunkte der Geſellſchaft mit dem Allgemeinen, ausſprechen zu dürfen. Dieſe waren die Gründe, welche die Geſellſchaft bewogen, in die Hand ihres thätigen Herrn Sekre— tairs den Auftrag zu legen, in ungezwungenen Heften vi über das Beſtehen und Wirken der Geſellſchaft Be- richt zu erſtatten. Möge die Theilnahme an dem Intereſſe des Gar— tenbaues in unſerm Vaterlande, wie jetzt ſchon ge— ſchieht, auch ferner ſich mehren, und ein freundlicher Gemeinſinn das fördern, deſſen Gedeihen einzig und allein im Gemeinſinn aufblühen und nur in ihm Frucht tragen kann! L. Reichenbach. Anrede des erſten Directors, Herrn Hofrath D Ludwig Reichenbach, Ritter des K. S. C.⸗V.⸗O. ꝛc. ꝛc. gehalten bei der erſten Stiftungsfeier der Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, zu Dresden, am 22. Februar 1840. * 3 > +® ee" > — 1 | SER * 5 * 1 hr * 5 4 * » 0 u * * * 4 . 2 - dindnaibisit ’ g vs * rs ei * 7 75 7 - i > . EN * z isteguuff 51 8 us — 2 — * a 9 u * 2 Ei = 2 gr 0 > no 82 nenne een eee ur Fr W 8 N * „ 2 * 4 3 rn „ C | 3 er * - 12 4 5 642 165 Me A * 4 y 2 1 x 2 a ö - * * 2 rar N 1 12 zu > \ * rt ae * * * 5 3 — Pr * 1 1 X k 1 F BEE j 72 ri — 5 — * ” 5 * 4 . * 1 — wi n * 7 4 7 * r E v. . * 14 [2 e * * Dit € * * 4 N. — 2 1 ” * . IR Eu 0 82 4 * Be 4 2 19 N * N j 7 Allerſeits hochzuverehrende Anweſende! Nachdem zwoͤlf Jahre verfloſſen ſind, ſeitdem einige Freunde der Gaͤrtnerei und Botanik den Verſuch wagten, auch hier in der Reſidenzſtadt Sachſens einen Verein für diefe ihre Lieblingsfaͤcher zu gruͤnden, ſo iſt es geſchehen, daß jetzt nach Vollendung dieſer zwoͤlf Jahre, die gegenwaͤrtigen Mitglieder ſich auch in dem Wunſche vereinten, als Feier eines zwoͤlfjaͤhrigen Beſtehens, ei— nen Ruͤckblick auf die Entwickelung, die Schickſale und Leiſtungen dieſes Vereines zu richten. Dieſer Ruͤckblick iſt demnach der Zweck unſers heutigen Beiſammenſeins, und waͤhrend dieſem Zwecke durch den Protokollvortrag des Herrn Sekretairs entſprochen werden wird, bin ich weit entfernt fuͤr irgend einen andern Vortrag Zeit in Anſpruch nehmen zu wollen, ſondern bitte nur einige wenige einleitende Worte demſelben vorausſenden zu duͤrfen. Denken wir uns das Bild und Weſen der Pflanzen ſelbſt, welche der Gegenſtand der Betrachtung und des Studiums fuͤr unſern Verein ſind, ſo finden wir harmloſe und willenloſe Ge— ſchoͤpfe, welche in allen ihren Lebensaͤuſſerungen nur ein Vorah— nen hoͤherer Exiſtenz beurkunden, welche dennoch durch tiefe Ge— muͤther heut zu Tage bis zur Unſterblichkeit emporgehoben wor⸗ 5 1° + — den ſind. Dieſe Pflanzen ſind theils durch die Folgenreihe von Erſcheinungen in ihrer Entwickelung, durch das nach und nach hervortretende, ſtille Entfalten edlerer Theile aus ihren unedlern Huͤllen, theils durch die unabſehbare Mannigfaltigkeit in der Er— ſcheinung ihrer Formen, ganz vorzuͤglich dazu geeignet, einem fuͤr die Reize der Natur nicht verſchloſſenen Gemuͤthe Unterhaltung zu bieten, ja fogar tief und innig einzugreifen in die harmoni— ſchen Akkorde unſers eignen Lebens. Die Gewaͤchſe ſind auch die Geſchoͤpfe, welche der Menſch am leichteſten ſeiner Cultur unterwirft, ſie wachſen ihm dann gleichſam von ſelbſt zu und die Muͤhe fuͤr deren Gedeihen iſt weit geringer, als die fuͤr die | Cultur der Thiere, wenn man die Zahl der Individuen und die Sorge fuͤr jedes einzelne Individuum vergleicht und erwaͤgt. Aber auch die Cultur der Gewächfe.hat fo wie die der Thiere einen doppelten Zweck, entweder unmittelbaren Nutzen oder nur Freude gewaͤhren zu ſollen. Jener, wie dieſer Zweck fuͤhrt zur Specu— lation und zum Handel, und beide laſſen Plantagen oder Aus: ſaaten im Großen, wie Garten- und Zimmerculturen im Klei⸗ nen gedeihen, ſolche, deren der Menſch zu feiner Erhaltung noth⸗ wendig bedarf, oder ſolche, deren Anblick ihn nur in den Stun⸗ den ſeiner Muſe ergoͤtzt. Dieſe letztere Art von Umgang mit der Pflanzenwelt zu foͤrdern, mußte faſt ganz allein einem Ver⸗ eine als Zweck vorliegen, in welchem nur der Einzelne für ſich zu wirken vermochte, ſobald es darauf ankam, die Cultur der Gewaͤchſe praktiſch zu uͤben, einem Vereine, welchem alle Gele— genheit benommen blieb, als Verein vereint thaͤtig zu ſein und ſelbſt Etwas ſchaffen zu koͤnnen. Zur Aufnahme oder Empfind⸗ ung jener ſtillen Freuden der Pflanzencultur, welche der Einzelne zu betreiben vermag, gehoͤrt ein gewiſſer Grad von kindlichem Sinne, zum ganzen Genuſſe gehoͤrt ein ruhiges, heitres Gemuͤth. Was Wunder alſo, wenn in vielbewegten Zeiten die Zahl derje⸗ 5 nigen, welche ſolche Genuͤſſe zu finden vermögen, nicht eben groß iſt, während vielleicht um fo höher diejenigen zu preiſen find, des nen die Erfahrung gefagt hat, wie ſelbſt nach den Stuͤrmen des Lebens die Beſchauung der ſich ruhig und geſetzmaͤßig entwickeln⸗ den Pflanzen fähig iſt, den innern und aͤuſſern Sturm des Le: bens oder die Erinnerung an ihn zu beſaͤnftigen, oder die Seele dahin zuruͤckzufuͤhren, wo wir das unmittelbare Walten des Schoͤpfers erkennen, zu der Natur nämlich, welche, wie jene bekuͤmmerte, von Gram zerriſſene Mutter ſagt: „Feſt liegt an dem ewigen Ankergrunde, wenn alles Andere auf den ſturmbe— wegten Wellen des Lebens unſtaͤt treibt.“ | + Unſre monatlichen Abendunterhaltungen führten auch ftets eine Anzahl Mitglieder zuſammen, welche fuͤr dergleichen Mit: theilungen empfaͤnglich geſtimmt waren, und dieſelben belebten. Und wenn wir uns freuen, daß einige von ihnen vom Entſtehen der Geſellſchaft an bis jetzt, ununterbrochen thaͤtigen Antheil ge— nommen, ſo werden wir auch nie vergeſſen, wie viel wir in die— ſer Hinſicht denen verdanken, welche bereits von uns geſchieden. Ihre Anregung und ihre ſelbſtthaͤtige Theilnahme belebte un— ſern Verein auf eine hoͤchſt erfreuliche Weiſe. Wir waren durch die hemmenden Umſtaͤnde auſſer jenen Unterhaltungen nur darauf beſchraͤnkt, durch das Sammeln einer Biblio— thek, welche manches werthe Andenken an einzelne Mitglie— der, und manches der ſchaͤtzbaren neuern Werke enthält und zum Theil hier vorliegt, und dann durch jaͤhrliche Ausſtellungen, denen ſich Einzelne mit großer Muͤhwaltung unterzogen, einen Beweis unſers gutgemeinten Beſtrebens geben und eine Erinner— ung an unſer Daſein und unſern guten Willen darbieten zu koͤnnen. Vertheilungen von Saamen und Verlooſen von Pflan— zen konnte auch nur auf den Einzelnen zuruͤckfallen, denn das vereinte Selbſtſchaffen und Selbſtpruͤfen ſehen wir mit freudiger Theilnahme nur an auswaͤrtigen Gartenbauvereinen, denen allen Grundſtuͤcke, und zum Theil ſehr bedeutende, zu ihrer Cultur geboten find, ausüben, während uns die Acquiſition irgend ei: nes befcheidenen Theilchens vom heimiſchen Erdboden bis jetzt frommer Wunſch blieb. Unter dieſen Umſtaͤnden haben wir den Verſuch gewagt, einen uns freundlich dargebotenen Antheil an einer in weiter Ferne durch plutoniſche Kraͤfte regierten Gewaͤchs⸗ Treiberei auf den Erdbraͤnden bei Planitz mit zu uͤbernehmen, um wenigſtens irgendwo, wenn auch in einer Ferne, wo viel— leicht nur Einzelne der Mitglieder einmal hinkommen koͤnnen, eine Berührung mit einer wirklichen Pflanzencultur zu gewinnen. Dieſe wenigen Worte zu ſprechen, hielt ich fuͤr Pflicht, um den Standpunkt anzudeuten, von dem das Wirken der Geſell⸗ ſchaft ausgehen konnte, um die Erwartung der geehrten Anwe— ſenden nicht hoͤher zu ſpannen, als eine Loͤſung denſelben zu entſprechen vermag, welche der Herr Sekretair gegenwaͤrtig durch den Protokollvortrag ſpecieller verfolgen wird,. Bericht | über das zwölfjährige Beſtehen und Wirken der Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, zu Dresden, mitgetheilt bei der erſten Stiftungsfeier der Geſellſchaft dermaligen Sekretair, Carl Traugott Se am 22. Februar 1840. N weben r 8 — 2 #49 14 ”} re u „ Hochangeſehene, hochzuverehrende Anweſende! Es war im Jahre 1827, als Herr Hofrath Dr. Reichenbach nach mehrfach geaͤußertem Wunſche, auch in Dresden, ſo wie in manchen andern groͤßern und kleinern Staͤdten in und außer Deutſchland, einen Verein gebildet zu ſehen, durch welchen die auch in Dresden ſo zahlreichen Freunde der Botanik und vor— zuͤglich des Gartenbaues zu einer naͤhern Beruͤhrung und Be— kanntſchaft unter ſich, zu freier Beſprechung und Auswechſelung ihrer Meinungen und Anſichten uͤberhaupt, veranlaßt wuͤrden, den Entſchluß faßte, in Dresden eine botaniſche Geſellſchaft zu begruͤnden. Seine Bemuͤhungen waren darum auch nicht frucht— los; denn bald hatte er eine kleine Anzahl von Maͤnnern, welche von dieſem Wunſche beſeelt waren, gewonnen, die ihm bereit— willig und freundlich entgegen kamen, dieſen Entſchluß zur Aus— fuͤhrung bringen zu helfen; und ebenſo bald hatte man den Na— men und die Zwecke der zu ſtiftenden Geſellſchaft gefunden. Flora ſollte ſie heißen, um ſie dadurch der Schutzgoͤttin ganz beſonders zu empfehlen; gegenſeitige Unterhaltung und Be— lehrung uͤber Gegenſtaͤnde der Botanik, des Gartenbaues und der mit beiden naͤher verwandten Wiſſenſchaften ſollte der Zweck ſein, der durch Anlegung von Sammlungen in derſelben Beziehung 10 zu gemeinſchaftlichem Gebrauche noch befonders gefördert wer⸗ den ſollte. Die Grundzüge der Statuten wurden nun weiter berathen, und nachdem ſich immer mehr Theilnehmer dieſem Vereine an⸗ geſchloſſen hatten, wurde heute vor zwoͤlf Jahren, alſo am 22. Februar 1828 von 30 Mitgliedern dieſe Geſell⸗ ſchaft voͤllig begruͤndet, und die bereits entworfenen Statuten nochmals vorgeleſen, verbeſſert und genehmigt. Die Unterhaltungen, welche von der Pflanzenkunde aus alle Naturwiſſenſchaften in ihr Intereſſe ziehen ſollten, und welche durch beſondere Directoren geleitet, deren fo viele waren, als die Geſellſchaft ihrem Gegenſtande nach Zweige hatte, verbreiteten ſich hauptſaͤchlich uͤber folgende Gegenſtaͤnde: A. Pflanzen⸗Cultur. Dazu wurden gerechnet: 1) Gartenbotanik im Allgemeinen, (Zier-Pflanzen-Cultur und ſchoͤne Gartenkunſt), 2) oͤkonomiſch-techniſche Botanik, 3) Forſtbotanik, 4) Pomologie, 5) Weinbaukunde insbeſondere. B. Wiſſenſchaftliche Botanik, Dieſe umfaßte: J) bibliſche Botanik insbeſondere, 2) alterthuͤmliche Botanik, 3) Literatur und Geſchichte der Botanik überhaupt, 4) ſyſtematiſche und phyſiologiſche Botanik, 5) Florenkunde, 6) botaniſche Geographie und Statiſtik, 7) pharmaceutiſche Botanik, | 11 S) aͤſthetiſche Botanik, 9) poetiſche Botanik. C. Verwandte oder n Dahin gehörten: — 1) Mineralogie, 2) Zoologie, 3) Metereologie, 4) Phyſik und Chemie, 5) Baukunſt, 6) Malerei. Nach dieſen verſchiedenen Richtungen wurde die Geſellſchaft ſelbſt noch in Sektionen getheilt, um die einzelnen Zweige beſſer und gruͤndlicher zu erforſchen, und die gewonnenen Reſultate in den Haupt⸗Verſammlungen mitzutheilen. cr Die Funktion der Directoren beftand ferner noch darin: 1) nach der ſie treffenden Reihe in den monatlichen Ver— ſammlungen den Vorſitz zu führen, und dieſelben durch eine kurze Anrede zu eroͤffnen, 2) jaͤhrlich wenigſtens zweimal einen Vortrag uͤber einen Gegenſtand ihrer Abtheilung der Wiſſenſchaft zu halten, unbe— nommen anderweitiger Vortraͤge uͤber andre Zweige der Unter⸗ haltung, | 3) die für ihre Abtheilung paſſenden Mitglieder zur Auf: nahme vorzuſchlagen, und über die von denſeiben mitgetheilten Bemerkungen und Vortraͤge, die allgemeine Unterhaltung ein— zuleiten, 4) uͤber zweifelhafte, ER Sektion dargebotene Fälle, zu entſcheiden, 5) die Geſellſchaft von Zeit zu Zeit davon zu benachrichti— gen, was in ihrem Zweige Neues bekannt geworden ſei. 12 Ein Sekretair hatte nach der Anrede des jedesmaligen Directors das Protokoll der verfloſſenen Sitzung zu verleſen, die ihm vor jeder Verſammlung gemeldeten Vortraͤge den Directoren der Sektionen, unter welche ſie dem Inhalte nach gehoͤrten, an— zuzeigen, die der Geſellſchaft zugekommenen Geſchenke an Natu— ralien und Buͤchern in Empfang zu nehmen, nach dem Schluſſe des Protokolls vorzuleſen und dem Bibliothekar und Conſervator gegen Quittung auszuhaͤndigen. Er beſorgte ferner die Einlad— ungen und Anzeigen der Aufnahme. Ein Bibliothekar hatte die Direction und Verwaltung der Buͤcherſammlung, empfing die als Geſchenke eingegangenen Buͤcher gegen Quittung zu den Protokollen durch den Sekretair, beſorgte den Ankauf derjenigen Buͤcher, welche aus der Caſſe an— geſchafft werden ſollten, und hatte die Einrichtungen zur Auf: ſtellung und Benutzung der Bibliothek zu treffen. Ein Conſervator hatte die Direction und Verwaltung der Herbarien und etwanigen uͤbrigen Naturalien-Sammlung, quittirte über dergleichen eingegangene Gegenſtaͤnde zu den Pro: tokollen, hatte Sorge fuͤr deren geſchmackvolle Aufſtellung und gute Erhaltung zu tragen, und ſich zu bemühen, den zweckmaͤ— ßigen Gebrauch dieſer Gegenſtaͤnde den Mitgliedern der Geſell— ſchaft moͤglichſt zu erleichtern. Ein Caſſirer beſorgte die Einſammlung der Beiträge, und fuͤhrte Buͤcher uͤber Einnahme und Ausgabe. Dieſe Beamten waren gehalten, an allen Monatsverſamm— lungen Antheil zu nehmen, oder im Falle einer- Abhaltung, ei— nem geeigneten Mitgliede ihre Geſchaͤfte zu uͤbertragen, und in einer halbjaͤhrigen Extra-Verſammlung Bericht über ihre Amtsfuͤhrung zu erſtatten. t Alle Aemter wurden auf Ein Jahr übernommen; konnten aber nach Entſcheidung der Geſellſchaft für daſſelbe Individuum auf ein folgendes Jahr beſtaͤtiget werden. ö Die uͤbrigen Mitglieder, außer den Beamten, waren entwe— der vortragende oder Ehrenmitglieder. Die vortragenden Mitglieder hatten die Pflicht, wenigſtens einmal jaͤhrlich einen Vortrag zu halten, oder etwas vorzuzeigen, beſonders die in ihren Gaͤrten bluͤhenden intereſſanten Pflanzen. Die Ehrenmitglieder waren Herren oder Damen, welche ſich fuͤr den Zweck der Geſellſchaft intereſſirten, und das Beſte derſelben durch freiwillige Beitraͤge befoͤrderten. Ihre Vor— traͤge und ihre Theilnahme an der Unterhaltung wurden als Be— weis ihrer Gefaͤlligkeit erkannt; jedoch verpflichteten ſie ſich gleich— falls, die ſchoͤnen und intereſſanten Gewaͤchſe ihrer Gaͤrten vorzuzeigen. Monatlich wurde eine Verſammlung gehalten. Doch fan— den außerdem noch in dem Lokale, wo die Buͤcher und Natura— lien aufgeſtellt waren, woͤchentlich an beſtimmten Tagen, kleinere Verſammlungen fuͤr freie Unterhaltungen und Benutzung der Zeit— ſchriften, ſo wie der Bibliothek und der Naturalien uͤberhaupt ſtatt; auch konnten ſich an dieſem Orte noch außerdem die Mit: glieder der einzelnen Sektionen, nach durch den Sekretair an den Bibliothekar und Conſervator gegebener Anzeige, einfinden. Der jedesmalige Director des Monats eröffnete die Ver— ſammlung durch eine Anrede. Der Sekretair verlas dann das Protokoll der letzten Ver— ſammlung, uͤbergab die eingegangenen Geſchenke und meldete die angezeigten Vortraͤge. Die anweſenden Mitglieder theilten in der Reihe, in wel— cher ſie ſaßen, auf Veranlaſſung des Directors, die ihnen ſeit der 14 letzten Verſammlung zugekommenen für die Geſellſchaft interef- ſanten Notizen mit. Nachdem dieß geſchehen, leiteten die Directoren die Vor⸗ traͤge ihrer Sektionen in der Reihenfolge, in welcher ſie gemeldet worden waren, ein, und riefen deren Verfaſſer zur Haltung derſelben auf. 1 1 Die Direetoren veranlaßten ach Senkkficie der Bi, (welche niemals, außer wenn fie zu lang und wortreich waren, und dann nur durch ihren Director, unterbrochen werden durf— ten,) zur Auswechſelung der Meinungen; und es wurde dann nach der Reihe und ſitzend debattirt. i Seltene und ſchoͤne Pflanzen, ſo wie Buͤcher und Abbild— ungen, wurden vorgezeigt, von jenen das Vaterland angegeben, ihre Cultur erlaͤuterk, ihre Eigenſchaften mitgetheilt und erklaͤrt, bei Buͤchern das Weſentliche ihres Inhalts beruͤhrt. Endlich wurden Fragen aufgeworfen und in freier Unter- haltung beantwortet, oder ſchriftlich eingereicht und zu kuͤnftiger Beantwortung ausgehangen, dann von dem Sekretair in der naͤchſten Verſammlung in Erinnerung gebracht. Ferner ſollten jaͤhrlich zwei beſondere große Verſammlungen bei Pflanzen-Ausſtellungen, mit Zutritt aller Damen, welche Ehrenmitglieder waren, ſtattfinden. Fremde konnten in allen Verſammlungen als Gaͤſte mit⸗ gebracht werden, wenn ſie dem jedesmaligen Director und Se— kretair vorgeſtellt wurden; und es war ein beſonderer Zweck der Geſellſchaft, mit intereſſanten Fremden in nähere Verbindung zu treten. Ein Fremder, welcher über drei Monate Antheil nehmen wollte, war gehalten, die Verbindlichkeiten eines Mitgliedes zu uͤbernehmen. — Einheimiſche konnten nur durch Wa Antheil an den Verſammlungen nehmen. * 15 Die Einnahme der Geſellſchaft bildete ſich aus den Bei— traͤgen der Mitglieder. Die beſtimmten Beitraͤge der vortragenden Mitglieder, inch der Beamten, betrugen vierteljaͤhrig Einen Thaler und acht Groſchen. Die Ehrenmitglieder ſetzten ihre Beiträge nach Belieben an; auch war es keinem der übrigen Mitglieder benommen, durch beſondere Beiträge an Geld, Bi: chern oder Naturalien, die Zwecke der Geſellſchaft ſchneller zu - foͤrdern. ̃ Von dieſer Einnahme waren folgende Ausgaben zu beſtreiten: | | a) Miethzins für ein Lokal zu den Verſammlungen, deſſen Reinigung und Meublirung (inel. der Schraͤnke und Regale), b) Beſoldung eines Boten oder Aufwaͤrters, für Einladungen und andere Beſtellungen, Aufwartung bei den Verſamm— lungen, Hin- und Hertragen der der Geſellſchaft uͤberge— benen Bücher, Naturalien u. ſ. w., e) Protokollbuch, Einnahme- und Ausgabebuch, Acquiſitions— buͤcher fuͤr Bibliothekar und Conſervator, d) Schreibelohn für Einladungskarten, Etiquetten, Abfchrif- ten u. ſ. w., e) Ankauf von Journalen und Büchern, Abbildungen und Naturalien, 1) Einband der Bücher und Aufbewahrung der Naturalien. Die Aufnahme der Mitglieder gefhah nur nach Aeußerung ihres eigenen Wunſches, zu welchem Zwecke man denjenigen Per⸗ ſonen, bei denen man dieſen Wunſch vermuthen konnte, Nach— richten von dem Beſtehen und den Einrichtungen der Geſellſchaft zu geben bereit war. Der erſte Vorſchlag geſchah durch den Se— kretair nach Berathung mit dem Director, unter deſſen Sektion das neu aufzunehmende Mitglied eintreten wuͤrde. Es fand eine 16 gewöhnliche Ballotage ftatt, bei welcher ein Viertheil verneinen— der anweſender Stimmen von der Aufnahme ausſchloß. Des Mitgliedrechtes verluſtig wurde Jemand nach mehr⸗ ſtimmigem Urtheile der Geſellſchaft, oder nach Befinden der Beamten, durch Gleichgiltigkeit gegen die Zwecke der Geſellſchaft, durch unanſtaͤndiges Benehmen, durch Verweigerung von mehr als einem der jaͤhrlichen Caſſen-Beitraͤge, oder durch ehrloſe Handlungen. Unthaͤtigkeit in Erfuͤllung der uͤbernommenen Pflichten, ver⸗ anlaßte Erinnerungen der Directoren, unter deren Sektion das unthaͤtige Mitglied gehoͤrte. Jaͤhrlich ſollten ueberſichten der ge⸗ haltenen Vortraͤge und der etwa noch mangelnden, durch die Di⸗ rectoren der Sektionen gefertigt und vorgelegt werden. Die Sammlungen waren das gemeinſame Eigenthum der Geſellſchaft, und ſtanden fuͤr jedes Mitglied zur woͤchentlichen Benutzung im Lokale, und nach Befinden gegen Empfangsſchein auf die Tage zwiſchen den Zuſammenkuͤnften, in gg Woh⸗ nung zu Dienſten. Wenn die Geſellſchaft vollkommen organiſirt waͤre und im Stande ſein wuͤrde, Beweiſe ihrer Thaͤtigkeit abzulegen, ſo ſollte ſie durch ein monatliches Buͤlletin, als Beilage zu der Dresdner Abendzeitung, von ihrem Beſtehen und ihren Beſtrebungen Re⸗ chenſchaft geben, und ſich dann hohe Protektoren und Präfiden- ten erbitten. Bei etwaiger Aufloͤſung der Geht ſollten die Samm⸗ lungen den entſprechenden Koͤniglichen Anſtalten zufallen, die etwa uͤbrig bleibende Geldſumme, nach Entſcheidung des Profeſſors der Naturgeſchichte und Botanik in Dresden, einem armen, fleißigen und ſittlichen Botaniker oder Gaͤrtner als Bei⸗ trag zu einer wiſſenſchaftlichen Reiſe zu Theil werden. Obgleich dieſe Statuten proviſoriſch nur für das erſte Jahr gelten ſollten, ſo beliebte man doch in der Hauptſache denſelben auch forthin zu huldigen. Die erſte weſentliche Modification trat indeß ſchon im Monat Maͤrz 1830 bezuͤglich der Direction ein, wie weiter unten zu erwähnen iſt, fo wie in dem darauf folgen- den Jahre neue Statuten berathen wurden, um deſto ſicherer und beſtimmter dieſelben erfahrungsgemäß feſtzuſetzen. In Folge deſ— ſen wurden dieſelben durch Geſammtbeſchluß im Jahre 1832 zum Geſetze der Geſellſchaft erhoben. Grundzuͤge derſelben waren und ſind gegenwaͤrtig noch folgende: s Als fortdauernder Zweck: Befoͤrderung der Pflanzen— kunde und Cultur, letztere vorzugsweiſe in Bezug auf das vaterlaͤndiſche Gartenbau-Weſen in allen ſeinen Zweigen. Die Vereinigung in Sektionen findet nur zur Bearbeitung einzelner Theile der theoretiſchen und praktiſchen Gewaͤchskunde ſtatt. Außer Foͤrderung der Garten-Cultur, außer Frucht- und Blumen -Ausſtellungen, fol durch Anlegung einer zweckmaͤßigen Buͤcher- und Pflanzen-Sammlung, und durch ein Journaliſti— kum“), das Intereſſe für Garten-Cultur und die mit derſelben zu verbindenden Beobachtungen und Forſchungen verbreitet, ſo wie auch mit verwandten Vereinen in Verbindung getreten werden. Eine Sektion wird die Aufſtellung und Beaufſichtigung der Sammlungen uͤbernehmen. | Die Beamtenftellen find vereinfacht, und zur Leitung und Beſorgung der Geſchaͤfte der Geſellſchaft waͤhlt dieſelbe jedesmal auf vier Jahre 5 ) Dieſe circulirenden Schriften werden den Mitgliedern allwöchent— lich ins Haus gebracht und wieder abgeholt, wofür dem Boten vierteljaͤhrlich vier Groſchen entrichtet werden. ' 2 18 Einen Director, Einen Vice-Director, Einen Sekretair, Einen Bibliothekar und Einen Caſſirer. Die Mitglieder ſind theils ordentliche, durch deren Geld— beitraͤge die geſellſchaftlichen Ausgaben beſtritten werden“), theils Ehrenmitglieder, theils auswaͤrtige correſpondirende. Die Entſcheidungen über geſellſchaftliche Einrichtungen, die Autoriſationen zu Ankaͤufen, die Aufnahmen in den Verein, die Wahlen u. ſ. w. erfolgen in den monatlichen Verſammlungen. Die Mitglieder, welche ſich nicht einfinden, unterwerfen ſich den von den Anweſenden getroffenen Beſtimmungen. Dieſe monatlichen Verſammlungen finden an jedem er— ſten Donnerstage des Monats um 5 Uhr ſtatt, wozu die Mitglieder noch durch beſondere Charten eingeladen werden. Faͤllt auf dieſen Donnerstag ein Feiertag, ſo wird die Zuſammenkunft auf den naͤchſtfolgenden verlegt“). Da die Geſellſchaft Flora aber immer noch als eine Privat⸗Geſellſchaft beſtand, fo wandte man fi) am 28. Novem⸗ ber 1832 an ein Hohes Miniſterium des Cultus und oͤffentli— chen Unterrichts mit der unterthaͤnigſten Bitte: „Genannte Geſell— ſchaft für Botanik und Gartenbau durch eine allergnaͤdigſte Be— ftätigung huldreichſt zu begluͤcken, damit ſich dieſelbe in den Stand geſetzt ſehen moͤchte, auch außerhalb Dresden, Mitglieder durch ) Dieſe Geldbeiträge ſind jährlich drei Thaler in halbjährigen Raten zu einem Thaler und zwölf Groſchen gegen eine vom Caſſirer auszuſtellende Quittung. ) Seit dem Anfange dieſes Jahres erfolgt auch noch eine deßfall⸗ ſige beſondere Bekanntmachung im hieſigen Anzeiger. 19 Diplome aufzunehmen, und dadurch eine vielfeitigere Thaͤtigkeit bei Erſtrebung nach ihren in den beigelegten Statuten beſtimmten Zwecken zu gewinnen.“ | Da auf den an Se. Koͤnigl. Majeftät und des Prin— zen Mitregenten, Koͤnigl. Hoheit, deßhalb gehorſamſt er— ſtatteten Vortrag kein Bedenken gefunden worden war, ſo erfolgte von Er. Hohen Landes-Direction am 7. Februar 1833 die Con— firmation der Statuten für die Geſellſchaft „Flora“ nach den oben angefuͤhrten Grundzuͤgen. | Dieſelben find, wie ſchon gedacht, in allen ihren einzelnen Punkten noch giltig. & Wenden wir uns zu den Mitgliedern, fo betrug die Zahl derſelben am Stiftungstage den 22. Februar 1828 drei— ßig, naͤmlich 26 vortragende und 4 Ehrenmitglieder, am 1. April deſſelben Jahres ſchon 51 und noch ehe ein Jahr verging 88. Seit dieſer Zeit hat die Anzahl derſelben bald zu-, bald durch außerhalb des Vereins liegende Zufaͤlligkeiten, abge— nommen; in den letztern Jahren war ſie, wohl aus aͤhnlichen Urſachen, mehr im Ab- als im Zunehmen, und nur ſeit dem Monat September vorigen Jahres fand wiederum ein ſteigendes Verhaͤltniß ſtatt, fo daß jetzt die Geſammtzahl der Mitglieder ſechs und ſechszig“) beträgt; nämlich 16 Ehren-, 43 ordent— liche und 7 correſpondirende Mitglieder. ) Inmittelſt iſt die Zahl der Mitglieder auf 85 geſtiegen; nämlich 20 Ehrenmitglieder, 55 ordentliche und 10 correſpondirende Mitglieder. 20 Namen der Stiftungs-Mitglieder der Flora am 22. Februar 1828. — — A. Vortragende Mitglieder. 1) Herr Oberhofprediger Dr. von Ammon, 2) = Director Dr. Blochmann, 3) = Hofmarfchall Graf von Boſe, 4) Hofrath Boͤttiger, 5) Kammerherr Georg von C EN, 6) = Polizei Präfident von Charpentier, 7) = Major Eppendorf, 8) = Bibliothekar: Sekretair Falkenſtein, 9) = Adolph von Hake, 10) = General: Major von Hake, 11) = Buchhändler Hilſcher, 12) = Hof: und Medicinal-Rath Dr. Kreyßig, 13) = Aͤodvokat Friedrich Adolph Kuhn, 14) = Ober- Inſpector W. G. Lohrmann, 15) = Landrath, Baron von Loͤwenſtern, 16) = Geheimrath von Miltitz, 17) = Geheimrath von Minckwitz, 18) Hofrath Dr. Ludwig Reichenbach, 19) - Geheimrath von Reitzenſtein, Excell., 20) = Rudolph von Römer, 21) - Kammerrath von Schlieben, 22) Heinrich Schuͤtze auf Schweta, 23) - Moritz Thomaſchke, 24) = Hofbaumeiſter Thormeyer, — ͤ—ꝗꝓ— ũſ! P. 25) Herr Lieutenant Friedrich Waͤber, 26) = Hof: und Juſtizrath von Zedtwitz. B. Ehrenmitglieder. 1) Herr Geh. Finanzrath von Flotow, 2) = Dr. Kergel, 3) = Sreihere von Limburger: Ehrenfels, 4) Dr. Struve. Namen der Mitglieder der Flora am 22. Februar 1840. A. Ehrenmitglieder. 1) Herr Johannes Amſinck in Hamburg, 2) Kammerherr Heinrich v. Arnim auf Planitz bei Zwickau, 3) - Oberforſtrath Cotta in Tharand, 4) Dr. Ernſt Auguſt Geitner in Schneeberg, 5) = Seekretair Goͤſſel in Dresden, 6) -P. A. Granberg in Stockholm, 7) - Baron Carl von Hügel in Hietzing bei Wien, 8) = A. Leyonhufvud in Stockholm, 9) -Haus -⸗Marſchall Graf von Loß, Excell., in Dresden, Ludwig Pilgrim auf Mohrenhaus, in der Hofloͤsnit, 1) Leib ⸗Medicus Dr. af Pontin in Stockholm, 12) - J. A. Roſenblad in Stockholm, 13) = Profeſſor Roßmaͤßler in Tharand, 14) : Dr. J. F. Siemers in Hamburg, 15) = Secretaiv G. Silfverſträhle in Stockholm, 16) Profeſſor Johannes v. Schychowsky in Moskau, d — S * 22 B. Ordentliche Mitglieder. 1) Herr Vice-Conſiſtorial-Praͤſident Dr. von Ammon, Gom: thur des K. S. C.⸗V.⸗O. ıc 2) = Hofgärtner Ludwig Arlt in Weeſenſtein, 3) Director Dr. Blochmann, 4) Kammerherr Georg von Carlowitz, bd und Medicinalrath Dr. Carus, 6) Profeſſor Dahl, 16 7) Geh. Finanzrath von Flotow, 8) = Hof: und Medicinalrath Dr. Franke, 9) = Auetionator Carl Ernſt Heinrich, 10) = Chemiker Chriſtian Houpe, 11) = Bürgermeifter Dr. Huͤbler, Ritter des K. S. C.⸗V.⸗O., 12) = Ober⸗-Militair-Apotheker Fr. W. Hübner, 13) Kaufmann Joͤrdens, a 14) = Schul-Director Kaden, 15) Advokat Friedrich Adolph Kuhn, 16) -Muͤnzbuchhalter Dr. Kummer, 17) - Hof- und botanifcher Gärtner F. A. Lehmann, 18) = Hofgärtner H. Lehmann, 19) = Staats: Minifter von Lindenau, Excell., 20) = Profeſſor Dr. Löwe, 21) = Geheimrath und Oberhofmeiſter Gottlob Heinrich von Minckwitz, Excell., Großkreuz des K. S. C.-V.⸗O. ıc,, 22) = Commiſſionsrath Fr. Nollain, 23) - Dr. Poͤnitz, 24) Hofrath Dr. Ludwig Reichenbach, Ritter des K. S. C.⸗V.⸗O. ꝛc., 25) Profeſſor Dr. Richter, i 26) Rudolph von Roͤmer auf Neumark, 27) Geh. Finanzrath Scheuchler, 23 28) Herr Cantor Carl Traugott Schramm, 29) Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner C. F. Schreiber, 30) = Commiſſionsrath Guſtav Wilhelm Schubert, 31) - Heinrich Schuͤtze auf Schweta, 32) Finanz ⸗Aſſiſtenzrath Schwarz, 33) = Hofgärtner Carl Seidel, 34) = Kunft: und Handelsgaͤrtner Jakob Seidel, 35) = Hofbaumeiſter Sonntag, 36) = Dr. Struve, 37) = Hofgaͤrtner Carl Adolph Terſcheck, 38) = Hofgaͤrtner Ludwig Terſcheck, 39) = Profeffor de Villers, 40) = Kammerherr Graf Otto v. Vitzthum auf Alutnalhe, 41) - Kaufmann Werneburg, 42) = Commerzienrath Carl Chriſtian Winckler, 43) = Geheimrath von Zedtwitz. C. Correſpondirende Mitglieder. 1) Herr Kunſt- und Handelsgaͤrtner Boͤckmann jun. in Hamburg, Kunft: und Handelsgaͤrtner James nn in n beck bei Hamburg, 3) = Kunft: und Handelsgaͤrtner Dreiſſe in Dresden, 4) - Kunſtgaͤrtner Felbel in Dresden, 5) = Kunft: und Handelsgaͤrtner Maibier in Dresden, 6) Hofgaͤrtner Mieth in Dresden, 7) =: Hofgaͤrtner J. G. Terſcheck in Pillnitz. 2) u Ein großer und auf die Geſchaͤftsfuͤhrung nachtheilig ein— wirkender Uebelſtand zeigte ſich Anfangs darinnen, daß man zu den Verſammlungen kein beſtimmtes Lokal hatte, ſondern dieſel— — ben an verſchiedenen Orten gehalten werden mußten. Sehr dank⸗ bar iſt es darum zu erwaͤhnen, daß mehrere der geehrten Herren Mitglieder mit zuvorkommender Freundlichkeit ihre Wohnungen einraͤumten “). Die Geſellſchaft wandte ſich daher am 12. Mai 1828 an Se. Koͤnigl. Majeſtaͤt mit einem allerunterthaͤnig⸗ ſten Geſuche um Ueberlaſſung der noͤthigen Räume in dem Pa: lais des großen Gartens. Dieſem Geſuche wurde auch allergnaͤ— digſt, mit dem Ausdrucke beſondern Wohlgefallens uͤber Erricht— ung der Geſellſchaft, alsbald gewillfahrt, und zu den Pflanzen: Ausſtellungen und Jahres-Verſammlungen der große Saal, zu den gewoͤhnlichen Verſammlungen, ſo wie zur Aufſtellung der der Geſellſchaft gehoͤrenden Buͤcher und Sammlungen aber eines der kleinen Eckzimmer im gedachten Palais uͤberlaſſen. Am 21. Oc⸗ tober 1828 fand daſelbſt die Einweihung und erſte Haupt : Ver: ſammlung und am 22. October die erſte öffentliche Pflanzen: Ausſtellung ſtatt. Von dieſer Zeit an benutzte man dieſes Lokal im Sommer unausgeſetzt bis zum Jahre 1830. Allein die weite Entfernung und der daraus entſtehende größere Zeitverluft, ſo wie bei unguͤnſtiger Witterung der Nachtheil fuͤr die Geſund— heit minderte die Anzahl der an den Verſammlungen Theilneh— menden; und da man auch woͤchentliche Zuſammenkuͤnfte und ſpeciellere Unterhandlungen uͤber wiſſenſchaftliche Gegenſtaͤnde der Botanik beabſichtigte, und ſich auch lebhaft der Wunſch aus: ſprach, die Bibliothek oͤfterer benutzen zu koͤnnen, ſo wurde im März 1830 mit der verehrlichen Geſellſchaft Albina wegen ei- nes Zimmers ein Mieth-Contract abgeſchloſſen. Letzteres wurde, als im Jahre 1832 der Saal im Zwinger-Pavillon zu natur: hiſtoriſchen Zwecken eingerichtet worden war, ieder aufgege: IB: B. Herr Hof- und Medicinalrath Dr. Kreyßig, ER Adyc- fat Kuhn, Herr Hofrath Dr. Reichenbach, Herr Frofefer de Villers, Herr Lieutenant Wäber ıc. ben, da derſelbe der Flora zu ihren Verſammlungen ꝛc. gnaͤ— digſt uͤberlaſſen wurde. Seit dieſer Zeit wurden daher nur noch in den ſchoͤnen Sommer- Monaten Zuſammenkuͤnfte, fo wie die Frucht- Ausſtellungen im großen Garten-Palais gehalten. i Die nöthigen Lokalitaͤten und deren Einrichtung verurfachten von 1828 bis 1832 einen Aufwand von 487 Thlr. 15 Gr. — =». Bis in die zweite Haͤlfte des Jahres 1830 war der Ge— ſellſchaft das große Gluͤck zu Theil geworden, ſich der beſondern Protection 5 Sr. Majeſtaͤt des Koͤnigs Friedrich Auguſt, damals Herzogs zu Sachſen, Sr. Koͤnigl. Hoheit des Prinzen Johann, De 5098 zu Sadfen, und Sr. Ercellenz des Herrn Geheimen Cabinet— Miniſters, Grafen von Einſiedel, zu erfreuen. Wenn anfaͤnglich nach den verſchiedenen Abtheilungen, wie ſchon oben erwaͤhnt, keiner der Maͤnner ſich fuͤr faͤhig hielte, gleichſam das Centrum zu bilden fuͤr der ganzen Naturkunde vielfache Richtung, ſo zerfiel das Ganze in 20 kleinere Kreiſe, und aus dieſen 20 Gliedern war das Directorium zuſammenge— ſetzt, die die Geſchaͤfte der Verwaltung unter ſich wechſelnd theil— ten. Durch eine ſo vielfache Theilung des Directoriums hoffte man, wuͤrden die Zwecke der Geſellſchaft auf eine leichtere und beſtimmtere Weiſe erreicht werden, die Verhandlungen und Ent— ſcheidungen um deſto gruͤndlicher ausfallen, ſo wie uͤberhaupt dadurch eine groͤßere Thaͤtigkeit und ein lebhafteres Intereſſe der ſaͤmmtlichen Mitglieder erzielt werden koͤnnen. Als Directoren wurden folgende Herren gewaͤhlt: 1) Herr Hof- und Medicinalrath Dr. Kreyßig fuͤr Garten— botanik mit Zuziehung der Herren Hofgaͤrtner Seidel * 26 und Terſcheck fuͤr die einzelnen Untetabtheil⸗ ungen dieſes Faches. Geh. Finanzrath von Flotow für oͤkonomiſch— techniſche Botanik. Profeſſor Reum in Tharand, in deſſen Abweſenheit. Herr von Hake, fuͤr Forſtbotanik— Kammerherr von Carlowitz fuͤr Pomologie. Oberforſtmeiſter von Bredow fuͤr Weinbaukunde. Oberhofprediger Dr. von Ammon für bibliſche Botanik. 6 | Hofrath Boͤttig er für alterthuͤmliche Botanik. Hofrath Dr. Reichenbach uͤbernahm einſtweilen Li— teratur und Geſchichte der Botanik, ſo wie die ſyſtematiſche und phyſiologiſche Botanik nebſt der Zoologie; doch ohne das Praͤſiduum an: nehmen zu wollen. Rudolph von Römer für die Florenkunde und geographiſche Botanik. Kammerrath von Schlieben für botaniſche Geo: graphie und Statiſtik. Dr. Struve fuͤr pharmaceutiſche Botanik, Phyſik und Chemie. Geh. Rath von Miltitz fuͤr aͤſthetiſche Botanik. Advokat Kuhn fuͤr poetiſche Botanik. Ober⸗Inſpector Lohrmann fuͤr Metereologie und Aſtronomie. Ober-Landbaumeiſter Schuricht und Herr Hofbau— meiſter Thormeyer fuͤr Garten-Baukunſt. Geh. Cabinetsrath Heyer für Mineralogie Profeſſor Vogel und Herr Profeſſor Matthaͤi fuͤr Malerei. Die abweſenden zu Beamtenſtellen gewählten Herren er: klaͤrten ſich bereitwillig der Geſellſchaft beizutreten, die Zwecke der— ſelben moͤglichſt zu foͤrdern und dieſe Aemter zu uͤbernehmen. Außerdem wurde Herr Hofrath Dr. Reichenbach zum Se— kretair, Herr Bibliothek-Sekretair Falkenſtein zum Bi— bliothekar, Herr Rudolph von Roͤmer zum Conſervator, und die Herren Hilſcher und Thomaſchke zu Caſſirern und Rechnungsfuͤhrern ernannt. Der erſte Montag in jedem Monate wurde als Ver— ſammlungstag angeſetzt, und die Dauer der ganzen Sitzung auf drei Stunden, vor der Hand von 6 bis 9 Uhr, beſtimmt. Weil aber ein ſolcher Wechſel des Directoriums nothwendi— diger Weiſe mancherlei Weitlaͤufigkeiten herbeiführen mußte, fo richtete man am 19. Maͤrz 1830 an den damaligen Herrn Ge— heimrath, jetzigen Praͤſidenten des Koͤnigl. Saͤchſ. Staats-Mini— ſteriums, von Lindenau, Excell., die ergebenſte Bitte um Ue— bernahme des Amtes eines Praͤſidenten, welches Derſelbe auch zur Freude aller Mitglieder der Geſellſchaft gnaͤdigſt annahm. Zum Vice-Präfidenten wurde der Herr Hof- und e Dr. Kreyßig erwaͤhlt. 2 Als aber erſterer am 5. October 1832 wegen ee Zeit und nicht zu befeitigender Störungen behindert war, länger den Prafidenten = Stuhl einzunehmen, ſondern in die Reihe der andern Mitglieder zuruͤcktrat, wurde Herr Hofrath Dr. Kreyßig zum Director und Herr Lieutenant Waͤber zum Vice-Director ernannt. Beide begleiteten dieſe Stellen bis zu ihrem Tode; letzterer bis zum Jahre 1836, erſterer bis zum Juni vorigen Jahres. Da die 2. Directorſtelle ſeit dem Jahre 1836 unbe: ſetzt geblieben war, ſo wurde nun das Directorium im Juli des letztverfloſſenen Jahres wiederum vervollſtaͤndigt, und Herr Hof— rath Dr. Reichenbach, der von der Stiftung der Geſellſchaft m —vyLV„¾ę . — an, immerwaͤhrend das Sekretariat mit- unermuͤdetem Eifer ver: waltet hatte, zum erſten Director, Herr Hofgaͤrtner Terſcheck zum zweiten Director erwaͤhlt, Referenten wurde die Ehre des Sekretairs zu Theil, und Herr Profeſſor Dr. Loͤwe als Bibliothekar, ſo wie Herr Commiſſionsrath Nollain als Caſ— ſirer, welche Herren mit ſo vieler Sachkenntniß und Umſicht bis⸗ her ihre Aemter verwaltet hatten, wurden vom Neuen mit ihrer guͤtigen Zuſtimmung in denſelben beftätiget. Werfen wir nun einen Blick auf die Wirkſamkeit der Ge: ſellſchaft, fo iſt die Thaͤtigkeit derſelben immer nicht fo unbedeutend geweſen, als dieſelbe Manchem geſchienen hat und noch erſcheinen mag. Denn es find in dieſem Zeitraume an 100 Vorträge ge: halten worden, und eine noch groͤßere Anzahl Diskuſſionen uͤber aufgeworfene Fragen, über bei den Verſammlungen aufgeſtellte 5 oder uͤber neue in engliſchen Werken abgebildete Pflanzen haben ſtatt gefunden. Rechnet man nun noch hinzu, wie oft die Zeit durch Berathungen über die Statuten, Geſchaͤftsordnung, Aus: ſtellungen ꝛc. in Anſpruch genommen wurde, ſo moͤchte man ſich faſt noch wundern, wie unter bisweilen ſehr unguͤnſtigen Ver⸗ haͤltniſſen und in einer ſo viel bewegten Zeit noch eine ſo rege Thaͤtigkeit und Theilnahme ſich kund gegeben hat, und der Eifer fuͤr den gemeinſamen Zweck nicht erkaltet iſt. Alle dieſe Vor⸗ träge, Diskuſſionen ꝛc. einzeln aufzuzaͤhlen, wuͤrde zu weit füh: ren; aber das haͤlt Referent fuͤr nothwendig, den Abſchnitten zu folgen, welche die Statuten ſelbſt bezeichnen, und welche uns nach ihrer veraͤnderten Geſtalt zwei Perioden vorhalten. In wie weit nun den bezeichneten Zwecken entſprochen worden iſt, moͤge Folgendes darthun. Die erſte der drei großen Abtheilungen, die der Forſchung, Belehrung und Unterhaltung Stoff darbieten ſollte, war die Pflanzen-Cultur. | In dieſer Hinſicht wurde wiederum die Gartenbotanik im Allgemeinen in Verbindung mit Zierpflanzen-Cultur und ſchoͤner Gartenkunſt obenan geſtellt, und da es dieſer Sektion beſonders oblag, verſchoͤnernd und erheiternd zu wirken, das Leben der Pflanze zu beobachten und ſich ſo der Natur zu nähern, fo wie überhaupt den Anforderungen und dem Geifte der Zeit entſprechendere Verbeſſerungen herbeizufuͤhren, und zur Verſchoͤnerung des Landes beizutragen, ſo wurden unter andern Vorträge gehalten, über den zweckmaͤßigen Bau der Gewaͤchshaͤu⸗ ſer, uͤber die hiſtoriſch merkwuͤrdigen, hochbejahrten Feigenbaͤume im Herzogengarten, über die Verbreitung, Eintheilung und Be: handlung der Cacten, uͤber die Camellien, ſo wie uͤber andere in der neuern Zeit in Aufnahme gekommenen Zierpflanzen. Der oͤkonomiſch-techniſche Zweig, welcher in neuerer Zeit wichtiger, als je hervortritt, und der Oekonomie nur auf dem wiſſenſchaftlichen Wege eine Vermehrung des Bodenertrags, verbeſſerte Einkuͤnfte durch Vervielfaͤltigung der Bodenerzeugniſſe nachgewieſen werden kann, hatte die Ehre mit der Koͤnigl. oͤkono— miſchen Geſellſchaft in nähere Berührung zu treten, und ſich nicht nur ſo mancher belehrender Mittheilungen zu erfreuen, ſon— dern erhielt auch auf dieſe Weiſe Saͤmereien oͤkonomiſcher Ges waͤchſe, Getraidearten und Gartenfruͤchte; und nicht nur mehrere geehrte Mitglieder der F lora legten die Reſultate ihrer in ver: ſchiedenen Gegenden unternommenen Cultur vor, und brachten Erzeugniſſe zur Frucht- Ausftellung im großen Garten, ſondern auch in dem hieſigen academiſch botaniſchen Garten, wie in den koͤniglichen und einigen Handelsgaͤrten wurden, ſo weit es die Verhaͤltniſſe geſtatteten, Cultur-Verſuche unternommen, in deren Folge wir namentlich auch die wahre Aracatſcha und James: wurzel kennen gelernt haben. Die Forſtbotanik hatte ihre Maͤnner vom Fach gefun— 30 den, die durch Wort und Schriften die Forſtwiſſenſchaften in Sachſen auf eine Stufe brachten, die ſelbſt Auslaͤnder mit hoher Achtung anerkennen, und belehrende, praktiſche Vortraͤge uͤber Waldſtreu, Waldhut ꝛc. fanden die gebuͤhrende Anerkennung. Wenn der fruchtbringende Theil, die Pomologie, weni— ger Bearbeiter fand, und bis jetzt auch noch nicht in dem Grade gefunden hat, wie ſie es wohl verdiente, ſo iſt das mehr dem Umftande beizumeſſen, daß dieſelbe in Sachſen ſchon ziemlich ausgebreitet iſt; aber deſſen ohnerachtet iſt es noch noͤthig, uͤber Behandlung der Obſtbaͤume, uͤber die beſſern und ergiebig⸗ ſten Arten derſelben nach dem erforderlichen Boden und Clima, uͤber die Tragbarkeit der verſchiedenen Sorten ꝛc. Forſchungen anzuſtellen. Die mit der Pomologie verſchwiſterte Weinbaukunde fand ihre Bearbeiter. Proben durch die an den freundlichen Ufern der Elbe beſtehende Weinbaugeſellſchaft erzeugten Produkte wurden mitgetheilt und uͤbertrafen alle Erwartungen. Gehen wir uͤber zur zweiten Hauptabtheilung der wiſſenſchaftlichen Botanik, ſo eroͤffnete ſich hier ein ſehr weites, aber darum auch ein um ſo ſchwierigeres Feld der Forſch— ung, in das hineinzuſchauen nicht Jedem vergoͤnnt iſt, da dieſe Art der Naturforſchung mit der heiligſten Urkunde, die wir ken— nen, mit den moſaiſchen Nachrichten von der Schoͤpfung der Welt beginnt. Geiſtreiche und in der gelehrten Welt ausgezeich— nete und hochgeachtete Maͤnner vereinten ſich zu einer Sektion der bibliſchen Botanik und ihre tief begruͤndeten Forſchungen lieferten lebendige und ergreifende Beweiſe, wie die verſchiedenen Bahnen, ſelbſt auf manchen Abwegen, endlich doch auf den gera— den uns leiten, und zu der ewigen Quelle der Wahrheit und des Glaubens zuruͤckfuͤhren. Die alterthuͤmliche Botanik fand ihren Veteranen, 3 und gab Aufſchluß über mehrere Gewaͤchſe der Alten, und manche Notizen darüber haben verſchiedene Zweifel gehoben. In Bezug auf Literatur und Geſchichte der Bo— tanik erfreute ſich die Geſellſchaft mehrfacher Vortraͤge. Das rege botaniſche Treiben der Gegenwart, die vielfachen neuen Erſchein— ungen, dabei das Alte nicht vergeſſend, die herrlichen Prachtwerke unſerer Zeit, die großartigen Gartenanlagen und Etabliſſements gaben in vielen Verſammlungen Stoff zu Vortraͤgen und Be— ſprechungen. Die ſyſtematiſche und phyſiologiſche Botanik, wodurch das Gebaͤude der Wiſſenſchaft befeſtigt, die ſpeciellen Pflanzenformen, das innere Leben des Gewaͤchs⸗Organismus kennen gelernt, und ſo dem in allgemeinen Anſichten gemaͤchlichen Umherſchweifen entgegengeſtrebt werden ſollte, erfreute ſich weniger Bearbeiter, und der eine Vortrag dieſes Theiles „uͤber Spe— cies-Bildung“ fand darum um ſo gerechtere Anerkennung. Die Florenkunde oder geographiſche Botanik d. i. die Kenntniß der Vertheilung des Gewaͤchsreichs uͤber die Erde, welche bei Anpflanzung, Cultur und Acclimatiſirung ſo nothwendig iſt, fand mehrere Freunde, die ſich beeiferten, durch Relationen und Notizen verſchiedener Floren Kenntniſſe zu ver— breiten. | Von im Auslande reifenden Sachſen gingen intereſſante Nachrichten ein uͤber Portugal, die Inſel Madeira, Trieſt und Friaul, Sardinien und uͤber Kamtſchatka. Zwei andere Sachſen, welche die ſurinamiſchen Waldungen und Moraͤſte mit raſtloſem Eifer unterſuchten, haben Berichte ihrer anſtrengenden Excurſionen, ihrer Kaͤmpfe in den Urwaͤldern, ſo wie ihrer Entdeckungen mitgetheilt, und verſchiedenartige Saͤ⸗ mereien hieher geſendet. Auch Chili und die angraͤnzenden Pro— vinzen von einem andern vielſeitig gebildeten und kenntnißreichen 32 Sachſen, deſſen treffliche Schilderungen feiner Erfahrungen von dieſer Stelle aus wohl noch bei manchem der grehrten Anweſen— den in friſchem Andenken ſind, wurde erforſcht, und die aus den von ihm eingeſendeten Saͤmereien gezogenen Pflanzen haben in den Verſammlungen der Flora manche angenehme und be— lehrende Unterhaltung herbeigefuͤhrt 5 Die botaniſche Geographie und Statiſtik, welche die Laͤnder in Beziehung auf ihre vegetabiliſchen Erzeugniſſe und deren Benutzung, ſo wie die Vertheilung der Gewaͤchſe nach Zo— nen in ſich faßt, wurde durch Charten bildlich dargeſtellt. Die pharmaceutiſche Botanik, mit der Kenntniß der Heil: und Giftkraͤuter ſich beſchaͤftigend, gab zu mehreren na⸗ turhiſtoriſchen Erlaͤuterungen Veranlaſſung, namentlich uͤber die Giftpflanzen, welche ſo leicht Unheil bringend auf das Leben der Menge einwirken. Freundliche Gaben brachte auch bisweilen die ander und poetiſche Botanik dar. Betrachten wir endlich die dritte und letzte Abtheil— ung, welche die verwandten oder Huͤlfswiſſenſchaften der Botanik begreift, ſo erſchienen dieſelben beſonders darum als nothwendig, als wir erſt dadurch unſern Planeten kennen lernen, auf welchem unſere Pflanzen emporwachſen. Darum wurden die Verhaͤltniſſe der Mineralogie zu dem Studio der Pflanzenkunde auseinandergeſetzt; die Zoologie bot eben: dige Schilderungen merkwuͤrdiger Thiere und Nachrichten zoologi⸗ ſcher Reiſen dar; die Metereologie fuͤhrte umfaſſende Be— lehrungen und Ueberſichten von Witterungs- Verhaͤltniſſen mehre⸗ rer Gegenden unſers Vaterlandes vor; die Phyſik und Ch e⸗ mie lehrten die Cryſtalle der Pflanzen kennen; die ehrwuͤrdige Baukunſt gab Vorſchlaͤge und Plaͤne zu zweckmaͤßigen, dem Zeitalter entſprechenden Gewaͤchshaͤuſern; und endlich die Maler: kunſt, — fie darf dem Botaniker nicht fehlen; denn fie giebt über den Bau der Pflanze, wo das Erkennen in der Natur ung mangelt, erſt die rechte Anſchauung. Darum ſetzte auch ein hochachtbares Mitglied, als es uͤber das Verhaͤltniß der Kunſt und Wiſſenſchaft ſprach, die Nothwendigkeit der Malerei beim Studio der Botanik ſehr uͤberzeugend auseinander. | In dieſen Zeitabſchnitt gehört auch zum Theil ein voll— ſtaͤndig ausgearbeiteter Plan zur Errichtung einer Gaͤrtner-Lehranſtalt, deſſen Ausfuͤhrung bis jetzt die Zeit— ereigniſſe, ſo wie manche andere Verhaͤltniſſe hindernd entgegen traten. Mit dem Jahre 1830 begann, wie ſchon oben erwaͤhnt, eine einfachere Direction der Geſellſchaft, und mit ihr auch ein freieres Bewegen in den Vorträgen, wie fie die Zeit und die Verhaͤltniſſe darboten. Doch auch hier ſei es nur verftattet, ei— nige der wichtigſten und intereſſanteſten Mittheilungen zu erwaͤhnen. Den Cyclus eroͤffneten „Ideen uͤber Symbolik der Pflanzenwelt.“ Der Verfaſſer, Herr von Brunnow, zeigte in denſelben die Willkuͤhr, welche bisher in dieſem Gegen— ſtande geherrſcht habe, und fuͤhrte denſelben auf feſtere Principien zuruͤck, welche ihre Begründung in den natürlichen Verwandt: ſchaften der Gewaͤchſe, fo wie in der ſtufenweiſen Entwickelung - der Formen des Pflanzenreichs faͤnden. Beiſpiele für mehrere Pflan— zen-Familien erlaͤuterten dieſe hoͤchſt anſprechenden Ideen. In freudiger Erinnerung ſtehen hier auch zwei gefeierte Na— turforſcher, welche die Verſammlungen der Sg im Jahre 1830 mit ihrer Gegenwart beehrten. Herr Profeſſor Dr. Ehrenberg aus Berlin hielt (den 23. April) einen Vortrag uͤber die von ihm auf ſeiner letzten Reiſe nach dem Ural und Altai mit Herrn Alex. von Humboldt beobachtete Vegetation. Im Allgemeinen, 5 3 34 äußerte der Herr Vortragende, zeigte ſich die Vegetation während der Reiſe wenig von der unſrigen abweichend, namentlich in gro- ßer Harmonie mit der unſerer Sandgegenden, ganz ſo wie in der Gegend von Berlin. So geht es gleichfoͤrmig bis nach Pe⸗ tersburg, und durch Liefland hindurch, faſt bis Moskau hin, nur durch einige Kräuter unterſchieden. Anſtatt der gemei- nen Erle, Alnus glutinosa, findet ſich zwiſchen Petersburg und Moskau die weißblaͤtterige Erle, Alnus incana, am Suͤdende vom Ural beginnt jene wieder abwechſelnd mit Eichen, und ſo geht es bis Orenburg. Ueber dieſe Graͤnze hinaus geht die Eiche nicht; ſchon in der Nähe von Orenburg erſcheinen die Eichen als ver— kruͤppeltes Buſchholz, und ihre Verbreitung ſcheint der Richtung von Oſten nach Weſten zu folgen. Mit der Eiche endigt ſich auch die Verbreitung des Haſelnußſtrauchs. Die Nadelbaͤume haben am Ural ihre eignen Repraͤſentanten. Referent betrachtete ſie als eigenthuͤmliche Varietaͤten. Die Kiefer wenigſtens iſt aber bereits von Link auch in den tyroler Gebirgen entdeckt und von ihm Pinus rotundata genannt worden, indem ihre Zapfen eine andere an der Baſis mehr abgerundete Form haben, als die der gemeinen Pinus silvestris oder Waldfoͤhre. Die dortige Tanne hat ſtumpfe Zapfen und Schuppen. Zu dieſen beiden tritt unter dem 50. Breitengrade die Ziebelnußkiefer, Pinus Cembra, hinzu, welche wir außerdem auch auf den ſuͤddeutſchen Alpen an: treffen, in einem großen Zwiſchenraume von mehrern hundert Meilen aber vermiſſen. Auch der dortige Laͤrchenbaum, Pinus Larix, ſcheint ein anderer zu ſein, als der ſuͤdeuropaͤiſche. Die kleinblaͤtterige Linde, Tilia parvifolia, zieht ſich über den Ural bis Tobolsk. Die Weißbirke, Betula alba, iſt am meiſten verbreitet, in jenem Boden ganz heimiſch, und zieht ſich hin bis zum Altai; auch kommen einige Hauptvarietaͤten unter ihr vor. Faſt oͤſtlich vom Altai, am Kulivanſchen See erſcheint eine neue Bi. 5% Baumart, die altaifhe Balfampappel; übrigens iſt Betula alba, die gemeine Weißbirke, und Alnus incana, die weiß⸗ blaͤtterige Erle dort herrſchend. In der Gegend von Tobolsk beginnet eine neue Vegetation durch die Caraganen, welche man ſonſt zu den Robinien rechnete. Unter ihnen ſind die Step⸗ pen mit dem uͤppigſten Graswuchſe und unſern herrlichſten Garten— blumen geſchmuͤckt; denn Lyemis chalcedonica, die feu errothe Lichtnelke (brennende Liebe), Hemerocallis flava, die gelbe Taglilie, Delphinium elatum, der hohe Ritterſporn, und mehrere andere Zierpflanzen wachſen zu Mannshoͤhe im bunten Gemiſch. In den Gebirgen zeigen ſich drei Arten von Cypripe- dium, unſer Cypripedium Calceolum, das Cypr. guttatum und macranthum, zwiſchen ihnen bunte Scutellarien und andere Gebirgspflanzen. Die eigentliche ſibiriſche Flora beginnt am Fuße des Altai uͤber Catharinenburg nach Tobolsk hin; dort aͤndert ſich mit einem Male Alles, die meiſten der alten Formen verſchwin⸗ den und neue treten an ihre Stelle. Vorherrſchend iſt ein weni: ger uͤppiges, mehr duͤrres Steppenland, die Natur liegt hier noch in ihrer- Wiege, und Mannigfaltigkeit der Formen wird in den Ebenen gaͤnzlich vermißt, Alles iſt hoͤchſt einfoͤrmig, einzelne Arten von Gewaͤchſen haben ſich Jahrtauſende lang ohne die geringſte Stoͤrung vermehrt, und ſich in reichlicher Nachkommenſchaft nach dem alten Typus wieder erzeugt; daher kommt es, daß oft eine ein⸗ zige Art von Wermuth oder Beifuß, Artemisia, ein einziges Chrysocoma, Goldhaar, und andere Steppengewaͤchſe den Rei: ſenden ununterbrochen mehrere Tage lang begleiten, und man er— kennet hier, wie die Gewaͤchſe die Reiche bezeichnen, in denen die Cultur ihre Herrſchaft nicht ſtoͤrte. Die Mooſe find wenig von denen verſchieden, welche in unſern Gegenden auf aͤhnlichen Stand— orten wachſen. Bei den Pilzen nimmt man gewoͤhnlich an, 3 * > daß eine und dieſelbe Art immer einen und denſelben Standort liebe, die Schmarotzer beſonders immer auf einem und dem— ſelben Gewaͤchſe ſich erzeugen. In den Steppen dagegen, wo mehrere Tagereiſen weit nur einzelne Baumarten, Birken und Silberpappeln vorkommen, bewohnen zahlreiche, verſchiedene Arten von Pilzen dieſelben Baumarten. Von Algen ſind die Confer⸗ ven oder Waſſerfaͤden den unſrigen aͤhnlich, und uͤberaus haͤufig iſt in den Steppen das Nostoe commune, die Zitteralge, Gal— lertalge oder Sternſchnuppe genannt, ein auch bei uns vor— kommendes gallertartiges, lappiges, wurzelloſes Gewaͤchs, welches nur im aufgequollenen Zuſtande bemerkbar wird. ! Auch die infuforifche Welt hat dort ihre Eigenheiten, und unter den etwa 120 Arten von Infuſionsthierchen, welche Herr a Dr. Ehrenberg dort unter dem Mikroskop ſahe, war wenig— ſtens ein Dritttheil ganz von den bei Berlin beobachteten ab— weichend und eigenthuͤmlich, ſo daß auch in der Sphaͤre dieſer niedern Organiſation eine Mannigfaltigkeit durch die geographi⸗ ſchen Verhaͤltniſſe bedingt wird, und auch dieſe nicht, wie man gewoͤhnlich annimmt, allgemein gleichartig verbreitet ſein duͤrfte. Herr Alexander von Humboldt beehrte die Verſamm⸗ lung der Flora am 6 Auguſt 1830 mit ſeiner Gegenwart, Herr Hofrath Dr. Reichenbach gab gerade „Andeutungen uͤber die Geſetze der Bluͤthenentwickelung der Ge— waͤchſe in Beziehung auf die Jahreszeiten.“ Derſelbe glaubte gefunden zu haben, daß dieſe Entwickelungszeit bei allen Pflanzenfamilien, Gattungen, Arten, ja ſelbſt bei den zweimal in einem Jahre bluͤhenden Individuen ſtets in eine gleiche Differenz vom hoͤchſten Sonnenſtande ſowohl vor- als ruͤckwaͤrts zu fallen pflege, fo daß die im Januar bluͤhenden Gewaͤchſe auch im De: cember zu blühen pflegten, die im Februar bluͤheten auch im November, die im Maͤrz auch im October, die im April auch 37 im September, die im Mai auch im Auguſt, die im Juni auch im Juli. Bei dem Durchgehen der natuͤrlichen Familien ergab ſich die Erlaͤuterung durch eine große Anzahl von Beiſpielen, und eine Entwickelung anderer Reſultate, vorzuͤglich daß die in ihren Claſſen hoͤher entwickelten Familien in der Zeit ihrer Bluͤthenent— faltung ſich dem hoͤchſten Sonnenftande um fo mehr naͤherten als die niedriger ſtehenden ihre Entfaltungszeit von ihm entfernten. Der hohe Gaſt fuͤgte aus dem reichen Schatze ſeiner Er— fahrungen beſtaͤtigende Beiſpiele hinzu, und machte beſonders darauf aufmerkſam, wie feſt beſtimmt dieſe Entfaltungszeit bei den Gewaͤchſen der entfernteſten Zonen auch in unſern Gewaͤchs- haͤuſern bliebe, ſo daß man immer ſicher darauf rechnen koͤnne, daß dieſelben in derſelben Zeit in ihrem Vaterlande ihre Bluͤthen oͤffneten, in welcher wir ſie bei unſerer kuͤnſtlichen Cultur beob— achten koͤnnen. Außerdem gab derſelbe erhabene Gaſt noch ein: zelne Notizen uͤber Ergebniſſe ſeiner zuletzt vollendeten Reiſe, vor— zuͤglich uͤber die hoͤchſt abgeſchloſſene und bisweilen durch große Entfernungen ohne ſichtbare Urſachen unterbrochene Verbreitung der Pflanzen und Thiere. Herr Kaliski, welcher eine Reihe von Jahren in den ver— einigten Staaten Nord-Amerika's gelebt hatte, gab, als Gaſt, uͤber die dortige Vegetation verſchiedene Notizen. Das Clima, aͤußerte derſelbe, harmonirt etwa mit dem des ſuͤdlichen Europa, nur Januar und Februar ſind Wintermonate, und die Kälte ſteigt ſelten über 10 bis 12 Grad Reaumur. Die Vegetation ruͤckt indeſſen dann auch nicht ſchneller vorwaͤrts als bei uns. Die Sommerhitze iſt gewoͤhnlich ſehr bedeutend. Die Cultur der Felder harmonirt ganz mit der unſrigen, mit Ausnahme der Oelgewaͤchſe, da man das Baumoͤl im Großen von Außen einführt; auch Mohn wird nicht gebaut. Der Acker— bau bleibt indeſſen doch darum ſehr beſchraͤnkt, weil die Ver— 38 miethung des dienenden Perſonals immer nur auf einen Monat accordirt wird, in Staͤdten nur auf eine Woche, und die Preiſe fuͤr alle Dienſtleiſtungen ſehr hoch ſtehen. Viehzucht iſt daher auch nicht im geregelten Zuſtande, und Schaͤfereien koͤnnen noch aus dem Grunde nicht gedeihen, weil auf den Hutungsplaͤtzen uͤberall die Kalmia latifolia haͤufig verbreitet iſt, welche fuͤr dieſe Thiere als Gift wirkt. Es exiſtirt auch kein Kornhandel, ſondern nur Mehlhandel, vorzugsweiſe vom Waizen, wovon 172 Pfund oder 14 Dresdner Scheffel 7, auch wohl 12 bis 15 Thaler koſten. | Der Obſtbau erzeugt fehr wenig gute Kirſchen, Pflaumen und Birnen, aber ſehr ausgezeichnete Aepfel, die ſelbſt nach Eng⸗ land gehen. Der Weinbau iſt noch im Beginnen. Eine wilde Rebe waͤchſt in den Waͤldern, ſchlingt ſich an den hoͤchſten Eichen empor, und giebt cultivirt einen Wein, welcher dem Madeira ſehr aͤhnlich iſt, aber in unbedeutender Quantitaͤt bereitet wird. Im Uebermaas werden die Pfirſichen gebaut, vom 42. Grad bis hinab, welche zum Theil dem Vieh gefuͤttert, zum Theil getrock— net werden. Die Anpflanzung des Theeſtrauchs iſt verſucht wor— den, die Pflege deſſelben iſt aber fuͤr den Amerikaner zu muͤhſam. Mandelbaͤume und Feigen baut man noch nicht. Herr Ober forſtmeiſter von Bredow hielt einen Vor: trag uͤber die Erdbeeren. Dieſe Gewaͤchſe empfehlen ſich theils durch ihre leichte Cultur, theils durch den Wohlgeſchmack und die Zutraͤglichkeit ihrer Fruͤchte fuͤr die Geſundheit. Sie ſind bis in die kaͤlteſten Climate verbreitet, wachſen im Schatten, wie im hellen Sonnenlicht, nehmen mit dem leichteſten wie mit dem ſchwerſten Boden fuͤrlieb, ertragen Duͤrre und Naͤſſe, und reifen ihre Fruͤchte ſelbſt in der Nachbarſchaft des ewigen Eiſes der Gletſcher. Die wilde Thal- und Huͤgel-Erdbeere, Fragaria vesca und collina, ſcheinen die europaͤiſchen Stammaͤltern zu ſein; 39 Amerika dürfte uns noch mehrere Stammarten geben, Fragaria elatior, virginiana und chiloensis. In aͤltern Zeiten kannte man ſchon 10 Sorten, indeſſen waren die Ananas-Erdbeeren mit ihren Varietaͤten noch nicht bekannt. Duchesne, der bekannteſte Monograph der Erdbeeren, berichtete ſchon zu ſeiner Zeit, daß nirgends ſo viele Erdbeeren cultivirt werden moͤchten, als um Paris. Ihm waren 10 Arten bekannt. Duhamel du Monceau hat 14 Sorten, die er aus drei Stammarten ableitet, indem er zu jenen zwei genannten noch die Scharlach-Erdbeere hinzufuͤgt. Beſonders durch die Englaͤnder ſind neue Arten und Abarten hervorgebracht worden, denn die Cultur dieſer Gewaͤchſe ſteht bei ihnen auf dem hoͤchſten Punkte. Merkwuͤrdig iſt die Erdbeere von Chili, Fragaria chiloënsis, die immer unvollkommene Blü- then d. h. ſtaubloſe Staubbeutel tragen ſoll, und daher mit dem Staube von andern Erdbeeren befruchtet werden muß. Ihre Fruͤchte erreichen aber auch oft die Groͤße eines maͤßigen Bors— dorfer Apfels, und jene kreuzende Befruchtung hat eine Menge ausgezeichneter Spielarten erzeugt. Die Englaͤnder haben der— gleichen Fruͤchte bei ihren Ausſtellungen ſchon von 5 und von 7 Zoll im Umfang vorgezeigt. Bei Anwendung der Kreuzbefeucht— ung auf alle Arten, ſind in neuern Zeiten eine ſo große Menge von Mittelſchlaͤgen hervorgebracht worden, daß die Engländer die: ſelben bis auf 400 geſteigert, unter ſieben Claſſen BD: 1) Scharlach⸗ F 2) Schwarze, 3) Ananas:, 4) Wahre Ehili=, 5) Hochſtaͤmmige, 6) Gruͤne, und 7) Alpen- und Wald - Erdbeere, 40 Aber alle dieſe Claſſificationen fuͤhren zu Nichts, da immer wieder neue Sorten durch Befruchtung erzeugt werden. Von allen Gewaͤchſen, die man in der Naͤhe von Weinſtoͤ— cken erbauet, iſt gewiß keine weniger ſchaͤdlich, als die Erdbeere, beſonders wenn die Weinſtoͤcke in Reihen und dieſe in gehoͤriger Entfernung von einander ſtehen; die Erdbeeren aber, beſonders alle zum Geſchlecht der Huͤgel-Erdbeere gehoͤrig, gedeihen nicht beſſer, als zwiſchen Weinſtoͤcken an ſonnigen Bergen. Unter den vielen neuen Sorten ſind ſehr viele, die nicht des Anbaues werth ſind, aber auch einige, die alle aͤltern Sorten an Groͤße und Wohlgeſchmack uͤbertreffen, beſonders gilt letzteres von den durch Kreuzungen der Scharlach- und Ananas-Erdbeere neu entſtandenen Arten. Merkwuͤrdig iſt es, daß dieſe meiſtens alle ſuͤßer ſind, als die Fruͤchte des Mutterſtockes ). Die verſchiede— nen Skarlet-Arten ſind ebenfalls ſehr zu empfehlen, ſo wie ſich Imperial Strewburg durch vorzuͤgliche Fruͤchte an Groͤße und Geſchmack auszeichnet. Roseberry Scarlet gilt um London für die beſte Markt-Erdbeere. Eine virginiſche Wald-Erdbeere traͤgt jaͤhrlich zweimal, im Juni und October. Der Herr Verfaſſer dieſes Vortrags zeigte zwoͤlf e Sorten feiner Sammlung im vollſtaͤndigen, fruchttragenden Zus ſtande nebſt ihren Blaͤttern vor, und ließ deren Geſchmack pruͤfen. Ein hochgeſtelltes und hochachtbares Mitglied, Herr Staats: miniſter von Lindenau, Excell., ſprach über Berghoͤhen und Hoͤhenmeſſungen, zugleich auf den weſentlichen Einfluß derſelben auf die Pflanzenwelt und die geſammte Vegetation hin— deutend, und denſelben erlaͤuternd durch vergleichende Beiſpiele. Beſonders zu beachten ſei, wurde dabei bemerkt, ob Berge iſolirt ) Ob nicht vielleicht etwas Aehnliches durch eine künſtliche Befrucht⸗ ung des Weinſtockes zu erzielen wäre? 41 da ſtehn, oder nur Gipfel hoher Bergebenen bilden, wornach das Geſetz der Waͤrmeabnahme in der Atmoſphaͤre verſchieden ſei. Ein Vortrag von demſelben hochverehrten Mitgliede über die neueſten fuͤr Naturkunde wichtig gewordenen Reiſen, beſonders uͤber die Weltumſegelung des Herrn von Freyeinet von 1817 bis 1820, erregte vielfach das Intereſſe der Anweſenden. Die auf dieſer Reiſe fuͤr Bota— nik gemachten Beobachtungen und Sammlungen verdankt man dem Herrn Gaudichaud, welcher an 3000 Pflanzen einſam— melte, von denen wenigſtens 200 ganz neu und unbekannt wa⸗ ren; auch wurden von ihm eine Menge wenig bekannter Fruͤchte, Saͤmereien und andere vegetabiliſche Produkte heimgebracht, mit deren Cultur man ſich im Jardin de Plantes zu Paris be- ſchaͤftigt. Nicht minder intereſſant war die Schilderung der Reiſe des Herrn Belanger, Director des botaniſchen Gar: tens zu Pondichery, der auf derſelben im nordoͤſtlichen Europa, in mehrern Laͤndern und auf verſchiedenen Inſeln Aſiens, ſo wie auf dem Vorgebirge der guten Hoffnung ein Herbarium von 5400 Spec. ſammelte, unter denen ſich, nach Verſicherung fran⸗ zöfifcher Botaniker, wenigſtens 1000 bis 1200 neue Arten befanden. Das Weſen der engliſchen Gartenkunſt wurde vom Herrn Hofgaͤrtner Lehmann, aus muͤndlichen und ſchriftlichen Mittheilungen der groͤßten engliſchen Gartenkuͤnſtler geſchoͤpft, zur naͤhern Kenntniß gebracht, und unſer vaterlaͤndiſches damit verglichen. Ein Vortrag vom Herrn Landbau-Conducteur Wagner, uͤber eine eigenthuͤmliche Heizung der Gewaͤchshaͤu— ſer mit erwaͤrmter Luft anſtatt der Dampfheizung, doch zugleich mit Verdampfung von Waſſer in Verbindung, wodurch eine Be: 42 reitung von trockner und feuchter Warme, und ein Wechſel zwi: ſchen beiden moͤglich wird, wurde durch eine bildliche Darſtellung verdeutlicht, und noch folgende Vortheile dabei angefuͤhrt: Groͤßere Gleichmaͤßigkeit der Temperatur, Erwaͤrmung meh— rerer Raͤume zugleich, Einſtroͤmen atmoſphaͤriſcher Luft, und end⸗ lich auch geringere Koſten bei Anlage derſelben, als bei der ge— woͤhnlichen Einrichtung. Herr Hof- und Medicinalrath Dr. Kreyßig theilte einige intereſſante Beobachtungen uͤber die Cultur der Zwiebelge— waͤchſe mit, hinweiſend auf die Schwierigkeiten, welche der Er— haltung der Zwiebeln beim Transport aus den verſchiedenen li: maten und Himmelsgegenden, ſo wie der Erziehung ſelbſt entge— genſtuͤnden, mit der Aeußerung, daß es in dieſer Beziehung an einer gruͤndlichen Belehrung aͤlterer und neuerer Zeit gaͤnzlich fehle, und daß man bisher nur durch zum Theil ſehr theuere Er— fahrungen zu einiger Kenntniß über die Cultur der in ihrem Dt: ganismus und Entwickelungs-Prozeß ſo zaͤrtlichen Pflanzen habe gelangen koͤnnen. Den ſcharfſinnigen Beobachtungen des Predigers Herhert bei London in Beziehung auf Cultur, ſyſtematiſche Verwandt⸗ ſchaft der Amaryllis-Arten, hinſichtlich des urſpruͤnglichen Vater⸗ landes der Zwiebeln überhaupt, fo wie insbeſondere über die Be⸗ urtheilung und Beſtimmungen der Gattungen aus dem Saa— men, den Wechſel mit den Toͤpfen von einem Hauſe in das an⸗ dere ꝛc. ſtimmte Herr Hofrath Dr. Kreyßig völlig bei, und be⸗ ſchloß auf den Grund dieſer Beobachtungen eine tabellariſche We: berſicht mit Rubriken uͤber das Vaterland der Zwiebeln, die Zeit der Ruhe, die Zeit des Treibens, die Beſchaf— fenheit der Erde, die Cultur im Allgemeinen, und endlich uͤber die Behandlung in den verſchiedenen 43 Jahreszeiten anzulegen, die gemachten Erfahrungen darin einzutragen, und das Reſultat kuͤnftig der Geſellſchaft vorzulegen. Dieß hat der Herr Verfaſſer auch gethan, und feinen über: aus reichhaltigen Vortrag uͤber die Zwiebel-Cultur, beſonders über die der Amaryllis-Arten, mit erlaͤuternden Tabellen, den er in zwei Verſammlungen der Geſellſchaft mittheilte, in den Ver— handlungen des Berliner Garten-Vereins unter der Ueberſchrift: „Ueber die Cultur der lilienartigen Zwiebel- und Prachtgewaͤchſe aus der Familie der Amaryllideen ꝛc.