Vollſtaͤn dige Beſchreibung und Abbildung der ss 5 EN Y a ſammtlichen S olsarten, im mittlern und noͤrdlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. L. Krebs, — Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber. En ſt er he Bra un ſch wei g, Druck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. 1 8.20. Sr: Sohgeboren Dem seven Sr afen von Herzoglich Braunſchweigiſchem Hof-Jaͤgermeiſter und Kammerrath, Mitglied der Landes-Oeconomie-Commiſſion und Ritter des Koͤniglich Preußiſchen St. Johanniter-Ordens, ehr furchtsvoll gewidmet dem Verfaſſer. IJ. ACER. Ahorn. LINN. GEN. ed. VI. N? 1155. Claſſe XXIII. POLIGAMIA. Ordnung I. MONOECIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitter⸗Blume. Kelch 5, ſelten 4 — 9 ſpaltig. Blumenkrone 5, ſelten 4 — 9blaͤttrig, ſeltener fehlend. Staubgefaͤße 8, ſelten 5 — 12. Stempel 1. Fluͤgelfruͤchte 2, an der Baſis verwachſen, an der Spitze gefluͤgelt, einſamig. Die männliche Blume. Kelch 5, ſelten 4 — 9 ſpaltig. Blumenkrone 5, felten 4 — 9 blaͤttrig oder fehlend. Staubgefaͤße 8. 1. | ACER P LA T AN OI DES. Spitz⸗Ahorn. Tafel J. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gebuchtet, 5 — 7 lappig, mit grobgezaͤhnten, feinſpitzig zugeſpitzten Lappen, auf beiden Flaͤchen kahl. Die Blumen in aufrechten Doldentrauben, mit ſteifen kahlen Blumenſtielchen. Synonymie. ACER PLATANOIDES. Willd. Linn. IV. 2. p. 986. N. 8. Borkhauſen I. p. 793. N. 150. m —— Bechſtein IV. p. 274. N: 11. Ser Fern Burgsdorf II. 1. p. 177. N. 14. FR = Dü Roi und Pott I. p. 17. N. 3. SEE 1 Hartig VI. 1. p. 84. N. 2. zZ 5 Guimpel und Hayne p. 280. Franz. L' ERABLE BLANC. — Engl. Tue NORWAY MAPLE. Provinzial⸗Namen. Platan⸗Ahorn; ſpitzblaͤttriger, deutſcher, polniſcher, norwegiſcher Ahorn; Lenne, Loͤhne, Loͤmme, Linne, Leine, Linnbaum, Leinbaum, Leimahre, Leinahorn, Bergahorn, Steinahorn, Oehre, Breitblatt, Breitlöber, Breitlehne, großer Milchbaum, deutſcher Salatbaum, Spitzfladder, Gänfe- oder Gaͤnſefuß⸗ baum, Engelskoͤpfchen. 2 ACER. Abbildungen. Miller VIII. T. 8. Fig. 1. Cramer T. 7. Munting T. II. Schmidt Hefte. Baum- zucht. T. 3. Reiter und Abel T. 14. Guimpel und Hayne J. 211. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 60 — 80 Fuß hoch, 2 Fuß in unterem Durchmeſſer ſtark, ſchlank, oben in einer Krone endigend; ſelten als Buſch oder Strauch vorkommend. Die Rinde des alten Stammes iſt, nach Verſchiedenheit des Standortes im milden oder rauhen Clima, glatt, oder der Länge nach feinſtreifig aufgeriſſen und roſtgrau, an jüngeren Staͤmmen hingegen glatt, braun und roſtgelb in einander gemiſcht geſtreift, und mit undeutlichen roſtfarbenen Puncten beſetzt; an den juͤng⸗ ſten Trieben grünlich, auch braͤunlich, roſtgrau in die Laͤnge geſtrichelt. Die Aeſte und Seiten⸗Zweige. Erſtere langgeſtreckt in unregelmäßigem Stande; letztere paarweis gegen einander uͤber, und ſperrig abſtehend, ſo daß dieſer Ahorn auch ohne Blaͤtter und Bluͤthe hierdurch ſehr leicht von den uͤbrigen Arten zu unterſcheiden iſt. Die Wurzel. Hauptwurzel pfahlartig 2— 3 Fuß tief eindringend, die vielen Seiten-Wur⸗ zeln flachlaufend. Das Blatt. Die Knospe kegelartig, faſt zweikantig, vierſchuppig, braunroth, glaͤnzend und mit weißhaarigen Schuppen⸗Raͤndern verfehen, paarweis wie die Zweige gegen einander über geſtellt. Die aus dieſer Ende Aprils hervorbrechenden, ebenſowohl paarweis gegen einander über geſtellten ſommer⸗ gruͤnen Blätter find (bis zu den aͤußerſten Spitzen) 5% Zoll lang und faſt eben fo breit, dünn und buchtig, im Umriß kreisfoͤrmig, am Grunde herzaͤhnlich ausgeſchnitten, und durch 4, auch wohl 6 bo— genförmige tiefe Einſchnitte in 5 — 7 lang zugeſpitzte, faſt eben fo lang und ſcharf gezaͤhnte Lappen getheilt, von denen die unterſten die kleinſten find. Sowohl die obere als untere Blatt⸗Flaͤche iſt glatt, mit ſtrahlenartigen, weißlichen, auf der unteren Seite erhabenen und mit feinen Haaren beſetzten Rip⸗ pen. Die Farbe des aufbrechenden Blattes iſt roͤthlich oder rothgeraͤndert, ſpaͤterhin auf der oberen Flaͤche dunkel⸗, auf der unteren hellgruͤn, und im Herbſt beim Abfall wieder roth oder ſchwefelgelb. Auf der oberen Seite finden ſich öfters milchfarbige Saft-Tropfen. Der gruͤnliche oder roͤthliche Blatt— ſtiel iſt rund, 3 — 4 Zoll lang. Die Bluͤthe. Die Knospe, ungleich größer als die Blattknospe, iſt eifoͤrmig faſt vierkantig, ſechsſchuppig, unten grün, nach der oberen Spitze zu braun, und mit dunkeln Haaren dicht beſetzt; beim Aufbluͤhen wachſen die vier inneren Schuppen zu langen zungenfoͤrmigen, zuruͤckgebogenen, rothgeraͤn⸗ derten, kurzdauernden Blättern aus. Die gelblich-gruͤnen Bluͤthen erſcheinen zugleich mit einem Blät- terzweige ſpaͤteſtens zu Ende Aprils, und ſtehen in aufgerichteten Schirm-Trauben oder Dolden auf einem gemeinſchaftlichen, etwa 1 — 1%½ Zoll langen runden Hauptſtiele. Der Geſchlechtsſtand iſt ver— ſchieden. Es finden ſich auf einem Stamme maͤnnliche und vollkommene Zwitterblumen; es werden aber auch bloß maͤnnliche und wiederum weibliche Bluͤthen mit unvollkommenen Zwitter-Blumen auf verſchie⸗ denen Staͤmmen angetroffen, und will man bemerkt haben, daß die Staͤmme in der Jugend nur ein⸗ geſchlechtige, groͤßtentheils männliche, im reiferen Alter aber Zwitter-Blumen, oder beide Geſchlechter zu- gleich, und zuletzt wieder eingeſchlechtige, meiſtens weibliche Bluͤthen tragen. Die einblaͤttrige Blumen⸗ decke oder der Kelch iſt in der Regel fuͤnfſpaltig, mit eifoͤrmigen Abſchnitten, die an der Spitze fein gezaͤhnelt und am Rande umgerollt find. Die Blumenkrone beſteht aus 5 eirund lanzettfoͤrmigen . BORE, 3 Blättern, welche mit den Kelch-Abſchnitten gleiche Laͤnge haben und beim erſten Anblicke ſchwer von dieſen zu unterſcheiden ſind. Die 8 pfriemenartigen gruͤngelben, mit nierenfoͤrmigen, getheilten gelben Staubbeuteln verſehenen Staubfaͤden ſtehen auf einem druͤſigen, in der Mitte dunkelgruͤnen Blumen⸗ boden, und ſind bei den maͤnnlichen Bluͤthen etwas länger als bei den Zwitter-Bluͤthen. Der Sa menſtaub iſt kreuzfoͤrmig. Jene maͤnnlichen Bluͤthen, in der Mitte bloß mit einer Spur von Frucht⸗ knoten verſehen, bilden ihre Geſchlechtstheile ſchnell aus, während bei dieſen weiblichen faſt immer erſt die Narbe blühet, ehe die fie umgebenden männlichen Staubbeutel ihren Samen ausſtreuen, und ſo tritt bei dieſem Baume eine vollkommene wechſelſeitige Befruchtung (die maͤnnlich- weibliche Dichogamie) ein. Die Frucht und der Samen. Erſtere beſteht aus zwei rundlich gedruͤckten, am Grunde zu⸗ ſammengewachſenen, einſamigen, anfangs gruͤnen, dann roͤthlichen, zuletzt braunen Fluͤgel-Fruͤchten, deren meſſerfoͤrmige Fluͤgel ſperrig auseinander ſtehen. Der im Monat Mai voͤllig ausgewachſene Samen reift anfangs October, wo ſich dann die Fluͤgel-Fruͤchte faſt rechtwinklicht trennen und nur noch durch zarte Nerven mit dem Fruchtſtiele zuſammenhaͤngen, hat aͤußerlich eine braune, inwendig eine gruͤne Farbe. Varietaͤten. vulgare: mit flachen, unzertheilten kahlen Lappen. f pubescens: mit flachen, unzertheilten, unterhalb weichhaarigen Lappen. laciniatum: mit gezipfelten Lappen. erispum: mit krauſen Lappen. flavo-variegatum: mit gelbbunten Blättern. albo-variegatum: mit weißbunten Blättern. — O = Beſchaffenheit des Holzes. Lang⸗ und grobfaſerig, auch nicht ſonderlich glatt, dafür aber zaͤhe, dicht und ſchwer, hat das Holz des jungen Stammes eine unrein-weiße, an älteren Stämmen gelbliche Farbe auf dem Schnitte. Das Gewicht eines Cubikfußes Stammholz betraͤgt: ganz frifch........... uͤber 60 Pfund. halbtrocken — 52 — e eee 45 — Die juͤngſten Triebe geben bei Verletzungen einen milchartigen Saft. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Als ein in ganz Deutſchland wild wachſender ſehr bekannter Baum, wird er nördlich bis zum 60 Grade angetroffen; als eigentlicher Gebirgsbewohner findet er ſich aber vorzuͤglich auf dem Tyroler und Steyermaͤrker Gebirge, ſo wie auch in den Thuͤringer und Harz-Waldungen, in welchen letzteren er bis zu einer abſoluten Berghoͤhe von 1800 bis 2000 Par. Fuß, iſolirt unter den Fichten, oder gemiſcht mit den übrigen Laubhoͤlzern, jetzt aber leider nicht ſehr oft, vorkommt. Natür- lich reine Beſtaͤnde giebt es hier zur Zeit gar nicht. — Seiner großen Ausdauer in hochliegenden Ge— birgen ungeachtet, erfordert er zum guten Gedeihen einen lockern, friſchen, oder Sand- mit Damm⸗Erde vermengten Boden, wie die meiſten Laubhoͤlzer; auf Bafalt- oder Kalkboden mit Damm ⸗Erde vermengt, gedeiht er bei noͤrdlicher oder oͤſtlicher Gebirgslage vorzuͤglich; auf magerem, trockenen Boden, an ſuͤdlichen Bergwaͤnden, desgleichen im naſſen oder ſumpfigen und zaͤhen Thonboden hingegen kuͤmmert er, oder geht ganz aus. Fortpflanzung. Es wird dieſelbe entweder mittelſt des herabfallenden Samens auf wunden Boden von der Natur ſelbſt, oder durch Ausſtreuung deſſelben auf kuͤnſtlichem Wege, bewirkt. Hinſichtlich der letztern Pro- A ACER. cedur wird der nach erlangter Reife geſammelte, an einem luftigen Orte getrocknete und in Faͤſſern ver- packte, oder beſſer unter trockenem Sande aufbewahrte Samen im Monat April auf wundgemachten beſchatteten Boden vorbeſchriebener Qualität ausgeſtreuet, und ſodann mittelſt eines 8 oder einer Egge Y bis 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt. Geſchieht die Ausſaat im Kleinen, ſo wird der Samen, nach Art der Gurkenkerne, in Rinnen gelegt, eingedruͤckt und bei trockenem Wetter von Zeit zu Zeit gelinde begoſſen; bei größeren Anſaaten, wo dieß indeß nicht thunlich und gleichwohl der natürliche nö- thige Schutz durch ſtehende Oberbaͤume mangelt, iſt es gerathen, die Saat⸗Flaͤche mit Hafer zu uͤber⸗ ſaͤen, um hierdurch die jungen Pflaͤnzchen gegen die nachtheilige Einwirkung der Sonne zu ſchuͤtzen. Bei dieſer letzteren, eigentlich forſtlichen, Anſaat rechnet man, wenn dieſelbe auf Plaͤtzen oder in Rin⸗ nen vorgenommen wird, auf einen Morgen zu 160 Q. Ruthen Rheinl. Maaß, etwa 30 — 40 Pfd. oder 5 — 6 Braunſchweiger Himpten, und wenn dieſelbe nach Art der Getreide-Saat geſchiehet, 50 — 60 Pfd. = 8— 9 Braunſchw. Hptn. Wo einzelne Wald -Bloͤßen beſaͤet werden, kann die Aus⸗ ſaat auch im Herbſte geſchehen; doch iſt die Fruͤhjahrs-Saat vorzuziehen. Die Varietaͤten laſſen ſich nur durch Pfropfen, Oculiren und Copuliren fortpflanzen, wenn fie ſich als ſolche erhalten ſollen. Der nach 6 bis 8 Wochen, auch wohl ſpaͤter, aufgehende Stammkeim iſt dunkelroth, und bringt zwei lange, ſpitzige, dunkelgrüne, halbmondfoͤrmig gebogene Samenlappen mit aus der Erde; die darauf hervorbrechenden Keim- Blaͤtter find aber eirund, zugeſpitzt und am Rande geſaͤgt. Zu Pflanzungen werden die jungen Staͤmme am beſten in Saat⸗Kaͤmpen erzogen, worin ſie bis zu Erlangung der beduͤrftigen Staͤrke ſtehen bleiben, und ſind fuͤr geſchuͤtzte Oerter die ſechsjaͤhrigen Staͤmme ſchon brauchbar, wohingegen dieſelben zum Verſetzen auf freie Plaͤtze wenigſtens ein Alter von 10 bis 12 Jahren erreichen muͤſſen. Bis zum dritten Jahre dürfen die jungen Pflaͤnzlinge nicht ver: ſetzt werden; in dieſem Alter kommen ſie aber aus dem Samenbeete auf das erſte Pflanzfeld, etwa 10 bis 12 Zoll unter ſich entfernt, und im ſechsten Jahre entweder an den Ort ihrer eigentlichen Beftim- mung, oder auf das dritte Feld, in zwei- bis dreifuͤßige Entfernung. Beim Ausheben der Pflanz—⸗ ſtaͤmme iſt auf die große Sproͤdigkeit der Wurzeln Ruͤckſicht zu nehmen, und die Pflanzlöcher, worin dieſelben geſetzt werden ſollen, muͤſſen tief genug ſeyn, um die Feuchtigkeit auffangen und halten zu koͤnnen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Die groͤßtmoͤglichſte Vollkommenheit, wenn dieſelbe nach dem Alter abgemeſſen wird, in welchem der Zuwachs ſeine hoͤchſte Stuffe erreicht hat, moͤgte auf 90 bis 100 Jahre feſtzuſetzen ſeyn; doch dauert der Stamm, wiewohl in progreſſiver Abnahme des Zuwachſes, 130 bis 150 Jahre aus, wo er alsdann anfaͤngt abzuſterben. Auf gutem Boden und im milden Clima iſt das Wachsthum ſchneller als auf magerem Boden und im rauhen Gebirgs-Clima, hört aber dagegen früher auf, und das Holz iſt nicht ſo feſt als hier. ; Nutzen. Zuvoͤrderſt dient der Baum, feines maleriſchen und außerordentlich ſchnellen Wuchſes wegen, zur Zierde der Luſtgaͤrten und Promenaden. Als Brenn-Material uͤbertrifft das Holz alle übrigen deutſchen Hölzer, denn die Hitzkraft deſſelben verhält ſich zu der des buͤchenen rohe nach v. Werneck, wie 1040 zu 1000, oder nach Hartig, wie 6 Fl. 50 Kr. zu 6 Fl. und verkohlt .. . wie 1029 zu 1000. Es giebt ſehr viele und gute Aſche; von 31 Pfd. Holz-Aſche erhält man 5 Pfd. calcinirte Pot- aſche. Als rohes Nutz-Material wird es, ſeiner Zaͤhheit und Feſtigkeit wegen, zu Kutſch- und Wa⸗ genbaͤumen, zu Rädern, Eggen, Pfluͤgen, Schlitten und ſonſtigen Ackergeraͤthſchaften; ſo wie beim Berg⸗ Huͤtten⸗ und Muͤhlen-Betriebe: zu Rollen, Walzen, Radzaͤhnen, Oelſtampfen, Hammerſtielen und Hebe⸗ A CE. R. 5 baͤumen, außerdem aber zu manchem Hausgeraͤthe, als Mulden, Backetroͤgen, Schuͤſſeln, Tellern, Loͤffeln, Kannen u. ſ. w. verwandt, ſo daß ſich in manchen Gegenden ganze Ortſchaften von ſeiner Verarbeitung naͤhren. Der TCiſchler liebt es, wie der Inſtrumentenmacher, wenn es gleich für letzteren nicht ganz den Werth des weißen Ahorns hat; denn gebeitzt und mit den flammigen Wurzel-Maſern fournirt, eignet es fi zu Möbeln: Schraͤnken, Stühlen, Commoden ꝛc., zu Saiten-Inſtrumenten: Fortepiano's, Violinen, Lauten und Guitarren, ſehr gut. Aus den Maſern werden ſchoͤne Pfeifenkoͤpfe geſchnitzt. Der, bei gehoͤriger Vorſicht ohne Nachtheil der Guͤte des Holzes, im Spaͤtherbſt oder Februar und März, durch Anbohren des Stammes gewonnene Saft iſt ſehr zuckerreichhaltig; friſch durch Ko— chen oder Sieden eingedickt und mit Kalkwaſſer verſetzt, liefert er Melaſſe und Moscovade, wovon aus erſterem eine gute Art Rum bereitet, und letzterer zum feinſten Zucker raffinirt werden kann; ein Ber- liner Quartier Saft giebt eine Unze Zucker, und 24 Kannen Saft geben nach zehnſtuͤndigem Kochen eine Kanne Syrup, der an Geſchmack und Guͤte dem beſten Zucker-Syrup gleich kommt. In Gaͤhrung geſetzt, erhaͤlt man reinen und guten Eſſig. Ein an der Sonnenſeite angebohrter ſtarker Baum liefert in 24 Stunden mehr als 7 bis 8 Quartier Saft; doch darf dieſes Anbohren nur alle 12 bis 14 Tage wiederholt werden, ſo lange der Saft uͤberhaupt fließt. Die jungen zarten, ebenfalls zuckerhaltigen Blaͤtter werden zur Speiſe, als Salat und Kohl, die ausgewachſenen Blaͤtter hingegen, nebſt den jungen Zweigen, als Faͤrbe-Mittel benutzt, indem dieſe dem mit Alaun zubereiteten Tuche eine ſchoͤn citronengelbe, und dem mit Eiſenvitriol zugerichteten eine ſchwarz⸗ braune Farbe geben. Die gruͤn abgeſtreiften getrockneten Blaͤtter ſind ein ſehr gutes Futter fuͤr Schafe Hund Ziegen; auch dienen fie im Nothfall zur Streu. Die Bluͤthen geben den Bienen reichliche Nahrung zu Wachs und Honig. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Sowohl zur reinen Hoch- als Niederwald- und Kopfholzzucht qualificirt ſich dieſer Ahorn gleich gut. Als Schlagholz treibt er bei 25 bis 30 jaͤhrigem, und als Kopfholz bei 8 bis 12jaͤhrigem Abtriebe, viele und ſtarke Stangen, und behaͤlt dieſes Reproductions-Vermoͤgen bis zu einem Alter von 150 Jahren und druͤber. Gemiſcht mit anderen Laubhoͤlzern, vorzuͤglich mit der Buche, mit welcher er auch ganz gleich bewirthſchaftet wird, zeigt derſelbe, bei ſehr geringer Verdaͤmmung, im Hochwaldbetriebe den freudigſten Wuchs, nur darf der Umtrieb nicht uͤber 120 bis 130 Jahre hinausgeſetzt werden, und es laͤßt nach allem dieſen Vorangefuͤhrten dieſer vortreffliche Baum, in welchem die Natur die bei allen übrigen Holzpflanzen (den naͤchſtfolgenden Gattungs-Verwandten ausgenommen) fo ſelten zuſammentref⸗ fenden Eigenſchaften, Schnellwuͤchſigkeit und große Nutzbarkeit, auf eine fo vollkommne Weiſe ver- einigt, nichts mehr zu wuͤnſchen übrig, als daß der deutſche Forſtmann, von dieſen Vorzuͤgen uͤberzeugt, mit Eifer auf die Verbreitung deſſelben ſtets freundliche Ruͤckſicht nehmen möge. 5 Die beſte Zeit des Hiebes fällt für den Baum in den Spätherbft oder Vorwinter, und für die Stangen in den Monat April, wenn die Knospen treiben wollen. Feinde und Krankheiten. Außer dem Hude-Viehe und Wildpret, (worunter auch der Haſe zu rechnen iſt,) welches die jungen Pflanzen vorzugsweiſe liebt, haben dieſe nur noch in den Waldmaͤuſen und Maikaͤfer⸗ Larven ſogenannte Feinde zu fuͤrchten. Eigentliche Krankheiten, mit Ausnahme der Rothfaͤule oder des Brandes, welche jedoch nur als Folge des Alters, oder zu reichlicher Nahrung anzuſehen ſind, giebt es fuͤr dieſen Baum auf dem ihm gebuͤhrenden Standorte nicht, wenn anders nicht noch der Mehlthau darunter gerechnet wird, wodurch zu Zeiten das Wachsthum geſtoͤrt wird. 2 6 ACER. Erklärung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; 5 } die männliche Bluͤthe ohne Kelch- und Kronen - Blätter, vergrößert; die vollkommene Zwitter⸗Bluͤthe, gleichfalls ohne Kelch- und Kronen-Blaͤtter und vergrößert; eine ganz junge Frucht; ein halbreifer Fruchtzweig im Monat Auguſt; die reife Fluͤgel-Frucht; Blatt eines geſchaͤckten Ahorn. F 2 ACER PSEUDO-PLATANUS. Weißer Ahorn. Tafel II. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter 5 lappig, mit ungleich⸗ſaͤgenartigen Lappen, unterhalb ſchimmelgruͤn, meiſt kahl, die juͤngeren zottig⸗weichhaarig. Die Blumen in haͤngenden Trauben. Synonymie. ACER PSEUDO-PLATANUS. Willdenow Linnée IV. 2. p. 983. Ne 3. — Borkhauſen I. p. 781. Ne 146. — Bechſtein IV. p. 267. Ne 10. 3 — Burgsdorf II. 1. p. 175. Ne 13. — - — Duͤ Roi und Pott 1. 5 N es nr Hartig VI. 1. p. 81. N. 1. —— Guimpel und Hayne p. 278. Franz. L’ERABLE BLANC DE MON TAGEN ER. — Engl. Tux SycoMORE-TREE. Provinzial-Namen. Falſcher Platanus, gemeiner, weißer, großer, und deutſcher Ahorn; Bergahorn, unaͤchter, After⸗ Ahorn, Ehre, Ohre, Oehre, Ahre, Arle, Anerle, Urle, Stein⸗Ehre, Stein⸗Ahre, Stein⸗Ohre, Waldeſche, Breitloͤbern, Spindel⸗ oder Spillenholz, Fladderbaum, Weinblatt, großer Maßholder, Maßholder mit traubenfoͤrmigen Bluͤthen; Engelkoͤpfchenbaum, wilder Feigenbaum, Buſch⸗ und Waldaͤſcher, großer Milchbaum. WER. 7 Abbildungen. Cramer I. 6. Schmidt Hefterr. Baumzucht I. 1. Reiter und Abel T. 13. Guimpel und Hayne T. 210. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 60, 80 — 100 Fuß hoch, 2 — 3, ja zuweilen 4 Fuß im unteren Durchmeſſer ſtark, ſchlank, 20, oft bis 30 Fuß hoch ohne Aſt; die Krone breit und ſchoͤn. Die Rinde des aͤlteren Stammes iſt glatt, oder, nach Maaßgabe des Standortes, etwas aufgeſprungen und blättrig, von Farbe grau, mehr oder weniger ins Roͤthliche, oder Weiße fallend; die der jüngeren Stämme (und Zweige) glatt, glänzend, voftgrau mit braun untermiſcht, und mit weiß in die quer geſtrichelt, an den jüngften Trieben aber hellroth zuweilen ins Braune übergehend, mit vielen weißlichen Puncten. Die Aeſte und Zweige. Erſtere ziemlich geſtreckt, ſtehen ſchraͤg aufwärts, doch nicht ganz fo angeſchloſſen wie beim Spitzahorn, und, beſonders bei jungen Stämmen, groͤßtentheils, letztere aber je⸗ derzeit paarweis gabelfoͤrmig gegen einander über. Die Wurzel. Hauptwurzel auf gutem tiefen Boden pfahlartig, auf Gebirgs⸗Boden aber gewoͤhn⸗ lich getheilt, 3 — 4 Fuß lang; die Seiten-Wurzeln flach, 5 — 6 Fuß weit vom Stamme ausſtreichend. Das Blatt. Die Knospe eiförmig, vierſchuppig, gelb- oder olivengrin, mit weißlichen Schuppen⸗ raͤndern und braunen Spitzen. Das zu Ende Aprils oder Mitte Mai erſcheinende, gepaart gegen einan- der uͤber ſtehende ſommergruͤne Blatt mißt ausgewachſen 4½ Zoll in der Laͤnge, und 4½ — 5 Zolle in der Breite, iſt durch 4 Einſchnitte in 5 flachbogige, am Rande ungleich ſtumpf⸗ſaͤgenartig gezaͤhnte Lappen getheilt, von denen die unterſten, die kleinſten, am Stiele herzfoͤrmig ausgeſchnitten find. Die obere etwas ge- furchte Fläche iſt glatt und dunkelgruͤn; die untere hingehen in der Jugend faſt uͤberall, ſpaͤterhin nur in den Winkeln der ſtark erhabenen Rippen und Nerven filzig oder weißhaarig, und ſchimmelgruͤn. Die Herbſtfarbe des im October abfallenden Blattes iſt hochgelb, und die des ganz trockenen (ſodann ein- waͤrts gekruͤmmten) Blattes dunkel roſtbraͤunlich. Der anfangs roͤthlich grüne, dann braͤunlich rothe, am Grunde etwas ausgehöhlte runde Blattſtiel iſt 4½ — 5 Zoll lang. Die Bluͤthe. Die nach dem Ausbruch des Laubes Mitte Mai) über dem vierten Blatt erſchei⸗ nenden geſtielten gruͤnlich gelben Blumen, haͤngen in traubenaͤhnlicher Geſtalt herab, deren Hauptſtiel ſehr lang und mit feinen Haaren beſetzt iſt. Der Geſchlechtsſtand ift verſchieden, ganz wie beim Spitz⸗ ahorn, doch trifft man Stämme, die bloß männliche Bluͤthen tragen, ſeltener an. Die Zwitterbluͤthe be— ſteht aus einer in 5 ſchmale zugeſpitzte Abſchnitte getheilten Blumendecke (Kelch) und einer dazwifchen- ſtehenden ähnlichen z blaͤttrigen Krone, ferner aus 5, 8 — 10, die Kronenblaͤtter nicht überragenden Staubfaͤden mit doppelten nierenfoͤrmigen, blaßgelben Staubbeuteln, aus einem zuſammengedruͤckten haa⸗ rigen Fruchtknoten, und einem langen Griffel mit einer geſpaltenen Narbe. Die Beſtandtheile der maͤnn⸗ lichen Bluͤthe ſind dieſelben, mit Ausnahme der weiblichen Befruchtungswerkzeuge, ſtatt welcher ſich nur ein Buͤſchel weißer Wolle findet; auch find die Staubfaͤden bei dieſer laͤnger als bei jener. Die Frucht und der Samen. Die rundlich zuſammengedruͤckten einſamigen, anfangs gruͤnen, zur Zeit der Reife gelbrothbraunen, meſſerfoͤrmig geflügelten Früchte, deren immer 2 an der Baſis ver⸗ wachſen find, ſtehen ſchiefwinklicht zufammen, fo daß ſich die Flügel inwaͤrts hornaͤhnlich gegen einander neigen. Der Ende September oder Mitte October reife Samen, iſt aͤußerlich kaffeebraun, inwendig gruͤn; 8 MER. das Abfliegen deſſelben erfolgt im November, auch wohl erſt im Winter, wobei gewoͤhnlich die Fruchtſtiele, bis zum Wiederausbruch des Laubes im naͤchſten Fruͤhjahre, an den Zweigen ſitzen bleiben. Varietaͤten. Zu den vorzuͤglichſten gehören: flavo-variegata: mit gelb⸗geſchaͤckten Blättern, und albo-variegata: mit weiß⸗geſchaͤckten, oft ganz weißen Blättern. Ferner will man 1) eine fruͤhe, und 2) eine ſpaͤte Spielart angetroffen haben, von welchen die erſtere fruͤher bluͤhet, groͤßere, auch fruͤher ausbrechende Blätter, und größere, früher reifende Früchte, mit weniger einwaͤrts gekruͤmmten Fluͤgeln trägt. i Außerdem aber führt der Profeſſer Hayne in feiner Dendrologiſchen Flora der Umgegend von Berlin (1822) folgende in den Graͤflich Itzenplitzſchen Anlagen zu Cunersdorf ſich findende Varietäten an: 6. stenoptera: die Blätter 5 lappig, die beiden unterſten Lappen zugeſpitzt; die fruchttragenden Trau— ben ſehr lang; die Fluͤgelfruͤchte mit rundlichem, glattem Fache, und abwaͤrts ſtehend ausgebreite— ten Fluͤgeln; : ß. macroptera: die Blätter 5 lappig, die beiden unterften Lappen ſpitzig, die fruchttragenden Trauben kurz; die Fluͤgelfruͤchte mit eifoͤrmigem, zweirippigem Fache, und aufrecht abwaͤrts ſtehenden Fluͤgeln; y. microptera: die Blätter faſt 7 lappig; die fruchttragenden Trauben ſehr kurz; die Fluͤgelfruͤchte mit rundlich eifoͤrmigem Fache und aufrecht abwaͤrts ſtehenden Fluͤgeln. Beſchaffenheit des Holzes. Das Holz geſunder, auf friſchem Boden ausgewachſener Staͤmme iſt weißlich, oft nach der Wurzel zu quer geflammt, hart, feinfaſerig, dicht und ſehr zaͤhe; die Jahrringe lie— gen dicht auf einander; bei jungen, oder auf zu fettem oder naſſem Boden gewachſenen Staͤmmen faͤllt die Farbe deſſelben mehr ins Gelbliche, oder Roͤthliche, und das Holz iſt groͤber, daher auch nicht ſo feſt. feiſch ß; 59/ Pfund. halbtrocken 50 — ganz Dur 43% — Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Gleich dem vorhergehenden Gattungs-Verwandten, wird dieſer Ahorn nicht nur in ganz Deutſch⸗ land, ſondern faſt in ganz Europa: Frankreich, Italien, der Schweiz, England, Polen, Preußen ꝛc., ja ſelbſt auf den Inſeln des griechiſchen Archipels angetroffen (auf Candia bildet er ganze Waldungen); doch eben wie jener iſt auch dieſer in unſeren vaterlaͤndiſchen Waldungen nur ſparſam, und zwar vorzuͤglich nur auf den Gebirgen zu Haus, wo ſich friſcher guter Boden findet. Hier waͤchſt er auf Kuppen, wo die Vegetation der übrigen edlen Laubhölzer, der Eiche, Buche u. ſ. w., laͤngſt aufgehoͤrt hat, dem Clima Trotz bietend noch immer freudig fort, und in den eingeſchnittenen, geſchuͤtzteren, mit Dammerde ange⸗ ſchwemmten Gründen und Thaͤlern des Mittelgebirges reckt er ſich oft zu Eichen aͤhnlichen Baͤumen aus. Oeſtliche oder nördliche Gebirgs-Expoſition iſt auch ihm die zutraͤglichſte. Fortpflanzung. Ganz wie beim Spitzahorn, ſowohl in Beziehung auf Saat- als Pflanz⸗Cultur; doch will man ihn auch auf feuchtem Boden durch Stecklinge mit gutem Erfolg fortpflanzen, welche Anb gs⸗Methode zwar etwas neu ſcheint, indeß wegen der ſchnellen Erreichung des Zwecks allerdings Beruͤckſichtigung verdient. Das ebenfalls in 6 — 8 Wochen nach der Fruͤhjahrs-Ausſaat erſcheinende Pflaͤnzchen hat einen hellrothen Wurzelkeim, und bringt zwei lange, ſpitzige, dunkelgruͤne, gradeaus ſtehende Samenlappen mit rk. f 9 aus der Erde; die darauf hervorbrechenden Keimblaͤtter ſind eirund zugeſpitzt, und am Rande geſaͤgt. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Wenn gleich das Alter feiner eigentlichen Vollkommenheit in das 100 — 120% Jahr zu ſetzen ſeyn dürfte, fo dauert fein Zuwachs bei völliger Geſundheit des Holzes doch 130 — 150 Jahre, und man hat Stämme gefunden, die bei 200 jaͤhrigem Alter noch völlig geſund waren. Nutzen. Nicht ganz ſo ſchoͤn von Aeußerem, doch ſchnellwuͤchſiger noch als der Spitz-Ahorn, eignet ſich auch dieſer zu Anpflanzungen auf Promenaden und in Luft-Gärten, zur Schutzwehr der Gebäude zc. ſehr gut, außerdem aber, wenig empfindlich gegen Kälte, Sturm und Näffe, ſelbſt zum Schutz der hiervon leidenden Waldungen, zum Anbaue auf Seekuͤſten und an Fluͤſſen, wenn dies die Qualität des Bodens einiger— maßen zuläßt; nur leidet er die Scheere des Gaͤrtners nicht. Als Brenn-Material kommt das Holz dem des Spitzahorns gleich, und als rohes Nutz-Ma— terial übertrifft es daſſelbe, in der Verwendung zu den feineren Arbeiten des Tiſchlers, Inſtrumenten⸗ machers, Drechslers und Schnitzlers, bei weitem, indem es ungleich zarter, haͤrter und elaſtiſcher iſt, und aus dieſem Grunde eine weit feinere Verarbeitung zu Möbeln, Saiten-Inſtrumenten aller Art, Peit⸗ ſchen und Billard⸗Stoͤcken, Spindeln, Pfeifen-Koͤpfen und Röhren (zu letzteren werden gewöhnlich die jungen markreichen Schoͤßlinge genommen), zu Gewehrſchaͤften u. ſ. w. geſtattet; auch uͤberdies eine uns gleich hoͤhere Politur und Beitze annimmt, welche letztere ſowohl zu einer dem Mahagoniholz ſehr aͤhn⸗ lichen Farbe, als zu der tiefſten Schwaͤrze geſteigert werden kann. Es wirft ſich weder, noch wird es leicht vom Wurm gefreſſen; vielmehr ſoll daſſelbe, gedoͤrret in Mehl gelegt, dieſes gegen den Wurmfraß ſchuͤtzen. Nicht weniger laͤßt ſich auch aus dem Safte dieſes Ahorns ein Rum aͤhnliches ſtarkes Getraͤnk, ſo wie ein guter Syrup, Zucker und Eſſig bereiten, auf deren Fabrication in den bedruͤckten Zeiten, wo inlaͤndiſche Surrogate den Mangel der auslaͤndiſchen Colonial-Waaren erſetzen mußten, mancher fpecula- tive Kopf Nachdenken, Zeit, Muͤhe und Koſten verwandte, welche letztere, bei Entbehrung der zu großen Verſuchen noͤthigen Ahorn-Waͤlder, aber freilich kaum gedeckt wurden, wenigſtens keinen ſonderlichen Gewinn abwarfen. Im Ganzen genommen, iſt der Saft dieſes Ahorns nicht ſo zuckerhaltig, als der des Spitzahorns, und verhaͤlt ſich der Ertrag von jenem zu dieſem, nach gemachten Verſuchen, wie 5 — 6. Junge Staͤmme, die ohnehin nur wenigen Saft liefern, muͤſſen von dem Saftabzapfen verſchont bleiben. Die Bluͤthen ſind den Bienen gleichfalls ſehr willkommen, und iſt daher die Anpflanzung dieſes, wie des vorhergehenden Ahorns, um Doͤrfern, an Feldern und Wieſen, ſchon in dieſer Hinſicht dem An⸗ baue mancher andern, weniger nutzbaren Holzart vorzuziehen. Die jungen zarten Blätter in Wein geſotten, und als Pflaſter auf die Augen gelegt, ſollen heil- ſame Wirkung bei Entzündungen und Fluß⸗Uebeln hervorbringen; ausgewachſen, gruͤn und getrocknet ge⸗ ben fie ein gutes Futter für Schafe und Ziegen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Ganz dieſelbe wie beim Spitzahorn. Feinde und Krankheiten. Desgleichen. 10 / ACER. Erklärung der Abbildungen. . Ein Bluͤthenzweig mit theilweis angeſetzten jungen Fruͤchten, in natürlicher Größe; die ſehr vergrößerte männliche Blume; es fehlen hier Kelch und Blumenkrone, ſo wie auch 4 Staubfaͤden, deren Stand uͤbrigens angedeutet; dieſelbe, nur etwas vergrößert, mit Kelch⸗ und Kronenblaͤttern; ein Fruchtzweig mit halbreifen Fluͤgel-Fruͤchten; die reife Flügel- Frucht. v 2 = vr * 3. t Feld⸗Ahorn. Tafel III. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter 5 lappig, mit ſtumpfen, ganzrandigen Lappen, von denen die drei größeren keilformig, mehr oder weniger buchtig ausgeſchnitten find; der Blattſtiel kahl, oder mehr oder weniger weichhaarig. Die Blumen in aufrechten Doldentrauben. Synonymie. ACER CAMPESTRE. Willdenow Linnee IV. 2. p. 989. N. 17. Borkhauſen I. p. 804. Ne 153. — Bechſtein IV. p. 415. N? 56. = — Burgsdorf II. 1. p. 178. N. 25. == — Dü Roi und Pott 1. p. 43. N. 7 == — eee N 1. p ee e — 5 Guimpel und Hayne p. 282. N? 213. Franz. LE PETIT ERABLE — Engl. TuE LESSER MAPLE. Provinzial⸗Namen. Kleiner, kleinblaͤttriger deutſcher Ahorn, kleiner Milchahorn, Strauchahorn, Strauchfladder, Berg: ahorn, Maſſern, Maß-, Maſch-holder, Feld-Maßholder, Maßalter, Maßheller, Maßeller, Maßerle, Maßhuͤlſen, Maßlieben, Meßallern, Meſcheller, Eßdorn, Aplern, Epellern, Appeldoͤren, Appeldorel, Eperin, Ipern, Maveller, Meveller, Menerle, Merle, Agerl, Agerlbaum, Anbaum, Angerbinbaum, Anerle, Arle, Erle, Erlebaum, Binbaum, Bienenbaum, Waſſerhuͤlſe, Waſſeralbeeren, Weißbaum, Weißſeger, E R. 11 Weißloͤber, Weißepern „Wittenebern, Laubbaum, Flader, Fladerbaum, Flatter, Flaſer, Kleinruͤſter, Engel⸗ koͤpfchen, Rappelthaͤn, Schreiberlaub, Schreiberholz, Peitſchenholz, Schweppſtockholz. Abbildungen. Cramer T. 29. Schmidt Heſterr. Baumzucht T. 13. Reiter und Abel J. 25. Guimpel und Hayne J. 213. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, unter guͤnſtigen Verhaͤltniſſen zuweilen 30 — 40 Fuß hoch, und 1 Fuß ſtark im Durchmeſſer; kommt aber auch als Strauch vor, wo er oft nur 15 — 20 Fuß hoch erſcheint; hoͤher als 10 — 45 Fuß iſt der Schaft ſelten aſtrein, alsdann beginnt die große und breitaͤſtige, oben meiſt zugerundete Krone. Die Rinde alter Staͤmme iſt der Laͤnge und Quere nach ſehr in Riſſe und Schuppen getheilt, ſelten glatt, von Farbe gelbbraun, oder weißlich und ſchwarz— braun gemiſcht; die der jungen Staͤmme und Zweige iſt ſchwach geritzt und roſtgrau, oder korkartig, faſt geflügelt aufgeſprungen und roſtroth; doch trifft man auch Stämme, wo die junge Rinde glatt und aſchgrau ausſieht. Die Aeſte und Seitenzweige haben aͤhnlichen Stand, wie bei den vorhergehenden Gattungs⸗ Verwandten, nur ſind die Jahrsſchuͤſſe nicht ſo ſchlank wie bei jenen, ſondern knotiger. An alten Staͤmmen ſind die Aeſte und Zweige haͤufig mit bartartigem Mooſe uͤberzogen. Die Wurzel. Je nachdem der Boden es geſtattet, dringt dieſelbe tief ein, oder laͤuft bei gro⸗ ßer Ausbreitung ſeicht unter der Oberflaͤche hin. Das Blatt. Die Knospe klein, eirund, ſtumpf, mit vier ſtumpfen und vier ſpitzigen, braunen, gruͤngeraͤnderten und weißbehaarten Schuppen. Das Anfangs Mai hervorbrechende kleine, etwa 2% Zolle lange und eben ſo breite ſommergruͤne Blatt 5, auch wohl nur Zlappig, am Grunde et⸗ was ausgeſchnitten, ſtumpfſpitzig und ungezaͤhnt, die 3 größeren Lappen mit wenigen ſeichten Ein- ſchnitten, ſteif, oberwaͤrts glatt oder warzig, unterwaͤrts auf den erhabenen Rippen (deren Zahl ſich, wie bei allen Ahorn-Arten, gewoͤhnlich nach der Zahl der Lappen richtet), ſo wie auf den ablaufen⸗ den Adern, dem Blattſtiele und am Rande weichhaarig; zuweilen iſt die ganze untere Flaͤche einzeln mit weichen Haaren beſetzt oder gefilzt. Die Farbe der oberſten jungen Blaͤtter iſt hellgruͤn oder braunroͤthlich; die der ausgewachſenen Blätter bis zum Herbſt aber oberwaͤrts dunkel-, und unter⸗ waͤrts hellgruͤn, und geht ſodann zur Zeit des Abfalles, im October, ins Hell- und Zitronengelbe, zuletzt (verwelkt oder trocken) ins Roſtbraun⸗Gefleckte über. Die jungen wie die ausgewachſenen Blätter, vorzuͤglich aber die erſteren, enthalten (gleich den jungen, zarten Schuͤſſen) einen zuckerreichen Milchſaft, der ſich bei warmer Witterung in etwas veraͤnderter Geſtalt als Schweiß auf der Ober— fläche derſelben zeigt, und von Manna aͤhnlichem Geſchmack iſt. Der roͤthliche runde Blattſtiel iſt 2 Zoll lang. Die Bluͤthe. Nach dem Ausbruch des Laubes, Ausgang Aprils, oder ſpaͤteſtens Mitte Mai's, erſcheint dieſelbe als aufrechtſtehende Schirmtraube, mit feinwolligen Stielen, die am Grunde eirund— liche kleine Deckblaͤttchen haben. Auch hier iſt der Geſchlechtsſtand verſchieden, ſo daß ſich maͤnnliche und Zwitter- Blumen gemiſcht auf einem Stamme, oder getrennt auf verſchiedenen Staͤmmen finden. Mit den 5 ſchmalen, weichhaarigen, gruͤnen Kelchabſchnitten wechſeln die gleich langen, aber etwas 12 ACER. breiteren gefranzten gelblichen Kronenblätter, wodurch die ganze Blume ein gelblichgruͤnes Anſehn be⸗ kommt; die männliche, 8 in die Höhe gerichtete, mit gelblichen Staubbeuteln verſehene Staubfaͤden enthaltende Blume unterſcheidet ſich durch ihren größeren Umfang, durch die n weiblichen Ge⸗ ſchlechtstheile und frühere Entwickelung von der kleineren, mehr geſchloſſenen . Blume, bei welcher uͤberdies die Staubfaͤden kuͤrzer, und die Staubbeutel oft unfruchtbar ſind; die Staubfaͤden beider Blumen ſtehen etwas vertieft auf einem dunkelgruͤnen, druͤſigen Boden, aus deſſen Mitte ſich bei der Zwitterblume der gedruͤckte, zweilappige, mit einem kurzen walzenfoͤrmigen Griffel und einer zweiſpaltig ruͤckwaͤrts gebogenen Narbe verſehene Fruchtknoten hervorhebt. Die Frucht und der Samen. Die gepaarten kleinern, etwas ausgeſchweiften, doch ſchmaler und kürzer, als die bei den vorhergehenden Ahornen gefluͤgelten Fruͤchte, ſtehen faſt ganz wagerecht auseinander, ſind fein geadert, und erſt gruͤn, dann roͤthlich, zur Reifezeit (im October) aber roſtgelb von Farbe. Unter ſich getrennt fallen ſie einzeln theils ſchon im Spaͤtherbſte, theils aber erſt im Win⸗ ter ab, und bleibt auch hier der Hauptſtiel bis zum naͤchſten Fruͤhjahre an den Zweigen haͤngen; wei⸗ ter als 25, hoͤchſtens 30 Schritte fliegen aber dieſelben vom Mutterſtamme nicht. Der Samen bildet eine faſt dreieckige, platt gedruͤckte Nuß. Varietaͤten. a. flavo-variegatum mit gelbgeſchaͤckten, und b. albo-variegatum mit weißgeſchaͤckten Blättern. Außer dieſen genannten Spielarten giebt es hinſichtlich der Form und Farbe der Blaͤtter unter anderen noch: c. den ſpaniſchen Maßholder mit etwas größeren Blättern *), und d. den ſpitzblaͤttrigen Maßholder, deſſen Blätter größer, heller grün und in 5 etwas zugeſpitzte Lappen getheilt find, fo daß fie das Mittel zwiſchen den Spik- und Feld⸗Ahornblaͤttern halten — u. ſ. w. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr hart, ſchwer, feſt und zaͤhe, von Farbe weiß, bisweilen ins Gelbliche uͤbergehend, auch gruͤnlich; der Kern dunkel oder ſchwaͤrzlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Außer Deutſchland, iſt ganz Europa: Frankreich, Italien, Spanien, ſo wie das ſuͤdliche Rußland (vorzuͤglich das Kaukaſiſche Gebirge) und Schweden, die Tuͤrkei und das noͤrdliche Aſien das Vaterland dieſes Ahorns. In Deutſchland trifft man ihn uͤberall, auf Gebirgen (beſonders auf dem zum Fuͤrſtenthum Eiſe⸗ nach gehoͤrenden Rhoͤnegebirge, weniger auf dem Harze ꝛc.), wie auf Ebenen, unter den Laubhoͤl⸗ zern, und auf Wieſen und Feldern in Hecken an; indeß iſt zu ſeinem guten Gedeihen, außer ſchattiger Lage, ein friſcher (am beſten Baſalt⸗ oder Kalk⸗) Boden erforderlich, und weder zu bindender Thon⸗, noch kieſiger oder Sand-Boden wird ihn als nutzbaren Stamm erzeugen. ) Dies iſt wahrſcheinlich der oͤſterreichiſche Ahorn oder Maßholder (Acer austriacum), welcher fuͤr eine beſondere Art ausgegeben wird (Guimpel und Hayne S. 282. Taf. 212.), aber wahrſcheinlich eben ſo wenig eine beſondere ſtaͤndige Art ſeyn wird, als es der gemeine, mit der dicken, korkartigen, aufgeſprungenen Rinde iſt. Auf Tafel 3 dieſes Heftes findet ſich unter Fig. 2. eine getreue theilweiſe Abbildung des A. austriacum; die Beſchreibung deffel- ben ift ganz kurz folgende: „Blätter (etwas größer) meiſt 5 lappig, mit ſtumpf zugeſpitzten, ganzrandigen Lappen, die alle laͤnglich und meiſt ganz find; die (längeren) Blattſtiele faſt filzig; die (größere) Blume in aufrechten Dolden⸗ trauben, im uͤbrigen ganz wie der Feld-Ahorn.“ ACER. 13 Fortpflanzung. Wo dies Geſchaͤft die Natur nicht beſorgt, fäet man den reifen Samen im Fruͤhjahre, auch wohl im Herbſt, auf dieſelbe Weiſe wie bei den vorhergehenden Ahornen, nur iſt bei ſolchen großen Anlagen ſchon eine geringere, zu der Groͤße des Samens und der Cultur-Art im Verhaͤltniß ſtehende Quantitaͤt von etwa 28 — 35, hoͤchſtens 48 Pfund pro Morgen hinreichend ). Der Samen liegt oft bis zum zweiten Fruͤhjahre in der Erde, wo dann die junge Pflanze mit braunem Staͤmmchen, zwei ſchmaͤlern und ſpitzigern, blaͤulich grünen Samenlappen zum Vorſchein kommt. Auch durch Pflanzung laͤßt er ſich recht gut anbauen, ob aber durch Stecklinge, iſt noch nicht hinreichend erprobt, wenigſtens letzteres nicht bekannt. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Langſam von Wuchs, dauert dieſer bis zur Vollkommenheit im Allgemeinen 150 Jahre, wenn gleich der Hoͤhenwuchs ſchon früher beendigt ift, und das Alter der möglichen Lebensdauer dürfte ins 200 fe Jahr und noch darüber zu ſetzen ſeyn. Nutzen. Außer ſeiner Anpflanzung zu lebendigen Hecken, wozu er ſich, da er den Schnitt recht gut ver— trägt und dicht verwaͤchſt, vortrefflich eignet, und außer feiner Benutzung zur Feuerung, wobei er an Hitzkraft dem Ulmenholze gleich kommt, beſteht der größte Nutzen in feiner Verarbeitung zu Fuhr⸗ manns Peitfhenftielen, wozu die jungen, graden, 15, 20 — 30 jaͤhrigen zaͤhen Stangen geriſſen und geflochten werden. In den, in der Naͤhe des Rhoͤnegebirgs (Herzogthum Eiſenach) gelegenen Ort ſchaften wird dieſelbe ordentlich fabrikmaͤßig betrieben, und koſtet dort, bei dem durch früher verfäumten Wiederanbau entſtandenen, und noch immer weiter um ſich greifenden Mangel an tauglichem Holze, ein ſolches Klafter gegenwärtig mehr denn 30 Kthlr.; man ſollte daher in jenen und aͤhnlichen Ge⸗ genden (Thüringen), wo die Verfertigung dieſer Peitfchenftiele einen Hauptnahrungszweig der Bewoh— ner ausmacht, mehr auf die Cultur dieſer Holzart ſehen. Da das Holz ſehr zaͤhe iſt, wird es auch zu Getriebſtoͤcken, Art⸗, Hammer⸗ und Senſenſtielen, zu kleinem Geſchirrholz u. ſ. w. ſehr geſucht. Des oft ſchoͤn braun geflammten, maſerigen Stamm- und Wurzel⸗Holzes bedienen ſich ferner: der Tiſchler, zu den feinften Meubeln und Fournir⸗ Arbeiten, der Drechsler und Schnitzler zu Schachſpielen, Bechern und allerhand nüglihem Hausgeraͤthe; auch werden aus den maſerigen Stamm⸗ und Wurzel⸗ ſtuͤcken die ſchoͤnſten (freilich etwas ſchweren) Flinten⸗ und Piſtolen-Schafte, Pfeifenkoͤpfe und Tabatieren, wie auch aus den jungen Schoͤßlingen Ladeſtoͤcke und Pfeifenroͤhre gearbeitet, auf welche letztere Fabri⸗ cation man ſich jetzt beſonders gut verſteht. Auch dieſer Ahorn iſt ſehr zuckerhaltig, und gewaͤhrt in dieſer Beziehung Nutzen fuͤr Menſchen und Thiere, unter letztern beſonders für die Bienen, welche aus den Blumen reichliche Nahrung holen. Das Laub wird von Schafen und Ziegen gern gefreſſen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Gemiſcht unter Eichen und Buchen waͤchſt er, wie vorhin geſagt, zu einem maͤßigen Baume, und eignet ſich als ſolcher auch zur Hochwald Wirthſchaft, in welcher er mit jenen Hölzern gleich behandelt wird; beſſer gedeihet er aber freilich in Schlaghölzern, wobei er entweder als Laßreidel zum ſtaͤrkern Nutzbaume uͤbergehalten, oder im 12e, 18, 302, ja ſelbſt 40 fen Jahre als Stangenholz abge- ) Bei der Flaͤchen- und Gewichts-Angabe iſt hier überall das Rheinlaͤndiſche Maaß, der Morgen = 160 IR., fo wie das Coͤlniſche Pfund == 9716 Hollaͤndiſchen Aſen als Normalmaaß angenommen. 4 14 ACER. trieben wird, und bis zum 250jährigen Alter, wenn auch nicht fo reichlich wie feine vorgedachten Verwandten, dennoch jederzeit gut vom Stamme treibt. Die beſte Zeit zur Faͤllung des Baumholzes iſt vom Monat November bis Ausgang Decem⸗ bers, und die des Schlagholzes der Monat Maͤrz, ſpaͤteſtens bis Mitte Aprils. Feinde und Krankheiten. Bei haͤufigem Vorhandenſeyn der Maikaͤfer, werden die Blaͤtter, als deren Lieblingsſpeiſe, von Baum und Strauch oft rein heruntergefreſſen, und die Blattlaͤuſe find die Urſache der vielen War- zen, womit die Blaͤtter oft ganz überzogen ſcheinen. Die vielen maſerigen Auswuͤchſe und Miß⸗ geſtalten halten dieſen Ahorn oft ſehr im Wuchſe zuruͤck; die eigentliche Urſache des Abſterbens oder natuͤrlichen Todes alter Stämme iſt aber die Kernfaͤule und Auszehrung, wobei die Zweige faſt ganz mit Bartmoos und Flechten uͤberzogen werden. Erklärung der Abbildung. Fig. a. N. 1. Ein Bluͤthenzweig vom Acer campestre; » 2. die vergrößerte männliche Blume; » 3. die vergrößerte Zwitterblume mit angeſetzter Frucht; » 4. ein Zweig mit reifen Früchten. Fig. b. Ein Bluͤthenzweig vom Acer austriacum. 4 e eee R U Herzblaͤttriger Ahorn. Tafel IV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter eirund⸗ herzfoͤrmig, ganz oder ausgeſchnitten, faſt doppelt ſaͤgenartig. Die Blumen in aufrechten Schirmtrauben, mit Kelch- und Kronen - Blättern, Synonymie. ACER TATARICUM. Willdenow Linnée IV. 2. p. 983. Ne 2. — — Bechſtein IV. p. 439. Ne 66. Duͤ Roi und Pott 1. p. 50. Nr 9, CORDIFOLIUM. Borkhauſen I. p. 809. Ne 155. Franz. L’ERABLE DE TARTARIk. — Engl. Tue TARTARIAN MA PLR. Provinzial⸗Namen. Tatariſcher und Ruſſiſcher, auch Seidenwuͤrmer⸗ Ahorn. ACER. 15 Abbildungen, Schmidts Oeſterr. Baumzucht. I. 9. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 25 — 30 Fuß hoch, 1 Fuß und daruͤber ſtark; kommt aber auch als 15 — 20 Fuß hoher Strauch vor. An alten Staͤmmen iſt die Rinde ſchwarzgrau oder dunkelbraun, und glatt, ſelten nach unten etwas aufgeſprungen, an jungen Stämmen und an den Ae⸗ ſten und Zweigen braungrau, und an den jüngften Trieben matt braͤunlich oder olivengruͤn. Aeſte und Seitenzweige wie beim Feld-Ahorn, doch etwas ſchlanker und biegſamer. Die Wurzel. Desgleichen. Das Blatt. Die Knospe eirund, ſtumpfſpitzig, vierſchuppig, am Grunde roth, an der Spitze braun. Die gegen einander uͤberſtehenden, in der Geſtalt von den uͤbrigen Ahornarten ganz abwei⸗ chenden, ſommergruͤnen Blätter find 2½ — 3 Zoll lang, und 2— 2¼ Zoll breit, eirund, am Grunde herzfoͤrmig ausgeſchnitten, am Rande ungleich geſaͤgt, ſo daß zuweilen durch die tiefer einge— ſchnittenen Saͤgezaͤhne auf jeder Seite 3 oder 5 undeutliche Lappen entſtehen; beiderſeits glatt, nur an der erhabenen Mittelrippe und deren parallelen Seiten-Nerven fein behaart; über Sommer oben dun- kelgruͤn, unten etwas heller, und im Herbſt, beim Abfall (im October), ſchmutzig dunkelgelb. Der 2% — 3 Zoll lange grüne Blattſtiel dünn und gerinnelt. Die Bluͤthe. Die im Monat Mai oder Juni nach dem Ausbruch der Blaͤtter auf den Spitzen der Zweige zum Vorſchein kommenden Blumen ſtehen in aufgerichteten Schirmtrauben, deren Haupt⸗ ſtiel 1 — 2 Zoll lang iſt. Der Geſchlechtsſtand iſt verſchieden, und finden ſich Zwitter und maͤnnliche Blumen beiſammen auf einem Stamm, oder getrennt auf verſchiedenen Stämmen. Der kleine blaß⸗ gelbe Kelch iſt gewoͤhnlich 5, doch auch 6 — Stheilig; die ſich nach der Zahl dieſer Abſchnitte richten— den, kaum größeren weißen 5 — 8 Kronenblaͤtter find nach innen gebogen; die 8 (ſelten 16) langen weißen Staubfaͤden ragen weit uͤber die Kronenblaͤtter her, und find mit blaßgelben Staubbeuteln ge- kroͤnt. Der zuſammengedruͤckte Fruchtknoten der Zwitterblume iſt wollig, der einfache Griffel mit einer zweiſpaltigen, zuruͤckgerollten Narbe verſehen. Die Frucht und der Samen. Die gepaarten Fluͤgelfruͤchte find klein, die beiden Flügel grade in die Hoͤhe ſtehend, oben ausgebreitet, durchſichtig und ſchoͤn morgenrothfarben, bei der Reife (im October) roſtbraun, wie der faſt dreieckige, ſtarkgeaderte, nußaͤhnliche Samen. Beſchaffenheit des Holzes. Dem Feld- Ahornholz aͤhnlich, nicht ganz fo feſt und zaͤhe, auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Das noͤrdliche Aſien, vorzuͤglich der ruſſiſche Antheil deſſelben, wo er ſehr häufig vorkommt; au⸗ ßerdem aber auch die oͤſtlichen Grenz- Provinzen Deutſchlands, wo er, den ſtrengſten Wintern Trotz bietend, ſich mit allerlei Lage und Boden, nur nicht mit reinem, trocknen Kieſel oder Sand- Boden, den er kaum einige Jahre kuͤmmerlich aushaͤlt, begnuͤgt. Auf friſchem, mit Dammerde vermiſchten Kalk⸗ und Sand-Boden, vorzuͤglich im Gebirge, iſt er außerordentlich ſchnellwuͤchſig, ſo daß man 16 EN. 20 jährige Bäume gefunden hat, die / Fuß im Durchmeſſer hielten, und ſchon häufig keimfaͤhigen Samen trugen. Fortpflanzung. Hinſichtlich des Verfahrens, wie bei allen Ahorn-Arten, hinſichtlich der Samen-Quantitaͤt, wie bei der letztvorhergehenden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Bei der Schnellwuͤchſigkeit dieſes Baums moͤchte erſteres auf etwa 60 — 80, letztere aber auf 120 — 130 Jahre feſtzuſetzen ſeyn. Nutzen. Den engliſchen Anlagen dient er zur Zierde wegen der ſchoͤnen dunkelgruͤnen Blätter, der vielen und langdauernden weißlichen Bluͤthen und glänzend rothen Fluͤgel-Fruͤchte. Das Holz gleicht im Verbrauch faſt ganz dem Feld-Ahorn. Die Blaͤtter erſetzen die des weißen Maulbeerbaums bei Fütterung der Seidenwürmer vollkommen. Die Bluͤthen geben den Bienen reichliche Nahrung, und von den entflügelten Samen-Capſeln bereiten die Kalmucken einen ganz angenehmen, geſunden Thee. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wie beim Feld⸗Ahorn, vorzüglich nur zu Schlagholz, wobei er fi) mit andern Holzarten ge- miſcht ſehr gut vertraͤgt. Hiebszeit dieſelbe. Feinde und Krankheiten. Im Allgemeinen dieſelben der uͤbrigen Gattungsverwandten; beſondere ſind nicht bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. N: 1. Ein Bluͤthenzweig; » 2. ein Fruchtzweig. II. AESCULUS. Roßkaſtanie. LINN. GEN. ed. VI. N? 462. Claſſe VII. HEPTANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs- Character, Die Blume. Kelch einblaͤttrig, bauchig, 4 — 5zaͤhnig. Blumenkrone 4 — 5 blättrig, un⸗ regelmaͤßig: die Kronenblaͤtter genagelt, dem Kelche eingefuͤgt. Staubgefaͤße 7, ſelten 8. Stempel 1. Der Fruchtknoten rundlich. Die (bei den unfruchtbaren Blumen fehlende) Narbe zugeſpitzt. Frucht eine Kapſel, 3 faͤcherig, 1—2, ſelten 3 ſamig. 5 > AESCULUS HIPPOCASTANUM. Gemeine Roßkaſtanie. Tafel u. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter faͤcherartig gefingert, 5 — 7 zaͤhlig; die gegen einander uͤberſtehenden Blaͤttchen lang, umgekehrt eirund, zugeſpitzt, doppelt ſaͤgenartig. Die Blumen traubenförmig aufrecht ſtehend. Die Blumenkrone 5 blättrig, flach ausgebreitet. Synonymie. AESCULUS HIPPOCASTANUM. Willd. Linn. II. 1. p. 285. N. 1. 8 Borkhauſen II. p. 871. N. 178. = Bechſtein IV. p. 380. N. 42. Duͤ Roi u. Pott J. p 62. N. 1. Garti e d 79: Guimpel und Hayne p. 53. | Franz. CHATAIGNE DE CHE VAI. — Engl. THE HoRSE-CHESNUT. - Provinzial: Namen, Roßkaſtanie, Roßkaſtanienbaum, Roß- und Pferde-Keſte, wilde, aſiatiſche oder oſtindiſche Kaſtanie, bittere oder Vexier-Kaſtanie, Pavie. Abbildungen. Cramer T. 23. Schmidt Heſterr. Baumz. T. 38. Guimpel und Hayne T. 40. 5 18 K E Stn s. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 50 — 60 Fuß hoch, 3 — 4 Fuß im 1 ſtark, ſehr gerade, mit großer, kegelartig runder Krone. Die Rinde bei alten . braͤunlichgrau, fein aufgeriſſen und etwas blaͤttrig oder ſchuppig, an jüngeren Stämmen (und den Zweigen) glatt und graubraun, und unregelmaͤßig weißlich oder roſtfarben punctirt, und an den juͤngſten Trieben mit einem weißgrauen Filze uͤberzogen. Die Aeſte und Seitenzweige. Stand ungeregelt, zuweilen paarweis gegen einander Über, die unteren mehr wagerecht, als nach oben gebogen, ſehr geſtreckt; die jungen Triebe ſtark, aber bruͤchig. Die Wurzel. Hauptwurzel pfahlartig, auf gutem Boden 2— 3 Fuß tief eindringend, die Sei⸗ tenwurzeln weit ausgebreitet, flachlaufend. Das Blatt. Die Knospe ſehr groß, eirund, rothbraun, mit einem firnißartigen Saft uͤberzogen, beſteht aus 10, 12 — 14 Schuppen, unter welchen eine Menge weicher, weißlicher, beim Aufbruch zum Vorſchein kommender, und dann abfallender Wolle, den jungen Trieb noch beſonders umhuͤllt. Die im April hervorbrechenden großen, ſchoͤnen, gefingerten, ſommergruͤnen Blätter find aus 5 — 7 ein⸗ zelnen, am Grunde völlig fächerförmig zufammengeftellten ftiellofen Blaͤttchen gebildet, von denen das mittelſte, das groͤßeſte, oft 6 Zoll lang und 2 ½ Zoll breit, gradeaus zeigt, und das unterſte Paar, das Heinfte, kaum 3 ½ — 4 Zoll lang und 1½ Zoll breit, mit den Spitzen ſpitzwinklicht vom Stiele nach unten weiſet. Das einzelne Blaͤttchen ift keilfoͤrmig, oben ſtark abgerundet, aber lang und fein zugeſpitzt, ſtark gerippt, und am Rande doppelt geſaͤgt; in den Rippen- oder Aderwinkeln deſſelben finden ſich zuweilen anfangs gruͤnlichweiße, dann roſtfarbene Druͤſenbuͤſchelchen. Die Sommerfarbe iſt auf beiden Seiten erſt hell-, dann dunkelgruͤn, und changirt im Herbſte, wo ſich die einzelnen Blätter zu Ende Octobers von dem ſpaͤter abfallenden Hauptſtiele trennen und abfallen, mit der gruͤngelblichen, oder ganz hellgelben. Der ſtarke, runde, nur an der Einfuͤgung etwas breite, rinnenartig ausgehoͤhlte Hauptſtiel iſt 2 — 3 Zoll lang. Die Bluͤthe. Bald nach dem Ausbruch der Blätter zeigen fi) oben auf den Zweigen die ſchoͤ— nen, pyramidaliſch aufrecht ſtehenden, anfangs mit roſtbrauner Wolle bedeckten, oft 8 — 10 Zoll langen Bluͤthentrauben, deren gewoͤhnlich 2, aber auch 3 — 4 auf einem Stiele ſitzenden einzelnen Blumen eine 4 — ftheilige, gruͤnlichweiße Blumendecke, eine aus 4 — 5 eirundlichen, auswärts und etwas zuruͤckgelegten bauſchigen oder gefalteten weißen, gegen den Nagel zu mit einem hochrothen oder ſchwefel— gelben Flecke verſehenen Blaͤttern gebildete flach offne Krone, und 7, ſelten 8, nach einer Seite krumm gebogene oder geſchweifte lange Staubfaͤden, mit nierenfoͤrmigen, getheilten, orangefarbenen Staubbeuteln, und in der Mitte einen haarigen Fruchtknoten und Griffel haben, an welchem letztern bei vielen (ge— woͤhnlich bei den oberen) Blumen die pfriemenfoͤrmige geſpitzte roͤthliche Narbe fehlt „). Die Frucht und der Samen. Die große, in der Form einer unreifen Wallnuß ſehr ähnliche ſtachlige, dickſchalige, braͤunlichgruͤne Frucht (Samenkapſel) iſt dreiklappig, und enthält 1 — 2, felten 3 plattrundliche, glaͤnzendbraune, lederartig behaͤutete, mit einem großen mattgelblichen Nabel Flecke ver- ) Da hierdurch unfruchtbare (gewiſſermaaßen rein männliche) und fruchtbare Zwitterblumen auf einem Stamme er— ſcheinen, ſo haben ſich einige Botaniker bewogen gefunden, die Roßkaſtanie unter die Ordnung „mit vermengten Geſchlechtern“ zu zaͤhlen. 5 A ES C UL U S. | 19 ſehene Nüffe, welche im October reifen, und ſodann aus der, von der Spitze aus, aufſpringenden Kapfel herausfallen. Der Kern iſt weiß und bitter. Varietaͤten. Nach Bechſtein giebt es folgende: 1. die gemeine Roßkaſtanie mit ſtachelloſer Kapſel 2 mit ſchoͤnen fleiſchfarbenen Bluͤthen. 3. — mit weißgeſchaͤckten Blättern. 