SEE RTE , 2 SELLES CES MÉMOIRES DES SAVANTS ÉTRANGERS. TOME VIII. PATIO h SATA HAN UD ALL QUI HI di Do. AAiO0H ce D M D ” ac HV AM6T | sadosxtq TE Se4 mr Ce un ; : * ; sms etai L Lisétitll bisgeda PAR rhmeS —…— = LE : e” * de Fes L : EUR Ce l A Au ; s ne: er \ MÉMOIRES PRÉSENTÉS A L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES DE S"-PETERSBOURG PAR DIVERS SAVANTS ET LUS DANS SES ASSEMBLÉES. TOME VIIL Avec XIII planches. SAINWT-PÉTERSEOURG. IMPRIMËRIE DE L'ACADÉMIE IMPÉRIALE DES SCIENCES. 1859. Commissionnaires de l’Académie des sciences: MM. Eggers et Comp. à St.-Pétersbourg, M. Samuel Schmidt à Riga et M. Léopold Voss à Leipzig. Prix: 5 Roubl. 40 Cop. arg. — 6 Thir. Imprimé par ordre de l’Académie. Mai 1859. C. Vessélofski, le Secrétaire perpétuel. x CONTENU. Page. Dr. WenzeL Gruger. Anatomie der Eingeweide des Leoparden (Felis Leopardus) mit verglei- chenden Bemerkungen über andere Felis-Arten. (Mit vier Tafeln)............... 1 Dr. Wewnzez Gruger. Monographie des Canalis supracondyloideus humeri und des Processus supracondyloidei humeri et femoris der Säugethiere und des Menschen. (Mit drei AE TO es À DAOLERN S E M E SE pe ARE EE 51 W. Tresennausen. Die Geschichte der ‘Oqailiden-Dynastie ............ ................ 129 — REA AONME Le LA EE LE) UE BR PO EE OC ORNE PRE URS 1— XVIII M. v. Gruenewazpt. Notizen über die Versteinerungenführenden Gebirgsformationen des Ural.173 Dr. Wenzez Gruger. Die Musculi subscapulares (major et minor) und die neuen supernume- rären Schulter-Muskeln des Menschen. (Mit vier Tafeln.)....................... 219 G. Gerstrrezpr. Ueber einige zum Theil neue Arten Platoden, Anneliden, Myriapoden und Crustaceen Sibirien's, namentlich seines ôstlichen Theiïles und des Amurgebietes. ...259 Dr. Wewnzez Gruger. Die Bursae mucosae der Spatia intermetacarpo-phalangea et intermetatarso- DO ARE ee dal ci ee see he en s'aele ee refuade de etes dant er sai cents 297 D. Cawozrsoun. Ueber die Ueberreste der altbabylonischen Literatur in arabischen Ueber- AE To ccovoononos dan DOM RO OMR MIRE ASE NES 329 A. Morirz. Lebenslinien der meteorologischen Stationen am Kaukasus. Eine Uebersicht der Tagebücher, welche in dem meteorologischen Archive des Tiflisschen Observatoriums aufbewabrt werden. (Mit einer Tafel und einer Karte.)........................ 525 Val AR en: LERT l CURE VA AAAES # > =. Fa À e fu le t4 TNT ‘ ALTO TT PTE ERALIR euh ce - ne PR ni 1e i LS Er" pr: It u nr. 6 à L | dl ETRT SAONE EL: û s.: M A ‘ ‘ LAS Un da) QUE ATINUUTIAT * ao O1 a, ot 1-20 A TUIES ARE CIN NT, PSE ne, "y wa » ALES « FOLRRE DR OR | oi , à viMdtast Aime ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN (FELIS LEOPARDUS) MIT VERGLEICHENDEN BEMERKUNGEN UEBER ANDERE FELIS-ARTEN. { Mit vier Tafeln.) VON Dr. men. ET cHiR. WENZEL GRUBER. I. PROSECTOR DES ANATOMISCHEN INSTITUTES AN DER MEDICO - CHIRURGISCHEN AKADEMIE. (Cu le 27 Avril 1855.) Mém. des sav. étranc. T VIN. 1 2440 ‘AUNRUE Le 1 n - SE ar. Ed ; ++ La j'a, « does e mn T LIN URI É ’ We F À \ É Ve Abgesehen von Felis dom. liegen auch über die meisten anderen Arten des Genus Fels zahlreiche anatomische Untersuchungen vor. Freilich beziehen sie sich in der Regel nur auf einzelne Partien eines Thieres, auch sind sie gewôhnlich wenig vollständig, was wenigstens von den meisten, die aus einer früheren Zeit herrühren, gilt. Ausser dem, was in Buffon und Daubenton’s, Cuvier’s, Home’s, Meckel’s, Neer- gard's und A. Werken zerstreut vorkômmt, haben über das Genus Felis und zwar über F. Leo: Blasius, Th. Bartholinus, Borrichius, Czermak, J. Jäger, Perrault Charras et Do- dart, Rudolphi, C. F. Wolfstriegel u. A.; über F. Onca W. Martin; über F. Pardus (Panther)? Perrault; über Catopardus (wahrscheinlich F. Serval — Temminck —) du Ver- noi; über F, pardahs Perrault etc. W. Martin; über F. Manul Pallas; über F. Lynx Perrault etc. u. A.; über Fekis jubata Owen; über die EEE überhaupt in Beziehung auf Osteologie Blainville berichtet. Ueber F. Leopardus existirt, meines Wissens, nur bei Ever. Home eine kurze Bemer- kung über den Darmkanal und eine Abbildung über dessen Verlauf (Lectures on comparative anatomy. London 1814. Vol. I. pag. 438 und Vol. II. Tab. CXIII.). Du Verney soll zwar, wie Assmann anführt, über den Panther geschrieben haben ; allein ich habe die betreffende Abhandlung in den Mém. de Paris 1699 vergebens gesucht, ob- gleich ich in den Hist. etc. 1699 pag. 51 die Anzeige von einer Beschreibung fand, die der Akademie eingeliefert worden war. Perrault etc. (Abhandlungen z. Naturgesch. Deutsch Leipzig 1757 B. II. pag. 185) gaben unter dem Titel «Anatomische Beschreibung eines Pantherthieres» eine Abhandlung. Ob aber das Thier, das sie beschrieben und abgebildet haben, gerade ein Panther war, ist noch die Frage. Akademiker Brandt hält geradezu das von Perrault beschriebene Pantherthier wegen seiner HosetuEes Gestalt und der Schwanz- verhältnisse für F. Serval. Was dann Panther (F. Pardus) oder Leopard (F. Leopardus) sei, darüber ist man viel- leicht überhaupt noch nicht einig.’ Nach Cuvier (Le règne animal. Tom. I. Paris 1829 pag. 162), der unter Anderem bei der Unterscheidung auch Werth legt auf das Verhältniss der Länge des Schwanzes zu der des Kürpers, ist der Leopard eine Abart des Panthers; nach 4 WENZEL GRUBER. Temminck (Monograph. de mammalog. Tom. I. Paris 1827 pag. 82) aber sind beide nur der doppelte Gebrauch des Namens eines und desselben Thieres, das er Leopard nennt. Im Winter 1849—50 fiel in einer hiesigen Menagerie ein männlicher, véllig aus- gewachsener Leopard, der für das zoologische Museum der hiesigen Akademie der Wissen- schaften acquirirt und als solcher vom Herrn Akademiker Brandt bestimmt wurde. Brandt überliess mir bereitwilligst die Eingeweïde dieses Thieres zur Untersuchung. Von einem zwei- ten jüngeren Thiere, welches für das Museum der medico-chirurgischen Akademie 1853 angekauft wurde, stand mir nur die Zunge, das Zungenbein, der Larynx und Pharynx zur Untersuchung zur Verfügung. | Die verschiedenen Species des Genus Felis haben allerdings, in anatomischer Hinsicht, viel Uebereinstimmendes, das ein Vergleich dessen, was bis jetzt darüber bekannt wurde, be- weiset. Allein es fehlt auch nicht ganz an einzelnen charakterisirenden Organen zur Unterscheidung einer wahren Species von der anderen, worunter wieder der Kehlkopf den ersten Platz einnimmt. Da diess auch bei diesem Thier der Fall ist, über dessen Eingeweide mit Sicherheit überhaupt noch wenig, über dessen Kehlkopf aber noch nichts verôffenilicht sein dürfte, so liefere ich über die vorgenommenen Untersuchungen einen Bericht, dem des Vergleiches wegen Bemerkungen über andere Felisarten beïigefügt sind. Die Bemerkungen wurden entweder aus den verüffentlichten Utersuchungen Anderer gezogen, oder gingen und grüssten- theils aus eigenen Untersuchungen hervor, welche ich ausser an F. dom. auch an F. Lynx in 3 Fällen, an F. Serval in einem Falle (Kehlkopf) und an F. Leo (einem Männchen, das 185% in einer Menagerie zu SL. Petersburg umstand, für das Museum der medico-chirurgischen Akademie angekauft wurde und von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel 5 F. 1 Z. Par, M. lang war, einen 2 F. 8 Z. langen Schwanz hatte, an den Vorderfüssen eine Hôhe von 2 F. 4 Z., an den Hinterfüssen aber von 2 F. 6 Z. erreichte), anstellen konnte. Die Theile werden in der Lage beschrieben, wie sie bei der natürlichen Stellung des Thieres erscheinen. A. Grôsse des Thieres. Die Länge des Thieres von der Schnauze bis zur Schwanzwurzel beträgt A Par. Fuss:; die des Schwanzes 3 F. Die Hôhe in der Gegend der Vorderfüsse misst 2 F. 3 Z.; die in der Gegend der Hinterfüsse 2 F. #—5 Z. Vermôüge dieses Verhältnisses der Länge des Schwanzes zu jener des Kürpers wäre aber dieses Thier nach Cuvier ein Panther. B. Zunge. Sie ist spatelformig (sohlenformig) gestaltet und nicht weit hinter ihrem vorderen, breiten, abgerundeten und in der Mitte nicht ausgebuchteten Ende am breitesten. Der vordere Theil ihres Rückens ist in mehr als der Hälfte ihrer Länge und bis gegen den Sitz der Papillae circumvallatae mit den Lekannten hornartigen Epithelialstacheln besetzt, ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. D die spitz endigen, wodurch der Leopard dem Lüwen, bei dem ich sie nur stärker, länger und besonders dicker finde, und anderen Katzen gleicht, sich aber vom Panther in so fern unterscheiden würde, als dieser nach Daubenton nicht zugespitzte, sondern abgestutzte be- sitzen soll. Die Epithelialstacheln sind am vorderen Viertel der Zungenlänge am längsten, neh- men weiterhin und seitlich an Länge allmälig ab und sind entsprechend dem zweiten Viertel der Zungenlänge, an einer dreieckigen Stelle, der Mitte des Zungenrückens, ganz kurz und fein. Umwallte Wärzchen (Papillue cireumvallatae) sind in dem einen Falle (ausgewach- senem Männcheu) 9 vorhanden, rechts 5 links 3, und in der Mitte zwischen und etwas vor den hintersten 1; in dem anderen Falle aber nur 7 zugegen, rechts 3 links 4. Sie beschrei- ben in ihrer Lage, im letzteren Falle, die spitzwinklige Figur V, welche, im ersteren Falle, durch Vorwärtsgerücktsein des hintersten Wärzchen zur abgestutzten wird. Bei dem Lüwen dagegen fand ich nur 6, rechts 4 links 2, wovon das vorderste der einen Seite von dem vor- dersten der anderen Seite (A Z., das hinterste der einen Seite von dem hintersten der anderen Seite 1 Z. abstand. Bei dem Luchs zählte ich in dem einen Falle 6, 3 rechts 3 links ; in dem anderen Falle 9, 4. rechts 5 links, wovon die hintersten 2— 3", Lin., die vordersten um das Doppelte und selbst das Dreifache von einander abstanden. Die Länge der Zunge (von dem Zungenbein an gerechnet) verhält sich zur Kôrper- länge (bis zur Schwanzwurzel gerechnet) wie 1 : 5; dieselbe (an dem mit Papillen besetzen Theil gerechnet) zur Kôrperlänge (bis zur Schwanzwurzel gerechnet) wie 1 : 8,615. Beïm Lô- wen fand ich die Zunge 19 und 11 Zoll lang. Es verhielt sich die Länge der Zunge (von dem Zungenbein an gerechnet) zur Kôrperlänge (bis zur Schwanzwurzel gerechnet) wie 1 : 3,21; die Länge der Zunge (an dem mit Papillen besetzten Theil gerechnet) zur Kôrperlänge (bis zur Schwanzwurzel gerechnet) wie 1 : 5,545. Die Lytta, der Zungenknorpel, ist vollkommen gebildet vorhanden, in dem einen Falle 1 in dem anderen ‘, Z. lang, verhälinissmässig kürzer und schmäler als der bei F. dom., verhält sich aber dennoch in Hinsicht der Länge zu der der Zunge (bis zum Zungenbein ge- rechnet) in zwei Fällen wie 1 : {1 ; dieselbe zur Zunge (an dem mit Papillen besetzen Theil gerechnet) wie 1 : 6,5. Bei F. jubata ist derselbe nach Owen kaum zu erkennen. Beïm Lô- wen vermisste ich ihn auch, falls ich einen dünnen und schmalen, etwa 1 Z. langen, nicht genau abgegrenzten, fast wie ein Knorpelgewebe hart sich anfühlenden, aus Bindegewebe be- stehenden Streifen nicht als Rudiment dafür nehmen darf. Bei dem Luchs fand ich den Zun- genknorpel ebenfalls nicht. Gestalt, Muskulatur u. s. w. weicht nicht von der anderer Katzen ab. Die Entfernung des Grundes der Zunge (am Beginne des mit Papillen besetzen Thei- les) von der Glottis beträgt bei dem grôsseren Exemplare 4°, Z. Zur Kôrperlänge verglichen betrachtet ist sie ähnlich der bei F. Onca (3 Z.) nach W. Martin, obgleich eine geringere ; viel grôssser als bei F. concolor ; noch grôsser als bei F. pardals, bei welcher letzteren nach W. Martin Zungengrund und Glottis einander ganz nahe liegen. Beïm Lôwen fand ich den Abstand 8 Z. lang. 6 WENZEL GRUBER. C. ‘Zungenbein. Dieses hängt, wie ich in zwei Fällen sehe, nicht durch eine ununterbrochene Reihe von Knüchelchen (Zungenbeïinästen) der vorderen Hôrner mit dem Schädel zusammen, wie dies beobachtet wurde, z. B. bei F. dom. nach Strauss-Dürckheim u. v. A.; bei F. Catus nach Daubenton (Buffon et Daubenton-Hhstoire nat. Amsterd. 1766 Tom. V. pag. 152); bei F. Manul nach Pallas (Act. acad. Petrop. 1781 P. I. pag. 278); bei F. planiceps; F. Caracal ; F. jubata nach Owen (On the anat. of the Cheetah — F. jubata — Proceed. zoo, Soc. P. I. 1833 pag. 108) und Ducrotay de Blainville (Osteographie. Paris 1839. Art. «Felis», pag. 49. PI. XI); bei F. Serval nach meiner Beobachtung ; bei F. rufa nach Blainville (1. c. pag. 45. PI. XI); bei F. conocolor nach W. Martin und Blainville (1. c. pag. 40. PI. XI.); bei F. Onca nach Blainville (1. c. pag. 32. PI. XL.); bei F. Lynx nach Eckhard und meinen Beobachtungen, deren 3 oder bei F. concolor nach W. Martin (Proceed. zool. Soc. P. I. 1833 pag. 120) selbst 4 unterschieden werden : sondern mittelst einer durch ein langes und ziem- lich starkes elastisches Band (lig. stylo-hyoideum) zwar in einem grossen Zwischenraum unterbrochenen, aber doch dadurch zusammengehaltenen Reihe von Knôchelchen, wie diess bei F, Leo nach Owen, Blainville (1. c. pag. 17. PI. XI.) und nach meiner Beobachtung ; bei F. Tigris ) und bei F. Pardus nach Blainville (1. c. pag. 29 et 33) vorkômmt, ja auch, ganz entgegengesetzt der Angabe von Blainville, bei F. Onca nach W. Martin (l. c. 1832 pag. 8) vorkommen soll. Das Zungenbein (Tab. Il. Fig. 1, 2. 3. A.) besteht aus einem Kôrper und vier Hôrnern. | Der Kôrper (a) ist ein ziemlich langer, schmaler, von oben nach unten zusammenge- drückter, länglich vierseitiger und ganz unbedeutend gekrümmter, an den Enden, besonders nach rückwärts gegen den Kehlkopf, plôtzlich verbreiterter und daselbst zuletzt dreieckig zu- gespitzter Querbalken. Seine untere Fläche ist fast platt, seine obere in der Richtung von einer Seite zur anderen etwas konkav, in der von vorn nach hinten konvex, seine hintere gegen den Kehlkopf gekehrte Fläche oder der hintere dicke Rand tiefer ausgebuchtet, sein nicht scharfer vorderer Rand fast gerade oder wenig ausgebuchtet. Seine Enden sind zwischen das hintere und vordere Horn eingeschoben und mit zwei überknorpelten Gelenksflächen, zur Articulation mit beiden vermittelst einer gemeinschaftlichen Gelenkskapsel, versehen. Die Länge beträgt in dem einen Falle 1 Z., in dem anderen 10 Lin., seine Breite in der Mitte verhält sich zur Länge wie 1 :6, die Breite an den Enden zur Länge wie 1 :3, die Dicke ist We seiner Länge. Beïm Lôüvwen ist derselbe (Tab. JL. Fig. 2. A. à.) allerdings äbnlich gestaltet, aber verhältnissmässig zu den hinteren Hôrnern kürzer, in seiner Mitte weniger und an den Enden mehr schmal, als beïm Leoparden. Es war nämlich seine Länge beim Lôwen in dem einen Falle — 1 Z. 3 L., die Breite In der Mitte — 4 L., die Breite an den Enden — 6 L. d. 1. die *) Nach C. Mayer aber soll das Zungenbein bei F. Tigris so wie das der Katze sein. 7 ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 7 Breite in der Mitte verhielt sich zur Länge, wie 1 : 3,75, die Breite an den Enden zur Länge, wie 1 : 2,5. Jedes vordere Horn (b) besteht aus 3 Theilen, nämlich aus einem am Zungenbein eingelenkten Gliede (x), aus dem mit dem Schädel durch Syndesmose vereinigten Griffel- knochen (y) und einem langen, starken elastischen Bande {lig. stylo-hyoideum) (5) zur Ver- bindung der beiden genannten Knochenstücke. Das mit dem Zungenbeinkôrper und dem grossen Horn durch eine gemeinschaft- liche Gelenkskapsel vereinigte Glied (— dem kleinen Zungenbeinhorn des Menschen) ist platt, bald länglich vierseitig, bald dreieckig abgerundet, bis # L. lang und 2 L. breit, ähnlich dem nur massiveren und längeren bei F. Leo, verhältnissmässig viel kürzer als der ihm ent- sprechende Zungenbeinast des vorderen Hornes bei F. dom., F. Lynx. Der Griffelknochen (— dem Processus styloideus des Menschen und dem obersten Zun- genbeinaste des vorderen Hornes der meisten Felis-Arten) ist schwach gekrümmt, platt und an seiner Endpartie um die Hälfte schmäler als das elastische Band. Bei F. Leo fand ich den- selben als einen ziemlich gekrümmten, abgerundeten, von aussen nach innen aber mehr als in der andern Richtung zusammengedrückten, am Schädelende knorplichen, gegen das andere all- mälig an Durchmesser abnehmenden, daselbst aber wieder knotig angeschwollenen, 2°/,—3 Z. langen und starken Knochenstiel (Tab. INT. Fig. 2. y.) Das elastische Band, welches diese beiden Knochenstücke vereinigt, ist 3— 4 Z. lang und ein überall gleichmässig 1°/, L. breiter, wenig dicker platter Streifen. Beïm Lôwen fand ich es 7°, Z., aber, 4 Z. von dem am Zungenbein eingelenkten Gliede und 3 Z. vom Griffel- knochen entfernt, durch einen 5—6 L. langen, 1°/, L. breiten und Ÿ, L. dicken, platten, läng- lich vierseitigen, bisquitférmigen, beiderseitig symmetrisch gelagerten Knorpel (Tab. HI. Fig. 2. b. 6.) unterbrochen, der beï’m Leoparden nicht vorkommt. Der zwischen dem am Zun- genbein eingelenkten Gliede des vordern Hornes und dem Knorpel ausgespannte Theil («) des Bandes war ein gleichmässig, 1°, L. breiter und plattrundlicher Streifen, jener zwischen dem Knorpel und dem Griffelknochen befindliche Theil ($) aber hatte das Ansehen eines dicken platten Fadens. Owen spricht bei F. Leo nicht vom Griffelknochen, wohl aber von einem 6 Z. lan- gen, starken elastischen Bande, wodurch das vordere Horn mit dem Schädel in Verbindung steht. Blainville aber beschreibt und bildet den Griffelknochen (Kopfglied des vorderen Hornes) und ein membranôses Ligament nicht nur bei F. Leo ab, sondern auch bei F. Tigris und F. Pardus. Nach W. Martin würde eine ähnliche Anordnung auch beim Jaguar (F. Onca) vorkommen, der ein einfaches, nicht gegliedertes vorderes Horn besitzen soll. Blain- ville (1. c. pag. 32. PI. XI.) dagegen beschreibt und bildet bei F. Onca ein aus drei anein- anderstossenden Gliedern bestehendes vorderes Horn ab und giebt obendrein an, dass dieses Thier dadurch von F. Pardus verschieden sei. Da solche Extreme bei einer und derselben Spe- cies nicht leicht vermuthet werden künnen, so muss die Richtigkeit der einen oder der anderen Angabe bis zur Bestätigung durch neue Untersuchungen verschoben bleiben. Unter diesen 8 WENZEL GRUBER. © Thieren erwähnt Blainville ausdrücklich eiues manchmal vorkommenden, mehr knorp- lichen als knüchernen Stückes im genannten Ligamente nur bei F. Pardus, bildet es aber ausser bei Pardus melas auch bei F. Leo ab und zugleich in einem ähnlichen Gestalt-, Grôsse- und Lageverhältnisse, wie ich es oben bei F. Leo beschrieben habe. Das vordere Zungenbeinhorn des Leoparden, wenn wir vom Griffelknochen so wie beim Menschen vom Processus styloideus absehen, wäre allerdings wie beïm Menschen in die- sem Sinne einfach ; doch, da wir den Griffelknochen dazu zählen müssen, so künnen wir beïm Leoparden nur von einem zusammengesetzten und zwar von einem aus zwei Knochen- gliedern bestehenden sprechen. Die beiden Glieder stossen aber nicht aneinander, sondern - liegen weit von einander entfernt und werden in diesem Zwischenraum durch ein langes Lig. stylo-hyoideum zusammengebalten d. 1. der Leopard hat ein unterbrochen zweigliedriges vorderes Horn, also wie F. Tigris, F. Leo (in manchen Fällen), F. Pardus (in manchen Fällen) und auch vielleicht wie F. Onca (nach W. Martin). Jedes hintere Horn (c) hat die Gestalt eines mässig gekrümmten, ziemlich starken, grôsstentheils knôchernen, theilweise aber knorplichen, schmalen Stückes, welches an seinem oberen knorplichen Ende bald plôtzlich, besonders nach vorn hin, bald nach vorn und rück- wärts verbreitert und abgerundet schaufelfôrmig erscheint. Es ist von aussen nach innen platt, aussen konvex, innen, besonders entsprechend dem oberen Ende, konkav, am vorderen Rande beträchtlich ausgebuchtet, am hinteren Rande konvex oder schwach S f‘rmig ausgeschnitten. Seine Länge verhält sich zu der des Kôrpers wie 1,5 : 1 ; zu der des am Zungenbein einge- lenkten Gliedes des vorderen Hornes wie 4,5 : 1 ; seine Breite, von vorn nach hinten, am un- teren vorderen Ende ist gleich ‘/, seiner Länge, die in der Mitte gleich ‘/, und jene am oberen hinteren Ende gleich ‘/, derselben. Seine Länge betrug in dem einen Falle 1°}, Z., die Breite am inneren Ende 3 Lin., in der Mitte 2 L. und am oberen Ende 6 L. Sein unteres Ende ist mit dem Zungenbeinkôrper und auch mit dem am Zungenbein eingelenkten Glied des vorderen Hornes durch eine Gelenkskapsel vereinigt, sein oberes immer knorplich bleibendes Ende mit dem vorderen Horn des Schildknorpels durch das elastische Ligamentum hyo-thyreoideum late- rale (e.) verbunden. Es gleicht in mancher Bezichung dem des Lôwen und wohl auch, nach Abbildungen von Blainville zu schliessen, dem des Tigers und Panthers, bei welchen, gewiss dem ersteren, auch eine ähnliche Verbindung durch ein elastisches Band mit dem Schildknorpel vorkommt. Es unterscheidet sich, wie ich sehe, von dem bei F. dom., F. Lynx, F. Serval und wobl auch von dem bei anderen Felis-Arten durch seine Gestalt und seine Verbindung mit dem Schildknorpel, die bei F. dom., F. Lynx und F. Serval durch eine Gelenkskapsel vor sich geht. Wesentliche Unterschiede davon fand ich auch bei dem des Lôwen. Das Horn (Tab. II. Fig. 2. c; Fig. 3. b.) war bei diesem Thiere eine grosse Knochenplatte, 2 Z. lang, am unteren Ende 7 L., in der Mitte 5°}, L. und am oberen Ende 9 L. breit. Es ver- hielt sich sonach seine Länge zur Länge des Zungenbeinkôrpers wie 2 : 1, d. h. es ist zum Kôrper betrachtet beim Lôwen kürzer als beim Leoparden. Es verhielt sich seine Breite ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 9 am unteren Ende zur Länge wie 1 : 4,285, seine Breite in der Mitte zur Länge wie 1 : 5,454, seine Breite am oberen Ende zur Länge wie 1 : 3,333, d. h. es ist, ausgenommen das obere Ende, beim Lüwen breiter als beim Leoparden. Es wurde ferner unbedeutend gekrümmt, aussen .am knôüchernen Théile tief gerinnt, innen aber an diesem platt gefunden, was beim Leoparden ganz anders ist. Auch standen die vorderen Ränder der beiden Hôrner weiter von einander ab als die hinteren, was beim Leoparden nicht der Fall ist, und der knorpliche, am oberen Ende befindliche, ‘/, der Länge betragende Theil war länger als der beim Leoparden, wo er nur //, der Länge des Hornes beträgt. Die Dicke des Hornes nahm vom vorderen Rande zum hinteren ab, beim Leoparden aber zu, vom unteren Ende zum oberen am knôchernen Theile allmälig ab, während sie beim Leoparden zwischen dem angeschwollenen untern Ende und dem knorplichen oberen sich gleich blieb. Durch diesen Bau des Zungenbeines überhaupt, besonders durch den Bau des vorderen Hornes steht der Leopard, wie gesagt, F. Leo und wohl auch F. Tigris, F. Par- dus am nächsten, unterscheidet sich aber dadurch, in so weit fremde und eigene Beobach- tungen bis jetzt es darthun, von den übrigen Felis-Arten. Es giebt Felis-Arten (die mei- sten) mit ununterbrochen gliederigen vorderen Zungenbeinhôrnern, aber auch solche (bestimmt F. Leopardus und F. Leo nach meinen Beobachtungen ; F. Leo, F. Tigris und F. Pardus nach denen Anderer) mit unterbrochen gliederigen. Bei den ersteren kommen meistens 3, ausnahmsweise # Glieder vor, bei den letzteren bald 2 (immer bei F. Leopardus, F. Tigris; manchmal bei F. Leo, F. Pardus) bald 3 (manchmal bei F. Leo, F. Pardus), falls der Knorpel im Lig. stylo-hyoideum als mittleres Glied angesehen werden darf. Desshalb ist auch der Ausspruch von Eckhard (Zungenbein der Säugethiere, Müllers Archiv 1847, pag. 66) «bei den eigentlichen Raubthieren seien die vorderen Hôrner des Zungenbeines im Ver- «gleiche zu den hinteren und dem Kürper am meisten entwickelt und ohne Ausnahme drei- agliedrig» in Beziehung der letzteren Bezeichnung und des Genus Felis unrichtig. D. Verdauungsorgane. I. SPEISEKANAL. 1. Schlundkopf. Der Schlundkopf ist sehr muskulôs. Seine Tunica muscularis umgiebt denselben an allen 4 Seiten, also auch an der Kehl- kopfswand. Der M. constrictor pharyngis posterior giebt nemlich jederseits, bevor er zur seit- lichen und oberen Wand aufsteigt, von dem hinteren Theiïle seines inneren Umfanges eine breitere dünne Muskelportion ab, die den Schlundkopf von unten her und oberhalb des Keblkopfs umfasst, indem sie mit hinteren quer und vorderen schief nach ein- und vorwärts Mém. des sav. étrang. T. VIII. 2 10 WENZEL GRUBER. verlaufenden Bündelr, die in der Mittellinie von beiden Seiten sich vereinigen, eine dreieckige Muskelzacke bildet. Von der Spitze der letzteren verlängert sich ein schmaler, länglich 4sei- tiger Muskelstreifen, welcher über den vorderen 2 Dritteln der Linea eminens der Platte der Cartilago cricoidea und dem M. arytaenoideus transversus, ohne mit diesem zusammenzuhängen, nach vorwärts läuft und an den Hôrnchen der vorderen Enden der Cartilagines arytaenoideae, so wie dazwischen an der Schleimhaut am oberen hinteren Ende der Glottis spuria sich verliert Es ist diess übrigens eine Anordnung, wie sie auch beï F. dom., F. Leo und F. Lynx vorkommt. An der Grenze zwischen dem Schlundkopfe und der Speiserôhre sieht man in der Hôble eine zirkuläre Schleimhautfalte (valvula pharyngis, Tab. I. Fig. #. i.), die an dem der Kehlkopfswand entsprechenden Segmente am meisten vorspringend sich zeigt, und die ich auch bei F. Lynx (Tab. IV. Fig. 1.b.), F. Serval beobachtete, bei F. Leo (Tab. III. Fig. 1. k.) nur schwach angedeutet vorfand, bei dem Haus-Kater aber in der Mitte des unteren Segmentes bis 2 L. breit sah. 2. Speiserôhre. Diese ist 19 Zoll lang. Ihre Länge verhält sich zu der des Kôürpers beinahe wie 1 : 3 ; zu der des Magens (vom Pylorus bis zum Ende des Grundes gerechnet) wie 1 : 1,473; zu der des Darmkanals wie 1 : 12. Sie ist daher zum Kôrper verhältnissmässig kürzer ; zum Magen etwas länger; und zum Darmkanal viel kürzer als bei F. dom., da sich bei dieser das erste Verhältniss wie 1 : 2,6; das zweite wie 1 : 1,5; und das dritte wie 1 : 10,8 herausstellt. Die Schleimhaut der vorderen Hälfte besitzt Längsfalten, die der hinteren (in einer Länge von 8 Z.) so wie bei F. concolor, Tigris, Lynx, und, nach einem vorliegenden Falle, auch wie bei F. Leo Querfalten. Diese umgeben den ganzen Umfang der Speiserühre in neben einander liegenden Reïhen, deren knapp hinter einander liegende schmale Abtheilungen den freien Rand nach rückwärts kehren, vora konkav, hinten konvex sind. Im Ganzen sieht diese Faltung wellenférmig aus. Den Bemerkungen über den Magen und den Darmkanal schicke ich eine Tabelle über die Verhältnisse der Länge voraus, in welchen diese zu einander und zur Kürper- länge bei den verschiedenen Felis-Arten stehen, um einen môglichst genauen Ver- gleich mit jenen des Leoparden anstellen zu kôünnen. Die Berechnungen habe ich nach Messungen vorgenommen, in wie weit diese von den Anatomen entweder schon angegeben waren, oder in wie weit ich selbst sie an mehreren Thieren anstellen konnte. Für F. Leo benutzte ich die von mehreren Exemplaren nach Per- rault etc. (1. c. B. I. pag. 3, 25), nach einem Anonymus (epistola ad D. de la Chambre — G. Blasü anat. animal. Amstelod. pag. 80) nach J. W. Neergard (Vergleich. Anatomie und Physiol. der Verdauungswerkzeuge der Süugethiere und Vügel. Berlin 1806), und die, welche ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 11 ich, in dem einen Falle, vorgenommen hatte ; für F. concolor die nach W. Martin (1. c.); für F. Tigris die nach Perrault etc. (1. c. B. II. pag. 167) und R. Jones (Proceed. etc. P. 2. 1834, pag. 54); für F. Onca die von W. Martin (1. c.); F. Pardus (Serval) die von Per- rault (I. c. B. IL. pag. 185); für F. pardalis die von Perrault (1. c. B. I. pag. 125); für F. Manul die von Pallas (1. c.); für F. Catus und domestica die von Daubenton (Histoire na- turelle Tom. V. Amsterdam 1766 pag, 146—152); für F. Lynx die von Perrault (1. c. B. I. pag. 125) Neergard (1. c.) und die von mir selbst in 3 Fällen angestellten ; endlich für F. jubata die von Owen (1. c.) 12 WENzEL GRUBER. Autor, : : nach dessen Mes- Ein Anonymus. a, Perraultetc. sungen die Ver- | Perrault etc. W. Gruber. W. Martin. ange Jones. hältnisse berech Neergard. net wurden. W. Martin. Perraultetc. (F. Pardus ?) wobhl F. Serval (nach Brandt). 1. Felis-Art. F. Leo. F. Leo. F. concolor. F. Tigris. Zahl. Mehrere. 1. 1. 2. Verhältniss der Max. 5 : 1. 1,196 :1*) Kôérperlänge | Med, 4,7 : 1. 1,58 : 1. zur é : 386—1,409 : 1**). Magenlänge. Min. 3,75 : 1. QE À ) Verhältniss der Darmkanals- länge zur Magenlange. Max. 16,66 : 1. Med. 14,746 : 1. Minim. 14,25 : 1. 41,3137:1°). (13,1136-13,1186:1**). 4 :9,459. Verhältniss der Max. 1 : 4,46. (Kôrperl. bis zur K ôrperlänge Zur Med. 1 : 3,89. PR 1:4,75. D) PAR Minim. 1:3,33. |[(Kôrperlänge bis 7. AB ee Schwanzspitze). Verhältniss der Dickdarmlänge Max. 1 : 11,85. Max. 1 ; 15,66. : ax 45, 1 : 4,8. Med. 1 : 9,275. Zur Med. 1 : 8,976. 1 : 5,869. Min. 1 : 6,70. 1:5,53. Dünndarm- | Minim, 1 :3,47*). } : länge. ). Verhältniss der Max. 1 : 134. Max. 1 : 126. Blinddarm- länge zur Med. 1 : 101,04. 1:164,857. 1 : 87. Med. 1 : 108. —— Darmkanals- te : : 2 linge. Minim. 1 : 76. Min. 1 : 90. Verhältniss der Blind ar me Max. 1 : 16,8. Max. 1 : 17. länge zur Med. 1 : 11,262. 1 : 24. 1:15. Med. 1 : 12. 1:10. ——— Dhene CNN in 1:16. Min. 1 : 7. *) Nach Meckel |‘) Bei der Magen-|*) Bei Æ. disco-|*) Nach Meckel *) Nach Meckel länge vom Pylorus| or nach Cu- 455,5 : bis zur Cardia längs| vier 1:5—5,5. 1:5—5,5. dem grossen Bogen Nach Cuvier gerechnet. 1:6. Nach Cuvier 1:6. “*) Bei der Magen- 1.4. länge vom Pylorus zum Ende des Fun- dus längs dem gros- sen Bogen gerech- net. W. Gruber. Perraultetc. F. Leopardus.| F. pardalis. 1:3,75. Are 1:91,2 1:64. 1 : 19,2. 1:8. *) Bei der Ma- genlänge vom Pylorus bis zur Cardia längs dem grossen Bogen gerech- net. **) vom Pylorus lângs dem grossen Bogen bis zum Ende des Fundus. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. Pallas. F, Manul. 1. 1 : 3,25. 1:68. 1:15,15. Perrault, Daubenton.|Daubenton. Neergard. F. Catus. F. dom. F. Lynx. 1. 1. 2. 4. Fall 4:5,0505. 2. Fall 1:45. 3. Fall 1:5,7. 4 :3,16. 1) ë 4. Fall 1 : 72,666. 1 : 117,6. = na 3. Fall 1 : 107,2. 1. Fall 1:12. 2. Fall 4 :15—18. 3. Fall 1 : 16. 4 : 26,4. *) Nach Meckel|*) Nach Meckel|*) Nach Mecke] 41 : 3. 1:5. 1:5—5,5; **) Nach Meckel|**) Nach Meckel| nach Cuvier 4:5—5,5. |1:5—5,5—6 ; 45,5. Nach Cuvier | nach Cuvier 1:24. 1:3,5. W. Gruber. 1 : 82,5—88,0. Owen. F. jubata. 4. 1:3,54. 13 14 WEnzEL GRUBER. 3. Magen (Tab. I. Fig. 1.). Der Magen misst vom Pylorus längs dem grossen Bogen bis zur Cardia 31 Z., von jenem our bis zum stumpfen Ende des Fundus 28 Z. Davon kommen 4—5 Z. auf den Pylo- rustheil, 3—4 Z. auf den Fundus. Längs dem kleinen Bogen von der Cardia bis zum Pylorus beträot die Länge 12 Z., wovon 4 auf den Pylorustheil kommen. Er ist verhältnissmässig sehr in die Länge gezogen, weniger weiter und von dem kleinen Bogen zum grossen wenig breiter als von unten nach oben, daher unbedeutend platt gedrückt. Von dem Ende seines Fundus gegen die Cardia nimmt er mehr zu, von da an gegen den nach links zum Magen sehr geknickten Pylorustheil in einer längeren Strecke allmälig ab, als der bei F. dom. Der Fundus des Leoparden ist nemlich verhältnissmässig mehr zugespitzt, bei der Hauskatze mehr abgestumpft; der Cardiatheil des Leoparden verhältnissmässig länger und der Pylorustheil kürzer aber weiter; der grôsste Umfang des Cardiatheiles zur engsten Stelle an der Grenze zwischen beiden ein geringerer als bei F. dom. Bei dieser geht daher die Abnahme des Durchmessers des Cardiatheiles nicht so allmälig vor sich und auf die Erweite- rung an diesem folgt plôtzlicher die grôsste Verengerung. Bei dem Leoparden verhält sich ja der grôsste Umfang des Cardiatheiles zur engsten Stelle des Magens wie 2,2: 1, bei der Katze wie 3,75: 1; bei jenem die Länge des Pylorustheïles zu der des Cardiatheïles wie 1 : 6—4,s, bei dieser wie 1:2,4; bei jenem der grüsste Umfang des Pylorustheiles zu dem des Cardia- theiles wie 1 :2— 1,83, bei dieser wie 1 :5. Seine Länge zur Kôrperlänge verglichen giebt das Verhältniss 1 : 1,806. Bei dieser Be- rücksichtigung ist er verhältnissmässig kürzer als der bei F. Leo, nach meinen Untersuchungen in dem einen Falle, bei der, verhältnissmässig zur Kürperlänge betrachtet, wohl der grüsste Magen unter den Felis-Arten vorkommt, dann bei F. Catus, F. concolor, F. dom., F. Manul ; steht dieser letzteren am nächsten, ist viel länger als der bei F. Serval und daber von dieser weit entfernt, und bei F, Leo nach den Berechnungen über die von Anderen angeführten An- gaben, deren Richtigkeit ich aber bezweifeln muss. Berechnet man seine Länge zu der des Darmkanals, so erhält man das Verhältniss 1 :7,35, also ein ähnliches wie bei F. concolor. Alles Uebrige ist nicht verschieden von dem bei anderen Katzen. 4. Darmkanal. Der Darmkanal misst 19 Fuss von dem Pylorus bis zum After. Seine Länge verhält sich zur Kôrperlänge wie 4,07: 1, ist also 4 mal so lang als der Kôrper. Der Leopard wird darin von F. dom., mehr noch von F. concolor, besonders von F. Onca und nach meinen Untersuchungen am allermeisten von F. Leo übertroffen, der in dem einen Falle einen mehr als 9 mal so langen Darmkanal als seine Kôrperlänge bis zur Schwanz- wurzel, oder 6 mal so langen als seine Kôrperlänge bis zur Schwanzspitze aufzuweisen hatte. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 15 Am nächsten steht er dadurch F. Tigris ‘), entfernt sich schon von F. Lynx und F. pardaks, noch mehr von F. Manul und ist von F. Catus, besonders aber von F. Serval ganz entfernt gestellt. a. Dünndarm. Der Dünndarm ist 15 Fuss lang und 1 Z. weit. Seine Länge verhält sich zu der des Dickdarms wie 3,75: 1. Er ist daher 3°/, mal so lang als der Dickdarm. Zum Dickdarm ver- hältnissmässig viel längere Dünndärme besitzen F. Leo, F. Tigris, F. pardahs, F. dom., F. Lynx, F. concolor ; kürzere F. jubata, F. Manul, F. Catus. Der Leopard steht daher F. ju- bata in dieser Hinsicht am nächsten, am entferntesten einerseits von F. Leo und F. Tigris, andrerseits von F. Catus, doch von dieser unverhältnissmässig viel weniger als den ersteren. Davon bildet der Zwôülffingerdarm eine grosse Schlinge, die in ihre Konkavität den von vorn uach hinten gelagerten Lappen des Pancreas aufnimmt. 4. Z. vom Pylorus entfernt, an der oberen Wand, der Konkavität des Darmrohres jedoch näher, sieht man in dessen Hôhle eine länglich runde Erhôhung, die der blasigen Erweiterung des Ductus choledochus und pancreaticus entspricht und von einer kleinen länglich runden Oeffnung durchbobrt ist. Diese Erweiterung, welche schon du Vernoi (Comment. acad. sc. imp. Petropolit. Tom. I. ad ann. 1727 Petropoli 1728) bei Catopardus beschrieben hat, liegt unter der Schleimhaut und ist durch eine Scheidewand in zwei Abtheilungen geschieden, wovon die eine für den Duct. chole- dochus, die andere für den D. pancreaticus bestimmt ist. Beim Lôüwen und Luchs sah ich eine ähnliche Anordnung, die gemeinschaftliche Mündung beider Gänge lag bei ersterem 6 Z. vom Pylorus entfernt, bei letzterem nur 1 Z. Im übrigen Dünndarme sind 11 Peyersche Drüsenplaques von 3—9 L. Länge und 2—9 L. Breite zu unterscheiden, die nicht an der Konvexität des Darmrohres, sondern mehr gegen die Konkavität und bald an der unteren, bald an der oberen Wand gelagert sind. b. Dickdarm. Der Dickdarm ist 4 Fuss lang, hat 1°/, bis 1%, Z. im Durchmesser, 5 Z. im Umfang. Wie sich der Dünndarm zu ihm verhalte ist bereits angegeben. Seine Länge verhält sich zu seinem Umfange wie 9,6:1, was bei dem Lôwen nach Cuvier wie 7:1 ist. Davon ist das Coecum (Tab. I. Fig. 2. a.) 2°, Z. lang, misst an der breitesten Stelle am Uebergange in das Colon 4 Z. im Umfange, ist also schon da enger als dieses, nimmt von da allmälig im Durch- messer ab, ist leicht hornférmig gekrümmt und endiget abgerundet zugespitzt und daselbst etwa noch-3 L. dick. Seine Länge ist in der des Dickdarmes mehr als 19 mal und in der des Darmkanals mehr als 91 mal enthalten. Die Coecalklappe besteht aus 2 dicken, kurzen und *) Nach den Angaben anderer Autoren über F. Leo würde der Leopard in dieser Beziehung nicht nur F. Tigris sondern auch F. Leo am nächsten stehen; allein nach dem zu urtheilen, was ich gefunden habe, scheinen mir jene Angaben nicht richtig zu sein. 16 WENZzEL GRUBER. schmalen Falten. Bei dem Luchs fand ich das Coecum 11/,—1"/, Z. lang, seine Länge in der des Dickdarmes 12—16 mal, in der des Darmkanals 72—107 mal enthalten. Bei dem Lô- wen sah ich es 3°/, Z. lang, seine Länge in der des Dickdarmes 2% mal, in der des Darm- kanals mehr als 164 mal vorkommen, weniger gekrümmt und stumpfer als beim Leoparden. In das Rectum münden am After 2 Analsäcke, wovon jederseits einer liegt. Jeder ist von einer dicken Schichte des M. sphincter ani bedeckt, länglich rund, 2 Z. in der einen, 1 Z. in der andern Richtung. Die Oeffnung in das Rectum ist von oben nach abwärts 11, — 17, L. lang, wie mit 2 senkrecht stehenden, angeschwollenen Lippen begrenzt, die derselben eine Aehnlichkeit mit dem Os tincae des menschlichen Uterus geben, wie schon Home .(L. c.) be- merkte. Das Uebrige ist so wie bei anderen Katzen. II. LEBER. Die Leber ist ähnlich wie die bei F. dom., F. Onca, F. pardalis in 6—7 Lappen ge- theilt; nemlich in einen einfachen rechten, einen mittleren; der an seiner hinteren Fläche die Gallenblase birgt, die nicht den unteren Leberrand überragt; einen linken, welcher wieder in zwei geschieden ist, wovon der grôsste am meïsten nach links liegt; und 3 kleine obere hin- tere, von welchen der kleinste der Spigelische. | 4 Lappen besitzt F. discolor (Daubenton, Cuvier); 5 Lappen F. Catus (Daubenton); 5—6 Lappen F. Tigris (Jones, Blasius, Perrault, Wolfstriegel) ; 7 Lappen hat F. Manul : (Pallas), und F. Leo in dem Falle, den ich untersuchen konnte; 5—8 Lappen F. Leo (Neer- gard, Jäger, Perrault, Wolfstriegel, Bartholinus; 7—8 Lappen F. Lynx (Perrault, Daubenton und Cuvier), bei welchem Thiere auch ich an dem einen Exemplare 5, wovon der eine wieder in 3 getheilt war, an einem zweiten Exemplare 7 und am dritten Exemplare 8 Lappen sah. Die Gallenblase ist 4 Z. lang, mit dem Halse, der 2 mal zu sich geknickt erscheint, 6'/, Z. Aeusserlich ist in Folge einer Drehung eine Art Spirale zu bemerken, der aber in der Hôhle keine derartige Schleimhautfalte entspricht. Die Gallenblase des Lüwen fand ich in einer tiefen Grube der hinteren Seite des dem Lig. suspensorium hepatis zunächst liegenden Lappens der rechten Leberhälfte und 3 Z. 4 L. über dessen unterem Ende gelagert. Sie war herzférmig von Gestalt und liess von der linken Ecke der Basis den Hals abgehen, der in einen mit Ausbuchtungen versehenen, bis an die Vereinigung mit dem Ductus hepalicus zum D. choledochus ähnlich wie das Vas deferens gewun- denen, allmälig an Durchmesser abnehmenden Ductus cysticus überging. Die eigentliche Gal- Jenblase hatte 4'/, Z. Länge, wovon 1 Z. auf den h—°, Z. dicken Hals kamen. Der D. cysti- eus war, ohne dass seine Windungen gelüst wurden, auch 4'°/, Z. lang, anfänglich ‘, Z, am Ende 2 L. breit, bei Messung der gelüsten Windungen aber 17 Z. Die Gallenblase mit dem D. cysticus hatten daher beim Lôwen eine Länge von 9 Z. und bei Rechnung der Länge der gelüsten Windungen des letzteren 21°}, Z. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 17 Der Ductus choledochus mündet gemeinschaftlich mit dem D. pancreaticus durch eine Oeffnung in das Duodeum, wie diess auch bei F. Leo (Perrault u. Ich); F. Tigris (Blasius, Jones); F. Catopardus sp? (du Vernoi); F. dom. u. s. w. der Fallist. Bei F. Onca mündet jeder dieser Ductus für sich im Duodenum, und zwar ersterer 1 Z. vom Pylorus'entfernt, letz- terer gleich hinter diesem. Uebrigens kônnen bei einer und derselben Felisart diese Ductus bald vereint, bald vereinzelt münden, wie z. B. bei F. Tigris (Perrault). III. BAUCHSPEICHELDRÜSE. Sie ist sehr lang und besteht wie bei anderen Katzen aus zwei Lappen. Der eine liegt in der Richtung von vorn nach hinten in der Konkavität der Schlinge des Duodenum, der andere mit jenem durch einen schmäleren Theil verbunden, quer und horizontal von rechts vach links. Dieser nimmt nach links hin an Breite zu und endet am ZLig. heno-cohicum, der Milz etwas näher. Mit Ausnahme des vorderen und äusseren Randes, der befestigt ist, ist die obere und untere Fläche, so wie der hintere Rand frei und vom Bauchfelle eingehüllt, Wo sich ibr Ausführungsgang mündet, ist bereits angegeben. IV. MILZ. Die Milz ist 1 Fuss lang, am linken Ende 2 Z., am rechten Ende 4—5 Z. breit. Ihre Länge verhält sich zu der des Kôrpers wie 1 : 4,66; bei dem Lüwen wie 1:3,6417. Von dem einen Ende entsteht das breite und lange ZLig. hieno-cohcum. Von der Milz der anderen Felis-Arten scheint sie sich nicht wesentlich zu unterschei- den, mit Ausnahme jener beim Luchs, bei welchem dieselbe, wenigstens in dem einen Falle, in dem ich sie untersuchen konnte, bisquitférmig aussah, nnd in sofern die linke Hälfte von der rechten durch eine die Milz in der schmalen Mitte durchsetzende fibrôse Scheidewand getrennt war, auch als zweilappig angesehen werden konnte. E. Harn- und Geschlechts-Organe. 4. Nieren und Nebennieren. Diese verhalten sich nicht anders als bei anderen Katzen. 9, Harnleiter. Die Harnleiter sind { L. weit. Ihre Ausmündung in der Harnblase geht durch eine ganz kleine Oeffnung vor sich, durch die nur eine mässig dicke Schweinsborste geführt - 1 werden kann. 3. Harnblase. Sie ist eifôrmig, 7 Z. lang, 5 Z. breit. Sie verlängert sich in einen 3 Z. langen und ‘/, Z. weiten Blasenhals, der in seiner Mém. des sav. étrang. T. VIII. 3 18 WENzEL GRUBER. Mitte noch etwas enger ist. Die Spitze des Trigonum Lieutaudu, am Grunde seiner Hôhle, setzt sich am Blasenhalse bis in den Anfangstheil der Harnrühre zum Colliculus seminalis fort. Diese Fortsetzung theilt sich am letzten Drittel des Blasenhalses in 3 vorspringende Falten, eine mittlere und zwei bogenfôrmige seitliche. 4. Harnrôhre. Dieselbe ist 8 Z. lang, wovon auf den Vorsteherdrüsentheil ‘/, Z.; auf den häutig-musku- lüsen 4 Z. und auf den Zellkôrpertheil 3°, Z. kommen. Ihre Länge verhält sich daher zu der des Kôrpers wie 1:7. Von den Theilen ist der häutig-mnskulôse der weiteste und längste. a. Der Vorsteherdrüsentheil, pars prostatica, ist in einer Rinne der Vorsteherdrüse eingebettet; nur seitlich und rückwärts, nicht von vorn von deren Substanz umgeben. Er ent- hält schon eine Schichte von dem £. constrictor urethrae. Der Colhiculus seminalis auf dessen Boden ist eine längliche, hôckerige Erhabenheït, die gegen den membranôsen Theiïl einen schwachen und bald verschwindenden Ausläufer besitzt. Ausser den 2 Oefinungen für die Vasa deferentia sind wie beim Lôwen daneben auch Oeffnungen der Vorsteherdrüse. Sein Lumen beträgt 6 L. b. Der häutig-muskulôse Theil, pars membranacea s. muscularis, ist, wie gesagt, der längste Theil und von einem sehr starken, 2—3 L. dicken, kreisformigen 7. constrictor ure- thrae umgeben. Sein Lumen ist vor der Vorsteherdrüse 4—5 L. und erweitert sich gegen den Zellkôrpertheil auf 6 L. c. Der Zellkürpertheil, pars cavernosa, hat anfänglich ein Lumen von 3 L., verengert sich allmälig bis { L. und mündet an der Spitze der Eichel durch eine ‘/,—1 L. im Durch- messer haltende Oeffnung. Mit Ausnahme der Eichel zeigen die übrigen Abschnitte dieses Theiïles nichts Besonderes. Die Eichel /glans penis) ist länglich, kegelformig zugespitzt, Ÿ/, Z. lang, wenig dick und nur etwas dicker als der znnächst liegende Penistheil. Ihre Oberfläche ist glatt wie bei F. Tigris (R. Jones, Wolfstriegel), also nicht wie bei F. dom., wie bei F. Leo (Rudolphi u. A.) mit den bekannten, nach rückwärts gerichteten Epithelialstacheln besetzt. Diese Epithelialstacheln bei F. Leo fand ich in dem einen Fall, an der 1 Z. 2 L. langen Glans penis vom Grunde der letzteren bis ", Z. rückwärts von der Spitze sitzend. Sie sassen in mehreren, gleich weit von einander abstehenden, regelmässigen Ringsreihen. Die einzelnen einer Reihe waren zwar auch gleich weit von einander entfernt, rückten aber in den Reihen von hinten nach vorn einander immer näher. Die der hintersten Reihe waren die grôssten, die der vordersten die kleinsten. 9. 6. 7. Hode, Samengang, Samenblase. Nur der rechte Hode war vorhanden, der linke, in Folge einer in diesem Falle zu- fällig vorhandenen Anomalie, fehlte. Der entsprechende rechte Samengang theilte sich aber einige Zolle früher, bevor er sich in der Vorsteherdrüse verbarg, in zwei Aeste, welche wie andere normale Samengänge sich verhielten, und sich, wie diese, an zwei feinen Oeffnungen ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 19 auf dem Colliculus seminalis mündeten. Bei Leo konnte ich nicht ausmitteln, ob die beiden Samengänge auf der Mitte des Colliculus seminalis mit zwei oder nur mit einer Oeffnung in die Harnrôhre münden. Die Samenblasen fehlten bei Leopardus, Leo u. s. w. wie bei den an- deren Felisarten und den Ferae (die Insectivora Ferae ausgenommen) überhaupt. 8. Vorsteherdrüse. Sie ist ‘/, Z. lang in der Richtung von der Harnblase zur Harnrôhre, ‘/, Z. in querer Richtung breit, 4 Z. vom Penis entfernt. Die Vesicula prostatica, welche unter den Felisarten bis jetzt beim Kater, bei F. Leopar- dus und F. Lynx beobachtet wurde ”), ist in diesem Falle nicht vorhanden. Bei F. Leo glaube ich, aber nicht ganz sicher, in der Tiefe des Colhculus seminalis auf eine ganz kleine abge- schlossene Hôühle gestossen zu sein. - 9. Cowper’sche Drüsen. Deren sind zwei, jederseits eine. Jede liegt im Winkel am vorderen Ende der Pars membranacea s. muscularis urethrae zwischen dieser und dem Penisschenkel, nur der unteren Wand näher. Umgeben von einer 1°/—2 L. dicken Kreismuskelfaserschichte, erreichen sie den Umfang grosser Haselnüsse. 10. Penis. Der Penis, ohne Rechnung der Länge seiner Crura, ist 3 Z. lang; mit Rechnung der Länge der letzteren 4 Z. Seine etwas plattgedrückten Zellkôrper endigen zugespitzt an einem kleinen Knôchelchen. Dieses Knüchelchen (ossiculum penis) (Tab. I. Fig. 3.) erscheint als eine kleine 27. — 2°}, L. lange, 1°/, L. breite horizontale Platte, welche die Figur eines Rhombus be- schreibt. Das hintere Dreieck dieses Rhombus ist kürzer (1 L.), das vordere und an der Spitze abgestutzte länger. Seine obere Fläche ist etwas konvex, die untere schwach konkav. Die hintere (8.) und die seitlichen Ecken (yy.) sind zugespitzt, die vordere (ax) und etwa ‘/, L. breite ist abgestutzt. Die Ränder, namentlich die hinteren sind ausgebuchtet. Durch seine Gestalt, falls sie konstant ist, unterscheidet es sich von allen jenen Felisarten, bei welchen bis jetzt dieses Ossiculum nachgewiesen ist. In Hinsicht seiner Grôüsse (Länge) gleicht es am meisten dem von F. Pardus. Bei F. Leo in dem Fall, den ich genau untersuchen konnte, hat das Ossiculum penis eine Gestalt, die der des Nagelgliedes des menschlichen Fingers am meisten gleicht (Tab. III. Fig. 5.). Es ist von oben nach abwärts etwas komprimirt, besteht aus einem vorderen, abge- *) E. H. Weber: «Zusätze zur Lehre vom Baue und den Verrichtungen der Geschlechtsorgane». Leipzig 1846. pag. 10. — R. Leuckart. «das Weber’sche Organ und seine Metamorphosen» Illustr. Med. Zeitung. Bd. I. H. 2. 1852. pag. 71. 20 WENZEL GRUBER. rundeten, wie ein Küpfchen angeschwollenen Eade (x) und aus einem dreiseitig prismati- schen, an der Basis von einer Seite zur anderen konvexen Kôürper (8), der von ersterem durch eine eingeschnürte Stelle (Hals) geschieden erscheint. Die untere, platte oder schwach konkave Fläche des Kürpers ist die grôsste, die hintere ist dreieckig, konvex, die beiden oberen erscheinen schwach konvex und durch einen schwachen Kamm von einander ge- trennt. Die Länge des ganzen Knôchelchens beträgt 4°/, L., die Breite an der Basis 3 L., die grôsste Dicke 1! L. Sein Kôüpfchen ist /, L. lang und breit, aber, von oben nach unten, etwas weniger dick. Die Länge des Knôchelchens bei Leo verhält sich zu der bei Leopardus wie 1,7:1, die Breite bei Leo zur Breite bei Leopardus wie 2,25 : 1. Blainville’s Beschrei- bung und Abbildung über dasselbe weichen von den von mir gegebenen ab. Das Ossiculum penis bei Leo ist daher, auch was die Gestalt anbelangt, variabel. Wäre die von mir geschil- derte Gestalt konstant, so würde es dadurch von dem anderer Felisarten sich unterscheiden. Bei F. Lynx konnte ich darüber bis jetzt keine Untersuchungen anstellen. Ob also bei diesem Thiere dasselbe wirklich fehlt, wie Andere angeben, kann ich nicht entscheïden. Bei F. dom. finde ich es lang (2 L. im Mittel), aber sehr schmal (°/. L. an der vorderen Spitze, Ÿ,—*. L. über der Mitte nach hinten, ‘/, L. am Beginn des hinteren Viertels seiner Länge plôtzlich breit), mässig dick, in der Richtung von vorn nach hinten fast gerade, in que- rer Richtung rinnenférmig konkav, mit der Konkavität nach abwärts sehend. Seine Gestalt, die man nicht leicht rhomboidal nennen kann, môchte ich für die eines sehr langen Dreiecks ansehen, dessen Basis in kurze dreieckige Zacken oder Lappen, eine mittlere und zwei seitliche, ausgezogen ist. Wenn seine Länge von der des Knüchelchens des aus- gewachsenen Leoparden nur um 0,2—0,25 übertroffen wird, so ist es verhältnissmässig zur Kôrperlänge länger als bei diesem. Wenn ferner seine Breite zu seiner Länge wie 1 : 2,666 sich verhält, wäbrend das Verhältniss beim Leoparden wie 1 : 1,875 lautet, so ist es verhält- nissmässig zur Länge auch viel schmäler als bei letzterem. Wenn endlich seine breiteste Stelle am Beginn des hinteren Viertels seiner Länge vorkommt, dieselbe aber beim Leoparden an der Verbindung des 3ten und #ten Fünftels existirt, so bleibt es bei der Katze von vorn nach hinten eine längere Strecke schmal als bei dem Leoparden. An der Spitze ist es aber verhälinissmässig zu seiner grôssten Breite breiter als bei dem Leoparden. Nach Gurlt soll es die Gestalt eines verschobenen Vierecks haben. Blainville findet an demselben eine gewisse Aehnlichkeït in der Gestalt mit F. maniculata, bei welcher letzteren es an der verbreiterten Partie wie dreilappig ist und sonst wie ein gekrümmter und zugespitzter Nagel gestaltet er- scheint, nur sei es bei F. dom. viel weniger schmal, weniger zugespitzt, viel weniger breit an seiner Basis und ganz gerade. Ausser F. dom., F. Leo und F. Leopardus ist dasselbe auch bei F. Manul, F. Tigres, F. Onca, F. Pardus, F. concolor, F. maniculata, F. viverrina und F. jubata nachgewiesen. Pallas hat es bei F. Manul angegeben, Andere, vorzugsweise Blainville (1. c. pag. 51—52 «De l'os du pénis») von F. Leo, F. Tigris, F. Onca, F. Pardus melas, F. concolor, F. manicu- ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 21 lata, F. domestica, F. viverrina und F. Jubata beschrieben und darüber von diesen Allen, mit Ausnahme über das von F. viverrina und F. jubata, Abbildungen (1. c. PI. XL.) geliefert, J. Jäger schätzt die Länge des Penisknochen bei F. Leo auf 2—3 L., Blainville bei demselben Thier auf 7 Millim. QU L.). Jones sah dasselbe bei F. Tigris, 9 L. lang. Pallas beobachtete es bei F. Manul in einer Länge von 1°”, L. Blainville giebt bei F. viverrina die Länge des Knôchelchens auf 6 Millim. (3 L.) an, und beschreibt das bei F. jubata als sehr kleines, theilweise knorpliches Ossiculum sesamoideum. Sind ferner die Abbildungen von Blain- ville auch in Beziebung auf Grôsse richtig, so zeigt nach Messung und Reduction des Dop- pelten der natürlichen Grüsse auf das einfache wahre Mass, das Ossiculum penis folgende Länge: bei F. Tigris 4°/,—4"), L.; bei F. Onca 3°/,—3 4 L.; bei F. maniculata — 3°), L.; bei F. Leo und F. concolor 3'/, L.; bei F. Pardus 2°/, L.; bei Pardus melas 2 L., bei F. dom. 17,—2 L. Das grüsste Ossiculum penis hat sonach F. Tigris (4, —9 L.); das kleinste F. Manul und F. jubata. Bei F. Leo kann es bald das Minimum der Länge bei F. Tigris erreichen (4, L.— mein Fall —), bald so lang sein wie das bei F. concolor (3'/ L. — Blainville’s Fall —), bald endlich ein ähnlich langes wie F. Pardus besitzen (2—3 L. — Jäger’s Fall —). Mit Rücksicht auf seine Länge würden die Felisarten in nachstehender Reïhe auf ein- ander folgen : F. Tigris, F. Leo, F. Onca, F. maniculata, F. concolor (u. F. Leo); F. viverrina, F. Pardus (u. F. Leo), F. Leopardus, F. Pardus melas, F. dom., F. Manul, F. jubata. Bei F. pardalis (Perrault etc. Blainville), bei F. Lynx (Blainville) und F. Pajeros (Blainville) fehlt es. E. Respirationsorgane. Bei allen Genera der Ordnungen der Säugethiere darf unter diesen Organen der Kehl- kopf als eines jener angesehen werden, welche die meïsten Eigenthümlichkeiten und charak- teristischen Kennzeichen zur Unterscheidung darbieten. Bei den Genera aus der Ordnung der Fleischfresser gilt diess um so mehr. Allein vicnt nur Eigenthümlichkeiten und Kennzeichen zur Unterscheidung der einzelnen Genera von einander liefert der Kehlkopf, sondern auch selbst zu der einzelner Species des einen Genus. Der Kehlkopf unseres Leoparden giebt hiezu auch einen Beweis, weshalb ich eine ausführliche Beschreibung folgen lasse. I KEHLKOPF. Ich habe diesen mit dem jener Species der Gattung Felis, wie Leo, Lynx, Serval und F. dom. verglichen, die mir selbst zur Untersuchung zu Gebote standen. L. Wolff (Dissertatio anat. : «De organo vocis mammalium» Berol. 1812 pag. 6—8 Tab. I. Fig. 1. 2. 3.; Tab. II. Fig. 9. 10.) hat den Kehlkopf von Leo, Lynx und Catus aller- dings beschrieben, und zwar besser, als bis dahin je der Kehlkopf irgend einer Species des Gen. Felis beschrieben worden ist. Allein seine Angaben und Abbildungen sind in vieler Hin- sicht unrichtig, erstere auch nicht ausführlich genug, um sie allenthalben zu einer Ver- 99 WEenzEL GRUBER. gleichung der angegebenen Species mit dem des Leopardus benutzen zu künnen. Sie konnten daher nur ausnahmsweise und selbst dann gewübhnlich nur deshalb berücksichtigt werden, um sie zu berichtigen. Die Angaben über den Kehlkopf noch anderer Species von anderen Anatomen, wie die von Vicq d'Azyr, Guvier, Meckel, W. Martin, R. Jones u. A. sind aber entweder ganz unvollständig, oder doch viel zu allgemein gehalten, oft nur Andeutungen; daher zu einem Vergleiche um so weniger geeignet. | C. Mayer «Ueber den Bau des Organes der Stimme bei dem Menschen, den Säuge- «thieren und einigen grôüsseren Vügeln, nebst physiologischen Bemerkungen». Mit 28 Tafeln — Nov. Act. N. C. Vol. XXHL. P. 2. oder Verhandlungen Bd. XV. Abth. 2. Breslau u. Bonn 1852. — hat pag. 692—694 das Zungenbein, den Kehlkopf etc. von F. Catus, F. Tigris und FE. Leo beschrieben und Taf. 73 Fig. 67, Taf. 74. Fig. 68—71 dieselben von F. Catus, F. Tigris und F. Leo abgebildet. Ich muss aber im Voraus bemerken, dass ich gegen die Richtig- keit der Angahen und Abbildungen von C. Mayer besonders über F. Leo sehr Vieles einzu- wenden habe und bie Angaben überhaupt ungerügend finde. 1. Knorpel. Deren besitzt Leopardus nur 5 : nämlich eine Cartilago thyreoidea, eine C. cricoidea, zwei C. arytaenoideae und die Epiglottis. Die Cartilagines Santorimanae, C. cuneiformes feh- len ebenso, wie die C. sesamorideae und C. interarticulares, welche letztere beide Knorpel-Gat- tungen von Brandt bei anderen Thieren entdeckt worden sind. Unter den Felis-Arten hat Brandt diese neuen Knorpel bei Leo, Tigris und Catus vermisst. Ich vermisste sie ausser bei Leopardus auch bei Lynx und häufig bei F. domestica. Aber ich habe wenigstens die Sesamknorpel sowohl bei Leo (Tab. III. Fig. 3. k., Fig. 4. e. e.) als auch bei Serval gefunden. Es waren zwei vorhanden, ein rechter und linker. Jeder lag bedeckt vom Âf. arytaenoideus transversus, mit ihm an seinem sehnigen Theile ver- webt, auf dem inneren oberen Winkel der C. arytaenoidea derselben Seite. Durch den Zwi- schenraum beider C. arytaenoideae waren sie von einander geschieden aber durch ein queres fibrôses Band mit einander vereinigt. Jeder artikulirte auf einer Gelenksfläche an der ent- sprechenden C. arytaenoïdea und war mit dieser durch eine sehr weite und schlaffe Synovial- kapsel in Verbindung. Die Synovialkapsel des einen Sesamknorpels kommunicirte nicht mit der des anderen. Bei Leo sowohl als auch bei, Serval hatten die Knorpel die Gestalt von Ova- len, welche die inneren breiteren Enden einander zukehrten. Die dem Muskel zugekehrte und mit diesem verwachsene Fläche war konvex, die andere konkav und eine Gelenksfläche. Bei Leo betrug die quere Breite 2 L., die in der anderen Richtung 1”, L. Bei Serval betrug die quere Breite ‘/, L. und die in der anderen Richtung ‘/, L. Bei Leo scheinen sonach jene Sesamknorpel bald vorzukommen, bald zu fehlen. Auch bei F. dom. fand ich ausnahmsweise in zwei Fällen (starken alten Männchen) in dem sehnigen Theile des M. arytaenoideus transversus einen Knorpel. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 23 14) Schildknorpel fc. thyreoidea). (Tab. IT, Fig. 1. 2. ff; Fig. 3. g. 9.) Der Winkel, welcher die beiden Platten dieses Knorpels vereinigt, ist vorn abgerundet zugespitzt, hinten länglich vierseitig ausgeschnitten, vorn wie ein Fortsatz, ohne seitliche Abgrenzung, ausgezogen (Tab. IL. Fig. 1. ô.). Von unten nach aufwärts ist er plattgedrückt, überragt mit seinem vordersten Umfang selbst das Ende der vorderen Hôrner der Platten um mehrere Linien. Längs den vorderen zwei Dritteln seiner unteren (äusseren) Fläche ist eine linienfôrmige Furche (Tab. II. Fig. 1. e.) sichtbar, die sich am hinteren Drittel zu einem seichten, aber weiteren Längseindruck (Tab. Il. Fig. 1. 6.) gestaltet. Die obere (innere), konkave Fläche ist durch einen 4 L. langen, 2 L. hohen Quervorsprung (eminentia trans- versa) ausgezeichnet, der wieder aus einem mittleren schmäleren Theil und jederseits aus einem rundlichen Hôcker (Tab. Il. Fig. 3. &. &.) besteht. Ersterer dient dem Lig. thyreo- epiglotticum zum Ursprunge, an letztere inseriren sich aber die horizontal gelagerten Portionen der Hm. thyreo-arytaenoidei. Vorderhalb und hinterhalb dieser Quererhabenheit befindet sich eine Grube, wovon die hintere den Ligamenta thyreo-arytaenoidea posteriora zum Ansatze dient. Der Winkel der C. thyreoidea ist um einige Linien von vorn nach hinten schmäler als ‘die Stelle seiner Vereinigung mit den Seitenplatten, liegt fast im gleichen Niveau mit dem Winkel der C. cricoidea, ersterer wird von letzterem entweder gar nicht oder nur um ein Ge- ringes nach abwärts überragt. Bei F. dom. habe ich bei einem Vergleiche der durch Berechnung erhaltenen Verhältnisse der einzelnen Theïle des Schildknorpels zu einander mit jenen des Leopardus, den Winkel davon ganz verschieden gefunden. Er ist nämlich, gegen die Platten betrachtet, verhältnissmässig län- ger, auch ist er weniger platt gedrückt. Sein vorderes Ende überragt das Ende der vorderen Hôrner der Platten nicht, ist nicht wie ein Fortsatz ausgezogen, nur in querer Richtung abge- rundet. Nicht die vordere, sondern die hintere Hälfte steigt mehr abwärts. Nicht konkav, son- dern spitzwinklig ausgeschnitten ist das hintere Ende. Die linienfôrmige Furche an der unteren Fläche fehlt. Jener Längseindruck des Leoparden ist bei der Katze «ein Dreieck. Die Quer- erhabenheit an der oberen konkaven Fläche des Leoparden ist bogenfôrmig abgerundet und ohne vordere und seitliche Begrenzung bei der Katze. An der dabinter befindlichen Vertiefung befindet sich ein Hôckerchen, das dem dreieckigen Eindrucke der unteren Fläche entspricht und den eïgenilichen Stimmbändern zur Insertion dient. Bei Leo ist der Winkel, zu den Seitenplatten betrachtet, von vorn nach hinten kürzer als bei Leopardus. Er ist von vorn nach hinten nur um ein Geringes breiter als die Stelle der Ver- einigung jeder Seitenplatte mit dem Winkel. Derselbe ist nach vorn mehr ausgezogen, wenn auch stumpfer und mit einer seitlichen Abgrenzung versehen, die als rechtseitiger und linkseitiger Randvorsprung (Tab. HI. Fig 2. 9. à.) sich kundgiebt, auch hinten tiefer läng- lich vierseilig ausgeschnitten. Er ist so nach vorn ausgezogen, dass sein Ende um die vorderen zwei Drittel (10 L.) seiner Länge die Enden der vorderen Hürner des Schildknorpels nach 2% WENZEL GRUBER. vorn überragt. Der Längseindruck (Tab. IL. Fig. 2. €.) am hinteren Drittel seiner unteren Fläche, den schon L. Wolff I. c. Tab. I. Fig. 1. abgebildet hat, ist zugegen, nicht aber eine linienférmige Furche an den vorderen zwei Drittelr, die beim Leoparden vorkommt. An der oberen konkaven Fläche und zwar an der Verbindung des mittleren Drittels mit dem hinteren sehe ich allerdings eine Art bogenfürmiger Erhühung als Fortsetzung der starken Linea obliqua interna der Seitenplatten, aber sie ist durch einen seichten mittleren Längseindruck in zwei schwache nicht genau abgegrenzte Seiten-Vorsprünge getheilt. Eine eigentliche, allseitig abgesetzte, mächtig vorspringende Eminentia transversa, wie beim Leoparden, ist bestimmt nicht zu unterscheiden. Hinter dem Längseindruck zwischen jenen schwachen Vorsprüngen, und theilweise hinter diesen selbst, entsprechend dem Längseiodruck an der unteren Fläche, kommt eine tiefe Grube vor, die seitlich den Ligamenta thyreo-arytaenoïdea s. vocalia posteriora, nicht aber den Lig. vocalia anteriora, wie L. Wolff I. c. pag. 7. unrichtig behauptete, zur Insertion dient und das untere gemeinschafiliche Ende der Morgagnischen Seitentaschen auf- nimmt. Der Winkel der C. thyreoidea wird von dem Winkel der C. cricoidea nach abwärts um einen A Z. überragt. C. Mayer hat Fig. 69 den Längseindruck am Winkel nicht abgebildet, was unrichtig ist. Bei Lynx ist der Winkel nicht so plattgedrückt wie bei Leopardus, aber auch nicht so gewülbt wie bei F. dom. Von vorn nach hinten ist er nur um ein Geringes länger als die schmalste Stelle der Seitenplatte der. C. thyreoidea unterhalb der Linea obliqua, sonst aber kür- zer. Auffallend ist seine Konkavität von vorn nach hinten, die bei Leopardus und Leo gar nicht vorkommt, bei F. dom. kaum angedeutet ist. Sein vorderes Ende überragt das Ende der vor- deren Hôrner nur um ein Geringes. Dasselbe ist in der Mitte als ein stumpf dreieckiger Fort- satz (Tab. IV. Fig. 2. 3. «.) ausgezogen, seitlich schwach ausgebuchtet, wodurch es sich von Leopardus und F. dom. unterscheïdet, aber Leo ähnlich sich zeigt. Wolff hat diese Eigenthüm- lichkeiten 1. ce. pag. 8. Fig. 9 et 10 bereits richtig angegeben. Das hintere Ende (Tab. IV. Fig. 2. e.) ist abgerundet dreieckig ausgeschnitten, was Wolff unrichtig spitzwinklig abbil- det. Seine vordere und hintere Hälfte steigen fast gleich tief nach abwärts, auch wird er von dem Winkel der C. cricoidea entweder gar nicht oder doch nur um ein Geringes nach abwärts äüberragt. Weder eine linienférmige Furche, welche bei Leopardus vorkommt, noch ein Längs- eindruck am hinteren Theile, wie er bei Leopardus, Leo und F. dom. beobachtet wird, ist sichthar. An der oberen konkaven Fläche ist ein, dem des Leopardus ähnlicher, Quervorsprung nicht zu bemerken, wohl aber längs der Mitte der hinteren Hälfte ein starker Längshôcker an dem die Lig. thyreo-arytaenoidea s. vocalia posteriora sich befestigen. Bei Serval, in einem Fall, fand ich den Winkel als ein 27 L. langes, 192 L. breites, dreieckiges, abgerundetes, aber etwas plattes Stück, welches am vorderen Ende gewülbt, am hinteren dreieckig ausgeschnitten war. Er lag au niveau des Winkels der C. cricoidea. Die Seitenplatten bestehen aus einem cberen kleineren Theile und aus einem unte- ren grôsseren. Jener trägt die Hôrner, sieht nach auswärts und ist in der Richtung von vorn nach hinten länger ; dieser sicht auswärts und zugleich abwärts und ist in der Richtung ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 25 von oben nach unten länger. Beide Theïle sind durch die Linea eminens von einander ge- schieden. Die Seitenplatten von der Linea eminens angefangen, steigen von oben und hinten in sehr schiefer Richtung nach abwärts und vorwärts zur Vereinigung mit dem Winkel, so dass, wie schon bemerkt, selbst die Enden der vorderen Hôrner noch hinter dem Niveau des vor- deren Endes des Winkels liegen. Ihre Convergenz, von oben nach abwärts, ist nicht be- deutend, da ihr oberer Abstand nur 1 mal bis 1°/, mal grüsser ist als die Breite des Winkels von einer Seite zur anderen. Bei ihrem Absteigen zum Winkel nehmen sie an Breite nach und nach ab und sind vor der Vereinigung mit dem Winkel schmäler ("/.), als dieser selbst. Die äussere Fläche ist konvex von oben nach abwärts und mit dem obersten Theile zur Cartilago cricoidea, mit dem vorderen Horne zur C. arytaenoidea nach ein- und abwärts geneigt, schwach konkav in der anderen Richtung : die innere Fläche ist umgekehrt gestaltet. An der Verbindung des oberen mit den beiden unteren Dritteln der äusseren Fläche zeigt sich daselbst die genannte, schwache, S fôrmig gekrümmte breitere Linea eminens, welche am vorderen Horne beginnt und am Processus marg. poster. endiget. (Tab. II. Fig. 2. Y.). Knapp über dieser Linea, entsprechend ihrer Mitte, aber der Spitze des hinteren Hornes 2-—3 L. näher als dem vorderen, befindet sich ein Loch (Tab. IL. Fig. 2. 5.) zum Durchtritte eines Kehlkopf-Nerven und eines Gefässes (?) Bei F. dom. steigen die Platten nicht so schief nach vor- und abwärts zum Winkel, und das Ende der vorderen Hôrner befindet sich nur im gleichen Niveau mit dem vorderen Ende des Winkels. Die Länge der oberen Theiïle verhält sich zur Breite der unteren wie 1,8:1; die Breite der oberen Theiïle zur Länge der unteren wie 1 :2,222. Der Grad ihrer Convergenz ist ein geringerer. Sie nehmen gegen den Winkel nicht allmälig an Breite ab, ja sie sind an der Vereinigung mit demselben nicht nur breiter als er, sondern selbst breiter als ihr Theil unmit- telbar unter den Hôrnern. Die Flächen sind zwar ähnlich gestaltet, allein die Neigung des obersten Theïles gegen die Cart. cricoidea und arytaenoidea ist viel geringer, eine Neigung der vorderen Hôrner existirt gar nicht. Diese steigen vielmehr gerade nach vorn oder selbst nach vor- und auswärts. Die Leiste an der äusseren Fläche ist mehr eine Linea obliqua. Ein Loch in der Platte ist gewôhnlich nicht zugegen. Ist es vorhanden (und da nicht immer zugleich beïderseits), so befindet es sich nach vorn, unterhalb der Basis der vorderen Hürner am vorde- ren Viertel der genannten schiefen Linie. Häufiger sieht man am Winkel zwischen dem vorde- ren Horn und der Seitenplatte einen bald seichteren, bald tieferen und engen Ausschnitt, der vorn durch ein darüber ausgespanntes Ligament zu einem Loch vervollständigt wird. Nach C. Mayer soll der Schildknorpel bei F. Catus die Form eines Rhombus haben, was mir unbe- greiflich ist. Bei Leo sind die beiden durch die starke und breite Linea eminens (Tab. III. Fig. 3. .) geschiedenen Theiïle der Seitenplatten gleichsam winklich zu einander geknickt. Der Winkel stellt die Linea eminens selbst dar. Die oberen Theile dieser Platten sind daher zu einander und Mém. des sav. étrang. T. VIIL. 4 26 WENZEL GRUBER. zur Lamina der C. cricoidea mehr geneigt als bei Leopardus. Die unteren Theile der Seiten- platten, von der Linea eminens abwärts, steigen in noch schieferer Richtung nach vorwärts aber weniger abwärts zur Vereinigung mit dem Winkel, welcher die Enden der vorderen Hôrner mit seiner Spitze noch vielmehr nach vorn überragt als der bei Leopardus, aber, wie gesagt, das Niveau des unteren Umfanges des Winkels der C. cricoidea bei weitem nicht er- reicht. Die Seitenplatten sind daher länger oder hôher als bei Leopardus. Die oberen Theile der Platten im Verhältnisse zu den unteren sind länger aber schmäler als die bei Leopardus; die Länge (von einem Horn zum anderen) der oberen Theile vorhält sich nämlich zur grôssten Breite (von vorn nach hinten) der unteren Theile wie 2: 1, bei Leopardus nur wie 1,733: 1; die Breite (von dem oberen Rand zur Linea eminens) der oberen Theile zur Länge oder Hôühe (von der Linea eminens zum Winkel) der unteren Theiïle wie 1 :3, bei Leopardus aber wie 1 : 2. lhre Convergenz von oben nach abwärts zum Winkel ist eine grôssere, die Convergenz der hinteren Ränder und die Divergenz der vorderen Ränder aber eine geringere als bei Leopardus. Bei ihrem Absteigen zum Winkel nehmen sie nicht so allmälig an Breite ab wie die bei Leo- pardus und sind vor der Vereinigung mit dem Winkel nur um ein Geringes ('/..) schmäler als dieser, Die äussere Fläche des oberen Theiïles ist an der vorderen Hälfte konvex, an der hin- teren Hälfte schwach konkav; die des unteren Theiïles von oben nach abwärts fast gerade und unterhalb der Linea eminens von vorn nach hinten konkav. Die innere Fläche ist von oben nach unten konkaver als bei Leopardus und von vorn nach hinten durch eine abgerundete und starke Linea obliqua interna (Tab. III. Fig. 4. à.) stark honvex. Diese Linea: obliqua beginnt ain Ende des hinteren Hornes, endiget am Winkel und theilt diese Fläche in einen vorderen und bhinteren von oben nach abwärts konkaven Theil. Das Loch (Tab. III. Fig. 3. à.) zum Durchtritt des Kehlkopf-Nerven in jeder Seitenplatte liegt an derselben Stelle wie bei Leopardus und über der Mitte der Linea eminens externa, der Spitze des hinteren Hornes aber um #4 L. d. i. um ‘/, der Länge, von der vorderen und unteren Ecke des vorderen Hornes zur Spitze des hinteren Hornes, näher als der vorderen und unteren Ecke des vorderen Hornes. Wolff beschreibt und bildet dieses Loch bei Leo 1. c. pag. 6. Fig. II. et IL. i. gleich unterhalb (hinter- halb) der Basis des oberen (vorderen) Hornes ab, was ebenso unrichtig ist wie Manches der Abbildung der Cartilago thyreoidea selbst. C. Mayer hat Fig. 69. e. die Seitenplatten viel zu gekrümmt und das Loch in denselben zu nahe den hinteren Hôrnern abgebildet. Bei Lynx sind die oberen Theïle der Seitenplatten zu einander und zur Lamina der C. cricoidea noch mehr geneigt als bei Leo. Die unteren Theile der Seitenplatten steigen, zur Ver- einigung am Winkel, auf eine ähnliche Weise wie bei Leopardus und F. dom. nach abwärts, aber weniger nach vorwärts als bei Leopardus, und mehr nach vorwärts als bei F. dom. Die Länge der oberen Theïle verhält sich zur Breite der unteren wie 1,6: 1; die Breite der oberen Theile zur Länge der unteren wie 1 : 1,4; d. 1. die oberen Theile sind verhältnissmässig zu den unteren kürzer und breiter als die bei Leopardus, besonders aber kürzer und breiïter als die bei Leo ‘und bei F. dom. Sie sind gekrümmter als die aller der genannten 3 Felisarten. Unterhalb der Linea obliqua sind sie am schmalsten, weiter abwärts bis zum Winkel breiter, nehmen aber ANATOMIE DER ÉINGEWEIDE DES LEOPARDEN. ar gegen den Winkel nicht allmälig an Breite zu, sondern bleiben bis dahin gleich breit. Dei äussere Fläche des oberen Theils ist vorn konvex, hinten schwach konkav, die des unteren Theiles von oben nach unten und von vorn nach hinten konvex. Die Linea obliqua (Tab. IV. Fig. 3. €.) der äusseren Fläche begiont nicht wie bei Leopardus, Leo und F. dom. am Winkel zwischen dem vorderen Horne und dem vorderen Rand der Platte, sondern um einige Linien tiefer vom vorderen Rande. Das Loch (Tab. IV. Fig. 3. e.) der Seitenplatte hat seine Lage über der Linea obliqua, entsprechend deren vorderem zweiten Viertel und in der Mitte der Länge zwischen der Spitze des vorderen Hornes und der des hinteren. Wolff 1. c. hat es Tab. 1H. Fig. 10. i. zu wenig weit nach vorn gelegen abgebildet. Bei Serval steigen die Seitenplatten sehr schief nach vor- und abwärts. Die oberen und über der Linea obliqua gelagerten Theiïle sind zur C. cricoidea geneigt. Die Linea obliqua ist an der Verbindung des oberen mit dem zweiten Viertel sichtbar. Das Loch der Platte liegt über dieser Linea obliqua, entsprechend ihrer Mitte, aber von der Spitze des vorderen Schild- knorpelhornes um die ganze Länge des hinteren Hornes weiter nach rückwärts als von dem Ende des hinteren Hornes nach vorwärts. Die unteren Theile bleiben bis zum Winkel gleich breit, der um 7 der Breite der Platten kürzer ist. Die vorderen Hôrner (Tab. IL Fig. 1. $. S.; Fig. 2. a; Fig. 3. 8. $.) sind zuge- spitzt dreieckig oder unregelmässig viereckig, an ihrem Ende in sehr schiefer Rich- tung, von oben und hinten nach ab- und vorwärts, abgeschnitten und daselbst schmäler als an ibrer Basis, von vorn nach hinten so lang wie an der Basis von oben nach unten breit (9 L. bei dem erwachsenen Thiere), und noch einmal so lang als die hinteren. Zur C. arytaenoidea sind sie wenig oder garnicht geneigt. Ihr unterer längster Rand ist gerade und geht un- ter einem stumpfen Winkel in den vorderen Rand der Seitenplatte über ; ihr vorderer Rand (oder das schief abgestutzte Ende) ist schwach ausgebuchtet; ihr oberer kürzester Rand aber ist konvex und durch eine tiefere Ausbuchtung von dem oberen Rande der Seitenplatte geschieden. Bei F. dom. finde ich dieselben länglich dreieckig, hinten blattfrmig dünn, vorn h—, L. dick, vorn schief (von vorn und oben nach hinten und unten) abgeschnitten und daselbst mit einer Jänglich runden Gelenksfläche zur Articulatio mit dem Zungenbein versehen. Der obere Rand ist bald konvex, bald schwach konkav ; der untere konkav. Sie sind nicht zur C. arylaenoidea geneigt. Bei Leo sind die vorderen Hôrner (Tab. HE. Fig. 2. $. S.; Fig. 3. 4. &.) grosse, fast re- gelmässig viereckige Platten, die an ihren Enden bei weitem nicht so schief abgestutzt sind als bei Leopardus. Der untere Rand ist konvex und geht unter einem rechten Winkel in den vor- deren Rand der Seitenplatte der C. thyreoïdea über. Der vordere ist ausgebuchtet und mit zwei abgerundeten Ecken versehen. Die untere Ecke davon ist schmäler mehr nach vorwärts ra- gend, die obere breiter und abgerundeter. Von der unteren Ecke entsteht das Ligamentum hyo- thyreoideum laterale. Der obere Rand ist tief ausgebuchtet und geht ohne Grenze in den oberen Rand der Seitenplatite der C. thyreoidea über. Sie sind von vorn nach hinten eben so lang als 2 28 WEnzEL GRUBER. an ihrer Basis von oben nach unten breit (10 L.), am Ende aber am breitesten (1 Z.), was bei Leopardus umgekehrt der Fall ist. Sie sind zur C. arytaenoidea geneigt. Vor dem Winkel zwi- schen dem vorderen Horn und der Seitenplatte der C. thyreoidea ist ein eigenes Ligament gespannt, wodurch ein Loch (Tab. III. Fig. 3. €) entsteht, durch das ein Zweig des Nervus laryngeus anterior verläuft. Wolff hat 1. c. Tab. I. Fig. 3. b. dieses Horn bei Leo nicht gaz richtig abgebildet. C. Mayer fertigt diese mit den Worten «sind sehr breit» zu kurz ab. Bei Lynx sind die vorderen Hôrner (Tab. IV. Fig. 2. 3. $.) ähnlich jenen bei F. dom. Sie unterscheiden sich aber von diesen bei F. dom. dadurch, dass auch ihr oberer Rand tief . ausgebuchtet ist, sie daher mehr gegen den Winkel hingerückt erscheinen, dass sie, verhält- | nissmässig zur Seitenplatte, kürzer und an der Basis breiter, und zur C. arytaenoidea geneigt sind. Sie verbinden sich zwar auf eine ähnliche Weise wie bei F. dom. mit dem hinteren Horn des Zungenbeines durch eine Gelenkskapsel (Tab. IV. Fig. 3. Y.), aber das lang knorpliche Ende dieses Zungenbeinhornes krümmt sich zu dem vorderen Schildknorpelhorn nach rück- wärts, während bei F. dom. das Zungenbeinhorn in nicht gekrümmter Richtung zum vorderen Schildknorpelhorn aufsteigt. Bei Serval sind die vorderen Hôrner dreieckig und gerade an den Rändern so lang als der Winkel der Schildknorpelplatten, an der Basis etwas mehr als die Hälfte ihrer Länge schmäler. Sie verbinden sich durch eine Gelenkkapsel mit dem Zungenbein. Der vordere Rand der ganzen C. thyreoidea zeigt einen mittleren abgerundeten Vor- sprung und zwei lange seitliche Ausbuchtungen, jener entspricht dem Winkel, diese entsprechen den Seitenplatten. Bei F. dom. ist derselbe jederseits bald schwach konvex, bald, wie bei Lynx, jederseits mit zwei Ausbuchtungen versehen. Bei Leo zeigt er 3 Vorsprünge und 4 Ausbuchtungen. Die 3 Vorsprünge so wie die kur- zen seichten inneren oder unteren Ausbuchtungen entsprechen dem Winkel, die äusseren oder oberen, schwach S formig gekrümmten Ausbuchtungen aber entsprechen den Seitenplatten. Bei Lynx zeigt er auch 3 Vorsprünge und 4 deutliche Ausbuchtungen. Die inneren und unteren Ausbuchtungen jedoch entsprechen nicht dem Winkel sondern den Seitenplatten. Bei Serval zeigt der vordere Rand in der Mitte das vorspringende abgerundete Ende des Winkels und jederseits einen schiefen nicht ausgebuchteten Rand, der fast rechtwinklich mit dem vorderen Horne sich vereinigt. Die oberen Ränder der Seitenplatten (die Hôrner mit inbegriffen) sind doppelt S fôr- mig oder wellenfrmig ausgebuchtet. Beide Ausbuchtungen sind durch einen stumpfen Vor- sprung in der Mitte geschieden. Bei F. dom. sind sie an der vorderen grüsseren Hälfte bald konvex, bald schwach kon- kav ausgeschnitten, in der hinteren Hälfte bald schwach konvex, bald schwach konkav oder S fürmig ausgebuchtet. An der Basis des vorderen Hornes sieht man an diesen Rändern einen winklichen Vorsprung. Bei Leo sind sie an der vorderen Hälfte tief ausgeschnitten, an der hinteren schwach ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 29 konvex. Zwischen diesen beiden Hälften ist ein dreieckiger Vorsprung (Tab. III. Fig. 3. &.) sichtbar, dessen Lage der des Loches, weiter abwärts in der Seitenplatte, entspricht. . Bei Lynx ist der vordere Theil ausgebuchtet, der hintere grôsste Theil gerade abgeschnit- ten. Der zwischen beiden befindliche winkliche Vorsprung ist grôüsser als der bei den in Rede stehenden Felisarten und in der That ein breiter dreieckiger Fortsatz (Tab. IV. Fig. 3. 5.). Bei Serval sind diese oberen Ränder S formig ausgeschnitten. Die hinteren Hôrner (Tab. IL. Fig. 1.üi; Fig. 2. b.) sind dreieckig, sehr breit und fast platt. Bei F. dom. bilden sie einen 1 L. breiten und nur ‘/, L. langen Vorsprung, um welche letztere sie den Processus marg. post. nach hinten überragen. Sie sind nach auf- und rückwärts geneigt. Bei Leo (Tab. IL. Fig. 2. ü; Fig. 3. 4. 8) erscheinen sie verhältnissmässig weniger breit, aber länger. Bei Lynx (Tab. IV. Fig. 2. 00.; Fig. 3. n.) sind sie noch kürzer und schmäler als bei F. dom. Bei Serval sind sie breiter als die vorderen, aber um die Hälfte der Länge dieser kürzer. Der hintere Rand der ganzen C. thyreoidea besitzt einen mittleren, länglich vier- seitigen Ausschnitt (Tab. II. Fig. 1. n.) und jederseits zwei Ausbuchtungen. Zwischen den beïiden seitlichen Ausbuchtungen befindet sich der stumpfe Processus marg. post., welcher bei dem erwachsenen Thiere */,—1 Z. unterhalb dem Ende des hinteren Hornes liegt. Bei F. dom. besitzt derselbe 5 Ausschnitte. Bei Leo ist der mittlere Ausschoitt (Tab. III. Fig. 2. n.) viel tiefer, die seitlichen Aus- buchtungen aber sind viel seichter. C. Mayer nennt 1. c. diesen Rand bis zur Mitte gespalten ! Bei Lynx zeigt derselbe auch 5 Ausschnitte wie bei F. dom., aber sie sind tiefer als bei dieser. Bei Serval kommen auch 5 Ausschnitte vor. Der Schildknorpel von Leopardus ist, trotz mancher Unterscheidungszeichen, doch dem von Leo noch am meisten ähnlich. Vüllig verschieden ist er von dem bei F. dom., Lynx und Serval. Wie Wolff 1. c. pag. 8. behaupten konnte «der Schildknorpel von F. Catus sei dem von Leo am ähnlichsten» ist schwer einzusehen. 2.) Ringknorpel /C. cricoidea.) Die Platte ist um ‘/, länger als breit. Deren hinteres Ende ist quer abgeschnitten, in der Mitte bald gar nicht oder doch nur kaum bemerkbar ausgebuchtet, und überragt den Bogen nach hinten um ‘, ihrer Länge. Die Breite nimmt von hinten nach vorn ab, und rechnet man die Gelenkflächen für die C. arytaenoideae als zu den Seitenrändern gehôürig, so ist das vordere quer abgerundete Ende nur /, so breit als das hintere. Die obere Fläche ist nach allen Richtungen sehr konvex, die untere sehr konkav. Jene besitzt an den mittleren 3 Fünf- 30 WENZEL GRUBER. teln eine sebr starke Längseérhabenheiït (Hinea eminens) (Tab. Il. Fig. 3. +.) und vor dieser am vordern Fünftel eine dreiéckige Fläche Die Platte ist nicht horizontal, sondern schief nach vor- und aufwärts steigend gestellt und überragt den obersten Umfang der C. thy- reoidea. Bei F. dom. ist die Platte verhältnissmässig weniger breit als bei dem Leoparden, weil ich dieselbe fast noch 1 mal so lang als breit finde. Auch ist bei dieser Species das hintere Ende oder der hintere Rand nicht quer abgeschnitten, wie bei dem Leoparden, sondern aus- gebuchtet, dehnt sich aber nach rückwärts weniger aus. Die Linea eminens ist am vorderen Drittel oder der vordern Hälfte sichtbar. Bei Leo ist die Platte (Tab. IL. Fig. #4. g.) our um ‘/, länger als breit, d. i. verhältniss- mässig breiter als bei Leopardus. Das hintere Ende derselben besitzt in der Mitte eine deut- liche Ausbuchtung (€) und überragt die Seitentheile des Bogens nach hinten nur um , ihrer Länge, den hintern Umfang des Bogenwinkels fast gar nicht. Die obere Fläche ist jeder- seits in der Mitte etwas eingedrückt. Die Linea eminens fehlt nur am vordersten Sechstel, reicht daher bis zum hintern Ende und erscheint am zweiten und dritten Sechstel als eine starke kammartige Tuberosität (£). Die ganze Platte liegt oberhalb den oberen Rändern der C. thy- reoidea und steigt auch schief nach auf- und vorwärts wie bei Leopardus. Auch vereinigen sich die beiden Hälften dieser Platte unter einem spitzigeren Winkel als bei Leopardus. Nach Wolff, wie er 1. c. pag. 7. Tab. L. Fig. 3 angiebt und abbildet, ist bei Leo das hintere Ende der Platte durch einen an der Mitte befindlichen und abgestutzten Fortsatz ausgezeichnet, was ganz unrichtig ist. Bei Lynx ist die Platte (Tab. IV. Fig. 4. d.) um ‘/, ibrer Länge länger als breit. Das hintere Ende ist ausgezogen und bald in seiner Gänze, bald nur in seiner Mitte und in letzte- rem Falle jederseits einmal ausgebuchtet. Die Linea eminens (a) erscheint am mittleren Drittel in Gestalt eines vorspringenden Buckels. Die beiden Seitenhälften der Platte vereinigen sich in der Mitte nicht winklig, wie bei Leopardus und Leo. Die Platte steigt nicht schief nach auf- wärts und vorwärts und wird von der Spitze der Fortsätze der oberen Ränder der der C. thy- reoidea noch überragt. Bei Serval ist die Platte um ‘/ ihrer Länge länger als breit. Die Linea eminens erscheint als ein länglicher unbedeckter Vorsprung am vorderen zweiten Viertel. Der hintere Rand bat - weder einen Fortsatz, noch ist er ausgebuchtet. Die Platte steht rechtwinklich zum Bogen. Der Bogen. Seine Seitentheile konvergiren nach unten zu einem Winkel, der äus- serlich, besonders vorn, durch eine scharfe, kammartige, in die mittlere vordere Incisura als Fortsatz (Tab. IL. Fig. 1. p.; Fig. 2. e.) hineinragende Längserhabenheït (Tab. I. Fig. 1. À.) ausgezeichnet ist, und vorn mehr, hinten weniger, abwärts steigt, also schief von vorn und abwärts nach hinten und aufwärts gerichtet erscheint. Die Flächen-Vereinigung mit der Platte geht unter einem abgerundeten Winkel vor sich und liegt deren hinterem Ende näher als dem vorderen. Jeder Seitentheil ist in der Richtung von der Platte zum Winkel des Bogens d. i. von oben nach abwärts etwas konvex, in der andern konkav, wenn man die äussere Fläche ANATOMIE DER ÉINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 31 betrachtet ; umgekehrt beschaffen bei Betrachtung der innern Fläche. Dessen Breite nimmt ge- gen den Winkel um ein Drittel ab, der selbst nur um ‘/.—"/, kürzer ist, als der Seitentheil an der Vereinigung mit der Platte. Dessen Länge (von der Platte zum Winkel) ist viel grôsser (*},) als die Breite von vorn nach hinten. Die vorderen Ränder beider Seitentheile stehen weiter von einander ab, als die hinteren ; jene vereinigen sich später, diese früher am Winkel. Bei F. dom. wird jene Konvergenz zu eimem Winkel vermisst und die Vereinigung der Seitentheile durch eine gekrümmte Commissur die vorn weniger als hinten ausgeschnitten ist, eingeleitet. Eine Längserhabenheïit an deren Mitte fehlt, auch ist sie nicht in schiefer Richtung nach ab- und rückwärts gestellt. Die Flächen-Vereinigung mit der Platte geschieht zwar auf eine äbnliche Weise, wie bei dem Leoparden, allein sie ist von dem vorderen und hinterem Eude derselben gleich weit entfernt. Nicht die vorderen Ränder beider Seitentheile, wie bei Leopardus, sondern die hinteren stehen von einander weiter ab. Jeder Seitentheil ist wohl länger (0,333) als breit, allein bei weitem nicht in dem Grade, wie bei Leopardus. . Bei Leo konvergiren die Seitentheile des Bogens nach unten nur wenig und nicht zu einem eigentlichen Winkel. Die Vereinigung beïder geht gekrümmt vor sich und zeigt. our nach vorn hin eine stumpfe und breite Längserhôhung (Tab. III. Fig. 2. X.), deren vorderes Ende in der mitlleren vorderen Incisura nicht als Fortsatz, sondern nur als schwacher Hôcker (Tab. IL. Fig. 2. p..) bemerkbar wird. Diese Vereinigung steigt vorn allerdings etwas mehr abwärts als hinten, aber durchaus nicht in dem Grade, wie bei Leopardus. Jeder Seitentheil ist in der Richtung von oben nach abwärts konvexer als bei Leopardus, auch nur in der oberen Hälfte von vorn nach hinten sebr konkav, in der unteren konvex, wenn man die äussere Fläche betrachtet, umgekehrt beschaffen bei Betrachtung der inneren Fläche. Dessen Länge zur Breite verglichen ist weniger gross (‘/.) als bei Leopardus. Die vorderen Ränder beider Seiten- theile stehen nur um ein Geringes weiter ab, als die hinteren. Die Seitentheile des Bogens sind verhältnissmässig zur Platte länger und breiter als bei Leopardus. Bei Lynx vereinigen sich die Seitentheile wie bei F. dom., konvergiren aber etwas mebr. Eine Längserhôhung in der Mitte, so wie ein Fortsatz in der Mitte des vorderen Randes dieser Commissur, der bei Leopardus beobachtet wird, fehlt. Sichtbar aber ist in der Mitte ihrer Fläche ein Hôcker, der weiter nach vorn auch bei F. dom. angedeutet erscheint, und nach vorn eine halbmondfürmige konkave Stelle, die bei den andern Felisarten nicht zu sehen ist. Die Commissur sieht weder nach rückwärts und abwärts, wie bei Leopardus und Leo, noch - gerade nach abwärts wie bei F, dom., sondern nach vorn und abwärts d. i. sie ist schief von hinten und unten nach vorn- und aufwärts gestellt und ihr vorderer Umfang steht der Platte näher als der hintern. Sie ist am vorderen und hinteren Rand ausgeschnitten und zwar am vorderen viel tiefer als am hinteren. Da bei Leo der hintere Ausschnitt fehlt, bei F. dom. der hintere Ausschnitt der tiefere ist, bei Leopardus der vordere Aus schnitt einen Fortsatz besitzt, mehr von der Platte absteht als der hintere, so unterscheidet sich auch dadurch Lynx von diesen Felisarten. Die Vereinigung der Seitentheile mit der Platte liegt dem hintern Ende der letzteren näher als bei Leopardus Die hinteren Ränder der Seitentheile stehen nach hinten 32 WEnwzEL GRUBER. etwas mehr von einander ab als die vorderen, obgleich nicht in dem Grade wie bei F. dom. Jeder Seitentheil ist länger (0,454) als breit und zwar verhältnissmässig etwas länger als der bei F. dom. ‘ Bei Serval verbinden sich die Seitentheile bogenférmig. Sein vorderer und hinterer Rand besitzen 3 Incisurae. Davon ist die mittlere vordere die tiefste und weiteste. Die seitlichen vor- deren sind die seichtesten. Der Bogen im Ganzen ist von einer Seite zur andern sehr platt gedrückt. Die grôsste Breite des Abstandes der Seitentheile befindet sich unmittelbar unter der Platte und nimmt von da auch abwärts gegen den Winkel allmälig ab. Seine Länge vom Winkel zur Platte ist gerade noch einmal so gross als der grôsste Abstand beider Seitentheile von einander breit ist. Sein vorderer und hinterer Rand besitzt 3 Incisurae, wovon die vorderen tiefer, die hinteren seichter sind. Die des vorderen stehen jenen des hinteren gerade gegenüber. Die mittlere vordere ist durch den vorderen hôckerigen Fortsatz der Längserhaben- heit am Winkel in zwei Nebenausbuchtungen abgetheilt. Zwischen der mittlern und jeder seitlichen ist besonders vorn, weniger hinten ein deutlicher Vorsprung. Seine Stel- lung zur Platte ist nach hinten die eines beinahe rechten Winkels, nach vorne die eines stum- pfen; Platte und Bogeu divergiren daher nach vorn von einander. Seine Länge (vom Winkel zur Platte) ist gleich der Länge der Platte (von vorn nach hinten); die grôsste Breite (von vorn nach hinten) ist — dem Abstande der Seitenränder der Platte. Der Bogen und Platte zusammen bilden einen breiten Ring oder kurzen Kanal, der an der hinteren Oeffnung in Hinsicht des einen Durchmessers mässig sich verengert. Seine hintere Oeffnung hat die Gestalt eines langen Dreiecks, dessen abgerundete Basis an der Platte liegt, oder die eines Ovales, dessen wenig ausgezogenes breites Ende von der Platte gebildet wird. Bei F. dom. bildet der Bogen einen Kreiïs, dem das eine Viertel fehlt. Seine Länge von der Commissur zur Plaite ist gleich dem Abstande beider Seitentheile. Die grôsste Breite des Abstandes der Seitentheile liegt nahe an der Commissur, die geringste Breite an der Vereini- gung mit der Platte. Sein vorderer und hinterer Rand besitzt 3 Incisurae, aber die des hinte- ren Randes sind die tieferen, was bei Leopardus umgekehrt der Fall ist. Die Vorsprünge zwi- schen der mittlern und jeder seitlichen Incisur sind daher am hinteren ungemein, am vordern Rande wenig ausgesprochen. Bogen und Platte sind zu einander rechtwinklig gestellt. Seine Länge vom Winkel zur Platte ist um 0,375 kleiner als die Länge der Platte (von vorn nach hinten), seine grôsste Breite (von vorn nach hinten) ist um 0,5 kleiner als der Abstand der Seitenränder der Platte. Der Bogen und Platte zusammen bilden einen Ring oder kurzen Kanal, der gegen die hintere Oeffnung sich erweitert. Die hintere Oeffnung dieses Kanals ist abgerundet viereckig und um 0,125 von der Platte zur Commissur länger als von einer Seite zur andern breit. C. Mayer beschreibt 1. c. den Ringknorpel dieses Thieres eben so ungenügend als un- richtig. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 33 Bei Leo ist der Bogen von einer Seite zur andern nicht so platt gedrückt wie bei Leo- pardus. Während nemlich bei letzterem zwischen Bogenlänge und Abstand der Seitentheile das Verhäliniss wie 2 : 1 sich herausstellt, zeigt es sich bei ersterem nur wie 1,764:1. Die grôsste Breite des Abstandes der Seitentheile liegt nicht unmittelbar unter der Verbindung der Platte mit dem Bogen, sondern viel tiefer und zwar etwa in der Mitte der Entfernung der Commissur des Bogens von der Platte. Sein vorderer Rand besitzt allerdings auch 3 Incisurae, aber diese sind tiefer, besonders die mittlere; auch sind die Nebenausbuchtungen an der mitt- leren durch das vorspringende hôckerige Ende der Längserhôhung an der Commissur kaum oder doch weniger deutlich als bei Leopardus. Der hintere Rand zeigt wohl zwei bogenfor- mige seitliche Incisurae, aber durchaus keine mittlere. Wolff hat L. c. Tab. I Fig. 1 eine sogar sehr tiefe mittlere Incisura dieses hinteren Randes abgebildet, eben so C. Mayer 1. c., was ganz falsch ist. Nur am vorderen Rand kommt zwischen der mittleren Incisura und jeder seitlichen ein grosser Vorsprung vor. Er geht nach hinten bogenfürmig in die Platte über, und seine Stellung nach vorn zur Platte ist die eines noch stumpferen Winkels als bei Leopar- dus, d. i. Bogen und Platte divergiren nach vorn noch mehr. Der hintere Umfang seiner Com- missur reicht au niveau des hinteren Randes der Platte, was bei Leopardus nicht der Fall ist. Seine Länge am vorderen Rande von der Commissur zur Platte übertrifft die Länge der Platte um ‘/., diese am hintern Rande wird von der Länge der Platte um ‘/, übertroffen. Seine grôsste Breite von vorn nach hinten ist etwas kleiner als der Abstand der Seitenränder der Platte. Bogen und Platte zusammen bilden bei Leo einen breiten Ring oder kurzen Kanal, der allerdings so wie bei Leopardus in der Richtung von einer Seite zur andern vorn und hin- ten gleich weit bleibt und in der Mitte enger ist, der in der Richtung von der Platte zur Bo- gencommissur vorn länger, hinten kürzer, und in der Mitte am längsten d. i, wenigstens in Hinsicht des Längendurchmessers an der hinteren Oeffnung verengert gefunden wird. Allein, genauer untersucht, ist die Verengerung dieses Kanals von vorn nach hinten in Hin- sicht des Längendurchmessers bei Leo eine grôssere, und sein Querdurchmesser zum Längen- durchmesser betrachtet, d. i. seine Weite von einer Seite zur anderen, eine bedeutendere als bei Leopardus. Bei Leo verhält sich nemlich die Länge der vorderen Oeffoung zur Länge der hinteren wie 1,5: 1, bei Leopardus nur wie 1,222: 1. Bei Leo verhält sich die Länge der vor- deren Oeffnung zu ihrer Breite wie 2,25:1, bei Leopardus aber wie 2,44: 1, Bei Leo verhält _sieh die Länge der hinteren Oeffnung zu ihrer Breite wie 1,5:1, bei Leopardus aber wie 2: 1. Seine hintere Oeffnung hat die Gestalt einer Elipse oder eines Ovales, dessen Spitze an der Platte sich belindet. C, Mayer hat 1. c. den Ringknorpel dieses Thieres theils ungenü- gend, theils falsch beschrieben. Bei Lynx verhält sich die Bogenlänge zum Abstande der Seitentheile wie 1,181—1,272:1, d. i, der Bogen ist von einer Seite zur andern nur etwas plattgedrückt, und viel weniger als bei Leo, geschweige denn als bei Leopardus. Die grôüsste Breite des Abstandes der Seiten- theile liegt unter der Verbindung der Platte mit dem Bogen. Sowobl der vordere als auch der hintere Rand zeigt 3 Incisurae, auch sind die vorderen so wie bei den anderen Species, F. dom. Mém. des sav, étrang. T. VIII. 5 34 WENZEL GRUBER. ausgenommen, tiefer, aber die mittlere vordere ist noch tiefer als bei Leopardus, und be- sitzt, wie gesagt, in ihrer Mitte keinen Fortsatz oder Hôcker wie Leopardus und Leo. Bogen und Platte stehen zu einander fast rechtwinklich und sie divergiren von einander nach vorn our um ein Geringes. Der hintere Umfang an der Commissur reicht fast au niveau des hinteren Randes der Platte rückwärts. Seine Länge von der Bogencommissur zur Platte wird um éin * Viertél der Länge der Platte von vorn nach hinten übertroffen, seine grôsste Breite ist um 0,333 kleiner als der Abstand der Seitenränder der Platte. Bogen und Platte zusammen bilden einen Ring oder Kanal, der vorn und hinten fast gleich weit ist. Die hintere Oeffnung dieses Kanales hat die Gestalt eines kurzen abge- rundeten Dreiecks, das seine Basis an der Platte hat, und von der Bogencommissur zur Platte um 0,181 länger ist als an seiner breitesten Stelle von einer Seite zur andern. Bei Serval ist der Durchmesser der C. cricoidea von oben nach abwärts entweder ganz gleich dem Querdurchmesser oder doch nur um % seiner Länge grôsser als dieser. Der Umfang der C. cricoidea mit dem der C. thyreoidea verglichen, giebt folgende Verhältnisse : die Länge der C. cricoidea am Bogen (von der Platte zum Winkel) verhält sich zur Länge der C. thyreoidea (von der Mitte des oberen Randes der Platte zur Mitte des Winkels) wie 1 :1,66. Die grôsste Breite der C. cricoidea an der Platte (von vorn nach hin- ten) verhält sich zur grôssten Breite der C. thyreoëea an der Platte, ohne Rechnuog der Hôrner wie 1,2: 1, erstere zur letzteren mit Rechnung der Hôrner wie 1 : 1,33. Bei FÆ. dom. ist ersteres Verhältniss wie 1 :1,37; das zweite wie 1,428: 1 ; das dritte wie 1,2:1. Bei Leo verhält sich die Länge der C. cricoidea am Bogen zur Länge der C. thyreoidea wie 1:1,5; die grüsste Breite der C. cricoidea an der Platte (von vorn nach hinten) zur grôss- ten Breite der C. thyreoideu an der Platte ohne Rechnung der Hôrner wie 1,333 : 1, erstere zur letzteren mit Rechnung der Hôrner wie 1 : 1,5. Bei Lynx verhält sich die Länge der C. cricoidea am Bogen zur Länge der C. thyreoidea wie 1 :1,714; die grôsste Breite der C. cricoidea an der Platte zur grôssten Breite der C. thy- reoidea ohne Hôürner wie 1,28: 1 ; die erstere zur letzteren mit Rechnung der Hôürner wie 1 : 1,23. Bei Leopardus ist daher die C. thyreoidea zur C. cricoidea verhältnissmässig länger als bei Leo und F. dom., wird also mehr nach abwärts ragen als bei dieser. Bei Leopardus ist die C. cricoidea verhältnissmässig weniger breit von vorn nach hinten als die C. thy- reoidea, wesshalb die C. thyreoidea bei Leopardus verhältnissmässig breiter sein wird als bei diesen. Jener zwischen dem Winkel der C. thyreoïdea und dem Bogen der C. cricoidea befindliche rhomboïdale, von einem Ligamente und Muskeln ausgefüllte Raum ist sehr gross, beson- ders in der Richtung von vorn nach hinten lang. Bei Leo ist dieser verbältnissmässig kürzer, aber breiter als bei Leopardus. Bei Leo ver- hält sich nemlich die Länge zur Breite wie 1.272: 1, bei Leopardus wie 1,6: 1. Auch ist bei Leo der hintere Winkel weniger stumpf als bei Leopardus. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 35 F. dom., Lynx und Serval haben ähnliche Räume, allein bei ersterer ist der Quer- durchmesser grôsser als der Längendurchmesser, bei letzteren Querdurchmesser und Längendurchmesser gleich. 3. 4) Giessbeckenknorpel. (cartilagines arytaenoideae) (Tab..Il. Fig. 3. m. m.) s Sie haben das Ansehen von rhomboidalen Knorpelstücken, oder die Gestalt quer liegender dreiseitiger Pyramiden, deren abgerundete Spitze {tuberculum s. processus mus- cularis) nach aussen gerichtet ist. Man unterscheidet daran eine innere (Basis der Pyramide), eine obere, eine untere und eine hintere Fläche. Die innere ist die freie, von vorn nach hinten konvexe, von oben nach unten im grôssten hinteren Theile konkave, am vorderen Ende sehr abgerundete, hinter diesem wie eingeschnürte und in die Kehlkopfshôühle sehende Fläche. Die obere, untere und hintere sind dreieckig und konkav, wovon erstere beide zur Muskel- insertion dienen, letztere grossentheils eine Gelenksfläche ist zur Articulation an der Ringknor- pelplatte. Von den 6 Rändern ist der vordere äussere, welcher die obere Fläche von der unteren scheidet, kammartig und Sfôrmig, die übrigen, besonders der obere an der Basis, sind ausgebuchtet. Die äussere Ecke (Spitze der Pyramide — tuberculum s. processus muscu- laris) ist dick ; die vordere Ecke (an der Basis der Pyramide) ist abgerundet, breit und, nebst einer Verlängerung am unteren Theile des vorderen Randes, wie eine Krempe nach aussen um- gebogen und umgerollt, wovon der oberste Theil als ein kleines kurzes Hôrnchen nach auf- und rückwärts sich krümmt; die untere Ecke (an der Basis der Pyramide — tuberculum s. processus vocalis) ist länglich vierseitig oder dreiseitig ausgezogen und wie abgestutzt; die obere Ecke dreieckig, abgerundet. Bei Leo (Tab, I. Fig. 4. f. f.) sind sie ähnlich gestaltet, nur massiver. Bei Lynx (Tab, IV. Fig. #. c. c.) sind sie verhältnissmässig länger. Bei Serval, besonders F. dom. verhältnissmässig kürzer. C. Mayer (1. ce.) fertigt die Be- schreibung dieser Knorpel bei F, dom. mit den Worten ab «mittelmässig und abgerundeb, bei FE. Tigris mit creit und bei F. Leo mit œiemlich gross und an ihrem freien Ende abgerundet»!! 3) Kebhldeckel (epiglottis) (Tab. I. Fig. 4. a; Tab. IL. Fig. 3. f.) Dieser Knorpel hat die Gestalt eines Ovales oder eines an der Basis und den Seiten- winkeln sehr abgerundeten Rhombus, dessen Länge die Breite um ein Viertel der erste- ren übertrifft, dessen oberes Dreieck länger und spitziger, das untere kürzer und stumpfer ist. Der obere Winkel oder das Ende des Knorpels ist am meisten zugespitzt, der untere oder die Wurzel dicker, abgerundet, die seitlichen sind stumpf. Das Enddrittel ist nach vorn zurück- geboger, der noch übrige Theil deckt dachfôrmig den Eingang in die Kehlkopfshôhle. An der Mitte der vorderen Fläche ist in senkrechter Richtung eine Längserhabenheit zur Insertion des M. epigloticus. 36 WENZzEL GRUBER. Bei F. dom. ist er oval, am Ende dreieckig zugespitzt. Der grôssere Theïl ist nach vorn umgebogen. Er ist um ‘/, seiner Länge von der Spitze zur Basis grôsser als in der Rich- tung von einer Seite zur andern breit. Bei Leo hat er (Tab. IL. Fig. 1. a., Fig. 4. d.) die Gestalt eines Rhombus, der in que- rer Richtung breiter ist als in der andern Richtung. Der Durchmesser von der Spitze zur Basis verhält sich nemlich zum queren Durchmesser wie 1 : 1,083, bei Leopardus wie 1,428: 1. Auch ist das obere Ende weniger zugespitzt. Mehr als die Hälfte seiner Länge ist nach vorn umgebogen. Es ist also unrichtig, wenn ihn Wolff als halbrund oder C. Mayer als dreieckig beschreibt. Bei Lynx finde ich ihn (Tab. IV. Fig. L. 4. 5. a) auch rhomboïdal mit sehr abgerun- deter Basis, und Seitenwinkeln, die der Basis nahe liegen, oder in Gestalt eines Ovales mit Seitenwinkeln. */, seiner Länge sind nach vorn umgebogen. Er ist so lang als breit, oder nur um ein Geringes breiter als lang. Bei Serval ist er dreieckig zugespitzt mit abgerundeter Basis. Er ist von der Spitze zur Basis eben so lang, als an dieser von einer Seite zur andern breit. Bei Tigris ist dessen Spitze nach Jones stumpf; nach C. Mayer der Kehldeckel drei- eckig (?) und stark nach vorn gekrümmt. Bei Onca ist er breit und zugespitzt nach Martin. 2, Bänder. 1.) Zungenbein-Schildknorpelbänder. /ligamenta hyo-thyreoidea ), a. b. c.) Die Lig. hyo-thyreoidea lateralia (Tab. II. Fig. 1. 2. 3. e. e.) und das medium sind elastisch, lang, und schmal. Die Membrana hyo-thyreoidea obturatoria ist aus Bindegewebe bestehend. | Bei Leo sind sie (Tab. IL. Fig. 2. e. e.; Fig. 3. d.; Fig. 4. b. b.) ähnlich, nur kürzer, da bei diesem ein von vorn nach hinten schmäleres Interstitium hyo-thyreoideum vorkommt als bei Leopardus. Bei F. dom. sind die Lig. lateralia Gelenkskapseln zwischen den vorderen Hôrnern des Schildknorpels und den Enden der hinteren Hôrner des Zungenbeines. Die Verstärkuug der- selben durch ein straff über den oberen Umfang gespanntes fibrôses Band, so wie die Einrich- tung der Gelenksflächen charakterisiren das Gelenk als eine Art freieren Winkelgelenkes. Bei Lynx (Tab. IV. Fig. 3. y.) und Serval sind die Lig. lateralia Gelenkskapseln wie bei F. dom. Solche Gelenkskapseln hat C. Mayer 1. ec. Taf. 74. Fig. 71. auch bei F. Tigris ab- gebildet. 2) Ring-Schildknorpelbänder /ligamenta crico-thyreoidea ). a. b.) Die Lig. crico-thyreoidea lateralia sind wie gewühnlich Kapselbänder. c.) Das Lig. crico-thyreoideum medium (Tab. IL. Fig. 1. 2. g.) ist rhomboïdal und besitzt ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. an so wie bei Leo (Tab. HI. Fig. 2. g., Fig. 3. f.) längs der Mittellinie eine nach abwärts scharfe und stärkere Leiste, die vorn in der Mitte der Incisura der C. thyreoidea beginnt und hinten am Hôcker der ncisura media des Bogens der C. cricoidea endiget. Diese Leiste dient vorn der hinteren Portion eines jeden M. thyreo-arytaenoideus zur Insertion. 3) Ring-Giessheckenknorpelbänder /ligamenta crico-arytaenoidea). Beide sind weite Kapselbänder. 4) Kehldeckelbänder /ligamenta epiglottica ). a. Ligamenta thyreo-epiglottica giebt es zwei : a. Das Ligamentum thyreo-epiglotticum anterius entsteht von dem vorderen Ende des Winkels der C. thyreoidea und inserirt sich an der Fläche der Wurzel der Epiglottis. 8. Das Ligamentum thyreo-epiglotticum posterius kommt von dem mittleren Theil der Eminentia transversa am Winkel der C, thyreoidea und endiget an dem stum- pfen Ende der Wurzel der Epiglottis. b. Ligamenta ary-epiglottica sind an jeder Seite zwei, nemlich ein anternum und ein exter- num s. laterale. a. Ligamenta ary-epiglottica interna s. vocalia anteriora (Tab, I. Fig. 4. c. c.; Tab. Il. Fig, 3. i. i.) sind gleichbedeutend mit den Lig. thyreo-arytaenoidea anteriora anderer Säuge- thiere und den Lig. thyreo-arytaenoidea superiora des Menschen. Sie entstchen von den vorderen stumpfen Enden der Cartilagines arytaenoideae, verlaufen konvergirend und schwach bogen- férmig nach abwärts zur Wurzel der Epiglottis, um sich daselbst und knapp neben einander, nur durch eine enge Furche getrennt, zu inseriren. Den ziemlich scharfen freien Rand kehren sie nach ein- und vorwärts. Sie sind stark. Bei Leo (Tab. III. Fig. 1. ce. c.; Fig. 4. h. h.) sind sie ganz verschieden von Leopardus. Bei Leo finde ich nemlich dieselben nur vor dem unteren Ende der Glotis vera über der Epiglottis und zwar am unteren Drittel der Entfernung der letzieren von den Cartilagines ary- taenoideae. Weiïter oben, an den oberen zwei Dritteln dieser Entfernung, sind sie ohne eine Grenze mit den Lig. thyreo-arytaenoidea posteriora s. vocalia propria verschmolzen. Ihr Rand ist nicht scharf und an der #4 L. breiten Insertion an die Epiglottis stehen sie 2—2"/, L. von einander ab. L. Wolff L. c. pag. 7. spricht bei Leo von Lig. thyreo-arytaenoidea anteriora und lässt sie in einer Depression am Winkel der C. thyreoïdea inseriren, was unrichtig ist. Bei Lynx (Tab. IV. Fig. 1. c. c.; Fig. 5. d. d.) Serval und F. dom. entstehen sie von denselben Theilen und endigen an denselben wie bei Leopardus, aber sie verlaufen gekrümm- ter, gehen an der Epiglottis bogenférmig in einander über, uud stehen weiter von einander ab. Auch sind sie viel dünner und am Rande viel schärfer. B. Lig. ary-epiglottica externa, lateralia s. alaria epiglottidis (Tab. I. Fig. 4. b. b.) Sie sind Schleimhautduplikaturen, in welche beim alten Thiere, eine grosse Strecke weit, eine 38 WENZEL GRUBER. Verlängerung von Epiglottissubstanz von deren seitlichen Winkeln aus sich fortsetzt und gleichbedeutend mit den Lig. ary-epiglottica des Menschen. Jedes entsteht von dem Seitenrande der entsprechenden Seite bis herauf zum Seitenwinkel der Epiglottis, verläuft, sehr bogenfür- mig nach aussen gekrümmt, nach auf- und einwärts zur C. arytaenoidea, ohne aber diese zu erreichen, und verliert sich in der übrigen Schleimhaut. Am Ursprunge ist es an dem grôsse- ren Thiere 3—4 L. hoch und nimmt nach aufwärts gegen sein Ende allmälig an Hôhe ab. Sein Rand sieht schief nach ein- und vorwärts, der ‘/ Z. von dem Lig. vocale anterius (ary- epiglotticum internum) der entsprechenden Seite, 1°, Z. von dem gleichnamigen gegenüber- stehenden Bande entfernt ist. An der Epiglottis liegt es 4—5 L. vor dem Niveau der Lig. vo- calia anteriora, an ihrem Ende hinter dem Niveau derselben. Seitlich begrenzt es etwa die un- teren 3 Viertel der Glottis spuria. Durch diese Anordnung wird vor und besonders ausserhalh der Lig. vocalia anteriora eine weite Excavation (Tab. I. Fig. 4. d. d.) gebildet, wodurch die sonst verdeckte Glottis spuria frei zu Tage liegt und diese den vorderen Eingang in die Kehlkopfshühle bildet. Bei Leo ist jedes (Tab. HI. Fig. 1. b. b.) 2 Z. 3 L. lang, am Ursprunge von der Epi- glottis 1 Z. 4 L. breit. Das eine stand von dem andern an der Epiglottis 2 Z. ab. Die läng- liche ovale Excavation (Tab. III. Fig. 1. e. e.), die jedes begrenzt, ist mehr als 2 Z. lang, an den unteren Enden 1 Z., an dem oberen 7—8 L. breit und bedeutend tief, Auf ganz ähnliche Weiïse verhalten sich diese Ligamenta und die von ihnen begrenzten Excavationen bei Lynx, Serval und F. dom. c. Ligamenta glosso-epiglottica. Deren sind zwei, ein rechtes und ein linkes. Sie stellen wenig ausgesprochene Schleimhautduplikaturen dar. Das beim Menschen vorkommende Lig. glosso-epiglotticum medium fehlt, da die dazu bestimmte Schleimhautduplikatur bei Felis durch Aufnahme des A. glosso-hyo-epiglotticus verstrichen ist. 5) Giessbecken-Schildknorpelbänder fig. thyreo-arytaenoidea). Hieher gehôren nur zwei Bänder, ein rechtes und linkes, d. ïi. die eigentlichen oder hinteren Stimmbänder / ligamenta vocalia posteriora ) (Tab. I. Fig. 4. e. e.; Tab. II. Fig. 3. k. k.). Sie entstehen von dem unteren Fortsatz / processus vocalis) der C. arytaenoideae, steigen vor- und abwärts und inseriren sich in der hinter der Eminentia transversa an der konkaven Fläche des Winkels der C. thyreoidea befindlichen Grube. Sie sind stark, dick, liegen 1 L. weïter nach einwärts als die Lig. vocalia anteriora. Ueber der unteren Insertion, also gegen die Spitze der Glottis erscheinen sie wie etwas eingeschnürt. Daselbst, unmittelbar darüber, sind sie mit einer kleinen rundlichen Anschwellung versehen, wodurch das eine Band mit dem anderen in der Glottis in Berührung steht. Bei Leo (Tab. IL. Fig. 1. d. d.; Fig. #. i. 1.) vermisse ich diese Anschwellung. Die 2, Z. langen Ligamente berühren sich an den unteren 2 Fünfteln mit ibren freien Rändern und schliessen sonach, im Zustand der Ruhe, das untere Ende der Glottis in der Strecke von 1 Z. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 39 Bei Lynx (Tab. IV. Fig. 5. g. g.) ist jene Anschwellung (ax) vorhanden. Sie liegt jedoch beinahe in der Mitte der Länge dieser Bänder, nur der C. thyreoidea etwas näher als der C. arytacnoidea. ï Bei Lynx und F. dom. inseriren sich diese Bänder, wie oben schon bemerkt, an einen Hôcker der C. thyreoidea. Aehnliche Anschwellungen wie bei Leopardus und Lynx finden sich bei FÆ. dom. nicht vor. Zwischen dem Lig. vocale anterius und vocale posterius ist jederseits eine sehr seichte und gegen die C. arytaenoidea sogar ganz verstrichene Furche, also kaum eine Andeutung zu einer Seitentasche, zu bemerken. Bei Lynx (Tab. IV. Fig. 5. h. h.), Serval und F. dom. sind diese Furchen tief, sie reichen bis zur C. arytaenoidea und sind an der C. thyreoidea am weitesten und breitesten. Bei Leo sehe ich hinten und über der Wurzel der Epiglottis, zwischen dem 8 L. langen Lig. vocale anterius und dem unteren Ende des Lig. thyreo-arytaenoideum s. vocale posterius eine 1 Z. lange und 3—% L. tiefe Furche oder wohl Seitentasche (Tab. IL. Fig. 1. g. g.) jederseits. Da in der Strecke von 1 Z. die Lig. vocalia posteriora am unteren Ende der Glottis sich berübren; da ferner jede Seitentasche #4 L. lang hinter der Wurzel der Epiglottis versteckt liegt und vor der Insertion der Lig. thyreo-arytaenoidea s. vocaha posteriora in die der anderen Seite übergeht; so existirt bei Leo vor dem unteren Ende der Glottis, im Zustande der Rubhe, eigentlich eine 1 Z. lange, 6 L. breite, unten an der C. thyreoïdea blind endigende, ge- meinschaftliche Tasche (Tab. III. Fig. 4. L.), zu der die kurze Glottis spuria den Eingang bildet. Zwischen den beiden Lig. vocahia anteriora liegt die weitere und an der Epiglottis zuge- spitzte, sehr lange dreieckige Gloths spuria, die bei Leopardus, wie A bei dem Gen. Felis frei zu Tage liegt. Bei Lynx (Tab. IV. Fig. 1. e., Fig. 5. f.), Serval und F. dom. ist die Glotuis spuria weiter, linglich oval, nicht zugespitzt, sondern breit, abgerundet an der Epiglottis, schmal an den C. arytaenoideae. Ihre Weite bedingt, dass bei diesen Species nebst der Glottis vera auch die Lig. vocalia posteriora freier sind. | Bei Leo finde ich sie (Tab. III. Fig. 1. f.) nur vor dem unteren Ende der Glotus vera, 8 L. lang, an der Epiglottis 2—2"/, L., am andern oberen Ende 4 L. weit und mit diesem Ende 1 Z. # L. von den C. arytaenoideae entfernt. Zwischen den Lig. vocalia posteriora liegt die Glottis vera (Tab. I. Fig. 4. f.; Tab. II. Fig. 3. 1.). Sie ist 2 Z. lang. Gegen die C. thyreoidea ist sie sehr lang zugespitzt und eng. Etwas über ihrem zugespitzten Ende wird sie durch jene oben bezeichneten Anschwellungen verlegt. Bei Serval und F. dom. ist sie ähnlich gestaltet, ohne aber durch Anschwellungen verlegt zu werden. | 40 WENZEL GRUBER. Bei Lynx ist die untere Hälfte der Glottis vera (Tab. IV. Fig. 5. i.) theïls durch Berüh- rung der Ränder der Lig. vocalia posteriora, theils durch Berührung der angegebenen An- schwellungen dieser geschlossen. Bei Leo finde ich sie (Tab. HI. Fig. 1. i., Fig. 4. k.) 3°, Zoll lang, zwischen den Carti- lagines arytaenoideae 3 L., zwischen den oberen inneren Rändern derselben 1°,—2 L. und am oberen, abgerundeten 3 L. langen Ende 3 L. weit. Sie ist ähnlich gestaltet wie bei Leopardus, von der dieses aber in so fern verschieden, als das untere, zugespitzte Ende der offenen Glottis mit dem oberen Ende der Seitentasche zusammenfällt und längs der ganzen Ausdehnung dieser durch Berübrung der Lig. thyreo-arytaenoidea s. vocalia posterwora verlegt ist. Nach Vicq d'Azyr soll bei F. dom. hinter den Lig. vocalia posteriora an der Glottis- spitze eine Doppelmembran vorkommen. Cuvier und Wolff haben die Existenz einer solchen geläugnet. Auch ich habe sie bei F. dom., Leo, Leopardus und Lynx nicht finden kônnen. Aber ich habe bei Serval daselbst eine feine halbmondfürmige Falte bestimmt gesehen. 3. Muskeln. Die Mm. hyo-thyreoidei, sterno-thyreoider, crico-thyreoider, crico-arytaenoidei posteriores ( su- periores ), crico-arytaenoider laterales verhalten sich so wie bei anderen Felisarten. Der M. ary- taenoïdeus transversus enthält so wie der bei Lynx und wie der bei F. dom. (gewôhnlich) in seiner Sebne keine Sesamknorpel. Der vom Pharynx kommende, an die C. arytaenoideae sich inserirende und auch den anderen Felisarten eigene Musfascikel ist schon oben beschrie- ben worden. Einer genaueren Betrachtung sind aber folgende Muskeln zu unterziehen. 1. Die Mn. thyreo-arytaenoidei (Tab. 11. Fig. 3. h.), sind die stärksten Muskeln unter den eigenen Muskeln des Keblkopfes, Sie liegen nicht nur zwischen den Lig. thyreo-arytaenoidea und der C. thyreoidea und füllen den daselbst befindlichen Raum aus, sonderp sie erstrecken sich auch bis in den vorderen Theil des /nterstitium crico-thyreoideum. Jeder entsteht von der unteren Fläche der C. arytaenoidea und endiget theils am Winkel der C, thyreoïdea, theils neben der Mitte des vorderen Viertels des Lig. crico-thyreoideum medium. Die Inser- tion daselbst geht theils in querer Richtung, theils in der Längsrichtung vor sich. In querer Richtung und zwar am Hôcker der Eminentia transversa inserirt sich die vordere Partie, in der Längsrichtung und zwar an den Winkel dér C. thyreoidea und an das vor- dere Viertel des Lig. crico-thyreoideum medium neben seiner kammartigen Mittellinie befestigt sich die hintere Partie. (Tab. 1. Fig. 1. h. h.). Bei Lynx, Serval, F. dom. verhalten sich diese Muskeln ebenso. Bei Leo zeigen sich einige Verschiedenheiten. Die Mm. thyreo-arytaenoidei dieses Thieres füllen nemlich nicht nur den gwischen der C. thyreoidea und den Lig. thyreo-arytaenoi- dea befindlichen Raum aus und nehmen den vordersten Theil des Interstitium crico-thyreoideum wie bei Leopardus ein; sondern sie erstrecken sich in diesem Interstitium selbst bis ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. Li zum Bogen der C. cricoidea nach rückwärts. Sie entstehen von der unteren Fläche einer jeden C. arytaenoïdea, verlaufen zwischen den Lig. thyreo-arytaenoidea und der Kehlkopfs- schleimhaut hinter diesen bis zur C. cricoidea nach rückwärts — innen — und zwischen der C. thyreoidea, den Mm. cricothyreoidei — nach aussen — zum Winkel der C. thyreoiïdea und zum Lig. crico-thyreoideum in das Interstitium crico-thyreoideum nach vor- und abwärts. Sie in- seriren sich nicht nur am Winkel der C. thyreoidea sondern auch am Lig. crico-thyreoideum medium längs dessen ganzer Ausbreitung im Jnterstitium crico-thyreoideum. Jeder M. thy- reo-arytaenoideus besteht aus 2 Portionen, nemlich aus einer ungemein grossen, sehr dicken vorderen äusseren und aus einer kleinen membranartig dünnen hinteren tiefen. Die vor- dere dicke Portion (Tab. III. Fig. # m.) ist ein 3seitig prismatischer Muskel, der die eine Fläche nach vor-, die andere nach auswärts und die dritte nach einwärts kehrt. Die erste wird von der Schleimhautexcavation, die vom Lig. thyreo-arylaenoideum antertus und Lig. ary-epr- glotticum gebildet wird, bedeckt; die zweite sieht gegen die C. thyreoidea ; die dritte liegt zur Seite der Lig. thyreo-arytaenoidea und in denselben. Sie entsteht von der ganzen äusseren un- teren Fläche der C. arytaenoidea dem unteren inneren Rande derselben und dem Tuberc. glott. Ibre Insertion geht grôsstentheils am Winkel der C. thyreoidea, theilweise aber auch am vor- deren Viertel des Lig. crico-thyreoideum medium neben dessen Mittellinie an der äusseren unte- ren Fläche vor sich und zwar in zwei Richtungen, nemlich in querer am Winkel an einer schwachen Erhôühung (Fortsetzung der Linea obliqua interna der Seitenplatte) und dann nach rückwärts in der Längsrichtung am Winkel der C. thyr und am Lig. crico-thyreoideum medium. Das am Zig. crico-thyreoïdeum befestigte starke Muskelbündel (Tab. IL. Fig. 2. h. h.; Fig. 3. g.) kommt grossentheils vom Tub. glott. und ist von der übrigen Portion nicht geschieden. Die hintere membranartig dünne Portion (Tab. HI. Fig. 2. k.; Fig. 3. n.) welche Rudolphi übersehen zu haben scheint, liegt auf der Schleimhaut zwischen dem Lig. thyreo-arytaenoideum posterius und der C. cricoidea, wird vorn von dem an das Lig. crico-thyreoideum medium sich inserirenden Bündel der vorderen Portion bedeckt, entsteht von dem Tub. glottis und dem äusseren unteren Rande der C. arytaenoidea, und endigt strahlenfôrmig an der oberen in- neren Fläche des Lig. crico-thyreoideum medium längs seiner Mittellinie in seiner gan- zen Länge. Diese tiefe Portion ist von der vorderen durch eine Bindegewebemembran und durch das Lig. crico-thyreoideum medium selbst geschieden. 2. Der M. glosso-hyo-epiglotticus ist unpaarig. Er liegt im Lig. glosso-epiglotticum medium, zwischen den Zungerbeinportionen der Mm. genio-hyo-glossi, oberhalb und vor dem Zungen- beinkôrper. Er entspringt mit 3—%4 Fascikeln, wovon die beiden äusseren, stärkeren von dem am Zungenbein eingelenkten Gliede des vorderen Zungenbeinhornes, ein oder zwei innere, schmale und sehr lange von dem Rande der Mm. genio-glossi kommen und an demselben bis zum Kiefer verfolgt werden konnten. Bei Lynx und F. dom. habe ich eine ähnliche Anordnung gesehen. Bei Leo fand ich nur die zwei vom vorderen Zungenbeinhorn entstandenen Portionen, wel- chen sich einige wenige Fasern, vom Zungenbeinkôrper entsprungen, zugesellt haben mochten. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 6 42 WENZEL GRUBER. 4. Kehlkopf im Ganzen betrachtet. 1.) Der Kehlkopf ist von vorn nach hinten am Winkel am längsten; seitlich und aufwärts von der Spitze des vorderen Hornes der C. thyreoidea gerade nach rückwärts zum hinteren Rande der C. cricoidea kürzer; an der oberen Wand, von der Spitze der Cartila- gines arytaenoideae zur Mitte des hinteren Randes der Platte der C. cricoidea noch kürzer, seitlich längs einer gleich unterhalb dem Abgange der Hôrner der C. thyreoidea gezogenen Linie am kürzesten. Bei F. dom. ist der Kehlkopf seitlich und aufwärts am längsten, kürzer am Winkel, am kürzesten längs einer Linie unterhalb dem Abgange der Hôrner der C. thyreoïdea. | Bei Leo ist allerdings der Kehlkopf auch am Winkel am längsten, seitlich und aufwärts kürzer, an der oberen Wand noch kürzer, und längs einer Linie gleich unterhalb des Abganges der Hôrner der C. thyreoidea am kürzesten ; allein der Längendurchmesser am Winkel ist bei F. Leo viel grüsser und das Verhältniss aller vier Längendurchmesser zu einander ein auffal- lend Verschiedenes von dem bei Leopardus. Bei Leo ist nemlich das Verhältniss der Länge am Winkel zu der seitlich und aufwärts wie 1,461: 1, bei Leopardus wie 1,137: 1; bei Leo ist das Verhältniss der Länge am Winkel zu der an der oberen Wand wie 1,583 : 1, bei Leopardus wie 1,374: 1; bei Leo ist das Verhältniss der Länge am Winkel zu der längs einer Linie unter- halb des Abganges der Hôrner der C. thyreoidea wie 1,9 :1, bei Leodardus wie 1,571 : 1. Bei Lynx ist der Winkel um ‘/,, länger als seitlich und aufwärts an den Hôrnern, um , länger als an der oberen Wand und um ‘/, länger als längs einer Linie unterhalb dem Ab- gange der Hôrner der C. thyreoïdea. Bei Serval ist der Längendurchmesser am Winkel auch der grôsste. 2.) Diese grôsste Länge verhält sich zur grôssten Hôühe (vom Winkel nach aufwärts zum Pharynx) wie 1:1,2. Es ist sonach bei Leopardus der Keblkopf von unten nach auf- wärts grôsser, als von vorn nach hinten. Bei F. dom. stellt sich das Verhältniss wie 1 :1 heraus d. i. der Kehlkopf ist in der Richtung von vorn nach hinten und in der von unten nach aufwärts gleich. Bei Leo zeïgt sich das Verhältniss wie 1,5:1 d. i. der Kebhlkopf ist von vorn nach hinten länger und zwar viel länger als von unten nach aufwärts hoch, also mehr als ein umgekehrtes Verhältniss der Länge zur Hôhe als bei Leopardus. Bei Lynx ist die grôsste Länge um ‘/,—"/, grüsser, als die grôsste Hôhe. Bei Serval ist der grôüsste Längendurchmesser grôsser als der Hôhen- und der Dicken- durchmesser. 3.) Der Kehlkopf von einer Seite zur anderen ist hinten am engsten, an der Ba- sis der vorderen Hôrner der C. thyreoidea am weitesten, an den Enden dieser Hôrner von einer Seite zur anderen wieder enger. Die grôsste Länge zur grôssten Dicke verhält sich wie 1,25 : { ; die grüsste Hühe (von unten nach oben) zur grüssten Dicke wie 1,625 : 1. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 43 Bei F. dom. ist er hinten ebenfalls am engsten, hinter den vorderen Hôrnern der C. thy- reoidea und zwischen diesen am weitesten. Die grôsste Länge und Hôhe verhält sich zur Dicke wie 1,2: 1. Daher erstere beide, besonders die Hôühe, verhältnissmässig zur Dicke bei F. dom. eine geringere ist, als bei Leopardus. Bei Leo verhält sich die grôsste Länge zur grôssten Dicke wie 1,5: 1; die grôsste Hühe zur grôssten Dicke wie 1 :1. Bei Lynæ ist die grôsste Dicke um ‘/, kleiner als die grôsste Länge, und um ‘/,, ihres Durchmessers grôsser als die Hühe oder gleich dieser. Bei Serval scheint die Dicke grôsser zu sein als die Hôhe. II. LUFTROHRE. Sie ist { Fuss lang, verhält sich also zur Kôrperlänge wie 1 : 4,66. Bei Leo fand ich das Verhältniss wie 1 : 4,066. Ganz vorn ist sie von einer Seite zur anderen am engsten, von unten nach aufwärts am dicksten. Von dem 4ten Luftrôührenring angefangen ist sie von einer Seite zur anderen breiter, als von unten nach aufwärts dick und zwar in dem Verhältnisse wie 1,66: 1. Hinten ist sie am breitesten. Sie besteht aus #1—42 Knorpelringen, die mebr als die Hälfte eines Kreises umschreiben, daher mit ihren breiteren Enden nach aufwärts jeder- seits die Luftrôhre etwas umgreifen. Die Ringe sind durch schmälere, häutige Zwischenräume von einander getrennt, als sie selbst breit sind. Der häutige Theil ist vorn am schmälsten, wird nach hinten allmälig breiter und bildet *, der oberen Wand der Luftrôhre. Bei F. dom. finde ich die Luftrühre zum Kôrper betrachtet verhältnissmässig etwas länger. Die Zabl der Ringe ist eine fast gleiche. An der vorderen Hälfte ist sie aber weiter, als an der hinteren, auch ist sie nicht so platt, da der Querdurchmesser und der senkrechte fast gleich sind. Die Räume zwischen den Knorpeln sind breiter als diese. Der häutige Theil ist viel schmäler, da er nur das mittlere Drittel der oberen Wand bildet, die Ringe beschreiben daher grôssere Kreise. Bei Leo sind nach Wolff 38 Ringe; der häutige Theïil soll nach demselben sehr breit sein. Nach einem Anonymus und nach Bartholinus beschreiben aber die Ringe vollkommene Zirkel und sind nach Vicq d'Azyr und Cuvier mit ihren Enden einander ganz genähert. An dem von mir untersuchten Thiere kommen 37 Ringe vor, wovon der letzte nur ein kleines dreieckiges Knorpelstück ist, das zwischen den vorletzten und die ersten Ringe der Luftrôühren- äste eingeschoben ist. Der häutige Theil ist schmal, die Enden der Ringe berühren sich nur bei der nicht in die Quere ausgedehnten Luftrühre. Bei Tigris sah Jones 45 Ringe, die nur die Hälfte eines Zirkels beschrieben. Bei Onca beobachtete W. Martin 34 Ringe, die ”, eines Kreises beschrieben. Bei Lynx giebt es nach Wolff 40, nach meinen Beobachtungen 37—42, und bei Catus 38 Ringe. Bei ersterer nähern sie sich sebr, bei letzterer wären sie durch einen breiten häuti- gen Theil im Zusammenhange, auch wäre die ganze Luftrühre bei diesem Thiere am hinteren Theïil enger und mehr rundlich. Die Ringe beschreïiben bei Lynx nach meinen Beobachtungen * 44 WENZEL GRUBER. Lo" , eines Kreises und sind an ihren Enden sich sehr genäbert, an ihrer Mitte aber durch gleich breite häutige Zwischenräume, als sie selbst sind, geschieden. Bei Serval beobachtete ich 52 Luftrôhrenringe. Der rechte Bronchus setzt die Richtung der Luftrôhre fort, ist um ‘/. enger als diese, besitzt 3—% noch durch einen häutigen Theil vereinigte Ringe. Er theilt sich in zwei Aeste, in einen vorderen und einen hinteren, welcher letztere sich wieder in drei scheidet. Der linke Bronchus geht unter einem vorderen stumpfen Winkel von der Trachea ab; ist 3— 4 mal länger als der rechte, enthält 7—8 Ringe, die aber noch durch einen häutigen Theil nach aufwärts vereiniget sind, ist um die Hälfte enger als der vorige und theilt sich nur in zwei Aeste. IT LUNGE. Der rechte Lungenflügel besitzt # Lappen, wovon der hintere innere in dem Media- stinum zwischen dem Herzbeutel und dem Zwerchfell liegt. Der linke besitzt 2, wovon der vordere aus zwei länglichen Theiïlen besteht. Sieht man jeden dieser letzteren als Lappen, so wären links 3 Lappen. 6 Lappen wie Leopardus bat auch F. dom., F. Catus (Daubenton) und Leo in dem von mir untersuchten Falle, wobei der vordere linke, der vorderste rechte und der hintere innere rechte wieder in 2 Abtheilungen geschieden vorkamen. 6 Lappen, wovon aber nur 3 auf den rechten Lungenflügel kommen, hat ausnahmsweise Leo (nach einem Anonymus — Blasw anat. animal. etc. pag. 80.) 7 Lappen (4 rechts, 3 links) haben Leo, (Perrault ete., Jäger), Tigris (Perrault, Jo- nes), Onca (W. Martin), Pardus (Serval) und Lynx (Perrault und Ich in 3 Fällen). 8 Lappen besitzt F. pardalhis (Perrault), ausnahmsweise auch Leo (Borrichius). IV. SCHILDDRUSE. Sie besteht aus 2 abgerundeten sehr langen (5—6 Z. an dem grôsseren Exemplar), weniger breiten (1—2 Z.) und ‘/, Z. dicken Seitenlappen, die durch eine 2—3 Z. lange, ,—"], L. breite, dünne bandartige, quer von einer Seite zur andern gelagerte Kommissur vor den hinteren .Enden mit einander vereiniget sind. Der rechte Lappen reicht bis zum 13teu, der linke bis zum 16ten Luftrôhrenring nach rückwärts. Beide liegen zur Seite der Luftrôhre. Bei dem zweiten Exemplar verbinden sich die Lappen an ihrem hinteren Ende durch verschmälerte Verlängerungen (Kommissur) und winklich mit einander. (Tab. [. Fig. 4. E. E.) Nach der Messung zu urtheilen, die Jäger von der von Leo gegeben hat, wäre die des Leopardus verhältnissmässig kürzer als die des Leo, was aber wenigstens nicht immer der Fall ist, da ich gerade am Lüwen eine verhältnissmässig kürzere gefunden habe; aber länger als die von Onca. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 45 Bei Leo (Jäger) und anderen K atzen scheint die Kommissur zwischen beiden Lappen in der Regel zu fehlen, dennoch fand Cuvier auch bei Leo und den jungen Katzen eine solche. In Beziehung auf Leo muss ich Cuvier beistimmen. Ich finde nemlich bei diesem Thiere auch eine die beiden Lappen verbindende Kommissur. Die Lappen sind länglich oval, der rechte wie bei Leopardus kleiner als der linke. Jener hat eine Länge von 5 Z. und in der Mitte eine Breite von 1%; Z., dieser eine Länge von beinahe 6 Z. und eine Breite von 85}, Z;; jener reicht bis zum {2ten Luftrôhrenring, dieser bis zum 14ten—15ten nach hinten. Die Kommissur entsteht 4 L. breit aber dünn von dem rechten Lappen an der Verbindung seines mittleren Drittels mit dem hinteren, verläuft allmälig dicker aber besonders breiter werdend unter der Luftrühre in der Gegend des 9ten—10ten Luftringes und in schiefer Richtung zum hinteren Ende des rechten Lappens hinüber, woselbst sie, bevor sie sich mit ihm verbindet, eine knollige und 1 Z. breite Anschwellung bildet. Die Kommissur ist 4 Z. lang. Auch nach C. Mayer besitzt die Schilddrüse bei F. Leo ein Mittelstück. Betreffend F. dom. habe ich als Regel Mangel der Kommissur, als Ausnahme ihr Vorhandensein beobachtet. Bei einem alten und starken Kater war sie 7 Z. lang und { L. breit, die wie ein dünnes Band in querer Richtung unterbalb dem 9ten und 10ten Luftrôhrenring verlief und die hinteren Enden den beiden länglich runden Seitenlappen mit einander vereinigte. Bei Lynx finde ich die Kommissur nicht, nur 2 Lappen, die bis zum 5ten—6ten Luft- rôhrenring nach rückwärts reichen. G. Herz und grosse Gefasse. Das Herz ist 5 Z. lang, 4 Z. breit und besitzt eine sehr stumpfe Spitze. Betrachtet man seine Länge zur Kôrperlänge und vergleicht man sie mit der von F. dom., so stellt sich das des Leopardus nicht länger heraus, als das der Hauskatze. Allein verhält- nissmässig breiter und in dieser Rücksicht auch verhältnissmässig grôsser wird es gefunden als bei dieser. Nicht so verlängert und grôsser als bei F. dom., ist es schon bei Catus (Dauberton), breit und mit einer abgestumpften Spitze bei Leo. Das Herz des Leopardus gleicht daher in dieser Hinsicht dem des Leo. Die Vorkammern unterscheiden sich im Allgemeinen nicht von denen anderer Katzen. Sebr entwickelt zeigt sich aber in der rechten das Tuberculum Loweri. Leopardus gleicht da- durch Leo, bei dem Rudolphi (Ueber die Anat. des Lüwen. Abhandl. d. Berl. Akad. 1818— 1819 pag. 131) ein ähnliches beschrieben hat. Ein ausgezeichnetes Tuberculum Loweri sehe ich auch bei F. Leo und bei Lynx. Die Valvula Eustachi fehlt so wie bei Leo (Rudolphi) und Tigris (R. Jones). Die Valvula Thebesü, welche bei Tigris (Jones) ebenfalls mangelt, ist vorhanden, aber sehr schmal und mebr fleischig als membranôs. Auch die Herzkammern gleichen den anderer Katzen. Die linke enthält so wie bei der Hauskatze zwei dicke und kürzere Mm. papillares, die in 2—3 Nebenwarzen getheilt smd und längere Sehnenfäden zur Valvula mitralis senden. Die rechte besitzt deren 3, die sehr lang und schmal sind. Sie sehen 46 WENZEL GRUBER. mehr wie Muskelbalken, die zur Valvula tricuspidahis verlängert sind, als. Warzenmuskeln aus, sind 4seitige, sehr schmale, lange, platte, wenig dicke, am Ende getheilte Muskelbündel, die erst nahe an den Zipfeln der genannten Klappe zu dieser kurze Sehnenfäden abgeben. Deren Sitz u. s. w. ist ungefähr so wie bei der Hauskatze, allein die Sehnenfäden scheinen bei die- ser länger zu sein. Die Länge eines solchen verlängerten Warzenmuskels kann 1°, bis 1°, Z. betragen. Die Venae cavae und pulmonales verhalten sich ähnlich wie beï F. dom. Das Verhal- ten der Aorta ascendens, des Arcus derselben und der Art. pulmonals ist nicht wesentlich ver- schieden von dem bei F. dom. Auch entstehen ebenso, wie bei dieser, die 2 Hauptstämme, nemlich der Truncus anonymus und die A. subclavia simistra, aus dem Aortenbogen. Allein jener theilt sich verhältnissmässig viel später in seine 3 Aeste als bei F. dom. Der Truncus anonymus giebt nemlich erst nach einem Verlaufe von 2°/, Z. die A. carotis sinistra ab, und theilt sich dann erst nach ”, Z. weiter nach vorn in die Carots dextra und Subclavia dextra. Fig. 1. Fig. 2. Fig. 3. Fig. #. Fig. 1. ERKLARUNG DER ABBILDUNGEN *}. Tab. I. Felis Leopardus. Magen eines ausgewachsenen Männchens (!/, der natürlichen Grüsse). Darmstück von demselben (!/, der natürlichen Grôsse) — a. Blinddarm. b, Grimm- darmstück. c. Krumdarmstück. Penisknochen von demselben (Ansicht von oben; 3 mal vergrôüssert. — «. Vordere abgestutzte Ecke. 6. Hintere zugespitzte Ecke. Y. y. Seitenecken. Kehlkopf eines jüngeren Thieres (vom Schlundkopfe aus gesehen; natürliche Grüsse.) — À. A. Schlundkopf (aufseschnitten). B. Weicher Gaumen (eingeschnitten). C. Speiserühren- stück (aufgeschnitten). D. Luftrôhrenstück. E. E. Schilddrüsenlappen und deren theilweise sichtbare Kommissur. a. Kehldeckel. b. b. Ligamenta ary-epiglotlica externa. c. c. Ligamenta ary-epiglottica interna s. vocalia anteriora. d. d. Tiefe Excavationen zwischen den Lig. ary- epiglottica externa und interna. e. e. Ligamenta thyreo-arytaenoidea s. vocalia posteriora. f. Glottis vera. g. g. Giessbeckenknorpel. h. Ringknorpélplatte. i. Zirkuläre Schleimhautfalte des Schlundkopfes am Uebergange in die Speiserôhre (valvula pharyngis). Tab. II. Felis Leopardus. Zungenbein, Kehlkopf und Luftrôhrenstück von demselben. (Ansicht von unten; natürliche Grôsse.) — A. Zungenbein. B, Kehlkopf. C. Luftrôhrenstück. a. Zungenbeinkürper. b. b. Unterbrochen zweigliedrige vordere Hôrner. «&. &«. Basalglieder derselben. 6. $. Liga- menta stylo-hyoidea derselben. 7. y. Griffelknochen oder Kopfglieder derselben (abgebrochen). c. c. Hintere Zungenbeïnhôrner. d. Membrana hyo-thyreoidea. e. e. Ligamenta hyo-thyreoi- dea lateralia. f. Schildknorpel. $. Vorderes wie ein Fortsatz ausgezogenes Ende des Win- kels. €. Linienformige Furche am Winkel. €. Längseindruck am Winkel. . Länglich vier- seitiger Ausschnitt am hinteren Ende des Winkels. $. S. Vordere Schildknorpelhôürner. ut. Hintere Schildknorpelhôrner. g. Membrana crico-thyreoidea s. Lig, crico-thyreoideum medium. h. h. Die im Interstitium crico-thyreoideum sichtbaren Portionen der Mm. thyreo- *) Nach der Natur gezeichnet von dem fleissigen Med. Cand. Herrn Alexander Kosinski; theilweise von dem Arzte Herrn Theodor Landzert. 48 Fig. 2. Fig. 3. Fig. 2. WENZEL GRUBER. arytaenoidei. i. Ringknorpel. x. Kammartige Längserhabenheiït am Winkel des Bogens des- selben. X. Fortsatz dieser Längserhabenheit. Zungenbein, Kehlkopf und Luftrôhrenstück von demselben. (Rechte Seiten-An- sicht; natürliche Grüsse.) — A. Zungenbein. B. Keblkopf. C. Luftrôhrenstück. a. Zungen- beinkôrper. b. Basalglied des vorderen Hornes der rechten Seite. c. Hinteres rechtes Horn. d. Membrana hyo-thyreoidea. e. Ligam. hyo-thyreoideum laterale. f. Schildknorpel. &. Vor- deres Schildknorpelhorn. $. Hinteres Schildknorpelhorn. %. Linea eminens der Schildknor- pelplatte. à. Loch in der Schildknorpelplatte. g. Membrana crico-thyreoidea, h. Ringknorpel. i. Giessbeckenknorpel. €. Fortsatz der Längserhabenheit des Winkels am Bogen des Ring- knorpels. Zungenbein, Kehlkopf und Luftrôhrenstück von demselben. (Ansicht von oben; natürliche Grüsse) — A. Zungenbein. B. Kehlkopf. C. Luftrôhrenstück. a. Zungenbeinkôr- per. b. b. Basalglieder der vorderen Zungenbeinhôrner. c. c. Hintere Zungenbeinhôrner. d. d. Membrana hyo-thyreoïdea. e. e. Ligamenta hyo-thyreoidea lateralia. f. Kehldeckel. g. g. Schildknorpel. &. &. Seitenhôcker der Eminentia transversa am Winke]l desselben. 8. 8. Vordere Schildknorpelhôrner. h. M. thyreo-arytaenoideus dexter. i. i. Ligamenta vocalia anteriora. k. k. Ligamenta thyreo-arytaenoidea s. vocalia posteriora. 1. Glottis. m. m. Giess- beckenknorpel. n. Ringknorpel. y. Linea eminens der Ringknorpelplatte. Tab. HA. KFelis Leo. . Kehlkopf eines ausgewachsenen Männchens. (Vom Schlundkopf aus angesehen ; !/, der natürlichen Grüsse.) — A. Schlundkopf (aufgeschnitten). B. Speiserôhre (aufgeschnitten). a. Kehldeckel. b. b. Ligamenta ary-epiglottica externa. c. c. Ligamenta vocalia anteriora. d. d. Ligamenta thyreo-arytaenoidea s. vocalia posteriora. e. e. Tiefe Excavationen zwischen den Lig. ary-epiglottica und thyreo-arytaenoidea. f, Glottis spuria. g. g. Seitentaschen zwi- schen den Ligamenta vocalia anteria et posteriora. h. h. Giessbeckenknorpel. ï. Glottis vera. k. Rudimentäre zirkuläre Schleimhautfalte des Schlundkopfes am Uebergange in die Speise- rübre. Zungenbein, Keklkopf und Luftrôhrenstück von demselben. (Ansicht von unten; !/, der natürlichen Grüsse). — A. Zungenbein. B. Kehlkopf. C. Luftrôhrenstück. a. Zungen- beinkürper. b. b. Unterbrochen dreigliedrige vordere Zungenbeinhôrner. &. &«. Basalglieder. 8.8. Mittlere Glieder (Knorpel) 7. y. Griffelknochen oder Kopfglieder. &. &. Ligamenta zwischen den Basal- und mittleren Gliedern. 8. 8. Ligamenta zwischen den mittleren Glie- dern und den Griffelknochen. c. c. Hintere Zungenbeinhôrner. d. Membrana hyo-thyreoidea. e. e. Ligamenta hyo-thyreoidea lateralia. f. Schildknorpel. à. Vorderes Ende des Winkels desselben. €. e. Randvorsprünge am Winkel. €. Längseindruck am Winkel. n. Länglich vier- seitiger Ausschnitt am hinteren Ende des Winkels (vom vorderen Theiïle des Ligamentum crico -thyreoideum medium ausgefüllt). %. $. Vordere Schildknorpelhôrner. 1. tu Hintere Schildknorpelhôrner. -g. Membrana crico-thyreoidea. h. h. Die im Interstitium crico-thyreo- ideum sichtharen Bündel der vorderen äusseren Portion der Mm. thyreo-arytaenoidei. x. Die daselbst sichtharen Fasern der hinteren tiefen Portion derselben. 1. Ringknorpel. À. Längs- erhôhung an denselben. (1. Stumpfer Vorsprung dieser Längserhôhung. Fig. 3. Fig. 4. Fig. 5. Fig. 1. Fig. 2. ANATOMIE DER EINGEWEIDE DES LEOPARDEN. 49 Zungenbein, Kehlkopf und Luftrôhrenstück von demselben. (Linke Seiten-Ansicht; !/, der natürlichen Grôsse). — A. Zungenbeïin. B. Kehlkopf. C. Luftrôhrenstück. a. Basal glied und Ligament zwischen diesem und dem mitteren Glied des vorderen Zungenbein- hornes. b. Hinteres Zungenbeinhorn. c. Membrana hyo-thyreoidea. d. Ligamentum hyo-thy- reoideum laterale. e. Schildknorpel. &«. Vorderes Schildknorpelhorn. $. Hinteres Schildknor- pelhorn. y. Linea eminens externa der Schildknorpelplatte. à. Loch der Schildknorpelplatte. &. Dreieckiger Vorsprung des oberen Randes derselben. €. Loch am Winkel zwischen dem vorderen Horn und der Seitenplatte des Schildknorpels durch ein darüber gespanntes kurzes Ligament gebildet. f. Membrana crico-thyreoidea. g. Die im Interstitium crico-thyreoideum sichtbaren Bündel der vorderen äusseren Portion des M. thyreo-arytaenoideus sinister. n. Die daselbst sichtbaren Fasern der tiefen hinteren Portion. h. Ringknorpel. i. Giessbeckenknor- pel. k. Sesamknorpel. Zungenbein, Kehlkopf und Luftrôhrenstück von demselben. (Ansicht von oben; 1/, der natürlichen Grôsse). — A. Zungenbein. B. Kehlkopf. C. Luftrôhrenstück. a. a. Mem- brana hyo-thyreoidea. b. b. Ligamenta hyo-thyreoidea lateralia. c. c. Schildknorpel. &. &. Vor- dere Schildknorpelhôrner. $. 8. Hintere Schildknorpelhôrner. y. y. Loch der Schildknorpel- platte. à. Linea obliqua interna der Schildknorpelplatte. d. Kehldeckel. e. e. Sesamknorpel. f. f. Giessbeckenknorpel. g. Ringknorpel. e. Linea eminens der Ringknorpelplatte. €. Aus- buchtung am hinteren Rande derselben. h. h. Ligamenta vocalia anteriora. i. i. Ligamenta vocalia posteriora. k. Glottis vera. 1. Gemeinschaftliche Tasche zwischen den beiden Liga- menta vocalia anteriora und posteriora. m. M. thyreo-arytaenoideus dexter. Penisknochen von demselben. — (Ansicht von oben; natürliche Grôsse). «&. Kopffür- ‘miges vorderes Ende. 6. Kôrper. Tab. IV. Felis Lynx. Kehlkopf eines jungen Thieres. (Vom Schlundkopf aus angesehen; natürliche Grôsse). — A. A. Schlundkopf (aufgeschnitten). B. Speiserôhre (aufgeschnitten). GC. Luftrôhrenstück. a. Kehldeckel. b. b. Ligamenta ary-epiglottica externa. c. c. Ligamenta vocalia anteriora. d. d. Tiefe Excavationen zwischen den Lig. ary-epiglottica externa und interna s. vocalia anteriora. e. Glottis spuria. f. f. Giessbeckenknorpel. g. Ringknorpelplatte. h. Zirkuläre Schleimhautfalte des Schlundkopfes am Uebergang in die Speiserôhre. Zungenbein, Kehlkopf etc. von demselben. (Ansicht von unten; natürliche Grüsse). — A. Zungenbein. B. Kehlkopf. C. Luftrôhrenstück. D. D. Schilddrüsenlappen. a. Zungenbein- kôürper. b. b. Vordere dreigliedrige Zungenbeinhôrner. c. c. Hintere Zungenbeinhôrner. d. Membrana hyo-thyreoidea. e. Schildknorpel. «&. Fortsatz am Winkel desselben. 6. 6. Vor- dere Schildknorpelhôürner. y. y. Loch in den Schildknorpelplatten. Ô. à. Hintere Schildknor- .pelhôürner. e. Ausschnitt am hinteren Ende des Schildknorpel-Winkels. f. Membrana crico- His.-9. thyreoidea im rhomboidalen Interstitium crico-thyreoideum. €. €. Die im Interstitium crico- thyreoideum sichtbaren Portionen der Mm. thyreo-arytaenoidei. g. Ringknorpel. Zungenbein, Kehlkopf etc. von demselben. (Rechte Seiten-Ansicht; natürliche Grôsse). — À, Zungenbein. B. Kehlkopf. C. Luftrôhrenstück. a. Zungenbeinkôrper. b. b. Vordere dreigliedrige Zungenbeinhôrner. c. Hinteres, rechtes Zungenbeinhorn mit dem nach rück- wärts gekrümmten knorplichen Ende. d. Membrana hyo-thyreoidea. e. Schildknorpel. Mém. des sav. étrang. T. VII. 7 50 WENwzEL GRUBER. &. Fortsatz am Winkel desselben. 6. Vorderes Schildknorpelhorn. y. Gelenkskapsel zwischen dem vorderen Schildknorpel- und dem hinteren Zungenbeïnhorn. à. Dreieckiger Fortsatz am oberen Schildknorpelrand. €. Loch in der Schildknorpelplatte. €. Linea obliqua dersel-- ben. n. Hinteres Schildknorpelhorn. f. Membrana crico-thyreoidea. g. Ringknorpel. Fig. 4, Zungenbein, Kehlkopf etc. von demselben. (Ansicht von oben; natürliche Grüsse). — A. Zungenbein. B. Kehlkopf. C. Luftrôhrenstück. a. Kehldeckel. b. Schildknorpel. c. c. Giess- beckenknorpel. d. Ringknorpel. &. Linea eminens der Ringknorpelplatte. Fig. 5. Kehlkopfs-Eingang eines älteren Thieres. — a. Kehldeckel. b. b. Enden der Giess- beckenknorpel. c. c. Ligamenta ary-epiglottica externa. d. d. Ligamenta ary-epiglottica in- terna s. vocalia anteriora. e. e. Tiefe Excavationen zwischen den ersteren (nach aussen) und den letzteren (nach innen). f. Glottis spuria. g. g. Ligamenta thyrco-arytaenoidea s. vocalia posteriora. à. «. Rundliche Anschwellungen an denselben. h. h. Tiefe Furchen zwischen den Lig. vocalia anteriora et posteriora. i. Glottis vera. $. | TONER chang. TU - 1 4 ! œd nat, del. A. hosinsné. Fig: L. x 7 Ce? 2 — » — 2/4 — 5" le 1110" me 4 —3}7—8" 2 » —2,3—4" 1,6, =7" 1; fn 1» —%” ( (71 2 »,—=2—323" 7 d 4» —110" Ne: Siesryes lé S/3 1 » —17—8" À ghgodr AYad ? 1 » —12—13" D to not Di 147 D» — 1 18 1 A 1» —1%" 9 » —11—12” 1. Skelet liegt 4//! 44," LU Der Trochan-\Der obere Um- fang des Troch. ter. liegt 3/1 1y fâllt mit dem untersten Um- fang d. Troch. für d. M. ilia- cus internus u. psoas zusam- men. tiefer. 2. Skelet liegt 11 tiefer. tiefer. 112 (62 WENZEL GRUBER. Daraus geht hervor, dass der Trochanter NII. bei Sciurus vulgaris (leistenartig) unter dem oberen Viertel; bei Equus asinus theilweise noch am oberen Drittel, bei £. zebra, E. hinnus, E. hemionus, E. caballus gleich unterhalb der Verbindung des obe- ren mit dem mittleren Drittel; bei Tapirus indicus 8°” über der Mitte: bei Cavia co- baya noch über der Mitte; bei Dasypus gymnurus mit dem grôssten Theil über der Mitte und bei Castor fiber an der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens seinen Stand habe. Rechnet man die Länge des Oberschenkelknochens von dem hüchsten Punkte des Gelenks- kopfes angefangen, dann rückt der Trochanter III. noch mehr nach aufwärts und steht bei Sciurus vulgaris und Equus asinus an der Verbindung des oberen mit dem zweiten Viertel; bei E. zebra, E. hinnus, E. hemionus, E. caballus an der Verbindung des oberen mit dem mittleren Drittel; bei Tapirus indicus gleich unter der Verbindung des oberen mit dem mittleren Drittel; bei Cavia cobaya noch mehr über der Mitte, bei Dasypus gymnurus über der Mitte; bei Castor fiber bald über der Mitte, bald au der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens. Die Angaben von Cuvier, Meckel, T. Bell, Blainville, Rapp, Giebel sind diesen uicht entgegen. Cuvier') hat nemlich den Trochanter HI. bei Tapirus americanus und indicus gleich unter dem oberen Drittel der Länge des Oberschenkelknochens und in beträchtlicher Entfer- oung von der Mitte; bei Dasypus novemcinctus wenigstens so abgebildet, dass noch ein grosser Theil über dieser Mitte sich befindet; bei Castor fiber aber gegen oder in der Mitte sitzend, beschrieben. Meckel”) lässt denselben bei Castor fiber und Dasypus an der Mitte abgehen. T. Bell°) lässt denselben bei Dasypus an der Mitte sitzen. Blainville“) spricht bei Taptrus nicht von einem Stand unter der Mitte. Rapp°) lässt denselben bei Dasypus an der Mitte gestellt sein. Giebel°) führt Tapirus, d. Solidungula, Castor mit einem Trochanter LL. versehen an, aber nur bei Dasypus überhaupt lässt er diesen in der Mitte, bei D. gigas ziemlich in der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens sitzend vorkommen. Pander und d’Alton”’) aber, die den Trochanter II. bei Tapirus americanus bestimmt über der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens, bei Castor fiber über der Mitte, oder 1) Leg d’anat. comp. 2. édit. Tom. I. Paris 1835. pag. 491—495. — Recherches sur les ossemens fossiles. 4. édit. Tom. III. Paris 4834 pag. 296. 300. Atlas Tom. I. Paris 1836. PI. 66; PI. 68. Fig. 1.2; PI 69. — Tom. VIIL. P. I. Paris 1836 pag. 89. 284. Atlas Tom. II. Paris 1836. PI. 203. Fig. 12—13; PI. 211. Fig. 1. 14. 2) Syst. d. vergl. Anat. II. Th. 2. Abth. Halle 1825. pag. 439—444. 3) Edentata. The Cyclopaedia of Anat. and Physiol. Vol. II. 1839. pag. 52. Fig. 26. 4) Osteographie. Des Tapirs. pag. 18. 41. 5) O. c. 1843 pag. 30; 1852 pag. 45. 6) O. c. pag. 180. 374. 418. 425. 618. 7) Skelete der Pachydermata. Bonn 1821. Taf. X; Skelete der Nagethiere. Bonn 1823. Taf. Il; Skelete der Zahn- losen. Bonn 1825. Taf. VII. ; MoNoOGRAPHIE DES CANALIS SUPRACONDYLOIDEUS HUMERI. (63 113 doch nur an dieser abbilden, haben eine Abbildung des Skelets von Dasypus novemcinctus gegeben, an dem der Trochanter III. bestimmt unter der Mitte der Länge des Schenkelkno- chens sitzt. Die Angaben Pander und d’Alton’s, Wilbrand’s und Barkow'’s über den Stand des Trochanter II. unter der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens bei Dasypus novem- cinctus, worauf Barkow Gewicht zu legen scheint, den Angaben anderer Anatomen und Zoo- logen gegenüber gehalten, vermôgen die Beständigkeit dieses Verhaltens, weder bei dieser Species, noch, und um so weniger, bei noch anderen Sp. des Dasypus darzuthun. Der Trochan- ter III. aller dieser Thiere, mag derselbe als mehr oder weniger starker Vorsprung vor- kommen, oder an dem Ende der vom Trochanter major herabziehenden breiten Leiste (wie bei Sciurus) nur angedeutet sein, sitzt somit selbst bei Dasypus bald über, bald an, bald unter der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens, gewiss nur ausnahmsweise gänzlich unter dieser Mitte. Uebrigens, selbst gesetzt den Fall, es sässe bei Dasypus der Trochanter NI. konstant unter dieser Mitte, für die Richtigkeit der Deutung als Analogon des angeblichen Processus supracondyloideus 0. f. externus kann diese Ausnahme nicht sprechen, wie Punkt 3. zeigen wird. Dass aber der Trochanter III. noch vieler anderer Thiere, deren Wilbrand und Barkow nicht gedenken, niemals gänzlich die Mitte der Länge des Oberschenkelknochens nach abwärts überschreite, ja, dass dieser Trochanter IT. überhaupt nur selten in der Mitte sich vorfinde, lassen die Angaben von Cuvier, Pander und d’Alton, Meckel, Yarrel, T. Bell, Blainville, Owen und Giebel schliessen. Cuvier') nimmt den Trochanter IL. sehr stark an bei Fiber; giebt denselben leisten- artig, und gegen das obere Drittel oder Viertel der Länge des Oberschenkelknochens lie- gend, an: bei Hypudaeus amphibius, Mus, Cricetus, Myoxus, Sciurus. Er erwähnt einer schwachen Spur davon, und zwar auch nach oben, bei Arctomys und Bathyergus u.s. w. Er gedenkt desselben, nach oben liegend, bei Lepus, und des etwas ausgesprochenen bei Cavia. Fast in der Mitte bildet er den starken Trochanter AI. bei Orycteropus, gleich unter dem oberen Viertel bei Hyrax, unter dem oberen Drittel bei Tapirus ameri- canus und indicus ab. Beim Rhinoceros javanicus bemerkt derselbe ausdrücklich, dass der Trochanter 111. in der Mitte der äusseren Seite stehe. Bei Rh. javanicus et sumatrensis bat er denselben gerade in der Mitte, bei Rh. indicus fast eben so weit vom oberen als unterem Knochenende gelagert, bei Rh. bicornis v. Cap, bei dem er ihn mehr nach unten gelagert angiebt, als bei Rh. unicornis indicus, wenigstens noch mit einem Theil über jener Mitte abgebildet. Von einer gänzlichen Lage unter der Mitte wird nirgends, von einer Lage in der Mitte selten, von einer Lage über der Mitte, aber oft gesprochen. 4) Oss. foss. 4. édit. Tom. III. Paris 1834 pag. 33. 64. 70. 268. 296. 300. Atlas. Tom. I. PI. 39; PI 41. Fig. 1. et 2; PI. 54. 55; PI. 56. Fig. 6; PI. 65. Fig. 10 et 11; PI. 66; PI. 68; Fig. 4 et 2; PI. 69; PI. 1459. — Tom. VIII. P. I. pag. 89. 90. 248. Atlas. Tom. II. PI. 203. Fig. 12—13; PI. 211. Fig. 1 et 14; PI. 213. Fig. 1 et 19. 45 11% (64) WENZEL GRUBER. Pander und d'Alton') haben den Trochanter II. wenn sie sich dieses Namens auch nicht bedienen, doch bei Lemur mongus, Galeopithecus (leistenartig) Erinaceus (leisten- artig) Chrysochloris capensis, Talpa, Centetes ecaudatus, Castor fiber, Lepus timidus, Cricetus vulgaris, (leistenartig), Bathyerqus maritimus, Georychus capenstis (leistenartig), Lemmus norwegicus (leistenartig), Orycteropus capensis, Rhinoceros, Tapirus amerti- canus als Fortsatz, Vorsprung oder Leiste beschrieben oder abgebildet. Darunter ist nur der Trochanter II. des Rh. unicornis (Taf. VIIL.) grôsstentheils unter der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens gelagert abgebildet, bei Castor fiber, Cricetus, wenn nicht über der Mitte doch nur an der Mitte, bei allen übrigen aber, und selbst beim asiañischen Rh- noceros bicornis (Taf. IX. r.), bestimmt über dieser Mitte beschrieben oder abgebildet. Meckel”) spricht nur noch beim Rhinoceros von einem in der Mitte des Oberschenkel- knochens befindlichen, starken, äusseren Vorsprung (Tr. I). W. Yarrell”) bemerkt, dass bei Chlamyphorus truncatus der Trochanter MI. an der äusseren Seite des Schenkelbeinkôrpers, etwas oberhalb der Mitte, vorspringe; und T. Bell‘) bildet denselben bei demselben Thier etwa an der Verbindung des oberen mit dem mittle- ren Drittel der Länge des Oberschenkelknochens, oder unter dieser Verbindung, ab. Nyctipithecus, Lemur catta, L. macaco, Lichanotus Indri, Galeopithecus, Talpa, Condylura, Erinaceus, Centetes, Cladobates, Macroscelides, Myogale, Rhinoceros, Hyrax sind ausser Tapirus nach Blainville”) die Thiere, welche einen Trochanter III. (bei einigen nur leistenartigen oder rudimentären) besitzen. Von einem Stand des Trochanter NI. unter der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens wird weder gesprochen, noch zeigen einen solchen Stand die Abbildungen. Seine Abbildung von einem Sheet des Lichanotus Indri weiset aber nach, dass der Trochanter III. bei diesem Thier etwa unter dem oberen ‘/, der Länge des Oberschenkelknochens sitze. A. Wagner‘) hat den Trochanter HI. bei Macrocolus beschrieben, und bei A. halticus, etwa unter dem oberen Viertel und 2°, Linie über der Mitte der Länge des Oberschenkelkno- chens, abgebildet. Owen’) nimmt bei Phascolomys Wombat auch emen Trochanter IL. an; von einem Vorkommen unter jener Mitte wird nichts angegeben. 4) Skelete der Vierhänder. Bonn 1824. Taf. VI. — Sk. d. Chiropteren u. Insectivoren, pag. 16. 19. 23. 29. Taf. II. V. — Sk. d. Nagethiere 1823. Taf. {I. III. VII; 1824. Taf. IL. V. IX. à. — Sk, d. Zahnlosen. 4825. pag. 10. — Sk. d. Pachydermata. 1821. pag. 20. Taf. VIIL; IX r.; X. 2) 1. c. pag. 441. 3) L. c. 4) Edentata. — The Cyclopaedia of Anat. and Physiol. Vol. II. Lond. 1839. pag. 53. Fig. 38. 5) Osteographie. — Des Primates. Cebus. PI. IIL.; Lemur. pag. 41. 16. 47. 30. PI. I. III. IV. VI. — Des Mammif. Insectivores. pag. 21.27. 41. 45. PI. I. II. II. IV. VIII. — Des Rhinoceros. pag. 23. 121. 135. 136. 142. 145. 150. 170.— Des Damans (Hyrax). pag. 30. — Des Tapirs. pag. 18. 41. 6) Wiegmann’s Archiv für Naturgeschichte. XII. Jahrg. Bd. I. Berlin 1846, pag. 175. — Abhandi. d. Akad. der Wissensch. in München. Bd. V. Abth. 2. 1848. Tab. VII. Fig. 1—8. 7) Marsupialia. The Cyclopaedia of Anat. and Physiol. by Todd. Vol. INT. Zondon 1847. pag. 284. MONOGRAPHIE DES CANALIS SUPRACONDYLOIDEUS HUMERI. (63) 115 Waterhouse') nennt Lepus, Habracoma, Octodon, Clenomys mit leistenartigem Tro- chanter II, versehen, dessen Vorhandensein aber A. Wagner läugnet; von einem Stand un- ter jener Mitte ist keine Rede, W. Peters”) beschreibt den Trochanter III. bei Rhynchocyon für den Ansatz des End- theiles vom M. glutaeus maximus, und bildet ihn unter dem oberen ‘/ der Länge des Ober- schenkelknochens ab. P. Gervais”) gedenkt des leistenartigen Trochanter III. bei Anomalurus unterhalb des grossen Trochanter. Giebel*) gedenkt ebenfalls des Trochanter III. bei einer grossen Reihe der eben genann- ten Thiere, aber nur bei Chrysochloris, Orycteropus spricht er von einem mittelstän- digen, bei Rhinoceros von einem tief herabgerückten Trochanter III. Erinaceus europaeus und E. auritus (leistenartig), Myogale moschata (sehr gross, abgestutzt dreieckig), Talpa (dreïeckiger Dorn), Mephitis mesomelas (Spur), Enhydris lu- tris, Phascolomys (Spur), Tamias striatus, Spermophilus, Arctomys kamtschatica (nach aussen wenig vorspringend, nach vorn ein länglich runder, deutlich umschriebener Hô- cker), Mus musculus, M. decumanus (wenig vorspringend), Hypudaeus amphibius, Lem- mus norwegicus (leistenartig angedeutet), Pedetes caffer (Spur), Lepus timidus, L. varia- bilis, L.cuniculus, Dasyprocta aguti (Hôckerchen), Cavia aperea (deutlich, schwach) und Rhinoceros javanicus sind die Thiere, deren Oberschenkel ich mit einem Trochanter I. versehen, an in hiesigen Museen aufgestellten Skeleten vorfand, Unter diesen lag derselbe bei Dasyprocta aguti an der Verbindung des obersten Siebentel mit dem zweiten der Länge des Oberschenkelbeines; bei Lepus am zweiten Siebentel; bei Tamias unter dem oberen Sechstel; bei Phascolomys unter dem oberen Fünftel; bei Enhydris, Mephitis, Arctomys an der Verbindung des oberen Viertel mit dem zweiten; bei Spermophilus und Pedetes unter dem oberen Viertel; bei Talpa und Myogale moschata über der Verbindung des oberen mit dem mittleren Drittel; bei Erinaceus vulgaris und Mus musculus unter dem oberen Drittel; bei Mus decumanus, ‘L der Länge des Oberschenkelbeines, bei Hypudaeus, ‘/,, dieser Länge, über der Mitte, und bei Cavia aperea auch noch über der Mitte, Bei einem alten Rhinoceros javanicus finde ich den Trochanter III. so gestaltet, wie denselben Cuvier bei derselben Species und bei Rh. sumatrensis abgebildet hat, und ähnlich gestaltet, wie bei Rh. bicornis v. Cap, nach Cu- vier’s, Pander’s und d’Alton’s Angaben. Derselbe ist eine länglich vierseitige, sehr lange, breite und dicke Knochenplatte, die aus- und vorwärts halbkanalfôrmig gekrümmt erscheint, und etwas gegen den Trochanter major aufsteigt. Die hintere und äussere Fläche ist konvex, 4) A Natural History. Vol. IL. London 1848. pag. 38. 248. 2) O. c. pag. 104. Tab. XXIIT. Fig. 4. 3) lc. 4) O c. pag. 1037. 1020. 1011. 1004. 913. 912. 908. 907. 898. 888. 669. 618. 399. 496. 485. 417. 414. 211. 193. LI 116 (66) WENZEL GRUBER. der obere Rand ist tiefer und breiter ausgeschnitten, als der untere, der Endrand ist der längste und konvex. Der obere spitze Winkel zwischen dem oberen und End-Rand erhebt sich aller- dings, allein von einem aufsteigenden Fortsatz gegen den Trochanter major, so wie von einem von da absteigenden, kann keine Rede sein. Das Foramen ovale, welches dadurch zwischen Trochanter major und tertius, mit oder ohne Beihilfe eines absteigenden Fortsatzes, bei Rhinoceros unicornis indicus nach Cuvier, Pander und d’Alton, Blainville und A. vorkômmt, fehlt beï Rhainoceros javanicus. Derselbe ist an seinem Ursprunge vom Oberschenkelknochen, von oben nach abwärts, weniger breit — 3 Zoll — als an seinem Ende — 3 Z. 3 L.— und 4 Z. in querer Richtung lang und vorstehend. Misst man den Schenkelknochen an seiner äusseren Seite von der Spitze des Trochanter major zum untern Ende des Condylus externus, so erhält man 15 Zoll 2 Lin. Länge. Der Trochanter III. liegt 6 Zoll unter der Spitze des Trochanter major und 6 Zoll 2 Lin. über dem unteren Ende des Condylus externus, d. 1. gerade in der Mitte der äusseren Seite. Misst man denselben vom hôchsten Punkt des Gelenkskopfes an der innern Seite zum unteren Ende des Condylus internus, so erhält man 16 Zoll 2 Lin. Länge. Der Trochanter sitzt 7°}, Zoll unter jenem Punkte des Gelenkskopfes und 5 Zoll 8 Lin. über dem unteren Ende des Condylus internus d. i. selbst bei dieser Messung noch mit ‘} seiner Basis über der Mitte. Auch mir ist sonach der Sitz des Trochanter II. gänzlich unter der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens niemals, und selbst an der Mitte nur selten vorgekommen. Zugegeben, es seien Barkow'’s angebliche Processus supracondyloidei externi keine Exostosen, es liege auch Barkow’s dritter Fall im Bereich des Ursprunges des Caput breve musculi bicipitis femoris; so haben doch Wilbrand und Barkow den Trochanter III. ge- wisser Thiere, der nur an der oberen Hälfte des Oberschenkelknochens oder nur ganz ausnahmsweise unter der Mitte sitzt, als Analogon des angeblichen Processus supra- condyloideus ossis femoris externus erklärt, der mach eigener Angabe nur an der unteren Hälfte der Länge des Oberschenkelknochens beim Menschen vorkam !! Der angebliche Processus supracondyloideus o. f. externus des Menschen, und der Trochanter III. der Thiere sind daher ihrem Stande am Oberschenkelknochen nach keineswegs analoge, wohl aber verschiedene Kuochenvorsprünge. 2) Zu untersuchen ist ferner die Richtung des Trochanter III. der Thiere zur Ver- gleichung mit der des angeblichen Processus supracondyloideus o. f. externus des Menschen. Bei den Solidungula, bei Tapirus, Dasypus, Castor fiber, ist der Trochanter III. immer nach der Streckseite der hinteren Extremität gedreht, und zugleich immer gegen den Trochanter major mit seinem Ende erhôht, und selbst hackenfôrmig verlängert. Bei Cavia cobaya und Sciurus vulgaris ist diess wenigstens angedeutet. Es zeigt sich derselbe daher gegen die Beugenseite der hinteren Extremität konvex, gerinnt, an dem gegen den Trochanter major gerichteten Rand tiefer ausgeschnitten. MONOGRAPHIE DES CANALIS SUPRACONDYLOIDEUS HUMERI. (67) 117 L_ Dies gilt ähnlich auch von anderen Thieren mit einem Trochanter III. und bei Rhi- noceros javanicus sehe ich ihn sogar wie einen Halbkanal nach vorn gekrümmt. Wilbrand und Barkow haben also den gegen die Streckseite des Oberschenkelknochens gedrehten, und gegen den Trochanter major manchmal sogar hackenfrmig verlängerten Trochanter III. der Thiere für ein Analogon des angeblichen Processus supracondyloideus 0. f. externus des Menschen erklärt, der an der Beugeseite dieses Knochens, nach rück- aus- und abwärts gegen das untere Knochenende steht, ja selbst einmal etwas hackenfôr- mig nach abwärts gestaltet vorkam. Der angebliche Processus supracondyloideus 0. f. externus des Menschen und der Trochanter II. der Thiere sind sonach, auch ihrer Richtung nach, keine ana- loge Knochenvorsprünge. 3. Vorzugsweise muss die Ursache des Vorkommens des Trochanter III. bei den Thieren, und des Processus supracondyloideus 0. f. externus bei dem Menschen fest- gestellt werden. Der Trochanter III. der Thiere ist ein Processus muscularis, wie übereinstimmend angenommen wird. Der angebliche Processus supracondyloideus 0. f. externus des Menschen muss auch ein Processus muscularis sein, widrigenfalls er bestimmt eine Exo- stose wäre. Dieser ist durch den Zug des Caput breve m. bicipitis femoris hervorgebracht, wie es aus Wilbrand’s Angabe hervorgeht. Barkow, der nur macerirte Knochen vor sich gehabt zu haben scheint, schweigt über diese Thatsache, hat aber stillschweigend beigestimmt, wenn er seine verschiedenständigen Fälle als gleichbedeutend mit Wilbrand’s Fall erklärt. Es ist sonach nothwendig zu untersuchen, ob der Trochanter III. jener Thiere auch dem Zug, eines dem Musc. biceps femoris des Menschen gleich bedeutenden, oder diesen auf irgeud eine Weise substituirenden Muskel sein Entstehen verdanke. Nur wenn diess der Fall, kann zwischen dem angeblichen Procesus supracondyloideus o. f. externus des Menschen und dem Trochanter III. der Thiere eine Analogie stattfinden. Ich will die einzelnen Thiere durchgehen. Cuvier !) lässt bei Equus den M. glutaeus maximus an den Trochanter II. inseriren, vom Ursprunge eines Kopfes des M. biceps femoris von demselben erwähnt er nichts. F. Gurlt*) nennt bei den Solidungula den Trochanter II. unteren nach vorn umge- bogenen Umdreher, Trochanter inferior. Er sagt, dass sich au ihn der M. glutaeus externus (= dem M. glutaeus maximus des Menschen) inserire, führt aber auch an, dass der lange Aus- wärtszieher (— dem Caput longum m. bicipitis femoris d. M.) eine kurze Sehne an den un- tern Umdreher gebe. Franz Müller*) nennt bei Equus unsern Trochanter III. kleinen nach vorn gedrehten Umdreher, Trochanter minor. Er sagt aber, dass sich an den kleinen Umdreher nur der H. 4) Lec. d’anat. comp. 2. édit. Tom. I. Paris 1835. pag. 501. 2) Handb. d. vergl. Anat. d. Haussäugethiere. Bd. I. Berlin 1843. pag. 174. 353. 355. 3) Lehrb. d. Anat. d. Pferdes. Wien 1853. pag. 131. 210. 213. 118 (69) WENZEL GRUBER. glutaeus externus inserire. Der dreiastige Auswärtszieher des Unterschenkels (— dem Y. biceps femoris d. M.) entsteht nach diesem Zootomen verbunden mit dem zweikôpfigen Einwärts- zieher und dem äusseren Backenmuskel, vom Kreuzbein, Sitzheinhôcker und von der Schen- kelbinde und tiefer mit einem starken Sehnenschenkel von der hinteren Fläche des Oberschenkelbeines hinter dem kleinen Umdreher, also wohl nicht vom kleinen Um- dreher. Bei Tapirus erwähnt Giebel') der Insertion des M. glutaeus externus an den Tro- chanter YA. Bei Dasypus giebt Cuvier”) die Insertion des M. glutaeus externus an den Trochan- ter IL. an. Cuvier und Meckel”) erwäbnen unter den Edentaten beim Ai, Myrmecophaga didactyla des kurzen von der oberen Hälfte des Oberschenkelbeines kommenden, aber vom langen vüllig isolirten Kopfes. Nach Rapp*) kommt bei Myrmecophaga tamandua statt des M. biceps femoris ein Muskel vom Sitzheinhôcker, der aber keinen Kopf vom Schenkelkno- chen erhält. Ueber einen kurzen vom Oberschenkel kommenden Kopf bei Dasypus ist bei keinem etwas angegeben. Der anseholiche M. glutaeus externus bei Castor fiber geht nach Meckel*) nur an den Trochanter III. Bei der Beschreibung des Wadenbeinbeugers (— dem M. biceps femoris d. M.) dieses Thieres wird eines Kopfes vom Oberschenkelknochen nicht gedacht. Bei Cavia cobaya sehe ich in einem vor mir liegenden Fall den vom Kamm des Darm- beines, vom Kreuzbein und ersten Schwanzwirbel lang aponeurotisch entstandenen #. glu- taeus externus in eine platte, 2", Lin. breite und 2 Lin. lange Endsehne übergehen, die sich an das rauhe Ende des schwach ausgesprochenen Trochanter 111. und an dessen oberen und untern ausgebuchteten Rand inserirt. Irgend ein anderer Muskel entspringt weder von da, noch inserirt sich da. Der dem M. biceps femoris des Menschen entsprechende äus- sere Unterschenkelbeuger entspringt mit einem Kopf von dem Kreuzbein, mit dem andern von dem Sitzhücker, aber ein Kopf vom Oberschenkelknochen fehlt bestimmt. Bei Sciurus reicht die Insertion des M. glutaeus externus nach Meckel°) nicht weit unter den Rollhügel herab. In mehreren vor mir liegenden Fällen geht der von dem Kamm des Darmbeines und lang aponeurotisch vom Kreuzbein entstandene M. glutaeus externus theils in die Fascialata über, theils setzt er sich unmittelbar mit einer 3 Lin. langen und 1 Lin. breiten Sehne an das raube, plôtzlich abgesetzte und etwas nach vorn gedrehte, den Trochanter III. wenigstens andeutende Ende jener breiten Leiste an, die am äusseren Rande des Oberschenkelknochens vom Trochanter major eine kleine Strecke herabzieht. Der 1) L c. pag. 180. 2) L. c. pag. 501. 3) Syst. d. vergl. Anat. Th. III. Halle 1828. pag. 607. 4) 1. c. 1843. pag. 34; 1852. pag. 50. 5) 1. c. p. 577, 608—609. 6) I. c. pag. 577. MONOGRAPHIE DES CANALIS SUPRACONDYLOIDEUS HUMERI. (69) 119 dem M. biceps femoris des Menschen entsprechende, äussere Unterschenkelbeuger entsteht mit einem Kopf von einigen vorderen Schwanzwirbeln, mit dem anderen von dem Sitzhôcker ; ein Kopf vom Oberschenkelknochen mangelt ebenfails bestimmt. Der Trochanter III. bei Equus, Tapirus, Dasypus, Castor fiber sehr ausgesprochen, Cavra cobaya wenig ausgesprochen und beï Sciurus vulgaris am Ende einer breiten Leiste nur angedeutet, verdankt daher nach obigen Angaben sein Entstehen dem Zug des M. glu- taeus externus s. maximus (— dem M. glutaeus maximus d. M.). Bei Equus soll zwar nach Gurlt auch ein Kopf des Wadenbeinbeugers (— dem M. biceps femoris d. M.) entsteben, aber Frz. Müller lässt diesen von der hinteren Fläche des Oberschenkelknochens hinter dem Trochanter WI. abgehen, woraus hervorgeht, dass auch bei diesem Thier dieser Kopf kei- uen oder nur einen äusserst geringen und ausnahmsweisen Einfluss auf sein Entstehen haben konnte, Da der Trochanter 111. auch bei Thieren vorkommt, welchen ein Kopf des M. biceps femoris vom Oberschenkelknochen überhaupt fehlt, so ist diess um so mehr bewiesen. Dieses dürfte auch bei noch anderen Thieren, die einen Trochanter III. aufweisen, der Fall sein. Auch spricht in der That Blainville") bei Hyrax von einem schwachen Ru- wdipen tes Trochanter IL. an dem sich der M. glutaeus maximus inserirt; W.Peters”) bei Rhynchocyon vom Ansatz des Endtheiles desselben Muskels an denselben Tro- chanter. Damit ist die Unmôglichkeïit einer Analogie zwischen dem Trochanter AIT. und dem angeblichen Processus supracondyloideus 0. f. externus selbst für den Fall dargethan, wenn der Trochanter III. unter der Mitte der Länge des Oberschenkelknochens vorkom- men sollte. Wilbrand und Barkow haben also den Trochanter 111. als einen Knochenvorsprung, der sein Entstehen dem Zug des M. glutaeus externus s. maximus verdankt, als Analo- foseiu hr angeblichen Processus supracondyloideus o. f. externus des Menschen erklärt, der sein Entstehen vom Zug des Caput breve musculi bicipitis femoris herleitet. Der angebliche Processus supracondyloideus 0. f. externus des Menschen und der Trochanter II. der Thiere sind somit auch und besonders in Hinsicht der Ur- sache ihres Vorkommens von einander vôllig verschiedene Knochenvorsprünge. Da sich nun der angebliche Processus supracondyloideus 0. f. externus des Men- schen und der Trochanter III. der Thiere durch Untersuchungen in dieser dreifachen Beziehung als Analoga nicht bewäbrt haben; so ist die Deutung Wilbrand’s und Bar- kow’s als eine falsche anzusehen. Man ist berechtigt zu erklären, dass es ein grosser, durch Nichts zu rechtfertigender Irrthum sei: den Trochanter III. der Thiere —, weil dieser 1) seinen Stand fast immer an der oberen Hälfte des Oberschenkelknochen hat, 2) weil seine 4) Osteographie. — Des Damans. pag. 30. 2) L c. 120 (To) WEenwzEL GRUBER. Richtung eine nach vorn gegen die Streckseite und nach aufwärts gegen den Trochan- ter major ist, und 3.) sein Entstehen vom Zug des M. glutaeus externus s. maximus herleitet — für das Analogon des angeblichen Processus supracondyloideus 0.f. externus des Menschen zu nehmen — weil dieser 1.) seinen Stand an der unteren Hälfte des Ober- schenkelknochens hat, 2.) weil seine Richtung eine gegen die Beugeseite des Oberschenkels und abwärts gegen den Condylus externus ist, und 3.) weil er sein Entstehen dem Zug des Caput breve musculi bicipitis verdanken soll. Die grosse Unrichtigkeit dieser Deutung von Wilbrand und Barkow geht noch aus folgender Betrachtung hervor: Bei Equus caballus überragt der Trochanter III. den Trochanter minor (zur Insertion des M. ihacus internus und psoas) nach abwärts um 3—6 Lin., bei E. asinus um 3 Lin., bei Æ. hinnus um 3 Lin., bei £. hemionus um 6 Lin., bei E. zebra um 9 Lin., bei Tapirus um 6 Lin., bei Dasypus gymnurus um 6 Lin., bei Castor fiber um 1—%4 Lin., bei Sciurus vulgaris um 1 Lin. d. 1. um 1—9 Lin.; bei manchen Thieren liegen der Trochanter minor und Trochanter III. im gleichen Miveau. Setzen wir nun den Fall, man würde mir macerirte Oberschenkelknochen bringen, von welchen jeder am Labium internum lineae asperae einen Knochenvorsprung hätte; die Knochenvorsprünge wären verschiedenständig und würden selbst bis gegen die Mitte des Oberschenkelknochens vorkommen. Wie sich die- selben zur Musculatur verhalten haben u. s. w. würde mir eben so wenig bekannt sein wie Barkow, nur vermuthen kônnte ich. Falls an irgend einer andern Stelle des einen Knochen noch ein zweiter ungewühnlicher Fortsatz vorkäme, den ich wie Barkow als Exostose oder Ostephyt erkennen würde, so kônnte ich letztern unberücksichtigt lassen wie Barkow. Dann würde ich die Musculatur, die sich an den Trochanter minor ansetzt, wie Barkow beim Trochanter IL. ignoriren. Endlich würde ich, wie Wilbrand und Barkow, auch nicht genau prüfen, ob denn diese Fortsätze wirklich keine Exostosen sind und ob sie denn auch wirk- lich den Namen Processus supracondyloidei verdienen. Ich hätte sonach das Recht für alle diese fälschlich als Processus supracondyloidei o. f. interni genommenen Vor- sprünge oder Fortsätze am Labium internum L. a. des menschlichen Oberschenkelknochens als Analogon den Trochanter minor der Thiere (oder eine diesen substituirende Tuberosiüät), der nur 1—9 Lin. mehr aufwärts als der Trochanter IL. sitzt, was keine Berücksichtigung verdient, oder sogar im gleichen Mveau mit letzterem steht, zu erklären, wie Barkow für seine angeblichen Processus supracondyloidei o. f. externi als Analogon den Tro- chanter III. jener Thiere erklärt hat d.i. ich hätte das Recht verschiedenständige, un- gewôhnliche Vorsprünge am Labium internum lineae asperae o. f. des Menschen als Analogon des Trochanter minor des Menschen, der — ist dem Trochanter minor der Thiere, aufzustellen !! Was würde man aber über eine solche Deutung sagen?! und wahrlich sie würde kaum absurder sein als die von Wilbrand und Barkow, gegen welche sich keine Stimme erhoben hat! MONOGRAPHIE DES CANALIS SUPRACONDYLOIDEUS HUMERI. (4) 121 Welcher Vorsprung am menschlichen Oberschenkelknochen kann allein als Analogon des Trochanter II. der Thiere gelten? Nur der, welcher im Bereich der unmittelbaren Insertion des M. glutaeus ma- æimus an dem oberen Theil des Labium externum [. a. des Oberschenkelknochens, d. 1. etwa am oberen Viertel der Oberschenkellänge unterhalb dem Trochanter major (diesen nicht erreichend) einige Zoll abwärts, etwa vorkommen und dureh Zug dieses Muskels erzeugt würde, Ein solcher Vorsprung ist in der That auch schon beobachtet worden. Der be- rühmte Anatom J. Cruveilhier') gedenkt nemlich am Labium externum der oberen Bifur- cation der Linea aspera des menschlichen Oberschenkelknochens und an der Stelle zur Insertion des Musculus glutaeus maximus einer beträchtlichen Apophyse, die manchmal vorkommt, eine Art von Trochanter mainor darstellt, dem Musculus glutaeus maximus zur Insertion dient und auch dem M. quadratus femoris einige Insertionspunkte gewähren kann. Diese Apophyse sehe ich als das wahre Analogon des Trochanter II. der Säugethiere an. Lag etwa einer der Fälle von Barkow in diesem Bereich? oder ist einer der Fälle von Barkow identisch dem Vorsprung nach Cruveilhier ? Darauf muss man mit «Nein» antworten. Konnte vielleicht der M. glutaeus maximus dadurch, dass er auch in die Fascia lata übergeht, mittelbar zur Bildung der angeblichen Processus supracondyloidei Veranlassung werden? Darauf muss man auch mit «Nein» antworten. Ausser Anderem würde dieser Annahme das Verhalten bei Sciurus widersprechen, bei dem auch der M. glutaeus externus theilweise mit der Fascia lata zusammenhängt, aber nur der unmittelbar an den Oberschenkelknochen sich inserirende Theïl den Trochanter III. erzeugte. B. Abgesehen davon ob der angebliche Processus supracondyloideus 0. f. externus des Menschen als eine analoge Bildung eines bestimmten Knochenvorsprunges bei gewissen Thieren gelten kônne oder nicht, muss zuletzt noch untersucht werden, ob er denn überhaupt ein Processus supracondyloideus sei oder nicht sei? Dass derselbe in der That auf den Namen und die Bedeutung eines Processus supracondyloideus keinen An- spruch habe, werden wieder nachstehende Gründe darzuthun im Stande sein : 1.) Das wahre, bisweilen vorkommende, an eine bestimmte Stelle am Planum pophiteum gebundene Tuber supracondyloideum o. f. externum ist ja gefunden. Zu einem Fortsatz entwickelt habe ich es, wie gesagt, bis jetzt noch nicht gesehen. Man wird mir aber zugestehen müssen, dass die Môglichkeit dazu gegeben ist, ohne von einer Exostose sprechen zu müssen. Alle Vorsprünge, welche darüber vorkommen, kônnen ebensowenig Processus supracondyloidei 0. f. externi genannt werden, als die, welche über dem von mir aufgefundenen, wahren Pro- cessus supracondyloideus o. f. internus sitzen würden, Processus supracondyloidet 0. f. énterni heissen dürfen. 2.) Dass im Bereich des Labium externum und internum lineae asperae Exostosen 1) Traité d'anat. descr, 3me édit. Paris 1851. Tom. I. pag, 305. et Tom. II. pag. 494. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 16 192 (7) WENZEL GRUBER. vorkommen, ist in den pathologisch-anatomischen Schriften aufgezeichnet, und in der That dürfte es Barkow schwer werden, über jeden Zweifel zu beweisen, dass seine angeblichen Processus supracondyloider keine Exostosen sind. 3.) Dass das Labium externum lineae asperae, welche ja selbst durch daselbst ent- springende oder sich inserirende Muskeln entstanden ist, an einzelnen Stellen, von oben bis unten, durch Zug einzelner Partien jener Muskeln und unter Umständen mehr entwickelt vor- kommen und Knochenvorsprünge, die keine Exostosen sind, darstellen kann, ist nicht zu läugnen. Diese Môglichkeit ist aber auch am Labium internum lineae asperae gegeben. Kann damit etwa die Môglichkeit ausgeschlossen sein, dass bei einem und demselben Individuum die Linea aspera an mehreren Stellen zugleich Vorsprünge bilde? Gewiss nicht. Barkow hat aber an drei verschiedenen Stellen dieselben beobachtet, aber immer nur je einen an einem Präparat, immerhin verschiedenständige Vorsprünge nachgewiesen. Warum sollten aber diese drei verschiedenständigen angeblichen Processus supracondyloider 0. f. eæternt nicht auch bei einem und demselben Individuum vorkommen? Dann müsste Barkow einen Processus supracondyloideus, supra-supracondyloideus und supra- supra-supracondyloideus unterscheiden ! $ 4.) Zufällige Vergrôsserungen einzelner Theïle der Linea aspera, sobald sie weder an Ort und Stelle gebunden sind, nicht nur einfach, sondern muthmasslich auch vielfach bei einem und demselben Individuum und an allen Stellen derselben vorkommen kôünnen, verdienen keine besondere Berücksichtigung, keinen besonderen Namen. Man mag von môüglichen, in der Länge der Labra lineae asperae stellenweise vorkommenden zufälligen Vergrüsserungen der letzteren sprechen, wolle aber die descriptive Osteologie nicht mit bedeutungslosen, eigene Namen führenden Fortsätzen belasten. Solche Vorsprünge obendrein, unbekümmert darum, ob sie nahe oder weit vom Condylus externus entfernt liegen, unbekümmert darum, ob es nicht wirklich einen an eine bestimmte Stelle gebundenen und bald über dem Condylus externus gelagerten, durch eine bestimmte Ursache entstandenen Hôcker oder Fortsatz, der bestimmt keine krankhafte Knochenvorragung ist und in der That den Namen Processus supracondyloideus 0. f. externus verdient, gebe, Processus supracondyloidei o. f. externi zu nennen, wie es Barkow gethan hat, ist eine nicht zu rechtfertigende Willkührlichkeit. Die Beweise in A. und in B. haben somit den angeblichen Processus supracondy- loideus 0. f. externus als bedeutungslose, zufällige und stellenweise Vergrüsserung des Labium externum lineae asperae charakterisirt, welche als Analogonirgendeines bestimmten Knochenvorsprunges bei den Thieren nicht genommen werden darf, und nur fälschlich als ein Processus supracondyloideus des Menschen erklärt wurde. Der falsche Processus supracondyloideus ossis femoris externus — auct. Wilbrand et Barkow — verdient daher eben so wenig einen Platz in der descriptiven Osteologre, wie der falsche Processus supracondyloideus ossis humerti externus — auct. Barkow. EEE = Dritter Abschnitt. Operativ-chirurgische Bemerkungen. In operativ-chirurgischer Beziehung verdienen der Canalis brachio-cubitalis und unter den Processus supracondyloidei humeri et femoris des Menschen der wahre Processus supracondyloideus ossis humert internus unsere Aufmerksamkeit "). Beide sind wissenswerth und die Kenntniss jenes musculôs-fibrôsen Kanales und dieses Fortsatzes dürfte im gesetzten Fall dem Operateur manchen Nutzen gewähren, vorausgesetzt, dass Sicherheït, Schnelligkeit und Nettigkeit in der Ausführung eines operativen Eingrifles mit môglichst vieler Schonung der Theile und môüglichst wenig Qual des zu Operi- renden berücksichtigungswerthe Vortheile sind. Ich habe schon 1849 und unabhängig von Struthers, dessen Abhandlung zwar schon 1848 erschien, aber mir erst im Jahresbericht von 1849 bekanut wurde, auf die Wichtig- keit der Kenntniss des Processus supracondyloideus h. à. für die operative Chirurgie, aufmerksam gemacht. Struthers und Ich haben angegeben, dass dieser Processus, entwickelt, an den Leichen, selbst bei unversehrtem Arm, durch die Haut gefühlt, somit auch an Lebenden diagnosticirt werden kônne. Ich habe 1849 und 1852, bereits gestützt auf eine grosse Reiïhe von Beobachtungen, auf die Nothwendigkeit der Kenntniss für die operative Chirurgie, der zugleich mit dem Processus supracondyloideus vorhandenen und ihn bedingenden verschiedenen Formen einer auomalen überzähligen Portion des M. pronator teres, welche das untere Drittel des Suleus bicipitalis grôsstentheils oder sogar gänzlich ausfüllen kann, immer aber die Arteria brachialis oder wenigstens ihre Fortsetzung, falls ein Ast von ihr anomal hoch entstanden wäre, bedeckt, mit Nachdruck hingewiesen. Ich habe bewiesen, dass in den Fällen des Vor- kommens dieses Processus die diesen umschlingende, sonst am Rand des M. biceps, also an 4) Vergl. W. Gruber. Neue Anomalien pag. 40 — 41, — Abhandl. a. d. menschl. u. vergl. Anat. pag. 132 —135. * 124 (7% WENzEL GRUBER. der äusseren Grenze des Sulcus bicipitalis internus gelagerte Art. braclialis oder ihre Fort- setzung an der inneren Grenze dieses Sulcus, und selbst bis 1 Z. vom M. biceps brachii weggerückt, verlaufe. Ich habe diesen Processus, der wenn nicht bei unversehrtem Arm doch in der behufs Arterienligatur gemachten Wunde gefühlt und gesucht werden kann, als diagnostisches Kennzeichen für diese anomale Gefässlagerung und für jene Anomalie des M. pronator teres erklärt, als Anhaltspunkt zur Aufsuchung dieser anomal gelagerten Arterie mit Chassaignac’s Tuberculum caroticum zur Aufsuchung der Art. carotis communis verglichen und in solcher Beziehung auch Tuberculum brachiale genannt. Ich hatte bis 1852 zugleich mit dem Vorkommen des Processus supracondyloideus und der davon entsprungenen anomalen Portion des M. pronator teres, namentlich bei hôheren Ent- wickelungsstuffen seiner Anomalie, bereits alle Grade des hohen Ursprunges der Art. ra- dialis (5 Fälle) beobachtet; hervorgehoben, dass eine solche nach Lage und Verlauf die Art. brachialis selbst oder ihre Fortsetzung vortäuschen, und in dem Fall mit Ursprung aus der Art. brachiahs oder ihrer Fortsetzung am Eingang in den Canalis supracondyloideus s. brachio-cubitalis bei ihrer Unterbindung oder der der Art. brachialis (behufs der Heïlung eines Aneurysma im Ellenbogenbug) zu nahe jenem Eingang, wegen Unmôglichkeit des Zustandekommens eines genügend langen Thrombus, eine gefährliche Nachblutung her- beiführen kônnte. Ich habe endlich angegeben, wie man in solchen entweder schon vor oder während der Operation diagnosticirten Fällen zur verborgenen Art. brachialis gelangen kônne. Wenn die Art. brachialis, oder ihre Fortsetzung, unter meinen 22 Fällen, die ich mit Vorkommen des Processus supracondyloideus und des fleischig-sehnigen Canalis supracondyloideus bis jetzt untersuchen konnte, an Ve der Fälle (nach Struthers sogar an */,,) aus ibrer Lage nach einwärts gerückt und von einer anomalen Musculatur bedeckt, vorkam; wenn ferner auf diese Anomalie, selbst mit den hôchsten Entwickelungsgraden, bei jedem 36. bis 37. Individuum, bei jedem 48. bis 49. Arm geschlossen werden kann, wie ich a. a. O. angegeben habe; wenn einige Fälle ähnlicher Anomalien und Verrückungen der Gefässe nach einwärts durch Tiedemann und A. bekannt wurden; wenn dann einige Male bei denselben Muskel-Anomalien, auch ohne gleichzeitige Existenz jenes Processus, die Art. brachialis oder ihre Fortsetzung auf dieselbe Weise mit anomaler Verrückung nach einwärts von mir beobachtet wurde; wenn endlich von Nubhn ein Fall der hôheren Entwickelungsstuffen der Anomalie des M. pronator teres mit Mangel des Processus supracondyloideus und mit Vorkommen einer ano- malen Lage der Art. brackialis beschrieben und abgebildet wurde; wenn zuletzt, gestützt auf meine zahlreichen Beobachtungen, ich zu vermuthen berechtigt bin, es sei auch in jenen Fällen des Processus supracondyloideus internus, wobei von mir und A. die Weiïchtheiïle zugleich nicht untersucht wurden oder nicht untersucht werden konnten, eine den Canalis supracondyloideus bedingende Anomalie des M. pronator teres und dabeiï in der grôssten Mehrzahl eine anomale Verrückung der Gefässe nach einwärts zugegen gewesen: so ist die als nicht wenig häufig MONOGRAPHIE DES CANA LIS SUPRACONDYLOIDEUS HUMERI. 