“ 1836 abdrucken laſſen. Ueber die Fettpflanzen und beſonders über die Cacteen, welche in neuerer Zeit ſo viele Freunde gefunden haben, wurde eine ſehr vollſtaͤndige Abhandlung gegeben. Der Vortragende, | Herr Hofgaͤrtner Lehmann, verbreitete ſich über das Hiſtoriſche, über Syſtematik, Vaterland und Vorkommen, und über die Cul⸗ tur dieſer Pflanzenfamilie; und erlaͤuterte ſeinen Vortrag durch Abbildungen, auch in Beziehung auf die ſonderbare Keimung dieſer Gewaͤchſe, ſo wie durch Aufſtellung lebendiger Exemplare aus den verſchiedenen Hauptformen der Cacteen. | Ein hiſtoriſcher, techniſcher und praktiſcher Vortrag über die Waſſerheizung in den Gewaͤchshaͤuſern wurde da— durch um ſo werthvoller, als der Verfaſſer deſſelben, Herr Hof— rath Dr. Kreyßig, ſich durch eine ſelbſt gemachte Anlage dieſer Art hinreichende Kenntniſſe erworben hatte. Dieſe Heizungsart wurde als vortheilhafter, wohlfeiler und leichter ausfuͤhrbar darge— ſtellt, als alle andern bisher gewoͤhnlichen Arten der Heizung. Ein in der Weinbaukunde erfahrenes und hochgeſchaͤtztes Mitglied, Herr Kammerherr von Carlowitz, hielt einen Vor— trag uͤber ſeine Sammlung von Weintraubenſorten. Er machte aufmerkſam auf die hoͤchſt auffallende Ausartung der hier cultivirten Sorten, auf die Moͤglichkeit einer Acclimatiſirung der ſonſt nur im warmen Clima cultivirten Sorten, auf die da— 44 durch nothwendig werdende Bekämpfung des Vorurtheils, daß nur die gewoͤhnlichen und von Alters her eingefuͤhrten Sorten bei uns gediehen, wo leider Alles der Willkuͤhr der Winzer uͤberlaſſen wuͤrde. Als beſonders erheblich ſtellten ſich die Schwierigkeiten dar, welche einer wiſſenſchaftlichen Claſſification der Weinforten - entgegen treten. Nothwendig muͤſſe eine große Anzahl namen: führender Sorten, welche man aus den Handels -Inſtituten er: hielte, reduzirt werden, und ſo blieben nach der gemachten Er— fahrung des Herrn Referenten von 400 erhaltenen Sorten kaum 200 als unterſcheidbar. Von den Schriften uͤber ane der Weinreben er— waͤhnte derſelbe | Chaptal traité sur la culture de la vigne, eine Schrift, welche vor allen eine populaire Bearbeitung verdiente, welcher man die beſondern Ruͤckſichten auf die climatiſchen Verhaͤltniſſe Sachſens anſchließen ſollte. Eine zweite Schrift vom Paſtor Frege, Verſuch einer Claſſification der Weinſorten nach ihren Beeren, gruͤndet ſich vor⸗ zugsweiſe auf die Farbe der Beeren oder Trauben, und iſt folg⸗ lich kuͤnſtlich zerrreißend und darum nicht naturgemäß, weil die ſich offenbar ganz nahe ſtehenden Sorten getrennt werden, auch die Farbe unter veraͤnderten aͤußern Einfluͤſſen ſelbſt veraͤnder⸗ lich iſt. Don Simon Roxas Clemente ſchuf ein neues Syſtem in Andaluſien nach den filzigen, faſt nackten und ganz kahlen Blaͤt⸗ tern. Auch dieß einfache Merkmal erſchien aber nicht ausreichend. D. Lorenz v. Vest in Graͤz erfand ein mehr zuſammenge⸗ ſetztes Syſtem, wobei er Ruͤckſicht nimmt: 1) auf einfache oder zuſammengeſetzte Blätter, und 2) auf die Formen der Beeren, die ihm fuͤr Charakteriſtik der 45 Unterabtheilungen gelten. Er bezieht fich indeſſen nur auf die ihm bekannten ſteiermaͤrkiſchen Traubenſorten. | Endlich der Hofgaͤrtner Metzger in Heidelberg theilt die Weinſorten nach der Form und Groͤße der Beeren in 43 Familien. Dieſe Eintheilung iſt die am meiſten und allgemeinſten ausge— fuͤhrte, auch als die beſte anzukennen, obwohl die Veraͤnderlichkeit der angenommenen Charaktere und Annahme einer zu großen Familienzahl nicht geleugnet werden kann. Der Vortragende ſelbſt hält dafür, daß die Form der Beeren zuerſt, dann die Be— kleidung der Blaͤtter, dann endlich noch die mehr oder weniger deutliche Darſtellung von Furchen am Rebenholze als charakteri— ſtiſch anzuſehen ſei. Er nimmt an als I. Hauptabtheilung: Kugelfoͤrmige Beeren; als II. Hauptabtheilung: Laͤngliche Beeren, J) mit eifoͤrmigen, 2) mit olivenfoͤrmigen Beeren. Jede Abtheilung zer— faͤllt wieder in ſolche a) mit nackten Blaͤttern und b) mit wol— ligen Blättern. Im Ganzen ergeben ſich dann 266 Varietäten. Ein vorzuͤglicher Gegenſtand der Forſchung des Verfaſſers war immer die Ergruͤndung derjenigen Sorten, welche ſich fuͤr den Anbau in Sachſen vorzugsweiſe eignen, wobei ſich ergab, daß ſogar Sorten, welche an den Ufern des Po vorkommen, und alſo den ſuͤdlichen Gegenden entnommen ſind, auch bei uns beſſer und fruͤher reiften, als der ſogenannte ſaͤchſiſche blaue unſ— rer alten Winzer. Herr Kammerherr von Carlowitz ſchloß mit einer Aufforderung zu allgemeiner Mitwirkung hierzu und zur Erforſchung der zweckmaͤßigſten Unterlagen für die Cultur der Re: benſorten. N Herr Hof- und Medicinalrath Dr. Carus gab eine kurze Relation über die botaniſchen Anſtalten in Paris, über die Gal- lerie de Botanique des Muſeums, den botaniſchen Garten und deſſen Gewaͤchshaͤuſer. In den großen Herbarien waren alle 46 Exemplare mit Subliment vergiftet, die Holzſammlung ausge: zeichnet; darunter ſchoͤne Durchſchnitte von Palmen, beſonders intereſſante Durchſchnitte von Stämmen und Zweigen einiger Sapindaceen, welche Gaudichaud von ſeiner Weltumſegelung mit⸗ gebracht hatte. Sie erſchienen vierkantig, die Knoten gleich Zweigen um die gedrehten Staͤmme gewunden, die Knospen mit wurzelentſprechenden Faſern. Unter den Fruͤchten und Saamen intereſſirten den Beſchauer vorzuͤglich die Fruͤchte des Brodfrucht— baums. Außerdem fanden ſich Pilzmodelle und in Menge foſſile Ueberreſte von Gewaͤchſen, durch Brogniart beſtimmt und geord— net. Die Gewaͤchshaͤuſer ſind noch jetzt nicht vorzuͤglich, man war aber beſchaͤftigt, zwei Palmenhaͤuſer aus Eiſen zu bauen. Ferner wurden des Garten-Directors Mirbel’s treffliche phyſiolo— giſche Unterſuchungen erwaͤhnt, und eine Anzahl ſeltner Pflanzen, welche dort gebluͤht hatten, theils genannt, oder in Abbildungen, theils, wie Aristolochia grandiflora ete. in Natur vorgelegt. Der aus Petersburg zum Beſuch hier anweſende Herr Dr. Fritſche ſprach uͤber ſeine neueſten Beobachtungen in Beziehung auf die Entwickelung des Pflanzeneies in den beiden Perioden 1) vor der Befruchtung und 2) von der Befruchtung an. Mirbel hatte den Uranfang des Pflanzeneies als eine Warze betrachtet; ſie ſoll ſich ſo in das ovulum veraͤndern, daß ein nucleus aus dem Innern vortraͤte. Dieſer ſoll ſich dann aus: dehnen und nach und nach wieder zuruͤckſinken, und eine andere Maſſe die Huͤlle bilden. Er hat dabei Recht, daß eine Warze aus der Wand des Zellgewebes herausdringt; allein dieſe Warze iſt von einer Zellſchicht begleitet, welche faſt kubiſche Zellen hat und eine Wulſt bildet, was Mirbel primine und secondine nennt. Die Warze erhaͤlt zuerſt eine Einſchnuͤrung, ſo daß dieſe theils die Spitze, theils die Seite trifft; durch dieſe Einſchnuͤrung bildet ſich eine Wulſt, die aus Zellgewebe beſteht, welches ſich 47 von der Maſſe lolloͤſt und die beiden Schichten ſondert, welche nun als die beiden Haͤute betrachtet werden. Die Theile des ovulum laſſen ſich unterſcheiden, der nucleus hat ſchon eine große Ausdehnung, und die ihn umſchließende Wulſt iſt das, was Mirbel secondine nennt Sobald ſich dieſe Wulſt gebildet hat, faͤngt der übrige Theil an, ſich über den nucleus heruͤberzuziehen; die innere Haut enthaͤlt das Endostomium, die aͤußere das Exostomium. Im Verfolg der zweiten Periode, naͤmlich nach der Befruchtung, zeigen ſich vier verſchiedene Zellſchichten. Herr Dr. Fritſche hatte ſeine fuͤr dieſe Zwecke vielfaͤltig wiederholten mikroſkopiſchen Beobachtungen mit dem Saamen der Gurken angeſtellt. Herr Hofgaͤrtner Lehmann gab eine Beſchreibung der Gärten von Potsdam und Sanssousi. Er verglich letzteres mit Fontainebleau; man wollte freundliche Gaͤrten in einem natuͤrlichen Geſchmacke ſchaffen. Die Pfaueninſel bei Potsdam zeichnet ſich aus durch ihre hoͤchſt gelungenen Pflanz— ungen, durch ihre reiche und praͤchtige Ausſchmuͤckung. Eine Dampfmaſchine arbeitet ihre Roͤhren durch alle Partieen und er— gießt ſich in einer Anzahl Fontainen. Das Palmenhaus hat 27 Gattungen in 59 Species. Der botaniſche Garten zu Schöne: berg iſt durch feinen Pflanzen-Reichthum hinlaͤnglich bekannt. Auch mehrere Handels- und Privatgaͤrten in Berlin zeigten von dem regen Eifer für Botanik ihrer Beſitzer. In Bezug auf die Thaͤtigkeit des zuletzt verfloſſenen Jahres iſt noch Folgendes der Erwaͤhnung werth. Herr Friedrich Ernſt Leibold gab vor ſeiner Abreiſe nach Amerika, namentlich nach den Bahama -Inſeln, dem oͤſtlichen Theile von Florida und vielleicht auch nach Mexiko, in mehrern Verſammlungen weitlaͤufige Nachrichten uͤber ſeinen dreijaͤhrigen Aufenthalt am Vorgebirge der guten Hoffnung, ſchildert das dor⸗ 18 tige Clima, den Boden und die Vegetation, und beſchrieb den botaniſchen Garten, welchem derſelbe laͤngere Zeit hindurch vorge— ſtanden hatte. Herr Dr. Geitner aus Schneeberg hatte die Guͤte, einen umfaſſenden Vortrag über feine Benutzung der Kohlen: braͤnde in Planitz bei Zwickau zu einer Treibe-Gaͤrtne— rei zu halten, worinnen er guͤnſtige Reſultate ſeiner Unternehm⸗ ung entwickelte. Das Steinkohlengebirge bei Zwickau naͤmlich wird durch Zwiſchenlagen von Schieferthon oder Sandſtein von einander ge: trennt, fo daß man 9 über einander liegende Kohlenfloͤtze kennt, die ſich im Allgemeinen von Oſten nach Weſten ziehen. Das gte tiefſte Floͤz nennt man das Rußkohlenfloͤtz. Unter die⸗ ſem Rußkohlenfloͤtz kennt man aber auf dem linken Ufer der Mulde im Bockwaer Commun-Walde und in Planitz noch ein 10tes Floͤtz unter dem Namen „tiefes Planitzer Floͤtz,“ das eine Maͤchtigkeit von 10 bis 12 Ellen hat, und in welchem der Erdbrand die Kohlen verzehret. Dieſer Erdbrand, welcher im Bockwaer Commun-Walde begonnen hat, und in der Richtung nach Planitz fortgeſchritten iſt und noch fortſchreitet, ſoll nach M. Petri Albini Meißniſcher Berg-Chronik ſchon im Jahre 1505 da⸗ durch entſtanden ſei, daß ein Buͤrger aus Zwickau im Bockwaer Commun-Walde Fuͤchſe aus ihrem Baue habe ausbrennen wol— len, wodurch der Wald in Brand gerathen ſei und das Kohlen- flög ergriffen habe. | Georgius Agricola, 1518 Rector in Zwickau, bezieht ſich auf noch frühere Zeiten, und ſetzt binzu, daß die Kohlen derma— ßen unaufhoͤrlich glimmeten, daß das Feuer wie aus einem Brenn: ofen hervorſcheine. E Achiv: Nachrichten im Amte Zwickau vom Jahre 1641 ge: ben Folgendes an: „Der Kaiſerliche General Borry belagerte 49 Zwickau. Viele bemittelte Einwohner der Gegend brachten Geld und koſtbare Mobilien in die Planitzer Kohlenſchaͤchte, welche dar— auf verbuͤhnet, mit Loͤſche uͤberſchuͤttet und mit Holzwerk uͤberlegt wurden; auch der Stolleneingang wurde verſtuͤrzt. Einige Solda— ten, an welche dieſes verrathen worden, zuͤndeten die uͤber den Schaͤchten erbauten Kohlhuͤtten an, von denen dann das Feuer immer weiter um ſich griff, bis es die Steinkohlen entzuͤndet ha— ben ſoll!? Der Schacht ſoll 80 Ellen tief geweſen fein.” Die groͤßten Braͤnde fanden ſtatt in den Jahren 1663 bis 1675, 1700, 1751, 1758, 1766, 1767, 1800 bis 1812 und 1824. Alle zum Theil ſehr koſtſpieligen Verſuche, das Feuer zu daͤmpfen, ſind bis jetzt vergeblich geweſen. Als das beſte Mittel, wenigſtens ein ſchnelleres Fortſchreiten des Brandes zu verhuͤten, hat ſich das Abſchneiden des Zutritts der Luft bewieſen, weßhalb man ſich auch dem Feuer nur bis zu einer e von 3 Lachtern (à 7 Fuß) naͤhern darf. Die Wirkung dieſes Erdbrandes bemerkt man von 20 bis 62 Ellen, ja ſelbſt bis 100 Ellen Tiefe. Die Laͤngenſtrecke, in welcher der Brand jetzt die Kohlen er— griffen hat, beträgt gegen 140 Lachter — 490 Ellen, und die Breite 50 Lachter — 175 Ellen. Die durch das Feuer entwickel⸗ ten Daͤmpfe ziehen ſenkrecht uͤber dem Brande nur ſchwach aus, und nehmen ihren Weg mehr ſeitwaͤrts durch alte Baue, Kluͤfte, und Riſſe. Die Temperatur dieſer Daͤmpfe zeigt ſich bei truͤbem Werter hoͤher, als bei heiterm. Die Bodenwaͤrme iſt ſich uͤberhaupt nicht gleich. Bei den eingeſetzten Fuͤmetten zeigt fie 60 bis 70% R. in f einiger Entfernung davon 25 bis 300 R.; der größte gegen 400 4 50 Ellen betragende Theil der Oberflaͤche hat aber die conſtante Waͤrme von 8 bis 10 R. Auf der Oberflaͤche dieſer Strecke gedeiht im Sommer nur ſehr wenig und ſchlechtes Gras, leichter und beſſer jedoch im Win— ter, weil kein Schnee daſelbſt liegen bleibt, indem der e ungefroren und lau iſt. Herr Dr. Geitner in Schneeberg, welcher in der Naͤhe von Planitz ein chemiſch-techniſches Etabliſſement beſitzt, ließ, nachdem er ſich von dem Grundbeſitzer Herrn Kammerherr von Arnim auf Planitz die Erlaubniß erbeten hatte, daſelbſt Verſuche zu ei— ner wiſſenſchaftlichen Gaͤrtnerei anzuſtellen, nach der zuvorkom— mendſten und freundlichſten Gewaͤhrung ſeines Geſuchs, im Fruͤh— jahre 1837 einen ſogenannten hollaͤndiſchen Kaſten mit ſechs Fen— ſtern von Ziegelſteinen aufmauern. Das Beet ſelbſt wurde zuerſt mit einer Schicht Lehm zur Abhaltung der aufſteigenden Daͤmpfe befahren, dieſes feſtgeſtampft, und ſodann, nachdem eine Schicht ſchlechtes Land aufgeſchuͤttet war, mit 12 Fuß guter Erde bedeckt. Erbſen, Bohnen, Salat, Radieschen, Gurken und Melonen ge— diehen bald vortrefflich; und da auch die Anzucht aus Samen von Rhododendrien, Azaleen, Citronen ꝛc. ſehr bald keimten und freudig wuchſen, ja, da ſelbſt Camellien-Stecklinge in nicht ganz paſſender Erde in Zeit von vier Wochen Wurzeln geſchlagen hat— ten und im Wachsthum begriffen waren, ſo wurde die Anlage nicht allein durch mehrere Treibebeete vergtößett, ſondern auch ein Glashaus erbaut. Bei einem ſo guͤnſtigen Reſultate konnte es nicht fehlen, daß ſich manche Gartenfreunde fuͤr dieſe Treibe-Anlage intereſſiren würden, Es gelang daher auch Herrn Dr. Geitner, mehrere der— ſelben zu gewinnen, die ſich zum gemeinſchaftlichen Fortbetrieb, ſo wie zur noͤthigen Erweiterung des Unternehmens vereinigten, und 31 nach den noͤthigen Verhandlungen einen Actien-Verein (à Actie 25 Thaler) begruͤndeten “). Die wiſſenſchaftliche Tendenz ſollte auch fernerhin im Auge behalten werden. Die Treibekaͤſten wurden nun Werlte, ein noch groͤßeres Glashaus erbaut, ſo wie ein geſchickter Gaͤrtner gewonnen, um nicht allein verſchiedene Gemuͤſe zu erbauen, ſondern auch man— nichfaltige Zierpflanzen fuͤr den Verkauf zu cultiviren. Da nach dem Urtheile ſachverſtaͤndiger Maͤnner dieſe Treibe— rei ſich ganz beſonders zur Ananaszucht eignen wuͤrde, ſo wurde der Bau eines ſolchen Hauſes auch bald zur Ausfuͤhrung ge— bracht“). Zur Herleitung des zum Begießen der Pflanzen ſo noͤthigen Waſſers wurden zwei von einander entfernte Quellen oberhalb der Gaͤrtnerei gefaßt, und das Waſſer in gewoͤhnlichen Leitungsroͤhren in ein weites Baſſin geleitet, wodurch daſſelbe erwaͤrmt wurde und ſich ſtets lau erhielt. Waſſermangel wird daher fuͤr die Folge wohl nicht zu befuͤrchten ſein. Ein großer Feind der Pflanzen, beſonders in den Wintermo⸗ naten, iſt der ſchnell und in einem Grade uͤberhand nehmende Moder, welcher im erſten Jahre nicht unbedeutenden Schaden an— richtete. Doch iſt man jetzt durch die noͤthigen Vorrichtungen in > ) Actien find noch fortwährend Bei der Treibe-Gärtnerei in Planitz zu erhalten. ) Dieſe Borausſicht hat ſich auch bereits befriedigend beſtätiget, in⸗ dem im Auftrage des dortigen Vereins die Flora durch eine De— putation die Gnade hatte, Ihro Majeftät der allergnäs digſten Königin im Hoflager zu Pillnitz eine auf den Erd⸗ braͤnden in Planitz in 17 Monaten erzogene ſchöne Ananas über⸗ reichen zu dürfen. 4 52 den Stand geſetzt, auch dieſem Feinde gehoͤrig entgegen treten zu koͤnnen. . Da das Unternehmen auch eine wiſſenſchaftliche Tendenz haben ſollte, ſo wurden vom Herrn Dr. Geitner Verſuche zur Gewinnung humusſauern Kali angeſtellt, um daſſelbe als Duͤng— ungsmittel zu benutzen. Ebenſo bereitete derſelbe aus Torf und andern Subſtanzen einen humusreichen Compoſt, welcher in ſofern ſehr wichtig wurde, als man auf dieſe Art in ganz kurzer Zeit brauchbare Zorf- oder Moorerde fuͤr Holzpflanzen ſich zu verſchaffen im Stande iſt. Im Intereſſe der Wiſſenſchaft iſt es gewiß hoͤchſt wuͤnſchen⸗ werth, daß das Unternehmen diejenige Theilnahme finden moͤge, die daſſelbe wohl verdient und die ihm immer noch ſo noͤthig iſt“. Herr Profeſſor Roß maͤßler aus Tharand gab Bericht über feine Arbeiten für Unterſuchung foffiler Pflan— zentheile, insbefondere über die Braunkohlen-Sand⸗ ſtein⸗Verſteinerungen von Altſattel. Die Blaͤtter ſind von Dikotyledonen. Der Verfaſſer legte 12 Tafeln zu ſeinem herauszugebenden Werke vor und ſprach uͤber die Methode, mit der groͤßten Treue die Abbildungen wieder zu geben. Er pflegte naͤmlich ſolche Steine zu nehmen, welche ziemlich conſiſtent und deren Abdruͤcke deutlich vertieft find. Auf dieſe wird ein paffen- des Stuͤck franzoͤſiſches Seidenpapier gelegt, mit einer Uhrmacher⸗ ) Den geehrten Leſern wird deßhalb folgende Schrift hiermit noch beſonders empfohlen: Beſchreibung der Treibe-Gärtne⸗ rei auf den Erdbränden bei Planitz nächſt Zwickau, nebſt nähern Nachrichten über Entſtehung, Fortſchreiten und dermaligen Stand der letztern von Dr. Ernſt Auguſt Geitner. Nebſt zwei illuminirten geognoſtiſchen Karten. Leipzig, Friedrich Flei⸗ ſcher. 1839. | 1 1 53 buͤrſte hineingeſchlagen, mehrere Schichten daruͤber gelegt, noch— mals hineingedruͤckt und mit einer Gummi-Aufloͤſung beſtrichen. Auf dieſe Art erhaͤlt man ein deutliches Bild des Abdrucks der Pflanze. Eines ſehr intereſſanten Vortrags hatte ſich die Geſellſchaft vom Herrn Hofrath Dr. Reichenbach zu erfreuen. Derſelbe ſprach uͤber die gegenwaͤrtig die beſondere Aufmerkſamkeit erregende Pflanzenfamilie der Orchideen, welche gewoͤhnlich zu den ein⸗ ſamigen, Monocotyledonen, gerechnet, aber zweckmaͤßiger und be— zeichnender Spitzkeimer genannt werden. Der Herr Vortragende verbreitete ſich hauptſaͤchlich uͤber folgende Punkte: Das Entſtehen der Orchideen aus Samen iſt be— ſchraͤnkt, im Freien, wie im Cultur⸗Zuſtande, indem der Same ſehr klein und ſchwer zu ziehen ift, weßhalb die Vermehrung haupt: ſaͤchlich durch die Wurzelbildung geſchieht, wie man dieſes ſchon bei unſern einheimiſchen auf Wieſen wachſenden Orchideen wahr— nehmen kann. | Die Wurzelbildung iſt eine Hauptſache bei biefen Pflan⸗ zen und ſehr combinirt und merkwuͤrdig; doch tritt beſonders die Safer: und Knollenbildung, gewoͤhnlich neben einander, hervor. Da die Wurzeln bald kugelig, bald ellipſoidiſch erſcheinen, ſo erhalten dadurch die Pflanzen einen verſchiedenen Standort, wie dieß bei den meiſten derſelben der Fall iſt. Die oberirdiſche Wurzelbildung iſt hauptſaͤchlich den Speciebus der Tropenlaͤnder eigen; doch beginnt dieſelbe auch ſchon bei den europaͤiſchen; z. B. bei Sturmia Loeselii in der Gegend von Meißen, bei Calypso borealis im Norden u. ſ. w. Dieſe Wurzelbildung iſt entweder einfach zwiebelgeſtaltig, woraus ein einzelnes Blatt kommt, oder eine Knollenwieder— holung, aus welcher nach und nach ein gegliederter Stamm ſich 54 entwickelt, wie z. B. bei Dendrobium chrysanthum, Dendrobium sulcatum. Dieſer Stamm wird dann Knotenbildung. Daran ſchließt ſich der kletternde Stamm der tropiſchen Orchideen, wie bei Vanilla und bei den Epidendron- Arten, welche viel Luftwurzeln bilden, mit denen ſie ſich an Baͤumen und Straͤuchern anklammern. Die Blattbildung iſt lang geſtreckt-rundlich, wie bei Vanda teres, und die Blaͤtter ſind, von der Baſis ausgehend, mit Nerven verſehen. Die Bluͤthen, bei ſehr vielen von einem eigenthuͤmlichen Baue, ſtehen bei den meiſten Arten in der Achſe, und ſind bald von Aehren-, bald von Traubenbildung. Unſere einheimi⸗ ſchen find groͤßtentheils aͤhrenbluͤthig, die auslaͤndiſchen, z. B. On- cidium, Renanthera etc. rispenbluͤthig und aͤſtig. Von aͤſtiger Florescens iſt auch die neue Species: Stanhopea tigrina. Die Orchideen lieben groͤßtentheils feuchte Wieſen. Die mit oberirdiſchen Knollen ſind meiſtens Schmarotzer, namentlich in Tropenlaͤndern; doch beginnt dieſe Bildung auch ſchon bei uns, in Boͤhmen, Schleſien und Hannover auf faulen Buchenſtaͤmmen; z. B. bei Satirium Epipogium L. Ueber die geographiſche Verbreitung dieſer Pflanzen wurde endlich noch bemerkt, daß man jetzt ſchon uͤber 200 Genera und uͤber 1000 Species kenne; und zwar in Europa 160, in Aſien gegen 300, in Afrika gegen 140, in Amerika gegen 400, und in Auſtralien gegen 120, welche letztere hauptſaͤchlich eine Fa⸗ ſerbildung der Wurzel haben, und daher ſchwer zu transportiren ſind. Erlaͤutert wurde dieſer belehrende und intereſſante Vortrag noch durch Vorzeigung einer großen Menge Abbildungen aus den neueſten engliſchen Werken, fo wie durch viele getrocknete Exemplare.“ 55 In zwei Verſammlungen waren die Dahlien oder Georgi— nen Gegenſtand lebhafter und lehrreicher Unterhaltungen, wobei die Werke von Gerhard und Paxton, letzteres in der Ueber— ſetzung von Heinrich Gauß, vielfachen Stoff mit darboten. Von dem vielen Intereſſanten, was dabei zur Sprache kam, hebe ich nur Folgendes heraus: Den Namen Georgina hat dieſe Pflanze von Wildenow nach einem Petersburger Naturforſcher, Georgi, erhalten, daher fie eigentlich Georgia genannt werden ſollte; den Namen Dahlia von Ca vanilles einem ſchwediſchen Botaniker, Dahl, zu Ehren. Von dieſer in Mexiko auf Wieſen und hohen fandigen Ebe— nen wild wachſenden Pflanze, von der es urſpruͤnglich nur drei einfache Arten giebt, naͤmlich: Georgina coceinea, G. Cervan- tesii und G. variabilis, von welcher letztern die hunderten von Varietaͤten abſtammen, brachte Herr Alexander von Humboldt den erſten Samen mit nach Deutſchland, welcher im Jahre 1804 zu Berlin im botaniſchen Garten ausgeſaͤet wurde. Der Kunſt— gaͤrtner Breiter in Leipzig machte ſich in den Jahren 1807 bis 1809 um die Vermehrung und Cultur der Georginen ſehr verdient; im letztern Jahre hatte er ſchon 103 Varietaͤten. Ebenſo der Garten-Inſpector Hartwig in Carlsruhe, welcher 1809 die erſte gefuͤllte Georgine nach Berlin an den Herrn Garten-Director Otto ſchickte. Von dieſer Zeit an that die Kunſt ihr Moͤglich— ſtes, um durch Befruchtung der Georg. variabilis recht viele Va— rietaͤten hervorzubringen, ſo daß man jetzt ſchon uͤber 1500 Spiel⸗ arten in deutſchen Catalogen verzeichnet findet. Daß dieſe Pflanzen eine freie, ſonnige Lage, einen leichten, nicht zu fetten, aber doch wo möglich mit altem gut verweilen Kuhduͤnger vermiſchten Boden, weder zu viel, noch zu wenig Feuchtigkeit verlangen, daruͤber waren die Anſichten uͤbereinſtim⸗ 56 mend; und die Erfahrung hatte es vielfach beſtaͤtigt, daß in ei— nem ſolchen Boden und bei einer ſolchen Lage, wenn die Pflan— zen 3 bis 4 Fuß von einander entfernt ſtehen, die Blumen um ſo groͤßer und ſchoͤner werden, als es außerdem der Fall iſt. In letzterer Beziehung iſt es auch noͤthig, alle Nebenſtengel moͤglichſt zu entfernen und nur den Hauptſtengel ſtehen zu laſſen, dieſen aber an einem nicht zu ſtarken Pfahle nicht zu feſt anzubinden, und die Wurzeln nie zu trocken werden zu laſſen, weil ſonſt Pflanze und Blumen unvollkommen werden. Die beſte Zeit, die Knollen in das freie Land zu verlegen, iſt die Mitte Mai, da die Knollen nicht über drei Zoll tief unter der Erde liegen dürfen, und man um dieſe Zeit geſicherter vor Froͤſten iſt. Als ſchwierig wurde immer noch die Ueberwinterung der Knollen erwaͤhnt, indem man oft bei aller Sorgfalt doch große Verluſte zu beklagen habe. Es kamen daher verſchiedene Methoden zur Sprache. Vor Allen wurde als nothwendig erkannt, daß, ſobald die Stengel vom Froſte zerſtoͤrt waͤren, dieſelben einige Zoll uͤber der Erde abge— ſchnitten werden muͤßten. Beim Herausnehmen ſei beſonders dar— auf zu ſehen, daß die Knollen, damit ſie geſund bleiben und nicht ſo leicht faulen, moͤglichſt trocken ſind; iſt dieß nicht ſogleich der Fall, ſo muß man ſie noch an der Luft zu trocknen ſuchen, und dieſelben hierauf an einem vor Froſt und Feuchtigkeit geſchuͤtzten Orte aufbewahren. In Kellern muß man ſie einzeln auf aus Latten zuſammengeſchlagene Stellagen legen; außerdem kann man dieſelben auch in tiefen, froſtfreien Gruben im trockenen Sande oder in einem ſonſtigen froſtfreien Orte aufbewahren; auch auf Heu oder Stroh gelegt, halten ſie ſich gut. Eine andere Me— thode der Aufbewahrung iſt ferner, daß man die Pflanzen beim Eintritt der kaͤltern Witterung in große Töpfe oder Kübel fest, in denen ſie nun noch eine Zeitlang fortbluͤhen, nach und nach aber immer kleinere Blumen bringen, bis die Stengel endlich all⸗ 57 maͤlig abſterben. Man kann ſie dann in dieſem Zuſtande, 1 ja trocken, den ganzen Winter hindurch ſtehen laſſen. So em: pfehlenswerth auch dieſe Ueberwinterungsart iſt, fo iſt dieſelbe doch nur im Kleinen anwendbar, keineswegs aber in groͤßern Gaͤrten bei ſtaͤrkern Sammlungen ausfuͤhrbar. Die Vermehrung durch Theilung der Knollen nach dem Trei— ben der Augen, ſo wie namentlich die Gewinnung neuer Varie— taͤten aus Samen wurde vielfach beleuchtet. Um Species, welche ſchwer bluͤhen, zum reichlichen Bluͤhen zu bringen, pfropft man von dieſen auch Reiſer in die Spalten anderer leichtbluͤhender Ar— ten; und endlich ſolche, welche nicht ſo vielfache Knollen treiben, und alſo ſich auf dieſe gewoͤhnliche Weiſe nicht ſo vervielfaͤltigen laſſen, vermehrt man auch durch Stecklinge, wozu man 3 bis 4 Zoll lange ſtarke Triebe nimmt, und in kleine mit einem leichten, lockern Boden angefüllte Toͤpfe ſteckt, in denen ſie gewoͤhnlich nach 3 bis 4 Wochen Wurzeln geſchlagen haben. Außer dergleichen Vorträgen fanden noch mehrfache Beſprech- ungen, Unterhaltungen und Belehrungen über in vielen Verſamm⸗ lungen ausgeſtellten neuern Pflanzen ſtatt, welche namentlich, au— ßer den Herren Hof- und einigen Handelsgaͤrtnern, Herr Hofrath Dr. Kreyßig und der hieſige botaniſche Garten lieferte. Ein beſonderer Gegenſtand der Beachtung fuͤr die Geſellſchaft war die Errichtung einer Bibliothek, da fie es hauptſaͤchlich iſt, welche zur Erforſchung des vielverzweigten Naturlebens eine vor— zuͤgliche Stuͤtze darbietet. Mitglieder ſelbſt waren es darum auch, welche dieſelbe gründeten, indem fie bei ihrem Eintritt in die Ge- ſellſchaft ein Buch zum Andenken verehrten. Die geſammelten Leſefruͤchte ſollten Stoff zur Unterhaltung und Belehrung darbie— ten, und deßhalb ſtanden in der erſtern Zeit die vorhandenen Buͤ⸗ 58 dee jebem Einzelnen an einem beſtimmten Tage der Woche in beſondern Stunden zum Gebrauche frei. Da aber im Jahre 1832 im hieſigen Zwinger-Salon auch ein Raum zur Aufſtell⸗ ung der Bibliothek gnaͤdigſt gewaͤhrt wurde, ſo wurde vom Herrn Profeſſor Dr. Loͤ we, welcher kurze Zeit vorher die Function eines Bibliothekars gefaͤlligſt uͤbernommen hatte, eine Reviſion derſelben vorgenommen, die Bücher mit allem Fleiße geordnet und aufgeftellt, und folgender Bericht der Geſellſchaft darüber abgeſtattet. Ber ich t uͤber die Bibliothek der Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, z u Dresde 2 vorgetragen e e n MB er. E08 0 nebſt Nachträgen vom Februar 1840 dem dermaligen Bibliothekar der Geſellſchaft, Profeſſor D Max. L. Löwe. Anmerkung. Aus folgendem Berichte, welchen Herr Profeſſor Dr. Löwe bei der Stiftungsfeier der Flora dem Sekretair zur Benutzung gütigſt überlaſſen hatte, theilte letzterer, ſoweit als es die Zeit verſtattete, einen kurzen Auszug mit. Mit um fo größerem Danke aber iſt es gewiß anzuerkennen, daß ſich nun Herr Profeſſor Dr. Löwe geneigt hat finden laſſen, dieſen intereſſanten und umfaſſenden Bericht dem Herausgeber zum Drucke gütigſt mitzutheilen. — d. H. Die Geſchichte einer Bibliothek iſt ein Theil der Lebensbeſchreib— ung ihres Beſitzers. Darum unterfcheidet ſich oft gar ſehr das, was in der Zeit der jugendlich bluͤhenden Kraft und Hoffnung geſammelt wurde, von dem, was fuͤr den ſpaͤteren, oft engeren, gleichwohl nothwendigen und im unmittelbaren Dienſte des prak— tiſchen Lebens ſtehenden Wirkungskreis auszuwaͤhlen war; es un⸗ terſcheidet ſich oft nicht blos dem Inhalte, ſondern ſelbſt der Au: ßern Einkleidung nach. Von dieſer Seite erfaßt, darf vielleicht auch ein trockner Bericht, wie der nachfolgende, hoffen, ſich einige Theilnahme bei den Hoͤrern zu gewinnen. Die rein objective Natur des hier zu beſprechenden Gegen— ftandes fordert indeſſen eine ſtreng logiſche Ordnung als die ein— zige Form ſeiner Darſtellung. Es wird daher eine kurze Ueber— ſicht zu geben ſein von den Hauptabtheilungen, in welche die Bi— bliothek nach dem Inhalte der Schriften ſelbſt ſich ſcheidet, woran ſich hier und da entſprechende Bemerkungen anſchließen koͤnnen. Da die Geſellſchaft Flora nicht, gleich einem zufällig auf⸗ gefundenen pflanzenreichen Gefilde, nur durch unbeſtimmte und oberflaͤchlich entwickelte Wuͤnſche und Anſichten eine Begraͤnzung zu einem blos brauchbaren Ganzen erhielt; ſondern da ſie das 62 Gluͤck hatte, aus der Mitte der Naturwiſſenſchaft ſelbſt ſich zu entfalten; ſo blieb ihr auch der Segen der hehren Mutter, d. h. die wiſſenſchaftliche Weihe oder die Ueberzeugung, daß zwar kein Zweig der Naturkunde mit gluͤcklichem Erfolge gepflegt werden koͤnne, wenn er nicht in einiger Beziehung zu dem groͤßeren Gan— zen bleibe; daß aber gleichwohl verwandte Zweige weder zu blos aͤſthetiſcher Beluſtigung, noch fuͤr zufaͤllige Beduͤrfniſſe verflochten werden duͤrfen, wenn die Kraͤfte des Pflegers nicht zu ſehr ver— theilt werden ſollten. Wir finden daher die Mitte der Biblio— thek von einer einleitenden Abtheilung und von einem An: hange umgeben, ſo daß in der erſtern Schriften aufgeſtellt ſind, in welchen, wie in der Natur ſelbſt, das von dem Freunde der Pflanzenwelt Geſuchte noch in der mannichfaltigſten Verbindung und Abwechſelung mit Gegenſtaͤnden aus den andern Naturreichen dargeboten wird, waͤhrend die letzte Abtheilung nur ſolche Schrif— ten umfaßt, welche zwar andern Gebieten der Naturkunde aus: ſchließlich gewidmet ſind, aber gleichſam bereit ſtehen, allgemeine Gedankenreihen und Eroͤrterungen freundnachbarlich befoͤrdern und austauſchen zu helfen. Jene erſte Abtheilung enthaͤlt folglich hauptſaͤchlich Schriften von vermiſchtem und allgemein botaniſchem Inhalte, ſowohl von einzelnen Verfaffern, als auch von ganzen Geſellſchaften, und Zeitſchriften von gleichem Um: fange; obwohl auch, durch ein geſchichtliches Schriftchen, wo⸗ durch wir auf den Frucht-, Gemuͤß- und Gewuͤrz-Markt der Roͤmer verſetzt werden, und durch Reiſebeſchreibungen an⸗ gedeutet iſt, daß das Beduͤrfniß, bisweilen größere Excurſionen in ferne Zeiten und Laͤnder zu machen, gern befriedigt werden moͤge, ſobald es nur die ſubjectiven Kraͤfte erlauben. Frorieps die ganze Natur umfaſſenden Notizen in 19 Jahrgaͤngen und die Regensburger „Flora“ oder allgemeine botaniſche Zeit 63 ung machen auf namentliche Anführung Anfpruch*). Uebrigens enthält dieſe Abtheilung gegenwärtig neunzehn“) Schriften in einundfünfzig Bänden oder Heften. Die Mitte der Bibliothek bilden die eigentlich botaniſchen Werke, umfaſſend die Fuͤlle der Wiſſenſchaft und der Thatſachen, und groͤßtentheils durch Producte des Grabſtichels und oft der praͤchtigſten Faͤrbung gehoben. Das innere Leben und Streben der Geſellſchaft beurkundet ſich vorzuͤglich hier, indem dieſe Mitte der Bibliothek wieder z wei groͤßere Abtheilungen: | I. die theoretiſche und II. die practiſche, unterſcheiden laͤßt. J. 1) Unter den die allgemeine Pflanzenkunde, die Einleitungen, die botaniſche Terminologie und Nomen— clatur betreffenden fieben““) Werken ſucht vorzuͤglich Opitz ein Ideal des botaniſchen Strebens aufzuſtellen, Zimmermann in ſeiner Phytologie die ſtrengſten wiſſenſchaftlichen Anſpruͤche des philoſophiſchen Naturforſchers zu befriedigen, Dietrich in ſei— ner Terminologie dem Beduͤrfniß des Anfaͤngers raſch Genuͤge zu leiſten und Kachler in ſeiner Pflanzenkunde auch die vereinzelte Nachfrage bündig und gründlich zu beantworten ****). Nachträge im Februar 1840. ) Unter den 10 Schriften naturwiſſenſchaftlicher oder botaniſcher Ge⸗ ſellſchaften ſind Wikſtröm' s von Beilſchmied überſetzte Bes richte über die Leiſtungen der Botanik ſeit 1820 von anerkanntem Werthe. e e ) Wozu ſeit dem noch De Candolle's Anleitung zum Studium der Botanik, in der Ueberſetzung von Bunge, gekommen iſt. 64 — 2) Für Phyſiologie der Pflanzen und die damit zufam: menhaͤngenden Disciplinen beſitzt die Bibliothek neun“) Werke in eilf Bänden, und darunter Goͤthes prophetiſchen Verſuch uͤber die Metamorphoſe der Pflanzen. Prophetiſch iſt dieſer Verſuch gewiß zu nennen, da es ja noch ziemlich lange dauerte, ehe die Zeitgenoſſen begriffen, was Goͤthe dem Welt geiſte uͤber das Pflanzenleben abgelauſcht hatte. Jetzt ſind auch dieſe Geheimniſſe großentheils aufgeſchloſſen, unter andern durch De Candolle's Scharfſinn in feine Organographie vege- tale und durch Meyers Phytotomie und mikroſcopiſche Forſchungen “). | 3) Aber nicht nur für die Phyſiologie, ſondern auch fuͤr die Syſtematik der Pflanzen ſollte Goͤthes Verſuch von großem Einfluſſe ſein. Wenn naͤmlich durch denſelben die Pflanzenfor— ſcher ſich angeregt fuͤhlten, das Geſammtleben einer Pflanze mehr in's Auge zu faſſen, fo wurde damit überhaupt eine Auffaſſungs— weiſe von einem höheren, großartigeren Standpuncte aus unver: merkt allgemeiner gemacht und gefoͤrdert; von einem Standpuncte aus, welcher die Beſtimmung der Pflanzen nach ihren Sexual- Verhaͤltniſſen als eine zwar hoͤchſt wichtige, aber doch untergeord— nete, erkennen, eine durch die Natur ſelbſt gebotene Vertheilung der Pflanzen in lebensverwandte Gruppen gewahren, ja ſelbſt eine innigere gegenſeitige Durchdringung der theoretiſchen und prafti- ſchen Botanik entdecken oder wenigſtens fuͤhlen ließ. Denn ohne Bedeutung und ohne Zuſammenhang iſt die Erſcheinung gewiß nicht, daß, waͤhrend die botaniſche Wiſſenſchaft die arithmetiſche Feſſel des Sexual-Syſtems zu einem untergeordneten Gliede in der Kette ihrer Wahrheiten machte, auch der Geſchmack des groͤ— ßeren Publikums fuͤr den Genuß der Pflanzenwelt ſich veredelte, 19. **) Und deſſen Pflanzen- Phyſiologie. 65 von den planimetriſchen und ſtereometriſchen Geſtalten der alten Franzoͤſiſchen Gartenkunſt ſich mehr und mehr abwendete und die mannichfaltigen Schoͤnheiten der ſogenannten Engliſchen Garten— baukunſt mit entſchiedenem Beifalle aufſuchte. Indeſſen, wenn es auch moͤglich oder vielmehr ſehr wahrſcheinlich iſt, daß alle dieſe Veränderungen, in der botaniſchen Syſtematik, wie in den aͤſthetiſch- botaniſchen Richtungen, wieder in einer allgemeineren höheren Stufe der Cultur der neuern Zeit ihre Urfachen finden; und wenn es auch kaum einem Zweifel unterliegt, daß nur an dem Stabe der botaniſchen Sexualſyſtematik die ſogenannten na— tuͤrlichen botaniſchen Syſteme ſich gluͤcklich emporranken konnten: ſo iſt doch auch ſo viel gewiß, daß alles dieſes ſich gegenſeitig un— terſtuͤtzte und foͤrderte. Man wird dieſe kleine Abſchweifung in das Gebiet der all— gemeinen Culturgeſchichte der neueren Zeit entſchuldigen, da die Geſellſchaft Flora ungefaͤhr dieſelben Anſichten gehegt zu haben ſcheint. Denn in ihrer Bibliothek ſind unter den acht Wer— ken oder achtzehn ſtarken Baͤnden“) über Syſteme der Botanik ebenſowohl die Schriften des tiefen, ernſt milden Linné, des ehrwuͤrdigen Veteranen dieſer scientia amabilis, als auch die Syſteme des lebensklaren De Candolle und desjenigen ge— ehrten Mitgliedes, das dem Auslande, wie der Heimath, dem Inlande, wie dieſem engeren Kreiſe durch innige Vereinigung von Wort und That, von Wiſſenſchaft und Kunſt ſchon oft hohe Genuͤſſe bereitete. 4) Doch theils fordert die Wiſſenſchaft die möglich groͤßeſte Beſtimmtheit auch in ihren einzelſten Theilen, theils hat das Ge— muͤth ſeine Lieblingsneigungen, die es vorzugsweiſe zu pflegen ſucht; darum wenden ſich oft beide dem Einzelnen zu, es gleich⸗ ) Jetzt 14 Werke oder über 30 Bände. 68 ſam vertraulicher umfaſſend, und Monographieen einzelner Arten, oder Auswahlen interereſſanter Abtheilungen gehen dann aus ſol— chen Beſchaͤftigungen hervor. Und es kann nicht verborgen blei— ben, daß unter beiden die meiſten Lichtſeiten botaniſcher Leiſtungen zu finden ſind. Die Bibliothek der Flora beſitzt im Ganzen neun— zehn Werke in ſiebenunddreißig Baͤnden“) und Hef— ten, welche Monographieen und einzelne Gruppen von Pflanzen enthalten. Biſchoffs“) ſorgſamer Fleiß leitet den Beobachter in das wunderbare Reich der kryptogamiſchen Gewaͤchſe, wo unſcheinbare Flechten, Pilze und Mooſe ſich gleichſam zu neuen Gefilden erweitern, und Agardh uͤberbringt den Bewoh— nern des Binnenlandes die raͤthſelhafte Flora der Meerestiefe, die Algen, in einem Colorit, deſſen Friſche und Treue nichts zu wuͤnſchen übrig läßt. Anmuthiger freilich blühen die Kinder des Lichts, der Ciſtineen, der Aconiten und Delphinien Reihen, in mehr als in einhundertfaͤltigen Abwechſelungen, vor allen die liebliche Roſenpflanzung Redouté's in 177 Arten“); und der heitere Genuß ſteigert ſich zur hoͤchſten Bewunderung der Formen und Farben in den Prachtgaͤrten der Iconographia bot. exotica und in der Flora exotica, wo Ar um crinitum, Arum campanulatum, Sarracena pur- purea, Euryale ferox, Nymphaea Lotus, Nelum- bium speciosum, Marica caerulea und andere Pro: ducte der heißen Zone eine Fülle der wunderſamſten Reize ſelbſt vor dem geweiheten Forſcher aufſchließen. Maͤchtig locken ſie den fernen Forſcher an. Es draͤngt ihn, nach Oſt und Weſt den Wanderſtab zu richten, um die Wunder der Pflanzenſchoͤpfung, ) 25 Werke in 70 Bänden. *) Und Hübners. ’ ) Nicht minder die Cacteen, Aloeen und Meſembryan⸗ themen. N e 67 denen keine Kunſt in der fremden kuͤhleren Zone einen ganz ge: deihlichen Boden bereiten kann, in ihren Urbezirken zu ſchauen. 5) Die geographiſche Botanik und die ſogenannten Floren ſind dann bei dieſer zweiten Richtung, auf welcher der Pflanzenkundige ſich genauere Kenntniß einzelner Pflanzenabtheil— ungen zu erwerben ſucht, willkommne Fuͤhrer. Es duͤrfte aber wohl kaum zu bezweifeln ſein, daß das Studium einzelner Floren an Nutzen und Intereſſe außerordentlich gewinnen muͤſſe, wenn es von einem allgemeinen Bilde der geographiſchen Verbreitung der Pflanzen, dergleichen zuletzt von Beilſchmied ) mit großer Voll— kommenheit entworfen worden iſt, begonnen und fortgeſetzt wird. Dagegen beſitzt die Bibliothek ſiebenzehn Floren in zweiundneunzig Bänden und Heften“), worunter das große Prachtwerk von Blume uͤber die Flora von Java in fuͤnfunddreißig Fascikeln und St. Hilair's ausführliche Flora von Braſilien in achtzehn Fascikeln, auch Eine Flora vom Altai und Eine von Labrador ſich befinden, die uͤbrigen aber Deutſchland, die Schweiz und die angraͤnzenden Laͤnder betreffen. 6) Hieran ſchließen ſich, als kleinere aber doch wuͤrdige Ge— genbilder, fünf***) Kataloge großer botaniſcher Gärten, dieſer fuͤr das Gedeihen der Botanik ſo unendlich wichtigen Unternehm— ungen. Denn wer ſollte wohl zweifeln, daß, wie dem Naturfor— ſcher der vertrautere Umgang mit der Natur uͤberhaupt, wie dem Aſtronomen die Sternwarte, dem Phyſiologen und Arzte der ana— tomiſche Saal, jedem wiſſenſchaftlichen Forſcher der geborgene Raum ſeines Studierzimmers, ſo auch dem Botaniker von Be— ruf der botaniſche Garten Beduͤrfniß ſein muͤſſe? Und doch ſind ) Und Meyen. ) Jetzt 25 Floren in 105 Bänden und Heften. a 73 * 68 gerade die Öffentlichen botaniſchen Gärten mehr, als faſt alle an: deren wiſſenſchaftlichen Anſtalten, der irrigen Beurtheilung der Laien ausgeſetzt, da bald hier das leicht hinſchweifende Vergnuͤ⸗ gen, bald dort die allzu kleinlich rechnende Oekonomie dieſelben in ihren Dienſt glaubt nehmen zu duͤrfen, waͤhrend dieſe lieblichen Bezirke doch nur die zarteſte aller Wiſſenſchaften allein als ihre wahre Herrin anerkennen. Gewiß, die wiſſenſchaftliche Botanik ſelbſt wird, wenn fie im ungeſtoͤrten Beſitze dieſer friedlichen Raͤu⸗ me ſich befindet, nur deſto eher vermoͤgen, dem beweglichen Ge— ſchlechte der Menſchen eine fuͤrſorgende, erheiternde und belehrende Freundin zu ſein, und als praktiſche Botanik die ſinnigſten Kraͤnze fuͤr fuͤhlende Herzen zu winden, und die nuͤtzlichſten und bewaͤhrteſten Fruͤchte, Samen und Pflanzentheile dem nimmer ſatten Markte, oder dem fuͤr Volkswohl ſorgenden Cameraliſten, oder dem die ſtygiſchen Maͤchte beſchwoͤrenden Arzte zu empfehlen. II. 7) Durch den botaniſchen Garten alſo führt mit Sicherheit der Weg zur angewandten oder praktiſchen Botanik, fo auch zur zweiten Unterabtheilung der botaniſchen Bi⸗ bliothek der Geſellſchaft. | Natürlich iſt hier diejenige Abtheilung der praktiſchen Bota⸗ nik, nach welcher die Geſellſchaft ſich gegenwaͤrtig benennt, die der Garten- und Blumen-Cultur, auch in der Geſellſchaftsbi⸗ bliothek die angebauteſte. Sie enthaͤlt dreiundzwanzig Schrif— ten in einundſiebenzig Banden und Heften“). Hier fe hen wir intereſſante Erfahrungen, wie die Jahreszeiten ſie nach einander veranlaſſen, mehr im Großen durch die Frauendorfer Gartenbau-Geſellſchaft und durch Otto in den allgemei⸗ ) 51 Schriften in 155 Bänden und Heften. 69 nen Gartenzeitungen*), mehr im Kleinen durch Finckh und Ebener im Blumengaͤrtner gefammelt**). Gern hoͤrt man auch etwa einem Hirſchfeld zu, wenn er von den Gaͤrten des Alterthums erzaͤhlt und alles, was die Mitte des vorigen Jahrhunderts an Schoͤnheiten der Natur im Suͤden und Weſten, und an botaniſch⸗aͤſthetiſchen Schoͤpfungen in vielen fuͤrſtlichen Gärten kannte, für die er ſte deutſche umfaſſende Theorie der Gartenbaukunſt benutzt. Doch den Briten gebuͤhrt hier der Vorzug und unter dem Namen einer Encyclo⸗ paͤdie des Gartenweſens von Loudon, in drei Baͤnden Text und Einem Bande Kupfern, beſitzt die Bibliothek ein Werk, welches allein ſchon die Stelle einer kleinen Buͤcherſammlung zu vertreten ſucht. Denn was in vier Jahrtauſenden von China und Babylon bis Portugal und Großbritanien, und von da wie— der bis Nordamerika, was vom Himmel herab durch Klima und oͤrtliche Witterungsverhaͤltniſſe, und von der Erde aus durch die ſocialen Temperaturen verſchiedner Zeiten fuͤr die Gartenbaukunſt geleiſtet wurde, — Loudon berührt es. Den Pflanzenphyſio— logen, wie den Architecten und eine ziemliche Reihe von Hand— werkern, den Chemiker vor ſeinem kuͤnſtlichen Apparate und die Natur an jenen Herden, wo ſie durch natuͤrliche Aufloͤſung der Stoffe ein Salz dem Boden bereitet; die Syſteme der Wiſſen⸗ ſchaft und die Anſpruͤche der Kuͤche und des Vergnuͤgens, die Willigkeit des Bodens und die Herrſchaft der Kunſt und menſch— lichen Erfindungskraft bei klimatiſchen und anderen Hinderniſſen; er bringt ſie alle zur Sprache und ſucht den Schoͤpferſinn der Natur zu enthuͤllen. Zu welchem reichen Lohne und Genuß aber ) So wie durch das allgemeine deutſche Gartenmagazin und deſſen beide Fortſetzungen. N ) Durch Walter und Ritter ſyſtematiſch zuſammengeſtellt. 70 dieſe Menge und Mannichfaltigkeit der Beobachtungen, dieſe Bild: ung und Laͤuterung des Sinnes und Geſchmackes fuͤhren, dieß ſchauet der uͤberraſchte Leſer zuletzt, wenn er im Geiſte dem Ver— faffer durch die großartigen Gartenanlagen Britaniens folgt. Als Centralpunct für das, was in Frankreich für Garten: baukunſt gethan wird, kann, wie aus früheren Vorträgen in bie: fen Verſammlungen erinnerlich iſt, zum Theil das Gartenbauin: ſtitut zu Fromont angeſehen werden, weshalb für die Biblio: thek die Annalen dieſes Inſtituts unentbehrlich waren und wohl auch bleiben duͤrften. 6 Fuͤr das literariſche Beduͤrfniß der deutſchen Gartenbauer ſuchte bekanntlich Dietrich durch eine nicht unbedeutende Reihe von Schriften zu ſorgen, von welchen die Geſellſchaft die wich— tigſten in zuſammenhaͤngender Folge bereits angeſchafft hat. Fuͤr die Gaͤrten der Zimmer theilen unter andern Poiteau, Reider und Gerhardt“) noch beſonders ihre Erfahrungen und Rathſchlaͤge mit. Manches gehaltvolle Werk wird ohne Zweifel für dieſe wichtige Abtheilung der Bibliothek noch gewonnen wer- den, ſofern der Ueberblick des geordneten Ganzen die hier und da noch auszufüllenden Luͤcken eher entdecken laſſen kann. Auch zunaͤchſt graͤnzende Gebiete der praktiſchen Botanik ſind nicht uͤberſehen worden. Ueber 8) Obſtcultur belehrt Haupt: ſaͤchlich der bekannte deutſche Fruchtgarten in acht Bänden; 9) über Acker- und Wieſencultur Rozier in zwoͤlf Baͤn— den und Reum; 10) über Forſteultur iſt zum Theil zu⸗ zuͤckzuſehen auf die ſchoͤnen Kupferwerke von Krebs, Zucca— rini und Guimpel; 11) über offizinelle und giftige Pflanzen ertheilen nach Hayne' s Vorgang beſonders Brandt und Ratzeburg Nachweiſung, woran ſich Orfila's Torico: ) Für die Treibegärtnerei Fintelmann und Geitner. 21 logie ſchließt. Ueberhaupt find für dieſe vier kleineren Abtheilun— gen zuſammen zwölf) Werke in fuͤnfunddreißig Baͤn— den und Heften geſammelt worden. Um den Botaniker und Pflanzenliebhaber aber auch ein Ur— theil aus eigner Anſchauung, unabhaͤngig von den Schranken der Jahreszeiten, der Zonen und der Berufsgeſchaͤfte, moͤglichſt begruͤn— den zu helfen, erwarb die Geſellſchaft auch einige ausgezeichnete Herbarien. Was endlich den Anhang oder die dritte Hauptab— theilung der Bibliothek betrifft, ſo finden in ihr einige Werke über allgemeine Naturkunde und Phyſik, Mineralogie, Zoologie, Biologie und Medicin u. ſ. w. ihren Platz; daß aber die meiſten derſelben zu den beſten in ihrer Art gehoͤren, dafür bürgen die Namen: Cuvier, Boué und v. Leon: hard, Holl, Zenker, Wilbrand. Sonach wäre der Beſtand der Bibliothek einhundertſie— benunddreißig Schriften in mehr als dreihundert Baͤn— den und Heften“). Die mancherlei kleinen Hinderniſſe, welche ſich, wie N lich, fo auch bei der Reviſion diefer fo werthvollen Buͤcherſamm— lung einſtellten, ſind nun ſaͤmmtlich als beſeitiget anzuſehen. Die Idee, welche einen Geſammtzweck ausſpricht und wach erhält; die Kritik, welche die beſten Mittel zur Erreichung jenes Ge: ſammtzweckes auswaͤhlt, und diejenige Potenz, mit welcher dem Geſammtzwecke nachgeſtrebt werden kann, dieß ſind die drei ſchuͤtzenden Maͤchte, unter welchen ſich uͤberall eine Mehrheit von Kräften vereinigen muß; in einer Geſellſchaft aber ſehen wir fie ) Bis jetzt 20 Werke. 9) 213 Schriften in mehr als 450 Bänden und Heften. 72 perſonificirt, und fie heißen da: Praͤſidium, Secretariat und — Caſſe. Schluͤßlich iſt daher auch die Bibliothek der Geſellſchaft Flora unter die weitere Obhut dieſer drei Befreundeten zunaͤchſt und hiermit von dem Berichterſtatter zuruͤckzuſtellen. Dresden, im November 1833. Löwe. Nachträge im Februar 1840. Seit der im Jahre 1832 vorgenommenen Reviſion der Bi: bliothek iſt dieſelbe um 76 Werke in 140 Baͤnden oder Heften vermehr worden, ſo daß der jetzige Beſtand 213 Werke in mehr als 450 Baͤnden oder Heften zaͤhlt. Dieſes nicht unbedeutende literariſche Beſitzthum der Gefell: ſchaft wurde ſeit dem Jahre 1833 auf die mannichfaltigſte Weiſe zur Foͤrderung der Geſellſchaftszwecke angewendet. Die Ver— waltung der Bibliothek wird geregelt: 1) durch eine drei—⸗ fache Verzeichnung der Buͤcher, naͤmlich a) in einem Hauptkata⸗ loge, ſowohl ) nach alphabetifcher, als auch 6) in ſyſtematiſcher Ordnung, und b) in einem Handkataloge, welcher durch Umlauf dem Beduͤrfniſſe der einzelnen Mitglieder ungeſucht entgegen kommt; 2) durch eine Bibliothek-Ordnung, nach welcher an ein Mitglied 3 Baͤnde zugleich bis auf 4 Wochen, Kupferwerke jedoch nur un⸗ ter beſonderen Bedingungen ausgegeben werden koͤnnen. Seit dem Jahre 1832 beſteht auch die Einrichtung, daß die der Bibliothek gehörigen Werke oder Zeitſchriften, letztere in ein⸗ zelnen Heften, unter den Mitgliedern der Geſellſchaft regelmaͤßig und, mit Ausnahme der durch die Bibliothek-Ordnung gebotenen kurzen Friſten, ohne Unterbrechung in Umlauf geſetzt werden, wo— durch den Mitgliedern Gelegenheit gegeben werden ſollte, Anfangs 23 auf die bequemſte-Weiſe faſt den geſammten Buͤchervorrath aus eigner Anſchauung kennen zu lernen, ſpaͤterhin und gegenwaͤr— tig aber die wichtigſten botaniſchen Zeitſchriften vollſtaͤndig zu le— ſen. Bis jetzt wurden 357 Nummern, jaͤhrlich zwiſchen 30 und 50, fuͤr dieſen Zweck beſtimmt. Endlich wurde es moͤglich gemacht, faſt in jeder Verſamm— lung der Geſellſchaft einige der neueſten botaniſchen Schriften zur Anſicht vorzulegen, um auch fuͤr den Zuwachs der Bibliothek be⸗ ſtimmtere Unterlagen zu gewaͤhren. Bis zum Ende des Jahres 1839 lagen auf dieſe Weiſe der Betrachtung der Geſellſchaft uͤber 500 Nummern vor. Löwe. Auf die Bibliothek ſind bis jetzt, zu Anfange des Jahres 1840, incl. für die Buchbinderarbeit, 1439 Thlr. 2 Gr. 5 Pf. verwendet worden. In einer nahen Beruͤhrung mit der Bibliothek ſtehen, wie ſchon oben erwaͤhnt, die Herbarien. Darum ſuchte die Ge— ſellſchaft auch dafür zu ſorgen. Sie erwarb 125 Pflanzen- Species des Trieſtiner Gebiets von Herrn Heynhold, und 5 Centurien ſehr ſchoͤn praͤparirter eryptogami— ſcher Gewaͤchſe von Herrn Muͤller; von Ew. Hochwohlloͤbl. oͤkonomiſchen Geſellſchaft wurden ihr guͤtigſt die Floren von Trieſt, Smyrna und Sardinien verehrt; durch die Guͤte des Herrn Rudolph von Roͤmer erhielt ſie ohngefaͤhr 4 Centurien Phanerogamen, und vom Herrn Ober-Militair⸗ Apotheker Huͤbner eine in wiſſenſchaftlicher Beſtimmung und techniſcher Behandlung gleich ausgezeichnete Sammlung von Laubmooſen der Dresdner Flora. N 54 Wenn fruͤher für die Erhaltung dieſer Herbarien ein Con— ſervator Sorgfalt trug, fo bildete ſich ſpaͤterhin eine theoretiſch⸗ botaniſche Section, die mehrere Verſammlungen hielt, in welchen fie ſich namentlich mit einer zweckmaͤßigen Anordnung dieſer Pflan— zen beſchaͤftigte. Die letztern Jahre ließen dieſen Zweig von Sei: ten der Geſellſchaft ziemlich unbeachtet; doch wird auch dieſer Ge— genſtand kuͤnftig mit mehr Sorgfalt behandelt und fuͤr einen paſ— ſenden und zweckmaͤßigen Ort zur Aufbewahrung und Aufſtellung dieſer Sammlungen Sorge getragen werden. | Seit dem Monate September vorigen Jahres ift die Ein: richtung getroffen worden, daß in den Monats-Verſammlungen, jedoch unbeſtimmt, in welchen, eine Anzahl von Pflanzen unter die anweſenden ordentlichen Mitglieder verlooſt, und Saͤmereien von Blumen, Gemuͤſen ꝛc., namentlich von ſolchen, welche weni— ger bekannt ſind, vertheilt werden, um auch hiervon durch die ge— wonnenen Reſultate einen praktiſchen Nutzen zu erzielen. Nach Außen verbreitete ſich die Wirkſamkeit der Geſellſchaft beſonders durch die Pflanzen- und Frucht-Ausſtellungen, deren bis jetzt uͤberhaupt fuͤnfzehn oͤffentliche ſtattgefunden ha⸗ ben, und zwar neun im großen Garten-Palais, drei im Zwin⸗ ger-Salon und drei im Doubletten-Saale auf der Bruͤhlſchen Teraſſe ). Wenn in den erſtern Ausſtellungen die Pflanzen kaum die Zahl 400 uͤberſtiegen, fo waren im vorigen Jahre 7185 Exem⸗ ) Die erſte Pflanzen-Ausſtellung in Dresden fand Montags den 9. Juni 1828 bei der erſten Damen-Verſammlung der Geſell⸗ ſchaft Flora in dem vom Herrn Lieutenant Wäber freundlich dargebotenen Lokale feiner Wohnung ſtatt, und ſollte einen Be: weis der Einigkeit des gemeinſamen regen Strebens in Erreich— ung aller im Plane vorgeſteckten Zwecke gelten. Ya u 1 ee a 75 plare in den ſchoͤnſten Gruppirungen von kunſtſinniger Hand mit vielem Geſchmacke zuſammengeſtellt. Nur einmal, im Jahre 1833, wurden bei den Fruͤhjahrs— Ausſtellungen vier Praͤmien fuͤr neue, ſo wie fuͤr aͤltere vor— zuͤgliche Cultur- Gegenſtaͤnde ertheilt. Als erſten Preis erhielt Herr Hofgaͤrtner Terſcheck fuͤr Ausſtellung der Acacia decora: ein großes Exemplar der Zamia horrida. Als zweiten Preis für Ausſtellung des Enkyanthus quinqueflorus erhielt Herr Hofrath Dr. Kreyßig: Calasetum tridentatum, Erica stellata, Euphorbia gracilis, Lissochilus speciosus, Dendrobium Barringtoni. Als dritten Preis erhielt Herr Lieutenant Waͤber fuͤr Ausſtellung einer | Azaleen-Sammlung: Acacia exarata, Acacia depressa, Camellia Elisa e v. d. Recke und Camellia Fintelmanni. Als vierten Preis für Ausſtellung einer ſchoͤnen Camellien-Sammlung mit Beruͤckſichtigung der neuen Camellia variegata superb a ö erhielt Herr Kunſt- und Handelsgaͤrtner Jakob Seidel: das neue N Rhododendron barbatum. 76 Der Werth dieſer vier Preiſe betrug 107 Thaler. Bei dieſen oͤffentlichen Ausſtellungen, zu denen der Zutritt gegen ein Entrée von zwei Groſchen Jedem geſtattet iſt, werden auch Actien zu ſechs Groſchen verkauft, von deren Einnahme ausgeſtellte Pflanzen zu einer Verlooſung unter die Actieninhaber angekauft werden. Da manche dieſer zu verloofenden Pflanzen einen Werth von 6 bis 10, ja von 12 bis 15 Thaler haben, ſo find zu dieſen Verlooſungen von der Geſellſchaft bis jetzt circa 560 Thaler beigetragen worden, um den ſonſt allzu großen Aus: fall der Nieten zu decken. Ein wirklich praktiſcher Gegenſtand der Wirkſamkeit eroͤffnete ſich durch die vom Herrn Dr. Geitner in Schneeberg auf den Planitzer Erdbraͤnden errichtete Treibe-Gaͤrtnerei. Siehe oben Seite 48 u. ff. f Die Geſellſchaft Flora, welche in ihren Verſammlungen oft über dieſes Unternehmen und über die darüber bisweilen ſehr um— faſſenden und genauen erhaltenen Nachrichten ſich beſprach, und ſtets innigen Antheil daran nahm, intereſſirte ſich in einem weit hoͤherem Grade dafuͤr, als ihr ſelbſt der Antrag gemacht wurde, ſich der Leitung dieſes vaterlaͤndiſchen Unternehmens mit zu unterzie⸗ hen. Seitdem hat daſſelbe mehrere geehrte Mitglieder vielfach be⸗ ſchaͤftigt, und die Geſellſchaft ſelbſt hat ſich auch bereits mit zehn Stuͤck Actien dabei intereſſirt. f Zur Ausfuͤhrung der in den Statuten ausgeſprochenen Be— ſtimmung: „auch mit andern verwandten Vereinen in Verbindung zu treten,“ iſt in der letztern Zeit ebenfalls Genuͤge geleiſtet und mit dem Garten- und Blumenbau-Vereine in Hamburg, Altona und der Umgegend, fo wie mit dem Gars ten⸗Vereine in Planitz bereits Verbindungen angeknuͤpft worden. Ebenſo find ſchon die noͤthigen Einleitungen getroffen worden, um ei⸗ ne gleiche Verbindung mit andern aͤhnlichen Geſellſchaften zu bewirken. 77 —ͤ —⅛ Ueberſicht der Einnahme und Ausgabe ſeit der Gründ— ung der Geſellſchaft bis zum Ende des Jahres 1839. Einnahme. 1828 und 1829 incl. 360 Thlr. 1 Gr. freiwilliger Beiträge 1050 Thlr. 3 Gr. — Pf. 1830 und 1811mmmd 850 11 = — JJ 8 w TUT IE N FE 8 „CCC „ d u ih ul!!! ir Bat er T 11 „ TOD. IBM: Summa Summarum 3808 Thlr. 19 Gr. S Pf. Ausgabe. — 8 S ** | 1 — — “- 1828 und 1829 726 Thlr. 15 Gr. 3 Pf. ˙W³ů̃RM .; iI A Ba 2 i SER RER: 15 = ade & ya? ee e er "or Sniper > e | Marti | fee „ NN 12 7; er a e ß ı Mast Mhacks SE e Ahe : Ais TCC Summa Summarum 3735 Thlr. S Gr. 10 Pf. Einnahme: 3808 Thlr. 19 Gr. S Pf. Ausgabe: 3735 8: 10 = bleibt ult. Decbr. 