4. mit gelbgeſchaͤckten Blättern 55 5 6 die fruͤh⸗, und die ſpaͤtbluͤhende Roßkaſtanie. Beſchaffenheit des Holzes. Mehr weich als hart, zart und feinfaſerig; in der Jugend hat daſſelbe eine mehr oder weniger weiße, ſpaͤterhin ins Gelbliche uͤbergehende, zuweilen mit braͤunlichen Flammen quer durchlaufenne Farbe. Bei alten Staͤmmen ſoll das Holz ſehr hart ſeyn. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Urſpruͤnglich in dem nördlichen Theile von Aſien (eigentlich wohl in Perſien) zu Haufe, fol dieſer Baum nach Linnée und Miller zuerſt im Jahre 1500, nach Du Hamel aber erſt im Jahre 1615 von einem Pflanzenliebhaber Namens Bachelier nach Deutſchland gebracht ſeyn, und nach Andern Cluſius (Profeſſor der Botanik zu Leyden) im Jahre 1550 die erſten Fruͤchte von Konſtantinopel erhalten, und in den Umgebungen Wiens angepflanzt haben; worauf er in Deutſchland bald allgemein bekannt gewor⸗ den iſt, und ſich gegenwaͤrtig faſt uͤberall verbreitet hat, wovon unſere Parks und ſonſtigen oͤffentlichen Anlagen und Privat-Gärten die naͤchſten Zeugen find. Am beſten befindet er ſich bei ebener, oder doch nur maͤßig bergiger Lage, auf friſchem, aus Kalk, oder Lehm mit Sand vermengtem Boden, kommt aber auch auf weniger gutem Boden fort, wenn dieſer nur nicht zu bindend, naß, oder trocken iſt, und das Eindringen der Pfahlwurzel behindert. Fortpflanzung. Dieſe iſt ſehr leicht, und geſchieht, wo es auf die Erziehung von Pflaͤnzlingen ankommt, auf fol- gende Art. Da, wo der Boden gegen anhaltende, zur Faͤulniß reizende Naͤſſe, und vor den Kern ange- hendem Gewuͤrm geſchuͤtzt iſt, wird der Samen gleich nach der Reifzeit im Herbſte, wo dies aber nicht der Fall iſt (den Winter uͤber unter trocknem Sande verwahrt), erſt im Fruͤhjahre, bei beliebiger, etwa 3 — 4 Zolle weiter Entfernung eingelegt und 2 Zoll mit Erde bedeckt. Bei dieſer Procedur bleiben hoͤchſt wenige Samen aus; doch kann man auch mit gleich gutem Erfolge auf großen Flaͤchen, wo es ſich weniger um kunſtvolle Anlagen, als nur darum handelt, dieſelben auf eine leichte und wohlfeile Art in Beſtand zu ſetzen, die Kaſtanien auf gleiche Weiſe unterhacken, wie dies mit den Kartoffeln, Eicheln und Bucheckern geſchieht. Nach vier Wochen erſcheint die junge Pflanze mit zwei gewöhnlichen Blaͤtt— chen ohne Samenlappen, als welche wegen ihrer Groͤße und Schwere unvermoͤgend ſind, von dem ſchwa— chen Wurzelkeime getragen zu werden, viel weniger aber die uͤberliegende Erdbedeckung zu durchbrechen, und noch in demſelben Jahre erwaͤchſt ſie zu einer Hoͤhe von 1 Fuß und daruͤber. Auch durch Oculi— ) Weder in den ſchoͤnen botaniſchen Gärten bei Braunſchweig, Harbke, Göttingen, Hannover, Berlin und Caſſel, noch in den vor mir liegenden trefflichen botaniſchen Werken eines Linnee, Willdenow, Du Roi, Borkhauſen und Hayne, finden ſich ſolche Varietäten wie die sub 2, 3 und 4 erwähnten, in Natur oder ſchriftlich erwähnt, weshalb ſich nicht ungegruͤndete Zweifel über das Daſeyn derſelben erheben. Sollte wenigſtens die sub 2 bemerkte Varietaͤt nicht mit der rothbluͤhenden nordamerikaniſchen Roßkaſtanie (Aesc. carnea oder pavia) verwechſelt ſeyn ? 20 A E S C U LUS. ren läßt ſich die Kaſtanie nicht allein fortpflanzen, ſondern ſelbſt veredeln, und Ake man ihr e den bitteren herben Geſchmack benehmen zu koͤnnen. Bei Erziehung von een ſetzt man, ie nachdem der Ort der eigentlichen Beſtimmung eine mehrere oder mindere Staͤrke en erfordert, bie jungen Pflänzchen ſchon im naͤchſten Herbſt in 1—2füßiger Entfernung auf das 2e, und wenn ſich die Wurzeln anfangen zu berühren, in weiterer Entfernung auf das 388 Feld der Pflanzſchule, von 9 85 aus ſie ſodann ins Freie verpflanzt werden. Geſchieht dieſe Auspflanzung, welche wegen des frühen Treibens jederzeit im Herbſte nach dem Abfall des Laubes vorzunehmen iſt, in Waldungen oder Thier⸗ gaͤrten, ſo muͤſſen die Stämme mit Latten oder Pfaͤhlen umgeben werden, weil die Hirſche, auch Reh boͤcke gern daran ſchlagen. Nur felten wird bei weniger oder gar Feiner weiteren Pflege ſodann ein Stamm ausbleiben, oder durch unfreudiges Gedeihen dem Pflanzer mit Undanke lohnen. Selbſt 6 — 8 Zoll im Durchmeſſer ſtarke Staͤmme ſind bei gehoͤriger Vorſicht noch ſehr gut zu verpflanzen, beſſer 90 es jedoch, die Pflaͤnzlinge fruͤher, wo moͤglich ſchon im 35 oder 4 Jahre ihres Alters, auf den fuͤr ſie beſtimmten Platz zu ſetzen, weil die Erfahrung gelehrt hat, daß eine jung verpflanzte Kaſtanie groͤßer als eine ältere ſpaͤter verpflanzte wird, wovon die Urſache höchft wahrſcheinlich, wie uͤberhaupt bei dem Verſetzen aller alten Stämme, groͤßtentheils nur in dem nicht zu vermeidenden zu großen Verluſt der Faſer⸗Wurzeln liegt, welche beim Ausheben derſelben verloren gehen *). Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Wenn gleich beides in der Regel von dem Grade der Schnellwuͤchſigkeit abhaͤngt, die bei dieſem Baume außerordentlich groß iſt, da man 60 — 80 jaͤhrige Stämme gefunden hat, die 3 — 4 Fuß im Durchmeſſer hielten *), und hiernach die hoͤchſte Stuffe des Zuwaches ſpaͤteſtens ſchon im 80 — 90 Jahre erſtiegen zu ſeyn ſcheint, fo fol deſſen ungeachtet derſelbe 2 — 300 Jahre ausdauern, ehe er ab- ſtirbt, wobei ſodann zuerſt der Gipfel duͤrre wird. Nutzen. In den aͤlteren Zeiten ſtand die Roßkaſtanie freilich in groͤßerem Anſehen, und wurde in Alleen, wozu ſie ſich ſowohl durch ihren ſchnellen Wuchs, als durch den imponirenden Anblick ihrer Bluͤthe und kuͤhlenden Schatten ihrer Blaͤtter ganz vorzuͤglich eignet, haͤufiger angepflanzt als jetzt, wo ſie durch die ſchneller wachſende Pappel (Populus pyramidalis) immer mehr verdraͤngt zu werden ſcheint, nichts deſto weniger aber ſpricht der auch anderweit daraus zu ziehende Nutzen dennoch fuͤr ihren Anbau. Obwohl das Holz als Brenn-Material nicht ſonderlich iſt, da ihm der Vorwurf gemacht wird, daß es nicht gut brenne, und weder ſtark noch lange hitze, auch uͤberdies einen unangenehmen Geruch verbreite, ſo ſind doch die Kohlen zur Bereitung des Schießpulvers ſehr gut, und die Aſche liefert eine ſtarke Lauge. Als rohes Bau-Material kann es im Trocknen nicht verwandt werden, weil es ſehr zur Faͤulniß incli⸗ nirt; vorher mit Firniß oder Theer uͤberſtrichen, ſoll es dagegen unvergaͤnglich feyn. Am beſten benutzt ) Hiervon habe ich den Beweis bei den auf den hieſigen Promenaden angepflanzten ſtarken Kaſtanien geſehen, da oft ſchon im nächften Jahre bei allen (hoͤchſt wenige möchten auszunehmen ſeyn) auf der Suͤdweſt- und Weſtſeite die Rinde aufſprang, und mehr als handbreit abblätterte, welche Erſcheinung dem ſtarken Beſchneiden der Wurzeln nur allein als Urſache zuzuſchreiben iſt, indem dadurch den Stämmen die nöthigen Mittel zur hinreichenden Ernährung genommen werden, und folglich das Holz ſich zuſammenziehen oder eintrocknen, die dadurch abgeloͤſte haͤrtere Rinde aber aufſpringen und abblaͤttern mußte. Daß dieſes Zuſammenziehen auf der Suͤdweſt⸗ und Weſtſeite ſich ausſchließ⸗ lich zeigte, iſt durch die hier am ſtaͤrkſten wirkende Abwechſelung der äußern Temperatur leicht zu erklären. Im Pariſer Naturalien-Cabinette findet ſich nach Borkhauſen eine Platte von einem im Jahre 1656 gepflanzten und 1767 abgeſtorbenen, alfo 111 jährigen Baume, davon der Durchmeſſer 4%, Spannen oder 36 Zolle haͤlt. Fer⸗ ner erwähnt der Landdroſt v. Muͤnchhauſen (im Hausvater Theil 5, S. 99) eines Stammes, welcher an der Wurzel 11 Schuhe im Umkreiſe hatte, und Miller fah verſchiedene, deren Aeſte ſich auf 30 Fuß im Durchmeſſer ausgebreitet hatten. 50 AESCULUS. 21 es der Schreiner, Drechsler, Formſchneider und Bildhauer. Es läßt fih wegen feiner Zartheit und Weiße wie Lindenholz und faſt noch beſſer verarbeiten, nimmt Farbe, Politur und Beitze an, und iſt dem Wurmfraß nicht unterworfen; aus den oft ſchoͤn geflammten Wurzelſtoͤcken werden ſehr feine Meu- blen gefertigt. Die Rinde iſt ein Gerb- und Faͤrbe-Material, denn wollene Zeuge koͤnnen damit braͤunlichgelb ge— faͤrbt werden; ja ſogar haben die Aerzte ſie bei Wechſelfiebern ſchon in der Arznei ſtatt der China-Rinde (Cortex Cinchonae) gegeben. Die Bluͤthen werden von den Bienen geſucht. Das Laub freſſen Rindvieh, Schafe und Ziegen gruͤn und trocken gern, und eben ſo auch den Samen, welcher gewoͤhnlich in großer Menge waͤchſt. Setzt man letztern dem Viehe gleich roh vor, wird er wegen des herben bitteren Geſchmacks nicht angenommen; geſtampft, und anfangs mit gewoͤhnlichem Futter untermengt, ge⸗ woͤhnt ſich dagegen daſſelbe ſehr bald daran. Um dieſen Zweck ſicher zu erreichen, bedient man ſich auch wohl der Hunger-Cur, wovon im Hannoverſchen Magazin, Jahrg. 1766, S. 79, ein Beiſpiel aufge⸗ führt wird. Es wurde naͤmlich einem Ochſen von dem, mit ein Paar Händen voll Gerſtenſchrot und Strohherel vermengten Kaſtanien-Futter vorgeſchuͤttet, ohne daß es derſelbe annahm, nachdem er indeß einige Tage gehungert hatte, fraß er dies Futter ſo gern, daß er von 24 Scheffel nach fuͤnf Wochen vollkommen fett war. Die Kühe geben viel Milch davon. Um den Kaſtanien den herben, bittern Ge- ſchmack zu benehmen, und ſie dadurch zur Vieh-Fuͤtterung, beſonders zur Fuͤtterung des Federviehes, tauglicher zu machen, find in neueren Zeiten häufige und gluͤckliche Verſuche angeſtellt; durch 48 ſtuͤndi⸗ ges Einweichen derſelben in Lauge von Kalk und Aſche, und nachheriges 10 taͤgiges Auswaͤſſern (wobei täglich friſches Waſſer aufgegoſſen wird) wurde die Abſicht vollkommen erreicht, und von den ſonach ver— füßten, hierauf zu Brei gekochten Kaſtanien das Federvieh nicht allein ſehr gut genaͤhrt, ſondern auch fett. Roth⸗ und Schwarzwild Aft dieſelben ſehr gern, und kann damit als Winterfuͤtterung in Thier— gaͤrten leicht und gut erhalten werden. Den mit der Druſe behafteten Pferden leiſten die geſtoßenen und zermahlenen Kaſtanien im Futter große Dienſte, wenigſtens werden ſie von den Tuͤrken hierzu verwandt; daher der Name Roßkaſtanie; und eben fo bereitet, ſchuͤttet man fie auch in naſſen Jahren und in allen fieberloſen Faul⸗Krankheiten mit gutem Erfolg den Schafen zur Lecke vor. Man bereitet ferner einen Haarpuder und Staͤrkemehl daraus, welches letztere zu Buchbinderkleiſter, wie auch zur Reinigung der Waͤſche (Bernes oͤkonomiſche Sammlungen, 2 Theil, S. 943) gleich gut verwandt werden kann, und beim Waſchen der Haͤnde die Stelle der Mandelkleie vertritt. Die in der aus den Kaſtanien gezogenen Lauge gewalkten wollenen Zeuge werden empfaͤnglicher für die Färbung, und der Hanf wird davon an Guͤte beſſer und weißer. In den Oelmuͤhlen ausgepreßt geben ſie ein gutes Brennoͤl, ja ſogar ſollen fie Eſſig und Branntewein geben. Die Samenkapſeln dienen zum Gerben, und mit aufgelöftem Ei- ſenvitriol zum Schwarzfaͤrben; verbrannt geben ſie viele Pottaſche und eine ſehr ſcharfe Lauge. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wenn gleich die Roßkaſtanie als eigentlicher Waldbeſtand auf unſerem deutſchen Boden noch nicht vorkommt, und ſich mithin aus der Erfahrung hier kein Schluß uͤber ihre forſtliche Qualification und Behandlung ziehen laͤßt; ſo iſt doch, von dem Einzelnen auf das Große geſchloſſen, mit Zuverlaͤſſigkeit anzunehmen: daß, im Fall ſie die Aufmerkſamkeit des Forſtmanns oder Jaͤgers dereinſt mehr als bisher erregen ſollte, der Hochwaldbetrieb der einzige iſt „ der ſich bei ihrer Benutzung zu Nutzholz und Maſt für fie eignet. Länger als 80 — 100 Jahre darf ſodann der Turnus nicht feſtgeſtellt, und der Hieb ſelbſt nur im Herbſte, etwa November und December, gefuͤhrt werden. Feinde und Krankheiten. Außer dem Gewuͤrm, wovon die ausgeſaͤeten Kaſtanien oft Noth leiden, ſind bis jetzt keine eigent⸗ liche Feinde bekannt, da der Anbau dieſes Baums bisher nur an geſchuͤtzten Orten vorgenommen wurde, gewiß iſt es aber dennoch, daß im Freien die jungen Anſaaten noch vor und waͤhrend der Entwickelung 6 22 ALNUS. des Keimes in zahmen und wilden Schweinen, wo es deren giebt, die verderblichſten Feinde zu fuͤrchten haben; vielleicht auch möglich, daß die jungen unbeſchuͤtzten Staͤmme außer dem Schlagen der Hirſche, dem Schaͤlen des geſammten Rothwildes ausgeſetzt ſeyn wuͤrden. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; der Kelch einer befruchtungsfaͤhigen Blume mit maͤnnlichen und weiblichen Geſchlechtstheilen; der weibliche Geſchlechtstheil vergroͤßert; der männliche Geſchlechtstheil, ebenfalls vergrößert; eine aufgeſprungene Samenkapſel natuͤrlicher Groͤße; der Samen (die Kaſtanie) desgl. S EST III. ALN US. Eller. LINN. GEN. ed. VI. N? 1052. Glaffe XXI. MONOECIA. Ordnung IV. TETRANDRIA. Gattungs⸗Character. Die maͤnnliche Blume. Kaͤtzchen rundlich walzenförmig, mit dachziegelartig uͤber einander liegenden, an der Spitze verdickten und abgeſtutzten 3 blumigen Schuppen, an de⸗ ren aͤußerem Rande wiederum drei kleinere Schuppen befindlich. Kelch: der ge- meinſchaftliche eine rundliche Schuppe, der eigene (Krone) Atheilig, mit 4 zwei⸗ koͤpfigen oder doppelten Staubgefaͤßen. Die weibliche Blume. Kaͤtzchen eifoͤrmig; Kelch: eine 2blumige Schuppe, deren Saum vierlap⸗ pig; die Blumenkrone fehlt. Der Samen einzeln zuſammengedruͤckt, eirund flügellos. 6. e vera eee ee & M Een oje hen Wah e E de es Gemeine Eller. Tafel VI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gewöhnlich mehr rundlich als eifoͤrmig, ſtatt der obern Spitze hier zuruͤckge— druͤckt, ſtumpf oder ausgeſchnitten, nach dem Stiele zu ſich etwas verſchmaͤlernd, oder keilfoͤrmig, der Rand rundzaͤhnig; in den Achſeln der Adern auf der unte— ren Flaͤche druſig und zottig, in der Jugend klebrig. ALNUS. 23 Synonymie. ALNUS GLUTINOSA. Willdenow Linnée IV. 1. p. 334. N? 1. Borkhauſen I p. 468. N? 25. — un Bechſtein IV. p. 301. Ne 17. Burgsdorf II. 1. p. 145. Ne 7. Duͤ Roi und Pott J. p. 159. Ne 1. u — Hartig VI. 1. p. 101. N? 1. en — Guimpel und Hayne p. 180. Ne 135. Franz. L’AUNE VERD. — Engl. CoMMON ALDER Provinzial-Namen., Eller, Erle, Elfe, Aller, Arle, Urle, Alder, Elder, Older, Elſt, Elten, Ettern, Roth, Schwarze, Kleb⸗, Moos⸗Erle; Ottern⸗, Ellen, Orlin⸗, Elſter⸗-Baum. Abbildungen. Cramer T. 12. Reiter und Abel T. 7. Guimpel und Hayne J. 135. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 60 — 80 Fuß hoch, 1½ — 2 Fuß im unteren Durch⸗ meſſer ſtark, im geſchloſſenen Stande ſehr grade und ſchlank, und wenig beaͤſtet, iſolirt kurzſchaftig mit vielen und ſtarken Aeſten; die Krone aſtreich, rundlich oder pyramidenfoͤrmig. Die Rinde des alten Stammes aufgeriſſen, kleinſchuppig, ſchwarzbraum oder grau, und durch Schorf-Mooſe einzeln weißge⸗ fleckt; die des jungen Stammes (fo wie der Aeſte und Zweige) glatt, dunkel olivengruͤn, ziemlich vegel- maͤßig weißdruſig punctirt; die der juͤngſten Triebe im Sommer dunkelgruͤn und klebrig, im Winter rothbraͤunlich und weißlich punctirt. 5 Die Aeſte und Seitenzweige. Stand ungeregelt, auch wechſelnd, Wuchs ſtarr und ſperrig, die unteren ſich mehr der wagerechten, als erhebenden Richtung naͤhernd; ſehr bruͤchig. Die Wurzel. Sehr zahlreich und verworren verwachſen, flach, hoͤchſtens 2 — 3 Fuß tief unter der Oberflaͤche, aber weit ausſtreichend. Das Blatt. Die geſtielte, nach oben ziemlich ſtarke und abgeſtumpfte, eifoͤrmige oder breitliche Knospe aͤußerlich zweiblaͤttrig, an den Seiten eckig oder hoͤckerig; von Farbe im Herbſt und Winter violett oder ſchwarzblaͤulich, kurz vor dem Aufbruch aber rothbraun und weißlich beftäubt, klebrig. Das Anfangs oder Mitte Mai hervorbrechende, wechſelweis ſtehende ſommergruͤne Blatt 3 —4 Zoll lang und 3½ Zoll breit, rundlich, auch mehr oder weniger oval, am Grunde keilfoͤrmig, oft ungleich zulaufend, an der Spitze ſehr ſtumpf, oft ausgeſchnitten, am Rande mit rundlichen, ſeicht, und ſpitz geſaͤgten Zaͤhnen; auf beiden Seiten glatt und glaͤnzend, auf der unteren Flaͤche mit erhabenen weißlichen Rippen und netzfoͤrmigem feinen Adergewebe; in den Achſeln der erſteren roſtgelbe wollige Druͤſen, in der Jugend klebrig; oben dunkel“, unten hell- oder matt gelbgruͤn, welche Farbe bis Ende Octobers, wo der Froſt die Blaͤtter gruͤn abwirft, bleibt, ſpaͤterhin aber, wenn dieſelben ganz trocken werden, ins Braune übergeht. Der oben gefurchte, in der Jugend gleichfalls klebrige Blattſtiel iſt /, — 1 Zoll lang. Die Bluͤthe. Die in halbgetrennten Geſchlechtern traubenaͤhnlich zu 3, 4 oder 5 zuſammenſte⸗ 24 ALNUS. henden, ſchon im Herbſte ſichtbaren walzenfoͤrmigen, dachziegelartig geſchuppten, Ben männlichen und weiblichen Blüthen-Käschen erhalten im Monat März oder April ihre befruchtungsfaͤhige Reife, wo als— dann die rothbraͤunlichen lockeren, oft 2 — 3 Zoll langen männlichen Kaͤtzchen ſchlaff herabhaͤngen, und die unter jeder Schuppe befindlichen 4 — 8 gelben Staubgefaͤße hervorſchimmern laſſen; die kleinen violett⸗ braunen weiblichen Kaͤtzchen aber, welche gewoͤhnlich auf demſelben Zweige, nur tiefer herunter ſich befin- den, mit geöffneten Schuppen aufrecht ſtehen, und die das ganze Kätzchen beleuchtenden purpurfarbenen Stempel, deren jede Schuppe 2 enthaͤlt, hervorſtrecken. Die Frucht und der Samen. Nach der Befruchtung bildet ſich das weibliche Kaͤtzchen zu ei⸗ nem graugruͤnen, in der Reifezeit (Ende Octobers) gruͤnbraunen, eiförmigen, ſtumpfen, hartſchuppigen, etwa Haſelnuß großen Zapfen aus, der nach geſchehener Entſamung, welche im Winter vor ſich gehet, mit ſchwarzbraͤunlichen, aufgeſperrten, holzigen Schuppen noch über die naͤchſte Bluͤthezeit hinaus an den Zwei⸗ gen ſitzen bleibt. Der kleine eckige, nußartige, braune Samen verbreitet fi etwa 50 — 60 Schritte von ſeinem Mutterſtamme. Varietaͤten. a. emarginata: mit rundlich- keilförmigen, ausgerandeten, oder zuruͤckgebogenen Blaͤttern; laciniata: mit laͤnglichen fiederſpaltigen Blaͤttern, deren Zipfel ſpitzig ſind; c. querciſolia: mit rundlich⸗laͤnglichen gebuchteten Blättern, deren Zipfel ſtumpf find. — je Beſchaffenheit des Holzes. Ziemlich hart und ſchwer, elaſtiſch, kurz und feinfaferig, und glatt auf dem Hobelſtrich; die Farbe des friſch gehauenen Holzes iſt ſchoͤn rothgelb, bleicht beim Austrock— nen an der Luft jedoch bald aus, und verliert ſich ins Weißgelbliche. Ein Cubik-Schuh wiegt: ganz friſch t 56% Pfund. halb trocken... 43 — ganz duͤrrr. 29 — Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Man findet dieſe Eller einzeln, oder als foͤrmlichen Waldbeſtand, in ganz Europa, Aſien, Africa und America, noͤrdlich bis zum 60 Breiten-Grade; in Gebirgen (namentlich am Harze bis zu einer abſoluten Hoͤhe von 1000 bis 1500 Par. Fuß und daruͤber), wie auf Ebenen, an Seen, Teichen und Fluͤſſen, auf Bruͤchen, Suͤmpfen und naſſen Wieſen, und uͤberall, wo ſich ihr nur ein feuchter Boden, dem ſie ausſchließlich angehoͤrt, darbietet, waͤchſt ſie freudig empor. Der beſte Boden fuͤr ſie iſt ein ſchwarzer, fetter und warmer Moorgrund, dem es nie an Waſſer fehlt. Auch auf trocknem Boden trifft man fie zuweilen, allein ihr kuͤmmerlicher, ſtrauchartiger Wuchs, ihre kleineren Blätter, fo wie auch die weiße Farbe und groͤßere Bruͤchigkeit ihres Holzes beweiſen das Unzutraͤgliche dieſes Standortes. Fortpflanzung. Es wird dieſelbe durch Beſamung, Pflanzung, Wurzelbrut und Stecklinge bewirkt; indeß iſt ruͤck⸗ ſichtlich des Bodens, welchen die Eller zu ihrem guten Fortkommen bedarf, oder auf welchem ſie, in Vergleich gegen andere Hoͤlzer, den groͤßten Nutzen gewaͤhrt, unter allen dieſen Proceduren die Beſa— mung die ſchwierigſte, weil Ueberwaͤſſerungen, Schilf und Graswuchs, die gewöhnlichen aber gefaͤhrlich— ſten Uebel, die jungen Pflanzen, wenn nicht ſchon in der Entwickelung des Keimes, doch bald nachher erſticken. Wohl thut man daher immer, bei größeren Anlagen auf Bruͤchen ꝛc., die Pflanzung vorzuzie- hen, und zu dieſem Ende eigene Pflanz-Kaͤmpe anzulegen *), wobei man, wie bei Ellern-Beſamungen ) Bechſtein raͤth, hierzu einen mit ſamentragenden Ellern umgebenen Teich zu benutzen, indem man denſelben bei zu ALNUS. 25 überhaupt, folgendergeſtalt verfaͤhrt: Man ſchuͤttet die im November gepfluͤckten reifen Zapfen auf drä- therne oder von Weiden- auch anderen Ruthen geflochtene Horden, und ſammelt ſodann auf untergeleg⸗ ten Tuͤchern den bei mäßiger Stubenwaͤrme durch oͤfteres Umruͤtteln der Horden den geöffneten Zapfen entfallenden Samen. Soll nun die Ausſaat noch im Herbſte geſchehen, wird der Samen ſogleich, bei der Fruͤhjahrs-Cultur aber, bis dahin an trockenen Orten aufbewahrt, im April, entweder auf gleiche Weiſe wie Kleeſamen (Vollſaat), oder in Rinnen und Plaͤtze, auf feuchtem oder doch recht friſchen Boden ausgeſtreuet, und ½, hoͤchſtens / Zoll hoch mit Erde bedeckt. Zur Vollſaat, wobei es auf die Erziehung einer hinreichenden Menge junger Pflanzen ankommt, rechnet man auf 1 Normal-Morgen Rheinl. Maaß, 18 — 20 Pfund oder 1 guten Braunſchw. Himpten, außerdem jedoch nur 8 — 10 Pfund, und zur Platz⸗ und Rinn⸗Saat noch einige Pfund weniger. Der im Herbſte geſaͤete Samen keimt zu Anfang Mai, der im Frühjahr geſaͤete hingegen 4 — 6 Wochen nach der Ausſaat, und bringt dann zwei kleine eirundliche ſchlaffe Samenlaͤppchen mit aus der Erde. Noch in demſelben Jahre erreichen die jungen Pflanzen ſchon eine Hoͤhe von 6 Zoll, und im gen, Höchftens 3ten Jahre find dieſelben zur Weiterverpflanzung am tauglichſten, wo fie dann bei 3 — 4 fuͤßiger Entfernung in mehr weite als tiefe Loͤcher mit Vorſicht eingeſetzt werden. Vei der Vermehrung durch Wurzelſtoͤcke und Stecklinge, (wozu man Stamm⸗-⸗Reiſer oder Aſtabſchnitte nimmt, die unten etwa ½ Zoll vierjaͤhriges und oben ½ Zoll einjaͤhriges Holz haben,) werden beide an den Enden ſchraͤg und ſcharf abgeſchnitten (Quetſchungen oder Einſplitterungen muͤſſen ſorgfaͤltig vermieden werden), und ſodann im Herbſte oder Fruͤhjahre, wenn der Baum entblaͤttert iſt, ſchraͤg dergeſtalt in die Erde gelegt oder geſteckt, daß erſtere etwa 6 Zoll tief zu liegen kommen, und 2 Zoll, letztere aber nicht uͤber 6 Zoll hervorſtehen. Iſt der Boden hinreichend feucht, und uͤbrigens die gehoͤrige Vorſicht angewandt, ſo hat man auch hier einen guten Erfolg zu gewaͤrtigen, und außerdem noch den Vortheil, daß man zu jeder und in kurzer Zeit auch mit wenigen Koſten große Flaͤchen bebauen kann, ohne von dem Gerathen des Samens hierbei abhaͤngig zu ſeyn, wie dies bei den Saat-Culturen der Fall iſt. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Die Erfahrung lehrt, daß die Eller bei ihrem außerordentlich raſchen Wuchſe ſchon im 5ofen bis 6052 Jahre die hoͤchſte Stuffe des Zuwachſes erreicht hat, nichts deſtoweniger aber dauert dieſelbe unter guͤnſtigen Umſtaͤnden 80 — 100 Jahre bei völliger Geſundheit aus, und man hat ſolche Stämme gefun- den, die eine Hoͤhe von 100 Fuß und eine untere Staͤrke von 3 Fuß hatten. Nutz en. Dieſer iſt ſehr ausgedehnt, und erhaͤlt dadurch einen um ſo hoͤhern Werth, da man ihn von Grund— flächen gewinnt, die für den Beſitzer derſelben nur als unproductiv anzuſehen find, oder doch auf keine andere Weiſe zu ſo hohem Ertrage ausgebracht werden koͤnnen, wie derſelbe bei dem Anbau der Eller zu erreichen moͤglich iſt. Als Brenn⸗Material, wozu man auf tauglichem Boden ſchon in 6 — 8 Jahren hinreichend ſtarke Stangen erzieht, ſteht das Ellern-Holz in Vergleich gegen die uͤbrigen Hoͤlzer nur auf einer mittleren Stuffe, inſofern man deſſen verhaͤltnißmaͤßig größere Ertrags⸗Maſſe unberüͤckſichtigt laͤßt, denn es verhält ſich die Hitzkraft deſſelben zu der des buͤchenen ohr cer: . nach v. Werneck, wie 527 zu 1000, und verkohlt...... wie 552 zu 1000, oder nach Hartig, wie 3 Fl. 27 Kr. zu 6 Fl.; erwartender Samen⸗Erndte über Sommer oder im Vorherbſt abtrocknen und mit Huͤlfe des Windes natürlich beſa— men läßt. Dieſe Idee, obgleich fie Borkhauſen verwirft, ſcheint dennoch nicht übel, und mit Vortheil ausführbar, wo ſich Gelegenheit dazu findet, und die Fiſcherei es erlaubt. 26 ALNUS. deſſen ungeachtet aber wird es von den Bädern ſehr geſucht, da es bei faſt gar keinem Rauch eine ſehr helle Flamme und ſchnelle Hitze giebt; auch iſt die rohe Aſche zur Bereitung der Pottaſche mit Nutzen zu verwenden, denn von 9 Pfund der erſteren erhält man 17, Pfund der letzteren von vorzuͤglicher Guͤte. Die Kohlen ſind, außer den Haushaltungen, wo ſie ſich recht gut bewaͤhren, auf Huͤttenwerken bei Oefen, wo leichtfluͤſſige Erze geſchmolzen, und Eiſen und andere Metalle gefriſcht werden, ſehr nutz— bar, und koͤnnen, wenn ihnen ein gehoͤriger Grad von Leichtigkeit gegeben wird, wie dieſer durch Ver⸗ kohlung von mehr friſchem als trocknen Holze zu erreichen iſt, ſogar zum Schießpulver vortheilhaft verbraucht werden. In Holland benutzt man das Ellern Wurzel- und Reiſerholz noch beſonders dazu, den Ziegeln und Backſteinen eine größere Dauer zu geben, indem man daſſelbe in kleine Wellen ge- bunden und mit Kochſalz überſchuͤttet in die Schuͤrlöcher der Ziegeloͤfen zur Zeit wirft, wo das Gebraͤnde dem Garen nahe iſt und jene Oeffnungen zugemauert werden ſollen. Durch die hiernach entſtehenden ſalzſauren Daͤmpfe wird die Oberflaͤche der Ziegeln und Backſteine angegriffen und gleichſam wie mit ei- ner eiſengraufarbenen Glaſur überzogen, die dem Verwittern vermehrten Widerſtand leiſtet. Zu Bauten im Trocknen uͤber der Erde eignet es ſich zwar nicht beſonders, da es leicht vom Wurm angegriffen und ſtockig wird, deſto beſſer hingegen zum Erd- und ganz vorzuͤglich zum Waſſer— bau ), wo es an Dauer dem Eichenholze gleich zu ſetzen iſt; weshalb man denn auch daſſelbe beim Berg-, Muͤhlen- und Brückenbau zu Pfaͤhlen, Roͤſten oder Grundlagern, zu Waſſer-Roͤhren und Troͤ⸗ gen, zu Brunnen-Pfählen u. ſ. w., auch zum Ausbohlen der Viehſtaͤlle und Dungkauten verwendet; zu bemerken iſt hierbei uͤbrigens, daß das Holz zur Abwendung der Faͤulniß vorher ganz oder doch wenig— ſtens theilweis abgeborkt werden muß, und will man Holz-Vorraͤthe zu ſolchem Behufe auf längere Zeit aufbewahren, ſo thut man wohl, dieſelben nach zuvor geſchehener Abborkung in die Erde zu vergraben. Außerdem geben die Erlen-Bloͤcke trefliche Diehlen ꝛc. zu Meublen für den Tiſchler, welcher dem Holze nicht allein eine feine Politur, ſondern auch eine dem Mahagoni- und Cbenholze aͤhnliche Beitze giebt, und die Maſernſtuͤcke zu allerlei Fourniren zu benutzen verſteht; nur muͤſſen die Bloͤcke gleich friſch ge— ſchnitten und die Diehlen getrocknet werden. Ferner giebt das Ellernholz ein gutes Nutzholz fuͤr den Drechsler, Muldenhauer, Schnitzler ꝛc., indem das davon gefertigte Geraͤth eine beſondere Leichtig— keit erhält, welche den Gebrauch deſſelben bequem macht. Die jungen 5 bis 6jaͤhrigen Wurzelausſchlags— Stangen geben Bohnen und Hopfenſtangen. ; Die Rinde, welche entweder gleich nach der Faͤllung der Staͤmme, oder bei nicht zu ſtar— kem Austrocknen derſelben auch wohl erſt im Fruͤhjahr, wo der Saft treibt, abgeſchaͤlt wird, dient, mit altem Eiſen ausgelauget, ſtatt der Gallaͤpfel zum Schwaͤrzen, ohne Eiſen aber zum Gerben des Leders und zum Schwarzfaͤrben fuͤr Zeugfaͤrber und Hutmacher. Mit Eiſenvitriol liefert ſie eine braune Farbe, mit Waſſer hingegen ein ſchoͤn zimmtfarbenes Dekokt, welches ohne Zuſatz dem Tuche eine roͤthlichgraue Farbe giebt; vermöge ihres harzigen Weſens gereicht die Rinde auch zur guten Vorbereitung der zu fär- benden Zeuge, indem es dieſe dazu empfaͤnglicher macht. Das Laub giebt man in Ermangelung eines beſſeren Futters uͤber Winter den Schafen und dem Rindvieh, und ſollen die Kuͤhe gut danach milchen, die Schafe aber, falls ſie mit Lungen- oder Leber— krankheiten behaftet ſind, danach huſten, und ſo dem Eigenthuͤmer derſelben fruͤh genug Gelegenheit ver— ſchaffen, ſolche Krankheiten zu erkennen, um Vorkehrungs Mittel anzuwenden. Friſch aufgelegt ſollen die Blätter bei ſaͤugenden Müttern die Milch vertreiben und innere freſſende Bruſt- und andere Geſchwuͤre heilen; der durch Kochen der unteren jungen Rinde in Wein oder Waſſer erhaltene Abguß ſoll, den i Mund damit geſpuͤhlt, das Zahnfleiſch ſtaͤrken und Zahnſchmerzen lindern, ſich damit gewaſchen, aber ein gutes Mittel gegen die Kraͤtze ſeyÿn. Der Samen naͤhrt einen großen Theil der Singvoͤgel, vor— zuͤglich die Fringilla-Arten, als Zeifige und Citronenfinken, welche im Winter oft in ganzen Schwaͤrmen auf die Ellern fallen. ) So will man behaupten, daß Venedig auf Ellern Grundlagen und Pfaͤhlen ſtaͤnde. ALNUS. 27 Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Da die Eller auf Bruͤchen und Moraͤſten waͤchſt, wo keine andere edle Holzart gedeihet, und ſolche Flaͤchen in der Forſtwirthſchaft ſehr haͤufig vorkommen, wie z. B. der Droͤmling u. a. m., ſo iſt ſie bei dem uͤbrigens großen Nutzen, den ſie gewaͤhrt, fuͤr den Forſtmann ein hoͤchſt ſchaͤtzbarer Baum. Zur Hochwald- wie zur Niederwaldzucht eignet ſie ſich gleich gut, und iſt in erſterer Hinſicht, wo es auf Erziehung ſtarken Nutz-Holzes ankoͤmmt, der 60 jaͤhrige, bei letzterer Wirthſchaft aber, wo nur die Er- zeugung der groͤßtmoͤglichſten Brenn-Holz-Maſſe zum Grunde liegt, der 15 bis 20 jährige Umtrieb der paßlichſte, bei welchem die Stoͤcke einen 6 — 8 maligen Umtrieb ausdauern. Auch kann man durch Ueber: haltung von Laßreideln beide Betriebe mit einander vereinigen, und iſt ein ſolcher Compoſitions-Betrieb an Orten, wo der Boden zur natuͤrlichen Wiederbeſamung zu naß iſt, wo aber dennoch das Beduͤrfniß die Erziehung von ſtarkem Holze als zu Roͤhren u. ſ. w. nothwendig macht, beſonders vortheilhaft. Die Hiebszeit faͤllt in die Winter-Monate December und Januar, ſpaͤteſtens Februar, theils darum, weil die Bruͤche ſelten ohne Froſt zu paſſiren, oder doch das gefaͤllte Holz nicht gut abzufahren ſteht, theils aber deswegen, weil bei dem frühen Eintritt des Safttriebes die ſpaͤter gehauenen Stoͤcke ſich verbluten. Feinde und Krankheiten. Der Erlenruͤſſelkaͤfer (Curculio Alni) benagt die Knospen, und der Erlenblattkaͤfer (Chry- somela Alni) die Blaͤtter oft ſo, daß ſie alle wie durchſiebt ausſehen. Durch die Auszehrung, Kernfaͤule und Gipfelduͤrre gehen die Baͤume oft im beſten Wachs— thume zu Grunde. So gewiß es auch iſt, daß das letztere Uebel keine fuͤr ſich beſtehende zufaͤllige, oder dem Holze eigenthuͤmliche unvermeidliche Krankheit, ſondern nur die Folge eines anderen, bis jetzt noch nicht genug erkannten, vielleicht, ja wahrſcheinlich aber in dem Boden oder überhaupt in dem localen Stand- orte begruͤndeten Umſtandes iſt, indem die tiefer greifenden Wurzeln auf Thon- oder Sandlager gerathen, ſo leiden doch die Baͤume grade hiervon am meiſten, ſo daß nicht ſelten in etlichen Jahren der davon ergriffene Stamm von der Krone bis zum Fuße voͤllig abſtirbt. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Zweig mit männlicher und weiblicher Kaͤtzchen-Bluͤthe, an welchem ſich zugleich noch die alten entſamten Zapfen vom vorhergehenden Jahre befinden, in natürlicher Größe; » 2. ein Zweig mit ausgebildeten Blättern, halbreifen Frucht-Zapfen und jungen maͤnnlichen Kaͤtz⸗ chen, welche ſich im naͤchſten Fruͤhjahre erſt entwickeln, ebenfalls in natürlicher Größe; » 3. ein Befruchtungsboden (gemeinſchaftlicher Kelch) von dem männlichen Kaͤtzchen mit drei Blu- men, vergroͤßert; » 4. ein quer durchgeſchnittener, halbreifer Zapfen in natuͤrlicher Groͤße; » 5. eine Schuppe deſſelben, und » 6. die Samen, desgleichen in natürlicher Größe. 7. e FF Graue Eller. Tafel VII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter eirundlich, ſpitzig, unterhalb weichharig, die Achſeln der Rippen kahl; die Ne⸗ benblaͤttchen lanzettfoͤrmig. Synonymie. ALNUS IN CANA. Willdenow Linnée IV. 1. p. 335. Ne 3. Borkhauſen I. p. 474. N. 26. 2 a Bechſtein I p 299. N. 16 ea a a u a tes N? 16. — C) Du Roi und Pott I. p. 172. IN Be ati Feen pe 104. N. 2. Guimpel und Hayne p. 182. N. 136. Franz. L’AUNE BLANC. — Engl. Tux WHITE AT DER. Provinzial-Namen. Weiße, graue, rothe, nordiſche, weiße nordiſche, weiße norwegiſche, preußiſche Eller, Erle oder Elſe. Abbildungen. Reiter und Abel T. 16. Guimpel und Hayne T. 136. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 50 — 70 Fuß hoch, 2 Fuß im unteren Durchmef- ſer ſtark, ſehr ſchlank und grade, wie die vorhergehende Eller, doch außer der mit jener gleichartigen Krone weniger beaͤſtet. Die Rinde des alten Stammes in der Länge riſſig, ſchwaͤrzlich und grau me⸗ lirt, die des mittelwuͤchſigen glatt, von Farbe hellgrau, der Buchenrinde aͤhnlich, und an jüngeren Stäm- men wie an den Zweigen braungrau oder gruͤnlich, behaart, und niemals klebrig; die innere ſchwam⸗ mige Maſſe rothgelb. Die Aeſte und Seitenzweige. Wie bei der gemeinen Eller, aber mehr angeſchloſſen oder auf- waͤrts ſtrebend von Wuchs. Die Wurzel. Wenn auch nicht pfahlartig, doch ſehr tief gehend; die vielverzweigten Thauwur⸗ zeln weit ausgebreitet. ) Linnse, und nach ihm Burgsdorf, wie Duͤ Roi, rechnen dieſe und die vorhergehende Eller eigentlich unter die Hauptgattung BETVLA (B. Alnus. B. Alnus incana), und eben fo haben auch Linnse und mehrere Forſtmaͤnner fruher die graue Eller nur für eine Spiel-Art der gemeinen Eller gehalten. ALNUS. 29 Das Blatt. Die Knospe verkehrt eirund, zweiſchuppig, kaffeebraun und weiß behaart; kurzge⸗ ſtielt. Die zu Ende Aprils, auch wohl erſt im Mai hervorbrechenden, wechſelweis ſtehenden ſommer— grünen Blätter ausgewachſen 3% — 4 Zoll lang, 2½ — 3 Zoll breit, eifoͤrmig, ſtumpf zugeſpitzt, der Rand ungleich, groß und ſcharf gezaͤhnt, die Zaͤhne fein geſaͤgt; die obere Seite nur in der Jugend fein behaart, ſpaͤterhin glatt, die untere ziemlich ſtark gerippt oder geadert, und die Rippen wie die ganze Flaͤche mit feinen Haaren beſetzt oder gefilzt; von Farbe oberwaͤrts dunkelgruͤn, unterwaͤrts weiß⸗ lich; der Blattſtiel etwa 1 Zoll lang. Die bald abfallenden Afterblaͤtter lanzettfoͤrmig und ſpitzig. Weder dieſe, noch die Haupt-Blaͤtter ſind klebrig, und letztere werden im Herbſt, wie bei der gemeinen Eller, durch den Froſt gruͤn abgeworfen. Die Bluͤthe. Geſchlecht, Stand, Zeit der Entwickelung, Form, Lage und Beſchaffenheit, auch Farbe der aͤußeren und inneren Theile, der vorhergehenden Art gleich; nur daß die maͤnnlichen Kaͤtzchen laͤnger (oft 3 Zoll lang) und dicker, die weiblichen aber kleiner, auch dichter geſchuppt ſind; daß ferner die unter jeder Schuppe hervorragenden 2 Griffel mehr zuruͤckgebogen ſtehen, und daß die Farbe des männlichen, noch nicht ganz aufgeblüheten Kaͤtzchens mehr ins Braungelbliche, die des weiblichen dage— gen etwas mehr ins Braungruͤnliche faͤllt. Die Frucht und der Samen. Die Zapfen groͤßer und mehr laͤnglich, der Samen platter, duͤnner (dem Ulmenſamen aͤhnlich), faſt fluͤgelartig behaͤutet, und heller braun, auch fruͤher (ſchon zu An— fang Octobers) reifend, und fruͤher auch weiter vom Stamme abfliegend, als bei der anderen Eller. Varietaͤten. Nach Willdenow giebt es eine (nordamerikaniſche) Spielart mit ſpitzigeren, und nach Bechſtein eine dergleichen mit ſtumpferen, mehr filzigen Blaͤttern, welche letztere nur als Strauch vorkommt. Beſchaffenheit des Holzes. Fein, dicht und zaͤhe, von Farbe weiß, naͤhert es ſich faſt mehr dem Birkenholze, als dem der vorhergehenden Eller, iſt aber leichter als dieſes. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. In Schweden, Lappland, Preußen, auf den Oeſterreichiſchen Steyermaͤrkiſchen, Ty— roler, Salzburger und Schweizer-Gebirgen, wie auch in Deutſchland auf den Rhein-In— ſeln, an der Donau, im Wuͤrtembergiſchen, in Baiern und Pommern iſt dieſe Eller heimiſch. Wenn gleich aber ihr eigentlicher Standort von manchem Forſtmanne und Botaniker dort nur in das Gebirge auf trocknen oder ſandigen Boden verſetzt wird; ſo beweiſen doch anderſeitige practiſche Beobachtungen, daß ſie in niederen Gegenden eben ſo gut fortkommt, und im freien wie geſchloſſenen Stande, auf gutem, friſchen Boden (dem Univerſal-Erdreich aller Pflanzen), unſere gewoͤhnliche Eller an Schnellwuͤchſigkeit, beſonders in der Jugend, noch übertrifft; ja ſelbſt auf mäßig feuchtem Boden, nahe am Waſſer, laͤßt ſie in der Jugend keinen Unterſchied ihres Wachsthums bemerken. Fortpflanzung. Außer durch natuͤrliche oder kuͤnſtliche Beſamung und Anpflanzung, wird dieſelbe nicht weni— ger auch durch Ableger, Stecklinge und Wurzelbrut, zu welcher letzteren ſich dieſe Eller vermoͤge ihrer 50 — 60 Fuß und weiter auslaufenden Wurzeln ganz vorzüglich eignet, auf gleiche Weiſe wie bei der gemeinen Eller bewirkt; doch moͤgte die bei dieſer angeführte Anſaat auf trocken gelegten Teichen zu Erziehung von Pflanzen unanwendbar ſeyn. — Geſchieht die Ausſaat, nach den Grundſaͤtzen der Natur, im Herbſt, fo erſcheint die junge Pflanze im Monat Mai, und wird dieſelbe im Fruͤhjahre vorgenom- men, 4 — 6 Wochen nach der Zeit der Ausſaat mit zwei kleinen rundlich ovalen Blaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Anfangs, bis etwa zum 10 — 12 Jahre, ſchnellwuͤchſiger, aber auch früher im Wachsthume nach laſſend, hat dieſe Eller, gleich jener vorhergehenden, ſchon im 40 — 50er Jahre die hoͤchſte Stuffe ihres 8 30 ; ALNUS. Zuwachfes erreicht, das Ziel ihrer Lebensdauer ſcheint aber von der Natur kuͤtzer als bei jener geſteckt zu ſeyn. Nutzen. Sowohl als Brenn-Material im rohen und verkohlten Zuſtande, wie auch als Nutz⸗Material für den Stellmacher, Boͤtticher und Tiſchler (welche mancherlei Geſchirrholz, Faßreife, Meubeln u. ſ. w. daraus fertigen) aͤußert das Holz mit dem Birken faſt gleiche, und folglich eine hoͤhere Guͤte, als das der gemeinen Eller *), mit welcher übrigens die Benutzung der Rinde, Blaͤtter und Fruchtzapfen voͤllig uͤbereinkommen ſoll. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wie bei der anderen Eller, und wenn ſie auch durch manche andere deutſche Holzart (wie z. B. die Birke) hinſichtlich ihrer Nutzbarkeit wohl fuͤglich erſetzt wird, ſo bleibt ſie fuͤr den forſtlichen Anbau immerhin ein trefflicher Baum, der große Aufmerkſamkeit verdient. Feinde und Krankheiten. Außer dem Hudeviehe, vorzuͤglich den Schafen, ſind eigentliche Feinde eben ſo wenig, als be— ſondere Krankheiten bekannt, wodurch die Nutzbarkeit dieſes Baumes noch erhoͤhet wird. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Zweig mit blühenden männlichen und weiblichen Kaͤtzchen, an welchem ſich auch noch die alten entſamten Zapfen vom vorhergehenden Jahre befinden; ein Zweig mit ausgebildeten Blaͤttern und halbreifen Zapfen; beide (N. 1 und 2) in na⸗ tuͤrlicher Größe; ein etwas vergroͤßerter Befruchtungsboden von dem männlichen Kaͤtzchen; ein quer durchgeſchnittener, halbreifer Zapfen; eine Schuppe, und die Samen deſſelben, ſaͤmmtlich (Ne 4 — 6) in natürlicher Größe. — SD Sun w IV. ANDROMEDA. Andromede. LINN. GEN. ed. VI. N! 549. Claſſe X. DECANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs- Character. Die Zwitterblume. Der kleine Kelch 5theilig; die Blumenkrone ei- oder glockenfoͤrmig, mit ö ſpaltiger Mündung, die Spalten zuruͤckgebogen. 10 im Inneren der Blu- menkrone an dieſer verwachſene, aͤußerlich nicht ſichtbare Staubfaͤden; die Staub- beutel geſpalten, oder 2theilig. 1 Stempel; die Samenkapſel 5fächerig, vielſamig, der Samen ſehr fein. 15 € . 55 k ) Nach Bechſtein ſoll das bald ins Trockne gebrachte Holz beim Verbrennen ſich zu dem des buͤchenen verhalten: roh wie 900 zu 1000, und verkohlt wie 912 zu 1000. ANDROMEDA. 31 8. ANDROMEDA POLIFOLIA. Poleiblaͤttrige Andromede. Tafel VIII. Fig. a. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter wechſelweis ſtehend, ſchmal lanzettfoͤrmig, ungezaͤhnt, am Rande nach unten umgerollt, auf beiden Seiten glatt. i Die Blumenſtiele gipfelftändig, gehäuft, einblumig; die Blumenkrone eirund. Synonymie. ANDROMEDA POLIFOLIA. Willd. Linn. II. 1. p. 610. N. 13. Borkhauſen II. p. 897. und 1543 Ne 486. Bechſtein IV. p. 802. Ne 43. Burgsdorf II. 1. p. 271. N. 92. Hartig VI. 1. p. 205. Guimpel und Hayne p. 72. 1 Franz. L’ANDROMEDE A FEUILLES. REPLIEES — Engl. THE MARSH-ANDROMEDA. Provinzial-Namen, Andromede, Andromede mit Polei-Blaͤttern, Rosmarin-Andromede, kleiner wilder Rosmarin, Torf Rosmarin, falſcher Kienpoſt. Abbildungen. Reiter und Abel T. 92. Guimpel und Hayne T. 55. Beſondere Beſchreibung. Schaft ). Strauchartig, ſehr kurz, eigentlich ganz fehlend und rein aſttheilig. Die Aeſte und Zweige. Wuchs der erſteren gleich Aber dem Boden ausgebreitet und dann er— hebend, bis 1 Fuß, ſelten darüber hoch, von der Stärke eines Strohhalmes, mit vielen unten angefchloffe- nen, oben auswaͤrts gebogenen, ungeregelt ſtehenden Zweigen. Die Rinde, an den aͤlteren Aeſten und Zweigen graubraun, an den juͤngeren gruͤn oder roͤthlich. Die Wurzel tief gehend, weit ſtreichend, und mit haͤufigen Saugfaſern verſehen. Das Blatt. Die ausdauernden oder immergruͤnen Blätter ſtehen wechſelweis, find ſchmal lanzettfoͤrmig, etwa 1 Zoll lang und kaum 3 Linien breit, zugeſpitzt, oberwaͤrts der Laͤnge nach in der Mitte gefurcht, der Rand ungezaͤhnt und nach unten umgerollt, unterwaͤrts mit einer ſtark erhabenen *) Nach forſtmaͤnniſchen Grundſaͤtzen kommt den ſtrauchartigen Holz- Pflanzen, wozu die hier zu beſchreibende An— dromede gehoͤrt, die Theilbenennung Stamm oder Schaft freilich nicht zu; da indeſſen manchen der zu den Straͤuchen gerechneten Holzarten (z. B. Corylus, Sambucus u. ſ. w.) keineswegs der Schaftwuchs ganz abzusprechen iſt, ſo iſt ſolche Benennung beibehalten. 32 AND ROME D A. Hauptrippe; die obere Fläche ſchoͤn dunkelgrün, die untere gruͤnlich weiß; beide glatt und lederartig an- zufühlen. Der Blattſtiel kaum 1 Linie lang. f Die Bluͤthe. Eine Zwitterblume, welche im Mai an den oberen Spitzen der Zweige zu 3 oder 4, auch 5 in einfachen Dolden auf ½ bis / Zoll langen gebogenen Stielen erſcheint. Der kleine ro— ſenfarbene Kelch 5theilig, die fleiſchfarbige Krone glockenfoͤrmig, nach der Mündung verengt und in 5 kleine zuruͤckgebogene Abſchnitte getheilt; die in der Blumenkrone verborgenen, mit ihr verwachſenen 10 kurzen Staubfaͤden tragen kleine uͤberhaͤngende, in 2 Theile geſpaltene, an der Spitze zweiborſtige braͤunliche Staubkolben; der Fruchtknoten iſt rundlich, der Griffel lang, mit ſtumpfer roͤthlicher Narbe. Die Frucht und der Samen. Die Kapfel aͤußerlich fünfkantig, innen fünffächerig, braun; der im September reife, ebenfalls braune Samen ſehr klein, faſt ſtaubartig, eifoͤrmig und platt; Ausfall im October. Varietaͤten. Bekannt ſind davon drei: 4. Latifolia: die Blätter oval-lanzettfoͤrmig, 1% Zoll lang, Y, Zoll breit; ſehr aſtreich; 6. media: mit Vinien=lanzettförmigen, 1 Zoll langen, ½ Zoll breiten Blaͤttern. y. angustifolia: mit lanzett-linienfoͤrmigen Blättern. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr biegfam, elaſtiſch, hart, auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Mit Ausnahme der folgenden Spiel-Arten, das noͤrdliche Europa und Aſien; im noͤrdlichen Deutſchland der Harz u. ſ. w. 4. ein Fremdling, der nur in unſeren Gärten auf deutſchem Boden angetroffen wird, gehoͤrt, ſo viel bis jetzt bekannt iſt, ausſchließlich nach Nordamerika, woſelbſt er eine Hoͤhe von 8 — 10 Fuß, und eine Stärke der Aeſte von 2 — 3 Zoll erreichen ſoll; 9. gehört in Neufundland zu Haufe. Als eigentliche Sumpf⸗Pflanzen bewohnen ſaͤmmtliche Arten nur Bruͤche und Moore, in welchen ihre Wurzeln zur Bildung des Torfs weſentlich beitragen. Fortpflanzung. Wo dieſe in Gärten oder kuͤnſtlichen Anlagen gewuͤnſcht wird, erreicht man den Zweck am ſicher— ſten durch Ableger, oder Zertheilung der Straͤuche; die Anſaat erfordert bei der Kleinheit des Samens außerordentliche Vorſicht, und geraͤth dennoch hoͤchſt ſelten. Ueberdies muß der Boden eine ſchattige Lage haben, und in ſeinen Beſtandtheilen dem Torf-Boden aͤhnlich ſeyn, oder wenigſtens immer feucht erhalten werden koͤnnen. Der Samen liegt 18 Monate in der Erde, und geht dann im Mai auf; der meiſte iſt taub. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Hieruͤber ſind wohl noch keine ganz zuverlaͤſſige Reſultate vorhanden, doch giebt man das erſtere auf 10 — 12 Jahre an, wonach ſich denn das letztere etwa auf 15 — 18 Jahre beſtimmen laͤßt. Nutzen. Zunaͤchſt durch Anpflanzung auf feuchten Garten-Parthien, wo die im Jahre nicht ſelten zwei Mal (im Fruͤhjahre und Herbſt) erſcheinende ſchoͤne Bluͤthe zur wahren Zierde gereicht; ferner dienen die Wurzeln als Beſtandtheile des Torfs, wie auch einigermaßen das Geſtraͤuch zur Feuerung, außerdem aber ſoll das letztere zur Gerberei und Faͤrberei, auch in der Arznei mit Nutzen verbraucht werden; dagegen das Laub bei den Schafen Verſtopfung verurſachen. AND RO M E D A. 5 33 Forſtwirthſchaftliche Qualification. Faͤllt weg, da die Andromede im Gegentheile dem Anbaue nuͤtzlicherer Holzarten nicht ſelten hin⸗ derlich, und ſo eigentlich zum Forſtunkraut wird; die Erzeugung und Benutzung des Torfs aber zum Reſſort des Bergmannes gehoͤrt. Feinde und Krankheiten. Sind nicht bekannt, wenn nicht vielleicht das Wildprett im Winter dieſen Strauch zur Aeſung annimmt. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. a. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. eine vergrößerte Blumenkrone, aufgeſchnitten dargeſtellt, wodurch die männlichen Geſchlechtstheile (Staubgefaͤße) ſichtbar werden; » 3. eine Blume in natürlicher Größe, von welcher die Kronenblaͤtter genommen find, um den weiblichen Geſchlechtstheil (Stempel) ſehen zu koͤnnen; » 4. ein Staubgefaͤß, vergroͤßert; » 5. ein Fruchtzweig mit reifen Kapſeln. 9. ANDROMEDA CALYCULATA. Buchsbaumblaͤttrige Andromede. Tafel VIII. Fig. b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter eirund⸗lanzettformig, der Rand zuruͤckgerollt, ſchwach und unvollkommen ſaͤgenartig. Synonymie. ANDROMEDA CALYCULATA. Willdenow Linnse II. p. 614. Bechſtein IV. p. 988. N? 146. — Borkhauſen I. 2. p. 1546. N! 580. (186 — 187.) 55 Guimpel und Hayne p. 73. Provinzial- Namen. Großkelchige Andromede. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 56. 34 A ND ROM E D A. Beſondere Beſchreibung. Schaft. Strauchartig, ſehr kurz, gewoͤhnlich gleich uͤber dem Boden in viele Aeſte und Zweige zertheilt. Die Aeſte und Zweige. Wuchs wie bei der vorhergehenden Art, erſt ausgebreitet, und dann er— hebend, nur höher, oft 3 — 3 ½ Fuß lang, und die Farbe derſelben mehr ins Rothe fallend oder ganz roth. | Die Wurzel. Desgleichen wie vorhin, tiefgehend, weit ſtreichend und mit haͤufigen Saugwur⸗ zeln verſehen. Das Blatt. Ausdauernd oder immergruͤn, ſpiralfoͤrmig, wechſelweis ſtehend, oval-lanzettfoͤr— mig, etwa 1 Zoll lang, / — % Zoll breit, nur wenig zugeſpitzt, am Rande, welcher nach unten umge⸗ rollt, kaum bemerkbar gezaͤhnt, lederartig; die obere Flaͤche runzlig, mit ſehr kleinen, aber ſchon bei ge— ringer Vergrößerung zu erkennenden runden, haͤutigen, durchſichtigen Schuppen zerſtreut beſetzt, und ſchoͤn gruͤn, die untere Flaͤche glatt, mit ſehr kleinen, in der Mitte durch einen braunen Punct bezeichneten weißen Schuppen dicht uͤberlegt, wodurch die ganze Flaͤche weiß erſcheint. Der Blattſtiel kurz, nur wenige Linien lang. 8 Die Bluͤthe. Die nach dem oberen Ende der Zweige zu aus den Winkeln der Blätter im Mo- nat Mai erſcheinenden kurzgeſtielten Zwitter-Blumen ſtehen einzeln, einſeitwendig, zu 5 bis 8 uͤberein— ander, wie die Maiblumen. Der Blumenſtiel iſt von 2 kleinen ovalrunden zugeſpitzten Deckblaͤttchen unterſtuͤtzt. Der Kelch 5 ſpaltig, ziemlich flach ausgebreitet roſenfarben; die Krone eirund, an der Oeff— nung etwas verengt und mit 5 zuruͤckgebogenen Einſchnitten, weiß, nur ſchwach roth angeflogen; im Inneren derſelben finden ſich unmittelbar mit ihr verwachſen 10, oben 2ſpaltige Staubfaͤden mit braͤun⸗ lichen Staubkolben, ſo wie auf dem Grunde der rundliche, mit einem ziemlich langen Griffel verſehene Fruchtknoten. Die Frucht und der Samen. Die Kapsel fuͤnfkantig, 5 fächerig, vielſamig, braun; der Samen ſtaubartig, braͤunlich und im September reif. n Varietaͤten. a. Mit laͤnglich walzenfoͤrmigen Blumenkronen und breiten Blaͤttern; (Andromeda latifolia). b. mit ſchmalen Blaͤttern. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr elaſtiſch, hart, und auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Die buchsbaumblaͤttrige Andromede waͤchſt im nördlichen Europa und Aſien, wo hingegen die beiden Abarten ſich im noͤrdlichen Amerika heimiſch finden, und von dieſen nur die breitblaͤttrige, welche eigentlich aus Neufundland ſtammt, in unſeren deutſchen Gaͤrten cultivirt wird. Gleich der Andromeda polifolia, gedeihen auch dieſe Arten ſaͤmmtlich nur auf ſumpfigem oder Moorboden. Fortpflanzung. Die bei uns vorkommenden Arten laſſen ſich am leichteſten durch Ableger fortpflanzen; ihre Erzie⸗ hung durch Samen iſt ſchwieriger, und wo ſie angewandt wird, muß die Ausſaat im Herbſt auf feuch- tem Boden und an kühlen ſchattigen Orten vorgenommen, der Samen aber nur mit Moos locker bedeckt werden, worauf dann, im zweiten Fruͤhjahre, alſo nach 18 Monaten, gegen Anfang des Mai die jungen, ſehr kleinen Pflaͤnzchen mit rundlichen Blaͤttchen erſcheinen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres moͤgte auf etwa 12 — 15, und letzteres auf 20 — 25 Jahr anzunehmen ſeyn. AND ROM E D A. 35 Nutzen u. ſ. w. Wie bei der vorhergehenden Art. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. b. N? 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. eine zur Hälfte durchgeſchnittene geöffnete Blumenkrone, in vergroͤßertem Maaßſtabe dargeſtellt, wodurch die Lage der Staubgefaͤße ſichtbar wird; 5 » 3. der von den Kelch- und Kronen-Blaͤttern entbloͤßte Fruchtknoten mit dem Griffel, in gleicher Vergrößerung ; a » 4. ein kleiner Zweig mit reifen Samenkapſeln; » 5. eine noch mit dem Kelch bedeckte reife Samen-Kapſel, vergrößert. V. RB UT US. Sandbeere. LINN. GEN. ed. VI. N: 552. Claſſe X. DECANDRIA. Ordnung 1. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Kelch 5 theilig. Blumenkrone eifoͤrmig, mit verengter 5 ſpaltiger Muͤn⸗ dung, an der Baſis durchſcheinend. Staubgefaͤße 10, der Blumenkrone eingefuͤgt und von ihr eingeſchloſſen, die Staubbeutel geſpalten. Stempel 1. Frucht eine runde kugelichte Beere, 5 faͤcherig, 5 und mehrſamig. 10. r Werte lb Ka Gemeine Sandbeere. Tafel IX. Fig. a. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter verkehrt eirund, glattrandig, dick, unterwaͤrts netzfoͤrmig. Synonymie. ARBUTUS UVA URS]. Willdenow Linnée II. 1. p. 618. N 7. mer —— Borkhauſen II. p. 1078. Ne 373. Br — Bechſtein IV. p. 820. Ne 62. 