5) 125 bewiesene Existenz des Canalis supracondyloideus s. brachio-cubitalis beim Menschen mit und ohne jene des Processus supracondyloideus ossis humert internus auch für die operative Chirurgie kein anatomisches Curiosum mehr, sondern ein Vorkommniss, welches für die operative Chirurgie nicht weniger wichtig sich herausstellt, wie für die Avatomie, als Analogie einer normalen Säugethierbildung, interessant. Man denke sich in solchen Fällen, namentlich in jener mit den hôheren Entwickelungsstuffen der Anomalie des M. pronator teres, die Vornahme der Ligatur der Art. brachialis im untern Theïl des Sulcus bicipitalis internus oder im Armbug. Der Operateur wäre am inneren Rand des M. biceps u. s. w. vollkommen nach den Regeln der Kunst bis in die Tiefe auf einen Muskel, den er irrig für den #7. brachiahs internus ansieht, eingedrungen, aber von einer Arterie, überhaupt von einem Gefäss, findet er keine Spur. Der Operateur würde dadurch schon in Verlegenheït gerathen. Er sucht nach andern Anhaltspunkten: wie nach der Pulsation der Arterie, allein diese dürfte ihn wohl auch in Such lassen, denn bedeckt ist die Arterie von einer Muskel- schicht, die manchmal beträchtlich dick ist; dann nach dem Nervus medianus, der in dieser Region nach innen von der Art. brachiahs liegt, aber auch davon keine Spur, weil dieser in allen solchen Fällen im Canalis brachio-cubitalis verborgen läuft. Die Verlegenheit hat den hôchsten Grad erreicht, aus der der Operateur nur nach langer Dauer, nach manchen, nicht gut zu heissenden Eingriffen durch endliche Auffindung der im Kanale versteckten Arterie gerissen werden dürfte. Wenn schon die später mir redlich eingestandene Nichtkenntniss des wahren Lagen- verhältnisses der Art. brachialis (aussen) zum Nervus medianus (nach innen), im untern Drittel des Sulcus bicipitalis internus, Veranlassung werden konnte, dass die Art. brachiahs in dem einen Fall an einem Lebenden (14#— 16jährigen Schusterjungen), wegen eines Aneurysma im Ellenbogenbug, im chirurgischen Clinicum in Prag von einem viel beschäftigten und sonst tüchtigen Chirurgen, erst nach einer vollen Stunde aufgefunden und unterbunden werden konnte, wie die Uhr seines sehr feindlich gesinnten Rivalen, der aber später einem Würdigeren das Feld räumen musste, zeigte, und wie ich, gegenwärtig bei der Operation vor etwa 14 bis 15 Jahren, als wirklich so geschehen bewahrheïten kann: so darf, indem ich die von mir ge- lieferten und citirten Abbildungen zu Gemüthe zu führen mir erlaube, ohne Uebertreibung vermuthet werden, dass Nichtkenntniss unserer in Rede stehenden Anomalien, ähnliche Verlegenheiten und noch ärgere Missgriffe selbst dem anatomisch mehr durch- gebildeten Chirurgen bereiten müsste. Nubn'), obgleich nur auf eine einzige Beobachtung gestützt, hat sich mit Recht und zu gleicher Zeit mit mir veranlasst gefunden, auf jene Verlegenheiten hinzuweisen, und doch war sein ausnahmsweiser Fall noch der allergünstigste; die Art. brachiahs, allerdings von einer anomalen Muskelportion bedeckt, war aber doch normal gelagert. 4) O. c. p. 21. ERKLARUNG DER ABBILDUNGEN. Tab. IE. Fig. 1. Unteres Endstück eines rechten Os femoris von einem Mann. (Hintere Ansicht). — A. Condylus internus. B. Planum popliteum. €. Condylus externus. a. Tuber supracondy- loideum o. f. internum. 6. Epicondylus internus. c. Epicondylus externus. &. Labium internum lineae asperae. 6. Labium externum lineae asperae. y. Linea intercondyloidea. à. Fossa supracondyloidea o. f. interna. «. Feld dieser Fossa zur Befestigung der mittleren Portion der Ursprungssehne des Musculus gastrocnemius internus. 8’. Feld dieser Fossa zur Lagerung der neuen Bursa mucosa genualis supracondyloidea. Fig. 2. Unteres Endstück eines linken Os femoris von einer Frau (Hintere Ansicht) — A. — f$'. wie Fig. 1. Fig. 3. Dasselbe Präparat. (Innere Seiten-Ansicht). — À. Condylus internus. a. Tuber supracondy- loideum o. f. internum. b. Epicondulus internus. Tab. EL. Unterer Theil des rechten Oberschenkels von einen 20 —25jährigen Mann. (Hintere Ansicht). — À. Os femoris. B. Musculus adductor magnus. C. Musculus gastrocnemius internus. D. Interstitium zwischen der Sehne der Portio inferior m. adductoris magni und dem Os femoris. a. Processus supracondyloideus o. f. internus. b. Condylus internus. c. Condylus externus. d. Planum popliteum. e. Bursa synovialis accidentalis am Kôpfchen des Processus supracondyloïdeus o. f. internus. &. Labium internum lineae asperae. $. Labium externum lineae asperae. y. Portio media m. adductoris magni. à. Portio inferior m. adductoris magni. &. Portio superior der Ursprungssehne des M. gastro- cnemius internus. €. Portio inferior der Ursprungssehne dieses Muskels. &«’. Sehne der Portio inferior m. adductoris magni. $’. Innerer Theil der Portio superior der Ursprungssehne des M. gastrocnemius internus. Yÿ. Aeusserer Theil derselben. Ô’. Sehnenfaden vom Labium internum lineae asperae zur Bursa synovialis accidentalis. £’. Dreieckige Lücke statt der feblenden Portio media der Ursprungs- sehne des M. gastrocnemius internus. Tab. KEX. Dasselbe Präparat wie in Tab. IL. (Ansicht von innen und vorn). — 4. Os femoris. B. Mus- culus adductor magnus. C. Interstitium zwischen der Sehne der Portio inferior m. adductoris magni und dem Os femoris. a. Processus supracondyloideus o. f. internus. b. Portio media m. adductoris magni. c. Portio inferior desselben. d. Bursa synovialis accidentalis am Kôpfchen des Processus supracondyloideus o. f. internus. «. Sehnenfaden vom Labium internum lineae asperae zur Bursa synovialis accidentalis. Inhalt LOL SR OI DO 0 0 0 6 010 PO EC OS EP EEE L Abschnitt:. Canalis supracondyloideus s. Foramen supracondyloideum ossis humeri der Säugethiere. A. Vorkommen des Canalis supracondyloideus o. h. der Säugethiere ...................... IL Quadrumana......... DR RAR. MER, AIDE RM AC EASETENE RHRANUTRR RDA Ce PNR LR ANR, En RAR AURA ER MONRÉRECERR TE RETE Ce PR CROIRE RENE PANTIN AE EMA E CREME 0e ee Te LAC ADMIN OTA RE UN nanas dass ose 0e 0 CAL MIA NE EUR ae Ai CASA RUNOER DÉCODEUR nn le sons ses nolnive L'ART SENTIR ENT E PEER EE ES ee NT DE A AE ED LR MAGliresi.isse eo do EE te A D ivoire ere Ada De HAVE: Ut ne mie sie eee ma sie ose alarme é o\oia a a.sioisiaie «2 DÉMRUMINANTIA. ».... «0 0e 0e Hors BR ne DE SU TOP OR OO Me ee cie DR PIRE: 2. tete te se oo 0» Re oc 23000 DOME cc coco oc oo ben ne PRO OA RE Reel eeleers aise cas ole ojelaio rs ve e AMD oo 0e pooc JOeDe XX. Abschnitt. Processus supracondyloidei ossis humeri et femoris des Menschen und der Säugethiere und Canalis brachio-cubitalis des Menschen. L. Processus supracondyloidei ossis humeri des Menschen............................... 1. Processus supracondyloideus ossis humeri internus............................. 1) Wabrer Processus supracondyloideus o. h. internus........................ 128 (78 W. GRUBER. MONOGRAPHIE DES CANALIS SUPRACONDYLOIDEUS HUMERI, Seite. A. Vorkommen etc. des wahren Processus supracondyloideus o. h. internus.. 76 B. Bedeutung des wabren Processus supracondyloideus o. h. internus....... 83 C. Foramen supracondyloideum u. Canalis supracondyloideus s. brachio-cubi- talis.des Menschen ii... PRE. Lu EEE 87 1. Foramen supracondyloideum des Menschen..................... 87 2. Canalis supracondyloideus s. brachio-cubitalis des Menschen....... 89 3. Bestimmung des Foramen supracondyloïideum und Canalis supracon- dyloideus s. brachio-cubitalis des Menschen ................. 90 k. Bedeutung des Foramen supracondyloideum und Canalis supracondy- loideus s. brachio-cubitalis des Menschen.................... 93 2) Falscher Processus supracondyloideus o h. internus........................ 9% A. Vorkommen des falschen Processus supracondyloideus o. h. internus .... 94 B. Bedeutung des falschen Processus supracondyloïdeus o. h. internus ...... 95 2. Processus supracondyloideus ossis humeri externus des Menschen................. 95 1) Wabrer Processus supracondyloideus o. h. externus des Menschen und sein wahres Analoson beiï.den, Sänséthieren este 0 Me mr oO 95 2) Falscher Processus supracondyloideus 0. h. externus und sein falsches Analogon bei den Säugethieren..... HR Re. dl. Me duere RARE 96 IL. Processus supracondyloïdei ossis femoris des Menschen.............................. 99 1. Wahres Tuber supracondyloideum s. Processus supracondyloideus ossis femoris internus und sein wabres Analogon bei den Säugethieren ............................ 99 2. Processus supracondyloideus ossis femoris externus des Menschen................. 106 1) Wahrer Processus supracondyloideus o. f. externus s. Tuber supracondyloideum 0. externumdes Menschen. ....:.4:....."." LP 2 Etc fe 106 2) Falscher Processus supracondyloideus o. f. externus und sein falsches Analogon bei den Säugethieren....:.1.....:2:4:: 0.000 ee ee CORCE CES 107 EXT. Abschnitt. Operatis-chirurgische Bemerkunger:. 4... tutti MO OI RRQ UE 123 Eräruns der Abbildüngen..: up Re te AnMREnEnrr pdhvetinanto A Sn 126 " _ CT _ LED Jauv- eli. 7: IY7/4 W24 PA Don 277 Hiaconi, foideud À F1 Fig: B75 LECRERS nat del M2 Pape lith LI | nu, La Th. Landyert ad nat.del. & N TIM. TI. W 7. Le épeucrrstytodlet VW Pape. lith. A - des lee: le. T'VW. W 70 Se 22 Th L. andyerl ad nat. del. W Pape lith.. “ : , ; É = “ t4 x : la? j ni T { \ “ EPA . Li F . y , rt [ ”, ° L ' ; = CA " yes - L " ‘ { 7 " L 1 | DIE GESCHICHTE DER OQAILIDEN - DYNASTIE. ON W. TIESENHAUSEN. = ) a L A4 Le es-- ei av + u j N A È ah mue Lt DLL CCE KR ( F A Par # " 0 ’ Fa Va 0 L ’ « 1h re + Vu y 4 6 f _ FRE ven, pi "AE Di tra \ * * LL‘ A IN l 1e ; | mn Hour Li \ + A | hs F 4 4 aa ' d | , "4 - “ sh l { (WTA , LE Unter den zahlreichen und mehr oder weniger bedeutenden Dynastien, die sich beï der Auflôsung des ôstlichen Chalifats mit unglaublicher Schnelligkeit heranbildeten, doch oft ebenso rasch ibre politische Laufbahn vollendeten, verdient auch das Herrscherhaus der ‘Oqailiden nä- her beleuchtet zu werden, das sich zu Ende des 10ten Jahrhunderts auf den Trümmern der Hamdanidenherrschaft in Mossul zu einer gewissen Unabhängigkeit emporschwang, in fort- währenden Fehden mit den benachbarten Araber- und Kurdenstämmen seine bedrohte Selbst- ständigkeit zu wahren und zu behaupten suchte, zu seiner Blüthezeit über einen nicht unbe- deutenden Theïl Mesopotamiens und des arabischen ’Iräq gebot und endlich nach mebr als hun- dertjährigem Bestehen (von 380 bis 489 der Hidjra — 990—1096 nach Chr.), in Folge in- nerer Zwistigkeiten und der immer mächtiger werdenden Feinde, seinem erstarkten Gegner, den Seldjugen unterlag. Einer besondern Beachtung werth ist jene Dynastie durch ihre stete Hinnei- gung zum Schiismus, ihren Anschluss an das egyptische Fürstenhaus der Fatimiden und die entschieden feindliche Stellung gegen das Chalifat von Baghdad, die in der offenen Theilnahme des ‘Oqailiden Qoreisch ibn Bedrân an dem Aufstande des Türkenhäuptlings el-Besäsiri gegen den Chalifen el-Qâim biamrillah ibr hôchstes Maass erreichte. Auch darf nicht unbemerkt bleiben, dass unter den in Russland und den Ostseeländern gemachten Funden arabischen Geldes eben- falls Oqailidenmünzen vorkommen, welche auf eine Betheiligung dieses Emirats an den wohl kaum mehr zu bezweiïfelnden Handelsverbindungen hinweisen, die wahrscheinlich schon seit frühester Zeit zwischen dem westlichen Asien und dem nordôstlichen Europa bestanden. Der- gleichen Münzen findet man beschrieben in Chr. M. Frähn’s Vorläufigem Bericht über das muhammedanische Münzkabinet des Asiatischen Museums, St. Petersburg 1821, p. 38, des- selben Recens. Num. Muham. Acad. Imp. Scient. Petropolit. 1826, p. 151 u. 600, Num Kuficr anecdoti ex vartüs musers selecti et 1llustrati in dem IXten Bande der Mémoires de l'Acad. 1829, p. 584, und Nov. Suppl. ad Recensionem, ed B. Dorn, Petropol. 1855, p. 65 und 260 —262; Hansen, Recensio XLIII numorum arabicorum, Dorpat 1838, A° 35; Lindberg, Essai sur les monnaies coufiques, frappées par les émirs de la famille des Bouides et les princes de leur dé- pendance, in den Mémoires de la Société Royale des Antiquaires du Nord, Copenhague 1844, p. 256—258; Tornberg, Symbolae ad rem numariam muharmmedanam in dem XIII. Bande der Nov. Act. Reg. Societ. Scient. Upsal., p. 138—139, und desselben Num Cuf. Reg. Nu- mophylac. Holmiensis, Upsaliae 1848, p. 265—268; Bulletin historico-philologique de l’Acad. Imp. de St-Pétersbourg, T. IL, p. 246, und T. IV, p. 106: Soret, Lettre à M. Koehne, sur quelques monnaies orientales inédites; Extrait du journal numismatique de Berlin, 1846, und des- + 132 (4) W. TiESENHAUSEN. DIE GESCHICHTE DER ‘OQAILIDEN-DYNASTIE. selben Lettre à M. Frachn sur les exemplaires inédits de la collection des médailles orientales de M. Fr. Soret in dem Vten Bande der Mémoires de la Société Impériale d'Archéologie de St.- Pétersbourg, p. 184— 189. Ueber die Geschichte der ‘Oqailiden handeln : Deguignes, Histoire générale des Huns, Paris 1756, T. I, part. I, p. 338, T. IL, a, p. 20%, 217, b, p. 4—5, 82, 165, 201; E. Rüdiger in der Allgemeinen Encyclopädie der Wissenschaften von Ersch und Gruber, Illte Section, Ilter Th., p. 346—347; Weil, Geschichte der Chalifen, Illter Band, an mehreren, in den Anmerkungen näher angegebenen Stellen, und Hammer, Literatur- geschichte der Araber, Bd. V, p. 74—76, und Bd. VI, p. #7—%48. Vgl. auch Handbuch der Geschichte des Mittelalters von Fr. Rühs, Berlin 1806, p. 204; Handbuch der Geschichte des Mittelalters von Fr. Rehm, Kassel 1833, Bd. IT, 2. Abth., p. 225—9229, und Schlos- ser’s Weltgeschichte für das deutsche Volk, bearbeitet von Kriegk, Frankf. a. M. 1846, Bd. VI, p. 376 ff. Eine synchronistische Uebersicht lieferte Rasmussen in den Annales Islamismi, Hauniae 1825, p. 19—2%. Den dieser Abhandlung zu Grunde gelegten und mit diplomatischer Genauigkeit abge- druckten Text aus Ibn Chaldûn’s grossem Geschichtswerke — |, Ju) lus, all LUS mie LA er) pb) à — (Exemplar der kôniglichen Bibliothek zu Paris, Suppl. ar. N° 2402, C) verdanke ich der zuvorkommenden Gefälligkeit des Herrn Kasimirski von Biberstein, Bibliothekars der Pariser Asiatischen Gesellschaft, der, auf Herrn Dr. Mohl's freundliche Verwendung, mir von dem die Oqailiden betreffenden Abschnitte eine Abschrift anzufertigen die Güte hatte, worauf Herr Professor Dozy meine an ihn gerichtete Bitte: jene Copie mit dem Leydener Codex des Ibn Chaldün (Universitäts-Bibliothek, 47 1350) zu colla- tioniren, freundlichst gewährte. Neben den genannten Gelebrten, denen ich hiermit meinen wärmsten und verbindlichsten Dank wiederhole, fühle ich mich auch gegen den Herrn Director des Asiatischen Museums hierselbst, den wirklichen Staatsrath von Dorn zu besonderem Dank verpflichtet, der mir mit der grôüssten Bereitwilligkeit die in den Anmerkungen erwähnten Handschrifien des Museums zu benutzen gestattete. Ueber die näheren Lebensumstände des berühmten Geschichtschreibers Abü-Zeid ‘Abd-er Rahman ibn-Chaldûün (geb. 732 — 1332; gest. 808 — 1406), so wie über die Bedeutung und den Inhalt seines Werkes verweise ich auf die Vorrede zur Histoire des Berbères et des dynasties musulmanes de l'Afrique septentrionale, trad. par M. le baron de Slane, T. I. Alger 1847. Schliesslich muss ich bemerken, dass die dem Texte beigegebenen Varianten sich auf die Leydener Handschrift beziehen, und dass ich, nach der von Dr. Wüstenfeld bei der Heraus- gabe des Moschtarik befolgten Methode, die Zusätze aus dem Leydener Codex in eckige, die- jenigen Worte aber und Sätze, die nur in der Pariser Handsebrift enthalten sind, und in der Leydener fehlen, in runde Klammern gesetzt habe. W. TIESENHAUSEN. mp dut, Jell Jée Le ss Le La rie) Les 1, SJ) HE OMS ge cb 34 inone cp ele ue 48 (5) âalis ps () at 3us ST sue Jée se U F og vos Gil LE Dé SLA Giue Gill, a de Le O0 Lis EL (4) es lus ss dés ve pre) Ji) F TRE pers Dogs ©J,LY} gl ol à ol LES Le lie tp de plel ülus cp jolb y9l el U, 4 Lge cp Dec 7% CP Ji LD éb D? Pan | QU? 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D bol Le ge ol &s Je és ol eut, Lélés 5 Le Les «fi Le dll Ole) us a çoues vo 6 ob luës d'OE SLA Coé la ds ol GE (es a, I Le Cle 6 all Ua Lt LA al axû Mai dl ul) Le Ci ali à, ll [ele] ve de pl, lose au L, Ab es Jlyeil &le JI es Fe RE JS lual] 3 Le Us ade Je Ul ds je à, Le JS CS ob (ul olee) Lo) Janoul Jals e Gi réal se 2 el! jiss LI ji, 4,0 Le allés o4és () poil ges D, dl be, is M sie à Of KL UN de of Le alles Caull :5 Ulall ädlees d,ol Le 0 Ab; sb) el ll de de ol, Ls & 4] pr SH ee Sls Ur olol wes, M le Jet qb ll d lbs cumeldl, À alu ä 9, Jel) ché EL Oil ie éhos p ie CP [de] Ml ce ie p) U25 oui phes SLI, LAN Bal 2 doll des a e S UIEL So Oh jé «sl del ge fl al 4 (age Le glall: Jospin RE Jai (529) LM, pholl ÿ° (sue) opel, ais (3 all) Jel as) Ce Us ax, Ÿ al Ces duos ae (ais af) Ji, d'äcle C5 as) > Li F lb} le palst.l, (5) L,5> al) re LE pre de coll Len 26 Gus Eee ee) () Ci Cond cp cd) Lust J lulé al 5 Ce ss pouls CA Les a) Caseli J.ll in e* SN aée Gall Les Ji Je Dal ll 6 se less ep ( eue 03) JL, db () és se ee cp OÙ él E& as Est, CIDRE deuil éslé cul Ex de, anl cle (lisse LL, 0) 2h sel (1) aie ep CE JU) je, Jel ON il 5e, LU co alle ade >,, all Jill «di le, Wu Jeoll (41) Ge als à} us Lels 2 as) Los QE ai L.J,, pi ae ols:l, del Olll Je, Lis Le del ll) e* DS ge ae like cul 035 ao, PATES T ie à (9 Jdb Lol US$ ol de Ent ep 6 de ol y delis pù ane, JU Us ace cpud] oc 4, ges ee Je ol à Es be LU, a mail @ LS, (5 moïll @ Lis Lan (&) UK (6 eb (D pa (8) CAE (9) sel, do) SU5 di) 2% 42) SLUL Dre GESCHICHTE DER ’OQAILIDEN-D YNASTIE. 7) 135 sl ds () wie ce + 0 ob JJ ol LL r coder AL n 5 JU) aus), Lol] lil) é U,bss le Ji Ju Lis Le é=b isLN Lele du) Dire De c gs ge Les Llol Jgaut y cle] ik, Les Lis JL we cols sl D ce = lle bé äsdi) Lol à, Sise lyde aile) 0 last o" JS og) Je Lpl > Hé oJ2 LfLes od Le Jill Le P OU) & Jus gs Lrail] LE u2s LS »33)l Uilsiul, Joue ol LI (9) Col UN 5 JJ Ex F OH cpl Gil ou F F) üls de ds Jill +» LL L F à, ls Je lle Les LM el ce a 5 ou? ss rss ae 2 385 21,53) ÿ° Jlye lc OF ls el à, JEU Je va Lib (Élises) gens, Quel de SL Les sols dis lexél, axe peilssl Sls a 3 0 5 NEA pe Es LIL af) 2586 Lole Gi 5 M ol, LE Ji, lux Elle (3 es le pe ES ge ape BJ Jul, À) sud) @e &ob () got cs pol ge Wose Ws () ab GE dy, Es JJ &Ll es Li cud) él ol Je ol) Gle (8 als, LIL LE () 51,5 ou) AOF de (”) ao ae oJele " (”) LS p} Er des asus ils J due MSbs, Cluses Le LL Je ê Lie JL ll cp oudl 0 F en)lsl,s J! 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TiIESENHAUSEN. ue w} C5, prends pue ie 45,9) J) oil: LL D RU ve. lé us ane, ali, a Lai dl Je pl ciges uils lus lie Le LES Cell () Je es ©) JL ce le #1 ds P pPles ä,0) & cils Ô elsel Ssl, 3,ke LM sal) s LL ee Que al) es La} jlus de] (9 os 5 pee ele F LI Lés yes ibs Lis ele mo ul cp él () le Je U JJ exe ous Lale F Les dis Bee ele dl sel SU Jill Ln Lili Lbs de eh ol de Ge ol ils Ji SYU LS LI 4b es Jul, Lbuës af, es Ll, Jesll &es Wif dll gel je e # Le cl vil ee Las LR LI SL AL aol Le AUl Ce des à &ul Jai ële d gb}, 11,55 je cf Lmulbieel: y glall PE: Jde; ee EE PTE AE CU gel 05 JM ce oil ui urtee LE a5l5, Cle ils cas À ägelal seul) olel, ON ue Ole) ce ol Of os e Us ll à sud) cp de cpl pesil UJJ LU) SI ( ) 455» SJLo Lis, pb) gl aol ylss JLoÏl ln ds, se UI ae Los re œ) ol Ce all, ŒIL (°) obel, lil, UE el D? ei v Jus rh #1 gb Al | UN 41 gls de J 0920 px) çe) 4) Fe PE Es Jais af Lolo je cpl ds je SU L$ culs pas à JI eu) ll à LL EU & Je, GLelb & fl, sl uss al n° JL ES oJles âne es pue sos) de ae (as P 0) gli Jesll EU Jise ons Je y ep Lol (*) Goël 555 lu QU lei (7) due Sis oyésls SLAM bee Jon du Je dll NL Cal pol el Slue ob (9 cab Les dual) Ja ll pl ls po 08 ce gai le 6 Lee M) lys DPI 05 él SL és M QI LM us (9 Get A5 bs Feb ils O8 ä,0L ax ei, F als ce (7) geil Gba) pie Que de Giles I aa 4e Li} ,2l gl Jobs [aie] oæls ae ele) (3 Lilas JI ad) JB LUE Li col og ce ae a ot pl œ) ue: Qilos doul Juin Css F ons di SJ lo, $ Le Ulse du JE © LL @ QU 6 ss ae 65 Le (6 4) lose) Je (n Jflual) 43 lai (8) dla) (0 J5 ao el, un dl] a Gil us el 40 BL) 45) où Dre GESCHICHTE DER 'OQAILIDEN-DYNASTIE. 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Dozy. ao UN @ ES (6 all dl 5 Se © LL m lle (8 de (0) pl (10) pélel ÿ* un LES an US us Bis, ue lle 45 pis Jie (9 Jle un ade (418) 1,555 , Die GESCHiICHTE DER 'OQAILIDEN-DYNASTIE. 41) 139 Seb 303 () és Qleel api LM all bal, 5 Ga Jell Lole lis Des... Re Cas, :() cl Gal JA Sal Césss ls, 5ele ñ prob, a) pale 5 83) Le pe À vis 1155 Le oub J, 5 pie as LL uso, Lie gios Je] lLs JU a ce» Lio (5) oÿbë Le, Je JUL pesiles peser. J e# leu à all Cejoils ill + JL () 25les de äele pbs OPEN e* Je) (4) ge us Lily, ol all Jss, de me ulss nd GS de Lil, 5 LS, UM] Jol, D ee. 6 LU NL alé, CU, LL 40,4) JU Lois Y5 Jesl Jel 5 ji Ciel, ppucrs 07 œil dll, Die cp Cle ce ue Fe Li opes (°) JL pansil ye 0) We JU, Soul Gsm ( gl 0) poil & (Lies) ot cl oies _ pi Logan les ll sosie Gui Jel Lie lisse. 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(43) 141 Phéuul lus Josl lé pes ve LU LE LOU, C5 5e ae] (9 coul J bles Lleol, () Jos das bull (3) Lie cp cul pl laslos Led Les (°) iall à2ls os) ,./, ie :p () &lel, ae js (9) JG Je Ô pl og5l abs dise Le cmd à Lil LI Us Le 5Lelb © gdssie Jul à) pis) of Lilo UE judl () » D ULB Lis dll yat Le ailes UKie - pl de us àJ, I pas Ul,s del, NE ant ll LES SALE al Lie Lkie eo UE je (°) pl og] el dl se ep yudl Cl GA Le y») el &sl AJ Ja) plu Josll yés pe] EU (4 Le (6 ST P os Es 8 225 Se ee gudl cel AI Jul Lud (9 Je pl, oKie ol puis «35 all Gil, 5 Le Dils ges Las ai) (5) SuSG, JL VI 3 à als) Je (*) Lis, & Lois re) sl, Gil dut cie ce (9) &xll ass F 02€ F JE ol asb ls ds e*) ae => deb LI ae (°) 45 Gb best (9 co oi ol lue Us LE o) a, ul ges Es aus Je ol, Cle ge aies) us, JS LI pe Ce15 LM ae aile, oe vs) pl sel, Gb. al all dus dlise se dbull ses Oils0s vel, Cond pad du ce pl Q& lobes) F bis, loysi, (9) Elle I Jobs LIN ce loués ue ge dl, (©) JB ,5s AE SL je () “ SE Cas ILE, ju yes ol ls & cp ES ENTRÉE ENT PTE bi ele Dei, Jet Si pue de ae sgeblle aus je quel, ovel Gad Lsfle, Lu, (degli Jek sl êlle, & J53) degli J & de ak AI JE nl & be all ls late Je, Lu] pi as) ll Jul, , äsvéill, je ME RE PRE GB) JE ol] U® dal Sos Jesse Ut Eh, ls ee äclLJl Le (4) Hier folgt ein yyes)) Jjel axbibul) le js überschriebenes Kapitel, das über byzantinische Geschichte handelt und nur allgemein bekannte Notizen über Basilius II und seinen Zug gegen die Bulgaren, über Constantin VI, Michael IV und Theodora enthält. (2) Led] 65 (3) Ex] ( del (5 cpl (© Je em a5lels (8 LI () posèke (10) ge U0 el 42 cl Us ds cp Ce cpl un Les, as) SOL (6 LS an cpl Lis 48 5 ao ls (0 5, en 4e, @2 JL Cis es JLEN] + 142 (4% W. T1ESENHAUSEN. mil Jus AN il de el abe & Je Ode LU L () Le) élle, lus Jobs Uk |, ls F Joss Vs Joss al, Je Co ve ce çg_yel)) us ON OMAN SRE el) QI LS Joel sys âelé > afle AL Hus ee Jos) pesé ll Qi db 5e Les LES" Jess Fo sl os 13 Le l'os ce cyan 5glf ae à JE »h ohaelll À Lil, 5 GE ac, dé 5 és lue QI LE Jedl + PE ae Lolsll & ddl bel, Es Le () es Ps EEE pers ès SI ab }s Le] Lesb 052) 4035 Lbel al Jul Je (ol al ge & JS «4, A PE ri JE el JI EL (ET sed) RE SY ee Jill or à LÉ Aie EL cp (ui) #55 JE Ce Cl, cyeïll () amis US à ARAME ss EU () À le del Je Ce ye le) G SLall vos J5 eye, de à el ds 5, &ls Je) Jol ge xl) op & œlel [UK] e ade (pi) ms Jeoll QI ass 8 ls Do) pe as), JUN jh as, Lhus al cpl is EM Je DIE S gb Ji}! JU" ar ais Lab ail, US ace dise (3 PR. 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(3) LÉ ( Ulis (4 Le, (6 degll (m Que (8) al (9) Slsl Go kil uel,Jl e, 150 (22 W. TiESENHAUSEN. Die Geschichte der ’Oqailidenherrsehaft in Mossul, die mit Abû’d-Dawwäd beginnt, und die verschiedenen Veränderungen in den Verhältnissen dieser Dynastie. Die Benû ‘Oqail, die nebst den Benû Kilâb, Benû Numeir und Benû Chafädja von ‘Amir ibn Ca'çaa stammen, während die Benû Tajji ibren Ursprung von Kablän ableiten ('), hatten sich zwischen Mesopotamien und Syrien, an beiden Ufern des Euphrat verbreitet und waren anfangs gleichsam Unterthanen der Benû :'amdän, denen sie Tribut entrichteten und Kriegs- dienste leisteten. In der Folge aber, als sich ihre Macht durch den allmäbligen Verfall der Hamdâniden-Herrschaft vergrôsserte, suchten sie zu dem Besitz einiger Ländereien zu gelan- gen, uod als Abû Tähir ibn Hamdän auf seiner Flucht vor dem Merwâäniden Abûü Ali, dem Herrn von Dijärbekr, wie wir dessen beim Jahre 380 (990—991) erwäbhnt haben, Nacçibin erreichte, fand er diese Stadt schon von Abû d-Dawwäd Muhammed besetzt, dem Sohne el- Musejjeb’s ibn Râf ibn el-Mugalled ibn Dja’far ibn Omar ibn Muhannà und Häuptlinge der Benû ’Oqaii ibn Ka’b ibn Rabia ibn Amir (*). Abûd-Dawwäd tôdtete den Abû Tähir und dessen Gefolge, begab sich nach Mossul, bemächtigte sich dieser Stadt und ersuchte den Buweihiden Behâ ed-daula, der die Provinz Iràq im Namen des Chalifen verwaltete, einen Präfecten nach Mossul zu ernennen. Obgleich nun jener seinerseits einen solehen hinsehickte, blieb dennoch die Oberherrschaft zwei Jahre hindurch in den Händen des Abü d-Dawwäd, bis Behà ed-daula im Jabre 382 (992-993) seine Truppen unter Anführung Abû Dja fars el-Haddjädj ibn Hormuz gegen ihn sandte, der ihn bei Mossul schlug und von der Stadt Besitz nahm. Abû d-Dawwäd rückte zwar mit seinen Stammgenossen und mehreren Arabern, die sich ibm angeschlossen hatten, aufs Neue gegen ibn ins Feld, wurde jedoch in den Schlach- ten und Treflen, zu welchen es kam, von den Deilemiten geschlagen (°). Abû’d Dawwäâd’s Tod und Regierungsantritt seines Bruders el-Mugalled. Nach Abüd-Dawwäd's Tode im Jahre 386 (996—997) ging die Herrschaft auf seinen Bruder Ali über, dem sein anderer Bruder el-Mugalled ibn el-Musejjeb dieselbe zu entreissen suchte. Da sich aber die Oqailiden diesem Vorhaben widersetzten, weil ‘Ali älter war, so be- schloss el-Muqalled sich wenigstens der Stadt Mossul zu bemächtigen (*). Zu diesem Zwecke suchte er diejenigen Deilemiten, welche sich dort mit Abû Dja far ibn Hormuz befanden, für sich zu gewinnen, und als ihm dieses gelungen war, forderte er Behâ ed-daula auf, ibm Mossul gegen einen jäbrlichen Tribut von 2000000 Dirbem zu überlassen, erklärte dann seinem Bruder Ali und dessen Anhängern, dass der Buweiïhidenfürst ihn zum Statthalter ein- Die GESCHICHTE DER 'OOQAILIDEN-DYNASTIE. (23) 151 gesetzt habe und erbat sich ihren Beistand. Die Oqailiden begaben sich hierauf mit ibm nach Mossul, wo sich die Deilemiten, die er für sich gewonnen hatte, ihm anschlossen. Abû Dja far, der Anfübrer der letzteren, sah sich genôthigt, sie um Schutz zu ersuchen, und als sie ihm denselben gewäbrt hatten, schiffte er sich heimlich nach Baghdad ein, und entkam glück- lich ihrer Verfolgung. Unterdessen bemächtigte sich el-Muqalled der Stadt Mossul und setzte seinen Bruder ‘Ali zum Mitregenten ein, so dass sie anfangs beide im Kanzelgebete genannt wurden (*). Dann aber entzweiten sie sich und el-Mugalled eignete sich die Alléiuherr- schaft zu. El-Muqalled entzweit sich mit Behà ed-daula ibn Buweih. El-Mugalled, der sich allmählig des westlichen Euphratgebietes bemächtigte, hatte in Baghdad einen Stellvertreter, welcher in Folge seines übermüthigen Characters mit den Be- amten des Behà ed-daula (letzterer war zu jener Zeit in einen Krieg mit seinem eigenen Bru- der verwickelt) in Streit gerieth und sich über dieselben bei el-Muqalled beklagte. Dieser erschien sogleich mit bewaffneter Macht in Baghdad, bemächtigte sich der Beamten und war schon im Begriff die Einwohner zu brandschatzen, als Behà ed-daula s Stellvertreter in Bagh- dad, Abû ‘Ali ibn Ismail gegen ihn ins Feld rückte und ihm ein Treffen lieferte. Hierauf ent- schuldigte sich el-Mugalled schriftlich bei Behà ed-daula und ersuchte ihn um die Verwaltung el-Qacrs (°) und einiges andere. Behà el-daula gewäbrte ihm nicht nur Gnade, sondern bevoll- mächtigte zugleich Abù Dja far el-Haddjädj ibn Hormuz den Abû ‘Ali ibn Isma'il gefangen zu nehmen und mit el-Mugalled einen Vertrag abzuschliessen. Ein solcher kam auch unter der Bedingung zu Stande, dass el-Mugalled sich zur Entrichtung von 10000 Dinaren an Bebà ed-daula verpflichtete, sowohl letzteren, als auch Abû Dja far im Kanzelgebete nennen musste und nur das Protectorat über die Gebiete beibehalten durfte, wogegen Behä ed-daula seiner- seits el-Muqgalled mit dem Ehrenkleide eines Sultans beschenkte, ihm den Titel Husäm ed- daula verlieh und ihm die Städte Mossul, Küfa, Qacr und Djâmie in (3) zum Lehen anwies. Nachdem el-Mugalled noch eine Audienz bei dem Chalifen el-Qâdir billab erbalten hatte, nabm er von jenen Städten Besitz, zog in seine Umgebung eine Anzah] angesehener und ver- #“dienstvoller Personen, die den Glanz seiner zunehmenden Macht noch mehr verherrlichten (°). Abû Dja far, der sich unterdessen Abû ‘Alÿs ibn Isma’il bemächtigt hatte, sah sich später zur Flucht genôthigt und begab sich zu Muhaddsib ed-daula, Herrn von Batiha (°). AR ibn el-Musejjeb wird gefangen genommen. Noch vor dem Abzuge el-Mugalleds nach {râq waren zwischen den Beamten desselben und denjenigen seines Bruders ‘Ali Streitigkeiten vorgefallen, welche el-Muqalled bei seiner Rückkehr nach Mossul an den Anhängern ‘Alÿs zu rächen beschloss. Als er aber sah, dass ibm dieses nicht gelingen wollte, sann er auf eine List, seines Bruders habhaft zu werden. Unter dem Vorwande, die Stadt Daqüià erobern zu wollen, brachte er eine Schaar Deilemiten zusammen, liess sich von ihnen den Eid der Treue leisten, überfiel dann das in seiner Nach- 152 (4) W. TIESENHAUSEN. barschaft befindliche Haus des Bruders, drang zu ihm hinein, bemächtigte sich ‘Alÿs und setzte ibn gefangen. ‘Alïs Frau und deren beiden Sühne Qirwäsch und Bedrân schickte er nach Tekrit, lud mehrere Araberhäuptlinge zu sich ein, beschenkte sie reichlich mit Ehrenkleidern und andern Gaben und brachte auf solche Weise einen Trupp von 2000 Reitern zusammen. Seine Schwägerin begab sich mit ibren beiden Sôbnen zu einem andern Bruder el-Mugalled's, el-Hasan ibn el-Musejjeb, dessen Besitzungen sich in der Nähe von Tekrit befanden und der sogleich an die Araber einen Aufruf zum Kampfe gegen el-Muqalled ergehen liess. Mit einem Heere von 10000 Mann rückte er gegen el-Muqalled ins Feld, der auch schon Mossul ver- lassen hatte und sich mit seinen Anhängern über den Krieg gegen seinen Bruder berieth. Während nun einerseits Râff ibn Muhammed ibn Maan auf Krieg drang und andrerseits dessen Bruder Gbarib ibn Muhammed (e) Frieden und Vertrag vorschlug, erschien el-Mugalled's Schwester Ramila ibnet el-Mussejjeb als Vermittlerin für ibren Bruder ‘Ali. Auf ihre Fürbitte schenkte el-Mugalled diesem die Freiheit, gab ihm sein Vermôgen zurück, und begab sich nach abgeschlossenem Frieden wieder nach Mossul. Hier traf er Anstalten zu einem Feldzuge nach Wäsit, gegen ’Ali ibn Mezjed el-Asadi (e) , welcher seinen Bruder el-Hasan unterstützt hatte. Er war schon nach Hilla gekommen, als er eiligst zurückkehren musste, weil ’Al unterdessen nach Mossul aufoebrochen war und sich der Stadt bemächtigt batte. Es gelang jedoch seinem Bruder el-Hasan, der aus Furcht vor der Truppenanzahl el-Mugalled’s ihm vorangeeilt war, Alles friedlich beizulegen, worauf letzterer, vereint mit seinen beiden Brü- dern, in Mossul einzog. Zwar entfloh”"Ali bald darauf, Bôses befürchtend, doch kam der Friede zwischen ihnen unter der Bedingung zu Stande, dass sie wechselweise, einer während der Ab- wesenheit des andern, regieren sollten. So blieb der Stand der Dinge bis zum Jahre 390 (999—1000), in welchem Ali starb, und sein Bruder el-Hasan an dessen Stelle trat. Dieser sah sich genôthigt, vor el-Mugalled, der sich mit den Chafädjiten gegen ihn verbündet hatte, pach ‘Jrâq zu entfiehen. El-Mugalled versuchte zwar ihn zu verfolgen, stand aber, da es ibm nicht gelingen wollte seiner habbaft zu werden, von seinem Vorhaben ab und machte einen zweiten Einfall in das Gebiet Alïs ibn Mezjed, welcher sich zum Herrn von Batiha, Mu- haddsib ed-daula, begab, der sie untereivander aussôhnte. El-Mugalled bemächtigt sich Daqûqâ’s. Als el-Mugalled den Krieg mit seinen beïden Brüdern und Ibn Mezjed beendigt hatte, begab er sich nach Daqügà (”) und bemächtigte sich desselben. Diese Stadt gehôrte anfangs zweien Christenhäuptlingen, welche die Einwohner derselben zu ihrem Glauben bekehren wollten, und wurde ihnen von einem zu Baghdad mächtigen Häuptlinge Djabril ibn Muham- med () entrissen, der selbst ein grosser Kriegsheld war und von dem Beherrscher Batihas, Mu- baddsib ed-daula unterstützt, sich die beiden christlichen Emire unterwarf. Er beherrschte die Stadt mit grosser Gerechtigkeit, musste sie aber später el-Mugalled abtreten, dem sie wieder von Mubammed ibn Bedjnân entrissen wurde. Nach diesem fiel sie in die Gewalt Qirwäsch's ibn el-Mugalled, von dem sie au Facbr el-Mulk Abû Ghâlib (") überging. Zwar gelang es |] Dire GESCUICHTE DER ’OQAILIDEN-D YNASTIE. (23) 153 Djabril mit Hülfe eines Heeres, das er von dem Kurdenhäuptlinge Müschek ibn Hakuweih er- hielt, die Stadt den Präfecten Fachr ed-daula’s wegzunehmen, allein sowobhl er selbst, als auch Müûschek wurden ihrerseits von Bedrän ibn el-Mugalled besiegt, der sich hierauf Daqüqà’s bemächtigte. El-Muqalled wird ermordet und die Regierung geht auf seinen Sohn Qirwâsch über. El-Mugalled's Gefolge, das aus Türken bestand, war einst entflohen, wurde jedoch von ibm verfolgt und wieder eingefangen, worauf er viele derselben zum warnenden Beispiele hinrichten liess. Ibre Gefährten, ein gleiches Schicksal befürchtend, benützten einst seine Sorglosigkeit und ermordeten ihn in Anbär, im Jahre 391 (10001001), als sich seine Macht schon bedeutend ausgedehnt hatte und er im Begriff war sich Baghdads zu bemäch- tigen (). Da nun zu der Zeit sein älterer Sohn Qirwâsch, dessen Vermôgen sich in Anbär befand, selbst abwesend war, so fürchtete sein Stellvertreter daselbst, Namens Abdullah ibn Ibrahim ibn Scharuweih, dass Qirwächs Oheim el-Hasan einen plôtzlichen Ueberfall wagen würde. Er schickte desshalb sogleich zu Abû Mancçûr ibn Qoräd, der sich in Sindia befand ("), versprach ihm el-Muqalled's ganze Erbschaft, wenn er el-Hasan zurückdrängen würde, und trieb, als er seine Zustimmung erhalten hatte, Qirwäsch zur Eïle an. Dieser erschien und gab dem Ibn Qoräd, der bei ihm blieb, Alles, was ihm der Stellvertreter Abdalläh zugesagt hatte. Als aber Qirwäsch sich mit seinem Oheñn el-Hasan ibn el-Musejjeb, der sich bei den Häupt- lingen der Oqailiden über Qirwäâsch's und Ibn Qorâd's Benehmen beklagte, wieder versôhnt hatte("”), kam er mit El-Hasan überein, sich ibn Qorâd’s zu entledigen und sich angeblich unter einander bekriegend, beim ersten Zusammentreffen seiner zu bemächtigen. Doch als die Trup- pen dieses Vorhaben erfuhren, setzten sie Ibn Qoräd davon in Kenntniss, der auch sogleich die Flucht ergriff, und, obwoh] von Qirwäsch und el-Hasan verfolgt, ihnen glücklich entkam. Qirwäsch aber kehrte in das Lager desselben zurück, bemächtigte sich der darin befindlichen Schätze, fand das Geld, das er ihm gegeben hatte, unangetastet und nahm wieder davon Be- sitz. Darauf begab er sich nach Küfa, überfel hier die Chafàädjiten nnd vertrieb sie nach Syrien, wo Abû Dja far el-Haddjädj ibn Hormuz ihre Hülfe in Anspruch nahm. Streitigkeiten zwischen Qirwâsch und Behâ ed-daula ibn Buweïh. Als im Jahre 392 (1001—1002) ein Trupp ‘Ogailiden auf Qirwäsch’s Geheiss die Stadt Madäin eingeschlossen und Behà ed-daula’s Stellvertreter zu Baghdad, Abû Dja’far el- Haddjädj ibn Hormuz ein Heer gegen sie geschickt hatte, das sie vertrieb, verbündeten sich die Oqailiden mit den Asaditen und deren Häuptlinge ‘Ali ibn Mezjed, und schlugen Abû Dja far in die Flucht, der im Bunde mit den Chafädjiten, die er aus Syrien berufen hatte, selbst gegen sie zu Felde gezogen war. Sein Lager wurde geplündert und eine grosse Anzahl Türken und Deilemiten theils getôdtet, theïls gefangen genommen. Als aber Abüû Dja'far ein zwWeltes Heer zusammenbrachte und den ‘Oqailiden in der Umgegend von Küûfa ein neues Mém. des sav. étrang, T. VIIL. 20 154 (26) W. TiESENHAUSEN. Treffen lieferte, wurden diese ihrerseits geschlagen und viele derselben ebenfalls niederge- metzelt, theils gefangen genommen. Hierauf drang er in das Gebiet der Benû Mezjed, und entriss ihnen eine unermessliche Beute. Im Jahre 397 (1006— 1007) begab sich Qirwäsch nach Küfa, welches dem zu jener Zeit abwesenden Chafädjiten Abû ‘Ali ibn Thumäl gehürte, und bemächtigte sich dieser Stadt, wurde jedoch, als Abüû "Ali, davon in Kenntniss gesetzt, zurückgeeilt war, wieder vertrieben und gefesselt nach Anbär zurückgeschickt, während seine in Küfa zurückgebliebenen Genossen verhaftet und gefoltert wurden. Nach dem Tode Abû ’Alÿs ibn Thumäl, der im Jahre 399 (1008 —1009) ermordet wurde, begab sich Qirwäsch nach Rahaba, welches der damalige Beherrscher von Egypten el-Häkim ihm zugesagt hatte, tôdtete den gegen ihn ins Feld gerückten ‘Oqailiden ‘Isà ibn Chilât und bemächtigte sich der Stadt. Diese ging später in verschiedene Hände über, bis sie endlich in die Gewalt des Kiläbiten Çâlih ibn Mirdàs, des Besitzers von Haleb gelangte ("). Qirwâsch’s Kanzelgebet für die ?Aliden. Im Jahre #01 (1010—1011) liess Qirwäsch in allen seinen Besitzungen, wie Mossul, Anbär, Madäin, Küfa und andern, das Kanzelgebet im Namen des Herrn von Egypten, el- Häkim biamrilläh verrichten, worauf der Chalife el-Qâdir billäh den Abü Bekr el-Bâgiläni (®) béauftragte Behä ed-daula unverzüglich davon in Kenntniss zu setzen. Dieser empfing Abüû Bekr aufs freundlichste und schickte sogleich dem ‘Amid el-djujäsch Abû ‘Ali ibn Abî Dja far Ustâds Hormuz in Irâq den schriftlichen Befehl zu, gegen Qirwâsch ins Feld zu ziehen, indem er ihm auch 100,000 Dinare zur Bestreitung der Kriegskosten anwies. Den Abû Bekr selbst beschenkte Behà ed-daula mit einem Ehrenkleide und setzte ihn zum Kadhi von Omän und der umliegenden Ufergebiete ein. Kaum aber war der ‘Amid el-djujûsch ins Feld gerückt, so flehte Qirwäsch um Vergebung, gab das Gebet für die Aliden auf und liess es, wie früher, im Namen der ’Abbässiden verrichten (”). Qirwâsch nimmt seine Veziere gefangen. M'utamid ed-daula Qirwäsch ibn el-Muqalled hatte Abül-Qâsim el-Husein ibn ’Ali ibn el-Husein el-Maghribi (*') zu seinem Vezier ernannt, dessen Vater, wie erzählt wird, anfangs zu den Beamten des Hamdäniden Seif ed-daula gehôrt haben soll, hierauf aber denselben ver- lassen hatte und nach Egypten gegangen war, wo er Statthalter einiger Distrikte war und wo auch sein Sohn Abûl-Qäsim geboren wurde und aufwuchs. Als el- Häkim den Vater getôdtet batte, entfloh Abûl-Qâsim nach Syrien zu Hassân ibn Mufarridj ibn el-Djarräh el-Tajji und bewog ibn sich gegen el-Häkim aufzulehnen und den Abûl Futüh el-Hasan ibn Dja’far, den Gebieter von Mekka, zum rechtmässigen Herrscher zu proclamiren (”). Zwar that es jener, allein Abûl Futûh’s Plan misslang und er musste nach Mekka zurückkehren. Abül Qâsim el-Magbribi begab sich hierauf nach ’Irâq, zu Fachr el-Mulk, doch da ibn dieser zu entfernen suchte, weil der Chalife el-Qâdir billäh befürchtete, er würde die Rechte der egyptischen ’Ali- Die GESCHICHTE DER 'OQAILIDEN-DYNASTIE. (@7) 155 den geltend machen, so ging er nach Mossul zu Qirwäsch, der ibn anfangs zum Vezier er- pannte (*) aber schon im Jahre 411 (1020—1021) gefangen setzte und ihm seine vermeint- lichen Schätze zu Baghdad und Küfa abforderte, ihn jedoch später wieder entliess. Abû1 Qâsim verliess ihn und kehrte nach Baghdad zurück, wo er als Vezier in den Dienst des Buweichiden Muscherref ed-daula trat, an die Stelle des frühern Veziers desselben Muejjed el-Mulk er-ru- chadji (}e El-Maghribi war mit dem freigelassenen Sclaven ’Anbar, benaont el-Athir, sebr befreundet, der damals grossen Einfluss auf die Regierung hatte(”). Allein, da die Türken sowohl mit ihm, als mit el-Athir Anbar unzufrieden waren, so rieth er letzterem Baghdad zu verlassen. ’Anbar that es und begab sich mit Abûl-Qâsim nach Sindia, wo sich Qirwäsch befand, der sie freundlich aufnahm. Als sie hierauf nach Awâna aufbrachen, schickten die Türken zu el-Athir und ersuchten wieder um seine Vergebung, die er ihnen auch gewährte. Dann kehrte letzterer zurück, Abûl Qäsim aber flüchtete sich zu Qirwâsch im Jahre 415 (1024— 1025) im zehnten Monate seines Vezierats. Bald jedoch brach in Küfa eine Empôrung aus, deren Anstifter sein Verwandter Ibn Abi Tälib war und Qirwäsch sah sich durch des Chalifen Bitten genôthigt Abûl Qâsim zu entfernen, der sich hierauf nach Dijàrbekr zu Ibn Merwän begab(”). In der Geschichte des letzteren wird auch der übrigen Lebensumstände el-Maghri- bis erwähnt werden. Nach einiger Zeit nahm Qirwäsch den Ab Qâsim Suleimân ibn Fahd gefangen, der sein und seines Vaters Statthalter in Mossul gewesen war. Man erzählt, dass Suleimân in seiner Jugend Secretär des Abû Ishäq ec-Çäbi(”) gewesen sei, sich dann in den Dienst el-Mugalled's begeben habe, mit ihm nach Mossul gekommen sei und hier die Güter desselben verwaltet habe. Darauf vertraute ihm Qirwäsch die Einziehung der Steuern, wobei jener aber so sehr die Einwohner bedrückte und misshandelte, dass Qirwäsh ihn gefangen setzte und ihm das Geld zurückforderte. Suleimän erkrankte und wurde getôdtet (*). Qirwâsch’s Kriege mit den Arabern und den Truppen aus Baghdad. Im Jahre 411 (1020— 21) empürten sich die Araber gegen Qirwäsch und zogen unter Anfübrung des Dubeis ibn ‘Ali ibn Mezjed el-asadi und Gharib ibn Ma'an gegen ihn in’s Feld, vereinigten sich mit Truppen aus Baghdad und lieferten ihm eine Schlacht bei Surmenrà (”). Obgleich ihn Räfi ibn el-Husein unterstützte, wurde er dennoch geschlagen, worauf sein Ge- päck und seine Casse geplündert wurden und er selbst in die Gewalt der Feinde gerieth. Nach- dem sich diese noch der Stadt Tekrît bemächtigt hatten, die zu seinem Gebiete gehôrte, kehrten die Truppen nach Baghdad zurück. Qirwâsch aber, der von Gharib ibn Maan die Freiheit erhielt, begab sich zu dem Emir der Chafädjiten Sultän Ibn el-Hasan ibn Thumäl, lieferte den türkischen Truppen, die ihn verfolgten, eine Schlacht an dem westlichen Ufer des Euphrat, wurde jedoch in derselben nochmals nebst dem Sultän geschlagen und sah sich genüthigt, als die Truppen in seinen Provinzen allen môglichen Unfug verübten, einen Boten nach Baghdad abzuschicken mit der Erklärung zum Gehorsam zurückkehren zu wollen. Sein Gesuch wurde goädig angenommen, doch schon im Jabre 417 (1026—27) gerieth er in einen neuen Zwie- spalt mit den Asaditen und Chafàdjiten, weil letztere seine Provinzen im Sawäd angegriffen 156 (28) W. TIESENHAUSEN. hatten. Er verliess Mossul und zog gegen sie zu Felde. Ihr Emir Abûl Fitjän Muuÿ’ ibn Hassän wandte sich an Dubeis ibn ‘Ali ibn Mezjed, der ihm auch mit seinen Stammgenossen, den Asaditen, und einer Truppenabtheilung aus Baghdad zu Hülfe eilte. Sie begegneten einander vor Kûfa, das damals Qirwäsch gehôürte. Dieser wich einem Zusammenstosse mit ihnen aus und eilte schleunigst in der Nacht nach Anbär, doch da sie ihn auch dorthin verfolgten, begab er sich in sein Gebiet, worauf ihm seine Feinde Anbâr wegnahmen und es unter sich theilten, sich jedoch dabei so veruneinigten, dass Qirwâsch bald darauf wieder von der Stadt Besitz nahm. In demselben Jahre kam es zwischen Qirwâsch und den ‘Oqailiden aus folgender Ur- sache zum Streit. Der Häkim der Buweïhiden, der freigelassene Sclave el-Athir ’Anbar, hatte sich aus Furcht vor den Truppen, die sich gegen ihn empürt hatten, zu Qirwäsch geflüchtet und als dieser ihm seine Lehen und Besitzungen in ‘Irâq anwies, brachten Nedjdet ed-daula ibn Qorâd und Räff ibn el-Husein eine ansehnliche Schaar von ‘Oqailiden zusammen, welche im Bunde mit Qirwâsch’'s Bruder Bedrân gegen Qirwâsch zu Felde zog, Letzterer hatte sich unterdessen mit Gharib ibn Ma'an und el-Athir Anbar verbündet und wurde noch von Ibn Merwân unterstützt, so dass er im Ganzen über 13,000 Mann verfügen konnte. Sie stiessen bei Beled (*’) aufeinander, doch als die feindlichen Heere sich schon in Schlachtordnung auf- gestellt hatten und die Schlacht entbrennen sollte, begab sich Bedràn ibn el-Mugalled zu seinem Bruder Qirwâsch und versühnte sich mit ihm mitten auf dem Schlachtfelde. Dasselbe . that Therwân ibn Qorâd mit Gharib ibn Maau und auch die übrigen sôhnten sich aus und schlossen untereinander Frieden, worauf Qirwâsch mit seinem Bruder Bedrân nach Mossul zurückkehrte (*'). Bald veranlasste folgender Umstand einen zweiten Krieg zwischen Qir- wâsch und den Chafädjiten. Der Emir derselben Muni ibn Hassân, Beherrscher von Käûfa, war vach Djâmiein, einer Besitzuog des Dubeis gekommen, hatte dieselbe geplündert und begab sich dann, während Dubeis seinerseits, um sich an ihm zu rächen, nach Küfa aufge- brochen war, mit seinem Stamme nach Anbär, das er ebenfalls plünderte. Als nun Qirwäsch, vereint mit Gharib ibn Ma’an und el-Athir Anbar, gegen ihn zu Felde zog und den Feind bis Qacr verfolgte, ging dieser wieder nach Anbär, plünderte es nochmals und verbrannte die Stadt. Hierauf vereinigten sich Qirwàäsch und Dubeis bei Djâmiein 10,000 Maun stark, ver- mieden jedoch ein Zusammentreffen mit den Chafädjiten und es gelang nur Qirwäsch Anbär mit einer Mauer zu umziehen. Der Chafädjite Muni ibn Hassân aber begab sich zu Abû Käâlind- jàr (Ÿ), buldigte ihm, liess ihn in Küfa im Freitagsgebete nennen und legte der Herrschaft der ’Oqailiden an den Ufern des Euphrat ein Ende. Einige Zeit darauf brach Bedrân ibn el-Mu- qalled mit einer grossen Anzahl von Arabern nach der Stadt Nacibin auf, die dem Nacir ed- daula ibn Merwän gehôrte, belagerte dieselbe und brachte sie aufs äusserste. Ibn Merwân suchte die Belagerten durch andre Hülfstruppen zu unterstützen, die jedoch geschlagen wurden, worauf er ein noch grüsseres Heer zusammenbrachte und es,ihnen zu Hülfe schickte. Dieses lieferte Bedrân ein Trefleo, und schlug ihn anfangs in die Flucht, wurde aber, als letzterer nochmals zurückkehrte, wieder vüllig geschlagen. Da erfubhr Bedran, dass Qirwäsch nach Mossul gekommen sei und eiïlte, seine Ränke befürchtend, davon. Die GESCHICHTE DER ‘OQAILIDEN-DYNASTIE. (29) 157 Die Ghuzen bemächtigen sich Mossuls. Die Ghuzen gehôrten zu einem der grossen türkischen Stämme, die in den Steppen Bu- chara’s hausten. Der Ghaznewide Mahmüd ibn Sebuktekin, der anfangs ihren Unfug unbeach- tet liess, berief nach der Flucht des Fürsten von Buchara, ihren Anführer Arslän ibn Seldjüq zu sich, bemächtigte sich seiner und liess ihn in eine indische Festung in's Gefängniss bringen (*), verheerte dann ihre Wohnsitze und tüdtete eine grosse Anzahl Ghuzen; die übrigen entflohen nach Chorasän. Als sie auch hier ihren Unfug und ibre Räubereien fortsetzten, schickte er ein Heer gegen sie, das dieselben schlug und aus Chorasän vertrieb. Die Meisten von ihnen begaben sich nach Icpahân, wo sie den Beherrscher dieser Stadt im Jahre 420 (1029) tôdteten. Darauf trennten sie sich und ein Theil zog in das Gebirge Beldjàn (*‘) nach Chowärezm, der andere Theil begab sich nach Aderbeidjàn, dessen damaliger Beherrscher Wahschüdsän sie freundlich aufoahm und sogar mit ihnen ein Bündniss schloss, um sich vor ihren Räubereien zu schützen, die sie jedoch nicht unterliessen. Im Jahre 429 (1037—1038) drangen sie unter Anführung ihrer Häuptlinge Büqà, Küktäsch, Mançür und Däqà in die Stadt Merâgha ein (*), plünderten sie aus, und überfielen dann die hadbänischen Kurden. Ein Theil aber zog nach Rei, belagerte hier *Alà eddaula ibn Käkuweïh (*), bemächtigte sich der Stadt, und erging sich in Plünderungen und Mordthaten. Auf gleiche Weise verfuhren sie mit den Städten Kerch und Qazwin, begaben sich dann nach Armenien und trieben in den verschiedenen Districten des- selben, sowie gegen die dort sesshaften Kurden den schrecklichsten Unfug, den sie im folgen- _ den Jahre 430 (1038—1039) in gleichem Maase auch in Deinewer verübten. Hierauf ver- nichtete Wahschüdsàn, der Beherrscher von Tebriz, in seinem Gebiete eine Abtheilung der- selben, darunter dreissig ihrer Anführer. Die übrigen, schon.bedeutend geschwächt, wurden grôsstentheils getôdtet. Die in Armenien anwesenden Ghuzen zogen vereint in das Gebiet der hakârischen Kurden, das zu den Districten Mossuls gehôrte, überfielen dieselben und verübten in ihren Besitzungen den grüssten Unfug, bis sie selbst von den Kurden angegriffen und ge- schlagen wurden, worauf sie sich in den Gebirgen zerstreuten und vertheilten. Als sie aber erfuhren, dass der Bruder des Sultans Toghrulbek, Nijàäl, vor welchem sie entflohen waren, gegen Rei heranziehe, verliessen sie schleunigst die Stadt und begaben sich im Jabre 433 (40#1—1042) nach Dijàrbekr und Mossul, liessen sich in Djezira ibn ‘Omar nieder und ver- wüsteten die Städte Bäqirdà, Bazebdà und el-Hasania (”). Unterdessen hatte aber der Merwä- nide Suleimän ibn Naçir ed-daula sich listigerweise ihres Anführers Mançüûr ibn Gharghali bemächtigt, und ihn gefangen gesetzt. Als nun dessen Genossen sich in alle Gegenden zer- streut hatten, schickte Nacir ed - daula ibn Merwäân Truppen zu ihrer Verfolgung aus, denen Qirwäsch, der Beherrscher von Mossul, noch ein anderes Corps zu Hülfe sandte, welches sich mit den beschnewischen Kurden, Besitzern der Stadt Fenek(‘”) vereinigte, die schon ge- schwächten Ghuzen einholte und ihnen ein Treffen leferte, nach welchem sie einander aus- wichen, und die Araber nach”lràq gingen, um ibhre Winterquartiere z1 bezichen, während die Ghuzen Dijärbekr verheerten. Qirwäsch war unterdessen nach Mossul aufsebrochen, um sie 158 (30) W. TiESENHAUSEN. von der Stadt abzuwebren, als ihm die Nachricht überbracht wurde, dass ein Theïl der Ghuzen schon in seine Besitzungen eingedrungen sei, und als sie sich in Barqa id festsetzten, beschloss er anfangs sie zu überfallen, doch da sie immer weilter vorrückten, suchte er sie durch Ge- schenke und Geld sich geneigt zu machen, was sie sich auch gefallen liessen. Wäbrend er aber noch Geld für sie einsammelte, erschienen sie schon vor Mossul. Zwar rückte Qirwasch den Ghuzen mit einem Heere entgegen und lieferte ihnen eme Schlacht, die einen ganzen Tag dauerte und noch am folgenden Tage fortgesetzt wurde, allein die arabischen Truppen nebst den Mossulanern wurden geschlagen; Qirwäsch selbst bestieg ein Schiff, das im Euphrat lag und entfloh mit all seinem Gelde. Die Ghuzen drangen in die Stadt ein und raubten eine un- ermessliche Menge von Geld, Edelsteinen, Schmucksachen und andern mobilen Gütern. Qir- wäsch entfloh nach Sinn, und ersuchte von hier aus Djelàl ed-daula, Dubeis ibn ’Ali ibn Mezjed und mebrere arabische und kurdische Häuptlinge um Beistand. Unterdessen verübten die Ghuzen gegen die Einwohner von Mossul Mord und Raub, sowie allen môglichen Unfug gegen das weibliche Geschlecht. Nur von einigen Strassen und Plätzen der Stadt gelang es den Mos- sulanern sie durch Geldversprechungen fern zu halten, worauf die Ghuzen sie in Frieden liessen und den Einwohnern einen Tribut von 20,000 Dinaren auferlegten. Nachdem sie aber diese Summe erbalten hatten, forderten sie noch 4000 Dinare und fingen schon an sie einzusammeln, als endlich die Mossulaner über die Ghuzen herfielen und alle, die sie in der Stadt fanden, um'’s Leben brachten. Ihr Emir Mancür, dessen oben erwähnt worden ist, entging dem Ge- metzel, und entfloh aus der Stadt. Ihm schlossen sich diejenigen an, welche sich ebenfalls gereltet halten. Hierauf erschien Küktâsch, einer ibrer vier Häuptlinge, der das erste Mal nicht mit ihnen gezogen war und drang mit Gewalt in die Stadt ein, in der Mitte des Jahres 435 (1043—10%44). Die Ghuzen richteten unter den Einwohnern ein schreckliches Gemetzel an und wütheten so sehr gegen dieselben zwülf Tage hindurch, dass die Strassen von den vielen Leichnamen der Getüdteten, verpestet wurden, bis das Volk dieselben verscharrte. Dann forderten sie, dass das Freitagsgebet für den Chalifen und Toghrulbek gehalten werden sollte. Als sich aber iïhr Aufenthalt in der Stadt in die Länge zog, beklagten sich der Buweihide Djeläl ed-daula und der Merwänide Nacçir ed-daula scbriftlich darüber bei dem Sultan Togh- rulbek, der hierauf ersterem antwortete, die Ghuzen seien Sclaven und Untergebene, die in den Umgegenden von Rei hausirt, dann aber aus Furcht für ibr eigenes Wohl, die Flucht ergriffen hätten; er verspräche ihm Truppen gegen sie auszuschicken. Dem Merwâniden Nacir ed-daula schrieb er: «ich habe vornommen, dass meine Sclaven in deine Besitzungen gedrungen sind und dass du sie durch Geld zu gewinnen suchst, während du doch Herr des Landes bist und es dir geziemt den Beistand desselben zum Kriege zu fordern.» Zugleich versprach er ihm Jemanden zu schicken, der die Ghuzen aus dem Lande vertreiben sollte. Hierauf zog Dubeis ibn Mezjed dem Qirwäsch zu Hülfe, um den sich auch die Oqaïliden schaarten. Vereint bra- chen sie nun von Sinn nach Mossul auf, wäbrend die Ghuzen sich nach Tella’fer (”) zurück- zogen und nach Dijärbekr sowobl nach ihren Gefährten, als auch nach ihren Anführern Nâ- çafli und Büqà schickten, die auch sogleich zu ihnen eiïlten. 1m Ramadhän des Jahres 435 Die GESCHICHTE DER OQAILIDEN - DYNASTIE. (31) 1959 (April 1044) stiessen sie auf Qirwâsch, lieferten ibm eine Schlacht(”), die bis zum Mittag dauerte, und vertrieben die Araber aus ihrem Lager. Allein die letzteren ermannten sich wie- der, schlugen ibrerseits die Ghuzen in die Flucht, tüdteten viele derselben, erbeuteten ihr Lager und schickten die Häupter der Erschlagenen nach Baghdad. Qirwâsch verfolgte die Ghuzen noch bis Nacibin und kehrte dapn erst zurück. Letztere zogen anfangs nach Dijärbekr, das sie verwüsteten, daon nach Armenien und in die byzantinischen Besitzungen, die sie eben- falls verheerten und zuletzt nach Aderbeidjàn. Qirwâsch aber ging nach Mossul zurück (‘). Bedrän ibn-el-Mugalled bemächtigt sich Nacibin’s. Wir haben schon früher erwähnt, wie Bedrân Nacibiîn belagerte, dann aber aus Furcht vor seinem Bruder Qirwäsch sich zurückgezogen hatte. In der Folge versühnten sie sich wieder und lebten in Frieden und Eintracht mit einander. Der Merwânide Nacir ed-daula heirathete Qirwäsch's Tochter, verfuhr, aber so ungerecht gegen sie im Verhältniss zu seinen andern Frauen, dass sie sich hierüber bei ihrem Vater beklagte und er sie fortschickte. Bald darauf flüchteten sich noch einige Präfecten des Merwaniden zu Qirwäsch und spornten ihn an von Djezira Besitz zu nehmen. Um zu diesem Ziele zu gelangen, nahm Qirwäsch die Mitgift seiner Tochter zu Vorwande, die aus 20,000 Dinaren bestanden hatte und forderte Dijezira als Er- satz für seine Tochter und zugleich Nacibin für seinen Bruder Bedrän. Da Ibn Merwän nicht darauf einging, schickte Qirwâsch ein Truppencorps zur Besetzung Djezira’s aus, und ein an- deres, unter dem Befehl seines Bruders Bedrän, zur Belagerung Nacibin’s. Dann begab er sich in eigenér Person an letzteren Ort und belagerte denselben im Verein mit seinen Bruder. Als sie jedoch auf Widerstand stiessen und zugleich von den Arabern und Kurden, die mit ihnen gekommen waren, heimlich verlassen wurden, begab sich Bedrân zu Nacir ed-daula ibn Mer- wân nach Mejjafäriqin und ersuchte ihn um die Abtretung Nacibin’s, das ihm dieser auch über- gab(*). Dem Qirwäsch aber entrichtete er aus der Mitgift der Tochter 15,000 Dinare. Un- terdessen bekriegte der Kurdenhäuptling Abû Schauq den Melik ibn Merwân, der sich in Da- qüqa befand, belagerte ihn daselbst, bemächtigte sich der Stadt mit Gewalt und gewährte den Besitzern derselben Amnestie. Nach Bedrän’s Tode(“*) im Jabkre 425 (1033—1034) begab sich sein Sohn Omar zu Qirwäsch, der ihn zum Statthalter von Nacibin einsetzte. Als die Numeiriten, die sich schon längst der Stadt bemächtigen wollten, ihn belagerten, rückte er ibnen entgegen und vertrieb sie. Feindseligkeiten zwischen Qirwâsch und Gharib ibn Ma’an. Die Stadt Tekrit gehôrte dem ‘Oqailiden Abü1 Musejjeb Ràf ibn el-Husein. Gharib ver- sammelte ein Heer aus Kurden und Arabern und rückte mit den Hülfstruppen des Djelâl ed- daula, der sich ihm angeschlossen hatte, gegen Tekrit, das er belagerte. Ràf ibn el-Husein, der sich damals bei Qirwâsch in Mossul befand, zog Gharib mit Truppen, die ihm Qirwäâsch geseben hatte, entgegen, lieferte ihm in der Nähe von Tekrit eine Schlacht, und brachte ihm 160 (32) W. TIESENHAUSEN. eine Niederlage bei. Qirwâsch und Räâf” verfoïgten noch Gharib, konnten sich jedoch seines Lagers und seiner Schätze nicht bemächtigen. In der Folge schlossen sie wieder Frieden und versühnten sich untereinander. Qirwäsch entzweit sich mit Djelâl ed-daula und sühnt sich dann wieder mit ihm aus. Qirwäsch hatte im Jahre 431 (1039—1040) ein Heer nach Tekrit geschickt, das den Chumeis ibn Taghleb belagern sollte (“). Dieser sprach den Schutz Djeläl ed-daula’s an, der Qirwäsch ersuchen liess von seinem Vorhaben abzustehen, allein Qirwäsch that es nicht, son- derh zog in eigner Person zur Belagerung aus und liess die türkischen Truppen in Baghdad auffordern sich gegen Djelâl ed-daula zu erheben. Da trug letzterer im Jabre 432 (1040— 1041) dem Abü1 Härith el-Besäsiri (*) auf, sich mit einem Heere nach Sindia zu begeben und Qirwâsch's Stellvertreter daselbst gefangen zu nehmen. El-Besäsiri rückte mit einer grossen An- zahl geregelter Truppen und Araberhorden ins Feld, überfiel unterwegs die Benu ‘Isà und rich- tete eine grosse Verheerung unter ihnen an. Es kam zur Schlacht, in der er, wider Erwarten, nicht Sieger blieb, so dass er nach Baghdad zurückkehren musste. Die Benu ‘Isà aber zogen weiter, legten sich zwischen Carçar () und Baghdad in den Hinterhalt und bemächtigten sich mehrerer Türken. Darauf brach Djelàl ed-daula nach Anbär auf, das ihm jedoch Widerstand leistete, während Qirwâsch gegen ihn zu Felde zog. War nun einerseits im Heere Djelâl ed- daula s Mangel an Lebensmitteln eingetreten, so hatten sich andrerseits die ‘Oqailiden gegen Qirwäsch empôrt und letzterer sah sich sofort genôthigt Djeläl ed-daula durch einen Boten seine Huldigung darzubringen, worauf sie sich aussôhnten und jeder in seine Besitzungen zu- rückkehrte (?). Feindschaft zwischen Qirwâsch und den Kurden. Die Kurden besassen in der Nähe von Mossul eine grosse Anzahl Festungen, von denen die Burg ’Aqr (“) nebst ihren Umgebungen den humaidischen Kurden gehôrte und von Abül Hasan ibn Aschkän verwaltet wurde, die Festung Irbil aber mit ihrem Umkreise den hadba- nischen Kurden gehôrte und unter dem Oberbefehl Abû1 Hasan’s ibn Müûschek stand (”), dessen Bruder Abû ‘Ali ihm den Besitz Irbil's streitig machte, sich der Stadt mit Hülfe des Ibn ‘Asch- kân bemächtigte und Abù 1 Hasan gefangen nahm. Qirwâäsch und dessen Bruder Za’im ed-daula Abû Kâmil, die um dieselbe Zeit in Irâq beschäftigt waren, und darüber benachrichtigt wur- den, missbilligten diese Handlung. Als sie nach Mossul zurückgekehrt waren und Qirwäsch die beiden Häuptlinge der Humaïditen und Hadbaniten um Beistand gegen Nacçir ed-daula ibn Merwän ersuchte, erschien ersterer in eigener Person, der Hudbanite aber schichte einen seiner Brüder, welcher Qirwäsch mit Nacir ed-daula aussübnte, sich darauf des Ibn ’Aschkân bemäch- tigte, ihn überredete Abû 1 Elasan ibn Müûschek zu befreien, und ihm, falls Abû ‘Ali sich da- gegen sträuben sollte, Hülfe zu leisten. 1bu ‘Aschkân willigte ein, gab seinen eigenen Sobn Die GESCHICHTE DER OQAILIDEN-DYNASTIE. (33) 161 zum Unterpfand und schickte dann zu Ab ‘Ali, der nach Mossul gekommen war und sich be- reit erklärte. Irbil dem Bruder Abù1 Hasan zurückzugeben. Auf diese Zusage hin gab Qirwäsch dem Humaiditen seine Festungen wieder (*”), doch als Ibn ’Aschkän und Abû ‘Ali Mossul ver- lassen hatten, angeblich nm Irbil dem Abül Hasan ibn Müschek zu überliefern, brachen sie ibr Wort und nahmen seine Anhänger gefangen, so dass letzterer nach Mossul entfliehen muss- te. In Folge dessen vergrôsserte sich die Feindschaft zwischen jenen beiden und Qirwâsch. Qirwäâsch wird von seinem Bruder Abû Kâmil vertrieben, kehrt aber wieder zurück. Mutamid ed-daula Qirwâäsch entzweite sich mit seinem Bruder Za’im ed-daula Abü Kämil aus folgender Ursache. Qoreisch, der Sohn ihres Bruders Bedrân, hatte sich gegen seinen Oheim Abû Kämil empôrt, ein grosses Heer zusammengebracht und ibn mit Hülfe seines andern Oheims Qirwäsch in die Flucht geschlagen. Dieser Umstand legte den Grund zur Feind- schaft zwischen Qirwäsch und Abû Kâmil, wozu später noch manches andere hinzukam. Qir- wâsch nämlich, welcher von dem Merwäniden Naçîr ed-daula, der ihm seinen Sohn Suleimän schickte, von Abûl Hasan ibn Aschkân und mehreren andern Kurden unterstützt wurde, zog mit ihnen vereint nach dem Städtchen Ma’lthäjà (*"), plünderte und verbrannte dasselbe und lie- ferte dann dem Bruder im Moharrem des Jahres 441 (Juni 1049) eine Schlacht, die zwei Tage hintereimander dauerte. Die Kurden, die sich in der Nähe des Schlachtfeldes befanden, erschienen nicht auf dem Kampfplatz, während ein Theil der arabischen Truppen Qirwäsch insgeheim verliess und zu seinem Bruder überging. Als aber Qirwäsch erfubr, dass die An- hänger seines Bruders Abû Kâmil in Anbär eingedrungen seien, und sich der Stadt bemächtigt hatten, fühlte er (2), dass seine Macht gebrochen und sein Bruder ihm überlegen seï; er verlor jedoch nicht alle Hoffnung und zog dem Abû Kâmil, der in seine Besitzungen aufbrach, entgegen. Abû Kämil brachte ihn in sein Gebiet, schickte ibn dann nach Mossul, wo er ibn beaufsichtigen liess, und bemächtigte sich selbst dieser Stadt; als sich aber die Araber dagegen auflehnten, sah er sich genüthigt, theils aus Besorgniss vor Verrath und Intriguen, theils aus Furcht, dass sie auf s neue seinem Bruder huidigen würden, ihnen hierin zuvorzu- kommen, ibn zur Herrschaft zurückzuberufen und ihm selbst seine Huldigung darzubringen. Auf diese Weise gelangte Qirwâsch wieder zur Regierung. Unterdessen hatte Abû Kämil Miss- belligkeiten zwischen el-Besäsiri, dem Verweser des Chalifats zu Baghdad und dem dortigen Melik el-umerà angefacht, während die ‘Oqailiden die Besitzungen des ersteren in ‘Iràq el- a'djem angriffen. El-Besäsiri rückte gegen sie zu Feld, worauf Abû Kâmil die ’Oqailiden versam- melte und ihm entgegenzog. Es kam zu einer blutigen Schlacht, nach welcher sie miteinander Frieden schlossen. Als Qirwâsch wieder zur Regierung gelangt war, begaben sich mehrere Anbârenser zu el-Besäsiri, beklagten sich über das Verfahren Qirwäsch’s und baten ihn sowohl um Schutztruppen, als auch um einen Präfecten. El-Besäsiri erfüllte ihre Bitte, entriss Qirwäsch die Stadt Anbär und bewies sich gegen die Einwohner derselben sehr gerecht (*). Mém. des sav. étrang. T. VIII. 21 162 (34) W. TIESENHAUSEN. Qirwâsch wird zum zweiten Male vertrieben und gefangen genommen. Obgleich Abû Kâmil seinem Bruder Qirwäâsch die Obergewalt eingeräumt und nur das Amt eines Veziers beibehalten hatte, hielt er ihn dennoch fern von der Regierung und herrschte uoumschränkt, so dass Qirwäsch, den dieses Verhältniss verdross, sich auf eine gute Weise aus demselben zu befreien versuchte. Er verliess Mossul und begab sich nach Baghdad, zum grossen Missvergnügen seines Bruders Abû Kämil, der sogleich einigen Grossen seines Stammes den Auftrag gab, Qirwâsch freiwillig oder gezwungen zurückzubringen. Obgleich diese ihn anfangs aufs zuvorkommendste behandelten, merkte jedoch Qirwäsch bald, dass sie Verräther seien und willigte nur unter der Bedingung in eine Rückkehr ein, dass er das Residenzschloss bewohnen sollte. Abû Kämil empfing ihn zwar sehr wohlwollend und freundlich, liess ihn aber zugleich überwachen und von den Regierungsgeschäften fern halten. Abû Kâmil’s Tod und Regierungsantritt des Qoreisch ibn Bedrän. Im Jabre 443 (1051—1052) unternahm Abü Kämil Baraka ibn el -Mugalled mit einer Abtheilung ‘Oqaïliden einen Zug noch ‘lrâq, um diese Provinz dem el-Melik er-rahim zu ent- reissen, allein in Tekrit angelangt, erkrankte er an der Oeffaung einer Wunde, die er bei dem Einfalle der Ghuzen in Mossul erhalten hatte, starb bald darauf und wurde daselbst begraben (”). Die Araber erwäblten hierauf einstimmig seinen Neffen Qoreisch ibn Bedrân, der den Beinamen Abùl-Maäli und den Ehrentitel "Alam ed-din führte. Qoreisch begab sich mit seinen Truppen nach Mossul, liess seinen im Gefängniss schmachtenden Oheim Qirwâsch von Allem in Kennt- niss setzen und ernannte ihn zu seinem Stellvertreter. Als aber Qirwâsch, seiner Haft entlassen, sich solchem Verfahren widersetzte, bemächtigte er sich auf’s neue desselben, liess ihn anfangs blos verhaften und schickte ihn erst später in die Festung Djarähija, in der Umgegend von Mossul, wo er ihn einkerkern liess. Qoreisch ibn Bedrän kämpft gegen seinen Bruder el-Mugalled. Nachdem Qoreisch ibn Bedrân den Thron bestiegen und seinen Oheim in die Festung Djarähija gefangen gesetzt hatte, unternahm er im Jahre #44 (1052— 1053) einen Feldzug nach Irâq. Als er aber erfuhr, dass sein Bruder el-Mugalled sich gegen ibn aufgelehnt habe, und zu dem Mezjediten Nûr ed-daula Dubeis gezogen sei, verwüstete er die Besitzungen des- selben und kehrte nach Mossul zurück. Darauf empôrten sich die Araber gegen ihn, während die Präfecten des Melik er-rahim Qoreisch’s Ländereien in ’Iràq verwüsteten. Kaum war es ihm gelungen, die Araher wieder für sich zu gewinnen, uod sich aufs neue nach ‘frâq zu begeben, als sich sein Vetter Kämil ibn Muhammed ibn el-Musejjeb, Besitzer von Hadbhira (”) sich gegen ihn empôürte. Qoreisch sah sich genôthigt einen Theiïl seiner Truppen gegen ibn zu schicken, und als Kâmil, der denselben entgegengerückt war, ihnen eine Niederlage beibrachte, zog er selbst gegen iha zu Felde, schlug ihn in die Flucht, verfolgte ihn bis in das Gebiet des Die GESCHICHTE DER 'OQAILIDEN-D YNASTIE. (35) 163 Belâl ibn Gharib Qt das er verwüstete, drang dann wieder in ’Iràq ein, forderte die Präfecten des Melik er-rabim auf ibm zu huldigen und seine Besitzungen zu garantiren. Jene mussten darauf eingehen, da der Melik er-rahim damals in Chüzistän in Anspruch genommen war. Auf diese Weise befestigte und verstärkte sich Qoreisch’s Macht. Qirwâsch’s Tod. Im Jahre 44% (1052— 1053) starb Mutamid ed-daula Abû Mun£ Qirwasch ibn el-Mu- qalled in seinem Kerker in der Festung Djarähija (”) und wurde von dort nach Mossul ge- bracht, wo er auf der Ostseite, bei der Stadt Ninive, beerdigt wurde. Er gehôrte zu den ächten Arabern (*). Qoreisch bemâchtigt sich Anbâr’s. Im Jabre 446 (1054—1055) verliess Qoreisch ibn Bedrän Mossul und eroberte die Stadt Anbär, die er den Präfecten el-Besâsiris entriss. Er plünderte in derselben Alles, was letzterem gehôrte, und liess in seinen Besitzungen das Kanzelgebet für den Seldjüqensultan Toghrulbek halten. Darauf rückte el-Besäsiri mit einem Heere gegen Anbâr und bemächtigte sich auf s neue der Stadt. Qureisch bekriegt el-Besäsiri, sühnt sich aber wieder mit ihm aus und hält das Kanzelgebet im Namen des Herrschers von Egypten. Qoreisch ibn Bedrân hatte Toghrulbek, der sich in Reï aufhielt, gehuldigt und sowobl in Mossul, als auch in seinen übrigen Besitzungen das Kanzelgebet im Namen desselben verrichten lassen. Im Jahre 447 (1055—1056) kam Toghrublek nach Baghdad, leistete dem Chalifen (”) den Unterthaneneïid, nannte ihn im Kauzelgebet in allen seinen Provinzen und bemächtigte sich des Melik er-rahîm, Qoreisch, der mit.ihm nach Baghdad gekommen war, hatte sich, als sein Lager ausgeplündert wurde, verborgen, erschien jedoch, als der Sultan, der es erfahren, ihm seinen Schutz zugesagt hatte, vor demselben, wurde von ihm freundlich empfangen und in seinen Besitzungen bestätigt. Wäbrend aber Toghrulbek aus Holwân aufgebrochen war, hatte el- Besäsiri den Melik er-rahîm auf dessen Zuge aus Wäsit nach Baghdad verlassen und sich zu dem mit ihm verschwägerten Mezjediten Nûr ed-daula Dubeis begeben. Die Trenoung el-Besäsiris von dem Melik er-rahim geschah in Folge eines Briefes, in welchem der Chalife el-Qâim letzterem die Weisung gab, el-Besäsiri zu entfernen, da er erfahren babe, dass dieser in einem Briefwechsel mit dem egyptischen Chalifen stehe. Als Qoreisch ibn Bedrân nach Baghdad gekommen und Toghrulbek’s Macht schon sebr bedeutend geworden war, zog ersterer zur Verfolgung el-Besäsiri s aus. Qutulmisch, ein Vetter Toghrulbek’s und Ahne der Seldjü- genfürsten von Rüm (die zu den Nachkommen des Qilidj Arslâän gehürten) so wie Sahm ed- daula Abû’1-Fath ibn ‘Omar schlossen sich ihm an. El-Besäsiri rückte seinen Feinden mit dem Mezjediten Nûr ed-daula Dubeis entgegen und lieferten ihnen bei Sindjàr (”) eine Schlacht, in 16% (36) W. TIESENHAUSEN. der Qoreisch und Qutulmisch mit ihren Streitern geschlagen, die meisten ihrer Soldaten ge- tôdtet, die übrigen aber von den Einwohnern Sindjàr's gemisshandelt wurden. Qoreisch, der in der Schlacht eine Wunde erhalten hatte, begab sich zu dem Mezjediten Dubeis, beschenkte ibn mit einem Ehrenkleide, schloss sich ihm an und zog mit ihm und el-Besâsiri nach Mossul, wo er das Kanzelgebet im Namen des Chalifen von Egypten, el-Mustancir verrichten liess, dem sie schon vorher gehuldigt hatten. Dieser überrchickte ihnen allen Ehrenkleider, haupt- sächlich aber dem Qoreisch. Toghrulbek bemächtigt sich Mossuls und setzt seinen Bruder Nijâl zum Statthalter ein. Qoreisch Kkehrt zum frühern Gehorsam zurück. Als Toghrulbek’s Aufenthalt in Baghdad sich in die Länge zog(*') und das Benehmen seiner Truppen gegen die Einwohner immer schlechter wurde, trug el-Qäim seinem Vezier, dem Reïs er-ruasà Fo auf, Toghrulbek durch dessen Vezier ’Amid el-mulk el-Kunduri wegen eines solchen Verfahrens Vorstellungen zu machen und ibm mit der Abreise des Chalifen aus Baghdad zu drohen. Unterdessen hatte Toghrulbek den Stand der Dinge in Mossul erfabren und eilte sogleich dorthin. Unterwegs belagerte und eroberte er die Stadt Tekrit, die er aber wieder dem Besitzer derselben, dem ‘Oqailiden Nacr ibn Isà für eine gewisse Summe Geldes zurückgab, und zog dann weiter. Nach Nacrs Tode ging Tekrit auf Abu 1 Ghanäim ibn el- Madjlabâän (®) über, welcher sich mit dem Reïs er-ruasâ aussôhnte. Hierauf brach der Sultan aus Bawäzidj, wo sein Neffe Jaqüti(*), unter dessen Aufsicht dieses Städtchen stand, sich mit seinen Truppen ihm anschloss, nach Mossul auf, wies dem Hezärasp ibn Tenkir die Stadt Beled an und wandte sich nach Nacibin, während er Hezärasp in die Wüste gegen die Araber aus- schickte, unter denen sich Qoreisch, Dubeis und die Gebieter von Harrân und Raqqa aus dem Stamme der Numeiriten befanden. Hezärasp griff sie an, brachte ihnen eine Niederlage bei, nahm eine grosse Anzahl Menschen gefangen, die er niedermetzeln liess, und kehrte wie- der zum Sultan zurück. Qoreisch und Dubeis brachten ihm ïihre Huldigung dar und baten ihn um seine Vermittelung bei dem Sultan. Toghrulbek verzieh ihnen und äusserte sich hier- bei: el-Besâsiris Vergehen beträfe den Chalifen, er môge thun, was ihm beliebe. El-Besâsiri begab sich nach Rahaba, wohin ihm mehrere Türken aus Baghdäd, und Muqgabbil ibn el- Mugqalled mit einer Abtheïlung "Oqailiden folgten. Der Sultan liess Qoreisch und Dubeis durch Hezärasp auflordern ihm zu huldigen und berief sie, wie sie es gebeten hatten, zu sich. Da sie Schlimmes befürchteten, so schickte Qoreisch den Abüû Seijid Hibbetallah ibn Dj'afar (©), Dubeis aber seinen Sohn Behà ed-daula Mançûr zu Toghrulbek, der beide freundlich aufnahm und jenen schriftlich ihre Besitzungen zusagte. Auf diese Weise erhielt Qoreisch die Städte Mossul, Nacibin, Tekrit, Awâna, ’Okbara, Nahr Beitar, Hit, Anbär, Bâdurjà und Nabr el- Melik(”). Darauf zog der Sultan nach Dijärbekr, wo sich sein Bruder Ibrahim Nijäl ihm an- schloss. Qoreisch aber und Dubeis verliessen auf eine Warnung Hezärasp's das Gebirge von Sindjàr und begaben sich nach Rahaba, wo sich el-Besäsiri befand. Qoreisch blieb mit seinem Dre GESCHICHTE DER ‘OQAILIDEN-D'YNASTIE. (37) 165 Sohne Muslim bei ihm, während Dubeis in seine Besitzungen zurückkehrte. Bald darauf be- klagte sich Qutulmisch bei Toghrulbek über die Art und Weise, wie die Einwohner von Sindjàr bei seinen Händeln mit Qoreisch und Dubeis gegen ihn verfahren seien und brachte es dahin, dass der Sultan Truppen gegen Sindjàr ausschickte, die sich der Stadt bemächtigten, den Emir Ali ibn Muradjà tüdteten und auch ausserdem sehr viele Männer und Frauen um's Leben brachten (”). Nur auf Ibrahim’s Fürbitte entgingen die übrigen einem ähnlichen Schick- sale. Toghrulbek wies hierauf seinem Bruder Ibrahim Nijäl die Städte Sindjàr und Mossul an und kebrte im Dsû lqa da des Jahres 449 (im Januar 1058) nach Baghdad zurück. Nijâl verlässt Mossul; die Erlebnisse des Qoreisch daselbst und in Baghdad, wo er und el-Be- sâsiri den Chalifen el-Qâim gefangen setzen. Als Ibrahim Nijäl im Jahre 450 (1058—1059) aus Mossul in die byzantinischen Ge- biete aufbrach (Ÿ), befürchtete Toghrulbek, dass er sich gegen ihn empôren würde und über- schickte ihm in aller Eile sowohl einen Brief in seinem eigenen Namen, als auch ein Schreiben vom Chalifen, worauf Ibrahim zurückkehrte und von dem Vezier el-Kunduri feierlich empfan- gen wurde. Qoreisch aber und el-Besäsiri waren unterdessen nach Mossul gezogen, hatten sich der Stadt bemächtigt und belagerten die Citadelle, die ihnen von den Einwohnern durch Vermittelung des Ibn Müschek, Gebieters von Irbil, überliefert und alsdann zerstürt wurde. Toghrulbek brach sogleich nach Mossul auf und verfolgte Qoreisch nebst el- Besäsiri, welche die Stadt verliessen, bis Naçibin. Im Ramadhän des Jahres 450 (October-November 1058) begab sich Toghrulbek s Bruder Nijàl, der sich von ihm getrennt hatte, nach Hamadän, weil der Chalife von Egypten el-Mustancir und el-Besäâsiri ihn schrifthich angespornt hatten, sich der Oberherrschaft zu bemächtigen. Wäbrend nun Toghrulbek, der ihm auf den Fersen gefolgt war, ibn in Hamadän belagerte, begab sich el-Besâsiri nach Baghdad. Hezärasp befand sich zu jener Zeit in Wäsit und Dubeis, der in Baghdad war und von dem Chalifen ersucht wurde, die Feinde zu entfernen, kehrte, da ihn sein Aufenthalt in Baghdad langweilte, in seine Besit- zungen zurück. Als Qoreisch, el- Besäsiri und der Vezier der Buweïhiden Abu l-Husein ibn "Abd er-rahîm ihr Lager in der Umgegend von Baghdad aufgeschlagen hatten, rückte der ’Amid el-Irâq gegen el-Besàäsiri, der Reïs erruasà aber, der Vezier des Chalifen, gegen die übrigen zu Felde. El-Besâsiri liess hierauf in den Moscheen Baghdads das Kanzelgebet im Namen el-Mustancirs, des Herrschers von Egypten, verrichten und den Idsän ausrufen: «auf, zum Besten der Werke» (”). Der Reïs er-ruasà trieb die Einwohner zur Schlacht an, wurde aber, als das Volk, das ihm anfangs beistand, ihn verliess, überfallen und in die Flucht ge- schlagen, worauf die Feinde in die Gemächer des Chalifen eindrangen und sich alles dessen bemächtigten, was sie in den Palästen vorfanden. Der Chalife verliess die Stadt und suchte seine Zuflucht bei Qoreisch ibn Bedrân, unter dessen Schutz sich auch schon der ‘Amid el- ’lrâq begeben hatte. Qoreisch nahm sie nicht nur freundlich auf, sondern schloss einen Ver- trag mit ibnen ab, und als ihm el-Besâsiri den Vorwurf machte, dass er eigenmächtig verfahre, 166 (38) W. TiESENHAUSEN. da sie doch gerade das Gegentheil beschlossen hätten (d. h. übereingekommen wären, Alles gemeinschafilich zu berathen), suchte ihn Qoreisch dadurch zu berubigen, dass er ihm den Reïs er-ruasà überlieferte; den Chalifen aber und den ’Amid el-’Iràäq behielt er bei sich("). Darauf tôdtete el-Besäsiri auch den Vezier Ibn ’Abd er-rahim, Qoreisch aber schickte den Chalifen el-Qâim mit seinem Vetter Muhärisch ibn Mudjalli nach Haditha ’Âna (°') wo jener sich mit seinen Anhängern, seinem Harem und seinem Gefolge so lange aufhielt, bis sich der Sultan Toghrulbek von seinem Bruder Nijäl, den er tôdtete, befreit hatte, nach Baghdad zurückkebrte, und sowohl el-Besâsiri, als Qoreisch auffordern liess, el-Qäim wieder in dessen Residenz zurückzuschicken. Allein el-Besàsiri verweigerte diese Forderung, und verliess im Dsûlqa da des Jahres 451 (December 1059) Baghdad, das nebst seinen Umgebungen von den Benu Scheibân und andern Stämmen geplündert wurde. Darauf schickte Toghrulbek den Imâm Abu Bekr Muhammed ibn Füûrek (©) zu Qoreisch ibn Bedrân, beschwerte sich über das Verfahren, das sich dieser gegen den Chalifen und dessen Gemabhlin, seine (Toghrulbeks) Nichte Arslän Chatün erlaubt habe, und liess ihm erklären, dass er Ibn Fûrek beauftragt habe, die- selben zurückzubringen. Qoreisch schrieb jedoch seinem Vetter Muhäârisch den Chalifen in die Wüste abzufübhren, aber jener gehorchte nicht, sondern zog mit dem Chalifen nach ‘Irâq und schlug seinen Weg über Rei ein, durch das Gebiet des Bedr ibn Mubhalhil, der el-Qäim seine Dienste anbot. Unterdessen war der Sultan dem Chalifen mit Geld, verschiedenen Geräth- schaften und Dienstleuten entgegen gezogen, traf ihn bei Nabrwän (*) und brachte ibn in sein Schloss, wie dessen schon früher erwähnt worden ist. Dann schickte er Chumartekin el-Togh- ràji mit Truppen aus, um el-Besäsiri und die Araber zu verfolgen. Bei Küfa schlossen sich ihm einige Detachements des Chafädjiten Ibn Muni an, denen der Sultan selbst auf den Fersen nachfolgte. Eine Abtheïlung erreichte el-Besäsiri auf dem Wege von Küfa, im Gebiete des Mezjediten Dubeis und verheerte die Besitzungen des letzteren. Dubeis ergriff die Flucht, el- Besàsiri aber nebst seinen Anhängern lieferte seinen Feinden eine Schlacht, in der er selbst auf dem Kampfplatze blieb. Qoreisch 1bn Bedrân stirbt und sein Sohn Muslim tritt die Regierung an. Qoreisch starb im Jahre 453 (1061— 1062) und wurde bei Nacibin begraben (”). Auf den Rath des Fachr ed- daula Abû Naçr Muhammed ibn Muhammed ibn Djehir ibn Därà er- nannten die ‘Oqailiden Qoreiseh’s Sohn Abu’l Mukârim Muslim zu ihrem Oberherrn. Muslim's Macht gewann noch mehr an Festigkeit, als ihm der Sultan (”) im Jahre 458 (1065—1066) die Städte Anbâr, Hit, Harbä QE Sinon und Bawäzidj zum Lehen anwies. Er begab sich hier- auf nach Baghdad, wo ihm der Vezier Ibn Djehir zu Schiff entgegenkam. Im Jabre 460 (1067—1068) unternahm Muslim einen Feldzug nach Rahaba, bekriegte hier die Benu Kiläb, die dem Aliden el-Mustançir gehuldigt hatten, brachte ihnen eine Niederlage bei und schickte die ihnen abgenommene Beute nebst ihren Fahnen, auf denen die Abzeichen der egyptischen Aliden abgebildet waren, nach Baghdad, wo man sie umgestürzt in feierlicher Procession um die Stadt trug. Die Gescuicare DER OQAILIDEN-DYNASTIE (39) 167 Muslim ibn Qoreisch bemächtigt sich Haleb’s. Im Jahre 472 (1079— 1080) begab sich der Gebieter von Mossul, Scheref ed - daula Muslim ibn Qoreisch nach Haleb und belagerte es, musste jedoch, da die Belagerung sehr schwierig war, sein Vorhaben aufoeben. Zwar wurde die Stadt auf’s neue von Tutusch ibn Alp Arslâän eingeschlossen, der schon früher, bei der Eroberung Syriens, im Jahre 471 (1078 — 1079) Haleb belagert hatte, allein auch Tutusch hob die Belagerung nach einigen Tagen wieder auf, und bemächtigte sich der Städte Buzäa’ und Bira (”). Darauf wurde Muslim von den Einwohnern Haleb's, das damals von Ibn el-EHabibiji el-"Abbâsiji verwaltet wurde, aufsefordert, von ihrer Stadt Besitz zu nehmen, als er aber vor derselben erschien, widersetz- ten sie sich seinem Einzuge. So vergingen einige Tage, bis ein Turkomanen-Häuptling, der in der Nähe der Stadt ein festes Schloss besass, und die Einwohner streng beobachtete, einen Sohn el-Habibijis auf der Jagd in seinem Gebiete gefangen nahm und ihn dem Muslim zu- schickte, der ihm nur unter der Bedingung die Freiheit schenkte, dass die Stadt überliefert werden sollte, worauf jener zu seinem Vater zurückkebrte und durch die Uebergabe der Stadt der Sache ein Ende machte. Muslim hielt im Jahre 473 (1080—1081) seinen Einzug in Haleb, besetzte die Citadelle, vertrieb aus derselben die beiden Sôhne des Mirdäsiden Mab- mûd, Säbiq und Watthäb (*), und schickte dann seinen Sohn Ibrahim, der mütterlicherseits der Sohn einer Tante Melekschähs war, zum Sultan, um ihn sowohl von der Einnahme Haleb's in Kenntniss zu setzen, als auch um die Verwaltung dieser Stadt zu ersuchen. Der Sultan williste ein und wies zugleich seinem Vetter Ibrahim die Stadt Bâlis zum Lehen an (”). Hier- auf unternahm Muslim einen Zug nach Harràn und entriss die Stadt den Sühnen des Numei- riten Watthäb(”). Auch der Gebieter von Rohà huldigte ihm und liess auf seinen Münzen Muslims Namen prägen. Muslim belagert Damasq; die Harrâniter empüren sich gegen ibn. Im Jahre 476 (1083—1084) belagerte Scheref ed - daula die Stadt Damask, deren Be- herrscher Tutusch sich damals in die byzantinischen Gebiete begeben hatte, wurde je- doch von den Einwohnern zurückgedrängt und von Tutusch, der unterdessen zurückgeeilt war, vüllig geschlagen. Weil nun auch die Egypter, die er um Beistand ersucht hatte, ihm keine Unterstützung zukommen liessen, sah er sich genôthigt, in seine Besitzungen zurückzu- kehren di, um so mebr, da er die Nachricht erhielt, dass ihm die Harrâniter den Gehorsam _versagt hätten und der Numeirite Ibn ’Atijà nebst dem Qâdhi Ibn Halija gesonnen seien, Harrâo den Türken zu überliefern. In aller Eile brach er nach Harrân auf, schloss unterwegs ein Bündniss mit dem Beherrscher von Himce, Ibn Mulàäïb, dem er die Städte Salamia und Re- fenia schenkte (*), belagerte dann Harrân, zerstôrte die Mauern desselben, erstürmte die Stadt und tôdtete den Qädhi nebst dessen Sohne (*). 168 (40) W. TIESENHAUSEN. Ibn Djehîr bekämpfl Muslim ibn Qoreisch und bemächügt sich Mossuls, das“ hierauf wieder in die Gewalt Muslim’s geräth. Fachr ed-daula Abû Nacr Muhammed ibn Ahmed ibn Djehir war von Geburt ein Mossu- laner (**) und stand anfangs im Dienste der Familie el-Muqalled, entzweite sich aber später mit Qoreisch ibn Bedrän und stellte sich unter den Schutz eines’Ogailidenhäuptlings, der ihm den- selben auch gewäbrte. Dann zog er nach Haleb und wurde Vezier des Mui zz ed-daula Abü Thumäl ibn Çâlih, von dem er als Vezier in den Dienst des Merwäniden Naçir ed-daula nach Diârbekr überging. Als ibm aber der Chalife el-Qäim, nach der Absetzung des Veziers Abü Fath Muhammed ibn Mançür ibn Därasp (a) den freigewordenen Veziersposten antrug, brach er nach Baghdad auf, verfolgt von dem Merwäâniden, der ihn jedoch nicht erreichen konnte. Gleich nach seiner Avkunft in Baghdad, ernannte ihn el-Qäim zum Vezier im Jabre 454 (1062), zu einer Zeit, in welcher der Sultan Toghrulbek schon einen mächtigen Einfluss auf die Chalifen gewonnen hatte. Ibn Djehirs Vezierat dauerte mit einigen Unterbrechungen bis zum Tode el-Qäims, nach welchem el-Muqtadi den Thron bestieg und die Sultanswürde auf Melekschâh überging. Als el-Mugtadi im Jabre 471 (1078—1079) den Ibn Djehir auf Nizäm el-Mulk’s Vorstellungen und Klagen, die dieser dem Chalifen gegen ihn vorbrachte, absetzte, begab sich sein Sohn ’Amid ed-daula (*) zu Nizäm el-Mulk nach Icpahân, ersuchte ihn um eine Aussühnung und kehrte, als dieser bei dem Chalifen für ihn Fürbitte gethan hatte, wieder zurück. Allein schon im Jabre 476 (1083—1084) setzte ihn der Chalife aufs neue ab. Me- lekschäh und Nizäm el-Mulk ersuchten hierauf el-Muqtadi um die Erlaubniss, die Sühne (Ibn) Djehir s bei sich zu empfangen und als diese nach Icpahän kamen, wurden sie freundlich und zuvorkommend aufgenommen. Melekschäh wies daun dem Fachr ed-daula Dijärbekr an, gab ibm Truppen und befahl ihm dieses Gebiet dem Merwäniden zu entreissen, sich im Freitags- gebet nach dem Sultan nennen zu lassen und auf gleiche Weïse seinen Namen auf den Münzen nach demjenigen des Sultans zu prägen. Nachdem Fachr ed-daula aufgebrochen und schon auf der Hälfte des Weges nach Dijärbekr angelangt war, schickte ihm der Sultan im Jabre 477 (1084— 1085) noch ein anderes Heer nach, unter der Anführung des Emirs Ortoq ibn Eksek, des Ahnen der jetzigen Kôünige von Mardin. Kaum bhatte der Merwänide das Anrücken der feindlichen Truppen gegen ihn in Erfahrung gebracht, so ersuchte er Scheref ed -daula Muslim ibn Qoreisch um Beistand, indem er ihm dafür die zu seinen Besitzungen gehôrende Stadt Amid abzutreten versprach, worauf Muslim sogleich nach Amid aufbrach. Facbr ed- daula, der sich in der Umgebung dieser Stadt befand, befürchtete, dass die Araber sich zu Gunsten des Merwäviden erheben würden, und gab sein Vorhaben, ihpen eine Schlacht zu liefern, auf, allein die türkischen Truppen, die er bei sich hatte, überfielen bei Tagesanbruch die Araber in ihrem Lager, schlugen sie in die Flucht und bemächtigten sich ihrer Schätze und Lastthiere. Scheref ed-daula entfloh nach Amid und wandte sich, da Fachr ed - daula ihn dort mit allen seinen Truppen eimschloss, an den Emir Ortoq mit der Bitte, ihm für eine gewisse Geldsumme bei der Flucht aus Amid behülflich zu sein. Ortoq leistete ihm den gewünschten Schut und Die GESCHICHTE DER OQAILIDEN- DYNASTIE. (#4) 169 Muslim entfloh nach Ragqa(”). Ahmed ibn Djebir wandte sich anfangs nach Mejäfäriqin das dem Merwâniden (*) gehôrte, in der Absicht die Stadt zu belagern, zog aber, als der Mezjedite Behà ed-daula Mançür mit seinem Sohne Seif ed-daula Çadaqa sich von ihm trennte und nach ’Irâq ging, nach Chilàt (”). Melekschäb, der unterdessen erfabren hatte, dass Muslim in Amid eingeschlossen sei, schickte Ibn Djehîr s Sohn ’Amid ed-daula mit einem zablreichen Heere nach Mossul, in Begleitung des an der Spitze der türkischen Truppen stehenden Qäsim ed-daula Agsonqgor, Ahnen des Melik el-il Mah'âdmüûd. Vereint mit dem Emir Ortoq, der ihnen auf seinem Zuge nach ‘Irâq begegnete und sich ihnen anschloss, zogen sie nach Mossul und bemächtigten sich der Stadt. Hierauf begab sich der Sultan selbst in die Besitzungen Muslim's ibn Qoreisch und war schon bis Bawäzidj gekommen, als Muslim, wie wir gesehen haben, aus dem belagerten Amid entflohen und nach Rahaba gekommen war, wo er die Nachricht erhielt, dass Mossul genommen sei und er auch seine übrigen Besitzungen verloren habe. Muslim bat um die Vermittelung des Muejjed el-Mulk ibn Nizäm el-Mulk, der sein Gesuch annahm und ihm, nach Empfang verschiedener Geschenke, freien Zutritt zum Sultan gestattete, ver- liess Rahaba und wurde von Muejjed el- Mulk zum Sultan gebracht, dem er ein glänzendes Geschenk an Pferden und andern Gegenständen machte. Das hauptsächlichste Geschenk be- stand in dem Reitpferde Muslims, das ihn auf der Flucht gerettet hatte, und mit keinem andern zu vergleichen war (”). Er bat fussfällig den Sultan um Verzeihung, der ihm dieselbe gnädig gewährte und ihn wieder in seinen frühern Besitzungen bestätigte. Darauf kehrte Muslim nach Mossul zurück, während der Sultan an seine Geschäfte ging (°'). Muslim ibn Qoreisch wird getüdtet und sein Bruder Ibrahîm tritt die Regierung an. Toghrulbek's Verwandter, Qutulmisch, dessen schon früher erwähnt worden ist, hatte sich einiger byzantinischen Besitzungen bemächtigt und herrschte über Iqgonia und Agqcçarà (”). Nach seinem Tode begab sich sein Sohn und Nachfolger Suleimän nach der Stadt Antiochien, im Jahre 477 (1084—1085), und entriss sie den Byzantinern, wie dieses schon früher berich- tet worden ist. Da der damalige Gouverneur von Antiochien el-Qarderüs qe ein byzantinischer Häuptling, dem Scheref ed-daula Muslim ibn Qoreisch einen jährlichen Tribut entrichtet hatte, so forderte Muslim, dass auch (Ibn) Qutulmisch, als dieser Antiochien eroberte, ihm den- selben Tribut entrichten sollte und sich vor einem Aufstande gegen den Sultan hüten môge. (Ibn) Qutulmisch erwiederte darauf, dass er gegen den Sultan in stetem Gehorsam ver- bleibe und nichts Verborgenes thue, was aber den Tribut beträfe, so werde derselbe nur den Ungläubigen auferlegt und von ihren Häuptlingen eingezogen, den Muselmännern aber habe Allah hierin einen Vorzug gegeben, da sie keine Kopfsteuer zu zahlen hätten. Scheref ed-daula begab sich nach Antiochien und verwüstete die Umgebungen dieser Stadt, während Suleimän seinerseits nach Haleb aufbrach und die dortigen Umkreise verheerte, sich jedoch, als die Un- terthanen sich darüber beschwerten, zur Rückkehr genôthigt sah. Hierauf brachte Scheref ed- daula ein grosses Heer von Arabern und Turkomanen zusammen (letztere unter ihrem Anführer Djoq) und zog mit ihnen nach Antiochien. Suleimân rückte ihnen entgegen und im Çafar (”’) Mém. des sav. étrang. T. VIII. 22 170 (42) W. TIESENHAUSEN. des Jahres 478 (Mai-Juni 1085) kam es in der Umgegend dieser Stadt zur Schlacht. Nach dem ersten Zusammentreffen ging der Emir Djoq mit seinen Turkomanen zu Suleimân über; die Schlacbtreihe Muslim's ibn Qoreisch gerieth in Unordoung, die Araber ergriffen die Flucht, Muslim aber wurde aufgegriflen und nebst 400 seiner Waflengefährten getôdtet. Seine Be- sitzungen erstreckten sich damals vom ‘’Isà-Kanal bis Menbedj in Syrien, umfassten Dijàr Modhar und Dijàr Rebia in Mesopotamien, Haleb in Syrien, so wie alle Gebiete, die,seinem Vater und seimem Oheim Qirwàsch gehôrt hatten, und erfreuten sich einer ausnehmenden Fruchtbarkeit und besonderen Wohlstandes. Er selbst war ein Mann von grosser Einsicht und Rechtlichkeit (”). Nach Muslim's Tode befreiten die ‘Oqailiden seinen Bruder Ibrahim aus dem Gefängniss, in welchem dieser mebrere Jahre hindurch gefesselt zugebracht hatte, so dass die Ketten ihm das Gehen unmôglich gemacht hatten (”). Sie schenkten ihm nicht nur volle Frei- heit, sondern setzten ihn auch zu ihrem Oberhaupt und Nachfolger Muslims ein. Nach dem Tode des letztern begab sich Suleimân ibn Qutulmisch nach Haleb(”), belagerte diese Stadt zwei Monate lang und kebrte, da sie ihm Widerstand leistete, unverrichteter Sache zurück. Im Jahre 479 (1086—1087), in welchem der Statthalter von Irâq den ‘Oqailiden Anbâr entriss, wies der Sultan Melekschâh die Städte Rahaba, nebst deren Bezirke, Harrän, Serüdj, Raqqa und Chabür dem Muhammed, Sohn des Scheref ed-daula Muslim ibn Qoreisch an, und gab ihm seine Schwester Chatün Zuleichà zur Frau. Muhammed nabm Besitz von allen jenen Städten und als Muhammed ibn es-Schâtir sich weigerte ihm die Stadt Harràn abzutreten, zwang ibn der Sultan, es zu thun. Ibrahîm’s Unfall. Streitigkeiten zwischen Muslim’s Sühnen Muhammed und ’Ali um den Besitz von Mossul, dass endlich ’Ali zufällt. Ibrahim ibn Qoreisch beherrschte Mossul und die ’Oqailiden bis zum Jahre 482 (1089— 1090), in welchem der Sultan Melekschäh ibn zu sich berief, ihn gefangen setzte und Facbr ed-daula ibn Djehir zum Statthalter von Mossul und der andern Städte ernannte (”). Die Stadt Beled wies der Sultan seiner Tante Çafija an, welche zuerst die Frau Muslims ibn Qoreisch gewesen war, und von demselben einen Sohn ‘Ali hatte, darauf aber seinen Bruder Ibrahim geheirathet hatte. Nach Melekschäh’s Tode begab sich Çafja mit ihrem Sohne ’Ali nach Mossul, doch da auch ’Alÿs Bruder, Muhammed ibn Muslim auf den Besitz von Mossul Ansprüche machte und jeder von ihnen unter den Arabern seinen Anhang hatte, so kam es zwischen beiden Partheien bei Mossul zur fôrmlichen Schlacht, in der Mubammed geschlagen wurde. “Ali hielt hierauf als Sieger seinen Einzug in Mossul, nachdem er die Stadt dem Ibn Djehir entrissen hatte. Tbrahîm kehrt nach Mossul zurück und wird getüdtet. Nach Melekschäh’s Tode befreite Turkän Chatün(”) die sich nach ihm der Alleinherr- schaft bemächtigt hatte, Ibrahim aus seiner Gefangenschaft. Er begab sich sogleich nach Die GESCHICHTE DER ’OQAILIDEN-DYNASTIE. (43) 171 Mossul, erfubr aber, als er in der Nähe der Stadt war, dass Al, der Sohn seines Bruders Muslim, schon Herr derselben sei und dass dessen obenerwähnte Mutter Çafija, Meleksch# hs Tante, sich bei ihm befände. Es gelang ihm jedoch letztere durch Geschenke für sich zu ge- winnen und dadurch zu dem Besitz von Mossul zu kommen, wo er auch bald seinen Einzug hielt. Unterdessen suchte Melekschäh’s Bruder Tutusch, der Gebieter von Syrien, die Herr- Schaft von ‘Iràq an sich zu reissen, stellte sich an die Spitze einiger syrischer Häuptlinge und zog im Bunde mit Aqsonqor, dem Beherrscher von Haleb, nach Naçibin, bemächtigte sich dieser Stadt ("””) und liess Ibrahim auffordern, ihn im Kanzelgebete nennen zu lassen und ihm einen freien Durchzug nach Baghdad zu gestatten. AÏS aber Ibrahim dieses Gesuch verweigerte, zogen Tutusch und Agsonqor mit einer grossen Anzahl von Türken gegen ïhn, denen Ibrahim 30,000 Mann entgegen stellte. Bei Modhaï , in dem Bezirke von Mossul, stiessen die beiden feindlichen Heere auf einander; die Araber wurden geschlagen und Ibrahim mit mehrern Emiren gefangen genommen und getüdtet("”'). Die Türken erbeuteten das arabische Lager, wobei sehr viele arabische Frauen, aus Furcht vor Infamie, sich selbst das Leben nahmen. Tutusch aber bemächtigte sich Mossuls. ’Al ibn Muslim herrscht über Mossul, das ihm von Kerbûqä entrissen wird. Die Herrschaft der ’Oqailiden in Mossul erlischt. Nach Ibrahim's Tode setzte Tutusch dessen Bruderssohn, Ali ibn Muslim ibn Qoreisch zum Statthalter von Mossul ein, der in Begleitung seiner Mutter Çafija, der Tante Melekschâh's dort einzog und Mossul nebst dem dazu gehôrigen Umkreise verwaltete. Tutusch selbst begab sich anfangs nach Dijärbekr, dessen er sich bemächtigte und dann nach der Provinz Aderbei- djàn, von der er ebenfalls Besitz nahm. Als er aber erfubr, dass Berkijäroq, der Sohn seines Bruders Melekschâh gegen ihn zu Felde ziche und Qäsim ed-daula Agsonqgor von ihm abge- fallen sei, kehrte er schleunigst nach Syrien zurück, traf in aller Eile die uôthigsten Rüstungen und brach nach Haleb, gegen Aqsonqor auf. Dieser wurde von Berkijäroq durch die Emire Kerbûqà und Bûzän unterstützt, und rückte dem Tutusch nach Haleb mit seinen Anhängern entgesgen, wurde aber von demselben geschlagen, gefangen genommen und getôdtet. Kerbüqà und Büzän mussten nach Haleb zurückkehren, das darauf von Tutusch belagert und erstürmt wurde ("”). Bûzän wurde um’s Leben gebracht und Kerbüqà daselbst gefangen gesetzt. Als aber Tutusch gestorben war und Haleb in die Gewalt seines Sohnes Ridwân, der an seine Stelle trat, gerieth, erhielt Kerbûqà auf Berkijärogs Befehl seine Freïheit wieder, begab sich mit einigen Freiwilligen, die sich um ihn geschaart hatten, nach Harràn und bemächtigte sich desselben. Bald darauf ersuchte ihn Muhammed ibn Muslim ibn Qoreisch, der sich mit seinen Bundesgenossen Therwân ibn Wahib und dem Kurden Abü1 Heidjà("”*) in Nacibin aufhielt, um Hülfe gegen den Herrn von Mossul ‘Ali ibn Muslim ibn Qoreisch. Kerbüqà eïlte auch sogleich zu Muhammed, nahm ihn aber gefangen, besetzte Naçibin und brach nach Mossul auf. Als er hier jedoch auf Widerstand stiess, kehrte er nach Beled zurück, wo er Muhammed ibn 172 (42) W. TIESENHAUSEN. Muslim ertränken liess und zog dann nochmals zur Belagerung von Mossul aus. ’Ali ibn Muslim erbat sich den Beistand des Herrschers von Djezira ibn Omar, Djekirmisch, welcher ihm seine Hülfe zwar zusagte, jedoch von Kerbûqàs Bruder el-Tumtäsch nach Djezira zu- rückgedrängt nicht nur Kerbüqâ huldigte, sondern demselben auch bei der Belagerung von Mossul behülflich war. ‘Ali, dessen Lage sich allmählig verschlimmerte, sah sich genôthigt Mossul zu verlassen und entfloh nach EHlilla zu dem Mezjediten Çadaqga. Kerbüqâ aber bemächtigte sich der Stadt nach einer neunmonatlichen Belagerung ("”*) und legte der Herr- schaft der ‘Oqailiden sowohl in Mossul, als auch in den dazu gehôrigen Gebieten ein Ende, worauf die Herrschaft über dieselben auf die Fürsten und Emire der Ghuzen aus dem Ge- schlechte der Seldjüqen überging. Das übrige weiss der alleinige Allah! ANMERKUNGEN. 4) Kahlän wird bekannilich von den arabischen Genealogen zu den Nachkommen Qahtän's, des Stammvaters der Uraraber gezählt, als Gegensatz zu ’Adnân, dem Stammvater der eingewanderten Ara- ber, zu denen auch die Nachkommen des ‘Amir ibn Ça'çea'a gehôren. Djennâbi, der Verfasser des ru 3] du», 5) das (+ 999 —1590—91) sagt in dem die Oqailiden betreffenden 45ten Ca- pitel seines Geschichtswerkes (Handschrift des Asiat. Mus. A 528), dass el-Hamdânis Angabe zufolge die Benû ‘Oqail ursprünglich Bahrein bewohnten, wo sie unter zahlreichen arabischen Stimmen, nebst den Benû Suleim und Benû Taghleb die drei grüssten Tribus bildeten und sich mit letzteren, von denen sie an Zahl und Wohlstand übertroffen wurden, gegen die Benû Suleim verbündeten, die Bahrein verlassen mussten und theils nach Egypten, theils in die maghrebinische Provinz Afriqija auswanderten. Bald ent- standen jedoch auch zwischen den Benû ‘Oqail und Benû Taghleb Streitigkeiten, in Folgen deren erstere, von den Taghlebiten besiegt und aus Babrein vertrieben, nach ‘Irâq übersiedelten, wo sie anfangs Kûfa nebst dem Euphratgebiete, darauf aber Mossul und Mesopotanien eroberten. Später, als sie von den Seldjûqen besiegt und wieder nach Bahrein zurückgedrängt wurden, fanden sie zwar die Taghlebiten noch in deren früherem Bereiche vor, allein die Macht derselben war schon so geschwächt, dass die ‘Oqailiden bald wieder Bahrein unterwarfen und sich hier bis zum Jahre 651 (1253 — 1254) behaupteten. nËls bel Ok all JL ge D à god flue LE Je Ge ol Judl 5 5 365 Juie pe put 45 CS 35 jall, 8 3 eabl DE, A 32, Cl 325 Je 2e ge ag) J) Qasdl LL, QC» Le AOF pal J JL», 2 ÿ° ps) w® ri LS Ne poobs die Ge Le ss 39 Ci sue Je LS 363 Je ülsl F Sa >} AL 1, Joyll, se 58l Je LA, 51) M, 0 es Glall I Lulus cest Le el J le 1,6 àgelull SU ele Le Le pale a Co SA] Mém. des sav. étrang. T. VIII. Il W. TIESENHAUSEN. Sous Jaie SA sil sl Les 4) J Judas perl Li2o JS dk us 592 95 ST a lere yrsss Gel Je Le A ÉLUS 2 >]. Vergl. auch Ibn Chaldûn’s Angaben über die Verbrei- tung des Stammes Amir ibn Ça’ça'a, von denen wir hier das auf die ‘Oqailiden Bezügliche in de Slane's franzôsischer Uebersetzung folgen lassen: «Quatre branches de la tribu de Käb-ibn-Rebiâ entrèrent en Syrie, savoir Ocaïl, Cochaïr, el-Harîch et Djâda. Trois d’entre elles s’éteignirent dans les temps islamiques; Ibn Hazni en parlant de celle d'Ocail, la quatrième, dit qu'elle égalait en nombre toutes les tribus moderites prises ensemble. Les Beni-Mocalled, une famille de cette tribu prirent possession de Mosul, ville où la famille de Hamdan et celle de Taghleb avait déjà régné. Elle demeura maîtresse de Mosul et de ses en- virons, ainsi que d'Alep, jusqu'à l’époque où elle perdit sa puissance et reprit la vie nomade. Alors elle s'empara de plusieurs territoires situés de tous côtés se faisant l’héritière des Arabes bédouins, les anciens propriétaires.» (Hist. des Berbères et des dynasties musulm. de l'Afrique septentr. trad. par M. le baron de Slane, Alger 1847, T. I, p. 25.) Zur vollständigen Uebersicht der ‘Oqailiden-Dynastie fügen wir noch folgende Geschlechtstafel bei, durch welche die von Weil (Gesch. der Chalifen, Bd. IT, p. 93) und Wüstenfeld (Genealog. Tabel. der arab. Stimme. Gôttingen, 1852, {ste Abth. D) gegebenen Stammtafeln dieser Familie ergänzt werden. El-Mugalled D D Ràf Scha’ab | | el-Musejjeb Qabbän D ! Abù’d-Dawwâd Djenàh ed-dau- Husäm-ed-daula Nùr ed-daula Sinàn ed-daula Ramila ?Akith Muhammed la Abù’l-Hasan ‘Ali Abù Hasän el-Mu- Abù Muç'ab Abù ‘Othmän (?) el- qalled Merech Hasan AR ER CE 1 CE ES s Kämil (?) Za’im ed-daula Abù’1-Fa dl Mutamid-ed daula Mudjalli Abù Kàmil Baraka Bedrân Abül-Muui Qirwàsch ARR FRERE CAE A I CCR 9 CRE DER D CS RE à CN ESSOR ES el-Muqalled ’Alam ed-din Abù/1- Omar Mälik Muhi ed-din Maäli Qoreisch | Abù’l-Härith Mu- RE re SE STE en L hârisch Muqabbil Scheref ed- Nâàçir ed-daula Sàlim daula Ab®1 Mu- Abû Sälim kärim Muslim Ibrahîm Ali Suleimän ARE CARE DEEE 9 + GER RE 1 ’Ali Abü’Abdallah el-Muejjed Qirwàsch Muhammed Scheref-ed- Schihàb ed-din daula Muslim Malik 2) Der Name des ersten regierenden ‘Oqailidenfürsten wird verschieden angegeben. Ibn Chaldûn und Ibn Challikân (YleY] SL, ed. Wüstenfeld, n. Vo) nennen ihn Sp!) »), Hadji Chalfa tés Lé Const.1732 p. ) und Djennâbi a. a. 0. »), ,) #1, Abül-Fedà (Ann. Muslem. T. II p. 572, 992 und 605) und Bedr ed-din ’Aini (+ 855 — 1451) in senem FA BE] Jäc (Handsch. des Asiat. Mus. NM 52%, e, vol. IN, fol. 83 v.) schreiben >} 5) IE Ueber das Erlüschen der Hamdâniden-Dynastie in Mossul s. Weil, Gesch. der Chal. Bd. III, p. 36—38 und Freitag in der Zeitschr. der deutschen mor- genl. Gesellschaft, Bd. X p. 497—498. Für den Schutz, den die Benû ‘Oqail dem Hamdâniden Abù Abdallah gegen den Kurdenfürsten Bâd, den Gründer der Merwâniden- Dynastie in Dijârbekr, leisteten, erhielt Ab&’4-Dawwâd Muhammed ibn el-Musejjeb die Städte Naçibin, Djezira ibn Omar und einige an Dre Gescuichre bER ‘OQAILIDEN-D vNASTIE. HI dere Flecken. S. die Geschichte der Hamdäniden nach Ahmed's Chronik in Wickerhauser’s «Wegweiser zum Verständniss der türkischen Sprache». Wien 1853, p. Fo 3) Diesem Kriege machte wabrscheinlich die von ’Aini (TEL. fol. 92 v.) und Ibn Challikân a. a. O. er- wähnte Heirath ein Ende, die zwischen Behà ed-daula und Abûd-Dawwâd’s Tochter zu Stande kam. Auch musste sich der ‘Oqailidenfürst bequemen, auf seinen Münzen den Namen Behà ed-daula's prägen zu lassen. S. Frähn's Nova Suppl. ad Recens. Num. Muhamm. ed. Dorn. Petrop. 1855 p. 260 und Mémoires de la Société Impér. d'Archéol. de St.-Pétersb. Vol. V. p. 184. 4) Tbn Challikôn I. 1. und der von ’Aïni (I. fol. 180 r. und 199 v.) erwähnte Verfasser des Ulyie FA] (i. e. el-Hamdânt + 521 — 1127) setzen den Tod Abû d-Dawwâd’s in das Jahr 387 (997-998), während Abüûl-Fedäà, [bn el-Athir (von Ibn Challikân citirt), Djennâbt und ’Aini selbst mit Ibn Chaldûn übereïnstimmen. Als Grund der Bevorzugung ’Alïs giebt’Aint an, dass el-Mugalled bei semem Stamme verhasst war, weil seine Mutter eine Negerinn aus dem am Euphrat gelegenen Dorfe Lx. (?) war. 5) Auch wurden’Alfs und el-Mugalled's Namen zugleich auf den Münzen geprägt (s. Dorn, Add. ad Nov. Suppl. p. 260; Tornberg, Num. Cuf. p. 265 und 266; Soret in den Mém. de la Soe. Imp. d'Arch. de St.-Pétersb. Vol. V. p. 185), denn unter dem auf den ‘Oqailidenmünzen erwähnten Djenäh ed-daula Abû ‘l-Hasan ist unzweifelhaft ’Ali ibn el-Musejjeb zu verstehen, wie dieses wenigstens für den Namen Abül-"Hasan durch eine von Soret verôffentlichte Münze aus Naçibin v. J. 388 (998) bestätigt wird, auf der dieser Fürst Al CP e: sd) ») PA genannt ist. S. Soret, Lettre à M. Koehne sur quel- ques monnaies inédites, p.p. 7 —8. 6) Wabhrscheinlich das sogenannte Qla)) _pes, zwischen Sindjâr und Naçibîn, erbaut von ’Abbâs ibn ‘Amr el-Ghanewi (F 305 — 917 — 918). S, Ibn Challikân a. a. O. und Qazwini [I p. F4, wo auch der an den Mauern des Palastes befindlichen Inschriflen der ‘Oqailiden el-Mugalled ibn el- Musejjeb und Qirwäsch ibn el-Mugalled erwähnt wird. Vergl. Hammer's Literaturgeschichte der Araber, Wien 1854, Bd. V, p.74—76. 7) Djâmie’in, das spätere Hilla, am Euphrat, zwischen Baghdäd und Küfa. S. Lexicon Geogra- phieum, eui titulus est, el, IA) Je Dal Jel;e ed. Juynboll, T. I, p. F#o und Rit- ter's Erdkunde, 10ter Theil, p. 187. 8) Ibn Challikân, der a. a. O. dem Husäâm ed-daula el-Mugalled emen besonderen Artikel gewidmet bat, in welchem auch der übrigen Regenten aus dem Hause der ‘Oqailiden Erwähnung geschieht, nennt el-Mugalled einen Günner und Freund der Gebildeten, der zugleich selbst poetisches Talent besass und nach seinem Tode von mehreren Dichtern, besonders aber von dem Scherif er-ridhâ Abû1-Hasan Muham- med ibn el-Husein ibn Müsa el-Müsawi in zwei Kaçiden betrauert wurde. Noch ist zu bemerken, dass el-Muqalled mit der Tochter des Buweihiden Mokla vermählt war. S. Hammer, Liter. der Arab. 5ter Bd. p. 74. 9) Batiha heisst die sumpfige Landschaft zwischen Baghdâd und Baçra, in der Umgegend von Wäsit. Die Fürsten von Batiha bildeten eine selbstständige Dynastie, zu der auch der erwähnte Muhad- dsib ed-daula, mit dem Beinamen Abû’l-Hasan ‘Ali ibn Naer gehôrte. Ibn Chaldün und’Imâd ed-din el- Içfahäni, der Verfasser der poil] 584 4 (f 597 — 1200 — 1201) haben in ihren Werken jener Dy- % 1V W. TIESENHAUSEN. nastie besondere Abschnitte gewidmet. S. Les Séances de Hariri, 2me édit. introd. p. 9, Abû1-Fedâ’s Annal. Musl. T. IL, p. 562, T. IL, p. #5 und Weiïl's Gesch. der Chal. Bd. III, p. 51—52. 10) Ueber Abû Sinân Gharïb ibn Muhammed ibn Ma’an s. Abü1-Fedà’s Annal. Musl. unter dem J. 414 und Ibn Challikân’s Weïàjât el-a’jân in der Biographie des Veziers el-Maghribi, A 14, wo er Je y) heisst. Die Benû Ma’an bildeten einen Zweig der Oqailiden. S. Weil, Gesch. der Chal. Bd. HE, p. 158. 11) Den Benû Mezjed gehürte die Gegend zwischen Hilla und Hît. Die Geschlechtstafel dieser Dynastie ist zu finden bei Weil, 1. L p. 67. ‘Ali ibn Mezjed starb im Jahre 408 (1017 —1018); ihm folgte sein Sohn Dubeis. S. Ibn Challikân ed. Wüstenfeld, A7 #.1, de Slane’s Uebers. T. I, p. 634 und Annal. Muslem. T. IL, p. 47. 12) Daqüqñ, befestigter Ort zwischen Baghdäd und Irbil. Vergl. Jäqûts Moschtarik, ed. Wüsten- feld p.141, desselben Merâcid, T. I, p.#”.0 und Abûl-Fedàs Tagwim el-boldän, ed. Reinaud et Slane, P. FA. 13) Weil, L. 1. p. 50 liest «les® + statt Qlas® y 44) Fachr el-Mulk Abû Ghâlib Muhammed ibn Chalaf war der Vezier der Buweihidenfürsten Behà ed-daula und des Sohnes desselben Sultân ed-daula, der ihn im J. 406 (1015—1016) um's Leben brin- gen liess. Seine Biographie findet man bei Ibn Challikân, AS vi, ed. Wüstenfeld. Vergl. auch Abûl- Fedà, Ann. Musl. T. IL, p. 25. 45) Ibn Challikôn AS [Ko und ’Aini fol. 100 r. und 199 v. setzen den Tod el-Mugalled's in den Monat Cafar desJabres 391 (Januar 1001). Ersterer fügt noch hinzn, dass dieser Emir an einem zwischen el-Anbâr und Hit gelegenen Orte, ç)Läxë genannt, begraben wurde. Im handschriflichen Ibn Challikän des Asiat. Museums, A7 546, heisst dieser Ort LES was mit dem in der #-ten Anmerkung angeführ- ten, vielleicht falsch punctirten (ES identiseh sein kônnte. Im Meräcid, Bd. Il, p. A4 und || wird eines Dorfes Las auch Li erwähnt, das jedoch Jäqût zwischen Baçgra und Wäsit, in die Umgegend des Nahr Djafar verlegt. 16) Am Nabr ‘Isa bei Bäghdâd. S. Merâçid, Il p. 4 und Defrémery, Mémoire sur les émirs el- omera, p. 89 17) ‘Aini, IL, fol. 100 v. und 480 r., so wie auch Ibn Challikän a. a. O. berichten, dass zu der Zeit, als Qirwâsch den Thron bestieg, noch zwei Brüder seines Vaters lebten, die ihm die Regierung streitig mach- ten, nämlich dal J: sil el-Hasan ibn el-Musejjeb und cl LP 28e ; je pl Abû Merech Mu- çab ibn el-Musejjeb. Jener starb schon im J. 392 (1001—1002), der andere aber erst im J. 397 (1006 —1007). Letzterer ist wahrscheinlich derselbe, der auf den bisher bekannten ’Oqailidenmünzen vom J. 393—395 unter dem Namen Nüûr ed-daula Abû Mug’ab erscheint. S.Tornberg, Num. Cuf. p. 267 — 268 ; Soret à. a. O. p.186 —187; Dorn, Add. ad Nova Suppl. p. 261— 262 und Saweljew im Bulletin hist. phil., T. [V,p.106. Ob unter dem auf den Münzen vorkommenden de #1 al, y) ee (Nova Suppl. p. 69 und Soret, 1.1. p. 187 und 189) Qirwâsch’s oben erwähnter Oheim el-Hasan ibn el-Musejjeb zu verstehen sei, wage ich nicht zu behaupten. Den Titel Mutamed ed-daula soll Qirwâsch, dem ’Aini zufolge, von dem Chalifen el-Qâdir billâh im Jahre 396 (1005—1006) erhalten haben, in welchem ihn derselbe auch zum unumschränkten Besitzer von Kôfa einsetzte: add) Cf (#4 ae y w2) Lies Die GESCHICHTE DER OQAILIDEN-DYNASTIE. v dogl eme al, a) all (3 0235), Glus Col cp vil el Cle (lqd el-djumän, IH, fol. 105 v.). Es darf jedoch hierbei nicht unberücksichtigt gelassen werden, dass Qirwäsch nicht nur auf Münzen vom J. 395 (Soret a. a. O.p.186—187, 7 82 und Dorn, Add. ad Nov. Suppl. p. 261, 4 4), sondern schon auf einer Münze vom J. 393 den Titel Mütamed ed-daula führt. S. Tornberg, Num. Cuf. p.267, 47 6. Der Bericht ‘Ainis wäre hiernach vielleicht so zu verstehen, dass der Ehrenname Mu- tamed ed-daula, den Qirwäsch sich beigelegt hatte, im Jahre 396 von dem Chalifen ihm férmlich zuge- standen wurde. 18) Asad ed-daula Abû Al Câlih ibn Mirdàs war der Gründer der Mirdasiden-Dynastie in Haleb, das er im Jahre 417 (1026—1027) den Fatimiden entriss. 19) Ueber den Rechtsgelehrten Abû Bekr Muhammed ibn et-Tajjeb ibn Muhammed ibn Dja’far ibn el-Qâsim el Bâgilânt (+ 403 — 1012—1043) s. Ibn Challikân ed. Wüstenfeld, 4% 414 und Hammer’s Liter. der Araber, V, p. 228 und 300. 20) Vel. Weil, I, p. 52. Schon Abûd-Dawwäd Mubammed ibn el- Musejjeb hatte im Mubarrem des Jahres 382 (März 992) das Kanzelgebet für den Fatimiden el-"Aziz billâh Nizâr verrichten und des- sen Namen anf Münzen und Fahnen setzen lassen. S.’Aïnt [. fol. 93 r. Ibn Challikôn, ed Wüstenfeld, A5 44 und Hammer, 1.1. p. 56. Im handschriftlichen Ibn Challikän des Asiat. Mus. (45 546, fol. oov v.) wird diese Erhebung der ‘Oqailiden im J. 382 zu Gunsten der Fatimiden dem el-Mugalled zugeschrieben, was jedoch ohne Zweifel unrichtig ist, da el- Mugalled selbst erst im J. 386 (996) zur Regierung ge- langte, und el-"Aziz im Ramadän desselben Jahres starb. Das erste Kanzelgebet Qirwâsch's für el-Häkim biamrilläh soll, Ibn Kethir zufolge (von ‘Aïnt citirt, ILE, fol. 113 r.), am 4-ten Muharrem des Jahres 401 verrichtet worden sein (d. 18-ten August 1010). Der Anfang der Chutba lautete: «Lob sei Allah, dessen Lichte die tiefe Finsterniss gewichen ist, dessen Macht die Pfeiler des Gützendienstes gestürzt hat und durch dessen Kraft die Sonne der Wahrheit im Westen aufgegangen ist.» S. Abû’1-Fedà, Ann. Musl. III, p, > und S. de Sacy, Exposé de la religion des Druzes, T.[, p. CCCLIV. Der Schluss des Gebetes war nach ”Aini (1. 1.) folgender: «Friede sei mit den Vorfahren aus dem Geschlechte der Chalifen, mit el-Mahdi und dessen Sohne el-Qâim, dem Eukel el-Mançür, dem Grossenkel el-Muizz, dem Urgrossenkel el - Aziz und mit dem Sohne des letzteren, dem jetzigen Herrscher el-Häkim.» — Zu bemerken ist noch, dass es wohl nicht so sehr die kriegerische Demonstration des ’Amiîd el-djujûsch war, die Qirwäsch zum Schwei- gen brachte, als die kostbaren, an 30,000 Dinare reichenden Geschenke, die der Chalife, nach dem Verfasser des In) Ë SE) (Hdschr. des Asiat. Mus. #7 520 unter dem J. 401) und el-Makin, (Hist. Sarac. p. 257) dem Qirwâsch zuschickte. 21) Ueber el-Maghribi s. Ibn Challikân, A5 146; Hammer, Liter. der Arab. V, p.120—122; S. de Sacy, Chrest. arabe, 2-e édit. T.I, p.183; Abûl- Fedà, Ann. Mus!. I p. 51 und 65. 22) Ausführlicheres über den Aufstand Hassän’s ibn Mufarridj ibn Daghfal ibn Djerräh findet man in der Biographie des Chalifen el - Häkim biamrilläh bei S. de Sacy, Exposition de la religion des Druzes, T. I, p. CCCL—CCCLHT und Ibn Khaldoun, Hist. des Berbères, trad. par M. de Slane, I, p.16 und 43. 23) Sein Vorgänger war Abû’l - Hasan ibn Abfl-Wezir. S. de Slane’s Uebers. des [bn Challikän, DL p.453. VI W. TIESENHAUSEN. 24) Ueber Muejjed el-Mulk Abû Al Hasan ibn el-Hasan er - ruchadji (f 430 —1038—1039) s. Hammer’s Liter. der Arab. V, p.122 und Abû1-Fedä, Ann. Musl. IH p. 63 und 99. 25) Aus der von Defrémery in Aussicht gestellten Monographie einer Geschichte der Buweihiden werden wir wohl über el- Athîr Anbar näheren Aufschluss erhalten. Gelegentlich wird seiner erwähnt in desselben Verfassers Mémoires d'histoire orientales, 1-re partie, Paris 1854, p. 149150, wo es heisst: «L'histoire fait mention à plusieurs reprises d’un eunuque nommé Anber et surnommé el- Athir,: et qui joua un grand rôle sous les princes Boueihides de l'Irak, au commencement du 5-me siècle de l'hégire. Ibn al-Athir, ms. de C. P. V, fol. 57, r° et v°, 58, v°, 59, v°». 26) Ueber den Beherrscher von Mejjäfäriqin und Dijârbekr, Naçir ed-daula Abû Nagr Ahmed ibn Merwân ibn Düstak el-Kurdî el Humaidi s. Ibn Challikân, # vr, ed. Wüstenfeld. 27) Wabrscheinlich Abû Ishâq Ibrahim ibn Hilâl ibn Ibrahîm ibn Zahrûn el- Harrâni eç - Cäbi (F 384 — 994— 995), dessen nähere Lebensumstände und wissenschaftliche Thätigkeit in Chwol- sohn's Werke: «Die Ssabier und der Ssabismus», T.[, p. 588— 60%, aufgeführt sind. 28) Bei’Aini (qd el-djumân, II, fol.136,r.) heisst es: JXx au PE JUL Ut , 45, als els 5 | Ja 9 5 b a] L oJ99 (Sie) EE E HE ul Li, «Als man von Sulei- mân Geld forderte, berief er sich auf seine Armuth und wurde getüdtet; el-Maghribi aber hinterging den Qirwâsch, indem er ihm das versprach, was er in Küûfa und Baghdäd habe; er erhielt hierauf den Befeh]l es herbeizuschaffen und wurde freigelassen.» Vgl. Ann. Musl. IE, p. 51—53. Darnach ist auch die Uebersetzung der Worte JS, js*% so zu berichtigen: Da aber Suleiman nicht im Stande war es (das Geld) zurückzuzahlen, so wurde er getüdtet. 29) Auch Samirra (Jsale und dial) genannt, am Tigris, drei Tagereisen nôrdlich von Baghdâd. Ritter's Erdkunde X, p.209, 241, 217, 221, 227 und 283. 30) Unter den sechs im Merâçid (1 p.1Ve) und Muschtarik (p. 46 — 4o) angeführten Städten dieses Namens ist hier wohl die Stadt Beled, auch LL genannt, zu versthen, am obern Tigris, 4 Tagereisen von Mossul. $. Ritter’s Erdkunde, X, p. 155—156; 161—162; 272— 273. 31) Vgl. Weil, Gesch. der Chalif. II, p. 68. 32) Abû Kälindjàr war ein Sohn des Buweihiden Sultän ed-daula ibn Behâ ed-daula. Er starb im Djumâdi el- awwal des J. 440 (Oetob.—Novemb. 1048). Wilken, Gesch. der Sultane aus dem Ge- schlechte Bujeh p.100 und Weil, I. L. p. 80. Die Belagerung von Naçibin setzt ’Aïnî in das J. 419 (1028). S.'Tqd el-dumân, IL, fol. 448 r. 33) In die Festung Kâlendjer, an der Gränze von Hindostan. S. Mirchond, Histor. Seldschukidarum, ed. Vullers, Giessen 1837, p. 40; Journ. Asiatique 1848, Avril-Mai, p. #22 und Hammer’s Gemälde- saal, V, p. 9. 34) Beldjân, nicht Bekdjâr oder Bekdjän, wie es im arabischen Texte steht, wird wohl das Wort zu lesen sein. Vgl. Quatremère im XIII-ten Bande der Notices et Extr. des Manuscrits, p. 290, wo es heisst: «Dans le Kamel (t. III fol. 207 v. und 208 r.) il est fait mention d’une montagne appelée Beldiän ülsb près de laquelle était située l’ancienne ville de Khawarizm. Ce nom se retrouve dans celui de Balkan qui désigne aujourd’hui une grande baic et la montagne qui la borde. On peut consulter sur ce sujet la Die GEscHicatE DER ‘OQAILIDEN- D'YNASTIE. VII relation de M. Mouraview (Voyage en Turcomanie, p. d1, 55, 62 etc.» S. auch Mirchond's Gesch. der Seldschuken, übers. von Vullers p. 39, 11-te Anmerk.: «Baldschan, eine an Pferden reiche Gebirgsge- gend im Norden von Turkestan, am Flusse Sarasu, war wabrscheinlich der ursprüngliche Wohnsitz der Seldschuken, den sie unter der Regierung des Ghasnewiden Mahmud verliessen, um sich in seinen Staa- ten festzusetzen. Herbelot, Bibl. Or.u. d. W. Belgian.» 35) Vgl. Abû1-Faradj, Hist. Dynast. p. 222. Ueber Merâgha, westlich von Tauris, mit der be- rühuten unter Hulâgû erbauten Sternwarte des Naçir ed - din et -Tüst s. Ritter’s Erdk. IX, p. 836 fig. und Merâçid, LE, p.ve, wo in der Anmerkung auch die übrigen orientalischen Quellen aufgezählt sind. Die Anführer der Ghuzen heissen bei ’Aint IL fol. 149 v. seb ts L,; 9 ss Vel. auch Deguignes, Hist. des uns, IT, p. 205. 36) Ueber’Alà ed-daula (nicht ed-din, wie im Texte steht) Abû Dja’far Schâhrijâr ibn Käkuweih, den Statthalter von Içfahâän s. de Slane’s Uebers. des Ibn Challikân, T. I p. 445, not. 17 und Weil I p. 85—86. Die Käkuweïhiden, die einen Nebenzweig der Buweïhiden-Dynastie bildeten, regierten in Jezd und Igfahän vom J. 394—437 (1003—1045). S. Hâdji Chalfa’s Taqgwim et-tewârich, unter dem J. 394. 37) Bâqirdà, Bäzebdà (wie statt des im arabischen Texte falsch punctirten Bâzendà zu lesen ist) und el-Hasania lagen in der Umgegend von Djezira ibn Omar. S. Ritter’s Erdkunde IX, p. 705, 712, 721; X,p. 25; Quatremère, Hist. des Mongols, p. 330—331 und Journ. Asiat. 1849, Avril— Mai, p. 369. Ueber die hakkarischen Kurden s. Lerch’s Hacrbropania 068 Upaucknxe Rypaaxe n ux% npearaxe C'Heeparixe Xaseaxr. C. Ierepôypre 1856, p. 63 ffg., wo eine Uebersicht der auf diesen Stamm bezüglichen Nach- richten aus europäischen und orientalischen Schriftstellern zu finden ist. Vgl. auch Meràçid IT p. Fre — ri; Ibn Challikän, ed. Wüstenfeld in den Biographien MF MF vx, KA, #49, oe4, opV, Ao4 und - Abül-Fedà, Ann. Musl. Il p 546. 38) Ueber die Beschnewi-Kurden und ihre Festung Fenek, die in der Nähe von Djezira ibn Omar lag, s. Lerch, 1.1. p. 68, und die dort citirten Quellen; Qazwinfs Athär el-bilâd, ed. Wüstenfeld, p. FAQ und Merâçid, Il p. F4o—#44. Ausser Fenek gehôrten den Beschnewi-Kurden die festen Schlüsser Barqa a5,, nnd Beschir mis, in der Umgegend von (yl;,5 Zawazän. S. Jäqûts Muaddjem el-boldän (Hdsch. des Asiat. Mus. #5 591, unter Ul 393) und desselben Moschtarik, ed. Wüstenfeld, p. of” und ov, wo an beiden Stellen unrichtig statt (y), einmal (jh, und dann Q; 9 al steht. 39) Unter den zwei gleichnamigen Städten Tella’fer oder Tell Ja’fer (Merâçid I p.re9 und Mosch- tarik p. Af*) ist hier wohl diejenige gemeint, die zwischen Mossul und Sindjâr lag. Vgl. Ritter's Erdk. XI p.453 fig. Es-Sinn, auch Sinn Bärimmä genannt, lag auf der Ostseite des Tigris, oberhalb Tekrit, am Einflusse des untern Zâb. S. Selecta ex hist. Halebi, p.134, Merâcid, Il, p. 4°, Moschtarik p. Foy —+on und Içtachris Buch der Länder, übers. von Mordtmann, p. 46 wo Bârimmä statt Barma und Mi- sebdsän für Masendan zu lesen ist. 40) ’Aini zufolge (IL, fol. 100 v.) fand die Schlacht bei el-"Addjâdj Statt, das nach dem Merâçid, IL p.r##4, in der Nähe von Mossul liegt. Sie wurde von dem Dichter Abû Ali ibn Schibl el-Baghdädi in einer Qacide verherrlicht, aus der uns Ibn Challikän (in der mehrmals erwähnten Biographie el- Mu- qalled’s) und ‘Aini I. L. ein Bruchstück aufbewabrt haben. S. auch Hammer, Liter. der .Arab. V, p. 660, wo aber Mu'tamed ed-daula Qirwäseh für Hosein ed-dewlet el-Mokalled gelesen werden muss. VIII W. TIESENHAUSEN. 41) Vel. Weil, HI p.87 und el-Makin, Hist. Sarac. p. 270. Ueber den Aufenthalt der Ghuzen in Mossul berichtet Abû1-Faradj Bar Hebraeus (f 685 — 1286) Folgendes: «Exercitus Togril Begi re- gionem urbium Nisibis, Miphractae, Schigarae, Haburae et Amidae evastarunt. Cum dux ejus Ziracus in- terfeetus esset, Mozalam venerunt et a Mozalae praefecto, Motamad od-daula, 50000 denariorum, ut urbe relicta abirent, postularunt. Spreti ab eo vi urbem expugnarunt, quo facto Motamad od-daula per portam subterraneam, quae ad fluvium Tigridem ferebat, evasit. Guzaei vero urbem ingressi ex ejus aula magnam argenti vim eum 200,000 denariorum obstulerunt, et uxores quoque ejus septendecim Arabicas et Curdaeas cum multis ancillis inter se diviserunt. Urbem ipsam diripuerunt, praeter regionem Schacha- rasvi (der Marktplatz, die Marktstrasse zu Mossul; s. Lorsbach's Archiv für die Morgenländ. Literat. Mar- burg 1791, T.I p.255), pro cujus domibus eorum possessores 10000 denariorum dederunt. Etiam prae- fecti uxores a parentibus earum reäemtae sunt. Praefecto in urbe relicto Guzaei Baladam obsederunt sed ca- pere non potuerunt. Paucis diebus post Guzaeus quidam puerum Mozalanum, quocum rixatus erat, lancea percussit. Pueri mater, quae contentiosa esset et loquax femina, facie sanguine conspersa, per urbis plateas diseurrit exclamans: filium meum filiamque Guzaeï interfecerunt; quibus verbis Arabes usque eo concitavit, ut Guzeeos occiderent. Quod cum ii audissent, qui Baladae erant, reversi Mozalam senum puerorumque 2000 occiderunt. Caedes et rapina duodecim dies duravit. Quemcunque prehenderant, ei dicebant: redime te; quo pacto omne argentum, et in aperto positum et occultatum, ex Mosala abstulerunt. Pace tandem composita agricolas in vicos suos reduxerunt et agricolationi dare operam jusserunt. Paulo post Motamed recuperatis viribus et contractis Maadenis, Guzaeos vicit et eorum multos occidit. Reliqui in Aderbeiganam aufugerunt.» (Gregorii Abulpharagii sive Bar-Hebraei Chronicon Syriacum, Lipsiae 1789, p.243—244). 42) Die Uebergabe der Stadt geschah im J. 421(1030). Weil, Gesch. der Chal. HI, p. 69, not. 5. 43) Ibn Challikân a. a. O. und ’Aiïni, II fol. 199 v., setzen den Tod Bedrân’s in den Monat Redjeb des Jahres 425 (22 Mai — 21 Juni 1034). Ueber den Kurdenhäuptling Husäm ed-daula Abû Schauk Fàris ibn Mubammed ibn ’Anân (+ im Ramadän des J. 437—12 März — 11 April 1046) s. Abûl- Fedà, Ann. Musl. IT p.125 ; ’Aïni, IT fol. 17% v. und Journ. Asiat. 1847, Mai, p. 434. 44) Chumeis (Qwæes, so ist der Name nach’Aïni, I fol. 168 v. zu lesen) stammte wabrscheinlich aus dem Geschlechte der Benû Ma’an, denen Tekrit seit der ersten Hälfte des 5-ten Jahrhunderts gehürte (s. die 10-te Anmerk.) und ist ohne Zweifel derselbe Je LP ur Chumeis ibn Ma’an, dessen Sohn ‘Isa im J. 444 (1052—1053) seinen Bruder Abû Ghuschâm in Gefängniss werfen liess und sich der Stadt Tekrit bemeisterte. S. Abûl-Fedà, Ann. Musl. LIL, p.143, ’Aini, HI fol. 183 v.und Weil, III p. 158. Ueber den im vorhergehenden Kapitel erwähnten Ma’aniden Râf ibn el-Husein (f #27 —1035— 1036) s. AbÔ1-Fedà, 1.1. p. 89 und Hammer‘s Liter. der Arab., V p. 691. 45) Abû1-Hârith Arslân ibn ‘Abdalläh el-Besâsiri war ein freigelassener Sclave des Buweïhiden Behä ed-daula und Anführer der türkischen Truppen in Baghdäd. S. seine Biographie bei Ibn Challikôn JE pe, ed. Wüstenfeld. 46) In der Umgegend von Baghdäd, am Carçar-Kanale. S. Merâçid, IL p. 1ot”; Abûl-Fedä, Tagq- wim el-boldân, p. ot und #ep; S. de Sacy, Chrest. Arabe, 2-e édit. T.I p. 77, not. 21 und Ritter’s Erdkunde, X p. 202. | 47) Vier Jahre vorher (a. 428 — 1036 —1037) hatte Qirwâseh den Djelâl ed-daula im Kriege Die GESCHICHTE DER ‘OQAILIDEN-D YNASTIE. IX gegen den Türkenhäuptling oUL. JL Bâristafän oder OL JL Bâristaghân unterstützt. “Aini, Iqd-el- djumôn, IT, fol.461 r. und Weil, III p. 78. Nach dem Tode Djelâl ed-daulas (f 435—1043—1044) suchte sein Sohn Abû Mançûr fruchtlos bei Qirwâsch Hülfe gegen den obengenannten Abû Kälindjôr. Abû’l-Fedà, Ann. Musl. II p.120 und Weil, I. I. p. 79. 48) Die stark befestigte kurdische Burg el-Aqr oder Aqra, mit dem Beinamen el-humaidija & Jaod/, liegt in dem Gebirge Maqlûb, 7—8 Meilen nordôstlich von Mossul, in der Nähe der noch unzugängli- cheren Festung Schüsch. S. Meräçid, IT p. 1#’# und pP4A; Moschtarik, p. rVA und #1r; Zeitschrift der deut. morg. Ges., Bd. I, p. 61; Quatremère in Not. et Extraits des manuscrits, T. XIII, p. 310, 329 und Ritter’s Erdkunde, IX, p. 718 und 727 ffg. — Auf den Ausdruck J} CE Lo im Sinne von JLec| hat schon Dozy aufmerksam gemacht. S. Recherches sur l'histoire polit et littér. de l'Espagne pendant le moyen âge. Leyde 1849, I, p. 79, n. 1. 49) Abül - Hasan ibn Môûschek war vielleicht der Sohn des oben erwähnten Kurdenhäuptlings Müûschek ibn Häkuweïh. — Ueber die hadbânischen Kurden s. Quatremère in Not. et Extr. XIII, p. 303, 304, 327, Arnold, Chrest. Arabe, p.166, und Lerch, |. 1. p. 78 und 99. — Irbil (Arbela) liegt zwei Tagereisen weit von Mossul, zwischen den beiden Zabflüssen. S. Merâçid, [, p. «+; Moschtarik, p. 14; Qazwini, Il, p. 147—19F; Ritters Erdkunde, IX, p. 690 ffg. 50) Aint zufolge, der das Ereigniss in das Jahr 440 verlegt (1048 — 1049), hatte Ibn Aschkân ausser seinen Kindern noch 3 seiner befestigten Schlüsser zum Unterpfand gegeben, die er nach der An- kunft Abû ‘Alîÿs in Mossul und auf die Erklärung desselben, Irbil dem Bruder abtreten zu wollen, zu- rückforderte (qd el-djumân, IL, fol. 178, r.). — Unter dem Jahre 437 (1045— 1046) berichten Abûl-Fedà (Ann. Musl. II, p.124) und Aini (1. I. fol. 174 v.), dass der Beherrscher von Irbil, ‘Isa ibn Mäûsa el-hadbâni (nicht el-hamadsâni, wie bei Abüûl-Fedâ) von den beiden Sühnen seines Bruders ermor- det wurde, die sich hierauf der Festung Irbil bemächtigten. Allein noch lebte ein anderer Bruder ‘Isa's, Namens Sallär ibn Müûsa, der sich in Folge eines Zwistes mit seinem Bruder zu Qirwäsch nach Mossul begeben hatte, und bei der Nachricht von dem Morde seines Bruders, mit Qirwâsch nach Mossul aufbrach, sich mit Hülfe des letzteren der Stadt bemeisterte und von ihm zum Besitzer derselben eingesetzt wurde. 51) In der Nähe von Djezira ibn "Omar (Merâçid, IT, p. (P#). S. auch Journ. Asiat. 1846 Mars. p. 285. 52) Statt y»), das hier keinen Sinn giebt, ist wohl del zu lesen. 53) Vgl. Weil, II, p. 92, not.; Abûl-Faradj, Hist. Dynast. p. 226 und Aini, IL, fol. 479 r.. s. a. 441 (1049—1050). 54) Ibn Challikôn, a. a. O. und ‘Aini zufolge I. L. fol. 180 r. und 482 r. starb Abû Kâmil Baraka im Monate Dsû1-Hiddja des J. 443 (4. April — 3. Mai 1052) nach einer zweijährigen Regierung. — El-Melik er-Rahim war der Ehrentitel des Buweiïhidenfürsten Chosrû Firûz ibn Abi Kâlindjär ibn Sultân ed-daula ibn Behâ ed-daula. S. Wilken Gesch. der Sult. aus dem Geschlechte Bujeh, p. 100 und 120: Weil, IL, p. 81. 55) Nach Jäqût (Merâcid, I, p. #.9) ein grosses Dorf in dem Bezirke von Baghdäd, in der Nähe des am Dudjeil gelegenen Städtchens Harbâ. Vgl. auch Ibn Challikân, Æ ro, ed. Wüstenfeld. Mém. des sav. étrang. T. VIII. b x W. TIESENHAUSEN. 56) Statt der im Texte gegebenen Lesart Le :» JE lese ich Lu J'# und vermuthe, dass dieser Belâl ibn Gharib ein Sohn des oben erwähnten (not. 10) Gharib ibn Ma’an war. 57) Nach Ibn Challikân, 45 vo und Abû1-Fedà, Ann. Musl. IL, p. 140, liess Qoreisch den Qirwâsch vor seinen Augen in den ersten Tagen des Redjeb im Jahre 444 umbringen (Ende October 1052). Dsehebî zufolge (im pi] Je Ë LD, Hdscbr. des Asiat. Mus. A7 524, a) starb Qirwäsch im Redjeb des J. 441 (November 1049); Djennäbi a. a. O. und el-Makin, p. 271, setzen seinen Tod in das J. 442 (1050 — 1051), noch andere (im Aini citirt, fol. 199 v.) in den Dsûl-Hiddja des Jahres 443 (April 1052). Diese verschiedenen Angaben lassen sich, meiner Meinung nach, dadurch erklären, dass die drei letzten Daten sich auf die mehrmalige Absetzung Qirwâsch’s beziehen, das Jahr 444 aber als das eigentliche Todesjahr zu betrachten ist. 58) Qirwâsch war mütterlicherseits ein Schwestersohn des Kurdenfürsten von Irbil, Abü1-Heidjà el-hadbâni und führte ausser dem Beinamen Môûtamed ed-daula noch den Ehrentitel Medjd ed-din. S. Ibn Challikân a. a. O. und Hammer, Liter. der Arab. V, p. 75—76, und VI, p. 47—48, wo nebst zwei charakteristischen Zügen aus dem Leben Qirwâsch’s auch einige Proben seines Dichtertalents aufgeführt sind, die Abû1-Hasan Ali ibn Hasan el-Bâcherzi (f 467—1074—1075) in seiner bekannten Antho- logie _posJ| Jel à PAC 9 sa] da. aufbewahrt hat. — Ueber die im folgenden Capitel erwähnte Erobe- rung el-Anbâr's im J. 446 heisst es bei Aint, II, fol. 185,r. LS Y] a id] Ls> QG (eo eludll) es 39 Vus 20 6, bé Ge jll Dés D je D £ vue» œ LÉ, Lil, als) JL Jel Luel 5 DE Let 52e bu potes, sole) es USM ESS) SR ll >Les 1 &Le lol ÿ° «ls pball L/ Fe 4 y Q° Y-* &le pol Lx KL, des ae 11; 5 dk, Ds UR al, > sal U24$ ale, Je H pla) #1 ap (be as Us 5h Qi Quws Lol js allus GG uN co ane «je Im Dsû’1-Hiddja (März 1055) zog el-Besästri mit Dubeis ibn Ali ibn Mezjed nach el-Anbâr, bemächtigte sich der Stadt, verwüstete die Wohnplätze und verbrannte das Uebrige. Nach der Chronik des Beïbars errichtete el-Besâsiri, als er bei el-Anbôr angelangt war, Wurfmaschinen, mit denen er brennendes Naphta in die Stadt schleuderte und dadurch die Vertheidigungsanstalten der Einwohner in Brand steckte. Darauf erstürmte er die Stadt, nahm 100 Mann der Benû Chafädia, den Abû1-Ghanâim (den Qoreisch zum Statthalter von el-Anbôr ein- gesetzt hatte) und hundert Anbarenser gefangen, und kehrte nach Baghdâd zurüek. Abû1-Ghanâim, der ihm folgen musste, ritt auf einem Kameel, in einem rothen Ueberwurf, mit einer spitzen Kappe auf dem Kopfe und Ketten an den Füssen. El-Besâsiri wollte ihn anfangs nebst den übrigen Gefangenen kreuzigen lassen, und gab ihm nur auf die Verwendung des Nôr ed-daula Dubeis die Freiheit. Vgl. Weil, M, p. 92 und 93. 59) Ausführlicheres über den Aufstand in Baghdäd, in Folge dessen Toghrulbek den el-Melik er- Rahim gefangen nahm und Qoreisch gemisshandelt und ausgeplündert wurde, s. in Weiïl's Gesch. der Chal. Die GESCHICHTE DER ‘OQAILIDEN- D'YNASTIE. XI Il, p. 94— 97. — In demselben Jahre machte Qoreisch einen erfolglosen Versuch die Besitzungen des Merwäniden Abû Harb Suleimân ibn Naçir ed-daula an sich zu reissen. ‘Aini (III, fol. 487 r..) berichtet hierüber Folgendes: àe all 55 se ol JS el ele hs op on5 el dE bis ALL, Le tal) & nil, (ass) ad) C6 LU 054) IL, Loue douces lens, ball, els Le & asie) spjil Ulis cp (lei) ëyai Lui, de 5 à], Li ES Ulsre cp} Das] &lJ} Als der Besitzer von Mossul, Qoreisch ibn Bedrän erfuhr, dass Abû Harb ermordet sei, benutzte er diese Gele- genheit und zog nach el-Djezira (ibn Omar), um sich dieser Stadt zu bemächtigen. Er schrieb zugleieh den Bochti- und Beschnewi-Kurden und suchte sie für sich zu gewinnen, worauf diese auch zu ihm stiessen und mit ibm vereint Naçr (den Sohn Abû Harb's) zu bekriegen beschlossen. Es kam zu einer blutigen Schlacht, in der von beiden Seiten viele erschlagen wurden, der Sieg sich aber auf die Seite des Mer- wâniden neigte und Qoreisch schwer verwundet wurde. Der Merwânide Nagr nahm hierauf Besitz von el- Djezira. 60) In einer Entfernung von 30 Tagereisen von Mossul, in der Nähe des gleichnamigen Gebirges. S. Merâçid, IL, p. ov; Moschtarik, p. Porc; Qazwini, II, p. P4W; el-Ictachris Buch der Länder, p. 45: Ritter's Erdkunde, XI, p. 445 ffg. — Statt Sahm ed-daula Abô’1-Fath ibn ‘Omar schreibt Aïnt (HI, fol. 189 r.) Sahm ed-daula Abû1- Fath Omar. — Ueber die Schlacht bei Sindjâr vgl. auch Weil, IX, p. 97. 61) Toghrulbek war am 25 Ramadhân des J. 447 nach Baghdâd gekommen (18. December 1055) und blieb dort über ein Jahr. S. Weil, II, p. 95 und 97. 62) Er hiess Abûl-Qâsim ibn Maslama, mit dem Beinamen Scherif el-wuzerâ und ‘Tdjmâl el-werä, und war ein erklärter Gegner el-Besâsiris. S. Hammer, Liter. der Arab. VI, p. 104—106. 63) Vel. auch 'Aini, HE, fol. 255 v. Weil, II, p. 93, 98 und 158 nennt ihn Ibn Almahlaban. Es ist derselbe Abû1-Ghanâim, dessen in der 58. Anmerkung bei der Einnahme el- Anbôr’s erwähnt worden ist. — Der ‘Oqailide Nagr war der Sobn ‘Isa's ibn Chumeis, von dem schon früher (not. 44) die Rede war. Seine Wittwe wurde später die Frau Qoreisch’s ibn Bedrân. S.'Aïni, III, fol. 187 v. und Weil, I, p.98, not. 1. . 64) Statt ass) ist ax) D) zu lesen, denn Jäqûti war ein Sohn Djeghirbek’s ibn Mikâïl und Bru- der Alp Arslän's, folglich ein Neffe Toghrulbek’s. — El-Bawäâzidj, auch LS] é je, lag zwischen Tekrit und Irbil, nicht weit vom Einfluss des untern Zäb in den Tigris. (Merâcçid, 1, p. 1VA und Mosch- tarik, p. AA). 65) Vielleicht der bei Abül-Fedà, Ann. Musl. IV, p. 247 erwähnte Dichter Hibbet alläh ibn Dja’far, der unter dem Namen Ibn Sanä el-Mulk bekannt war. 66) Awânà und ‘Okbarâ (statt Xe ist Lake zu lesen) lagen einander gegenüber am Tigris, 10 Pharasangen oberhalb Baghdäd. S. Meräcid, [, p. ++ und [, p. FV*; el-Ictachris Buch der Länder, p. 54. Nabr Beitar befand sich unterhalb des Städtchens Harbâ, in der Nähe von Awänâ. Merâçid, IT, p ro und Moschtarik p. «ro. Bâdürjà (nicht Bâdrûnà, wie im Texte steht, oder Badruma, wie Weil, *k x W. TIESENHAUSEN. IL, p.98, not. 1 liest) gehôrte zum Distrikte von Nabr ‘Isa, wesilich von Baghdäd, während das um- fangreiche Gebiet des Nahr el-Melik noch westlicher, unterhalb Nabr ‘Isa Le Merâçid, [, p. 114, LUF, p.ror und Ritter's Erdkunde, X, p. 202 ffg. 67) S. Weil, Gesch. der Chal. III, p. 99. 68) Dasselbe berichtet Ibn ef-Athir. Vgl. Weil, I. L. not. 3. 69) Diese schitische Formel war seit dem Jahre 359 (969—970) eingeführt worden. S. S. de Sacy, Exposit. de la religion des Druzes,, p. CCCXXXIV und Hist. des Berbères, trad par M. de Slane, IL, p. 546. 70) Vgl. den Bericht über diese Ereignisse bei Abûl-Fedâ, Ann. Musl. IL, p. 1468—179; Ibn Challikän, ed. Wüstenfeld, in der Biographie el-Besâsirts; Hammer, Gemäldesaal, V, p. 28—31; Qua- tremère, Mémoires sur l'Egypte, IT, p. 320—328 und Weil, INT, p. 100—104. Ueber ein hôchst be- merkenswerthes und seltenes numismatisches Document aus jener Zeit, einen im Namen dâs fatimidischen Chalifen el-Mustançir zu Baghdâd geprägten Dinar vom J. 450 s. Frähn, im Bullet. hist. phil. T. IV, p. 248, AE 14. 71) Auch Hadiîtha en-nûra genannt, auf einer Insel des Euphrat, zwischen Ragga und Hit. S. Me- râcid, 1, p. r9r; IL, p. F9; Moschtarik, p. 1F# und #ep; Qazwini, Il, p. FAI und Ritter s Erdkunde, XI, p. 716 ffg. — Der ’Oqailide Abû1-Häârith Muhârisch, mit dem Beinamen Mubhi ed-din, war ein Sohn el-Mudjallÿs ibn ’Akîth ibn Qabbân ibn Scha’ab ibn el-Mugalled ibn Dja’far ibn Amr ibn el- Muhannô. Er starb im Cafar des Jahres 499 (43. October — 11. November 1105) in einem Alter von 80 Jahren. S. Ibn Challikân in der Biographie el-Mugalled's (47 vo) und Aints Chronik, IL, fol. 278 r. Ibn el-Athir erwähnt eines Sohnes dieses ‘Oqailiden - Emirs, Suleimân ibn Muhärisch, der im Jahre 528 (1133 — 113%) starb und dessen Nachkommen im J. 536 (1141 — 1142), als der Atabek Zengi ibn Agsongor ihr väterliches Erbtheil Hadiîtha eroberte, nach Mossul auswanderten. S. Ibn-el-Athiri Chro- nicon quod perfectissimum inscribitur, Vol. XI, ed. Tornberg, Upsaliae 1851, p. 9 und 59. 72) Wahrscheinlich el-Ustäds Abû Bekr Muhammed ibn el-Hasan ibn Fûrek, dem Ibn Challikân einen besondern Artikel gewidmet hat (ed. Wüstenfeld, 4% 4p1). 73) Am gleichnamigen Flusse, unterhalb Baghdäd. S. Meräçid, IE, p. rot”; Qazwini, IL, p.#1A und Ritter's Erdkunde, X, p. 231 ffg. ’Aini zufolge (I, fol. 195 v.) war Muhärisch mit dem Chalifen am {ten Dsûl-Qa’ada des J. 450 (30. December 1058) aus Baghdäd fortgezogen und am 24ten Dsül- Qa'ada des folgenden Jahres (4. Januar 1060) nach Nahrwân zurückgekehrt. — Zu dem Gebiete des Kur- den Bedr ibn Muhalhil gehôrten die Städte es-Sirawân (Q}, sl), Daqüûqä (L5,55), Schehrzûr (331 42) und Câmeghän ( Hesley in deren Besitze sein Vater Mubalhil ibn Muhammed ibn Anän, der Bruder des me Abû Schauk im Jahre 442 (1050 —1051) von Toghrulbek bestätigt wurde. S. Abûl-Fedà, Ann. Musl. HE, p.137. 74) Qoreisch starb am Blutsturze, in einem Alter von 51 Jahren. S. Abül-Fedà, I. 1. p. 184, Beibars von Aini citirt, III, fol. 199 v., Ibn Challikân, # vrco und Dsehebi à. a. O. unter dem J. 453. 75) Alp Arslân, der Abû’1-Fedà zufolge (Ann. Musl. INT, p. 206) Muslim blos die Städte el-An- bâr und Tekrit gab. Erstere wurde den ‘Oqailiden im J. 478 wieder weggenommen. ’Aini, IL, fol. 239 v. 76) >> wird wohl die richtigere Lesart, statt der im Texte gegebenen |&_= sein. Harba, dessen Die GESCHICHTE DER OQAILIDEN-DYNASTIE. XII schon früher erwähnt worden ist, lag zwischen Baghdäd und Tekrit. S. Merâçid, I, p. rio und Voyages d'Ibn Batoutah, Il, p.132. 77) Diese beiden Städte gehôrten zu dem Districte von Haleb. (Merâcid, I, p. 1o+ und 114). 78) Der Mirdâside Mahmüd war ein Sohn des Schibl ed-daula Abû Kâämil Nagr und Enkel des Câlih ibn Mirdäs, von dem in der 18. Anmerkung die Rede war. Ausführlicheres über die Eroberung von FHaleb, die zugleich der Herrschaft der Mirdâsiden daselbst ein Ende machte, s. in Joh. Müller’s Historia Merdasidarum, ex Halebensibus Cemaleddini Annalibus excerpta, Bonn 1829, p. 92 ffg., Freitag's Selecta ex historia Halebi, p. XVIII—XIX und Weil, INT, p. 127. Einer Qaçide, in welcher der Dich- ter Ibn Hajjûs die Einnahme von Haleb besang, erwähnt Hammer in seiner Liter. der Arab. VI, p. 1134. 79) Zwischen Ragga und Haleb am Euphrat. S. Meräçid, I, p 1r+; Qazwini, Il, p. Fret und Riîtter's Erdkunde, X, p. 1065 —107%4.— Bei Deguignes heisst es von der Einnahme Haleb's: «L'an 477 (lies 472) de l'Hégire, les Seljoucides s'étant rendus maîtres de la Perse et d'une grande partie de la Syrie, Scharfeddoulet, fils de Mouslim (fils de ist zu streichen), Emir de Mousoul, demanda à Malec- Schah la permission d'aller assiéger Alep, promettant de lui donner tous les ans une somme considérable. Après que Malec-Schah lui eut accordé cette demande, Scharfeddoulet s’empara de cette ville. Alors la dynastie des Mardaschites fut détruite. Sabec recevait tous les ans une pension de Scharfeddoulet.» Hist. des Huns, I, p. 339). Vgl. auch el-Makin, Hist. Sarae. p 284, Dsehebi s. a. 479, Gila)) » LI (Hdsehr. des Asiat. Mus. #5 520, unter demselben Jahre) und ‘Ainî’s Chronik, II fol. 228 v. 80) Dsehebi und Djennäbi zufolge a. a. O. wurde Harrân von den ‘Oqailiden im J. 474 erobert (4081—1082). In demselben Jahre, berichtet der armenische Chronist Matthias von Edessa (962 — 1135), erfocht Scheref ed-daula einen glänzenden Sieg über die Türken, die unter der Anführung eines gewissen Chosru in das Gebiet von Edessa eingedrungen und bis Harran vorgerückt waren. Ich lasse den Bericht in der franzôsischen Uebersetzung Dulaurier's folgen. «Chargé de butin, il (Khosrov) parvint aux ports de Khar'an. Cette ville était sons le commandement de l'émir arabe Schoreïh (Schoureh)-Hedjm, fils de Koreisch (Gourêsch) et surnommé Schérel-eddaula (Schéref-endor). Schoreïh, qui était enfermé en ce moment dans Khar’an avec des troupes arabes, fit une sortie contre les Furks à la tête de 12,000 ca- valiers: ceux-ci comptaient 10,000 hommes Au premier choc, les Arabes les mirent en fuite, les poursui- virent en les taillant en pièces, et leur enlevèrenl le butin et les captifs qu'ils avaient pris. Toute la province d'Edesse fut encombrée de captifs; à chaque arbrisseau, à chaque pavé, on heurtait des Turks gisants, et qui étaient tombés partout où ils s'étaient sauvés.» Chronique de Matthieu d'Edesse, trad. par M. E. Du- laurier. Paris 1858, p. p.185 —186. 81) Vgl. Weil, II, p.127 —128 und Quatremère, Mémoires géograph. et histor. sur l'Egypte, II, p.445. 82) Salamia und Refenia, oder Refenia Tadmor gehürten zum Distrikte von Himç. (Merâçid, I, p. &V4 und I[, p 4). Ueber Salamia s. auch Ibn Challikân, ed. Wüstenfeld, #7 #4o in der Biographie des "Obeidalläh Mahdi. — Der Kilâbite Chalaf ibn Mulâïb wurde später aus Himç vertrieben und zum Statthalter von Apamäa eingesetzt. S. Weil, II, p. 187 und Defrémery im Journ. Asia. 1854, Mai — Juin, p.380 flg. 83) ’Aini (IN, fol. 233 r.) berichtet hierüber Folgendes: ,J| le, ge 6 els ue { ph) J» XIV W. TIESENHAUSEN. be, D nd p9 gs ble,, Lib JL Le JB, Le) at Li as) 0)? Qy° J2e L& ls CR L) | 3» QU be cp é) e] Lebs Lis] gr Les ESS ES A É & J Muslim hob die Belagerung von Damasq auf und Kehrte im Cafar dieses Jahres (20. Juni — 19. Juli 1083) nach Harrân zurück. Da ihm die Einwohner Widerstand leisteten, so kam es zu einem blutigen Kampfe. Er liess die Stadt mit Wurfgeschossen bewerfen und zerstürte einen bedeutenden Theil des Walls (über ÇJ.% und &,% im Sinne von Festungswall, Courtine s. Quatremère Hist. des Mongols, p. 252— 253). Hierauf eroberte er die Stadt und tôdtete eine grosse Anzahl von Menschen, unter andern den Kädi Abûl-Fath ibn Halija et-tibjâni, nebst dessen beiden Sühnen Abû Bekr und Omar, so wie auch die Angesehensten und Aeltesten der Stadt. Er liess sie hinter dem Kädi aufstellen, mit den Ge- sichtern zur Qibla gewendet, als ob sie beteten. Ihre Anzahl belief sich auf 96 Personen. Bei Djen- nâbi, I. 1. heisst es: «Im Jahre 476 empürten sich die Harräniter gegen Scheref ed-daula Muslim ibn Qoreisch, der hierauf die Stadt belagerte und eroberte, die Mauern derselben zerstürte und den Kädi von Harrän an der Stadtmauer kreuzigen liess.» (5,è (Je Ole Joel Lee cpmus Ce au (3 sys] + lets AE Lo ju pass Lis bols V5 plus àl, ol} Bar Hebraeus sagt bloss: «Anno 476 Scharfoddaula, filius Korischi, Haranem cepit, eujus praefectum Karazium suspendit (Chron. Syr. p.277). Vgl.auch Ibn Challikân, ed. Wüstenfeld, Æf vo, wo das Jahr äal5) anwies, die er auf seinem Zuge nach Haleb erobert hatte. Ann. Musl. IL, p. 260—263 und Weil, IE, p. 131. Ueber die am Euphrat gelegene stark befestigte Burg Dja’bar (auch _,:,> oder > und & LED) genannt) s. Merâçid unter ,xe> und 95 Ibn Challikân, ed. Wüstenfeld, #5 114 und de Slane’s Uebers., T. I, p. 329. 98) In demselben Jahre bemächtigte sich Fachr ed-daula ibn Djehir auch der Städte Sindjär, Ra- haba, Chabûr und des Bezirkes Dijôr Rebta’. S. Ibn Challikän, ed. Wüstenfeld, 4% v11 und de Slane’s Uebers. IIL, p.290. 99) Turkân Chatûn war die Frau des Sultans Djeläl ed-daula Melekschâh, daher auch Chatün el- djelâlija genannt. 100) Ueber die Einnahme von Naçibin s. Defrémery's Abhandlung: Sur le règne de Barkiarok im Journ. Asiat. 1853, Avril —Mai, p. 441. 101) Eïnen ausfübrlicheren Bericht darüber s. bei Defrémery, à. a. O.p. 444. Den von ihm be- nutzten Quellen zufolge wurde die Schlacht am 2-ten Rabfel-awwal des Jahres 486 (den 2-ten April 1093) an dem ôstlichen Ufer des Flusses el-Hirmâs (ele el s. Qazwini, Ï, p. 19F und IL, p. FK&4) ge- liefert. Vgl. auch Deguignes, 1.1. Il, p. 82 und Weil, HI, p.135. 102) Im Jahre 487 (1094). S. Defrémery, 1.1. p. 454— 455 und Weil, I, p.141. 103) Abûl-Heidjà ibn ’Abdallâh ibn ’Abÿ1- Halil ibn Merzubân war der Besitzer von ‘Imädia und einig en andern Festungen der Hakâri-Kurden, nordôstlich von Mossul. Vgl. Ibn Challikân, ed. Wüsten- feld, 45 vr, und Weil, II, p.455, 194, 246). — Behà ed-daula Therwân ibn Wahib besass die Stadt Hit, die ihm der Sultan Berkijärok angewiesen hatte. S. Weil, I, p. 157, wo er Ibn Wahbijeh ge- uannt wird. Die GESCHICHTE DER ‘OQAILIDEN-DYNASTIE. XVII 104) Vel. Abûl-Fedà, Ann. Mus!. II, p. 308. Mossul ergab sich im Dsû’1-Qa'da des Jahres 489 (24. October —20. November 1096). S. Defrémery, Journ. Asiat. 1853, Septembre—Octobre, p.230. Mit dem Falle Mossuls muss die Herrschaft der ‘Oqailiden-Dynastie als erloschen angesehen werden, ob- gleich sie in dem Ë pl pr Häâdji Chalfa’s bis zum Jahre 495 (1101—4102) fortgeführt wird, in welchem der ‘Oqailidenhäuptling el-Muejjed ibn Muslim ibn Qoreisch von den Numeiriten bei Hit er- schlagen wurde (Ann. Musl. IIT, p. 338). Ausserdem wird in den Chroniken noch einzelner Glieder dieses Herrscherhauses erwähnt, die jedoch auf die frühere Selbstständigkeit ihrer Vorfahren keinen Anspruch machen konnten. So erscheint ein Sohn des Scheref ed-dâula Muslim, Namens Qirwâsch, unter den Verbündeten des Mezjediten Çadaqa ibn Mançür in dem Kriege dieses Emirs gegen den Seldjûqen-Sultan Muhammed ibn Melekschâh. S. Hist. des Berbères, trad. par de Slane, [, p. 17 und Weil, HE, p. 159, wo derselbe Qirwäsch zu den Verbündeten Muhammed's gezählt wird. Qirwâsch's Sohn Scheref ed-daula Muslim wurde im J. 533 (1138—1139) bei der Erstürmung der Stadt Buzà’a getüdtet. S. Wilken, Gesch. der Kreuzzüge, II, p. 674, not. 63. Des ‘Oqailiden Sâlim ibn Mâlik ist schon oben, in der 97-ten An- merkung, gedacht worden. Ausser Dja’bar, das dieser Fürst von Meleksehäh als Entschädigung für Haleb erhalten hatte, suchte er noch die Stadt Ragga wieder zu gewinnen, welche die Numeiriten seinem Sohne ‘Al weggenommen hatten. S. Weil, Il, p. 153 und 192—193. Sâlim ibn Mälik starb, ’Aini zufolge (UL, fol. 328 v.) im Jahre 519 (1125). Sein Sohn ‘Ai vertheidigte im Jahre 541 (146—1147) die Festung Dja'bar gegen ’Imâd ed-din Zenki, der bei dieser Belagerung von seinen eigenen Sclaven ermor- det wurde. S. Ibn el-Athîri Chron., Vol. XI, ed. Tornberg, p. V1 —vr und Weil, IT, p. 289— 290. Einer Angabe Wilhelms von Tyrus zufolge soll’Ali ibn Sâlim selbst die Môrder Zenkÿs gedungen haben. Wilken, a. a. O. p. 730, not. 17. Derselbe ‘Ali beherbergte in Dja’bar eine Zeitlang den kriegerischen Mezjeditenmir von Hilla, Dubeis ibn Çadaga zum grossen Missvergnügen des Chalifen el-Mustarschid billâh. Er war es auch, mit dem der Künig von Jerusalem, Balduin If, ein Bünduiss für die gemein- schafliche Belagerung von Haleb abschloss. S. Wilken, 1. 1. p. 514—515 und 517. Al wurde von den Numeiriten ersehlagen. Weil, IL, p. 193. Im Jahre 564 (1168—1169) gelang es Nûr ed-din Mahmüd ibn Zenki, mit Hülfe der Benû Kiläb, die Festung Dja’bar, dem Sohne ‘Alfs, Schihâb ed-din Mâlik zu entreissen. S. Ann. Musl. IL, p. 606. Den umständlicheren Bericht darüber lassen wir hier nach De- guignes folgen, dessen Quellen fast würtlich mit der Chronik Ibn el-Athîr's übereinstimmen (vgl. dessel- ben Chronicon, ed. Tornberg, Vol. XI, p.+re). «Le château de Dgiaber, heïsst es in der Hist. des Huns, I, a, p. 204, situé près de l'Euphrate, appartenait depuis le règne du Sulthan Malec Schah à la famille des Ocailites. Celui qui le possédait alors était nommé Schehab ed-din Malek; un jour qu'il sortit de ce château pour aller à la chasse, il fut arrêté par les Kelabites et conduit à Noureddin qui le renferma dans Alep (im Redjeb des Jahres 563—11. April—11. Mai 1168). C'est alors qu'il conçut le dessein de s’em- parer du château, il essaya inutilement d'engager Schehabeddin à le lui remettre. Noureddin ne donna point ici des preuves de cette justice dont il faisait profession, mais il s'agissait d'étendre ses états. [l envoya des troupes (unter Anführung des Emirs Fachr ed-din Masüûd ibn ‘Ali ez-Za’ferâni) qui firent le siège du château; la résistance de la garnison l'obligea d'y en envoyer de nouvelles (unter Medjd ed-dîn Abû Bekr, genannt Ibn ed-Däâja), sans qu'il put s’en rendre maître de force, et il ne l’eut que parceque Sche- Mém. des sav. étrang. T. VIII. C XVIII W. TIESENHAUSEN. habeddin consentit ensuite à le lui céder en échange de Sandgiar (?) et de quelques autres villes. Il donna le gouvernement de ce château à Madgeddin fils de Daieh. Statt Sindjâr wird wohl Serüdj zu lesen sein, wie bei Ibn el-Athîr, a. a. O. Ausser Serûdj erhielt Schihäb ed-dîn, nach ’Aini (‘qd el-djumän, T. I, unter dem J. 564) die Städte el-Meläha (L 2e db +; ä M), und Bäb Buzä'a (âe];> LL) und 20,000 Dinare. Dasselbe berichtet auch Bar Hebraeus: « Anno Arabum 564 Nuroddinus eastrum Gaabar a Scha- haboddino, Emira Maadeno Akulensi accepit, postquam ei Sarugum, Malachtam, Bab Buzabam et denario- rum 20,000 dederat.» (Chron. Syr. p. 366). Mälik ibn ‘Al wurde im Jahre 569 (1173—1174) in Serûdj von den Ismaëliten erschlagen. S. "Aïn, IL, fol. 478 r. NOTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFUHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. GESAMMELT UND DURCH EIGENE BEOBACHTUNGEN ERGANZT M. v. GRÜNEWALDT,. Gelesen den 27, März 1857. LES Mc: 1 LA ES M RE OR en û. ta pre sen ft sb TRUE OL 4 m7 it. bétail san AAA SAS \ % cu dés tel : CRT A sait ET LS ha Dee mn. uttien AT Vo 4 MINE REA Li 97 ET Cut hbue pee in en SR CAE b 1 & k URL COR ER AAA AA Pt gr 4 # tt un bte, hitiate ht ER dar diet" et ie) Ditegt DAY They iso vi DUC CL 0 | mr quite A tnt tte WE « au plug rte D Û | MAMA AA pui di TRI OS A TT" hat, ii k Un TA | 7,4 1 SMS ANS Pi 4 ME LD FU DUR Soi A à dobte aodell publ uit LEE vides | “ AU ES TT | ; Æ / un 44 AU RU LS DE CAE 09710)" TNT RUN) La 0 08 à CRT MALE a Dh dé LL » L Q AT: EM Le LR aie NT Cinleitung. Die geologischen Nachrichten über das Uralgebirge sind in mehreren Werken niedergelegt, aus denen sie sich jeder, der ein Bild von der geognostischen Beschaffenheit jener Gebirgskette braucht, hervorsuchen muss. Seit mehreren Jahren mit geognostischen Untersuchungen in diesem Gebirge beschäftigt, bemerkten wir, wie trotz des fleissigen Studiums jener Werke, doch manche wichtige That- sache durch Vereinzelung in der Masse des übrigen Materials der Aufmerksamkeit entgeht und uns oft erst dann in die Augen fiel, wenn schon eine Gelegenheit sie zu benutzen vorüber- gegangen war. Der äusseren Nothwendigkeit folgend, in der wir uns befinden eine Dissertation zur Er- langung der Magisterwürde zu liefern, glauben wir den Arbeiten, die uns beschäftigen, nicht besser dienen zu kônnen, als indem wir einen Theil jener zerstreuten Beobachtungen sammeln und unter allgemeine Gesichtspunkte bringen. Als Mitglied der Expedition zur Aufnahme geognostischer Karten der Kaiserlichen Berg- Distrikte des Uralgebirges fällt mir besonders die Untersuchung der versteinerungführenden Sedimente jener Gegenden zu. Dieses war die Veranlassung, dass ich schon früher mit einer palaeontologischen Arbeit über einen Theil des Gebirges vor das geologische Publikum trat. Jetzt habe ich alle palaeontologischen Data gesammelt, welche über die einzelnen Forma- tionen des Ural existiren und, durch eigene Anschauung unterstützt, den Versuch gemacht, ein Bild der verschiedenen Formationsgruppen zn geben, so weit das vorhandene Material dazu ausreicht. Mancher wird überrascht sein in den beigefügten Tabellen über 250 bestimmte Arten zu finden. Trotzdem ist es eine Haupt-Aufgabe dieser Arbeit zu zeigen, wie unvollständig und lückenhaft unsere Kenntniss der einzelnen Glieder jener palaeozoïschen Schichtengruppen ist, welche die sedimentären Massen des Gebirges zausammensetzen. So lange der Ural eine vollkommene Terra incognita der Geognosten war, ist es zweck- mässig gewesen, dass die ersten Gelehrten dieser Disciplin, welche ihn bereisten, in kurzer Zeit grosse Strecken besuchten. Ihren Bemühungen verdanken wir ein richtiges Bild der allgemeinen _geognostischen Beschaffenheit der Gebirgskette, ein Resultat, das, mit vielen Beschwerden ge- wonnen, die Dankbarkeït jedes späteren Forschers in hohem Grade in Anspruch nimmt. 176 (4 M. v. GRÜNEWALDT. War es aber die Aufgabe der älteren Generation die absolute Leere auszufüllen, das Dunkel zu lichten, welches über jenen Gegenden herrschte, so ist es die Aufgabe der jüo- geren, die gewonnenen Resultate zu präcisiren und von dem Studium der allgemeinen Ge- birgsverhältnisse zu dem detaillirteren der einzelnen Glieder überzugehen, welche das Ganze zusammensefzen. Nachdem durch die letzten Reisen Hofmann’s die allgemeine geognostische Beschaffen- heit des Gebirges bis zum Eismeere ermittelt wurde, glauben wir in der That, dass der Zeit- punkt eingetreten ist, an dem die bisherige Untersuchungsmethode verlassen werden muss. Die Nachbrichten, welche wir über die geographische Verbreitung der verschiedenen Gebirgsfor- mationen haben, stehen bereits im Missverhältniss zu der Kenntniss der einzelnen Theiïle der- selben und ihres gegenseitigen Verhaltens. Es fehlt an einzelnen genau erforschten Lokalitäten, deren Lagerungsverhältnisse, so wie palaeontologische und petrographische Gliederung, als Ausgangspunkte der Vergleichung, ein unumgängliches Requisit zum Detailstudium der ver- schiedenen Formationen sind. Diesem Uebelstande kann nur abgeholfen werden, wenn sich Geognosten, die frei über Zeit und Mittel zu verfügen haben, der Specialuntersuchung dazu geeigneter Gegenden zu- wenden. Wir empfehlen dazu die Ufer der Strôme, welche den offenen und bebauten west- lichen Abhang des südlichen Ural durchbrechen, wie die Ufa, der Aï und das ganze Strom- gebiet der Bielaja. Die Abhänge des nürdlichen Ural sind durchaus waldig, gestatten gar keï- nen Ueberblick über die Gegend und hindern die freie Bewegung; weshalb es dem Geognosten dort unmôglich ist, Schichtensysteme in ihrer Streichrichtung zu verfolgen, bis er Punkte ent- deckt, wo die Lagerungsverhältnisse im Detail beurtheilt werden kônnen. Die Präcision der Beobachtung im Kleinen ist in einem Gebirge besonders nothwendig, dessen Schichtenbau, durch die gewaltsamen Stôrungen, die er erlitten hat, beinahe ein alpiner Charakter zugesprochen werden muss. Während aber die recenten Bildungen der Alpen, deren Erhebung erst in der Mitte der tertiairen Periode beendigt war, in frischen Brüchen und ver- hälinissmässig wenig alterirten Felsbildungen schon in den äusseren, mächtig aufragenden For- men den Stempel der Umwälzungen tragen, denen sie unterworfen waren, ist dieses im Ural durchaus nicht der Fall. Hier arbeitet die Athmosphäre schon seit dem Schluss der Kohlen- periode ununterbrochen daran die Spuren zu verwischen, welche die Wirkungen jener plutoni- schen Kräfle an der Oberfläche der Erde zurückliessen. Der Zerstôrungsprocess ist in dem uogeheuren Zeitraum um so weiter vorgeschritten als in den Alpen, und die geognostische Deutung der verhältnissmässig spärlichen Ueberreste wird dadurch um so mehr erschwert. Die ursprünglichen Thalspalten sind fast ganz ausgefüllt, die Hôhen haben sich gerundet und nur noch die härtesten Gebirgsarten, aus ihrer weicheren Umgebung herausgeschält, strecken ein- zelne Felszacken und fortlaufende Grate dem langsam, aber unaufhaltsam wirkenden Feinde entgegen. Am üstlichen Abhange, im Distrikt von Kamensk, ist der Charakter der Landschaft nur noch durch Phänomene der Erosion bedingt, welche hier jede äussere Spur von Gebirgsbildung NoTIZEN UBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (3) 177 vertilot hat. Der Geognost ist erstaunt in der Ebene über stark geneigte, oft vertikal aufge- richtete und überhängende Schichten zu wandern. Die Thalformen sind verwischt und nur in den tief eingewühlten Rinnen der Flussbette erweisen sich die entblôssten Schichten als Glieder einer Gebirgsruine, die bis auf ihr Fundament abgetragen ist. So schwierig es durch diese Umstände wird die Schichtencomplexe der einzelnen Forma- tionsglieder zu sondern, so sebr wird dagegen der Geognost in seinen Bemühungen durch die Regelmässigkeit der allgememen Anordnung der Formationen zur Axe des Gebirges unterstützt. Hier, wie in allen Gebirgen, folgen sich die Formationen im Allgemeinen von der Axe der Erhebung nach aussen in der Reïhenfolge von den älteren zu den jüngeren; eine Lagerungs- form, welche vollkommen mit der Vorstellung übereinstimmt, die wir von den Vorgängen einer Gebirgserhebung haben. Es ist ein Hauptverdienst von Murchison, Verneuil und Graf Keyserling, diese allge- meine Anordnung der Formationen im Ural erkannt und auf ibrer geognostischen Uebersichts- karte des Gebirges veranschaulicht zu haben. Gegen ein solches Resultat fallen die nothwendigen Abweichungen von den, nach wenigen Durchschnitten durch das Gebirge skizzirten Grenzlinien der einzelnen Formationen gar nicht in die Wagschaale. Da wir hin und wieder diesen Ein- wand gegen die Genauigkeit der Karte machen hôrten, gewährt es uns eine besondere Genug- thuung, hier den grossen Nutzen anzuerkennen, welchen diese Uebersichtskarte uns bei unsern jetzt schon mebrjährigen Reisen im Uralgebirge gewährte. Wir glauben die Bedeutung jener wichtigen Arbeit nicht besser würdigen zu kônnen, als indem wir hier eine Bemerkung aus einem Briefe mittheilen, den wir von einem der Verfasser derselben, dem Grafen Keyserling, erhielten: «Ich halte es für zuträglich dem Fortschritte . der Wissenschaft, wo der sichere Boden fehlt, zunächst eine feste Grenze zu legen; dennoch aber die Wahrscheinlichkeiten über diese Grenze hinaus, so viel nur vorhanden sind, anzu- deuten. Theiïls reizt eine solche Andeutung lebhafter zur Erweiterung unserer Kenntnisse, als die vollkommene Leere; theils gewinnt die folgende Untersuchung festen Anschluss und eine Richtung, die vor Verwirrung schützt. Dieser subjektiven Richtung verdankt unsere geognosti- sche Uralkarte ihre Existenz, und dass Sie dieselbe auf der Reise beständig brauchen, bestärkt mich in dieser für den eigenen Gründlichkeitsruf vielleicht gefährlichen Methode». Die drei unteren Glieder der palaeozoïschen Reïhe, die silurische, die devonische und die Kohlenformation, vorzugsweise aber die erste und die letzte, repräsentiren diejenigen Sedi- mente, welche an der Zusammensetzung des Gebirges Theil nehmen. Das Auftreten der Jura- formation im Norden, und das der Kreide im Süden ist zu lokal, um ihnen eine Stelle im all- gemeinen Schichtenbau des Gebirges einzuräumen. Was das Gold führende Diluvium anbetrifft, so ist es durch seine technische Bedeutung Gegenstand so vieler specieller Arbeiten geworden, dass wir die einer Dissertation gesteckten Grenzen weit überschreiten würden, wollten wir auf Alles eingehen, was hierüber verôffent- licht worden ist. Môgen diese Schuttmassen, die sich so lange aufgehäuft haben, als das Ge- birge steht und sich noch gegenwärtig auf Kosteu desselben vermehren, daher in dieser Arbeit Mém. des sav. étrang. T. VIII. 23 178 (6) M. v. GRUNEWALDT. unberücksichtigt bleiben. Unsere Hauptaufgabe ist es die palaeontologischen Data über die ge- nannten palaeozoïschen Formationen zu sammeln. Sie sind in folgenden Schriften enthalten : Leop. v. Buch «Beiträge zur Bestimmung der Gebirgsformationen in Russland, 1840». Murchison, Verneuil und Graf Keyserling «Geology of Russia and the Ural mountains, 1845». Graf Keyserling «Wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland, 1846». Unsere Abhandlung «über die Versteinerungen der silurischen Kalksteine von Bogosslowsk, 1854». Hofmann «Der nôrdliche Ural und das Küstengebirge Pae Choi, 1856». Da wir das Unglück gehabt haben alles Material, das wir im Laufe des Sommers 1855 im Berg-Distrikt von Jekatherinenburg sammelten, durch Schiffbruch auf der Kama einzubüssen, jenes aber vom verflossenen Sommer 1856 noch nicht eingetroffen ist, beschränken wir uns fürs Erste darauf ergänzende Bemerkungen aus unseren Tagebüchern hinzuzufügen. Es liegt nicht in unserer Absicht hier auf zoologisches Detail einzugehen. Da in dem «Beïitrag zur geographischen Verbreitung der fossilen Thiere Russlands»'), von Eichwald eine grosse Anzahl von Bemerkungen gemacht worden sind, die ohne weitere Begründung Angaben der oben citirten Schriftsteller antasten?), ist es uns daher, ohne Verwirrung anzurichten, un- môglich die von Eichwald angeführten Arten in unsere Tabellen aufzunehmen. Wir haben sie abgesondert am Schlusse einer jeden Uebersichtsliste aufgeführt. Die aus dem Ural bekannten Versteinerungen sind mit wenigen Ausnahmen in Kalk- steinen gefunden worden. Die Formationen, welche vorzüglich aus diesem Materiale bestehen, wie die obersilurische und der Bergkalk, haben daher am meisten Arten geliefert. Aus dem so sehr verbreiteten Kohlensandstein kennt man nur 7 Arten. Untersilurische Species sind nicht mebr als 9 nachgewiesen. Die Faunen der untersilurischen-, obersilurischen- und der Kohlenformation zeigen im Ural sehr wenig Uebergänge von Arten. Dagegen sind die wenigen Lokalitäten, die man vorläufg als devonische in Anspruch nehmen muss, am wenigsten individualisirt. Von 22 Arten derjenigen Lokalitäten, die mit devonischen des westlichen Europa ver- glichen werden kônnen, sind 7 zugleich in den obersilurischen Schichten des Ural häufg, 2 kommen auch im Bergkalke vor und 3 lassen gar keine Vergleichung zu, da sie bisher nur an einem Orte gefunden worden sind. Ebenso finden sich unter den obersilurischen Arten des Ural ausser jenen 7 noch viele andere, die in devonischen Schichten des westlichen Europa vorkommen, wie wir schon früher nachgewiesen haben”). 1) Bulletin de Moscou 1855 u. 1856. 2) Was die Veränderungen anbetrifit, die Hr. Eichwald mit meinen Bestimmungen der Versteinerungen ÿon Bogosslowsk vorzunehmen für nôthig erachtet hat, so bemerke ich für’s Erste, dass ich die Freude hatte in einem aus- fübrlichen Briefe, den ich von Hrn. Barrande erhielt, alle meine Bestimmungen nach bôhmischen Arten bestätigt zu sehen; s. den weiter unten abgedruckten Brief von Hrn. Barrande. 3) Versteinerungen der silurischen Kalksteine von Bogosslowsk, p. 47. (T. VII. p. 615 d. Mém.) NoOTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (7) 179 Die silurische Formation. Diese ältesten palacozoïschen Bildungen haben die ersten organischen Reste geliefert, welche aus dem Uralgebirge beschrieben worden sind. Auf seiner «Reise in den Ural und die Kirgisensteppe 1833 und 1835» sammelte Hr. v. Helmersen in der Umgegend von Bogos- slowsk Versteinerungen, die L. v. Buch in seinen «Beiträgen zur Bestimmung der Gebirgsfor- mationen in Russland, 1840» bestimmt und beschrieben bat. Auch nach der Reise von Murchison, Verneuil und Graf Keyserling blieb diese Lokalität diejenige, welche am meisten silurische Arten geliefert hatte, und bildet dadurch einen Ausgangspunkt der Vergleichung für die Bestimmung analoger Schichten in anderen Theïlen des Gebirges. Als wir im Sommer 1853 mit Hofmann den Bergdistrikt von Bogosslowsk genauer untersuchten, gelang es uns die von dorther bekannte Anzabl von Arten noch zu vermehren; so dass ich in meiner monographischen Bearbeitung der Fauna von Bogosslowsk 42 Arten nach- weisen konnte. Es giebt leider keine zweite Lokalität im Ural, von der auch nur ein Viertel jener Anzabhl silurischer Arten bekannt wäre. Diese Ablagerungen, so wie alle, welche die Verfasser der Geol. of Russia etc. im UÜral entdeckten, gehôren dem oberen Theïle der silurischen Formation an. Erst auf seiner späteren Reise ins Petschoraland entdeckte Graf Keyserling untersiluri- sche Schichten am Ylytsch, einem Nebenflusse der Petschora, welcher den Westabhang des Ge- birges durchschneidet. Dieses blieb lange Zeit die einzige bekannte untersilurische Lokalität aus dem Ural, bis die mit Untersuchung des Orenburger Gouvernements beauftragten Geog- nosten Cap. Meglitzky und Lieut. Antipow im Winter 1854 auf 55 untersilurische Verstei- verungen nach St. Petersburg brachten, welche sie im südlichen Ural gesammelt hatten. Leider sind die Arbeiten dieser Geognosten noch nicht verôflentlicht, woher die durch dieselben ge- wonnenen mannigfaltigen Resultate für die Geognosie des südlichen Ural in dieser Abhandlung nicht berücksichtigt werden künnen. Das im vergangenen Jabre erschienene Werk des General Hofmann über seine 3 Ex- peditionen in den nôrdlichsten Theil des Gebirges') bringt Kunde von einer dritten untersiluri- schen Lokalität. Sie befindet sich an der Unja, einem Nebenflusse der Petschora, etwa !/ geogr. Breite in S. des vom Grafen Keyserling entdeckten Punktes. 1) Die Versteinerungen sind vom Grafen Keyserling in einem besonderen Abschnitt Band II. p. 207 — 215 behandelt. # 180 (s) M. v. GRÜNEWALDT. Was die Petrographie der silurischen Formation des Ural anbetrifft, so ist es aus mebr- fachen Gründen gewagt, eine genaue Schilderung derselben zu unternehmen. Wenn diese Formation auch an vielen Punkten des Gebirges in grosser Ausdehoung und mächtiger Ent- wickelung beobachtet wurde, so fehlt es doch zu sehr an Detailuntersuchungen, die, von palaeontologischen Thatsachen unterstützt, einen exacten Ausweis über die Schichten gäben, welche in verschiedenen Gegenden des Gebirges der Formation zugerechnet werden müssen. Wir bemerken nur für die untere Abtheilung, dass die Versteinerungen, welche Graf Keyserling am Ylytsch sammelte, in kalkhaltigem Grauwackenschiefer vorkommen, diejenigen welche Hofmann an der Unja fand, in grauem ‘Kalkstein, während die von Meglitzky mit- gebrachten Arten in Sandstein enthalten sind. Wie daher an den drei einzigen Fundorten für untersilurische Versteinerungen, diese bereits in dreierlei verschiedenen Gebirgsarten vorgekommen sind, so hat man dagegen ober- silurische Arten bisher im Ural nur im Kalkstein angetrofflen. Dieser obersilurische Kalk- stein pflegt ebenso wie der Bergkalk in steil aufgerichteten Schichten hohe Felsen an den Gebirgsstrôomen zu bilden. So sahen wir ihn an der Sosswa, dem Wagran, der Turja, der Kakwa und der Läla im Norden und am Aï, wo er unterhalb Kussa aus den Slatouster Bergen hervortretend seine ostwestliche Richtung verlässt und nach SW. umbiegt, bis weit jenseits Satkinsky Pristan im Süden. Ebenso beobachteten ihn Murchison, Verneuil und Graf Keyserling am Flüsschen Isvestka südlich von Nijne-Turinsk, an der Tschussowaja, bei Juresen-Iwannowsk am Juresen, bei Belorezk an der Belaja u. s. w. Auch die obersilurischen Schichten des Ylytsch sind nach Graf Keyserling steil aufgerichtete Kalksteine, die am Strom 400 Fuss hohe Felsen bilden. Horizontal gelagerte Kalksteine der obersilurischen Formation sahen Murchison, Ver- peuil und Graf Keyserling nur am Ist, einem Nebenflusse der Tura. Vielleicht ist dasselbe bei Krasnoglasowa der Fall, emem Dorfe im Distrikt von Kamensk, das auch wir im Sommer 1855 besuchten. Silurische Schichten sind im Ural besonders häufig in scheinbar abnormer Lagerung be- obachtet worden. Diese Erscheinung hat sogar Geognosten wie den General Hofmann ver- anlasst, an der eiogeführten Unterscheidung der Altersfolge der Formationen nach palaeontolo- gischen Grundsätzen Zweifel zu erheben. Dass abnorme Lagerungsverhältnisse bei dem, wie schon erwähnt, sehr gestürten Schichtenbau des Gebirges vorkommen, haben wir in der Einlei- tung anerkannt. Wir haben selbst einen derartigen Fall gesehen, künnen aber eine solche That- sache nur da als erwiesen betrachten, wo sie aus der detaillirtesten Untersuchung der Lagerung hervorgeht. Ohne uns hier auf eine Besprechung der einzelnen Fälle einzulassen, die Hof- mann in seinem 1856 erschienen Reisewerke aus dem hohen Norden des Gebirges anfübrt, bemerken wir nur, dass die Widersprüche zwischen der beobachteten Lagerung und den organischen Einschlüssen sich in diesen Fällen nicht an Ort und Stelle, sondern erst dann herausstellten, als die mitgebrachten Versteinerungen vom Grafen Keyserling untersucht worden waren. NOTIZEN UBER DIE VERSTEINERURGFÜHRENDEN (GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL, (9) 181 Wenn durch diesen Umstand auch die Unbefangenheit des Lagerungsgeognosten bei Be- urtheilung der Schichtenstellung nur gewinnen kann, so ist doch andrerseits nicht zu läugnen, dass das Bewusstseiu der Aufgabe einen Widerspruch zu konstatiren, geschweige denn zu lüsen, eine grôssere Sorgfalt in der Untersuchung der Lagerung erheischt, als es bei der ein- fachen Notiznahme von einem Punkte der Fall zu sein pflegt, wo ein solcher Widerspruch nicht vorausgesetzt wird. Namentlich die palaeozoïschen Formationen zeigen bekanntlich in allen Gegenden der Erde Windungen und Faltungen ibrer Schichten, die das geübteste geo- gnostische Auge oft nicht zu entzifflern vermag! Die wenigen Arten des unteren silurischen Systems, welche man aus dem Ural kennt, schliessen sich durchaus der ihnen geographisch am nächsten liegenden baltischen Fauna der- selben Etage an. Mit den obersilurischen Formen scheint dieses hingegen nicht der Fall zu sein. Unter ibnen fehlen z. B. die in Ehst- und Livland so massenhaft verbreiteten glatten Pentameren gänzlich. Es treten dagegen im Ural Formen auf, die in den silurischen Schichten Bühmens charakte- ristisch sind. Da die organischen Einschlüsse dieser letzteren von Barrande mit einer bewun- derungswürdigen Gründlichkeit aufgesucht und beschrieben worden sind, so konnten wir diese Parallele in der erwähnten Abhandlung über die Versteinerungen von Bogosslowsk genauer durchführen. Leider besitzen wir gar keine Trilobiten aus dem Ural, eine Familie, die sich nach Barrande durch ihre engere vertikale Verbreitung besonders zu der Feststellung palae- ontologischer Horizonte eignet. Die obersilurischen Versteinerungen des Ural entsprechen der dritten silurischen Fauna Barrande’s, so weit sie mit der von Bogosslowsk übereinstimmen"). Der negative Schluss auf weniger Uebereinstimmung mit der obersilurischen Fauna der baltischen Küstenländer, ist durch eine sehr geringe Kenntniss des dortigen, noch fast ganz 4) Da uns die Ansichten des Hrn. Barrande über die silurische Fauna von Bogosslowsk im Allsemeinen sowobhl, als auch über die vou uns vorgenommenen Restimmungen dortiger Formen nach Bôhmischen Arten von grosser Wich- tigkeit sind, halten wir es für zweckmässig hier den betreffenden Theil des Briefes zu verôffentlichen, auf den wir schon in der Einleitung hinwiesen: Prague le 14 Déc. 1855. Vous me demandez mon avis sur vos déterminations; je n’ai qu’un petit nombre de remarques à vous faire; les voici: T. princeps paraît identique à l’espèce de Bohème, par toute sa conformation. Votre fig. /. c. montre les orne- ments comme je les connais, mais la fig. {. e. pourrait induire en erreur, car elle ferait croire qu’il existe des filets saillants, au lieu des rainures creuses, séparant les petites rangées de stries obliques. C’est une faute du dessinateur. T. arimaspus. J'avais adopté dabord ce nom pour ma T. comata. — M. de Verneuil et le Cte Keyserling étant chez moi, à Prague, pensèrent que l'identité n’était pas assez démontrée, et alors je donnai un nom nouveau. Du reste je n’ai jamais vu dans mes exemplaires ni ouverture ni deltidium, qui doivent étre très- exigus, s'ils sont cachés sous la petite saillie du crochet, bien moindre que dans votre fig. 2. e. — A cela près, je reconnais la plus grande ressemblance dans la forme et les ornements de ces fossiles des deux con trées. — Les plis paraissent plus forts et moins nombreux daus la plupart de vos figures, que dans mes spé- cimens, excepté votre fig. 2. c. T. nympha, var. pseudolivonica et emaciata me paraissent bien identiques dans les 2 pays. T. matercula — bien déterminée. 182 («10) M. v. GRÜNEWALDT. rohen Materiales unterstützt. Wir erfahren indessen durch Hrn. Schmidt in Dorpat, der sich eben mit Bearbeitung der obersilurischen Versteinerungen Ehst- und Livlands beschäftigt, dass er mehr Analogie mit den obersilurischen Faunen Englands und Nord-Amerika’s findet, als mit der Bühmens. So sehr diese Urtheile durch weitere Erforschung der noch so wenig bekannten obersilu- rischen Fauna des Ural sowohl, als auch der baltischen Provinzen modificirt werden kônnen, so stehen wir doch nicht an eine Meinung auszusprechen, von der wir wünschen, dass sie auf die Richtung künftiger Untersuchungen von Einfluss sein môchte'). Nach diesen allgemeinen Betrachtungen beabsichtigen wir in geographischer Reïhenfolge die einzeloen Punkte des Gebirges zu berühren, an denen die silurische Formation beob- achtet wurde. Wir fangen mit der unteren Abtheïlung an und gehen dann zu den obersilurischen Lokalitäten über, die wir, von Nord nach Süd fortschreitend und mit dem Ostabhange begin- nend, dem Leser vorzuführen beabsichtigen. T. prunum. D'après vos figures, cette espèce a un facies notablement different de celui de ma T. Herculea; surtout du côté du front, qui est toujours fort relevé sur la valve ventrale dans les adultes de Bohème. D'ailleurs, les lamelles internes jouent un rôle important dans mon espèce, et ont, je crois, porté M. Suess à en faire un nouveau genre. Il serait inexplicable qu'aucun individu n’en eût conservé la trace dans T. prunum. Vous avez sagement évité de prononcer l'identité entre ces formes. Lept. Stephani, bien déterminée. Certains de mes exemplaires montrent les stries fines comme votre fig. 13. Pent. Vogulicus. Il me semble que la distinction des espèces voisines, par leurs cloisons, laisse encore quelque chose à désirer; et je n’ai pas réussi à trouver des individus entiers. Il est donc possible que Pent. Vogu- licus se trouve ici, et je crois en avoir un morceau indubitable. Pent. acutolobatus. Je pense comme vous qu’on peut identifier les fossiles sous le rapport spécifique, mais que vous possédez une variété distincte, par ses plis dans le sinus et par ses nombreux plis latéraux (fig. 47. c. d. e. f. g.{ qui ne se voient qu’en très-petit nombre sur les individus de Bohème. Je n’ai aucun exemplaire qui montre bien les stries d’accroissement. J’ai des individus de tout âge. Dans les jeunes les grands plis ne sont pas bifurqués. Ce caractère se développe avec l’âge. Chon. Verneuili paraît aussi bien déterminé que le permettent vos fragments. Spir. indifferens — bien déterminé. : D'après cette revue, nous sommes parfaitement d'accord sur le sujet de nos études communes, et je suis charmé de cette harmonie qui est toute naturelle entre ceux qui cherchent simplement la vérité. Le seul point où nos vues divergent, consiste en ce que vous pensez, que le genre Pentamerus est privé de sinus au dos. Comme au fond cette différence ne consiste que dans le terme employé pour exprimer une même chose, elle ne mérite pas discussion. Je regrette beaucoup que la classe des Brachiopodes soit à-peu-près la seule qui vous ait fourni des maté- tériaux à Bogosslowsk; mais j'espère qu’au moyen de vos relations dans ce pays vous finirez par obtenir des Tri- lobites, Céphalopodes etc. Ces classes et surtout la première sont presque indispensables pour bien établir les carac- tères des Faunes locales, car les Brachiopodes ont joui d’un privilège de diffusion horizontale bien plus grand que les Trilobites, les Céphalopodes etc. Je pense donc que malgré la grande ressemblance manifestée par les fossiles connus, entre les calc. de Bogosslowsk et ceux de mon étage F, il se trouvera très-vraisemblablement un contraste notable entre les Trilobites et autres fossiles des contrées comparées. Ce contraste ne sera pas cependant de nature à effacer les analogies démontrées si clairement par votre beau travail. Mais nous aurons des faunes locales, d’étages locaux, appartenant également à une même faune générale, qui est, dans ce cas, la 3° faune silurienne selon ma nomenclature............,... Ho oO dU0D D soso ee 0e sen... sonsesesessassesseeee soso 1) Eine allgemeine Bomerkung über dieses Verhältniss findet sich schon in Graf Keyserling’s Anhang zu Hofmann’s Reise nach den Goldwäschen Ostsibiriens, 1847. p, 230. NoTizEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (11) 133 Eine systematische Uebersicht der Arten, wie sie in den benutzten Werken classificirt worden sind, soll die Betrachtung dieser Formation, so wie die jeder einzelnen folgenden beschliessen. A, Untere Silurformation. 1. Am Ylytsch, einem Nebenflusse der Petschora. Wir führen an, was Graf Keyserling selbst über die untersilurischen Schichten an diesem Flusse sagt, den er im Sommer 1843 hinaufoing'). Nachdem er die Region des Berg- kalkes hinter sich gelassen hatte, traf er «noch unterhalb der Insel Patrik-ariam-di am linken Ufer schwarz-bräunlichen, mürben Thonschiefer, wechsellagernd mit zuweilen ziemlich mächtigen, grauen Quarzitbänken, ohne Versteinerungen, mit undulirenden Schichten, die 15 bis 20° nach SW. fallen. Diese mürben, schwarzen, auf den Schichtflächen oft okerbraunen, kurzbrüchigen Thon- schiefer setzen den Fluss hinauf fort und bilden am linken Ufer die Pulnaja Gora, oder den Kugelberg, benannt nach einer ungeheuren Menge vollkommen runder Kugeln von der Grôsse einer Büchsen- bis zu der einer Kartätschenkugel, die den Thonschiefer hier erfüllen. Die Substanz dieser Kugeln scheint übrigens nur durch etwas mebr Eisengehalt, der die Oberfläche der Kugeln ockerbraun macht, von der umschliessenden Felsart ausgezeichnet. Hier ist das Streichen wieder normal N.—s$. Weiter hinauf wechseln die mürben Thonschiefer mit Bänken von schwarzem Stinkkalke ab, in dem Enkriniten-Stiele und eine wenig deutliche Calamopora (polymorpha?) sich fanden; zugleich sind auch die oben erwähnten harten, grauen Quarzitschichten eingeschoben. Das Strei- chen ist N.— S., das Fallen oft ganz senkrecht, bald O. bald W. Es folgen eine Strecke lang verdeckte Gehänge, doch die Form der Hühen deutet darauf hin, dass kein Formationswechsel eingetreten ist, sondern derselbe Thonschiefer fortsetzt. Unter 62° 521 Br. und 56° 14° L. von Paris sieht man wieder an den abgerundeten Bergen hie und da kleine entblôsste, senkrechte Gehänge, die aus der Ferne wie mit Holz bekleidet er- scheinen, denn sie sind durch Schieferungsflächen, die nach W. fallen, in kleine Stücke zer- rissen. Das Gestein ist ein kalkhaltiger Grauwackenschiefer, ganz äbnlich der Felsart, die den Gipfel des Snowdon bildet. Der Kalk ist hie und da zu kleinen Concretionen und Streifen ver- einigt. Dieses Vorkommen am rechten Ufer, dicht oberhalb der Mündung des Sheshem, ist für den Ural klassisch; denn nur hier sind entschieden untere silurische Versteinerungen in den Schiefern entdeckt worden. Die folgenden Arten liessen sich feststellen: Chaetetes heterosolen Keys., Leptaena trama Keys., Orthis inflexa Pand. sp., O. parva Pand. sp, O. calhigramma Dalm., eine andere nicht bestimmbare Art, Terebratula dorsata His. sp., T. crispata Sow., ein grosser unbestimmbarer Orthoceratit. Die Schieferungsflächen durchsetzen die Versteinerungslagen und 1) Wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland, 1846. p. 363—365. 184% (12 M. v. GRÜNEWALDT. stimmen daher mit der Schichtung nicht überein, die indessen wegen der mannigfaltigen Klüfte nicht sicher zu bestimmen ist.» Zwei Werst oberhalb dieser Stelle werden jene Schichten von obersilurischen Kalkstei- nen überlagert, unter denen sie erst zwülf Werst weiter Flussaufwärts vor der Einmündung der Jôgra-laga wieder hervortreten; ohne jedoch hier, Encriniten ausgenommen, organische Reste zu enthalten. Der Ylytsch fliesst oberhalb der Jügra-laga im Streichen der Schichten und sie bilden an seinem linken Ufer ein 170 hohes Gehänge, Siwilef-Sluda geheissen. Den Durch- schnitt dieses Gehänges stellt Graf Keyserling als Typus für die ganze Zone dieser Gesteine hin: «Zuoberst liegen mürbe rothe und gelbe Talkschiefer; die unteren zwei Drittel des Ge- hänges bestehen aus schwarzem Tafel-Thonschiefer mit einzelnen grossen Glimmerblättchen und sind von 5 Bänken eines schwarzen Enkrinitenkalkes durchzogen. Die Schichten fallen 70° nach O.» 2. An der Unja, einem Nebenflusse der Petschora, 5 Werst nürdlich von der Mündung der Kisunja, an einer Einbucht, die Antipinja-Kurja genannt wird. Hier entdeckte Hofmann') einen bläulichen Kalkstein, dessen Schichten NO. h. 5 mit einer Neigung von 50° einschiessen. Eine mittlere porüse Schicht ist voll zerdrückter Muscheln, unter denen Graf Keyserling Orthis calligramma Dalm., Leptaena trama Keys. und ein unbe- stimmbares Fragment anfübrt, das vielleicht zu Orthis extensa Pand. gehôrt. «Diese Versteinerungen», bemerkt Hofmann, «zeigen untersilurische Schichten an, wäh- rend sie im Hangenden des Bergkalkes vorkommen». Aus dem Vorhergehenden ist ersichtlich, dass der Verfasser lange Strecken”) ununterbro- chen zwischen Kalksteinen gefahren ist, in denen er keine Versteinerungen fand, und die er nur nach Gesteinsanalogie für Bergkalk hält. Er fübrt nur von dieser Stelle die erwähnten untersilurischen Arten an. Gleich darauf hebt er selbst die grosse petrographische Aehnlichkeït des Kohlenkalksteins von Wetlan mit dem silurischen Kalkstein von Petropawlowsk am Wagran hervor. Daher wäre es zur Feststellung dieses angeblichen Widerspruchs zwischen Lagerung und palaeontologischen Einschlüssen wohl erforderlich, über etwaige organische Reste des Kalk- steines im Liegenden desjenigen, der die untersilurischen Arten enthält, Auskunft zu erhalten. Nach den Karten befindet sich dieser Ort etwa 8 Meilen in S., also in der Streichungslinie der von Graf Keyserling am Ylytsch beobachteten, mächtig entwickelten und fächerformig aufgerichteten obersilurischen Kalksteine. Sollten die von Hofmann nach Gesteinsanalogie für Bergkalk angesprochenen Kalksteine nicht zum Theil die südliche Fortsetzung der silurischen Schichten des Ylytsch sein? 4) Der nôrdliche Ural und das Küstengebirge Pae Choi 1856. p. 222. Band II. 2) Von äem letzten Punkte, wo Hofmann Bergkalk-Versteinerungen fard, sind schon 41 Werst in direkten An- gaben bis zu dem angegebenen, wo die silurischen Arten vorkommen. Die Entfernung der beiden palaeontologisch be- stimmten Lokalitäten von einander ist aber nach der Darstellung noch grôsser. Ausserdem sind die Schichten an der zwischenliegenden Parma «sehr verdrückt». NOTIZEN UBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (13) 185 B. Obere Silurformation. Ehe wir zur Betrachtung der eïnzelnen obersilurischen Lokalitäten übergehen, müssen wir noch einmal daran erinnern, wie eng ihre Fauna im Ural mit der devonischen verbunden ist. Die sichere Unterscheidung der beiden Formationen ist nur da môglich, wo eine grüssere An- zahl von Arten und unter diesen entscheidende gefunden worden sind. Wir werden daher im Laufe dieser Betrachtungen auf Lokalitäten stossen, die für beide Formationen in Anspruch genommen werden kônnen. Von ihnen steht nur fest, dass sie älter als der Bergkalk sind und sie kônnen in dieser Abhandlung sowohl hier, als unter der devonischen Formation ihren Platz finden. a. Am Ost-Abhange der Gebirgskette. Bei den vielfachen Durchbrüchen eruptiver Gebirgsarten, die den Ost-Abhang des Ural heimgesucht haben, erscheinen die Sedimente hier als isolirte, abgerissene Massen. Doch lässt sich auch an dieser Seite der Gebirgskette eine allgemeine Streichrichtung der Bildungen glei- chen Alters, besonders der obersilurischen, nicht verkennen. Da die einzelnen Ablagerungen bisher vorzugsweise in der Umgebung der durch Bergbau kolonisirten Gegenden beobachtet worden sind; so ist sogar mit einiger Wabrscheinlichkeit anzunehmen, dass diese Isolirung häufig nur eine scheinbare ist und auf Unkenntniss der zwischen den Bergwerken liegenden Wildnisse beruht. Am Ost-Abhange wurden silurische Schichten bisher nur zwischen dem 60. u. 56. Grade N. Breite beobachtet. Die von Bogosslowsk, Nijne-Turinsk, Kuschwa, Tagil und Newiansk(?) liegen in derselben nordsüdlichen, dem Gebirge parallel gerichteten Streichungslinie. Nur das südlichste silurische Lager von Krasnoglasowa im Distrikt von Kamensk ist weit nach Ost aus dieser Streichungslinie herausgerückt. 