1839 Caſſenbeſtand: 73 Thlr. 10 Gr. 10 Pf. 5 4 Schluß wort. Stellt ſich nun aber nach dem Geſagten heraus, daß billigen Anforderungen, wie man ſie an eine ſolche Geſellſchaft unter ob— waltenden Verhaͤltniſſen machen kann, faſt allenthalben entſpro— chen ſein duͤrfte, ſo wuͤrden dennoch bei weitem glaͤnzendere Re⸗ ſultate gewonnen worden ſein, wenn die Geſellſchaft ein eigenes Gartengrundſtuͤck beſaͤße, in welchem ſie nicht allein ganze Pflan— zenfamilien zuſammenſtellte und cultivirte, die in den oͤffentlichen, wie in den Privatgaͤrten nicht ſo leicht cultivirt werden, weil da— ſelbſt bald die Liebhaberei befriedigt fein will, bald auf Gewinn Ruͤckſicht genommen wird und wohl oft auch genommen werden muß, ſondern wo auch Verſuche angeſtellt wuͤrden, wenig gekannte oder im Allgemeinen noch ganz unbekannte, und doch vielleicht nuͤtzliche Pflanzen, Gemuͤſe und Fruͤchte zu erziehen geſucht wuͤr— den, um dadurch nicht allein der Wiſſenſchaft zu nuͤtzen, den Lieb— haber zu erfreuen, ſondern auch zur Verſchoͤnerung des Landes, ſo wie zu einem groͤßern Wohlſtande deſſelben wenigſtens Etwas beizutragen. Moͤgen auch hieruͤber die Meinungen getheilt ſein, ſo iſt die Nothwendigkeit eines ſolchen Beſitzthumes, abgeſehen von individuellen Anſichten, wohl nicht zu bezweifeln. Doch das Sa— menkorn braucht oft lange Zeit zu ſeiner Keimung; deſto ſchoͤner und ſchneller aber waͤchſt oft auch dann ſpaͤter die Pflanze empor. Deßhalb vertrauen auch wir in dem, was die Ver— gangenheit beſchloß, aber nicht ausfuͤhrte, die Gegen— wart noch nicht ernſtlich will oder kann, der kommenden Zeit, die ja oft unerwartet Wuͤnſche und Pläne erfüllt. Wenn endlich nicht immer die rege Theilnahme in und au— ßerhalb der Geſellſchaft ſich zeigte, ſo lag dieß bisweilen theils in unguͤnſtigen Verhaͤltniſſen, theils aber auch in Unbekanntſchaft bei— trittsfaͤhiger Männer in Bezug auf die Statuten und den wei: 79 ten Zweck des Vereins; indem in unſerer Mitte nicht nur der Botaniker vom Fache, nicht allein der Gaͤrtner vom Berufe, ſon— dern auch der Laie, der Freund der bluͤhenden Kinder der Natur freundlich willkommen geheißen wird; denn Jeder kann nach ſei— nen Kraͤften und Verhaͤltniſſen auf Flora's Altare ſeine Opfer darbringen. Und ſo empfehlen auch wir Allen denen, die ſo gerne das Gute foͤrdern helfen, wo es auch ſei, die Zwecke unſers Vereins, damit derſelbe hinfort immer freudiger und gedeihlicher emporbluͤhe, und immer naͤher dem Ziele komme, das er ſich vorgeſteckt hat. Dann wird Flora, unſere Beſchuͤtzerin, freundlicher und guͤtiger auf ihr Kind herabblicken, daß es erſtarke und kraͤftige unter ihrer ſchuͤtzenden Obhut! Bei dieſer Stiftungsfeier, welche Abends 6 Uhr im Zwin— ger-Salon ihren Anfang nahm und gegen 28 Uhr endigte, war die Anzahl der geehrten Anweſenden, obgleich mehrere Mitglieder durch Krankheit am Erſcheinen behindert waren, doch nicht ganz gering; ſelbſt hochgeftellte Beamte und Mitglieder der hohen Staͤn— deverſammlung hatten die Geſellſchaft durch ihre Gegenwart beehrt. Nach dieſer Feier fand im goldenen Engel auf der Wils— druffer Gaſſe ein gemeinſchaftliches Souper ſtatt, woran nicht nur einige ſehr achtbare Gaͤſte Theil nahmen, ſondern wobei auch ei— nige Hofgaͤrtner, die Herren Lehmann, Terſcheck sen. und jun., und Wendſchuh im Vereine mit den Herren Kunſt- und Handelsgaͤrtnern Dreiß e, Liebig, Schreiber und Jakob Seidel das Lokal und die Tafel, ohnerachtet der ſtrengen Kaͤlte dieſes Tages (es war der kaͤlteſte Wintertag, das Thermometer ſtand auf 14° Reaumur), auf eine ſehr geſchmackvolle Weiſe de— corirt hatten. Nicht nur Camellien, Acacien und Azaleen, ſo wie 80 eine große Menge Zwiebelgewaͤchſe, prangten mit ihren herrlichen Bluͤthen, und waren zum Theil in prachtvolle Bouquets verei— nigt, ſondern ſelbſt auch bluͤhende Orchideen in ihren Korkkoͤrbchen fehlten nicht, und luden die Anweſenden zur Beſchauung freund— lich ein. ö 8 Bei dem Mahle ſelbſt herrſchte Frohſinn und Heiterkeit; und dem erhabenen Monarchen, welcher ſelbſt gruͤndlicher Kenner der Natur iſt, dem guten Kö⸗ nige, welcher uns ein doppeltes Aſyl gab, der all- geliebten Königin, welche alles Gute und Schöne kraͤftig und thaͤtig befördert, dem allver ehrten Prinzen Johann, welcher die froheſten Hoffnungen dem Vaterlande gegeben, fo wie dem ganzen innig geliebten Königlichen Hauſe wurde ein dreimaliges Hoch mit inniger Begeiſterung dar— gebracht. ö Moͤge dieſer Tag des Frohſinns bei den geehrten Theilneh— mern immer in angenehmer Erinnerung bleiben, moͤge auch da— durch eine regere Theilnahme an den Zwecken der Geſellſchaft er— zielt worden ſein, und die im heitern Vereine gefaßten Entſchluͤſſe zur Ausfuͤhrung und die entworfenen Plaͤne zur Reife kommen, dann wird dieſer Tag bei ſeiner Ruͤckkehr von uns Allen um ſo willkommner geheißen werden. Geſchäftsordnung fuͤr die Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, in Dresden. * Der erſte Direetor fuͤhrt den Vorſitz in den Verſammlungen, eroͤffnet die Sitzung, ruft dann den Sekretair zur Vorleſung des Protokolls auf und beantwortet im Namen der Geſellſchaft die gehaltenen Vortraͤge. Er vertritt die Rechte und Verpflichtungen der Geſellſchaft ſowohl im Innern, als nach Außen. Er unterſchreibt die Diplome zuerſt. Der zweite Director vertritt in allen genannten Faͤllen den erſten Director in deſſen Abweſenheit, oder ſetzt den Sekretair in e von eignen Be⸗ hinderungsfaͤllen. Beſondere Pflicht iſt ihm die Leitung der Ausſtellungen; da— her er alle dahin gehoͤrigen Aufforderungen, in ſofern ihn darinn nicht freiwillig der Sekretair übertragen will, und ſonſtige Beſorg— ungen uͤbernimmt und die dahin bezuͤglichen Rechnungen uͤber Einnahme und Ausgabe an den Caſſirer foͤrdert, um dieſelben der Geſellſchaft vorlegen zu laſſen, im Fall er fie nicht ſelbſt vor: gelegt hat. Es bleibt ihm jedoch verſtattet, ſich einen Stellvertre: der fuͤr die Ausuͤbung der von ihm uͤbernommenen Pflichten fuͤr Leitung der Ausſtellungen im Einverſtaͤndniß mit dem erſten Di: 6 * 84 rector und dem Sekretair zu waͤhlen, im Fall er, jenen Pflichten ſelbſt zu entſprechen, behindert ſein ſollte. Er unterſchreibt ebenfalls die Diplome. Der Sekretair hat nach geſchehener Aufforderung des Directors das Protokoll der verfloſſenen Sitzung zu verleſen, die ihm vor jeder Verſamm— lung gemeldeten Vortraͤge anzuzeigen und die Vortragenden nach Genehmigung des Directors und der uͤbrigen Anweſenden zur Haltung ihres Vortrags einzuladen, etwa eingegangene Geſchenke fuͤr Bibliothek und Herbarium vorzulegen und dem Bibliothekar oder Conſervator gegen Quittung zu den von ihm zu fuͤhrenden Protokollen oder zu haltenden Regiſtranden auszuhaͤndigen. Er beſorgt ferner die Einladungen, macht in den Verſamm— lungen die Anzeigen von Meldungen neuer Mitglieder, beſorgt die Abſtimmungen, leitet die Correſpondenz mit auswaͤrtigen Garten⸗ freunden und botaniſchen Geſellſchaften, unterſchreibt die Diplome und verſendet dieſelben mit einem begleitenden, ee von ihm zu unterzeichnenden Schreiben. - Der Sekretair ſignirt ferner alle Rechnungen, und hat in Abweſenheit beider Directoren die Sitzung ohne weitere Aufforder— ung immer 3 nach 5 Uhr zu beginnen, um Zeitverluſt abzuwenden. Der Caffirer beſorgt die Einſammlung der Beiträge, führt Bücher über alle Einnahmen und Ausgaben, uͤber deren Rechnungsabſchluß der Rechnungs⸗Deputation die Pruͤfung zukommt. Dieſe Rechnungen werden hierauf der Geſellſchaft in einer der naͤchſten Verſamm⸗ lungen vorgelegt. Bei allen von der Geſellſchaft zu beſchließenden Ankaͤufen iſt hauptſaͤchlich der Caſſirer zu hören. Dafern derſelbe 44 - 2 u u ne u 85 nicht zugegen iſt, bleibt der Geſellſchaft unbenommen, derartige Beſchluͤſſe zu faſſen und zur Ausfuͤhrung bringen zu laſſen. Der Bibliothekar hat die Verwaltung der Buͤcherſammlung, beſorgt die Ankaͤufe derſelben nach dem Beſchluſſe der Geſellſchaft, fertigt die Cataloge, ſetzt die Journale in Umlauf, und fuͤhrt ſelbſt oder laͤßt, im Falle ſeiner Behinderung, durch ein von der Geſellſchaft dazu beſtaͤtigtes Mitglied die vierwoͤchentliche Verleihung von Standbuͤchern an Mitglieder der Geſellſchaft gegen Empfangſchein beſorgen. Das Herbarium ſteht unter der ſpeciellen Aufſicht einer dazu aus den Mitgliedern gebildeten Section. Alle genannte Beamte geben am Jahresanfang in der Fe— bruar-Verſammlung einen Bericht über ihre Amtsführung im Verlaufe des e Est und deſſen Hauptinhalt st Protokolle. ! Die Mitglieder unterſcheiden ſich nicht durch beſondere Claſſen. Jedes ordentliche Mitglied hat ſeine Migliedſchaft durch oͤftere Vortraͤge, Vorzeigen von fuͤr den Zweck der Geſell— ſchaft intereſſanten Gegenſtaͤnden, Aufwerfung von Fragen, Mit— theilung von Notizen, und Beitraͤgen zur Caſſe, zur Zeit von jaͤhrlich drei Thalern in halbjaͤhrigen Raten, und zu den Samm— lungen zu bethaͤtigen. U Die auswaͤrtigen Mitglieder ſind der Natur der Sache nach correſpondirende und erfuͤllen jene Pflichten in ſoweit dieß durch Einſendung oder zeitige Anweſenheit moͤglich wird. Bei den Abſtimmungen uͤber die Aufnahme der ordentlichen _ und correſpondirenden Mitglieder, welche einige Tage vor der Verſammlung dem Sekretair und durch dieſen den Di: 86 rectoren namhaft zu machen find, ſoll die Mehrzahl von zwei Dritttheilen der Anweſenden zur Entſcheidung nothwen⸗ dig fein. Geldbeitraͤge haben correſpondirende Mitglieder nicht zu entrichten. Zu Ehrenmitgliedern ſollen Perſonen gewaͤhlt werden, welchen die Geſellſchaft ihre Achtung und Dankbarkeit fuͤr die Beförderung ihrer eignen Zwecke, oder denen fie ein Anerkennt⸗ niß beſonderer Verdienſte um die Botanik oder den Gartenbau uͤberhaupt bezeigen will. Die Ehrenmitglieder werden ohne Abſtimmung gewaͤhlt, und werden weder zu Vortraͤgen noch zu Geldbeitraͤgen verpflichtet. Jedes Mitglied ſoll das Recht haben, Fremde mit in die Verſammlungen zu bringen, jedoch mit der Verpflichtung, die: ſelben dem anweſenden Director und Sekretair vor Eroͤffnung der Sitzung vorzuſtellen. a Die Verſammlungen der Geſellſchaft werden monatlich gehalten, der jedesmal erſte Donnerstag des Monats iſt der Tag der Verſammlung. Die Beamten dürfen nicht ohne Anzeige bei dem Sekretair fehlen und haben ſich, ſo wie alle Mitglieder, zur beſtimmten Zeit dergeſtalt einzufinden, daß die Sitzung moͤglichſt puͤnktlich um fünf Uhr beginnen kann. Der Director giebt das Zeichen mit der Klingel und eroͤffnet »die Sitzung. 0 Zu verhandelnde Angelegenheiten der Geſellſchaft, z. B. die Aufnahme neuer Mitglieder, Vorlegung von Geſchenken, Mittheil⸗ ung von Correſpondenz-Nachrichten ꝛc. gehen der Haltung von Vortraͤgen voraus. Uebrig bleibende Vortraͤge haben bei der naͤch— ſten Verſammlung den Vorzug. N } 1 Der Director übernimmt nach Beendigung eines jeden Vor: 87 trags die noͤthige Beantwortung oder nach Befinden den Dank der Anweſenden, und veranlaßt in geeigneten Fällen die Discuf- fionen über die gehaltenen Vorträge, Die Vorträge, welche ent: weder von den Mitgliedern ſelbſt gehalten, oder zu deren Vorleſ— ung der Sekretair oder ein anderes Mitglied von ihnen beauftragt wird, find nicht durch Einreden zu unterbrechen; nur dem Direc⸗ tor ſteht es zu, dieſelben nach Befinden zu ſchließen oder abbre⸗ chen zu laſſen. Die Discuſſionen ſind ſo zu fuͤhren, daß die Meinungen einzeln und laut ausgeſprochen werden. Der Director hat ihren regelmaͤßigen Gang zu leiten. Nach gehaltenen und weiter beſprochenen Vortraͤgen fordert der Director oder der Sekretair zu muͤndlichen Mittheilungen auf, wodurch ſich die allgemeine Beſprechung einleitet. Nachdem der Director gefragt hat, ob Jemand noch Etwas zu erinnern hat, ſchließt er, wenn nichts mehr zu bemerken iſt, die Sitzung. Dr. Ludwig Reichenbach, d. Z. erſter Dir. Carl Adolph Terſcheck, d. Z. zweiter Dir. Carl Traugott Schramm, d. Z. Sekretair. Ge, man * ‚ia 27799. u Br n 3 a 47 8 2 = HIER FB : * 91116 1174 7 il e 4 . HR e > ei » 1 9 n pP * Er Kr a 7 7 * Ma 2 7 led e ORAL TE RER + e eg, ir, 2 2 937 . n hr EM 5 * u . . e * * * 1 nete “.- 5 “=, 1 .; * Lu .. nad ur en ale ed FE ie 4 „ 74 * Er * 5 N enen . * „ en 5 j fe ee 228 e eee e * — * a HNO Eh - 1 * 8 ne 8 . * Ei p a — Tr 5 + 1 a * * N N N ; * A * 7 2 ER! ‘Pe! In Mittheilungen uͤber Por, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, . in | Dresden. Im Auftrage der Geſellſchaft herausgegeben von dem dermaligen Sekretair derſelben, Carl Traugott Schramm, Lantor an der Annenkirche, Lehrer an der Annenſchule, Mitglied des pädagogiſchen Vereins zu Dresden, des Königl. Sächſ. Vereins zur Erforſchung und Erhaltung vaterländiſcher Alterthümer, fo wie Ehrenmitglied des Vereins zur Beförderung des Obſtbaues in der Oberlauſitz. Zweites Heft. Dresden und Leipzig, in Commiſſion der Arnoldiſchen Buchhandlung. 1842. det) Aa tiuiait ® 1 g | ar? = 1 9 6. 9 9 Modan ne 379 72 „A | 10 en ir 7 a. 2 1 eee eee ei . 1 aun rene aun, Fe ten 5 ee „ * N; F. en een en n een TER ee — a Einleitung. — — Die Flora, Geſellſchaft fuͤr Botanik und Gartenbau in Dres— den, feierte am 22. Februar d. J., Abends 6 Uhr, zum zweiten Male ſeit ihrem Beſtehen ihren Stiftungstag im naturhiſtoriſchen Hoͤrſaale. Die Geſellſchaft fuͤhlte ſich an dieſem Tage ganz be— ſonders geehrt, da Se. Majeſtaͤt, unſer allergnaͤdigſter Koͤnig und Herr, Friedrich Auguſt, durch Aller⸗ hoͤchſte Gegenwart ſie begluͤckte, und dadurch nicht allein die Feier erhoͤhte, ſondern auch dieſen Tag als einen der denk— wuͤrdigſten in den Annalen der Geſellſchaft bezeichnete. Herr Hofrath Dr. Reichenbach ſprach, als erſter Director der Geſellſchaft, bei dem Beginnen dieſer Feier folgende einleitende Worte: Allerſeits hoͤchſt und hochzuverehrende Anweſende! Heute vor vierzehn Jahren trat ein Verein von Maͤnnern zuſammen, um die Geſellſchaft fuͤr Botanik und Gartenbau unter dem Namen Flora zu gruͤnden. 2 Die Geſellſchaft fühlt beute durch Ihre Anweſenheit ſich hochgeehrt, und indem ich den tiefempfundenen Dank dafür aus: ſpreche, habe ich zu bemerken, daß die heutige Unterhaltung aus drei Theilen beſtehen wird. Der Herr Sekretair, Herr Cantor Schramm verlieſt, wie in den Monats-Verſammlungen, zuerſt das Protokoll, dann wird Herr Commiſſionsrath Schubert einen Vortrag halten, an den Obſt- und Weinbau der Roͤmer zu Horazens Zeiten erinnernd, und verſtattet es dann noch die Zeit, ſo werde ich um Erlaubniß bitten, noch einige Worte ſprechen zu duͤrfen. rich t über die Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, zu Dresden, mitgetheilt bei der zweiten Stiftungsfeier der Geſellſehaft vom dermaligen Sekretair, Carl Traugott Schramm, am 22. Februar 1842. Hoͤchſt und hochangeſehene, Hochzuverehrende Anweſende! Wenn in der neuern Zeit ſich in jeglicher Hinſicht eine groͤßere Thaͤtigkeit entwickelt, ein regeres Forſchen ſich auf jedem Gebiete des menſchlichen Wiſſens gezeigt, ein vereinteres Streben kund gegeben hat, Kenntniſſe mannichfacher Art zu verbreiten und zu einem Gemeingute zu machen, und ſich darum die verſchiedenar— tigen Richtungen des menſchlichen Wiſſens vielfach erweitert ha— ben, ſo darf man ſich um ſo weniger wundern, wenn die letztern Decennien auch ganz beſonders reich waren an Gruͤndung von Vereinen und Geſellſchaften zur beſſern, gruͤndlichern und um— faſſendern Erforſchung einzelner Wiſſenſchaften, da ja vereinten Kraͤften Groͤßeres gelingt, als der alleinſtehenden, und oft nur durch gemeinſames Wirken das Ziel erreicht wird, was außer— dem nie oder doch nur erſt ſpaͤt wuͤrde erſtrebt worden ſein. Dieß erkennend und fuͤhlend iſt wohl auch Vieler Wahlſpruch geworden, was einer unſerer groͤßten Dichter ſagt: „Immer ſtrebe zum Ganzen! und kannſt du ſelber kein Ganzes Werden, als dienendes Glied ſchließ an ein Ganzes dich an!“ Bei der Gruͤndung ſolcher wiſſenſchaftlichen Vereine hatte man aber wohl nicht etwa allein die Abſicht, nur diejenigen dar⸗ innen aufzunehmen, zu deren Berufe die Kenntniß der zu erfor— ſchenden Wiſſenſchaft gehoͤrte, oder die ſich durch Gelehrſamkeit 25 auszeichneten; nein, auch diejenigen wollte man mit in das In— tereſſe der Maͤnner vom Fach ziehen, welche ſich gern zur Be— reicherung ihrer Kenntniſſe wiſſenſchaftlich gebildeten Männern an— zuſchließen ſuchen, oder denen die Erforſchung des Wahren, Guten und Schoͤnen Vergnuͤgen gewaͤhrt, oder endlich diejenigen, welche durch ihre Perſoͤnlichkeit, ſo wie durch ihre aͤußern Verhaͤltniſſe ihr Scherflein zur Foͤrderung der Wiſſenſchaften und Kuͤnſte gern beitragen. Ohne ſich nun hier weiter uͤber dergleichen Geſellſchaften zu verbreiten, ſo ſtehet doch gewiß ſo viel feſt, daß dieſelben, welches auch der Gegenſtand ihres Forſchens ſein mag, und welchen Ziel— punkt ſie ſich auch immer geſetzt haben moͤgen, die Pflicht auf ſich haben, von Zeit zu Zeit der Oeffentlichkeit Rechenſchaft vor: zulegen und zu zeigen, ob ſie bemuͤht geweſen waren, den an ſie geſtellten Forderungen moͤglichſt zu entſprechen. In dieſer Abſicht haben ſich denn auch heute die Mitglieder der Flora mit ihren hoͤchſtverehrten Gaͤſten hier verſammelt, um nach einem vierzehnjaͤhrigen Beſtehen das zweite Mal oͤffentlich einen Ruͤckblick auf die Leiſtungen der Geſellſchaft in den beiden zuletzt verfloſſenen Jahren zu richten, und ſich Antwort zu geben, ob ſie bemuͤht waren, den billigen Anforderungen der Zeit zu entſprechen. | Referenten dieſes iſt als Sekretair der Flora der ehrenvolle Auftrag zu Theil geworden, die verſchiedenartigen Richtungen der Wirkſamkeit der Geſellſchaft zu einem Ganzen moͤglichſt zu vereinigen, und dieſelben gleichſam zur Beſchauung zu bringen. Nicht verkennend die Schwierigkeiten der Loͤſung einer ſolchen Auf: gabe, erlaube ich mir ſchon im Voraus die allerunterthaͤnigſte und ergebenſte Bitte einer nachfichtsvollen Beurtheilung be. einfachen und ungeſchminkten Berichterſtattung. Der Zweck der Geſellſchaft Flora iſt noch unverruͤckt der— ſelbe, wie fruͤher, naͤmlich: Allſeitige Befoͤr derung der Pflanzenkunde und Cultur, letztere vorzugsweiſe in Bezug auf das vaterlaͤndiſche Gartenbau-Weſen in allen ſeinen Zweigen. Im uͤbrigen ſind auch die Statuten der Hauptſache nach in derſelben Faſſung geblieben, nur daß die Beſtimmung getroffen worden iſt, „daß auch Damen jede Art der Mitglied— ſchaft erlangen koͤnnen,“ fo wie, „daß, um dem zweiten Director ſeine vielfachen Muͤhen bei den Ausſtellungen von Pflan— zen, Blumen, Fruͤchten ꝛc. zu erleichtern, eine Commiſſion von fuͤnf Mitgliedern gewaͤhlt worden iſt, welche die noͤthigen Vorarbeiten und zu treffenden Einricht— ungen zu und beiden Ausſtellungen zu erwaͤgen und dieſelben zur Beſchlußnahme der Geſellſchaft vor— zulegen hat.“ Die Mitglieder derſelben treten bei der Aus— ſtellung ſelbſt an die Stelle der Preisrichter. Fuͤr die Fruͤhjahrs-Ausſtellung hat erwaͤhnte Commiſſion ihre Berathungen geendet und es iſt in dieſer Beziehung von Seiten des Directorii der Geſellſchaft folgende Bekanntmachung erlaſſen worden: Pflanzen⸗ und Blumen⸗Ausſtellung in Dresden betr. Die hieſige Geſellſchaft Flora für Botanik und Garten— bau wird im Laufe dieſes Jahres in den Monaten Maͤrz und September zwei Ausſtellungen veranſtalten. Wenn die letztere vorzugsweiſe fuͤr Fruͤchte, Gemuͤſe und Georginen beſtimmt iſt, und über welche ſpaͤter noch beſondere Beſtimmungen werden be- kannt gemacht werden, fo ſollen in der Fruͤhjahrs-Ausſtellung 8 beſonders Pflanzen und Blumen, ſo wie getriebene Fruͤchte und Gemuͤſe beachtet werden. Es wird daher allen resp. Herren Gaͤrtnern und Garten— beſitzern, namentlich in unſerm Vaterlande, Folgendes zur guͤtigen Beachtung anempfohlen. 1) Die Eroͤffnung der Fruͤhjahrs-Ausſtellung iſt in dieſem Jahre auf den 27. Maͤrz feſtgeſetzt; 2) die Einlieferung aller groͤßeren Pflanzen findet den 24. Maͤrz Statt; jedoch bleibt nachgelaffen, kleinere Ausſtellungs— Pflanzen noch den 26. Vormittags einzuſenden; 3) die Dauer der Ausſtellung iſt auf 6 Tage feſtgeſetzt, fo daß die Verlooſung von Pflanzen Sonnabend den 2. April Statt finden kann. Die zum Verkauf beſtimmten Pflanzen ſind deshalb mit dem Preiſe in dem einzuſendenden Verzeichniſſe zu verſehen. 4) Den geehrten Herren Einſendern werden die Transport- Koſten im Inlande, mit Ausſchluß der verkäuflichen Pflan- zen, erſtattet werden. | Jeder Gärtner, Garten- oder Pflanzenbefiger des Königreichs Sachſen iſt berechtigt, Pflanzen u. ſ. w. zu den Ausſtellungen einzuliefern und ſich dadurch um folgende Preiſe, welche in filber- nen oder bronzenen Medaillen beſtehen und den Empfaͤngern mit einem von dem Directorio der Geſellſchaft begleitenden Schrei— ben uͤberſendet werden, zu bewerben: Erſter Preis. Für die ſeltenſte, ſchoͤnbluͤhende außereuro— paͤiſche, im bluͤhenden Zuſtande ſich befindende Pflanze, welche zu einer außergewoͤhnlichen Vollkommenheit ge— bracht wurde. l Zweiter Preis. Fuͤr eine ausgezeichnet ſchoͤn gezogene, blühende Pflanze, welche nicht zu den Seltenheiten hin: 9 ſichtlich ihrer Neuheit, ſondern ſogar zu den gewoͤhnlichſten Zierpflanzen gehoͤren kann. Dritter Preis. Fuͤr zwoͤlf der ſchoͤnſten und zugleich ſelt— neren ſchoͤnbluͤhenden Pflanzen aus verſchiedenen Gattungen. 8 Vierter Preis. Fuͤr die gewaͤhlteſte und zugleich ſchoͤnſte Sammlung bluͤhender Arten und Abarten aus einer Gattung, jedoch nicht unter ſechs Stuͤck. Fünfter Preis. Für eine oder mehrere im Inlande aus Samen erzogene Abarten einer holzartigen Gewaͤchshaus— Pflanzengattung, welche zum erſten Male bluͤht und von beſonderer Schoͤnheit iſt. Sechſter Preis. Für eine oder mehrere im Inlande er: zogene Abarten irgend einer beliebten krautartigen Pflan— zengattung. Siebenter Preis. Fuͤr beſonders ſchoͤn getriebene Fruͤchte und Gemuͤſe. Die Entſcheidung uͤber Ertheilung der Preiſe geſchieht durch eine von der Geſellſchaft auf ein Jahr ernannte Commiſſion von fuͤnf Preisrichtern, welche aber noch durch auswaͤrtige Gaͤrtner und Botaniker vermehrt werden ſoll. Bei der Gewinnung mehrerer Preiſe wird dem Einſender nur Einer, und zwar der erſte, eingehaͤndigt, die uͤbrigen aber in dem begleitenden Schreiben und oͤffentlichen d i erwaͤhnt werden. Um das Erziehen neuer und ſchoͤner Abarten in unſerm Vaterlande zu befoͤrdern, hat die ine noch folgenden Be— ſchluß gefaßt: Wer außer der Zeit der Ausſtellungen ſolche neue und ſchoͤne Abarten aus Samen erzieht und zur Bluͤthe bringt, von denen er glaubt, daß ſie fuͤr die Pflanzenſammlungen von Werth ſein 10 Eönnten, hat das Directorium der Geſellſchaft Flora, mit Bei: fuͤgung der Zeit, in welcher er dieſelben einzuliefern gedenkt, in Kenntniß zu ſetzen, worauf daſſelbe die Preisrichter zu einer Ver— ſammlung veranlaffen wird, die eingeſendeten Pflanzen zu prüfen und ein genaues Protokoll daruͤber aufzunehmen. Dieſe einzelnen Einſendungen werden bei der naͤchſten Ausſtellung nach den ab— gefaßten Protokollen nochmals gepruͤft und den drei vorzuͤglichſten bronzene Medaillen unter denſelben Verhaͤltniſſen, welche bei obigen Preisvertheilungen ſtatt finden, uͤberreicht. Dresden, am 10. Februar 1842. Das Directorium der Geſellſchaft Flora für Botanik und Gartenbau. erſter: Dr. L. Reichenbach. zweiter: C. A. Terſcheck. Sekretair: C. T. Schramm. Directoren: | Die Zahl der Mitglieder, welche im zweiten Jahre des Be— ſtehens der Flora den hoͤchſten Punkt, naͤmlich 88 erreicht hatte, dann aber faft ſtets mehr im Ab- als im Zunehmen war, be- trug vor zwei Jahren 66 und bis heute iſt dieſelbe, nach Abgang von 6 Mitgliedern, auf 98 geſtiegen, ſo daß in dieſem Zeitraume überhaupt 38 aufgenommen wurden, naͤmlich 8 Ehren-, 6 corre⸗ ſpondirende und 24 ordentliche Mitglieder. Unter den ausgeſchiedenen Gliedern haben wir beſonders auch den Verluſt unſers thaͤtigen, durch Menſchenfreundlichkeit und Gemeinnuͤtzigkeit ſich auszeichnenden Mitgliedes, des Herrn Dr. Friedrich Adolph Struve, zu beklagen, welcher fern vom heimiſchen Kreiſe ſein raſtloſes Leben am 29. Septbr. 1840 zu Berlin endete, und welcher namentlich in den erſtern Jahren des 11 Beſtehens der Geſellſchaft mit vielem Eifer die Zwecke derſelben zu foͤrdern ſuchte. Darum Friede ſeiner Aſche! Seine Werke beſtehen fort unter uns. Namen der Mitglieder der Flora“). A. Ehrenmitglieder. 1) Herr Johannes Amſ inck in Hamburg, 2) = Kammerherr Heinrich von Arnim auf Planitz bei Zwickau, 3) = Paſtor Dr. Johann Bachmann in Charlestown in Suͤd⸗Carolina, 4) - Obberforſtrath Heinrich Cotta in Tharand, 5) = Fiuͤrſt Serge Iwan Gagarin, Durchl. in Moskau, 6) = Dr. Ernſt Auguſt Geitner in Schneeberg, 7) Seekretair Goͤſſel in Dresden, 8) = P. A. Granberg in Stockholm, 9) = Buchhändler Friedrich Hofmeiſter in Leipzig, 10) - Dr. David Heinrich Hoppe in Regensburg, 11) = Baron Carl von Hügel in Hietzing bei Wien, 12) = Profeſſor Dr. Guſtav Kunze in Leipzig, 13) - A. Leyonhufvud in Stockholm, ) Um den vielfach ausgeſprochenen Wünſchen entgegen zu kommen, iſt das Mitglieder-Verzeichniß bis zum Tage des Drucks dieſer Mittheilungen ꝛc. fortgeführt, und es ſind daher die die Zahl 98 überſteigenden Mitglieder ſeit dem 22. Februar d. J. auf⸗ genommen worden. N 8 12 — [u 14) Herr Haus: Hof»Marfhau Graf vom Loß, Excellenz, in 15) 16) 17) 18) 19) 20) 21) 22) 23) 24) - ” * ** - - - - Dresden, Gymnaſial⸗Direktor Friedrich Lindemann in Zittau, Ludwig Pilgrim auf Mohrenhaus in der Hoͤfloͤsnitz, Leib⸗Medicus Dr. af Pontin in Stockholm, Dr. Johann Friedrich Poſey in Savannah in Georgien, J. A. Roſenblad in Stockholm, Profeſſor Roßmäßler in Tharand, Dr. J. F. Siemers in Hamburg, Sekretair G. Silfverfträhle in Stockholm, Profeſſor Johannes von Schychowsky in Moskau, Dr. Thomas J. Wray in Auguſta in Georgien. B. Correſpondirende Mitglieder. 1) Herr Kunft: und Handelsgaͤrtner H. Boͤckmann jun. in 2) 3) 4) 9) 6) 7) 8) 9) 10) 11) Hamburg, Hofgaͤrtner J. F. W. Boſſe in Oldenburg, Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner James Booth in Flott- beck bei Hamburg, Paſtor Dornick in Haynewalde bei Zittau, Hofgaͤrtner G. A. Fintelmann auf der Pfauen: inſel bei Potsdam, Profeſſor Dr. Auguſt Emanuel Fuͤrnrohr in Re gensburg, Lehrer Goͤrner in Luckau in der Niederlauſitz, Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Friedrich Haage in Erfurt, Apotheker Rudolph Hinterhuber in Mondſee im Salzburgiſchen, Hofgaͤrtner W. Kunze in Altenburg, Hofgaͤrtner Mieth in Dresden, 13 12) Herr Kunft: und Handelsgaͤrtner Rinz in Frankfurt a. M. 13) » Hofgaͤrtner J. G. Terſcheck in Pillnitz, 14) = Obergaͤrtner Weidenbach in Planitz bei Zwickau. C. Ordentliche Mitglieder. 1) Herr Apotheker Franz Angelſtein, 2) - Hofgaͤrtner Ludwig Arlt in Weſenſtein, 3) Frau Majorin Caroline von Berg, 4) Herr Profeſſor Dr. Carl Juſtus Blochmann, 5) = Zollrath Carl Guſtav Brescius, 6) Kammerherr Georg von Carlowitz, 7) = Hof: und Medicinalrath Dr. Carus, 8) „ Profeſſor Dahl, 9) Fraͤulein L. von Deutſch, 10) Herr Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Friedrich Dreiſſe, 11) e Hauptmann Moritz v. Eberhardt in Neu-Nimptſch, 12) Kunſtgaͤrtner Felbel, 13) Jauſtiz-Miniſterial⸗Sekretair Carl Gottlob Fickel⸗ ſcherer, 14) = Dr. Fr. Erd. Flachs, 15) = Finanz⸗Direktor von Flotow, 16) = Hof: und Medicinalrath Dr. Franke, 17) = Dr. Hans Bruno Geinitz, 18) Apotheker Carl Auguſt Goͤpel, 19) Profeſſor Auguſt Grahl, 20) Apotheker Carl Ernſt Gruner, 21) = Auctionator Carl Ernſt Heinrich, 22) Commiſſionsrath Eduard Hennig, 23) - Handelsgaͤrtner Himmelſtoß. 24) = von Hofmann auf Dieskau, 25) Chemiker Chriſtian Houpe, 14 26) Frau Amtshauptmann von Houwald, 27) Herr Buͤrgermeiſter Dr. Huͤbler, 28) 29) 30) 31) 32) 33) 34) 35) 36) 37) 38) 39) 40) 41) 42) - - Mititair- Ober: Apotheker Fr. W. Hübner, Taubſtummen-Inſtituts-Direktor Joh. Friedrich Senke, Apotheker Friedrich Moritz Iphofen, Schul-Direktor Carl G. Kaden, Muͤnz⸗Graveur Anton Friedrich Koͤnig, Advokat Friedrich Adolph Kuhn, Muͤnzbuchhalter Dr. Kummer, Hof⸗ und botaniſcher Gaͤrtner F. A. Lehmann, Hofgaͤrtner H. Lehmann in Moritzburg, Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Ludwig Leopold Liebig, Staatsminiſter von Lindenau, Excell., Profeſſor Dr. Max. L. Loͤwe, Bibliothekar der Geſellſchaft, Kunft: und Handelsgaͤrtner Heinrich Maybier, Geheimrath Gottlob Heinrich von Minckwitz, Ere., Graf von Mierzejewsky, 43) Fraͤulein Jeanette von Neitſchuͤtz, 44) Herr Commiſſionsrath Friedrich Nollain, Caſſirer der 45) 46) 47) 48) 49) 50) 51) Geſellſchaft, Partikulier Auguſt G. Oemler, Handelsgaͤrtner Petzold, Ober-Appellations-Gerichts ⸗Sekretair Eduard Guſtav Adolph Pleſch, Amts⸗Inſpector Carl Martin Portius, Apotheker Dr. L. Rabenhorſt, Apotheker Friedrich Herrmann Raepple, Accoucheur und Stadtwundarzt Carl Gottlieb Wil⸗ helm Reichel, 15 4 52) Herr Hofrath Dr. Ludwig Reichenbach, Direktor der Geſellſchaft, 53) - Profeſſor Dr. Richter, 54) Fraͤulein Thereſe Richter, 55) Herr Dr. Friedrich Wilhelm Ruſchpler, 56) Zahnarzt und Med. Pract. Heinrich Conrad Ruſchpler, 57) = Geh. Finanzrath Scheuchler, 58) = Cantor Carl Traugott Schramm, Sekretair der Geſellſchaft, 59) Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner C. F. Schreiber, 60) - Commiſſionsrath Guſtav Wilhelm Schubert, 61) - Partikulier Heinrich Schuͤtze auf Schweta, 62) Finanz⸗Aſſiſtenz⸗ Rath Schwarz, 63) = Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Schwarz, 64) - Hofgaͤrtner Carl Seidel, 65) Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Jakob Traugott Seidel, 66) = Major J. Fr. Ant. Serre auf Maren, 67) Frau Majorin Friederike Serre auf Maren. 68) Herr Handelsgaͤrtner Friedrich Eduard Sommer, 69) Hofbaumeiſter Sonntag, 70) = Baum:meiſter Sonntag, 71) = Maurermeiſter Spieß, 72) = Dr. Guſtav Adolph Struve, 73) - Hofgaͤrtner Carl Adolph Terſcheck sen., Vice Direktor der Geſellſchaft. 74) = Hofgaͤrtner Ludwig Terſcheck jun., auf dem Koͤnigl. Weinberge bei Wachwitz, 75) Fraͤulein Friederike von Tuͤmpling, 76) Frau Friederike von Varnery, 77) Herr Kunft: und Handelsgaͤrtner Joh. Gottlieb Aug. Vogel, 78) Hofrath Carl von Wagner, 16 79) Herr Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Ernſt Wilhelm Wagner, 80) Frau Appellationsraͤthin von Weber, 81) Herr Stadtwundarzt Friedrich Weber, 82) - Hofgärtner Johann Traugott Wendſchuch, 83) -Z Kaufmann Werneburg, 84) - Stadtrath Ernſt Werner, 85) Madame Weſtmacot, 86) Herr Commerzienrath Carl Chriſtian Winckler, 87) - Geheimrath von Zedtwitz auf Neukirchen. In dieſem Zeitabſchnitte ſind uͤberhaupt 26 Verſammlungen gehalten worden, naͤmlich 24 Monats- und 2 außerordentliche Verſammlungen, in welchen zwar nur wenige Vortraͤge vorkamen, in denen ſich aber die geehrten Anweſenden deſto lebendiger in freien Unterhaltungen bewegten; ſo wie die Zeit derſelben auch durch die Berathung mancher adminiſtrativen Gegenſtaͤnde und dergl., und welche zum Theil weiter unten erwaͤhnt werden ſollen, in Anſpruch genommen wurde. ö Der eine dieſer inhaltsreichen Vortraͤge nebſt einem zweiten, welche wir unſerm hochverehrten Direktor, Herrn Hofrath Dr. Reichenbach zu danken hatten, verbreitete ſich uͤber die Gruppe der Rhododendréen, die, obgleich auf den erſten Blick im Habitus ſcheinbar abweichend, doch in die Verwandtſchaft der erikenartigen Gewaͤchſe gehoͤren, da ſie aͤhnliche Bluͤthentheile und Fruͤchte haben. Linnee X, 1. Reichenbach „ natuͤrliches Syſtem“ Synpetalae Ericaceae. Zu der Familie der Ericacéen, Heidegewaͤchſe, gehö- ren die Hauptgruppen: Eric éen und Rhodoracsen (dazu die Azalé en), von denen erſtere hauptſaͤchlich Afrika, die letztern vorzugsweiſe Nord-Amerika, dann Europa und Indien angehoͤren. 17 In der Mitte ſtehen die Baccinieen, d. i. die Heidelbeer— und Preißelbeer-Arten durch mit dem Kelche verwachſene Fruchtknoten verſchieden, und uͤber Europa und Amerika vorzugs⸗ weiſe geſellig verbreitet. Bei den Rhododendréen und den dieſen verwandten Arten haben die Fruchtkapſeln eine beſondere Art aufzuſpringen, naͤmlich da, wo die Faͤcher zuſammengewachſen ſind. Dieſe Gruppe ſelbſt zerfaͤllt in folgende allgemein bekannte Gattungen: — Rehb. in Moͤßler's Handbuch 1827. — I) Azalea L. nur eine Art: A. procumbens, 2) Anthodendron, Bluͤthenſtrauch, die in den Gärten ſogenannten Azaleen, welche von der Linneifchen Gatt— ung Azalea gaͤnzlich abweichen, 3) Rhododendron, Alpbalſam, Alpenroſenſtrauch, 4) Rhodothamnus chamaecistus, Alproͤschen, vergl. Fl. | germ. p. 417. und 5) Kalmia und Ledum, Porft, Rosmarin. Die erſte dieſer Gattungen hat eine regelmäßige Blumen: krone mit kleinen, glockenfoͤrmigen Blumen und 5 Staubgefaͤßen, und dieß iſt die einzige wahre alte Linnéiſche Azalea, die A. procumbens unſerer Alpen; b die zweite hat 5 aufſteigende Staubfaͤden in langtrichter⸗ foͤrmigen Blumen; die dritte hat 10 aufſteigende Staubfaͤden in ungleich fünf: lappigen kurztrichterfoͤrmigen Blumen; g die vierte und fünfte Rhodothamnus, Kalmia und Le- dum ſtehen wieder durch regelmaͤßige Bluͤthen einander naͤher: zu ihnen gehoͤrt auch Ammyrsine. Die Gattung Rhododendron, Alpbalſam, Alpenroſen— ſtrauch, auf welche es hier hauptſaͤchlich ankommt, hat einen fünftheiligen kleinen Kelch, eine kurze, trichterfoͤrmige Blumenkrone 2 18 mit 10 aufſteigenden Staubfaͤden, feſte, lederartige Blätter, und wird in der alten, wie in der neuen Welt angetroffen. Auf den deutſchen Alpen finden wir ſchon Rhododendron hirsutum, Rh. ferrugineum, dieſes unten mit roſtfarbigen Blättern; in Sibirien und Kamtſchatka Rh. chrysanthum, das einzige mit gelben Bluͤ⸗ then; Rh. caucasicum und Rh. davuricum, beide als Varietaͤten, und Rh. lapponicum ſind ebenfalls europaͤiſch, ſo wie auch die ältefte bekannte Art Rh. ponticum, welche ſchon in Suͤd-Spanien vorkommt. In Nord-Amerika findet ſich eine weit groͤßere Zahl, als in Europa; z. B. Rhododendron maximum, welches die größte Höhe unter den amerikaniſchen Rhododendréen erreicht, Rh. ma- crophyllum, Rh. punctatum, Rh. purpureum, Rh. catabiense, R. Purshi u. ſ. w. Die groͤßte Anzahl kommt jedoch in Oſtindien vor; wir be— ſitzen aber von dorther nur Rh. arboreum mit vielen Varietaͤten; z. B. Rh. arboreum puniceum, welches 1827 zuerſt in England bluͤhte, Rh. arboreum roseum, Rh. arb. fl. albo, Rh. arb. einnamomeum etc. In Indien, China und Japan finden ſich noch 18 Species, von denen Rh. Farrerae, Rh. anthopogon, Rh. barbatum bereits in hieſigen Gaͤrten gezogen werden. Von dieſer Pflanzen-Gattung giebt es eine überaus große Anzahl von Varietaͤten, ſo daß jetzt allein in Dresden, außer 26 ächten Speciebus, 304 Varietäten cultivirt werden. Die Schoͤnheit ihrer Bluͤthen beruht theils in der Form und den angenehmen Nuͤancen aus roth, blau und weiß, theils in der Punktirung, und vorzuͤglich in der ſtraußartigen Zuſam— menſtellung der herrlichen Doldentrauben an den Spitzen der Zweige. Der chemiſche Gehalt dieſer Pflanzen iſt aromatiſch— balſamiſch; ihre Wirkung vorzuͤglich ſchweißtreibend; außerdem 19 findet man auch narkotiſche Säfte in ihnen, welche betaͤubend wirken. Schon in der alten Zeit hat man in dieſer Hinſicht Erfahrungen gemacht. Xenophon erzählt, daß die Soldaten von dem ausfließenden Safte der Azalea pontica völlig betaͤubt worden waͤren. Die Arten wurden in vorzuͤglichen Abbildungen oder in ſchoͤn getrockneten Exemplaren zur Anſchauung der Geſellſchaft gebracht. Ein zweiter Vortrag des Herrn Hofrath Dr. Reichenbach umfaßte die Gattung Verbena, Eiſenkraut. Linnee XIV., 2. Reichenbach „natuͤrliches Syſtem“ VI., 2. Labiatae: angio- carpicae. ö Dieſe Gattung enthaͤlt viele ſchoͤne, durch einen herrlichen Farbenſchmelz ſich auszeichnende Formen, weshalb ſie auch in der neuern Zeit eine der beliebteſten Zierpflanzengattungen geworden iſt. Die Verbenen weichen in der Bluͤthe unter einander ab, indem die Unregelmaͤßigkeit ſich aus der Trichtergeſtalt zur Praͤ— ſentirteller-Form hinneigt. Der Saum iſt ziemlich regelmaͤßig fuͤnfſpaltig, ſo wie auch die Staubgefaͤße faſt regelmaͤßig und gleich lang ſind. Die Bluͤthen ſtehen uͤbrigens zerſtreut in Aehren oder bilden Koͤpfe. Als Samen entſtehen vier nackte Nuͤßchen, welche durch einen Schlauch vereint ſind. Außer der Verbena officinalis, welche auch bei uns in Doͤr— fern an Teichen, Plaͤtzen und Graͤben waͤchſt, giebt es zunaͤchſt in Ungarn noch die Verbena supina. In Nord-Amerika findet man ſchon mehrere; z. B. Verbena angustifolia, V. Aubletia, V. diffusa, V. paniculata, V. pin- natifida, V. strieta, V. urticaefolia ete.; die meiſten aber find in Suͤd- Amerika; z. B. Verbena pulchella, mit himmelblauen Blumen, V. incisa, V. venosa, V. Tweedieana, roſa mit Lilla, wird beim Trocknen dunkelblau, V. radicans, V. sulphurea, V. trifida ete. 20 Verbena chamaedrifolia, auch V. Melindres genannt, aus Buenos⸗Ayres, hat mit ihren ſchoͤnen, ſcharlachrothen, lange bluͤh— enden Blumen ohnſtreitig unter allen Verbenen den Preis davon getragen und man hat von ihr bereits mehrere ſchoͤne Farben— varietaͤten erzogen. Nachdem man manche Gattungen, wie Aloysia, Priva und Zapänia von Verbena getrennt hat, zählt man immer noch gegen funfzig Arten und eine große Menge Hybriden. Die Cultur der Verbenen iſt im Allgemeinen leicht, denn ſie gedeihen in jeder nicht zu nahrhaften Erde, daher am beſten in einem guten Sandboden, und lieben eine ſonnige Lage; aber deſto ſchwieriger iſt die Ueberwinterung. Man muß zu den zu über- winternden Pflanzen junge Exemplare nehmen, dieſelben ſchon im Monat Auhuſt einſetzen, und fie ſpaͤter im Haufe dicht unter die Fenſter bringen. Auch dieſer Vortrag wurde um ſo belehrender und intereſſan⸗ ter, als derſelbe durch eine Menge lebender, getrockneter und ab— gebildeter Pflanzen veranſchaulicht und erlaͤutert wurde. Von den aus verſchiedenen naturhiſtoriſchen und botaniſchen Schriften der Geſellſchaft mitgetheilten Abhandlungen erlaubt ſich Referent folgende von allgemeinerem Intereſſe zu erwaͤhnen und das Wichtigſte daraus mitzutheilen. Aus Dr. Ar. Fr. Aug. Wiegmann's Archiv fuͤr Na⸗ turgeſchichte Bd. 1. 1840. war die von A. P. de Candolle verfaßte und von Dr. W. G. Walpers uͤberſetzte Abhandlung uͤber die geographiſche Verbreitung der Compoſiten 1 die Verſammlung beſonders anziehend. 21 Die Compoſiten oder Syngeneſiſten, welche in der gan— zen Welt verbreitet ſind, betragen, wenn man das geſammte Pflan⸗ zenreich auf 80,000 Arten ſchaͤtzt, mit Hinzufuͤgung von 559 zweifelhaften oder nur unvollſtaͤndig bekannten Arten, 8980, alfo uͤber ein Zehntheil deſſelben. Was ihre Dauer anlangt, fo kann man annehmen, daß ein Fünftel monocarpiſch iſt, welche nur ein Mal Samen tragen, ein Dritttheil e rhizocarpiſch, welche aus demſelben Wurzelſtocke einjaͤhrige Stengel treiben, die Haͤlfte caulocar— piſch, welche an demſelben Stengel mehrere Male Samen tra— gen, und ein Achttheil nicht genau bekannt iſt. Merkwuͤrdig ſind die baumartigen Compoſiten, vorzuͤglich in Bezug auf ihr Vaterland; denn es beſtaͤtigt ſich auch hier die Beobachtung, daß die holzigen Pflanzen auf den von den Conti— nenten entfernten Inſeln auffallend haͤufiger ſeien, als die kraut— artigen Gewaͤchſe. Man kennt in dieſer Familie nur vier Baͤume, deren gewoͤhnliche Hoͤhe mehr als 20 Fuß betraͤgt, namlich Ver- nonia celebica, V. Blumea, Synchodendron ramiflorum, welches 50 — 60 Fuß hoch wird, und Melanodendron integrifolium, deſſen Stamm einen Umfang von 5 —6 Fuß erreicht. Es wach— fen aber dieſe vier außergewoͤhnlichen Arten auf den Inſeln Java, Madagaskar und St. Helena. N 8 Von den weniger dicken Baͤumen, deren Hoͤhe ungefaͤhr 20 Fuß beträgt, findet man die Arten von Brachyglottis auf Neu: Seeland, Microglossa altissima auf Madagaskar, die fünf Arten von Commidendron, Petrobium und die Lachanodien auf St. Helena, die vier Robinsonia- Arten, ſo wie die ſieben Arten von Rea wachſen auf der Inſel Juan Fernandez, die vier Arten von Raillarda auf den Sandwichs-Inſeln, und ſelbſt wenn man zu den Straͤuchern heruntergeht, ſo wachſen die holzigen Arten von Sonchus auf den canariſchen Inſeln und auf Madeira, die 22 holzigen Tolpis- Arten auf Madeira, Carlowizia auf Madeira und Teneriffa u. ſ. w. Merkwuͤrdig iſt es, daß im Vergleich mit der ganzen Familie die Bäume 112 ausmachen, und daß es auf den Inſeln LO Mal mehr baumartige Compoſiten giebt, als auf den Continenten. Die windenden Compoſiten, deren es 126 giebt, gehoͤren den warmen Laͤndern an, und wachſen faſt alle in Hainen oder Gebuͤſchen. Dieſe Familie iſt auch noch inſofern merkwuͤrdig, als dieſelbe 1) die natuͤrlichſte des geſammten Gewaͤchsreiches iſt, 2) die zahl: reichſte und 3) diejenige, welche ſich in der bei Weitem groͤßten Anzahl von Regionen vorfindet; denn gegen 500 Arten werden in mehr als einer Region gefunden. In Bezug auf die Standorte der Compoſiten kann man im Allgemeinen wohl fagen, daß dieſelben in der gemäßigten Zone in Vergleich zu den ſehr kalten oder ſehr heißen Gegenden haͤufig ſeien; denn unter den Tropen findet man ſie nur auf den Ge— birgen in ſehr großer Menge; doch iſt es nicht moͤglich auch nur annaͤhernde Zahlenverhaͤltniſſe aufzuſtellen. In Bezug auf die Höhe findet derſelbe Fall Statt, obgleich es wahr fein mag, daß ſie zu denjenigen Pflanzen gehoͤren, welche auf bedeutender Hoͤhe vorkommen. Die uͤberwiegende Zahl der perennirenden oder ſtrauch— artigen Arten wuͤrde ſchon hierauf ſchließen laſſen. Aus Allem aber geht hervor, daß die Compoſiten ſich in un- ſerm Clima am Beſten im freien Lande cultiviren laſſen. Das Archiv des Garten- und Blumenbau-Ver⸗ eins für Hamburg, Altona und deren Umgegend bot folgende intereſſante Mittheilungen dar. Das Pin ctum Woburnens e vom Herzoge von Bedford, welches in Einhundert Exemplaren für feine Privat- Vertheilung gedruckt worden, und alſo durch den Buchhandel nicht zu erhalten 23 ift, verbreitet ſich ohne Einleitung und Vorrede in 226 Seiten Zert und in 67 ausgezeichnet ſchoͤnen Kupfertafeln über die Fa: milie der Coniferen oder zapfentragenden Baͤume. Es werden in demſelben 140 Arten, welche ſaͤmmtlich in ſeinem Ar— boretum zu Woburn⸗Abbey befindlich ſind, und welches über 100 Acker Land einnimmt, beſchrieben; naͤmlich: 1) Abies 25 Arten, 2) Araucaria 4 Arten, 3) Cedrus 2 Arten, 4) Cunninghamia 1 Art, 5) Cupressus 12 Arten, 6) Dacrydium 1 Art, 7) Dammara 2 Arten, 8) Juniperus 22 Arten, 9) Larix 6 Arten, 10) Pinus 45 Arten, II) Podocarpus 4 Arten, 12) Taxodium 3 Arten, 13) Taxus 8 Arten, 14) Thuja 5 Arten. Doch ich erlaube mir in Wenigen mit des hochgeſtellten Ver— faſſers eigenen Worten zu ſprechen. „Es giebt wohl keine andere Pflanzenfamilie, nicht einmal die Eiche ausgenommen, welche unſere Bewunderung in ſolchem Grade in Anſpruch nimmt, als das Genus Pinus, auch nicht leicht eine andere, welche uns ſo manche Ruͤckerinnerung und Gedanken⸗Verbindung gewaͤhrte. a „In der heiligen Schrift, welche uͤberall erhabene und ſchoͤne Anſpielungen und Beziehungen auf die Waldvertheilung und Forft: landſchaften von Syrien und Palaͤſtina enthält, ſtehen die ver- ſchiedenen Species der Familie Pinus uͤberall obenan; ſagt doch David — von dem auserleſenen Volke in Israel ſprechend — Pſalm 80 und 92, Vers 11 und 13: „Berge find mit feinem Schatten bedeckt und mit feinen Reben die Cedern Libanons.“ „Der Gerechte wird gruͤnen wie der Palmbaum, er wird wachſen wie eine Ceder auf Libanon.“ — Auch der Prophet Heſekiel ſagt, indem er von der Groͤße, Macht und Ausdehnung des Reiches und der Majeſtaͤt des großen Koͤnigs von Aſſyrien ſpricht: „Der 24 Aſſyrier war wie eine Ceder in Libanon, ich machte ihn ſchoͤn durch die Mehrheit ſeiner Zweige, ſo daß alle Baͤume in Eden, welche in Gottes Garten wuchſen, ihn beneideten.“ Endlich noch ſagt Jehovah in dem 41. Kapitel des Jeſaias: „Ich will in der Wuͤſte geben Cedern, Foͤhren, Myrthen und Kiefern ꝛc.“ „So haben wir auch viele claſſiſche Autoritaͤten fuͤr die Ver⸗ ehrung der Tannenfamilie, und Statius ſagt: — Sylvarım gloria, Pinus. V. sylv. 151. Und Horaz in gleicher Weiſe ſagt: Pontica Pinus Sylvae filia nobilis. Hor. I. Carm, XV, II. Aber das kraͤftigſte Epitheton iſt dasjenige, deſſen ſich Statius im ſechſten Buche ſeiner Thebaide bedient: Hinc audax abies, et odoro vulnere, pinus. Statii Thebaid. VI. „Dieſer Ausdruck ruft uns in's Gedaͤchtniß die Fregatten Glenmore und Atholl und andere, die aus den herrlichen ſchotti— ſchen Kiefern (Pinus sylvestris), aus den Forſten von Glenmore und aus den gigantifchen Laͤrchentannen (Larix europaea) gefer- tigt find, welche vom Herzoge von Atholl in Schottland einge: führt wurden und die nun in Maſſen und Ueberfluß in den Hoch- landen vorkommen. „Das Titelkupfer “) ſtellt die große Silbertanne (Pious picea) in Woburn⸗Park dar. Dieſelbe wurde während der Mi⸗ ) Daſſelbe iſt von der Schwiegertochter des Herzogs von Bedford, Lady Charles Ruſſel ausgeführt, welche ſich eine bewunderns⸗ würdige Fertigkeit ſowohl im Zeichnen, als auch in einer aäußerſt de⸗ likaten und correcten Colorirung von Bäumen verſchiedener 885 angeeignet hat. 25 norität von Wriothesley, des dritten Herzogs von Bedford ge— pflanzt, und muß deshalb beinahe 130 Jahre alt ſein. Sie iſt nach der am 1. Februar 1837 gemachten Meſſung von der Wurzel bis an die Spitze 114 engliſche Fuß, etwa 122 hieſige Fuß hoch. Der Umfang des Stammes oberhalb der Wurzel be⸗ traͤgt 11 Fuß 1 Zoll engliſch oder ungefaͤhr 12 hieſige Fuß. „Schluͤßlich, fuͤgt der hochgeſtellte Verfaſſer hinzu, mag es noch erlaubt ſein, auf eine Art erblicher Zuneigung fuͤr das Ge— ſchlecht der Tannen Anſpruch zu machen, weil mein Großvater, John Duke of Bedford, der ein großer Pflanzer war, eine ganz beſondere Vorliebe fuͤr das Kiefern- und Tannengeſchlecht hatte. Mein Großvater pflanzte auch im Jahre 1743 den großen Forſt in Woburn-Park, bekannt unter dem Namen der „Ever greens,“ zum Andenken der Geburt feiner Tochter Caroline nach— herigen Herzogin von Marlborough. Auf diefer Fläche Landes, mehr als 100 Acker groß, welche vor dieſer Zeit zu einem Kanin— chenwerder diente, wuchs wegen Unfruchtbarkeit — denn kein ein—⸗ ziger Baum ſtand darauf — nichts als einige Grashalme und Haidekraut. Nach Verlauf einiger Jahre glaubte der Herzog, daß die Anpflanzung verduͤnnt oder gelichtet werden muͤſſe, um nach ſeiner Anſicht den jungen Baͤumen, durch Herſtellung einer freiern Circulation der Luft, mehr Kraft und Gedeihen zu gewaͤhren, gab auch demgemaͤß ſeinem Gaͤrtner den Auftrag und wies ihn an, in welcher Weiſe dieſe Verduͤnnung nach Umfang und Zahl ge— ſchehen ſollte. Der Gaͤrtner ſchwieg bedenklich und ſagte endlich: „Ew. Durchlaucht muͤſſen es mir verzeihen, wenn ich gegen Ihre Befehle Einrede mache; aber ich kann unmoͤglich das thun, was Sie wuͤnſchen, es wuͤrde gleichzeitig den jungen Forſt ruiniren, und ebenfalls wuͤrde es meinen Ruf als Pflanzer ſehr benach— theiligen.“ Mein Großvater, der von heftigem und entſchloſſenem Charakter, aber immer gerecht war, antwortete augenblicklich: 26 „Thue, wie ich Dir befehle, und ich will für Deinen Ruf ſorgen.“ Die Pflanzung, welche ungefaͤhr eine Meile laͤngs der Straße lag, welche von dem Marktflecken Woburn nach dem von Amp— thill fuͤhrt, wurde der Inſtruction des Herzogs zufolge, verduͤnnt, und ein großes, vor der Anpflanzung am Wege angeſchlagenes Schild enthielt folgende Bekanntmachung: „Dieſe Anpflanzung iſt verduͤnnt worden von John Herzog von Bedford gegen den Rath und die Meinung feines Gaͤrtners.““ Von hohem Intereſſe waren die Notizen über den Li— banon und feine Cedern von George Booth. Es ſei mir verſtattet, auch hiervon Folgendes mitzutheilen. Es war an einem lieblichen Morgen des orientaliſchen Mai's, als wir vor Sonnen-Aufgang unſer Zelt und unſere Bagage, von Maulthieren getragen, nach dem am Fuße des Libanon belegenen Dorfe Dahr-el-Achmar vorausſchickten, waͤhrend wir noch einige Stunden bei den ungemein großartigen Ruinen von Baalbeck verweilten, um diverſe Skizzen und Vermeſſungen vorzunehmen. Um 94 Uhr machten wir uns frohen Muthes, begleitet von einem unſerer Diener und einem Wegweiſer zu Pferde auf, und nach einem Ritt von 24 Stunden über die große fruchtbare, jedoch nicht cultivirte Ebene erreichten wir das benannte Maroniten-Dorf Dahr⸗- oder Deir-el-Achmar. Von hier fing das allmaͤhlige Be— ſteigen des Gebirgsvordergrundes an. Unſere Caravane bildete einen langen Zug, und zwar wegen des ſchmalen, ſich fortwaͤhrend windenden Pfades, der oft vom Gebuͤſch beengt, mitunter jedoch wieder frei wird, wo dann der braunrothe Boden ſich zuweilen zeigt, aber groͤßtentheils unter Raſen und Kraͤutern ſich verbirgt. Nach dreiſtuͤndigem Wandern erreichten wir das Dorf Ainette in einem Gebirgsthale, welches groͤßtentheils zu landwirthſchaftlichen Zwecken benutzt und mittelſt eines rauſchenden Waldſtromes und kuͤnſtlicher Waſſerleitungen bewaͤſſert wird. Hier fanden wir den 27 erften Schnee vor; aber deſſen ungeachtet blühete hier ſchon die huͤbſche Libanon-Berberitze Gerberis cretica) in reicher Fülle, die jedoch höher hinauf über dem Schnee ſich im tiefſten Winterſchlafe zeigte. Bald bemerkten wir eine mit Schnee halb angefuͤllte Ravine, und die zu beiden Seiten der Bergſchlucht lie— genden, ziemlich ſteilen, mit Schnee bedeckten Bergruͤcken. Anfangs waͤhlten wir den rechts liegenden, und nachdem wir ſchon eine bedeutende Hoͤhe erreicht hatten, ſahen wir unſern Irrthum ein, und wurden genoͤthigt, den Ruͤckweg einzuſchlagen, bis wir eine paſſende Stelle fanden, um über den Schnee der Ravine die an— dere Seite zu gewinnen. Hier angelangt, erblickten wir in der Ferne einen Landſee, Liemoun genannt, der ziemlich hoch im Ge— birge -ein natürliches Waſſer-Reſervoir bildete. Die durch den Irrthum des Fuͤhrers verurſachte Verzoͤgerung vereitelte leider unſere Abſicht, die Nacht im Cedern-Walde zuzubringen, denn die Sonne ging ſchon unter, als wir noch nicht den Gipfel des Li— banon erreicht hatten; die Cedern waren aber jenſeits, der Weg ſchwierig und gefahrvoll, und wir waren daher genoͤthigt, in eiſiger Kaͤlte auf einem ſteinigten Abhange unſer Zelt zu errichten. Hier waren alle Spuren der Vegetation verſchwunden, mit Ausnahme einer Anzahl Cypreſſen ähnlicher oder vielmehr Cu- pressus thyoides aͤhnlicher Baͤume. — Am folgenden Morgen ſtanden wir ſehr zeitig auf, und bald waren wir wieder heitern Sinnes mit der prachtvoll aufgehenden Sonne im Bergſteigen begriffen. Nach einer Stunde erreichten wir endlich den Gipfel, von welchem aus ſich unſern Blicken eine wahrhaft entzuͤckende und großartige Ausſicht darbot. Rechts ruhete das Auge auf dem ſchneeigen Bergruͤcken des nordweſtlich und links auf dem des ſuͤdweſtlich ſich erſtreckenden Libanon; gerade aus und zwiſchen dieſen beiden im Vorder- und Mittel— grunde befinden ſich die niedrigen Theile des Gebirges nebſt den 28 * ſchoͤnen Thaͤlern von Kanobin und Abu-Ali; weit in der grauen Tiefe liegen einige Dörfer nebſt verſchiedenen, gleichſam wie zu: fälig hingeſtreueten Hügeln, und im fernen Hintergrunde erblickt man den ruhigen Spiegel des ſcheinbar in's Unendliche ſich er— ſtreckenden mittellaͤndiſchen Meeres, welches das Panorama ab— ſchließt. Man reite jedoch nur eine kurze Strecke weiter, und man wird dieſem herrlichen Gemaͤlde, wenn man rechts hinab— lickt, noch einen kleinen, ſchwarzgruͤnen Punkt hinzufuͤgen, der von hiſtoriſchem, bibliſchem und poetiſchem Intereſſe iſt: denn ſo unbedeutend erſcheinen von hier aus die einzigen, noch exiſtirenden Ueberreſte der ſchon vor drei tauſend Jahren beruͤhmten Cedern. Hier hoͤrt das Weiterreiten auf, denn der ſteile, ſich hin und her windende, bergab fuͤhrende Weg iſt fuͤr den Reiter gefahrvoll, und fuͤr Pferde und Maulthiere muͤhſam. Wir mußten alſo ab— ſteigen, und ich zog es vor, die ſteilere, jedoch directe Richtung im laufenden Schritte einzuſchlagen, ſo daß ich mich eine volle Stunde vor Ankunft meiner Freunde im Cedern-Walde befand. Als ich etwa die Haͤlfte des Weges zuruͤckgelegt hatte, erſchien der anfaͤnglich kleine ſchwarzgruͤne Punkt als eine große Gruppe dunk⸗ ler virginiſcher Cedernbuͤſche, doch beim Naͤherkommen praͤſentirten ſich die maleriſch edlen Baͤume in viel hellerem Lichte und in großartiger Erhabenheit. Der kleine, in der Naͤhe der hoͤchſten Gipfel des Libanon belegene Cedern-Wald nimmt eigentlich nur einen unbedeutenden Flaͤchenraum ein. Der ganze Umfang deſ— ſelben mag etwa eine kleine halbe deutſche Meile betragen. Der Boden, auf dem ſie ſtehen, iſt zum Theil ſehr ſteinig und etwas uͤber der unmittelbaren Umgebung erhaben, und bildet, ſo zu ſagen, eine Inſel im Schneemeer; denn unter den Cedern war der Schnee verſchwunden (den 27. Mai 1836) und liebliche Fruͤhlingsblumen, worunter das freundliche Vergißmeinnicht, Myosotis alpestris, die huͤbſche kleine Tulipa celsiana und die reizende himmelblaue 29 Anemone apennina ſich beſonders auszeichneten, ſchmuͤckten das iſolirte, bezaubernde Waͤldchen, welches mit ſeiner ſchneeigen, baum— und ſtrauchloſen Umgebung durch die grafenden Kühe von Eden belebt wird. Die ganze Anzahl der noch exiſtirenden libaniſchen Cedern, die ſich ſaͤmmtlich auf dieſem kleinen Platze befinden, mag ſich auf etwa 350 Stuͤck belaufen; die juͤngſten derſelben ſind etwa 25 Jahre alt, das Alter der mittlern koͤnnte man auch wohl ziemlich genau taxiren, aber bei den uralten, den ehrwuͤrdigen Patriarchen des Waldes, wovon nur noch zwoͤlf exiſtiren, iſt es leichter, die Dimenſionen, als das hohe Alter mit irgend einiger Gewißheit anzugeben. Ich bezeichne hier vier der von mir gemeſſenen: Der erſte Baum hat eine Stammdecke von 37 Fuß 10 Zoll im Umfange, die Ausbreitung der Aeſte und Zweige betraͤgt 95 Fuß im Durchmeſſer, die Baumhoͤhe etwa 100 Fuß; der zweite hat im Umfange des Stammes 40 Fuß 10 Zoll; dieſer theilt ſich 34 Fuß über der Grundlinie in vier coloſ- ſale Staͤmme oder Aeſte, die ſich in Nebenaͤſte und ſpaͤter in Zweige zertheilen; die Ausbreitung betraͤgt 80 Fuß im Durchmeſſer, die Hoͤhe etwa 90 Fuß; der dritte hat im Umfange des Stammes 32 Fuß; dieſer theilt ſich 12 Fuß uͤber der Erde in vier Hauptäſte; die Ausbreit— ung iſt 70 Fuß im Durchmeſſer, die Hoͤhe etwa 90 Fuß; der vierte und groͤßte hat im Umfange des Stammes 46 Fuß 8 Zoll, in der Ausbreitung 142 Fuß im Durchmeſſer, an Höhe etwa 110 Fuß; dieſer theilt ſich 44 Fuß über der Erde in fuͤnf ungeheuere Hauptaͤſte, und wenn die Ausbreitung in jeder Richtung gleich waͤre, ſo wuͤrde er einen Flaͤchenraum von etwa 425 Fuß im Umkreiſe einnehmen. Wenn man nicht nur die ungewöhnlichen Dimenſionen, fon: dern auch das alterthuͤmliche Aeußere der aͤlteſten anſchauet, ſo 30 darf es nicht Wunder nehmen, wenn Manche den Glauben hegen, daß ſie wohl exiſtirt haben moͤgen, als Salomo zur Wiederher— ſtellung des Tempels zu Jeruſalem das Holz der Cedern des Li— banon benutzte, zu welchem Zwecke er bekanntlich 80,000 Holz⸗ hauer gebrauchte. Der zuerſt angefuͤhrte, wenn gleich in der Wirklichkeit nicht der groͤßte Baum, ſieht doch am ehrwuͤrdigſten und aͤlteſten aus, und durch ſein wahrhaft impoſantes Aeußere ſcheint er auch der groͤßte zu ſein. Unter den alten traͤgt er auch die meiſten von den Reiſenden gemachten Einſchnitte, die auf dieſe Weiſe ihre Namen hinterlaſſen haben, was man theils auf der Rinde, theils im Holze auf den zu dieſem Behufe abgeborkten Stellen ſeines umfangreichen Stammes und ſeiner coloſſalen Aeſte bemerken kann. Man erblickt ebenfalls unter ſeinem Schatten den am meiſten in's Auge fallenden Altar. Es befinden ſich naͤmlich am Fuße einiger der alten Cedern von Feldſteinen errichtete Altaͤre, wo die Maro— niten des Libanon unter Leitung ihrer Prieſter und in Begleitung der Moͤnche und Biſchoͤfe und unter Anfuͤhrung ihres Patriar— chen alljaͤhrlich am Verklaͤrungstage eine Meſſe feiern. Zur Feier dieſes Feſtes, das „Feſt der Cedern“ genannt, vereinigen ſich hier auch Chriſten von verſchiedenen anderen Secten. Auch ſoll an dieſem Tage der Jungfrau Maria beſonders gedacht werden, weil ſie in der heiligen Schrift mit den Cedern verglichen wird. Der Vorabend dieſes Tages muß ein ganz eigenthuͤmliches Schauſpiel gewähren, denn da ſchon verſammeln ſich die Pilger oft fünf bis ſechstauſend, um unter Eſſen, Trinken, Tanz und Geſang die Nacht zu verjubeln. Zu bedauern iſt es, daß die Zahl der aͤlteſten Baͤume ſeit den letzten 300 Jahren um mehr als die Haͤlfte abgenommen hat, wie die Berichte der Reiſenden ſeit jener Periode beweiſen, und daß noch eine fortwaͤhrende Abnahme ſtattfindet. Moͤgen a 31 Blitz und Stuͤrme, ſo wie der Zahn der Zeit das Ihrige deige— tragen haben, ſo iſt es doch vorzuͤglich der Mangel an jungem Nachwuchſe, der auf ein ſpaͤteres gaͤnzliches Eingehen hindeutet. Obgleich Tauſende von Samenkoͤrnern mit Huͤlfe des Schnee— waſſers alljaͤhrlich keimen und Wurzel ſchlagen, ſo wird doch ihr Gedeihen durch die oben erwaͤhnten Kuͤhe aus Eden gehindert; indem durch dieſelben der Raſen, der die erſte Jugend der Saͤm— linge gegen die brennenden Sonnenſtrahlen des eintretenden Som— mers ſchuͤtzen koͤnnte, abgegraſet und die Saͤmlinge zertreten wer— den; ſo wie nicht minder die große Menſchenverſammlung zum Nichtgedeihen der Cedern Vieles beitraͤgt, da die zum Emporkom— men junger Pflanzen erforderliche Ruhe offenbar fehlet. Die lebhafteſte Aufmerkſamkeit erregte ein am 5. October 1840 in der Verſammlung des niederoͤſterreichiſchen Gewerbe— Vereins von Joh. Bapt. Rupprecht gehaltener Vortrag uͤber die auch in techniſcher Hinſicht wichtige Entdeckung des Chemikers Dr. Heller „uͤber den reichhaltigen Farbeſtoff der Dah— lien oder Georginen.“ Herr Dr. Heller entdeckte naͤmlich, daß alle Pigmente von Pflanzentheilen, ſei es Blume, Frucht oder Wurzel, ſo getrennt werden koͤnnten, daß man den Farbeſtoff vollkommen iſolirt erhalte, waͤhrend man bisher den eigentlichen Farbeſtoff noch nicht iſolirt darſtellen konnte; daher auch die Anwendung von Pigmenten zur Faͤrberei nur auf jene beſchraͤnkt blieb, welche durch ein Binde- mittel fixirt und mittelbar auf den gebeizten Stoff ausgeſchieden wer— den konnten. Er fand nun, daß die rothe Farbe aller Blumen und Pflanzen, ja auch jene der Cochenille, ganz dieſelbe ſei, und auch die blaue Farbe der Blumen enthalte denſelben rothen Farbe— ſtoff, der nur durch die Alcolitaͤt des Saftes blau gefaͤrbt iſt, daher durch eine Saͤure alſo gleich wieder geroͤthet werden kann. 32 Nur der Indigo iſt ein eigentlich blaues Pigment. Es enthält Stickſtoff und unterſcheidet ſich dadurch vom rothen Pigment, ſo wie auch dadurch, daß es durch Saͤure nicht roth wird. Nachdem nun die Farben von verſchiedenen Blumen getrennt worden waren, ſo war es leicht, einen Unterſchied in der Quan— titaͤt, ſo wie Qualitaͤt, zu bemerken, und es zeigte ſich, daß der carminrothe Farbeſtoff der eigentlich reine rothe Farbeſtoff iſt, der durch Alcalien ſchoͤn rein blau werden muß, während der Farbe— ſtoff von mehr zinnoberrothen Blumen ſchon mit gelbem Farbe⸗ ſtoffe gemengt iſt, folglich durch Alcalien nicht blau, ſondern ſchmu— sig gelbgruͤn wird, daher auch die Cochenille die reinſte und ſchoͤnſte Farbe giebt. 5 Durch das vom Herrn Dr. Heller angewendete Verfahren zeigte ſich nun, daß unter ſehr vielen unterſuchten Blumen die Dahlien ſowohl abſolut als relativ den meiſten Farbeſtoff' enthal- ten, und zwar ſind ſie je dunkler, deſto reicher in der Farbe, und fo find jene die gehaltvollſten, die einen grünen, den rhodizonſau— ren Verbindungen analogen Metallglanz zeigen. Die taufend- fachen verſchiedenen Nuͤancen der Dahlien entſtehen nur durch dieſe verſchiedene Menge von Farbeſtoff. Je weniger die Blume enthaͤlt, deſto lichter violett oder roſa wird ſie; ſo wie ſich die ge⸗ ſtreiften Blumen nur aus dem Mangel an Reſpirationskraft in den aufſteigenden Gefaͤßen der Blumenblaͤtter erklaͤren laſſen, weß⸗ halb dieſe Streifen auch nur geradaufſteigend und nie querlinig zu erblicken ſind. Da ſich der Erfinder das Geheimniß dieſer Farbentrennung begreiflicher Weiſe noch vorbehaͤlt, obſchon es ſein eifrigſter Wunſch iſt, fuͤr die Zukunft nur gemeinnuͤtzig zu wirken, ſo kann hier vorlaͤufig nur ſo viel bemerkt werden, daß das Entfaͤrben und Ausziehen des Farbeſtoffes mit den wenigſten Koſten geſchieht und ſo ſchnell vor ſich geht, daß Jedermann in einem angemeſſenen 33 Apparate mehrere Centner Blumenblaͤtter in Zeit von zwei Stun: den von ihrem Farbeſtoff befreien kann; daß es nur von der Groͤße des Apparates abhaͤngt, ob 10 oder 100 Pfund in demſelben Zeitraume entfaͤrbt werden ſollen. Auch geſchieht die Entfaͤrbung ſo vollſtaͤndig, daß von der dunkelſten Dahlie die Blumenblaͤtter ganz weiß zuruͤckbleiben. 