36 AR BUT US. ARBUTUS UVA URS I. Burgsdorf II. p. 270. N: 91. —— Dü Roi und Pott I. p. 112. N. 2. — Hartig IV. 1. p. 205. Guimpel und Hayne p. 74. Franz. LE BoussEROLIIE. — Engl. TIE BEAR-BERRY. Pro vinzial⸗Namen. Sandbeere, Baͤrentraube, Baͤren⸗, Mehl-, Stein-, Wolfs-, Preußel- und Moͤhrbeere, ſpaniſcher Heidelbeerſtrauch. Abbildungen. Reiter und Abel J. 91. Guimpel und Hayne T. 75. Beſondere Beſchreibung. Schaft. Strauchartig, ſehr kurz und niederliegend, eigentlich ganz fehlend, und gleich uͤber dem Boden in viele Aeſte und Zweige getheilt. Die Aeſte und Zweige. Erſtere in ungeregeltem Stande flach uͤber den Boden hingeſtreckt bis zu einer Länge von 2 — 3 Fuß, knotig, die Rinde braun; letztere ſich 4 — 6 Zoll hoch erhebend, dicht belaubt, von Farbe gruͤn. n Die Wurzel. Vieltheilig und feinfaſerig, flach in den Boden greifend; auch an den niederliegen— den Aeſten finden ſich haͤufig feine Wurzeln oder Faſern, wodurch jene gleichſam niedergehakt werden. Das Blatt. Ausdauernd oder immergruͤn, ungeregelt, wechſelweis oder gegen einander uͤberſtehend, Y, Zoll lang, ½ Zoll breit, verkehrt eirund, oben abgeſtumpft, nach dem Stiele zu ſchmal auslaufend, am Rande etwas umgerollt und glatt, dick oder lederartig, feſt und glaͤnzend, mit einem oberwaͤrts vertieften, unterwaͤrts erhabenen netzfoͤrmigen Adergewebe; die obere Fläche ſchoͤn dunkel-, die untere etwas weniges heller grün. Der Blattſtiel ſehr kurz, 1 — 2 Linien lang. Die Bluͤthe. Die zu 3 — 4, oder 5 traubenähnlich auf den Spitzen der Zweige im Monat Mai erſchei— nenden Zwitterblumen find kurz geſtielt; der ſehr kleine Kelch 5 ſpaltig, grün; die Krone eirundlich, an der Oeffnung verengt, mit 5 kleinen flach zuruͤckgebogenen rothen ſtumpfen Zähnen, übrigens roͤthlich weiß, und unten uͤber dem Kelche durchſichtig; im Innern der Krone und mit ihr verwachſen befinden ſich 10 kurze, unten bauchige, weiße Staubfaͤden mit getheilten braunrothen Staubkolben, am Grunde und in der Mitte derſelben aber ſteht der rundliche, glatte, gruͤne Fruchtknoten mit dem einfachen gruͤnen Griffel oder Staubwege, deſſen Länge der Kronen-Laͤnge gleich iſt, mit rundlicher verdickter Narbe. Die Frucht und der Samen. Die zur Zeit der Reife im Monat September ſchoͤn rothge⸗ faͤrbte, glatte, runde, oben etwas gedruckte und mit dem bleibenden Griffel verſehene fleiſchige Beere iſt 5 faͤcherig und enthält 5, auch mehrere kleine harte Samenkörner. Varietaͤten. Nach Borkhauſen und Bechſtein giebt es dergleichen a. mit gruͤnlicher Bluͤthe, b. mit ſchwarzen Beeren. Beſchaffenheit des Holzes. Biegſam und zähe, inwendig weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Die kaͤlteſten Theile von Europa und Amerika, Gebirge und Ebenen, und die unfruchtbarſten Waldoͤden. In Deutſchland findet dieſer Strauch ſich ſuͤdlich und noͤrdlich, auf dem Harze, auf wuͤſten Heiden und Sandſtrichen, beſonders in der Umgegend von Celle und Luͤneburg, unter den Hei⸗ 38 und Kronsbeeren und Heide-Arten, fo wie auch vorzüglich in den Nadelwaldungen haͤufig, und ſonſt überall, wo trockner ſandiger Boden iſt, nicht ſelten ARBUTUS. 37 Fortpflanzung. Die leichteſte Methode, ihn in Gaͤrten anzubauen, iſt die Pflanzung mit dem Ballen; doch darf der Boden nicht feucht ſein. Hat man nur erſt wenige Pflanzen, ſo geſchieht die Vermehrung durch Anheftung der niederliegenden, leicht anwurzelnden Zweige mit weniger Muͤhe und ſehr ſicher. Die Beſa— mung ſchlaͤgt oft fehl, und der im Herbſte auf der Oberflaͤche des Bodens ausgeſtreuete Samen geht erſt nach 18 Monaten, alſo im 2 Fruͤhjahre Anfangs Mai, mit zwei kleinen laͤnglichen Samen⸗ blaͤttchen auf. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres laͤßt ſich zu 10 — 15, und letzteres zu 18 — 20 Jahre annehmen. Nutz en. Wegen der herben, zuſammenziehenden Kraft, welche der ganze Strauch aͤußert, und heſonders an dem Safte bemerkt werden kann, benutzen ihn in Schweden und Norwegen, ſo wie auch in England und Rußland, vorzuͤglich in der Gegend von Caſan, die Gerber, vorzuͤglich die Corduan-Bereiter, und ziehen ihn jeder anderen Holz-Rinde vor. Die getrockneten, zuſammenziehenden und etwas bitteren Blaͤtter werden in den Apotheken als Schweiß- und Steintreibende Mittel angewandt; unter den Rauchtaback gemengt, ſollen ſie demſelben, wiewohl unwahrſcheinlich, einen angenehmen Gernch und Ge— ſchmack, ja ſogar die Kraft mittheilen, die Speicheldruͤſen zu ſtaͤrken. In Schweden werden fie mit ei- nem Zuſatze von Eiſenvitriol zur grauen oder ſchwarzen Faͤrbung der Wolle und des Tuchs genommen, ſo wie auch daſelbſt aus dem bloßen Safte ohne Zuſatz von Zucker ein wohlſchmeckender, gegen Durch— fälle dienlicher Syrup gekocht wird. An den Wurzeln findet ſich zuweilen im Sommer die ſogenannte deutſche Cochenille, oder der Scharlachwurm (Coccus Uvae Ursi Lin.). Die Beeren find eine Lieb— lingsſpeiſe der Bären und Voͤgel (Auer-, Birk- und Haſelhuͤhner, Krammetsvögel 2c.), und obwohl fie an und für fi unſchmackhaft find, werden fie doch von den Lapplaͤndern im Nothfall friſch und ge⸗ trocknet, roh oder als Brodt-Mehl gegeſſen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Aus der vorhergehenden Beſchreibung geht genugſam hervor, daß ſich dieſer Strauch zum forftli- chen Anbaue keinesweges eignet, wohl aber unter die Forſtunkraͤuter gerechnet werden kann, indem er durch ſeine niederliegenden, um ſich wuchernden Aeſte und Zweige den Anſaaten beſſerer Holzarten hinderlich wird. Feinde und Krankheiten. Sind nicht bekannt, da man bei der Unbedeutenheit N Strauchs die Erforſchung derſelben vermuthlich außer Acht gelaſſen hat. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. a N. 1. Ein Bluͤthenzweig; » 2. eine vergrößert dargeſtellte, durchgeſchnittene Blumen-Krone, in welcher die Staub⸗ faͤden ſichtbar ſind; „ 3. ein vergroͤßertes Staubgefaͤß; » 4. ein vergroͤßerter Fruchtknoten mit dem Griffel; » 5. ein kleiner Zweig mit reifen Beeren. 10 38 ARBUTUS. 11. N een een eee N. Alpen⸗Sandbeere. Tafel IX. Fig. b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter länglich⸗umgekehrt⸗eirund, ſtumpfſpitzig, ſaͤgenartig, runzlig und fein behaart. Synonymie. ARBUTUS ALPINA. Willd. Linn. II. 1. p. 618. N? 6. 3 Borkhauſen II. p. 1081. Ne 374. — — Bechſtein IV. p. 822. N. 63. 5 — Suimpel und Hayne p. 76: Franz. L’ARBOUSIER OULE BUSSEROLE DES AT PES. — Engl. TE ALPINE ARBUTUS. Provinzial⸗Namen. Alpen⸗Arbutus, Alpen⸗Baͤrentraube, Moosheidelbeere. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 58. Beſondere Beſchreibung. Schaft. Strauchartig, ſehr kurz und niederliegend, eigentlich wohl ganz fehlend, und rein aſttheilig. Die Aeſte und Zweige. Erſtere, in ungeregeltem Stande ſehr zahlreich und flach uͤber den Boden hinlaufend, 1 — 2 Fuß lang, ſehr ſchwach, die Rinde braun und blaͤttrig; letztere ſich kaum 4 — 5 Zoll hoch erhebend, von Farbe mehr braun, als grün. Die Wurzel. Vieltheilig und feinfaſerig, überhaupt ganz wie bei der vorhergehenden Art. Das Blatt. Ueber Winter ausdauernd, im Fruͤhjahre aber abfallend, zerſtreuet und gegen einander uͤberſtehend, 1 — 1¼ Zoll lang und faſt % Zoll breit, laͤnglich-umgekehrt-eirund, aber ſtumpf zugeſpitzt, nach unten ſchmal auslaufend, der Rand ungleich, aber dicht geſaͤgt und mit einzelnen Haa⸗ ren wimperartig beſetzt, oberwaͤrts glatt, netzfoͤrmig geadert, unterwaͤrts mit erhabenen, roͤthlichen Adern und deshalb runzlig, zur Zeit des Abfalles ſkelettartig, von Farbe über Sommer dunkelgrün, im Herbſt ſchoͤn roth, die untere Flaͤche etwas bläffer, der Blattſtiel etwa 2 — 3 Linien lang. Die Bluͤthe. Die traubenfoͤrmig zu 3 — 5 auf den Spitzen der Zweige in den Achſeln der ober— ſten Blaͤtter gegen Mitte Juni erſcheinenden Zwitterblumen ſind ſehr kurz geſtielt; der kleine Kelch 5 ſpaltig, etwas flach und gruͤn, die nach Bechſtein und Borkhauſen matt fleiſchfarbene, nach Hayne aber matt gruͤnliche, ruͤckwaͤrts gebogene Krone eirundlich, an der Oeffnung verengt, mit 5 kleinen flach zurückliegenden ſtumpfen Zaͤhnen oder Blaͤttchen, das Innere derſelben ganz wie bei der vorhergehenden Art. f AR BUT US} | 39 Die Frucht und der Samen, desgleichen, nur daß die im October reifende Beere nicht roth, ſondern ſchwarzblau iſt. Beſchaffenheit des Holzes. Wie vorhin. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. In Lappland, Sibirien und England, ſo wie auch in Deutſchland die Alpengebirge, wo dieſer kleine Strauch auf ſumpfigem Boden vorkommt, ſtatt daß er in Lappland auf trocknem, ſan⸗ digem Boden waͤchſt. . f Fortpflanzung. Wahrſcheinlich auf ähnliche Weife wie bei der gemeinen Sandbeere; doch läßt ſich mit Beſtimmtheit daruͤber nichts angeben, weil dieſer Strauch in unſeren deutſchen Gaͤrten ſich noch nicht angebauet findet. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres iſt auf 8 — 10, und letzteres auf 15 — 18 Jahre anzunehmen. Nutzen. Das Geſtraͤuch mit den Blättern wird zum Gerben benutzt, die Beeren aber dienen verfchie- denen vierfüßigen Thieren und Voͤgeln zur Nahrung, und koͤnnen auch nach Linnée zum Brodtbacken empfohlen werden. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wie bei der gemeinen Sandbeere. Feinde und Krankheiten. Desgleichen. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. b. N. 1. Ein kleiner Bluͤthenzweig; » 2. eine vergrößert dargeſtellte durchgeſchnittene Blumenkrone, in welcher die Staub⸗ faͤden ſichtbar ſind; » 3. ein vergroͤßertes Staubgefaͤß; » 4. ein vergroͤßerter Fruchtknoten mit dem Griffel; » 5. ein kleiner Zweig mit reifen Beeren. VI. ATRAGENE. Atragene. LINN. GEN. ed. VI. N? 695. Claſſe XIII. POLYANDRIA. Ordnung VI. POLYEYNIA. Gattungs⸗Character. Die Blume. Der Kelch fehlt; die Krone doppelt, die aͤußere größer, 4 blaͤttrig, die innere kleiner, zwölf, ſelten mehr⸗blaͤttrig. Staubgefaͤße und Stempel viele. Die Frucht beſteht aus vielen einſamigen, flachgedruͤckten, geſchwaͤnzten Haut⸗Fruͤchten. 40 ATRAGENE. 12. A T R , U π⁹ö·—nöNE RM DN. A. Alpen⸗Atragene. Tafel X. Fig. a. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegen einander uͤberſtehend, doppelt dreizaͤhlig, mit eirund⸗lanzettfoͤrmigen, zuge⸗ ſpitzten, ſaͤgenfoͤrmigen Blättchen. Synonymie. ATRAGENE ALPINA. Wild. Linnée II. 2. p. 1285. Ne 1. i — Borkhauſen II. p. 1207 Ne 436. — —— Bechſtein IV. p. 720. N. 142. — —— Guimpel und Hayne p. 152. N? 112. Franz. L’ATRAGENE DES ALP ES. — Engl. THE ALPINE ATRAGENE. Provinzial⸗Namen. Gemeine und Alpen-Doppelblume. Abbildungen. Schkuhrs Bot. Handbuch II. T. 150. Guimpel und Hayne T. 112. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, ganz kurz und niederliegend, oder fehlend. Die Aeſte und Zweige. Gewoͤhnlich gegen einander uͤberſtehend, ſchwach, niederliegend und häufig anwurzelnd, oder, ſich verwirrend, an anderem Geſtraͤuch 6— 8 Fuß hoch aufwaͤrts rankend. Die aͤltere Rinde braun, die jungen fadenfoͤrmigen Zweige oder Ranken gruͤn. Die Wurzel. Vieltheilig fein und verworren, flachlaufend. Das Blatt. Die im Monat Mai hervorbrechenden ſommergruͤnen Blätter ſtehen gegen ein- ander über, find zwei-, felten einfach gedreiet, d. h. der Haupt Blattſtiel theilt ſich in drei beſondere Stiele, wovon jeder an der Spitze drei ſehr kurz geſtielte, eirund-lanzettfoͤrmige, 1½ bis 3 Zoll lange und 1 bis 1% Zoll breite, ungleich geſaͤgte, vieladrige, aber glattſeitige, oberwaͤrts dunkel⸗, unterhalb hell⸗ oder gelbgruͤne Blättchen trägt, die im October abfallen; der Hauptblattſtiel iſt 2 — 3 Zoll lang. Die Bluͤthe. Im Juni oder Juli, zuweilen auch noch im Herbſte, kommt einzeln aus den Win⸗ keln der Blaͤtter die große haͤngende, 3 — 4 Zoll lang geftielte, matt violettblaue Blume zum Vorſchein. Der Kelch fehlt, die Krone iſt doppelt und beſteht aus den 4 aͤußeren, blaͤulich gefärbten, großen eirun⸗ den, zugeſpitzten, und 12, auch mehreren inneren, uber die Haͤlfte, kleineren ſpatelfoͤrmigen weißen, nach oben ins Gelbliche uͤbergehenden Blumenblaͤttern, welche viele kurze Staubgefaͤße, und viele laͤngliche gruͤne Fruchtknoten mit gebogenen, haarigen Griffeln umſchließen. Die Frucht und der Samen. Die Frucht beſteht aus einer großen Menge einfamiger, flach⸗ ATRAGENE. 41 gedruͤckter Hautfruͤchte, von denen jede auf der Spitze einen langen niedergebogenen, einſeitig haarigen Schwanz hat. Der Samen reift im September. Varietaͤten. a. flore coeruleo, mit blauer Blume; b. flore albo, mit weißer Blume. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr biegſam und zaͤhe, innerlich weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Auf den hoͤchſten Gebirgen Sibiriens, der Schweiz, Oeſterreichs und Schleſiens wird dieſer rankende Strauch an ſchattigen Orten häufig gefunden. Ein gemiſchter leichter, aber mäßig feuch⸗ ter Boden ſcheint ihm am willkommenſten zu ſeyn; auf trocknem Boden geht er aus oder kuͤmmert. Fortpflanzung. Es geſchieht dieſelbe durch Auslaͤufer und Ableger, wie auch durch den Samen, welcher gleich nach der Reife einzeln in Rinnen gelegt, und zwar nicht bedeckt, aber feucht erhalten wird; wo denn im naͤch— ſten Fruͤhjahre das junge Pflaͤnzchen mit zwei lanzettfoͤrmigen Samenblaͤttchen aufgeht. Bei Auspflan⸗ zungen iſt es gut, wenn man den Pflaͤnzling mit einem Stocke zum Anſchlingen verſieht. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres erſtreckt ſich auf etwa 10 — 12, und letztere auf etwa 15 Jahre. Nutzen. Außer der Verzierung unſerer Boskets, iſt kein weiterer Nutzen von dieſem kleinen Strauche bekannt. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Faͤllt weg. : Feinde und Krankheiten. Sind nicht entdeckt. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. a. N. 1. Ein Blätter-Iweig mit vollkommener Blume; » 6. ein Staubgefaͤß vergrößert; » 3. die männlichen und weiblichen Geſchlechtstheile zuſammenſtehend in natürlicher Groͤße; » 4. ein Fruchtknoten mit dem Griffel, vergrößert; » 5. die reife Frucht, mit den umhaͤuteten geſchwaͤnzten Samen; » 6. ein einzelnes Samen⸗Behaͤltniß durchgeſchnitten, um das Samenkorn zu ſehen, vergroͤßert. d g 11 VII. ATRIPLEX. Melde. LINN. GEN. e d. VI. N? 1153. Claſſe XXIII. POLYGAMIA. Ordnung I. MONOECIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der Kelch 5 blaͤttrig. Die Krone fehlend. Staubfaͤden 5. Der Stem⸗ pel zweitheilig. Ein einziger niedergedruͤckter Same. Die weibliche Blume. Kelch 2 blättrig. Blumenkrone fehlt. Staubgefäße fehlen. 1 Stem⸗ pel. Einſamig. 13. ATRIPLEX PORTULACOID ES. Portulak⸗ Melde. Tafel X. Fig. b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter gegen einander uͤberſtehend, laͤnglich, umgekehrt eifoͤrmig, nach oben breiter und ſtumpf, nach unten ſchmal auslaufend und glattrandig. Synonymie. ATRIPLEX PORTULACOID ES. Willd. Linn. IV. p. 957. N. 2. Borkhauſen II. p. 1192. N. 432. — Bechſtein IV. p. 837. N. 80. — Guimpel und Hayne p. 277. N. 209. Franz. L’ARROCHE POURPIERE. — Engl. TUE DWARF SCHRUBBY O BA CU. Provinzial⸗Namen. Portulakartige Melde, Meermelde. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 209. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, ganz kurz, ſchwach und niederliegend, oder fehlend Die Aeſte und Zweige. Sehr ſchwach und in ungeregeltem, zerſtreuetem Stande, auf dem Bo— den hingeſtreckt, erheben ſich nur die jüngften gegen einander uͤberſtehenden krautartigen Triebe derſelben A T RIP LEX. 43 1 bis 1½ Fuß gerade in die Hoͤhe. Die aͤltere Rinde aſchgrau beſtaͤubt, geſtreift und mit feinen zottigen Haaren, die juͤngeren fein behaarten Triebe graugruͤn. Die Wurzel. Sehr fein und flachlaufend. Das Blatt. Ausdauernd oder immergruͤn, gegen einander uͤberſtehend, (alt etwas gebogen), oval⸗ laͤnglich, Ye bis 1 Zoll lang, oben 3 — 4 Linien breit und ſtumpf, nach unten ſchmal auslaufend, glatt⸗ randig, fleiſchig, unterwärts fein behaart, und auf beiden Seiten matt gruͤn, ſehr kurz geſtielt. Die Bluͤthe. Die im Auguſt und September an den oberen Enden der jungen Triebe erſchei— nenden kleinen gelbbraunen Blumen ſtehen in vermengten Geſchlechtern (Zwitter- und weibliche Blumen) als kleine runde Knaͤule zuſammen, und bilden gemeinſchaftlich eine 2 — 3 Zoll lange traubenartige Rispe. Der Kelch iſt ö blaͤttrig, tief, beſtaͤndig, die Krone fehlt; bei der Zwitterblume finden ſich 5 Staubgefaͤße und 1 kurzer zweiſpaltiger Stempel oder Griffel mit zuruͤckgeſchlagener Narbe, bei der weiblichen hingegen nur der Stempel, und die Staubgefaͤße fehlen. Die Frucht und der Samen. Keine eigentliche Frucht, der Kelch umſchließt das im Spaͤtherbſt reifende einzelne, zuſammengedruͤckte, ſtumpfe, nach oben breitere, dreikantige, filzige, braune Samenkorn. Varietaͤten. Bechſtein bemerkt folgende: a. die Blaͤtter rautenfoͤrmig; b. die Blaͤtter auf jeder Seite in der Mitte mit einem deutlichen Zahne; c. Blätter und Stengel mit einem Silberſtaub beſprengt. Beſchaffenheit des Holzes. Biegſam und zähe, innerlich weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Die Meeres-Ufer in Europa und die Seeſtrande im ſuͤdlichen und nördlichen Deutſchland, auf leichtem, ſalzigem Boden. Fortpflanzung. Nicht nur durch Ausſtreuung des Samens, ſondern auch durch Ableger und Stecklinge wird dieſelbe bezweckt; die aͤlteren Pflanzen vertragen das Verſetzen nicht gut. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. 10 — 15 Jahr und daruͤber. Nutz en. Sowohl die jungen Blaͤtter als jungen Sproſſen werden, in Eſſig eingemacht, wie Kappern in Salat gegeſſen. Den Samen lieben die Sperlinge und andere kleine Voͤgel ſehr. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Faͤllt weg. Feinde und Krankheiten. Sind nicht bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. b. N. 1. Ein bluͤhender Zweig in natuͤrlicher Größe; » 2. eine zwitterliche, und » 3. eine weibliche Blume, etwas vergroͤßert; » 4. letztere nur mit einem Kelchblaͤttchen, um den Stempel deutlich ſehen zu koͤnnen, bedeutend vergroͤßert. VIII. BERBERIS. Berberitze. LINN. GEN. ed. VI. N! 442. Claſſe VI. HEXANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Blume. Der Kelch und die Krone 6blaͤttrig. Staubfaͤden 6. Statt des Griffels nur die Narbe. Die Frucht eine Beere, 2 — 3 ſamig. 14. B ERB ERIS VULG ARIS. Gemeine Berberitze. Tafel XI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter. Buͤſchelweiſe ſtehend, umgekehrt eifoͤrmig, am Rande ſaͤgenartig gezaͤhnt, auf der Spitze der Zaͤhne eine Borſte. Die Blumen in einfachen haͤngenden Trauben. Synonymie. B ERBE RIS n Willdenow Linnée II. 1. p. 227. Ne 1. — Borkhauſen II. p. 1000. N? 239. — — Bechſtein IV. p. 559. Ne 6 un — Burgsdorf II. p. 230. Ne 49. — — Dü Roi und Pott I. p. 120. en — NL Alan e u — Guimpel und Hayne p. 50 Ne 39. Franz. L'EPIXE VINETTE — Engl. TE COWON BERBERRY. Provinzial-Namen. Berbis⸗ oder Berbesbeerſtrauch, Briſelbeere, Eſſigdorn, Eſſigbeere, Erbſelbeerſtrauch, Erben. Prum⸗ melbeere, Paſſel⸗, Peiſel⸗, Reiſel⸗ oder Reiß⸗ auch Rhabarber⸗ Beere, Sauer- oder Sauerachdorn, Salſen⸗ dorn, Verſich, Weinſcherling, Weinaͤugleinſtrauch, Wutſcherling u. a. m. Abbildungen. Reiter und Abel T. 49. Guimpel und Hayne J. 39. B E RB E RIS. 45 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1 — 3 Fuß hoch, 3 — 4 Zoll ſtark, zuweilen ganz fehlend, und gleich in oder nahe uͤber der Erde in viele Staͤmme oder Aeſte getheilt, deren auch viele aus den Wurzeln aufſchießen. Der ganze Strauch wird etwa 6 — 12 Fuß hoch. Die Aeſte und Zweige. Der Stand wechſelweis, Wuchs ſchlank, unten angeſchloſſen oder ſpitz— winklicht, oben etwas ausgebreitet und buſchig, zunaͤchſt unter den Zweiganſaͤtzen, ſowie unter den Blatt⸗ buͤſcheln und Bluͤthentrauben einzeln, zwei-, auch fuͤnf-, gewöhnlich aber dreifach, mit handartig ge— ſpreitzten, ſpitzigen Stacheln beſetzt. Die aͤußere Rinde weißgrau und glatt, an dem aͤlteren Holze flach gefurcht, die darunter liegende gruͤngelb, und die Baſthaut hochgelb. Die Wurzel. Im Verhaͤltniß gegen den Stamm ſehr ſtark, tief gehend, aber auch weit und flach umherwuchernd, ſehr zaͤhe, gelblich. Das Blatt. Die Knospe kegelfoͤrmig, mit vier abſtehenden zugeſpitzten Schuppen, dunkelbraun. Die an den aͤlteren Zweigen in Buͤſcheln, an den jungen Trieben aber gepaart oder einzeln gegen An— fang des Mai hervorbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter ſtehen faſt ſpirallinienfoͤrmig abwechſelnd. Die Buͤſchel Blaͤtter ſind von verſchiedener, hingegen die der jungen Triebe von gleicher Groͤße, gewoͤhnlich 1— 2% Zoll lang und 1 — 1½ Zoll breit, verkehrt eirund⸗laͤnglich, oder oben ganz ſtumpf abgerundet, nach dem Stiele ſich ſtark verſchmaͤlernd, am Rande ſeicht gezaͤhnt, jeder Zahn mit einer Borſte verſe⸗ hen, glatt, unterhalb erhaben, geadert und matt gruͤn oder weißlich, oberhalb dunkelgruͤn, welche Farbe vor dem Abfall des Blattes (kim Monat October) ſich in die hochgelbe oder gelbrothe verliert. Der ge— ringelte Blatt-Stiel iſt kaum / — ½ Zoll lang. Die Bluͤthe. Mitte des Mai entſpringt dieſelbe bogenfoͤrmig niederhaͤngend aus den Blaͤtter— buͤſcheln als einfache Traube von 3 — 4 Zoll Länge, und die roſenaͤhnlichen gelben Zwitterblumen verbreiten in ihrer Naͤhe einen ſtarken Geruch. Die einzelne Blume kurzgeſtielt, am Grunde des Stiels ein kleines, breit lanzettfoͤrmiges, ſcharf zugeſpitztes grünes Deckblaͤttchen. Die Blumendecke oder der Kelch 6 blättrig, die Blaͤttchen oval, hohl und ausgebreitet, gedreiet oder doppelt hinter einander geſtellt, die inneren groͤßer und runder, die aͤußeren kleiner und zugeſpitzter, ſaͤmmtlich bald abfallend. Die Krone 6 blaͤttrig, die Blaͤttchen kleiner als die Kelchblaͤtter, eirundlich, ausgehoͤhlt, aufwärts ſtehend, am Grunde derſelben, wo die Staubfaͤden eingefuͤgt ſind, jedes zweidruͤſig. In der Kronenhoͤhlung finden ſich 6, vor der Befruchtung gleichſam verborgene, zuſammengedruͤckte, duͤnne gelbe Staubfaͤden, mit etwas einge: bogenen, doppelten, gelben Staubbeuteln. Der Griffel fehlt, und ſtatt deſſen ſteht die große runde, ſcharf— vandige grüne Narbe auf einem walzenfoͤrmigen grünen Fruchtboden *), Die Frucht und der Samen. Die Frucht eine kleine walzenfoͤrmige, anfangs grüne oder braun gruͤnliche, zur Zeit der Reife, Ende Septembers oder Anfang Octobers, aber hochrothe, ſaure und rothſaftige, oben mit einem ſchwarzen Nabel gekroͤnte Beere, mit einem haͤutig eingehuͤllten, laͤnglich kegelfoͤrmigen braͤunlichen Samenkorne. Varietaͤten. a. mit violetten Fruͤchten und mehrfach getheilten Stacheln; mit kern⸗ oder ſamenloſen Früchten; mit großen (veredelten) Fruͤchten; mit rauhen Fruͤchten und vielen Stacheln; mit ſchwarzen Fruͤchten; mit dunkelvioletten Früchten, weitlaͤuftiger gezaͤhnten Blättern, (dies iſt jedoch me Don N ) Bei dieſer Blume iſt die Function der Befruchtung mit bloßen Augen zu bemerken, indem ſich die Staubfäden bei geringer Berührung zu der Narbe herabbeugen, ihre Staubbeutel auf dieſelbe legen, und ſich nach geſchehener Ber fruchtung wieder in ihre vorige Stellung erheben. 12 46 BERBERIS. nur mit den Blättern der jungen Sprößlinge der Fall) und dreifachen Stacheln. Aus dem Samen dieſer Varietaͤt erhält man unſere gewoͤhnliche Berberitze. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig, dicht und hart, auf dem Schnitt glatt, etwas gelblich, mit weißer, gelb eingefaßter Markroͤhre. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Mit Ausnahme der Varietäten sub e und f, welche nur in Nordamerika angetroffen werden, findet ſich dieſer Strauch in ganz Europa, ſogar in Island, im noͤrdlichen Aſien und Nord— amerika. In Deutſchland, z. B. in Thuͤringen, kommt er unter dem ſtrauchartigen Laubholze häufig vor, und uberall, wo man denſelben in Hecken oder Luſtgebüͤſchen kuͤnſtlich erzieht, wird er fi auch durch Vögel, welche den leicht keimenden Samen oft weit vertragen, verpflanzt, in den nahe gelegenen Waldungen zeigen. Er kommt auf jedem Boden fort, wenn er auch noch ſo trocken iſt, vorzuͤglich aber freilich auf leichtem, friſchem, oder Lehm mit Sand vermengtem Erdreich, und am wenigſten auf naſſem oder Sumpfboden. Fortpflanzung. Iſt leicht, und zwar ſowohl durch den Samen, als durch Ableger, Wurzel⸗Schoͤßlinge und Steck⸗ linge zu bezwecken. Die im Herbſte in Rinnen gelegten und Y, Zoll hoch mit Erde bedeckten Kerne ges hen gewoͤhnlich im naͤchſten Fruͤhjahre, wenn ſie aber fleißig begoſſen werden, zum Theil ſchon 4 — 6 Wochen nach der Ausſaat auf, und bringen ſodann die verkehrt eirundlichen Samenlappen mit aus der Erde; die Keimblaͤttchen ſind rundlich und glatt, am Rande ſtachlicht gefranzt. Die Verpflanzung ge⸗ ſchieht am ſicherſten im Herbſte, oder doch im Februar, wenn ſie im Fruͤhjahre vorgenommen werden ſoll. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Schon im 15 — 208 Jahre hat dieſer Strauch feine Vollkommenheit erreicht, und länger als 30 Jahre dauert er ſelten aus, wenigſtens als Wildling nicht. Nutzen. Dieſer iſt ſehr mannichfach. Der buſchige Wuchs und lebhafte Farbenwechſel der Blaͤtter, Bluͤthen und Beeren qualificiren dieſen Strauch als Zierpflanze zum Anbau in Gärten oder ſonſtigen oͤffent— lichen Anlagen ganz vorzuͤglich; nicht weniger eignet er ſich aber auch wegen der haͤufigen Wurzelſchuͤſſe und vielen Stacheln zu lebendigen Hecken ſehr gut; doch duͤrfen dieſe, wo man auf Fuͤlle an Bluͤthen und Fruͤchten ſieht, nicht zu ſehr unter der Schere gehalten, und uͤberhaupt das Beſchneiden nur im Herbſt vorgenommen werden. Das feſte, ſchoͤn gelbe Holz der aͤlteren Staͤmme benutzt der Schreiner und Drechsler zu man— cherlei ausgelegten und andern Arbeiten, der Schuhmacher aber zu Abſatz-Naͤgeln, und von den graden jungen Schuͤſſen werden Spazier- und Lade⸗Stoͤcke, auch Pfeifenroͤhre gefertigt; das aͤltere Stamm⸗ und Wurzel⸗Holz in Spaͤhne geſchnitten, ſo wie die Rinde, vorzuͤglich die innere gelbe Wurzelrinde, liefern ein ſehr gutes Faͤrbematerial auf Leinen und Wolle, insbeſondere eine gute gelbe Grundfarbe der gruͤnen Tuͤcher; auch wird daſſelbe an mehreren Orten zur Faͤrbung des gelben und gruͤnen Saffians ange⸗ wandt; die Lauge beitzt das Holz gelb. Das aus der Wurzel gezogene Saftgelb, mit ſchwefelſaurem Indigo verſetzt, giebt ein ſchoͤnes Saftgruͤn. Auch officinelle Kräfte ſchreibt man der Rinde zu. So z. B. haben Cluſius und van Swieten die aͤußere weißgraue Stammrinde gegen die Waſſerſucht, andere Aerzte aber (gegenwaͤrtig freilich nicht mehr gebraͤuchlich) die innere gruͤne als Brech- und Ab— fuͤhrungs⸗Mittel, und die innere gelbe Rinde gegen die Mundfäule angewandt; aus der Wurzel-Rinde wird ein Extract gezogen, der den des Quaſſiaholzes an Reichhaltigkeit dreimal übertrifft. Die jungen, zarten, dem Sauerampfer ähnlich ſchmeckenden Blätter werden, beſonders in Hol— B E R B E RIS. 47 land, unter anderem Salat, auch in Fleiſchſuppen oder als Gemuͤſe gekocht gegeſſen. Aus den Bluͤthen, beſonders von den druͤſenartigen Honig-Gefaͤßen der Kronenblaͤtter, holen die Bienen viel Nahrung. Die Fruͤchte werden vom Wildpret und von Voͤgeln geſucht. Mit Zucker uͤberſtreuet und eingemacht, oder zu einem Syrup oder Gallerte eingekocht, dienen ſie zur angenehmen und geſunden Speiſe. Der ausgepreßte, mit Baumoͤl uͤbergoſſen, ſich lange Jahre haltende ſaure Saft liefert den ſtaͤrkſten aller Pflanzen⸗Eſſige, und wird in Ermangelung der Zitronen-Saͤure zu Punſch, zu ſauren Suppen oder Fleiſch-Bruͤhen, auch in den Zuckerbaͤckereien und Apotheken, wie nicht weniger im Sommer, mit Waf- ſer vermiſcht, zum angenehm kuͤhlenden Getraͤnk verbraucht; gekocht mit einem Zuſatz von Alaun, erhaͤlt man aus demſelben eine ſchoͤn hochrothe Dinte, und mittelſt ſonſtiger Beimiſchungen verſchiedene an- dere Farben. Aus den getrockneten Beeren laͤßt ſich ein ſtarker Spiritus ziehen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wenn auch dieſer ſchwache Strauch fuͤr den Forſtmann, der mehr auf die Nutzbarkeit der holzigen Theile, als auf die der Blaͤtter, Bluͤthen und Fruͤchte Ruͤckſicht nimmt, in der Regel kein beſonderes Intereſſe erregen kann, ſo iſt der vorbeſchriebene Nutzen deſſelben, im Vergleich zu den billigen Anſpruͤ⸗ chen, welche er hinſichtlich des Bodens macht, dennoch groß genug, um ihn bei der Forſtwirthſchaft in manchen Gegenden nicht ganz zu uͤberſehen; denn nicht ſelten finden ſich veroͤdete, ſteinige oder trockene Huͤgel und Flaͤchen, welche entweder ganz unbenutzt liegen bleiben, oder bei deren Anbaue der Forſt— mann zu Holzarten ſeine Zuflucht nehmen muß, die, was den reinen Holzwerth betrifft, noch keinen Vorzug verdienen, und bei Benutzung der uͤbrigen Theile der Berberitze weit nachſtehen. Auf ſolchen Flaͤchen, in ſo fern ſie den Getreidefeldern nicht zu nahe liegen, iſt der Anbau dieſes Strauches mit wahrem Nutzen verbunden, und folglich auch fuͤr den Forſtmann beachtungswerth; wo indeß jener Fall eintritt, muß die Cultur deſſelben freilich unterbleiben, weil ſich die ſchon laͤngſt von den Oekonomen aufgeſtellte Behauptung, daß dadurch Mißwachs des Getreides gefoͤrdert werde, bei ſorgfaͤltiger Unterſu— chung beſtaͤtigt hat ). Ueber einen eigentlich forſtmaͤßigen Betrieb dieſes Strauches laͤßt ſich aus der Erfahrung nichts ſagen; hoͤchſtens moͤgte er ſich zur ſchwachen Waasholzzucht mit 10 — 15 jaͤhrigem Turno eignen. Erklaͤrung der Abbildung. 1. Ein Bluͤthenzweig; » 2. eine Blumenkrone mit dem Piſtill und den 5 Staubfaͤden, vergrößert; 3. das Piſtill mit einem Staubfaden, gleichfalls vergrößert; . ein Fruchtzweig mit der reifen Beeren-Traube; auch a und b. der Blaͤtter-Pilz in natuͤr⸗ licher und vergroͤßerter Geſtalt; „die geoͤffnete Beere mit den Samenhoͤhlen, und » 6. zwei Samen in natürlicher Größe. Rn a ) Auf der Ruͤckſeite der Berberitzenblaͤtter findet ſich nämlich ein kleiner, als zerſtreuet roſtbraune Flecken erſcheinender Pilz (Lecidium Berberides), welcher ſich auf das nahe Getreide, vorzüglich gern auf den Weitzen, ausſaͤet, ſich ſodann als veränderte Gattung (Buccinia Graminis) weiter verbreitet, Blätter, Halme und Aehren gleichſam wie mit einem roſtfarbigen Staube uͤberzieht, und die fernere Entwickelung derſelben unterbricht, wodurch die Aehren taub werden. Auf Tab. 11. bei a. und b. N. 2. iſt dieſer kleine Schwamm in natürlicher und vergroͤßerter Geſtalt abgebildet. IX. B E T UL A. Birke. LINN. GEN. ed. VI. N? 1052. Claſſe XXI. MONOECIA. Ordnung VII. POLYANDRIA. Gattungsd- Character. Die männliche Blume. Kätzchen walzenfoͤrmig, mit dachziegelartig über einander liegenden, eirundlichen, geftielten, einblumigen Schuppen, jede dieſer groͤßeren Schuppen, oder der gemeinſchaftliche Kelch, enthält unterwaͤrts 3 — 5 dergleichen kleinere rundliche, oder den beſonderen 3 — 5 theiligen Kelch (welchen man auch als Krone betrachten kann) mit 6 — 12 Staubgefäßen. i Die weibliche Blume. Gleichfalls ein walzenfoͤrmiges Kaͤtzchen, mit dachziegelartig über einander liegenden 3 theiligen Schuppen, welche die Stelle des Kelchs vertreten, und von denen jede Theilſchuppe einen zuſammengedruͤckten, mit einem 2 fpaltigen Griffel verſehenen Fruchtknoten enthaͤlt; die Blumenkrone fehlt; die Frucht, der weibliche vielſamige Zapfen, der einzelne Samen fluͤgelartig umhaͤutet. 185 BE l e l e Weiße Birke. Tafel XII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter faſt dreieckt oder deltufoͤrmig, ſcharf zugeſpitzt, doppelt ſaͤgenartig, auf beiden Flaͤchen kahl, der Blattſtiel glatt. Synonymie. BETULA ALBA. Wild. Linnée IV. 1. p. 462. Ne 1. — Borkhauſen J. p. 479. Ne 29. — — Bechſtein IV. p. 284. Ne 13. — — Burgsdorf II. p. 150. Ne 15. — Duͤ Roi und Pott J. p. 129. Ne 1. — Hartig VI. 1. p. 97. N. 1. — Guimpel und Hayne p. 195. Ne 145. Franz. LE BOULEAU BLANC. — Engl. Tue common BIRCH- TREE. Provinzial⸗Namen. Gemeine weiße Birke, Roth-, Stein-, Waſſer- und Winter-Birke, Frauen- au ch Mutter⸗Birke, BE T UL A. 49 Hangebirke, Maſer⸗, oder Spitz⸗, auch Haar⸗Birke, Barke, Berke, Maie, Pfingſt⸗ auch Stein⸗Maie, Wunnebaum. Abbildungen. Cramer J. 10. Reiter und Abel T. 15. Guimpel und Hayne T. 145. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 60 — 80 Fuß hoch, 2 Fuß im untern Durchmeſſer ſtark, ſehr ſchlank und wenig beaͤſtet, mit pyramidenfoͤrmiger Krone. Die Rinde an alten Stämmen nach der Wurzel herunter ſehr dick, und unregelmaͤßig aufgeſprungen, ſchwarz, nur wenig weiß durch⸗ ſprenkelt, weiter hinauf, wie an den jüngeren Stämmen überall, weniger dick, und blaͤttrig, die oberen feinen Haͤute pergamentartig glatt und zaͤhe, und faſt ganz weiß, durch welche Farbe ſich auch die Birke ſchon in weiter Ferne von den übrigen Holzarten leicht unterſcheiden läßt; an den juͤngſten 1—3 jaͤhrigen Staͤmmen, Aeſten und Zweigen iſt ſie duͤnn und feſt aufliegend, mehr oder weniger hell- oder dunkelbraun, und mit vielen erhabenen, drüfenartigen weißen Punkten uͤberſtreuet. ; Die Aeſte und Seitenzweige. Der Stand beider wechſelweis, der Wuchs der erſteren bis zum mittleren Alter des Baumes, aufwärts, angeſchloſſen, gradgeſtreckt, und nur an aͤlteren, freiſtehenden Staͤmmen eine etwas mehr abſtehende Richtung annehmend; die Zweige ſchwach und zart, bei zuneh- mendem Alter des Stammes, vorzuͤglich auf den freien Lichtſeiten, an Aeckern, Wieſen oder Graͤben durch Schneedruck und das eigenthuͤmliche Gewicht der oft ſehr haͤufigen Samenzapfen mehr und mehr nie⸗ dergezogen, zuweilen 3 — 4 Fuß lang fadenartig herabhaͤngend; weshalb man ſolche alte Baͤume Hangelbirken nennt. Die Wurzel. Die Herzwurzel ſehr kurz oder fehlend, die Seiten⸗Wurzeln ſtark und aͤſtig, lau⸗ fen fein verzweigt in weiter Verbreitung ſeicht unter der Oberfläche. Das Blatt. Die Knospe wechſelſeitig ſtehend, kegelartig, zugeſpitzt und braunroth. Die ge: gen Ende des Monats Mai an den Seiten der Zweige gepaart, auf der Spitze derſelben aber einzeln ausbrechenden fommergrünen Blätter ausgewachſen 2 ½ Zoll lang, nicht ganz 1 ¼ Zoll breit, delta⸗ foͤrmig oder dreieckt, am Grunde entweder grade oder ſchwach herzfoͤrmig, auch zugerundet, oder ſich ver⸗ ſchmaͤlernd einem verſchobenen Viereck ahnlich, ſchraͤg weggeſchnitten, oben ſcharf zugeſpitzt, am Rande doppelt tief und ſcharf geſaͤgt, beim Ausbruch klebrig, dann trocken und glatt, nur zuweilen rauh, in der Jugend hell oder gelbgruͤn, ſpaͤterhin dunkelgruͤn, unterwaͤrts etwas matter, vor dem Abfall, Mitte oder Ende Octobers, ſchoͤn hoch- oder ſchwefelgelb. Der glatte, oben gefurchte Blattſtiel gelb oder roͤthlich, 1 Zoll lang. Die Bluͤthe. In halb getrennten Geſchlechtern befinden ſich die kurzgeſtielten, walzenfoͤrmigen, dachziegelartig geſchuppten männlichen und weiblichen Kaͤtzchen auf einem Stamme. Das größere männ- liche Kaͤtzchen erſcheint ſchon im Monat Auguſt einzeln oder gepaart, ſelten zu dreien an den Spitzen der Zweige, iſt anfangs klein, gruͤngrau, groͤßer werdend dunkelroth, im Fruͤhjahre aber, wo ſich die rothbraunen, eirunden Schuppen oͤffnen, und die unter jeder Schuppe in einem 3 — 5 ſpaltigen Kelche auf kurzen Staubfaͤden gedoppelt zuſammenſtehenden 6 — 12 gelben Staubgefaͤße ſichtbar werden, fol- chergeſtalt aufgelockert, 2 — 3 Zoll lang, ſchlaff herunterhaͤngend und von dem in Menge vorhandenen gruͤnlichgelben Befruchtungsſtaube gleichſam überpudert. Das gewoͤhnlich an demſelben Zweige, nur tiefer herunter aus den naͤchſten Blaͤtter-Knospen gegen Anfang des Monats Mai erſcheinende aufrecht⸗ ſtehende, „u — 1 Zoll lange, dünne, grüne weibliche Kaͤtzchen enthält unter jeder der die Stelle des Kelchs vertretenden, nagelartig eingefügten, an den Seiten kurz und rundlich gelappten 3 theiligen Schup⸗ pen 3 Blumen, wovon jede wiederum mit einem geſpaltenen, vorgeſtreckten, fadenfoͤrmigen, roth brau- nen Griffel verſehen iſt. 50 BIE HN Die Frucht und der Samen. Der Ende September oder Anfangs nm reife weibliche Zapfen iſt ziemlich dick und braͤunlich, die Schuppen find geöffnet, der zugleich 2 den 1 ſich von dem Zapfenfpindel trennende, durch zwei rundliche, flügelartige Haͤutchen eingeſchloſſene einzelne Samen iſt klein eiförmig, gelbbraun und ſehr leicht, fo daß er bei maͤßigem Winde oft uͤber 200 Fuß vom Mutterſtamme fliegt. Varietaͤten. a. Die Sommerbirke, welche kleiner iſt, früher blühet und den Samen früher reift, auch uͤbrigens groͤßere Kaͤtzchen und Zapfen traͤgt, als b. die Winterbirke, von welcher der Samen oft erſt im Winter abfliegt; c. pendula, mit abwärts hängenden Zweigen und glatten Blättern ); d. macrocarpa, mit haͤngenden Aeſten und Zweigen, glatten Blaͤttern und zwei⸗ mal groͤßeren Zapfen; e. hybrida, mit ahornaͤhnlichen, eingeſchnittenen Blättern. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr zaͤhe, grobfaſerig und elaſtiſch, auch, beſonders in den noͤrd— lichen Gegenden, hart und ſchwer, weiß mit Spiegelflecken. Ein Cubik-Fuß Stammholz wiegt: gantz feiſc ß; 59½ Pfund Weile ee 50 — und ganz duͤrree 41 — Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Das noͤrdliche Europa und Aſien bis zum 60ſen Grade iſt das eigentliche Vaterland der Weiß⸗ Birke, doch wird ſie noch weiter gegen den Nordpol hinzu angetroffen, und ſoll ſie uͤberhaupt dort der letzte, wie in Groͤnland der einzige Baum ſeyn, den man findet. (Die sub d. aufgefuͤhrte Varietaͤt ſtammt urſpruͤnglich aus Nordamerika, und die sub e hierauf folgende aus Schweden.) In Deutſch—⸗ land iſt fie überall anzutreffen, und hier bewohnt fie die Ebenen, wie die hoͤchſten Gebirge, am lieb— ſten freilich die Mittelgebirge, wo ſie theils gemiſcht unter Nadel- und anderen Laubholzarten vorkommt, theils ganz reine Beſtaͤnde bildet. Eine oͤſtliche, nord- oder weſtliche Gebirgs-Expoſition iſt ihr beſon— ders zutraͤglich, die ſuͤdliche weniger, und ein aus Sand und Lehm, noch beſſer mit Dammerde gemeng⸗ ter, lockerer, friiher Boden iſt das eigenthuͤmliche Erdreich derſelben, wenn gleich fie auch auf trockenem, oder ſandigen ſchlechten Boden noch ganz gut fortkommt; Sumpf oder rother Thonboden ift ihr nachtheilig. Fortpflanzung. Auf natuͤrlichem Wege bezweckt man dieſelbe leicht, wenn der zur Beſamung beſtimmte Baumort maͤßig licht geſtellt, und der von Unkraut, Moos und Reiſig zuvor gereinigte Boden mittelſt eiſerner Rechen wund gekratzt, oder die obere Decke deſſelben, inſofern ſie verraſet ſeyn ſollte, ſtreifen-, auch platzweiſe flach abgeplagget wird. Auf kuͤnſtlichem Wege geſchieht ſie a) durch Beſamung, wobei ) Dieſe Varietaͤt iſt Übrigens nichts weniger als haltbar, da, wie vorhin bei der Beſchreibung der Aeſte und Zweige be— merkt worden, jede freiſtehende Weißbirke im Alter zur Hangebirke wird, und zwar um ſo fruͤher, je trockner der Boden iſt, und je fruͤher mithin aus Mangel an Nahrung die Fuͤlle des Saftes abnimmt. — Gleiche Bewandtniß hat es mit der Maſerbirke, die lediglich als ein kummervolles, krankhaftes Product des ſchlechten Bodens anzuſehen iſt, indem ſie ſich nur in trocknen, ſandigen Gegenden findet. — Die von Bechſtein aufgeführte Varietaͤt mit geſchaͤckten Blaͤt⸗ tern ruͤhrt wahrſcheinlich nicht minder von einem krankhaften Zuſtande des Baumes her, wie ich dies bei der Roßka⸗ ſtanie zu beobachten kuͤrzlich Gelegenheit fand. Ganz unerwartet erſchien, nämlich unter den auf der hieſigen Prome⸗ nade gepflanzten jungen Baͤumen gegen Mitte Auguſt einer, deſſen früher einfarbig geweſenen grünen Blätter überall weißgeſchaͤckt wurden, und in einiger Entfernung von den geſchaͤckten Ahornblaͤttern nicht zu unterſcheiden waren. Bei genauer Unterſuchung ergab ſich jedoch, daß die geſchaͤckten Stellen dünner als das gruͤne Blatt, ja faſt durchſichtig wa⸗ ren, und einige Wochen ſpaͤter wurden ſie roſtroth und ganz trocken. BETULA. 51 die Bearbeitung des Bodens der Vorbereitung zur natuͤrlichen Beſamung gleich iſt, es ſey denn, daß Flug⸗Sand oder veroͤdete Heide-Flaͤchen anzubauen waͤren, fuͤr welchen erſteren Fall der Boden zuvor ſtehend gemacht, im letztern Fall aber die Heide entweder abgebrannt oder ausgehauen werden muß. Der in der letzten Haͤlfte des Septembers oder Anfang Octobers, wenn die Zapfen braͤunlich wer— den, geſammelte Samen wird ſodann, ohne vorher gereinigt zu ſeyn, ſammt den Schuppen noch im Herbſte, auch wohl im Maͤrz auf den Schnee, am ſicherſten aber, gut getrocknet, an einem trocknen, luftigen Orte (auf bretternen Böden oder in leinenen Saͤcken) aufbewahrt, im Monat April bei ſtillem Wetter ausgeſaͤet, und rechnet man, weil mehr denn % ſolchen ungereinigten Samengemenges in Schup- pen beſteht, und außerdem viele Koͤrner taub ſind, im Durchſchnitt auf einen Morgen bei der Vollſaat 20 — 25 Pfund, oder 4 — 5 Braunſchweigiſche Himpten, bei der Riefen- oder Plaͤtzeſaat aber, nach Ver⸗ haͤltniß der leerbleibenden Flache, etwa Y, weniger. Eine Erdbedeckung verträgt der Birkenſamen durch⸗ aus nicht, weshalb es gut iſt, den Boden der Saat⸗Plaͤtze vorher etwas feſt zu treten, wie dies bei den Moͤhrenſaaten geſchieht, die Ausſaat aber nie bei trocknem oder windigen Wetter vorzunehmen; wenn man nicht, wie dies bei groͤßeren Anlagen ſelten der Fall iſt, mit der Gießkanne zu Huͤlfe kommen kann. Etwa 4 — 6 Wochen nach der Fruͤhjahrs-Saat erſcheint die kleine Pflanze mit zwei kleinen rundlichen Samenblaͤttchen, welchen bald die eirundlichen Keimblaͤtter folgen. b. Die Verpflanzung der auf vorbeſchriebene Weiſe natuͤrlich oder kuͤnſtlich erzogenen jungen Stämme wird im Herſt nach dem Abfall, beſſer aber im Frühjahr vor dem Ausbruche des Laubes bei feuchtem Wetter, und zwar mit gutem Erfolge im Alter von 4— 5 Jahren, wenn fie noch nicht über 1½ bis 2 Fuß Höhe haben, vorgenommen; denn ſpaͤterhin, wenn die Staͤmme ſchon ſo alt und groß ſind, daß ſich die Rinde weiß färbt, geraͤth fie ſelten. Die beſte Entfernung der Staͤmme iſt 3 — 4 Fuß D oder in Verband, die Pflanzlöcher muͤſſen aber mehr flach als tief fein. Das Abſchneiden der gepflanzten jungen Staͤmme nahe uͤber der Erde iſt nur dann zweckmaͤßig, wenn unguͤnſtige, trockene Witterung ꝛc. das gaͤnzliche Ausgehen derſelben befuͤrchten laſſen, und nicht, wie man wohl fruͤherhin behauptet hat, durchaus nothwendig; dagegen das Abſchneiden der Spitzen in manchen Faͤllen heilſam. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Je nachdem das Clima milde oder rauh, und der Boden gut oder ſchlecht iſt, beſtimmt ſich erſte— res auf etwa 40 bis 60, und letzteres auf 60 bis 80 Jahre. N Der raſche, maleriſch ſchoͤne Wuchs dieſes Baumes, verbunden mit der Leichtigkeit ſeines Anbaues, da er auch mit dem ſchlechteſten Boden zufrieden iſt, verſchaffen ihm als Zier baum in Luſtwaͤldern ꝛc. vor vielen Holzarten den Vorzug; ungleich groͤßer aber iſt der Nutzen, den er in rein oͤkonomiſcher Hinſicht gewaͤhrt. Das bald geſpaltene und unter Dach gebrachte Holz nimmt als Brenn-Material eine der erſten Stuffen ein; denn es verhaͤlt ſich die Hitzkraft deſſelben zu der des Buchenholzes oh nach v. Warneck wie 855 zu 1000, oder nach Hartig wie 5 Fl. 9% Kr. zu 6 Fl. und verkohlt . .. wie 913 zu 1000, die Gewichts-Ausbeute der Kohlen gegen das Gewicht des verbrauchten Holzes aber wie 250 zu 1000; dabei brennt es ſehr leicht und giebt mit wenigem, auch unſchaͤdlichem Rauch ein gleichbleibendes, lebhaf— tes, ſtarkhitzendes Feuer. Gleiche Eigenſchaft aͤußert auch die Kohle beim Verbrennen, weshalb ſich dieſe bei Huͤtten und Fabriken zum Schmelzen ſchwerfluͤſſiger Körper, oder zu ſonſtigen chemiſchen Proceſſen vor zuͤglich eignet; noch bedient man ſich wohl der brennenden Kohlen, dem Weine den herben Geſchmack zu benehmen. Die Aſche enthält viele und gute Pottaſche und Lauge, welche letztere benutzt wird, der Seide und Wolle die verlorene gruͤne Farbe wieder zu geben, mit Harz geſiedet, aber eine zur Bleiche 32 | BE TAU taugliche Seife liefert, und aus dem Ruß des verbrannten Holzes bereitet man * gute Buch⸗ und Kupferdruckſchwaͤrze, wie auch eine recht gute Maler-Tuſche. — Als Bau⸗Material 5 Trocknen, hat man das Holz fruͤherhin wenig, und hoͤchſtens nur zu den inneren Waͤnden der Gebaͤude benutzt, wo es mit Tuͤnche überzogen, vom Stock- und Wurmfraß, dem es bei freier Einwirkung der Luft und des Wetters ſehr unterworfen iſt, nicht ſo leicht angegangen wird; doch hat man in neueren Zeiten mehr⸗ fache Verſuche angeftellt, demſelben durch Auslaugen und Rauchern, vorzüglich aber dadurch mehr Dauer zu geben, daß man es im Safte hauet, und unentaͤſtet ſo lange liegen laͤßt, bis das Laub die fluͤſſigen Theile völlig herausgezogen hat, wonach es dann in der Dauer faſt dem Eichenholze gleich kommen ſoll. Zu Waſſerbauten, wobei es von dem Zutritt der Luft ꝛc. ganz ausgeſchloſſen wird, ſoll es ſehr dauerhaft ſeyn. — Als Werk- und Geraͤtheholz wird es wegen ſeiner Zaͤhigkeit und Haͤrte faſt auf ähnliche Weiſe wie das Weiß⸗Ahornholz verbraucht, nur iſt es nothwendig, daß das in runden Staͤm⸗ men zum Austrocknen hingeſtellte Holz, mag es zu dieſem oder einem anderen Behuf beſtimmt ſeyn, gleich nach dem Hiebe fleckweiſe von der Borke entbloͤßt, und an einen luftigen Ort, auch nicht dicht zuſammen gebracht wird, wenn es nicht ſtockig werden ſoll. Es dient zu Radzaͤhnen, Drillingen und ſonſtigem Getriebs⸗Material in Mühlen und Maſchinen; der Stellmacher fertigt daraus Wagen-, Kar⸗ ren⸗ und Leiterbaͤume, Deichſeln und Langewagen, Felgen, Schlittenkufen, Pfluͤge, Eggen und mehrere andere Acker⸗Geraͤthſchaften, auch Sattelhölzer; der Tiſchler benutzt es zu Meubeln, vorzüglich Stühlen, und fournirt mit den Maferftücden Tiſche, Schraͤnke und Kommoden; der Drechsler und Schnitzler ver— arbeitet dieſe Maſern zu Stockknoͤpfen, Pfeifenkoͤpfen, Doſen und dergl., das uͤbrige Holz aber zu Scha— len, Tellern, Loͤffeln und ſonſtigen nützlichen Haus-Geraͤthen; auch Mulden und Schaufeln werden zuwei- len daraus gefertigt. Die jungen Stangen werden zu Kuͤbel- und Faß-Reifen, auch Wieden bei Verbin— dung der Bauholz-Floße, die geringeren Staͤmmchen und die Reiſer aber zu Eimer- und Tubbenbaͤnden, fo wie zum Binden der Waaſen und Anbinden der jungen Baͤume oder ſonſtigen Gegenſtaͤnde, ferner zu Beſen, wozu ſich keine andere Holzart fo gut eignet, zu Spieß- und Kinder-Ruthen verbraucht. Die faſt un- verwesliche Rinde ſchuͤtzt anderes Holz gegen die Faͤulniß, weshalb man, beſonders in maſſiven Ge— baͤuden, die Schwellen und Balken, welche feucht oder auf Steinen liegen, damit unterfuttert, und in den kalten Laͤndern dient ſie als Unterlage der Raſendaͤcher, indem damit die erſte Bretterdecke uͤber— legt, und nun der Raſen aufgeſetzt wird, wodurch ſolche Daͤcher eine Dauer fuͤr ein halbes Jahrhundert erhalten. Die Finn- und Lapplaͤnder fertigen daraus Stricke, Schuhe, Hirtenhoͤrner, Koͤrbe, Schachteln, Teller, auch walzenfoͤrmige, mit hölzernen Böden verſehene Trinkgefaͤße, welche man in Rußland Bu— racks nennt, und zum Aufbewahren eingemachter Gurken u. dergl. benutzt. Am Harze macht man daraus Gefäße zum Einſammeln der Erdbeeren, Krons-, Heidel-, Him- und Brombeeren, und von der aͤußeren weißen Rinde (epidermis) verfertigt man ſehr gute Reh-Blatt⸗Pfeifen. In den Haushaltun⸗ gen wird ſie zum Feueranmachen, ſo wie bei der Koͤhlerei zum Anzuͤnden der Meiler verwandt; in der Schweiz und an anderen Orten fertigt man aus der zuſammengerollten Rinde ſehr gute Fackeln. — Mit Porſt (Ledum palustre) deſtillirt, giebt die aͤltere Rinde das bekannte Rußol (Oleum rusci s. be- tulae), oder den Birkentheer (Daggut), welcher in Rußland, ſo wie auch jetzt in Deutſchland an mehre⸗ ren Orten, zur Bereitung des Juftenleders, und uͤberhaupt zum Einſchmieren aller Arten von Leder, wie nicht weniger zur Heilung mancher Seuchen verwandt wird, wovon Pferde, Rindvieh, Schafe und Schweine befallen werden. Die gruͤnen Knospen werden von dem Birk-Gefluͤgel geſucht, und maͤßig getrocknet unter ande⸗ res Futter gemengt, würde man auch das Hausgeflügel damit naͤhren konnen, wenn das Sammeln derſelben nicht ſchaͤdlich und ſehr muͤhſam waͤre. — Mit den Blattern werden die Schafe gefüttert; ferner dienen ſie, mit einem Zuſatze von Alaun und Share (Serratula tinetoria) dazu, der Wolle eine dauerhafte gelbe Farbe zu geben, ſo wie auch zur Bereitung des bekannten Schüttgelb, indem man den mit Alaun und Waſſer gemiſchten Abſud der- ſelben durch Laugenſalz niederſchlägt. Die Rufen bedienen ſich der grünen Blätter, als ſtark ſchweiß⸗ B ET UL A. 53 treibend, ganz beſonders gegen die Waſſerſucht, dergeſtalt, daß fie den nackten Körper des Kranken da⸗ mit uͤberſchuͤtten. Wenn man die noch geſchloſſenen Blumenkaͤtzchen mit Waſſer kocht, ſo bildet ſich eine Art Wachs⸗Seife; deſtillirt man fie aber mit Waſſer und laͤßt den erhaltenen Milchſaft in verſchloſſenen Gefaͤßen an einem trockenen Orte ſtehen, ſo klaͤrt ſich die Maſſe, und an den Seiten ſetzt ſich eine har⸗ zige Materie ab, welche an Farbe und Geruch dem koſtbaren Balſam von Mekka, oder dem Moſchus aͤhnlich iſt. In Norwegen ſoll man ſich auf dieſe Art der Benutzung hauptſaͤchlich gut verſtehen. Den zuckerreichen Saft, das ſogenannte Birkenwaſſer, erhaͤlt und benutzt man ohne Nachtheil des Baums auf folgende Weiſe: man bohrt bei ſonnigen Tagen des Monats Maͤrz ausgewachſene alte Staͤmme auf der Suͤdſeite etwa 1 Fuß über der Wurzel 1 — 1% Zoll tief an, fängt mittelft einer hineingeſteckten blechernen Roͤhre den haͤufig hervordringenden Saft in untergeſetzten Gefaͤßen auf, und verklebt ſodann, nachdem der Stamm eine mit ſeiner Staͤrke im Verhaͤltniß ſtehende Maſſe Saft hergegeben hat, um Verblutungen und Geſchwuͤre zu verhuͤten, die Oeffnung mit Baumwachs oder dem Fortſythſchen Kitt. Der friſche Saft iſt blutreinigend, und früher als Univerſal-Mittel häufig im Gebrauch geweſen, bei oͤfterem Genuß erzeugt er indeß leicht kretzartige Hautausſchlaͤge; eingekocht ohne Zuſatz, erhält man daraus eine Art Syrup und koͤrnige Zucker-Subſtanz, mit Honig und Gewuͤrz abgekocht, aber einen ſchmackhaften Meth, der, in Gaͤhrung übergegangen, ſehr ſcharfen Eſſig liefert; die Benutzung deſſelben als Wein iſt die allgemeinſte und vorzuͤglichſte. Dieſen darzuſtellen, wird der rohe Saft gekocht, abge⸗ ſchaͤumt, und nach Hinzuthun von Zucker durch einen in gute Hefe getauchten Semmelſchnitt in Gäh- rung gebracht, hierauf mit Franzwein vermiſcht und dann auf Bouteillen gezogen; hat dieſer ſo zubereitete Birken⸗Wein einige Zeit gelagert, giebt er an Staͤrke und Wohlgeſchmack dem Champagnerwein wenig nach. Gewoͤhnlich rechnet man auf 24 Kannen Birkenſaft 8 Pfund Zucker und 4 Kannen guten Franzwein. Nach Stellers Unterſuchungen enthalten die auf den Zweigen ſich häufig findenden drüfenar- tigen weißen Puncte ein Harz, das durch Weingeiſt aufgelöft im Geruch und Geſchmack dem Bal- samo Copaivae gleichkommt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Bei Beruͤckſichtigung der in vorſtehender Beſchreibung dargethanen vielſeitig vortheilhaften Eigen⸗ ſchaften wird man eingeſtehen muͤſſen, daß dieſer, von manchem Forſtmanne mit Unrecht geaͤchtete Baum einer der nuͤtzlichſten im Forſthaushalte iſt, der außerdem ſchon darum beſondere Achtung verdient, weil er nicht allein ein trefflicher Deckmantel, gleichviel, verſchuldeter oder unverſchuldeter forſtwirthſchaftlicher Fehler iſt, indem man durch feine Anpflanzung die in Laubholz-Oertern entſtandenen Luͤcken einſtweilen ſicher und ſchnell wieder in Beſtand ſetzt, ſondern auch zur Erleichterung des Anbaues anderer edlerer Holz⸗Arten auf veroͤdeten Flächen weſentlich beiträgt, da er denſelben durch mäßige Beſchattung gegen Froſt und Duͤrre Schutz gewaͤhrt. Zu Hochwald wird die Birke ſelten angezogen, obwohl ſie ſich dazu recht gut eignet, deſto haͤu— figer aber gemiſcht und ungemiſcht mit anderen Laubhoͤlzern zu Mittel- und reinem Niederwald, wobei fie ſich vermoͤge ihrer außerordentlichen Reproductionskraft durch Stock- und Wurzeltrieb ganz vorzuͤglich nuͤtzlich macht. Fuͤr den Hochwaldbetrieb moͤgte, nach Maaßgabe des milden oder rauhen Clima's und guten oder ſchlechten Bodens, bei gehörig lichtem Stande der 40 — 60 jaͤhrige, für den Niederwaldbetrieb aber unter gleicher Ruͤckſicht der 25 — 30 jaͤhrige Turnus als der hoͤchſte, und der 15 — 18 jährige als der vortheilhafteſte anzunehmen ſeyn, weil die Stoͤcke und Wurzeln in dieſem Alter am haͤufigſten und ſtaͤrkſten wieder ausſchlagen. Will man auf die gemachte Erfahrung, daß das im Safte gehauene Baum Holz eine größere Dauer beſitzt, keine Ruͤckſicht nehmen, fo fällt der Hieb fuͤr den Hochwald regelrecht in die Zeit vom Monat November bis Ausgang Januars, und fuͤr den Niederwald in den Monat März. 54 B E T U LA. Feinde und Krankheiten. Die Raupen der Birkeneule (Phalaena noctua betulae) und der Birkenſpanner (Geometra betularia) zerfreſſen die Blätter, doch ſchlaͤgt die Birke wieder aus; allein der Birkenruͤſſelkaͤfer (Curculio betulae), deſſen Larve unter der Rinde wohnt, zerfrißt die Blaͤtter und toͤdtet oft in kurzer Zeit den ganzen Baum. Der Samen wird im Innern haͤufig von der Larve eines kleinen rothen Kaͤfers zerfreſſen, und dadurch keimunfaͤhig gemacht. Auch das Weidevieh fuͤgt dem jungen Anwuchs Schaden zu, beſonders wenn es bei trocknem Wetter des Morgens hineingetrieben wird, ſo lange die Blaͤtter noch bethauet ſind. Unter Krankheiten iſt die Kernfaͤule und Gipfeldürre (beide, wenn nicht Folge des Alters, gewoͤhnlich Folge eines naffen oder thonigen Bodens), ſo wie auch die Aus⸗ zehrung zu rechnen, welche unter anderen durch die häufigen Schorf Mooſe bewirkt wird, wovon die Birken im ſpaͤtheren Alter uͤberzogen werden, und ift die letztere Krankheit nicht ſelten an der ſoge⸗ nannten Roͤthe, einem auf der Rinde am unteren Stamme befindlichen feinen, ſchimmelartigen, roth abfaͤrbenden Staube, zu erkennen. Erklaͤrung der Abbildung. N: 1. Ein Zweig mit maͤnnlichen und weiblichen Kaͤtzchen-Bluͤthen; „ 2. eine vergrößerte einblumige Schuppe des männlichen Kaͤtzchens; „ 3. ein vergrößertes maͤnnliches Staubgefaͤß; „ 4. eine vergrößerte dreiblumige Schuppe des weiblichen Kaͤtzchens; » 5. ein Zweig mit reifenden Samenzapfen; » 6. ein gefluͤgeltes Samenkorn in natuͤrlicher Große; » 7. daſſelbe vergrößert, 16. BET Usb B UB ES GEN. Weichhaarige Birke). Tafel XIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter herzfoͤrmig⸗eirund, ſpitzig, einfach, auch doppelt ſaͤgenartig gezähnt, und weich⸗ haarig; der gleichfalls behaarte Blattſtiel kurz und ſtark. ) Wenn man bei Eintheilung der Holzpflanzen nach Arten und Varietaͤten, unter den mancherlei aͤußeren Geſtaltungen derſelben, wie folche durch Verſchiedenheit des Bodens, Clima's und ſonſtige Local-Verhaͤltniſſe bewirkt werden koͤnnen, nur die als die urſpruͤngliche annehmen ſollte, unter welcher ſich der Baum oder Strauch, bei uͤbrigens geſundem Zu⸗ ſtande, in ſeiner groͤßten Vollkommenheit dem Beobachter darſtellt, ſo war nicht eigentlich Ehrhart, ſondern Bech⸗ ſtein der Erſte, welcher dieſen Baum unter dem Namen B. odorata richtig beſtimmte, und von der niederen Stuffe . auf die der ſtaͤndigen Arten erhob (vergl. deſſen Diana oder Geſellſchaftsſchrift I. P. 74), weil Bech⸗ ſtein den vollkommenen Baum als Stammvater angiebt, Ehrhart hingegen deſſen Varietät, die verkruͤppelte ſtrauch⸗ BETULA. 