4. Die obersilurischen Schichten von Bogosslowsk. Die Verbreitung der silurischen Kalksteine von Bogosslowsk wurde zuerst durch die geo- gnostische Karte jenes Bergrevieres von Cap. Karpinsky bekannt und später auf die Ueber- sichtskarte von Murchison, Verneuil und Keyserling übertragen. Der Kalkstein bildet eine langgestreckte, dem Gebirge parallel gerichtete Zone. Nach der Karte wird sie im Norden von der Sosswa begrenzt, was jedoch in Wirklichkeit nicht der Fall ist. Denn als wir im Sommer 1853 diesen Strom vom Woskressensky bis Denischkin-Simovje herunterfuhren, fan- den wir den Kalkstein an beiden Flussufern in mächtigen Felsen anstehend, ein Zeichen, dass er sich noch über die Sosswa hinaus nach Norden erstreckt"). Dieser Kalkstein ist im Allgemeinen von hellerer Farbe und grôsserer Festigkeit, als der gewôhnlich grau gefärbte Bergkalk des Ural zu sein pflegt. Er enthält dabei verschiedenartig 4) Murchison, Verneuil und Keyserling sahen ein Exemplar der Ter. prunuwm (subcamelina), das Capitain Strajewsky an der Tatia, einem Nebenfluss der nôrdlichen Sosswa, gesammelt haben soll. Dieses lässt darauf schliessen, dass in jener Breite des Gebirgs ebenfalls silurische Schichten auftreten. Mém. des sav. étrang, T. VII. 24 186 (44) M. v. GRUÜNEWALDT. gefärbte, namentlich rothe und auch schwarze bituminôse Lagen. Rothe Kalksteine finden sich mit Crinoïdeenstielen erfüllt oberhalb Petropawlowsk am Wagran. Am Bogosslowsker Hüttenteich und an der Jolwa führt ein rother Kalkstein viel Brachiopoden. Dieselbe Ordnung der Mollusken ist in zablreichen Arten in Stinksteinen mit thonigen Zwischenlagen unterhalb Petropawlowsk am Wagran enthalten. Letztere Schichten treten in einer Hôhle zu Tage, welche im Ural der reichste Fundort für obersilurische Versteinerungen ist. Es sind dieselben Arten, die am Hütten- teiche von Bogosslowsk, an der Jolwa und an der Läla vorkommen. Mit dem Kalkstein treten ausgedehnte Grauwackenbildungen, Thonschiefer, Sandsteine, grobe Conglomerate und Quarzite auf. Bei den ungemein gestôrten Lagerungsverhältnissen ist es uns nicht gelungen den Horizont dieser verschiedenen versteinerungsleeren Sedimente zu bestimmen. Sie sind nur an den Uferfelsen der Strôme der Untersuchung zugänglich; was darüber hinauslieot bedeckt undurchdringlicher Urwald. Alle diese Gebirgsarten sind von Dioriten, so wie Augit und Feldspäthe führenden Por- phyren vielfach durchbrochen ). Die Kalksteine an den Ufern des Flusses Jolwa, angeblich 35 Werst in SW. von Bogos- slowsk, so wie die der Läla hängen vielleicht nicht mehr mit der grossen, eben geschilderten Kalkzone zusammen. Durch die Uebereinstimmung der Fossilien sind sie aber als eine Fort- setzung jener Ablagerung charakterisirt. Da in den Kalksteinen von Bogosslowsk die meisten der obersilurischen Arteu vorkom- men, welche überhaupt im Ural gefunden worden sind, so werden wir sie nur im allgemeinen Verzeichnisse aufführen. 2. Silurische Schichten am Is. Nach Süden fortschreitend stossen wir zunächst nôrdlich von den Turinskischeu Berg- werken, an den Ufern des Is, eines Nebenflusses der Tura, wieder auf obersilurische Kalksteine. Sie wurden von den Verfassern der Geol. of Russ. etc. auf ihrer Tour von dem Katschkanar nach jenen Bergwerken entdeckt. Es heisst davon”): «Die Ufer des kleinen Flusses bestehen weithin aus weissem Kalkstein, reich an Arten von Trilobites und Pentamerus und an anderen organischen Resten, alle charakteristisch für die wahre silurische Gruppe, der Gegenden eines Caractacus würdig. Wir gedachten der Freude, welche wir in England bei der Entdeckung ähnlicher Petrefakten der Ludlowformation gefühlt, und waren so erstaunt Myriaden von dem Pentamerus Knight vôllig ähnlichen Formen zu sehen, dass wir uns in die Gegend von Aimes- try zurückversetzt glaubten. Die silurischen Schichten liegen horizontal, ein seltenes Phänomen in den von Stürungen so heimgesuchten Regionen. Sie bilden in. der fhat eine der Oasen, wo die Oberfläche der Gesteine sich nicht zertrümmert und gestürt zeigt». 1) Ueber die Zusammensetzung dieser Gesteine siehe Gustav Rose, Reise nach dem Ural, dem Altaï und dem Caspischen Meere, 1839. Band I. p. 422. 2) Vol. I. p. 394. NOTIZEN UBER DIE VERSTEINERUNGFUHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (13) 187 Im zweiten Bande sind folgende Arten von hier angeführt'): Pentamerus Vogulicus M. V. K. Bellerophon Uralicus M. V. K. Murchisonia. 3. Obersilurische Schichten an der Isvestka. Südlich von der eben besprochenen Ablagerung trifft man eine andere, wie es scheint, ebenfalls isolirte Zone silurischer Kalksteine, die Murchison, Verneuil und Keyserling bei ibrer Schilderung der Umgebungen von Kuschwinsk folgendermassen charakterisiren?): «Wir beobachteten Versteinerungen führende Kalksteine etwas nôrdlich von Kuschwinsk in einer wohl bebauten Gegend, durch welche der Weg nach Bogosslowsk führt. Westlich von dem- selben, ungefähr 15 Werst südlich von Nijne-Turinsk, mitten im Walde und an den Ufern des den russischen Ansiedlern unter dem Namen Isvestka bekannten Flüsschens trafen wir mäch- tige Kalksteinbänke, die nach NNW. streichen und 30’ nach O. einfallen. Unter den Versteine- rungen bemerkten wir einen Pentamerus, dem P. Baschkiricus nobis nahe stehend, die grosse Leptaena Uralensis nob., uebst Ortlus striatula, Terebratula reticularis, mehrere Corallen u. s. w. Diese Kalksteinschichten sind von dunkler Farbe, wechseln mit Schiefer und tragen sämmitlich ein unverändertes Aussehen«. Im zweiten Bande”) sind folgende Arten von dieser Lokalität angeführt: Pentamerus Vogu- hicus M. V. K., P. Baschkiricus? M. V.K., Terebratula reticularis L., Leptaena Uralensis M. V. K. Die Verfasser der Geol. of Russ. etc. sprechen über das Alter dieser Ablagerung kein ent- schiedenes Urtheil aus, da sie die grosse Leptaena Uralensis späterhin an der Serebrianka in : Schichten wiederfanden, welche sie für devonische halten. Ebenso führen sie noch 3 Korallen, die Caunopora ramosa, Stromatopora concentrica und Favosites polymorpha als Formen an, wel- che für das devonische Alter dieser Ablagerung sprechen. Trotzdem neigen sie mebr zu der Ansicht, dass diese Schichten obersilurisch sind, der wir uns um 50 lieber anschliessen, als die genannten Korallen auch in dieser Formation sehr verbreitet sind. Es kommt dazu, dass die vertikale Verbreitung einer bisher unbekannten Form, wie die Leptaena Uralensis, noch zu wenig festgestellt ist, um bei der Altersbestimmung der Schichten in die Wagschaale zu fallen. Dagegen sind die beiden Pentameren charakteristisch für die obersilurische Formation des Ural und geben unserer Ansicht nach hier den Ausschlag. Da wir diesen Sommer den Bergdistrikt von Kuschwa zu untersuchen beabsichtigen, hoffen wir die Anzah] der von dieser Lokalität be- kannten Species bald vergrôüssern zu kônnen. . 4. Nijne-Tagilsk. Fahren wir fort die obersilurischen Ablagerungen am Ost-Abhange der Gebirgskette nach Süd zu verfolgen, so stossen wir bei Nijne-Tagilsk wieder auf Kalksteine, von denen es in der Geol. of Russ. etc. heisst*): «Ungeachtet der Verbreitung eruptiver Gebilde (Grünstein, Horn- 4) Vol. IL. p. 115, 343 u. 346. 2) ©. c. Vol. I. p. 381. 3) O. c. Vol. II. p. 92, 115, 118, 222. 4) Vol. I. p. 370. 188 (416) M. v. GRUÜNEWALDT. blendegestein) und der zahlreichen veränderten Felsarten in der Nähe derselben, treten den- noch isolirte Kalksteinparthieen auf, die nicht verändert sind und so viele organische Reste enthalten, um uns zu belehren, dass sie der obersilurischen Gruppe angehôren». Der Kalkstein ist von dunkelgrauer, weisslicher und rôthlicher Farbe. Er enthält folgende Arten'): Pentamerus Voguhcus M. V. K., Murchisonia cingulata His., Orthoceratites calamiteus Münster. Der Pentamerus kommt bei Leba und an mehreren Orten zwischen Leba und Tschorni Istotschnik vor; auch bei Laisk, 18 Werst nôrdlich von Tagil, wo er sich mit Favosites poly- morpha, Stromatopora concentrica und Stielen von Cupressocrinites findet. 5. Newiansk. Die Kalksteine von Newiansk liegen genau in der südlichen Fortsetzung der Streichungs- linie der erwähnten Ablagerungen. Die Verfasser der Geol. of Russia führen von diesem Orte Favosites polymorpha und Calamopora ramosa an”), die steten Begleiter obersilurischer Schich- ten im Ural. Diese wenig bekannte Lokalität môge daher vorläufig hier Erwähnung finden. 6. Krasnoglasowa. Das südlichste Lager obersilurischer Kalksteine am ôstlichen Abhange des Ural sahen die Verfasser der Geol. of Russia bei dem Dorfe Krasnoglasowa im Bergrevier von Kamensk. Als wir im Sommer 1855 dieses Dorf besuchten, fanden wir zwischen Guschenewa und demselben einen roth und grau gefärbten Kalkstein mit Stromatopora concentrica und anderen obersilurischen Korallen. Der Kalkstein liegt in grossen Schollen an dem Flüsschen, das von Krasnoglasowa herunterkommt. Auf dem Wege von Guschenewa dorthin waren diese Kalksteinblôcke unsere fortwährenden Begleiter. Bei Krasnoglasowa selbst ist der Kalkstein, über dessen Lagerung man keinen deutlichen Aufschluss erhält, mit Pentamerus Vogulicus er- füllt. Die Gegend ist vôllig eben. Zwischen Schadisch und Tscheremiska liegen in derselben Gegend Kalksteinplatten an einem Flüsschen, welche Ueberreste eines grossen gestreiften Fossils enthalten. Die Streifung ist grôber als die der im Kohlenkalkstein von Kamensk so häufigen Productusarten, woher es wabrscheinlich ist, dass sie vom Pentamerus Vogulicus herrübrt, und diese Dôürfer sich noch im Bereich des obersilurischen Kalksteines von Krassnoglasowa befinden. Ein See in jener Gegend, der Tscherwinnoje Osero, hat schwach nach Kochsalz schme- ckendes Wasser. b. Am West-Abhange der Gebirgskette. Nach der stetigeren Verbreitung aller sedimentären Schichten, welche, von eruptiven Massen nur an wenigen Punkten alterirt, den West-Abhang des Gebirges zusammensetzen, muss man hier auf eine viel grossartigere Entwickelung der obersilurischen Formation schlies- sen, als am Ost-Abhange. Dass sie in mehreren Gegenden ausgedehnte Strecken bedeckt, 4) Vol. IL. p. 115, 339, 353. 2) Vol. I. p. 386. NoTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (17) 189 bestätigt auch die Beobachtung; jedoch ist der auf dem Ost-Abhange des Ural concentrirtere Bergbau der Krone Ursache geworden, dass die Silurformation an jener Seite bekannter ist als im Westen. Die Anzahl fossiler Arten, welche vom West-Abhange angeführt wird, reicht nothdürftig hin einige Lokalitäten als obersilurische zu fixiren. Von anderen kann man our sagen, dass sie älter als der Bergkalk sind, und es bleibt unentschieden ob sie der silurischen oder der devonischen Formation zugerechnet werden müssen. Nach der geognostischen Uebersichtskarte des Ural von Murchison, Verneuil und Graf Keyserling zieht sich zwischen der krystallinischen Axe des Gebirges und der Kohlenforma- tion eine breite Zone silurischer Gesteine hin, die von ersterer noch durch einen Saum devoni- scher Bildungen getrennt werden. Wir werden im Laufe unserer Betrachtungen die Thatsachen kennen lernen, auf die sich jene Annahme stützt. Wenden wir uns zuerst den Nachrichten über hühere Breiten des Gebirges zu, Gegenden, welche ausserhalb der geognostischen Uebersichtskarte liegen, so finden wir die nôrdlichsten älteren Ablagerungen im Stromgebiet des Ylytsch wieder. 7. Am Koschem. Hofmann fand an einem der nôrdlichsten Zuflüsse des Ylytsch, dem Koschem (etwa unter 63° 20 Breite und nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Nebenflusse der Ussa) in schwarzem Dolomit, dessen Schichten undeutlich nach Ost einfallen, Calamopora polymorpha Goldf. und Ostrea porosa Goldf.') Diese beïiden Korallenarten beweisen, dass jenes Gestein älter als der Bergkalk ist. ; 8. Am Ylytsch. Genau bestimmt sind die obersilurischenu Kalksteine, welche die untere Silurformation überlagern, die wir am Ylytsch kennen lernten. Graf Keyserling sagt davon”): «Zwei Werst weiter (d. h. von der Einmündung des Sheshem in den Ylytsch aufwärts) tritt man in eine Zone, welche 12 Werst längs dem Flusse anhält und durch Felsen ausgezeichnet ist, die bis 400” über den Fluss sich erheben. Diese be- stehen aus bläulich-grauem, hartem, marmorartigem, von Kalkspath-Adern und Gängen mannig- fach durchschwärmtem Kalkstein, der in dicke Bänke getheilt und mannigfach zerklüftet ist. Verstenerungen sind auf dem Bruche kaum zu erhalten, man sieht aber ihre späthigen Schaalen an der verwitterten Oberfläche, und diese sind in Streifen getheilt, die über die Richtung des Fallens keinen Zweifel lassen. Zunächst schiessen die Schichten unter 45° nach O., gegen den Ostrand der Zone 40° nach W. ein, in der Mitte sind sie steil aufgerichtet; sie sind daher fâcherfrmig angeorduet, ähnlich vielen Schichten im Hauptkamme der Alpen. An Versteine- rungen fand sich darin: Calamopora alveolaris oder gothlandica (die Poren wurden nicht beob- achtet), Pentamerus Vogulicus, V. var. minor, Murchisonia indet., Gomphoceras pyriforme (minor) Sow., dicke Encrinitenstiele. 1) Der nôrdliche Ural und das Küstengebirg Pae Choi. Bd. II. p. 230. 1856. 2) Wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland, 1846. p. 364. 190 (18) M. v. GRÜNEWALDT. Diese Arten, so wie die Lagerung der Schichten beweisen, dass der Kalkstein zum oberen silurischen gehôrt. Darauf beginnt von neuem die frühere untere silurische Schichtenreihe». Betreten wir, nach Süden fortschreitend, das Gebiet des Gebirges, welches in der Geol. of Russia skizzirt ist, so treffen wir zuerst auf den nôrdlichen Queerschnitt, den die Verfasser jenes Werkes durch das Gebirge von Ust-Koiwa über Bissersk nach dem Katschkanar machten. Sie beobachteten ôüstlich von dem Bergkalk bei Alexandrowsk Sandsteine und Grauwacken von plutonischen Gebilden durchbrochen. Diese Sedimente halten sie nach ihrer Lagerung für älter als den Bergkalk'). Es liegen hier indessen keine palaeontologischen Data vor. 9. An der Serebrianka. Hier ist an der Einmündung des Baches Shuroska in die Serebrianka eine Grenze zwischen silurischen und devonischen Ablagerungen zu vermuthen. Wir theilen mit, was Murchison, Verneuil und Keyserling über die Bildungen ôstlich von diesem Flüsschen sagen, welche sie für obersilurische halten”). «Bei Serebriansk angelangt schlossen wir aus den beim Werke, so wie am Ufer eines künstlichen See’s an der Serebrianka entblôssten Schichten, dass dieselben der oberen siluri- schen Gruppe angehôren, zumal wir Terebratula aspera und Leptaena Uralensis in einem Streifen unreinen Kalksteins fanden». Nach der eben citirten Stelle erstrecken sich jene Schichten von Serebriansk flussabwärts bis etwa 40 Werst oberhalb der Einmündung der Serebrianka in die Tschussowaja. Sie sind vielfach gewunden und gestôrt und bestehen aus dünnen oft roth gefärbten Schiefern, die sich gänzlich um Quarzmassen und Sandsteine biegen und reich an Eisen sind. An jenem Orte werden diese Schichten zuerst von Kalkstein bedeckt, und gegen 26 Werst von der Mündung entfernt (etwas oberhalb der Vereinigung mit dem kleinen Bach Shuroska) treten andere Kalksteine auf: «Sie sind dunkelgrau, unrein und dem Schiefer unter- geordnet, der sehr gewunden ist, nach NNW. streicht und keine bestimmbaren Versteinerungen enthält. Nach Westen weiter den Fluss hinab, breiten sich Kalksteinstreifen mehr aus in schiefrige Kalkmassen, untergeordnet dem harten Kalkstein. Oberhalb dieses Punktes dürften die Sandsteine und Schiefer silurische sein, aber weiter unten, wo die Schichten grôssere Regelmässigkeit erlangen, fanden wir in einem schwarzen Kalksteine mehrere Versteinerungen, die uns überzeugten, dass derselbe von dem Alter der Gebilde an der Eifel oder im südlichen Devonshire se1». Diese letzteren Bildungen setzen an der Tschussowaja weiter fort; nach Oslanski Pristan zu fliesst sie indessen in nordôstlicher Richtung in Gesteine zurück, «welche den älteren Schich- ten an der Serebrianka einigermassen gleichen». Zwischen Bilimbajewsk und dem Utkinsker Hafen (Utkinski Pristan) durchbricht die Tschussowaja die ganze Schichtenreihe von den krystallinischen Schiefern jenes Hüttenwerkes bis zum Bergkalk. Im Sommer 1855 untersuchten wir in 3 Tagereisen die Flussufer von Bilimbajewsk ab- 4) Geol. of Russia Vol. I. p. 389. 2) ©. c. Vol. I. p. 382—383. NOTIZEN UBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (19, 191 wärts bis zum Dorfe Kurji, das 2 Werst oberhalb der Utkinsker Hütte liegt, welche der Suksunschen Compagnie gehôrt und nicht mit dem erwähnten Binnenhafen der Jekatherin- burger Berghauptmannschaft zu verwechseln ist. Es war uns nicht môglich hier eine südliche Fortsetzung der Schichten an der Serebrianka ausfindig zu machen. Dicht unterhalb Bilimbajewsk, beim Dorfe Kanawalowka, trifft man dunkelen Kalkstein, der noch weïter unterbalb innig mit violettem Thonschiefer und einem anderen, harten, splittrig brechenden Schiefer von grüner Farbe verbunden ist. 11 Werst weiter bestehen die Uferfelsen wieder aus Kalkstein von verkieseltem, an Jaspis erinnerndem Habitus. Beim Dorfe Krilasowa streicht dasselbe Gestein nach N. 22° O. und fällt ziemlich steil gegen O. ein. Hierauf kommt mao in ein System kieseliger Sandsteine, die in Quarzit übergehen und von dem Medwedjewsky Kamen, 2 Werst unterhalb Krilasowa, am Flussufer bis an eine Stelle anhalten, auf der früher ein Dorf, Namens Tscherkow, gestanden hat. Dieses Gestein wird als Hohofenmaterial in grossen Brüchen gewonnen, welche in der nach N., etwas O. gerichteten Streichungslinie des ganzen Schichtensystems aneinander gereïht sind. Bei Tscherkow kommt man wieder in Kalkstein, welcher hier Crinoïdeenstiele enthält, deren weisse, späthige Umrisse sich an dem vom Wasser abgeschliffenen, harten und dunklen Mutter- gestein scharf abheben. Sie lassen keine Bestimmung zu. Von hier hält Kalkstein von verschie- denartiger Beschaflenheit mit demselben nôrdlichen Streichen und ôstlichen Einfallen ununter- brochen bis zu der grossen Halbinsel an, auf der Utkinsky Pristan liegt. Obgleich wir den ganzen Tag im strômenden Regen fuhren, legten wir doch überall an, wo nur die geringste Hoffnung vorhanden war, organische Reste zu entdecken; aber erst bei Utkinsky-Pristan fanden wir ächte Arten des Bergkalkes, der von hier, durch eine Sandstein-Einlagerung unterbrochen, die beiden folgenden Tage über unser unausgesetzter Begleiter bis Kurji war. Gehôüren die augenscheinlich metamorphisirten Gesteine zwischen Bilimbajewsk und Tscher- kow, so wie die Kalksteine zwischen diesem Orte und Utkinsky-Pristan dem Bergkalk oder einer älteren palaeozoïschen Formation an? Dieses ist eine Frage, die vorläufig ungelôst bleibt. Jedenfalls tritt hier die Kohlenformation sehr nahe an die krystallinische Axe des Gebirges heran und ihre Grenze muss zwischen Bilimbajewsk und Utkinsky-Pristan verlegt werden. Ebenso wenig sind da, wo die grosse Sibirische Strasse das Gebirge überschreitet, zwischen der Kohlenformation in West und den krystallinischen Schiefern in Ost, durch Versteinerungen charakterisirte Zwischenbildungen nachgewiesen. 10. Obersilurische Kalksteine am Aï. Da die Verfasser der Geol. of Russia die Kalksteine von Krjuto Berochka bei Serginsk vor- Bäufig für devonisch halten, wenden wir uns sogleich der obersilurischen Formation am Aï zu. Murchison, Verneuil und Keyserling erkannten auf ihrer Tour von Aïlina nach Satka') die obersilurische Formation an dem massenhaften Auftreten des Pentamerus Baschkiricus bei Satkinsky Pristan. 4) O. c. Vol. I. p. 432. 192 (20) M. v. GRUNEWALDT. Im verflossenen Sommer fuhren wir in drei Tagereisen den Aï von dem Hüttenwerke Kussa bis nach Wokli hinunter, einem Dorfe, das von dem Tatarenstamme der Tipturen be- wohnt wird. Es liegt nach dem Landwege etwa 17 Werst unterhalb Satkinsky Pristan am Ai. Von dort gingen wir über Kidi und Aïlina nach Satka. Von Kussa bis zur Einmündung der Arscha (Urgala auf der Karte des Slatouster Berg- reviers) fliesst der Aï nach W., queer durch die Streichungslinie der Schichten, welche in der ganzen Gegend zwischen einer nôrdlichen und nordôstlichen Richtung schwankt. Die Schichten fallen steil sowohl gegen W. als auch gegen O. ein, was von antiklinen Linien herrührt, deren zum Theil unzerstürte Sattelbogen hin und wieder an den Uferfelsen sichtbar sind. Von der ‘Mündung der Arscha bis unterhalb Satkinsky Pristan schlängelt sich der Aï nach SW. in der Streichungslinie der Schichten hin und nimmt dann zwischen diesem Hafenplatze und Wokli eine westliche Richtung an, in der er bald aus dem Gebirge heraustritt. Zwischen Kussa und der Einmündung der Arseha fährt man durch ein System versteine- rungsleerer Kalksteine, die mit mächtigen Quarzlagen, schwarzen und bunt gefärbten Schiefern wechseln. Es sind dieselben Gesteine, welche südlicher und ôstlicher die hohen Bergzüge des Nurgusch, des Uwan, der Suka u. s. w. zusammensetzen; nur dass dort der Kalkstein fast ganz zurücktritt und Schiefer mit Quarzfels vorwalten. Von der Arscha bis Wokli fliesst der Strom ununterbrochen zwischen hohen Kalkstein- felsen hin, in denen wir an mebreren Punkten Versteinerungen fanden. An der Arschamündung sind die Kalksteinschichten ganz mit Terebratula reticularis erfüllt. Darauf folgen mächtige Ko- rallenbänke. 2 Werst oberhalb der Einmündung der Terechta fanden wir mit T. reticularis den Pentamerus Baschkiricus; ebenso unterhalb des sogenannten Cordon, einer Forstwache. Der- selbe Pentamerus kommt 10 Werst unterhalb Kulbajewa mit Stromatopora concentrica vor und bei Satkinsky Pristan erfüllen diese Arten ganze Felsen. Dasselbe ist 2 Werst unterhalb des Dorfes Rasboinikowa der Fall und bis kurz vor Wokli fanden wir die Terebratula reticularis mit mehreren Korallenarten. Das Liegende des obersilurischen Kalksteines bildet ein sehr quarzreicher Sandstein, der durch Einschlüsse kleiner Geschiebe in Conglomerat übergeht und mit dem Kalkstein durchaus concordant gelagert ist. Dieser Sandstein wird von den Landleuten Gornowoi Kamen genannt und an mehreren Orten, wo er die geeignete Festigkeit hat, zu Mühlsteinen verarbeitet. So an der erwähnten Stelle 10 Werst unterhalb Kulbajewa, bei Wanäschkina und Aïlina'). Nur an einem Punkte, wo wir oberhalb der Terechta-Mündung zum ersten Mal den Penta- merus Baschkiricus antrafen, liegt der Kalkstein auf weichem, braunem Thonschiefer, welcher eine Lage bildet, die sich nur wenige Fuss über den Flussspiegel erhebt. Das deutlichste Profil der Formation ist bei dem Dorfe Ailina, am Thale der Bia, eines Nebenflusses des Aï, aufgeschlossen. 1) In der Geol. of Russia ist das Dorf Alina genannt. Wir haben es in unseren Tagebücbern Ailina geschrieben, weil es uns vorkam, als sprächen die Einwobhner den Namen so aus. NOTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (21) 193 Das linke Thalgehänge, auf dem das Dorf liegt, besteht aus Kalkstein Die obersten Schichten sind schwarzer Stinkstein, der mit der kleinen Terebratula Alinensis M. V. K. erfüllt ist. Sie ruhen auf einem bhelleren Kalkstein, der Myriaden von grossen Individuen des Pentamerus Baschkirikus enthält. Mit diesem Fossil kommt eine grosse Art von Cytherina vor. Die Kalk- steine fallen mit 15—20° Neigung nach NW. ein; streichen also gleichfalls nach NO. Steigt man auf den Boden des Thales hinunter, so trifft man im Liegenden der Kalksteine den Gornowoi Kamen genannten Sandstein, welcher sich am rechten Thalgehänge zu einer An- hôhe erhebt, die das Thal der Bia von dem des Aï scheidet. Die beiden Flüsse fliessen hier in entgegengesetzter Richtung, und in O. wird der Sandstein bei Wanäschkina und Satkinsky Pristan wieder von dem Kalkstein mit Penfamerus Baschkiricus und Stromatopora concentrica überlagert. 11. Juresen-Iwanowsk. Die palaeozoïschen Kalksteine, welche die Verfasser der Geol. of Russia etc. bei Juresen- Iwanowsk am Juresen beobachteten, sind aller Wahrscheinlichkeit nach eine südliche Fort- selzung der silurischen Formation am Aï. Das nordwestliche Ufer des Hüttenteiches, an dem diese kleine Stadt liegt, besteht aus schroffen Kalksteinmassen, in denen Stromatopora concentrica und eine Terebratula in Schichten vorkommen, die nach unten zu in Dolomit übergehen. Das Ganze fällt nach OSO. unter die alten Schiefergebilde und Quarzfels ein, welche auch die Hühen des Nurgusch, der Suka u.s. w. bilden. Die Verfasser der Geol. of Russia etc. glauben, dass auch hier diese schieferige, quarzige und bisweilen kalkige Reihe, welche wiederholt bis in das Iunerste des Gebirges erscheint — deun der hohe Jeremel ist auch ein veränderter Sandstein in Form von Quarzfels — die Gruppe des silurischen Systems und zwar dessen unteren Theil vertritt. 12. Silurische Schichten von Belorezk, Butschukowa und Usiansk. Noch weiter nach Süden fanden Murchison, Verneuil und Graf Keyserling auf ibrer Tour von Werch-Uralsk.nach Sterlitamak charakteristische obersilurische Petrefakten so tief im Inneren des Gebirges, als bisher in keiner anderen Breite desselben organische Reste gefuuden worden sind”): «Bei dem Hüttenwerke Belorezk, das an der Belaja nicht weit unterhalb ihrer Quellen liegt, erscheinen an beiden Ufern dieses Flusses mächtige Kalksteinstreifen, meist kôrnig und von weisser Farbe, die mit einem Winkel von 45° nach O. 10° N. unter die (ebenso gelager- ten) chloritischen und quarzigen Gesteine des Kara-tasch eïnfallen. Gegen den Berg ist der Kalkstein weiss und krystallinisch, etwas vom Werke entfernt blaugrau, noch weiter trifft man einen äholichen Kalkstein, ganz umschlossen von Schiefern, die sich sehr glimmerig, obschon weniger krystallinisch zeigen, als in den bergigen Gegenden im Osten. Die Schichten behalten 4) Wir erwäbnten schon in der Einleitung, dass Hr. von Meglitzky im südlichen Ural und zwar in Sandsteinen neuerdings charakteristische Petrefakten des unteren silurischen Systems entdeckt hat. 2) O. c. Vol. I. p. 456. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 23 194 (22) M. v. GRÜNEWALDT. das erwähnte, vorherrschende, diesem Theile des Gebirges eigenthümliche Streichen und gehen in dicke Massen grauen Kalksteins über, der, ziemlich entfernt von allen intrusiven Gebilden, eine nicht unbedeutende Menge organischer Reste enthält, die über sein silurisches Alter keinen Zweifel lassen. Unter den Korallen bemerkten wir: Stromatopora concentrica, Favosites Goth- landica; von Mollusken nur zwei kleine Arten von Terebratula, deren eine von Ter. plicatella auf Gothland nicht unterschieden werden kann, während die andere sich einer Form nähert, welche häufig bei Bogosslowsk und am Is vorkommt». Diese Lokalität ist Zakekina an der Strasse von Werch-Uralsk nach Sterlitamak, 8 Werst westlich von Belorezk. Ausser den angeführten Arten fand sich dort noch Pentamerus Voguhcus M. V. K. und Ter. nuda v. Buch.' Weiter westlich von diesem Punkt, in der Parallele der Kraka-Hügel und nürdlich von denselben, erscheint beim Dorfe Butschukowa schwarzer, schieferiger Kalkstein, nebst schwarzen Schiefern, die Pentamerus Vogulicus M. V. K und Murchisonia cingulata His. enthalten. Es ist interessant, dass diese versteinerungführenden Schichten im Herzen des Gebirges sowohl nach Westen, als nach Osten in Quarzmassen, chloritische, talkige und glimmerige Schiefer übergehen. Noch westlicher von dem schwarzen Pentamerenkalkstein stiessen die Verfasser der Geol. of Russia etc. auf Quarzfelsmassen (veränderter Sandstein), in denen sich Reste von Encriniten und Bellerophon fanden, «welche dem Gestein ganz die Kennzeichen des Caradocsandsteines der brittischen Inseln verleihen». | Diese Geologen halten es daher für wabrscheinlich, dass die Felsarten, in denen diese . organischen Reste vorkommen, nur die weniger gehobenen und veränderten Theile von Abla- gerungen sind, welche sich in ihrer Ausdehnung nach Norden oder Nordosten zu den Culmina- tionspunkten Jaman-tau, Bakty, Jeremel und Taganaï(?) erheben. Noch westlicher bei Usiansk kommt in dunkelfarbigem Kalkstein Favosites polymorpha und eine grosse Art von Cyathophyllum vor. Endlich ist vor dem Dôrfchen Derikle, am Akri- tau, Favosites polymorpha gefunden worden, was zwischen diesem Punkt im Westen und Belo- rezk im Osten auf eine breite Zone palaeozoïscher Gesteine schliessen lässt, die älter als der Bergkalk und bei Zakekina und Butschukowa entschieden obersilurisch sind. Schliesslich führen wir an, dass die Verfasser der Geol. of Russia etc. zwischen dem Baschkirendorfe Tschematzine und Preobrajensk Gesteine beobachieten, die sie ihrer Lagerung nach für älter als den Bergkalk halten. Ueber die südlichsten Gegenden des Ural sehen wir durch die Untersuchungen des Cap. Meglitzky und des Lieut. Antipow näheren Aufschlüssen entgegen. 1) Siehe Geol. of Russia etc, Vol. II. p. 63, 85, 116. 10. as 12. 13. 14. 15. 16. 17. NOTIZEN UBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. 23) 195 Uebersicht der silurischen Versteinerungen des Ural. Untersilurische. POLYPI. . Chaetetes heterosolen Keys. Ylytsch. BRACHIOPODA. . Terebratula dorsata His. Ylytseh. — — crispata Sow. Ylytsch. . Orthis inflexa Pand. Ylytsch. — parva Pand. Ylytsch. — calligramma Dalm. Ylytsch u. Unja. — spec. indeterminata. Ylytsch. . Leptaena trama Keys. Ylytsch u. Unja. CEPHALOPODA. . Orthoceratites sp. indet. Ylytsch. Obersilurische. POLYPI. Stromatopora concentrica Goldf. Petro- pawlowsk, Isvestka, Nijne-Tagil, Satkins- ky Pristan, Juresen-[wanowsk, Zakekina, Favosites alveolaris Goldf. Petropaw- lowsk, Woltschanka, Ylytsch, — — polymorpha Goldf. Koschem, Pe- tropawlowsk, Läla, Nijne-Tagil, Newiansk, Krasnoglasowa, Usiansk, Derikle. Calamopora Gothlandica Goldf. Ylytsch? Serginsk (Krjuto Berochka), Zakekina. Caunopora ramosa Phill. Iswestka, Ne- wiansk. Astrea porosa Goldf. Koschem, Neben- fluss des Ylytsch. Cyathophyllum turbinatum Goldf, Petro- pawlowsk und Kakwa. Cystiphyllum impunctum Lonsd. Petro- pawlowsk. 18. 19. 36. Tryplasma aequabiis Lonsd. Petro- pawlowsk. Porites pyriformis Ehrenb. Petropawl. RADIATA. . Rhodocrainites verus Miller. Jolwa. . Echinosphaerites tesselatus Ph1ll. Jolwa. BRACHIOPODA. . Terebratula reticularis Lin. Petschora, oberhalb Ust-Unja, Isvestka, Petropaw- lowsk, Bogosslowsk, Turja, Jolwa, Läla, Serebriansk (prisca), am Aï an mehreren Orten. | — — aspera v. Schloth. Petropaw- lowsk, Bogosslowsk. — — Alinensis M. V. K. Aiïlina, — — Arumaspus Eichw. Petropawl., Bogosslowsk, Turja?, Kakwa und Jolwa. — — Duborsi M. V.K. Petropawlowsk. — — MuenieriGrünew. Bogosslowsk. — — Nympha Barrande. Bogossl. u. Petropawlowsk. — — phoatella Lin. Zakekina. — — matercula Barr. Bogosslowsk u. Petropawlowsk. — — Wilson: Sow. Bogosslowsk. — — princeps Barr. Bogosslowsk und Petropawlowsk. — — Versilofi M. V. K. Krjuto - Be- rochka (Serginsk). — — prunum Dalm. Bogossl., Petro- pawl.,Sosswa, Turja ?, Tatia? (subcamelina). — — cassidea Dalm. Turja? — — Turjensis Grünew. Bogossl. u. Petropawlowsk. L2 196 37. 38. 39. (24) Terebratula nuda v.Buch. Bogossl., Is, Vuja, Zakekina. — — didyma Dalm. Jolwa. Pentamerus Vogulicus M. V. K. Ylytsch, Petropawl., Bogossl. (Petuchowsky, Mos- tawaja, Wagran bei Belkinmost und am Hüttenteich), Is und Vuja, Isvestka, Nijne Tagil, Krasnoglasowa, Butschukowa, Za- kekina. — — Knightù Sow. Petuchowsky an der Sosswa. — — Baschhiricus M. V. K. Tata?, Is- vestka?, Satkinsky Pristan, Ailina'). — — galeatus Dalm. Bogosslowsk u. Schapschinsk? — — acutolobatus Sandb. Bogossl. u. Petropawl. — — Sreberi? v. Buch. Bogossl. . Sprrifer Uralo-altaïcus Grünew. Bogossl. — — vetulus Eichw. Jolwa, Läla. — — strigoplocus M. V.K. Woltschan- ka, Turja?, Petropawl. — — superbus Eichw. Bogossl., Petro- pawl., Jolwa. À — — indifferens Barr. Bogossl., Jol- wa, Läla, Turja? — — labellum M. V. K. Krjuto-Be- rochka. . Orthis elegantula Dalm. Jolwa. striatula? Kon. Isvestka. . Leptaena Stephani Barr. Petropawl. — — ÏVagranensis Grünew. Petro- pawl. u. Bogossl. — — depressa Sow. Petropawl. 56 M. v. GRÜNEWALDT. Leptaena Uralensis M. V.K. Isvestka und Serebriansk?). — -— transversalis Wahlenb. Petro- pawlowsk. — — bituberosa Grünew. Petropawl. . Chonetes Verneuil Barr. Petropawl. — — sarcinulata Schloth. Jolwa. ACEPHALA. . Avicula. Petropawl. . Mytilus. Bogossl. GASTEROPODA. . Murchisonia cingulata His. Petropawl. Nijne Tagil, Butschukowa. . Cerithium Helmerseni M. V. K. Petropawl. . Bellerophon Uralicus M. V.K. Is u. Vuja. — — sp.indeterminata. Butschukowa. CEPHALOPODA. . Gomphoceras pyriforme Sow. (minor) Ylytsch. . Orthoceratites calamiteus Münster. Nijne Tagil. — — sp. indeterminata. Petropawl. CRUSTACEA. . Calymene Blumenbachü Brogn. Kak- winsk. . Bronteus flabelhfer Goldf. Bogosslowsk. . Cytherina baltica? His. Woltschanka. Nach ErcawaLpÿ). Syringopora tenuissima Eichw. Bogossl. Streptelasma ceratites Goldf., Nôrdl. Ural. 1) Eichwald citirt diese Art auch von Saraninsk. Bulletin de Moscou 1856. II. p.432. Wir haben diese Lokalitat im Sommer 1856 besucht und müssen daran zweifeln, dass dort neben dem Bergkalk ältere palaeozoïsche Schichten auftreten. 2) Eichwald führt diese Art auch von Bogosslowsk an. Bulletin de Moscou 1856. N. II. p. 441. 3) Beitrag zur geographischen Verbreitung der fossilen Thiere Russlands. Bulletin de la société Impériale des naturalistes de Moscou 1855, No. IV., 1856, No. I. u. II. NoOTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (25) 197 Sprrifer nsularis Eichw. Bogosslowsk. Camarophoria tumida Eichw. Bogosslowsk. — _ piper Eichw. Bogosslowsk. Pentamerus striatus Eich w. Bogossl. Rhynchonella boreas Eichw. Beim Dorfe Ro- | Orthis congrua Eichw. Bogossl. manowskaja unfern Bogosslowsk. —- oriens Eichw. Bogossl, Die devonische Formation. Das am meisten charakteristische Glied des devonischen Systems, der alte rothe Sandstein Englands und des westlichen Russlands mit seinen Fischresten, scheint dem Ural zu fehlen. Viele Theile des Gebirges vom Caspischen- bis zum Eismeere sind schon zu häufig von Geo- gnosten besucht worden, als dass es wahrscheinlich wäre, dass petrographisch und palaeonto- logisch so ausgezeichnete Bildungen ihrer Aufmerksamkeit gänzlich entgangen sein kônnten. Nur im Süden, in der Gegend des Akri-tau, beobachteten die Verfasser der Geol. of Russia elc. eine Reïhe roth gefärbter Gesteine, die, von Kohlenkalkstein überlagert, an den alten rothen Sandstein Englands erinnerten. Es fanden sich aber keine organischen Reste darin. Da- her bleibt es unentschieden, ob jene Schichten nicht ein Analogon der bunt gefärbten Gesteine sind, welche am Kalmius, im Kohlensystem des Don, die Reïhe der Bergkalkschichten erôffnen. Uns erscheint dieses um so wahrscheinlicher, als bei dem Dorfe Kasakowa im Bergrevier von Kamensk, am Zusammenflusse des Bugaräk und der Sinara, Thonschiefer von rother und blauer Farbe mit Conglomeralen vorkommen, in deren Geschieben wir den Productus giganteus fanden; ein Beweis, dass sie jünger als der unterste Bergkalk sind. Mitten in die Thonschiefer sind Kalksteine eingelagert, welche eine Korallenbank enthalten. Die dort gesammelte, schôn erhal- tene Art ist leider mit der ganzen Ausbeute jenes Jahres verloren gegangen, bevor sie bestimmt werden konnte. Wir wagen es indessen sie als eine Koralle der Kohlenformation in Anspruch zu nehmen. — Da das ganze Schichtensystem auf den Kôpfen steht, ist die gegenseitige Lage- rung des Conglomerates und der bunten Schiefer bei Kasakowa nicht zu ermitteln. Mehr ober- balb am Bugaräk, bei dem Dorfe Bugaräksk, das auch Murchison, Verneuil und Keyser- ling besuchten, werden am linken Flussufer rothe Schieferthone und grüne Sandsteine, die rasch mit einander wechseln, von Bergkalk mit Productus giganteus überlagert. Bei der mächtigen Entwickelung der Bergkalkformation in jenen Gegenden ist es in An- betracht der angeführten Umstände wahrscheinlich, dass jene bunten Schichten Glieder des- selben bilden. Da, nach den Beobachtungen des Grafen Keyserling am Ylytsch, bunt gefärbte Gesteine auch dem oberen Theiïle der Kohlenformation nicht fremd sind, ist blosse Gesteinsanalogie im Ural ein sehr zweideutiger Hinweis auf Aequivalente des alten rothen Sandsteins. 198 (26) M. v. GRÜNEWALDT. Die Vergleichungspunkte, welche das Uralgebirge mit den devonischen Ablagerungen anderer Gegenden zu bieten hat, beschränken sich auf wenige, palaeontologisch sowobhl, als petrographisch bisher mangelhaft charakterisirte Lokalitäten. Ihre organischen Einschlüsse schliessen sich zum Theil den oben betrachteten obersilurischen Versteinerungen so nahe an, dass die Unterscheidung dieser beiden Glieder der palaeozoïschen Reïhe, wie schon erwäbnt, im Ural auf nichts weniger als fest begründete Unterschiede gestützt ist. Wir haben schon hervorgehoben, dass die untersilurische Fauna des Ural, so weit sie’ be- kannt ist, sich der baltischen anschliesst, während die obersilurische mehr Analogie mit der bühmischen hat und zugleich Eifeler Arten enthält. Die devonische Fauna schliesst sich ebenfalls in ihren wenigen eigenthümlichen Arten der Eifel, so wie Belgien an, und ist von der westrussischen sehr unterschieden. — Dieser letztere Umstand ist um so auffallender, als die devonischen Schichten des angrenzenden Timan- gebirges, wie Graf Keyserling gezeigt hat, von den über die Gouvernements Woronesh, Pleskau, Nowgorod u. s. w. so gleichmässig verbreiteten Arten wimmeln. Die devonischen Bildungen des Ural bieten daher ein interessantes Problem in Bezug auf ihre Selbstständigkeit, ein Problem, welches durch das vorhandene Material kaum anzudeuten, geschweige denn zu lôsen ist, = Am Ost-Abhange der Gebirgskette. Da über die palaeontologischen Resultate der Reisen des Major Strajewsky zwischen dem 65. Breiten-Grade und dem von Bogosslowsk") keine Mittheilungen vorliegen, so künnen wir uns für diese Gegenden nur auf den Ausspruch von Männern beziehen, welche Gelegenheit hatten, die von ihm gesammelten Versteinerungen in Augenschein zu nehmen. Die Verfasser der Geol. of Russia etc. erkannten daraus das Vorhandensein silurischer und devonischer Schich- ten in jenen Gegenden”). Was die muthmasslich devonischen Schichten anbetrifft, welche ôstlich von Bogosslowsk die silurischen Kalksteine überlagern sollen, so haben wir uns in der citirten Abhandlung be- reits darüber ausgesprochen, dass wir bei der Untersuchung jener Gegend im Sommer 1853 keine Beweise für dieselben entdeckt haben. 4. Schichten zwischen Smolina und Kadinskoi am Isset. Als die Verfasser der Geol. of Russia etc. die Ufer des Isset untersuchten, stiessen sie zwischen den beiden genannten Dôrfern auf ein System dunkel gefärbter, quarziger Gesteine, mit denen bei Kadinskoi Kalkstein auftritt, in welchem sie Terebratula reticularis fanden, Sie 4) Es liegt nach v. Buch unter 5924 5’. In unserer Abhandlung über die Versteinerungen der silurischen Kalk- steine jenes Bezirkes ist durch einen Druckfehler 49° 45’ angegeben. 2) Geol. of Russia etc. Vol. I. p. 405. In Vol. IL. p. 96 wird eine Art, die Terebratula sublepida M. V. K., von der nôrdlichen Sosswa beschrieben, welche Cap. Strajewsky daselbst entdeckte. Diese Terebratula kommt nach deuselben Verfassern in den devonischen Schichten von Woronesh vor. NOTIZEN UBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (27) 199 halten diese Schichten, welche in W. und O. mit dem unteren Bergkalk verbunden sind, für devonisch. Als wir im Sommer 1855 den Isset vom Dorfe Aramil bis Wolkow unterhalb Kamensk, wo der letzte Bergkalk von den Sandsteinen von Kaltschedansk überlagert wird, in 6 Tage- reisen hinunterfuhren, widmeten wir den Verhältnissen von Kadinskoi besondere Aufmerksam- keit. Es ist der einzige Ort, wo am Isset Versteinerungen vorkommen, welche älter als die Berg- kalkfauna jener Gegenden sind. Wir kehrten später noch zwei Mal in jenes Dorf zurück, um uns über die geognostischen Verhältnisse daselbst genau zu orientiren und die Anzahl der gesam- melten Arten zu vergrôssern. Es war unsere Absicht jene interessante Lokalität zum Gegenstande unserer Magister- dissertation zu machen. Die dort gesammelten Petrefakten sind jedoch gleichfalls ein Opfer der erwähnten Katastrophe geworden und es ist uns schmerzlich über diesen wichtigen Punkt nur einige cursorische Bemerkungen aus dem angeführten Tagebuche mittheilen zu kônnen, Es ist der einzige, welcher am Ost-Abhange des Ural vielleicht mit devonischen Schichten verglichen werden kann, und wir betrachten die Kalksteine von Kadinskoi hauptsächlich desshalb hier, weil sie durch ihre Lagerung mit dem Bergkalk so eng verbunden sind. Die wenigen Bemer- kungen, welche wir an Ort und Stelle über einige Arten aufzeichneten, die wir zu erkennen glaubten, sind mit Vorsicht aufzunehmen, da sie auf keine Untersuchung und Vergleichung der gesammelten Exemplare gestützt sind. Sie sollen auch keinen Platz in unsern Uebersichtslisten finden und nur dazu dienen die Aufmerksamkeit der Geognosten auf diese Schichten zu lenken, deren genaue Altersbestimmung wir durch den Verlust des dazu erforderlichen Materiales nicht auszuführen im Stande sind, Auf die von Porphyren durchbrochenen Schichten der Kohlenformation, zwischen denen der Isset von Perebor bis Smolina hinfliesst, folgen unterhalb jenes Dorfes eigenthümliche, ver- witterte Gesteine von dunkler Farbe, die keine Schichtung zeigen und einem feinen, brôcke- ligen Conglomerat gleichen. Hierauf stehen von Klutschki bis Schtscherbakowa am Ufer schwarze, kieselige Thonschiefer an, von Porphyren durchsetzt. Bei letzterem Dorfe finden sich auch derbe Massen von Felsit in jenen Schiefern, welche hier mit thonigen Sandsteinen wech- sellagern. — Unterhalb Schtscherbakowa sind die schwarzen Schiefer feinblättriger und mit ihnen tritt ein hartes, stahlgraues, grob geschichtetes Gestein auf, das vorwaltend aus Quarz zu bestehen scheint, Es bricht im Grossen muschelig in sebr scharfe Splitter und hat so viel Con- tinuität, dass es hell unter dem Hammer klingt. Diese harte Masse gruppirt sich zuweiïlen schaalig um einen Mittelpunkt, wodurch grosse Kugelformen entstehen. Die Schichten fallen nach W. ein, streichen also nach N. und werden von dem Flusse, der im Allgemeinen nach O. fliesst, senkrecht auf ibrer Streichungslinie durchbrochen. Nur bei der Mühle zwischen Sehtscherbakowa und Kadinskoi beobachteten wir ein widersinniges Einfal- len nach O. Von jener Mühle bis zu der, welche unter den ersten Häusern des Dorfes Kadins- koi liegt, schiessen die Schichten jenes harten grauen Gesteins wieder regelmässig nach W. ein. Am Mühlendamm von Kadinskoi ruhen sie auf ebenso gelagertem Kalkstein, der hart über 200 (29) M. v. GRÜNEWALDT. dem Flussbett thonige Zwischenlagen enthält und mit Versteinerungen erfüllt ist. Ausser der Terebratula reticularis fanden wir Massen von Individuen einer Terebratel, in der wir die T. cuboïdes Sow. zu erkennen glaubten. Seltener ist eine andere Brachiopode, wohl der Pentamerus galeatus Dalm., den wir oft im Händen hatten. Sehr häufig ist dagegen eine grosse, fein ge- streifte Atrypa, die uns durchaus fremd war. Beim Ausschlemmen des mitgebrachten Uferthones, einer Arbeit, mit der wir uns in Kamensk mehrere Tage beschäftigten, fanden wir kleine Indi- viduen der Ter. aspera v. Schloth. und eine kleine, fein radial gestreifte Orthis. Letztere nur in wenigen Exemplaren. Wir erinnern uns noch anderer Formen, die hier zu erwähnen unnütz wäre, da wir sie an Ort und Stelle nicht erkannten. Diese versteinerungführenden Schichten sind durch ein anderes, nur ein Paar Faden mäch- tiges Kalksteinlager von Thonschiefern und Sandsteinen getrennt, welche mit Pflanzenresten erfüllt sind und ibrerseits auf ächtem Bergkalk mit grossen Productusarten ruhen, Die ganze Schichtenreihe, von den quarzigen Gesteinen, oberhalb des Mühlendammes im Hangenden bis zum Bergkalk unterhalb desselben im Liegenden, ist auf einer Strecke von wenigen hundert Schritten am hohen rechten Ufer des Isset vollständig entblôsst. Das gemein- schaftliche Streichen aller dieser Schichten ist N. 20° O., das Einfallen W, 20° N, mit einer Neigung von 45 — 70°. Wir verfolgten diese Bildungen spâter nach Norden und fanden sie nürdlich von dem Dorfe, in einer kleinen Seitenschlucht des Issetthales, in derselben Lagerung und Reïhenfolge wieder. Um diese Verhältnisse zu erklären, muss man eine Ueberstürzung allerdings steil aufge- richteter, jedoch auf einer Strecke von approximativ { Werst vollkommen regelmässig gelagerter Schichten annehmen. Der versteinerungführende Kalkstein am Müblendamm ist dann als ober- stes Glied der dunklen, quarzreichen Gesteine anzusehen, die zwischen Smolina und Kadinskoi entwickelt sind. Sie bildeten ursprünglich das Liegende des Bergkalkes, der übrigens schon am unteren Ende des Dorfes, wo eine dritte Müble liegt, zu einer hohen und steilen Falte aufge- trieben ist. Sie wendet den vollen Queerschnitt ihres Sattels dem Flussbett zu und zeigt in der Mitte vertikal stehende, oben zertrümmerte Schichten, um die sich noch hüher andere herum- schlingen, welche, in weniger spitzem Winkel zusammengedrückt, die Biegung aushielten, ohne zu brechen. Von hier bis Kamensk haben wir nur Kalkstein mit grossen Productusarten gesehen, in den Schieferthone, Sandsteine und Conglomerate eingelagert sind, welche, ausser den Pflanzen- resten, bei dem Dorfe Brod auch Kohlen-Schmitzen enthalten. ‘ Der Punkt, an welchem Murchison, Verneuil und Keyserling grosse Euomphalus- Fragmente fanden, liegt nicht weit unterhalb Kadinskoïi. Wir konnten in dieser Gegend in- dessen nur einen Kalksteinfelsen entdecken, der mit grossen linsenfôrmigen Kalksteinknollen erfüllt ist. Die Gestaltung dieser Kürper ist so regelmässig, dass sie wohl organischen Ur- sprungs sein môgen. Es ist in diesen complicirten Verhältuisséen noch vieles dunkel. Ihre vollständige Ent- wirrung erheischit grosse Aufmerksamkeit und oftmalige Anwesenheit an Ort und Stelle. NOTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (29) 201 b. Am West-Abhange. 2. An der Petschora, oberhalb Ust-Unja bei Kljutschi und unterhalb der Einmündung der Poroschnaja. «Œin bis zwei Werst') oberhalb der Ssaga-Mündung erhebt sich bei einer Stelle, die Klju- tschi genannt wird, einige Schritte vom Ufer ein Berg mit steilen pralligen Wänden, die weiss aus dem grünen Laube bervorscheinen. Da ich schon aus der Region des Bergkalkes heraus, und in eine andere Formation eingetreten zu sein glaubte”), so war mir die Erscheivung auffallend. Ich ging zu dem Berge hin. Er besteht aus einem Kalkstein, der durchaus das Ansehen von Bergkalk hat; ist hellgrau, krystallinisch und in fussdicke Bänke abgetheilt, die unter 50° nach O. einschiessen. Da ich ununterbrochen aus dem Liegenden ins Hangende gefahren war und an diesem Kalkstein dieselbe Lagerung fand, wie an dem früheren, so musste ich ihn auch für Bergkalk und den Thonschiefer für den diesem untergeordneten Schieferthon ansprechen, den ich ôfter in ihm beobachtet hatte, der aber hier besonders mächtig entwickelt wäre und durch die Erhebung des nun schon nicht mebr fernen Ural in Thonschiefer umgewandelt sei, aber die Versteinerungen haben ein anderes Resultat gegeben; es sind devonische, — — — Es zeigt sich hier dieselbe Nicht-Uebereinstimmung zwischen Lagerung und palaeontologischem Cha- rakter, wie an der Mündung der vierten Potirächa in die Unja”), und bemerkenswerth ist, dass beide Orte in derselben Streichungslinie liegen». Das Urtheïl des Grafen Keyserling über das Alter dieser Schichten lautet weniger kate- gorisch*): «Dass die Kalksteine hier älter als Bergkalk und jünger als untersilurisch sind, be- weiset die hier häufige und wohl erhaltene Terebratula Duboisi M. V. K. — — — Eine Varietät des Cardium ahforme Sow, und eine Terebratel, die von Ter. pugnus Martin nicht wohl zu _unterscheiden, sprechen gegen obersilurisch. Indess ist am Ural nur eine wenig markirte Grenze zwischen obersilurisch und devonisch vorhanden, die Sonderung bisher meist unsicher. Hier finden sich ausserdem nur Korallen und unbestimmbare Crinoïden- glieder; Ceriopora affinis Goldf., Stromatopora polymorpha Goldf., Cyathophyllum vesiculosum, be- stätigen die Altershbestimmung», Diese für uns wichtige, bedingtere Form des Urtheils beeinträchtigt indessen den von Hofmann hervorgehobenen Widerspruch zwischen Lagerung und organischen Einschlüssen keineswegs, da die Schichten jedenfalls älter als der Bergkalk sind. Indessen ist auch hier keine unmittelbare Auflagerung älterer Schichten auf den Bergkalk nachgewiesen, Aus dem Vorhergehenden ist ersichtlich, dass Hofmann, bevor er zu den devonischen Schichten gelangte, die letzten Bergkalkschichten mit Caninia ibicina an der Münduug des Schischim beobachtete. Darauf folgen nach seinem Berichte Kalksteinschichten ohne Ver- steinerungen, die mit Schieferthon wechseln. Nach längerer Unterbrechung folgt eine 4) Hoffmann: der nôrdliche Ural und das Ru ne clrue Pae Choi. Bd. IT. 1856. p. 224. 2) Wir bemerken, dass Hofmann die Petschora hinaufging, sich also der Axe des Gebirges immer mebr näherte. 3, Siehe weiter unten. 4) O. c. p. 211. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 26 202 (30) M. v. GRÜNEWALDT. Thonschieferwand mit verdrückten und verbogenen Schichten (ebenfalls keine Versteinerungen). Darauf bricht 2 Werst unterhalb der Mündung der Ssaga wieder Thonschiefer, «aber mit so verbogenen Schichten, dass das Einschiessen alle Stunden von Süd bis Ost durchläuft». Weiter aufwärts an derselben Felswand, «denn sie ist lang», wird die Neïigung constanter und ist meistentheils (also auch nicht immer) SO. h. 9—10, bei einem Einfallswinkel von 60—70°. Darauf folgen erst 1 —2 Werst oberhalb der Ssaga - Mündung die erwähnten devonischen Schichten, welche nach O. einschiessen. Nehmen wir auch nur die beiden direkt angegebenen Entfernungen von je 2 Werst, so liegt zwischen dem letzten durch Versteinerungen nachgewiesenen Bergkalk an der Mündung des Schischim unterhalb und den devonischen Schichten oberhalb ein Zwischenraum von 4 Werst, der aber vielleicht mehr als noch ein Mal so gross ist. Dieser Zwischenraum besteht aus unregelmässig gelagerten, palaeontologisch nicht charakterisirten, und noch dazu unter- brochenen Gesteinsmassen. Bei Pawlowsk, in der Umgegend von St. Petersburg, werden silurische und devonische Schichten durch eine versteinerungsleere Zwischenlage von wenigen Zoll getrennt! Wir glauben daher nicht, dass hier noch von einem Lagerungsverhältniss zwischen den devonischen Schich- ten und dem Bergkalk die Rede sein kann. Noch weiter oberhalb an demselben Flusse finden sich, unterhalb der Einmündung der Poroschnaja, in talkigem Thonschiefer und talkigem Kalkstein zahlreiche Individuen der Tere- bratula reticularis mit Spérifer pachyrhinchus M. V. K.'}. «Wir waren also wieder», so schliesst Hofmann seine Beschreibung dieser, von Graf Keyserling beiläufig als obersilurisch be- zeichneten Ablagerung, «beï stetigem Vorwärtsgehen ins Hangende in ältere Schichten gekom- men», d. h. aus devonischen in obersilurische. Hier lieot der Widerspruch nur darin, dass Hofmann das Urtheïl des Grafen Keyserling kategorisch aufgefasst hat, während es in nichts weniger als bestimmter Form ausgesprochen ist. Die Terebratula reticularis ist bekanntlich eine den devonischen und obersilurischen Schich- ten gemeinschaftliche Art. Das Urtheil des Grafen gründet sich daher nur auf die zweite der beiden Arten, wenn er sagt: «wohl den Schichten an der Serebrianka mit demselben Sprrifer analog»?). Lesen wir in Vol. IT. der Geol. of Russia etc. p. 143 nach, was dort über die Verbreitung des Spirifer pachyrhynchus gesagt ist; «Nous avons trouvé cette espèce sur deux points de l’Oural, peu éloignés l’un de l’autre: 1° sur la petite rivière Serebrianka, affluent de la Tschussowaja, où elle caractérise les premières couches calcaires, qui succèdent au système quarzo-chisteuz, et se trouve associée aux Ter, reticularis et concentrica, Leplaena Ouralensis, Strigocephalus Burtin, Favosites Gothlandica et polymorpha; 2° sur la Tschussowaja, entre Kopschik et Tschisma, à- peu-près à treize verstes au-dessus de ce dernier village, dans les chistes calcaires, avec Litho- dendron cespitosum, Stromatopora concentrica, Favosites polymorpha et Spirifer Murchisonunus. — 1) Hofmann o. c. p. 225. 2) O. c. p. 211. NOTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (31) 203 La seconde de ces localités appartient incontestablement au système dévonien. La première d’après nos coupes, doit être rapportée à une époque plus ancienne et parait se trouver sur les limites des systèmes silurien et dévonien». Der Spirifer pachyrhynchus ist also in entschieden devonischen Schichten vorgekommen und die Gesteine unterhalb der Mündung der Poroschnaja kônuen als eine Fortsetzung oder Wiederholung der devonischen Kalksteine oberhalb der Ssaga-Mündung angesehen werden. 3. An der Unja, einem Nebenflusse der Petschora an der Mündung der vierten Potirächa. An diesem Orte fand Hofmann') in hellgrauem Kalkstein die Calamopora spongites und Stromatopora polymorpha, zwei Korallen, die, wenn auch nicht entschieden devonische, so doch Ablagerungen anzeigen, welche älter als der Bergkalk sind. Auch hier will Hofmann Wider- sprüche zwischen der Lagerung und den organischen Einschlüssen finden, wie schon oben an- gedeutet wurde, indessen liegen auch hier keine Detail-Untersuchungen weder über die Lage- rungs-Verhältnisse, noch über die organischen Einschlüsse der betreffenden Schichten vor. Es beisst vorher: «Man fäbrt nun lange Zeit zwischen Felswänden von Kalkstein ganz gleichen Ansehens (d, h. wie weiter unterhalb anstehender Bergkalk mit Caninia sbicina), die Schichten fallen meist nach O., aber an ein Paar Stellen auch nach W.» Eine solche Stelle ist die, wo der Kalkstein die angeführten Korallen an der Mündung der vierten Potirächa enthält. Es ist also Discordauz der Lagerung zwischen diesen Schichten und den nach Analogie des Gesteins für Bergkalk in Anspruch genommenen, und wir kônnen nicht zugeben, dass der Verfasser «un- unterbrochen an Felsufern vorbei aus dem Liegenden ins Hangende gefahren ist». Dass eine Werst weiter oberhalb im Hangenden der muthmasslich devonischen Schichten wieder Bergkalk auftritt, hat nichts befremdendes, Schreiten wir nach Süden fort, so gehôüren vielleicht steil aufgerichtete, schwarze, dolo- mitische Kalksteine, 12 Werst ôstlich von Bissersk, hierher, in denen die Verfasser der Geol. of Russia unvollständige Reste von Korallen, Spérifer und Terebratula fanden, «denen an der Tschussowaja gleichend»”), 4. Devonische Formation an der Serebrianka und Tschussowaja®). Die Fauna dieser beiden Lokalitäten ist entschieden am eigenthümlichsten und von der obersilurischen sowohl, als von der des Bergkalkes am meisten unterschieden; obgleich es auch nicht an gemeinschaftlichen Arten mit der ersteren fehlt. Sie wurde daher bisher als die klassi- sische devonische Lokalität des Ural angesehen. Unterhalb der Einmündung des Flüsschens Schuroska in die Serebrianka folgt auf die vielfach gekrümmten, muthmasslich silurischen Schiefer der oberen Serebrianka ein regelmässig gelagerter, schwarzer Kalkstein, dessen organische Einschlüsse die Verfasser der Geol. of Russia 4) Der nôrdliche Ural und das Küstengebirge Pae Choi. Bd. II. p. 220. 2) Geol. of Russia etc. Vol. I. p. 390. 3) Geol. of Russia etc. Vol. I. p. 383-386. 20% (32 M. v. GRÜNEWALDT. überzeugten, dass er von dem Alter der Gebilde im südlichen Devonshire oder in der Eïifel sei. Denn ausser der Leptaena Uralensis M. V. K. und Terebratula reticularis fanden sich Clymenia, Cyrthoceratites (einer der Eifeler Arten nahe kommend), Strygocephalus Burtini Defrance, Orthis resupinata Mart., Terebratula concentricav. Buch, nebst zwei neuen Arten: Spirifer pachyrhynchus M. V. K. und Sprrifer Glinkanus M. V. K. Auf dem linken Tschussowaja-Ufer, bei dem Werke von Kinowsk, treten nach denselben Autoren, die devonischen Gesteine in einer besser zu beobachtenden Reïhenfolge auf. In einer Queerschlucht sind folgende Schichten, welche alle mit einer Neigung von 50° gegen O., also segen das Gebirge einfallen, in ansteigender Reïhenfolge entblôsst: «1. Dick geschichteter, grauer Kalkstein mit Terebratula prisca. 2. Schwarze Gesteine mit Geoden und Quarzconcretionen. 3. Dolomitischer, sandiger Kalkstein, auf den Thonlagen und dünne Schichten weissen Dolomites folgen. Das Ganze wird von unreinem Kalkstein bedeckt, der in quarzigen und sandigen Kalkstein übergeht. Sämmtliche Gesteine sind devonisch. Sie enthalten Terebratula reticularis L., Spirifer Murchisonianus de Konink, Favosites spongites, Fav. polymorpha, Stromatopora concentrica, Liüthodendron caespitosum, Caunopora favosa u. s. w.» 5. Kalksteine bei Nijne-Serginsk. Erst südlich von dem Punkte, wo die grosse Sibirische Strasse die Gebirgskette über- schreitet, treten nicht weit von dem oben genannten Orte Schichten auf, welche von den Ver- fassern der Geol. of Russia etc. vorläulig für devonisch gehalten worden sind. Wir führen sie daher hier auf; obgleich die in denselben aufgefundenen Arten ihnen keine entschiedene Stel- lung in der palaeozoïschen Reihe anweisen. Man kennt 3 Arten von diesem Orte. Eine ist der devonischen und silurischen gemeinschaftlich und die beiden andern sind neue Formen, welche bisher nur hier gefunden worden sind; also gar keinen Anhaltspunkt für die Altersbestim- mung geben. «Der Wanderer'}, welcher in unsere Fussstapfen tritt und von dem westlichen Abfalle bei Nijne-Serginsk herabsteigend, sich Artinsk zuwendet, kommt zuerst in eine kalkige Region, wo die Verhältnisse hüchst unklar sind. Er wird zuerst ein Kalksteinband bemerken, devonische und Eifeler Petrefakten führend (Terebratula Versilofa M. V. K., Spirifer labellum M. V. K. und Favosites Gothlandica Goldf.) und in umgestürzter Lage, gleich vielen anderen Gesteinen im Ural, wo in der That oft jüngere Gesteine von älteren bedeckt werden — ein an den Seiten eruptiver Gebirgsketten eben nicht seltenes Phänomen. Verlässt man bei dem Sawod Michai- lowsk die pittoresken Massen devonischen Kalksteins und setzt über den Ufafluss, so bemerkt man ein Band krystallinischen Kohleukalksteins» u. s. w. 1) Geol. of Russia etc. Vol. I. p. 128. NOTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFUHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (33) 205 Der Punkt, an dem die Versteinerungen gesammelt wurden, liegt bei Krjuto-Berochka auf der Strasse von Serginsk nach Artinsk, 6 Werst von ersterem entfernt'). Aus der oben erfolgten Betrachtung der Ufer des Aï geht hervor, dass die devonische Formation bei Aïlina, wo sie vermuthet wurde, nicht vorhanden ist. Wenn hier überhaupt eine Zwischenbildung zwischen den obersilurischen Kalksteinen und der Koblenformation auftritt, muss sie westlich gesucht werden. 6. Devonische Schichten bei Ust-Katavsk. Dass dieses der Fall ist, gewinnt dadurch an Wabrscheinlichkeit, dass sich etwa 60 Werst”) in SW. von Ailina devonische Petrefakten finden. Hier treten zwischen den silurischen Kalk- steinen von Juresen-Iwanowsk im Osten und dem Bergkalk von Jakina im Westen bei Ust- Katawsk gefärbte Kalksteine mit untergeordneten Lagen von Sandstein, Conglomerat und Schiefer auf, in denen die Verfasser der Geol. of Russia etc. den Pentamerus galeatus Dalm. und den Spirifer Anosofi M. V. K. entdeckten, letzterer ein in den devonischen Schichten von Woro- nesh charakteristisches Fossil. Dass im südlichsten Theil des Ural devonische Kalksteine, reich an Versteinerungen auf- treten, erfuhren wir durch mündliche Mittheilung des Hrn. Meglitzky. Uebersicht der muthmasslich devonischen Versteinerungen des Ural. POLYPI. 7. Ceriopora affinis Goldf. Kljutschi. 1. Stromatopora concentrica Goldf. Ki-| 8. Cythophyllum vesiculosum Goldf. Klju- nowsk. tschi. 2. Favosites polymorpha Goldf. Kljutschi, MOLLUSCA. Einmündung der vierten Potirächa in die| 9. Terebratula reucularis L. Kadinskoi, Ein- Unja, Kinowsk. mündung der Poroschnaja in die Petschora, 3. Calamopora spongites Goldf. Einmün- Serebrianka, Kinowsk. dung der vierten Potirächa in die Unja, | 10. — — aspera v. Schloth. Kadinskoi. Kinowsk. 11. — — Dubois M. V. K. Kljutschi. 4. — — Gothlandica Goldf. Krjuto-Be-| 12. — — Versilofi M. V. K. Krjuto-Be- rochka. rochka. 5. Caunopora favosa. Kinowsk. 13. — — pugnus? Mart. Kljutschi. 6. Lithodendron caespitosum G\df. Kinowsk. | 14. —— —— concentricav.Buch. Serebrianka, 4) Geol. of Russia etc. Vol. II. p. 87 und 144. 2) Nach der Karte von M. V. u. K. 206 (434 M. v. GRÜNEWALDT. 15. Pentamerus galeatus Dalm. Ust-Katafsk. | 20. Spirifer labellum M. V. K. Krjuto -Be- 16. Spirifer Murchisonianus de K on. Kinowsk. rochka. 17. — — Glinkanus M. V.K. Serebrianka. | 21. Leptaena Uralensis M. V. K. Serebrianka. 48. — — AnosofiM.V.K. Ust-Katafsk. 22, Strygocephalus Burtini Defr. Sere- 19. — — pachyrhynchus M. V. K. Einmün- brianka, dung der Poroschnaja in die Petschora, an | 23. Cardinum ahforme Sow. Kljutschi, der Serebrianka und der Tschussowaja | 24. Clymenia. Serebrianka. zwischen Kopschik u. Tschisma, 13 Werst 25. Cyrthoceras. Serebrianka. unterhalb letzteren Ortes. Die Kohlenformation. Von den sedimentären Bildungen, welche an der Zusammensetzung des Ural Theïl neh- menu, ist keine auf einen so grossen Flächenraum ausgedebnt und in ihrer petrographischen Gliederung sowohl, als ihren organischen Einschlüssen der Beobachtung zugänglicher als die Kohlenformation. Da sie die Vorberge bildet und sich der Axe der Gebirgskette viel weniger nähert, als die devonischen und silurischen Ablagerungen, finden sich ihre Schichten gewühn- lich im unversehrten Zustande und sind den Wirkungen meist entgangen, durch welche die älteren palaeozoïschen Formationen so -bedeutende Metamorphosen erlitten haben. Wäbrend im flachen Russland nur der Bergkalk, das unterste Glied der westeuropäischen Kohlenformation vertreten ist, kommt im Ural noch das mitilere hinzu, der sogenannte Kohlen- sandstein der Rheinländer oder Milstone grit Englands. a. Der Bergkalk ist gewôhnlich von grauer Farbe; jedoch kommen, wie bei der masseuhaften Entwickelung zu erwarten steht, durch Hinzutritt fremder Substanzen, viele Nüancirungen des Kalksteins vor. Graf Keyserling hält die graue Farbe am Bergkalk des Gebirges für besonders charakteristisch im Gegensatz zu der blendend weissen Farbe, die er im flachen Russland zu haben pflest'). Er bildet, wie der obersilurische Kalkstein, an den Strômen hohe Felsen mit steil aufgerichteten Schichten, welche, durch Bruch und Verwitterung in den abwechselndsten Formen aufragend, vielen Flussthälern des Ural ein bestimmtes und hôüchst eigenthümliches Gepräge geben. Auch im Üral lässt sich nach den Verfassern der Geol. of Russia etc. eine untere Etage mit Productus giganteus, eine mittlere mit Spirifer Mosquensis und eine oberste mit Fusuhina cyhindrica als verbreitetste Formen, wie im flachen Russland, unterscheiden, Die oberste wurde bisher am seltensten beobachtet und scheint im südlichen Ural verbreiteter als im nôrdlichen. 4) Wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland, p. 362. NOTIZEN UBER DIE VERSTEINERURGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (33) 207 Als Anhäufung einzelner Organismen sind im Bergkalk des Ural vielleicht grosse Bänke, die nur aus Crinoïdeenstielen bestehen, charakteristisch. Eine Bemerkung von Murchison, Verneuil und Keyserling deutet darauf hin, dass diese Thatsache in Russland bisher nicht beobachtet wurde'}. Wir sahen solchen Crinoïdeen - Kalkstein bei Utkinsky Pristan an der Tschussowaja, wo er ein mächtiges, continuirliches Lager bildet. Eben solche Kalkstein- massen, die nur aus Stielgliedern von Crinoïdeen bestehen, bilden an dem felsigen Ufer der Ufa, 2—3 Werst oberhalb Saraninsk, mächtige, horizontal gelagerte Bänke. Es bleibt zu er- mitteln, ob diese Crinoïdeenlager im Bergkalke des Ural?) ein eben so fest bestimmtes Niveau einnehmen, wie die Encrinitenschichten in der Muschelkalkformation von Würtemberg und der Mark Brandenburg ? Von technischer Bedeutung sind Brauneisensteinlager, welche namentlich im Bergkalk von Kamensk in hinreichender Menge vorkommen, um die Hochôfen der dortigen Fabrik für schweres Geschütz zu speisen. Bei dem Dorfe Kaschiua an der Kunara enthält der Bergkalk vou Kamensk im Brauneisenstein so viel Kupfererz, dass letzteres bergmännisch gewonnen wird. Hornsteinknollen sind nach Hofmann im Bergkalk des nôrdlichen Ural z. B. an der Unja charakteristisch. Wir haben sie auch im Bergkalk von Kamensk gesehen. Als untergeordnete Glieder des Bergkalkes müssen wir Schieferthone, Sandsteine und feine Conglomerate erwähnen. Sie führen häufig Pflanzenreste, enthalten Schmitzen von Stein- kohle und am Ost-Abhange des Gebirges wurde in ihnen bei Suchoi Log von Capitain Gram- matschikof das bedeutendste Kohlenlager entdeckt, welches gegenwärtig im Ural in Betrieb ist*). In jener Gegend sowohl, als im ganzen Bergrevier von Kamensk sind diese Schieferthone, Sandsteine und feinen Conglomerate, ein Glied des untersten Bergkalkes mit Productus giganteus. Das Auftreten der Steinkohle am Ost-Abhange des Gebirges ist daher analog den Verhältnissen von Lula und Kaluga im mittleren Russland und dem von Karakuba im südlichen Theil des Donischen Kohlenbeckens. Petrographisch sehr verschieden von diesen Einlagerungen sind grobe Conglomerate, welche in einem Bindemittel von rôthlicher Farbe, das aus thonigem Kalk besteht, grosse Kalk- steingeschiebe enthalten. Wir sahen dieses Conglomerat im Bergdistrikt von Kamensk am Isset, beim Dorfe Bainowa, wo es unter Bergkalkschichten hervortritt, die von Porphyr erhoben worden sind. Besonders entwickelt ist es im Süden des Reviers, am Ausfluss des Schablisch- See’s. Dort besteht es beim Dorfe Sipowa aus grossen grauen Kalksteingeschieben, welche Bergkalk-Korallen und Abdrücke von Productus-Arten enthalten. Diese Geschiebe liegen in rôthlichem Kalkstein. Ebenso bei Pirogowskoje an demselben Flusse. Dasselbe Conglomerat kommt bei Kasakowa am Bugaräk mit jenen bunten Schiefern vor, welcher wir schon bei der 4) Geol. of Russia etc. Vol, I. p. 135. 2) Durch mündliche Mittheilung des Hrn. v. Pander erfahren wir, dass solche Crinoïdeenschichten von ihm im Bergkalk von Twer beobachtet wurden und dort das hôchste Niveau in dieser Formation einnehmen. 3) Der Cap. Grammatschikof hat die Verhältnisse der Kohlenlager von Suchoi Log in mebreren Aufsätzen be- schrieben, welche im Berg-Journal erschienen sind. Eine Beschreibung der sie begleitenden Gebirgsarten findet sich im lopañ Kypuaab, 1852. 5. p. 315. 208 (36) M. v. GRÜNEWALDT. devonischen Formation gelegentlich erwäbnten, und die vermuthlich ein unteres Glied des Bergkalkes sind, von dem sie bei Bugaräksk überlagert werden. Bei Oschmanowa, an dem- selben Flusse, bildet das Conglomerat mehrere Hühen und ist auch dem nôrdlichen Theil des Reviers nicht fremd, wo es an der Püschma, unterhalb Suchoi Log, beim Dorfe Walowa gleichfalls mit bunten Thonen auftritt. Welche Etage diese petrographisch ausgezeichneten Bil- dungen in der Bergkalkformation einnehmen, konnten wir bei der bestimmten Zeit, die unseren Untersuchungen zugemessen ist, nicht ermitteln. b. Der Kohlensandstein bildet ein selbstständiges Glied der Kohlenformation des Ural und ist von den besprochenen Sandsteinen, Schiefern und feinen Conglomeraten, welche im Bergkalk von Kamensk Kohlen fübren, geologisch wobl zu unterscheiden. Am Berge Kaschkabasch bei Artinsk liefert diese Formation die Schleifsteine, welche zur Klingenfabrikation in Slatoust gebraucht werden. Er wird daher auch yrés d’Artinsk, Schleif- sandstein oder Wetzschiefer genannt. Hier enthält der Kohlensandstein eine ihm eigenthümliche Cephalopoden-Fauna, durch die er palaeontologisch charakterisirt ist. Leider sind diese organi- schen Reste so selten, dass sie als praktisches Erkennungsmittel der Formation gar nicht in Betracht kommen. Einen zweiten Schleifsteinbruch, aus dem man aber keine Versteinerungen kennt, be- suchte Graf Keyserling an der Soplessa, einem Nebenflusse der Petschora. Hier überlagert der Wetzschiefer den Bergkalk unmittelbar'). Bei der geognostischen Untersuchung des Distriktes von Artinsk lernten wir im verflosse- nen Sommer die an den Ufern der Ufa aufgeschlossene Kohlensandsteinformation aus eigener Auschauung kennen. — Sie bildet hier schôn bewachsene Ufergehänge, die aus horizontal ge- lagertem, pfefferfarbigem Sandsteine mit Pllanzenresten, besonders Calamiten, bestehen. Der Sandstein geht durch grüberes Korn in horizontaler sowohl, als vertikaler Richtung in Conglo- merat über, mit dem er wechsellagert. So sahen wir oberhalb der Ansiedelnngen von Kursik den Sandstein über dem Conglomerat liegen und unterhalb jener Häuser überlagerte das Con- glomerat den Sandstein. Beim Gorschni Kamen (Kalatsch der Baschkiren) ist eine Felsentblôs- sung zu sehen, an der Sandsteine und Conglomerate mebrere Male wecbseln. Hier enthält das Conglomerat neben Kiesel- auch Kalksteingeschiebe, in denen wir den Productus striatus fanden: Beim Baschkirendorfe Schigiri, von wo wir die Ufa bis Artinsk hinunterfuhren, ist die Formation nicht horizontal gelagert, sondern schiesst mit 20— 25° Neigung nach O. ein. Unterhalb jenes Dorfes wird das Einfallen W., so dass hier eine nach N, gerichtete antikline Linie vorausgesetzt werden muss. Weiter unterhalb liegen alle Schichten horizontal, so weit wir sie au der Ufa auch unterhalh Artinsk am Kaschkabasch gesehen baben. Im Jahre 1833 sind Bobrversuche auf Koble angestellt worden. Das Bobrloch wurde in der Nähe von Artinsk beim Dorfe Maiska angesetzt, und die Arbeit 4 Monate fortgeführt. Man kam in dieser Zeit 48 Arschin in die Tiefe und traf an einigen Stellen Kohlenschmitzen ap. — 4) Wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland, 1846. p. 374. NoTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (37) 209 Ein anderer Bohrversuch, der 1839 nahe beim Dorfe Dworzowaja angestellt wurde, schei- terte schon in der Tiefe von 15 Arschin an zu starkem Wasserandrange. In der Tiefe soll sich kein Conglomerat finden, und während man in den oberen Schichten nur Calamiten kennt, sollen unten Blätterabdrücke vorkommen, die nach der Tiefe häufiger werden ; bis endlich Steinkohle in Art eines Anfluges oder Ueberzuges auf Schieferthon erscheint')}. Nach diesen Resultaten wäre es rathsam die Versuche mit dem jetzt von Kind so sehr vervollkommneten Apparate fortzusetzen. Wäbrend die Kohlenlager am Ost-Abhange des Ural ein Glied des Bergkalkes sind, liegen die bisher bekannten Steinkohlenlager des West-Abhanges im Kohlensandstein. So die Stein- kohlen von Kalino an der Tschussowaja und die an der Koswa, einem Nebenflusse jenes Stromes *). Als charakteristisch für die Formation geben wir das Profil wieder, welches die Verfasser der Geol. of Russia bei Gorodok beobachteten °). Fuss. 1. Conglomerat von gerundeten kieseligen Geschieben in grauen Sandstein einge- TG NOR AMENER OS AS PAT CORRE DE RER 15 PR SIGN ES pe, (LS LL GS CR 40 3. Düvn geschichteter créer mit Here Thon und Pflanzen, hauptsächlich Calamiten, von denen einer dem C. remotus ein anderer dem C. cannaefor- conan Sec id coco de dé. 8 4. Grauer Sandstein in dicken Bänken, gelblich an der Oberfläche. . . . . . . . 10 5. Weisser und gelber Thon (Mergel) alternirend mit dünnen Sandsteinlagen. . . 10 Sn Coms y ahalich 4iundi5. 2.6.0 dun. du Lie dada 5 de Scnoiien AhnichiN. 5... 2... CE TT Re De TU Se Halkisen SandsteinmitRalkspath, hu. 2 2 de til 3 D 5: nl ONG. À 10 M Mercchee Schiefer und Sandstein, » . 4. 4... à + es smene de dope joe 10 11. Dunkler stinkender Kalkstein mit geschichtetem Sandstein . . . . . . . . ., 20 12. Schwarzer Schiefer, bisweilen mergelig . . . . . . to pit cul de 50 Die grauen und braunen Farben sind indessen, wenn auch charakteristisch, so doch durch- aus nicht im Koblensandstein ausschliesslich herrschend. Graf Keyserling beobachtete am Ylytsch oberhalb und unterhalb der Einmündung des Kogyl im grauen Sandstein eingelagerte rothe Mergel, die Gyps und Kalksteinknollen enthalten ‘). 4) leornocruuecrkoe manucanie ACBATATO ÿ"UaCTKA AaUB SJATOYCTOBCKUXB 3aB0AOBR nopyunka Barnepa. 1840. Topuañiüñ xypuaur N. 10. 2) Geol. of Russia. Vol. 1, p. 126 und 127. 400 Werst nôrdlicher sollen sich noch Kobhlenlager in dem Hüttenbezirk des Herrn Wsewolotzki finden. 3) o. c. vol. I, p. 127. 4) Petschoraland p. 360—361. Mém. des sav. étrang. T. VIII. À 27 210 (38) M. v. GRÜNEWALDT. Bei der grossen Aehnlichkeït der kohlenführenden Sandstein- und Schieferbildungen, welche dem Bergkalk eingelagert sind, mit der Formation des Wetzschiefers, gehôrt eine genaue Kenniniss der Lagerungsverhältnisse dazu, um beïde von einander zu unterscheiden. Palaeon- tologische Bestimmungsmittel fehlen beim Mangel von Thierresten in der einen') und der grossen Seltenheit derselben in der andern so gut wie gänzlich. Es müsste denn sein, dass es Botanikern gelänge durch Bestimmung der in beiden Bildungen häufigen Pflanzenreste paläon- tologische Unterscheidungsmerkmale festzustellen. Weun wir jetzt zu Betrachtungen über die Verbreitung der Kohlenformation übergehen, kônnen wir daher auf die bisherige Abgrenzung des oberen und unteren Gliedes der Kohlen- formation im Ural kein entscheidendes Gewicht legen. Indessen wird eine massenhafte Ent- wickelung der pfefferfarbigen Sandsteine auf grosse Länderstrecken immer die Formation des Wetzschiefers andeuten. Die Einlagerungen im Bergkalke sind untergeordnete und daher auch weniger massenhaft auftretende Bildungen. Da die Kohlenformation von den älteren paläozoïschen Bildungen des Ural durchaus un- terschieden und durch die Bergkalkfauna überall gleichmässig und sicher charakterisirt ist, werden wir hier weniger bei einzelnen Lokalitäten verweilen und uns damit begnügen nach den bereits oft citirten Quellen einen Ueberblick über ihre Verbreitung zu geben. Am Ost-Abhange. Hier kennt man bisher nur den Bergkalk. Er tritt an dieser Seite des Gebirges ebenso fragmentarisch auf, wie die älteren paläozoïischen Formationen. Nach einem Exemplar des Spirifer cinctus Keys., welches Cap. Strajewsky von der Tatia, einem Nebenflusse der Sosswa, mitbrachte, ist anzunehmen, dass in jener Gegend Bergkalk ansteht ©). Oestlich von Jekaterinenburg ist die Bergkalkformation an den Ufern der Pyschma, des Reft, der Kamenka, des Isset, der Sinara und des Bugaräk massenhaft entwickelt. Sie zieht sich wahrscheinlich bis in die Breite von Tagil und vielleicht noch hôher nach Norden *), denn in der Umgegend jenes Bergwerkes ist Chaetetes radians, ein für den Bergkalk charakteristi- sches Fossil, gefunden worden. Der Kalkstein von Tscheläbinsk am Flusse Miass, ist nach Erkundigungen, die wir in Miask über diese Lokalität einzogen, wahrscheinlich auch Bergkalk. 1) Wir fanden den Productus giganteus in Schieferthonen, welche dem Bergkalk an der Tschussowaja eingela- gert sind, 3 Werst unterhalb Troki. Die Versteinerung lag aber in einer dunoen Kalksteinlage jener Schiefer. Hofmann entdeckte mebrere ächte Arten des Bergkalkes am Schtschugor in einem Sandstein, der durch schwarze Flecken grauwackenartig wird. Das sind die beiden einzigen Fälle dieses Vorkommens, welche zu unserer Kenntniss gelangt sind. 2) Geol. of Russia ect. vol. IL., p. 163. Spirifer superbus, und wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland p. 230.(Als wir in unseren Verst. der sil. Kalkst. von Bogossl. die Bestimmung des Spirifer von der Tatia besprachen, war es uns unbekannt, dass Graf Ke yserling dieselbe bereits an der citirten Stelle berichtiot hatte.) 3) Geol. of Russia ect. vol. L., p. 376. Eichwald spricht auch von Bergkalk bei Kuschwinsk. Bulletin de Moscou 1856 N. IL, p. 417, 427, #29 u. s. w. NOTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (39) 211 Durch seine reiche Fauna ist der Kohlenkalkstein am Flüsschen Schartimka, bei der Gold- wäsche gleiches Namens (Kosatschi-Datschi), wo auch wir Gelegenbeit hatten zu sammeln, be- kaont'). Er ist dort in eigenthümliche metamorphische Gebirgsarten eingelagert, ganz wie die versteinerungsleeren Kalksteine des naheliegenden südlichen Distriktes von Miask, am Berge Auschkull und an den Ufern des oberen Miass. Nachdem wir diese Gegenden im ver- flossenen Sommer besucht hatten, künnen wir uns des Gedankens nicht erwehren, dass hier die Bergkalkformation einen grossen Theil des Materials zu den metamorphischen Gesteinen herge- geben hat, welche im südlichen Distrikt von Miask so massenhaft entwickelt sind und Gold - fübren. Es ist hier indessen nicht der Ort um sich auf eine ausfübrliche Erôrterung jener in- teressanten Frage einzulassen, Die Schartimka ist eine der wenigen Punkte im Ural, wo im Bergkalk eine reiche Cepha- lopodenfauna auftritt ?). Dergleichen einzelne Bergkalk-Oasen in den eruptiven und metamorphosirten Gebirgs- arten des ôstlichen Ural wurden ausserdem von den Verfassern der Geol. of Russia etc. bei Werch-Uralsk, Spask, Kisilsk, Urgasinsk, Tanalitsk, Orsk und anderen Orten beobachtet. Am West-Abhange. Hier bildet die Kohlenformation die Vorberge des Ural und zieht sich aus dem hôüchsten Norden in einer stetigen, breiten Zone bis an den Uralfluss hinunter. Wo sich bisher Geo- gnosten, sei es aus den permischen Ablagerungen im Süden oder dem jurassischen Petschora- becken im Norden, dem Gebirge näherten, überall trafen sie zuerst jenen breiten Gürtel der K oblenformation, die hier in beïden Gliedern , dem Bergkalk sowobl als dem Kohlensandstein, entwickelt zu sein pflegt. Nach den Nachrichten des Grafen Keyserling und Hofmanns bildet der Wetzschiefer im hohen Norden den äussersten Saum der Koblenformation, Dieser zieht sich ununterbrochen nach Süden und keïlt sich unter dem 55-sten Grade der Breite im Bergkalk aus, auf den der Wetzschiefer zwischen dem 54-sten und 55-sten Breiten-Grade, im Distrikt von Artinsk, muldenfürmig aufgelagert ist. Von dem 55-sten Breiten-Grade an bildet der Berg- kalk allein den äussersten Saum des Gebirges, bis erst am Uralfluss, westlich von Podgornoi, Sandsteine und Gonglomerate mit kalkigem Sandstein und Kalkstein auftreten, welche nach den Ansichten von M, V. und K. die obere Kohlenformation des Ural vertreten *). Die nôrdlichsten Punkte, von denen Hofmann Bergkalkversteinerungen mitbrachte, liegen pach seiner Karte des nürdlichen Ural ungefäbr unter 67° 35’ und 67° 15”. Der erstere west- 4) Kosatschi Datschi heisst: das den Kosaken zugchôrige Land. Da diese sogenannte Kosakengrenze eine mili- tairische Linie ist, welche sich längs des ganzen Ost-Abhanges des südlichen Ural hinzieht, so ist dieser Name nicht ge- _ eignet um eine einzelne Lokalität damit zu bezeichnen. Wir werden daher den Namen der Goldwäsche und des Flüss- chens auch fernerhin brauchen, wenn von diesem Orle die Rede ist. 2) Nach den Aussagen eines Arbeiters, der uns beim Sammeln an der Schartimka vortreffliche Dienste leistete haben wir Ursache zu vermuthen, dass bei Tscheläbinsk eine ähnliche Fauna im Bergkalk vorkommt. Endlich haben die Verfasser der Geol. of Russia etc. Cephalopoden im Bergkalke der Gourmaya-Hügel beim Dorfe Kundrowka an der Sakmarka gefunden. 3) o. c. vol. I. p. 449. 212 (40) M. v. GRÜNEWALDT. liche Fundort befindet sich an den Flüsschen Hähezi-Jaha und Jun-Jaha, welche in die Wor- kuta, einen Nebenfluss der Ussa, fallen. Der zweite, ôsthichere, befindet sich schon nahe an der Axe des Gebirges an den beiden Flüsschen Pae-Putna-Jaha und Pendyrma-Jaha, die ebenfalls ihr Wasser der Ussa zuführen ‘). Eine Reïhe von Fundorten für Bergkalkversteinerungen finden sich ferner am Schtschugor, der in die Petschora einmündet, und seinem Nebenflusse, dem grossen Patek. Hier fanden sich an einem Felsen, Chlapun-Jama-Kyrta genannt, in dem erwähnten Sandstein, der durch schwarze Flecken ein grauwackenartiges Ansehen gewinnt, folgende Arten: Productus hemi- sphaericus Sow., Pr. Villersii d'Orb. und Spirifer Saranae M. V. K.*). Es sind also auch hier : Sandsteineinlagerungen im Bergkalk nachgewiesen; ein Beweis, dass auch im hohen Norden nicht alle Sandsteine der Kohlenformation dem Wetzschiefer zugerechnet werden kôünnen. Da- gegen wird 3 Werst oberhalb der Einmündnng des Schtschugor in die Petschora der Bergkalk von Sandsteinen überlagert, die nach Graf Keyserling zur Wetzschieferformation gehôren *). Die südliche Fortsetzung der Kohlenformation des Schtschugor lernte Hofmann bei Be- schiffung des Potscherem von seiner Einmündung in die Petschora bis an die Quellen kennen. Auch hier finden sich Sandsteine, die wabrscheinlich zum Bergkalk gehüren, da sie von dem- selben überlagert werden. So z. B. die pfefferfarbenen Sandsteine und Conglomerate oberhalb des Dorfes Potscherem, die durch grobes Korn in Conglomerate übergehen und mit weichen Schieferthonen wechseln *). Die Schichten am Schtschugor und Potscherem hängen ohne Zweïfel mit der Kohlenfor- mation zusammen, deren beide Glieder Graf Keyserling schon früher an der Petschora bei Ust-Soplessa im Norden und unterhalb Podtscherje im Süden beobachtet hatte. Die Wetzschiefer sah er an der Petschora bis unterhalb Oranez anstehen ”). Nicht miuder mächtig ist nach Graf Keyserling die Kohlenformation am Ylytsch ent- wickelt. Sie beginnt in W. uuterhalb der Mündung des Kogyl mit dem Wetzsandstein, auf den in O. beim Is-pered Bergkalk folgt. Weiïter zur Axe des Gebirges begrenzt diesen die betrach- tete silurische Schichtenreihe ‘). Hierauf folgt nach Süden der Bergkalk, welchen Hofmann an der Petschora beobachtete, als er von Ust-Unja auf diesem Strom bis zu seinen Quellen hinaufging”). Ihn begrenzen nach 0. bei Kljutschi die erwähnten devonischen Schichten. Ebenso beobachtete Hofmann Bergkalk an der unteren Unja*), auf welchen wie wir sahen, bei der Einmündnng der 4-ten Potirächa ältere Bildungen folgen. 1) Hofmann, der nôrdliche Ural und das Küstengebirge Pae-Choi,-p. 272. 2) Hofmann o. c. p. 237. 3) Wissenschaftliche Beobachtungen auf einer Reise in das Petschoraland, p. 373 und 374. 4) Hofmann o. c. p. 231. 5) Wissenschaftliche Beobachtungen auf eines Reise in das Petschoraland, p. 374 — 78. 6) Graf Keyserling o. c. p. 359—63. 7) Hofmann o. c. p. 223. 8) o. c. p. 219. NoOTIZEN UBER DIE VERSTEINERUNGFUHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (1) 213 Bei Wetlan an der Kolwa steht ebenfalls Bergkalk mit vielen charakteristischen Arten an ‘). Bei einer Queertour durch das Gebirge, von Tscherdyn bis Petropawlowsk, verfolgte ihn Hofmann an der Wischera aufwärts bis oberhalb der Einmündung des Uls”). Hiemit betreten wir das Gebiet der geognostischen Karte von M. V .u.K. Da wir die Ver breitung der Koblenformation nach derselben bereits skizzirt haben, wäre es unnütz noch ein Mal der oft erwähnten Punkte zu gedenken, welche von den Verfassern der Geol. of Russ besucht wurden. Eine Uebersicht sämmtlicher Arten der Kohlenformation des Ural mit hinzugefügten Fund- orten wird genügen um die einzelnen Lokalitäten, von denen man organische Reste kennt, vollends zu fixiren. NUE LS RL — 10. 11. Uebersicht der Versteinerungen der Kohlenformation. Kohlensandstein oder Wetzschiefer. CEPHALOPODA. . Orthoceratites ovalis. Phill. . Goniatites Jossae. M. V. K. — — Konmnlkianus. M. V. K. — — Kingianus. M. V. K. — — Orbignyanus. M. V. K. — — Soboleskianus. M. V. K. . Nautilus tuberculatus. Sow. Artinsk. Bergkalk. POLYPI. . Retepora laxa. Phill. Schtschugor. (Jo- masch-K yrta.) . Polypora dendroïdes. M. Coy. Potscherem. (Kyrta-Warta.) Fenestella carinata. M. Coy. Ylytsch. 4) Hofmann, o. c. p. 216. 2) o. c. p. 274—75. 12. 13. 14. 18. — — fastuosa. Wetlan an der Kolwa. | 19. . Cyathophyllum arietinum. Fenestella plebeja. M. Coy. Potscherem. (Kyrta-Warta.) Ichthyorachis Newenhami. M. Coy. Wet- lan. Caninia ibicina. Lonsd. Wetlan? Wyso- kaja Parma an der Petschora. Glubokaja Jama an der Unja. An der Petschora beï der Mündung des Schischim, der Syränka und des kleinen Jemel. Bei Bocheri an der Wyschera. — — patula. Michelin. Wetlan? Glu- bokaja Jama an der Unja. — — Lonsdaylii?Keys.Pae-Putna- Jaha und Jun-Jaha. Fischer. Ylytsch. — — corniculum. Keys. Ylytsch. — — multiplex. Keys. Ylytsch und vielleicht an der Pendyrma-Jaha. 214 (42) 20. Cyathophyllum obliquum.Keys.Soplessa, 21. 22. 23. 24. Nebenfluss der Petschora. — — coniseptum. Keys. Soplessa. Lithodendron fasciculatum. P hill. Ylytsch. Wysokaja Parma an der Petschora. Glubo- kaja Jama an der Unja. Oschka-Kyrta am Potscherem. — — irregulare. Phill. Oschka-Kyrta und Ker-Sljuda am Potscherem. Jomasch- Kyrta und Owin-Parma am Schtschugor”). Lithostrotion microphyllum. Keys. Y- lytsch. Ker-Sljuda am Potscherem. Hähezi- Jaha. . Certiopora irregularis. Kon. Wetlan an der Kolwa. — — funiculus. Michelin. Wetlan. 7. Syringopora distans. Fischer. Wysokaja Parma an der Petschora. Kirpitschi an der Unja. — — conferta. Keys. Oschka -Kyrta am Potscherem *). — — parallela. Fischer. Hähezi-Ja- ha °). — — gracihs. Keys. Jun-Jaha. . Aulopora gigas. M. Coy. Wetlan. . Gorgontia fastuosa. Kon. Wetlan. . Harmodites gracilis. Keys. Ylytsch? So- plessa. — — distans. Fischer. Ylytsch. — — confertus. Keys. Soplessa. — — parallelus. Fischer. Soplessa. BRACHIOPODA. . Terebratula Schlottheëèmui. v. Buch. Wi- schera. Sarana. Schartimka. 38. 39. 47. 48. 49. 90. 51. 92. 53. M. v. GRÜNEWALDT. Terebratula pugnus. Mart. Schartimka. — — pleurodon. Phill. Wetlan und Bojez an der Kolwa. — — acumnata. Mart. Schartimka. — — rhomboïdea. Phill. Schartimka. — — Royssü. Lev. Syränka-Mündung am Potscherem. — — fusiformis. M. V. K. Schar- timka. — — sacculus. Mart. Schartimka. — — angulata. L. oder excavata P hill. Jun-Jaha, Nebenfluss der Workuta. . Spirifer Mosquensis. Fischer, Wischera. Alatau an der Strasse von Usiansk nach Sterlitamak. Kalino und Kumisch an der Tschussowaja. — — glaber. Mart. Andrejewskoi. Schartimka. Kamensk. Wetlan. K yrta- Warta und Syränka-Mündung am Potsche- rem. Jürd-Ju-Jama und Owin-Parma am Schtschugor. — — crassus. de Kon. Schartimka. — — striatus. Mart, Schartimka. Wi- schera. — — Saranae, M. V.K. Sarana. Wet- lan. Wischera. Kyÿrta-Warta am Potsche- rem. Jomasch-Kyrta und Chlapun-Jama- Kyrta am Schtschugor. — — lineatus. Mart. Wischera. Sara- ninsk. Jun-Jaha (Nebenfluss der Workuta). — — cinctus, Keys. Tatia, Nebenfluss der nôrdlichen Sosswa. Soplessa. Wischera. — — Strangwaysü. M. V. K. Ylytsch. K yrta-Warta am Potscherem? Owin-Parma am Schtschugor “). 4) Nach Eichwald auch in Kamensk. Bull. de Moscou. 1856. N. 1. p. 109. 2) Nach Eichwald auch bei Kamensk. 3) Nach Eichwald auch an der Tschnssowaja und bei Kamensk. Bull. de Moscou, 1856. N. 1. p. 97. 4) Auch bei Kosatschi Datschi {Schartimka, nach Eichwald. Bull. de Moscou, 1856. N. 2. p. 414. 94. 55. 56. 97. 98. 59. 60. 61. 62. 63. 64. 65. 66. 67. 68. NOTIZEN UBER DIE VERSTEINERUNGFUHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. Spirifer expansus. Phill. Ylytsch. — — rotundatus. Sow. Syränka-Mün- dung am Potscherem. Orthis Michehni. Lev. Schartimka. — arachnoïdea. Phill. Wischera, Y- lytsch, Kyrta- Warta und Syränka-Mün- dung am Potscherem. — Scharpei. Morr. Wischera. Ylytsch. — Oliveriana. Vern. Petschora unter- halb Podtscherje. — resupinata. Phill. Wischera. Chonetes sarcinulata. de Kon. Kumisch an der Tschussowaja. — — comoïdes. Sow. Wischera. Ylytsch. — — variolaris. Keys. Petschora un- terhalb Podtscherje. — — variolata. de Kon. Kyrta-Warta am Potscherem. Productus striatus. Fischer. Wischera. Andrejewskoïi. Soplessa (var. anomala). Tschemazino. Ust-Katavsk. — — giganteus. Mart. Kamensk (Pe- rebor am isset. Suchoï-Log. Saïmskaja. Ka- diuskoi. Kamenka. Sinara und Bugaräk). Mündung des kleinen Jemel in den Po- tscherem. An mehreren Punkten derTschus- sOWaja u. S. W. — — hemisphaericus. Sow. Wischera. Ylytsch. Petschora unterhalb Podtscherje. Oschka-Kyrta und Ker-Sljuda am Potsche- rem. Jomasch-K yrta. Chlapun-Jama-K yrta und Owin-Parma am Schtchugor. Am Pa- tek. Hähezi Jaha und Jun-Jaba, Nebenflüsse der Workuta. An vielen Punkten des Berg- reviers von Kamensk. — — Cora d'Orb. Wetlan an der Kol- 69. 70. TT: 1126 13. 74. 75. 76. Fes 78. 9: 80. 81. 82. 83. (43) 215 wa. Kyrta-Warta und Syränka-Mündung am Potscherem. Jomasch - Kyrta am Schtschugor. Productus tenuistriatus M. V. K. Schar- timka. margaritaceus. Phill. Ylytsch. Jomasch-Kyrta am Schtschugor. — — semireticulatus. M art. Wischera. Wetlan und Bojez an der Kolwa. Kyrta- Warta und Syränka-Mündung am Potsche- rem.Jomasch-K yrla am Schtschugor. Schar- timka, Saraninsk, Soulem und anderePunkte an der Tschussowaja. Häufig im Revier von Kamensk etc., etc. — — sulcatus. Sow. Syränka-Mün- dung am Potscherem. — — tubarius. Keys. Ylytsch. K yrta- Warta und Syränka-Mündung am Potsche- rem. Owin-Parma am Schtschugor. — — gryphoïdes. de K on. Schartimka. — — sublaevis. de Kon. Wischera'). — — Boliviensis? d'Orb. Petschora unterhalb Podtscherje. — — rossicus. Keys. Wischera. — — spinulosus. Sow. Wischera. Jo- masch-K yrta am Schtschugor. — — Villersü. d'Orb. Chlapun-Jama- Kyrta am Schtschugor. — — scabriculus. Mart. Wischera. — — quincuncialis. Phill. Jomasch- Kyrta am Schtschugor. — — Humboldti. d'Orb. Kyrta-Warta am Potscherem. Jomasch - Kyrta am Schtschugor. — — pustulosus. Phill. Syränka-Mün- dung am Potscherem. 4) Nach Eichwald, Bull. de Moscou, 1856. N. 2. p. 447, auch bei Sarana. 216 (44) M. v. GRÜNEWALDT. 84. Productus punctatus. Mart. Schartimka. | 107. Nautilus Tcheffkini. M. V. K. Jomasch-Kyrta am Schtschugor. 108. — — bicarinatus. M. V. K. | £ 85. — — fimbriatus. Sow. Jürd-Ju-Jama | 109. — —— chtellarius. M. V. K. | a am Schtschugor. 210. — — cyclostoma. M, V. K. ps 111. Goniatites diadema. Goldf. f = ACEPHALA. 112. — — marianus. M. V.K. é 86. Avicula subpapyracea. Vern. Petschora | 113. — —— barbotanus. M. V. K. | unterhalb Podtscherje, 114. — — cyclolobus. M. V. K. 87. Pecten sibericus. M. V. K. 88. — elhpticus. Phill. CRUSTACEA. 89. Arca arguta. Phill. 115. Philippsia uralica. M. V.K. Schartimka. PMR En ET 116. — — truncatula. Phill. Soplessa. 91. Cardium urahcum. M. V. K. 92. Cypricardia rhombea. Phill. 93. Cardiomorpha sulcata. M. V. K. 94. Sanguinolaria Roemeri. M. V. K. 95. Allorisma regularis. King. Schartimka. 96. Edmondia unioniformis. Phill. | 97. Amphidesma pristina. M. V.K. 7} 98. DUE 100. 101. 102. 103. 104. 105. 106. : GASTEROPODA. Capulus Ermani. M. V. K Schartimka. Natica omaliana. de Kon. Schartimka. Euomphalus aequalis. Sow. Schartimka, Ylytsch. — — pentangulatus. Sow. Soplessa. Pleurotomaria uralica. M. V.K. Schar- timka. — — karpinskiana. M. V. K. Schar- timka. Littorina bisereahs. Phill. Schartimka. Bellerophon hiulcus. Mart. Schartimka. Ylytsch. CEPRALOPODA. Nach Eicawarn'). Fenestella elegantissima. Eichw. Saraninsk. — — varicosa. M. Coy. Saraninsk. — — bifida. Eichw. Saraninsk. — — regularis. Eichw, Kuschwinsk. — — reliformis. Shlotth. Kuschwinsk. — — infundibuliformis. Goldf. Saraninsk. — — wrgosa. Eichw. Saraninsk, — — foraminosa. Eichw. Saraninsk, Polypora porosa Eichw. Saraninsk. — — cyclopora — — — — nodosa — — Ptylopora approximata. Eichw. Saraninsk. Acanthocladia clavata. — mn. Myriapora monticola. — — Michelinia concinna. Lonsd, Ust-Koiwa und Tschussowaja. Amplexus coralloides. Sow. Kamensk. Cyathophyllum Stuischburgi. M. Edw. et H. Kamensk. Campophyllum vermiculare. Goldf. Kamensk. Cyrthoceratites novemangulatus. M. V.K. | Lithostrotion Martini. M. Edwards et H. Schartimka. Kamensk. 4) Beitrag zur geographischen Verbreitung der fossilen Thiere Russlands. Bull. de Moscou, 1855, N. 4. 1856, N. 1 und 2. NOTIZEN ÜBER DIE VERSTEINERUNGFÜUHRENDEN GEBIRGSFORMATIONEN DES URAL. (45) 217 Lithostrotion affine. Flemm. Kamensk. Spirifer crispus. L. Schart. — — junceum. Flemm. Kamensk. — acutoplhicatus. Eichw. Kuschwinsk. Lonsdalea inconferta. Lonsd. Kos. Datschi. — heteroclytus. Defr. Kuschwinsk. (Schartimka.) Rhynchonella labiata. Eichw. Kuschwinsk. — — floriformis. Flemm. An der Soiwa| — — connivens. Eichw. Kuschwinsk. und Uchta im nôrdlichen Ural. Camarophoria Schlottheëmi. v. Bu ch. Kusch- Lithodendron sarmentosum. Lonsd. Kamensk. winsk. Rhodocrinus verus. Miller. Kos. Datschi. | Orthis tetragona. Vern. Schart. (Schartimka.) Orthisina senihs. Eichw. Schart. Serpula arcus. Eichw. Schart. Productus carbonarius. de Kon. Kosaken- Terebratula elongata. Schlotth. Schart. dôrfer des Ural (Schartimka ?). Spirefer semicireularis. Phill. Schart. — — scabriculus. Mart. Kuschwinsk. — recurvatus. de Kon. Schart. 7 — — pustulosus. Phill. Schartimka. — duplicosta. Phill. Saraninsk. : Die Juraformation. Der durch seine Expeditionen in den nôrdlichen Ural bekannte Cap. Strajewsky ent- deckte am Ost-Abhange des Gebirges unter 64° Br. an den Flüssen Tolja und Tschol jurassi- sche Schichten. Die Verfasser der Geol. of Russia etc. kündigen in diesem Werke die Ver- ôffentlichung eines Aufsatzes des Cap. Strajewsky über jene Lokalität an. Da wir diese Arbeit, welche in den Heften der Londoner geographischen Gesellschaft erscheinen sollte, nicht zu unserer Disposition haben und überbaupt nicht wissen, ob sie erschienen ist, müssen wir uns mit der kurzen Bemerkung der Verfasser der Geol. of Russia etc. begnügen, dass die jurassischen Schichten am Flusse Tschol aus graulichem Sandstein und dunklen Schiefern be- stehen. Die nachfolgenden Versteinerungen sind von Alcide d'Orbigny bestimmt und er- weisen , dass der Jura des Üral, ebenso wie der des flachen Russland’'s, zur Etage des engli- schen Oxford gerechnet werden muss. + Versteinerungen der Juraformation an den #lüssen Tschol und Æolja. 1. Terebratula Stroganofu. d'Orb. | 4. Pecten nummularis. Phill. 2. — — personata. v. Buch. 5. Perna quadrata. Sow. 3. Mytilus Strajewskianus. d Orb. 6. Arca Siberica. d'Orb. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 28 218 (46) M. v. GRÜNEWALDT. 7. Pinna Russiensis. d'Orb. 110. Astarte Veneris. Eichwald. 8. Pholadomya Uralensis. d'Orb. 11. Lyonsia Aldouini. Fischer. 9. Panopaea antiqua. d'Orb. 12. Ammonites Uralensis. d'Orb. Die Kreideformation. Die Entdeckung der Juraformation im nôürdlichen Ural wurde die Veranlassung, dass eine Ablagerung auf dem Plateau von Tanalysk im südlichen Theil des Gebirges, wo Hofmann und Helmersen Belemniten gesehen hatten, von den Verfassern der Geol. of Russia vorläufig gleichfalls für Jura gehalten wurde. Cap. Meglitzky und Lieut. Antipow glückte es später, an diesem Orte eine Reïhe von Versteinerungen zu entdecken, welche das Alter jener Abla- gerung als zur weissen Kreide gehôrig bestimmen. Wir wollen den noch nicht erfolgten Ver- ôffentlichungen dieser Geognosten nicht vorgreifen. DIE MUSCULE SUBSCAPULARES CŒAJOR ET MENOR) NEUEN SUPERNUMERAREN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. er Tafeln [22 Figuren). Gelesen den 1. Mai 1857. ‘Ch we AM he ‘ti HET RE Cr ÿ* MMM Yu l TM (f LE! \ 4 an: LATE 1 AU Las da REP CAT RARE dell PAR TL 9 Qu us if dE 4f À Wzrs td'tL % nhFire 2 cé : ’ T nage Qt ” l j Ü did.“ ANA 4, Hye i KI D at CARRIER ï LA rar) À À 4 Ne 1 RUE  ë Pi “Po x avi. à UGS. ÿ ET LE Tree PA BD, A MU ne lrtuvus la) ner is 4x D nn N ati. Rx, ff Î : ul À Rene à EP Ye 4% L * ah: 0 FLN A | ; | AT w Fab [l É em nd , À 5 h te” PES ji 11 sect is dr vsD AN at Ab. OR Fi A à pret " NE) { DAF EUR er qu dont qu! 3 tit " UN 19 A il L l'A , LHélrum ne ï 1,//" 2 LINE té k A "| Carr He I. Muscul subscapulares — major et mnmor —. (Tab. I. Fig. 1—6.; Tab. II, Fig. 4. 2. 3.8. 9.; Tab. III, Fig. 2. 4. 5.) Der äussere, vordere, untere, laterale oder Axillar-Rand des Schulterblattes wird von den Anatomen verschieden beschrieben. Viele (J.C. A. Mayer, Blumenbach, Sümmerring, M.J. Weber, Cruveilhier u. A.) nehmen an diesem Rande zwei Labia au, ein L. externum s. posterius und ein L. internum s. anterius, welche durch eine seichte, nach unten gegen den unteren Schulterblattwinkel, über und hinter einer daselbst ôfters befindlichen Zacke, sich verlierende Furche, Sulcus intermedius (Blumenbach, J. M. Weber) geschieden sind. Andere (Hildebrandt, E. H. Weber, Krause, Arnold u. A.) bezeichen am Axillar-Rande allerdings auch zwei Labia, aber diese sind von einander durch die scharfe Kante oder den scharfen Kamm dieses Randes als getrennt angegeben. Der Axillar-Rand der Letzteren ist somit das L. externum der Vorigen. R. Quain, Henle rechnen zum Axillar-Rande oder lateralen Rande das L. externum und den Sulcus inter- medius des Axillar-Randes der Ersteren, oder den ganzen Axillar-Rand der Letzteren mit dem Sulcus intermedius der Ersteren. Sie unterscheiden daran keine Labia, wohl aber einen halb- cyhndrischen Wulst (hinten), einen scharfen Kamm (mitten) und eine Rinne (vorn), welche letztere von der vorderen Fläche des Schulterblattes durch eine stumpfe Kante (— dem L. on- ternum der Ersteren) abgegrenzt ist. Noch Andere enthalten sich in Beziehung der Labia jeder näheren Angabe. Das Tuber s. Tuberculum infraglenoidale für den Ursprung des langen Kopfes des W. triceps brachu sitzt nach Ersteren am L. externum; nach den Anderen an dem Axillar-Rand ohne nähere Bezeichnung, oder an dessen Kante (Hildebrandt), oder am L. internum desselben (Krause); nach Heule über dem Kamm des lateralen Randes. Ich schliesse mich jenen Anatomen an, welche den Axillar-Rand mit zwei, durch einen Sulcus geschiedenen Labia versehen beschreiben, und den Sitz des Tuberculum infragle- noidale auf das L. externum jenes Randes verlegen. Allein mag man nun Dieses oder das Andere annehmen, immer ist vor und unter dem vorderen Rande der Superficies interna des Schulterblattes ein Sulcus, der von dieser durch eine stumpfe Kante oder ein Labium geschie- den ist, zu sehen; und das Tuberculum infraglenoïdale sitztt weder an dieser Kante, noch an jenem Sulcus. 222 (4 WENZEL GRUBER. Die Superficies interna s. anterior s. axillaris s. costalis des Schulterblattes, oder die Fossa s. Fovea subscapularis s. Venter ist durch mehrere, gewôhnlich 3—4 leistenartige Vorsprünge, Lineae eminentes obliquae, ausgezeichnet und nach vorn durch das L. énternum des Axillar-Randes begrenzt. Von den Lineae eminentes und dem L. internum des Axillar-Randes entspringen des M. subscapularis Bündel der L. Ord., von den dazwischen liegenden Feldern, wo- von das obere über der obersten Linea eminens, das untere zwischen der untersten Linea eminens und jenem Labium internum, die übrigen zwischen den Lineae eminentes liegen, die Bündel der I. Ord. Bündel der II. Ord. sollen nach Albin, S‘mmerring, M.J. Weber, zwischen jenen der II. Ord. und unter jenen der I. Ord. vorkommen, werden aber von anderen Anatomen ge- läugnet. Die Zahl der in einander geschobenen und theilweise gesonderten Bündel der I. und II. Ord. des A1. subscapularis ist verschieden angegeben. H. Cloquet z. B. nimmt deren 5—6 an; J. C. A. Mayer, Hildebrandt, Krause 7—9; Arnold 8—10; Albin, Sandifort, Loder, Meckel, M. J. Weber, Theile 10. Die Zahl kann nach Theile auf 12—16 steigen. Nach Albin, Sandifort, Loder, Meckel, M. J. Weber, Arnold, Krause u. A. sind die Bündel der 1. Ord. jenen der Il. Ord. gleich, also paarig, nach Anderen werden aber die der I. Ord. von denen der Il. Ord. um eines übertroffen, sind unpaarig. Als unterstes Bündel des M. subscapularis wurde bald das der L. Ord., bald das der II. Ord. angesehen. Es gehôrt zur I. Ord. nach Albin, Sômmerring, Meckel, M. J. Weber, wohl auch nach Theile: zur IL. Ord. nach J. C. A. Mayer u. A. | Ich sah die Bündel der I. und II. Ord. bald in gerader, bald in ungerader Zahl vor- kommen. Ersteres scheint mir häufiger zu sein als letzteres. Die Zahl der Doppelfascikel war gewôübnlich 5, aber auch mehr oder weniger. Mochte nun unter diesen Bündeln das unterste zur IL. oder 11. Ord. gehôren, immer fand ich es vom L. énternum entspringen; vom L. externum und dem Sulcus aber oder dem Axillar-Rande überhaupt nur vou dem Ursprunge des langen Kopfes des M. triceps brachù abwärts entstehen. J. C. A. Mayer und M. J. Weber bemerken ausdrücklich diesen Ursprung vom L. internum, obgleich ersterer das der IL. Ord., letzterer das der 1. Ord. als unterstes des ganzen Muskels ansieht. Die Bündel der IIL. Ord., wie sie Albin und seine Nachfolger aufstellen, kônnen nur durch künstliche Präparation erhalten werden. Viele Anatomen lassen diese Bündel in eine kurze, breite und starke Sehne fortsetzen, welche am Tuberculum minus humeri sich inserirt. Andere, wie z. B. Sômmerring, Hilde- brandt, Thomas Lauth, E. H. Weber, M. J. Weber lassen schon am unteren Rande dieser Sehne noch einige Fleischfasern zum Tuberculum mainus fortgehen, aber nur daselbst theils sehnig, sheils fleischig sich ansetzen. Noch Andere z. B. H. Cloquet, Blandin, Theile, Arnold lassen die unteren Fleischfasern nicht nur an das Tuberculum minus, sondern auch zu- gleich an die Spina tuberculi minoris oder überhaupt an den unter ersterem liegenden Theil des Humerus (Collum chirurgicum etc.) mit einem schmäleren oder breiteren Theil inseriren. Albin, Sandifort, Cruveilhier endlich lassen den fleischigen Theil, sollte dieser auch nur aus eini- gen Fasern bestehen (Cruveilhier), nur an den Humerus unterhalb des Tuberculum minus treten, und Cruveilbier — Traité d'anat. descr. 3° édit. Tom. II. Paris 1851. p. 257 — sah Die MuscuL1 SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUskKELN DES MENSCHEN. (5) 223 diese Fasern an die fibrôse Verlängerung ansetzen, welche nach rückwärts den Sulcus inter- tubercularis ergänzet. Unter einer grossen Reiïhe mir vorliegender anatomischer Werke finde ich über ein eigenes Fleischbündel des M. subscapularis, welches vom Sulcus des Axillar-Randes und von dem langen Kopfe des Triceps brachi entspringen würde, ausdrücklich keine Angabe. Auch Cruveilhier und Theile sprechen nicht von einem solchen Bündel. Cruveilhier (p. 256) bemerkt nur, dass die untersten Fasern des MW. subscapularis sehr oft von der vorderen Fläche der langen Portion des M. triceps brachù entspringen. Fr. W. Theile — S. Th. Sôm- merring v. Baue d. m. K. Neue Ausg. HI. Bd. LE. Abth. Leipzig 1841. p. 235 — rechnet den Theil der Fleischfasern, die erst in der Nähe des Schulterblatthalses entspringen und neben der gemeinschaftlichen Sehne unmittelbar zum Oberarm laufen, zum untersten Bündel der 1. Ord. Das Tuberculum minus und die davon absteigende Spina oder eine Stelle hinter dieser werden von den Anatomen als Insertionsstellen für den M. subscapularis angegeben. Meines Wissens findet sich aber bei den Anatomen von einer Insertion des M. subscapularis an das Tuberculum majus keine Angabe. Jene fibrôse Membran, welche den oberen, zwischen den Tubercula liegenden Theiïl des Sulcus intertubercularis brückenartig deckt, und diesen da- selbst zur Aufnahme der Sehne des langen Kopfes des M. biceps brachit zu einem Canalis inter- tubercularis umwandelt, wird von Vielen übergangen; von Anderen (Arnold, H. Cloquet, Hildebrandt, Hyrtl, Th. Lauth, Meckel, Sabatier, E. H. Weber, Winslow u. A.) a/s eine Verlängerung der Schulterkapsel oder des Lig. superius humeri (H. Meyer) betrachtet, von noch Anderen (Albin, Tarin, Fourcroy) als queres Ligament, Lig. intertuberculare (Bock), oder Decke oder Brücke angegeben, welche ausser Querfasern (innere Lage) auch aus longitu- dinalen Fasern (äussere Lage) bestehen soll (Henle). Das den Sulcus intertubercularis überspringende und an das Tuberculum majus sich anheftende Blatt der Sehne des M. subscapularis besteht nach meinen Untersuchungen: uur in + der Fälle aus 3—5 von einander isolirten Bündeln, ist in Z der Fälle eine un- unterbrochene Membran. Es nimmt vom Tuberculum minus zum T. majus in senkrechter Richtung und von der Gelenkskapsel gegen das Collum chirurgicum in querer Richtung an Breite zu. Die Breite von oben nach unten und von einer Seite zur anderen beträgt 29”, im Mittel 5—6"”. Nur die unteren Bündel kôünnen auch schief verlaufen, die übrigen quer. Nur etwa in À der Fälle ist dasselbe von der Gelenkskapsel geschieden, schliesst sich sonst unmittelbar an diese an. Nur die unteren Bündel treten bisweïlen selbstständig auf, ohne Zusammenhang mit der Sehne des M. subscapularis zwischen beide Tubercula ausgespannt. Sein unterer Rand schliesst sich bald an jene sehnigen Fortsetzungen vom M. pectoralis major und latissimus dors, welche unter den Tubercula eine Scheide für die Sehne des langen Kopfes des M. biceps brachii bilden, an, bald nicht. Im ersteren Falle wird der Sulcus intertubercularis im Bereiche der Tuber- cula humeri nur von dem Sehnenblatt des M. subscapularis überbrückt; im letzteren Falle aber treteu zur Verstärkung jener Brücke noch andere Sehnenblätter, Sehnenbündel und Sebnenfasern hinzu. Ersteres geschieht häufiger (3—2 d.F.), letzteres seltener (1—2 d.F.). 29% (6) WENZEL GRUBER. Die die Brücke verstärkendenden Blätter u. s. w. kommen fast immer von der Sehne des M. pectoralis major, selten von einem überzähligen Bündel der Sehne des langen Kopfes des M. biceps brachii und ganz selten von der Schulterkapsel. Die Verstärkungs- blâtter liegen meistens (% d.F.) hinter dem Sehnenblatte des HZ. subscapularis; selten (1 d.F.) bedecken sie letzteres von vorn her. Die vom W. pectoralis major steigen hinter jenem Sehnen- blatte bald zum Tuberculnm majus, oder minus, oder beiden zugleich, oder zum Tuberculum majus und der Sehne des M. supraspinatus, oder zur letzteren und der Schulterkapsel aufwärts. Auch sah ich eine zweite Sehne des langen Kopfes des M. biceps brachi ausserhalb der Sehnenscheïde, aber doch hinter dem Sehnenblatte aufwärts zum Tuberculum minus oder zu beiden Tubercula verlaufen und daselbst sich anheften"). Von dem Sehnenblatte des M. subscapularis sah ich eine breite, schnige Verlänge- rung des M pectoralis major unter 100 Fällen 3 Mal zur Gelenkskapsel, oder zu dieser und der Sehne des M. supraspinatus und mit dem Lig. coraco-humerale der Schulterkapsel zum Processus coracoideus treten und daselbst sich ansetzen. Unter 100 Fällen 1 Mal sah ich eine breite, starke, zweite Sehne des langen Kopfes des M. biceps brachii das Sehnenblatt vom M. subscapularis bedecken und mit der Schulterkapsel verwachsen zur Basis des Processus cora- coideus treten. Unter 100 Fällen 1 Mal sah ich eine breite und starke Verlängerung der Schulterkapsel vor dem Sehnenblatte des M. subscapularis abwärts laufen und theils mit der Sehne des letzteren verschmelzen, theils an das Tuberculum minus humeri ansetzen. Das Sehnen- blatt als Decke für den Sulcus intertubercularis fehlt in & d. F. ganz und wird dann durch eine breite Verlängerung der Sehne des M. pectoralis major auch im Bereiche der Tubercula humeri ersetzt. Die Decke des Sulcus intertubercularis im Bereiche der Tubercula humeri ist daher. meinen Beobachtungen nach, weder eine Verlängerung der Schulterkapsel, noch ein eigenes selbstständiges Ligament, sondern in der Mehrzahl der Fälle eine Verlängerung der Sehne der Leisten und Zwischenleisten-Bündel des W. subscapularis. Die äussere Lage dieser Decke besteht in der Regel aus queren Fasern, nicht aus longitudinalen, wie Henle meint; eine longitudinale Schicht als äussere Lage kommt nur als Ausnahme vor. Der M. teres minor entspringt nach Cruveilhier — I. ce. p. 255—256 — nicht selten auch fleischig von der hinteren Fläche der Sehne des langen Kopfes des Triceps bracha, eine Angabe, die bei anderen Anatomen vermisst wird. Die untere Facette des Tuberculum majus humeri wird von den Meisten als alleinige Insertionsstelle für den Teres minor bezeichnet. Andere, wie Winslow, Albin, H.Cloquet, Theile, beschränken den Ansatz dieses Muskels 4) Während der Abfassung dieser Abhandlung traf ich am 4. April 4857 bei der Untersuchung der Leiche eines 40jährigen Soldaten an dessen rechter Extremität einen M. biceps brachii mit einem dritten supernumerären Kopf an. Dieser entstand von der Sebne des M. supraspinatus mit einer 11°” breiten, platt rundlichen Sehne. Sie stieg, mit einer 1” breiten, nach aufwärts geschickten Verlängerung der Sehne des M. pectoralis major verwachsen, binter dem die Decke des Canalis intertubercularis bildenden Sehnenblatt des M. subscapularis und vor der die Sehne des langen Kopfes des M. biceps umgebenden Synoyialscheide abwärts, trat aus dem genannten Kanale und ging tiefer als der eigentliche lange Kopf in einen 6/”’ breiten Muskelbauch über. Letzterer verlief vor dem langen Kopie des M. biceps und verschmolz tief unten mit demselben fleischig. In diesem Falle bildete sonach die Sehne eines supernume- raren zweiten Kopfes des M. biceps brachii die tiefe longitudinale Schicht der Decke des Canalis intertubercularis. Dire MuscuLi suBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSRELN DES MENSCHEN. (7) 225 nicht nur auf das Tuberculum majus, sondern lassen ihn noch unter diesem an das Collum chi- rurgicum oder Corpus humeri überhaupt, Meckel sogar und unrichtig an die Spina tuberculi minoris inseriren. Mir schien ebenfalls der Teres minor bisweilen von der hinteren Fläche des langen Kopfes des Triceps zu entspringen. Immer sab ich ihn aber, ausser an die dritte Facette des Tuberculum majus, noch unterhalb diesem und zwar an und hinter einer Linie, die in der Fortsetzung des äusseren Winkels des Oberarmbeines liegt, 1 —3” und mehr breit fleischig endigen"). Hermann Meyer — Lehrb. d. physiol. Anat. I. Th. Leipzig 1856. p. 197 — will den Teres minor nicht als besonderen Muskel gelten lassen und sieht ihn als dritte Portion des Infraspinatus an. Er huldigt sonach den Ansichten von d. J. 1627 — musculus pecu- haris, a nemine adhuc annotatus, cujus inventionem Placentinus sibr tribuebat. Deelar. Tab. Casser. ap. Adr. Spigel. de H. C. F. Lib. IV. Tab. 17, a. op. posth. ex rec. et c. suppl. Dan. Bucretii. Venet. 1627 ete. — und Cruveilhier’s früherer Ansicht — 183% —, die dieser später — 1. c. Tom. II. 1851. p. 255 — wieder aufgegeben hat. Nach Meyer soll unter den angeb- lichen 3 Portionen des Iufraspinatus diejenige, welche von der Spina des Schulterblattes entsteht, von der zweiten, die von dem Kôrper des Schulterblattes entspringt, immer am deut- lichsten; diese aber von der dritten, welche ibren Ursprung am äusseren Schulterblattende nimmt, undeutlich geschieden sein. Als einzige Rechtfertigung, diese dritte Portion als Teres minor zu beschreiben, künne, wie er meint, angeführt werden, dass der Ansatz des Infraspinatus sich an dem Oberarme etwas breiter nach abwärts zieht, so dass ein Theil desselben, der so ziemlich genau der dritten Ursprungsperiode entspricht, nicht mit der Kapsel verbunden ist. Gegen diese Behauptung habe ich Manches einzuwenden: Es ist allerdings richtig und von den Anatomen von jeher beschrieben, dass der Teres minor mit dem Infraspinatus ôfters in bald kleinerer, bald grôsserer Strecke. ja bisweilen gänzlich zusammenhänge. Im letzteren Falle ist aber dennoch gewôhnlich eine zellige Linie und in der Nähe des Schulter- gelenkes eine vertiefte Linie sichtbar, welche den zelligen oder faserigen Zwischenraum, der wenigstens immer beide Sehnen von einander scheidet, angiebt, wie mit Recht einer der 4) Bei dieser Gelegenheiït erwahne ich der von mir aufgefundenen neuen Bursa mucosa des Teres minor. Dieselbe fand ich zwischen der an die untere Facette des Tuberculum majus inserirten sehnigen Portion des Teres minor, dieser Facette und der Gelenkskapsel. Sie ist sehr unconstant, länglich rund, bis 3” lang und !” breit. Mit der ebenfalls unconstanten Bursa mucosa des Infraspinatus,.welche zwischen dessen Sehne und dem Schulterblatte liegt, und xon einem Schüler S‘mmerring’s, von Hagen, entdeckt wurde — S. Th. S‘ômmerring. De corp. hum. fabrica. T. IN. Traj. ad Moen. 1796. p. 232 — hat sie nichts gemein. Bei der B. mucosa infraspinata muss ich aber bemerken, dass C. E. Bock — Handb. der Anat. des Mensch. I. Bd. Leipzig 1849. p. 257 — sie irrig als gleichbedeutend mit der B. m. acromialis interna genommen hat, welche Fourcroy — Mém. de l’Acad. Roy. des Sc. de Paris 1783. p: 419 — zuerst, und oberhalb der Sehnen des Supraspinatus, Infraspinatus und Teres minor unter dem Lig. coraco- acromiale liegend, sich von dem vorderen Theile der B. mucosa acromialis externa bis in die Nähe des Processus co- racoideus erstreckend, mit dieser manchmal communicirend oder selbst nur eine einzige Bursa bildend, beschrieb. In der Beschreibung derselben hat sich wahrscheinlich zuerst durch Koch — 1709, 1795, p. 55 — eiu Fehler (statt Teres minor steht unrichtig T. major) eingescblichen, der von J. L. Fischer — 1791, p. 460 —; Fr. E. Gerlach — 1793, p. 33 — ; Job. Jac. Plenck — 1794, p. 116 —; Job. Fr. Pierer — 1827, p. 280 —; C. E. Bock — 1849, p. 308 —, wacker nach- und abgeschrieben wurde. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 29 226 (8) WENZEL GRUBER. bewährtesten praktischen Anatomen, Alex. Lauth, annahm. Es ist somit richtig, dass der Teres minor vom Infraspinatus oft bald mehr, bald weniger undeutlich geschieden vor- komme, ja bisweilen fast nicht davon unterschiedeu werden kônne. Allein immerhin ist diess nur die Ausnahme, nicht die Regel. Die Fascia infraspinata, welche an die Spina, die Basis und an die Kante des Labium externum des Axillar-Randes sich inserirt und nach vorwärts zur Einhüllung des Deltoideus in zwei Blätter sich theilt, bildet mit der Fossa infraspinata des Schulterblattes zur Aufnahme des Infraspinatus und Teres minor eine gemeinschaftliche osteo-fibrüse Scheide. In der Mehrzahl der Fälle (3) schickt dieselbe zwischen dem 1nfra- spinatus und Teres minor zum hinteren Umfang des zum Ursprunge des letzteren Muskels dienenden und an der hinteren Seite des Labium externum des Axillar-Randes des Schulter- blattes befindlichen Längswulstes ein aponeurotisches Blatt (Lig. intermusculare), wodurch jene gemeinschaftliche Scheide in zwei Nebenscheiden, eine grosse für den {nfraspinatus und in eine kleine für den Teres minor getheilt wird. Anatomen, wie Bichat, H. Cloquet, Cruveilhier, Hildebrandt, Jarjavay, Alex. Lauth, J. C. A. Mayer, Rich. Quain, Sabatier, Velpeau, E. H. Weber haben diess wohl bemerkt. Aeusserlich ist die Scheide- wand dürch eine vertiefte Längslinie angezeigt. Nur in der Minderzahl der Fälle (2) feh]lt die Scheidewand. Ihr Mangel bedingt aber nicht immer Verwachsuug beider Muskeln, die im Gegentheile ôfters leicht und ohne Verletzung isolirbar sind, also ohne Verwachsung neben einander liegen. Andere Blätter, welche zwischen den Bündeln des Infraspinatus eindriogen, sind our zellige. Dass die obere, kleinere Portion des Infraspinatus, welche von der Spina des Schulterblattes, bisweilen auch mit Bündeln von der Fascia infraspinata, entspringt, aus bandfôrmigen, schmalen, lose verbundenen, wenig geschichteten, reihenweise hinter einau- der gelagerten Bündeln besteht, von der unteren, grossen deutlich unterscheidbar vor- kôümmt, wusste schon Winslow (1732), der denselben ein wenig unter der Spina und gegen die Basis des Schulterblattes wie doppelt annahm. Obgleich immer deutlich unterscheidbar, ist dieselbe keineswegs immer von den unteren deutlich vollständig geschieden. Hebt man den unteren Rand derselben auf, so gelangt man in eine mehr oder weniger tiefe Furche, in der meistens die Bündel mit der unteren Portion zusammenhängend angetroffen werden und erst künstlich davon getrennt werden müssen. Dass dieselbe selbst in den Fällen ihrer voll- ständigen Isolirung nicht als besonderer Muskel beschrieben wurde, wird man sich nicht wundern, wenn man weiss, dass sie, einen Fall von J. Fr. Meckel — Deutsch. Arch. f. d. Physiol. V. Bd. Halle u. Berlin 1819. p. 115 — ausgenommen, niemals unmittelbar an das Tuberculum majus sich inserirt, sondern mit der Sebhne der unteren Portion, überhaupt mit der oberen Hälfte deren Insertionstheiles, vorzugsweise eme Flächeverbindung (mit der hinteren Fläche) eingeht, also damit zu einem Muskel verschmilzt, auch davon nie durch eine apo- neurotische, sondern nur zellige Scheidewand. wie manche andere Bindel der unteren Portion, geschieden ist, daher mit dieser in einer und derselben osteo-fibrüsen Scheide liegt. Dass der Teres minor mit der Schulterkapsel nicht verbunden sein soll, ist auch nur theilweise wahr und gilt vorzugsweise nur von seinem unterhalb des Tubereulum majus am Die MvscRLI SUBSCAPULARES UNP DIE NEUEN SCHULTER-MusKELN DES MENSCHEN. (9) 227 Oberarmbeine inserirteu Theile. Arnold, Barkow, Bichat, Blandin, H. Cloquet, Hyrtl, Krause, Alex. Lauth, J. C. A. Mayer, Meckel, Petrequin, R. Quain, Sabatier, Vel- peau nehmen Verwachsung mit der Schulterkapsel überhaupt an; ich fand wenigstens den oberen Theil seiner Sehne immer mit der Schulterkapsel verwachsen. Wenn oun der Teres minor immer am Schulterblatte eine scharf begrenzte, eigene, und von der des Infraspinatus verschiedene Ursprungsstelle, am Tuberculum majus eine eben solche Insertionsstelle besitzt; meisteps in einer eigenen osteo-fibrôsen und von der des Infraspinatus getrennten Scheide liegt; bei Mangel der beide Muskeln trennenden apo- neurotischen oder zelligen Scheidewand nicht immer mit dem Infraspinatus verwachsen, wobhl aber ôfters neben an liegend und leïcht isolirbar angetroffen wird; und endlich bei Verwach- sung in seiner ganzen Länge mit dem Infraspinatus dennoch üfters durch eine vertiefte Linie, wenigstens an seiner Sehne von diese unterscheidbar ist: so darf er wohl als eine zum Infraspinatus nicht gehôrige Muskelportion angesehen werden: während des letzteren Schultergräten-Portion hôchstens auf die Bedeutung eines Muskelkopfes Anspruch hat. Man kann sonach von einem Schulterblattgräten-Kopf und von einem Schulter- blattkôrper-Kopf des Infraspinatus sprechen; wird aber den Teres minor nicht als einen Kopf des letzteren zu nehmen haben, sondern auch künftig als einen von demselben unab- hängigen, selbstständigen Muskel anerkennen müssen, für welches Verfahren es nicht our die eine von Mayer angeführte Rechtfertigung, sondern auch, wie bewiesen, noch mehrere andere und gewichtigere gibt. Nach diesen Vorbemerkungen schreite ich zur Betrachtung des Musculus subscapu- laris und seiner Eintheilung in den M. subscapularis major und minor. Der M. subscapularis überhaupt entspringt aus der Fossa subscapularis: 1) mit Leistenbündeln (I. Ord. auct.) von den Lineae emanentes obliquae, von dem Labium internum des Axillar-Randes des Schulterblattes, von dem Labium externum des letzteren und dem Sulcus zwischen beiden, oder dem Axillar-Rand überhaupt, abwärts von dem Tuberculum infraglenoïdale; 2) mit Zwischenleistenbündeln (Il. Ord. auct.) von den zwischen jenen Lineae emi- nentes liegenden Feldern; und 3) mit einem bis jetzt nicht ausdrücklich hervorgehobenen Randbündel aus dem Sulcus des Axillar-Randes im Bereiche des Tuberculum infraglenoidale, von des letzteren innerer Seite selbst, œmd von der Sehne des langen Kopfes des M. triceps brachr. é Die Leisten- und Zwischenleistenbündel sind aur theilweise von einander gesondert. Sie liegen alternirend in einander geschoben, convergiren nach aussen und oben in eine breite, starke Sehne, die sich an das Tuberculum minus und durch ein den Sulcus intertubercularis über- springendes Sehnenblatt auch an das Tuberculum majus inserirt. 228 (10) WENZEL GRUBER. Das Randbündel (Tab. [. Fig. 5. 6.6.; Tab. IL. Fig. 2. 3. 8. 9.6.; Tab. III. Fig. 2. 4. d.) liegt anfänglich hinter dem den Axillar-Rand überragenden Theïl des untersten Leistenbündels, tritt dann unter dessen Rand hervor und krümmt sich in wenig schief aufsteigender Richtung an und neben diesem um die untere und innere Seite der Gelenkskapsel und des Gelenkskopfes nach vor- und auswärts zum Tuberculum minus und der Spina tuberculh minoris. Es bleibt bis zum Ende fleischig, wird gewôühnlich gegen letzteres allmäblig breiter und ist länglich drei- eckig, oder selten gleichmässig breit, bandfôrmig, am Ursprunge immer, am Ende bisweilen wie schief abgeschuitten. Dasselbe ist 2" 3°— 4°" 6”, im Mittel 3” 6” lang; am Ursprunge 2" 1” und mebr, im Mittel 5 — 6”; an der Insertion 2°” oder 3”— 2”, im Mittel 1” breit; bis 4” dick. Es fehlte unter 200 Kadavern 20 Mal (11 Mal beïderseitig, 5 Mal rechtseitig, 4 Mal linkseitig), d. ï. nur in -E d. F., war also in d. F. und meistens beiderseitig zu- gegen. Am Ursprunge ist dasselbe immer, wenigstens durch Gefässe, von dem untersten Leistenbündel geschieden. Diese Gefässe sind: ein constant vorkommender Ram. subscapu- laris meistens aus der Art. cireumflexa scapulae (— Ram. scapularis anterior der Scapularis pro- pria aus der Scapularis communs Cruveilhier, Blandin, Sappey), den diese Art. abgibt, bevor sie über das Labium externum des Axillar-Randes des Schulterblattes , unterhalb der Sehne des langen Kopfes des M. triceps brachü, auf dessen hintere Fläche sich schlägt; und die denselben begleitenden Venen. Der Arterienzweig mit den Venen verläuft quer durch den Sulcus des Axillar-Randes, streicht am unteren Umfang des Ursprunges unseres Randbündels vorbei oder bedeckt es etwas, kreuzt das Labium internum jenes Randes und dringt zwischen diesem und dem untersten Leistenbündel zur vorderen Fläche des Schulterblattes. Im weiteren Verlaufe habe ich es häufig (1% d. F.) mit dem untersten Leistenbündel ganz oder theilweise ver- schmolzen oder doch an dasselbe fest anliegend gefunden; ôfters (1 d. F.) aber auch durch eine von der Fascia subscapularis abgegebene Scheidewand fast ganz oder mehr oder weniger bis nahe dem Ende davon isolirt angetroffen. Seine Insertion, wenn es nicht oder unvollständig isolirt auftritt, geht bald und selten (x d. F.) am Tuberculum minus, bald und gewübnlich an diesem und zugleich an oder hinter der Spina tuberculi minoris fleischig, oder doch sehr kurzsehnig, vor sich. Der zum Tuberculum minus verlaufende Theil schiebt sich zugleich unter den unteren der Sehne der Leisten- und Zwischenleistenbündel und verwächst mit deren hinterer Fläche. Ist es aber beinahe ganz oder doch bis zur Sehne vom untersten Leistenbündel separirt, so setzt es sich nur ganz ausnahmsweiïse an das Tuberculum minus allein, gewôhnlich (1 d F.) an die Spina tuberculi minoris allein, oder an diese und an den unteren Umfang des ersteren zugleich (1 d. F.). Dabei ist das Randbündel mit dem unteren Rande jener Sehne in einer bald grüsseren, bald kleineren Strecke verwachsen, selten unter diese eingeschoben. In einem Falle sah ich für unser Bündel am Tuberculum minus eine Art zweiter Impression. Die Inser- tion an die Spina tuberculi minoris oder hinter dieselbe, geht bald in der Richtung einer ver- ticalen Linie bis zum Rande der Sebne des M. teres major vor sich, bald in der einer schief nach rückwärts absteigenden Linie bis hiuter die Sehne des letzteren Muskels. Im ersteren Falle ist es daselbst von der Sehne des if. latissimus dorsi und einer Verlängerung desselben zum Die MuscuLi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCUULTER-MUuSsKELN Des MENSCHEN. -(11) 229 Tuberculum minus, oder von der daselbst befindlichen Bursa mucosa bedeckt; im letzteren von diesen und der Sehne des M. {eres major. Niemals habe ich es in das den Sulcus intertubercularis überbrückende Sehnenblatt der Leisten- oder Zwischenleistenbündel fortsetzen gesehen. Somit sammeln sich nur die in einer Ebene liegenden, niemals vüllig getrennten Leïsten - oder Zwischenleistenbündel des M. subscapularis in dessen Sehne, die sich am Tuber- culum minus und durch ein Sehnenblatt auch am Tuberculum majus inserirt. Das Randbün- del aber, welches bis zum Eude fleischig bleibt, wenigstens am Ürsprungstheile nicht in dieser Ebene liegt, übrigens bald nicht, bald nur theilweïise, bald fast bis zu seinem Ende von ersterer vôllig separirt ist, hat mit jener Sehne wenig oder nichts zu thun. Es verbindet sich nur mit derselben, indem es nebenbeï an das Tuberculum minus, vorzugsweise aber an die Spina tuber- culi minoris oder hinter dieser am Collum chirurgicum humeri oder selbst abwärts von diesem am Corpus humeri sich anheftet. Dieses Randbündel, da es durch seinen Ursprung, die Richtung seines Verlaufes, seine Insertion und sein Fleischigbleiben vom Anfange bis zum Ende von der Portion des M. subsca- pularis, welche die Leisten- und Zwischenleistenbündel bilden, so wesentlich verschieden ist; scheint mir nicht so sehr ein Theïl des Ÿ. subscapularis, sondern vielmebr ein eigener Muskel zu sein. Der M. subscapularis der Anatomen, die, wie gesagt, das Randbündel entweder gäozlich übersahen oder doch nicht ausdrücklich hervorgehoben haben, müsste sonach in zwei Portionen zerfallen: in eine obere, grosse, welche aus dem Leisten- und Zwischenleisten- bündel besteht, und eine untere, kleinere, die das Randbündel allein vorstellt. Die grosse Portion kônnte M. subscapularis major, die kleine, oder das Randbündel, M. subsca- pularis minor genannt werden. Lu dieser Annahme finde ich mich um so mehr berechtigt, als ich unser Randbündel nicht nur isolirt, sondern in Reïhen von Fällen bei dieser Isolirung, längs seines ganzen Verlau- fes, also auch an seiner Insertion von M. subscapularis, sogar durch einen Zwischenraum separirt, gleichsam an seiner Insertion vom Tuberculum minus humeri zum Collum chirurgicum und Corpus humeri nach abwärts gerückt, also bestimmt als selbstständigen Muskel (Tab. I. Fig. 1.2.3. #4. b.: Tab. IL. Fig. 1.b.; Tab. IL. Fig. 5. b.), der in einer eigenen Scheide der Fascia subscapularis eingehüllt war, angetroffen habe. Meine Tagebücher weisen nach, dass ein vom M. subscapularis major durch einen Zwischenraum geschiedener M. subscapularis minor unter 200 Kadavern (400 Extremitäten) 10 Mal (4 Mal beiderseitig, 2 Mal linkseitig, 4 Mal recht- seitig), also in ,! d. F. vorkan; somit derselbe derartig unter 20 Kadavern und unter 28—29 Extremitäten { Mal zu erwarten sei. Die Länge des vôllig selbstständig gewordenen M. sub scapularis minor varürte in diesen 10 oder 14 Fällen von 23”—4". Derselbe war vom Ursprunge zu seiner Insertion sel- tener gleichmässig breit (vierseitig bandfôrmig), häufiger breiter an der Insertion als am Ur- sprunge (länglich dreieckig). Im ersteren Falle war er immer nur schmal, 21°”— 6°", im letzteren breïter. Die Breite am Ursprunge varürte von 21"— 9°”, die an der Insertion von 21— 11". Die Dicke stieg bis 4”. 230 (412 WENZEL GRUBER. Der M. sub scapularis minor entsprang aus dem Suleus des Axillar-Randes und von der Sehne des langen Kopfes des Triceps längs der ganzen Breite des Ursprunges des letzteren 1 Mal; entsprechend der Mitté jener Breite einige Male, entsprechend dem unteren Theile, namentlich der unteren Hälfte, meistens. Er stieg vor- und auswärts zum unteren Theïle der inneren Seite der Schulterkapsel, wurde bis dahin nur in einer Strecke 1—2 Drittels seiner Länge von dem den Axillar-Rand überragenden Theil des M. subscapularis major von innen und vorn gedeckt, kreuzte dann den Axillar-Rand des M. subscapularis major in schiefer Richtung, lag nun vom M. subscapularis major unbedeckt zu Tage und krümmte sich um den unteren Theil der inneren Seite der Schulterkapsel und des Oberarmbeinkopfes nach aussen und vorn, daselbst vom unteren Rande des M. subscapularis major und seiner Sehne durch eine 11°— 23" lange, 2 6”— 9°” breite (hohe), dreieckige oder ovale Lücke geschieden. Derselbe inserirte sich, 3°— 6” vom Sulcus intertubercularis entfernt, an die Spina tuberculi minoris oder hinter dieser flei- schig oder doch nur kurzsehnig; und zwar bald in vertikaler Richtung und im Niveau der Sehne des M. teres major zwischen dieser und dem untersten Umfang des Tuberculum minus, bedeckt von der Sehne des M. latissimus dorsi und dessen Bursa mucosa, bald in schiefer von oben und vorn nach unten und rückwärts gehender Richtung am Collum chirurgicum und Corpus humeri bedeckt vom Latissimus dorsi und Teres major. Mit der Gelenkskapsel ist er durch kurzes Bindege webe vereinigt, auch verlieren sich daselbst Fleischfasern. Unter diesen Fällen 1 Mal rechtseitig schickte der Muskel 10°” von seiner Insertion ein Bündelchen ab, welches noch 10°” tiefer am Corpus humeri, vom Teres major bedeckt, sich inserirte. Unter allen Fällen 1 Mal sah ich ïhu ausser an die Spina tuberculi minoris auch an die Sehne eines supernumerären spindelfürmigen Facikels des M, subscapularis major ansetzen, welches am Collum chirurgicum endigte und wovon spâter noch die Rede sein wird. In den allermeisten Fällen des selbstständigen Vorkommens des M. subscapu- laris minor gingen am unteren Rande der Sehne des M. subscapularis major keine Fleisch- fasern fort, was den Beweis liefert, dass das mit dem M. subscapularis major vereinigte Randbündel und der selbstständig gewordene M. subscapularis minor ein und das- selbe sind. Meines Wissens existiren über diesen Muskel bei den Anatomen, Theile und R. Quain ausgenommen, keine Angaben. Jener 2°” dicke, rundliche Muskel, den Theile — 1. ce. p.236 — 1 Mal auf beiden Seiten in einer weiblichen Leiche fand und als einzige Abweichung des M. subscapularis anfübrt, war offenbar entweder der M. subscapularis minor selbst oder ein Theil desselben. Sein Ursprung am äusseren Rande des Schulterblattes vor dem Anconaeus longus, sein Verlauf über die Innenseite der Gelenkskapsel, mit der er genau zusammenhing, und seine Befestigung zwischen dem Unterschulterblattmuskel und dem grossen runden Muskel am Oberarme sprechen dafür. Hierher scheint auch das Muskelband zu gehôüren, welches Rich. Quain — J. Quain. Elem. of anat. s. ed. ed. by R. Quain and Wall. Sharpey Vol. 1. London 1848. p. 324 — mit folgenden Worten beschreibt: «A band of muscular libres, from Die MuscuLi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. (13) 231 two to three inches in length, is sometimes found extending from the scapula to the neck of the humerus immediately below the sub-seapularis». Vergleicht man den Subscapularis minor mit dem Teres minor, den man fnfra- spinatus minor nennen kôvnte, so ergibt sich Folgendes: Beide sind Axillar-Randbündel, jener an der vorderen, dieser an der hinteren Seite. Sie entspringen einander vis à vis, jener in der Axillarrrand-Rinne, dieser vom äalbeylindrischen Wulste des Labium externum, der der Rinne gegenüber liegt; jener zugleich von der vorderen Fläche des langen Kopfes des Triceps (immer), dieser von dessen hinterer Fläche (bisweïlen). Beide verlaufen vom Schulterblatte um den unteren Seitentheil der Schulterkapsel zum Ober- armbeine, indem jener die Schulterkapsel in grôsserer, dieser in geringerer Breite umgreift; jener in wenig schief aufsteigender oder selbst querer Richtung und den unteren Rand des Sub- scapularis major kreuzend, dieser in schief aufsteigender Richtung und parallel] dem unteren Rande des Jnfraspinatus (major). Beide inseriren sich daselbst theils an die Oberarmhôcker, beils unter diesen an den chirurgischen Hals und selbst weiter abwärts, jener an den kleinen Hôcker und die davon absteigende rauhe Leïste, dieser an den unteren oder hinteren Eindruck des grossen Hôckers und nicht an dessen rauhe Leiste, wohl aber an eine Stelle unterhalb des- selben, welche in der Fortsetzung des äusseren Winkels des Oberarmkuochens liegt und im Querdurchschnitt des Knochens, gegenüber der Leiste des kleinen Hôckers gestellt ist; jener vorzugsweise an die Leiste, nebenbei an den Hôcker, dieser vorzugsweise an den Hôcker, nebenbei unter demselben; jener ôfters an die Leiste allein mit Ausschluss des Hôckers, dieser an das Oberarmheim, niemals mit Ausschluss des Hôckers; jener nur fleischig, dieser sehnig- Îleischig. Beide sind bald von einer Scheide eingehüllt, hald mit dem zunächst darüber liegen- den Muskel mehr oder weniger verwachsen; bei jenem ist ersteres seltener als letzteres, bei diesem ersteres häufiger als letzteres; bei jenem schreitet die Verwachsung von der Insertion zum Ursprunge fort, bei diesem vom Ursprung zur Insertion. Jener kann ôfters durch einen Zwischenraum vom Subscapularis major weggerückt vorkommen, dieser aber wird immer am Infraspinatus (major) knapp anliegend angetroffen, wenn er auch davon durch ein aponeuroti- sches Blatt getrennt ist. Sie sind durch einen länglich dreieckigen Zwischenraum, in dem der der mittlere Theil der unteren Wand der Schulterkapsel, von Muskeln unbedeckt, sichtbar wird, von eimander entfernt und am Schulterblatte durch die Kante des Labium externum des Axillar- Randes und den dazwischen geschobenen Ursprung des langen Kopfes des Triceps von einan- der geschieden Jener liegt an der Kapsel fest an und verbindet sich mit derselben im Vorbei- gehen, dieser verwächst theilweise mit derselben und verstärkt sie. Jener fehlt bisweilen, dieser niemals. In Hinsicht ihrer Wirkung sind beide die Gehilfen der zunächst darüber liegenden Muskeln, jener der des Subscapularis major, dieser der des Znfraspinatus major ; beziehungsweïse aber zu einander Gegner, jener der untere Einwärtsroller, dieser der untere Auswärtsroller. Der Subscapularis minor wird aber ausserdem Gehilfe des Teres major und Spanner der Schulter- kapsel sein. 232 (41% WENZEL GRUBER. Aus diesem Vergleiche geht aber hervor: dass die Annahme des Subscapularis minor, namentlich und gewiss in jenen Fällen seines Vorkommens mit vülliger Isolirung durch einen grôsseren Zwischenraum vom Subscapularis major, wenigstens nicht minder gerechtfertigt sei, als die des Teres minor s. Infraspinatus minor. J. Cruveilhier — 1. c. Tom. 1. p. 462 —, namentlich aber J. F. Malgaigne — Ab- handl. d. chir. Anat. u. exp. Chir. IL. Bd. Prag 1842. p.331 — und Fr. Schlemm — Müller’s Arch. f. Anat. Physiol. u. wiss. Medicin. 1853. p. 47 — erklären die Schulterkapsel, abge- sehen von der Verstärkung, die sie durch die Verwachsung mit den Sehnen der sie umgebenden Muskeln erhält, am unteren Umfang am stärksten. Bei der am häufgsten vorkommenden Luxatio axillaris s. infraglenoidea tritt desshalb der Oberarmbeinkopf nicht durch die Mitte des Raumes zwischen Teres minor und Subscapularis minor, also nicht durch Riss der Mitte des starken uvteren Umfanges der Kapsel, Lig. glenoideo -brachiale inferius s. latum Schlemm, sondern durch Riss der dünnen Stelle der Kapsel über und an dem inneren Rande dieses Ligamentes aus der Kapsel heraus, wie namentlich der Fall von Pitha — Prag. Viertel- jabrsschrift. 1850. II. Bd. p. 133 — und Experimente an Leichen beweisen. Die Austrittsstelle entspricht aber der Stelle der Anlagerung des Subscapularis minor an die Kapsel und die zer- rissene Muskelpartie des Subscapularis, welche man bei dieser Art Luxation vorlindet, gehôrt dem Subscapularis minor an. Il. Fasciculi supernumerarn musculi subscapularis majoris, (Tab. I. Fig. 4. 5. 6. c.) Ausser der Art supernumerärer Bündel des Musculus subscapularis major, die als Ueber- zahl jener der I. oder IT. Ordnung desselben zu néhmen sind, gibt es noch eine andere, zweite Art derselben, welche nicht dazu gehôren und nur von der freien Fläche des Fleisches der beiden Ordnungen jenes Muskels losgetrennte supernumeräre Bündel sind. Wie die der erstern Art, so sind allerdings auch die der letzteren Art bekannt. Aber sie kommen mit Eigenthümlichkeiten vor, die ich bei den Angaben der Anatomen über die- selben nicht berücksichtigt gefunden habe, wesshalb ich dieselben nochmals zur Sprache bringe. Nach meinen Beobachtungen ist erst unter 30 Kadavern 1 Mal das Vorkommen eines solchen durch Grôsse, Gestalt, Ursprung, Richtung seines Verlaufes und Insertion sehr varii- renden Bündels zu erwarten und dabei häufiger an einer Schulter (2 der Fälle) als an beiden eines und desselben Individuums. Ich fand ihre Lostrennung vom M. subscapularis major über : seine Mitte aufwärts als eine Ausnahme, davon unter dieser Mitte und bäufig nabe oder an seinem Axillar-Rande selbst als Regel. Unter 12 Fällen kam an 3 (bei linkseitigem Vorkommen) Die MuscuLi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MuskELN DES MENSCHEN. (13) 233 zugleich eine andere Muskel-Anomalie und zwar { Mal an der entsprechenden Schulter ein zu einem Muskel vereinigter Glenobrachialis und Depressor tendinis musculi sub- scapularis majoris, 2 Mal an der anderen Schulter und zwar { Mal ein Depressor tendinis m. subscapularis majoris, 1 Mal ein Caput supernumerarium IV. m. tricipitis brachii a tendine m. subscapularis majoris mit eigenthümlicher Auordnang vor. Unter 12 Fällen 1 Mal (linkerseits) entstand das Bündel nur von der Fascia subscapularis, in den übrigen 11 aber von dem D. subscapularis major selbst und zwar häuliger fleischig oder fleischig sehnig, als davon durch eine verschieden bise und breite Aponeurose (Fig. #.c.), was bis jetzt übersehen wurde, Fast immer (11 d.F.) lief hinter diesem Bündel, zwischen ihm und dem M. subscapularis major, der Nervus circumfleæus brachir (Fig. 4. 5. &.), was die Anatomen noch nicht berücksichtigt haben. Diese supernumerären Bündel vereinigen sich kurz- oder langsehnig wieder mit dem M. subscapularis major und zwar mit dessen Sehne an der unteren Hälfte ihrer vertikalen Breite, was bekannt ist. Ich sah aber dieselben in 2 Fällen (f Mal beïderseits, { Mal linkerseits) unter- halb der Insertion des M. subscapularis major oder selbst unter der des M. subscapularis minor an die Spèna tuberculi minoris oder hinter dieser sehnig- inseriren, was man bis jetzt nicht kannte. In dem Falle mit beiderseitigem Vorkomnien setzte sich das spindelf‘rmige Bündel durch eine 3°” breite Sehne an die Spina tuberculi minoris vor dem W. subscapularis minor an und liess rechterseits diesen theilweïse an den oberen Rand seiner Sehne inseriren. In dem Falle mit linkseitigem Vorkommen aber inserirte sich seine Sehne !” unter dem M. subscapularis minor an das Oberarmbein binter der Spina tubereuli minonis, entsprechend der Mitte des Endes des Tres major. Unter 12 Fällen an 3, jedesmal mit nur linkseitigem Vorkommen unseres supernumerären Bündels, fand ich zugleich eine zweite Muskel-Anomalie. Auf derselben Seite sah ich zugleich einen zu einem Muskel verschmolzenen Glenobrachialis und Depressor tendinis m. subscapularis majoris. Auf der entgegengesetzten Seite aber in dem-einen Falle einen Depressor tendinis m. subscapularis majoris, in dem anderen Falle ein Caput supernumerarium 1V. m. tricipitis brachii a tendine m. subscapularis majoris eigen- thümlicher Art. Darunter verdient der zu einem Muskel vereinigte Glenobrachialis und Depressor tendinis m. subscapularis majoris; so wie das zweibäuchige supernumeräre Bündel des À. subscapularis major der linken Schulter bei einem 29jährigen Soldaten, der an der rechten Schulter das genannte Caput supernumerarium IV. m. tricipihis brachii aufzuweisen cit eine besondere Erwähnone. Der zu einem breiten länglich vierseitigen Muskel vereinigte Glenobrachialis ant Depressor tendinis m. subscapularis majoris (Fig. 5.d.) entsprang fleischig von dem oberen Rande der Sehne des starken vom Axillar-Rande des M. subscapularis major abyelôsten Bün- dels ( s} das sich mit der Sehne dieses Muskels an und über deren unterem Rande und über dem M. subscapuluris minor vereinigte. Er verlief auf dem M. subscapularis major auf- und Mém. des sav. étrang. T. VIII. 30 23% (16) WENZEL GRUBER. - vorwärts, wurde sehnig und theilte sich in eine vordere breite kurze Sehne, die mit dem oberen Theile derjenigen des A. subscapularis major verschmolz, und in eine hintere, schmale, bandfürmige Sehne, die oberhalb der Fossa ylenoulalis des Schulterblattes neben dem Ur- sprunge des langen Kopfes des M. biceps bracha nach iunen sich inserirte. Das in zwei Portiouen (Bäuche) getheilte supernumeräre Bündel des M. subsea- pularis major kam von den beiden untersten Fascikeln des letzteren Muskels, von dem es sich, 41” von der Basis des Schulterblattes entfernt, loslôste (Fig. 6. c.). Dasselbe theilte sich sogleich in zwei Portionen (Bäuche), eine obere und eine untere. Die obere (a.) endigte mit zwei Sehnenblättern theils an der unteren Fläche der Spitze des Processus coracoideus, theils an der Schulterkapsel und an dem oberen Rande der Sehne des 37. subscapularis major. Die untere (8.) vereinigte sich kurzsehnig mit der vorderen Fläche der Sehne desselben Muskels vor und über deren unterem Rande und über dem 47. subscapularis minor. Zwischen den beiden Blättern der Sehne der oberen Portion u.s. w..war die Bursa mucosa subcoracoidea gelagert. Hinter beiden Portionen, zwischen denselben und dem A. subscapularis major verlief der Nervus circeum- [lexus brachü. Ich habe ein solches in zwei Portionen oder Bäuche getheiltes Bündel des #. subscapularis major bis jetzt nur { Mal gesehen. IE. Musculus depressor s. retnaculum musculare tendims museuli subscapularis majors. (Tab. II. Fig. 1. 2. c.; Fig. 5. 7. b.; Fig. 8. d.) Dieses anomale, längiich vierseitige (meistens), oder länglich dreiseitige, und bei letzte- rer Gestalt, bald am Ursprunge, bald an der Insertion breitere Muskelchen habe ich bis jetat an circa 30— 40 Kadavern angetroffen. Unter 380 Kadavern aber, die ich zur Bestimmung der Häufgkeit seines Vorkommens geflissentlich untersuchte, fand ich dasselbe an 20 und darunter an 5 beiderseitig, an 8 nur rechtseitig, an 7 nur linkseitig. Es wird somit dasselbe unter 19 Kadavern 1 Mal und meistens nur einseitig, seltener beiderseitig vorkommen. Damit zugleich kam eine zweite Muskel-Anomalie vor: unter jeuen 5 Fâllen mit bei- derseitigem Vorkommen bei 2 beïderseits, und unter den 15 Fällen mit einseitigem Vorkommen bei 3 an der gesenüberliegenden Seite, bei { an derselben Seite. Damit zugleich an der gegen- überliegenden Seite sogar zwei Muskel-Anomalien (Capsularis humero-scapularis et Coracobrachialis minor) kamen 1 Mal vor. Unter diesen Fällen vereinigte es sich 1 Mal beiderseitig mit dem Caracobrachialis minor zu einem Muskel (Fig. 8. d.). Das Muskelchen entspringt fleischigsehnig oder doch kurzsehnig, bald an der inneren Seite des Collum chirurgicum humeri, unter dem M. subscapularis minor und über dem Rande des Teres major; bald weiter abwärts von der des Corpus humeri hinter diesem Muskel; bald von beiden Stellen zugleich und zwar eutweder von der Spina tuberculi minoris allein (selten) Die MuscuL1 SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. (17) 235 oder hinter dieser und hinter der Insertion des M. teres major bis zum obersten Ursprunge des äusseren Kopfes des M. triceps brachai (häulig) oder von ersterer und letzterer zugleich. Der Ürsprung geht bald in der Richtung einer schiefen Linie (meistens); bald in der einer senk- rechten Linie (selten und dann an der Spina tuberculi minoris vor der Insertion des M. subsea- pularis minor und selbst etwas vor der Insertion des unteren Theiles der Sehne des M. sub- scapularis major am Tuberculum menus); bald und ganz selten in der einer queren oder quer bogenfôrmigen Linie vor sich. Die Richtung jener schiefen Linie ist häufiger eine von oben und vorn nach unten und hinten als die von oben und hinten nach unten und vorn. Dieser Ursprung kann gleich neben dem Suleus, aber auch bis 7! davon nach einwäris und rückwärts beginnen und selbst bis 3°” nach rückwärts vom Anfange des äusseren Kopfes des M. triceps brachi endigen. In dem einen Falle hatte das Muskelchen ein zweiïtes Kôpfchen, welches mit einer langen Sehne, ‘die hinter der des M. latssimus aufwärts verlief, von der Insertions- stelle des M. coracobrachialis herkam (Fig. 2. c). Das so entsprungene Muskelchen steigt bald in schiefer Richtung und zwar meistens von unten und-hinten nach oben und vorn, selten von unten und vorn nach oben und hinten: bald and ausnahmsweiïse in ganz verticaler Richtung zur Sehne des M. subscapularis major auf- wärts. Ueber dem unteren Ende der Sehne des 7. subscapularis major oder auch erst an der Mitte der vertikalen Breite derselben wird unser Muskelchen sehnig. Die Fasern dieser Sehne sind kurz oder lang, weichen strahlenfôrmig nach oben auseinander oder drängen sich band- fôrmig zusammen. Sie kreuzen und bedecken die Sehne des M. subscapularis major in sehr ver- schiedener Ausdehnuug derer vertikalen und queren Breite und sind damit immer fest und un- zertrennlich verwachsen, mit Ausnahme einer kleinen Stelle nach dem Abgange aus dem Fleischtheile. Sie endigen bald früher, bald später, entweder dadurch, dass sie allmählig gegen den oberen Rand der Sehne des M. subscapularis major auf dieser sich verlieren ; oder dadurch, dass sie zwischen den Fasern dieser Sehne in deren Tiefe zu treten scheinen. Das in eine eigene Scheide gehüllte Muskelchen wird am Ursprunge vom M. latissimus dorsi oder diesem und dem M. teres major, im weiïteren Verlaufe aber vom M. coracobrachalis bedeckt. Die Vasa circumflexa humert anteriora verlaufen in querer Richtung vor ihm nach aussen und bedecken es gleichfalls. Dasselbe liegt auf dem M. subscapularis minor, oder dem Randbündel des M. subscapularis überhaupt und auf der Sehne des M. subscapularis major, beide kreuzend, von ersterem separirt mit letzterer fest verwachsen. Die Länge unseres Muskelchens varüirt von 1” bis 2° 6°”, beträgt im Mittel 1” 9°, wo- von 2 — 2 auf den Fleischtheil kommen und wobei der mit der Sehne des M. subscapularis be- reits verwachsene Theiïl seiner sehnigen Endigung nicht eingerechnet ist. Die Breite misst 3—9", im Mittel 5”. Die Dicke varürt von 1—4”.— Die Wirkung des Muskelchewu scheint in der Fixirung der Sehne des M. subscapularis major bei dessen Function zu bestehen. Ich fand dieses Muskelchen von den Anatomen noch nicht beschrieben. LA 236 (18) WENZEL GRUBER. IV. Musculus capsularis humero-scapularis superior. (Tab. II. Fig. 3. c., Fig. 6. b.) : Dieses Muskelchen ist eine weitere Entwickelung des M. depressor tendinis m. subscapu- laris majoris, dessen bandfôrmige Sehne jene des M. subscapularis major im Aufwärtssteigen quer kreuzt, damit allerdings theilweise verwachsen ist, davon aber, besonders an seinem hinteren Rande, deutlich abgesetzt erscheint, bedeckt von der Bursa mucosa coracoidea über dem oberen Rande der letzteren als breite sehnige Membran zur Schulterkapsel tritt, mit dieser verwächst, sie verstärkt und bis gegen den oberen Umfang der Fossa glenoidalis des Schulterblattes verfolot werden kann. Ich habe dasselbe unter 380 Kadavern an 3 (1 Mal beiderseitig und 2 Mal linkseitig) be- obachtet. In dem Falle mit beiderseitigem Vorkommen hatte es das Eigenthümliche, dass es gleichsam mit zwei Küpfen entsprang (Fig. 3. c.) Der zweite Kopf kam linkerseits von dem oberen Rande der Sehne des M. latissimus dors und war rechterseits ein abgetrenntes Sehnen- .bündel des letzteren Muskels selbst. Es entsprang nemlich das Muskelchen (c.) rechterseits von einem Sehnenbogen (x), der mit seinem 4” langen, 3” breiten vorderen Schenkel (vor- derem Kopf (8.), 6” hinter der Insertion der Sehne des M. latissimus dorsi an die Spina tuber- culi minoris, über dem oberen Rande des M. teres major von der inneren Seite des Collum chir. humeri entstand; mit seinem 11” langen und 1 — 2” breiten hinteren Schenkel (hinterem Kopf (y.) aus dem M. latissimus dorsi hervorging. In dem einen einseitigen Falle (Fig. 6.) war zugleich an derselben Seite ein Coracobrachialis minor und an der anderen Seite ein Depressor tendinis musculi subscapularis majoris zugegen. Das so entsprungene Muskelchen verlief über dem Y. subscapularis minor uud der Sehne des M. subscapularis major, beide quer kreuzend, in schiefer Richtung auf- und vorwärts, blieb bis zum dritten Fünftel der vertikalen Breite der Sehne des W. subscapularis major fleischig und bis dahin isolirt, ging dann in eine breite, mit den oberen drei Fünfteln der Sehne jenes Muskels verwachsene Aponeurose über, welche über dem oberen Rande der genannten Sehne theils in die Schulterkapsel, theils in das Ligamentum coraco-humerale sich fortsetzte. Das Muskelchen war länglich vierseitig gestaltet, sein Fleischtheil 11” lang und a breit. A. W. Otto — Neue seltene Beobachtungen z. Anat., Physiol. u. Path. IL. Samml. Berlin 1824. p. 40 — sah 1 Mal an einem Oberarme eines Mannes einen Muskel, welcher an der inneren Seite des Processus corarotleus entsprang, neben dem Coracobrachiahs, tiefer als dieser liegend, mit einem starken Fleischkopfe über das vordere Ende des Subscapularis hinablief, sich dann mit einem zweiten, breiteren, kürzeren, nach aussen gebogenen Kopfe verband, wel- cher von der Gelenkskapsel entsprang und sich endlich an die Spina tuberculi minoris mit einer breiten Sebne, dicht oberbalb der Insertionsstelle des Teres major und Lanssimus dorsi fest- setzte. Diess ist wahrscheinlich der Muskel, den später dieser Anatom — Lehrb. d. pathol. F . Die MuscuLi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. (19) 237 Anat. L Bd. Berlin 1830. p. 247 — unter dem Namen Capsularis humeri meint. Ein Cap- sularis humert ist aber Otto's Fall nur theilweise und gehürt nur theilweise hierher, da der andere Kopf dem Muskel entspricht, den ich als Coracobrachialis minor s. Il. anführen werde; ist sonach ein vereinigter Coracobrachialis minor und Capsularis humero-sca- pularis. Hierher gehôrt auch der von Theïle (1. c. p. 230) auf beiden Seiten bei einer stark muskulôsen Frau beobachtete nnd als zweiter, tiefer Deltoideus beschriebene Fall. Hicher gehôren theilweise auch meine zwei, dem Fall von Otto gleiche Fälle (vereinigter Coracobrachialis minor und Capsularis humero-scapularis), die ich — «Seltene Beob- achtungen auf dem Gebiete der menschl. Anat.» Müller’s Archiv 1848. p. 426 — beschrieb und früher auch als zweite, tiefe Deltoidei ansah. V. Musculus gleno-brachialis. (Tab. IT. Fig. 4. b.) Ich habe diesen Muskel unter 380 Kadavern und überhaupt bis jetzt nur 1 Mal an der rechten Schulter eines stark muskulôsen Mannes gesehen, der auch an der linken Schulter einen anderen supernumerären Muskel, den Depressor tendinis m. subscapularis majoris, besass. Das Vorkommen dieses Muskels ist somit eine Rarität. Derselbe entsprang vom Labrum glenoideum scapulae und dem Tuberculum supraglenoidale gemeinschaftlich mit der Sehne des langen Kopfes des M. biceps brachit und nach innen von ihr. Seine platt rundliche und als die des langen Kopfes des A7. biceps brachà halb so starke Sehne durchbobrte gleich nach dem Ursprung die Schulterkapsel, setzte über dieser, damit theilweise verbunden, zum oberen Rande der Sehne des M. subscapularis major hinüber, krämmte sich dann über diese Sehne nach abwärts und ging über der Mitte ihrer vertikalen Breite in den Fleischtheil über. Der spindelfürmige, dreimal breitere Fleischkôrper verlief nach abwärts und rück- wärts und inserirte sich am Oberarmbeine an dessen Collum chirurgicum, und unter ersterem hinter der Spina tuberculi minoris und der Insertion des M. teres major, neben dem Anfange des inneren Kopfes des M. triceps brachü, in der Richtung einer etwas schiefen Linie, die von oben und vorn nach unten und hinten zieht. Der Muskel bedeckte und kreuzte quer den Insertionstheil des M. scapularis major und minor ; über die Sehne des ersteren läuft er 5°” vom Ucbergange in den Fleischtheil hinab. Er ist bedeckt vom M. coracobrachialis und vor und an seiner Insertion vom M. latissimus dorsi und teres major. , Der spindelfôrmige Muskelkôrper hatte eine Länge von 23”, wovon auf die Sehne mehr als die Hälfte kam. Die Breite des ersteren betrng 5—6"”, die der letzteren gegen ai, 238 (20) WeEenwzEL GRUBER. Der Muskel gleicht in Hinsicht seiner Gestalt und seiner {Insertion an das Oberarmbein dem M. coracobrachiahs gewisser Thiere, z. B. der Katzen, ist aber der Bedeutung nach davon verschieden, Dem M. coracobrachiahs der Thiere mit Insertion an das Oberarmbein über dem M. teres major ist analog der Musculus coracobrachialis minor des Menschen, von dem später die Rede sein wird. VI. Tensor fasciae et cuus foveae axillaris (Tab. IL. Fig. 3. c.) Ich habe diesen Muskel unter 380 geflissentlich untersuchten Kadavern 1 Mal in beiden Achselhôhlen eines 23jährigen Soldaten beobachtet. Beiderseits war zugleich der Depressor tendinis musculi subscapularis majoris zugegen. Während ich diese Abhandlung schrieb, traf ich am 4. April 1857 denselben Muskel, und wieder zugleich mit dem genannten Depressor, an der rechten Schulter eines 28jährigen Soldaten an. Derselbe (c.) entspraug kurzsehnig von dem mittleren Drittel der vertikalen Hôhe und hinter der Mitte der queren Breite der Sehne des M. subscapularis major, knapp neben und hinter dem Ursprunge des Depressor tendinis m. subscapsularis majoris. (b.) Entsprechend dem unteren Drittel dieser Sehne wurde er fleischig, verlief divergirend vom Depressor tendinis m. subscapularis majoris in schiefer Richtung nach abwärts und rückwärts zur Oeffnuug des Achselgrubentheiles der Fascia axillaris. Oben war er von den Achselgefässen und Achselnerven bedeckt und lag unten hinter diesen, Er kreuzte aber von innen und vorn her den ML. subscapularis, den Nervus circumflexus brachü, die Vasa cireumflexa humeri posteriora und die Vasa subscapularia communia und zuletzt den Teres major und Latissimus dorsi. Mit divergirenden Fasern inserirte er sich theilweise an dem oberen Pol (Langer’s Achsel- bogen) der Achselgrubenôffnung der Fascia axillaris, grüsstentheils aber an der diese Oeffnung deckenden Haut. Er wird vermôge seiner Insertion sowohl die Haut als auch die Fascie der Achselgrube spannen, also letztere vertiefen kônnen. VII. Musculus coracobrachialis minor seu secundus (Thierbildung). (Tab. II. Fig. 6. 7. 8. 9. c.; Tab. III. Fig. 1. c.) Der Musculus coracobrachialis besteht bekanntlich aus einer vorderen und hinte- ren Portion (vorderem und hinterem Kopfe), zwischen welchen der Nervus musculo-cutaneus meistens durchtritt. Die Spalte zum Durchgange dieses Nervensist verschieden gross, und Die MuscuLzi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. (21) 239 bisweilen so lang, wie der Muskel selbst. Im letzteren Falle zerfällt derselbe in zwei, was schon B. S. Albin — Hist. muse. hom. Leid. Batav. 173%. Lib. II. Cap. 149. p. 436 —, u. À. beschrieben hatten. Ich sah in einem Falle linkerseits einen solchen abgesonderten vorderen Kopf wieder in zwei getheilt werden, so dass der Coracobrachralis aus drei getrennten Muskeln bestand. Der vordere verlief zwischen den beiden Wurzeln des Nervus mecdianus; der mittlere lag zwischen der äusseren Wurzel des N. medianus und dem von dieser Wurzel abgegebenen N. cutaneus brachù externus; der hintere war vom mittleren durch letzteren geschieden. : Manche Anatomen nannten den hinteren der beïden getrennten Kôpfe Coracobra- chialis IL, was mir nicht richtig zu sein scheint, weïl eine zufällig abgetrennte Portion eines Muskels, die mit diesem einen gleichen Ursprung, Vérlauf und gleiche Insertion hat, nicht ein eiscener zweiter Muskel sein kann, und weil dieser angebliche Coracobrachats IL., falls der vor- dere‘Kopf in zwei zerfallen würde, Coracobrachalhs III. genannt werden müsste. Nebst dem gewühnlichen Coracobrachialis s. Corucobrachialis major s. primus kommt bisweilen ein davon vüllig getrennter, in eine eigene Scheide gehüllter, durch Ursprung, Verlauf, namentlich aber durch seine Insertion am Oberarmbein vüllig verschiedener, selbst- ständiger, supernumerärer, kleinerer Muskel vor, der Coracobrachialis minor s. se- cundus zu nennen ist. | A. W. Otto — Neue seltene Beobachtungen zur Anat., Phys. u. Path. 11. Sammil. Berlin 1524. 4. p. 40 —; F. W. Theile — S. Th. v. Sômmerring v. Baue d. m. K., neue Original- Ausgabe. III. Bd. E. Abth. Leipzig 1841. p. 230 —; Ich — Seltene Beobacht. a. d. Gebiete d. menschl. Anat. Müller’s Archiv. Berlin 1848. p. 426 — und J. Cruveilhier — Traité d'anat. deser. 3° édit. Tom. IL. Paris 1851. p. 266, not. 2. — haben dieses Muskels bereits in Kürze Erwähnuog gethan. Otto hat denselben in { Falle an einer Seite; Theile ebenfalls in { Falle; Ich in 2 Fällen (1 Mal rechtseitig und 1 Mal linkseitig); Cruveilhier m 2 Fällen (4 Mal davon beiderseitig) beobachtet. In den Fällen von Theïile und Cruveilhier war er eiufach; in meinen Fällen und dem von Otto, die sich gleichen, aber mit einem zweiten, von der Schulterkapsel kommenden Muskelkopf (Capsularis humero-scapularis) zu einem einzigen Muskel verschmolzen. In Theile’s Falle und in Cruveilhier’s Falle mit beidersei- tigem Vorkommen entsprang er von der Wurzel des Processus coracoideus. In Cruveilhier’s anderem Falle entsprang er von da und mit einem zweiten ansehnlichen Bündel auch von der unteren Fläche des Processus coracoëdeus. In Otto’s und meinen Fällen entsprang der ihm entsprechende Kop£f von der inneren Seite des Processus coracoideus. In Cruveilhior’s Fall mit beiderseitigem Vorkommen inserirte er sich unmittelbar unter der Anheftung des Sub- scapularis an das Oberbein, in allen übrigen Fällen aber an und neben der Spina tuberculi mi- noris, über oder hinter dem Teres major. Otto scheint mit seinem Falle (verschmolzener Coracobrachialis minor und Capsularis humero-scapularis) den Capsularis humerri. was dieser nur theilweise sein kann, gemeint zu haben, dessen derselbe à. a. O., ohne nähere Angabe, ge- dachte. Theile zählte seinen Fall unrichtig zu den Varietäten des Deltoideus. Ich habe 240 (22 WENZEL GRUBER. meine Fälle (verschmolzene Caracobrachiales minores und Capsulares humero-scapulares) damals ebenfalls unrichtig als Deltoider profundi gedentet. Cruveilhier aber hat seine Fälle ganz richtig als supernumeräre Coracobrachiales minores erklärt. Der Coracobrachialis minor s. secundus verdient eine genauere Berücksichtiguneg, wesshalb ich nachstehende ausführliche Erôrterungen folgen lasse: Unter 380 später untersuchten Kadavern fand ich den Coracobrachialis minor an 6, und zwar 1 Mal beiderseitig, 3 Mal linkseitig, 2 Mal rechtseitig. Derselbe kommt somit unter 63— 64 Fällen erst { Mal, häufger einseitig als beiderseitig vor. Unter diesen 6 Fällen an 2 (4 Mal bei seinem rechtseitigen und 1 Mal bei seinem linkseitigen Vorkommen) war weder an der entsprechenden, noch an der gegenüber liegenden Schulter eine zweite Muskel- Anomalie zugegen. Uuter den übrigen 4 Fällen war an 1 (bei seinem rechtseitigen Vorkomimen) an der anderen Schulter ein Depressor tendinis m. subscapularis majoris; an 2 aber an der entsprechenden Sechulter (1 Mal bei beiderseitigem und 1 Mal bei linkseitigem Vorkommen) wieder zugleich ein Depressor tendinis m. subscapularis majoris (Fig. 7.); und an 1 (bei linkseitigem Vorkommen) an derselben Schulter ein separirter Capsularis humero-scea- pularis (Fig. 6.), an der gegenüberliegenden Schulter ein Depressor tendinis m. sub- scapularis majoris zugegen. Nur in dem Falle mit seinem beiderseitigen Vorkommen und dem beiïderseitigen des Depressor tendinis m. subscapularis majoris vereinigten sich diese bei- den, sonst isolirten Muskeln zu einem einzigen (Fig. 8.), ähnlich dem einen Falle von Otto (1824) und meinen zwei Fällen (1843), die ich oben citirt habe. Der Coracobrachialis minor ist ein bandfôrmiger, bald länglich vierseitiger, bald länglich dreiseitiger Miuskel. Im ersteren Falle ist er überall gleichmässig breit, im letzteren, gewôühulicher an seiner insertion am Oberarmbeine, als am Ursprunge vom Processus coracot- deus schmäler oder zugespitzt. Seine Länge sah ich von 3 bis 3%”; seine Breite bei der läng- ich vierseitigen Gestalt 3°” oder 4—9”, bei der länglich dreiseitigen Gestalt von 3—9°7 am Ursprunge und von 1” oder 119" an der Insertion variiren. Derselbe entspringt von der innereu und vorderen Fläche des Processus cora- coideus entweder unmittelbar oder mittelbar durch einen Sehnenbogen. Bei dem unmittelbaren Ursprunge (Fig. 6. 7. 8.) geht dieser vom Processus cora- coideus an dessen vorderer Hälfte, an dessen Mitte, oder Basis, also in verschicdener Entfer- aung von seiner Spitze und von dem Ursprunge des Coracobrachialis major und in verschiedener Hôühe seiner inneren Fläche, fleischig, kurzsehnig und langsehnig vor sich. — Sein Ursprung stôsst selten an den des Coracobrachialis major (Fig. 6.), ist gewôhnlich davon durch einen ver- schieden grossen Zwischenraum, der 3°” selbst 6°” messen kann, nach rückwärts an die Mitte der Basis des Processus coracoideus gerückt. — in ein Paar Fällen sah ich daselbst die Ur- sprungssehne in das Liy. coracoclaviculare sich fortsetzen (Fig. 8.) und zwischen derselben und dem Processus coracoideus einen kleinen Schleimbeutel liegen. Bei dem mittelbaren Ursprunge durch einen Sehnenbogen (Tab. Il. Fig. 9.; Tab. I. Fig. 1.), eutsteht er von da 3—9" breit fleischig. Der 14° lange Schnenbogen (».) beginnt Die MuscuL1 SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN, (23) 241 hinter der Spitze des Processsus coracoideus, krümmt sich unter dem unteren Rande der inneren Fläche desselben, von ihm durch eine länglich runde Spalte oder Loch (Tab. II. Fig. 9. .; Tab. IL. Fig. 1. 8.) geschieden, nach rückwärts, und befestigt sich an der Basis desselben. Er kann von dieser Basis auch unmittelbar entstehen. Er verläuft, in eine eigene Scheide gehüllt, und von dem Coracobrachialis major durch einen verschieden grossen Zwischenraum separirt, bald gestreckt, bald bogenfôrmig ge- krümmt in schiefer Richtung nach abwärts und vorwärts zum Oberarmbeine, unterhalb der Insertion der Mm. subscapulares. Derselbe deckt mit seiner äusseren, hinteren Fläche die Bursa mucosa subcoracoidea von innen und vorn, liegt auf der Sehne des Musculus subscapularis major und auf dessen Randbündel, oder dem Subscapularis minor, und kreuzt sie, kann endlich unterhalb der Insertion des M. subscapularis minor vor und innen von einem zugleich vorhan- denen anomalen Capsularis humero-scapularis (Fig. 6. b.) oder Depressor tendinis m. subscapularis majoris (Fig. 7. b.) vorbeigehen, oder dem letzteren Muskel als Ursprung dienen (Fig. 8. d.), bevor er sich inserirt. Seine innere, vordere Fläche sieht in die Achsel- hühle, und wird von den Gefässen und Nerven, unten vom Latissimus dorsi und Teres major bedeckt. Derselbe inserirt sich bald langsehnig, bald kurzsehnig an die Spina tuberculi minoris brachu; oder hinter derselben, unterhalb der Anheftung des Subscapularis minor über dem Rande des Teres major, und dann vom Laussimus dorsi bedeckt; oder mehr oder weniger weit herab hinter ersterem, und dann von beiden bedeckt. Die Insertion geht bald durch eine breite, bald durch eine schmale und selbst fadenfürmige Sehne (Fig.7.) in der Richtung einer vertikalen oder schiefen Linie vor oder unter dem Ursprunge genannter anderer anomalen Schultermuskeln vor sich. Ich sah den Muskel auch vor der Insertion des M. subscapularis minor an die Spina tuberculi minoris sich anheften. leh fand die Endsehne auch in drei Aeste getheiïlt (Fig. 8.) wovon der vordere (&.) hinter der Spina tuberculi minoris über dem Teres major sich anheftete, der mittlere (8.) mit dem Caput externum des Triceps brachü sich vereinigte, und der dritte {y.) in den unteren Umfang der Schulterkapsel überging. In einem anderen Falle (Fig. 9.) sah ich den Muskel fleischig und rundlich unterhalb den M. subscapularis minor an der Mitte eines Sehnenbogens .6.) endigen, der vom Coracobrachialis major vor der Insertion des Sub- scapularis minor, damit verwachsen, zum Tuberculum minus aufstieg und daselbst sich befestigte. Analogie. Der Coracobrachialis ist bei den Säugethieren sehr allgemein vorhanden und auch bei den Cheiroptera, welchen er nach G.Cuvier — Lec. d’anat. comp. 2° edit. Tom. I. Paris 1835. p. 397 — fehlen sollte, zugegen. Er fehlt aber nach J. Fr. Meckel — Syst. d. vergleich. Anat. IL. Th. Halle 1828. p. 515-516 — bei Lutra, Halmaturus, Phoca. Rich. Owen — Marsupialia. Cyclop. of anat. and phys. ed. by R. Todd. Vol. III. 1847 — erwäbnt seiner nicht bei den Marsupialia überhaupt. Ich sehe ihn nicht bei Myogale moschata und Phoca vitulina. Mém. des say. étrang. T. VILI- 31 242 (2% WENZEL GRUBER. Derselbe entspringt vom Processus coracoideus oder einem Tuberculum oberhalb der Fossa glenoidalis des Schulterblattes, auf das jener reducirt ist. Derselbe bleibt entweder einfach, oder ist zweibäuchig, oder ist doppelt. Ist er ein- fach, so ist er diess auf zweierlei Weise: indem er sich bald über und hinter der Insertion des Teres major und Latissimns dorsi oder doch des letzteren, bald unter der Insertion dieser Muskeln oder auch zugleich theilweise an das Oberarmbein ansetzt. Ist er zweibäuchig (zwei- . kôpfig) oder doppelt: so heftet sich der obere, kurze, tiefe uud gewôhnlich kleinere Muskel- bauch oder Muskel über und hinter den genannten Muskeln, der untere, lange, oberfläch- liche und gewôhnlich grôssere Muskelbauch oder Muskel unter jenen Muskeln an das Oberarmbein. Nach diesem Verhalten gibt es bei den Säugethieren vier verschiedene Arten des Vor- kommens des Coracobrachialis: Erste Art. Coracobrachialis simplex minor s. superior mit Insertion an den Hals des Oberarmbeines (— Col. chir. d. M.) unter dem Subscapularis über und hinter dem Ansatz des Teres major und Latissimus dorsi; oder mit Ansatz an das Tuberculum humeri internum. Ersteres kommt vor z. B. bei Cebus capucinus (Meckel), bei Felis, Canis, Mustela u. A. (A. u. Ich); letzteres aber ist der Fall bei den Cetacea (Meckel). Zweite Art. Coracobrachialis simplex major s. inferior mit Insertion an das Ober- armbein unter dem Ansatz des Teres major und Latissimus dorsi bis an den Condylus internus abwärts oder zugleich auch theilweise vor diesen, bei Vorkommen oder Mangel des kurzen Kopfes des Biceps brachü. Hierher gehôrt z. B. Chimpansé, Hylobates (W. Vrolik — Re- cherches d’anat. comp. sur le Chimpansé. Amsterdam 1841. Fol. p. 19. PL. IV. d. p. 30 —); Cebus fatuellus, Sim. sp.? mit Insertion an die Mitte des Oberarmbeines (Ich); Stenops (Meckel); Vespertilio auritus (ch); Meles vulgaris mit Insertion an den unteren Theil des Oberarmbeines (Ich); Opossum (Vrolik); Capromys (Vrolik); Lepus cuniculus, Cavia co- baya (Ich); Dasypus (Meckel): Myrmecophaga tamandua (W.v. Rapp — Anat. Unter- suchungen über die Edentaten. Tübingen 1843. p.32 —) und noch andere Thiere, was aber nach der Angabe der Anatomen gewôholich nicht genau zu ermitteln ist. Dritte Art. Coracobrachialis biventer (s. biceps) mit Insertion des oberen, kurzen, tiefen, kleinen Bauches (Kopfes) an den Hals des Oberarmbeines über und hinter dem Ansatz des Teres major und Latissimus dorsi, oder doch des letzteren; und des unteren, langen, ober- flächlichen, grossen Bauches (Kopfes) an das Oberarmbein unter dem Ansatz jener Muskeln bis herab an den Condylus internus humeri. Hieher gehôüren: Cercopithecus sabaeus (Meckel, Ich); Cynocephalus Sphinx (Meckel,; C. Maimon (Ich): Ateles (Meckel); Jacchus (Me- ckel); zwei andere Exemplare von Sèm. sp.? (Ich; Lemur (Meckel); Ursus (Cuvier, Me- ckelu.A.); Cricetus, Castor, Arctomys (Meckel); Sciurus striatus (Ich); Equus(Meckel u. À.) und andere Thiere. Ich sah bei den bezeichneten Affen den kleinen Bauch 4 bis 6” von der hinteren Fläche der gemeinschaftlichen Sehne für den Coracobrachialis und den Die MuscrLi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. (25) 243 kurzen Kopf des M. biceps abgehen. Dasselbe beobachtete ich auf ähuliche Weise auch bei Sciurus. Vierte Art. Coracobrachialis duplex (minor s. superior; majors. inferior). Der eine entspricht dem C. simplex minor und dem kleinen Bauche des C. biventer; der andere dem C. simplex major und dem grossen Bauche des C. biventer. Hieher gehôrt Ornithorynchus paradoæus (Meckel — O. p. descr. anat, Lipsiae 1826. Fol. p. 26. (. 18. Tab. V. No. 22 et 25.—); und woh]l auch noch andere Thiere(?). Bei dem Ornithorynchus ist nach Meckel der C. superior zwar der kürzere und der C. inferior der längere Muskel, allein ersterer, nicht letzterer, ist zugleich der stärkere. Cuvier scheint bei den Affen nur den C. set gekannt, Meckel den C. simp lex minor und C. biventer, Vrolik den C. simplex major nur beobachtet zu haben. Ich sah bis jetzt nur den C. simplex major und den C. biventer. Es scheint, als ob man Gewicht darauf lege, dass beim C. biventer der Affen zwischen seinen beiden Portionen der Nervus musculo-cutaneus durchtrete. So verhält es sich wohl in der Mehrzah] der Fälle, aber doch nicht immer. Unter den von mir untersuchten 6 Exem- plaren mit dem C. biventer ist diess 5 Mal der Fall, aber bei Cercopithecus sabaeus tritt jener jener Nerve nicht zwischen beiden Bäuchen, sondern durch eine Spalte des grossen, lan- gen Bauches. Die Spalte war 5—7" lang und nahm ihren Anfang gleich unter dem Ab- gange des kleinen, kurzen Bauches, 6°” vom Processus coracoideus entfernt. Bei den 2 Fällen mit dem C. simplex inferior geht derselbe Nerve hinter jenem Muskel vorbei. Cuvier, Meckel u. A. erklärten den anomaler Weise in zwei Muskeln gespalte- nen gewühnlichen Coracobrachialis des Menschen als eine Affenähnlichkeït. Diese Deutung halte ich nicht für richtig, weil bei dem Menschen die beiden Por- tionen des Coracobrachialis am Oberarmbeine unter der Insertion des Teres major und Laussi- mus dorsi sich anheften; während bei den Affen mit einem Coracobrachialis biventer der kleine, kurze Bauch am Halse des Oberarmbeines über der Insertion des Teres major und Latissimus dorsi, nur der grosse, lange Bauch unter diesen Muskeln sich ansetzt, so dass deren Insertion beide Bäuche trennt. Auch kommit ja bei den Affen nicht nur der C. biventer, sondern auch der einfache Coracobrachialis und zwar sowohl der C. simplex minor s. superior als auch der C. simplex major s. inferior vor. | Der gewôhnliche, aber anomaler Weise in zwei gespaltene Coracobrachtalis (major s. I.) des Menschen kann nur jenem Coracobrachialis bei den Affen analog sein, dessen durch Spaltung bedingte beide Portionen oder Bäuche ähnlich wie jene des Coracobra- chialis bei dem Menschen unter dem Ansatze des Teres major und Latissimus dorsi sich mseriren. Ein C. biventer mit einem solchen Ansatze seiner beiden Bäuche kommt aber bei den Affen nicht vor, und falls er vorkäme, so würde er um so mehr gegen Cuvier’s, Meckel's u. A. Deutung zeugen; weil er nur gleichbedeutend wäre der einen Portion, nicht beiden Portionen, des C. biventer der Affen, dem der in zwei gespaltene Coracobrachialis des Menschen analog sein soll. 244 (26) WENZEL GRUBER. Bei Berücksichtigung des Verhaltens beider Coracobrachiales des Menschen überhaupt und ibrer Insertion an das Oberarmbein insbesondere, verglichen mit den vier Arten des Vorkom- mens des Coracobrachialis bei den Thieren glaube ich mich zur Aufstellung einer anderen, von der von Cuvier, Meckelu. A. verschiedenen Deutung berechtigt. Ich halte nemlich den gewôhnlichen Coracobrachialis s. major s. II. des Menschen, mag er nun normal eine kurze Strecke oder anomal in zwei gespalten vorkommen, für analog: dem normalen Coracobrachialis simplex major s. inferior gewisser Thiere, dann dem grossen, langen Bauche (Kopfe) des Coracobrachalis biventer der meisten Affen und anderer Thiere, end- lich dem Coracobrachialis inferior des Ornithorynchus paradoxus; weil das Verhalten, besonders die Insertion des Muskels unter dem Teres major und Latissimus dorsi, beim Menschen und den Thieren äholich ist, und die Thatsache, dass beim Menschen Durchbohrung des Muskels vom Nervus musculo-cutaneus meistens, bei den Thieren aber nur ganz ausnahmsweïise beobachtet werde, keinen wesentlichen Einwurf gegen diese Deutung abgeben kann. Ich sehe ferner den anomalen Coracobrachialis minor s. I. des Menschen als ein Analogon an: des nor- malen Coracobrackalis simplex minor s. superior gewisser Thiere, des normalen kleinen. oberen Bauches (Kopfes) des Coracobrachialis biventer anderer Thiere und des Coracobrachialis superior des Ornithorynchns; weil sein Ursprung, Verlauf, besonders seine Insertion am Collum chirur- gicum über und hinter dem Ansatze des Teres major und Latissimus dorsi an das Oberarmbein dem Verhalten der drei genannten Arten des Coracobrachialis der Thiere ebenfalls ähnlich ist. Die Fälle des Vorkommens des Coracobrachialis minor mit vôllig geschiedenem Ursprunge vom Coracobrachialis major künnen verglichen werden mit dem Coracobrachials simplez minor der Thiere und besonders mit dem Coracobraclualis superior des Ornithorynchus; die ausnahms- weise vorkommenden Füälle, bei theilweiser Verwachsung mit dem Coracobrachialis major am Ursprunge, jedoch mit dem kleinen, oberen, kurzeu Bauche (Kopfe) des Coracobrachialis biventer anderer Thiere, namentlich der meisten Affen. Wäbrend sonach bei gewissen Thieren der Coracobrachialis major allein, bei an- deren der Coracobrachialis minor allein, bei den meisten der gleichsam aus der Ver- schmelzung beider entstandene Coracobrachialhs biventer, und bei noch anderen, wenigstens bei dem Ornithorynchus, beide zugleich, aber von einander geschieden, normal vorkommen; titt beim Menschen der Coracobrachialis major normal auf, der C. minor aber nur anomal und immer gemeinschaftlich mit dem C. major, dessen Mangel bis jetzt, meines Wissens, überhaupt noch nie beobachtet worden ist, und zwar von letzterem meistens vüllig geschieden, selten am Ursprunge etwas verwachsen; also der Coracobrachialis major immer, der Coracobrachialis duplex (major et minor) bisweilen, und der Coracobrachialis biventer (unvollkommen) selten. Die Muscuzi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. (27) 245 VIIT. Anomaliae novae muscu tricipitis brachii. A. CAPITA SUPERNUMERARIA. L Caput supernumerarium IV. coracoideum. (Tab. III. Fig. 2. €.) Einen derartigen supernumerären, bandfôrmigen und länglich dreiseitigen vierten Kopf des Triceps brachiti beobachtete ich bis jetzt 1 Mal bei den Präparir-Uebungen am 12. November 1856 an der rechten Schulter eines muskelstarken Mannes. Unter den 380 ge- flissentlich untersuchten Kadavern habe ich ihn nicht angetroffen. Das Caput coracoideum entsprang 1”2”" breit von der inneren Fläche des Processus coracoideus unmittelbar und von einem Sehnenbogen mittelbar, und zwar: 1) mit einem vorderen, kleinen, 2” breiten Fleischkopfe von dem unteren Rande der inneren Fläche hiuter der Spitze des Processus coracoïdeus, und hinter dem Ursprunge des Coracobrachialis, von diesem durch einen Zwischenraum geschieden: 2) mit einem grôsseren, hinteren, 7°” breiten Fleischkopfe von dessen Basis und unter dem Ursprunge des Lig. coraco-claviculare; und 3) von einem Sehnenbogen, der diese beiden Kôpfe vereinigt, und unter dem Processus coracoi- deus, davon durch ein Loch geschieden; liegt. Das so entsprungene Caput coracoideum stieg vor den Subscapulares, diese kreuzend, zur Sehne des Latissimus dorsi herab, allmählig schmäler werdend, und ging schon am unteren Rande des Subscapularis major in eine schmale, plattrundliche Sehne über. Diese plattrundliche Sehne kreuzte dann quer die vordere Fläche der Sehne des Latissimus dorsi, vereinigt mit der von dieser Fläche dieses Muskels immer entspringenden Aponeurose des langen Kopfes des Triceps brachü, und ging 3” unter dem unteren Rande des Teres major und Latissimus dors in den sehnigen Theil des langen Kopfes des Triceps brachü über. Das Caput coracoideum war 7°” lang, wovon auf den Fleischtheil bis zum unteren Rande des Subscapularis major 214; auf die Endsehne, und zwar bis zum oberen Rande des Latissimus dorsi und Teres major 13”, von da nach abwärts bis zur Verschmelzung mit dem Triceps brachü 23” kommen. Die Endsehne war 11” breit. 2 Caput supernumerarium HV. coracoideo-capsulare. (Tab. IL. Fig. 3. 