20 Pfund noch vor eingetretenem Froſte abgezupfte Blumenblaͤtter gaben einen halben Eimer fluͤſſigen Farbeſtoffes, ſo daß ſich derſelbe auf den ſechſten Theil des Blaͤt— tergewichtes berechnen läßt. Nimmt man nun an, daß eine mittlere Dahlienblume ein halbes Loth Blumenblaͤtter enthält und macht man den ſehr maͤßigen Ueberſchlag, daß ein ungepflegter Dahlienſtock jaͤhrlich nur 50 Blumen truͤge, und wird die Ent— fernung der Stoͤcke auf's Weiteſte, naͤmlich 3 Fuß, berechnet, mithin 9 Stoͤcke auf die Quadrat-Klafter, fo ergiebt ſich's, daß ein Ter⸗ rain von 200 Quadrat-Klaftern hinreiche, um gegen 235 Pfund reinen Farbeſtoff zu gewinnen, wodurch ſich, abgeſehen von Kraut und Knollen, der reichlichſte Ertrag ausweiſen wuͤrde, den eine zur Faͤrberei erbaute Pflanze nur immer gewaͤhren koͤnnte. Der aus den Dahlien gewonnene Farbeſtoff laͤßt ſich ſchon jetzt zweckmaͤßig und vortheilhaft zum Kuͤchengebrauche, zur Zu— ckerbaͤckerei, zur kuͤnſtlichen Blumenerzeugung, zur Schminke, zur Faͤrbung des Papiers und Leders ꝛc. anwenden. Der Entdecker machte bereits Verſuche, Kattun⸗ und Seidenſtoffe damit zu faͤr— ben, und es gelang ihm vollkommen, das Feuer und den Glanz der Dahlien darauf zu uͤbertragen. Auch zeigte ſich die Haltbar— keit ſchon Ziemlich gut, doch noch nicht hinlaͤnglich gegen die Ein- wirkung des Sonnenlichtes feſtgeſtellt; allein. Herr Dr. Heller hofft auch dieſe Schwierigkeit zu uͤberwinden, beſonders wenn die harzigen Beſtandtheile der Blumenblaͤtter, wie beim 0 durch's Waſchen gaͤnzlich entfernt ſein werden. . Auch abgedampft läßt ſich dieſer Farbeſtoff me auf⸗ 3 34 bewahren, fo daß man ihn als Lack mit Gummi angemacht, auch zur Malerei mit Waſſerfarben verwenden kann. Endlich iſt dieſer Farbeſtoff ein ſehr empfindliches Reagens auf die Reinheit des Papiers, indem ſolcher auf einem vom Kalk nicht ganz befreiten Papier durch den Chlorkalk ſogleich blau wird, ſo wie dieſer Farbeſtoff auch als empfindliches Reagens ruͤckſicht⸗ lich der Menge von Kalk dienen kann, welche in einem zum Trinken oder zu irgend einem Gewerbsgebrauche dienenden Waf: ſer enthalten iſt. Außerdem fanden in den Verſammlungen oft ſehr allgemeine und lebhafte Diskuſſionen ſtatt, z. B. uͤber die Zucht und das Treiben der Hyazinthen, uͤber die Roſen, namentlich auch uͤber die Erzeugung neuer Varietäten aus Samen, uͤber neue Geor— ginen, Orchideen; uͤber die Wirkung des Holzkohlenſtaubes auf das Beleben der Pflanzen, uͤber Obſtbau, beſonders uͤber die beſ— fern Aepfel- und Birnen⸗Arten, über die Hinderniſſe bei Verbreit⸗ ung beſſerer Obſtſorten u. dergl. m. Mit den neueſten in England eingeführten und daſelbſt cul⸗ tivirten Pflanzen wurden die Mitglieder der Geſellſchaft durch das vom Herrn Hofrath Dr. Reichenbach guͤtigſt dargebotene Bo- tanical Register bekannt gemacht. Recenſionen über Boſſe's vollſtaͤndiges Handbuch der Blu: mengaͤrtnerei, das allgemein als das gruͤndlichſte und mit wiſſen⸗ ſchaftlicher Kenntniß bearbeitete Werk über dieſen Gegenftand bes zeichnet wurde, indem in demſelben weder zu viel noch zu wenig enthalten ſei; fo wie über Dietrich's Zeitſchrift für Botaniker, Gaͤrtner ꝛc., die zwar nur aus ſeltenen engliſchen Werken com⸗ binirt und deſſen Abbildungen ebenfalls nur Copieen ſeien, doch als gut und zweckmaͤßig empfohlen werden koͤnne, gaben, nach 35 Mittheilung verſchiedener Proben, nicht allein die Beweiſe zur Be: gruͤndung des ausgeſprochenen Urtheils, ſondern auch vielfache Belehrung. ; Berichte über die Treibegaͤrtnerei auf den Erdbraͤnden in Planitz bei Zwickau in Bezug auf deren Gedeihen im Allgemei— nen, auf das Wachsthum der Pflanzen, den verſchiedenen Waͤrme— grad ꝛc., gewaͤhrten anziehende und belehrende Unterhaltungen, und Herr Obergaͤrtner Weidenbach daſelbſt, welcher ſie freund— lichſt uͤberſendete, gab darinnen den Beweis, daß er nicht nur ge— pflanzt, ſondern auch beobachtet hatte. In mehrern Verſammlungen wurde die Zeit durch Berath— ung uͤber den Statuten⸗Entwurf fuͤr erwaͤhnte Treibegaͤrtnerei in Anſpruch genommen, wodurch die Geſellſchaft ihr Intereſſe an dieſem vaterlaͤndiſchen, hoͤchſt merkwuͤrdigen Unternehmen bethaͤtigte. In 9 Verſammlungen fanden Verlooſungen von bluͤhenden Pflanzen ſtatt, und es kamen dadurch im Jahre 1840 21 und 1841 42, alſo uͤberhaupt 63 Exemplare in die Haͤnde der Mit— glieder. Drei und ſiebenzig Arten neue Saͤmereien, naͤmlich 56 Ge- muͤſe⸗ und 17 oͤkonomiſche Samen wurden angekauft und zur Zucht vertheilt, und bei manchen wurden ziemlich guͤnſtige Re— ſultate erzielt. Mehr als 60 neue oder ſchoͤn bluͤhende Pflanzen waren in den Verſammlungen zur Anſicht ausgeſtellt, ebenſo eine Menge Blumen, Fruͤchte und Weintrauben, von welchen ich mir nur zu erwaͤhnen erlaube eine vom Herrn Zollrath Brescius zur Stelle gebrachte ſogenannte Rieſentraube von bedeutender Groͤße, ſo wie eine vom Herrn Hauptmann von Eberhardt an einem Spa— lierbaume gezogene Birne, Sommerkoͤnig genannt, welche 314 Loth wog, und eine vom Herrn Dr. Ruſchpler gezogene 3 36 Diel'ſche Butterbirne von 44 Zoll im Durchmeſſer, 44 Zoll Länge, 134 Zoll Umfang und 1 Pfund 44 Loth Schwere. Der Bibliothek wurde auch in dieſen beiden Jahren die vers diente Sorgfalt zugewendet, indem man es nie verkennen wird, daß ſie ganz beſonders geeignet iſt, dem wiſſenſchaftlichen und gruͤndlichen Forſchen Unterſtuͤtzung und Sicherheit zu gewähren. Um nun den Mitgliedern der Geſellſchaft Flora Gelegenheit zu geben, dieſelbe leichter zu benutzen, und ohne große Mühe diejeni⸗ gen Werke ſich auszuſuchen, deren Kenntniß ihnen beſonders wich⸗ tig erſcheint, iſt im Laufe des letzten Jahres ein vollſtaͤndiger Ca: talog gedruckt und vertheilt worden. Die Geſetze für die Benutz— ung der Bibliothek find demſelben vorgedruckt ). Erworben wurden im Jahre 1840: 1) 14 neue Schriften, darunter 1 als Geſchenk von E. Hoch— verehrl. Weinbaugeſellſchaft im Koͤnigreich Sach— ſen; 12 als Fortſetzungen, (7 andere erſchienen nicht im Buchhandel); 2) 85 neue Schriften wurden bei Verſammlungen zur Anſicht vorgelegt, und 3) 40 in Umlauf geſetzt. Im Jahre 1841 wurden acquirirt: 1) 16 neue Schriften, darunter 6 als Geſchenke, und zwar vom Herrn Hofgaͤrtner Boſſe in Oldenburg das von demſelben herausgegebene vollſtaͤndige Handbuch der Blu— mengaͤrtnerei, Band 1 und 2; vom Herrn Profeſſor Dr. Fuͤrnrohr in Regensburg die „) Dieſelben find auch im erſten Hefte der Mittheilungen über Flora ꝛc. enthalten. 37 von ihm verfaßte Flora Ratisbonensis oder Ueberſicht der um Regensburg wildwachſenden Gewaͤchſe; vom Herrn Geh. Finanz⸗Director von Flotow die Verhand⸗ lungen des Gartenbau-Vereins in Berlin, Heft 18 bis 31; von E. Hochverehrl. Weinbaugeſellſchaft im Koͤnig— reich Sachſen „das Winzerfeſt der Weinbaugeſellſchaft im Königreich, Sachſen den 25. October 1840;“ vom Herrn Hofgaͤrtner Lehmann die Wildbaumzucht, d. h. die Zucht und Pflege der in Deutſchland im freien Lande zu erziehenden und zu uͤberwinternden Holzpflanzen, ſowohl der harten, als auch der zarten, bearbeitet von G. A. Fin: telmann, Koͤnigl. Hofgaͤrtner auf der Pfaueninſel bei Potsdam; und von dem Herausgeber dieſer Mittheilungen über Flora ıc. das erſte Heft derſelben; 8 als Fortſetzungen, (von 11 andern iſt nichts erſchienen); 2) 66 neue Schriften wurden in den Verſammlungen vorge— legt, und 3) 40 Nummern circulirender Schriften ſind eingegangen, und 39 wiederum in Umlauf geſetzt worden. Der Herr Bibliothekar traͤgt neuerdings auch dafuͤr Sorge, daß die erſcheinenden Pflanzen-Verzeichniſſe ſo viel wie moͤglich geſammelt und mit dem Leſe-Cyclus verbunden werden, da ſie es vorzugsweiſe ſind, welche den Theoretiker, wie den Praktiker mit den neueſten Erzeugniſſen der Pflanzenwelt bekannt machen und gleichſam den Maaßſtab für die Fortſchritte der Pflanzen- Cultur abgeben. Die Anzahl der Schriften der Bibliothek iſt bis auf 250 Werke in mehr als 500 Baͤnden und Heften angewachſen. Es ſind aber auch in dieſer Zeit wiederum uͤber 100 Thlr. auf die Bibliothek verwendet worden. 38 Ausſtellungen von Pflanzen, Blumen und Fruͤchten, welche bis jetzt noch immer einen der vorzuͤglichſten Gegenſtaͤnde der Wirkſamkeit der Geſellſchaft ausmachten, und welche nicht allein vom Beſtehen und dem guten Willen der Geſellſchaft zu nuͤtzen, ſondern auch von der großen Thaͤtigkeit, Geſchicklichkeit und Betriebſamkeit un⸗ ſerer Herren Praktiker ein ſchoͤnes Zeugniß gaben, fanden nur zwei im Jahre 1840 ſtatt; im vorigen Jahre trat im Fruͤh— linge der Mangel an einem paſſenden Lokale hindernd in den Weg, und fuͤr den Herbſt zerſtoͤrte der Froſt in der Nacht vom 20. zum 21. September alle Hoffnungen auf eine ſchon mit großem Eifer und mancherlei Koſten vorbereitete glaͤnzende Aus⸗ ſtellung. Die erſtere in dem naturhiſtoriſchen Hoͤrſaale des Zwinger⸗ Salons veranſtaltete, und vom 16. bis 23. April 1840 dauernde Pflanzen- und Blumen-Ausſtellung gehörte wegen des kleineren Raumes zwar nicht zu den ausgezeichnetſten, — und blieb darum auch an Zahl der Pflanzen hinter mancher der fruͤheren zuruͤck, — aber ſie bot doch auch dem beſchauenden und forſchenden Auge manche ſchoͤne, ſeltene, ja ausgezeichnete Pflanze dar. Um nur einige wenige zu erwaͤhnen: Batemannia Colleyii, Eulophia streptopetala, Phajus maculatus erſchienen auf einem alten Baumſtamme wie Schmarcotzerpflanzen, über denſelben hervor: ragend mit ſeiner wundervollen Schmetterlingsblume Oveidium papilio: Nepenthes destillatoria war mit feiner faſt 4 Ellen langen Ranke neben der ſchoͤnen Musa Cavendishii hingeſtreckt, merkwuͤrdig durch feine geſtielten 4 Elle langen und lanzetfoͤrmi⸗ gen Blätter, an deren Spitze ſich ein Becher mit Waſſer befin⸗ det, welches waͤhrend der Nacht ſich ſammelt, um, nachdem ſich der Deckel des Morgens wiederum geoͤffnet hat, entweder am Tage zu verdunſten, oder den lechzenden Geſchoͤpfen Labung und Erquickung bei der brennenden Sonnenhitze zu gewaͤhren. In 39 einer andern Gruppe prangten Encephalartos (Zamia) horrida . und Z. Altensteinii, beide von anfehnlicher Größe, fo wie Cycas revoluta mit 37 friſch getriebenen Wedeln; Tropaeolum tricolor mit zinnoberrothem Kelche, dunkelblauer Einfaſſung und mit ein- gewachſener gelber Corolle, Eucalyptus species durch ſeinen eigen— thuͤmlichen, ſchoͤnen und feinen Wuchs ſich auszeichnend, Banksia sulphurea, Baursea nervosa, Enkinanthus undulatus, Mahonia glumacea, Gnidia pinifolia, Aeschinanthus grandiflorus und viele andere ſchoͤne, zum Theil das erſte Mal in Dresden bluͤh— ende Pflanzen erregten den Beifall und die Aufmerkſamkeit des Liebhabers, wie des Kenners. | Vorzuͤglicher und in jeder Hinſicht ausgezeichneter war dage— gen die vom 10. bis 15. October 1840 ebenfalls im Zwinger⸗ Salon gehaltene Ausſtellung von Fruͤchten, Gemuͤſen und Blumen, in letzterer Beziehung mit beſonderer Beruͤckſichtigung der Georginen. So ſehr man Anfangs auch fuͤrchtete, daß es an Einſendern, namentlich der beiden erſtern Gegenſtaͤnde fehlen wuͤrde, ſo wurde doch, wenn auch dabei noch Manches zu wuͤn— ſchen uͤbrig blieb, die Erwartung noch uͤbertroffen; und die treff— lichen Obſtſammlungen des Herrn Geh. Finanz-Directors von Flotow und die aus der Koͤnigl. Baumſchule im großen Garten fanden allgemeine Anerkennung. Nicht minder verdienen Erwähnung die Madeira-Zwiebeln vom Herrn Hofgaͤrtner Ter— ſcheck in Pillnitz wegen ihrer auffallenden Groͤße; ebenſo die Rieſenzwiebeln, die weſtindiſchen und andere Schlangengurken, ſo wie das Erdaͤpfel⸗-Sortiment des Herrn Handelsgaͤrtners Schrei— ber; die ſchoͤnen Getraide-Arten aus dem botaniſchen Gar— ten und von den Herren Handelsgaͤrtnern Vogel und Wag— ner, welche insgeſammt von großem Fleiße ihrer Cultivateurs zeigten. In einem hohen Grade zogen aber auch die großen Er— furter Kohlkoͤpfe und Kohlrabi, welche Herr Profeſſor Dr. Schwei— 40 Ser in Tharand auf freiem Felde gezogen hatte, die Aufmerk⸗ ſamkeit der Beſchauenden auf ſich. Vier Stuͤck Ananas, naͤm— lich 2 Stuͤck New Providence und 2 Stuͤck gerippte, vom Herrn Hofgaͤrtner Terſcheck sen. ließen nichts zu wuͤnſchen uͤbrig, und beſonders waren die beiden erſtern von einer ſolchen Groͤße, wie ſie vielleicht ſelten gezogen werden. Den Preis in dieſer Ausſtellung trugen aber ohnſtreitig die Georginen oder Dahlien davon, die in einer Menge, Man- nigfaltigkeit und ausgezeichneten Schoͤnheit vorhanden waren, wie ſie in Dresden noch niemals geſehen worden ſind. Man glaubte ſich in einen Zaubergarten verſetzt zu ſehen. Denn wenn an den Seiten unter der Gallerie die Obſtſorten, Gemuͤſe ꝛc. ſich befan— den, ſo war in der Mitte ein 8 bis 9 Ellen hoher, auf 8 Saͤu— len ruhender Tempel errichtet, welcher durchaus und in allen ſei— nen Theilen genau nach beſtimmten Muſtern und Schattirungen mit Georginen bekleidet war, ſelbſt die groͤßern Flaͤchen waren prachtvoll decorirt, und boten einen aͤußerſt uͤberraſchenden Anblick dar, ſo daß wohl mit Recht behauptet werden kann, daß bis jetzt dieſe Decorationen die erſten und ausgezeichnetſten dieſer Art wa— ren. In der Mitte dieſes Tempels thronte Ceres, umgeben mit vorzuͤglich ſchoͤnen Cerealien aus verſchiedenen Climaten, auf welche ſie mit ſichtbarer Freude herabzuſchauen ſchien, gleichſam als wollte ſie diejenigen, welche ihr dieſe Opfer dargebracht hatten, ermuntern, fortzufahren in ihrer Cultur und ihre Erzeugniſſe auch fernerhin dem groͤßern Publikum freundlichſt zur Anſicht auszuſtellen. Rechts vom Eingange, fo wie unter den großen Bogenfen— ſtern waren die Georginen in Sortiments vom Herrn Kaufmann Joͤrdens, von den Herren Hofgaͤrtnern Lehmann und Wend— ſchuch, und von den Herren Handelsgaͤrtnern Jakob und Frie— drich Seidel, Schreiber, Vogel und Wagner wie auf einem Blumenberge in ihrem wunderbaren, herrlichen Farbenſchmelz 21 und in mehreren hundert Varietaͤten, mit Namen verſehen, ange— bracht, fo daß die Beſchauenden ihre Beduͤrfniſſe für das naͤchſte Jahr ſich ausſuchen, und ihren Wuͤnſchen gemaͤß aufzeichnen konnten. Außer den genannten Herren hatten noch ſo manche das Ihrige zur Decoration auf die freundlichſte Weiſe beigetragen. Die in oͤffentlichen Blaͤttern ausgeſprochenen ruͤhmenden An— erkennungen uͤbergehe ich hier; aber nur ſo viel ſei mir noch er— laubt auszuſprechen, wie dieſe Ausſtellung den ſchoͤnſten Beweis gab, was freundliches Entgegenkommen und vereinte Kraͤfte wirken koͤnnen. Moͤge ein ſolcher Geiſt des vereinten Strebens ſich auch kuͤnftighin zeigen! Oft ſchon hatte ſich in den letztern Jahren der Wunſch aus— geſprochen, ein nach Außen vereinigendes Organ zu haben, um auch hierinn den Beduͤrfniſſen der Zeit zu genuͤgen, und entfernten Mitgliedern, wie Nichtmitgliedern von dem Beſtehen und Wirken der Geſellſchaft Nachricht zu geben; aber immer ſtellten ſich der Be— friedigung dieſes Wunſches mancherlei Hinderniſſe in den Weg. Auch dieſe ſind gehoben und im vorigen Jahre iſt bereits das erſte Heft dieſer „Mittheilungen uͤber Flora ꝛc.“ im Buchhandel erſchienen. Der Theilnahme, welche die Geſellſchaft Flora an der Treibe— gaͤrtnerei auf den Erdbraͤnden in Planitz bei Zwickau bis jetzt ge— nommen hat, und wobei fie mit 10 Stud Actien betheiligt iſt, iſt ſchon oben gedacht worden. Ueber die Lage der dortigen Stein⸗ kohlenfloͤtze, über die Brände des tiefen Planitzer Floͤtzes, uͤber die Laͤngenſtrecke und die Wirkung dieſer Erdbraͤnde in demſelben, uͤber die Temperatur der Bodenwaͤrme und der Dämpfe, über die An: lage einer Treiberei daſelbſt iſt Naͤheres berichtet im erſten Hefte der Mittheilungen uͤber Flora S. 48 bis 52. Nicht ohne Intereſſe, glaube ich, wird hier folgende in dem Jahre 1835 vom Herrn Maͤſer gemachte Schilderung „uber 42 die Vegetation über den unterirdiſchen Feuern bei Zwickau“ ſein. Dreiviertel Stunde ſuͤdlich von Zwickau, zwiſchen dem Rit⸗ terfige Planitz und der Mühle von Kainsdorf, trifft man auf eine 500 Schritt lange und 95 Schritt breite, gegen Oſt— Nord⸗Oſt abhaͤngige Flaͤche, welche gegen Morgen von duͤſtern Fichtenwaͤldern, gegen Abend und Mitternacht aber von uͤppigen Wieſen und Saatfeldern begraͤnzt und zum Theil von der Pla— nitzer Kohlenſtraße durchſchnitten wird. Hier ſieht man im Som— mer nur kahle, verſengte Huͤgel von Zechſtein, Kohlenſchlacken und Thonſchiefer, unterbrochen von Moosſtellen, mattgruͤnenden Oaſen und feuchten Niederungen, auf denen ſich eine lebendigere Vege—⸗ tation verbreitet. Dieſe Stelle iſt die traurige Decke des gegen— waͤrtig daſelbſt, und ſeit dem Huſſitenkriege in der ganzen kohlen⸗ reichen Umgebung unbezwinglich fortwuͤthenden Erdbrandes. So intereſſant auch dem Geognoſten dieſe gewaltthaͤtige Na⸗ turerſcheinung fein dürfte, fo niederſchlagend iſt fie für den Land⸗ wirth und Pflanzenfreund. Letzterem jedoch zeigt ſich bei naͤherer Beobachtung eine naturhiſtoriſche Merkwuͤrdigkeit in der Erſchein⸗ ung des hoͤchſten Grades pflaͤnzlicher Ausdauer über dem furcht— baren Elemente und ihrer ſtufenweiſen Abnahme an den einzelnen Gewaͤchſen. So findet man daſelbſt häufig feuchte Huͤgelruͤcken und Vertiefungen, die in einer Tiefe von 4 bis 6 Zoll 60° Reaumuͤr zeigen, und worinnen es die eingegrabene Hand keine drei Sekunden aushaͤlt, dennoch dicht bewachſen mit Hypericum humifusum, niedergeſtrecktes Johanniskraut, Hieracium Pilosella, gemeines Mausöhrlein, Thymus Serpyllum, Quendel-Thymian, Tormentilla reptans, kriechende Tormentille, und, als unverſehr⸗ liche Amphibien beider pflaͤnzlicher Temperatur-Pole, auch zahlreiche Mooſe im beſten Gedeihen, doch ſeltſamer Weiſe kein einziges Le⸗ bermoos. Auf einem gegen Süden gelegenen Abhange inmitten 43 verbrannten Wachholdern und kleinen Rothfichten gruͤnte dennoch vergangenen Sommer noch eine Stieleiche von dem Umfange eines Mannes im Stamme, ohne die geringſten Zeichen der Verletzung. Es iſt anzunehmen, daß ihre Wurzeln tief in die erhitzte Thon ſchieferlage eingedrungen ſein muͤſſen. Desgleichen wuchern am Rande heißdampfender Erdriſſe ungefaͤhrdet der Vogelknoͤterich, der ſpitze Wegebreit und Stein- und Hopfenklee. Naͤchſt dieſen findet man den Weißdorn, die Brombeere und die Hundsroſe den Brand— ſtaͤten am naͤchſten. Die meiſten dieſer Gewaͤchſe waren mit Bluͤthen uͤberſaͤet, und nie ſahe ich die Laubmooſe mit mehr Sa: menkapſeln, als hier. — Alles dieſes duͤrfte beweiſen, daß ein hoher Grad von Erdwaͤrme zwar das Lebensziel der Pflanzen anticipire, allein vielen derſelben gar nicht ſchaͤdlich ſei, ſobald ſie nur von oben im vollen Maaße Luft, Licht und reichliche Feuchtigkeit genie— ßen koͤnnen. Bei oͤfterer Beobachtung fand ich, daß, außer den Carices, Seggen, Riedgraͤſern, die Graͤſer am Wenigſten zu ertragen ver— mochten. Zuerſt vertrockneten die Holcus- und Lieſchgrasarten, das Ruchgras und die einjährigen Bromus, Trespe, und Digita— rien, dann Festuca duriuscula, härtlicher Schwingel, F. ovina, Schaf⸗Schwingel, F. pratensis, Wieſen-Schwingel, dann einige andere Kräuter, als Aphanes arvensis, Scleranthus annuus, jaͤh⸗ riger Knauel, und Trifolium arvense, Acker- Klee; naͤchſt dieſen die Riedgraͤſer und Polytrichum commune und juniperinum; bei zunehmender Hitze die Schlehendorn-, Brombeer-, wilden Rofen- und Espenbuͤſche. Alle verdorreten zuerſt an den Spitzen der Sei: tentriebe, die der Erde zunaͤchſt hingen, und bei Populus tremula, Zitter⸗Pappel, wurde zwar die Markhoͤhle ganz ſchwarz, allein die Rinde blieb lange Zeit gruͤn und ſtarkglaͤnzend und mit be: deutender Anſpannung des Oberhaͤutchens. Zuletzt ſtarben all Bi... _ übrigen Kräuter gleichfalls ab, und nur Hypericum humifusum, Thymus Serpyllum, Tormentilla reptans und Hieracium Pi- losella wichen nicht eher dem Drange der unterirdiſchen Gluth, bis die Feuchtigkeit von den nahen Anhoͤhen gaͤnzlich verſiegte. Gegenwaͤrtig (den 23. December) bietet jene Stelle einen hoͤchſt uͤberraſchenden Anblick! Ringsum iſt das ganze, weite Gefilde mit Schnee bedeckt; die Fichtenwaͤlder tragen ihn auf allen Aeſten, und eine oͤde, graue Ferne ermuͤdet das Auge. Es ift überall Winter! Aber hier iſt ein kleiner zauberiſcher Fruͤh— ling; hier liegt keine Schneeflocke; hier iſt die Saat der Graͤſer aufgegangen, die die Winde von den Bergen herunter gewehet haben, und hat mit dem praͤchtigen Bronze hundertfaͤltiger Mooſe einen Wieſenſammet gebildet, wie ihn des kuͤhnſten Malers Pin- ſel nicht wiederzugeben im Stande ſein duͤrfte. Zwanzig Duodez⸗ Vulkane wirbeln aus dem Feengaͤrtchen ihre unſchaͤdlichen Rauch⸗ ſaͤulen in die klare Winterluft, und Heerden zahlloſer Rohrſper⸗ linge zanken ſich mit Ammern, Meiſen und Finken um Futter und Raum. Repphuͤhnervoͤlker ſchwirren hin und her, wilde Tauben. — Kurz! hier iſt ein Brennpunkt alles Lebens und Webens! — Und nun kommt die Decemberſonne und ſtreut Ju⸗ welen auf die zarten Spitzen der Graͤſer, oͤffnet hier und da ein gelbes Tormentillenbluͤmchen, eine Bellis, und laͤßt den Raſen— teppich praͤchtiger ſchimmern, die Rauchſaͤulen hoͤher flackern, das laͤrmende Heer der Voͤgel bunter ſchwirren, waͤhrend rings umher die hohen, rauſchenden Tannen in tiefbraunen Schatten und blen⸗ dendhellen Schneehauben einen herrlichen Contraſt bilden mit dem kleinen Tummelplatz des Lebens und der Freude. Wie iſt's aber jetzt auf dieſem kleinen Raume? Sieht man hier immer noch nur kahle, verſengte Huͤgel und mattgruͤnende Oaſen? Nein, der menſchliche Geiſt hat auch hier feine Kraft ge: 45 zeigt, und aus der traurigen Decke einen blumenreichen, mit den ſchoͤnſten Pflanzen und Fruͤchten geſchmuͤckten Garten geſchaffen, in dem eine außerordentliche Triebkraft und Vegetation herrſcht. Nur einiges Wenige will ich darum noch hinzufuͤgen, um dieſes zu beweiſen. Stecklinge von Ericeen, Epacridéen, Calceolarien, Camellien und vielen andern huͤbſchen Pflanzen wuchſen ſehr ſchnell; von 1000 Stuͤck Lechenaultia formosa hatten binnen drei Wochen in einem Kaſten, bei 10 bis 12° R. alle gewurzelt. Die Steck⸗ linge der Ericeen bildeten gewoͤhnlich, ehe ſie im Sande Wurzel ſchlugen, auf der Oberflaͤche deſſelben Luftwurzeln, welche oft den ganzen Boden uͤberzogen. Aehnliches wurde auch noch bei andern Pflanzen bemerkt. Roſen und Pelargonien gedeihen ausnehmend und bringen bei ſchnellem Wachsthume Blumen von außerordent⸗ licher Größe. Erythrina eristagalli, Hahnenkamm-Korallenbaum aus Braſilien, im Ananashauſe angetrieben, entwickelte Ende Maͤrz vier ſchoͤne Bluͤthenzweige zur groͤßten Vollkommenheit. Nach dem Abbluͤhen und Zuruͤckſchneiden der Stengel wurde dieſe Pflanze in's freie Land geſetzt, und kam im Auguſt mit ſechs noch ſchoͤneren, durch beſondere Staͤrke ſich auszeichnenden Bluͤ⸗ thenzweigen zum zweiten Male zur Bluͤthe. Bei Fuchsia fulgens entwickelten ſich die Bluͤthentrauben ſo haͤufig, daß oft 20 bis 30 Glocken beiſammen hingen; ſpaͤter in's freie Land verpflanzt, bluͤhte dieſelbe ununterbrochen bis zum December mit hunderten von Blumen fort, nahm einen großen Umfang ein und gab eine reich— liche Samen⸗Ernte. Salvia patens oder macrantha kam der vo⸗ rigen Pflanze ziemlich gleich. Die ſchoͤnen azurblauen Bluͤthen uͤberzogen die ganze Pflanze, ſo daß man vom Laube gar nichts mehr ſahe, und hielt mit der vorigen in der Bluͤthenzeit aus. Thunbergia alata wetteiferte an Pracht mit den vorhergehenden, und man war in Zweifel, welcher von den dreien der Preis zu 46 ertheilen ſei. Dieſelbe hatte ſich pyramidenfoͤrmig in die Höhe gewunden, eine Blume deckte die andere, der dunkelbraune Rachen, umgeben mit dem zarten Gelb, gewaͤhrte einen eigenthuͤmlichen Anblick. Auch von dieſer Pflanze iſt viel Samen gewonnen worden. Dieſe eben beſchriebenen Pflanzen ſtanden in einem Beete in einer mit Sand ſtark vermiſchten Moorerde beiſammen. In der Mitte prangte eine Erythrina, vor dieſer die Fuchsia fulgens, zu beiden Seiten Salvia patens, außerhalb denſelben auf der einen Seite Thunbergia alata, auf der andern Seite Glyciue rubi- eunda. Erſtere hatte ſaͤmmtliche Pflanzen mit ihren rankenden Bluͤthenzweigen umſchlungen, und wo die Zweige die Erde errei- chen konnten, wurzelten ſie, und hoben ſich an dieſer oder jener Pflanze empor; die letztere uͤberzog das Beet mit einem gruͤnen Teppich, ſetzte aber leider keine Bluͤthen an, woran wohl der uͤp— pige Wuchs die Urſache ſein mochte, denn die Ranken erreichten eine Laͤnge von 4 Ellen, und die Groͤße der Blaͤtter machte die⸗ ſelbe faſt unkenntlich. Das Ganze gewaͤhrte fuͤr Jedermann, war er auch nicht gerade Blumenkenner, einen aͤußerſt uͤberraſchenden und ſchoͤnen Anblick, und Referent ſelbſt erinnert ſich noch mit Vergnügen deſſelben. Das Beet war allerdings moͤglichſt ges ſchuͤtzt gegen Regen und Sturm, fo wie ſpaͤter gegen Nachtfroͤſte. Ganz beſonders aber eignet ſich dieſe Anlage zur Spargel⸗ treiberei, zu Erziehung fruͤher Gemuͤſe und zur Ananaszucht. Bei zeitiger Beſtellung kann bei Gemuͤſen dreimal im Jahre ge: aͤrntet werden. Dieſelben gedeihen groͤßtentheils außerordentlich gut. So ſind z. B. Blumenkohlkoͤpfe von 11 Zoll im Durchmeſſer erbaut worden, und dabei ſchoͤn und von zartem Geſchmack. Guͤnſtiger aber ſtellt ſich wohl nichts heraus, als die Ananas⸗ zucht; denn gewoͤhnlich nach 10 bis 12 Monaten gehen die Pflan⸗ zen durch, und nach 16 bis 18 Monaten ſind die Fruͤchte zur Reife. 7 47 Möge dieſem gewiß intereſſanten, vaterländifchen Unternehmen eine noch allgemeinere Aufmerkſamkeit und Unterſtuͤtzung zu Theil werden! 5 Verbindungen mit auswaͤrtigen botaniſchen Geſellſchaften und Vereinen ſind unterhalten und neuerdings angeknuͤpft worden: mit der Weinbau⸗Geſellſchaft im Koͤnigreich Sachſen, mit dem Garten- und Blumenbau-Verein in Hamburg, Altona und der Umgegend, mit der Koͤnigl. Schwediſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Stockholm, mit der Kaiſerl. Ruſſiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Moskau, mit der Koͤnigl. Baieriſchen botaniſchen Geſellſchaft in Re— gensburg, ! mit der Kaiſerl. Oeſterreichiſchen Gartenbau = Gefellfchaft in Wien, 8 und mit dem Vereine zur Beförderung des Obſtbaues in der Ober⸗Lauſitz. Die Caſſenverhaͤltniſſe haben ſich bei der fortwährend erfreulichen Zunahme neuer Mitglieder ſo guͤnſtig geſtaltet, daß trotz der man— nigfachen Anſpruͤche zu verſchiedenen Einrichtungen, die Geſell— ſchaft dennoch im Stande war, die oben erwaͤhnten zehn Stuͤck Actien bei der Treibegaͤrtnerei auf den Erdbraͤnden bei Planitz fuͤr 250 Thlr. zu acquiriren. So koͤnnen wir es denn ohne Scheu ausſprechen: Die Ge— ſellſchaft Flora iſt in dem zuruͤckgelegten Zeitraume nicht unthaͤ⸗ tig geweſen. Manches, was die Vergangenheit beſchloſſen hatte, iſt ausgeführt worden, und was noch gehofft wird, das wird viel- leicht bald zur Realiſirung kommen. 48 Die Theilnahme an den Zwecken unſers freundlichen Ver— eins iſt reger geworden, die Mitgliederzahl hat ſich vermehrt, ſelbſt Damen, die zarten Pflegerinnen und Beſchuͤtzerinnen der bluͤhen⸗ den Kinder der Natur, haben ſich freundlichſt angeſchloſſen, um auf dem weiten Gebiete des vielumfaſſenden Naturlebens auch ihre Thaͤtigkeit zu bekunden. Ja, ſelbſt aus weiter Ferne haben wir die unzweideutigſten Beweiſe der Theilnahme an der Befoͤr— derung unſerer Zwecke erhalten. Nicht vergebens haben wir alſo gehofft auf Buster Schutz⸗ göttin, freundlich hat fie auf ihr Kind herabgeſehen und es in ihre ſchuͤtzende Obhut genommen. Möge durch der Göttin ferne: ren Schutz der ihren Namen tragende Verein gedeihen und auf's Kraͤftigſte emporbluͤhen zum allgemeinen Nutzen und zu Vieler Freude! Dann haben wir auf Flora's Tempel unſere Opfer nicht vergebens dargebracht! i Zuſammenſtellung ber über den Obſt⸗ und Weinbau in den Horaziſchen Werken vorkommenden Bemerkungen, vorgetragen bei der Stiftungsfeier der Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau zu Dresden, am 22. Februar 1842, vom Commiſſionsrathe G. W. Schubert. ” ur va Da 33%: weht d ER Eingangsworte. Freudig zwar, jedoch beklommen folge ich der wohlwollenden Ein: ladung des Directorii unſres Vereins, dem vorhergehenden Spre— cher mit einem kleinen Vortrage mich anzuſchließen. Und wie ſollte ich auch nicht befangen fein, da mir die fo hohe, als un— erwartete Ehre zu Theil wird, in der gluͤcklichſten Stunde“), welche noch je einer unſrer Verſammlungen geſchlagen hat, mich, ſei es auch groͤßtentheils nur mittelbar, werkthaͤtig betheiliget zu ſehen. Möchte darum dem Verfaſſer der nachfolgenden Zeilen eine huld— reiche und freundliche Nachſicht um ſo mehr zu Theil werden, als die fragliche Mittheilung nach ihrer erſten Beſtimmung eigentlich nur dem engeren Kreiſe der Geſellſchaft Flora gewidmet ſein ſollte. — Am Tage der 25jaͤhrigen Amtsjubelfeier des um die Philologie ſowohl, als inſonders um die Geſchichtskunde der Oberlauſitz hochverdienten Protodiakonus in Zittau, Herrn M. Chriſtian Adolf Peſcheck, — am 12. December 1841 — unternahmen es deſſen ) Die Geſellſchaft Flora hatte zum erſten Male das Glück, ihre Stiftungsfeier durch die Gegenwart Sr. Majeſtät des Königs verherrlicht zu ſehen. 4 * 52 6 Schwaͤger “), — und unter ihnen ein correſpondirendes Mit: glied der hieſigen Geſellſchaft Flora, — dem Jubilar eine Zu: ſammenſtellung aller derjenigen Stellen in den Horaziſchen Wer: ken, welche Obſt und Wein betreffen, unter dem Titel: „Po— maria et vinaria Horatiana“ gluͤckwuͤnſchend zuzueignen. Die Verfaſſer ſelbſt bemerken Eingangs ihres Schriftchens, „ſei auch der Venuſiſche Saͤnger vielleicht kein großer Pomolog geweſen, ſo bewieſen doch einzelne Stellen ſeiner Gedichte, daß er auch mit Obſt⸗ und Weinbau nicht unbekannt geweſen ſei,“ und beſcheiden ſich demnaͤchſt, daß eine ſolche Zuſammenſtellung, wenn auch nicht gerade lehrreich, doch intereſſant erſcheine. | Ein Mitglied unſres Vereins machte in einer der letzteren Verſammlungen der Flora auf die fragliche Zuſammenſtellung auf— merkſam, und ſagte uns zu, aus letzterer uns wenigſtens dasjenige ſpeciell zu referiren, was in den Horaziſchen Geſaͤngen uͤber das O bſt vorkomme. Es will daſſelbe dieſer Zuſage in Folgendem Genuͤge zu leiſten verſuchen und giebt uns die hier einſchlagenden Stellen des Dichters nicht blos, wie in den Pomariis et vinariis Horatianis, einzeln herausgehoben, vielmehr in ihrem Zuſammen⸗ hange, um ſie dadurch dem muͤndlichen Vortrage entſprechender zu machen. - 1. * Eine Bemerkung uͤber das Wachſen des Baumes kommt in Od. I. XII. V. 45 inſofern vor, als Horaz des Marcellus ) Es waren die Herren: Stadtrath Kühn in Zittau, M. Gößel in Eybau, Act. Gößel in Zittau, P. Dornick in Haynewalde (correſpond. Mitglied der Geſellſchaft Flora zu Dresden), M. Mros in Malſchwitz und Kaufmann Gößel in Reichenberg. 53 Ruhm mit einem „geheim fortaltenden, emporwachſenden Baume“ vergleicht. | 2. Unter den wildwachſenden Fruchtbaͤumen wird in O d. I. I. V. 21. und Od. XVII. V. 5. des „hellgruͤnen Ar- butus und des Thymus“ gedacht, „welche zu erſpaͤhen, des ſtren— gen Geißbocks Weiber durch ſichere Waldung ſchluͤpfen.“ Einer Baumpflanzung geſchieht in O d. III. I. V. 9. in den Worten: „ſei es, daß ein Mann wo raͤumiger ordene Weinbaͤum' in Aeckern,“ Erwaͤhnung. A. Mit Veredelung der Bäume hat ſich nach V. 13. und 19. der II. Epo de der ländliche Alfius beſchaͤftiget, indem er „fruchtloſe Zweig’ mit krummer Hippe ſchnitt, ein edles Reis darauf pfropfte, und dann — ſelbſt gepfropfte Birnen ſeelig bricht.“ [Die krumme Gartenhippe iſt noch jetzt gewoͤhnlich; ob aber der laͤndliche Alfius auch im Beſitze von Pfropfſaͤgen, Zug— meſſern, eigentlichen Pfropfmeſſern, Okulirmeſſern, Peltz- oder Pfropfbeinchen, Pfropfmeiſeln, Spaltkeilen und den uͤbrigen Pfropfinſtrumenten, die unſere Gaͤrtner benutzen, geweſen ſei, darüber ſchweigt unſer Dichter ).] 5. In Beziehung auf das Pflüden des Obſtes hat nach Sat. II. VIII. V. 31. Nomentanus, beim Schmauſe des Naſi⸗ ) Die enclavirten Stellen wurden, zu Abkürzung der Relation, bei dem mündlichen Vortrage weggelaſſen. 54 dienus, den Fundanius belehrt, „daß Honigaͤpfel, am jungen Monde gepfluͤckt, roth ſeien.“ Was daran liege, meinte Funda⸗ nius, moͤchte Horaz wohl vom Nomentanus ſelbſt, deutlicher ver: nehmen. [Moͤchten die weniger kundigen Mitglieder der Flora, welche Bewandniß es ſowohl damit, als mit der Behauptung in Sat. II. IV. V. 22., daß Maulbeeren, vom Baume vor druͤckender. Sonne abgeleſen, am geſuͤndeſten feien, etwa noch jetzt habe, in einer naͤchſten Verſammlung von einem praktiſchen Pomologen ihres Mittels vernehmen.] Daß es auch zu 1 Zeiten ſchon f ©. 5 Obſthaͤndler oder Obſthoͤcken gegeben habe, geht aus Sat. II. III. V. 227. hervor, wo in den Stoikern Damasippus zu un⸗ ſerm Dichter ſagt: „laß zu der Ueppigkeit nun und Nomentanus uns fortgehn. Jener, ſobald er empfangen des Erbguts 1000 Talente, kuͤndiget an, daß Fiſcher, Obſthaͤndler und Vogler ıc. fruͤh in das Haus ihm kommen.“ Am gewoͤhnlichſten mag das Obſt 7. zum Nachtiſch genoſſen worden fein, denn ſowohl Sat. I III. V. 6., als II. II. V. 121. deuten darauf hin. In erſterer Stelle wird geſagt: „alle Muſiker haͤtten den Fehler: unter den Freunden wollten ſie nie anheben ein Lied, durch Bitte beweget; ohne Geheiß dann ſaͤngen ſie raſtlos. So jener Tigellius, ſobald ihm beliebte, haͤtt's vom Ei an, ge: ſchollen bis zum Apfel;“ in letzterer aber dem, ſonſt ſehr maͤßi⸗ gen Ofellus nachgeruͤhmt: „es gehe, wenn ihn beſuche ein lang» ungeſehener Gaſtfreund, gar hoch her, ein Boͤcklein werde ge- 55 ſchmaußt, oder ein Huhn, und zum praͤchtigen Nachtiſch komme ſtattlich die hangende Traube, die Nuß und die doppelte Feige.“ Die einfachen Feigen muͤſſen uͤberreichlich vorhanden geweſen ſein, da ſie nach Sat. II. VIII. V. 88. 8. zum Maͤſten (der Gaͤnſe) verbraucht worden ſind. Wenigſtens hat die eine der zahlreichen Schuͤſſeln beim ſchon erwähnten Gaſt— mahle des Naſidienus: „der ſchneeigten Gans mit Feigen gemaͤ— ſtete Leber“ enthalten. [Zählen auch heute noch die Feinſchmecker eine ſchoͤne fette Gaͤnſeleber unter die beſſeren Biſſen, um wie viel gewiſſer wuͤrden ſie dieſelben den beßten hinzurechnen, wenn unſere heutigen Gaͤnſe, denen man, zu Gewinnung einer recht großen Leber nur Pfeffer in ihr Getraͤnke miſcht, ebenfalls mit Feigen maͤſtete. —] Wuͤnſchen wir zu wiſſen, 9. welche Sorten von Aepfeln damals beliebt geweſen feien, fo finden wir, außer den bereits namhaft gemachten „Honigaͤpfeln,“ in Sat. II. VII. V. 272. und Sat. IV. V. 70. noch: „pice⸗ niſche und tiburiſche“ erwaͤhnt, und erfahren zugleich aus des Catius Vortrage, „uͤber die Kunſt des Schmauſens“ daß: „ſehr der piceniſchen weichet an Saft die tiburtiſche Baumfrucht.“ 10. Eines „Spiels mit Aepfelkernen“ thut V. 272 der III. Sat. im II. B. Erwaͤhnung. — Es zielt dieſe Stelle auf das bekannte Liebesſpiel, in wel: chem nach Zeugniß des Pollux im Onomasticon — IX. 128. — 56 Liebende aus Spaß mit den 2 erſten Fingern der Hand Samen: koͤrner an die Decke ſchnippßten und wenn ſie dieſelbe trafen, dieß fuͤr ein, ihrer Liebe guͤnſtiges Zeichen hielten. Aber nicht nur an Aepfeln und Feigen ergoͤtzten ſich si, und deſſen Zeitgenoſſen, ſondern es waren ihnen auch 11. „Birnen, Korneliuskirſchen, Pflaumen, Nuͤſſe und Maulbeeren“ gar wohl bekannt; denn, außerdem, daß der laͤndliche Alfius, wie ſchon erwaͤhnt, „ſelbſtgepfropfte Birnen“ brach, ſo mahnt Epist. I. VII. V. 14. von dem, den Gaſt unangenehm beruͤhrenden allzuhaͤufigen Noͤthigen zum Zulangen ab, „wie Birnen zu eſſen, den Gaſt ein Kalabrier noͤthige;“ berichtet Horaz feinem Freunde Quintius in Epist. I. XVI. V. 8., daß auf ſeinem Landgute Sabinum [nach V. 19. O d. XVII. des I. B. im Thale Ustica oder am heutigen Berge Gennaro] „den Hecken umher voll rothe Kornell' und Pflaumen“ ge deihen, und mochte nach Sat. II. II. V. 57. — (gleich uns —) nicht den Avidienus beſuchen, waͤhrend dieſer bei ſeinem filzigen Mahle fuͤnfjaͤhrige Beeren des Oels und „wilde Kornellen“ verſpeißte; kam die Nuß, wie wir oben geſehen, auf des Ofellus Nachtiſch, und gab in den Erbſchleichern Sat. II. V. V. 36. Tireſias dem Ulyßes in der Unterwelt, als er ihn belehrte, wie er Reichthum haſchen koͤnne, den guten Rath, dem verachtetſten, wenn nur reichen Manne, wenn er ungerecht prozeſſire, zuzuſichern: „eher entreiß ein Jeder die Augen mir, eh' er verachtend nur um die taube Nuß dich pluͤndere“ und hält in Sat. II. III. V. 171. der reiche Oppidius Servius in Canusium, während er feinen beiden Soͤhnen Aulus und Tiberius Lebensregeln ertheilt, dem aͤlteren Bruder ſterbend vor, wie er, ſeit er geſehen, daß derſelbe 52 Wuͤrfel und „Nuͤſſe“ im lockeren Buſen herumtrage, ſchenke und ſpiele, befuͤrchten muͤſſe, daß ſein Kind ein Verſchwender werde; ſo wird endlich in der ſchon alleg. Kunſt des Schmauſens — Sat. II. IV. V. 22. — verſichert: „ſtets in Geſundheit lebe den Sommer hindurch, wer das Mahl mit dunkeln Maulbee— ren endige ꝛc.“ Um noch einmal auf die „Feigen“ zuruͤckzukommen, fo iſt derſelben auch noch im 46. V. der XVI. Epode in des Heils Eilande [gegenwaͤrtig entweder, was wahrſcheinlich iſt, die kanariſchen Inſeln, oder nach dem Scholiaften die Orkaden], „wo voll die braune Feige ſchmuͤckt den Mutterſtamm“ und einer „Erſtlingsfeige“ in Epist. I. VII. V. 5. gedacht, und Sat. I. VIII. V. 1. läßt uns wiſſen, daß das Holz der Feigenbaͤume nicht nur zu Anfertigung von Hausgeraͤthen benutzt, ſondern auch zu Goͤtterbildern verwendet worden ſei, [denn Priaps ſingt daſelbſt: „vormals war ich ein Klotz, von der Feig' unnuͤtzem Gehoͤlze, als unſchluͤſſig der Meiſter, ob Bank ich wuͤrd', ob Priaps, lieber zum Gott mich erſchuf. — Bei weitem reichhaltiger, als uͤber den Obſtbau, ſind die Stellen über Weinkultur und deren Erzeugniſſe. Sie in ih: rem Zuſammenhange, wie ſo eben in Beziehung auf das Obſt geſchehen, mitzutheilen, verbietet theils die Kuͤrze der Zeit, theils aber und hauptſaͤchlich moͤchte der Vortrag die hohe und hochver— ehrte Verfammlung am Ende langweilen. Es ſei daher Refe— 58 renten nur noch eine fluͤchtige Andeutung uͤber die einſchlagenden Stellen im Allgemeinen geſtattet. Geſprochen naͤmlich wird in letzteren über Aufforderung zum Wein pflanzen (Od. I. XVIII. I.), über Wein berge (Od. IV. V. 29. u. Epist. I. VII. 84.), über Anbin den (Od, IV. V. 30.; Epo d. II. 9.; Epist. I. XVI. 3. u. O d. II. XV. 4.) und Beſchneiden (O d. I. XXXI. 9. u. Epo d. XVI. 44.) der Weinſtoͤcke, über die den Weinſtoͤcken ſchaͤdlichen Winde (Od. III. XXIII. 5.) und den Hagel (Epist. I. VIII. 4. u. O d. III. I. 29.), über das Abwarten der Reife (O d. I. V. 9.), über das Preſſen (O d. I. XX. 9.) der Frucht, und den Moſt (O d. I. XXX. I.), über Traubenſorten (Sat. II. IV. 71.; rothe: Epod. II. 20. u. O d. II. V. 10.), uͤber Aufbewahrung (Sat. II. IV. 71. u. II. II. 121.) der Trauben und uͤber den Gebrauch des Weinlaubs (Od. IV. VIII. 33.). Erwaͤhnt werden auch die Winzer (Sat. I. VII. 30.) und Winzer meſſer (O d. I. XXXI 9) An Weinſorten“) kommen nicht mehr als 16 vor, und unter ihnen werden der Chier- *) und der Falerner⸗ wein“) obenan geſtellt, ſauch fehlt es nicht an Andeutungen, ) An Weinſorten kommen vor: a) Albaner: Od. IV. XI. 1. u. Sat. II. VIII. 16. — 5) Cäcuber: 0d. I. XX. 9.; I. XXXVII. 5.; II. XIV. 25.; III. XXVIII. 2.; Epo d. IX. 1. u. 36.; u. Sat. II. VIII. 15. — c) Calener: Od. I. XX. 9.; I. XXXI. 9.; u. Od. IV. XII. 14. — d) Chier: Od. III. XIX. 5. EPO d. IX. 34.; Sat. I. X. 24. u. II. II. 115. — e) Coi⸗ ſcher: Sat. II. VIII. 9. u. II. IV. 30. — f) Falerner: Od. 1. XX. 10.; I. XXVII. 9.; II. III 7.; II. VI. 19.; III. I. 48.; Sat. I. X., 24.; II. II. 15. . II. VIII. 16.; u. Epist. I. XIV. 34.; I. XVIII. 91. — g) For⸗ miſcher: Od. I. XX. 10. — A) Lesbier: Od. I. XVII. 21. daß man zu unferes Dichters Zeiten dem Gruͤnberger und Naum: burger aͤhnelnde gute Sorten ebenfalls gekannt habe, und einem Vetter des Loͤßnitzer Champagner wollen unſere Anthologen in Sat. II. VIII. V. 15. — dem Chium maris expers*) — als unaͤchtem Chier, nach Referentens Anſicht jedoch in Folge irriger Interpretation begegnet fein.) In Beziehung auf Behand: lung des Weines finden wir Stellen über die Art der Auf be— wahrung (Od. III. VIII. 9.; O d. III. XVIII. 7; Od. IV. XII. 17. u. Od. I. XXVII. 5.), das Klaͤren (Sat. II. IV. 51. u. 55.) und das Ablagern (O0 d. I. V. 9.) des Weines, Vermiſchung mit andern Sorten ſowohl — namentlich des Chiers mit dem Falerner — (Sat. I. X. 24.), als auch mit Honig (Sat. II. II. 15. u. II. IV. 24.) und Waſſer (O d. II. XI. 18.). Weiter kommen vor alte (Od. III. VIII. 9.; III. XIV. 18.; III. XVI. 34.; III. XXVIII. 7.; IV. XI. I.; Epod. Xilll. S. u. Epist. II. I. 34.) und junge Epist. II. V. 4) Weine, kanigter (Sat. II. II. 58. u. II. III. 144.) und Kuͤchen⸗Wein (Sat. II. IV. 19.; II. VIII. 46.; II. IV. 64. u. Epo d. IX. 33. — i) Mareotiſcher: Od. I. XXXVII. 14. — k) Maßiker: Od. I. I. 19.; II. VII. 21.; III. XXI. 5. u. Sat. II. IV. 51. — ) Methymniſcher: Sat. II. VIII. 49.; m) Minturner: Epist. I. V. 4. — n) Sabiner: 0 d. I. XX. 1. u. I. IX. 6. — o) Sinueßer: Epist. I. V. 4. — p) Surrentiner: Sat. II. IV. 55. u. 9) Vejenter: Sat. II. III. 143. — *) „Ch. maris expers“ iſt der ſüße Chierwein, nicht ver⸗ miſcht mit Seewaſſer, im Gegenſatze zu dem „graeeum vinum salsum,“ wie jeder griechiſche Wein genannt wurde, da er, um ſich beſſer zu halten, einen Zuſatz von Meerwaſſer zu erhalten pflegt. | 60 u. II. VIII. 9). An Wein gefaͤßen“) find Faͤſſer, Krüge und Flaſchen, auf letzteren Etiketten (O d. II. III. 7.), und an Trinkgeſchirren:“) „Becher, Römer und Hum⸗ pen“ naͤchſtdem Miſchgeſchirre (Od. III. XVIII. 6. u. Sat. II. IV. 80.) und Weinſchoͤpfer (Sat. II. III. 143.) erwähnt. Weinhäuſer (Epist. I. XIV. 24.) und in ihnen Wein⸗ maaße (Sat. I. I. 74.) haben damals, wie heute noch, exiſtirt, und auch Weinkoͤrbe (Sat. I. VI. 109) haben jener Zeit nicht gefehlt. [Dagegen ſehen wir uns vergebens nach „Weinrei⸗ ſenden“ um.] Aufforderung (Od. I. IX. 6.; I. XI. 6.; I. XXXVIL I. u. II. III. 13.) und Entſch luß (Od. II. VII. 26. u. Epist. I. V. 14.) zum Weintrinken find fleißig und die Wirkung (Epist. I. V. 16. u. I. XV. 18.) des Trinkens ausfuͤhrlich beſungen. Als Tugenden des Weines ſind hervorgehoben: daß er Sorgen (O d. I. VII. 31.; Epo d. IX. 37. u. Sat. II. VII. ) Epo d. II. 47.; Sat. II. VIII. 39.; 0 d. I. XXXV. 26.; II. VII. 19.; III. XV. 16.; III. XIX. 5.; III. XXIX. 1; III. XIV. 18.; IV. XI. I.; IV. XII. 17.; I. IX. 7; I. XX. I.; E pist. I. V. 23.; O d. I. XXXVI. 4.; III. VIII. 9.; III. XVI. 34.; III. XXI.; III. XXVIII. 7.; I. XX. 2; III. XXI. 4.; Sat. II. VIII. 41. u. II. VIII. 81. | *) Sat. II. IV. 79.; II. VI. 67.; II. VIII. 35. Epist. I. V. 19.; Od. II. VII. 21.; I. XXXI. II.; ad Pis. 434.; Od. I. XXIX. 7.; III. VIII. 13.; III. XIX. 14.; III. XIX. 12.; S at. I. VI. 1I6.; 0 d. I. XX. 10.; III. XIX. 12.; IV. XII. 22.; Epo d. XIV. .; Sat. I. II, 114.; Epis t. I. XVIII. 91.; Sat. II. VI. 67.; Od. I. XXVII. 1. u. Epo d. IX. 33. 7 | 114.) und die Traurigkeit (Od. I. VII. 17. u. I. XVII. 3.) verſcheuche, die Beſchwerden erleichtere (O d. I. XVIII. 5. u. Epo d. XIII. 7.), Troſt (O d. III. XXI. 17.) und Vergeſſenheit (O d. II. VII. 21. u. Epo d. XIV. 3.) bringe, die Zeit vertreibe (O d. II. VII. 6.) und erheitere (O d. IV. XV. 26. u. Sat. II. II. 125.), daß er offenherzig (Epo d. XI. 13. u. Sat. I, VI. 89.), weiſe (O d. III. XXI. 14. u. Epist. I. V. 18.) und milde (Od. III. XXI. 13.), ja ſogar Dichter (Epist. I. XIX. 2.) und Helden (Epist. I. V. 17.) mache. [Die letzte⸗ ren Eigenſchaften ſcheint — wenigſtens nach den von Referenten an ſich ſelbſt gemachten Erfahrungen — unſer heutiger Wein, namentlich der vaterlaͤndiſche, nicht mehr in ſich zu ſchließen.] Weiter wird am Weine geruͤhmt, daß er den Magen ſtaͤrke (Epo d. IX. 35.) und den Schlaf befoͤrdere (Sat. II. I. 8.) und auch nachgewieſen iſt, daß ſelbſt Weiſe (O d. III. XXI. II.), Dichter (Epis t. I. XIX. 6. u. 10.) und Helden (Od. I. VII. 21.) denſelben, wie heut noch, nicht leicht verſchmaͤht haben. Maͤßigkeit im Trinken iſt einigemale (O d. I. XVIII. 7.; I. XXVII. 1. u. III. XIX. 15.) empfohlen. Bei Trinkgelagen, denen ein Praͤſes (Od. I. IV. 17. u. II. VII. 25.) vorſtand, endlich hatte man gewiſſe Trinkge⸗ ſetze (Sat. II. VI. 68.) und Trinklieder (Sat. I. III. 6.), trank man um die Wette (O d. I. XXVI. 13.) und zur Strafe (Sat. II. II. 123.), brachte man Toaſt's (O d. III. XIX. 9.) aus und Libationen (O d. XIX. I. 13. u. IV. v. 33.), glaubte man, ohne Wein ſeien keine Freunde (O d. I. XXXV. 26.) und wuͤnſchten Trinker [wie Flora's Mitglieder zu ihrem Vereine liebe], Genoſſen (E pist. I. XVII. 91.). Möchte eine gewandtere Feder, als die des Referenten und ein kundigerer Interprete, als er, die ſchoͤnen und nicht ſelten er— heiternden Stellen des Horaz, die hier eine nur flüchtige Erwaͤhn— ung finden konnten, uns bei anderer Gelegenheit in ihrem weite⸗ ren Zuſammenhange nicht vorenthalten. — Blick e auf die Garten-Cultur in Sachſen, vom Herrn Hofrath Dr. Ludwig Reichenbach, Ritter des K. S. Civil⸗Verdienſt⸗Ordens ꝛc. ꝛc., bei der zweiten Stiftungsfeier der Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau zu Dresden, am 22. Februar 1842. VEIT Te * f > De 7 >» * * ar [7 a7 a { I 1 11 9 92 * ’ 4 5 . beau en nase 3 820 r ia 8 * * 2 2 * x 4 Es e N Pr 2 a £ 4 8 7 e * . > HERE BEE RR - £ — 7 * * n ‚—....... „ RE . 1 * D; ET a Zar 0 t . e e | e eee b — Mur in wenigen Worten mag es erlaubt fein, noch einen Blick zu werfen, auf den Zweck und auf das Leben der Flora. Die Theorie geht in der Entwickelung einer Kunſt oder Wiſſenſchaft der Praxis voraus, und ſo ſchlug auch die Flora den richtigen Weg ein, wenn ſie voraus mit Eifer ein theoretiſches Streben verfolgte, wenn ſie daruͤber ſich beſprach, was ſie aus— uͤben moͤchte und koͤnnte. Der Urzweck im Daſein eines orga— niſchen Individuums iſt aber der, ein Theil eines großen Gan— zen zu ſein, welches unaufhaltſam nach alten Geſetzen fortlebt, und ſich weiter entfaltet. Das maͤchtige Zuſammenwirken der Theile fuͤhrt dann zum Reſultate fuͤr das Ganze, wie im Staate, ſo im organiſchen Koͤrper. Das Beſtreben der Selbſterhaltung erſcheint untergeordnet jenem hoͤheren Zwecke fuͤr das Allgemeine der Welt. In ſolcher Beziehung trat aber die Flora im umge— kehrten Verhaͤltniſſe auf, ſie erkennt es beſcheiden an, daß ihre Wirkſamkeit nach außen nur im guten Willen ſich beurkundet hat, und hat ſie irgend ein Verdienſt ſich erworben, ſo war es das, ſich ſelbſt zu erhalten, ſich die Moͤglichkeit zu bewahren, den Urzweck alles organiſchen Lebens einſt noch praktiſch erreichen zu koͤnnen, wo ſich bereits ſchoͤne Hoffnungen eroͤffnen. Bisher un— faͤhig ſelbſt etwas zu erzeugen, waren vorzuͤglich ihre Blumen— und Frucht⸗Ausſtellungen, Verloſungen und Samenvertheilungen 5 die befcheidenen Bluͤthen und Früchte ihres Beſtrebens, und die vielſeitig wohlwollende Aufnahme derſelben, ermunterte ſie, in ihrem Beſtreben nicht zu erkalten. Wollen wir uns aber einſt ſelbſt praktiſcher Thaͤtigkeit wid⸗ men, ſo moͤgen wir voraus uns umſehen, wo und wie man be— reits dieſe praktiſche Thaͤtigkeit uͤbt. In fluͤchtiger Kuͤrze betrach— ten wir das Weſen der Gaͤrtnerei und der Gaͤrten und die Be— deutung der Gärtner. Fern ſei es aber von uns, ein phantafti: . ſches Bild von jenen ſchwebenden Gaͤrten der Semiramis, von den ſogenannten Paradieſen der Perſer, oder von der romantiſchen Ausſtattung der Grotte der Kalypſo zaubern zu wollen. Eine eigenlliche, hoͤhere Bluͤthe der Gaͤrtnerei veranlaßte wohl erſt ſpaͤt das nordiſche Clima, denn ſoll der Menſch kraͤftig wirken und ſchaffen, ſo muͤſſen Hinderniſſe ihm in den Weg treten, Gegen— ſaͤtze muͤſſen das Gute hervorrufen, oder wo es ſchon da war, kraͤftig befeſtigend erregen. So lenkt ein weiſes Urgeſetz ſelbſt das Boͤſe zum Guten und der Kampf gegen das Clima rief die Kunſt der Ueberwinterung der Gewaͤchſe waͤrmerer Climate in's Leben. Fremdlinge paradirten dann auf heimiſchen Boden und hoͤher wurden durch Contraſte die Sinne der Beſchauer belebt, und in dieſen fremdartigen Schoͤpfungen ergoͤtzten die Toͤne der fernher gewanderten Zugvoͤgel das Ohr. Wir wiſſen und empfinden, daß die Gaͤrtnerei eine Kunſt iſt, da ſie ſolche Genuͤſſe zu ſchaffen vermochte, wir ſtreiten aber nicht darüber, ob fie, wie einige glauben, ſchon naͤchſt der Baukunſt entſtanden, ob ſie mit Recht die zweite freie Kunſt der Welt genannt zu werden verdiene, wir wollen auch eben ſo wenig unterſuchen, ob ſie nach einer andern Theorie unter die ſchoͤnen oder unter die angenehmen Kuͤnſte gehoͤre, wuͤnſchen ihr aber, daß ſie beides ſein moͤge und halten in jedem Falle daran feſt, daß ſie eine freie Kunſt ſei 67 und weit erhaben über alles was Zunft heißt und ſich zuͤnftig geſtaltet. Die vaterlaͤndiſche Gartenbaukunſt, auf welche wir von jetzt an unſre flüchtigen Blicke allein richten wollen, hat alle ihre Ent: wickelungsſtufen der Zeit in ihren einzelnen Abtheilungen durch— laufen, ſie iſt den Beduͤrfniſſen der Zeit und deren Geſchmacke willig und treulich gefolgt, und hat ſich in jeder Epoche auf einem ehrenvoll ruͤhmlichen Standpunkte zu erhalten gewußt. So iſt der Gemuͤſebau und die Gemuͤſetreiberei als Reſultat erſten Beduͤrfniſſes von jeher mit Eifer und Umſicht in Sachſen betrie— ben worden, indeſſen hat gerade in dieſem Zweige der Gaͤrtnerei der Boden einen ſo entſchiedenen Einfluß, daß man den Gegen— den, wo dies nicht geſchieht, deshalb noch keinen Vorwurf zu machen berechtigt iſt, wenn ſie hinter andern zuruͤckbleiben moch— ten. Waͤhrend außerhalb der Grenzen, insbeſondere Thuͤringen, namentlich Erfurt, die Gegenden am Harz und um Bamberg vorzuͤgliches leiſten, ſo ſteht in Sachſen in dieſer Hinſicht die fruchtbare Gegend von Leipzig voran. Die Obſtbaumzucht hatte gegen Ende des verfloſſenen Jahrhunderts einen ſo hohen Schwung erhalten, daß ſie auch in Deutſchland in die Literatur uͤberging und die koſtbaren Werke, durch welche die in Kupfer geſtochenen und ſchoͤn colorirten Aepfel und Birnen, Pflaumen und Kirſchen theuer bezahlt wurden, be— weiſen, welchen Werth man auf die genießbaren ſetzte. Auch Sachſen beſitzt gute und wiſſenſchaftlich geordnete Baumſchulen und oft erfreuten uns bei unſern Ausſtellungen die neuen und ſeltnen Erzeugniſſe, welche als Produkte der Koͤnigl. Baumſchule im großen Garten, oder der ausgezeichneten Privatſammlung des Herrn v. Flotow, Directors im Finanzminiſterium, dieſelben zierten. 5 * 68 In den allgemeinen Sinn der Bewohner bes Königreichs ift das Beſtreben zum Obſtbau noch nicht eingedrungen, ſieht ſich von der Lauſitz und Boͤhmen, von der andern Seite von Weimar, Gotha und Altenburg darin uͤbertroffen, daher auch nicht unbe— deutende Summen fuͤr Obſtſorten in jene Gegenden gehen und in dieſer Beziehung in Sachſen noch viel gethan werden koͤnnte. — Der Weinbau hat ſich als beſonderer Zweig vom Obſtbau getrennt und durch Anregung kenntnißvoller Maͤnner und eines thaͤtigen Vereins, dem die praktiſche Wirkſamkeit moͤglich geworden, wird derſelbe ſeit einigen Jahren mit ſolchem Eifer betrieben, daß die ehemalige Qualitaͤt des Meißner Weines bald unter die my— thiſchen Relationen der Vorzeit ſich beſcheiden zuruͤckziehen wird. Das kuͤnſtliche Treiben des Obſtes, ſo intereſſant es an ſich iſt, geht aus Mangel an Nachfrage immer mehr in Sachſen zuruͤck, nur noch im Garten am japaniſchen Palais erfreut uns der Anblick von zeitigen Obſtſorten, da außerdem die Fortſchritte in den Methoden der Aufbewahrung des Obſtes und die Einfuhr von außen dem Beduͤrfniſſe entſprach. Merkwuͤrdig iſt indeſſen die Ananastreiberei auf den Erdbraͤnden von Planitz in der Naͤhe von Zwickau, wo vaterlaͤndiſche Erdwaͤrme ohne alle Beihuͤlfe von Heitzung dieſe edle Frucht eines tropiſchen Clima's entwickelt. Anders geſtalten ſich die Anlagen in franzoͤſiſchem und engliſchem Geſchmacke, ſo wie im freieren Style die Landſchaftsgärtnerei, nicht mehr dem unmittelbaren Beduͤrf— niſſe entſprungen, ſondern aus einer hoͤheren Anforderung der ge— muͤthlichen Stimmung entſtanden. Allgemein bekannt ſind fuͤr den erſten Fall die ehrwuͤrdigen Denkmaͤler der Vorzeit in Moritzburg und Sedlitz, für letzteren der durch reizende Parthieen und Fern⸗ ſichten ausgezeichnete große Garten bei Dresden, in der Leipziger Ebene der Park bei Machern und die neuere Schoͤpfung des Herrn Baron v. Ritzeberg bei Wurzen, dann der von der ver: ſtorbenen Graͤfin v. Schall angelegte Park von Gaußig bei Bi⸗ ſchoffswerda, die vorzuͤgliche Gaͤrtnerei von Zabeltitz bei Großen— hain, und wegen Ausdehnung und reizender Lage die Parkanlagen bei Wolkenburg und in der anmuthigen Berggegend bei Maren. Der ſchoͤne Schloßgarten in Pillnitz repraͤſentirt die Uebergangs— periode aus der Zeit der architectonifchen Gartenkunſt in den freieren, natuͤrlichen Styl und mit einer Fuͤlle von bluͤhenden Straͤuchern, ſchon durch die mannigfaltigen Formen und Schattir— ungen der Blaͤtter dem beſchauenden Auge gefaͤllig, uͤberraſchen uns die Schoͤpfungen aus der Hand der die Natur empfindenden und in veredeltem Abbilde wieder darſtellenden Gebruͤder Terſcheck. Angenehme Schoͤpfungen der Art umgeben ganz das benachbarte Leipzig und harmoniſch mitwirkend ſpricht ſich dort die Zierlichkeit aus, in welchen ſich die vielen Privatgaͤrten geſtalten. Der herr— liche Forſtgarten in Tharand hat den Vorzug, bei trefflicher An— lage der Kunſt, auch durch die Natur ſo unterſtuͤtzt zu ſein, daß kein Beſucher ihn ohne die groͤßte Befriedigung verlaͤßt. Die Handelsgaͤrtner geben den beſten Beweis vom Stande der Gaͤrtnerei in einem Lande, und von dem Sinne dafuͤr, welcher die Bewohner beſeelt. Im verfloſſnen Jahrhun— dert war der Boſe'ſche Garten in Leipzig, der Trier'ſche und Loͤhr'ſche Garten, und in Dresden der Herzogen Garten, letzterer durch den thaͤtig daſelbſt wirkenden Hofgaͤrtner Seidel als Gärten berühmt, in denen die damals neuen und ſeltenen Pflanzen er: zeugt und vermehrt und kaͤuflich an Liebhaber vertheilt wurden. Unſere Generation iſt gewohnt, den Namen Seidel niemals zu nennen, ohne daran das ſchoͤne Bild der Camellie zu knuͤpfen, denn ein neues Verdienſt ruht auf dieſem Namen, als der Ver— breitung dieſer herrlichen Pflanze. Kein Etabliſſement kann in 70 dieſer Hinſicht dem zur Seite geſtellt werden, welches Dresden den Schmuck verleiht, eine Sammlung von gewöhnlich 100,000 vorraͤthigen Exemplaren von Camellien beiſammen zu haben. Die ſchoͤnen Privatgaͤrten der früheren verdienſtvollen Directoren un: ſerer Geſellſchaft haben eine andere Beſtimmung erhalten. Die ausgezeichnete Kreyſig'ſche Sammlung iſt aufgeloͤſ't worden, und der eine Reihe von Jahren hindurch von Geſelligkeit und Freude belebte Garten von Eliſens Ruhe iſt ein bedeutender Handels— garten geworden, deſſen kenntnißreicher und thaͤtiger Beſitzer eine reiche Sammlung beliebter und gangbarer Pflanzen beſitzt und als Denkmal an den verewigten Beſitzer das ſchoͤnſte Sortiment von Rhododendreen, Azaleen, Orangen, Pelargonien, Roſen und Georginen bewahrt. Herr Schreiber auf der neuen Gaſſe beſitzt ein ſchoͤnes Etabliſſement für Zierpflanzen, eine reiche Samm— lung Georginen, und hat das Verdienſt mit Herrn Dreiſe und Vogel, dem Blumenhandel in Dresden eine geſchmackvollere Geſtalt gegeben zu haben. Bei ſolchen Fortſchritten laͤßt ſich hoffen, daß wie wir jetzt in anderen Faͤchern des Luxus die Stufe erreicht haben, auf welcher Paris etwa vor zwoͤlf Jahren geſtan— den, auch unſere Blumenhandlungen einſt auf die Eleganz ge: bracht ſehen duͤrften, mit welcher die Gaͤrtner des Faubourg St. Jacques auf dem Blumenmarkte in Paris ihre herrlich ge— zogenen Pflanzen zu ordnen verſtehen. Die Gaͤrten der Herren Maibier, Sommer und Wagner enthalten theils Zier— pflanzen, theils Baumſchulen, der des Letzteren insbeſondere noch große Sammlungen von Staudengewaͤchſen und ſchoͤnſten Geor— ginen. Auch in Leipzig ſind aͤhnliche Handelsgaͤrten, z. B. die der Herren Hahniſch und Wagner; in Großenhain beſitzt Herr Schulze eine vorzuͤgliche Baumſchule, Zierpflanzen und beſonders Hyacinthenzucht, in Chemnitz daſſelbe Herr Eichler. Manche aͤhnliche Inſtitute, welche ſowohl hier als anderwaͤrts den Beſucher erfreuen, würden bei einer ausführlicheren Aufzaͤhl— ung genannt werden muͤſſen. Privatgaͤrten haben endlich das vor den Handelsgaͤrten voraus, daß ſie ein treues Abbild vom Sinne des Beſitzers zu geben vermoͤgen. Derſelbe folgt mehr ſeiner Neigung, ſtrebt mehr nach Wechſel der Formen, als nach Maſſen von einerlei Art. Im Gegentheil laͤßt ſich in einem Privatgarten das Be— ſtreben, Sammlungen von Arten gewiſſer Gattungen zuſammen— zubringen, leichter erreichen. Unter den Privatgaͤrten in Dresden iſt jetzt der des Herrn Grafen v. Hoffmannsegg der erſte; ſeine Sammlungen zeichnen ſich durch Eigenthuͤmlichkeiten aus, und zum Tauſch und zu commerzieller Verbindung uͤberhaupt em— pfiehlt ihn die ſeltene Gruͤndlichkeit und Sorgfalt, mit welcher der Beſitzer ſeine Pflanzenarten beſtimmt und berichtigt. Der Garten des Herrn Dr. Struve unter der geſchickten Hand des Herrn Beck zeichnet ſich durch Zierlichkeit aus und erfüllt in er— wuͤnſchter Weiſe den Zweck, eine große Anzahl bei dem Gebrauche der heilenden Waͤſſer geneſende Perſonen erheitern zu koͤnnen. In Dresden ſelbſt iſt mir außer einigen Sammlungen von Cac— tusgewaͤchſen nur noch eine Sammlung bekannt, welche einer artenreichen Gattung gewidmet, eine vorzuͤgliche genannt werden darf. Es iſt dieß die ſchoͤne Sammlung von Roſen, welche Herr Dr. Ruſchpler in ſeinem Garten am Bade in der Koͤnigs— ſtraße geſchaffen und ſorgfaͤltig pflegt. Da aber jede Beſchreib— ung und Hindeutung auf den Eindruck, den die Manchfaltigkeit und Schönheit dieſer Sammlung in ihrer Bluͤthezeit hervor: bringt, kein irgend entſprechendes Bild zu geben vermoͤchte, ſo ſpreche ich nur den Wunſch aus, der gefaͤllige Beſitzer moͤge, wie er ſo gern thut, recht viele Beſchauer durch dieſen ſchoͤnen Ge— nuß noch recht lange erfreuen. Eine ähnliche, in ihrer Art ein: 72 zige Sammlung iſt die der Aurikel und Primel, welche Herr Hauptmann v. Eberhardt in Neunimptſch bei Gorbitz ſchuf und beſitzt und mit raſtloſem Eifer pflegt und vermehrt. Auch hier iſt wieder eine Zartheit der Bildung, eine Manchfaltigkeit der Nuͤancen und eine Zierlichkeit der Formen, welche ein be— ſcheidenes Bild vegetabiliſchen Lebens vor uns geſtaltet. Bedeu⸗ tend iſt in Leipzig die Cactusſammlung des Herrn Kob und die reiche und immer in Liebe gepflegte Sammlung von Stauden: gewaͤchſen des Herrn Kammerrath Frege in Abtnaundorf, ſowie die wiſſenſchaftlich bearbeitete Sammlung Georginen des Herrn Legationsrath Gerhard in Leipzig. Wiſſenſchaftliche eigentliche botaniſche Gärten be: ſitzt Sachſen drei, den aͤlteſten in Leipzig, den zweiten im Schloß⸗ garten zu Pillnitz und den dritten in Dresden. Eine Betracht: ung wiſſenſchaftlich botaniſcher Gaͤrten gehoͤrt aber nicht hierher. So viel uͤber Gaͤrtnerei und Gaͤrten, und noch ein Wort ſei er— laubt uͤber Bedeutung der Gaͤrtner. Fortſchritte in allen Faͤchern ließen auch die Gaͤrtnerei nicht hinter ſich zuruͤck, insbeſondere da die Gaͤrtnerei als Kunſt, auf Wiffenfchaft beruht, auf der Kenntniß der Pflanzen und der Erſcheinung ihres Lebens. Der Gaͤrtner iſt darum ein Diener der Natur! So wie die Natur ſich ihm bietet, ſo ſoll er ſelbſt auf fie wieder zuruͤckwirken, anſpruchslos und ein- fach ſie wieder aufnehmen, und ſo wie der Naturforſcher, immer uͤberzeugt bleiben, daß er, jemehr er auch lerne, nie auszulernen, nie die unendliche Natur in ihren Urgeſetzen und in ihren Gren⸗ zen zu erfaſſen vermoͤge. So wie die Pflanze harmlos da ſteht, immer in ungetruͤbter Geſelligkeit ihre Nachbarn beruͤhrend, oder ſie in Liebe umſchlingend und freudig mit ihnen empor⸗ 73 bluͤhend, zur Freude der an ihr theilnehmenden Menſchheit, ſo ſei der Gaͤrtner harmlos, und in ſeinem Beſtreben, das Gute zu wollen, beſeele ihn die milde Pflanzennatur, welche ur— geſetzlich von der ſie feſſelnden Erde auf ihrer Bahn unaufhalt— ſam nach oben emporſtrebt, den Zweck ihres Daſeins zu er— fuͤlen, ihre Bluͤthen und Fruͤchte der großen allgemeinen Har— monie des Weltlebens zum Opfer zu bringen. Wohin wir in der Pflanzenwelt blicken, iſt der Charakter der Ruhe und Milde, und ſelbſt die Schmarotzergeſchlechter der Orchideen bewohnen nur die Baͤume des Urwaldes, um deren kleine und unanſehnliche Bluͤthen zu verdecken und ſie ſelbſt, ihre ſie er— naͤhrenden Freunde, mit ihren eigenen prachtvollen Bluͤthen in Liebe zu ſchmuͤcken. Und in Wahrheit, es iſt nicht blos ein Bild oder ein Gleich— niß, ſondern Satz der Erfahrung, daß der Beruf des Gaͤrtners, wenn er mit ganzer Seele geuͤbt wird, daß dieſer taͤgliche