55 Synonymie. BETULA ODORATA. Borkhauſen I. p. 493. N: 30. Bechſtein IV. p. 294. N. 14. Hartig VI. 1. p. 100. N? 2. PUBESCENS. Guimpel und Hayne p. 197. Ne 146. Franz. LE BOULEAU CHEYELU. Provinzial⸗Namen. Wohlriechende Birke, Waſſer⸗, Moos- und Haarbirke, wohlriechende ſchwarze Birke, auch Schmeer⸗ oder Pfingſt-Maye. Abbildungen. Bechſtein am unten beregten Orte sub Tab. 1. Guimpel und Hayne T. 146. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, oft uͤber 60 — 80 Fuß hoch, unten uͤber 2 Fuß ſtark; uͤbrigens nicht ganz ſo ſchlank, auch die Krone nicht ſo rein pyramidenfoͤrmig als bei der vorbe⸗ ſchriebenen Weißbirke, ſondern mehr der gemeinen Eller aͤhnlich. Die Rinde des alten Stam⸗ mes mehr aufgeſprungen und folglich ſchwaͤrzlicher gemiſcht, das wenigere Weiße aber ſchoͤner als bei jener, im hoͤheren Alter oft ſehr bemooſt; bei jungen Staͤmmen, bis etwa zum ſechsten, achten Jahre, hell⸗kaſtanienbraun und glänzend, mit einzelnen weißen Puncten uͤberſtreut, und bei den jüngeren Trie⸗ ben am Grunde dunkel⸗kaſtanienbraun, indeß durch viele grauweiße Haare gleichſam wie mit einem Filz uͤberzogen, gemildert, einen rothgrauen Schein e beſonders ſtark zeigt ſich dieſer Filz an dem jungen Stockausſchlage. Die Aeſte und Seitenzweige. Stand beider abwechſelnd wie bei der vorhergehenden Art, aber einzelner, der Wuchs derſelben ſtumpfwinklichter und ſperriger abſtehend, anch uͤberhaupt nicht ſo ſchlank, und zart, ſondern ſtark und kraͤftig, und deshalb nicht zum Herabhaͤngen geneigt. Die Wurzel. Die Herzwurzel länger, auf gutem Boden oft über 2 Fuß tief eingreifend, auch die Seitenwurzeln tiefer, dabei aber nicht minder weit umherſtreichend. Das Blatt. Die Knospe wechſelſeitig ſtehend, ſtaͤrker und mehr ei- als kegelförmig, zugeſpitzt, ſechsſchuppig, kaſtanienbraun, glatt und glänzend. Die bei ſpaͤterem Ausbrechen derſelben erſcheinenden, in der erſten Woche ſehr klebrigen und durch einen ungemein ſtarken, aber angenehmen balſamiſchen Ge⸗ ruch ſich ſchon hinreichend von denen der Weißbirke unterſcheidenden ſommergruͤnen Blätter ſind überdies ſteifer, auch größer, 2%, Zoll lang, 2 Zoll breit, und in der Regel mehr eirund als dreieckt, am Grunde herzfoͤrmig oder ſtumpf abgerundet, nach oben allmaͤhlig zugeſpitzt, am Rande gewoͤhnlich einfach, ſtumpf und grob, bei alten Staͤmmen zuweilen doppelt ſaͤgenartig gezaͤhnt, die Zaͤhne der jun⸗ gen Blaͤtter mehr mit Haaren gefranzt, die Rippen und Seitenadern ſtaͤrker, oberwaͤrts flach, unter⸗ waͤrts erhaben und in den Winkeln mit feinen grauweißen Haarbuͤſchelchen beſetzt, ſo wie denn auch bei jungen Blaͤttern nicht ſelten die ganze untere Flaͤche mit ſolchen Haaren filzartig uͤberzogen iſt; die Farbe obwaͤrtser dunkelgruͤn und glänzend, unterhalb gelbgruͤn und matt, mit gelblichen Ner- ven durchzogen; im Herbſt vor dem zu Ende Octobers erfolgenden Abfall hochgelb oder roͤth— lich. Der Blattſtiel iſt kuͤrzer und ſtaͤrker, oben gerinnelt, grün oder roͤthlich, und gleichfalls behaart. artige Brockenbirke, gleichbedeutend hält. Selbſt Linn ée erwähnt dieſes Baumes in feiner fauna suecica nur unter den Varietaͤten der Weißbirke, indem die daſelbſt beſchriebene B. fragilis folio subnigro lanuginosa keine andere als un⸗ ſere wohlriechende oder weichhaarige Birke zu ſeyn ſcheint. 56 B ET UL A. Die Bluͤthe. Außerdem daß dieſe ſpaͤter zur Entwickelung gelangt, unterſcheidet ſie ſich, nach den von Bechſtein darüber angeſtellten Beobachtungen, von der der Weißbirke 5 dadurch, daß ſie verhaͤltnißmaͤßig weniger Samen anſetzt, auch nicht gleichzeitig in gleicher Fülle mit jener erſcheint, ſondern gewoͤhnlich grade dann reichlich vorkommt, wenn ſich jene nur ſparſam zeigt, und ſo umge⸗ kehrt ). Die an den oberen Spitzen der jungen Triebe befindlichen männlichen Kaͤtzchen ſtehen alle zu zweien, auch oft alle zu dreien auf einem Baum zuſammen, find bei ihrer befruchtungsfaͤhigen Reife ſtärker und länger, 2 — 2½ Zoll lang, und fallen aͤußerlich mehr ins gruͤngelbliche, weil an den einzelnen rundlichen ſtumpf zugeſpitzten Hauptſchuppen, welche bei jener ganz braun ſind, nur die obere hohle Spitze einen ſolchen Fleck hat; die einzeln ſtehenden hellgruͤnen weiblichen Kaͤtzchen find ebenfalls di- cker auch nach Verhaͤltniß kuͤrzer, und die behaarten Schuppen rauher, die oberen Spitzen derſelben ſper— riger, der Nagel kuͤrzer, an den Seiten aber tiefer eingeſchnitten; hinter jeder der inneren mehr eirun⸗ den Blumen finden ſich 2 purpurrothe Griffel; der Fruchtſtiel iſt kuͤrzer. i Die Frucht und der Samen. So wie die Bluͤthe diefer Birke bei gleichem Oertlichen etwas ſpaͤter erſcheint, ſo reifet auch der Samen ſpaͤter; derſelbe iſt laͤnglicher mit gabelfoͤrmiger Endſpitze, auch dunkeler von Farbe, und eben ſo ſind die daran befindlichen kleinen Flügel mehr laͤnglich, oder nicht fo gedruͤckt. Varietaͤten. Man findet unter gleichen oͤrtlichen Verhaͤltniſſen: a. fruͤhbluͤhende, und b. ſpaͤtbluͤhende; 6. moͤgte die Brockenbirte (Betula pumila broccembergensis. Du Roi Harbk. wilde Baumzucht I. p. 143) ein etwa 2 Fuß hoher Strauch, an welchem die jungen Triebe ebenfalls behaart, auch die Rinde ſchwaͤrzlich, die Blätter aber Elei- ner, unterhalb roſtfarbig⸗gruͤn und nur am Rande behaart ſind; ſo wie d. die Baſtard⸗Birke (Betula hybrida Bechſtein IV. p. 298. N! 15. gleichbe⸗ deutend mit Bet. aurata Borkhauſen I. p. 498. Ne 30 a), welche Bechſtein für eine durch wechſelſeitige Befruchtung der ſpaͤtbluͤhenden Weiß- und fruͤhbluͤhen⸗ den Riech- oder weichhaarigen Birke (Pet. alba und Bet. odorata, pubescens) entſtandene Art annimmt, indem ſie in ihrer aͤußeren Charakteriſtik das Mittel zwiſchen beiden haͤlt, hierher zu rechnen ſeyn; wenigſtens ſo lange, bis ſich in der Sache mit mehr Gewißheit urtheilen laͤßt. Die Beſchreibung dieſer Abart iſt kurz dieſe: Wuchs und Rinde des alten Stammes wie bei der Riechbirke, die junge Rinde weiß und blaͤttrig, die an 2 — 6jaͤhrigen jungen Stämmen hoch roſt⸗ oder gold⸗gelb; die juͤngſte aber dunkel⸗kaſtanienbraun, und ſowohl weiß: druͤſig, als mit weichen rothgrauen Haaren beſetzt; die Blätter find kleiner, geherzt⸗ dreieckig und wohlriechend; der Blattſtiel wenig behaart, die Bluͤthen-Kaͤtzchen und Samen⸗Jaͤpfchen hingegen ganz wie bei der Riech- oder weichhaarigen Birken. Beſchaffenheit des Holzes. Das Stammholz iſt zwar nicht ſo hart, auch nicht ſo dauerhaft als das der Weißbirke, aber zaͤher und noch weißer. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. In Deutſchland kommt dieſe Birke allenthalben, wo ſich die Weißbirke findet, mit dieſer weniger oder mehr gemiſcht vor; in Thuͤringen und Franken hat ſie Bechſtein jedoch am haͤufigſten und *) Eine auffallende, für den Pflanzen Phyſiologen nicht unwichtige Bemerkung, die wol einer weiteren Nachforſchung werth iſt, und, wenn ſie ſich wirklich beftätigt, einen Beweis mehr für die Befugniß der Trennung beider Birken-Ar⸗ ten abgiebt; da die Urſache dieſer Erſcheinung in der verſchiedenartigen Einwirkung der aͤußeren Natur⸗Kraͤfte auf den inneren Bildungstrieb zu ſuchen iſt. BDU 57 oft häufiger noch, als jene getroffen; am Fuße, und beſonders in den Thälern der oͤſtlichen und noͤrd— lichen Vorberge des Harzes iſt ſie ſehr bekannt, und eben ſo findet ſie ſich auch in den Laub-Wal⸗ dungen der nördlichen Land-Ebenen, die ihr ganz vorzüglich zuzuſagen ſcheinen, ſehr oft in groͤßerer Menge, als die vorbeſchriebene Weißbirke. Sie iſt dauerhafter gegen die Kaͤlte, aber empfindlicher gegen die Hitze, und verlangt uͤberhaupt einen gegen dieſe und ſtuͤrmiſche Winde und Wetter geſchuͤtzteren Stand, als jene; ſie liebt, eben wie jene, einen aus Sand und Lehm gemengten, leichten, nicht zu trockenen Boden; ein ſchwerer, zaͤher Grund iſt mit ihrem Gedeihen unvertraͤglich. Die sub 3 und 4 bemerkten Varietaͤten bezeichnen ſchon durch den ihnen beigelegten Namen ihren Standort; erſtere waͤchſt auf den Torf-Mooren des Brockens und deffen naͤchſten Umgebungen, letztere hingegen uͤberall mit der weiß- und weichhaarigen Birke in Geſellſchaft. Bechſtein fand ſie vor⸗ zuͤglich auf der Oſtſeite des Thuͤringer Waldes, und namentlich auf dem Gruͤbel- und Nonnenberge im Gothaiſchen. Fortpflanzung. Daſſelbe, was bei der vorhergehenden Art daruͤber geſagt iſt, findet auch fuͤr dieſe vollkommene Anwendung, und iſt, bei einiger Ruͤckſicht auf die eigenthuͤmlichen Abweichungen hinſichtlich ihres Stand— ortes, der Erfolg noch ſicherer zu nennen. Das junge Pflaͤnzchen erſcheint zu derſelben Zeit und in aͤhnlicher Geſtalt. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Ganz wie bei der Weißbirke. Nutz en. Auch hierin iſt dieſe Birken-Art jener gleich zu ſetzen; denn das, was dem Holze dieſer als Brand⸗Material an Guͤte allenfalls entgehen moͤgte, wird durch den raſcheren Wuchs ſattſam aufgewo⸗ gen, und das, was das Holz als rohes Nutz-Material durch geringere Härte und Dauer für den Schreiner und Drechsler am Werthe verliert, gewinnt es durch groͤßere Zaͤhigkeit im Verbrauch bei Ge- trieben, ſo auch fuͤr den Stellmacher und Boͤtticher, welcher letztere den Faßreifen von dieſer Birke den Vorzug einraͤumt, reichlich wieder. Der Saft fließt eben ſo reichhaltig und iſt ſuͤßer. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Bei dem Hochwaldbetriebe hat ſie gleichen Werth wie jene, bei dem Niederwaldbetriebe verdient ſie, vermoͤge des ſchnelleren Wuchſes und ſtaͤrkern, auch anhaltenderen 0 hingegen den Vorzug. Feinde und Krankheiten hat ſie mit der Weißbirke gemein. Erklärung der Abbildung. . Ein Bluͤthenzweig mit männlichen und weiblichen Kaͤtzchen in natürlicher Größe; . eine Schuppe oder Blumenkrone des männlichen Kaͤtzchens mit der Blume, vergrößert; eine Schuppe des weiblichen Kaͤtzchens, in welcher ſich die dreifache Blume mit ihren Grif⸗ feln befindet, ebenfalls vergrößert; ein Fruchtzweig mit reifendem Samen-Zapfen, in natürlicher Größe; ein gefluͤgeltes Samenkorn in natürlicher, und ein dergleichen in vergroͤßerter Geſtalt. ve 2 oo m SS 8 5 58 BETULA. 17: BETEN: I: W eg Br brbeh 6 Tafel XIV. Fig a. Allgemeine Kennzeichen der r Die Blaͤtter klein, faſt kreisrund, grob gekerbt, auf beiden Seiten glatt, unterwaͤrts netzfoͤrmig geadert, der Blattſtiel kurz. Synonymie. BETULA NANA. Willd. Linnée IV. 1. p. 465. N. 2. - — Borkhauſen I. p. 511. N. 37. — — Bechſtein IV. p. 721. N! 143. — — Burgsdorf II. 1. p. 150. — — Duͤ Roi und Pott I p. 157. N. 7. — — Hartig VI. 1. p. 101. N. 3. — — Guimpel und Hayne p. 200. N. 148. Franz. LE BOULEAU NAIN. — Engl. Tux Dwarr PIR OCH. Provinzial⸗Namen. Moraſt⸗oder Sumpf⸗ Birke, auch Ludern. Abbildungen. Guimpel und Hayne J. 148. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs, mehrentheils liegend, ſelten ganz aufrecht, ſtrauchartig, kurz, 1—2 Fuß hoch, unten etwa ½— 1 Zoll ſtark, in viele Aeſte getheilt. Die Aeſte und Seitenzweige. Stand derſelben wie bei den vorhergehenden Arten; der Wuchs ſchwach, entweder aufgerichtet, unten etwas auswaͤrts gebogen, oder, wie im gewoͤhnlichen Falle, nie⸗ derhaͤngend, auch liegend, und dann oft weit hin geſtreckt “). Die alte Rinde ſchwaͤrzlich, übrigens glatt, die jüngere braunroth, an den Spitzen der juͤngſten Triebe fein behaart. Die Wurzel fein und faſerig, flach, aber weit verzweigt unter dem Boden hinlaufend. Das Blatt. Die abwechſelnd ziemlich gedraͤngt ſtehende Knospe klein, mehr rundlich als ke— gelfoͤrmig, wenig zugeſpitzt, braun. Die gegen Ende Mai oder Johannis hervorbrechenden ſteifen ſommergruͤnen Blätter nur ½ Zoll im Durchmeſſer haltend, faſt kreisrund, der Rand ziemlich gleich⸗ foͤrmig grob gekerbt, oder gezaͤhnt, die Zähne abgerundet, auf beiden Flaͤchen glatt, oberwaͤrts dunkel * Ä . 1 . Br as ſolchem auf der Erde hinkriechenden, gleichſam die groͤßte Demuth bezeichnenden Wuchſe, leitet der gemeine Mann in Schweden den ſonderbaren Aberglauben her, daß diefer Strauch die Ruthen zur Geißelung Chriſti hergegeben habe. B ET UL A. 59 gruͤn und glänzend, unterwaͤrts hellgruͤn und matt, netzfoͤrmig geadert, beim Abfall im October gelb; der Blattſtiel ſehr kurz. Die Bluͤthe. Die einzeln aus den Blattwinkeln entſpringenden, im Monat Mai oder Juni ſich zur befruchtungsfaͤhigen-Reife entwickelnden maͤnnlichen und weiblichen Kaͤtzchen ſtehen aufgerichtet in halbgetrennten Geſchlechtern auf einem Stamme, find klein, „ hoͤchſtens /½ Zoll lang, walzen- foͤrmig und dachziegelartig geſchuppt; das maͤnnliche Kaͤtzchen gelb, die Spitzen der Schuppen braun, unter den Schuppen finden ſich 6 — 12 gedoppelte gelbe Staubgefaͤße; das weibliche Kaͤtzchen gruͤn, die 3 blumigen Schuppen in drei gleichlange, oben abgerundete, nach außen etwas zuruͤckgebogene Lap⸗ pen tief geſpalten. 8 . Die Frucht und der Samen. Der eirundliche Zapfen reift im September, wo er dann eine braͤunliche Farbe annimmt, und der ebenfalls ſehr kleine rundliche, plattgedruͤckte, von einer Flügel- haut eingeſchloſſene Samen abfliegt. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr fein faſerig, mehr zaͤhe als hart, auf dem Schnitt weiß, im Korn braͤunlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. In Rußland, Schweden, Norwegen, Lappland, Schottland, der Schweiz, im Salz— burgiſchen und am Harze die Moraͤſte und Torf-Moore der Alpen und hoͤchſten Gebirge; am Harze, dem einzigen Orte in ganz Niederſachſen, wo dieſe Birken-Art angetroffen wird, findet ſie ſich, ſo viel bis jetzt bekannt iſt, auf dem ſogenannten Lerchenfelde (Koͤnigl. Hannoͤverſche Forſt), und am Brocken. Hohe Gebirgs-Lage, und Sumpf- oder Torf-Boden iſt ihr unentbehrlich, und wenn fie auch bei kuͤnſtlichem Anbaue unter guͤnſtigeren örtlichen Verhaͤltniſſen durch ihren mehr aufgerichteten Wuchs und ihre groͤßeren Blaͤtter ſcheinbar ein uͤppigeres Fortkommen erreicht, ſo wird man ſie doch ſelten oder nie Bluͤthen und reifen Samen tragen ſehen: ein Beweis, daß ſie von der Natur nicht fuͤr dieſen Standort beſtimmt iſt. Fortpflanzung. Auf dieſelbe Weiſe, wie bei den uͤbrigen Birken-Arten, wuͤrde man auch hier verfahren koͤnnen, wenn der Samen nicht ſo ſelten zu haben waͤre, weshalb denn die Vermehrung durch Ableger die gewoͤhnlichſte und zweckmaͤßigſte iſt. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres läßt ſich auf 15, und letztere auf 20 — 30 Jahre annehmen. Nutzen. Dieſer iſt ſehr gering, und beſchraͤnkt ſich fuͤr Deutſchland eigentlich nur auf den zur Abwechſelung dienenden Anbau in engliſchen Anlagen. Das geringe Holz dient zur Feuerung, die ſchwachen Rei- fer zu Geflechten und Wieden; aus den feinen, faſt haarartigen Wurzeln verfertigt der Lapplaͤnder ganz artige Decken. Da wo dieſer Strauch in groͤßerer Verbreitung waͤchſt, wie z. B. in Norwegen u. ſ. w., dient er den Schneehuͤhnern zum Schutz gegen Raubvoͤgel, auch zur Ernährung durch feine Blüthen und Samenzapfen, welche dies Gefluͤgel ſehr liebt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Für den deutſchen Forſtmann kann dieſer Strauch im Allgemeinen keinen beſondern Werth haben, da der Holz⸗Ertrag aͤußerſt duͤrftig iſt, die von ihm bewohnten hochliegenden ſumpfigen Flächen aber bei möglicher Entwaͤſſerung weit zweckmaͤßiger mit Nadelhoͤlzern angebauet werden, und nur da moͤgte, wenn die Koſten überhaupt nicht zu hoch kommen, der forſtliche Anbau deſſelben allenfalls zu empfehlen 60 BETULA. ſeyn, wo durch ihn die allmaͤhlige Austrocknung nicht zu entwaͤſſernder Moraͤſte bezweckt wird, und nichts beſſeres wachſen will. Unter ſolchen Umſtaͤnden darf nur ein ſchwacher Waasholzbetrieb in An— wendung kommen, und der Hieb muß, je nachdem das Terrain mehr oder weniger ſumpfig iſt, ent⸗ weder im Winter bei ſtarkem Froſt, oder doch auf jeden Fall vor dem Safttriebe gefuͤhrt werden. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Zweig mit maͤnnlichen und weiblichen Bluͤthenkaͤtzchen; ein Zweig mit den weiblichen Samen = Zäpfchen ; eine Schuppe, und ein gefluͤgeltes Samenkorn, ſaͤmmtlich in natürlicher Größe; der Samen vergrößert. nrone 18. B E A U E N PR U TSPC:O S A: Strauch⸗ Birke. Tafel XIV. big. b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter eirund, am Grunde etwas verſchmaͤlert, ziemlich gleichförmig ſcharf gefägt, beiderſeits glatt, unterwaͤrts netzfoͤrmig geadert, der Blattſtiel kurz. Synonymie. BET ULA FRUTICOSA Willd. Linn. IV. 1. p. 466. N. 15. —— Borkhauſen I. p. 512. N? 38. an Bechſtein IV. p. 670. Ne 85. Duͤ Roi und Pott J. p. 151. Ne 5. — Guimpel und Hayne p. 201. N. 149. . Franz. LE BOULEAU DE CANADA. Engl. TUE CANADA BIRcH-TREE. Provinzial-Namen. Staudenbirke, Sumpf⸗ auch Moraſt- Birke. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht ſtrauchartig, 3 — 5 Fuß hoch, 1½— 3 Zoll unten ſtark, ſehr aſtreich. a Die Aeſte und Seitenzweige. Der Stand wechſelweis wie bei allen Birken-Arten, der Wuchs ziemlich ſchlank, unten angeſchloſſen, vom Herbſte bis zum Fruͤhjahre noch mit den vorjaͤhrigen Blattſtielen Klei ſchwachen trocknen Doͤrnchen beſetzt. Die ältere Rinde iſt braun und glatt, die jüngere dunkeler, mit kleinen weißen Harz-Druͤſen mehr oder weniger uuͤberſtreut. BE RUTA 61 Die Wurzel. Der Zwergbirke ähnlich, ſchwach, flachlaufend, aber weit um ſich greifend. Das Blatt. Die wechſelweis ſtehende Knospe faſt eiförmig, ſtumpfſpitzig, graubraͤunlich. Die Ende Aprils nicht ſelten zu zweien aus einer Knospe hervorbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter aus⸗ gewachſen / — 1 Zoll lang, und ½ — 7 Zoll breit, dünn eifoͤrmig, am Grunde etwas ablaufend, der Rand gleichfoͤrmig einfach ſcharf gezaͤhnt, beiderſeits glatt, auf der obern Flaͤche dunkelgruͤn, unterwaͤrts etwas heller und netzfoͤrmig geadert, im October beim Abfall gelblich; der Blattſtiel Y, Zoll lang. Die Bluͤthe. Ende Aprils völlig ausgebildet, erſcheint dieſelbe halbgetrennt geſchlechtig, maͤnnliche und weibliche auf einem Stamme. Die ſtielloſen, aufgerichteten, oben etwas auswaͤrts geboge⸗ nen maͤnnlichen Kaͤtzchen, welche meiſt einzeln an oder auf den Spitzen der Zweige ſitzen, ſind uͤber 1 Zoll lang und haben wegen der etwas entfernt ſtehenden gelb- und braunbunten Schuppen in Geſtalt und Farbe aͤußerlich viel Aehnlichkeit mit den Ellern-Kaͤtzchen; unter jeder Schuppe finden ſich 6—12 gedoppelte, gelbliche Staubgefaͤße. Die gewoͤhnlich an den Seiten der Zweige aus den Blaͤtterknospen entſpringenden kurzgeſtielten weiblichen Kätzchen ſtehen aufrecht, find etwa 7 Zoll lang, walzenförmig, von Farbe grün. Die in 3 ſtumpfe Lappen ziemlich gleichtheilig tief geſpaltenen, oben ruͤckwaͤrts gebo⸗ genen, Schuppen dreiblumig, jede Blume mit einem geſpaltenen roͤthlichen Griffel verſehen. Die Frucht und der Samen. Die 7 Zoll langen, halb fo dicken eirundlichen hellbraunen Zapfen reifen im Au guſt und September, wo ſodann der Samen, welcher dem der weichhaarigen Birke ſehr aͤhnlich, nur kleiner iſt, abfliegt. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, ſehr zaͤhe, weniger hart, auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. In Canada, Sibirien, auch in Baiern und Mecklenburg, die Suͤmpfe, Moraͤſte und naͤch⸗ ſten Umgebungen der denſelben entfließenden Gewaͤſſer. In Gebirgen findet ſich dieſer Strauch uͤbrigens ſeltner als auf den Ebenen. Fortpflanzung. Dieſe geſchieht durch natürliche oder kuͤnſtliche Aus ſaat auf gleiche Weiſe wie bei der Weiß ⸗Birke, und find bei der Kleinheit des Sames hierzu ſchon ½ der bei jener üblichen Quantität völlig hinrei⸗ chend; außerdem aber durch Ableger und Stecklinge, welche letztere von den Zweigen ſchraͤg abge⸗ ſchnitten und in der Laͤnge von 6 Zoll oben abgeſtutzt, im Fruͤhjahre vor dem Safttriebe ohne alle wei⸗ tere Vorbereitung des Bodens in beliebiger 2 — 2½ füßiger Entfernung ſchraͤg eingeſteckt werden; iſt der Boden hinreichend feucht, fo geraͤth dieſe Art des Anbaues ſehr leicht, und man kann in kurzer Zeit mit wenigen Koſten große Flaͤchen cultiviren. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. In 15 Jahren hat dieſer Strauch ſeine Vollkommenheit erreicht, wohingegen derſelbe bei voͤlliger Geſundheit 20 — 30 Jahre, auch wohl noch Länger ausdauert. Nutz en. Außer der Anpflanzung in engliſchen Anlagen und der Anwendung des Holzes zur Feuerung, gewaͤhrt dieſe Birke fuͤr Deutſchland weiter keinen ſonderlichen Nutzen, wenn gleich von verſchiedenen Schriftſtellern behauptet wird, daß die jungen Zweige und Blaͤtter, wegen der ihnen in geringerem Grade, als den uͤbrigen Birken eigenen Bitterkeit, in Sibirien ein ſehr gutes Winterfutter fuͤr Pferde und ſonſtige Hausthiere abgeben ſollen. Von den Samen dieſer und der Zwerg⸗Birke, naͤhren ſich viele kleine Singvoͤgel, vorzüglich Finken⸗Arten, auf ihren herbſtlichen Durchzuͤgen. 62 BETULA. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wie bei der vorhergehenden Art, nur daß der forſtliche Anbau der Strauch-Birke, hinſichtlich des damit verbundenen geringeren Koſten⸗Aufwandes und übrigens groͤßeren Holzertrages, den Vorzug verdient. Feinde und Krankheiten ſind von keiner Bedeutung, indem das Weidevieh, welches allenfalls zu beruͤckſichtigen ſeyn moͤgte, den von der Natur zum Wohnorte dieſer Birke angewieſenen Boden ohne Gefahr nicht betreten darf, das Wild aber weder die eine noch andere Birken-Art zur Aeſung gern annimmt. Erklärung der Abbildung. Fig. b. N. 1. Ein Zweig mit maͤnnlichen und weiblichen Bluͤthen⸗Kaͤtzchen, in natürlicher Größe; „ 2, eine Schuppe des männlichen Kaͤtzchens, unter welcher die Staubgefäße ſichtbar find, ſo wie „ 3. eine dreiblumige Schuppe des weiblichen Kaͤtzchens, vergrößert; „ 4. ein kleiner Zweig mit reifen Samenzapfen; „ 5. eine Schuppe dieſes Zapfens, und „ 6. ein gefluͤgeltes Samenkorn, ſaͤmmtlich in natuͤrlicher Groͤße; „ 7. der Samen vergrößert. X CARPINUS. Hainbuche. LINN. GEN. ed. VI. N? 1073. Claſſe XXI. MONOECIA. Ordnung VII. POLY AND RIA. Gattungs-Character. Die maͤnnliche Blume. Ein walzenförmiges Kaͤtzchen, mit dachziegelartig, locker uͤberein⸗ ander liegenden, gefranzten, einblumigen Schuppen, welche die Stelle des Kelchs und der Krone vertreten, und wovon jede 10 — 20 Staubgefaͤße enthaͤlt. Die weibliche Blume. Ein ſchlankes Kaͤtzchen, ebenfalls mit dachziegelartig, locker über ein⸗ ander liegenden, aber Z theiligen und meiſt 2 blumigen Schuppen. Der Kelch doppelt; der gemeinſchaftliche eine 3 ſpaltig gefranzte, abfallende Schuppe, der beſondere 4 — 6 zaͤhnig und bleibend, Griffel 2; die Frucht, das Kaͤtzchen; der Samen einzeln, nußartig, eifoͤrmig, platt zuſammengedruͤckt, und mit der innern Kelch-Schuppe verwachſen. CARPINUS. 63 19. ERRPENSUS BEL UTDS. Gemeine Hainbuche. Tafel XV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter länglich, eirund zugeſpitzt, am Rande doppelt geſaͤgt, die Seiten-Rippen oberwaͤrts tiefliegend, unterwaͤrts erhaben, wodurch das Blatt gleichſam wie in Falten gelegt erſcheint; der Blattſtiel kurz, oberwaͤrts ſchwach gerinnelt, einzeln lang und fein behaart. Synonymie. CARPINUS BETULUS. Willd. Linn. IV. 1. p. 467. N. 1 Borkhauſen I. p. 516. N. 40. Bechſtein IV. p. 408. N: 54. Burgsdorf II. 1. p. 171. N? 12. Dü Roi und Pott J. p. 195. Ne 1 Hartig VI. 1. p. 93. Guimpel und Hayne p. 202. N? 150. I Franz. LE CHARME CONMUN. Engl. TE HORNBEAM-TREF. Provinzial Namen. Hainbuche, Hage=, Hachen, Ham-, Han-, Haar-, Hau-, Hecken⸗, Horn-, Spindel⸗,Stein⸗, Strauch-, Weiß⸗ auch Zwerg-Buche; Wittbuche, Wittbucke oder Wittbeucke, Hornbaum, gemeiner Hornbaum, Fle⸗ gel⸗oder Fliegel,-Roll-auch Steinriegel-Holz, Hoſter, Jochbaum, Buchaͤſcher. Abbildungen. Abel und Reitter I. 12. Cramer T.4 Kerner J. 373. Guimpel und Hayne IJ. 150. f Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig 30 — 45 Fuß hoch, 1½ — 2 Fuß im untern Durch⸗ meſſer ſtark, grad- oder gedrehet-kantig (ſpannruͤckig), ſelten über 15 — 20 Fuß hoch aſtrein, die Krone unregelmaͤßig rundlich, aber vollaͤſtig. Die Rinde alter Staͤmme unten der Laͤnge noch feinriſſig, übrigens glatt, dicht und nicht ſehr dick, weißlich, oder ſchwarzgrau und weißgefleckt, an jüngeren Stämmen, fo wie an den Aeſten und Zweigen, mehr oder weniger ins Dunkelbraune uͤbergehend, weiß- grau durchadert und druͤſenartig punctirt. Die Aeſte und Seitenzweige. Der Stand ungeregelt, gewoͤhnlich wechſelweis; Wuchs der er— ſteren nach oben zu und im Innern der Krone ſpitzwinklicht, ziemlich geradeſchuͤſſig, weiter herab, be- ſonders bei freiſtehenden Baͤumen, mehr ſperrig und weniger ſchlank; die Seitenzweige der N und auf magerem Boden gewachſenen Staͤmme fein und wirrig. 64 GARPINUS. Die Wurzeln dringen bei 6—8 Fuß weiter buſchigen Verbreitung 3—4 Fuß tief in den Bo⸗ den, ohne jedoch eine eigentliche Pfahl-Wurzel zu bilden. Das Blatt. Die zweireihig abwechſelnd gegen einander uͤber ſtehende kaſtanienbraune, 10—12 ſchuppige Knospe kleiner als die Bluͤthenknospe, laͤnglich-oval, ſpitzig; die Schuppen, oder eigentlich Schuppenhüͤllen, find weißhaarig gefranzt. Das Anfangs Mai zugleich mit den Bluͤthen erſcheinende fommergrüne Blatt ausgewachſen 2½ — 3 Zoll lang und 1%, Zoll breit, laͤnglich-eirund zugeſpitzt, am Grunde abgerundet, oder auch herzfoͤrmig ausgeſchnitten, der ſchwach gewellte Rand doppelt und ſcharf gefägt, durch die vielen (gewohnlich 10 — 12) von der Mittelrippe parallel auslaufenden, ober⸗ waͤrts vertieften, unterwaͤrts erhabenen, einzeln lang und fein behaarten Seiten-Rippen gleichſam gefal⸗ tet; die obere Fläche iſt dunkelgrün und nicht fo glatt als die untere; im October wird das Blatt hellgelb oder hellroth, ſpaͤterhin roſtbraun und faͤllt ab, bleibt aber auch, vorzuͤglich an beſchnittenen Hecken und jungen Sotckausſchlaͤgen, ganz trocken und zuſammengerollt oft bis zum naͤchſten Fruͤhjahre hängen. Der dünne, runde, oben kaum bemerkbar gerinnelte, lang und fein behaarte, roͤthliche Blatt⸗ ſtiel / — 1 Zoll lang. Die Bluͤthe. In halbgetrennten Geſchlechtern findet ſich maͤnnliche und weibliche Bluͤthe auf einem Stamm, und die voͤllige Entwickelung derſelben erfolgt Anfangs Mai, wo dann die einzeln aus den Blaͤtterknospen in eiförmiger Geſtalt ſich hervordraͤngende maͤnnliche Bluͤthe als ein 2 Zoll langes, aus rundlichen, hohlen, gefranzten, gelblichen, roͤthlich geſpitzten Schuppen zuſammengeſetztes lockeres, walzenfoͤrmiges Kaͤtzchen erſcheint, unter deſſen einzelnen Schuppen auf kurzen Staubfaͤden 10 bis 20 einfache oder gedoppelte, gedruͤckte gelbe Staubbeutel ſtehen. Die weibliche Bluͤthe, ein aͤhnliches, nur nicht ſo langes und dichter geſchupptes Kaͤtzchen, entſpringt neben und uͤber der maͤnnlichen, an und auf der Spitze des Zweiges. Die obere abfaͤllige, lange, gefranzte, gelbliche Schuppe deckt mehrentheils 2 Blumen, von denen jede wiederum, außer dem bleibenden kleinen 6 zaͤhnigen Kelche, durch eine dau— ernde, ungleich dreitheilige, gruͤngelbliche Hülle geſchuͤtzt wird; aus dem Kelche ragen 2, am Grunde mit dem Fruchtknoten verwachſene, lange fadenfoͤrmige rothe Griffel mit ſpitziger Narbe hervor. Die Frucht und der Samen. Nach geſchehener Befruchtung bildet ſich das weibliche Kaͤtzchen zu einem traubenaͤhnlichen, ſehr lockeren Frucht-Zapfen aus, und die dreitheiligen Blumen⸗Huͤllen erwachſen zu lanzettfoͤrmigen, völlig gerippten und geaderten, oben abgerundeten Fluͤgeln, deren mittelſter 7 länger als die zur Seite ſtehenden, 1½ Zoll lang wird. Die im October eintretende roſtbraͤunliche Farbe der Zapfen verräth die Reife des Fluͤgel-Samens, einer mit dem Kelch gekroͤnten, zuſammen⸗ gedruckten, faſt dreieckigen gereiften, graubraunen, harten Nuß, deren innerer eirunder Kern weiß und wohlſchmeckend iſt, und 4— 6 Wochen fpäter fliegt derſelbe, ſich dorlfoͤrmig drehend, 60 — 80 Schritte weit vom Stamme ab. Varietaͤten. a. Incisa, mit eichenblattähnlichen, tief eingeſchnittenen, doppelt ſaͤgenartigen Blättern. Außerdem bemerkt man auch wohl kranke Stämme mit geſchaͤckten Blaͤttern, z. B. in kurz zuvor hart beſchnittenen Hecken; allein dieſe Erſcheinung ift oft nur von kurzer Dauer, indem ſie mit der wie⸗ derkehrenden Geſundheit des Stammes verſchwindet, und moͤgte die Fortpflanzung dieſer Varietaͤt, wie ſolche Bechſtein für möglich Hält, zu bezweifeln feyn. Beſchaffenheit des Holzes. Ganz beſonders fein und kurzfaſerig, feſt und ſchwer, übertrifft das Holz der Hainbuche an Zaͤhigkeit alle übrigen norddeutſchen Baumhoͤlzer; auf dem Schnitt iſt es weiß, nach dem Kern zu aber mehr oder weniger dunkelbraun. Das auf naſſem Boden gewachſene Holz iſt weißer und gradſpaltiger, nur nicht fo feſt. a Ein Cubik⸗Fuß Stammholz wiegt: ganz eich: 62% Pfund. halb ß 56 . eee e 5 CGHARSPSEN US: 65 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. In ganz Europa bis zum 57 Grade nördlicher Breite, und auch in Nordamerika trifft man die Hainbuche auf Ebenen, wie auf Vor- und Mittelgebirgen bis zu einer abſoluten Hoͤhe von 1200 Fuß, theils in reinen Beſtaͤnden, theils gemiſcht unter den übrigen Laubhoͤlzern überall, und nur das hoͤhere rauhe Gebirge ſcheint ihr nicht zutraͤglich, wie dies ihr kruͤppliger, ſtrauchartiger Wuchs und haͤufige Froſtriſſe beweiſen; am beſten gedeihet ſie indeß in ſchattigen, gegen Morgen, Mitternacht oder Abend auslaufenden Thaͤlern. Friſcher, aus einem Gemenge von Dammerde, Kalk und Baſalt beſtehender, oder lehmiger Boden iſt ihr der liebſte; doch kommt ſie auch in anderem, nicht zu naſſen oder trocke⸗ nen Erdgemenge recht gut fort. Fortpflanzung. Schon im 25 b. Jahre trägt der Baum keimfaͤhigen Samen, und wo der Boden nur einigermaßen empfaͤnglich iſt, wird bei der oft wiederkehrenden reichen Samen⸗Erndte die Fortpflanzung in der Re⸗ gel durch die Natur beſorgt. Auf kuͤnſtlichem Wege geſchieht dieſelbe durch Ausſaat oder Pflan- zung, und wird im erſteren Falle der Ende Octobers geſammelte reife Samen entweder ſogleich, wie dies am gerathenſten iſt, oder doch im April des naͤchſten Fruͤhjahrs, als bis wohin derſelbe unent⸗ fluͤgelt an einem trocknen Orte, oder in feuchtem Sande aufzubewahren iſt, auf wund gemachten Bo- den ausgeſtreut; ſchattige Lage, eine leichte Erd- oder Laub-Bedeckung, Feſttreten oder Einwalzen des Samens und feuchte Witterung ſichern das Gedeihen. Bei ausgedehnten Saat-Culturen rechnet man, wenn ſie, ohne leere Zwiſchplaͤtze zu laſſen, frei aus der Hand geſchehen, alſo Vollſaaten ſind, pro Morgen 50 — 60 Pfund = etwa 20 — 24 Braunſchw. Himpten geflügelten und 45 Pfund, oder etwa 2½ Himpten ungefluͤgelten Samen; wenn ſie aber in Riefen oder Plaͤtzen vorgenommen werden, nach Verhaͤltniß der unbeſamt bleibenden Flaͤche, 6 —-½ weniger. Der im Herbſt geſaͤete Samen laͤuft zum Theil im nächften Fruͤhjahr, der im Fruͤhjahr geſaͤete aber erſt nach 1— 2 Jahren auf, wo dann das junge, roͤthlich keimende Pflaͤnzchen die dicken, oberwaͤrts gras-, unterwaͤrts weißgruͤnen Sa⸗ menlappen mit aus der Erde bringt, zwiſchen welchen ſich bald darauf erſt eines, und dann ein zweites, faſt herzfoͤrmig laͤngliches, ſtark und doppelt gezaͤhntes Blaͤttchen erhebt. Zu Pflanzungen, welche im Herbſt und Fruͤhjahre geſchehen koͤnnen, übrigens im Herbſt am ſicherſten gedeihen, weil die Staͤmme bis zum Wiederausbruch des Laubes ſich ſodann beſſer bewurzeln und der Sonnenhitze kraͤftigern Wi⸗ derſtand leiſten konnen, nimmt man die Pflänzlinge aus den natürlichen Beſamungs-Orten, oder zieht ſie in beſondern Kaͤmpen. Je nachdem der Zweck der Pflanzung verſchieden iſt, muß auch die Hoͤhe und Staͤrke der Pflanzen und deren Entfernung verſchieden ſeyn, doch iſt es rathſam, die Staͤmme nicht unter ½ Fuß Höhe ins Freie zu bringen, und die Entfernung derſelben moͤgte bei der Baumholzzucht etwa auf 4, bei der Schlagholzwirthſchaft auf 5, und bei der Kopfholzzucht auf Triften, oder offenen Platzen, wo die Benutzung der Weide berücfichtigt wird, nicht unter 12 — 16 Fuß zu beſtimmen ſeyn, weil bei engerem Zuſammenſtehen der ſich mehr und mehr ausbreitenden Stämme in erſten beiden Fällen der Holzwuchs ſelbſt, in letzterm Falle aber der Graswuchs leiden würde; bei Anlegung lebendiger Hecken beſtimmt man die Entfernung gewoͤhnlich auf ½ — 1 Fuß. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Unter günftigen Local⸗Umſtaͤnden iſt das erſtere zwiſchen 100 — 150, die letztere aber zu 200 Jahre und noch höher anzunehmen; denn der Wuchs iſt zwar bis zum 30 f= oder 4ofen Jahre raſch, laͤßt jedoch alsdann nach, und dauert ſehr lange fort. Nutz en. 5 Kann die Hainbuche auch nicht in ihrer natürlichen Geftalt als Zierbaum beſonders empfohlen 47 66 CARPINUS. werden, fo kann doch der Kunftliebhaber mit Huͤlfe der Scheere ihren Wuchs leicht nach feinen Win- ſchen formen, wie dies noch hin und wieder unſere vaterlaͤndiſchen Gaͤrten, vorzuͤglich aber die Gaͤrten der Niederlande und Frankreichs beweiſen, wo man ſie zu bewundernswerthen Geſtalten und Decoratio— nen herangezogen hat; ganz vorzuͤglich, wohl eigentlich unuͤbertrefflich, eignet ſie ſich indeß, wegen ihrer Schnellwuͤchſigkeit und Dauer, außer der Anpflanzung zu Kopfbaͤumen auf Triften und offenen Weide⸗ plaͤtzen, wo fie bei richtiger Standentfernung durch ihren Schatten den Graswuchs eher fördert als ver- daͤmmt und einen reichlichen Holz-Ertrag liefert, zu lebendigen Befriedigungen, die bei regel— maͤßiger Verflechtung der Staͤmme in verſchobene Quadrate, ſo dicht verwachſen, daß weder Menſch noch Thier, bei der groͤßeſten Kraft-Anſtrengung ſich hindurch zu draͤngen vermag. Der Werth des Holzes als Brenn-Material ſteht über dem des rothbuͤchenen, denn es verhaͤlt ſich zu dieſem: hh nach von Werneck, wie 1035 zu 1000; oder, nach Hartig, wie 6 Fl. 26 Kr. zu 6 Fl.; und verkohlt. wie 1052 zu 1000; dabei brennt es leicht und die Hitze iſt ſehr gleichmaͤßig und anhaltend. 25 Pfund rohe Aſche liefern ohngefaͤhr 3 Pfund Pottaſche, und die Lauge iſt zur Waͤſche und Bleiche eine der vorzuͤglichſten. Im rohen Verbrauch zu Werk- und Geräthe-, oder allerlei ſonſtigem Nutz-Material, welches Feſtigkeit, Zaͤhheit, Haͤrte und Dauer erfordert, iſt das hainbuchen Holz das ſchaͤtzenswertheſte unter allen, nur geringen Werth hat es dagegen als Bauholz im Freien, weil es die Abwechſelung der Witterung nicht vertraͤgt. Fuͤr die Gewerke, Muͤhlen und Maſchinen liefert es die dauerhafteſten Preſſen, Schrauben, Rollen, Kloben, Hebel, Walzen, Hammerſtiele, Stampfen, Kammraͤder, Getriebe und Drillinge u. ſ. w. Der Stellmacher fertigt daraus Lavettenſtangen, Deichſeln und Langewagen, Schiebkarren, Sattel, Kum⸗ met⸗ und andere Geſchirrhoͤlzer. Der Schreiner verarbeitet das nicht ſelten ſchoͤn braungeflammte Stamm⸗ und Stockholz zu feinen Tiſchen, Commoden, Stuͤhlen und Schraͤnken, und eben ſo ſuchen es auch die Drechsler und Bildhauer. Außerdem wird es zu vielen Hausgeraͤthen und Handwerkszeugen, als Flachs⸗ brechen, Beil⸗, Hacken, Holzſchlagen- und Hammerftielen, Hebeln, Dreſchflegeln, Schlaͤgelkoͤpfen, Keilen, Klapperſtoͤcken u. dergl. verbraucht. Die Rinde dient zum Gerben und giebt, in Waſſer gekocht, eine gelbe Farbe; die Baſthaut faͤrbt die Wolle gelb. Die jungen Zweige und Blaͤtter gruͤn und trocken, ſind ein gutes Futter fuͤr Rindvieh, Schaafe und Ziegen, und das Dekokt der letzteren wird bei Quetſchungen der Pferde empfohlen. Die Knospen ſind eine Lieblingsſpeiſe der Haſelhuͤhner. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Da, wo die Hainbuche in Hochwald-Beſtaͤnden vorkommt, wird ſie mit den uͤbrigen Holzar⸗ ten gleich behandelt; am vorzuͤglichſten qualificirt fie ſich indeß, vermoͤge ihres außerordentlich ſtarken Reproductions⸗Vermoͤgens, zur Schlag- und Kopfholzzucht, wozu fie auch gewoͤhnlich erzogen wird, und in welcher fie, bei 15 — 30 auch 40 jaͤhrigem Umtriebe, faſt unaufhoͤrlich vom Stock und aus den Wurzeln treibt, aus letzteren ſelbſt dann noch, wenn der Stock laͤngſt abgeſtorben und ausgefault iſt. Der Hieb faͤllt, wie bei der Rothbuche, fuͤr den Hochwald in die Herbſt⸗ und Winter- Monate No⸗ vember, December und Januar, fuͤr den Niederwald- und Kopfholzbetrieb in den Monat Maͤrz. Feinde und Krankheiten. Unter den Feinden ſind die Waldmaͤuſe die gefaͤhrlichſten, denn ſie nagen im Winter unter dem Schnee oft auf großen Strecken von den jungen Pflanzen und Stockausſchlaͤgen die Rinde rein ab; auch der Haaſe thut dies im Nothfall gern. Gegen Mäufe iſt das beſte Schutzmittel: Schonung der Eulen, Igel und Wieſel. Die Haaſen müffen aber an ſolchen Orten, wo man von ihnen Schaden be fuͤrchtet, weggeſchoſſen werden. Als Krankheiten kennt man nur die Kernfaͤule und Gipfelduͤrre, welche erſtere entweder Folge eines zu nahrhaften Bodens, oder, wie die letztere, Folge der Ueberſtaͤn⸗ CASTANEA. 67 digkeit iſt; auch durch Thon oder Steinlager, welche ſich oft unmittelbar unter der oberen Dammerden— Schicht finden, kann die Gipfelduͤrre erzeugt werden. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Zweig mit männlicher und weiblicher Bluͤthe, in natuͤrlicher Größe; der bleibende, fein behaarte, dreitheilige Kelch des weiblichen Kaͤtzchens mit zwei Blumen, ohne die gemeinſchaftliche Schuppe, vergroͤßert; eine einzelne weibliche Blume desgl.; f eine fein behaarte Schuppe des männlichen Kaͤtzchens, unter welcher ſich die 10 — 16 — 20 Staubgefaͤße zeigen, desgl. vergroͤßert; ein gedoppeltes maͤnnliches Staubgefaͤß, ſtark vergroͤßert; die von dem Fluͤgel abgeſonderte Nuß; der eigentliche Samen, und ein Zweig mit dem reifen Fruchtzapfen, ſaͤmmtlich in natürlicher Größe. 2 2 ze 8 L 9 9 XI. CAS TANE A. Kaſtanie. LINN. GEN. ed. VI. Ne 1072. Claſſe XXI. MONOECIA. Ordnung VII. POLVYAND RIA. Gattungs- Character, Die männliche Blume bildet mit der weiblichen gemeinſchaftlich ein ſchlankes, nacktes Kaͤtz⸗ chen, und ſteht oberhalb deſſelben in ſpiralfoͤrmiger Windung, zu 5 — 6 und mehr vergeſellſchaft, ziemlich dicht gedraͤngt zuſammen; der Kelch 5—56blaͤttrig, die Krone fehlt. Staubgefaͤße gedoppelt 10 — 20. Die weibliche Blume, deren 2— von einer gemeinſchaftlichen weichſtachligen, 4 ſpaltigen Blumendecke umſchloſſen ſind, findet ſich in Knospengeſtalt einzeln unter den maͤnnlichen Blumen am Grunde des Kaͤtzchens; der Kelch 5—6 blaͤttrig, die Krone fehlt. Griffel 5— 6. Die Frucht eine ſtachlige, 4 klappige falſche Kapſel, welche 3—4 Nuͤſſe oder Samen enthält. 20. N Ev ES C . Echte Kaſtanie. Tafel XVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. N Die Blätter laͤnglich-lanzettfoͤrmig, zugeſpitzt, ſaͤgenartig ſtachelſpitzig tief gezaͤhnt und kahl. 68 CASTANEA. Synonymie. CASTANEA VES CA. Willd. Linn. IV. 1. p. 400 N2 1: re = Bechſtein IV. p. 376. N. 41. ee = Guimpel und Hayne p. 193. N. 144. —— SATIVA. Borkhauſen I. p. 737. N. 132. = — Hartig VI. 1. p. 77. FAGUS CAS TAN EA. Du Roi und Pott I. p. 374. Ne 8% Franz. LE CHATAIGNIER. Engl. THE coMMON SpaAnısSH-CHESNUT. Provinzial-Namen. Echte, gute, zahme, füße, gemeine füße Kaſtanie oder Kaſtanienbaum, Kaſten⸗, Kaͤſten⸗ auch Kö: ſten⸗ Baum, Maronen⸗ und Marren⸗Baum. 5 Abbildungen. Blankwell T. 330. Kerners Abbild. oͤkonom. Pflb. T. 434. Cramer T. 23. Guimpel und Hayne T. 144. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht baumartig, 50 — 60 Fuß hoch, 2 Fuß und daruͤber im unteren Durchmeſſer ſtark, ſehr ſchlank und wenig beaͤſtet, mit faſt rundlicher Krone. Die alte Rinde der Laͤnge nach furchenartig aufgeriſſen, in den Vertiefungen dunkel⸗ oder ſchwarzbraun, die erhabenen Flaͤchen hell aſchfarben; die jüngere braunroth mit weißlichen Flecken und aderig, der Rothbuchen-Rinde aͤhnlich, die juͤngſte ſchwarzbraun und weiß punktirt. Die Aeſte und Seitenzweige. Stand derſelben abwechſelnd, der Wuchs angeſchloſſen und grad⸗ ſchuͤßig, die jungen Zweige kantig. Die Wurzeln. Die Hauptwurzel auf gutem Boden 3—4 Fuß tief gehend, die Seitenwurzeln flacher und weit ausgebreitet. a Das Blatt. Die wechſelweis ſtehende Knospe eirund mit gekruͤmmter Spitze, aͤußerlich zwei- ſchuppig, kaſtanienbraun und glatt, inwendig vierſchuppig und wollig. Die gegen Mitte des Mai erſchei⸗ nenden, abwechselnd und einzeln ſtehenden ſteifen fommergrünen Blätter ausgewachſen 6— 8 Zoll lang, 2½— 3 Zoll breit, lanzettfoͤrmig, lang und ſtachelicht zugeſpitzt, am Rande ſcharf ſaͤgenartig und ſtachelſpitzig tief gezaͤhnt, auf beiden Seiten glatt, die Oberfläche dunkelgruͤn, in der Laͤnge von einer ſtarken, aber flachen gelben Hauptrippe durchzogen, welcher ſich mehr denn 20 parallel auslaufende blatt⸗ farbige Seitenrippen anreihen; unterwaͤrts mattgruͤn, aber ſtark und erhaben gelb gerippt; kurz vor dem Abfall im October auf beiden Seiten hochgelb. Der oberwaͤrts etwas ausgehoͤhlte, ſtarke, ſteife Blatt⸗ ſtiel 1 — 1¼ Zoll lang. Die Bluͤthe. Maͤnnliche und weibliche Bluͤthen ſtehen in halbgetrennten Geſchlechtern auf einem Stamme, und bilden gemeinſchaftlich ein aus den Blattwinkeln im Juni oder Juli ſich entwi⸗ ckelndes, aufgerichtetes, 6 — 9 Zoll langes, ſchlankes, lockeres Kaͤtzchen. Den oberen, bei weitem den groͤ⸗ ßeren Theil dieſes Kaͤtzchens nimmt die männliche gelbliche Bluͤthe ein, welche in ſpiralfoͤrmiger Win— dung buͤſchelartig, 5 — 6 Blumen vergeſellſchaftet, ziemlich gedrängt zuſammen ſteht, und nur am Grunde deſſelben erſcheinen ſitzend, in eifoͤrmiger Knospen-Geſtalt, zwei, hoͤchſtens vier einzelne weibliche Bluͤ— then, von denen jede 2 — 3 Blumen in einem allgemeinen 4 ſpaltigen, weichſtachligen Kelche vereinigt. Jede der vergeſellſchafteten mannlichen Blumen hat einen 5—6 fpaltigen, gruͤngelben, rothgeraͤnderten, weichhaarigen Kelch, die Krone fehlt, und auf kurzen Staubfaͤden ſtehen 10 — 12 gedoppelte gelbe CASTANEA. 69 Staubkolben; auch jede der weiblichen Blumen hat einen 5—6 ſpaltigen gruͤnen Kelch, ſtatt der Krone aber einen ſproͤden Filz und 5 —6 dunkelrothe Griffel. Die Frucht und der Samen. Die aus dem gemeinſchaftlichen, 4 ſpaltigen Kelche entſtandene, und deshalb eigentlich falſche rundſtachliche, grüne Kapſelfrucht mißt ausgewachſen 1½ — 2 Zoll im Durchmeſſer, fie iſt 4 klappig, und enthält 1, 2, auch 3 rundliche, auf einer Seite etwas plattge⸗ gedruckte, zugeſpitzte, lederartig umhaͤutete, rothbraune Nüffe oder Samen, mit weißem Nabel, welche nach dem, gegen die Mitte Octobers von der Spitze aus erfolgenden Aufſpringen der Kapſel aus⸗ fallen. Varietaͤten. Hierunter rechnet man wohl: a. die durch ſorgfaͤltige Behandlung veredelten Staͤmme mit größeren Früchten und Nuͤſſen; b. die Kaſtanie mit goldgelb geſchaͤckten Blättern. Die letztere Spielart, deren von Duͤ Roi (Harbk. wild. Baumz. p. 379. sub b.) und Burgsdorf (in deſſen Anleitung zur ſicheren Erziehung der einheimiſchen und fremden Holzarten II. 2. P. 96. Ne 199.) erwähnt wird, ſcheint indeß, wie die geſchaͤckt-blaͤttrige Roßkaſtanie, Folge eines kraͤnklichen Zuſtandes des Stammes zu ſeyn, wobei die Blaͤtter ſpaͤter ausſchlagen, auch fruͤher wieder abfallen, und gleich beim Ausbruch in den goldgelben Flecken die Merkmale der baldigen Vergaͤnglichkeit mit auf die Welt bringen, die ſich auf den Blaͤttern geſunder Staͤmme erſt im Herbſt zeigen; denn Duͤ Roi wie Burgsdorf bemerken, daß ſie ſehr zaͤrtlich ſey, und erſterer fuͤgt hinzu, daß es ihm ungeachtet der groͤßten Sorgfalt dennoch nicht habe gelingen wollen, das einzige Exemplar, welches er unter meh: reren tauſend anderen Staͤmmchen zufaͤllig aus dem Samen erzog, am Leben zu erhalten. In un⸗ ſeren norddeutſchen botaniſchen Gärten findet fie ſich jetzt nicht, und nur in England ſoll ſie oͤfterer vor⸗ kommen. Beſchaffenheit des Holzes. Fein und kurzfaſerig, ſehr dicht, zaͤhe und elaſtiſch, in der Jugend weißgelb, ſpaͤterhin roͤthlich-braun, nach dem Kern zu immer dunkler werdend, auch zuweilen flammig, hat daſſelbe die größte Aehnlichkeit mit dem Eichenholze, fo daß es oft dem geuͤbteſten Kenner ſchwer fat, beide Holzarten ſogleich von einander zu unterſcheiden. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Wenn gleich das waͤrmere Aſien, beſonders der nördliche Theil deſſelben, als das eigentliche Vater⸗ land dieſes Baumes anzunehmen ſein moͤgte, ſo findet man ihn doch nicht allein im ſuͤdlichen Europa, Portugal, Spanien, Frankreich, Italien, in der Schweiz und Ungarn, wo er ganze Waldun- gen bildet, ſondern auch im ſuͤdlichen Deutſchland ſehr haͤufig, und Anpflanzungen, wie die zu Miltiz im Saͤchſiſchen, in der Pfalz, in der Bergſtraße, zu Cronenburg im Mainziſchen, (deren letzteren Fruͤchte wegen ihrer beſonderen Groͤße beruͤhmt ſind,) in der Umgegend von Hameln, Hamburg, Blankenburg u. ſ. w., welche zum Theil die ſehr ſtrengen Winter von 1709, 1740, 1812 und 1822 ſtandhaft ertrugen, beweiſen, daß er Ausdauer genug beſitzt, in die Reihe unſerer einheimiſchen nord- deutſchen Holzarten geſtellt zu werden; ja ſeine Unempfindlichkeit gegen unſer noͤrdliches Clima iſt ſo groß, daß er noch auf der Halbinſel Juͤtland, alſo unterm 560 N. B., Bluͤthen und reife Früchte traͤgt. Nicht zu hochliegende ſuͤdliche oder weſtliche ſanft abhaͤngende Bergwaͤnde mit tiefem, aus Dammerde, Lehm und Sand gemengtem friſchen Boden ſind als die eigentlichen Standorte dieſer Kaſtanie anzuſehen, wo hingegen nördliche Gebirgs-Lagen, beſonders aber naſſer oder zu trockener Boden auf ihr Fortkommen nachtheilig einwirkt. Fortpflanzung. Ganz auf dieſelbe Weiſe, wie bei den übrigen Maſt tragenden Laubhoͤlzern, der Eich e und Buche, er⸗ zieht man, da wo Mutterſtaͤmme in hinreichender Menge vorhanden find, die jungen Pflanzen in na⸗ 18 70 CAS TANE A. türlichen Beſamungsſchlaͤgen, nur geſchieht es auch hier, wie bei der Rothbuche, leider nicht ſelten, daß an den öſtlichen oder ſuͤdlichen Bergwaͤnden ſpaͤte Nachtfröͤſte den fruͤhtreibenden jungen Pflanzen ver⸗ derblich werden. Bei der künſtlichen Ausſaat thut man am beſten, die zu cultivirende Flaͤche entwe⸗ der förmlich, wie beim Getraidebau, zu bearbeiten, und dann die Kaſtanien in Furchen, bei etwa 2 Fuß Entfernung, 1½ — 2 Zoll tief einzudruͤcken, oder wo der Boden übrigens locker genug iſt, dieſelben un⸗ terzuhacken, wie dies mit Eicheln, Bucheln u. ſ. w. geſchieht. Man erzieht die jungen Pflanzen auch wohl in eigenen Saat⸗Kaͤmpen, und läßt fie hier fo lange ftehen, bis fie nach Umſtaͤnden im 4— 102 Jahre die zur Verſetzung ins Freie erforderliche Staͤrke erreicht haben, wobei es uͤbrigens nothwendig wird, Falls die jungen Staͤmme naͤher als 2 Fuß zuſammen ſtehen, dieſelben im 2ten Fruͤhjahre in dieſe, und ſpaͤterhin in eine noch groͤßere Entfernung zu ſetzen, auch ihnen von Zeit zu Zeit die zur Seite ausſchießenden Triebe zu nehmen, damit ſie fuͤr die Ausbreitung ihrer Wurzeln mehr Spielraum erhalten und ſich zu ſchlanken Staͤmmchen ausbilden. Sicherer und weniger koſtſpielig iſt es indeß im⸗ mer, die Staͤmme gleich an dem Ort ihrer eigentlichen Beſtimmung aus dem Samen zu erziehen. Die Ausſaat geſchieht, der Natur gemaͤß, gewoͤhnlich noch im Herbſte, kann jedoch auch im Fruͤhjahre vor- genommen werden, wozu man ſodann die Kaſtanien uͤber Winter im trockenen Sande aufbewahrt, und erſcheinen hierauf die jungen Pflanzen bei Zurucklaſſung der Samen-Lappen erſteren Falls gegen Mitte April oder Anfangs Mai, im letzteren Falle 4 — 6 Wochen ſpaͤter, mit 2 gewoͤlbten, laͤnglichen, purpurrothen Keim⸗Blaͤttchen; noch in demſelben Jahre erreichen ſie eine Hoͤhe von 1 Fuß und dar⸗ über. Zur ſichern Fortpflanzung der veredelten Arten bedient man ſich des Pfropfens, oder beſſer des Oculirens. g Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Sehr ſchnellwuͤchſig von Natur, erreicht dieſer Baum, nach Verſchiedenheit des Bodens und Clima's, zwiſchen dem 60 — Sof" Jahre feine Vollkommenheit, dauert aber bis 100 Jahre und noch daruͤber geſund aus, waͤchſt oft, wie unſere gemeine Weide, noch dann in der Staͤrke fort, wenn er ſchon kern⸗ faul und hohl iſt, und traͤgt viele Fruͤchte, ſo, daß, wenn auch die Behauptung von Reiſenden, wo⸗ nach ſich ein ſolcher Baum auf dem Aetna von 204 Fuß im Umfange finden ſoll, in deſſen Hoͤhlung ein Haͤuschen zur Aufbewahrung ſeiner Fruͤchte erbauet iſt, wohl allerdings ſehr fabelhaft klingt, man denn doch annehmen darf, daß dieſe Kaſtanie ein ſehr hohes Alter und eine mehr denn gewoͤhnliche Baum⸗ ſtaͤrke zu erlangen faͤhig ſey. Nutzen. Auf unſerm vaterlaͤndiſchen Boden, wo die Cultur dieſes Baumes bis jetzt leider noch zu wenige Ausdehnung erhielt, benutzt man denſelben groͤßtentheils als Zierbaum auf Promenaden u. ſ. w. In Frankreich und andern ſuͤdlichen Laͤndern hingegen iſt die Benutzung des Holzes der Hauptzweck, war⸗ um man ihn dort ſo fleißig anbaut. Bei der Feuerung ſteht das Holz dem der Rothbuche nach, denn nicht allein daß es zu raſch wegbrennt, iſt auch die Hitzkraft nicht beſonders, die Kohle iſt leicht, und dieſe, wie das rohe Holz, geben eine weniger helle, ſtark kniſternde Flamme; auch iſt die Aſche ſehr geringhaltig an Kali, und die Lauge, wegen ihres Blau-Faͤrbeſtoffs, zur Waͤſche ganz unbrauchbar. 8 Als Bau ⸗, Werk⸗ und Geraͤthholz hat es dagegen bedeutende Vorzüge vor jenem, da es überhaupt, beſonders aber im Trocknen verwandt, ſehr dauerhaft iſt und vom Wurmfraß nicht leidet. Selbſt das Eichenholz als Baumaterial wird in der Dauer und der Tragfähigkeit ſchwerer Laſten davon über: troffen. In England wird es deshalb beim Schiffbau verwandt, und in Frankreich hat man Kirchen und andere Gebaͤude groͤßtentheils aus Kaſtanienholz erbaut gefunden, die bereits Jahrhunderte dem Zahn der Zeit trotzten. Die Stellmacher, Boͤtticher, Schreiner und Drechsler benutzen das aͤltere Holz auf gleiche Weiſe wie das Eichenholz, und ziehen es ſogar dieſem vor, beſonders die Boͤtticher, in feiner Verwendung zu Weinfaͤſſern und anderen zur Aufbewahrung von Fluͤſſigkeiten beſtimmten Gefäßen, weil CASTANEA. 