6.) Diese Art eines supernumerären vierten Kopfes des Triceps brachii habe ich bis jetzt in zwei Fällen beobachtet, und zwar 1 Mal an der linken Schulter eines jungen männ- lichen Individuums im April 1856 bei den Präparir- Uebungen und 1 Mal an der linken Schulter eines 35jährigen Soldaten unter den geflissentlich untersuchten 380 Kadavern im November 1856. An der rechten Schulter war im ersten Falle der Muskelkopf allerdings da, 246 (28) WENZEL GRUBER. endigte aber schon am oberen Rande der Sehne des Latissimus dorsi; im letzteren Falle war weder diese, noch eine andere Muskel-Anomalie zugegen. Das Caput coracoideo-capsulare entsprang in beiden Fällen mit zwei aponeuro- tischen Blättern. Das eine (x) dieser entstand von der inneren Fläche des Processus coracoideus, oder deren unterem Rande, und stieg vis à vis dem Lig. coraco-humerale vertikal herab: das andere (8) kam von der Schulterkapsel und dem oberen Rande der Sehne des Subscapularis major mit beiden verwachsen, von aussen und hinten her zu ersterem, um sich mit demselben an dem oberen Rande dieses Muskels, oder 1—11" unter dem Processus cora- coideus zu vereinigen. Im ersten Falle war das Blatt von der Schulterkapsel, im zweiten das von dem Processus coracoideus das stärkere. Das nach der Vereinigung jener beiden Sehnenblätter fleischig gewordene Caput stieg am Subscapularis major, diesen am Uebergange seiner Sehne in den Fleischtheil kreuzend, all- mäblig schmäler aber dicker werdend, zum oberen Rande der Sehne des Latissimus dorsi vertikal herab, und ging hier im ersten Falle in eine schmale, im zweiten Falle in eine breite Sehne über. Die Endsehne kreuzte in beiden Fällen, 13—2" hinter der Insertion des Latissimus dorst an den Humerus, quer und von vorn die Sehne dieses Muskels und ging neben und mit dem, von deren vorderer Fläche entsprungenen, aponeurotischen Blatte des langen Kopfes des Triceps brachü in diesen, 1—3" unter dem Rande des Latissimus dorsi und Teres major, über. Im zweiten Falle vereinigte sich ein Theil dieser Endsehne auch mit der Scheide des Teres major und ging in zwei Bündel getheïlt in den Triceps brachui über. Dasselbe war im ersten Falle 4” und mebr lang, wovon etwa 11” auf die Eudsehne kam: am oberen Ende des Fleischtheiles 6”, am unteren Ende desselben 3°”, an der plattrund- lichen Endsehne 11” breit; am oberen Ende des Fleischtheiles En, am unteren Ende 2°” dick. Dasselbe hatte im zweiten Falle eine äbhnliche Länge, war aber oben am Fleischtheile breiter, und unten an demselben schmäler. In beiden Fällen war es ein länglich dreieckiger Muskelstreifen, der durch einen grôsseren Zwischenraum vom Coracobrachialis geschieden schien, oben von den Vasa axillaria und dem Plexus axillaris bedeckt, also aussen davon lag, unten rückwärts von der Art. axillaris, davon durch einen Theil des PL. axillaris separirt, verlief, durch eine Schlinge des letzteren trat, den Nervus circumflexus brachii und die Vasa subscapularia communia von innen her kreuzte u. s. w. 8. Caput supernumerarium IV. supraglenoïidale. (Tab. LL. Fig. 4. y.) Diese Art vierten Kopfes des Triceps brachii habe ich unter 380 Kadavern und : überbaupt bis jetzt nur 1 Mal gesehen. Ich fand dieses Caput supraglenoidale im Januar 1855 au der linken Schulter eines 12— 15jäbrigen Kuaben, nicht aber an der rechten. Dasselbe ist ein spindelfürmiges Muskelchen von 2” Breite und 1°” Dicke im Fleisch- theile, das an seinen beiden Enden in eine schmale, lange, plattrundliche Sehue auslief. Die MusCULI SUBSCAPULARES UND DIF NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN, (29) 247 Es entspringt mit einer plattrundlichen, 1” langen Sehne. über der oberen Spitze der Fossa glenoidalis, innen und neben dem Ursprunge des langen Kopfes des M. biceps brachit. Ver- läuft dann über der Schulterkapsel, mit dieser vereinigt, zuerst von der Schne des M. supra- spinatus bedeckt, später unter dem Septum zwischen der Bursa mucosa subcoracoidea und B. m. subseapularis zum oberen Rande des Subscapularis. Wird bald darauf flleischig und steigt in gerader Richtung vor den Subscapulares, diese kreuzend, bis zum Latissimus dorsi und Teres major hinab. Nun geht es wieder in eine plattrundliche Sehne über, die noch schmäler als die des Ursprungs ist, 1” vom Os humeri die vordere Fläche der Sehne des M. latissimus dorsi kreuzt und unter dem unteren Rande der Sehne dieses Muskels mit dem sehnigen Theile des langen Kopfes des M. triceps brachù sich vereinigt. 4, Caput supernumerarium IV. a tendine musculi subscapularis majoris ortum. (Tab. LIL. Fig. 5. &.) Ich habe diese Art supernumerären vierten Kopfes des Triceps brachit unter jenen 380 Kadavern und überbaupt nur 1 Mal beobachtet, Ich sah diesen anomalen Kopf an der rechten Schulter eines 29jährigen Soldaten, an der linken Schulter aber ein eigen- thümliches, zweibäuchiges, supernumeräres Fleischbündel des Subscapularis major. Unser Caput supernumerarium war mit einem ganz eigenthümlichen Depressor tendinis m. subscapularis majoris verwachsen. Beide entsprangen mit einer gemeinschaftlichen, breiten, starken Sehne von der oberen Hälfte der des Subscapularis major vor deren Uebergang in den Fleischtheil des letzteren Muskels. Eutsprechend der Mitte der vertikalen Breite der Sehne des Subscapularis major beginnt ibr 7°” breiter Fleischtheil, der allmählig breiter werdend und die Subscapulares kreuzend, 2” unter dem Ursprunge beider, in zwei Bäuche sich scheidet, einen vorderen und einen hinteren. Der vordere Bauch oder das Caput supernumerarium IV.(«) steigt bogenfôrmig zum langen Kopfe des Triceps; der hintere Bauch oder der eigenthümliche Depressor tendi- nis m. subscapularis majoris (B) in der Richtung einer schiefen Linie zur Mitte der Länge des Teres major hinab. Jener ist schmal und verschmächtigt sich im Abwärtssteigen von 3” Breite allmählig bis auf 11°”; dieser ist breit und nimmt im Abwärtssteigen allmäblig bis 16°” Breite zu. Jener geht am oberen Rande der Sehne des Latissimus dorsi in eine IAE breite, plattrundliche Sehne über, welche jene des genannten Muskels 2” hinter ihrer Insertion an das Oberarmbein quer kreuzt, damit verwachsen ist uod unter ihr in den langen Kopf des Triceps übergeht; dieser endigt theils an der Scheide des Teres major kurzsehnig und 10°” breit (f'), theils stark aponeurotisch und 6” breit (&) in den Rand der Sehne und des Fleischtheiles des Latissimus dors. — Der Latissimus dorsi empfängt auch vom unteren Schulterblattwinkel ein Fleischbündel (y). | Die Länge des Muskels betrug 4 — 41”. 248 (30) WENzZEL GRUBER. Der Stamm des Plexus brachialis für den Nervus radialis und Nervus circumflezus brachii verlief hinter dem ganzen Muskel vorbei. Das vordere Bündel oder das Cap. supernume- rarium IV. verlief vor den Vasa subscapularia commuma. Der ganze Muskel kann auch als ein Depressor tendinis m. subscapularis majoris biceps betrachtet werden, wovon aber der eine Kopf vom Triceps, der andere vom Teres major und Latissimus dorsi kômmt. B. PARTITIO ANOMALA. 5. Musculus capsularis s tensor humero-scapularis inferior a capite longo-bipartito. Die etwa zollbreite Sehne des langen Kopfes des Triceps brachii entspringt nicht nur von dem Tuberculum infraglenoidale, der Foveola infraglenoidalis und dem unteren Rande des Condylus des Schulterblattes, sondern auch mit einem kleinen Theile ibrer Fasern von der Schulterkapsel, oder hängt doch mit dieser zusammen. Der Theïl von dem Schulterblatte, und der von der Schulterkapsel bilden immer ein zusammenhängendes Ganzes, so dass von einem isolirten Scapular- und Capsulartheil dieser Sehne keine Rede sein kann. Mir ist aber doch eine Trennung dieser beiden Portionen im Anfangstheile der Sehne des langen Kopfes an der linken Seite eines 23jährigen Soldaten vorgekommen. Die Scheidung geschah durch eine zolllange und einige Linien breite Spalte, welche vom Ursprunge der Sehne nach abwärts stieg. Die Spalte aber diente dem Nervus circumfleæus brachii zum Durchtritte. Der separirte und ungewôhnlich entwickelte Capsulartheil, als die kleinere, vordere, äussere Portion, erschien als ein 2—3" breites Muskelbündel, welches mit einer 8" langen Sehne begann, im Ganzen aber 11"lang war. Es entsprang an der freien unteren Kapselwand, in der Mitte des Raumes zwischen dem Subscapularis minor und Teres minor; verlief unter der- selben, mit ihr vereinigt, zuerst nach rück- und einwärts, krümmite sich daon bogenformig um, und stieg vor dem vorderen, äusseren Rande der Sehne des Scapulartheiles abwärts, um 1” unter dessen Ursprunge mit demselben sich fleischig zu vereinigen. Der lange Kopf des Triceps brachi gewôhnlicher Fälle, wirkt wegen des Zusammenhanges seiner Sehne mit der Schulterkapsel als Spanner derselben. Diess wird wohl um so mehr der Fall sein müssen, so bald der zur Kapsel gehende Theil der Sehne durch ein vom langen Kopfe des Triceps losgetrenntes Muskelbüudel substituirt wird. Es wird somit der losgetrennte Capsulartheil des langen Kopfes des Triceps in unserem Falle auf die Bedeutung eines wahren Musculus capsularis und tensor capsulae humero-capsularis inferior, Anspruch machen kônnen. Die MuscuLi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. (31) 249 IX. Levator tendinis muscuh latissimi dorsi. (Tab. IV. Fig. 4. d.) Dieser 21” lange, 6” breite Muskel entstand theils vom inneren vorderen Rande des Processus coracoideus, theïls auch mit einem Sehnenblatte von der Schulterkapsel. Er stieg fast senkrecht zum oberen Rande der Sehne des M. latissimus dorsi herab und inserirte sich da- selbst durch eine schmale und kurze Sehne unter eiuem rechten Winkel. Zuerst wurde er von den Achselgefässen und Nerven bedeckt und lag dann hinter der Ar. axillaris, giog dann durch eine Schlinge des Pleæus aæillaris, kreuzte von vorn den Nervus circumfleæus humeri, die hintere Wurzel für den Nervus radialis und die Vasa scapularia communia. Ich habe diesen Muskel an der rechten Schulter jenes jungen männlichen Indivi- duums beobachtet, das an der linken Schulter ein Caput supernumerarium IV. coracoi- deo-capsulare (Tab. III. Fig. 3. 8.) aufzuweisen hatte. Dieser Muskel hat mit dem bekannten Bündel des Latissimus dors, welches vor den Armgefässen zur Sehne des Pectorahs major oder zum Coracobrachialis oder zum Caput breve des Biceps brachi verläuft und daselbst oder an der Spitze des Processus coracoideus endigt, nichts gemein. Er ist ein vérkümmertes Caput supern. IV. coracoideo-capsulare s. coracoi- deum des Triceps brachii und selbst von den Fällen, welche Rosenmüller — De nonnullis musculorum corporis humani varietatibus. Lipsiae 180%. p. 5 — und W. G. Kelch — Beitr. z. path. Anat. Berl. 1813. p. 35 — beschrieben haben, verschieden. X. Musculus cervico-costo-humeralis. (Tab. IV. Fig. 2. à.) Ich habe diesen Muskel nur ein einziges Mal und zwar am 29. Januar 1855 an der rechten, nicht aber an der linken Seite, der mir zur pathologisch-anatomischen Section gebrachten Leiche eines 30jäbrigen Matrosen gesehen. Der Muskel ({) entsprang mit zwei 11”langen Sehnen, mit einer oberen, schmalen (anfänglich 3°”, dann 11”), strangfôrmigen («), von dem Ende des Querfortsatzes des 6. Halswirbels, und mit einer unteren, 3— 4" breiten, dünneren, bandartigen(B) von dem vorderen, knôchernen Ende der 1. Rippe hinter dem An- satze des Lig. costo-claviculare. Erstere trat durch die von den vorderen Aesten des 6. und 7. Halsnerven gebildete Schlinge des Plexus brachialis und stieg von der Spitze des vom Mus- culus scalenus anticus und medius gebildeten Dreiecks schief nach ab- und auswärts in das Tri- gonum omo-claviculare, letztère lief in querer Richtung unmittelbar hinter der Clavicula und vor der Vena subclavia nach aus-, rück- und etwas aufwärts gegen das Ende der ersteren. Sie Mém. des sav. étrang. T. VIII. 32 250 (32 WENZEL GRUBER. gingen unter einem rechten Winkel mit dem kleineren Theil ihrer Fasern bogenformig in einander über, setzten sich aber grôsstentheils und unmittelbar in den Fleischtheil fort. Der im Niveau der ersten Rippe von dem winkligen Sehnenbogen entstandene Muskel- kôrper verlief in der Richtung der oberen strangfôrmigen Sehne vor der Arteria et Vena sub- claviæ und dem Plexus brachalis abwärts und auswärts, ging hinter der Clavicula und dem Musculus subclavius vorbei, gelangte in die äussere und vordere Seite der Regio axillaris. Hier lag er zuerst im äusseren Theiïle des Trigonum clavi-pectorale, danu hinter dem M. pectoralis minor und endlich unterhalb diesem auf dem Musculus subscapularis. Derselbe endigte in eine kurze, aber breite Sehne, welche sich nebst ihrer 14” langen Fortsetzung an die Spina tuberculi minoris humeri am Collum chirurgicum vor dem M. subsca- pularis minor und weiter abwärts zwischen diesem und dem Laussimus dorsi und Teres major. von letzteren beiden bedeckt, inserirt. Der Muskelkôrper war länglich vierseitig, gleichmässig 7—8"”" breit, und 4° 2” lang. Der Muskel sammt der oberen Ursprungssehne hatte somit eine Länge von 5° 8”. XI. Insertion des Musculus pectoralis minor des Menschen an das ‘Tuberculum majus humeri oder an die Schulterkapsel. (Thierbildung. ) Der Processus coracoideus des Schulterblattes besitzt an seinem nach vorn umge- bogenen, nahezu horizontalen, 10 — 15°” langen Theile gewôbnlich ein dreieckiges abgerun- detes Ende; 3 Flächen, obere, untere, innere; und 3 Ränder, inneren oberen, inneren unteren, äusseren. Statt des äusseren Randes kommt bisweilen eine äussere Fläche vor. An dem hinteren Theile der oberen Fläche ist gemeiniglich vor der zur Anheftung des Li. coraco-clavieulare bestimmten Tuberositas, die dem aufsteigenden Theile angehôrt, eine etwa 3°” breite, seichte, schief von innen und vorn nach aussen und hinten verlaufende Furche oder Eindruck zu sehen, die vorn und aussen durch einen flachen Kamm begrenst wird. Die innere Fläche dieses horizontale Theils ist vorn 2—4", hinten 3 — 6” hoch. An den inneren oberen Rand, hinter der Spitze des Processus coracoideus bis zum Anfange jener Furche der oberen Fläche, so wie an den genannten Kamm derselben Fläche inserirt sich die Sehne des M. pectoralis minor, abgesehen von der Vereinigung, die sie selbst bis 1” vom Processus coracoïdeus abwärts, mit dem M. coracobrachialis eingeht. Zwischen der Sehne des M. pectoralis minor und der inneren Fläche des Processus cora- coileus und bisweilen zwischen dieser und auch der oberen Fläche des letzteren liegt die kleine Bursa mucosa musculi pectoralis minoris. Ich habe dieselbe unter 200 Kadavern nur an 5, also unter 40 Kadavern erst 1 Mal gesehen, falls ich die anomalen und bis jetzt unbekannten Die MuscuLi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. (33) 251 Fälle des Verlaufes der Sehne des M. pectorahis minor über dem Processus coracoideus mittelbar zum Oberarmbein abrechne. Foureroy, Koch, Loder, Rosenmüller, Villermé u. A. ge- denkea dieses Schleimbeutels, allein nur Loder hat denselben bestimmt gekannt. Zwischen der unteren Fläche des Processus coracoideus bis gegen dessen Basis (oben), der Schulterkapsel (unten), der Bursa subscapularis-coracoidea auct. — (hinten), dem Lig. coraco-hume- rale (aussen), und dem vereinigten Ursprunge des Coracobrachialis und des kurzen Kopfes des M. biceps brachi (vorn) liegt die Bursa mucosa subcoracoidea, die ich nur ganz selten ver- misste. Sie verlängert sich gewôhnlich mehr oder weniger weit hinter dem Ursprunge jener vereiniglen Muskeln herab. Ausnahmsweise besteht sie aus zwei hintereinander liegenden Beuteln, wovon der vordere ihrem genannten, abwärts verlängerten Theile entspricht und die eigentliche B. m. coracobrachialis vorstellt. Gewühnlich nennt man beide zusammen B. m. coracobrachialis. Manche Anatomen zäblev die B.m. subcoracoidea nicht richtig zur B.m. subscapularis; Andere, wie Fourcroy, Koch, Rosenmüller, Villermé haben sie als B. m. pectoralis mainoris beschrieben. Fourcroy — Mém. de l’Acad. Roy. des Sc. de Paris ann. 1785. p. 422 — erklärt die angebliche B. m. pectoralis minoris als nicht constant, aber häufiger vorkommend als die B. m. coracobrachialis. Letztere Angabe, so wie die über ihre Lage beweisen, dass er die B. m. subcoracoidea unrichtig für die B. m. pectoralis minoris genommen, also die letztere nicht gekannt habe. Chr. M. Koch — Diss. anat. phys. de bursis tend. mucosis. Lipsiae 1789. Untersuchung des natürlichen Baues und der Krankheïten d. Schleimbeutel. Nürnb. u. Altdorf 1795. p.57 —, der die B.m. coracobrachialis bisweilen als doppelt vorkommend angibt, und behauptet «es liege gemeiniolich eine Bursa unter der Sehne des kleinen Brustimuskels, wenn jene ganz fehle», hat auch beide mit einander verwechselt. Ich sah die B. m. subcoracoidea in allen Füällen, in welchen die B. m. pectoralis minoris zugegen war. Just. Chr. Loder — Auat. Taf. der Muskeln u. Schleimbeutel. Weimar 1795-1796 — allein hat p. 89 die kleine B. m. pectoralis minoris zwischen der Sebne des Pectoralis minor und dem Processus coracoideus liegend, also richtig beschrieben, aber geirrt, wenn er sie als oft vorkommend annabm. Er hat sie Taf. 47. Fig. 4. No. 16. auch richtig abgebildet. Joh. Chr. Rosenmüller — Alex. Monroi icones et descriptiones bursarum mucosarum c. h. cum tab. XV. Lipsiae 1799. Fol. — hat in dieser durch fremde und eigene Zugaben ver- mehrten Uebersetzung des Werkes von Alex. Monro — A description of all the bursae mu- cosae of the human body. HI. w. tabl. X. Edinburgh 1788. Fol. — die Bursa vesicularis pectoralis minoris p. 36, No. 5. unter der Sehne des M. pectoralis minor zwischen dem Pro- cessus coracoideus und der Schulterkapsel beschrieben, und Tab. HE, 0. nach Alex. Monro's Tab. 1. O. abgebildet. Er citirt Fourcroy’s ähnliche Beschreibung, welcher, wie ich oben an- segeben habe, sie verwechselt zu haben scheint; Monro Tab. 1. O., der sie p. 11 nicht unter dem Pectoralis minor liegend beschreibt, aber 1” unter der Spitze des Processus coracordeus hinter * 252 (3% WENZEL GRUBER. und aussen von dem vereinigten Coracobrachialis und Caput breve m. bicipitis brachii abbildet, und damit nur die eigentliche B. mucosa coracobrachialis gemeint haben kann; endlich Loder Taf. 47. Fig. 4. No. 16., der eine von Fourcroy's, Monro’s und seiner Bursa mucosa ganz verschiedene und die wahre B. m. pectoralis minoris abgebildet hat. Rosenmüller hat somit von den beiden B. m. coracobrachiales die hintere obere — subcoracoidea — zu- gleich als B. m. coracobrachialis p. 35 und B. m. pectoralis minoris p. 36 beschrieben, aber nur als B. m. coracobrachialis Tab. IT. n. nach Monro Tab. I. L. abgebildet; die vordere untere — coracobrachialis propria — als B. m. pectoralis minoris Tab. III. o. nach Monro Tab. I. O. abgebildet. Rosenmüller kannte daher die B. m. pectoralis minoris bestimmt nicht und scheint überhaupt über die Schleimbeutel unter dem Processus coracoïdeus nicht im Klaren ge- wesen Zu Sein. L.R. Villermé’s — Dict. des Se. méd. Tom. 54. Art. «Synoviales». Paris 1821. p. 108 — nicht constante B. m. du costo-coracoïdien (petit pectoral), die unter der Sehne dieses Muskels zwischen der Spitze des Processus coracoideus und der Schulterkapsel liegt, sehr oft mit der B. m. du coraco-humeral (coraco-brachial) vorkômmt, ist ebenfalls nicht die wahre B. m. pectoralis minoris, sondern nur die obere B. m. coracobrachalis s. subcoracoidea. Noch Andere beschreiben sie als bisweilen zugegen, ob sie aber die wahre B. m. pecto- ralis minoris damit meinen oder nicht, ist unbekannt. Diese Untersuchungen über das Vorkommen der Bursa mucosa pectoralis minoris hatten welche über den M. pectoralis minor, besonders über seine Sehne und deren An- satz zur Folge. Und in der That, dieselben blieben nicht ohne Erfolg. Ausser dem Vorkommen des M. pectoralis minor in dem einen Falle mit zwei durch einen breiten und langen, dreieckigen, bis nahe zum Processus coracoïdeus veichenden Zwi- schenraum, ir Folge des Mangels seines mittleren Theiles, geschiedenen Portionen bei einem 23jährigen Soldaten, und ausser seinem vollständigen Mangel an der rechten Seite im anderen Falle bei einem muskelstarken Soldaten, der an Leberabscessen und lobulä- rer Pneumonie starb, in Folge der Aufnahme von Jauche ins Blut, die durch Einmündung eines grossen Lweiges der Vena saphena magna in ein gleich unter der Tuberositas tibiae au deren in- nerer und vorderer Fläche befindliches, durch nachlässige ärztliche Behavdlung gangränôs ge- wordenes Geschwür bewerkstelligt wurde, wie die von mir am 16. November 1855 vorgenom- mene pathologisch-anatomische Section nachwies, — was ich nur nebenbei bemerke —: bin ich auch auf Anomalien der Insertion der Sehne des M. pectoralis minor gestossen, die bis jetzt den Anatomen unbekannt waren. Ich fand nemlich unter 200 Kadavern an 8, und zwar an 5 beiderseitig, an 3 nur recht- seitig, oder unter 400 Schultern an 13, also unter etwa 25 Kadavern und unter 30— 31 Schultern 1 Mal die Sehne des M. pectoralis minor entweder gar nicht, oder doch our theilweise an den Processus coracoideus angeheftet. Alle Füälle betrafen Soldaten im Alter von 20—57 Jahren. Den ersten Fall sah ich am 12. October 185%, die letzten zwei am #. April 1857. 2 Mal (1 Mal linkseitig und 1 Mal rechtseitig) unter 13 Fällen und zwar .Die MuscuLi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MuskELN Des MENSCHEN. (35) 253 an 2 Kadavern mit beiderseitigem Vorkommen dieser Anomalie — bei einem 32jährigen und einem #1{jäbrigeu Soldaten — heftete sich die Sehne des M. pectoralis minor gar nicht an den Processus coracoïdeus, 11 Mal endigte daselbst gewühnlich nur ein kleinerer Theïl. Dieser am Processus endigende Theil der Sehne entsprach meistens dem unteren Fleischtheil des #. pecto- ralis minor, wie dem von der 5. Rippe kommenden Fleischbündel; ausnahmsweise dem oberen, wie den von der 3. Rippe kommenden Fleischbündel; 3 Mal aber auch der oberen und unteren Fleischportion zugleich. Das den Processus coracoideus übersetzende und von der Sehne des Pectoralis minor losgelüste und abgeschickte Bündel gehôrte daher meistens deren hinterem Theile, manchmal dem mittleren, ausuahmsweise dem vorderen an. Die ganz oder theilweise freie Sehne verlief in allen Fällen in einer seichten Rinne, welche vor dem flachen Kamm der oberen Fläche des Processus coracoideus, also auch [vor der oben angegebenen, gemeiniglich vorhandenen, hinteren Furche liegt, schief von vorn und innen nach hinten und aussen über die obere Fläche des Processus coracoideus zu dessen äusserem Rande. Hier durchbohrt sie das daselbst befestigte Lig. coraco-acromiale an oder häufiger hinter der Mitte seiner Breite, krümmt sich über diesen äusseren Rand des Processus coracordeus, aussen vom Lig. coraco-humerale.und davon isolirt abwärts zum Oberarmbeinkopfe und zur Schulterkapsel, um sich entweder und meistens (9 Mal) mit dem inneren Rande der Sehne des M. supraspinatus zu vereinigen und mit dieser verschmolzen an das Tuberculum majus humert zu inseriren, oder {4 Mal) in das Lig. coraco-humerale sich fortzusetzen und mit diesem in die Schulterkapsel auszustrahlen. Unter den letzteren in einem Falle trat ein Theil der Fasern zwischen denen des Lig. coraco-humerale nach rückwärts, verstärkte die Schulterkapsel und endigte über der Fossa glenoidalis des Schulterblattes. Der Processus coracoideus war daher . das Hypomochlium über dem die Sehue des M. pectoralis minor verlief. Die schiefe Rinne an der oberen Fläche des Processus coracoideus war in allen Fällen überknorpelt. In 3 Fällen (1 Mal bei beiderseitigem Vorkommen, 2 Mal bei rechtseitigem Vor- kommen der Anomalie) lag zwischen der Sehne und dem Processus coracoideus die bis zu dessen äusserem Rande verlängerte B. m. pectoralis minoris; in allen übrigen 9 Füällen aber, namentlich in jenen 2, in welchen die Sehne des Pectoralis minor gar nicht an den Processus caracoïdeus sich anheftete, verlängerte sich der Schleimbeutel bis herab zur Sehne des À£. supraspinatus oder der Schulterkapsel zwischen der B. m. acromialis (aussen), der B. m. sub- scapularis-coracoidea auct. — (hinten) und dem Lig. coraco-humerale und der B. m. subcoracoidea (Ginnen und vorn). Unter diesen 9 Fällen endigte an 7 der Schleimbeutel an der Schulterkapsel blind; an 2 jedoch an beiden Schultern eines jungen Soldaten, den ich am 22. December 1854 untersuchte, ôffnete sich der Schleimbeutel durch eine 6” lange Spalte sogar in die Schulterkapsel. In 11 Fällen lag die Sehne am Processus coracoideus frei zu Tage und war in jenen Fällen davon mit Verlängerung des darunter liegenden Schleimbeutels, nur an der inneren, dem Lig. coraco-humerale zugekehrten Seite mit dem Schleimbeutel vereinigt; in einem Falle jedoch in einer am äusseren Rande des Processus coracoideus beginnenden Synovial- scheide eingeschlossen. In zwei Fällen aber (linkseitig bei einem 32jährigen Soldaten mit 25% (36) WEnwzEL GRUBER. beiderseitigem Vorkommen der Anomalie, und zwar in einem von den 2 Fällen mit Uebergang der ganzen Sehne des Pectoralis minor zu der des M. supraspinatus und zum Tuberculum majus humeri; ferner rechtseitig bei einem 57jährigen Soldaten mit beiderseitigem Vorkommen der -Anomalie), war die Rinne für die Sehne des Pectoralis minor an der oberen Fläche des Pro- cessus coracoideus durch Sehnenfasern, welche theils dem Lig. coraco-acromiale angehôrten, theils eigene waren und vom Processus coracoideus entstanden und da wieder sich inserirten, überbrückt und zu einem flach gedrückten, mit einer Synovialhaut austapezirten Kanal von 7— 9" Länge und 4 —5" Breite gestaltet, in dem und in seiner Verlängerung bis zum Supra- spinatus die Sehne allseitig frei wie in einer Vagina tendinis synoviahs verlief. Sie war aussen von der B. m. acromialis, hinten von der B. m. subscapularis, innen vom Lig. coraco-humeruale und der B. m. subcoracoidea umgeben. Die Breite einer solchen den Processus coracoideus übersetzenden Sehne varürte sehr. Ia einem Falle, in dem sie in ihrer Gänze über den Processus wegging, fand ich sie nur 3 bis 4" breit; in Fällen, wo sie nur theilweise darüber hinweglief, bald wie ein schmaler Streifen von 2” Breite, bald aber auch 4— 6" breit. Die Länge des Schleimbeutels oder der Synovialscheide war bald nur gleich der Länge der Rinne am Processus coracoideus, konnte aber auch 11” betragen. Der M. pectoralis minor solcher Fälle wird zugleich als ein kräftiger Heber des Armes wirken kônnen. Die angegebenen Fälle der Anomalie des Pectoralis minor sind in zwiefacher Hinsicht, 1) in comparativ-anatomischer und 2) chirurgischer, interessant. Ad 1). Der Fall mit Mangel erinvert: an jene Thiere, welchen dieser Muskel fehlt, wie an Lemur mongos (Meckel); an die Carnivora (Cuvier, Meckelu. A.); an die Glires, unter weichen derselbe nach Cuvier einigen, nach Meckel den meisten fehlt; an die £den- tata überhaupt (Cuvier), oder doch an Myrmecophaga (Meckel), aber wobl Y. tamandua ausgenommen, die statt des Pectoralis minor einen zum Tuberculum humeri gehenden Muskel besitzt(Rapp); Bradypus (Meckel), aber Choloepus didactylus (Unau) ausgenommen, dessen Pectoralis minor zugegen und am oberen Theile des Humerus sich inserirt (Vrolik); an die Ruminantia. Die Fälle mit Insertion theils an den Processus coracoideus, theils, verschmolzen mit der Sehne des Supraspinatus oder dem Lig. coraco-humerale, mittelbar oder selbst unmit- telbar an das Tuberculum majus humert, erinnern: an das Vorkommen bei Cynocephalus Sphinx, dessen Pectoralis minor nach Meckel mit dem grôüssten Theile seiner Sehne an das Oberarmbein, mit dem kleineren Theile derselben (einem starken Zipfel) an den Processus cora- coïdeus sich anbeftet; an Cercopithecus sabaeus, dessen Pectoralis minor ich mit dem À der Breite seiner Sehne und zwar deren stärkstem Theïle an den ganzen äusseren Rand des Processus coracoïdeus anheften, mit den übrigen % mit der Schulterkapsel, der Sehne des Supraspinatus und der Decke des Canalis intertubercularis verwachsen und an das Tuberculum humeri inseriren gesehen habe; an Cebus fatuellus, bei dem ich von der an die Schulterkapsel und an das Die Muscuci SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUSKELN DES MENSCHEN. (37) 255 Tuberculum externum humeri sich ansetzenden Sehne des Pectoralis minor ein starkes 3°” langes, dé 4 breites Bündel abgehen sah, welches sich auf der oberen Fläche der Basis des Processus coracoideus neben dem Lig. coraco-claviculare ansetzte; an Sim. sp.?, bei der ich eine ähnliche Insertion des Pectorahis minor, aber nur mit dem Unterschiede fand, dass das Sehnenbündel am äusseren Rande der Basis des Processus coracoideus sich ansetzte; endlich an /nuus nemestri- nus, bei dem ich die mit der Schulterkapsel vereinigte und an das Tuberculum humert externum angeheftete Sehne des Pectoralis minor ein 4” langes und 1°” breites Sehnenbündel zur oberen Fläche der Basis des Processus coracoideus abgeben sah, eine Angabe, die mit der von Vrolik übereinstimmt, welcher bei Macaque à face rouge die Sehne des Pectorahis minor an den Pro- cessus coracoideus ansetzen sah, nachdem sie früher eine Verlängerung an das Tuberculum minus humeri abgegeben hatte; und an andere Thiere, z. B. Cavia cobaya. Die noch übrigen 2 Fälle, mit Insertion seiner Sehne, verschmolzen mit der des Supraspinatus, an das Tuberculum majus humerr allein, also ohne Insertion an den Pro- cessus coracoideus, erinnern: an das Verhalten bei manchen Affen, z. B. Inuus cynomol- gus und Simia sp.? (Ich), Ateles paniscus (Meckel), Stenops (Meckel), bei welchen der Pectoralis minor zur Schulterkapsel und zum Tuberculum externum geht; und an andere Thiere mit Insertion an das Tuberculum externum oder überhaupt an den oberen Theïl des Humerus. Ad 2). Die beiden Fälle der Communication der die Sehne des Pectoralis minor, bis zu ibrer Verschmelzung mit der des Supraspinatus, begleitenden Synovialscheide mit der Schulterkapsel würden die Môglichkeït erklären, wi bei Fracturen, selbst nur des vorde- ren Stückes, des Processus coracoideus, die sonst nicht verletzte Schulterkapsel in Mit- leidenschaft einbezogen werden kônne. XII. Beaiträge zu noch anderen und bekannten Schultermuskel-Anomalien. Das bekannte anomale, bisweilen vorkommende Bündel vom Y. latissimus dorsi vor den Armgefässen und Armnerven zur Sehne des M. pectoralis major (gewühnlich), oder zum An- fangstheile des NM. coracobrachialis, oder Caput breve musculi bicipitis brachü, oder selbst zugleich zur Spitze des Processus coracoudeus, das Arnold, Blandin, Brugnone, Cruveilhier, Gan- tzer, Hyrtl, Kelch, Langer, Malgaigue, Meckel, Rosenmüller, Sü’mmering. Theile, Wardrop, noch A. und Ich (Neue Anomalien. Berlin 1849. p. 31. Tab. VI. Fig. 1.) beschrieben haben, sab ich unter allen bekannten Varietäten seines Vorkommens auftreten. Beifügen kann ich, dass in einem Falle mit seinem beiderseitigen Vorkommen bei einem 30jährigen Manne, linkerseits zu seiner Abgangsstelle vom H. latissimus dorsi ein starkes Bündel des M. pec- toralis major sich begab und daselbst sehnig sich inserirte. Das Bündel vom unteren Schulter- blattwinkel zum Latissimus dorsi habe ich auch doppelt gefunden. 256 (38) WENZEL GRUBER. Am M. deltoideus sah ich ôfters, wie Andere, den von der Spina scapulae entsprungenen Theil vom übrigen Muskel vüllig isolirt; aber ich beobachtete dieselbe Abtrennung auch an seinem Claviculartheil. Das von Meckel — Handbuch d. menschl. Anat. Il. Bd. Halle u. Berlin 1816. p. 493 — beschriebene überzählige Bündel, das von der Fascia des M. infra- spinatus und von der Basis scapulae entspringt, kam mir ebenfalls vor. Auch habe ich unlängst (12. März 1857) bei den Präparir - Uebungen jenes überzählige Bündel angetroffen, wel- ches B. S. Albin — Hist. muse. hom. Leid. Batav. 173%. Lib. III. Cap. 142. p. 422 — zwi- schen dem M. infraspinatus und M. teres minor (vom vorderen Schulterblattrande?) angab. Den von Hyrtl — Lehrb. d. Anat. d. M. Wien 1855. p. 360 — mehrmals gesehenen Schulterkapselspanner, der vom Acromion zur Schulterkapsel herabsteigt, und ein vom Fleische des Deltoideus losgerissenes, selbstständig gewordenes Bündelchen ist, habe ich bis jet nicht gefunden. Seiler — Observ. anat. Fase. I. Viteb. 1808 — will die Vergrôsserung seines Ursprunges bis zum Brustende des Schlüsselbeines gesehen haben? Otto — Lehrb. d. path. Anat. I. Bd. 1830. p. 247-249 — erwähnt eines Falles mit Mangel seiner ganzen vor- deren Hälfte. Ich sah fast ganz oder ganz den Claviculartheil mangeln. Der von Meckel — Deutsch. Arch. f. d. Physiol. V. Bd. 1819. p.215 — beschriebene beiderseits in der Fossa infraspinata zwischen M. infraspinatus und dem M. deltoideus gelagerte, länglich dreieckige Muskel, der vom ganzen unteren Rande der Spina scapulae entsprang und am Tuberculum majus und an der Schulterkapsel endete, war der vüllig isolirte und durch seine Insertion für sich, selbstständig gewordene Schulterblattgräten-Kopf des M. infraspi- natus. Ich sah diesen Kopf in dem einen Falle vom Infraspinatus getrennt, aber bestimmt mit der Sehne des M. supraspinatus als dessen äusseren unteren Kopf vereinigt. Die von An- deren angegebene Varietät, mit Vorkommen eines überzähligen Bündels von der Aussen- fläche des M. deltoideus, entsprechend der Mitte der Schulterblatigräte, das sich mit der Sehne des M. infraspinatus vereinigte, habe ich nie gesehen. Die MuscuLi SUBSCAPULARES UND DIE NEUEN SCHULTER-MUskELN DES MENSCHEN. (39) 257 Erklärung der Abbildungen, TABAE: Fig. 1. Rechter Schulterstumpf enes 28jährigen Soldaten. — a. Subscapularis major. 6. Sub- scapularis minor. c. Caput Jlongum des Triceps brachiï, d. Teres major. e. Latissimus dorsi. Fig. 2. Derselbe. — a. Subscapularis major (am Axillar-Rande eingeschnitten). b.—e. wie Fig. 1. Fig. 3. Linker Schulterstumpi eines Soldaten. — a. b. c. wie Fig. 1. Fig. k. Rechter Schulterstumpf. — a. Subscapularis major. b. Subscapularis minor. c. Supernu- merûäres Bündel des Subscapularis major. d. Teres major. e. Latissimus dorsi. «&. Nervus cir- cumflexus brachii. Fig. 5. Linker Schulterstumpf. — a. Subscapularis major. b. Subscapularis minor. c. Supernu- Fig. 1. Fig. 2. Fig. 6. Fis. 7. meräres Bündel des Subscapularis major. d. Vercinigier Glenobrachialis und Depressor m. sub- scapularis majoris mil Ursprung vom supernumerären Bündel. «. Nervus circumflexus brachii. Linker Schulterstumpf eines 29jährigen Soldaten. — a. Subscapularis major. b. Subsca- pularis minor. c. Zweibäuchiges supernumerüres Bündel des Subsrapularis major. @& Oberer Bauch zum Processus coracoideus und zur Schulterkapsel. B. ÜUnterer Bauch zur Sehne des Subscapularis major. d. Caput longum des Triceps brachii. TAB. TL Rechter Schulterstumpf. — a. Subscapularis major. b. Subscapularis minor. c. Depressor tendinis m. subscapularis majoris. Linker Schulterstumpf eines sehr robusten Mannes. — a. Subscapularis major. b. Sub- scapularis minor. c. Depressor biceps tendinis m. subscapularis majoris. d. Coracobrachialis. e. Teres major und Latissimus dorsi. Rechter Schulterstumpf eines 22jährigen Soldaten. — a. Subseapularis major. b. Sub- scapularis minor. c. Capsularis humero-scapularis. &«. Sehnenbogen des Ursprunges. 8. Vorderer Schenkel desselben (Vorderer Kopf des Muskels). y. Hinterer Schenkel desselben (Hinterer Kopf des Muskels). d. Teres major. e. Latissimus dorsi. . Rechter Schulterstumpf von demselben Individuum wie Fig. 2. — a. Subscapularis. b. Gle- nobrachialis. ce. Teres major und Latissimus dorsi. d. Caput internum des Triceps brachii. e. Schulterkapsel (aufgeschnitten). f. Sehne des Caput longum des Biceps brachüi. g. Bursa mucosa subscapularis (aufgeschnitten). Rechter Schulterstumpf eines 23jährigen Soldaten. — a. Subscapularis, b. Depressor ten- dinis m. subscapularis majoris. c. Tensor fasciae el cutis foveae aæillaris. d. Teres major. e. La- tissimus dorsi. f. Caput longum des Biceps brachüi. g. Stück der Haut der Achselgrube. Linker Schulterstumpf von einem Manne. — «a. Subscapularis. bd. Capsularis humero-sca- pularis. c. Coracobrachialis minor. d. Teres major. e. Latissimus dorsi. f. Coracobrachialis major und Caput breve des Biceps brachït. g. Caput externum des Triceps brachii. Linker Schulterstumpf. — a. Subscapularis major. D. Depressor tendinis m. subscapularis majoris. c. Coracobrachialis minor. d. FTeres major. e. Latissimus dorsi. f. Caput longum des Biceps brachïüi. g. Caput longum des Triceps brachii. h. Processus coracoideus. 1. Stück der Sehne des Pectoralis minor. 4. Stück des Ursprunges des Coracobrachialis major und Caput breve des Biceps brachii. Mém. des çav. étrang. T. VII. k 33 (40) WENZEL GRUBER. Fig. 8 Linker Schulterstumpf eines 10—12jährigen Knaben. — a. Subscapularis major. b. Sub- Fig. Fig. Fig. Fi — Fig. Fig. Fig. Fig. scapularis minor. c. Coracobrachialis minor. æ&. Vorderer Ast seiner Sehne. $. Mittlerer Ast seiner Sehne. y. Hinterer Ast seiner Sehne. d. Depressor tendinis m. subscapularis majoris vom Cora- cobrachialis minor entstanden. e. Latissimus dorsi. f. Teres major. g. Triceps brachü. à. Caput longum. €. Caput externum. €. Caput internum. À. Processus coracoideus. &. Stück der Cla- vicula. 1. Ligamentum coraco-claviculare. . Linke Schulter und Oberarmhälfte eines 32jährigen Soldaten. — a. Subscapularis major. b. Subscapularis minor. c. Coracobrachialis minor. «. Ursprungs-Sehnenbogen. 6. Insertions- Sehnenbogen. y. Länglich runde Spalte zwischen dem Ursprungs-Sehnenbogen und dem Pro- cessus coracoideus. d. Teres major. €. Latissimus dorsi. f. Coracobrachialis major. g. Pro- cessus coracoideus. TAB. IIL. . Rechter Schulterstumpf eines 20jährigen, nicht robusten, männlichen Individuums. — a. Processus coracoideus. b. Subscapularis. c. Coracobrachialis minor. «x. Ursprungs-Sehnen- bogen. $. Länglich runde Spalte zwischen dem Sehnenbogen und dem Processus coracoideus. d. Teres major. e. Latissimus dorsi. f. Caput longum des Biceps brachii. . Linke Schulter und linker Oberarmtheil eines robusten Mannes. — a. Stück der Cla- vicula. b. Processus coracoideus. c. Subscapularis major. d. Subscapularis minor, e. Latissimus dorsi. f. Teres major. g. Triceps brachïi. ©. Caput longum, $. Caput internum. Ô. Aponeu- rose vom Caput longum zur Sehne des Latissimus dorsi. e. Caput supernumerarium coracoideum. a. Loch zwischen Processus coracoideus und dem Ursprunge des Caput supernumerarium co- racoideum des Triceps brachïi. k. Coracobrachialis. 2. Biceps brachii. 4. Pectoralis minor. l. Lig. coraco-claviculare. g. 3. Linker Schulterstumpf eines jungen männlichen Individuums. — a. Processus coracoi- deus. b. Lig. coraco-humerale. c. Subscapularis. d. Latissimus dorsi. e. Teres major. f. Triceps brachü. «@. Caput longum. $. Caput coracoideo-capsulare. «. Das aponeurotische Blatt des letzteren vom Processus coracoideus (abgeschnitten). $. Das aponeurotische Blatt desselben von der Schulterkapsel. y. Aponeurose des Caput longum zur Sehne des Latissimus dorsi. g. Stück der Sehne des Pectoralis minor. 4. Stück der gemeinschaftlichen Ursprungs-Portion des Coracobrachialis und des Caput breve des Biceps brachii. :. Sehne des Caput longum des Biceps brachii. . Linker Schulterstumpf eines 12—15jährigen Knaben. — a. Acromion. b. Processus cora- coideus (vor der Basis durchsägt). c. Subscapularis major. d. Subscapularis minor. e. Latissimus dorsi. f. Teres major. g. Triceps brachïü. @&. Caput longum. $. Caput internum. y. Caput supernumerarium supraglenoidale. 5. Rechter Schulterstumpf von demselben Individuum wie Tab. I. Fig. 6. — a. Subscapularis major. b. Subscapularis minor. c. Teres major. d. Latissimus dorsi. e. Triceps brachüi. &«. Caput supernumerarium à lendine subscapularis majoris. 8. Eigenthümlicher Depressor tendinis m. sub- scapularis majoris verwachsen mit erslerem und entstanden vom Teres major und Latissimus dorsi. x. Aponeurotisches Ursprungsbündel vom Latissimus dorsi. $’. Ursprung von der Scheide des Teres major. y. Fleischbündel vom unteren Schulterblattwinkel zum Latissimus dorsi. TAB. IV. .- Rechter Schulterstumpf von demselben Individuum wie Tab. IL. Fig. 3. — a. Vereinigter Coracobrachialis und Caput breve des Biceps brachii. b. Subscapularis. c. Latissimus dorsi. d. Levator tendinis m. latiss. dorsi. e. Plexus axillaris. f. Arteria axillaris. &. Art. subscapularis. &. Art. circumflexa humeri posterior . Rechter Schulterstumpf und rechtes seitliches Rumpfstück von einem 30jährigen Matrosen. — a. Scalenus anticus. b. Scalenus medius. ce. Obere Portion des Serratus anticus major. d. Subscapularis. e. Ursprungsstück des Teres major. f. Oberer Theil der Insertions- portion des Latissimus und Teres major. g. Abgeschnittener Omohyoideus. k. Supraspinatus. î. Cervico-costo-humeralis. x. Dessen obere strangfürmige Ursprungssehne. 6. Dessen untere bandartige Ursprungssehne. ——=sses——— | TL. Mem sas. etuamy 3. VII CW Bruber. Wlusouli pupernunmeucuir Jo ak Ÿ dev D : d Land, CL à mob. del Ÿ. Poure Lt. T'ITI Mém sa. ctuung T. VE 7? Dre Mlusewl Auperrameratt out Son peut ZA A à PE à aa . DL W. Soupe Lth.. | We: 1 nr ‘ à ! 4 4 \ = É 1 ê eu L ÿ | ; à ft ne \ 4 k 7 à À (f. K se y " à $ L TAUPE | 1 | \ LP ER Man 4 t dual ee id HER , x \ Gene nr TI. GW ul: Fupeunumerur éupeiumerxux/ 5 | “ ù ; NS &- | S) 2: ne : . = k = È ler t Æ Fos UEBER EINIGE ZUM THEIL NEUE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS NAMENTLICH SEINES OSTLICHEN THEILES UND DES AMUR-GEBIETES. VON G. Gerstfeldt, Mag. a Gelesen den 6. November 1857. ÿ Li cr ar CTRATAUUE | PQ DENT x WA A 4 di li FA LÉ ch F4 MH AURAI aAd ed MAHNTEU AIG, D FH ee Cinleitung. n Die Thiere, welche in den folgenden Blättern aufgezählt und beschrieben werden sollen, sind nebst vielen anderen Naturgegenständen in den J. 1852—56 von Maack und zum Theil von Maack und mir gemeioschaftlich gesammelt worden. — Ausser Maack, meinem Reisegefährten auf dem Amur, welcher den grôssten Thbeil der hier zu behandelnden Thiere aufgefunden und die betreffenden Sammlungen mit vielen Schwierigkeiten glücklich nach St. Petersburg gebracht hat, muss ich meinen innigsten Dank den Akademikern Brandt, Middendorff und Schiefner, so wie dem Conservator Wosnessenski aussprechen, welche mich die literärischen Hülfs- mittel und die Sammlungen der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften, deren ich zu dieser Arbeit bedurfte, mit der grôüssten Bereitwilligkeit benutzen liessen, CLassis Platodes Leuck (Wiegmann’s Archiv 1854, II, 306. 336); Apodes Leuck (Ueber Morphologie, 70); Apodes Blain v. (proparte); Apoda V. Carus (Thierische Mor- phologie, 418); Platyelmua et ex Annelid. Hirundinea G. Vogt (Zool. Briefe I, 169); Achaethelmintha molha Diesing (Systema helm.) excl. Infusoria. Orno Turbellarü Ehrenb, (pro parte), Siebold, Leuck., V. Carus etc. Trisus Planarieae Leuck. (Wiegm. Arch. 1854, II, 342). SugtRiBus Dendrocoela Leuck. (ebend.) Famicia Planarieae Leuck. (ebend., 345). Genus Planaria O. F. Müller. SPEC. 1. PLANARIA ANGARENSIS mb. n. sp. Corporis forma, magnitudine, margineque Planariae lacteae Müll. similis; consistentia tamen coriacea, colore supra nigro-fusco , infra albido, capite vitta collari nigra cincto subrufo et oculis indistinctis satis differens. 262 (2) G. GERSTFELDT. Der Kürper ist flach, oblong, hinten spitzer, vorn abgestutzter und mit sehr stark ausge- buchtetem, in krause Falten gelegtem Rande versehen, welches Letztere jedoch im Leben nicht in so auffallender Weise stattfinden mag als bei den in Weingeist aufbewahrten Exemplaren, weil diese sich mehr oder weniger zusammengezogen haben. Das zugerundete Kopfende über- ragt etwas die beïden seitlichen ohrfôrmigen Fortsätze und trägt nur undeutliche Augen. Die Rückenseite erscheint braunschwarz oder heller braun und dann ziemlich häufig mit dunkleren Punkten dicht bestreut; das rothbräunliche Kopfende ist stets lichter als die übrige Oberseite und wird durch eine deutliche, schwarze oder schwarzbraune, halskragenartige Querbinde von dieser gesondert. Die Unterseite ist weisslich oder gelblich. Die Länge beträgt etwa einen Zoll, die Breite 4”, doch dürften lebende Exemplare verhältnissmässig länger und schmäler erschei- nen, als die im Weingeiste stark contrabirten todten, In der Angara bei Irkutzk im Frübling (März und April) von Maack häufig an Steinen gefunden. ; Diese Art erinnert durch Grôüsse und Gestalt, sowie durch die Kräuselung des Kôrper- randes an Planaria lactea Müll. (Dendrocoelum lacteum Oerst.), unterscheidet sich aber von ihr durch die lederartige Consistenz, durch die dunklere Färbung und das schwarze Halsband. Spec. 2 PLANARIA TORVA O. F. Müll. Planaria torva Müller, Zool. Daniae prodr. 4% 2688 u. Zool. Daniae III, #8, tab. CIX. fig. 5.6; Oersted, Plattwürmer, 54; Diesing, Syst. helm. I, 206. — Fasciola torva Müller, Verm. terr. et fluv. hist. I. 2, p. 62. Die wenigen hierher gehôürigen Exemplare, welche mit der vorigen Art gemeinschaftlich an denselben Fundorten vorkamen, entsprechen in Allem ziemlich gut den oben angegebenen Beschreibungen und Diagnosen und der Müllerschen Abbildung von Planaria torva. Nur ist das Verhältniss der Länge (3 — 4") zur Breite (11—237) ein anderes, d. h. unsere sibirischen Thiere sind bei Weitem nicht so schlank als sie eigentlich sein sollten, was übrigens ebenso wié die leichte Kräuselung des Kürperrandes vom Aufbewahrtsein im Weingeiste herrühren mag. — Die Farbe ist grau und die weissen Augenflecke sind von einander getrennt. Planaria torva ist aus fast ganz Europa bekannt und fehlt wahrscheinlich auch in West- Sibirien nicht. SPec. 3. PLANARIA GUTTATA mb. n. sp. Ad Planariam torvam Müll. accedens, sed corpore multo planiore, fere foliiformi, supra fusco, 10 (interdum 8 aut 12) maculis albis vel flavescentibus in duas series longitudinales dispositis notato, infra albido, ad oculos maculis albis non divisis (ut in Planaria torva) sed confusis. Auf die von mir hierher gezählten Thiere passten die bei der vorigen Art angeführten Beschreibungen und namentlich Oersted's Diagnose von Planaria torva: «corpore oblongo, EiNiGE ARTEN PLATODEN, ANNEMDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (3) 263 antice obtuso, postice subacuminato fusco, macula alba ad oculos» im Allgemeinen so gut, dass ich sie Anfangs als eine Varietät von Planaria torva bildend betrachtete, bis die Vergleichung mit der wirklichen PI. torva aus der Angara und aus Europa mich eines Besseren belehrte. — Die Grôsse und das Verhältniss der Länge zur Breite sind dieselben, jedoch besitzt keines der zablreichen Exemplare von PL. guttata einen gekräuselten Kôrperrand, obgleich sie mit der sibirischen PL. torva, welche einen solchen zeigt, in derselben Flasche mit Weingeist und eben so lange Zeit wie diese gelegen haben; der Rand ist vielmebr vollständig glatt und der Kôrper erscheint noch flacher, fast blattartig. Die beiden weissen Augenflecke fliessen am Vorderrande in der Mittellinie stets zusammen (was bei den von mir beobachteten PJ. torva nie stattfand), so dass sie eine vorn breitere, hinten schmälere und hier in zwei rundliche Seitenlappen auslau- fende Makel bilden, in welcher vorn, dicht am Kürperrande, die schwarzen, oft sehr deutlichen Augenpunkte in einiger Entfernung von einander liegen. Die Oberseite ist heller oder dunkler schmutzigbraun und dann und wann mit feinen schwarzen Punkten bestreut; zuweilen findet sich ein lichterer mittlerer Längsstreifen, stets aber sieht man in zwei seitlichea Längsreihen je 5 (oder seltener auch 4 oder 6) weissliche oder gelbliche tropfenartige runde Flecke. Die Unterseite erscheint weisslich. Diese Art kommt in der Angara wabrscheinlich viel häufger vor als PI. torva, denn von letzterer fanden sich nur 3, von PJ. guitata. aber über 50 Exemplare, welche mit der ebenfalls zablreich vertretenen PL. angarensis von Maack an denselben Orten und zu derselben Zeit ge- sammelt worden waren. Orno Hirudiner Leuck, Savigny etc.; Bdelhidea Blainv.; Apodes M. Edw.; Bdellidea monocotylea Diesing (Syst. helm. I, 290. 431); Discophora Grube (Wiegm. Arch. 1850, 1, 252.276.354); Bdelles Quatrefuges (Ann. des sc. nat 1852, T. XVII. p. 172 sqq.). Famicia Clepsinea Grube (Wiegm. Arch. à. a. O. 358). Genus Clepsine Say. SPec. {. CLEPSINE COMPLANATA Sav. Clepsine complanata F. Müller (de hirudin. circa Berolinum, p. 25), Grube (Wiegm. Arch. a. a. 0.361), Diesing (Syst. Helm. I, 452) etc.; Hérudo sexoculata Bergmann; Hirudo complanata O.F.Müll. (Verm. terr. et fluv. hist. I, 2. p. 47); Glossiphonia sexoculata Moquin. Tandon (Monogr. des Hirudinées, édit. 1846, p. 353—358, pl. XII. Der elliptische Kôrper erscheint durch das Vortreten der einzelnen Gürtel an den Seiten- rändern stumpf sägezähnig. Die etwas gewülbte, ziemlich harte Oberfläche ist heller oder dunkler schmutzig-bräunlich oder grünlich gefärbt und besitzt meist 6 Längsreihen rundlicher Hôcker, von welchen die der beiden mittelsten Reihen am grôssten, die der beiden äussersten Reihen am kleinsten sind: zuweilen treten noch einzelne Hôcker nach aussen von der mittelsten auf und bilden so eine siebente und achte unvoliständige Reihe, oder die Hôcker werden kleiner 264 (4 G. GERSTFELDT. uod wobl gar ganz undeutlich, namentlich geschieht dieses mit den beiden äusseren Reihen jederseits, so dass oft nur zwei mittlere oder auch gar keine Hôckerreihen sichtbar sind. Diese Hôücker, die zuweilen in die Quere gezogen erscheinen, besitzen eine hellere Färbung als der übrige Rücken und finden sich fast stets nur auf jedem dritten Ringe, so dass zwei auf einander folgende Ringe hôckerlos, der dritte dagegen mit 2—6 oder zuweilen auch mit 8 Hôckerchen in einer Querreihe besetzt ist. — Zwischen den einzelnen Hôückern der beiden mittelsten Reihen (in jeder für sich genommen) sieht man fast stets schwarze Striche, welche zwei unterbrochene Längslinien bilden. Aehnliche Längsstreifen treten dann und wann auch zwischen den mittel- sten und den seitlichen und zwischen diesen und den äussersten Hôückerreihen auf, so dass 6 oder, wenn die Mittellinie des Rückens ebenfalls schwarz gezeichnet ist, 7 dunkele Längslinien entstehen. Oft jedoch werden diese Längsstreifen ganz schwach oder verschwinden vollständig, was nur mit den beiden mittelsten sehr selten geschieht, so dass der Rücken fast einfarbig er- scheint oder er ist zuweilen mit schwarzen, unterbrochenen, unregelmässigen, kürzeren und längeren Querstreifen geschmückt. — Die Bauchseite, die meist von derselben Farbe ist, wie der Rücken oder zuweilen etwas heller erscheint, besitzt keine Hôcker, wohl aber gewôbnlich zwei schwarze mittlere Längsstreifen, welche jedoch oft auch fehlen. Länge 5 — 6”, Breite 233". Diejenigen Individuen, bei denen die Hôcker und die schwarzen Zeichnungen mangeln, zeigen einige Aebnlichkeit mit Clepsine hyalina Moq. Tand. (Hirudo heterochita L.) unterscheiden sich jedoch leicht durch ihre festere Kôrperconsistenz. — Clepsine verrucata F. Müller (de birud. circa Berol. p. 23; vergl. auch Wiegm. Arch. 1845. IL. 266) wird schwerlich als be- sondere Art zu betrachten sein"). Clepsine complanaia fand sich an Limnaeus, Planorbis, Unio etc. angeheftet häufig und überall sehr variürend, sowohl am Amur (z. B. in der Gegend der Ussuri-Mündung,, als auch bei Irkutsk und an der Lunchàä (einem nôrdlich von Jakutsk von links in die Lena fallenden Flusse) und Kürga (mündet in die Lunchä); ferner an der Cha-in-gjà (fiesst in die Marchä und diese in den Wilui), sowie bei Tomsk. Sie kommt also von Mittel-Europa bis zum ôstlichen Ocean und wenigstens bis 66° nürdl. Br. (Cha-in-gjà) vor. 4) Die Diagnosen für Clepsine verrucata und Cl. complanata lauten bei F. Müller (de hirud., p. 23 u. 25) wie folgt: C1. verrucata: «Corpus subcartilaginosum, dilatatum, antice vix angustatum, dorso viridi fuscente, verrucarum valde prominentium seriebus sex notatum. Caput subindistinctum. Oculi 6 (rarissime 4), seriebus duabus longitudinalibus subparallelis dispositi. Appendicum ventriculi paria 7, par ultimum inter appendicum intestini par primum et secunduwm terminatum». Cl. complanata: «Corpus subcartilaginosum, duriusculum, dilatatnm, antice acuminatwm, cinereo vel fusco-viride, dorso fusco-maculato, verrucarum vix prominentium seriebus duabus longitudinalibus notatum. Caput in- distinctum. Oculi 6, in series duas longitudinales dispositi. Appendicum ventricuii paria 6, par ultimum inter appen- dicum intestini par secunduim et tertium terminatum». Ich habe hierher gehôrige Clepsinen mit 6 deutlichen Hôcker- reihen gesehen, welche nur 6 Paar Bauchanhänge besassen und umgekehrt Thiere mit 7 Paar Bauchaubäugen, deren Rücken aber nur zwei mittlerc Längsreihen von Hôckern zeigte. Ausserdem ist — wie schon angefüuhrt — sowohl die Zahl als die Grôsse der Hôcker vielfachen Schwankungen unterworfen. Eine ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPOLEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (5) 265 Fawizia Hirudinea Sav. s. str. Grube (Wieginm. Arch. 1850, 1. 354. Genus Nephelis Sa v. Srec. {. NEPHELIS VULGARIS Moq. Tand. Nephelis vulgaris Moq.Tand. (Monogr. d. Hirud. éd. 1827, p. 125,pl. VL. fig. 4-8), Grube (Wiegm. Arch. 1850,1, 358), Diesing (Syst. Helm.I, 456). — Nephelis octoculata Moq.Tand. (Monogr. d. Hirud. édit. 1846, p. 303. pl. IL. fig. 1—#1). — Hirudo octoculata Bergm. L. — Hirudo vulgaris O. EF. Müller (Verm. terr. et fluv. hist. !, 2, p. 40). — Die zablreichen sibirischen Exemplare dieser Species, die ich untersucht habe und die so- wohl aus den Gebieten des Wilui, der Lena und des Amur als auch aus den Umgebungen von Irkutsk und von Tomsk herstammen, besitzen fast alle eine düstere, graubräunliche Grundfarbe und lassen sich nur zum Theil und meist auch nur annähernd auf einige der von Moquin- Tandon (a. a. O. édit. 1846) erwähnten und abgebildeten (nicht selten hell und lebhaft ge- färbten) 12 Varietäten zurückfübren. 1) Der Varietät «œulgaris» Moq.Tand. (pl. IL. fig. 1) oder der «var. &.: fusco-immaculata» O. F. Müll. gehôren jedenfalls einige einfarbige, bräunlichgelbe Exemplare an, von welchen mebhrere in der Gegend von frkutsk und eines auch am Amur (nicht weit von der Ssongari- Mündung) gesammelt wurden. Hierher werden aber auch wobhl die zahlreichen, voa Tomsk, Irkutsk und aus der Cha-in-gja stammenden Individuen zu rechnen sein, welche wie die eben erwähnten weder Flecken, noch andere Zeichaungen besitzen, deren Farbe aber viel duokler und schmutziger graubraun erscheint. Helle Exemplare, die der mittel-europäischen Form sebr nahe stehen, dürften also nur im südlichen Sibirien vorhanden sein. 2) Andere Thiere von ebenfalls bräunlichgrauer Färbung, unten jedoch lichter als oben und während die Bauchseite fleckenlos ist, auf dem Rücken mit zwei mittleren, nahe bei einander stehenden und zwei seitlichen Längsstreifen schwarzer Punkte oder kurzer schwarzer Querstreifen versehen, passen wegen ihrer Grundfarbe nicht zur «var. x. rutilay Moq. Fand. (a. a. O. fig. 7) und wegen der Zeichnung noch weniger zur «var. $. luteo-fusca linea media nodosa, laterali nigricante, antice intus pinnata O. F. M ülL. (var. À. Wülleria Moq. Tand.)», ob- gleich sie an beide erinnern. Die Species Nephelis quadristriata Grube (Wiegm. Arch. 1850, 1, 358), mit welcher diese aus den Umgegenden von Tomsk und Irkutsk herstammenden Exemplare vielleicht einige Aehnlichkeit haben kônnten, ist mir nur dem Namen nach be- kannt. 3) Ein heller, der ganzen Länge nach auf dem Rücken verlaufender, ziemlich breiter Längsstreifen von der (bräunlichgrauen) Grundfarbe ist beiderseits von schwarzen Punkten eingefasst, diese sind am Rande der lichten Längsbinde am dichtesten gestellt, werden gegen die Kôrperseiten hin allmählich sparsamer und lassen das Thier (abgesehen vom hellen Rücken- streifen) auf der Oberseite schwärzlich erscheinen. Der hintere Saugnapf besitzt oben radien- artig gestellte dunkle Striche auf hellerem Grunde. — Aus Seen an der Kürga und von der Cha-in-gjà. Mém. des sav. Étraug. T. VIN. 34 266 (6) G. GERSTFELD1T. 4) Der Rücken besitzt abwechselnd vier dunklere und einen helleren (wie die fleckenlose Bauchseite gefärbten) bräunlichgraue aufeinander folgende Ringe und erscheint desshalb mit lichten, in gleichen Abständen von einander liegenden Querstreifen durchzogen; die 4 zu- sammenstehenden dunkleren Ringe sind ferner mit helleren Punkten und würfelfôrmigen Fleckchen besäet, so dass der Rücken gleichsam mehrere hinter einander aufgestellte Schach- bretter trâgt. Die Oberseite des hinteren Saugnapfes ist wie bei der vorigen Varietät von dunklen Radien durchzogen. Ich habe übrigens nur ein Thier aus der Umgegend von Tomsk mit dieser Zeichnung, welche es als var. tesselata betrachten lassen kann, vor mir. Ausser den beschriebenen vier Formen finden wir noch eine Menge Uebergänge von der einen zur anderen, z. B. von X 2 zu X° 3, indem die mittleren und seitlichen Längsstreifen in einander fliessen (aus der Kürga); von À 3 zu À 1, indem die Pusktreihen undeutlich werden (Kürga, Cha-in-gj4), von À 2 und XV 3 einer-, zu À 4 andererseits, indem alle Längsstreifen in einander übergehen und den ganzen Rücken punktirt erscheinen lassen (Irkutsk). — Bei sehr vielen Exemplaren ist die hintere Saugscheibe ebenso wie beïde Seitenränder des Hinter- kôrpers mit kurzen, aber ziemlich dichten Borsten besetzt. — Die Kôrperlänge beträgt bis 21”. Nephelis vulgaris, der Gestalt wegen von den Jakuten «ü-nak-ty-la», d. i. Kuhzunge, ge- oannt, wurde dann und wann an Enten haftend gefunden und Maack hat in einigen dieser Fälle wirklich rothes Blut in dem Thiere bemerkt; gewühnlich heisst es aber, Nephehs sei nicht im Stande die Haut von Wirbelthieren zu durchschneiden und liebe durch die hintere Saug- scheibe an irgend einen beliebigen Kôrper geheftet sich im Wasser hin- und herzuschwenken (vergl. Moq.Tand. a. a. O., édit. 1846, p. 302). Nephelis vulgaris ist ausser in Europa also auch im ganzen nürdlichen Asien zu Hause und geht bis hoch in den Norden (66° n. Br.) hinauf. Genus Aulacostomum. (Moq.Tand.) Grube. SPec. 1. AULACOSTOMUM GULO Braun. Aulacostomum Gulo (Moq. Tand.) bei Grube (Wiegm. Arch. 1850. I, 358); Aulostomum Gulo (Moq.Tand.) bei Diesing (Syst. Helm. I, 461); Aulastoma Gulo Moq. Tand. (Hirud. édit. 1846, p. 313, pl. V. fig. 1—6); Aulastoma nigrescens Moq.T and. (Hirud. édit. 1827, p. 124, pl. VI, fig. 3); Hirudo Gulo Braun (Systemat. Beschreib. einiger Egel-Arten, p. 12, Taf. I. fig. 1—7); Hirudo sanguisuga O. F. Müll. (Verm. terr. et fluv. hist. I, 2, p. 78). Bei der Mehrzahl der Individuen sind der Rücken grünlichschwarz, der Bauch und die Kôrperränder heller, grünlichbraun gefärbt; an der Bauchseite findet sich nahe jedem Rande eme Längsreihe schwarzer Punkte und Fleckchen und dann und waun sieht man zerstreute und vereinzelte Tüpfel von derselben Farbe auch zwischen diesen beiden Reïhen. Diese sibiri- schen Thiere, die bei Tomsk ziemlich häufig vorkommen, aber auch bei Irkutsk und am Amur gefunden wurden, passen also recht gut zur Normalform von Aul. Gulo (Moq. Tand. a. a. O. édit. 1846, pl. V. fig. 1 et 2). — Ausserdem aber habe ich noch ein Exemplar aus der Um- EINIGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (7) 267 gegend von Tomsk vor mir, das zu keiner der 7 von Moquin-Tandon (a. a. O. édit. 1846, p. 315) aufseführten Varietäten gehôrt. Es ist ebenfalls grünlichschwarz gefärbt, am Bauche jedoch nur wenig heller als auf dem Rücken und mit mehr dunklen Flecken als gewühnlich bestreut; ferner besitzt auch die Oberseite rechts und links 3 schwarze Längsstreifen, welche von ähnlichen zahlreichen Querstreifen durchsetzt werden, so dass beiderseits von der unge- fleckten Mittellinie schwarze Kreuze in 2—3 Längsreihen erscheinen. Auf der Oberlippe findet sich meist ein kleiner Borstenbüschel und auch der Hintertheil des Respers ist auf der Rückenseite, so wie an der Saugscheibe zuweilen mit Borsten besetzt. Länge 21”. In ganz Europa und ganz Sibirien, vielleicht den nôrdlichen Theil ausgenommen, da aus den Wilni-Gegenden keine Exemplare vorliegen; scheint in Sibirien übrigens viel seltener zu sein als Nephelis vulgaris und im westlichen Theile häufiger vorzukommen als im ôstlichen. CLassis Annelides') Leuck. (Ueber Morphologie, 75; Wiegm. Arch. 1854, Il, 307 f.); Annu- lata Carus (Thier. Morph. 422); Annulati Burm. (excel. Nemertina); Nematelmia C. Vogt (except. Acanthoceph. et Gregarina) et Annehida C. Vogt (excl. Hiru- dinea); Achaethelmintha elashica pro parte et Chaetelmintha Diesing. Oro Nematodes Leuck. (Ueber Morph. 77); Nematoidea Rudolphi (Diesing Syst. helm. I, 77). Susorvo Aprocta Diesing (Syst. Helm. II, 83). Trisus Metocca Diesing (ebend.); Gordiacea Auct. Genus Gordius O. F. Müller. SPEc. 1. GORDIUS SETA O,. F. Müller. Gordius Seta O. F. Müller (Verm. terr. et fluv. hist. 1, 2, p. 30); Diesing (Syst. Helm. II, 83). — Gordius aquaticus Gmelin, Cuvier, Berthold, Siebold etc.; Filaria auct. Der faden- oder sehnenfôrmige, glatte oder nur mit schwachen Querrunzeln versehene Kôrper zeigt sich am Kopfende länger zugespitzt, dünner und abgerundeter als am ebenfalls etwas verjüngten, aber dickeren und abgestutzten Schwanzende, welches letztere beim M. eine aus zwei feinen kurzen Borsten bestehende Gabel trägt. Unter den 5 Exemplaren aus dem Baikalsee, wo dieser Wurm zuweilen in ungeheuren Mengen gesehen wird, fand ich 4 W. und nur ein einziges M., wogegen Siebold (Wiegm. Arch. 1843 Cape 303) M. bei Weitem bäufiger angetroffen hat, als W. — Die Länge des M. beträgt 2” 2”, die der W. bei einer Breite von 1— 1” dagegen 5—51". — Die Farbe dieser Individuen, sowie diejenige eines anderen aus der Umgegend von Irkutsk (wahrscheinlich aus einem Bache), das ebenfalls weib- lichen Geschlechtes ist, erscheint einfach gelblichweiss. — Die braune Varietät, welche in 1) Die Anneliden Cuvier’s schliessen die Nematoden aus, umfassen patin aber die Blutegel; auch Grube und C. Vogt umgräanzen diese Gruppe in äbnlicher Weise wie Cuvier. * 268 (8) G. GERSTFELDT. Europa freilebend') häufger als die weisse vorzukommen pflest, besitze ich aus Sibirien gegen- wärtig nicht zum Vergleiche, obgleich ich sie mehrmals in der Schilka gefunden babe, wo sie, wie in allen daurischen Flüssen nach Georgi (Reisen 1, 336), sehr gemein sein soll. Pallas erwähnt des Haarwurms vom Waldai (Reisen I, 9) und aus den Seen am oberen Irtysch in der Nähe der russisch-chinesischen Gränze und zwar vom letzteren Fundorte sowohl der hellen als der dunklen Varietät. — Gordius Seta scheint daher in ganz Europa und auch in ganz Sibirien (vielleicht den hohen Norden ausgenommen) vorhanden zu sein und soll endlich auch in Bra- silien in einer von dér europäischen durchaus nicht verschiedenen Form gefunden sein (Die- sing, Syst. Helm. II, 83). Orno Lumbricini Leuck. (Ueber Morph. 77, Wiegm. Arch. 1854, 11, 330); Oligochaeta Grube (Wiegm. Arch. 1850. 1, 275. 345); Chacthelmintha ebranchiata Die- sing (Syst. Helm.); Erythrèmes Quatrefages (Ann. d. sc. nat. 1852, XVIII. p. 172 sqq.). Famicia Lumbricina Grube (Wiegm. Arch. 1850, I, 345). Genus Lumbricus L. s. str. Grube (ebend. 347). Sec. 1. LUMBRICUS ANATOMICUS Dugès. Lumbricus anatomicus Dugès (Ann. d. sc. nat. 1828, XV, p.292. M3), Hoffmeister (de verm. quibusd. ad Lumbr. pert., 23, tab. I. fig6 u. Wiegm. Arch. 1843, I, 188, T.IX. fig. 3), Grube (Wiegm. Arch. 1850, 1, 347). — Lumbricus communis Hoffmeister (Die Arten aus d. Fam. d. Regenw. 23. fig. 3) und L. comm.? Grube (MiddendorfFs Sibir. Reise II, 1. p. 19). Dieser Art glaube ich mehrere Exemplare von Regenwürmern zuzählen zu dürfen, welche bei Tomsk, in der Umgegend von Irkutsk, an der Lunchä und am Amür {sowohl an der Ver- einigung der Schilka und des Argunj als auch weiter stromabwärts und in der Nähe der Son- gari-Mündung) gefunden wurden, so dass, wenn meine Bestimmungen richtig sind und der Wurm von der Boganida, den Grube (Middend. Sibir. Reise a. a. O.) fraglich hierher stellt, in der That dazu gehôrt, Lumbricus anatomicus Dugès einen sehr weïten Verbreitungsbezirk baben würde, der sich von Mittel-Europa (Frankreich und Deutschland) wabrscheïnlich über ganz Russland (ich habe ihn wenigstens in Livland in der Nähe von Pernau angetroffen) und ganz Nordasien erstreckt. Bei meinen Exemplaren ist der Kürper cylindrisch, wie Hoffmeister es von seinem Lumbr. communis angiebt und nicht am Hinterende stark verjüngt, was Grube an den Thieren von der Boganida bemerkte. Der Kopflappen zeigt vorn die Einkerbung, welche Hoffmeister als Charakter dieser Art bezeichnet, dagegen besitzen mehrere Exemplare das rothbraune Pigment 1) Bekanntlich verbringen die Gordius-Arten wenigstens einen Theil ihres Lebens parasitisch in dem Leibe von Insekten, Arachniden und Crustaceen (vgl. Diesing, Syst. Helm. II, 83 fl.), worauf zuerst Siebold aufmerksam gemacht hat (Wiegm. Arch. 1843, II. 310). EINIGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBiRiENs. (9) 269 in der Rückenhaut, welches, ebenfalls nach Hoffmeister, bei Lumbr. communmis stets mangeln soll; es findet sich namentlich bei schlecht erhaltenen Individuen, die eine genauere Bestim- mung nicht gestatten und die daher vielleicht zu anderen Species, etwa zu Lumbr. agricola Hoffm. gehôüren, während die besser conservirten Exemplare, die ohne Zweifel Lumbr. com- munis Hoffm. zu sein scheinen, wirklich nur eine einférmige graubraune Färbung zeigen. — Einige dieser Thiere erreichen eine Länge von 6 Zoll und besitzen 160 oder noch mehr Leibesringe. SPec. 2. LUMBRICUS BREVISPINUS mb. n. sp. Corpore‘coriaceo, terete, antice et postice attenuato, annulis distinctis, transversim rugo- sis; lobo capitali brevi, rotundato, processu postico brevissimo, obtuso; cingulo nullo; setarum gemivarum seriebus quatuor longitudinalibus minimarum. Von diesem Regenwurme, der jedenfalls eine neue Art bildet, konnte ich nur ein eivziges ziemlich gut erhaltenes Exemplar vom Amur (aus der Gegend der Songari-Mündung) unter- suchen, sowie ein Kôrperstück ohne Kopf- und Schwanzende aus der Umgegend von Irkutsk. Auffallend ist schon der lederartige Kôrperüberzug, der härter und fester erscheint als bei den meisten übrigen Lumbricus-Arten. Die Länge des sehr deutlich geringelten Kôrpers beträgt bei dem vollständigen Exemplare 2”, die Breite in der Gegend des 20. Ringes (wo sie am grôssten ist) 11°”, am Vorder- und Hinterrande dagegen nur 1. Der Umfang ist drehrund. Die Ringe deren ich 83 zählte und welche in der Mitte des Kôrpers kürzer erscheinen, als vorn und hinten, sind quergerunzelt. Der kurze Kopflappen zeïigt sich vorn zugerundet und läuft nach hinten in einen nur sebr kleinen stumpfwinkligen Fortsatz aus. Ein Gürtel fehlt und auch Vulven konnte ich nicht bemerken. Die Borsten, die auf jedem Ringe zu zwei in 4 Längsreihen stehen, sind sehr klein und werden erst bei stärkerer Vergrôüsserung sichtbar. — Das erwähnte Bruchstück aus der Umgegend von Irkutsk besitzt dieselbe lederartige Consistenz und ebenso winzige Borsten, wesshalb ich es hierher zählen zu kôonen glaube. Diese Species scheint sich durch die Kôrpergestalt, durch den kaum nach hinten vor- springenden Kopflappen und durch die ausnehmende Kürze der Borsten dem Lumbr. multispinus Grube (MiddendorfPs Sibir. Reise I, 1, p. 19, T. 11, fig. 4) von der Boganida zu nähern, ist aber, während jener vielleicht ein neues Genus bilden müsste, ein echter Lumbricus, da jedes Segment 4.2 Häkchen trâgt und der Kopflappen mit einem, obwobl wenig ausgebildeten hin- teren Fortsatze versehen ist. — Durch die Kürze dieses Kopflappenfortsatzes aber erinnert sie auch an die vorige Species und an Lumbr. agilis Hoffm., unterscheidet sich jedoch von beiden, namentlich aber von der letzteren, welche Hoffmeister (Arten Regenw. 36) als zart und zer- brechlich schildert, durch die derbere Kôrperconsistenz und durch die mikroscopischen Häkchen. Spec. 3. LUMBRICUS MULTISPINUS? Grube. Lumbricus multispinus Grube (in Middend. Sibir. Reise IE, 1. p. 19, Taf. IL. 6g. # und in Wiegm. Arch. 1850, I, 348). 270 (10) G. GERSTFELDT. Nur zweifelnd bezeichne ich mit diesem Namen einen kleinen, kaum 4” langen Regen- wurm von der Lunchà, welcher wenigstens darin mit der von Grube beschriebenen Art über- einstimmt, dass die Zahl der Häkchen an jedem Segmente mehr als 8 beträgt und dass der stumpfe, vorn zugerundete Kopflappen nach hinten in keinen Fortsatz ausläuft. — Der Kôrper, der etwa von 55 Segmenten gebildet wird, ist am Hintertheile, ungefähr vom 35. Ringe an, plôtzlich ziemlich bedeutend eingeschnürt und endet spindelformig (Grube erwähnt eines ähn- lichen Verhaltens bei Lumbr. multispinus nicht). Ein Gürtel ist nicht vorhanden und auch Vulven konnte ich nicht entdecken, obwohl am 13. Ringe die Borsten mangeln (Grube sah bei seinen Exemplaren am 12. Ringe, an welchem die unteren Borsten fehlten, die Vulven). Sonst finden sich an jedem Segmente, das Mundsegment ausgenommen, 4 Reiïhen von je 3 und # oder viel- leicht noch mebr sehr kleiner, nur bei bedeutender Vergrôüsserung sichtbarer Häkchen. Die Färbung ist dunkelbraun. B. ARTHROPODA. Gnathopoda M. Edw. (Ann. des sc. nat. 1852, XVIII, 116). CLassis Myriapoda Leach. Oro Chilognatha Latr. (Cuvier’s Thierr. übers. von Voigt, IV, 473); Diplopoda Blain- ville (bei Gervais in Ann. d. sc. nat. 1844, II, 59). TriBus Bizonia Newp. (Linn. Transact. XIX, 1845, 277); Trizonia Brandt et Penta- zonia Brandt pro parte (Bull. d. Nat. d. Moscou VI, 1833, 200. 194). Famicra Juhidae Leach. (Linn. Transact. XI, 1815, 377). Su8rAMILIA Synpodopetalinae Newp. (Linn. Transact. XIX, 278); Synpodopetalae Brandt (Bull. sc. d. l’Ac. de St.-Pétersb. VII, 1840, 322). Genus Julus L. s. str. Brandt (Bull. d. Moscou VI. 201 et Bull. sc. de St.- Pétersb. VIII. 1841, 100). Divisio: Julus. Squama analis inferior subtriangularis mutica i. e. unco de- stituta (Brandt Bull. scient. d. St. Pétersb. VIII, 100). a) Segmentum corporis penultimum, quod ali, cingulum anale pro seg- mento non habentes, ultimum dicunt'), margine posteriore in mucro- nem squamas seu valvulas laterales anales plus minusve superantem evolutum (Brandt Bull. sc. de St.-Pétersb. VIII, 100). a) Cinguli dorsalis primi (seu collaris) processus lateralis brevis, tri- gonus, infra subrotundus, abdominis inferiorem partem haud attiogens (Brandt, Bull. sc. d. St.-Pétersb. VIII, 100). 1) Das erwähnte Segment wird von Latreille (überall), Gervais (Ann. d. sc. nat. 1837, VIL.; 1844, IL. u. in d. Hist. nat. des Ins. Apt. T. IV.) etc., ebenso wie von Brandt als vorletztes betrachtet, wogegen Waga (Guérin, Revue z00l. 1839, II, 80) es das letzte nennt, weil er die Afterklappen ebenso gut wie den Kopf aus der Zabhl der Segmente ausschliessen zu kônnen meint. Ich werde es mit Koch als Afterring bezeichnen. Ein1GE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (11) 27 1 Srec. 1. JULUS TERRESTRIS L. Koch, Deutschl. Crust., Myr. u. Arachn. Heft 22, N°11; Brandt, Bull. sc. de St.-Petersb. VIII, 100. Die beiden, leider aber schlecht erhaltenen Exemplare aus dem Amur-Gebiete, welche ich untersuchen konnte und von denen das eine von der Schilka, das andere vom Amur selbst (bald unterhalb der Songari-Mündung) herstammen, scheinen vollständig mit Julus terrestris, wie ihn Koch (a. a. O.) beschreibt, übereinzustimmen. Diese Art, die fast in ganz Europa und auch in Russland (Brandt a. a. O.) vorkommt, dürfte vielleicht auch im westlichen und ôstlichen Sibirien vorhanden sein, aus welchen Gegen- den sie übrigens, so viel ich weiss, nicht bekannt ist. Sec. 2. JULUS BILINEATUS Koch. Koch a. a. O. H. 22, N° 6; Brandt, Bull. se. d. St.-Petersb. VIII, 100. Die Diagnose Koch’s: «Julus niger, lineis duabus dorsalibus ochraceis, subfusiformis, segmentis inaequaliter sulcatis, anali caudato» passt gänzlich auf unser Exemplar, obgleich das- selbe von der ausfübrlicheren Beschreibung und der Abbildung desselben Naturforschers durch die Zabl der Segmente und der Beinpaare, sowie durch die Färbung etwas abweicht. — Bei einer Länge von etwa 2” (Koch giebt 18—20” an) besitzt das in Betracht kommende Thier 97 Leibesringe (den Halsring und den Afterring mit eingeschlossen) und 10% Paar Füsse (Koch zählt 53 Glieder und 98 Beinpaare). Der Kopf ist fast ganz einfarbig und vorn und an den Seiten nur sehr undeutlich heller gesäumt, die Kôrperringe besitzen freilich graugelbliche Hinterränder, doch fehlt die graubräunliche Rundmakel über den Beinen, dagegen sind die beiden charakteristischen rothgelben Längsbinden des Rückens sehr markirt. Der Afterring ist auf der Oberseite rôthlichgelb, sonst aber von der Farbe des übrigen Kôrpers und nicht braun: die Beine erscheinen mebr gelblichgrau als gelblichweiss. — Jedenfalls aber sind die erwähn- ten Verschiedenheiten so geringfügig, dass kein Grund zur Trennung von J. bilineatus Koch vorhanden ist. Maack fand ein einziges Exemplar in der Umgegend der Stadt Perm, also noch diesseits des Ural-Gebirges, d. h. in Europa. Obgleich also diese Art der Fauna Sibiriens nicht angehôrt, so führe ich sie doch hier auf, weil sie zur Reisebeute Maacks gehôrt und weil sie bis jetzt oder wenigstens bis zum Jahre 1840 (Brandt a. a. O. 101) aus Russland noch nicht bekannt war. Koch hat sie, obwohl nur selten, in der Gegend von Regensburg beobachtet. 8) Segmentum corporis penultimum margine posteriore rectum, truncatum, subangulatum vel angulatum vel in mucronem brevissimum, squamas laterales anales non superan- tem acuminatum (Brandt, Bull. sc. de St.-Pétersb. VIII, 105). Spec. 3. JULUS AMURENSIS mb. n. sp. Julo londinensi Leach similis, sed corpore minore et postice fusiformi, segmentis densior MAD (12) G. GERSTFELDT. longitudinaliter sulcatis, colore totidem nigro-fusco, extremitate tamen posteriore subrufa, an- tennis pedibusque pallidioribus. Es ist ein kleiner Julus von 31” Länge, mit etwa 35 Segmenten und 60 Fusspaaren, der an den mitteleuropäischen Julus londinensis Leach. (Linn. Transact. 1815, XI, 378; vergl. auch Koch a. a. O. H.22, X 4) erinnert. Doch unterscheïdet er sich von diesem ausser durch die geringere Grôsse auch durch den nicht vollständig cylindrischen, sondern am Hinterende spindelférmig zugespitzten Kôrper, durch die dichter neben einander angebrachten Längsfurchen der Leibesringe und durch die abweichende Färbung. Letztere ist eintônig schwarzhbraun, der Kopf erscheint nicht hellbraun und die Segmente sind am Hinterrande nicht lichter als vorn, wie es bei J. londinensis der Fall ist, dafür aber zeigen sich das Kôrperende rothbraun und die Fübler und die Füsse weniger dunkel als die übrigen Theile. Es wurde nur ein einziges Exemplar vom unteren Amur am kleinen Churin-birrä (am rechten Amur-Ufer zwischen den Mündungen des Ussuri und Garÿn) gefangen, mitgebracht. SPec. 4. JULUS ARMATUS mb. n. sp. Corpore crasso, terete, postice breviter acuminato; segmentis singulis in dorso carina longitudinali postice in aculeum prolongata et utroque latere tuberculo transverso pectinatim in duos vel tres dentes diviso armatis; colore ferrugineo, supra obscuriore, infra clariore antennis nigricantibus, pedibus longis flavescentibus. Der cylindrische und verhältnissmässig ziemlich dicke Kôrper besitzt an 27 Segmenten (den Kopf nicht mitgezählt) 42 Fusspaare und misst 31°” Länge; seine hintersten Ringe ver- jüngen sich rasch. Der Kopf erscheint glatt, mit seichter Stirnfurche und kaum ausgeschweif- tem Vorderrande; an den ziemlich langen Antennen ist das 2. Glied das grôsste und das End- glied kürzer als das vorletzte. Jeder Kôürperring trägt rechts und links an der Seite, näher dem Rücken als dem Bauche eine hôckerfôrmige senkrecht stehende Querleiste, welche kammartig in zwei oder drei übereinander liegende Spitzchen zerfällt; diese Leisten beginnen unmittelbar hinter dem Kopfe, sind an den mittleren Segmenten am stärksten ausgebildet und werden nur am Hinterrande des Kôrpers undeutlich. Die Mittellinie des Rückens ist gekielt und die Kiele jedes einzelnen Gürtels sind am Hinterrande mit einer kurzen nach hinten gerichteten Stachel- spitze versehen. Der Afterring besitzt keinen Dorn, sondern nur eine kaum über die After- klappen vorragende, diesen aufliegende Ecke. Die Beine erscheinen verhälinissmässig lang. Der Kôrper ist bräunlich rostfarben, oben dunkler, unten heller; die Antennen sind schwärzlich, die Beine gelblich. Diese Art, die namentlich durch die Bewaffnung des Kôrpers charakterisirt wird, was meine Bezeichnung «armatus» ausdrücken soll, erinnert an Myriapoden dieser Gattung von den Inseln des indischen Meeres und aus Australien, z. B. an Julus granulatus Gerv. und J. Blain- villu Le Guill. — Bei J. granulatus (vergl. Hist. nat. des Ins. Aptères, IV, 170, pl. #4, fig. 10) von den Inseln Mauritius und Bourbon, besitzt jeder Kôrperring zwei Querreihen von je 11 bis 12 Hôckerchen und ausserdem ist der Halsschild abweichend gestaltet und auf ausgezeichnete E1niGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (13) 273 Weise gefurcht. — Bei Julus (Spirostreptus Brandt) Blainvilhi (vel. Hist. nat. des Ins. Apt. IV, 173, pl. 44. fig. 8.) von Neu-Guinea tragen die Seiten jedes Segmentes 4 Längsreihen Dornen. Beide genannten Arten besitzen ebenfalls einen Afterring ganz ohne (J. granul.) oder fast ohne Stachel (J. Blainv.). — Ein einziges Exemplar ist von Maack bei Irkutsk gefunden worden. Trigus Monozonia Brandt (Bull. de Moscou VI, 205). Famiia Polydesmidae Leach (Linn. Transact. XI, 381). SugramiLiA 1. Ocuhi distinct (Newport, Linn. Transact. XIX, 277). Genus Llatydesmus Lucas (Ann. d. L. Soc. ento. de France, 2" série. 1843, 1, 51)". SPEc. 1. PLATYDESMUS AMURENSIS mh. n. sp. Corpore supra paullo convexo, duro, infra convexo, molli, laminis lateralibus anterioribus truncatis emarginatis, posterioribus acutis, falciformibus, colore brunneo. Nur ein einziges, leider verstümmeltes Exemplar, welches am Amur, bald uoterhalb der Songari-Mündung, erbeutet wurde, habe ich untersuchen kônnen, doch lassen der kleine Koptf, die beiden deutlichen Augen, die Kôrpergestalt und die nach aussen vortretenden Seitenplatten der zahlreichen Leibesringe keinen Zweiïfel darüber, dass dieses Thier zur Gattuog Platydesmus Lucas gehôrt. — Die Mundtheile erinnern an diejenigen von Julus und bilden kein Saug- werkzeug, wie es Lucas Anfangs für Platydesmus annahm, welchen Irrthum übrigens schon Gervais (Hist. nat. des Ins. Apt. IV, 121) berichtigt hat. — Die schmalen, ziemlich langen und weit vortretenden Seitenlappen sehen nach aussen und etwas nach oben und hinten, diejenigen des Vorderkôrpers sind am Ende abgestutzt und ausgerandet, diejenigen des Kôrperendes da- gegen spitz und sichelformig nach hinten gekrümmt. Der schwachgewülbte Rücken ist hart geschildert, der Bauch convex und viel weicher. Ich zählte 25 Glieder, doch hatte der in der Mitte durchgebrochene Kôrper, welcher gegen 1” lang gewesen sein mochte, vielleicht einige mittlere verloren. Die Farbe ist einfach gelblichbraun, — Von dem einzigen Exemplare, das sich von der alleinigen bis jetzt gekannten Art Platydesmus polydesmoides Lucas (a. a. O. 53, pl. IL. V1) aus Guatemala durch die Gestalt der Seitenplatten, den Mangel der Rückenhôcker und durch die Färbuog unterscheidet, kann ich keine vollständige Beschreibung geben, weil die Fühler, die Mehrzahl der Beine, sowie vielleicht einige Kürperringe verloren gegangen sind. Genus Craspedosoma Ra wlins"). SEC. 1. CRASPEDOSOMA DAHURICUM mb. n. sp. Corpore supra convexo, flavo et brunneo transversim vittato, infra plano, flavescente, pedibus brevibus albicantibus, antennis fuscis. 1) Diese Gattung wurde von Gervais zuerst (Ann. d. sc. nat. 3° sér. Il., 60) den Polyzoniden, daon aber nach dem Vorgange Newports (Linn. Transact. XIX. 277) den Polydesmiden zugezählt (Hist. nat. des Ins. Aptères, IV. im «Tableau synoptique des genres des Myriapodes»). 2) Für das Genus Craspedosoma wird unrichtiger Weise meist Leach als Autor angegeben, denn der wirkliche Autor ist Rawlins in Leach. Zool. Misc. II, 36 (vgl. auch Leach in Linn. Transact. XI, 380). Mém. des sav. étrang.\T. VIII. 35 274 (14 G. GERSTFELDT. Der gestreckte Kürper ist oben convex, unten flach oder gar ein wenig'concav. Der zu- gespitzte Kopf trägt auf seiner Oberfläche hinter der Basis der Fühler zwei fast halbmondfôrmige Häufchen von Augenpuukten, welche schräg von aussen und hinten nach innen und vorn ge- richtet sind und sich in der Nähe des Kopfrandes in der Mittellinie fast berühren. Die gestreckt- keulenfürmigen Antennen bestehen aus 6 fast gleich langen Gliedern. Der Halsschild erscheint vorn heinahe gerade abgestutzt oder zur Aufnahme des Kopfes nur wenig ausgerandet, wird nach hinten breiter und endet hier mit ziemlich abgerundeten Ecken. Die nicht stark vorsprin- genden Seitenplatten sind ganzrandig und ungesägt und die Rückenfläche zeigt sich undeutlich granulirt oder mehr oder weniger runzlig. Die nahe der Mittellinie ziemlich dicht nebeneinan- der eingefügteu Füsse erreichen nur eine geringe Länge. Der Kôrper besitzt bei einer Länge von 3—5” an 20—45 Segmenten 30—70 Beinpaare. Die Oberseite erscheint braun und gelb- lich gebändert, weil jeder Gürtel mit dunkelbraunem Vorderrande und mit einer Querbinde von derselben Farbe auf gelblichem Grunde versehen ist. Die Unterseite zeigt sich gelblich gefärbt und die Füsse sind noch heller, die Fübler dagegen braun. Diese Art gleicht im Allgemeinen Craspedosoma Rawlinsü Leach und Crasp. polydesmoides _ Leach (vergl. Leach, Zool. Mise. II, 36. pl. 134, fig. {—5 u. 6—9, sowie Koch, Deutschl. Crust., Myr. u. Arachn. H. 40, X 14 u. 15), nähert sich aber durch das stärkere Vortreten der Seitenecken der erstgenannten Art mehr als der zweiten; auch erscheinen die Unterseite flacher und die Beine kürzer als bei beiden. Die Färbung dagegen ist ganz verschieden, denn während wir bei Crasp. Rawlinsi braune Längsstreifen auf weisslichem Grunde und bei Crasp. polyd. weisse Längslinien auf dem braunen Rücken sehen, zeigt sich Crasp. dahur. der Quere nach gebändert. — Crasp. Richü, welche Art bis jetzt noch nicht beschrieben, obleich von Gray beuannt und abgebildet ist (Animal Kingdom Insecta pl. 135, fig. #), stellt sich jedenfalls auch als eine verschiedene Species dar, ebenso wie Crasp. F'agae Gerv. (Hist. nat. des Ins. Aptères, IV, 120), welche später von Gervais (ebend, 580) als Synonyme von Crasp. polydesmoides be- trachtet wurde und nach der Beschreibung behaarte Vorsprünge ‘und Hôckerchen besitzt, die unserem Crasp.. dahur. fehlen, das ausserdera durch die Färbung abweiïcht. Die betreffenden Thiere wurden auf einer der Mündungs-Inseln der Nertscha in die Schilka (der sogenannten Baron-Insel, 6apouckiä ocrposs) und mebr stromabwärts an den Ufern der Schilka gefunden. Orpo Chilopoda Latr. (Cuvier Thierr. von Voigt. IV, 478); Syngnatha Latr. (Hist. natur. d. Crust. et d. Insect. VIT, 83). Trisus Holotarsia Brandt (Bull. sc. de St.-Pétersb. VII, 311). Famicia Geophilidae Leach (Lion. Transact. XI, 384): Geophihina s. Polypoda Brandt (a. a. O.) Su8FAMILIA Geophilinae Newp. (Linn. Transact. XIX., 276). GENUS Arthronomalus Newp (ebend. 276 u. 430). A. Segmentum cephalicum antice transversum (Newp. ebend. 430). EINIGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (13) 275 SPec. 1. ARTHRONOMALUS LONGICORNIS Leach. Geophilus longicornis Leach (Zool. Misc. III, 45); Arthronomalus longieorms Newp. (a. a. O. 430). à Ich habo nur ein einziges Exemplar vor mir, das jedoch fast vollständig mit den Beschrei- bungen von Leach (Zool. Mise. I, 45 u. Linn. Transact. XI, 386), Koch (Deutschl. Crust., Myr. u. Arachn. H. 9. X 5) und Newport (Linn. Transact. XIX, 430) übereinstimmt. Nur scheinen die Antennen und die Afterstiele, die Newport «pilosissimi» und «pilosi» nennt, minder stark behaart, als weuigstens der erste der angeführten Ausdrücke fordern dürfte, je- doch nicht in geringerem Maasse als bei den von mir verglichenen, in Weingeist aufbewahrten europäischen Exemplaren von Arthr. longicornis. — Auch finde ich, dass die Fühlerglieder unter einander fast gleich lang sind, so. dass der Name Arthronomalus (d. h. ungleichgliedrig, in Bezug auf die Fühler) nicht ganz passend erscheint. Die Mandibeln sind am Innenrande ge- zähnt und die nach vorn verschmälerte Unterlippe mit ausgekerbtem Vorderrande versehen. Ich zählte 51 Fusspaare. Länge 11”. An der Schilka in der Nähe von Schilkinskoi Sawod. Famia Lithobudae Newp. (Linn. Transact. XIX, 275. 360); Scolopendracea s. Horizopoda Brandt (Bull. se. de St.-Pétersb. VII, 311) pro parte. | . Genus Lithobius Leach (Linn. Transact. XI, 381). SPC. {. LITHOBIUS SIBIRICUS mh. ». sp. Antennis dense pilosis, 18—2#-articulatis, labio antice angustato, emarginato, utrimque dentibus duobus magnis, nonnullisque miaimis armato; pedibus fere nudis; colore brunneo. Der Kopf ist von mittlerer Grôsse, rundlich viereckig, hinten und am hinteren Theile der Seiten mit aufgeworfenem Rande versehen; seine Oberfläche zeigt einige Erhabenheiten und Vertiefungen, von welchen sich häufig ein mittlerer in grôsserer oder geringerer Entfernung vom Stirnrande gelegener Hôücker und hinter diesem zwei neben eimander befindliche Gruben auszeichnen. Die dicht, aber nur kurz behaarten Antennen sind aus 18—24 Gliedern zu- sammengesetzt. Die gekrümmten Mandibeln erscheinen schlank und spitz. Die Unterlippe ver- schmälert sich nach vorn bedeutend, ist hier ausgerandet und rechts und links mit je 2 ziem- lich grossen Zäbnen und hinter diesen mit Haaren und Borsten am Rande versehen; zuweilen sieht man zwischen und vor den erwähnten Zähnen noch ein oder zwei kleine Spitzchen, welche jedoch erst bei stärkerer Vergrôüsserung in’s Auge fallen. — Die Füsse hesitzen nur wenige Härchen und einige Stacheln an den Enden ihrer Glieder. — Die Oberfläche der Rückenschilder ist entweder glatt oder durch schwache Erhôbungen und Vertiefungen our wenig rauh. Der flache Kürper zeigt sich heller oder dunkler braun oder zuweiïlen auch braun- roth gefärbt und erreicht eine Länge von 1-— 11”. Die beschriebene Art unterscheïdet sich von den übrigen Species desselben Genus vorzüg- heh durch die weuigen, aber stark ausgebildeten Zähne am Vorderrande der Unterlippe und *k 276 (46) G. GERSTFELD1. durch die kleine Zahl der Fühlerglieder. Sie erinnert namentlich durch die dichthbehaarten An- tennen und durch die geringe Zahl der Lippenzähne an Lüth. castaneus Newp. (Ann. and mag. of nat. hist. 1840, XIIT, 96) aus Sicilien, doch wird letztere nie so gross und besitzt ferner dicht mit Haaren besetzte Füsse. Durch die Bildung der Lippe nähert sie sich auch einigermassen Liüth. Hardwicki Newp. (Ann. and mag. à. a. O.) aus der Umgegend von Singapore. Lithobius sibiricus kommt nicht nur im ganzen Amur-Gebiete vor (wir haben Exemplare. von Nertschinsk und von Schilkinskoi Sawod, vom Chingan-Gebirge und von den Amur-Ufern unterbalb der Mündungen des Songari und des Ussuri etc.), sondern wurde von Maack auch aus dem Wilui-Thale mitgebracht, sowie beï Irkutsk (z. B. am Flüsschen Uschakowka) und in der Umgegend von Tomsk gefunden. Das Thier scheint daher dem ganzen nôrdlichen Asien anzugehôüren, wesshalb ich die Bezeichnung «sibiricus» gewählt habe. CLassis Crustacea. | Orno Ostracoda Zenker” (Wiegm. Arch. 1854,1, 114); Orno Lophyropoda, Fam. Ostracoda Latr.: Entomostraca O. F. Müller, M. Edwards; Ostracoda M. Edwards; Orbo Lophyropoda, Fam. Cyproidea Dana (Unit. Stat. expl. exped. Crust. Il, 1277) etc. Famicia Cyprida Zenker (Wiegm. Arch. 1854, I, 61). Genus Cypris O. F. Müller s.-str. Zenker (a. a. O. 71). SuBGenus Cypris Zenker (ebend.) Spec. {. CYPRIS PUBERA O. F. Müller. (Uebér die Synonymie dieser Art vergleiche man Seb. Fischer «Ueber das Genus Cypris» p- 154 (26) und namentlich Zenker in Wiegm. Arch. 1854, 1, 65. 70). Die zahlreichen sibirischen Exemplare weichen nach der Beschreibung und Abbildung, welche Seb. Fischer (a. a. O.154(26) — 156 (28) und Taf. VIIL. fig. {—8) giebt und nach den Angaben Zenker's (a. a. O. 70—72) von der Cypris pubera O. F. Müller so wenig ab, dass kein Grund zur Trenung vorhanden ist. — Bei ihnen erscheint nämlich die von der Seite be- trachtete Schale nicht ganz oval, sondern mehr rundlich-dreieckig, weïl der Rücken nicht nur stark convex ist, sondern sich auch mit einem vor der Mitte gelegenen Buckel versehen zeigt, von welchem der obere Rand nach vorn steiler als nach hinten abfällt: Vorder- und Hintertheil, ersterer hüher als letzterer, sind beide abgerundet; der Bauchrand besitzt den von Seb. Fischer erwähnten und abgebildeten, nach unten gerichteten Vorsprung von rundlicher Gestalt. Die 1) Ia seiner neuen Eintheilung der Crustaceen (Ann. des sc. nat. gème sér. 1832, X VIII, p. 109 sqq.) zahilt- M. Ed- wards die Ostracoden zu keinem der vier Typen (Podophthalmaria, Edriophthalmaria, Branchiopodaria und Cope- podaria), in welche er diese Classe zerfällt, sondern lässt ihre Stellung unbestimmt (a. a. O. 122). Dagegen erhebt Zenker (System der.Crustaceen in Wiegm. Arch. 1854, 4, 108—117) diese Gruppe zu einer Ordnung, welche er einer- seits den Isopoden und andererseits den Entomostraceen Zenker (d. i. Copepoden, Siphonostomen und Lernaeopoden) und den Cirrhipedien für nahe verwandt erklärt, von den Branchiopoden aber für fernstehend hält. EiMGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (17) 277 Hôhe der Schale beträgt wegen des angeführten Rückenbuckels etwas mebr als die Hälfte der Länge und die Breite des Thieres, deren grôsste Ausdehnung wie bei den europäischen Exem- plaren in die Mitte des Kôrpers fällt, ist ihr nur gleich oder fast gleich, nicht aber «beinahe bedeutender» (Fischer a. a. O. 154(26)). Die Behaarung der Schale erscheint ganz so, wie sie von Fischer (a. a. O. 155 (27)) beschrieben wird, auch die Färbung ist dieselbe, nur ver- mis$te ich die helleren schrägen Streifen und die Flecken, welche vom Durchscheinen der inneren Organe herrübren und darum durch das längere Aufbewabrtsein in Weingeist oder gar durch Austrocknen der Schalen verloren gegangen sein mussten. Der Vorderrand der Schale besitzt 6—7 nach unten und vorn gerichtete kleine Dornen, welche jedoch von den hier be- findlichen Haaren überragt werden; der Hinterrand dagegen hat nur 3— 4 Stacheln, welche aber deutlich sichthbar sind und von welchen der unterste am stärksten und längsten erscheint und ebenso wie die übrigen, unter welchen sich durch seine Grôsse noch der dem untersten zunächst gelegene auszeichnet, nach hinten und unten gerichtet ist. — Maack sammelte seine Exemplare während der Wilui-Expedition im Hochsommer (185%) in Pfützen und in anderen stehenden Gewässern und zwar an und auf Wasserlinsen, so dass auch die Jahreszeit des Vor- kommens und die Beschaffenheit des Aufenthaltsortes ebenso sind, wie sie von Fischer (a. a. 0. 156 (28)) für die europäische Cypris pubera angegeben werden. Die Fundorte waren ein See bei der Werchne-Wiluiskaja Uprawa (etwa 80 Werst von der AU: Wiluisk und 500 Werst von der Mündung des Wilui in die Lena entfernt), die Kürgä etc. Maack erhielt ausserdem in Irkutsk trockne Schalen einer Cypris, welche man in Moosen, die in der Umgegend der genannten Stadt gesammelt waren, gefunden hatte. (Wabrscheinlich lebten die Thiere wäbrend des Frühlings in Pfützen, welche im Sommer austrockneten.) Die . erwäbnten Schalen entsprechen in ihrer Form und in der Bestachelung der Vorder- und Hinter- ränder so vollständig den Schalen der Thiere. vom Wilui und von der Kürga, dass an ihrer Identität nicht zu zweifeln ist. Cypris pubera findet sich häufig in Mittel-Europa und auch um St. Petersburg und bei Fall iù Ehstland (Fischer a. a. O.); sie dürfte daher wahrscheinlich auch im übrigen europäi- schen Russlande und im westlichen Sibirien vorkommen, so dass der Verbreitungsbezirk dieser Art ein sehr ausgedehnter zu sein scheint. Lecio Edriophthalmaria M. Edw. (Ano. d.sc. nat. 3° sér., 1852, XVIII, 120. 121); Edrioph- thalma Leach u. A.'), Arthrostraca Leuck. Ch Morphol. 77 f.); Tetrade- . capoda s. Choristopoda Dana. Oro Choristopoda Dana (Silliman Amer. Journ. 1852, XIV, 297 ff.; Unit. Stat. expl. exped. Crust. Il, 692); Ordines Amplupoda, Laemodipoda et Isopoda Latreille; Am- phipoda Kroyer (Amphipoda et Laemodipoda) et Isopoda Kroyer. 1) Die Edriophthalmia Dana umfassen nicht nur die Choristopoden, d. h. die Edriophthalmen der meisten übri- gen Autoren, sondern auch die Trilobiten, Entomostracen und Rotiferen (Unit. Stat. expl. exped. Crust. I, 10). 278 (18). G. GERSTFELDT. Trigus /sopoda Dana (Sillim. Amer. Journ. 1852, XIV, 299. 300; Unit. St. expl. exped. a. a. O.) Suerrigus Cymothoidea Dana (Sillim. Amer. Journ. à. a. O. 302; Unit. St. expl. exped. a. a. O. 745). FamiLia Cymothoidae Dana (Sillim. Amer. Journ. a. a. O. 303; Unit. St. expl. exp. 745); Cymothoadiens parasites M. Edw. (Hist. nat. des Crust. III, 228. 247). A) Cymothoinae Dan a (Sill. Am. Journ. a. a. O. 303 ; Unit. St. expl. exp. a. a. O. 746). Genus Cymothoa Fabr. s. str. Dana (a. a. O.) Srec. 1. CYMOTHOA AMURENSIS mb. n. sp. Antennis primis ad basin paullo remotis; corpore lato; lamellis caudalibus caudae non latioribus, femoribus posteriorum octo pedum latissimis, margine posteriore et inferiore in pro- cessum rotundatum productis et inter se conformibus. Der Kopf') ist klein, etwas breiter als lang, mit gerundetem Vorderrande, an welchem sich die Stirn nach vorn und unten zwischen die Basis der Fühler hinabbiegt und diese von einander trennend an das Epistoma stüsst. Die an den Seiten das Kopfes stehenden Augen sind deutlich, von ovaler Gestalt und schwarzer Farbe. Die au der Unterseite des Kopfes eingelenk- ten Fühler stehen horizontal nach aussen und ihre Basalglieder berühren einander nicht, weil sie durch den die Mittellinie haltenden Stüirnfortsatz getrennt werden; das erste Paar ist etwas kürzer als das zweite, fast cylindrisch und aus 7 —8 Gliedern zusammengeselzt; das zweite Paar überragt das erste ein wenig und besteht ebenfalls aus 7 — 8 Gliedern, welche jedoch einseln länger sind, als diejenigen der oberen Fühler und sich von der Basis zur Spitze ver- jüngen, so dass die unteren Antennen mebr borstenfürmig erscheinen. Die Breite des con- vexen, aber nichi sehr stark gewülbten Rückens beträgt in der Mitte fast die Hälfte der Kôr- perlänge. Der erste Brustbauchgürtel ist der breiteste und verlängert sich an den Enden seines Vorderrandes in eine kurze, zugerundete Ecke, die jedoch den Kopf nicht überragt, sondern etwa bis zur Hôühe der Augen geht. Die Hinterränder der Brusthauchsegmente und nameotlich diejenigen der mittleren, sind zuweilen leicht ausgeschweift oder mit kleinen Einschnitten oder Auskerbungen versehen. Die nach innen gerichteten kurzen klauenfôrmigen Füsse liegen der Bauchfläche an und die Schenkel der vier letsten Paare erscheinen breiter als die der drei ersten, weil sie am hinteren unteren Rande zu einem rundlichen, vorspringenden Fortsatze verbreitert sind. Der Schwanz, der etwa zwei Drittheile von der Länge des Vorderkôrpers 1) Es sei hier ein für alle Mal bemerkt, dass ich der grôsseren Kürze wegen in den folgenden Beschreibungen nicht stets die morphologischen Abtheïlungen, zu welchen sich die Segmente der Gliederthiere gruppiren, d. h. Kopf (caput), Brust (thorax), Bauch (pro- oder anteabdomen oder häufig auch bloss abdomen) und Hinterleib (postabdomen) streng von einander unterscheide und zwar hoffe ich dieses thun zu kônnen ohne Missverständnisse zu veranlassen. Ich werde nämlich Kopf auch den Theil nennen, der (bei den Choristopoden) aus dem eigentlichen Kopfe und dem ersten Thoraxsegmente zu einem Ganzen verschmolzen ist; mit Brustbauchstück bezeichne ich bei derselben Gruppe die Ge- sammtheit des 2. und 3. Thoraxringes und der 5 Anteabdominalsegmente und mit Kopfbrustbauchstück den Vorder- kôrper der Podophthalmarien, welcher häufig weniger geuau Cephalothorax genaont wird. Wo ich Schywauz oder Hinter- leib oder Postabdomen gebrauche, entspricht dieser Ausdruck dagegen stets dem wirklichen Postabdomen. \ NS EINIGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (19) 279 besitzt und hinten etwa halb so breit als der Rücken in seiner grôssten Querausdehoung ist, _nimmt von vorn nach hinten ein wenig an Breite zu; seine 5 ersten Segmente sind nur schmal, das sechste dagegen bildet eine abgerundet-viereckige Platte, welche etwas breiter als lang ist und hinter ihrem Vorderrande rechts und links von der Mittellinie einen queren grubenartigen Eindruck zeigt. Die fünf ersten Afterfusspaare bilden fünf Paar breiter, unter dem letzten Schwanzsegmente liegender und einander deckender Platien von fast gleicher Grôsse und Con- sistenz, welche nicht ganz bis zum Hinterrande des Schwanzes reichen. Ebenso weit oder etwas weiter erstreckt sich auch das sechste Afterfusspaar,. das gabelfôrmig ist und zwei fast gleich lange Zinken besitzt. Ich habe nur Weibchen vor mir, welche gelblich gefärbt und hôchstens 8—10°”lang sind. Sie wurden am Amur bei Albasin (etwa 200 Werst abwärts von der Vereinigung der Schilka und des Argunj) und ferner zwischen den Mündungen des Chumar und der Dseja in der Gegend, wo sich der kleine Onon in den Amur ergiesst, auf einem Fische gefunden, welcher Cypriuus lacustris Pall. ist oder dieser Art wenigstens sehr nahe steht und in dessen Fleisch sie sich in der Gegend der Brustflossen, dicht hinter den Kiemen, eingefressen hatten. Das Bestimmen der Arten und selbst der Gattungen der parasitischen Isopoden ist in vielen Fällen hôchst schwierig oder gar unmôglich, weil die vorhandenen. Abbildungen und Beschreibungen nicht immer mit der erforderlichen Genauigkeit gemacht sind und weil ferner diese Thiere je nach ihrem Aller manche Veränderungen erleiden (vgl. darüber M. Edwards «Observations sur les changemens de forme, que divers Crustacés éprouvent dans leur jeune âge» in Ann. d. sc. nat. 2°"°sér. 1835. IL. p. 321—333, pl. XIV.). Dennoch glaube ich mich nicht zu irren, wenn ich das eben beschriebene Thier aus dem Amur als neue Art betrachte, was übrigens schon der Umstand, dass es auf einem Süsswasserfische lebt, a priori annehmen liess, da bis jetztt — so viel mir bekannt — Cymothoiden nur im Meere oder an Meerfischen beobachtet worden sind (Leach sagt ausdrücklich; «toutes les Cymothoadées habitent la mer», Dictionnaire d. sc. natur. XII, 339). Diese Voraussetzung wurde auch durch die Vergleichung . unseres Krebses mit den mir zu Gebote stehenden Beschreibungen, Abbildungen und in Samm- lungen aufbewahrten Exemplaren verwandter Thiere bestätigt. Cymothoa amurensis nähert sich durch die Kôrpergestalt, namentlich durch den an der Basis verhältnissmässig ziemlich breiten Hinterleib, ferner durch die deutlichen Augen und auch durch die Gestalt der Antennen einigermassen der Gattung Antlocra Leach., ist aber der Bildung der Schenkel wegen eine ächte Cymothoa, welches Genus Dana unter Anderem durch «femora lata, posteriora latissima» charakterisirt, während es bei ibm von Anilocra heisst: «femora angusta, posteriora angustiora (Un. Stat. expl. exp. Crust. 11,747). Unser Thier gehôrt ebenso wenig zu der von Dana aufgestellten, mit Cymothoa sehr nahe verwandten Gattung Ceratothoa, denn bei dieser berühren sich die vorderen Antennen an ihrer Anheftungsstelle mit den Basen (vel Silliman's Amer. Journ. XIV, 303 u. Unit. Stat. expl. exp. Crust. I], 747). Cymothoa amurensis unterscheïdet sich von den ihr näher stehenden Arten desselben Genus namentlich durch die Gestalt der Schenkel der vier hinteren Fusspaare, welche in Form 280 (20) G. GERSTFELDT. eines nach hinten und unten vorspringenden rundlichen Fortsatzes verbreitert und einander alle gleich sind. Die Schenkel des 4. Fusspaares besitzen nämlich bei C. oestrum Leach einen zahnfürmigen, spitzen Fortsatz und bei C. Dufresnit Leach einen Hôcker, durch welchen sie sich vor den Schenkeln der drei folgenden Fusspaare auszeichnen. Bei C. Matthaeï Leach. sind die Schenkel des 6. und 7. Fusspaares viel breiter als die der vorhergehenden Paare und C. frontale M. Edw. besitzt an den $ hinteren Füssen ovale Schenkel und einen Schwanz, der schmäler ist als seine blattférmigen Anhänge. C. lanceolata Say unterscheidet sich dagegen namentlich durch die Gestalt, vorzüglich des 6. Brustbauchsegmentes. Trisus Amphipoda Dana. SusrriBus Gammaridea Dana (Sillim. Amer. Journ. XIV, 308, Unit. St. expl. exp. Crust. I, 806) s. Gammaracea Dana (Sillim. Amer. Journ. VIIF, 135). Eamizia Gammaridae Dana (Sillim. Amer. Jouro. VIII, 135. XIV, 310; Unit. Stat. expl. exp. a. a. O. 827. 909). SusramiLiA Gammarinae Dana (Sillim. Amer. Journ. VIII, 137. XIV, 311, Unit. Stat. expl. exp. a. a. 0.909); Crevettines M. Edw. (Hist. nat. d. Crust.) pro parte. Genus Gammarus Dana (Fabr.) (Sillim. Amer. Journ. VIII, 137. XIV, 312; Unit. Stat, expl. exp. a. a. O0. 910. 945). ( 1. Augen ei- oder nierenfürmig oder linear (M. Edwards, Hist. nat. d. Crust. IT, 44). A. Der Hinterrand der drei ersten Schwanzsegmente ist gerade und ver- längert sich nicht in der Mittellinie stachel- oder zabnfôrmig nach binten (M. Edwards à. à. O.) a) Die Rückenseite des 4. und 5. Schwanzgürtels erscheint mit Sta- cheln besetzt (M. Edwards a. a. O.) a) Das Innenglied des 6. falschen Fusspaares ist so lang oder mindestens halb so lang als das äussere (Brands in Midden- dorff's Sibir. Reise II, 1. p. 133). SPEc. {. GAMMARUS PULEX De Geer. Gammarus pulex Zenker (de Gamm. pulicis hist. Fig. C.), Hosius (in Wiegm. Arch. 1850, 1, 233 ff. u. 246), Brandt (in Middevd. Sib. Reise II, 1. p. 136). — Squilla pulex De Geer, (Abhandi. zur Geschichte der Insekten, übers. von Goeze VII, 193. T. XXXHI). Die von mir untersuchten ostsibirischen Exemplare , die ich dieser Art zuzähle, stimmen bis auf unbedeutende Abweiïchungen vollständig mit der Beschreibung, die Hosius (a. a. O.) von Gammarus pulex De G. giebt, überein. Beï ihnen nämlich wird das 2. Glied der oberen Antennenstiele vom 2. Gliede des Stieles der unteren Antennen etwas überragt, wäbrend nach Hosius (a. a. 0. 256) die Enden der zweiten Glieder der Stiele beider Antennenpaare ungeläbr in gleicher Hôhe liegen, auch fehlt das erste kurze Glied der Geissel der unteren Fühler Ernie ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (21) 281 (Hosius a. a. O0. 235. Taf. IIL. fig. 2), so dass das erste Glied derselben (und nicht das zweite) das längste ist. Die oberen Fühler besitzen eine Geissel von 25 — 29 und eine Nebengeissel von 3—4 Gliedern; die Geissel der unteren Fübhler ist 12—14-gliederig. — Das innere Blatt des letzten falschen Fusspaares erscheint etwas kleiner als das äussere und die Bewaffnung der Hinterleibsgürtel ist nur sehr zart. — Die Figur C. bei Zenker (a. a. O.) stellt etwa das von mir beobachtete Verhäliniss der Stielglieder der oberen und unteren Fübler dar und auch die Geissel der letzteren (welche übrigens nach dieser Abbildung 17 Glieder besitzt) enthehrt des von Hosius angegebenen ersten kurzen Gliedes. — Ganz ähnlich ist auch die Zeichnung bei De Geer (a. a. O. T. XXXIIL. fig. 3). Diese ostsibirischen, von Maack in der Angarà bei Irkutsk gefundenen Individuen stim- men dagegen vollständig mit den bei St. Petersburg und am Ural gesammelten Exemplaren, welche sich im Museum der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften befinden, überein und da Brandt (Middend. Sibir. Reise. II, 1. 136) diese letzteren für Gamm. pulex De G. erklärt, so trage ich kein Bedenken auch unsere in Betracht kommenden Thiere trotz der angegebenen geringen Abweichungen von der Hosius'schen Beschreibung für dieselbe Art zu halten. Bei ihnen ist nur die Färbung mebr bräunlich und nicht so hellgelblich als bei den Exemplaren aus der Umgegend von St. Petersburg und vom Ural, was vielleicht nur davon, ob das Ein- sammeln längere oder kürzere Zeit nach der Häutung stattfand und môglicher Weise auch von der verschiedenen Dauer ihres Aufbewahrtseins im Weingeiste und von den relativen Eigen- schaften dieses letzteren abhängt. — Ausserdem hat Maack noch ein Exemplar aus einer Wasserpfütze in der Nähe von Tomsk mitgebracht, welches sich durch etwas bedeutendere Grôsse (statt 5—6"”: 71”) und dadurch vor den ostsibirischen Thieren auszeichnet, dass bei den letzteren die innere Lamelle des 6. Afterfusspaares etwa nur drei Viertheile der Länge der äusseren besitzt, während bei den ersteren dieses innere Glied nur sehr wenig kürzer ist als das äussere. Gammarus pulex De G. scheint also ausser in Europa auch in ganz Sibirien einheimisch zu sein. Wir besitzen ihn vom Ural, von Tomsk und von Irkutsk; Middendorff hat ihn an der Paissina, einem Flusse der zwischen Jenissei und Taimyr in’s Eismeer mündet, gefunden (Middend. Sibir. Reise, 11, 1.137) und der Gammarus aus der heissen Quelle Natschik in Kam- tschatka, dessen Brandt a. a. O. erwähnt, steht ihm wenigstens sehr nahe, wenn er auch nicht gänzlich übereinstimmt'). 4) Einige der Exemplare aus der Angar4, welche nichts Anderes als Gamm. pulex De G. zu sein scheinen, be- sitzen ebenfalls nur 12gliedrige, untere Antennen, wie die erwäbnten k:mtschatkischen Thiere, die ich im Museum der St. Petersburger Akademie gesehen habe. Ich bin daher geneigt sie ebenfalls für Gamm. pulex De G. zu halten und zwar in bestimmterer Weise, als Brandt dieses thut. Mém. des sav. étrang. T- VIII. 36 232 (22) G. GERSTFELDT. 8) Das Innenglied des 6. falschen Fusspaares ist noch nicht oder hôchstens ein Vier- theil so lang als das äussere und oft nur rudimentär. Srec. 2. GAMMARUS VERRUCOSUS mb. n. sp. Corpore lateraliter compresso; thorace et abdomine inermibus, segmentis postabdomina- libus praesertim, secundo et tertio, tuberculis numerosis spinosis instructis; ramo. stylorum caudalium posticorum externo longissimo, margine longe ciliato. ; Der schlauke, seitlich zusammengedrückte Kôürper erreicht bei den grôssten Exemplaren “eine Länge von 1—11". Die Stirn besitzt nur ein kurzes, dreieckiges Spitzchen. Die Augen sind nierenformig-linear. Die oberen Antennen, welche mit ihrem letzten Viertheile die unteren überragen, erscheinen fast halb so lang als der Kôrper und beide Paare, namentlich aber die unteren, sind vorzüglich an der Unterseite der Stiele ziemlich stark behaart. Die Enden der zweiten Stielglieder beider Antennenpaare liegen fast in gleicher Hühe oder die des oberen ragen ein wenig weiter vor; das dritte Stielglied der unteren ist jedoch mehr wie noch ein Mal so lang als das der oberen, so dass die unteren Stiele die oberen an Länge übertreffen. — Die Geissel der oberen Fühler, welche 40— 45 Glieder zählt, ist eben so lang oder nur wenig länger als ihr Stiel; die 20—22pgliederige Geissel der unteren dagegen kürzer als der ibrige, die Nebengeissel der oberen ist 6gliedrig, aber klein und endlich erscheint bei beiden Antennen- paaren das erste Geisselglied am längsten. — Die Brusthbauchgürtel sind auf der Rückenseite convex, aber kiellos, ohne Dornen und ohne Hôcker. Dagegen tragen der erste Schwanzring auf seinem Hinterrande und die beiden folgenden auf dem grôssten Theile ihrer Rückenfläche kleine, mit Stachelspitzen besetzte Hôckerchen oder Wärzchen, mit welchen namentlich die beiden letzteren Segmente wie gepflastert erscheinen. — Der 4. und 5. Schwanzgürtel haben jeder seitliche, mehrere Dornen tragende Längskämmchen, zwischen denen sich wieder mit Stacheln bewaffnete Warzen erheben und das letzte Postabdominalsegment besitzt endlich jeder- seits 3— 4 auf einer Längsleiste angebrachte Spitzchen, wobei gleichzeitig seine pyramidalen Schwanzanhänge am Rande bedornt sind. — Die Hände der beiden ersten Fusspaare erscheinen ziemlich rundlich-dreieckig; das erste Paar ist jedoch länger, schlanker und mebr birnfrmig, das zweite kürzer, breiter und von etwas geringerer Grôsse als das erste. — Das 4. und 5. falsche Fusspaar (ersteres etwas länger als letzieres) werden beide vom 6. weit überragt. wel- ches ‘ein lineal-lanzettliches äusseres, sehr langes Blatt mit dichtgewimpertem Rande, das die innere Lamelle 5 — 6mal an Länge übertrifft, besitzt. — Der Kôrper ist gelblich; dann und wann erschemen die Antennen oder einzelne Glieder derselben und die Endea der Füsse, pamentlich derjenigen an den hinteren Schwanzsegmenten, rôthlich; auch die bedornten Stellen des Postabdomens sind zuweilen rôthlich oder gar braun oder schwärzlich gefärbt. Von den näher stehenden Arten desselben Genus zeichnet sich diese Species vorzüglich durch die warzige Bewaffnung des Hinterleibes aus, wesshalb ich den Namen «verrucosus» ge- wäblt habe, Am meisten verwandt scheint ihr Gamm. atchensis Brandt (Middend. Sibir. Reise 11, 1.138) zu sein; doch sind bei Gamm. verrucosus die Brusthauchgürtel nicht gekielt und der E1NIGE ARTEN PLATOLEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (23) 283 Hinterleib nicht so stark zusammengedrückt als bei Gämm. atchensis, wo sich auch ferner die (ausserdem nicht warzige) Bewaffnung bloss auf den Hinterrand des 2. und 3. Schwanzgürtels beschränkt, während sie sich bei Gamm. verrucosus auf die ganze Rückenfläche dieser berden Segmente ausdehnt. Die Fühler erscheinen bei Gamm. verrucosus stärker behaart und verbält- nissmässig etwas länger als bei Gamm. atchensis, bei welcher Art das erste Stielglied der oberen Antennen am unteren Ende des Vorderendes einen ziemlich starken Stachel trägt, der bei Gamm. verrucosus durch mehrere kleine Dornen oder Haare ersetzt wird. — Die Hände sind bei Gamm. atchensis ferner mehr rhomboidal und nicht so schlank als bei Gumm. verrucosus. Das äussere Blatt des 6. Afterfusspaares, das bei G. atchensis verhälinissässmig viel kürzer und breiter und am Rande gestachelt ist, zeigt sich bei Gamm. verrucosus viel länger und schlanker und mit langen Randwimpern besetzt. — Von Gamm. ochotensis Brandt (Middend. Sibir. Reise, 11, 1. 140) entfernt sich unser Gamm. verrucosus ausser durch die Bewaffnüng des Hinterleibes auch durch die Gestalt der Augen (bei Gamm. ochot. sind sie mehr nierenfôrmig) und Hände (bei Gamm. ochot. sind sie mehr rhomboiïdal), sowie durch die im Verhältniss zu ibren Stielen kür- zeren Geïsseln der übrigens in äbhnlicher Weise (d. h. stärker als bei Gamm. atch.) behaarten Antennen und durch das bei Weitem längere und am Rande gewimperte äussere Glied des 6. Afterfusspaares (welches bei Gamm. ochot. kürzer und am Rande mit kleinen Stacheln be- setzt ist). — Gammarus longicauda Brandt (Middend. Sibir. Reise LE, L. 141) stimmt mit Gamm. verrucosus durch das sehr lange äussere Glied des 6. falschen Fusspaares (das bei Gamm. longic. aber nicht gewimpert ist) überein, zeigt sich jedoch verschieden durch seine rundlichen Augen, durch die viel längeren und fast ganz haarlosen Fühler, durch seine Hände, welche am ersten Fusspaare viel kleiner sind als am zweiten und endlich durch seinen weiït spärlicher und in anderer Weise mit Dornen besetzten Hinterleib. — Von der folgenden Art zeichnet sich Gamm. verrucosus durch die verschiedenartige Bewaffnung des Postabdomen und durch das mit Wim- pern besetzte, sonst aber ähnlich geformte äussere Blatt des 6. Afterfusspaares aus. In der Angarä bei Irkutsk von Maack gefunden; scheint dort nicht selten zu sein. SPec. 3. GAMMARUS MAACKIT mh. n. sp. Corpore lateraliter compresso, thorace et anteabdomine inermibus; segmentis potstabdo- minalibus singulis duabus vel quatuor carinis spinosis armatis; ramo stylorum caudalium posti- corum externo longissimo, margine breviter aculeato. Wäbrend Gamm. verrucosus mh. in vielen Bezichungen Gamm. atch. Brandt nahe steht, schliesst sich diese neue Art, die ich nach ihrem Entdecker Gamm. Maackii genannt habe, ueben der grossen Verwandtschaft, die sie auch mit der vorigen hat, näher an Gamm. ochotensis Brandt an. Der ziemlich schlanke, seitlich zusammengedrückte Kürper erreicht eine Länge von 5 bis 8 oder bei den grôssten Exemplaren auch 1” und etwas mehr. Der Stirnfortsatz und die Augen erseheinen wie bei Gamm. verrucosus und auch die Antennen sind in den Verbälinissen * 284 (24 G. GERSTFELDT. der Stielglieder zu einander denen der vorigen Art und Gamm. ochotensis ähnlich, dagegeu ist die obere 25 — 40-gliederige Geissel länger als ihr Stiel, wodurch sie demselben Theïle von Gamm. ochotensis näher steht als demjenigen von Gamm. verrucosus, die untere Geissel aber, die 10—15 Glieder besitzt, wird — ähnlich wie bei Gamm. verruc. — von ibrem Stiele an Länge übertroffen; die 5gliedrige Nebengeiïssel reicht bis zum 3. oder 4. Gliede der oberen Fübler- geissel; bei beiden Antennenpaaren ist das erste Geisselglied das längste und das erste Stielglied des unteren Paares trägt am vorderen, unteren Ende mehrere Haare und Stacheln wie bei Gamm. verruc. und nicht einen starken Dorn wie bei G. ochot. und G. atch. Die Brustbauch- ringe sind wie bei G. verruc. und G. ocht. glatt, ohne Kiele und Leisten. — Der Hinterleib, der bei G. verruc. vorzüglich auf seinen vorderen Gürteln mit stacheligen Warzen wie besäet ist, trägt hier sparsamere und stärkere Dornen in folgender, an die Bewaffnung von G. ochot. erinnernder Anordnung. Auf dem ersten Schwanzsegmente sehen wir am Hinterrande rechts und links von der Mittellinie des Rückens, einen kleinen, dreidornigen Längskamm, der auch auf den beiden folgenden Gürteln erscheint; diese besitzen jedoch ausserdem vor ihm noch ein äholiches, kleineres, ebenfalls mit einigen Stacheln versehenes Längsleistchen, so dass sie (der 2. u. 3. Postabdominalring) mit zwei Paaren hinter einander liegender, Dornen tragender Erhôhun- gen ausgestattet sind. — Am #. und 5. Segmente finden sich dagegen meist wieder, wie auf dem ersten, nur ein Paar, aber verhältnissmässig grôsserer und mit-stärkeren Dornen besetzter Längswülste, zwischen denen übrigens am Hinterrande oft noch zwei mit Stacheln bewaffnete Erhabenheiten vorhanden sind; der letzte Hinterleibsring trägt eudlich rechts und links einen Hôcker mit 2—3 Stacheln und auch seine konischen Schwanzanhänge sind bedornt, — Bei G. ochotensis stehen die stacheltragenden Leisten der vorderen Postabdominalsegmente auf der Hôhe des Rückens und liegen nicht so seitlich, so weit von einander und von der Mittellinie entfernt, wie bei G. Mackü; auch besitzt bei G. ochotensis der 3. Ring (und nicht der 2. u. 3.) 2 Paar hinter einander angebrachter Wäülste; ferner scheinen bei G. ochotensis am 4. und 5. Hinterleibsgürtel die Stacheln zwischen den Seitenleisten (die bei Gamm. Maackii wenigstens oft vorkommen) gänzlich zu fehlen, wogegen jedoch der 5. Gürtel ein zweites und äusseres Kämmchenpaar (das ich bei G. Maacki nie gefunden habe) trägt; endlich finden wir bei G. ochotensis auf dem letzten Schwanzsegmente noch 2 mittlere Dornen, die wir bei G. Maacki vermissen, — Die Hände sind denen der vorigen Art ziemlich ähnlich, weniger rhomboïidal und mit nicht so gerade abgestutztem Vorderrande als bei G. ochotensis; das erste Paar erscheint fast länglich birnformig und etwas grôüsser als das mehr dreïeckig-rhomboïdale zweite, dessen viel schräger abgestutzter Vorderrand wie am ersten Paare und in ähnlicher Weise wie bei G. ochotensis und G. verrucosus mit Zähnchen und Haaren besetzt ist. — Das #. und 5. Afterfuss- paar erreichen nur etwa das Ende des Hinterleibes und werden vom 6. Paare weit überragt, dessen äusseres Blatt 5 — 6mal so lang als das innere erscheint. Dieses letzte Verhältniss ist wie bei der vorigen Art, doch sehen wir die Ränder beïder Blâtter (des inneren und des äusse- ren) bei G. Maacki mit kurzen Stacheln und Borsten, bei G. verrucosus dagegen mit langen Wimpern besetzt. Die Endglieder des letzten, Afterfusspaares sind bei G. ochotensis und bei G. ‘ ErNIGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (25) 285 atchensis in ähnlicher Weise wie bei G. Maackù bewaflnet; das äussere derselben ist aber ver- hältnissmässig viel kürzer und breiter. Bei Gamm. locustoides Brandt (Middend. Sibir. Reise. Il, 1. 139), mit welcher Art sowohl G. verrucosus als G. Maackü durch das Längenverhältniss des äusseren und inneren Blattes der letzten Afterfüsse übereinstimmen, unterscheiden sich beide durch die abweichende Weise der Bewaffinung des Hinterleibes, indem bei G. locust. nur die drei ersten Schwanzgürtel Dornen tragen. — Dieser letzte Umstand entfernt beide Species aus der Angarä auch von Gamm. Olvu M. Edwards (Ann. d. sc. nat. XX. 1830, p. 367 u. 372), der sich dem G. locusta auct. nähern soll, von Gamm. poecilurus Rathke (Nov. Act. Ac. Leop.-Carol. Nat. Curios. t. XX. 1843, p. 68, T.IV, fig. 2), von Gamm. Kroyeri Rathke (a. a. O. p.69, T.IV, fig. 1), von G. dentatus Kroyer (Naturhist. Tidsskrift, 4*° Binde, 2% Haefte, 1842, p. 159), dessen obere Fübhler ausserdem fast die Länge des Kürpers erreichen, und von allen übrigen Arten, welche wie G. locustoides, G. verrucosus und G. Maackù ein sehr langes äusseres und ein fast rudimentäres inneres Glied des 6. falschen Fusspaares besitzen. Ich will noch bemerken, dass die Blätter dieses letzteren bei G. poecil. gewimpert sind, wie bei G. verruc. und bei G. Kroyeri gestachelt, wie bei G. Maacku. Auf der gelblichen Grundfarbe von G. Maackù erscheinen häufig die Fühler oder einzelne Glieder derselben ebenso wie die Enden der Füsse und Afterfüsse und die Krallen der Hände mennigroth; jedes Schwanzsegment besitzt gleichfalls dann und wann rechts und links einen rôthlichen, unregelmässigen Fleck, wobei sich auch oft die Dornen tragenden Stellen des Hin- terrandes dieser Gürtel durch eine ähnliche Färbung auszeichnen; zuweilen sieht man nur eine einzige Reïhe rother Flecke, auf der Mittellinie des Rückens, am gewôühnlichsten aber sind die Thiere (im Weingeiste) einfarbig bleichgelb. — Aehnliche Zeichnungen wie die beschriebenen kommen übrigens bei den Gammariden nicht selten vor; ich verweise in dieser Hinsicht nur auf die vorige Art, auf die noch zu beschreibende Gamm. cancelloides mh., und auf G. poecilurus Rathke (a. a. O.). ; In der Angarà bei [rkutsk fast ebenso häufig als G. verrucosus. 1. 4. (Vergl.S. 280 (20). b) Die Rückenseite des #. und 5. Schwanzgürtels ist stachellos (M. Edwards, Hist. nat. d. Crust. III, 48). «) Beide Blätter des 6. Afterfusspaares sind fast von gleicher Länge. SPec. 4. GAMMARUS CANCELLUS Pallas. Oniscus Cancellus Pallas, Spicil. zoolog. Fase. IX, p. 52, T. I, Gg. 18. Corpore lateraliter compresso; segmentis omnibus medio in dorso carina et utroque ejus latere tuberculo, segmentis thoracis et anteabdominis praeterea carinis horizontalibus supra laminas laterales positis instructis; tuberculorum (dorsalium) par quintum maximum, paria ultima obsoleta. 286 (26) G. GERSTFELDT"E. Obgleich Pallas diese Art ziemlich ausführlich beschrieben hat, glaube ich doch noch einige Bemerkungen hinzufügen zu müssen. — Die Länge des seitlich zusammengedrückten Kôrpers beträgt bis 2 und darüber. Der Kopf besitzt nicht nur rechts und links unter den Auger, sondern auch unterhalb der Einlenkung der unteren Antennen einen Dornfortsatz. Die Augen sind zuweilen mehr halbmond- als nierenformig. Die Geissel der oberen Fühler zäblt dann und wann gegen 60 (und nicht bloss, wie Pallas angiebt, 22), die der unteren oft 17 (und nicht bloss 10) Glieder; die kurze Nebengeissel der oberen Antennen erscheint meist 5gliederig. Die oberen Fühler sind fast halb so lang als der Kôrper und überragen mit ihrem letzten Viertheile die unteren; die Stele beider Paare besitzen entweder fast dieselbe Länge oder die unteren zeigen sich etwas kürzer als die oberen und beïde sind nur schwach behaart. Die Rückenhôcker der Brustbauchringe werden von ihrem 5. Paare, das am grôssten ist, sich am meisten der Mittellinie des Rückens nähert und sich ausserdem durch seme hakenfürmige Gestalt auszeichnet, nach vorn und nach binten bin unansebalicher. Aehnliche Hôcker oder Stacheln besetzen aber nicht nur die beiden ersten Postabdominalsegmente, sondern — obwohl schwächer ausgebildet — auch das 3. und man sieht selbst noch auf den folgenden Andeutun- gen derselben. — Brustbauchstück und Hinterleib sind auf der Mittellinie des Rückeus jedes Ringes gekielt und diese Kiele erheben sich zuweilen hôckerartig, ohne aber nach hinten mit Fortsätzen vorzuspringen. An den 7 Brusthauchgürteln ist ferner jede Seitenplatte durch eine unterhalb des Stachels liegende horizontale, stark erhabene Hornleiste von der Rückenseite ge- sondert und jede dieser Platten besitzt auf ibrer Fläche ausserdem noch eine hôckerartige Ver- dickung, welche am #4. Plattenpaare, das hier, wie bei den meisten Gammarus-Arten grôsser als die vorhergehenden und folgenden ist und sich nach hinten zabhnfürmig verlängert, am stärksten hervortritt. — Die Hände sind links und rechts oft gleich gross: das erste Paar ist schlanker und birnférmiger, das zweite mehr rhomboïdal, etwas breiter und am Vorderrande schief abgestutzt; der Innenrand ist bei beiden Paaren mit Härchen und Dôrnchen besetzt. — Das 4. Paar der Afterfüsse ist länger als das 5., beide jedoch werden vom 6. überragt, welches an einem kurzen Basalgliede zwei reichlich mit Randhaaren besetzte Lamellen trägt, von denen die innere etwas kürzer als die äussere ersheint. — Die eben beschriebenen Exemplare von G. cancellus wurden vom Präparanten Fuhrmann, welcher den Berg-Ingenieur-Officier Meglitzk y auf einer Reise zum Baikalsee begleitete, aus diesem Gewässer nach Irkutsk mitgebracht. Ich habe aber noch andere Thiere vor mir, welche von Maack in der Angarä bei Irkutsk gesammelt wurden und sehe mich genôthigt dieselben trotz dem, dass sie einige Abweichungen von Gamm. Cancellus Pall. darbieten, derselben Art zuzuzählen, von welcher sie vielleicht junge Exemplare sind. — Sie zeichnen sich nämlich neben der geringeren Grôsse (5— 8”) auch durch die verhältnissmässig stärker entwickelten Rückenstacheln aus, von denen das am Ende hakenfôrmig gekrümmte 5. Paar viel grôsser ist als die übrigen (in bedeutenderem Grade als bei dem typischen G. Cancelins) und flügelartig nach oben, hinten und aussen gerichtet sogar die Seiten des Kôrpers überragt. Die Geissel der oberen Antennen ist 30—35-, die der unteren 7— 10gliederig; die Nebengeissel der ersteren besitzt 3 — 4 Glieder. Sonst stimmen EiniGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (27) 287 sie mit den Individuen aus dem Baikalsee überein. (Mir ist nicht bekannt, ob letztere in der- selben Gestalt und von derselben Grôsse, wie man sie in dem erwähnten See findet, auch in der Angarä vorkommen, doch lässt sich dieses nach den Pallas’schen Angaben voraussetzen.) Wie Pallas (Spic. zool., fasc. IX, 52) erwähnt, kannten schon Steller (in den vierziger Jahren des vorigen Jahrhunderts) und Laxmann (in der zweiten Hälfte desselben) diesen Gammarus; Ersterer nannte ihn «Squilla fluviatihis» und «Phryganeum fluvii Angarae», Letzterer, welcher der St. Petersburger Akademie Exemplare desselben übersandte (von denen Pallas eins — vielleicht nicht mit vollständig erhaltenen Fühlern — zu seiner Beschreibung und Ab- bildung benutzte) bezeichnete ihn mit «Cancer baicalensis». Ausser im Baikalsee und in der diesem entstromenden sogenannten unteren Angarà, soll G. Cancellus nach Pallas sich auch noch häufig in der Lena und in ihren Zuflüssen finden. SPec. 9. GAMMARUS CANCELLOIDES mb. n. sp. Gammaro Cancello Pall. similis, tuberculis tamen dorsalibus minus elevatis, a capite ad caudam crescentibns, neque vero pari quinto, sed paribus octavo et nono maximis; in segmen- tis thoracis et anteabdominis carinarum lateralium loco tuberculis valde prominentibus. Trotzdem, dass die von mir hierhergezählten Thiere mit der vorigen Art in vielen Bezie- hungen übereinstimmen, finde ich es doch für nothwendig, sie von 1hr zu trennen und sie als besondere Species zu betrachten, die ich ihrer Aehnlichkeit wegen mit G. cancellus Pall. Gam- marus cancelloides nennen will. Die oberen Antennen sind verhältnissmässig kürzer als bei G. cancellus, nur den dritten oder vierten Theil so lang als der Kôrper, überragen aber ebenfalls mehr oder weniger die unteren, welche letzteren dagegen stärker behaart erscheinen, als die oberen; die Geissel der oberen Antennen zähll 24, ihre Nebengeissel 3 und die Geissel der unteren Fühler 8—10 Glieder; auch die Augen haben eine mehr eifôrmige Gestalt. Dagegen sind die Hände der ‘beiden ersten Beinpaare, die Oberfläche der drei letzten Hinterleibssegmente und die Afterfüsse ganz so beschaffen wie bei der vorigen Art. — Den grüssten Unterschied aber und zwar in constanter Weise, d. h. ohne Uebergänge zu Gamm. cancellus Pall., bietet die Bewaffnung des Kôrpers dar. Die nach hinten gerichteten und verhältnissmässig viel schwächer ausgebildeten Rückenstacheln liegen hôher, d. h. näher der Mittellinie; sie werden von vorn nach hinten grôsser und spitzer, das 5. Paar ist nicht ausgezeichnet wie bei Gamm. cancellus und die Stacheln der drei ersten Schwanzgürtel sind weiter von einander entfernt oder niedriger, d. h. näher zur Banchseite gestellt als die des Brusthauchstückes; die beiden ersten Paare dieser Postabdominaldornen sind die grôssten von allen Rückenstacheln, das 3. Paar ist unansehnlicher - und auf dem #. und den folgenden beiden Schwanzsegmenten findet man kaum eine Andeutung derselben. — Ausser den Rückenstacheln besitzt aber diese Art noch ziemlich grosse, horizon- tal abstehende und zahnfôrmig nach hinten gerichtete Seitenstacheln, welche an den sieben Brusthaucbringen über den Seitenlamellen liegen und obgleich sie den erwähnten Leisten bei Gamm. Cancellus entsprechen, ein ganz anderes Ansehen haben und viel auffallender hervor- - 288 (28) G. GERSTFELDT. treten; auch sind sie von den Rückenstacheln, weil diese hôüher liegen, weiter entfernt als die Leisten der vorigen Art, welche unmittelbar unterhalb der Rückenstacheln angebracht sind (ausgenommen die des 5. Gürtels, dessen Dornenpaar hôher hinaufrückt als die der übrigen Segmente). Da — wie erwähnt — die Rückenstacheln des Schwanzes tiefer stehen als dieje- nigen der Brustbauchringe, so würde die Fortsetzung der Reihe derselben zwischen die Reïhen der Rücken- und Seitenstacheln des Vorderkürpers fallen. — Der Kopf dagegen besitzt zwei seitliche und zwei unterhalb der Basis der unteren Antennen gelegene Dornen, die Seiten- platten des Brusthauchstückes sind mit hôckerfôrmigen Auftreibungen versehen und die Mittel- linie des Kôrpers erscheint (hinten stärker als vorn) gekielt — also ebenso wie bei G. cancellus. Bei einigen Individuen fehlen die Rückenstacheln auf den vorderen Brusthauchringen ganz oder sind nur angedeutet, wäbhrend sie auf den hinteren Segmenten des Brusthauchstückes und auf den beiden ersten Schwanzgürteln deutlich hervortreten und die Seitenhôcker ebenfalls entwickelt sind. Bei einem Exemplare waren alle Rückenstacheln bis auf die auch nur schwa- chen der beiden ersten Hinterleibssegmente gar nicht vorhanden und gleichzeitig erschienen auch die Seitenstacheln weniger als abstehende Dornen, sondern mehr als hôckerfôrmige Er- habenheiten, wodurch sie an die horizontalen Hornleisten von G. cancellus erinnern. Dennoch sind bei G. cancelloides die Seitenhôcker stets mehr oder wenigstens ebenso stark ausgebildet als die Rückenhôcker, während bei G. cancellus die Seitenhôücker den Rückenhôckern gegen- über immer in den Hintergrund treten. Auch die Grôsse von G. cancelloides ist geringer als die von G. cancellus, indem der Kôürper bei ähnlicher Gestalt nur 1—11° misst. Die Färbung ist gelblich. Viele Exemplare besitzen an allen Segmenten auf dem Rücken, rechts und links von der Mittellinie, einen runden, rôthlichen Fleck, der auf den 10 ersten Gürteln oberhalb des Rückenstachels liegt. Aehnliche Flecke sieht man ferner zwischen den Rücken- und Seitenstacheln und auch unterhalb der letzteren, so dass auf jedem Ringe #4 oder 6 solcher Flecke vorhanden sind, von denen die beiden mittleren rechts und links neben ein- ander, die beiden äusseren in je zwei Reihen und mebr schräg hinter einander liegen. Hier und da zeigen auch die Stielglieder der Antennen und einige Glieder der Beine an ihren Enden eine mennigrothe Färbung. In der Angarä bei Irkutsk von Maack angetroffen. SPEc. 6. GAMMARUS LATISSIMUS mb. n. sp. : Corpore latissimo, fere onisciformi; fronte producto et quatuor paribus aculeorum, mediis duobus verrucis impositis, armato; segmentis thoracis et anteabdominis carinatis et tubercula supra laminas laterales sita versus declivibus; segmentis postabdominalibus tubereulis late- ralibus destitutis, anterioribus tribus tuberculis dorsalibus, quorum duo posteriora aculeata, praeditis. Diese Art zeichnet sich durch ihren breiten, fast asselartigen Rücken vor allen mir be- kannten Gammariden aus, welche immer mehr oder weniger seitlich zusammengedrückt sind und erinnert dadurch (abgesehen von dem viel kleineren Kopfe und von manchen anderen : E1N1GE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (29) 289 Verschiedenheiten) an eine andere Familie der Amphipoden, an die Hyperiaceen, sie gehôrt aber nicht nur zu den Gammariden, sondern ist auch ein echter Gammarus Dana'). — Ich glaube diese Form durch d«latissimus» ziemlich passend bezeichnen zu kônnen. Der Kôrper erscheint nur unterhalb seitlich zusammengedrückt und zeigt oberhalh eine breite, länglich-ovale, gewôlbt-dachfôrmige Rückenfläche. Die Stirn bildet einen zapfenartig über die Anheftungsstelle der Antennen nach vorn vorspringenden nasenférmigen Fortsatz, der durch zwei Paare hintereinander liegender Hôcker Aebnlichkeit mit einem Hahnenkamme er- hält; jeder dieser Hôcker trägt auf seinem Gipfel einen nach hinten gerichteten Stachel und ausserdem findet man auf dem vorderen, abgerundeten Ende des Stirnfortsatzes, so wie nach hinten vom zweiten Hôckerpaare zwei ähnliche Dornen. Die Augen besitzen eine nierenformige Gestalt. Die ziemlich gleich langen oberen und unteren Antennen sind kürzer als die Hälfte des Kôrpers; die Stiele der letzteren überragen diejenigen der ersteren, indem ibr letzes Glied 3—4mal so lang ist als das letzte Stielglied der oberen Fühler; die Geissel der unteren Anten- neu besitzt 8, die der oberen 17 Glieder, von denen bei beiden Paaren das 3. das längste ist; die kleine Nebengeissel erscheint nur eingliedrig und erreicht kaum das Ende des ersten Gliedes ihrer Hauptgeissel. Die unteren Antennen sind mit zahlreicheren Büscheln längerer und stärkerer Haare besetzt als die oberen. — Die beiden Paare Hände haben etwa dieselbe Grôsse, doch ist das erste Paar gestreckter, das zweite vorn schräger abgestutzt und mehr rhomboïdal. Die 7 Brusthauchgürtel erscheinen in der Mittellinie des Rückens gekielt oder auch mit nie- drigen Hôckern versehen, welche an den hinteren Segmenten am deutlichsten hervorzutreten _pflegen und der Rücken senkt sich von dieser mittleren Hôckerreihe dachférmig und zugleich sewôlbt nach beiden Seiten bis zu den verdickten, aufwärts gerichteten, ziemlich starken Rand- hôckern, welche über dem Ursprunge der Seitenlamellen liegen. Letztere (die Seitenlamellen) sind nicht einfach von oben nach unten, sondern des breïten Rückens wegen schräg von oben uod aussen nach unten und innen gerichtet. An den Postabdominalgürteln sind die Randhôcker über den Seitenplatten verschwunden, dagegen aber hat sich der schon an den beiden letzten Brusthauchringen grôüsser gewordene Kiel der Mittellinie auf den drei ersten Schwanzsegmenten zu einem kammartigen Wulste erhoben, welcher auf dem 2. und 3. Ringe meist zwei neben- einander liegende, nach vorn gerichtete kleine, dornartige Stacheln trägt oder auf den beïden erwähoten Segmenten durch eine sattelfrmige Vertiefung in eine vordere und hintere Hälfte :zerfällt, von denen jede mit einem Dornenpaare besetzt ist; nie aber bildet dieser Kamm einen Zahn, vielmehr rundet er sich nach vorn und hinten ab und überragt nicht den Hinterrand 4) Dana unterscheidet das Genus Gammarus von den übrigen drei Genera (Iphimedia Rathke, Oedicerus Boyer und Amphithoe (Leach) Dana), welche mit ihm zu derjenigen Abtheiïlung der Subfamilia Gammarinae gehôren, deren ersten beiden Fusspaare handfôrmig sind («pedes secundi primique subchelati») durch das Vorhandensein einer Neben- geissel an den oberen Antennen («antennae primae appendiculatae») und charakterisirt es ferner folgender Maassen: “«Epimerae sive mediocres, sive breves. Styli caudales postici, secundis non similes, ramis saepe longis cum pilis, raro spinulis ornatis, apice non uncinatis. Antennae superiores saepe longiores». Es gehôren also zu Gammarus Dana auch Amathia Rathke und Eusirus Kroyer (vgl. Dana in Unit. Stat. expl. exped. Crust. II, 910 und auch in Silliman, Amer. Journ. 1849, VIII, 137). Mém,. des sav. étrang. T. VIII. 37 290 (30) G. GERSTFELDT. seines, Segmentes. Die letzten drei Schwanzringe sind unbewehrt. Das 6. Afterfusspaar ist länger als das 4. und 5. und besitzt zwei ziemlich gleich lange, an ibren Enden gewimperte Lamellen. j Gammarus latissimus zeichnet sich durch seinen breiten Rücken, durch den bewaffneten Stirnfortsatz und durch die mit Stacheln besetzten Rückenhôcker des 2. und 3. Schwanz- segmentes von allen bekannten Arten aus. — Gamm. loricatus Sabine (vgl. Supplement to the appendix of Captain Parry’s first voyage, CCXXXI. pl. [, fig. 7 u. Kroyer, Grünland's Amfi- poder, 22, T. I. fig. 4) zeigt vielfache Unterschiede von Gamm. latissimus; er hat einen langen, rüsselférmig herabgekrümmten und unbewehrten Stirnfortsatz, die Rückenkiele der Segmente springen zahnfürmig nach hinten vor, die oberen Antennen sind viel länger als die unteren und der Kôrper erscheint seitlich zusammengedrückt. — Durch die gleich langen oberen und unteren Fühler bildet G. latissimus, in dieser Beziehung wenigstens, den Uebergang von der Mebrzahl der Gammarus-Arten, bei welchen die oberen Antennen länger sind, als die unteren, zu den Arten desselben Genus, bei welchen die Fühler im umgekehrten Längenverhältnisse zu einander stehen (z. B. G. Sabini Leach, G. angulosus Ratbke, G. (Amathia) carinatus Rathke, G. pinguis Kroy.) und für welche Rathke den Gattungsnamen Amathia vorgeschlagen hat (vel. Mém. prés. par divers savants à l'Acad. de St.-Pétersb. 1837, III, 375 u. Nov. Act. Acad. Leop. Carol. Nat. Cur. 1843, XX, 71). Gammarus latissimus wird bis 6°” lang, wobei die grôsste Breite des Rückens fast 7, der Länge beträgt und zeichnet sich auch durch eine rôthhichgelbe Färbung aus. Er wurde von Maack in der Angarä bei Irkutsk gefunden, obgleieh verhältnissmässig nicht so häufig als die übrigen in diesem Flusse lebenden Gammarus- Arten; er liebt flache Stellen, sitzt gern an oder unter Steinen und ist häufig zusammengekugelt. $ 1. (Vergl. S. 280 (20) u. S. 285 (23)). B. Der Hinterrand des 3. Postabdominalsegmentes und meist auch derjenige der beiden vorhergehenden verlängert sich in der Mittellinie in Art eines Zahnes oder Stachels nach hinten (M. Edw. Hlist. nat. d. Crust. III, 50). Srec. 7. GAMMARUS KÜRGENSIS mb. n. sp. Corpore lateraliter compresso, margine posteriore trium anteriorum segmentorum postab- dominalinm et interdum etiam nonnullorum aut omnium anteabdominis et thoracis in spinam acutam tenuemque segmento sequenti incumbentem producto. Der Kôrper ist ziemlich stark seitlich zusammengedrückt; die Stira bildet nur ein Ne dreieckiges Spitzchen; die Augen sind oval-nierenformig. Die nur schwach behaarten Fühler haben etwa die halbe Länge des Kôrpers und von ihnen überragen die oberen mit ihrem letzten Drittheile die unteren; das Ende des Stieles der oberen Antennen reicht nur bis zum Anfange E1N1GE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (31) 291 des letzten Stielgliedes der unteren ‘oder wenig weiter; erstere besitzen an der Hauptgeissel 10—14%, an der kleinen Nebengeissel, welche nur wenig länger ist als das erste Glied der Hauptgeissel, 2—3 Glieder; die Geissel der unteren Antennen übertrifft ihren Stiel kaum an Länge und besteht aus 4—5 Gliedern. Die vorderen Füsse sind mit Haaren, Wimpern und Stacheln besetzt. Die vorderen Hände sind kleiner als die hinteren, aber verhältnissmässig breiter, rhomboïdal und am Vorderrande schräg abgestutzt, wogegen die hinteren grôsser und namentlich länger und fast eiformig erscheinen; bei beiden Paaren ist der Innenrand an der oberen Hälfte mit kleinen Zähnchen, an der unteren mit stachelartigen Borsten besetzt. — Der Hinterrand der drei ersten Schwanzsegmente und gleichzeitig zuweiïlen derselbe Rand aller oder einiger Brusthauchringe verlängert sich in der Mittellinie des Rückens in einen nach hinten gerichteten, feinen, spitzen, dornartigen Fortsatz, welcher dem nächstfolgenden hinteren Seg- mente aufliegt und nur bei gekrümmter Lage des Rückens sichthar wird. — Das #. und 5. mit Stacheln besetzte Afterfusspaar gehen etwas über das Ende des Kürpers hinaus und das letzte falsche Fusspaar trägt auf ziemlich langem Basalgliede zwei am Rande mit Stacheln versehene, fast gleich lange Blättchen, die kürzer als die Basis erscheinen. — Die Seitenplatten der Kürper- -ringe vor der Basis der Füsse sind verhältnissmässig lang. — Die Färbung ist gelblich und die Länge des Kôrpers beträgt nur 2—21”. Von den Gammarus-Arten mit nach hinten verlängerten Rückenkielen der ersten Schwauz- segmente, von G. Sabini Leach, G. loricatus Sabine, G. angulosus Rathke, G. (Amathia) ca- rinatus Rathke, G. mucronatus Say (G. boreus Sabine, Suppl. to the appendix of Capt. Parry's first voy. CCXXIX. u. Ann. des sc. nat. 1830, XX, p. 368) etc. entfernt sich Gamm. kürgensis dadurch, dass er nur feine Stacheln, jene aber hôhere zahnfôrmige Rückenkämme besitzen. Näber scheint ihm in dieser Beziehung G. albidus Dana (Unit. Stat. expl. exped. Crust. II, 948 u. Atlas Tab. 65, fig. 4) von Tongatabu zu stehen. , Maack brachte nur wenige Exemplare aus einer Pfütze an der Kürga mit. Lecio Podophthalmaria M. Edwards (Ann. d. sc. nat. 3°"° sér., 1852, XVII, p. 121); Podoph- thalma Leach etc.; Podophthalmia Dana (Unit. Stat. expl. exp. Crust. I, 7). Oro Decapoda M. Edwards (a. a. O. p. 123.124); Eubranchata Dana (Unit. Stat. expl. exp. Crust. I, 8. 45). Trisus Macroura Dana (Proceed. of the Academy of Natural Sciences of Philadelphia 1 852, VI, p. 12 u. Unit. Stat. expl. exp. Crust. I, 497). SusrriBus Astacidea vel Macroura superiora Dana (Proc. of the Ac. of Phil. a, a. O. 12.14 u. Unit. Stat. expl. a. a. 0.501.515). Famiia Astacidae Dana (Proc. a. a. O. 12. 15 ; Unit. Stat. expl. a. a. O. 520). Genus Astacus Dana (Proc. a. a. 0. 15; Unit. St. expl. exp. a. a. O. 523). 4) Die Gattung Astacus, wie M. Edwards (Hist. nat. d. Crust. II, 329) sie begränzt, wird von Erichson (Wiegm. Arch. 1846, I, 87) in fünf von ibm vorläufig als Untergattungen betrachtete Gruppen: Astacoides Guérin, Astacus, Cherax + © 9 1 (32) G. GERSTFELDT. SPEc. 1. ASTACUS DAVURICUS Paljas. Astacus (Cancer) davuricus Pallas (Spic. zool. fase. IX, p. 81); Astacus leptorhinus Fischer v. Waldheim (Bullet. d. I. soc. des naturalistes de Moscou 1836, IX, p.467, T. V, fig. 1). Zu der Beschreibung, die Pallas von diesem Krebse giebt, ist nur hinzuzufügen, dass der Schild des Kopfbrustbauchstückes nicht bloss mit sparsamen, eingedrückten Punkten be- setzt erscheint, sonderu dass er sehr häufig (wenn nicht vielleicht beständig) an den Seiten auch erhôhte Kôrnchen zeigt. — Erichson (Wiegmann’s Archiv 1846, I, 94) bemerkte diese Granulirung bei den im Berliner Museum aufbewahrten Exemplaren unserer Art und ich fand sie mehr oder weniger stark hervortretend bei allen Individuen, die wir aus Daurien mitge- bracht haben, sowie bei denjenigen, welche der Sammlung der St. Petersburger Akademie der Wissenschaften schon früher angehôrten. Erichson giebt (a. a. O.) aber auch ferner an, dass der Schnabelfortsatz der Stirn fast bis an die Spitze des 3. Gliedes der äusseren Fühler reiche, was richtig ist, wenn wir unter Fühler den Stiel und die Geissel zusammenfassen, denn der Schnabel erstreckt sich bis zum Endgliede der dreigliederigen Stiele der äusseren Fühler und ist etwa eben so lang als die Schappen über der Fühlerbasis; doch kann diese Angabe Erich- son’s leicht ein Missverständniss hervorbringen, weil derselbe Naturforscher in derselben Ab- handlung (a. a. O. 44) von Astacus japonicus de Haan sagt, dass der Schnabel so weit als die Stele der äusseren Fühler reiche, was einen Unterschied von Astacus davuricus anzudeuten scheint, welcher jedoch durchaus nicht stattfindet, da bei beiden Arten der Schnabelfortsatz verhältnissmässig ungefähr gleich lang ist. — Die inneren Antennen reichen bis zum 10. oder 12. Gliede der 75 —90gliederigen Geissel der äusseren und von ihren beiden Geïsseln besitzt die düvnere und etwas kürzere innere 15—21 Glieder, während die stärkere und ein wenig längere äussere meist um ein Glied ärmer ist; letzterer erscheint am Unterrande durch das Vorspringen der vorderen Gliederenden sägezähnig, was bei 4. fluviatihis auct. nicht der Fall ist. — Astacus davuricus besitzt eben so viele Kiemen, wie 4. fluviatihs und gehôrt daher zur Untergattung Astacus Erichson; er unterscheïdet sich von unserem gewühnlichen Flusskrebse und dessen näheren Verwandten vorzüglich dadurch, dass sein dreieckiger Stirnfortsatz rechts und links vor der Spitze keinen Zahn besitzt, sondern: einfach lang zugespitst erscheint; ferner ist er kleiner und erreicht hôchstens eine Länge von 3”. (Ueber diese und die anderen Unter- scheidungsmerkmale vergleiche man übrigens noch Pallas à. a. O.) Was Fischer v. Waldheim (a. a. O.) von seinem Astacus leptorhinus sagt, passt ebenso wie seine Abbildung vollständig auf den 4st. davuricus Pall. und im Museum der St. Peters- burger Akademie findet sich ein getrockneter Astacus davuricus mit der Bezeichnung Astacus leptorhinus Fischer, so dass ich an der Idendität beider nicht zweifeln kann; dem Pallas- schen Namen gebührt jedoch die Priorität. Uebrigens scheint Fischer die Pallas’'sche Be- (Cheraps), Cambarus und Engaeus getheill. Die Gattung Astacus Dana besteht aus Asfacus Erichs. und Cambarus Erichs., welche sich nur dadurch von einander unterscheiden, dass Astacus (in Europa, Asien und Neu-Holland vor- handen) eine Kieme mehr besitzt als Cambarus (welcher Amerika eigenthümlich zu sein scheint). Cherax Erichs. und Engaeus Erichs. werden von Dana zur Gattung Astacoides Guérin gezahlt (Proc. of the Acad. of Philad. à. a. O. 45). FiniGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACFEN SIBIRIENS. (33, 293 schreibung eines daurischen Krebses gar nicht gekannt zu haben, da er derselben mit keinem Worte gedenkt., Ich will hier noch beïläufig bemerken, dass «la petite rivière Chila», von wo der von Fischer beschriebene Astacus herstammen soll, wahrscheinlich nichts Anderes ist els der grosse daurische Strom, die Schilka, die nach der Vereinigung mit dem Argünj Amur genannt wird; von einem kleinen Flusse mit äbhnlichem Namen habe ich in jenen Gegendeu pichts erfahren kônnen und auch der Chiloi (ein Nebenfluss der Selengà) kann nicht ge- meint sein, da sein Name ganz anders klingt und er weder ‘n Daurien fliesst noch Krebse besitzt. j Der Astacus davuricus steht in allen Beziehungen und auch was die Grôsse betrifft der Astacus japonicus de Haan jedenfalls sehr nahe, denn die Beschreibung und die Abbildung dieses Krebses (vergl. Siebold's Fauna japonica, Crustacea eloborante W. de Haan, p. 164, tab. XXXV, fig. 9) passt ganz auf unsere Art, nur ist bei dieser letzteren der Stirnfortsatz nicht .n breit-dreieckig und so stumpf, soudern gestreckter, nach vorn pfriemenfôrmig verschmälert und spitzer. Das letzte Postablominalsegment, das bei As. japonicus (ob aber constant?) am Ende ausgekerbt erscheint, ist bei Ast. davuricus stets ganzrandig und ohne Einschnitt; ferner sind auch, nach der Abbildung zu urtheilen, die Scheeren bei Ast. japonicus breïter und mit kürzeren und stärkeren Fingern versehen, obgleich die Oberseite des Carpus oder des Scheeren- tragenden Gliedes denselben grubenfôrmigen Eindruck besitzi, den man an ihr bei Ast. davur. ebenso wie bei den europäischen Flusskrebsen bemerkt; endlich noch scheinen die überragen- den Ecken der Schwanzschilder, welche bei Ast. davuricus spitz auslaufen, bei Ast. japonicus stumpfer zu sein. — Da ich kein Exemplar des japanischen Krebses mit dem daurischen ver- oleichen konnte, so bin ich noch zweifelhaft, ob wir wirklich hier zwei verschiedene Arten ‘oder (wie mir wahrscheinlicher dünkt) nur eine einzige Species besitzen. De Haan unter- scheidet seinen As. japonicus vom À. fluviatilis und von anderen Arten ohne des Ast. davuricus zu erwähnen. tn Ast. davuricus findet sich in der Ingodä, im Onén, in der Schilka und in vielen anderen daurischen Flüssen, soll jedoch dem Gasimür, welcher von links in den Argünj mündet, fehlen (Georgi, Reise II, 340). — Unsere Exemplare stammen aus der Nertscha bei der Stadt Ner- tschinsk, aus der Schilka an der Vereinigung derselben mit dem Argüvj und endlich aus dem Amur seibst bei Albasin (etwa 200 Werst unterhalb der Mündung des Argünj), wo es Ende Mai 1855 unter Steinen viele Eier tragende weibliche Individuen gab. Wabrscheinlich be- wohnt Ast. davuricus jedoch auch den ganzen oberen Amur bis zur Mündung der Dséja, da er * fast denselben Charakter trägt, wie die Schilka, — Wir fanden freilich noch sehr weit abwärts an den Ufern des Amur (und selbst in der Nähe seiner Mündung) hier und da Scheeren und Panzerstücke von A4st. davuricus, doch waren diese dem Augenscheine nach angespült und viel- leicht gar aus der Schilka herabgeschwemmt worden. Ast. fluviatilis auct. soll in Europa ostwärts bis zum Uralflusse und bis zur Kama vor- kommen (Pallas, Reise III, 208) oder im Gebiete dieser letzteren genauer bis zur Tschuss6- Waja und auch io ibr our bis zur Mündung der Utka (Georgis Reise II, 575); dann aber soll 294 (34 G. GERSTFELDT. er und Astaciden überhaupt nach Osten hin und in ganz Sibirien fehlen, bis sie und zwar in der hier behandelten specifisch verschiedenen Art erst wieder im Amur-Gebiete auftreten (Pallas, Reise und Spicil. zoolog. a. a. O.; Georgis Reise I, 356). Wie überraschend diese Erscheinung auch sein sollte, so kann bis jetzt nichts Positives dagegen angeführt werden, weil man wirklich keinen einzigen Astacus aus dem eigentlichen Sibirien kennt und weil die in naturhistorischer Beziehung sorgfältiger durchforschten Altaï-Gegenden in der That keine Art dieses Genus zu besitzen scheinen. — Von Krebsen in Daurien berichten dagegen schon Messer- schmid und sein Reisegefährte Stralemberg (oder Tobbert, wie er ursprünglich hiess) in der Hälfte des vorigen Jahrhunderts und Messerschmid übersandte schon damals Exemplare dem St. Petersburger Museum (vergl. Pallas, Spic. z0ol. a. a. O.). S Dluss. Da ich bei jeder Art der beschriebenen Thiere auf die Verbreitung derselben, so weit mir diese bekannt war, eingegangen bin, so will ich hier nur noch eine allgemeine Uebersicht über das in dieser Beziehung schon Angeführte für die einzelnen Gruppen geben. — Dabei kann ich die beiden Classen der Würmer, die Platoden und Anneliden, zusammen betrachten, weil die Verbreitung der uns betreffenden Species derselben viel Uebereinstimmendes zeigt. Wir werden also auch hier zuerst mit den Würmern (Platodes und Annelides), dann mit den Myriapoden und zuletzt mit den Crustaceen zu thun haben. 1 Würmer (Platoden und Anneliden). Mebr als die Hälfte (6) von den 10 aufgeführten Arten ist Europa und dem nürdlichen Asien gemeinschaftlich; 5 davon (Clepsine complanata Sav., Nephelis vulgaris Moq. Tand., Lumbricus anatomicus Dugès, Aulacostomum gulo Braun und Gordius Seta O. F. Müller) scheinen sich über den ganzen Continent vom Atlantischen Meere bis zum ôstlichen Oceane zu erstrecken und wenigstens die 3 zuerst genannten reichen auch weit nach Norden bis in die Gebiete des Wilui und (nach Middendorff) der Boganida; die 6. Art (Planaria torva O. F. Müller) ist bis jetzt nur in Europa und im südlichen Theiïle von Ost-Sibirien (Irkutsk) beob- achtet worden, obgleich sie wahrscheinlich auch den dazwischen liegenden Ländergebieten an- gehôren dürfte. — Die übrigen 4 Species sind nur aus dem ôstlichen Sibirien bekannt; zwei Planarien (Planaria angarensis mh. und PI. guttata mh.) finden sich sebr häufig in der Angarà bei Irkutsk, wäbrend die schon erwähnte mit ihnen in demselben Strome gemeinschaftlich lebende europäische Planaria torva O. F. Müller verhältnissmässig viel sparsamer erscheint; EiNiGE ARTEN PLATODEN, ANNELIDEN, MYRIAPODEN UND CRUSTACEEN SIBIRIENS. (35) 295 zwei Lumbricus-Arten, welche sich in vielen Beziehungen einander nähern und von den übrigen Species desselben Genus durch manche Eigenthümlichkeiten verschieden sind, vertheilen sich so, dass die eine, Lumbricus multispinus Grube dem Norden (Lunchä und — nach Midden- dorff — Boganida), die andere, Lumbricus brevispinus mh., dagegen dem Süden (Irkutsk und Amur) angehôrt. — Grube (in Middendorff’s Sibir. Reise IT, 1, p. 19 u. 20) beschreibt noch zwei sibirische Würmer (Lumbricus triannularis Grube uud Acanthobdella Peledina Grube), die mir jedoch nicht vorgekommen sind. — Das üstliche Sibirien besitzt also einige eigenthüm- liche Würmer, die theils seinem südlichen, theils seinem nôrdlichen Theiïle oder beiden zugleich . angehôren, während andere Species gleichzeitig auch in Europa vorkommen. 2. Myriapoden. Von 8 Arten kommen bloss 7 in Betracht, da eine (Julus bilineatus Koch) nur in Deutsch- land und bei Perm, nicht aber in Sibirien selbst gefunden worden ist. Lithobius sibiricus mh. verbreitet sich über ganz Nord-Asien, wenigstens von Tomsk im Westen bis zum Amur in der Nähe seiner Münduog im Osten und nach Norden hin bis in’s Wilui-Thal. Julus armatus mh. dagegen wurde nur bei Irkutsk beobachtet. — Die 5 übrigen Arten finden sich im Amur- Gebiete (das also 6 von den 7 Species des nôrdlichen Asien, welche ich zu betrachten habe, besitzt) und zwar scheinen davon 3 (Julus amurensis mh., Platydesmus amurensis mh. und Cras- pedosoma dahuricum mh.) diesem Stromthale eigenthümlich zu sein, während die beiden anderen (Julus terrestris L. und Arthronomalus longicornis Leach) auch in Europa vorkommen, ohne aber bis jetzt im eigentlichen Sibirien bemerkt worden zu sein. Die Amur-Gegenden zeigen sich also an Myriapoden viel reicher als das übrige Sibirien (erstere besitzen 6, letzteres nur 2 Arten) und unter diesen Thieren sind Chilognathen zahlreicher vertreten als Chilopoden. 3. Crustaceen. Unter den 10 beschriebenen Species finden wir nur zwei, die Europa und Nord-Asien gleichzeitig angehôren: Gammarus pulex de Geer, welcher von Mittel-Europa bis Kamtschatka vorkommeu dürfte und Cypris pubera O. F. Müller, welche in Europa und in Ost-Sibirien (sowohl im Süden als im Norden) gefunden worden ist. Zwei andere Arten sind nur im Amuy- Gebiete beobachtet: Astacus davuricus Pall. aus dem oberen Laufe dieses Stromes und den dort mündenden Nebenflüssen desselben steht einer japanischen Art wenigstens sehr nahe oder ist vielleicht gar identisch mit ihr; Cymothoa amurensis mh. wird dadurch interessant, dass sie als Parasit auf emem Süsswasserfische lebt, während alle ihre Verwandten Meerbewohner sind. — Die 6 übrigen Arten gehôren zum Genus Gammarus Dana (von welchem die süssen Gewässer Sibiriens also wenigstens 7 Species beherbergen) und wurden nur in Ost-Sibirien gesammelt, 4 davon (Gamm. verrucosus mh., G. Maacki mh., G. cancelloides mh. und G. latissimus mh.) be- leben die Angarà bei Irkutsk, ohne an anderen Orten gefunden worden zu sein; eine (G. can- cellus Pall.) trifft man in der Angarä, im Baïkalse und — nach Pallas — auch in der Lena; 296 (36) G. GERSTFELDT. die sechste (Gamm. kürgensis mh.) scheint nur dem hôheren Norden anzugehôrenu. — Für den Mangel einer Astacus-Art wird also Sibirien, wenigstens sein ôstlicher Theil, durch einen grossen Reichtbum an verschiedenen Gammarus-Species entschädigt. — Es môge hier noch daran erinnert werden, dass Middendorff aus dem Norden Sibiriens 5 Formen niederer Krebse mit- gebracht hat, in welchen Seb. Fischer (Middend. Sibir. Reise IT, 1. p. 149 ff.) eben so viele neue Arten fand, von welchen 3 our am Taïmyr und an der Boganida, eine ausserdem noch in Lappland und eine andere in Lappland und in den Uralgegenden gefunden worden sind. Somit scheint Sibirien ancb ziemlich reich an eigenthümlichen Crustaceen zu sein. G. Gerstfeldt uber die Flusskrebse Europas Mém. des sav. étrang. T IX. DIE BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ET INTERMETATARSO-PHALANGEA YON Dr. med. et chir. Wenzel Gruber. Gelesen den 15. Januar 1858. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 38 « ‘ \ L j * 1 4] SE ; ? : ; j : F à i i F à = \ 1 WW ; rex D è —" Ù Aa DATENT ne NE EUR 1 d 4 “ ; è L ? {1 : | “ | 1. TERRE Mat rt le lun sil À 2 1 ï @ À Casa ALL AW L a 3 1 D le à ÿ, per NOR sich ur: CEE “il \ LJ 4 À A | 1 ARTE œ 4 WE 1 à nl Û \ ru. » È ù VS TT x PA Li 7 LE abssus ET TT” TE cd Le Ni Fa En re Ï sa *. M À FAR Sd PTT DUR, fe ET ‘or SU TES, 1 \ \ Ÿ. Al ai t 10 PA 2 Vr-M “ Ne, f ' à L A t « | LS 1 Vorwort. Meiner unlängst erschienenen Schrift — Die Knieschleimbeutel {Bursae mucosae genuales). Prag 1858. 4° Mit 3 Tafeln. — lasse ich eine Abhandlung über fünf Schleimbeutel- Genera in zwei anderen Regionen, den Spatia intermetacarpo-phalangea el intermeta- tarso-phalangea, folgen. Wie in jener Schrift, so liegen auch in dieser Abhandlung grosse Summen von Unter- suchungen und Beobachtungen den niedergeschriebenen Resultaten zu Grunde. Wie dort, so wurde auch hier das in der Literatur der Schleimbeutel darüber Vorliegende, môglichst wahr- genominen. 3 Man wird nebst drei bekannten auch zwei neue Schleimbeutel-Genera aufgestellt finden. Die bis jetzt nur im Allgemeinen, obenhin, ôfters bloss dem Namen nach berücksich- ligten ersteren, so wie die neuen letzteren, sind in vielfacher Beziehung betrachtet, aus- führlich abgehandelt worden. In wiefern die Kenntniss mancher derselben für die Pathologie wichüig oder doch interessant sein dürfie, wurde auseinandergesetzt'). Man môge auch diese Abhandluug als einen Vorläufer einer grôsseren Arbeit an- sehen, die ich in Zukunft vielleicht über alle Schleimbeutel des menschlichen Kôrpers verôflent- lichen würde, falls mir das Schicksal, ausser dem erforderlichen Materiale, durch eine günsti- gere, mit weniger Hindernissen kämpfende Stellung, auch die zu solchen Arbeiten nôthige Rubhe gewähren sollte. St. Petersburg, den 13, Januar 1858. 1) Ich habe desshalb diese Abhandlung auch in der jungeren Gesellschaft praktischer Aerzte in St. Petersburg im Auszuge vorgetragen. Die Bursae mucosae, welche im Spatium intermetacarpo-phalangeum II. LIL. u. IV. und im Spatium intermetatarso-phalangeum I. IX. LIL. u. IV. im Bereiche der Articulationes metacarpo-phalangeae und metatarso-phalangeae vorkommen, waren seit langer Zeit Gegenstand meiner Untersuchung. Ich fand die Arten zweier Genera zwischen je zwei der genannten Articulationes ein- geschoben, und die Arten dreier anderer Genera nur zur Seite je einer Articulation ge- lagert. Erstere nenne ich B. m. intermetacarpo-phalangeae und intermetatarso-pha- langeae; letztere nach den Muskeln, unter oder an deren Sehnen sie gelagert sind, d. . B. m. musculorum lumbricalium s. lumbricales und B. m. musculorum interosseorum s. interosseae. : An der Hand beobachtete ich zwei Genera; d. i. B.m. intermetacarpo-phalangeae und B. m. interossseae; am Fusse aber drei Genera: d.i. B. m. intermetatarso-phalangeae, B. m. lumbricales und B. m. interosseae. Die B. m.intermetacarpo-phalangeae, intermetatarso-phalangeae und interosseae manus sind bekannt, auch abgcbildet; allein selbst die wenigen Anatomen, die ihrer ge- dachten, haben derselben nur obenhin, und zwar bald unter keinem besonderen Namen, bald unter dem der «Zwischenfinger- und Zwischenzehenschleimbeutel», bald unter dem der «Schleim- beutel der regenwurmähnlichen Muskeln (B. m. lumbricales)», mit welchen sie, wie ich zeigen werde, nichts zu thun haben, bald unter dem der «Schleimbeutel der Zwischenknochenmuskel (B. m. interosseae)», bald auch unter dem der «regenwurmähnlichen und Zwischenmuskeln » zugleich erwähnt. Die wahren B. m. lumbricales pedis wurden vielleicht obenhin erwähnt, beschrieben sind sie aber meines Wissens ebenso wenig, wie die B. m. interosseae pedis. Nach Be- schreibungen habe ich wenigstens in allen mir zu Gebote stehenden Werken vergeblich gesucht, muss sie daher als nicht beschriebene Bursae mucosae hervorheben, obgleich ich gar nicht zweifle, dass wenigstens die B.m. lumbricales pedis von den Anatomen immer gesehen worden sind, wena sie auch nicht beschrieben worden waren. Dass dem so sei, wird nachstehende Zusammenstellung der Literatur beweisen: 1.9. B. Winslow (1732), B.S Albin (1734), Duverney (1749), Sabatier (1774, 1781), Ed. Sandifort (1781), J. C. A. Mayer (1783), Fourcroy (1787), Alex. Monro Die BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEAE ETC. (6) 301 (1788), Thomas Lauth (1798), Fr. Hildebrandt (1799) u. A. aus dem vorigen Jahr- hunderte; Xav. Bichat (1801), Ant. Portal (1804), J. Fr. Meckel (1816) u. A. zu An- faug dieses Jahrhunderts; und endlich, mit wenigen Ausnahmen, die Anatomen der neueren und neuesten Zeit haben überhaupt keines der angegebenen Schleimbeutel-Genera Er- wäbhnung gethan. 2. Angaben über die B. m. intermetacarpo-phalangeae findet man bei: Jancke, Koch, Fischer, Plenck, S‘mmerring, Rosenmüller, Villermé, Cruveilhier, Henle und im Mus. anat. Vilnense. Abgebildet wurden sie: von Loder und Rosenmüller. J. G. Jancke — Prolus. de capsis tendinum articularibus. Lips. 1753, 4. min. — scheint die B. m. intermetacarpo-phalangeae zuerst gekannt zu haben. Zu dieser Meinung berechtigen mich eine Stelle p. 14, d., in der von «interdum» vorkommenden, «inter haec (capita inferiora ossium metacarpi) et tendines lumbricalium et interosseorum» gelagerten capsis gesprochen wird; so wie die Angaben von Koch, Sômmerring und Rosenmüller, welche Jancke citiren, und die von Fischer und Plenck, welche ohne Bezeichnung der Quelle, doch von Jancke entlebnt haben. Bei Christ. Mart. Koch — Diss. anat.-physic. de bursis tendinum mucosis. Lip. 1789. 4. — findet man p. 40, NX 18 nachstehende Stelle: «Bursas adhuc inter tendines lumbricalium et interosseorum musculorum, quae vero saepe deficiunt, observavit Janckius» (p. 14, d.). Vergl. dessen «Untersuchungen des natürlichen Baues u. der Krankheiïten der Schleimbeutel. Nürnberg und Altdorf 1795. 12. p. 69, Xi 18. Job. Leonb. Fischer — Anweisung z. prakt. Zergliederungskunst. Mit 13 Kupferplatt. I. Bd. Leipzig 1781. 8. p. 64 — gedenkt derselben bei der Beschreibung des Schleimsackes des äussern Ellenbogenmuskels (U/naris externa) mit folgenden Worten: «Uebrigens giebt es noch einige, jedoch unbeständige zwischen den Sehnen der regenwurmäbnlichen und Zwi- schenknochenmuskeln. Jos. Jac. Plenck — Primae lineae anatomes. 4, edit. Viennae 1794. 8. p. 119 — be- schliesst in seiner «Doctrina de bursis mucosis» die der obern Extremität mit den bezeichnen- den Worten: «Bursarum inter tendines musculorum lumbricalium et interosseorum interdum positarum nullam hic facimus memorationem». S. Th. Simmerring — De corp. hum. fabrica. Tom. II. Traj. ad Moen. 1796. p. 264 — wiederholt Jancke's Angebe bei der Beschreibung der Mm. lumbricales manus, indem er sagt: «Nonnunquam tendines musculorum lumbricalium inter et musculos interosseos bursae mu- cosae minores inveniuntur». Joh. Christ. Rosenmüller — Alex. Monroi icon. et descr. Bursarum mucosarum c. h. Cum XV Tab. corr. auct. edit. Lips. 1799. Fol. (Lateinisch u. deutsch) —, der ausser Jancke auch Loder copirte, beschreibt dieselben p. 45, X 18 unter dem Titel: «Bursae lumbricales (manus), Schleimbälge zwischen den regenwurmäbnlichen Muskeln», wie folgt: «Tres sunt bursae mucosae vesiculares in tendinibus musculorum lumbricalium, prima inter indicem et 302 (6) WENZEL GRUBER. medium digitum, secunda inter bunc et annularem, tertia denique inter annularem et minimum ‘ digitum». L. R. Villermé — Dict. des Sc. médic. Tom. 54. Paris 1821. Art. «Synoviales (capsules ou membranes)» p. 111 — beschrieb sie unter dem Namen: Caps. synov. des palm. phalangiens (lombricaux) mit den Worten: «Trois vésiculeuses, très-petites, déployées entre les racines des doigts, chacune sur le tendon du muscle correspondant». | Als Capsules synoviales zwischen den Capitula ossium metacarpr sind sie von J.Cruveilhier — Anat. deser. Tom. I. Paris 183%, p. 432 et Traité d’anat. descr. 3° édit. Tom. L. 1851. p. 493 — angegeben worden. Derselbe lässt sich über sie im Artikel «Articulation des extrémités digi- tales des os metacarpiens», wie folgt vernehmen: «Bien que les extrémités digitales des os du metacarpe ne soient pas articulées entre elles, à proprement parler, cependant comme ces extré- mités sont contiguës, et exécutent des mouvements les unes sur les autres, une synoviale revêt les surfaces contiguës et favorise leurs mouvements». Endlich J. Henle — Handb. d. syst. Anat. d. M. Braunschw. 1856. I. Bd. II. Abth. — spricht sich über sie p. 107 so aus: «Zuweiïlen sind die Seitenflächen der Gelenkkapseln von einem Schleimbeutel überkleidet, welcher comprimirt, zwischen den unteren Enden der Mittel- handknochen je zweïer Finger liegt». Abgebildet wurden die B.m.intermetacarpo-phalangeae: zuerst von Just. Christ. Loder — Anat. Taf. d. Muskel- u. Schleimbeutel. Weimar 1795—96. Taf. 48. Fig. 3. N° 21. 22. 23. — Sie sind entsprechend dem Metacarpo-Phalangealgelenk gelagert dargestellt und in der Erkläruug der Tafel p. 920 nur kurz als: «Schleimbeutel zwischen dem Zeige- und Mittel- finger, Mittel- und Ringfinger, Ring- und Obrfinger bezeichnet. Später (1799) hat darüber auch Rosenmüller — op. cit. Tab. V. Fig. 2. M 1.2. 3. — eine Abbildung geliefert und in der Erklärung der Tabula p. 101 sie als: «Bursae vesiculares inter vaginas tendineas, quae oriuntur ex nexu tendinum musculorum lumbricalium et interosseorum cum tendine extensorum digito- ‘ rum» beschrieben. Es kann kein Zweifel obwalten, dass Jancke, Cruveilhier und Henle mit ihren Schleimbeuteln die B. m. intermetacarpo-phalangeae gemeint haben. Koch, Fischer, Plenck und Sômmerring lassen zwar nicht sogleich errathen, welche Schleimbeutel sie ver- standeu haben wollen, aber sie haben ja von Jancke entlebnt, wenn auch ungenau entlehnt. Loder hat unter dem Namen Zwischenfingerschleimbeutel unsere B. m. intermetacarpo-phalan- geae abgebildet. Rosenmüller und Villermé sprechen von drei B. m. lumbricales, allein beide haben die Schleimbeutel unrichtig den Mm. lumbricales zugetheilt, welchen sie nicht angehôüren, beide haben eines Schleimbeutels für den M. lumbricalis L. nicht erwäbnt, der wobl auch einen besitzen müsste, wenn die andern drei welche besässen; auch hat ersterer, der von Loder ent- lehnte, unter diesem Namen wieder nur unsere B. m. intermetacarpo-phalangeae abgebildet. Jancke, Koch, Fischer, Sômmerring und Henle haben sie richtig als unbeständig vor- kommende Schleimbeutel bezeichaet. BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETATARSO-PHALANGEAE ETC. (7) 8303 3. Angaben über die B. m. intermetatarso-phalangeae existiren bei: Loder, Rosen- müller, Villermé, Cruveïlhier, Bielkiewicz, Richet. Loder und Rosenmüller haben sie abgebildet. Jancke — op. cit. —, der der B. m. entermetacarpo-phalangeae gedachte, erwähnt der B. m. intermetatarso-phalangeae nicht ausdrücklich. Die Stelle am Ende seines Werkchens p. 20: «denique in universum, ut brevis sim, complures ejusdem generis capsae, inter musculos, qui manum extremam, et illos, qui cruris ossa atque pedem extremum movent, si quis paullo dili- gentius inquirere voluerit, invenientur», enthält nur unbestimmte Angaben über das Vor- kommen von Schleimbeuteln überhaupt. Koch, Fischer, Plenck und Sô’mmerring erwähnen ebenfalls nirgends der B. m. intermetatarso-phalangeae. | Just. Christ. Loder — op. cit. 1795—69, Taf. 50. Fig. 5. À 7. 8. 9. 10., Taf. 51. Fig. 2. M 15. 16. 17. 18. p. 96. 98 — hat die vier B. m. intermetatarso-phalangeae zuerst, entsprechend dem Metatarso-Phalangealgelenk, abgebildet und als Schleimbeutel zwischen den Zeheu, und zwar zwischen der {.u. 2., zwischen der 2. u. 3., zwischen der 3. u. #.; zwischen der #. u. 5., in der Erklärung jener Tafeln angefübrt, ohne dieselben in irgend einer Bezie- hung näher zu beschreiben. Joh. Christ. Rosenmüller — op. cit. 1799. p.58, X 14, p. 10%, Tab. IX. Fig. 1. P.Q. R. S. — beschrieb dieselben unter dem Namen «Bursae lumbricalium, s. B. vesiculares inter digitos pedis (Schleimbälge zwischen den Zehen)» mit den Worten: «Musculorum lumbricalium digitis insertorum, quot tendines sunt, tot his tendinibus bursae»; und bildete sie ab. Er berief sich nur auf Loder allein: Villermé — p. 114 — erwähnt derselben unter dem Namen «Caps. synv. des planti- sous-phalangiens (lombricaux) und mit folgenden Worten: «Quatre, dont chacune se trouve entre les racines des deux orteils correspondans. Vésiculeuses, très petites. J. Cruveilhier — op, cit. 1°édit. 183%. p. 493. 495; 3° édit. 1851. p. 573. 575 — beschrieb sie, wenn auch ungenügend, im Artikel «Articulations des metatarsiens entre eux par leur extrémité digitale» in nachstehender Stelle: «Bien que les extrémités digitales des os du métatarse ne s’articulent pas entre elles, cependant, comme ces extrémités sont contiguës et exécutent des mouvements les unes sur les autres, une synoviale revét les surfaces contiguës, et favorise leurs mouvements»; und im Artikel «Mécanisme des articulations métatarsiennes» in der Stelle: «Quelque obscurs que soient les mouvements de l’extrémité postérieure des méta- tarsiens, il en résulte pour l'extrémité antérieure de ces os une mobilité assez prononcée. Cette mobilité est favorisée par la laxité du ligament transverse métatarsien, et par la présence d'une synoviale entre les têtes des métatarsiens». A. Bielkiewicz — Collect. med.-chir. acad. med.-chir. Vol. [. Vilnae 1838. #. p.231 — hat ihrer am Schlusse seiner Abhandlung «De bursis mucosis subeutaneis» und bei der Beur- theïlung der «B. phalangeae in planta pedis Schregeri» wenigstens im Vorbeigebn in folgender gedacht: «Permultas quas bursis ejusmodi perquirendis investigationes ipstitui, cunctas item 304 (8) WENZEL GRUBER. male mihi cessisse fateor, imo etiam haud longe absum, quin existimem Schregerum errore ductum, in bursis mucosis interossas capitulorum metatarsi commentandis, bursarum primarum plantarium nomine, studium ac operam collocasse, quum praesertim priores illae, saepissime ad plantam pedis usque prolatae occurrant, atque cute vicini articuli rite obtegantur». Endlich wurden dieselben noch im Mus. anatomicum Vilnense 1842, p. 79 bei der Beschreibung des Präparates sub N° 881 ohne bestimmten Namen angegeben. J. E. Jarjavay — Traité d’anat. chir. Tom. IL. Paris 1854 — erwähnt derselben p. 766 im Artikel «Articulations des extrémités phalangiennes des os du métatarse» mit den Worten: «Ces extrémités, aplaties latéralement, glissent les unes sur les autres, et sont separées par du tissu cellulaire et une bourse séreuse». A. Richet — Traité prat. d’anat. med.-chir. Paris 1857 — lässt sich im Artikel «Arti- culations des os du métatarse entre eux» p. 101% über dieselben, wie folgt, hôren: «Par leur extrémité antérieure, bien que cès os ne s’articulent pas entre eux à proprement parler, ils sont cependant pourvus sur leurs faces laterales aplaties d’une sorte de synoviale, qui favorise les mouvements d’élévation ou d'abaissement. Un ligament, dit transverse du métatarse, est étendu transversalement du premier au cinquième os et les unit tous lâchement». Die von Loder abgebildeten und nach diesem von Rosenmüller copirten Schleimbeutel sind unsere B. m. intermetatarso-phalangeae, obgleich letzterer dieselben unrichtig B. m. lumbri- cales neunt. Auch Villermé’s B. m. lumbricales sind nur unsern B. m. intermetatarso-phalan- geae gleichbedeutend, da dessen Beschreibung nur auf letztere passt. Dass Cruveilhier, Biel- kiewicz, der sie B.m.nterosseae capitulorum metatarsi nennt, und Richet nur die B. m. inter- metatarso-phalangeae gemeïint haben, kann nicht zweifelhaft sein, 4. Dav. Corn. de Courcelles — Icones musculorum plantae pedis eoramque descriptio. Lugd. Batav. 1739. 4° im Cap. IV. «De vaginis, quibus tendines flexorum digitorum pedis ob- ducti» p. 24 in der Stelle: «quandoque lumbricalium etiam tendines includit» — hat unsere B. m. lumbricales pedis nicht gekannt, wobl aber irrig die Sehnen der Mm. lumbricales bisweilen von den Vaginae tend. mm. flex. einschliessen lassen. Der B. m. lumbricales pedis hat vielleicht Josias Weitbrecht — Syndesmologia s. hist. ligam. c. h. Potrop. 1742. 4. — aber nur mit dem Worte «vaginulis» gedacht. Bei der Be- schreibung der «Retinacula extensorum pedis» — Sect. V. (. 98. p. 198—199 — heisst es nem- lich: «In lateribus articulationis digitorum cum metatarso, ex tendinibus extensorum, aponeu- roses latae fibris rectis corruscantes deducuntur, quae usque ad superficiem palmarem penetrant, ibique cum membranulis vasa, nervos et pinguedinem coercentibus, nec non cum vaginulis lumbricalium confusae super tendines interosseorum ac ligamenta lateralia expanduntur». Ob aber Weitbrecht unter Vaginulae Muskelscheiden oder Synovialscheiden verstanden wissen wollte, ist ungewiss. ) Auch Maslieurat-Lagémart — De l’anat. descr. et chir. des aponévr. et des memb. synov. du pied etc. Gaz. méd. de Paris. Tom. VIII. 1840. N° 18, p. 273 — gedenkt unserer B, m, ss, Vag. synov. lumbricales pedis nicht. | BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. (303) 305 5. Rosenmüller — Anat.-phys. Realwôrterb. IIL. Bd. Leipz. 1819 —, der nach Albin drei Mm. inteross. ext. und vier Mm. inteross. int. annimmt, gedenkt p. 876 bei der Beschrei- bung des Mm. inteross. ext. 1. et IL. (== den Mm. inteross. ext. II. et III. der jetzigen Annahme) eines Schleimbeutels, der ihren Sehnen anhängt. Im Mus. anat. caes. acad. med.-chirurg. Vilnensis, Vilnae 1842, 4. p. 7%. 77. findet man die Präparate sub X 862 et 876 als: «B. m. musculorum tnterosseorum manus s. B. m. ad latera capitulorum osstum metacarpi sub tendinibus musculorum interosseorum reperiundae» ver- zeichnet. Man kônnte vielleicht annehmen, es seien damit unsere B. m. interosseae manus gemeint. Da aber «sub tendinibus» eben so gut «nahe beï, hart an den Sehnen» als «unter den Sehnen» heissen kann; so kôünnen darunter auch die B. m. intermetacarpo-phalangeae zu verstehen sein. Letzteres ist um so wahrscheinlicher, als die Präparate aus Bielkiewicz Zeit herzurühren scheinen, der unsere B. m. intermetatarso-phalangeae, denn nur diese konnte er gemeint haben, auch B. m. interosseae capitulorum metatarsi nennt (1. c.). Fr. W. Theile — S. Th. Sômmerring, Lehre v. d. Muskeln, umgearbeitete Ausgabe, Leipzig 1841 — bemerkt p. 285: dass «am ersten Fingergelenke die Sehnen der Am. inteross. manus, wenigstens die inneren, manchmal über einen kleinen Schleimbeutel weggehen». Man hat somit bis jetzt sicher nur die B. m. intermetacarpo-phalangeae, inter- metatarso-phalangeae und interosseae manus gekannt, beschrieben und abgebildet. Die oben citirten Stellen beweisen das Ungenügende der bis jetzt gelieferten Beschrei- bungen der B. m. intermelacarpo-phalangeae und intermetatarso-phalangeae. Man vermisst in der- selben eine genaue Angabe der Lage, erfährt darin nichts über die Grôsse, erhält über die Häufigkeit des Vorkommens oder Mangels der B. m. intermetatarso-phalangeae keinen Auf- schluss, auch geschieht dort von innigeren, directen oder indirecten Beziehungen zu benach- barten Gelenkskapseln und Schleimbeuteln, wie von etwaigen Communicationen keine Erwähnung, obgleich genaue Data darüber für die Pathologie werthvoll sind. Es ist somit meine Vornahme der Revision dieser Schleimbeutel-Genera gerechtfertigt. Dass es an der Zeit sei, die B. m. lumbricales pedis hervorzuheben, versteht sich wobl von selbst. Auch die B. m. interosseue pedis sind nicht unberücksichtigenswerth. Ich werde desshalb im Vorliegenden auf zahlreiche Untersuchungen und Beobachtungen gestützte Monographien über die B. m. intermetacarpo-phalangeae, intermetatarso- phalangeae, lumbricales pedis und interosseae manus et pedis liefern. Die wichtigeren und constanten, wie: die B. m. intermetatarso-phalangeae und lumbricales pedis, namentlich die ersteren, werde ich ausführlich abhandeln; die übrigen und nicht constanten nur in Kürze beschreiben. Mém. des sav. étrang. T. VIIL. 39 306 (10) WENZEL GRUBER. A. BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANG EA. I. GEN. B. M. INTERMETAGARPO-PHALANGEAE. Sie liegen im Bereiche der Caps. metac.-phal. in den Räumen, welche an der Hohlhand vom Lig. capit. metac. vol., am Handrücken vom Lig. capüt. metac. dors., seitlich von den Mm. unteross. und einem Theïle der Vincula extens. digü. — Weïitbrecht — und der Lig. dors — Dursy — begrenzt werden, bald und gewühnlich entsprechend den Capit. oss. metac., bald ent- sprechend diesen und den Bas. der 1. Phal. zugleich. Erstrecken sie sich über die Lig. capit. metac. vol. abwärts, so streichen an ihnen die Mm. lumbricales unmittelbar vorbeiï. Sie kommen nur anomal, zufällig und meistens bei älteren Individuen vor. Es ist schwer ein richtiges Häufigkeitsverhältniss ihres Vorkommens aufzustellen. Bei Embryonen habe ich sie niemals angetroffen. Bei neugeborenen Kindern sah ich davon in der Regel keine Spur, ausnahmsweïse jedoch kleine scheinbar abgegrenzte Räume, von welchen ich es aber unentschieden lassen muss, ob sie Schleimbeutel, oder gewühnliche, vielleicht bei der Präparation künstlich erzeugte Bindegewebsräume seien. Bei Erwachsenen, nach Kadaver-Zahl berechnet, fand ich sie in ”/, der Fälle, vermisste sie in ”/, d. F.; bei denselben nach Hände-Zahl berechnet, fand ich sie in ‘/, d. F., vermisste sie in ‘ d. F. Vollzählig (alle drei) und zugleich an beiden Händen sind sie nur selten anzutrefflen. Gewôbnlich sind sie nicht vollzählig und nur an einer Hand und darunter wieder ôfterer nur einer als zwei derselben vorhanden. An der rechten Hand sind sie noch einmal so häufig zugegen als an der linken. Am häufgsten tritt die Il. auf (, d. F.), weniger häufig die HL. (, d. F.), noch weniger häufig die 1. (7 deF.}. Sie sind meistens einfach. Aber ich sah sie ausnahmsweiïse durch eine Scheidewand auch in eine Dorsal- und Palmarabtheilung geschieden. Sie stellen seitlich comprimirte, häufiger rundliche als länglich runde Beutel dar, die bis 6” lang (von oben nach abwärts) und bis 5°” breit (vom Handrücken zur Hohlhand) wer- den kônnen. Ich fand sie niemals mit einer der Synovia ähnlichen Flüssigkeit gefüllt. Ich habe sie niemals mit den Caps. metac.-phal. communiciren gesehen. II. GEN. B. M. MUSCULORUM INTEROSSEORUM s. INTEROSSEAE MANUS. Die B. m. interosseae manus sind rund, oder länglich rund, seitlich comprimirt und liegen zwischen den Sehnen der #m. inteross. und den Caps. metac.-phal., meistens im Bereiche D1E BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. (41) 307 L] der Capit. oss. metac. hinter der Zwischengelenkslinie, seltener vor dieser im Bereiche der Bas. der 1. Phal. oder im Bereiche jener Capit. und Bas. zugleich. Dieselben sind ganz unconstant. Ich habe sie aber bei erwachsenen Individuen doch unter allen Am. inteross. vorkomimnen gesehen. So beobachtete ich die des Ext. IL. etwa in ”, der Fälle, die des Int. JIIE. in 7 d. F., die des Ext. IIL in y bis L. d. F., die des Int. Il. in Yo d- F:, die des Ext. IV. in /,, bis /,, d. F., die des Ext. I. etwa in ., d. F. Der Durchmesser von oben nach unten ist meistens der längere, der von der Rücken- seite der Hand bis zur Hohlhandseite der kürzere, seltener übertrifit letzterer den ersteren, oder sind sie einander gleich. Ersterer variirt von 1—6"”, letzterer von 1—41"”". Ersterer ist meistens etwa 3— 4”, letzterer 2— 3”. Am grôssten fand ich die des Ext. IL. und zwar in dem einen Falle 4—5°” breit und 6°” lang. Die B. m. interosseae manus sind wieder in superficiales et profundae einzutheïlen. Erstere liegen unter der zur Rückenaponeurose der Finger gehenden Portion der Mm. inter- ossei bald unmittelbar, bald mittelbar unter dem daselbst durchsetzenden Lig. dors. — Dursy —; letztere aber unter der an die erste Finger-Phalange sich inserirenden Portion. Beim Int. I. EL. et IIL., so wie beim Ext. IL. kann nur die B. m. superficiahis vorkommen, weil diese Mus- keln in der Regel nur in die Rückenaponeurose der Finger übergehen; beim Ext. IL et IV. kônnen bald die B. m. superficialis oder profunda allein, bald, wenn auch selten und nament- lich beim Ext. IL. beide zugleich angetroffen werden, weil diese Muskeln immer ausser der Portion mit Endigung in die Rückenaponeurose noch eine Portion mit Insertion an die erste Finger-Phalange besitzen; beim Ext. 1.-endlich ist nur das Vorkommen der B. m. profunda . môglich, weil die Portion dieses Muskels zur Rückenaponeurose der Finger nur unbedeutend, und mit der an die erste Finger-Phalange sich ansetzenden grossen Portion stets fest verwach- sen angetroffen wird'). B,. m. lumbricales manus gibt es nicht, was seinen Grund darin hat, dass die Mm. lumbricales in dem Spat. intermetac.- phal. fleischig bleiben und erst an der 1. Phal. mit einer sich ausbreitenden Sehnenmasse in die Sehnen des M. extens. comm. digit. manus übergehen. 1) Ueber diese hauptsächlichste Endigungsweise der verschiedenen Mm. énterossei manus werde ich in einer meiner nächsten Abhandlungen ausfübrlich berichten, weil sie von der, wie sie alle anderen Anatomen angeben, ab- weicht, aber doch die allein richtige ist. 308 (12) WENZEL GRUBER. B. BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTDERMETATARSO:PH ALAIN GE I. GEN. B. M. INTERMETATARSO-PHALANGEAE. Es giébt deren vier, je eine für eines der Spatia intermetatarso-phalangea. Sie werder nach diesen Spatia, welche von der Grosszehen- zur Kleinzehenseite als erstes, zweites, drittes und viertes gezählt werden, B. m. I. IL. IIL. et IV. genannt. 1 Lage. Jede liegt unmittelbar zwischen den Lig. capjt. metat. plant. et dors. (falls letztere entwickelt sind) und den die WMm. interosser et Caps. metat. phal. bedeckenden Retinacula lata extensorum — Weitbrecht —. 1.) B.m.lI. 1m Spat. intermetat.-phal. 1.; entsprechend den Capit. oss. metat. I. et IL. und den Caps. metat.-phal. 1. et II. bis gegen die Zwischengelenkslinie nach vorn, die sie nicht überschreiten, also niemals entsprechend den Bas. der 1. Phal. der 1. und 2. Zehe. Dieselbe wird unmittelbar oder mittelbar begrenzt: vom Lig. capit. metat. plant. 1. (unten); vom Lig. metat. dors. 1. (oben); vom äussern Sesambeine der grossen Zehe nebst der Sehne des M. adduct. hall. (innen und unten) und einem Theile der Caps. metat.-phal. T. (innen und oben); von der Sehne des M. inteross. int. 1. (aussen). Bisweilen berührt sie mit dem unteren Theile ibres hinteren Endes unmittelbar die Caps. metat.-phal. 11. und zwar unterhalb des M. inteross. int. 1. Ich fand sie vom Rande der ersten Zwischenzehenkommissur 624": im Med. 9,357 — 9,64"; vom Fussrücken 2— 7", im Med. 5,321— 5,678”; und vom Plattfusse 4— 7", im Med. 5°”— 5,574" entfernt. he Die B. m. lumbricalis I. liegt hinten, durch das Lig. capit. metat. plant. geschieden unter ihr, vor diesem knapp unter ihr, endlich bald knapp, bald durch einen Zwischenraum von bis 1°” vor ibr. Bei der Exarticulation der grossen oder zweiten Zehe in der Arucul. metat.-phal. bleibt, wie.ich mich durch vielfaches Ausüben dieser Operation am Kadaver überzeugte, unsere B. m. geschlossen. Es ist eine seltene Ausnahme, dass auch sie der Schnitt trifft und dadurch dieselbe geüffnet wird. 2.) B. m. IL. Im Spat. intermetat.-phal. 11. entsprèchend den Capit. oss. metat. IL. et III., den Caps. metat.-phal. I. et II. und den Bas. der 1. Phal. der 2. und 3. Zehe über und vor dem Lig. capit. metat. plant. Sie wird unmittelbar oder mittelbar begrenzt: von dem Lig. cap. metat. plant. I. (unten), von dem schwachen Lig. capit. metat. dors. I. (oben), von der Sehne des M. inteross. ext. 1. und darüber einem bald grôsseren, bald kleineren Theiïle der Caps. metat.-phal. I. (innen), von der Sehne des M. inteross. int. IL. und darüber von der Caps. Die BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. 43 309 metat.-phal. HI. (aussen). Die innere oder äussere Grenze wird bisweilen bald vom M. inteross. allein, bald von der Caps. metat.-phal. allein dargestellt. Ich fand sie vom Rande der zweiten Zwischenzehenkommissur 5°(6”")— 1”, im Med. 8,1428— 8,5”; von dem Fussrücken 1 — 5°”, im Med. 2,857"; von dem Plattfusse 4 — 6 [1/4 (7 ), im Med. 4,93 — 5,2” entfernt. 1 Die B. m. lumbricalis Il. liegt hinten, durch das Lig. capit. metat. plant. geschieden, unter ibr, vor diesem knapp unter ihr und schiebt sich zuletzt zwischen ihre äussere Wand und die Caps. metat.