Umgang mit harmloſen Geſchoͤpfen auch das ganze Weſen des Menſchen veredelt, ihm diejenige Ruhe und das allgemeine menſchliche Wohlwollen wieder aufpraͤgt, welches dann von Ge— neration zu Generation forterbt und manchen Familien die pa— triarchaliſche Weihe verleiht, welche ſich mit der edlen freien Kunſt der Gaͤrtnerei ſo wuͤrdig vereint. Moͤge die Gaͤrtnerei auch in dieſer Beziehung niemals zuruͤckſchreiten, ſie erhaͤlt ihr die Anerkennung der Welt! Und es iſt ja eben die unparteiiſche Anerkennung des Gu— ten, was da iſt, und ohne Unterſchied von Ort und Perſon war und in welcher es da iſt, und dann die Erkennung deſſen, und die wahre, innige Achtung vor dem, was wahrhaft hoͤher 74 iſt als wir ſelbſt, welche uns klar machen kann uͤber uns ſelbſt. Der allmächtigen Mutter Natur verborgenes Wirken Deutet kein ſterbliches Auge. Von ferne nur dämmert der Wahrheit Göttlicher Strahl den Blicken des redlichen Forſchers. — Des Irrthums Schwächen verzeihe die Freundſchaft; — des Lichts wohlthaͤtigen Schimmer Mehre, der Menſchheit zur leuchtenden, nie verlöſchenden Flamme, Höherer Wahrheit und geiſtigen Lebens allmächtiger Schutzgeiſt. Die Schichtenreihe unſrer Erdrinde, als Vorwort zur Betrachtung foſſiler Pflanzen. Ein Vortrag, gehalten von Dr. H. Bruno Geinitz in der Verſammlung der Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, zu Dresden. Blicken wir um uns in der Natur, werfen wir ernſtere Blicke auf die Geſtaltung unſerer Erdoberflaͤche, ſo liegt wohl nicht fern der Schluß, daß gewaltige Veraͤnderungen einſt wirken mußten, welche die jetzige Phyſiognomie unſerm Planeten aufpraͤgen konn— ten. — Mit la Place duͤrfen wir ausſprechen, daß ein Nebel— chaos einſtens das Weltall erfuͤllte. Erſt durch die ordnende Hand des Schoͤpfers lagerten ſich die Atome, die das Weltall erfuͤlleten, zu den einzelnen Himmelskoͤrpern zuſammen. Schwerkraft und Magnetismus, Elektricitaͤt und chemiſche Verwandſchaft, die Agen⸗ tien, welche die Atome belebten, mußten ihre kraͤftigen Wirkun⸗ gen aͤußern. Der Schwerkraft wurde die erſte Bildung unſerer Erde zuertheilt; der Magnetismus ſicherte ihr die Individualität in der Mitte der uͤbrigen Himmelskoͤrper, Elektricitaͤt gab der Erde die Axdrehung und ihre runde Geſtalt und chemiſcher Proceß iſt das maͤchtige Agens, welches die Stoffe ſchied und ſie vereinigte zu den mannichfachſten Gebilden. Bei dieſem Kampfe der Ele— mente aber entſtand die gluͤhendſte Waͤrme, welche den nun gebil— deten Weltkoͤrper ſchmolz. Eine hohe und dichte Atmosphaͤre von Waſſerdaͤmpfen und Luft umhuͤllte den gluͤhenden Erdball. Erſt, als durch Ausſtrahl— ung der Waͤrme die Oberflaͤche der Erde erſtarrt und allmaͤhlig erkaltet war, konnten ſich Waſſerdaͤmpfe an ihr verdichten und die 78 Erde ward mit einem Meere umguͤrtet. Bei der Erſtarrung der Erdkruſte aber entſtanden durch ungleichmaͤßiges Erkalten Riſſe und Spalten, durch welche das Waſſer eindringen konnte ins In⸗ nere, da wo noch immer geſchmolzene Maſſen ſich vorfanden. Daͤmpfe entſtanden von ungeheurer Spannung, einzelne Theile der Erdkruſte wurden gleich Schollen uͤber das Meer getrieben und ſo entſtand wohl das Feſtland. Geſchmolzene, nach und nach erſtarrende Gebirgsmaſſen, welche die horizontale Erdrinde in die ſchiefſten Stellungen brachten, wurden durch Dampfkraft hoch er- hoben. Solche Störungen der Niveauverhaͤltniſſe aber führten neue Umwaͤlzungen mit ſich. Das maͤchtig wogende Waſſer zer: truͤmmerte einen Theil des entſtandenen Feſtlandes und erſt, als größere Ruhe wieder eintrat, konnten ſich die zertruͤmmerten Maſ⸗ ſen, den Geſetzen der Schwere folgend, horizontal nur ablagern. — Von Zeit zu Zeit wurden neue Spalten in der immer ſtaͤrker werdenden Kruſte der Erde aufgeriſſen, durch welche Meerwaſſer wiederholt in ihr Inneres eindrang und durch ſeines Dampfes Gewalt neues Feſtland und juͤngere Gebirge emportragen mußte. Hierdurch wurden die Niveauverhaͤltniſſe der früheren Nieder: ſchlaͤge mehrfach geändert und in verſchiedenen Zeiten bei wieder eingetretener Ruhe der Gewaͤſſer juͤngere Meetesbildungen abge⸗ ſchieden. Und ſo wirkten abwechſelnd vulcaniſche Thaͤtigkeit und die Kraft der Gewaͤſſer fort bis auf unſere Zeiten, wo ſie, zwar großartig genug noch immer, uns doch nur eine ſchwache Ahnung noch geben von ihrer in fruͤheren Zeiten, wo die Erdkruſte duͤnner als jetzt war, viel großartigeren Thaͤtigkeit. — Schon ſeit den fruͤheſten Zeiten ſuchten denkende Männer die Urſachen der Ber: aͤnderungen unſerer Erde zu ergruͤnden, ſich umſchauend unter den jetzt noch am thaͤtigſten wirkenden Kraͤften, und immer kehrte der Blick auf jene zwei maͤchtigen Agentien zuruͤck, Waſſer und die vulcaniſche Kraft. Allein ſchroff treten noch bis in das 79 erſte Decennium unſeres Jahrhunderts die Theorien der Neptu- niſten und Vulcaniſten ſich ſtets entgegen und immer tragen die— ſelben das Kleid nur des Landes, das ſie erzeugte. Kein Wunder, daß aͤgyptiſche Prieſter und ihre Schule dem Neptunismus huldigten, da jaͤhrlich ihr Land vom Nil uͤber— ſchwemmt und an deſſen Muͤndungen neues Feſtland abgeſetzt wurde. Wie konnte Pallas andere Bildungen als die durch Ge— waͤſſer hervorgebrachten annehmen, und wie konnte er den Granit anders als das Gerippe unſerer Erde betrachten, da er ſeine Forſch— ungen doch meiſt in den weitausgedehnten Steppen Rußlands anſtellte, wo die zahlreichen Fremdlinge einſtiger Landes- und Meeres-Bewohner und die maͤchtigen Sand- und Geroͤll-Ab— lagerungen keinen Raum fuͤr eine Annahme vulcaniſcher Thaͤtig— keit ließen? Haͤtte unſer unſterblicher Werner, der Schoͤpfer der mineralogiſchen Wiſſenſchaft, wohl Vulcaniſt werden koͤnnen? Seine geologiſchen Beobachtungen erſtreckten ſich ja nicht weiter, als uͤber einen kleinen Theil des Saͤchſiſchen Erzgebirges und ſeiner naͤchſten Umgebungen, wo der Charakter der Lagerungsverhaͤltniſſe eine ziemliche Einfoͤrmigkeit darbietet. Griechen und Roͤmer aber, welchen am Aetna und Veſuv fo viele Beweiſe der jetzt noch wirkenden vulcanifchen Kraft wur— den, welche ganze Inſeln, wie Vulcano, ploͤtzlich aus dem Meere emportauchen ſehen, konnten ſicherlich keine anderen Anſichten von der Bildung und Umwandlung unſeres Planeten als vulca— niſtiſche einſaugen, da die Wirkungen der Gewaͤſſer ihnen ſtets nur untergeordnet erſchienen. Mit ihrer bluͤhenden Phantaſie ahneten fie ſchon damals den Zuſammenhang der Erdbeben und der Vulcane, wenn ſie jene Schwankungen von Cyclopen und Giganten herruͤhren ließen, die in der Werkſtaͤtte des Hephaͤſtos ſchmie— deten oder unter dem Drucke der auf ſie geſchleuderten Berge ſich Luft durch Zuckungen machen wollten. Und die erloſchenen Vulcane des 80 ſuͤdlichen Frankreichs waren es, welche den großen Buffon veran- laßten, unſere Erde und alle Planeten als ein abgeriſſenes Stuͤck von der noch weißgluͤhenden Sonne zu betrachten. — Allein erſt das Verdienſt der neuren Zeit, A. v. Hum boldt's und L. v. Buch's, hat uns gelehrt, daß bei Geſtaltung unſerer Erdrinde Vulcan und Neptun gleich maͤchtig wirkende Goͤtter waren. — Demnach ſind Glimmerſchiefer, Gneiß und aͤlterer Thon— ſchiefer das erſte Product der Erſtarrung unſerer Erdrinde. Rothe Porphyre und der Granit durchbrachen zuerſt die entſtandene Kruſte, himmelanſtuͤrmend bis zu den Hoͤhen des Brockens, der Rieſenkoppe und den hoͤchſten Gipfeln der Schweitz. — Die Formation des Grauwackengebirges iſt die aͤlteſte Ablagerung durch die Gewaͤſſer. Grauwackenſchiefer, Ue— bergangskalk und Grauwackenſandſtein ſind feine wich— tigſten Glieder. Die erſten Spuren der Erregung des Thier- und Pflanzenlebens kommen darin ſchon vor. Die Pflanzen gehoͤren nur den acotyledoniſchen Gewaͤchſen an, und das vollkommenſte, was wir von ihnen hier kennen, find die Reſte baumartiger Farren⸗ kraͤuter. Von der Thierwelt aber finden ſich häufig Korallen, zweiſchaalige Muſcheln und als entwickelteſte Form zeigen ſich krebsartige Thiere jetzt gaͤnzlich verſchwundener Geſchlechter, die Trilobiten. Gleich den ſechs Tagen der Schoͤpfung hat man auch fruͤher immer ſechs Hauptepochen neptuniſcher Bildungen unterſchieden, alle charakteriſiret durch eine eigenthuͤmliche, von der anderen ab— ſolut verſchiedenen Schoͤpfung, neuere Forſchungen wieſen noch eine ſiebente nach. Die Formation des Steinkohlengebirges, welches die vorigen Bildungen uͤberlagert, enthaͤlt die Reſte einer anſehnlichen 81 vegetabiliſchen Schoͤpfung, welche ſehr uͤppig und reichhaltig ge— weſen ſein mußte, um jene weit ausgedehnten, zu Kohlen verwan— delten Pflanzen ſich erzeugen zu laſſen, die wir in zahlreichſten Abwechſelungen zwiſchen Kohlenſandſtein und Schiefer— thon begraben finden. Hier ſind jene baumartigen Farrenkraͤuter und Equisetaceen, die in der vorigen Gruppe nur angedeutet waren, herrſchend geworden, und bezeugen das tropiſche Klima jener Zeit, unter welchem ſie allein gedeihen konnten. Von Thie— ren aber findet man Spuren nur. Das Kupferſchiefer- und Muſchelkalkgebirge, die eigentliche Floͤtzformation Werner's, iſt jünger als die des Steinkohlengebirges. Kalk- und Sandſtein-Bildungen, wie das Rothliegende, jenes grobe Conglomerat, welches die Bergwand von Heinsberg bildet, der Zechſtein des Thuͤringer Bergmanns mit ſeinem ſilberreichen Kupferſchiefer, der bunte Sand— ſtein und Muſchelkalk bei Jena und an den Vogeſen, der Keuper am oberen Neckar, wechſeln hier ab. Im Kupferſchiefer liegt ein Heer, doch nur wenige Arten, eckſchuppiger Fiſche begra— ben, waͤhrend wir in dem Zechſteine und Muſchelkalke viele zweiſchaalige Muſcheln erblicken, doch auch ohne Mannigfaltigkeit der Arten und Gattungen. Hier iſt es auch, wo die erſten kro— kodillartigen Eidechſen auftreten, und die Reſte des Luneviller Reptils zeigen durch ihre Rippen und Zaͤhne die anſehnliche Groͤße des einſt im Muſchelkalk dominirenden Sauriers an. Die vierte Gruppe neptuniſcher Geſteine iſt die an dem Jura, in Schwaben und England weit ausgedehnte Jura- oder Oolith-Formatien. Sandſteine und Schiefer haben hier bei weitem die Oberhand uͤber die Kalkablagerungen. In ihnen finden ſich Ammoniten⸗Geſchlechter in ihrer reichſten Entfaltung. Das häufige Auftreten von Inſecten und der höher entwickelten Fiſche 6 82 in vielen Hunderten von Arten unterſcheiden dieſe Formation von allen uͤbrigen. Die entwickeltſten Formen von Eidechſen, die nur den Hydern der Alten vergleichbar find, Plesiosaurus von 30“ Laͤnge mit Floſſen, Ichthyosaurus mit ſeinem 35 Wirbel ent— haltenden Schlangenhals, Megalosaurus von 60° bis 70“ Länge und 12“ bis 15“ Hoͤhe, gefluͤgelte Eidechſen und froſchartige Thiere von enormer Groͤße fuͤhren uns hier in die Welt der Wunder! — Solch ein froſchartiges Thier, ein Salamander aus dem Schiefer von Oehningen war es auch, welchen der alte verdienſtvolle Scheuchzer einſt als feinen „homo diluvii testis, oder Beingeruͤſt eines in der Suͤndfluth untergegangenen Men— ſchen“ beſchrieb. a In der Bildung der Kreide ſind Gruͤnſand und Kreide die beiden weſentlichen Glieder, welche auch in unſerer Naͤhe ſo ſchoͤn durch Quaderſandſtein und Plaͤner re— präfentirt find. Einer Suͤßwaſſerbildung, dem Waldclay der engliſchen Geognoſten, laſſen ſich thonige Schichten in Quader— ſandſtein von Niederſchoͤna bei Freiberg paralleliſiren, deren Reichthum an vorweltlichen Pflanzen nicht leicht uͤbertroffen wer— den kann. Reich ſind die Reſte der untergegangenen Schoͤpfung von Meerthieren auch in unſerem Kreidegebirge, aus dem ſchon 20 Arten haifiſchartiger Fiſche, Spuren von Inſecten, 5 Krebſe, von denen einer unſerm Flußkrebs verwandt iſt, 8 Anneliden, 275 Arten von Schaalthieren, 15 Radiarien und 32 Arten Ko> rallen bekannt ſind. Den ſechsten Tag der Schoͤpfung endlich repraͤſentirt die Epoche, welcher die Braunkohlenlager ihr Daſein ver— danken. Hier tritt ſchon gaͤnzlich ein anderer Charakter ein, welcher in jeder Beziehung dieſe Epoche zwiſchen die vorigen und 83 die jetzigen ſtellt. Groͤßere Ablagerungen aus ſuͤßen Gewaͤſſern fangen in dieſer Periode zum erſten Male an, ſich den bisher gewoͤhnlichen Meeresbildungen entgegenzuſtellen. Wohl mochten hierzu die klimatiſchen Verhaͤltniſſe, welche den jetzigen gewiß oft ſehr aͤhnlich waren, das Meiſte beitragen. Jedenfalls war die Erde ſchon mehr erkaltet als in fruͤheren Zeiten, und Eismaſſen konnten von den Polen her auch nach heißeren Gegenden ge— kommen ſein, ſo daß hier und da einzelne Gegenden ſich eines tropiſchen oder gemaͤßigten Klima's zu erfreuen hatten. Heiße Quellen mochten durch Kieſel- und Kalkabſcheidungen viel zu den Anſammlungen localer Suͤßwaſſerbildungen mit bei— tragen. Maͤchtige Ablagerungen von Braunkohlen, aus der Zer— ſetzung vorweltlicher Palmen- und Nadelhoͤlzer entſtanden, und andere noch hoͤher entwickelte Pflanzen, welche mit denen der Jetztwelt ſchon große Aehnlichkeit zeigen, ertheilen der ganzen weiten Braunkohlengruppe ihren Namen. Und in dieſer Gruppe zeigen ſich auch in der Schichtenreihe unſerer Erdrinde zum erſten Male die hoͤheren Wirbelthiere. Es iſt die Zeit der Braunkohlenbildung und der des Diluviums, welches un— mittelbar der jetzigen Schoͤpfung vorausging, die, in welcher großartige Landſaͤugethiere, wie das Mammuth, Rhinozeros, Mastodon, Megatherium, Deinotherium und Anthracotherium herrſchten, wie in der jetzigen Weltbildungsepoche der — Menſch! So iſt die Stufenreihe in der Entwickelung der Geſchoͤpfe in der Schichtenreihe unſerer Erdrinde unmoͤglich zu verkennen. Die aͤlteſten Formationen zeigten nur Spuren von Vege— tabilien, da die Erdkruſte noch zu heiß zum Gedeihen irgend einer Vegetation ſein mußte. Als aber neue Niederſchlaͤge wieder 84 erfolgt waren, und einmal ein tropiſches Klima auf unſerer Erde eintrat, konnten die Pflanzen wuchern, die wir in der Formation der Steinkohlen begraben finden. Damals mußte der Reichthum der Atmoſphaͤre an Kohlenſaͤuere noch ſo bedeutend ſein, daß nur wenig entwickelte Thierklaſſen exiſtiren konnten. Und in der That finden wir ja auch erſt in der darauf folgenden Periode das erſte Auftreten koloſſaler Eidechſen, welche in einer ziemlich ſchlechten Atmoſphaͤre zu athmen gewohnt find. Die Kohlenſaͤuere und der Waſſerdampf verſchwanden allmaͤhlig, immer mehr und höher entwickelte Geſchoͤpfe ſieht man in den oberen Niederſchlaͤgen be— graben, und bis auf unſere Zeit hin, wo der mittlere Gehalt der Atmoſphaͤre an Kohlenſaͤuere nur noch 18 vod ihres Volumens iſt, nahmen die Vegetabilien auch eine der Jetztwelt, namentlich aber den tropiſchen und gemaͤßigten Zonen immer aͤhnlicheren Charakter an. 85 Nachtrag. Waͤhrend der Zeit des Druckes dieſer Mittheilungen wurden noch als Mitglieder aufgenommen: Herr Dr. Bartolomaͤo Biaſoletto in Trieſt, als Ehren— mitglied; Herr Hofgaͤrtner F. Fintelmann in Charlottenburg, Garten-Direktor Lenné zu Sans-Sousi, und „ Garten: Direktor Otto in Schönberg bei Berlin als correſpondirende Mitglieder. Dresden, gedruckt bei Carl Ramming. erich ci * 0 ö * 9 un 15 nn si 2 — 1 — ige Mittheilungen BE über ers, | Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, in 5 Dresden. Im Auftrage der Geſellſchaft herausgegeben von dem dermaligen Seeretair derſelben Carl Traugott Schramm, Cantor an der Annenkirche, Lehrer an der Annenſchule, Mitglied des pädagogiſchen Vereins, des Königl. Sächſ. Vereins zur Erforſchung und Erhaltung vaterländiſcher Alterthümer, der Geſellſchaft für ſpezielle, beſonders vaterländiſche Naturgeſchichte zu Dresden, ſo wie Ehrenmitglied des Vereins zur Beförderung des Obſtbaues in der Oberlauſitz. Drittes Heft. — — ͤé—ͤ— = Dresden und Leipzig, in Commiſſion der Arnoldiſchen Buchhandlung. a 1843. tan nf BR in ae N 5 Einleitung. — — Die dritte Stiftungsfeier beging die Flora, Geſellſchaft fuͤr Botanik und Gartenbau in Dresden, beſonderer Umſtaͤnde wegen dieſes Jahr nicht den 22., ſondern den 25. Februar, Abends 6 Uhr, vor einer zahlreichen Verſammlung der Mitglieder und ihrer geehrten Gaͤſte, ſo wie vieler Freunde und Verehrer der Botanik im naturhiſtoriſchen Hoͤrſaale des Zwingers. Der Director der Geſellſchaft, Herr Hofrath Dr. Reichen— bach, ſprach zuerſt Folgendes: Hochverehrte Verſammlung! Es iſt eine alte, loͤbliche Sitte, den Tag eines in irgend einer Beziehung denkwuͤrdigen Ereigniſſes bei ſeiner jaͤhrlichen Ruͤckkehr zu feiern. Den guten Menſchen treibt ſchon die ihm angeborne dankbare Geſinnung, an ſolchen Tagen der Dank— gefuͤhle ſeines Herzens fuͤr das ihm geſchehene Gute ſich recht lebendig bewußt zu werden und Entſchluͤſſe zu faſſen, durch deren Ausfuͤhrung er in ſolchem Falle beabſichtigt, den Verhaͤltniſſen, in die er ſich zu einem dergleichen Ereigniſſe geſtellt ſieht, auch fuͤr die Zukunft wuͤrdig genuͤgen zu koͤnnen. Solche Empfindung mochte wohl auch die geehrten Mit— glieder der Gartenbaugeſellſchaft beleben, als ſie den Wunſch aus— ſprachen, den Stiftungstag unſeres Vereins, auch in dieſem Jahre wieder feſtlich zu feiern. In Folge dieſes Wunſches be— auftragten ſie mich, dieſe Feſtlichkeit einzuleiten, und ſo wuͤrde Flora III. 1 2 — ——— — mir etwa die Aufgabe geſtellt ſein, nachzuweiſen, inwiefern erſtens die Stiftung unſers Vereins in irgend einer Beziehung eine wichtige genannt werden koͤnne, um einer ſolchen Feier wuͤrdig zu ſein, zweitens in wiefern wir von Dankgefuͤhlen fuͤr ihre Ver— gangenheit beſeelt ſein koͤnnten, und drittens, wie wir endlich Entſchluͤſſe faſſen ſollten, fuͤr die Zukunft den Zwecken unſers Vereins wuͤrdig zu wirken. Es iſt aber eine andre alte Löbliche Sitte, daß man bei Feſten nicht ſo unbedingt von der Sache ſelbſt ſpricht, ſondern irgend einen Gegenſtand als Thema fuͤr ein Programm oder einen Vortrag auswaͤhlt, welches zu dem Zwecke, der einen Ver⸗ ein zuſammenhaͤlt, in irgend einer Beziehung geſtellt iſt. Und in vorliegendem Falle duͤrfte dies um ſo paſſender erſcheinen, als wir fuͤr den Hauptact der Feierlichkeit den Protokollvortrag des Herrn Secretairs erwarten, aus dem ſich, beſſer als ich dies ohne Angabe des Einzelnen darſtellen koͤnnte und leichter uͤberſichtlich ergeben wird, was der Verein im verfloſſenen Jahre erſtrebt und geleiſtet, und wozu er bei guͤnſtigem Verhaͤltniß wenig⸗ ſtens, für faͤhig geachtet zu werden, verdiente. Dieſen Haupttheil der Unterhaltung wuͤnſchte ich nur ein- leitend zu verkuͤnden und die Hoffnung auszuſprechen, daß dann noch eine practiſche Mittheilung durch Herrn Hofgaͤrtner Wend⸗ ſchuch folgen wird, nach deren Schluß aber, wenn dann Zeit ſein ſollte, ich noch einige Worte uͤber die Entwicklung organiſcher Weſen, insbeſondere der Pflanzen, anzuſchließen ſehr gern be- reit bin. über die Flora, Geſellſchaft für Botanik und Gartenbau, in Dresden, F bei der dritten Stiftungsfeier der Geſellſehaft am 25. Februar 1843 vom Herausgeber. Hochangeſehene, Hochzuverehrende Anweſende! Zum dritten Male haben ſich heute die Mitglieder der Geſell— ſchaft Flora fuͤr Botanik und Gartenbau, umgeben von vielen hochachtbaren Freunden und Gaͤſten hier verfammelt, um den Tag der Stiftung ihres freundlichen Vereins zu feiern, der nun ſeit den 15 Jahren ſeines Beſtehens, wenn auch prunk- und ge— raͤuſchlos, und groͤßtentheils nur auf ſich beſchraͤnkt, da ihm noch fo manche Mittel fehlen, mit denen viele unſerer Schweſter-Ver— eine ausgeſtattet ſind, namentlich in dem letztern Triennium, ſich eifrigſt bemuͤhte, ſeinem vorgeſteckten Ziele: „Allſeitige Befoͤrderung der Pflanzenkunde und Cultur, letztere vorzugsweiſe in Bezug auf das vaterlaͤndiſche Gartenbauweſen in allen ſeinen Zweigen“, immer naͤher zu kommen, und einen Ruͤckblick auf den Zuſtand und die Leiſtungen des zuletzt verfloſſenen Geſellſchaftsjahres zu werfen. Moͤgen auch die ſchoͤnen Hoffnungen, die ſich bei der vorjaͤhrigen Feier eroͤffnet hatten, und ſo ein Hauptwunſch „Er— langung eines eigenen Grundſtuͤckes“, um ſeine Zwecke ſicherer und feſter auf eigenem praktiſchen Wege zu erreichen, ſich vereitelt 13 3 haben, mögen wir uns immer noch nur mit einem geringen An- theile an einer Gartenanlage in einer entferntern Gegend unſers Vaterlandes, wo nur plutoniſche Kraͤfte regieren, und alſo von einem Selbſtſchaffen und Selbſtpruͤfen nicht die Rede ſein kann, begnügen muͤſſen; nichts deſto weniger dürfen wir muthlos wer— den, vielmehr von inniger Freude uns durchdrungen fuͤhlen, wenn wir bedenken, wie viele Theilnahme unſerm Vereine von Nah und Fern in dem dahin geſchwundenen Jahre zu Theil geworden iſt. Ich will es verſuchen, in Folgendem dieß darzuſtellen. Die Statuten find im Laufe dieſes Jahres zwar noch un- veraͤndert geblieben, allein bei dem erweiterten Geſchaͤftskreiſe der Geſellſchaft und der Ausfuͤhrung einiger ſchon in fruͤherer Zeit gefaßten Beſchluͤſſe wurde eine Reviſion derſelben um fo fühl- barer. Es iſt dieſelbe bereits vollendet, und es werden dieſe Sta— tuten in den naͤchſten Monaten vollſtaͤndig berathen, und dürften in der vorgeſchlagenen Form angenommen werden, und alsdann bald ins Leben treten. Von freudigen Empfindungen wird ſich aber gewiß ein jeder wohlmeinender Freund unſerer Zwecke durchdrungen fuͤhlen, wenn er vernimmt, wie die Zahl der Mitglieder ſich geſteigert hat. Denn wenn im vorigen Jahre der Beſtand derſelben die Zahl 98 erreicht hatte, von denen ſeit dieſer Zeit 4 freiwillig ausge⸗ ſchieden ſind, und ein Mitglied, Herr Auctionator Carl Ernſt Heinrich, uns durch den Tod entriſſen worden iſt, ſo iſt die Geſellſchaft bis zum heutigen Tage auf 144 angewachſen, ſo daß überhaupt 51, naͤmlich 6 Ehren-, 8 correſpondirende und 37 ordentliche Mitglieder aufgenommen worden ſind. (Verzeichniß der Mitglieder ſiehe am Schluſſe dieſes Heftes.) Außer den von den beſtehenden Commiſſionen und Deputa⸗ tionen gehaltenen Zuſammenkuͤnften, haben überhaupt 12 Haupt⸗ verſammlungen ſtatt gefunden, die faſt alle zahlreich beſucht wur⸗ 5 den, und in denen ſich ein lebhaftes Intereſſe der Anweſenden kund gab. Fanden in denſelben groͤßtentheils auch nur freie Be— ſprechungen uͤber Anfragen ſtatt, oder wurden Mittheilungen uͤber gemachte Beobachtungen ausgeſprochen, oder Leſefruͤchte zur all— gemeinern Kenntniß gebracht, ſo war doch dabei nicht zu ver— kennen, daß ſich bei Vielen der Grundſatz geltend machte: „Nicht nur zu nehmen, ſondern auch zu geben.“ So machte z. B. Herr Hauptmann von Eberhardt bie intereſſante Mittheilung: „Daß man in hieſiger Marien-Apotheke neuerdings auch den Verſuch gemacht habe, aus den Georginen— Blumen Farbeſtoff zu extrahiren. Dabei habe ſich denn ergeben, daß derſelbe mit Alcalien weingruͤn und mit Saͤuren roth werde. Zum Extrahiren im Weingeiſte brauche man etwa 3 Stunden Zeit. Verſuche zur Anwendung dieſes Farbeſtoffes hat man bis jetzt nur mit Papier gemacht, auf welchem, nachdem daſſelbe durch dieſe Subſtanz durchgezogen worden war, die Farbe nach 6 bis 8 Minuten hervortrat. In Betreff der Faͤrbung anderer Stoffe hat man noch keine Verſuche angeſtellt; jedoch bemerkte Herr Apotheker Raepple dabei, daß dieß wohl auch eine ſchwere Aufgabe ſein wuͤrde, dieſen Farbeſtoff auf andern Stoffen, z. B. auf Seide ꝛc. zu fixiren, indem derſelbe fo fein ſei, daß er ſich an der Luft ſehr leicht zerſetze. (Vergl. Mittheilungen über Flora de. Heft 2, S. 31 bis 34). Herr Dr. Raben horſt theilte das Weſentlichſte aus einer von Vogel in Muͤnchen der dortigen Akademie der Wiſſenſchaften vorgelegten Abhandlung uͤber das Abſorptions-Vermoͤgen der Pflanzen mit. Der geehrte Herr Referent ließ ſich alſo ver⸗ nehmen: „Die Aufloͤſungen der Salze, welche Vogel anwandte, waren im Allgemeinen von der Art, daß ſich 1 Theil Salz in 30 bis 40 Theilen deſtillirtem Waſſer aufgeloͤſt befand, wo— bei er die Vorrichtung getroffen hatte, daß das durch Ab— forption und Verdunſten verſchwundene Waſſer wieder erſetzt wurde. Zu jedem Verſuche wurden 2 Exemplare von verſchiedenen Pflanzen genommen, wovon das eine in die Aufloͤſung des Salzes, das andre in deſtillirtes Waſſer getaucht wurde. Aus den ſehr verſchiedenartigen angeſtellten Verſuchen hat ſich bis jetzt ergeben: 1) daß verſchiedene Pflanzen mit ihren unverletzten Wurzeln Salze abſorbiren, fruͤher oder ſpaͤter ſterben, und die Oxyde in Oxidale reduziren; und 2) daß Zink und Manganoxyd von der Pflanze abſorbirt wird, dieſelbe toͤdtet, ſelbſt aber nicht veraͤndert, nicht reduzirt wird. Die Cacteen ſind gegen die mineraliſchen Gifte ſehr unem— pfindlich, denn ſelbſt nach zehn Wochen hatten ſie noch nicht eine Spur von Kupfer abſorbirt. Pflanzen, welche viel kohlſauren Kalk enthalten, wie Charen, abſorbiren die Kupferſalze nicht, eben weil ſie durch ihren Kalkgehalt die Kupferſalze gleich zerſetzen. Hingegen Pflanzen, welche reich an Kieſelerde ſind, wie die Equi⸗ ſeten, abſorbiren die Salze. Vogel hat ferner viele Verſuche gemacht, um zu ermitteln, woher der oft ſo große Schwefelgehalt der Pflanzen komme. Das Schluß⸗Reſultat ſeiner Unterſuchungen iſt jedoch, daß noch nicht hinreichende Thatſachen vorhanden ſind, um mit Beſtimmtheit nachzuweiſen, woher der Schwefel entnommen werde.“ Herr Dr. Geinitz theilte aus einer Schrift Arago's, ver: anlaßt durch eine andere vom Profeſſor Schuͤbler in Tuͤbingen: „Ueber den Einfluß des Mondes auf unſere Atmosphaͤre,“ inter⸗ eſſante Bemerkungen mit. Wir erwähnen nur einige derſelben: Beim zunehmenden Monde falle mehr Regen, als beim abneh- menden; zwiſchen dem erſten Viertel und dem Vollmonde am meiſten, im letzten Viertel am wenigſten. | Auf dieſem Einfluffe des Mondes auf unfere Erd-Atmos⸗ phaͤre beruhen auch verſchiedene Witterungsregeln, ſo wie ver— ſchiedene Einrichtungen und Beobachtungen im Pflanzenreiche. So ſoll das Holz im abnehmenden Monde gefaͤllt werden, — was auch noch haͤufig beobachtet wird, und ſich auch beſtaͤtigen ſoll, wahrſcheinlich weil hier weniger Regen fällt; — Pflanzen und Blumenſaamen geſaͤet werden, um volle Blumen zu erhalten ꝛc. Korn zum Verkaufe ſoll man, wegen der Schwere, im Voll— monde ſchneiden, zum Aufbewahren aber im abnehmenden Monde. Dieſe von Schuͤbler aufgeſtellten Anſichten leugnet Arago. Herr Hofrath Dr. Reichenbach machte hierauf noch folgende Bemerkungen: Wenn uns auch im Pflanzenreiche gerade Nichts zu der Annahme eines Einfluſſes des Mondes auf daſſelbe be— rechtige, ſo fehle doch die Erſcheinung eines Nachtlebens im Pflan— zenreiche nicht, und es verhalte ſich das auch ganz anders im Thierreiche, wo das Nachtleben mehr abhaͤngig vom Monde her— vortrete, wie z. B. bei den vielen naͤchtlichen Inſecten, den Nagethieren und Raubthieren. So jagen Katzen, Loͤwen, Tieger, Unzen, Leoparden ꝛc. faſt nur zur Nachtzeit, am liebſten bei Mondſchein. Unter den Voͤgeln leben die Eulen, die Nacht— ſchwalben und Curucu's in ſuͤdlichen Laͤndern, ſelbſt Schnepfen und Rohrdommeln mehr naͤchtlich; und viele Thiere uͤben ihre Lebens⸗Functionen bei mondhellen Naͤchten weit kraͤftiger aus. Auch dei den Menſchen koͤnnen wir den Einfluß des Mondes nicht ableugnen, eine Sache, die allerdings mehr von der Em— pfindung abhaͤngt; aber ſich dennoch vielfach beſtaͤtiget, indem ſelbſt Krankheiten zur Zeit des Mondes mit weit mehr Kraft her: vortreten und andere mit ihm ab- oder zunehmen. Eine Abhandlung von unſerm geehrten correſpondirenden Mitgliede, Herrn Diaconus M. Peſcheck in Zittau, uͤber die 8 Frage: „Was machten die alten Römer für einen Ge— brauch von den Blumen?“ war von hohem Intereſſe für die Anweſenden. Doch ohne mich weiter uͤber dieſelbe zu ver— breiten, da ſie im naͤchſten Hefte der Mittheilungen uͤber Flora abgedruckt werden ſoll, erlaube ich mir nur folgende, vom erſten Herrn Director dabei gemachten Bemerkungen mitzutheilen. Dieſe Abhandlung gehoͤrt wohl zu den intereſſanteſten, die wir hier ſeit Jahren gehoͤrt haben. Aber die Blumen laſſen auch eine aͤußerſt zarte Symbolik in jeder Hinſicht zu; denn ſie ſind nicht allein von dem zarteſten Baue, ſondern es gewaͤhrt auch faſt Nichts einen ſolchen Zauber, einen ſolchen Reiz. Da: her ſchon aus den aͤlteſten Zeiten die anſprechendſten Mythen, z. B. über die Lothosblume, Nelumbium u. a. m. — Auch zur Sittengeſchichte des Menſchengeſchlechts tragen Betrachtungen uͤber die Blumen und deren Symbolik gewiß ſehr viel bei. So bringt das Kind freudig huͤpfend und laͤchelnd der Mutter einen Blumenſtrauß; der Geliebte ſucht in Blumen der Geliebten ſeine Gefuͤhle und Empfindungen ſeines Herzens auszudruͤcken; die Braut ſchmuͤckt ſich mit der ewig jungfraͤulichen Myrthe, und — dem geliebten Todten? — wir bringen ihm Blumen, Kraͤnze und Guirlanden, um ſein letztes irdiſches Ruhebette mit Zeichen der trauernden Liebe zu ſchmuͤcken, um ihn gleichſam weicher in den kuͤhlen Schooß der Mutter Natur zu betten. — Eine andere umfangreiche und wichtige Abhandlung unter dem beſcheidenen Titel: „Einige Bemerkungen uͤber die gefüllten Blumen der Gaͤrten“ von unſerm achtbaren correſpondirenden Mitgliede, Herrn G. A. Fintelmann, K. Pr. Hofgaͤrtner auf der Pfaueninſel bei Potsdam, wurde den Mitgliedern zur Einſicht vorgelegt, und dann beſchloſſen, dieſelbe im naͤchſten Hefte der Mittheilungen uͤber Flora mit abdrucken zu laſſen, weßhalb ſich denn auch Referent alles Weiteren dar- uͤber enthaͤlt. Unter den Abhandlungen aus Schriften anderer botaniſcher Vereine ſei mir verſtattet, hauptſaͤchlich auf folgende die Aufmerk— ſamkeit hinzulenken. Ueber die Vermehrung der Pflanzen durch Steckreiſer ic. unter Anwendung der Kohle vom Pro— feſſor Dr. Zuccarini in Münden. Dieſer überaus anzieh— ende und für die praktiſche Gärtnerei gewiß ſehr wichtige Auf: ſatz, welcher aus der Berliner allgemeinen Garten-Zeitung in das Archiv des Garten- und Blumenbau-Vereins fuͤr Hamburg, Altona und deren Umgegenden uͤbergetragen worden war, liefert eine Menge von Reſultaten, wie Pflanzen und Reiſer, Blaͤtter und Blattſtiele, Kelche ꝛc. vermehrt werden koͤnnen, indem man dieſe Theile in Kohlenpulver ſteckt; ein Verfahren, welches ſelbſt bei ſolchen Gewaͤchſen, die nach der bisher uͤblichen Behandlungs— weiſe ſelten oder nie Wurzeln machten, die guͤnſtigſten Erfolge zeigte, wie dieß eine ziemliche Anzahl von angefuͤhrten Beiſpielen beweiſet. Selbſt ſchon bewurzelte Pflanzen aͤußerten, wenn man den ſonſt gewoͤhnlichen Bodenmiſchungen eine verhaͤltnißmaͤßige Menge von Kohlenpulver, oft faſt bis zur Hälfte, zuſetzte, eine ungewöhnliche Vegetationskraft. Beſonders war dieß der Fall bei neu eingeſetzten Arum, Caladium, Begonia, Gesneria, Gloxinia und Scitaminea- Arten der Fall. Auch Cacteen gedeihen in einer Beimiſchung von Kohle ſehr gut; ſo wie nicht minder die Euphorbien, namentlich die mexicaniſchen, eine bedeutende Trieb— kraft in dieſer Bodenmiſchung zeigten. Als Mittel zur Kur kranker Pflanzen iſt die Kohle ſehr zu empfehlen. Dieß bewies ſich beſonders bei Orangen mit gelben Blaͤttern, welche, nachdem die obere Erdſchicht weggenommen und 10 ein Ring von Kohle eingeſtreut worden war, bald ihre gruͤne Farbe wieder erhielten; ebenſo die Gardenien. Dieß hat die Er- fahrung auch ſchon mannichfach beſtaͤtigt, da die Kohle eine be— lebende und conſervirende Kraft hat, die um ſo wirkſamer und zweckmaͤßiger ſich bewährt, wenn die Kohle ſelbſt vor der Anwend— ung erſt einige Monate der Luft und den Einfluͤſſen der Witter⸗ ung exponirt war. Aus den Mittheilungen des Gartenbau-Vereines im Groß⸗ herzogthume Heſſen (dritter Jahresbericht) war der Vortrag, „enthaltend einige Beobachtungen und Erfahrungen uͤber Som— mer⸗Levkoyen, insbeſondere die Erziehung von gutem, das heißt: ſtark ins Gefuͤllte ſchlagendem Sommer-Levkoyen-Samen,“ um ſo anziehender, als derſelbe eine Pflanzenart betrachtete, die wegen der Schoͤnheit ihrer Bluͤthen, der Verſchiedenheit der Farben, ſo wie des vortrefflichen Geruches derſelben laͤngſt zu den Lieblingen in unſeren Gaͤrten gezaͤhlt worden iſt, und welche wohl auch noch lange ein ſolcher bleiben wird. Nach Anhoͤrung dieſes Vortrags entſpann ſich eine lange und lebhafte Diskuſſion, uͤber dieſen Gegenſtand, eine Menge Fragen wurden aufgeworfen, Erfahrungen mitgetheilt, gemachte Beobachtungen nicht vorenthalten, und unſere Herren Praktiker beeiferten ſich, dieß Alles zu ſichten und die gewonnenen Reſul⸗ tate deutlich darzuſtellen. Wir ſchweigen jetzt daruͤber, da ſich der lebhafte Wunſch ausſprach, daß nicht nur dieſe Reſultate, ſondern auch die Abhandlung ſelbſt im naͤchſten Hefte der Mit- theilungen uͤber Flora ꝛc. abgedruckt werden moͤchte. (Siehe weiter unten). Die neueſten in den Gaͤrten Englands eingefuͤhrten und cultivirten Pflanzen wurden durch das vom Herrn Hofrath Dr. Reichenbach guͤtigſt dargebotene Botanical Register in trefflich 11 colorirten Abbildungen zur Kenntniß der Mitglieder der Geſell— ſchaft gebracht. Drei und zwanzig Exemplare ſchoͤnbluͤhender Pflanzen nebſt einer porzellanenen Platte mit Penſées, ſo wie eine vom Herrn Hofgaͤrtner Lehmann freundlichſt ausgeſtellte Collection von beinahe 100 Georginen⸗Varietaͤten kamen durch Verlooſung an die in den Verſammlungen anweſenden Mitglieder. In dieſem abgewichenen Jahre waren von dem Herrn Dr. Ruſchpler, den Herren Hofgaͤrtnern Lehmann und Wend— ſchuch und dem Herrn Kunſt- und Handelsgaͤrtner Liebig gegen 40 ſeltene und ſchoͤnbluͤhende Pflanzen ausgeſtellt, unter denen außer mehreren Orchideen, beſonders die vom Herrn Dr. Ruſchpler dargebrachten 4 Saͤmlinge von einer Theeroſe Reine de Golconde mit Belle Emilie befruchtet, darum merkwuͤrdig waren, weil dieſelben, erſt 4 bis 5 Monate alt, eine ſehr ſchoͤne blaßrothe Roſe hervorgebracht hatten. Zwei vom Herrn Hofgaͤrtner Wendſchuch erzogene reife Fruͤchte von Cydonia japonica, erregten nicht mindere Aufmerk— ſamkeit wegen ihrer bedeutenden Groͤße; ſo wie zwei vom Herrn Hofgaͤrtner Lehmann ausgelegten Samenkapſeln von Tweedia coerulea aus Buenos-Ayres, und ein getrocknetes Exemplar von Polygonum scandens aus Nord-Amerika. In mehreren Verſammlungen erfreute Frau Regierungs— Raͤthin von Schnackenburg die Anweſenden durch eine ziem— lich bedeutende, vortrefflich getrocknete, gut gehaltene, und theils in Bouquets, theils in Kraͤnzchen zierlich zuſammengeſtellte Col: lection verſchiedener Blumen, welche um ſo mehr Werth hat, als ſich die Farben derſelben außerordentlich gut erhalten haben. Die eifrige und ſorgſame Sammlerin bringt aber auch keine getrock— nete Blume unter einem Jahre in die Hauptſammlung, um ſie 12 erſt gehörig zu prüfen, und ſich zu überzeugen, ob die Farben conſtant find. Darum ward derſelben auch der lauteſte Beifall und die gerechteſte Anerkennung gezollt. Die Bibliothek wurde in dieſem Jahre nicht allein von der Geſellſchaft, ſondern auch von mehreren hieſigen und aus⸗ waͤrtigen Mitgliedern, ſo wie von Geſellſchaften, mit denen Flora in Verbindung ſteht, wohl bedacht, was ſehr dankenswerth zu bekennen iſt. Es wurden in dieſem Jahre 11 Schriften fortgeſetzt, dar: unter 4 als Geſchenke, und zwar: vom Herrn Geh. Finanz-Director von Flotow: „die Ver⸗ handlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Garten— baues in den Koͤnigl. Preuß. Staaten, Lieferung 32 und 33;“ von dem Vereine zur Befoͤrderung des Obſtbaues in der Oberlauſitz: „Fuͤr Freunde des Obſtbaues. Eine Zeitſchrift zur Befoͤrderung des Obſtbaues in Deutſch⸗ land. 3 Hefte;“ vom Herrn Hofgaͤrtner Boſſe in Oldenburg: „Das von demſelben herausgegebene vollſtaͤndige Handbuch der Blu— mengaͤrtnerei. Band 3;“ von dem Herausgeber dieſer Mittheilungen über Flora x. „das zweite Heft derſelben.“ Ferner wurde die Bibliothek mit 27 andern Schriften ver: mehrt; von denen 14 als Geſchenke eingegangen find: Vom Herrn Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Wagner: „Johann Chriſtian Schubert, Edler von Kleefeld. Eine deſſen An: denken gewidmete, von der oͤkonomiſchen Geſellſchaft im vom vom vom vom 13 Koͤnigreiche Sachſen gekroͤnte und von ihr herausgegebene Preisſchrift;“ Herrn Paſtor Dornick in Haynewalde: „Pomaria et vinaria Horati ana;“ Herrn Profeſſor Dr. Richter: „Catalogus plantarum horti regii Panormitani ad annum 1837. a Vincentio Tineo;“ Herrn Profeſſor Dr. Bartolomaeo Biasoletto: Relazione del Viaggio fatto nella primavera dell' anno 1838 dalla Maestä del Re Frederico Augusto di Sassonia nell’ Istria, Dalmazia e Montenegro del Dot- tore Bartolomaeo Biasoletto, Membro di Piu' Societa’ Accademiche. Trieste 1841. Herrn Kammerherrn von Carlowitz: „Deſſen gekroͤnte Preisſchrift: Verſuch einer Beantwortung der von der Fuͤrſtl. Jablonowski'ſchen Geſellſchaft der Wiſſenſchaften aufgegebenen Preisfrage: „„Wie kann der Anbau des Maulbeerbaums und die Seidenraupenzucht in Sachſen jetzt mit gluͤcklicherem Erfolge, als ehemals, befoͤrdert wer— den, ſowohl mittelſt neuer Vorſchlaͤge, als auch mit kluger Anwendung des im Auslande, vorzuͤglich in Frankreich, uͤblichen Verfahrens auf Sachſens eigenthuͤmliche Zuſtaͤnde und Verhaͤltniſſe?““ 1841;“ von der verehrl. K. K. Gartenbau-Geſellſchaft in Wien: a) Statuten und Reglement der K. K. Gartenbau-Geſell⸗ ſchaft in Wien, b) Verhandlungen derſelben im Jahre 1839, 1840 und vom 1841. 3 Hefte; Herrn Hofrath Dr. Reichenbach: a) Catalogo delle plante coltivate nell’ orto botanico agrario detto Dei Semplici in Firenze anno 1841. 14 b) Herbarien-Etiketten, oder Ueberſicht aller natür- vom vom lichen Pflanzen-Familien, Zuͤnfte und Gruppen Juſ⸗ ſieu's und aller neueren Autoren, mit fortlaufender Numerirung aller Gattungen. Zur groͤßten Zeiterſpar⸗ niß fuͤr Herbarienbeſitzer zuſammengeſtellt von H. Th. Ludwig Reichenbach; “ Herrn Partikulier Aug. Oemler: „Orchideae in tlie collection of Conrad Loddiges and Sons, Hackney, near London, arranged according to Dr. Lindley's genera and species; with their native countries. London;“ ö Herrn Profeſſor Dr. Kunze in Leipzig: Pugillus pri- mus plantarum, adhue ineditarum, seu minus cogni- tarum, quas annis 1838 — 1842 praeter alios, alio loco descriptas vel describendas, coluit hortus botanicus universitatis litterarum Lipsiensis. Seripsit Dr. Gusta- vus Kunze, horti praefectus et botan. prof. M. Maii 1842“ vom vom vom vom Herrn Dr. Geinitz: „Ueber Verſteinerungen des Herzog— thums Altenburg von Dr. H. Bruno Geinitz;“ Herrn Handelsgaͤrtner Schreiber: „Praktiſche Anleitung zur Treiberei und Kultur der vorzuͤglichſten Blumenzwie⸗ beln und einiger Knollengewaͤchſe fuͤr angehende Blumen⸗ liebhaber von C. F. Schreiber;“ Herrn Kammerrath Waitz in Altenburg: „Mittheilungen aus dem Oſterlande. Band V, Heft 1 bis 4 und Band VI, Heft 1 und 2;“ Herrn Kunſtgaͤrtner J. Rinz in Frankfurt am Main: „Verhandlungen des Vereines zur Befoͤrderung des Garten⸗ und Feldbaues, als Section der Frankfurtiſchen Geſell⸗ ſchaft zur Befoͤrderung nuͤtzlicher Kuͤnſte und deren Huͤlfs⸗ 15 wiſſenſchaften. Eine Zeitſchrift für praktiſche Gärtnerei, Landwirthſchaft und die verwandten Faͤcher. Erſter Band. Mit 8 lithographirten Tafeln. 1839.“ vom Herrn Diaconus M. Peſcheck in Zittau: „Philoso- phical Transactions, giving some Account of the Pre- sent Untertakings, Studies, and Labours, of the Inge- nieus, in many considerable Parts of the World. Reprinted according to the London Edition. Witten- berg, by C. C. Dürr. Vol. XLVII — LVII. 1768 — 1774.“ Wegen der immer mehr zunehmenden Zahl der Mitglieder wurde der Leſe-Cyclus in 2 Abtheilungen gebracht, und in dem erſtern 36, in dem letztern 37, alſo zuſammen 73 Nummern in Umlauf geſetzt. Gegen 40 neue Schriften ſind in den Verſammlungen zur Anſicht vorgelegt worden. Der Eingangs erwähnten Urſache wegen iſt die Wirkſam— keit der Flora nach Außen hin nur eine ſehr beſchraͤnkte, und die Pflanzen⸗ und Blumen⸗Ausſtellungen machten bis jetzt in dieſer Hinſicht immer noch den vorzuͤglichſten Glanzpunkt aus, und ver⸗ dienten theils wegen der ſeltenen und ausgezeichneten Pflanzen, theils wegen der großen Anzahl, theils endlich wegen des geſchmackvollen Arrangements derſelben gerechte Anerkennung, die ihnen auch zu Theil wurde, und dieß wohl mit um ſo mehr Recht, als ſie den bedeutendſten Ausſtellungen des ne an die Seite geſetzt werden konnten. Im Laufe des vorigen Jahres fand nur Eine Pflanzen⸗ und Blumen: Austellung nach dem vorher ausgegebenen Pro- 16 gramme (fiehe Mittheilungen über Flora ꝛc. Heft 2, S. 7 bis 10) Statt, da leider der anhaltend heiße und zu trockene Sommer zu nachtheilig auf die Vegetation eingewirkt hatte, als daß, ſelbſt bei der angeſtrengteſten Thaͤtigkeit in den Gaͤrten etwas Erfreu⸗ liches haͤtte erzielt werden koͤnnen; denn auch auf dieſe trug ſich das traurige Bild des Lebens uͤber, da ſich des Himmels Wolken nicht öffnen wollten, um labenden Regen den lechzenden Ge: waͤchſen zu ſpenden. Doch wenden wir unſere Blicke von dies ſem Bilde hinweg, das ſeine Schatten ja noch bis auf dieſe Tage ausgedehnt hat, und kehren zu dem verjuͤngenden Fruͤhlinge, der, wenn auch unter manchen rauhen Stuͤrmen und wolligen Schnee— flocken, ſo viele herrliche Kinder der Natur uns brachte, und uns taufende bei der vom 27. März bis 4. April gehaltenen Pflanzen⸗ und Blumen-Ausſtellung vereinigte. Dieſe Ausſtellung wurde dießmal um ſo mehr gewuͤnſcht und gehofft, als im verfloſſenen Jahre durch unvorhergeſehene Umſtaͤnde verhindert, keine dergleichen Ausſtellung zu Stande ge— kommen war. Dießmal verwilligte der, Alles was Kunſt und Wiſſenſchaft zu foͤrdern vermag, ſo gern unterſtuͤtzende Herr Staatsminiſter von Lindenau, den geraͤumigen Saal auf dem graͤflichen Bruͤhl'ſchen Wallgarten, welcher, ſchon durch ſeine Lage an der ſtets am meiſten beſuchten Promenade, das guͤnſtigſte Lokal für dergleichen Ausſtellungen iſt. Im Namen des Stell— vertreters des 2. Directors, Herrn Hofgaͤrtner Wendſchuch, unterzog ſich der Hofgaͤrtner dieſes Grundſtuͤcks unb botaniſche Gärtner der Akademie, Herr Lehmann, mit raſtloſer Anftreng- ung der Ausfuͤhrung dieſer Ausſtellung. Das ſchon mehrmals bei dergleichen Ausſtellungen von demſelben befolgte Prinzip wurde auch dießmal feſtgehalten, die Ausſtellung naͤmlich als das Ideal eines Gartens erſcheinen zu laſſen. Man ſahe alſo auch hier nicht eine Zuſammenſtellung von Blumentoͤpfen, wie man fonft 17 wohl dergleichen geſehen, ſondern der weit ausgebreitete Raum glich einem ſchoͤngruͤnen Moosteppich, von Wegen durchſchnitten und die uͤppigſte Vegetation der waͤrmeren Klimate bot eine Fuͤlle von bluͤthenreichen Baͤumen und Straͤuchern, deren praͤchtige Farben von allen Seiten einen Kontraſt gegen das lebensfriſche Gruͤn des den Boden bedeckenden Moosteppichs oder gegen die Belaubung der die uͤber dreißig Fuß hohen Waͤnde bekleidenden Baͤume und Gebuͤſche anderer Welttheile hervorriefen. Einen noch hoͤheren Kontraſt bot die freie Natur; die Fernſicht durch die Fenſter uͤber die Elbe, zeigte ſich von beſchneieten Gebirgen begraͤnzt und jener Schnee miſchte den einzigen Schmerz in die Freude, da er allein die Veranlaſſung war, daß die aus der Ferne zur Ausſtellung verſprochenen Gewaͤchſe zuruͤckblieben. Doch ungeſtoͤrt war die Harmonie, welche das Innere belebte. Dem Eintretenden gegenuͤber bot der Hintergrund eine durch Zimmer— werk geſchaffene Erhoͤhung, zu welcher jederſeits dekorirte Treppen emporfuͤhrten. Oben befanden ſich Ruhebaͤnke und von da aus ſchweiften die Blicke der Beſchauer wieder uͤber die bluͤhenden Pflanzen hinweg, bis zum Eingange. Zwiſchen den Treppen gruppirten ſich groͤßere Maſſen von Kamellien und Azaleen, im ausgedehnten Rondel vor ihnen erhoben ſich Gruppen von praͤch— tigen, groͤßtentheils aus Samen erzogenen Amaryllen, von Paeo- nia arborea und papaveracea, von den hochfarbigen neuen Cine: rarien und mannigfaltigen Primeln, Epaeris und Heiden. Herrn J. T. Seidel's Prachtexemplar von Acacia brevifolia zierte die Mitte. In einem zweiten groͤßeren Rondel, naͤchſt dem Ein— gange, ſtreckte eine über zwanzig Fuß hohe Araucaria Cunning- hami ihren pyramidalen Gipfel anf dem glaͤnzendglatten Stamme empor, in deren Naͤhe gruppirten ſich die neueſten Arten Acacia, neue Varietaͤten von Rhododendron arboreum, ausgezeichnet durch Schoͤnheit und Anzahl, ebenſo von Azaleen, Kamellien, Flora III. 2 18 Epacris, Viola tricolor grandiflora und mehrere andere. Ins⸗ beſondere zogen die höher aufſtrebenden Rhododendra, aus dem einfachen Weiß zu allen Nuͤancen zart roth und blau ſich weiter verbreitend, die Aufmerkſamkeit auf ſich. Die neuen Kamellien des Herrn Hofgaͤrtners Terſcheck sen. und die hoͤchſt vollkom⸗ men entwickelten Exemplare von Camellia reticulata des Herrn Petzold repraͤſentirten hier wieder dieſe durch Mannigfaltigkeit und ſolide Schoͤnheit ſo ausgezeichnete Gattung. Stellagen mit den wiſſenſchaftlich am meiſten beachtungs⸗ werthen Gewaͤchſen boten ſich an geeigneten Plaͤtzen dem forſchen— den Auge des Kenners, insbeſondere eine bezeichnet, durch den | hoch über ihr thronenden, reichbluͤhenden Wipfel einer Acacia dealbata des Herrn Hofgaͤrtners Mieth, von ſeltener Größe und Pracht. Hier ſtanden die Preispflanzen, hier auch der einem Greiſenhaupte aͤhnliche Kaktus: Pilocereus senilis. Anderwaͤrts wechſelten mit den botaniſch-werthvollen Pflanzen geſchmackvolle Dekorationen in Vaſen und zierlichen Kaͤſten mit Epheugewinden und mancherlei duftenden Blumen, wieder an anderen Orten traten plaſtiſche Geſtalten aus der Moosdecke und hielten bluͤhende Gewaͤchſe empor. Die kunſtreichen Haͤnde der Herren Handels— gaͤrtner Dreiſſe, Schreiber und Vogel hatten dergleichen insbeſondere thaͤtig geſchaffen. Am 27. Maͤrz fruͤh um 9 Uhr fanden ſich die Mitglieder der Ausſtellungs-Commiſſion in dem Lokale der Pflanzen- und Blumen-Ausſtellung ein, und nachdem eine allgemeine Beſichtig— ung der ausgeſtellten Pflanzen ſtattgefunden, begann eine Be— rathung uͤber die Vertheilung der Preiſe, deren Reſultat folgen— des war: Erſter Preis, „für die ſeltenſte, ſchoͤnbluͤhende, außereuro— paͤiſche, in bluͤhendem Zuſtande ſich befindende Pflanzen,“ traf Lalage ornata Lindl. aus Neuholland (mit Platy- 19 lobium ſehr nahe verwandt) eingefendet vom Herrn Han: delsgaͤrtner L. Liebig auf Eliſen's Ruhe. Zweiter Preis, „für eine ausgezeichnet ſchoͤn gezogene ältere Zierpflanze,“ wurde der Acacia brevifolia Lodd. des Herrn Handelsgaͤrtner J. T. Seidel zu Theil. In dieſer Beziehung noch ruͤhmlich erwaͤhnt wurden Herrn Hofgaͤrtner Terſcheck's Azalea indica elata fl. pleno und var. speciosa, eine baumartige, reichbluͤhende Azalea indica von Mr. Ferd. Garriques, die große Acacia dealbata des Herrn Hofgaͤrtners Mieth und die reiche Bluͤthentrauben entfaltende Wisteria chinensis des Herrn Handelsgaͤrtner W. Wagner. g Dritter Preis, „für zwoͤlf der ſchoͤnſten und zugleich ſelte— ner ſchoͤnbluͤhenden Pflanzen aus verſchiedenen Gattungen,“ wurde dem botaniſchen Gaͤrtner der Akademie, Herrn Hofgaͤrtner Lehmann, zuerkannt für: Acacia Falcicula Rehb. n. sp., Physolobium elatum Benth., Gompho- lobium polymorphum, Eriostemon buxifolium, Cerrea Harrisii, Epimedium violaceum, Cineraria Douglasii (in Gruppen), Rhododendron arboreum Burggravianum und Knight’s seedling, nebſt ponticum Cunninghami, Azalea indica neriiflora rubra und Victoria. Eine ruͤhmliche Erwaͤhnung fanden in dieſer Rubrik Herrn Liebig' s: Zenobia floribunda, Chorizema macrophylla, laneifolia, Hovea longifolia, Epimedium macranthum und Musschianum, Indigofera speciosa, Scottia trapezi- formis, Erica purpurea, coceinea, Mahonia fascicularis und repens. Vierter Preis, „fuͤr die gewaͤhlteſte und zugleich ſchoͤnſte Sammlung bluͤhender Arten und Abarten aus einer Gatt— ung,“ wurde gleichfalls Herrn Hofgaͤrtner Lehmann 2 * 20 zuerkannt fuͤr die Sammlung der im botaniſchen Garten aus Samen erzogenen braſilianiſchen Amaryllis-Arten. Ein Acceſſiſt hierzu kam auf ſechs Epacris campanulata hybrida, erzogen und geſendet vom Herrn Handelsgaͤrtner J. T. Seidel. f Fuͤnfter Preis, „fuͤr eine im Inlande aus Samen erzog— ene Abart einer holzartigen Gewaͤchshauspflanze, welche zum erſten Male bluͤht und von beſonderer Schoͤnheit iſt,“ wurde erkannt für Camellia Vierthaleri des Herrn Hof: gaͤrtners Terſcheck sen., und eine ruͤhmliche Erwaͤhnung in dieſer Hinſicht fand das Rhododendron arboreum Felbelii des Herrn Hofgaͤrtner Wendſchuch. Sechſter Preis, „fuͤr eine oder mehrere im Inlande erzog— ene Abarten einer beliebten krautartigen Pflanzengattung,“ fiel auf die Sammlung Viola tricolor grandiflora des Herrn Handelsgaͤrtner Schreiber. Siebenter Preis, ‚für beſonders ſchoͤn getriebene Früchte und Gemuͤſe,“ konnte wegen Ausbleiben derartiger Er— zeugniſſe nicht ertheilt werden. Eine beſonders ruͤhmliche Erwaͤhnung wurde noch den ele— ganten Dekorationen fuͤr Zimmer zu Theil, welche die Herren Handelsgaͤrtner Dreiſſe, Schreiber und Vogel geliefert hatten. Außer den genannten Herren hatte noch Herr Graf von Hoffmannsegg einige intereſſante Gewaͤchſe, z. B. eine aus— gezeichnet große Saxifraga ligulata Wall. aus Nepaul, Herr Kammerherr von Carlowitz eine Sammlung ſchon ziemlich großer immer gruͤner ſuͤdlicher Eichenarten, Herr Dr. Ruſchpler, der Beſitzer der groͤßten Roſenſammlung in Sachſen, ſehr wohl gehaltene Kamellien und bluͤhende Pyrus spectabilis, Cydonia japonica und Taxus hibernica, Fr. v. N., eine große Baum— 21 nelke, Herr Dr. Struve Kamellien, Akazien, Primeln und Oxalis purpurea geſendet, Herr Schmorl hatte Brunnenkreſſe ausgeſtellt. Ausgeſtellt hatten uͤberhaupt: Mr. Garriques 1 Pflanze, Fr. v. N. 1, Herr Handelsgaͤrtner Vogel 6, Graf von Hoff: mannsegg 7, Kammerherr von Carlowitz8, Handelsgaͤrtner Petzold 8, Dr. Ruſchpler 16, Handelsgaͤrtner Wagner 20, Kunſtgaͤrtner Beck von Herrn Dr. Struve 27, Hofgaͤrtner Terſcheck 27, Hofgaͤrtner Mieth 27, Handelsgaͤrtner Dreiſſe 31, Handelsgaͤrtner Sommer 32, Handelsgaͤrtner J. T. Seidel 42, Hofgaͤrtner Wendſchuch 86, Handelsgaͤrtner Schreiber 140, Handelsgaͤrtner Liebig 217, Hofgaͤrtner Leh—⸗ mann 936, Handelsgaͤrtner Maybier lieferte 255 und Han— delsgaͤrtner Schwarz 257 Dekorationspflanzen. Außer dieſen 2146 Pflanzen war noch eine andere faſt groͤßere Anzahl zur Ausfuͤllung der Raͤume verwendet worden, ſo daß eine impoſante und werthvolle Maſſe von Gewaͤchſen hier vereint war, um in ihrer Geſammtheit dieſen ſeltenen Genuß bieten zu koͤnnen. Waͤhrend der Ausſtellung wurden Aktien zur Verlooſung a 71 Neugroſchen ausgegeben. Die 1265 Aktien brachten die Summe von 316 Thlr. 74 Neugroſchen ein, wofür Pflanzen angekauft wurden. Die Gartenbaugeſellſchaft faßte indeſſen den Beſchluß, auch die fruͤher zur Dekoration von ihr noch beſonders erkauften Gewaͤchſe unentgeldlich zur Verlooſung zu geben, und fo geſtalteten ſich 740 Gewinne und 525 Nieten. Die Ver: looſung geſchah am 5. April öffentlich in geſetzlicher Weiſe und in Gegenwart der ganzen Commiſſion, und bald ſahe man in allen Straßen der Stadt wie die gewonnenen Pflanzen ihrer Be— ſtimmung zueilten, und manche Freude wurde durch dieſe Ver— looſung noch im ſtillen Kreiſe der Bewohner Dresden's und der Umgegend bereitet. — 22 Ueberhaupt ſprach ſich eine Theilnahme und Anerkennung fuͤr dieſe Ausſtellung aus, wie noch faſt niemals. Die Zahl der Beſuchenden war uͤber alle Erwartung groß und viele von ihnen führte der Dampfwagen aus der Ferne herbei. Auch Sr. Ma: jeſtaͤt der Koͤnig und Ihro Majeſtaͤt die Koͤnigin, ſo wie mehrere Glieder des hohen koͤniglichen Hauſes beehrten dieſelbe wiederholt mit ihrer Gegenwart und ſprachen ihren Beifall uͤber ſie aus. Die Preiſe beſtanden in beſonders dazu gepraͤgten Medaillen, auf welchen auf der einen Seite der Kopf der Göttin Flora ſich befindet, auf der andern Seite aber die Aufſchrift: „An— erkennung vorzuͤglicher Erzeugniſſe der Garten— Cultur,“ und in der Mitte derſelben: „Die Gartenbau— Geſellſchaft Flora in Dresden.“ Dergleichen Medaillen, von der Groͤße eines Thalers, wurden den drei zuerſt genannten Herren in Silber, den letztern in Bronze, begleitet mit einem Diplome, uͤberreicht. — Moͤgen wir die Preiſe auch nicht in Gold, und auch nicht dabei noch beſondere Geldpreiſe von 20 bis 30, ja ſogar von 100 Stuͤck Dukaten ausſetzen koͤnnen, wie es ſo manche unſrer Schweſter-Vereine vermoͤgen (denen aber freilich auch vielfache Unterſtuͤtzungen aus Staatsmitteln zu Theil werden, wie dieß aus ihren Berichten zu erſehen iſt), ſo iſt doch dadurch einem lange gehegten Wunſche der Geſellſchaft Gnuͤge geleiſtet, und ein großer Schritt zum Beſſern in unſerm Vater— lande gethan worden. Fuͤr die naͤchſte Fruͤhjahrs-Ausſtellung ſind bereits ſchon Vorbereitungen getroffen, und es iſt das von der Ausftellungs: Commiſſion, welche aus den Herren: Handelsgaͤrtner Liebig, als Vorſteher, Hofgaͤrtner Lehmann als Protokollanten, den Handelsgaͤrtnern Schreiber und J. T. Seidel, und Hof: * 23 gaͤrtner Wendſchuch befteht, verfaßte und von der Geſellſchaft genehmigte Programm, wie es anbei folgt, bereits vertheilet worden. Programm über die zu haltenden Pflanzen⸗ und Blumen⸗Ausſtellungen im Jahre 1843 in Dresden. Die hieſige Geſellſchaft Flora fuͤr Botanik und Garten— bau wird im Laufe dieſes Jahres, in den Monaten Maͤrz und September, zwei Ausſtellungen veranſtalten. Wenn die letztere vorzugsweiſe fuͤr Fruͤchte, Gemuͤſe und Georginen beſtimmt iſt, und uͤber welche ſpaͤter noch beſondere Beſtimmungen werden bekannt gemacht werden, ſo ſollen in der Fruͤhjahrs-Ausſtellung vorzuͤglich Pflanzen und Blumen, ſo wie getriebene Fruͤchte und Gemuͤſe beachtet werden. Es wird daher allen resp. Herren Gaͤrtnern und Garten— beſitzern, namentlich in unſerm Vaterlande, Folgendes zur guͤtigen Beachtung empfohlen: 1) Die Eroͤffnung der Fruͤhjahrs-Ausſtellung iſt in dieſem Jahre auf den 28. Maͤrz feſtgeſetzt; 2) die Einlieferung aller groͤßeren Pflanzen findet den 25. Maͤrz Statt; jedoch bleibt nachgelaſſen, kleinere Aus— ſtellungs-Pflanzen noch den 27. Maͤrz Vormittags ein— zuſenden; 3) die Dauer der Ausſtellung iſt auf 6 Tage feſtgeſetzt, ſo daß die Verlooſung der Pflanzen den 4. April Statt finden kann. Die zum Verkauf beſtimmten Pflanzen ſind deßhalb mit dem Preiſe in dem einzuſendenden Verzeichniſſe zu verſehen. 24 4) Den geehrten Herren Einſendern werden die Transport⸗ Koſten im Inlande, mit Ausſchluß der verkaͤuflichen Pflanzen, von der Geſellſchaft erſtattet werden. Jeder Gaͤrtner, Garten- oder Pflanzenbeſitzer des Koͤnig⸗ reichs Sachſen iſt berechtigt, Pflanzen u. ſ. w. zu den Aus⸗ ſtellungen einzuliefern, und ſich dadurch um folgende Preiſe, welche in ſilbernen Medaillen beſtehen und den Empfaͤngern mit einem von dem Directorio der Geſellſchaft begleitenden Schreiben uͤberſendet werden, zu bewerben: Erſter Preis. Fuͤr die ſeltenſte, ſchoͤnbluͤhende außereuro⸗ paͤiſche und gut cultivirte, im blühenden Zuſtande ſich be- findende Pflanze. Zweiter Preis. Fuͤr eine ausgezeichnet ſchoͤn gezogene, ſeltene, bluͤhende Pflanze. Dritter Preis. Für eine ausgezeichnet ſchoͤn gezogene ge- woͤhnliche Decorations-Pflanze. Vierter Preis. Für zwölf Stuͤck der ſchoͤnſten und zu⸗ gleich ſeltneren ſchoͤnbluͤhenden Pflanzen aus verſchiedenen Gattungen. Fünfter Preis. Für die gewaͤhlteſte und zugleich ſchoͤnſte Sammlung bluͤhender Arten und Abarten aus einer Gattung, jedoch nicht unter zwoͤlf Stuͤck. | Sechster Preis. Für eine oder mehrere im Inlande aus Samen erzogene Abarten einer holzartigen Gewächshaus: Pflanzengattung, welche zum erſten Male bluͤht und von beſonderer Schoͤnheit iſt. Siebenter Preis. Für eine oder mehrere im Inlande er: zogene Abarten irgend einer beliebten krautartigen Pflan- zengattung. Achter Preis. Für eine beſonders geſchmackvoll aus⸗ geführte Zimmer-Verzierung durch Pflanzen, Blumen ꝛc. 25 Auch find Bouquets, Blumengewinde ꝛc. mit inbe— griffen. 2 Neunter Preis. Für beſonders ſchoͤn getriebene Früchte und Gemuͤſe. Die Acceſſite fuͤr jede Nummer, wo dergleichen vorkommen, werden durch bronzene Medaillen honorirt. Die Entſcheidung uͤber Ertheilung der Preiſe geſchieht durch eine von der Geſellſchaft ernannte Commiſſion von fuͤnf Preis— richtern, welche aber noch durch auswaͤrtige Gaͤrtner und Bota— niker vermehrt werden ſoll. Um das Erziehen neuer und ſchoͤner Abarten in unſerm Vaterlande zu befoͤrdern, hat die Geſellſchaft noch folgenden Be— ſchluß gefaßt: F Wer außer der Zeit der Ausſtellungen ſolche neue und ſchoͤne Abarten aus Samen erzieht und zur Bluͤthe bringt, von denen er glaubt, daß ſie fuͤr die Pflanzenſammlungen von Werth ſein koͤnnten, hat das Directorium der Geſellſchaft Flora, mit Beifuͤgung der Zeit, in welcher er dieſelben einzuliefern gedenkt, in Kenntniß zu ſetzen, worauf daſſelbe die Preisrichter zu einer Verſammlung veranlaſſen wird, die eingeſendeten Pflanzen zu pruͤfen und ein genaues Protokoll daruͤber aufzunehmen. Dieſe einzelnen Einſendungen werden bei der naͤchſten Ausſtellung nach den abgefaßten Protokollen nochmals gepruͤft und den vorzuͤglich— ſten ebenſo, wie den Empfaͤngern der Preis-Medaillen, oͤffentliche Anerkenntniß zu Theil werden. Dresden, am 2. Februar 1843. Das Directorium der Geſellſchart Flora. für Botanik und Gartenbau. Dr. L. Reichenbach, C. A. Terſcheck, C. T. Schramm. 26 Mit der Treibegaͤrtnerei auf den Erdbraͤnden bei Planitz iſt Flora auch in dem letzten Jahre in Verbindung geblieben. Ohne nun fruͤher Geſagtes, wie die Lage der Kohlenſchichten, die Ent— ſtehung des daſigen Brandes, die Anlage und Einrichtung dieſer Treibegaͤrtnerei, das Gedeihen derſelben u. dergl. m., was in den beiden erſten Heften der Mittheilungen uͤber Flora ꝛc. enthalten iſt, hier zu wiederholen, beſchraͤnke ich mich nur auf das, was im vorigen Jahre daſelbſt geſchehen iſt. Die große Hitze und Trockenheit des verfloſſenen Sommers hatte dieſer Anſtalt be— ſonderen Nachtheil gebracht, zumal da der Waſſermangel hier um ſo fuͤhlbarer iſt, und der Vegetation der Pflanzenwelt um ſo groͤßeren, ja doppelten Nachtheil bringt, indem das Quellwaſſer endlich ganz verſiegte, das Waſſer eines in der Naͤhe liegenden Stollns nur ſparſam zugemeſſen wurde, und mithin alle in der Nähe befindlichen ſogenannten Tuͤmpel ausgeſchoͤpft werden muß⸗ ten, um nur den Topfgewaͤchſen und jungen Pflanzen einige Feuchtigkeit geben zu koͤnnen. Ja, die Noth wurde endlich ſo groß, daß man genoͤthigt war, das Waſſer eine Viertelſtunde weit herbeizuſchaffen. Und dennoch kann man das Ergebniß dieſer Treiberei ein befriedigendes nennen, indem die Pflanzen im All: gemeinen gut ſich hielten, und von denjenigen, welche daſelbſt be— ſonders cultivirt werden und namentlich in der dortigen Gegend Abgang finden, eine uͤberaus reichliche Vermehrung Statt ge— funden hat, ſo daß immerbluͤhende Roſen in 160 Varietaͤten, Gardenia radicans mit ihren ſchoͤnen, porzellanartigen und einen herrlichen Geruch verbreitenden Blumen, Camellien, Azaleen, Rhododendreen, Fuchſien, Erythrinen, Orangen ꝛc. zu Hunderten, von den erſtern Arten ſelbſt zu Tauſenden, vermehrt worden ſind. Beſonders ſchoͤn gedeihet daſelbſt Orangerie, da die aus der Erde ſtroͤmenden Waſſerdaͤmpfe derſelben in einem hohen Grade guͤnſtig ſind; und wundern darf man ſich daher nicht, wenn veredelte 27 Orangen in einem Jahre theils Triebe von 1 Elle Laͤnge machten, theils kleine Kronen bildeten, und die Blaͤtter eine Laͤnge von 8 bis 9 Zoll und eine Breite von 4 bis 5 Zoll erhielten. In der Gemuͤſetreiberei iſt keine Veraͤnderung vorgenommen worden, und es hat ſich auch uͤbrigens nichts Beſonderes dabei ereignet. Die Melonenzucht gab bei der fuͤr dieſe Frucht ſo guͤn— ſtigen Witterung eine reichliche Aernte. Die Cultur der Ananas gedieh vortrefflich, und beſtaͤtigte vom Neuen den ſchon vor mehreren Jahren gemachten Aus: ſpruch: „Daß ſich dieſe Treibegaͤrtnerei zu Nichts ſo ſehr eigene, als zur Ananaszucht.