71 es nicht leicht ſtockt. Außerdem aber giebt das jüngere Stangen-Holz gute Vietsbohnen⸗Stiefeln, Ho⸗ pfenſtangen, Faßreife und dergl. Die Rinde dient zum Gerben, und giebt, zur Kohle gebrannt, eine reine, feine Schwarze; aus den belaubten Zweigen laſſen ſich durch verſchiedenartige Zuſaͤtze man⸗ cherlei dauerhafte Farben ziehen. Die elaſtiſchen Blaͤtter werden vom Vieh gern gefreſſen, auch hier und dort als Nothbehelf zum Ausſtopfen der Betten und Matratzen benutzt, die indeß beim Herum⸗ wenden rauſchen, und von den Franzoſen ſcherzhaft Sprach- oder Parlaments-Betten (its de parlement) genannt zu werden pflegen. Die Kaſtanien (Nuͤſſe), deren es größere und kleinere giebt, und von denen die erſteren unter dem Namen Maronen zu den geſuchteſten kaufmaͤnniſchen Artikeln zu rechnen ſind, gewaͤhren, auf mancherlei i Weiſe zubereitet, eine geſunde, nahrhafte Speiſe, und machen in manchen Gegenden die einzige Nahrung der Menſchen aus. Zu Brei gekocht, oder geſotten und geröftet in Bruͤhen und Kohlgemuͤſen, auch als Füllung der Gaͤnſe- und Enten- Braten, erſetzen fie mit großem Vortheil die Stelle der Kartoffeln, und mit Zitronenſaft oder Zucker genoſſen, gehoͤren ſie unter die Leckerbiſſen. Ferner laͤßt ſich Chocolade und Kaffee daraus kochen; aus dem Mehl wird Brot und Kuchen gebacken, Staͤrke und Puder bereitet, und aus den rohen Kaſtanien ein gutes Brennöl geſchlagen. Der kleinen oder ſogenannten wilden Kaſtanie bedient man ſich zur Fuͤtterung und Maſtung des Viehes, vorzuͤglich der Schweine, und im Freien wie in Thiergaͤrten gewähren fie für Roth-und Schwarzwild eine ſehr willkommene Herbſt- und Winteräfung, weshalb der Jaͤger, Forſtmann und Oekonom den Anbau dieſes Baumes wuͤnſchen muß. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Die Schnellwüchfigkeit und dauernde Reproductions-Kraft empfehlen die Kaſtanie mit Nutzen fuͤr den Niederwaldbetrieb in etwa 15 — 20 jaͤhrigem Umtriebe, wobei man in Frankreich viel nutzba⸗ res Stangenholz gewinnt; nicht minder vortheilhaft iſt indeß auch die Hochwaldwirthſchaft anzu— wenden, wobei ſie, mit Ausnahme des kuͤrzeren Umtriebes, welcher etwa auf 80 Jahre feſtzuſtellen, der Roth buche gleich behandelt wird. Die Zeit des Hiebes unterliegt den allgemeinen wirthſchaftlichen Regeln, welche bei aͤhnlichen Laubhoͤlzern in Anwendung kommen; und tritt dieſelbe im Niederwalde kurz vor dem Safttriebe, im Hochwalde aber bald nach dem Abfall des Laubes ein. Ob die Kopf— holzwirthſchaft anwendbar ſei, iſt nicht hinreichend erprobt, aber ſehr wahrſcheinlich. Feinde und Krankheiten. Außer den Maͤuſen, welche die Nuͤſſe freſſen, und die Wurzeln der jungen Pflanzen zernagen, ſind Wild und Weidevieh wol nur die einzigen, aber auch gefaͤhrlichen Feinde der Kaſtanie, und iſt anzurathen, ſie hiergegen beſonders in der Jugend ernſtlich zu ſchuͤtzen, wenn ſie nicht alle auf die Cultur verwandte Muͤhe und Sorgfalt vergebens geweſen ſeyn ſoll. Der Froſt verurſacht zuweilen Eisriſſe und brandige Stellen, die in Krebsfraß ausarten. Gipfelduͤrre und Kernfäule find die erſten Vorboten des, durch Alter oder nachtheilige Örtliche Verhaͤltniſſe bewirkten Abſterbens. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein Zweig mit dem Bluͤthen-Kaͤtzchen, an welchem ſich zunaͤchſt unten die weiblichen, weiter hinauf die maͤnnlichen Blumen finden, in natuͤrlicher Groͤße; „ 2. die maͤnnliche Blume, vergroͤßert; „ 3. die innere Seite eines Kelchblatts dieſer männlichen Blume, ſtark vergrößert; » 4. die reife Kapſel⸗Frucht, und „ 5. eine reife Nuß, deren ſich 1, auch 3 in der Fruchthuͤlle zuſammen finden, in natürlicher Größe. XII. CLEMAT IS. Waldrebe. LINN. GEN. ed. VI. N?’ 69 6. Claſſe XIII. POLYANDRIA. Ordnung VI. POLYGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der Kelch fehlt; die Krone iſt 4 — 6blaͤttrig. Staubgefäße und ö Griffel viele, die Frucht beſteht aus mehreren, kopfartig zuſammenſtehenden, flachgedruͤckten einfamigen Hautfruͤchten, die an der Spitze einen haarigen Schwanz haben. 21 j SIND A GESBAA- Gemeine Waldrebe. Tafel XVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter paarweis gegen einander uͤberſtehend, gefiedert, die Fiedern oder kleinen Blaͤttchen herzfoͤrmig, glattrandig oder eingeſchnitten, der Blattſtiel rankend. Synonymie. CLEMATIS VITALBA. Willd. Linnée II. 2. p. 1292. Ne 17. — Borkhauſen II. p. 1197. Ne 432. — Bechſtein IV. p. 716. Ne 138. — Burgsdorf II. 1. p. 244. Ne 72. —— Hartig VI. p. 189. Guimpel und Hayne p. 153. Ne 113. Franz. LA CLEMATITE COMMUN OU DE HAIES. ‚|| — Engl. Tux COMMON VIRGIN’S BOWER OR TRAVELLERS Joy. Provinzial⸗Namen. Waldrebe, fleigende, blaſenziehende Waldrebe, Teufelszwirn „ Hexenſtrang, Hurenſtrang, Hageſeiler, Reh⸗ und Rebbinden, Nachtſchatten, alter Mannsbart, Gaͤnſemord, Bettlerskraut, Lieſch. Abbildungen. Reitter und Abel J. 72. Guimpel und Hayne J. 113. CHN NIS! 73 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig ganz kurz und niederliegend; in mehrere Aeſte oder Staͤmmchen getheilt. Die Aeſte und Seitenzweige. An jedem erhabenen Gegenſtande emporrankend, und ſelbſt die Gipfel hoher Baͤume uͤberwachſend, erreichen die erſtern bei verhaͤltnißmaͤßig geringer Staͤrke oft eine Höhe von 60 — 80 Fuß, oder kriechen auf der Erde hin; die letztern ſtehen paarweis und ſehr ſperrig gegen einander uͤber. Das aͤltere Schaft- oder Aſtholz iſt der Laͤnge nach ſtark, und regelmaͤßig gefurcht, ſo daß ſich hierdurch ſechs, auch acht rundliche Kanten hervorheben, und durch die unter den juͤngſten Trieben ſich bildenden Knoten, erſcheint der Strauch gleichſam gegliedert; wo die jungen Zweige den Bo⸗ den erreichen, haken ſie gern ein, ſchlagen Wurzeln und treiben neue Staͤmmchen. Die aͤltere Rinde iſt aufgeſprungen und aſchgrau, die jüngere glatt und roͤthlichgruͤn, die der juͤngſten Triebe und Ranken hellgruͤn. Die Wurzel. Fein und vieltheilig verworren, uͤbrigens flachlaufend. Das Blatt. Der Ausbruch erfolgt im Monat Maiz die gegen einander überftehenden ſommer⸗ grünen Blätter find ungleich, 3 oder 5 an einem Stiele, gefiedert; die geſtielten Fiedern oder Blaͤtt- chen 1½ — 2 Zoll lang, / — 1 Zoll breit, oval, lang zugeſpitzt und am Grunde herzfoͤrmig ausge⸗ ſchnitten, glattrandig (vorzuͤglich die obern), oder einzeln grob gezaͤhnt, glattſeitig, aber viel geadert und lederartig dick; oberwaͤrts dunkel-, unterwaͤrts matt- oder gelbgruͤn, vor dem Abfall im November - gelblich oder ſchmutzigroth. Der Hauptblattſtiel 2 — 3 Zoll lang, oberwaͤrts wenig gerinnelt, der be ſondere Blaͤtterſtiel 1— 2 Zoll lang, rund, und rankenartig gewunden. Die Blätter auf der Haut gerieben, verurſachen kleine, bald wieder verſchwindende Blaͤschen. i Die Bluͤthe. Sie iſt zwitterlich, erſcheint im Monat Juli, und dauert bis in Auguſt, be⸗ ſteht aus aufgerichteten, langgeſtielten, zuſammengeſetzten, vielblumigen Rispen, deren zwei gegen einander über aus den Blattwinkeln entſpringen, und deren gabelfoͤrmige Veraͤſtelungen durch ein, auch zwei laͤng⸗ lich ei- oder herzfoͤrmige, glattrandige, hellgruͤne Blaͤttchen unterſtuͤtzt werden. Der Kelch fehlt, die 4 ruͤckwaͤrts gerollten, lanzettfoͤrmigen Kronenblaͤtter find lederartig, grauweiß und filzig; auf dem Blu⸗ menboden ſtehen viele duͤnne, oben etwas breiter werdende grau-weiße Staubfaͤden mit ſeitwaͤrts aus⸗ gewachſenen, gelblichen Staubkolben, in deren Mitte aber auf 16 — 20 laͤnglichen, zuſammengedruͤckten Fruchtknoten eben ſo viele pfriemenfoͤrmige, haarige Griffel mit einfachen, rundlichen, gekruͤmmten, braͤunlichen Narben. Die Frucht und der Samen. Die eirunden, etwas zuſammengedruͤckten, braunen Hautfruͤchte enthalten lange ausgeſchweifte, auf zwei Seiten federartig mit langen weißen Seidenhaaren beſetzte, an der Spitze aber nackte Schwaͤnze, die im October oder November reifen, und dann ſehr weit weg— fliegen. Varietaͤten. Wie wohl nie eine Holzart ganz ohne Abweichungen in den aͤußeren Merkmalen ge⸗ funden wird: ſo trifft man dergleichen auch bei der gemeinen Waldrebe an; ob ſolche indeſſen hinrei⸗ chend find, die Annahme einer neuen ſtaͤndigen Art, wie die von Borkhauſen lin deſſen Forſtbot. Handbuch II. 2. p. 1199. N. 433., und in der Flora der Wetterau II. p. 291. Ne 694.) unter den Namen Clematis scandens und Cl. Flammula (ſteigende oder brennende Waldrebe) aufgeführte, zu recht⸗ fertigen, moͤgte faſt zu bezweifeln ſtehen, da ſich dieſe nach den von Borkhauſen und Bechſtein daruͤber gemachten Bemerkungen auf kalkigem, fruchtbaren Gebirgs-Boden an alten Eichen und Buchen, alſo in hohen, ſchattigen Baumbeſtaͤnden findet, die äußere Geſtalt derſelben aber ſich hauptſaͤchlich nur durch den hoͤheren Wuchs, die groͤßere Porofität des Holzes, die geringere Groͤße und bleichere Farbe der Blaͤtter, und die geringere Bluͤthenfuͤlle von der gemeinen Waldrebe unterſcheidet; Unterſcheidungs⸗ Merkmale, die ſich bei aͤhnlichen oͤrtlichen Verhaͤltniſſen uͤberall im Pflanzenreiche, ſo auch an unſern Holzarten taͤglich darbieten, ſobald wir nur den aͤußern Wuchs der an deu Nordſeiten der Berge im 19 74 CLEMATIS. Schluſſe erwachſenen Eichen, Buchen und Fichten, mit dem, der an der Suͤdſeite erzogenen, vergleichen wollen, am auffallendſten aber bei einer Vergleichung der in Kellern erzogenen oder geſtandenen Ge⸗ waͤchſe, mit den in freier Luft und Licht ſtehenden, in die Augen ſpringen. Das Beſtreben jeder Pflanze nach Licht und freier Einwirkung der Atmoſphaͤre, unterſtuͤtzt durch die Fruchtbarkeit des Bodens, laͤßt auch unſere holzartigen Pflanzen bei geſchloſſenem, dumpfen Stande zwar ſchneller und zu einer be⸗ ſonderen Hoͤhe emporwachſen, allein nie wird das Holz die Feſtigkeit, nie werden die im Schatten wachſenden Blätter die Größe und das lebhafte Grün, fo wie uͤberhaupt nie der Baum oder Strauch die Fülle an Blüthen, Fruͤchten und Samen erreichen, die wir an gleichen, unter guͤnſtigeren Verhaͤlt⸗ niſſen aufgewachſenen Holzarten wahrnehmen. Beſchaffenheit des Holzes. Je nachdem ſich dieſer Strauch mehr oder weniger im freien oder ſchattigen Stande befindet, iſt das Holz deſſelben auch mehr oder weniger hart, feſt, biegſam und elaſtiſch, fein⸗ und kurzfaſerig; auf dem Querdurchſchnitte des Stamm⸗Endes ſieht man oft ganz deutlich die Spi⸗ ralgefaͤße, und die vom Mittelpunkte nach dem aͤußern Umfange, gleich den Radien eines Zirkels aus⸗ laufenden, zuweilen ſchwarz gefleckten Strahlenbaͤnder, deren gewöhnlich 16 find. Die Farbe der juͤn⸗ gern Holzlagen zunaͤchſt unter dem Splint iſt gelblich, geht aber weiter nach innen zu ins Rothbraune über, und die hohle Markroͤhre iſt ſchwaͤrzlich. Es hat einen angenehmen Geruch, dagegen der Saft einen brennenden Geſchmack. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Mit Ausnahme des nördlich grenzenden Laͤnderſtrichs, trifft man dieſe Waldrebe in ganz Europa, mithin auch in ganz Deutſchland in den Laub-Waͤldern und Feldbuͤſchen, wie in Hecken und Zaͤunen, wo fie überall die ihr nahe ſtehenden Bäume und Sträucher, oder ſonſtige hohe Gegenſtaͤnde, um- und uͤberranket. Sie waͤchſt auf allerlei, nur nicht gern auf zu naſſem Boden. Fortpflanzung. Sie geſchieht im Herbſt oder Fruͤhjahr durch Ausſaat des Samens auf beſchattetem, maͤßig feuch⸗ ten, nur wund gemachten Boden, und im darauf folgenden Fruͤhjahre, auch wohl noch etwas ſpaͤter, erſcheint das junge Pflaͤnzchen mit 2 herzfoͤrmigen Samenblaͤttchen über der Erde; ferner durch Pflan— zung, wobei die jungen Pflaͤnzchen mit einem Stock verſehen werden muͤſſen; außerdem aber auf ſehr leichte Weiſe durch Ableger und Wurzelſchoͤßlinge. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. In 12 — 15 Jahren hat der Strauch feine Vollkommenheit erreicht, die Ausdauer deſſelben erſtreckt ſich dagegen auf 20 — 25 Jahre; doch ſterben, wie bei den Stauden, zu welchen er gleichſam den Uebergang bildet, alljaͤhrlich viele der jungen Zweige, beſonders die bluͤhenden ab. Nutzen. Der weiten Verbreitung, des dicht verſchlungenen Wuchſes und der langdauernden artigen Bluͤthen und Fruͤchte wegen bedient man ſich dieſes Strauches als Zierpflanze in Gaͤrten zu Lauben, ſo wie auch zur Verdeckung alter Wände und Mauern. Der Tiſchler benutzt das ſtaͤrkere Holz zu allerlei ein⸗ gelegter Arbeit, beſonders die Querabſchnitte, welche durch die vielen Strahlenbaͤnder ein roſettenaͤhn— liches Anſehn bekommen; die Boͤtticher hingegen die ſchlanken Aeſte, deren man ſich auch wohl zu Spa— tzierſtöcken bedient, nebſt den Zweigen zu Faßreifen, Eimer- und Tubbenbaͤnden; auch laſſen ſich aus denſelben ſehr dauerhafte Wieden drehen. Blaͤtter und Zweige geben eine braune und gelbe Farbe, und ungeachtet des brennenden Geſchmacks ſoll man doch, nach Vicat und Saupages, in Frankreich die jungen Wurzelſproſſen als Salat eſſen. COLUTEA. 75 Forſtwirthſchaftliche Qualification fallt weg; vielmehr gehört die Waldrebe unter die aͤrgſten ſogenannten Forft- Unkräuter (richtiger wohl Unhoͤlzer), und muß ſich der Forſtmann ihre Vertilgung durch Ausroden und Aushauen der Staͤmme, während das Laub grün iſt, angelegen ſeyn laſſen, da ſonſt bei der leichten Vermehrung derſelben man- cher nuͤtzliche Strauch oder Baum uͤberrankt, verkruͤppelt und erwuͤrgt wird. Feinde und Krankheiten ſind nicht bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig, und » 2. die reifen geſchwaͤnzten Haupt⸗Fruͤchte, beide in natürlicher Größe. XIII. COLUT EA. Blaſenſtrauch. LINN. GEN. e d. VI. N’ 880. Claſſe XVII. DIADELPHIA. Ordnung IV. DEC AND RIA. Gattungs- Character, Die Zwitterblume. Der Kelch becherfoͤrmig, 5 ſpaltig. Die Krone ſchmetterlingsförmig, Schiff und Faͤhnchen verſchieden geſtaltet. Staubfaͤden 10, (9 verwachſen, 1 frei⸗ ſtehend,) Griffel 1, mit rundlicher rauher Narbe. Die Frucht eine große einfaͤcherige, aufgeblaſene, durchſichtige Huͤlſe, mit vielen, an der oberen erhabe⸗ nen Naht zweireihig ſtehenden Samen. 3% COLUTEA ARBORESCENS. Baumartiger Blaſenſtrauch. Tafel XVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ungleich gefiedert, die gegen einander uͤberſtehenden Fiedern oder Blaͤttchen oval, oben abgeſtumpft, glattrandig, oberwaͤrts glatt, unterwaͤrts fein weißhaarig, kurzgeſtielt. 76 GIONLIUITIE A. Synonymie. COLUTEA ARBORESCENS. Willd. Linn. 111225 Pp21139. N: Borkhauſen II. p. 954. N. 213. Bechſtein IV. p. 602. Ne 28. Duͤ Roi und Pott J. p. 236. N! 1 Guimpel und Hayne p. 177. N. 133. Fr Franz. LE SENE SAUVAGE, OU BAGUENANDIER QUI PORTE DES VESSIES. — Engl. THE COMMON BLADDER-SENNA. Provinzial⸗Namen. Blaſenſtrauch, Blaſenbaum, Blaſenſenne, Blaßleinſenne, falſche Senne oder Sennesblaͤtter, Colu⸗ tea, Linſenbaum, Phaſanenkraut, Phaſanenſtrauch. Abbildungen. Miller T. 100. Kerner T. 190. Guimpel und Hayne J. 133. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- oder baumartig, 6 — 10 Fuß hoch, 4 — 6 Zoll ſtark und ziemlich ſchlank, zuweilen gleich uͤber der Erde in mehrere Aeſte oder Staͤmmchen getheilt, deren auch viele aus den Wurzeln aufſchießen. Die ganze Hoͤhe des ansgewachſenen Strauchs oder Baums beträgt 15 — 20 Fuß. Die Aeſte und Seitenzweige. Der Stand abwechſelnd, Wuchs ſchlank, unten angeſchloſſen, oben auswaͤrtsgebogen. Die aͤltere Rinde hell aſchfarben, die juͤngere braͤunlich oder gruͤn, und weiß behaart. Die Wurzel. Flach und weit umherſtreichend. Das Blatt. Die aus den einzeln und abwechſelnd ſtehenden, eiförmigen, bräunlich grünen Knos⸗ pen im Monat Mai hervorbrechenden ſommergruͤnen Blätter find ungleich gefiedert, die Fiedern oder Blaͤttchen, deren mehrentheils 8 oder 10 gegen einander uͤber, eins aber auf der Spitze des Haupt⸗ blattſtiels ſtehen, ganz kurz geſtielt, / Zoll lang, ½ Zoll breit, oval, oben abgeſtumpft, oft ſeicht aus⸗ geſchnitten und mit einem kleinen weichen Stachel verſehen, glattrandig, duͤnne, oberwaͤrts glatt und grasgruͤn, unterwaͤrts von einer erhabenen Mittelrippe durchzogen, mattgruͤn und fein weißhaarig. Ende Octobers, wo ſie abfallen, iſt die Farbe etwas gelblicher oder bleicher. Der runde, oben gerinnelte, weißbehaarte Hauptblattſtiel, an deſſen Grunde ſich zwei dreieckige, langgeſpitzte, weißhaarige Nebenblaͤtt⸗ chen befinden, iſt bis zu den untern Fiedern 1 — 1¼ Zoll, der Fiedern- oder Blaͤtterſtiel aber kaum 1 —2 Linien lang. Die Bluͤthe. Sie iſt zwitterlich, und erſcheint zuerſt Ende Mais oder Anfangs Juni, wo ſie traubenaͤhnlich aus den Achſeln der Blätter entſpringt; doch ſehen wir den Strauch den ganzen Sommer hindurch und oft noch im Herbſt fortwährend Bluͤthen treiben. Die roͤthlich-gelben, ſchmetterlingsfoͤr⸗ migen Blumen ſtehen zu 3 — 8, mit ½ Zoll langen, weißlich behaarten Stielchen an einem 2½—3 Zoll langen Hauptſtiele; der gruͤne becherfoͤrmige Kelch iſt 5 ſpaltig, und hat drei lange und zwei kurze ſpitzige Zähne, die Krone iſt aus dem zuruͤckgebogenen, herzförmig ausgeſchnittenen, rundlichen Fahnen⸗ Blatt, zwei anliegenden, gebogenen, ſchmalen Fluͤgelblaͤttchen, und einem gebogenen Schiff zu⸗ ſammengeſetzt; im Innern derſelben ſtehen 10 gruͤn- gelbe geſchweifte Staubfaͤden, von denen 9 unter ſich verwachſen ſind, einer aber frei iſt, mit doppelten, eirunden, orangefarbenen Staubbeuteln, und aus der Mitte dieſer ragt der am Grunde mit einem laͤnglichen Fruchtknoten verwachſene, geſchweifte, auf der inneren Seite behaarte lange grüne Griffel hervor, an deſſen unterwaͤrts gekruͤmmter Spitze ſich die rundliche, glatte Narbe befindet. CO LU T E A. ee. Die Frucht und der Samen. Erſtere von 2— 2½ Zoll Länge und 1 Zoll im Durchmeſſer, eine aufgeblaſene, duͤnne, durchſichtige, zur Zeit der Reife (im September) roͤthliche oder weißgelbliche Huͤlſe, an deren innerer erhabenen Ruͤcken-Naht viele kleine nierenfoͤrmige, geſtielte, ſchwarzbraune Samen zweireihig ſtehen, und die, wegen der vielen Luft die ſie enthaͤlt, beim raſchen Zerplatzen einen ſtarken Knall verurſacht. Beſchaffenheit des Holzes. Dicht, fein⸗kurzfaſerig und hart, auf dem Querdurchſchnitt bei jun— gen Staͤmmen gelblich-weiß, bei alten roth, mit gelblichen Flammen. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Im ſuͤdlichen Europa, als in Spanien, Frankreich, Italien, (beſonders am Fuße des Veſuvs), der Schweiz und Oeſterreich, auch in England und im mittlern Deutſchland, die waldigen Hügel. Er kommt in jedem nicht zu duͤrren oder naſſen Boden fort, doch liebt er ein mehr trocknes als feuchtes Erdreich. - Fortpflanzung. Natürlich geſchieht dieſelbe, in gleicher Weiſe wie bei allen uͤbrigen Holzarten, durch den herab— fallenden Samen; kuͤnſtlich hingegen durch Ausſaat und Wurzelſchoͤßlinge. Man legt den Sa— men naͤmlich gleich nach der Reife im Fruͤhherbſt oder Fruͤhjahr, wie Erbſen, in Rinnen, und bedeckt ihn mit etwa Y, Zoll hoher Erde; erfolgt nun hierauf bald Regen, oder wird, in Ermangelung deſſen, der Samen fleißig begoſſen, fo kommen binnen 4 — 6 Wochen nach der Ausſaat die jungen Pflaͤnzchen mit 2 eirunden Samen- Laͤppchen zum Vorſchein; doch find dieſelben etwas zarter Natur, und muͤſſen daher bei der Herbſt-Saat gegen die Kaͤlte unſerer nordiſchen Winter durch Ueberdeckung von Laub u. ſ. w. im erſten Jahre moͤglichſt geſchuͤtzt werden. Sie wachſen ſchnell, und nach Verlauf weniger Jahre kann man ſie ſchon ins Freie verſetzen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Bis zum 15 — 20ſten Jahre ſteht das Wachsthum in zunehmendem Verhaͤltniß, und bis zum 30 — 40ſen Jahre, auch wohl noch länger, dauert dieſer Strauch bei völliger Geſundheit aus. N 0, In Gaͤrten und engliſchen Anlagen nimmt der Blaſenſtrauch, wegen ſeines raſchen und buſchigen Wuchſes, ſo wie auch wegen der angenehmen, langdauernden und haͤufig zur Beluſtigung gereichenden blaſigen Knall-Huͤlſen, unter den Zier-Pflanzen keine der unteren Stuffen ein. Das Holz wird zu ausgelegten und ſonſtigen feinen Arbeiten von dem Tiſchler benutzt, auch verarbeitet es der Drechsler ſehr gern. Die Zweige geben dem mit Alaun vorbereiteten Tuche eine reine blaßgelbe Farbe. Blaͤtter und Huͤlſen abgekocht, dienen gleich den Sennesblaͤttern als Abfuͤhrungs-Mittel, nur muͤſſen ſie in größerer Quantität genommen werden, und die Wirkung iſt immer mit Uebelkeit verbunden. Zwei bis drei Quentchen des zerſtoßenen Samens erregen Erbrechen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. In erſter Beziehung erweckt er fuͤr das noͤrdliche Deutſchland kein hinreichendes Intereſſe, um ſei— nen Anbau als beſonders zweckmaͤßig empfehlen zu koͤnnen, indem es hier nicht an nuͤtzlicheren und dauer⸗ hafteren Holzarten fehlt; da wo er indeß in den Waldungen bereits heimiſch iſt, und ein milderer Himmelsſtrich fein Fortkommen beguͤnſtigt, dürfte er ſich vermöge der ihm eignen Reproductionskraft als Schlagholz ganz nuͤtzlich machen. Die Zeit des Hiebes faͤllt in den Monat Maͤrz. 78 CORNUS. Feinde und Krankheiten. Erſtere kennt man nicht, und unter die Urſachen der letzteren moͤgten vorzuͤglich ſpaͤte Fruͤhjahrs⸗ Fröͤſte zu rechnen ſeyn, wie z. B. der im Jahre 1795, wo in den meiſten Gegenden Norddeutſchlands dieſer Strauch bis auf die Wurzel erfror. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein blühender Zweig in natürlicher Größe; » 2. das Fahnen⸗ Blatt; » 3. ein Nebelblaͤttchen; » 4. das Schiff, und » 5. der Kelch, ſaͤmmtliche Blumentheile in natürlicher Größe; » 6. die Staubgefaͤße und der Griffel, vergrößert; » 7. die reife Huͤlſe; » 8. dieſelbe im Querdurchſchnitt, um die Lage der Samen zu ſehen, und » 9. der Samen ſelbſt; wiederum ſaͤmmtliche Theile in natürlicher Größe. XIV. CORNUS. Hartriegel. LINN. GEN. ed VI. N 149. Claſſe IV. TETRAND RIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der Kelch 4 zaͤhnig, die Krone 4blaͤttrig. Staubgefaͤße 4. Griffel 1. Die Steinfrucht iſt fleiſchig, und enthält eine zweifaͤcherige, 2 ſa⸗ mige Nuß. 23. e ee eee eee eee Gelber Hartriegel. Tafel XIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegen einander uͤberſtehend, oval, langgeſpitzt, glattſeitig und glattrandig, die Sei— tenrippen bogenfoͤrmig, nach der Spitze auslaufend, kurzgeſtielt. CORNU S. 79 Synonymie. CORNUS MASCULA. Willd. Linn. II. 1. p. 661. N. 4. Borkhauſen II. p. 1135. Ne 402, — — Bechſtein IV. p. 442. Ne 69. nn —— Burgsdorf II. 1. p. 202. N 31, . — Duͤ Roi J. p. 258. Ne 7. — — Hartzig VE in p 15 N. — — Guimpel und Hayne p. 10. Ne 2. Franz. LE CORNOUILLIER. Engl. THE CORNELIAN CHERRY, Provinzial- Namen, Cornel- oder Corneliuskirſche, wilder auch gemeiner Cornel-Corneliusbaum, Corle, Corniolen, Ca⸗ neelbeerſtrauch, Kornlebaum, Koͤrnerbaum, Kurbeer-, Hornkirſchen-, Hoͤrnerbaum, Herlitzen, Horlsken— beerſtaude, Horliken, Dirlitzen-, Dierlein-, Dierling-, Derlen-, Doͤrlingsbaum oder Strauch, Dienzel, Zieſerleinſtrauch, welſcher Kirſchbaum, Judenkirſchen, Glane, Hahnenhoden, Fuͤrwitz oder Fuͤrwitzel. Abbildungen. Kerner T. 4. Reitter und Abel T. 31. Guimpel und Hayne J. 2. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- oder baumartig, 6 — 12 Fuß hoch, /½— 2 Fuß über der Wurzel ſtark; als Strauch pyramidenfoͤrmig beaͤſtet, als Baum ziemlich ſchlank, mit kegelartig rund— licher, ſehr vollaͤſtiger Krone. Die alte Rinde gelbgrau, auch ſchwarzgruͤn und riſſig, mit dünnen ab⸗ fälligen Schuppen, die jüngere olivengruͤn mit weiß uͤberlaufen und glatt, die juͤngſte auf der Sonnen- ſeite rothbraun, auf der Schattenſeite grasgruͤn und fein weißhaarig. Die Aeſte und Seitenzweige. Erſtere ſtehen ungeregelt, letztere gegen einander uͤber; der Wuchs beider iſt ſehr ſperrig und kurzſchuͤſſig, beſonders an alten Staͤmmen. Die Wurzeln gehen 2— 3 Fuß tief, und breiten ſich 6—8 Fuß vom Stamme aus. Das Blatt. Die Knospen gegenuͤber ſtehend, kegelfoͤrmig, ſchwach vierkantig, lang zugeſpitzt, die aͤußeren zwei Schuppen hellbraun und puderartig weiß gefilzt. Die aus denſelben im Mai hervor— brechenden, gleichfalls gepaart gegenüber ſtehenden ſommergruͤnen Blätter 3 — 3½ Zoll lang, 2 Zoll breit, eifoͤrmig, die Spitze lang gezogen, auf beiden Flächen glatt und nur durch ein Vergroͤßerungsglas kaum bemerkbar mit einzelnen weißen Haͤrchen beſetzt, der Rand ſanft gewellt und glatt, nur ſelten nach der Spitze hin etwas kraus gekerbt; oberwaͤrts dunkelgruͤn, unterwaͤrts matter mit erhabener Mittelrippe, von welcher 4 — 5 erhabene Seitennerven bogenfoͤrmig nach der Spitze zu auslaufen. Vor dem Ab- fall im November erſcheinen die Blätter grün und gelb marmorirt, auch nicht felten dunkel carmoifin- roth, beſonders die Stiele und Nerven. Die Länge des oberwaͤrts etwas flachen Blattſtiels beträgt J Zoll. Die Bluͤthe. Oft ſchon zu Anfang März, alſo noch 6—8 Wochen vor dem Ausbruch der Blätter, entwickelt ſich dieſelbe aus den an den oberen Enden der vorjährigen jungen Zweige auf Eur- zen, gruͤnlich-braunen, weißhaarigen Stielen ſtehenden rundlichen, etwas gedruͤckten zweikantigen, zwei⸗ ſchuppigen, zugeſpitzten, roſt- oder gelbbraͤunlichen, weißhaarigen, am Grunde von 4 lanzettförmigen Blaͤttchen unterſtuͤtzten Knospen, gewoͤhnlich in ſo großer Menge, daß die Zweige davon uͤberdeckt wer— den. Die allgemeine große Blumenhuͤlle, welche ſich zunaͤchſt hervordraͤngt, beſteht aus 4 ovalen ſtumpf— geſpitzten, hohlen, aͤußerlich gruͤngelblichen, braunſpitzigen, inwendig ſchmutzig gelben, haarigen Blaͤtt— chen, und aus ihrer Mitte entſpringen 15 — 26 kleine hochgelbe Blümchen, die auf kurzen, gruͤngelben 80 CORNUS. Stielen in einfacher Doldengeftalt zuſammenſtehen. Jedes diefer, in der Regel zwitterlichen Blüm- chen hat einen 4, auch zuweilen 5 ſpaltigen Kelch, 4, bisweilen 5 laͤnglich-eirunde, auswärts geſchweifte, mit der Spitze etwas nach innen gebogene Kronenblaͤtter, fo wie 4, auch wohl 5 gedoppelte gelbe Staubgefaͤße, und 1 kolbenartigen, gruͤnen Griffel, welcher ſenkrecht auf dem gelben Fruchtknoten ſteht. Die Frucht und der Samen. Die fleiſchigen Stein⸗Fruͤchte, deren ſich nach Verhaͤltniß der vielen Blumen nur wenige anſetzen, haͤngen herab; ſie ſind cylinderfoͤrmig, oben und unten etwas zu⸗ ſammengedruͤckt geſtaltet, etwa 1 Zoll lang und ½ Zoll dick, anfangs gruͤn, zur Zeit der Reife im September aber, wie auch das innere Fleiſch, ſchoͤn dunkelroth und glaͤnzend, und enthalten eine laͤng⸗ liche, zweifaͤchrige, zweiſamige, ſehr harte, gefurchte Nuß. Varietaͤten. Sie beftehen: a. in der verſchiedenartigen Zuſammenſtellung der innern Theile und des Standes der Bluͤthen; denn man findet einfache und gefüllte, auch maͤnnliche, weibliche und zwitterliche Blumen, und dieſe wiederum auf einem Stamme, oder jede faſt getrennt auf verſchiedenen Staͤmmen; Fin der verſchiedenen Farbe der Früchte, die zur Zeit der Reife ſchoͤn dunkel⸗ oder hellroth, wachsgelb oder weiß erſcheinen, und in der verſchiedenen Farbe der Blätter, welche oft ſchoͤn goldgelb gefleckt ſind. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr feſt und hart, lang- feinfaſerig und ſchwer; auf dem Durch⸗ ſchnitte im Kerne roͤthlich, nach außen zu, wie uͤberhaupt das junge Holz, weiß oder gelblich. Von feiner hornaͤhnlichen Feſtigkeit ſoll ſich der lateiniſche Namen cornus (abgeleitet von cornu, das Horn) herſchreiben. ler [5 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Dieſer Baum gehört urſpruͤnglich in Aſien und dem ſuͤdlichen Europa, Spanien, Frank⸗ reich, der Schweiz, Oeſterreich u. ſ. w. zu Hauſe, hat ſich indeß durch Kunſt und Natur, wobei die Vögel ſehr behuͤlflich geweſen find, auch in unſer mittleres und noͤrdliches Deutſchland nach und nach fortgepflanzt, fo daß er hier jetzt uͤberall in Gärten und Boskets, auch verwildert in Hecken, Bir ſchen und Vorhoͤlzern zu finden iſt. Sonnige Lage und guten, mit Kalk oder wenig Sand gemeng- ten Boden liebt er ſehr, doch kommt er auch auf anderem, nicht zu trocknem Erdreich recht gut fort; naſſen Boden hingegen vertraͤgt er nicht. Fortpflanzung. Auf kuͤnſtlichem Wege bezweckt man dieſelbe durch Ausſaat, Ableger und Wurzelbrut. Bei der Ausſaat legt man die Nuͤſſe, am beſten gleich im Herbſte nach ihrer Reife, ſonſt auch wohl im Fruͤhjahre riefenweiſe, in aufgelockerten, friſchen, guten Boden, und bedeckt fie / — 1 Zoll mit Erde. Die im Herbſte geſaͤeten Nüffe laufen zum Theil ſchon im naͤchſten, oder doch gewiß in dem darauf folgenden zweiten Fruͤhjahre, die im Fruͤhjahr gelegten aber erſt nach 2 Jahren mit verkehrt eiför- mig⸗laͤnglichen Samenlappen auf, und nach 6 — 10 Jahren haben die jungen Staͤmmchen die noͤthige Höhe und Staͤrke erreicht, um ins Freie verſetzt zu werden, welches übrigens bei dem fo früh eintre— tenden Safttriebe im Herbſte geſchehen muß. Die Spielarten muͤſſen durch Ableger und Wurzelbrut fortgepflanzt werden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Beides ſteht mit dem langſamen Wuchſe im Verhaͤltniß, wonach dieſer Baum erſt im 60 — Soft Jahre feine Vollkommenheit erreicht, und 120 — 140 Jahre ausdauert, ehe ſich Spuren der Ueberftän: digkeit zeigen. CORNUS, 81 Nutz en. Mit Recht gehört der gelbe Hartriegel unter die nuͤtzlichen Zierbaͤume; denn nicht allein, daß Blätter, Bluͤthen und Früchte einen angenehmen Anblick gewähren, und daß er, da er den Schnitt ſehr gut verträgt, ſich zu lebendigen Hecken, verdeckten Gängen, Lauben und Pyramiden heranziehen laͤßt, womit beſonders in früheren Zeiten die franzoͤſiſchen Gaͤrten prangten, ſo wird auch das Holz bei der Feuerung, ganz vorzuͤglich aber als rohes Nutz⸗Material geſchaͤtzt; es dient bei größeren Ge⸗ trieben zu Radzaͤhnen und Kaͤmmen, zu kleinerem Raͤderwerk in hölzernen Uhren und ſonſtigen Maſchi⸗ nen; zu mancherlei Schreiner- und Drechsler-Arbeit, zu Handhaben, Stielen und Griffen der groͤßeren und kleineren Werkzeuge. Die Rin de und Zweige beſitzen Gerbe- und Faͤrbeſtoff, welcher letztere auf Tuch ſehr gut anzuwenden iſt; ſo ſoll z. B. die rothe Wurzelrinde rothbraun, die Zweigrinde gelb, und das Holz braun faͤrben. Die jungen, nicht in der Sonne getrockneten Blätter geben, einen ſchmack⸗ haften guten Thee; die Bluͤthen den Bienen faſt die erſte Nahrung, und die Fruͤchte werden auf mancherlei Weiſe kuͤnſtlich zubereitet, oder roh gegeſſen; doch muͤſſen fie erſt völlig reif fein, welches man an ihrem Abfallen bemerkt. Man backt Kuchen damit, und macht ſie auf gleiche Weiſe wie ſaure Kir⸗ ſchen ein, denen ſie auch im Geſchmack nahe kommen; unreif gekocht und wie Gurken mit Salzwaſſer, Lorbeerblaͤttern und Fenchelſamen eingemacht, ſchmecken fie faſt wie Oliven. Im Oeſterreichiſchen ver⸗ ſtehen die an dem Gebirge wohnenden Landleute einen Branntewein daraus zu bereiten, welcher an Wohlgeſchmack den Kirſchbranntewein übertreffen ſoll. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Der, beſonders in ſpaͤterem Alter ſehr langſame Wuchs dieſes Baumes iſt wohl eben nicht geeignet ihm da, wo es ſich nur um die ſchnelle Erziehung moͤglichſt großer Holzmaſſen handelt, in der Reihe der uͤbrigen hierzu tauglichen Holzarten einen beſonderen Ehrenplatz einzuraͤumen, wo er indeß gemiſcht unter dieſen grade vorkommt, moͤgte ihm auch, ſo lange er ſich den allgemeinen Wirthſchaftsregeln un⸗ terwerfen will, ſein Plaͤtzchen nicht zu mißgoͤnnen ſein. Zu Brenn-Material wuͤrde er als gemiſchtes Schlagholz am zweckmaͤßigſten bewirthſchaftet werden, wobei denn aber freilich auf eine durch den fruͤ⸗ bern Safttrieb vielleicht bedungene Modification der Hiebszeit keine beſondere Ruͤckſicht genommen wer⸗ den kann. Feinde und Krankheiten. Erſtere kennt man gar nicht, und letztere nur als Folge des Alters. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Bluͤthenzweig, an welchem ſich zugleich die noch unentwickelten Blaͤtterknospen befinden; . eine einzelne aufgeblühete Zwitterblume vergrößert; die weiblichen Geſchlechtstheile, beſtehend in dem grünen Fruchtknoten, auf deſſen gelber Druͤſe kegelartig der Griffel mit ſtumpfer Narbe ſteht, gleichfalls vergrößert; ein Blaͤtterzweig mit reifen Steinfruͤchten; die Nuß, in natuͤrlicher Groͤße; . Diefelbe quer durchgeſchnitten, um die 2 inwendigen Fächer zu zeigen. 3 585 9 TE en» St CORNUS. 24. FORNUSTSATNTEUTN ER: Rother Hartriegel. Tafel XX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegen einander uͤberſtehend, eirund, laͤnglich zugeſpitzt, glattſeitig, der Rand unge⸗ zaͤhnt, zuweilen etwas wellenfoͤrmig; von der auf der untern Seite erhabenen Mittelrippe laufen 4 bis 5 Seitennerven bogenfoͤrmig nach der Spitze zu, der Blattſtiel iſt kurz. Synonymie. CORNUS SAN GUINEA. Willd. Linn. I. 2. p. 662. N. 6. — on Borkhauſen II. p. 1139. N. 403. l — Bechſtein IV. p. 569. N. 9. — Burgsdorf II. 1. p 204. N? 48. — — Duͤ Roi und Pott J. p. 243. Ne 1. — ee e p: 153.002: F — Guimpel und Hayne p. 12. N? 3. Franz. LE SANJauIX OU CORNOUILLER FEMELLE. Engl. TUE COMMON DOoGWEED. Provinzial⸗Namen. Gemeiner Hartriegel, Harten, Hartbaum, Hartſtrauch, Hartwiede, Haͤrten, Haͤrternholz, Hartreder, Hartredel, Hartroͤthern, Rothgerten, Roͤthern, rothes Beinholz, wilder Cornelbaum, Heckenbaum, Hunds⸗ beere, Hundsbeerſtrauch, Schuſterholz, wilde Dürligen. Abbildungen. Reitter und Abel T. 49. Guimpel und Hayne J. 3. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- mitunter auch baumartig, 5— 8 Fuß hoch, 3— 5 Zoll im unteren Durchmeſſer ſtark und ſehr geradſchuͤſſig; die Höhe des ganzen Strauches beträgt 12— 18 Fuß, und der Hauptſtamm iſt gewöhnlich von mehreren aus der Wurzel aufgeſchoſſenen ſchwaͤ⸗ cheren ſchlanken Nebenſtaͤmmchen umgeben. Die alte Rinde iſt roſtgrau und der Länge nach fein auf geriffen, die jüngere olivengruͤn mit grauweiß gemiſcht und glatt, die juͤngſte im Herbſte auf der Schat- tenſeite gruͤn, auf der Sonnenſeite braͤunlich oder blutroth, (weshalb der Ritter Linnse dieſem Strauche die Trivialbenennung sanguinea beigelegt hat); die innere Rinde hat einen ſtarken rettigaͤhnlichen Geruch. 8 Die Aeſte und Seitenzweige. Ihr Stand kommt denen des gelben Hartriegels gleich, doch it der Wuchs weit geſtreckter und mehr angeſchloſſen; ſie endigen ſich nackend ohne Blaͤtter. GORNDS, 83 Die Wurzeln viel verzweigt und faferig, flach, aber weit verbreitet, unter der Oberfläche des Bodens hinlaufend. Das Blatt. Aus geſtielten langen, ſchmalen, oben getheilten, braunen, haarigen Knospen brechen die ſommergruͤnen Blaͤtter im April oder Mai hervor. Sie ſtehen wie die Knospen Seite wechſelnd gegen einander über, find 2½ — 3 Zoll lang, 1½ — 2 Zoll breit, eirund, lang zugeſpitzt, die Spitze etwas gebogen, beide Flaͤchen, wie der ſchwach wellenfoͤrmig gebuchtete Rand glatt, auf der untern hohlen Flaͤche runzlich, die erhabene gelbliche Mittelrippe und die von dieſer bogenförmig nach der Spitze auslaufenden Seitennerven etwas weiß behaart. Die Farbe uͤber Sommer oberwaͤrts dunkelgruͤn, unten etwas matter, im Herbſte, vor dem gegen die Mitte Octobers erfolgenden Abfall, aber blutroth. Der oben gefurchte glatte Blattſtiel iſt Y, Zoll lang. Die Bluͤthe iſt zwitterlich und erſcheint aus 20 und mehreren einzelnen Bluͤmchen ſchirmartig zuſammengeſetzt, ohne gemeinſchaftliche Huͤlle, im Monat Juni, auch zuweilen noch einmal im Herbſte, auf den Spitzen der jungen Zweige. Die Bluͤmchen ſind geſtielt, und am Grunde eines jeden Stielchen ſitzt ein eifoͤrmiges, hinfaͤlliges Nebenblaͤttchen; der kleine weißlichgruͤne haarige Kelch iſt 4 ſpaltig, die flach ausgebreitete weißlich-gelbe Krone in 4 lanzettfoͤrmige Blaͤttchen getheilt, und von 4, mit gedop⸗ pelten blaßgelben Staubbeuteln verſehenen weißen Staubfaͤden umgeben, erhebt ſich auf der 3 — 5 thei- ligen gelben Warze des rundlichen grünen Fruchtknoten der kolbenartige weiße Griffel, deſſen ſtumpf zu- laufende gruͤne Narbe oben mit einer glaͤnzenden Warze beſetzt iſt. 8 Die Frucht und der Samen. Die erbſenfoͤrmigen, anfangs gruͤnen, zur Zeit der Reife im September ſchwarzen Steinfruͤchte ſind durch den bleibenden Kelch gekroͤnt, und enthalten in ih— rem zuſammenziehenden, bitter ſchmeckenden grünen Fleiſche eine runde, gefurchte, gelbgruͤne Nuß. Viele von den Steinfruͤchten bleiben bis zum naͤchſten Fruͤhjahre an dem Strauche haͤngen. Bacre ät en. Man hat zuweilen Spielarten mit geſchaͤckten Blättern. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr feinfaſerig, feſt, zaͤhe, ſchwer und elaſtiſch; im Inneren gelblichweiß mit weißer Markroͤhre. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in Aſien, Amerika und ganz Europa im Walde, (vorzuͤglich in Vorhoͤlzern) wie in Gaͤrten, an Wieſen, Graͤben, Triften und Hecken wild, und gedeihet bei ſonniger wie bei ſchattiger Lage gleich gut, wenn nur der Boden nicht zu trocken oder naß iſt, am liebſten waͤchſt er auf etwas ſchwerem, maͤßig feuchten oder kalkigen Boden. Fortpflanzung. Wie beim gelben Hartriegel, und gehet der im Herbſt geſaͤete Samen im naͤchſten Fruͤhjahre, der im Fruͤhjahr geſaͤete aber erſt nach einem Jahre mit 2 laͤnglichen runzligen Samenblaͤttern auf, die de— nen des gelben Hartriegels ahnlich, nur etwas kuͤrzer find; das junge Staͤmmchen und die Keimblätter find roͤthlich. Der ziemlich raſche Wuchs dieſes Strauchs iſt Urſache, daß ſchon im 4˙ oder 5 ben Jahre die jungen Pflanzen zum Verſetzen ins Freie hinreichend ſtark ſind. Die Spielart mit geſchaͤck— ten Blaͤttern, wie uͤberhaupt der Strauch, laͤßt ſich durch Ableger und Wurzelbrut vermehren. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Im 15 — 20ſen Jahre hat der Strauch feinen hoͤchſten Zuwachs erreicht, und feine Lebensdauer faͤllt in das Alter von 30 — 35 Jahren. Nutz en. Als Brenn-Material giebt das Holz ſtarke Hitze, als rohes Nutz-Material wird es aber 84 CO RN US. von dem Uhrmacher zu feinem Raäderwerk, von dem Drechsler und Tiſchler zu mancherlei feinen Arbei⸗ ten, und von dem Schuhmacher und Metzger zu Pfloͤcken und Spielen verbraucht; die jungen geraden, ſehr elaſtiſchen, harten Schoͤßlinge nimmt man gern zu Ladeſtoͤcken an Gewehren, auch zu Pfeifenroͤhren, zu Tubben⸗ und Eimer⸗Baͤnden, und das Geſtraͤuch in Wellen gebunden zu Faſchinen beim Waſſerbaue. Die Zweige, Rinde und Blaͤtter ſind zum Gerben tauglich; die Bluͤthen enthalten vielen Wachs⸗ und Honigſtoff für die Bienen, und die Steinfruͤchte dienen im Winter, wo beſſere Nahrungsmittel fehlen, vielen Samen und Beeren freſſenden Voͤgeln zum Unterhalte; auch laͤßt ſich aus ihnen ein gruͤnliches, dem Baumol ähnlich ſchmeckendes Brennol auf leichte Weiſe gewinnen, indem man die getrock— neten Früchte ſtampft, fie hierauf in einem zugebundenen leinenen Sacke einige Zeit in ſiedendendes Waf- ſer taucht, und dann auspreßt; eine Metze trockener Früchte giebt mehr als 1 Pfund Del. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Zur Schlagholzwirthſchaft eignet ſich dieſer Hartriegel vermöge des raſchen Wuchſes und der ſtarken Reproductionskraft ſehr gut, ſie iſt aber auch die einzige Betriebsart, welche für ihn in Anwen— dung kommen kann, und darf ohnehin, wo es übrigens thunlich iſt, der Turnus nicht über 15 — 20 Jahre hinausgeſtellt werden. Die Hiebszeit fällt in den Monat März. Feinde und Krankheiten. Wie bei dem gelben Hartriegel. i Erklaͤrung der Abbildungen. Ein bluͤhender Zweig; die einzelne Zwitterblume, und die weiblichen Geſchlechtstheile allein, vergrößert; ein Zweig mit reifen Steinfruͤchten; die Nuß etwas vergroͤßert. „ XV. CORYLUS. Haſelſtrauch. LINN. GEN. e d. VI. N? 1074. Claſſe XXI. MONOECIA. Ordnung VII. POLY AND RIA. Gattungs⸗-⸗Character. Die männliche Blume. Ein walzenfoͤrmiges Kaͤtzchen; die Krone fehlt, und die Stelle des Kelchs wird durch dreitheilige Schuppen vertreten, unter deren jeder ſich 8 Staubgefaͤße befinden. Die weibliche Blume, deren 5— 8 und mehrere in einer Knospe ſtehen, hat keine Krone, ſondern nur einen zweilappigen geſchlitzten Kelch, den man erſt bei der reifenden Frucht deutlich erkennt, 2 Griffel, und die Frucht beſteht aus einer hartſchaligen, einfaͤcherigen, einſamigen, mit dem Kelch bedeckten Nuß. GOR es. | 85 25. e AVELLANGS, Gemeiner Haſelſtrauch. Tafel XXI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter rund⸗ herzfoͤrmig, ſtumpf zugeſpitzt, der Rand groß gezaͤhnt und ſcharf geſaͤgt, die obere Fläche feilenartig ſcharf, der Stiel kurz. Synonymie. CORYLUS AVELL ANA. Willd. Linn. IV. I. p. 470. N. 1. Borkhauſen I. p. 720. N. 128. Bechſtein IV. p. 545. N. 1. Burgsdorf II. 1. p. 208. N. 36. Duͤ Roi und Pott 1. p. 264. Ne 1. Hartig VI. 1. p. 154. Guimpel und Hayne p. 204. N? 151. Franz. LE NOISE TIER. — Engl. Tue HAZEL-NUT-TREE. Be BEER Provinzial-Namen. Haſel, Haſelſtrauch, Haſelſtaude, gemeiner, wilder Haſelnußſtrauch, wilde Haſelſtaude, Haſſel, Haͤſſeln, Huſſeln, Heſſe, auch Kloͤterbuſch. Abbildungen. Blackwell T. 293. Reitter und Abel T. 36. Cramer T. 30. Guimpel und Hayne Dis Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch-, zuweilen auch baumartig, 3—8 Fuß hoch, 5—8 Zoll uͤber der Wurzel ſtark; als Baum ziemlich geradſchuͤſſig, mit rundlich buſchiger Krone; die Hoͤhe des ganzen Strauchs betraͤgt 15 — 20 Fuß, und den Hauptſtamm umgeben bei freiem Stande gewoͤhn— lich mehrere ſehr gerade Wurzelſchoͤßlinge von ſchwaͤcherem Wuchſe. Die Rinde des alten Stammes iſt der jüngeren Birkenrinde ſehr ähnlich, braun mit ſchmalen, ſchmutzig gelblichen, warzigen Querflecken, und etwas riſſig; die jüngern heller, oft geſtreift und blaͤttrig, und die juͤngſte braͤunlichgruͤn oder gelb: lich, mit weißlichen Haaren beſetzt. Die Aeſte und Seitenzweige. Der Stand abwechſelnd, der Wuchs angeſchloſſen, nur bei dem iſolirten Strauche abſtehend; ſehr biegſam und elaſtiſch. Die Wurzeln ſtark, ziemlich tief gehend und weit verbreitet. Das Blatt. Die Knospe abwechſelnd ſtehend, eifoͤrmig, oben etwas ſtumpf, und gruͤngelb, durch 2— braunrothe Hauptſchupppen nicht ganz bedeckt, inwendig fein weißwollig. Die im Mai erſchei⸗ nenden fommergrünen Blätter find von verſchiedener Größe, 2 — 4%½ Zoll lang, 2 — 4 Zoll breit, am Grunde geherzt, oben abgerundet mit vorgezogener Spitze, der Rand groß gezaͤhnt, die Zähne ſcharf geſaͤgt, oberwaͤrts dunkelgruͤn und feilenartig ſcharf, unterwaͤrts weißlichgruͤn und behaart, ſtark 22 86 CORYTLUS. und erhaben weißlich gerippt, und durch die vielen Quer⸗Adern runzlich; die kleineren Nebenblättchen laͤnglich⸗eirund, ſtumpfſpitzig, heller gefaͤrbt. Im October werden ſie ſaͤmmtlich erſt gelb, dann braun⸗ roͤthlich, zuletzt roſtbraun, und fallen zuſammengerollt ab. Der /, Zoll lange Stiel iſt rundlich und behaart. Die Bluͤthe. Maͤnnliche und weibliche Bluͤthen finden ſich in halb getrennten Geſchlechtern auf einem Stamme. Die maͤnnliche Bluͤthe ſieht man ſchon im Monat Auguſt als kleine graugruͤne, dachziegelartig geſchuppte Kaͤtzchen traubenaͤhnlich zu 2— 3, auch 4 an einem gemeinſchaftlichen Haupt⸗ ſtielchen auf den Spitzen der jungen Zweige hervorbrechen, und, je nachdem die Witterung warm oder kalt iſt, Ausgangs Februar oder etwas ſpaͤter, hat fie ſich völlig ausgebildet, hängt zu 2 — 3 Zoll verlängert ſchlaff herab, die dreitheiligen bräunlichen Schuppen Öffnen ſich, und den unter jeder derſelben befindlichen 8, auch 6 oder 9 nierenfoͤrmigen, an der Spitze buͤſchelartig behaarten Staubgefaͤßen ent⸗ faͤllt der puderartige gelbe Samenſtaub in ſo großer Menge, daß das Kaͤtzchen oft ganz gelb erſcheint. Die weibliche Bluͤthe erſcheint gewöhnlich unter dem männlichen Kaͤtzchen an demſelben Zweige, und zwar dergeſtalt, daß 5, 8 und mehrere Blumen von einer dick aufgeſchwellten Knospe eingeſchloſſen ſind, aus deren oberer Spitze die ſchoͤn hochrothen Griffel, deren jede Blume 2 hat, mit umgebogener Narbe nel- kenartig hervorſtehen; die Krone fehlt, und erſt beim Fortwachſen des eifoͤrmigen grünen Fruchtknotens bildet ſich der am Grunde etwas fleiſchige, zweilappige, am Rande bartartig zerſchlitzte Kelch. Die Frucht und der Samen. Die auf einem kurzen ſtarken Hauptſtiele zu 2, 3, 5 — 6 und mehreren traubenförmig zuſammen, felten einzeln ſtehenden, von dem gelblichgruͤnen Kelche theilweis eingeſchloſſenen einfaͤchrigen und einſamigen, anfangs weichen, weißen Nuͤſſe reifen im September oder October, wo ſich die äußere Schale knochenartig verhaͤrtet, und rothgelb, nach unten rothbraͤun⸗ lich faͤrbt, am Grunde ſelbſt aber ſchmutzig-weiß bleibt; der innere, von einer rothbraͤunlichen, lederarti— tigen Haut umgebene Kern iſt weiß und wohlſchmeckend. Wenn mehr als 3— 5 Nuͤſſe in einer Traube ſitzen, ſo iſt es ſelten der Fall, daß ſie ſaͤmmtlich zur vollkommenen Ausbildung gelangen, gewoͤhnlich ſind einige weit kleiner, auch wohl ohne Kern, alſo taub; nach dem Ausfall der reifen Nuß bleibt der Kelch noch einige Zeit am Zweige ſitzen, doch fallen auch viele unreife Nußtrauben ſammt dem Kelch ab. Varietaͤten. Die Nuͤſſe variiren hinſichtlich ihrer Groͤße, Form und Kelchbedeckung ſehr; ſo hat man z. B. mehr lange als runde, mehr walzenfoͤrmige als breitgedruͤckte, auch ſolche Nuͤſſe, die am Grunde dünn, und oben breit oder dick ſind, und wiederum welche, bei denen der Kelch kaum die Haͤlfte bedeckt, waͤh— rend andere ganz davon eingeſchloſſen ſind u. ſ. w. Unter den Gartennuͤſſen gehoͤrt hierher a) die ſo— genannte Zellernuß, welche ihren Namen von dem Klofter Zelle bei Würzburg hat, wo fie vorzüglich gezogen wird, und ſich durch ihre Groͤße, durch ihre runde, oben platt gedruͤckte Form und durch ihr weißgeſtreiftes Anſehn, wie durch das von ſelbſt erfolgende Aufſpringen der harten Schale auszeichnet; b) die ſogenannte Man delnuß, welche laͤnglich, oben kaum etwas gedrückt, unten keilfoͤrmig zugeſpitzt, von Farbe hellbraun iſt, einen mandelartig ſchmeckenden Kern hat, und von dem weit uͤberragenden Kelche ganz eingeſchloſſen wird. Beſchaffenheit des Holzes. Fein- und langfaſerig, leicht, hart, zähe und elaſtiſch, von Farbe weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich nicht nur in ganz Europa, ſondern auch im noͤrdlichen Aſienz als vaterlaͤndiſcher Strauch kommt er vorzuͤglich in Thuͤringen vor, wo er die hoͤchſten Bergruͤcken bewohnt, ferner am Fuße des Harzes, und außerdem in allen Laubwaldungen; in Feldbuͤſchen und Hecken, an Gräben und Wieſen des flachen Landes. Es waͤchſt dieſer Strauch gern im freien Stande, ohne grade auf die örtliche Lage und Beſchaffenheit des Bodens beſondere Rückſicht zu nehmen, wenn der letztere nur nicht CORYLUS. 87 naß iſt; am liebſten aber, und ganz vorzüglich auf einem aus Kalkgeſtein und Lehm, oder Letten, mit etwas Dammerde beſtehenden Erdgemenge, dem ſogenannten Haſelboden. Fortpflanzung. In der freien Natur wird dieſelbe haͤufig von Eichhoͤrnchen, Maͤuſen und Haͤhern beſorgt, welche die Nuͤſſe als Winterfuͤtterung zwiſchen dem Geſtein und in der Erde verſtecken; außerdem ge— ſchieht fie aber auch durch Wurzelbrut. Kuͤnſtlich verfaͤhrt man auf folgende Weiſe: man ſteckt die ge- ſammelten reifen Nuͤſſe im Herbſt oder Fruͤhjahr entweder gleich dahin, wo der Strauch ſtehen ſoll, oder in eigenen Saatkaͤmpen. ½ Zoll tief unter die Erde, worauf ſodann im Juni die jungen Pflanzen ohne Samenlappen mit rundlichen Keimblättern zum Vorſchein kommen; im naͤchſtfolgenden Herbſt ſetzt man die jungen Pflanzen in das mittlere Feld der Baumſchule, und nach 4 — 5 Jahren an den Ort ihrer Beſtimmung. Durch Zertheilung der jungen Wurzelſtaͤmme, welche in großer Menge aufſchießen, laͤßt ſich der Anbau auch ſehr leicht bewerkſtelligen, und iſt dieſe die einzige bis jetzt bekannte Manier, wodurch man die Varietaͤten fortpflanzt. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Bis zum 15 — 20. Jahre ſteht das Wachsthum im zunehmenden Verhaͤltniß, und geht raſch von Statten, nach dieſer Zeit aber nimmt daſſelbe bedeutend ab, und die eigentliche Lebensdauer erſtreckt ſich im Allgemeinen nicht uͤber 40 — 50 Jahre, obwohl man hin und wieder einzelne Ausnahmen von dieſer Regel antrifft. Nutzen. Der Nuͤſſe halber pflanzt man den Strauch in Luſtwaͤldern und Gaͤrten, auch wohl zu leben— digen Hecken an, welche indeß wegen des gerade aufſchießenden, wenig verzweigten Wuchſes, und des haͤufigen Wiederabſterbens der Wurzeltriebe nie dicht verwachſen, ſondern immer luͤckig bleiben. Das Holz liefert ein gutes Brenn-Material, und die Kohle ein vortreffliches Reißblei für Zeichner, Ma⸗ ler und Bildhauer; auch wird letztere zur Bereitung des Schießpulvers verbraucht. Als Nutz-Mate⸗ rial werden die jungen 2, 3 — 4 Zoll ſtarken Stangen von den Korbmachern ſehr geſucht, und oft das Klafter mit 20 Kthlr. und noch höher bezahlt, indem fie ſich ſehr leicht und fein ſpalten, und ver- moͤge ihrer Biegſamkeit, Zaͤhigkeit und weißen Farbe zu den feinſten Flechtwerken verarbeiten laſſen; ſie werden zu Kohlenkoͤrben von mancherlei Geſtalt und Groͤße bei den Huͤttenwerken benutzt, auch geben fie gute Harkenſtiele, Faßreife, Eimer- und Tubbenbaͤnde, Floͤß- und andere Wieden zum Binden der Hecken, jungen Baͤume, Waaſen, auch des Getreides u. ſ. w.; aus den ſchwachen Ruthen werden Spren— kel und Dohnen fuͤr den Vogelfang, aus den Wurzeln aber mancherlei Drechsler-Arbeiten gefertigt. Die Blätter und jungen Zweige find ein nahrhaftes Futter für Schaafe und Ziegen. Die maͤnnli⸗ chen Bluͤthen werden als Heilmittel gegen faulige Krankheiten der Schaafe verwandt, und den Pfer- den im Fruͤhjahre als Praͤſervativ gegen die Druſe gegeben; von dem gelben Saamenſtaube machen die Maler ein gutes Schüttgelb, auch dient er als Reizmittel zum Nieſen. Die Nußkerne gewähren roh eine angenehme Speiſe für Kinder, weshalb man fie denn auch gern zur Verzierung der Weihnachts⸗ baͤume benutzt, und fuͤr verſchiedene Thiere: Haͤher, Eichhoͤrnchen, Maͤuſe u. dgl., und geben e einen feinen Oel, welcher im Geſchmack und Verbrauch dem Mandelöl ähnlich iſt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Da die Cultur dieſes Strauchs im Freien ſehr leicht geraͤth, ſo bedient man ſich derſelben wohl, um veroͤdete flachgruͤndige Flaͤchen wieder in Beſtand zu ſetzen, auf welchen keine beßere Holzart fort will, oder als Huͤlfsmittel, um unter dem Schutz und Schatten des Geſtraͤuches demnaͤchſt edlere Holzar⸗ ten mit Sicherheit anzubauen; ganz beſondere Beruͤckſichtigung fuͤr den Forſtwirth moͤgte er indeſſen 88 oO" noch da verdienen, wo die Korbmacher = Arbeit einen Erwerbszweig der Bevoͤlkerung ausmacht. Der raſche Wuchs und anhaltende ſtarke Wurzeltrieb eignen ihn zum Schlagholzbetriebe au— ßerdem ſehr gut, die Kuͤrze des erſteren macht es aber nothwendig, daß der Umtrieb nicht über 15 — 20 Jahre ausgedehnt werde; auch zur Kopfholzzucht eignet er ſich, und werden die jungen Stangen alle 7 — 8 Jahre gehauen. Der Hieb ſelbſt wird, wie bei den uͤbrigen Schlaghoͤlzern, im Monat Maͤrz gefuͤhrt. Feinde und Krankheiten. Die Blaͤtter werden von verſchiedenen Inſecten, die Nuͤſſe, oder eigentlich ihr Kern, aber oft von dem bekannten Nuß-Rüffelfäfer (Curculio nucum) zerſtört. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein Zweig mit maͤnnlicher und weiblicher Bluͤthe; „ 2. die innere Schuppe eines männlichen Kaͤtzchens, ſo wie „ 3. ein maͤnnliches Staubgefaͤß, ſehr ſtark vergroͤßert; „ 4. ein Zweig mit reifen Nüffen, an welchem ſich zugleich die jungen männlichen Blüthen- Kaͤtzchen fürs naͤchſte Jahr zeigen; „ 5. die einzelne reife Nuß ohne Kelchbedeckung; » 6. der innere Kern. 26. O Bis e ee Rother Haſelſtr auch. Tafel XXII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter unterſcheiden ſich von denen des vorhergehenden Haſelſtrauchs im Allgemeinen durch ihren größeren Umfang, daß fie nicht fo ſtark geadert, folglich auch nicht fo runzlich, dagegen auf beiden Flaͤchen behaart ſind. Synonymie. CORYLUS TUBULOSA. Willd. Linnée IV. 1. p. 470. N. 2. Bechſtein IV. p. 601. N. 27. Guimpel und Hayne p. 306. Ne 152. —— RUB RA. Borkhauſen I. p. 723. Ne 129. — — Du Roi und Pott I. p. 269. Ne a. Franz. LE NOISETIER FRANC A FRUITS ROUGES. — Engl. WHITE AND RED FILIBERT NUTS. Provinzial-Namen. Großer Haſelſtrauch, Lambertusnuß, Blutnuß, Bluthaſelnuß, Bartnuß, Auguſtnuß, Ruhrnuß und roͤmiſche Nuß. R I IL US. 89 Abbildungen. S. v. Gleichen T. 5. Guimpel und Hayne T. 152. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- oder baumartig, 4 — 10 Fuß hoch, 5 — 10 Zoll unten ſtark, als Baum mit einer rundlichen Krone; der ganze Strauch erreicht eine Höhe von 15 — 25 Fuß, und treibt bei iſolirtem Stande außer dem Hauptſtamme mehrere ſchwaͤchere Nebenſtaͤmmchen. Die alte Rinde iſt braungrau und etwas riſſig, die jüngere rothbraun mit weißlichen Puncten, die juͤngſte braun und roſtgelb gemiſcht. Die Aeſte und Seitenzweige. Wie bei der gemeinen Haſel. Die Wurzeln. Desgleichen. Das Blatt. Zeit des Ausbrechens und Abfallens, fo wie Form und Farbe der Blätter, im All— gemeinen wie bei der vorhergehenden Art, doch ſind ſie etwas groͤßer, 5½ Zoll lang, 4½ Zoll breit, nicht ſo viel geadert, daher auch weniger runzlich, unterwaͤrts ſtaͤrker gerippet, am Rande mehr und regelmaͤßiger gezaͤhnt, und auf beiden Flächen mit roͤthlichen feinen Haaren beſetzt. Die Bluͤthe. Wie bei der gemeinen Haſel, nur find die maͤnnlichen Kaͤtzchen etwas größer. Die Frucht und der Samen. Desgleichen wie bei der gemeinen Haſel, mit dem Unterſchiede, daß der Kelch gewoͤhnlich laͤnger als die Nuß, dieſe aber uͤberhaupt groͤßer, mehr laͤnglich, duͤnnſchaliger und an der Spitze fein weißwollig iſt, auch daß die den inneren ſuͤßeren Kern umgebende Haut eine roͤthere Farbe hat. Varietaͤten. Hierunter gehoͤrt die weiße Lambertus-Nuß, bei welcher der Kelch kaum ſo lang als die Nuß, und die innere Kernhaut weiß iſt; außerdem aber finden ſich noch manche andere Abarten in der Groͤße und Form der Nuͤſſe und deren Kelchbedeckung. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei der vorhergehenden Art. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Dieſer Strauch iſt zärtlicher, und waͤchſt daher mehr im ſuͤdlichen und mittleren, als noͤrd— lichen Deuſchland, wo er nur in Luſtgebuͤſchen und Gärten angetroffen wird. Fortpflanzung, Alter, Nutzen U s . ganz wie bei dem vorhergehenden gemeinen Haſelſtrauch. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Zweig mit männlicher und weiblicher Bluͤthe; eine männliche Bluͤthenſchuppe von innen, vergrößert; ein maͤnnliches Staubgefaͤß und der weibliche Fruchtknoten mit den 2 Griffeln, desgleichen vergrößert; ein Fruchtzweig mit reifen Nuͤſſen; die Nuß ohne Kelchbedeckung; der innere noch umhaͤutete Kern. N: — . XVI. CYTISUS. Bohnenbaum. LINN. GEN. ed VI. N? 948. Claſſe XVII. DIADELPHIA. Ordnung IV. DECANDRIA. Gattungs⸗Character. Die zwitterliche Blume. Der Kelch kurz, glodenförmig, zweilippig, die obere Lippe zwei⸗, die untere dreizaͤhnig; die Krone ſchmetterlingsfoͤrmig, 10 Staubfaͤden in einer, ſelten in zwei Parthien zuſammen verwachſen. 1 Griffel; die Frucht eine geſtielte, ſchwerdt⸗ foͤrmige, einfaͤcherige, vielſamige Huͤlſe. DM: CYTISUS LABURNUM. Breitblaͤttriger Bohnenbaum. Tafel XXIII. Fig. a. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter dreizaͤhlig, mit ovalen, am Rande wimprigen, oberhalb kahlen, unterwaͤrts weich— haarigen, ungeſtielten Blaͤttchen. Synonymie. CYTISUS LABURNUM. Willd. Linn. III. 2. p. 1118. N: 1. — Borkhauſen II. p. 926. Ne 202. — — Bechſtein IV. p. 423. Ne 60. —— — Duͤ Roi und Pott J. p. 284. Ne 1. — — — Guimpel und Hayne p. 170. Ne 127. Franz. L'’AUBOUR OU LA FAUSSE EBEN E. — Engl. Tuer Lagunnum. Provinzial: Namen, Gemeiner breitblättriger Bohnenbaum, welſcher Linſenbaum, Kleebaum, Geis⸗, Geisklee- und Lin⸗ ſenſtaude, deutſcher, oder falſcher Ebenbaum, falſches Ebenholz, Alpenebenholz, Markweiden, golde⸗ ner Regen. Abbildungen. Schmidt oͤſterr. Baumz. T. 22. Schkuhrs bot. Handbuch II. T. 203. Guimpel und Hayne T. 127. Gels US. 8 91 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- oder baumartig, 6— 10, auch 12 Fuß hoch, 6— 10 Zoll unten ſtark, mit breiter, oben abgerundeter Krone. Die Hoͤhe des ganzen Strauches oder Baumes erſtreckt ſich auf 15 — 30 Fuß; außer dem Hauptſtamme finden ſich, bei freiem Stande, in der Ju— gend gewoͤhnlich noch mehrere Nebenſtaͤmmchen von ſchwaͤcherem Wuchſe, die ſpaͤterhin zum Theil wie— der abſterben. Die Rinde alter Stämme iſt braungrau, und netzfoͤrmig aufgeborſten, die jüngere grün- lichgrau und glatt, die an den juͤngſten Trieben aber hellgrau und behaart. Die Aeſte und Seitenzweige. Sie ſtehen abwechſelnd, einzeln und weit geſtreckt, nach außen gebogen. - : Die Wurzeln. Die Hauptwurzel geht auf gutem Boden pfahlartig 3—4 Fuß tief, waͤh⸗ rend ſich die faſerigen Seitenwurzeln ſeicht, aber weit unter der Oberflaͤche ausbreiten. Das Blatt. Die faſt herzfoͤrmigen, oben abgeſtumpften, behaarten Knospen ſtehen abwechſelnd, und Mitte Aprils, oder Anfangs Mai, brechen aus denſelben die kleeartig gedreieten ſommergruͤ— nen Blaͤtter hervor. Die einzelnen ungeſtielten Blaͤttchen, von denen das mittlere groͤßer, als die übrigen ift, find 2½ Zoll lang, 1 — 1½ Zoll breit, oval, am Rande gewimpert, auch wohl auf der Spitze mit einem krautartigen Stachel verſehen; oberwaͤrts hellgruͤn und glatt, unterwaͤrts matter und fein weißhaarig, mit erhabener Mittelrippe und unregelmaͤßig verzweigtem Seitengeaͤder, vor dem, Ende Octobers erfolgenden, Abfall gruͤn- oder roͤthlich-gelb. Die Laͤnge des behaarten Hauptblattſtieles, an deſſen Grunde ſich zwei pfriemenfoͤrmige, roͤthliche, weißbehaarte, bald abfallende Nebenblaͤttchen fin- den, betraͤgt 3 — 3½ Zoll. Die Bluͤthe. Ende Mai, oder Anfangs Ju ni, entwickelt ſich in den Blattachſeln die bogenfoͤr— mig herabhaͤngende, ſchoͤn gelbe Bluͤthentraube; die oft zu 30 und mehreren an einem gemeinſchaftlichen 5 — 6 Zoll langen Hauptſtiele ſtehenden kurzgeſtielten, ſchmetterlingsfoͤrmigen Zwitterblumen beſtehen aus 4 Kronenblaͤttern, nämlich aus einem am Grunde herzförmigen, oben abgeſtumpften, in der Mitte pur⸗ purfarben geſtreiften gelben Fahnenblatte, zwei ſchmalen gelben Nebenblaͤttchen, und einem ſchmalen, gleichfarbigen Schiff; der glockenfoͤrmige, weißfilzige Kelch iſt zweilippig, die obere Lippe zwei-, die un⸗ tere dreizaͤhnig; 10 Staubfaͤden ſtehen mit gedoppelten gelben Staubbeuteln geſchweift in einer, ſelten in zwei Parthien verwachſen, und aus der Mitte derſelben ragt der etwas laͤngere, unten mit einem laͤnglich breiten Fruchtknoten verwachſene Griffel hervor, deſſen Narbe ſtumpf und bartig iſt. Die Frucht und der Samen. Die ſchwerdtfoͤrmigen, aſchgrauen und behaarten, 1 — 1½ Zoll, langen Huͤlſen reifen im Au guſt, ſpaͤteſtens September, wo fie dann von der oberen Spitze aus aufſpringen, und die an der Ruͤcken-Naht zu 3—4, auch 6, einreihig befeſtigten, nieren- oder boh⸗ nenfoͤrmigen ſchwarzen Samenkoͤrner fallen laſſen. Varietaͤten. Bechſtein will dergleichen a) mit geſchaͤckten Blaͤttern, b) mit blaßgelben Blumen bemerkt haben. Beſchaffenheit des Holzes. Außerordentlich feſt, fein, kurzfaſerig und zaͤhe, auf dem Queerſchnitt bei jungen Staͤmmen ſchoͤn gelblich, bei aͤlteren ſchwaͤrzlich durchadert, und im Kern ganz ſchwaͤrzlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Urſpruͤnglich gehoͤrt dieſer Strauch oder Baum in Italien, Frankreich und der Schweiz, in Oeſterreich, Krain und Bayern zu Hauſe; er findet ſich aber auch in unſerem mittleren und noͤrdlichen Deutſchland allenthalben in Gaͤrten und Luſtwaͤldern, und zu Friedrichsrode, einem im ehemaligen Bisthume Hildesheim an der Weſer belegenen Rittergute, ſah man fruͤher (ob jetzt noch, ſteht nicht zu behaupten) eine völlig verwilderte Anlage, die rein forſtmaͤnniſch behandelt wurde, und 92 C TITUS, durch kraͤftigen Wiederwuchs ein treffliches Gedeihen zeigte. Er liebt die Morgen-, Mittag- und Abendſeiten der Vorberge, und vorzuͤglich einen aus Kalkſtein mit Dammerde vermengten Boden, kommt indeß auch auf jedem trocknen Boden recht gut fort. Fortpflanzung. s Wo alte Mutterftämme vorhanden find, und der Boden friſch oder wund iſt, erzeugen ſich die jungen Pflanzen durch den herabfallenden Samen auf natuͤrlichem Wege in großer Menge, wo indeß die Vermehrung kuͤnſtlich geſchehen muß, wird der im Herbſte ſammt den Huͤlſen gepfluͤckte und an ei- nem trocknen Orte uͤber Winter aufbewahrte Samen im Fruͤhjahre enthuͤlſet, gegen Ende Aprils oder Anfangs Mai wenn keine ſtarke Nachtfroſte mehr zu fürchten find, auf guten lockeren, gegen rauhe Winde geſchuͤtzten Boden in Rinnen von 1 — 2 Fuß breit, einzeln ausgeſaͤet, hierauf Y Zoll mit Erde bedeckt und fleißig begoſſen. Nach 14 Tagen, hoͤchſtens 3 — 4, Wochen, keimt der Samen mit zwei rund⸗ lichen, fleiſchigen, mattgruͤnen Samenlappen, und noch in demſelben Jahre ſchießen die jungen Pflanzen 1 — 2 Fuß in die Höhe; im naͤchſten Winter werden fie indeß, da fie noch nicht hinreichend verholzt find, um der nordiſchen Kälte zu trotzen, mit Laub bedeckt, und im Zr Jahre, wo fie ſchon eine Höhe von 6— 7 Fuß und eine Stärke von ½ — 7; Zoll erreicht haben, find fie zum Verpflanzen ins Freie tauglich. Will man die jungen Staͤmme zu Baͤumen heranziehen; ſo kann dies durch Unterhaltung eines maͤßigen Schluſ— ſes, wobei die Seiten- und Wurzeltriebe zuruͤckgehalten werden, ſehr leicht geſchehen; auch durch Wurzelſchoͤßlinge laͤßt ſich die Vermehrung leicht bewirken, eine Hauptregel bleibt es indeß bei dem An— baue dieſer Holzart unter unſerem nördlichen Himmelsſtrich immer, eine nicht zu ſonnige Lage zu wäh- len, weil ſonſt der Safttrieb zu fruͤh geweckt wird, und Blaͤtter und Bluͤthen vom Nachtfroſte leiden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. In 30 — 40 Jahren hat der Baum ſeine Vollkommenheit erreicht, und ſeine Lebensdauer laͤßt ſich bis auf 60 Jahre annehmen. Nutz en. Er iſt einer der ſchnellwuͤchſigſten und vorzuͤglichſten Zierbaͤume, die wir haben, und wird aus dieſem Grunde, wie vorhin bemerkt, in Gärten und Luſtwaͤldern durch ganz Deutſchland angebauet. Das Holz aͤußert bei ſeiner Verwendung als Brenn-Material dieſelbe Guͤte wie das Holz der unaͤchten Acazie, als rohes Werk- oder Nutzholz zieht man es aber dieſem vor, da es an Haͤrte und Glaͤtte dem Eiben- und Eiſenholze (Stadtmannia ferrea, welches bekanntlich auf dem vulka⸗ niſchen Boden von Isle de France oder Bourbon waͤchſt, und noch einmal ſo dicht und ſchwer wie un⸗ fer Eichenholz ift) gleich geſchaͤtzt, auch wohl dafuͤr verkauft wird; es werden daraus mathematiſche und muſikaliſche Inſtrumente, Meublen und Drechsler = Arbeiten, wie allerlei Geraͤthſchaften und Werkzeuge von ganz vorzuͤglichem aͤußeren Werthe und unvergleichlicher Dauer gefertigt. Das grüne und getrocknete Laub iſt ein ſehr gutes Futter fuͤr Schaafe und Ziegen, und der Samen wird von mancherlei wildem und zahmen Gefluͤgel, vorzuͤglich von den Huͤhner- und Tauben⸗Arten ſehr geliebt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Zu Brennholz laͤßt ſich dieſe Holzart am vortheilhafteſten im Stangen- oder Schlagholzbe— triebe bei 15 — 20 jaͤhrigem Turno erziehen, als bei welchem dieſelbe ſehr ſtark und dauernd vom Stocke und aus den Wurzeln treibt, und da das ſtaͤrkere Nutzholz für den Inſtrumentenmacher, den Mechanikus, Drechsler und Schreiner das theure Buchsbaumholz entbehrlich machen duͤrfte, ſo ſcheint auch fur das mittlere Deutſchland die Erziehung derſelben zu Baum holz (bei etwa 40 jaͤhrigem Um: triebe) wohl einer weiteren Beruͤckſichtigung, wenigſtens eines Verſuchs durch Einſprengung an paßli⸗ chen Orten, nicht ganz unwerth zu ſeyn, zumal zu ihrem Fortkommen ſchon ein weniger als mittelmäßig CH TIAISUS. 93 guter Boden hinreicht. Für den Schlagholzbetrieb fällt der Hieb regelrecht in den Monat Mär 5, und fuͤr die Baumholzzucht in den Monat November nach dem Abfall des Laubes. Feinde und Krankheiten. Die jungen Staͤmme werden von Hochwild, Rehen und Haaſen, wie auch von Ziegen, gern geſchaͤlt, weshalb es nothwendig wird, fie dagegen durch Umbinden von Dornen u. ſ. w. zu ſchuͤtzen. Nicht weniger wirken, wie vorhin angefuͤhrt, in unſerem noͤrdlichen Deutſchland auch zuweilen ſpaͤte Nachtfroͤſte zerſtoͤrend auf Blaͤtter, Bluͤthen und junge 5 wenn eine der Sonne zugewandte Lage den zu frühen Ausbruch derſelben fördert. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. a. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; 2. die vier Kronenblaͤtter; 3. die Staubgefaͤße und der Griffel; 4. die Huͤlſen mit dem reifen Samen. * 28. CYTISUS AUSTRIACUS. Oeſterreichiſcher Bohnenbaum. Tafel XXIII. Fig. b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter dreizählig, mit umgekehrt eivund = lanzettförmigen, glattrandigen, oder dicht anlie- gend =-gewimperten, auf beiden Flächen geſtriegelt⸗weichhaarigen, ungeſtielten Blaͤttchen. Synonymie. CYTISUS AUSTRIACUS. Willd. Linn. III. 2. p. 1123. Ne 13. 5 —— Borkhauſen II. p. 935. Ne 207. — — — Bechſtein IV. p. 668. Ne 83. — —— Dü Roi und Pott J. p. 292. Ne 5 —— — Guimpel und Hayne p. 175. N? 131. Franz. LE CyTISE D'AurRICHE. — Engl. TUE Ausırıan-Cyrisus. Provinzial-Namen. Oeſterreichiſcher und ſibiriſcher Bohnenbaum, Cytiſus, oder Geisſtrauch. Abbildungen. Schmidt öfterr. Baumz. I. 28. Guimpel und Hayne T. 131. 24 94 Mar is UnS. - Befondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1 Fuß hoch, »—1 Zoll unten ſtark; der ganze Strauch wird nicht über 2—3 Fuß hoch, und treibt, außer dem Hauptſtamme, mehrere Nebenſtaͤmm⸗ chen. Die alte Rinde braun und glatt, die juͤngere gruͤn und weichhaarig. Die Aeſte und Seitenzweige. Der Stand abwechſelnd, ihr Wuchs mehr angeſchloſſen als ab- ſtehend. Die Wurzeln dringen % Fuß tief ein, und breiten ſich ziemlich weit aus. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehende Knospe ſtumpf, braͤunlich, und weiß behaart. Die im Mai erſcheinenden ſommergruͤnen Blätter find kleeartig gedreiet, jedes der drei Blaͤttchen, von de— nen das mittlere das größte iſt, / — 1 Zoll lang, ½ Zoll breit, umgekehrt-eirund- lanzettfoͤrmig, oben kurz zugeſpitzt, zuweilen mit einem kleinen krautartigen Stachel verſehen, glattrandig, oder kaum be— merkbar gewimpert, auf beiden Flaͤchen gruͤn, mit weichen, weißen Seidenhaaren dicht uͤberlegt, und unterwaͤrts mit einer erhabenen Mittelrippe, beim Abfall im October gelblich; der rundliche Blattſtiel 1 Zoll lang. Die Bluͤthe. Die ſchmetterlingsfoͤrmigen gelben Zwitterblumen ſtehen, von mehreren Blaͤt— tern umgeben, mit kleinen weichhaarigen, weißlichen Blumenſtielchen, zu 6 — 10 in einfachen Schirmen oder lockeren Köpfen auf einem ½ — 1 Zoll langen, gemeinſchaftlichen Hauptſtiele, und erſcheinen im Monat Juni oder Juli bis zum September an und auf den Spitzen der Zweige. Jede Blume hat einen getheilten, oben zwei-, unten dreizaͤhnigen, etwas aufgeblaſenen, gruͤnen, weißhaarigen Kelch, der von einem lanzettfoͤrmigen Deckblaͤttchen unterſtuͤtzt wird; ferner eine aus dem rundlich herzfoͤrmigen Fahnenblatte, zwei anliegenden ſchmalen Nebenblaͤttchen und dem Schiff zuſammengeſetzte blaßgelbe Krone, 10 in einer, ſelten in zwei Parthien verwachſene geſchweifte Staubfaͤden, mit gedoppelten, gel⸗ ben Staubbeuteln, und einem aus dieſen hervorragenden, am Grunde mit dem laͤnglich breiten, gruͤnen Fruchtknoten verwachſenen Griffel, auf deſſen oberer Spitze ſich die gebartete Narbe befindet. Die Frucht und der Samen. Nach geſchehener Befruchtung erwaͤchſt der Fruchtknoten zu ei⸗ ner aufrechtſtehenden, ſchwerdtfoͤrmigen, 1% — 2 Zoll langen, braunen, mit weißen Haaren dicht beſetz⸗ ten Huͤlſe, an deren oberer Ruͤcken-Naht in der Regel 4 — 6 nieren- oder bohnenfoͤrmige ſchwarze Samenkoͤrner angeheftet find; fie reift im September oder Oetober, wo ſie aufſpringt und der Samen ausfällt. Beſchaffenheit des Holzes. Ziemlich feſt, im Innern weißlich gelb. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in Heſterreich, Ungarn, Krain, Bayern, Schleſien, in Italien und Sibirien auf ſonnigen Hügeln und Bergen wild, ift aber ſchon ſeit langer Zeit in unſeren engliſchen Gaͤrten und Boskets angepflanzt, und koͤmmt auf jedem nicht naſſen Boden fort, ohne im Geringſten von der Kaͤlte zu leiden. Fortpflanzung. Wie bei der vorhergehenden Art, doch laͤuft man Gefahr durch Wurzelzertheilung den Strauch zu toͤdten. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Tritt fruͤher als bei der vorhergehenden Art ein, u 8 „und moͤgte man erſteres zu 12— 1 auf 20 — 25 Jahr annehmen. ſt 5 5, letztere DEE AAPREIANFERN 95 Nutzen. Außer der Verzierung unſerer Gärten u. ſ. w. iſt derſelbe ſehr geringe, und beſteht hauptſaͤch⸗ lich nur in der Verwendung des Holzes zu Brennmaterial; doch freſſen Schaafe und Ziegen das grüne und getrocknete Laub ſehr gern; auch wird der Samen von dem zahmen und wilden huͤhnerar⸗ tigen Geflügel geſucht. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Für das mittlere und noͤrdliche Deutſchland verdient dieſer Strauch als Forſtobject keine Be⸗ ruͤckſichtigung. Feinde und Krankheiten. Wie bei der vorhergehenden Art, nur daß er nicht ſo leicht vom Froſte leidet. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. b. N? 1. Ein bluͤhender Zweig; 2. die vier Kronenblaͤtter; » 3. die Staubgefaͤße nebſt dem Griffel, etwas vergrößert; 4. ein kleiner Zweig mit den Huͤlſen. * XVII. DAPHNE Seidelbaſt. LINN. GEN. ed. VI. N: 485. Claſſe VIII. OCTAND RIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs-Character. Die Zwitterblume. Der ungeſtielte Kelch roͤhrenartig, Afpaltig, die Krone fehlt; 8 Staubge⸗ faͤße dem inneren Kelche eingefuͤgt; die breitgedruͤckte Narbe faſt unmittelbar auf den eifoͤrmigen gruͤnen Fruchtknoten geheftet; die Frucht eine einſamige Beere. 29. DAPHNE MEZERE UM. Gemeiner Seidelbaſt. Tafel XXIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter umgekehrt⸗eirund⸗lanzettfoͤrmig, ſtumpfſpitzig, und nach dem ſehr kurzen Stiele lang verſchmaͤlert zulaufend. 96 DAPHNE. Synonymie. DAPNHE MEZ ERE UM. Willd. Linn. II. 1. p. 415. N? 1. e . Borkhauſen II. p. 1021. N. 244. ee — Bechſtein IV. p. 662. Ne 79. Fe Ze Burgsdorf II. 1. p. 249. N? 75. ae 5 Dü Roi und Pott I. p. 294. N? 1. ee — Hartig VI. p. 176. N 5 Guimpel und Hayne p. 63. N. 48. Franz: LE GARON OU BOIS GENTII. — Engl. TUE RED MEZEREON. Provinzial: Namen, Gemeiner Seidelbaſt, Sedel-, Zedel-, Zeid-, Ziedel-, Suͤß- auch Wolfsbaſt, Kellerhals, Kellerbeere, Kellerkraut, deutſcher oder falſcher Pfefferſtrauch, Pfefferbeere, Berg- oder wilder Pfeffer, Brennwurz, Lorbeer- oder Laͤuſekraut, Rach- oder Rechbeere, Zeiland, Zeland, Zyland, Zeulang, Zylang, Maͤrznaͤ⸗ gelein, Damar, Thymelaͤe, Holzmaͤnnchen, Zilingenbluͤh, Tſchilingen und Inſiegel. Abbildungen. Schmidt oͤſterr. Baumz. T. 16. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 467. Cramer T. 47. Reit⸗ ter und Abel T. 75. Guimpel und Hayne T. 48. Beſondere Beſchreibung. i Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, zuweilen / —1 Fuß hoch, und ½ — 1 Zoll ſtark, gewohnlich aber nahe über der Erde in mehrere Aeſte getheilt. Der wilde Strauch erreicht eine Hoͤhe von 3—4 Fuß, er laͤßt ſich indeß in Gärten 10 — 15 Fuß hoch ziehen ). Die alte Rinde iſt aͤu⸗ ßerlich hellgrau, innerlich grün, dick und ſaftig, die jüngere olivengruͤn und etwas behaart. Die Aeſte und Seitenzweige. Der Stand ift abwechſelnd, der Wuchs des älteren Holzes zu⸗ weilen knieig, bei den jüngeren 1 —3 jaͤhrigen Schuͤſſen indeß gewöhnlich ſehr ſchlank; fie find ſehr biegſam, und wegen des zaͤhen Baſtes ſchwer zu brechen. Die Wurzeln laufen flach und breiten ſich weit aus. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehende Knospe eirund, etwas zugeſpitzt, 6— 12 ſchuppig, blaͤu⸗ lich, braun und glänzend, die Schuppen gewimpert. Zu Anfang des Monats April brechen uͤber der früher erſcheinenden Bluͤthe auf den Spitzen der jungen Zweige zuerſt die ſogenannten Spitzblaͤtter buͤſchelweis hervor, und etwa 14 Tage, auch wohl 3 Wochen ſpaͤter, erfolgt der Ausbruch des uͤbrigen fommergrünen Laubes. Die Länge des ausgewachſenen Blattes beträgt über 3½ Zoll, die Breite 1½ Zoll; fie find umgekehrt-eirund = lanzettfoͤrmig, ſtumpfſpitzig, und laufen nach dem ſehr kurzen Stiele lang verſchmaͤlert zu, der Rand iſt, wie die beiden— Flaͤchen, glatt, die obere Flaͤche hellgruͤn und matt, die untere weißlichgruͤn, von einer erhabenen Mittelrippe durchzogen, und fein geadert, im October oder November, wo fie abfallen, miſcht ſich die gruͤne Farbe mit hochgelb; der rinnen⸗ foͤrmige Blattſtiel kaum ¼ Zoll lang. Die Bluͤthe. Bei gelinden Wintern oft ſchon im Februar, außerdem aber ſpaͤteſtens Ende Maͤrz, erſcheinenen die ungeſtielten, zwitterlichen, hochrothen Blumen zu dreien, auch wohl zu zweien oder vieren, an den Seiten der vorjaͤhrigen Triebe. Der Kelch iſt roͤhrenfoͤrmig, oben flach ausgebrei- tet und vierſpaltig, im Inneren ſind demſelben 8 kurze, weiße Staubfaͤden, mit gedoppelten gelben ) Hannoͤveriſches Magazin, 1764, 25ſtes Stuͤck, pag. 390. DAPHNE. 7 97 Staubbeuteln eingefügt; die Krone fehlt; der grüne Fruchtknoten iſt eirund, die Narbe rund und flach, und der Staubweg kaum bemerkbar. Sie verbreitet einen ſtarken Geruch, der in einiger Entfernung ſehr angenehm, in der Nähe aber widerlich füß iſt und betaͤubt. Die Frucht und der Samen. Die rundlich eiförmigen, erbſengroßen, anfangs hellgruͤnen, zur Zeit der Reife, im Julius, hochrothen, und zuletzt ſchwarzen ſaftigen Beeren enthalten jede ein einzelnes rundlich- eiformiges, weißliches oder gelbliches Samenkorn; der daſſelbe umgebende Saft iſt ſcharf und beißend. Varietaͤten. Es giebt dergleichen: a. mit weißer Bluͤthe und gelben Beeren, b. mit hell- und dunkelrother Bluͤthe und rothen Beeren, c. mit geſchaͤckten Blättern. Beſchaffenheit des Holzes. Ziemlich lang- und grobfaſerig, auch nur mittelmaͤßig hart, inwendig weiß oder gelblich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich im noͤrdlichen Europa, wie in ganz Deutſchland, unter andern auch an den nördlichen Vorbergen des Harzes bis zu einer abſoluten Höhe von 900 — 1000 Par. Fuß. Seine Lieblings-Standorte find ſchattige Laubwaldungen und ein guter ſchwarzer, lockerer Boden. Fortpflanzung. Die kuͤnſtliche Ausſaat geſchieht im Monat Auguſt, wobei der Samen Y, Zoll hoch mit Erde bedeckt und öfter begoſſen wird; er liegt ſodann bis zum naͤchſten Fruͤhjahre, bei der Fruͤhjahrs⸗Saat aber gewöhnlich ein volles Jahr, und keimt mit zwei lanzettförmigen Samenblaͤttchen. Auch durch Wurzelſchoͤßlinge, Ableger und Stecklinge laͤßt fi) der Strauch leicht vermehren, und ſind hierdurch nur allein die Spielarten fortzupflanzen; jedoch muß jede dieſer Fortpflanzungs-Methoden, wegen des fruͤhen Safttriebes, im Herbſte vorgenommen werden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. In 8— 10 Jahren hat der Strauch feine Vollkommenheit erreicht, und feine Lebensdauer mögte auf 12 — 15 Jahre anzunehmen fein. 5 5 N u hen Der Bluͤthe und Frucht wegen erzieht man dieſen Strauch wohl als Zier-Pflanze in Gaͤrten und engliſchen Anlagen; da indeß ein anhaltendes Aufriechen erſterer betäubt, auch das Holz, in den Mund genommen, ein ſtarkes, ſchmerzhaftes Aufſchwellen der Lippen und Zunge verurſacht, insbefon- dere aber der Genuß der Beeren ſogar södtlich wirkt (nach Linn ée ſollen zwölf derſelben ſchon hin— reichend ſeyn) fo ſollte man billigerweiſe dieſe, wie jede andere Giftpflanze, an ſolchen öffentlichen Plaͤtzen durch beigeſetzte Staͤhe mit Warnungstaͤfelchen verſehen, und vornehmlich Kinder, welche durch die auffallende Farbe der Beeren zu deren Genuß leicht verführt werden, nie ohne Aufficht ſolche An— lagen beſuchen laſſen, wo dergleichen vorkommen. Alle Theile dieſes Strauchs ſind Blaſen ziehend, beſonders jedoch die Rinde, deren man ſich daher aͤußerlich ſtatt der ſpaniſchen Fliegen, auch zum Aetzen wunder Stellen, wie nicht weniger zu Haarſeilen, und innerlich zur Blutreinigung bedient; aus dem Baſte laͤßt ſich Papier fertigen; das Holz, den Kaͤlbern an den Hals gebunden, vertreibt die Laͤuſe; Zweige und Blaͤtter geben dem vorbereiteten Tuche eine gelbe oder braune Farbe; von den Beeren, die getrocknet in den Apotheken unter dem Namen Semen coccognidii bekannt find, berei⸗ ten die Maler ein ſchoͤnes Roth, auch werden ſie oft betruͤgeriſcher Weiſe zu Erhoͤhung der Staͤrke und 25 98 E LA E A CN US. Schärfe des Brannteweins und Eſſigs verwandt, die Ruſſen bedienen ſich derſelben gegen die Waſſer⸗ ſucht, indem ſie 8 — 12 davon in Branntewein verſchlucken, und ihre betagten Schoͤnen reiben ſich (nach Lepechin) mit dem Aufguſſe davon die Wangen, welche hiernach auf kurze Zeit ſtark auflaufen, und eine mehr als jugendliche Roͤthe erhalten. Von einer Forſtwirthſchaftlichen Qualification ꝛc. kann hier die Rede nicht ſeyn. Erklaͤrung der robildung. Ein bluͤhender Zweig; die innere Blume, und ; der Fruchtknoten mit der Narbe, vergrößert; ein Fruchtzweig mit reifen Beeren; der Samen. * * e , e akter, LINN. GEN. ed. VI. Ne 159. Claſſe IV. TETRAND RIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs- Character, Die Zwitterblume. Der geftielte Kelch glockenfoͤrmig, 4 ſpaltig; die Krone fehlt; A kurze Staubfaͤden mit laͤnglichen Staubgefaͤßen oben zwiſchen den Spalten dem inneren Kelche eingefügt; der zuweilen fehlende Griffel ziemlich lang, die Steinfrucht enthaͤlt eine laͤngliche einſamige Nuß. 30. ELAEAGNUS ANGUSTIFOLITA. Schmalblaͤttriger Oleaſter. Tafel XXV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter abwechſelnd ſtehend, lanzettfoͤrmig, ſtumpfſpitzig, der Stiel kurz. Synonymie. ELAEAGNUS ANGUSTIFOLIA. Wild. Linn. I. 2. p- 688. N 15 Borkhauſen II. p. 1100. Ne 384. ELAEAGNUS. = 99 ELAEAGNUS ANGUSTIFOLIA. Bechſtein IV. p. 473. N. 88. Duͤ Roi und Pott J. p. 309. . — Guimpel und Hayne p. 13. Franz. L’OLIVETIER. — Engl. THE OLEASTER. Provinzial⸗Namen. Wilder, unaͤchter, boͤhmiſcher, auch orientaliſcher Oelbaum; Paradiesbaum und ſchmalblaͤttriger Elaͤagnus. Abbildungen. Kerner Abbild. ökon. Pfl. T. 561. Guimpel und Hayne T. 4. Cramer T. 47. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- oder baumartig, 5— 10 Fuß hoch, 5 — 8 auch 10 Zoll unten ſtark, die Krone faſt kegelförmig; die ganze Hoͤhe des Strauches oder Baumes betraͤgt 15 — 20 Fuß. Die alte Rinde aſchgrau und feinriſſig, die jüngere graubraun, etwas punctirt und glatt, die juͤngſte ſilberweiß, glatt und glaͤnzend. Die Aeſte und Seitenzweige. Bei abwechſelndem Stande iſt der Wuchs der erſteren, beſon⸗ ders der unteren, ſehr ſtumpfwinklicht, beinahe wagerecht abſtehend, der letzteren hingegen ziemlich ange: ſchloſſen; an dem wilden Stamme ſind Aeſte und Zweige mit Dornen beſetzt, die ſich durch die Cul— tur verlieren. : Die Wurzeln laufen bei geringer Ausbreitung flach, kaum 1½— 2 Fuß tief unter dem Boden hin, weshalb freiſtehende Staͤmme vom Winde leicht umgeworfen werden, oder doch einen geſchobenen Wuchs erhalten. Das Blatt. Die aus abwechſelnd ſtehenden kleinen weißen Knospen im Monat Mai einzeln hervorbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter ſind den der gemeinen weißen Kopfweide ſehr aͤhnlich, lan⸗ zettförmig, 3 — 4 Zoll lang, %4 Zoll breit, ſtumpfſpitzig, am Rande wie auf beiden Seiten glatt, ober⸗ waͤrts matt⸗ oder weißgruͤn, unterwaͤrts ſilberfarben, mit vielen feinen Punkten uͤberſtreut, welche durch ein gutes Vergroͤßerungsglas genau betrachtet, ſchuppenartig find, und die Flaͤche etwas ſchuͤlfrig ma⸗ chen; gegen Anfang Monats October werden ſie gelbbräunlich und fallen ab, halten ſich aber auch wohl zuſammengerollt bis zum naͤchſten Fruͤhjahre; der gerinnelte ſilberfarbene Blatt⸗Stiel ift nicht über 5 — ½ Zoll lang. Die Bluͤthe. Im Juni oder Juli erſcheinen einzeln oder zu zweien und dreien in den Achſeln der Blaͤtter auf kurzen ſtaͤmmigen Stielen die wohlriechenden, aͤußerlich ſilberweißen, innerlich goldgelb gefärbten glockenformigen Blumen; fie find meiſtens zwitterlich, doch finden ſich auch blos maͤnnliche unter ihnen auf demſelben Stamme. Der lederartige Kelch theilt fi oberwaͤrts in 4, auch 6—8 Spalten, und innerhalb zwiſchen dieſen ſind demſelben 4, mit laͤnglichen gedoppelten gelben Staubbeu⸗ teln verſehene kurze Staubfaͤden eingefügt; die Krone fehlt, der ziemlich lange, oben etwas gekruͤmmte Griffel ſteht auf einem eiförmigen Fruchtknoten, die Narbe iſt rundlich. Die Frucht und der Samen. Nach geſchehener Befruchtung entwickelt ſich der Fruchtknoten zu einer den Oliven ähnlichen laͤnglich-eirunden, anfangs weißgrauen, ſpaͤterhin graugelben, glatten Steinfrucht, welche zu Ende Octobers reift, und in ihrem ſaftigen ſuͤßen Fleiſche eine laͤngliche, braungraue, gefurchte, holzige Nuß mit gleichgeſtaltetem, gelblich behaͤuteten Kern enthält. 5 Beſchaffenheit des Holzes. Fein- und kurzfaſerig, nur mittelmaͤßig feſt und hart, nicht ſonder⸗ lich ſchwer, von Farbe gelblich- weiß. 100 i ELAEAGNUS. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt freilich hauptſaͤchlich in der aſiatiſchen Tuͤrkei und im e Wüß kant findet fi) aber außerdem nicht nur im ſuͤdlichen Europa, in Portugal, Spanien, Seal u. ſ. w. ſehr haͤufig, ſondern kommt auch in Laͤnderſtrichen des mittleren Deutſchlandes, als in Boͤh— men u. ſ. w. wild vor, und kuͤnſtlich angebaut ſieht man ihn ſelbſt noch uͤber die Grenzen des noͤrd— lichen Deutſchlands hinaus in den meiſten der groͤßeren botaniſchen, auch andern Luſt-Gaͤrten, wo er bei geſchuͤtzter Lage noch immer eine Höhe von 12— 45 Fuß erreicht, ohne vom Froſte beſonders zu leiden. Ein friſcher von Thon oder Lehm mit Steinen vermengter Boden iſt ihm der liebſte. Fortpflanzung. . Sie geſchieht durch den Samen, welchen man wie Pflaumen-Kerne ½ Zoll tief in Rinnen legt, durch Wurzelbrut, Abſenker und Stecklingez der im Fruͤhjahre gelegte Samen keimt meiſtentheils noch in dem erſten Sommer mit zwei verkehrt-eirunden Samenlappen. Die jungen Pflanzen ſind indeß etwas zaͤrtlich, und muß die Cultur deshalb an einem geſchuͤtzten Orte vorgenommen werden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Wenn erſteres nach den gemachten Erfahrungen für das mittlere und nördliche Deutſchland auf 50 — 60 Jahre beſtimmt werden muß, fo mögte ſich die letztere auf 70 — 80 Jahre annehmen laſſen. Nutz en. Wegen der ſchoͤnen Belaubung und wohlriechenden Bluͤthen wird die Anpflanzung des Oleaſters immer zur vorzuͤglichen Zierde unſerer Luſt-Gebuͤſche, Hecken und Alleen gereichen. Das Holz wird vom Schreiner und Drechsler gern verarbeitet, und liefert hierneben ein ganz gutes Feuer- Material. Zweige und Blaͤtter geben braune Farben, die Bluͤthen den Bienen Wachs- und Honigſtoff; die Fruͤchte koͤnnen roh und getrocknet gegeſſen werden, auch laͤßt ſich ein weinartiges Getraͤnk daraus zie⸗ hen, und das von denſelben gekochte Muß dient den aſiatiſchen Völkern, unter dem Namen Tulka, zur Bereitung von mancherlei Speiſen; aus den Nußkernen wird ein ſchmackhaftes gutes Oel gepreßt. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Da der Oleaſter mehr dem ſuͤdlichen, als mittlern und noͤrdlichen Deutſchland angehoͤrt, welches hier das ſeltene Reifen feiner Früchte beweiſt, ſo kann derſelbe auch wohl eigentlich nicht unter unſere wirthſchaftsfaͤhigen Forſtobjecte gerechnet werden. Feinde und Krankheiten. Unter erſtere gehören alle laubfreſſenden vierfüßigen Thiere; eigentliche Krankheiten kennt man hin⸗ gegen außer den bekannten, welche in Folge des Alters und ſonſtiger Naturereigniſſe, Froſt u. ſ. w. entſtehen, nicht. Erklärung der Abbildungen. Ein bluͤhender Zweig; eine unfruchtbare männliche Blume mit fehlendem Griffel; eine fruchtbare Zwitterblume; der innere Kelch, zum Theil; ein Staubgefaͤß, vergroͤßert; der Griffel in natuͤrlicher Größe; die reife Steinfrucht, und die Nuß. FFF XIX. EMPETRUM. Rauſchbeere. LINN. GEN. ed. VI. N. 1100. Claſſe XXII. DIOECIA. Ordnung III. TRIAND RIA. Gattungs⸗Character. Die maͤnnliche Blume. Der Kelch 3 ſpaltig; die Krone 3 blaͤttrig; Staubgefaͤße 3. Die weibliche Blume. Der Kelch 3 ſpaltig; die Krone 3 blaͤttrig; Narben 6 — 9. Die Frucht eine 5 —9 ſamige Beere. 31. E M PET RUM NIGRUM. Schwarze Rauſchbeere. Tafel XXVI. Fig. a. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd, ſind ſehr ſchmal, am Rande umgerollt, auf beiden Flaͤchen glatt, ſteif, und kurzgeſtielt. Synonymie. ee ee NIGRUM. Willd. Linnée IV. 2. p. 718. N. 3 5 Borkhauſen II. p. 1083. N. 376. N — Bechſtein IV. p. 818. Ne 60. ars — Burgsdorf II. 1. p. 273. N? 95. — Hartig Y p 206 Franz: LE CAM ARIN A FRUITS NOIRS. — Engl. TUE CRAKE-BERRY. Provinzial⸗Namen. Erik: oder Kränbeere, Zrumkel-, Trinkel⸗, Stein- auch Pickbeere, Affen», Apen- und Apfenbeere, ſchwarze Krons- oder Moosbeere, ſchwarzbeerige Heide, Gichtkraut, Felſenſtrauch. Abbildungen. Reitter und Abel T. 95. Schkuhr Bot. Handb. IV. T. 318. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, ſehr kurz und niederliegend, eigentlich ganz fehlend, und gleich uͤber dem Boden in viele Aeſte und Zweige getheilt. Die Aeſte und Seitenzweige. Erſtere in ungeregeltem Stande und von feinem knotigen Wuchſe, ſtrecken ſich 1— 2 Fuß weit flach über den Boden hin, und nur die letztern erheben ſich 4 — 6 Zoll in die Höhe; die Rinde iſt gelb- auch roͤthlich- braun. Die Wurzeln ſtreichen ½ — 1 Fuß tief, weit und viel verzweigt umher. 26 102 EMPETRUM. Das Blatt. Die zu 3 oder 5 quirlfoͤrmig dicht zuſammenſtehenden, immergruͤnen kleinen Blätter find Y, Zoll lang, 1 Linie breit, ſtumpfſpitzig, am Grunde rundlich, am Rande etwas umge- rollt und, wie auf beiden Flächen, glatt; ſteif, oberwaͤrts dunkel- unterwaͤrts etwas matter grün, die Mittelrippe iſt weißlich, der Blattſtiel kaum bemerkbar. Die Bluͤthe. In der Regel ganz getrennt-geſchlechtig, finden ſich männliche und weibliche Blumen auf verſchiedenen Staͤmmchen, doch trifft man auch zuweilen Zwitterblumen an. Sie erſchei⸗ nen im Monat April, wenn der Schnee im Gebirge geſchmolzen iſt, und den ganzen Sommer hin— durch einzeln an den Spitzen der vorjährigen Triebe in den Achſeln der Blätter als ſehr kleine weiße oder blaßröthlihe Blümchen. Der Blumenſtiel iſt ſehr kurz; der bleibende gruͤne Kelch bildet drei ovale, rund⸗ſpitzige Abſchnitte; die blaßroͤthliche Krone beſteht aus drei oval-laͤnglichen Blaͤttchen, welche bei den männlichen Blumen 3 lang herausragende haarartige Staubfaͤden mit kurzen, getheilten, braun— roͤthlichen Staubbeuteln, bei den weiblichen Blumen aber den rundlichen Fruchtknoten mit 6 — 9, auf einem aͤußerſt kurzen Griffel radfoͤrmig flach ausgebreiteten, wenig gekruͤmmten Narben, und bei den Zwitterblumen beiderlei Geſchlechtstheile zugleich einſchließen. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine runde, erbſengroße, ſchwarze Beere, mit klebrigem, dunkelrothen, ſaͤuerlichen Safte, reift im Auguſt und September, und enthält in 6 Fächern gewoͤhn⸗ lich nur 5 —9 vollkommene Samenkoͤrner. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr biegſam und zähe, inwendig gelblich = weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt nicht nur die Suͤmpfe und Moraͤſte der hoͤchſten Gebirge in Schleſien, Thuͤringen und am Harze, namentlich auf dem Brocken, wo ſeine Wurzeln ein Hauptingredienz des Torfes aus⸗ machen, ſondern iſt auch überall in Deutſchland wie in ganz Europa auf kaltem moorigen Grunde mehr oder weniger haͤufig anzutreffen. Fortpflanzung. Die leichteſte und ſicherſte Art dieſe zu bewirken, iſt, daß man im Herbſt den Strauch aus dem Mutterboden dorthin verpflanzt, wo man ihn zu haben wuͤnſcht; es wird indeß hiebei nothwendig, waͤhrend des Transports und beim Pflanzen ſelbſt die Wurzeln mit naſſem Mooſe zu verwahren, und daß uͤberhaupt der Pflanzort ein dem heimathlichen Boden moͤglichſt aͤhnliches Erdreich, außerdem auch eine ſchattige kuͤhle Lage hat, wenn der Erfolg von Dauer ſeyn ſoll. Zu einem kuͤnſtlichen Erdgemenge nimmt man etwa / Waſſerſand und / Dammerde Der im Herbſte geſaͤete Samen liegt ein auch zwei Jahre in der Erde, und die junge Pflanze keimt mit zwei linienfoͤrmigen Samenblaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Bis zum Sn oder Sin Jahre hat dieſer Strauch ſeine hoͤchſte Vollkommenheit erreicht, und ſeine Lebensdauer moͤgte uͤber 10 — 15 Jahre wohl nicht anzunehmen ſeyn. Nutzen. Der Vollſtaͤndigkeit und Abwechſelung wegen wird die Rauſchbeere wohl in botaniſchen Gaͤrten und ſonſtigen kuͤnſtlichen Anlagen gebaut; größeren Nutzen hat dieſelbe indeß fuͤr den Torfbau. Die Beeren, welche bei unſern Altvordern in dem abentheuerlichen Verdacht ſtanden, daß ſie durch ihren Genuß den Menſchen zum Affen ahnlichen Weſen umſchaffen konnten, und deshalb auch den Na- men Apen⸗ oder Affenbeere erhalten haben, werden in Rußland und Schweden von Groß und Klein gegeſſen. Nach Pallas kochen die Kamtſchadalen ihre Fiſche damit; die Groͤnlaͤnder aber be⸗ . daraus eine Art Limonade und Wein, und gekocht mit Alaun, erhaͤlt man aus denſelben eine kirſchroͤthliche Farbe, womit die Ruſſen ihre ausgebleichten ſeidenen Hemden wieder roth faͤrben. Sie EMPETRUM. 103 dienen den Droßeln und andern kleinen beerenfreſſenden Vogel⸗Arten, auch dem Auergefluͤgel und Se huͤhnern zur Nahrung. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Faͤllt gänzlich weg, vielmehr wird dieſer Strauch mit Recht als ein der eigentlichen Forſtwirthſchaft hinderliches Gewaͤchs angeſehen. Feinde und Krankheiten. Kennt man nicht. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. a. N. 1. Ein Bluͤthen und reife Beeren tragender Zweig; eine maͤnnliche Blume, und ein Fruchtknoten mit den weiblichen Narben, beide vergroͤßert; eine reife Beere, in natuͤrlicher Größe; dieſelbe durchgeſchnitten, desgl.; der Samen in natuͤrlicher und vergroͤßerter Geſtalt S * * d LINN. GEN. ed VI. N? 484. Claſſe VIII. OCTANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der bleibende Kelch 4 auch 8 blaͤttrig; die glockenfoͤrmige oder bau⸗ chige Krone Afpaltig; 8 Staubfaͤden, deren Beutel an der oberen Spitze geſpal⸗ ten ſind; 1 Griffel, laͤnger als die Staubfaͤden; die rundliche bedeckte Samen⸗ kapſel 4faͤcherig und 4ſpaltig. 32. ERICA VU LGA IS. Gk m eien e He i. d ee Tafel XXVI. rig. b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen in zwei Reihen gepaart gegen einander über, find ſehr klein, lanzettfoͤr⸗ mig, zugeſpitzt, ſtiellos. ERICA VULGARIS. Willd. Linn. II. 1. p. 373. N. 43. — Borkhauſen II. p. 907. Ne 191. 104 E FN A. E RICA VULGARIS. Bechſtein IV. p. 797. N. 40. == Burgs dorf II. 1. p. 269. N. 89. N en Hartig VI. 1. p. 195. N. 1. GN Guimpel und Hayne p. 59. Franz. LA BRUYERE COMMUNE. — Engl. Tur common HEAT I. Provinzial-Namen. Gemeine rothe Heide, oder Heideſtrauch, Haide, Heyde, Hede, Heen, Beſen- auch Rehheide, Genſt, Bruͤſch, Breinhart, Haadach, Tunkelbeere. Abbildungen. Cramer T. 52. Abel und Reitter T. 89. Guimpel und Hayne T. 45. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, gewöhnlich ſehr kurz, oft aber auch / Fuß hoch und ½ Zoll unten ſtark, aufrecht oder liegend, in viele Aeſte und Zweige getheilt. Die Aeſte und Seitenzweige. Der Stand iſt ungeregelt, abwechſelnd, oder gegen einander über- ſtehend, der Wuchs ſehr ſperrig, unten etwas bauchig, oben eingezogen, der ganze Strauch 1 — 3 Fuß hoch. Die Rinde gelbbraͤunlich, die der juͤngern Zweige roͤthlich-gruͤn. Die Wurzeln. Die Hauptwurzel dringt / — 1 Fuß tief ein, die Seitenwurzeln ſtreichen aber flach und viel verzweigt 2— 3 Fuß weit unter dem Boden hin. f Das Blatt. Die ſehr kleinen ungeſtielten, lanzettfoͤrmigen, ſteifen Blaͤttchen ſtehen paarweis in zwei geraden Reihen dicht angeſchloſſen gegen einander uͤber; ſind ausdauernd oder immergruͤn, oberwaͤrts flach, unterwaͤrts dreikantig; von Farbe im Sommer und Herbſte dunkelgruͤn, gegen den Winter oft ins Roͤthliche fallend. Die Bluͤthe. Sie iſt zwitterlich und erſcheint vom Monat Auguſt und den ganzen Herbſt hindurch traubenartig an den Spitzen der Zweige. Der Blumenſtiel iſt ſehr kurz; der doppelte Kelch beſteht aus 8 Blaͤttchen, von denen die vier äußeren kleiner, mehr zugeſpitzt, auch oft behaart oder gran- nig und gruͤn, die vier inneren dagegen eirundlich, glatt und roth ſind; die glockenfoͤrmige Krone iſt aus 4 rundlichen, hell oder dunkel-purpurrothen, am Grunde etwas weißlichen Blaͤttchen zuſammenge⸗ ſetzt, und aus derſelben ragt der auf einem achttheiligen, rundlichen, gruͤnen Fruchtknoten ſtehende, von s kurzen weißen Staubfaͤden mit langen, gegen einander geneigten, geſpaltenen, zweihoͤrnigen, braunen Staubbeuteln umgebene blaßröthliche Griffel mit kopffoͤrmiger, wenig geſpaltener, gleichfarbiger Narbe hervor. Die Frucht und der Samen. Die von der Krone bedeckt bleibende achtriefige, gelblichbraune Samenkapſel enthält 4 Fächer, deren Scheidewaͤnde in der Mitte zuſammengewachſen ſind, und ſehr vielen, aͤußerſt kleinen, nievenförmigen, gelbbraͤunlichen Samen, welcher im December reift und gegen das Fruͤhjahr ausfuͤllt. Barietäten. An ſchattigen, feuchten Orten geraͤth der Strauch in einen krankhaften Zuſtand, wodurch ſich die Blätter Hellgrün, die Bluͤthen weiß und die Staubbeutel gelb färben. Beſchaffenheit des Holzes. Ziemlich hart und biegſam, inwendig gelblichweiß. 5 : : i : ; ) Salisbury, wie nach ihm Willdenow und Hayne, haben dieſen Heideſtrauch von der Gattung Erica durch die Be— nennung Calluna (Beſenheide) aus dem Grunde getrennt, weil der Kelch nicht, wie bei den uͤbrigen Heidearten, vier-, ſondern acht blaͤttrig, alfo doppelt, auch der Bau der Samenkapſel i i N e 5 R verſchieden iſt; a der Blaͤtter wird derſelbe mitunter zu den Nadelhoͤlzern 1 97 > N me E R ECG 105 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Ganz Europa, vorzuͤglich aber die weiten Ebenen des Nordens, wo dieſer Strauch bis zum 60. Grade nicht nur in lichten Birken-Waͤldern, ſondern auch im Freien häufig vorkommt, und man oft unabſehbare Flächen, ſogenannte Deden oder Heiden davon überzogen findet, wie z. B. bei Luͤne⸗ burg u. ſ. w. Er waͤchſt nur bei freier Lage auf trocknem oder leichten und ſandigen Boden gern, welcher für die meiſten Laubhoͤlzer unfruchtbar zu nennen iſt. Fortpflanzung. a In dem eigenthuͤmlichen Boden der Natur überlaffen, iſt die Vermehrung dieſes Strauches durch Samen aͤußerſt leicht, wie dies der Forſtwirth leider oft genug erfaͤhrt; ſehr ſchwierig iſt indeß die⸗ ſelbe auf cultivirtem Boden, und nur die im Herbſt oder Fruͤhjahre vorgenommene Pflanzung mit dem Erdballen verſpricht hier einigen Erfolg, wenn das Dertliche uͤbrigens den Forderungen der Natur entſpricht. Der Samen liegt uͤber ein Jahr in der Erde, und erſcheint ſodann mit vier ſehr feinen ſternfoͤrmig geſtellten Samenblaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Im 8 — 10e Jahre hat der Strauch erſt feine Vollkommenheit erreicht, wenn gleich er ſchon im Aten oder Zien Jahre Bluͤthen trägt; dauert indeß 15 — 20 Jahre und laͤnger aus, indem die aͤltern abſterbenden Zweige immer durch junge erſetzt werden. Nutzen. ö Als Ziergewaͤchs wird dieſer Strauch wohl eben nicht angebauet, deſto groͤßer iſt aber ſeine Benutzung als Brennmaterial für Gegenden, wo die Holzzucht noch nicht die noͤthige Ausdehnung erhalten hat und ſonſtige Surrogate, Torf und Steinkohlen, fehlen, um den Feuerungsbedarf auf an⸗ dere Weiſe zu decken; indem das abgehauene oder ausgeraufte Geſtraͤuch, in Buͤndel gebunden, eine zwar kurz dauernde, doch ſtarke Hitze giebt, und viele ſehr brauchbare Aſche hinterlaͤßt. Nicht weniger iſt er auch fuͤr den Landmann, dem es an beſſerer Gras- oder Kraͤuterweide fehlt, ein ſehr willkomme⸗ nes Unterhaltungsmittel für Pferde und Schaafe, unter letztern vorzüglich für die ſogenannten Heid⸗ Schnucken (eine, wie es ſcheint, ganz eigne kleinere Art, die freilich ſehr dauerhaft iſt deren blaͤulich⸗graue Wolle aber der unſerer gewoͤhnlichen Land-Schafe an Guͤte nicht gleich kommt), als welche ſich ſelbſt über Winter im Freien davon naͤhren müffen, zu welchem Ende nur der Schnee abgefegt wird. Fer— ner wird dieſer Strauch, wo er häufig vorkommt, zur Streu fuͤrs Vieh, auch zerhackt und in Hau: fen mit anderem Miſt gerottet oder gebrannt, als ein auflockernder Dünger in bindendem Boden mit Nutzen verbraucht; in der Umgegend von Lüneburg bindet die aͤrmere Volks-Claſſe aus den feine: ren Zweigen Kehrbeſen, welche nach Hamburg und Holland verfahren werden; die Hochlaͤnder decken mit der Heide ihre Haͤuſer, und bereiten ſich daraus Nachtlager durch Einſtopfen derſelben in Saͤcke; nebenher liefert er ein gutes Gerbe-Material und viel Faͤrbeſtoff fuͤr Seide und Wolle, indem erſtere davon roth, letztere hingegen, je nachdem ſie mit Alaun oder Eiſenvitriol vorbereitet iſt, orangengelb oder ſchwarzbraun gefaͤrbt wird, und die Englaͤnder haben ihn ſchon ſtatt des Hopfens zum Bierbrauen ver⸗ wandt. Der honigreichen Bluͤthen wegen werden die Bienen-Stoͤcke zu 100 oft meilenweit auf die Heide gefahren, wo ſie unter Aufſicht bis zum Spaͤthherbſt verbleiben; ebenſo giebt die Heide auch eine gute Winteraͤſung für das Rothwild, und die Blätter und jungen Triebe find eine Lieblingsſpeiſe der Haſel-, Birk⸗ und Auerhuͤhner. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wenn die Heide nicht ſelten fuͤr den Forſtmann ein Gegenſtand des Aergerniſſes wird, indem ſie IT 106 ERICA. die jungen Birken oder Kiefern-Saat⸗Culturen uͤberzieht und erſtickt, ſo kann man ſie auch nur unter die Forſt⸗Unkraͤuter rechnen und da, wo fie dem Holzanbaue hinderlich wird, moͤglichſt auszurotten ſuchen, welches durch tiefes Abplatten im Sommer, am ſicherſten aber, bei uͤbrigens noͤthiger Vorſicht, durch Abbrennen geſchieht. Feinde und Krankheiten. Beſondere find nicht bekannt, gewöhnliche aber vorhin angeführt. Erklärung der Abbildung. 1. Ein bluͤhender Zweig; 2. eine offene Blume, vergroͤßert; » 3. der Griffel mit einem Staubfaden, desgleichen vergroͤßert; 4. die von den Kronenblaͤttern entbloͤßte Samenkapſel, und 5. der Samen, beide in natuͤrlicher Groͤße. 33. 5 1 85 , R.N. REIN. Sl. Di. Me enie Tafel XXVI. Fig. c. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen zu vier, auch drei beiſammen, find ſehr klein, linien-lanzettfoͤrmig, am Rande umgerollt, und fein behaart, kurzgeſtielt. Synonymie. ERICA TETRALIX. Willd. Linn. II. 1. p. 368. Ne 31. Borkhauſen II. p. 909. Ne 192. a. — —— Bechſtein IV. p. 799. Ne 41. — — Burgsdorf II. 1. p. 269. Ne 90. — — Hartig VI. 1. p. 196. Ne 2. == — Guimpel und Hayne p. 61. Franz. LA BRUYERE QUATERNEE. — Engl. THE CROSS-LEAVED HEATH. Provinzial⸗Namen. Moor⸗ oder Zorf- auch Winters Heide, Sumpfheidekraut, Niederlaͤndiſche und Ungariſche Heide, blut⸗ und braunrothe Beſenheide. Abbildungen. Cramer T. 52. Abel und Reitter T. 90. Guimpel und Hayne T. 46. EAR eK. 107 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig ſehr kurz, gewoͤhnlich ganz fehlend, aufrecht oder liegend, in viele Aeſte und Zweige zertheilt. : Die Aeſte und Seitenzweige ftehen ungeregelt und erheben fich bei fperrigem Wuchſe 1 Fuß hoch uͤber die Erde. Die aͤltere Rinde iſt roͤthlich-braun und glatt, die juͤngere von gleicher Farbe und haarig. i Die Wurzeln laufen flach und vielverzweigt in 2 — 3 Fuß weiter Verbreitung. Das Blatt. Die winter- oder immergrünen Blaͤttchen ſtehen zu vier, auch drei, auf ſehr kurzen Stielchen ſperrig gegen einander uͤber, ſind linien⸗lanzettfoͤrmig, Y, Zoll lang, 1 Linie breit und etwas ſpitzig, der umgerollte Rand mit langen feinen Druͤſenhaaren beſetzt, oberhalb gruͤn und glatt, unterwaͤrts weißlich dicht behaart. Die Bluͤthe. Fruͤher als bei der vorhergehenden gemeinen Heide, erſcheint dieſelbe Anfangs Juni in kopfartiger, mehrentheils haͤngender Traube an den Spitzen der Zweige. Die zwitterlichen Blumen find mit kurzen weißhaarigen Stielchen verſehen; der 4 blättrige weißbehaarte Kelch iſt gruͤn, die eifoͤrmige, an der verengten Muͤndung mit 4 flach ausgebreiteten Zaͤhnen endigende Krone ſchoͤn purpurroth oder violett, und im Innern derſelben umgeben den, mit kopffoͤrmiger Narbe herausra⸗ genden blaßrothen Griffel 8 weiße, etwas kuͤrzere Staubfaͤden mit gehoͤrnten, zweiſpaltigen, braͤunlich⸗ rothen Staubbeuteln. Die Frucht und der Samen. Außerdem daß erſtere früher, ſchon im September und October reift, daß ferner die 4 inneren Scheidewaͤnde in ihrem Mittelpuncte nicht verwachſen ſind, ſondern nur von dem umgebogenen Rande der Klappen gebildet werden, und daß die obere Flaͤche mehr abgeplattet erſcheint, iſt zwiſchen dieſem und dem vorhergehenden Heideſtrauche kein ſonderlicher Unter⸗ ſchied bei Frucht und Samen zu bemerken. ; Varietaͤten. Auch bei der Sumpfheide findet man zuweilen weiße Bluͤthen. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei der gemeinen Heide. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Im noͤrdlichen Europa und Deutſchland die Torf-Moore und Suͤmpfe, auch feuchten Wieſen und Graͤben. Fortpflanzung. Sie geſchieht am ſchnell ſten und ſicherſten durch Verpflanzung mit dem Erdballen, oder durch Zertheilung des Strauchs, an ſchattigen, feuchten Orten, denn der Samen liegt uͤber ein Jahr in der Erde und läuft ſelten auf. Das junge Pflaͤnzchen keimt mit vier feinen Blaͤttchen ſternartig wie die gemeine Heide. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres laͤßt ſich zwiſchen 5 — 8 Jahren, und letztere zwiſchen 10 — 15 Jahren annehmen. Nutzen. Die angenehme Bluͤthe gereicht zur Zierde der Gaͤrten, und die Wurzeln tragen zur Bildung des Torfs weſentlich bei; auch lieben Schafe und Rothwild wohl die jungen Triebe, und die honig— reichen Blumen werden von den Bienen in weiter Ferne aufgeſucht; ein ſonſtiger Nutzen von dieſem Strauche iſt indeß nicht bekannt, da er hierzu uͤberhaupt nicht haͤufig genug vorkommt. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Faͤllt weg, doch iſt dieſer Strauch dem Holzanbaue weniger hinderlich als der vorhergehende. 108 EVONYMUS. Feinde und Krankheiten. Sind nicht beſonders bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. c. N. 1. Ein Zweig mit der Bluͤthe; » 2. der Griffel mit einem Staubfaden, und » 3. die aufgebrochene Samenkapſel, beide vergrößert. XXI. EVONYMUS. Spindelbaum. LINN. GEN. e d. VI. N? 271. Claſſe V. PENTAND RIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der Kelch flach, 4 — 5 theilig. Die Krone größer, flach 4 —5 blaͤttrig. Staubfaͤden 4 — 5. Der Griffel ganz kurz oder fehlend. Die Sa⸗ menkapſel 4 — 5 kantig und 4 — 5 faͤchrig; die Fächer 1ſamig. Der Samen durch eine fleiſchige Haut bedeckt. 34. EVONYMUS EU ROPAE US. Gemeiner Spindelbaum. Tafel XXVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegen einander uͤber ſtehend, laͤnglich eirund, nach dem Grunde und der Spitze allmaͤhlig ſich verſchmaͤlernd, der Rand fein ſaͤgenartig, auf beiden Seiten kahl, kurzgeſtielt. Synonymie. EVONYMUS EUROPAEUS. Willd. Linn. I. 2. p. 1130. N. 3 Borkhauſen II. p. 882. Ne 179. Be a. Bechſtein IV. p. 549. Ne 2. ae Burgs dorf II. 1. p. 224. Ne 45. Duͤ Roi und Pott I. p. 313. Ne 1. Hartig VI. 1. p. 164. N. 1. Guimpel und Hayne p. 26. — Engl. Tux COMMON SPINDLE-TREE. II Franz. LE FUSAIN DES BOIS. EVONYMUS: 109 Provinzial-Namen. Spindel: oder Spillbaum, Spulaus, geſtielter Spindel, Spul- oder Spuͤhlbaum, Spuͤlauskaͤppchen, Pfaffenhuͤtchen, Pfaffenholz, Pfaffenhoͤdlein, Pfaffenröslein, Pfaffenroͤſelholz, Pfaffen⸗ Kappel, ⸗Kaͤppli, ⸗Kaͤppchen oder -Mübe, Pfaffenſorge, Pfaffenpföthen, auch Pfaffenroͤhrle, Mandel- oder Mangelbaum, Anis⸗, Bretzel⸗, Gebel, Mitſchelins-, Pfeffer, Pfefferreiſel-, Waſchel-, Pinn⸗, Zweck- oder Zwickholz, Hah⸗ nen⸗ oder Katzenpfötchen, Hahnenhuͤt- oder Hoͤdlein, Hahnenroͤthen, Hahnenkloͤschen oder = Klöthen, Je⸗ ſuiterhuͤtlein, roth Kaligen- oder Rothkehlchenbrot, Kaligen-oder Kelgenholz, Klemmruͤſter. Abbildungen. Cramer T. 37. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 20. Reitter und Abel T. 45. Guimpel und Hayne J. 16. a Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch-, zuweilen baumartig, 6— 8 Fuß hoch, 4 — 6 Zoll unten ſtark, nur wenige grade Haupt⸗Schuͤſſe, aber viele Seitenaͤſte treibend; die Krone iſt ſperrig, und die Hoͤhe des ganzen Strauches oder Baumes beträgt nicht über 15 — 20 Fuß. Die alte Rinde iſt hell⸗ oder ſchwaͤrzlichgrau und glatt, die jüngere an Aeſten und Zweigen in der Länge mit vier flattri- gen, vöthlihen Kanten, die jüngfte grün, im Fruͤhjahre roͤthlich oder violett uͤberlaufen. Die Aeſte und Seitenzweige. Erſtere ſtehen ungeregelt, letztere kreuzweis gegen einander uͤber und geſpreitzt vom Stamme ab. Die Wurzeln dringen 1 — 1½ Fuß tief ein, breiten ſich aber nicht über 3 — 4 Fuß weit aus. Das Blatt. Die ungeſtielten Knospen haben gleichen Stand wie die Zweige, ſind eirund mit etwas eingebogener Spitze, ſechsſchuppig, den Herbſt und Winter uͤber braͤunlich, im Fruͤhjahre violett ins Grune ſchimmernd. Die Ende Aprils hervorbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter ſind 2 — 3 Zoll lang, 1¼ Zoll breit, laͤnglich eirund, nach dem Grunde und der Spitze ziemlich gleichmaͤßig verſchmaͤlert zulaufend, am Rande fein gefägt, und in der Jugend auf jedem Saͤgezahn mit einer weißlichen Druͤſe beſetzt, oberwaͤrts hellgruͤn, tief geadert und faſt runzlich, unterwaͤrts weißlich oder mattgruͤn, die Mit⸗ telrippe und Seitenadern erhaben, uͤbrigens auf beiden Flaͤchen kahl; kurz vor dem im Monat No⸗ vember erfolgenden Abfall werden ſie roth, durchſichtig, duͤnn und rollen ſich etwas. Der oben ge⸗ furchte glatte Blattſtiel iſt nicht über 5 Zoll lang. Die Bluͤthe. Mitte Mai kommen aus den Achſeln der Blätter auf 1 — 2½ Zoll langen, oben gabelfoͤrmig getheilten Haupt⸗Stielen die zwitterlichen Blumen zu 2— 5, auch mehreren, doldenartig zum Vorſchein. Der bleibende gruͤne Kelch wird aus 4 — 5 eirunden, ruͤckwaͤrts gelegten Abſchnitten, die Krone aber aus 4 — 5 größeren lanzettförmigen, oben etwas abgerundeten, am Rande umgerollten, ſehr ſperrig aus einander ſtehenden gruͤnlich-gelben Blättern gebildet; 4 kurze grüne Staubfaͤden mit dop⸗ pelten gruͤnlich-weißen Staubbeuteln ſtehen um den rundlich vierſeitigen gruͤnen Fruchtknoten, der Grif⸗ fel iſt ſehr kurz, die Narbe ſtumpf. Die Frucht und der Samen. Die rundlich vierkantige, vierfächerige, anfangs grüne, zuletzt hoch roſenrothe, glatte Samenkapſel reift im November, wo die Kanten aufſpringen, und die 3—4 einzeln in den Faͤchern liegenden eifoͤrmigen, mit einer runzlichen, orangegelben, ſaftigen Haut umgebe⸗ nen glänzend weißen Samenkoͤrner ausfallen. Varietaͤten. Bechſtein erwaͤhnt ſolcher a. mit geſchaͤckten Blättern, b. mit weißen, und c. mit purpurrothen Samenkapſeln. | 28 110 EVONYMUS. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr hart, zaͤhe und feinfaferig, auf dem Schnitt bleich⸗gelblich, dem Buchsbaumholze aͤhnlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt, wenn auch nicht haͤufig, faſt durch ganz Europa, mit Ausnahme der hoͤheren Gebirge, in Waldungen, Wieſen⸗ und Gartenhecken, auf allerlei, nur nicht auf bruchigem Boden, und kommt im be— ſchatteten friſchen Erdreich am beſten fort, weshalb ihn die Buſchhoͤlzer unſerer Vorberge und Ebenen am meiſten aufzuweiſen haben. Fortpflanzung. Sie geſchieht durch Ausſaat, Wurzelbrut und Ableger. Der aus den Kapſeln genommene Samen wird gleich nach der Reife an ſchattigen Orte einzeln in Rinnen gezettelt, und nur wenig mit Erde bedeckt; er geht ſodann im naͤchſten Fruͤhjahre mit zwei laͤnglich runden Samenblaͤttchen auf; aus deren Mitte ſich bald die lanzettfoͤrmigen, fein gezaͤhnten, glatten Keimblaͤttchen entwickeln. Bei der Ausſaat im Fruͤhjahre liegt der Samen gewöhnlich ein volles Jahr bis zur Entwickelung; die Va⸗ rietaͤten koͤnnen nur durch Wurzelbrut und Ableger vermehrt werden, und die Erziehung baumartiger Stämme bezweckt man am ſicherſten durch ſtete Schlußhaltung und Befreiung derſelben von Seiten⸗ trieben. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. In 25 — 30 Jahren hat der Spindelbaum feine Vollkommenheit, d. h. den hoͤchſten Zuwachs er- reicht, und feine Lebensdauer erſtreckt ſich nicht uͤber 50 — 60 Jahre. Nutz en. N Der ziemlich raſche, artige Wuchs, und die im Herbſt ſich angenehm roth faͤrbenden Blaͤtter und Fruchtkapſeln ſind Urſache, daß man ihn als Zierſtrauch in Gaͤrten, Bosketts und lebendigen Hecken angebaut findet. Das Holz als Brenn-Material hat zwar nur mittlern Werth, doch ſind die Koh: len zur Bereitung des Schießpulvers und Reißbleis ganz vorzuͤglich. Der Inſtrumentenmacher verwen- det es zu groͤßeren und kleineren Orgel-Pfeifen, wie auch zum Auslegen der Inſtrumente; der Drechs⸗ ler zu Schachſpielen, Etuis, Spindeln, Pfeifenroͤhren u. ſ. w.; der Tiſchler zu ausgelegten Verzierungen der Meublen, und der Schuhmacher zu Schuhpfloͤcken vor allem andern gern. Die Samenkapſeln dienen zur Bereitung von rother, gelber und gruͤner Farbe. Der ausgepreßte Samen liefert ein recht gutes Brennoͤl, auch wird derſelbe von Rothkehlchen, Grasmuͤcken und ſonſt dergleichen ſich von In⸗ ſecten naͤhrenden Voͤgeln gefreſſen, iſt indeß fuͤr andere Thiere, beſonders fuͤr Schafe und Ziegen, die Epifepfie und andere toͤdtliche Zufälle davon bekommen, fo auch fuͤr Menſchen, denen er heftiges Er⸗ brechen und Laxiren verurſacht, ſchaͤdlich. Das auf den Kopf und in die Kleider geſtreuete Pulver der getrockneten Samenkapſeln ſoll die Läufe tödten. f Forſtwirthſchaftliche Qualification. Wo der Spindelbaum unter andern Schlaghoͤlzern eingeſprengt vorkommt, iſt er mit dieſen ge⸗ meinſchaftlich zu bewirthſchaften, und ſcheint fuͤr ihn der 15 — 18 jährige Umtrieb der vortheilhafteſte zu ſeyn, weil ſich bis zu dieſem Alter der Wiederwuchs am kraͤtigſten aͤußert; beſondere Ruͤckſicht kann indeß auf ſeine waldwirthſchaftliche Behandlung nicht genommen werden. Feinde und Krankheiten. Der aͤrgſte Feind moͤgte wohl unſtreitig die Spindelbaum-Motte (Phalaena Tinea Evony- mella) ſeyn, deren gelbe, auf dem Ruͤcken mit zwei Reihen ſchwarzer Punkte beſetzte Raupe oft den EVONYMUS. 111 ganzen Strauch mit ihrem weißen Geſpinnſte uͤberzieht, und nicht eher verläßt, bis auch das letzte Blatt verzehrt iſt. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Zweig mit Bluͤthe; . eine Blume ohne Kronenblaͤtter, vergrößert; ein Zweig mit reifer Frucht; das einzelne Samenkorn in ſeiner fleiſchigen Hautumgebung, und ein davon befreites Samenkorn in natuͤrlicher Groͤße. * „ * „ * 35. EVONYMUS LATIFOLIUS. Breitblaͤttriger Spindelbaum. Tafel XXVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter lang⸗eirund, zugeſpitzt, am Rande fein gefägt, die Mittelrippe gelblich, auf bei- den Seiten kahl; der Stiel kurz. Synonymie, EVONYMUS LATIFOLIUS. Willd. Linn. I. 2. p. 1131. N. 5. Borkhauſen II. p. 884. N. 180. — Bechſtein IV. p. 552. N. 3. Duͤ Roi und Pott I. p. 319. Ne 3. Guimpel und Hayne p. 28. || Franz. LE FUSAIN A LARGES FEUILLES. — Engl. THE BROAD-LEAVED. Provinzial⸗Namen. Großer, deutſcher Spindel- oder Spillbaum, breitblaͤttriges Pfaffenhuͤtchen. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 88. Guimpel und Hayne J. 18. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- oder baumartig, noch höher und ſtaͤrker wie der ges meine Spindelbaum, die Krone nicht ſo ſperrig. Die alte Rinde grau und glatt, die juͤngere roͤthlich graubraun, ohne Fluͤgelkanten. Die Aeſte und Seitenzweige. Desgleichen wie bei der vorhergehenden Art, nur nicht ganz ſo geſpreitzt abſtehend. 112 EVONYMUS. Die Wurzeln ganz wie vorhin. Das Blatt. Die gleichfalls gegen einander uber ſtehenden ungeſtielten, ſechsſchuppigen, mit den Spitzen nach außen gebogenen Knospen ſind, wie die Anfangs Mai aus denſelben hervorbrechenden laͤnglich⸗eirunden ſommergruͤnen Blätter, größer als bei dem gemeinen Spindelbaume; letztere (die Blätter) 3½¼ — 4 Zoll lang, 2 Zoll breit, zugeſpitzt, am Rande ſcharf und fein, zuweilen unregelmaͤßig geſaͤgt, auf beiden Seiten kahl, oberwaͤrts dunkelgruͤn, die flache Mittelrippe gelb, unterwaͤrts heller und ſtark erhaben gerippt, auch geadert; vor dem Abfall, welcher im Monat November erfolgt, werden ſie ebenfalls durchſichtig roth. Der oben gefurchte Blattſtiel iſt , Zoll lang. Die Bluͤthe. Auf einem 3 — 4 Zoll langen, duͤnnen, bogenfoͤrmig niederwaͤrts zeigenden, ſchirm— traubenartig erſt in zwei, dann in mehrere Zweige zeraͤſtelten Hauptſtiele erſcheinen die Zwitterblumen zu 9 — 10 Ende Mai's in den Achſeln der Blätter. Der in der Mitte gelbgruͤne, nach außen roͤth— lich ſich verlaufende flache Kelch zertheilt ſich in 5, auch wohl nur 4 rundliche Abſchnitte, die Krone aber in 5, zuweilen auch 4 gleichgefaͤrbte, zuruͤckliegende, ovale, zugeſpitzte Blaͤttchen; 5 oder 4 ſehr kurze gruͤnlich⸗weiße Staubfaͤden mit gleichfarbigen, ſehr kleinen doppelten Staubbeuteln ſtehen um einen fünffächrigen, gruͤnen Fruchtknoten mit rundlicher geſpaltener Narbe ohne Griffel. Die Frucht und der Samen. Die größere 5 kantige, auf den Kanten haͤutig gefluͤgelte dunkel roſenfarbene Samenkapſel iſt 5 faͤchrig, und enthält in einem jeden der Fächer ein einzelnes orange- gelb umhaͤutetes, eifoͤrmig weißes Samenkorn; fie reift im October oder November, wo die Klap— pen ſehr ſperrig aufſpringen. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei der vorhergehenden Art. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt im mittlern und ſuͤdlichen Deutſchland, in Oeſterreich, Steyermark, Salz⸗ burg, Bayern, Boͤhmen, Schleſien, auch in Ungarn und in der Schweiz auf niederen Ge⸗ birgen, liebt aber gleichen ſchattigen Stand und friſchen Boden, wie der gemeine Spindelbaum, wel⸗ chem er auch uͤbrigens in Beziehung auf Fortpflanzung, Benutzung, Forſtwirthſchaftliche Qua⸗ lification u. f. w. ganz gleich kommt, nur daß er wohl etwas älter als jener wird. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; eine einzelne Blume, vergroͤßert; der bloße Kelch mit den Geſchlechts-Theilen, noch ſtaͤrker vergrößert; ein Staubgefaͤß, und die Narbe, beides vergroͤßert. . 36. EVONYMUS VERRUCOSUS *). Warziger Spindelbaum. Tafel XXVIII. b. f Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter eifoͤrmig, lang zugeſpitzt, am Grunde etwas abgerundet, der Rand fein und ſcharf gefägt, beiderſeits kahl, der Blattſtiel ſehr kurz. Synonymie. EVONYMUS VERRUCO SUS. Willd. Linn. I. 2. p. 1131. N. 4. Borkhauſen II. p. 886. N? 181. Bechſtein IV. p. 607. N. 33. Duͤ Roi und Pott I. p. 317. N! 2. Guimpel und Hayne p. 27. | | Franz. LE Fusaın GALLEUx. — Engl. THE WARTY SIBIRIAN SPINDLE TREE. Provinzial-Namen. Kleiner, warziger Spindel⸗ oder Spillbaum, warziges Pfaffenhuͤtchen. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 17. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 2— 3 Fuß hoch, 2— 3 Zoll ſtark; der ganze Strauch wird 8 — 10 Fuß hoch, dicht beaͤſtet und belaubt, fein Aeußeres iſt duͤſter und verkuͤmmert. Die Aeſte, Zweige und Wurzeln gleichen hinſichtlich ihres Standes und Wuchſes faſt ganz dem gemeinen Spindelbaum; die alte ſchwaͤrzlich- graue Rinde iſt indeß nicht glatt, ſondern riſſig oder rauh, und die jüngere braune, wie die jüngfte braͤunlich⸗gruͤne, außerdem haͤufig mit kleinen braunrothen oder gelblichen Warzen bedeckt, die ſich oft ſelbſt auf den Blaͤtter- und Blüͤthenſtielen zeigen, und un⸗ terſcheidet daher dieſen Strauch von dem vorgedachten ſogleich. Die Blätter brechen aus gleichgeſtellten und geſtalteten Knospen wie bei dem gemeinen Spin⸗ delbaume im Monat Mai hervor, ſind ſommergruͤn und von gleicher Groͤße und Form, am Grunde jedoch abgerundeter, nach oben laͤnger zugeſpitzt und runzlicher wie jene, ſie faͤrben ſich ebenfalls im Herbſt roth, und fallen auch in gleicher Zeit ab. Der Blattſtiel iſt kuͤrzer, kaum ½ Zoll lang. Die Bluͤthe erſcheint Anfangs Juni bis Mitte Juli, wie bei dem gemeinen Spindelbaume, die zu 7, auch mehreren, auf dem ½ — 2 Zoll langen ſteifen Hauptſtiele ſehr ſperrig ſtehenden Zwitter⸗ blumen ſelbſt weichen aber von jenen bedeutend ab. Der flache braungruͤnliche, auf den Abſchnitte *) In der Abſicht, dieſen Strauch ganz zu uͤbergehen, war bereits die Tafel XXIX gedruckt, als in Folge mehrſeitig einge⸗ gangener Wuͤnſche die Aufnahme deſſelben noch beſtimmt wurde. 29 11⁴ EVONYMUS roͤthlich punktirte Kelch iſt 4 — 5 theilig; die 4 — 5 flach ausgebreiteten, braunroͤthlichen, roͤthlich punk⸗ tirten Kronenblaͤtter find rund, die 4 — 5 kaum ſichtbaren kurzen Staubfaͤden haben eirundliche, gelb- gruͤne Staubbeutel, und jeder am Grunde ein Knötchen, und unmittelbar auf einem gruͤnlichen, rothpunk⸗ tirten Fruchtknoten findet ſich die blaſenförmige, gelbliche Narbe, der Griffel fehlt. Die Frucht und der Samen. Die meiſt 5 kantigen, ungefluͤgelten, runzligen Samenkapſeln find zur Zeit der Reife (im Monat September) roſenroth, wie bei dem gemeinen Spindelbaume, ent⸗ halten aber in 4— 5 Fächern felten mehr als ein vollkommenes gelblich- weißes Samenkorn, deſſen aͤu⸗ ßere orangenfarbene Haupthuͤlle runzlig iſt, und ſo weit ſie durch die aufgeſprungene Kapſel zu ſehen, glaͤnzend ſchwarz erſcheint. Beſchaffenheit des Holzes. Härter, feinfaferiger und zaͤher, von Farbe bleichgelb. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt vorzüglich die niedern Gebirge des ſuͤdlichen Deutſchlands, als in Krain, Kaͤrn— then und Steiermark, findet ſich indeß auch in Mähren auf rauhen Gebirgen, und weiter nördlich ſelbſt noch unterm 54 Grade, z. B. bei Danzig in Preußen; er liebt gleiche Lage und Boden wie die vorhergehenden Arten. Fortpflanzung, Benutzung (in fo weit das Holz die erforderliche Stärke erreicht) und Forſt⸗ wirthſchaftliche Qualification wie bei jenen; doch wird dieſer Strauch nicht ſo alt, indem ſich ſeine Ausdauer nicht über 30 — 40 Jahre erſtreckt. Erklaͤrung der Abbildung. Tab. 28. b. enthält einen blühenden Zweig, XXII. F. X G UU S., Bau ch e. INN GEN. ed. VI. N: 1072. Claſſe XXI. MONOECIA. Ordnung VII. POLYANDRIA. Gattungs⸗-Character. Die männliche Blume. Ein aus mehreren Blümchen zuſammengeſetztes Käschen. Der glockenfoͤrmige Kelch der einzelnen Blume einblaͤtterig, 5 ſpaltig. Die Krone fehlt. Staubgefaͤße gewoͤhnlich 12. Die weibliche Blume. Ein kopfartiges Kaͤtzchen. Der allgemeine, aͤußerlich weichſtach⸗ lige Kelch einblaͤttrig, 4 ſpaltig, zweiblumig, der beſondere über dem Fruchtkno⸗ ten filzig, 6 blaͤttrig. Die Krone fehlt. 1 Griffel mit zuruͤckgebogener, federiger, dreiſpaltiger Narbe. Die Frucht eine aus dem allgemeinen Kelche entſtandene, weichſtachlige, 4 klappige falſche Kapſel, welche 2— 3 dreikantige, lederartige Nuͤſſe enthält, deren innerer Kern ſuͤßſchmeckend iſt. F A G US. 115 37. JJV Gemeine Buche. Tafel XXIX. Allgemeine Kennzeichen der Art.“ Die Blaͤtter eirund, ſtark gerippt, am Rande wellenfoͤrmig gezaͤhnt und wimpricht, auf bei⸗ den Flaͤchen kahl, geſtielt. Synonymie. FAG US SYLVATICA. Willd. Linnée IV. 1. p. 459. Ne 1. — Borkhauſen I. p. 727. N: 131. — rer Bechſtein IV. p. 242. Ne 3. — — 6 Burgsdorf II. 1. p. 141. Ne 6. = een Hartig VI 4p. 72. on —ͤ— Duͤ Roi und Pott J. p. 325. Guimpel und Hayne p. 192. Franz: L' HET RE. — Engl. TUR common BEE C. Provinzial-Namen, Buche, Buͤche, Bude, Buͤcke, Bode, Boͤcke, Beucke, Buchbaum, Wald⸗, Maft-, Sommer-, Berg-, Thale, Rauh⸗, Ecker⸗ und Roth-Buche. Abbildungen. Cramer IJ. 3. v. Gleichen T. 17. Reitter und Abel I. 6. v. Burgsdorf Geſchichte vorzuͤgl. Holzarten, 18er Theil. T. 2 bis 12. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 564. Guimpel und Hayne T. 143. i Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, unter guͤnſtigen oͤrtlichen Verhaͤltniſſen 60 — 80 Fuß und hoͤher ohne Aſt, 3— 4 Fuß uͤber den Wurzeln ſtark, ſehr grade und cylinderfoͤrmig, mit gro⸗ ßer rundlicher, oder ſtumpfkegelförmiger, vielaͤſtiger, dicht belaubter Krone von 30 — 40 und mehreren Fußen im Durchmeſſer; der ganze Baum wird 100 — 130 Fuß hoch, ſein Wuchs iſt majeſtaͤtiſch. Die Rinde alter Stämme iſt aſchgrau, auch weißlich, am jüngeren Holze braͤunlich oder graugruͤn, mei⸗ ſtens glatt, nur ſelten etwas rauh oder riſſig, ziemlich dick und ſproͤde, inwendig rothgelb. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, ſpitzwinklicht und geſtreckt bei jungen und uͤber⸗ haupt bei allen im Schluſſe befindlichen Baͤumen von kraͤftigem Wuchs, kaum daß nur die unteren ſtaͤr⸗ keren Aeſte eine mehr wagerechte Richtung annehmen; niederhaͤngend und nur wenige Fuß über die Erde weit hinausgeſtreckt erſcheinen dieſe hingegen oft an freiſtehenden, kurzſchaͤftigen alten Baͤumen, auf magerm und hochgelegenen Gebirgs-Boden, und weder junges Holz noch Gras vermag unter ihrem dichten Schatten empor zu kommen. N | Die Wurzeln find ſtark, breiten ſich 10—12 Fuß weit vom Stamme aus, dringen aber ohne 116 FAGUS. Pfahlwurzel nicht über 3 Fuß in den Boden, weshalb andere flachwurzliche Holzarten in ihrer Naͤhe nicht wohl gedeihen koͤnnen. f f Das Blatt. Die Knospen ſtehen abwechſelnd, ſind groß, kegelförmig, lang zugeſpitzt, weniger dick als die Bluͤthenknospen, und haben, wie jene, 18 — 20 ſpitzige, oben etwas weißlich gefranzte, hell⸗ braune Schuppen. Die ſommergruͤnen Blaͤtter, deren Ausbruch im Mai erfolgt, find 2½ — 3 Zoll lang, und 1½— 2 Zoll breit, eirund, kurz zugeſpitzt, am Rande wellenfoͤrmig ausgeſchnitten, nach der Spitze zu bisweilen ſeicht oder undeutlich gezaͤhnt, und in der Jugend gewimpert; anfaͤnglich weich und ſchlaff, ſpaͤterhin aber ſehr hart und ſteif, mit erhabenen, ſtarken, weißlichen Mittel-, und parallel laufen⸗ den, oben vertieften, unterwaͤrts erhabenen Seitenrippen; die obere Flaͤche iſt dunkelgruͤn, glatt und glaͤnzend, die untere heller, auch matter, auf den Rippen behaart, und in den Winkeln derſelben mit weißen oder gelblichen Wollbuͤſchelchen beſetzt; gegen Monat October werden fie hochgelb, dann hell— braun, krümmen ſich und fallen ab, oder bleiben auch wohl, beſonders an den Stockausſchlaͤgen, bis zum nächften Frühjahr ſitzen, wo fie von den ſchwellenden Knospen weggeſchoben werden. Der runde, anfaͤnglich weißgruͤnliche, behaarte Blattſtiel mißt nicht über / — ½ Zoll. Die Bluͤthe, welche gleichzeitig mit dem Laube im Mai am Grunde des neuen Triebes erſcheint, iſt halbgetrennten Geſchlechts, ſo daß ſich männliche und weibliche Blumen auf einem Stamme befinden. Die aus mehreren, meiſt zwanzig kurzgeſtielten kleinen Bluͤmchen gebildeten kopffoͤrmigen, gruͤngelblichen maͤnnlich en Kaͤtzchen, deren gewoͤhnlich vier aus einer Knospe entſpringen, und unter welchen man zugleich zwei bis drei abfallende, lanzettfoͤrmige, hellbraͤunliche Nebenblaͤttchen bemerkt, haͤngen an einem 2 — 2½ Zoll langen duͤnnen, gruͤngelblichen, weißbehaarten Hauptſtiele herab. Der kleine glockenförmige, gruͤngelbliche, ſilbergrau behaarte Kelch der einzelnen Bluͤmchen iſt 5 ſpaltig, und umſchließt mehrentheils 12 lang herausragende weiße Staubfaͤden mit hellgelben, laͤnglichen, doppelten Staubbeuteln, auch findet ſich in demſelben eine Spur von unfruchtbarem Griffel; die Krone fehlt. Die weibliche Bluͤthe erſcheint in kopfartiger Geſtalt, meiſt paarweiſe an den juͤngſten Trieben, von den maͤnnlichen Bluͤthen getrennt, und nur zuweilen entſpringt ſie einzeln mit dieſen aus einer Knospe; fie iſt 2 — 3 blumig und hat einen doppelten bleibenden Kelch, wovon der äußere, oder die allgemeine, weißlich⸗gruͤne, mitunter rothgeſtrichelte, weichſtachlige Hülle ſich in 4 dicht zuſammenſchließende, herzfoͤr⸗ mige, inwendig ſilberweiß fein behaarte, dicke Blaͤttchen ſpaltet, und nachher zu einer falſchen oder Schein- kapſel erwaͤchſt, der innere, oder beſondere Kelch aber, welcher über dem Fruchtknoten fo vielfach, als Blumen vorhanden, ſteht, die Griffel dieſer bis an die dreitheilige, fedrige Narbe einſchließt und ſchon die kuͤnftige Buchecker in ihrer dreieckigen Form verjuͤngt darſtellt, grasgruͤn und pergamentartig glatt iſt. Die Frucht und der Samen. Die rundliche, oben etwas gedruͤckte braungelbliche, weichſtach— lige Kapſel reift im October, wo fie bis über die Hälfte 4 theilig aufſpringt, und die einliegenden 2—3, am Grunde ſtumpfen, oben ſpitzigen, ſcharf dreikantigen, rothbraunen, glattſchaligen, etwas ſchwe⸗ ren Nuͤſſe in dem Bereiche der Krone grade niederfallen laͤßt; der roͤthlich umhaͤutete Nußkern iſt weiß und von angenehm ſuͤßem Geſchmack. \ Varietäten. a. vulgaris, mit grünen Blättern, b. sanguinea, mit blutrothen Blättern. (v. Muͤnchhauſen, Hausvater 5 Th. S. 162.) ’ Außerdem unterfcheidet man wohl eine fruͤhe und ſpaͤte Buche, indem oft dicht neben einander Mie ſtahen. van een der eine fruͤher Blaͤtter treibt, als der andere; alle uͤbrigen Abweichungen, die man indeß hinſichtlich der Farbe der Blaͤtter und des Holzes, oder der Rinde macht, je nachdem dieſe letzte mehr oder weniger glatt iſt, moͤgten unter die Subtilitaͤten gehoͤren. 1 weh eue e e Stammholz it ſchwer, fett, hart, aber bruͤchig, auf feuchtem, oder ana Boden auf 0 917 00 9 8 5 5 en a bie i ter gewachſen find, und mit kleinen Spiegelflaͤchen. Y AG Us. ; 117 Ein Cubikfuß Stammholz wiegt: ganz friſchh 65 Pfund halb trocken 50 — ganz dürre 39 — Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Die gutbodigen Ebenen, Huͤgel und niedern Gebirge Deutſchlands wie des uͤbrigen Eu— ropa's bis noͤrdlich zum 6022 Breitengrade find die Heimath dieſes trefflichen Baumes; doch ſcheint ihm vorzuͤglich das mittlere und naͤchſt anſchließende ſuͤdliche Deutſchland anzugehoͤren, wo er nicht ſelten zuſammenhaͤngende, reine Beſtaͤnde von mehreren tauſend Morgen bildet, während er ſich weiter nordwaͤrts, z. B. ſchon bei Smaland und Curland, nur noch ſparſam findet. Auf der Nord- ſeite des Harzes, deſſen Vorberge die Buche in mehr oder minder zuſammenhaͤngenden reinen Be⸗ ſtaͤnden uͤberall aufzuweiſen haben, ſteigt dieſelbe (vorzuͤglich in den geſchuͤtzten Thaͤlern der Ecker und Radau) bei progreſſiver Abnahme ihres Zuwachſes bis zu einer abſoluten Höhe von 2000 — 2200 Par. Fuß über der Meeresflaͤche, noch immer ziemlich gedrängt und freudig heran, verliert ſich aber weiter hinauf mehr und mehr unter dem Nadelholze, und kommt bei 2500 Fuß Höhe nur- noch in einzelnen kurzſchaͤftigen, ſtruppigen Exemplaren vor, ſo daß ſich, obgleich ſie in anderen Gegenden Deutſch⸗ lands, wie z. B. in Thuͤringen, noch in einer Gebirgshoͤhe von uͤber 2000 Fuß vortrefflich vegetirt, und zu einer Laͤnge von 100 Fuß heranwaͤchſt, ohne Ruͤckſicht auf die mit dem Steigen des Gebirges abnehmende Tiefgrundigkeit des Bodens, hinſichtlich des Clima's die Durchſchnittslinie, bis wohin ihr Anbau mit Vortheil ſich erſtrecken moͤgte, fuͤr den Harz bis auf hoͤchſtens 1800 Fuß Hoͤhe, fuͤr den noͤrdlichen Theil deſſelben aber, wo von dem ſteil aus der Ebene ſich erhebenden Gebirge das Erdreich mehrentheils herab geſchwemmt iſt, weit unter dieſe Höhe, und insbeſondere an den nordoͤſtlichen und ſüdweſtlichen Bergwaͤnden, wo oft das nackte Rollgeſtein zu Tage liegt, faſt überall ganz bis auf die Sohle herabſenkt. Die Varietaͤt mit blutrothen Blättern, welche jetzt in allen größeren Gar⸗ tenanlagen gefunden wird, ſtammt freilich hauptſaͤchlich aus einem Walde bei Sondershauſen im Thuͤringiſchen, hat ſich indeß in früheren Jahren auch ſchon am Harze, namentlich in den Blan— ken burger Forſten gezeigt. — Die Wurzeln der Buche dringen nicht über 3 — 4 Fuß tief, und es bedarf zu ihrem Fortkommen uͤberhaupt nur eines mittelmaͤßig guten Bodens; nichts deſto weniger aber darf derſelbe weder zu trocken noch eigentlich feucht ſeyn. Ein aus Thon, beſſer aber aus Lehm oder Kalk, mit Sand und kleinen Steinen vermengter friſcher Boden, deſſen obere Schicht aus Damm— erde beſteht, iſt ihr der liebſte; auch auf Baſaltboden gedeiht ſie vortrefflich, und gewaͤhrt dieſer wie der Kalkboden noch den beſonderen Vortheil, daß man hier auf Stammausſchlag, welcher auf anderem Boden wegen der harten Rinde dieſer Holzart nur ſelten vollkommen erfolgt, mit Sicherheit rechnen kann, da es hier nicht an Beiſpielen fehlt, daß ſelbſt 160 — 180 jährige alte Stöde bei 40 jaͤhrigem Stan⸗ genholzhiebe noch ein kraͤftiges Reproductions Vermögen beſitzen. — Außerdem trifft man die Buche, bei gleicher Bodenguͤte, in oͤſtlicher und noͤrdlicher Gebirgslage weit kraͤftiger von Wuchs als in ſuͤd⸗ oder weſtlicher, wo die Sonne und ſtuͤrmiſche Wetter freier einwirken, obgleich fie, vorzuͤglich in der Jugend, gegen den Froſt ſehr empfindlich iſt, weshalb ihr eine nördliche Expoſition vor jeder ande: ren zuzuſagen ſcheint. a Fortpflanzung. Sie geſchieht durch natuͤrliche oder kuͤnſtliche Ausſaat und durch Pflanzung. Bei der natuͤrli— chen Ausſaat muͤſſen zunaͤchſt die Samenbaͤume eine Stellung erhalten, daß der Boden von den herabfal⸗ lenden Bucheckern uͤberall getroffen, auch durch gleichmaͤßige Beſchattung gegen das, den jungen Pflanzen verderbliche Austrocknen und zu ſtarke Ueberwuchern von Gras und Unkraut (ein maͤßiger Gras⸗ wuchs, wodurch der Boden friſch erhalten wird, kann dem Zwecke nur förderlich ſeyn) geſchuͤtzt werde; 30 118 FAGUS. eine ſolche Stellung der Samenbäume, als dieſe, in welcher die äußeren Zweigſpitzen 197 105 beruͤhren, welche jedoch unter verſchiedenen örtlichen Verhaͤltniſſen, z. B. bei gebirgigem Terrain, 1 ae es die Expoſition erfordert, an ſuͤdlichen Bergwaͤnden, wo der Boden in der Regel flachgruͤndig und dem Verdunſten jeder geringen, den Pflanzen unentbehrlichen Feuchtigkeit ausgeſetzt iſt, e an noͤrd⸗ lichen aber lichter zu halten iſt, ſo daß auf einen Morgen 2— 300 auch wohl mehr Bäume zu ſtehen kommen, wird von dem Forſtmann ein Dunkel- oder Beſamungsſchlag genannt, und iſt nun der Boden übrigens geeignet, das Keimen der Samen zu geſtatten, fo hat man das Weitere ledig⸗ lich der Natur zu uͤberlaſſen, wie im entgegengeſetzten Falle derſelbe durch Eintreiben von Schweinen oder Umhacken dazu empfaͤnglich gemacht werden muß. Sobald die jungen Pflanzen die Hoͤhe von 1— 2 Fuß erreicht haben, und, nach Maaßgabe ihres ortlichen Standortes, eine freiern Einwirkung der Atmosphäre ertragen können, wird durch theilweiſe Wegnahme der Samenbaͤume, der Lichtſchlag ge— führt, alſo, daß nur noch die Hälfte, etwa 100 — 150 Stämme auf einem Morgen, ſtehen bleiben, und wenn ſie endlich ſtark genug ſind, weiteren Schutz gaͤnzlich zu entbehren, wozu man bei guͤnſtigen Örtlichen Verhältniffen die Höhe von 2— 3 Fuß, und bei unguͤnſtigen, die von 4 — 5 Fuß für erfor⸗ derlich hält, tritt der Abtriebsſchlag ein, wodurch das ſaͤmmtlich noch vorhandene Baumholz wegge— nommen wird. — Zu der kuͤnſtlichen Ausſaat werden bei trocknem Wetter die abgefallenen Buch— eckern mit Auswahl der vollwuͤchſigen gleich rein geleſen, oder mittelſt eines Beſens, auch Federfittigs, ſammt den Kapſeln und Laube zuſammengefegt, und hierauf an paßlichen Orten durch Harken und Wurfeln von Unrath und tauben Koͤrnern gereinigt. An gefhüsten Orten, auf Plaͤtzen in mißrathe⸗ nen Beſamungsſchlaͤgen u. ſ. w. kann ſodann die Ausſaat der Natur gemäß im Herbſt geſchehen; auf größeren, frei und ungeſchuͤtzt liegenden Flaͤchen geſchieht fie aber zweckmaͤßiger im Fruͤhjahre, etwa Mitte Aprils, weil die im Herbſt gefäeten Bucheckern, zumal bei gelinden Wintern, gern früher kei⸗ men, ehe noch die Nachtfeöfte aufgehört haben, ihre verderbliche Wirkung zu aͤußern, und wird zu dieſem Ende der, bei oͤfterem Durchharken gehörig getrocknete, Samen ſammt dem Laube zc. oder gereinigt, unter einer 2 Fuß hohen Decke von Moos, Hexel oder Spreu, an luftigen, den Maͤuſen unzugaͤnglichen Orten uͤber Winter aufbewahrt; auch ganz im Freien, jedoch vor dem Wilde und Entwenden geſchuͤtzt, laͤßt ſich der mit Laub reichlich gemengte und bedeckte Samen in kleinen Haufen recht gut conſerviren, am beſten aber gereinigt und getrocknet in dichten Faͤſſern unters Waſſer geſenkt, oder in Erdgruben. Die Bearbeitung des Bodens, wie die Ausſaat ſelbſt, kann auf mehrfache Weiſe vorgenommen werden: auf kleinen Flächen von einigen Rüthen geſchieht dieſelbe, wenn der Boden locker iſt, durch leichtes Unterhacken, ähnlich wie bei dem Kartoffelbaue, auf größeren und verraſeten Flächen dagegen durch Auf— hacken regelmaͤßiger Streifen oder Plaͤtze, in welche die Bucheckern eingeſtreuet und ſodann 1 — 2 Zoll mit Erde bedeckt werden, und auf ganz großen Flaͤchen von einem und mehreren Moegen (eigentlichen Wald⸗Bloͤßen) außerdem durch Pfluͤgen und Eggen des Bodens, durch Einſaͤen und Untereggen der Bucheckern, foͤrmlich wie bei Beſtellung der Getreide-Felder, und rechnet man ſolchergeſtalt auf einen Rheinl. Wald⸗Morgen von 160 DRuthen bei der Vollſaat 180 — 200 Pfund = 9 — 10 Bruunſchw. Himbten, bei der Streifen- oder Plaͤtze-Saat aber 110 — 130 Pfund — 5% — 6½ Braunſchw. Himbten. Zum Schutze der jungen Pflanzen werden freiliegende Flaͤchen nach der Ausſaat mit Hafer oder Birkenſamen duͤnn uͤberſtreuet. — Die im Herbſt geſaͤeten Bucheckern keimen zu Anfang Mai's des folgenden Fruͤhjahrs, die im Fruͤhjahr geſaͤeten aber gewoͤhnlich 4 Wochen nach der Ausſaat, mit zwei großen nierenförmigen, dicken, oben hellgruͤnen, unten weißlichen, adrigen Samenlappen. — Wie bei der wirthſchaftlichen Behandlung ausgedehnter Buchen-Baumholz⸗ (Hoch-) Waldungen die natuͤr⸗ liche Beſamung als das einzige zweckmaͤßige Mittel ihrer Verjüngung anerkannt werden muß, eben ſo hat die Erfahrung das Mißliche der kuͤnſtlichen Ausſaat auf freiliegenden, unbeſchuͤtzten Flächen laͤngſt dargethan, und aus dieſem Grunde hier, wie bei allen Nachbeſſerungen junger luͤckiger Beſtaͤnde, beſon⸗ ders aber bei ſolchen im Stangenholz- Miederwald-) Betriebe, wo, im Fall die Ausſaat nicht zeitig genug vor dem Abtriebe geſchehen kann, der zu ungleich raſche Wuchs des Stammausſchlages den Samenauf⸗ FA G U: S. 119 ſchlag bald erſtickt, der freilich koſtſpieligeren, aber auch ſichereren Pflanzung mit Recht den Vor— zug eingeräumt. In den Befamungs-, Licht- und Abtriebsſchlaͤgen erzieht man junge Pflanzſtaͤmme gewohnlich in ſolcher Menge, daß ein großer Theil davon zur anderweitigen Verwendung ausgeho— ben werden kann, wo ſolche inzwiſchen fehlen, muß der Bedarf aͤhnlich wie bei der kuͤnſtlichen Aus— ſaat, nur mit mehr Sorgfalt, in beſonderen, noͤrdlich und ſchattig gelegenen, friſchbodigen Kaͤmpen erzogen werden. Nachdem naͤmlich der Boden durch Pfluͤgen und Eggen gut bearbeitet und in 3 Fel— der abgetheilt iſt, von denen das eine zum Samenbeete, die beiden anderen aber zu Pflanz-Feldern dienen, werden die Bucheckern auf dem erſteren Felde 1 — 2 Zoll auseinander einzeln in Rinnen ge— ſaͤet, hierauf 1 — 2 Zoll hoch mit Erde bedeckt, auch nöthigen Falls durch Zwiſchenſaat von Hafer be ſchattet, und dann, wie ſpaͤterhin die jungen Pflanzen, bei trocknem Wetter gelinde begoſſen. Im 2ten Jahre, wo die Wurzeln ſchon anfangen mehr um ſich zu greifen, werden die Pflanzen im Herbſt oder Fruͤhjahre mit Vorſicht aus dem Samenbeet auf das mittlere Pflanz-Feld geſetzt, wo fie bei 1— 17 Fuß Entfernung fo lange ſtehen bleiben, bis fie die zur Auspflanzung auf die Niederwald- oder Licht⸗ und Abtriebsſchlaͤge im Hochwalde erforderliche Höhe von 6 — 8 Fuß erreicht haben; ſollen jedoch Staͤmme zur Auspflanzung auf offene, unbeſchuͤtzte Plaͤtze, als Triften, Weideaͤnger und wirkliche Wald— bloͤßen erzogen werden, wozu fe eine Höhe von 10 — 12 Fuß haben muͤſſen, fo wird eine nochmalige Verſetzung auf das letztere Pflanzfeld in 2 — 2½ Fuß Entfernung, auch außerdem ein vorſichtiges Be- ſchneiden der Zweige und vorzuͤglich der Wurzeln noͤthig. Bei der Auspflanzung ins Freie, welche zu Ende Octobers bis Mitte Novembers, oder Ausgangs Maͤrz bis Mitte Aprils, und am ſicherſten mit dem Erdballen geſchieht, ſtutzt man die jungen Staͤmme abermals und ſo, daß die unterſten Zweige 6— 8 Zoll lang, die weiter hinaufſtehenden aber pyramidaliſch kuͤrzer find, und der oberſte Trieb, die Spitze, ganz unbeſchaͤdigt bleibt; die gefunden Wurzeln werden im richtigen Verhaͤltniß mit der Zweig⸗ verbreitung von 8 — 12 Zoll Länge, die gequetſchten oder eingeſplitterten dagegen, fo weit die Beſchaͤdi— gung geht, ſcharf weggeſchnitten; die Pflanzlöcher muͤſſen eine dem Umfange der Wurzeln angemeſſene Weite von 1½ — 2 Fuß, und Tiefe von /½— 1 Fuß haben, und ſchon einige Zeit vor der Pflan- zung angefertigt ſeyn, weil die Pflanzerde dann durch Zerſetzung ihrer Beſtandtheile und Schwaͤngerung mit Sauerſtoff mehr Fruchtbarkeit erhält. Die Pflanzſtaͤmme ſetzt man grade ein, ruͤttelt fie, während die Erde eingeſchuͤttet wird, fanft auf und niederwaͤrts, daß ſich zwiſchen den Wurzeln keine leere Räume bilden, und behuͤgelt ſie hierauf etwa 1 Fuß hoch, ſo, daß die Erde einige Zoll von dem Stamme ent⸗ fernt bleibt; wenn ſie ſehr ſchlank ſind, und an Orte zu ſtehen kommen, wo ſie Viehanlauf, Wind und Schneedruck zu fürchten haben, muͤſſen fie mit einem entweder gleich während der Pflanzung auf der Suͤdſeite des Stammes grade eingeſetzten, oder auf der Nordoſtſeite nachher ſchraͤg eingeſchlagenen, verhaͤltnißmaͤßig ſtarken, zur Abwendung der Faͤulniß an der unteren Spitze etwa 1½ Fuß hoch ge⸗ brannten Pfahle verſehen und bedornt werden. — Die Varietaͤt mit blutrothen Blaͤttern laͤßt ſich nur durch Pfropfen und Copuliren vermehren, ſelten aber durch Samen, aus welchem gewoͤhnlich nur die Stammart wieder erwaͤchſt. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebens dauer. Obwohl die Buche, als Beſtand von vielen Staͤmmen in der Einheit gedacht, nach allgemeiner Erfahrung ſchon in dem Alter von 90 — 100 Jahren die hoͤchſte Stufe ihres Zuwachſes erſtiegen hat, fo waͤchſt doch der einzelne freiſtehende Baum bis zum 150R n Jahre und daruͤber in zunehmendem Verhaͤltniß fort, und dauert unter ſtetem Zuwachs in die Staͤrke, 2 — 300 Jahre bei völliger Gefund- heit aus; denn man hat ſchon alte Bäume gefällt, die 10 — 12 Klafter (à 144 Cubik-Fuß) Holz maſſe enthielten und völlig geſund waren; auch ſtehen noch jetzt ohnweit Braunſchweig in der Pri- vat⸗Waldung der Herren v. Pavel zwei dergleichen rieſenhafte Baͤume, von denen der ſtaͤrkſte, bei 13 Fuß Umfang, (vier Fuß über der Wurzel gemeſſen) und 70 — 80 Fuß reiner Schaftlaͤnge bis zum erſten Aſt, das vorgedachte Klaftermaß gewiß enthält, und bis jetzt noch faſt für völlig geſund angeſprochen 120 FA l werden muß. Auf gutem Boden und im milden Clima geht das Wachsthum der Buche raſcher von Statten, als im hochliegenden, flachgruͤndigern Gebirge, hält indeß nicht fo lange an, und das we- niger feſte Holz hat weniger Hitzkraft. N u h e n. Mag die Buche als Zierbaum in unſeren kuͤnſtlichen Anlagen gewöhnlicher Art auch immerhin nicht an ihrem Platze ſtehen, und dort an Schoͤnheit der Bluͤthe und Lieblichkeit der Frucht von man⸗ chem niederen Strauche uͤbertroffen werden; mag ferner der alte, feſte Glaube, daß ihr eine gegen den Blitz unbedingt ſchuͤtzende, heilige Kraft beiwohne, durch neuere Erfahrungen einigermaßen geſchwaͤcht ſeyn, fo iſt der Anblick eines 120 — 150 jährigen geſchloſſenen Buͤchen-Saͤulenwaldes, deſſen dunkle Laubdecke, unerreichbar für die moderniſirende Scheere des Gaͤrtners, ſich hoch über den Eintretenden wölbt, in dem großen Garten der Natur deſto überrafchender, und in Beziehung auf reellen Nutzen deſto erfreulicher; nichts deſto weniger laſſen ſich aber auch lebendige Hecken davon ziehen, die, ſtrenge unter der Scheere gehalten, ſehr dicht verwachſen. Das Buchen-Holz, als Feuer-Material, hat frei— lich weniger Hitzkraft, als das des Ahorns und der Hainbuche, indem es ſich zu erſterem in dieſer Be— ziehung roh, nach v. Werneck, wie 1000 zu 1040, oder nach Hartig, wie 6 Fl. zu 6 Fl. 50 Kr., und verkohlt, wie 1000 zu 1029 verhält; deſſen ungeachtet aber giebt das Holz bei ſtarker Hitze eine anhaltende, helle Flamme, und die Kohle unterhaͤlt eine gleichmaͤßigere Hitze wie alle uͤbrigen Hoͤlzer, weshalb fie denn für Feuerarbeiten ganz beſonderen Werth hat. Die Aſche iſt ſowohl als Dünger auf Wieſen und Kleeaͤckern, wie zur Lauge beim Waſchen und Bleichen die vorzuͤglichſte; auch enthält fie die beſte Potaſche und ſo reichlich, daß man aus 18 Berliner Scheffel 4 Centner gereinigte Potaſche bekommt. Zum Verbauen im Trocknen eignet ſich das Buͤchenholz wegen feiner Bruͤchigkeit, wenigen Elaſticitaͤt, und weil es ſehr vom Wurmfraß leidet, überhaupt nicht, am wenigſten da, wo es durch ab— wechſelnde Feuchtigkeit dem Verſtocken ausgeſetzt wird, wozu es ohnehin ſehr geneigt iſt; doch ſuchen die Englaͤnder dieſem letztern Uebelſtande dadurch abzuhelfen, daß ſie den Baum in der Saftzeit faͤllen, die daraus geſchnittenen oder ſonſt gefertigten Holzſtuͤcke aber nach 4 bis 6 woͤchentlichen Auslaugen im Waſſer, mit Huͤlfe ihrer Dampf-Maſchinen, oder durch Raͤuchern mit naſſem Reiſig, Spaͤhnen und Stroh, ſo lange ausſchwitzen, bis ſich auf der Oberflaͤche eine duͤnne Haut bildet; durch dieſes Aus— ſchwitzen und nachheriges voͤlliges Ausdoͤrren an luftigen, ſchattigen Orten verliert das Holz alle inneren waͤſſerigen Theile, und widerſteht ſo zubereitet nicht allein der Faͤulniß, ſondern wird auch von dem Wurmfraß weniger angegangen. Zu Pfaͤhlen und Roͤſten beim Muͤhlen-, Bruͤcken- und Waſſerbau, zu Rudern und Kielen, wie zur aͤußeren Bekleidung der Schiffe, ferner zum Erdbau, kurz uͤberall wo das Holz gegen den Zutritt der Luft geſichert iſt, hat es ohne alle weitere kuͤnſtliche Zubereitung faſt gleiche Dauer mit dem Eichenholze. Als Werk- und Geraͤtheholz wird es beim Berg- und Huͤttenbetriebe, fo wie in Oel- und Papier⸗Muͤhlen, auch verſchiedenen anderen Maſchinerien, zu Trogen, Stampfen, Schrauben, Rollen, Walzen, Preſſen und Hammerſtielen verwandt; der Stellmacher verarbeitet es häufi- ger wie jede andere Holzart, zu Achſen, Felgen, Scheerdeichſeln, Eggen, Pferde- und Handſchlitten, Dreckkarren, Kummet- und Sattelhoͤlzern u. ſ. w. Der beſondere Nutzholzarbeiter zu Flachsbrechen, Marderfallen, Schnee- und Kornſchaufeln, zu Mulden, Streichbrettern, Dreſchflegeln u. f. w. Der Bätti- cher zu Faßboͤden, der Schreiner zu Meublen, als Schraͤnken, Tiſchen, Stühlen, Bettſtellen u. ſ. w., weil es fi gut poliren und beitzen läßt, auch nicht riſſig wird, und endlich der Drechsler und Schnitzler zu ver⸗ ſchiedenem anderen Hausgeraͤthe, als großen und kleinen Rollhoͤlzern, Tellern, Holzſchuhen, Loͤffeln und Handgefaͤßen für ſchneidende Inſtrumente; die geraspelten Spaͤhne laͤutern den Wein. — Aus der Rinde, den Blättern und Fruchtkapſeln erhält man eine recht gute Lohe; da ſich indeß die Rinde wegen ihrer Sproͤdigkeit ſchwer abloͤſen laͤßt, ſo iſt die Benutzung derſelben noch nicht ſonderlich aus⸗ 3 80 an un allgemein iſt dagegen die Benutzung der Frucht, roh und geſchroten zum Mäften für Schweine, Rindvieh, Schafe, Ziegen und Federvieh, vorzüglich für die Hühner und Tauben, FAGUS. 121 auch nähren ſich manche wilde Thiergattungen, wie das Roth und Schwarzwildpret, der Dachs, das Eichhorn, und viel großes und kleines Waldgeflügel, das Auer- und Haſelhuhn, die wilde Taube, der Haͤher, Kernbeißer, Fink u. ſ. w. davon; die Benutzung derſelben zum Auspreſſen des Oels iſt indeß unter allen die vortheilhafteſte, denn 100 Pfund reine Bucheckern geben, nach zweimaligem Preſſen, 12 Pfund gutes und 4 Pfund truͤbes Oel, welches roh zum Verbrennen im Haushalt und Waſchen der Wolle verbraucht wird, gereinigt aber im Geſchmack dem beſten Provencer-Oel nichts nachgiebt, und außerdem für Menſchen, die an Obſtructionen leiden, ſehr heilſam iſt. Die Oelkuchen werden zur Fütterung der Schweine verbraucht, die Kühe bekommen jedoch bittere Molken danach. Die Bucheckern gekocht, hierauf aber an der Luft und in Backöfen gedoͤrret, und durch Ausdreſchen in Saͤcken, und Wuͤrfeln von der harten Schale befreiet, geben ein vortreffliches Mehl, welches zur Bereitung mancher Speiſen dient, und, mit anderem Mehl vermengt, zu Brot verbacken wird. — Der herbe Saft dient zur Stärkung erſchlaffter Theile, zur Reinigung der Wunden, Hemmung ſtarker Blutungen u. ſ. w. — Mit dem Feuerſchwamm wird in manchen Gegenden von den Waldarbeitern ein kleiner Handel getrieben. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wo die Buche bereits Baumwaldungen von hinreichendem Umfange bildet, ſo daß ſich, ohne in Spielerei zu gerathen, eine geregelte Eintheilung nach Wirthſchaftstheilen machen laͤßt, oder doch mit Ruͤckſicht auf Flaͤche, Beſtand, Boden und Clima, ohne beſondere Schwierigkeit dazu herangezogen werden kann, und der Waldeigenthuͤmer, ohne durch Gerechtſame anderer Perſonen (Hut und Weide u. ſ. w.) oder eigene Beduͤrfniſſe gebunden zu ſeyn, uͤber die Bewirthſchaftung ſeiner Waldung frei disponiren darf, ſo wie er es dem oͤrtlichen natuͤrlichen Wachsthumsvermoͤgen derſelben angemeſſen haͤlt, da iſt die reine Baumholz- (Hochwald-) Wirthſchaft mit 100 — 120jaͤhrigem Umtriebe ohnſtreitig die zweckmaͤßigſte; doch kann der Umtrieb in Gebirgs-Waldungen, wo der Holzwuchs langſamer von ſtatten geht, auch auf 130 — 150 Jahre noch mit Vortheil ausgedehnt werden; wo indeß die vor erwaͤhnten oͤrtlichen Verhaͤltniſſe der reinen Baumholzzucht zwar guͤnſtig ſind, der Waldeigenthuͤmer aber gezwungen iſt, alljaͤhrlich eine gewiſſe gleichmaͤßige Maſſe an Nutz- und Brennholz zu beziehen, wie ſolche nach dem Umfange der Wald-Flaͤche bei dieſer Wirthſchaft nicht immer erfolgt, indem ſich zu einer Zeit, z. B. bei Samen-Mangel, oder Mißrathen der Beſamung, die ganze Holz-Erndte Jahre lang auf Vor⸗ oder Zwiſchen⸗Nutzungen beſchraͤnken kann, wobei nur weniges ſtarkes Holz vorfaͤllt, während zu einer anderen Zeit, z. B. durch Licht- und Abtriebsſchlaͤge, die ſich lediglich nach dem Wuchſe des jungen Beſtandes richten, nicht aber nach dem Beduͤrfniß des Eigenthuͤmers willkuͤhrlich beſchleunigen oder auf— ſparen laſſen, der Conſumtion ein uͤbergroßes Quantum, vorzuͤglich an ſtarkem Holze, anheimfaͤllt, — da muß eine nach dem Beduͤrfniß geregelte, auf gleichzeitige Erziehung von ſtarkem und geringem Holze gerichtete gemiſchte Wirthſchaft, wobei, je nachdem ſich das Miſchungsverhaͤltniß mehr der reinen Baum⸗ oder Stangenholzwirthſchaft naͤhert, die Verjuͤngung durch den Samen allein, oder durch dieſen und den Wiederausſchlag der abgehauenen Stoͤcke zugleich, und durch Zwiſchenpflanzung bezweckt wird, an die Stelle treten; doch darf bei der ſtarken Verſchattung der Buche, das ganz ſtarke Baumholz vor— zuͤglich nur am äußeren Saume geduldet, und das Stangenholz nicht über 20 — 30, hoͤchſtens 40 Jahr alt werden, wenn man Wiederausſchlag davon erwarten will. — Zur Kopfholzzucht eignet ſich die Buche nicht ſonderlich. Vornutzungen, als Ausplaͤnterungen und Durchforſtungen, welche bei der Baumholzwirth- ſchaft mit dem 40, 60 und Hofe Jahre beginnen, fo wie auch die Beſamungsſchlaͤge, welche bei 120jaͤhrigem Umtriebe der Regel nach im 100% Jahre eintreten, werden im Herbſt, nach dem Ab- fall des Laubes (Monat November und December), Licht- und Abtriebsſchlaͤge aber zur Scho— nung des jungen Anwuchſes im Winter bei Schnee, und Stangenholzhauungen im Fruͤhjahre (Monat März) vorgenommen. 31 122 FAGUS. Feinde und Krankheiten. Unter erſtere ift vorzüglich das Rothwild zu rechnen, welches bei ſtarker Hegung auf den Be- ſamungsſchlaͤgen in kurzer Zeit die jungen Pflanzen rein abbaizet, und ſo die ſchoͤnſten Erwartungen des Forſtmanns vereitelt, der, oft ohne Arges, dieſe Erſcheinung auf Rechnung anderer unſchuldiger Um⸗ fände ſchreibt. — Ferner ringeln und nagen die Wald- und Feldmaͤufe bei tiefem Schnee die Rinde der jungen Stämme, und thun dadurch, wo fie häufig find, betraͤchtlichen Schaden; Schonung der Igel, Wieſel, Eulen und Kraͤhen iſt das einzige Mittel hiergegen. — Die Maikaͤfer (Melolontha vul- garis Fabr.) entbloͤßen in manchen Jahren die Bäume oft ganz vom Laube, ihre Larven aber nagen die Wurzeln des Aufſchlages ab, vorzuͤglich in Saatkaͤmpen. — Die Larve des Buchen-Ruͤſſelkaͤ— fers (Curculio fagi Linn.) zerfrißt das Zellengewebe der Blaͤtter, und iſt nicht ſelten ſo haͤufig vor— handen, daß alle Blaͤtter davon angegriffen werden und vertrocknen; eine Erſcheinung, die in manchen Gegenden der Brand genannt wird. — Weniger ſchaͤdlich iſt den Blaͤttern die Buchen-Gallwespe (Cynips fagi), deren Larve ſich in den hochrothen Thuͤrmchen der Blätter aufhält. — Das in der Saft- zeit gefaͤllte Holz und die davon gemachten Inſtrumente und Geraͤthſchaften zerſtoͤret der Bohrkaͤfer (Ptinus pertinax Linn), doch ſchuͤtzt Salzgeiſt hiegegen ſicher. — Der Schaden des Huthviehes an den jungen Pflanzen iſt bekannt genug, fo wie auch, daß nur eine 20 — 30jährige Schonung im Hoch— walde, und eine 15 — 20jaͤhrige im Niederwalde dagegen ſchuͤtzen kann. Zu den Krankheiten gehoͤrt die Roth- und Kernfaͤule; die erſte iſt gewoͤhnlich Folge eines feuchten Standortes, letztere aber Folge des Alters. Durch den Froſt entſtehen Eiskluͤfte und brandige Stellen an aͤltern Staͤmmen, und junge Pflanzen werden ſowohl durch Froſt als Duͤrre und zu an— haltend ſchattigen dumpfigen Stand unter den Samenbaͤumen zu Grunde gerichtet. Erklaͤrung der Abbildung. . N? 1. Ein Zweig mit männlicher und weiblicher Bluͤthe; » 2. eine Blume des männlichen Kaͤtzchens, vergrößert; » 3. der untere Theil des Kelchs derſelben, aufgeſchnitten, wodurch der Entwurf zu einem unvoll⸗ kommenen Stempel ſichtbar wird, ebenfalls vergrößert; eine weibliche Bluͤthe, in natuͤrlicher Groͤße; dieſelbe geoͤffnet, um die 2 inneren Blumen mit den Griffeln zu ſehen; ein Blaͤtterzweig im Vorherbſt; die aufgeſprungene Fruchtkapſel mit den Nuͤſſen, und die Nuß allein, beide in natürlicher Größe. e FRAXINUS. 123 XXIII. FRAXINUS Eſche. LINN. GEN. ed. VI. N. 1160. Claſſe XXIII. POLYGAMIA. Ordnung II. DIOECIA. Gattungs-Character. Die Zwitter⸗Blume. Der Kelch iſt Atheilig oder fehlt; die Krone Ablättrig oder fehlt; Staubfaͤden 2; Griffel 1; die Frucht gefluͤgelt, einſamig. Die maͤnnliche Blume. Kelch, Krone und Staubgefaͤße wie bei der Zwitterblume; der Griffel fehlt. Die weibliche Blume. Kelch, Krone und Griffel wie bei der Zwitterblume; die Staub- gefaͤße fehlen. Außerdem bemerkt man, daß im Allgemeinen die Bluͤthen unſerer deutſchen Eſche weder Kelch- noch Kron-Blaͤtter, die der nordamerikaniſchen dagegen bloß Kelch⸗, und die der ſuͤdeuropaͤiſchen allein Kelch- und Kron-Blaͤtter tragen *). 38. F R AXINUS EX CELSIO A. Gemeine Eſche. Tafel XXX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ungleichpaarig gefiedert, die einzelnen Blattchen lanzettförmig, lang zugeſpitzt, am Rande geſaͤgt, auf beiden Flaͤchen glatt, ſehr kurz geſtielt; der allgemeine Blattſtiel ziemlich lang und gerinnelt. Synonymie. FRAXINUS EXCELSIOR. Willd. Linn. IV. 2. p. 1099. Ne 2. Borkhauſen I. p. 815. Ne 158. RAT, ä Bechſtein IV. p. 278. Ne 12. 3 8 Burgsdorf II. 1. p. 138. N? 5. FB ae Duͤ Roi und Pott I. p. 384. Ne 1. ee Hartig VI. 1. p. 90. Guimpel und Hayne p. 285. Franz. LE FRHNXE commun — Engl. TIE common As l. *) M. ſ. die von dem Regierungs⸗Rath Medicus hieruͤber ſchon fruher mitgetheilten botanifhen Bemerkungen vom Jahre 1782. pag. 201. g 12⁴ F RAXIN US. Provinzial⸗Namen. Aſche, Aſchbaum, Aeſche, Aeſchern, Eſche, Eſchern, Eſchbaum, Edel, Wald-, auch Steineſche, hohe Waldeſche, Gaisbaum, Langespe, Wund⸗ oder Wundholz-Baum, Gerſchen, Vogel⸗Zungenbaum. Abbildungen. Cramer T. 8. Abel und Reitter T. 5. Guimpel und Hayne T. 214. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 343. Schkuhr bot. Handbuch T. 357. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, nicht ſelten 50 — 60 Fuß hoch, ohne Aft, walzen- foͤrmig, 2, 3 bis 4 Fuß im untern Durchmeſſer ſtark; der ganze Baum erreicht eine Hoͤhe von 80 bis 100 Fuß und daruͤber, die Krone iſt weit ausgebreitet, eirundlich und ſchoͤn. Die juͤngere Rinde iſt gruͤnlich-grau, an den Zweigen mehr oder weniger weißgelblich punktirt und glatt; die ältere braungrau, bei freier Lage oft theilweis mit einem hochgelben Schorf uͤberzogen, und der Laͤnge nach feinriſſig; an ganz alten Staͤmmen aber tief aufgeborſten. Die Aeſte und Seitenzweige. Langgeſtreckt und, beſonders bei alten Stämmen, nicht ſehr an- geſchloſſen, aber kraͤftig von Wuchs, ſtehen die erſteren ungeregelt, die letzteren dagegen jederzeit paarweis und ſperrig, die aͤußerſten dicken Zweigtriebe aufwärts gebogen, gegen einander uber, und machen den Baum auch im Winter ſehr leicht kenntlich. Die Wurzeln. Die Hauptwurzel dringt auf gutem Boden pfahlartig 4 bis 5 Fuß tief ein, die Seitenwurzeln ſtreichen aber flacher und viel verzweigt 18 — 20 Fuß weit vom Stamme ab. 2 Das Blatt. Die Knospen ſtehen über der pferdehufförmigen Stielnarbe der vorjaͤhrigen Blät- ter gepaart gegen einander über, find dick, rundlich vierkantig, ſtumpfſpitzig, 4 — 6 ſchuppig, bis zum Fruͤhjahre ſchwarz und ſammtartig, kurz vor dem Aufbruch, wo fie ſehr ſtark anſchwellen, heller, grün- lich durchſchimmernd. Die zu 7, 9, 11 bis 13 ungleich- paarig gefiederten, 8 — 14 Zoll langen fom= mergruͤnen Blätter brechen gegen Mitte oder Ende Mai's hervor; die einzelnen ſehr kurzgeſtielten Blaͤttchen oder Fiedern find 2—3 Zoll lang, 1 — 1½¼ Zoll breit, ei⸗lanzettfoͤrmig, oben lang zugeſpitzt, unten etwas keilfoͤrmig zulaufend, am Rande fein geſaͤgt, auf der obern Fläche dunkelgruͤn und kahl, unterwaͤrts matter ins Gelbliche fallend, auf der erhabenen Mittelrippe und den von dieſer unregelmaͤßig auslaufenden Seitennerven zuweilen behaart. Im October, wenn die erſten Nachtfroͤſte eintreten, faͤllt das Blatt gruͤn oder gelblich gebleicht mit dem 2— 3 ½ Zoll langen, oben etwas gedruͤckten und ge⸗ rinnelten Hauptſtiele ab. Die Bluͤthe. Sie erſcheint noch vor Ausbruch des Laubes, gewohnlich ſchon im April, aus dickeren Knospen wie die der Blätter, ſeitwaͤrts unter den Zweigſpitzen, aufgerichtet oder etwas haͤn⸗ gend in trauben- oder rispenfoͤrmiger Geſtalt, und iſt in der Regel getrennt⸗geſchlechtig, ſo, daß einige Baͤume bloß maͤnnliche, andere bloß weibliche, und wieder andere, die meiſten, nur Zwitterbluͤthen tragen, doch finden ſich unter dieſen letztern zuweilen auch noch maͤnnliche oder weibliche Blumen zu— gleich. Weder bei der weiblichen noch Zwitterblume bemerkt man Kelch⸗ oder Kronenblaͤtter, ſondern die Geſchlechtstheile ſtehen frei, und nur allein bei der maͤnnlichen findet ſich, wiewohl auch ſehr ſelten, außer den 2 Staubfaͤden mit gedoppelten nierenförmigen, dunkel'violetten Staubbeuteln, ein 4 — öſpitzblaͤtteriger Kelch; die etwas heller gefärbte weibliche Blume iſt länglich eirund und hat einen kurzen aufrechtſtehen⸗ den Griffel; bei der gleichgeſtalteten Zwitterblume ſtehen die Staubgefaͤße unten am Grunde. Die Frucht und der Samen. Die buͤſchelweis herabhaͤngende rothbraͤunliche Fluͤgelfrucht erſcheint zungenfoͤrmig, etwas gedreht, glatt und balgartig, und enthaͤlt in dem untern Raume ein laͤng⸗ liches, plattes, unten abgerundetes, oben verſchmaͤlertes braͤunliches Samenkorn, deffen inwendiger Kern FRAXINUS. 