-phal. IL. ein. Bei der Exarticulation der zweiten oder dritten Zehe in der Articul. metat.-phal. wird dieselbe immer geôffnet. 3.) B. m. II. Im Spat. intermetat.-phal. entsprechend den Capit. oss. metat. III. et IV., den Caps. metat.-phal. NX. et IV. und den Bas. der 1. Phal. der 3. u. 4. Zehe über und noch mebr vor dem ZLig. capit. metat. plant. als dié B. m. Il. Dieselbe wird unmittelbar oder mittelbar be- grenzt: von dem Lig. capit. metat. plant. LT. (unten); von dem sehr schwachen Lig. capit. metat. dors. II. (oben); bald von der Sehne des M. inteross. ext. II. und der Caps. metat.-phal. zugleich, bald von ersterer oder seltener von letzterer allein (innen); und meistens von der Sehne des #. inteross. int. LIT. oder von diesem und einem Theile der Caps. metat.-phal. IV. oder ausnahms- weise von ersterer oder letzterer allein (aussen). Ich fand sie vom Rande der dritten Zwischenzehenkommissur 4—10”, im Med. 7,074 — 7,296; vom Fussrücken = — 4", im Med. 2,4— 2,623”; vom Plattfusse 21(3)—6”, im Med. 4,325— 4,675 entfernt. Die B. m. lumbricalis HI. liegt hinten durch das Lig. capit. metat. plant. IV. geschieden unter ihr; vor demselben unter ihr und schiebt sich zuletzt zwischen ibre äussere Wand und die Caps. metat.-phal. IV. Bei der Exarticulation der dritten oder vierten Zehe in der Articul. metat.-phal. wird dieselbe immer geüffnet. ; 4.) B.m.IV. Im Spat. intermetat.-phal. entsprechend den Capit. oss. metat. IV. et V. und den Bas. der 1. Phal. der 4. und 5. Zehe über und vor dem Lig. capit. metat. plant. Dieselbe wird unmittelbar oder mittelbar begrenzt: von dem Lig. capit. metat. IV. (unten); von dem schwa- chen Lig. capit. metat. dors. IV. (oben), falls es zugegen; vou der Sehne des A. inteross. ext. II. (innen); von der Sehne des M. inteross, int. IV. oder von dieser und einem Theile der Caps. metat,-phal. V. (aussen). Bisweilen trägt innen über der Sehne des M. snteross. ext. III. auch die Caps. metat.-phal. IV. zur Begrenzung bei. Bisweilen erreicht sie an der Caps. metat.-phal. V., also an der 5. Zehe. nicht die Zwischengelenkslinie. Bisweilen liegt sie ganz hinter der Caps. metat.-phal. AV. Ich fand sie von dem Rande der vierten Zwischenzehenkommissur 5— 9”, im Med. 6,5— 6,833; vom Fussrücken 3 — 5°”, im Med. 3,5— 3,7; vom Plattfusse 31— 6, im Med. 4,9 — 5" entfernt. 310 («4 WENZEL GRUBER. Die B. m. lumbricalis IV., wenn sie zugegen, liegt hinten durch das Lig. capit. metat. plant. geschieden, vor diesem knapp unter ihr. Bei der Exarticulation der vierten Zehe in der Articul. metat.-phal. IV. so wie bei der der fünften Zehe in der Articul. metat.-phal. V. wird dieselbe bald geüffnet, bald bleibt sie ganz geschlossen. | Bei der Betrachtung unserer vier B. m. in ihrer gegenseitigen Lage fällt die Ungleichfôrmigkeit ihrer Ausdehnung nach vor- und rückwärts auf. Nach der Grôsse ihrer Ausdehnung nach vorn in absteigender Reiïhe und nach hinten in aufsteigender Reihe folgen sie häulig so aufeinander: B. m. IL, IL, L und IV. Zieht man nemlich von deren vorderen Enden quere Linien, so findet man: dass die Linie von der B. m. IL. vor den aller übrigen liegt, also erstere letztere nach vorn überrage und zwar um ‘,—‘, ihrer Länge, die I., um —, die IIL., um eben so viel oder selbst um das Ganze uud mehr ihrer Länge die IV.; dass die Linie von der I. mit der von der III. meistens zusammenfällt, die der letzteren aber auch vor der der ersteren liegen und zwar die III. um ”, ihrer Länge die L. übertreffen kann; dass die Linie von dem vorderen Ende der IV. mit der von dem vorderen Ende der IIL., aber auch mit jenen von den hinteren Enden der I. und III. zusammenfallen kann. Zieht man von den hinteren Enden quere Linien, so beobachtet man: dass die von der Il. selten mit denen von der I. u. III. zusammenfällt, oder sogar hinter derselben liegt, meistens den Kôrper der letzteren B. m. schneidet und meistens vor der von der IV. vorbeiläuft; dass die Linien von der I. u. IL. meistens zusammenfallen, aber auch die der L. hinter der der IIT. vorbeistreichen kann; dass endlich die Linie von der IV. den Kôrper aller übrigen schneïden, aber auch hinter denen aller übrigen liegen kann. Es wird somit die B. m. II. immer am meisten nach vorn, die B. m. IV. häufig am meisten nach hinten und die [. und Ill. häufig in gleichem Niveau, aber auch erstere dieser zwei mehr nach rückwärts, letztere mehr nach vor- wärts gelagert gefunden werden kônnen. 2 Vorkommen. Um mich vom Vorkommen oder Mangel der B. m. intermet.-phal. überhaupt und nach Alter und Geschlecht überzeugen zu kônnen, untersuchte ich Kadaver von Embryo- nen, neugebornen Kindern und Individuen im Alter von 10 — 60 Jahren beiderlei Geschlechtes. l ; Zur môglichst genauen Bestimmung der Häufigkeit ihres Vorkommens oder Mangels aber, benutzte ich die Summe von 180 Kadavern (360 Füssen), wovon 10 Embryonen, 20 neugebornen Kindern und 150 Individuen im Alter von 10—60 Jahren ange- hôrt haben. Was die Untersuchungen in dieser Hinsicht lieferten, stellte ich auf nachstehenden vier Tabellen zusammen: Dir BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. A3) 311 Häuligkeit des Vorkommens der B. m. intermetatarso-phalangenae an 10 Kadavern von Embryonen. Name Beider- |Einseitiges Vorkommen. Zahl Zahl der Füsse. seitiges Vor- der Bursae mucosae. kommen. dérRadanr rechts links überhaupt | I. I. HIT. IV.. 1. IL. III... “ 5 I. Il. IV. RAR LUI IV. s F IL. LIL. IV. œ æ RUE An note l'ont dt a ni LIN & à LIN 80 IT. LL. IL. IV. LL. IV. L. | F3 ll E- LT. Q- IV. 1) Mit der I. II. III. am anderen Fusse. 2) Mit der I. IT. III. IV. am anderen Fusse. 3) Mit der I. IL. III. am anderen Fusse. 312 (46) WENZEL-GRUBER. Häufigkeit des Vorkommens der B. m. intermetatarso-phalangene an 20 Kadavern neugeborner Kinder. Name Beider- |Einseitiges Vorkommen. Zahl Zahl der Füsse. seitiges Vor- ; c der K , L der Bursae mucosae kommen. rechts links FA rechts links überbaupt { I. IL. DIX. IV. I. IL. III... L. II. IV. IL. II. IV. = © Æ — Sn Co] = Q n e - d = À en 17 20 20 20 4) Mit der I. II. III. am anderen Fusse, 3) Mit der I, II. III. am anderen Fusse, 2) Mit der I. II. III, IV. am anderen Fusse. 4) Mit der I. am anderen Fusse. 5) Mit der I. II. am anderen Fusse. Die BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. A7) 313 Häufigkeit des Vorkommens der B. m. intermetatarso-phalangene an 150 Kadavern (300 Füssen) von Individuen im Alter von 10—60 Jahren. Name Beider- |Einseitiges Vorkommen. Zahl Zahl der Füsse. seitiges Vor- der Bursae mucosae. kommen. rechts links Peer rechts links überhaupt I. II. DIT. IV.. 18 99 13? | 27 31 28 |» J 94 9° | 107) ;, 103) 210). l L. IL. I. w) SE 1Z HAT 3°) 6f—| 3f=| of) = | > | Lu iv. 1 | | 23 | L. IT. IV. | | * IL. LIL. IV. 1 | , 1 1 a | ML IV...,........ HOBE | | . © È Fe 1 |s| 9* s| 3] 3 z 7 | | 3 5 n _ 1 AMONT SI SRNRRS = “| 4 | MT EAt 1 © ® Ce | Es) dÀ È È È 16 © ; :] (39 Ru Ur Sue | 50 2 5 3 8 © d Ë : IL. IV. £ È = 3 HI. IV. > = LS > LR AE { | L TEE s| 1 2 3 = *x = eee ete LE Dire { EE 1 1 - | E L- 1 . AEER 1 { 2 à | ESA ) 116 34 150 150 150 300 4) Mit der I. II. III. am anderen Fusse, *) links 4 Mal mit der I. IT. IL. ; 4 Mal mit der I. III. 2) Mit der I. II. III. am anderen Fusse. **) Hinks 2 Mal mit der I. II. IL. ; 4 Mal mit der II. III. 3) Mit der I. IL. III. IV. am anderen Fusse. IV.; und 1 Mal mit der II} 4) Mit der I. II. III. IV. am anderen Fusse. #*#) rechts 3 Mal mit der I. II. III. 5) Mit verschiedenen am anderen Fusse. *k*) rechts 2 Mal mit der I. II. II. 6) Mit verschiedenen am anderen Fusse. *kk*) rechts mit der I. II. III. Mém. des sav. étrang, T. VIII, 40 WENZEL GRUBER. (18) 314 Häufigkeit des Mangels der B. m. intermetatarso-phalangeae an 180 Kadavern (von 10 Embryonen, 20 neugebornen Kindern und 150 Individuen im Alter von 10—60 Jahren). Name Embryonen, Neugeborene Kinder. Individuen ii Alter von 10—60 Jahren. der Kadaver. Füsse. Kadaver. | Füsse. Kadaver. Füsse. Bursae mucosae. |beider- seits über- haupt über- | beider- haupt | seits über- |beider- PTE rechts links |rechts|links | rechts | links |rechts|links rechts | links |rechts | links I. II. TL. IV. LILI. LIT. IV. . I. II. IV... IL III. IV. I. IL. I. III. FIVE: IL. HI. IL. IV. IL. IV. selben Fusse. RE ER CO Mehrerer an einem und dem- I. } IT. LE bouger à einzigen an demselben Kadaver oder Fusse. IV. 10112| 22 | 9% | 19 | 12 11131106! 219 I... TC 2e ren me Noa En ë 1: A re er RE M te eme shui s À Le] É É | 1 pool et Er ner eos) ere 7 = .…. .. .…. — 9 2 £ 4 * k À IV... 1e Te Et 16) 200 EN AS PRE os tte DA * — gleichzeitig mit Mangel noch anderer Bursae mucosae. È BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETATARSO-PHALANGEAE ETC. 9) 315 Daraus resultiren folgende Regeln: 1) Die B. m. intermetat.-phal. sind schon in der letzteren Zeit des Embryonalle- bens zu unterscheiden und nach der Geburt in allen Lebensaltern zu finden. 2) Unter denselben sind die L., I. und III. bei Embryonen, Kindern und Erwach- senen wohl constant, die IV. aber nicht constant zugegen; — erstere daher normale Schleimbeutel, letztere anomale zu nennen. Unter 360 Füssen war nemlich die I. 340 Mal, die II. 353 Mal, die III. 341 Mal, die IV. nur 72 Mal zugegen. Die wenigen Fälle, in welchen die ersteren drei mangelten, kônnen wobl nicht dagegen sprechen, dieselben normale Schleimbeutel zu nennen. 3) Am constantesten ist die B. m. II., etwas weniger, aber unter sich fast gleich con- stant sind die B. m. III. und I. Unter 360 Fällen fehlte ja die IN. nur 7 Mal, die ITL, 19 Mal und die 1. 20 Mal. 4) Die B. m. IV. kommt immer zugleich mit anderen vor; auch jede der übrigen ist our ganz ausnahmsweïise an einem Fusse allein bei Kindern und Erwachsenen zugegen. Unter 340 Füssen von Kindern und Erwachsenen war nur 4 Mal die I., 5 Mal die II. und 2 Mal die III. allein vorhanden. Unter 360 Füssen von Embryonen, Kindern und Erwach- senen wurde das Vorkommen der B.m. IV. allein niemals beobachtet. Auch die I. oder IT. oder JIL. allein wurde an 20 Füssen von Embryonen niemals vorgefunden. 5) In der Regel werden daher mebrere B. m. angetroffen und zwar: ganz häufig 3, minder häufig 4, selten 2. Allermeistens sind die I., IL. und HI. zugleich; viel weniger häufig die I., IL, III. und IV.; selten die II. und IIL.; noch seltener die I. und Il: nur gauz aus- nahmsweise die I., II. und IV., oder die IL., HIT. und IV., oder die I. und III. zugegen. Rechnet man von 360 untersuchten Füssen jene 11 ab, die nur eine B. m. aufweisen, . so bleiben 349 übrig. An diesen war 255 Mal (+ Ÿ d.F.) die L., IL. und III. B.m.; 70 Mal (74 d.F.) die L., IL, HIT. und IV. B. m.; 12 Mal (etwa "/, d. F.) die IL. und IL. ; 9 Mal (/,— 7, d. F.) die I. und Il.; our 1 Mal (HA d. F.) die L., IL. und 1V., dann die IL., LIL. und IV. und endlich die L. und NT. zugleich vorhanden. 6) Die I. HI. und IV. B. m. oder die 1. und IV., oder die II. und IV., oder die IIL. und IV. kommen zugleich an einem und demselben Fusse nicht vor. Ich babe sie wenigstens bis jetzt in dieser Verbindung nicht vorgefunden. 7) Unter den vier B. m. fehlt unverhältnissmässig am meisten und gewôhnlich die IV.; bisweilen mangelt die L.; bisweilen auch die Il.; nur ganz ausnahmsweise die II. Unter 360 Füssen wurde 288 Mal Mangel der IV. B. m.; 20 Mal Mangel der I.; 19 Mal Mangel der IIL.; und 7 Mal Mangel der II. beobachtet. Der Mangel der IV. verhielt sich daher zu ibrem Vorkommen wie 288 : 72 — 4 : 1, d. ï, auf 4 Mal mit Mangel erst 1 Mal mit Vor- - kommen; der Mangel der I. zu ihrem Vorkommen wie 20 : 340 — 1 : 17, d. i. anf 1 Mal mit Mangel kommen 17 Mal mit Vorkommen; der Mangel der III. B.m. zu ibrem Vorkommen wie 19 : 341 — 1 : 17,947 d. i. auf 1 Mal mit Mangel beinahe 18 Mal mit Vorkommen; end- k 316 (Co) WEnNZEL GRUBER. lich der Mangel der II. B. m. zu ihrem Vorkommen wie 7 : 353 — 1 : 50,42857 d. 1. auf 1 Mal mit Mangel 50 Mal und mehr mit Vorkommen. 8) Oefterer an beiden Füssen eines Individuums, als nur an einem Fusse allein werden angetroffen: und zwar in überwiegender Zahl ôfterer (”, d. F,) die L., IL. u. IIL. B. m.; dann ôfterer die Il. allein. Beiderseitig und einseitig fast gleich oft kommen die I., IL, IT. u. IV. vor. Oefterer einseitig als beiderseitig sind zu sehen: die I. u. IL.; die IL. u. JIL. und dann die I. allein. Nur beiderseitig ist anzutreffen: die III. allein. Nur einseitig ist zu finden die I., Il. u. IV. und die IT., IL. u. IV.; endlich die I. u. HIT. 9) Die B. m. IV. mangelt in überwiegender Mebrzahl (+- ?/, d. F.) an beiden Füssen eines und desselben Individuums; während im Gegentheile die I. oder die II. oder die III. ôf- terer einseitig als beiderseitig fehlen. 10) Das Geschlecht hat auf das + oder — im Vorkommen oder Mangel unserer B. m. keinen Einfluss. 3% Die Gestalt. Sie sind rundliche, gewôhplich länglich runde, seitlich comprimirte Beutel. Meistens sind sie einfach; bisweilen jedoch sind sie durch halbmondfôrmige Fältchen, die am hin- teren Ende, gewühnlich am Boden, an den Seitenwänden oder selbst an der oberen Wand iu gerader, querer oder schiefer Richtung aufsitzen und gegen die Hôhle vortreten, gefächert oder mit Ausbuchtungen versehen. Dies gilt von allen, namentlich aber von der I. u. II. Auch sah ich ausnahmsweise Bälkchen von einer Wand zur andern durch die Hôhle setzen. Meistens sind sie in der Einzahl, bisweïilen aber die I., IL. u. III. doppelt oder sogar in der Dreizah]l vorhanden. Durch eine oder ausnahmsweise zwei Scheidewände, die gewôühnlich schief stehen, selten senkrecht und in der Richtung von vorn nach hinten oder senkrecht nnd quer gestellt sind, ausnahmsweise horizontal vorkommen, künnen unsere B. m. in zwei, selbst drei abgetheilt sein. Diese Scheidewände sind gewôhnlich durch eine runde, ovale oder spaltenformige Oeffnung durchbrochen, seltener undurchbobrt; die B. m. communiciren daher gewühnlich mit emander, sind seltener von einander ganz abge schlossene Säcke. Bei dieser Vervielfältigung liegen die abgeschlossenen oder communicierenden B. m. gewühnlich vor einander,-was ich bei der L., IL. u. III. fand, ausnahmsweise über einander, was ich nur ein oder zwei Mal an der II. und ein Mal an dér I. beobachtete. Aus drei, aber mit einander communicirenden Abtheilungen, einer vorderen äusseren, hinteren oberen und hinte- ren unteren, bestehend traf ich ein Mal die III. an. | In einem Falle war in die II. eine Aussackung der Caps. metat.-phal. eingeschoben und damit fast ganz angefüllt. In zwei Fällen bei Erwachsenen war die IL, welche im engsten Spatium intermetat.-phal. | liegt, wie eine Gelenkskapsel. So war in dem einen Falle die Tibialseite der Basis der ersten Phal. der dritten Zehe, wie ein Kôpfchen hervorgetrieben, das in einer entsprechenden Ver- Dre BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. @1) 317 tiefung am Capit. oss. metat. Il. passte. In dem anderen Falle besass die Tibialseite des Grun- des der ersten Phalanx eine flache, erhühte, deutlich abgegrenzte, überknorpolte, 4°” hohe und von vorn nach hinten 3” breite, wirkliche Gelenksfläche. 4, Grôsse. Nach Messungen, die ich beim Embryo, neugeborenen Kindern und Individuen im Alter von 10—60 Jahren an den B. m. intermetat.-phal. vornahm, erhielt ich fol- gende Zahlen: Bei einem sechswôüchentlichen Embryo betrug die Länge: der Burs. muc. 1. — 1”, die der II. — 2”, die der III. — 1%”; die Hôhe: der I. = #,”, die der II. — ?,—°,", : die der HI. == ?/”. Bei 5 neugeborenen Kindern betrug die Länge: der B. m. 1. — 1'/,—2!/", im Med. 1,25”, der IL — 13206 im Med. 2,3”, der IL. — unbedeutend — 2//”, im Med. 2,95"; die Hôhe: der 1. — 1—2”", im Med. 1,45”, der IL — 1—1'/,", im Med. 1,35”, der IL. — unbedeutend = 2”, im Med. 1,375”. Ganz klein, rundlich, fast gleich lang und hoch war in einem Falle die IV. Beim zehnjährigen Knaben, in einem Falle, fand ich die Länge: der B. m. I. — 5—6", der IL — 6—7”, der IL — 5—6”; die Hôhe: der I. — 4—5"”, der IL — #47, der LI. — 4”. An 30 Füssen von Individuen im Alter von 10—60 Jahren betrug die Länge: der B. m. I. — 3—10"”, im Med. 5,733—6,133”, der IL — 4'}, 5—11"", im Med. 6,607 — 7,07, der HI. — 4—9”", im Med. 5,8655— 6,173”, der IV. — 3—5°”, im Med. 3,75—4,25""; dieHôhe: der IL. — 3—8"", im Med. 5,178—5,464 ”, der II. — 3—6"”", im Med. 3,777—4,085", der IL. — 3—6", im Med. 3,703—3,944”, der IV. — 21/,—3"", im Med. 2,8”. Unter den vier B. m. intermetat.-phal. ist somit die IT. die längste, kürzer die IIL., noch kürzer die L., am kürzesten die IV.; dann die I. die hôchste, die übrigen allmäblig bis zur IV. niedriger. 5 Communication mit den benachbarten Synovialsäcken. _ Die B. m. intermetat.-phal. habe ich mit dreierlei Synovialsäcken, nemlich mit den B. m. lumbr., mit den Caps. metat.-phal. und mit den B. m. inteross. communiciren gesehen. Ich traf diese Communication niemals bei Embryonen und neugeborenen Kindern, wohl aber bei Individuen vom 15. Lebensalter aufwärts an. Sie scheinen durch Aufsaugung der Zwischenwände in Folge von Reibung und Druck oder durch wirkli- chen Riss im Leben zu entstehen, und nicht angeboren zu sein. 1. Communication mit den Capsulae metatarso-phalangeae. Ich beobachtete diese Communications-Art hei Erwachsenen. Sie kommt nur sel- ten vor, auch habe ich sie bis jetzt nur zwischen der Caps. metat.-phal. II. und B. m. intermetat.- 318 (22) WENZEL GRUBER. phal. L. oder IT. angetroffen. Unter 150 Kadavern fand ich sie nur 3 Mal (1 Mal beiderseits) vor, und zwar 2 Mal (1 Mal beiderseits, { Mal linkerseits und 1 Mal rechterseits) zwischen der Caps. metat.-phal. XI. und der B, m.intermetat.-phal. I., 1 Mal (rechterseits) zwischen derselben Caps. und der B. m. intermetat.-phal. IL. Es wäre somit unter 50 Kadavern und unter 75 Füssen erst ein Mal eine solche Communication überhaupt, die der B. m. intermetat.-phal. I. erst { Mal unter 100 Füssen, die der B. m. 1ntermetat.-phal. IX. erst 1 Mal unter 300 Füssen zu vermuthen. Aber ich habe uvläogst wieder und schon unter 25 Füssen die B. m. interme- tat.-phal K. mit der Caps. metat.-phal. 11. in offener Verbindung stehen gesehen. Bei der Com- munication der B. m. intermetat.-phal. 1. mit der Caps. metat.-phal. Il. war der letzteren Wand bald im Bereiche der Zwischengelenkslinie, bald (2 Mal) an ihrem hinteren Umfang unter dem M. inteross. int. I. durchbohrt, und zwar durch eine Oeffnung, die in dem einen Falle in der einen Richtung 3°,", in der andern 1," weit war. 9, Communication mit den B. m. lumbricales. Ich habe diese Communications-Art bei Individuen 1. A. von 15—60 Jahren, zwar viel häufger als die frübere, aber dennoch im Ganzen nicht oft gefunden, und swar: zwischen der B.m. intermetat.-phal. I. oder IT. oder III. mit der entsprechenden B. "=. lumbr. I. oder IL. oder III. So sah ich unter 150 Cadavern die B. m. intermetat.-phal. I. mit der B. m. lumbr. I. an 1 beiderseits; die B. m. intermetat.-phal. II. mit der B. m. lumbr. II. an 6 (an 3 rechter- seits, ‘an 3 linkerseits); die B. m. antermetat.-phal. IT. mit der B. m. lumbr. NI. an 2 (an 1 rechterseits, an 1 linkerseits); endlich die B. m. intermetat.-phal. IX. u. IIT. mit den entsprechen- den B. m. lumbr. 11. u. III. an demselben Fusse an 2 (rechterseits) communiciren. Es wäre somit meistens our an einem Fusse; meistens an einer eiuzigen B. m. eines und desselben Fus- ses, unter etwa 27 Füssen erst { Mal; am häufigsten an der B. m. IL, seltener an der B. m. HIT. u. L., niemals an der B. m. IV. eine derartige Communication zu vermuthen. Die Oeffnung liegt in der B. m. intermetat.-phal. T. entweder im vorderen Theil ibrer unteren Wand oder an deren vorderem Ende, in allen anderen B. m. vorn an dem unteren Theile ihrer äusseren Wand. Dieselbe ist bald spaltenférmig, bald oval, verschieden gross und selbst so gross, dass die B. m. intermetat.-phal. und die B. m. lumbr. vorn nur einen gemein- schaftlichen Sack bilden, in dem die nur mit 1hrem unteren Rande unten nnd aussen angehef- tete Sehne des M. lumbricalis. frei zu Tage liegt. Dieselbe ist durch Schwund oder Riss der Zwischenwand beiïderlei B. m. bedingt. 3. Communication mit den B. m. interosseae. Mir ist eine solche Communication überhaupt nur 1 Mal vorgekommen, und zwar: zwischen der B.m. intermetat.-phal. II. und der B.m. unter dem M. inteross. ext. [., sie scheint daher eine grosse Zufälligkeit zu sein. Ich beobachtete sie in dem oben angeführten Falle eines anomalen seitlichen Ge- lenkes, wo eine überknorpelte Gelenksfläche der Tibialseite des Grundes der Phal. 1. der drit-' Die BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. 23) 319 ten Zehe an den Gebilden der äusseren Wand der Caps. metat.-phal. IT. articulirte. Die Oeff- nung lag vis à vis jener Gelenksfläche über dem Rande der Sehne des M. inteross., hatte 27! in Durchmesser und führte ab- und rückwärts in die grosse B. m. tnterossea. Il. GEN. B. M. MUSCULORUM LUMBRICALIUM s. LUMBRICALES PEDIS. Die Anatomen lassen die Sehnen der Mm. lumbricales pedis bald in die Sehnen des M. extensor communis allein übergehen, wie z. B. Winslow, Alex. Lauth, Krause, Arnold, L. Fick; bald mit diesen und jenen der Mm. interrossei vereinigen, wie z. B. Hildebrandt, E. H. Weber, M. J. Weber; bald theilweise in die Sehnen des Extensor communis fort- setzen, und theilsweise an die Tibialseite der 1. Phalangen der 2.— 5. Zehe inseriren, wie z. B. Albin, Walter, Thom. Lauth, Xav. Bichat, A. Portal, Meckel, H. Cloquet, Cruveilhier, wohl auch Theile, Quain u. A. ; Den Uebergang mit einer Portion in die Sehne des Extensor und Insertion mit der - andern an der Basis der ersten Phalanx sah ich beim Lumbricahs I. u. IL. in Ur, beim Lum- bricalis III. in 7, und beim Lumbricalis IV. in 7 der Fälle. Den Uebergang in die Sehne des Extensor allein bemerkte ich beim Lumbricahs I. in, /—"/, beim Lumbricalis II. in Ve beim Lumbricahs IL. in VE d. F. und beim Lumbricalis IV. niemals. Die Insertion an die erste Phalanx allein beobachtete ich beim Zumbricalis L. in ,, beim Lumbricalis IL. in beim Lumbricalis IX. in Y. und beim Lumbricalis IV. in 7 d. F. Beim Lumbricalis I. ist die an die erste Phalanx sich anheftende Portion in der Mehrzahl d.F. die stärkere, bei den andern -sind sich die Portionen an Mächtigkeit gleich oder es überwiegt fast gleich oft eine die andere. Bisweilen -vereinigt sich die Sehne ganz oder theilweise mit der des M. interrosseus oder geht theilweise in die Caps. metat.-phal. über, was namentlich von der des Lumbricalis IV. gilt, der auch nicht selten unter den M. interosseus int. IV. eine Verlängerung zur Verstärkung des Lig. laterale int. nach auf- und rückwärts sendet. Genau genommen müsste es also nach der häu- figeren Endigungs-Art heissen: Die Sehnen der Lumbricales I., IL., IT. setzen sich theils in die des Extensor communis fort, theils endigen sie an der ersten Phalanx der 2.—4. Zehe; die des Lumbricalis IV. aber heftet sich an die Basis der ersten Phalanx der 5. Zehe. _ Die Mm. lumbricales pedis sind unter dem Lig. capit. metat. plant. an dem inneren Rande ([.) oder äussern Rande (III. IV.) oder in der Mitte (II.) ganz sebnig. Vor diesen Lig. hôren die Fleischfasern allmälig und bei Erwachsenen an den Lumbricalis 1.—III. 6”, an dem Lumbricatis IV. 4” im Mittel hinter den ersten der Zehenphalangen ganz auf. Setzt sich auch der Fleischtheïl über diesen Punkt noch nach vorwärts oder ausnahmsweise bis gegen die erste Phalanx fort, so geschieht dies doch immer mit wenigen Randfasern, welche sich beim Lumbri- calis I. immer am unteren Rande seiner Sehne, beim Lumbricalis Il. an beiden Rändern, beim Lumbricals II. u. IV. am oberen Rande befinden. Uebrigens kann der Lumbricalis A., IIX., 320 (24 WENZEL GRUBER. namentlich der.IV., schon hinter. den Lig. capit. metat. plant. gauz sehnig vorkommen, ja und namentlich der Lumbricalis IV. ganz durch eine Sehne substituirt werden. Gewiss ist es, dass der Fleischkôrper nicht erst an der ersten Phalanx, wie bei den gleichnamigen Muskeln der Hand, sondern schon frühzeitig nicht weit vor den Lig. capit metat. plant. ganz oder doch grôsstentheils in eine Sehne übergeht, Die dadurch entstandene platte oder plattrundliche Sehne behält nicht die Breïte des Fleisch- theils bei, sondern ist bei Erwachsenen in ihrer Mitte zu /,—1 Job Breite verschmälert, an ibrem Ende jedoch wieder verbreitert. Dieselbe kehrt die eine Fläche nach einwärts gegen das Spatium intermetat.-phal., die andere nach auswärts gegen die über die innere Wand der Caps. metat.-phal. setzenden sehnigen Gebilde; den einen Rand nach aufwärts, den andern nach abwärts. Es drehen sich nämlich die Muskelchen vor den Lig. capit. metat. plant. so, dass die untere Fläche ihres Fleischkôrpers zur ionern ihrer Sehne, die obere des erstern zur äusseren der letzteren, der innere Rand ihres Fleischkôrpers zum oberen ibrer Sehne und der äussere Rand des ersteren zum unteren der letzteren wird. Die innere und äussere Fläche dieser Sehne so wie deren oberer Rand sind frei; nur deren unterer Rand ist angeheftet. Die Lage der schmalen, platten und langen Sehnen der Mm. lumbricales pedis in den eugen Spatia intermetat.-phal.; so wie der Zug dieser Sehnen hinter ihrer Insertion an die ersten Phalangen oder hinter ihrem Uebergange in die des M. extensor communis über das mehr oder weniger vorspringende Tuberculum tibiale, oder den mehr oder weniger vorspringenden Rand der Basis der ersten Zehenphalangen, bedingte zur Begünstigung einer genügenden Beweg- lichkeit und zur Verhinderung schädlicher Reibung: in den Spatia intermetat.-phal. das Vor- kommen constanter Bursae mucosae, einer Art Vaginulae tendinum synoviales; an den Bases der ersten Zehenphalangen aber: das bisweilige Auftreten noch anderer Bursulae mucosae. Ich nenne die für die Sehnen der Mm. lumbricales pedis in den Spat. intermetat.-phal. be- stimmten Synovialsäcke: Bursae mucosae musculorum lumbricalium s. lumbricales pedis propriae s. Vaginulae tendinum musculorum lumbricalium pedis; die unter den Enden dieser Sehnen an den ersten Zehenphalangen befindlichen; Bursulae mucosae lumbricales pedis accessoriae. 1. Sec. B. M. MM. LUMBRICALIUM s. LUMBRICALES PEDIS PROPRIAE s. VAGINULAE TENDINUM MM. LUMBRICALIUM PEDIS SYNOVIALES. Sie treten als eine Art Vaginula synovialis auf, sind constant und nach der Lage in den Spatia intermetat.-phal. I.—IV., von der Grosszehenseite gegen die Kleinzehenseite, als L.—IV. zu unterscheiden. 1 Lage. Sie liegen im Spatium intermetat.-phal. 1.—IV., hinten meistens unter den Lig. capit. metat.-phal. plant., vor diesen knapp an den die innere Wand der Caps. metat.-phal 11.—IV. Die BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC, (25) 321 verstärkenden oder an dieser vorbeiziehenden sehnigen Theilen unter oder auch an der äusseren Wand der B. m. intermetat.-phal. 1. —IV. a.) Die B. m. lumbricalis 1. beginnt am hinteren Rande des Lig. capit. metat. plant. I. oder ausnahwusweise noch hinter diesem, liegt dann unter diesem, zwischen ihm und dem Y. lumbricalis L., verläuft mit der von ihr eingehüllten Sehne knapp unter der B. m. intermetat.- phal. 1. nach vorwärts, krümmt sich vor dieser, entweder knapp an ihr anliegend oder davon noch 1°” nach vorwärts gelagert, aufwärts und endigt gewôhnlich auf der Tibialseite des Grun- des der ersten Phalanx der 2. Zehe, daselbst bald erweitert 4” lang 3°" breit, bald nicht, oder auch schon hinter derselben; oder ausnahmsweïise hinter der Zwischengelenkslinie. b.) Die B. m. lumbricalis IL. verhält sich, was ihr hinteres Ende, ihre Lage unter dem Lig. capit. metat. plant. I. anbelangt, meistens ähnlich wie die B. m. lumbricalis 1. Allein nur knapp vor dem genannten Lig. liegt sie unter der B. m. intermetat.-phal. X., übrigens zwi- schen der äusseren Wand der letzteren und der der Caps. metat.-phal. IL. Sie endigt gewühn- lich im Bereiche der Zwischengelenkslinie oder hinter dieser, nur ausnahmsweise auf der Tibialseite der ersten Phalanx der 3. Zehe. Auch sah ich sie ausnahmsweise vor dem Lig. capit. metat. plant. II. beginnen. c.) Die B. m. lumbricalis I. verhält sich bald so wie die B. m. lumbricalis IL., bald davon verschieden. So kann sie hinter dem Lig. capit. metat. plant. III., oder an dessen hinte- rem Rande, oder an dessen Mitte, oder erst am vorderen Rande desselben beginnen; schon am vorderen Rande dieses Lig., hinter oder an der Zwischengelenkslinie endigen, d. ï. auch bald nur im Bereiche jenes Lig., bald nur im Bereiche der B. m. intermetat.-phalangea NX. vor jenem Lig. liegen. Immer ist sie aber, wenn sie sich weit genug vorwärts erstreckt, zwischen der B. m. intermetat.-phal. IT. und Caps. metat.-phal. IV. gelagert. d.) Die B. m. lumbricalis IV., wenn sie zugegen ist, erstreckt sich nur ausnahmsweise vom hinteren Rande des Lig. capit. metat. plant. vorwärts bis hinter die Zwischengelenkslinie oder zur selben, d. i. liegt nur ausnahmsweïise im Bereiche des genannten Lig. und vor diesem im Bereiche der B. m. intermetat. phal. IV., falls diese zugegen. Im letzteren Falle ist sie dann wie die B.m. lumbricalis II. u. III. zwischen die B.m. intermetat.-phal. IV. und die Caps. metat.- phal. eingeschoben. Gewôhalich erstreckt sie sich entweder über das Lig. capit. metat. plant. IV. nicht hinaus, liegt also nur in dessen Bereiche; oder beginnt an der Mitte oder vor dem- selben und endigt an oder hinter der Zwischengelenkslinie, d. i. liegt nur im Bereiche vor dem Lig. capit. metat. allein, oder etwas unter und vor diesem. 2 Vorkomme n, Die B. m. lumbricales kommen bei Embryonen, bei neugeborenen Kindern und von da aufwärts in allen Lebensperioden vor. Die L. II. u. IL. sind constant, denn ich habe die I, immer vorgefunden, die IF. nur etwa in ‘,, der Fälle, die IL. in /,,— 7, d. F, nicht angetroffen. Die B. m. lumbricalis IV. aber ist unconstant, da ich sie fast in , der Fälle vermisste. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 41 322 (26) WENZEL .GRUBER. 3. Gestalt. Sie stellen vorn seitlich, hinten von oben nach unten comprimirte, ziemlich weite, kanal- artige Säcke dar, welche hinten zwischen den Lig. capit. metat. plant. und die Hm. lumbricales nur eingeschoben sind, vorn vor jenen Lig. die Sehnen dieser Muskeln bis zu deren unterem Rande einhüllen, d. i. also, wie gesagt, eine Art Vaginulae tendinum synoviales. Schneïdet man nemlich dieselben längs ihrer oberen Seite auf: so findet man, im Bereiche der genannten Lig., die obere Fläche der Wm. lumbricales mit einer zarten Membran der untern Wand des Synovial- sackes überkleidet; vorn aber, vor den Lig., die Sehnen der Mm. lumbricales mit dem untern Rande auf ihrem Boden befestigt, sonst allseitig frei in ihrer Hôbhle liege, gleichsam als ob die Sehnen von unten nach oben in diese eingeschoben wären. 4 Grôsse. Nach Messungen, die ich an etwa 30 Kadavern von Individuen aus den verschiedensten Lebensaltern angestellt habe, erhielt ich über Länge und Weite der B. m. lumbricales propriae folgende Resultate : Bei neugeborenen Kindern variürte die Länge: der I. von 3°—%4", der II. von 2347 der IIL. von 23”, der IV. bis 2',. Was deren Weite anbelangt, so konnte in sie eine Sonde von !;—°/" Durchmesser eingeführt werden. Bei Individuen im Alter von 10 Jahren bis hinauf in's hohe Alter variirte die Länge der I. von 7— 15" und betrug im Med. 10—11” im Med. 7',— 8”, der III. von 2°” oder 3 — 10°” und betrug im Med. 6— 6”, endlich der 7. Was deren Weite betrifft, so konnten sie , der IL. von 4— 12” und betrag IV. von 1/,— 6” und betrug im Med. 44}, : Sonden von nachstehenden Durchmessern einnehmen: und zwar die I. solche von 1/,—2",, ja selbst 3”, die IL. IL. IV. solche von 4;—2" Dicke. 5 Communication. Ich habe sie nur mit den B. m. intermetat.-phal. communiciren gesehen, worüber ich oben meine Beobachtungen mittheïlte, worauf ieh verweise. 2. Srec. B. M. MUSCULORUM LUMBRICALIUM s. LUMBRICALES PEDIS ACCESSORIAE. Ausser den constanten B. m. lumbricales pedis propriae s. Vaginulae tendinum mm. lum- bricalium pedis synoviales kommen unter den Enden der Sehnen der Mm. lumbricales 1. H, HIT. an den ersten Phalangen der zweiten, dritten und vierten Zehe noch andere unbeständige Bur- sulae mucosae lumbricales accessoriae vor. | Dieselben liegen knapp oder in einiger Entfernung vor den Vaginulae tendinum mm. lumbricalium synoviales und sind der Lage nach selbst wieder von zweierlei Art. Die eine davon liegt am und über dem Tuberculum tbiale der Basis der ersten Phalanx zwischen dem Ende des an der ersten Phalanx sich inserirenden Theiles der Sehne des M. lumbricalis und der Sehne des M. interosseus internus; die andere vor und über dieser zwischen der Ausbreitung der Sehne des M. lumbricalis in die Sebne des Extensor digitorum pedis und dem Latus tibiale Die BuRSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. er), 2 der ersten Phalanx vor deren Basiss — Erstere kann die angegebene Grenze nach aufwärts und rückwärts; letztere dieselbe nach rückwärts überschreiten. Es kommt meistens nur eine der 2 Arten, selten beide zugleich vor. Die B.m. accessoriae des M. lumbricahs I. habe ich unter 4 Fällen { Mal, die der M. tumbricales 1. u. IL. unter 6 Fällen 1 Mal gefunden.- Sie sind unconstant. Niemals sah ich eine B. m. accéssoria am M. lumbricahs IV. Mit der Vaginula lumbricalis 1. fliesst die B. m. accessoria bisweiïlen zusammen und dann ist erstere mit einer Enderweiterung versehen, von der ich oben gesprochen habe, Sie stellen runde, gewühnlich länglich runde, platt gedrückte Beutelchen dar, deren läogster Durchmesser meistens in der Richtung einer schiefen Linie von vorn und oben nach bhinten und unten lieot. Ibre Länge sah ich von 1!,—%4"; ihre Breite von 1—3'," variren. Die unter der Ausbreitung der Sehne des M. lumbricalis in die der Sehne des M. extensor communis sind grôsser als die anderen. Unlängst sah ich das Latus tibiale der Basis der ersten Phalanx der vierten Zehe mit einer flachen, bestimmt überknorpelten, runden Erhôhung von 2— 3°” Breite versehen. Die darüber hinzichende Sehne des M. lumbricalis NT. war faserknorpelig. Die zwischen beiden befindliche B. mn. accessoria war 3 — 4° gross und von der Vaginula lumbricalis I. abge- schlossen. III. GEN. B. M. MUSCULORUM INTEROSSEORUM s. INTEROSSEAE PEDIS. Die B. m. interosseae pedis liegen zwischen den Sehnen der Mm. inteross. und der Caps. metat.-phal., meistens im Bereiche der Capit. oss. metat. allein, seltener im Bereiche dieser bis an die Bas. der ersten Zehenphalangen nach vorn, noch seltener nur im Bereiche der Caps. vor den Capit. oss. metat. Sie werden über die Caps. metat.-phal. nach rückwärts hinaus gelagert nicht gefunden, kônnen die Sehnen der Mm. inteross. nicht überschreiten, erstrecken sich aber bisweiïlen über den oberen Rand dieser Sehnen nach aufwärts hinaus unter die Ret- nacula lata extensorum W eitbrecht. Unter der Sehne des A. inteross. int. I. und ext. IE. habe ich eine B. m. interossea niemals, wohl aber unter denen aller übrigen angetroffen. Unter 30 Füällen, die ich zur Bestimmung der Häufigkeit des Vorkommens untersuchte, fand ich nemlich: die B. m. des M. inteross. ext. I. 1 Mal, also in !/ d. F.; die des M. inteross. ext. W. 2 Mal, also in ‘/, d. F.; die des H. inteross. int. WV. 4 Mal, also in ,—"/4 d. F.; die des M. inteross. 2nt. I. 44 Mal, also in ”/, d. F.; endlich die des M. inteross. int. I. 17 Mal, also + ‘/, d. F. Die BR. m. unter dem M. inteross. ext. I. scheint noch viel seltener, als aus diesen Untersuchun- gen hervorgeht, vorzukommen, weil ich sonst auf sie nie gestossen bin. Vielleicht kommt sie sonst gar nicht vor. Das Vorkommen der B. m. der Mm. inteross. ext, ist somit eine Ausnabme, das der unter den Mm. inteross. int., gewiss unter den IL. u. III, häufig. + 32% (28) ‘ WENZEL GRUBER. Sie stellen seitlich comprimirte, länglich runde Beutelchen dar, deren Durchmesser von vorn nach hinten den von oben nach uuten meistens an Länge übertrifit. : Die Länge von vorn nach hinten variirte: bei der B. m. des M. énteross. ént. II. von 1%/,— 4": bei der des M. inteross. int. NII. von 3— +4"; bei der des M. inteross. ünt. IN. von LRU betrug bei der des M. inteross. ext. I. 4"; bei der des M. inteross. ext. Il. 21%". Die Hühe oder Breite von oben nach unten variirte: bei der B. m. des M. inteross. int. IL. von 2}, — 3°”: bei der des M. inteross. int. IL. von 1/,—2!/,"; betrug bei der des M. inteross. int. IN. dde bei der des M. inteross. ext. I. 5”; und bei der des M. inter- oss. ext. II. 12”. Nur ein Mal bei dem ganz zufälligen Vorkommen der B. m. des M.inteross. ext. I. traf ich Commannication mit der B. m. intermetat.-phal. IL. an. Nachdem diese UÜntersuchungen schon geschlossen waren, fand ich ein Mal auch eine Communication zwischen der B. m. des M. inteross. int. IT. und der Caps. metat.-phal., die durch eine kleine rundliche Oeffnung, welche knapp'an der Basis der ersten Zehen- phalanx in der Kapselwand sass, bewerkstelligt wurde. €. PRAKTISCHE BEMERKUNGEN. Unter der Haut am Rücken der Articulationes metacarpo-phalangeae, metatarso-phalangeae, phalangeae digitorum manus et phalangeae digitorum pedis, namentlich entsprechend den Capit. oss. metac. et oss. melat., den unteren Enden der ersten und zweïten Finger-Phalangen und den vorderen Enden der ersten und zweiten Zehen-Phalangen kommen bisweilen Bursae muco- sae accidentales vor. à | B. G. Schreger — De bursis mucosis subcutaneis. Erlang. 1825. Fol. — hat dieselben als Burs. phal. 1. 11. et ILE. ser. an dors. digit. manus lat. p. 35. 36. num. 9. 10. 11. Tab. V. Fig. L.; und als Burs. phal. 1. I. et IL. ser. èn dors. digit. pedis lat. p. 43. 44. 45. num. 13. 14. 15. Tab. V. Fig. 5. 9. 10, a. 10, b. beschrieben und abgebildet. Schreger mag allerdings mitunter gewôühnliche Bindegewebs- oder bei der Präparation künstlich erzeugte Räume für B. m. angesehen haben, aber dennoch kommen mehrere, die er angegeben, wirklich vor (Malgaigne, Bielkiewiez, Jarjavay, Richet, Ich u. A.) Uns interessiren hier zunächst nur die B. m. subcutaneae, welche im Bereiche der Articulationes metat.-phal. vorkommen. Aus dieser Gattung habe ich aber nur die im Be- reiche der Art. metat.-phal. V. s. digiti minimi angetroffen. Davon sah ich die der grossen Zehe am Fussrücken unter der Haut über dem Captt. oss. metat. einwärts von dem Längsvorsprunge, welchen die grosse Sehne des Ectens. long. hallucis zum Nagelgliede der grossen Zehe bildet, oder an der inneren Seite des Capit. und auf der Sehne des Abd. hallucis; die der kleinen Zehe am Fussräcken unter der Haut über dem Capit. oss. metat. N. s. digit. Die BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. (29) 329 minim. auswärts von dem Längsvorsprunge, den die Seéhne des Ezxtens. long. communis zur 5. Zehe hervorbringt oder aussen auf dem Capit. und der Sehne des Abd. digit. minim. Es mag mir erlaubt sein bei dieser Gelegenheit auch der B. m. zu erwähnen, die bisweilen zwischen dem Capit. oss. metat. und der Sehne des Abd. digit. minim. auttritt. Die Epidermis der Hautstellen, unter denen ich die genannten B. m. subcutaneae fand, war bald normal, bald zu Leichdornen (Clavi) entartet. | Dass überhaupt unter den Hautstellen, auf welchen die Leichdorne sitzen, ab- norme Bursae mucosae subculaneae sich entwickeln, ist bekannt (Brodie, Blandin, Mal- gaigne, Pétrequin, Hyrtl, Bärensprung, Jarjavay, Richet). Ich habe diess meistens, aber, wie Malgaigne, nicht immer beobachtet. Dass daher auch unter den Leichdornen über und an den Capit. oss. metat. I. et V. im Bereiche der Art. metat.-phal. hall. et digit. minim. meistens B. m. und um so mehr vorkommen, als gerade an diesen Stellen die Leichdorne einen bedeutenden Umfang erreichen kôünnen, ist auch bekannt. Weniger bekannt dürfte es aber sein, dass die B.m. subcutaneae, welche unter Leich- dornen liegen, die eine bedeutende Grôsse erreicht und schon eine lange Zeit gedauert haben, gern mit den darunter oder neben an befindlichen Capsulae articulares et Vaginae ten- dinum synoviales communiciren. Es gilt diess, nach meinen Beobachtungen, besonders von den genannten im Bereiche der Capit. oss. metat. und Caps. metat.-phal. hall. et digit. minim. unter grossen und lange dauernden Leichdornen gelagerten B. m. Es sind damit jene bekannten Fälle, wo in Folge der Entzündung solcher Schleimbeutel erstere darunter liegenden Gelenkskapselu mitgetheilt wird und durch Vereiterung der Zwischenwand Communication beïder eintritt (Lenoir, Malgaigne), nicht gemeint. ; Ich habe dergleichen Fälle mehrmals beobachtet, will aber hier nur die zwei erzählen, die ich an den zur Untersuchung der B. m. in der Spat. intermetat.-phal. benutzten Kadavern angetrofen habe: So sass an einem Kadaver eines Mannes entsprechend der Rücken- und inneren Seite des Captt. oss. metat. und der Caps. metat.-phal. hall. einwärts von dem Längsvorsprunge von der grossen Sehne des Extens. long. hall. ein grosser Leichdorn; unter der Haut, auf der derselbe eingebettet war, eine B. m. subcutanea. Am Boden der letzteren zeigte sich eine grôssere Oeffnung, die die Waud der Caps. metatarso-phalangea durchbohrte. Es war somit Communication der abnormen B. m. subcutanea mit der Caps. metatarso-phalangea zu- gegen. An demselben Individuum und an jedem Fussrücken sass ein zweiter Leichdorn auf der Haut, entsprechend der Stelle der Art. zwischen dem ©. metat. hall. und dem O. cuneif. 1, darunter wieder eine abnorme B. m. subcutanea, welche mit der unter ihr wegzichenden Vagina tend. extens. hall. long. synovialis communicirte An einem anderen Kadaver eines Mannes sah ich das Capit. oss. metat. V. ungewôhnlich weit nach oben und aussen, wie einen Fortsatz vorstehen. Entsprechend seinem oberen und äusseren Umfange auswärts von dem Vorsprunge von der Sehne des Extens. long. comm. zur 5. Zehe sass auf der Haut ein grosser Leichdoru und unter der Haut befanden sich zwei über einander gelagerte, glattwan- 326 (30) WENZEL GRUBER, dige B. m. yon 4° Länge und 4” Breite. Der Boden der B. m. superficialis, analog der B. m. subeutanea anderer Fälle, war in der Mitte durch eine runde, glattrandige, 1°” weite Oeff- nung durebbohrt, die in die darunter liegende B, m. führte, Die B. m. profunda, analog der B. m. zwischen dem Capit. und der Sehne des Abd. digit. minim. anderer Fälle besass in der . Mitte ibres Bodens, der als Caps. metat.-phal, sich erwies, und vis à vis der Oeffanung der B. m. superficialis ebenfalls ein rundes, glattrandiges !;—"{" weites Loch, das in die Caps. me- tat.-phal, leitete, — Die durchbohrte Scheidewand zwischen den beiden abnormen B. m. war das Retinaculum latum extens, Weïitbrecht. Es communicirten somit in diesem Falle beide unter dem Leichdorn befindliche B. m. mit einander und mit der Caps. metat.-phal. der kleinen Zehe. ‘ Ich habe bis jetzt freilich nur die Caps. metat.-phal. der zweiten Zehe mit den daneben liegenden B. m. intermelat.-phal. À. et IT. communiciren gesehen, aber die Môglichkeit der- selben Communication der Caps. metat.-phal. der übrigen Zehen, also auch die der Caps. metat.-phal. der grossen Zehe mit der B. m. intermetat.-phal. I., so wie die der Caps. metat.-phal, der kleinen Zehe mit der B. m. intermetat.-phal. AV. ist vorhanden. Ich bin überzeugt, dass man mit der Zeit auch solche Communicationen antreffen werde. Die Communication der B. m. intermetat.-phal. I. II. et IH. mit der entsprechenden B. m. s. vag. synov, lumbr. I. IL. et HI. habe ich nachgewiesen. Werden jene Môglichkeiten zur Wirklichkeïit, so kann auch das môgliche Vorkom- men von Fällen, wo eine abnorme B. m. unter einem Leichdorne am Capit. oss. metat. hall. nicht nux mit der Caps, metat.-phal., sondern mittelbar auch mit der B. m. intermetat.- phal. 1. u. s. w., wo eine abnorme B. m. unter einem Leichdorne am Capit. oss. metat. V. nicht pur mit der Caps. metat.-phal., sondern mittelbar auch mit der B. m. intermetat.- phal. IV. communiciren kônne, nicht mehr in Abrede gestellt werden, Langwierige Eiterungen, die Erscheinungen von Eiterresorption und selbst tôdtliche Zufälle, die bisweilen in Folge des Ausschueidens von Leichdornen eintraten, hat man lange Zeit nicht zu erklären gewusst. Als man aber den für die Pathologie wichtigen Fund des Vorkommens von abnormen B. m. subcutaneae unter den Leichdornen gethan hatte, erhielt man in dem Oeffnen der B, m., als serôser Säcke, beim unvorsichtigen Aus- schneiden der Leichdorne, Anhaltspunkte für die Erklärunug jener Zufälle. Divse Anhalts- punkte werden wenigstens in Beziehung der Leichdorne am Caput. oss. metat. 1. et V. durch die Kenntniss des Vorkommens der Communication jener abnormen B. m. mit Ge- lepkskapseln nnd môglicher Weise mittelbar durch letztere mit unseren B.m.intermetat.- phal. u.s. w. noch vermehrt; die Gefahr, die bei Leichdorn-Operationen überbaupt drohen kann, wird dadurch als eine um so grüssere angesehen; und das Behandeln der Leich- dorne unwissenden Laien, herumziehenden sogenannten Hübneraugen-Operateuren zu eotziehen, um so mebr als dringende Nothwendigkeit anerkannt werden müssen. Auch langwierige Eiterungen, Bildungen von Fistelgängen in Folge von Wun- den in den Spatia intérmetat.-phal. erhalten durch die Kenntniss der constanten Existenz Die BURSAE MUCOSAE DER SPATIA INTERMETACARPO-PHALANGEA ETC. (31) 327 der B. m. intermetat.-phal., lumbricales zeitige Abhülfe, môglichste Verhütung oder doch ibre Erklärung. , Im Jahre 1852, als ich bereits mit meinen Untersuchnngen so weit war, um die Existenz der B. m. intermetat.-phal. als constant zu nennen, theilte ich dem berübmten Chirurgen Pirogoff, meine Beobachtungen mit und sprach ihm gegenüber die Vermuthung aus, dass die bessere Kenntniss dieser B. m. wegen ihrer bedeutenden Ausdehnung, wegen der Müg- lichkeit der Zugäoglichkeit zu ihnen vom Fussrücken und Plattfuss, namentlich von ersterem aus auch von pract.-chir. Interesse sein dürfte. Pirogoff hatte gegen diese Vermuthung nicht nur pichts einzuwenden, sondern verwies mich vielmehr auf einen Fall einer endlich eben in Vernarbung begriffenen Fusswunde in seiner Klinik, die meine Vermuthung verwirk- lichen dürfte. Ein Soldat hatte sich nemlich in seinen linken Fuss einen Eisennagel ein- getreten, der ersteren vüllig durchbohrte. Nach Ausziehung des Nagels gab die Wunde zu Eiterungen, Bildungen von Fistelgängen Veranlassung, deren Langwierigkeit man sich nicht recht oder doch nur theilweise erklären konnte. — Ich fand entsprechend dem Spat. éntermetat.-phal. NX. nicht weit hinter der 3. Zwischenzehencommissur am Plattfuss die ver- narbte Stelle der unteren Wundôffnung, durch die der Nagel eingetreten war und etwa 1" hinter derselben Commissur am Fussrücken die noch nicht ganz vernarbte obere Wund- üffnung, durch die der Nagel ausgetreten war. Ich liess eine Abbildung davon nehmen, in deren Besitz ich noch bin. Mit Rücksicht auf die Länge der B. m. intermetat.-phal. IIL., die &— 9" misst und mit Rücksicht auf die Entfernuog des vorderen Endes derselben von dem Rande der 3. Zwischenzehencommissur, die 4—10"”" beträgt, musste ich annehmen, dass der Eisennagel diese B. m. in schiefer Richtung von unten und vorn nach oben und hinten durchbohrt habe und dass die Oeffnung dieses serôsen Sackes vorzugsweise die Ur- sache jener langwierigen Eiterungen u. s. w. gewesen war. Diese bis jetzt noch wenigen Belege, welche aber vermehrt werden künnen, dürften schon genügen, um auch bei den Pathologen für unsere B. m., wenigstens für die B. m. der Spatia intermetat.-phal., namentlich für deren nicht gekannte, wirkliche oder môgliche, directe oder indirecte Communicationen einiges Interesse zu erregen. JA { j | AO LE du d'a to 90 4 45 dis Cp in LuLLLN sn Li hi TRUE PA fi FRE | MAI Hibeli tDébn MANS af EL 4% LCA 41 tr UP ne RE TEE NEA per sr sn SR a" , AR set pi #9 ‘ NUE % qe à À kr et CPS \n fut à # vi SUR aT'sit LR "a st ‘ur DURE LAALE DATES Hu Ë ñcé us FRTEN ATEN + PRUDALE L | ne à k “4 LAN UE cs d à k ns î it, LS. (Fe) RU DE RLOREIT LDH E TEEN TES s® Han COL UES |) ist à ait 36h 100 “pré TE UE RE res" AN A êk xt at Nr Lui : Al RATE spi PEL tte pe: VAT Sa ( Ê t4 1 Û 167 LT L' ri Aotetl NOTA, wi LT AL DINETE "Ts Fe 40 N'AN rer 20% aille RE SUE AEUT ET bat Le A AE Ex it Ft TE th “Gide nee ni AU | RES BR LOE 4 it vert HD 'F' QUE md He MST ar DA Be 1” 0 " x ss Fe | Are. ur 10 Gt a: | al me it HE rer, Bodo bts ss SE viÿ”" ériert TES DE Hire’ CTTE PEN ALI à NA sat CRT # f: \ nur Da W 180 400 aus" 10 fe 14 #\" it AH ‘4 PANNE Hours di En ÉTYEUX, ALP Ft DORE nes 7 dr host v0vss nAMBiTl "401 VE ATEN Dos" me Fan nat S dub Mi L'ONU A ET T0 y is ETAT at dartt bou is06 qu Ho Ta arte Ag a à ps À dh us NEW Hat" VC NN. assé Ro ati» rl ivt+ ul dtitsyr CLIEL af ë | Nr «' wi ur date Fanw Re KA: ré sdb 30 CERTES bb RE siténia in 16 ui 4 iw Adiqu Ag PPT DE TA 0 rs | us CUT TÈE “tit COPIE DL rù 4 é ! * 4 LA ? | ts + : de é ré # : É PES FN: 4 k \ j a \ Fr nt DEL % vw ÿ L te 7 | 7 | 244 | é ) “+ Me \ A 1 ty x CR if LA Hi LNSEPORET APR pubs An tee) |, RL NT RE re r. "19 RUN ES AA E Re ae ‘À { 3 ' UEBER DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR ARABISCHEN UEBERSETZUNGEN. Von : D. Chwolson. Gelesen den 21. Mai 1858. Vue #af ou Er ut aobetaurratle at Dur Doit UE K -Hoë TES sdwériir IE api "SA “deb nonadd Ware nodstos io soir T it à dt RATÉ AN AM HAMETUE pu # MTL Rte rtatou"t nouneulls-bus asehoqué 10v Idécai sas du als: Hi pr: sine uwbad ao ot 1qt) safe sd suis tu ob daube 10 2 sand cmt } vnoenm obnslerksgod andstlins sie ous ww a ; auto venu vil quuiin ei a. AUS ux noÿétii saiotrro pile: Ps) iii TPÈ ASE RAR EP Lalrkeg pridsst) hétihihaues ve LA bn jicazsabe Add M 10Y n0d5$ sisotgdif sib eesb il dolor | 04 utetsiil une sus giireloiv. sobotisrdogens ons, DCE i ; D'LA * | : "D ni pasbl A 0 futé silo: suis tdolt ds ff: ail 28h DR on +1 1Ë “ls , mofed- périls ex 16h. ux TL TT? 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Wir kônnen daher mit Sicherheit voraussetzen, dass unsere hier auszusprechenden Ansichten über das Wesen und das Alter jener Literatur, wodurch eine Unzahl von Hypothesen und allgemein recipirten histo- rischen Annahmen umgestossen werden wird, eine heftige Opposition finden werden. Wir sehen uns daher veranlasst, bevor wir zum eigentlichen Gegenstande unserer Untersuchung über- gehen, zuerst ein Paar allgemeine Fragen zu erôrtern, deren Beantwortung für unsere ganze Untersuchung von wesentlicher Bedeutung ist: 1) Ist es nämlich müglich, dass die Babylonier schon vor Nebükadnessar, oder gar schon vor Nabonassar eine ausgebreitete, vielseitig ausgebildete Literatur be- sessen haben? 2) Ist es ferner môglich, dass die Babylonier eine hohe Stufe der Bildung in den verschiedenen Fächern der Wissenschaft schon zu der Zeit erlangt hatten, als die Griechen noch kaum mit den Elementen des Wissens bekannt waren? Wir beantworten diese beiden Fragen mit einem entschiedenen «Ja»! und fügen hinzu, dass dies nicht blos môglich ist, sondern auch wirklich der Fall war. Das Leben der Vülker gleicht dem der einzelnen Individuen. Ein jedes Volk hat sein Kindes- und Jünglingsalter, es reift dann zum kräftigen Mannesalter heran, wird darauf alt und hin- fällig und stirbt zuletzt, oder führt als Volk ein so sieches Leben, dass dasselbe kaum besser ist als der Tod. In einer anderen Beziehung ist aber das Leben der Vôlker dem der einzelnen Indi- viduen unähnlich: die ältere Generation ist gewohnlich die Lehrmeisterin der jüngeren; diese, . auf den Schultern ihrer Vorgängerin stehend, baut die Werke ihrer Erzieherin weiter fort und bildet die empfangenen Ideen und Lehren weïter aus. Anders aber ist es bei den Vôülkern; denn nicht immer war das ältere, früher zur Reife gelangte Volk der Lehrmeister des jüngeren Volkes, und gar oft musste eine junge Nation, so zu sagen, von vorn anfangen und den ganzen geistigen Entwickelungsprocess durchmachen, nachdem ein älteres Volk vor ihm die ganze geistige Entwickelung, welche durchzumachen es fähig war, schon längst vollendet hatte. Wir dürfen uns daher gar nicht wundern, wenn wir einerseits ein junges Volk sich mit den ersten Elementen des geistigen Lebens abmühen sehen, .während eine ältere Nation zu derselben Leït sich mit der Lôsung der hôchsten Probleme der Wissenschaft und des Lebens beschäftigt. * 332 (4) | D. CHwoLson. Betrachtet man z. B. das mühsame geistige Ringen des Mittelalters, so scheint es für den ersten Augenblick ganz unbegreiflich-zu sein, wie man im Westen Europas, länger als 1500 Jabre nach Plato, Aristoteles, Theophrast, Thukydides und wie alle jene grossen Geister des griechischen Volkes heissen, noch so schwer um die Erlangung der ersten Elemente des Wissens gekämpft und gerungen hatte. Unsere Cultur ist keine Entwickelung und Fortsetzung der antiken Cultur, sondern sie ist eine neue, die sich nur auf Reminiscenzen des Alterthums basirt. Das Mittelalter hat die geistigen Errungenschaften des Alterthums nicht fortentwickelt, ja nicht einmal fortgepflanzt; die neue Culturepoche hat nur einige Steine vom alten, in Ruinen verfallenen Bau des Alterthums zu ihrem neuen Bau genommen; derselbe ist aber sonst fast von Grund aus neu aufgeführt worden. Die moderne Menschheit hat eine Menge Irrwege gehen und einen langen neuen Bildungsprocess durchmachen müssen, bevor sie ihre jetzige Bildungsstufe erreicht hat, obgleich derselbe oder wenigstens ein sehr ähnlicher Bildungsprocess von der Menschheit der alten Welt schon einmal durchgemacht worden ist. Wer weiss übrigens wie weit wir noch jetzt zurück sein würden, wenn nicht das Christenthum die neue Welt mit der alten vermittelt, wenn nicht Byzanz Reste, wenn auch kümmerliche, der altgriechischen Geistesproducte für uns aufbewabrt, wenn endlich nicht Rom überall in Europa Spuren seiner, wenn auch nicht gaoz ächten Cultur zurückgelassen hätte. Hätten diese Umstände nicht statt- gefunden, wäre die geistige Cultur der Griechen für uns vollständig verloren gegangen — was wohl hätte geschehen kônnen — und man hätte jetzt z. B. die arabischen Uebersetzungen der ächten Schriften Plato’s, Aristoteles’, Hippokrates’, Galen’s u. dgl. Anderer aufgefunden: man hätte diese Werke vielleicht für Fälschungen, für untergeschobene Machwerke erklärt; «wie ist es môglich, hätte man gesagt, dass die Griechen schon vier Jahrhunderte vor Christus einen so hohen Bildungsgrad erlangt hatten, während unsere Vorfahren gegen anderthalb Jahr- tausende später noch fast auf der Stufe der Kindheïit standen?» Und dennoch ist es so! Und dennoch hatten die Griecheo sich schon im 5. Jahrh. v. Chr. zu einer grossartigen geistigen Hôhe emporgearbeitet, während unsere Vorfahren in Europa anderthalb Jahrtausende später noch in der dicksten geistigen Finsterniss herumirrten, obgleich ihre Verbindung mit dem Alterthum nicht gauz abgeschnitten worden war. Ist es aber nicht auch môglich, dass die geistige Cultur der Griechen zu der eines anderen älteren Volkes, wenigstens in chronologischer Hinsicht, sich eben so verhält wie unsere Culturepoche zu der der Griechen? Ist es ferner nicht môglich, dass zu der Zeit als die Griechen ibre ersten geistigen Exercilien machten, bei einem anderen älteren Volke schon eine vielfach ausgebildete ächte Wissenschaft blühte? Ist es ferner nicht môglich. dass zur Zeit als die griechischen Arzneihändler und Wurzelgräber die allererste Grundlage zu einer Botanik legten, ein anderes älteres Volk schon die feinsten Untersuchungen über die Physiologie der Pflanzen machte? Ja ist es endlich nicht sogar môg- lich, dass zur Zeit als die Griechen noch kaum die Buchstaben kritzeln konnten, ein anderes älteres Volk schon längst grosse, voluminôse, wissenschaftliche, religiüse und historische Bücher schrieb, wie z. B. die jetzt so hochgebildeten germanischen Stämme noch zu der Zeit ihre Runen kritzelten als die griechisch-rômische Culturepoche schon im Erlôschen war? Uëger p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (3) 333 Dass ein solches Verhältniss eines jüngeren Volkes zu einem älteren überhaupt môglich ist, braucht nicht erst bewiesen zu werden; denn das griechische Alterthum und das Mittelalter liefern das schlagendste Beispiel dafür; die Müglichkeit eines solchen Verhältnisses aber zwischen den relativ jüngern Griechen und den jedenfalls ältern Babyloniern kann Niemand aus wirklichen und triftigen Gründen bestreiten; denn die Griechen in ihrer Gesammtheit haben sich niemals für ein uraltes Volk gehalten; sie haben im Gegentheil immer anerkannt, dass die Aegypter, Babylonier u. dgl. andere Vülker des Orients älter seien als sie. Desgleichen haben die Culturvülker Vorderasiens die Griechen immer als ein relativ junges Volk angesehen. Wenn oun aber ganz authentische Documente zum Vorsehein kämen, welche diese Môglichkeit zur Gewissheit erhbeben kônnen, so hat man weder Ursache sich darüber besonders zu wun- dern, noch gar jene Documente zu verdächtigen; man kôünnte nur sagen, dass wir durch die- selben Etwas erfahren, was wir bis jetzt nicht wussten und wovon wir sogar keine Abnuny hatten. Dieser Fall ist aber, wie man sehen wird, jetzt eingetreten, und man wird sich, wie ich hoffe, recht bald überzeugen müssen, dass eben so gut wie die hellenische Culturepoche der unserigen vorangegangen, so ist auch eine babylonische oder richtiger altsemitische Culturperiode der hellenischen, und so ist vielleicht, ja sogar hôchst wahrscheinlich, auch eine andere — mag man sie chamitische nennen, wenn ich auch diesen Namen nicht ganz billigen kann — Culturepoche der altsemitischen vorangegangen. Die lebendige geistige Verbindung der verschiedensten Vülker und der beständige Ideen- austausch der Nationen, wie es in der neueren Zeit geschieht, fand im Alterthum überhaupt, besonders aber vor Alexander dem Makedonier, in einem sehr geringen Grade statt. Durch diesen Eroberer sind allerdings die orientalischen und occidentalischen Vülker näher zusammen- gerückt; aber zu dieser relativ sehr jungen Zeit haben sich die Verhältnisse im Orient schon so’ umgestaltet, dass durch diese Berübrung des Occidents mit dem Orient kein bedeutender gegenseitiger Nutzen gestiftet werden konnte; denn einerseits ging damals schon das geistige Leben der Semiten mit Riesenschritten seinem Verfalle und seiner inneren Auflôsung entgegen, und andererseits haben die Griechen — denen nichts so fremd war als unsere Universalität und unser Kosmopolitismus, — in ihrem Hochmuth viel zu sehr auf die von ihnen für Bar- baren gehaltenen Vülker des Orients herabgesehen, als dass sie es der Mühe hätten werth finden kônnen, die Literaturen derselben zu erforschen. Allerdings wird man gegen die Annahme einer hohen altbabylonisthen Culturepoche, die in gewisser Hinsicht der griechischen an die Seite gesetzt werden kôünne, den Einwurf machen, dass die Nachrichten der Alten und die chaldäischen Gaukler, die sich in der Kaiserzeit in Rom und Italien herumtrieben, durchaus nicht für eine solche Annahme sprechen, und eher eine Afterweisheit als eine wirkliche Wissenschaft bei den alten Babyloniern vermuthen lassen. Darauf aber ist folgendes zu erwiedern: wenn die altgriechische Literatur verloren gegangen wäre und von den Geistesproducten der Griechen nur einige Werke der spätern Neuplatoniker oder der Byzantiner und etwaige Schilderungen der Griechen von Seiten einiger Vôülker sich erhalten hätten, die mit denselben erst im #. oder 5. Jabrh. p. Chr. in Berührung gekommen 334 (6) D. CHwoLson. sind: wir würden dann gar nicht glauben wollen, dass es schon 1000 Jahre vorher einen Plato und einen Aristoteles gegeben, dass schon gegen 1500 Jahre vor einem Tzetes und einem Cedrenus ein Pindar und ein Thukydides existirt hat; uud dennoch ist dies unbestreitbar der Fall. Die Griechen aber haben die Babylonier zur Zeit des allseitigen und grossen Verfalls derselben kennen gelernt, der wahrscheinlich durch die parthische Wirthschaft immer grôsser und ärger wurde. Vagabundirende Babylonier durchzogen mit einer marktschreïerischen A fter- weisheit, die zur Kaiserzeit eine courante Waare war, Rom und Italien; aber diese babyloni- schen Gaukler künnen uns eben so wenig ein Bild von der classischen Blüthenzeit des alten Babyloniens geben, wie die kopfhängerischen Neuplatoniker oder die an den Tischen der rômi- schen Grossen als Grammatiker, Rhetoriker etc. schmarotzenden Graeculi uns ein Bild der griechischen geistigen Cultur des Perikleischen Zeitalters geben kônnen. «Hätte wirklich zu Babylon, bemerkt ein sonst geistreicher und vieiseitig gebildeter Mann”, lange vor dem sechsten vorchrislichen Jahrhundert eine reiche hoch ausgebildete Literatur in nabathäischer Sprache existirt, wie ginge es zu, dass Herodotos und sämnitliche Schriftsteller des alten Testaments, denen doch Babylon bekanut geuug war, nichts davon wissen?» Dieser Satz ist leider zu oft zum Nachtheil der richtigen Erkenntniss des Orients auf's Tapet gebracht worden; als ob denu alles das, wovon Herodot und die anderen Griechen nichts wissen, auch nicht existirt baben kann! Wollte man diesen Satz durchführen, so müsste man einige tausend Jahre und einige Dutzend alte Vülker aus der Geschichte streichen. Erzählt uns Herodot viel von dem jüdischea Volke, von dessen so sehr merkwürdiger Religion und Literatur? Und Herodot war doch jedenfalls in Phünicien. Was wissen die Griechen von dem Monotheismus der Israe- liten, den herrlichen Schriften der Propheten und voa der Geschichte der Juden, obgleich die beiligen Bücher derselben ihnen durch die Septuaginta zuyänglich waren und obgleich in Alexandrien eine so grosse Anzahl von Juden lebte? Weiss Hersdot oder sonst irgend ein Grieche von einer altägyptischen und phônicischen Literatur, obgleich sie in Aegypten und Phônicien ganz zu Hause waren? Dass es aber eine altägyptische und eine phônicische Literatur gab, ist eben so wenig zweifelhaft, wie die Existenz einer deutschen, franzôsischen und engJli- schen Literatur. Es gab eine Zeit, wo man den Griechen auf Kosten aller andern Vülker ein Monopol aller Bildung zuschrieb; diese Zeit ist vorüber, und eben so sehr manu einerseits die Hühe des griechischen Geistes bewundern muss, eben so wenig darf man gegen die Einseitig- keit, den Maagel an Universalität, die exclusiv nationale Richtung der Griechen und das ge- ringschätzende Herabsehen derselben auf die von ihnen fast gar nicht gekannten Leistungen aller andern Vôlker blind sein, Stellt man sämmitliche Nachrichten der Griechen über die nicht griechischen Vôlker zusammen. so bringt man überhaupt nicht viel heraus, und will man noch aus diesem Wenigen das Wahre herauslesen, so reduciren sich jene Nachrichten auf ein Minimum. Als schônes Beispiel griechischer Auffassung und Kenntniss fremder Geschichte kônneu uns die Nachricaten der Griechen über die Juden dienen; welchen Unsinn und welches 1) Ernst Meyer, Geschichte der Botanik, Kônigsberg 1856, Bd. LIL. p. 48; vgl. weiter unten, UEBER n1E UEBERRESTE DER ALTRABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (7) 335 Geschwätz tischen sie uns da auf! Die Griechen haben auch in der Regel die Sprachen der von ibnen besuchten fremden Länder nicht verstanden, sie waren also — wenn ich mich eines modernen Ausdrucks bedienen darf — auf Fremdenführer angewiesen: aber ein babylonischer Fremdenführer konnte Herodot noch weniger Auskunft über altbabylonische Literatur geben als ein moderner rômischer Cicerone über Handschriften des Vaticans oder über rômische Literatur und Archäologie geben kann. Die Unkenntniss der Griechen von einer altbabylonischen Lite- ratur kann uns daher durchaus nicht einen Beweis für die Nichtexistenz derselben liefern. Was aber das Alte Testament anbetrifft, so kann man sich wahrlich nicht darüber wun- dern, dass darin keine Nachrichten über altbabylonische Literatur sich finden; mit solchen argumentis ex silentio müsste man doch, glaube ich, sehr sparsam umgehen. Uebrigens ist im Buche Daniel wohl von wissenschaftlichen Schriften der Babylonier direct die Rede”; und man kann auch die Existenz solcher Schriften indirect aus andern alttestamentlichen Nach- richten folgern, Wenn nämlich Salomo, der Herrscher des relativ jungen Volkes Israel, etwa gegen das Ende des 11. Jahrh. v. Chr. eine naturhistorische Schrift (oder Schriften) verfasste, welche «über die Bäume, von der Ceder im Libanon bis zu dem an der Wand sprossenden Ysop, über die grossen There, Vogel, Gewürme und Fische» handelt”, warum sollten nicht die bei weitem älteren Babylonier schon lange vor Salomo wissenschaftliche Werke geschrieben haben kônnen? So lange man also keine positiven Gegenbeweise hat, kann diese Môglich- keit jedenfalls angenommen werden. —- Wir wollen nuv nachweisen, dass die Existenz einer weit ausgebreiteten althbabylonischen wissenschaftlichen Literatur, die älter ist als die ältesten auf uns gekommenen Werke der Griechen, nicht nur eine Môglichkeit, sondern eine posi- tive Thatsache ist. Auf der Leïdner Universitäts-Bibliothek befinden sich nämlich drei handscbriftliche arabi- sche Werke, von denen es in den Vorreden und auf den Titelblättern derselben heisst, dass ‘sie von Ibn-Wa’hschijjah «aus der Sprache der Kasdäer» (yes lufl} AA y) in die arabische übersetzt wurden. Als ich durch die Liberalität des Curatoriums der Leidner Univer- sität und die Gefälligkeit des Hrn. Prof. Juynboll in Besitz dieser drei Handschriften gelangt war, widmete ich denselben eine sorgfältige Untersuchung und bin nun im Stande folgende Resultate der gelehrten Welt zur Prüfung vorzulegen. 2) S. Daniel I. 4. 17. 3) Dies'ist die einzig richtige und natürliche Auffassung des Verses 2 Kôn. IV. 13, wie sie schon Ewald. in richtiger Erkenntniss der alten Geschichte der Semiten und in richtiger Wurdigung derselben, gegeben hat; vgl. seine Gesehichte des Volkes Israel, III. p. 358 f. 2. Ausy. jede andere Aulfassuns je:er Stelle halte ich fur unnatürlich und uarichtig. Renan will allerdings diesen Vers anders verstehen (s. dessen Hist. génér. des langues sémit. etc. I. p. 118, not. 3. Paris 1855); aber Renans Auffassung jener Stelle hängt mit seiner Auffassu::g der Semiten überhaupt eng zu- sammen. Ich muss aber, bei aller Achtung vor dem klaren Geiste, der Redlichkeit und der Gelehrsamkeit Renans, ganz entschieden erklären, dass ich seine ganze Charakteristik der Semiten für eine total verfehlte und falsche halte, und es ist zu bedauern, dass seine diesen Punkt betreffenden, in einer bezaubernden Sprache vorgetragenen An- sichten jenseits wie diesseits des Rheines so viel Anklang gefunden haben. Ich habe Hrn. Renan schriftlich meine entgegenzesetzten Ansichten über diesen Punkt mitgetheilt, und hoffe, dass dieser wahrheitsliebende und von aller Eitelkeit freie Mann dieselben bei der zweiten Ausgabe seines sonst so trefflichen und lehrreichen Werkes nicht ganz unberücksichtigt lassen wird. 336 (8) D. CawoLzson. Die Art und Weise, wie diese drei altbabylonische Schriften — denn dies sind sie — sich in arabischer Uebersetzung erhalten haben, war folgende: Abû-Bekr A’hmed ben ’Ali ben Qeis ben el-Mochtâr ben ‘Abd-el-Kerim ben ‘Haritä ben Nedinà ben Bürâthabä ben ’Alâthijà el-Kasdâni (d. h. der Chaldäer) ecç- Çüûfi el-Qassini, genannt Ibn-Wa’hschijjah”, ist der Mann, dem wir die Erhaltuug der Ueberreste der altbabylonischen Literatur zu verdanken haben. Dieser Ibn-Wa’hschijjah war seiner Abstammung nach ein Nachkomme der alten Babylonier, was er selbst wiederholt an- giebt” und was auch aus dem Beinamen el-Kasdäni, so wie aus den Namen seiner Vorfahren zu ersehen ist°; er bekannte sich aber zum Islâm, und wabrscheinlich ist schon sein Urgross- 4) Dieser vollständige Name und die Genealogie des Ibn-W a’hschijjah sind nach zwei Notizen über den- selben im Fihrist-el-’Ulùm und nach unsern Handschriften zusammengestellt — Der Name Qeiïs fehlt in der einen Notiz im Fibrist, findet sich aber in der zweiten und in allen unsern Handschriften. — Die Lesart EE findet sich blos im Cod. des Fihrist, den Hottinger vor sich hatte (s. dessen Promptuarium sive Biblioth. orient. p.102f.), in den andern Codd. dagegen finden sich die Varianten Ls >, LE - ts Ss und PAT — Die Form Los findet sich blos in einem Cod. die andern Codd. haben an beiden Stellen Lis - Lu , 2, und Ç,b; ein uralter in der «nabathäischen Landwirthschaft» erwäbnter altbabylonischer Kônig heisst Us st Hottinger setzt L c. nur Punkte statt dieses und des gleich darauf felgenden Namens; in seinem Cod. fehlten also gleichfalls die diakritischen Punkte. — Statt LL, haben die andern Codd. an beiden Stellen LL ,, LB, und LEE — Der Name LL (bei Hottinger L c. LLY Lo) kommt nur an einer Stelle im Fihrist ohne Varianten vor; vielleicht ist dieser Name LL zu lesen. — Der Beiname lou] kommt an beiden Stellen des Fibrist (an der zweiten Stelle ME UL und in allen unsern Handschriften vor, Gall dagegen findet sich nur an einer Stelle im Fibrist. Es geht aber aus einer Bemerkung Ibn-Wa’hschijjahs zu einer Stelle in der «nabathäischen Landwirthschaft» hervor, dass er wirklich ein Çüfi war. — Der Beiname nl ist durch Conjectur wiederhergestellt; der Pariser Cod., so wie auch der Leid. Cod. Nr. 303, c. haben auf dem Titelblatt Ça) }; Quatremère nennt ihn auch, offenbar nach dem Pariser Cod., «Kaïsi» und bemerkt dazu (Nouv. Journ. As. t. XV. 1835, p.231): «c’est-à-dire appartenant à la tribu arabe de Kaïs». Dies ist aber sicher unrichtig; denn Ibn-Wa’hschijjah war nicht arabischen Ursprungs, sondern er war ein Nabathäer, d. h. ein Nachkomme der alten Babylonier, wie wir es sogleich sehen werden. In der Vorrede zur «nabathäischen Landwirthschaft» heisst er in dem einzigen Leïd. Cod., in der diese Vorrede sich findet (Nr.303,a.), Qi) }, was offenbar aus Qi | corrumpirt wurde: denn in den oben erwäbnten Notizen über Ibn-Wa’schijjah im Fibrist heisst es von ihm an der einen Stelle: yes5 Joel Q°* und an der andern: yes ss Jl J*? Diese beiden Ortschaften werden in der «nabathäischen Landwirthschaft» sehr oft erwäbnt; JLes kommt auch im Aie aa des Jâäqüt und in vole LE p. PV s. v. vor. Den wenig bekannten Namen Qi | baben un- wissende Abschreiber in den bekannten Qi) | corrumpirt. — Die Mittheilung der Pedien erwäbnten Notizen über Ebn-Wa’hschijjah aus dem Fihrist, so wie auch einiger andern nicht unwichtisen Notizen aus demselben Werke über die Nabathäer (vgl. unten Anmk. 11) vefdanke ich der Güte des Hrn. Prof. Flügel, dem ich auch hiermit ôffent- lich meinen ergebensten Dank abstatte. 5) In den Vorreden zu der «nabathäischen Landwirthschaft» und zu dem Buche «von den Giften». 6) Die nabathäischen Eigen- und Städtenamen enden grôsstentheils, wie die syrischen, auf d; vgl. die nabathäi- schen Eigennamen der spätern Zeit GLsi (Zeitschr. der d. m. Ges. XI. p. 327) u. Ve und die der früheren Zeiten UEBER DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (9) 337 vater Abd-el-Kerîim zum Mohammedanismus übergegangen; denn dieser ist der erste unter den Vorfabren Ibn-Wa’hschijjah’s, der einen mohammedanischen Namen führt. Ibn-Wa’hschijjah stammte aus der Stadt Qassin — daher der Name el-Qassini — einer Stadt, über die ich bei arabischen Geographen nichts fand, in der «nabathäischen Landwirthschaft» dagegen oft erwäbnt wird, und in den Sumpfdistrikten des südlichen Chal- däa, also dem Hauptsitze der spätern Nabathäer”, der Ueberreste der altbabylonischen Bevôlke- rung, gelegen zu haben scheint. Ibn-Wa’hschijjah verstand noch vollkommon gut die naba- thäische oder chaldäische Sprache, ja er kannte sogar sehr gut die verschiedenen Dialecte ? derselben; ebenso verstand er auch persisch und vielleicht auch griechisch. Er war ferner ein Maun von bedeutender philosophischer Bildung und besass vielseitige naturhistorische Kennt- pisse, was 1hm wabrscheinlich, ähnlich wie dem Albertus magnus, später den Ruf eines Zauberers zuzog. Er machte auch viele Reisen, besuchte Aegypten, Persien und Indien, und war ein Mit- glied der ÇGûfis, in deren Versammlungen er zuweilen die philosophischen und auch manche der theologischen Lehren der alten Chaldäer mit Beiïfall vortrug. Seine Stammgenossen im südlichen Mesopotamien, die Ueberreste der alten babylonischen Bevülkerung, die von den Arabern, wie wir unten sehen werden, gewôühnlich Nabathäer ge- nanpt wurden, waren zu seiner Zeit alle, oder wenigstens grôsstentheils noch heïdnisch und sprachen noch die Sprache ihrer Väter, wahrscheinlich in veränderter Form. Zur Zeit der Arsaciden und der Säsäniden haben sich sicher noch nicht unbedeutende Reste der altbabylo- nischen Bildung unter den ausgearteten Nachkommen der alten Chaldäer erhalten. Auch wäbrend des 2. Jahrhunderts des Islâm finden wir an den Hôfen der Chalifen Dichter, beson- ders aber Musiker und Sänger, so wie auch Secretäre, die nabathäischer, d. h. babylonischer Herkunft waren. Allmählig aber geriethen sie in Verfall, und, wie häufig in solchen Fällen, die Gebildeten unter ihnen gingen nach und nach zum Islâm über und verloren sich mit der Zeit unter der grossen Masse der Mohammedaner, die ungebildete Masse der Nachkommen der alten Babylonier dagegen blieb heïdnisch und lebte in grosser Verachtung und Unwissenheit, wenn auch nicht ohne Kenntniss von der Grôsse ihrer Vorfahren und nicht ohne Bekannt- schaft mit mancher grossen Persôünlichkeit ihrer Ahnen. Jbo-Wa’hschijjah, beseelt von einem grimmigen Hasse gegen die Araber — wie dies auch häufig bei neubekehrten Persern der Fall war — und voll Erbitterung über die von den- selben gehegte Verachtung gegen seine Stammgenossen — Nabathäer war ein Schimpfwort bei den Arabern seiner Zeit” — entschloss sich, die unter denselben noch erhaltenen Ueber- RE hledsdiLese Bague Lui ELU hs: Lab LG, ui, els, Los, GB, ,L u, dgl. andere; nabathäische Städtenamen: BAL: LL, Le CLSL, Cl, LL», L ASE n) LEA ÉL:S Dogue. LS und viele andere derg!leichen. 7) S. meine Ssabier I. p° 106. 109 f. u. ib. die Belegstellen, 8) Ibn-Wa‘hschijjah fübrt in seiner Vorrede zum pyosl| ei viele arabische Redensarten an, in denen der Ausdruck «Nabathäer» als ein Schimpfwort gebraucht wird; vel. auch Pococke, Spec. hist. arab. p. 268. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 43 338 (10) D. Cawozson. reste der altbabylonischen Literatur zu übersetzen und zugänglich zu machen, um dadurch zu zeigen, dass die Vorfahren seiner von den Arabern so tief verachteten Stammgenossen eine hobe Cultur besessen und durch ihre Kenntnisse viele Vülker des Alterthums übertroffen hätten. Dieser lebhafte Wunsch Ibn-Wa'hschijjahs konnte aber nicht so leicht realisirt werden; denn als Babylonienu von den fanatischen Arabern erobert wurde, konnten die Vorsteher der heidnischen Bevülkerung daselbst leicht einsehen, welches Loos ihrer warte. Sie befahlen daher ibren Stamm- und Glaubensgenossen, ihre heidnische Religion und ihre von ihren Vätern ererbte heïidnische Literatur vor den neuen Eroberern nach Môglichkeit zu verbergen und zu verheimlichen. Als daher Ibo-Wahschijjah bei einem heidnischen Nabathäer, der gebildeter war als seine Stamm- und Glaubensgenossen, eine ganze Sammlung von altbabylo- nischen Schriften entdeckt hatte, wollte der Besitzer derselben, sich auf diese Verordnung ibrer Vorfahren berufend, seine literärischen Schätze nicht aus der Hand geben*. Aber der wohl- babende Ibn-Wa’hschijjah scheute weder grosse Geldbelohnungen, noch sparte er gute Worte, und indem er den Nabathäern begreiflich machte, dass durch die Bekanntmachung dieser Schriften der Ruhm ihrer Vorfahren in glanzvollem Lichte erscheinen würde, gelang es ibm, die Erlaubniss zu erhalten, jene Schriften ins Arabische zu übersetzen. Die Zahl der von Ibn-Wa’hschijjah auf diese Weise aufgefundenen altbabylonischen Scbriften muss ziemlich gross gewesen sein: dieselben bestanden as religiôsen Büchern, wel- che zum Theiïl der ältesten Zeit Chaldäa’s angehôrten, ferner aus naturhistorischen, medici- anischen, astrologischen und vielleicht auch astronomischen und historischen Werken. Ibn- Wa’hschijjah hat von den von ihm aufgefundenen althabylonischen Schriften zwar viele, aber lange nicht alle übersetzt, auch hat er manches Buch zu übersetzen begonnen, aber nicht beendigt"”. Die ziemlich lange Liste der von ihm übersetzten altbabylonischen Schriften werden wir bei einer anderen Gelegenheit mittheilen, wena wir das dazu nôthige Material vollständig gesammelt haben werden; hier aber wollen wir our von den altbabylonischen Schriften han- deln, deren Uebersetzungen auf uns gekommen, und die mir zugänglich sind. Von diesen Uebersetzungen liegen mir nämlich drei vollständige Werke und Fragmente einer, wie es scheint, verloren gegangenen Schrift vor. Die drei vollständigen Werke haben folgende Titel: 1) alu ail) SL, «das Buch von der nabathäischen Landwirthschaft», 2) pyos)l SL, «das Buch von den Giften», und 3) LUI ET SL, «das Buch des Babyloniers Tenkelüschà». 9) Die Mandäer, die nahen Verwandten jener Nabathäer Ibn-Wa’hschijjahs, haben sich, gegen 1000 Jabre nach diesem, gegen Hrn. Profs Petermann eben so schwierig in Bezug auf ihre heiligen Schriften gezeigt, wie die heidnischen Nabathäer gegen 1000 Jahre vorher gegen Ibn-W a’hschijjah. Nach dem, was Hr.Prof.Petermann mir über diesen Umstand mündlich mitgetheilt hat, sieht es fast so aus als hatten die jetzigen Mandaer ihre Redensarten bei der Weigerung, ihre heiligen Schriften vorzuzeigen, direct von den Nabathäern Ibn-Wa’hschijjahs’copirt. Die Umstände und die Veranlassung zu diesem Geheimthun sind aber in der That noch jetzt beinahe dieselben wie damals. 10) Es würde mich zu weit führen, weun ich die Belegstellen für das hier Gesagte über die Nabathäer, Ibn- Wa’hschijjah und über die Art und Weise, wie derselbe jene altbabylonische Schriften aufsefunden und übersetzt hat, hier anführen wollte; dies wird aber in dem einleitenden Werke zu meiner Ausgabe der «Babylonica» môglichst vollständig geschehen. Ueser pie ÜEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LATERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN., (11) 339 Die Fragmente sind gleichfalls aus einer von Ibn-Wa’hschijjah aus dem Chaldäischen übersetzten Schrift, betitelt: 4) sh Qi y) SES, «das Buch von den Geheimnissen der Sonne und des Mondes». Der Verfasser dieses Werkes ist mir unbekannt. Von der erstern Schrift werden wir sogleich ausfübrlich handeln; das zweite Werk han- delt von Giften und Gegengiften und enthält würtliche Auszüge aus zwei altbabylonischen Schriften; das dritte Werk, klein an Umfang, aber reich an historischen Notizen, ist ein genethliologisches. Das vierte Werk gehôrt zu den Schriften über natürliche Magie, und die mir bekannten zablreichen Fragmente handeln von Pflanzen und Metallen. Diese drei Werke nebst den Fragmenten der vierten Schrift würden etwa vier Quartbände von je 600 Druckseiten ausmachen. Da das Buch über «die nabathäische Landwirthschaft» das umfangreichste (gegen 1300 Folioseiten, zu je 25 Zeilen die Seite) und in historischer Be- ziehung das bei weitem wichtigste Werk unter den eben erwähnten Schriften ist, so wollen wir dieses Werk zuerst und am ausführlichsten behandeln uud die Fragen über die Ueber- setzung, den Verfasser und die Abfassungszeit desselben erôrtern. Um aber ein fast sicher ein- tretendes Missverständniss zu beseitigen, wollen wir zuvor einige Worte über den Begriff «Nabatbhäer» vorausschicken. In meinem Werke über die Ssabier (1. p.698) habe ich den Satz ausgesprochen, dass die Araber unter «Nabathäer» im engeren Sinne nichts anderes als die ältere und jüngere ein- heimische Bevülkerung des südlichen Mesopotamien oder des alten Chaldäa und dessen nächster Umgebung verstanden, ferner dass sie fast alle aramäischen Stämme und selbst die Kana’anäer für Nabathäer im weiteren Sinne hielten. Diese Ansicht hat schon Quatremère in seiner be- kannten Abhandlung über die Nabathäer ausgesprochen, ohne sie aber hinlänglich präcisirt zu haben. Quatremère hat diese Ansicht durch eine Unzah]l von Stellen aus mohammedanisechen Schriftstellern belegt, zu denen ich (1. c. p. 699 ff.) noch viele neue Belegstellen hinzugefügt babe. Für den ersten Theil jenes Satzes lassen sich noch zwei Stellen aus dem Fihrist-el- ’Ulûm des en-Nedim anfübren, wo es heisst, dass Kasdäer so viel bedeute wie Nabathäer 19, Die Araber hatten aber in der That ihre guten Gründe den Namen Nabathäer in dem angegebenen Sinne zu gebrauchen; und dass die alten Babylonier Nabathäisch gesprochen hätten denn in den mir jetzt zugänglichen Schriften der alten Babylonier selbst ist Nabathäer ein genereller Name, etwa wie Germane, und begreift fast alle Vülker, die wir Semiten nennen, die Araber und Aethiopier vielleicht ausgenommen. Die verschiedenen Stäimme Mesopotamiens (auch die Chaldäer), die Bewohner der Gegend jenseits des Tigris bis nach ‘Holwän, so wie 11) In einer der oben Anmk. 4 erwäbnten Notizen im Fihrist über Ibn-Wa’hschijjah heisst es | ino, hs ÇjluuS. An einer anderen Stelle desselben Buches heisst es von der nabatiïäischen Sprache: De ap Ps Us ll & Le) Jl Jpessagh Joss dol AIS &y bull Gal al Je Jb 5 Os; sh ‘H, Chalf, L p. 71. 340 (12) D. CH&woLzson. auch die der von den-beiden Zâbflüssen gebildeten Halbinsel, eben so die Syrer und Kana’a- näer werden in jenen Schriften Nabathäer genannt. Dieser generelle Name wurde also für die ältere Schicht der Semiten Vorderasiens gebraucht; die später nach Vorderasien eingewan- derten Joqgthanitischen und Isma'ilitischen Araber — die älteren Araber sind vielleicht gar keine Semiten — werden nicht ausdrücklich zu den Nabathäern gezählt; die Israeliten werden in jenen Schriften überhaupt nirgends erwäbnt. Wenn nun die Araber von nabathäischen Schriften sprechen, so verstehen sie darunter babylonische Bücher, welche sich bei den unter ihnen lebenden Nachkommen der alten Babylonier erhalten haben. Wenn sie nun auch das erwäbnte Werk schlechthin «das Buch von der nabathäischen Landwirthschaft» nannten, so geschah es, erstens weïil nabathäisch und babylonisch bei ihnen identische Begriffe sind; zweitens weil sie nur dieses einzige altbaby- lonische agronomische Werk kannten, welches sich von der überaus reichen Literatur der alten Babylonier über diesen Gegenstand erhalten hat; drittens nannten sie es so, um es von anderen Schriften ähnlichen Inhalts zu unterscheiden. Unter den Arabern cursirten nämlich noch viele andere alte in’s Arabische übersetzte Schriften über Ackerbau, so z. B. «das Buch von der ägyptischen (oder koptischen) Landwirthschaft» "?, «das Buch von der persischen Land- 42) Ibn-Wa’hschijjah zahlt in seiner Vorrede zu dem von ihm übersetzten go) | SL 9 ff. meiner Copie) verschiedene Schriften über Gifte auf, die von Indern, Persern und dergleichen andern nichtarabischen Vôlkern geschrieben wurden, und bemerkt unter andern: pres) LS ŸU° 59 9 vu. a y 70ell a il) NÉE ble C599 ah Len) Lis 151, wenn Q2S hier keine falsche Lesart statt LS ist, so müssen zur Zeit des Isläm sogar Uebersetzungen von verschiedenen ägyptischen Schriften existirt haben, die vom Ackerbau handeln. Desgleichen erwäbhnt Schems-ed-Din Mohammed ben Ibrähim ben Sä’id el-Ançari es-Sachàwi (starb 749 — 1348; s. Ssabier I. p. 262) in seinem Irschäd el-Qacçid (ed. Sprenger, in der Bibl. Ind. Vol. VI. Nr. 21, Calcutta 1849, p. 9) die «ägyptische Landwirthschaft», nach der man sich in Aegypten beim Landbau zu richten habe. Auch in dem 4. Fenn des sa |] ee ll EL (Ms. Lug. Bat. Nr. 219) von Mo’hammed ben Ibrahim el-Ançäri el- Ketbi, genannt el-Wathwäth (starb 718 —1318, vgl. m. Ssabier I. p. 257 u. ib. Anmk. 3) findet sich im Capitel: JA pis BIS V1 ES y (fol. 97 a. u. folg.) ein ziemlich langes Citat aus dem à pol) & il) sl über die Bearbeitung des Bodens, nachdem das Wasser des Nils zurückgetreten ist. In diesem Citat kommen einige technische Ausdrücke vor, die zum Theil koptisch zu sein scheinen und die dort arabisch erklärt werden. Der Anfang dieser Stelle lautet: H ct Lie ll Le Je Je par Ul Ul & pal) &)i)) US lb (bei der Erklärung dieses Wortes: aa] J,) als, An 9 _J? 9 Li) Le Gb QU» J) Le) JL LL LL, és (Jstues) jrûme, CSL, Gus Ab >, ER Ga) L, LU es ) y De 98 ll und so werden alle eben aufgezählten agronomischen termini technici der Reihe nach erklärt. Auch bei zwei jüdischen Schriftstellern finden sich einige sehr werthvolle Fragmente dieses Buches. Der bekannte rabbinische Commentator des 12. Jahrh. Abraham Ibn-Ezrà erwähnt in seinem Commentar zur Exod. IL. 10. ein 119 INT NnT2ÿ 90, «welches aus der ägyptischen Sprache in die arabische übersetzt wurde», und woraus er die interessante Notiz mittheilt, dass Moses ägyptisch DYJ\D hiess. — In einer Handschrift des Karaïten Firkowitsch findet sich hier am Rande die Variante *DWD statt D\JW). — Meine Vermuthung (Ssabier II. p.779, Anmk. 11.), so wie auch die Steinschneiders (die fremdsprachlichen Elemente im Neuhebräischen und ibre Be- autzung für die Linguistik, Prag 1845, p. 10, Anmk. 20.), dass MX); aus einer falschen Lesart, wo db) ] statt UësEr DE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEPRERSETZUNGEN. (13) 341 wirthschaft»"® und dergleichen andere alte agronomische Werke'”, und so nannten sie unser Buch schlechthin «das Buch von der nabathäischen Landwirthschaft», — obgleich dasselbe im Original einen ganz andern Titel führt —, um es so von den andern Schriften ähnlichen In- halts anderer Vôülker zu unterscheiden. Da nun aber die Ausdrücke nahathäisch und babylonisch “A gestanden hat, entstanden sei, ist demnach zu rectificiren. — In dem Zerôr-ha-Môr des Abraham Sab'a, eines jüdischen Schriftstellers aus Spanien aus dem Ende des 15. Jahrh. (vel. Wolf, Bibl. Hebraea I. p. 93, Nr. 127 u. IL: p. 57, Nr. 127), finden sich gleichfalls drei interessante Fragmente jenes ägytischen Buches, auf die mich Hr. Dr. Steinschneider gütigst aufmerksam gemacht hat, und die ich, wegen ihres hohen Interesses, hier mittheilen will. Fol. 68, col. 4 wird dort zu Exod. VIN 16. bemerkt: DA2 PS0 1702) 02007 VOIS ND nT 22 Wa D'OÿS AD WI 222 MNT DS D'Rubi a Div bp pAw ND 1 2P22 DD JON AT DD) ANT RL NS DOWN DPI DIN OT D MIDI IN MOI Diese Mittheilung ist vollkommen historisch; denn wir wissen auch sonst, dass die Aegypter den Neu- und Vollmond mit Opferbringung feierten (vgl. Brugsch, Geograph. Inscbr. altägypt. Denkmäler, Leipzig 1837, I. p.17); nur erfabren wirhier, dass diese Opfer am Ufer des Nils dargebracht wurden. An dieser Stelle wird übrigens von diesem Brauche so gesprochen, als ob er zur Zeit der Abfassung dieses Buches noch üblich gewesen wäre, wonach dasselbe spätestens zur Zeit der Ptolomäer abgefasst worden sein dürfte. — An der zweiten Stelle (fol. 72, col. 4) bemerkt der Verfasser zur Erklärung des Wortes NSur (Exod. XIII. 16) folgendes : 9902 N°93 NY ae nobnty OS D D DUT D MIND 2 FINLON DIT MIND PT DOn2 P'ILDT 1M2)T A ONWON WW NE TMS DE D) SUR 1 OÙ DNID) M2 MNT DM Man nimmt zwar gewôhnlich an, dass die Erfindung der Brillen dem 13. Jahrh. p. Chr. angehôrt, hier aber sieht man, dass der Gebrauch derselben bei Weitem älter ist. — Auch fol. 79, col. 3, wird zu Exod. XXI. 3. Folgendes bemerkt: nue NT 12 JD) *2 DUDINT 22 pon2 MSDT TTDPA SD NII MDN 1912 PU MINT 5122)" NOT DD ve nie 555 3 1) NOT DR D NUM NUDIR 93 Man sieht also aus diesen Fragmenten, dass jenes Buch über «die ägyptische Landwirthschaft» ein grosses Werk ist, welches wenisstens aus 10 Theïlen besteht nnd welches ausser dem Ackerbau von noch vielen anderen Gegenständen handelt; denn wir haben eben gesehen, dass ein Capitef jenes Buches von den die Kônige betreffenden Gesetzen, ein anderes von den Werkzeugen der Handwerker handelt, und im zehnten Theile wird von den Eigenschaften des Alters gesprochen. Offenbar finden sich in diesem Buche auch historische Notizen. In meinem Werke über die Ssabier (I. p. 322, Anmk. 3.) habe ich nachgewiesen, dass die Araber viele koptische Schriften historischen und auch anderen Inbalts in arabischen UÜebersetzungen vor sich hatten; die Existenz eines altägyptischen Werkes in arabischer Ueber- setzung darf uns also weiter nicht befremden; und wer weiss, welche reiche Ausbeute für die Geschichte und die Zu- stände des alten Aegyptens dasselbe uns bieten würde, wenn es einst irgendwo noch aufgefunden werden sollte. Der er- wäbnte Abraham Sab’a scheint dieses Buch nur aus Citaten gekannt zu haben. — Die einzige Stelle aus der kopti- schen Landwirthschaft, die E. Meyer (l.c.III.p.146f.) nach Ibn-Beithâr (ed. Sontheimer I. p.130) anführt, beruht auf einer falschen Lesart in Sontheimers Handschriften des Ibn-Beithâr, wo es el} statt abus] heissen muss; denn jene Stelle findet sich wirklich in dem Buche über «die nabathäische Landwirthschaft», Cod. Leid. Nr: 303, 6. p. 4, Cod. L. Nr. 303, c. p. 7 u. Cod. Paris Nr. 913, fol. 100, a., wo sämmtliche Handschriften Ja (En lesen; vel. Meyer 1. c. p. 149, Anmk. 1.. 13) In der oben erwähnten Vorrede des Ibn-Wa’hschijjah zum pol] abs gedenkt derselbe auch eines au) Si) LES 14) Ueber andere den Arabern bekannte Geoponica vgl. E. Meyer 1. c. p. 136 ff. u. p. 250 ff. 342 (14) D. Cuwozson. bei den Arabern vüllig identisch sind und da die in Rede stehenden Scbriften, wie wir sehen werden, in der That von Babyloniern abgefasst wurden, so wollen wir sie auch, um jedes Missverständniss zu vermeiden, statt nabathäische, lieber nach unserm Sprachgebrauche bab y- lonische nenner. Dies vorausgeschickt werden wir nun zuerst von dem Verhältniss der Uebersetzung zum Original, so wie auch von der Herausgabe und Bekanntmachung unseres Buches handeln, worauf wir dann die Fragen über Verfasser und Abfassungszeit desselben erürtern werden. Man bat alle Ursache anzunehmen, dass Ibn-Wa‘hschijjah im Allgemeinen mit grosser Treue und Gewissenhaftigkeit übersetzt hat, wenn auch zugegeben werden muss, dass einzelne Missverständnisse bei der Uebersetzung wohl stattgefunden haben môügen. Es finden sich näm- lich in der «nabathäischen Landwirthschaft», so wie auch in dem Buche «über Gifte» eine grosse Menge längerer oder kürzerer Zusätze vom Uebersetzer, in denen derselbe seine Uebersetzung rechtfertigt oder sich sonst erklärend oder deutend ausspricht. So bemerkt er oft, dass die Bedeutung dieses oder jenes Wortes seines Originals ihm unbekannt sei und dass er es nur vermuthungsweise übersetze. Manchmal heisst es z. B. im Texte: diese oder jene Pflanze sei zur Zeit irgend einer namhaft gemachten Person nach Babylonien eingefübrt worden, uod dieses Ereigniss falle in die Zeit dieses oder jenes Mannes, worauf Ibn-Wa’hschijjah au einigen Stellen ” freimüthig bemerkt, dass diese namhaft gemachte Persüalichkeiït ihm gävzlich unbekapnt sei, und dass er auch nicht wisse, wann und wo sie gelebt habe. An einigen Stellen unterbricht er sich mitten im Satze und bemerkt, dass der ibm vorliegende sehr alte Codex an diesen Stellen unleserlich sei und dass er daher diesen Satz nicht weiter übersetzen künne‘. An einer andern Stelle bemerkt er am Schlusse des Satzes, dass er in demselben ein Datum angegeben habe, das nicht sicher sei, da das Original an dieser Stelle nicht ganz leserlich gewesen sei und die Zahlen undeutlich wären. In dem Buche «über Gifte» wird an einer Stelle ein langes Recept mitgetheilt, an dessen Ende Ibn-Wa’hschijjah bemerkt, dass ein sewisses in diesem Recepte erwähntes Medicament in seinem Originale nicht erwäbnt sei und dass er es selbst hinzugefügt habe, weil er wisse, dass es gut sei. Ungeachtet seiner hohen Achtung vor den alten Babyloniern und obgleich sein Bestreben dabin ging, den Ruhm der- selben bei seinen Zeïtgenossen in’s beste Licht zu setzen, scheut er sich dennoch nicht Dinge zu übersetzen, die in den Augen der Mohammedaner bald hôchst lächerlich und abgeschmackt, bald hôchst gottlos erscheinen müssen, und durch welche er seinem eben angegebenen Streben 15) Z. B. Cod. L. Nr. 303, B. p. 341, wo folgende merkwürdige Stelle vorkommt: JS bal) Dre. EU; glJe nier U° oLe 8 ÿ* & sl LL pbs bal) LL Ji Li Es ob Lis ge WF el sl) ae es us CA IBM ques Le of, ls ces UNI LES De ME. M4 Le] SÎLo L5Ls ee gleich darauf bemerkt Ibn-W a’hschijjah: RES | JB OL) SERIE pl [je Cine Léo ul, sus 16) Cod. L. 303, a. fol. 39 f. finden sich zweimal hintereinander derartige Bemerkungen von Ibn-Wa‘hschijjah. Ueser Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (15) 343 gerade entgegenarbeitete. Dieses Alles berechtigt vollkommen zu der Annahme, dass Ibn- Wa’hschijjah so treu und gewissenhaft, wie es ihm môüglich war, übersetzt habe, Die Personennamen giebt er so wieder, wie er sie im Original fand, statt der alten Städte-, Länder- und Vülkernamen dagegen setzt er die zu seiner Zeit gangbaren Benennungen, Ich hatte dies längst vermuthet"? und fand diese Vermuthung durch eine ausdrückliche Be- 18) Dass dabei mancher Irrthum oder manches Missver- merkung 1bn-Wa’hschijjahs bestätigt ständniss unterlaufen sein mag, ist wohl zu erwarten; an mancher Stelle spricht er sich aber in dieser Beziehung so bestimmt aus, dass man berechtigt ist anzunehmen, er sei auch hier ge- wissenhaft verfabren, und ich glaube, dass man sich auf seine Deutung, wenigstens der Namen mesopotamischer und babylonischer Städte, ziemlich sicher verlassen kôünne. Es kommen übrigens in unsern Schriften auch verschollene Länder- und Städtenamen vor, deren Spuren ich vergebens bei arabischen Geographen nachgesucht habe. Seine Interpolationen und selbst die sehr kurzen sind fast immer durch ein vorangehendes 2508] JB oder is, or) JB u. s. w. erkennbar; der Schluss der längeren Interpolationen ist bald durch ein ol, bald durch die Worte: | pl ») u. s. W. bezeichnet. Die häu- figen persischen und wenigen griechischen Synonyme der Pflanzen rühren offenbar — vielleicht mit einigen wenigen Ausnahmen — von Ibn-Wa’hschijjah her; denn derselbe bemerkt an einer Stelle ausdrücklich, dass er bei der Uebersetzung der Pflanzennamen sich der Benennun- gen bediene, welche am meisten bekannt seien, dass er daher bald arabische, bald nabathäische, bald persische und bald griechische Namen gebrauche, je nachdem dieser oder jener Name am meisten bekannt sei, und dass er endlich zuweïlen einige Synonyme gebrauche, um sich môg- lichst verständlich zu machen. Die Uebersetzung unseres Buches verfertigte Ibn-Wa’hschijjah im Jahre 291 (904); er scheint aber keine der von ihm übersetzten Schriften selbst verôffentlicht zu haben. Er dictirte nämlich die Uebersetzung des in Rede stehenden Werkes seinem Lieblingsschüler erst im Jahre 318 (930), der die Uebersetzungen seines Lehrers erst nach dem Tode desselben herausgab. Dieser Lieblingsschüler hiess Abû-Thälib A’hmed ben el--Hosein ben ‘Ali ben A’hmed ben Mo’hammed ben ’Abd-el-Malik ez-Zajjät. Ibn-Wa’hschijjah liebte ihn wie seinen 17) In der «nabathäischen Landwirthschaft» wird oft eine babylonische Stadt QE erwähnt, im Jol,e des Jäqût (Bd. II. p. Ff”}) findet sich aber die Bemerkung, dass der ursprüngliche Name dieser Stadt Ça |) sei, und dass die Araber diesen Namen in Use arabisirt hätten; Ibn-Wa’hschijjah schreibt aber den Namen dieser Stadt immer in der arabischen und niemals in der ursprünglichen chaldäischen Form. 18) In einer Bemerkung Ibn-W a’ hschijjahs in dem Buche «über Gifte» p.174. 19) Cod. L. 303, # beginnt mit den Worten: Dent) Le ÿ* A on ai) a [jo AL Li de oHls sell je all 296 ue uèles opus de GG del eo op él, gée le a 3 EL EU ue se ds op del Æ & vd) cp Je) st) ge all. Die Zeit der Uebersetzung ist auch auf den Titelblattern der Codd.L.303, a. u. P. fol.94, a. angegeben 34% (16) D. Cawozson, eigenen Sobhn, spricht ihn immer 5 L, «o mein Sohn», an, dictirte ihm alle seine aus dem Chaldäischen gemachten Uebersetzungen und vermachte ihm testamentarisch seinen ganzen literarischen Nachlass””. Ueber den Sinn dieses Dictirens der schon lange vorher verfertigten Uebersetzungen gab mir mein verehrter College, Hr. Prof. A. Kazem-Bek folgende Erklärung, Jbn-W a’hschijjah, meint dieser mit dem Lehrwesen des Orients so vertraute Gelehrte, habe seine Uebersetzungeu für sich gemacht, ohne sie zu verôflentlichen, er habe aber dieselben daun aus seinen Heften seinem Schüler dictirt und dabei seine mündlichen Erläuterungen gegeben, wie etwa jetzt bei uns ein Professor seinen Zuhôrern aus den ausgearbeiteten Heften dictirt und seine Dictate mündlich erklärt. Abû-Thäâlib ez-Zajjàt dagegen, meint er, stylisirte und redigirte die Dictate nebst den Erläuterungen seines Lehrers und verôffentlichte sie. Wie dem aber auch sei, so viel ist sicher, dass Ibn-Wa’hschijjah zuerst seine Uebersetzungen für sich gemacht und denselben hier und da Erläuterungen hinzugefügt bat, worauf er sowohl jene wie auch diese seinem Schüler dictirte und bei dieser Gelegenheit noch neue Bemerkungen der er- wähnten Art hiozufügte. So sagt auch Ibn-Wa'’hschijjah, den erwähnten Schüler anredend, in emer Bemerkung in dem oben gedachten Buche «über Gifte»: er habe auch diese und jene chaldäische Schrift schon übersetzt und er werde ihm diese Uebersetzung gleichfalls dictiren, so bald er das Dictat dieses Buches («über Gifte») werde beendigt haben. Es scheint, dass Ibn- Wa’hschijjah keine seiner Uebersetzungen selbst verôffentlicht hat, und er sagt auch in der Vorrede zu seiner Uebersetzung der «nabathäischen Laudwirthschaft — welches Werk er seivem erwäbhnten Schüler zuletzt dictirt hat —, dass er denselben beauftragt habe, dieses Werk, wegen dessen allgemeiner Nützlichkeit, zu verôffentlichen und für einen Jeden zugänglich zu machen, dass er aber auch manche Scbrift, die er übersetzt (wie z. B. die «über Gifte»), nicht so allgemein zugänglich machen und mit Vorsicht verôflentlichen môge””. Ob auch einige seiner Uebersetzungen wäbrend seines Lebens verôflentlicht wurden, weiss ich nicht: dagegen weiss ich es bestimmt, wie wir gleich sehen werden, dass die «nabathäische Landwirthschaft» nach seinem Tode von seinem erwähnten Schüler der Oeffentlichkeit übergeben wurde, Abû-Thälib ez-Zajjàt, der erwähnte Schüler Jbn-W a’hschijjahs, ist mir sonst wenig bekannt: im Fihrist-el-Ulüm findet sich eine Notiz über ihn, in der es heisst, dass er der Genosse Ibn-Wa’hschijjahs war und dessen Schriften herausgab und dass er nicht lange vor der Zeit, in der en-Nedim den Fihrist schrieb, gestorben sei?”, Sein Urahn Mo'hammed ben 20) Vel. unten Anmk. 25. 21) In der Vorrede zu der «nabathäischen Landwirthschaft» spricht Ibn-Wa‘hschijjah von der grossen prak- tischen Nützlichkeit dieses Buches und bemerkt dann: le) JS eo L) L, ALES RS ds OIE enr LL w 2 LU » oe sl cLi) Le 4 22 a paisles nd pa ml) pbs me Auch in der Vorrede zu St pys) empfehlt er seinem erwähnten Schüler besondere Vorsicht in der Verôffentlichung dieses Buches. 22) Die Stelle im Fihrist lautet nach einer gütigen Mittheïlung des Hrn. Prof. Flügel wie folst: IE #) User DIE UEBERRESTE DER ALTBA BYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (47) 345 ‘Abd-el-Malik ez-Zajjàt nabm am Hofe des Chalifen Mu'tacim eine hervorragende Stel- lung ein und eine Qathï'ah in der von diesem Chalifen erbauten Stadt Surr-man-raa (Samarrà) wurde nach ihm benannt®”. — Im Târich el--Hukamä werden im Leben des el-Battâni gelegentlich die L J] L> erwäbnt, mit denen derselbe von Raqqah nach Bagdäd reiste*?. Abû-Thälib scheint jedenfalls ein Mann von hoher Bildung gewesen zu sein, und er hat auch das Vertrauen, welches sein Lehrer in 1hn setzte, indem er ihm seinen literärischen Nachlass vermachte, durch sein gewissenhaftes Verfahren mit dem ererbten geistigen Gute seines Leh- rers, vollkommen gerechtfertigt. Ibn-Wa’hschijjah erlebte es nämlich nicht das Buch über «die nabathäsche Landwirthschaft» bis zu Ende zu dictiren: er dictirte dem Abüûü-Thäâlib our 80 Blätter dieses Werkes, dieser gab den übrigen Theil dieses Buches aus dem Nachlasse seines Lebrers heraus und fügte an einigen Stellen kurze Bemerkungen hinzu, die er aus- drücklich als die seinigen bezeichnet. Am Schlusse des Capitels, welches vom Weinstocke bandelt, fand er im Originale seines Lehrers gegen 20 unbeschriebene Blätter und er erman- gelle nicht dies anzugeben und über die Ursache dieser Lücke seine Vermuthungen auszu- sprechen”. Man ist also zu der Annabme berechtigt, dass der Herausgeber eben so gewissen- 4xc (d. h. die in der Notiz über Ibn-Wa’hschijjah erwähnten von diesem verfassten Bücher) mit) oJ® LS2P Lo 5 AC au) J l je PE G UE vgl. Hammer, Liter.-Gesch. d. Arab. V. p. 405, Nr. 4219. 23) Nach einer Angabe des Geographen A’hmed ben Abi Jäqüub ben Wädhïi’h el-Kàtib in dessen gegen das Jahr 290 (903) verfasstem Kitàb el-Boldän, Ms. des Hrn. Prof. Muchlinsky, fol. 19, a. u. 22, a. 24) S. Ssabier I. p. 614. 25) Ich fübre die betreffende Stelle an, die auch in anderer Hinsicht nicht unwichtig ist. Sie lautet im Cod. L,. 303, 6. p. 291, Cod. L. 303, c. p.232 f. u. Cod. P. fol. 285, b. f. wie folgt: n es SU atee s HE ,) JG oral ;< Ge pajll lie 3 êe, cpl SES del S ue = oi Le ÿe SES Je à al) J Us CAN CU à 05 ak DU 15e de ee D die, cp) ol Es, à, Dogs Ms p HI lie il Lil oUS ce ds ci RENE A) dal Je ESS, PT Casse ble AN as J) és ol &b, 6 ol ES 8 De) y El, 45, cpphe Joie Cols A lie à Jo Us 4 LU at LS Le due, ) af 5 al 10) SU 5 és : : UR Le) rl D à des Cp dé ol 2% ailes el do, y 3 Cie Ses ce, LG 31 Ch Je (3 Ge oves dell Cole J Je UE äies cel 6 LI EN pe Ce DE à SN dll JI dal se Lb je SU) dû 4,5 ré ge DE LYS &e al, Jæ Jp Ul of pair L élluss Al y je 5 JS LU nn) A ee ne Le arr a) 2e ÉL xt Mém. w. sav. étrang. T. VIII. 346 (19) | D. Cuwozson. haft mit dem Werke umging wie der Uebersetzer. — So viel über den Uebersetzer, die Ueber- setzung und den Herausgeber: wir kônnen nun zum Original übergehen. Die Sprache des Originalwerkes wird in der Ueberschrift des Buches gs ouf) ls}, «die Kasdäische Sprache» genannt; Ibn-Wa’hschijjah selher nennt sie ac il) LS DIR «Altsyrisch». An einer anderen Stelle spricht Ibn-Wa’hschijjah von den verschiedenen nabathäischen Dialecten, die der Uebersetzer alle kennen müsse, und dadurch will er die Meiï- vung derjenigen widerlegen, welche behaupten, dass seine Uebersetzung eine leichte Arbeït wäre, weil die Sprache, aus der er übersetzt, dem Arabischen verwandt sei””. Es liess ‘sich übrigens erwarten, dass das Originalwerk in einer semitischen Sprache abgefasst worden war; denn die babylonische Bevülkerung war sicher eine semitische und die Chaldäer sahen sich als nahe Stammverwandte der semitisch sprechenden Kana'anäer und Syrer an. Einzelne babylonische Worte kommen in den in Rede stehenden althabylonischen Schriften vor; ja in dem Buche «über Gifte» kommen einige ziemlich lange Beschwôrungsformeln in nabathäischer Sprache vor, und man sieht deutlich, dass diese Sprache ihrem Wesen nach eine semitische und zwar eine dem Syrischen ziemlich nahe stehende war. Auch die zahlreichen Eigennamen sind, mit Ausnahme einiger der ältesten Zeit angehôrenden, unzweïifelhaft semi- tisch. Allerdings kommen einzelne Worte, besonders Pflanzennamen vor, die keine gewühn- liche semitische Färbung haben; aber auch im Arabischen kommen eine Menge Pflanzen und Thiernamen vor, bei denen dies eben so der Fall ist. Die Ursache dieser Erscheinung zu erôrtern ist hier nicht der Ort; Entlehnungen môgen hier vielfach stattgefunden haben. Die alten Baby- lonier haben eine grosse Menge von Pflanzen und Bäumen aus fremden Ländern nach Baby- lonien verpflanzt; mit der Pflanze mag aber auch der einheimische Name derselben mit einge- wandert sein, wie dies noch jetzt häufig der Fall ist. Eben so scheinen eine grosse Menge fremdartig klingende arabische Pflanzennamen nabathäischen Ursprungs zu sein; von manchen b G Sue Le sf Jjes die db Ce y, ls )! Ph de as ue n EL, S 2) 8, Le LS ail EU Je diam ysä)) ME Je) Go) pe) — Var. Le. a) Die Codd. L. c. u. P. haben sicher unrichtig El. — b) Die letzten 3 Worte fehlen, wohl nur aus Versehen, in dem Cod. L. b. — c) Die Codd. L. c. u. P. haben unrichtig Le. — Die zweite Vermuthung Abü-Thälibs ist sicher unrichtig; denn in dem Buche ist sehr oft von heidnischen Gôttern, Gôtzenbildern u. dgl. andern ähnlichen Dingen die Rede, die Ibn- Wa’hschijjah viel mehr compromittiren konnten als ein Capitel, welches vom Weine handelt. 26) Die betreffende wichtige Selle lautet Cod. L. 303, a. p. 80 wie folgt: ls Lu} il, ne #l JB dsl _ yes jé) - De ge dl ob passe 5 Je Las Cd) JS JE à ps oh 8 LL, LE qal u ol p JA lé NI za) pes Les Blol Se sl, lus 3 Le) US Es US LI do all Le Lea Je à al Je Les pailous, re) S de Care Le sb SYsl ob. | Ueser D1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (49) 347 weiss ich dies bestimmt, wie z. B. nabath. LE = arab. » 92, nab. L}; Ls = arab. ile nab. JS], arab. eine Art JS, nab. lil > — arab. sil csë di, nab. 1, bu De arabes Feel u.s. w. Die Araber aber môgen diese Pflanzen in Babylonien kennen gelernt und zugleich den einheimischen Namen derselben angenomimen haben; Aebnliches kann auch bei den alten Babyloniern stattgefunden haben. In den érwähnten Beschwôrungsformeln kommt gleichfalls manches Unverständliche vor; aber man darf nicht vergessen, dass diese fremden Worte durch die vielen arabischen Abschreiber bis zur Unkenntlichkeit corrumpirt wurden. Ich'‘will übrigens die Môglichkeit nicht läugnen, dass manche sprachliche und Cultur-Elemente einer vorsemi- tischen Culturepoche in Babylonien in die semitische Culturperiode übergegangen sein kônnten; ja manches scheint sogar dafür zu sprechen. So glaube ich z. B., dass Asqüiübit à oder As- qûlebit à (Ë — engl. th), der Arzt und Stifter des Sonnencultus, der, wie einige andere babyloni- sche Religionsstifter, in den Tempeln gôttliche Ehren genoss und welcher vielleicht die Urge- stalt des abendländischen Aesculapius, Asklepios ist, einer vorsemitischen Culturepoche in Babylonien angehôürt; vielleicht ist dies auch mit Tammüz oder Tammüzi der Fall: und es künnte auch sein, dass der uralte Weise Kämäsch Neheri, dessen Name (Kâmäsch) mit dem eines uralten in der «nabathäischen Landwirthschaft» erwähnten persischen Kônigs gieich- lautet?”, gleichfalls jener, vorsemitischen Culturepoche angehôrt. — In meiner «historischen Einleitung» werde ich der Frage über die vorsemitische Culturepoche in Babylonien und über den Einfluss derselben auf die semitischen Einwanderer daselbst eine ausführliche Unter- suchung widmen. Der Titel des Originalwerkes lautet nach 1bn-Wa’hschijjahs Uebersetzung: xl elES Lie CL Y] géo Li, ä Le ga5ll Debuail, «das Buch über den Anbau des Bodens, ee Dee DD a lie nmene nn diéeniGelecenheït:. Cüd. Lee PS Relit es ll ; ol Joel U° & J} pabil jo à pri) e pee Us CJ pri) RE Us) ouf) | UE S5, =) 220888 A) p) CE vué RE) Rene me ele LE sels Le p#>bls a LL) (a, as ae Lost] Us ni vs) Es Let EL) DAME é) Ul en Jul ll js Es ist zu bedauern, dass hier nichts Näheres über dieses alte Culturvolk aus Ahwàz angegeben ist, welches in Babylonien sich niederliess und hier offenbar einen religiôsen und wissenschaftlichen Ein- fluss ausgeubt hat. Wenn die Angabe des karaïtischen Lexicographen Abù-Suleimâän Dawüd el-Fâsi (lebte gegen OM die Mitte des 10. Jabrb.; Ms. des Karaïten Abr. Firkowitz), dnss 05% die bekannte Stadt in Chüzistän aus oder LU Lpéâus , Toster oder Schoschter, sei, richtig ist, so liesse sich unsere Nachricht mit der Angabe in der Genes. XIV. 4. 9. von der gemeinschaftlichen Unternehmung des babylonischen Kônigs Amraphel und des Kônigs von Ellasar Arjôk gut combiniren. — Auch ist hier über jenen uralten persischen Kônig, der seine Eroberungen bis an die baby- lonische Grenze ausgedehnt hat, nichts weiteres gesagt: er kommt auch sonst in unserem Buche nicht mehr vor. Ob die Namensähnlichkeit des uralten Kâämäsch Neheri (der noch älter ist als der uralte in den Tempeln verehrte semitisch-babylonische Gesetzgeber und Religionsstifter Dewânâi), mit dem des Perserkônigs Kämäsch, auf eine verwandie Nationalitat zwischen diesem und jenem hinweist, muss ich vorläufig dahin gestellt sein lassen. % \ 34S (20) D. CuwoLson. über die Verbesserung der Saaten, Bäume und Früchte und über die Abwendung der Schadhaftwerdung von deaselben». Dieser specielle Titel scheint unter den Moham- medanern unbekannt oder wenigstens ungebräuchlich gewesen zu sein und sie nannten unser Buch, aus den oben angegebenen Gründen, schlechthin A] a} GEILSÉ «das Buch über die nabathäische Landwirthschaft». Ueber den Ursprung des Buches über «die nabathäische Landwirthschaft» theilt uns Ibn- Wa’hschijjah eine sonderbare Angabe mit, ohne aber dabeï seine Quelle zu nennen. Er sagt nämlich in der Vorrede: er hätte gefunden, dass dieses Buch drei alten nabathäischen Weisen zugeschrieben werde. Der erste, sagt er ferner, Namens Dhagrit, der, wie es heisst, im sieben- ten Tausend des 7000jährigen Saturncyclus aufgetreten sei, habe es begonnen, der zweite, Namens Janbüschäd, welcher am Eude desselben Jahrtausends lebte, habe zu dem Werke seines Vorgängers Zusätze gemacht, der dritte endlich, Namens Qûtâmi, welcher nach Ablauf von 4000 Jahren des 7000jäbrigen Sonnencyclus lebte, habe es vollendet. Für die Zwischen- zeit zwischen jenen beiden erstgenannten Weisen und Qûtämi bat Ibn-Wa’hschijjah die Dauer von mehr als 18,000 Jahren herausgerechnet. Das Verhältniss dieser drei Verfasser zu eiuander giebt er auf folgende Weise an. Dhagrit, der erste Verfasser, meint er, hätte ein vollständiges in Capiteln eingetheiltes Werk geschrieben, seine Nachfolger aber hätten gar uichts in den Worten und in der Anordnung ihres Vorgängers geändert, sondern sie hätten our in einem jeden Capitel neue Zusätze nach ibren Erfindungen und Erfahrungen gemacht””. Ibn-Wa’hschijjah giebt, wie bemerkt, die Quelle nicht an, woher er diese Nachricht ge- schôpft bat, und er bedient sich dabei der vagen Ausdrücke: CZ u. /,,55. Diese Nacbricht Ibn-Wa’hschijjahs hat mich lange irregefübrt, und so lange ich mich noch nicht von der Autorität Ibn-Wa’hschijjahs in dieser Hinsicht hatte emancipiren küonen, glaubte ich sogar in einer Stelle der «nabathäischen Landwirthschaft», die ich in den Nachträgen zu meinen Ssabiern (Il. p. 908) abgekürzt mitgetheilt habe und die ich weiter unten noch näher bespre- chen werde, eine Stütze für diese Ansicht zu finden. Längere Beschäftigung aber mit dem Werk selbst brachte mich zu der vollkommensten Ueberzeugung, dass das ganze Buch, so wie es jetzt vor uns liegt, das Werk eines einzelnen Mannes und dass dieser Mann kein Anderer ais der erwähnte Qûtâmi sei. Die Ockonomie des ganzen Werkes, der Anfang und Schluss desselben, ja fast jede Seite spricht gegen Ibn-Wa’hschijjahs An- gabe und für diese meine Behauptung; denn überall sieht man, dass Qût'âmi allein, so zu sagen, Herr im Hause ist, dass Dhagrit und Janbüûüschâd von ihm our citirt werden, wie er auch viele andere Schriftsteller fast dutzenäweise citirt, und dass Ibn-Wa’hschijjahs An- gabe offenbar auf einem Missverständniss beruht. Wenn die erwähnte Angabe Ibn-Wa'h- schijjahs nicht existirt hätte, so würde es keinem Leser des Buches je eingefallen sein, einen Andern als Qütfämi als den einzigen Verfasser des ganzen Werkes anzusehen; da aber jene Angabe Ibn-Wa‘hschijjahs einmal da ist und das Buch selbst der gelehrten Welt noch nicht 28) Die betreffende Stelle ist mitgetheilt Ssabier IT. p. 908. UEBER DIE ÜEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (21) 349 zu gänglich ist, so sehe ich mich veranlasst, hier Einiges zum Beweise für meine Behauptung anzufübren. Nach Ibn-Wa’hschijjahs Angabe sollle man glauben, dass jedes Capitel mit den Worten Dhagrits beginne, worauf dann die Zusätze Janbûschäds und Qüt'ämis folgen, ohne dass die beiden letzten irgend etwas in den Worten des erstern geändert hätten; aber nichts weniger als dies ist hier der Fall. Es giebt nämlich ziemlich viele Capitel, in denen Janbûüschäd mit keinem Worte erwähnt wird; dann auch viele, in denen Dhagrit erst gegen die Mitte oder am Ende oder auch gar nicht angeführt wird. Qütâmi sagt auch ausdrücklich, dass Dhagrit alle seine Werke und darunter auch sein agronomisches Werk in schwer verständlichen Versen abgefasst habe und dass er (d.h. Qüûtâmi) manches aus.seinen Werken desshalb nicht mittheilt, weil ihm nicht alles verständlich sei””; das uns vorliegende Werk ist durchweg in schlichter Prosa abgefasst. Qüûtâmi hat auch nicht etwa die Worte des Dhagrit oder Janbüschäd 29) Die betreffende Stelle, die ich hier, weil sie auch sonst interessant ist, vollständiger anfübre als es eigentlich nôthig ist, lautet im Leid. Cod. 303, a. p. 162, Cod. Upsal. Nr. 338, fol. 10, b. u. 11, a. u. Cod. Par. Nr. 913, fol. 40, a. f. - wie folgt: LEEC) HE cel J° V4 d Je Ecole Lol QE QE 2) op (3 Cu 6 JB Je La w (2 Fo) JI5, LES lie Le Cor ul) ail el SL get este ste Y] au 5 ASE Lil SL, LE &Y als ples abat Ce SNS, Dlas df Es is cle Le 55) n SN sl CU js GG af ce ae CES 45/8) aa) 3 Gé ce )' LE | dau: l) hall cnpal) SLI jo Jet rË) JS) QU) a) F He) EU) PAGE Je Lys Ca » w £ . FA n Je Jul, Gise eis MT IR Uk ail les vs OA Lulee dis lil à ol, «s él Po nl (ol + als, s LYS Us cu) Q LYS ei QU 8 as, a CI = w . £ . L Je vas 9 sui) d Jras, La JR AE a dau u I] Hola) hall —) SES] IELal, 3 ac so) SXsl Je lo sel doses EU PS dl LI e5, Li a) es g , , BL 2 : Es) EN SLA) y us LA) ‘ess de dl, 0 22 de [jo EL "1 449 9 ue oJsc ps 1 Le dko,. — V. L. a) Die Codd. U. u. P. «Le. Die arab. Geographen scheinen diesen Namen nicht zu kennen. — b) Cod. L. Lee u. die Codd. U. u. P. L, (are . Sicher ist damit die südchaldäische Stadt PEINE ge- meint, welche die arabischen Geographen gleichfalls nicht kennen, die aber in unserm Buche oft erwäbnt wird; vgl. 2H: Chalfah V. p. 95, Nr. 10104. — c) In den Codd. U. u. P. unrichtig OIRS — d) Cod. L. bal — e) Die Codd. U:u. P. haben unrichtig cs ÿ dl, | je ÿ° | jo (5 Cr . — Aus dieser Stelle ersehen wir auch, dass Dhagrit nicht Ein Buch über Ackerbau geschrieben, sondern dass er verschiedene Bücher über diesen Gegenstand verfasst hat An einer anderen Stelle sagt QütAmi von Dhagrit (Cod. L. a. p- 258, Cod. U. fol. 103, b. u. Cod. P. fol 66, b.): Da: NC] w A g w . d ee A] ose pet Chrysler Die Ce & Qi) AN Es JL à Es is ae LE 5 Le) au 5 Ÿ LS ll Lu, lil De p}S Les db,b ame 3 ef LA A ES boue 350 (22) D. Cauwozson. seinem Werke vollständig einverleibt oder sich sclavisch an ihre Angaben gehalten, sondern er citirt sie our, weon auch, aus einer unten zu erôrternden Ursache, häufiger als viele Andere; er citirt sie aber nicht immer würtlich, sondern er deutet oft ihre Ansichten über ge- wisse Punkte ganz allgemein und nur mit einigen kurzen Worten an. Im Ganzen aber unter- scheidet sich die Art und Weise, wie er diese Beïden citirt und wie er ihre Meinungen an- führt, nicht im Geringsten von der Art und Weise, wie er die Meinungen und Worte anderer Weisen der Chaldäer und Kana’anäer citirt und mittheïlt. Eben so sagt Qûtâmi oft, dass er das, was Dhagrit darüber sagt, nicht anfübre, weil er es nicht für richtig halte oder aus sonst irgend einem Grunde. So sagt er z. B., dass er nur einen kleinen Theil von dem, was Dhagrit über den Weinstock sagt, anführe, dass das, was er selbst über die Melone sagt, nur etwa ein Zehntel von dem sei, was Dhagrit über diese Pflanze mittheile, u. dgl. Aebnliches. Hinsicht- lich der Classification der Pflanzen sagt er ausdrücklich, dass er darin Adami, Dbagrit und Janbüschäd folge””; also nicht blos den beiden Letzteren. Ja in manchem Capitel dienen ihm ganz andere Autoritälen als diese Beiden zur Hauptquelle. Qütàmi bemerkt auch an verschie- denen Stellen ausdrücklich, dass er in der ganzen Anlage seines Buches, so wie auch in der Anordnung der Capitel seinen eigenen Weg gehe und von Dhagrits Ordnung der Pflanzen abweiche; so hat z. B. Dhagrit in seinem agronomischen Werke die Beschreibung der Ge- wächse nach der Reïhenfolge der Planeten geordnet, — d. h. er beschrieb zuerst die Pflanzen, welche mit Saturn, dann die, welche mit Jupiter u. s. w. in Verbindung gebracht werden —; Qûtâmi hatte anfangs die Absicht ihm hierin zu folgen und fing auch desshalb sein Werk mit dem Oelbaum, dem Baume des Saturn, des Gottes des Ackerbaus, an; er änderte aber dann seine Absicht und ging auch in dieser Beziehung seinen eigenen Weg°". So sast auch Qûtâmi an einer anderen Stelle, dass Dhagrit und Janbüschàd bei der Beschreibung D 3 el Je u5 &Y ons dise Jée &Ul, 9 9h Gall ce &lell 359 JF à! slt JL OSEO EE CS ESS EEE) — Cod. L. a. dañe, richtig D — Hier ist allerdings nur von Einem Werke über Ackerbau die Rede; vielleicht aber war dies ein Hauptwerk Dhagrit s:über diesen Gegenstand, 30) Cod. L. a. p. 92: LS gtll Jo; CL jHô F ;l pb es AI jo NE: Co JS) PE 31) Die betreffende,_ auch sonst für unsere Untersuchung wichtige Stelle lautet (Cod, L, a. p. 220 f., Cod. Up. fol. 68, a. f. u. Cod. P. fol. 13, a.f.) wie folst. Qutämi spricht nämlich ven verschiedenen Krankheïten, denen die ver- schiedenen Gewächse ausgeS$etzt sind, so wie auch von den Ursachen jener Krankheïiten, wobei À dami ihm als Haupt- quelle dient und aus dessen Schrift er eine sehr lange diesen Punkt betreffende Stelle anführt. Am Schlusse dieses Citats heisst es dann: Av ae dJ tale pas J LS gel P}S los SUSI [jo le gb JB a )S pe Jeill jo La LCR Es Cas 5 ac Rs EL &l,lue JS ss de LL NT LAN RU LUN sotell Gall gel sléssus hall Le ddl pull, Luise UEBER DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (23) 351 eines jeden Baumes zugleich die Art und Weise angeben, wie derselbe mit verschiedenen andern Bäumen gepfropft werden kônne, er dagegen thue dies nicht, sondern handele von dem Pfro- pfen der Bäume in einem besonderen Capitel. Liest man endlich die ä:L, das Schlusscapitel des ganzen Buches, worin Qûtämi den Stoff des ganzen Werkes recapitulirt und Rechenschaft über sein Verfahren und seine Anordnung des Stofles giebt, so überzeugt man sich erst recht, dass er, und zwar nur er allein, der Verfasser des ganzen Werkes ist; so giebt er z. B. in diesem Schlusscapitel die Gründe an, wesshalb er von den Bohnen nach den Getreidearten handelt, wäbrend der Kana’anüer Thämitri von denselben zwischen dem Cap. über Gerste und dem über den Reis handelt®”. Desgleichen sagt er, dass er seine Abhandlung über die Wurzelpflanzen mit DC Lilsisist El de PAU JI cab L 11, LE) e*) n SU GL LJ sb; sas jee 50 U°2 pl piles ÿ° SL] ÿ° a) U2® ë e} CU LE El 3 LE 4) SU je Bobi La cie el ue à Lee 6 Cl pal 'E: EU de pool ls + Lo, A psobl ol Je F) is F 2 PCIe eo 8 2,6) OI I be 21 58 L 5) 156 lie à) €, DE esëe sl, Cole, ei QUI los ge pégll Mo Je Le v5, all Éab 1 Lole J;5l Gl, aus à sua el J' SE bé LL oxill gs Ces bre sul, aus is ll li SU Je AU ge esgll los JS Less Li ajeu D we ol ple el, el, él) CT SUD, Less Le eus Jus Gb (jui 4 onfl à Los d) Leclse & dl de ES à dl Le 5 ill Le an 5 Je eus G y Le Qütimi spricht gleich darauf gleichfalls von dem Verfahren, das er in «seinem Buche» (Ce NÉE sagt er) beobach- tet hat. — Die interessante Stelle, wo es heisst, dass der Oelbaum dem Saturn gehôre und dass dieser der Gott des Ackerbaus sei, lautet (Cod. L. a. p. 8): àle) UN) (3 Jess Je Uni &sè Life TAC QI Je ge logilel Loto pois Jes UN Gueus Lit) élÿb LL Le Hi St) 1 Lly LD Las el) cpl Last Dolls AO se ste Je 3» oui Cal SU 32 à) (opt) Bull ab Je 40e U CLS lie OX Lee Giuus lmels Label 05 pl seb lille, éd SU Los se Lo) di pl gl übe, LS a) & Mi) OX Je. Bekanntiich gait Saturn auch in Italien als Gott des Feld- und Weinbaues (vgl. die Stellen darüber Jacobi, Handwôrterb. der gr. u. rom. Mythol. p. 866, Anumk.**), worauf auch die Harpe hinweist. Man sieht übrigens aus unserer Stelle, dass Saturn nicht erst in Folge dieses Symbols zum Gott des Ackerbaus gemacht wurde, wie Manche wobhl vermuthet haben, sondèrn dass umgekehrt dieses Symbol ihm eben wegen seines vielleicht ursprünglichen Charakters als Gott des Acker- baus beigezeben wurde. Dieser verwandte Zug zwischen den Italern und den alten Babyloniern ist jedenfalls hôchst bemerkenswerth; vgl. Ssabier II. p. 782 f.; wegen der Verbindung Saturns mit dem langdauernden Oelbaum vgl. auch ib. II. p. 383 u. 673 f. Anmk. 17. 82) Cod. L. b. p. 611: alex 45 +o GS y os 4 HU) Li, SN) allie, Ie) 352 (2) D. CawoLzson. der Cichorie beginne, weil Adami dies gleichfalls thue u. s. w.”. Wäre das Verhältniss Qü- Tâämis zu unserm Buche so wie Ibn-Wa’hschijjah es angiebt, so hätte er gar keine Ver- anlassung gehabt, sich so über eine Anordnung auszusprechen, die nicht von ihm herrübrt. Wenn es aber für den Leser des ganzen Buches noch eines Beweises bedarf, dass Qûtâmi der alleinige Verfasser des ganzen Werkes ist, so spricht folgende Stelle am Schlagendsten dafür. An verschiedenen Stellen ist nämlich von den eigenthünilichen Kräften, Eigenschaften und Wir- kungen ls der verschiedenen Gewächse die Rede und zwar théils nach den Angaben Anderer, theils nach den Erfahrungen und Beobachtungen Qûtâmis selbst. Dieser aber be- merkt nuu an einer Stelle gelegentlich Folgendes: In vielen von jenen Eigenthümlichkeiten der Pflanzen sei für die Menschen viel Nützliches enthalten, und es wäre gut, wenn er (d. h. Qütämi) von diesem Punkte in einem besonderen Abschnitte gehandelt hätte; er habe aber davon an verschiedenen Stellen, wie es der Lauf der Rede mit sich brachte, gesprochen, derje- nige, welcher sich für diesen Punkt besonders interessire, kônne aber alle denselben betref- fenden Stellen in ein besonderes Heft zusammentragen und dasselbe betiteln: «das Buch von den Eigenthümlichkeiten der Pflanzen, welche in dem Buche über die Land- wirthschaft des Qüldmi el-Qüqdi (oder el-Qüqäni, oder el-Qüûfàäni) erwäbnt sind»°?, Ich glaube, diese einzige Stelle beweist zur Genüge, dass Qûtämi der alleinige Verfasser des ganzen Werkes und nicht blos der Urheber einiger Zusätze zu dem Buche eines Andern ist. HU Ce coll, CU, alle LM Lens CES lie G js ebillés LM Je, sil de w wwe [2 CN] g PL ds Q} LB JTE Ci Ris A ee Lu ob, LU Job Us 3 Bus, éd) Li LL vi) [jo NE SI) (sell Jel, ent) je à JS TS (BL S 153. Man sieht daraus auch, dass die alten Babylonier und Kana’anäer die Pflanzen systematisch eintheilten und dass sie auch verschie- dene systematische Eintheilungen hatten, denen immer irgend ein wissenschaftliches Princip, oder irgend ein charakte- ristisches Merkmal einer Pflanzenclasse zu Grunde lag. Qüt Ami theilt auch gleich darauf das Princip mit, das Thà- mit ri bei seiner Ordnung befolgt hat. 33) 1b.p. 625: Je Leus, Les Ju pol EURE Lusll Le ES Jédl Es se LS F als ln Este li Cie fs LL GES SUIS EIRE es ee Bull OI Us LE À LS plss Véro 205) Jos Doha à! PAL E 34) In den Codd. L. a. p. 194, U. fol. 42, a. f. u. P. fol. 30, a. f. lautet die betreffende Stelle, wie folgt: (lo Sb SU je sl ol ul DE oil CU SAS ile ne, Si Cols de us Liz, al J AI Le Lust pôlye à BE ls Le ES oi LA at SA C2, US SON ELU Cols CES dents amd Jef, 65 I El ee as] US Lil 34 Ball Qebss alls Le &'Yilf. Ueber den Beinamen Gb) vel. unten, wo noch die Rede davon sois wnd Uëger D1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (25) 353 Die von mir in den Nachträgen zu den Ssabiern (II. p. 908) mitgetheïlten Worte Qütà- mis selbst beweisen aber an und für sich ganz und gar nicht, dass derselbe nicht der alleinige Verfasser des ganzen Werkes sei; ja ich glaube sogar, dass sie geeignet sind, über die erwähnte sonderbare Angabe Ibn-Wa’hschijjahs Licht zu verbreiten. Qütâmi sagt nämlich unter Anderem Folgendes: Kein Schriftsteller sei im Stande seinen Gegenstand vollständig zu er- schüpfen, sondern er gebe Manches an, lasse aber auch Vieles weg und überlasse es dem Leser über den Gegenstand ferner nachzudenken und aus dem Gegebenen die nôthigen Folgerungen zu ziehen. Es sei môglich, sagt Qût'ämi ferner, dass in der Zukunft ein Schriftsteller er- scheinen werde, der erfindungsreicher und verständiger sein werde als er, und der die agrono- mische Wissenschaft viel weiter bringen werde als er (Qûtämi) es zu thun im Stande war, «wie (z. B.) Dhagrit zu seiner Zeit über Verschiedenes aus der Landwirthschaft geschrieben hat, dann erschien nach langer Zeit Janbüschäd, der zwar kein besonderes Werk über Landwirth- schaft verfasst hat, wohl aber dem Dhagrit folgte und zu dessen Worten Manches von dem, was er selbst erfunden, hinzufügte; endlich trat ich nach ihnen Beiden auf — ohne mich ihnen gleichstellen zu wollen, sondern ich bin geringer (als sie), denn ich bin gering an Wissen im Ver- gleich zu ihnen —, schrieb und rectificirte das, was sie Beide gesagt, las(?) das, was sie Beide aufvezeichnet haben, und fügte Verschiedenes von dem hinzu, worauf ich gekommen bin»; du, o Leser dieses Buches, sagt er endlich, môchtest aber Folgerungen (aus dem schon Gesagten) ziehen, eigene Erfahrungen machen und nachdenken und zu meinen Worten noch das hinzu- fügen, worauf ich noch nicht gekommen bin und was du erst erfunden haben wirst, wodurch du dir grosse Verdienste bei den Menschen erwerben wirst u. s. w.”. 35) In meinen Nachträgen zu den Ssabiern habe ich nur einen kleinen Theil der betreffenden Stelle mitgetheilt, die leicht zu Missverständnissen Veranlassung geben kann; ich theile daher diese Stelle, die zugleieh eine interessante und charakteristische Expectoration QütAmis enthält, hier vollständig mit. Sie lautet in den Codd. L. a. p. 255, Up. fol. 404, a. fu P. M BAD f wie folete ess (es gran = 2) REA RES | oj9 Ll gb JB es IL, di ol e= rente ae Y EX A) lab La) d J Les oh SS LG SE E. LU sl a 5 La CUS Lil su Mie ï om el, SM] ee Lil aile 3 is ne, LS al Bussl Le ST JT ail Le (ares &leL Le) ie CP el El Je Lie Ce Gus Lous ge el bal Bi és Gb y J à. Le Le ae Et CIEL EU un Les dll Gus d DÉS SSL EPS € CE Lie Es) JE all Ho pre (J 35 OUSR EU Uh Le J) pen as D LE FE ur ASE La Mém. des sav. etrang. T. VIII. 354 (26) D. CawoLzson. Aus diesen Worten geht aber durchaus nicht hervor, dass Janbüschâäd das von Dhagrit verfasste Werk mit Zusätzen versehen hat und dass Qût'ämi dasselbe, mit Zusätzen versehene Werk vermehrt und verbessert. wie man zu sagen pllest, heraussgegeben hat, sondern es geht daraus nur hervor, dass Qûlämi nicht das Buch, sondern den Gegenstand, den diese beiden Vorgänger bearbeitet haben, weiter fortentwickelt und forigebaut habe. So sagt z. B. auch Qûtâmi: von den Heilmitteln gegen die Krankheïten der Gewächse hätte schon Dewà- nâi gesprochen, Adami aber habe diesen Gegenstand zuerst ausführlich behandelt; Dhagrit und Jaubüschàd hätten seine Angaben vollständig benutzt und dazu ein Jeder von ihnen noch #9, Damit ist aber doch offenbar nur gesagt, dass Dhagrit, Janbûüschäd und Qütâmi den von Adami behandelten Zusätze gemacht; er seinerseits habe noch neue Zusätze hinzugelügt Gegenstand, aber nicht dessen Schrift, erweitert haben. Aus dem was mir jetzt von der altbabylonischen literarischen Thätigkeit bekannt ist, er- sehe ich, dass Dhagrit und Janbûüschâd die bedeutendsten und umfassendsten Schriftsteller über die Landwirthschaft unter den alten Babyloniern waren. und da Qütâmi in eben so um- fassender Weise diesen Gegenstand behandelt hat, so galten jene Beiden vorzugsweise als seine Vorgänger und Vorarbeiter, obgleich er ausser ihnen noch viele Andere citirt. Die altbabylo- nischen Weisen haben sich nämlich — was ich bestimmt weiss, — schon in der allerältesten Zeit mit der Ackerbauwissenschaft beschäftigt. Schon Dewänàï, der älteste babylonische Ge- setzgeber und Religionsstifier, hat in seinen Schriften unter Anderm auch viel über Ackerbau geschrieben, wenn er auch keine besondere Schrift über diesen Gegenstand hinterlassen hat. perl gli ARE Er Jul je à Les P SJ LUI, ll) J esll dal) bise canhe, lu ul ee Sul, EU es (LL CLS péles lié QE pores Lise es lie U ré Lib LL LJ pl) Li as, Lab és, te tu) ste loue LS Ke pd lus Sen poperels Ke ads aile lise b Less pridll. Die F. Le. sind folgende: a) Cod. Up. { yäs u. Cod. P. Là. — 6) Cod. L. a. Lgs,Ë. — c) U. u. P. JR d) U. u. P. p= »p. — €) Cod. L. ue C5, zu lesen, Cod. U. hat 5,59 u. Cod. due »759; es sollte Co) ,59 stehen, wenn hier das Verbum | ,5 gemeint ist; es kônnte aber auch sein, dass hier € 59 zu lesen sei. — f) Cod. L. a. hat J,5, was offenbar J,5 ist, Cod. U. jy u. Cod. P. j95. — g) Cod. P. JLas] Elie. — » Goë. ü. LLLs, Cod. L. a. dagegen ein mir unverständliches CLS. — à U. u. P. sicher unrichtig Le. 36) Vel. oben Aumk. 31. | 37) Qûlämi fübrt sebr oft agronomische Vorschriften von ihm an u. über manchen Punkt, wie z. B. über Heil- mittel der Pflanzen, hat er zuerst geschrieben. Qüt'ämi sagt von ihm (Cod.L.b. p.161,L.c. p.129 u. P. p.194, a.f.) aus- drücklich: Ÿ, aol a pre SES ai) 3 dl Y, 2e Us alle CU) 3 d ee À L ass: Lil] El, ball, gb) pes AIS) y 5 Les OAI pe à Li ay lee acel| ëls ele (56 A) = DES Cal se Le Ge ae 20e User Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR 1N ARAB. UEBERSETZUNGEN. (27) 355 Offenbar aber haben seine agronomischen Vorschriften und Regeln bäufig mehr einen religiôsen als wissenschaftlichen Charakter, obgleich er 1000 Abbildungen von verschiedenen Weinstock- arten, von denen 113 sich noch zur Zeit Qüt'ämis erhalten haben, nebst einem diese Abbildun- gen erklärenden Buche hinterlassen hat, Qûtämi beschreibt nämlich ausfübrlich eine dieser Abbildungen und theïlt auch die dazu gehôrende Erklärung aus jenem Buche mit”, und man sieht daraus, wie auch aus vielen andern aus seinen Schriften citirten Stellen, dass unsere An- sicht über seine agronomischen Lehren vollkommen gerechtfertigt ist. Adamîi, der lange nach Dewänûi gelebt hat, ist gewissermassen der Gründer einer Art von agronomischer Wissenschaft im alten Chaldäa; aber ein Theil seiner Schriften ist zur Zeit des Qûtämi verloren gegangen, der übrig gebliebene Theil befand sich in einem verworrenen Zustande und ermangelte auch, wenigstens in den Augen Qütlämis, der Authenticität; denn derselbe behauptet, dass die Schriften Adamis von den Anbängern gewisser religiôser An- sichten verfälscht worden seien. Wie dem aber auch sei, jedenfalls scheint Q ûtämi kein voll- ständiges, das ganze Gebiet der Landwirthschaft umfassende Werk des Adami vor sich gehabt zu haben; denn obgleich derselbe, ausser Dhagrit und Janbüschâd, zu den am meisten von Qûtämi citirten Schriftstellern gehürt, so giebt es doch sebr viel Partieen im Buche, wo Adami nicht citirt wird, was Qül'ämi, bei seiner überall geäusserten Verebrung gegen denselben, sicher vicht unterlassen haben würde, wenn Adami über jene Punkte etwas geschrieben hâtte. Îschitä, der Sohn A damis, hat in seinen religiôsen Schriften gleichfalls Manches über Ackerbau eingeflochten; aber er sprach davon nur beiïläulig und seine agronomischen Lehren waren auch der Art, dass Qütämi kein Gefallen an ihnen finden konnte. Îschità nämlich ist der Mann, dem die Menschheit, direct oder indirect, eine Jahrtausende lange Verfinsterung vorzugsweise zu verdanken hat; er war Religionsstifter, und wenn er nicht der Erfinder des Sterndienstes, der Astrologie und der groben abergläubischen, zauberartigen Lebren war, so hat er dieses Alles weiter entwickelt und in ein religiôses System gebracht, und die von ihm gestiftete Religion mit einer Art von Papstthum oder geistlichem Chalifat an der Spitze — dessen Vertreter Männer von grossem Einflusse waren — war die herrschende in Babylonien, und breitete sich allmälig über ganz Mesopotamien und Syrien aus. Qüûtâmi aber, ein Mann einer freiern Richtung, der Anhänger des Adami, des Anû'hà, der den Gützendienst be- kämpfte, und des Janbüschäd, der gegen den Sterndienst auftrat, war ein entschiedener Gegner des Îschità und der Religion desselben; und wenn er auch empfiehlt, die religiôsen Schriften schitàs den Bauern an den Feiertagen vorzulesen, um die Landleute dadurch zur Redlichkeït u. s. w. anzufeuern, so unterlässt er es doch nicht, bei jeder Gelegenheit versteckte Angriffe gegen Îschità und dessen Religion zu machen, ja er findet zuweilen nicht genug Schmähworte für die Anhänger derselben. Îschità konnte also überhaupt nicht als agronomi- scher Schriftsteller gelten, noch weniger aber konnte er es in den Augen Qütämi's sein. Ca Mâsi der Sûrâver, ein Enkel Ischità’s, Stammvater eines Priestergeschlechts in Sürà, 38) Die betreffende hôchst wichtige Stelle findet sich Cod. L. b. p. 286 f., Cod. L. c. p. 228 u. Cod. P. fol. 282, b. f. x 356 (28) D. CawoLson. und, wie es scheint, gleichfalls Religionsstifter, dessen Anhänger sich aber in der spätern Zeit mit denen seines Grossvaters vereinigten, war wohl agronomischer Schriftsteller, aber er um- fasste nicht das ganze Gebiet der Landwirthschaft und diente nur in einzelnen Punkten, wie z. B. in den Capiteln über den Palmbaum,. den Weïnstock etc., dem Qût'ämi als Hauptquelle. Zur Zeit dieses Mâsi aus Sûrà lebten auch drei Kana’anäer, die über Ackerbau schrie- ben, nämlich Anû’hà el-"Hetjàäni aus den südlichen Gegenden Kana’ans, Thâmitri el--Heb- qûüschi aus dem Norden dieses Landes und Çardäjà oder Çardänä; aber Anû’hà schrieb, so viel mir bekannt ist, nur über den Weinstock, Çardäjà behandelte nur einige wenige Gegenstände der Ackerbaukunst, wenigstens citirt ihn Qûtâmi ziemlich selten. Thämit ri da- gegen scheint allerdings über das gesammte Gebiet der Landwirthschaft umfassend geschrieben zu haben, aber als Kana anäer hatte er ein anderes agronomisches System als die Chaldäer*”?; Qûtâmi war aber zu sehr Chaldäer als dass er sich dem Systeme der Unterdrücker seines Vaterlandes hätte anschliessen kônneo, und obgleich er sonst, theils in Folge der milden Rich- tung seines Charakters, theils aber auch aus Klugheit, den schroffen Gegensatz zwischen Chal- däern und Kana’anäern zu mildern sucht und letzteren seine Anerkennung nicht versagt, so vergisst er aber doch nicht seine Stammgenossen hôüher als diese zu stellen“”. Ein anderer Kana'anäer, dessen Namen von Ibn-Wa’hschijjah «Ibrahim» geschrieben wird, und der nach meiner Annahme nur eine kurze Zeit vor Qûtämi gelebt hat", schrieb, wie es scheint, gleich- falls nur über einzelne Gebiete der Ackerbaukunst, ohne diese ganze Wissenschaft umfassend bearbeitet zu hahen. Erst Dhagrit, der sehr lange vor Qütâmi gelebt hat und von dessen Leben derselbe nichts mehr weiss, scheint der erste Chaldäer gewesen zu sein, der das gesammte Gebiet der Landwirthschaft umfasste und über Vieles noch viel ausführlicher als Qûtâmi schrieb‘: denn nach A dàmi und Mäâsi aus Sûrà ist er, der Zeit nach, der erste chaldäische agronomische Schriftsteller, den Qüûtämi überall citirt, wo es sich von wirklichem Ackerbau handelt. Qü- tämi erwäbnt zwar an einigen Stellen «die Schriftsteller über Landwirthschaft» (LAS Qsls a Yi) in Bausch und Bogen, aber diese mügen Schriftsteller untergeordneter Art gewesen sein, die vielleicht nur einzelne Gebiete der Agricultur behandelt oder keine selbstständige Systeme aufgestellt haben. Desgleichen erwähnt er manchmal die Ansichten «der Aerzte», «un- serer Vorfahren» oder «unserer Alten». Aber wie verhält sich Janbûüschâds literarische Thätigkeit zu der Dhagrits? Hat der Erstere nur das von Letzterem abgefasste Buch erweitert und mit Zusätzen versehen? Dies ist eben so wenig môglich als David Strauss oder Bruno Bauer die Erklärer und Heraus- geber der opera omnia Hengsteubergs sein künnen. Dhagrit nämlich war ein Mann yon streng heidnischer Religiosität; sein Standpunkt ist durchaus nicht überall wissenschaftlich und 39) S. oben Anmk. 32 u. vgl. unten Anmk. 107. 40) Vol. darüber weiter unten. 41) Vel. über diesen Kana’anäer weiter unten. 42) Vgl. oben Anmk. 29 u. p. 350. Ueser n1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (29) 397 er theilt, wie bemerkt, die Pflanzen nach der Ordnung der Planeten ein“. Janbüschäd dagegen, eine der merkwürdigsten Persünlichkeiten des Alterthums, stand in offener Opposition gegen die Landesreligion, besuchte nicht die Tempel der Gütter, feierte nicht die grossen Festtage und läugnete vor aller Welt den Einfluss der Planeten und natürlich auch die Gôttlichkeit der- selben; er kann also unmôglich das Werk des Dhagrit bearbeitet haben, dessen ganze Rich- tung und dessen religiôse Anschauungen — die mit seinen agronomischen in enger Verbin- dung stehen — ihm durchaus zuwider gewesen sein müssen. Er verhält sich aber zu Dhagrit ungefähr so wie Galenos zu Hippokrates; ersterer hat die Heilmittellehre des letzteren weiler fortgeführt und fortentwickelt und stand sogar auf einem anderen wissenschaftlichen Standpunkte als dieser; Galenos hat aber niemals das Buch seines Vorgängers umgearbeitet und verbessert. Qüûtâmi sagt allerdings, dass Janbûschäd kein besonderes Buch über die Landwirthschaft verfasst hätte, aber er theilt oft agronomische Regeln mit, die er «in seinem (d. b. in Janbüschâds) Buche» fand; desgleichen theilt er oft aus den ganz selbstständig von Janbüschäd allein verfassten Schriften agronomische Lebren mit, ja für manche Punkte, wie z. B. für die Wüstenpflanzen, besonders aber für die hôchst merkwürdigen Untersuchungen über Physiologie der Pflanzen, dient ihm Janbüschäd als ausschliessliche und einzige Quelle. Dieser mag also wirklich kein besonderes der Landwirthschaft ausschliesslich gewidmetes Werk geschrieben haben, aber er behandelte verschiedene Gegenstände, vielleicht die gesammte Acker- baulebre in seinen verschiedenen Schriften und zwar behandelte er dieselbe von einem bei Weitem hôheren und fortgeschritteneren Standpunkte als Dhagrit; denn Janbüschäd war nicht blos Agronom, sondern er war Naturforscher überhaupt und beschäftigte sich in Bezug auf das Pflanzenreich mit Dingen, — wie z. B. Wachsthum, Entwickelung, Geruch, Geschmack und Farben der Gewächse —, die Dhagrit ganz vernachlässigt zu haben scheint; und nur in so fern mag er als der Fortsetzer und Ergänzer des Dhagrit gegolten haben. Qütâmi seinerseits hat gleichfalls, nicht das Buch, sondern den von Dhagrit und Janbüschàd behandelten Gegenstand weiter fortgeführt und zu einer hôüheren Stufe der Voll- kommenheit gebracht, und nur in so fern kann er als Fortsetzer und Ergänzer jener beiden Vorgänger angesehen worden sein. Aber wie mag die oben mitgetheilte Angabe Ibn-Wa’hschijjahs über die Entstehung unseres Buches entstanden sein ? Ich glaube, dass sie entweder aller Authenticität entbehrt und nur einer vagen Vermuthung ihren Ursprung verdankt, oder dass sie aufgefasst werden muss, wie die oben mitgetheilte Stelle Qûtâmis. In der Quelle Ibn-Wa’hschijjahs mag vielleicht etwa ein Wort wie SDK, Mimrô, gestanden haben, das in der althbabylonischen wissenschaft- lichen Terminologie: eine wissenschaftliche Disciplin, ein wissenschaftliches System und zugleich ein Buch bedeutet haben kônnte; 1bn-Wa‘hschijjah nabm dieses Wort in der letztern, hier unrichtigen Bedeutung und so brachte er jene offenbar falsche Angabe heraus. Auf diese Vermuthung, dass Ibn-Wa’hschijjah ein solches Wort von doppelter Bedeutung 43) Vgl. oben Anmk. 31. 358 (30) D. CawoLzson. uorichtüig durch LS, «Buch», übersetzt hat, leiteten mich einige Stellen in den mir bekannten altbabylonischen Schriften hin‘”, wo das vom Uebersetzer gebrauchte La keinen passenden Sinon giebt und wo der Zusammenhang ein Wort von der Bedeutung: wissenschaftliche Disciplin oder System verlangt. Es scheint übrigens, dass Ibn-Wa’hschijjah selbst mit der Zeit eines Bessern belehrt wurde und in Qût'ämi den einzigen und selbstständigen Ver- fasser des gauzen Werkes erkannt hat. An vielen Stellen nämlich beginot Ibn-Wa’hschijjah den, auf eine von ihm eingeschobene Bemerkung folgenden Text mit der Phrase: ebs JB ent) [je l$e oder mit sonst irgend einer dem ähnlichen Redensart, wodurch er deutlich zeigt, dass er Qût'âmi allein für den eigentlichen Verfasser hält. Es ist daher môglich, dass Ibo-Wa’hschijjah mit der Zeit das Irrthümliche in der von ihm in der Vorrede mitgetheilten Angabe über die Entstehung unseres Buches selbst eingesehen hat, da er aber, wie schon oben mitgetheilt wurde, die Schlussredaction dieses Werkes nicht erlebt hat, so mag er wohl keine Zeit mehr gehabt haben, den von ihm selbst erkannten Irrthum zu rectificiren. Es kann also nach dem Gesagten gar nicht zweifelhaft sein, dass das Buch über «die nabathäische Landwirthschaft» in der Gestalt, wie es jetzt vor uns liegt, ganz von Qü- {âmi allein herrührt und dass Dhagrit und Janbûschäd zwar zu den Hauptquellen des Ver- fassers gehôren, in dem Buche aber nur citirt werden, obne jedoch irgend einen directen Antheil an der Abfassung desselben zu haben, eben so wie Adami, Anühä, Mäsi aus Sûrä, der Kana’anäer Thâmitri und noch sehr viele andere ältere und jängere Schriftsteller dariu citirt werden, ohne desshalb für directe Mitarbeiter an diesem Buche gehalten werden zu künnen. Uebrigens sei damit nicht gesagt, dass, ausser den Bemerkungen Ibn-Wa’hschijjahs, die als solche leicht zu erkennen sind, jedes Wort in dem uns vorliegenden Buche von Qûtäâmi herrübrt; wer kann eine solche Bürgschaft für irgend ein Buch des Alterthums übernehmen ? Die kritische Gewissenhaftigkeit der modernen Zeit wurde in der alten Zeit in einem sebr geringen Grade ausgeübt, und schon Diodor (1, 5.) beklagt sich über Umarbeiter und Bücher- verstümmler; es ist daher wohl môglich, dass manche Randglosse oder mancher von fremder Hand herrührende Zusatz sich im Laufe der Jabrhunderte in den Text eingeschlichen bat, ohne leicht erkannt werden zu kônnen. Aber wo giebt es ein Buch des Alterthums, bei dem diese Môglichkeit nicht vorhanden ist? Nur diese Môglichkeit, die bei einem jeden Buche des Alterthums vorhanden ist, und die hinsichtlich eines alten orientalischen Buches viel wabr- scheinlicher sein mag als bei einem in Europa verfassten alten Werke, gebe ich in Bezug auf das Buch über «die nabathäische Landwirthschaft» zu, sonst aber muss das ganze uns vorlie- gende Buch als das einzig und allein von Qûtämi herrührende Werk angesehen werden, eben so wie wir z. B. «die Geschichte des peloponnesischen Krieges» als das Werk des Thukydides ansehen, obgleich auch hier Niemand jene Môglichkeit bestreiten ‘wird. Es würde uns zu weit führen, wollten wir uns hier über Qüt'âämi, als Menschen, Ge- 4%) Darunter auch eine Stelle in der Vorrede zu dem oben erwähnten EU) JG me UE8ERr DIE UKBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (31) 359 lehrten und Schriftsteller, so wie auch über sein jedenfalls merkwürdiges Verhältniss zur Lan- desreligion aussprechen; wir müssen voraus auf unsere «historische Einleitung» verweisen, wo dieses interessante Thema ausführlich bebandelt werden wird; hier aber wollen wir our Folgendes über ihn bemerken. Qûtàämi war ein Chaldäer und wohnte in der Stadt Babylon. Er war ein reicher Gutsbesitzer, der seine Güter im Westen des Euphrats, in der Gegend von Theizenäbäd”, so wie auch in Bâg'ermä, dem Bêt-Garmèê der Syrer, an der Ostseite des Tigris, Tekrit gegenüber“”, hatte. Seine Güter liess er von erfahrenen und aufgeklärten Ver- waltern verwalten, die, wenn es nôthig war, die agronomischen Schriften der Chaldäer um Rath fragten, und von vielen Landleuten bearbeïten. Seine Leute kamen manchmal nach der Stadt, d. h. nach Babylon, wo sie sich mit ihm über verschiedene Gegenstände der Land- wirthschaft besprachen"”. Ér selber neunt sich in einer Stelle seines Buches Gb Qütâmi, und bemerkt dabei nach dem einzigen Leidner Codex”), he Eu allein diese Stelle vorkommt: ge boull es mg) eye # a lb : gsbill , d. h. «und ich bin von den Qüfânern — nr, Eur ieses! — AU von den SES Sûränern». Der Sinn die- 45) Vgl. über diese Stadt Lol ed. Juynboll II. p. F9 s. v. u. Ssabier II. p. 695, Anmk. 162. 46) Le, ist nach Jaqût im dose Lp.liref sv. 5) 5] ge Syl D él) Jlel pe à 5; diese Angabe ist aber falsch; denn diese Stadt wird unzählige Mal in unserm Buche erwäbnt und es kann nicht zwei- . felhaft sein, dass damit eine Stadt oder vielmebr eine Provinz gemeint sei, welche ôstlich vom Tigris und nôrdlich vom kleinen Zäb liegt, und die offenbar mit dem Bét-Garmé der Syrer identisch ist; vgl. Ssabier II. p. 697 f. Anmk. 181. 47) Ich kann nicht umbin hier eine darauf bezügliche Stelle mitzutheïlen. Sie lautet (Cod. L. b. p. 213, Cod. L. c. p. 162 u. Cod. P. fol. 228, b. f.) wie folgt: | en (à (sic) SA nil Jin U2® ÿy° SL) ss di, dL,L Es sb ll 8 eh ll sel Le ue JS le Jill ff IN JA LS; c#bil, é | I 9 & do paie) rire) April see #SS SC L J) mr #1 (yu)) Fee Luis Fe Pubs ÿ* cf dis lle Us Lol 3 duo us F EL pl | je EE JS UE r# | jo Je) (9 US a) Joës OU Mel yet ol. Las J ne pk Jia) De LA Le äs)] OIE pare JE [jo ES Ses) a sou . fu C2 9 és FA | LL JS DR DE us cos ue A Le et db D ee qu me ou LL Jas* SL plie ÿ> PR | pr) U® alt tule; Je és) ul Le Lol uk E Lo ,+) en lede J Je évaull à du Le Eh SN Es 055 L Le 25 JU beelres AA à Does 4D j>9 ONE Li JS EU Les y Ex J59. Qüiami bemerkt dann weiter: er habe es selber eingesehen, dass der Traum jener Frau unsinnig sei; er giebt aber den Grund an, wesshalb er sie an seinen Verwalter verwiesen hat. à . 48) Cod. L. a. p. 92. 360 (32) D. CawoLzson. ser Stelle ist nicht ganz klar und auch die Lesart sb), Qüûfäner, die Ewald veranlasste, an das bekannte Küfah, das auch Kûfân hiess, zu denken‘”, ist unsicher. In der oben ange- fübhrten Stelle”” nennt sich Qütämi nach dem Leidn. Cod. Qstssal), nach dem Upsal. Cod. aus dem 10. oder Anfang des 11. Jahrh. n. Chr. Ka) und nach dem Pariser Cod. ganz deut- lich bal, el-Qûqâi. Ein anderer Chaldäer, Namens Järbüqà, der das oben erwähnte Werk «über Gifte» (pyo)] LS schrieb, wird an einer Stelle in dem einzigen mir bekannten Leidn. Cod. Bal, el-Qüfäi, genannt; aber der Punkt über dem s ist ziemlich gross und es kôünnte auch sein, dass es ein 3 ist und daher el-Qüqài gelesen werden muss. Dieses Buch «über Gifte» wird auch von Hag'gi Chalfa erwäbhnt und in der Flügelschen Ausgabe”" lautet der Name des Verfassers bill L,,b, Jàärbûüqà el-Füûqäji. Dieses scheint für die Les- art des Par. Cod. GB, el-Qüqàï, zu sprechen, da das erste 5, q, ziemlich sicher steht. Im Talmüûd kommt allerdings an zwei Stellen *” ein "SD vor, das als Name eines Ortes gedeu- tet wird; aber der Lexicograph des 11. Jahrh., Rabbi Natan ben Jechiël las an beiden Stellen “KEY statt KE) und bemerkt auch, dass Manche dieses SD an der einen Stelle nicht als Ortsname, sondern in der Bedeutung «Weïinstôücke» auffassen, für welche Erklä- rung er auch einen Beleg anführt; zur zweiten Stelle bemerkt er, dass es eine Lesart 53 (wie es auch in unsern Ausgaben steht) statt ED gebe, welches erstere in der Bedeutung «Brücke» aufzufassen sei. Dieses *KDV) ist also jedenfalls gauz unsicher und kann daher nicht als Mittel zur Aufklärung unserer zweifelhaften Lesart dienen. Folgende Gründe veranlassen mich aber zu der Annahme, dass an unserer Stelle ue Bal, Qüqäâner, zu lesen ist: 1) ein anderer chaldäischer Gelehrter aus Babylon, Namens Tenkelüschä, Verfasser des gleichfalls oben er- wähnten genethliologischen Werkes, wird in dem einzigen mir bekannten Leidner Codex auf dem deutlich geschriebenen und vocalisirten Titelblatte und dann auch auf der ersten Seite.am Anfange des Buches ebenfalls AE, el-Qüqäni, genannt. 2) In dem erwähnten Buche «über Gifte» ist an sechs verschiedenen Stellen von bill il, «Qüqâischen Aepfeln», die Rede, die ohne Zweifel nach dem Orte, wo sie wuchsen, so benannt wurden, da dieses Epitheton sonst gar keine Bedeutung hat. Man sieht also daraus, dass auch hier offenbar gel, Qüqâäner, zu lesen ist und dass dieser Name von einer Stadt, welche L5,5, Qüqä, hiess, abzuleiten ist, wesshalb jenes Nisbah auch bald EU el-Qüqàäni, und bald EI el-Qüqâji, heisst. Welche Stadt mit diesem L5, Qüqà oder Qôqà, gemeint ist, kann ich aicht näher angeben; zunächst aber, glaube ich, müsste man an das bekannte Koche am Tigris denken; denn es kôünnte wohl sein, dass Qôqà in der spätern Zeit oder in einem andern Dialecte in Koche erweicht wurde. Aber in welcher Bezichung kann Qütämi mit den Qügà- 49) In seinem Aufsatze in den Gôttinger Nachrichten, betitelt: Bemerkungen über die nabathäischen Schriften und eine beabsichtigte Herausgahe derselben; Nr. 9 u. 10, 1857, p. 160. 50) Vel. oben p. 352 u. ib. Anmk. 34. 51) Bd. V. p. 95, Nr. 10194. 52) Tract. Babà-Batrà fol. 24, a. Berakôt fol. 31, a.; vgl. ’Arük s. v. QBE UeBER b1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LIT:RATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (33) 361 nern gestanden haben und welchen Sinn haben jene Worte: «ich bin von den Qüûqânern — und wisset dieses! — dann von den syrischen Sürânern»? Stammt er etwa ursprünglich aus der Stadt Qüqà und ist dann nach Sûrà am Euphrat ausgewandert? Dies kann nicht sein; denn erstens hätte er noch hinzufügen sollen: «und zuletzt von den Babyloniern», da er, wie be- merkt, in Babylon ansässig war, und dann bleibt die Frage, wozu er noch die bedeutungsvollen Worte: «und wisset dieses!» hinzufügte, nachdem er sich als einen der Qûqâner angekündiot hatie? Wir glauben daber, dass Qûtâmi hier nicht den Ort, woher er stammt, sondern die Schule, zu der er gehôrte, angeben wollte. Qûtàmi kündigt es desshalb bedeutungsvoll an, dass er zuerst der Schule der Qüqâäner angehôrte und dann zu der der Sûrâner übergegangen sei. Es ist nämlich bekannt, dass die Chaldäer sich in verschiedene Schulen theilten, z. B. in Orchener, Borsippener, Hipparener und viele andere, deren Namen uns nicht überliefert wurden. Strabo erwähnt die beiden zuerst genannten Schulen und bemerkt ausdrücklich, dass es ausser diesen noch mehrere andere Schulen der Chaldäer gebe””. Es kônnte also sein, dass es in Qüqà oder Koche eine besondere chaldäische Secte oder Schule gab, die sich nach dieser Stadt benannte. Aus der Bedeutung der Stadt Koche in der christlichen Zeit, als eins der Hauptcentren der orientalischen Kirche, kann man vielleicht auch auf die geistige Bedeu- tung dieser Stadt in der heïdnischen Zeit schliessen; denn in der Regel bildeten sich aus den früheren beidnischen Centralstädten Centren der christlichen Kirche. Was nun aber Sûürâ anbetrifft, so weiss ich es bestimmt, dass diese Stadt in der frühern uod selbst in der frühesten Zeit ein Hauptsitz der chaldäischen Cultur und Gelehrsamkeit war. Viele der ältesten und bedeutendsten Gelehrten nämlieh, die Qutâmi citirt, sind Sürâner, und es giebt sogar eine Menge Indicien, welche deutlich darauf binzeigen, dass in der ältesten Leit nicht Babylon, sondern Sûrà der Haupt- und Centralsitz der altchaldäischen Cultur war°”. Für die grosse Bedeutung Sûrà's spricht auch der Umstand, dass Qüûtàmi von den Süûrà- pern so spricht, als wenn sie einen besonderen bedeutenden Stamm gebildet hätten, und er saut daher an einer Stelle: die Kana’anäer, Chaldäer, Sûrâner u. s. w. gehôren alle zu den Nachkommen Adamis. Es ist übrigens auch müglich, dass Orchoe, wo nach Strabo eine chaldäische Schule war, mit Sürà identisch ist, wenigstens streiten die Angaben über die geo- grapaische Lage dieser Städte nicht gegen unsere Vermuthung über die Identität dieser bei- den Localitäten””. Was aber den Ausdruck : «von den syrischen Sûränern» anbetrifft, worin Ewald” eine Anspielung auf griechische Zeiten findet, da der Ausdruck «syrisch» doch sicher griechisch ist, so zweifle ich nicht daran, dass dieser Ausdruck von Ibn-Wa’hschijjah herrübrt und dass im Original ein anderes Wort, etwa NDS dafür stand, das 1bn-Wa hschijjah durch y Lys) 53) S. Strabo XVI. p. 734. 54) Ich werde diesem Punkte in meiner «historischen Einleitung» eine besondere Aufmerksamkeit widmen und werde die Frage über die südchaldäische vorbabylonische Cultur, auf welche die Ruinen dieser Gegend die Aufmerk- samkeit der Forscher hingelenkt haben, ausfubrfich behandeln. 55) Die nahere Erôrteruug dieser Vermuthung hehalle ich mir fur eine andere Gelegenheit vor. 56) In dem oben Anmk. 49 erwahnte: Auisalz, p. 154. Mem. des sav. étrang. T. VIII. 46 A 362 (32) D. CuwoLzsonw. übersetzt hat. Die Bedeutung des Zusatzes N'"K, oder wie dieser im Original geheissen haben mag, wird aber wobl einfach die sein, dass Qûtämi damit anzeigen wollte, welche Sûräner er hier meint; denn es gab bekanntlich verschiedene Städte, welche den Namen Sûrà führten*?, Nachdem wir nun nachgewiesen haben, dass Qûtämi der einzige Verfasser des ganzen Werkes ist, bleibt uns noch die eben so schwierige als wichtige Frage zu erôrtern: zu wel- cher Zeit ungefäbr hat Qûtàämi sein grosses Werk abgefasst? Wir sagen cungefäbr» weil von einer ganz genauen und zugleich sichern Zeitbesimmung, wie wir dieses etwa bei den meisten griechischen und rômischen Autoren bestimmen kônnen, hier keine Rede sein kann. Es ist zu bedauern, dass wir das Original dieses Werkes nicht mehr besitzen und dass Ibn-Wa‘hschijjah die alten Städte-, Länder- und Vülkernamen durch neue, zu seiner Zeit bekannte ersetzt hat; deon dadurch geheu uns eine Menge Kriterien verloren, die wir in der Sprache selbst, dann in der Erwähoung und in dem Gebrauche gewisser Namen, und in der- gleichen andern Umständen bätten finden kônnen. Die in diesem Buche theils geschilderten, theils aber auch our angedeuteten Zustände sind daher die vorzüglichen Hülfsmittel, durch welche die Abfassungszeit approximativ festgesetzt werden kann. Quatremere, der zu der Zeit, als er sein berühmtes Mémoire sur les Nabatéens (im Nouv. Journ. As. t. XV. 1835) verôlientlichie, nur eitwas über ein Drittel des ganzen Werkes vor sich hatte, widmet demselbes in dieser Abhaudlung 14 Seiten, wo er p. 231—235 über die Abfassungszeit seine Vermuthungen aussprichl. Wir wollen hier seine Beweisgründe für das hohe Alter dieses Werkes, für dessen Abfassungszeit er ungefähr die Epoche Nebükadnecçars, also etwa die erste Hälfte des 6. Jahrh. v. Chr. annimmt, der Reiïhe nach anführen und an einen jeden derselben unsere Bemerkungen anknüpfen. 1) Der Verfasser, sagt er, spricht von verschiedenen Religionen des Orients, ohne des Christenthums auch our mit einer Sylbe zu gedenken. Quatremère trägt dieses Argument etwas schüchtern vor, weil er damals, wie bemerkt, our ungefähr ein Drittel des ganzen Werkes vor sich batte und er also nicht wissen konnte, ob in den anderen ibm nicht zugänglichen Theïlen gleichfalls von dem Christenthume nicht die Rede ist. Ich habe aber fast das ganze Werk vor mir (nur gegen 35 Blätter fehlen, die leider dureh keine der in Europa befindlichen Handschriften zu ersetzen sind”), und ich kann auf das Bestimmteste versichern, dass im ganzen Werke auch nichi die allerentfernteste Anspie- lung auf das Christenthum sich findet; dass dies auch in den fehlenden 35 Blättern der Fall ist, 57) Vel. Jo le IE. p. 4A s. vs. u. Ritter, Erdkunde, Index zu den Bänden Vil.—X V. p. 485. 58) In dem voliständigen Leidner Exemplar Nr. 303, a. u. b. fehlen am Ende des I. Bandes 40 Blätter, von denen nur etwa fünf durch Cod. L. c. u. Cod. P. zu ergänzen sind. Jene 40 Blatter sind erst in Leiden verloren gegangen; der freundliche und gefallige Hr. Prof. Juynboll und dessen Adjuoct Hr. de Jong hatten die Guüte sich alle môgliche Mubhe zu geben, um jene verloren gegangenen Blatter aufzufinden, leider ist ihre Bemübung nicht mit dem erwünsch- ten Erfolg gekrônt worden, end Hr. Prof. Juynboll schrieb mir uulängst, «que cette perte sera irréparable». In diesen verloren gegangenen Blattern findet sich Einiges über den Baum der Erkenntniss des Guten und des Bôsen, über die Schlange und noch manches dem Achnliche:, das Maimonides vor sich hatte {s. Ssabier IL p. 460, $. 13.) und das uns den Verlust dieser Blätter um so schmerzlicher empfinden lasst. Ueser p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (35) 363 davon bin ich im Voraus vollkommen überzeugt. Aber dieses Argument überhaupt beweist nur, dass dieses Werk nicht später als im 1. oder 2. Jahrh. nach Christus verfasst sein kann. 2) Ein so vollständiges und voluminôses Werk, bemerkt Quatremère ferner, in welchem die ganze Landwirthschaf{ in solcher Ordoung, mit solcher Methode und so in alle Einzelnheiten eingebhend, behandelt wird, dass gar nichts zu wünschen übrig bleibt, kann our zu einer solchen Zeit abgefasst worden sein, wo die Bodencultur in Babylonien sich auf einer hohen Stufe der Vollkommenheit befand; dies war aber um die Zeit Christi, ja sogar schon seit Alexander dem Makedonier nicht mehr der Fall: denn seit dieser Zeit waren viele Kanäle verstopft, ein Theil des früher blü- henden Landes wurde in Sümpfe verwandelt u. s. w. Es ist wahr, dass das Werk das demselben von Quatremère gespendete Lob vollkommen verdient, und wer das ganze Buch keont, muss mit wabrhafter Bewunderung von der gross- artigen Anulage und Durchführung dieses Werkes sprechen, das unendlich hôher steht als alle uns bekannten Werke des Alterthums ähelichen Inhalts. Aber dennoch kann man aus diesem Argument keine Folgerung auf das hohe Alter des Buches ziehen; denn man sieht aus den, aus verschiedenen Gegenden Babyloniens herrührenden Schriften der Rabbinen aus der Zeit der Säsäniden, so wie auch aus den Schilderungen des Ammianus Marcellinus, dass der Acker- bau daselbst auch zu dieser Zeit noch in hoher Blüthe stand und dass ein grosser Theïl der Bevôlkerung sich auch noch zu dieser Zeit mit Ackerbau fleissig beschäftigt hat. Bedenkt man, dass Babylonien von jeher ein sehr fruchthares, für den Ackerbau pesonders geeignetes Land war, ferner, dass Qûtâmi eine grosse Menge von Vorgängern citirt, die lange vor ihm gelebt haben, so wäre es immer môplich, dass ein so vortreffliches Werk über Agricultur erst zur Leit der Säsäniden abgefasst worden wäre. — Von grüsserem Gewichte dagegev ist folgendes Argument Quatremère’s: De. «L'auteur de l'Agriculture nabatéenne, sagt er, nous représente Babylone comme étant, à l’époque où il écrivait, une ville florissante, chef-lieu de la principale reli- gion de lorient. 1l raconte les entrevues qu'il avait eu avec différents personnages dans plusieurs temples de cette capitale». Es ist bekaont, fügt er hinzu, dass Baby- lon durch die Gründung von Seleucia einen Schlag bekam, von dem jene Stadt sich niemals mehr erholen konnte und dass sie zur Zeit der Arsaciden in gänzlichen Verfall gerieth, so dass sie zulelzt ganz aufhôrte den Namen einer Stadt zu führen. Dieses Argument ist jedenfalls sehr schlagend, man kann aber daraus doch keine so starke Folgerungen zichen, wie es Quatremère gethan hat. Es stehen nämlich folgende Punkte fest: Qutämi war ein reicher Gutshesitzer und wohnte in der Stadt Babel, was er bei ver- schiedenen Gelegenheiten ausdrücklich sagt””; diese Stadt war zu seiner Zeit noch offenbar eine sehr bedeutende und er erwähnt wirklich einige Tempel, die sich zu seiner Zeit in der 99) Vgl. oben Anmk. 47, p. 359. 36% (36) D. CaHwoLzson. Stadt Babel befanden‘”. Aber aus diesen Umständen wagte ich (in den Nachrägen zu den Ssabiern IE. p. 910) nur das zu folgern, dass Qûtämi «nicht später als im 2, Jahrb. vor Christus schrieb»; denn ich dachte, dass, nachdem der parthische Satrap Himerus (oder Evemerus) etwa gegen 130 vor Chr. Babylon vüllig ruinirt hatte°, diese Stadt dann noch un- môglich ia dem Zustande sich hahe befinden kôünnen, wie wir sie aus der Schrift Qûtâmis kenven lernen. Weitere Folgerungen glaubte ich damals, wo ich das Buch noch nicht näher kannte, nicht machen zu dürfen. Dass die Stadt Babylon zur Zeit Qüt'âämis «chef-lieu de la principale religion de l'Orient» war, habe ich übrigens aus unserm Buche nicht herausfinden kônnen. Wir werden aber weiter unten ein ähuliches Argument für das hohe Alter unseres Werkes anfübren, und zwar nicht aus der Art und Weïse wie die Stadt Babylon, sondern wie das Land Babylonien und die Babylonier darin geschildert werden. — Quatremère be- merkt ferner : 4) der Verfasser spricht von Ninevebh als von einer noch existirenden Stadt, und wäh- rend er von verschiedenen babylonischen Städten häufg spricht, erwähnt er die von den Seleuciden gegründeten Städte, wie z. B. Seleucia, Apamia, Ctesiphon u. s. w., mit keiner Sylbe. Desgleichen findet sich nicht die geringste Anspielung auf die Seleuciden oder Arsaciden, noch der Säsäniden, so wie er auch keines griechischen oder rômischen Schrifistellers gedenkt. Dieses Alles ist allerdings an und für sich vollkommen richtig; Antiochien (Anthakia) wird zwar erwäbhnt, aber dieser Name rübrt sicher, wie so viele andere neue Städte- und Länder- namen, von Ibn-Wa’hschijjah her, Quatremère’s Folgerung über das Alter des Werkes kôünnte aber blos durch den Umstand gestüzt werden, dass Nineveh darin als eine noch existirende Stadt erwähnt wird, dieses aber beweist eben nichts; denn abgesehen davon, dass der Kaiser Claudius ungefäbr auf der Stelle des alten Nineveh eine Stadt gründete, welche Claudiopolis uud auch Colonia Niniva hiess®?, dass ferner auch in der späteren Zeit an derselben Stelle eine Stadt Nineveh existirte®”, will ich hier bemerken, dass das in unserm Werke erwähnte Niveveh fast immer JL Ksy, Nineveh-Babel», d. h. das babylonische Nineveh, oder auch cl) Kw, Nineveh-el-Gezirah,,genannt wird, und dass Ibn-Wa’hschijjah mit der grôüssten Bestimmtheit behauptet, dieses hier erwähnte Nineveh sei nicht die gegenüber 60) Qütâmi erwähnt verschiedene Tempel der Stadt Babel, in denen er sich bei verschiedenen Gelegen- beiten befand, so z. B. den non JL, in dem er sich am LL SA JKx£ befand, den adia)| yyall Co in dessen Nähe er an demselben Tage kam (vgl. Ssabier IX. p. 913), dann den LE sb ja J£s, den er am Juc Qbl,5 Q LSS besucht hat, u. dgl. andere. 61) S. Diodor. Fragm. XXX1V. et XXXV. 21. ed. Didot. II. p. 544 u. Fragm. hist. Gr. ed. C. Müller II. p. 250, 21. u. vel. die ib. angefübrte Stelle aus Justin. XLII. 1. u. die Abhandlung von de Sainte-Croix, sur la ruine de Ba- bylon, in den Mémoires de l’Académie Royale des Inscript. et belles-lettres, t. 48, Paris 4808, p. 17 ff. 62) S. Ssabier I. p. 380. 63) S. Journ. As. 1849, Avril — Mai, p. 349. Auch im Talmüd wird die Stadt Nineveh an zwei Stellen (Tr. Ta’anit fol. 14, b. u. Tr. Jômä fol. 78, b.) als noch existirend erwähnt. Urger DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UXBERSETZUNGEN. (37) 365 von Maussil liegende berühmte Stadt, sondern eine gleichnamige Stadt, welche auf der vom Tigris und den beiden Zäbflüssen gebildeten Halbinsel lag, zu Babylon gehôrte und von Naba- thäern (d. h. Aramäern) und Kurden bewohnt war”. Woher Ibn-Wa’hschijjah dies weiss, giebt er nicht an, jedenfalls aber kennen selbst die spätern Geographen zwei Städte, welche 65), Dass die von den Seleuciden erbauten Städte nicht erwähnt den Namen Nineveh führten werden, beweist hier gleichfalls nichts; denn die Orientalen bedienten sich selten der griechi- schen Städtenamen und die vou den Griechen grôüsstentheils nicht ganz veu angelegten, sondern erweiterten und modernisirten alten Slädte wurden von der einheimischen Bevôlkerung fast immer mit den einheimischen alten Namen benannt®”. Dagegen ist der Umstand, dass sich nicht die leiseste Anspielung auf die Seleucidenherrschaft (geschweige die der Arsaciden) findet, beachtenswerth, und wir werden unten etwas Aehnliches anführen. Griechische und rômische Schriftsteller werden gleichfalls nicht erwähnt, aber daraus kann man keine bestimmte Folge- ruog hinsichtlich des Alters eines babylonischen Scbriftstellers ziehen. 5) La Composition, sagt Quatremère endlich, d’un si grand corps d'ouvrage, écrit en langue chaldaïque, suflirait seule, je crois, pour démontrer qu’à l’époque où il fut publié la Babylonie n'était point soumise à une domination étrangère, et que ses habitants, tranquilles et heureux, pouvaient se livrer sans inquiétude aux travaux multipliés que réclament les pratiques et les perfectionnements des méthodes d'une agriculture florissante». Dieses Argument gleicht dem zuerst erwähnten und ist eben so wenig stichbaltig wie dieses: ja wir werden sogar weiter unten nachzuweisen suchen, dass dieses Buch zu einer Zeit abgefasst wurde, als die Babylonier einer domination étrangère unterworfen waren und unter dem Druck und überwältigenden Eivfluss der Eroberer nichts weniger als glücklich lebten. Aus dieseu Argumenten will nun Quatremère folgern, dass das Buch in der blühendsten Periode Babyloniens abgefasst wurde, und zwar, wie er meint, zwischen der Zeit des Belesis, des Befreiers von Babylonien vom Joche der Assyrer, und der Eroberung Babylons durch Cyrus, wo ihm die Zeit des grossen Nebûükadneçar als die passendste für die Abfassung eines so grossartigen Werkes scheint. Wir haben aber eben uachgewiesen, dass die meisten seiner Argumente überhaupt nicht stichhaltig sind, und dass die eben angeführte Folgerung selbst aus den begründeteren Beweisen nicht gemacht werden künne°?. 64) Die betreffende Stelle theilt Quatremère im Journ. d. Sav. 1848, p. 611 mit, vgl. ib. p. 565 ff. u. p. 612 f. 65) S. ul II. p. PA] s. v. u. die ib. Anmk. 11. von Juynboll angeführten Stellen. Die Angabe, dass es eine LS7 > äsL in der Nähe von 5 (vel. Journ. des Sav. 1848, p. 566 f.), also diesseits des Euphrats, gab, ist sicher falsch; denn das in unserm Buche so oft erwähnte XL Un hat bestimmt nicht an dieser Stelle, sondern Gsilich vom Tigris in der Nähe der kurdischen Gebirge gelegen. Es müsste dann drei Städte Namens Nineveh gegeben haben, was nicht ganz wahrscheinlich ist. 66) S. Ssabier I. p. 352 u. ib. Anmk. 4. 67) In dem von Barthélemy Saint-Hilaire abzefassten Nekrolog von Quatremère (Journ. des Sav. 1857, p. 708 ff.) findet sich am Schlusse die Notiz, dass in dem Quatremère’schen Nachlass ein druckfertiges Mémoire uber 366 (38) D. CuwoLcson. Ich bedauere sehr, dass ich mich genôthigt sah, hier gegen einen Heros der orientalischen Wissenschaft aufzutreten, der meines Lobes nicht bedarf und der mir leider nicht mehr ant- worten kann: aber ich halte es für meine Pflicht die Untersuchungsacten selbst, so zu sagen, der gelehrten Welt zur Prüfung vorzulegen, und in diesem Falle musste ich mich zuerst über die Richtigkeit oder Unrichtigkeit der schon gegebenen Data aussprechen, da Niemand noch mit den eigentlichen Quellen so vertraut ist wie ich und Niemand daher die Argumente Qua- tremères so beurtheilen kann wie ich. Ich werde nun meine Argumente für das hohe Alter unseres Buches zur Prüfung vorlegen, wobei ich von unten anfange und immer weiïter hinauf gehe, bis ich bei der Zeitperiode angelangt sein werde, in welche die Abfassungszeit, meines Erachtens, unzweifelhaft fällt. Ich kônnte mir allerdings den weiten Weg ersparen und gleich die Kônige nennen, welche zur Zeit Qûtâmis Babylonien beherrscht haben; man würde auch daun gleich sehen, dass dieselben weder Säsäniden, noch Arsaciden, noch Seleuciden, noch Perser oder Assyrer waren; da aber ein Mann wie Ewald die Vermuthung ausgesprochen 65), dass einzelne Stellen von älteren Schrifistellern als Qûtâämi herrühren kônuen, obne dass hat dies von demselben bemerkt worden sei, so will ich meine Argumentation nicht mit einigen wenigen Steilen begründen, soudera will zuerst aus dem Eindrucke des ganzen Buches beweiï- sen, dass Qûtlâmi zur Zeit der eben erwäbuten Dynastien nicht geschrieben haben kann. Ich muss daher auch zuerst eine allgemeine Bemerkung vorausschicken. Qûtämi war zwar ein vollkommen selbstständiger Schriftsteller, der die Ansichten seiner Vorgänger einer streugen Präfung unterwirft; aber er citirt dabeï auch eine grosse Menge von Schrifistellern, die theils direct, theils indirect über seinen Gegeustand vor ihm geschrieben haben. Qûtâmi citirt auch seine Vorgänger ml einer fast modernen Genauigkeit; der Anfang eines Citats ist immer genau bezeichnet, desgleichen das Ende der längeren Citate; der Schluss «die nabathäische Landwirthschaft» sich finde. Ich war naturlich sehr begierig den Inhalt dieses Mémoire kennen zu lernen und schrieb desshalb an Hrn. Prof. Fleischer. Dieser wandte sich an Hrn. Halm, Bibliothekar der Münchener offentlichen Bibliothek, welche bekanntlich die Quatremère’sche Bibliothek an sich gekauft hat. Hr. Halm hatte die Güte jenes angeblich druckfertige Mémoire Hrn. Fleischer zuzusenden; bei meiner letzten Durchreise durch Leipzig, im Juni 1858, habe auch ich dasselbe einige Stunden in Handen gehabt. Ich uberzeugte mich bald, dass dieses Mémoire nicht nur nicht druckfertig, sondern kaum begonnen ist. Das Ganze besteht aus einem Paket von 108 Blättern in l' und enthält Folgendes: Pag. 1 —120 unzusammenhängende wôrtliche Auszüge aus der «nabath. Landwirtbschaft», ge- macht nach den Leidn. Codd. Nr. 303, a. u. b., ohne Varianten oder sonst irgend welche Verbesserungen und auch nicht irgenwie sachlich geordnet, sondern nur der Reihe nach ausgezogen, wie sie sich in jenen Codd. finden. Pag. 121 — 126, Zeile 13, findet sich eiue ziemlich treue Uebersetzuug der Vorrede Ibn-Wa‘hschijjahs. Pag. 126, Zeile 14 bis p. 427, Z. 10. wird die Vermuthung ausgesprochen und kurz begründet, dass das Original in chaldäischer Sprache abgefasst war; — in dieser Begründung habe ich keine neue mir unbekannte Momente gefunden —. Pag. 127, Z. 11 bis zu Ende dieser Seite findet sich der Anfang einer Untersuchung uber die Verfasser des Buches, die sich auf die oben (p. 348) mitgetheilte Angabe Ibn-Wa’bschijjahs basirt. Pag. 129—132 wird behauptet, aber nicht bewiesen, dass Qütämi nicht der Verfasser sei, obgleich er mon lei beisst; darauf werden einige Stellen aus der «naba- thaischen Landwirthschaft» uber Dhagrit wôrtlith mitgetheilt. Pag. 133—214 findet sich eine wôrtliche Abschrift des Capitels aus der «nabathäischen Landwirthschaft», welches von der Palme handelt; der Schluss dieses Capitels fenlt, Pag. 215 entbäll die Uebersetzung der ersten £Zeilen dieses Capitels. Das Ganze euthäll also nur einen Theil des Mate- rials zu einem Mémoire und die Seiten 126, 127 u. 129—132 cntholten kaum den allerersten Anfang eines solchen. 68) In dem oben Anmk. 49, p. 360 anzefuührten Aufsatze p.14 : f. u. 156 f. UEBEr p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR 1N ARAB. UEBERSETZUNGEN. (39) 367 der kürzern ist pur in wenigen Fällen nicht erkennbar. An einigen Stellen, wo er das Citat als solches zu bezeichnen vergass, beeilte er sich am Ende des Saizes nachträglich zu be- merken, dass die eben angeführten Worte von diesem oder jenem Schriftsteller herrübren. An einer anderen Stelle bemerkt er auch: das eben Gesagte rühre von diesen drei Schriftstellern (die er namhaft macht) her, die er aber desshalh nicht einzeln citirt bat, weil sie in diesem Punkte übereinstimmend sprechen. An einer anderen Stelle citirt er ein Werk eines alten Chal- däers über den Weinstock und die Palme ohne den Namen des Verfassers zu nennen, und er fand es für nothig zu bemerken, dass er denselben nicht kenne, weil der Name des Autors in dem Buche nicht angegeben sei. Qüûtämi sagt auch im Schlusscapitel an zwei verschiedenen Stellen ausdrücklich, dass er immer das seinen Vorgängern Entnommene mit Angabe der Quelle, aus der er dasselbe geschôpft hat, anführe®*, und man kaon hierin Qüûtâmi Glauben schenken; denn das ganze Buch spricht für die Wahrheit dieser Angabe. Jede Stelle also, die nicht ausdrücklich als Citat bezeichnet ist, muss desshalb als von Qûtâmi berrübrend angesehen werden, und ich halte es geradezu für undenkbar, dass der Mann, der überall so sorgfältig citirt, gerade an einigen Stellen, wo noch obendrein der Autor von sich in der ersten Person spricht, ohne Nennung seiner Quelle gedankenlos abgeschrieben haben sollte. — Dies voraus- geschickt, wollen wir anfangen die Zeit aufzusuchen, wann Qüûtämi geschrieben haben kann, und zwar fangen wir, wie bemerkt, von unten an. Es ist schon bemerkt worden, dass im ganzen Buche des Christenthums mit keinem Worte erwähnt wird; dies kônnte allerdings ein Lufall sein, wenn auch ein sebr auffallender; aber wir fügen hier hinzu, dass Qülämi vom Christenthume keine Abhoung hatte"”; ja wir werden 69) Am Anfange des Schlusscapitels bemerkt Qüt'ämi (Cod. L. b. p. 59%): (äs Mal GLS 8 im) as Lei he Ji ES le basse J LA Josh ce 5 ces + Le Less le rs 3 cesll :je àcle 5 U>e, & sil ame Je lus, or Len Lil) A 6,551 ro vd) de ce LS La) ei) Jje [Je abeo, Us ST, pris) ge à Élis Ÿ bye s Qu) ps lle Rates us ùl Le Hana) &2b Leu) élS Ga b, L a) de Jje UE + LES esse &k&iL Gi cpl) EU, Kai] Jle ail ade Jul, as ai) Lol à Lee. Man sieht auch daraus, wie selbstständig Qüfämi verfuhr und wie er sich von seinen Vorgängern nicht beirren liess, welches Verfahren er selbst gezen Janbüschäd beobach- tet, den er unter allen seinen Vorgängern am meisten verebrte. An einer anderen Stelle (1.c.p.640) bemerkt er gleich- falls: er habe nicht Alles mitgetheilt, was er bei seinen Vorgängern fand, 35 Cl, JedE Co dl Las EE), AOL SU Le Lara sb, 3) el ge be D dd rs eretes à abs y 70) Qûtämi theilt (Cod. L. a. p. 404) einen abergläubischen Gebrauch der Babylonier mit, der mit dem Glauben zusammenbaäangt, dass ein gewisser Geist in der Gestalt eines alten Weibes, das se3)] REA genannt wird, in der 368 (40) D. Cuwozson. weiter unten sehen, dass er offenbar auch vom Judenthume vichts wusste, obgleich die Zahl der Juden in Babylonien seit Nebûükadneçar sebr gross war. Der Arsaciden und der Parther als Beherrscher des Landes wird gleichfalls mit keinem Worte gedacht. Ein Volk, Namens à Jill, Pehlewiîer, wird allerdings erwähot, aber man weiss bis jetzt nicht, dass es ein Volk gab, welches diesen Namen fübrte, und wir wissen auch oicht genau, in welche Epoche und in welche Gegend wir die Existenz dieses Volkes zu setzen haben. Es ist übrigens auch môglich, dass dieser Name von Ibn-Wa’hschijjah statt eines anderen älteren Namens substituirt wurde. An einer anderen Stelle wird die Fehlewi- Sprache als ein persischer Dialect erwähnt, aber einerseits kônnen wir uicht die Zeit bestim- men, wanpn dieser Dialect sich gebildet hat, andererseits aber muss ich bemerken, dass die Stelle, wo der Peblewi-Sprache gedacht wird, aller Wahrscheinlichkeit nach, eine in den Text eingeschobene Glosse von späterer Hand ist; denn sie unterbricht den Lauf der Rede und be- findet sich augenscheinlich an einem unpassenden Orte, wodurch sie sich als eine an uorich- tiger Stelle eingeschobene Giosse verräth7?. Neujahrsnacht einen Jeden besuche, u.s. w. Qûtämi machi sich 6 über diesen Aberglauben und bemerkt zuletzt: pd, EN EN Gal 1 GW MS cts) je Le, Ge Les We of eye est oo, Q®) opt Dyl Vis lou + -e oyoles Job pbs ve re 5 Le, Fe), ë dl, JB ps) E obligent 158 ea ES ES Dre LA pee fo) EAl LG Man sieht also deutlich, dass die Religion des Ischit a, d. h. der Sterncultus mit allem dem, was daran hängt. zu seiner Zeit die grôsste Verbreitung erlangt hatte und dass Qût àmi noch nicht im Entferntesten an die Môzlichkeit dachte, dass diese Religion durch eine andere neue, auf ganz entgegengesetzten Principien beruhende Re- hgiou vernichtet und in Vergessenheit gerathen würde. 71) Die betreffende Stelle lautet Cod. L. a. p. 110 wie folet: ( ,,,c) erklart E. Meyer j, 2j) as 5 «3b 1. c. IE. p. 73, durch Crataegus Azarolus, da aber dieser Baum persisch cobasl] heisst, so scheint es prunum syl- EE E CR ésljs Lou EUR ol, Dal) es ESP les 5 =) OX? — vestre zu sein) (dieses SEA bedient sich auch Ibn-Wa’hschijjah, wenn er von der Sprache der Chaldäer od. Nabathäer spricht) sl a) a ail, de e Ul) al a Le» LL. Le, en. HUE Man sieht deutlich dass die Worte (UE? LL. c 9 — uicht an der rechten Stelle stehen; deun sie gehôren vor Je LP» Dieser Satz ist daher wohl ganz oder theilweise eine Randglosse, die an eine unrichtige Stelle in den Text eingereiht wurde. Was für eine Sprache unter a} “rl gemeint ist, weiss ich nicht; dieser Name kommt aûch sonst nicht vor. Sollte es vielleicht mit Beilaqän bei Derbend (s. Ds lie I. p. |9[ s. v.) zusammenhängen? In dem Fa) SES des Babyloniers Järbüqà wird (p. 26) ein gewisser Kûükâsch el-Beilaqäni erwäahnt, der einen alten babylonischen Kônig, Namens ’Abed-Fergiià, mit Krieg überzog, und man sieht daraus, dass diese kaukasische Ueger p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (41) 369 Eben so wenig wie der Arsaciden wird der Seleuciden gedacht, und obgleich eine Be- kanntschaft mit einem Volke, welches in der Uebersetzung Jünäân, d. h. Jonier, genannt wird, unverkennbar ist, so giebt es doch keine einzige Stelle, die auch nur im Entferntesten darauf hinwiese, dass zur Abfassungszeit unseres Buches Griechen in Babylonien oder sonst in der Nähe ansässig waren; ja Vieles weist sogar darauf hin, dass dies eben nicht der Fall war. Uebrigens werden wir weiter unten über die Erwähnuog des Namens Jonier oder Grie- chen in diesem Buche ausfübrlicher sprechen. Die Perser kennt der Verfasser und spricht mit Achtung von ihnen. Er kennt auch einige ibrer religiôsen Gebräuche, Ansichten und Mährchen (2l/,5) und erwäbnt der Pflanze, «welche die Magier ,$°, Hôm, nennen». Aber die Perser waren die nächsten Nachbarn der Babylonier; denn das Gebiet der letztern reichte zur Zeit Qûtâmis ôstlich bis nach ‘Holwäân und vielleicht noch weiter hin;: eine nähere Bekanntschaft der letzteren mit den ersteren vor Cyrus darf daher nicht im Geringsten auffallen, besonders da es mir bekannt ist, dass der Verkehr Babyloniens mit noch viel ôstlichern Provinzen, wie z. B. mit Choräsän, Sogdiana, ja selbst mit Indien schon in sehr frühen Zeiten ein ziemlich lebhafter war. Aber ungeachtet dessen, dass die Perser an verschiedenen Stellen des Buches erwähnt werden, so findet sich dennoch in diesem voluminôsen Werke nicht die entfernteste Andeutung, dass das Land von Persern beherrscht wird, oder dass es überhaupt solche im Lande gebe. Ein persischer Kônig, Namens Kâämäsch, wird erwähnt, aber derselbe gehôrt ciner Epoche an, welche der des Cyrus sicher lange vorangegangen ist”. Wir werden aber hier noch auf einen Punkt aufmerksam machen, der gleichfalls, wenn auch indirect, darauf hinweist, dass unser Buch nicht zur Zeit der Perserherrschaft abgefasst worden sein kônne. Der sonst ziemlich scblicht und nüchtern schreibende Qûtâmi wird immer sebr warm, wenn er auf Dinge zu sprechen kômmt, die ihm nahe am Herzen liegen. Zu diesen gehôrt auch das Lob Babyloniens und der Babylonier. Wir wissen aus Herodots Nachrichten, dass die Babylonier und Babylonien seit ihrer Bezwingung durch Darius Hystaspes, beson- ders aber seit Xerxes in grossen Verfall gerathen sind, aus dem sie sich niemals, selbst nicht durch die schnell vorübergegangene Gunst Alexanders, erholt haben. Qûtami dagegen schil- dert das Land und dessen Bewohner als in den blühendsten Zuständen sich befindend. Ich spreche hier nicht von solchen Stellen, wo er Babylonien als das gesegnetste, fruchtbarste und blübendste Land schildert; denn dies konnte es auch zur Zeit der Säsäniden gewesen sein. Ich spreche auch nicht von den Stellen, wo er die Babylonier die weïisesten der Menschen und die Gôtter der Menschheit nennt; denn dies kônnte blosser Nationalstolz sein, der aus dem Be- wusstsein ehemaliger Grôsse entsprungen sein künnte. Qûtämi sagt aber auch, dass die Vülker aller Länder sich nach Babylonien wenden, um die Weisheit und Künste der Bewohner dieses Gegend mit Babylonien in Verkehr stand. Von dem starken und beständigen Verkehr der Armenier mit Babylonien Weiss übrigens auch Herodot (I. 194) Vieles zu berichten. — Dell wird auch im Neupersischen gebraucht; dus J 95 und oi : | > dagegen mag allpersisch sein. 72) Vgl. oben Anmk. 27, p. 19. Mem. des sav. etraug. L. VI. 47 370 (42) D. C&uwoLcson. Landes zu lernen, dass dieselben in Bezug auf Kleidung, äussere Erscheinung und Behandlung aller Dinge den andern Vülkern als Muster dienen, dass endlich kein Volk in solchen Annebm- lichkeiten lebe wie die Babylonier, so dass dieselben «den rechten Weg zeigende Kônige» seien ”., Dieses alles zeigt aber auf ganz andere Zustände, als die, in welchen sie Herodot sah, der sie als in Unglück gekommen und um ibr Hab und Gut gebracht schildert, so dass, wie jener Grieche berichtet, Viele sich gezwungen sahen, ihre Tôchter zu ôffentlichen Dirnen zu machen, um ihr Leben dadurch kümmerlich fristen zu künnen7”. — Wir kôünnen nun weiter hinaufoehen. Qûtâmi erwähnt bei verschiedenen Gelegenheiten zwei und zwanzig altbabylonische Kôünige, von denen er zwanzig namentlich auffübrt, und zwar achtzehn mit ihren Eigen- namen und zwei blos mit ihren Beinamen. Unter diesen Kôünigen findet sich kein einziger voo den bekannten babylonischen Kôünigen, die nach Nabonassar regiert haben. Bei Erwäh- oung verschiedener Pflanzen bemerkt er auch oft, dass diese oder jene Pflanze von diesem oder jenem Kôünig, oder zur Zeit dieses oder jenes Künigs in Babylonien eingeführt wurde; dass er aber des grossen Nebûükadnecars, der so viel für die Kanalisation des Landes gethan hat, auch mit keiner Sylbe gedenkt, wäre doch hôchst auffallend, wenn er nach diesem Kônig ge- schrieben hätte: selbst in den Capiteln, welche von der Bewässerung des Bodens und von der Art und Weise wie man Kanäle anzulegen hat, handeln, ist von den grossartigen Wasser- bauten jenes Kônigs"” nirgends die Rede, was doch jedenfalls sehr auffallend wäre, weun Qûtâmi nach Nebüûkadnecar geschrieben hätte. Ich will bei dieser Gelegenheit auch auf einen Punkt aufmerksam machen, der, wenig- stens für mich, als ein starker Beweis gelten kann, dass Qûtâmi nicht nach Nebûkadnecar geschrieben hat. Es ist bekaunt, dass dieser Kônig die Elite des jüdischen Volkes, bei der sich doch gewiss ein guter Kern des ächten Mosaismus erhalten hatte, nach Babylonien führte, und dass die Juden daselbst seit dieser Zeit zahlreich, allgemein verbreitet und einflussreich waren. Dass ein babylonischer Schriftsteller über Ackerbau der Juden und des Judenthums nicht ge- denkt, wäre an und für sich nicht auffallend, dass dies aber bei Qûtämi der Fall ist, wäre fast unerklärlich, wenn er überhaupt Gelegenheit gehabt hätte, die Juden und das Judenthum näher kennen zu lernen. Qüûtâmi neigte sich nämlich zum Monotheismus, hegte in seinem Innern starken Zweifel gegen die Güttlichkeit der Planeten und war überhaupt ein Gegner der 73) Qü'ämi spricht sich auf diese Weise an verschiedenen Stellen aus; so Cod. L. a. p. 68 f. 244. 