“ Erbaut wurden daſelbſt wiederum 2 Ananaskaͤſten, jeder 20 Ellen lang, und 3 Ellen breit; 2 andere gleiche Kaͤſten blieben wegen Mangel an Baumaterialien unvollendet, da dazu erſt ein neues Stuͤck Land in der Verlaͤngerung nach Weſten eingefriedigt werden mußte. Mag den bisherigen Actionairs bis jetzt auch noch keine Dividende zu Theil geworden ſein, da der alljaͤhrige Ueberſchuß zur Erweiterung und Verbeſſerung der Anlage verwendet worden iſt, indem noch uͤber 100 Stuͤck Actien unterzubringen ſind, ſo iſt doch gewiß dem Unternehmen, das einzig in dieſer Art daſteht, die allgemeinſte Theilnahme zu wuͤnſchen. Hoffentlich wird ſich dann dieſelbe um ſo eher finden, wenn nur erſt die Statuten die Confirmation werden erlangt haben, was um ſo nothwendiger wird, da ein laͤngerer Verzug dem Ganzen nur zu großen Nas theil bringen muß. Mit auswaͤrtigen botaniſchen Geſellſchaften und Gartenbau— Vereinen iſt die Verbindung moͤglichſt zu erhalten geſucht, mit andern Verbindungen angeknuͤpft, und nie verabſaͤumt worden, 28 denſelben zu uͤberſenden, was von der Geſellſchaft Flora zum Drucke gefoͤrdert worden iſt. In beſonderer freundlicher Verbind— ung aber ſteht bis jetzt Flora mit der Weinbau-Geſellſchaft im Koͤnigreiche Sachſen, mit dem Garten- und Blumenbau-Vereine in en Altona und deren Umgegenden, mit der Koͤnigl. Schwediſchen Sarenbau-Befäfgat in Stockholm, mit der Kaiſerl. Ruſſiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Moskau, mit der Koͤnigl. Baieriſchen botaniſchen Geſellſchaft in Regensburg, mit der Kaiſerl. Oeſterreichiſchen Gartenbau-Geſellſchaft in Wien, mit dem Vereine zur Befoͤrderung des Obſtbaues in der Oberlauſitz, mit der naturforſchenden Geſellſchaft des Oſterlandes, mit der pomologiſchen Geſellſchaft zu Altenburg, ſo wie mit dem Vereine zur Befoͤrderung des Garten- und Feld— baues, als Section der Frankfurtiſchen Geſellſchaft zur Beförderung nützlicher Kuͤnſte und deren Huͤlfs— wiſſenſchaften, in Frankfurt am Main. Werfen wir endlich noch einen Blick auf unſere Caſſenver— haͤltniſſe, ſo haben wir Urſache uͤber deren guͤnſtige Geſtaltung uns zu freuen; denn trotz einer Ausgabe von 370 Thlr. 6 Ngr. 3 Pf., iſt doch am Schluſſe des Jahres, incl. der zehn Stüd Actien der Treibegaͤrtnerei, a 25 Thlr., ein Beſtand von 423 Thlr. 21. Ngr. 4 Pf. geblieben. 29 So wird denn dieſer der Wahrheit treu gegebener Bericht darthun, daß ein reges Streben die Flora belebte, ihrem vorge— ſteckten Ziele immer naͤher zu kommen, und ihre Beſtrebungen immer gemeinnuͤtziger zu machen. Gewiß nicht undankbar iſt ſie gegen diejenigen geweſen, die ſich ihrem freundlichen Vereine an— geſchloſſen haben. Mußte ſie ſich auch oft nur mit dem guten Willen begnuͤgen, ohne zur wirklichen That ſchreiten zu koͤnnen, ſo lag dieß in Umſtaͤnden, die ihr ſchon oͤfters bei Ausfuͤhrung ihrer Beſchluͤſſe hindernd in den Weg traten, und welche ſie weg— zuraͤumen, nicht immer im Stande war. Sie wird ſich aber beeifern, das noch zu erzielen, wenn auch vielleicht erſt ſpaͤter, als ihr lieb iſt, was ihr bis jetzt unmoͤglich war, und ihre Wirkſam— keit uͤber das geſammte theure Vaterland auszubreiten ſuchen. Denn Flora iſt uͤberzeugt, daß durch Erweiterung ihrer Zwecke und Erreichung ihrer Beſtrebungen nicht nur im Allgemeinen ein großer Gewinn erlangt werden, ſondern auch in der Umgeb— ung der harmloſen Geſchoͤpfe der Natur das ganze Weſen des Menſchen veredelt, und fein Inneres mit einer Ruhe erfuͤllt wird, wie ſie ihm die Außenwelt ſelten zu geben vermag. Darum: „Wandle mit der Natur in harmoniſchem Einklang, und deine Wege find Friede!“ — Praktiſche Mittheilungen vom Herrn Hofgärtner Wendſchuch. J. Wir find heute zum 15=jährigen Wiegenfeſte unſerer Geſellſchaft Flora fuͤr Botanik und Gartenbau, der ich als ein Mitglied anzugehoͤren, die Ehre habe, freundlich vereinigt. Es ſei mir da— her erlaubt, bei dieſer Feierlichkeit einige darauf Bezug habende Worte auszuſprechen. Deutſchland hat in der neuern Zeit einen bedeutenden Aufſchwung in Betreff der hoͤhern Gartenkultur, und zumal in der Vermehrung von Zierpflanzen genommen; wir koͤnnen uns den Franzoſen und Niederlaͤndern kuͤhn zur Seite ſtellen, und ſtreben immer mehr Englands großartigem Wirken in dieſer Hinſicht nachzueifern. Gartenbaugeſellſchaften ſind in vielen Staͤdten Deutſchlands gegruͤndet worden, jaͤhrliche Blumen— und Frucht-Ausſtellungen ermuntern und erwecken immer mehr den Sinn fuͤr Florens und Pomonens liebliche Erzeugniſſe. Es iſt wohl nicht zu verkennen, daß der Einfluß der Naturwiſſen— ſchaften, die mehr und mehr in den Schulen heimiſch werden und im praktiſchen Verkehr Anklang finden, auch auf den Gar— tenbau wohlthaͤtig einwirkt. Wir ſehen hier, wie Wiſſenſchaft und Kunſt traulich Hand in Hand gehen und durch gemein— ſames Wirken nur Großartiges ſchafft. Ausgezeichnete Gaͤrtner, wie ein Micheli, Miller, Wendland, Schott, Sweet und andere, haben gezeigt, daß zwiſchen praktiſcher Gartenkunſt und Botanik keine ſtrengen Grenzen zu ziehen ſind, daß hier 31 keine Zunft, kein Kaſtenſinn dem freien Wirken des Geiſtes ent— gegengeſetzt werden kann. Nur durch das Studium der natuͤr— lichen Pflanzenfamilien, durch genaue Bekanntſchaft der ver— wandten Pflanzengattungen find wir im Stande auf eine ſichere Weiſe intereſſante Hybriden zu ziehen und dadurch unſere Cata— loge jaͤhrlich mit neuen Namen und Erzeugniſſen zu ſchmuͤcken. Verſchiedene Zeitſchriften verkuͤnden uns die immer ſich ſteigernde Progreſſion der Novitaͤten der Flora und zeigen uns den Stand: punkt an, auf welchem wir ſtehen, immer mehr anregend zu neuem Schaffen und Gedeihen. Auch unſer Dresden nimmt hier eine ehrenwerthe Stelle ein, und unſere verehrte Geſellſchaft wirkt nur wohlthaͤtig dahin. Wir haben uns ſchon ſo mancher wiſſenſchaftlicher Vortraͤge zu erfreuen gehabt, moͤchten aber auch immer mehr unſere Gartenkuͤnſtler uns von Zeit zu Zeit von ihrem praktiſchen Wirken Notizen geben, und uns durch Vor— traͤge erfreuen, damit ein gemeinſames Wirken der Theorie und Praxis erſtrebt werde. Denn was die Kultur von Zierpflanzen, namentlich der Camellien anlangt, ſind wir hier wohl auf dem hoͤchſten Standpunkte; was die Anlagen, die Treiberei, die Obſt— baumzucht u. ſ. w. betrifft, ſo koͤnnen wir hier nur Erfreuliches aufweiſen, und in Bezug der Kunſt des Vermehrens und Ver— edelns nehmen unſere Gartenkuͤnſtler ſicher den erſten Rang mit ein, denn große und zahlreiche Sendungen von Pflanzen, die ja bekanntermaßen von hier alljaͤhrlich in's Ausland gehen, geben da von den beßten Beweis. | Aber eins, meine verehrten Anweſenden, geht uns noch ab, es fehlt uns ein Organ, welches unſere Leiſtungen verkuͤndet, und uns in ſo vielfacher Beziehung Nutzen ſchaffen koͤnnte. In kleinen Städten erſcheinen ſchon Gartenzeitungen. Sollte denn hier in dem kunſtſinnigen Dresden dieſer Plan nicht auch aus— zufuͤhren ſein? Er wird es gewiß, ſobald ein trauliches Zu— 32 ſammenhalten die verehrten Mitglieder unſerer Geſellſchaft ferner beſeelt. Darum erlaube ich mir zum heutigen Feſte, um es zu verherrlichen, meine hochgeehrten Anweſenden, den Vorſchlag zu thun, eine Gartenzeitung zu gruͤnden, wozu eine Commiſſion aus unſrer Mitte gewaͤhlt werden, und in einer der naͤchſten Zu— ſammenkuͤnfte uͤber die Einrichtung des Werks uns Vorſchlaͤge thun moͤchte. Ein ſolches Unternehmen durch gegenſeitige freund— liche Mittheilungen der Wiſſenſchaft und Kunſt kann uns in vielſeitiger Hinſicht Nutzen bringen, und unſrer Stellung erſt Be: deutung geben. Was die Berliner Gartenzeitung fuͤr Nutzen geftiftet, mag uns dabei zum Vorbilde dienen. Mögen dieſe wohlgemeinten Worte daher beherzigt werden und Anklang finden. Ich wuͤrde zum heutigen Feſte an Vorſtehendes noch eine Mittheilung uͤber Erfahrungen der fruͤhzeitigen Treiberei an— knuͤpfen, wenn ich nicht befuͤrchten muͤßte, fuͤr heute die Zeit zu ſehr in Anſpruch zu nehmen, kann jedoch nicht umhin, meine verehrten Anweſenden, Ihnen vorerſt wenigſtens einige Fruͤchte dieſer gemachten Erfahrungen in natura vorzulegen, und ergebenſt zu bitten mir zu erlauben, dieſe Mittheilungen den naͤchſten Ver: ſammlungstag vorzutragen. *) Dieſelben folgen wegen des Zuſammenhanges unter II., obgleich der Zeitfolge nach erſt dem nächſten Hefte zugehörig. II. Einige Worte über frühzeitige Gurkentreiberei. Die fruͤhzeitige Treiberei von Gemuͤſen und Fruͤchten bildet wohl eine der intereſſanteſten Branchen der Gartenkunſt und belohnt in mehrfacher Hinſicht die darauf verwendete Muͤhe. Auch ich \ 233 habe mich mit beſonderer Liebe dieſem praktiſchen Theile der Gaͤrtnerei gewidmet; erlauben Sie daher, hochgeehrte Anweſende, eine Erfahrung in dieſem Fache Ihnen hier vorzutragen. In der Familie Cucurbitaceae, Kuͤrbisgewaͤchſe, nimmt die Gurke, Cucumis sativus, gewiß einen ſehr vorzuͤglichen Rang ein. Ihr Nutzen und mehrfacher Gebrauch fuͤr die Hauswirth— ſchaft iſt allgemein bekannt und anerkannt, ſo daß man ſich im— mer beſtrebt hat, ihre Fruͤchte ſo zeitig als moͤglich zu erzielen. Es iſt mir nach mehrſeitigen Verſuchen auch gegluͤckt, mein Ziel zu erreichen, faſt das ganze Jahr hindurch a Gurken zu erbauen. Dieß Letztere aber haben wir einer beſondern Sotte der Gurke, die man zu den ſogenannten Schlangengurken zählt, zu danken, und dieſe iſt durchaus dazu noͤthig. Ihre Kerne (Samen) ſind unter dem Namen der weſtindiſchen Gurke erſt ſeit einigen Jahren in die deutſchen Gärten aus Weſtindien einge: fuͤhrt worden. Im Sommer gedeiht ſie ebenfalls bei uns im freien Lande, im Miſtbeete gezogen werden die Fruͤchte aber groͤßer und erlangen eine Länge von 20 — 24 Zoll, und bei dieſer Größe zeichnen ſie ſich durch den feinſten Geſchmack vor allen andern Gurkenſorten aus. Um ſie aber fruͤhzeitig im Winter zu trei— ben, muͤſſen gewiſſe Kunſtgriffe beachtet werden, und dieſe ſind folgende: Man zieht ſie naͤmlich nicht mehr aus Saamen, wenn man die Pflanzen einmal beſitzt, ſondern aus Stecklingen, und hat dabei den Vortheil, daß ſie weit ſchneller reichlichere und fruͤhere Fruͤchte tragen. Die Stecklinge werden in kleinen Toͤpfen im Miſtbeete gezogen, ſind ſie gehoͤrig gewurzelt, in groͤßere Toͤpfe gepflanzt, und darauf in ein warmes Haus oder in einen Ana— naskaſten, welcher eine Wärme von 12 — 15 Grad Reaumur haͤlt, gebracht, in die Naͤhe der Fenſter geſtellt und an Staͤben aufgebunden. Von Zeit zu Zeit, je nachdem es noͤthig, hat man Flora III. 3 34 aber ja nicht zu verabſaͤumen, ſie in groͤßere Toͤpfe zu ſetzen. Man nimmt hierzu eine kraͤftige Miſtbeeterde mit etwas Sand und Schlamm vermiſcht. Zur Erzielung von Fruͤchten iſt aber durchaus dabei noch Folgendes zu beachten: Die Gattung Cueu- mis gehört bekanntermaßen zur Linneiſchen Claſſe Monoecia, es ſind alſo hier, wenn auch auf einer Pflanze, doch maͤnnliche und weibliche Bluͤthen getrennt; da hat man nun nicht zu verſaͤumen, durch kuͤnſtliche Befruchtung der Natur zu Hilfe zu kommen, da im verſchloſſenen warmen Hauſe im Winter weder Luftzuͤge noch Inſecten Zugang finden, welche den Bluͤthenſtaub weiter tragen koͤnnten, um fo wie im Freien die Befruchtung zu befördern. Die Befruchtung geſchieht daher mit einem feinen Pinſelchen, mit welchem man den Bluͤthenſtaub (Pollen) auf die Narbe der weiblichen Bluͤthe uͤbertraͤgt. Ohne dieſe kuͤnſtliche Aus- oder Beihilfe wuͤrde man nicht reuͤſiren und durchaus keine Fruͤchte erhalten. In England, dem Lande des Voranſchreitens der Garten— kunſt, hat man ſchon ſeit laͤngern Zeiten eigene zum Treiben ein— gerichtete Gurkenhaͤuſer; man bediente ſich aber hierzu, wie auch ſeither bei uns, der ſogenannten engliſchen Treibgurke, aber dieſe giebt nur einen geringen Ertrag und erreicht etwa die Laͤnge eines Fingers, waͤhrend die weſtindiſchen Gurken getrieben, uͤber einen Schuh lang werden. Indem ich durch Vorſtehendes auf den großen Nutzen des Baues der genannten Gurkenſorte aufmerkſam machen wollte, wuͤnſche ich zugleich, daß unſere Herren Gartengenoſſen uns eben: falls von Zeit zu Zeit ihre Erfahrungen aus dem Bereich des praktiſchen Gartenlebens guͤtigſt mittheilen moͤchten. auf die Entwicklung der Pflanze vo m Herren Hofrath Dr. L. Reichenbach. Es iſt eine ganz eigene Sache um das Entſtehen und Wachſen der organiſchen Weſen, der Pflanzen und Thiere. Die Erſchei— nung dieſer Entwicklung iſt eine ſo alltaͤgliche, daß wir nicht viel darauf zu achten und in irgend einer Beziehung ſie als eine wichtige zu erfaſſen, nicht leicht geneigt ſind. Nur der die ernſtere Aufgabe ſeines Lebens erkennende Menſch, gewinnt ſich Zeit zum Nachdenken uͤber den Zweck der Natur und ſeines eigenen Da— ſeins, und noch manche Generationen hindurch, wird die Anſchau— ung der Natur dem Einzelnen hinlaͤnglichen Stoff bieten, fuͤr Unterhaltung, Belehrung und Freuden. Ueberall wohin er in der Natur ſieht, treten ihm, eben in den alltaͤglichſten Vorgaͤngen Geheimniſſe in den Weg, und Raͤthſel aus jeder Erſcheinung blicken erwartend, ihn an. Sehr bald kommt dann der Daͤmon des Zweifels uͤber ihn und erweckt in ihm den Genius des Beob— achtens und Forſchens, und eine endloſe Reihe von Fragen und Schluͤſſen, beſchaͤftigt ſeinen Geiſt und Heil ihm, wenn auch Ant— worten folgen und befriedigende Loͤſung der heiligen Raͤthſel. Solcher Vorgang in unſerm geiſtigen Leben bethaͤtigt uns auch, nach der einfachen Frage, wie in der Natur die Pflanze entſteht. 3 36 Ebenſo wie für die Bildung der noch höher organifirten, beſſeren Weſen — gut iſt aber Alles fuͤr ſeinen Platz und als Glied ſeiner Reihe, wie fuͤr die Zwecke ſeiner Entſtehung — ebenſo alſo, wie fuͤr die Entwicklung des Thieres und fuͤr die Bildung des Menſchen, muͤſſen auch fuͤr die Pflanzen eine Menge von Umſtaͤnden guͤnſtig zuſammentreffen, dafern wir beobachten wollen, daß ihr Organismus ſich gedeihlich entwickelt. Im Saamenkorne ruht gleichſam des Pflaͤnzchens Idee, losgeriſſen ſchon lange und weit entfernt vom Schooße der laͤngſt verblichenen Bluͤthe der Mutter. Dieſe Idee, dieſer nun einmal verwaiſte Gedanke des Urbildes der kuͤnftigen Pflanze kann, wie die Beobachtung gelehrt hat, Jahrtauſende in der Hand einer Mumie ſchlummern und eingeſargt ſein in den Pyramiden Ae— gyptens, und dennoch hebt die lange Zeit die Moͤglichkeit nicht, dieſe Aeonenpauſe eines Todtenſchlafes einſt wieder zu ſchließen und jene Idee zur Pflanzenſeele noch zu beleben, aus dem ſchein⸗ todten Saamenkorne endlich den Keim zu Tage zu locken. Auch Zwiebeln, in den Zeiten der aͤgyptiſchen Koͤnige in Mumienſaͤrgen beigelegt, ſah man in der Zeit der europaͤiſchen Conſtitutionen und Emancipationen wieder treiben und bluͤhen. Feuchtigkeit und Waͤrme ſind die einfachen Factoren der Erweckung, und Luft und Licht die belebenden Magnete, welche das Pflaͤnzchen, nachdem feine Idee nur einmal zur Seele er- wacht iſt, in ſeiner normalen Richtung emporziehen, gegen die Sonne zu wachſen, welche es dann ſeine ganze Lebenszeit uͤber in Spannung erhaͤlt. Von unten feſſelt aber die Erde das Pflaͤnzchen und in der Erde fußt ihre Wurzel, die Erde wird der Pflanze die naͤhrende Mutter, denn ſie fuͤhrt die Stoffe der Ernaͤhrung ihr zu. Aber die genuͤgſame Pflanze bedarf zu ihrer Ernaͤhrung nur wenig, denn ſchon in ihr ſelbſt beginnt wie im Thiere, das Wunder des 37 eigenen Schaffens. Was ihr genußreich werden fol, muß ohne: dieß erſt ſeine wahre Koͤrpergeſtalt ablegen und nur in Gasform verfeinert, vermag ſie die Stoffe in ſich zu nehmen, denn ihr mangeln die Mundoͤffnungen der Thiere. Die Oberflaͤche aller ihrer Theile iſt eine geſchloſſene, und ſelbſt die Faſern der Wurzel ſind ohne ein offenes Ende. Ohne hier den chemiſchen Hergang der Pflanzenernaͤhrung verfolgen zu koͤnnen, moͤge genuͤgen, daß alle organiſchen Beſtandtheile der Pflanzen, aus den drei un— organiſchen Stoffen, dem Waſſer, der Kohlenſaͤure und dem Am: moniak gebildet werden. Dieſe ſind luftfoͤrmig in der Atmos— phaͤre vorhanden, und waͤhrend die Pflanze ſie aufnimmt, ſcheidet ſie einen Theil des Sauerſtoffs ab und nimmt dieſen ſpaͤter, bei ihrer Verbrennung oder bei ihrer Verweſung wieder auf; wodurch die urſpruͤnglichen Nahrungsmittel, naͤmlich Waſſer, Kohlenſaͤure und Ammoniak, wieder hergeſtellt und der Luft zuruͤckgegeben werden. Gleichfoͤrmig mit dieſem Hergang, iſt auch der, welcher in dem Falle vorgeht, wo die Pflanze als Nahrungsmittel vom thieriſchen Koͤrper conſumirt wird. Das iſt eine Relation der neueſten Anſicht, des durch ſeine Forſchungen und deren ſchoͤne Mittheilungen, ſo ruͤhmlich wirkenden Chemikers Liebig. Wir ſahen aber in den Verſammlungen unſerer Gartenbaugeſellſchaft bereits vor zwölf Jahren, Erbſenpflanzen in verſchloſſenen Glaͤ— ſern gewachſen, von Herrn Dr. Poͤnitz erzogen und vorgezeigt, welche keine andere Nahrung genoſſen hatten, als wenige Tropfen deſtillirtes Waſſer und die Luft, welche der Raum im Glaſe ge— boten, den ſie mit Stengeln und Blaͤttern faſt gaͤnzlich erfuͤllt hatten. So hatte hier offenbar die Pflanze den Kohlenſtoff in ſo großer Maſſe, durch die Functionen ihres organiſchen Lebens ſich ſelbſt erzeugt, und ſo wurde alſo auch hier, die im Saamen ſchlummernde Idee, zur Pflanzenſeele belebt und die Seele baute ihren Koͤrper ſich ſelbſt. So ſehen wir daß auch die Pflanzen, 38 wie jeder lebendige Organismus eine kleine Welt für ſich iſt, ein Mikrokosmos, ein Miniaturbild des Mokrokosmos, im indivi- duellen Organismus ſich abſpiegelnd. Und auf aͤhnliche Weiſe gedeihen auch trefflich viele Pflanzen und deren Stecklinge im reinen Quarzſande, in Porzellanerde oder in dem Pulver aus Kohlen und ſchaffen immer mehr Stoffe in ſich ſelbſt, als fie an Luft und Kohlenſaͤure verzehrten, und wir koͤnnen es noch einmal ausſprechen: die Pflanzen find genuͤgſame Geſchoͤpfe. Unter ihnen giebt es indeſſen auch Schmarotzer, fuͤr welche andere Pflanzen, auf denen ſie wohnen, das Geſchaͤft der Ernaͤhr— ung theilnehmend ausüben. Viele unter den ſogenannten Schma⸗ rotzern ſind jedoch nur unſchuldige Freunde ihrer Traͤger und halten ſich nur ihr Wohnplaͤtzchen frei, indem ſie auf ihre eigenen Koſten von der Luft leben und den Thau genießen, der ſie ebenſo wohlthaͤtig betraͤufelt, wie ihre gaſtlichen Wirthe. So etwa die edlen Orchideen, die Bromelien, Tillandſien und viele Lianen. Wenn die Pflanze, um zu leben und um geſund ſein zu koͤnnen, ſich naͤhrt, ſo verdaut ſie auch und athmet, aber auch wieder in anderer Weiſe als das frei bewegliche Thier. Die Verdauung der Pflanze hat es indeſſen auch hier, naͤchſt der Aufnahme der Stoffe, mit der Aſſimilation oder Umwandlung zu thun. Der gasfoͤrmig aufgenommene Stoff wird im Innern der Pflanze wieder tropfbar und bleibt bei den niedern Formen der Pilze und Flechten gleichartig vertheilt, bei den hoͤhern Pflan- zen, deren mannichfaltige Zellbildung und Gefaͤße eine Laͤuterung zulaſſen, erfolgt dieſe Laͤuterung in mancherlei Formen und die verſchiedenen, der Art und Gattung allgemeinen oder eigenthuͤm⸗ lichen Saͤfte, welche die Pflanze ſich zu bereiten vermag, vergießt z. B. der Weinſtock als Thraͤne, die Birke als Champagner: aͤhnliches Getraͤnk, die Tanne, Fichte und Kiefer als Harz und der Kuhbaum als naͤhrende Milch. Der allgemeine Holzſaft iſt 39 als der eigentliche Nahrungsfaft der Pflanzen zu betrachten, ſteigt im Zellgewebe empor, und je hoͤher er ſteigt, deſto mehr wird er verdichtet und durch Umaͤnderung kraͤftiger, mannigfaltige Stoffe ſetzen ſich in den Zellen ab und die Stoffe, welche die Zellen aufnehmen, gehen wieder ausgleichend in den Nahrungsſaft uͤber. Der Nahrungsſaft ſelbſt wird endlich zum Bildner neuer Zellen und Gefaͤße, ſo wird er denn als des rohen Naͤhrſaftes hoͤchſt gelaͤuterte Potenz, Cambium genannt. Die Blaͤtter ſcheiden aber den waͤſſerigen Ueberſchuß wieder in Dunſtform und ſo erhaͤlt ihn die Atmosphaͤre zuruͤck. Fruͤhling und Sommer ſind die Zeit, wo dieſer große Prozeß recht thaͤtig am Tage geuͤbt wird, zur Nachtzeit iſt er ſchwaͤcher und in unſern Wintern ſcheint er groͤßtentheils gaͤnzlich zu ruhen. Manche Gewaͤchſe ſcheiden ihren Ueberſchuß auch in Waſſergeſtalt aus, welches in gewiſſen Be— haͤltern, wie bei Nepenthes destillatoria, dem Kannentraͤger, in ſeiner Kanne ſich ſammelt, oder in Tropfen von ihren Blaͤttern herabrollt, und der ſchoͤne acacienaͤhnliche Baum Caesalpinia pluviosa in Braſilien, laͤßt dieſe Tropfen in Regengeſtalt von ſei— nem Gipfel herabfallen. Jene Ausduͤnſtung bindet aber die Waͤrme in der Pflanze und eine angenehme Kuͤhlung umfaͤngt uns darum, im Schatten der Waͤlder, waͤhrend in beſonderer Friſche und Ueppigkeit ſich dabei die Pflanzen befinden. Darum findet ſich auch kuͤhlere Atmosphaͤre und mehr Gewaͤſſer in den Waldungen, als in offenen Diſtricten, in der uͤbereinſtimmenden Breite. So wie fuͤr die allgemeine Oberflaͤche der Erde und das Leben aller Geſchoͤpfe unentbehrlich und wichtig der Verdau— ungs prozeß der Pflanze iſt, fo iſt es auch ihre Athmung. Was dem Thiere ſeine zellige Lunge iſt, das iſt der Pflanze ihr Blatt, und was die Luftroͤhren und Spiralgefaͤße in den Lungen der Thiere, das ſind die Spiralgefaͤße auch in den Blaͤttern der 40 Pflanze. Der aufſteigende rohe Bildungsſaft wurde in den Blaͤt— tern aſſimilirt und in das von hier wieder abwaͤrts ſteigende Cambium oder den eigentlichen gelaͤuterten Bildungsſaft ver— wandelt, die Verwandlung geſchieht unter Mitwirkung der Ath— mung und ſo wird die Moͤglichkeit zur Geſtaltung neuer Organ— ſubſtanzen ermittelt. Am Tage ſaugt nach der gewoͤhnlichen An- ſicht die Pflanze Kohlenſtoff mit etwas Sauerſtoff ein, indem ſie dieſe Stoffe der Kohlenſaͤure ihrer Umgebung entnimmt, zur Nachtzeit haucht ſie den Ueberſchuß als kohlenſaures Gas wieder aus und athmet Sauerſtoff ein. Sauerſtoff giebt ſie aber am Tage ausathmend von ſich. Das Licht iſt Bedingung fuͤr das Wachsthum der Pflanze, in ihm wird beſonders die Aufnahme des Kohlenſtoffes geuͤbt und der Umfang der Pflanzentheile ver— mehrt. Unſre Atmosphaͤre wird durch dieſen Prozeß, dieſe Auf— ſaugung des Kohlenftoffes und dieſe Entlaſſung des Sauerſtoffes, fortwaͤhrend gelaͤutert und fuͤr athmende Geſchoͤpfe geniesbar und erquicklich gemacht und ſo kann auch die Peſt nur in Gegenden herrſchen, welche vom dichten Beſtande des Pflanzenwuchſes ent: bloͤßt ſind, welche dieſes großartigen Luftreinigungsmittels durch die Welt der Pflanzen entbehren. Aber mannigfaltig ſind die Krankheiten, welche dieſe ge— deihliche Entwicklung der Pflanzen, insbeſondere der cultivirten unterbrechen, oder ſie dem vorzeitigen Tode dahinopfern. Bald befaͤllt ſie Bleichſucht oder Verdorrung und die Entblaͤtterung iſt deren Folge, oder ſie erfriert und Splintſchwaͤche, Froſtkluͤfte und Froſtſpalten entſtehen, fie geben Veranlaſſung zum Baumkrebs und zum feuchten Brande des Stammes oder der Zweige. Oder langandauernder Regen hindert die Befruchtung, und Unfrucht— barkeit, Mißfall und Fehlſchlagen betrifft die fruchtbildenden Theile, an der Stelle ihrer Ausbildung unterliegen andre Theile dem Zuſtroͤmen der Saͤfte, Vollſaftigkeit und Blaͤtterſucht folgen und 4 Entkraͤftung und Abzehrung bedrohen und beſchließen das klaͤgliche Leben der ſo leidenden Pflanze. Auch ſonſt hat ſie noch von abnormen Gebilden, von Knoten und Wuͤlſten, von Maͤhlern, Wunden und Fracturen zu lei: den, oder Inſecten ſiedeln ſich auf ihr an und hunderte verſchie— dener Arten derſelben ſchlagen auf einer einzigen Eiche ihren Sitz auf und ihre Geſchwuͤlſte und Gallen ſind die Gebilde, in denen die Eier ſolcher Inſecten aufbewahrt und geſchuͤtzt werden, aus deren auskriechender Larve dann, unter dem Schutze des Gall— apfels das Inſect ſich wieder entwickelt. Auch Schmarotzerge— waͤchſe beeintraͤchtigen die eigne Geſundheit der Pflanzen und Schmarotzerpilze uͤberziehen ihre Oberflaͤche von Außen, wie die Exantheme die Haut vom Menſchen und Thieren. Mißgeſtalten mancherlei Art finden ſich in allen Theilen der Gewaͤchſe. Alle dieſe zahlreichen Hemmungen erhoͤhen um ſo mehr unſere Freude am normalen Gedeihen einer kraͤftigen Pflanze. Wenn der erſte Schritt des Aufkeimens gluͤcklich geloͤſt iſt und gegen jene urſpruͤngliche, ſcheintodte Exiſtenz, das lebendige Emporſchießen des Stammes, das Entfalten der Knospen und das Austreiben der Blaͤtter, den nothwendigen Gegenſatz geuͤbt hat, dann ſehen wir auch dem dritten Schritte mit Hoffnung entgegen — der Entwicklung der Bluͤthe und dem Segen ihres Daſeins — der Frucht. Viele Stunden der Betrachtung wuͤr— den aber ſchon die allgemeinſten Zuͤge zu Erlaͤuterung dieſer we— nigen Worte, auszufuͤllen vermoͤgen. Wir begnuͤgen uns fuͤr heute mit der Erfahrung, daß das Lebensziel derjenigen Gewaͤchſe, welche einmal zur mehrjaͤhrigen Dauer organiſirt ſind, nicht mit der Beſtimmtheit geſetzt zu ſein ſcheint, mit welcher es die Men— ſchen und die meiſten Thiere verfolgt. So wie unter den Thie— ren der genuͤgſame Wallfiſch und Elephant weit laͤnger leben, als der Tiger und Löwe, fo leben auch die genuͤgſamen Bäume fo 42 . lange, daß ſie ſelbſt noch das Alter jener genuͤgſamſten Thiere weit uͤbertreffen. Einzelne Beiſpiele von alten Baͤumen und einige aus unſerer Naͤhe, moͤge anzufuͤhren erlaubt ſein. In Sachſen befindet ſich: die ſtaͤrkſte Weißtanne auf dem Olbernhauer Revier, 25 Fuß Umfang, Höhe 150 — 160 Fuß. die laͤngſten Tannen und Fichten auf dem Kunnersdorfer Revier in der ſaͤchſiſchen Schweiz. die aͤlteſte Kiefer wurde auf einem Sandſteinfelſen des Hohenſteiner Reviers gefaͤllt, hatte ohne Rinde nur 6 Fuß 7 Zoll Umfang, zaͤhlte aber 463 Jahresringe. In Schleſien iſt die groͤßte Fichte die Koͤnigsfichte, im Forſt⸗ revier Neſſelgrund in Oberſchleſien, fie hat 3 Fuß hoch uͤber dem Boden 22 Fuß 2 Zoll und 4 Fuß hoch uͤber dem Boden 13 Fuß 6 Zoll Umfang, ihre Hoͤhe iſt 156 Fuß. Eine zweite Koͤnigsfichte im Carlsberger Revier hat über der Wurzel 9 Fuß Umfang bei 140 Fuß Höhe. (Ratzeburgs Reiſe S. 287 mit Abbild.) Eine Weißtanne auf dem Hundsruͤck nahe an der Straße von Bielefeld nach Moorbach hat 217 Zoll Umfang bei 150 Fuß Hoͤhe. Laͤrchen im Riegersdorfer (ſonſt Schweinsdorfer) Revier in Oberſchleſien bis 3 Fuß Durchmeſſer und 100 — 120 — 130 Fuß Hoͤhe. (Ratzeburgs Reiſe S. 257). * Eine Eiche im Thiergarten bei Colditz wird geſchätz auf 40 Klaftern 4 elliges Holz. Eine Eiche bei Pleiſchwitz in Schleſien iſt hohl, der Boden Anm. Die mit ' bezeichnelen Notizen verdanke ich der gütigen Mittheilung des Herrn Forſtinſpector Aug. Cotta in Tharant. 43 im Stamme gepflaftere, enthält Tiſch und Bänke und bot Raum für 19 Perſonen. Ihr Alter wird auf 2000 Jahre geſchaͤtzt. Vor laͤngerer Zeit brach ihr ſtaͤrkſter Aſt ab und gab 9 Klaftern Holz, 2 Fuder Abraum und 3 Kloͤtzer von 3 Klaftern Gehalt. (Ratzeburgs Reiſe). Eine Eiche bei dem Dorfe Paͤtz unweit Koͤnigs— Wuſterhauſen wurde unlaͤngſt gefällt und gab 434 Klaftern, das non plus ultra der neueren Zeit. (Haude und Spener'ſche Zeitung 1841 v. 265. Ratzeburgs Reiſe). * Größte Buche auf dem Rittergute Ehrenberg bei Waldheim, hat 16 Fuß Umfang, dürfte 120 — 140 Fuß hoch fein. Buche bei Neuſtadt-Eberswalde 173 Zoll im Umfang, nahe n 5 Fuß im Durchmeſſer. Ein Zolltiefer Einſchnitt durchgreift 20 Jahresringe, ihr Alter iſt alſo wahrſchein— lich über 500 Jahre. Eine Linde im Carlsthaler Revier in Schleſien oberhalb des Muͤhlberges am Wege, ihr Stamm hat 17 Fuß Umfang, uͤber 50 Fuß Hoͤhe. Die Linde zu Neuſtadt am Kocher, gab ſchon im J. 1229 durch ihre ausgezeichnete Groͤße der Stadt ihren Bei— namen „Neuſtadt an der Linde,“ im J. 1408 ſtuͤtzte man ihre Aeſte mit 67 Saͤulen, im J. 1664 zaͤhlte man deren 82, gegenwaͤrtig 106. Im J. 1773 brach ein Hauptaſt los und gab 7 Klaftern Holz. Eine Linde bei dem Pfarrhauſe in Rammenau bei Biſchoffs— werda haͤlt uͤber der Wurzel 43 Fuß Umfang, in der Höhe von 3 Ellen noch 374 Fuß und ſcheint auch wohl ein Alter von 1000 Jahren zu haben. * Eine Eibe (Taxus baccata) bei danger in der Naͤhe von Tharant hat 124 Fuß Umfang. Da nun der Taxus vor dem 150. Jahre, ein wenig mehr und ſpaͤter, etwas 2 44 weniger als eine Linie im Durchmeſſer waͤchſt, hier aber der Durchmeſſer 664 Linien iſt, fo würde der Baum we- nigſtens 700 Jahr alt ſein. Eibe im Garten des Baͤcker Gottwald in Petersdorf bei Schreibershau in Schleſien, in 2 Haͤlften getheilt, welche 7 Fuß hoch über der Erde 83 und 67 Zoll Umfang haben, 3 Fuß 2 Zoll Durchmeſſer, 32 Fuß Hoͤhe, iſt noch dadurch merkwuͤrdig, daß ſie ohne maͤnnlichen Baum (alſo wahrſcheinlich mit zerſtreut vorkommenden maͤnnlichen Bluͤthen verſehen) reife Fruͤchte traͤgt. Eiben der Abtei Rippon in Yorkshire werden über 1200 bis 2900 Jahre geſchaͤtzt. Ein Taxodium distichum bei Oaxaka in Mejico von 40 Fuß Durchmeſſer, mag 6000 Jahr alt ſein. Der Drachenbaum, Dracaena Draco auf Teneriffa uͤber 1000 Jahre. Der Baobab oder Affenbrotba um: Adansonia digitata auf einer der Inſeln von Capo verde, von 30 Fuß Durchmeſſer, war 5150 Jahre alt, aber noch lange nicht der ſtaͤrkſte ſeines Gleichen, andere gewiß uͤber 6000 Jahre. N Wer nun ein ſo hochbejahrtes lebendiges Denkmal der Schoͤpf— ung mit derjenigen Empfaͤnglichkeit fuͤr Natureindruͤcke betrachtet, welche ein Ergebniß jener ruhigen Gemuͤthsſtimmung iſt, die allein eine ſinnige Betrachtung der Natur aufkommen laͤßt, in deſſen An⸗ ſchauung werden ſich ſo manche Bilder der Vergangenheit, Gegen— wart und Zukunft begegnen, und er wird ſich nicht enthalten koͤnnen, einen ſo ehrwuͤrdigen Baum in menſchliche Beziehung zu ſtellen und in ſeiner momentanen Illuſion dem Baume ſelbſt Beobachtungs— gabe zuſchreiben und dann an die Stelle des Baums ſich ſelbſt denken, um in dieſer wohlthuenden Taͤuſchung die ganze Scenerie 1 zuſammenzurufen, die jemals im Schatten ſeiner weitverbreiteten Zweige ſich unter Leiden und Freuden begeben. Insbeſondere ſind es die alten Pfarrlinden, die da ſo recht an ihrem Platze in die Doͤrfer geſtellt ſind, wo in der Vorzeit wenigſtens immer der Sitz der Gemuͤthlichkeit und des patriarch— aliſchen Wohlwollens geweſen. Da ſitzen um ihren Stamm auch jetzt noch die Großaͤltern verſammelt und erzaͤhlen ihren Enkeln von den guten und boͤſen Zeiten, die ſie verlebten, oder von den beſſeren, deren ſich ihre Eltern erfreuten und blicken wie in das goldene Zeitalter einer grauen Vorzeit in die noch beſſeren ihrer eignen Großaͤltern zuruͤck. Aber die Kinder ſchauen muthig der Gegenwart in's feurige Auge und verlachen die Mahnung des Großvaters und ſchreiten kuͤhn uͤber das Grab des Gemuͤthes hinweg, um hoͤher noch und entſprechend dem Zeitgeiſte der ſie geboren, den Triumphbogen des Verſtandes zu woͤlben. 2 Doch hier hat uns die Betrachtung der Fortbildung der Pflanze in die Geſchichte dec Menſchheit gefuͤhrt, und ſo wie bei einer akademiſchen Feierlichkeit jedesmal am Schluſſe geſagt wird, warum ſie geſchehen, ſo fuͤhlen wir auch hier am Ende uns zu der Frage veranlaßt, warum dieſe alltaͤglichen Erfahrungen des Entwickelns und Wachſens der Pflanze, uns jetzt ſo lange be— ſchaͤftigen durften. Auch wir erziehen naͤmlich ein Pflaͤnzchen und weckten es einſt vor fuͤnfzehn Jahren aus ſeinem ſcheintodten Embryoleben auf. Es erwachte damals mit einem heiteren Blicke, in einem heiteren Lichte und ſahe ſich von allen Seiten freundlich begruͤßt, und die Sterne der erſten Groͤße am Horizonte des ſaͤchſiſchen Staates naheten freundlich dem vegetabiliſchen Kinde und einer vor allen, der erſte und größte Stern jener Zeit im Vaterlande der Sachſen, nahm ſeiner freundlich und mit ſo wahrem Wohl— wollen ſich an, als es ſeitdem nimmer wieder erfahren und ſein 46 kraͤftiges Wort ſchuf ihm, dem vegetabilifchen Kinde, eine heitere Wohnung. Aber eine Reihe unfruchtbarer Jahre begann und mancherlei Stuͤrme beugten das Pflaͤnzchen. Im Verlauf dieſer Zeit ver— lor es viele ſeiner trefflichſten Blaͤtter; ja ſogar der Hauptſtamm ſank endlich dahin und nur die Seitenzweige konnten trauernd ſich wieder vereinen. Ihr Verein trieb aber endlich wieder Blätter und reicher beblaͤttert als jemals, wuchs das Baͤumchen wieder empor und das größte Wunder von allen beſtand darin, daß waͤhrend jener drohenden Stuͤrme abgefallene Blaͤtter, ſich wieder belebten und wieder anwuchſen und die Stiche giftiger Inſecten, die das Baͤumchen erlitten, freundlich verdeckten und heilten. Waͤhrend ſo das Baͤumchen im uͤppigen Wuchſe ſeiner Blaͤtter ergruͤnte, fuͤhrt mit einemmale, wie in Goͤthe's Metamorphoſe der Pflanze, Alles an ihr aus den Blaͤttern herauslebt, eins ſeiner wohlwollenden Blaͤtter: durch ſeine Zauberkraft an einem Tage die koͤſtlichen Bluͤthen herbei, und ſein hoͤchſter Schmuck iſt von da an dem Baͤumchen verliehen. So reichlich beblaͤttert und heiter erbluͤhend, geleiten wir das Staͤmmchen denn heute fröhlich hinuͤber in ſein ſechzehntes Jahr. Es feiert feinen Geburtstag in heitrer Geſundheit, es erfreut ſich der Luft und des Lichtes und das Protokoll berichtete auch von ſeiner geiſtigen Nahrung. Es iſt auch nicht arm, denn es hat ſchon ſeine Schaͤtze eroͤffnet und ſeine waͤrmſten Freunde mit Medaillen geſchmuͤckt. Unſre liebe Flora hat auch jene Jugendkrankheiten der Pflanzen gluͤcklich uͤberſtanden uud vermehrt nun ihre Hoffnung, auf ein höheres Alter. Sie rechnet fi) aber unter die immer— grunen Gewaͤchſe; es mögen darum ihre Blätter und Bluͤthen recht lange heiter und einig auf ihren Zweigen gruͤnen und bluͤhen. Nur ihre Direction wechſelt und wenn die gegenwaͤrtige E77 bei dem nahen Schluffe ihrer Functionen für das Vertrauen dankt, das bisher ihr geworden, ſo ſieht ſie auch mit Vertrauen und beruhigt der Zeit entgegen, in welcher ihre Nachfolger die Freude erleben werden, den hoͤchſten Wunſch der Flora realiſirt zu ſehen, das Baͤumchen endlich in Grund und Boden fixiren zu koͤnnen, auf daß es auch noch Wurzel ſchlage und ſich feſt— halten koͤnne, im Beſtreben auf ſeiner Bahn zum Guten, um dann mit Ernſt und mit Kraft, auch fuͤr das Vaterland mit— wirken zu koͤnnen. Jener Schritt der Verzweiflung, den die Flora in dieſer Beziehung gethan, ſich dem Pluto in die feurigen Arme zu werfen, ſieht allerdings einem unmittelbaren Vortheile fuͤr die Geſellſchaft, noch immer entgegen und hofft ihn zu er— leben, wenn Wohlwollen und Theilnahme dieſe Angelegenheit einſt unpartheilich erwaͤgt. Aber moͤge es nun der Blick ſein auf das Vertrauen des Publikums, welches die Geſellſchaft ſo kennt wie ſie iſt und ſie richtig beurtheilt, moͤge es die Erfahrung ſein, die uns auch bei den einſtigen Taͤuſchungen geworden, daß deſſen ungeachtet die— ſelbe in jedem Monate um hochverehrte Mitglieder ſich vermehrt hat, oder moͤge es endlich der Umblick ſein, auf das Ausland, wo rings um Sachſen herum bis hinauf in den hohen Norden der ſkandinaviſchen Halbinſel, die Gartenbaugeſellſchaften von ihren Regierungen oder von den Vertretern des Landes beachtet, den noͤthigen Grund und Boden erhalten haben, um praktiſch thaͤtig werden zu koͤnnen — kurz es iſt eine lebendige Ahnung, die uns bei dieſer Betrachtung durchdringt, daß auch die Garten— baugeſellſchaft Sachſens, endlich durch wahre Erkenntniß der Gründe, welche bisher ihr praktiſches Beſtreben gehemmt, von ihrer precaͤren Exiſtenz befreit, und in den ſchoͤnen Kreis ihrer begluͤckteren Schweſtern eingefuͤhrt werden wird, welche, nicht wie 1 wir, blos wiſſen was ſie wollen, ſondern koͤnnen was ſie wollen und wiſſen. Ich begruͤße daher im Namen aller der zunaͤchſt abtretenden Mitglieder des Directoriums, unfre verehrten Nachfolger mit dem herzlichſten Wunſche, es moͤge ihnen die Freude zu Theil werden, den alten Wunſch der Flora erfuͤllt ſehen zu koͤnnen. Hiermit iſt die heutige Stiftungsverſammlung geſchloſſen, die hochverehrte Verſammlung genehmige den beſten Dank fuͤr die Theilnahme, durch welche ſie dieſelbe verherrlicht hat und die geehrten Mitglieder und Gaͤſte begeben ſich zu einem heitern Abendeſſen in das Hötel de Pologne, den fuͤnfzehnten Geburts— tag der Flora ferner zu feiern. Was machten die alten Römer für einen Gebrauch von den Blumen? Vom Herrn Diaconus M. Peſcheck, in nn Br x D DORT NM, De Die Blumen, dieſe gefaͤligen Geſchenke der Natur !), ziehen gewiß die Aufmerkſamkeit der meiſten Voͤlker auf ſich. Schon bei den Schriftſtellern der Alten werden ſie tauſendfaͤltig erwaͤhnt und es iſt uns nicht unbekannt, wie ſie die Griechen, wie ſie die Roͤmer anwendeten. Was die letzteren anlangt, ſo haben wir beſondere Forſchungen daruͤber angeſtellt. Daß die Blumen zur Verſchoͤnerung der Gaͤrten gebraucht wurden und daß man ihren lieblichen Geruch nicht unbenutzt ließ, verſteht ſich von ſelbſt. Bald waren ſie aber auch beſondre Zeichen von Verehrung?) und Liebe, bald von der Freude. Das moͤgen Beiſpiele nun beweiſen. Zuvoͤrderſt machten ſie einen Theil der religioͤſen Verehrung, des Gottesdienſtes, aus, wobei man vorzuͤglich darauf ſah, diejenigen zu waͤhlen, die einzelnen Gottheiten insbeſondre geweiht waren, wie die Roſen der Venus und den Muſen, die Lilien der Juno, Myrten der Diana, Narciſſen den Erdgoͤttern ). — 1) Flores pleni veris indieium, gaudium arborum, variis co- lorum picturis, in certamen usque luxuriant, Plin, Hist, nat. XVI, 25, 2) ©. Stellen bei Lipsius ad Taeit, Ann, XIV, 3) Clemens Alexandr, Paedag. II, 3. Flora II. . 5 50 In den Tempeln hingen die Römer Kraͤnze auf, und ſahen dabei auf ſolche Blumen, welche nicht ſogleich verwelkten, wie Amaranthen und Heliochryſon. Sie beſtreuten mit Blumen den Boden, bekraͤnzten die Goͤtterbilder n), und brachten vorzuͤg— lich an Feſten und bei Dank- und Bittopfern Blumengewinde dar. So ruft z. B. Ovid die Maͤdchen, welche Schoͤnheit er— flehen wollten, auf, die Venus an ihrem Fruͤhlingsfeſte nicht allein darum anzurufen, fondern ihre Gunſt mit Roſen- und Myrten⸗ ‚gewinden zu erkaufen. Die Statuen der Genien, Laren und Felsgoͤtter wurden ebenſo mit Blumen behaͤngt, wie katholiſche Maͤdchen heut noch Marienbilder im Freien bekraͤnzen. Der Kaiſer Auguſtus ließ die Bildſaͤulen der Laren zweimal des Jahres, nämlich mit Fruͤhlings- und mit Sommerblumen, be⸗ kraͤnzen 2). Bei Opfern wurden zuweilen die Altaͤre mit Blu: mengewinden umgeben 3), man bekraͤnzte auch, wie viele alte Ab⸗ bildungen zeigen, die Opferthiere “), und ſich ſelbſt ); auch feſt⸗ liche Schiffe). Auch bei andern oͤffentlichen Feierlichkeiten wurden Blumen angewendet. Gleichwie einſt die Megaleſier, als fie die Statue der Cybele feierlich in ihre Stadt holten, die 1) Tibull, II, 1, 59. II, 2, 5. Cic. in Verr. IV, 35 (von Sicilien) Horat. od. III, 8, 2. Ovid. Fast. I, 345. IV, 870. Horat. ep, II, 1, 144, Arnob, adv, gentes, VII. Ovid, Met. II, 643, Sueton, Aug. öl. Ovid. Fast, IV, 138. Plaut. aulul. I, 10, 15. 2) Sueton, August. 31. 3) Virg. Aen. I, 420. Das Gedicht Ciris, 96 ff. Ovid, Urist. III, 13. 15. V, 5, 10. Propert. III 10. 'Tib. I, 2, 83. 4) Plin, hist. nat. XVI, 25. vergl. Apoftel-Gefchichte XIV, 13. Prudent. Perist. 10. 5) Ov. Fast. III, 253. Trist. V, 3, 3. Senec. Agam, 309. Plin. hist. nat. XVI, 4. Desgl. von Griechen Valer. Max. V. 10, ept. 2. 6) Virg. Georg. I, 308. Ov. Fast. IV, 335. VI, 779. Metam. XV. 696. Virg. Aen, IV, 417. 51 Stiere am Wagen, wie den Wagen, mit Blumen bewarfen; fo beſtreuten auch die Nömer, als fie den Aesculap, in Geſtalt einer Schlange, von Epidaurus holten, mit Bluͤthen den Pfad 1). Aber nicht blos den Gottheiten wiederfuhr dieſe Ehre; ſon— dern ſehr oft beſtreute man auch Menſchen, die man ehren wollte 2), bei feierlichen Einzuͤgen mit Blumen die Weges), oder man warf ſolche, vorzuͤglich Roſen, ihnen ſelbſt entgegen. Dieß wieder— fuhr z. B. dem Kaiſer Nero, da er aus Griechenland zuruͤckkam, dann dem Commodus und dem armeniſchen Koͤnig Tiridates, da ſie nach Rom kamen. Vorzuͤglich war das Blumenſtreuen bei feſtlichen Triumpheinzuͤgen gewoͤhnlich, wobei auch an dem Siegeswagen die Roſſe bekraͤnzt wurden ). Jene Ehre wieder: fuhr Roͤmern auch zuweilen in andern Staͤdten, z. B. dem Con⸗ ſul Flaminius, den Kaiſern Caracalla und Vitellius >), Auch menſchliche Bildfäulen wurden mit Blumen geehrt, wie, nach der Erzaͤhlung des Tacitus, die des Galba und der Octavia 5). Daß Liebende einander mit Blumen und Kraͤnzen be⸗ ſchenkten, iſt ſehr natuͤrlich, wird auch in den roͤmiſchen Dichtern oft ausdruͤcklich erwähnt”). Es war dieß aber nicht immer blos Andeutung der Liebe, ſondern man hatte auch den einzelnen 1) Bekränzt waren auch Prieſter, Tertull. de corona mil, 10. Lucian. Pseudomant. I, p. 782, Ovid. Met. XV, 689, 2) Martial. VI, 80. Sueton. Nero. 25. 8) Ovid, Trist, IV, 2, 50, ep. ex Pont, II, 1, 25, 25. Pru- dent. contra Symmach, II, 726. Josephus bell. Jud. VII, 22. Sueton. Nero 25. Ovid. Amor. I, 2, 39. 4) Ovid. Trist. II, 178. IV, 2, 22, epist, II, 1, 57. Fast. V, 152. 5) Florus II, 7, 14. Sueton Nero 25. Liv. XXXIII, 32. Cic. Tusc. I, 36. 6) Taeit. hist, II, 55. Annal. XIV, 67. 7) Ovid. art. am. III, 75. Metam, X, 259, fl. Calpurn. III, 2 4 52 Blumen in den geſandten Kraͤnzen allegoriſche Bedeutungen. bei: gelegt, die dann oft Worte und Briefchen erſparten ). Bei Tiſche ward mit ſolchen Geſchenken ſehr geſcherzt. i Man beſtreute auch die Schwellen an den Wohnungen der Geliebten mit Blumen und behing die Thuͤren mit Kraͤnzen 2). Selbſt Verſtorbenen bezeugte man ſeine Hochachtung noch durch Blumen 3). Man beſtreute die Wege, wo der Todte getragen ward, wie es beim Tribun Scipio geſchah, oder das Todtenbett, wie bei der Beſtattung der bekannten Virginia; oder man warf ſie auf das Grab. Das Grabmal kraͤnzte man nicht allein anfangs, ſondern auch wiederholt !), an einzelnen Tagen, z. B. am jährlichen Todtenfeſte der Feralien. Ja, man fand ſogar in Grabſchriften Bitten um dieſe Ehre, oder auch ausdruͤck⸗ liche Verordnungen. Man pflanzte auch auf den Graͤbern Blu— men 5). Auguſtus und Antonius ehrten noch das Jahrhunderte alte Grabmahl Alexanders mit Blumen. 8 Bei Vermaͤhlungen finden wir bisweilen bei roͤm— iſchen Dichtern Blumen erwaͤhnt, z. B. als Geſchenke der Gaͤſte s). Dem Hpmen ſelbſt legten die Dichter eine Blumen⸗ krone bei. 1) Vergl. Artemidor One. 1, 79, p. 66 68. Wie fie im Mor: genlande Liebesboten ſind, ſ. Herders Lieder der Liebe, 18. Haſ⸗ ſelquiſts Reiſen p. 37. Guys Briefe, Briefe der Lady Mon- tague. 2) Catull. LXIT, 64 ff. Tibull. I, 2, 13. Lucret. IV, 977 fl. Dionys. Halic. IX vom Begräbniß der Virginia. 3) Plin. hist. nat. XXI, 3 X, 43. Ovid. Fast, II, 537. Virgil. VI, 883. Tibull. II, 4, 47. Prop. III, 14. Prudent. Cathem. X, 369. Sueton. Nero 57. Aug. 18. Capitolin. in Anton. Phil, 3. Prop. I, 17, 22. Juvenal. XII, 208 und zahlloſe andere Stellen bei Römern und Griechen. 4) Gruter Inscript. 449, 636. 5) Plin. H. N. XXI, 39. 6) Stat, Sylv. I. 2, 19 f. — Eine vorzuͤgliche Rolle ſpielten die Blumen bei Saft: mahlen !), ihre Freuden zu erhöhen, wie man ſchon von den alten Joniern weiß. Ja es ward ganz beſonderer Luxus mit ihnen in den ſpaͤtern Zeiten des roͤmiſchen Staats getrieben. Es ſcheint der Urſprung von Blumenkraͤnzen bei Gaſtmahlen folgen⸗ der geweſen zu ſein. Man glaubte, nach Ariſtoteles, durch Um— windung des Hauptes mit leinenen oder wollenen Binden, nach— theilige Folgen des Weines zu mindern. Nach Plutarch be— ſtimmte Bacchus die Epheukraͤnze vorzüglich dazu. Da jene Binden nicht ſchoͤn ausſahen, wand man Blumen hinein, deren Dufte Ariſtoteles zur Minderung des Rauſches gute Wirkungen zuſchreibt. Endlich nahm man allein gruͤne Laubzweige und Blumen, mehr zum Schmuck als zum Nutzen. Spaͤter kuͤnſtelte man damit. Als Blumengewinde zu gemein ſchienen, machte man kuͤnſtliche Guirlanden, indem man Roſenblaͤtter auf Baſt— ſtreifen befeſtigte?). Auch wollte der natürliche Duft nicht mehr gnuͤgen, man kuͤnſtelte daran durch wohlriechende Waſſer und Salben. Roͤmiſche Schriftſteller, beſonders Dichter, ſprechen une gemein oft vom Gebrauch der Blumen bei den Gaſtmahls— freuden. Ihre Anwendung dabei war ſehr mannichfach, beſon— ders als die Zeiten des alten roͤmiſchen Ernſtes und der Maͤßig— keit nicht mehr waren. Bei den uͤppigen Schwelgereien der fpäteren Römer umwand man das Haupt mit Bluͤthenkraͤnzen, Hals und Buſen wurden damit geſchmuͤckts). Zu Ciceros Zeit 1) Plin. ep. III, 23. Ovid. Fast. V, 345. Juvenal, XI, 121. Horat. od. III. 29. Cie. fin. II, 20. Hor. ep. I, 5, 14. 2) Martial. V, 65. IX, 91, Museum capitolin. IV, 56. 3) Cic. in Verr. III, 27. Horat. Sat. II, 3, 255. Tertull. de corona 5. Ovid. Met. IX, 337. XIII, 229. Juvenal. V, 36. Senec. de ira, II, 33. Tibull. III, 7. Horat. od. IV, 1,81. I, 4, 9. II, 11, 14. Propert. III, 5. I, 3, 21. Ovid, Trist. V, 3, 3. Sen. Thyest. 942, Horat od. II 54 ward dieß dem Verres als Ueppigkeit zur Laſt gelegt; ſpaͤter je⸗ doch war es ganz gewoͤhnlich, die Halskraͤnze nahm man beim Trinken ab ). Bei Hochzeiten waren auch Kraͤnze uͤblich 2). Der Kaiſer Heliogabal, um 220 n. Chr. G., ließ ſich bei Tafel Sitze von Roſen, Lilien und Violen bereiten, der Kaiſer Aelius Verus lag auf Roſenblaͤttern, die in ein Netz gefaßt waren, wie einſt ſchon der weichliche Sybarit Smindyrides ge⸗ than hatte 3). Auch die Tafeln wurden mit Blumen beſtreut “) und die Becher mit Kraͤnzen behaͤngt s). Der Aufwand an Blumen bei großen Mahlen mußte alſo betraͤchtlich ſein. Man weiß auch, daß bei dem Gaſtmahle, wel⸗ ches dem Antonius die Koͤnigin Kleopatra gab, allein die Roſen ein Talent gekoſtet hatten. Es war das Tragen von Blumenkraͤnzen bei den Roͤmern, außer an dem Saturnalienfeſt, blos bei Opferfeierlichkeiten und Abends bei Gaſtmaͤhlern geſtattet. Der Geldwechsler Fulvius und Publ. Manlius wurden ſogar, weil ſie eine Ausnahme machten, verhaftet ®). Freilich ſcheinen ſolche Freuden bei Wintergaſtmahlen nicht 7, 6 ff. III, 14, 17. Plaut. Pseud. V, 2, 2. Amphitr. III, 4, 16. Cic. Tusc. V, 21. Bei den Griechen, f. Stellen bei Plato und Anakreon. 1) Martial. IX, 94. 2) Claudian, de nupt, 202. Ovid. Heroid. XIII, 55. Catull. 60, 5, 63, 779 fl. Senec. Meden. 69 ff. Claudian. Epithal, Pall. 117 f. Stat, sylv. I, 2, 17. 3) Lamprid. Heliogab, 19. Spartian, Ael. Ver, 5. Aelian. var. hist, 9, 24, Sen. de ira, II, 25. 4) Ovid. Fast. V, 336, 360. Hor. od, III, 19, 22, 5) Tibull, II, 5, 98. Virgil. Aen. VII, 143. I, 728. III, 525. Georg. III, 528. Vergl. Homer, Iliad, J, 470. VIII, 238. 6) Plinius H. N. XXI, 3. b — —— —— moͤglich geweſen zu ſein. Doch in Rom war es nicht lange Winter; man hatte auch im Spaͤtherbſte noch Blumen, wie die zweimal blühenden Roſen von Paͤſtum. Die Römer lernten auch die Kunſt, der Natur Blumen andrer Jahreszeiten zu ent: locken 1). Man hatte Roſen auch zur Winterszeit. Amaranthen, die man, nach Plinius, im Auguſt einſammelte, bewahrte man auf und machte fie im Winter durch Waſſer wieder friſch 2). Auch kannte man nachgemachte Kraͤnze, von waͤchſernen Blumen, zu deren Nachbildung auch Metalle verwendet wurden 3). Kraͤnze wurden im Alterthume ſehr haͤufig gebraucht. Wie oft werden doch Lorbeer-, Myrten⸗, Eichen⸗, Aehren⸗ und Epheu⸗ kraͤnze und andre erwaͤhnt! (Als kunſtreichſte und geſchmackvollſte Kranzflechterin war im Alterthum, nach Plinius, jene Glycera berühmt :), welche damit ſich naͤhrte. Sie liebte den Maler Pauſias und es gab manchen Wettſtreit zwiſchen ſeiner und ihrer Kunſt. In Zuſammenſtellung der Farben, in Verbindung und Abwechslung der Duͤfte hat ſie beſondre Kunſt bewieſen. Ihr Geliebter malte ſie dann, ſitzend, mit einem Blumen⸗ kranze). Es fand in Rom ein beſondrer Kranzhandel ſtatt; man ließ auch von fern, z. B. aus Alexandrien, Kraͤnze kommen. Zu Rom wurden ſie wieder angefriſcht und verbeſſert. Als Vaterland vorzuͤglicher Blumen wird Tibur, Cyrene, Tralles ge— nannt. Was fuͤr Blumen waren einſt bei den Roͤmern gekannt und geliebt? Wohl die, welche am haͤufigſten von Dichtern ge— 1) Martial. VI, 80. 2) Plin. XXI, 8. 3) Taeit, Annal. II, 57. Athenaeus II, 9. XV, III. lin. H. N. XXI, 3. 4) Plin. H. Nat. XXI, 2. 56 nannt werden. Den erſten Rang behauptete jederzeit die Roſe, die ſchon damals mit ſtetem Lobe gefeiert ward 1). Vorzuͤglich berühmt waren die Roſen aus Paͤſtum 2) in Lucanien, auch die von Campanien und Praͤneſte, und in den Morgenlaͤndern die von Cyrene, Milet, Ptolomais, und an den Staͤtten, wo Salomons hohes Lied ertoͤnte. Vielgefeiert find auch die mancherlei Lilien s). Aus den Morgenlaͤndern feiert Plinius vorzuͤglich die von Antiochien und Laodicea. | tm Der VBiolen*) waren ſehr viele Arten, zu ihnen mag der Levkoi, der noch ſeinen griechiſchen Namen traͤgt, gehoͤrt haben. Ferner waren die Hyacinthen s), Narciſſen ®), Mohn”), Krokus s), Amaranth), ſehr gewoͤhnlich. Die Bluͤthenzeit der gewoͤhnlichſten Blumen ſetzt Plinius 1) in 1) Ovid. Fast. IV, 441. Senec, Hippol. 766. Hor. od. II. 3, 14. Schon Anakreon 62, 14. nennt fie die Blumenkönigin. 2) Virg. Georg. IV, 119. Ovid. ep. ex Pont. II, 4, 26. Met, XV, 708, Plin. H. N, XXI, 10. Martial, IX, 45. VI, 61. 3) Plin. XXI, II. nennt ſie nach der Roſe, als die herrlichſte. Tibull. III, 4. Ovid. Met. V, 392. IV, 443. XII, 412. Virg. Ecl. XII, 69. Calpurn. Eel, III, 78. XI, 22. Senec. Hippol. 765. 4) Ovid, Trist. III, 12,5. Fast. V, 437. Horat. od. II, 15, 5. Ovid. Met. XII, 410. X, 191. Plin, ep. II, 7. Copa 13, Plin. H. N. XXI, 14. Virg. Ecl. XI, 69. 5) Ovid, Fast. IV, 439. Ciris 97. Calpurn. IX, 48. 6) Virg. Eclog. II, 48. Ciris 98. 7) Ovid. Fast. IV, 438. Virg. Eel. II. 47. Catull. Epithal. 215. Ov. Met. X, 19 fl. 8) Ovid. Fast, IV, 442. V, 3, 8. Heroid XXI, 161. Ciris 98. 9) Tibull. III, 4. Ovid. Fast. IV, 439. Plin. H. N. XV, 8. 10) Hist. nat. XXI. 38. f 57 folgende Ordnung: Violen, Roſen, Lilien, Cyanen, Ama— ranthen 1). Er Außer den beifpielsweife angeführten Stellen koͤnnten noch tauſende, auch aus griechiſchen und das Morgenland betreffenden Schriftſtellern, erwaͤhnt werden. Es werden aber jene wenigen ſchon zeigen, wie unendlich viel zur Sittengeſchichte der Vorzeit aus den altroͤmiſchen Dichtern geſchoͤpft werden kann. 1) ib. XXI, II, 28 f. Einige Bemerkungen über die geküllten Blumen der Gärten. Vo. m Herrn G. A. Fintelmann, K. Hofgärtner auf der Pfaueninſel bei Potsdam. G οοοοοοοοοοο Schon lange ziehen die Blumen, welche wir dem gewoͤhnlichen Sprachgebrauche gemaͤß, gefuͤllte nennen, die Aufmerkſamkeit der Blumenfreunde auf ſich, und haben ſich ihrer beſondern Gunſt zu erfreuen. Einzelne Pflanzenarten werden ausſchließlich, andere ganz vorzuͤglich nur dann kultivirt, wenn fie mit gefüllten Blu⸗ men bluͤhen, andere werden als willkommne Erſcheinungen be— gruͤßt und ſorgſam gepflegt, neben der einfach bluͤhenden Art, oder den einfachen vielfarbigen Spielarten derſelben. Die Gattung der Roſen hat wohl faſt nur dadurch, daß ſie ſo viele gefuͤllte Varietäten darbietet, ſich die fo alte, vor Jahrtauſenden urſpruͤng⸗ lich durch ihren lieblichen Duft erworbene Zuneigung erhalten, und in den letzten zwei bis drei Jahrhunderten, fortwaͤhrend die Zahl ihrer Verehrer zunehmen ſehen. Einfache Roſen finden in unſern Blumengaͤrten nur dann einen Platz, wenn ſie wie Rosa berberifolia durch Seltenheit, oder wie Rosa eglanteria (bicolor), durch beſonders abweichende Faͤrbung beachtenswerth erſcheinen. Seit zwei Jahrzehnten treten die ſonſt auch geſchaͤtzten halb— gefüllten immer mehr in den Hintergrund, und ſie muͤſſen aus: gezeichnet groß oder von ſehr brennender Farbe ſein, wenn ſie in A die Sortimente aufgenommen werden follen, oder ſo abſonderlich wie Vork and Lancaster und gallica striata, um darin noch ferner verbleiben zu duͤrfen. Jeder Sammler ſtrebt eine gewiſſe Vollſtaͤndigkeit zu er⸗ reichen, und ſteckt ſich zu dem Ende angemeſſene Grenzen. So ſammeln manche Blumenfreunde nur entweder Camellien, oder Roſen, oder Georginen, oder Anthemis, oder Ranunkeln, und ſchaͤtzen dabei den Werth ihrer Sortimente beſonders oder faſt nur nach dem Reichthum in gefuͤllt bluͤthigen Spielarten. Eine nicht unintereſſante Sammlung wäre die aller Pflanzen- Arten mit gefuͤllten Blumen uͤberhaupt, wobei dann freilich die eine oder die andere mehr denn einmal vertreten werden wuͤrde, in nicht gar wenigen Faͤllen, des abweichenden Charakters, des ver- aͤnderten Bluͤthenbaues wegen, vertreten werden muͤßte. Eine wohl ziemlich vollſtaͤndige Ueberſicht, der in den Gaͤrten zerſtreut vorkommenden, giebt das beifolgende alphabetiſche Ver— zeichniß. Die ſo alte und allgemeine Liebhaberei fuͤr gefuͤllte Blumen hat zu jeder Zeit Unterſchiede gemacht, ſtets iſt und war ſie dem Einfluſſe der Mode unterworfen. Es galt zur Nelkenzeit fuͤr Geſchmackloſigkeit, gefuͤllte Blumen den einfachen auch nur gleich— zuſtellen, geſchweige denn fie etwa vorzuziehen. Gefüllte ſpaͤte Tulpen werden heut noch wenig geachtet, von Tulpiſten waren fie ſ. 3. ganz und gar verachtet. Die erſten gefüllten Hya—⸗ zinthen nannten die Holländer vor 100 Jahren Burkkoͤpfe, warfen ſie fort, oder pflanzten ſie um der laͤcherlichen Kurioſitaͤt wegen. Jetzt ſind ſie den einfachen mindeſtens ebenbuͤrtig. In der Gattung Nareissus werden die gefüllten Formen den ein: fachen derſelben Spezies vorgezogen, ohne daß dieſe, eben ſo wenig 6o wie die nur als einfach bluͤhend in den Gärten vorkommenden Arten, durch jene einer ſolchen Zuruͤckſetzung preisgegeben waͤren, wie unbeſtreitbar die einfachen Roſen, mit ſehr wenigen ange— deuteten Ausnahmen, neben den gefuͤllten. Bei Iris und Lilium iſt die Schönheit und Mannigfaltigkeit der einfachen Arten fo uͤberaus groß, daß die gefuͤllten Varietaͤten daneben ſich kaum geltend machen koͤnnen. Colchicum autumnale, Fritillaria im- perialis und Meleagris, Galanthus nivalis, Hemerocallis fulva, Leucojum vernum, Tradescantia virginiea, ſtehen zu ihren einfachbluͤthigen Schweſtern in einem aͤhnlichen Verhaͤltniſſe, das ſich dennoch über die ganze Gruppe der Enſaten und Coro— narien bis zu den Commelinen hin auszudehnen ſcheint. In den Gattungen Rhododendron, Azalea und Primula find die einfachen Spielarten mehr als die gefuͤllten, aber doch beide ge— ſchaͤtzt oder wohlgelitten, ja bei Primula acaulis werden fogar die einfachen faſt ganz uͤberſehen. Nicht wenige (— Althaea ficifolia, A. rosea, Anthemis nobilis, Barbarea arcuata, Bellis perennis, Calendula officinalis, Callistephus (Aster) chinensis, Caltha palustris, Campanula rotundifolia, Cardamine pra- tensis, Chelidonium laciniatum, Chrysanthemum indicum, Fi- caria ranunculoides (verna), Georgina variabilis, Lychnis dioica, L. flos Cuculi, L. Viscaria, Papaver Rhoeas, P. som- niferum, Ptarmica vulgaris; Pyrethrum Parthenium, Ranun- culus acris, lanuginosus und repens, Saxifraga granulata, Silene maritima, Tagetes erecta und patula —) erhalten nur mit gefüllten Blumen Eintritt in unſern Ziergaͤrten, und hat ſich ja eine ſolche eingeſchlichen, ſo wird die ganze Pflanze ohne Weiteres vertilgt. Wo nur ausfuͤhrbar, geht's den Som— mer⸗Levkoyen nicht anders. Einfache Winter-Levkoyen werden nur ungern mehr durch den Winter gebracht, als zur Saamenzucht noͤthig. Gefuͤllter Lack hat jedoch den einfachen dunkelbraunen 61 die allgemeine Achtung, die ihm ſchon lange zu Theil wird, noch nicht entziehen koͤnnen. Mehr und mehr verſchwinden aber vor dem gefüllten Sommer-Ritterfporn die einfachen von unſern Blu: menbeeten, wo jeder nur darauf wartet, ſie durch jene erſetzen zu koͤnnen. Jeder Georginiſt kennt den Kummer, den einfache Blumen ihm bereiten, und verhaͤngt die Strafe der Verbannung uͤber jede, und ſei es die beruͤhmteſte Sorte, die ſich zu oft erlaubt, auch nur halbgefuͤllt zu blühen. Nur wenigen Blumenarten gelingt es, trotz ihrer Wankelmuͤthigkeit, einen Platz auch dann noch zu bewahren, wenn ſie einfach bluͤhen, dahin gehoͤren: Impatiens Balsamina und Senecio elegans, auch wohl Helianthus multi- florus, Spiraea Ulmaria und Filipendula, deren gefüllte Spiel⸗ arten jedoch nur ſelten einfach werden. Dagegen gehören die beiden gefüllten Pelargonien (P. hete- rogamum und zonale fl. pl.) zu den nur geduldeten Mitgliedern eines Sortiments. Als bloße Abſonderlichkeiten gelten Anagallis fruticosa, Antirrhinum majus, Jasminum fruticans, Laurus nobilis, Solanum Dulcamara, Syringa vulgaris mit gefuͤllten Blumen. Anders iſt es bei anderen Blumenarten, deren einfach bluͤthigen Formen meiſt ſehr wohl gelitten ſind von Blumen— freunden, fo gern und lieber fie auch die gefüllten ſehen mögen. Dahin find zu rechnen: Agrostemma coronaria, Anemone ne- merosa, Aquilegia vulgaris, die Campanula, Clematis Viti- cella, Cydonia japonica, Delphinium cheilanthon, grandi- florum et intermedium, die Dianthus, Dictamnus albus, die Helianthemum, Helichrysum bracteatum, Hepatica triloba, die Hibiscus, Jasminum officinale, Myrtus communis, Nerium, Nigella damascena, die Paeonia, Polianthes tuberosa, Sapo- naria officinalis, Spiraea Filipendula, Tropaeolum majus, Tulipa suaveolens (die Fruͤhtulpen), Viola odorata, Xeranthe- 62 mum annuum. Fur den Blumiſten, ſelbſt im weiteren Sinne des Wortes, der ſich eine nicht ſo enge Grenze geſteckt hat, wie der Blumen-Sortimentift, treten mehr, faſt ganz, die einfachen Formen gegen die gefuͤllten zuruͤck, bei Amygdalus communis, Armeniaca vulgaris, Calluna vulgaris, Cerasus sylvestris und vulgaris (Prunus Cerasus und avium), Citrus, Convallaria latifolia und majalis, Crataegus Azarolus und monogyna, Cy- tisus scoparius, Fragaria vesca, Genista tinctoria, Helianthus annuus, Hesperis matronalis, Leucanthemum vulgare, Persica vulgaris, Philadelphus coronarius, Prunus domestica, insiticia und spinosa, Punica Granatum, die Pyrus, Ranunculus aco- nitifolius, Rubus fruticosus, Spartianthus junceus, Ulex euro- paeus. Es ſind faſt lauter Gehoͤlze, die, wie die hier mit ihnen genannten, krautartigen Pflanzen auch, mehr in Folge der Con⸗ ſequenz, als thatſaͤchlich in den Bereich der Blumiſterei gehoͤren, ähnlich wie die weniger verbreiteten oder weniger beachteten Aes- culus Hippocastanum, Arbutus Unedo, Geranium pratense, Papaver alpinum, Sagittaria latifolia, Tabernaemontana coro- naria, Vinca minor, oder die nur in ihren gefüllten Formen bekannten, die mehr oder weniger geſchaͤtzten Amygdalus pumila, Camellia Sasangua, Clematis florida und japonica, Clero- dendron fragrans, Delphinium elegans, Pyrus spectabilis, Rubus rosaefolius, Serissa foetida. Vor zehn Jahren haͤtte man auch Heria japonica hierher rechnen muͤſſen, obgleich ſchon viel fruͤher in Frankreich der ſeltene Fall ſich ereignet hatte, daß einfache Blumen auf einem urſpruͤnglich gefuͤlltbluͤthigen Strauche beobachtet worden waren, die ſogar Fruͤchte anſetzten. Eine uͤber dieſe Thatſachen hinausgehende Betrachtung koͤnnte den Gegenſtand einer allgemeinen blumiſtiſchen Aeſthethik bilden. — — Die Fuͤllblumen wurden ſchon lange in gefüllte und halb: gefuͤllte, oder in gefuͤllte und doppelte getheilt, eine Unterſcheidung, welche die Botaniker noch beſtimmter auszudruͤcken ſuchten, wenn fie als charakteriſtiſch hervorhoben, daß die letzteren Saamen braͤchten (oder beſſer bringen koͤnnten), die andern nicht, alſo die Fuͤllblumen in fruchtbare und unfruchtbare ſonderten. — Zur naͤheren Beleuchtung des Gegenſtandes, ſoll nun hier alles das als Fuͤllung betrachtet werden, wodurch die Fuͤlle deſſen vermehrt wird, was den Blumenfreund als Blume ergoͤtzt. Eine Be— grenzung, die ſich dem unter uns herrſchenden Brauche, abgeſehen von der Frage der wiſſenſchaftlichen Berechtigung dazu, anſchließt, und demzufolge wir vom gefuͤllten Schneeball ſprechen, und von gefüllten: Hortenſien ſprechen würden, wenn wir die Hydrangea hortensis in derſelben Form beſaͤßen, wie die andern Arten dieſer Gattung. Die Formen nun, welche den Gegenſtand der gegenwärtigen Betrachtung bilden, ſind von ſehr verſchiedener Art, worauf, wenn ich nicht irre, DeCandolle, der Vater, zuerſt mit Gruͤndlichkeit aufmerkſam gemacht hat. | Leider kenne ich feine Arbeit über gefüllte Blumen nicht, als durch ihren Ruf, und kann ſelbſt nur ganz oberflächliche Mittheilungen, das Ergebniß nur gelegentlicher, leider muß ich ſagen, faſt abſichtsloſer Betrachtungen, geben. Doch ich gebe ſie, in der Hoffnung dagegen gruͤndliche einzutauſchen. - Die Eintheilung in gefüllte und halbgefuͤllte Blumen iſt blumiſtiſch, und wird unter den Blumiſten anerkannt bleiben, ſo ſchwankend auch und unbeſtimmt fie fein mag. Die in frucht: bare und unfruchtbare iſt's nicht viel weniger, inſofern ſie ſich auf Erfahrung ſtuͤtzen muß, die doch zeigt, daß auch einfache, ſcheinbar mit vollkommenen Blumen bluͤhenden Pflanzenarten bei uns keinen oder hoͤchſt ſelten Saamen tragen. Die Gegen— 64 wart der Befruchtungstheile beider Geſchlechter kann, für den Blumiſten wenigſtens, auch nicht daruͤber entſcheiden, ob eine Blume gefuͤllt oder halbgefuͤllt zu nennen; eben ſo wenig wie das gelegentliche Vorkommen ſelbſt keimfaͤhiger Saamen, da in dieſem Falle ja die meiſten der gefuͤllteſten Roſen, Georginen, Malven, Anthemis, die Aquilegien u. a. m. nur doppelt oder halbgefuͤllt genannt werden muͤßten. Ein ſolcher Grundſatz koͤnnte nicht, ohne allgemeine Verwirrung zu verurſachen, durchgefuͤhrt werden. Die blumiſtiſche Eintheilung ließe ſich demnach eigentlich nicht umſtoßen, und koͤnnten die gebraͤuchlichen Ausdruͤcke: flores semi pleni, pleni und plenissimi, halbgefuͤllt, gefüllt und voll- gefuͤllt — als hoͤchſter Grad der Fuͤllung — beibehalten werden. Die vollgefuͤllt zu nennenden Blumen moͤchten wohl alle un— fruchtbar, die halbgefuͤllten, wenn auch nicht in unſerm Clima, alle fruchtbar ſein; die gefuͤllten dagegen ſind oft bald das eine bald das andere, alſo ſchwankend, oft auch entweder nur das eine, oder nur das andere, ſobald man nehmlich davon abſteht, jede unfruchtbare Fuͤllblume vollgefuͤllt zu nennen. : Die Füllung im Allgemeinen galt anfangs und lange für eben nichts anders, als bloße Vermehrung der Zahl der Blumen: kronen (Korollen) oder deren Theile, der Blumenblaͤtter (Petalen). Bis nach der genaueren morphologiſchen Unterſuchung der nicht wenigen ſchwankend polypetalen Gattungen, die in einigen Fa⸗ milien, Magnoliaceae, Ranunculaceae, Schizandraceae u. a., ſogar noch vorherrſchend find, darf man annehmen, daß dergleichen ſogar ohne Verkuͤmmerung oder Verwandlung anderer weſentlicher Organe, normal moͤglich. Sanguinaria (mit 8 bis 12), Sem- pervivum (mit 6 bis 20), Nymphaea (mit 16 bis 28 Petalen), wuͤrden ſchon als halbgefuͤllte Blumen uͤberall gelten koͤnnen. Denken wir uns die Blume einer Nymphaea fo groß wie Se- rissa foetida, vermindern die Zahl der Staubfaͤden etwa auf — ͤ ——w— —ů— fünf, dann iſt's, nach unſerm Sprachgebrauche, gewiß eine gefüllte Blume, oder doch wenig, d. h. nur durch Symetrie, davon ver— ſchieden. Beruͤckſichtigen wir dabei, daß die Familie der Ranun- culaceae z. B., in den Gattungen mit bis 15 Petalen, auch apetale Gattungen hat, ferner, daß die Zahlen 5, 10 und 15 neben und mit einander vorkommen, ſo darf man ſchon behaup— ten, daß eine Fuͤllung der Art, wie ſie fruͤher irrthuͤmlicher- und oberflaͤchlicherweiſe als allgemein herrſchend galt, bloß durch Ver— mehrung petaloider Theile, wenigſtens moͤglich, und die Annahme einer ſolchen auch angeſichts der Lehre von der Metamorphoſe der Pflanzen, unter Umſtaͤnden zulaͤſſig. Nennen wir, um dem Streite über calyx, corolla, perigonium, auch das alte „nec- tarium“ bei Narcissus u. ſ. w. ganz und gar auszuweichen, jedes perigoniſche Glied einer Bluͤthe, Ring, Wirtel, ſo entſteht Fuͤllung — d. h. immer in der allgemeinen hier angenommenen Bedeutung des Wortes: mit „Fuͤlle“ mehr als mit „fuͤllen“ vers wandt — ſo entſteht Fuͤllung. 1) Durch Vermehrung der Zahl der Wirtel. Sie tritt ein meiſt in Verbindung mit, doch auch ohne Fehlſchlagen oder Umwandlung der Staubfaͤden. Beiſpiele der letzten Art geben Campanula Medium und pyramidalis, Datura fastuosa, Syringa vulgaris; der erſteren Campanula persicifolia und rotundifolia, Clerodendron fragrans, Primula acaulis und Auricula fl. pl., Galanthus, auch Narcissus, inſofern die innere kleine napffoͤrmige corona derſelben, neben noch andern anders geſtalteten und anders gefärbten Füͤllblaͤttern vervielfältigt erfcheint. Vielleicht gehoͤrt hierher auch Hesperis matronalis fl. albo pl., Matthiola u. a. m., die aber auch zur naͤchſten Claſſe gezaͤhlt werden koͤnnen. Flora III. 5 mo... 2) Füllung durch Vermehrung der Zahl der Wirteltheile. . Wir beobachten fie bei Barbarea, Calluna, Cardamine, Cheiranthus, Cytisus, den Papilionazeen überhaupt, Lychnis. Die Zahl aller Fuͤllblaͤtter ift hier größer als die der Einzel— glieder der unveraͤnderten Bluͤthe zuſammengenommen. Bei Impatiens Balsamina, der gewoͤhnlichen guten aber ſaamentrag⸗ enden Fuͤllung, ſind die Antheren und Filamenta in Geſtalt und Zahl unveraͤndert, die Fuͤllung alſo nur durch Vermehrung der Theile des Perianthiums, nicht durch Verwandelung jener zu er— klaren. Wo auch dieſe noch eintritt, entſtehen jene ſeltenen, mehr denn zweithalergroßen aber unfruchtbaren Blumen, in denen fo: gar der Griffel in gruͤnliche Schuppen metamorphoſirt und der Fruchtknoten faſt verſchwunden iſt. Bei den gefuͤllten Tulipa Gesneriana iſt mit der Zahl der tepala (Theile des perianthium) gewoͤhnlich Blumenblaͤtter genannt, auch die der Staubfaͤden bis zu 9, ſeltener zu 12 vermehrt. 3) Füllung durch Vermehrung der Kelchſchuppen. Das einzige mir bekannte Beiſpiel giebt Elichrysum brac- teatum (fl. pl. und E. br. compositum). Analog iſt wohl die Bildung von Dianthus aggregatus. 2 4) Füllung durch Auftreten neuer petaloider Gebilde. Angedeutet habe ich dieſe bei IPomopsis elegans gefunden. Es zeigten ſich nehmlich zwiſchen Kelch und Korolle einzelne roth- gefaͤrbte punktirte Faͤden, freilich bis jetzt in nur beſchraͤnkter Zahl, nie mehr als drei. Verdoppelung durch Vermehrung der Klronenwirtel zeigt ſich ſonſt nur durch Einfuͤgung innerhalb der 67 vollkommenen (bei der gefüllten Blume aͤußeren) Korolle, fo daß in dem angefuͤhrten Falle etwa anderes als eine ſolche eingetreten zu fein ſcheint. Bei Paeonia Montana papaveracea möchte dieß, aber innerhalb des Blumenwirtels, zum Theil wenigſtens, auch der Fall ſein. Betrachten wir die oft ſo ſchoͤn gefaͤrbten ſternfoͤrmig ausgebreiteten fadenfoͤrmigen Theile unterhalb des Fruchtknotens der Paſſionsblumen, ſo kann man dieſe Bildung (ſonſt zu Nektarien gerechnet), doch wohl kaum corolla nennen. Es iſt alſo irgend etwas anders, das die Morphologie noch zu erklären hat, das aber auch beweiſet, daß eine Fuͤllung auch noch durch Auftreten, wenn nicht neuer, fo doch unklaſſificirter Gebilde als moͤglich gedacht werden kann. Man koͤnnte Celosia eristata mit zu den Fuͤllblumen, und dürfte fie dann hierher zaͤhlen. N - 5) Füllung durch Ausdehnung, und zwar a) mit Verfaͤrbung der Korollen. Die fiſtulirten Sommeraſtern und alle anderen fiſtulirten Syngeneſiſten, die wir gefuͤllt nennen, zeigen deutlich, daß hier nichts weiter geſchehen, als daß ſich die Scheibenbluͤthchen ver— laͤngert und verweitert, und die Farbe meiſt der Strahlenbluͤth— chen angenommen haben. Die anemonenbluͤthigen Georginen gehoͤren auch hierher. Nennen wir alle die hierher zu zaͤhlenden Compoſiten gefuͤllt, ſo duͤrfen wir mit gleichem Rechte auch den Fall, wo die Fuͤllung nur durch Ausdehnung, aber b) ohne Verfaͤrbung der Korollen geſchehen, Viburnum Opulus roseum, unſern Schneeball, zu den gefuͤllten Blumen zählen. Die kleinen weißen Korollen haben ſich in große weiße verwandelt; gleichzeitig find die Geſchlechts⸗ theile fehlgeſchlagen. 5 * 68 6) Füllung durch Ausdehnung und Umwandlung der Korollen. Dieſe zeigt ſich bei den zungenbluͤthig gefüllten Compoſiten, alſo z. B. den Bandaſtern, den ranunkelfoͤrmigen Anthemis, vor allen ſchoͤn aber bei den Georginen, ſowohl den neueften tuten⸗ foͤrmigen als den alten breitblumigen. 7) Füllung durch Verwandlung (Metamorphoſe) der Staubträger (Filamenta). Bei Papaver und Rosa zeigt ſich dieſe Verwandlung, welche uͤberdieß den am haͤufigſten Fall der Füllung bildet, am deut: lichſten. In jeder dieſer Blumen kann man die verſchiedenen Stufen der Metamorphoſe verfolgen. Da, wo ſie am wenig— ſten vorgeſchritten, ſcheint es, als ſei nur eine Seite des Fila— mentes petaloidiſch geworden, und die, zwar jeder Zeit verkruͤp— pelte Anthera (der Staubbeutel) iſt nur wenig veraͤndert, ja, zeigt hier oder da einmal ſogar noch Spuren von Pollen. Hin— gegen findet man da, wo ſich in derſelben Blume große Fuͤll— blaͤtter ausgebildet, die Stelle der Anthere nur angedeutet, doch jederzeit, und waͤre ſie auch nur durch ein Gruͤbchen kenntlich, leicht bemerkbar, faſt immer noch (bei Rosa gallica ohne Aus⸗ nahme), mit einem Streifen in Verbindung, in dem man den Staubbeuteltraͤger erkennen muß. Dieſer iſt in vielen Faͤllen noch etwas cylindriſch verdickt, von der urſpruͤnglichen gelben Farbe des Filamentes, und nur die durch ſeitliches Auswachſen der Epidermis eines ſolchen entſtanden, zu beiden Seiten fluͤgel— artig ausgebreiteten Fuͤllblaͤttern, haben die ganz petaloidiſche Faͤrbung angenommen. Als charakteriſtiſch zeigt ſich in Folge dieſer Metamorphoſe die Schiefheit der Fuͤllblaͤttr. Die Un: gleichfoͤrmigkeit iſt oft ſo groß, daß, betrachtet man die Andeut⸗ Te ung des Filamentes als Rippe des Fuͤllblattes, oft nur die eine (meiſt die rechte?) Seite deſſelben ausgewachſen, die andere mehr oder weniger verkruͤppelt geblieben iſt. Durch Anſchauung dieſer Gebilde moͤchte man ſich zu der Behauptung bewogen fuͤhlen, daß zunaͤchſt uͤberhaupt nur das Zellgewebe von der Metamor— phoſe ergriffen wird, dem dann die Spiralgefaͤße, darin weiter wachſend, blos folgen. 8) Füllung durch Verwandlung der Antheren. Erſcheint bei der vorhergehenden Metamorphoſe die Anthere als das zuletzt davon ergriffene Glied, ſo iſt es in dieſen Faͤllen grade umgekehrt. Am deutlichſten ſieht man dieſe geſonderte Um— wandlung der Antheren bei Anemone coronaria, doch auch bei A. Pavonina und stellata. In wenig gefuͤllten oder faſt einfa— chen Blumen, namentlich der erſteren, bemerkt man einzelne Fi— lamente, die kleine petaloidiſche Faͤhnchen tragen. In anderen mehr dergleichen, in noch anderen alle. Nur auf der letzten Stufe der Ausbildung dieſer Metamorphoſe werden auch die Filamente glatt und petaloidiſch. Die gefuͤllteſten Sorten erſcheinen nur ſo, aber immer iſt der obere Theil, das Faͤhnchen, breiter. Bei den Anemonen tritt außerdem oft noch eine reine Vermehrung der Petale ein, ſo daß alſo hier die zweite und ſiebente Fuͤllweiſe gleichzeitig Statt haben. Am vollkommenſten iſt die Metamorphoſe der Antheren bei Aquilegia vulgaris eucullata und bei inversa, einer Abaͤnderung dieſer Spielart, haben ſich die verwandelten Antheren uͤberdieß noch auf ihrer Einlenkung umgewendet. 9) Füllung durch Umwandlung der ganzen Stamina. Eine ſolche möchte überall da anzunehmen fein, wo die Fuͤll— 70 blaͤtter eine ſo ſymetriſche, regelmaͤßige Geſtalt angenommen ha⸗ ben, wie bei Aquilegia vulgaris stellata, Clematis Viticella, Amygdalus, Cerasus, Prunus (nicht aber Pyrus, welche zum ſechsten Fall gehoͤren), Keria u. a. m. Wahrſcheinlich ſind hier⸗ her auch, zum Theil wenigſtens, zu rechnen: Caltha, Camellia jap. Warratah, die gefüllten Caryophyllaceae, Paeonia humilis fimbriata u. a. m., bei denen gleichzeitig auch noch andere Me: tamorphoſen, namentlich Vermehrung der Wirteltheile, ein— treten. 8 Vielleicht muß man zur Deutung dieſer Verwandlungsweiſe annehmen, daß zunaͤchſt die Antheren avortirt, dann darnach erſt die Filamente metamorphoſirt ſind, da keine Spuren der erſteren erkennbar, und auch nicht die damit gleichzeitig auftretende Unſy⸗ metrie der Fuͤllblaͤtter wahrgenommen wird. ? 10) Füllung durch Verwandlung der Griffel (Piſtille). Dieſe ſcheint bei Iris einzutreten, und die ganze Gattung laͤßt durch den Bau der Piſtille auf die Möglichkeit einer ſolchen ſchließen. Bei Clematis florida und japonica und den einzelnen allergefuͤllteſten Balſaminenblumen, werden nicht ſelten mit den Staubfaͤden auch die Griffel, wenn ſchon ſehr unvollkommen, metamorphoſirt. Jedenfalls aber erſcheint der Griffel der Meta- morphoſe gegenuͤber, als das beſtaͤndigſte Organ, denn er iſt auch bei den unfruchtbaren Fuͤllblumen (der Cruciferae, der Caryo- phyllaceae, der Pomaceae u. a.) in feiner Geſtalt nur wenig, in ſeiner Textur faſt gar nicht veraͤndert. Die Metamorphoſe der Griffel bildet fuͤr ſich eigentlich wohl keine Fuͤllung, ſondern kann in einigen Faͤllen nur als ſie ver⸗ vollſtaͤndigend betrachtet werden. 71 2 1) Füllung durch Verwandlung der Karpellen. Eine ſolche ſoll bei Anemone nemorosa fl. pl. Statt ha: ben. Die mir bekannte gefuͤllte Spielart moͤchte ich lieber zur folgenden Claſſe ziehen. 12) Füllung durch Verwandlung der germinalen Schuppen (der Nanunkulazeen). Dieſe beobachtet man ſehr deutlich bei Hepatica triloba, ſie ſcheint bei Anemone nemorosa einzutreten und ſich bei Ranun— culus aconitifolius, acris, repens und lanuginosus gleichzeitig mit Fehlſchlagen der Stamina zu zeigen. 13) Füllung durch Verwandlung der Spreu⸗ blättchen (paleae). Nur allein bei Xeranthemum annuum habe ich ſie bis jetzt beobachtet, hier aber iſt dieſelbe ſehr deutlich und vollkommen entwickelt. ? 14) Füllung durch Verwandlung des Pappus. Eine vollſtaͤndige Fuͤllung der Art iſt mir noch nicht vorge— kommen, wohl aber einzelne der breiten Zaͤhne des Pappus von Catananche coerulea vergrößert und blau gefärbt, fo daß die Wahrſcheinlichkeit vorhanden, daß dieſe einmal in dieſer Weife gefuͤllt erzogen werden koͤnnte. Die breitzaͤhnigen und gefaͤrbten Saamenkronen von Sphaenogyne u. a. m. deuten ebenfalls dar: auf hin. 15) Füllung durch Umwandlung des Kelches. Das einzige mir bekannte Beiſpiel einer ſolchen giebt Pri— mula elatior hortensis calycantha, wo zwei Blumen in einander 72 zu ſtecken ſcheinen, denen ſich oͤfter eine dritte zugeſellt, und ſo auch noch eine Vermehrung der Zahl der Wirtel, wenn auch nur um eine, darſtellt. Der Analogie nach zu ſchließen, koͤnnte das mir unbekannte Eryngium alpinum fl. pl. hieher gehoͤren. 16) Füllung durch Umwandlung der Deckblätter. Sie tritt bei Hydrangea hortensis ein, welche nur ſcheinbar derſelben Art iſt, wie bei Viburnum Opulus roseum. Die un: veränderte (2) Korolle ſteht bei der Hortenſie ganz deutlich über den ſchoͤnen breiten Deckblaͤttern, und traͤgt nichts bei zur Herr⸗ lichkeit dieſer Prachtblume. Auf ſo verſchiedenen Wegen bilden ſich alſo unſere gefuͤllten Blumen, entweder durch Pleomorphoſe (Vervielfaͤltigung) oder durch Metamorphoſe (Verwandlung der Gebilde). Dann bald in nur einer, bald in auch noch anderer Weiſe, am haͤufigſten durch gleichzeitiges Auftreten verſchiedener Entwickelungen. Die gegebenen Andeutungen reichen, ſelbſt in ihrer oberflaͤchlichen Un— vollſtaͤndigkeit, hin, darzuthun, daß die Fuͤllung der Blumen ein intereſſanter Gegenſtand iſt, und eine Sammlung der Art viel Vergnuͤgen gewaͤhren, ſelbſt in einem botaniſchen Garten an ih— rem Platze fein koͤnnte, da fie am zuverlaͤſſigſten die beſten Be⸗ weis ſtuͤcke liefern würde für die Umbildung der Pflanzenglieder. Einer ſolchen duͤrfte Celosia eristata nicht fehlen, auch nicht Mus— cari comosum, der gerade das Gegentheil einer Füllung, eine Verarmung durch Verwandlung korolliniſcher Gebilde, darſtellt. Das Verhalten der Fuͤllblumen bei der Kultur bietet auch noch einige Verſchiedenheiten dar. Manche dieſer Verwandlungen ſind ſo beſtaͤndig, daß eine einmal gefuͤllte Pflanze, unter allen Dan 73 Umſtaͤnden, die ihr Leben erhalten, ſo bleibt, nie einfach bluͤht. Beiſpiele find: Gardenia florida, Serissa foetida, Viburnum, Clerodendron, Hydrangea, Delphinium elegans, D. Ajacis, pubescens, Barbarea, Hesperis matronalis fl. albo pl., Mat- thiola, Keria, Rosa, Pyrus spectabilis, Amygdalus pumila u. a. m. i Bei wieder anderen, namentlich den gefuͤllten Compoſiten, haben wir uns daruͤber zu beklagen, daß auf unveraͤnderten Stand— orten und bei gleichfoͤrmiger Bodennahrung, daher alſo auch in Folge anderer Umſtaͤnde, einfache Blumen haͤufig auf gefuͤllten Sorten erſcheinen. Aus dieſer Familie zeichnen jedoch auch einige durch Beſtaͤndigkeit in Fuͤllung ſich aus, als: Chrysanthemum indicum, Helianthus multiflorus, Ptarmica vulgaris. Zu den wankelmuͤthigſten Fuͤllblumen gehoͤrt, nach der Georgine, die Bal— ſamine. Eine und dieſelbe Pflanze bluͤht einmal ganz einfach, einmal ganz gefuͤllt, und hatte vielleicht die erſten 5 — 6 Blu: men voll gefüllt, Bei den ſchottiſchen Federnelken iſt es ſehr auffallend, daß die als einfache zu uns kommenden Sorten nach wenigen Jah— ren gefuͤllt werden und dann viel beſtaͤndiger als unſere aͤlteren gefuͤllten Federnelken ſind, die auf magern Boden zuweilen ein— fach werden. Dies letztere beobachtet man auch bei Tradescan- tia, Convallaria, Narcissus, Jasminum, Bellis, Anthemis nobi- lis, Pyrethrum, Parthenium, Leucanthemum vulgare, Saxi- fraga, Caltha, Viola, Saponaria, Pelargonium heterogamum (double purple), und ſcheint eine ſolche Vereinfachung, dieſe Ruͤckkehr, hier nicht durch andere Umſtaͤnde, als durch anhalten— den Mangel an Bodennahrung herbeigefuͤhrt zu werden. Bei üppig kultivirten Spiraea Ulmaria fl. pl. iſt es mir begegnet, daß eine ganze Vermehrung in Zeit von zwei Jahren einfach geworden, die mager ſtehende Mutterpflanze dagegen ge— 74 fuͤllt geblieben war, fo daß alſo auch Nahrungsfülle die Ruͤck— kehr zur einfachen Form veranlaſſen zu koͤnnen ſcheint. Wir pflegen unſere Federnelken bei weitem nicht ſo wie die Englaͤnder ihre Pinks Sortimente, und demnach waͤre der bei den ſchotti— ſchen Federnelken angefuͤhrte Fall ſogar der Art, daß einfache Blumen durch magern Boden gefuͤllt werden koͤnnten. Bei den meiſten fruchtbaren Fuͤllblumen vererbt die Fuͤllung, aber dabei ſcheint es, als geſchehe die Vererbung nicht uͤberall gleichmaͤßig, ſondern bald bedingungsweiſe, bald auch nicht, ſo naͤmlich, daß zur Erzielung einer gefuͤllten Nachkommenſchaft bei einer Spezies nahrhafter Boden unerlaͤßlich, der bei der andern, was das Gefuͤlltwerden anbetrifft, faſt nicht, unbeſtreitbar immer aber von Einfluß, und namentlich auf die Groͤße und Schoͤnheit der Blumen. Aſtern, Mandeln, Roſen, Papaver somniferum, Chelidonium laciniatum ſind mehr der letzteren, dagegen Balſa— minen, Nelken, Malven, Campanula Medium, Papaver Rhoeas, Chrysanthemum coronarium, Calendula, Xeranthemum mehr der erſten Art. Bei Lack, Bellis, Pyrethrum, Parthenium fl. fist, pl., Campanula pyramidalis, Paeonia (2) iſt die Erbſchaft weniger ſicher, und doch auch nicht unbedingt abhaͤngig von der Beſchaf⸗ fenheit des Bodens, d. h. man darf auch im beſten Boden nicht mit Sicherheit mehr gefuͤllte Saamenpflanzen erwarten, als in einem mageren. Daß die Sicherheit einer ſolchen Erblichkeit von noch ver— ſchiedenen, tief verborgenen Umſtaͤnden abhaͤngig, iſt jedem, der ſich mit Anzucht gefuͤllter Spielarten beſchaͤftigt hat, offenbar, am deutlichſten aber bei den Levkoien, die immer aus dem Sau: men einfacher Blumen erzogen werden, wobei dann keinem Lev— koienzuͤchter entgangen iſt, daß mit der Zeit manche Sorten aus: arten, d. h. weniger, endlich faſt gar nicht mehr ins Gefuͤllte 75 ſchlagen, wobei ſich wiederum nicht jede Sorte uͤberall gleich ver— haͤlt. Wohin wir auch unſere Aufmerkſamkeit richten, uͤberall Raͤthſel, uͤberall ſcheinbare Widerſpruͤche, denn wirkliche, unauf— lösbare in der Natur anzunehmen, dazu find wir nicht be rechtigt. Unwillkuͤhrlich fragt der Blumenzuͤchter nach der Urſache des Gefuͤlltwerdens. Die Antwort aber darauf ſcheint nicht leicht, man muͤßte ſich denn damit begnuͤgen, zu ſagen, daß die Urſache in der Kultur liege. Es iſt uͤbrigens gar nicht wahrſcheinlich, daß die gefüllten Lychnis Viscaria, L. flos Cuculi, L. dioica, Cardamine pratense, Barbarea arcuata, Bellis perennis, Cal- tha palustris, Chelidonium laciniatum, Ficaria ranunculoides, Ranunculus repens, Saxifraga granulata u. a. m. in Folge der Kultur in Gaͤrten gefuͤllt geworden waͤren, ſondern es iſt viel— mehr anzunehmen, daß ſie auf dem natuͤrlichen Standorte gefuͤllt gefunden, in die Gaͤrten eingefuͤhrt worden. Die botaniſchen Gaͤr— ten kultiviren in der Regel die wild wachſenden Pflanzen nicht, und produciren überhaupt, im Vergleich zu den bei der Blumen— zucht gewonnenen Spielarten, aͤußerſt wenige Varietaͤten. Beach— ten wir dagegen die bei der Kultur der Georginen, der Balſami— nen u. a. ſich ergebenen Erfahrungen, ſo duͤrfen wir jene Ver— muthung, ſo wenig ſie auch zur Erklaͤrung der Fuͤllung beitra— gen mag, doch nicht kurz von der Hand weiſen, ſondern die Be— ſchaffenheit der Erdnahrung als eine der auch mitwirkenden Ur— ſachen anerkennen. Es iſt außerdem auch wohl darauf hinzu— weiſen, daß die meiſten Fuͤllblumen Arten angehoͤren, welche ſchon lange in den Gaͤrten gezogen werden, oder als ſolche aus dem altkultivirten China eingefuͤhrt ſind. Wer aber ohne Weiteres die Urſache der Füllung im Reich: thume des Bodens, im Ueberfluffe an Nahrung zu ſehen be: 76 hauptet, mag doch wohl aufgefordert werden dürfen, die Sache naͤher zu pruͤfen. Zaͤhlen wir unter andern die Pflanzenſpezies des beigelegten Verzeichniſſes der gefuͤllten Blumen, und ſondern aus 1. 12, 13. 14. 2. Muscari comosum, 3. 4. Zinnia verticillata, die nur wegen der zuweilen vor: Azalea pontica, Poa bulbosa, als ganz beſondere Erſchein— 2 2 ungen Celosia cristata, gen, kommenden Vermehrung der Strahlenbluͤthen gefuͤllt genannt werden koͤnnte, Calendula Asterias, . Nerium Oleander, als unſicher, . Trollius europaeus, . Dianthus Carthusianorum, . Tropaeolum minus *), . Dianthus aggregatus, wo wohl eigentlich nur Ver: mehrung der den Kelch begleitenden Schuppen, ohne Uebergang zur petaloiden un e iſt.— Ziehen dann Primula veris und elatior, Delphinium Ajaeis und pubescens, Paeonia edulis hort. und P. albiflora Pall. 15 — 19. Die 6 Helianthemum in eine Spezies unter Helianthemum variabile Spach. zufammen, fo er⸗ halten wir 230 Arten, wovon der einen Gattung Rosa allein 55, alſo faſt ein Viertel — — ) Das ſchon lange bekannte gefüllte niedrige Tropaeolum, ge⸗ wöhnlich minus genannt, ſcheint nur eine Spielart von majus zu ſein. 77 angehoͤren, die deswegen faſt zu den eigentlich pleiopetalen Gatt— ungen gezaͤhlt werden koͤnnten. Nach Abzug der Roſen bleiben noch 175 Spezies in 104 Genera. Vergleichen wir dieſe Zahl mit der großen Menge der durch alljährliche oder häufige Aus— ſaat in den Gaͤrten gezogenen Pflanzenarten, ja ſogar nur der Blumenzierpflanzen, die alle der Pflege des Gaͤrtners bei Ueber— fluß an Nahrung ſich zu erfreuen haben, ſo waͤre es doch wun— derbar, wenn, waͤren die Kultur und Uebernaͤhrung allein die Urſachen der Fuͤllung, dieſe nicht haͤufiger eintreten. Nach Ver— gleichung der Zahlen fühlt man ſich uͤberraſcht, in einer für all— taͤglich gehaltenen Erſcheinung eine zu den ſeltenen gehoͤrende zu erblicken. Die Verwachſung der Staubfaͤden der Malvazeen und Myr— tazeen, bei welchen letzteren die breiten flachen Filamentenbuͤndel ſogar petaloidiſch gefaͤrbt ſind, koͤnnte man meinen, muͤßte ſehr leicht Veranlaſſung zur Fuͤllungsmetamorphoſe geben, die ſo ſchon eingeleitet zu ſein ſcheint, und doch zaͤhlen wir aus dieſen arten— reichen vielkultivirten Familien in der einen nur 7, in der an— dern, der reichſten, nur 2 gefuͤllte Arten. Aus der Legion der Compoſiten nur 17. Die mit gefuͤllten Blumen auftretenden Familien ſind, wenn auch hier oder da mehr oder weniger zu— ſammenſtehend, doch ziemlich gleichfoͤrmig durch die ganze Reihe derſelben vertheilt. So darf man annehmen, daß die morphi— ſchen Vorbedingungen der Moͤglichkeit einer Fuͤllung, durch das ganze phanerogame Pflanzenreich verbreitet ſind. Doch aber tre— ten wiederum einzelne Gruppen oder Familien, beſonders Gatt— ungen, vor andern reich mit gefuͤllten Blumen auf. So die Gruppen der Caronarien und Enſaten, dann die Roſifloren; die Familien der Compoſiten (17), der Ranunkulazeen (27), der Ca: ryophyllazeen (13); der Gattungen Narcissus (5), Campanula 78 (5), Delphinium (5), Paeonia (5), Ranunculus (5), Dianthus (5), Lychnis (5), Rosa (55). — Sind dergleichen Verhaͤltniſſe nun bloße Zufaͤlligkeiten? — Moͤgen ſie es ſein, ſie muͤſſen beim Aufſuchen der Urſachen des Gefuͤlltwerdens doch wohl auch mit beruͤckſichtigt werden. Die Wiſſenſchaft mag ſich begnuͤgen, die daruͤber geſtellte Frage im Allgemeinen dahin zu beantworten, daß das Gefuͤlltwerden, die Fuͤllung der Blumen — Antho-Plaͤthoſis — das Ergebniß der verſtaͤrkten Einwirkung aller Vegetationsbedingungen auf in ih— ren Bluͤthentheilen normal nicht feſt begründeten (noch wandel⸗ baren) Pflanzenarten ſei, der Blumenzuͤchter wird immer noch eine beſtimmtere Antwort wuͤnſchen, auch wenn man ihn uͤber— zeugen koͤnnte, daß damit fuͤr die Wiſſenſchaft nichts gewonnen wuͤrde. Man hat die Fuͤllung eine Krankheit genannt. Wenn jede Abnormitaͤt Krankheit genannt werden muß, ſo iſt dagegen nichts einzuwenden, ſonſt aber moͤchten Gaͤrtner und Blumiſten wohl kaum damit ſich einverſtanden erklaͤren. 79 Ueberſicht der in den Gärten vorkommenden Pflanzenarten mit ſogenannten gefüllten Blumen. (Die mit * bezeichneten find dem Verfaſſer nicht anders als durch Ver; zeichniſſe bekannt und ihm noch nicht zu Geſicht gekommen.) Zeit der Einführung in die engl. Gärten. Aesculus L. Sapindaceae. fl. pl. fl. simpl. Hippocastanum L. h. unfr. pl. 1692. Agrostemma L. Cariophylleae. Wanze Lid. A. unfe p... 1358. Syn, Lychnis coron. Desr. Althaea Cav. Malvaceae. chinensis Cav. C. fruchtb. pl. et semipl l. 2 ficifolia Cav. A. C. unfr. (plss 2) pfl. . 1597. rosea Cav. A. C. fruchtb. pl. pl. et semipl. . 1573. Amygdalus L. Amygdaleae (Rosaceae). tommunis L. 5. fruchtb. pk. 1348. , . 0 Be Eu. AnagallisL Primulaceae. ® Sruteeoea Bene ET . Anemone Hall. Banunculaceae. coronaria L. A. fruchtb. u. unfr. pl, et semipl. 1596. nemorosa L. A. unfr. pl. Pavonina Lam. 2. unfr. felten fruchtb. pl. plss. et semipl. Syn. A. hortensis Thore. stellata Lam, A. fruchtb. u. unfruchtb. pl. plss. E ²˙e- ˙ͤ f ; Syn. A, hortensis J.. 80 fl. pl. fl. simpl. Anthemis L. De. Compositae, Sene- cionideae. nobilis L. A. unfruchtb. pl. Anthirrhinum uss. ®Serophularineae. majus L. C. h. unfr. pl. Aquilegia Tournef. Ranunculaceae. vulgaris L. A. frchtb. pl. (fl. cornicul. et fl. stellat.) Arbutus Tournef. Ericaceae. Unedo L. h. unfr. pl. Armeniaca Tournef. Amygdaleae (Rosaceae). vulgaris Lam. h. frchtb. pl. 1548. Syn. Prunus Armeniaca L. Azalea I. Ericaceae. indica L. B. unf, pl. 1826. Syn. Rhododendron deatto nem Don. Rh. phoeniceum Don. nudiflora L. h, unfr, pet ß @ pontiea L. 5. unft. pl. „%% f (an hybr. ex Az. pont. et nudiflora?) viscosa L. 5. unfr. pl. „ ee = irre Barbarea R. Br. Cruciferae. arcuata Rchnb. A. unfr. plss. Syn. Barbarea vulgaris R. Br., Erysimum Barbarea L. Bellis L. Compositae, Asteroideae. perennis L. A. frchtb. pl. et semipl. ling. et fist. Calendula Neck. Compositae, Cynarea. ? Asterias Fisch. et Meyer. O. frchtb. pl. et semipl. ling. 1795. Syn. Calendula stellata Cav. officinalis. ©, frchtb. pl. et semipl. ling. . 1573. 1573. 81 fl. pl. Callistephus Cass. Compositae, Asteroideae. chinensis Nees. ©. frchtb. fl. pl. fist et semipl. ling. et fl. pl. mixt. Syn. Aster chinensis L. Callistemma hortense Cass. Calluna Willd. Ericaceae. vulgaris Willd. 5. unfr. plss. Syn. Erica vulgaris L. Caltha L. Banunculaceae. palustris L. A. unfr. pl. et plss. Camellia L. Ternstroemiaceae. japonica L. h. frchtb. pl. et semipl. fl. simpl. 1731. 1739. Sasanqua Thunb. h. unfr. (2) pfl. 1823. 1823. Campanula L. Campanulaceae. Medium L. C. frchtb. pl. (an plss ?) persicifolia L. A. unfr. plss. pyramidalis L. C. A. frchtb. pl. rotundifolia L. A. unfr. plss. Trachelium L. A. unfr.? pl. (an plss?) Cardamine L. Cruciferae. pratensis L. A. unfr. plss. (Celosia. Amaranthaceae.) (eristata O. frchtb. (pl.?) Cerasus Juss. Amygdaleae (Rosaceae). pubescens Ser. h. unft.? pl. Syn. Prunus sphaerica Willd. sylvestris Bauh. 5. unfr.? pl. Syn. Prunus avium L. Flora III. 6 1597. 1596. 1822. Bu. fl. pl. fl. simpl. vulgaris Mill. 5. frchtb. pl. Syn. Prunus Cerasus L. Cheiranthus R. Br. Cruciferae. Cheiri L. C. h. A. frchtb. plss. €) et unfr. plss. 1573. Chelidonium Tourn. Papaveraceae. laciniatum Mill. G. A. frchtb. pl. Chrysanthemum De. Compositae, Senecionideae. coronarium L. O. frchtb. pl. ling. . 1629. indicum Thnb. non Linn, A. frchtb. pl. et semipl. ling. et fist. . 1790. Syn. Anthemis artemisiaefolia Willd. Citrus L. Aurantiaceae. aurantium L. h. frchtb. pP. 13545. Limonium Risso. bh. frchtb. pl. Clematis L. Banunculaceae. florida Thnb. h. unfr. pl. 1776. 1776. japonica Thnb. h. unfr. pfl. 1826. 1826. Viticella Linn. h. unfr. p˖pll. 1569. 1569. Clerodendron L. Verbenaceae. fragrans Willd. 5. unfr. pls. . . .. 1790. 1790. Syn. Volkameria fr. Vent. Colchicum Tournf. Melanthaceae (Coronariae). autumnale L. A. unfr. pl.? plss.? Convallaria L. Smilaceae (Coronariae). latifolia Jacg. A. unfr. plss. — RE > 5 Syn. Polygonatum latifol, Desf. majalis L. A. unfr. plss. — fl. pl. fl. simpl. Crataegus L. Pomaceae (Rosaceae). Azarolus L. h. unfr. pf. 13640. Syn. Pyrus Azarolus Scop. monogyna L. h. unfr. pl. Syn. Cr. Oxyacantha var. Cydonia Tourn. Pomaceae (Rosaceae). japonica Pers. h. frchtb. semipl. 11796. Syn. Pyrus jap. Thnb. Cytisus L. Papilionaceae (Leguminosae). scoparius Lk, h. unfr. pl. (an plss. 7) Syn. Spartium scoparium L. Datura L. Solanaceae. fastuosa L. O. frchtb. pl. (semipl.?) . 1629. 1629. Delphinium Tourn. BRanunculaceae. Ajacis L. O. frchtb. pꝑpůll. 1573. cheilanthon Fisch. A. unfr. pl l. 1818. elegans Dec. A. unfr. pl. 11741. 1741. grandiflorum L. A. unfr. pl. et unfr.? semiph,. - .....ia en . er ee. intermedium Ait. A. unfr. pl. 11710. pubescens Dec. O. frchtb. pl. Syn. D. Ajacis var. L. Dianthus L. Caryophylleae. * aggregatus Poir. (Booth.) A. (an. D. Carth. bract. multpl.) Syn, D. barbatus L, var. barbatus L. C. A. frchtb. u. unfr. pl. (et plss.?) 1573. 27 Carthusianorum L. A. 7 Caryophyllus L. h. A. frchtb. u. unfr. plss.? chinensis L. C. O. frchtb. plss ) 11713. 84 fl. pl. fl. simpl. hybridus? A. unfrchtb. plss.? plumarius L. A. 5. frchtb. u. unfrchtb. plss.? . 1629, Dictamnus L. Diosmeae. albus L. A. unfr.? semipl. 1596. Eryngium Tourn. Umbelliferae. * alpinum IL. I. (Moannssean2. um, L547. Ficaria Dill. Ranunculaceae. ranunculoides Moench. A. unfr. pl. Syn. Ranunculus Ficaria L. Fragaria L. Bosaceae. vesca L. var. semperfl. A. frchtb. pl. Fritillaria L. Liliaceae (Coronariae). imperialis L. A. unfr. plss. (77 18596. Meleagris L. A. unfr. plss. (2) Galanthus L. Amaryllideae ien nivalis L. A. unfr. plss. Gardenia Ellis. Rubiaceae. florida L. 5. unfr. pl. es,. radicans Thnb. h. unfr. pᷣl. 1804. Genista Lam. Papilionaceae Wen tinctoria L. h. unfr. pl. Geranium Herit. Geraniaceae. pratense L. A. unfr. pl. Georgina Willd. Compositae, Asteroi- deae. variabilis. A. frchtb. pl. et semipll. 1789. Syn. Dahlia variab. Desf. Helianthemum Tourn. Cistineae. appeninum Dec. h. unfr. ppl. 1824. hyssopifolium Ton. h. unfr. pl. 85 fl. pl. macranthum Sweet. h. unfr. pl. obseurum Pers. h. unfr. pl. stramineum Sweet. h. unfr. pl. vulgare Grin. h. unfr. pl. Helianthus L. Compositae, Sene- cionideae. annuus L. ©, frchtb. pl. multiflorus L. A. unfr. pl. cionideae. bracteatum Willd. O. (C. h.) frchtb. (pl.?) Hemerocallis L. Liliaceae (Coronariae). fulva L. A. unfr. plss. (2) Hepatica Dill. Ranunculaceae. triloba Cha. A. unfr. pl. Syn. Anemone hepatica L. Hesperis L. Cruciferae. matronalis L. A. unfr. plss. Hibiscus L. Malvaceae. * mutabilis L. h. (2) rosa sinensis L. h. unft. pl. * sulphureus Hmb. h. (7) syriacus L. h. unfr. pl. Hyacinthus L. Liliaceae (Goranarike), orientalis L. A. frchtb. semipl., pl. et plss. . Hydrangea L. Saxifragaceae. hortensis Smith. 5. unfr. (semipl. ?) Syn. Hortensia speciosa Pers. Jas minum Tourn. Jasmineae. fruticans L. h. unfr.? semipl. fl. simpl. 1596. 1597. 1597. Helichrys um Dec. Compositae, Sene- 1799. 1546. 1573. 2 1597. 1597. 1690. 1731. 1596. 1596. 1788. 1570. 86 fl. pl. fl. simpl. offieinale L. h. unfr. pl.) 1823. 1548. Sambac. Ait. h. unfr. semipl. et pl. . 1700. 1665. Syn. Nyctanthes Sambac. L Impatiens L. Balsamineae. Balsamina L. ©. frchtb. semipl. et pl. unfr. plss. 1596. Syn. Balsamina hortensis Desp. Iris L. Irideae (Ensatae). * Güldenstaedtiana Bbrst. A. (2) Syn. I. dubia Poir. sibirica L. A. unfr. semipl. (2) Heria Spr. (Kerria Dec.) Rosaceae. japonica Dec. h. unfr. plss. 13804. 1804. Syn. Corchorus jap. L. Laurus Town. Laurineae. nobilis L. 5. unfr. pl. m ee. Leucanthemum Tourn. Compositae, Senecioideae. vulgare Lam. A. unfr. pl. Syn. Chrysanthemum Leucanth, L. Leucojum L. Amaryllideae (Ensatae). vernum L. A. unfr. pl. u, 9s. Lilium L. Liliaceae (OSondristh candidum L. A. unfr. pl. et pls. 1596. Martagon L. A. unfr. pl. (plss.? ) 1596. 1596. Lychnis L. Caryophylleae. chalcedonica L. A. unfr. plss. 1596. dioica L. ©. (A. fl. pl.) unfr. plss. 5 flos Cuculi L. 4, unfr. pl. (et alba semipl.) sylvestris Schr. A. unfr. pl. Viscaria L. A. unfr. plss. 87 fl. pl. fl. Matthiola R. Br, Cruciferae. annua Sweet. O. unfr. plss. Syn. Cheiranthus ann. L. incana R. Br. C. h. unfr. plss. Syn. Cheiranthus inc. L. 1731. (Muscari Tourn. Liliaceae (Coronariae).) (2 comosum Mill. A. unfr. fl. degener.) Myrtus Tourn. Myrtaceae. communis L. h. unfr. pl. Narcissus L. Amaryllideae. incomparabilis Curt. A. unfr. plss. . Jonquilla L. A. unfr. plss. (2) italicus Ker. A. unfr. plss. (2) poëticus L. A. unft, plss. (pl.) Pseudo-Nareissus L. A. unfr. plss, Nerium L. (R. Br.) Apocyneae. odorum Ait. h. unfr. plss. (pl.) * ? Oleander L. h. (2) splendens Hort. ie Nigella Tourn. Banunculaceae. damascena L. ©. frchtb. pl. 9) . Paeonia Tourn. Banunculaceae. albiflora Pall. A. frchtb. pl. (2) et semipl. edulis Salisb, A. unfr. pl. fr. semipl. . Syn, albiflora Pall. var, fl. rubr, humilis Willd. A. frchtb. pl. Syn. P. paradoxa Anders. Moutan Sims. 5. frchtb. pl. et semipl, Syn. P. arborea Hort. 1596. 1781. simpl. 1731. 1781. 88 fl. pl. fl. simpl. officinalis Willd. A. frchtb. pl. 13548. tenuifolia L. 2. frchtb.? pꝑpůll. 11765. Papaver Tourn. Papaveraceae. alpinum L. A. frchtb. semipbp; l. 1759. Rhoeas L. A. frchtb. semipl. et pl. somniferum L. ©. frchtb. semipl. et pl. Pelargonium Her. Geraniaceae. heterogamum Herit. 5. unfr. pl. (semipl.) . 1786. ? Double purple Hort. zonale Willd. 5. unfr. pl. Double pink. Hort. Persica Tourn. Amygdaleae (Rosaceae). vulgaris Vill. h. frchtb. pl. TE Syn. Amygdalus Persia L. Philadelphus L. Philadelpheae. coronarius L. 5. unfr. pfl. 1886, Poa. @ramineae. 2 bulbosa L. A. feimend. pl.? Polyanthus L. Liliaceae (Coronariae). tuberosa L. A. unfr. ppl. 1629. 1629. Primula L. Primulaceae. acaulis Jacq. A. unfr. plss. Auricula Linn. A. unfr. plss. frchtb. pl. 1596. elatior Jacq. A. unfr. plss. frchtb. pl. (et fl. prolifero.) praenitens Ker. A. unfr. pl. 1820. Syn. Pr. chinensis Lindl. veris L. A. unft. pl. Prunus Tourn. Amygdaleae (Rosaceae). domestica L. h. unfr. pl. 89 fl. pl. fl. simpl. insiticia L. 5. unfr. pl. spinosa L. h. unfr. pl. Ptarmica Tourn. Compositae, Sene- cionideae. vulgaris Dec. A. unfr. pl. Syn. Achillea Ptarmica L. Punica Tourn. Myrtaceae. Granatum L. h. unfr. pls. 1548. Pyrethrum Grin. Compositae, Sene- cionideae. x Parthenium Smith. A. unfr. fl. ling. pl., frchtb. fl. fist pl. Syn. Matricaria Parthen. L. Pyrus L. Pomaceae (Rosaceae). communis L. h. frchtb. semipl. Malus L. h. (2) spectabilis Ait. h. frchtb. semipl. . 1780. 1780. Ranunculus Hall. Ranunculaceae. aconitifolius L. A. unfr. pl. (an platenifol. N.) 1769. acris L. 2. unfr. pl. , pl. vn. Se NIE lanuginosus L J. unfr. pt. 13683. repens L. A. unfr. pl. Rhododendron L. Ericaceae. een 1... 0. ©. . 1763. Rosa Tourn. Rosaceae. alba L. h. frchtb. pl. et semipll. 1597. alpina Red. h. frchtb. pl. et semip. . . . . 1683. * altaica Willd. 5. (2) argentea Thory. h. frchtb. semipl. Flora III. 6 * 90 fl. pl. fl. simpl. arvensis Red. 5. frchtb. semipl. Syn. Herporrhoden Ehrh. Banksiana Red. h. unfr. pl. 1807. bifera Red. non Pers. h. frchtb. pl. blanda Willd. 5. frchtb. pl. et semipl, . . 1773. bracteata Wendl. h. frchtb.? pl. 1795. * campanulata Ehrh. 5. (2) semipl. carolina Lindl. h. frchtb. semipl. . 1726. centifolia L. h. frchtb. semipl. et pl. 61 pus 7) 1596. damascena L. h. frchtb. pl. et semipl. . . 1575. Syn. R. bifera Pers. dichotoma Red. h. unft. plss. (2) eglanteria Du R. h. frchtb. semipl. (et * pl. 2) Eyrathiana Bosc. 5. frchtb. semipl. Syn. R. villosa Evrathiana Dup. *ferux Prono. h. 8 gallica L. h. frchtb. semipl. et pl. (et plss.?) . 1596. Var. holosericea D. R. h. frchtb. pl. (et plss. 2) Var. provincialis Ait. 5. frchtb. semipl. et pl. Heritierana Thory. 5h. frchtb. semipl. hudsonica Red. h. frchtb. semipl. * humilis Sering, nec Tausch., nec. Marsh. 5. ? Syn, R. pumila Lindl., R. indica pumila Red. indica Preno. h. frchtb. pl. et semipll. 11789. Syn. R. ind. fragrans Red., R. thea Hort. inermis Red. h. frchtb. pl. et semipl. Syn. R. turbinata var. * involuta Smith. h. (2) Syn, R. spinosissima Moench., non Lindl. 9 fl. pl. fl. simpl. Lauranceana Preno. Red. h. frchtb.? pl. et piss L 15). . 1824. 1810. longifolia Willd. 5. frchtb. ee lucida Ehrh. 55. frchtb.? pl. (plss.? et * semipl.) 1773. microphylla Rosb. h. unfr. pl. (plss.? . . . 1822, Syn. R, sorbifolia Hort. * mollissima . h. (?) moschata Mill. h. frchtb. semipl. (et“ pl.) 1596. 1596. Syn. opsostemma Ehrh. multiflora Thnb. 5. unfr. plss ). 1804. 1804. muscosa Ait. h. frchtb. semipl., pl. (et plss. 0 1724. 1724. * nitida Willd. h. (2) Noisettiana Red. h. frchtb. semipl. et pl. 1816. 1816. * Orbessanea Thory. h. (2) parviflora Ehrh. h. frchtb. semipl. et pfl. . 1724. Syn. R. humilis Marsh. pimpinellifolia L. h. frchtb. semipl. et pl. pomponia Dec. 5. frchtb. semipl. et pl. Syn. R. burgundica Pers. Rapa Bosc. h. frchtb. semipl. et pl. 11726. rechinata Tratt. h. frchtb. semipl. (et pl.?) . 1821. Syn. R. Boursault Hort. Romensis Desf. h. frchtb. pl. * Rosenbergiana Thory. H. (2) semipl. Roxburgii Tratt. h. frchtb. semipl. rubiginosa L. h. frchtb. semipl. et pl. * sanguisorbaefolia Don. h. (2) semipl. semperflorens Prono. h. frchtb. semipl. et pl. 1789. sempervirens L. h. frchtb. semipl. et pl. . 1629. Syn. R. barbarica Desf. —— —— —uB-—-—t — fl. pl. fl. simpl. sepium Thuill, 5. frchtb. semipl. sinensis Prono. h. frchtb. pl. (et plss. ?) Syn. R. chinensis Jacg. spinosissima L. h. frchtb. semipl. et pl. confr, pimpinellifolia L. sulphurea Ait. h. unfr. pl. (plss.? 7). 1629. Syn. R. glaucophylla Ehrh. tomentosa Sm. h. frchtb. semipl. (et * pl.) Syn. R. canina toment. Desf. turbinata Ait. h. frchtb. semid̃l. 1629. Ventenantiana Red. 5. frchtb. semipl. villosa L. 5. frchtb. semipl. Syn. R. pomifera Herrm. Rubus L. Rosaceae. fruticosus L. 5. unfr. pl. rosaefolius Sm. 5. unfr. pfl. 1811. 1811. Syn. R. coronarius. Sagittaria. Butomaceae. latifolia W. A. unfr. pl. 13816. 1816. Saponaria L. Caryophylleae. officinalis L. 4. unfr. plss. (2) Saxifraga. Saxifragaceae. granulata L. A. unfr. pl. Senecio L. Compositae, Sene- cionideae. elegans L. O. frchtb. pl. 1700. 1700. Serissa Comm. Bubiaceae. foetida Comm. 5h. unfr. pls. 11787. 1787. Silene L. Caryophylleae. maritima With, A. unfr. plss. 93 fl. pl. Syn. Silene inflata Smith, Cucubalus Behen L. var. Solanum L. Solanaceae. | Dulcamara L. h. unfr. pl. Spartianthus LE. Papilionaceae (Leguminosae). junceus Lk. h. Syn. Spartium junceum L. Spiraea L. Bosaceae. * Aruncus L. A. 2 Filipendula L. A. unfr. pl. Ulmaria L. A. unfr. pl. Syringa L. Oleaceae. vulgaris L. h. unfr. pl. i Tabernaemontana L. ee eee coronaria L. h. . Tagetes Tourn. Compositae, Sene- cionideae. erecta L. O. frchtb. pl. patula L. ©. frchtb. pl. . Tradescantia L. EEE ir virginica L. A. semipl. Trollius L. BRanunculaceae. 2 europaeus L. 2. Tropaeolum L. Tropaeoleae. fl. simpl. 1548. 1633. 1597. 1734. 1596. 1573. 1629, majus L. ©. unfr. pls. . . . ...... 1686. 1686. 2 minus L. ©. unfr. pls. . . ...... 1996. 1596. Tulipa Tourn. Liliaceae (Coronariae). Gesneriana L. A. unfr. pl. 1577. 1577. suaveolens Roth. A. frchtb. u. unfr. pl. 1603. 94 fl. pl. fl. simpl. Ulex L. Papilionaceae (Leguminoseae). europaeus L. A. Viburnum L. Lonicereae. Opulus IL. h. unfr. (pl. 2) Vinca L. Apocynaceae. minor L. A. 5. unfr. plss. Viola L. Violariae. odorata L. A. unfr. plss. Xeranthemum Tourn. Compositae, Cynareae. annuum L. ©, frchtb. pl. l. nnen 70. Zinnia L. Compositae, Sene- cionideae. 2 verticillata, O. frchtb. (semipl.? ) 1789. (240 — 247 sp.) (108 gen. incl. Rosa.) 95 ueberſichtliche Zuſammenſtellung der Familien der gefüllten Blumen. 42. 53. 55. 56. 61. Gramineae. Poa L. 1 . Commelynaceae. Tradescantia L. 1 Butomaceae. Sagittaria L. . Melanthaceae. Colchicum Tourn. . 1 Liliaceae. Fritillaria 2. 2 Hemerocallis L. 1 Hyacinthus L. 1 Lilium L. 3 (Muscari Tourn. .D Polianthes L. 1 Tulipa Z. 2 Smilaceae. Convallaria L. 2 Irideae. Iris L. a 2 Amaryllideae. Galanthus L. 1 Leucojum L. 1 Narcissus L. 5 Jasmineae. Jasminum Tourn. 3 (27) 28 (27) 28 80. Oleaceae. Syringa L. (102. Amarantaceae. . Gelosia 9 106. Laurineae. Laurus Tourn. 1 120. Compositae. 3 Asteroideae. R 1 Callistephus Cass. Georgina Willd. — 4 Senecionideae. Anthemis L. Dec. Chrysanthemum L. Dec. Helianthus L. Helichrysum Dec. Leucanthemum Tourn. Ptarmica Tourn. Pyrethrum Grin. Senecio L. Tagetes Tourn. (Zinnia L. 5 Cynaroideae. Calendula L. Xeranthemum L. S 2 — —— — 8 e — — — 059 2 1 (46) 50 125. 127. 128. 132. 137. 148. 149. 156. 161. 162. 170. 178. 96 (46) 50 Campanulaceae. Campanula L. 5 Rubiaceae. Gardenia Ellis 2 Serissa Comn. . 1 Lonicereae. Viburnum L. 1 Apocyneae. Nerium L. ( 2 Tabernaemontana L. 1 8 1 Verbenaceae. Clerodendron L. 1 Solanaceae. Datura L. 1 Solanum L. 1 Serophularineae. Antirrhinum Juss. . 1 Primulaeceae. Anagallis L. 1 Primula L. (4) 5 Ericaceae. Arbutus Journ. „ Azalea L. (3) 4 Calluna . 1 Rhododendron L. 1 Umbelliferac. Eryngium Tourn. . 1 Saxifragaeeae. Hydrangea L. 1 Saxifraga L. 1 Ranunculaceae. Anemone Hall. 4 Aquilegia Tourn. 1 (81) 88 180. 181. 188. 190. 207. 209. 215. (81) 88 Cala . 1 Clematis L. 3 Delphinium Tourn. (5) 6 Ficaria Dili. 1 Hepatica Dill. 1 Nigella Tourn. . 1 Paeonia Tourn. . (5) 6 Ranunculus Hall. 5 (Trollius L. 2 Papaveraceae. Chelidonium Tourn. . 1 Papaver Tourn. 3 Cruciferae. Barbarea R. Br. . 1 Cardamine L. 1 Cheiranthus L. 1 Hesperis L. 5 1 Matthiola R. Br. 2 Cistineae. Helianthemum Trn. (I) 6 Violariae. Wola Lisa 2 Caryophyllaceae. Agrostemma JL. 1 Dianthus L. (5) 7 Lychnis L. 5 Saponaria L. 1 Silene L. 1 Malvaceae. Althaea Cao. . 3 Hibiscus L. 4 Ternstroemiacene. Camellia L. 2 (137) 154 (137) 154 224. Aurantiaceae. EN TE 230. Sapindaceae. Aesculus L. . 251. Diosmeae. Dictamnus L. 1 254. Geraniaceae. Geranium L. 1 Pelargonium Her. 2 257. Bals amincae. Impatiens L. 1 258. Tropaeoleae. Tropaeolum L. . (I) 2 264. Philadelpheae. Philadelphus L. 1 269. Myrtaceae. Myrtus Tour n. . 1 Fanta Tourn ... . I 270. Pomaceae. Crataegus L. 2 (151) 169 Flora III. (151) 169 Cydonia Tourn. 1 Pyrus L. 3 272. Rosaceae. Fragaria L. 1 Keria Spr. 1 Rosa Journ. 55 Rubus L. 2 Spiraea L. 3 273. Amygdaleae. Amygdalus L. 2 Armeniaca Tourn.. 1 Cerasus Juss. 8 Persica Tourn. . 1 Prunus Tourn. . 5 275. Papilionaceae. Cytisus L. 1 Genista Lam. 1 Sparthianthus Lk. 1 Ulex L. . (231) 249 m Vortrag, enthaltend einige Deobachtungen und Erfahrungen über Sommer- Lebkoien, insbeſondere die Erziehung von gutem, das heißt ftark ins Gefüllte ſchlagendem Sommer- Sevkoien - Sanmen ), vom Herrn Ober-Appellations- und Caſſations-Gerichtsrath Höpfner in Darm ſt asd DDD Die Sommer- Lepkoie vereinigt in ſich durch Schoͤnheit und Bluͤthe, vortrefflichen Geruch und Leichtigkeit der Cultur ſo viele und große Vorzüge, daß fie ſchon ſeit länger als hundert Jah: ren in der Reihe der eigentlichen Sommerblumen mit Recht die erſte Stelle einnimmt, und von dieſer vorausſichtlich auch durch keinen Wechſel der Mode und durch keine neuen Entdeckungen im Reiche der Flora verdraͤngt werden wird. Die Vorliebe, welche ich ihrer Cultur von jeher zugewendet hatte, und die Schwierig— keit, ſich guten Saamen zu verſchaffen, veranlaßte mich bald, die „T ) Dieſer praktiſche Vortrag iſt, wie ſchon oben S. 10 erwähnt, ein Abdruck aus dem dritten Jahresberichte und den Mittheilungen des Gartenbau-Vereins im Großherzogthum Heſſen, welche Schrift unter den bis jetzt erſchienenen ähnlichen Schriften einen rühm— lichen Platz einnimmt; ſo wie überhaupt dieſer ſeit faſt ſieben Jahren beſtehende Verein ein ſehr lobenswerthes Streben zeigt, feine Wirkſamkeit nicht nur auf feine Mitglieder, ſondern auch über den Kreis derſelben auszudehnen. 99 Kunſt, ſolchen Saamen ſelbſt zu ziehen, zum Gegenſtande mei- ner Beobachtungen und meines Nachdenkens zu machen. Be— kanntlich war fruͤherhin und lange Jahre hindurch der verſtorbene Handelsgaͤrtner Dreyßig in Tondorf die einzige Quelle, aus wel— cher man Levkoien-Saamen erhielt, auf deſſen vollkommene Guͤte man ſich verlaſſen durfte. Dreyßig hatte in dieſem Artikel ein foͤrmliches Monopol, und machte daraus ein ſehr eintraͤgliches Geſchaͤft. Seitdem muß die Kunſt, guten Levkoien-Saamen zu erziehen, allgemeiner geworden ſein, denn man erhaͤlt gegen— waͤrtig ſehr vorzuͤglichen Saamen, und in noch mehreren Sorten als fruͤherhin, von nicht wenigen Handelsgaͤrtnern in Sachſen, namentlich vom Herrn Friedrich Adolph Haage jun. zu Erfurt, deſſen Levkoien-Saamen ich bis jetzt als den beſten von allen ge— funden habe. Ich glaube die Bemerkung vorausſchicken zu muͤſſen, daß zwar meine Verſuche nur die Sommer-Levkoien (Cheiranthus annuus) betreffen, daß aber ihre Reſultate, wie ich nicht bezweifle, auch auf die Winter-Levkoien (Cheiranthus incanus) Anwend— ung finden; ferner, daß der Garten, in welchem ich jene bis jetzt cultivirt habe, in einem urſpruͤnglich ſehr magern, aber nach und nach durch ſtarke Duͤngung verbeſſerten Sandboden beſteht. Ich begann mein Experiment damit, daß ich zuerſt die in verſchiedenen blumiſtiſchen Schriften anempfohlenen oder traditio— nell von anderen Liebhabern vernommenen Methoden erprobte. Ich zog die Levkoien in Toͤpfen und im freien Lande, in fettem und in magerem Boden, ich ſchnitt die Seitenzweige der Len- koienſtoͤcke ab und ließ nur den Haupttrieb ſtehen, ich luͤftete die Pflanzen etwas in der Erde, um die Vegetation zu ſchwaͤchen. Ich machte nicht weniger einen Verſuch mit der vom Herrn Lechner zu Ansbach angegebenen, in Extrahirung der Staubfaͤden beftehenden Methode. Auch ſortirte ich ſchon damals den Saas 1 1 100 men, indem ich die größten und ganz regelmäßig geformten Kör: ner ausfuchte, waͤhnend, daß dieſe die meiſten gefüllten Blumen hervorbringen wuͤrden. a Aber alle dieſe Verſuche mißlangen. Der Saamen, welchen ich in guter Qualitaͤt erhalten hatte, wurde in jedem Jahre ſchlech— ter, und was insbeſondere das erwaͤhnte Experiment mit den aus— geſuchten Koͤrnern betrifft, ſo zeigte ſich, daß gerade der durch ſolche Sortirung erhaltene Saamen der ſchlechteſte war. Dieſe letztere, meine Zwecke an ſich ſo wenig foͤrderliche Erfahrung war es gleichwohl, welche mich zuerſt auf die Spur des geſuchten Geheimniſſes leitete, und es zeigte ſich auch hier, daß in dem praktiſchen Leben häufig ſchon viel damit gewonnen iſt, wenn man nur erſt weiß, wie man Etwas nicht anzufangen hat. Da nämlich die ausgeſuchten Koͤrner ſich als vorzuͤglich ſchlechter Saamen auswieſen, ſo lag die Vermuthung ſehr nahe, daß die von mir wegen ihres weniger ſchoͤnen Anſehens gering geachteten Koͤrner dennoch vor jenen den Vorzug verdienen moͤchten. Ich fand mich in dieſer Vermuthung beſtaͤckt, als ich den von Drey— ßig und ſpaͤterhin von Herrn Friedrich Adolph Haage bezogenen Saamen genauer betrachtete, und bemerkte, daß derſelbe beinahe blos aus kleineren, unregelmaͤßig gebildeten und theilweiſe wie ver— kruͤppelt ausſehenden Koͤrnern beſtehe. Die Form dieſer Koͤrner war ſehr mannigfaltig, bald rund, und in dieſem Falle kleiner und converer als gewoͤhnlich, bald dreieckig oder prismatiſch, bald viereckig oder wuͤrfelartig, bald andere Figuren bildend, fuͤr welche die Stereometrie keinen Na— men hat. Sehr natuͤrlich war es, daß ich nunmehr bei dem Aushuͤl— ſen der Saamenſchoten auf die Geſtalt der Saamenkoͤrner ge— nauer Acht hatte, als zuvor, was mich bald zu dem Reſultate führte, daß die fo eben beſchriebenen unregelmäßig geformten Koͤr⸗ 101 ner nur in dickeren, runden und im Ganzen weniger langen Schoten vorkommen, während dem lange, breite und dünne Scho— ten ſtets große runde und flache Koͤrner enthalten. Ich glaubte nun das Geheimniß gefunden zu haben, in— dem ich annahm, daß die erſterwaͤhnten Schoten guten, die der letztbezeichneten Art aber ſchlechten Saamen liefern, und ſo ver— hielt es ſich auch wirklich; denn als ich den, auf ſolche Art ge— wonnenen, den vom Herrn Haage zu Erfurt verkauft werdenden ganz aͤhnlichen Saamen ausſaͤete, ſo erhielt ich nicht nur eben ſo viel gefuͤllte Blumen daraus, wie aus dem vom Herrn Haage, ſondern ſogar noch mehr, was wohl nur darin ſeinen Grund hat, daß viele Tauſende von Schoten nicht mit ſolcher Sorgfalt ſortirt werden koͤnnen, als dieß bei einer geringern Quantitaͤt der Fall iſt, oder daß Saamenhaͤndler, wenn ſie nicht Saamen von beſter Qualitaͤt in hinreichender Menge eingeaͤrntet haben, um alle ihre Kunden zu befriedigen, dieſelben mit einer geringern Sorten zu ſtrecken ſich genoͤthigt ſehen. Ueber die Form der Schoten muß ich nun noch einige Be— merkungen hinzufuͤgen, weil ſich daraus Regeln fuͤr das Sorti— ren derſelben ergeben, welche von Wichtigkeit ſind. Die ganz langen, breiten und duͤnnen Schoten duͤrften als die gewoͤhnliche, naturgemaͤße Form zu betrachten ſein. Sie ent— halten ſtets große runde und flache, in einer graden Reihe etwas weitlaͤuftig liegende Koͤrner, welche, wie bereits erwaͤhnt wurde, die Eigenſchaft, ins Gefuͤllte zu ſchlagen, im geringſten Grade beſitzen. Die anders oder nicht normal gebildeten Schoten wei— chen in ihrer Form vornehmlich in folgender viererlei Weiſe ab: a) ſie ſind auffallend dick, rund und haben, wenn ſie eingetrock— net ſind, auf beiden Seiten eine vertiefte Laͤngslinie; b) ſie ſind nicht ſo dick, aber doch rund, etwas ſchmal und ohne die er— waͤhnte Rinne, dabei gewöhnlich länger als die Sorte a; c) fie 102 ſind etwas flacher, ebenfalls ohne die vertiefte Laͤngslinie, aber kurz; endlich ſind ſie d) wiewohl ſelten, zwergartig klein und wie verkruͤppelt ausſehend. Die Sorte unter a unterſcheidet ſich wieder durch mehrere oder mindere Laͤnge der Schoten. In den ganz kurzen liegen die Saamenkoͤrner in ziemlich tiefen, keine gerade Linie bildenden, ſondern unordentlich bald hinter, bald neben einander geſtellten Gruͤbchen. Sie geben, meiner Erfahrung nach, einen vorzuͤglich guten Saamen. Se länger die Schoten der Kathegorie a find, deſto geringere Qualität iſt der Saame, deſto mehr nähert er ſich ſowohl in Form als Lage demjenigen, welcher aus langen, brei— ten und flachen Schoten erhalten wird. In der Sorte b befin— den ſich die Saamenkoͤrner ebenfalls in kleinen Gruͤbchen, welche aber eine grade Linie bilden und meiſt gedraͤngt hinter einander liegen. In der Sorte c zeigt ſich wieder die unregelmaͤßige Lage der Koͤrner, nur ſind die Gruͤbchen weniger tief. Die Schoten unter d haben aͤußerſt wenig Koͤrner von voͤllig unregelmaͤßiger Lage. Sie geben gleich der Sorte a vorzuͤglichen Saamen, und beſonders dann, wenn ein Stock nur ſolche Schoten hat, wohl den beſten von allen. Die angegebenen Verſchiedenheiten der Schotenform find die gewöhnlich vorkommenden. Gie find übri: gens, wie fich von ſelbſt abnehmen läßt, nicht ſtets fo beſtimmt ausgedruͤckt, als ich ſie beſchrieben habe. Uebergaͤnge aus einer Form in die andere ſind nicht ſelten. Noch verdient bemerkt zu werden, daß diejenigen Saamenkoͤrner, welche am Anfang der Schoten, d. h. zunaͤchſt am Stiele liegen, gewoͤhnlich am unre— gelmaͤßigſten gebildet find. Ob dieſe Körner auch ſtaͤrker ins Ge: füllte ſchlagen, als die untern, will ich nicht entſcheiden; es kaͤme auf einen Verſuch an, welchen ich noch nicht angeſtellt habe. Aus den obigen Wahrnehmungen ergeben ſich fuͤr das Sor— tiren der Schoten folgende ſehr einfache Vorſchriften. Man ſe— parire zuerſt die ganz langen, breiten und flachen Schoten von den anders gebildeten, die letzteren ſortire man ſofort nach den oben beſchriebenen Formen, oder, was hinreichen dürfte, man ſondere davon die kuͤrzeſten, dickſten, mit einer Laͤngsrinne ver⸗ ſehenen, desgleichen die zwergartig kleinen verkruͤppelten, insbe: ſondere wenn ein Stock blos Schoten der letzteren Art haben ſollte. Auf dieſe Weiſe erhaͤlt man Saamen von dreierlei Qua— litaͤt: a) ordinairen oder geringen aus den langen und flachen Schoten, b) extra guten aus den kuͤrzeſten und dickſten, ſo wie den zwergartig verkruͤppelten, e) eine Mittelſorte aus den uͤbrigen Schoten. : Um das Geſagte durch Beiſpiele zu illuſtriren, werde ich mir die Ehre geben, dem verehrlichen Verein von mir ſelbſt for: tirte Schoten von den ſaͤmmtlichen oben beſchriebenen Kathegorien vorzulegen. Ich habe nun ſeit etwa 10 Jahren die angegebene Me— thode in Ausſuchung des Levkoien-Saamens durch Sortirung der Schoten beobachtet, und ich darf behaupten, daß der von mir alſo gewonnene Saamen ein vorzuͤglicher iſt, und daß die Sorte b noch ſtaͤrker in das Gefüllte ſchlaͤgt, als ſelbſt die von Herrn Friedrich Adolph Haage verkauft werdenden, was mir diejenigen meiner hieſigen Blumenfreunde, welchen ich davon mitgetheilt habe, bezeugen werden. Eine Verfahrungsweiſe, welche ſich in ihrem Reſultate ſo lange Zeit hindurch bewaͤhrt hat, duͤrfte wohl als probat angeſehen und als ſolche den Liebhabern mit Zuver— ſicht anempfohlen werden koͤnnen. Ich muß uͤbrigens noch be— ſonders darauf aufmerkſam machen, daß meine Methode auf der Vorausſetzung beruht, daß man gleich Anfangs, das heißt ſchon in den erſten Jahren, wo man darnach verfaͤhrt, mit ganz gu— tem Saamen verſehen iſt, welchen man ſich am beſten durch Kauf verſchafft, in welcher Hinſicht ich die Saamenhandlung : 104 des Herrn Friedrich Adolph Haage zu Erfurt nochmals als die vorzuͤglichſte Quelle empfehle. Faͤngt man mit ſchlechten Saas men an, ſo kann man zwar denſelben nach und nach durch An— wendung meiner Methode in dem Grade verbeſſern, daß er zu— letzt nichts mehr zu wuͤnſchen uͤbrig laͤßt. Allein hierzu gehoͤrt ein laͤngerer Zeitraum. Nachdem ich nunmehr ein leichtes Mittel angegeben zu ha— ben glaube, um ſich Sommer-Levkoien-Saamen erſter Qualitaͤt fortwaͤhrend ſelbſt zu erziehen, will ich verſuchen, die von mir auf dem Wege der Empirie gewonnenen Reſultate rationell zu erklaͤren und eben dadurch noch mehr zu begruͤnden, wobei ich mich jedoch im Voraus beſcheide, daß dieſer Verſuch in einer bloßen Hypotheſe beſteht, wenn ſchon fuͤr letztere ein bedeutender Grad von Wahrſcheinlichkeit ſpricht. Bekanntlich iſt das Gefuͤlltwerden urſpruͤnglich einfacher Blu— men eine durch Cultur erzeugte Abnormitaͤt, wenn man will, eine wiewohl dem Blumiſten ſehr angenehme und erwuͤnſchte Krankheit. Dieſe Krankheit iſt erblich, das heißt, der Saamen aus gefüllten Blumen giebt wieder gefüllte, oder doch mehr ders gleichen, als der aus einfachen. Es wird hier genuͤgen, wenn ich Roſen, Nelken, Aſtern, Goldlack, Mohn und Dahlien als belehrende Beiſpiele anfuͤhre. Man wuͤrde hiernach ein ſehr leich— tes und einfaches Mittel haben, vollkommen guten Levkoien-Saa⸗ men zu erziehen, wenn die gefüllten Levkoien Saamen erzeugten, was aber nicht der Fall iſt, da bei ihnen die Fructifications-Or⸗ gane gaͤnzlich in Blumenblaͤtter verwandelt ſind. Wir muͤſſen uns daher begnuͤgen, eine Methode anzuwenden, die ſich der Saamen-⸗Erziehung aus gefüllten Blumen einigermaßen nähert, und als ein, wenn gleich unvollkommenes Surrogat dafuͤr be— trachtet werden darf. Dieß geſchieht, wie ich glaube, durch die Sortirung der Saamenkoͤrner und resp. der Schoten in der oben 105 — — bezeichneten Weiſe. Ich nahm naͤmlich wahr, daß auch die Form der einfachen Levkoien-Bluͤthen verſchieden iſt. Nicht wenige derſelben ſind unregelmaͤßig gebaut, entweder kleiner, beſonders kuͤrzer als gewoͤhnlich, oder mit gebogenen Raͤndern, was ihnen ein krauſes Anſehen giebt, oder die einzelnen Blumenblaͤtter ſind von ungleicher Groͤße. An ſolchen Blumen iſt oͤfters der Kelch geſpalten, und auch die Geſchlechtstheile haben nicht ſelten eine mehr oder weniger abnorme Bildung. Dergleichen Regelwidrig— keiten ſind meines Ermeſſens ein Hinneigen zur Krankheit des Gefuͤlltwerdens, was ich um fo weniger bezweifle, als Stöde, bei welchen jene regelwidrige Beſchaffenheit der Korolle vorzüglich ſtark ausgeſprochen iſt, zuweilen in einzelnen Bluͤthen einen Ueber— gang in die gefuͤllte Form zeigen, ja im Jahre 1840 bei mir ein Stock zur Bluͤthe gekommen iſt, welcher wirkliche halbgefuͤllte Blumen und keine andere als ſolche hatte. Dieſer Stock ſetzte auch Schoten an, welche aber ohne Ausnahme aͤußerſt klein, mehr oder weniger gekruͤmmt und wie verkruͤppelt waren. Leider kamen ſie wegen Ungunſt der Jahreszeit nicht zur Reife, doch enthielten ſie, wenn ſchon nicht alle, wirklichen und gehoͤrig aus— gebildeten Saamen, welcher, waͤre er reif geworden, hoͤchſt wahr— ſcheinlich blos gefuͤllte Blumen hervorgebracht haben wuͤrde, was um ſo unbedenklicher anzunehmen ſein duͤrfte, als der Saamen aus Schoten derſelben Art, welche an einfachen Stoͤcken mit un— regelmaͤßigen Bluͤthen, wiewohl meiſtens nur ſporadiſch vorkom— men, vorzugsweiſe ins Gefuͤllte ſchlaͤgt. Da nun die vorhin be— ſchriebenen unregelmaͤßigen Levkoien-Bluͤthen meinen Wahrnehm— ungen zu Folge ſtets auch mehr oder weniger irregulaͤr geſtaltete Schoten hervorbringen, das heißt Schoten, welche in eine der oben bezeichneten vier Kathegorien fallen, da ferner ſolche Schoten eben ſo konſtant, nur regelwidrig gebildete Koͤrner enthalten, welche vorzugsweiſe gefuͤllt bluͤhende Stoͤcke liefern, ſo duͤrfte die Ver— 106 muthung nicht allzu gewagt ſein, daß die Tendenz, welche jene unregelmaͤßigen Bluͤthen haben, in die gefuͤllte Form uͤberzuge— hen, auf den daraus entſtehenden Saamen forterbt, und daß ſich dieß gleichfalls in der unregulaͤren Bildung der Koͤrner ſo wie der Schoten ausſpricht. Ein gutes Saamenkorn iſt demzufolge ein ſolches, welches jene Anlage, oder den Keim zu der angenehmen Krankheit des Gefuͤlltwerdens in ſich trägt, und meine Methode, guten Lev— koien⸗Saamen zu erziehen, iſt weiter Nichts, als die Kunſt, die Saamenkoͤrner ſolcher Art auszuſuchen, ohne noͤthig zu haben, jedes Korn zu betrachten, was durch die oben angegebene Art, die Schoten zu ſortiren, am leichteſten und ſchnellſten geſchieht. Entſchloͤſſe ſich uͤbrigens Jemand zu der zeitraubenden Operation der Ausſuchung der einzelnen Koͤrner, ſo wuͤrde dieß allerdings meines Erachtens ſicherer zum Zweck fuͤhren, da die Koͤrner in einer und derſelben Schote weder gleich geſtaltet, noch ſaͤmmtlich von gleicher Guͤte ſind. Ich will dem gegenwaͤrtigen Vortrage noch einige kurze Be— merkungen anreihen, welche zwei unter den Levkoien-Cultivateurs beſtrittene Fragen betreffen, ob nämlich alter Levkoſen-Saamen beſſer ſei, als juͤngerer, und ob Levkoien-Stoͤcke, welche in der Umgebung von lauter gefüllten ſtehen, beſſeren Saamen hervor: bringen, als ſolche, bei welchen dieß nicht der Fall iſt. Was die erſte Frage betrifft, ſo ſcheint ſie mir in gewiſſer Weiſe bejaht werden zu muͤſſen, indem ich ſelbſt bemerkt zu haben glaube, daß mein aͤlteſter Levkoien-Saamen den neueſten an Güte über: treffe, und die Wahrnehmung, wenn ſie gegruͤndet iſt, leicht da— durch erklaͤrt werden kann, daß die unregelmaͤßig geſtalteten, alſo beſſeren, Saamenkoͤrner im Durchſchnitt converer gebildet find, als die regelmaͤßig geformten oder ſchlechten Koͤrner. Sie ſind daher verhaͤltnißmaͤßig von ſtaͤrkerem Volumen und haben mehr 107 Oelgehalt, als die letzteren, welche eben deßwegen fchneller vers trocknen und ihre Keimkraft verlieren. Es iſt alſo ſehr natuͤrlich, daß je laͤnger man den Saamen aufbewahrt, deſto groͤßer die Zahl der guten Koͤrner im Verhaͤltniſſe zu den ſchlechten keim— faͤhigen wird. Die zweite Frage anlangend, ſo halte ich es fuͤr unmoͤglich, daß gefuͤllte Bluͤthen auf einfache direct influiren und den daraus entſtehenden Saamen verbeſſern, und zwar aus dem meines Erachtens entſcheidenden Grunde, weil jene gar keine Fru— ctifications-Organe mehr haben. Allein ein negativer Einfluß iſt um deßwillen ſehr gedenkbar, weil gefuͤllte Blumen, wenn ſie den Saamen von einfachen nicht verbeſſern, denſelben auch nicht ver— ſchlechtern, waͤhrend die Mesalliance eines einfachen Stocks ſelbſt von den beſten Anlagen mit Umgebungen von ſchlechter Dispo— ſition fuͤr den aus ſolcher Verbindung entſtehenden Saamen aller— dings nachtheilige Folgen zu haben vermag, und bekannten Ana— logien zufolge wahrſcheinlich wirklich hat. Ich ſchließe dem gegenwaͤrtigen Vortrage eine intereſſante ſchriftliche Mittheilung an, welche mir von unſerm verehrten Eh— ren-⸗Praͤſidenten, des Herrn Geh. Raths von Guͤnderode, Excell., zugegangen iſt, und welche uͤber die Reſultate eines Verſuchs, den Levkoien-Saamen durch Ausleſung der unregelmäßig ge: formten Koͤrner zu verbeſſern, Bericht erſtattet. Ich werde mir die Erlaubniß nehmen, dieſe Mittheilung zu verleſen und ſodann bitten, fie zu den Acten des Vereins zu nehmen, Hoͤpfner. 