265. 809 f. u.L.b.p.601. Ich führe nur den Schluss der Stelle L.a.p.265 an, wo es unter Anderem heisst: «je ds LHLIEESS bel del je og AMI 15e cos le (EL il Jef Ci) LE UNI Jo qe Ji Li] ec JL, «so, OU) G Pb) UE 9 gtall Cp CT ppall à Pl ee en) cs & NE e Jo ps. Quüt'ämi sagt auch an verschiedenen Stellen aus- drücklich, dass es in Babylonien Gold- und Silberbergwerke gebe: vgl. unten Anmk. 139. 74) S. Herodot. I. 196 fin. 75) Ueber die Wasserbauten dieses Kônigs s. M. v. Niebuhr, Gesch. Assur's u. Babel's, Berlin 1857, p. 218 ff. Üeger pie UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (43) 371 Landesreligion. Aber in Babylon gegen die Landesreligion aufzutreten, war vielleicht noch viel gefährlicher als bei uns im Mittelalter den Katholicismus und den Papst aozugreifen. Qüûtàmi geht daher in seinem Skepticismus und in seiner Opposition gegen die Landesreligion sebr vorsichtig zu Werke, spricht sich über religiüse Dinge äusserst behutsam aus und sucht sich immer hinter den Rücken bekannter Autoritäten zu verstecken. So suchte er zu beweisen, dass schon Adàämi dem Gützendienst nicht gehuldigt hätte, dass Anû’hà mit der grüssten Entschie- denheit gegen diesen Cultus aufgetreten sei, dass ferner der fast gôttlich verehrte Janbüschäd, über dessen Leben und Tod Legenden in den Tempeln nach dem Gebete unter Weinen und Wehklagen vorgelesen wurden”, den Einfluss und die Gôttlichkeit der Planeten geläugnet und sogar seine vertrauten Schüler heimlich gelehrt habe: selbst die Sonne werde erst von einer über ihr stehenden hôheren Gottheit geleitet und regiert, und dass endlich auch der Kana’anäer Ibrahim (mit dem Patriarchen gleichen Namens nicht zu verwechseln) sich zu dieser Lehre bekannt und selbst die Gôttlhichkeit der Sonne geläugnet habe. Von allen diesen Gegnern der herrschenden Landesreligion spricht er mit der behaglichsten Breite und mit der grôssten in- neren Theilnahme; dabei vergisst er aber niemals, hier und da irgend eine Redensart einzu- flechten, durch die er beweisen will, dass er selbst nicht dieser Meinung sei; dies geschieht aber immer auf eine so schwache Weise, dass seine Uebereinstimmung mit jenen Männern nur allzu sehr ins Auge fällt, so dass sogar ein naïver mohammedanischer Leser dies mit grossem Woblbehagen in einer Randglosse des Leidner Codex’ bemerkt hat, desgleichen unterlässt auch Ibn-Wa'hschijjah nicht, dies zu bemerken. Aber unwillkührlich fragt man sich, warum Qûtâmi bei solchen passenden Gelegenheiten der monotheistischen Judeu mit keinem Worte ge- denkt/”? Sie waren doch in Babylonien sebr verbreitet und genügend bekannt; sie lebten dort bis auf die Säsänidenzeit herunter in Achtung, Ansehen und Glück, waren dem einzigen Gott ibrer Väter treu und beharrlich ergeben und haben ihren Monotheismus nicht hinter den Scheflel gestellt; und dennoch fiel es Qûtämi nirgends ein, auch nur mit einem einzigen Worte zu bemerken, dass ein ganzes ausgebreitetes Volk sich zu der Lehre bekenne, welcher er in seinem Innern huldigte! Dies wäre in einem hohen Grade auffallend, wenn er die Juden aus seiner nächsten Nähe zu beobachten Gelegenheit gehabt hätte. Qütâmi hat aber offenbar lange vor der ersten Zerstôrung Jerusalems gelebt, und da einerseits der Monotheismus bei den Juden erst in einer relativ spätern Zeit allzemein durchgedrungen ist und andererseits das israelitische Volk als solches politisch ohne grosse Bedeutung war, so kann er wirklich von ibrem nicht hinlänglich zum Vorschein getretenen Monotheismus nichts gewusst haben. In der neusten Zeit hat Quatremère allerdings die Meinung ausgesprochen, dass die in uvserm Buche erwähnten Personen, deren Namen denen einiger biblischen Patriarchen ähalich sind, wie z. B. Adami, Îschità, Aoû’hà und Ibrahim el-Kana'âni, aus der Bibel, natürlich 76) S. Ssabier 11. p. 915. 71) Die Hebräer werden in der ganzen «nabathäischen Landwirthschaft» überhaupt nirgends erwähnt; die von Movers (Phôn. II. 3, 1. p. 243), nach meinen Ssabiern (1]. p. 606) mitgetheilte Stelle aus diesem Buche, in der die Hebräer erwahnt werden, ist eine Glosse von Ibn-Wa'hschijjab. x 372 (44) D. CuwoLrson, durch Vermittelung der Juden, entlebnt seien*; aber ich kann versichern, dass es mir vüllig unbegreiflich ist, wie man auf den Gedanken kommen kann zu glauben, dass die erwähnten babylonischen und kana’anäischen Persônlichkeiten, die allerdings zum Theïl einige schwache Lüge der gleichnamigen biblischen Patriarchen haben, aber im Ganzen und Grossen diesen ganz unähnlich sind”, aus der Bibel entlehnt seien. Schrieb Qûtâmi vielleicht zur Zeit der assyrischen Herrschaft über Babylon? Auch dies kann nicht der Fall sein; denn Qûtàmi benutzt jede Gelegenheit seinen Hass gegen die Assy- rer (äie/ >) und seine Verachtung derselben an den Tag zu legen, und obgleich der Kern der assyrischen Bevülkerung ganz bestimmt mit den Babyloniern verwandt war, will doch Qütâmi von keiner Verwandtschaft mit ihnen wissen‘”. Der kluge und überaus vorsichtige Qüûtämi würde sich aber sicher nicht so gehässig und wegwerfend über die Assyrer ausge- sprochen haben, wenn dieselben zu seiner Zeit die Herren seines Vaterlandes gewesen wären. 78) S. Journ. des Sav. 1857, März, p. 147, in welchem Artikel Quatremère auch sonst ein Zeugniss seiner Kritiklosigkeit in delicaten historischen Untersuchungen abgelegt hat. 79) S. Ssabier EL. p. 910 f. 80) Ueber den Gebrauch des Nameas ie für die alten Assyrer s. Ssabier II. p. 697 f. Anmk. 188. Zu den daselbst angefuhrten Stellen lässt sich noch folgende Stelle aus dem Sol É? lé eines unbekannten Verfassers, ver- as st i. J. 679—1280 —1 (Cod. ru Nr. 199, jetzt in Berlin) anfüuhren, wo es fol. 1, b. heisst: die Geschichtschreiber sind darüber eiuig, Lu ,5 à &sL Lo, G) ni) BTe Use Los Cu 4Ù Je sy) op JE. CID pl) ÿl Jesll, 3954] ske al 4) ge Up) SJ us Lt, Jos) cv, 81) Qüe Ami spricht sich ôfters über die Assyrer auf die angegebene Weise aus; ich führe hier der Kürze wegen nur eine Stelle an. Qût âmi bemerkt nämlich von dem Ladanumbaum unter Anderem (Cod. L. b. p. 408 f.) Folgendes: a ae pull le vx, LE ali Los, ass) ill je LL Jel Ce ui, © INSEE RIRE pire je To D'après ed) JL 4, slt s2lie RD ETES MEN ER MU CAC IE mi Lions cpu lu] el Poil, el 4] ais ÿ® PEU |, re! ss u° QU üel AI GX le | pesloadi 1,5lee 4) 51 asel db aus,, CT nt sil, 1 LEE ail, ad) pol don } ENS Je Dr seleysls 5 =) JR 4 ae pl 1,5Ls Cul al, dhue 3,51 y Qu, JW Qbelill Depelib ie À] jo E PI ei eur je ne Gevwisse Kritiker, die sich besonders auf dem biblischen Gebiete bewegen und daselbst viel Unheil gestiftet haben, werden vielleicht aus dieser Stelle, wo von der starken Feindschaft zwischen Assyrern und Chaldäern die Rede ist, folgern wollen, dass unser Werk etwa unter Nabopolassar, oder zur Zeit des San’hrib abgefasst worden sei, zu der Zeit namlich als grosse Kämpfe zwischen Assyrern und Babyloniern stattfanden. Ich halte es aber uberhaupt für etwas hôüchst Gewagtes, aus irgend einer Andeutang auf ein Ereig- niss, das in einen Zeitraum fallt, dessen Geschichte uns nur in den äussersten Umrissen bekannt ist, und wo jenes angedeutete Ereigniss sich ôfters wiederhol haben kann, bestimmte Folgerungen auf die Abfassungszeit des Buches, Ueger nie UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN, (45) 373 Aber auch keine einheimische Dynastie beherrschte Babylonien zu der Zeit als Qütämi schrieb, sondern eine kana’anäische Dynastie herrschte damals in diesem Lande. V on dieser kana’anäischen Dynastie, die in Folge einer grossen Invasion der Kana’anäer in Babylonien gegründet wurde, wird an so vielen Stellen unseres Buches und mit solchen bestimmten Aus- drücken gesprochen, dass es ganz undenkbar ist, an ihrer Existenz zu zweifeln; ja Qûtàmi sagt an verschiedenen Stellen ausdrücklich, dass diese kana’anäische Dynastie zu seiner Zeit Babylonien beherrsche, und er spricht auch von den Kana’anäern auf eine solche Weise, dass jeder Zweifel dagegen verstummen muss. Da aber Niemand bis jetzt von der Existenz einer kana'anäischen Dynastie in Babylonien auch nur die entfernteste Ahnung hatte, so sehe ich mich veranlasst, hier diesen Punkt ausführlicher zu besprechen und die betreffenden Stellen aus unserm Buche mitzutheilen. Dabei werde ich aber die Stellen unberücksichtigt lassen, wo Qûtâmi von gewissen Gebräuchen der Kana’anäer spricht und dabeï sagt, dass sie von densel- ben noch (je ES; a) «zu unserer Zeit» ausgeübt werden; denn hier kônnte man glauben, dass er dabei einfach an Phônikier gedacht habe. Zuerst aber muss ich bemerken, dass Qütämi unter Kana’anäern, ganz so wie wir, die heidnischen Bewohner Palästina’s versteht; denn er nennt sie ausdrücklich: Be- #ohner des äussersten Endes Syriens; er sagt ferner von den beiden oben erwähnten Kana'anüern Anû’hà und Thâmitri, dass sie im Süden Syriens geboren wurden; er erwähnt endlich den Kirschbaum, den man, wie er sagt, eine «kana’anäische» Pflanze nennt, und sagt von ihm, dass er «am Jordan, im Lande der Kana'anäer» zu Hause sei*”. Wenn Qütâämi also von Kana’anäern spricht, so versteht er unter dieser ethnographischen Benen- nung kein anderes Volk als die ehemaligen heidnischen Bewohner des Landes Kana’an, wobei es übrigens môglich ist, dass er diese ethnographische Bezeichnung in einem weiteren Sinne auffasst, als wir nach deu biblischen Urkunden*”: dass er aber dabei nicht an das israelitische Volk dachte und dass dasselbe niemals Babylonien erobert, noch daselbst eine israelitische Dy- nastie gegründet hat, braucht nicht erst hewiesen zu werden. Wir künnen also jetzt getrost zu den betreffenden Stellen übergehen, wo Qüûtàämi von den Kana’anäern und deren zu seiner Zeit in Babylonien herrschenden Dynastie spricht. 1. In dem Capitel, welches vom Ibrahim-Baum (ein dem Sperbebaum verwandter Baum) bandelt, giebt der Verfasser kurz die Ursache an, warum dieser Baum «der Ibrahim-Baum» genannt wird, und sagt: Ibrahim war ein Imäm, — d. h. ein Weiser oder Priester —, unter in dem auf jenes Ereigniss hingedeutet wird, ziehen zu wollen. Wenn also auch Assyrer und Babylonier in den ange- gebenen Zeiten mit einander im Kampfe waren, so kônaen sie es auch tausend Jahre vorher gleichfalls gewesen sein: Die Feindschaft, von der hier die Rede ist, s beint übrigens einfach eine solche gewesen zu sein, wie sie in den alten Zeilen uuter Grenznachbarn häaufig stallfand und auch noch jetzt zuweilen stattfindet. — Das. was hier über die Ab- stammuug der Assyrer gesagt ist, behalte ich mir vor bei einer andern Gelegenheit zu besprechen. Der Name Os» 5 kommt auch bei arabischen Schrifisiellern vor. — Desgleichen werde ich das hier von A dami Gesagte, das so lebhaft an Genes. II. 19 erinnert, bei einer anderen Gelegenheit besprechen, wo ich noch eine ausführiichere diesen Punkt betreffende Stelie mittheilen werde. 82) S. die betreffende Stelle unten Anmk. 112. 83) Ueber die weite Ausdebnung der Phônikier nach Norden hin vgl. Movers, Phôniz. Il. 4, p. 115 f. 374 (16) D. Cawozson. seinen Zeitgenossen und hat weite Reisen nach verschiedenen Ländern gemacht und zwar wegen der grossen Hungersnoth, «die zur Zeit des (kana anäischen) Kônigs Çalbämä, des Un- glückseligen für seine Zeitgenossen», in Mesopotamien stattgefunden bat. «Die Folgen seines Unglücks (d. h. jener unglücklichen Zeit), sagt er ferner, sind noch zu unserer Zeit fühl- bar und zwar wegen der Nähe unserer Zeit zu der seinigen»®”. Zuw bessern Verständniss dieser Stelle muss ich bemerken, dass die in diesem Buche erg wäbnten althabylonischen Kônige häufig Beinamen führten, oder richtiger, dass ihnen häut- Beinameu beigelegt wurden, welche ihre Regierungen charakterisirten. So wurde z. B. ein alter Kônig Namens Low, Bedinà, Ja}, «der Glückselige» beigenannt®; ein anderer Kônig, Namens Eu Schemüûtà, hiess wegen seines grossen Reichthums Qlejl, «der Gol- dene»%; ein dritter Künig, dessen eigentlicher Name nicht angegeben ist, wurde genannt sil) > A, «der vierfach Unglückselige», weil Babylonien während seiner vierjäbrigen egieruug (daher M, wie ausdrücklich bemerkt wird) von einer schrecklichen Hungersnoth und zuletzt noch von einer nicht minder schrecklichen Invasion eines mächtigen Kônigs aus Jemen heimgesucht wurde, der unter Anderem auch die Auslieferung des grossen goldenen mit Perlen behangenen Gôtzenbildes der Sonne verlangte. Ein Vetter dieses Kônigs folgte demselben auf dem Throne und wurde wegen seiner glücklichen Regierung SU, der «Gê- segnete», genannt®”. Der erwähnte Künig Çalbämä führte den Beinamen «der Unglück- selige» wahrscheinlich wegen der zu seiner Zeit stattgefundenen langjährigen Hungersnoth. Da aber der Verfasser sagt, dass das zur Zeit dieses Kônigs herrschende Elend «wegen der Nähe der Zeit» noch zu seiner Zeit fühlbar sei, so kann er folglich nicht allzu lange nach jenem Kôünige gelebt haben. Dieser Kônig war aber einer der kana’anäischen Dynastie; denn der erwähnte Ibrahim war ein Kana’anäer und zu seiner Zeit regierten kana’anäische Kônige über Babylonien, wie wir dies weiter unten (p. 48 f.) sehen werden. IT. In dem Capitel, welches vom Myrrhenbaum handelt, sagt der Verfasser Folgendes : Manche räuchern Myrrhenholz in den Tempeln und bebaupten, dass dadurch das Auftreten der Pest bei verdorbener Luft abgewandt werde; Manche fügen auch etwas von dem Harze dieses Baumes hinzu und räuchern beides zusammen; Audere legen noch Weibrauch und 84) Cod. L. a. p. 128: Lele) (JE reel lots), esp reel gs Lou, el Je él} âeleoll, Lil ut COUT 3 GI, IS (ps pes DL aile, Je Lies oil lje Les, I aust ue Le dur ë, ailes Jel Je all LUL él Li G à dl = | ≤ ue: Es wird dann eine lange Geschichte erzählt, wie Ibrahim auf einer seiner Reisen in die Wüste von Tadmôr kam, wo er, von einem Lôwen verfolgt, sich auf den erwähnten Baum gerettet, wodurch derseibe seit dieser Zeit jenen Namen erhallen hat, wäbrend er vorber ve] 1 gs hiess und auch noch jetzt, wie Qu_'Ami sagt, häufig mit diesem Namen benannt wird. 85) Er war Zeitgenosse des oben (p.27f.) erwähnten Mâsi aus Sûrà; Cod. L. b. p. 194. 86) Von diesem Kônige wird weiter unten noch die Rede sein; vgl. unten Anmk. 208. 87) Cod. L. b. p. 171 f. Auch von diesem Konige wird weiter noch die Rede sein. Ureger p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (47) 375 Uschnah (muscus arboreus) zum Myrrhenholz und räuchern dieses alles mit einander. Sie nennen das aus Myrrhenholz, Myrrhenharz, Weïihrauch und Maïah zusammengesetzte Räucherwerk Li Lio] spa. was arabisch pli a js), «das Vergnügen der Gützenbilder» bedeutet. Die Kana’anäer behaupten, heisst es ferner, dass man sich durch diese Räucherung das Wobhi- wollen der Venus erwerbe und dass man sich derselben durch Verbrenuung jenes Räucher- werkes nähere. Derjenige aber, sagen sie ferner, welcher eine Beschwôrung vor dem Gôtzenbilde dieser Gôttin verrichten will, soll dieses Räucherwerk (vor demselben) räuchern, dabei auf einem Blasinstrumente spielen und trommeln, oder mit einem Aloëholz eine Zeitlang schlagen, dann spreche er die auf seinen Wunsch bezügliche Beschwôürung der Venus aus und diese wird darauf seine Anrufung erhôren und seinen Wunsch erfüllen. Dies müsse aber zu einer Zeit ge- schehen, wo die Venus allein ihre Wirkung ausübt uod von keinem hindernden Planeten in ibrer Wirkung gehemmt wird, besonders dürfe sie zu jener Zeit weder vom Merkur angeschaut werden, noch mit demselben in Conjunction stehen; deon ihre Verbindung mit Merkur durch die Anschauung desselben ist ihr grôsstes Hinderniss (für die volle Ausübung ihrer Kraft). Nach Dhagrit, sagt der Verfasser ferner, ist dieses Räucherwerk am voll&ommensten und am geeignetsten, um durch die Räucherung desselben den gewünschten Erfolg zu erlangen, wenn man noch Safran und Costus dazu thut. Die Kana’anäer, bemerkt der Verfasser, fügen diese Ingredienzien nicht hinzu, erwähnen dieselben gar nicht und wenden sie auch bis auf unsere Zeit nicht an, und zwar thun sie dies desshalb nicht, weil sie den Jupiter am meisten ver- ebren, ibn am beständigsten anrufen u. s. w. Diese Differenz aber, sagt der Verfasser zuletzt, zwischen uns (Chaldäern) und ihnen kann weder als eine solche, noch als Absonderung oder als Feindschaft zwischen uns und ihnen angesehen werden, sondern unsere wie ihre Hand- lungsweise hat ihre Richtigkeit, und die Erfahrung zeigt uns, dass sowobl das was die Chal- däer thun, als auch das, was die Kana anäer ausüben, richtig sei; denn sowohl in Folge unserer als auch in Folge ihrer Handlungsweise erlangen wir (von den Güttern) das, was wir wollen und wünschen; dieses ist aber der beste Beweis für die Richtigkeit sowobl unserer, als auch ibrer Ansicht*®. 88) Die betreffende im Texte etwas abgekürzt mitgetheilte Stelle lautet Cod. L. b. p. 401 f. vollständig wie folgt: dll lus vie ,) ES al Up ss JL) EEE (QU és Qis (am) lyuhss D) Lee Le ms La Lp gius de àvléll all js je Le mis pe Le Gin oshons all, ul, laisse I 3 =$ és y &OU &sull jo ps cab fes PL sell 2 al je Oh ste Ju, poil SJ) à pells olime (sic) Ju, ven, dell oje es 5 poids Lure ARE spl abe Je ol sl Dé à ps J D Le a) Jess ole> Lucas EU lle Lun Les a ill Je pie pâle all és 3 M LOS ee sen ul, 5 LI ce ef 376 (48) D. CawoLzson. Ich unterlasse es, mich hier über diese wichtigen Mittheilungen, über die vorzügliche Verehrung des Jupiter von Seiten der Kana’anäer und über deren anderweitige religiôse An- schauungen auszusprechen. Ich werde dies hoffentlich bei einer anderen Gelegenheit thun, hier aber will ich mich an unsere Untersuchung halten. Der Verfasser spricht also hier deutlich von den Kana’anäern als seinen Zeitgenossen — was er übrigens auch in vielen anderen Stellen thut —, und obgleich er hier nicht ausdrücklich sagt, dass er von den Kana’anäern in Baby- lonien spricht, so sieht man doch aus der Art und Weise, wie er sich über dieselben aus- spricht und wie er sich bemüht, jeden schroffen Gegensatz zwischen Chaldäern und Kaua'anäern zu ebenen uod auszugleichen, dass letztere damals die Beherrscher Babyloniens waren und dass der Verfasser daher die gegründetste Ursache hatte, sich über dieselben so vers‘hnend und schonend als môglich auszusprechen. Man halte übrigens das, was ich hier sage, für keinen bei den Haaren herbeigezogenen Beweis; aus den gleich anzuführenden Stellen wird man er- sehen, dass das Gesagtle seine vollkommene Richtigkeit hat. III. An einer anderen Stelle handelt der Verfasser von einem Baume, Namens Rüchü- schi, und bemerkt darüber Folgendes: der Kana’anäer Çardänà (oder ÇCardäjà) erwähnt diesen Baum, lobt ihn und sagt, dass er ac sil}, «der Alte» (d. h. der aus der Vorzeit stam- mende) genannt werde. Auch der Kana'anäer Ibrahim gedenkt dieses Baumes, lobt denselben noch mebr als Çardänàä und neont ïhn af Y) ë=*, «den Priesterbaum». «Ibrahim näm- hch, heisst es ferner, stammt von den Kana’anäerp, ist aber in Küûüta-Rijjà* geboren. Nach- ul js Jul ol ones JB lell CE ce Qi HI Uf loss Dél à als à, ol Li A Ga J, al des 3 sl, JT EX Lil, oliell Lë ge à rs) 4j pole, nas) Qc) y el] plel Je | jo Le Jd) à5 ploæuss 9 D D BE Je ru ps Lis AE) 1j, Us_p Los D yo) use Y* dE Ge a prbsis lys lee) des La cs à sil al Es J lys ak 7 nr Lilas pi (5) 53) La de Je | | js, os SE Le Lara Linie) CIRE a Es lys Ole) des Le Es y Li) ls. Die Worte von OIE es hs bis zu Ende gehôren nicht Dhagril, sondern Qüût àmi an; denn Ersterer lebte vor der kana’anäischen Invasion in Babylonien, wie aus dem weiter unten Gesagten zu ersehen ist, AS Jose, das pb cut bedeutet, kann ich nicht erklaren; es ist übrigens auch nicht erwiesen, dass dieses Wort ein babylonisches sei; denn hier ist nicht gesagt, dass diejenigen, welche jenes Räucherwerk auf die angegebene Weise gebrauchen, Bahylonier sind. — Ueber die Bedeutung der Raucherwerke in den heidnischen Culten des Orients vgl. Ssabier II. p.702 f. Anmk. 34. 89) Vel. über diese Stadt Ssabier IL. p. 723. Anmk. 9, ib. p.913 f. den Nachtr. zu IL. p. 552 f. $. 4. u. Rôdiger in den Nachträgen zu Gesenius Thes. p 94s.v. P23. — In unsern Handschriften der «nabathäischen ; andwirthschaft» wird der Name dieser Stadt immer L, et und niemals Le PE wie Quatremère anfangs lesen zu mussen glaubte (s. Journ. des Sav, 1848, p.182 u. ib. p.606), geschrieben. Dessgleichen wird dieser Name auch in dem, Wäqidi zugeschriebenen Werke GLa)l eo (Ms, des asiat. Mus. Nr. 596, fol, 153) deutlich L, 3 seschrieben. Uegser DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR 1N ARAB. UEBERSETZUNGEN. (49) 377 dem nämlich die Kana’anäer, nach langenu zwischen ihnen und den Chaldäern stattgefundenen Kämpfen, sich Babyloviens bemächtigt und dieses Land in Besitz genommen batten, — und sie (d. h. die Kana’anäer) sind jetzt unsere Kônige, Gott môge sie durch seine Hülfe stärken — siedelte Nemrôd kana’anäischer Priester nach diesem Lande (d. h. Babylonien) über; die Vorfahren Ibrahims aber gehôren zu diesen aus dem Lande Kana’an Uebersiedelten». Der Autor theilt dann noch Folgendes über den erwähnten Baum, nach diesem Ibrahim, mit. Derselbe sagt nämlich: die kana’anäischen Priester halten diesen Baum für glückbringend; die Ursache davon ist in kurzen Worten folgende: ein alter chaldäischer Künig zürnte einst über einen der chaldäischen Priester und befahl denselben zu verbrennen und die Ueberreste des verbrannten Kôrpers in der Asche liegen zu lassen, ohne dass sich Jemand denselben zu nähern erlauben dürfte. Ein starker Regenguss schwemmte die Asche nebst den von den Flammen verschont gebliebenen Knochen in eine Vertiefung, wo dieselben mit Erde überschüttet wurden und woraus dann der erwähnte Baum hervorwuchs. Die kana’anäischen Priester halten diesen Baun für einen glückbringenden. weiïl der Verbrannte ein Chaldäer war, die Chaldäer dagegen balten ibn für unglückbringend, weil eben die Kana’anäer ihn für glückbringend halten. Der Autor, drückt darauf seine Verwunderung über die grosse zwischen den Kana’anäern und den Chaldäern herrschende Feindschaft aus, während diese beiden Vülker doch, wie er sagt, die Nachkommen von zwei Brüdern vou den Kivdern Adams seien, die von einer Mutter, einer der Frauen Adams, herstammen. Adam nämlich, sagt er ferner, erzeugte nach den Angaben der Genealogen vierundsechzig Kinder, und zwar 22 weibliche und 42 männliche; von den Letzteren hinterliessen nur 14 Nachkommen, von den Uebrigen dagegen habe sich keine Nach- kommenschaft erhalten. Der Verfasser drückt hierauf sein Bedauern auch darüber aus, dass der Hass unter Verwandten am stärksten sei, und bemerkt dabei, dass die Kana’anäer ihren Hass gegen die Chaldäer dadurch rechtfertigen, dass sie sagen: cihr Chaldäer habt uns aus dem Lande unseres Vaters, d. h. aus Babylonien, nach den äussersten Gränzen Syriens ver- trieben». Die Chaldäer dagegen sagen: «ihr Kana’anäer seid auf eine übertriebene Weise stolz und hochmüthig gegen uns gewesen; Gott verlieh uns aber seine Hülfe gegen euch und wir trieben euch daher aus dem Lande; ihr aber übertreibet euern Hass gegen uns». Ich aber, be- merkt darauf der Verfasser, will, obgleich selbst Chaldäer, die Kana’anäer nicht beleidigen und ibnen auch nichts vorwerfen; denn seit sie uns beherrschen haben sie.sich gut gegen uns betragen, nachdem die zwischen uns und ihneu stattgefundenen Vorfälle vorüber waren…. Die Chaldäer, sagt er endlich, beschäftigen sich mit der Pflege jenes Baumes nicht, «und nur die Kana’anäer pflegen und pflanzen denselben weiter fort seitdem sie dieses Land (Baby- lonien) in Besitz genommen haben,.... und ich weiss es, dass kein einziger dieser Bäume übrig bliebe, wenn die Herrschaft der Chaldäer wieder eintreten würde»”), 90) Die hier auszugsweise mitgetheilte Stelle lautet vollständig (Cod, L. b. p. 393 ff.) wie folst : ay" 0) JP del nl I dl, a) set LL, Li por ge 1 loué Jld) Les LB, 48 Mém. des sav, étrang. T. VIII. 378 (30) D. CawoLzson. Zur Erklärung dieses Streites hinsichtlich jenes Baumes will ich hier bemerken, dass die Bäume überhaupt bei den alten Babyloniern und den denselben verwandten Stämmen eine CH sf Due ge ele sl 1e À ssl EN Le Gi ls él M pile) ge ds 030 dl pol US, Lo OM Ps ( (1. Loos) L55le Le Ji dé gsloul à Ve pre SD je gel EI ge 223 au OK A 1e 43 pale LL ENTER 3,L lle eh al et JE Ur nt je LI xl Ji le pos al Cl UT sl all Leb a Ce Je cllull pull 3 Lsë en Us des Ci, ad) pui ol del ous ph ak 1,5 ol ob = Y LL EU PRE ET LE PO ENPOEN EAT es Lee Dh LU sen ee ess p deu) bise Ÿ do 5p2 [amll oûer HI] Jel Lo, CG JB sël je Lie C2 LUCE, bits LU, lulu sé âcst) Elsa . JU HUE lo) Et LEE las) . PR TE gel AL) él ot ne 2 [éfŸ ae gt ae or Inca mets DE ddle d-J Le vla oahe Reel où abeis pl 2) ei à y" äshs el U° GE Le d U° D) Je U° Lo, ball DE Ye S DE À, . ed el al ul ll 5 Le (je pol Ji ses CI El nd Y sl, pi 5h38 pie 0) se ali gs of pélsse 5 Uosis DEN LA JE gs ï PURE AE ÿ* lui 55 LE ai mile Eu Bb il og pli SL I Gal A je bons il vylas à “ 1, ss Cle al Les Le Ge Le ds JE be Gel, 0 ol à M = ssl) A ne de usb Ÿ #J alu ce if ol, LI, Lil Ke buis . .) JE ei) Came pie di St ar NE Les lue) J5 Lie LU Hébert sel Ne pi a ie Al Lo 425 6 st oj "3 A Je AU ol 5 cle W Je pes db dse ge GA & dll G Les one ph le 1, Dre ose dons US of M LMI Jje GG louis Les We lin pen) ST DE... à pis Na Je 3 LH EU, lue je Ses sul, re 6 Le cs M] ade Lis, Ÿ, jo ds 3, Go LU) gl plie poè ls JL lule Lil, Loue il, as) je je Ge p'osldll él es oi dl del Us &35 G sell meul dl Ur 8er DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (51) 379 grosse Rolle spielten, dass diese sich die Bäume gewissermassen als beseelte und mit Bewusst- sein begabte Wesen dachten und dass endlich der sehr verbreitete Baumeultus sich VOTZUgs- weise auf die Idee basirte, dass die verehrten Bäume eben so gut wie die Gôtzenbilder, die sichthbaren Repräsentanten gewisser Gottheiten seien, die mit jenen in einer gewissen Beziebung stehen*”. Ob diese Idee des Bumeultus die ursprüngliche ist, oder ob sie sich erst in einer schon reflectirenden Zeit herangebildet hat, kann hier unerürtert bleiben, wir werden jedoch diesen Gegenstand da besprechen, wo von der Religion der alten Babylonier überhaupt und besonders vom Baumeultus derselben gehandelt werden wird. Desgleichen wollen wir hier die andern wichtigen Punkte unerürtert lassen, wie z. B. die merkwürdige Genealogie Adams, die Nachricht von der Auswanderung der Kana’anäer aus Babylonien nach dem Lande Kana’an, ‘wodurch die bekannte Nachricht des Herodot über die Ursitze der Phônikier am rothen Meere auf eine glänzende Weise bestätigt wird; diese und ähnliche Punkte werden wir in unserer «historischen Einleitung» mit Anfübruog noch vieler Parallelstellen ausführlich behandeln. Hier aber wollen wir nur die aus der eben angefübrten Stelle zu ziehende Folgerung über die Ab- fassungszeit unseres Buches besprechen. Es wird hier so deutlich als môglich uod wiederholt gesagt, dass der Verfasser zu einer Zeit schrieb, als eine kana’anäische Dynastie in Babylonien herrschte, und man sieht auch hier, dass der Verfasser, obgleich selbst Chaldäer und zu den Gegnern der Kana’anäer gehôrend, sich vorsichtig und behutsam über dieselben ausspricht und den schroffen Gegensatz zwischen diesen und seinen Stammgenossen zu mildern sucht. Wir stossen aber hier auf eine uns wohlbekannte und dennoch unhekannte Persônlichkeit des grauen Alterthums, über die in alten wie auch in neuen Zeïten viel gefabelt und gespro- chen wurde; wir meinen den hier erwähnten Nemrôd, der in der eben angeführten Stelle zwar nicht ausdrücklich als Gründer der kana’anäischen Dynastie in Babylonien und als Er- oberer dieses Landes genannt wird, aber uns jedenfalls als kana’anäischer Künig in Babylonien entgegentritt. Es fiel mir allerdings ein als ich diese Steile zuerst las, dass der Name Nemrôd, wie der Name Ibrahim, ein von dem Mohammedaner Ibn-Wahschijjah modificirter sein kônnte und dass im Original our ein an Nemrôd äbhnlich anklingender Name gestanden haben mochte, den jener Uebersetzer in den ihm als babylonischer Kônig bekannten Künig Nemrôd xerwandelt haben mochte. Ich wurde aber später nach Auffindung der gleich mitzutheilenden Stelle leicht überzeugt, dass dies nicht der Fall ist und dass der Eroberer Babyloniens und der Stifter der kana’anäischen Dynastie daselbst wirklich Nemrôd oder eigentlich Nem- rôdà hiess. IV. Der Verfasser sagt nämlich an einer anderen Stelle von einem gewissen Theile des Palmbaumes, dass die Zauberer sich dieses Holzes zu gewissen Zaubereien bedienen, die auf die zwülf Zeichen des Zodiacus und auf die sieben Planeten Bezug haben. Vermittelst dieses Holzes, heisst es ferner, wird auch etwas vollbracht, das den Zaubereien äholich ist, und damit 91) S. Ssabier II. p. 914 f., den Nachtrag zu II. p. 459, $. 11. Auch Empedokles glaubte, dass die Pflanzen, wie die Thiere, Verlangen, Gefübl der Lust und Unlust, ja Verstand und Einsicht besässen; s. Meyer I. c. IL. p. 47. x 380 (52) D. CawoLzson. sind die habylonischen Entführungen»”? gemeint, die der Zauberer ’Ankebüt à”, erfunden hat. Es wurde mir berichtet, sagt der Verfasser ferner, einer der Zauberer — dessen Name ich nicht neonen will, — welcher sich an das System des Çinàt à”? hält und denselben über alle andere Zauberer stellt, habe vermittelst eines Zaubermittels dreissig Kühe von den Heerden des Kônigs weggeführt, welche in Bâküräâti, im Bezirke von Küûta-Rijjà, weideten, ohne dass dies von den Hirten und Wächtern bemerkt wurde. Hier unterbricht sich der Verfasser durch die Mit- theilung einer ziemlich langer Geschichte von demselben Zauberer, die ibm Jemand erzählt hat, nach der jener Zauberer die Umgebung von Süûrä, in der Lôwen überhand genommen batten, durch tägliche Einfangung von 3— #4 derselben gereinigt, was er durch gewisse Mittel bewerkstelligt hat, Daselbst wird auch erzählt, wie er einst bei dieser Gelegenheït einen gross- mächtigen Lüwen an sich gelockt, ihn unschädlich gemacht und iho dann laufen liess. Darauf kehrt der Verfasser zu der früheren Geschichte von der Wegführung der 30 Kühe aus der kôniglichen Heerde zurück und berichtet darüber Folgendes: Wie die Hirten des Kônigs es merkten, dass ihnen 30 Kühe weggefübrt wurden, meldeten sie es isren Vorgesetzten. Diese berichteten es den Verwaltern, diese theilten es dem Oberverwalter mit, der es dem Kônig hinterbrachte. Dieser gerieth darüber in Zorn, rief die ersten Männer von Küûtâ-Rijjà vor sich zusammeu und sagte zu ihnenu: «Wenn ihr von euren Ränken gegen mich nicht ablassen werdet, so wie ihr euch gegen meinen Vater..... hinterlistig betragen habt, so will ich euch Alle tüdten; warum seid ihr gegen eure Kônige nicht auf diese Weise verfahren: seitdem wir über eucb regieren, feindet ihr uns durch Beschädigung und durch Hinterlist an? Liefert also, rief er ferner, meine Kühe an Ort und Stelle wieder ab, wo nicht, so ist es das Beste, sämmtliche Chaldäer dieses Landes zu tôdten; beim Jupiter! rief er zuletzt, wenn ihr die Kühe nicht zurück- liefert, werde ich für eine jede Kuh zebn von euren Grossen und Mächtigen hinrichten». Da trat Särüqà, der Besitzer von grossen Landoütern, Knechten und Mägden, vor den Kônig, schwur beim Jupiter, dass sie nichts von jenen Kiüben wissen und dass sie weder dadurch, noch durch sonst irgend Etwas den Kônig reizen wollten; ich habe aber, fügt Särüqà hinzu, in Bezug auf die Wegführung jener Kühe eine Vermuthung; der Kônig, sagte er endlich, môge mir einen Tag Zeit lassen, und ich werde jene 30 Kühe an Ort und Stelle abliefern. Du willst mir, er- wiederte der Künig, deine eigenen Kühe statt der meinigen geben, ich schwôre aber bei der Sonne, dass ich nur dieselben Kühe annehmen werde, welche ibr mir gestohlen habt. Ich ge- horche deinem Befehle, erwiederte Särüqà, und werde dieselben Kühe abliefern; nur bitte ich 92) ab U) BG} ] ; das erstere Wort ist hier nicht im Sinne von «(Diebereien» zu nehmen; denn aus dem Zusamenhang der Erzäbhlung geht hervor, dass damit die Kunst gemeint ist, durch irgend ein Mittel Thiere an sich zu locken und zu fesseln; man kann dabei an den bekannten amerik. Pferdebändiger denken. 93) Dieser Zauberer, oder, um mit anderen Worten zu sprechen, dieser wirkliche oder vermeintliche Kenner der Natur und deren Eigenschaften (vgl. unten p. 59, Anmk. 104), gehôrt dem hohen Alterthum Babyloniens an und war noch älter als Adami; er wird in unserm Buche ffters erwahnt und es werden von ihm und nach ihm hôchst merkwürdige und sonderbare Dinge berichtet. Sein Name wird bald E AÀAC, bald re geschrieben. 9%) Dieser Zauberer gehôrt einer jungeren Periode an als der vorhergehende , auch er wird ziemlich oft in unserm Buche erwähnt und Ibn-Wa’hschijjah hat eine Schrift von ihm in 78 Capiteln über die Mandragora als Zauberpflanze in’s Arabische übersetzt. Sein Name wird häufig AE wo, ZuWeilen aber auch Le geschrieben. Ueser DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (33) 381 den Kônig, dass er mich weiter nichts darüber frage; denn die Zauberer, meint er, vermôgen Dinge zu verrichten, wo wir ihnen nicht beikommen kôünnen. Der Kônig verstand diesen Wink, merkte, dass jene Kühe nicht von Dieben, sondern von den Zauberern weggeführt wurden, und es wandelte ihn eine Furcht vor denselben an. Er forderte daher Särûqà auf, die nôthigen Schritte zur Zurückerstattung der weggeführten Kühe zu thun und versprach, ihn weiter um nichts zn befragen. «Särüqà begab sich darauf nach seiner Wohnung, nahm 1000 Stück von den Dinäârs, welche Nemrôdà, der Vater des Kana’anäers Za’hmünä (oder Ra’hmünä)*?, dem jene 30 Kühe gestohlen wurden, geprägt hat, begab sich zu dem Zauberer, von dem ich sagte, dass ich seineun Namen nicht nennen mag», flehte ihn an und redete ihm zu, die Kühe zurückzugeben und auch das Geld auzunehmen. Der Zauberer willigte ein und die Hirten Särûqàs übergaben jene Kübe den Hirten des Künigs. Dieser, der Ruhe vor der Bosheit der Zauberer haben wollte, sprach kein Wort weiter davon; denn, heisst es ferner, wenn er einen oder gar viele von den Zauberern getôdtet hätte, würden doch noch Viele derselben übrig ge- blieben sein, und er fand es daher politischer, die Zauberer unangefochten zu lassen. «Dieser gegenseitige Streit zwischen Kana’anäern und Chaldäern, sagt der Verfasser zuletzt, ist alt und datirt sich noch von der Zeit her, wo dieses Land (d.h. Babylonien) noch nicht im Besitze der Kana’anäer war; denn der übertriebene Hass derselben gegen die Chaldäer ist unter den Vôlkern bekannt. Die Kana’anäer hassen nämlich die Chaldäer wegen der Wissenschaften, mit denen die Gütter dieselben beschenkt haben, und deren sie selber nicht mächtig sind. Sie (d.h. die Kana’anäer) sind aber jetzt unsere Kônige und unsere Heerführer; wir und sie stehen in einem Range und wir sind ihnen dankbar; denn sie haben uns Gutes ge- than seitdem sie uns beherrschen»‘. 95) Dieser Name lautet in dem Leidn. Cod. 303, b. fol. 561 an zwei Stellen Less, in dem Bodlej. Cod. Nr. 326 an der ersten Stelle eben so, an der zweiten dagegen É 3. Die mir bekannten kana’anäischen Eigennamen: L5) : Kyle, Ls, oder LI5,, EPA Are GE und der von Ibn-Wa’hschijjah modificirte Name r2» Î, lassen sich grôsstentheils nicht durch uns bekannte hebr. und syr. Wurzeln erklären; man hat daher keine Ursache, die unbestimmte Lesart Le, (= Le) der bestimmten be; vorzuziehen, obgleich (es sich von einer sebr bekannten Wurzel herleiten lässt. 96) L. c. p. 559 fl: d) bte les (d. h. von einem gewissen Theile der Palme) Lie Je Js orË po N 4 és Gel Wie als Jales jée deu ne AIS ämnul], jic OI) er) PPS CR EU Ja LUR SLA Ce, cl loall au, Le lgo Jose ilolse Oo HE Ge be Je Lee Je Del Jais Ja) seb àù,E dues LU) ec) Ulis os ce D le Sub, d Line, Eli) Eb dl & Goal Js Li, al ge Le Gus Ds à5, Je, àcull als Le gpl ee QE déés dl enr, âels LL # Libé, Lui cle, QU gel Eli, ais n 5 y L, «#9 de ÿ* œbsb EU à A OF ous Bla ÿ° op &Lil àS po sh, J . Es folgt dann die Erzählung von der Art und Weise 382 (54) D. CawoLzson. Aus dieser hôchst merkwürdigen Nacbricht, die wir ausführlich und zum Theïl würtlich mitgetheilt haben, kann man, was hier für unsere Zwecke von Wichtigkeit ist, Folgendes ent- nehmen: Nemrôd oder Nemrôdà ist sicher kein von Ibn-Wa’hschijjah modificirter Name; wie jener Zauberer die Umgebung von Sûrà von den daselbst überhand genommenen Lôwen gesäubert und wie er einen grossen Lüwen, der schon in seiner Gewalt war, freigelassen hat u. s. w. Dabei bedient sich der Verfasser unter . : g . : oO Andern der folgenden Worte: 2) aile « > NL Del Le Fr. CE Je Colas) us à jhashrne 2 æ Dell] 0,03 ce ülasl Le al 6, Col lui) à (3 Nach Beendigung dieser Mittheilung setzt der Verfasser die Erzählung von der durch den erwäbnten Zauberer vollbrachten Wegfübrung der dreissig Kühe fort und berichtet die oben im Texte auszugsweise mitgetheilte Nacbricht auf folgende Weise: J) Es Je LU LS EU à ge 5e CA AU il Es Le), EU J) ülexill clef, El cles 3, PS JAI béf, AS Ji dial le, dé) Mis as LS us ce LS £l JE CS CSST ec Css ste pose jé Le Ub pill Is Je Ge lon Li 1 1 SES Lis) 3] qul ticiesés Col ee ds UN L, ojls LE leche JI La lue 5 ske JG Se JS ae ol aje L35 ol will Geo, gashdll ee M je Jel dE, Je Jl dell, all, 60 ball ele Bose a) lis ble, la nt PORN SRE STE de ge D Je Lil Les SUN Uge) LE EU d Jli Le Jan él oi Gb Pol, Lo EU bei GE Es 3 GE vs alone lopspe A Lai de le M LS Rs SURESNES D ol 0) EU JO A UE L5,) deu Ki at LEMNIE ge EU ul, She äôe ce Quel Us ul El his Luis b L JLel 5 =] (1 Lo,el gs CE op ALI Ÿ GI, deb sel d JL Gale p55 LS re Leg éluclé 5e) JL oo bloe: Sell selles ohelss en SIENS dl, au oe pèss all 8325, dl blue au of LIN GI Es SI LI ES ONE bis oo All 2, Lu) bb LOT Le; alu Ul, as Jles [Je es) vs ail ases Ji bel Ge Gb cle Ge, Us Le all, al 638% Us 5 ob SM ab 2, J5 pb SN open Le ee al ÜL ee a she élls se EU) él, El êle, a) pl, dulull (3 5021 pes Jill Qi (ob & ae gb Ÿ ce pre cit lie SR 5) 53) Ds clef] le Js ous lousll, slt ou às,lll ojss rés Jilis UepER D1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (55) 383 denn sonst hätte er ihn hier nicht Nemrôdd°? , sondern einfach Nemrôd geschrieben, wie die Mohammedaner gewüôhnlich diesen aus dem Qorân ihnen bekannten Namen schreiben. Aus der vorhin angeführten Stelle, wo es heisst, dass Nemrôd nach der Eroberung von Babylo- nien durch die Kana’anäer kana’anäische Priester aus Kapa’an nach Babylonien brachte und sie daselbst ansiedeln liess, geht schon ziemlich klar hervor, dass er eigentlich der Eroberer Babyloniens und der Stifter der kana’anäischen Dynastie daselbst war; noch dentlicher aber geht dies aus unserer Stelle hervor. Hier treten uns die ersten Zeiten der Eroberung eines fremden Landes und die beständigen Reibungen zwischen Siegern und Besiegten zur Zeit des Nemrôdà klar entgegen, so dass sogar der nächste Nachfolger des Eroberers noch jene Chikanen vor Augen hat, von denen sein Vorgänger betroffen wurde, und die Gemüther noch so wenig beruhigt glaubt, dass er sogar bei einer sebr geringfügigen Veranlassung gleich Aufstand und Revolte wittert und mit vülliger Ausrottung des besiegten Volkes droht. Ob dieser Nemrôdà, der Eroberer Babyloniens, mit dem biblischen Helden gleichen Namens identisch ist, werden wir weiter unten untersuchen. Was aber speciell unsere Untersuchung über die Abfassungszeit unseres Buches anbetrifit, so sagt der Verfasser hier gleichfalls so deutlich als môglich, dass er zu einer Zeit schrieb, wo eine kana’anäische Dynastie Babylonien beherrschte. Ja aus der eben mitgetheilten Erzäh- lung scheint sogar hervorzugehen, dass er nicht allzu lange nach der kana’anäischen Occupa- tion gelebt hat; denn das Abentheuer jenes in unserer Erzählung hier eine Hauptrolle spielen- den Zauberers mit dem Lôwen hat der Verfasser nicht etwa in irgend einem alten Buche ge- lesen, oder als ein Mäbrchen der Vorzeit vernommen, sondern er sagte: «Jemand hâätte ihm diese Geschichte mitgetheilt», und dies klingt so, als wenn dieselbe sich nicht vor allzu langer Zeit ereignet hätte. Der Verfasser sagt auch wiederholt, dass er den Namen jenes Zaube- rers nicht nennen will; wenn derselbe sehr lange vor ihm gelebt hätte, was hätte dann der Verfasser für besondere Ursache gehabt, den Namen jenes seit vielen Jahrhunderten hingeschie- denen Mannes so ängstlich zu verheimlichen? Wenn aber jener chaldäische Zauberer, der bei dieser gehässigen und anstôssigen Geschichte eine Hauptrolle gespielt hat, nicht lange vor dem Verfasser lebte, so kann derselbe, bei seiner milden und versühnenden Richtung, wobl viel- fache Ursache gehabt haben, den Namen jenes Mannes sorgfältig zu verheimlichen. Desgleichen wird hier von dem erwähnten reichen Gutsbesitzer Särûqà so gesprochen, als wenn er zur Zeit des Verfassers noch eine sehr wohl bekannte Persônlichkeit gewesen wäre, und nicht so LU Jul ps PL nd ySs Hl, Jl,s ps DE sl, LL où Po Le Use) LT Ye" Die Varianten s. in den Zusätzen und Verbesserungen. 97) Dass dieser Name in der oben Anmk. 90, p. 50 angeführten Stelle in dem einzigen mir zugänglichen Cod. 29€ und nicht 15,6 lautet, wird wohl davon herrühren, dass dort auf 54 ein Wort folgt, welches mit | (4£)) anfangt, wodurch das ] yon ] 29 D leicht vom Abschreiber ausgelassen worden sein kônnte. 384 (56) D. CaHwoLson. als wenn er etwa vor 500 Jahren gelebt hätte. Auch die zornige, in abgebrochenen Sätzen ge- sprochene Rede des Künigs hätte anders geklungen, wenn der Verfasser sie in irgend einer historischen Schrift gelesen hätte; sie klingt aber ganz so, als wie wenn Jemand, der sie un- längst gehôürt, sie hastig und treu mündlich weiter erzählt hätte. Auch an dieser Stelle legt der Verfasser seine milde und versühnende Gesinnung in Bezug auf die Kana’anäer an den Tag; dabeï verläugnet sich aber sein stolzes Bewusstsein nicht, dass er Chaldäer sei und dass seine Stammgenossen in geistiger Beziehung hôher stehen als ihre mächtigen Sieger, obgleich dieselben die materielle Macht besitzen. Der Verfasser sagt also an drei verschiedeuen Stellen ausdrücklich, dass er zu der Zeit schrieb, als Babylonien von kana’anischen Kônigen beherrscht wurde. Hr. Prof. Ewald aber, dessen scharfsinnige Analysen vieler Schriften des Alterthums von so glänzendem Erfolge be- gleitet waren, glaubte auch hier die schon früher bei andern Gelegenheiten benutzte Methode anwenden zu künnen, und von der Voraussetzung ausgehend, dass unser Buch von verschie- denen Verfassern herrühre und dass selbst Qûtämi vielleicht nicht der alleinige Verfasser sei, wollte er von der oben angeführten Stelle über Ibrähim el-Kena’ani und Nemrôd, die ich ihw sehrifilich mitgetheilt habe, keine bestimmte Folgerungen auf die Abfassungszeit des gan- zen Werkes ziehen, und meinte, dass man daraus nur die Zeit des unbekannteu Schriftstellers, dem diese Stelle entnommen ist, ersehen kônne*®). Hr. Prof. Ewald kennt indess aus unserm Buche nur die trockenen, für historisch-kritische Untersuchungen fast ganz unbrauchbaren Auszüge des Ibn-Awwäm””, ferner die wenigen Mittheilungen Quatremère’s!", die ge- ringen Auszüge in meinen Ssabiern "°° und endlich die ihm von mir schriftlich mitgetheilten Stellen; ich bin aber vollkommen überzeugt, dass er anderer Meinung sein würde, wenp er das ganze Werk vor Augen hätte. Allerdings geht diesen eben mitgetheiïlten vier Stellen kein PU JB, «Qûtämi spricht», unmittelbar voran, aber wir haben schon oben bewiesen, dass Qût'âmi nicht die Bücher seiner Vorgänger erweitert und mit Zusätzen versehen hat, sondern dass er seine Vorgänger nur benutzt hat, dass er der alleinige Verfasser des ganzen Werkes ist, dass er ferner überall genau und sorgfältig citirt und beï jeder citirten Stelle die Quelle derselben angiebt, und dass folglich jede nicht als Citat bezeichnete Stelle von ihm selbst her- rübrt; demnach rühren auch die vier eben angeführten Stellen, wo der Verfasser sich als Zeit- genosse der kana’anäischen Dynastie in Babylonien angiebt und wo er noch obendrein von sich in der ersten Person spricht, ganz bestimmt von Qüûtâmi selber her; denn eine solche Gedankenlosigkeit: einen Andern in der ersten Person sprechen zu lassen, ohne zu be- merken, dass dies nicht seine eigenen Worte sind, kann ich einem Manne wie Qûtâämi niemals 98) S. Ewald in dem oben p. 32, Anmk. 49 angefuhrten Aufsatz p.148 ff. 154 f. u. 160. 99) In dessen & il) EL libro de Agricultura, su autor .... Abu Zacaria elc. traducido al Castellano y ano- tado por Don Josef Antonio Banqueri, Madrid 1802, 2 Bde. in fol.; vgl. über dieses Werk E. Meyer |. c. II. p.260, und 248 ff. 100) In Nouv. Journ. As. t. XV. 1835, p. 227—230, 401) II, p. 908 f. User p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UKBERSETZUNGEN. (37) 335 zumutben. Ich will übrigens auch noch Beweise anführen, 1) dass jene eben angeführten vier Stellen von Dhagrit und Janbüschäd nicht herrühren kônnen und 2) dass sie die Worte keines anderen Schriftstellers als Qûtlämis selber enthalten; dadurch werden auch diejenigen, welche etwa noch immer glauben mochten, dass Qût'âmi nicht der Verfasser des ganzen uns vorliegenden Werkes, sondern our der Bearbeiter und Fortsetzer der Werke des Dha orit und Janbäschäd sei, sich überzeugen kônnen, dass die eben mitgetheilten vier Stellen dennoch our von Qûtämi und nicht von den eben genannten angeblichen Vorgängern desselben her- rühren künnen. Wir sagen, dass jene Stellen weder von Dhagrit, noch von Janbûüschäd — und noch weniger von Schriftstellern, die älter sind als Ciese Beiden — herrübren kônnen und zwar aus folzenden Gründen: 1) Diese beiden Schriftsteller werden in unserm Buche uuzäblige Mal citirt und zwar immer mit den Worten Cas Jb, 5l2,0 JB, «Dhagrit sago, «Janbäschäd sagt», oder auf eine ähnliche eben so deutliche Weise; warum sollte man denn annehmen, dass in diesem Buche sich zugleich eine Anzahl namenloser Stellen finden, die von diesen sonst 200 bis 300 Mal namentlich citirten Schriftstellern herrühren sollten? 2) Jene vier Stellen kônnen aber auch aus den einfachen Grunde nicht von diesen beiden Schriftstellern herrühren, weil selbst der jüngnre Janbüsehàd vor der kana’anäischen Occupation gelebt hat, geschweige der viel ältere Dhagril. Der Verfasser spricht nämlich von gewissen Theilen des Palmbaumes und giebt an, wozu man dieselben benutzen kônne; unter Andern, sagt er, auch dazu, um aus diesem Holze geschnitzte Thierfiguren zu verfertigen, welche die besten Opfer sind, die den Gôtzenbildern in den Tempeln dargebracht werden. Diese Figuren aus dem erwäbnten Holze, heisst es ferner, machen die Frommen, welche den Gôützenbildern weder lebende, noch todte Thiere opfern und dies zu thun sogar verwerfen und verbieten. Zu den bedeutendsten Männern, welche sich zu dieser Lehre bekannten, heïsst es ferner, gehôrt Jan- bûüschäd; aber auch vor ihm wollten schon Mâsi der Sûrâner, G'ernänà"”? und auch sonst viele von den weisesten Chaldäern und den Häuptern derselben, deren Zabhl gross ist, keine Thiere, sei es durch Verbrennen oder sonst auf irgend eine Weise, opfern, sondern sie verfertigten aus dem erwähnten Holze verschiedene Thiere und opferten sie den Gôttern. Vor unserer Zeit, sagt der Verfasser endlich, und bevor die Kana’anäer Babylonien in Besitz genommen haben, gab es in den meisten Städten dieses Landes (d. h. Babyloniens) Künstler, welche sich mit der künstlichen Ausarbeitung jener Thierfiguren beschäftigt hatten; nachdem aber die Kana'anäer zur Herrschaft gelangt waren, hôrte dieses auf; denn die Masse des Volkes bekennt sich zur Religion der Kônige (d. h. der kana’anäischen). Der freisinnige Verfasser kommt zuletzt mit seinem guten Rath, dass ein Jeder jene Figuren selber machen môchte, uod versichert, dass dies in den Augen Gôtter noch verdienstvoller sein würde; deun, sagt er, in der Lebeusbeschreibung des Janbûüschàd wird überliefert, dass der- selbe diese Thierfiguren nicht kaufte, sondern mit eigenen Händen als Opfer zu machen pflegte, 402) Gernänà, ein alter Weiser und Dichter, war ein Schüler des Mâsi aus Sürà; in dem Capitel, welches von der Palme handelt, wird er am häu‘igsten erwähnt. Mém. des sav. étrang. T. VIII. 49 386 (39) D. CHwoLzson. wie er auch sonst nur das ass, was er mit eigenen Händen gesäet, und nur das Wasser trank, das er mit eigenen Händeu geschüpft hatte"”. Es ist überflüssig auf die ausserordentliche Wichtigkeit dieser Stelle überhaupt aufmerk- sam zu machen. Man sieht daraus, wie edlere und reinere Religionsbegriffe, die jedes Thieropfer verwarfen, sich schon sehr frühzeitig geltend machten; denn Mâsi der Sûräner war unserm Verfasser gegenüber ein Mann des hohen (wenn auch wicht des hôchsten) Alterthums. Wie das Gute und Edle überhaupt immer in der Weltgeschichte zur Geltung gelangt, so breitete sich auch diese edlere, von den besseren Geistern st:ts befürwortete Lehre allmäblig weïter aus, bis sie zuletzt fast Gemeingut Aller wurde, Der schon gelegte gute Keim hätte vielleicht noch schônere Früchte getragen, da drangen aber fremde Eroberer ins Land und ein Volk bemäch- tigte sich desselben, welches zwar verwandt, aber feindlich gesinnt war, zwar nicht ungebildet, aber auf einer geringeren Culturstufe als die Babylonier stand. Die Masse des Volkes schloss sich den Siegern an und vergass seine geistigen Errungenschaften, an deren Erwerbung seine edleren Geister Jahrhunderte lang gearbeitet hatten; die bessern Geister dagegen sahen diesem Rückfall mit Schmerzen zu und suchten nach Môglichkeit das Gute noch irgendwie zu retten. Dies gehôrt jedoch vorläufig nicht zu unserer Untersuchung: wir sehen aber jedenfalls daraus, dass Janbûüschäd vor der kana'anäischen Occupa'ion gelebt hat, als es noch Sitte war, Jene hôlzernenu Thierfiguren von den Künstiern zu kaufen und den Gôttern zu opfern. Man siebt 2 ob dsl ik Gb, halles, EEE Re Dyall je, lelioue Ai LAN je 3 1e dé Guull de Elus, JU 3 à el) ÉÙS Ussle Jr de 3, à Else pre Y Une À pull gtr-il yelell, sd) se We 103) Cod. L. 6. p.556: [us Ole EU çK JSLll UE (yelall Je Qp2) 0e Le, Ai culs bb all Cl okes et ok ae, Sols MISE RENE SpA) ge GE 25 von À AS IE penses Ji etes, grill pol ge yeball ce ll Pie) geLall, Gal) DJ ee Uld pe De Uyres LG os Le YL à db 5) Os) SL Qi Js, Je ble, Js Jk os, ali) ll, 4560 008 ce) yeball, call LJ + JL pl SLA je Css el di js «je vol) LS JU UNE ENS IIC SRURELMRE LE, CRE Re ENCORE 7bL a), phel oh yell o Jp ob D» (li ol Je oi «sels pb Ÿ 0 15, vel ee Liebe, age elall &ldi oje je pa CE al 22,25 Je a 57 eye, Jebil 39, ane a5lé Le Ni À, ous ae; Le SI. pie Austrücke LA] Je LEUR Eee eue scheinen technische Ausdrüucke der Sculptur zu sein, deren specielle Bedeutung mir unbekannt ist; statt lea bat Cod. B. AURAS andere Var. Lc. s. in den Zusatzen. Uëser 01£ ÜUEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN AR B. ÜEBERSETZUNGEN. (39) 387 übrigens auch aus dieser Stelle, dass der Verfasser zur Zeit der kana’anäischen Dynastie und uicht später gelebt hat; denn sonst hätte er einfach gesagt: vor der kana’anäischen Zeit geschah dies und jenes, und hätte nicht seine Zeit neben die der kana’anäischen Epoche gestell. Wie dem aber auch sei, Janbüschäd und folglich auch der viel ältere Dhagrit lebten vor der kana’anäischen Invasion, folglich rühren jene drei Stellen, wo der Verfasser sich ausdrücklich als Zeitgenosse der kana’anäischen Dynastie ausgiebt, nicht von ihnen her, sondern von Qü- tâmi selbst; denn dass dieser so häufig und so sorgfältig citirende Autor hier einen Anonymus, der noch obendrein von sich in der ersten Person spricht, habe reden lassen, ohne irgendwie anzudeuten, dass dies nicht seine Worte sind, halte ich geradezu für undenkbar. — Aber wir begnügen uns noch nicht mit diesem negativen Beweis und wollen noch einen positiven Be- weis anführen, dass jene Stellen wirklich von Qûtâmi und von keinem Andern herrühren. Wir haben oben in der zweiten, dritten und vierten Stelle, in denen der Verfasser sich für einen Zeitgenossen der kana’anäischen Kônige in Babylonien ausgiebt, gesehen, dass der- selbe, obgleich Chaldäer, der auf die Weisüeit seiner Stammgenossen stolz ist, dennoch den Kana’anäern Gerechtigkeit widerfahren lässt und den schroffen Gegensatz zwischen Siegeru und Besiegten auf eine milde und kluge Weise auszugleichen sucht. Ieh erkannte hier gleich den klugen, milden und zugleich politisch vorsichtigen Qût'ämi, der sich wohl zuweilen ver- gisst und seinen Unwillen gegen die Zauberer und die abergläubischen Anhänger des Îschit à nicht ganz unterdrücken kann, sich aber im Ganzen doch mild und vorsichtig über diejenigen ausspricht, welche er zwar im Innersten seiner Seele hasst, die aber die Macht besitzen, ibm zu schaden. Wir werden aber gleich sehen, dass kein anderer als Qôt'ämi sich über die Kana- ’anäer so ausspricht, wie in jenen Stellen, wo sein Name nicht ausdrücklich dabei genannt wird. Der Verfasser spricht nämlich von einem gewissen aus Mileh, Fett u. s. w. zusammenge- setzlen zauberartigen Mittel"® und bemerkt dabei, dass Chaldäer und Kana’anäer sich gegen- seitig die Erfindung desselben streitig machen. Er führt dann eine Stelle aus der Streitschrift 104) In unserm Buche ist oft von Zauberei und zauberartigen Mitteln die Rede, die aber häufig nicht in unserm Sinne von yeruunfllosen Hexereien aufgefasst werden darf. Die alten Babylonier hatten gewissermassen ein rationelles Zaubersystem, das auf gewisse Principien, auf eine wirkliche oder eingebildete Erkenntniss der Natur und der gehei- men Kräfte der Dinge sih basirte. Der babylonis: he Zauberer hatte nichts mit dem Teufel und Beschwôrungen zu thun, — Beschworung der Gôtter bei Anrufung derselben mit ihren grossen oder yeheimen Namen galt weder in Ba- b\lonien, noch, wie ich glaube, bei sonst irgend einem heidnischen Volke des Alterthums als Zauberei — ; sondern der Zauberer wollte nur die verborgenen Krafte der Dinge kennen und bei seinen andlungen dem Naturprocess nachahmen. Wenn Jàrbäqà in dem Buche «uber Gifte» p.436 von den (apiteln spricht, in denen wir nur reine » Zaubereien finden, sagt er: bi) Jail) J) als D à) r* )' GE as DJ] D) 445 Luis) Le él & ys#)] 28 LS all; und wenn auch Ankebüt à vorgab, ein lebendes Wesen geschaffen zu haben, so wollte er dies nicht dur h Hu:fe der Gôtlter oder bôsen Geister bewerkstelligl haben, sondern er sagte: er habe in der Schrift des Sonnenpropheten Asqôlebit à die Beschreibung gelesen, wie die Sonne die lebenden Wesen hervorge- bra ht hat, und diesem Naturprecess will er nur nachseahmt haben. Der ehrliche und nuüchterne QüiAmt sagt aller- dings: er habe jene Beschreibung eleichfalls gelesen, aber jenes Kunststuck sei ihm dennoch nicht g-lunyen. Ich-werde übrigens diesem wichtigen Gegenstand eine beson ere Abhandlung widmen, hier aber muss ich mich mit dieser Andeu- t ny begnugen und zugleich bemerken. dass die von Ibn-Wa’hschijjah gebrauchten Ausdrücke. wie =“, das) “nd deryleichen ähuliche, nicht im gewôbulichen Sinne dieser Worte a.fyefasst werden durfen; vel. Weiter unten. e 388 (60) D. CuwoLzsen. des Kana’anäers Thâmitri gesgen den Kana’anäer Anû'hà an, worin unter Anderem jener seine Stammgenossen damit rühmt, dass sie die Erlinder jenes Mittels seien. Darauf bemerkt Qûtâämi — und da die hier mitzutheilenden Worte auf ein Citat folgen, so geht hier ein PAS JU, «Qüûtämi sprichl», voran — Folgendes: Thâmitri schreibt den Kana’ anäern die Erfindung jenes Mittels zu und erhebt sich damit über alle Nabathäer, indem er dasselbe seinem Volke und seinen Verwandten zueignet. Wir aber sagen, dass wir Chaldäer jenes Mittel erfunden haben, und zwar sei Mâsi der Sûràner der erste, welcher es, achtzig Jahre nach dem Tode Adâmis, erfunden und angewandt habe"®. Qütämi spricht dann ein Langes und Breites, wobei er nachweist, dass Màsi jenes Mittel erfunden und die Zurichtung desselben in einem Buche ausfübrlich beschrieben hätte, wovon, wie er sagt, ein Jeder sich überzeugen kônne, da dieses Buch einem Jeden bis auf unsere Tage bekannt seï. Thâmitri, meint er ferner, sage allerdings, dass einer ihrer (d. h. der Kana anäer) Vorfahren, der ein Zeïitgenosse des Mäsi war", jene Erfindung gemacht habe und dass Mâsi sich dieselbe nur zugeeignet hätte; aber wenn auch einige Kaua’anäer dies noch zu unserer Zeit behaupten, so habe ich (d. h. Qüt'ämi), ausser dem schon angefülhrten Beweise noch viele andere, durch die ich darthun kann, dass sowobhl dieses, wie auch vieles Audere von den Chaldäern und nicht von den Kana‘auäern er- funden worden sei. Qütämi bat sich hier von seinem Eïfer für den Ruhm seiner Stammge- nossen ein wenig hinreissen lassen und beginot, tout comme chez nous, einen Prioritätsstreit mit den Kana’anäern; aber er besinat sich bald, fângt an einzulenken und findet es für nôthig, un- mittelbar nach seinen zum Theil eben angeführten, etwas bitter klingenden Worten eine Entschul- digung derselben folgen zu lassen; er sagt daher: «Das, was ich sagte, darf, ich schwôre es bei der Sonne, nicht so angesehen werden als wollte ich damit Thâmitri beleidigen, oder ibn Lügen strafen, oder als spräche ich dies aus Hass gegen die Kana’anäer: dieselben sind im Gegentheil unsere edlen Vetter und Verwandte und unser Fleisch und Blut. Ich mache auch dem Thâmitri our freundschaftliche Vorwürfe; ich sah ihn aueb als Vorgänger an, und wir haben auch grossen Nutzen aus seinem Wissen gezogen. Ich sage daher: O, Thâmitri! wir Chaldäer sind nicht neidisch auf euch Kana’anäer, dass ihr die Mittel erfunden babt, die Kôrper der Ver- storbenen zu conserviren, so dass sie, nachdem das Leben 1n ihnen erloschen war, ewig bleiben, ohne zu verwesen, ohne vernichtet zu werden und ohne ihren Zu- stand zu verändern. Wir gestehen euch dieses zu, ohne dies etwa uns zuzuschreiben. Des- gleichen wollen wir euch auch euere Intelligeuz darin nicht absprechen, dass 1hr die Namen der Gôtter erforscht habt, welche die Kraft hesitzen, dass derjenige, welcher die Gôtter mit jenen Namen anruft, immer erhôrt wird und sein Verlangen immer in 105) Hier heisst es, dass Mâsi, der, wie schon p. 27 bemerkt wurde, ein Enkel Ischit'4's und ein Urenkel Adami's war, 108 Jahre nach dem Tode desselben starb; an einer audera Stelle (Cod. L. b. p. 382) wird gesagt, dass Mâsi beim Tode seines erwähnten Grossvaters 20 Jahre alt war; Mâsi lebte also 123 Jabre. 106) An einer anderen Stelle (Cod. L. b. p. 572) wird ausdrücklich gesagt, dass Mâsi ein Zeitsenosse des Thà- mitri war und dass sie im Briefwechsel geslanden und sich gegenseitig wissenschaftliche Entde kungen mitzetheilt hätten. Mäsi hat auch eine Schriit gegen Thâmitri verôffenllichl, wovon unten noen die Rede sein wird. Mau müssle denn annebmen, dass Thâmiri noch sehr jung war, als Màsi schou das Greiseualter erreicht halte. Ueger DIE UEBERRESTE DER ALFBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (61) 339 Erfüllung geht. Ich schwôre bei meinem Leben, sagt Qûtämi ferner, dass ihr Kana’anäer darin einen Vorzug vor allen Vôülkern habt, sowohl vor denen, welche von den Kindern Adams, als auch vor denen, welche nicht von denselben herstammen. Auch wegen anderer von euern Erlindungen, ausser den beiden erwähnten, beneiden wir euch nicht und schreiben uns dieselben auch nicht zu. Ihr aber beneidet uns wegen der Erfindung jenes Zaubermittels, und während ihr etwas Besseres und Grôüsseres erfunden habt, lässest du uns, o Thâmitri, deinerseits keine Gerechtigkeit wiederfahren. Aber dessen ungeachtet loben wir dich wegen der Vortrefflichkeit deines Wis- sens, deines Geistes und deines Verstandes und wegen der Vollkommenheit deiner Dinge. In der That aber gehôren die Vorzüge, die 1hr besitzet, auch uns, und unsere Vorzüge gehôren auch euch, und es giebt keinen Unterschied in irgend Etwas zwischen uns» u. s. w.". — 107) Die betreffende Stelle lautet in Cod. L. b. p. 438 M. wie folgt: DAS UR Dan) Dsl & THE HART rl UE FL äc;le (d. h. hinsichtlich der erwähnten Erfindnng) | je (à Ds si LIL Ps Le te, Le if, hs) SJ Je Del tale Llehos ih dljes de ay al) se U LA) Gel Lil QI es) Elle ee xl, lg Le Lis, Let se Lis , J5 à) Ji Cell à > cp dl si js él el sl Ji Ÿ Gb Le ei, Les ade Cas, us bi] Eos Le Les GÜl, Kilos +) Me ce es gi 0 CES RENEANPAINES = dl, & LE à Goes cl Je elle Lolik Lab CN as 3 Wie Li Ee Lei LE el Ki die Sub pe “ Re PAPE PE TTANTE TE LL in) ul +), ns ob Lil, ss] die ou PASSE ju | Mr gbeaal] eu re L Le Lrése See ua Blend er, le el 1) SX Qi Jiè Gel (à LS Ije Cebss JB db Esue ee de Le 26 GA] 9 ol (sb ge Jai 5 Dés ol, LM, bol Le ons pal, all, ol selles ot A en RS LU Lee Lot stand) sul sn ll sb ae Lls, die Lau dl os UE & Je ge dsl, los de a DR EN. D LL NL ke pas lo ile, JJ QUI soul à oeñe CLS Je & obll, GA, QUI 5 _y=se)] ext ol Li Le Cl vldt Je GS pes Écpe UNI, obol] C5, Cell le & JL 5 ESS ms SSI ddl G Elus us of, ülé Le Gb, à es ul) 390 (62) D. Cuwozcson. Wer erkennt hier nicht denselben stolzen, aber zugleich auch klugeu und gegen die Sieger versübhnlich gestimmten Chaldäer, der in den zuletzt angeführten Stellen sich auf eine ganz is > bios gl) 5, RE Us"29 PS ae Enr U GAS AS, Lo, Le Qlesl pp*=ll LL) (Je w5, pl yes Cor] le J,s HE Jus Ca Gb I Got, 2 Us) w ais LM brel (ill 39 dif les à LE apese QU lie, Lee vie gs lue us Me Lbhclssesesssel pl of lbs chi all SES 3 391) Ju le vel tell J ob lie Blé G oelell Qon dl ol le, au Gel ele abat, él a) JS Us cpl ds AE Sel DAME a té SRE . le F FA à CA | F . £ de ea)) Led a ne y leAl SE de li à, Le Le sas Creil 029 Bt ds ah bail 8 boue, olel Lil COCHER RER DRE Kb L- pos # gr lgaSl Lise LS lb L Jisl 3, le ae Ê yo nés bel JS Us pl À] ce il de Lt” Jes Br Pi f) ue FR AE Çsl pull, aix el Je 051 Lise elueol , ae Cé Le ous able 5, Le : og SLile Ji El) Us22Le IE ee JS» RE DE sie L Les a) ea dr ae] Le Œ 2 Lie oh 40 pe U Le, L 6 Ja ge 4 bé vus Je, Sel LL, die, élus Jés, w ” ç à] ee, AE le, Le ,1 ci use a) Die Bedeutung der hier den Kana’anäern Thâmitri und Antw’hà beigelegten, nur an dieser Stelle vorkom- menden Beinamen cd) und AA) ist mir unbekannt; wahrscheinlich rühren sie von zwei uralten, in den spatern Zeiten ganz verschollenen Städten, Namens Le und ee oder Re her. Wo diese Städte lagen, lässt sich nicht näher bestimmen; jeden!{alls aber lagen sie in Kana’an und zwar die erstere Stadt im Norden und die letztere im Süden dieses Landes; denn es wird ausdrücklich gesagt, dass Anû‘hà in einer wärmern und Thämil ri in einer kältern Gegend lebte, was darauf hinzudeuten scheint, dass Ersterer in einer mehr südlichen und Letzterer in einer mebr nôrdlichen Gegend gelebt hat. b) Anû’hà wird sonst immer teal;) Jos genannt. c) Das hier von Anû’hà Gesagte erinnert sebr lebhaft an Genes. IX. 20 f.; auch sonst wird Anüû’hà als die wichtigste Autorität über den Weinbau angeführt. Sein Charakter üuberhaupt unterscheidet sich aber sonst sehr we- sentlich von dem biblischen Noa’h. Der Name L5) wird in den weniger guten Handschriften zuweilen LB) oder (EA geschrieben; aber die gute Leidn. Handschrift 303, a. u. b. hat immer Lil, und an einer andern Slelle werden sogar LB] und (Ea neben einander als zwei verschiedene Persônlichkeiten erwäbhnt. d) Im Cod. dgusw, das wohl nicht anders als doi gelesen werden kann. e) Diese Nacbricht ist neu und hôchst überraschend; wir wussten es bis jetzt nicht. dass es im Alterthum auch Uerer DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (63, 391 ähnliche Weise über die herrschenden Kana’anäer in Babylonien ausspricht, wie hier, und der sich dort als Zeitgenosse der kana’anäischen Dynastie daselbst ausgiebt? Hier steht es aus- drücklich, dass Qûtämi es ist, der sich auf die erwähnte Weise über die Kana’anäer aus- soricht, und es kann nicht der geringste Zweifel obwalten, dass auch dort kein Anderer als Qûtämi spricht. Da wir nun hier festgesetzt haben, dass Qûtâmi zu einer Zeit schrieb, als Babylonien von einer kana’anäischen Dynastie beherrscht wurde, so wollen wir auch versuchen diese Zeit noch näher zu bestimmen. Wir haben (p.55) gesehen, dass Qûtämi von den Personen, die zur Zeit des zweiten Kônigs dieser Dynastie gelebt und die, wie es scheint, keine besonders her- vorragende Stellungen eingenommen haben, so spricht, als wenn sie zu seiner Zeit noch sebr bekannte Leute gewesen wären, und dass er folglich nicht allzulange nach jenem zweiten kana- ’anäischen Kônige gelebt haben kann. Wir sahen auch, dass Qûtâmi von dem unglücklichen kana’anäischen Kônig Calbämà, dessen Zeitgenosse der Kana’anäer Ibrahîm war, sagte, dass er nicht lange vor ihm gelebt hätte, und dass die Spuren des Elends, welches zur Zeit dieses Künigs geherrscht habe, noch zu seiner Zeit nicht verwischt worden seien. Dieser Kônig war aber schwerlich der dritte jener Dynastie; denn erstens sagt Qûlämi von dem erwähnten Ibra- him el-Kena’ani, dem Zeitgenossen dieses Kônigs, dass seine Vorfahren ((ÿ}.]). also wenig- stens sein Grossvater, vor dem kana’anäischen Eroberer nach Babylonien übersiedelt wurden"”, und da die Dauer von drei Geschlechtern gewéhnlich länger ist als die von drei Regierungen, so hat wohl zwischen dem zweiten kana’anäischen Kônige und Çalbämà wenigstens noch ein Kôünig geherrscht; zweitens erwähnt Qütämi in der That noch einen kana’anäischen Kônig, Nimens Sûsqijà, der aller Wahrscheinlichkeit nach vor diesem Çalbämà regiert bat. Qüù- {ämi sagt namlich von ibm: er sei einer der kana’anäischen Kônige, welche ihre Residenz von Babylon nach Kûta-Rijjà verlegt hätten'"”; weon man nun annehmen wmôchte, dass schon der zweite kana’anäische Kônig seine Residenz nach Kût'à-Rijjà verlegt ausser den Aegyptern Vôlker gab, welche es verstanden, Leichen zu conserviren. Nach einer von ’Hamzah Isfabäni (Ann. p. [9e (146)) mitgetheïlten Nachricht hat man im Jahre 276 (— 890) im sudlishen Chaldäa sieben vollständig couservirle Leichen gefunden, die offenbar einbalsamirt waren. Auch nach Quint. Curtius (X. 31.) haben Aegyp- ter in Gemeinschaft mit Chaldäern, die Leiche Alexander’s des Makedoniers einbalsamirt. Jedenfalls aber scheinen die Kana’anäer nur selten Gebrauch von dieser Erfiudung gemacht zu haben; denn in einer andern Stelie (Cod. L. a. p.551) wird ausdrücklich gesagt, dass sie die Verwesung durch Einsalzung der Leiche befôrdern und dann die Knochen sammeln: letzteres haben auch die Juden in der späteren Zeit gethan, wovon in der Mischnah und im Talmüd oft die Rede ist. Bei Palmyra wurden in der neusten Zeit gleichfalls Mumien aufgefunden (s.Z.d.d.m.G.XIL.p.735, Nr.297). — f) Ueber die geheimen oder die grossen Namen der Gôtter ist auch an manchen andern Stellen unseres Buches die Rede. 108) Vgl. oben Anmk. 90, p. 49 f. 109) Im Capitel, welches vom tel)" =", dem Zimmtbaum, haudelt (Cod.L.b. p.396f.), heisst es: LES gril all >) op al Cul aigles ae G dj il G pois alu] Le él) LS où ee SSL Ge CA CEST à EL Le é ehll S adll ge Gb ob pui UE ail Lil, Li y ane. 392 (64) D. CuwoLsonx. — was nach der mitgetheilten Erzäblung auch wahrscheialich ist" — und dass auch Cal- bämà in dieser Stadt residirt hat, so wäre allerdings keine Nothwendigkeit vorhanden, zwischen dem zweiten Kôünige und diesem mehr als einen Kônig, und zwar den erwähnten Sûsqijà, zu setzen. Es künute also demnach sein, dass Calbämä der vierte Kônig der kana’anäischen Dynastie war. Aus der Art und Weise aber, wie Qûtämi in der angeführten Stelle von diesem Calbâämä spricht, scheint auch hervorzugehen, dass er nicht einmal als Kind mit ibm zu gleicher Zeit gelebt hat. Auch aus der Art und Weise, wie Qûtämi von Ibrahim, dem Zeit- genossen dieses Kônigs, in der oben mitgetheilten Stelle""” und auch sonst spricht, geht gleich- falls hervor, dass zwischen ihm und jenem Gelehrten, zwar keine sebr lange. jedoch aber eine ziemlich geraume Zeit verflossen ist. Qûtâmi kann demnach wobl auch nicht während der Regierung des uomittelbaren Nachfolgers Çalbâmäâ’s gelebt haben. Er hat also aller Wabr- scheinlichkeit nach frühestens während der Regierung des sechsten Künigs der kana’anäischen Dynastie geschrieben. Zur näheren Bestimmung der Zeit, in der Qûtämi schrieb, kann, glaube ich, auch fol- gende Stelle dienen. Qûtämi erzählt nämlich von einem gelehrten Kana’anäer, dessen be- so RNA Fach die Landwirthschaft war: er sei nach Babylonien gekommen, wo er mit ihm (d. h. Qu'âmi) verkebrte und sich mit ihm über Pflanzen usd Bäume unterhielt; dieser Kana- . sagt Qùût âmi ferner, habe ihm mitgetheilt, dass «die Kana’anäer zu ihrer Zeit VAE »,»5)» die Kirsche so und so zuzurichten pllegten'"?). Dieser Kana'anäer, der wahrscheinlich aus Phôünikien, oder vielleicht auch aus Palästina herstammte, spricht also von den Kana’anäern. als ob sie zu seiner Zeit — und folglich auch zur Zeit Qûtâämis — nicht mehr die alleinigen Herrscher und Besitzer des Landes Kana’an gewesen wären. Qütâmi müsste also demnach nach der israelitischen Occupation dieses Landes gelebt haben. In der Voraussetzung aber, dass Mancher sein Befremden darüber aussprechen wird, weder in den biblischen Büchern, noch in den Nachrichten der profaneu Schriftsteller irgend eine Spur von der Herrschaft der Kana’anäer in Babylonien zu finden, sehen wir uns veran- lasst, hier noch folgende Bemerkungen zu machen. 110) Vel. oben p. 52 u. Anmk. 96, p. 54. 111) Vel. oben p. 45 f. Anmk. 85. u. p.49, Anmk. 90. 112) In dem Capitel, welches vom Kirschbaum (Less a) ay oder auch Lo) al) handelt, heisst es (Cod. L. b. p. 348 f.) von diesem Baume: oJ? Jls no Si] ol a Los er) 4 Fm oJ hay) LE DU G c55 le el, 1 6 de CO Bb, Li, Ji ON Gad à,àll Las Le els? BE als) le Cd, Hs» Es wird dann berichtet wie die Kana’anäer mit der Kirsche ver fahren, wie sie dieselbe Honig kochen u.s. w., dann sagt ne y F (à ap or Ms JE SE di LS LR de ET PR re) de Dieser Kana’anäer berichtet dann über das Re. E. der Kana’anäer dabei. — na ist die hier mitgetbeilte, sonst ganz unbekannte Nachricht, dass der Kirschbaum ursprünelich am Jordan zu Hause und erst von hier aus nach andern Ländern verpilanzt LL E sei. Ueger pie UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (63) 393 Da die kana’anäische Invasion in Babylonien, wie wir weiter unten sehen werden, aller Wabrscheinlichkeit nach schon im 16.Jahrh., also ziemlich lange vor Moses stattgefunden hat, so kann es Niemanden befremden, dass weder im Alten Testament, noch bei griechischen und rômischen Scbriftstellern bestimmie Nachrichten über jenes Ereigniss sich finden. Dagegen glauben wir wohl Andeutungen gefunden zu haben, dass die Herrschaft der Kana’anäer in Babylonien den Hebräern nicht unbekannt war, und dass die Nachrichten darüber auch zu den Griechen, wenn auch in sagenbafter Gestalt, gelangt sind. Wir wollen die Nacbricht in der Genesis 10, 8— 12 von dem Chamiten Nemrôd, der ein grosses Reich in Babylonien gegründet hat, nicht hieher rechnen, obgleich sie, wie wir weiller unten sehen werden, wohl hieher gehüren dürfte; aber der in Babylonien lebende Prophet Ezechiel wirft den Israeliten (16, 29) vor, dass sie ihre Bubhlschaft DVD 1D32 PARTIR «nach dem Lande Kana’an, nach Kasdim» treiben; Kana’an steht also hier als Synonym für Kasdim; eben so steht an einer andern Stelle dieses Propheten (17, 4.; vol. ib. 12.) Ka- paan als Synonym für Babylonien. Schon die alten Exegeten und Uebersetzer nahmen Anstoss daran'®); und man erklärt im Allgemeinen, dass 1D32 a hier ais ein Schimpfwort, d. h. «Krämerlanod», gebraucht sei; aber es muss erst bewiesen werden, dass SU33, ein Kauf- mann, bei den alten Hebräern als ein Schimpfwort galt; zeigt doch Jes. 23, 8., wo die Kauf- leute von Tyrus «Fürsten» und die «Vornehmsten des Landes» genannt werden, dass dies durchaus oicht der Fall war. Die Erklärung jener Verse ist aber nach unserer Nachricht von der langdauernden Besitznahme Babyloniens von Seiten der Kana’anäer sehr einfach: der da- selbst lebende Prophet, zu dessen Zeit die kana‘anäische Nationalität in Chaldäa vielleicht noch nicht gan zabsorbirt sein mocbte, mag die Nachricht von jener kana‘anäischen Eroberung ge- kannt haben und nennt daher Babylonien in poetischer Rede: «Kana’anäerland». Was nun die profanen Schriftsteller anbetrifft, so deuten verschiedene phônikische und griechische Sagen auf eine enge Verbindung der Kana'anäer mit den Babyloniern hin, eine Verbindung, die nicht in der ursprünglicäen Verwandtschaft dieser Vôlker ihren Grund bat, sondern auf eine Auswanderung der Kana’anäer aus Babylonien und auf eine spätere Rück- wanderung derselben ziemlieh deutlich hinweist. So lassen die Babylonier die Kana’'anäer von 19, Die Phônikier dagegen lassen ihre Hauptgottheit 115) dem babylonischen Bel-Kronos abstammen nach Babylon wandern und daselbst ihren Sitz gründen Diese Angaben finden ihre Erklä- ruvg durch die oben mitgetheilten Nachrichten, dass die Kana’anäer in der Urzeit aus Baby- Jonien vertiicben wurden, dass sie ferner, im Gegensatze zu den Chaldäern, vorzugsweise den Jupiter verehrten, dass endlich die Masse der Babylonier nach der kana’'anäischen Invasion die 113) Die LXX lässt TT unübersetzt und die Vulgata füblte zwar die Schwicrigkeit, übersetzt aber ganz TE falsch: «Et mulüplicasti fornicalionem luam in terra Chanaan cum Chaldaeïs. 414) S. Movers, Phôniz. IL. 1. p. 53 u. ib. Anmk. 73. 413) S. ib. p. 26 u. ib, Anmk. 41; vgl. auch II. 3, 1. p. 237, Anmk. 6. u. p, 249, Anmk. 21. Mém. des sav, étrang. T. VIII. 50 39% (66) D. CauwoLson. Religion ihrer Eroberer angenommen hatte'"®. Desgleichen zeigen die vielfachen Nachrichten von Phôünikiern am rothen Meere, d. h. am persischen Meerbusen und auf verschiedenen Inseln desselben!"?, — Nachrichten, die Movers, weil er sie nicht zu erklären wusste, ohne triftige Gründe zu heseitigen sucht — darauf hin, dass Kana’anäer wirklich auch in späterer Zeit im südlichen Chaldäa ansässig waren. Die thatsächliche Existenz von Kana’anäern daselbst in relativ jüngerer Zeit lässt sich gleichfalls blos durch die Nachricht unserer Schrift von der Rückwanderung der Kana'anäer nach Babylonien erklären. Es finden sich auch Nachrichten, die Movers selbst mittheilt, nach denen bald die Phônikier zu Colonisten derer am rothen Meere gemacht werden, bald aber auch umsekehrt!''"#; beide Nachrichten beruhen aber auf der in unserm Buche wiederholt mitgetheilten Thatsache, dass die Kana’anäer ursprünglich aus Baby- lonien vertricben wurden und spâter in dieses Land als Eroberer zurückgewandert sind. Desglei- chen haben sich vereinzelte Nachrichten von harten Kämpfen zwischen Chaldäern und Phôni- kiern, d. h. Kana’anäern, erhalten, die etwa 154% statigefunden haben sollen""”; auch diese Nacbrichten gewinnen einen Sinn und einen historischen Gehalt durch unsere Mittheilung von der nach langen Kämpfen stattgefundenen kana’anäischen Eroberung Babyloniens. Es ist vielleicht auch nicht allzu gewaot, auch in der Kepheussage Reminiscenzen von jener kana’anäischen Eroberung zu finden, M. v. Niebubr hatte, wie ich glaube, einen glück- lichen Gedanken, in Knoeus, dessen ursprünglicher Sitz in Joppe angegeben wird, den Namen des kana‘anäischen Stammes Chiwwi wiederzufinden, unter welchem Namen die Griechen die Kana’anäer überbaupt verstanden haben mochten, wie z. B. die alten Aegypter unter dem Namen Cheta, d.h.Chettiter, die Kana’anäer überhaupt verstehen®?”, Analoge Fälle, wo ein ganzes Volk mit dem Namen eines einzelnen Stammes desselben von andern Vülkern benaont wird, giebt es sehr viele; wie z. B. der Gebrauch des Namens Juden für Israeliten, Jonier für Grie- chen, Allemand und Schwabe für Deutsche u. del. mehrere. Der Stamm der Chiwwiter war noch zur Zeit Josua's einer der.bedeutendern Stämme der Kana’anäer. Die Chiwwiter lebten damals in einer geordneten republikanischen Verfassuog, ihre Hauptstadt Gibe’ôn galt so viel «wie eine der Residenzstädte des Landes, und ihre Bewohner waren Helden»'?". In der spätern Zeit finden wir ihre Sitze bis nach Chamat ausgedehnt"?. Es kôünnte daher sein, dass die Wobnsitze der Chiwwiter sich ursprünglich von Gibe'ôn, das nicht weit vom Meere liest, bis zu demselben und nôrdlich bis nach Chamat ausgedehnt haben. Es ist daher auch sebr out môglich, dass der Name dieses so bedeutenden Stammes von den ziemlich nahe wohnenden asia- tischen Griechen und anderen benachbarten Vôlkern auf die Kana’anäer überbaupt übertragen 116) Vel. oben p. 47. 49. u. 57. u. die Anmkn. 88. 90. u. 103. 117) S.Moversl.c.p.44 f.u.ib.die Anmkn.41ff. — Vielleicht hat man unter dem unerklärlichen «Assyrium stag- num» des Justinus (18,3, 2.), wo die Phônikier ursprünzlich gewohnt haben sollen, einfach die bekannten südchaldäischen Sumpfdistricte zu verstehen, die schon in den frühesten Zeiten existirt haben müssen; vgl, Arrian, Anab, 7, 21 f. 118) S. ib. 1'. 4. p. 45 f. u. vel. p. 53. 419) S. ib. p. 272; vgl. Ssabier I. p. 333. 120) S. M. v. Niebuhr, Geschichte Assurs u. Babels etc. p. 511 f. den Nachtrag zu p. 310. 121) S. Josua X. 2. ) 122) Vel. Ewald, Geschichte des Volkes Israel, I. p. 318 ff. 2 Ausg. u. Movers L c. p. 76. Usser DiE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZCNGEN. (67) 395 wurde, und dass jener Name im Munde der Griechen Knvevs lautete, Nur môüchte ich aber von diesem Gedanken Niebubrs eine andere Anwendung machen als dieser. Vou Kepheus nämlich berichtet die Sage, die ihn in enge Verbindung mit den Semiten überhaupt bringt, dass er seinen Kônigssitz in Joppe hatte und dass sein Reich vom mittelländischen bis zum erythräischen Meere sich ausdebnte. Kepheus ist aber auch Kôünig von Babylon, die Babylo- nier werden nach ihm Kepheuer und Babylonien Kephenia genannt; nach dem Tode des Kepheus aber, heisst es ferner, hiessen die Babylonier nicht mehr Kephener, sondern Chal- däer'*, Der Name Kephener wurde später auch auf die Perser übertragen, aber diese Uebertragung rührt daher, weil auch Babylonien später Persien genannt wurde und die Perser mit den Chaldäern verwechselt wurden, wie dies schon längst von Movers nachgewiesen wurde; Babylon wurde daher auch in dem Sinne Uepctxn TC genaont ?", wie wir jetzt Strassburg eine franzüsische Stadt nennen. Meines Erachtens finden die Sagen von Kepheus, der in Joppe und in Babylon herrschte, so wie auch der Umstand, dass die Babylonier Ke- phener genannt wurden und dann nach dem Tode des Kepheus — d. h. nach Verdrängung der kana’anäischen Dynastie — wicder Chaldäer hiessen, durch unsere Nachrichten von der langen kana'anäischen Occupation der babylonischen Länder, worauf dann wieder Chaldäer zur Regierung gelangten, ihre vollständige und befriedigendste Erklärung. Bei mohammedanischen Schriftstellern haben sich, so weit es mir bekannt ist, sehr wenig Nachrichten über die Existenz einer kana’anäischen Dynastie in Babylonien erbalten; jedoch scheint ihnen dieses Factum nicht ganz unbekannt zu sein. 1m 18. Capitel des Morûg’-eds- Dsahab des Mas’üdi findet sich ein Verzeichniss von 42 altbabylonischen Kônigen, das mit Nemrôd beginnt und mit dem letzten Darius schliesst; kana'anäische Kônige erwähnt er nicht ausdrücklich; aber seine Liste rübrt offenhar von einer griechisch-christlichen Quelle ber ?” und seine Unbekanntschaft mit der kana’anäischen Dynastie darf daher weiter nicht be- 2), erwähnt fremden. Der Historiker ‘Isa Ibn-el-Monag's'em, der 231 (gegen 846) schrieb' gleichfalls Nemrôd und vier seiner Nachkommen, die er 33 425 CP Ds, AE SU und 3,6 nennt, als Kônige von Babylonien. Er erwähnt dann noch einen bab;lonischen Kônig, der gleichfalls Nachkomme des Nemrôd gewesen sein soll und Aqfür-Schäh hiess. Er sagt von ibm, dass er Zeitgeuosse der persischen Kôvigin ML der Tochter des QE» gewesen sel, und dass er bis auf die Zeit des Ardschir, des Stüiflers der Sàsäniden-Dynastie, gelebt hätte. Ka- na’auäische Kônige erwähnt er gleichfalls nicht ausdrücklich. Dagegen heisst es im Aschkäl 123) Die Sagen von Kepheus sind gesammelt von Movers 1. c. p. 282 f.; vgl. Niebuhr 1. c. p. 310 f. u. p. 333, Anmk. 1. 124%) S. Fragm. hist. Graec. IL. p. 375, 17. u. p. 601, 78.; vgl. Movers]. c. p.286 u. dessen Phôn. I. p. 459, Anmk.**, 125) Vgl. Ssabicr IL. p. 621 u. 709, Anmk. 2. 126) Die hier mitzutheilendeu Notizen aus diesem Historiker verdanke ich einer gütigen Mittheilung des Hrn. Sprenger, der mir, durch die gülige Vermittelung des Hrn. v. Bunsen, eine die Nabathäer betreffende Stelle aus diesem Historiker im arabischen Original zugeschickt hat. — Ibn el-Monag gem leitet hier seine Nachrichten mit folsenden Worten ein: é? J,1J Lens mL U® SLI] (Jel) U22 ES In Sprengers Catal. Nr. 30 muss es 231 slatt 131 heissen, welche letzlere Zahl ein einfacher Druckfehler ist, # 396 (68) D. Cawocson. el-Boldän des Abü-Zaïd, einer Geographie, die im 3. (9.) Jahrh."”, also ziemlich lange vor der Verôffentlichung der «uabathäischen Landwirthschaft», abgefasst wurde", ausdrück- lich'"#), dass kana’anäische Kônige in Babel residirt hätten, Da aber dieser Geograph seine Kunde von der Existenz kana’anäischer Kônige in Babylon nicht aus der «nabathäischen Landwirthschaft» geschôüpft haben kann, so müssen die Araber noch andere Quellen gehabt haben, in denen jene Nacbricht sich fand. Desgleichen heisst es in einer handschriftlichen persisch abgefassten Geographie"*” ausdrücklich, dass Babylon nach Dho’häk die Resideuz kana’anäischer Kônige war”. Dieser Geograph scheint seine Nachricht gleichfalls nicht aus der «nabathäischen Landwirthschaft» geschôpft zu haben; denn in diesem Falle hätte er gar keine Veranlassung gehabt, diese Dynastie auf Dho’häk folgen zu lassen; er muss daher seine Nach- richt bei irgend einem mohammedanischen Historiker gefunden haben. Wir halten also hier folgende zwei Resultate fest, nämlich: 1) Der Chaldäer Qütâmi aus der Stadt Babylon, der vorher zu der Secte der Qüqà- ner gchôrte und dann derjenigen der Sûräner sich anschloss, ist der einzige und alleivige Verfasser des uns in einer gewissenhaft ausgearbeiteten arabi- schen Uebersetzung vorliegenden Werkes, welches von den Mohamme- danern «das Buch von der nabathäischen Landwirthschaft» genanvot wurde. 2) Dieser Qülämi schrieb zu einer Zeit als Babylonien von einer kana’anäi- schen Dynastie beherrscht wurde, deren Stifter Nemrôdä hiess, und zwar lebte er nicht allzu lange nach der Gründung dieser Dynastie, aber auch nicht vor der Regierung des sechsten Künigs derselben. Dies angenommen, bleiben noch folgende Fragen zu erôrtern: 1) Wann regierte diese kana’anäische Dynastie in Babylonien? 2) Ist Nemrôdà, der Stifler dieser kana’anäischen Dynastie mit dem biblischen Nemrôd identisch? und 3) mit welcher der von Eusebius nach Berosus aufgezählten babylonischen Dynastien ist diese‘ kana'anäische Dynastie zu identi- ficiren? Durch die Beantwortung der letzten Frage kann die erste delinitiv und auch die zweite mit ziemlicher Sicherheit eutschieden werden. Berosus war ein Mann, der die alte Geschichte seines Volkes wissen konnte; dies kann ich weniger als irgend Jemand bezweifeln, da auch Qütâmi, der kein Historiker von Fach war, sehr bestimmte chronologische Angaben hat und bedeutende historische Kenntnisse ver- räth; da es mir ferner auch sonst bekannt ist, dass die alten Babylonier eine sehr bedeutende, vielfach ausgebildete historische Literatur besessen haben, wie z. B. allgemeine Weltgeschichten, 427) Ms. Sprenger Nr. 1, jetzt in Berlin. 128) Vgl. oben p. 15 u. ib. Anmk. 19, 129) Fol. 48, b. heisst es von Babel: Le CU goss? ps gs ll SJ Le CHE 130) Betitelt: QUE lo rade) DE Sul er Es Ms. des asiat. Mus, in St. Petersb. Nr. 604, s. v. Bb. Der Verfasser dieser Geographie ist mir unbekannt. 10) Jils EU 15 LT le JL sleé ;] EP. Ueger pi1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (69) 397 Geschichten einzelner Vülker und einzelner Städte, Biographien von Gelehrten, Propheten u. s. w., Monographieen über das Leben einzelner Künige u. Aebnliches. Wir kôünnen also den Avgaben des Berosus im Gauzen volles Vertrauen schenken, namentlich in den Fällen, wo wir keine Ursache haben anzunehmen, dass Eusebius die Angaben desselben aus bekannten Gründen willkürlich geändert und modificirt hat; wir haben aber keine Ursache gegen die von Eusebius nach Berosus aufgezählien Dynastien einen solchen Verdacht zu hegen, besonders hinsichtlich der ältern derselben. Berosus kennt zwar keine kana’anäische Dynastie in Baby- lon; da aber die Existenz derselben jetzt unmüolich bezweifelt werden kann, so muss man annehmen, dass sie entweder mit einer der von Berosus anonym angeführten Dynastien iden- tisch sei, oder dass dieser sie unter einem andern Namen erwähnt. Ueberblicken wir also die Dynastien des Berosus und sehen wir mit welcher derselben die kana’anäische Dynastie iden- tisch sein kann. Um aber den Leser in Bezug auf diese Frage leichter zu orientiren, wollen wir hier die oO diese Dynastien betreffende Nachricht des Berosus, nach der neuen von Petermann ver- fertigten wôrtlichen Uebersetzung aus dem armenischen Eusebius'*, so wie sie bei demselben o lautet, mittheilen. Sie lautet wie folot: I. Dyn. «Nach der Wasserfluth beherrschte das Land der Chaldäer Evexios 4 Neren. Nach ihm übernahm die Regierung sein Sohn Khomasbelos 4 Neren und 5 Sosen. Von Xisuthros und von der Wasserfluth an bis die Maren [d. h. die Meder] Babylon nahmen zählt Polyhistor im Ganzen 86 Künige und erwäbnt einen Jeden namentlich aus dem Werke des Berosos und die Zeit aller dieser umfasst er in der Zahl von 33091 Jahren». IE. Dyn. «Nach diesen sammelten, ihnen zufolge, (da sie) in solcher Festigkeit (waren), die Maren [Meder] ein Heer gegen Babylon, um es einzunebmen und dort Ty- ranpen aus sich selbst aufzustellen. Sodann setzt er auch die Namen der mari- schen Tyrannen hin, der Zahl nach 8, und ihre Jahre 22%», II. Dyn. «und wiederum {1 Kônige und....[nach einer Randglosse: 48] Jahre», IV. Dyn. «daun auch die der Chaldäer, #9 Kônige und 458 Jahre», V. Dyn. chierauf die der Araber, 9 Kônige und 245 Jahre, nach welchen Jahren er auch erzählt, dass Schamiram [Semiramis] Assyrien beberrscht babe». VI. Dyn. «Uod wiederum zählt er genau die Namen von 45 Kôünigen auf und giebt ihnen 526 Jahre, nach welchen, sagt er, ein Kônig der Chaldäer gewesen sei, dessen Name Phulos war, den wiederum auch die Geschichte der Hebräer er- wäbhot und Phulos nennt, von welchem sie sagen, dass er gegen das Land Judäa gezogen sei. — Nach diesem, sagt Polyhistor, sei Senekherib Künig gewesen», DS UE 132) S. M. v. Niebuhr L c. p. 470. 133) S. ib. p. 490 —493. 398 (70) D. Cuwozson. Die Anfangszeit und das Ende einer jeden der hier aufgezählien Dynastien genau anzu- geben, ist nicht ganz leicht; den die Zeit Phuls schwankt bei den Chronologen etwa zwischen 747—7375 und die ausgefallene Zahl der HE. Dynastie wird von Verschiedenen auf eine ver- schiedene Weise ergänzt. Nimmt man aber für Phul etwa 750 an, so fälll der Anfang der VI. Dynastie gegen 1276, der der V. gegen 1521 und der der IV. gegen 1979, und man hat wenigstens so weil einen sichern chronologischen Boden. — Dies vorausgeschickt, wollen wir untersuchen, mit welcher der eben aufgezäbhlten Dynastien die kana’anäische Dynastie zu iden- üficiren ist. Von der ersten, wie weiler unten nachgewiesen werden wird, nur theilweise mythi- schen und der zweiten, der medischen Dynastie, kann hier gewiss nicht die Rede sein. Auch die dritte anonyme Dynastie geht viel zu hoch hinauf und reicht bis gegen das Jahr 2000 hin, selbst wenn man die bekannte Marginalzahl 48 in dem armenischen Eusebius für richüig er- klärt. Die vierte Dynastie wird ausdrücklich als eine chaldäische bezeichnst. Es kleibt also our die Wahl übrig zwischen der V. Dynastie der neun arabischen Kônige mit 245 Jahren und der VI. anonymen Dynastie von 45 Künigen mit 526 Jahren, nach denen der aus der Bibel bekannte assyrische Kônig Phul folote; denn die darauf folgenden Künige, deren Reihen- folge wir seit Nabonassar, d, h. seit 747, aus dem Ptolemäischen Kanon kennen, waren sicher keine Kana’anäer, was nicht erst bewiesen zu werden braucht. Als ich die Existenz einer kana‘anäischen Dynastie in Babylonien aus unserm Buche kennen lernte, war mein erster Gedanke dieselbe mit der V. Dynastie des Berosus zu identificiren, d. h. mit den 9 arabischen Kônigen mit 245 oder, nach Synkellus, 215 Jabhren, welche ungefähr von 1540—1295 oder, nach andern Berechnungen, von 1520—1275 v. Chr. regiert haben. Berosus, dachte ich, der für Griechen schrieb und sich denselben verständlich machen wollte, gebrauchte den den Griechen bekannten und geläufigen Namen «Araber» statt der der Kana’anäer, weil dieser Name den Griecben fast ganz uubekannt war und weil er doch, wie wir gleich sehen werden, in gewisser Hinsicht auch jenen Namen gebrauchen konnte, ohne dabeïi einen groben Irrtbum zu begehen. Diese kana’anäische Invasion glaube jch auf folgende Weise in die Begebenheiten der alten Geschichte Vorderasiens einzureihen: nach einer Meinung nämlich waren die Hyksos Phônikier, d. h. mit andern Worten Kana'anäer; nach einer andern von Manetho ange- führten Ansicht sollen diese Hyksos Araber gewesen sein. Wir haben diesen Punkt in unserm Werke über die Ssabier *°? ausfübrlich behandelt und baben darüber folgende Vermuthung ausgesprochen. Durch eine arische Invasion in Chaldäa, vermutheten wir in jenem Werke, wurden viele der daselbst wohnenden semitischen Stämme theils nach dem Süden, theils nach dem Westen verdrängt. Diese aus ibrer Heimath vertriehenen Stämme trieben, wie zur Zeit der bekannten Vôülkerwanderung, andere Vülker, wie z. B. verschiedene arabische Stämme, so wie auch die Bewohner Kana'ans, vor sich hin. Diese vertrichbenen Araber und Kana’anäer fielen : 434) 1. p. 319. — Nach Brugsch’ Ansaben über die Wohnsitze der Schasu (geosr. Inschr. altäzypt. Denkm. II, p.531), die aller Wabrscheïulichkeit nach mit den Hyk-Sôs identisch sind (vol. ib. p.66), kônnen dieselben mit Recht eben so gut Araber wie Kana’anäer genannt werden; denn sie wobntep in Arabia petraea und auch in Kana’an. Ureer n1E UERERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UERERSETZUNGEN, (71) 399 ibrerseits unter dem Namen Hyksos in Aegypten ein. Da aber die Kana’anäer, wie es mir jetet bekanat ist, ein sehr gebildetes Volk waren und offenbar auf einer bei weitem hüheren Culturstufe standen als die Araber, so wurden diese von ihnen absorbirt und sind in jene auf- gegangen. Wie lange die Hyksos Aegvpten beherrseht haben. gehôrt bier nicht zur Sache. Die allmählige Verdrängung der Hyksos aus Aegypten durch die Kônige der 18. Dynastie be- gann gegen die Mitte des 17. (oder 16.) Jahrhunderts durch den ersten Kôünig dieser Dynastie, Amosis. Spätere Künige dieser Dynastie drängten die Hyksos immer weiter, bis sie gegen 1580 (oder gegen die Mitte des 15. Jahrh.) aus ihrem letzten Schlupfwinkel Avaris vertrieben wurden und, nach Manetho, nach Palästina abgezogen sind 85) Aber auch hier liessen ibnen die übermüthig gewordenen ägyptischen Kônige der 18. u, 19. Dynastie keine Ruhe und sie 126) wurden auch hier bedrängt"®. Dass sämmtliche aus Aegypten in einem Zeitraum von 80 bis 90 Jahren allmählig verdrängten Hyksos sich nach Palästina gewandt haben, ist nicht wabr- scheinlich, wenigstens ist dies nicht erwiesen. Es künote daher sein, dass ein Theil der aus 435) Darüber sind die bekannten Werke von Bunsen und Lepsius nachzulesen. — Lepsius setzt in seinem neuesten Werke (Kônizsbuch, synoptische Tabellen p. 6) den Beginn des Kampfes gegen die Hyksos unter Amosis in das Jahr 1684 und die vollige Vertreibung derselben unter Tuthmosis IE. in das Jahr 1591. Die im Texte in Paren- thesen gesetzten Zahlen fur diese Ereignisse sind nach astronomischen Zeitbestimmungen auf zwei Deukmalern Tuth- mosis III, welche nach Biot’s Berechnungen die Daten 1441 und 1445 ergeben; wenn nun Tuthmosis Regierungs- zeit um so viel heruntergedrückt wird, muss die des Amosis gleichfalls heruntergedrückt werden. Lepsius sucht (L. c. p. 153 fl.) einerseits die Berechnung Biots und andererseits die Beweiskraft jener Denkmaler zu entkräften. Brugsch dagegen scheint jenen astronomischen Zeitbeslimmungen volle Beweiskraft zu geben, und setzt die Regie- rungszeit Tuthmosis L!I. überall, wo er von demselben spricht, in die Mitte des 15. Jahrb. Merkwürdig ist es, dass Lepsius Thuthmosis den IIL. nur 38 Jabhre regieren lasst, wahrend Brugsch (I. c. II. p. 34) ein Denkmal aus dem xierzigsten Regierunosjahre dieses Kônigs anfuührt. Wir Laien in äsyptischen Sachen sollen, wie die Aegyptologen uns zumuthen, die so treu uns überlieferten Zahlen der Bibel ohne weiteres über Bord werfen: die 430 Jahre des Aufenthalts in Aegypten soll man nach Lepsius auf 100, die 480 vom Auszug bis zum Tempelbau auf 365 reduciren, nach Bunsen sollen diese Zahlen wiederum auf eine andere Weise zurechtgeschnilten werden, und diese Gewaltmuass- reseln sollen vorgenommen werden: wegen der auf die kläglichste Weise uns überlieferten manethonischen Zablen, dann wegen der Daten der Denkmäler, endlich wesen der israelitischen Geschlecbtsregister, Aber wir haben eben ein Beispiel angeführt, dass die Denkmaler auch nicht immer berücksichtiot werden; dann fragt man sich unwillkürlicb, warum die Aegyptologen selber, die sich doch immer auf dieselben Denkmaler berufen, nicht unter einander überein- stimmen? Und nun wird uns gar eine Chronologie nach den Geschlechtsresistern octroyirt, nachdem wir eben jetzt an- gefangen hatten, uns von der nach den Geschlechtern berechneten Chronologie des Herodot und der Alexandriner zu emancipiren! Derjenige, welcher mit dem Wesen der Geschlechtsregister, besonders der der Semilen, näber vertraut ist, wird sicher keine Chronoloyie nach der Zahl der in jenen Registern auf einander folsenden Geschlechter construi- ren. Wenn man, um ein Beispiel aus vielen anzufübren, die von den Arabern überlieferten Geschlechter der Joqtha- niden zusammenzählt, kommt heraus, dass dieselben hôchstens etwa gegen 700 vor Christus in Arabien eingewandert sind (s. Wüstenfeld, Register zu den genealos. Tabellen, p. vi f.); dass dies ein reiner Unsinn ist, braucht nicht erst be- miesen zu werden; die Geschlechtsrezister sind aber uüberall lückenhaft; denn man merkte sich blos die bedeutenden Personlichkeiten, die unbedeutenden wurden vergessen, so dass zwischen Vater und Sohn jener Register wobhl mauch- mal noch zehn Geschlechter liegen kônnen. — Uebrigens hat es auf unsere Untersuchung hier keinen Einfluss, ob dle vôllige Vertreibung der Hyksos gegen die Milte des 16. oder gegen die Mitte des 15. Jahrhuaderts stattsefunden hat; im letztern Falle kônnte man annehmen, dass die ersten aus Aegypten vertriebenen Hyÿksos sich nach Babylonien wandten, welches Land sie auch nach langen Kämpfen mit den Chaldäern eroberten. 136) Damit sind die bekannten Feldzüge gegen die Cheta in Palästina gemeint; vel. über die Feldzuge verschie- dener ägyptischer Kônise der 148 u. 19. Dynastie nach Kana’an: Bunsen, Acgypten [V. p. 173 u. 197, die Ssabier I. p. 333 f., die ib. p. 334, Anmk. 1. angefuührten Stellen, H. Brugsch, geogr. Inschriften allägyptischer Deukmaler etc. Bd. 1. p. 52 Î. u. I. p. 20 ff. u. Movers I. c. IL. 1, p. 298 f. 400 (72) D, Cnwozrson. Acgypten verdrängten Hyksos — welche, wie wir sahen, bald Kana’anäer, bald Araber genannt werden —, vielleicht auch ein Theïil von den in Kana’an Angesiedelten, die auch hier von den ägyptischen Kônigen bedrängt wurden, nach langer Hin- und Herwanderung in Babylonien eingefallen sei und dieses Land nack langen Kämpfen erobert habe. Uebrigens habe ich schon in meinem Werke über die Ssabier (f. p.331 F.), die sehr nahe liegende Vermuthung ausgesprochen, dass die Araber, welche die V. Dynastie des Berosus begründet haben, ver- triebene und versprengte Hyksos waren; nur wusste ich damals noch nicht, dass diese Gründer einer neuen Dynastie in Babylonien eigentlich keine Araber, sondern Kana'anüer waren. Der Umstand, dass die babylonischen Kana’anäer von Qülàmi als hochgebildete Leute geschildert werden, kann nicbts gegen die Identität derselben mit den aus Aegypten verdrängten Hyksos beweisen; denn es muss erst bewiesen werden, dass diese in der That rohe und ungebildete Leute waren, wie ihre ärgsten Feinde, die Aegypter, sie schildern, was aber, wie ich glaube, nicht bewiesen werden kann. Der Anführer dieser kana’anäischen Eroberer hiess Nemrôdà, und dieser heldenmüthige Eroberer, der mit eiuer flüchligen Truppe ein grosses Reich erobert hat, kann sehr gut mit dem sprüchwôrtlich gewordenen Helden Nemrôd identisch sein, dessen Ruhm zu den Hebräern gelangt ist, die ihn, wegen seiner Herkunft aus dem Lande der Aegypter, zum Sohne Küseh’ machten, ohne ihn aber dadurch in die Ürzeit der Menschheït versetzen zu wollen; Nemrôd wird auch desshalb Genes. X, 7. nicht unter den Sühnen Küsch’ aufgezählt. Das Sprüchwort, oder, wenn man will, das Fragment eines alten Liedes Genes, X. 9.: «so wie Nemrôd ein Held der Jagd» u, s. w. "7, zeigt, wie ich glaube, dass der biblische Nemrôd, der in der Erin- nerung der jüngern Semiten lebte, keine Nebelgestalt der Ürzeit, sondern eine ächt historische Persônlichkeit der neuern Zeit war, dessen Rubm im Munde aller Welt und dessen Andenken frisch im Gedächtnisse lebte. Wir sagen z. B. ja auch von einem ausserordentlich kräftigen und uverschrockenen Manne: «er sei ein wahrer Napoleon», aber nicht: «ein wahrer Friedrich Barbarossa», oder: «ein wabrer Carl der Grosse», weil diese Männer unserm Zeitalter zu sebr entrückt sind; und die Israeliten des mosaischen Zeitalters sollten den Namen eines Mannes, der gegen 3000 Jahre vorher gelebt haben soll, auf diese Weise gebraucht haben! Ich glaube es nimmermehr. Wenn aber Eusebius und die andern christlichen Chronographen in den ibnen zugänglichen Quellen über die babylonische Geschichte Nemrôd nicht gefunden haben, so beweist dieses noch nicht, dass auch Berosus denselben nicht kannte; denn jene christ- lichen Chronographen haben das Werk von Berosus nicht vor sich gehabt und sie kannten our die Auszüge aus demselben bei Alexander Polyhistor; nun aber ist es einerseits nicht aussemacht, dass dieser seine Auszüge unmittelbar aus Berosus gemacht hat; dann ist es andererseits eben so wenig erwieseu, dass Eusebius seine Mittheiluog unmittelbar aus Alex, Polyhistor geschüpft hat". Dass der biblische Nemrôd in spätern rabbinischen und auch in 437) Vgl. Movers, Phônik. I. 4, p. 269, ib. Anmk. 39. 138) Die Fragmente des Berosus bei Eusebius und Synkellus befinden sich überhaupt in einem trostlosen Zu- . gtande; dabei weiss man nicht immer recht die Worte des Alexand, Polyhistor von denen des Eusebius zu unter- Ueger p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (73) 401 mobammedanischen Fabeln mit dem Thurmbau zu Babel, mit der Sprachverwirrung und mit der Zerstreuung der Noachiden in Verbindung gebracht wurde, kann, wie es sich von selbst versteht, nicht als Einwand gegen unsere Vermuthung vorgebracht werden. Desgleichen kôn- pen uns die von sonst achtharen Forschern ausgesponnenen Ansichten, nach denen der bibli- sche Nemrôd der Held einer, — historisch nicht nachweïsbaren —, uralten scythischen Er- oberung war, nicht hindern. Wollte man aber gegen unsere Vermuthung die Stelle in Genesis X. 10. anführen, wonach Nemrôd angeblich der Erbauer Babels war, wäbrend nach den Mittheilungen Qûtlâmis diese Stadt offenbar schon vor der kana’anäischen Invasion existirt bat, so künnen wir dagegen sagen, dass Nemrôd in jenem Verse durchaus nicht zum Er- bauer Babels gemacht wird und dass dort nur steht: Babel, Erek, Akkad und Kalneh sei der Anfang seiner Herrschaft gewesen, womit nur gesagt sein kann, dass er diese Städte zuerst erobert (aber nicht erbaut) hat. — Ich muss auch sonst in Kurzem bemerken, dass mir ziem- lich Alles das, was über den biblischen Nemrôd in den frühern Zeiten, so wie auch das, was in der neuern und neusten Zeit über ibn geschrieben wurde, bekannt ist und dass ich unter diesem Gewirre von Ansichten und Meinungen nichts gefunden habe, was mich in meiner Meinung schwankend machen kônnte, dass der biblische Nemrôd mit dem in unserer Quelle erwäbhnten Nemrôdàä, dem Stifter der kana anäischen Dynastie in Babylonien, identisch sein kôünne; jedenfalls ist, wie ich glaube, Niemand im Stande irgend einen positiven Beweis gesgen diese Môglichkeit anzuführen. Auch der Umstand, dass Nemrôdà Goldmüozen geprägt hat, kann weder als Beweis angefübrt werden, dass derselbe mit Nemrôd nicht identisch sei, noch dass er nicht im 16. Jahrh. v. Chr. gelebt haben kôune; denn es muss erst bewiesen werden, dass man um diese Zeit noch kein geprägtes Geld hatte, was, glaube ich, nicht bewiesen werden kann. Im Gegentheil zeigt die bekannte Stelle Genes. 23, 16., dass zu Abrahams Zeiïten gepräg- tes Geld existirt hat. Da es aber auch in Babylonien, wie ich es bestimmt weiss, Gold- und Silberbergwerke gab"*, so liegt die Wabrscheinlichkeit sehr nahe, dass man daselbst auch frübzeitig geprägtes Gold- und Silbergeld hatte!*. Die kana’'anäische Dynastie in Babylon mit der V. Dynastie (der 9 arabischen Kônige mit 245 Jahren) des Berosus zu identificiren war also, wie bemerkt, mein erster Gedanke als ich die vielfachen Nachrichten über jene Dynastie in Babylon in unserm Buche fand. Ich theilte dano diese Ansicht Hrn. v. Bunsen uod Hrn. Prof. Ewald schriftlich mit. Letzterer meinte, dass scheiden, und weun es bei Eusebius heisst: «Er stellt blos die Namen der Kônige zusammen, ohne deren Thaten eben genau zu erzählen», oder: .«und wiederum zählt er die Namen von 45 Kônigen auf» (s. oben p. 69) so kann es sehr gut sein, dass dies nicht die Worte des Eusebius, sondern die des Alexander Polyhistor, oder eines Excerp- tors aus diesem sind, der alle Namen weggelassen hat und den Eusebius vor sich hatte. Von den Pfuschereien des Synkellus will ich erst gar nicht sprechen. 139) Dewânâï und nachher QütAmi sagen dies wiederholt aus; dessgleichen ist in dem Buche «über Gifte» (p: 53) von dem «Silber uuseres Landes» die Rede. Ueber den Gold- und Silberreichthum Babyloniens vel. Movers L c. IL. 3, 1. p. #1 ff., our abnte dieser unsterbliche Gelehrte nicht, dass es in Babylonien selbst Gold- und Silberbergwerke gab; ja er glaubte sogar, dass es in den Wohnsitzen der Semiten überhaupt nirgends Silber gab; s. ib. p. 36 f. 440) Ueber den Gebrauch von Silber als Geld bei den Semiten, besonders bei den Kana’anäern, in der ältesten Zeit s. Movers IL. c. II. 3, 1. p. 28 ff. u. vgl. ib. p. 55 f. Mém. des sav. étrang. T. VII. 51 402 (74) D. CawoLzson. man «allenfalls an die alten reges Arabes bei Berosus mit ihren 245 Jahren denken» kônne, our äusserte er einige Zweifel, ob unter dieseu Kana’anäern überhaupt dasselbe Volk zu ver- stehen sei, das wir unter diesem Namen verstehen. Wir haben (p.45) diese Zweifel beseitigt und auch Hr. Prof. Ewald hat sie aufsegeben, nachdem ich durch Mittheilung einiger neuen Stellen jeden Zweifel gehoben hatte. Hr. v. Bunsen erklärte sich ganz entschieden für diese Ansicht, die er für die einzig richtige häll. Nach dieser Annahme kônnte man also Qûtâmi nicht später als 1300 v. Chr. setzen. Allmäbhlig aber stiegen in mir Bedenken gegen diese Annahme auf uud ich dachte: wenn unser durch und durch gelehrtes Buch, dessen Verfasser eine Unzahl von Vorgängern hatte und der sich zu den ältern derselben ungefähr so verhält, wie ein neuerer Naturforscher zu den ersten griechischen Physikern, schon im 1%. Jahrh. vor Cbr. verfasst worden sei, so müsste ein grosser Theil unserer Anschauungen vom Alterthum und unsere bisherige Auffassung der alten Geschichte vollkonimen umgestossen werden; zu einer solchen wissenschaftlichen Revo- lution genügt aber unsere, wenn auch hôchst wabrscheinliche Vermuthung nicht Auch der Umstand, dass Mâsi der Sûräner, der meines Erachtens nicht minder als 1000 Jahre älter als Qûtämi ist, die Jonier kennt und von ihnen sagt, dass es zwar einige ausgezeichnete Männer unter ihnen gäbe, sie aber im Ganzen wie das Vieh seien und gegen die Babylonier stolz thun, erregte gleichfalls mein Bedenken; denn ich hielt es nicht für môglich, dass ein Babylonier aus dem 2%. Jahrh. sich auf die angegebene Weise über die Jonier ausgesprochen haben konnte. Ich fing daher an, mich nach anderen Môglichkeiten umzusehen, um jene kana- ‘anäische Dynastie zu placiren. Die VI. Dynastie des Berosus von 45 Kônigen mit 526 Jahren, dachte ich, ist eine anonyme, regierte etwa von 1295— 769 oder 1275 — 749 und kônnte doch gleichfalle mit der kana’anäischen identisch sein; demnach würde Qûtâmi — da er, wie bemerkt, jedenfalls nicht allzu lange nach der Gründung jener Dynastie gelebt hat — etwa im 10. Jahrh. geschrieben haben; wollte man aber meine oben (p. 63 f.) angeführten Beweise, dass Qütämi nicht allzu lange nach der Gründung jener Dynastie gelebt hat, nicht gelten lassen, so wäre jedenfalls die erste Hälfte des 8. Jahrhunderts die allerspäteste Zeit, die man Qû- tâmi vindiciren müsste. Jene wissenschaftliche Revolution würde allerdings auch durch diese Annabme zum Theil bewirkt werden; aber jedenfalls glaubte icb für unser Bucb our ein Mini- mum von Jabren in Anspruch nehmen zu kônuen. Allerdings haben die beiden Niebubr'?, Bunsen'”?, Movers"# und viele Andere angenommen, ja sie setzen es gewissermassen voraus, dass die VI. Dynastie des Berosus eine assyrische war, aber die Gründe für diese Behaup- tung oder vielmebr Voraussetzung sind nicht stichhaltig. So bemerkt z. B. M. v. Niebubr: «Diese 6. Dynastie ist offenbar die assyrische. Dies geht hervor: 1) daraus, dass am Anfang Semiramis, am Evde Phul erwäbnt wird; 2) daraus, dass Synkellus, der bei der arabischen Dynastie wieder in die Ordnung des Eusebius einlenkt, auf die arabische Dynastie eine assyri- 141) S. Niebubhr, kleine histor. u. philol. Schriften, Bonn 1828, 1. p. 194 u. M. v. Niebuhr I. c. p. 494, Anmk. 5. 142) S. dessen Aeoyptens Stellung etc, IV. p. 303. 143) Movers 1. c. IL, 1. p. 273 f.; vel. p. 276. Ueserx p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UÉBERSETZUNGEN. (73) 403 sche folgen lässt». Aber diese beiden Punkte beweisen hier gar nichts; denn weder fängt die 6. Dynastie mit Semiramis an, noch schliesst sie mit Phul, und der Wortlaut des Eusebischen Excerptes sagt nur: Berosus habe vorher die Namen und die Regierungsjahre der 9 arabi- schen Künige aufgezählt, dann habe er erzählt, dass Semiramis über Assyrien geherrscht habe, hierauf habe er die Namen von 45 Kôünigen aufsezählt, denen er eine Regierungsdauer von 526 Jahren giebt, und nach diesen erwähne er einen chaldäischen Kônig, Namens Phul. Damit ist aber nur gesagt, dass Berosus nach seiner Erwähnung der arabischen Küôvige und vor seiner Aufzählung der #5 Kônige von der Semiramis handelt, wobei aber noch nicht im Entferntesten gesagt ist, dass jene Kônige mit derselben in irgend eine directe Verbindung zu bringen seien. Aus jenem Excerpte geht ferner hervor, dass Berosus den Phul nach Aufzäh- lung jener 45 Kônige erwähne, woraus man im Gegentheil eher zu folgern berechtigt ist, dass mit diesem Phul eben eine neue und zwar assyrische Dynastie beginnt, aber nicht, dass derselbe die Dynastie jener 45 Kônige schliesse. Synkellus aber kann hier gar nichts be- weisen; denn seine Dynastien befinden sich in einem so verworrenen Zustande, dass seine Angaben überhaupt gar keine Beweiskraft haben. Dabeiï ist aber noch zu bemerken, dass seine assyrische Dynastie, die er auf eine arabische von 6 Kônigen und 215 Jahren folgen lässt, nicht die des Berosus, sondern, was Niebubhr selbst bemerkt, die Kônigreihe des Ktesias ist, von der dieser Gelehrte allerdings aunimmt, dass sie mit der 6. Dynastie des Berosus 1%) so dass diese Annahme zu der identisch sei, diese Behauptung aber nicht beweisen kann grossen Reihe von Vermuthungen gehôrt, an denen die assyrisch-babylonische Geschichte über- reich ist. Meine Bedenken gegen die Identification der kana’anäischen Dynastie mit der der neun arabischen Kônige des Berosus, so wie auch meine Ansicht über die Môglichkeit jene mit der VI. Dynastie desselben zu identificiren, theilte ich gleichfalls schriftlich Hrn. v. Bunsen und Hrn. Prof. Ewald mit. Letzterer, der nicht überzeugt zu sein scheint, dass die VI. Dynastie 45), hält die eine, wie die andere meiner Annahmen für des Berosus eine assyrische war môglich; Ersterer dagegen beschwôürt mich in einem Schreiben vom 17. Mai 1857, mich nicht in meiner «ejiozig richtigen Erklärunug der kana’anäischen Dynastie irre machen zu lassen». «Seit vielen Jahren, schreibt Hr. v. Bunsen ferner in seiner gedrängten Ausdrucksweise, ist mir die Vermuthung gekommen, auch in meinen Heften habe ich es bemerkt, ....dass die fünfte Dynastie Babylons die des vertriebenen (oder vielmehr 1540 von Pelusium abgezo- genen) Hyksosheeres sei. Ich gab diese Spur auf, da ich zwischen 1540 und 1488, dem Jahre des Abzugs der Hyksos und dem Jahre des Antritts der arabischen Dynastie, also mit 50 und einigen Jahren, nichts anzufangen wusste. Nun ist aber alles klar! 1. Die Hyksos gingen nach Kana'an, dem Vaterlande der einen Hälfte (Philistim). — Die Malikas (Araber = XV. Dyn.)gaben, auch nach den arabischen Nachrichten nicht mebr die Herrscher, noch 3 Jahrhhunderte. 444) Vel. M. v. Niebubr 1. c. p. 494, Anmk. 1. u. die ib. angef. Stellen. 445) S. Ewald, Gesch. des Volkes Israel, III. p. 593, Anmk. 2. 40% (76) D. Cawozson. 2, Sie konnten also eben so gut Araber heissen, wie Berosus sie nennt, als Kana'anäer.……. 3. Sie kamen zum Thron erst nacb langen Kämpfen mit den Babyloniern: das er- klärt die 50 Jahre. 4. Die vorhergehende Dynastie war nach Qülämi eine chaldäische: wie die vierte [des Berosus] es ohne Zweifel war». «Alle Anzeigen, heisst es in jenem Schreiben ferner, sind wider Ihre zweite Annahme. Die Ninyaden, als doyxovtes Ts Actus in den 520/96 Jahren, mussten Babylon haben, so gut wie Karl der Grosse Paris. Auch geben alle Nachrichten der Semiramis grosse Bauten in Babylon: einige sagen alle, was mit Recht übertrieben genannt wird». Hiosichtlich meines erwähnten Bedenkens, dass schon Mäsi der Sûrâner von den Jo- niern auf die erwäbhnte Weise spricht, verweist er mich auf seine neusten Forschungen, wo er das griechische Alterthum weiter hivaufrückt, als man es bisher gewüholich that", und er erklärt sich am Schlusse ganz entschieden für meine erste Annahme, d. h. für die Identification der kana’anäischen Dynastie mit der V. des Berosus. Bei aller Hochachtung aber vor Hrn. v. Bunsen muss ich bemerken, dass die eben an- geführten Gründe mich nicht überzeugt haben, dass die VI. Dynastie des Berosus eine assyri- sche war. Die Forschungen über Semiramis und ihre Lebenszeit halte ich noch lange uicht für abgeschlossen und sicher genug, als dass ich aus den über sie ausgesprochenen Vermu- thuogen bestimmte Resultate folgern môchte. Wenn übrigens auch Semiramis die Beberrscherin von Babylonien war, so muss man noch immer nicht annehmen, dass auch ihre Nachfolger im Besitze dieses Landes blieben. Dabei scheint aber Hr. v. Bunsen die 520 Jabre, die Herodot der assyrischen Herrschaft über Asien giebt, mit den 526 Jahren der VI. (nach Bunsen assy- rischen) Dynastie des Berosus zu combiniren, womit ich mich aber nicht einverstanden erklären kann; denn hier giebt es nur eine Alternative: entweder Phul gehôrt zur VI. Dyn. des Berosus oder nicht; im ersteren Falle war die Dauer dieser Dynast'e viel länger als 526 Jahre; denn die Regierungsjahre Phuls sind in dieser Zabl nicht eingeschlossen. Im letzteren Falle dagegen ist man zu der Annahme fast gezwungen, dass jene Dynastie eben keine assyri- sche war, oder dass Phul der Gründer einer neuen Dynastie überhaupt war, jedenfalls aber fällt in diesem Falle der Hauptheweiïs, dass jene Dynastie überhaupt eine assyrische war, weg. Allerdiogs lässt Bunsen Phul our von 750 —747 über Babylon herrschen, wodurch jene 926 Jahre nur um 3 Jahre vermehrt werden, aber um Phul so weit herunterzurücken mussten erst einige biblische Zahlen geändert werden, womit ich mich wiederum nicht einverstanden erklären kann. Auch die Angabe Qütämis, dass die Kana’anäer nach langen Kämpfen mit den Chaldäern Babylonien erobert haben, kann nicht beweisen, dass die der kana‘anäischen vorangegangene Dynastie eine chaldäische und keine arabische gewesen sein kann; auch wir sagen, dass die Engländer gegen die Chinesen kämpften und dennoch sind die Beherrscher derselben keine Chineser, sondern Mandsu. Es kônnte ja auch sein, dass die weniger gebil- 146) S. Bunsen I. c. V. a. p. 444 ff. Ueger DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (77) 405 deten arabischen Sieger von den hochgebildeten besiegten Chaldäern im Laufe der Zeit ganz absorbirt wurden, wie Aehnliches schon oft in der Geschichte geschehen ist. Es ist also durchaus nicht bewiesen, dass die VI. Dyn. des Berosus eine assyrische war und sie kôünnte daher an und für sich mit der kana’anäischen wobl identisch sein; aber gegen diese Annahme erhebt sich eine bedeutende Schwierigkeit. Der Beginn der VI. Dyn. des Berosus fällt vämlich, je nach den verschiedenen Berechnungen, etwa zwischen 1295—1273. Nehmen wir pun an, dass der biblische Nemrôd wirklich erst um diese Zeit gelebt hat, oder dass dieser mit Nemrôdâ, dem Süfter der kana’anäischen Dynastie, nicht identisch ist, so bleibt doch immer die Frage: ob es môglich sei anzunehmen, dass eine grosse Anzahl Kana’anäer aus Palästina — und als solche muss man nach den obigen Angaben die Kana anäer Qûtâmis sich denken"” — mit einem Helden an der Spitze um die angegebene Zeit Babylonien erobert hat? Ich glaube, dass dies unmôglich ist, und zwar erstens, weil die Kana'anäer des kleinen Palästina’s niemals im Stande gewesen wären, ein so grosses Reich, wie Babylon damals war, zu erobern; denn wenigstens zur Zeit Qûtâmis reichten die Gränzen dieses Staates im Westen bis zur arabischen Wüste (die damals offenbar noch nicht die jetzige Ausdehnung hatte), im Süden bis zum persischen Meerbusen, im Osten bis zu Holwän und vielleicht noch weiter, und im Süden und Südosten. bis zum oberen Zäb. Wollte man aber annehmen, dass Kana’an einen ausgedehnteren Begriff hatte als in den biblischen Büchern, was an und für sich môglich, ja sogar wahrscheinlich ist, so bleibl es aus dem Grunde unmôüglich, dass die Kana’'anäer in der angegebenen Zeit Babylonien erobert hätten, weil die Israeliten damals, d. h. am Anfange des 13. Jahrh., längst im Besitze von Palästina und die Kana’anäer grôsstentheils decimirt und in Knechtschaft gerathen waren; und wenn dieselben damals noch kräftig genug gewesen wären, ein so grosses Reich wie Babylonien zu erobern, und wenn die Kana’anäer noch damals einen Helden wie Nemrôdà in ibrer Mitte gehabt hätten, so hätten sie nicht ihr Vaterland verlassen und sich eine neue Heimath gesucht, sondern sie hätten doch lieber die ohne innern Verband lebenden Israeliten aus dem Lande gejagt. Dann sieht man auch aus der Geschichte der Richter, dass nur ein einziges Mal ein kräftiger kana’anäischer Staat in Chaçôr, im Norden von Kana’an, uoter Jabiîn sich hervorthat, sonst aber hôren wir immer pur von äussern Feinden Israels, aber von keinen solchen, die in seiner Mitte wohnten. Ich weiss es zwar, dass Bunsen und auch Lepsius den Auszug der Israeliten erst gegen 1320 setzen, die Auswande- rung der Kana'anäer nach Babylonien kônnte also demnach sebr gut eine Folge der israelitischen Occupation gewesen sein; aber dagegen muss ich erstens auch hier die Bemerkung machen, dass, wenn die Kana’anäer zur Zeit Josuas noch so mächtig gewesen wären, dass selbst ihre Trümmer noch im Stande wareu Babylonien zu erobern, so hätten sie die Israeliten gar nicht ins Land gelassen; dann wiederhole ich hier meine, schon in meiven Ssabiera ausgesprochene Meinung "*, dass man aus rein kritischen Gründen die biblischen Zahlen festhalten müsse, eine Meinung, in der mich bis jetzt noch nichts schwankend zu machen im Stande war. Nimmt 147) Vgl. oben p. 45; Anmk. 90, p. 50 u. Anmk. 112, p. 64. 148) S. Ssabier I. p. 318 f. 406 (78) D. Cuwozson. man aber für Schischaq selbst die geringste Zahl, d. h. 932, in Anspruch und addirt man dazu die #41— 42 Jahre vom 5. Regierungsjahre des Re’habeam bis zum salomonischen Tempel- bau und die 480 Jahre von diesem bis zum Auszug, so fällt dieser spätestens (932+ 41 +480 —) 1453, also wenigstens 155 Jahre vor dem frühesten Beginn der VI. Dynastie des Berosus. Es ist bier nicht der Ort mich weitläufig darüber auszusprechen, warum ich so entschieden die biblischen Zablen festhalte, so viel aber will ich hier kurz bemerken, dass unter allen auf uns gekommenen chronologischen Zahlen des Alterthnms keine so eine innere Sicherheit und Be- stimmtheit haben, wie die biblischen, besonders aber sind keine von ihnen mit solcher Treue und Gewissenhaftigkeit überliefert worden, wie diese. Hätten wir übrigens Manethos Zahlen aus erster Hand vor uns, ich würde ihnen gewiss ein grosses Gewicht beigelegt haben; da wir sie aber our vermittelst der Excerptoren kennen, die sie — was notorisch erwiesen ist — theils aus büsem Willen, theils aus Unverstand corrumpirt haben, so kônnen sie den biblischen Zahlen gegenüber gar kein, oder bôchstens nur ein sehr geringes Gewicht haben. Was aber die ägyptischen Denkmäler anbetrifft, welche angeblich die jetzigen biblischen Zablen unmôg- lich machen, so glaube ich, dass sie so lange nicht entscheidend sind, so lange ihre Interpre- tation noch auf so schwankenden Füssen steht wie jetzt und so lange noch die Erklärer jener Denkmäler so weit auseinandergehen, dass — um ein Beispiel unter vielen anzufübren — Rougé die Dauer der Hyksoszeit auf gegen 2000 Jahre setzt, Bunsen etwa 922 und Lepsius zuerst 662, und dann in seinem neusten Werke 511 Jahre annimmt . Nach dem Gesagten bleibt also nur die einzige Annahme môglich, dass die kana’anäische Dynastie in Babylon mit der V.Dyn. des Berosus, d. h. mit den neun sogenannten arabischen Kônigen und 245 oder 215 Jabren, identisch ist; die Regierung dieser Dynastie aber begann nicht vor 1540 und uicht später als 1488, und endete nicht vor 1295 und nicht später als 1273"); die späleste Zeit, iu der Qûlämi geschrieben hat, wäre also etwa der An- fang des 13. Jabhrhunderts vor Christi Geb. Ich habe hier absichtlich den Gang meiner Untersuchung und die Art und Weise, wie ich hinsichtlich der Zeitbestimmung der kana’anäischen Dynastie hin- und herschwankte, mitge- theilt, um dem Leser zu zeigen, dass ich nicht leichtsinniger Weise die Abfassungszeit unseres Buches in’s 13. oder 14. Jabrh. versetzte, um etwa dadurch meinen Fund so wichtig als môg- lich zu machen. Man sehe im Gegentheil, dass ich diese Sache sehr reiflich hin und her erwogen babe, dass ich erst die Meinungen Anderer anhôüren wollte und dass ich mich endlich lange gegen mein eben mitgetheiltes Resultat über das Alter Qüûtämis gesträubt habe, bis verschiedene, wie ich glaube, sebr entscheidende Gründe mich zu diesem Resultate hingedrängt haben. 149) Vgl. das oben Anmk. 135, p. 71 über die Chronologie der Aegyptologen Gesagte. — Dass an dem Datum 480 vom Auszug bis zum salomonischen Tempelbau festzuhalten ist, hat Ewald in seiner Geschichte des Volkes Israel behauptet u. dann dies in den Gôtt. gel. Anz. 1850. p.819ff. u. 1851, p.428ff. bekraftist. Die Unhaltbarkeit der Beweise Bunsens und Lepsius’ (die sich auf die bekannte Stelle bei Theon und auf eine Angabe in Seder-Olam-Züthà berufen) für das Jahr 1314 als die Zeit des Auszugs hat Ewald (1. c. 1858, p. 1454 ff.) gleichfalls nachgewiesen. 450) Es würde mich zu weit führen, wenn ich hier alle, diesen Punkt betreffenden Berechnungen näher eror- tern wollte; am Ende kommt ja bei unserer Frage auf eine Differenz von 50—60 Jahren nicht viel an. Uerer pie ÜUEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (79) 407 Der Leser wird aber, befürchte ich, dennoch mit Erstaunen fragen: wie ist es môglich, dass ein so umfangreiches wissenschaftliches Werk, in dem eine Unzahl von Vorgängern citirt sind, schon am Anfang des 13. Jahrh. v. Chr., also gegen 400 Jahre vor Homer — nach der gewôhulichen Annahme — verfasst worden sei? Wir verweisen als Erwiederung darauf auf das, was wir am Aufange dieser Abhandlung gesagt haben, und bemerken, dass die kindischen wis- senschaftlichen Experimente des Mittelalters sich chronolouisch zu der wissenschaftlichen Stel- lung des Aristoteles eben so verhalten, wie die ersten wissenschaftlichen Versuche der Griechen zu den wissenschaftlichen Untersuchungen des Janbûschäd oder Qûtämi; man bat folglich gar keine Ursache über das obige Resultat zu staunen, wenn wir auch dadurch etwas erfahren, wovon wir bis jetzt fast keine Ahnung hatten. Wenn man übrigens die Culturzustände der alten vorderasiatischen Vôlker genauer in’s Auge fasst, sieht man sich unwillkürlich zu der Annahme genôthigt, dass die alten Babylonier schon in sehr frühen Zeiten eine ausgebildete Literatur besessen haben müssen. Die Israeliten nämlich, fast das jüngste Volk der Semiten. hatten schon lange vor den Griechen eine bedeutende wissenschafiliche Literatur. Viele Andeu- tungen in den älteren Schriften des Alten Testaments zeigen klar auf eine hohe Cultur und auf eine literarische Thätigkeit unter den gebildeten Semiten noch vor der Einwanderung der Israeliten in Kana’an hin. Die Kana’aniter sind aller Wahrscheinlichkeit nach viel jünger als die Babylonier und dennoch wie uralt ist ïhre Literatur! Der Ursprung ihrer heiligen Schriften war ihnen schon sehr früh nicht mehr bekannt und dieselben wurden daher verschiedenen Gôttern zugeschrieben. Selbst die Erläuterungen und die Commentarien zu diesen Sehriflen werden von den güttlichen Wesen Thuro-Chusarthis und Surmubel hergeleitet. Zwischen der Abfassung jener Schriften und der dieser Commentarien muss aber auch eine lange Zeit verflossen sein, so dass die alten Schriften nicht mebr verständlich waren und der Erläuterung bedurften. Uralte Weïsen, etwa des 12. u. 11. Jahrh., beschäftigten sich schon mit der Deutung und allegorischen Auslegung jener heiligen Schriften — ungefähr 800 Jahre vorher fing auch der Babylonier Janbûüschäd an, die alten Lehren und Vorschriften allegorisch zu deuten — ; aber zwischen der Abfassungszeit heiliger Schriften und der Zeit, wo der natürliche Sinn derselben picht mehr genügt und nicht zeitgemäss ist, so dass man zu allegorischen Deutungen die Zu- flucht nehmen muss, liegt in der Regel — wenigstens in jenen alten Zeïiten — ein sehr langer Zwischenraum. Die didaktische Poesie der Kana’anäer, die der Orphischen verwandt ist, und mit der Lôsung naturphilosophischer Probleme sich beschäftigt, wird gleichfalls zum Theil gôtt- lichen Wesen zugeschrieben und ist uralt; und dass die Kana’anäer schon vor der israelitischen Einwanderung in Palästina ein hochgebildetes Volk waren, ersieht man aus vielen Andeutungen der biblischen Nachrichten. Wie vielseitig ausgebildet die spätere Literatur der Phônikier war, wie sie besonders schon sehr früh classische Werke über die Landwirthschaft geschrieben 50, Da wir dies Alles von den politisch unbedeutenden jüngeren haben, ist hinlänglich bekannt 451) S. Movers, Art. Phônic. in Ersch'u. Gruber. Allg. Encycel. der Wiss. III. 24, p. 441 M., dem diese Notizen über die altphônikische Literotur entnommen sind, u. vgl. Ewald, Gesch. des Volkes Israel, I. p. 323 f. 2. Ausg. und Brugscb 1. c. IL. p.23. — Der Karthager Mago, der pater rusticationis, wie ihn Columella nennt, welcher ein grosses 408 (80) D. CaHwoLson. Kana’anäern wissen, so kôünnte man die Existenz einer alten und vielseitig ausgebildeten Lite- ratur bei den hochgebildeten und politisch so bedentenden älteren Babyloniern geradezu voraus- setzen, selbst wenn die von uns an's Licht gezogenen Werke nicht existirt bätten, besonders da auch Berosus von uralten Schriften der Babylonier spricht, worin über «die Geschichten von dem Himmel, der Erde, dem Meere, von der ersten Schôpfung, von den Kônigen und deren Angelegenheiten» gehandelt wird’. Man hat also gar keine Ursache über unsere Resultate hin- sichtlich des hohen Alters der babylonischen Literatur zu staunen oder dieselben mit skepti- schen Augen anzusehen: im Gegentheil, durch unsere Resultate wird eine leere Zeit ausgefüllt, in der die Existenz einer bedeutenden geistigen Thätigkeit vorausgesetzt werden muss. Gegen unsere Annahme über das hohe Alter Qûtämis wird man vielleicht auch den Eiowurf machen, dass Ibn-Wa’hschijjah, der am Ende des 9. und am Anfange des 10. Jabrb. seine Ucbersetzungen der altbabylonischen Schriften schrieb, doch schwerlich die Sprache der Bücher verstehen konnte, die langer als 2000 Jahre vor 1hm abgefasst wurden. Darauf lässt sich aber Folgendes erwiedern: {) es ist schon (p. 9) bemerkt worden, dass Ibn-Wa'’hschijjah selbst ein Nachkomme der alten Chaldäer war, der die Sprache und sogar die verschiedenen Dialecte seiner Siammgenossen gründlich verstand: 2) lässt sich dieser Umstand einfach durch die Stabilität der semitischen Sprachen überhaupt leicht erklären. Wie weit diese Stabilität geht, kann ich durch folgende Thatsache darthun: Ich kenne nämlich einen ungelehrten Araber aus Mekkah, der von arabischer Grammatik keinen Begriff hat und dennoch manches altarabische Gedicht recht gut versteht und überbaupt altarabiscb, mit häufigem Gebrauch der Nunation, spricht. Dieser Araber versicherte mich auch, dass seine Landsleute in seiner Heimath das Altarabische sprechen und altarabische Bücher geläufig lesen und verstehen. Weno oun ein ungelehrter Araber die gegen 1000 Jahre vor ihm, zum Theil künstlich abge- fassten Gedichte verstehen kann, so ist es auch wahrscheinlich, dass ein gelehrter Chaldäer die schlichte Prosa der 2000 Jabre vor ihm abgefassten Schriften seiner Vorfahren verstanden hat. Qûtâmi, der sehr oft Schriften citirt, die länger als 1000 Jabre vor ihm abgefasst wurden, beklagt sich niemals über Schwierigkeiten, die ihm die Sprache jener Schriften an und für sich verursacht hätte. Dieselben waren sogar allgemein verbreitet und wurden allgemein gelesen. Qûtâmi empliehlt auch die moralischen Stellen aus den Schriften des Îschità — der wenig- stens 1000 Jabre vor ihm gelebt hat — den Bauern an den Fejertagen vorzulesen, ohne etwa zu befürchten, dass die ungebildeten Landleute das ihbnen Vorgelesene nicht verstehen würden. Es ist übrigens auch môglich, dass die alte Sprache in den althabylonischen Schriften im Laufe der Zeit von verschiedenen gelebrten Chaldäern immer modernisirt wurde und die veralteten Worte und Ausdrücke durch neue ersetzt worden sind, so dass Ibn-Wa’hschijjah wobhl die Werke aber nicht die eigenen Worte der alten Babylonier übersetzt haben mochte. Werk über Landwirthschaft in 28 Büchern geschrieben, war sicher nicht der Erste, der von diesem Gegenstand han- delte. Heeren macht Mago zum Zeitgenossen des Cyrus; Meyer (Gesch. der Botan. I. p. 296 ff.) setzt ihn allerdings bedeutend herunter, aber sein Hauptgrund dafür ist der, weil die Griechen ihn nicht kennen, wahrend Meyer selbst (ib. p. 297) eine Stelle aus Columella anführt, wo es heisst, dass Mnaseas und Paxamus ihm folgen, folglich kaunten und benutzten sie ihn auch. — 152) S. M. v. Niebubr I. c. p. 479. Ueser D1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (81) 409 Wir wollen aber jetzt auch versuchen, die Beweise, welche der berühmte und geistreiche Geschichtsschreiber der Botanik, Prof. E. Meyer, gegen das hohe Alter unseres Buches an- fübrt, zu entkräften, so wie auch die Bedenken des Hrn. Prof. Ewald über diesen Puokt zu beseitigen. Meyer widmet in dem dritten Bande seiner classischen «Geschichte der Bo- tanik» den ihm bekannten Fragmenten unseres Buches, die sich bei dem arabischen Agrono- men des 12. Jabrh. Ibn--Awwäm und bei dem spanischen Botaniker des 13. Jahrh. p. Chr. Ibn-Beithär finden, ein ganzes Capitel (Bd.II. p.43—88), wobei er (ib. p.60—88) eine hôchst schätzenswerthe Erklärung der in diesen Fragmenten vorkommenden Pflanzsennamen giebt, Am Anfange dieses Capitels macht er eine ziemlich weitläulige Untersuchung über das Alter und das Wesen unseres Buches, und zwar nach den oben (p.34f.) erwähoten Mittheilungen Quatremère’s und nach den ihm bekannten trockenen Fragmenten bei jenen beiden arabischen Schriftstellern. Aus dem Umstande, dass Adam, Enoch und Noa’h als Schriftsteller in unserm Buche vor- kommen, will er keine bestimmten Folgerungen ziehen: denn die Uebereinsummung dieser Namen mit denen der bekannten biblischen Patriarchen, meint er, kônnte eine zufällige sein. Dagegen glaubt er den Einwurf wohl begründet, dass Herodot und sämmtliche Schriftsteller des Alten Testaments wohl doch etwas von der babylonischen Literatur gewusst hätten, wenn dieselbe so bedeutend und so alt gewesen wäre, wie Quatremère es annimmt. Wir haben (p. 6 f.) dieses Argument schon gewürdigt und brauchen darüber nicht mebr zu sprechen. «Da hôren wir, sagt er ferner (p.49), von einem philosophischen Werke, dem des Dujabi (d. h. Dewänäï), einem Lehrgedicht, dem des Szagrit (Dhagrit), einem Commentar dazu von Jam- buschad, einem Werke über die Flora verschiedener Länder, also eine Art von Pflanzengeo- graphie, von Adam. Dies scheint aber kein hohes Alter anzudeuten». Aber warum denn? Etwa weil Theophrast erst einige Jahrhunderte später seine Historia plantarum schrieb? So will ich es auch dreist läugnen, dass Galen seine medicinischen Werke im 2. Jahrh. p. Chr. ge- schrieben hat, und will als Beweis dafür den Umstand anführen, dass die meisten Aerzte, die 1000 Jahre nach ihm in Europa gelebt haben, die ärgsten Quacksalber waren. Der erwähnte Dujabi bat übrigens kein philosophisches Werk geschrieben, denn dies steht weder in der «nabathäischen Landwirthschaft», noch behauptet es Quatremère. Nun aber drückt Meyer sein Erstaunen über Quatremère aus, wie derselbe keinen Anstoss daran nahm, dass Dhagrit sein Gedicht in Doppelreimen geschrieben hat; denn nach der Versicherung sachkundiger Männer hätten aramäische Vülker, eben so wie die Hebräer, selbst Ephraim Syrus im #. Jahrhundert, niemals den Reim gebraucht. Aber was beweist dies? Hebräer und Syrer haben wirklich den Reim nicht gebraucht, aber die Babylonier kônnen ihn dennoch eben so gut wie die semiti- schen Araber wohl gekannt und gebraucht haben. Ist denn der Reim etwa blos ein Product der Wüste? Meyer fand auch in einem Fragmente des Dhagrit eine Zwiebelart erwähnt, von der bemerkt wird, dass die Griechen sie Aschkila nennen, welches Wort doch offenbar Skilla sei; dann spricht auch Susad (d. i. Janbûschäd) vom Hanf und fügt hinzu, dass man den- selben «chinesisches Korn» nenne. Aber dies beweist gleichfalls nichts; denn wir haben (p. 15) nach den ausdrücklichen Angaben Ibn-Wa’hschijjahs bemerkt, dass dieser die Städte-, Mém. des sav. étrang. T. VIII. 52 410 (82) D. Cuwozson. Länder- und Vôlkernamen modernisirt hat, und dass er die im Original gebrauchten Pflanzen- namen bald durch arabische, bald durch persische, bald durch griechische Benennungen, ja so- gar zuweilen durch alle drei, wiedergegeben hat. Da wir nun leider das Original nicht vor uns haben, so kônnen derartige Beweise gar keine Geltung haben. Meyer geht nun zu Qûtàmi selber über und glaubt das Alter desselben «mit ziemlicher Wabrscheinlichkeit noch etwas näher bestimmen zu kônnen». Nun bemerkt er, dass bei Qü- tämi häufig persische Pflanzennamen vorkommen, woraus er folgert, dass die Nabathäer wenigstens einen beträchtlichen Theil ihrer Pflanzenkunde den Persern zu verdanken bätten; ferner dass in jenen Fragmenten unseres Buches der Lein eine koptische Pflanze, eine Abart der Myrthe die griechische, eine in Babylon gebaute Getraideart mit dem griechischen Namen Choudros und eine andere Pflanze gleichfalls griechisch Qümi, d. h. Kome, genaont wird. Wir haben auf diese Einwürfe schon erwiedert; was mich aber befremdet, ist, dass dieselben von Prof. Meyer gemacht wurden, der doch sehr gut weiss. dass wenigstens ein grosser Theil der Pflanzensynonyme bei Dioskorides nicht von diesem, sondern von anderen, späteren Inter- polatoren herrühren; Meyer hätte doch wenigstens an die Môglichkeit denken kônnen, dass bier etwas Aehnliches geschehen sein kônnte, um so mehr, da wir hier nicht das Original, sondern nur eine Uebersetzung vor uns haben. Meyer fübrt daon (p.51 ff.) noch einen scheïobar sebr triftigen Beweis gegen das hohe Alter unseres Buches an, indem er aus den ïihm bekannten Fragmenten desselben nachweïst, dass Qût'ämi ausser den Mondmonaten auch feste Sonnenmonate in Anwendung bringt; solche Monate aber, meint er, sind nach Ideler erst seit dem ersten Jahrhundert unserer Zeitrechnung bei Syrern und andern Orientalen gebräuchlich. Dass das von Ideler in Bezug auf die Syrer Behauptete auch auf die Babylonier seine Anwendung hat, setzt Meyer voraus. Aber er hätte nur nôthig gehabt, in demselben Buche Idelers das Capitel, welehes speciell von den Babylouiern handelt, nachzulesen und er hâtte sich gleich vom Gegentheil seiuer Voraussetzung überzeugt; denn er hätte gesehen, dass die Ansicht Frérets, nach der die Babylonier ein gebundenes Mondjabr hatten, auf äusserst schwachen Füssen steht, und dass Ideler selbst die Voraussetzung, «dass die Chaldäer und Aegypter einerlei Jahrform — d. h. ein vom Monde ganz unabhängiges Jahr — und Jahranfang gehabt haben» als solche bezeich- net, «welche sich am natürlichsten darbietet» "®. Idelers Vorraussetzung wird auch in der That durch viele Stellen unseres Buches theilweise bestätigt. Es ist hier nicht der Ort eine weitläufige Untersuchung über den altbabylonischen Kalender zu machen, aber nach zahlreichen Stellen unseres Buches kaun man, wie ich glaube, Folgendes als ausgemacht ansehen. Die frühzeitig gemachten astronomischen Beobachtungen, so wie auch die religiôsen Feste, die bald auf den Mond, bald auf die Sonne Bezug hatten, nôthigte die alten Babylonier, sicher schon sehr früh, ein geregeltes Jahr zu haben. Ob sie es nicht verstanden oder nicht wollten, das Mondjabr durch Intercalation mit dem Sonnenjahr zu vereinigen, weiss ich nicht; so viel aber weiss ich bestimmt, dass sie zwei nebeneinanderlaufende und von einander unab- 453) S. Ideler, Handbuch der mathem. u. techn. Chronologie, I. p. 203 ff, Uëger b1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (83) 411 hängige Jahresrechnungen hatten. Sie hatten ganz bestimmt Mondmonate, die bald 29, bald 30 Tage hatten. Ob sie dieses Mondjahr mit dem Sonnenjahr auszugleichen suchten, weiss ich nicht. Sie hatten aber schon in der ällesten Zeit reine Sonnenmonate, die immer nach dem Eintritt der Sonne in ein neues Zeichen des Thierkreises gerechnet wurden. Die Mond- monate sowohl, so wie auch die Sonnenmonate führten dieselben Namen: Niîsän, Ijjàru.s.w. Diese beiden Monate fielen natürlich selten zusammen. Das Jahr — wahrscheinlich das Sonnen- jabr — bestand aus 365 Tagen; über die Art, wte der noch übrige Vierteltag ausgeglichen wurde und ob dies überhaupt geschehen ist, fand ich in meinen Quellen keine Angaben. Der reli- giôse und vielleicht auch der politische Jahresanfang fand den t. Nisän statt, an welchem Tage eins der beïden grôüssten Feste der Babylonier, ill > Due, das Geburtsfest des Jahres, d. h, das Neujahrsfest, gefeiert wurde; das zweite jener beiden grossen Feste wurde den 24. des ersten Kânûün (24. December) gefeiert und wurde rail] Se Je, «das Geburtsfest der Sonne» genannt. An demselben Tage wurde bekanntlich auch in Italien das Fest Dies nalalhs Sulis invicti gefeiert, und das babylonische, so wie auch das italische Fest stand offen- bar in Beziehung zum Winter-Solstitium; in Babylonien übrigens hatte dieses Fest keine Be- zug auf das Neujabr; denn ausser dem erwähnten Neujabr gab es noch ein anderes Neujabr am ersten Teschrin (October), aber keins am ersten des 2. Känûn (Januar). Dieses Neujabr 15. Diese beiden am ersten Teschrin bat aber vielleicht nur eine agronomische Bedeutung Jabresaufänge entsprechen ganz den beiden Jahresanfängen bei den alten Hebräern, bei denen der Monat Nisan der erste im Jahre war, die aber dennoch das Neujabrsfest den !. des 7. Monats feierten. Ueberhaupt dürfte der altbabylonische Kalender viel Licht auf die Einrichtung des hebräischen Kalenders werfen und alle Streitigkeiten über denselben für immer beseitigen. Der vermeintliche schlagende Beweis Meyers gegen die frühe Abfassungszeit unseres Buches fälll also in nichts zusammen. Seine übrigen Beweise sind gänzlich uowichtig. Er findet nämlich in unserm Buche «ein System der Baumzucht und des Ackerbaus, errichtet auf physi- kalischer Grundlage, ausgehend von allgemeinen Principien, allmäblig fortschreitend bis in das feinste Detail der Behandlung jeder besonderen Culturpflanze, und ihrer Benutzung, wobeïi auch die nutzbaren wildwachsenden Pflanzen nicht vergessen werden». Meyer glaubt daher, dass «die systematische Anordnung, das Ausgehen von allgemeinen Principien» der Zeit des ersten Jabrhunderts unserer Zeitrechoung besser entspreche als jener grauen Vorzeit, in welche Quatre- mère Qûtâmi setzt. Wir haben aber schon oben (p.5) den Satz ausgesprochen, dass die alt- babylonische Culturepoche sich zur griechischen so verhält wie diese zu der unsrigen; weon nuo Aristoteles, Theophrastus u. del. andere grosse Geister Griechenlands gegen 1500 Jabhre vor diesem und jenem elenden Scribenten des Mittelalters gelebt und geschrieben haben, so kaun auch Qüûtämi, in einer älteren Culturepoche, 800— 1000 Jahre vor jenen grossen 154) Vgl. Exod. X XIII. 146. — Das, was ich hier über den altbabylonischen Kalender sage, lässt sich durch eine grosse Anzahl von Stellen unseres Buches belegen, die ich aber desshalb nicht anführe, weil eben die Zahl derselben allzu gross ist. Ich muss übrigens noch bemerken, dass ich hier über diesen Kalender nur das sage, was nach meinen Quellen gar keinem Zweifel unterworfen sein kann; durch fernere Combinationen liesse sich aber das hier Gesagte noch vielfach erganzen. * 412 (84) D. Cauwozson. Griechen etwas Gutes producirt haben. Meyer findet auch (p.5#f.) zwischen den Angaben und Vorschriften der griechischen und rômischen Agricultoren und denen des Qütàmi viel Aehu- liches und Uebereinstimmendes; aber dieses kann doch wabrlich nicht beweisen, dass Qûtämi occidentalische Quellen benutzt hat. Die babylonische Cultur und staatliche Ausbildung ist doch unzweifelhaft älter als die der Griechen und Rômer, und dass die Babylonier in der Laud- wirthschaft es viel weiter gebracht haben als diese beiden Vülker, kann man, nach den Schil- derungen des Herodot, Ammianus Marcellinus und vieler Andern von der vortrefflichen Bebauung des Bodens in Babylonien, fast voraussetzen. Auch das grossartige Canalisations- system des Landes, welches die Griechen in Erstaunen setzte, spricht allzu deutlich für die hohe Ausbildung der Ackerbaukunst in Babylonien. Meyer spricht auch (p.55f.) viel von angeblichen Prahlereien Qüûtâmis, und dieselben verleiten ihn sogar zu der Vermuthung, dass dieser griechische Schriftsteller benutzt haben kônnte, deren Namen er aber absichtlich verschweige, um für seine Babylonier die Priorität der Erfindung in Anspruch zu nehmen. Die Prablerei des Qôtämi beschränkt sich aber in der Wirklichkeit nur darauf, dass er seine Stammgenossen hôher stelll als alle anderen Vôlker; er that also nur das, was viele gebildete Vôlker des Alterthums thaten, d. h. dass sie sich selbst für das edelste Volk und alle anderen Vülker für Barbaren hielten; auch jetzt glaubt manches Volk der edelste Stamm der Menschheit zu sein, ohne auf diese Ansprüche das geringste Recht zu haben. Sonst citirt wohl Qûtämi die Kana’anäer sebr häufig und mit vielem Lobe uud er verschmäht sogar nicht assyrische Gelehrte zu erwähnen und ihre Augaben zu würdigeu, obgleich er von keiner Verwandtschaft mit den Assyrern etwas wissen will und überhaupt die grôsste Antipathie gegen dieselben üfters an den Tag legt. Qütämi selbst sagt übrigens gar nicht, wie Meyer behauptet, dass die Nabathäer schon vor der Herrschaft der Chaldäer Babylon bewohnt hätten, sondern Ibn-Wa’hschijjah sagt in einer seiner zahlreichen Anmerkungen, dass die Männer, nach denen die babylonischen Monatsnamen benannt wurden, zu den Nabathäern gehôrten, welche Babylon vor den Chaldäern bewohnt hätten *” , worin übrigens eben so wenig Prahlerei liegt, wie wenn ein Deutscher sagen würde: Hermann der Cherusker gehôrt zu deu Deutschen, welche in Deutschland vor den Gothen gelebt haben. Wenn aber auch Qüûtämi selbst die Syrer und Kana’anäer Nabathäer nennt, so liegt auch darin eben so wenig Prahlerei, als wie wenn ein Deutscher sagt: die Schweden, Dänen, Holländer u. s. w. sind Germanen; deun wir haben schou oben (p. 11f.) bemerkt, dass Nabathäer ein collectiver Name für viele Vülker ist, wie die Namen Germanen, Slaven u. dgl. andere als Benennungen für einen Com- plex von verschiedenen verwandten Vülkerstämmen gebraucht werden. Von viel grüsserem Gewichte sind dagegen die Bedenken Ewalds gegen das hohe Alter unseres ganzen Buches, Bedenken, die ich übrigens zum Theïl auch selbst in meinen Schrei- ben an diesen Gelehrteu ausgesprochen habe. Ein Haupthedenken ist nämlich die Art und Weise wie in unserm Buche von den Griechen oder vielmehr Ioniern gesprochen wird. Wenn man aber die betreffenden Stellen näher ansieht, so beschränkt sich die ganze Bedenk- 455) S. Ssabier IL. p. 606 f. / Urseer D1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (85) 413 lichkeit auf eine einzige Stelle, oder, wenn man will, nur auf einige Worte; diese künnen aber wirklich von einer späteren Hand herrühren. Bevor wir aber zur Besprechung der betreffenden Stellen übergehen, müssen wir uns zuerst klar machen, was wir unter den in unserm Buche erwähoten loniern zu verstehen haben, und wie hoch hinauf eine Bekanntschaft der Babylo- nier mit Griechen oder vielmebr Loniern angenommen werden kann. Wir kônnen es jetzt nach den Forschungen E. Curtius’ , ungeachtet aller dagegen erho- benen Einweudungen, als eine ausgemachte Thatsache annehmen, dass die griechische Bevülke- rung in Kleivasien nicht erst seit dem 11. Jahrh. v. Chr. sich daselbst angesiedelt, sondern, dass sie im Gegentheil hier ibre Ursitze hatte. Ja Classen geht noch weiter als E. Curtius und behauptet, dass der Name lonier vielleicht ein den asiatischen Griechen von deren benach- barten orientalischen Vôlkern beigelegter sei und dass dieselben unter jener Benennung viel- leicht noch viele andere kleinasiatische Vôlkerschaften, wie z. B. Dardaner, Lykier, Leleger u. s. w., verstanden haben”. Wann jene, von den Orientalen Javan, Javana genaunten Stämme in Kleinasien eingewandert sind, kann Niemand auch our ungefähr bestimmen. Wer kann jene dunkeln Perioden, wo die Thaten der Vülker sich kaum in nebelhaften Erinnerungen erhalten haben, genau abmessen und zäbhlen? Wir kônnen für jene Zeiten kbôchstens nur das sagen, dass, nach dem natürlichen Entwickelungsgang des menschlichen Geistes, jene Cultur- periode dieser vorangegangen sei; ja selbst dieses kann nicht immer mit absoluter Sicherheit bestimmt werden; denn wie oft hat die Menschheit rückgävgige Bewegungen gemacht, und in jeven dunkeln Perioden, wo wir so selten Ursachen und Wirkungen kennen, kônnen oft solche Fälle eingetreten sein, ohne dass wir dieselben zu entdecken im Stande sind. Wir haben uns auch Got Lob von der Chronologie der Alexandriner emancipirt und die jetzigen Abiturienten brauchen nicht mehr genau das Jahr anzugeben, wann Inachos, Donaos, Deukalion u.s.w. gelebt haben; denn der Examinator weiss es jetzt selber nicht, und Niemand weiss es und Niemand kann es wissen. Dass aber das griechische Alterthum, so wie auch die Geschichte der Mensch- heit überhaupt hôher hinaufgerückt werden müsse, als die Zeit, die unsere Lebrer uns in der 456) S. dessen: die Ionier vor der ionischen Wanderung, Berlin 1855; seine griechische Geschichte, Berlin 4857, I. p. 29 f. 36 f. u. 106 ff. u. den Anhang zu diesem Bande p. 539 ff. der 2. Avsg. — Ueber die Frage: ob der Name der Ionier auf den ägyptischen Denkmälern vorkommt s. auch Brugsch, geogr. Inschr. LI. p. 19 (vgl. 1. p.48), wo Brugsch, der mit Bunsen gegen Lepsius ist, bemerkt: «dass allerdings ein gewisser Zusammenhang zwischen den Ioniern und jenem durch das beregte Schild bezeichnete Valk (nach Lepsius die lonier) stattfinden musste, nämlich in so fern das letztere dieselben oder doch benachbarte Sitze einnahm, welche später ganz oder zum Theil die fonier besassen, so dass wir wenigstens annähernd die Gegend bestimmen kônnen», wo die H3-nebù (—‘Jonier nach Leps.) ansassig waren, and dass darunter «die nôrdlich von Aegypten liegenden und spater von den Griechen besetzten Inseln » zu verstehen ist, S. auch ib. I. 48, wo ein Denkmal der XIII. Dynastie (also etwa vom 22. od. 21. Jahrh.) erwahnt wird ; aut dem gleichfalls dieser von Lepsius «lonier» gedeulete Namen vorkommt, was mich nicht im Geringsten befremdet; xgl. ib. p. 40, wo Brugsch selber jenen Namen auf einem jedenfalls vormacedonischen Denkmal durch «Griechen» übersetzt; dadurch wird aber die Annahme Bunsens und Rougé’s, dass die Uebertragung jener alten Gruppe auf die Griechen der späteren Zeit aus Schmeichelei gegen die herrschenden Ptolemäer geschehen sei, umgestossen; man kann daher annehmen, dass der Name lonier schon am Ende des 3. Jahrtausend auf ägypt. Denkmälern vorkomme. 457) S. Classens Anzeige der gr. Gesch. von E. Curtius in Jahns neuen Jahrb. f. Phil. u. Pädag. 1855, p. 30—39. Ueber die Vieldeuligkeit des Namens Javan vel. Movers I. c. II. 1. p.269 f., bes. Anmk. 41. u, Lassen, Ind. Alterth. I. p. 729 f. u. 861 f. 41% (86) D. CawoLzson. Schule gelehrt haben, haben die Forschungen Bunsens und Lepsius’ über Aegypten, die Ewalds über die Semiten und die vieler griechischen Alterthumsforscher unzweïfelhaft darge- than. Feruer, die Sprache, welche das sicherste Mittel ist, die Zeit der Trennang der Vülker von einander abzumessen, lehrt uns, dass die italischen Stämme sich sehr lange vor der soge- nannten historischen Zeit von den griechischen Stämmen getrennt haben; wenn man auch die Zeitperioden, auf welche die Sprachen uns hinleiten, gleichfalls nicht mit bestimmten Zahlen abmessen kann, so glaube ich dennoch, dass die Zahl 2500 v. Chr. für die Trennuug der Italiker von den Griechen nichts weniger als übertrieben sei!®) . Wie lange diese beiden Vôlker- stämme zusammengelebt haben, kann man natürlich nicht wissen; dagegen wissen wir be- stimmt, dass sie sich vom arischen Stocke zu einer Zeit losgetrennt hatten, als die indischen Atrier mit den Irâniern noch zusammengelebt hatten, nämlich als Deva noch ein Gott und kein Teufel war. Ich glaube also, dass das Datum 3000 v. Chr. für die Enwanderung der griechisch- italischen Stämme in Kleinasien durchaus keine zu hohe und extravagante Annahme ist. Wie weit hinauf die Bekanntschaft der Babylonier mit den von ihnen Jünojé oder auf eine ähnliche Weise genannten kleinasiatischen Vülkerschaften geht, kann man natürlich nicht genau bestimmen: dagegen aber glaube ich, dass das Datum 2500 v. Chr. für die Môüglichkeit jener Bekanntschaft durchaus nicht zu hoch ist. Wir fangen auch hier von unten an. Man weiss, dass Antemenidas, ein Bruder des Dichters Alkaios, gegen das J 605 im Heere des Nebñkad- 159) neçar diente ””, und man kann voraussetzen, dass er weder der einzige, noch der erste Grieche war, der in den Heeren der Eupbratländer focht; denn wahrscheinlich hatte schon Esar’haddon griechische Süldlinge in seinem Heere gehabt"" . Dass schon San'herib in vielfache Berübrung mit den kleinasiatischen Griechen kam, ist historisch"®"; auch die auf den Assyrer Ninus als Stammvater zurückgefübrte Dynastie der Heracliden in Lydien, deren Anfang gegen 1225 ge- setzt wird'?, so wie die vielfachen von Movers % zusammengestellten Sagea von einer Herr- schaft des Memnon und der Aethioper — mit denen die Assyrer gemeint sind — in Kleinasien zei- gen, dass die Berührungen der Bewohner der Euphrat- und Tigrisländer mit den Vôülkerschaften Kleinasiens sehr alt sind und dass sie sich in dem Dunkel der Sage verlieren *”. Auch in unserm 158) Wenn man bedenkt, dass bei den Italikern sich nicht die geringste Erinnerung von ihrer Einwanderung in Italien erhallen hat, ferner dass die italische Sprache Zeit hatte, sich in einen ôstlichen und westlichen Dialeci zu theilen, von denen der erste wieder in Umbrisch und Oskisch auseinanderging, so wird man die Zahl 2500 für die Trennungszeit der Italiker von den Griechen durchaus nicht zu hoch angesetzt finden; s. Mommsen, rôm. Gesch. p. 8 u. 14 der 2. Ausg. u. Curtius, gr. Gesch. E. p. 16 ff. 459) S. Ottfr. Müller im Rhein. Mus. 1829, I. p. 287 . u. vel. M. v. Niebubr L. c. p. 206, Anmk. 2. 460) Vgl. M. v. Niebuhr 1. c. p. 180 f. 161) S. Berosus und Abydenus bei M. v. Niebubr L. c. p. 495 u. 501; vel. ib. p. 33 u. 148. 162) S. Herodot. I. 7. ed. Behr, Leipz. 1856, p. 17 ff. u. vel. E. Curtius, gr. Gesch. I. p. 463 f. 163) L. c. II. 1. p. 273 ff. 164) Das griechische Wort y{$wv, das offenbar semitischen Ursprungs ist (vgl. das hebräische Rhin) das chald. D0m w w , E - 172, in, das syr. 111.9 und das arab. JET. JS s. Gesen. Thes. p. 724), so wie auch das hebr. Wort W32e, «concubina», das schon in den ältesten Slücken des Alten Testaments vorkommt und ohne Zweifel vom griechischen TU\GE, tTauh\axis , ral\axr abzuleiten ist (s. Gesen. L. c. p. 1103 f. u. Movers, Phôn. IL, 3, 1, p. 81), zeigen gleichfalls deutlich auf einen frübzeitigen Verkehr zwischen Griechen und Semiten hin. UëBER DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (87) 415 Buche ist von einer Eroberung Kleiuasiens, oder wobl nur eiues Theils desselben, von Seiten eines babylonischen Konigs, Namens Sà’hà (?) die Rede. In dem Capitel nämlich, welches von der Kermeseiche handelt, wird gesagt: dieser Strauch sei ursprüoglich nicht in Babylonien ein- heimisch, aber der erwähnte babylonische Kôrig habe einen Feldzug nach Kleinasien (ps >'h) uoternommen und dieses Land für die ganze Dauer seiner Regierung tributpflichtig gemacht. Der Kônig des eroberten Landes aber habe dem babylonischen Kôünig eine Kermeseiche als Geschenk gebracht und ihm bei dieser Gelegenheit mityetheilt, dass dieser Strauch our in einer kühlen Gegend gut fortkomme und dass er Beereu trage, die in seiner Heimath von Frauen 165) und Kindern gesammelt und als Färbestoff gebraucht werden Dass auch die Bewohner der altionischen Stadt Ambrosos sich mit der Pflege dieses Strauches und mit der Benutzung des Färbestoffes desselben beschäftigt haben, wissen wir aus Pausanias"®. Auch von einem andern altbabylonischen Kônig, Namens ‘Hinäfà, der, wie es scheint, mehr aus gastronomi- schen als aus staatsokonomischen Gründen den Bau vieler Gewächse aus fernen Gegenden nach Babylonien eingeführt hat, wird berichtet, dass ihm eine gewisse Getreideart «aus dem Lande der lonier» nach Babylon gebracht wurde "°?. Nach dem Gesagten kann also eine frühzeitige gegenseitige Berührung und Bekanntschaft zwischen Babyloniern und den verschiedenen Vôülkern Kleinasiens als eine ausgemachte Sache angesehen werden. Der Umstaud, dass in unserm Buche von den Iloniern und deren Land ge- sprochen wird, kann also an und für sich nicht im Geringsten befremden, es kommi aber vor- zugsweise darauf an, wie von den loniern gesprochen und was von denselben gesagt wird, Wir wollen daher die betreffenden Stellen mustern, wobei wir aber diejenigen Stellen unbe- 165) In dem Capitel, welches von je all 3 = haudelt, heisst es (Cod. L. a. p. 116 1): du JE 8 ys* oJ9 LE D CL Le, Ji 5h Ch lé Lol h G ciss as Cas Lil ST JL PCR D 0 Les. ati an Sal by D sel) jo ps I Elle «dl (usb pa ob Lës Je ae Rural AR pile = Ê eur >} £ Je FA a Fi JS IE DES lé] MES Je EPS SIS aJl À) Goo = J° ONE US. ezcli 9 I] also dann wird noch berichtet, wie man daraus einen Färbestoff bereitete u. s. w. 166) X. 36, 1.; vel. Curtius, die Ionier p. 15 u. 49, Anmk. 19. 167) Cod. L. a. p. 386 f. Diese Getreideart heisst ei (nach Cod. Bodlej. Nr. 340, Les nach Cod. 2 L IL GANE LS nach Cod. L. d.) und es wird von derselben gesagt: Jr BJ] DE ÿ° SU) Bld le | jo EL, L J& : (so in Cod. L. d.; Cod. B. hat hier ŒIL > u. Cod. L. a. LL 5). Am Schlusse des Capitels findet sich die act dass jene Getreideart den erwähnten Namen LEE » y) > 2 (nach Cod. L. a., CAL nach Cod. B. u. LL LL, nach Cod. L. d.) führe. Was für eine Stadt oder Gegend hier gemeint ist, kann ich nicht an- geben; an Britanien kann hier schwerlich gedacht werden, obgleich die Phônikier schon sehr früh dieses Land gekannt haben. Auch den erwähnten Namen jener Getreideart kann ich nicht erklaren. A16 (88) D. Cawozson. rücksichtigt lassen kônnen, wo z. B. irgend eine Pflanze als eine ionische bezeichnet, oder wo das Land der lonier ohne weitere nähere Bestimmung erwäbnt wird. In dem Capitel, in dem von der Malvastaude gehandelt wird, spricht der Verfasser von den Eigenschaften derselben, von ihrem Gebrauch als Heïlmittel, sagt auch, dass sie zu den kalten Pflanzen gehôre und bemerkt zuletzt: die Ionier sind in Bezug auf diese Pflanze anderer Meinung als wir; denn sie behaupten, sie sei mässig heiss, lindere alle Schmerzen und erweiche harte Geschwulst"%*. Dieses setzt aber, unseres Erachtens, noch durchaus keine wissenschaftliche Medicin bei den Ioniern unseres Buches voraus; denn die eben mitgetheilten Assichten künnen auch von Wurzelgräbern und Pharmacopolen getheilt worden sein, die schon im 15. Jahrh. in lonien existirt baben kônnen, wenn man das griechische Alterthum überhaupt hinaufrückt. Zieht man noch die Umstände in Betracht, dass die Griechen die Malvastaude für eine Art Zauberpflanze hielten, der weiss Gott welche Heiïlkräfte zugeschrieben wurden "”, ferner dass der Ursprung der Medicin überhaupt sich bei den Griechen in dem Dunkel der Mythe verliert, dass Gôtter und Heroen sich mit der Heilkunde beschäftigten und dass endlich mythi- schen Personen eine auscebreitete Pflanzenkunde zugeschrieben wird’, so kann die obige An- gabe bei Qütâmi nicht im Geringsten befremden. L An eiver andern Stelle sagt der Verfasser, dass die Chaldäer in Bezug auf den Ursprung des Kuoblauchs viele (mährchenhafte) Erzäblungen haben, von denen manche auch von den Joniern erzählt werden; es folgt dann ein ziemlich larges Mährchen vom Ursprunge des Knoblauchs, wo nach Janbüschäd folgendes erzählt wird: eine Schlange sei in der Stadt Kirkesium(?) aus dem Euphrat herausgetreten und trug einen Knoblauch; derselbe enttiel ibhr aber durch einen Steinwurf, wurde von einem Reisenden aufsenommen und nach Babylon ge- bracht, von wo aus diese Pflanze in ganz Babylonien verbreitet wurde”. Andere auf dieselbe 168) Cod. L. a. pe 106: LUS as (y, Jus LL ail Jose; y5 usb) à) je 3 Lille 5, ae] ps) ESS LE eks} Die meisten Pflanzen werden in unserm Buche in kalte und warme getheilt. Auch bei Theophrast findet sich diese Eintheilung; was aber speciell damit gemeint ist, darüber konnten mir Bota- niker keine Auskunft geben. 469) S. Ssabier II. p. 725 f. Anmk. 38. 170) Vel. über diesen Punkt Kurt Sprengel, Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzneikunde, I. p. 140 ff. 3. Aufl. Halle 1821 ; desselben Beiträge zur Geschichte der Medicin, I. 3, p. 5 ff. Halle 1796. Jacobi, Hand- wôrterb. der gr. u. rôm. Mythol, p. 868, Anmk. u. Welcker, kl. Schriften, III. p. 3 ff. 20 ff. u. 46 fr. 174) Cod. L. a. p. 430 £: Usb] Lyse (3 pot ÉU--Crevai F}S gl ol pl A PA CROSS SE lé) pl Jel eye Uyil sf) aexl Le Um aie aexsli 21) ef, el os les) SAN à LA SE SERRES Lie Je 4 pô El & Geë Le SE, La à ges Us à à 1) CUT élu ab a ll g 205) r aie LS ad Jess, ils) ELs NA db je Cas al à A Cal UeBEr DiE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. ÜEBERSETZUNGEN. (89) 417 Bezug habende Mährchen werden nicht erzählt und es lässt sich daher nicht näher angeben, worin das Uebereinstimmende zwischen Chaldäern und loniern in dieser Beziehung besteht. Wahr- scheinlich aber erzählen letztere in Bezug auf jene Pflanze ein ähnliches Mährchen, wie das eben mitgetheilte und dies künnen die lonier schon im 15. Jahrhundert gethan haben. Qütâmi sagl auch an einer anderen Stelle, wo er der Zauberer in Iemen gedeokt: man habe ihm erzählt, dass dieselben bei deu loniern sprüchwôrilich geworden seien, und dass diese, wenn sie Jemanden als sehr verständig bezeichnen wollen, sagen: du bist noch verständiger als ein iemenischer Zauberer '?. Diese Stelle beweist aber gleichfalls nichts gegen das hohe Alter des Qütämi; denn wenn einmal das Alterthum der Griechen in Kleinasien hôher hinaufgerückt wird, als man dies bis jetzt gewüholich that, und wenn man annimmit, dass der Name Ionier bei den Orientalen einen weiteren Begriff hatte als bei den Griechen der spätern Zeit, so ist jenes Sprüchwort in Kleinasien in der von uns angenommeuen Zeit für Qüûtâämi nicht unmôüglich. An einer anderen Stelle heisst es von einem Baume, Namens Büqäsià, dass derselbe «aus der Stadt (oder dem Lande) A qsus Ur»), einer der Städte der lonier», nach Babylo- nien verpflanzt wurde", Offenbar muss hier Us) statt Uryss| gelesen werden, und sicher ist damit keine andere Stadt als Ephesus gemeint. Dass diese Stadt nicht erst von Androklos, dem Sohne des Kodros, dem Anführer der ionischen Colonisten, neu gegründet wurde, ist nicht zweifelhaft; denn diese Stadt hat er schon vorgefunden; die früheren Bewohner von Ephesus und der Umgegend waren urspränglich Pelasger, dann aber Lyder, Leleger und Carer'”. Wenn also auch die früheren Bewohner von Ephesus von uns nicht schlechthin lonier genannt werden, so kônnen sie immer von den orientalischen Nachbarvülkern, bei denen der Begriff lonier ein viel weiterer war als im Westen, wohl mit diesem Namen be- paont worden sein. Qütämi konnte daher sehr gut die zu seiner Zeit von Lelegern oder Carern bewohnten Städte als ionische hezeichnet baben. Wieder an einer anderen Stelle'"” spricht Qüûtämi von dem Einflusse und den Wirkungen Dis Jb ul J pr) Cr L El ls ai JL E | jo ve Jb J_» sp dl ÿ® F2 LE sil. as V5) 2 [COR 0) }> le); JI29 CeUr USE el-2)) ll di p du y29 Joel US oo" ls Le ÿ* ? à a si) Lee > 2 AE Lo5 ie 5, LL 5 bai A ét Je) à >L 120 Ye ae à joe NET s 3) AE Je pi) p L,5 ic o. — Der Satz ALES die scheint corrumpirt zu sein. — Es wird dann noch vieles über dieses Mährchen gesprochen und Qüt’àämi sucht es zu deuten. 172) Cod. L. d. p. H5: (Jos ps pi nes Gb sb, Qi Ce lb Les ge) JeY Gb y] 0 = y° obsl Es) aLl dise «3 O8 sl Colon Jill | 59e. # , ET > 173) Cod.L.b.p.349: - of ue + 9, (L Cegnsls Guousl SD y db sl J cle = 09 ob il. Diese Stadt erwähnt auch Jäqût in Dore L p. Al s. v. Qrgnssl. 174) S. E. Guhl, Ephesiaca, Berol. 1843, p. 24 f. 1:5) Cod. L. b. p. 197 u. Cod. L. c. p. 149. Méëm des sav. étrang. T. VI. 53 418 (90) D. CuwoLzson. des Mondes in dessen verschiedenen Phasen und führt die diesen Punkt betreffenden Ansichten der Chaldäer, Inder und Perser an; zuletzt bemerkt er noch Folgendes: die Jonier und die Aegypter behaupten eben so wie wir Chaldäer, dass der Mond zur Zeit des Neumondes am kräftigsten wirke, dagegen stimmen sie uns darin nicht bei, dass er sich zu dieser Zeit in seinem besten Status befinde; denn sie behaupten, dass dies zur Zeit des Vollmondes stattfinde. Ich glaube nicht, dass irgend Jemand daraus eine Folgerung gegen unsere Annahme in Betreff des Leitalters Qûtâämis wird ziehen wollen. Ich spreche nicht von den spätern griechischen und rümischen Agronomen, bei denen der Mond und dessen verschiedene Phasen in der Agrieultur eine grosse Rolle spielen ; aber man braucht nur die «Werke und Tage» des Hesiodos anzu- sehen, und man überzeugt sich gleich, dass die Idee: der Mond übe in seinen verschiedenen Phasen einen verschiedenen Einfluss auf Gewächse u. s. w. aus, bei den Griechen sehr früh- zeilig bekannt war. Auch der oben erwähnte Mäsi der Sûräner gedenkt der Ionier und zwar bei folgender Gelegenheit und auf folgende Weise. Qûtâmi spricht nämlich von der Schädlichkeït des reinen Westwindes — d. h. des Westwindes, der von keinem anderen Winde paralysirt wird — für Menschen, Thiere und Pflanzen und führt zuerst eine ziemlich ausführliche Stelle aus einem Gedichte des Mâsi an, welches derselbe an seinen Sohn Kenked gerichtet hat und worin von der Schädlichkeit dieses Windes gesprochen wird'; dann sagt er, dass Kämäsch-Neheri und dann auch Mäsi der Süräner in diesem Winde die Ursache der in Syrien vorkommen- den Elephantiasis sehen; denn dieser Wind, meinen sie, erzeuge im Wasser, in den Pflanzen und Bäumen Stoffe, welche jene Krankheït verursachen, er wirke auch nachtheilig auf den Ver- stand, erzeuge Hitze und krankhafte Phantasieen u. s. w."%. Endlich führt Qûtà mi noch eine ausführliche Stelle aus einer von Mäsi verfassten gegen den Kana’anäer Thâmitri gerichteten Streitschrift an, worin gleichfalls von der Schädlichkeit jenes Windes gesprochen wird. Dieser Kana’anäer hat nämlich in einer seiner Schriften Syrien und die Syrer hôher gestellt als Baby- lonien und die Babylonier; darüber ereiferte sich Mâsi und schrieb eine ausführliche Gegen- 176) S. die Belege dafür bei Meyer 1. c. II. p. 53, Anmk. 2. 177) Cod, L. b. p. 178, L. c. p. 132 u. Cod. Par. fol. 204, a.: 4 Je (3 (lol are é ee a sl Ci 3 (el) als) >L) ÿY= io ÉON a, DE Se MIE vue Cod. P. hat hier, wie fast überall, “ae statt die dieser Cod. verdient aber kein grosses Vertrauen, wie an einer anderen Stelle nachgewiesen werden wird. Statt sas haben die beiden letztern Handscbriften re (Cod. P. sogar is}, ); aber diese unsinnige Lesart ist sicher falsch; denn am Ende dieses Fragments heisst es in allen Codd.: "a ls, Gb JE à UE ue av ne, .. Lover, fs. Der Name JÉS lautet in allen drei Codd. gleichmässig, kommt aber, so viel ich ce erinnere. in den mir vorliegenden altbabylonisthen Schriften sonst nicht vor. 178) Cod. L.b. p. 180, L. e. p. 134 u. Cod. P. fol. 206, a.: | jloull Le ous yes oil LE JL 55 pis pe Je ä al] &2) re J] — 39 DURE 2 LS) Dr LiJ} bp 154) DJs au Fa é Lil) nl jo sl as Sole oJ9 en e CJJSLS PS UEBER pie UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (91) 419 schrift, in der er die Meinung Thâmitris zu widerlegen sucht und darin zugleich von dem in Syrien wehenden Westwind spricht, der, nach seiner Meinung, auf den menschlichen Kürper und in Folge dessen auch auf den Geist nachtheilig wirke'”. Zuletzt sagt Mâsi: «das, was ich dir, Thâmitri, sage, gilt auch deinen Nachbaren, den Joniern, von denen ich, wenn ich nicht einen Widerwillen dagegen hätte, irgend Jemanden zu beleidigen. gesagt hâtte, dass sie wie das Vieh wären; und wenn auch manche vortreffliche Männer aus ihrer Mitte bervorgegangen sind, so überheben sie sich Einer nach dem Andern gegen die Babylonier; aber die üblen Folgen der schlechten Winde, besonders des reinen Westwindes, sind bei ihnen (den Ioniern) schlimmer als bei den Syrero und die Wirkung jener Winde ist in ihrem Lande stärker als in Syrien» *”. Mäsi sagt also von einem kleinasiatischen Volke, das er nach orientalischem Sprachgebrauch lonier nennt, dass die Mitglieder dieses Volkes im Ganzen wie das Vieh wären, dass es wohl einzelne vortreffliche Männer unter diesem Volke gebe, die sich aber immer hochmüthig gegen die Babylonier betrügen. Vor etwa zwanzig Jahren, als eine 479) Cod. L. b. p.181, L.c.p.134 u. Cod. P. fol.206,a.f. heisst es am Schlusse der in der forage hengen Anmk. w angefübrten Stelle : L) ne) (sic) Qysell J) GAS OI) al Gbysoll ble IT de JS Dhs El, do) der LiJ] Jol, JL a tr, LiJ} SF an 1 SÜ] yelk US ab erlbl Est DIS Te dé JL ads je el] Use SL ES LL Lx EÙ à é/: Sämmtliche Codd. ENS hier de pl statt Loal die erstere Form findet sich in den weniger guten Codd. sehr häufig, in den guten Leid. Codd. a. u: b. nur an einigen wenigen Slellen. Die letztere Form hatte schon Ibn-Awwäm im 42. Jabrb. vor sich (s. Ssabier I. p. 706 u. ib. Anmk. 2). — Qüût âmi theilt auch (Cod. L. a. p. 243) ein Fragment einer Slreitschrift des viel ältern De wânäâi mit, die derselbe an den Syrer Mardäjäd ( >L 5 ,+) oder Mardäjà: (Qsbl3e, saämmitliche Codd. haben an der ersten Stelle, wo dieser Name vorkommi, AA uud an der zWeiten Stelle sLl2ye) bei einer ähnlichen Gelegenheit gerichtet hat. Dieser Syrer hat nämlich gleichfalls Syrien den Vorzug vor Babylonien gegeben, worüber Dewânâi sich sebr ereifert und seinem Gegner droht, dass er nach einigen Tagen sterben werde, wenn er jene gottlose Meinung nicht widerrufen würde. Dieses Fragment ist hôchst merkwürdig und es scheint daraus hervorzugehen, dass Babylonien von den älteren Semiten als das heilige Land an- gesehen wurde, wesshalb die Babylonier sich auch so sebr ereiferten, wenn irgend Jemand ihnen diesen Vorzug ab- sprechen wollte. In Babylonien gab es in der That eine Art von Papstthum und der Repräsentant desselben, wohl der Hohepriester zu Babel, wurde als der Nachfolger des Religionsstifters Îschit à angesehen, dessen Religion über ganz Mesopotamien und Syrien verbreitet war (vgl. oben p. 27 und Anmk. 70, p.39 f.). Dieser Nachfolger Ischitàs (der in nnserm Buche erwabnte hiess 31 po) war auch vermôüge seiner Stellung eine der einflussreichsten Personen des Rei- ches und debnte aller Wabrscheinlichkeit nach seinen geistlichen Einfluss auch auf die Länder aus, iu denen Anban- ger jener Religion lebten. Wir werden diesen Punkt in unserer «historischen Einleitung» ausfübrlich besprechen. 180) In den erwähnten Codd. lautet diese Stelle wie folgt: CHE Jos) sell L al ds JE Ab Jell bei os 05 oo, nbdk ni Notes QU ClE EL, PME] cu sl) ace PH ] pb) LME pie Sels Sc FOIS Job pl Je Le Moues rl OS yes] #5} 3 Lilas nn plill Jeb by). : + gél re: Ueber die Meinungen der Griechen von den nachtheiligen Folgen der Winde vgi. Welcker, kleine Al LL. p. 57 ff. * 420 (92) D. CauwoLson. negalive Kritüik noch im Flor war, hätte man aus dieser Stelle gewiss gefolgert, dass Mäsi nach Alexander dem Makedonier gelebt hat; jetzt aber wird dies Niemand thun, und häâtte Qûtâmi selber sich auf die angegebene Weise über die Ilonier geäussert, so dürfte es nicht im Geriagsten auffallen; das Auffallende ist nur, dass jene Aeusserung von Mâsi herrührt. Ich kann zwar nicht angeben, wann derselbe gelebt hat, aber er ist jedenfalls bedeutend älter als Qûtâmi, für den Mâsi ein Mann des Alterthums ist. Janbüschäd hat nämlich wenigstens einige hundert Jahre vor Qütämi gelebt; denn zur Zeit desselben wurde er als eine Art von einem Heiligen in vielen babylonischen Tempeln verehrt, wo auch, wie bemerkt, nach Ver- richtung der Gebete, die Legenden von seinem Leben uud Tod vorgelesen wurden, wobeï die Zuhôrer weinten"*”: Qüûtàami sagt auch von ihm, dass er Jahrtausende vor ihm gelebt hätte ®; nebmen wir auch dies als sebr übertrieben an, so glaube ich doch, dass 300 — 400 Jabre für die Zwischenzeit zwischen Qûtâmi und Janbûschäd das Wenigste ist, was ange- nommen werden muss. Dhagrit ist aber, wie wir oben gesehen haben, älter als Janbüsebäd; nm wie viel jener älter ist als dieser weiss ich nicht, aher Qûtâmi sagt von Dhagril. dass er (d. h. Qûtâmi) von dem Leben desselben nichts mehr weiss, weil er sebr lange vor ihm ge- lebt habe, so dass die Nachrichten von seinem Leben nicht mehr bis zu ihm gelangt seien und dass selbst die Schrifien des Dhagrit wegen der Länge der Zeit vielfach interpolirt wurden. Dhagrit gehôrt auch einer ganz andern Culturepoche an als Janbüschäd, so dass ein Paar Jahrhunderte für die Zwischenzeit zwischen Dhagrit und Janbûüschàd angenommen werden müssen. Dhagrit aber citirt schon Mâsi den Sûrâner. Wenn man also den Aufang des 13. Jahrh. als die späteste Zeit für Qülämi annimmt, so kann Mäsi nich! spâter als gegen 2000 v. Chr. gelebt haben. Konnte aber derselbe um diese Zeit jenen Ausspruch gethan haben? Ich glaube ja; denn erstens kann hier lonier einen viel weiteren Begriff haben als bei uns; wofür übrigens auch der Umstand spricht, das Mâsi die Ionier als Nachbaren der Kana’a- päer nennt, was von den an den Meeresküsten ansässigen Griechen doch durchaus nicht ge- sagt werden kann. Dann dürfte es auch nicht auffallen, wenn gesagt wird, dass es um die angegebene Zeit unter den asiatischen Griechen von Zeit zu Zeit einige ausgezeichnete Männer gab, wenn ferner dieselben, bei dem bekannten Eigendünkel der Griechen, ibre orientalischen Nachbarvülker Barbaren nannten und dafür von den alten und hochgebildeten Babyloniern mit Ehrentiteln, wie Vieh, belegt wurden. Welche positive Beweise hat man denn, dass dies in der angegebenen Zeit unmôglich sei? Nur die naïve Chronologie der ehemaligen Tertia mit den 181) S. Ssabier II. p. 916. 182) Qüt âmi theilt (Cod. L. a. p. 304 f.) eine von den Anhängern des Janbüschâd erzählte Legende mit, uach der derselbe einsam in einer Wüste gestorben sei und sein Kôrper vom Strome in das Meer geschwemmt wurde. Hier, heisst es ferner, sei sein Kôrper auf eine gewürzreiche Insel ausgeworfen worden, wo seine Leiche seit Jahrtausen- den nicht verweste und sich bis auf unsere Zeit erhalten hat: ons LS | je ES J £]Lo asb ae DE a) ag) Je do So ee] el 0)? V3; vgl. auch unten Anmk. 192, p. 97. | 183) Vgt. oben Anmk. 29, p. 21. User piE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN, (93) 421 Daten 1697 für Phoroneus, 1377 für Deukalion u.s. w. kann dagegen angeführt werden; jetzt aber braucht uns diese Chronologie nicht mebr zu geniren. Alle diese bisher angefübrten Stellen aus unserm Buche, in denen von Toniern gesprochen wird, kôunen also nach dem Gesagten nichts gegen das hohe Alter desselben beweisen. Da- gesen würde die gleich anzuführende Stelle wohl einige Bedenken erregen, wenn nicht ange- nommen werden kônnte, dass daselbst einige Worte von späterer Haud interpolirt wurde. In dem Capitel nämlich, welches von dem Bau der Bohne handelt, wird auch von dem Nutzen und Schaden derselben gesprochen, und da heisst es unter Anderm: in den Sprüchen der Vor- zeit heisst es, dass derjenige, welcher auf einem Felde zwischen Bohnenschoten die Nacht zu- gebracht habe, vierzig Tage lang den Verstand verliere. Ferner wird dort von der Bohne nach den medicinischen Schriften"%° gesagt, dass der häufige Genuss derselben den Leiïb aufbläbe, für den Magen nachtheilig sei und diese und jene Krankheïten (die aufgezählt werden) verur- sache. Schon Anû’hà, heisst es ferner, habe die Bohnen verschmäht und den Genuss derselben verboten:; denn er meint, dass sie für das Gehirn und für das Gesicht schädlich seien und diese und jene Krankheïten verursachen; derjenige aber, der sie essen wolle, solle sie zuerst so und so zurichten, wo sie dann nach gewissen Vorbereitungen sogar als Heïilmittel gegen gewisse Kraukbeiten gebraucht werden kônnen; den Genuss von frischen Bohnen habe Anûhà verboten. Auch Janbüschäd, heisst es ferner, meine, dass der Genuss von Bohnen viele feuchte und stinkende Dämpfe erzeuge, die nach dem Gehirn steigen, in Folge dessen der Verstand ge- schwächt, die Gedanken verworren und bôse, beangstigende und falsche Träume erzeugt wer- den. Wenn man, sagt Janbûüschäd ferner, Bohnen in deu Schoten halb gar abkocht und klein macht und damit Tauben füttert, so werden dieselben sehr fett; dessgleichen werden auch Fische sebr fett, wenn sie damit gefüttert werden; nur wird das Fleisch dieser Fische durch jene Kost schädlich; man solle daher keine Fische geniessen, von denen man weiss, dass sie Bohnen gefressen haben; denn derjenige, welcher vom Fleische eines solchen Thieres gegessen hat, verliert seinen Verstand gänzlich. Aus diesem Grunde, wird darauf bemerkt, haben Ar- misà und vor ihm Agathodämon ihren Landsleuten den Genuss von Fischen und Bohnen verboten und dieses Verbot sehr eingeschärft; deon Fische und Bohnen sind beide schädlich für das Gehirn und erzeugen in den Kôrpern der sie Geniessenden schlechte Sälte»; eben so verwirren sie den Verstand und schwächen ïhn; sie schwächen auch den Magen, verderben ihn unheiïlbar und verkürzen das Leben des Menschen, der sie geniesst; denn sie verderben die Constitution des Magens, wodurch oft der ganze Kôrper zu Grunde gehe und diese und jeune Krankheïten entstehen u. s. w. Aus den angegebenen Gründen, heisst es end- ich, haben es alle Menschen für gut gefunden, sich vom Genusse der Bohnen und Fische zu enthalten, ausser in einem Falle; kleine Fische nämlich sind, so und so zugerichtet und im Sommer genossen, gut gegen gewisse Krankheiten; jedenfalls aber solle man davon nicht viel essen, und derjenige, welcher davon geniesst, solle es mässig thun; «und aus diesen Ursachen 183) Die AI LAS oder LE ar werden sebr oft in unserm Buche erwähnt. 422 (94) D. Cuwozson. (d. h. den früher erwähnten) haben ibn (d. h. wohl den Genuss von Bohnen) Agathodämon und Armisà verboten». Die Aegypter, heisst es zuletzt, bauen zwar Bohnen, aber nur, wie Qü- fämi vermuthet, um sie als Medicin, oder zu agronomischen, oder zu sonst welchen Zwecken zu gebrauchen “”. 183) Die betreffenden Stellen lauten (Cod. L. a. p. 370 f. u. Cod. L. d. p. 78 1) wie folgt: D Ji)] 3 Jas 5, Ÿ dl pe Lelill a) ee V5 die ui 6, nel 4) (Ua je © ue ol JE à) LE SUITE DIRE cel 15} & Les y) Jæ. Es wird dann ausführlich vom Bau der Bobnen he worauf es weiter heisst: CM] js PL) ee LL] des :y Lane ge EUb, JT epel ce sci Joixs âaite gel EN hr css Jo) ISA p}il ae À RS) os oall ee le > das ais da foi ass] HU à ds, Dsl as auf, elle Le do, al, &l,le af, Ses &5,)}. ierauf wird noch von den nachtheiligen Folgen gesprochen, die der Genuss von Bohnen verursacht, worauf dann aber auch *HReERR en wird, wozu derselbe nützlich sein kann. Dann heisst es: ne Cao JB AAC hs GES SLR p> JSs .i] ds J las 12 ai) ALL 929 CNE OUR: Darauf wird abermals vom Bau der al nach A nû'hä und Janbüschäd gehandelt, worauf es heisst: ST na) Le, Jä)) LR EU) + Le Jb gb A svelal} 3 AU al) AIT Cell el, JAY és, &5 âejse &>, Lo) Janbüschäd bemerkt dann unter Anderm, dass die Bohne auch den andern Pflanzen schade und dass Hübhner, welche viel Bohnenschoten gefressen haben, aufhôren Eier zu legen. Es wird darauf wiederum vom Bau der Bohne gehandelt und dann heisst es wieder wie folgt: as (je er Ge vb éb 1 su, > JL abc) Gi SU dE Le ep noires pli als blesse) AA ss Mot Lacs Ji ol 6e cles el SINGES CES del) os AI Jia Col ad JT II ELU J5s Gb CU je Li JT à Gym ll Ioë es Es os Lo, il, él sd Jel le Foybilel de es Lugl pe asp) Jaall LE As 6, 5 Lo, LÉ Less ll 8 olulse Ebroll Les Dee Lu Yi, suall, 55 90) af JBL FSU SEM Don da plie oui sell 41e sus Cox LS auall Le olom LE Lol Let g 99 (P d 9P Ÿ | jo». Es wird dann noch Vieles von den nachtheiligen Folgen eines verdorbenen Magens Fi worauf es zulezt heisst : SEE ll Jfl ŒHA 7 c* & be) ENS Es JE U° 2 LE Jis oder cès all ul il &Y ll 3 JS SI ét ébiies let ein Urger pi£ UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (95) 423 Wir haben diese Stelle ausführlich mitgetheilt, um zu zeigen, dass hier von einem pytha- goräischen Verbot, Bohnen zu geniessen, nicht die Rede sein kann. In meiner Schrift über die Ssabier * habe ich ausführlich über dieses Verbot bei verschiedenen Vülkern des Alter- thums gehandelt, wo ich nachgewiesen habe, dass jenes Verbot den Griechen schon in sehr frühen Zeiten bekannt gewesen sein muss, und wo ich auch eine Meinung anführte, nach der Pythagoras jenes Verbot aus Babylon nach dem Occident verpflanzt habe. Dessgleichen habe ich in diesem Werke nachgewiesen, dass verschiedene Vôlker des Alterthums, zu denen besonders die Syrer gehôren, sich des Genusses der Fische enthielten ”. Auch Qüûtämi schreibt an einer andern Stelle dieses Verbot dem alten Gesetzgeber ischità zu. CE ECS Sn Aie SONT Page ji Lo Se > 3 eau Lise 15 el OÙ GI Yes erll, BU) 3e; ball Eos, (le, MAIL. US Lu es Dope'}) 5! à & QI CU à Jyslils. — Die Varianten sind tol- gende: a) Cod. L. a. 335. — b) Cod. B. lie. — 6) Cod. L. a. jf] L,5 Le) 151 u. Cod. L. a. Lys Le 15] BI. — à) statt &>, hat Cod. L.d. c355 u. Cod. B. 3, | jè, letzteres mag richtig sein. — e) Cod.B. «] L,:3] el, Bibl, Lil pyull ae ; überhaupt fügte der Schreiber dieses Codex’ auch sebr häufig hinter den Namen HT (wofür er oft L 5) bat) und m2 n) die Worte phil ale il hinzu, die in den andern Codd. grôsstentheils fehlen; vgl. unten Anmk. 191, wo ein eclatantes Beispiel angefübrt ist, wie die mohammedanischen Abschreiber ihre Côpien unsers ächt heidnischen Werkes zu islâmisiren suchten. LB; ist hier offenbar richtiger als Les] ; denn Lil schrieb wirklich über den Ackerbau (s. oben p.28); übrigens hat auch dieser Cod. etwas weiter unten gleichfalls Lil c. wo er nach der vorangehenden Stelle LB, l'nâtte haben sollen; vgl. oben p. 62, Anmk. 107, c. — f) Cod. B. ail = g) Cod.L. dy JS 9. — #) Cod. B. (ç>/;e das hier keinen guten Sinn giebt. — à) Cod. B. 9,/ > ju. Cod. L. 4. a5,]>,,: aber weder die eine, noch die andere Lesart scheint richtig zu sein. In Cod. L. a. fehlt leider diese ganze Stelle. — , k) Cod. L. d. Uyc>blel als Us (Re a doy= u. Cod. B. Uyblel ds 2 Le PS; vgl. diese Anmk. weiter in t). — !) Cod. L. d. Gt — m) Die Worte 5, — DE J, tinden sich blos in Cod. B., wo sie lauten: SsLJ bs SL) JJ9 (sic) AD y 9 Jia) Load Was: der Sinn ist nicht ganz klar. — n) Cod. B. Ueës. — 0) Cod L. d. aus ue Cod. B. mms. — p) Cod. Le de al, 5: — 9 ca 8. Ldl. =: 1. a, ll. — s) ESA] , das in unsern Lexicis nicht vorkommt, findet sich blos in Cod. B. und scheint der Name einer gewissen Fischart zu sein. — f) Cod. L. d. (en À Uyc2ble) > Cod. L, a. Lmeyi le ul (e) do) u. Cod. B. de E, U9J Llel: dass usb Le] = Ue>blel — Agathodämon ist, kaan nicht zweifelhaft sein (vgl. Ssabier I. p. 792), ob aber Lure o4. Lise] zu lesen ist, muss dahin gestellt bleiben; der babylonische Eigenname Li KS endigt gleichfalls auf Li. Es kônnte ubrigens auch sein, dass dieses Li aus Lis entstanden ist, wie z. B. der Name La. häufis, besonders im Pariser Codex, El geschrieben wird. — «) S. den Nachtrag zu dieser Anmk. 186) S. Bd. EL. p. 109 ff. Anmk. 76. 437) S. ib. p. 100 f. Anumk. 71. 42% (96) D. Cuworson. Hr. Prof. Ewald bemerkt über die eben angeführte Stelle, die ich ihm im Auszug mit- getheilt habe: «die griechischen Namen Hermes und Agathodämon, zumal als Verfasser von Lehren und Büchern, scheinen uns bis in die neuplatonischen Zeiten herabzuführen»"®. Ich bedauere hier Hrn. Prof. Ewald widersprechen zu müssen. Gab es denn in der alten heidni- schen Welt keine Gesetze und religiôse Vorschriften, deren Ursprung auf irgeud einen Gott zurückgeführt wurden? Sagte nicht der Israelit: Jehovah habe dieses und jenes verboten, ohne dass dadurch Jehovah zum Schrifisteller gemacht wird? In Aegypten wurden alle religiôsen und politischen Gesetze, so wie auch fast die ganze heilige Literatur, schon in verhältniss- mässig frühen Zeiten, auf eiven Gott zurückgefübrt, den die Griechen Hermes nannten. Es kôünnte doch also sein, dass auch jene Verbote bei den asiatischen Griechen schon in fr‘hen Leiten existirt haben, und dass sie auf Hermes und Agathodämon zurückgeführt wurden. Es ist aber auch ein anderer Fall môglich. Die Neuplatoniker nämlich berufen sich bekanntlich unzäblisge Mal auf uralte Weisen, nameatlich auf Hermes, Agathodämon, Asklepios und zuweilen auch auf Tat. Haben die Neuplatoniker diese alten Gôtter in ihrer specilischen Anschauungsweïse etwa zu menschlichen Weisen umgestaltet? Wir wissen zwar sonst wohl, dass die homerischen Gôtter bei den Neu- platonikern eine ganz andere Gestalt bekommen haben, aber nichts stand dem Neoplatouismus so fern wie der Euhemerismus; die Gôtter blieben auch bei ihnen Gôtter, wenn auch in anderer Form; jene erwäbnten Gülter dagegen sind bei ibnen consequent und durchgehends uralte Weisen und Gesetzgeber. Dies muss doch irgend einen historischen Grund haben und ist sicher nicht als eine neuplatonische Grille anzusehen. Wenn ferner die neuplatonische Auffassung der alteriechischen Gütterwelt von der der homerischen Zeiten total verschieden ist, so ist aber, wie ich glaube, auch diese Auffassung von der der Urzeiten gleichfalls verschieden. Und wenn ich damit auch durchaus nicht sagen will, dass die Auffassung der Neuplatoniker mit der der ältesten Zeit identisch sei, so glaube ich doch auch, dass die Anschauungen der historischen Zeit mit deuen der Urzeit nicht iden- tisch sind, und dass iman aus dem allgemein angenommenen Charakter eines Gottes in der späteren historischen Zeit gar keine bestimmte Folgerungen auf den Charakter desselben in der Urzeit machen kônne. — Viele der sogenannten hermetischen Schriften, in denen z. B. As- kiepios u. dgl. andere Gôtter ganz entschieden die Rollen von uralten Weisen spielten, sind sicher viel älter als das 4. oder 5. Jahrhuodert p. Chr., wie maa bis jetzt annahm, ja manche von ihnen môügen auch älter als die christliche Zeit sein”. — Wer kann es beweisen, dass Hermes, Asklepios u. dgl. Andere nicht wirklich Weise der Vorzeit waren, die in einer relativ jüngern Zeit gôttliche Verehrung genossen und erst in der lustorischen Zeit in dem Olymp der Gôtter einen Platz fanden, wo ihnen eine bestimute Stellang und bestimmte Functionen ange- wiesen und sie in alle Fabeln und Mythen der wirklichen Gütter aufsenommen wurden? Von 188) S. den oben p. 32, Anmk. 49 erwähnten Aufsatz p. 159. 189) Dies wurde in neuerer Zeit vielfach nachgewiesen und ist schon von Casaubonus vermuthet worden; xgl. Hermetis Trismegisli Poemander, ed. G. Parthey, Berlin 1854, p. 1v. UEBER pie UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (97) 425 Tammüûz, den ich aus triftigen Gründen °° für einen gôttlich verehrten Propheten und mensch- lichen Religionsstifter halte, will ich hier nicht sprechen; aber von dem althbabylonischen Ge- setzgeber, Religionsstifter und Weisen Dewänäâi kann man mit der grôssten Bestimmtheit sagen, dass er ein Mensch und kein Gott war, und dennoch genoss er in den Tempeln gôtiliche Verehrung " und es hiess von ihm, dass er gar nicht gestorben, sondern lebendig in den Himmel gefahren sei"”?. Qüûtâmi theilt auch eine ziemlich ausfübrliche Beschreibung von dem Bilde des Dewänäi in den Tempeln der Assyrer nach den Vorschriften des Assyrers Sche- bâhi'® mit. Desgleichen kann keinen Augenblick daran gezweifelt werden, dass Janbûüschäd ein Mensch war, der in einer historischen Zeit lebte; aber noch während seines Lebens wurde ihm ein Tempel errichtet, wo sein Bild sich befand'”; auch von ihm behaupteten seine An- hänger, die um Theizanäbäd lebten, dass er nicht gestorben, sondern lebendig in den Himmel gefahren sei 15) und noch zur Zeit Qûtämis wurden, wie bemerkt, die Legenden von seinem Leben und Tod, unter Weinen und Webklageu der Zuhôrer, in den Tempeln vorgetragen. Auch Dhagrit spricht in einer Stelle ausdrücklich von Menschen, welche wäbrend ibres Lebens durch grosse Frommigkeit und Tugend sich ausgezeichnet haben und daher während einer ganzen Periode zu Gôttern erhoben wurden. Konnte es deun nicht auch in Griechenland in der Urzeit Weisen gegeben haben, die nach ihrem Tode gôttlich verehrt wurden? Der Gott stand im Alterthum nicht so fern von den Menschen wie.bei uns; deun der Gott war nur ein bôherer, 190) S. weiter unten p. 101 f. 191) Cod. L. b. p. 162 sagt Qûl'àmi gelegentlich: d£s rÉ SU, > ol S5 JAc pr RE = (LEE j é) LE a] Los, dono sl ie EL (Diese etwas verfängliche Stelle hat ein guter Mohammedaner in den Codd. L. c. u. P. auf folgende Weise, offenbar absichtlick, verstümmelt : cs y LK Los ME dele ak - yilell | Ein schônes Beispiel von der kritischen Zuverlässiskeit und Treue mohammedanischer Copisten!; ähnliche Verstümmelungen giebt es ziemlich viele in den mir vorliegenden Codd. u. selbst in den fur mich von Mohamme- danern verfertigten Copien, — z. B. À) J] statt si] le ]| —.) Aus dieser Stelle, deren Anfang ich core [aa 1 (St 8 eben mitgetheilt habe, geht sogar hervor, dass dieses Fest mit einem Fasten verbunden war. Die Babylonier scheinen übrigens viele solche mit Fasten verbundene Gedächtnissfeste gehabt zu haben, welche zum Andenken an grosse und heilise Männer der Vorzeit gefeiert wurden. 192) Cod. L. a. p. 303 sagt Qüt Ami von Janbüschäd: (1. LL) SLGULLL as, Less ül Gb il, JU NC > QUl,> + sl, VA | ci co) al, rl les La Qy) Qolyis ub del FE Mec D ap, 10% heissties unter Andern: le con del al) LÉ ei 5) SU jh. . él pb | Kbls> 559 pds (33 val Ssabier IL. p. 914, den Nachtrag zu p. 459. 19%) Qütämi berichtet von Janbüschäd, dass er den Einfluss und die Gôttlichkeit der Gestirne geläugnet hätte und bemerkt dann (Cod. L. a. p. 147) von ihm: 555 A9 cl Fu Me He sbeal Ya UE J5s as jyell ako ei ee > 9 a) ELL U° e PPNEUEMIENME LE el, sl 595 SOL) à pyarsi eve en QU LJ} cs COTE 495) Vgl. Anmk. 192. Mém. des sav. étrang. T. VILI. 426 (98) D. Cawozson. kräftiger und mächtiger Mensch, mit einem Worte ein ungewôholicher Mensch; der Scbritt lag dan sehr nahe, dass ein ungewôhnlicher Mensch zum Gott gemacht wurde, wie dies, wie wir eben sahen, in Babylonien geschehen ist und wie dies auch in Indien z. B. der Fall war, wo ungewôühnliche Menschen als Incarnationen einer gewissen Gottheit angesehen und daher gôtt- lich verehrt wurden. In den altgriechischen und altitalischen Religionen gab es auch eine grosse Menge von religiôsen Vorschriften, Ceremonien und Gebräuchen, ja sogar auch Geheimlehren von Sübnun- gen u.s. w., und es muss doch in irgend einer, sicher vorhistorischen Zeit *), Männer gegeben haben, welche dieses Alles gelehrt und eingeführt haben. Schon in der vorhistorischen Zeit foleten sich in den von den verschiedenen griechischen Stämmen bewohnten Ländern verschie- dene Culte auf einander und edlere gôttliche Gestalten traten an die Stelle älterer barbarischer Gütter"””; wer hat denn die neuern Culte eingefübrt und so den Grund zu einer hôheren und edleren Gesittung gelegt? Waren es nicht bestimmte Männer, denen die Menschheit jene Wohl- und Uebelthaten zu verdanken hat? Vielleicht haben Männer wie Orpheus u. dgl. Andere, deren Namen wir nicht mehr kennen, in der That eine Rolle gespielt, welche der ähnlich ist, die in der historischen Zeit Orpheus zugeschrieben wird. Sei es nun, dass Hermes und Agatho- dämon Gôtter oder uralte Weisen waren, auf welche verschiedene religiôse Gebräuche und religiôse Vorschriften zurückgeführt werden: ich finde nach dem Gesagten in der Sache an und für sich, dass in unserm Buche gewisse religiôse Vorschriften auf Hermes und Agathodämon zurückge- ‘ führt werden, nichts, was gegen das hohe Alter des Qûtâmi beweisen kônnte; das einzige Auf- fallende darin ist eigentlich nur die Form AyaScdatpov für o &yæ5os Satuowv, welche letztere Form die in der älteren Zeit gebräucbliche war, während die erstere, wie ich glaube, in dem, Manetho zugeschriebenen Buche der Sothis zuerst vorkommt, wo Agathodämon als der 3. Kônig der ersten ägyptlischen Gôtter- Dynastie aufgeführt wird. Da aber in Aegypten sicher nie ein Gott dieses Namens existirt hat, so muss man annehmen, dass diese Namensform den Griechen in der allerdings nicht näher bekannten Abfassunoszeit jenes Buches schon längst geläulig war. Ich glaube übrigens, dass unsere Stelle auch auf folgende Weise ihre Erklärung findet: Die Mohammedaner schreiben immer den Namen Hermes fast so wie die Griechen, nämlich Up, Hermis, hier aber heisst er Lol, Armisäà. Dieser Armisä kommt auch in dem oben erwähnten altbabylonischen Werke des Tenkelüschà vor, wo er aber nicht als Auslän- der, sondern als ein uralter einheimischer Weiser auftritt. In diesem Buche nämlich werden alle 360 Grade der 12 Zeichen des Zodiacus der Reihe nach aufgezählt und bei einem jeden Grade heisst es immer: in diesem Grade treten diese und jene Figuren auf, die dann speciell beschrieben werden, mit Angabe, wer oder was sich zur rechten und linken Seite befindet; zuletzt heisst es immer: derjenige, welcher in diesem Grade geboren wird, wird ein solcher 196) Ich sage: in vorhistorischer Zeit, weil der Ursprung jener Lebren und Gebräuche grôsstentheils entweder ganz unbekannt ist oder auf mythische Personen zurüçkzefubhrt wurde. 497) Wie 7. B. die Verbreitung des edleren Apoliocultus, der den Cultus des Poseidon vieifach in den Hinter- grund gedrangt hat. Uerer DiE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (99) 427 und ein solcher Mann sein, Was mit diesen verschiedenen, in einem jeden Grade auftretenden Figuren gemeint ist, weiss ich nicht, und wir werden bei einer andern Gelegenheit auf diesen Punkt zurückkommen. Vom 18. Grade der Fische heisst es: «In diesem Grade treten die Ge- stalten des Hanûchäà, Sämä, Adami, Dewajà (Dewänäï), Armâsijàmi, Lûmäi.... Abrà- tûfà und alle früheren Weisen auf, welche uns durch ihre Geistescultur gebildet und uns ihre Wissenschaften gelehrt haben — die Barmherzigkeit, Gnade und Segen des Barmherzigen sei über ibnen —, und denen Gott sein Licht hat innewohnen lassen, welches Licht die Eigenschaft hat, dass diejenigen, denen dasselhe innewohnt, niemals sterben. Zu seiner (des erwähnten 18. Grades) linken Seite befindet sich die fromme Jungfrau, welche keinen Mann gesehen bat. die beilig, reinigend, edel und gross ist, und welche das Kind so lange erzogen hat, bis es in 49000 Jahren das Mannesalter erreicht hat, worauf dann die bekannten Geschich- ten und Ereignisse (dieses Kindes\ erfolgten, welche Armisà und Dünäï (Dewänâi) erzählt haben» u. s w.'*. Es ist also von einer rein babylouischen Persônlichkeit die Rede, über dessen Leben Armisà nebst dem uralten babylonischen Weisen und Gesetzgeber Dewânaï geschrieben haben. Armisà war also offenbar gleichfalls ein Babylonier, dessen nähere Stel- lung wir freilich nicht kennen, der aber eine ähnliche Rolle gespielt haben mag, wie der neben ihm genannte Dewänäi. In unserer Schrift über die Ssabier (TL. p.789 Æ.) haben wir in der That nachsewiesen, dass bei arabischen Schriftstellern vielfach von einem babylonischen Weisen und Lehrer, Namens Hermes, gesprochen wird. Wenn aber an unserer Stelle gesagt 193) Diese Stelle lautet in dem einzigen mir bekannten, nachiässig und mit bäufiger Wezglassung der diakriti- schen Punkle geschriebenen Leidn.Cod.Nr 895, X11,13,p.151f. wie folgt: en fu ÿ°) Due Lol) (à oi) A | ya) Lol ls u°? LL, Lo) s gré Lee: Lolo [Les G) |,5,] Li 929 els Le les Bois o ne 7 dy cas 48 ,5 9 sales ré me ya ll eh Los peeyle ce s LEGE lb Ci AN cs poli) 5 elLi) S> Des, pe JA Dose Lo Lu da 15 (er, A CU JS ou . 0 Jp else, © JE 2 Fe ep ue); Aus & » ls) és & aix > san) us cl aorba)) äc AJ] d) 4h rat USE SE pi. ébl 9») «sb, [L. Litiess If lle 3) TE Le 5958) ane lil — LB ist wohl mit dem sonst nur an wenigen Stellen erwäbhnten Ls se identisch, der wiederum an den biblischen Hanôch erinnert; vgl. oben p. 62, Anmk 107, c. u. p. 95, Anmk. 185.e. — In der «nabathäischen Landwirthschaft» wird (Cod. L. a. p. 148) en LoLE erwähnt, dem Qüt àmi das Prädicat gole beïlegt und nach dem er eine Nachricht über den Bodenertrag in t- mittheilt, woher dieser (è: Le auch herzustammen scheint. Vielleicht ist hier der gleich zu er- waähnende eva) “tes gemeint. — À da mi und Dewäânâi sind uns längst bekannt; dagegen sind die übrigen hier erwähnten Persônlichkeiten des babylonischen Allerthums, desgleichen die hier erwäbnte Jungfrau und das von dersel- ben sepflegte Kiud, mir gäuzlich unbekannt. An einer andern Stelle dieses Buches (VI,11,p. #5) ist von einer frommen Frau die Rede, deren Gebete von den Gôttern immer erhôrt wurden und die ibren wunderbaren Sohn 30000 Jahre erzoyen hat. In der «nabath. Laudw.» werden auch noch viele andere beilige Männer des babylonischen Alterthums er- wähnt, wie z. B. Qelele, Lys. Nan le Hess ll Qslel, der Dichter +9 u. dgl. Andere, deren schon PET und Fschit4 gedeuken, und von den funf zuerst genannten Persouen erzahlt die babylonische Sage. dass ibre Kôrper uach inrem Tode niemals in Verwesunz übergezangen seien, was der Babylonier so ziemlich als die hôchste Belohnung ansah, die einem Frommen und Heiligen von den Gôttern ertheilt werden kann. * 428 (100) D. Caworson. wird, Armisà hätte den Genuss von Bohnen und Fischen «seinen Landsleuten» verboten, so beweist dies noch nicht, dass Qûtâmi ihn als einen Ausländer ansah; denn derselbe sagt dieses auch von Mäàsi in Bezug auf die Bewohner von Süûràâ, von Dhagrit in Bezug auf die von Bersäweijà und von Janbüschäd hinsichtlich der von Theizanäbäd, und dennoch sieht Qütämi Mâsi, Dhagril und Jaubûüschäd immer als Babylonier an. Was aber Agathodämon anbetrifft, dessen Name an den beiden erwäbnten Stellen eben so geschrieben ist, wie bei den erwähnten mohammedanischen Schrifistellern, so haben wir es nachgewiesen, dass die Neuplatoniker, die ‘’harränischen Ssabier und auch viele moham- medanische Schriftsteller 1hn immer mit Hermes in Verbindung bringen, indem sie ihn näm- lich bald zum Vater, bald zum Lehrer oder Schüler desselben machen, ferner dass der Ür- sprung verschiedener heidnischer religiôser Gebote und Vorschriften auf Hermes und Agatho- dämon gemeinschaftlich zurückgeführt wurde "”” . Die Vermuthung liegt daher sehr nahe, dass die Worte: «und vor ihm (Hermes) Agathodämon» als eine Interpolation von späterer Hand, wabr- scheinlich erst nach 1bn-Wa’hschijjah, anzusehen sind; die zweite Stelle dagegen, in der gleich- falls Armisà und Agathodämon erwähut werden, und welche keinen rechten Zusammenhang mit dem Vorhergehenden hat, scheint ganz interpolirt zu sein: jedenfalls kann der Name A ga- thodämon von späterer Hand eingeschoben worden sein. Qûtâmîi sagt von den Schriften des Adami und Dhagril, dass sie, in Folge ihrer grossen Verbreitung, im Laufe der Zeit inter- polirt wurden; es ist daher auch môglich, ja sogar wahrscheinlich, dass auch sein Buch, wel- ches offenbar gleichfalls sebr verbreitet war und allgemein benutzt wurde — denn sonst hätte es sich nicht so lange erhalten — von demselben Schicksal betroffen wurde. Hinsichtlich der monotheistischen Richtung, zu der sich Janbûüsehâd oflen und Qütämi eltwas versleckt neigte, bemerkt Hr. Prof. Ewald (1. c. p. 158), dem ich verschiedene diesen Punkt betreffende Stellen mitgetheilt habe : «dass mit einem gewissen Nachdrucke bemerkt wird, wie schon einige der alten nabathäischen Weisen die Einheit Gottes gelehrt und allen sinn- lichen Gottesdienst verworfen hätten, mag nicht nothwendig das schon Bestehen des Christen- thums oder gar des Isläm’s voraussetzen: obgleich es unläugbar ist, dass solche Bemer- kungen erst seit der Ausbreitung monotbeistischer Religionen ihre volle Bedeu- tung haben». Auch darin glaube ich Hrn. Prof. Ewald nicht beistimmen zu kônnen. In unserer Culturepoche lebte ein Voltaire im 18. Jabrh., aber 16 Jahrhunderte vor diesem lebte Lucian, der griechische Voltaire, der einer älteren Culturepoche angehôrte. Ja schon 600 Jabre vor Lucian begann man in Griechenland, an dem alten religiôsen Gebäude zu rütteln; und allerhand religiôse Zweifel, ja sogar Spottsucht gegen die religiôsen Anschauungen der Vor- fahren, nahmen überhand. Die babylonische Culturepoche verhält sich chronologisch zur grie- chischen ungefähr so wie diese zu der unsrigen; es ist daher nicht auffallend, wenn die reli- giôsen Zweifel in Babylonien um viele Jabrhunderte früher begonneu haben als in Griechenlaud, wie die Reaction gegen den alten Cultus in diesem Lande um fast zwei Jahrtausende früher begonnen bat, als die dan Zweifel und der Ungiaube unserer Culturepoche. 199) S. Ssabier I. p. 792 f. II. p. 4. 398. 409. 445, . 34. p. 496, (. 2. p. 527. 528, Ç. 1. p. 604 u. 624. Uerer Die ÜUEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UERERSETZUNGEN. (1401) 429 Ich benutze hier die Gelegenheit, um einige Bemerkungen zu dem oben erwäbnten Aufsatz des Hrn. Prof. Ewald zu machen. Derselbe sagt (1. c. p. 150): «die Kurden, hier (d. h. in unserm Buche) wobl einerlei mit den sonst in diesen Büchern Chaldäer genannten, heissen Kinder Janbûschäd’s, als wäre er 1hr Lehrer in vielen Künsten gewesen». Ewald verweist hier auf die Ssabier 1. p. 822. Darüber muss ich bemerken, dass das hier von den Kurden Gesagte nicht in der «nabath. Landwirthschaft», sondern in einem von Ibn-Wa’hschijjah selbst verfassten Buche steht, über welches in unserm Werke über die Ssabier Einiges gesagt ist”. Das, was Ibu-Wa'hschijjah hier über die Kurdeu sagt, bezieht sich, nach seiner eigenen Angabe, auf die Kurden der frühern Zeit, die er ausdrücklich von den Chaldäern trennt und von denen er sagt, dass sie von diesen Manches über die Landwirthschaft gelernt hätten”", In unsern babyloni- schen Büchern, wo die Chaldäer niemals so, sondern fast immer Kasdäer, und nur an einigen Stellen Kardäer — TE ADR wo aber auch die Handschriften variiren”? — genannt werden, werden diese von den Kurden streug geschieden. Dieselben werden nämlich an verschiedenen Stellen unseres Buches erwähnt und man sieht, dass sie schon zur Zeit Qûtâmis verschiedene Gegenden an der Ostseite des Tigris inne hatten; besonders scheinen sie die von den beiïden Zäbflüssen gebildete Halbinsel, untermischt mit Nabathäern, bewohot zu haben. Aus dem, was von ihnen gesagt wird, ersieht man, dass sie damals ein wildes, barbarisches Volk, ungefähr wie jetzt, waren, von denen Qütâmi our spricht, wenn er berichtet, wie sie aus gewissen willdwachsenden Pflanzen und aus gewissen Wurzeln Brod und manche andere Nahrungsmittel überhaupt bereiten. Die Chaldäer dagegen werden, wie bemerkt, überall als ein Stamm der Nabathäer — was nach Qüûtämis Sprachgebrauch so viel heisst, wie ein Stamm der ältern Semiten, — und als Verwandte der semitischen Kana'anäer und Syrer bezeichnet. Man muss also entweder die Verwandtschaft oder gar die Identität der Chaldäer mit den Kurden ent- schieden läugnen, oder man muss annehmen, dass die letztern die von ibhnen jetzt gesprochene, entschieden iranische Sprache erst in einer relativ spätern Zeit von den Persern, mit denen sie von jeher in enger Berübrung waren, angenommen haben. Hr. Prof. Ewald scheint noch jetzt, nachdem ich neue Quellen über Tammüz oder Tammüûzi mitgetheilt habe*”, die Identität desselben mit Adonis festzuhalten (s. 1. c. p.151). Dies wurde allerdings bis jetzt allgemein behauptet, aber man hatte nicht den geringsten halt- baren Beweis dafür”””; da wir aber jetzt noch obendrein wissen, dass auch die jüngern Baby- 200) S. Ssabier I. p. 823 f. u. II. p. 845 f. 201) Vgl. das von Hammer edirte Werk: Ancient Alphabets and hieroglyphic charact. etc. Lond. 1806, p. 131 Text u. p. 52 der engl. Ucbers. 202 Ussil > I] steht vielleicht statt EUR welche Form Ibn-Wa’hschijjah im pol) US üfters stat des gewôhnlichen Coysil Ju] gebraucht. 203) S Ssabier II. p. 915 f. den Nachtrag zu p. 459 f. 20%) Man findet zwar schon bei alten Schriftstellern Tammüz mit Adonis identificirt, so in der Apologie des Melito, des Bischofs vou Sardes, der zur Zeit des Antoninus Pius schrieb (s. Cureton, Specilegium Syriac., Lond. 1855, p. 44) und später bei dem syrischen Lexicographen des 10. Jahrh. Bar-Bahlül (s. Ssabier II. p. 206 f.), der die grie- chischen Mythen von Adonis auf Tammüz übertragt; aber der willkuürliche Synkretismus der Kirchenväter, selbst der der ältern Zeit, ist so gross, dass deren Angaben in dieser Beziehung keine Beweiskraft haben. So wurde auch, um 430 (102) D. CuwoLson. lonier Dewânäï und Janbüschàd, die ganz bestimmt Menschen und keine Gütter waren. in Tempeln verehrt wurden, so sehe ich in der That gar keineu Grand ein, warum man nicht Tammüz wirklich für einen Propheten und Märtyrer eines neuen von ihm gepredigten Cultus halten sollte, wofür er auch von den Babyloniern gehalten wurde. In dem Cultus der al- ten Babylonier gab es eine Art von Heiligenverebrung, wie dies aus den von uns mitge- theilten Stellen über Tammüz, Dewânâi und Janbüschäd, so wie auch aus vielen andern Stellen unzweifelhaft hervorgeht; warum sollte denn nicht auch Tammüûz so eine Art babylo- nischer Heïliger gewesen sein? Besonders da wir auch sehen, dass er so ziemlich auf eine Stufe mit Janbûschâd gestellt wurde und die Legenden von dem Tode und Leben dieser Beiden in den Tempeln nach dem Gehete gelesen wurde. Ich glaube übrigens auch nicht, dass die Tammüz-Sage in der spätern Zeit auf Janbüschâäd übertragen wurde, wie Ewald (1. c. p. 152) vermuthet; denn dieser spielte eine entgegengesetzte Rolle als Tammüz. Derselbe war nämlich der Prophet und Verkünder eines neuen Cultus, dessen heftigster Geguer eben Jan- bûschäd war. Dieser zeichnete sich vorzugsweise durch seine Weisheit, durch seine tiefe Kenntnisse der Natur, durch seine Opposition gegen die Landesreligion, durch seine fromme, fast ascetische Lebensweise und durch die Hôhe seines sittlichen Characters aus. Ueberhaupt muss ich in Bezug auf Tammüûz bemerken, dass derselbe vielleicht einer vorsemitischen Cultur- epoche, oder wenigstens der ältesten Zeit nach der Einwanderung der Semiten in Mesopotamien angehôrt. In unsern Quellen spielt Tammüz, wie bemerkt, die Rolle eines Propheten und Verkünders eines neuen Cultus und zwar des Gestirndienstes; es heisst aber auch wieder- holt, dass dieser Cultus zur Zeit des Dewänäâï, der als der älteste semitische Gesetzgeber und Religionsstifter in Babylonien angesehen wird, daselbst allgemein verbreitet war und dass De- wânài schon Rücksicbt auf den allgemeinen Volksglauben genommen hätte. Hinsichtlich des bei der Tammûz- Legende erwähnten JR Y) € muss ich bemerken, dass meine muthmaassliche Veränderuog em in dl oder JKZY1'% Qureh den Pariser Codex nicht bestätigt wird; denn dieser Cod. hat gleichfalls JU €". Die Meinung Ewalds über diesen Namen (1. e. p. 151*), nach dem DEL wie das hebräische 73UK, Traube, bedeutet, und der in no] € einen Dionysostempel vermuthet, kôunte wohl an und für sich richtig sein; nur muss ich bemerken, dass in dem über 200 Folioseiten starken ein Beispiel aus vielen anzuführen, der Patriarch Joseph mit dem Gotte Serapis identificirt; s. Cureton I. c. p. 43 f. u, 89. — Ich kann nicht umhin bei dieser Gelegenheit eine Conjectur zu machen, die mir richlig zu sein scheint. Melito namlich erwähnt eine Elamitische Gottheit, deren Namen in der Handschrift (mit der Präposition ) Fur heisst; Cureton transcribirt diesen Namen in der Uebersetzung (1. c. p.44) «Nuh» und bemerkt dezu (1. ec. p.90): The manuscript reads plainly SRI TS apparently a blunder of the copyist, probably for PRE SES «Nai»; or «Ana», FORE TN the goddess Anais, or Anaitis. Ich glaube aber. dass hier einfach aLIiS, zu lesen sei, worunter keine andere als die im 1. Maccabäerbuch (I. 13. 15.) und bei Arnobius erwahnte und aucü auf Munzen ôfter vorkommende persische Gôttin 11, Nani, Navaïa, Nanaea, gemeint ist (s. Movers, Phôu. I. p. 626 f.). 205) S. Ssabier IL. p. 916 oben. 206) Im alten Upsal. Cod. fehit leider das betreffende Blatt; aber der Pariser Cod. ist sonst ganz vom Upsaler Codex abhäugig; derselbe hat daber wahrscheinlich gleichfalls Jan) Es gehabL. Ueger p1E ÜEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (103) 431 Capitel über den Weïinstock auch nicht die entfernteste Andeutung vorkommt, dass je in Babylonien ein dem Traubengott gew idmeter Tempel existirt hâtte; und wenn man sonst aus einem argumentum ex silentio nicht viel folgern darf, so ist doch hier der Umstand zu beachten, dass Qût'âmi in diesem Capitel vielfach Gelegenheit hatte von diesem Tempel zu sprechen und es auch sicher gethan hâtte, wenn ein solcher in Babylonien überhaupt existirt hätte. Qütà mi theilt auch die Ansicht des Dhagrit mit, nach dem der Weinstock unter dem Ein- fluss der beiden glückbringenden Planeten, Jupiter und Venus steht, und welcher meint, dass der Einfluss der Venus auf dieses Gewächs vorherrschend sei*, Qütämi, der diese An- sicht ausfübrlich bespricht, hätte wohl bei dieser Gelegenheit über einen Dionysostempel Etwas gesaot, wenn ein solcher in Babylonien existirt hätte. Wir sehen auch aus dieser Stelle, dass die Chaldäer den Weiustock als vorwaltend unter dem Einflusse einer weiblichen Gottheit steheod sich dachten und dass also an einen Dionysos nicht gedacht werden kann. Hr. Prof. Ewald vermuthet (1. c. p.157), dass die kana’anäischen Kônige, «welche in Babel uad Kütha(rijjà) sassen, von den damals in Nineve herrschenden wobl verschieden sein und doch mit ihnen aus demselben Stamme entsprossen sein konnten». Dass diese in Babylon herrschenden kana’anäischen Kônige von denen in Nineveh verschieden sind, kann als eine ausgemachte Sache angesehen werden; ich glaube aber auch, dass sie mit diesen in gar keïner verwandischafilichen Beziehung standen. Wir haben schon oben (p.44) bemerkt, dass die Ba- bylonier von keiner Verwandtschaft mit den Assyrern etwas wissen wollten; und wenn man auch, und zwar, wie es scheint, mit Recht, gewühnlich annimmt, dass der Kern der assyri- schen Bevülkerung aus Semiten bestand, so scheint es dagegen fast gar nicht zweifelhaft zu sein, dass die assyrische Aristokratie, und natürlich auch die regierende Dynastie, andern Ur- spruugs war als die Masse der assyrischen Bevülkerung. In dem oben (p. 10) erwähnten alt- babylonischen Buche «über Gifte» erzählt der Verfasser desselben ein chaldäisches Mäbrchen — das er selbst nicht recht glauben will — vou einer Scammonia, die eine alte assyrische 207) Am Anfange des Capitels, welches vom Weinstocke handelt, heisst es (Cod. L.b. p. 87, L.c. p. 63 u. Cod.P. fol. 149, a.1}: CyLSSS (aie Coad. L. eu. P. LUE M) ae Y] Ju Le les Su ps RUN nie CE Je USE Us + LA | Je) s} a | jo Ja DE F sl] al] Ke Je gel] Le) ls po Nb &yell 2) &yyell pas ee >$» pl] J pos) ue (PRE Ja à JA] as,l) plus I MR he oc à ol, ol clueull #0) 21,2) Je ae LC Dsl 3° GI Lies SSl oE GES das) Le ue) 15 äles a ls) Le Ji) 9 DIN tes le palbuetl 6 95h k Li Des] El, Ji all Je QI de m5) Je lb 156 Le 151, EU ae D CA V5 pe ST ope lire ul vs il # srl HT Joe Je ce Line sol. 432 (104) D. CHwoLzson. Frau in der Wüste in der Sprache Chäbûthäï angesprochen und ibr dies und jenes gesagt hätte. Der Verfasser bemerkt dazu: «die assyrischen Grossen sprechen diese Sprache und sie behaupten auch, dass der Planet Mercur sie vor Tausenden von Jahren 208) diese Sprache gelehrt hätte» Man sieht also daraus, dass die assyrische Aristokratie, und folglich auch die regierende Dynastie, eine andere Sprache sprach als die Masse des Volkes, dass sie also folglich auch anderer Abstammung war als diese, und dass diese fremden Eroberer aller Wabrscheïolichkeit nach ibreu Nationalcultus in Assyrien hatten; denn Merceur, auf den sie den Ursprung ihrer Sprache zurückführten, scheint ihr Nationalgott gewesen zu sein. Welche Sprache mit dieser Chäbüthäï-Sprache gemeint ist und welche Bedeutung dieses Wort hat, kann ich nicht angeben; jedenfalls aber ist diese Nachricht für die Erklärung der assyrischen Keilinschriften, so wie auch für die alte Geschichte Assyriens von uugeheuerer Tragweite?”). Hr. Prof. Ewald erwähnt auch kurz (1. c. p.157 f.) eine ibm von mir schriftlich mitge- theilte Nachricht von einem ägvptischen Kônig, der sich wegen der Zusendung einer gewissen Art Knoblauch an einen babylonischen Kônig gewandt hat. Wegen der grossen Wichtigkeit dieser Nachricht für die Kritik des Manetho, so wie auch für die Urgeschichte Vorderastens und Aegyptens überhaupt, will ich sie hier ausführlicher besprechen und zugleich auch das mittheilen, was Hr. v. Bunsen mir darüber schrieb. In dem Capitel, welches vom Kuoblauch handelt, theilt Qûtâmi eine Angabe des Dhagrit mit, nach welcher der Bau dieser Pflanze in Babylonien «zur Zeit des Künigs Qerû- çâni (oder Qerûçài) begonnen habe, auf den der Kôünig Schemütà (oder Semûünä) folgte, der, wegen der Menge der vou ihm gesammelten Reichthümer, eds-Dsahabäni (der Goldene) genannt wurde». Darauf bemerkt Qûtämi, er habe schon das Gegentheil davon nachgewiesen, 208) Die betreffende Stelle lautet im Leidn. Cod. Nr. 726, fol. 106, a. wie folgt: LS au] EE LlseY, Lee IL 6 Lee lee le La Lil, Le, le EE de Ÿ life à L tel La etes ea met Les LR EIRE Je ES LL) sil >) [be ot Ol Use ao) o" LE Lg PSS 4 us estbs 1) aals 4 pl DL EC Jr ar Die Behauptung der assyrischen Grossen, dass Mercur sie ihre Sprache gelehrt bat, erinnert lebhaft au die Stelle in dem Decrete Sardanapal des V. zur Anfertigung der Syllabartaleln, wo es, nach Opperts Uebersetzung, von Nebo (Mercur) und der Gôttin des Unterrichts heisst: «Ils ont révélé aux rois, mes drédécesseurs, cette écriture cunéiforme etc.»; s. Oppert, Expédition scientif. en Mésopotamie, 4*58, tome EL. p. 53. Auch in dem weiter unten zu besprechenden Buche des Babyloniers Tenkelüschà (VI,20, p.49) spielt Mercur gera- dezu die Rolle eines Gottes der Weisheit und der Wissenschaft. 209) Der Verfasser des Buches «über Gifte» hat aller Wabrscheinlichkeit nach vor Qüût âmi gelebt (s: weiter nnten), und da diese von ihm mitgetheilte Nachricht mit einem alten Mährchen zusammenhängt, so muss folglich die Ein- wanderung der in Assyrien herrschenden Dynastie daselbst sebr früh, und zwar spatestens gegen 2000 v. Chr. stattge- funden haben. Diese Nachricht wirft auch ein Licht auf die nichtsemitisches1 Namen der assyrischen Kônige und macht vielleicht anch Opperts Scythen überflüssig Auf ägyptischen Denkmälern erscheinen weiss- und rothfarbige As- syrer, begleitet von ihren weissfarbigen, schwarzaugigen Dienern (s. Brugsch I. c. I. p. 58 u. II. p. 38 und 89) Ueber die vermuthlithe irânische Abstammung der Assyrer s. Ssabier IL. p. 697, Anmk. 181. Ueser p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (103) 433 nämlich, dass die Knoblauchpflanze von jeher in Babylonien gebaut wurde. Nachdem er noch 210) und dass Janbüschâd den angegeben hatte, dass es verschiedene Arten von Knoblauch gebe Knoblauch für eine Zwiebelart hält, die nur herber und schärfer ist als die gewühnliche Zwiebel, bemerkt er ferner, «wenn ich aber sagte, dass der Knoblauch von jeher in Babylonien gebaut wurde, so rührt es daher, weil es mir gewiss ist, dass der ägyptische Kônig Sefürâs (nach Cod. L. a. Seqübâs) nach Babylonien gesendet hat, um sich von hier den zackigen Knob- lauch zu holen und ihn in Aegypten zu bauen; denn in Aegypten wächst blos der Knoblauch, dessen Kopf ein einziges Stück bildet, der zackige dagegen wächst in Aegypten nicht. Dieses (d. h. die erwähnte Sendung des ägyptischen Kônigs Sefûräs nach Babylonien) aber fand zur Zeit des (babylonischen) Kônigs Thibätänà statt, der gegen 900 Jabre oder noch mehr vor Qerüçäni regiert hat». Dadurch, meint Qûtämi, wird die obige Angabe des Dhagrit widerlegt, und Qûlämi glaubt, dass dieselbe nicht von diesem herrühre, sondern dass sie in späterer Zeit in die seit so langer Zeit allgemein verbreiteten Bücher des Dhagrit eingeschoben wurde*!", + 210) Nämlich wildwachsender und Gartenknoblauch, ferner solcher, dessen Kopf ein einziges Stück bildet, und solche dessen Kopf sich oben in einzelne Spitzen theill, welche Knoblauchzähne genannt werden. 211) Die betreffende Stelle lautet Cod. L. a. p. 430 u. L. d. p. 157 wie folgt: (à ne) Le (el r) jo Eee lol ous (oil CL um Elle ill EU Le, 5 use LiEEL sl Ji n pl O) 5 le pe Le a) ) y" De Se SES, Jlsdl Ÿ° Clio! sie à JL il SG px D: À EU AE AE il Gex Q) SN Lee 5} Gad OM Les sil e dl Sms pli Ji &s Le él EU ELGLL Je je QE Us ol ol) Mu ns sl, äaL5 es CSP prie Eu w obl és à oie CL, Jjus ST I &le us Assis DOS y o pc Cr as) LA ade 2) ÿl DA pl, ps) ou Co yeS Ed Es ya Je Chase) a] cg CRC sel le LE) GE Lys Jus &'}i)) GE Aa es sal JS Us 15e ÊTES é! Se | OR LL le) jo ea Ÿ® EAU . Die Varianten sind hier folgende: a) Cod. L. d. hat an dieser Stelie Lies und weiter nnten los 5; Cod. L. a. an beiden Stellen los 9: der Oxforder Cod. Hunt. Nr. 340 bat an der ersten Stelle less (am Schlusse dieses Codex’ kommen nur die ersten 140 Worte dieses Cid als Be- zeichnung des Anfangs des folgenden Bandes vor); diese Lesart scheint mir die richtigere zu sein; BCE ist unzweifel- haft, und das çs 2m Schlusse kann sebr leicht aus | j entstanden sein. Hr. Prof. Ewald liest diesen Namen Qurüssäni; nacn Oppert scheint allerdings das « ein vorherrschender Vocal in der altbabylonischen Sprache zu sein; ich habe aber Gelegenheit gehabt vielfach zu bemerken, dass alle Vocale mit Ausnahme des e durch l , 9 U. « ausgedrückt werden, und ich habe es daher für rathsamer gehalten, fast immer da e zu lesen, wo kein Ï, _ 0d., auf den Consonanten folgt; dies ist, glaube ich, der sicherste Weg, da man grôsstentheils nicht leicht im Stande ist, die richtige Etymologie der baby- Meém. des say, étrang. T. VII. 55 43% (106) D. CawoLzson. Bevor ich aber diese Nachricht näher bespreche, will ich zuerst den Namen des hier er- wähnten ägyptischen Kônigs feststellen. Der Leidn. Cod. 303, a. hat ba Seqûübàs und der Leidn. Cod. 303, d. liest Ulis Sefûràs; der erstere Cod. hat im Ganzen genommen bessere Lesarten als der letztere, obgleich dieser aus der Bibliothek eines Fürsten herstammt. Es giebt aber auch viele Fälle, wo Cod. D. bessere Lesarten bietet als Cod. A. Auch hier glaube ich die Lesart des im Allgemeinen weniger guten Cod. vorziehen zu müssen; denn see Seqûbâs, kann sebr leicht aus gb Sefüràs entstanden sein, aber nicht umgekehrt; po und 42. kann nämlich kaum als eine Variante angesehen werden; denn aus einem 3 mit einem etwas dicken Punkt wird leicht ein à gemacht; aus er kann sebr leicht El entstehen, wenn die linke Spitze des ; etwas nach oben gezogen ist, so dass sie das | berührt, was sehr häufig geschieht; dagegen kann aus nl unmôglich EE entstehen; die Lesart Sefûràs ist also offen- bar richtiger als Seqûbâs. Un zu erfabren, wann ungefähr dieser ägyptische Künig gelebt hat, machte ich folgende Berechoung : Qûtâmi lebte, wie obeu nachgewiesen wurde, spätestens am Anfange des 13. Jabhrh. v. Chr.; Janbüschäd lebte wenigigstens 300— 400 Jahre vor Qüt'âämi und Dhagrit wenigstens 200 Jabr vor Janbüschàd?"?; Dhagrit lebte also spätestens 1800—1900 v. Chr.; ferner der Künig Qerûcçäni, zu dessen Zeit nach Dhagrit die Knoblauchpflanze in Babylonien eiugeführt wurde, muss wenigstens einige hundert Jahre älter sein als dieser; denn ein jetzt leben- der Botaniker oder Agronom, der mit der Geschichte seiner Wissenschaft nicht hinlänglich ver- traut ist, kônnte wohl irrthümlicher Weise glauben, dass der zur Zeit des Lucull nach Europa gebrachte Kirschbaum erst zur Zeit Carls des Grossen oder zur Zeit des Friedrich Barbarossa nach unserm Welttheil verpflanzt wurde; unmôglich aber kôünnte er glauben, dass dies erst zur Leit Friedrichs des Grossen geschehen sei. Wenn man obendrein noch bedenkt, dass Qütämi sehr häulig ganz genaue Nachrichten darüber hat, wann diese und jeue Pflanze in Babylonien eingeführt wurde, so ist es einleuchtend, dass jener Irrthbum des Dhagrit hinsichtlich einer so gewôholichen Pflanze nur dann môglich ist, wenn jener Kônig Qerücäni sebr lange, d. h. lonischen Eigennamen zu erkennen. — b) Cod.L.d. hat L os 5 Ge = Sahel ist ein in den rabbinischen Scbriften oft vorkommendes Wort und bedeutet «Bann», ein allerdings für einen Kônig unpassender Name. — c) In Cod. E. d. KL » ,J}, was unzweifelhaft unrichtig ist. — 4) Cod. L. a. ex Ji febit ib. — fn Ce boat — g) Cod. L. d. ci) statt des richtigern Cds dE — h) Cod. L. d. > ci îi) Cod. L. d. hat an der ersten Stelle LULU und an der zweiten L BE und Cod. L. a. L GÈNE oder ÊÉ LeJh und EURE der Punkt an der ersten Stelle ist ziem- lich stark aber fast ganz verwischt; vielleicht muss es GG (RE gelesen werden; denn eine babylonische Form GLE statt des syrischen j2à 2 und des rabbinischen Nf\2DY4 kann es wohl gegeben haben, und die Endung G ist in babylonischen Eigennamen ziemlich gewôhnlich, wie z. B. É En und dgl. andere. — #) Cod. L. ae statt 29] sk — 1) Die Worte ob — Co ya fehlen in Cod. L. d. — m) Ib. Boexle was keinen Sinn giebt. — n) Ib. ère aie. — o)1b. ls. — p)1b. (sous Le. 212) Vgl. oben p. 92. UEëBER b1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (107) 435 wenigstens gegen 300 — 400 Jahre, vor ihm gelebt hat. Dieser Künig lebte also spätestens 2100 — 2300 v. Chr. Da aber um 2100 die medische Dynastie in Babylonien regierte?", Qerûçâni dagegen, sowie auch sein Nachfolger Schemütà (oder Semünä) offenbar semi- tische Künige waren, so muss er wenigstens einer der letzten 86 Kôünige der ersten ein- heimischen babylonischen Dynastie des Berosos gewesen sein; er lebte also demnach späte- stens segen die Mitte des 23. Jahrhunderts v. Chr. Da ferner der erwähnte babylonische Künig Thibôtânà und dessen Zeitgenosse der ägyptische Kônig Sefüràs gegen 900 Jabre vor Qerû- câni lebten, so muss für jene ungefähr das Datum 5200 angenommen werden. Um mir aber auch Gewissheit von anderer Seite zu verschaflen und um das zu erfahren, was die Aegyptologen von dem erwähnten ägyptischen Kônig Sefûràs wissen, wandte ich mich schriftlich an Herrn von Bunsen. Dieser fand gleich in diesem Sefüràs den, nicht nur ähulich, sondern fast gleichlautenden Namen des vorletzten Kônigs der 111. Manethonischen Dynastie, der ohne Variante Znpovots heisst und der, nach seinen Berechnungen sowie nach denen von Lepsius®", dem 33. oder 32. Jahrhundert v. Chr. angehôrt. Herr v. Bunsen schreibt mir darüber in einem Briefe vom 5. April 1857 unter Anderm Folgendes: .... «Sie werden Sich vorstellen, wie wichtig mir diese [d. h. meine Mittheilung] für meine cigenen Forschungen war, wenn ich Ihnen sage, dass Ihr Künig Sephuras von Aegypten sich in volleo Buchstaben im Manetho findet, und zwar als einer der letzten Kônige der dritten Dy- nastie, und als unmittelbarer Vorgänger (bis auf Einen) der weltherühmten Kbufu-Dynastie, oder der vierten manethonischen Dynastie. Ich will Ihnen jetzt diese Thatsache, mit Verweisung auf mein Aegypten, näher bezeichnen. Manetho (Ürkaodenbuch p. 12) bat als vorletzten der 9 memphitischen Kônige der 3. Dy- nastie (2. Reichsdynastie) ZH®POYPIC, ohve Variante. Die Denkmäler, welche wir kennen, geben uns allerdiugs, nach meiner Vermuthung, in einem Pyramidensteinbruchstücke, die Na- men des 2. oder 6. jeuer Kônigsreihe Tosorthos - Sosirtasis - Sosortosis: die Geschicht- lichkeit der ganzen Dynastie, auch der monumentalen, kann jedenfalls keinem Zweifel unter- liegen, aus folseuden Gründen: ‘ 1. wegen der geschichtlich-monumentalen Bemerkuog, welche sich dem älteren der beiden Sesortose (Sesurtesen) dieser Dynastie aus Manethons Geschichtswerke beigezeichnet findet. Solche Anzeichen haben sich bis jetzt allenthalben bestätigt gefunden : und die Anzeichnungen der vorhergehenden 1. Dynastie sind es namentlich nachweislich. 2. wegen der anerkannten und durch die grossartigsten Denkmäler der Welt bestätigten Geschichtlichkeit der unmittelbar folgenden Künige der vierten Dynastie. 3. wegen der Uebereinstimmung mit der fortlaufenden Kônigsreihe des Eratosthenes ?"), welcher namentlich den älteren Sesortosis und den letzten Kônig der Dynastie nennt, 213) S. Ssabier I. p. 321 u. ib. Anmerk. 1. 214) Nach Lepsius neuesten Untersuchungen regierte dieser Kônig von 3180—3150; s. Lepsius, Kônigsbuch der allten Aecypter, I. Berlin, 4858, synoptische Tafeln p. 4 und Quellentafeln p. 7. 215) Diesen Punkt bestreitet Lepsius, Kônigsbuch p. 12 ff. 436 (105) D. Cauwozson. und in der Zeitdauer im Ganzen bis auf wenige Jahre mit Manetho zusammentrifit. S. Aegypten, Buch V. Schlussband p. 366, wo sich die Uebersicht der letzten Ergeb- nisse meiner Forschungen findet. Man kônnte nun versucht sein, wegen der gleichen Dauer der beiden letzten manetho- nischen Regierungen in der 3. Dynastie (30 + 26 — 56) und der beiden Regierungen der vierten nach Eratosthenes Systems (29 + 27 — 56) in jenen manethonischen Künigen, Sephuris und Kerpheres, Gegenkünige der zuletzt siegreich bleibenden Khufu-Dynastie zu sehen. Oder man kôünnte auch glauben, dass SEPHURIS eine Verschreibung sei von SNEPHROS (S. NOFRU hieroglyphisch) und dass dieser Künig als Stammvater der Snephros-Künige der (nach mir mit der VI. Dynastie gleichzeitigen) V. Dynastie (Elephant.) gewesen *. Ich habe jedoch in jenem Abschlusse, wie Sie sehen werden, alle solche Vermuthungen abgewiesen, und SEPHURIS un- erklärt, aber auch unangefochten stehen lassen. Darin bin ich nun, wie es scheint, recht glücklich gewesen. Denn es wird schwer, nach dem, was Sie sagen, an der Geschichtlichkeit der babylonischen Erzählung zu zweifeln. Nichts konnte besser passen, als eine solche Gleichzeitigkeit. 1. Die Geschichtlichkeit Ihres Kônigs, Ihrer Erzählung und der anderen hierbeï betheïligten Quellen und Gewährsmänner angenommen, ist es zuvôrderst klar, das der fragliche Sephuris der babylonischen Urkunde, dem alten Reiche zufallen muss; denn das neue Reich fängt erst 1625 an, und die Hyksoszeit, während welcher von keiuer solchen Botschaft nach Babylon Seitens der nach der Thebais zurückgedrängten, zinspflichtigen Pharaonen-K ünige die Rede sein kann, tritt (nach Africanus und mir) schon 2547 ein?" 2. Von den Kônigen des alten Reichs künnte man zumeist an die Sesortosiden, oder die 12. Dynastie denken: allein wir kennen hier die Namen {eben wie die der drei Kô- nige vor dem Einfalle der Hyksos in der 13. [Dynastie]) vollständig, und es ist kein äbnlicher, oder auch ein irgendwie anklingender und môglicher darunter. 3. Dasselbe gilt von den Konigen der [V., V., VE. VIL., VII. und XI. Dynastie (die dazwi- schen liegenden von IX., X. sind herakleopolitische Gegenkôünige, die schwerlich in Betracht kommen, deren Namen wir grôsstentheils nicht kennen). 4. Endlich [gilt dies] auch von der allein noch übrigen, der vor Dynastie IH liegenden Ersten, und der ihr gleichlaufenden 2. Dynastie. 4. In der dritten Dynastie selbst findet sich endlich unter allen neun Kônigen, wie Ma- netho’s so des Eratosthenes, kein einziger, der auch nur anklänge. 6. Der von Ihnen gefundene Name, in der bestheglaubigten Form, ist aber nicht etwa äbnlich, sondern buchstäblich, mit Einschluss der Vocale, identisch mit Manetho's Beschreibung. 3 7. Die Zeit (gegen 3230) passt vortrefflich mit der babylonischen Zeitrechnung. 216) Vel. Lepsius I. c. I. synoptische Taf. p. 4 und II. Taf V. 3, A. 217) Lepsius erklart sich jetzt in Bezug auf die Dauer der Hyksoszeit für die Zahlen des Josephus, d. h. 514. Jabhre und zwar von 2101—1591; s. Lepsius L. c. synoptische Taf. p. 6 und vgl. Ssabier I. p. 322 f. Urëser Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (109) 437 Zu erklären ist der Name in dieser Form durchaus nicht; allein darin steht er nicht allein: manche andere haben sich durch die Denkmäler bewährt, ohne dass wir ibren Sion gram- matisch-lexicalisch erklären kônnen. Die Urkundlichkeit, welche Ihre schône und hochwichtige Entdeckung dem manetho- nischen Kônige gegeben bat, fordert jedoch zu neuen Vermuthungen auf. RIS erscheint zuerst wie in so vielen alten Pharaonen-Namen, deren erstes Zeichen im Thronschilde 8 —RA ist (wel- ches aber immer am Ende gesprochen wurde und nur Ehrenhalber in der Hierogl. vorange- stellt ist). Allein was übrig bleibt SEPHU, oder S. PAU giebt durchaus keinen Sion und fübrt auf keine ägyptische Wurzel hin, geschweige auf analoge Kônigsnamen. Nun haben wir aber PHUORO als Stainm von Papao, d. h. 6 Baotheus, mit memphitisch ausgesprochenem Artikel Pe—PHe. Aber dann bleibt SÉ (lang) unerklärt. Es würde kurz (e. st. 7) = SI, Sohn, koptisch SE, sein künnen: allein welcher Kônig heisst «Künigssohn»? Ich sollte also glauben, es bliebe nur Kônig SAPHURA übrig; nach mir Erbauer der Pyramiden vor Abusir (Aegypten Schlussband p. 366). Ich habe hier [nämlich Schlussband p. 366] ein Fragezeichen vorgesetzt, nicht wegen seines hierher gehôrigen Namens, deun der ist, wie Sie in der engl. Ausgabe näher eutwickelt finden, monumental, und von jetzt ganz unbestreitbarer Lesung (früher las ich mit Lepsius: AMKHURA), sondern wegen der Aebnlichkeit mit dem eratosthenischen SIRIOS, welcher Name sich aber noch bei Eratosth. daraus erklären lässt, dass dieser Künig mit dem Anfano des regel- mässigen Sonnenjabres in 3282 zusammenfällt (vergl. Lepsius, Einleitung ...... ), also vor dem ersten, urkundlich in der geschichtlichen Zeit beginnenden Sothis- oder Sirios-Kreise von 2782. Das nahe Zusammentreffeu wird durch nieine Entdeckung der manethon. geschicht- lichen Zeit von Dyn. XI (Buch IV. p. 95 ff.) bedeutend; aber Sirios kann auch rein Missver- ständniss sein. Nu ist es nicht unmôüglich, dass man in der Aussprache dem zweiten Worte HURA den Artikel vorsetzte: dann hätte man SAPHURA. In diesem Falle war Séphuris ein monumentaler Künig, entweder von 3282, oder am Schlusse der 3. Dyn. gegen 3230....... In einem andern Schreiben vom 8. April 1857 sagt Herr von Bunsen noch Folgen- LS FUENR «Meine Ansicht ist, dass die Einführung einer solchen Pflanze in Aegypten nur im alten Reiche môglich war, und wabrscheïnlich nur vor der #. Dynastie erfolgt sei.» ..... 1. Menes ist Carl der Grosse, nicht Tuisko, der Fabelhafte, oder Arminius der Cherusker. Jabrhunderte hatten die zwei Reiche bestanden, als deren Herrscher die ägyptischen Pharaonen sich bezeichner. Die Schrift ist nicht allein so alt wie Menes, sondern da sich die der nächsten Dynastie so gut wie ganz und gar nicht von der zu Anfang des neuen Reiches unterscheidet, so muss die volle Anerkennung des phonetischen Ele- ments bedeutend vormenisch sein; denn die Forthewegung des Phonetischen ist doch erkenntlich, und tritt in der 20. Dynastie klar hervor durch Willkürlichkeiten und Missverständnisse. 2. Dem alten Reiche gehôren ohne Ausnahme alle grossen nationalen Unternehmungen zu upd alle wirklich kolossalen Bauwerke, das neue Reich hat Karnak; allein daran 438 (110) D. CawoLcson. bauten die Pharaonen über 1000 Jahre! Josephs Kôünig und seine beiden Nachfolger bauten den Môrissee (mit dem dabei geführten Nilkanal), das Labyrinth und seine Py- ramide, in wenigen Jahrzehnden .. ..…. 3. Dem Herodot übersetzte man die, auch von den übrigen alten Geschichtsschreibern er- wäbnte Nachricht, welche angab, wie viel Knoblauch und Zwiebeln die Pyramiden- Arbeiter gegessen. Diese beiden Nahrungsmittel waren also, bei dem Riesenbau der in zwei aufeinanderfolgenden Regierungen, im Laufe eines halben Jahrhunderts erbau- ten grossen Pyramiden von Giseh, eben so wichtig, wie jetzt bei uns Brod und Bier sein würden. 4. Es steht fest, dass die Pyramiden von Giseh nicht die ältesten sind; schon einem Künig der 1. Dynastie werden Pyramiden (in Oberägypten) zugeschrieben; wirklich haben wir dort noch die unfôrmlichen Trümmer einer Pyramide. Die ältesten in Abusir künnen nur der 3. [Dynastie] gehôren. Die Gruppen der Pyramiden sind die Begräb- nissplätze verschiedener Dynastien : jede hat ibre eigne Stätte. Man musste also gegen Ende der 3. Dynastie das Bedürfniss fühlen, für die Mode-Frohnarbeit der aber- gläubischen und eitelen Pharaonen die zweckmässigste und die wohlfeilste Nabrung zu finden. In dieser Weise wird die von Ihnen gefundene Nachricht in so nahe Beziehung mit dem Pyramidenbau gebracht, dass man auch obne Kunde des Namens Sephuris die Vermuthung aufstellen müsste, die Einfübrung des babylonischen Knoblauchs müsste in jene Zeit fallen”'”. Der Unterschied meiner Chronologie von der des Lepsius beträgt in jener Zeit etwa ein Jabrhuodert?": also im Grossen und Ganzen kann das 33. Jahrhundert als die den Urkunden und Denkmälern entsprechende Zeitbestimmung für Ihren babylonischen Kônig angesehen werden» ..... So weit Herr von Bunsen, der mich durch diese und dergl. andere gütige Mittheïlungen sebr verpflichtet hat und dem ich auch dafür ôffentlich danke. Seine Combination unserer Nach- richt mit dem Bedarf an Knoblauch und Zwiebeln beim Pyramidenbau ist hôchst wabrscheinlich, obgleich Qütàmi behauptet, dass die Aegypter auch vor Sefûrâs Knoblauch hatten und dass dieser Kônig our eine neue Art dieser Pflanze eingeführt hätte; denn immer ersieht man aus unserer Nachricht, dass das Bedürfniss den Bau dieser Pflanze zu erweitern und zu vervielfäl- tigen so gross war, dass es sich der Mühe lohnte, deshalb eive kônigliche Gesandischaft nach Babylonien abzufertigen. Die Folgerungen, die sich aus unserer Nachricht ziehen lassen, sind mannigfach und von grosser Wichüigkeit. Manetho’s Kônigslisten gewinnen dadurch bedeutend an Authenticität, da wir sehen, dass der Name einer seiner ältesten Kônige in einer vou ihin vollkommen unab- hängigen altbabylonischen Urkunde sich wiederfindet. Desgleichen finden die chronvlogischen Berechnungen Bunsens und Lepsius’ in ibren Hauptprincipien eine glänzende Bestätigung; denn 218) Lepsius schreibl(l.c.synoptiscbe Taf,. p. #) dem Sephuris den Bau einer der grossen Pyramiden von Dahsur zu. 219) Vgl. oben p. 107, die Anmk, 214. Ueger p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (111) 439 wir sehen, dass die ägyptische Geschichte jedenfalls viel hôher hinaufgebt als man gewôübnlich vor ihnen angenommen hat und als Seyffarth und Andere noch jetzt anzunehmen für gut finden. Der Kônig, der nach jenen beiden Aegyptologen im 33. und 32. Jahrhundert gelebt hat, kann nach meinen, von den ägyptischen Forschungen ganz unabhängigen und vom Stand- punkte der babylonischen Geschichte gemachten Berechnungen nicht später als im 32. Jahr- hundert gelebt haben. Durch unsere Nacbricht wird auch das hohe Alter der babylonischen Geschichte urkundlich bestätigt; die erste nachsintfluthliche chaldäische Dynastie des Be- rosos der 86 Künige (s. oben p. 69) kann auch nicht mehr als eine ganz mythische angesehen werden, wie man es bisher that, und man ist nur zu der Annahme berechtigt, dass die Spitze dieser Dynastie der Mythe angehôrt; denn unser Kônig Thibâtänäà kann nach dem eben Ge- saglen nur dieser Dynastie angehôren und zwar regierte er wenigstens gegen 1000 Jahre vor dem Ende derselben, da der gegen 900 Jabre nach ihm regierende Qerücçcäni offenbar noch dieser Dynastie angehôürte und auch nicht der letzte Kônig derselben war. Im bôüchsten Grade über- raschend ist auch die Thatsache, dass schon in jener frühen Zeit ein Verkebr und eine Verbin- dung zwischen Aegypten und Babylonien stattgefunden hat, eine Thatsache, die wir aus den ägyptischen Denkmälero des alten Reiches nicht erfahren*", So wichtig uns aber auch unsere Nacbricht ist für die Chronologie nach oben, eben so wichlig ist sie für die Zeitbestimmungen nach unten: weon nämlich Thibätänà, nach Bunsens und meinen Berechnungen, in die zweite Hälfte des 33. oder in die erste Hälfte des 32. Jahrhuvoderts lebte, so nehmen die beiden semitischen Künige der ersten chaldäischen Dynastie Qerûcâni und dessen Nachfolger Schemüt à, welche 900 Jahre spâter regiert haben, die zweite Hälfte des 24. oder die erste Hälfte des 23. Jahr- hunderts, für sich in Anspruch; folglich kann der Anfang der medischen Dynastie nicht vor dem 23. Jahrhundert gesetzt werden. Dadurch wird die Annahme Bunsens, sowie auch die meinige bestätigt, nach der der Anfang der medischen Dynastie in die zweite Hälfte des 25. Jabrhunderts zu setzen ist"); dagegen erweist sich die Annahme der Herren A. v. Gutschmidt, Brandis und Anderer, welche den Anfaog jener Dynastie bis auf 2458 oder 2447 hivauf- rücken, als unrichtig; denn nach dieser Annahme müsste man Qerûçâni entweder in die erste Hälfte der 25. oder in die des 22. und Thibâtânà entweder in die erste Hälfte des 34. oder in die des 31. Jahrhunderts setzen; in beiden Fällen aber künnte letzterer nach Bunsens und Lepsius’ Berechnungen nicht mit Sephuris gleichzeitig sein. Durch unsere Nachricht ge- winnen wir auch eine gewisse Grenze nach oben für die Lebenszeit des Dhagrit und folglich auch für die des Janbüschäâd; ersterer nämlich kann nicht vor dem 20. oder hôchstens 21. Jahrhundert gelebt haben, da Qerücçcäni der zweiten Hälfte des 24. oder spätestens in die erste Hälfte des 23. Jahrhunderts gehôrt; auch Janbüschäd kann nach dem oben Gesagten nicht vor 1700 — 1800 v. Chr. gesetzt werden; da zwischen ihm und Dhagrit eine Zwi- 220) Die ägyptischen Denkmäler des alten Reiches wissen wobl von einer Verbindung Aegyptens mit asiatischen Vôlkern, aber diese geht nicht so hoch hinauf; s. Brugsch, 1. c. I. p. 49 f. 221) S. Bunsen I. c. IV. p. 301 ff. und Ssabier I. p. 321 u. ib. Anmk. {4 Meine Forschungen über die Anfangs- zeit der medischen Dynastie sind ganz unabhängig von denen Bunsens gemacht worden. 44O (112) D. CuwoLson. schenzeit von einigen hundert Jahren nothwendig angenommen werden muss. Da aber Qûtâmi sagt, dass Janbûschàäd Jahrtausende vor ihm gelebt hätte, dieser aber in der That hôch- stens nur 400— 500 Jahre älter als er ist, so gewinnen wir dadurch auch einen Massstab dafür, was man von unbestimmten, runden hyperbolischen Zahlen der Babylonier zu halten hat. An- dererseits bleibt es aber auch merkwürdig, dass Janbüschâd, der, wie bemerkt, eine verhält- nissmässig kurze Zeit vor Qûtäami gelebt hat und für diesen, so zu sagen, ein Mann der neuern Zeit war, offenbar schon lange vor Qûtämi eine hohe Verebrung in den Tempeln genossen bat uod sein Leben zur Zeit desselben schon mit Wundern geschmückt worden war. Diese Erschei- nuug ist übrigens an und für sich nichts weniger als merkwürdig, da es an zahlreiche Ana- logien aus dev heidnischen Culten der spätern Zeiten nicht fehlt; sie ist nur für uns als reli- giôser Zug der Babylonier neu. Wir sehen übrigens auch, dass Qütämi von Ereignissen ent- fernter Zeiten wie das 33. Jahrhundert, v. Cbr., mit grosser Bestimmtheit und Sicherheit spricht, woraus man ersehen kann, dass die historischen Schriften der alten Babylonier — deren es, wie oben gemeldet wurde, jedenfalls viele gab — sehr weit hinauf reichten und dass sie, selbst für so frühe Zeiten wie das 33. Jabrhundert, bestimmte chronologische Data enthielten. Die Vermuthung Ewalds (1. c. p. 155), dass ein grosser Theil der nabatbäischer Scbrif- ten unter der Herrschaft der kana‘anäischen Kônige entstanden seï, zeigt sich schon durch den obigen Nachweïs allein als unbegründet, da selbst Qûtâmi, der jüngste Schriftsteller einer sebr alten Culturepoche, eine verhälinisswässig kurze Zeit nach der kana’anäischen Invasion gelebt hat. Es würde mich zu weit fübren, wenn ich eine specielle Inhaltsangabe der «nabathäi- schen Landwirthschaft» hier mittheilen wollte; denn der Inhalt dieses Buches ist zu man- nichfach und zu vielfältig als dass dies kurz geschehen kônnte. Auch ein Verzeichniss der Capitel wird durchaus kein klares Bild vom Inbalt des Buches geben; denn es kommen in demselben eine grosse Menge bald längerer bald kürzerer Episocen vor, die nicht in geringster Beziehung zum Ackerbau oder zu den Naturwissenschaften überhaupt stehen. Wer erwartet z. B. in dem Capitel, welches «von dem den Landwirthen Wissenswerthen» handelt, eine weitläufige und hef- tige Polemik gegen eine Art von heïdnischen Einsiedlern®?, die, schwarzgekleidet mit langeu Nägeln an deu Fingern. langhaarig und balb verwildert, in den Wüsten und Haïden lebten, ein ascetisches Leben führten und vorgaben, mit den Gôttero in Verkebr zu stehen und durch Ver- mittlung der Gützenbilder die Zukunft zu kennen”” u. s w.? Desgleichen erwartet Niemand auch in andern Capiteln, welche rein agronomische Ueberschrifien tragen, ausfübrliche Ab- bandlungen zu finden, wie z. B. über die Verschiedenbeit der Seelenaffection, welche durch Wein, von der, welche durch Musik hervorgebracht wird”, oder über das Wesen der 222) Wie aus dem weiter unten zu besprechenden Buche des Babyloniers Tenkelüschà hervorgeht, waren diese Einsiedler Anhänger der Religion des Saturn; s. weiter unten. 233) Ueber die Stellung der Gôtzenbilder als Vermittler und Repräsentanten der von ihnen dargestellten Gott- beiten nach den Ansichten der alten Babylonier, s. Ssabier II. p. 914 f. und vel. hier weiter unten. 224) Diese Abhandlung findet sich im Capitel, welches vom Weinstock bandelt und es geht aus der betreffenden Stelle hervor, dass auch die alten kana’anäischen Weisen sich mit dieser psychologischen Frage beschäftigt haben, Herr Renan, der den Semiten alle Philosophie und alles philosophische Forschen abspricht, môûge sich dies wohl merken. Ueser p1£ UFBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (113) 441 Prophetie, wo zu beweisen gesucht wird, dass dem Menschen nur im schlafenden, niemals aber im wachenden Zustande Offenbarungen zu Theil werden kôünnen””, u. dgl. Anderes. Und in der That findet sich fast in jedem der längeren Capitel eine längere oder kürzere Abschwei- fung, die zur Agronomie entweder in gar keiner, oder in sebr geringer Beziehung steht. Wir müssen uns daher darauf beschränken den Inhalt ganz allgemein anzugeben, Das Werk umfasst beinahe das ganze Gebiet der Landwirthschaft in einem ausgedehnten Sinne des Wortes; ja Qütâmi giebt sogar viel mebr als das, was direct zur Landwirthschaft gehôürt. Der Verfasser handelt näamlich nicht blos von der Aussaat der verschiedenen Getreide- und Gemüsearten, vom Pflanzeo der Bäume und der Behandlung derselben, sondern er spricht auch ausführlich von den Zeichen des Wassers in der Tiefe, von der Art und Weise wie Brunnen zu graben und Kanäle zu leiten sind, von den verschiedenen Arten des Wassers, von denen des Bodens, von der Verbesserung desselben und wie man ibn vor Versandung und Ver- salzung zu schützen bat”); ferner von den verschiedenen Arten der Bereitung von Dünger, von der Einrichtung der Landgüter, von den Verwaltern derselben und wie diese mit den Bauern moralisch zu verfahren haben: ferner von dem Bau der Dôrfer und den Einrichtungen der- selben, von den Kennzeichen, welche die Veränderung der Witterung anzeigen und von dem Einfluss derselben, von der Vertheilung aller landwirthschaftlichen Arbeiten auf die zwôlf Mo- nale des Jahres, wobei ein vollständiger Landwirthschaftskalender mitgetheilt wird, der mit dem t 227) Movat Adàr beginnt und dem Monat Schobäth endigt”, u. s. w. Diese Dinge werden aber oicht kurz und flüchtig behandelt, sondern es wird von ihnen mit der grüssten Ausführlichkeit gesprochen. Der Gang der Behandlung des Stoffes im Einzelnen ist grôsstentheils ungefäbr folgender: zuerst wird die zu behandelnde Pflarze genau beschrieben und zwar so, dass viele dieser Be- schreibungen denen des Dioskorides, den besten, die man bis dahin hat, nicht nachstehen *”; darauf folgen die Angaben: welcher Boden und welcher Dünger zu jener Pflanze nôthig sind, zu welcher Zeit dieselbe gesäet oder gepflanzt werden soll, wie man sie überhaupt zu be- bandeln, und wie, wenn sie erkrankt, zu heilen hat: dann wird auch in der Regel vom Nutzen dieser Pflanze, von den eigenthümlichen Kräften und der ianern Beschaffenheit derselben gehandelt; häufig wird auch davon gesprochen, wie sie in der Medicin anzuwenden ist. Bei ausländischen Pflanzen wird oft angegeben, wann, von wem, woher und bei welcher Gele- 223) In dieser Abhandlung polemisirt Qüt’ami vorzugsweise gegen die Anhänger des Ischit 4, welche das Gegentheil davon behaupten; vel. Numeri, XII. 7, ff. und X XIV. 4. 26. 226) Der Wind bringt aus Arabien salpeterhaltigen Sand nach Babylonien, wodurch die Fruchtbarkeit des Bo- dens zerstôrt wird. Dies ist eine der Hauptlandplagen Babyloniens und schon die ältesten Weïisen daselbst haben sich mit der Ausfindung von Mitteln, dieses Uebel abzuhalten, beschäftigt; die jetzige Verwüstung Babyloniens ist offenbar eine Folge dieser uralten Landesplage. 227) Die Ursache davon, dass dieser Wirthschaftskalender mit dem Monat Adâr beginnt und mit dem Monat Schobâth endigt, ist rein agronomisch, wie ausdrücklich angegeben wird ; denn das religiôse Jahr begann den 1. des Monats Nisân; s. oben p. 83. 228) So urtheilt eine in dieser Beziehung unbedingte Autoritat, nämlich Ernst Eyes in seiner Geschichte der Botanik, III. p. 57 f., vel. ib. p. 53 ff. Mém. des sav. étrang. T. VII. 56 442 (114) D. CHwoLson. genheit sie in Babylonien eingefübrt wurden. Am ausführlichsten werden die wichtigsten Ge- treidearten, wie Weizen und Gerste, ferner der Weinstock und die Palme behandelt. Auch von wildwachsenden Pflanzen ist vielfach die Rede und es wird angegeben, wozu sie gebraucht werden künnen; so wird z. B. eine ziemliche Menge von wildwachsenden Pflanzen aufgezäbll, aus deren Wurzeln Brod gemacht wurde oder gemacht werden kann. Ich benutze die Gelegenheit, hier eine unser Buch betreffende falsche Angabe des Bota- nikers Meyer zu rectificiren. Meyer, der, wie oben (p. 81) bemerkt wurde, die «nabathäische Landwirthschaft» aus den bei Ibn-el-’Aw wäm und beilbn-Beithär sich findenden Fragmenten dieses Werkes kennt, bemerkt über dasselbe?*: «Es ist ein System der Baumzucht und des Ackerbaues, errichtet auf physikalischer Grundlage, ausgehend von allgemeinen Principien, allmälig fortschreitend bis in das feinste Detail der Behandlung jeder besonderen Culturpflanze, und ibrer Benutzung, wobei auch die nutzbaren wildwachsenden Pflanzen nicht vergessen werden. Neben diesem System her, und mit ihm aufs engste verknüpft, zieht sich ein anderes ebenso durchgearbeites System der Astrologie. und vielleicht neben diesem noch eins der Magie durch das ganze Werk. Doch letzeres, wenn es vorhanden war, hat Ibu-Alawwäm so aus- gedrôselt, dass uns statt leitender Grundsätze der Zauberkunst nur die Anweisung zur Bereitung verschiedener Talismane und dergleichen mehr übrig blieb.» Auf Grund dieser vagen Data vennt Meyer unsern armeu Qütàmi an einer andern Stelle*” schlechthin «einen Lebrer der Zauberei». Dieses muss ich aber entschieden bestreiten. Wir haben oben an verschiedenen Stellen bemerkt, dass Qûtami im Allgemeinen ein Gegner der Zauberer und der Zauberei war, weñn er vielleicht auch an die Realität einer gewissen Art von Zauberei — die aber total ver- schieden von dem ist, was wir unter diesem Worte verstehen *" — geglaubt haben mochte. Was Meyer unter dem durchgearbeiten System der Astrologie, das er in den Fragmenten un- seres Buches gefunden haben will, versteht, weiss ich nicht. Nennt er etwa dies Astrologie, wenn es heisst: diese oder jene Feldarbeit solle beim Eintritt der Sonne in das Zeichen des Wid- ders und diese oder jene beim Eintritt derselben in das Zeichen des Stiers u.s.w. verrichtet werden? Dies heisst aber nichts Anderes, als dass für die eine Feldarbeit der April und für die andere der Mai passend ist. Was ihn aber sonst dazu hat veranlassen kônnen, in unserem Buche «ein durchgearbeitetes System der Astrologie» zu finden, weiss ich nicht. Ebenso wenig wie man in unserm Buche ein System der Astrologie, eben so wenig findet man daselbst ein System der Magie. Anweisungen zur Bereitung von Talismanen theilt allerdings Qût'âmi bier und da nach ältern Autoren mit; aber unter Talismanen ist hier etwas anderes zu verstehen, als das, was wir damit meinen. Mit Talisman ist in der «nabathäischen Laudwirthschaft» jedes Mittel gemeint, dessen Wirksamkeit aus rationellen Gründen nicht zu erklären ist; die Talismane haben daber auch oft einen rein religiôsen Charakter. Solche Talismane findet man aber auch oft bei 229) L. c. p. 52; vgl. ib. p. 43 f. und 57 f. 230) L. c. p. 57, am Anfange des Ç 10. 231) S. oben p. 59, Anmk. 104 und vgl. unten p. 124 f. Ueger p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (115) 443 ? ‘ ds 2 23 griechischen und rômischen Georgikern*? der Fall ist als bei diesen, so muss mann doch das Land und die Zeit berücksichtigen, wohin unser Buch gehôrt. Uebrigens darf nicht unbemerkt bleiben, dass Qûtä mi jene, ich môchte sie nennen, sympathetische Mittel immer nach ältern Autoritäten angiebt, ferner dass er sie , und weon dies in unserm Buche vielleicht häufiger häufig offeubar nur, so zu sagen, aus Convenienz mittheilt, weil sie sich einmal bei seinen Vorgängern finden, dass er aber selbst ihre Wirksamkeit oft scharf bekämpft und dass er sie endlich nur in einigen Fällen richtig findet, wobei er aber bemerkt, dass die Erfahrung ibn von der Richtigkeit jener Mittel überzeugt hätte. Qütâàmi ist übrigens auch sonst der . Mann, der bei jeder passenden Gelegenheit den Grundsatz wiederholt, dass die Empirie die wichtigste Leiterin bei der Landwirthschaft sein müsse. . Die Anordnung des Stoffes ist folgende: Nach vorausgeschicktem Lobgebet an die Sonne spricht der Verfasser vom Charakter des Gottes Saturn, giebt an, durch welche Räucherung und Opfer man sich diesen bôsen Gott geneigt machen kônne, und sagt dann: dieser Gott stehe dem Ackerbau vor und sei Ursache des Gedeihens und Verkommens der Pflanzen. Saturn habe ferner die Lehren dieses Buches dem Monde geoffenbart, dieser habe sie seinem Gôtzenbilde verkündet und dasselbe habe sie ihm, dem Verfasser, gelehrt. Ich habe, sapt derselbe ferner, Gebete an diesen Gott Saturn gerichtet und dessen Bild angefleht, dass dieses Buch den Lesern desselben Nutzen brächte, worauf mir das Bild des Saturn geoffenbart hat, dass mein Gebet erhôrt und mein Opfer willig angenommen worden sei**”. Hierauf folgt (Cod. L. a, p. 4—32) ein langes Capitel über die Behandlung der Olive, und zwar fängt das Werk deshalb mit diesem Baume an, weil derselbe, wie schon oben (p. 22) bemerkt wurde, dem Saturn gehôürt, und dieser Gott dem Ackerbau vorsteht. Es folgen dann (p. 32— 71) acht Capitel, welche auf die Bewässerung des Bodens Bezug haben, worin unter Anderm von den Kennzeichen des Wasser enthaltenden Bodens, von dem Graben der Brunnen, der Leitung der Kanäle, der 232) Besonders ist das von Cassianus Bassus auf Befehl des Kaïisers Constantinus Porphyrogenetus gegen 950 aus ältern Georgikern zusammengestellte Werk «Geoponica» voll von solchen Dingen. 233) Der Schluss des Lobgebetes an die Sonne und die erste Hälite der Stelle über Saturn fehlt leider in Cod. L. 303, a., dem einzigen mir bekannten Codex, in dem die erste Partie unseres Buches bis zum Wirthschaftskalender ent- halten ist; glücklicherweise findet sich wenigstens die Stelle über Saturn (ob vollständig? weiss ich nicht) in einem sonst sebr mageren Auszug unseres Buches, betitelt &s ae Cod. L. B. N. 524. Der Verfasser dieses Auszuges ist kein Anderer als der bekannte Ibn-Sinà (Avicenna). Derselbe sagt nämlich in dem Capitel seines bsl (Ms. L. B. N. 957, 42, bei Dozy, Catal. N. IIL.), welches vom à} pe bandelt ; pl 2 ro) 45 isa) œa U°2 ail) oc class LEO PER dass 9 oo) Ja ab) 4) (as). (Diese Notiz verdanke ich einer gütigen Mittheilung des Herrn Dr. de Jong in Leiden). ’Häg. Chalfa kennt dieses Buch nicht und auch Wü- stenfeld führt es nicht unter den Schriften des Ibn-Sinà an; s. Wüustenf. Gesch. der arabischen Aerzte p. 71 fl. — Der Leid, Cod. des & il] ds ein kleiner Folioband von 65 Blättern, enthält nur ungefähr die kleinere Hälfte die- ses Werkes und ist überhaupt fast ganz unbrauchbar; denn blos die ersten 16 Blätter dieses Codex’ sind mit diakritischen Punkten versehen, sonst fehlen sie fast gänzlich. 444 (116) D. CHwoLzson. Vermehrung des Wassers in den Brunnen, von dem Geschmack und der Verbesserung des Wassers, von der verschiedenen Beschaffenheit und den verschiedenen Wirkungen desselben, und dem Aehnlichem gehandelt wird. In dreiundreissig Capiteln (p. 71 —131) wird dann von Gewächsen gehandelt, die zum Theil zu den Zierpflanzen *” gerechnet werden künnen, darunter wird aber auch von einigen Sträuchern und einigen Orangengewäch- sen, sowie auch von der Kermeseiche (s. oben p. 87), dem Pistacienbaum u. s. w. gesprochen, so dass ich eigentlich nicht angeben kann, warum diese Pflanzen zusammen- gruppirt sind; vielleicht aber hat der Verfasser sie unter der Rubrik «Luxuspflanzen» zusam- mengefasst. Qûtâmi spricht sich übrigens in verschiedenen Stellen über die ihn leitenden Principien bei seiner Gruppirung der Pflanzen aus, worin er auch, wie er sagt, bald diesem, bald jenem Vorgänger gefolgt ist. Hierauf werden in zwei Capiteln (p. 131—142) praktische Lehren mitgetheilt, wie ein Gutsbesitzer seine Güter zu verwalten hat, wie er sie beaufsichtigen, wie er die Bauern behandeln und sich gegen dieselben betragen solle, wobei angegeben wird, dass er ihnen immer freundlich und freudig entgegentreten und ihnen nie ein saueres und zor- niges Gesicht zeigen môchte; ferner wie die Dôrfer anzulegen und die Bauernhäuser in denselben anzubauen sind, um die Landleute gesund zu erhalten; dann wird noch von den Verwaltern gehandelt und angegeben wie diese zu verfahren haben, nämlich dass sie niemals lügen, nicht viel schwatzen sollen und überhaupt durch ihr ganzes Betragen, besonders aber durch strenges Erfüllen aller religiôsen Pflichten den Bauern als Muster zu dienen haben, u.s. w. Ueber- haupt wird auf das religiôse Verhalten der Landleute ein groses Gewicht gelegt. In zwei Capiteln (p. 142— 146) werden daon auch die Kennzeichen angegeben, aus denen man ersehen kann, ob die Witterung sich ändern und ob es regnen wird, worauf in dem folgenden Capitel (p. 1#6— 149) von der besten Zeit des Säens gehandelt, wobei zugleich der Bodenertrag in verschiedenen Gegenden Babyloniens angegeben wird”. Darauf folgt (p. 149—166) ein Wirthschaftskalender, in dem sämmitliche Feldarbeiten auf das ganze Jahr eingetheilt sind, Diesem Kalender schliesst sich an (p. 166 —168) eine von den Kana’anäern Thämitri uud Cardanà ausgearbeitete astronomische Tabelle über die Auf- und Untergänge des Mondes wäbhrend eines ganzen Monats. In einem besonderen Capitel (p. 168— 184) wird allgemein von den Dingen gehandelt, die für den Gutsbesitzer und den Landmann wissenswerth sind. Ueber atmosphärische Veränderungen und deren Einfluss auf die Pflanzen wird in zwei lan- gen Capiteln (p. 184—215) gehandelt, worauf in dem folgenden Capitel (p. 215—221) von der Schadhaftwerdung der Pflanzen durch den Einfluss der Planeten oder, nach Andern, aus 234) Z. B. Veilchen, Lilie, Narcisse, Jasmin, Myrthe, Oleander u.s. w. Die Rose dagegen scheint der Verfasser unseres Buches nicht gekannt zu haben. War:sie zur Jeit Qûtämi’s noch nicht nach Vorderasien verpflanzt wor- den? Die Rose kommt bekanntlich im Alten Testamente nicht vor und nur das Buch Sirach kennt sie; vgl. Winer. bibl. Real- Wôrterbuch II. p. 339 f. s. v. Rose, die 3. Ausg. In dem weiter unten zu besprechenden Buche des Baby- loniers Tenkelüschà wird die Rose wohl erwähnt, | 235) Qüt Ami sagt hier, Jemand habe ihm mitgetheilt, dass der Bodenertrag in Aegypten 300fach sei. Die Ur- sache dieser ausserordentlichen Fruchtbarkeit findet Qütâmi in der Trockenbeit der Luft, Fettigkeit des Bodens und in der starken Bewässerung durch das Nilwasser; vgl. Herodot. II. 14. UgsEr Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (117) 445 anderen Ursachen, gesprochen wird. Ueber verschiedene Erdarten, Bodenbeschaffenheit und Ver- besserung des Bodens wird in einem langen Capitel (p. 221—265) ausfübrlich gehandelt, dann wird in einem andern Capitel (p. 265—281) vom Dünger und in dem folgenden Capitel (p, 281—-305) vom Ausjäten der schädlichen Pflanzen gesprochen. In 15 Capiteln (p. 305 —368) wird von verschiedenen Getreidearten gehandelt und angegeben, wie dieselben zu ver- Wahren sind, auf welche Weise aus ihnen das Brod gebacken und zubereitet wird u. s. w., worauf in 66 Capiteln (p. 368— 478) von Hülsenfrüchten und Küchengewächsen ge- sprochen wird; darunter kommen aber auch einige Pflanzen vor: wie z. B. die Baumwollen- staude, der Haof und dem Aehuliches, die zwar weder zu den Hülsenfrüchteu, noch zu den Küchengewächsen gerechnet werden kônnen, die aber der Verfasser, ich weiss nicht aus wel- chem Grunde, mit jenen Pflanzen zusammengruppirt. Etwas Aeholiches findet man übrigens auch bei Theophrast, der in dem 11. Buche seines Werkes «de causis plantarum», welches von den Bäumen handelt, auch von Kräutern spricht und ebeuso handelt er im IV. Buche des- selben Werkes von Getreidearten und spricht dabei auch von Bäumen. Ein besonderes Capitel (p- 479— 497) handelt von den Pflanzen, aus denen Brod gemacht, und wie dasselbe aus jenen bereitet wird, und in den folgenden fünf Capiteln (p. #97 — 552) finden sich ausführliche und hôchst interessante physiologische Untersuchungen: über den Ursprung der Pflanzen überbaupt, über das Entstehen und die verschiedenen Gestaltungen derselben, über die Ursachen des Geruchs, des Geschmacks, der Farben der Gewächse u. s. w. Der Schluss dieser physiolo- gischen Untersuchungen und das, was unmittelbar darauf folgt, fehlt in der Leidner Handschrift No. 303, a, — der einzigen, in der dieser Theil überhaupt sich findet, — die am Schlusse des ersten Bandes leider eine unersetzhare Lücke von 76 Seiten hat, von der sich ungefähr fünf der letzten Seiten in Leidn. Cod. No. 303, c. und im Pariser Cop, No. 913 finden. In 46 Ca- piteln (Cod. L. a, p. 629—630. L. b, p. 1—86. Cod. L. d, p. 1—63 und Cod. P. fol. 94, b. — 149, a.) wird dann wiederum von verschiedenen Küchengewächsen gehandelt, unter denen sich aber auch einige finden môgen, die nicht direct zu dieser Rubrik gehôren; mit Ge- wissheit lässt sich dies hier ebenso wenig, wie auch soust an andern Stellen angeben, da die Erklärung vieler der hier, und auch an andern Stellen unseres Buches aufgezählten Pflanzen- namen äusserst schwierig, wo nicht gar unmôglich ist. In drei sebr langen Capiteln (p. 87 — 291) wird dann vom Weinstock gehandelt, darauf wird in einem Capitel (p. 291 — 297) von den Bäumen überhaupt gesprochen, worauf dann von den Wüstenpflanzen in einem Capitel (p. 297— 317) gehandelt wird; in diesem Capitel wird eine grosse Menge dieser wild- wachsenden Pflanzen aufgezählt, deren grôsstentheils altarabische Namen ganz eigenthümlich sind. In einem kurzen Capitel (p. 317—391) wird von den Fruchtbäumen im allgemeinen gesprochen, worauf 39 Capitel (319—391) folgen, welche speciell von verschiedenen Frucht- bäumen handeln, denen sich wiederum 34 Capitel (p. 319—423) anschliessen, in denen von Bäumen gesprochen wird, die keine Früchte tragen, deren Holz aber zu verschiedenen Dingen benutzt werde. Das folgende Capitel (p. 423— 451) handelt vom Propfen der Bäume, dana folgt ein Capitel (p. 451—477), welches ol a») «der grosse Nutzen» überschrieben ist 44G (118) D. CawoLzson. und auf dessen Inhalt wir unten bei der Abhandlung über die Fragmente des ctsñlhyhiel asus" zh; (s. oben p. 11) noch näher eingehen werden, Das vorletzte Capitel (p. #77—594) han- delt ausfübrlich von der Palme, darauf schliesst das ganze Werk mit einem Schlusscapitel (p. 594— 635), in dem der Verfasser den Stoff des ganzen Werkes kurz recapitulirt und hier und da neue Betrachtungen hinzufügt. Ganz am Ende des Buches sagt Qül'ämi, dass er ein besonderes Werk über die Hausthiere als Anhang zu diesem Buche geschrieben habe, worauf Ibn- Wa’hschijjah bemerkt, dass er dieses Buch nicht kenne und dass er es DE übersetzt hâtte, wenn es in seine Hände gelangt wäre. Das zweite oben (p. 10) erwäbhnte von Ibn-Wa’hschijjah aus dem Chaldäischen in's Arabische übersetzte Buch heisst, wie bemerkt, pra] SL, «das Buch von den Giften». Dieses Buch ist nicht das Werk eines Einzigen, und Ibn-Wa’hschijjah tritt hier nicht blos als Uebersetzer, sondern auch zugleich als Bearbeiter von zwei chaldäischen Schriften auf. In der Ueberschrift dieses Buches, die offenbar von Abû -Thälib ez-Zajjàt, dem oben (p. 15 #.) erwähnten Schüler 1bn- Wa’hschijjah’s herrübrt, heisst es, dass derselbe dieses Buch «nach den Lehren der Kasdäer und nach den Meinungen derselben verfasst bätte»*, Ibn-Wa’hschijjah selbst sagt in der ausfübrlichen und sehr interessanten Vorrede zu diesem Buche, dass dasselbe eine Compilation aus zwei alten chaldäischen Schriften sei, von denen die eine und zwar die ältere weniger vollständige einen gewissen Sûhäb-Säàth und die jüngere aber vollständigere und ausfübrlichere Järbûqà zum Verfasser hahe. In der That aber besteht der Kern des ganzen Buches aus dem Werke Jâärbüqâ’s, und aus der Schrift des Sûbàb-Sâth theilt Ibn-Wa‘hschijjah nur einige Stellen mit. Desgleichen theilt auch Ibn- Wa’hschijjah eine ziemlich ausführliche Stelle aus der Schrift eines alten chaldäischen Arztes, Namens Rewäâhthä mit, um die in Bezug auf einen gewissen Punkt mangelhaften Angaben Jârbüqä’s zu vervollständigen. Nach wiederholtem Lesen dieses Buches «über Gifte» stellte sich mir folgendes Resultat über die Composition desselben heraus: Ibn-Wa’hschijjah hat fast das ganze Werk des Jär- bûqà übersetzt und es treu nach dem Original, mit Beibehaltung des ganzen Planes und der Eintheilung des Verfassers, wiedergegeben; nur zwei Abschnitte des Originalwerkes hat er unübersetzt gelassen und zwar deshalb, weil ihm, wie er selbst angiebt, diese beiden Abschnitte nicht recht verständlich waren und er sie daber lieber unübersetzt liess*”. Ausser diesen beiden 236) Der Anfang dieses Buches lautet nach dem einzigen mir zugänglich Leidner Codex 726, p. 2 (meiner Copie) w g : wie folgt : QE das 9 cb Poe oO! Gyell U* Le LU? Jal so de o Le) cl we w g pbs gi) fl] PJ Je ul 237) Am Ende des dritten Capitels (p. 121 ff.) theilt JArbüqà drei verschiedene Arten von Räucherungen nach DewâänâAï mit, die für den Riechenden tôdlich sind. Ibn- Wa’hschijjah aber hat nur die Beschreibung der ersten und zweiten Art dieser Räucherungen übersetzt, von der dritten theilt er nur die Ueberschrift mit und bemerkt darauf UE8ER Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN, (419) 447 Abschnitten hat er noch einen Abschnitt, in dem, wie es scheint, Järbüqà’s Angaben lückenhaft waren, our auszugsweise mitgetheilt. Ibn-Wa’hschijjah theilt nämlich an einer Stelle unseres Buches einen Abschnitt aus der Schrift des Sûhäb-Säth mit, und bemerkt darauf: Jâärbüqâ hätte über diesen Punkt (von dem eben die Rede war) etwas Aehnliches gesagt, nur habe er noch Dies und Jenes hinzugefügt, das Ibn- Wa’hschijjah auch dann angiebt*®. Dann hat Ibn- Wa’hschijjah auch eine weitläufige an die Sonne gerichtete Lobpreisung, die Järbûqä, mach der Sitte der Chaldäer», an die Spitze seines Buches gesetzt hat, gleichfalls weggelassen **. Sonst aber theilt Ibn - Wabh'schijjah die Worte Järbüûqà’s immer würtlich und nicht aus- zugsweise mit. Den Sûühäb-Sâth dagegen benutzte Ibn- Wa’hschijjah, so zu sagen, our als Lückenbüsser an solchen Stellen, wo Jârbüqä lückenhaft ist; so theilt Ibn-Wa’hschijjah 1) einen Abschnitt nach ihm mit, über einen Punkt, von dem Järbüqà gar nicht handelt, dann 2) einen Abschnitt, in dem jener vollständiger zu sein scheint als dieser; 3) wird eine Ansicht vou Sûhàb-Sâth mit kurzeo Worten erwähnt, wobei es übrigens müglich ist, dass diese Stelle ein Citat des Jârbüqà ist, der den ältern Sûühàb-Säth sicher vor sich gehabt hat; 4) wird noch ein Abschnitt nach diesem, als Ergänzung zu den Angaben Jârbüqä’s mitgetheilt ?. (p. 123) : LS 7e ce ue _J£ (sic) Ho] Dhs JE ae Cl æ AI | je Jsl n sie #1 JB ais ,x9 9° © Çsl Hs #5. Statt des unsinnigen Ji) ist vielleicht Jai zu lesen; der Sinn ist je- doch klar. Auch am Anfange des fünften Capitels, welches von Vergiftung durch äussere Berührung handelt, spricht Järbüqà von einem Mädchen, das, wenn es von der Geburt an auf eine gewisse Weise behandelt wird, Jeden, der ibm beiwobnt, augenblicklich tôdtel. Darauf bemerkt Ibn-Wa’hschijjah (p. 397 f.): Le L is > ol is _ | JB bus à ds D Je deb nt, SEUL Ji eo) SU J5e È EPRE si) & y) js églall G ages ef one 6 AG EN à Al QI 4 d 6 Les lies L Jon PRIE. er alles QG de ui Le (oups Cal Li cu 555 ous Lsil # gel Je um Le lis élie LU SU Ie ee 2 Re Lan PRE & li els 5 L,s de p Dele — Man sieht übrigens auch daraus wie gewissenhaft Ibn- Wa’hschijjah bei seinen Uebersetzungen zu Werke ging; vgl. oben p. 14 f.. 238) Pag. 257: >/;, LL lo, 55 L, qui 45 Des Gal Ne Lol sd) CN à d a JB ol Le) à EU Je. 239) Gleich nach dem Schluss der Vorrede Ibn- Wa’hschijjah’s bemerkt derselbe (p. 19) ; ETS yum] ss Le ef, pr sue 3 vla le se ill JL TOR pooull (3 EN SL lie ATÉMENIE FA Ge plu Je Es (8 25, dl 53Le, aubais. Auch ai «nabathäische Landwirthschaft» beginnt, wie bemerkt, mit einer langen an die Sonne gerichteten Lobpreisung. 240) Sûühàb -Sàth wird citirt p. 250, 257, 275 und 382. XA4S (120) D. CnwoLzson. Sonst wird Sûhäb - Sâth nirgends mehr erwähnt. Man kann also im Ganzen das uns vor- Jiegende Buch «über Gifte» als das Werk des Järbûüqà ansehen, in dem sich nur drei Ab- schnitte von Sûhäb-Säth und ein Zusatz aus einer medicinischen Schrift des Arztes Rewäbthà finden, die Ibn- Wa’hschijjah dem Werke Järbüqà's als Ergänzungen einverleibt hat 2". Ibn - Wa’hschijjah hat die Uebersetzung auch dieses Buches seinem erwäbnten Schüler Abü-Thäâlib ez-Zajjàt dictirt, und er verfuhr überhaupt, nach seiver eigner Angabe, bei der Uebersetzung dieses Buches auf dieselbe Weise wie er bei der Uebersetzung anderer chal- däischen Schriften verfuhr. Auch hier finden sich ziemlich viele erklärende Bemerkungen von ihm, die grüsstentheils mit einem vorangehenden 6 y) JB, oder NT o) JB. Abü-Bekr» oder «Ibn-Wa’hschijjah spricht», als Glossen des Uebersetzers zu erkennen sind; an manchen Stellen dagegen finden sich aber auch Bemerkungen, die offenbar von 1bn-Wa’hschijjah her- rühren, ohne aber vorher durch eine ähnliche Phrase als von diesem herrübrnd bezeichnet zu sein. Aber diese nicht näher bezeichneten Glossen enthalten in der Regel nur einige einleitende Worte am Anfange eines Abschnittes oder einige erläuterende Worte zur Erklärung der im Original vorkommenden Thier- und Pflanzennamen und daher sehr leicht aus dem Zusammenhang als Bemerkungen Ibn -Wa’hschijjah’s zu erkennen sind; wo dies aber nicht der Fall ist und wo man leicht die Worte des Uebersetzers für die des Verfassers halten kônnte, bemerkt lbn- Wa’hschijjah fast mit ängstlicher Gewissenhaftigkeit, dass diese und jene Worte die seinigen und nicht die des Verfassers seien. Sûhàb-Sâth, dessen Name bei ’Hâg'g"i Chalfa*?, Sûhàäbschâth und in der Londoner 341) Das Citat aus Rewähthà findet sich p. 245—249 und handelt von den Heilmitteln gegen den Biss eines tollen Hundes, worüber auch J ärb à qà ausfübhrlich spricht (p. 235 —244). 242) T. V. p. 98. No. 10194. Der betreffende Art. bei Häg. Chalfa, auf den hier ôfters verwiesen wird, lautet: #” g LA À PRE TRE ET Ban Jess vel 6 nl Roi AL :e dé AL (NES NES NNES c c Hate dA9 9 Ur) (I. or) ls ue S: ail ut el (cp) LS (1. oÀel.) Sel, dans 9 ob à) ka) nil yes) pos) à Statt BL hat der ziemlich uncorrecte Cod. Suchtelen des orientalischen In- stituts in St. Petersburg BL und statt Bol) hat derselbe Codex Gb: der vortreffliche Codex A. des- selben Instituts dagegen hat Qle.all = L,5,âc ist falsch und es muss statt dessen EE gelesen werden, wie g CSL wir sogleich sehen werden. Desgleichen ist o)el, statt des unrichtigen ei, zu lesen; denn dieses Verbum bezieht sich auf Ibn - Wa‘hschijjah, und das Suff. o auf das Buch. Das folgende Lie ist daher nur eine von dem voran- $ gehenden ol, abhängige Präposition und kein Nomen proprium; das darauf folgende Q? ist zu streichen. Desgleichen ist | or) statt ob jJ Us zu lesen; vgl. oben p. 15, Anmk. 19 und p. 16, Anmk. 22. In dem Rumänzov'schen Cod. ist der Text dieses Artikels so unsinnig, dass ich es nicht der Mübe werth halte, denselben mitzutheilen. Uëger p1e UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (121) 449 Handschrift ** Schühäb-Schâäth lautet, ist mir sonst unbekannt, aber in der Vorrede sagt Ibu-Wa’hschijjah von ibm, dass er äller sei als Järbüqà, und in der Ueberschrift zum zweiten Theil unserer Handschrift*”, so wie auch bei Häg'i Chalfa”® wird von ihm gesagt, dass er aus ’Ager-Qüfà — einem sebr alten Orte westlich vom Tigris, unweït vom jetzigen Bagdäd, dessen Ruinen noch jetzt bewundert werden”"® — herstamme. Aus den wenigen Stellen, die Iba- Wa’hschijjah nach ihm mittheilt, lässt sich nichts Bestimmtes über sein Zeitalter und über seine sonstigen Verhältnisse folgern. In diesen Fragmenten erwähnt er an einer Stelle die Ansicht eines Mannes «unserer Alten», den er nicht nambhaft macht, und an einer anderen Stelle führt er die Meinung «eines unserer Alten, genannt Bâbekàï», an, der mir aber sonst unbekanat ist. Er erwähnt ferner Aegypten, Sig'istân, Rei und Qazwin, und spricht ausfübrlich von einer Pflanze, die in Armenien und dessen Umgegend wächst, mit der die Armenier ihre Waffen vergiften, Wir erinnern hier an das, was wir oben (p. 15) schon uachgewiesen haben, dass nämlich Ibn- Wa hschijjah statt der alten Städte- und Länder- uamen die zu seiner Zeit gebräuchlichen setzte, uud dass (s. oben p. 105 ff.) schon im 33. oder 32, Jahrhundert v. Chr. ein enger Verkehr zwischen Babylonien und Aegypten stattgefunden hat. Von dem lebhaften Verkehr zwischen Armenien und Babylonien weiss bekanntlich schon Herodot Vieles zu erzählen ??. Rewâhthäà, ein sehr berühinter alter chaldäischer Arzt, aus dessen Schrift Ibn - W a’h- schijjah ein Fragment mittheilt, war der Sohn eines mir sonst unbekannten Themüschän (oder Semûthâän)”#® und wird sehr oft mit vielen Lobeserhebungen in der «nabathäischen Land- wirthschaft» citirt. Aus diesen Citaten ersieht man, dass er der Verfasser vieler und sehr be- deutender medicinischer Schriften ist. Er schrieb auch über Gegengifte*“), nur weiss ich 243) Herr Dr. Gosche in Berlin hat im Jabhre 1856 in London eine Handschrift im Privatbesitz gesehen, von der er den Anfang abgeschriehen und denselben mir gütigst mitgetheilt hat, wofür ich hier ôffentlich danke. In diesem Specimen wird auch PIE) und all statt + ent) und DIE) geschrieben. — Nach diesem Specimen zu urtheilen scheint diese Handschrift keine sonderlich gute zu sein, ich habe jedoch aus diesem kurzen Spe- cimen ersehen, dass auf der ersten Seite der Leidner Handschrift eine ganze Zeile fehlt, wodurch mir die betreffende Stelle vorher ganz unvyerständlich war. 344) Diese Ueberschrift lautet (p. 250) dA9 9 ls; ball ELA pos) ÙûS ÿ° AU e xl) à! D 9) do all Ab ce di Lise [Uol ce] LL Clos PY ue Qée Vgl. über diese Ueberschrift weiter unten p. 130. 245) S. Anmk. 242 auf der vorangehenden Seite. 246) Vgl. über ‘A qer-Quüf: Ritter, Erdk. Bd. XI. p. 847 ff, Merâçid IL. p. F4V, s. v. u. ib. Anmk. g. und Ssabier II. p. 643, Anmk. 43. 241) S. Herodot. I. 194; vel. Heeren, Ideen I. 1, p. 189 und oben Anmk. 72, p. 40 f. 248) In der «nabathäischen Landwirthschaft» wird er an einigen Stellen (wie Cod. L. a, p. 94, 100 etc.) DL LU? LLo),, genannt. In der oben p. 8, Anmk. 4. erwähnten Notiz über Ibn-Wa’hschijjah aus dem Fihrist- el-‘Ulüm wird eine Schrift von ihm erwahnt, die Ibn- Wa’hschijjah in’s Arabische übersetzt hat, bei welcher Gele- genheit er BUS “ Cp? (1. Lol, s) [Lo}, genannt wird; vel. Hammer, Litteraturg. der Arab. V. p. 404, No. 4218, 13. 249) Die «nabathaische Landwirthschaft», Cod. L. a, p. 267. Mém. des sav. étrang. T. VI. 57 450 (122) D. CHwoLzson. nicht, ob in einem besonderen Werke oder nur gelegentlich in seinen medicinischen mt Ibn-Wa'hschijjah hat eine medicinische Schrift von 1hm, betitelt: e>e NE SJ, éd) ee LE gba «das Buch vom Leben und Tod, über die Heilung Krankheiten», in’s Arabische übersetzt”". Dieses Werk scheint leider verloren gegangen zu sein. Da aber Ibn- Wa’hschijjah von diesem berühmten chaldäischen Arzte nur ein einziges Fragment in unserm Buche mittheilt, so wollen mir uns vorläulig hier mit dieser kurzen Notiz über denselben be- goügen und gehen zu Jâärbüqä, dem eigentlichen Verfasser des Buches «von den Giften» über. Ich schrieb diesen Namen BL, Jârbûqà, nach Hâg'i Chalfa in der Flügelschen Aus- gabe und in dem vortrefflichen Cod. A. des orientalischen Instituts in St. Petersburg und nach der einzigen wir bekannten ziemlich jungen und nicht ganz correcten Leidner Handschrift Nr. 726, wo der Name des Verfassers 22 Mal vorkommt und immer Järbüqà geschrieben wird. In dem Londoner Codex, dessen Anfang ich, wie angegeben, besitze, wird der Name des Ver- fassers in dem mir vorliegenden Specimen zweimal B,5,L, Bârtüqà geschrieben. In dem Art. prosll SE Sin dem ziemlich uncorrecten Codex Suchtelen des orientalischen Instituts in St. Pe- Here lautet er ll, Jädtüqàt, welche Lesart für die des Lond. Cod. zu sprechen scheint. Auch in der «nabathäischen Landwirthschaft» wird an zwei Stellen ein pyousJ| &L S, «das Buch von den Giften», erwähnt, dessen Verfasser an der erstern Stelle in dem eïnzigen Leidner Codex (p. 64) Gp», Berbüqà genannt wird; in der zweiten Stelle dagegen heïsst er zweimal hintereinander: im Leïid. Cod. (p. 267) LB, Tertüqà, in dem sehr alten Ups. Cod, (fol. 112, 6. f.) L >» (oder Ls,5,.) und in dem von diesem Codex abhängigen Pariser Codex (fol. 12,.9:); L,5», Berqûüqà. Wie dieser Name wirklich gelautet hat, lässt sich schwerlich mit Sicherheit angeben ; die Etymologie kann hier nicht entscheiden ; deon am Ende lassen sich alle hier erwähoten Namensformen etymologisch erklären. Da aber das Kind, wie man zu sagen pflegt, einen Namen haben muss, so wollen wir den Verfasser Järbüqà nennen, weil diese Namensform in den mir bekannten Texten am häufigsten vorkommt und auch Häg'i Chalfa sie vor sich hatte. Die Zeit, wann Järbüqà gelebt hat, lässt sich nicht näher bestimmen; aber es ist eben bemerkt worden, dass «das Buch von den Giften» schon in der «nabathäischen Landwirth- schaft» citirt wird, und es kann nicht zweifelhaft sein, dass dieses hier erwähnte Buch mit dem uuserigen identisch ist; Järbûqà ist also noch älter als Qûtàmi. Im Buche selber fand ich kein bestimmtes Datum über das Zeitalter des Verfassers, nur aus einer Stelle geht hervor, dass ein Lehrer des Jâärbûqà, Namens Scherwâäqà — der von seinem Schüler mit vielen Lobeserhebungen erwäbut wird, von dem aber Ibn-Wa’hschijjah sagt, dass er ibm sonst ganz unbekannt sei —, der Zeitgenosse eines babylonischen Kônigs, Namens Lecli, Schä- m'ajà ®° war; die Zeit ess Kônigs lässt sich aber nicht bestimmen. 250) S. die vorletzte Anmk. 251) Scherwâqä hat diesen Kônig von einer Vergiftung gerettet (p. 437). Der Name dieses Konigs, BERE* erinnert lebhaft an den hebräischen Namen my, mit dem er aber nicht identisch sein kann; denn PYOU ist DEA Ueser pie UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (123) 451 Von den Lebensumständen Jâärbüqà's ist gleichfalls wenig bekannt; wir wissen nur, dass er ein Chaldäer war*? und 'Hàg'i Chalfa sagt von ibm”, dass er aus Bersâwijà herstammite. Diese Stadt kommt in der «nabathäischen Landwirthschaft» ôfters vor; sie lag im südlichen Chaldäa uud war eine alte babylonische Culturstadt; auch der oben oft erwäbhnte Dhagrit stammte aus dieser Stadt”. Woher ’Hàâg'i Chalfa jene Notiz entnommen bat, ist mir un- bekant; vielleicht fand er sie auf dem Titelblatte des ihm vorliegenden Codex’, so wie die Nouz, dass Sûhäb-Sàth aus’A qer-Qûfà stammte, sich gleichfalls our in der Üeberschrift zum zweiten Theïle des Leidner Codex’ findet*”, Er war ein vielseitig gebildeter Arzt, der zu Zaubermitteln und Beschwôrungen kein grosses Vertrauen gehabt zu haben scheint. So berichtet Järbüqà ausführlich, wie er einen von einer Otter Gebissenen medicinisch behandelt hat und theïit dann eine nabathäische Beschwôrungsformel nach einem sonst unbekannten Beschwürer, Namens Dâbät (BJ Ale ls), mit, die nach demselben gegen den Biss der Otter sehr wirksam sein soll. Darauf bemerkt Jâärbüqà: er habe jenen Kranken auf die angegebene medicinische Weise behandelt und zugleich jene Beschwôrungsformel gebraucht, worauf der Kranke wirklich genas, er wisse aber nicht, fügt er hinzu, ob dies in Folge seiner medicinischen Behandlung, oder in Folge der Beschwôrung, oder in Folge beider geschehen sei; jedenfalls aber, sagt er schliesslich, künne die Anwendung jener Beschwôürungsformel nicht schaden *®. An einer an- dern Stelle (p. 221 f.) sagt er: sein Lehrer Scherwâäqà habe ein zauberartiges Mittel gegen ein gewisses Gift erfunden, er aber wolle dieses Mittel nicht angeben ; denn es sei nicht seine ein Compositum aus pal und dem Gotlesnamen 1”, was bei dem Namen Les schwerlich der Fallist, Es en- digen ubrigens sehr viele altbabylonische Namen, sowohl von Personen als auch von Ortschaften, auf L. 252) Ibn-Wa’hschijjah nennt ihn in der Vorrede (p. 2) 5) Ja) bre ce LS und auch Järbüqà selbst sayt yelegentlich an einer Stelle (p. 136) gl uf) se 5) Jai jo : vgl. oben Anmk. 244. 253) Vel. oben p. 120, Anmk. 242. 254) Vgl. oben p. 21, Anmk. 39. 255) Vgl. oben Anmk. 244. 256) Ich benutze die Gelegenheit, hier zugleich eine kurze Beschwôrungsformel in nabathäischer Sprache (treu nach dem Codex und ohne alle Conjecturen) mitzutheilen. Die betreffende Stelle lautet (p. 221 f.) wie folgt: en Cle] Lis cp Less Sos Jas Ol dé Cal L GI Cole EU y A sl Lol Lei obus kl Je blé web JUOl Le Ji, 4 Je due Les àtell pèse [Je Ge sole Lu coule Lu (oole coule [les Lis Lilas bi Jet wo 5 Lis U LS Llle Li, or) cel y) — Die Formel {ç Le Li> und Le yle | ,oi> kommt auch in andern Beschwérungsformein vor. — Darauf bemerkt Järbüqa: 5 es ISERE &ol Lys us, CAS 95 à5 agé EL Ije qua Jes ol vis Leelesl 3 aa 4 24) Je CL, cest all (25 DU sl ls peails. 452 (12%) 3 D. Cauwocson. Sache von derartigen Mitteln zu sprechen, er thue dies aber our in den Fällen, wo solche Mittel mit der medicinischen Behandlung zusammenhängen und derselben ähnlich sind. Desgleichen sagt er an einer andern (p. 426) Stelle, dass die Zauberer ein gewisses Mittel anwenden, und be- merkt darauf, dass er diess nicht weiter mittheilen wolle, weil er einen Widerwillen gegen die Zauberei hege. Dessen ungeachtet aber enthalten die ersten drei Capitel unseres Buches eine wahre Macbeth'sche Hexenküche mit obligaten Beschwürungen u. s. w, Diese Erschei- nung ist merkwürdig; denn während Järbüqà uns in den ersten drei Capiteln als ein Hexen- meister vom reinsten Wasser entgegentritt, wird er vom vierten Capitel an, ich môchte fast sagen, urplôtzlich ein ganz vernünftiger Mensch und ein rationeller und gelehrter Arzt. Sein Epilog zu unserm Buche aber giebt uns einige Aufklärung darüber. Ich erinnere an das, was ich oben (Anmk. 104%, p. 59) über den Charakter der babylonischen Zauberei gesagt, wo ich bemerkt habe, dass man darunter etwas Anderes zu verstehen habe, als das was wir damit meinen, und dass der babylonische Zauberer vorgab, nur den geheimen Kräften der Natur nach- gespürt uod sie erforscht zu haben und der Thätigkeit derselben nachzuahmen. Der babylonische Zauberer nimmt auch daher nicht die Hülfe bôser Geister in unserm Sinne in Anspruch, son- dern seine Beschwôrungen sind eigentlich nur an verschiedene Gôtter gerichtete Anrufungen, die mehr den Charakter von Gebeten als von zauberartigen Beschwôrungen in unserm Sinne haben”. Die Gôtter bei 1hren grossen oder geheimen Namen anzurufen ist aber nicht speciell die Sache des Zauberers, sonders die des frommen Mannes, oder des mit den Gôttern in Verkehr ste- henden Priesters, der durch das Aussprechen jener Namen die Gottheit zum Gewähbren des zu er- flehenden Wunsches gewissermaassen zwingen wollte und auch dadurch dazu zwingen zu kônnen glaubte. Diese religiôse Handlung — denn als solche wurde eine derartige Beschwôürung ange- sehen — übte nicht blos der babylonische, sondern auch der abendländische Priester, sowie auch der neuplatonische Theurg aus, ohne dadurch in die Kategorie des Zauberers zu treten 257) In dem pyous)] ess finden sich (p. 75, 80, 85 f., 88 f. und 93 f.) fünf zum Theil sehr lange Beschwo- rungsformeln in arabischer Sprache, aus denen man ersehen kann, dass sie eigentlich nur an diese oder jene Gottheit gerichtete Gebete enthalten. Uebrigens sind diese Beschwôrungsformeln auch in der Hinsicht sehr interessant, dass man aus ihnen ersehen kann, welche Eigenschaften die allen Babylonier den verschiedenen Gottheiten beigelegt und wie sie dieselben aufgefasst haben Desgleichen bilden diese Beschwôrungen eine wichtige Quelle für die theolo- gischen Lehren der alten Babylonier. So lautet der Anfang einer an Jupiter gerichteten Anrufung (p. 88) wie folgt: de Si DO ose LL UCI CU, 41, 2), slaull, Lol, 4 ai a! 0) ls) pl 992 ) Sly} ds É[ I SL Es 51.) (e 4555 > be. Wie viele Folgerungen lassen sich aus diesen wenigen Worten machen! Jupiter ist nicht blos ein Gott des Glückes und der Freude, sondern auch des Lebens und der Erhaltung. Er hat ferner verschiedene geheime Namen (vgl. K. G. Hermann, gottesd. Alterth. d. Gr. 21, 7, zweite Ausg. Heïidelb. 1858), die ihm von verschiedenen Gottheiten beigelegt wurden. Mercur wendet sich bittend an Jupiter, den er mit einem geheimen Namen anruft. Die Sonne legt gleichfalls dem Ju- piter einen geheimen Namen bei und ist auch zugleich eine hô‘here Gottheit als dieser. Desgleichen lassen sich aus den andern Anrufungen sehr viele Folgerungen hinsichtlich der Theologie der alten Babylonier machen. 258) Vel. Hermann I. c. 42, 19 und Ssabier I. p. 737 ff. — In der «nabathäischen Landwirthschaft» (Cod. L. D, p. 342) heisst es von einem uralten Frommen, der vorzugsweise der Verehrung des Mondes oblag: UTP TT 2 ee. SA PORT | + h- Pr Uëser DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (123) 453 Der babylonische Zauberer stand auch weder mit obern oder untern, guten oder büsen Geistern in Verbindung, noch liess er fliegende Drachen durch die Luft fliegen, noch alte Hexen auf Besen in den Luftregionen reiten, sondern er war vielmehr, wie bemerkt, angeblicher Kenner und Nahabhimer der geheimen Kräfte der Natur und des Wirkungsprocesses derselben. Der babylo- nische Gelebrte dagegen konnte an dieses Vorgeben der Zauberer glauben und auch nicht glauben ; im ersteren Falle glaubte er seiner Wissenschaft wenig oder gar nicht zu nahe zu treten ; im letzteren Falle dagegen trat er grôsstentheils — aber nicht immer — in Opposition gegen die ôffentliche Meinung und machte sich in religiôser Beziehung verdächtig, etwa so wie wenn Jemand bei uns im Mittelalter (und zuweilen auch jetzt) behauptet hat, dass es keinen Teufel gebe. Besonders waren es die Îschitianer, — d. h. die Anbänger der in Babylonien und fast in ganz Vorderasien herrschenden Religion des ischilà, — deren Verfolgungen man sich durch eine solche freisinnige Richtung hat leicht aussetzen kônnen ; denn ihre Religion war einmal die herrschende und durch ihre Centralisation in der Person ihres einflussreichen Hohepriesters, des Stellvertreters des Îschità, übten sie eine grosse intolerante Gewalt aus. Selbst der frei- sinnige Qütâmi bekommi zwar manchmal Muth und ergeht sich in Schmähungen und Vor- würfen gegen die Îschitianer auf die Gefahr hin, dass diese ihm, wie er befürchtet, deshalb nach dem Leben trachten würden: sehr häufig dagegen zieht er die Flügel ein, macht ihnen Concessionen und spricht sich etwas vorsichtiger über Zauberei und Zauberer aus. Järbüqà befand sich zwar nicht in derselben, aber doch in einer ähnlichen Lage wie Qütâmi; er war weder so gelehrt, noch so freisinnig, noch ein so entschiedener und energischer Charakter wie dieser. Er hatte offenbar keinen rechten Glauben an die Angaben der Zauberer, aber einer- seits war sein Unglauben daran nicht entschieden genug und andererseits war sein Muth nicht gross genug, um mit der ôffentlichen Meinuog zu brechen und alles Zauberartige aus seinem Buche auszuschliessen. Er fand es aber auch für nôthig, sich gemissermaassen über die Auf- nahme solcher Dinge zu entschuldigen, und sucht in seinem Epilog anzudeuten, dass er nur ein Mivimum von dem aufsenommen hätte, was Zauberer über sein Thema angegeben haben. Er sagt daher darin unter Anderem (p. 435 f.): in den ersten drei Capiteln finde sich Vieles nach der Art der Zauberei und den Angaben der Zauberer; auch über die in den folgenden Capiteln behandelten Themata finden sich medicinische von Aerzten herrührende, so wie auch zauber- artige von Zauberern herrührende Angaben; er habe aber das vou letztern Herrübrende nicht mitgetheilt, weil er sein Buch habe kurz fassen wollen. Bei den Angaben aber in den ersten drei Capiteln sei er den Spuren der Natur gefolgt, was nur dann vollkommen sei, wenn man die Wirkung der Natur mit den Kunstgriffen der Menschen verbinde. Bei der Wahrheit der Sonne! fügt er noch hinzu, wenn sein Lebrer Scherwâqà noch gelebt hätte, so würde er 2 00 Le) 4 Pie 13) SI poil LS Il SD Sel darauf, wird berichtet, habe sich das Gützen- bild des Mondes ihm im Schlafe geoffenbart und ihm verkundet, dass seine Opfer beim Monde gute Aufaahme ge- funden und sein Gebet erhôrt worden sei, da er denselben bei seinem grossen Namen angerufen habe. 259) Vgl. oben p. 27, Anmk. 70, p. 39 f. und Anmk. 179, p. 91. 454 (126) D. Cuwozson. oichts von den Zaubereien in jenen drei Capiteln erwähnt haben; denn dieser pflegte über ihn zu zürnen, weon er der medicinischen Wissenschaft etwas von den Kunstgriffen der Zauberei und Beschwôürungen beigemischt hatte, und pflegte auch dabei zu sagen: «Machet keine Con- fusion, wodurch ihr die Menschen irreleitet, und trennet das Verfabren nach den Naturwissen- schaften von dem nach den zauberartisen Kunstgriflen und Beschwôrungen! » Man sieht daraus, wie auch aus einigen andern hier nicht angefübrten Stellen, dass Jär- büqà kein rechtes Vertrauen zu den Lehren der Zauberer hatte, und dass er davon in sein Buch nur so viel aufgenommen bat, als das Elerkommen und die Umstände von ihm ver- langten. Uebrigens darf uns die Doppelgestalt des Järbüqà nicht befremden ; denn wir dürfen einen Arzt des Alterthums nicht nach dem Maasstabe unserer rein wissenschafilichen Medicin heurtheilen. Magie und Mediein war im Alterthum nicht streng getrennt; Besprechungen, Beschwôürungen, Amulete und Medicin gingen Hand in Hand und selbst die vernünftigsten und nüchternsten Aerzte des Alterthums gestanden, dass es gewisse Geheimmittel gebe, die sie œuotxa nannten, deren Causalität ihnen zwar unbekannt war, die sich aber in der Praxis be- währten und auch daher in den medicinischen Schriften der Alten Aufnahme fanden. Empe- dokles z. B., ein Mann, der in einer schon ziemlich nüchternen Zéit lebte (er blühte gegen 44% v. Chr.), war Philosoph, Arzt und zugleich Seher und Wunderthäter; und so glaubte er unter Anderm auch, dass gewisse Pharmaka nicht blos als Heilmittel gegen Krankheïten, son- dern auch zur Abwendung gewisser schädlichen Winde nützlich seien ”. Auch Theophrast theilt viele abergläubische und lächerliche Ansichten der Pharmakopolen und Rhizotomen in Bezug auf das Graben gewisser Wurzeln mit; so solle man z. B. gewisse Wurzeln vom Winde abgewandt graben, andere nur bei Tage, andere dagegen nur des Nachts; wenn man das asklepische Panakes grabe, solle man einen aus allerlei Samen bereiteten Honigkuchen auf die Erde werfen, wenn man aber Xiris grabe, solle man ibr zum Lohn einen Honigkuchen aus Sommerweizen vorwerfen. Den Mandragoras solle man dreimal mit dem Schwert umziehen und gegen Abend gewandt abschneiden, ein Anderer solle aber dabeï um ihn her tanzen und viel von Liebeswerken sprechen*”, und dgl. Anderes. Theophrast findet natürlich vieles von dem unsinnig, meint aber jedoch, das manches davon zweckmässig und dass das Graben gewisser Wurzeln mit Gebet nicht unangemessen sei, Serapion von Alexandrien (blühte gegen 280 vor. Chr.), ein sonst berühmter und gelehrter Arzt, der auch gegen Hippokrates schrieb und sich ausschliesslich mit Untersuchungen der Arzeneimittel beschäftigte, verordnete gegen die Epi- lepsie neben Bibergeil auch das Gehirn eines Kameels, das Laab einer Robbe, den Koth des Krokodils, Hasenherz, Schildkrôtenblut und die Hoden eines wilden Schweines. Spätere medi- cinische Schriftsteller fübren noch viele andere ähuliche Bereitungen und Antidote von ihm an”. 260) S. Welcker, kleine Schriften III. p. 60 f. 261) Hist. plant. IX. 8, 5 ed. Schneider, vgl. Meyer, Gesch. der Bot. I. p. 8 ff. 262) Vel. Ssabier II. p. 725 f., Anmk. 38, wo p. 726, Zeile 4 Lucian statt Julian zu lesen ist. 263) S. Sprengel, Versuch einer pragmatischen Geschichte der Arzeneikunde, dritte Auflage, Halle, 1821, Band I. p. 597. UreEr DiE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (127) 455 Selbst Galen soll nach Alexander Trallianus sich mit der Zeit von der Wirksamkeit der Be- sprechungen überzeugt haben. Die enge Verbindung zwischen Medicin und Zaubermittel ersieht man auch aus dem Worte oùpuaxov, welches Zauber und Heiïlmittel bedeutet #”. Jâärbüqäà hat ausser unserm Buche noch andere Schriften verfasst, von denen er drei selbst erwähnt 25 , nämlich: über Vergiftung durch den Biss gewisser Thiere, wovon er übri- geos auch in unserm Buche kurz handelt; dann schrieb er auch ein besonderes Werk über ein gewisses Gift, das er gleichfalls in unserm Buche kurz bespricht; endlich schrieb er noch ein besonderes Werk über den Salamander, ein Thier, das nach Jàrbüqà im Feuer nicht ver- brennt, und das auch in uoserm Buche so ausführlich beschrieben und besprochen wird — auch wie man es einfängt und die Gegenden in Babylonien, wo es sich aufhäll, werden angege- ben —, so dass man seine Existenz kauw für fabelhaft halten kann. Von diesem Thiere haben pach Järbüqà’s Angaben schon «die Alten unter den Chaldäern» gehandelt, und selbst der alte Gesetzgeber Dewânäâi hat von ibm ausführlich gesprochen. Jàärbüqà hatte einen Bruder, Namens Qelänijà, von dem er mit vielem Lobe spricht (p. 6# #.) und der sich gleichfalls mit der Composition von Giften beschäftigte, weshalb Jär- bûüqà zuweilen auch seine Rathschiäge in Anspruch nahm. Järbûüqä entschuldigt sich wiederholt darüber, dass er ein Buch über ein so gefährliches Thema schrieb, mit dem von den Bôüsen so viel Missbrauch getrieben werden kann; er meint aber, sein Hauptzwek sei die Heiïlmittel gegen die Gifte anzugeben, um dadurch den armen Menschen Beistand und Hülfe gegen die Hinterlist und Bosheit der Bôsen zu leisten, dabei habe er nothgedrungen auch von den Giften sprechen müssen. Dies scheint aber nicht die reine Wabrheit zu sein; denn er theilt an einigen Stellen gefäbrliche Gifte mit ohne die Heïlmittel gegen dieselben anzugeben, und er scheint überhaupt mehr über die Composition von Giften als über die von Gegengiften nachgedacht zu haben; sogar im Schlafe soll ihm einmal offen- 266) bart worden sein, wie ein gewisses gefäbrliches Gift zu verfertigen ist Kräftig und sicher wirkende Gifte zu ertinden, die, je nach dem Bedürfniss, bald rasch, bald langsam wirken, 264) S. das Ausfübrliche über diesen Punkt bei Marquardt, rôm. Alterth. IV. p. 116 und vol. Hermann l.c. 42, 2.3. 4. 5. u. 48, und dessen gr. Privatalterth. 38, 12 und 13, vgl. ferner Welcker 1. c. p. 20 ff, 50 und 64 ff. 265) Pag. 27, 162 und 173. 266) Pag. 65 f. heisst es: 499 al _pe vi d SI ee Ja Le ol va ue Jes ob al 3 gb) | je de (a) el JS Ad lès) de pres 922 dmols Je es JLod] ls bus coul, as, 6 EI Es, die ele Je LE Colis «0 lus Jo dll à ben, «ie Le Lines Lau JS ces) ax Lis ë Le b fl > 4] al Li, a) il LJ 3. Die erste Nacht des Monats Nisän war bei den alten Babyloniern die Neujabrsnacht, in der ver- CA schiedene abergläubische Gebräuche ansgeübt wurden; vgl, oben Anmk. 70, p. 39 f. 546 (128) | D. CuwoLson. war in dem alten Babylonien ein gar sebr einträgliches Geschäft. Die Borgia’s kônnen durch- aus nicht die Priorität der Erfindung, Feinde durch Gift aus dem Wege zu räumen, in An- spruch nehmen; denn die alten babylonischen Kônige waren schon eben so klug, und Jârbûqäà sagt (p. 96 Îl.), dass die babylonischen Herrscher der alten wie auch der neuern Zeit, die wegen ihrer hohen Stellungen vielfach dem Neide und dem Hasse ausgesezt sind, sich sebr oft des Giftes bedienten, um gefährliche oder verdächtige Leute oder auch um einen unbequemen Nach- bar sich vom Halse zu schaflen. Die Kônige suchten daher immer geschickte Giftmischer durch alle môglichen Lockungen an sich zu bringen, um durch ihre Hülfe sich kostbare Gifte zu ver- schaffen, die in den Schatzkammern neben andern Kostbarkeiten aufbewabrt wurden. Es ver- steht sich von selbst, dass derjenige, der sich der Gifte gegen Andere bedient, auch selbst in immerwährender Angst lebt, selbst vergiftet zu werden; die von den Künigen unterhaltenen Gift- mischer mussten daher auch für Gegengifte sorgen, und sie beschäftigten sich auch besonders damit, die Kennzeichen zu erfahren, an desen man vergiftete Speisen und Getränke sogleich als solche erkennen konnte. Die Kônige des Ostens und ebenso die alten Künige von Babylo- nien pflegten daher, wie Järbüqà berichtet (p. 134 f.), in ihren Wohnungen und an ihren Speisetischen Pfauen zu halten, weil man diesem Vogel die Eigenschaft zuschrieb, die Anwe- senheit von Gift in seiner Nähe schnell zu merken und dies durch Geberden und Bewegungen kuod zu thun. Jârbûqà erzählt auch dabei eine, wie er sagt, bekannte Geschichte von einem Kônig, Namens Marinälà(?)*7, dem vergiftete Speisen vorgesetzt wurden und der darauf von seinem Pfau aufmerksam gemacht wurde, wodurch er einem sichern Tode entging. Jàrbüqà giebt auch (p. 125 fT.) die verschiedenen Kennzeichen an, wodurch man die Anwesenheit von Giften in Speisen und Getränken erkennen kann, und handelt an einer andern Stelle (p. 438 ff.) von den Thieren, welche gleichfalls die den Pfauen zugeschriebene Eigenschaft: die Anwesen- heit von Giften schnell herauszuwittern, besitzen Es versteht sich übrigens von selbst, dass Jàrbüqà, bei der grossen Rolle, welche Gifte im alten Babylonien gespielt haben, weder der erste, noch der einzige war, der über Gifte schrieb und Gifte erfand. Jârbüqà erwähnt daher in der That sehr häufig verschiedene seiner Vorgänger, von denen er viele nambaft macht. Qüûtâmi erwähnt, wie bemerkt, unser Buch an zwei Stellen und zwar verweist er an einer Stelle auf dasselbe und bemerkt dabei, dass Järbüqà wohl Manches von dem, was sich ie andern Scbriften ähulichen Inhalts findet, weggelassen hätte, aber er habe dies our desbalb gethan, weil er sich auf die Aufnahme von dem, was sicher ist, beschränkt hätte*; an 267) In der Handsehrift L;lu,e; vielleicht ist es LL + zu lesen. 268) Cod. L. a, p. 63 f., spricht Qût àmti davon wie verschiedene Metallgefässe die in ihnen enthaltenen Flüs- sigkeiteu zuweilen vergiften, und bemerkt darauf: FE, LE) ae Jas ceslusiLe ob 0)_po ee Lls o prà poil Je 2e ne ER Le 4ls pes a (sic) By aa) SI SL) Fe sas rh 2 il) 5 elles ps Uerer Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (129) 457 der andern Stelle sagt er vom Verfasser, dass er der grôsste Kenner der Lehre von den Giften war, und von seinem Buche, dass es das vollkommenste Werk über Gifte sei °°, Zum Schlusse wollen wir noch den Inhalt unseres Werkes kurz angeben. Auf die lange Vorrede (p. 2—19) Ibo-Wa’hschijjah’s, worin viel von dem Ruhme und der Gelehrsamkeit der alten nabathäischen Stämme und der Unwissenheit der alten Araber gesprochen wird, und wo auch einige alte Schriften über Gifte von andern Vôülkern erwähnt werden”? dem Wesen und der Wirkung der Gifte und Gegengifte gehandelt wird. Darauf folgt das ei- , folgt (p. 19 —44) die gleichfalls ziemlich lange Einleitung Järbûqâ’s, in der von gentliche Werk, welches in fünf Capitel eingetheilt ist, Das erste Capitel (p. #4—71) handelt von den Giften, welche tôdten, wenn man sie nur ansieht. Das zweite Capitel (p. 71—95) handelt von Vergiftungen, die durch einen Schall oder Laut hervorgebracht werden. Das dritte Capitel (p. 95—124) handelt von Giften, die durch den Geruch tüdten. Das vierte und ausführlichste Capitel (p. 124—396) handelt von Giften, welche tôdtend sind, wenn sie in das Innere des Menschen dringen. Dieses Capitel zerfällt in verschiedene Abtheïlungen und Unterabtheïlungen. Zuerst spricht nämlich der Verfasser (p. 124—1 44) von den Kennzeichen, durch die man vergiftete Speisen, Getränke und Kleidungsstücke als vergiftet erkennen kann; dann werden (p. 1#4—213) achtuvdzwanzig zusammengesetzte Gifte nebst den diesen entsprechenden Gegengiften aufgezählt. Darauf wird (p. 213—396) von den ‘einfachen Giften gehandelt, die in drei Classen, nämlich animalische, vegetabilische und mineralische, eingetheilt werden. Er handelt dann zuerst (p. 215— 259) von den 269) 1b. p. 367 heisst es von Järbüqä: € AN) ékl US) &4LX pyoll, LI Mel LE ps. 270) Die von Ibn-Wahschijjah (p. 9 ff.) aufsezäblten Schriften über Gifte und Gegengifte sind folgende : vier indische, nämlich ein Buch von dem Inder Schànäq, dessen Titel in arabischer Uebersetzung pl] 2LIES lautet (vgl. Flügel in der Z. d. m. Gesellsch. Bd. XI. p. 325 f. und Wüstenfeld, Gesch. der arab. Aerzte p. 5, Nr. 4), dann ein Buch des Inders LAS Thamoscheh, ferner ein anderes des Inders Seal und endlich ein grosses anony- mes Werk. Persische gleichfalls vier Schriften, nämlich: ein anonymes für einen ungenannten persischen Kônig verfasstes Buch, dessen Titel arabisch we) pol Re lautet; ein anderes grosses Werk in 90 Abschnitten, verfasst für Chosores Anüschirwân; dann ein drittes gleichfalls anonymes Werk, das Ibn-Wa’hschijjah in Içfäbhän gesehen hat und dessen Titel in arabischer Uebersetzung press & Er) LS lautet; endlich ein viertes Werk, das ygv> j_jo Buzurg-Mibir zugeschrieben wird, das aber, wie Ibn-Wa’hschijjah glaubt, viel älter als dieser ist. Diese Schriften sind alle vor dem Esläm und zwar wobl im Parsi oder Pehlewi abgefasst worden. Von griechischen Werken über Gifte kennt Ibn-Wa’hschijjah drei, nämlich eins von Dioscorides (vgl. Wenrich, de auctorum Graec. versionibus et commentariis Syr. Arab. Armen. Persicisque commentatio, Lips. 1842, p. 219, $ CL.), eins von Dhéophrast und eins von einem gewissen Alexander, von dem er bemerkt, dass er nicht wisse, ob darunter der Arzt oder der Philosoph Alexander gemeint sei. Von ägyptischen Schriflen erwäbnt er ein Buch über Gifte, welches für die Kônigin Kleopatra verfasst wurde, und welches [bn-Wa’hschijjah offenbar gekannt hat; dann bemerkt er, dass auch in der «ägyptischen Landwirthschaft» manches über Gifte vorkomme ; vgl. oben Anmk. 12, p. 12 f, Ném. des sav. étrang. T. VIII. À 58 458 (130) D. CuwoLzson. animalischen Giften, die durch den Genuss gewisser giftiger Thiere oder einzelner Theile derselben (wozu auch faule Eier, verdorbene Milch u. dgl. Aehnliches gehôrt) tüdtend wirken, dann (p. 260—283) von Vergiftungen, die durch den Biss gewisser Thiere verursacht werden. Darauf spricht der Verfasser (p. 289—386) von vegetabilischen und zuletzt (p. 387—396) von mineralischen Giften. Das fünfte Capitel (p.396—434) handelt von Giften, die durch Berührung des Kôrpers tüd- ten, wobei besonders von der Art und Weïse wie man Kleidungsstücke vergiftet, gesprochen wird. In der Leidner Handschrift ist das Werk in zwei Theile eingetheilt ” ; aber diese Ein- theilung scheint von jüngerer Hand herzurühren und keine ursprüngliche zu sein; denn der zweite Theil beginnt mitten in der ersten Unterabtheilung des vierten Capitels, welche von Ver- giftungen durch den Biss gewisser Thiere handelt. Auch die «nabathäische Landwirthschaft» ist von verschiedenen spätern Abschreibern ganz willkührlich bald in fünf, bald in sieben und sogar in neun Theïle eingetheilt worden, von denen einige Theile mitten in einem Capitel be- ginnen. In dem Werke selbst findet man dagegen nicht die geringste Spnr von einer Einthei- lung in verschiedene Bücher oder Theile. Weno wir uns bisher mit Schriften und Schrifistellern beschäftigten, die einen mehr oder minder wissenschaftlichen Charakter haben, so tritt uns jetzt ein ächter Chaldäer entgegen und zwar ein solcher, der den Chaldäern äholich ist, welche in der letzten Zeit der rômischen Republik und vorzugsweise in der Kaiserzeit sich in Rom und gaz Italien herumgetrieben und daselbst viel Unfug angerichtet haben; wir haben hier nämlich mit einem der chaldäischen Astrologen, oder vielmehr Genethlialogen zu thun, deren Lehren und Principien von den bessern Geistern selbst in Babylonieu verworfen wurden*” und im Westen fast zwei Jahrtau- sende mehr Anhänger als Feinde fanden. Dieser Chaldäer ist der Verfasser des oben (p. 10) erwähnten dritten althabylonischen Buches und sein Name lautet auf dem Titelblatte seines hier zu besprechenden Werkes in der einzigen mir zugänglichen Leidner arabischen Handschrift Nr. 891 : EN) ll FAT Tenkelüschà el- Bâbili el- Qûqàäni; am Anfange der Vorrede dagegen lautet der Name ER Tenkûäschä. Hier ist aber offenbar das J hinter dem S'ausgefallen; denn auch auf dem Titelblatte ist das J erst nachher, wie es scheint, von derselben Hand hinzugeschrieben worden. Auch in der persischen Uebersetzung dieses Werkes, die Herr v. Chan ykov”” unlängst in Meschhed in Persien für das Asiatische Museum der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 271) Vgl. oben Anmk. 244, p. 121. 272) Strabo sagt (XVL. 1, 6.) ausdrücklich, dass nur einige unter den Chaldäern sich mit der Deutung der Stellung der Gestirne in der Geburtsstunde beschäftigen und dass diese Astrologen von den andern Chaldäern nicht annerkannt werden. Natürlich mussten auch Männer wie Janbüschâd und Que mi, die den Einfluss der Gestirne auf diese Welt ganzlich leugneten, das Treiben der Astrolocen fur einen Unfug und Betrug halten. 273) Dieser ebenso ausgezeichnete Kenner des Orients, so wie unermüdliche Befôrderer und Pfleger der orientalischen Wissenschaft hat unläugst gemeldet, dass er auf der Spur einer persischen Uebersetzung der «naba- thäischen Landwirthschaft» sei, die in Qazwin sich befinden soll. Hoffentlich wird es seinem Eifer gelingen, diese Uebersetzung, die jedenfalls einen grossen Werth bat, zu erwerben, wenn dies nur irgendwie môglich sein wird. Ueser DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (131) 459 in St. Petersburg erworben hat, lautet der Name an verschiedenen Stellen der Vorrede des Uebersetzers gleichfalls L,K, Tenkelüschà. Ebenso lautet dieser Name in dem Dorr-en- Nezim des Ibn-Sinä, wie wir weïter unten sehen werden; dagegen lautet er in der Spren- gerschen Ausgabe des Irschäd-el-Qäcid des Sachà wi 7? L:,K5, Tenkelünnäâ: aber dies ist oflenbar eine Corruption aus LKS5, Tenkelüschâ; denn Sachâäwi ist hier von dem eben erwäbnten Buche des Ibn-Sinà abhängig. In der kurzen Notiz über unsern Autor im Târich- el--Hukamä des Wezirs el-Qifthi nennt derselbe ihn Ds, Tinkelüsch und bemerkt dabeï, dass dieser Name zuweilen auch LK5, Tenkelüschà geschrieber wird, dass aber die 75), Bei Hâg'i Chalfa kommt dieser Name, so viel mir bekannt erstere Form die richtigere se ist, an drei Stellen vor”), wo er in der Flügel’schen Ausgabe oL2,K5, Tenkelüschäh lautet, ebenso lautet er an beiden letztern Stellen des Hâg'i Chalfa im Cod. A. des orientalischen Instituts in St. Petersburg; in der erstern Stelle dagegen wird dieser Name in diesem Codex LiLKS, Tenkelwäschäh geschrieben; im Cod. B. aber desselben Instituts, wo die erstere Stelle gaoz fehlt, lautet er an den beïiden letztern Stellen Lake, Tenkelüschà, ohne ,, h am Ende, was auch richtiger sein mag: denn das :, h ist offenbar erst von spätern Abschreibern hinzugefügt worden, die an das persische Li, schäh, gedacht haben mochten. In dem per- sischen Originalwôrterbuch et Ole, *9 kommen die beiden Formen ci Ks und LEK5 Teng'elôsch und Teng'elôschà”® vor; es ist aber nicht ganz sicher, dass damit der Name unseres Autors gemeint ist, wie wir weiter unten sehen werden. Welche von allen hier er- wäbnten Namensformen die richtigere ist, lässt sich nicht mit Bestimmtheit angeben; wir halten uns aber an die in dem arabischen Codex und in der persischen Uebersetzung gebrauchte Form und schreiben CE, Tenkelûschà, obgleich wir nicht überzeugt sind, dass diese Form die richtigere ist und obgleich wir es für wohl môglich halten, dass die Endung L aus LE oder aus einer ähnlichen Composition entstanden sein kôünute 7”. Die Lebensumstände dieses Mannes sind mir gänzlich unbekannt, ja sogar die Zeit seines Lebens lässt sich nicht ganz genau bestimmen. In der erwähnten Notiz des el-Qifthi in 274) In der Bibl. Indica, Vol. VI. Nr. 21, Calcutta, 1849: two works on Arabic bibliography, edit. by À. Spren- ger, fasc. I. p. Vh; vgl. weiter unten p. 146. 275) Vel. die folgende Seite Anmk. 280. ‘ 276) Nämlich Il. p. 223, Nr. 5046, dann V. p. 65, Nr. 9992 u. ib. p. 247, Nr. 10877; vgl. weiter unten p. 133 und 146. 277) Vgl. weiter unten p. 146 f. die Anmk. 324—327. 278) Nach der ausdrucklichen Angabe in diesem Wôrterbuch ist die Sylbe J) in diesem Namen wie /6 und nicht wie là auszusprechen; vgl. unten p. 147, die Anmkn. 326 u. 327. 279) Vgl. oben p. 95 den Schluss der Anmk. 185. Desgleichen nennt schon Ibn-Awwäm (1. c. II. p, 47) in einem Citat aus der «nabathäischen Landwirthschaft» das babylonische triticum spelta tes ÊE eine Lesart, die auch der weniger gute Cod. L. d. an zwei Stellen hat; dagegen lautet dieser Name in dem bessern Cod. L. a. an beiden Stellen es os und in dem gleichfalls guten Cod. B. «595 Liga Man sieht daraus, wie leicht drei Buchstaben, wie z. B. À, ww u.s.w., sich in À verwandeln kônnen. # 460 (132) D. Cawozson. dessen Târich-el- Hukamä” findet sich über ihn folgende fabelhafte Angabe: er sei, heïsst es, einer der sieben Weisen, denen Dho‘h'häk die sieben, den sieben Planeten geweihten Tempel übergeben hätte; er war, heisst es ferner, einer der Weïisen Babels und habe ein Buch verfasst, betitelt: das Buch der Physiognomien und der Horoskopien, welches Werk bekannt und verbreitet sei. Dho’h'hâk gehôrt bekanntlich den mythischen Zeiten Per- siens an" und es versteht sich daher von selbst, dass auf diese Nachricht nichts zu geben ist, wenn sie auch relativ nicht ohne Werth ist. Wir sehen nämlich daraus, dass die moha- medanichen Schriftsteller Tenkelüschà nicht blos aus dessen uns vorliegendem Werke, son- dern auch aus andern Quellen kannten ; deun in seinem hier zu besprechenden Werke kommnt nichts von dem vor, was el-Qifthi von ihm berichtet. Dann kann man, wie ich glaube, aus der erwähnten fabelhaften Angabe folgern, dass Tenkelüschà nicht gar zu weit herunterge- setzt werden darf, wie man dies in Folge anderer allerdings unsicherer Angaben vielleicht thua môchte. Am Schlusse des Codex, welcher die persische Uebersetzung unseres Werkes enthält. findet sich nämlich folgende von unbekannter Hand niedergeschriebene Notiz: (6 5 é# 5 oi db (690 =? 5) sie JL JEiio SU ep af Jil ais (sic). «In dem Tärich-Ta- bari ist geschrieben, dass dieses Buch achtzig Jahre vor der Higrah geschrieben worden sei». Der Mann, der diese Notiz geschrieben hat, scheint so unwissend gewesen zu sein, dass er nicht einmal wusste, dass der Name des ebenso berühmten, wie allgemein be- kannten Geschichtsschreibers nicht ç_,5, sondern on geschrieben wird, und ich môüchte daher auf diese schon an und für sich verdächtige Notiz weiter kein Gewicht legen. 280) Die hetreffende Stelle, die auch Casiri, Bibl. Arab. Hisp. t. I. p. 441 abgekürzt mittheilt, lautet in den beiden Wiener Codd. des Târich-el-’Hukamäà (Nr. 49, fol. 67, b. und Nr. 195, fol. 60, b.) wie folgt: J Do és) dl Sa I 3, ot Lla)| ia) ol je 2e JL, Le us 1E0 _e op] DES Co, Gite ds Jb le 3 Le LE 5 Canal] LSIN Lou JE Cu ail Dg> 9° 2) Lx) Y Dose æ ie Soir — a) Die Worte sx — “ fehlen bei Casiri, und statt L,k5 hat Cod. W. a. EEK), was sicher unrichlig ist. — b) Die Worte nv Al — äamuJ} sind offenbar aus Versehen im Cod. W. a. ausgefallen. — c) Statt der Worte LE HI9 — Du) hat Casiri blos al. — Herr Dr. Bernhauer in Wien hatte die Güte, die eben angefubrte Stelle aus den Wiener Codd. mir auf meinen Wunsch mit- zutheilen, wofür ich ihm hiermit danke. 281) Eine der ältesten uns bekannten Quellen über Dho’h’häk, in welcher dieser als menschliche Personlichkeit erscheint, ist Thabari; s. Chronique d’Abou-Djafar Mohammed Tabari etc. traduit... par Louis Dubeux, tome I. p. 108 ff., Paris, 1836. Die Fortsetzung dieser Uebersetzung ist leider bis jetzt noch nicht erschienen, und es ist sebr zu bedauern, dass die persische Uebersetzung, oder vielmebr Bearbeitung dieses, wie es scheint, zum grossen Theil ver- loren gegangenen arabischen Capitalwerkes, von der sich eine grosse Menge von Exemplaren auf europäischen Biblio- theken befinden — allein in St. Petersburg sind mir sieben Exemplare dieser Uebersetzung bekannt —, bis jetzt weder edirt, noch übersetzt ist. Die Logmänischen Fabeln sind indessen gegen vierzigmal hesausgezeben worden ! Achilleus ist todt und Thersites lebt! — Den Orientalisten dürfte es vielleicht unbekannt sein, dass auf der Bibliotkek des Maria-Magdalena-Gymnasiums in Breslau ein ziemlich gutes und, wie ich glaube, vollständiges Exemplar des persischen Thabari sich findet. Ureer D1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (133) 461 Ein Artikel bei Häg'i Chalfa kônnte uns sogar fast veranlassen, Tenkelüschà etwa in das 2. oder 3. Jahrhundert des Isläms zu versetzen; aber dieser Artikel, den ich wegen seiner Wichtigkeit hier ganz mittheilen will, scheint corrumpirt zu sein. Derselbe lautet in der Flügel'- schen Ausgabe, Bd. V. p. 247, Nr. 10877 wie folgt: duel 9] eye Jo 5, Led 3 pen) LU? Q*22 dj) JC pl es) die pt) SJ 929 oil [?] | je Joel ÿ* JDE SES», ges JLA 85 ee C2b élus, sens EU LS à SUN CES (cod) RENE cer pe ME HS ro bee ET 99 Qs> aa] =) QD? Die beiden erwähnten Codd. des orientalischen Instituts stimmen wesentlich mit diesem Texte überein. Flügel übersetzt diesen Arükel wie folgt: «Kanz-el-asrär, thesaurus arcanorum et copiae reconditae piorum, auetore Hermete Hermetum. Hic liber illustris est, et in fundamentis hujus [?] doctrinae nu- meratur. Ex eo Sheikh Abu Abdallah Yaiseh ben [brähim Omayyada librum Jstintacdt extraxit, quem Tenkluschäh Babylonius commentario egregio instruxit, itemque Thäbit ben Corra Harrän, et Honein ben Is’hac Abbadi, cujus liber primarius est in doctrina quadratorum talismanicorum et literarum». Demnach, müsste man annehmen, dass Tenkelüschà nach dem hier erwähnten Abû- Abdallah ben Ja’isch gelebt hat. Ich zweifle aber nicht daran, dass das Suff. ç in 4,2, sich nicht auf das Satis) SES des Abû-’Abdallah, sondern auf das dem Hermes zugeschriebene Werk bezieht; da nun aber die Abfassungszeit und der Ursprung dieses Buches nicht bekannt ist, so lässt sich aus dem Umstand, dass Tenkelüschà dieses Werk commentirt hat, nichts Bestimmtes für das Alter dieses Commentators folgern?. Dieser Artikel scheint mir aber auch überhaupt corrumpirt zn sein; denn die Worte oil ljo, die hier gar keinen Sinn haben, scheinen darauf hinzudeuten, dass Häg'i Chalfa diesen Artikel irgend einem bibliographischen Werke entnommen und aus dem Zusammenbang gerissen hat, so dass es gut môüglich, ja sogar wabrscheinlich ist, dass entweder "Hàg'i Chalfa selbst oder ein späterer Bearbeiïter das in der ursprünglichen Quelle Gesagte in Verwirrung gebracht bat. AN ATA Bemerkenswerth ist es, dass dieser Artikel "Hägi Chalfa’s in dem Rumänzow’schen Codex, der sonst so sehr reich an überflüssigen Zusätzen ist? . ganz anderes lautet, und die Stelle über Tenkelüschà darin ganz fehlt. Aus dem Wortlaute dieses Artikels*#® in dem erwähnten Co- dex, geht nur hervor, dass Hermes Hermetum das fragliche Werk ursprünglich verfasst und 282) Vgl. oben p. 96 u. ib. Anmk. 189. 283) Vel. Flügel’s Vorrede zu seiner Ausgabe von ’H. Chalfa, Bd. I. p. IV. NE TPS TATTERS 284) Derselbe lautet in diesem Codex wie folgt: üno) ,)] del da5 Ji] CSA pl, De SA el pen D? Je ol dy} Je 1 bal} aïe eds es) (a. n LS ll] +, Lo,ë, Hell pes SLI] El 16 DE Glye 9 pr 05 D LE 5 Se Del Es. Diser Artikel lautet hier, meines Erachtens, viel vernünftiger als in der gedruckten Ausgabe; ’H. Chalfa erwähnt auch das angebliche Lo N] Ms Es sonst nirgends; die X. Form des Verbums gb: kommt auch in den Wôürter- büchern gar nicht vor. 462 (134) D. CuwoLrson. dass der erwähnte Abû-’Abdallab es in’s Arabische übersezt und bearbeïtet hat: von Ten- kelüschà ist aber, wie gesagt, hier gar nicht die Rede. Da nun weder die Angaben des el- Qifthi, noch die des Anonymus am Schlusse der persischen Uebersetzung unseres Werkes, noch die Mittheilung des Häg'i Chalfa uns einen kritisch gesicherten Haltpunkt für die Bestim- mung der Lebenszeit Tenkelüschä’s geben, so wollen wir uns lieber an das von demselben verfasste uns vorliegende Buch wenden, das uns hoffentlich sicherere Auskunft über diesen Punkt geben wird, als die eben mitgetheilten vagen Angaben. Der Titel dieses Buches lautet in dem Leidner Codex: 3 bill EU) LS SL Lo DE Ji y ae sue IPSll|] e Maté Auf diesen Titel folgt dann noch folgende Bemerkung : C5 pl) de SL Rues Lp HA) CE (NDS &o yall J) dc jossll U* 45 EAN) EU) Je > JS CP Jal æ Æ sd) A bai) 4 RL d, h. «Das Buch des Babyloniers Tenkelüschä el - Qügäni über die Bilder der Grade der Sphären und über das, was sie auf die Umstände der in denselben Geborenen hinzeigen; Abü- Bekr (ben) A’hmed ben Wa’hschijah hat dieses Buch aus der nabathäischen Sprache in's Arabische übersetzt und hat es dem Abü-Thälib A'hmed ben el-Hosein ben * Al ben A’hmed ben Mo'hammed ben Abd -el- Mahk ez- Zajjät dictirt». Wir wollen nun verschiedene Stellen dieses Buches mustern, aus denen man die Abfassungszeit desselben ersehen kann. Bevor wir aber dies thun, müssen wir folgende Bemerkung vorausschicken. Es ist näm- lich schon oben (p. 98) bemerkt worden, dass der Verfasser unseres Buches, nach dem Muster der alten Chaldäer, die 12 Zeichen des Thierkreises in 360 Grade und zwar jedes Zeichen in je 30 eintheilt. Der Verfasser geht dann alle 360 Grade der Reïhe nach durch, mit dem ersten Grade des Widders beginnend und mit dem 30. der Fische schliessend, und bemerkt immer : in diesem Grade erscheinen diese und jene Bilder, wobei auch grôsstentheils angegeben wird, welche Bilder sich zur rechten und welche sich zur linken Seite des in Rede stehenden Grades befinden. Was mit diesen so verschiedenen und mannichfaltigen Bildern gemeint ist, und wie dieselben zu deuten sind, wollen wir vorläufig dabin gestellt sein lassen; es lag übrigens auch gar nicht in der Absicht des Verfassers, dass ein Jeder den Sinn und die Bedeutung dieser Bilder verstehen solle, was in der Vorrede ausdrücklich gesagt ist”. So viel ist aber sicher, dass diese Bilder mehr oder minder der Wirklichkeit entnommen sind. So kommen z. B. fol- gende Bilder vor: dieser oder jener Prophet erscheint mit Tafeln in der Hand, worauf seine reli- giôsen Vorschriften geschrieben sind; Männer, die solche und solche Schriften lesen; Männer, die verschiedene Beschäftisgungen des alltäglichen Lebens verrichten ; Lebrer, welche Knaben Unterricht ertheïlen ; Jünglinge und Mädchen, welche spielen, tanzen und scherzen, u. s. w. Unter diesen Bildern kommen allerdings auch Dinge vor, die theils der Mythe, theils der Fabel 285) ist hier zu Lilgen; vgl. oben p. 8. 286) Auch dieses or) ist zu streichen; vel, oben p. 45, ib. Anmk. 19 und p. 16 f. Anmk. 22. 287) Vgl. darüber weiter unten p. 148 f. Ueger b1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (133) 463 angehôren, wie z. B. mythische Personen und fabelhafte Thiere, welche den Thieren nicht unähnlich sind, deren Bilder nach Berosos in dem Tempel des Bel zu Babylon aufbewabrt wurden?*, Diese mythischen Personen und fabelhaften Thiere gehôren aber in einem gewissen Sinne gleichfalls der Wirklichkeit an, in so fern nämlich die Babylonier an die einstige Existenz jener Personen und Thiere wirklich glaubten. Man kann daher mit Sicherheit annehmen — uod ich bin auch nach wiederholtem Lesen unseres Buches vollkommen davon überzeugt wor- den —, dass die in unserm Buche, bei der Beschreibung der erwähnten Erscheinungen, ge- schilderten Zustände oder erwähnten Thatsachen an und für sich nicht der Phantasie, sondern der Wirklichkeit und dem Leben entlehnt sind. Wenn es nun z. B. heisst: im 16. Grade des Scorpions erscheint ein alter Mann, der in einem Buche die Geschichte des Kôünigs Qijàmä liest'), so kann man nicht daran zweifeln, dass es einst wirklich einen Künig dieses Namens gab, dessen Geschichte in irgend einem Buche beschrieben war; oder wenn es ferner heisst: in einem gewissen Grade erscheint Saturn in einer solchen und solchen Gestalt, mit einem 290) schneeweissen Bart und in einem solchen und solchen Anzuge*””, so kann man auch mit ziem- 288) S. die Fragmente des Berosos in den Fragg. hist Graec. ed C. Müller, IT. p. 497, 4. u. vgl. M. v. Niebuhr 1. c. p. 482 f. 289) IX. 16, p. 74 heisst es nämlich: (JpÿJe e>) ans dk: [eiall +] Lie aol] [à ui] aol), EL) Le Ls La) das LL Las 0° & LE £= DE Las) cn UY°725 als. Der Name LL lautet in der persischen Uebersetzung eben so. Der NES NOPD kommt im Talmüd ôfters vor. Auch in der oben p. 67 (vel. ib. Anmk. 126) erwähnten Stelle bei Ibn - el - Monaggem wird ein Babylonier, wie es scheint, aus der Zeit der Arsaciden, erwabnt, dessen Name in der Sprengel’schen Handschrift Loyas lautet, was offenbar Less zu lesen ist. 70 9 290) Vin. 30, p. 63 foie: al (hall aïe (à J55 Las db: [oball ce) GA à sol ME U* de OI é june Je axe [is OI DCR) caler ie ce Y ° eb ail eo pl JE Je ab >) SNA Jo et JU GI Je IE 3 éLT, ad, 325 ph CP >, 5e ( lies à Le ans Call ie CHAOS L ea) oh (3 53 >ye5) Doi sel as) 35 tale Joie 325 old be put Les L des Go ddl Jé Edles 5e Ua be CSL 499 slqull. à Cod. eball 5pe (3 Jles3 in der persischen Uebersetzung dagegen: Je ; D 4 > Cuge j>. — 0) Cod. lue. — 0) Das Suff. ç in af} und in dem gleich darauf folgenden 4e scheint sich auf Saturn zu beziehen und binter | , . mag Etwas, wie (4) Le» ausgefallen sein. — d) Cod. AIR — e) Cod. és) , in der persischen Uebersetzung dagegen da Es 5 | ; dus ist der Name eines schwarzen, glänzenden, an Weichheit und Leichtigkeit dem Bernstein ähplichen Steines; offenbar ist dieses persische dx in es) arabisirt worden (wie z. B. als in ele) und ein unwissender Abschreiber hat daraus és) gemacht. — f) Cod. Sat in der persischen Uebersetzung richtiger 2. — 4) Cod. (2e ds as in der persischen 4G%4 (136) D. Cawozson. licher Sicherheit annehmen, dass der Gott Saturn wirklich in der angegebenen Weïse in den Tempeln dargestellt wurde; oder wenn es endlich heisst: in einem gewissen Grade erscheinen Schriften, welche die von Azdähi (oder Azàdà), dem Apostel des Saturn, gedichteten Gebete und Hymnen enthalten”"”, so kann man voraussetzen, dass es in Babylonien wirklich einst einen Apostel des Saturn dieses Namens gegeben, der Gebete und Gütterhymnen gedichtet hat. In der That sind mir verschiedene altbabylonische Persünlichkeiten, die unser Autor in ver- schiedenen Graden des Thierkreises erscheinen lässt, auch sonst aus anderen babylonischen Quellen als historische Personen bekannt””?. Desgleichen, wenn es heisst: der beim Aufgange dieses oder jenes Grades Geborene wird ein Kaufmann sein. der in verschiedenen Ländern Geschäfte machen wird, oder: er wird ein ascetisches Leben führen und sich in schwarze Wolle kleiden, oder: er wird Bücher sammeln, oder: er wird Geschichtswerke schreiben, oder: er wird sich hivsichtlich der Engel zu der Lehre dieses oder jenes Mannes bekennen u. s. w.: so kann mau daraus gleichfalls und zwar mit noch grôsserer Sicherheït folgern, dass es damals im wirklichen Lebeu in der That sehr reiche Kaufleute, Asceten, Büchersammler, Historiker und gewisse in Bezug auf die Religion divergirende Meinungen und dem Aehnliches gab; denn sonst hätte es dem Genethlialogen nicht einfallen kônnen zu sagen, dass die beim Aufgange jener Grade Geborenen solche Lebensrichtungen verfolgen werden, so wenig es der phantasiereichsten Zigeunerin vor 50 Jahren hâtte einfallen kônnen, Jemandem zu prophe- zeihen, dass er durch Eisenbahnactien werde reich werden. Dies vorausgeschickt kônnen wir zur Sache übergehen. Es kann nicht im Geringsten zweifelhaft sein, dass Tenkelüschà viel jünger als Qûtâmi ist; die Frage ist blos, wie weit man ihu herunterrücken kann und muss, und ich glaube nicht zu irren wenu ich ihn in die Zeit der Arsaciden und zwar spätestens in das 1. Jahrhun- dert nach Chr. Geb. setze. Im 9. Grade des Schützen, heisst es nämlich in unserm Buche, erscheint der Weise ’Aqüjà (oder : ’Am aqünä) in der Gestalt, wie er als schôner Jüogling Uebersetzung: _unw 9 5 3) QU 9° — h) Cod. Ie EST Es es muss aber sicher 5} pa | SE heissen, wor- auf das folgende >) qu] HUE hinweist; in der persischen Uebersetzung es Es. — à) Cod. JE 5 in der persischen Uebersetzung steht dafur 44, es muss also Dsl gelesen werden. — k) In der persischen Ueberselzung steht dus Up statt Aube ls — Es kann nicht zweifelhaft sein, dass Saturn in den babylonischen Tempeln auf die eben beschriebene Weise dargestellt wurde. LE] æ 291) V. 21, p. 39 heisst es: zur linken Seite des 21. Grades des Lôwen erscheinen : a) À) le> Las AS CR] ” »” Ji Jos l dao 9 9 4 r£ bi +) CD in der persischen Uebersetzung lautet der Name dieses Apostels SE Von demselben und dessen Aposteln wird weiter unten noch die Rede sein. 292) Vel. oben p. 99, Anmk. 198. L ne g 293) VIII. 1, p. 65 heisst es: J oi » a LYC y ... (d. h. im 1. Grade des Scorpions) Ly sl, Je Ce Qmeluis Jr le Li; in der persischen Uebersetzung Qielue. UEBER Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (137) 465 aussab ; mit seiuer Hand fasst er ein schônes Mädchen an, dem er eine kleine Geschichte er- zäblt, die Niemand versteht, und er lächelt diesem Mädchen zu. Zur linken Seite dieses Grades erscheint das Kôrbchen, in welchem der Kopf des Kônigs Richänà zu dessen Onkel gebracht wurde; dieser aber starb sogleich wie er diesen Kopf sah, und das Kôrbchen nebst dem Kopfe blieb ein Jahr lang im Hause, ohne dass Jemand es berührt oder gesehen hätte, bis der Ge- sandte des persischen Kônigs angelangt war, in jenes Haus kam und das Kôrbchen nebst dem Kopfe verbrannte . Nach dem eben ausgesprochenen Grundsatze muss man annehmen, dass es einst in Babylonien einen Kônig Richänà gab, dem aus irgend einem Grunde der Kopf abgehauen wurde, und dass die Perser zur Zeit dieses Kônigs die Herren des Landes waren. Wann kann aber ein solcher Kônig in Babylonien unter persischer Oberherr- schaft geherrscht haben ?- Diesen Kônig in die Zeit der Achämeniden zu setzen, wäre etwas Ge- wagtes, wenn dies auch nicht absolut unmüglich ist; denn Richänä kônnte vielleicht blos per- sischer Statthalter gewesen sein. Allerdings:ist der Name Richânà unzweifelhaft semitisch; aber die Statthalter von Babylonien zur Zeit der Achämeniden waren nicht immer Perser, son- dern auch den Eingeborenen wurde zuweilen diese Würde anvertraut. Mazaeus nämlich, der letzite persische Statthalter in Babylon zur Zeit der Macedonischen Invasion, war sicher ein 295 o T . ë ”, eine Namensform, welche init semi- Semite ; denn einer seiner Sôhne hiess Brocubelus tischen Buchstaben sicher D2K2"2 geschrieben werden muss und vollkommen dem hebrä- ischen Namen 5392 entspricht. Auch der Name Mazaeus lässt sich auf die semitische Form ie *%# oder YN zurückführen:; die erstere Form kommt in der altrabbimischen Literatur als Eigenname vor. Nur ist es aber nicht wabrscheinlich, dass ein bloser Statthalter gradezu «Kônig» genannt worden sein sollte. Es ist daher viel wahrscheinlicher anzunehmen, dass der erwähnte Richànà der Zeit der Arsaciden angehôrt, unter deren Oberhoheit in Mesopota- 294) Die betreflende Stelle lautet IX, 9, p. 89 wie folst: (*Lic xs ab [osäll ee) Flores D Le Lien Lua boue ST ET El jy À mel MÉLUbtee J) EU le, Life de el € Call Le ces La) éle, EL"); pete D! AJ lée ass QU, al Eu Ÿ, Lol que Ÿ âne ancse cell (as g " 49 MATE "|| dr (CA || 3Js. a) Statt E ac hat die persische Uebersetzung Ë a2,C. — b) Die- Mo Cy (229 ns J ge gare ses Wort giebt die persische Uebersetzuug an allen drei Stellen durch 4291 wieder. — €) Cod. pal ; die persi- sche Uebersetzung: Be 42 Jo. — d) In der persichen Uebersetzung: DICEE 5) r© RP El LEE 64 D 9 ; der arabische Codex hat Le, ganz ohne diakritische Punkte. — e) Cul ist nach der persischen Ueber- setzung ergänzt worden, WO 45 (A steht. 293) So lautet dieser Name bei Curtius, de gest. Alex. V. 36, p. 496 ed. Mützell; die var. lect. dieses Namens s. ib. Anmk. Bei Arrian, Anab. lautet dieser Name HI. 21, 4. Aytifnhos und VIL. 6, 4 AotrBoknc; Schmieder hält die erstere Form für sehr verdachtig ; wahrscheinlich aber ist die von Curtius überlieferte Namensform die richtigste; denn sie allein hat einen Sinn, dagegen ist wenigstens die Form Antibelos weder semitisch, noch iranisch. Mem. des sav. étrang. T. VIII. 59 4GG (138) D. CHwozison. mien verschiedene kleine Künige regierten**. In der Säsänidenzeit dagegen gab es, allen histo- rischen Indicien zufolge, in Babylonien keine selhständigen Kônige, sondern die Perser regierien damals dieses Land unmittelbar, d. b. durch ihre Satrapen””. Hat nun der Kônig Richänà zur Zeit der Arsaciden gelebt, so hätten wir somit die Grenze nach oben für die Lebenszeit Tenkelñüschà’s bestimmt; denn dieser hat dann sicher nicht vor der Arsacidenzeit gelebt. Auch sonst finden sich verschiedene Stellen in unserm Buche, die auf persische Zeïten hin- deuten ; so ist z. B. die Rede von Knaben, die persisch sprechen, von persischen Stricken,. von einem Schôpfeimer, der an einem persischen Rohr befestigt ist. Dieses und Aehnliches zeigt auf einen nahen Verkehr und eine nahe Verbindung zwischen Babyloniern und Persern zur Abfassungszeit unseres Buches. Um aber die Grenze für die Lebenszeit Tenkelüschà’s auch nach unten zu bestimmen, kônnen, wie wir glauben, folgende Stellen dienen. Im 13. Grade des Lôwen, heisst es in unserm Buche, erscheint das Bild der Sonne und ein schôüner junger Mann sitzt auf einem rothen seidenen Teppich, «gestickt von Frauen aus Babel» *®. Es versteht sich von selbst, dass Frauen aus Babel nur dann haben Teppiche sticken kôünnen, so lange diese Stadt noch existirt hat. Die Stadt Babylon hat aber während des ersten Jabrhunderts nach Cbristus nicht mehr existirt, wenigstens war sie um diese Zeit, #9, Wir wollen aber auf diese Stelle allein noch kein grosses Gewicht legen: denn es künnte immer môglich sein, dass Tenkelüschà dieses Bild gänzlich verôdet und ganz menschenleer der Vergangenheit entnommen und dass er selbst lange nach dem vülligen Untergang Babels gelebt hat. Aber folgende Stelle nôthigt uns zu der Annahme, dass dies nicht der Fall sein kanu und dass er spätestens eine sehr kurze Zeit nach dem vülligen Ruin dieser Stadt gelebt haben muss. An einer andern Stelte unseres Buches heisst es nämlich: im 25. Grade des Wassermannes erscheinen in der Umgebung eines nicht tiefen Brunnens singende Vôgel, die um einander herumstolziren und von denen einige vom Wasser des Brunnens trinken. Zur rechten Seite des Grades, heisst es ferner, erscheinen Fe'ern von Végeln, welche letztere unter einander sprechen und die einen von ibnen den anderu erzählen in einer Sprache, «welche nur die 296) Vel. in Bezug auf das eigentliche Babylonien Hamzah Içfahânis Annalen ed. Gottwaldt, Text p. 4V f. und Uebersetzung p. 76 und Z. d. d.m. G.IL. p. 163 u. 186. Die Kônige von Edessa., Adiabene, Characene u. dgl. andern transeuphratischen Provinzen waren mehr oder minder den Parthern unterworfen. Ausser diesen positiven Facten kônnte man auch aus der fast ganz freien und unabhängigen Stellung der griechischen Colonialstädte im par- thischen Reiche die Existenz solcher Unterkônige daselbsi folgern. 297) Mit der Thronbesteigung der Säsäniden hat in den ehemaligen parthischen Provinzen nicht blos ein Dy- nastiewechsel, sondern auch eine vollstandige innere politische und religiôse Revolution statigefunden. Es ist hier nicht der Ort diesen Punkt ausfübrlich zu erorteru, so viel will ich aber bemerken, dass aus verschiedenen Stellen des Tal- müds, so wie auch aus manchen in den Schriften der Geônim erhaltenen Nachrichten hervorgeht. dass die Säsâniden- kônige unmittelbar in die Verwaltung der Provinz Babylonien eingegriffen haben, und dass sich in diesen Schriften auch nicht die geringste Spur von der Existenz einheimischer Kônige daselbst zu jener Zeit findet. 298) V. 13, p. 37: : jus ts dE PRES ee [uma +) àc ares SEE ds ar U* De ele els Je BAIE do). 299) S. oben p. 36 und die ib. Anmk. 614 angefübrte Abhandlung von Sainte- Croix. User p1£ UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (139) 467 Bewohner des Landes Babel oder vielmehr nur die (der Stadt) Babel verstehen» *, Dies setzt zunächst voraus, dass die Bewohner der Stadt Babylon einen Dialect gesprochen haben, der von dem in den übrigen Gegenden Babyloniens gesprocheneu in gewisser Hinsicht verschieden war, was uns übrigens weiter nicht befremden darf, da die Bevôülkerung Babylons #0), Aus dem Umstande aber, dass der Verfasser hier dieses von jeher eine sebr gemischte war Bild gebraucht, glauben wir folgern zu künnen, dass als derselbe schrieb die Stadt Babylon noch eine Bevülkerung hatte und noch nicht gänzlich verôdet und menschenleer war, wie dies im ersten Jahrhuudert nach Christi Geburt der Fall war, oder wenigstens dass Tenkelûschà eine kurze Zeit nach der gänzlichen Verôdung dieser Stadt lebte, als nämlich die Erinnerung noch lebendig war, dass die ehemaligen Bewohner dieser Stadt einen Dialect gesprochen haben, der von dem in den übrigen Theilen des Landes gesprochenen verschieden war. Allerdings ist das hier vom Verfasser gegebene Bild ein reines Phantasiebild, aber derselbe würde doch kei- neswegs den in der Stadt Babylon gesprochenen Dialect so streng von der in den übrigen Thei- len Babyloniens gesprochenen Sprache geschieden haben, wenn Babylon zu seiner Zeit schon längst gänzlich verüdet uud menscheuleer gewesen wäre, wie dies z. B. im 2. Jahrhundert nach Christi Geb. der Fall war. Wir glauben daraus folgern zu kônnen, dass unser Buch nicht später als etwa im 1. Jabrhundert nach Christi Geb. verfasst worden sei. Auch einige andere Andeutungen scheinen darauf hinzuzeigen, dass zur Zeit des Verfas- sers viele Griechen in Babylonien lebten, die daselbst noch ihre Tempel und Altäre hatten uud unter denen es noch Gelehrte gab; in der zweiten Hälfte des 2. Jahrhunderts aber war das Griechenthum daselbst im vôlligen Verfall und selbst die ehemals so blühende Stadt Seleucia am Tigris war damals eine Einôde. Im 5. Grade der Zwillinge heisst es nämlich in unserm Buche, erscheint die Gestalt eines Weisen des Westens, — worunter offenbar ein Grieche und kein Punier gemeint ist —, der auf einem eisernen Catheder sitzt; der in diesem Grade Geborene, heisst es gleich darauf, 302) wird ein Lügner, scham- und treulos sein und wird lange leben Leigt dies nicht darauf hin, dass der Verfasser griechische Gelehrte kannte und dass die berüchtigte fides graeca zu seiner Zeit in Babylonien wohlbekannt war? ‘ 2 LPP2) 300) XI. 25, p. 139: Lade) (C5 jo 232 a Los cl [loll se] Go sball, dell) [és oi] ue lee ue le yo Di, sa De bus Mb] Dans die 46 je Je (Po ua Lie AE db J) s EL pr Je! Ÿ L45 a Y als Lis Lys LS Ps Jyrb. — a) Cod. 5,2 + 9. 304) S. Berosos in den Fragm. hist. Graec. II. p. 496, 2. und vel. Niebuhr L. c. p. 480. 302) TL. 5, p. 21: eye pie ue LL al) ri sp Les cd [gd opel dueldi [as ul] os 1 1% —— : : %b Q#229 ot re » 4g> 9 «2 Le À MS une Los Jl ce JUJs. a) Die persische Ueber- setzung: po L#2* — b) Hb. Lis Qy2» Was einen bessern Sion giebt als ETS 468 (140) D. CHwoLson. An einer andern Stelle heisst es: im 2%. Grade des Steinbocks erscheint eine junge Kuh von starkem Kôürperwuchs; einige Griechen erfassen sie und treiben sie vor sich her, um sie zu opfern und sich durch diese Opferung dem Mars zu nähern; zwei Frauen laufen hinter der Kub her und lachen, während ihre Gesichter roth wurden *”. Da auch dieses Bild, wie fast alle andere, offenbar aus dem wirklichen Leben entlebnt ist, so müssen wobl zur Abfassungs- zeit unseres Buches noch viele Griechen in Babylonien gelebt haben, die noch ibre heidnischen Tempel hatteñ und noch nicht in die einheimische Bevülkerung aufgegangen sind. Ueberhaupt muss ich bemerken, dass an verschiedenen Stellen unseres Buches sich voch sehr lebhafte Reminiscenzen aus der Blüthezeit Babyloniens sich kundthun, aus der Zeit näm- lich wo dieses Land noch selbständig war und von einheimischen Kônigen beherrscht wurde, wo ferner Kunst und Wissenschaft in hoher Blüthe standen und wo endlich Babylonien noch von grossen Reichthümern und allerband Luxusgegenständen überfüllt war, und die Städte dieses Lan- des reich ausgestattete Tempel hatten, die mit goldenen, silbernen und elfenbeinernen Gôtterstatüen geschmüekt waren. Wir wollen beispielsweise eine Stelle anführen, wo uns ein lebhaftes Bild aus der Blüthezeit Babyloniens vorgeführt wird und aus der man ersehen kann, dass die Erin- nerung an diese Zeit zur Zeit des Verfassers noch sehr lebhaft war. Im 30. Grade des Schützen, heisst es in unserm Buche, erscheint die Gestalt eines grossen Tempels, in welchem sämmtliche Gütterbilder des Jupiter sich befinden ; es ist der Festtag dieses Gottes und die Leute befinden sich in diesem Tempel, die Einen unter ihuen beten, die Andern preisen, heiligen, räuchern, flehen demüthig, suchen sich durch verschiedene Opfer (der Gottheit) zu nähern, Andere end- lich spielen die Laute und schlagen die Trommel. Zur rechten Seite des Grades befindet sich die Gestalt des Meschkedäï, des Verfertigers der Gôtterbilder, wie er ein Gôtterbild [in weib- licher Gestalt] aus Marmor aushaut, mit dessen Verfertigung ihn der Kônig beauftragt hat, um es in seiner (des Künigs) Residenz aufzustellen, damit seine Grossen und auch er selbst vor diesem Bilde beten. Zur linken Seite des Grades befindet sich der mit [Malereien], Edelsteinen und wun- derbaren Bildern geschmückte Tempelchor (vds), in welchem ein Bild aus reinem Elfenbein von schônster Gestalt und vollkommenster Arbeit aufgestellt ist®”. Auch an andern Stellen ist son 2 pm lande le cb Ksod) à Dee ol, ble a SE ini, él J Else ie Cle) Lis Ces à Ue Ljsl vi, Lune Ç pe RU ee Lo,. — a) Cod. aus, in der persischen Uebersetzung: Os « 1 — b) Cod. . 3-1}, die persisehe Uebersetzung: (yL5igs. — 6) Cod. Lg ul, die persische Uebersetzung: DS es 5] É° Ce SINCISA Gb 35. — à) Coa. lp, was unzweifelhaft Lys? js gelesen werden muss. 304) Diese Stelle lautet IX. 30, p. 104 wie folgt: Gyo 45 elb: AUS 4) ] up XI äs OI pre Les Je à at JISX Le JAC F7 L2 El, CARS srl p LE) das sat JG» _ po pis SN PA! | PA L — re 9 p rss le pers 9 pi Do 9 peer LU UE 9 rs E 9 Urger Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (141) 469 von kostbaren Gôtterstatüen, so wie auch von sonst hôchst werthvollen Kunstproducten sebr oft die Rede*”. Ich glaube, dass Tenkelüschà keine so lebhafte und klare Erinnerungen aus der Glanzperiode Babyloniens noch erhalten, wenn er etwa im #4. oder 5. Jahrhundert n. Chr. gelebt hätte, wo der Glanz Babels seit länger als 800 —-900 Jahre schon erloschen war. In unserm Buche kommen aber auch manche andere Stellen vor, aus denen Andere vielleicht folgern werden, dass dasselbe noch jünger als das erste Jabhrhundert n. Chr. sei, was ich aber vicht thun kann. Wir wollen hier diese Stellen kurz besprechen. So kommt z. B. in unserm Buche an zwei Stellen der Name Türke vor; aber es ist schon oben (p. 15) nachgewiesen worden, dass Ibn-Wa’hschijjah die alten Vôülker-, Länder- nnd Städtenamen seines Originals modernisirt hat. In urserm Buche ist auch oft die Rede von irreligiôsen Menschen, welche die Religionen nicht achten, die Gôlter nicht verehren, verbotene Speisen geniessen, und von Kôünigen, SLI x Vel JS ÿ* lée Cest 925 pli ale Game 0 9 LE D) Cäs all, >alL ES Gess Lo Lu QYEs FER EU aJ des aus a) dei ME 3 Go Je d=s1 (Eess de Ja ÿ)9e sl L Fr ee y Jesre rie dn5g dans? GS LE UWoye®. a) Man sieht daraus, dass in den babylonischen Tempeln eine Gottheit nicht durch ein einziges, sondern durch verschiedene Bilder darge- stellt wurde, und dass die Zabl dieser Bilder — und sicher auch die Symbolik eines jeden derselben — durch religiôse Vorschriften festgesetzt waren; denn sonst kônnte nicht von «alle n» Bildern des Jupiter die Rede sein. — b) An welchem Tage dieses Fest fiel, ist in den mir bekannten babylonischen Quellen nicht angegeben. — c) Cod. à pal) : die Ueber- setzung der Worte ro > a) L Lo pas pi222s fehlt in dem persischen Text. Vgl. Ssabier II. p. 463, und p. 728, Anmk. 61. — d) Cod. vielleicht ASS in der persisch. Uebersetz. steht aber ein deutliches >; dagegen hat der persische Uebersetzer die in babylonischen Eigennamen so häufige Endung Çsl missverstanden und sie durch us wiedergegeben, was hier unbedingt falsch Ist. — e) Cod. Es, es kann aber nicht zweifelhaft sein, dass hier LLsU zu lesen ist; die persische Uebersetzung hat auch CRT eben so ist hier A aile durch Je },5 = wieder- gegeben, und man sieht daraus, dass das Verbum oies auch von Bildhauerarbeiten gebraucht wird; vgl. Vullers Lexicon Persico-Lat. I. p. 429 f. s. vs. LES und ou. — f) Die persische Uebersetzung fügt hier ç die Worte: RE) 9 hinzu; im arabischen Text müssen also hier die Worte sl 09e L ausgefallen sein. — g) Statt der letzten drei Worte hat die persische Uebersetzuns ganz abweichend: Lil SE C4 5 ; der per- ç 1226 É sische Uebersetzer hat also 5] ve) statt 0 +) gelesen. — A) Cod. oJAC, Was sicher falsch ist; die persische Ueber- setzung: 51» u° YU Lee BL, — à) Unter ue ist hier sicher der Standort des Bildes, der vaoc der Griechen, zu verstehen. — k) Cod. Jo; sie persische Uebersetzung: Je L53 LS J> LG, ne le, 2, KL; das entsprechende Wort für K fehlt im arabischen Text. (2925 und das diesem Worte entspre- chende oX ist nicht ganz treu durch Edelsteine wiedergegeben; denn unter diesen Worten versteht man viel- mebr: geschnittene oder auch ungeschnittene Siegelringsteine. 305) Z. B. IIL. 29. IV. 5. 14. 22. IX. 2. 13. 19. 20. 27. 30. X, 7. XII. 6. 28 u. 5. w. k'7O (142) D. CawoLson. welche die Wissenschaften pflegen und die Religionen verachten; desgleichen werden Bücber erwähnt, welche gegen die Gôtter und deren Verehrung gerichtet sind. Aber dieses Alles berechtigt nicht, wie ich glaube, eine starke Verbreitung des Christeathums zur Abfassungszeit unseres Buches vorauszusetzen; denn erstens haben wir oben üfters geschen, dass eine Opposi- tion gegen die Landesreligion sich schon von den Zeiten Anü'hà’s und Jaubüschäd’s her- datire, und da letzterer Nachfolger hatte, die ihn fast gôttlich verehrten “7, so muss es eine gauze Secte gegeben haben, die im schroffsten Gegensatz zur allgemeinen Landesreligion stand. Allerdings zeigte Janbûschäd seine Nichtachtung derselben mebr durch Worte und Thaten *” als durch Schriften, die er vorsichtig abgefasst und in denen er nur versteckte Angrifle gegen den Landescultus machte; aber Anû’hà trat ganz ôffentlich mit Schriften gegen den Gützen- dienst auf und wurde auch deshalb von seinem eïfrigen Gegner, dem Kana’anäer Thâmit'ri, verfolet*”. Und wer weiss wie viele andere Männer ausser den beiden erwähnten schon früh- zeitig gegen die Landesreligion aufgetreten sind! Ausserdem muss ich bemerken, dass in un- serm Buche weit ôfter von frommen, den Gôttern und der Verebrung derselben mit Leib und Seele ergebenen Kônigen und Privatleuten als von Gottlosen und Verächtern der Religion die Rede ist". An einer andern Stelle unseres Buches werden drei Kerübim erwähnt*""; aber dieses braucht nicht gerade von den Juden und aus der Bibel entlehnt worden zu sein; denn die alten Babylonier hatten — was ich ganz bestimmt weiss — eine sehr ausgebildete Angelologie und sogar, wie es scheint, verschiedene diese Lehre betreffende Systeme‘. Bekanntlich geben auch die Rabbinen an, dass die Juden die Namen der Engel erst in Babylon gelernt haben. Auch Qäbil der Sohn des Adam — oder nach der persischen Uebersetzung: Qäbin der Sohn des Adami — wird in uoserm Buche erwäbnt, wo es von ibm heisst, dass er im 13. Grade des Schützen erscheint und bei sich einen langen Stein in Form einer Tafel hat, auf dem unter- einander ringende, siugeude und spielende Mädchen abgebildet sind°®. Bekapotlich nennen 306) v. 3, p. 33: Li>le M, ag] JUL) mi 307) S. oben p. 97. 308) Qüt âmi erzählt von ihm, dass er niemals die Tempel der Gôtter besucht und dies selbst an den hôchsten Feiertagen zu thun unterliess; und als er einst darüber befragt wurde, hätte er die Augen zur Erde niedergeschlagen und nichts darauf erwiedert. 309) Cod. L. a. p. 303 spricht Qùtâmi ausfübrlich darüber. 310) Von Gotilosen und Relizionsverächtern ist in unserm Buche etwa in 13—14 Stellen die Rede; von From- men und strengen Verehrern der Gôlter, die sich durch Fasten, haufiges Beten, Darbringung vieler Opfer und dem Aehnliches auszeichnen, wird an fast fünfzig Stellen gesprochen. LD DEN NE 311) V. 17, p. 38: (sic) es rose in der persischen Uebersetzung: Es duo 5 Cie 312) Vel. oben p. 136, Anmk. 293. 313) IX. 13, p. 92: ans (ho) ol Jos CAL ISIN ke [umoall y] Die HEIN PES: 7 0#,-77 27 > 25 C)#2225 Le +22 QEJ sole Dye das Q gare go any ÿgll ol père JL 3 Ueger Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (443) 471 die Mohammedaner den biblischen Qajin : Jeb, welche Namensform, wie ich glaube, aus der Form DE entsanden ist, die wiederum eine Corruption von dem ursprünglichen :, ME sein mag. Aber eben so gut wie die Babylonier, unabhängig von der Bibel, einen Ïschità ben “Fe mi hatten, so küonten sie auch einen Qajin ben Adami gehabt haben, ohne denselben der Genesis ent- lehnt zu haben. Dann darf es uns, bei der ausserordentlichen Verbreitung der Juden in Baby- lonien, weiter nicht befremden, etwas Biblisches in einem babylonischen Buche des ersten chuistlichen Jahrhunderts zu finden, besonders da unsere Stelle ausser dem Namen nichts Bi- blisches enthält. Die von den Mohammedanern gebrauchte Form Jet dagegen, rübrt sicher von Ibn-Wa’hschijjah oder von einem Abschreiber ber. Am Schlusse ea Beschreibung des dritten Grades des Scorpions findet sich der Satz: ce CL? 21 nr RUE Dieser Zusatz aber, der übrigens in der persischen Uebersetzung ganz Rhit, rübrt ohne Zweifel von Ibn-Wa’hschijjah her, worauf das JB hinzeigt, hinter dem die Worte y) oder Éd o) offenbar ausgefallen sind. In unserm Buche kommen pämlich an verschiedene Steilen Bemerkungen vom Verfasser selbst vor, in denen es heisst, dass in diesem oder jenem Grade diese oder jene altbabylonische Celebrität geboren wurde, aber niemals geht diesen oder andern Bemerkungen des Verfassers ein JL voran; Ibn-Wa’h- schijjah setzt dagegen seinen eigenen Bemerkungen immer dieses Wôrtchen voran, und es findet sich in der That von ihm auch eine Bemerkung über die Constellation bei der Geburt Mosis. Beim 10. Grade des Krebses wird bemerkt : Les lys Je, Due og Lys el ÿyyall Le Le Qu L;]. Diese Stelle lautet m der persischen Uebersetzung : EE Jl» ls (sic) Los) 1,1 af L > EL mo loss] Cyge 4». Es kann nicht zweifel- haft sein, dass Los ;] des arabischen Textes — dem persischen Les j] ist und dass Lilo> | wie Gle>;] gelesen werden muss, welche Form dem persischen £lo> ;| entspricht. Da nun der Text der mir vorliegenden persischen Uebersetzung viel zuverlässiger ist als der arabische des hôchst corrumpirten Leidn. Cod., so muss man annehmen, dass Lslos j] die richtige Form ist und dass Ls>;] entweder eine Corruption oder eine schlechte Conjectur eines Abschreibers ist. Ob aber die Form Wlo> j| von Tenkelûüschà oder von Ibn-Wa’hschijjah herrübrt, lässt sich, wie ich glaube, schwer entscheiden. Desgleichen muss es den Irâpisten zur Entscheidang über- lassen werden, ob auch Tenkelûschà im 1. Jahrhundert n. Chr. die Form Giles, j] hat ve- brauchen kônnen, oder nicht. In den Zendbüchern kommt übrigens die Form Agi- -dahäka*? vor; da wir aber die religiôsen Verhältnisse in Babylonien und Persien zur Zeit der Arsaciden so gut wie gar nicht kennen, so lässt sich aus dem Gebrauche des erwähnten Wortes keine bestimmte Ji, — a) In der persischen Uebersetzunpg: die due De: Je — b) Cod. El 'd S 314) Vgl. Vullers 1 c. LE. p. 86, s. v. HAE 472 (444) D. CawoLzson. Folgerung für das Zeitalter Tenkelûschà's machen, selbst wenn wir bestimmt wüssten, dass dieser und nicht erst Ibn -Wa’hschijjah dieses Wort gebraucht hat. In der Einleitung spricht der Verfasser von seinen Vorgängern und erwähnt zwei Ge- lehrte, welche über das von ihm bearbeïtete Thema geschrieben haben, und von denen der eine LA r107 Le Clos, Berhemänijà el-Chosrawäni heisst*"”. Dieser Mann ist mir sonst unbe- kannt; was aber seinen Beinamen anbetrifft, so muss ich bemerken, dass in der «nabathäi- schen Landwirthschaft» ôfters eine Stadt Namens &9 us oder &3l;us, Chosräweijah, vorkommt, die jenseits des Tigris unweit vom jetzigen Bagdäd lag und den Beinamen ac sl, «die alte» führt. Wenn nu aber der Name dieser Stadt auf die Säsànidenzeit hinweist, so muss angenommen werden, dass diese Stadt schon lange vor dieser Zeit existirt hat und von einem der Chosroen nur renovirt und mit dem Namen des Renovators benannt wurde: Ibn-W a'h- schijjah aber gebrauchte hier, wie auch sonst überall, den modernen Namen dieser Stadt. Der Name des zweiten Gelehrten, den Tenkelüschà als seinen Vorgänger bezeichnet, 7. 0 lautet in der Leidn. Haadschrift sl) , d.h. Arsathôjüiüs. Dieser Name ist sehr deut- lich geschrieben und mit Vocalen versehen, nur ist der letzte Buchstabe |. etwas zweifelhaft; denn unter dem zweiten Häkchen dieses Buchstaben finden sich zwei horizontal gesetzte Punkte, die vielleicht nicht aus Versehen hieher geselzt wurden; dagegen zeigt das an unserer Stelle sich befindende Häkchen über dem |, dass dieser Buchstabe wirklich wie gelesen werden soll. Man muss also eins von beiden annehmen, nämlich entweder dass das Häkchen über dem Q- oder dass die zwei Punkte unter demselben falsch sind ; rehmen wir also das letztere an, so lautet der Name deutlich nach der Vocalisation des Leidn. Codex’ Arsathäjülüs. Tenke- lûschà sagt von ihm, dass er gleichfalls ein ausführliches Werk über die Indicien der Grade geschrieben hätte, dass dieses Werk aber sehr dunkel abgefasst und schwer verständlich sei 2 206 516) Natürlich wird es einem Jeden gleich einfallen, den Namen Se LE | , Arsa- u. S. W. L} CSC thäjülüs, im Jp the j , Aristoteles zu verwandlen und demnach anzunehmen, dass unser Verfasser eine Pseudo-Aristotelische Schrift über Genethlialogie vor sich gehabt hat. Unter den Mohammedanern cursirten nämlich in der That eine Menge Schriften über verschiedene Arten 315) Vel. die folgende Anmerkung. 316) Die betreffende Stelle, in der auch von dem oben erwahnten Berhemäânijä el-Chosrawäni die Rede AOC ist, lautet (p. 6) wie folgt: Job» Lil Je ds j> ds > es ds RE (FE dés Je APRES DE ne) HJÉ Us uk af DIE rec PL «il (sea) Gel) SL el he je RE PSI) pe el pllse Le ais sd Lilo, Las} use JL co? LS, ni res ed) ete res Us, LE re Ly d> pi J2 gs) J3 Lis Le po re Ueger DIE ÜEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. ÜEBERSETZUNGEN. (443) A7 3 ] der Zauberei, über Divination, Astrologie, Telesmatik und andere ähnliche abergläubische Gegenstände, die sonderbarer Weise den Namen des Aristoteles als Verfasser an der Spitze trugen*"”. Der Ursprung dieser Pseudo-Aristotelica ist mir unbekannt, sie rühren aber wabr- scheinlich theils von mohammedanischen, theils von syrischen und theils wohl auch von grie- chischen Fälschern her. Unzweifelhaft ist es jedenfalls, dass Tenkelûüschâ keine solche dem A ri- stoteles fälschlich beigelegte Schrift vor sich gehabt haben kônnte, wenn er wirklich im 1. Jabrhundert nach Chr. gelebt hat. Ich muss aber bemerken, dass ich meinerseits eben nicht 57-100 daran glaube, dass der Name cholp lu) eine Corruption des Namens Aristoteles sei. Von den Mohammedanern nämlich kann man es mit Bestimmtheit behaupten, dass sie das grie- chische n niemals durch ,, sondern immer durch » wiedergegeben haben. Der Name des Aristoteles wird daher von mohammedanischen Scbriftstellern in der Regel Es — abgekürzt blos ob) — geschrieben, und die Form QE LL. kommt allerdings gleichfalls vor, aber selten. Nun wäre es allerdings nicht auffallend, wenn ein babylonischer Schriftsteller der spätern Zeiten das erste + im Namen Aristoteles dureh und das zweite + durch A wiederge- geben hätte; denn äholiche Erscheinungen kommen beï syrischen Schriftstellern vor; dagegen wäre es hüchst auffallend, wenn er das griechische n, das in der spätern Zeit ganz bestimmt wie 2 aus- gesprochen wurde, durch 1 transseribirt hâtte. Der Name Aristoteles war auch früher unter den Mohammedanern ében so bekannt wie bei uns, und wenn oun an unserer Stelle der erste 109 Theil des Namens ausdrücklich [L.,] — und sogar mit einem & über dem |, was die Moham- medaner bei fremden Namen, meines Wissens, sonst niemals thun — vocalisirt ist, so wollte man offenbar durch diese Vocalisation der Verwechslung mit dem allgemein bekannten Namen - 106 des Aristoteles vorbeugen. Die beiben Sylben AE in dem Namen map ls kommen auch sonst in dem babylonischen Namen einer Speltart, Le, Jülûrità genannt, vor. Das letzte Q- in dem erwähnten Namen ist, wie oben bemerkt wurde, überhaupt unsicher. Nach dem eben Gesagten hat man also keine halthare Gründe, in dem erwähnten Namen den des Aristote- les und an unserer Stelle eine pseudo-aristotelische Schrift zu vermuthen: Wollte man übrigens, wegen der allerdings zweiïfelhaften Endung us, durchaus annehmen, dass in dem Namen M A ein griechischer Name steckt, so kônnte man eher an Aristobulus als an Ari- stoteles denken; Aristobulus künnte aber der Name irgend eines unbekannten orientalischen Griechevn, oder auch vielleicht der eines Chaldäers *'® sein, der um die Zeit Christi oder viel- leicht noch früher ein Buch über Genethlialogie geschrieben haben mochte. Der erste mir bekannte Schriftsteller, der unser Buch erwähnt, ist der berühmte Ibn- Sinà (starb 1057 n. Chr.), der in seinem +1] 5 im Capitel pl ps) pe unserer Schrift mit den Worten: Lus® L» Ki) IA] 2? gedenkt. Wabrscheinlich von dieser Quelle 317) S. Ssabier L p 714 und ib. Anmk. 3, 318) Strabo (XVI. 4, 6.) kennt einen Chaldäer, der den ächt griechischen Namen Seleucus führt. Mém. des sav. étrang. T. VIII 60 * 47% (146) D. Cauwozson. abhängig, erwähnt auch Schems-ed-Din Mo’hammed ben Ibrähîm ben Sà'id el-Ancçäri el-Akfâni es- Sachduwi (starb 749 — 1348) in seinem Irschäd el - Qâcid®"® die Schrift (1. L,KuJ) Ls,K:] EU] €? unter den Schriften, welche einzelne Theiïle der Astrologie be- handeln. ‘Hâg'i Chalfa, der hier wohl aus dem Irschäd des Sachäwi schôpfte, erwähnt gleichfalls unser Buch*® unter dem Titel ol Ki ae É OVAI] e2? Auch der berühmte Rabbiner Maimonides, der gegen das Ende des 12. Jahrhunderts n. Chr. schrieb, erwähnt*?" unter den heidnischen Scbriften, die ihm, wie er sagt, Aufklärung über den Ursprung vieler mosaischen Gesetze gaben, ein Werk, dessen Titel in hebräischer Uebersetzung moy 23 on n19pt 522 n'y ms 93237 lautet und an dessen Identität mit unserm Buche ich jetzt nicht mehr zweifle*?. ‘Hâg’i Chalfa erwäbnt auch an einer andern Stelle *? ein El ol, 5 SU ohne weitern Zusatz; ich bin aber nicht ganz davon überzeugt, dass er damit unser Buch meint. Unter den Persern cursirte nämlich ein Buch mit Malereien, das den Titel Teng'elôsch oder Teng'elôschà fübrte und über welches in dem persischen Originalwürterbuch : AAE ol» folgende Notizen sich finden: Teng'elôsch, heisst es daselbst, sei nach den Einen der Name eines Gemäldebuches von einem griechischen Weisen, Namens Lôschà, welches dem Gemälde- buche Arteng des Malers Mâni entgegengesetzt ist, und so wie dieses Arteng, so wurde jenes Teng' genannt; nach Andern soll es der Name einer griechischen Malerschule sein, die der chinesischen Schule (deren Repräsentat Mäni ist), entgegengesetzt sei. Andere dagegen behaupten, Tengelésch sei der Name eines babylonischen Weisen °”. Io dem folgenden Artikel heisst es daselbst: Teng'elôschà, mit eiuem Elif am Ende, bedeute dasselbe wie Tengelôsch und damit sei das Buch und die Tafel des Weisen Lôschà gemeint; Teng' heisst nämlich eine Tafel und Lôschà sei der Name eines griechischen Weïsen. Nach Andern soll Lôschà der Name eines babylonischen Weisen sein, der Kenner der Lehren von natür- licher Magie, der Alchymie und dem Stein der Weisen und zugleich in der Kunst der Malerei ein zweiter Mâni war, so dass das Buch des Mâni: Arteng und sein Buch Teng' genaont wurde, Andere dagegen behaupten ; Teng'elôschà und Arteng' seien die Namen von zwei Büchern und (ersteres) bezeichne zugleich eine griechische Malerschule. Hierauf folgt noch 319) An der oben p. 131, Anmk. 274 erwähnten Stelle. 320) IN. p. 223, Nr. 5046. 321) In seinem Moreh-Nebükim III. 29 £egen Ende. 322) S. Ssabier I. p. 715 f. und vel .ib. Il. p. 361, $ 14. 323) V. p. 65, Nr. 9992. 324) oi) clos ele er us°2J re lee) SES el QU“ 9? 02 > UD _ 2. L De ! Jil,s Lu) D le LS aGlis®, ar li . 55 co ete 2e D> SL +b ci) ee AE Jose PT DEL ele me bise: Ueber den Maler Mâni vgl. weiter ane Ueger DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (147) 475 die Bemerkung, dass der Name Teng'elôschà auch mit : geschrieben wird. In dem Art. és) werden zuerst die verschiedenen Bedeutungen dieses Wortes angegeben und dann wird bemerkt, dass dasselbe der Name eines griechischen Weisen sei, der auch Ge); Lôschà hiess®®. In dem gleich darauf folgenden Art. FA heisst es: Lôschà sei der Name eines grie- chischen Weisen, der ein ausgezeichneter Maler war, und so wie Mâäni das Oberhaupt der chinesischen, so war Lôschä das der griechischen Maler; das Buch des erstern wurde Ang'el- jûn und das des letztern Teng'elôschà und zugleich Tengelôsch genannt°”). So weit der persische Lexicograph; was ist aber von diesen Nachrichten zu halten und in welchem Ver- hältniss steht dieses Gemäldebuch zu dem unsrigen? Vullers glaubt mit diesen Angaben des persischen Lexicographen leicht fertig zu werden und bemerkt: «Sine dubio vox 3) _— sive L.,) e pictoris Graecorum celebrati nomine ZedËts depravata et cum voce Lsaclcome posita est, qua planum extensum s. tabula (a L as%e) pictoris intelligenda est ita, ut voce en S sive E,K5 Leuxis opera significentur et altera voce Es pro quo etiam simpliciter JS dicitur, Manetis pictoris opera». Es gehôrt allerdings Phantasie dazu, in dem Namen Lôsch oder Lôschà den Namen Zeuxis herauszufinden. Ich vermuthe, — und will das hier Gesagte auch nur als Vermuthung aussprechen —, dass die Angaben des persischen Lexicographen auf folgende Thatsachen sich reduciren. Im Orient cursirte nämlich die Sage, dass der bekannte Häre- siarch Manes ein Buch mit Bildern geschrieben hätte, durch das er die Leute zu seiner Lehre zu verführen suchte; dieses Buch wurde, wie wir eben sahen, Uk , d. h. Evangelion und auch Sy genannt, welches letztere Wort nach Vullers vom Zend airya canha, nar- ratio praeclara, abzuleiten ist und also, wie Vullers annimmt, gleichfalls Evangelium bedeutet. Es gab ferner auch von unserm Werke des Tenkelüschà Exemplare, in denen die im Texte 325) (Rs ae as Jb rs «lé asie, LL 02) var es GÙ Gb: L L,K5 GLS, Le LOL 1 0 DL Ju es es, cul eR 4b Li, aie sil Ge y LU of aGle ul op le GE wsugass Lili plus plie, el es “ls pe plis Cul CES» 4 SAR ls ee une ss sel Ent P ae bbs Go Eyges (El > aus PP: 326) 5e LD Guess Cul ef pb per SL. el: En (super 5 Cao p dl, ess > ee plans ll oués Jus GEL Le D oo Lg. JL. SL als, ais 5, Lie DL LÉ LI LS is de vf L'ole DT ailes Cul op pos lil vf. Dirk F moe Vel. Vullers L.c. L p. 76, 5. v. Bee p. 136, 5. v. cel und p. 471 , 5. v. ue. 476 (149) D. CH woLson. beschriebenen, in einem jeden Grade des Thierkreises erscheinenden Figuren abgebildet waren. Ich habe zwar kein solches Exemplar unseres Werkes gesehen; aber in dem mir vor- liegenden Exemplare der persischen Uebersetzung unseres Buches sind leere Stellen für jene Abbildungen gelassen, die aus einem mir'unbekaunten Grund unausgefüllt geblieben sind. Der Maler Lôsch oder Lôschà hat, wie ich glaube, seine Existenz einer falschen Etymologie zu verdanken. Die Perser nämlich haben wobl unser Buch mit den in demselben sich befindenden Abbildungen gekannt, und da DC persisch: «planum quodvis expansum vel tabula, quam pictores pingunt» heïsst, so spalteten sie den Namen LE ,K5 in C5 und Es und machten aus unserm Buche ein Gemäldebuch des Malers Lôschà. Dieses scheint mir die Grundlage zu sein, aus dem das Gewirre von unsinnigen Nachrichten bei dem persischen Lexicographen entstanden sind. Uebrigens sieht man, dass selbst unter diesen unsinnigen Angaben sich auch die richtige findet, nämlich, dass Tengelôsch oder Tengelôschà (— Tenkelüschà) der Name eines babylonischen Weïsen sei, der sich mit jenen Afterwissenschaften, wie: natürlicher Magie, Alchymie und dem lapis philosophorum, befasst hat. In unserm Buche findet man zwar keine ausdrückliche Angaben, dass der Verfasser desselben sich mit diesen Dingen abgegeben hat; aber es fehlte hier die Gelegenheit dazu über solche Dinge direct zu sprechen; Tenke- lüschà ist aber der Mann, von dem man es vollkommen glauben kann, dass er sich mit der erwähnten Afterweisheit viel beschäftigt hat. Durch diese Annahme findet übrigens auch die oben (p. 132) ausgesprochene Meinung, dass die Mohammedaner den Tenkelüschà auch anderweitig kannten und ihn voicht blos durch unser Buch kennen gelernt haben, ihre Bestätigung. Nur muss es dahin gestellt bleiben, ob sie ihn aus seinen oben erwähnten zwei Schrifien — nämlich seinem Commentar zu dem hermetischen Buche und seinem Buche über Physiognomik und Horoskopie — kannten, oder ob dies durch noch andere Schriften ge- schehen ist, deren Titel wir nicht kennen. Desgleichen lässt sich nicht genau angeben, ob die andero Schriften des Tenkelüschà gleichfalls so, wie die unsrige, von 1bn-Wa’hschijjah übersetzt wurde, oder ob dies vielleicht von Andern geschehen ist. In der Einleitung — von der in der persischen Uebersetzung sich nur ein kurzer Auszug findet und die wegen der Verderbtheit des Leidn. Codex’ an manchen Stellen ziemlich dunkel ist — sagt der Verfasser etwa Folgendes: die alten Chaldäer hätten sich von jeher mit allen Wissenschaften und vorzugsweise mit der Wissenschaft von der Himmelskunde beschäftigt, die sie für die wichtigste unter allen Wissenschaften hielten. Sie theilten aber von dieser Wissen- schaft den Leuten nur so viel mit, so viel sie für gut fanden, den grôüssten Theil davon aber behielten sie für sich°*®. Auch die in diesem Buche enthaltenen Lebren°*” gehôrten zu denen, welche vor der Masse des Volkes verborgen gebalten wurden und pur den Gelebrten bekannt waren. Bei dieser Geheimhaltung der Wissenschaften verfuhren sie auf zwei verschiedene 328) Qüût'ämi spricht gleichfalis (Cod. L. a, p. 221) von frühern Weisen, zu denen auch Dhagrit gehôrt, welche gewisse Partien der Wissenschaften entweder ganz verborgen hielten, oder sie in einer so dunkeln und allegorischen Rcedeweise vortrugen, dass sie nicht eine Jeden verständlich waren; vel. oben p. 21, Anmk. 29. 329) Vel. die auf den beiden folgenden Seiten angeführten Stellen aus der Einleitung. Ueger Die ÜEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (149) 477 Arteu, nämlich entweder sie verheimlichten dieselben gänzlich und schrieben gar nichts darüber, oder sie fassten die betreffenden Bücher in allegorischen Ausdrücken ab, deren innerer Sinn von dem äussern (d. h. natürlichen) verschieden ist. Mit den in diesem Buche enthaltenen Leh- ren verfuhren sie, — indem nämlich dieselben für denjeuigen, der sie versteht, nützlich sind —, nach der zweiten Art und zwar so, dass sie sich darüber bald weniger klar, bald in einer leicht verständlichen allegorischen Redeweise aussprachen. Der Verfasser entschuldigt dann die Chaldäer, dass sie die Wissenschaften geheim hielten und spricht darauf ein Langes und ein Breites darüber, wie gefährlich es sei, dieselben unter die Masse des Volkes zu verbreiten, und zwar deshalb, weil es unter dieser allerhand Menschen gebe, die theils bôsartig, theils unver- ständig sind und daher die Lehren der Wissenschaften missverstehen, missdeuten und mit den- selben den schlimmsten Missbrauch treiben kônnten. — Die Gefährlichkeit der Wissenschaften ist dempach keine Erfindung einer modernen Staatsweisheit. — Da aber die Wissenschaften und die Abfassung von Büchern, heisst es ferner, aus verschiedenen Ursachen nothwendig sind, so bedienten sich die Weisen, je nach der Beschaffenheit der zu beschreibenden Wissenschaft, einer mehr oder minder verständlichen allegorischen Redeweise. Das vorliegende Buch aber sei in leicht verständlichen Allegorien abgefasst, deren Sinn der verständige Leser verstehen werde. Der Verfasser spricht darauf ausfübrlich davon wie die alten chaldäischen Weisen in der gauzen Sonnenbahn die zwôlf Zeichen des Thierkreises erkannten, diese in je dreissig Grade ‘eintheïlten. Diese, sagt er ferner, theïlten sie wiederum ein: in mänoliche und weibliche, leuchtende und finstere, glückbringende und unglückbringende, in heisse und kalte, in ver- mehrende und vermindernde, und endlich in solche, welche die Mitte zwischen den eben ange- sebenen entgegengesetzten Eigenschaften balten. Mit diesen Emtheilungen aber wollten sie die Verhältnisse angeben, in welchen die Grade zu unserer Welt und unsern Angelegenheïten stehen, und zwar nehmen sie für einen jeden Grad eine besondere Welt und eine besondere Schôpfung von 1000 — 3000jähriger Dauer an. Der Verfasser erwähnt dann die beiden oben gedachten Vorgëänger, worauf er noch bemerkt, dass er dieses Buch in einer Ausdruksweiïse verfasst hâtte, die von dem Verständigen und Gelehrten leicht verstanden werden kôünne, u. s. w. In dieser Einleitung kommen zwei Stellen vor, die leicht die Meinung veranlassen kônnten, dass Tenkelûüschà nicht der Verfasser, sondern etwa blos der Herausgeber unseres Buches sei; zwei andere Stellen dagegen in derselben Einleitung sprechen aber entschieden dagegen. An der Stelle nämlich wo gesagt wird, dass die alten Weisen die Himmelskunde verborgen hiel- ten und davon nur so viel mittheilten, als sie für gut fanden, heisst es dann gleich darauf: Bons Lait un &U) te 5aëll SU Le 0 © el CES) je DK >42 9)| En sell LA] Ce iso) 4° Eli) pe ol El, dl vu el das EE DE “hd 09» y) 5 Q° EI sas), An der zweiten Stelle, wo gesagt wird, dass die Alten hin- 330) Cod. unrichtig à kha)]. 