108 Darmſtadt im Juli 1841, An Herrn Ober-Appellations- und Caſſations-Gerichtsrath Höpfner 2 | in Darmſtadt. Ueber Ihre Bemerkung (nach dem zweiten Jahresbericht des hieſigen Gartenbau-Vereines Seite 1), daß Levkoien-Saamen von unregelmaͤßiger Form beinahe durchaus gefuͤllte Blumen lie— fere, theile ich Ihnen folgende Erfahrung mit. Im Fruͤhjahr 1839 hatte ich unregelmäßig geformten Saa— men, nach Ihrer Methode auserleſen, mitgetheilt bekommen, ge— ſaͤet, und viele gefuͤllte, wenige einfach bluͤhende Stoͤcke erhalten. Letztere blieben ohne Abſicht uͤber Winter im Lande. Im Fruͤh— jahr 1840 hatte der Saame, der ausgehaltenen Winterwitterung ohngeachtet, ein geſundes Anſehen, und ich ſammelte ihn bis in die Spitzen der Stengel ein, um den Verſuch zu machen, ob er ſeine Keimfaͤhigkeit behalten habe. Ich ſaͤete davon aus, ohne ihn auszuleſen, und erhielt vielleicht ein Dritttheil gefuͤllte Blu— men. Im Fruͤhjahr 1841 betrachtete ich, Ihrer Bemerkung eingedenk, den von 1839 uͤbrigen Saamen genauer, und fand darunter viele von der regelmaͤßigen Form abweichende Koͤrner; vermuthlich aus den unvollkommenen Schoten an den Enden der Stengel. Dieſen Saamen ſaͤete ich abermals, nachdem ich nunmehr davon die flachen runden Koͤrner ausgeſchieden hatte, ohne daß ich jedoch hierbei ſehr genau zu Werke gegangen waͤre. Die erzogenen Stoͤcke ſind ſo gut ausgefallen, daß gegen zehn mit gefüllten Blumen, kaum zwei mit einfachen Bluͤthen vor: kommen. Da ich noch von dieſem Saamen vom Jahre 1839, wie er eingeaͤrntet worden iſt, vorraͤthig habe, ſo lege ich hier etwas 109 bei zu beliebigen Verſuchen nach meinem Verfahren, welches meines Erachtens Ihre Theorie als vollkommen richtig bewahrt. F. J. v. Guͤnderode. Wie ſchon oben S. 10 bemerkt worden iſt, ſollte nach dem Wunſche der Geſellſchaft Flora nicht nur vorſtehender treffliche und gewiß ſehr praftifche Vortrag über eine der vorzuͤglichſten Schmuckblumen in unſern Gaͤrten abgedruckt werden, ſondern auch die durch die Diskuſſion uͤber dieſen Gegenſtand gewonne— nen Reſultate. Wenn in dieſem Vortrage in Folge zehnjaͤhriger Beobachtungen und Erfahrungen des Herrn Ober-Appellations— und Caſſations-Gerichtsrathes Hoͤpfner, um ins Gefuͤllte fal— lenden Levkoien-Saamen zu erhalten, beſonders zu beachten iſt 1) daß man die Schoten ſortire, und 2) daß man die am meiſten von der Normalform der Saa— menkoͤrner abweichenden Koͤrner ausſuche; ſo iſt in der Hauptſache den Anſichten des Herrn Ober-Appella— tions- und Caſſations-Gerichtsrathes Hoͤpfner vollkommen bei— zupflichten; aber es iſt auch nicht zu leugnen, daß bei ſeinen Beobachtungen ihm noch einige ſehr wichtige Erkennungszeichen, um einen guten Levkoien-Saamen zu erhalten, entgangen ſind. Es iſt allerdings wahr, daß die Güte des Saamens ſchon an den Schoten zu erkennen iſt; jedoch nicht allein an der verkruͤp— pelten Form, ſondern weit mehr an dem Verſchwinden der den Cheiranthus- Arten eigenen aͤhrenartigen Verlaͤngerung an den Schotenenden, wodurch ſie wie gehoͤrnt ausſehen, hingegen die normal gebildeten Schoten an den Seitenenden mehr abgerundet oder abgeſtumpft find. Da aber beim Levfoi auch viel darauf ankommt, ob die Bluͤthenſtengel ſich ſchoͤn und dicht bauen, ſo 110 iſt es noch nicht hinreichend, blos auf die Form der Saamen— koͤrner und Schoten zu achten, ſondern auch auf die Stellung und Anheftung der einzelnen Schoten. Jemehr ſich daher der Schotenſtand der Doldenform naͤhert, deſto beſſer iſt der Saamen, d. h. deſto mehr Pflanzen mit gefüllten Blumen wird man da: von erhalten, jemehr ſich erſterer aber der Rispenform naͤhert, deſto ſchlechter wird der Saamen ſein. Dieß ſind Regeln, welche durch vielfache Erfahrungen ſich faſt durchgehends beſtaͤtiget ha— ben. Wer dieſelben beachtet, der wird gewiß Freude an dieſen ſchoͤnen, verſchiedenfarbigen und lieblichduftenden Kindern Florens haben. Ueber die Knollenkrankheit der Kartoffeln vom Herrn Dr. L. Nabenhorſt. FF \ Sn den Zeitfchriften für Oekonomie und Gartenbau iſt in neuerer Zeit oftmals von der Kartoffel-Epidemie, die man Kartoffel: warzen, Kartoffelflecken, Kartoffelſchorf, Kartoffel— krebs, Trockenfaͤule, Knollenbrand, Kartoffelgrind, Kartoffelgnatz, Stockflecken u. ſ. w. genannt hat, die Rede geweſen und viele Methoden, dieſe durch alle Gauen Deutſch— lands verbreitete Krankheit zu heilen oder ihr vorzubeugen, ſind vorgeſchlagen worden; doch, ſo viel ich daruͤber habe in Erfahr— ung bringen koͤnnen, ſind alle dieſe empfohlenen Mittel ohne weſentlichen Erfolg geblieben. Ein ſo allgemein wichtiger Gegenſtand, der in die Oekono— mie jeder Familie eingreift, der auch wegen ſeiner theoretiſchen Reſultate von recht Vielen ernſtlich ſtudirt werden ſollte, verdient wohl auch hier erwaͤhnt zu werden. Um ſo mehr, da vielleicht mancher unter uns ſein mag, der, wenn auch dieſe Krankheit unter irgend einem Namen kennend, doch von der Natur derſel— ben noch gar nicht unterrichtet ſein moͤchte. Ich habe die Krankheit in allen ihren Stadien beobachtet und unterſucht, und wenn ich nun auch wegen Mangel an Ge— legenheit nicht uͤber die Mittel, wie dieſem immer mehr um ſich greifenden Uebel vorzubeugen ſei, Erfahrungen ſammeln konnte, 112 fo will ich doch über den Verlauf derſelben einen kurzen Bericht geben und ſehr erfreulich wuͤrde es mir ſein, wenn ich dadurch die Herren Praktiker, beſonders die Herren Gaͤrtner und Garten— beſitzer, die ſo bequeme Gelegenheit haben, darauf bezuͤgliche Ver— ſuche und Beobachtungen anzuſtellen, aufmerkfam gemacht und anregend gewirkt haͤtte. Die Krankheit beginnt meiſt unmittelbar unter der Knollen-Oberhaut, doch iſt keineswegs eine Verletzung derſelben, wie Link (Verhandl. des Vereins zur Befoͤrderung des G. in den k. Pr. Staaten) meint, noͤthig; obwohl eine Ver— letzung der Oberhaut die ſchnellere Verbreitung zu beguͤnſtigen ſcheint, und da dieß beim Einaͤrnten wohl gar nicht zu umgehen iſt, ſo mag wohl darin der Grund mit liegen, daß dieſe Krank— heit ſo furchtbar drohend um ſich gegriffen hat. Ich habe oͤfters die Krankheit in Knollen beginnen ſehen, deren Oberhaut ganz unverletzt war, und das berechtigt wohl zu der Annahme, daß eine Dispoſition zu dieſer Krankheit in den Zellen vorhanden ſein muß, uad dieſe Dispoſition ſpricht ſich durch die Abſonderung eines grumos-ſchleimigen und braunroth gefaͤrbten Stoffes aus und iſt gleichſam das erſte Stadium der Krankheit. Aber nicht allein unmittelbar unter der Oberhaut, ſondern mitten im Knol— len beginnt dieſe Krankheit, und dieſes Factum beſonders iſt fuͤr die Pflanzenphyſiologie von großer Wichtigkeit. Nachdem das erſte Stadium ſo verlaufen iſt, ohne ſich aͤußerlich zu zeigen, be— ginnt mit dem zweiten Stadio aͤußerlich an einer oder mehreren Stellen ein Abſterben und Verfaͤrben der Knollen-Oberhaut. Die kranken Stellen nehmen eine ſchmutzigbraune Farbe an, die Ober— haut ſelbſt wird in die Hoͤhe gehoben, ſo daß ſich flach gewoͤlbte Puſteln bilden. Der vorerwaͤhnte grumos-ſchleimige Stoff hat ſich ſo in Maſſe gebildet, daß die Zellen davon ſtrotzen und ihre Wandungen ſeitlich zerreißen. Nach ihrem Sitz unterſcheiden wir die Epidermal- und Gens 113 trale Krankheit. Bei erſterer bildet ſich durch die zerriſſenen und dadurch mit einander communicirenden Zellen ein mehr oder we— niger tief ausgehoͤhltes, rundlich oder laͤnglich geſtaltetes Neſt, erfüllt mit jenem grumos⸗-ſchleimigen Stoff, in welchem ſich nun eigenthuͤmlich geſtaltete, den niederen Pilzformen vergleichbare neue Zellenbildungen zeigen. Bei der Central-Krankheit ſind zwei Erſcheinungen zu be— achten: Entweder geht die Krankheit von einem Punkte im In— nern des Knollen aus, verbreitet ſich excentriſch- unregelmäßig, je nach der Dispoſition der Zellen, oder ſie beginnt an mehreren Punkten gleichzeitig, und dieſe Punkte bilden gewoͤhnlich einen concentriſchen Ring, der jedoch durch die noch nicht inficirten Zel- len hier und da unterbrochen iſt. Innerhalb dieſes Ringes fin— det man noch ſehr viele geſunde Zellen mit unveraͤndertem Amy: lon, und bis hierher ſind die Kartoffeln immer noch ſehr gut zur Staͤrkmehlbereitung und zur Brennerei zu gebrauchen. Nach kurzer Zeit jedoch wird das Amylon auch in dieſen Zellen zer— ſetzt. Man findet die Koͤrner gleichſam in einem aufgeloͤſten Zu— ſtande, modificirt und Jod reagirt nicht mehr blau, ſondern ſchmutzig gelb. Das Amylon iſt alſo in einen dem Jaulin ver: wandten, vielleicht gleichen Stoff verwandelt. In dieſem Stadio habe ich auch oft beobachtet, daß die gelblich weiße Farbe der noch nicht inficirten Knollenmaſſe in eine grauſchwarze, gleichſam wie mit Rauch angeflogene, ſich um— aͤndert. Mikroskopiſch ließ ſich jedoch daran nichts Abnormes auffinden. 5 Das dritte Stadium beginnt damit, daß bei der Epidermal— Krankheit die bisher noch unverletzte Oberhaut riſſig wird, und die unter ihr begonnenen Anfaͤnge einer niedern Pilzform bilden ſich aus; endlich zerreißt die Oberhaut ganz und der vollendete Pilz liegt entbloͤſt vor uns. Bei der Central-Krankheit zeigt ſich Flora III. 8 114 in dieſem Stadium eine ſchaͤrfere Begrenzung des concentrifchen Ringes, die innerhalb deſſelben gelegenen Zellen zeigen keine Spur von Amylon mehr und die uͤbrige Knollenſubſtanz iſt mehr oder weniger inficirt. Beim Durchſchnitt verbreitet die Kartoffel einen widrigen Geruch und Geſchmack, und ſie iſt, eigentlich ſchon vom zweiten Stadium der Krankheit ab, nicht mehr genießbar. Mit dem letzten Stadium erfolgt eine gaͤnzliche Entmiſchung der nähern Beſtandtheile, ein Geſunkenſein des vegetabiliſchen Lebensprozeſſes und zwar in zwei ganz entgegengeſetzten Erſchein— ungen: entweder zeigt ſich eine Anhaͤufung waͤſſrig-ſchleimiger Stoffe, eine ſchwammartige Auflockerung, oder es tritt ein Er— haͤrten des ganzen Knollens ein, welches, wie Martius beobachtet haben will, ſo bedeutend werden kann, daß die Kartoffel Ham— merſchlaͤgen widerſteht. Von großem Intereſſe mußte eine chemiſche Analyſe der Knollen in den verſchiedenen Krankheitsſtadien fein, um das quantitative Verhaͤltniß des Amylons und der durch das modi— ficirte Amylon erzeugten neuen Stoffe feſtzuſtellen. Auf meinen Wunſch hatte Herr Dr. Meurer eine ſolche Unterſuchung einge— leitet, doch leider erkrankte er und die Arbeit blieb liegen. Was nun das rein Botaniſche betrifft, fo erkannte Wall: roth dieſe Krankheit ſchon laͤngſt (um mit feinen eignen Wor: ten zu reden) als eine Art des vegetabiliſchen Brandes oder Ro— ſtes (Uredo, Caeoma der Autoren), zog den Pilz zu feiner Ery- sibe (Theophrast), nannte ihn subterranea a, tuberum - Solani tuberosi und gab in der Linnaea 1842, fo wie in ſei⸗ nen Beiträgen für Botanik Seite 122 eine Diagnoſe. Ver— wandte Pilzformen fand W. auf den Knollen des Helianthus tuberosus, der Ficaria ranunculoides und den Wurzeln der Stachys palustris. Ich habe dergleichen an den Knollen der Spiraea Filipendula beobachtet. + 115 — Der Geh. Rath Link in Berlin ſagt in den Verhandlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues in den K. Pr. Staaten, 33. Lief. oder 2. H. 16. B. Seite 368: „der Pilz, welchen man auf den kranken Kartoffeln findet, iſt erſt ſpaͤter entſtanden und eine Folge, nicht Urſache der Krankheit“. Ich glaube, daß meine mitgetheilte Beobachtung von dem Verlauf der Krankheit, deren Stadien wir als Phaſen fuͤr die Pilzform betrachten koͤnnen, genuͤgt, Link's Meinung zu widerle— gen; auch glauben wir noch aus andern Gruͤnden, wie wir gleich zeigen werden, daß Link wegen Mangel an hinreichender Beobachtung in einem Irrthum iſt. Der Kartoffelpilz beſteht aus laͤnglich-runden, einfachen Spo— ren, welche ſich an ihrem Grunde mehr oder weniger in einen durchſichtigen Stiel verlaͤngern, bisweilen ſind ſie ganz ſtiellos und die Baſis iſt kaum merklich geſpitzt. Die Sporenhaut iſt braͤunlich, durchſichtig, ſie umſchließt einen dunklern Kern. Beobachten wir dieſen ausgebildeten Pilz unausgeſetzt weiter, ſo zeigt ſich, beſonders unter Zutritt von Feuchtigkeit, eine zweite und dritte Pilzform, welche aus gelbbraunen oder graugruͤnen langgeſtreckten, fadenaͤhnlichen Zellen beſteht, die mit und ohne Querwaͤnde vorkommen und Sporen durch Abſchnuͤrung bilden. Dieſe ſind als Paraſiten des eigentlichen Kartoffelpilzes zu be— trachten, wie dergleichen ſehr haͤufig vorkommen, und duͤrfen mit jenem eben ſo wenig fuͤr ein und daſſelbe Individuum gelten, wie wir den Miſtel und Loranthus nicht als zu dem Baume, worauf ſie wachſen, gehoͤrig betrachten koͤnnen. Hierin liegt nun eben der verzeihliche Irrthum von Link. Denn aus ſeinen Mit— theilungen geht zur Gnuͤge hervor, daß er die Entwickelung der Krankheit oder reſpective des Pilzes nicht oft genug und in allen Stadien, uͤberhaupt zu ſpaͤt, erſt da, wo der Schmarotzer ſchon wucherte, mikroskopiſch unterſuchte. = —— — — — Hinſichtlich der Stellung dieſes Pilzes im Syſteme, ſo liegt es auf der Hand, daß wir ihn zu den eigentlichen Brandpilzen (Uredineen) ſtellen muͤſſen. Die Gattung Uredo Persoon iſt aber ein Gemiſch ganz heterogener Formen, und zerfaͤllt nach meinen in dieſem Winter gemachten mikroskopiſchen Unterſuchun⸗ gen in mehrere Gattungen. Man mag immerhin, um dieſen alten Perſoon'ſchen Namen nicht ganz zu verbannen, ihn als Collectivnamen beibehalten, ſo zerfaͤllt dieſe Gruppe zuvoͤrderſt in 3 natürliche Gattungen, die, merkwuͤrdig genug, ſich ſchon in Hinſicht ihres Wohnorts charakteriſiren; außerdem aber ſehr we— ſentlich von einander abweichen. Ich theile dieſe alte Gattung Uredo nach dem Vorkommen der Arten ein: 1) in Antho- oder Carposporien, Brandpilze, die nur an höhern Pflanzenorganen, als an Bluͤthen- und Fruchtheilen ge— funden werden, 2) in Phyllosporien, die nur an Blaͤttern, Stengeln und Blattſtielen vorkommen, und 3) in Rhizosporien, die nur an Wurzeln und Wurzel⸗ knollen erſcheinen. Dieſe drei Gruppen oder Gattungen zeigen weſentliche Un- terſchiede in der Entwickelung ihrer Sporen und im Sporenbaue ſelbſt, und einen zweiten weſentlichen Charakter bieten ſie in dem verſchiedenartigen Zerfallen der Pflanzenoberhaut. Zu den Rhi- zosporien gehört denn auch der eigentliche Kartoffelpilz, der wohl von ſeinen Paraſiten zu unterſcheiden iſt, welche nicht einmal zu derſelben Gruppe der Brandpilze, ſondern einer viel höheren an— gehoͤren. Fragen wir nun nach der Entſtehung des Kartoffelpilzes, ſo muͤſſen wir die Antwort von der Zukunft erwarten. Ich neige mich ſehr zu der Annahme einer Generatio aequivoca — Ent: ſtehung aus den Urſtoffen ohne aͤlterliche Zeugung —; doch 117 muͤſſen wir hierbei niemals vergeſſen, was leider die Gegner die— ſer Lehre immer und uͤberall vergeſſen haben, das naͤmlich: hat die Productions- oder ſchaffende Kraft ein Individuum einmal gezeugt, ſo laͤßt es die allnaͤhrende Mutter auch nicht wieder un— tergehen, und von da ab gehoͤrt es dann nicht mehr zur Lehre der Generatio aequivoca, denn es pflanzt ſich nun von ſelbſt fort. Das aber iſt in allen mir bekannten Streitſchriften für und gegen dieſe Lehre gar nicht beachtet worden. Ueber die Vorkehrungen, Praͤſervative und Abhuͤlfe dieſer Krankheit verweiſe ich die ſich dafuͤr Intereſſirenden auf die Ver— handlungen des Vereins zur Befoͤrderung des Gartenbaues in den K. Pr. Staaten und auf die pommerſchen Monatsſchriften, wo Methoden und Vorſchlaͤge angegeben und gemacht worden ſind, die jedoch leider unter ſich im grellſten Widerſpruch ſtehen und zu keinem erfreulichen Reſultate gefuͤhrt haben. Vorſtehende Abhandlung betrifft einen ſo allgemein wichtigen und in das Intereſſe vieler Tauſenden, ja Millionen unſerer deutſchen Bruͤder eingreifenden Gegenſtand, — da ſich dieſe Kar— toffelkrankheit uͤber einen großen Theil Deutſchlands verbreitet hat, — daß ſich nicht nur jeder Vaterlandsfreund, ſondern uͤber— haupt jeder Menſchenfreund dringend aufgefordert fuͤhlen muß, wenn er theils zur richtigern Erkenntniß dieſer Krankheit, theils zur Verhuͤtung, theils zur Abhuͤlfe oder wenigſtens zur Minder— ung derſelben auf irgend eine Weiſe Etwas beizutragen vermag, keine ſich ihm darbietende Gelegenheit unbenutzt voruͤbergehen zu laſſen, um ſein Scherflein zur Bekaͤmpfung dieſer großen Gefahr beizutragen, deren traurige Folgen ſich ſchon hie und da, nament— lich auch in unſerm Sachſen, auf eine beunruhigende Weiſe ge— 118 zeigt haben; weßhalb fo manche Landwirthe mit Bangigkeit der Zukunft entgegenſehen. Darum haͤlt es denn auch der Heraus— geber dieſer Mittheilungen, der uͤber die Kartoffelkrankheit mit mehreren erfahrenen und achtbaren Oekonomen Ruͤckſprache ge: nommen hat, fuͤr eine theuere Pflicht, dieſe ſich ihm darbietende Gelegenheit zu ergreifen, und, da der geehrte Herr Verfaſſer obi: ger Abhandlung keine Mittel zur Abhuͤlfe dieſer Krankheit ange— geben hat, Einiges daruͤber mitzutheilen, was nicht ohne Nutzen fuͤr das Allgemeine fein dürfte. Es iſt dieß namentlich das all: gemein Wichtigſte aus einem in den im Monat Januar d. J. erſchienenen gelehrten Anzeigen der Engl. baieriſchen Akademie der Wiſſenſchaften in Muͤnchen von S. 47 bis 71 enthaltenen, an das k. Miniſterium des Innern erſtatteten Bericht „über die naͤ— here Erforſchung der Kartoffelkrankheit in der Pfalz“. Der gelehrte und hochgeachtete Berichterſtatter, Herr Hofrath Dr. Martius in Muͤnchen, fuͤhrt zunaͤchſt als Urſache eines betraͤchtlichen Ausfalls in dem Ertrage der Kartoffel nach Quan— titaͤt und Qualitaͤt einen augenfaͤlligen Stockmangel an, d. h. ein Fehlſchlagen von mehr oder wenigen Stoͤcken, fo daß Setz— knollen entweder gar nicht angegangen ſind, oder nur wenige, kleine oder gar keine Knollen getrieben haben. Dieſe Ungleichheit zeigt ſich bei Gleichheit des Bodens, wie der klimatiſchen Verhaͤlt— niſſe, fo daß die naͤchſten Krankheitsurſachen nicht fo: wohl in jenen allgemeinſten Verhaͤltniſſen, als vielmehr in lokalen Schaͤdlichkeiten zu ſuchen ſeien. Dieſe Anſicht findet auch Beſtaͤtigung ſowohl in den verſchiede⸗ nen Berichten uͤber die Krankheit in Deutſchland, als in dem ausfuͤhrlichen Gutachten, welches ein ſchottiſcher Landwirth, Char— les Ferguſſon, im Auftrage der hochlaͤndiſchen Ackerbau-Ge⸗ ſellſchaft zu Edinburg aus den daſelbſt eingeſchickten zahlreichen Notizen britiſcher Agronomen zuſammengeſtellt hat. Die Stock— 119 fäule, engliſch Taint, Failure, Rot, Dry Rot, iſt auch in Groß: britannien ſeit 1834 in beunruhigender Weiſe hervorgetreten, und hat, wie im Jahre 1792 die damals epidemiſche Kraͤuſelkrankheit, vielfache Schriften veranlaßt. Die allgemein giltigen Reſultate der aufgefuͤhrten Erwaͤgungen ſind bei der Zuſammenſtellung der zu empfehlendſten Maßregeln am Schluſſe dieſes Berichts benutzt worden. Eine genauere Vergleichung der einzelnen Stoͤcke auf einem und demſelben Felde zeigte eine große Ungleichheit in der Vegetation ſowohl ruͤckſichtlich des Krautes als der Knollen. Nach den Ergebniſſen laſſen ſich die Stoͤcke in folgende drei Gruppen bringen: 1) in geſunde Stoͤcke, an welchen weder der unterirdi— ſche noch der oberirdiſche Theil eine krankhafte Erſcheinung dar— bietet. 2) in ſolche, welche zwar zahlreiche, aber duͤnne und ſchlanke, meiſtens einfach und wenig verzweig— te, jedoch reichlich und klein beblaͤtterte Stengel zei— gen. Die Kanten der Stengel ſind bisweilen mit einer ver— haͤltnißmaͤßig ſehr breiten Leiſte von Blattſubſtanz verſehen, und dieſe iſt mehr oder weniger gekraͤuſelt. Beide Seiten der Blätter ſind mehr als gewoͤhnlich mit ſehr feinen Haͤrchen beſetzt, wo— durch das Kraut ein graugruͤnes Anſehen erhaͤlt. An Blaͤttern von dieſer Beſchaffenheit bemerkt man bisweilen ſchwarze, bran— dige, vertrocknete Stellen, jedoch ohne daß in denſelben ein Brand— pilz zur vollen Entwickelung gekommen waͤre. Auch die Stengel ſelbſt zeigen manchmal ſchwarze Flecken. Stoͤcke von dieſer Be— ſchaffenheit haben gewoͤhnlich keine Bluͤthen oder Fruͤchte. Der Wurzelſtand bietet eine ungewoͤhnlich reiche Verzweigung dar und die Wurzelzweige ſind in eine große Menge von feinen Faſern 120 aufgelöft, an denen nur felten einige kleine Knollen von blaffer Farbe und ſehr zarter Oberhaut vorkommen. Solche Stoͤcke find offenbar mit der ſogenannten Kräufel- krankheit (engl. Curl, franz. la Frisole), wenn auch in einem wenig auffallenden Grade, behaftet zu erklaͤren. Kartoffeln von Stoͤcken dieſer Art ſind gewoͤhnlich kleiner und von unregelmaͤßig runder Form. Ihre Oberhaut iſt bald ſehr zart und gleichmaͤßig, bald mit kleinen Waͤrzchen verſehen, und laͤßt das Zellgewebe mit leicht gruͤnlicher Nuͤance durchſchim⸗ mern. Angeſchnitten zeigen ſie ein minder dichtes Gewebe, wi— derſtehen auch demgemaͤß dem Meſſer weniger. Der Jahrring zeigt verhaͤltnißmaͤßig dunklere Faͤrbung, und iſt da, wo er fuͤr die Anlage der neuen Knospen an die Oberflaͤche tritt, oft ſogar braͤunlich gefaͤrbt, und von einem hellweißen, ſaftloſen (pelzigen) Zellgewebe umgeben. Noch andere zeigen ſich beim Anſchnitte ſpindig, oder, wie man auch im gemeinen Leben zu ſagen pflegt, wetzſteinig, d. h. anſehnliche Partieen des Zellgewebes waren ſaftlos, aufgetrieben und mit Luft gefuͤllt, aͤhnlich denen, welche im Keller zu keimen begonnen haben. Gekocht ſind der⸗ gleichen Knollen unſchmackhaft, fade oder galſtrig und von einem ſpeckigen Gefüge. Da wo fie in die unregelmäßigen Triebe über: gegangen waren, oder wenigſtens krankhafte Augen enthielten, zeigten ſie die bekannten ungenießbaren Pfroͤpfe, welche nichts an⸗ ders ſind, als die zwiſchen dem Fleiſche enthaltenen verdorbenen Anfaͤnge des Triebes, ſogenannten Keimroͤhrchen. 3) Außer dieſen beiden fd eben beſchriebenen Arten von Stoͤcken zeigte ſich noch eine dritte, welche von mehreren Land— wirthen als der erſte Zuſtand der herrſchenden Krank⸗ heit bezeichnet wurde. An dem Kraute war gewoͤhnlich keine Abweichung zu bemerken; es ſtand vielmehr ſaftig und blattreich da und nur bisweilen deutete eine ungewoͤhnliche Fuͤlle von dun⸗ 121 * kelgruͤnen, dicht gedraͤngten Blättern und der Mangel an Bluͤ— then und Fruͤchten auf eine Entartung an den Knollen. Doch konnte man nie mit Sicherheit von dem Befunde des Krautes auf die krankhafte Beſchaffenheit der Knollen ſchließen, und erſt bei Entbloͤßung des Wurzelſtandes ergab ſich diejenige krankhafte Dispoſition, welche die Meinung der Landwirthe mit dem „Stock— mangel“ und der „Trockenfaͤule“ in Verbindung ſetzt. Es zeigte ſich aber an dieſen Kartoffeln Folgendes: aq) In dem einen Falle waren zahlreiche Knollen vorhanden, dieſelben aber klein, nicht ausgewachſen, mit einer ſehr dünnen, hell gefaͤrbten Oberhaut verſehen, manchmal ſogar noch etwas gruͤnlich. Die Oberflaͤche zeigte haͤufig kleine Waͤrzchen, Riſſe oder dunkler gefärbte mit roͤthlich braunen Flecken, gleichſam Stoßflecken, verſehene Stellen. Oft waren ſolche nur halb aus— gewachſene Kartoffeln von einer eigenthuͤmlichen Welkheit. Die Oberhaut erſchien da minder glatt und glaͤnzend, wie bei geſun— den Knollen. In einigen Faͤllen fehlte auch die Oberhaut an einzelnen kleinen Stellen, und eine weiße, aus Amylum-Koͤrnern beſtehende, leicht abfallende Eruption nahm die Stelle der Ober— haut ein. Bisweilen hatten ſelbſt dieſe, offenbar noch nicht aus— gereiften Knollen dennoch ſchon wieder kurze Triebe vorgeſtoßen. b) In dem andern Falle fanden ſich die Stoͤcke, wenn ſie aus der Erde genommen waren, mit einer, der Quantitaͤt nach mittelmaͤßigen Knollenbildung, und die Knollen waren auch ziem— lich groß und ausgewachſen. Sie trugen aber, unmittelbar auf ihrer Oberhaut aufſitzend, bald einen, bald mehrere Nebenknollen, von der Groͤße eines Schuſſers, einer Flintenkugel oder einer Nuß. Dieſe Nachwuͤchſe, welche, gemaͤß der Annahme der Landwirthe, ihre Entſtehung einem ſpaͤten Regen nach laͤngerer Duͤrre ver⸗ danken ſollen, finden ſich meiſtens auf Kartoffeln, die eine riſſige, hie und da dunkel gefaͤrbte oder leichtbraͤunliche, etwas trockenere N — a Oberflaͤche zeigen. Nicht ſelten hat auch der Mutterknollen, woran fie figen, eine abweichende Form, indem er eckig oder von der Kugelgeſtalt in die eines unregelmäßig lappigen Körpers überge- gangen iſt. Die Nebenknollen ſelbſt ſind mit einer duͤnneren, oft roͤthlich angelaufenen Oberhaut bekleidet, und tragen nicht ſelten einen Kranz von jungen, vorzeitig entwickelten Augen. Schneidet man die in ſolcher Weiſe krankhaft veraͤnderten Knollen durch, ſo bemerkt man, daß der Gefaͤßring, welcher das ganze Gewebe des Knollens durchzieht, und in einen aͤußern (Rinden:) und innern (Mark-) Theil ſcheidet, dunkler (gelblich) gefaͤrbt iſt, als gewoͤhnlich. Dasjenige Zellgewebe aber, welches innerhalb des Gefaͤßringes liegt, iſt weicher, als der außerhalb deſſelben liegende Antheil. Dem einſchneidenden Meſſer widerſteht ein ſolcher Kartoffel weniger, als ein ganz geſunder, und biswei— len befinden ſich in ſeinem Innern bereits kleine Hoͤhlungen. Auch in der Farbe unterſcheidet ſich das Innere, denn es iſt eher von einer milch- oder ſchleimig weißen, als von der ſonſt herr— ſchenden gelblich weißen oder leicht ins Rothe ſpielenden Farbe. Dieſe Eigenſchaften ſind ſo augenfaͤllig, daß manche Landwirthe ſie als ſicheres Kennzeichen von dem Eintritt der Krankheit be— trachten. Sie pflegen ſolche Erdaͤpfel wohl auch glaſig zu nen— nen, welcher Ausdruck ſonſt von jenen gebraucht wird, die im Keller durch Froſt gelitten oder zu treiben begonnen haben. Werden die sub a und b gefchilderten Kartoffeln gekocht, fo zeigt das Gefuͤge dieſelbe ſchleimige oder ſpeckige Beſchaffenheit und denſelben Mangel des Wohlgeſchmacks, den man bei aus— getriebenen Kartoffeln findet. Bei großen Stöden findet ſich oft, daß der äußere Antheil (außerhalb des Jahrringes) noch mehl: reich und ſchmackhaft iſt, waͤhrend der innere bereits eine leichte Entmiſchung erfahren hat und im Geſchmack fade und rauh iſt. Manchmal kocht ſich eine ſolche Kartoffel auch ſehr ungleich. 123 Einzelne Theile bleiben härter, als andere, und der Rindenantheil, welcher noch ziemlich mehlreich iſt, zerfaͤhrt vor dem Garwerden. Es iſt dieß der Zuſtand, welcher von Manchen das „Zwei— wuͤchſigwerden oder Aufſetzen“ genannt wird. Sehr oft nimmt eine ſolche gekochte Kartoffel auf der Schnittflaͤche alsbald eine leichtviolette Farbe an, was darauf hindeutet, daß ſich in ihr etwas Gerbeſtoff entwickelt hat, eine Veraͤnderung, die ſich na— tuͤrlicherweiſe ſogleich im Geſchmacke kund geben muß. Ein zu fruͤher, uͤbereilter Anſatz junger Knollen haͤngt im— mer mit einer krankhaften Dispoſition der Mutterknollen zuſam— men, welche die gehoͤrige Periodicitaͤt in ihren Erzeugniſſen nicht einhaͤlt, ſondern uͤbereilt, wobei denn auch die Entmiſchung zur Faͤulniß des Zellgewebes eintreten muß, welche in allen ſolchen Fällen, ſtatt der regelmäßigen Erſchoͤpfung bis auf die Haut, an— getroffen worden iſt. Daher iſt denn auch, namentlich im vori— | gen Jahre, ein Theil der Kartoffeln nicht vollkommen gefund, ſondern bereits krankhaft disponirt oder wirklich krank eingeaͤrntet worden. Da nun aber erfahrene Landleute in denjenigen Eigenſchaf— ten, welche ſich an ſolchen kranken Kartoffeln zeigten, die er— ſten Symptome der Trockenfaͤule erkannten, ſo geht daraus hervor: daß die Trockenfaͤule nicht erſt über Winter an vorher ganz geſunden Knollen entſteht, ſondern daß die Anlage oder der Keim zur Krankheit ſchon vom Felde aus mit den Kartoffeln in den Aufbe— wahrungsort uͤbergeht, und daß demnach die ausgebildete Krankheit, namentlich die auffallende Verhaͤrtung und die Erſcheinung eines eigenthuͤmlichen Pilzes an der Oberflaͤche, da hervortreten wird, wo diejenigen Umſtaͤnde gegeben ſind, die 124 eine ſolche Entwickelung der primären Krank: heitsanlage beguͤnſtigen. Die Unterſuchungen haben beſtaͤtiget, daß die Krankheitsur— fache nicht etwa eine eigenthuͤmliche Störung der Lebenskraft iſt, ſondern, wie oben ſchon Herr Dr. Rabenhorſt ſich beſtimmt daruͤber ausgeſprochen hat, die Keime eines ſchmarotzenden Pilzes, welche ſchon in den auf dem Felde befindlichen Kartoffeln anzu— treffen ſind. Herr Hofrath Dr. Martius bemerkt hieruͤber, daß er bei den sub a und h beſchriebenen Kartoffeln, welche demſelben von erfahrenen Landwirthen bezeichnet wurden, unter der Oberhaut hie und da zerſtreuet feine weiße Puͤnktchen beobachtet habe, welche als das erſte Stadium der Trockenfaͤule anzuſehen ſind. Die⸗ ſelben zeichnen ſich vor dem uͤbrigen Zellgewebe durch die hellere Farbe aus, und geben ihm das Anſehen, als wenn es kleine Koͤrnchen von Mehl einſchloͤſſe oder damit beſtaͤubt waͤre. Bei genauerer Betrachtung findet ſich, daß dieſe weißen Puͤnktchen neſterartig, d. h. in runde oder ablange Fleckchen vereinigt, im Zellgewebe liegen. Sie finden ſich vorzugsweiſe in dem aͤußern Theile des Gewebes zwiſchen dem Jahrringe und der Oberhaut. Man bemerkt ſie ohne Muͤhe mit bloßem Auge; doch ſchwach vergroͤßert erſcheinen ſie als unfoͤrmliche, meiſtentheils abgerundete, undurchſichtige, weiße, glänzende Körner; ſtaͤrker vergrößert ſtellen ſie ſich wie ein Schleim dar. Bei einer noch betraͤchtlicheren Ver— groͤßerung aber, von 300 bis 400 Linear, kann man in dieſen unſcheinbaren Puͤnktchen ein ungemein feines Geflecht von ge— wundenen, aͤſtigen, halbdurchſichtigen, hie und da abgegliederten Faͤden erkennen, ganz aͤhnlich demjenigen, welches er aus einem bereits mehr vorgeſchrittenen Zuſtande der Krankheit als das Pilz— gewebe des Fusisporium erkannt hat. Hie und da zeigten ſich auch im Zellgewebe jene unregel— 125 mäßig kugeligen, zur Zeit noch halb durchſichtigen und blaßgelben Koͤrperchen, welche die Anfänge des Urpilzes (Protomyces So- lani) ſind. An andern eben erſt aus der Erde genommenen Knol— len wurde bemerkt, daß hie und da kleine Partieen des Fleiſches unter der Form von unregelmaͤßigen Haͤufchen weißer Koͤrnchen durch die Oberhaut ausgebrochen waren. Unter dem Mikroskope wies ſich aus, daß es Amylon-Koͤrner waren, auf denen ſich die winzigen Erhabenheiten und Binden zu bilden angefangen hat— ten, die als die fruͤheſte Organiſation einzelner Pilzfaͤden zu be— zeichnen ſind. | Dieſe letztere Erſcheinung zeigte ſich auch auf gefunden Kar: toffeln, welche zuvor kuͤnſtlich mit dem Pilze beſtaͤubt und denen er gleichſam eingeimpft worden war. Die Oberhaut zeigte zuerſt verdorbene braͤunliche, trockene Fleckchen; darauf nahm der ganze Knollen ſichtlich an Feuchtigkeit ab, drei Monate nach Infection brach die Oberhaut hie und da auf und es draͤngte ſich das er— krankte Zellgewebe unter der Form kleiner Mehlhaͤufchen hervor, deren Amylon-Koͤrner ebenfalls mit kleinen Hoͤckerchen, Schwielen und Binden behaftet, ſich hierdurch als Traͤger des Pilzes in ſei— ner fruͤheſten Periode zu erkennen gaben. An geſunden Kartof— feln zeigte das Staͤrkmehl niemals die eben beſchriebenen An— faͤnge. Die bisher von vielen vorurtheilsfreien Naturforſchern ge- machten Erfahrungen haben es uͤber allen Zweifel erhoben, daß dergleichen Pilzgewebe laͤngere Zeit in ihrem primaͤren, unausge— bildeten Zuſtande verharren koͤnnen, daß ſie aber unter Verhaͤlt— niſſen, welche ihren vollſtaͤndigen Lebensgang beguͤnſtigen, ſich im: mer mehr entwickeln, an Groͤße und Verbreitung zunehmen, und endlich auch in den Zuſtand der Fruchtreife gerathen, wo ſie dann zahlreiche Keimkoͤrner abſtoßen und dadurch ihre Fortpflanz— ung vermitteln. Auf eine ſolche Aus bildung von Pilz— 126 geweben hat feuchte Wärme den weſentlichſten Ein: fluß. Kein Pilz waͤchſt bei einer Temperatur unter + 2 oder 3 R., dagegen iſt eine erhoͤhete Temperatur bis 15 und 20° der Entwickelung der Pilzmutter ſehr guͤnſtig, wovon man ſich bei der Anzucht des gemeinen Champignons und in den Lohbee— ten der Gaͤrten uͤberzeugen kann, welche bekanntlich nicht ſelten von der Vegetation des Schaumſtaͤublings (Aethalium flavum) heimgeſucht werden. Es ergiebt ſich hieraus, daß Kartoffeln, in denen bereits der Keim des Pilzes vorhanden iſt, der fortſchreitenden Entartung bis zu dem hoͤchſten Stadium der Trockenfaͤule nicht überall, ſon— dern nur da unterliegen, wo ſie von dumpfiger Luft umgeben werden — alſo in feuchten, dumpfigen, dunkeln und des Luftzu⸗ ges entbehrenden Kellern — und ſich bei Abſchluß des Lichtes waͤhrend des Winters und Fruͤhlings eine betraͤchtliche Tempera⸗ tur entwickelt; wie dieß auch vielfache Erfahrungen beſtaͤtigen. Bei der Erhitzung im Keller erleidet die Kartoffel eine an fangende Entmiſchung: ein Theil des Staͤrkmehls wird in Zucker und dann vermoͤge des beginnenden Keimprozeſſes in Faſerſtoff verwandelt; von da an geht ſie, wenn in der naturgemaͤßen Entwickelung ihre Triebe verhindert, in naſſe Faͤulniß uͤber. Die Quantitaͤt des Waſſers in ihr wird hiebei wohl ſchwerlich ſo ver— mindert, wie dieß bei der Trockenfaͤule der Fall iſt, wo der Knol⸗ len die Haͤlfte ſeiner waͤſſerigen Stoffe verliert. Daß dagegen die Kartoffel jene ſeltſame Eigenſchaft erhalte, vermoͤge welcher ſie der Einwirkung des kochenden Waſſers, ja ſogar des Waſſerdampfes widerſteht, und ſelbſt, nachdem ſie ſechs Stunden gekocht worden, nur mit einem ſcharfen Meſſer wie ein feuchter Zunderſchwamm geſchnitten werden kann; dieß iſt lediglich die Folge der Pilz— mutter. So widerſprechend auch die Thatſache auf den erſten Blick 127 erfcheinen mag, daß ein zarter Schimmelpilz dieſen austrocknen— den, verhaltenden und zaͤhemachenden Einfluß auf das Gebilde der Kartoffel ausuͤbt, ſo ſteht ſie doch nicht iſolirt, ſondern es ſind analoge Wirkungen anderer Pilze bekannt. Der Schwamm— roſt (Sepedonium mycophilum), ein kleiner gelblicher Fadenpilz, welcher auf Fleiſchſchwaͤmmen waͤchſt, verdichtet das Gefuͤge der letzteren ſo ſehr, daß ſie, waͤhrend ſie außerdem in den letzten warmen Herbſttagen verfaulen, nun, mit jenen Paraſiten behaf— tet, nicht ſelten den ganzen Winter hindurch der Faͤulniß wider— ſtehen, und noch im naͤchſten Fruͤhjahre zwar todt, aber in der Integritaͤt ihrer Form gefunden werden. In aͤhnlicher Weiſe bringen auch andere Schwaͤmme, die auf Holz wachſen, wie z. B. Arten der Gattung Warzenſchwamm (Telephora) und Bauch— ſchwamm (Sphaeria) eine ſolche eigenthümliche Austrocknung und Zuſammenziehung des Holzes hervor, welchem ſie in derſel— ben Weiſe ſeinen Eiweißſtoff entziehen, wie der in Rede ſtehende Schimmelpilz der Kartoffeln. Aus der Vergleichung der angefuͤhrten Thatſachen und aus der Beruͤckſichtigung der daran geknuͤpften wiſſenſchaftlichen Er— oͤrterungen ergiebt ſich folgendes allgemeinſte Reſultat: Dem Mißwachs der Kartoffeln (Stockmangel) und der Ver— derbniß der Knollen im Keller liegen zwei Krankheiten zu Grunde: die Kraͤuſelkrankheit und die Trockenfaͤule. Die Kraͤuſelkrankheit beruht in einer durch unguͤnſtige klimatiſche und Bodenverhaͤltniſſe und durch unzweckmaͤßige Cul— tur veranlaßten unregelmaͤßigen Vegetation des Krautes, wie der Knollen, wobei die letztern an Staͤrkmehlgehalt verlieren und die Neigung in ſich aufnehmen, unzeitige Triebe zu machen. 128 Die Trockenfaͤule wird durch die Einniftung des Pilz gewebes eines Schimmels in die Knollen veranlaßt, welches die chemiſche Miſchung beintraͤchtigt und unter Beguͤnſtigung einer erhitzenden Aufbewahrungsweiſe im Knollen ſo uͤberhand nimmt, daß dieſer keimunfaͤhig wird, und vermoͤge der Verhaͤrtung ſeines Zellgewebes nicht mehr als Nahrung dienen kann. Dieſe Krank— heit befaͤllt ſowohl geſunde Knollen, als ſolche, die von kraͤuſeligen Stoͤcken herkommen. Waͤhrend die Kraͤuſelkrankheit ſchon laͤngſt bekannt epidemiſch erſcheint, aber nicht anſteckt, liegt der in Deutſchland erſt ſeit 10 Jahren bekannten Trockenfaͤule ein concretes Contagium zu Grunde. | Gegen die erſtere muß demnach durch alle jene Mittel ein: geſchritten werden, welche die rationelle Kartoffelwirthſchaft uͤber— haupt empfieht; gegen die letztere uͤberdieß durch ſorgfaͤltige Ent— fernung des Contagiums und durch Vermeidung derjenigen Ver— haͤltniſſe, die die Ausbreitung und Entwickelung des Contagiums beginnen. Maßregeln gegen dieſe Krankheiten. Man nehme eine ſorgfaͤltige Sortirung der eingeaͤrnteten Kartoffeln vor, und waͤhle nur ſolche Knollen fuͤr die kuͤnftige Ackerbeſtellung, welche ganz geſund und ausgezeichnet ſind. Man verwerfe zu dieſem Ende alle Knollen, a) welche mit roͤthlichen, braunen oder ſchwarzen Flecken oder mit Schrunden und Riſſen der Oberhaut verſehen; oder b) mit Knoten, Warzen oder gar mit einem Beſchlag von Schimmel behaftet ſind; e) auf denen andere kleine Knollen aufſitzen; 129 d) welche eine dünne, theilweiſe abgeſchabte Oberhaut oder eine ins Gruͤnliche ziehende Farbe haben; e) welche durch Kleinheit oder durch das Anhaͤngen von lan— gen Stuͤcken des unterirdiſchen Stengels verrathen, daß ſie noch nicht ausgereift ſind; 1) deren Form eckig oder auffallend unregelmäßig von jener der ausgebauten Sorte abweichend iſt; g) welche welk, runzelig, hart find oder eine krankhafte Ab— weichung der Augen zeigen; h) welche angehackt, angefreſſen oder ſonſt verwundet ſind; i) welche bereits vorzeitig im Keller getrieben haben. — Die Uebung, ſolche Knollen, ihrer Triebe beraubt, dennoch ein— zulegen, iſt jedenfalls ſehr fehlerhaft. Man laſſe es ſich nicht einfallen, eine Kartoffel als Satz— knollen zu verwenden, welche auf der einen Seite ganz geſund erſcheint, waͤhrend ſie auf der andern irgend eine der erwaͤhnten Spuren krankhafter Beſchaffenheit an ſich traͤgt. Man nehme die Sortirung zur Gewinnung der noͤthigen Setzkartoffeln bei Tageslicht vor, um die krankhafte Beſchaffenheit nicht zu uͤber— ſehen. Man waͤhle fuͤr die Aufbewahrung der Setzkartoffeln den zweckmaͤßigſten, wo moͤglich geſonderten Ort, wo ſie vor Feuch— tigkeit, Kaͤlte und Erhitzung geſichert ſind. Man bedenke, daß die hoch aufgeſchichteten Setzkartoffeln nicht blos waͤhrend des Winters, ſondern auch im Fruͤhling, wenn ſie zu treiben anfangen, eine Erhitzung erleiden und da— durch in ihrer Keimkraft beeintraͤchtigt werden koͤnnen; wirke da= her ihr durch ſorgfaͤltige Behandlung entgegen. Man ſortire uͤberdieß die großen Vorraͤthe der Nutzkartoffeln mittelſt des Rollgitters, welches die Knollen nach ihrer Groͤße trennt. Man hebe die großen, wohl ausgereiften Kartoffeln ge— trennt von den kleineren, juͤngeren auf, und verwende die letz— Flora III. 9 7 130 N teren, als der Verderbniß eher unterworfen, fruͤher als die erſteren. Auch dieſe großen Vorraͤthe verwahre man mit moͤglichſter Sorgfalt. Sind die Keller unrein, ſo weiße man die Waͤnde aus und beſtreue den Fußboden mit reinem, trockenem Sand, oder mit Sand, der mit Kohlenpulver, Aſche oder geſiebtem Hammerſchlag vermengt worden. Man ſorge fuͤr gehoͤrigen Luftzug, indem man Stangen ſenkrecht in den Keller ſetzt, die mit Erbſenſtroh umwickelt ſind und um welche die Kartoffeln aufgeſchuͤttet werden. Man wende dieſe Vorraͤthe waͤhrend des Winters um. Man erhoͤhe die Lebensthaͤtigkeit der zu cultivirenden Kar: toffel⸗Generation durch diejenigen Mittel, welche eine rationelle Landwirthſchaft, unter Beruͤckſichtigung der lokalen und klimati⸗ ſchen Verhaͤltniſſe, überhaupt anempfiehlt. Man ſuche ſofort eine geeignete, kraͤftige Stammrage zu gewinnen und zu erhalten. Es geſchieht dieß durch Auswahl geſunder, kraͤftiger, ausgereifter Setzknollen von Sorten, die der Oertlichkeit entſprechen. Die Rage aus Anzucht von Saamen zu veredeln, iſt nicht zu empfehlen. Bei ſolcher Behandlung im Großen wuͤrde man zwei Jahre verlieren und haͤtte im dritten noch die Arbeit, die verſchiedenen Sorten, welche ſich gebildet ha— ben, auszuſcheiden und Erfahrungen uͤber ihre Anwendbarkeit fuͤr gegebene Oertlichkeiten zu ſammeln. Gleicher Anſicht find auch erfahrene Landwirthe, wie z. B. Prof. Schweizer (Allg. Anz. der Deutſchen Nr. 341 — 343.) Auch hat man bereits die Er⸗ fahrung gemacht (z. B. Herr Albert in Roßlau), daß auch die Knollen von Stoͤcken, die aus Saamen erzogen worden wa⸗ ren, von der Trockenfaͤule ergriffen wurden. Ein Schutzmittel ge: gen die Krankheit liegt alſo hierin in keinem Falle. 131 Man ſei vorſichtig bei der Ueberſiedelung einer Sorte, die vorher unter ſehr verſchiedenartigen Einflüffen erzogen worden war. Man cultivire die Sorten getrennt und nicht unter ein: ander “). Man waͤhle den guͤnſtigſten Boden, die beſte Lage und die fuͤr Boden und Klima geeignetſte Duͤngung und Rotation. Man duͤnge den Acker vor dem Winter. In England wird empfohlen, Pferde- und Kuhduͤnger zu mengen, denſelben den unmittelbaren Sonnenſtrahlen zu entziehen und ihn in jedem Falle moͤglichſt lange vor dem Legen unterzupfluͤgen. Schweine: duͤnger ſoll in Thuͤringen ſchaͤdlich gewirkt haben. Man laſſe es nicht an ſorgfaͤltiger Bearbeitung durch Rei— nigung, Lockerung, Behaͤufelung fehlen. Man vermeide, die Setzkartoffeln zu fruͤh oder zu ſpaͤt oder bei unguͤnſtiger Witterung zu legen. (Hier muͤſſen lokale Er— fahrungen das Meiſte thun.) Im Allgemeinen duͤrfte es rath— ſam ſein, die Setzkartoffeln eher fruͤhzeitig, als ſpaͤt in den Bo— den zu bringen. Die nach und nach eingeriſſene Uebung, ſehr ſpaͤt, noch im Juni zu legen, hat unſtreitig dazu beigetragen, manche Ragen zu ſchwaͤchen. Man laſſe die Setzkartoffeln nicht lange unbedeckt in den Furchen und laſſe letztere nicht lange von der Sonne austrocknen. Befuͤrchtet man, daß ſelbſt die mit Sorgfalt ausgewaͤhlten Brutknollen von Pilzkeimen angegriffen ſeien, ſo tauche man ſie einige Stunden lang in Kalkwaſſer, und bringe ſie erſt, nachdem ſie an der Luft wieder abgetrocknet ſind, in den Acker. Dieſe Behandlung zerſtoͤrt auch die etwa anhaͤngenden Inſekten und ) Die brittiſchen Landwirthe empfehlen, nach einigen Jahren neue Setzknollen aus höher gelegenen Gegenden herbeizuholen. — Auch in unſerm Erzgebirge und Voigtlande wechſelt man nach Verlauf von drei Jahren gern mit den Saamen-Erdäpfeln. 9 * 132 deren Eier. Verſuche, die im k. botanifchen Garten mit dem Einkalken vorgenommen wurden, haben gelehrt, daß Kartoffeln, welche 10 Stunden lang in dem Kalkwaſſer lagen, ihre Keim— kraft nicht verloren, was jedoch bei ſolchen der Fall war, welche 24 bis 36 Stunden im Kalkwaſſer gelegen hatten. Die Prozedur, Schnittlinge ſtatt ganzer Knollen zu legen, ſollte unter den dermaligen Umſtaͤnden in keiner Weiſe fortgeſetzt werden; denn ohne Zweifel hat ſie Einfluß auf Verſchlechterung der Rage und wird fie, fortgeſetzt, in höherem Maaße aͤußern “). Man aͤrnte nicht vor Erfolg der Reife. Man werfe die mit Schimmel behafteten oder ſonſt un: brauchbaren Kartoffeln nicht auf die Duͤngerſtaͤtte, ſondern in fließendes Waſſer, oder vergrabe fie an einem Orte, wo nicht ge: pfluͤgt wird. Die Befolgung der hier angegebenen Regeln dürfte weſent⸗ lich dazu beitragen, die gegenwaͤrtig leider noch auf eine bedroh— liche Weiſe herrſchenden Krankheiten zu beſchraͤnken und nach und nach auszurotten. ) Derjenige Landwirth, welcher von der ſchlechthin als ſchaͤdlich be⸗ zeichneten Praxis dennoch nicht abgehen will, hat wenigſtens da— für Sorge zu tragen, daß nur geſunde, mit unverſehrten Augen verſehene Schnittlinge gelegt werden, daß fie nicht zu lange vor dem Legen geſchnitten und daß diejenigen Schnittlinge verworfen werden, welche auf der Schnittfläche die Farbe augenfällig verän⸗ dert haben. Das Beſtäuben der Schnittfläche mit Kalkſtaub wird von mehreren Landwirthen als eine geeignete Verbeſſerung an⸗ gerühmt. Namen der Mitglieder der Flora). A. Ehrenmitglieder. 1) Herr Johannes Amfind in Hamburg, 2) = Profeſſor Dr. J. H. Apetz in Altenburg, 3) = Kammerherr Heinrich von Arnim auf Planitz bei Zwickau, 4) Paſtor Dr. Johann Bachmann in Charlestown in Suͤd⸗Carolina, 5) Regierungs- und Conſiſtorial-Rath Dr. Carl Back s in Altenburg, 6) = Dberjägermeifter Graf von Beuſt, Excell., ö tenburg, 7) = Dr. Bartolomaͤo Biaſoletto in Trieſt, 8) = Dberforftrath Heinrich Cotta in Tharand, 9) = Fuͤrſt Serge Swan Gagarin, Durchl. in Moskau, 10) = Dr. Ernſt Auguſt Geitner in Schneeberg, 11) = Legations⸗Rath W. Gerhard in Leipzig, ) Das Mitglieder-Verzeichniß iſt bis zu Ende des Monats April fortgeführt worden. 134 12) Herr Sekretair Goͤſſel in Dresden, 13) 14) 15) 16) 17 18) 19) 20) 21) 22) 23) 24) 25) 26) 27) 28) 29) 30) — - P. A. Granberg in Stockholm, Buchhaͤndler Friedrich Hofmeiſter in Leipzig, Dr. David Heinrich Hoppe in Regensburg, Baron Carl von Huͤgel in Hitzing bei Wien, Profeſſor Dr. Guſtav Kunze in Leipzig, A. Leyonhufvud in Stockholm, Haus-Hof-Marſchall Graf vom Loß, Excellenz, in Dresden, Gymnaſial-Direktor Friedrich Lindemann in Zittau, Ludwig Pilgrim auf Mohrenhaus in der Hofloͤsnitz, Leib⸗Medicus Dr. af Pontin in Stockholm, Dr. Joh. Friedr. Poſey in Savannah in Georgien, J. A. Roſenblad in Stockholm, Profeſſor Roßmaͤßler in Tharand, Dr. J. F. Siemers in Hamburg, Sekretair G. Silferſtraͤhle in Stockholm, Profeſſor Johannes von Schychowsky in Moskau, Kammerrath Carl Friedrich Waitz in Altenburg, Dr. Thomas J. Wray in Auguſta in Georgien. B. Correſpondirende Mitglieder. 1) Herr Kunſt- und Handelsgaͤrtner H. Boͤckmann jun. in 2) 3) 4) 50 6) Hamburg, Hofgaͤrtner J. F. W. Boſſe in Oldenburg, Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner James Booth in Flott— beck bei Hamburg, Paſtor Dornick in Haynewalde bei Zittau, Hofgaͤrtner G. A. Fintelmann auf der Pfaueninſel bei Potsdam, Hofgaͤrtner F. Fintelmann in Charlottenburg, 135 7) Herr Profeffor Dr. Auguſt Emanuel Fuͤrnrohr in Re 8) 9) 10) 11) 12) 13) 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20) gensburg, Lehrer Goͤrner in Luckau in der Niederlauſitz, Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Friede. Haage in Erfurt. Apotheker Rudolph Hinterhuber in Mondſee im Salzburgiſchen, Garten⸗Director Lenné zu Sans-Soucgi. Dr. Franz Leydolt in Wien, Hofgaͤrtner W. Kunze in Altenburg, Hofgaͤrtner Mieth in Dresden, Garten⸗Director Otto in Schoͤnberg bei Berlin, Diaeonus M. Chriſtian Adolph Peſcheck in Zittau, Univerfitätsgärtnee C. Plaſchnick in Leipzig, Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Rinz in Frankfurt a. M., Hofgaͤrtner J. G. Terſcheck in Pillnitz, Obergaͤrtner Weidenbach in Planitz bei Zwickau. C. Ordentliche Mitglieder. 1) Herr Hofrath Dr. Wilhelm Abendroth, 10) 11) 2 Apotheker Franz Angelſtein, Hofgaͤrtner Ludwig Arlt in Weſenſtein, Majorin Caroline von Berg, Advocat und Gerichts-Director Herrmann Friedrich Marſchall von Bieberſtein, Juſtiz-Rath Dr. Friedrich Auguſt Biener, Profeſſor Dr. Carl Juſtus Blochmann, Zollrath Carl Guſtav Brescius, Kammerherr Georg von Carlowitz, Hof⸗ und Medicinalrath Dr. Carus, Profeſſor Dahl, 12) Fraͤulein L. von Deutſch, 14) 15) 16) 17) 18) 19) 20) 21) 22) 23) 24) 25) 26) 27) Frau 28) Herr 29) 30) 31) 32 33) 34) 35) 36) 37) 38) 39) 40) 2 > - 136 — v2·nꝛ ß 13) Herr Kunſt- und Handelsgaͤrtner Friedrich Dreiſſe, Hauptmann Moritz v. Eberhardt in Neu-Nimptſch, Floßoberaufſeher Major George Auguſt Wilhelm Ep— pendorf, Kunſtgaͤrtner Felbel, Apotheker Heinrich Ficinus, Juſtiz-Miniſterial⸗Sekretair Carl Gottlob Fidel: ſcherer, Dr. Fr. Erd. Flachs, Finanz⸗Director von Flotow, Hof: und Medicinalrath Dr. Franke, Blumenmaler Heinrich Auguſt Friedrich, Dr. Hans Bruno Geinitz, Profeſſor Auguſt Grahl, Apotheker und Stadtrath Carl Ernſt Gruner, Hofrath Franz Hanfſtaͤngel, Hofraͤthin Hanfſtaͤngel, Commiſſionsrath Eduard Hennig, Handelsgaͤrtner Himmelſtoß, von Hofmann auf Dieskau, Adv. und Gerichts: Director Gotthold Benj. Hoff: mann, Chemiker Chriſtian Hou pe, Buͤrgermeiſter Dr. Hübler, Militair⸗-Ober-Apotheker Fr. W. Hübner, Taubſtummen-Inſtituts-⸗Director Joh. Friedr. Sende, Apotheker Friedrich Moritz Iphofen, Referendar Johann Albert Judeich, Schul-Director Carl G. Kaden, Muͤnz⸗Graveur Anton Friedrich König, Advocat Friedrich Adolph Kuhn, 132 41) Herr Muͤnzbuchhalter Dr. Kummer, 42) = Hof- und botaniſcher Gärtner F. A. Lehmann, 43) = Conſul Herrmann Friedrich von Lengerke, 44) Frau Conſul von Lengerke, 45) Herr Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Ludwig Leopold Liebig, 46) = Staatsminiſter von Lindenau, Excell., 47) = Profeſſor Dr. Max. L. Löwe, Bibliothekar der Geſellſchaft, 48) = Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Heinrich Maybier, 49) - Geheimrath Gottlob Heinrich von Minckwitz, Exc., 50) - Graf von Mierzejewsky, 51) - Concertmeiſter Franz Anton Morgenroth, 52) Fraͤulein Jeanette von Neitſchuͤtz, 53) Herr Commiſſionsrath Friedrich Nollain, Caſſirer der Geſellſchaft, 54) - Partikulier Auguſt G. Oemler, 55) Handelsgaͤrtner Petzold, 56) - Ober-Appellations-Gerichts-Sekretair Eduard Guſtav Adolph Pleſch, 57) - Amts⸗Inſpector Carl Martin Portius, 58) = Apotheker Dr. L. Rabenhorſt, 59) - Apotheker Friedrich Herrmann Raepple, 60) - Aceccoucheur und Stadtwundarzt Carl Gottlieb Wil: 1 helm Reichel, 61) = Hofrath Dr. Ludwig Reichenbach, Director der Geſellſchaft. 62) = Profeſſor Dr. Richter, 2 63) Fraͤulein Thereſe Richter, 64) Herr Dr. Friedrich Wilhelm Ru ſchpler, 65) = Zahnarzt und Med. Pract. Heinr. Conr. Ruſchpler, 66) - Dir. Carl Ruͤffer, 138 67) Herr Finanzrath Scheuchler, | 68) Frau Regierungsraͤthin Eliſe von Schnackenburg, 69) Herr Apotheker Otto Schneider, 70) = Eigenthumsgaͤrtner Johann Gottlieb Schmidt, 71) Cantor Carl Traugott Schramm, Secretair der Geſellſchaft, * 72) Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner C. F. Schreiber, 73) Commiſſionsrath Guſtav Wilhelm Schubert, 74) - Partikulier Heinrich Schuͤtze auf Schweta, 75) : Finanz ⸗Aſſiſtenz-Rath Schwarz, 76) Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Schwarz, 77) = Hofgaͤrtner Carl Seidel, 78) = Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Jakob Traugott Seidel, 79) = Dr. phil. Johann Gottfried Adolph Seifert, 80) - Major J. Fr. Ant. Serre auf Maren, 81) Frau Majorin Friederike Serre auf Maren, 82) Herr Handelsgaͤrtner Friedrich Eduard Sommer, 83) = Hofbaumeiſter Sonntag, 84) - Baumeiſter Sonntag, 85) = Maurermeiſter Spieß, 86) = Dr. Guſtav Adolph Struve, 87) = Hofgaͤrtner Carl Adolph Terſcheck sen., Vice: Director der Geſellſchaft, 88) - Hofgaͤrtner Ludwig Terſcheck jun., auf dem Koͤnigl. Weinberge bei Wachwitz, 89) Fraͤulein Friederike von Tuͤmpling, 90) Herr Kaufmann Anton Vollſack, 91) = Kunſt⸗- und Handelsgaͤrtner Joh. Gottlieb Aug. Wogel, 92) - Hofrath Carl von Wagner, 93) Kunſt⸗ und Handelsgaͤrtner Carl Wilh. Wagner, 94) Frau Friederike von Warnery, 139 95) Frau Appellationsraͤthin von Weber, 96) Herr Stadtwundarzt Friedrich Weber, 97) - Hofgaͤrtner Johann Traugott Wendſ chu ch 98) = Kaufmann Werneburg, 99) = Stadtrath Ernſt Werner, 100) Madame Weſtmacot, 101) Herr Commerzienrath Carl Chriſtian Winckler, 102) = Geheimrath von Zedtwitz auf Neukirchen— e ebe dug TE n c eh ss 3 8 Im 5 N 5 1 * u * r E - & Ne 8 8 : + 5 4 1 4 * 3 1 n Ye en 1 . . e * F L 1 1 N Dr ar 1 esch Zweite Auflage den 30. März. Ds. — — lumenausflellung 28. März bis mit Sonntag den 2. April 1843. te Di. dießjaͤhrige Zuſammenſtellung der intereſſanteren, in den hie— ſigen Gaͤrten gezogenen Gewaͤchſe, gewaͤhrt im Ganzen ein ziem— lich befriedigendes Reſultat, da die Zahl der ſeltenen Arten, welche ſie darbietet, nicht gering iſt und die Haltung der Exemplare nur erfreulich genannt werden kann. Das Beſtreben, mancherlei De— corationen durch Beihuͤlfe der plaſtiſchen Kunſt und Architectonik zu ſchaffen, ſpricht ſich zum erſten Male deutlicher aus. Das fuͤr die Ausſtellung ganz geeignete, durch die Theilnahme Sr. Excell. des Herrn Staatsminiſters v. Lindenau dazu uͤber— laſſene Local auf dem Bruͤhlſchen Wallgarten, haͤlt 2846 Qua- dratfuß Flaͤchenraum und hat 34 Fuß Hoͤhe. Das bei ähnlichen Ausſtellungen ſchon ſeit fünfzehn Jahren in Dresden unter manchen Variationen befolgte Princip, ſolche Zuſammenſtellungen von Gewaͤchſen als einen idealen Garten er— ſcheinen zu laffen, wurde auch dießmal fo ausgeführt, daß der Ein: druck angenehm auf den Beſchauer zuruͤckwirkt. Die Rondels und gefaͤllig geſchwungenen Rabatten erfreuen das Auge durch den gruͤnen Moosteppich, deſſen lebhafte Friſche die Toͤpfe der Gewaͤchſe verbirgt. Reiche Gruppen bluͤhender kraut- und ſtrauchartiger Pflanzen ſind auf ſolchem Boden vertheilt und durch werthvolle Einzelheiten oder Gruppen von Varietaͤten oder verwandten Arten unterbrochen. Große Baͤume und zierliches Strauchwerk bilden die Tapiſſerie an den Waͤnden. Dieſe Ausſtellung wurde moͤg⸗ lich durch die Lieferungen folgender Herren Gaͤrtner: Hr. Arlt, Hofgaͤrtner in Weſenſtein, lieferte 105 Pflanzen, = Dreiße, Handelsgaͤrtner in Dresden, 18 z als Hofgaͤrtner auf dem Brühl: Lehmann, ſchen n 769 Pflanzen, als botaniſcher Gaͤrtner der Akademie 173 Liebig, Handelsgaͤrtner auf Eliſens Ruhe 290 = Maibier, Handelsgaͤrtner in Dresden 42 = Schwarz, Handelsgaͤrtner in Dresden 158 4 Carl Seidel, Hofgaͤrtner im Herzogen— garten 3 : T. u. J. Seidel, Handelsg. in Dresd. 53 2 Schreiber, Hndlsg. in Dresd. 205 Pflz. u. 16 Decorationen Schulze, Handelsgaͤrtner in Großenhain 100 Hyacinthen aus Saamen gezogen! Terſcheck, Hofgaͤrtner im japaniſchen Pa— laisgarten 45 Pflanzen, Vogel, Handelsgaͤrtner in Dresden 15 Decorationen, E. W. Wagner, Handelsg. in Dresden 108 Pflanzen, Weidenbach, Obergaͤrtner auf der Trei— berei von Planitz bei Zwickau 17 Wendſchuch, Hofgaͤrtner im Garten Sr. K. H. des Prinzen Johann 95 = Privatgaͤrten mit erheblichen Gewaͤchshaͤuſern giebt es in Dresden faſt nicht mehr, daher nur folgende Einſendungen aus Privatgaͤrten ſtattfinden konnten: . Haßlauer 1 Pflanze, Dr. Ruſchpler 7 a Cantor Schramm, Secretair der Flora 1 : Dr. Struve 9 Hauptm. v. Eberhardt in Neu-Nimptſch 17 Alpenprimel⸗ Saͤmlinge. Der Fontainen-Blumentiſch, die Epheukaͤſten und andere Fenſterverzierungen in Klempnerarbeit, ſind durch Herrn Berger in der Sporergaſſe, gefertigt. Unmittelbar vor Eroͤffnung der Ausſtellung verſammelten ſich die Preisrichter und beſtimmten zufolge des ausgegebenen Programms folgende Preiſe, welche durch Medaillen honorirt werden: 1) Seltenſte, ſchoͤnbluͤhende, außereuropaͤiſche Pflanze im bluͤ— henden Zuſtande: Zichya Hügelii im botaniſchen Garten der Akademie cultivirt, vom Herrn Hofgaͤrtner Lehmann. Das Acceſſit erhielt ein praͤchtiges Rhododendron arboreum angustum, von demſelben auf dem Bruͤhl'ſchen Garten erzogen. 2) Ausgezeichnet ſchoͤn gezogene, ſeltene, bluͤhende Pflanze: Boronia erenulata und Nicium religiosum des Herrn Liebig. Das Acceſſit erhielt die ausgezeichnet ſchoͤne und große Acacia lineata des Herrn Hofgaͤrtner Terſcheck. 3) Ausgezeichnet ſchoͤn gezogene, gewöhnliche Decorationspflanze: Acacia dealbata des Herrn Wagner, ein großer Baum mit allſeitig gleichfoͤrmig frei entwickelter Krone. 4) Zwoͤlf Stuͤck der ſchoͤnſten und zugleich ſeltneren ſchoͤn — bluͤhenden Pflanzen verſchiedener Gattungen: Podolobium trilobatum, Lysinema gracile, pentapetalum, Chorizema spectabile, Kennedya Maryattae, Siphocampylus bi- color, Daviesia juncea, Comesperma gracile, Epime- dium violaceum, macranthum, Musschianum, Correa Harrisii aus der reichen Sammlung von Seltenheiten, welche Herr Liebig eingeſendet hatte. Das Acceſſit erhielt Hr. Hofg. Lehmann fuͤr die große Anzahl ſeltener und neuer Gewaͤchſe aus dem bota— niſchen Garten der Akademie, von denen folgende 12 be— merkt wurden: Manglesia tridentifera, Acacia calamifolia, strigosa, prismatica, polymorpha, Chamaesostemon po- Iyanthum, Cineraria azurea, Chorizema triangulare, Cluytia berberiflora, Micrantheum ericoides, Oxylobium capitatum, Tremandra Hügelii. 5) Gewaͤhlteſte und ſchoͤnſte Sammlung bluͤhender Arten und Abarten aus einer Gattung, nicht unter 12 Stuͤck. (Wurde nicht vergeben.) 6) Eine oder mehre im Inlande aus Saamen erzogene Ab— arten einer holzartigen Gewaͤchshauspflanzengattung, welche zum erſtenmale bluͤht und von beſonderer Schoͤn— heit iſt: die zahlreichen Saͤmlinge und herrlich blühenden 9 Varietäten der Rhododendra des Herrn Wagner. 7) Eine oder mehre im Inlande aus Saamen erzogene Ab⸗ arten irgend einer beliebten krautartigen Pflanzengattung: die Sammlung der Alpenprimeln des Herrn Hauptmann von Eberhard in Neu⸗Nimptſch. | 8) Eine beſonders geſchmackvoll ausgeführte Zimmerverzierung: das Blumenfenſter des Herrn Hofgaͤrtner Lehmann. Der neunte Preis fuͤr getriebene Fruͤchte und Gemuͤſe fand keine Concurrenz. Preisrichter waren die Herren: Buchhaͤndler Hofmeiſter aus Leipzig, Hofgaͤrtner Carl Seidel, Hofgaͤrtner Arlt aus Weſenſtein, Hofgaͤrtner Terſcheck aus Pillnitz, Hofgaͤrtner Terſcheck von Sr. Majeſtaͤt des Koͤnigs Weinberge, Han⸗ delsgaͤrtner Wagner und der derzeitige Director der Geſellſchaft. Zur leichtern Kenntnißnahme ſind alle Gewaͤchſe mit ihren Namen und mit dem Namen ihrer Einſender verſehen, und die fuͤr die Wiſſenſchaft intereſſanten Seltenheiten, auf einer Stellage an der Wand rechts zuſammengeſtellt. Der Kenner wird ſich leicht in den Stand geſetzt ſehen, dieſe daſelbſt auffinden zu koͤnnen. Adreſſen der ſaͤmmtlichen Herren Gaͤrtner, welche dieſe Gegenſtaͤnde eingeſendet haben, ſind im Lokale der Ausſtellung zu erfahren und in ihren reichen Etabliſſements manche der hier auf⸗ geſtellten Gewaͤchſe in mehren Exemplaren zu finden. Ein gro⸗ ßer Theil der aufgeſtellten Pflanzen wird von der Gartenbauge⸗ ſellſchaft auch angekauft und an Actieninhaber verloſt werden. Actien zu 74 Nor. find an der Caſſe zu haben, die Verloſung findet ſtatt Mittwoch am 5. April im Lo⸗ kale, die Abholung der Gewinne gegen Rückgabe des Loſes, muß, 5 am 6. oder 7. April ſtatt finden, weil der Saat 3 raͤumt werden ſoll. Dresden, am 28. Maͤrz 1843. Das Directorium der Gartenbaugeſellſchaft. \ I * eli 2 r 3 5185 00287 5167