478 (150) D. CuwoLson. sichtlich der Himmelskunde auf zwei verschiedene Arten verfuhren u. s. w., heisst es ebenfalls gleich darauf: LC sb) lécsefeal Ge nil asU)] ll de olee ls CUS Jje UK Dre. dogs y dmsil| Q° LJ Ga Le 09e). Durch diese beiden Stellen müchte man sich zu der Meinung veranlasst sehen, dass das vorliegende Buch schon lange vor Tenkelûüschà verfasst wurde; dagegen sprechen aber die beiden folgenden Stellen ganz entschieden gegen eine solche Annahme ; an der einen Stelle nämlich heisst es: | al) D" ÉMBIES SET BU) pis J é) SJaæ JE do JS je) SL | je D ob dans Led: Tenkelûüschà bedient sich also hier ganz deutlich des Ausdruckes : «dieses mein Buch», und auch in folgender Stelle docu- mentirt er sich noch deutlicher als Verfasser, wo er sagt : ai Gt abs Ab SES] ] je Lis A JU à 5 JD (Je PS. Diese sich widersprechenden Stellen lassen sich, wie ich glaube, aur durch unsere oben (p. 29 f.) ausgesprochene Vermuthung erklären, dass nämlich 1bn-Wa’hschijjah ein Wort seines Originals, wie etwa NDND, von der doppelten Bedeu- tung : wissenschaftliche Disciplin und zugleich Buch, an den beiden zuerst angeführten Stellen uorichtig in letzterm Sinne aufgefasst und durch SES wiedergegeben hat, während dort nicht von einem Buche, sondern von der Wissenschaft der Himmelskunde die Rede ist, worauf übrigens auch der Schluss der ersteren Stelle hinzudeuten scheint. Den allgemeinen Inhalt unseres Buches haben wir schon oben (p. 98 f. und 134) ange- geben; wir haben auch oben (p. 11) bemerkt, dass dasselbe zwar klein an Umfang, aber reich an historischen Notizen sei; Letzteres ist aus den bisher angefübrten Stellen aus diesem Werke einleuchtend; wir wollen uns aber hier noch ausfübrlicher darüber aussprechen. Unter der grossen Menge von äusserst mannichfaltigen Bildern, die in unserm Buche vorgeführt werden, giebt es, wie bemerkt, auch viele, die aus dem gewühnlichen Leben entnommen sind, wodurch uns sebr oft ein Blick in das alltägliche Leben, in die Lebensweise und Culturzustände der Ba- bylonier vergünnt wird. Desgleichen legen uns diese Bilder ein Zeugniss ab von der hohen Cultur in Kunst und Wissenschaft und von einem vielseitig ausgebildeten religiôsen und anti- religiôsen Leben in Babylonien, wie man es bei alten Culturvôlkern häutig findet. Wir sehen hier nämlich Männer, die verschiedene Geschäfte des ailltaglichen Lebens verrichten; Künstler, wie z. B. Goldarbeiter, Maler*?, Bildhauer** u. dgl. Andere; ferner Kunstproducte der ver- schiedensten Art**), reiche Kaufleute, die ihre Geschäfte in verschiedenen Ländern treiben und 331) Cod. unrichtig dia. 332) Besonders werden (II. 10, p. 16) die Maler des Landes (oder der Stadt) Lis) , Arqijä, gerühmt. 333) Vgl. oben p. 140 und ib. Anmk. 304. 334) Verschiedene sehr bemerkenswerthe Producte der Kunst werden erwähnt: III. 29. IV. 5. 44. 22. IX. 2. 13. 19. 20. 27. 30. X. 7. u. XII. 6. u. 28. : Urser pie UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (151) 479 D: ein reiches und luxuriôses Leben wie die Fürsten führen*”; dann: Briefträger**®, Musikanten, Sclaven und Sclavinnen, Schiffe aus China, beladen mit Ballen von chinesischem Papier und andern chinesischen Waaren*”. u. del Anderes. Jene Bilder führen uns ferner vor : edle und wohlthätige Männer, Räuber und Banditen, Fromme und Einsiedler, die durch vieles Beten, durch Fasten, durch ihr ascetisches Leben und andere religiôse Uebungen sich auszeichnen und zugleich solche, welche ihr Lebelang verbotene Speisen geniessen und die Religionen ver- achten; ferner Botaniker, Zoologen, Mediciner®”, Thierärzte”"”, Philosophen*“", Astronomen®*?, 333) XI. 27, p. 140: els, Dr QG 6e 14 abe, UT el al, Josh: ter p.149: aa] eye Dès, Ueis G SU Que is APE — XIL. 27, p. 156: Dir 2 as Ce, gl pe a slel Je a dl ed sa JUL. 836) I. 27, p. 20: p35 J rs J 1 de de CH El, cl abU ERA Ajout 337) XI. 16, p. 135: yell eh. U° all bédus ts EE LA HE Less Joel 338) Vgl. oben p. 142, Anmk. 310 und unten p. 139 £. und ib. die Anmkn. 363 und 368. 339) 11, 44, p. 17: Cl] et ÉENRSR MAEEEE CAGE EEE INEE dE Nes LU Le reel ue dou] d,)) dust 3,p. 424: LA Ce à D] oe an 50e) = na © sv 9 r&eples deuil er Ç3- Der Cod. hat Le ss. aber die persische Uebersetzung hat €s? und demnach muss auch das folgende L in «Je geändert werden ; Cust giebt übrigens auch einen bessern Sinn als de) 340) XI. 2, p. 105: dre (um 8 yball pe pe: ie à 344) Von Philosophen und philosophischen Schriften ist in unserm Buche sehr oft die Rede: so IV. 6, p. 27: et JB esgmlss Jess — v.17 p.38: CL ul Boules Éle CG. .5— VI 18 p. 47: caf 144 a, ae JE ob Le Je res pa la] if] pes Lys Eu) a Bi) ec b, “APE BEA oslses ll. — 1X.10, p. 90: bits Ca U° la}, pal LLL bete (ns E A) el si) âas «Lol ee Es pal) ce » bull Ée (el) Y° Qalsall ( L. PRE NI. 20, p. 49 ist von der - pd, 3 FR die Rede, die auf einer Tafel des Gottes Mercur geschrieben war. Dass man auch in Bahylonien, eben so gut wie in Griechenland und in Indien, über das Sein und den Anfang und das Ende desselben philosophisch forschte, beweisst auch folgende Stelle, wo es heisst (XI, 23, p, 138): Les 925 y2 AA pol dr, FRAME Et AIRE ER U£ D Case al eat NS caf Y pl ve ; POI J, Ÿ pl js Diese Stelle scheint ein wenig verderbt zu sein; die persische “crue lautet . 480 (152) D. Cawozson. Arithmetiker**), Historiker®"”, Redner, Prediger*”, Dichter*"”, Büchersammler®”, Schullehrer*®, >p aipfs ep5l vies ils Ses uses Mess, ao. as CS 0 é D9 &$ J29 Ja JE, 22 ye9 D'où a59$e Casle F1 Us. Der persische Text ist viel einfacher und na- türlicher und bildet passende Gegensätze. Stat des persischen (FREE welches Wort dem arabischen SUEII oder vire! entspricht, hat der arabische Text ein unpassendes Li dass in dieser Stellung nicht gut substantivisch ge- braucht werden kann. Es ist aber môglich, dass das Object, womit wohl das AI1l gemeint ist, im chaldäischen Original, so wie auch in Ibn-W a’hschijjab’s Uebersetzung, als von selbst verständlich, gauz fehlte und dass es vom pers. Ueber- setzer richtig äurch Las und von einem arabischen Abschreiber unpassend durch (E ersetzt wurde. mu fehlt in der persischen Uebersetzung und stôrt den klaren Sinn; das darauf folgende all lautet im Cod. Jaal} und ist ohne Zweifel all zu lesen. Das unpassende Jual , das gleicbfalls in der persischen Uebersetzung fehlt, scheint mir von einem mohammedanischen Abschreiber herzurübren (vgl. oben p. 97, Anmk. 191). Nach der persischen Ueber- 0- setzung würde dieser Saiz einfach und natürlich lauten : äa5la)} En a CRT wa] LE GS, wodurch auch in allen drei Satzen die passenden Gegenusätze wiederhergestellt sein würden. — Vgl. weiter unten Anmk. 371. 349) IX. 18, p. 96: SL) pe Duel Guns Gall, al) due pe Ce LL: UK Uk, und an vielen andern Sfellen. 343) IV. 25, p. 32: à ee à sb LEE BK Los ARE 344) IV. 7, p. 27: ue C5) fe LL plall Eu CIRE TNT AS DES EE pe) JE, Lou f° 2] Le LS Le pério Dis VIL dr) 62: ES pee Li), Le Lise (6. Es di re sl Te AI XIL. 3, p. 143: EU pass) b «le ER JU] DE LA (le En ue dass (3 9° Lol < Ulmell , xls . yes oLsŸl; XIL. 5, p. 144: Ü gè€ r? (S5? PME pi ES ose, Sd Ce de «le Le J, " pl Cu elle 35) VIL 9, p. 55: Lel,lL perle ke x D at ee F bel ls LISE &JUJ A: X1. 11, p. 130 f.: a Le LIRE 2 9 à à à ae ne Le nt de - he D ga pren Jo pes 346) Vgl. die vorangehende Anmerkung; auch sonst an andern Stellen werden Dichter und Freunde der Poesie erwäbnt. 347) Vel. die vorangehende Seite Anmk. 341. 0 - uu 348) IL. 22, p. 19: loss >laus Le UT a6 je > ot (35 es af Je lue pla 0 pa ; dieser babylonische Schullehrer hatte also sogar das Werkzeug bei der Hand, das nach der Ansicht manches Dorfschullehrers beim Unterricht ganz unentbehrlich sein soll; — IIL, 9, p. 21: url pal LE US So Ueser p1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (153) 481 Jurisconsulten **, Religionslehrer ”, Gesetzgeber *’, Reisende, die wissenschaftliche Reisen Jill Qeël El; as Uoks dc OUR JE 9; also eigentlich noch mehr als ein gewôbnlicher Schullehrer, eher so eine Art Professor; XI. 9, p. “nu LL] «3 Los] (pers. Uebers. NL }) 12 re À PAT pe. Qs'2e 1e Cou Es ue E pris , fs: ; aus dieser Stelle kann man ersehen, welche Bedeutung der babylonische Schullehrer hatte und welch wichtiges Amt derselbe ausgeübt hat; vgl. die oben Anmk. 344 angefübrten Stellen aus VII. 26. u. XII. 3. » Z EE 2 = z 319) VI 28, p. 52: 4]] Jess Lake 4 Le _aÙ Sele ados al Le Lle aïe, (3 los Go. » w Ld < S, AE a] Jb a gs Lll, J aa do, — ; nebenbei treibt dieser sonst brave Jurisconsult die Päderastie auf eine gräuliche Weise; dieses im Orient seit den frühesten Zeiten verbreiteten Lasters wird in unserm Buche ôfters gedacht (III. 24. IV. 4. 21. u. XII. 30), und die Babylonier scheinen dieses gar nicht als eine Sünde angesehen zu haben; wie sehr müssen wir daher die hohe Sittlichkeit des Mosaismus bewundern, der die Ausübung dieses abscheu- lichen Lasters schon in so frühen Zeiten mit dem Tode bestrafte — ; VII. 28, p. 63 heisst es von Jemanden, dass er æ 75 z > drei S‘hne haben wird, welche J | lys 18 sein werden; IX. 10 p. 89: 1 &), L uv œl 4, ZA . o- & PE) (Cod. ds, pers. Uebers. ;) ue e? Li Le) rl Le),5 ac] 5 > aol QU» an Le Put y aSs? Lo ji5l JS ne ds ds D Us») >,L ; man sieht also, dass die babylonischen Richter eine eigne Tracht batten, in der sie beim Rechtsprechen erschienen, und dass sie ihre Urtheilsprüche schriftlich abfassten: ER —<4 ») 0 0 ? IX. 16, p. 94: àgJ à] Lau Le PL pl & «5 puse)] I) Gel) (pers. Uebers. Lu) LL; 0 7 SS « " en sl. CT mb, ile Je EE r olel 59 A ETES pufsle Je de ES 3) op) ässle ue ae Lis; XII, 2, p, 142: ul) DST Je &le, à pois JL ass Fr 7 CNE RSS RER NETSS A En 4 = 9 9 1 Zz ,w » ro Z one pl Jim jydl le sb sl Cle LOS QUU ui) Ces, lens Üle. Diese Stetlen sina alle sehr charakteristisch für den babylonischen Richterstand und die babylonischen Rechtszustände, und man sieht, dass der Richter eine grosse Gewalt in Händen gehabt haben muss. 350) 1v. 22, p. 1: Cal] 5, pes I (il) père p.88: ue Gus CA) ebi), Lis JL lAUSS La CARE XIL 29, p. 157: Cor FL Le HE Os 9 U22 led o9©.h Ÿ* U22 Fe Lu) LL} 9h PRET dm rene Das ôftere Auftreten von neuen Gesetzgebern erklart sich dadurch, dass die Babylonier der Meinung waren, dass die Religionen und die Gesetze nicht für ewige Zeiten bestimmt seien und dass sie daher von Zeit zu Zeit durch neue religiôse Anschauungen und Begriffe und durch neue Institutionen aufgehoben uud ausser Kraft geselzt werden. Bei Qüt âmi findet sich über diesen Punkt eine sebr merkwürdige Stelle. Mém. des sav. étroug. T. VAL. 61 482 (415% D. CauwoLson. machen*®?, Gelehrte, die dem Studium der alten Litteratur obliegen®”, dann solche, welche die #9, Männer, die während ibres ganzen Lebens Religionen der verschiedenen Vülker studiren sich nur mit der Erforschung der Wissenschaften und mit Unterricht in denselben beschäftigen®”, uod dgl. Mehreres. Auch für die Erkenntniss der Religion der alten Babylonier enthält unser Buch viele hôchst schätzhare Notizen. Wir wollen beispielsweise hier einen, die religiôsen An- schauungen der Babylonier betreffenden Punkt besonders hervorheben, wobei wir auch ein Paar merkwürdige Persünlichkeiten des babylonischen Alterthums kennen lernen werden. Es wird nämlich als eine allgemein ausgemachte Thatsache angenommen, dass die Religion der Babylonier in der Verehrung der Sonne und aller Planeten bestand; dies ist allerdings und 352) VIL 47, p. 58: Uno CT Le ee D L NEA ss ll ë CL) de Bic ho... L Lel Lys pra, ble GHS dre celles 3 Lis pal Le O) 39 SA) Po 353) IL 8, p. 21: dc Ja }] = *E PILE de ne .... Vel. XI. 3, p. 124. oben p. 1451, Anmk. 139. 354) IX. 13, p. 92 L.: 4osuu5 L LC JJoUl 3 bel, LE à sf BEEN CURE w D 19 ° a,lsus ayob) 9 Pas LI de Lo Qi) CJe poil ; es ist eine merkwürdige Erscheinung, dass man sich in Babylonien auch um die Religionen und Gesetze anderer Vôlker kümmerte und dass die Männer, welche sich mit solchen Studien befassten, daselbst in so hoher Achtung standen. Auch dies kann als glänzendes Zeugniss der hohen Cultur der Babylonier gelten. ss) nn. 42, p.22: gs LA) 8 LS... LS... ; mn 28, 2 20 3 El Le 0 RS mi. 25, ip: LK polall, nul = IV. 7, p. 27: dl La EME plal Le vi CRE FE III. 12, p. 28: d me ue "9 pal Le Eos ...3 VL144, p.475. obenp.151, Anmk.341; VIII. 13, p.73: une D te æ 06 = = & 9 à dise), YL ll Jam 3 EUR plell ed dE & 5) Po) CJLL pal Le; man konnte also in Babylonien durch Gelehrsamkeit sogar reich werden; IX. 10. p. 90 s. oben Anmk. 341; XI. 13, p. 133: statt der letzten drei Worte steht im Cod. pole) le TNT in der persischen Uebersetzung lautet die ent- sprechende Stelle : ph & Le) pen U9J® 9 —35 XII, 1, p. 142: pés® VE) 59 Pr Je te ml ÿ* dun) Je A pr 5 plel | RE Jr pie plall LAS BTS pr2 An Je: dx Hs; XII. 12, p. 148: (sic ?) 02 Jæ JS OU 1 el, pe) ar ES Ugo: Ge Le & Lys ns CE | res pylall pe. Um zu zeigen wie allgemein die Wissenschaften in Babylonien verbreitet waren, haben wir hier auch einige solche Stellen angeführt, in denen zwar Gelehrte erwähnt, aber nicht so geschildert werden wie die von uns oben im Texte beschriebenen. re ss WE Ueeer Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (155) 4S3 besonders in einer relativ jüngern Zeit auch wirklich der Fall gewesen. Aber dieser Cultus bildet keine ursprüngliche Einheit, sondern er ist das Resultat der Vereinigung verschiedener Religionen und Culte, wie z. B. der der Sonne, des Jupiter, des Saturn u. s. w.; ursprünglich aber bestanden diese Religionen eine jede für sich und sind zu verschiedenen Zeiten und von verschiedenen Religionsstiftern, und zwar auf ganz verschiedenen, ja manchmal sogar auf hetero- genen Principien gegründet werden. So unterschied sich der Cultus des Saturn von dem des Jupiter nicht etwa blos darin, dass die Verebrung des erstern auf eine andere Weise stattfand als die des leiztern — denn dies versteht sich von selbst —, sondern die Saturnreligion be- ruhte auf ganz andern Principien, hatte eine ganz andere Moral und vertrat ganz andere Reli- gions- und Lebensanschauungen, als die Religion der Sonne oder des Jupiter. Erst in einer relativ jüngern Zeit — die aber über die Zeiten des Dhagrit weit hinausgeht — fand all- mäblig in einem gewissen Sinne eine Verschmelzung dieser verschiedenen Religionen statt, aber immer doch nur so, dass man sie zugleich als nebeneinanderstehend ansehen kann und dass z. B. die specifischen Anhänger der Saturnreligion durch ihre ganze Lebensweise und durch ihre religiüsen Anschauungen sich, sogar in viel spätern Zeiten, von den übrigen Babyloniern auszeichueten. Diese Erscheinung von der ursprünglichen Verschiedenheit dieser Religionen und allmähligen Verschmelzung derselben darf uns an und für sich ganz und gar nicht befremden; denn etwas ganz Aebnliches hat auch in Griechenland stattgefunden. Ich hebe our diesen Punkt deshalb besonders hervor, weil wir gewôhnt sind, die Religion der alten Babylonier anders auf- zufassen und in der Verebrung der Planeten einen einzigen und durchaus einheitlichen Cultus zu sehen. Wir wollen bier einige, diesen Punkt betreflende Belegstellen anfübren. An einer Stelle ist nämlich von einem mächtigen und weisen Kônig die Rede, der zu seiner Zeit die Wissenschaft und die Gelebrten emporhebt, aber ein Verächter der Religionen (Obs) ist und an Nichts von denselben glaubt®®. Es ist also hier von verschiedenen Reli- gionen die Rede; damit kônnte allerdings die babylonisch-heidnische, die jüdische und die per- sische Religion gemeint sein. Dagegen ist an einer andern Stelle von einem Manne die Rede, der an die religiosen Institutionen aller Gôtter glaubt und keine derselben ohne die andere ausübt®?; hier aber kann nicht, wie ich glaube, etwa von den religiôsen Einrichtungen der babylonischen, griechischen und indischen Gôtter die Rede sein; denn alle diese Religionen konnte doch ein Babylonier nicht ausüben; es muss also von den verschiedenen Religionen der babylonischen Gütter die Rede sein. Es giebt aber auch noch einige andere Stellen, welche viel entschiedener für die von uns eben ausgesprochene Ansicht über die ursprüngliche Gestalt des Planetendienstes in Babylonien sprechen. 356) 1V. 16, p. 29: Go » dl, pal) ab) 3 cr PSC RES Li Lie oe Y QLoIL As 357) VIIL 17, p. 75: Us Q5 Lesæ Jesus À KT a) pbs Ce EE OT * 48% (156) D. CHwozson. In der «nabathäischen Landwirthschaft» nämlich wird Adämi oft al) Je, «der Apostel des Mondes» genannt; warum er so genannt ward, lässt sich aus den betreffenden Stellen nicht leicht ersehen; auch Asqôlebità wird an vielen Stellen dl) Jos, «der Apostel der Sonne» genannt und es geht aus mancher Stelle ziemlich deutlich hervor, dass er entweder der Stif- ter oder wenigstens der Reformator des Sonnencultus war. Auch in unserm Buche findet sich eine hôchst merkwürdige Stelle über den Stifter der Saturnreligion. Wir haben schon oben eine Stelle angeführt, in der von Schriften die Rede ist, welche die vom Azädä (oder Azdäbhi), %8), An einer andern dem Apostel des Saturn, gedichteten Gebete und Gôtterhymnen enthalten Stelle wird von diesem Apostel des Saturn folgendes gesagt: «Im 5. Grade des Schützen er- scheint der Apostel des Saturn, der sieben Namen hatte, gehüllt in seine schwarze Kleidung, die er während seines Lebens trug, und umgeben von seinen Schülern und Nachfolgern, unter die er schwarze wollene Stoffe austheilt und ihnen dabei befiehlt, Stücke davon abzuschneiden und sich daraus Unterkleider, Kopfbedeckungen (oder vielmehr Mäntel) und Beïnkleider zu ver- fertigen, damit ihre Kleider den seinigen gleichen môchten, denen er auch verordnet, grobe Kost zu geniesen, alle Vergnügungen der Welt zu fliehen und sich in Bezug auf die Nahrung auf das Nothwendigste zu beschränken. Zur rechten Seite des Grades erscheint Läâlà, der Schüler des Apostels des Saturn, den Azädà als Apostel nach dem Orient gesandt hat, um ibnen (d. h. den Bewohnern dieser Gegenden) das Gesetz und die religiôsen Satzungen mitzutheilen und das, was ihm (d. h. Azâdàä) von seinem Herrn (Saturn) geoffenbart wurde, so wie auch die ihm (Azàdä) von Seiten seines Gottes Saturn zu Theil gewordene Gnade, Hülfe und Stütze zu verkünden. Zur linken Seite des Grades erscheint Kiläfà (oder Kelbeläqà), der jüngere Bruder des Saturn - Apostels, den derselbe als Apostel nach dem Westen gesandt hat, um die Vülker dieser Gegenden die Religion des Saturn - Apostels und dessen religiôse Satzung zu lebren, seine Anordnungen und Grundsätze dort zu befestigen, ihnen anzuzeigen, dass sein Bruder ibn zu ihnen gesandt bat, und ihnen die Wunder desselben und die Zeichen seiner Sendung, so wie auch die Wabrhaftigkeit derselben zu verkünden »*”*. 358) Vel. oben p. 136, Anmk 291. 359) Der arabische Text der betreffenden Stelle ist ziemlich corrumpirt, er lasst sich aber durch die persische Uebersetzung leicht wiederherstellen. Er lautet IX. 5, p. 85 f.: J 3 RE ce [uma] y] LE] [és y J)l] ae) des le C5, dd DE Gill M) LR Gale Lu êeu dl LE ul CS CE g E : » 06 SCIE Fybes das | LE l yabis t) pbs y) 59 ra) pale 3 22 99 aclüls ee au JU, se ol 9 él JE pre3ts Lie pebl Dsl LE eLäll, dl ea PES RENE Ve blu ue, 4 olëls oÙl opei, & JE ag] lé, Mu Del ee CRE PE sd “= 0 fe LE de Ueeer Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (157) 485 Wir lernen also hier einen ächten Religionsstifter im strengsten Sinne des Wortes kennen, der nicht etwa mit einigen Neuerungen in dem Cultus des Gottes Saturn auftrat, sondern der im Namen seines Gottes eine neue Religion stiftete, die neue Lebensprincipien aufstellte, Ent- haltsamkeit und Entsagung aller Genüsse der Welt predigte, und welche als die Religion des Gottes Saturn bezeichnet wurde. Dieser grosse Religionsstifter, der, wie wir gleich sehen werden, Jabrtausende lang seine Anhänger hatte und dessen Principien auch jetzt noch nicht vergessen sind, ich sage, dieser Azâdà beschränkte sich nicht etwa blos auf Babylonien allein, sondern er sandte auch seine Apostel nach dem Osten und dem Westen aus, um seine Lebren auch fern D pl JE el all JI 5, RL Pen. CE INAGSES DEP alt AE pal d-) el) 1 pale» as obles ai Labs anis Je5 "TJ y] (2 lise, Ale | — a) Cod. (ss sonst immer Las und auch die persische Uebersetzung hat hier wie sonst NP os. — b) Cod. Jr die persische Uebersetzung ee — C) ll, das im persischen Text unübersetzt geblieben ist, kann hier nicht in der gewôhnlichen Bedeutung «Kleidungsstücke» genommen werden; denn die Klei- dungsstücke sollten ja noch erst verfertigt werden. — d) r Lei das in der persischen Uebersetzung durch Lo Lis wiedergeseben ist, scheint hier eher Mäntel als Turbane zu bedeuten; denn die alten Babylonier haben keine Tur- bane getragen; s. Herodot. I. 195 und Bähr ad. b. 1. Bd. I. p.392. Die Grundbedeutung des Stammes ,c lässt übrigens diese Auffassung des Wortes Le zu, und das persische Hs heisst gradezu Turban und auch Mantel. — e) Cod. y»), die pers. Uebersetzung: TE co; UD Fa Co 9; dl ist also durch (TE wiedergege- ben und man muss demnach - Ed lesen, womit hier grobe Speisen überhaupt gemeint sind. — f) Die Parallele mit der folgenden Stelle, in der vom Bruder des Saturn-Apostels die Rede ist, sowie auch das fehlende Subject zum Verbum Ja veranlasst mich hier rl zu suppliren; es ist auch sonst nicht wahrscheinlich, dass dieser Abgesandte Ld Lo$ des Apostels wie sein Lehrer und Meister schlechthin JE J'y genannt werden sollte. — g) Cod. guël) 43 Jül ê pal: ich habe aber diesen offenbar corrumpirten Text nach der gleich folgenden Parallelstelle und nach der persischen Uebersetzung emendirt; dieselbe lautet: le) G Jp o> Es Gysr AQU Jy+s YY bot 59e) C2 pis ES — h) Cod. Us al) &le,. — à) In der persischen Uebersetzung: SES JP 59 # A so 52, Je Eole, Cult Ces ss Ale (lus jf asil 5h; — (Île ist natürlich ein Zusatz eines mohamedanischen Abschreibers. — k) In der persischen Uebersetzung LUS — À) Jo fehlt im Cod. und ist nach der persischen Uebersetzung supplirt worden, weil der Sinn es durchaus erfordert. — m) Auch hier fehlt Je) im arabischen Text und findet sich in der persischen Uebersetzung, ist aber hier nicht absolut nothwendig. — n) Cod. æLb und &s®, ; in der persischen Uebersetzung MST Clés pi Cl;se, b) ; demnach muss &LL unzweifelhaft &LL gelesen werden, und p}el, das durch se, wiedergegehen wird, entspricht dem deutschen «Zeichen» im biblischen Sinne, wenn von Wundern und Zeichen die Rede ist. 486 (158) D. Cawozson. von der Heimath zu predigen und seine Principien auch in fernen Ländern zur Geltung zu bringen. Leider sind die Berichte über diesen Religionsstifter zu fragmentarisch auf uns ge- kommen als dass wir uns ein ganz klares Bild von seiner Lehre entwerfen künnten; besonders wäre es interessant zu wissen, was er als Ersatz für die Entsagung bot. Auch das Christen- thum fordert zum Theil Entsagung, es bietet aber ein langes nie endendes Jenseits dafür ; dies kanu aber Azädà nicht geboten haben; denn die alten Babylonier wussten von keinem Jenseits und von keiner Belohnung nach dem Tode®”. Die Gnade der babylonischen Gôtter gab Frucht- barkeiït des Bodens, Frieden, Gesundbeïit u. dgl. andere irdische Glückseligkeiten; ihr Zorn da- gegen brachte Hungersnoth, Krieg, verderbenbringende Winde und Krankheïten. Das einzige, was die Gnade und die Gunst der Gütter dem Frommen nach seinem Tode gewährten, bestand our in einer kürzern oder längern Erhaltung des todten Kôürpers und in der Beschützung des- selben vor Verwesung, was der Babylonier allerdings uuendlich hoch ansehlug *". Der Reli- gionsstifter des Saturn kann also auch kein Jenseits als Ersatz für die Entsagung hienieden an- geboten haben, da dieser Ersatz den Babyloniern ganz unbekannt war und auch wobl immer unbekannt blieb. Soll sich Azädà etwa zur Idee der griechischen Cyniker erhoben und einge- sehen haben, dass ein Diogenes viel leichter glücklich sein kann, als ein Alexander? Aber in diesem Falle muss man eine lange Culturepoche und eine hohe Entwickelung, die jenem Religionsstifter vorangegangen war, voraussetzen, was allerdings nicht unmôglich ist. Azädä lebte zwar, wie wir gleich sehen werden, ziemlich lange vor Adami, dem Urgrossvater des Sûrâners Mäsi, der seinerseits um ein Jahrtausend älter als Qûtami ist; aber immerhin konnte ihm eine lange Culturepoche vorangegangen sein; denn schon in den Zeiten Dewänäis, der viel älter ist als Adami, gab es in Babylonien vollkommen geordnete staatliche Verhältnisse, so dass schon dieser uralte Gesetzgeber vor Ungehorsam gegen Kônige, Häupter, Fürsten und Heerführer warnen konnte*?). 360) Der alte Gesetzgeber Îschitä droht zwar denjenigen, welche ihren Verpfichtungen gegen ihre Neben- menschen nicht treulich nachkommen, mit Verbrennung ibrer Seelen durch Kälte und Frost (Qûl'ämi sagt näm- lich, L. a, p. 132: man solle den Bauern an den Feiertagen verschiedene religiôse Schriften vorlesen, darunter auch : AIS : 5 =TNRN € J Al ee à. Le Lee mon ae 5); auch Qütämi nennt (L. a, p. 178) die Anachoreten, von denen sogleich die Rede sein wird, bill Je) sell be L5] , und man môchte fast daraus folgern, dass die Babylonier an eine kalte Hôlle glaubten (vgl. auch unten p. 461, Anmk. 369); aber diese beiden dunkel gehaltenen Stellen beweisen nichts gegen den Gesammteindruck der vielen Stellen, aus denen deutlich genug hervorgeht, dass die Babylonier von einem Jenseits in unserm Sinne nichts wussten. Wir werden übrigens dieses wichtige Thema in unserer «chistorischen Einleitung» ausführlich behandlen. 361) Eine darauf bezugliche sehr wichtige und ausfübrliche Stelle des Dhagri É theilt Qût' âmi (L. b, p. 27 ff.) mit. 362) An der in der vorletzten Anmerkung zuerst angefüubrten Stelle erwähnt Qütâmi unter den, den Bauern an g » w den Feiertagen vorzulesenden religiôsen Schriften, auch : äi Le Le al ÿy* A4) SE) Œbls> ere (bs Le à an)| D nl ue 153 dans 7) UE 15] no) Le Jess a) yes s>Ul}, tas ST ER UEBER DIE UFBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (139) 4S7 Wir haben eben bemerkt, dass Azädà älter als Adami sei und dass seine Religion länger als ein Paar Jahrtausende bestanden hat; wir schliessen dies aus folgenden Umständen, Wir haben nämlich oben gesehen, dass Azädà seinen Anhängern befohlen hat, schwarze wollene Kleider zu tragen, alle Vergoügungen der Welt zu fliehen und nur grobe Speisen zu geniessen, und zwar nur so viel davon zu sich zu nehmen, als zur Erhaltung des Lebens nôthig ist. Man sieht also, dass Azâdä von semen Jüngern ein strenges ascetisches Leben verlangte. Am Schlusse der oben angeführten Stelle über diesen Religionsstifter heisst es auch, dass derjenige, welcher in dem erwähnten Grade bei den erwähnten Erscheinungen geboren wird, sich durch Enthaltsamkeit, Fasten u. s. w. auszeichnen werde*; auch daraus kann man, wie wir glauben, ersehen, dass eine strenge Ascese ein Hauptkennzeichen der Anhänger des Azädà oder der Saturnreligion ist. Auch in der «nabathäischen Landwirthschaft»®® findet sich eine merk- würdige Stelle über gewisse heidnische Anachoreten in Babylonien, von denen Qûtâmi sagt, dass sie schwarze wollene Kleider tragen, niemals in die Badstuben gehen, ihren Kôrper vernachlässigen, grobe Speisen, und auch davon sehr wenig geniessen, allen Genüssen der Welt entsagen und ganz aboesondert von den Menschen in Wüsten und Steppen leben. Qüûtâmi sagt auch von ihnen, dass sie, ausser an den beiden grüssten Feiertagen, d. h. an dem 24. De- cember und am Neujabrstage*””, niemals die Tempel besuchen, und er stellt sie überhaupt als die Repräsentanten einer ihnen eigenthümlichen Religion dar”. Aus der Beschreibung Qüûtà- mis — der in einer langen Stelle von drei Folioseiten sie schildert und sich in den ärgsten Schmähungen über sie auslässt — geht klar hervor, dass diese von ihm auf die angegebene Weise geschilderten Anachoreten keine andere als Anhänger und Nachfolger des Azàdà waren. Qûtämi sagt aber auch von ihnen, dass schon A dami sie «Selbstfeinde», d. h. Feinde ihrer selbst, nannte, und dass auch Anû’hà sie «Unglückselige» hiess; Azâdâ war also jedenfalls älter als Adami und da die Saturnreligion zur Zeit des Anû’hà — des Zeitgenossen des Mäsi aus Sûrà, des Urenkel’s Adamis, — auch schon in Kana'an, dem Vaterlande des Anû’hâ verbreitet war*), folglich muss Azâdà ziemlich lange vor Adami gelebt haben. Dass aber die LE lai ÜU° bel ob y: Man sieht auch daraus, welche edle Grundsätze schon der älteste bekannte babylonische Gesetzgeber aufgestellt hat. Er macht auch keinen Unterschied zwischen Menschen und Menschen, und bedro- het denjenigen mit Strafen, welcher irgend einem Menschen, gleichviel wer dieser auch sein mag, ein Unrecht zufügt. 363) Cod. L. a, p. 85 £: LE sal), pye)l, 5Le)) à Le, Lo 8 lool; nue Lo SE U* 364) Cod. L. a, p. 177 fl. 365) Vgl. oben p. 83. 366) Qü''âmi sagt namlicb in Bezug auf sie (L. a, p. 180): y Jqusas par ri soi) Lin! LS Ji w aa 8 \ ç : . . à pe re pelle, mb) Je Lo 5 Jus SLJ ul 2 53e. 367) Vgl. oben p. 28. p. 60 u. ib. die Anmkn. 105 u. 106. 48S (460) D. CawoLzson. Religion dieses Religionssüfters bis auf die jüngsten babylonischen Zeiten herab gedauert hat, ersieht man daraus, dass noch Tenkelüschä an verschiedenen Stellen von solchen Einsiedlern uud Asceten spricht, die einsam und abgesondert von allen andern Menschen leben, schwarze wollene Kleider tragen, häufg fasten, allen Vergnügungen der Welt entsagen und überbaupt ein elendes Leben fübren; ja an einer Stelle spricht er sogar von solchen Asceten, welche Hals- und Armbänder tragen, in denen sich Todtenknochen befinden, um durch den Anblick derselben an die Todten erinnert zu werden u. s. w.*®. Wir haben also eben nachgewiesen, dass die Saturureligion nicht etwa einen Theïl des Planetencultus überbaupt ausmachte, sondern dass sie eine selbständige, für sich bestehende Religion war, die, nach Qûtämis Aeusserungen zu urtheïleu, sogar in einem grellen Gegen- satz zu den Religionen der übrigen Planeten stand, so dass Qütâmi die Anhänger jener Reli- gion gradezu als gottlos und als Feinde der Gôütter bezeichnet. Wir wollen aber auch nach- weisen, dass es aller Wahrscheinlichkeit nach auch eine selbständige Jupiterreligion gab, die uns aber eine freundlichere und freudigere Gestalt bietet als die des Saturn. «Im 9. Grade des Wassermannes, heisst es nämlich in unserm Buche des Tenkelüschäà, erscheint die Tafel des Scharmidä, welcher auf dieselbe die Offenbarung niedergeschrieben, die Jupiter ihm geoffenbart und in der Sprache des Gütà, des Bewobhners des Landes (od. in der Sprache der Leute von Gûchä, der Bewohner des Landes (?)) mitgetheïlt hat, und welche vieles von den edlen und grossen Anordnungen enthält, darunter auch folgendes: ««Beschädige nie ein Thier, thue ihm niemals etwas zu Leide und lade ihm auch pie so viel auf, dass es (die Last) nicht tragen kann; wenn du aber dem zuwider handelst und einem Thiere irgendwie etwas zu Leide gethan hast, so bist du verflucht vor dem Gotte Jupiter und vor dem Gotte [der Gütter], der Sonne, und derjenige, welcher verflucht ist, der ist verstossen, und wer verstossen, ist entfernt, und wer entfernt, ist wie ein Ziegelstein, dessen Erde zuerst mit Wasser vermengt, daon zum Ziegel geformt, in der Sonne getrocknet, im Feuer gebrannt und zuletzt in die Mauer gelegt und von oben und unten beschweret wird, und so von der einen Strafe in die andere 368) VI. 5, p. 43: YŸ pis Es UT Le USE sa) Vers OL à Al] Aebile: ; VIL. 30, p. 64: heisst es von dem Manne, der im 30. Grade der Waage bei der oben (p.135, Anmk. 290) mitgetheilten Erscheinung des Gottes Saturn geboren wird, wie folgt: Lou] 5 oo jJ) Le KL On a LS Lis ae els %, bus sue QI lie V3, Le Wid) ge sa Ÿ é) de 90 Je «sok aÛl se pre), Dé 43 pau 9 me y) : IX. 1, p. 82 f.: Les er Les de,bie 5e el Go gel Gyell all Liull Gb; D ge ve less he ae 4 a EN ER EPA en M ar 2 SU posail ls 54$e Coll . — Das 2. de lie bezieht sich wobl auf das vorhergehende plle. Ueser 1x ÜEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UFRERSETZUNGEN. (161) 489 verfällt, bis er einst in die Himmelshôühe erhoben, und dann vom Irdischen befreit und seine Wesenheit himmlisch, edel und frei werden wird»»*), 369) XI. 9, p. 127 £.: er de cu Ole “ex gui cb Lolo :e] de Li] [és ul] Ie L AR dE CAT sure Le © LL ] Je abs a J} ColLUte L, | sul as 5 LB ol él &h Ÿ L'abe Je Ÿ, fl ÉRRIRR “sy dolls El à LME as) mi] & tag] sl, ral 4 Dre Use ONE j s po Li > CG F TU Lh,5 L SI AU 98° Sr lee y CE 98° Be à ë o) 9° on one ina deal) Lis, L 4599 LU) el 3 pu pot mé e LEE, p & Le (ES ME des JS à 9e AXGAB> _pan) 9 Me IE Je els ve J LL Us ee : dl | Je 3 ©) je a) Tafeln. auf denen Gesetze oder Weisheitssprüche geschrieben, oder Tafeln, die sich in den Händen von Propheten und Weisen befinden, werden ôfters in unserm Buche erwähnt. — b) Cod. ls , in der persischen Uebersetzung Je; wir schrieben se mit Verwandlung des 5 in >, weil ersterer wabrscheinlich nur dem vorangehenden Vocal seine Existenz zu verdanken hat. A & kônnte ein aus dem Schaf’el eines Verbums “à gebildetes nomen proprium sein, — c) Cod. Les, die persische Uebersetzung Los ; vgl. sogleich in d. — d) Die persische Ueber- setzung: sde us Ru) J'Y y Le af Lo ls _? LS a; was mit diesem Le oder ( gemeint ist, kann ich nicht angeben. Im Meräçid (I. p. PV s. v. cb) kommt Les als ein Name eines daselbst nicht naher bezeichneten Ortes vor; aber das in unserm Texte gleich auf LG folgende - sil nôthigt zur Annahme, De (2 dass Le ein nomen proprium irgend eines Mannes sei; dabei bleibt aber der ganze Satz unverständlich, da es nicht denkbar ist, dass dieser Les oder Le: eine Sprache für sich hatte. Ich môchte daher die fragliche Stelle auf folgende 5,9 : Weise emendiren: ver UE Les Jol Le) 5; Je! kann nämlich leicht ausgefallen sein, Les aber kann leicht aus L und y aus Te entstanden sein. >, zuweilen auch s geschrieben, ist eine zu Baby- SX lonien gehôrende äusserst fruchtbare Provinz, welche in der «nabathaischen Landwirthschaft» sebr oft erwäbnt wird uod ôstlich vom jetzigen Bagdâd in der Nähe von Chüzistân liegt (s. Meräcid L. c. s v. SE der Jupiter-Apostel Scharmidà stammte wabrscheïinlich aus dieser Provinz her, deren Bewobner wobl einen eigenthümlichen Dialect ge- sprochen haben; vgl. oben p. 18, Anmk 26, wo nachgewiesen wurde, dass die babylonische Sprache in viele Dialecte zerfiel; vgl. auch oben p.139, Anmk. 300. Auch in unserm Buche ist (1X. 18, p. 96) von Frauen die Rede, welche sich unterhalten Eh DA 1] US Les sn) Je) Aabe ELSE Je! al AE ER Die Provioz Bâger ma grenzle fast an die Provinz Güchà; vgl. oben p. 31, Anmk. 46. — e) Cod. LS? gp — f) Cod. ursprünglich ag}, worauf dann $ weggestrichen wurde; vgl. sogleich in g; die persische Uebersetzung hat hier: L*® ui los LS JL. — g) Die persiche Uebersetzung: Usl Oblus KlUus: das in f erwähnte ag] gehôrt wahrschein- lich hierher vor DUR — h) Solche Redensarten wie hier: à 92 De JE Das EE 929 .. LE Us kom- men auch in der «nabathäischen Landwirthschaft» ôfters vor, und dies scheint eine babylonische Eloquenz zu sein. — Mém. des sav. étrang. T. VIII. 62 490 (162) D. CHwoLson. Welche sonderbare, alterthümliche Redeweise, und welche fremdartige" uns fast unver- ständliche Bilder! Besonders ist uns der Schluss nicht ganz verständlich. Wie dem aber auch sei, wir sehen hier einen Propheten, der im Namen des Gottes Jupiter auftritt und erhabene Lebren predigt, die sogar die äusserste Schonung der Thiere fordern; und wenn es hier nicht ausdrücklich gesagt ist, dass er der Stifter der Jupiterreligion war, so sieht man doch we- migstens, dass er im Namen dieses Gottes neue Satzungen und Lebensprincipien verkündet hat, und es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass er, Azädà, dem Stifter der Saturnreligion ähn- lich, gleichfalls der Stfter einer neuen Religion, und zwar der des Jupiter, war. Wann dieser edle Religionsstifier gelebt hat, lässt sich nicht genau angeben: aber wahr- scheinlich lebte er gleichfalls vor Adami. Mäsi der Sûräner, der Urenkel Adami s, eben so sein Schüler, der Dichter Gernänà, haben sich nämlich, wie schon oben (p. 57) bemerkt wurde, zu der Lehre bekannt, dass den Gôttern keine lebenden Wesen geopfert werden dürfen, und es kann fast gar nicht zweifelhaft sein, dass diese Lehre eine mittelbare oder un- mittelbare Folge der erwähnten von dem Jupiter-Apostel Scharmidà verkündeten Grundsätze über die Schonung aller lebenden Wesen war. Was uns aber um so eher zu dieser Vermuthung berechtigt, sind die von Qüût'ämi (Cod. L. d, p. 269) mitgetheilten Angaben der Anhänger des Màsi des Sûrâners, nach denen derselbe mit dem Jupiterecultus in enge Verbindung gebracht wird. So behaupteten sie von ihm, dass Jupiter ihm die Erfindung einer gewissen Art des Wein- stockes geoffenbart babe und führten als Beweis die Umstände an, dass der Name Mäsïs auf dem Vorbau und auf den vier Seiten des Jupitertempels in Süûrà sich geschrieben findet und dass seine Nachkommen in diesem Tempel den Priesterdienst bis .auf den heutigen Tag verrichten. Da nun Mäsi in so enger Verbindung mit dem Jupitercultus gebracht wird, und da er auch gegen das Opfern lebender Wesen sich erklärt hat, so liegt die Vermuthung sehr nahe, dass er ein Anhänger des Scharmidà war; demnach mäüsste dieser vor Adami, oder spätestens mit diesem gleichzeitig gelebt haben. Dieser Religionsstifter scheint gleichfalls noch in den jüngsten Zeiten der Babylonier seine Anbhänger gehabt zu haben; denn Tenkelüschà sagt, dass derjenige, welcher im 10. Grade der Jungfrau bei gewissen Erscheinungen geboren wird, ein frommer von Gott geliebter Mann sein, der unter Anderm auch den Leuten verbieten wird, Thiere zu schlachten und den- i) Cod. ess in der pers. Ueb. fehlt die Ueb. der Worte EI =, (5,5. — k) Cod. Las), was keinen Sinn hat; denn RE nach dieser Lesart müsste das Suff. L, so wie auch das Folgende auf al bezogen werden, was gewiss unmôglich ist; nach unserer Emendation aber bezieht sich das hier Gesagte auf den sündigen Menschen, mit dem, nach uberstan- dener Strafe, das hier angegebene geschieht; vgl. sogleich in Z. — 7) Cod. Ml: die persische Uebersetzung: ll E 9 IR [st. Hb] sb ue}: Lise; 5 Je) yreles af; hier ist es unbestimmt gelassen, auf wen das hier Gesagte sich bezieht. So unverständlich aber auch dasselbe sein mag, so ist es doch viel wabhrscheinlicher das Ver- bum e auf den Menschen als auf den Ziegelstein zu beziehen, besonders da das Suff. o in axsas nur auf erstern be- zogen werden kann. Ueger Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (163) 491 selben etwas zu Leide zu thun°: offenbar hatte Tenkelüschà hier einen frommen An- hänger des Scharmidäà im Auge gehabt. Unsere kleine Schrift des Tenkelûschà enthält auch sebr wichtige Notizen, aus denen man ersehen kann wie vielseitig und mannichfach die babylonische Literatur überhaupt und besonders die historische ausgcbildet war. So werden darin erwähnt: eine Art von encyclo- pädischen Schriften, die von verschiedenen Wissenschaften handeln®””; ferner Schriften, in de- nen die verschiedenen Künste ausfübrlich und im Detail bebandelt wurden *?: Schriften über Philosophie und Astronomie””, über Zauberei*””, über Medicin” den Religionen und von den Gesetzen handeln°7) Schriften»*”, Gebet- und Hymnenbücher*”, Poesien und Gesetzbücher , daun Schriften, welche von , ferner «die Schriften der Alten» und «die alten #9), antireligiôse Schriften”” \\ ao) VI. 40, p. 4: SL dl Îles L2Ù Le (Jas 5e) dj Le À, ée IÉUME dl se Ce 2 © rÙd/ o- » £ do Ja 9 hd] e Ÿ® cab UE) SUR de }l), où L yeb GJelL. Wenn uosere Vermuthung richtig ist, dass hier von einem Anhänger der Jupiterreligion die Rede ist, so kann man daraus ersehen mit welchen guten Eigenschaften ein solcher ausgestattet war und welche hohe moralische Grundsatze diese Religion gepredigt hat. 374) VI. 12, p.46: ya5lael] des ua) ples Les Lll pola)l, a) ls Doife bus pl) Hit. Jai, Eli) Juste prll le, pl, plall das LS gas ge Ps als ee Lines & 53), CS. 37) VI. 13, p. 46: JM] 435 4e ste F yrlsi Le Duke sl kb, 5,le gl 142 pile ASF JD 9 JPA Hier ist allerdings nicht ausdrücklich von derartigen Schriften die Rede, aber f offenbar hat es auch Bücher vom angegebenen Inhalt zegeben. x 373) Vgl. oben p. 1514, Anmk. 341 und die vorletzte Anmerkung. 374) à =) ©2S werden erwähnt II. 26, p. 19. ln 315) Die LLY] PIN werden IV. 8, p. 27 erwähnt; vgl. oben p. 151, Anmk. 339. Ja in der babylonischen Literatur hat es sogar medicinische Monographien gegeben; VII. 20, p. 59 wird nämilich erwäbnt: Lys dise ys) dl ee, Le) pole. Tee Le Le JL LS LEE, uote ca) [3 LL], vel. oben p. 153, Anmk. 350 u. p. 154, Anmk. 354. Ga " 377) le Ja] QT und à Ja) LS werden erwähnt; vgl oben p. 151, Anmk. 339, und p. 154, Anmk. 353, 378) XIL 17, p. 151: ay) cos QD ce Lys los LAS... ; xx. 29, p. 157: LS Gise….. cat El dJ QD 5 Jes® ; über die Hymnenbücher des Saturn - Apostels Azädà vgl. oben p. 136, Anmk. 291. 379) Vgl. Anmk. 376 u. oben p. 152, Anmk. 344, p. 153, Anmk. 348. 380) Vgl. oben p. 142, Anmk. 306. 492 (164) D. CuwoLzson. u. s. w. Was nun die historische Literatur anbetrifft, so werden darin erwäbnt: allgemeine Weltgeschichten*", Schriften, welche die Geschichten der alten Vôülker mit verschiedenen darauf bezüglichen Abbildungen, und auch ohne solche, enthalten*”, ferner Geschichten der Männer der Vorzeit**, Biographien der Weisen®”, Geschichten der Feldherren und Edlen*”, Mono- graphien von einzelnen Künigen *” Reiches, der Städte u. s. w.*”. Ueberhaupt ist üfters von «Geschichtsbüchern» die Rede, so wie auch von Geschichtsschreibern und von Lebrern der Geschichte. die den Knaben in der , die vier Bücher des Auzwäjà über die Regierung des Geschichte der alten Vülker Unterricht ertheilen**. Aus diesen Umständen kann man ersehen, wie mannichfach die babylonische Literatur überhaupt ausgebildet war und wie besonders die historische Literatur und die historische Wissenschaft vielseitig bearbeitet warde und allgemein verbreitet war, so dass sogar Kinder die Geschichten der alten Vülker lernten. Maun kann aber unmôglich annehmen, dass dieser blübende Zustand der babylonischen Literatur in die Jabr- hunderte fällt, welche dem Zeitalter Tenkelüschä’s unmittelbar vorangegangen sind; denn diese Jahrhunderte bildeten die Zeiten des grôssten Verfalls Babyloniens, wo dieses Reich sei- nem jähen Untergang mit Riesenschritten entoegenging*®. Wir müssten demnach jene Blüthen- zeit der babylonischen Literatur in die, dem Nebûükadnecar, oder wenigstens Nabonit vor- angegangenen Zeiten setzen, selbst wenn wir die bei weitem älteren Nacbrichten der «naba- thäischen Landwirthschaft», die gleichfalls eine uralte, hohe geistige Cultur bezeugen, nicht vor uns gehabt hätten. Das Buch, von dem die oben (p. 11) erwähnten Fragmente sich erbalten haben, führt der Titel : nl, dll el LES «das Buch von den Geheimnissen der Sonne und des Mondes», es wird aber von arabischen Schriftsellern auch oft unter dem abgekürzten Titel : ll A SU, «das Buch der Geheimnisse des Mondes», oder auch blos JL Sr, 381) Vgl. oben p. 152, Anmk. 344. 382) IV. 14, p.29: 449 je LS yy0) pee Us JS al) pedl JL, Dye Las 5l5...; vel oben p. 152. Anmk. 344. 383) VI. 22, p. 60: polel, grill ol}, sb, GLY) Et LE «3 vel. oben p. 152, Anmk. 344. 384) LIL. 1, p. 20: LA] Fe (RE cafe QUE us 385) V. 19, 38: LA slt, lil Ganelsl Us pl) pese rrler=pille 386) Wie z. B. die Geschichte des Kônigs Qijàmä; vgl. oben p. 135, Anmk. 289. ss), 01,8, p.245 Sal, Lot USE. Lo NI PRESS Nach dieser Angabe zu schliessen scheint dieses Werk etwas Aehnliches wie die [[oh:tetar des Plato und des Aristoteles gewesen zu sein. — PES ist mir sonst unbekannt und dieser Name ist auch in der persischen Uebersetzung, wobl aus Versehen, ausgefallen. 388) Vgl. oben p. 152, Anmk. 344 und oben Anmk. 385. 389) S. oben p. 42. Ueser Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHUEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (165) 493 «das Buch der Geheimnisse», erwähnt, zuweilen wird es auch list) SU, «das Buch von den Verwesungen genannt. Um aber einen klaren Begriff von dem Inhalt dieses Buches zu geben und um den Sion dieser Titel zu erklären, wollen wir folgende Bemerkungen vor- ausschicken. Die alten Babylonier hatten nämlich bei ihren hohen wissenschaftlichen Bestrebungen zugleich einen entschieden praktischen Sinn und verfoloten bei ihren gelehrten Forschungen häufig rein praktische Zwecke. Sie stellten den Satz auf, der Mensch, wenn er den Natur- process genau und soryfällig beobachtet hat, kônne dann der Natur nachahmen und selbst Dies und Jenes schôpferisch produciren. Dieser Grundsatz ist an und für sich in gewisser Beziehung richtig; denn wenn wir in regenloser Zeit die Felder mit Wasser trâänken, so ahmen wir dem Naturprocess nach und suchen die ausgebliebene Thätigkeit der Natur zu ersetzen; ja die neuesten chemischen Fortschritte auf dem Gebiete der Agronomie beruhen auf jenem babylonischen Grundsatz. Die Hanptsache ist aber dabei wie dieser Grund- satz ausgeführt und praktisch angewandt wird, worin viele der alten Babylonier jedenfalls zu weit gingen und slatt einer ächten Wissenschaft Charlatanerie und Aberglauben befürderten. Die Babylonier behaupteten nämlich, dass der Mensch durch gewisse Vorrichtungen nicht blos Pflanzen uud Metalle, soudern sogar lebende Wesen schaffen künne, wenn er nur dabei die Thä- tigkeit der Natur bei der Production dieser Dinge genau beobachtet und derselben treu nach- ahmt. Wir haben ohne Zweifel dieser Meinung die ersten Grundlagen zu unsern Naturwissen- schaften, zugleich aber auch die vielen Ausschweïfungen derselben zu verdanken. Diese künst- lichen Erzeugungen wurden von den Babyloniern EU) 5, «Erzeugungen», oder ile , «Bilduugen», endlich auch lis «Verwesungen» genannt, und zwar rührt der letztere Name daher, weil die Babylonier von dem Grundsatze ausgingen, dass die Dinge erst nach einer vorangegangenen Verwesung entstehen. Qüiàämi widmet der Lehre von diesen künst- lichen Erzeugungen ein ziemlich langes Capitel, das er st) all, «der grosse Nutzen» überschrieben hat und worin er sich über diesen Punkt ziemlich vernünftig ausspricht. Aus den Angaben Qüûtämi’s in diesem Capitel, so wie auch an manchen andern Stellen, ergeben sich folgende Thatsachen: Asqôlebità, der uralte babylonische Apostel des Sonnencultus, hat schon jenen Grund- satz ausgesprochen, dass der Mensch den Wirkungen der Natur nachahmen und selbst Dies und Jenes produciren kônne. In seinem grossen Werke, betitelt ll hhouel ul «das Buch der Geheimnisse der Sonne», von dem bei Qûtâmi sich ziemlich viele Fragmente erhalten haben, hat er vielfach von diesen kügstlichen Erzeugungen gebaudelt, und er hat, wie es scheint, die Meinung aufgestellt, dass man Alles, d. h. nicht nur Pflanzen und Metalle, sondern sogar lebende Wesen, künstlich erzeugen kônne, wenn man nur die dazu nôthigen Stoffe be- sitzt und die Behandlung derselben versteht. Qütâmi theilt auch eine von ihm vorgeschrie- bene Operation mit, in Folge deren ein monstrôses Thier erzeugt worden sein soll. Jene Annabme ist leicht erklärlich wenn man bedenkt, dass erst die neuere Wissenschaft nachgewiesen zu haben glaubt, dass es keine generalio aequivoca mehr giebt und dass z. B. sogar die im lebenden Thier- 494 (4166) D. CawoLzson. kôrper gefundenen Würmer sich nicht aus diesem, sondern aus Eiern gebildet haben. Wie leichi konnte man frübher auf den Gedanken kommen, dass man Pflauzen und Thiere künstlich aus gewissen Stoffen produciren kônne, da wir viele wildwachsende Pflanzen sehen, die, wie man sehr lange glaubte, von selbst entstehen, und da wir auch täglich wahrnehmen, dass gewisse Thiere sich in faulenden Stoflen entwickeln. Etwas aus Nichts erzeugen zu kônnen, hat da- gegen kein Babylonier je behauptet. Andere Babylonier, die nach Asqôlebil'à lebten, haben die Principien desselben weiter entwickelt, und der alte Zauberer ‘Ankebütà hat in seiner Scbrift über künstliche Erzeu- gungen bebauptet, dass er sogar einen Menschen erschaffen hätte, und er giebt auch in jenem Buche an, auf welche Weise er dies zu Stande gebracht hat und wie dies ihm gelungen ist. ‘’Ankebüûtä, der dieses Kunststück aus der von Asqôlebità in dessen erwähntem Buche ge- gebenen Beschreibung, wie die Sonne den Menschen gebildet hat, gelernt haben will, gestand aber, dass der von ihm geschaffene Mensch ein sprach- und vernunftloses Wesen war, dass er pur in seiner äussern Gestalt einem Menschen ähnlich war und auch nichts genoss, sondern nur die Augen auf- und zuschloss ; er behauptet aber, dass er dieses Wesen ein Jabr lang küastlich lebendig erhalten hätte, indem er ihm etwas Nabruog in den Kôrper einfliessen liess. Desgleichen behauptete ’Ankebütä, eine weisse Liege geschafflen zu haben, die aber eben- falls keine Simme und weder gegessen noch getrunken batte, sondern nur die Augen auf- und zuschloss. Ein jüngerer Zauberer, Namens Çinâtà (oder Çebiatà) hat gleichfalls einen Men- schen schaffen wollen, aber der zu seiner Zeit regierende Kônig hatte ihn davon zurückgehalten, indem er sagte, dass Cinâtà seine Zeit auf eine für die Menschen nützlichere Beschäftigung verwenden môge; Qûtâmi meint, dass der Kônig dies aus politischen Gründen gethan hätte. Später als ’Ankebütà hat sich Adami, der Apostel des Mondes, in seiner Schrift Ji} Sloal le «das Buch der Geheimauisse des Mondes», welche auch Jus) SU «das Buch der (künstlichen) Erzeugungen» genanut wird, vielfach mit der Lehre von den künstlichen Erzeugungen beschäftigt. Qüûtâmi theilt viele Fragmente aus dieser Schrift des Adami mit, und es scheint, dass derselbe nur von der künstlichen Erzeugung von Pflanzen handelt: ja Qûtâmi sieht Adami gewissermaassen als den wissenschaftlichen Begründer dieser Disciplin in Bezug auf die künstliche Erzeugung der Pflanzen aus gegebenen Stoffen an. Die Vorgänger Adamis sollen nach Qüûtâmi die Art und Weise wie Pflanzen von selbst ent- stehen, nicht gehôrig erforscht haben, A dami aber sol] dies zuerst ergründet und seinen Nach- folgern gezeigt haben, wie durch Vereinigung gewisser Dinge, die in der Erde vergraben und daselbst in Verwesung übergehen, oder auf sonst eine gewisse Weise behandelt werden, eine Wirkung hervorgebracht werden künne, die dem vou der Natur von selbst Erzeugtem ähnlich ist, Qûtâmi führt aus der erwähoten Schrift Adami’s verschiedene Vorschrifien und Metboden . desselben an, wie eine solche (angebliche) generatio aequivoca hervorgebracht werden künne, die allerdings von einem modernen Botauiker schwerlich gebilligt werden, die Qüûtämi aber auf eine rationelle Weise zu erklären sucht. Qüût'âmi giebt uns auch nähere Auskunft über jenes Buch des Adami, und man ersieht aus seinen Mittheilungen, dass dasselbe mit einer Ueger Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATER IN ARAB. UEBERSETZONGEN. (167) 495 ausführlichen Einleitung versehen war, in der Adami die Grundprincipien seines Systems aus- einander setzte, worauf er dann speciell von der künstlichen Erzeugung der verschiedenen Pflanzen handelt. Aus den Angaben Qûütlâmi’s ersieht man auch, dass Mäsi der Sûräner sich gleichfalls mit der Lehre von den künstlichen Erzeugungen beschäftigt hat. Ob er auch darüber eine selbstständige Schrift verfasst, oder ob er von diesem Thema our gelegentlich in seinen andern Schriften über den Ackerbau gehandelt hat, kann ich nicht mit Bestimmtheit angeben. Er scheint aber jedenfalls die Principien seines Urgrossvaters Adami weiter entwickelt zu haben. Qüt'ämi selber giebt es zu, dass die allermeisten wildwachsenden Pflanzen nicht von selbst, sondern durch Samen entstehen, die entweder der Regen oder sonst irgend eine Was- serstrômung gebracht hat. Er meint aber, dass es dabei auch zuweilen eine generato aequivoca gebe; denn, meint er, da man doch annehmen müsse, dass es zu irgend einer Zeit eine solche geseben hat, die durch eine Thätigkeit der Natur producirt wurde, so kann sich eine solche Selbstzeugung auch wiederholen. Wird aber der Process einer solchen Selbstzeugung beob- achtet, so kann der Beobachter, nach Qûtämi’s Meinung, auch eine solche selbst produciren. Die Gôtter, meint er ferner, haben den Menschen die Fähickeit verlieheu, der Natur vachzu- abmen; our glaubt er nicht, dass der Mensch im Stande sei der Natur in allen Stücken nach- zuahmen. Qüûtàmi meint daher, dass jene Fähigkeit des Menschen sich nur auf die Nachahmung einiger wenigen Dinge der Thätigkeit der Natur besckränke, dass der Mensch aber keinesweges im Stande sei, alles das zu produciren, was die Natur hervorbringt. Dass man Pflanzen künst- lich produciren kônne, glaubt er wohl, dagegen elaubt er nicht, dass man auch lebende Wesen erschaffen kônne. Die Angaben des erwähnten Ankebütà und anderer alten Babylonier, welche behaupteten, auch lebende Wesen geschaffen zu haben, will er zwar nicht ganz offen für reine Lügen erklären, er scheiut sie aber als solche anzusehen, obgleich er dies nicht ausdrücklich sagt, Qüûtâmi theilt, wie oben gemeldet wurde, viele Angaben Adamis mit, auf welche Weise verschiedene Pflanzen künstlich erzeugt werden kônnen. Qütâämi war aber ein Mann, der über- all und bei jeder Gelegeuheit den Grundsatz predigie, dass die Empirie die wichtigste Leiterin in der Agronomie sein müsse und dass sie allein über den Werth oder Unwerth einer agrono- mischen Maassregel entscheiden kônne; er hat daher auch nach den Angaben A damî's experi- mentirt und die Experimente sind, wie es zu erwarten war, mit wenigen Ausnahmen miss- lungen. Qütämi, der ein grosser Verehrer Adamis war, sucht dieses Misslingen auf fol- gende Weise zu erklären. Er meint nämlich, viele dieser Experimente hätten seine Landleute in seiner Abwesenheit gemacht und sie seien alle misslungen, was er als eine Folge des ungenauen Verfabrens seiner Bauern ansieht; von denen aber, die in seiner Gegenwart ausgeführt wurden, sind zwar die meisten misslungen, manche aber sind auch gelungen. Die misslungenen Experi- mente, meint er, rühren daher, weil der Text in dem erwähnten Buche des Adami sich in einem verworrenen Zustande befindet. Qûtâmi, der bei jeder Gelegenheit Îschit à und dessen Anhäoger gerne etwas am Zeuge flickt, macht auch hier dem ersteren den Vorwurt, dass er diese Schrift seines Vaters vernachlässigt und dieselbe weder selbst auswendig gelernt, noch 496 (163) D. CawoLzson. Andern befohlen hat, es zu thun, um einen richtigen Text zu erhalten und denselben vor Ver- fälschungen zu schützen *”. Nach Qütämi hat Adami zwei Methoden angegeben, wie man Pflanzen künstlich erzeugen kônne und zwar soll dies entweder durch Vergrabung, oder durch Verbrennung gewisser Dinge geschehen kônnen. Nur meint Qütämi, dass ihm die Experimente bei Anwendung der letztern Methode weit ôfters gelungen seien, als bei der der erstern. Er glaubt aber, dass dies daber rübrt, weil er nach der letztern Methode überhaupt weit ôfters experimentirt hat als nach der erstern. Schriften, welche von den künstlichen Erzeugungen von Pflanzen, Metallen und lebenden Wesen handelten, scheint es in Babylonien sehr viele gegeben zu haben. Auch unsere Frag- mente sind Ueberreste einer solchen Schrift Die mir bis jetzt bekannten Fragmente finden sich fast alle in einer agronomischen Schrift und handeln daber nur von der künstlichen Erzeugung von Pflanzen; und nur eiu eivzises kurzes Fragment bei einem andern Schrift- steller enthält eine kurze Angabe über das Entstehen der Metalle; es lässt sich aber daraus nicht mit Bestimmtheit folgern, ob jenes Buch auch von der künstlichen Erzeugung von Metallen handelt. Wir wollen aber zuerst einige literarhistorische Notizen über das Werk, aus dem un- sere Fragmente sich erhalten haben, mittheilen, worauf wir den Inhalt des verloren gegangenen Buches untersuchen werden. In der oben (p. 8, Anmk. #) erwäbnten Notiz im Fihrist el--Ulüm über Ibn-Wa’h- schijjah wird eine Schrift desselben, betitelt pu pts) sel SES, «das Buch der Geheim- nisse der Planeten», ohne alle näheren Angaben erwähnt; es ist aber jedenfalls sehr zwei- felhaft, ob damit unser Buch gemeint ist. 1bn-Sinà bemerkt in dem Capitel L..…. ,le seines Dorr-en-Nezim‘", dass die natürliche Magie in zwei Branchen zerfällt, nämlich in die Kenntniss der eigenthümlichen Kräfte und Eigenschaften der Pflanzen, Metalle und Thiere und in die Kenntoiss der Construction von Maschinen u. s. w.; darauf sagt er: sd] a] y Ars or) ds I lis) : ex) QG u den vortrefflichen Büchern, welche von der ersten Art handeln, gehôrt (das Buch) et-Taafinät (die Verwesungen), welches [bn-W a'h- %%), Hier wird also unser Buch nur unter dem Titel bus) erwäbnt, schijjah übersetzt hat» und es wird ausdrücklich gesagt, dass Ibn-Wa'’hschijjah es übersetzt hat. In dem Irschäd-el-Qäcid°®® spricht Sachäwi vou den verschiedenen Arten der Zau- berei und bemerkt darauf: der Zauberei naheliegend ist die Production jener wunderbaren Kräfte, die durch verschiedene Compositionen hervorgebracht werden. Zulezt sagt er, dass in dem Buche: «die Geheiïmnisse der Sonne und des Mondes, welches Ibn-Wa‘hschijjah 390) Man sieht daraus, dass selbst niedergeschriebene Bücher auswendig gelernt wurden, um den Text derselben dadurch vor Verfälschungen zu schützen. Man kann also aus dem Umstand, dass irgend ein altorientalisches Buch auswendig gelernt wurde, noch nicht folgern, dass dasselbe vom Autor nicht niedergeschrieben wurde. 391) Vgl. oben p. 115, Anmk. 233. 392) Vgl. Ancient alphabets etc. by Jos. Hammer, p. XVI f., wo p. X VII, Zeile 1 vel statt ne) zu lesen ist, 393) Pag. VF ff. vgl. oben p. 131, Anmk. 274. Urssx p1E UEBERRESTE DER ALTBAEYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (169) 497 aus dem Nabathäischen übersetzt hab, sich wunderbare Dinge über dieses Thema finden**”. Auch hier wird also ausdrücklich gesagt, dass dieses Werk eine Uebersetzung aus dem Naba- thäischen sei; our wird dasselbe hier unter einem andern Titel als von 1bn- Sinà angefübrt. Wir werden gleich sehen, dass das sl] ts mit dem PUR oil] shysl SLS iden- tisch ist. Der Kosmograph Schems-ed-Din Dimeschqi theilt nämlich in seinem Nuchbab ed-Dahr*” zwei Fragmente uuseres Buches mit und fübrt das erstere mit folgenden Worten an: lle Qeël Let Coll (sie) cle CUS aubes < 01 JL, dbn-Wa’hschijjah sprieht in dem Buche et-Ta’äfin, genannt: die Geheimnisse der Sonne und des Mondes». Hier wird zwar nicht gesagt, dass Ibn-Wa’hschijjah blos der Uebersetzer dieses Buches sei, dies beweist aber nichts: denn die von Ibn-Wa’hschijjah aus dem Nabathäischen übersetzten Schriften werden von mohammedanischen Scbriftstellern sehr häufig so citirt als wenn sie von ibm selbst verfasst worden wären; ja sie werden sebr häufig gradezu ihm zugeschrieben. Dagegen bezeugt hier Dimeschqi die Identität des Clusler)| ru mit dem Ur nl LE ausdrücklich. Auch Gemàl-ed-Din el-Wathwäâth el-Katbi, von dem wir gleich sprechen werden, citirt unser Buch gewübnlich unter dem Titel il} ,),.) af an einer Stelle da- gegen citirt er es unter dem Titel gs leill aura) nbs) er ‘’Häg'i Chalfa erwäbnt unser Buch *° mit den Worten: [sl ,f el ina, D. cles ul 1 tcdie Geheimnisse der Sonne und des Mondes über natürliche Magie von Ibn-Wa’h- schijjah | Abû-Bekr A’hmed]. Der ursprüngliche Titel unseres Buches scheint also LES El, PME] sl gewesen zu sein, und Es] LES wurde es wahrscheinlich, aus dem oben angegebenen Grunde, wegen seines Inhalts genannt. So weit es mir jetzt bekannt ist, finden sich die fraglichen Fragmente nur bei Dimeschqi und bei dem erwäbnten el-Katbi, und zwar finden sich beï ersterm (Buch II. Cap. VIH seines erwähnten Werkes) nur zwei Fragmente. Dass erstere derselben”” enthält Angaben über das Entstehen der Mineralien, Pflanzen und der lebenden Wesen. Dieses Fragment scheint der Einleitung entnommen zu sein und ich weiss es nicht, ob man berechtigt ist daraus zu folgern, dass das Buch auch von der künstlichen Erzeugung von Metallen und lebenden Wesen handelt; wenigstens ist mir bis jetzt kein Fragment bekannt, das für diese Annahme spräche. Ueber den Inhalt des zweiten Fragments bei Dimeschqi kann ich jetzt noch keine genaue Auskunit geben, weil der Text der betreffenden Stelle in der mir vorliegenden Handschbrift des Dimeschqi 39% Pag. Vo: dulse, Lo] [je lé Lo ais, Lo) Ja all, ll Lu OUT 34. 395) Vgl. über dieses Buch und dessen Verfasser Ssabier EI. p. X XVIII fT. 396) I. p. 281, Nr. 650. 397) Der Anfang dieses Fragments kommt bei Dimeschqi noch einmal (II. 2) vor, wo derselbe ibn blos mit » den Worten dus 9 oo) ü) E citirt. Mém. des sav. étrang. T. VI. 63 498 (170) D. Cawozson. verworren zu sein scheint und ich daher nicht genau weiss, wo dieses Fragment anfängt und wo es endet. Es ist nämlich môglich, dass die von Dimeschqi mitgetheilte Angabe über das Entstehen von Salz, Alaun und Salpeter unserm Buche entnommen ist; sicher ist es dagegen, dass die Augabe, nach der die Pilze als ein Mittelding zwischen Pflanzen und Miueralien anzu- sehen seien*, aus demselben geschüpft sei. Dagegen finden sich 35 zum Theïl ziemlich lange Fragmente unseres Buches in dem #4. Fenn des encyclopädischen Werkes des oben erwähnten Gelàl-ed-Din Mo’hammed Ibn Ibrähim el- Wathwäth el-Katbi el-Warräq (starb 718 —1318), betitell Manähig’ el-Fikr we-Mabähig'el-’Ibr*”. Das vierte Fenn dieses Buches ist überschrieben 4 )} Ale e Us und handelt ziemlich kurz vom Ackerbau. Sämmtliche in diesem Buche vorkommende Fragmente handeln daher ausschliesslich von der künstlichen Production verschiedener Pflanzen. Diese Fragmente geben uns nicht den geringsten Aufschluss über den Verfasser und die Abfassungszeit des Buches, aus dem dieselben entnommen sind. Nur môchte ich aus dem Titel unseres Buches : vel al PR LS vermuthen, dass dasselbe aus einer Verschmelzung der beiden oben erwäbnten Scbriften, nämlich des (re JL GES des Asqôlebitä und des 21] DES bise des Adami, entstanden sei. Was mich aber io dieser Vermuthung be- stärkt, ist das, dass acht unserer Fragmente mit denen von Qûtâmi mitgetheilten Fragmenten aus der erwähnten Schrift des Adami in der That fast würtlich übereinstimmen. Dass aber der Autor unserer Fragmente seine Angaben nicht blos aus der erwäbnten Schrift des Ada mi geschôpft hat, ersieht man daraus, dass dieselben in einigen Punkten von den Mittheilungen Qütämis aus jener Schrift Adamîs abweichen. Wir haben uns bestrebt, in dem vorangehenden Blättern ein Bild von dem Inhalt der er- haltenen altbabylonischen Werke zu entwerfen und zugleich das Alter derselben approximativ zu bestimmen. Wir haben hier von diesen Schriften nur so viel mitgetheilt, als es nôthig war, um festzustellen, wer die Verfasser jener Bücher sind und wann dieselben abgefasst wurden. Das Werk des Babyloniers Tenkelüschà ist ein Schatzkästlein, voll von Edelsteinen und Perlen; ich habe hineingegriffen und einige wenige derselben ausgestreut; die «nabathäische Landwirthschaft» dagegen ist ein ganzes Gebirge, gefüllt mit Gold, Silber und Edelsteinen; ich habe dieselben unberübrt gelasseo und beschränkte mich darauf, die Wege zu bahnen und einige Schachte zu erôffnen, ohne aber die dort aufgehäuften Schätze zu berühren. Was hat aber, wird jeder ächte Historiker fragen, die historische Wissenschaft von der 298) Diese Ansicht findet man auch in Qazwinis Sa Q»ls® p. Fep f. ed Wüstenfeld. Ueberhaupt scheint es mir, dass Qaz wini unser Buch stark benutzt bat, weun er es auch nirgends aasdrücklich erwahnt. 399) Vel. über dieses Buch uud dessen Verfasser Ssabier {. p.257, Anmk. 3. Mir liegt das ziemlich feblerhafte Leidn. Ms. (Nr. 219) dieses Werkes vor. Uerer Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (171) 499 Verôffentlichung jener althabylonischen Schriften zu erwarten? Ich gestehe, dass ich, obgleich ich mich schon jetzt ziemlich lange mit denselben beschäftige, diese Frage noch nicht vollständig beantworten kann. Das Material ist so massenhaft, so manvichfaltig und so ganz und gar neu, dass ich die aus demselben zu ziehenden Folgerungen noch gar nicht übersehen kann, Was wussten wir bis jetzt von Babylonien oder von babylonischer Cultur? Nichts oder fast nichts. Ein gewaltiger Jäger vor dem Herrn, Nemrôd, den die Einen zu einer nebelhaften mensch- lichen Gestalt, die Andern zum Orion gemacht haben, herrschte einst über Babylon; dann tum- melte sich die fabelhafte Figur der Semiramis herum, darauf kam man in einem gewaltigen Sprung zu Nabonassar, einige corrumpirte und entstellte Namen von Kônigen oder Statt- baltern — man weiss dies nicht näher — folgten, mit Nabopalassar und Nebükadnecçar wird es ein wenig heller und mit Nabonit ist die Geschichte zu Ende. In einigen Zeilen ist somit die 4000jährige Geschichte Babyloniens erzählt, Ja, um es nicht zu vergessen, auch von babylonischer Religion und Cultur wusste man Manches und es wurden sogar Bücber, voll der schôünsten Phantasieen, darüber geschrieben. Die Babylonier, wusste man, haben Sonne, Mond und Planeten verehrt; die Chaldäer waren Stern- und Traunideuter, und somit war man mit der Cultur- und Religionsgeschichte Babyloniens fertig. Einzelne wichtige Data über die hohe Bildung der alten Babylonier wurden wenig beachtet und die Frage: ob die Babylonier eine Literatur hatten, wurde grôsstentheils verneinend beantwortet, obgleich im Buche Daniel ausdrücklich von chaldäischen Büchern die Rede ist. Im Ganzen genommen wussten wir von der uns so fern liegenden Geschichte Chinas bei Weitem mehr als von der Babyloniens, die auf unsere Cultur jedenfalls einen bedeutenden Einfluss ausgeübt hat. Was bieten uns aber dagegen die neuentdeckten Quellen für die babylonische Geschichte? Jene Schriften erôffnen uns eine neue vüllig unbekannte Culturwelt, die so mannichfach, so grossartig, so herrlich und so schôn war, wie die der Griechen und die, wie schon oben be- merkt wurde, sich chronologisch zu der griechichen Culturepoche so verhält, wie diese zu der unserigen. Allerdings findet man in diesen babylouischen Schriften nichts von dem, was man Weltgeschichte zu nennen pflegt; es finden sich nämlich in ihnen keine Beschreibungen von Schlachten, keine Nachrichten über die Art und Weise wie der rechte Flügel den linken des Feindes umgangen und, in der Verfolgung desselben zu weit vorgedrungen, selbst vom feind- lichen Centrum in der Flanke angegriflen wurde, und auch sonst uichts von dergleichen andern sogenannten welthistorischen Thaten. Desgleichen findet man in jenen Büchern keine Kunde darüber, wie die Vülker wie wilde Bestien gegenseitig auf der Lauer lagen, und jede gün- stige Gelegenheit abpassten, um in die Nachbarländer einzufallen, daselbst legitime Raub- und Mordthaten grausam auszuüben und sich fremden Eigenthums gewaltsam zu bemächtigen. Von solcher Geschichte findet man nichts in unsern babylonischen Quellen. Wir bedauern dies auch nicht; denn dieses ist eben so wenig wabre Geschichte, als die von irgend einem Menschen in der Raserei ausgeüblen Handlungen die wichtigsten Momente der Biographie desselben bilden. Für die wahre Geschichte dagegen, d. h. für die Geschichte der Entwick- lung des menschlichen Geistes, wie derselbe in der Religion, in der Philosophie, in der Er- 500 (172) D. CHwoLzson. forschung der Gesetze der Natur, in seiner allmäligen Veredlung und in seinem beständigen Streben zur Sittlichkeit und Vollkommenheit sich manifestirt, ich sage, für diese wahre Ge- schichte sind unsere neu aufgefundenen babylonischen Quellen eine unerschôpfliche Fundgrube, und zwar verbreilen sie grosses Licht über Zeiten und Epochen, in denen bisher die tiefste Dunkelheit herrschte. Unsere historische Zeiten rücken plôtzlich gegen 3000 Jabre hinauf. Und wie werden diese Tausende von Jahren mit Geschichte ausgefüllt! Es sind nicht etwa ein Paar verstümmelte Kônigsnamen, die uns aus jenen bis jetzt so duokeln Zeiten herüberschim- mern, nein, es ist eine grossartige, Herz und Seele erfreuende, unbekannte und ungeahnte Cul- turwelt, die sich uns aufthut. Eine grossartige, herrliche und vielseitig ausgebildete Literatur, tief denkende Männer und ernste Forscher, denen wir die Anfänge unseres Wissens zu ver- dauken, heilige Propheten, Gesetzgeher und grosse Religionsstifter, die Vieles zur Veredluug der Menscheit beigetragen haben und durch deren Worte Milliarden von Menschea geleitet wurden, Männer, welche durch ihre civilisatorischen Thaten die Menschen veredelt und ge- sittet, die durch ihre Ertindungen den Menschen auf Jahrtausende reichliche Nabrung und ein behagliches Leben verschaflt, blühende Staaten, die durch Kunst, Wissenschaft und Religion sich hervorgethan haben, — dieses Alles, sage ich, was die Geschichte längst vergessen hat, tritt uns im herrlichsten Glanze entgegen. Wer waren die Männer, die in den Urzeiten der altsemitischen Welt die ersten Keïme zur Bildung, Gesittung und Civilisation gelegt, welche die jüngern Griechen zum Theil geerbt und uns mitgetheïlt haben? Wer waren jene Männer, welche dort weitverbreitete Jahrtausende lang herrschende Religionen gestiftet haben? Wer waren jene Männer, wie hiessen sie? Die Geschichte hat ihre hochgefeierte Namen vergessen und uns von ibren herrlichen Thaten keine Kunde überliefert; wir lernen sie jetzt kennen, uud zwar treten sie uns nicht als Nebelgestalten der Vorzeit, als duukele Erinnerungen der Meusch- heit entgegen, sondern als Männer mit Fleisch und Blut, als rein historische Persônlichkeiten, von deren grossen Thaten und Werken wir zum Theil die klarste und hellste Kunde erhalten. Leer und üde lagen vor uns die Zeïiten vor dem 13. Jahrhundert vor Christus, da tritt uns etwa im 1%. Jahrhundert Qütami, ein Mann vou einem klaren Geiste und einer edlen sittlichen Natur, mit einem herrlichen, grossartig angelegten Werke entgegen. Man staunt, man zweifelt, man traut den eigenen Augen nicht und dennoch liegt uns sein grosses Werk so klar, so über alle Zweifel erhaben vor den Augen. Und dieses Werk des 14. Jabrhunderts ist nicht etwa der Anfang einer Culturepoche, es enthält keine dunkele Ahnungen des mensch- lichen Wissens, nein, es bildet den Gipfelpunkt einer uralten Civilisation und bekundet eine vorangegangene 3000 jäbrige Culturepoche. In Qütâmi, dem Manne des 14. Jahrhunderts, leruen wir einen hellen Denker und einen klaren ernsten Naturforscher kennen, der seine Vor- gänger, cunsere Alten», wie er sie oft neont, häufig citirt und von ihnen oft so spricht. wie wir von den, von unseren Zeiten so weit entfernt liegenden Weisen des Alterthums: Aristo- teles, Pythagoras, Orpheus u. s. w. sprechen. Eine 3000 jährige Culturepoche ist ihm vorangegangen und lange lange vor ihm haben schon die Kämpfe zwischen Glaubeu und For- schen, zwischen Religion und Philosophie stattgefunden. UÜralte semitische Weisen und Reli- Üeser niE UERERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (173) 501 gionsstifier, denen der Ehrennamen «Propheten» beigeleot wurde, haben schon den Satz ausgesprochen, dass es nichts Bôüses auf der Welt gebe, dass das scheinbare Büse nur relativ in Bezug auf die Menschen als bôse anzusehen sei, in der That aber sich nach denselben Natur- gesetzen entwickele wie alle andern Dinge, und dass endlich jene uns treffende Uebel als Strafen der Gottheit für unsere Sünden anzusehen seien. Andere sehr alte kana’anäische und chal- däische Weisen behaupteten dagegen, dass Alles nach ewigen unveränderlichen Gesetzen, und zwar ganz ohne Bezug auf die guten oder büsen Thaten der Menschen, geschehe. Wie in einem Gebirgslande, wo lange Reihen von verschiedenen Gebirgsketten auf ein- ander folgen und bei Ersteigung des einen Gipfels eine neue Kette von Gebirgen sich vor un- sern Augen entwickelt und immer so weiter geht, bis die letzten Gipfel allmäblig in allge- meinen Umrissen und in dunkeln Massen erscheinen und zuletzt gänzlich in den Wolken verschwinden: so entwickeln sich uns in den Qûtämi vorangegangenen Zeiten eine lange Reibe von verschiedenen Culturepochen und verschiedenen Culturzuständen, die immer einan- der vorangingen, bis die letzten ältesten Zeiten, die wobhl dem 5. Jahrtausend angehôren, sich allmäblig in Dunkelheit und zuletzt in vôlliger Finsterniss verlieren. Gegen 400 — 500 Jahre vor Qütämi tritt uns Janbûüschâd entgegen, dieser wahrhaft grosse Mann des babylonischen Alterthums, dieser ernste und eifrige Naturforscher, der sein ganzes Leben damit zubrachte, die Gesezte der Natur zu erforschen und die Tiefe der Religion zu ergründen und der im ver- trauten Kreïse seiner Schüler die hôchsten und ewigen Wabrheiten von einem einzigen Gott, der auch die Sonne schuf und der Alles reg'ert und leitet, zu verbreiten suchte. Einige Jabr- hunderte vor Janbûüschäd lernen wir Dhagrit keonen, gleichfalls ein Forscher auf verschie- denen Gebieten der Naturwissenschaften, der aber der Repräsentant einer andern Culturepoche st als die des Janbüschàd und der noch in spätern Zeiten seine Anhänger und Nachfolger hatte. Dieser Dhagrit, der, wie wir oben (p. 106 FF.) sahen, gegen 2000 v. Chr. gelebt hat, spricht von verschiedenen heiligen Männern des babylonischen Alterthums so, dass man sieht, dass dieselben für ihn Mäoner des grausten Alterthuins, der fernsten Zeiten waren. Lange vor Dhagrit ging eine andere Culturepoche voran, deren grosse Repräsentanten Mäsi der Sûrâner, dessen Schüler Gernänä, und die Kana’anäer Anû’hà, Thâmitri und Cardânà sind. Ungeachtet ihres hohen Alters (gewiss nicht später als 2500 v. Chr.) stellen sie uns das Bild einer sehr fortgeschrittenen Culturepoche dar: Mâsi nämlich war nicht blos ein grosser Naturforscher, der über die Ursachen der Dinge forschte, sondern er war anch ein Manu von hoher priesterlicher Stellung, der einen grossen religiôsen und moralischen Einfluss auf die Nachwelt ausgeübt hat; er bekannte sich schon, wie oben nachgewiesen wurde, zu der Lehre, dass man den Gôttern keine lebende Wesen opfern dürfe, aus welchem Umstande man auch veredelte religiôse Begriffe folgern kann. Desgleichen war Thàâmitri ein grosser Natur- forscher, der die Pflanzen systematisirte, der auch mit dem erwäbnten Kana’anäer Çardänà, der gleichfalls Naturforscher war, astronomische Mondtabellen entwarf, Auch Anÿ’bhà, der Apostel des Mondes, war eine grossartige Persünlichkeit, der sich ebenfalls durch sein Wissen uod dureh seine agronomischen Erfindungen auszeichnete, noch mehr aber durch seine Kühne Opposition 502 («4179 D. CawoLzson. gegen den Gôtzendienst und durch seine Verkündigung edlerer Religionsbegrifle, für welche Bestrebungen er auch muthvoll litt. . Eine kurze Zeit vor ihnen lebte der grosse Religiousstifter Îschità, dessen Religion fast über ganz Vorderasien verbreitet war und dessen Lehren, für eine spätere aufgeklärte Zeit wohl uuheilvoll, für seine Zeit dagegen sicher heilsam waren, und jedenfalls eine hohe Moral pre- digte, der selbst Qûtämi, der Gegner Îschita's, seine Anerkennung nicht versagen kann. Îschità ging sein grosser Vater Adami voran, dieser grosse Civilisator, der eigentliche Be- gründer, Befôrderer und Verbreiter eines rationellen Ackerbaus, der weite Länder durchreiste und durchforschte, Pflanzen aus fernen Gegenden nach Babylonien brachte und sie da- selbst cultiviren lehrte. Adami, zu dessen Zeit einzelne Theile Babyloniens noch von einer barbarischen Urbevôlkerung bewoht war, die den Ackerbau noch gar nicht kannte, war nicht blos der materielle Wobhlthäter seiner Zeit und der Nachwelt, wesshalb ihm der Beiname «Vater der Menschheït» beigelegt wurde, sondern er war auch der geistige Leiter seiner Leit, und spätere Generationen beriefen sich noch auf seine erhabenen und veredelten Lebren, die er verkündigt hat. Noch weiter hinauf tritt uns die grosse Gestalt des Saturn-Apostels Azàdà entgegen, der die Religion der Entsagung gestiftet und dieselbe durch seine Âpostel in Osten und Westen zu verbreiten suchte, und dessen Anhänger und Nachfolger von den ältesten bis zu den jüngsten Zeiten herunter bei den Hôhern uod Gebildetern ein Gegenstand der Verfolgung, bei der Masse des Volkes dagegen ein Gegenstand der hôchsten Verehrung waren. In die voradami- schen Zeit gehôrt auch ’Ankebûtä, bei dem die lange vor ihm vielfach gemachten Beobach- tungen der Natur schon in Charlatanerie und Aberwitz ausgeartet sind. Derselben Zeit gebürt auch Sâämâi-Neheri an, ein berühmter agronomischer Schriftsteller des babylonischen Alter- thums, desgleichen der Dichter ’Hû’hüûüschi, dessen Name von den fernsten Generationen gefeiert wurde. Noch weiter hinauf begegnen wir der grossen Persünlichkeit des Asqôlebilà, des Apostels des Sounencultus, der, wie es scheint, auch eine Kosmogonie schrieb und besonders durch seine medicinischen Scbriften der Wohlthäter der folgenden Generationen wurde. Evdlich gelangen wir bis zu Dewânâi, dem ältesten bekaunten Gesetzgeber der Semiten, dem grossen Civilisator seiner Zeit, der in den semitischen Ländern gôttliche Verehrung in ihm geweïhten Tempeln genoss, dessen Andenken von spätern dankbaren Geschlechtern in Gedächtnissfesten gefeiert und dem auch der Beiname «Herr der Menscheit» beigelegt wurde. Wir glauben nun den hôchsten Gipfel erreicht zu haben, aber nein, es ist nur ein grosses Gebirgsplateau, das wir mit Dewänâi erstiegen sind, eine Gebirgsebene, die mit Städten und Dôrfern besäet, von einer reichen Bevôlkerung bewobnt ist und hinter der noch unendliche bis zu den Wolken reichende Gebirgsmassen sich über einander thürmen. Die Zeiten Dewânäïs sind vôllig histo- rische und zu seiner Zeit war Babylonien schon ein vollkommen organisirter Staat mit einem Kônig, mit Häuptern und Feldherren an der Spitze; wo es aber Feldherren giebt, giebt es auch ein Heer und eine geordnete Staatsverfassung. Ueberhaupt sieht man aus dem, was über De- wânâi mitgetheilt wird, dass eine lange Culturepoche diesem uralten Legislator vorangegangen Uëser DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (173) 503 ist. In der That leuchtet uns aus den vordevânâischen Zeiten die Gestalt des Kämäsch-Neheri entgegen, von dessen Leben die spätern Geschlechter nichts mehr zu berichten wussten, von dessen Sein und Wirken aber sein Werk in 3 Büchern über den Ackerbau mit dem fremdartigen Titel se; Schijäscheq, uns Zeugniss ablegt. Diesen fernen Zeiten gehôren auch viele ba- bylonische Heilige uod Lieblinge der Gôtter an, wie z. B. ’A’âmi, Sûlinà, Thülüni, Resai, Kermänà u. dgl. Andere, die gôttliche Verehruog genossen, und deren Thaten den fernsten Ge- nerationen als Muster galten. Zulezt erscheint uns noch das Bild des Märtyrers Tammüzi, der eine neue Religion, die des Planetendienstes, predigte und für dieselbe litt und starb, wofür er auch von den jüngsten Geschlechtern in ferneu Ländern beweint und betrauert wurde. Vielleicht gehôren die Männer, nach deuen die 12 Monate benannt wurden“””, gleichfalls den zwischen Dewânäiï und Tammüzi liegenden dunkeln Zeiten an. Dann aber verliert sich Alles im dicksten Nebel und eine undurchdringliche Finsterniss umgiebt die vorangehenden Epochen, aus denen kein Licht mehr zu uns herüberschimmert. Diese hier aufgezählten Männer des babylonischen Alterthums — und wir haben hier nur einen sehr kleinen Theil der uns bekannten erwähnt — waren nicht etwa Stubengelehrte, die durch ihre Schriften nur die Wissenschaften befôrderten, sondern sie waren die leuchtenden Sterne ibrer Zeit und der künftigen Generationen und sie waren es, welche durch ihre legislatorische Thätigkeit, durch ihre religiôsen Institutionen, durch ihre moralischen Principien und durch ibren civilisatorischen Einfluss überhaupt der semitischen Welt für Jahrhunderte lang eine neue Lebensrichtung und eine neue Entwickelung gaben. Machen wir aber den eben zurückgelegten Weg zurück und fangen wir mit Dewânäi — mit dem klare historische Zeiten beginnen — an und gehen bis auf Qût'âmi herunter, so ent- faltet sich, ganz naturgemäss, eine stufenweise erfolgende und allmälige geistige Entwicke- lung vor unsern Augen. Die dunkeln Ahnungen des Dewâänäïschen Zeitalters über die Ur- sachen und Wirkungen der Erscheinungen in der Natur werden durch Männer, wie Ada- mi, Janbüschäd, Qütämi und dgl. Andere, allmälig heller und klarer. Statt der frühern Anschauungen, nach denen manu in verschiedenen Naturerscheinungen beständig sich wieder- holende, unmittelbare Eingriffe der Gôtter immer sah und in der ganzen Natur lauter Wunder erblickte, traten Bestrebungen ein, die Ursachen und Wirkungen des Naturprocesses zu erfor- schen und die Gesammtthätigkeit der Natur auf allgemeine unabänderliche Gesetze zurückzu- führen. Mit der Entwickelung der Erkenntnisse der Natur ging auch natürlich eine Entwicke- lung der religiôsen Anschauungen Hand in Hand. Statt der von «den Alten» vorgeschriebenen hieratischen Mittel um die Fruchtbarkeit des Bodens und das Gedeihen der neu gepflanzten und frisch gepfropften Bäume zu befôrdern, oder um manches Uebel abzuwenden, sann man später über rationelle Mittel nach, dieses alles zu erlangen, suchte man neue Arten von Dünger zu erfinden, die Eigenschaften der verschiedenen Erdarten und die Wirkungen der atmosphä- rischen Einflüsse und der verschiedenen Bewässerungsmethoden zu erforschen. Der Conflict zwischen Religion und freier Forschung war daher schon frühzeilig da, so dass schon der zelo- 400) S. Ssabier IL. p. 605 fM. $ 3. vgl. ib p. 917. 50% (176) D. CuwoLzson. tische Dhagrit in einer langen Rede — die ein Redacteur der conservativsten Kirchenzeitung mit Vergnügen aufnehmen würde — sich gegen die Gottlosigkeit derjenigen ereifert, welche glauben, dass man durch Anwendung eines gewissen natürlichen Mittels den todten Kôrper eines Menschen vor Verwesung schützen kônne"°. Nicht durch natürliche Mittel, eifert Dhagrit, kann der Mensch seinen Kôrper nach dem Tode vor Verwesung und Auflôsung bewabren, sondern our durch gute Handlungen, durch religiüse Uebungen, durch Darbringung von Opfern, durch Anrufung der Gôtter mit deren schôünen und grossen Namen, durch Gebet während der Nacht und durch Fasten am Tage kônne man allein durch die Gnade und Gunst der Gôütter dieses erlangen. Und so fährt Dhagrit in seinem frommen Eïifer weiter fort, zählt die Namen verschiedener Heiligen des babylonischen Alterthums auf, deren Leichname sich lange unver- west und unverändert erhalten baben, und sagt, dass diese Männer sich durch Frômmigkeit, durch Enthalisamkeit und durch ihre Lebensweise, welche der der edlen Engel glich — deren Wandel dem des Mondes, und dessen Wandel wiederum dem der Sonne ähnelt —, sich ausgezeichnet, und dass die Gôtter daher durch ihre Gnade die Kôrper jeuer Männer vor Verwe- suog geschützt hätten, damit die Nachwelt beim Aoblick derselben zur Frômmigkeit und zur Nachahmung jener frommen Lebensweise ermahnt werden. Quütâmi, der diese lange Rede des Dhagrit mittheilt, führt auch die Meinung der Masse der Chaldäer an, nach der die Erbal- tung der Kôrper jener heiligen Babylonier eine Folge der Wirkung von Seiten des Mondes und des Jupiters sei. Quütämi selbst, obgleich sonst so vorsichtig in Fällen, wo es sich um reli- giôse Fragen handelt, tritt hier ganz offen auf die Seite der Rationalisten hin und stützt sich auf Ibrahîm, Janbüschäd und Feljàämä-Neheri (oder Qelnämà-Neheri), welche gleichfalls der Meinung waren, dass die Erhaltung des Kôrpers nach dem Tode durch die Anwenduug natürlicher Mittel — hauptsächlich durch den Genuss von Fenchel — erlangt werden künne. — Vor 4000 Jahren wurde also schon, wie wir sehen, der Kampf gekämpft, der selbst in unsern Tagen noch nicht zur Entscheidung gebracht wurde und dessen Ende wir nicht absehen kün- nen. — Und so wird unsere Weltgeschichte mit einer grossartigen, 3 — 4000 jäbrigen altse- mitischen Culturepoche bereichert, die einer Zeit angehôrt, aus der nur einzelne dunkle Sagen und Mythen sich erhalten haben. Durch diese neue alte Geschiche lernen wir auch den Ursprung vieler fertigen Erscheinungen der sogenannten historischen Zeiten näher kennen, deren Ent- stehung uns bisher unbekannt war, und auch die Auffassung der Geschichte dieser Zeiten wird in der Zukunft, wie ich es mit Bestimmheit voraussehen kann, nach Massgabe unserer neu aufsefundenen Quellen vielfach modificirt werden. Zum Schlusse erlaube ich mir noch die gelehrte Welt mit den mir zu Gebote stehenden hand- schriftlichen Mittel der erhaltenen altbabylonischen Literaturdenkmäler bekannt zu machen : 401) Wir erinnern hier an das, was wir oben (p. 158) bemerkt haben, dass die Babylonier die Erhaltung des Kôrpers nach dem Tode als einen hohen Grad von Glückseligkeit angesehen haben. Ureer bi£ ÜEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (177) 505 A. Von den Handschriften der «nabathäischen Landwirthschaft» sind von mir benutzt worden : 1. Die Codd. Nr. 303, a, (p. 1—552 u. p. 629—630) und Nr. 303, b, (p. 1—635) der Leidner Universitätsbibliothek, welche das ganze Werk enthalten mit Ausnahme der oben (p. 34 und 117) erwähnten Lücke. 2. Der Leidn. Cod. Nr. 303, d, entspricht dem Cod. L. Nr. 303, a, p. 313 — 478. 3. Der Leidn. Cod. Nr. 303, c, entspricht dem Cod. L. Nr. 303, b, p. 1—311, und enthält ausserdem noch einige Blätter aus der Lücke des Cod. 303, a, (vel. oben p. 117). 4, Cod. Hunt, Nr. 340 der Bodlej., entspricht Cod. L. Nr. 303, a, p. 297 — 440. 5. Cod. Hunt. Nr. 326 daselbst, entspricht Cod. L. Nr. 303, b, p. 441 — 635, d. h. bis zu Ende des ganzen Werkes. 6. Cod. Upsalens. Nr. CCCXXXVII (20), entspricht Cod. L. Nr. 303, a, p. 151 —297. 7. Cod, Paris. Nr. 913, entspricht fol. 1, 6. — 93, a, dem Cod. Up. und fol. 9%, b. bis zu Ende (fol. 300, 6.) dem Cod. L. Nr. 303 c. B. Von dem you) US besitze ich nur eine Copie des Leidn. Cod. Nr. 726; von dem oben (p. 121, Anmk. 245) erwähnten London. Cod. dieses Werkes habe ich noch keine nähere Kunde erbalten. C. Von dem HU L,K5 abs besitze ich eine Copie des Leidn. Cod. Nr. 891, und auch die oben (p. 130) erwähnte persische Uebersetzung dieses Werkes steht mir zu Gebote. D. Von den Fragmenten des ill, ll ssl LUS besitze ich eine Copie aus dem Leïdn. Cod. N. 219, die Hr. Prof. W. Wright mit dem Cod, Hunt. Nr. 349 zu collationiren die Güte hatte. Hiermit richte. ich auch an die Vorsteher von Sammlungen orientalischer Schriften und an die Privatbesitzer von orientalischen Handschriften die ergebenste Bitte, mich gütigst auf etwaige Handschriften der eben aufgezählten Werke oder anderer hier nicht erwähoten baby- lonischen Schriften aufmerksam machen zu wollen, wobei ich die dabei erwachsenden Unkosten mit Vergnügen tragen werde. Zugleich will ich die schon oben gemachte Bemerkung wieder- holen, dass manche Handschrift den Namen Ibn-Wahschijjah’s als Autor an der Spitze trägt, während derselbe oft nur der Uebersetzer des vorliegenden Werkes ist. Ich bitte daher, mich gütigst auf wirkliche und angebliche Werke dieses Uebersetzers gleichfalls aufmerksam machen zu wollen. Ueber die vier Ibn-Wa’hschijjah zugeschriebenen Werke der Bodlej. (Codd. Hunt. Nr. 75. 226. 343 u. 468, bei Uri Nr. 479. 494. 951 u. 973) hat Herr Prof. Will. Wright die Güte gehabt, mir nähere Auskunft zu ertheilen. Die beiden Werke Jbn-Wa'h- schijjah’s &Q) und a) J,el der Leidn. Biblioth. Nr. 796 keune ich gleichfalls. —— — Mém. des sav. étrang. T. VIII. 64 Zusätze und Verbesserungen. Pag. 5, Z. 23 lies: Zeit hatten, statt: Zeit haben. Pag. 6, Z. 13 lies: vorchristlichen, statt: vor- chrislichen. Pag. 7, Anmk. 3. Während des Druckes des vorliegenden Werkes ist die zweite Ausgabe von Renans hist. générale etc. erschienen und ich be- merkte zu meinem Bedauern, dass die in der ersten Ausgabe ausgesprochenen Ansichten über die Semi- ten, ungeachtet aller dagegen gemachten Einwen- dungen, fast würtlich wiederabgedruckt wurden. Hr. Renan will diese ihm von verschiedenen Seiten ge- machten Einwendungen in der Einleitung zum 2. Bande widerlegen. Wir wollen diese Widerlegungen abwarten, aber dann muss seine, meines Erachtens grundfalsche Charakteristik der Semiten ganz ent- schieden bekämpft werden. Pag. 8, Anmk. #4, Z. 7. Vel. oben p. 46. — Ib. Z. 14 ff. die Richtigkeit der von uns gemachten Veränderung von er] in | wird durch den Leidn. Cod. Nr. 52% (vel. oben p. 115, Anmk. 233) bestätigt, wo Ibn - Wa’hschijjah wirklich anal] genannt wird. Pag. 9, Aomk. 8 Vgl. auch Schahrastäni I. p. 4 f. und Haarbückers Uebersetzung dieses Wer- kes I. p. 95. Pag. 11, Z. 18 — p.12, Z. 6. Dhagrit neunt an einer Stelle (Cod. L. a, p. 381) ausdrücklich Ba- bylonien, Syrien u. Mesopotamien Lo) SI S «Länder der Nabathäer». Ausser den Chaldäern rech net auch Ibn-Wa’hschijjah in seiner Vorrede zum pro] US (p.13) die Syrer, die Kana’anäer, die Hebräer, die G'anbân, die Bewohner des (nürd- licheu) Mesopotamien”, und die G'arâmiqah, die Bewohner von Bag’ermä, d. h. die Assyrer”), aus- drüeklich zu den Nabathäern. Ja an einer andern Stelle dieser Vorrede (p. 4) scheint er sogar selbst die Araber für einen Zweig der Nabathäer zu halten. Der Begriff « Nabathäer » entspricht also bei ihm vollkommen unserm Begriff «Semiten». — Der Herzog von Luynes hat neulich in einem Art. der Revue Numism. (publ. par de Witte et Longpérier, nouvelle Série, t. II. an. 1858, p. 292 — 316 und 362—385), betitelt: Monnaies des Nabathéens, eine Anzahl von Münzen von Peträischen Fürsten er- klärt, auf denen dieselben, nach seiner Lesung, sich 1923, «Nabathäer» nennen sollen. Ewald stimmt dieser Lesung bei (s. dessen: bibl. Jahrbücher Bd. IX. 1857 —1858, p. 130). Ich bin meinerseits nicht ganz überzeugt davon, dass das fragliche Wort wirklieh Y223 zu lesen ist. Da ich aber für jetzt die von den Alten sogenannten Nabathäer nicht in a) Im Cod. gel as us Lid) ; sgl. Ssabier II. p. #14. 607. 697, Anmk. 181; p. 780 f., Anmk. 18 u. p. 918. b) Cod. {0 sl JD Ye del dl; vel. ib. 11. p. 607 f. Anmk. 481 und oben p. 31, Anmk. 46; p. 44, die Anmkn. 80 u. 81; p. 104 u. ib. Anmk. 208. Uëper b1E UKBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (179) 507 den Kreis meiner Untersuchung ziehe, 50 will ich auch die weitere Besprechung dieser Münzen hier unterlassen, P.12, Anmk.12, Z.Af. Vol. oben p. 129, Aumk: 270.— Ib. Z. 14 f. Cod. B. Ke Y5 L'He) 1]. —1b. Z.15.Cod.B. alex s —1b.Z.16.Cod.B. 2, (5. Pag. 14, Anmk. 15. Vol. p. 119, Anmk. 237, wo gleichfalls Beispiele von Ibn - Wa‘hschijjah’s gewissenhaftem Verfahren bei seiner Uebersetzung angeführt sind. — Ib. Z. 1. Sal) ist nach Meyer (1. e. IL p. 79) Ziziphus vulgaris. — Ib. Z. 2. Im Cod. steht à ls Ly5l, der Zusammenbang aber verlangt &J# ( Lis Pag.15, Z.13 ff. Das p.120 in Bezug auf die In- terpolationen [bn-W a’hschijjah's im poil ES Gesagie hat auch hier seine Anwendung, nämlich dass am Anfange verschiedener Abschnitte oft einige einleitende und erläuternde Worte zur Erklärung des in der Ueberschrift erwähnten Pflanzennamens sich finden, die von Ibn-Wahschijjah herrühren, ohne aber durch ein vorangehendes FF o?) JG, oder : 9) JB als von diesem herrührend bezeichnet zu sein. Auch kommt an einigen wenigen Stellen, nach Erwähnung eines chaldäischen Wortes des Ori- ginals die Phrase vor: dell Jo SU] oder SÜI) “ul dus so und so, die gleichfails sicher vom Uebersetzer herrührt. Aber in allen diesen Fällen handelt es sich immer nur um einige Worte, die leicht als von Ibn-Wa’hschijjah herrühreud erkannt werden kôünnen. Wo dies aber nicht der Fall ist, beeilt sich derselbe immer fast mit Aengstlichkeit seine Worte von denen des Verfassers zu unterschei- den und sie als die seinigen erkennbar zu machen. Ib. Anmk. 19, Z. 3. lies: a. — Ib. Z. 4. lies : à st] stat se). Pag. 16, letzte Zeile Text. En-Nedim schrieb 377 (987), vel. Ssabier I. p. x1x. — Ib. Anmk. 21, Z. 3. Der Cod. hat y], aber der Sprachge- brauch verlanpt [gs]. — 1b. Z. 4. Das Zeichen + über dem zweiten | in Lil, das mebr einem Wecla als einem Meddah äbnlich ist, ist hier, wie auch sonst überall, ein verunglücktes Meddah und kein Wecla. Pag. 17, Anmk. 22, Z. 2. lies: von diesem ver- fassten und übersetzten Bücher. Ib. Anmk. 23. Es ist Aussicht vorhanden, dass diese kostbare Geographie, von der, so viel bis jetzt bekannt ist, sich nur ein einziges Exemplar in Europa befindet, nächstens in Leiden herausgegeben wer- den wird. Ib. Anmk. 25, Z. 4. lies: de stat Je. — 1h. vorl. Z. lies: Le statt Lo. î Pag. 18, Z. 13 f. Vol. oben p.123, Anmk. 256. Ib. Anmk. 25, Z. 2. lies: ja] st. and). Ib. Anmk. 26, Z. 1. lies: Gb stat Ge. — ]b. letzte Z. Im Cod. steht LA aber Hr. Prof. Fleischer — dem ich die Aushängebogen zuge- schickt habe und der so gütig war mir verschiedene hier mitzutheilende Bemerkungen zuzuschicken, wo- für ich ihm auch hier üffentlich aufrichtigst danke — meint, dass hier ET lesen, welches Wort als erklärendes Je zu fassen sei. —— Ib. Der Cod. hat deutlich | ,?9, aber grammatisch richtiger wäre LS Pag. 19, Anmk. 27, Z. 3. lies: gs usfil stait go fil. — Die unschätzbaren Collationen der beiden Codd. der Bodlej. Nr. 326 und 340 Hunt. (vgl. oben p. 177, A. #4 und 5), — die Hr. Prof. Will. Wright in Dublin zu collationiren die Güte hatte, wofür ich ihm gleichfalls aufrichtigst dan- ke, — habe ich erst erhalten als die ersten 6 Bogen schon abgedruckt und die Bogen 7 und 8 schon ge- setzt Waren; ich werde daher die var. lectt. zu die- sen Bogen aus jenen beiden Codd. hier nachträglich mittheilen. Anmk. 27, Z. 2 und 4. liest Cod. B. le statt 925) Jus] und Z. e gysl2 fi 508 (190) statt gel fi: vel. oben p. 4014, ib. Anmk. 202 und unten zu p. 54, Anmk. Z. 12. — Ib. Z. 2. Das rweite Ja à feblt mit Recht im Cod. B. — Ib. Z. 5 Cod. B. liest: Jill statt Jul. — st viel- |” leicht die Nachricht von der Einwanderung der Män- ner aus Ahwâz, d. h. aus Chûzistân, mit der me- dischen Dynastie des Berosus zu combiniren? Vgl. oben p. 69. Pag. 21, Anmk. 29, Z. 3 und 4. lies: 45Lie statt 45Lie. — 1b. Z. 5. Der Sprachgebrauch ver- langt ein Wort wie Die nach ne, das aber in allen Codd. fehlt. — Ib. Z. 7. Ie ist gramma- tisch richtiger als Des aber alle Cod. lesen us. — Ib. Z. 11. lies: Del =) nach Cod. Ups. oder Dal nes) nach Cod. L. a. statt peu = 2. — Ïb. vorl. Z. lies: care statt glee. Pag. 22, Anmk. 29, Z. 3. lies: daxc statt 2 2» su saû À Ib. Anmk. 30. An derselben Seite sagt auch Qûtâmi: Jen CL 5 el QG Je Lls à JS Çy5 E HAE ge) «sb». Pag. 23. Z. 3. lies: 4els statt ls Ib. Anmk. 31, Z. 8. lies nach den Codd. Up. (119 D: Gels] 3? Statt Gels) ÎJje des Cod. L. a. — Jb. Z. 9. Alle Codd. haben plie, nach dem Zusammenhange aber wäre pois passender. — Ib. Z. 15 ist das » in as] zu tilgen. Pag. 24, Anmk. 32, Z. 1. lies: ylodls 393) » 24 © statt LUE SU — ]b. Z. 2. lies: gho) (convenientius), statt das Pag. 25, Z. 16. lies: brachte dem Verständ- niss näher das, od.: machte leichter verständlich das, statt: las (?) das. D. Cawozson. Ib. Anmk. 35, Z. 8. Alle Codd. hahen Le 51, der Sprachgebrauch aber verlangt EE — Îb. driul. Z. Herr Prof. Fleischer stimmt meinem Vorschlag: hier APRES statt €» ,59 zu lesen, bei und er meint, dass ss hier in dem Sinne ous, F1] ” , ich habe dem Verständnisse näher ge- bracht, leichter verständlich gemacht», zu nehmen sei. — Ib. vorl. Z. lies un statt de. — Ib. 1. Z. statt J 35 schlägt Hr. Prof. Fleischer vor js zu lesen, was hier unbedingt richtig ist. Pag. 26, Anmk. 35, Z. 1. « Das dl Z. A ist die defective Schreibart von PIRE Plur. von ». Allerdings ist die erste Sylbe dieses gr Li ” 9 kurz, und nur um Verwechslungen vorzubeugen, wird ge- wôhnlich jenes 4 eingesetzt». Fleischer. — Ib. Z. 1. Cod. L. a. hat deutlich Si», Cod. Ups. SL, aber Fleischer schlägt vor, hier Ses «deine Ab- sicht», zu lesen, — Ib. Z. 2. Die Lesart des Cod. Es} CARE d. h. ARS «unsere Absichten», ist richtig. — Ib. Z. 4. Alle Codd. haben ,ùæ, aber der Zusammenhang und der Parallelismus mit Syap verlangt den Plural paie. Pag. 27, Z. 9. lies: war statt: ist. — Ib. Z. 26 #. Vel. oben p. 39 f. Anmk. 70 und p. 91, Anmk. 179. Pag. 28, Z. 10 ff. von unten Text. Cod. L. a. h. gsm. — Ib. lies fr statt p. 488 zählt Qûtâmi folgende Personen Less ÿ° Se Pläll, Jb pds] Jel U° LIEN, die über den Ackerbau geschrieben hahen, nämlich: Janbûschâd, Dhagrit, Anûhà, Mâsi der Sû- râner, Thamitri der Kana’anäer, Schefähi der G'armâqaner (vel. Ssabier IL. p. 914), Malkânâ der Syrer, Makramähi el-Bâremmi, Adami, Urger pie UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR 1N ARAB. UEBERSETZUNGEN. den er hüher als diese alle eben Genannten stellt, u. dgl. Andere. — Ib. vorl. Z. v.u.f. Text. Vol. oben p. 176. — Ib. Anmk. 40. lies: unten p. 45 ff. — Ib. Anmk. 41. Vel. oben p. 45 f., 48 f. u. 63. Pag. 29, Z.1ff. Vel. oben p. 43 und p. 142, Aumk. 308. Pag. 30, Anmk. 44. Vel. oben p. 149 f. 202 0 lies Has —\ Ib. Z. 10: Vel. oben p. 420, Anmk. 2492. — Ib. Z. 21 ff. Vol. oben p. 134. Pag. 34, Anmk. 58, Z. 6 f. Auch in dem Buche des Babyloniers Tenkelüschà ist (VI. 41, p. 45). von einem Lebensbaume, der vou zwei Engeln bewacht wird, beiläulig die Rede. Pag. 36, Anmk. 60. Cod. L. b, p. 6 erwähnt Qûatâmi auch den Marstempel in Babylon, in wel- chem er am grossen Festtage des Mars mit dem Zau- berer Kesjâmi znsammengetroffen ist. Pag. 38, Anmk. 67, Z. 15. lies: ele statt £g iles. Pas. 39, Anmk. 69, Z. 2. lies: iles statt ge. — Ib. Z. 3 statt des offenbar unrichtigen Luuss hat Cod. B. richtig L53. — Ib, lies sl. Dar — 1h. Z. 4, Cod. B. Li, Ye stat Eli Y Je des Cod. L. 6. — Ib. Cod. B. Jjo Le 39 dhses 025. Cod. B: Lladiistat AU. — Ib. Z. 6, lies &il. — Jb. die Codd. haben Bass äo/,f, worauf dann Cod. B. L, statt Le hat; einen guten Sinn gäbe aber pee — Ib. Z. 1, Cod. B. hat unbedingt richtig LJ D statt des sinn- losen LJv des Cod. L. b. Pag. 40, Anmk. 70, Z. 2, lies Eli. — Ib. Z. 3, lies: die Là stat da Li. Ib. Anmk. 71, Z. 1 f. « ,, e 5, ein im vordern Orient allgemein bekannter Baum oder Strauch, der (181) 509 der «Crataegus Azarolus», eine Art wilder Wispel- baum. (S. Bochtor, Dict. franç. — arabe u. d. W. Azérole, welches Wort übrigens aus ,, x°; ent- standen ist»). Fleischer. Pag. #1, Z. 6. S. oben p. 84 ff. Pag. 42, Anmk. 73, Z. 3. lies: Le. Die parenthetische Bemerkung: LL sl Jel is ge- hôrt hinter 4le) ÿ* Pag. 44, Anmk. 80, Z. 4. du Je stat 5 y js? und due. Ib. Anmk. 81, Z. 4. lies: gs lou statt ges outil. — Ib. Der Cod. hat J{55, aber gram- matisch richtiger ist J 35. — Ib. Z. 5 lies: (y statt le — Ïb. Z. 7, Cod. nue und 5}, rich- tiger ist QE und 151. — 1h. lies Lu) statt “es. — Ib. Z. 8, lies jo statt [je. Pag. 46, Anmk. 84, Z. 1. lies: 4as,i statt äs à. — Ib. Anmk. 86 lies: Anmk. 211, p. 105. — Ib. die Worte: Auch — sein in der Anmk. 87 sind zu streichen. Pag. 47, Z. 8. lies: die DEUuEe statt: mit ei- nem Aloëholz. — [b. Anmk. 88, 1. Z. Der Cod. hat > (be y der Sion verlangt aber Sn dl Pag. 48, Anmk. 88, Z. 1. Auch hier hat der Cod. AIME cy* Statt des richtigen , L:)] Ib 17.02: eu [,. — Ib. Z. 3, der Sinn ver- langt phel Of [Je stat phel Le. — 1h. 2. 4. Hr. Prof. Fleischer schlägt vor o ,x£ statt o ;e des lies: 5 y» ;=? und Codex zu lesen, wofür allerdings der Zusammenhang spricht. — Ib. Z. 5, lies: à sil. Pag.50, Anmk. Z. 3. lies: eo 3lell. —1b.Z.8, lies: syst] statt si). — Ib. Z. 10, lies: 5 = stat 3 ,=%. In derselben Z. lies: Co S wegen unserm Weissdorn ganz ähnlich ist, ist in der That | des Parallelismus mit de in der folgenden Z. 510 (182) Der Cod. hat |,5. — Ib. Z.13, Cod. cpl us, aber es muss heissen ral MA MID ZAMIE, lies: Cols. — Ib. drittl. Z., lies: losë je statt Lo, :e. Pag. 51, Z. 5. lies: Baumeultus statt: Bum- cultus. Pag. 52, Anmk. 92, Z. 4. lies: ls) ul} statt ls) ul]. Pag. 53, Anmk. 96, Z. 2. lies: {al statt leo. Pag. 54, Anmk. Z. 9. Beide Codd. haben Jp aber Hr. Prof. Fleischer schlägt vor, statt dessen à) zu lesen und bemerkt darüber: «der Satz ist ein Beispiel der bekannten Ellipse des sich aus dem Zu- sammenhange von selbst verstehenden Nachsatzes des erstern von zwei entgegengesetzien Bedingungs- sätzen»: «<«Wenn ihr ablasst Ränke gegen mich zu schmieden wie ihr gegen meinen Vater.... caba- lirtet, (so ist es gut); oder {statt I 9; WO nicht) — £ ich tôüdte euch Alle»». — Ib. Z. 10. Cod. L. b. hat 9) o pe (pl, Cod. B. dagegen 3] dy] o pa (ol. Allerdings erwartet man hier, nach dem gewühn- lichen arabischen Sprachgebrauch, 0 »e5; da aber dieses so allgemein bekannte und so oft gebrauchte Wort in dem vortrefflichen Cod. B. ausdrücklich , 35 punktirt ist, so habe ich es unverändert gelassen, be- sonders da der Sprecher hier ein Kana’anäer und kein Araber ist. — Ib. Cod. L. b. (yç2kes und Al .05 Le Eur =) statt be und j} des Cod. B Ib. Z. M, Cod. B. 1,51 statt ç5ŸL des Cod. L. a. — Ib. Cod. B. ©) all 2 statt L) ol} Le, des Cod. L. 8. — Ib. Z. 12. Cod. B. : sil À statt DA E vel. oben p.179, zu p.19, Anmk. 27, TONER AMONT pes statt pi —Jb. Cod. B. «fs statt C,. — Ib. Z. 17. Cod. L. a. D. CawoLson. EU Jls statt 5,2 4) Jli. — Ib. Z. 19. Cod. B. js stat Ÿ (ils. — Ib. Z. 20, lies: Jeb stat Seb. — 1b. Z. 22. Cod. L. b. a, Loas, Cod. B. Los; alu. — Ib. vorl. Z. Cod. B. à. Lil} statt des richtigen Ar — Ib... Z. Cod. L. a. és) statt às ll des Cod. B. Er. Prof. Fleischer will hier &s ,Lel} lesen, das aller- dings einen guten Sinn giebt, aber äs al] ist auch nicht unpassend; denn dieses Wort bedeutet nach Golius dasselbe wie &,Läe. Bei Freytag fehlt diese Bedeutung. Pag. 55, Anmk. 96, Z. 4. Cod. L. b. hat buse pe Jslispt EURE ps Jaud} des Cod. B. — Ib. Z. 2. «ls, bemerkt Fleischer, wäre ein merkwürdiges Beispiel des Gebrauchs von 2l (s. S. 58, Anmk. Z. A1), statt Lo Kate- gorie, Classe, Art». — Ib. Cod. B. hat eue states. ler Pag. 57, Z. 17. lies: «jüngere» statt: jüngere. Pag. 58, Anmk. Z. 1. lies: a — JD. Z.: 9..ies: gil statt Ie. Ueber den Sinn der Worte ä3Lal]), ob, gril L..4) de hat mich Hr. Prof. Fleischer auf folgende Weise belehrt: « LE, bemerkt er, heisst Schuster- kleister ; Glell} ist eine ähnliche klebrige Substanz. Das Le vor den vier Würiern drückt die Art und Weise der Verfertigung dieser Thierbilder aus, gleich- sam die Basis, auf der sie ruhen: ««vermittelst Fä- den, Stücke Zeug, Kleister und Klebestoff»», — Ib. Z. 5. Cod. B. liest: #5 Jje 1 y° Lys y" DS. 27: 6 ACT ER: Old) statt IL, AI. — 1h. Z. 8, lies: &,5. — Ib. Z. 9. Cod. B. Pol li Doll cye mi — Ib. die Worte Db pb fehlen in Cod. B. — Ib. Z. 10, Ueger Die UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN AR AB. UEBERSETZUNGEN. (183) 51 lies: se statt NE — Ib. Z. 11. Cod. L. b. Sail statt jyell. — Îb. AS | statt al. — Ib. drittl. Z. Cod. B. ac); Lo. — Ib. lies: 4sxel D > Pag. 59, Z. 12. lies: der ersten statt: der zweiten. — Ib. Anmk. 104. Vgl. oben p. 124 f. Qûtämi sagt auch (Cod. L. a, p. 284): ll oJj?, deb Lil,» Lil JL 9 Li CLUL Le FE Us (CAE PAU Laisouss pli, gba; dl ON Ghe OI vel, Los Call, Jai Clos. Pag. 60, Anmk. 106, Z. 2. Vel. oben p. 90f. Pag. 61, Anmk. 107, Z. 4. lies: bas statt: statt 45] jé). — Ib. lies: Jélis] - g D UIb Z. 7, lies: culs stat Quels. — Ib. Z. 1, lies: Ji je statt Jo 5e. — 1b. Z. 5 v. u. lies: dis. — Ib. Z. 4 v. u. lies: gr. — Ib. Z. 3 v. u. lies: pet statt et. — Ib. vorl. Z. lies: Le stat LAS. Pag. 62, Anmk. Z. 2. lies nach Fleischer’s Verbesserung: Lil, statt Li Us), des Cod. L. b. — Ib. Z. 3, lies: |, Lil. — Ib. Z. 5, lies: Jje, Ob sutt OL 1j», des Cod. L. 8. — Ib. Z. 6, lies: os statt las. — Ib. lies: a sus: danach ist auch Ce in der vorl. Z. in des zu corrigiren. — Ïb. Z. 11. Hr. Prof. Fleischer meint, dass hier àgJ] statt àgJ')} zu lesen ist; «denn, be- merkt er, der darauf folgende Qualificationssatz | 3] a) Damit ist aber nicht gesagt, dass die Bewohner von Me- sopotamien und Syrien den Ausdruck ces A I gebraucht ha- ben, sondern sie gebrauchten dafür ein Wort, das Ibn-Wah- schijjah dureh ul wiedergab. dal SON SU) y ue verlangt ein indeterminirtes «cNamen der Gôüt- ter»»; durch die Genitiv-Annexion aber würde es determinirt werden: ««Die Namen der Gütter » ». —]b. Z.15, lies: Jas statt J5, des Cod. — Ib. Z. 16, lies: Lis und és — Ib. Anmk. c. Vgl. oben p. 95, Anmk. 185, e. und p. 99, Anmk. 198. Pag. 63, Anmk. 109. «Die äxd. ist die Ge- würz-Cassia, Cassia Laurus L. (franz. Casse aroma- tique; s. Bochtor u. d. W. Casse»). Fleischer. Pag. 64, Anmk. 112, Z. 3. lies: CK statt C4 und Z. 4. Les statt Le. P. 66, Anmk. 117, Z. 3. Nach Qûtâmi soll schon Mâsi der Sûrâner auf die Trockenlegung der südchaldäischen Sümpfe gedrungen haben. P.70, Z. 13 lies: bezeichnet statt: bezeichnst. — Ib. Z. 24 lies: statt des der Kana anäer, statt: statt der der Kana anäer. P. 71, Anmk. 135. Vgl. das von mir oben p. 77 f. über die Chronologie einiger Aegyptologen Gesagte. Nach dem dieser und auch der folgende Bogen schon gegen vier Wochen gedruckt waren, erhielt ich den Schluss der Abhandlung des Grafen de Rougé, betitelt: Étude sur une stèle égyptienne (Journ. Asiat. Série V.t. XIL. 1858, p. 221—270), und ich war hôchst erfreut zu sehen, dass selbst dieser Aegyptolog ersten Ranges sich gleichfalls ganz entschieden gegen Bunsens und Lepsius Chro- nologie ausspricht und über ihr ganzes chronologi- sches System den Stab bricht. Ich theile seine be- treffenden Worte, welche die müglichst grüsste Ver- breitung verdienen, hier mit, und zwar deshalb: 1) weil es in Deutschland unter den Theologen verhält- nissmässig nur Wenige giebt, welche sich ein selbst- stäudiges Urtheil über jene chronologischen Systeme bilden künnen; 2) weil die Träger dieser Systeme 212 (184) mit solcher Sicherheit auftreten, so entschieden alle diejenigen verdammen, welche ihnen nicht stumm nachbeten wollen, dass man glauben müsste, sie wären ihrer Sache vollkommen sicher; endlich 3) weil Bunsen und Lepsius sich beständig auf Denk- mäler berufen, über die der Laie nicht urtheilen kann. Hôren wir daher, wie ein so bedeutender Aegyp- tolog wie Rougé, dessen Verdienste in Bezug auf die Entzifferung der Hieroglyphen wenigstens eben so gross sind wie die von Bunsen und Lepsius, und der eben so gut wie diese jene Denkmäler kennt und versteht, sich über die chronologischen Systeme dieser sonst so achtungswerthen Gelehrien ausspricht: «J'ai exprimé, sagt er (1. c. p. 257 £.) plusieurs fois mes doutes sur l'exactitude des chiffres proposés jus- qu'iei pour la durée des Dynasties égyptiennes ; je ne puis me ranger à l'opinion d'aucun des sa- vants qui croient avoir établi un canon chro- nologique qui puisse servir de charpente à l'é- difice historique que nous devons élever à l'aide des monuments. Les textes de Manéthon sont profondément altérés et la série des dates monumentales est très-incomplète: voilà en deux mois les raisons de mon scepticisme persévé- rant». — Îch füge noch einen dritten Grund dazu: da Lepsius selbst anerkennt, dass es unter den 30 Dynastieen des Manetho auch viele Nebendynastieen giebt, die mit andern Dynastieen gleichzeitig re- giert haben — was übrigens nicht im geringsten zweifelhaft ist — und da wir grüsstentheils gar keine Mititel besitzen die gleichzeitigen von den auf einan- der folgenden Dynastieen zu sondern, so kann Manetho nur in solchen Fällen als ein chronologisches Hülfs- mittel — und zwar, wegen der corrumpirten Zahlen, nur als uutergeordnetes — dienen, wo es biblische und dgl. andere sichere Gleichzeitigkeiten giebt. Und dennoch soll Manetho ein untrügliches Orakel sein, dessentwegen die biblischen Zahlen und die Reihenfolge der biblischen Geschlechter geändert und D. CHawoLson. «wiederhergestellt» werden müssen! —Kehren wir zu Rougé zurück. «Aucune conjecture, sagt dieser eben so besonnene wie geistreiche Gelehrte, aucun artifice de cileul ne peuvent remplacer ce qui nous manque du côté des materiaux. M. Mariette, par les dates trouvées au Sérapéum, a fourni récem- ment des secours inappréciables à la chronologie des derniers temps pharaoniques, mais ces dates nous ont forcé en même temps de constater, dans les textes de Manéthon, dès la XX VI° dynastie (la dernière avant Cambyse), des erreurs si consi- dérables qu'elles rendent absolument comme non avenus tous les calculs établis par les divers chronologistes avant l'apparition de ces documents nouveaux. L'archéologie égyptienne a reçu, dans ces découvertes, une leçon de prudence qu'elle ne doit plus oublier». Etwas weiter widerlegt Rougé die Beweiskraft der bekannten Stelle aus Theon, auf welche Bunsen und Lepsius ibhre An- nahme, dass der Auszug der Israeliten erst gegen 1320 statigefunden hat, vorzugsweise stützen, und bemerkt darauf (I. c. p. 259 f.): «ll est utile d'in- sister sur ces faits, de dégager la science de systèmes ingénieusement établis, mais que je crois sans bases solides, et de ramener les études chronologiques à une eritique plus sévère, en ne demandant aux documents an- tiques que ce qu'ils peuvent nous donner». Es ist hier nicht der Ort alle Punkte anfzuführen, in denen Rougé als Gegner der chronologischen Systeme von Lepsius und Bunsen auftritt; wir wollen daher nur die Punkte berühren, welche auf unsere Untersuchung hier Bezug haben. Bunsen und Lepsius nehmen nämlieh an, dass die Hyksos nicht auf einmal und nicht durch einen Kônig, son- dern durch verschiedene Künige und in einem Zeit- raum von 65 nach Bunsen, oder gar 93 Jahren nach Lepsius, allmälig aus Aegypten verdrängt wur- den, und zwar soll der Kampf gegen sie unter À mosis Üeser DIE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (185) 513 (nach Bunsen im Jahre 1625, nach Lepsius im Jahre 1684) begonnen und erst etwa im 5. Jahre des Tuthmosis HI. (nach B.1540 u.n L. 1591.) beendigt worden sein, wo die vüllige Verdrängung der Hyksos nach ihnen statigefunden haben soll. Ich — und wahrscheinlich auch viele Andere — war im- mer verwundert über diese Annahme, da es doch bistorisch feststeht, und selbst Bunsen und Lepsius es als eine ausgemachte gar nicht zu bezweifelnde Thatsache aunehmen, dass die ägyptischen Kônige der XVIII Dynastie, welche zwischen Amosis und Tuthmosis — also vor der vülligen Vertreibung der Hyksos — regierten, grossartige Feldzüge unter- nommen haben, die sich sogar bis nach Mesapotamien hinausdehnten. Abgesehen davon, dass die Hyksos, im Besitze von Avaris, den Ausgang aus Aegypten nach Vorderasien sperrten. so gebieten doch die allerersten Elemente der Stantsklugheit, — die man doch bei jenen grossen Pharaonen der XVIII. Dy- nastie wahrlich voraussetzen kann, — dass man zu- erst den so fest eingenisteten Feind aus dem eisenen Lande verdrängt, bevor man zur Eroberung ferner Länder auszieht. Hätte es je einem Kôünig von Casti- lien einfallen künnen, einen Feldzug nach Marokko oder Fes zu unternehmen, so lange die südliche spa- nische Halbinsel noch im Besitze der Mohammedaner war! Und siehe da! Rougé hat in der That schon lange aus verschiedenen Denkmälern nachgewie- sen, dass schon Amosis Avaris erobert und also selbst, ohne Hülfe seiner Nachfolger, Aegypten von den Hyksos vüllig befreit hat (s. Journ. As. L.e p. 267 f.) Weder Lepsius, noch Bunsen haben diese von Rougé aus sichern und bestimmten Denk- mälern gezogenen Thatsachen in Frage gestellt. Wir registriren also ohne alle Bedenken die histo- rische Thatsache ein, dass A mosis einzig und allein die Vertreibung der Hyksos begonnen und vollendet hat. Diese Annzhme steht aber nicht destoweniger durchaus in keinem Widerspruch mit meiner Iden- Mém. des sav. étrang. T. VIII. tification der vertriebenen Hyksos mit der neuen kana’anäischen Dynastie in Babylonien, denn Amo- sis hat weder 1684 wie Lepsius, noch 1625 wie Bunsen behauptet, regiert, sondern er regierte vegen die Mitte des 16. Jahrhunderts, zu welcher Zeit auch die Vertreibung der Hyksos und der Beginu der arabischen, d. h. nach uns der kana’anäisehen Dynastie in Babylonien stattfand; denn nicht nur Brugseh, sondern auch Rougé erklärt sich ganz entschieden (1. e p. 268) für die Richtigkeit des astronomischen Denkmals, nach dem Tuthmosis IL, der vierte Nachfolger des A mosis, nach Biots (von Lepsius bekämpften) Berechnungen, 1444 (und nicht 1591 wie Lepsius und auch nicht 4545 wie Bunsen behauptet: regierte. Demnach regierte Amosis gegen die Mitte des 16. jahrhunderts. Pag. 71, Anmk. 136. Auch Rougé hat in ver- schiedenen Abhandlungen, die mir aber jetzt nicht mehr gegenwärtig sind, die Kämpfe der Künige der 18. und 19. Dynastie in Vorderasien ausfüh:lich be- sprochen. Pag. 72, Anmk. 138. Vol. Car. Mueller in den Fragm. hist. Graec. HI. p. 209, wo es noch sebr in Frage gestellt wird, ob selbst Al. Polyhistor den Berosus vor sich gehabt hat. Ib. p. 73, Anmk. 139. Auch ein alter baby- lonischer Künig, Namens Harmâti”, aus dessen Schrift an seinen Nachfolger Qûtâmi ein ziemlich langes Fragment nach Janbûschâd mittheilt, spricht gleichfalls von Gold und Silber, welches von dem Boden Babyloniens gewonnen wird; aber es ist môglich, dass dies biidlich gemeint ist, womit nur a) In Cod. L. à p. 308 lautet dieser Name an zwei Stellen .1-0- iles in Cod B. dagegen lautet er an der erstern Stelle Us” 5e und an derzweiten Le. Vielleicht ist œles, G'armati die richtige Lesart. Dieser Kônig scheint der ersten babylonischen Dynastie anzugebôren; vgl. oben p. 69 u. 411. 65 514 (1S6) der Reichthum und die Fruchtbarkeit Babyloniens angedeutet sein mag. Pag. 77, Z. 9 ff. v.u. Text. Gegen den Haupt- beweis, auf den Bunsen und Lepsius das Datum 4320 für den Auszug gründen, hat sich nicht blos Ewald (s. oben p. 78, Anmk. 149), sondern auch Rougé (1. c. p. 259 und 268) ganz entschieden ausgesprochen. Pag. 78, Z. 17 f. Dass Rougé die Dauer der Hyksoszeit auf gegen 2000 Zahre ausdehnt, erin- nere ich mich irgendwo gelesen zu haben, weiss aber nicht mehr wo. Vielleicht aber täuscht mich mein Gedächtniss. Pag. 80, Z. 4, v. u. Text. Ein Beispiel wie die alterthümliche Sprache alter Schriften im Orient all- mälig modernisirt wird, bietet die persische Ueber- setzung des Thabari, in der je neuer der Codex desto moderner die Sprache ist; vgl. die Vorrede von Dubeu x zu seiner Uebersetzung des persischen Tha- Dario Nr Pag. 83, Z. 3 f. Nach dem hier Gesagten ist Ideler (Handbuch der Chronologie) I. p. 356 f. zu berichtigen. Ib. Z. 40. “lies: au) ol Je, das Neu- jahrsfest. — Ib. Z. 13. Das de CD AAA wurde auch Çyle;] 5h Je genannt. Ib. 46 ff. Nach Qûtämi (L. 6. p. 476) fand im ersten Teschrin das pl cb statt; es ist aber nicht angegeben an welchem Tage dieses Monats dieses stattfand und ob der Tag, an dem dieses geschah, ein Festtag war. Pag. 84, Z. 1 ff. Sehr wahrscheinlich sind viele agronomische Lehren des Orients durch die Ueber- setzung der agronomischen Schrift Mago's im Ocei- dent verbreitet worden, woher wohl die von Meyer gefundene Aebnlichkeit zwischen den agronomischen Angaben und Vorschrilten der griechischen und rü- D. CHwoLzson. mischen Agronomen und denen der «nabathäischen Landwirthschaft» herrühren mag. Pag. 85, Anmk. 157, Z. Î. lies: Anzeige der in der letzen Anmerkung erwähnten Abhand- lung von E. Curtius über die Jonier in Jabns ete. statt: Anzeige der gr. Gesch. von E. Curtius. Pag. 88, Anmk. 168, Z. 1. Im Cod steht CS und nicht CR — Ïb. Z. 2 ff. Alle oben p.180, in dem Nachtrag zu p. 28 erwähnten altnabathäischen Agronomen kenuen schon die Eintheilung der Pflan- zen in kalte nnd warme; vgl. übrigens über den Sinn dieser Entheïlung Meyer I. e. L. p.103, Anmk. a. Ib. Anmk. 171, Z. 2. Cod. L. d. hat }ya55l, statt aaxsls des Cod. L. a. — 1b. Z. 3. Cod. L. d. hat Lux, welche Lesart meine Conjectur : Luss,à bestätigt. — Ib. 1. Z. ilss)] fehlt in Cod. L. d. und Hr. Prof. Fleischer will hier 2 lesen, das einen guten Sinn giebt — Ib. statt des deutlichen dx des Cod. L. a. hat Cod. L. d. rich- tig ad& (d. h. aie wie auch Fleischer zu lesen mir vorschlug); der Sinn ist nun klar. — Ib. Cod. L.d Lil Ge sl à — Pag. 89, Z. 15. lies: Aqsûs statt Aqsus. — Ib. Anmk. 171, Z. 2. , »9 fehlt in Cod. L. d. — Ib. Z. 3, lies: a&s statt axg. — Ib. Z. 4. Cod. L. d. à Es ue. Pag. 90, Anmk. 177 Z. 2. lies: ls, statt Se). — 1b.Z. 6 f. In dem von Jellenik her- ausgegebenen Bet-ha-Midrasch (Leip.1853—57) findet sich (Bd. IT. p. 155 ff.) ein Fragment eines Noah-Buches (vgl. ib. p. xxx. {f.), worin es unter Andern heisst, dass die Aegypter ein chaldäisches Buch, verfasst von Kenger (+335) ben Ur ben Kesed, benutzt hätten u. s. w. Ist vielleicht der Name 93)p aus ar oder umgekebrt, corrumpirt worden ? UEBER D1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (187) 515 Die betrefflende auch sonst merkwürdige Stelle lautet wie folgt: 239 D'APTINSD DS DOM 24 UD MN) ND EPS, Dre 039 DS ... PORN PNA DED" 02-{] 02222 NNDA WI 122 nr 933) PPT O8 0037 2770 DK DOWN HD 22 DD J2 MN j2 Man sieht auch daraus, dass die Syrer zur Abfas- sungszeit dieses Midrasch eine eigne medicinische Literatur noch besessen haben. Dieses Noa’h-Buch scheint mir übrigens mit dem gleichnamigen Buche, von dem sich Fragmente im Buche Enoch erhalten haben, nicht identisch zu sein; vgl. Ewalds Ab- handlung über das Buch Henokh, p. 56 # — Tb. Z. 6 und Anmk. 178, Z. 3, sind die Punkte über 5 in o,f> und über € in Coys* und Cl,» un- deutlich. Pag. 91, Anmk. 179, Z. 13 Æ. Es ist mir sebr wahrscheinlich, dass mit Ta-neter, d. h. «dashei- lige Land», das oft auf ägyptischen Denkmälera vor- kommt, eher Babylonien als Phôünikien gemeint ist, wie Brugsch (Geogr. Inschr. IE. p. 17 F vgl. Rougé IL. ec. p. 254) annimmt. Jedenfalls zeigt die von Brugseh und Rougé (Il. ce.) mitgetheilte In- schrift Ramses IX., in der es von diesem Kôünig heisst: «er hat erôffnet die Strasse zum heiligen Lande, nicht war vorher dessen Strasse be- kannt», dass unter diesem Lande viel eher Baby- lonien als Phônikien gemeint sein kann; denn dieses Land lag ja allzunahe zu Aegypten und war den Aegyptern allzubekannt, als dass es von einem Künige der 19. Dynastie gesagt werden künnte, dass vor ihm die Strasse dorthin unbekannt gewesen wäre. Pag. 92, Anmk. 189, 1. Z. lies: yéss)). Pag. 94, Anmk. 185, Z. 5 v.u. Herr Prof. Fleischer zieht die Lesart des Cod. B.: Lite vor. — Jb. vorl. Z. lies: poil statt M. Pag. 95, Aumk. 185, Z. 9 v. u. lies: JS. Pag. 97, Anmk. 191, Z. 1. lies: L,2 statt RES Ib. Anmk. 194, Z. 2. lies: ojze )5 statt ja. — Ib. lies: (op. — Ib. Z. 3. lies: ÉÂJ5 statt El). Pag. 99, Anmk. 198. Herr Prof. Fleischer will Zeile 4 und 5 Ale, und Jis statt “lb, und Ji lesen; aber in der «nabathäischen Land- wirthschaft» ist wirklich von gewissen Frommen und Heiligen des babylonischen Alterthums die Rede, denen Got sein Licht hat innewohnen lassen. — Ib. Z. 8 ff. v.u. Auch X. 15. p. A f. wird eine, wie es scheint, heilige Frau erwähnt, von der es daselbst heisst, dass sie in allen Sprachen und Zun- gen und auch «in unserer Sprache» LS, Hilä- tijà heisse und seit 1000 Jahren auf ihrem Fusse sitze. Pag. 101, Z. 4 f. v. u. Text: Fr. Lenormant will zwar auf kyprischen Münzen den Namen des Tammôz gefunden haben (s. dessen Descript. des médailles et antiquités de M. le Baron Behr, Paris, 1857 p. 121 .); aber seine Lesung der betrelfen- den Legenden ist mehr als zweifelhaft, da man über- haupt über die Entzifferung jenes räthselhaften kypri- schen Alphabets noch gar nicht im Reinen ist. Des- gleichen ist es noch gar nicht ausgemacht, dass der von ihm (1. €. p. 121 unten) auf einer solchen Münze gefundene A doniskopf, neben dem, wie er glaubt, die Legende jf sich finden soll, wirklich ein Ado- niskoplist. — Ib. Anmk. 202. «Die Form Ua statt gs) JasS beruht auf derselben Erweichung des (+ zu j vor dem >, auf welcher z. B. die Form des Eigen- und Stammnamens 5 statt un be- ruht». Fleischer. Pag. 103, Anmk. 207, Z. 4. Alle Codd. haben aaul] Jæ, aber Herr Prof. Fleischer will mit k 516 (188) Recht hier [j3æ Statt Je, lesen. — Ib. Z. 3 v. u. lies : an — Ib. vorl. Z. lies: 5), statt 151, Pag. 104, Anmk. 208, Z. 2. Hr. Prof. Flei- scher schlägt vor, hier Fnie statt Li,.Ks zu | lesen. — Ib. Z. 5 lies Pag. 105, Anmk. 211, Z 7 lies: a.. — Ib. Z. 8 lies: ad] Lo statt ale Lo. der Codd. — Ib Z 9Mlies: pes statt Jl, 5. Pag. 112, Anmk. 224, I. Z. Vol. oben Anmk. 341, p. 151 f. Pag. 118, Anmk. 236, Z. 2 lies: SALE == Ib. Z. 4 lies: ER Pag. 119, Anmk. 237, Z. 1. Hr. Prof. Flei- scher schlägt vor, LA statt des unsinnigen L.d] des Cod. zu lesen, was jedenfalls richtiger und natür- licher ist als meine Conjectur. — Ib. Z. G ist das s über Le 55 au tilgen. — Ib. lies: JS a statt Ja coul: — Ib. lies nach Fleischer’s Verbesserung le _ps Jo Statt Lo y Jo des Cod. — Ib. Z. 7. Fleischer vermuthet, das hier T7 statt j5 ,e zu lesen sei. Ib. Anmk. 238, Z. 1. lies: Li statt qui des Cod. Ib. Anmk. 239, Z. 2. langt hinter €, das Würtchen &, das im Cod. Der Sprachgebrauch ver- fehlt. — Ib. Z. 3 lies: ile stait clés. Pag. 120, 1. Z. Text lies: Hâg'i. Ib. Anmk. 242, Z. 4. 8. u. 10 sind die Ham- zah's über el, und She zu tilgen. Pag. 123, Anmk. 256, Z. 3 lies: Ja: statt JE Ib Mies: Les statt ESS des Cod. Pag. 124, Anmk. 257, Z. 7, ist hinter Ales das Wôrtchen 4 zu suppliren. — Ib. Z. 8 lies: 433 ys. D. Cawozson. Pag. 127, Z. 2 f. Vgl. Spiegel, Avesta Il. |p. exur. — Ib. Anmk. 266, Z. 3 lies: RE M ls en Pag. 128 (456 statt 546), Anmk. 268, I. Z. | lies: ES statt F} des Cod. — Ib. lies: dus, | statt Us, Pag. 129, Anmk. 270, Z. 8 lies: À, stat Pag. 130, Z. 7. Zu dem hier gegebenen In- halisverzeichniss ist noch Folgendes hinzuzufügen : Pag. 434 — 438 folgt der Epilog; darauf werden p. 438 —4%43 die Thiere aufgezählt, welche die Anwesenheit von Giften schnell empfinden ; mit all- gemeinen Betrachtungen über Gifte (p. #43—449) schliesst das ganze Werk. Pag. 133. Anmk. 284, vorl. u. 1. Z. Hr. Prof. Fleischer belehrte mich, dass bal ein Kunst- wori der Zauberei sei, und verweist dabei auf seinen Catal. libb mss. Bibl. Senat. Lips. p. 505, adn. 1. Pag. 135, Aumk. 289, Z. 2 lies: La] Los statt jlel &é. — Ib. Anmk. 290, Z. 2 lies: {im stat 2æ. — Ib Z. 4. lies: aùd,. — Ib. Z. 5 lies: 1e statt Es Pag. 136, Anmk. 290, Z. 4. Statt meiner Con- jectur: pa) ül, schlägt Hr. Prof. Fleischer vor >] qu) SIL od. >) pull ŒUL zu lesen, welche Lesart jedenfalls der meinigen vorzuziehen ist. — Ib. Anmk. 291, Z. À lies: a statt ul des Cod. Pag. 137, Anmk. 294, Z. 1 lies: Lu. — Ib. Z. 7 lies: Le statt Ses Pag. 139, Z. G v. u. Text lies: des st. eines. Pag. 140, Anmk. 303, Z. 1 lies: àbe statt desbe. — Ib. Anmk. 304, Z. 1 lies: Les. UEBER D1E UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR iN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (189) 517 Pag. 143, Z. 13 v. u. Text lies: ,4be statt Le des Cod. si f Pag. 144%, Anmk. 316, vorl. Z. Exemplaren ist der Punkt über dem à in Jas ab- gesprungen. — Ib. 1. Z. lies: if und gs statt api und ess). Pag. 147, Anmk. 325 I. Z. lies: WE statt QU. Pag. 151, Anmk. 341, vorl. Z. Deu schwierigen In einigen nichts als Kopfbinde, womit irgend eine Kopfbe- deckung umwunden wird, bedeuten, durchaus nicht Mäntel, was auch ,L.s nicht bedeutet». Fleischer. Pas MSP Ami 02 0722 ies 4) statt JAI. Pag. 160, Anmk. Z. 1 lies: LAS statt LS. — Ib. drittl. Z. lies: en statt A Pag. 161, Anmk. Z. 5 lies: >, je 32 Stat >9 jh 3, desgleichen ist vorl. Z. an beiden Stellen Sites ES, ne A ra Lanta 8 Stat 3», zu lesen. Je) &sle us GT, Jl emendirt Hr. Prof. Fleischer auf folgende hôchst geistreiche Weise. Er liest: (OR p Le) J£ d pa él AN és" el aile OS of, JAI lon LE ur, Er bemerkt noch: «der Perser scheint statt ue a gelesen zu haben co Y. Die folgenden Worte hat er jedenfalls nicht genau übersetzt». Pag. 152, Anmk. 343. lies: &oLud| statt D: | Pag. 153, Anmk. 349, Z. 8. lies: Er statt ÉAA — Ib. Z. 9 lies: ls stat 51e des Cod. Je 155, Anmk. 356, Z. 1 lies: e statt à Pag. 156, Anmk. 359, Z. 3 lies: Üsile (statt KL) und ä5L. Pag. 157, Anmk., Z. 3 lies: al. st. &'ÿL, des Cod. — Ib. Anmk. d. Z. 6—9. « mile kann Pag. 163, Anmk. 372, Z. 2 lies: phsl, statt #5, — Ïb. Anmk. 378, Z. 1 lies: es statt Pag. 164, Anmk. 384, lies: Lys statt Lys. — Ib. 387, Z. 1 lies: ai] statt 42). Pag. 169, Z.17 f. In dem Cod. Hunt. Nr. 349 der Bodlej., (dessen Collation mit unsern Fragmen- ten ich von Hrn. Prof. Wright erst vor einigen Tagen erhalten habe), wird unser Buch noch an einer Stelle gleichfalls unter dem Titel al) ,} uns gta) à citirt. Dieser Cod. hat überhaupt an einigen Stellen sta ES dat nee) des De) des Leidn. Codex, woraus man gleichfalls die Identität dieser beiden Schriften ersehen kann. Pag. 170, Z. 4f. Nach der ebenerwähnten Col- lation stellt es sich heraus, dass in dem Buche des el-Katbi nicht 35, sondern 40 Fragmente ent- halten sind. Pag. 176, 1. Z. Text lies: Mittel zur Heraus- gabe der auf uns gekommenen etc. [Inde x. ‘l'ami, ein altbabylonischer Heiliger, 99. 175. ’Abed-Fergilà, ein altbabylonischer Kônig, 40. Abrâtüfà, ein altbabylonischer Heiliger, 99. Abû-Suleimâän Dawüûüd el-Fäsi. ein alter karaischer Lexicograph, 19. Achnüchä, in Babylonien bekannt, 62. 95. 99. A dami, der Apostel des Mondes etc. 21 ff. 27. 40. 49. 99. 159. 166. f. 180 f. Aegypten, Bodenertrag in, 146. Aegypter, die, opferten zweimal monatlich am Nil, 13. «Aegyptische Landwirthschaft», die, ein altes ägyp- tisches Werk, 12 f. Aegyptologen, die Chronologie der, beleuchtet, 71. 77f. 410 f. 183 f. A gathodämon, 93 f. Abwàz, die Bewohner von, s. Chüzistäner. A’hnûüchà,s. Achnüchà. Altsemitische Schriftsteller über Ackerbau, 26 ff. 180 f. À m’aqünûà, ein babylonischer Weiser, 136 f. Amosis, der erste Kônig der 18. Dynastie in Aegypten, 185. Amraphel, Vermuthung über die Expedition des, 19. ’Ankebôüt a,ein alter babylonischer Zauberer, 52. 166. 174. Anû’bà, der Kana’anäer, 28. 43. 60 ff. 93. 142. 159. 173 f. 180. ’Aqüjà, s. 'Am’aqünà. Arabische Dynastie, die, des Berosos in Babylonien, 70 ff. Arabischen Sprache, nabathäische Thier- und Pflan- zennamen in der, 18 f. Armäsijämi, ein altbabylonischer Heiliger, 99. Armisà, der babylonische Hermes, 93 f. 99 f. s. Hermes. Arqijà, die Maler von, berühmt in Babylonien, 150. Arsaciden, unter den, gab es viele Unterkônige, 137 f. —, die religiôsen Verhältnisse unter den, sind nicht näher bekannt, 143. Arsathäjülüs (?), ein Astrolog, 144 f. Asceten in Babylonien, 158 ff. A sqôlebit à, der Apostel der Sonne etc. 19. 163 f. 174. Assyrer, die, werden G'arâmiqah genannt, 44. 178. —— , die, werden zu den Nabathäern gezählt, 178. Assyrer,ibre feindliche Richtung gegen die Babylonier,44. —— die Sprache ihrer Aristokratie, 103 f. — , Mercur ihr Nationalgott, 104. —, die, bewohnten Bâgermä, (s. d. W.). 178. Assyrien, zwei verschiedene Rassen in, 104, —— Einwanderung der nichtsemitischen Rasse in, ib. Assyrische Worte, 40. Assyrium stagnum, Vermuthung über das, des Justinus, 66. 183. Auszug derlIsraeliten aus À egypten, wann fallt der? 77.186, Auzwäjà, ein babylonischer Gelehrter, 164. Avaris wurde schon von Amosis erobert, 185. Azàädà, der Apostel des Saturn, ein altbabylonischer Reli- gionsstifter, 136. 156 ff. 174. Azdähi,s. Azädä. Bâbekäï, ein altbabylonischer Gelehrter, 124. Babylon zur Zeit Qût Amis, 35 f. ——, in, wurde ein anderer Dialect gesprochen als sonst in Chaldäa, 139. ——s Untergang, 35. 138. Babylonien, Ueberreste einer vorsemitischen Culturin, 19, —- zur Zeit des Qüt Ami, 41 f. —— , Gold- und Silberbergwerke in, 42. 73. 185f ——, bei Ezechiel [222 a genannt, 65. —— scheint das heilige Land der Semiten gewesen zu sein, 91. 187. ——,Opposition gegendieLandesreligion in, 43 f.141.151.155. — , frühzeitiger Conflict zwischen Glauben und Forschen in, 173. 175 f. — s, die Grenzen, 77. Babylonier, die alten, theilten die Pflanzen systematisch ein, 24. —— Verkehr der, mit Ostasien, 41. — , die, hassten die Kana’anäer, 49. 53. 60 f. —, Verwandtschaft der, mit den Kana’anäern. 60. ——, Kalender der, 82 f. —— , die, sehen die Erhaltung des Kôrpers nach dem Tode als einen hohen Grad von Glückseligkeit an, 158. 176. UEBER DiE UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (191) 519 Babylonier, allmälige geistige Entwickelung der, 175 f. ——, die, verheimlichten oft die Wissenschaften vor der Masse des Volkes, 148 f. — Einiges über die Religion der, 154 ff. —— die, kannten kein Jenseits in unserm Sinne, 158. — ; frühe Bekanntschaft der, mit den Griechen, 86 f. ——, die, beschäftigten sich mit philosophischen Fragen, 112. 151 f. Babyloniern, Neigung zum Monotheismus unter den, 43. 100. 173. Babylonischen Cultur, chronologisches Verhältniss der, zur griechischen 4 f. — ——, hohes Alter der, 172 ff. Babylonische Culturzustände, 140 f. 450 ff. Babylonischen Dynastieen, die, des Berosos, 69f. 111f. Babylonische Entführungen, eine Art Thierbandi- gung, 51 f. —r Kônige, 40. 46. 51. 53. 63 f. 67. 72. 87. 104. 111. 122 f. 128. 135. 137 f. 185. Babylonischen Literatur, Môglichkeit der Existenz einer, vor Nabonassar, 3 ff. —— ——, Umfang der erhaltenen Ueberreste der alien, 10 f. — ——, die Originalsprache dieser Werke, 18 f. —— —, Vielseitigkeit der. 68 f. 80. 163 f. , historischer Gewinn aus den erhaltenen Ueber- resten der, 470 ff. Babylonische Sprache, die alte, 18 f. 139. — Probe der alten Sprache, 123. Bâgermä — Bét-Garmé der Syrer, 31. 178. Bâkürai, eine Ortschaft in der Nähe von Babylon, 32. Baumeultus, 50 f. Bedinà, der Glückselige, ein altbabylonischer Konig, 46. Berhemänijà, ein babylonischer Astrolog, 144. Beschwôrungen als Heïilmittel, 123. Beschworuugsformeln. babylonische, 193 f. Berät à, ein babylonischer Hohepriester, 91. Berosos als Historiker und seine babyl. Dynastieen, 68 ff. Bersâweià, eine süidbabylonische Stadt, 21. 123. Bét-Garmé, s. Bâgermà. Biblischen Zahlen, der grosse Werth der, 77 f. Bohnen, Verbot die, zu geniesseu, 93 ff. Brillen, die, sind eine alte Erfindung, 13. Brocubelus, der Sohn des babylonischen Statthalters Ma- zaus, 137. Buzurg-Mihir soll über Gifte geschrieben haben, 129. Çalbämä, Kônig der kana’anäischen Dynastie in Babylo- nien, 46. 64. Cardänà (od. Çardâjà), der Kana’anäer. 28. 48. 173. Châbüthäi, die Sprache, wurde von der assyrischen Ari- stokratie gesprochen, 104. Chaldäer, zu den Semiten gerechnet, 11. 101. — , die, sind verwandt mit den Kan’anäern, 60. —— , die, sind verschieden von den Kurden, 101. — s. Babylonier und Kardäer. Chiwwiter, die, in Kana’an, 66 f. Chüzistäner, ein altes Culturvolk und deren Einfluss in Babylonien, 19. 180. Çinat à, ein alter babylonischer Zauberer, 52. 166. Curtius’, E., Untersuchungen über die Jonier, 85 f. Dhagrit, ein altbabylonischer Weise, 14. 20 ff. 25 f. 28 f. 97 f. 92 f. 103 f. 105. 111 f. 148. 176. 180. Dewânäi, der älteste bekannte babylonische Religionsstif- ter und Gesetzgeber, 26 f. 36. 91. 97 99. 118. 158 f. 174 f. Dâbäl , ein altbabylonischer Beschwôrer, 123. Einbalsamirte Leichen in Babylonien gefunden. 63. Einsiedler bei den alten Babyloniern, 112. 156 ff. Ephesus in der «nabathäischen Landwirthschaft», 89. Erzeugungen, künstliche, von Pflanzen, Metallen und lebenden Wesen, 165 ff. Fische, Verbot, zu geniessen, 93 ff. Feljàmà-Neheri, ein altbabylonischer Weiser, 176. G'anbän, ein Volk in Mesopotamien, 178. G'arâmiqah s. Assyrer. G'armäti s. Harmäti. Geburtsfest der Sonne, s. Geburtsfest der Zeit. Geburtsfest der Zeit in Babylonien, 36. 83. 186. Gedächtnissfest des Dewânaäi, 36. Geld, geprägtes, in Babylonien frühzeitig im Gebrauch, 53 f. 73. Generatio aequivoca, Ansichten verschiedener alten Babylonier darüber, 165 ff. G'ernânà, einalterbabylonischer Weiser u. Dichter, 57.173. Gifte, sicher wirkende, gehôrten zu den Kostbarkeiten der alten babylonischen Kônige, 128. ——, occidentalische und orientalische Werke über, 129. Giftmischer in Babylonien, 127 f. Gôtter, die mystischen oder grossen Namen der, 60 f. 424 f. 176. , die, rufen sich gegenseitig an, 124. Gützendienst, Opposition gegen den, unter den Semi- ten, 43. 142. 174. Griechen, ihre Unkenntniss der orientalischen Geschichte und Culturzustande, 6 f. , die, in Babylonien, 139 f. Griechischen Geschichte, die Anfänge der, müssen hôher hinaufgerückt werden, 85 ff. ’Hanuchâ, s. Achnüchà. ’Hanôch, der biblische, s. Achnüchä. ’Harmäti, ein altbabylonischer Kônig, 185. Hendâmes s. Hidämesch. Hermes in Griechenland und in Babylonien, 96 ff. s. Armisä. Hidâämesch aus Tekrit hat eine neue Lebre über die Engel aufgestellt, 136. Hilätijä, eine mythische Frau in Babylonien, 187. ’Hinäfà, ein altbabylonischer Kônig, 87. Hôlle, eine kalte, 158. ’Hû’hüschi, ein altbabylonischer Dichter, 99. 17%. Hyksos, die, 70 fr. 184 f. 520 (192) Janbûschàd, ein altbabylonischer Weiser, 20fT. 25 fT. 28 f. 43. 57 A. 92 ff. 97. 102. 105 f. 111 F. 130. 142. 173. 175 f. 180. Järbüqà, ein altbabylonischer Gelehrter, und seine erhal- tene Schrift, 118 ff. Ibn-Wa’hschijjab, Abù-Bekr A’hmed, der Uebersetzer vieler altbabylouischen Schriften, 8 ff. 118. 134. 168 f. —— -— sein Verfahren bei diesen Uebersetzungen, 14 f. 120. 179. —— —— hat seine Ueberseizungen nicht selbst herausge- geben, 17 f. —— —— werden oft die von ihm uübersetzten Schriften zu- geschrieben, 169. Ibrahim, der Kaua’anaer, 28. 43, 45 f. 48 f. 63. 176. Ibrahim-Baum, 45 f. Jemen, Zauberer von, sprichwôrtlich bei den Jouiern, 89. Jonier, die, in der «nabathäischen Landwirthschaft», 8% ff. ——, die, auf agyptischen Benkmälern, 85. — , frubzeitige Beruhrung der, mit den Babyloaiern, 86 ff. Îschità, der Sohn Adamis, ein altbabylonischer Religions- stifter, 27. 80. 94. 95. 99. 125. 158. 167. 174. -_—, allgemeine Verbreitung der Religion des, 49. Ischitianer, die Anhänger des Ischit 4, 40. 91. 125. italiker, Trennungszeit der, von den Griechen, 56. Jungfrau, eine heilige, der Babylonier, 99, 1:8. Jupiter vor: den Kana‘anäern vorzüglich verebrt, 47 f. —— in Verbindung mit dem Weinstock gebracht, 103. -— , Tempel und Festtag des, 140 f. —— , Charakter des, nach babylonischer Auffassung, 124. —— , Einfluss des, auf die Erbaltung der todten Kôrper 176. -——, Religion des, 160 ff. Kalender der Babylonier, 82 f. Kâmäsch, ein alter persischer Kônig, 19. 41. Kâämâsch-Neheri, ein uralter Weiser in Babylonien, 19. 90. 175. Kana’anäer, die, werden zu den Nabathäern gezählt, 12. — , die alten. theilten die Pflanzen systematisch ein, 24. —— , die, iu Babylonien, 45 ff. — . Nachrichten der alten darüber, 65 ff. —-—, die, verebren vorzugsweise den Jupiter, 47 f. — , die, hassten die Babylonier, 49. 53. 60 f. ——, die, wurden aus Babylonien nach dem Lande Kana'an vertrieben, 49 {. 65 ff. —— , religioser Einfluss der, auf die Habylonier, 57 f. — , die, haben die geheimen Namen der Gôlter erforscht, 60 f. —— die, haben die Mittel erfunden, die Kôrper der Todten zu conserviren, 60. 63. — , die, verwandt mit den Babyloniern, 60. -—, die, beschäftigten sich mit philosophischen Fragen, 112. 173. Kana'anäische Dynastie, die, in Babylonien, 45 ff. 70 FF, 185. Kana’anäischen Literatur, hohes Alter der. 79 f. D. Cawozson. Kardäer uud Kazdäer — Chaldaer uad Kasdäer, 101. 121. 179 f. 187. Kelbeläqà, s. Kiläfà. Kenked, der Sohn des Mâsi des Sûräners, 90. 186 f. Kepheussage, Deutung der, 66 f. Kermäânà, ein altbabylonischer Heiliger, 99. 175. Kermeseiche, Einfuhrung der, in Babylonien, 87. Kerübim in Babylonien, 142. Kesjämi, ein babylonischer Zauberer, 181. Kilàfà, ein Abgesandter des Azädà (s. d.) 156. Kirschbaum's, Ursprung des, am Jordan. 64. Kitàb es-Somü m, ein althbabylonisches Buch, 1:8 f. ——, Inhalt des, 129 f. 188. Kanoblauch’s, Ursprung des, in Babylonien, 88 f. —- Einfübrung einer gewissen Art des, aus Babylonien nach Aegypten, 104 ff. Koche s. Qüqà. Kükäsch-el-Beilaqäni, ein alter Eroberer, 40. Kurden verschieden von den Chaldäern, 101. Küta-Rijjà, eine Stadt bei Babylon. zuweilen Residenz der kana’anäischen Kônize, 48. 52. 63. Làâlà, ein Abyesandter des Azàädà (s. d.), 156. Lebensbaum in der babylonisthen Sige, 181. Licht, das gôttliche, das verschiedenen Frommen inne- wohnte, 99. 187. Lümäiï, ein altbabylonischer Heiliger, 99. Mandäer, die modernen, 10. Malkânà der Syrer, 180. Makrâmäh;i aus Bâremmä, 140. Manetho’s, der Werth, bei chronologischen Bere:hnun- gen, 78. 110 £. 184. Mardàjàd od. Mardäjài, ein uralter syrischer Weiser,91. Marinäl à (?), ein altbabylonischer Kônig. 128. Marstempel in Babylon, 181. Mäsi, der Sürâner, ein altbabylonischer Weiser etc. 27 f. 97 f. 60. 74. 90 f. 167. 173. 180. Mazaeus, ein babylonischer Statthaltier. 137. Medicin, die, war im Altertham mit Maie gepaart, 126f. 188. Medische Dynastie, die, des Berosos. 111. 180. Melito aus Sardes, eine Stelle in, emendirt. 192. Mercur, Nationalgott der assyrischen Aristokratie, 104. Meschkedäi, ein babylonischer Bildhauer, 140 f. Mesopotamien wird ein nabathaisches Land genannt,178. Meyer, des RBotanikers, Ansichten über «die nabathäische Landwirthschäft» und deren Verfasser beleuchtet, 81 fl. 113 ff. Mondes, Wirkungszeit des, 90. —, Einfluss des. auf die Pflanzenwelt, 103. Mondgottheit, die, 19. Monotheismus, Neigung zum, in Babylonien, 43.100.173. Nabathäer, die, die Nachkommen der alten Chaldäer in den ersten Jahrhunderten des Isläm, 9 f. —-— was ist unter dem Begri, zu verstehen? 11 f. 178. UEBER Die ÜEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB. UEBERSETZUNGEN. (193) 521 Nabathäisch — babylonisch, 11 f. «Nabathäische Landwirthschaft», die, wannist dieses Buch übersetzt und verôffentlicht worden? 15. — —— von wem verôffentlicht, 17 f. — —, die Originalsprache der, 18 f. —— ——, der ursprüngliche Titel der, 19. — ——, Ursprung und Verfasser der, 20 ff. — ——, die Abfassungszeit dieses Werkes nach Quatremère 34 ff. —— unsere Untersuchung darüber, 38 ff. —— , Inhalt der, 112 ff. , Handschriften der, 177. Münzen, 178. Sprache, die, 18 f. — die, zerfel in verschiedene Dialecte, 18. 161. Worte in der arabischen Sprache, 18 f. Nanaea, die Gôttin, 102. Nemrôdà, kana’anäischer Kônig in Babylonien und Stifter der kana’an. Dynastie daselbst, 49. 51. 53 ff. 67. 72 f. -_— prägte Goldmünzen, 53 f. 73. Nineveh, verschiedene Stadte dieses Namens, 36 f. Nineveh-Babel — Nineveh -el - G'ezirah, 36 f. Neujabrsfest der Babylonier, 83. Neuplatoniker, über ihre Auffassung einiger altgrie- chischer Gottheiten, 96. Noa’h-Buch, 186 f. Oelbaum, der, dem Saturn geweiht, 22 f. Pehlewier, die, ein Volk, 40. Perser, die, in der «nabathäischen Landwirthschaft», 41. «Persische Landwirhschaft», die. 12 f. Pfauen sollen die Anwesenheit von Giften spüren, 128. Pflanzen, die, nach den Planeten eingetheilt, 22. 103. —, die, als beseelte Wesen gedacht, 50 f. , die, in kalte und warme eingetheit, 88. 186. Planeten, Eintheilung der Pflanzen nach den, 22. 103. Planetendienst, Opposition gegen den, in Babylonien, 43. 142. 173. — in Babylonien uralt, 102. — es, ursprünglicher Charakter des, 154 f. Prophetie, Meinungen der Babylonier über, 112 f. Qâbil und Käbin s. Qajin. Qajin, der Sohn des Adam, 142 f. Qassin, eine sudchaldäische Stadt, 9. Qelânijà, ein altbabylonischer Gelehrter, 127. Qerüçäni, ein altbabylonischer Kônig, 104 ff. 111. Qijämä, ein babylonischer Kônig 135. Quatremère’s Angaben über die «nabathäische Land- wirthschaft» und Würdigung derselben, 34 ff. Qüaà, wohl der Name eines Ortes in Babylonien, 32 f. Qüqàäner, wahrscheinlich der Name einer babylonischen Schule, 31 ff. El-Qüqâni Beiname verschiedener babylonischer Gelehr- ten, 32. 120. 134. s. Qüqäner. Qütämi , der Verfasser der «nabathaischen Landwirth- Mém. des sav. étrang. T. VIII. schaft», 20 — 118 fast auf jeder Seite, 125. 130. 159 f. 166 f. 172 f. 175 f. Räucherwerke der Babylonier und Kana’anäer, 46 f. Richânà, ein babylonischer Kônig, 137 f. Resäiï, ein altbabylonischer Heiliger, 99. 173. Rewâhthà, ein altbabylonischer Arzt, 118, 121 f. S4’hà (?), ein altbabylonischer Kônig, 87. Salamander, der, 127. Sàmä, ein altbabyloniseher Heiliger, 99. Sàmäï-Neheri, ein altbabylonischer Weiser, 99. 174. Sàrüqà, ein reicher babylonischer Gutsbesitzer, 32 f. Sâsàäniden, veränderte Verhältnisse unter den, 138. Saturn, der Gott des Ackerbaus, 22 f. 115. ——, wie, in Babylonien dargestellt wurde, 133 f. Saturnreiigion, die, 156 Æ, ——, die Anhänger der, 159 f. 174. Schàmä, ein Babylonier, 99. Schâm'ajà, ein altbabylonischer Kônig, 122 f. Scharmidä, der Apostel der Jupiterreligion, 160 ff. Schebähi, ein assyrischer Weiser, 97. Schefähi el-Garmäqgâni, 178. s. Schebähi. Schemüt à, der Goldene, ein altbabylonischer Kônig, 46, 104 ff. 111. Scherwàqà, ein altbabylonischer Gelehrter, 122 ff. Sefürâs, ein altägyptischer Kônig der II. Dynastie, in der «nabathäischen Landwirthschaft» erwähnt, 105 ff. Semiten, die, beschäftigten sich mit philosophischen Fragen, 112. 151 f. 173. Semitische Schriftsteller über Ackerbau, 26 ff. 180 € Semitischen Sprachen, Stabilitaät der, 80. Semünä, s. Schemüt à, Sonnentempel in Babylon, 36. Sühäb-Sâth, ein altbabylonischer Gelehrter, 118 fT. Sülinà, ein altbabylonischer Heiliger, 99. 175. Sürà in Südbabylonien, uralter Centralsitz semitischer Cultur, 33. Sürâner, wahrscheinlich eine altbabylonische Schule, 33. —— Angaben der, über Màsi, 162. Süsqijà, ein babylonischer Kônig der kana‘anäischen Dy- nastie, 63 f. Syrer, die, werden zu den Nabathäern gezählt, 178. — , einheimische medicinische Literatur der, 187. Tafeln, mit Gesetzen etc. beschrieben, 161. Tammüz, s. Tammuüzi. Tammüzi, ein uralter babylonischer Religionsstifter und Heiliger, 19. 101 f. 175. 187. Ta-neter, das heilige Land, auf ägyptischen Denkmalern, 187. Telesmane, was sind, nach der Meinung der Babylonier ? 183 (s. Zauberei). Tenkelüschà, der babylonische Astrolog, und seine er- haltene Sehrift, 430 ff. —s astrologisches Werk, 98 f. 130 fT. 148 fT. Thämiri, s. Thâmil rt 66 522 (194) Thâmil ri, ein alter kana’anäischer Weiser, 23 f. 28. 60 ff. 90 f. 173. 178. Thamoscheh, der Inder, schrieb über Gifte, 129. Thibâtänà, ein altbabylonischer Kônig, 105 f. 111. Thierfiguren statt lebender Thiere als Opfer, 57 f. Thieropfer, Gegner der, in Babylonien in sebr frühen Zeiten, 57 f. Thülüni, ein altbabylonischer Heiliger, 99. 175. Tuthmosis IL, die Regierungszeit des, 1485. Venus mit dem Weinstock in Verbinduug gebracht, 103. — , die Dienerin der, ein babylonisches Numen. 39 f. Vergôtterte Menschen, 96 f Weinstock, steht unter dem Eiafluss des Jupiter und der Venus, 103. 1ÿ22 ai wird Babylonien bei Ezechiel genannt, 65. OS Lilo 5} = Sos j}, 143. IE Bedeutung, 482. c Qeelosl, S. us DE. =D0%, Meinung über, 19. Ci né E, angeblich Kônig von Babylonien, 67. Qetesb, der Ladanumbaum in der altbabylonischen Sprache, 41. 1932, Erklärung dieses Wortes, 13, ox, ein Inder, der über Gifte schrieb, 129. Je ee in Babylon, 102. ai) ya) (er in Babylon, 36. als auch für Bildhauerarbeit gebraucht, 441. La SES: eine babyl. religiôse Ceremonie, 186 ot) 56e ein Auszug aus der «nabathaischen Land- wirthschaft» von Ibn-Sinâ, 115. >9088 <> La’, angeblich Kôniz von Babylonien, 67. 3? eine babylonische Provinz 161. Qi wabrscheinlich eine alte Stadt in Kana'an, 62. ds wabrscheinlich eine alte Stadt in Kana’an, 62. 303)] äesls, ein babylonisches Numen, 39 £. dc] L, jus, eine babylonische Stadt, 89. 144. 7 5/5, angeblich Kônig von Babylonien, 67. D. Cawoirsox. Weltgeschichle, was ist wabre, 174 f. Westwindes, Gefährlichkeit des, 90 f. Zahmünäâ, der Sohn des Nemrôdä, ein babylonischer Kônig der kana’anäischen Dynastie, 53. Ez-Zajjät, Abü-Thâlib A’hmed, der Schüler Ibn-Wa’h- schijjah’s, 15 ff. 118. 120. 134. Zauberei. das Wesen der babylonischen, 59. 124 f. 183. Zimmtbaum, der, aus Arabien nach Babylonien ver- pflanzt, 63. 183. Zodiacus, Eintheïlung des, bei den Babyloniern, 149. —, jeder Grad des, hat seine eigne Welt und seine eigne Schôpfung, ib. ol Ki AA & Al) g2> 443933, der Ladanumbaum in der Sprache von Bagermä, 40. GAS = Lise) in altpersischer Sprache, 40. géo) ,> — rl in altpersischer Sprache, 40. EE eine Stadt im Lande ae, 4%. j in U* erweicht vor > 187. J92©); Bedeutung, 71. 181. Dal , Beiname eines altbabylonischen Kônigs, 46. és, Bedeutung, 63. 183. OL LE Stammvater der Assyrer, 44 f. Cuae altbabylonischer Name des Ibrahim-Baums, 46. dé MONTS, Erklarung dieses Wortes, 13. it Titel einer Schrift des Kämäsch-Neheri, 173. Jar, auch gl Jo]. eine südehaldäische Stadt, 15. Le JS ER in Babylonien, 89. 121. er Ursprung dieser Pflanze, 14. 179. Qbl,> GLS Due der Babylonier, 36. 97. ah ous J+c der Babylonier, 83. 185. épLeull >. Jac der Babylonier, 35. 83. 186. Qoill s'Âxe Juc, der Babylonier. 83. 186. NDTD, ein in Babylonien vorkommender Name, 1353, Lopss, ein Babylonier, 135. Ureer n1£ UEBERRESTE DER ALTBABYLONISCHEN LITERATUR IN ARAB, UEBERSETZUNGEN, (195) 523 bità, 165 f. ls cl a) ets über die Fragmente dieses babylonischen Buches, 164 ff. Jyeëll Lu) QES des Adami, 166 f. ar), 0) yet US des Ibn-Wa'hschijjah, 168. nl Sy] Et ein altes persisches Werk über Gifte, 129. . sa) SES, über die Fragmente dieses babylonischen Buches, 165 ff. HU Lis CUS 146 fr Jo, LES des Adami, 166 £ Led > e aus pd SL, ein altbaby- lonisches Werk, 122. pymsll Es ein altbabylonisches Werk, 118 ff. 2 ps €) és SES, eim altes persisches Werk über Gifte, 129. | ce ler des alten Babyloniers Asqôle- sau JE oy291l US des Babyloniers TenkelûschA, 132. ee ] LS des Inders Schänâq, 129. LMI ©f und mn) 7 werden ôfters in den babylonischen Schriften erwäabnt, 93. 163. ë =] aa der Babylonier, 163. # Leall LS. und äc a) PR der Babylonier, 163. Dos 0 statt Coxl ou}, 104. 479 £. Dosl25) stat ol ouf], 101. 124. 187. aaLUJI à), 40. ERA IR Beiname eines altbabylonischen Kônigs, 46. Bedeutung, 182. c pri ex , Beiname eines altbabylonischen Kônigs, 46. Lors (Fe der Ladanumbaum in der assyrischen Sprache, 40. a.13, Erwähnung der Gôttin, bei Melito, 102. D ol, babylonischer Name einer gewissen Speltart, 145. Inhaltsverzeichniss. Pag. Einleitung ........... O0 EC ss... sole meiols elsiefsteiele Gébooadobe decor snncmlot anus oMnore none innce 3 Die Art und Weise, wie die Denkmäler der altbabylonischen Literatur sich in arabischen Uebersetzungen erbalten haben und der Uebersetzer ................. DATE TO AABOTAO0TU LE DO TAN CEO TL dE 8 Die auf uns gekommenen altbabylonischen Schriften........................................,............ 10 Der Begriff «Nabathaer» ..... Dooooû 9309 04 ob Dé 0b 000 00 Donacauoaatbobado noob 000 Top .11.178 Das Verhältniss der arabischen Uebersetzungen zu den babylonischen Originaltexten ........................ 14.179 Die Redaction dieser Uebersetzungen und der Redacteur derselben ...... OOo ipoot dde on onoe bee cum 15 Die Sprache der babylonischen Originalwerke .......................................................... 18 Untersuchungen über die auf uns gekommenen althabylonischen Literatur-Denkmäler ............. 863000 50c 19 I) «Die nabathäische Landwirthschaft» .................................... dubaoba ve don nono vo 19 4. Die Composition dieses Werkes..5411.%.4%2..%e7e mette -etecmeherneconc eee ce 20 a) \Nach Tbn=Waihs chi} a HSE EE ER EE Ce eee ce ET TTL 20 b) Qütami aus Babylon ist der alleinige Verfasser des ganzen Werkes .................. 21 c) Qûtâmis MOrLANGEn eee. ecccec-e-cthec--ch ee CC: ETC CEE CEE 26 hobtamtsPersbnlihesite An June RE e SE AE ALU De oc 30 2.2Die/ADFaSSUATSZEIL aie 0e - 222 tele eee eme ee else DDodo ban PO COL OS se iete Ne EE 34 a) Beleuchtung der Quatremèr’schen Ansicht darüber .................. scerec cer 34 b) Unbekanntschaft des Verfassers mit spätern babylonischen Verhältnissen .......... see men) c) Zur Zeit des Verfassers herrschten die Kana’anäer in Babylonien .......... ........... 45 d) Anderweitige Nachrichten über die Kana’anäer in Babylonien......................... 65 e) Untersuchung über die kana’anäische Dynastie daselbst .............,... FOOD D US Sec EE 68 [) Bedenken gegen unsere Ansicht von der Abfassungszeit und deren Widerlegung ........ 81 3. Die Chaldäer ................ Sooocarsoodoncreocieranoc DDodOoTDoD0 Too DUPONT 101 PONT cannoocecodcddsoeoncocseucocoocopoeboc Oo oDoc pan mdonoconnndoemoobcoccr ce 101 IDC Ar o00ononvooncouoenodosososonocdonc cc -cee-renEereec-cercc-tee-cCr- CCE 103 6. Der ägyptische Kônig der III. Dynastie Sefüräs (Sefuris) und der mit ihm gleichzeitige baby- lonische/ROnIg MED ALAN EE Teener --re-cee ere --ce-ctr ECC LCR. 104% 7. Inhalt der cnabathaischen Landwirthschaft > RE RE Ce 112 11) «Das Buchiyon den \GitenD PRE terme et es ce Ce EEE 118 1Die COMPOSITIONE Eee lee scies een eee Pet ce Cercle Eee TE 118 D DieVerfassers ee --- -C-----rr-c Dogoudouote JO Duc CO To0gpo OUco0 10000 one rare 120 CRONDEREUNE CS BC raouoouccdocoracocdoncbobpoonnoanodoo ao rnDUDo0N0NO SCO 120 bJiRewabihd- ere eee. D D dio uote dope 00 DUO Co drac bone aen soso 121 c) Jârbüqà ....... Sobocds dis ab000n0n 0000000 60 0 0 secte con rineecnoes-e ES 122 HOME em ossoposcoccoovasvoo ose ou bosoounccoososooouocosborodbosecooocc 129. 188 I11) Das genethlialogische Werk des Babyloniers Tenkelüschä ...............,.................... 130 de DerMerfassemundidie Abfassuneszelle eee -ere-e-e-eccrerce CC r Cr CC CCC .. 130 2. Verschiedene Mittheilungen aus diesem Buche ., ...... Srunac don opdio oo coeninaentisionec 148 GjhDie Finleuns, restes ere sacs eceemec-eccesc-eseee cree EELIS 148 b) Babylonische Culturzustande ......................... Suns neutercetiect es ELLES 150 c) Ursprünglicher Charakter des Planetendienstes und dessen Entwickelung ............... 154 d) Azàdà, der Stifter der Saturnreligion, seine religiôse Richtung und seine Anhänger . .... 156 e) Scharmidà, der Stifter der Jupiterreligion .................................... ... 160 f) Vielseitigkeit der babylonischen Literatur........ sHovboooos de mooonoondoobsuoc SÉDEt 163 IV) Die Fragmente des Buches: «die Geheimnisse der Sonne und des Mondes»..................... 164. 189 Schluss: über den historischen Gewinn aus den neu entdeckten altbabylonischen Literaturdenkmälern...,........ 170 Die uns zu Gebote stehenden handschriftlichen Hilfsmittel zur Herausgabe derselben.......................... 177 Zusatze undAVerbessSeLUnsen EEE See ere Ter Ce ECC CCC CPC CEE 178 Indes rene ere -nenrelme-nene-ete-s--erche-esec.-204.2..Lce-. "mans..." 190 LEBENSLINIEN DER METEOROLOGISCHEN STATIONEN AM KAUKASUS. Eine UÜebersicht der Tagebücher, welche in dem meteorologischen Archive des Tiflisschen Observatoriums aufbewabrt werden. Zusammengestellt A. Moritz. Mit 1 Tafel und 1 Karte. Der Akademie vorgelegt den 28. Juni 1858. ation ru Huute SUCY PL E hi Le D | L r ps C] * ‘ 64Ÿ EM rt té A DU %i DPRITANTT MITA : x DUR 7 RS == n ' be Mk Me ah où él à Ni ,91 AITRA , RUE W L'ATS 4 5 | Lal É \ EVE TER Fa Eu be LÉ rt de mn LE PES TEL CITE TRE 1 F2 MUR AL: # LICE) DÉTOUR | sil, ef re rare ds DL ou (ui à TE) à Le CU Wiÿ d utet, Fr oi % AA] ere Ë 4 À WANINEE "# él LA sit dis du CUS HAINE 180 ñ L'NT THE LU PAPER nS rytAer ral Lie CNP ‘4 LA TERRE LL éi PRET mb ua us 0 AA . d A LL LAS 2 19: he à EAN À. | À à IP TPE %: rs is: d ce. APTE + | TUTO haie LU L él a s Ta [ sat) tai D Mass 6 + " LES | OI FN ANT NT Et ST vd di NT ect LUS, mi Aboÿhihs LATE | ) Mir Fan HAE 18 Le Œu L it as NOTICE CRE) | a, Me fe J 1011 de "El CE D us) RE At, ul ANA ne DT CT ! + \ 5e k ñ ONE | nt 4 TE ï #, In dem Archive des magoetisch-meteorologischen Observatoriums zu Tiflis wird eine nicht ganz unbedeutende Anzah] von Beobachtungsjournalen im Manuscripte aufbewahrt, welche sämmtlich in naher Beziehung zur physikalischen Geographie des Kaukasus stehen. Unter die- sen Journalen zeichnen sich besonders vortheilhaft die auf die Kaukasische Statthalterschaft bezüglichen meteorologischen Tagebücher aus, welche uns theils durch die Munificenz unseres einstigen Statthalters, des Fürsten Woronzow, theils aber auch durch gefällige Mittheilungen von aufgeklärten Privatpersosen uod Behôrden zugekommen sind. Häufige Anfragen von Seiten stationärer Meteorologen und reisender Naturforscher hatten in mir den Wunsch rege gemacht, diese Tagebücher in extenso drucken zu lassen oder mindestens eiue vollständige Bearbeitung derselben zu publiciren. Da die Umstände dieses aber vorläufig nicht erlauben, so glaube ich den Wünschen meiner Correspondenten mindestens in so weit begegnen zu müssen, dass ich ihnen hier ein vollständisces Verzeichniss des vorhandenen Materials biete, mit der Auflorderung, es zum Besten der Wissenschaft zu verwerthen. Der Reisende, welcher z. B. zu seinen barometrischen Hôühenmessungen Correspondenzheobachtungen braucht, wird aus der «Karte» und den «Lebenslinien» leicht den passenden Ort, aus der «Uebersicht» die ibm nôthigen Tage und Stunden entnehmen kônnen; er wende sich dann mit dem Verzeich- nisse der gewünschten einzelnen Beobachtungen an das meiner Leitung anvertraute Obser- vatorium, und kann überzeugt sein, dass ihm das Verlanote in kürzester Zeil aus den Original- journalen fehlerfrei ausgeschrieben zugestellt werden wird. Wem an grôsseren Zeiträumen gelegen ist, hat einen Copisten in das Tiflissche Observatorium zu schicken; für genaue Colla- . tionirung der Copien mit den Origiualien wird gesorgt werden. Die Tagebücher selbst künnen aber nur in seltenen Ausnahmefällen ausgegeben werden, und zwar nur unter solchen Bedin- oungen, welche ihre Integrität vollkommen verbürgen. Die Grundlage unseres Archivs bilden die Tagebücher der Woronzowschen Stationen. Diese von Herrn Abich mit grosser Umsicht und ausgezeichneter Sach- und Menschen-Kennt- niss in’s Leben gerufene Institution keimte im Jahre 1846 in Kutais auf; mit besonderer Liebe und Aufopferung von ihrem Gründer gepflegt, entwickelte sie sich rasch und kräftig unter dem Schutze des aufgeklärten Mäcenaten, welchem damals die Kaukasischen Provinzen anvertraut waren. Für die Jahre 1850 und 1851 hatte ich die interimistische Verwaltung derselben übernommen. Mit dem Jahre 1852 ging diese in eine definitive über, und man wird bemerken, 528 (4) A. Morirz. dass seit dieser Zeit übereinstimmende, feste Beobachtungsstunden eingeführt sind, was dadurch môglich wurde, dass sich die für unsere Verhältnisse passende Stundengruppe 7, 1 und 9 zur Bestimmung der Tagesmittel brauchbar erwies; ja, sie verdient in dieser Beziehung sogar den Vorzug vor den Mannheimer Stunden (wie ich in einer Notiz in der Correspondance météoro- logique gezeigt habe), deren allgemeiner Einführung ein in unseren südlichen Provinzen un- überwindliches Hinderniss in der Forderung der Stunde 2° p. m. entgegensteht. — Die Ab- reise des Fürsten Woronzow von Tiflis war ein harter Schlag für die Stationen, besonders da zu gleicher Zeit die Kriegsverhältnisse ohnehin schwer genug auf allen wissenschaftlichen Unter- nehmungen lasteten. So siechten sie bin. Kümmerlich wird auf dem Grabe der Stationen die Sache der Meteorologie und Climatologie theils mit Privatmitteln, theils von Seiten des für der- gleichen Unternehmungen viel zu karg dotirten Tiflisschen Observatoriums fortgeführt, in der Voraussicht, dass dieser gerettete Sprosse sich einst unter günstigen Verhältnissen zum Baume entwickeln kann. Hoffen wir, dass die Bedingungen zur Regeneration unserer Stationen sich einstellen werden, bevor der letzte Lebensfunke in dem Wurzelstocke verloschen ist! Die auf beiliegender Tafel gegebenen «Lebenslinien» machen unter Anderem auch die Entwickelung, die Blüthe und den Verfall unserer Institution durch graphische Darstellung anschaulich, die angehänote Karte zeigt die geographische Vertheilung der Beobachtungsorte auf dem zu be- rücksichtigenden Gebiete der Kaukasischen Statthalterschaft. Beide bedürfen keiner weïteren Erläuterung. St. Petersburg, den 30. (18.) Juni 1858. LEBENSLINIEN DER METEOROLOGISCHEN STATIONEN AM K AUKASUS. (3) 529 Uebersicht der Beohachtungsjournale. Alle Data nach neuem Stile. 1. Lenkoran. Tagebücher vom 13. November 1847 bis zum 5. December 1856, ohne Unterbrechung geführt von dem Apothekerlebrlinge Nikolai Andrejev über Tempe- ratur, Windrichtuug, Bewôülkung, Luftdruck, Feuchtigkeit und Minimum-Temperatur des Tages. Bis zum {. Juni 1855 als Woronzowsche Station, dann Hilfsobservatorium. Beobachtungsstanden: 7, 12, 4, 8 vom 13. Nov. 1847 bis 6. November 1848, dann 7, 10, 12, 4, 8 bis zum 16. Decbr. 1849, ferner 8, 10, 12, 4, 8 bis zum 1. Janr. 1852 und endlich 7, 1, 9 bis zum Schlusse. 2. Nakhtschewan. Tagebuch des Doktor Grigorowitseh über Temperatur und Bewäl- kung an verschiedenen Tagesstunden vom 27. Juni bis zum 26. August 1843; Tagebuch des Apotheker Kieser über Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung und Luftdruck an verschiedenen Tagesstunden vom 27. Juoi bis 28. Octbr. 184% und über Temperatur und Bewôlkung um 8, 12, 10 und bisweilen noch andere Stunden vom 13. Decbr. 1844 bis 22. Februar 1845; Tagebuch der Woronzowschen Station, gefübrt von dem Apothekerlinge Worobjew, über Temperatur, Windrichtung, Be- wôlkung und Quantität der wässerigen Niederschläge um 7, 2, 9 Uhr, vom 29. Mai 1849 bis 28. August 1850. 3. Schuscha. Tagebuch der Worouzowschen Station, geführt vom Kreisschul - Lehrer Chitrow vom 23. Novbr. 1848 bis zum 12. Octbr. 1850 mit einer Lücke vom 12. April bis zum 18. Mai und von dem Lebrer Melik-Muradow vom 13. Janr. bis zum 18. November 1851. Notirt wurden: Temperatur, Windrichtung und Bewül- kung bis zum 1. Febr. 1849, dann kam noch die Regenmenge und vom 16. Juni desselben Jabres der Luftdruck bis zum Schlusse der Beobachtungen hinzu. Die Beobachtungsstunden waren: 7, 12 und 8 Uhr vom 23. Novbr. bis 31. Decbr. 1848, dann 7, 12, 4, 8 vom 1. Jaor. bis 16. Juni 1849, ferner 7, 2, 4, 8 vom 17. Juni 1849 bis zum 12. April 1850 und vom 19. Mai bis 12. Octbr. 1850, und endlich 7, 12, 4 und 6 vom 13. Janr. bis zum 18. Novbr. 1851. 4. Aralikh. Tagebuch der Woronzowschen Station, geführt vom Kosaken- Unterofficier Jegorow vom 13. Decbr. 1848 bis zum 31. Decbr. 1852 und vom Kosaken-Unter- officier Tambowzew vom 1. Janr. bis zum 28. August und vom 27. Septbr. bis 12. Octbr. 1853. Beobachtungsstunden: 7, 12 und 8 Ubr bis zum 1. Janr. 1852, von da an bis zum Ende 7, 1 und 9 Uhr. Notirt wurden: Temperatur, Windrichtung und Bewôülkung bis zum 1. Janr. 1849, dazu kamen Regenmenge und Ansicht des Ararat bis zum 1. Septbr. 1850, wozu noch Luftdruck und Feucbtigkeit bis zum 19. Mai 1843 und endlich die tägliche Minimum-Temperatur bis zum 28. August 1853 hin- zugefügt wurden; in der Periode vom 27. Septbr. bis zum 12. Octbr. 1853 wurden Mém. des sav. étrang. T. VIII. 67 530 (6) A. MorirTz. dieselben Elemente notirt mit Ausnahme des Luftdrucks, weil beim Transport der In- strumente nach Eriwan und zurück nach Aralikh (wegen eines Einfalls der türkischen Kurden beim Beginne des Krieges) das Quecksilber aus dem Barometer hatte aus- gegossen werden müssen. 5. Eriwan. Tagebücher der Woronzowschen Station, gefübrt vom Apotheker Kreslowsk y vom 13. Octbr. 1848 bis 12. Janr. 1849 über Temperatur und Regenmenge, später auch Windrichtung, Bewôlkung und Luftdruck in den Beobachtungsstunden 7, 12, 4 und 9, die jedoch nicht streng eingehalten wurden; dann von den Conducteuren der Weg- und Wasser-Communication Jegorow vom 18. Mai bis 29. Sept. und vom 13. Novbr. bis 31. Decbr. 1849, Ruibatschkow vom 1. Janr. bis 31. Decbr. 1850 und Wroblewsky vom 1. Janr. 1851 bis zum #4. August 1852. In dieser zweiten Pe- riode waren die Beobachtungsstunden 7, 10, 2, 9 (von Jegorow nicht streng eingehalten) bis zum 1. Janr. 1852, dann aber 7, 1 und 9; notirt wurden: Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung, Regenmenge, Luftdruck, Feuchtigkeit und Ansicht des Ararat vom 18. Mai bis 29. Septbr. 1849 und vom 13. Novbr. 1849 bis zum 19. Novbr. 1850, dann fiel die Luftfeuchtigkeit weg bis zum 12. Juli 1852 und endlich auch der Luftdruck bis zum Schlusse der Beobachtungen. 6. Baku. Tagebücher der Woronzowschen Station vom 21. Octbr. 1847 bis zum {. Juni 1855 und des Hilfsobservatoriums vom 1. Juni 1855 bis zum 20. Juli 1857 und vom 5. Septbr. 1857 bis jetzt fortgesetzt. Gefübrt vom Apothekerlebrlinge Eustach An- drejew bis zum 20. Juli 1857 (wo derselbe an der Cholera erkrankte und nach drei Tagen starb) und seit dem 5. Septbr. 1857 fortgesetzt vom Herrn Staatsrathe Spassk y- Awtonomow; potirt wurden Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung, Regenmenge, Luftdruck und Feuchtigkeit; die Beobachtungsstunden waren wechselnd im Jahre 1847, daun wurde eingehalten: 8, 12, 4 und 8 vom {. Janr. bis 12. März und vom 20. Sept. bis 12. Novbr. 1848, vom 21. Octbr. 1849 bis 12. April 1850, vom 13. Novbr. 1850 bis 12. Mai 1851 und vom 13. Novbr. bis 31. Decbr. 1851, — ferner 7, 12, 4, 8 vom 13. März bis 19. Sept. 1848, vom 25. Febr. bis 20. Octbr. 1849, vom 13. April bis 12. Novbr. 1850 und vom 13. Mai bis 12. Novbr. 1851, — dann 9, 12, 4, 8 vom 13. Nov. 1848 bis 24, Feb. 1849, — ferner 7, 1, 9 vom 1. Jan. 1852 bis 20. Juli 1857 und vom 5. Séptbr. bis 17. Octbr. 1857, — endlich seit dem 18. Octbr. 1857 werden die Beobachtungen um 7, 2 und 9 Uhr gemacht. 7. Helenenfeld. Tagebuch geführt von Herrn Gottfriedt über Temperatur, Wiodrich- tuog, Bewôlkung und Feuchtigkeit vom 24. April bis 2. Mai und vom 11. Octbr. bis 9. Decbr. 1847; Beobachtungsstunden wechselnd, 8. Schamacha. Tagebücher der Woronzowschen Station, geführt vom 19. Decbr, 1847 bis zum 16. April 1849 durch Herrn Dr. Bootz zu verschiedenen Tagesstunden und vom 24. April bis 19. Novhr. 1849 durch den Herrn Apotheker Eichler um 7, 2 und 9 Uhr. Notirt wurden: Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung, Regenmenge und LEBENSLINIEN LER METEOROLOGISCHEN STATIONEN AM KAUKASUSs. (7) 591 Luftdruck bis zum 26. März 1849, von da ab bis zum Ende kamen noch Feuchtig- keitsbeobachtungen hinzu. 9. Alexandrapol. Erster Zeitraum: vom 1. Febr. 1843 bis zum 3, April 1846 mit einer Lücke vom 1. Juli bis 8. August 1843, Bewülkung und Temperatur (an einem nach Osten binausgehängten Thermometer vom 1. Febr. 1843 bis 20. August 1845 und 19. März bis 3. April 1846 und an einem nach Westen stehenden vom 1. März 1844 bis 18. März 1846 beobachtet), notirt von den dienstthuenden Schreibern der Commandantur. Beobachtungsstunden 7, 12, 2, 7 vom 1. Febr. bis 12. März 1843; 6, 12, 2, 7 vom 13. März bis 30. April 1843; 5, 12, 2, 7 vom 1. Mai bis 2. Juni: 5, 12, 2, 8 vom 3. bis 30. Juni 1843; 6, 12, 4. 8 vom 12. Sept. bis 31. Octbr. 1843: 5, 12, 3, 8 vom 9. August bis 11. Sept. 1843 und 23. April bis 26. Septbr. 1844; 6, 12, 3, 8 vom f{. bis 22. April und 27. Septbr, bis 17. Octbr. 1844; 7, 12, 3, 8 vom 1. Novbr. bis 31. Decbr. 1843 und 1. bis 31, Mäürz 1844: 8, 12, 3, 8 vom {. Januar bis 29. Februar 1844; 4, 9, 12, 3, 8 vom 27. Mai bis 20. August 1845; 5, 9, 12, 3, 8 vom 26. April bis 26. Mai und 21. August bis 5. Octbr. 1845; 6, 9, 12, 3, 8 vom 18. Octbr. 184% bis 25. April 1845, 6. Octbr. bis 23. Novbr. 1845 und vom 19. März bis 3. April 1846; 7, 9, 12, 3, 8 vom 24. Novbr. 1845 bis 18. März 1846. Zweiter Zeitraum: vom 20. Decbr. 1848 bis jetzt fortgeführt, mit einer Lücke vom 1. Janr. bis 11. Mai 1853 (für diese Lücke sind auch Tage- bücher vorhanden, welche ich aber für unzuverlässig halte aus Gründen, die in mei- nem Rechenschaftsberichte für 1853 auseinander gesetzt sind) über Temperatur, Wind- richtung, Bewôülkung, Regenmenge, Luftdruck, Feuchtiokeit und tägliches Temperatur- Minimum auf der Woronzowschen Station bis zum 1. Juni 1855 und von da ab auf dem Hilfsobservatorium notirt von dem Schreiber Leontjew. unter Aufsicht des Ingenieur-Obristen Gernet vom 20. Decbr. 1848 bis Ende des Jahres 1851, dann während des Jahres 1852 vom Schreiber Kornobajew unter Aufsicht des Obristen Markosow und endlich seit dem 11. Mai 1853 bis jetzt fortgesetzt von dem Apotheker- Lehrlinge Kurbatow in der neuen Festung. Beobachtungsstunden: 7, 12, 4, S vom 13. März bis 12. Decbr. 1849, 17. Febr. bis 12. Decbr. 1850 und 13. Febr. bis 12. Decbr. 1851 ; 7, 12, 4, 9 vom 15. Febr. bis 12, März 1849; 8, 12, 4, 9 vom 20. Decbr. 1848 bis 14. Febr. 1849, vom 13. Decbr. 1849 bis 16. Febr. 1850, vom 13. Decbr. 1850 bis 12. Febr. 1851 und vom 13. bis 31. Decbr., 1851; 7, 1, 9 das ganze Jahr 1852 und vom 11. Mai 1853 bis 12. Juni 1856; 7, 10, 1, 4,9 vom 13. Juni 1856 fortgesetzt bis jetzt. 10. Dshelal-Oglu. Temporäres Hilfsobservatorium. Tagebuch des Herrn Dr. Lanët vom 4. Febr. bis 18. April 1854 über Temperatur, Wivdrichtung, Bewôlkung and Luftdruck in den Stunden 7, 2 und 9. 11. Karatschaï. Tagebuch über Temperatur und Bewôlkung um 6 Uhr Morgens und 1 Uhr Nachmittags vom 22. Mai bis 25. Septbr. 18#7, unbekannt von Wem geführt. * 532 (8) A. MortiTz. 12. Bâlui-Hlutseh. Tagebuch über Temperatur, Windrichtung und Bewôlkung um 8, 2 und 9 Uhr vom 1. Juli 1847 bis 22. Sept. 1848 geführt von Herrn Lehrer Richter. 13. Nanglis. Temporäres Hilfsobservatorium. Tagebuch über Temperatur, Bewôlkung und Luftdruck an verschiedenen Tagesstunden vom 8. Juni bis 22. August 1853 ge- führt von Frau von Schmidt. 4. Hoïshori. Temporäres Hilfsobservatorium. Tagebuch der Frau Doktorin Noodt über Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung, Regenmenge und tägliche Minimum-Temperatar um 7, 2 und 9 Uhr vom 6. Juni bis 1. Decbr. 1851 und Tagebuch der Zôglinge der Topographen-Rotte über Temperatur, Windrichtung und Bewôlkung an verschiedener Tagesstunden vom 13. August bis 16. Septbr. 1855. 15. 'iflis. Die älteren Beebachtungsjournale sind nicht in unserem Archive. Die vom Juni 18%4%4 bis Juli 1847 sind im Recueil d'observations, herausgeg. von A. T. Kupffer, gedruckt, dürfen aber nicht benutzt werden, bevor sie mit den Original-Journalen, welche im physikalischen Central-Observatorium zu St. Petersburg aufbewahrt werden, verglichen worden; dasselbe gilt von den späteren im Annuaire de l'observ. phys. central gedruckten Beobachtungen, in welche sich sehr viele Druckfehler eingeschli- chen haben. In unserem Archive werden aufbewahrt: Tagebuch des temporären Observatoriums, geführt nach mittlerer Gôttinger Zeit (2 20’ Unterschied gegen mittlere Ortszeit) unter Aufsicht des Herrn Philadelphin stündlich über Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung, Regenmenge, Luftdruck und Feuchtigkeit in den Jahren 1847 und 1848 (mit Lücken in Stunden und bisweilen auch Tagen). — Tagebuch des temporären Observatoriums, geführt nach mittlerer Gôttinger Zeit unter der Aufsicht des Herrn Abich über dieselben Elemente, mit Hin- zufügung der täglichen Minimum-Temperatur, im Jahre 1849 zu den Stunden 7, 10, 12,2, 4, 7, 9 und 10 Uhr. Tagebuch derselben Art, geführt unter meiner Aufsicht wähfend des Jahres 1850.— Tagebuch des permanenten Observatoriums, geführt wie das vorhergehende, im Laufe des Jahres 1851 (vom 1. October an stündliche Beobachtungen). Tagebücher des permanenten Observatoriums, geführt unter meiner Aufsicht, über Temperatur im Schatten, Windrichtung, Bewôlkung, Regenmenge, Luftdruck, Feuch- ügkeit, tägliche Extreme und Angaben eines vor Insolation und Strahlung nicht ge; schützten Thermometers, in den Jabren 1852, 1853 und 185%, und zwar: a) Journal stündlicher Beobachtungeu nach mittlerer Gôttinger Zeit, b) Journal stündlicher Beobachtungen nach wahrer Tiflisscher Sonnenzeit, e) Journal von Beobachtungen nach mittlerer Tiflisscher Zeit um 7, 1, 2 und 9 Uhr. Tagebücher über alle vorgenannten Elemente, notirt unter meiner Aufsicht stündlich nach mittlerer Tiflisscher Zeit in den Jahren 1855, 1856 und 1857 (wird fortgesetzt). 16. Bordshom. (Katharinen-Bäder.) Tagebuch des Fähnrichs Tussiew über Temperatur und Bewôlkung um 9, 1 und 7 Uhr vom 19. Septbr. 1842 bis 1. Juni 1843. LEBENSLINIEN DER METEOROLOGISCHEN STATIONEN AM KAUKASUSs. (9) 533 17. Gori. Tagebuch des Herrn Lebrer Richter über Temperatur, Windrichtung und Bewäül- kung um 8, 2 und 9 Uhr vom 27. Janr. bis 4. Mai 1847. Ferner Tagebücher der Woronzowschen Station, geführt von Herrn Apotheker Kreslowsky über Tempera- tur, Windrichtung, Bewülkung, Regenmenge, Luftdruck und Feuchtigkeit vom 28. März 1849 bis 31. Decbr. 1852 mit einer Lücke vom 7. bis 24. Novbr. 1832 (die Barometerbeobachtungen bis zum 3. Mai 1851 müssen wol ausgeschlossen werden wegen der Unvollkommenheit des Instruments, an welchem beobachtet wurde). Die Beobachtungsstunden wurden häulig gewechselt, vorzugsweise galten die Stunden 7, 2 und 9 bis zum 31. Decbr. 18351, dann aber im Jahre 1852 die Stunden 7, { und 9. 18. Derbent. Tagebuch der Woronzowschen Station, geführt vom Herrn Provisor Kieser über Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung, Regenmenge, Luftdruck und Feuchtigkeit in den Stunden 8, 2, 6, 10 vom 13. Janr.bis 29. Janr. 1859, ferner 7, 2, 7, 10 vom 9. April 1850 bis 23. Septbr. 1851 und 5. Octbr. bis 31. Decbr. 1851 und endhch um 7, { und 9 vom 1. Janr. bis 31. Octbr. 1852 und vom 1. Janr. 1853 bis 50. Juni 1855. (Das Tagebuch für das Jahr 1850 trägt auf dem Titelblatte die N° 5, so dass also wahrscheinlich noch Beobachtungsjournale von Derbent für die Jahre 1846, 1847, 1848 und 1849 irgendwo vorhanden sind). 19. Im PDaghestan. Unter diesem Namen fassen wir 5 kleinere Journale von meteoro- logischen Beobachtungen zusammen, welche an # verschiedenen Punkten gemacht worden; namentlich : a) In Kumuch (hierauf beziehen sich die in den «Lebenslinien» angegebenen Coor- dinaten) vom Dr. Towänsky, Temperatur und Bewülkung um 6, 12, 7 und 10 Uhr notirt vom 17. Juni bis 12. Novbr. 1851. b) Im Lager auf den Hôhen von Kutischa, Temperatur, Windrichtung und Bewül- kung notirt vom Obristen v. Freigang um 8, 12, 4 und 8 Uhr vom 18. Juni bis 10. August und vom Lieutenant Sidorow um 7, 11, 3 und 7 Uhr vom 16. bis 23. Octbr. 1852. c) Im Lager auf den Hôhen von Gamascha, Temperatur, Windrichtung und Bewôäl- kung notirt um 7, 11, 3 und 7 Uhr von Herrn Sidorow vom 19. Septbr. bis 1%. Octbr. 1852. d) Im Lager auf dem Berge Turtschidakh, Temperatur, Windrichtung und Bewäül- kung sotirt um 8, 12, 4 und 8 Ubr von Herrn v. Freigang vom 16. August bis 9. Septbr. 1852. 20) Redut-Halelh. Tagebuch der Woronzowschen Station, gefübrt vom Apotheker-Lehr- linge Nikolajew vom (3. Janr. 1847 bis zum 12. April 1854 mit einer Lücke vom 8. Novbr. 1849 bis 1. März 1850. Notirt wurden: Temperatur, Windrichtuog, Bewôülkung und Luftdruck vom 15. Janr. b's 31. Decbr. 1849, dann Temperatur und Luftdruck vom 1. Janr. bis 26. Janr. 1850, ferner Temperatur, Windrichtung, Bewôl- kung, Luftdruck, Feuchtigkeit und tägliches Minimum vom 27. Janr. bis 23. April 534 (10) A. MoRITz. 1850, und vom 24. April 1850 bis zum Schlusse kam noch die Regenmenge zu den genannten Elementen hinzu. Beobachtungsstunden: 7, 2, 9 (mit häufiger Hinzufügung noch anderer) vom 13. Janr. 1847 bis 25. Janr. 1848, dann 7, 10, 12, 4, 9 bis zum 31. Decbr. 1848, ferner 7, 10, 12, 2, 4, 9 im Jabhre 1849, dann 7, 12, 2, 4 9 in den Jahren 1850 und 1851, und endlich 7, 10, 1, #, 9 in den Jahren 1852 1853 und 1854. 21. Posten von Buslatsehir. Tagebuch, contrasignirt von den Officieren der 36 Militair-Arbeiter-Rotte, Capitain Tergukassow und Unterlieutenant Leontjew, über Temperatur und Bewôlkung, 3 mal täglich: Morgeus, Mittags und Abends, vom 20. Decbr. 1847 bis zum 12. Juli 1849. 22. Maserne auf Hwemam. Tagebuch wie das vorhergehende, jedoch für den Zeit- raum vom 20. Decbr. 1847 bis zum 2. Mai 1850. 23. Mutaïs. Tagebuch ohne Namensunterschrift, von der Hand eines Schreibers geführt über Temperatur im Schatten und in der Sonne, Windrichtung, Bewülkung, Regen- menge, Luftdruck und Feuchtigkeït in den Stunden 6, 9, 12, 3, 6, 8 vom 6. Jun bis 12. Octbr. 1846. Tagebuch des Herrn Abich über Temperatur und Feuchtigkeit von 7 Uhr Morgens stündlich bis 11 Uhr Abends vom 8. bis 22. Decbr. 1846. Tage- buch der Herren Abich und Gottfriedt über Temperatur, Windrichtuog, Bewôlkung, Luftdruck (3 bis 5 mal täglich) und Feuchtigkeit, meist stündliche Beobachtungen von 7 Uhr Morgens bis 11 Uhr Abends vom 23. Decbr. 1846 bis zum 2. April 1847. (Am Schlusse wird auf ein folgendes Heft verwiesen, welches wir aber nicht besitzen.) Tagebuch der Woronzowschen Station, geführt von den Apotheker-Lehrlingen Awra- mow und Sitnikow über Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung, Regenmenge, Luft- druck und Feuchtigkeit vom 18. Janr. 1848 bis zum 26. März 1853 und von da an über Temperatur, Windrichtung, Bewôülkung und Regenmenge bis zum 12. Septbr. 1853; die Beobachtungsstunden wechseln fortwährend in den Jahren 1848 und 1549, in den Jabren 1850 und 1851 sind vorzugsweise die Beobachtungen um 7, 2, 4, 9 Uhr gemacht, in den Jabhren 1852 und 1853 aber die Stunden 7, 1 und 9 eingehalten worden. 24. Sugdidi. Tagebuch des Gärtner Babning über Temperatur und Bewülkung an verschie- denen Tagesstunden vom 17. Janr. bis 31. März 1849, dann über Temperatur, Wind- richtuog und Bewôlkung um 7, 2 und 9 Uhr vom 1. April bis 17. Mai, 1. Juni bis 5. Juli und vom 27. Juli bis 31. Decbr. 1849 und vom 28. Januar bis 12. März 1850. 25. Wladikawkas. Tagebuch der Woronzowschen Station, geführt vom Herrn Provisor Rassow vom 17. Mai 1847 bis. 12 Novbr. 1849, anfangs nur über Temperatur, Wiudrichtung, Bewôülkung und Luftdruck, wozu seit dem 10. Febr. 1848 noch die Feuchtigkeit und dann vom 27. März 1848 an auch die Regenmenge gezogen worden. Dieses ausnehmend sorgfältig und vollständig geführte Tagebuch bietet leider dem Be- arbeiter ganz besondere Schwierigkeiten durch den fortwährenden Wechsel der Beob- achbtungsstunden, deren selten weniger als 3, oft aber mebr als 10 am Tage vorliegen, LEBENSLINIEN DER METEOROLOGISCHEN STATIONEN AM KAUKASUSs. (11) 535 ohne dass jedoch dadurch Gruppen gebildet werden, die durch längere Zeiträume gleich- mässig fortlaufen. 26. Alaghir. Tagebuch der Woronzowschen Station (bis {.Juni 1855) und des Hilfsobser- 19 =! 30 vatoriums (bis jeizt fortgesetzt) vom 28. Septbr. 1853 anfangend, geführt von den Unteroflicieren des Bergwesens O skolkow (vom 28. Sept. 1853 bis 31. Decbr. 1854) und Preishin (vom 1. Janr. 1855 bis 27. August 1856) und dem Lehrlinge Pote- min fortgesetzt. Notirt wurden: Temperatur, Windrichtung, Bewülkung, Regenmenge, Luftdruck und Feuchtigkeit; jedoch fielen Luftdruck und Feuchtigkeit in dem Zeit- raume vom 25. Juni bis 27. August 1856 aus, und vom 28. August bis 5. Octbr. 1856 wurde nur die Regenmenge verzeichnet. Beobachtungsstunden waren 7, 2 und 9 vom 28. Sept. 1853 bis 31. Decbr. 1854; vom 1. Janr. 1855 an ist 5 mal täglich, um 7, 10, 2, 4 und 9 Uhr, beobachtet worden. . Festung Wnesapnajÿa. Tagebuch des Herrn Dr. Ostemerewsky über Temperatur, Windrichtung und Bewôlkung, 3 mal täglich, Morgens, Mittags und Abends vom 13. Janr. 1845 bis 12. Janr. 1846. . Festung Grosnaja. Tagebuch wie das vorhergehende, jedoch ohne Angabe des Beob- achters und für den Zeitraum vom 13. Janr. 1848 bis zum 12. Janr. 1849. . Hislowodsk. Tagebücher der Woronzowschen Station und des Hilfsobservatoriums, geführt vom Dr. Boguslawsky (bis 1855) und Herrn Dr. Michailowsky über Tem- peratur, Windrichtung, Bewôlkung und Regenmenge und von 1854 an auch Luftdruck, um 7, 2 und 9 Ubr, beginnen mit dem 22. Octbr. 1849 und werden noch jetzt fort- gesetzt. (Die nicht bedeutenden Lücken in den Tagebüchern kônnen gegenwärtig nicht genau angegeben werden, weil sich die Originaljournale bei Herrn Dr. Karger zur Bearbeitung befinden.) . Paätigorsk. Tagebücher der Woronzowschen Station und des Hilfsobservatoriums ge- fübrt von Herrn Dr. Karger über Temperatur, Windrichtung, Bewülkung, Regen- menge und Luftdruck, wozu seit dem 6. Octbr. 1853 noch die Feuchtigkeit kommit, dreimal täglich, um 7, 2, 9 Uhr, vom 13. März 1850 bis 6. Octbr. desselben Jahres, dann vom 26. Novbr. 1850 bis 10. Juli 1852 und vom 25. Septbr, 1852 bis zum 12. Septbr. 1854 mit einigen weniger bedeutenden Lücken im Sommer während der Bade-Saison. Die Tagebücher vom 13. Sept. 1854 bis jetzt in gleicher Weise fort- geführt befinden sich zur Bearbeiïtung bei Herrn Dr. Karger. 31. Alexandrowsk. Tagebücher der Woronzowschen Station und des Hilfsobservatoriums, geführt vom Herrn Dr. Landt über Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung, Regen, Luftdruck und Feuchtigkeit vom 1. Decbr. 1848 bis 12. Juni {853 mit einer Lücke vom 30. Juni bis 7. Septbr. 1851, über dieselben Elemente mit Ausschluss von Regen- menge und Luftdruck vom 13. Juli 1854 bis 31. Decbr. 1855 und vom {4#4. April bis 15. August 1856, dann noch mit Ausschluss der Feuchtigkeit vom 1. Janr. Lis 13. April 1856 und endlich über Temperatur, Windrichtung , Bewôlkung, Luftdruck 536 (12) A. MoRiTz. und Feuchtigkeit vom 16. August 1856 bis 6. März 1357. Sollen forigesetzt werden. Beobachtungsstunden: 6, 8, 2, 10 vom 1. Decbr. 1848 bis 13. August 1850; 6, 7, 8, 2, 9, 10 vom 14. August bis 12. Octbr. 1850 ; um 7, 8, 2, 9 vom 13. Octbr. 1850 bis 30. Juni 1851; um 7, 2, 9 vom 7. Septbr. 1851 bis zum Schlusse. 32. 'F'emnolesk. Tagebuch des temporären Hilfsobservatoriums, geführt vom Herrn Dr. Landt über Temperatur, Windrichtung, Bewôlkung, Regenmenge, Luftdruck und Feuchtigkeit um 7, 2 und 9 Uhr vom 25. Juni bis 12. Octbr. 1853. 33. Stawropol. Tagebuch des Hilfsobservatoriums, geführt unter der Leitung des Herrn Agronomen Dobrowolsky über Temperatur, Windrichtung und Bewôlkung um 7, 1 und 9 Uhr vom 16. Octbr. 1853 bis jetzt. Ausser den hier aufgeführten Tagebüchern besitzen wir noch einige andere auf den Kau- kasus bezügliche, welche uns in Copieen mitgetheilt worden sind. Ich habe sie nicht in das Verzeichoiss aufnehmen môgen, weil ich die Ueberzeugung hege, dass sie nicht mit der nôthigen Umsicht und Gewissenhaftigkeit geführt worden sind. Eben so mussten die in unseren Hafen- städten verzeichneten Beobachtungen ausgeschlossen werden, da dieselben in jeder Bezie- bung ganz unwürdig eines Platzes in der Wissenschaft sind. Ferner sind hier einige sehr interessante Journale unseres Archives fortgelassen worden, weil sie sich micht auf unser Revier, die Statthalterschaft Kaukasien, beziehen, sondern auf die Gränzprovinzen der Türkei und Persiens. AT Mem. des Savants eétrang. T. VII| ÿ | T- 2 \ = 38° 44: À= 6C° 33. À = —65 39791 CRE 2980 Il 39° 46° 64°.36 F8L0 39° 53 62° 73 2600 Il 40° 10° 62° 16" 3170 | 40°22° 67°30 — 53) 20 °35/ 64° 1! | 4038 6619 2290 | 40°47 CLIP 5090 LINDA CLIQ 4620) 66° 12 41° 33! CLITLE 4020 41° 41/ CIREGL IFII0) ————_—_—_—_—————————————— | = Étra 4892 1843 1846 1847 1848 1850, 1851 | | Fe 15854 7 A | 1856 1851 —_———————— = + : — : | LENKORAN = ————— = 54: À =66°35! x » NAKHTSCHEWAN = —_——— — 39° 12 63" TJ 3 SCHUSCHA | a — — — 39" 4€ 04° 36 19° FI 02° 13 2600 à ERIWAN ————_——— —= 0° 10 62°16 6 BAKL — — — = 40522: 67°" 30 HELENENFELD —— 40°35. 64° À — 4036 66° 19 2290 9 ALEXANDRAPOL UE ne _ 40% 61° 2) 5090) {l ELAL-OGLI Î | is : Es APSHELATENSENRE — = =: ii SE i | mn 41° 0 ENS 46:20) | : | | Ë t f î { > AT = Î i i LAURARATS GATE + —+ = =) ——— = a = | e—— | = F12 661 f € il f 1 F + — LÉ BALY-KLUTSCH Ï SE —— = =; Ï = i j Fr Pan ET = = == += == ; — & — MANGLIS = i hi . = = =} | — Ï 41°41 62° 6 | KODSHORI == 5 ——_— j 41541 62° 24 | 15. 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