125 weiß und von herbem bittern Geſchmack iſt; fie reift im October, fliegt aber erſt im November oder December, ja zuweilen erſt gegen das Frühjahr 15— 20 Schritte weit vom Mutterſtamme ab. Varietaͤten. Außer den früh und ſpaͤt blühenden Arten findet man dergleichen: a. mit etwas niederhaͤngenden Aeſten und Zweigen, wie ſich ſolche in Folge des Alters und iſolirten Standes mehr oder weniger auch bei den uͤbri⸗ gen Laub⸗ und Nadelholz⸗Arten zeigen, indem der Saft, vermoͤge feiner fpecifi- ſchen Schwere, eher geneigt ift, zur Seite in Aeſte und Zweige zu treten, als in dem Stamme gerade aufwärts zu ſteigen, und find daher ſolche Stämme allzeit kurzſchaͤftig. Wohl trifft man in Parks auch junge Eſchen unter den Namen Trauer⸗Eſchen, deren Aeſte und Zweige ſich ganz zur Erde neigen; allein dieſe Erſcheinung iſt um fo weniger, und niemals dem freiwilligen natuͤr⸗ lichen Wuchſe des Baumes, ſondern allein dem Kunſtfleiße des Gaͤrtners zuzu— ſchreiben, welcher die Aeſte gewaltſam niederdruͤckt und bindet, bis fie ſich in ihre neue Lage in ſo weit gefuͤgt haben, daß ſie unvermoͤgend ſind, ſich von ſelbſt wieder emporzurichten, worauf freilich oft mehrere Jahre verſtreichen; b. mit ſchmalen, tiefgezaͤhnten Blaͤttern; mit einfachen oder ungefiederten tiefgeſaͤgten Blättern, und mit dunkelgruͤnen gekraͤuſelten Blättern, ebenfalls gewöhnlich eine na— tuͤrliche, zuweilen bald voruͤbergehende Erſcheinung, die man vorzüglich an ifo- lirten Bäumen bemerkt, und deren Urſache entweder in der zufällig eingetre— tenen unguͤnſtigen Temperatur (Hitze oder Kaͤlte), oder durch Mehlthau, In— ſectenfraß u. d. m. bewirkten Kraͤnklichkeit des Baumes zu ſuchen iſt, wodurch das Blatt ſchon waͤhrend ſeiner Entwickelung leidet. Beſchaffenheit des Holzes. Das junge Aft- und Zweigholz iſt weiß, ſehr markreich und bruͤchig, das Ältere hingegen mehr gelblich, zaͤhe und elaſtiſch, und das ganz alte nach dem Kern zu rothgelb, auch flammig, beſonders an den Wurzelſtoͤcken auf trockenem Boden ſtehender Baͤume, ſehr hart, dauer⸗ haft und ziemlich ſchwer; denn nach Hartig wiegt ein Cubikfuß — ſeiſc ß; 59%, Pfund. Halh trecken 50 — ganz trocken 2 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Weniger empfindlich gegen die aͤußere Temperatur, auch genuͤgſamer in Beziehung auf Bodenguͤte, findet ſich die Eſche zwar außer Deutſchland in ganz Europa bis noͤrdlich zum 6255 Grade, ſowohl auf Ebe⸗ nen, wie im Mittelgebirge parthienweis oder einzeln unter andere Laubhölzer geſprengt, doch niemals in rei⸗ nen Beſtaͤnden von einigem Umfange vor, wo auf guten Wildſtand gehalten, oder dem Weide⸗Viehe zu viel Freiheit geſtattet wird; indem es wohl keine der ſich von Vegetabilien naͤhrenden wilden und zah— men Thier⸗Gattungen giebt, die nicht unter den jungen Holzpflanzen die Eſche allen übrigen vorzoͤge; wohl aber mehrere, wie z. B. die geſammte Hirſch-Gattung, die Gattungen der Schafe und Zie— gen, welche ſelbſt die junge Rinde für eine wahre Delikateſſe halten, und die mit dem Laube bereits entwachſenen jungen Staͤmme noch durch Schaͤlen zu Grunde richten. Am Harze findet ſie ſich ei⸗ gentlich überhaupt nur in den Vorbergen, aber auch hier nur ſparſam, und zwar am haͤufigſten noch auf der Oſt⸗ und Weſtſeite deffelben, weniger aber auf der ſuͤdlichen, und noͤrdlich faſt ausſchließlich auf dem etwa 1600 Fuß über der Meeres⸗Flaͤche erhabenen Burgberge in dem Bereiche der hier vormals geſtandenen denkwürdigen Harzburg in mehreren zuſammenſtehenden Eremplaren. — Zu dem guten Gedeihen der Eſche, vorzuͤglich als hochſchaͤftiger Baum, iſt vor allem ein friſcher, ſchwarzer, mit Dammerde ſtark gemengter, lockerer und tiefer Boden, eine niedere, oͤſtliche oder nördliche mäßig ſchattige Gebirgs⸗ 32 126 FRAXINUS. Lage und ein mehr freier als gefchloffener Stand erforderlich, wie dies ihr vorzüglicher Wuchs in fla⸗ chen Thaͤlern und Gruͤnden beweiſt; indeß waͤchſt ſie auch auf dem fruchtbarem Kalk- und Baſalt— Boden der Mittelgebirge, wie nicht weniger bei ganz iſolirtem Stande in den Hecken maͤßig feuchter Grummet⸗Wieſen ſehr gern, und nur trockener Sandboden, oder naſſer, kalter, ſchwerer Thon- und Letten⸗ Grund iſt ihr nicht zutraͤglich. Fortpflanzung. Wo Wild und Weidevieh in Schranken gehalten wird, und bei etwas ſchattiger Bodenlage der Graswuchs nicht zu ſehr Ueberhand nimmt, pflanzt ſich die Eſche vermoͤge ihres fruͤh, auch haͤufig er— folgenden und weit ſich verbreitenden Samens auf natuͤrlichem Wege ſehr leicht fort, und liefert in der Regel die benoͤthigten Pflaͤnzlinge ſicherer und beſſer, als man fie in Kaͤmpen bei aller Sorgfalt und Mühe erziehet, wohingegen jene Fälle nicht eintreten, und es uͤberdieß an den noͤthigen Mutterſtaͤmmen fehlt, wird die Kunſt mittelſt Handſaaten auf befriedigtem Terrain, oder Anlegung von beſonderen Saatkaͤmpen, aͤhnlich wie bei dem Ahorn, welchem auch die Einſammlung und Aufbewahrung des Sa⸗ mens gleich iſt, zu Huͤlfe genommen; doch darf die dort empfohlene Zwiſch t von Hafer, hier wie überhaupt bei allen Laubholz⸗Culturen, nur mit Einſchraͤnkung in Anwendung kommen, damit nicht die jungen Pflanzen, ſtatt fie zu ſchuͤtzen, gar verdaͤmmt werden, und iſt hierzu Y, der beim reinen Getrai⸗ debau üblichen Quantität ſchon mehr als hinreichend; auch muß, zu moͤglichſter Abhaltung der Maͤuſe, der Hafer noch vor dem Reifen einige Haͤnde hoch uͤber den jungen Pflanzen vorſichtig abgeſchnit⸗ ten werden. Ob die Herbſt⸗Saat der im Fruͤhjahre vorzuziehen, daruͤber ift man noch nicht ganz einig, doch ſcheint die erſtere, gleich nach der Reifezeit, bei dem ſpaͤten Keimen der Samen hinſichtlich des Er— frierens durch eintretende Nachtfroͤſte, wenigſtens gefahrlos und der Natur am angemeſſenſten zu ſeyn, weil denn doch der meiſte Samen vor Eintritt des Winters abfliegt. Auf einen Wald⸗Morgen, Rhein⸗ laͤndiſches Maaß, rechnet man bei der Voll⸗Saat 40 — 50 Pfund = 5 — 6 Braunſchw. Hmt., bei der Riefen⸗ oder Plaͤtz⸗Saat aber 30 —35 Pfund = 4—4½ Braunſchw. Hmt., und, wenn der Same einzeln gelegt oder geſteckt wird, wie dies bei Saatkaͤmpen geſchieht, 6 Pfund = %, Braunſchw. Hmt. Der im Herbſt geſaͤete Samen läuft großentheils zu Anfang naͤchſten Sommers (Juni oder Juli) der im Fruͤhjahr geſaͤete aber jederzeit erſt zu Ende Mai's des folgenden Jahrs, und wenn er nicht ganz friſch iſt, wohl erſt nach zwei Jahren auf; er keimt fodann mit zwei laͤnglichen, ſtumpfen, grasgruͤnen Samenlappen, welchen bald zwei einfache, eirundliche, zugeſpitzte, am Rande gezaͤhnte Keimblaͤttchen fol⸗ gen. — Bei der Auspflanzung ins Freie gilt der allgemeine Grundſatz, daß wo möglich der Pflanzbo⸗ den beſſer als die Muttererde iſt, und die jungen Staͤmme, bei noͤthiger Schonung der Wurzeln, mit Vorſicht ausgehoben und ſo eingeſetzt werden, daß ſie weder flacher noch tiefer zu ſtehen kommen, als ſie vorhin auf gutem Boden geſtanden haben; gegen das Schaͤlen des Wildes und ſonſtige Beſchaͤdi⸗ gungen durch Weidevieh ſchuͤtzt man ſie durch Pfaͤhle und Umbinden von Dornen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Der Wuchs der Eſche iſt, wie bei dem Ahorn, außerordentlich raſch, und, je nach Verhaͤltniß ihres Standortes im milden, oder rauhen Gebirgs⸗Clima, hat fie ſchon im sofer bis 100 Jahre ihren hoͤchſten Zuwachs, mithin auch ihre Vollkommenheit erreicht; deſſen ungeachtet iſt ſie aber eines weit hoͤhern Alters von 2, 3 und mehrern hundert Jahren fähig, wie uns unter andern die Beilage der Braunſchw. Landzeitung vom 21m Febr. d. J. (1827) berichtet, wonach man in der Grafſchaft Suffolk, namentlich bei dem Dorfe Bury, eine Eſche von 18 Fuß Durchmeſſer gefällt hat, deren’ Wurzeln unter einem, wie es noch zur Zeit geſchienen, kuͤnſtlich aufgeworfenen Huͤgel die kreisfoͤrmig gelagerten Gebeine von mehr denn hundert Erſchlagenen deckten, die wahrſcheinlich ihren Tod in der anno 1173 hier ftatt gehabten moͤrderiſchen Schlacht fanden, und zu deren Gedaͤchtniß dieſer Baum einſt gepflanzt wurde. Einen wohl noch ſtaͤrkern Beweis fuͤr das hohe Alter der Eſche findet man indeß unter der Rubrik FER NN Us 127 „Kurze Notizen“ in dem 110 Stücke, 23 Jahrgang des Freimuͤthigen, vom Jahre 1826, wo— nach in Carolina (eine nordamerikaniſche Provinz) am Horvil-See eine Eſche ſtehen ſoll, deren faſt unglaub- licher Umfang 72 Fuß mißt, und in deren innerm Raum (der Baum iſt hohl) ſieben Reiter Platz finden. Nn Gleich der Buche iſt die Eſche eigentlich mehr ein Forſt- als Garten⸗Zierbaum, in ſofern nicht die widernatuͤrliche Verkruͤppelung in der Geſtalt als Trauer⸗Eſche dafuͤr gehalten werden mag, ihre vielſeitige oͤkonomiſche Nutzbarkeit übertrifft aber noch die Buche, und ſehr erfreulich iſt es daher, daß man in der neuern Zeit auf ihren Anbau überall ſorgfaͤltig Bedacht nimmt. Das Holz verhaͤlt ſich in ſeiner Guͤte als Brenn-Material zu dem der Buche a roh — nach v. Werneck wie 1031 zu 1000, oder nach Hartig wie 6 Fl. 2% Kr. zu 6 Fl., und verkohlt — wie 1028 zu 1000. Es brennt ſehr leicht, auch ſelbſt wenn es grün ift, mit heller ruhiger Flamme, und 28 Pfund Aſche geben 5 Pfund gute Pottaſche. Zum Verbau im Trocknen, in der Erde und unter Waſſer eignet es ſich recht gut, wird aber, wie auch ſehr billig, hierzu nur hoͤchſt felten verwandt, weil die zur Zeit nur ſehr ſparſam vorkommenden nutzbaren Staͤmme durch anderweitige Benutzung weit vortheilhafter ausgebracht werden koͤnnen. Zur Stellmacher -Arbeit, als zu Kutfchen-, Wagen⸗ und Karren-Baͤumen, zu Achſen, Raͤdern, Pfluͤgen, Schlitten u. ſ. w., und fuͤr den Tiſchler; ferner zu Hebe- und Lade⸗Baͤumen, Hand⸗ haben an Beile und Hacken, zu Senſen- und Forkenſtielen, zu Schaften und Gefaͤßen an Spieße, allerlei Geraͤthe und Handwerkszeuge, zu Troͤgen und Mulden, iſt es unter allen deutſchen Laubhoͤl— zern unſtreitig das beſte, indem es nicht reißt, und, ohne ſonderlich ſchwer zu ſeyn, an Zaͤhheit, Feſtig⸗ keit und Dauer dieſelben uͤbertrifft, daneben aber eine ſehr ſchoͤne und dauerhafte Politur und mahagoni⸗ ähnliche Beize annimmt, weshalb es, vorzüglich die flammigen Maferftücke, zu den feinſten Möbeln ver- wandt wird; außerdem wird es von dem Buͤchſen macher zu Gewehrſchaͤften, von den Drechslern aber zu Rollen und mancherlei Hausgeraͤthe verarbeitet, und die jungen Stangen liefern fuͤr den Boͤtticher die trefflichſten ſtarken Faß⸗ und Buͤdden⸗Reife. Friſch und getrocknet iſt das Laub ein ſehr gutes Futter fuͤr Rindvieh, Schaafe und Ziegen, und wird zu dieſem Behufe für den Winter häufig gefam- melt, doch bekommt das Rindvieh gern bittere Molken danach, weshalb es dieſem nur im Nothfall vor- geworfen wird. — Die Rinde, welche in den Apotheken ſtatt der China bei verſchiedenen Fieber krankheiten, außerdem auch als ſtaͤrkendes Mittel angewandt wird, beſitzt viel Gerbeſtoff und dient zur braunen, braun und gruͤn ſchillernden Faͤrbung. — Die unreifen Fruͤchte kocht der gemeine Mann in England mit Eſſig ein, und bedient ſich dann derſelben zu ſauren Bruͤhen; auch hat man wohl ehedem den Saft als ein ſehr wirkſames Mittel gegen den Krebs, gegen Stein- und Kopfſchmerzen u. ſ. w., ſo wie als Gegengift wider den Biß giftiger Schlangen und toller Hunde verordnet. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Sowohl zur Hoch- als Niederwald-Wirthſchaft in reinen und mit andern Laubholzarten ge- miſchten Beſtaͤnden, als zur Kopfholzzucht, qualificirt ſich die Eſche bei nicht zu gedraͤngtem Stande gleich gut. Wo bereits reine Eſchenbaum⸗Beſtaͤnde vorhanden find, oder gezogen werden koͤn— nen, iſt der 80jaͤhrige Turnus der zweckmaͤßigſte, und die Zwiſchennutzungen treten ſodann ſchon mit dem 25 — 3002 Jahre, alſo früher ein, wie bei der Buche; wo fie indeß mit dieſer gemiſcht vorkommt, muß ſich ihre Behandlung nach den anderweitigen Betriebs-Vorſchriften einigermaßen geniren. Im Nieder⸗ wald⸗Betriebe, wobei ſie ſehr lange und haͤufig vom Stocke treibt, tritt der Hieb mit dem 25 dar, hoͤch— ſtens 302 Jahre ein, und bei der Kopfholzzucht am zweckmaͤßigſten mit dem Sten oder 102 Jahre, wo es auf die Erziehung von Brennholz abgeſehen iſt, fruͤher aber, wo der Ausſchlag nur des Laubes we— gen zu der Fuͤtterung benutzt werden ſoll. Der Bau- und Nutzholz⸗Hieb ſelbſt wird uͤbrigens vom 128 FRAXINUS. Spätherbft bis zum Monat März, alfo vor dem Safttriebe geführt, weil das im Safte gehauene Holz weniger Hitzkraft beſitzt und leichter wurmſtichig wird, auch die zum Wiederausſchlag beſtimmten Stoͤcke durch häufigen Saftausfluß leiden, und wie man wohl zu ſagen pflegt, ſich verbluten; der Laub⸗ oder Futterholz⸗Hieb dagegen im Monat Auguſt oder September. Feinde und Krankheiten. Der gewoͤhnlichſten und zugleich gefaͤhrlichſten Feinde der Eſche, des Wildes und Weide Viehes, iſt bereits fruͤher Erwaͤhnung geſchehen, und bleibt hier nur noch zu bemerken, daß Hirſche und Reh— boͤcke, theils um ſich des Baſtes von dem Gehoͤre zu entledigen, theils aber auch aus Uebermuth, vor— zuͤglich zur Brunftzeit, durch das leidige Schlagen oft bedeutenden Schaden in jungen Pflanzungen an- richten; außerdem leidet der Baum, vorzuͤglich der iſolirt ſtehende, von mancherlei Inſecten, z. B. von der Spaniſchen Fliege (Meloe vesicatorius), welche die Blaͤtter rein abfrißt; von Horniſſen (Vespa Crabro), die den jungen Staͤmmen in Baumſchulen u. ſ. w. durch das ringelfoͤrmige Abnagen der Rinde zu ihrem Neſterbau gefaͤhrlich werden, und endlich vom Mehlthau. — Die Kernfaͤule, welche ſich zu— naͤchſt unten am Stamme zeigt, und ziemlich raſch um ſich greift, iſt, fo viel bis jetzt bekannt gewor⸗ den, die einzige Krankheit, von welcher die Eſche heimgeſucht wird; auf gutem Boden tritt ſie mit dem ſpaͤtern Alter, fruͤheſtens erſt nach hundert Jahren ein, zeigt ſich aber auch bei unrichtiger Wahl des Standortes, beſonders auf kaltem, thonigen mer oft ſchon an noch nicht haubaren 60 — 70jährigen Staͤmmen. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Zweig mit männlichen Blumen; ein dergleichen mit Zwitterblumen; die maͤnnlichen Staubbeutel und die Zwitterblume vergroͤßert; . ein Zweig mit reifen Fruͤchten; das innere Samenkorn. N * XXIV. GENISTA. Ginſter. LINN. GEN. ed. VI. Ne 859. Claſſe XXII. DIADELPHIA. Ordnung IV. DECANDRIA. Gattungs- Character, Die Zwitterblume. Der Kelch Llippig und Smal gezaͤhnt; die Krone ſchmetterlingsartig; Staubfaͤden 10, wovon 9 verbunden und einer freiſtehend; der Griffel lang in die Hoͤhe ſteigend; die Fahne der Krone von dem Stempel und den Staub⸗ gefaͤßen zuruͤckgebogen. — Die Frucht eine mehrſamige Huͤlſe, flach e oder auch aufgeblaſen. GENIST-A. 129 39. ENT SITPTITERNEHITIT ORT. Engliſcher Ginſter. Tafel XXXI. pig. a. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen wechſelweis, ſind laͤnglich-eifoͤrmig, ſpitzig zulaufend, an der Spitze mit einem kurzen Stachel verſehen, ganz-randig, glatt und kurz geſtielt. Synonymie. GENISTA AN GLICA. Willd. Linn. III. 2. p. 948. N. 19. 5 — Borkhauſen II. p. 973. N. 226. — — Bechſtein IV. p. 773. N? 11. — — Hartig VI. 1. p. 203. Ne 2. — — Guimpel und Hayne p. 162. Franz: LE GENET D'ANeTE TERRE. — Engl. THE ENGLISH BROOM OR NEEDLE FURZE, Abbildungen, Flora danica T. 619. Guimpel und Hayne J. 121. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, ſehr kurz und mehrentheils niederliegend, in viele Zweige zertheilt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt, ſpitzwinklich, erheben ſich 1— 3 Fuß hoch von der Erde, und ſind mit kleinen, ſpitzigen, 1 Zoll langen, meiſt einfachen, ſelten aͤſtigen oder gefiederten Dornen verſehen. Die aͤltere Rinde an Staͤmmen und Aeſten iſt gefurcht, oder glatt und braun, die juͤngſte glatt und gruͤn. Die Wurzeln laufen flach und viel verzweigt in 1 — 2 Fuß weiter Verbreitung. Das Blatt. Die im Mai ausbrechenden ſommergruͤnen Blaͤttchen ſtehen wechſelweis, find laͤnglich⸗eifoͤrmig, ½ Zoll lang, 2 Linien breit, etwas lang zugeſpitzt, oben mit einem krautartigen Sta⸗ chel verſehen, glatt und feſt, der Rand iſt ungezaͤhnt, die Farbe dunkelgruͤn, der Blattſtiel ſehr kurz; ſie fallen Ende Octobers ab. Die Zwitterbluͤthe erſcheint im Monat Mai und Junius an den Spitzen der Zweige als ein- fache bläfterige Traube. Die einzelne Blume iſt kurz⸗geſtielt; der grüne Kelch zweilippig und 5mal ſpitzig gezaͤhnt; die ſchmetterlingsartige ſchoͤn hellgelbe Krone beſteht aus einem zuruͤckgebogenen laͤnglich⸗ eifoͤr⸗ migen Fahnenblatt, zwei anliegenden ſchmalen Seitenblaͤttchen und dem etwas laͤngern Schiff; von den 10 grünen Staubfaͤden, deren gedoppelte Staubbeutel die Farbe der Kronblaͤtter tragen, ſind meiſten⸗ theils neun verwachſen, nur einer ſteht frei, und aus ihrer Mitte ragt der auf einem laͤnglichen grunen Fruchtknoten ſtehende längere, nach oben gekruͤmmte pfriemenförmige Griffel mit ſpitziger Narbe hervor. Die Frucht und der Samen. Die Frucht, eine etwa / Zoll lange braune, oben etwas zu⸗ ruͤckgebogene ſchotenfoͤrmige, an der Spitze durch einen gekruͤmmten Haken gezierte Huͤlſe mit 3— 4 an der Ruͤcken⸗Nath angehefteten kleinen braunen Bohnen, reift im Monat Au guſt. Beſchaffenheit des Holzes. Ziemlich feſt, zaͤhe und biegſam, inwendig gelblich. 33 130 :GENISTA. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt im noͤrdlichen Europa, als Deutſchland, England, vorzuͤglich aber in Holſtein und Weſtphalen in ſandigen Wäldern, auf Heiden und Triften. Fortpflanzung. Dieſe geſchieht wohl am ſicherſten und geſchwindeſten durch Saat, jedoch laͤßt ſich auch der Strauch recht gut mit dem Ballen verpflanzen. Der im Herbſt in flache Rinnen geſaͤete Samen geht im naͤch— ſten Fruͤhjahr, der im Frühjahr geſaͤete 6 Wochen nach der Ausſaat auf. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Wenn man das erſtere auf ungefähr 8 — 10 Jahre annehmen möchte, fo erſtreckt ſich das letztere nicht uͤber 15 Jahre. Nutzen. Der fhönen hellgelben, nicht unangenehm riechenden Bluͤthen wegen wird dieſer Strauch zuwei⸗ len in Luſtgaͤrten mit aufgenommen, doch kann das Geſtraͤuch außerdem nur zur Feuerung beim Backen, Brauen u. ſ. w. oder zu kleinen Beſen verbraucht werden. Die Bluͤthen, welche ziemlich ho— nigreich ſind und von den Bienen geſucht werden, ſollen, wie auch die jungen Zweige, der vorbereiteten Wolle eine ſchoͤne gelbe Farbe geben. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Faͤllt weg, vielmehr gehoͤrt dieſer Strauch eigentlich nur unter die Forſt⸗Unkraͤuter. Feinde und Krankheiten. Sind nicht bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. a. N. 1. Ein bluͤhender Zweig; 2. die vier Kronenblaͤtter, etwas vergroͤßert; » 3. der Kelch mit den Geſchlechtswerkzeugen ohne Kronenblaͤtter, desgl. etwas vergroͤßert; 4. die Huͤlſe, und a 5. der Samen in natürlicher Größe. G E NIS T A. 131 40. GENISTA GERMANICA. Deutſcher Ginſter. Tafel XXXI. Fig b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Das Blatt. Die kurzgeſtielten wechſelweis ſitzenden Blätter find eirund, lanzettfoͤrmig, ſpitzig, ganzrandig, haarig gefranzt, oben und unten mit einzelnen langen Haaren verſehen, und ſehr kurz geſtielt. Synonymie. GENISTA GERMANICA. Willd. Linn. III. 2. p. 944. Ne 20. —ͤ Borkhauſen II. p. 974. N. 225. 8 — Bechſtein IV. p. 772. N. 10. —— — Burgsdorf II. p. 243. Ne 80. — —— Hartig IT i p 0 N . un — Guimpel und Hayne p. 163. Franz. LE GENET EPINEUX ALLEMAND — Engl. TIE DWARF GORSE BROOM Provinzial⸗Namen. Gemeiner Ginſter, Gelſter, Gienſter, Stachelginſter, kleiner deutſcher Ginſter, Gienſtpfrieme, Scor⸗ pionpfrieme, ſtachlichtes Pfriemenkraut, rauhe Stachelpfrieme, ſtehende Hohlheide, deutſche ſtechende Pfrie— me, Haſen- oder Reh-Heide, Pfriemenholz, ſtechende Erdpfrieme. Abbildungen. Reitter und Abel T. 80. Guimpel und Hayne T. 122. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, ſehr kurz und aͤſtig, meiſtens liegend. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt und ziemlich angefchloffen. Der ganze Strauch erreicht eine Höhe von 1 — 2 Fuß, und iſt an den aͤltern Zweigen mit vielen zuſammengeſetzten groͤßern und kleinern geſtreiften ſcharfſpitzigen Dornen bewaffnet; nur die Bluͤthenzweige ſind dornlos, und ſtatt deſſen mit einzelnen weißen Haaren beſetzt; faſt unter jedem der groͤßeren Dornen findet ſich ein Blatt, an dem Dorn ſelbſt aber ſitzen ein, zwei, auch drei kleinere Blaͤttchen, und neben denſelben wiederum feine, ſehr ſpitzige Dornen, ſo daß der Hauptdorn gleichſam gefiedert erſcheint. Die alte Rinde iſt braun, und die an den jungen Trieben gruͤn. Die Wurzeln laufen in 2— 2½ Fuß weiter Verbreitung unter dem Boden hin. Das Blatt. Die ſommmergruͤnen Blaͤtter erſcheinen im Mai, ſtehen wechſelweis, find Y,—3/, Zoll lang, 2½ — 3 Linien breit, eirund⸗-lanzettfoͤrmig, zugeſpitzt, runzlich mit erhabener Mittelrippe, oben und unten einzeln behaart, ganzrandig, aber haarig gefranzt, kaum bemerkbar geſtielt und gras- gruͤn; am Grunde ſtehen zwei kleine lanzettfoͤrmige dunkler-gruͤne Nebenblaͤttchen. Der Abfall erfolgt 132 GENISTA. im Monat October oder November, doch bleiben auch viele Blätter im Winter ſitzen. Die Zwitterbluͤthe erſcheint im Monat Mai und Junius an den Spitzen der Zweige in viel— blumigen, aufrechtſtehenden Trauben, und iſt kleiner als bei den andern Arten, übrigens der vorhergehen— den ſehr aͤhnlich. Der gleichgeſtaltete Kelch iſt gruͤn; die ſchmetterlingsartige Krone hellgelb, und mit anliegenden kurzen, weißen Haaren bedeckt; den auf einem laͤnglichen, haarigen, gelblich-gruͤnen Frucht— knoten ſtehenden, lang herausragenden, nach oben etwas zuruͤckgebogenen pfriemenfoͤrmigen grünen Griffel, mit glatter, und an der Spitze etwas druͤſiger Narbe verſehen, umſchließen 10 kurze Staubfaͤden mit zweiſpaltigen gelben Staubbeuteln, von welchen ebenfalls neun unter ſich verwachſen ſind, und nur einer freiſteht. Die Frucht und der Samen. Die ſchotenfoͤrmige Huͤlſe mit ruͤckwaͤrts gebogener Spitze ift aufgeblaſen, dick, kurzhaarig und dunkelbraun, enthaͤlt 2— 3 bohnenaͤhnliche braͤunliche Samenkoͤrner und reift im Monat Au guſt. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei dem engliſchen Ginfter. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in Deutſchland, der Schweiz, Frankreich und Oeſterreich auf ſandigem und ftei- nigem Boden. Fortpflanzung. Wie bei dem engliſchen Ginſter. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Beides möchte wohl dem engliſchen Ginſter gleichzuftellen ſeyn. Nutz en. Die ſchoͤnen und ziemlich lange ausdauernden hellgelben Bluͤthen gereichen, wie bei dem engli⸗ ſchen Ginſter, zur Zierde der Gaͤrten; auch wird dieſer Strauch zur Feuerung beim Backen u. ſ. w. eben ſowohl wie jener benutzt. Das Decoct davon ſoll zur Stillung der Bauchfluͤſſe beitragen; die Rinde beſitzt gerbende Kraͤfte. 5 Forſtwirthſchaftliche Qualification ꝛc. Wie vorhin. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. b. N. 1. Ein blühender Zweig; » 2. die vier Kronenblaͤtter, etwas vergrößert; 8 » 3. der Kelch ohne Kronenblaͤtter mit den Geſchlechtswerkzeugen, vergroͤßert; » 4. die Huͤlſe, und » 5. der Samen, beides in natürlicher Größe. GENISTA. 133 41. GENISTA SAGITTALIS. Gefluͤgelter Ginſter. Eis Tafel XXX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen wechſelweis, find eirund-lanzettfoͤrmig, auf beiden Flächen mit feinen Haaren beſetzt, ganz⸗randig und kurz⸗geſtielt. Synonymie. GE NISTA SAGITTALIS. Willd. Linn. III. 2. p. 938. N. 5. Rz Borkhauſen II. p. 980. Ne 229. . — Bechſtein IV. p. 793. Ne 33. — Hartig VI. 1. p. 204. Ne 5. 5 —— Guimpel und Hayne p. 158. Franz. LE GENET AILE. Provinzial-Namen. Pfeilförmiger Ginſter, Pfeil-Ginfter, kleine Erdpfrieme, Zwergginſter. Abbildungen. Jacquin Flor. Austr. T. 209. Guimpel und Hayne J. 117. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, ſehr kurz und liegend. Die Aeſte und Seitenzweige. Aus den flach auf der Erde hinliegenden holzigen Aeſten ſchießen 6— 9 Zoll lange krautartige Zweige in die Hoͤhe. Die aͤltere gefurchte, braune Rinde an Stamm und Aeſten iſt, wie die jüngere glatte und gruͤne an den Zweigen, der Laͤnge nach auf zwei Seiten haͤutig geflügelt, dergeſtalt, daß dieſe Fluͤgelhaut durch 2 bis 3 wulſtartige roͤthliche Knoten blattfoͤrmig abgebunden erſcheint, und dadurch den Aeſten und Zweigen ein gegliedertes Anſehn giebt. Das Blatt. Die Anfangs Mai einzeln uͤber den Knoten der Fluͤgelhaut hervorbrechenden, wech— ſelweis ſtehenden, ſehr kurz geſtielten ſommergruͤnen Blätter find Y, Zoll lang und etwa 4 Linien breit, eis lanzettfoͤrmig, zugeſpitzt, auf beiden Flachen, beſonders oberwaͤrts, mit feinen Haͤrchen beſetzt, glattrandig und hellgruͤn; am Grunde des Bluͤthenſtiels findet man ein, und unmittelbar unter der Bluͤthe ſelbſt zwei fadenfoͤrmige Nebenblaͤttchen; fie fallen ſaͤmmtlich gelbbraͤunlich gefärbt im S eptem⸗ ber oder October ab. 5 Die Zwitterbluͤthe erſcheint am Ende des Monats Mai und im Juni aufgerichtet in Geſtalt einer traubenfoͤrmigen Aehre an den Spitzen der Zweige. Die ſchmetterlingsartige Blumenkrone, deren einzelne Theile denen der vorhergehenden Geniſten gleich geformt und gefaͤrbt ſind, ſteht auf einem kurzen fein⸗ behaarten Stiele. 34 134 GENISTA. Die Frucht und der Samen. Die Frucht beſteht in einer ſtielloſen, ſchwarzen, zuſammenge⸗ druͤckten, rauhen und haarigen, 1 Zoll langen und 2 Linien breiten, im Auguſt reifenden fchotenförmi- gen Huͤlſe, welche 4 — 6 etwas gedruͤckte, rundliche, glatte, gelbliche Samenkoͤrner enthaͤlt. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei dem engliſchen Ginſter. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in Deutſchland, Frankreich und Italien in Waͤldern und Heiden auf trocknem ſandigen Boden. Fortpflanzung. Wie bei dem engliſchen Ginſter. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erreicht ſeine Vollkommenheit fruͤher wie der vorhergehende Ginſter, und wird auch nicht ſo alt. Nutz en. Verdient wohl mit unter die Zierpflanzen der Luſtgaͤrten aufgenommen zu werden, und ſoll auch daneben ein gutes Futter fuͤr die Schafe liefern. Forſtwirthſchaftliche Qualification ꝛc. Wie vorhin. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Bluͤthenzweig. 42. GENISTA TINCTO RIA. aer Gn ſt er. Tafel XXXIII. Fig. a. Allgemeine Kennzeichen der Art. Das Blatt. Lanzettfoͤrmig, oben zugeſpitzt, am Grunde verſchmaͤlert, glatt und mit haa⸗ rigem Rande verſehen, der Stiel kurz. Synonymie. GENISTA TINCTORIA. Willd. Linn. III. 2. p. 939. N? 8. = Borkhauſen II. p. 681. N? 230. en ER Bechſtein IV. p. 770. Ne 9. ae Fee: Burgsdorf II. p. 242. Ne 68. one 5 Duͤ Roi und Pott 1. p. 405. Ne 1. GENISTA. 135 GENISTA TIN CTO RIA. Hartig VI. 1. p. 203. N. 4. — Guimpel und Hayne p. 159. Franz. LE GENET DES TEINTURIERS. — Engl. THE COMMON DyErs— BROOM. Provinzial⸗Namen. Gemeiner Faͤrber-Ginſter, kleine deutſche Faͤrberpfrieme, Faͤrbekraut, gelbe Faͤrberblume, Gehlkraut, gelbe Scharte, Geniſt, Geniſter, Ginſt, Gelſter, Gaſt, Gaͤſt, Gurſt, Rohr, Hohl, Reh- und Haſenheide, Frauenſchuͤchel und Maͤgdekrieg, Knuſchroten, Pfingſtblume, Gruͤnholz, Gruͤnſpan, Heidenſchmuck und Galleiſen. Abbildungen. Reitter und Abel J. 68. Guimpel und Hayne J. 118. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 343. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, kurz, aufrecht, in viele Aeſte und Zweige zertheilt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen wechſelweis und ſehr angeſchloſſen. Der ganze Strauch er⸗ reicht eine Höhe von 2 — 2½, auch wohl, wenn er beſonders cultivirt wird, von 3 — 5 Fuß. Die alte Rinde der im mittleren Deutſchland nur zuweilen uͤber Winter ausdaurenden Aeſte iſt hellbraun und gefurcht, die junge Zweigrinde hingegen gruͤn und geſtreift. Die Wurzeln laufen viel verzweigt in 2 — 3 ½ Fuß weiter Verbreitung flach unter der Erde hin. Das Blatt. Die wechſelweis, meiſt aufrecht ſtehenden, ſehr kurz geſtielten ſommergruͤnen Blätter brechen im Mai hervor, find /½— 1 Zoll lang, 2— 3 Linien breit, lanzettfoͤrmig, oben zu⸗ geſpitzt, am Grunde verſchmaͤlert, beiderſeits glatt, am Rande haarig, oben dunkelgruͤn, in der Mitte der Länge nach gefurcht, unten hellgrün mit erhabener, gehaarter Mittelrippe; unter dem waͤrmern Himmels⸗ ſtrich zeigen ſich in den Blattwinkeln braune, oben behaarte Knospen mit zwei aufrecht ſtehenden lanzettfoͤrmigen Seitenſchuppen als uneigentliche Nebenblaͤttchen; der Abfall erfolgt, bei eintretendem Froſt, Ende Novembers. Die Bluͤthe. Die im Monat Juni und Juli an den Spitzen der Zweige in aufgerichteten traubenaͤhnlichen Aehren zum Vorſchein kommenden Zwitterblumen ſtehen meiſtens wechſelweis auf kurzen, am Grunde mit einem kleinen lanzettfoͤrmigen Deckblaͤttchen verſehenen Stielen; der Kelch iſt klein, zweilippig, mit 5 ſpitzen Zähnen und grün, die ſchmetterlingsfoͤrmige Krone hochgelb, das am Rande zuſammengerollte, oben etwas ausgeſchnittene Fahnenblatt eirund, die locker ſitzenden, etwas zu⸗ ruͤckgebogenen Fluͤgelblaͤtter lanzettformig und ſtumpf, das Schiff länger als die Flügel, der aufrecht ſte⸗ hende Griffel mit zugeſpitzter, gelblicher, eingewickelter Narbe ragt aus der Mitte der 10, mit dunkel⸗ gelben Staubbeuteln verſehenen Staubfäden, von welchen neun verwachſen ſind, und nur einer frei ſteht, nach oben gekruͤmmt heraus, und ſteht auf einem laͤnglichen, hellgruͤnlichen Fruchtknoten. Die Frucht und der Samen. Die im Monat September und October reifende ſchoten— ähnliche Hülfe iſt etwa 1 Zoll lang, ſchmal, nach oben wenig gekruͤmmt, flach und zuſammengedruͤckt, glatt und braun, und enthält 6 — 10 rundliche, olivenbraune Samenkörner, welche die Huͤlſe nach außen warzenartig auftreiben. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei dem engliſchen Ginſter. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in ganz Europa auf beſchattetem, leichten, auch ſandigen Boden. 136 GENISTA. Fortpflanzung. Wie bei dem englifchen Ginſter; der Samen keimt mit zwei eirundlichen Samen-Blaͤttchen. Nutzen. In Luſtgaͤrten findet man oft dieſen Strauch feiner Bluͤthe wegen als Zierpflanze; größeren und allgemeinen Nutzen gewaͤhrt derſelbe indeß durch den ihm eigenen reichhaltigen Faͤrbeſtoff; denn man färbt mit trocknen und gruͤnen Zweigen, unter verſchiedenen Zuſaͤtzen, leinene und wollene Zeuge gelb, auf blauem Grunde aber grun; Stengel und Blätter mit Kalkwaſſer gekocht und dieſen Abguß wieder mit Alaun und Kreide eingeſotten, liefern ferner das bekannte Schuͤttgelb; auch bedienen ſich die Buchbin⸗ der der von den gekochten Blättern erhaltenen Fluͤſſigkeit, das Papier gelb zu färben, und der waͤſſerige Aufguß der Pflanze giebt eine geſaͤttigte braune Farben⸗Bruͤhe, welche durch Beimiſchung verſchiedener Salze mancherlei Veraͤnderung des Tones geſtattet. Das Baſt der im Waſſer geroͤſteten und übrigens wie der Flachs behandelten Stengel ſoll zur Bereitung grober Leinwand dienen, und in den Apotheken wurde die Pflanze früher ſogar als Arzneimittel benutzt; von den Kuͤhen gefreſſen bewirkt fie indeß, daß Milch, Butter und Kaͤſe bitter ſchmecken. Forſtwirthſchaftliche Qualification ꝛc. Wie vorhin. Erklaͤrung der Abbildung. Fig. a. N. 1. Ein bluͤhender Zweig; 2. die vier Kronenblätter, vergrößert; 3. der Kelch mit den Geſchlechtswerkzeugen ohne Kronenblaͤtter, gleichfalls vergrößert; 4. die aufgeſprungene Huͤlſe in natuͤrlicher Groͤße; 5. der einzelne Samen, vergroͤßert; * 43. G ENTISTA PIL OS A. Haariger Ginſter. . Tafel XXXIII. pig. b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter find ſehr klein, lanzettförmig, glattrandig, oben und unten fein behaart, kurz⸗ geſtielt, oder ganz ſtiellos. Synonymie. GENISTA PILOS A. Willd. Linn. III. 2. p. 941. Ne 14. Borkhauſen II. p. 998. Ne 228. GENISTA. 135 GENISTA PILOSA. Bechſtein IV. p. 793. Ne 34. — —— Burgsdorf II. p. 244. Na 94, —— —ͤ Hartig VI. 1. p. 203. Ne 3. — Guimpel und Hayne p. 161. f Franz. LE PETIT GENHT VELU. Engl. TR HOARY DWA RE B ROOM. Provinzial⸗Namen. Ungariſche, auch deutſche kleine rauhe Erdpfrieme, Maipfrieme, kleine Heide, oder Heide- Pfrieme, kriechender Ginſter, gelber Klee, Schaf⸗, auch Haſen⸗Kraut. Abbildungen. Reitter und Abel T. 94. Guimpel und Hayne J. 120. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, ſehr kurz und niederliegend, in viele Aeſte und Zweige zertheilt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt und ſperrig, find knotig, fechs- bis ſiebenkantig und erheben ſich nur mit den aͤußerſten Spitzen ½— 1 Fuß hoch von der Erde. Die ältere Rin de iſt braun, die jüngere grün. Die Wurzeln laufen viel verzweigt in 2—3 Fuß weiter Verbreitung flach in der Erde fort. Das Blatt. Die im Monat Mai einzeln oder buͤſchelweis aus den Stengelknoͤtchen hervorbre⸗ chenden kleinen ſommergruͤnen Blätter find nur / — ½ Zoll lang und 1½— 2 Linien breit, lanzett⸗ foͤrmig, ganz⸗randig, auf der obern Flaͤche glatt, wenig haarig und hellgruͤn, auf der untern fein ſeiden⸗ haarig und weißgruͤn, kurz geſtielt, auch ſtiellos, und fallen im Spaͤtherbſt (Monat November) ab, oder bleiben bei gelinden Wintern bis zum Fruͤhjahr haͤngen. Die Bluͤthe. Die Zwitterbluͤthe erſcheint an den Spitzen der Zweige im Monat Mai und Juni in traubenartiger Geſtalt, die Blumen ſtehen einzeln oder zu zweien an kurzen glatten Stielchen; der Kelch iſt grün, die ſchmetterlingsfoͤrmige Krone hellgelb und haarig, das Fahnenblatt eifoͤrmig und zuruͤck⸗ gebogen, die Fluͤgelblaͤtter find ſchmal und oben abgerundet, das Schiff iſt eirund und faſt gerade; von den 10, am Grunde roͤhrig verwachſenen Staubfaͤden ſteht einer frei, die Staubbeutel ſind gelb, und auf dem laͤnglichen, hellgruͤnen, haarigen, inwendig 6— 7 Samenanſaͤtze enthaltenden Fruchtknoten ſteht ein pfrie⸗ menfoͤrmiger, nach oben gekruͤmmt hervorragender Griffel mit glatter, an der Spitze druͤſiger Narbe. Die Frucht und der Samen. Die im September und October reifende kleine laͤngliche, ſchotenaͤhnliche, behaarte braune Huͤlſe enthält 5 — 7 rundliche, flache und glatte, braungelbe Samen⸗ koͤrner. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei dem engliſchen Ginſter. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in Deutſchland, ſo wie in ganz Europa auf magern Wieſen und in ſandigen, ſtei⸗ nigen Waͤldern. i l Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit, moͤgliche Lebensdauer und nn Nutzen. Wie bei dem engliſchen Ginſter; auch liefert dieſe Pflanze ein ſehr gutes Futter für die Schafe, und 5 möchte ſich daher wohl mit Vortheil zu dem Anbaue ſandiger, ſteiniger Aenger eignen. Forſtwirthſchaftliche Qualification ꝛc. Wie vorhin, bei den uͤbrigen Geniſten. 35 136 H E D E R A. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; die vier Kronenblaͤtter; der Kelch, und eine Blume ohne Kelch und Fahnenblatt, beide etwas vergroͤßert; die Befruchtungswerkzeuge, ſo wie der der Länge nach aufgeſchnittene Fruchtknoten, ebenfalls etwas vergrößert; die aufgeſprungene Huͤlſe in natuͤrlicher Groͤße, und der Samen, bedeutend vergroͤßert. * euren RUHE DE RA. Epe u LINN. GEN. ed. VI. N? 283. Claſſe V. PENTANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs- Character. Die Zwitterbluͤthe. Dolden- oder ſchirmgfoͤrmig; der allgemeine Kelch oder die gemeinſchaft⸗ liche Hülle vielzaͤhnig, der beſondere 5-fachgezaͤhnt und fein behaart, die Krone 5 laͤngliche Blaͤttchen mit eingebogenen Spitzen, Staubfaͤden 5, der Griffel kurz, die Narbe ſpitzig; die Beere 5faͤchrig und 5⸗ſamig. 44. ee e eee Gemeiner Ephe u. Tafel XXXIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd und find immergruͤn, an den aͤltern Zweigen 3 bis slap— pig, an den juͤngern herzfoͤrmig und an den juͤngſten Bluͤthenzweigen eis oder lanzettfoͤrmig, zugeſpitzt, am Rande flach und undeutlich gekerbt, auf beiden Flä- chen glatt und glaͤnzend. Der Blattſtiel iſt lang. Synonymie. HEDERA HELIX. Willbd. Linn. I. 2. FF Borkhauſen II. p. 995. N? 237. re — Bechſtein IV. p. 748. Ne 168. 1 Burgsdorf II. p. 266. Ne 86. HE D E R A. 137 H E D ERA HELIX. Duͤ Roi und Pott J. p. 427. N. 1. — — Hartig VI. 1. p. 186. — — Guimpel und Hayne p. 35. Franz. LE LIERRE. — Engl. TIE GREAT COMMON IVV. Provinzial-Namen. Wintergruͤn, Winter⸗ oder immergrüner Baum⸗, Mauer, Erd», Goͤtter⸗, Dichter-, auch Sieger- Epheu, Epheubaum, Epheuſtrauch, Eppig, Eppuh, Ewig, Waldeppig, Iven, Ilop, Iloof, Ivenblaͤtter, Ilaub, Lorbeerkraut, Baum- und Mauer⸗ewig, Baum- und Mauerwinde, Mauerwurz, Mauergruͤn, Mauer- violen, Poetenkraut, Klimmop, Klinop und Klinor. Abbildungen. Reitter und Abel T. 86. Cramer T. 45. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 500. Guimpel und Hayne J. 25. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht oder liegend, ſtrauchartig kurz, ſelten über 1— 3 Fuß lang, aber oft 3 — 5 Zoll unten ſtark, in viele Aeſte und Zweige zertheilt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt und ſperrig, ranken mittelſt Einſchlagens ihrer kurzen wurzelartigen Haken 20 —30 Fuß hoch und zur Seite an Bäumen, Felſen, Mauern zc. empor, oder kriechen, in Ermangelung eines nahen erhabenen Gegenſtandes, auf der Erde hin, kaum daß ſich die aͤußerſten Spitzen Y Fuß von der Erde erheben. Die alte Rinde iſt ſchwarzgrau und etwas riſſig oder rauh, die haarigen wurzelartigen Haken von gleicher Farbe, die junge gruͤn, auch wohl braͤunlich und glatt. Die Wurzeln laufen flach und viel verzweigt in 5 — 6 Fuß weiter Verbreitung unter dem Boden hin. Das Blatt. Die immergruͤnen, wechſelweis ſtehenden Blätter find 1½ — 2 Zoll lang und 1—1½ Zoll breit, an den aͤltern Zweigen drei-, auch fünflappig, oder herzfoͤrmig, an den jüngern, be⸗ ſonders an den Bluͤthenzweigen, ei- oder lanzettfoͤrmig, ſtumpf zugeſpitzt, am Rande undeutlich gekerbt, lederartig dick, auf beiden Flächen glatt und glänzend; oben dunkelgruͤn, mit weißlichen Adern durchzo⸗ gen, auch zuweilen braun gefleckt, unten hellgruͤn; fie färben ſich im Winter meiſt dunkel violettbraun, fallen aber nur bei ſehr ſtarkem Froſte ab. Der rundliche Blattſtiel ift 1½ Zoll lang. Die Bluͤthe, welche man nur an aufrankenden, nie aber an niederliegenden Staͤmmen bemerkt, iſt zwitterlich, und erſcheint Anfangs September an den Spitzen der Zweige in wechſelweis ſtehen— den, geſtielten, einfachen, vielblumigen Dolden oder Schirmen; ihr Geruch iſt unangenehm. Die gemein- ſchaftliche (Dolden) Huͤlle iſt vielfach, der beſondere kleine grüne Blumenkelch aber 5-fach roͤthlich gezaͤhnt, fein behaart, und umſchließt den großen, runden, grunen Fruchtknoten, auf welchem ein kurzer Griffel mit einfacher ſtumpfer Narbe von 5, mit getheilten, herzfoͤrmigen, gelben Staubbeuteln verſehenen Staubfaͤden um⸗ geben wird; die Krone wird aus 5 eirunden, gruͤnlichgelben, oben etwaͤs zuruͤckgebogenen Blaͤttchen gebildet. Die Frucht und der Samen. Die im April oder Mai des naͤchſten Jahrs reifenden erbſen— foͤrmigen Beeren find fuͤnfeckig genabelt, Anfangs gruͤn, bei voͤlliger Reife aber blauſchwarz, enthalten ein gruͤnes markiges Fleiſch und 5 Faͤcher, von denen jedes ein eckiges, laͤnglich zugeſpitztes, gruͤnlich⸗ weißes Samenkorn einſchließt. Bai t e. An kraͤnklichen Stämmen bemerkt man zuweilen gelb- oder weiß-geſchaͤckte Blätter. 138 H E D E R A. Beſchaffenheit des Holzes. Das Holz iſt ſchwammig, weich, langfaſerig, zaͤhe und leicht, von Farbe ſchmutzigweiß, mitunter auch grau oder grün geflammt, Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Der Epheu waͤchſt außer Deutſchland in ganz Europa bis zum 60den Grade nördlicher Breite, in Waldungen und Hecken, an Felſen, alten Mauern und Gebaͤuden, wenn gleich er im noͤrdlichen Deutſchland nur ſelten Bluͤthen und Fruͤchte traͤgt, am liebſten aber auf friſchem oder kalkigem Boden und in ſchattiger Lage. Fortpflanzung. Sie geſchieht am ſicherſten durch Ableger, Stecklinge, oder bewurzelte Ranken, welche man im Fruͤhjahre auf guten, beſchatteten Boden bringt, wo fie alsdann ſchon innerhalb 2 — 3 Jahren die zur Weiterverpflanzung noͤthige Staͤrke erreichen. Schwieriger iſt die Vermehrung durch den Sa— men, welcher, wenn er im Fruͤhjahr (Ende Monats April) geſaͤet, / Zoll hoch mit Erde bedeckt und öfters gelinde begoſſen wird, zum Theil zwar ſchon nach 6 — 8 Wochen, groͤßtentheils aber erſt im zwei- ten Fruͤhjahre, mit zwei rundlichen Samenblaͤttchen zum Vorſchein kommt. Will man die jungen Pflanzen in eigenen Pflanzſchulen erziehen, fo wird es zur Verhütung des Ineinanderrankens derſel— ben durchaus nothwendig, ſie mit einem Stocke zu verſehen, und muͤſſen ſie demnaͤchſt auf flachgruͤn⸗ digen Boden verpflanzt werden, wie dieſer fi) an den üblichen Pflanzorten, als alten Mauerwerken ꝛc. gewoͤhnlich findet, ſo gereicht es zur weſentlichen Foͤrderung ihres Gedeihens, wenn das Pflanzterrain zuvor 1½ Fuß tief und 2 Fuß weit ausgegraben und mit guter Erde ausgefuͤllt wird, damit die Wur⸗ zeln nicht gleich in den erſten Jahren den ſchlechten Boden erreichen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Der Epheu erreicht ein anſehnliches Alter von 70 — 80 Jahren und noch daruͤber, ehe er Bluͤthe und Fruͤchte tragt, dauert indeß über 200 Jahre aus. Ein merkwürdiges Beiſpiel von dem ausgezeichnet ſtarken Wuchſe eines Epheu⸗Stammes uͤberliefert uns die allgemeine Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung vom Jahre 1825, am Schluſſe des 19) 2 Stuͤcks, wonach ſich in dem Kurheſſiſchen Dorfe Stadthofbach, Kreis Eſchwege, am Hauſe eines Einwohners, Namens Nicolaus Ulrich, ein 110 — 120 Jahre alter Stamm findet, deſſen Hoͤhe 35, die Ausbreitung der Aeſte aber 24 Fuß beträgt, und deſſen eigentli- cher Schaft 4 Fuß uͤber der Wurzel 12 Zoll Diameter, ſo wie 6 Fuß bis zum erſten Aſt mißt. N u tz e n. Zur Verdeckung alter Waͤnde und Mauern iſt der Epheu wegen ſeiner außerordentlich dichten Belaubung ſehr zu empfehlen. Aus dem ſchwammigen Holze werden Becher geſchnitzt, durch welche man Weine, Queckſilber und verſchiedene Oele filtrirt, und kleine Kuͤgelchen gedrechſelt, welche ſtatt der Erbſen die Fontanellen offen erhalten. In Perſien, Indien und dem ſuͤdlichen Frankreich bereitet man aus dem durch Einſchneiden der Stämme oder durch natürlichen Ausfluß gewonnenen Safte den bekannten Epheugummi, welcher einen ſehr ſtarken gewuͤrzhaften Geſchmack hat, beim Verbrennen einen ſtarken Geruch verbreitet, und von den Wundaͤrzten zu verſchiedenen Salben gebraucht wird. Die jungen Ranken und Blaͤtter haben gerbende Kraͤfte und geben den Schafen viel Milch; auch reinigt man mit den Blaͤttern alte Geſchwuͤre, heilt damit kretzartige Ausſchlaͤge und vertreibt den Kindern die Kopflaͤuſe. Bei ſchweren Geburten der Schafe zeigen ſich die Blätter, in ſtarkem Biere gekocht, fehr heilſam; die reifen Beeren aber machen ſich beim Vogelfange nuͤtzlich. HELIANTHEMUM. 139 Forſtwirthſchaftliche Qualification. Iſt unter die Forſtunkraͤuter oder Schmarotzer-Pflanzen zu rechnen. Eigentliche Feinde und Krankheiten kennt man nicht. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; eine Blume ohne Kronenblaͤtter, vergrößert; dieſelbe ohne Staubfaͤden; ein Zweig mit reifen Beeren; eine reife Beere im Queerdurchſchnitt, um die Lage des Samens zu zeigen; ein Samenkorn in natuͤrlicher Groͤße. F XXVI. HELIANTHEMUM. ECiſten. LINN. GEN. ed. VI. N? 673. Claſſe XIII. POLYANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der Kelch 5blättrig, Krone 5=blaͤttrig und groß; Staubfaͤden viele; der Griffel rund und kopffoͤrmig; Samenkapſel Z⸗-eckig und 5, auch 10-fächerig. a, HELIANTHEMUM VULGARE. Ge m e i n ee Ei ſt en. Dae XXV. ig a Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen gegen einander über, find lanzettfoͤrmig, ſtumpf zugeſpitzt, am Rande etwas umgerollt und glatt, uͤbrigens, wie auch auf beiden Flaͤchen, nur unten ſtaͤrker als oben, mit einzelnen langen Haaren beſetzt, kurz geſtielt und am Grunde des Blatt⸗ ſtiels mit Nebenblaͤttchen verſehen. Synonymie. CISTUS HELIANTHEMUM. Willd. Linn. II. 2. p. 1209. N. 72. — Borkhauſen II. p. 1474. N. 554. 36 140 HELIANTHEMUM. CISTUS HELIANTHEMUM. Bechſtein IV. p. 827. N. 69. HELIANTHEMUM VULGARE. Guimpel und Hayne p. 150. Franz. LA FLEUR DE SOLEIL. — Engl. THE DWARF CISTUS OR LITTLE SUN-FLoWer. Provinzial-Namen. Gemeine Ciſten⸗Roſe, Sonnen⸗Ciſten, Sonnenbluͤmchen, Sonnen- oder Goldroͤschen, Sonnen-, auch Guͤldenginſel, Trauben-Ciſten, niedriger und Zwerg-Giften, Heidenſchmuck und Heidenyſop, Feld-, Kirſch⸗ und Kloſchyſop, Gundermann, Eliſabethenbluͤmchen, Erdphau und Erd-Epheu. N Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 111. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, ſehr kurz und niederliegend, in viele Aeſte und Zweige zertheilt. Die Aeſte und Seitenzweige. Die ungeregelt, meiſtens abwechſelnd ſtehenden duͤnnen, ſchlanken, knotigen Aeſte liegen faſt alle geſtreckt auf der Erde hin, und unr die im Winter abfallenden fadenförmigen Bluͤthenzweige und juͤngern Triebe erheben ſich 5 — 8 Zoll hoch von der Erde. Die ältere Rinde iſt auf der Sonnenſeite rothbraͤunlich, im Schatten gruͤnlich, mit einzelnen weißen Haͤrchen beſetzt und glatt, die juͤngere glatt und gruͤn. Die Wurzeln laufen flach und vielverzweigt 2— 3 ½ Fuß unter der Erde hin. Das Blatt. Die immergruͤnen Blätter ſtehen gegen einander uͤber, find / — 1 Zoll lang, 3 — 4 Linien breit, lanzettfoͤrmig, ſtumpf zugeſpitzt, oben dunkel- unten weißlichgrün, und auf den beiden Flaͤchen, wie auf dem wenig ruͤckwaͤrts gerollten, ungezaͤhnten Rande, ſtark und weißlich behaart; in den Achſeln eines jeden Blattes ſtehen zwei kleinere gleichgefaͤrbte haarige Nebenblaͤttchen. Der Blattſtiel iſt ſehr kurz. Die Bluͤthe. Die von Mai bis September, alſo den ganzen Sommer hindurch, in einfachen Trauben an den Spitzen der Zweige erſcheinenden zwitterlichen Blumen ſind geſtielt. Der Kelch iſt 5«⸗ſpaltig und grün, mit vier rothen und gruͤnen Adern durchzogen; die Krone beſteht aus 5 großen rundlichen, oben etwas ausgefchnittenen, flach ausgebreiteten goldgelben Blaͤttern; der kurze Griffel iſt gruͤn, die Narbe kopffoͤrmig, runzlich, oben etwas getheilt und gleichgefaͤrbt, und um denſelben ſtehen viele, mit hochgelben Staubbeuteln verſehene Staubfaͤden. Die Blumen beſitzen eine beſondere Reizbarkeit, in- dem ſie ſich mit der offenen Seite ſtets der Sonne zuwenden, und ihre Staubfaͤden, bei der geringſten Beruͤhrung, die Staubbeutel ſo feſt auf die Narbe legen, als ob ſie damit verwachſen waͤren. Die Frucht und der Samen. Die dreikantige braune Samenkapſel iſt aus drei ovalen, oben ſpitzigen Klappen zuſammengeſetzt, reift zum Theil ſchon im Auguſt, ſo daß man im Sommer reife Samenkapſeln, aufgeſchloſſene Blumen und Blumenknospen zugleich an einer Traube findet, und enthält an drei fadenfoͤrmigen Anſaͤtzen viele kleine rundliche braune Samen. Var ietaͤ ten. Dieſer Strauch variirt in feinem Aeußern nach Verſchiedenheit des Bodens und Climas, ſowohl mit den Blättern, die bald größer, bald kleiner, bald glatt, bald filzig, am Rande umgerollt oder flach ſind, als auch mit den Blumen, welche ebenfalls bald größer bald kleiner, bald hell- bald dunkelgelb, weiß und hell-, auch dunkelroth gefärbt erſcheinen, daß man in Verſuchung gerathen möchte, manche der für fländig erklärten Ciſten⸗Arten für bloße Varietäten von dieſen hier beſchriebenen anzunehmen. Bork⸗ hauſen fuͤhrt eine Varietaͤt unter dem Namen C. roseus an, welcher die Blattanſaͤtze und Nebenblaͤtt⸗ chen fehlen und roſenroth bluͤhen ſoll. „ 1 HELIANTHEMUM. 141 Beſchaffenheit des Holzes. Ziemlich feft, biegſam und zaͤhe, inwendig gelblich- weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Man findet dieſen Strauch in ganz Europa, ſowohl in gebirgigen Gegenden, als ebenen Wei— den und Aengern, bei freier Lage, auf trocknem, kieſigen, oder ſandigen Boden. Fortpflanzung. ur Sie wird am leichteſten durch Ableger und Zertheilung der Wurzeln bewirkt, geſchieht aber auch durch den Samen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres kann man wohl auf 6—8, und letztere auf 10 — 15 Jahre annehmen. Nutz en. Nur ſehr ſelten, und dann weniger des Geruchs als der Farbe der Bluͤthe wegen, erzieht man die⸗ ſen Strauch als Zierpflanze in kuͤnſtlichen Anlagen ꝛc., wo er wegen feiner ſich nur wenig erhebenden Zweige einen moͤglichſt freien Stand haben muß; den Schafen dient der ganze Strauch, wie den Bienen der Honigſtoff der Bluͤthen, zur Nahrung. Forſtwirthſchaftliche Qualification faͤllt natuͤrlich weg, und f Feinde und Krankheiten ſind nicht bekannt. Erklarung der Abbildung. Fig. a. N. 1. Ein blühender Zweig; » 2. die geoͤffnete Samenkapſel, und » 3. der Samen, alles in natürlicher Größe. | 46, 1 HELIANTHEMUM VINEALE. Weinbergs- Eiften Tafel XXXV. Pig b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſind laͤnglich, ſtumpf zugeſpitzt, kurz geſtielt, ohne Nebenblaͤttchen. 142 HELIANTHEMUM. Synonymie. CISTUS VINEALIS. Willd. Linn. II. 2. p. 1195. N. 37. r —— Borkhauſen II. p. 1471. N. 541. 5 Bechſtein IV. p. 830. Ne 73. HELIANTHEMUM VINEALE. Guimpel und Hayne p. 150. Franz. CISTE VELUE? — Engl. MARUM-LEAVED Cıstus! Provinzial: Namen. Weinbergs = Ciftenrofe. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 110. j Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Strauchartig, ſehr kurz und niederliegend in mehrere Aeſte und Zweige zertheilt. Die Aeſte und Seitenzweige ſind fadenfoͤrmig und knotig, ſtehen ungeregelt und liegen auf der Erde hingeſtreckt, nur die im Winter abfallenden Bluͤthenzweige und jungen Triebe erheben ſich 5 — 10 Zoll von derſelben; die alte Rinde iſt braun und glatt, die juͤngere gruͤn. Die Wurzeln laufen flach, in 2— 3 Fuß weiter Verbreitung, vielverzweigt in der Erde fort. Das Blatt. Die immergrünen Blaͤtter ſtehen gegen einander uͤber, ſind geſtielt, laͤnglich, ſtumpf zugeſpitzt, / — ½ Zoll lang, 1 — 2 Linien breit, filzig, oben gras-, unten weißgruͤn. Die Bluͤthe. Die Zwitterblumen erſcheinen im Mai und Juni an den Spitzen der Zweige auf langen weißhaarigen ſilzigen Stielen zu 3—6 in traubenaͤhnlicher Geſtalt; der Kelch iſt 5 ſpaltig, ſo daß, wie auch bei dem vorhergehenden gemeinen Ciſten, zwei Abſchnitte kuͤrzer, ſchmaler und ſpitziger als die übrigen drei find, gruͤn, ſtreifig und filzig; die goldgelbe Krone beſteht aus 5, oben abgerunde— ten Blaͤttern, welche, flach ausgebreitet, den auf einem gruͤnen filzigen Fruchtknoten ſtehenden kurzen Griffel mit ſtumpfer Narbe und viele mit gelben Staubbeuteln verſehene Staubfaͤden umgeben. Die Frucht und der Samen. Die dreieckige und dreiklappige braune Samenkapſel reift im Juli und Auguſt, und enthält vielen dreireihig angehefteten, kleinen, rundlichen, gelbbraͤunlichen Samen. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei der vorhergehenden Art. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt faſt in ganz Europa, vorzuͤglich aber in der Schweiz und den deutſchen Weinber— gen, auf trockenem, nicht zu bindenden Boden, und kommt auch bei Halle in Sachſen vor. Fortpflanzung. Wie bei der vorhergehenden Art. g Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres möchte ſich auf 4 — 5, und letztere auf 8 — Jahre annehmen laſſen. Nutzen, forſtwirthſchaftliche Qualification, Feinde und Krankheiten. Wie bei dem vorbeſchriebenen gemeinen Ciſten. Erklaͤrung der Abbildungen. Fig. b. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. die mit dem Kelch bedeckte, und » 3. die davon befreiete Samenkapſel; » 4. der Samen, ſaͤmmtlich in natürlicher Größe. XXVII. HIPPOPHAE. Sanddorn. LINN. GEN. e d. VI. N? 1106. Claſſe XXII. DIOECIA. Ordnung IV. TETRANDRIA. Gattungs-Character. Die männliche Blume. Der Kelch einblaͤttrig, aber 2theilig, die am Grunde zufammen- gewachſenen Lappen bauchig, mit den oberen Spitzen zuſammengebogen. Die Krone fehlt; Staubfaͤden 4. Die weibliche Blume. Der Kelch roͤhrenfoͤrmig, oben 2ſpaltig; die Krone fehlt. Griffel 1. Die Frucht eine rundliche einſamige Beere. 47. HIPPOPHAE RHAMNOID ES. Weidenblaͤttriger Sanddorn. Tafel XXXVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gleichbreit-lanzettfoͤrmig, ſtumpfſpitzig, ganzrandig, oberwaͤrts glatt, unten mit anliegenden, glaͤnzend weißen Schuppen uͤberdeckt, ungeſtielt. Synonymie. HIPPOPHAE RHAMNOID ES. Willd. Linn. IV. 2. p. 743. N. 1. Borkhauſen II. p. 1127. Ne 397. Bechſtein IV. p. 628. Ne 54. Burgsdorf II. 1. p. 228. Ne 47. Duͤ Roi und Pott I. p. 433. Hartig VI. 1. p. 170. Guimpel und Hayne p. 259. Ban Franz. LE RUAMNOIDES A FEUILLES DE SAULE — Engl. SeA-BUCKTHORN WITH WILLOW- LEAF. Provinzial-Namen. Gemeiner, auch deutſcher Sanddorn, Kreuzdorn, Sand-, See-, Meer-, Heft⸗ und weidenblaͤttriger Kreuzdorn, europaͤiſcher Haft- oder Haffdorn, Pferds-, Werden» auch Stechdorn, rother Schlehenſtrauch, wegedornartige Sandbeere, finniſche Beere, Duͤnen- oder Streit = Beſingſtrauch. Abbildungen. Kerner, Abbild, oͤkonom. Pflanzen T. 262. Reitter und Abel J. 47. Guimpel und Hayne T. 199. 37 AA HIPPOPHAE. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1—3 Fuß hoch, 4 — 6 Zoll unten ſtark, zuwei⸗ len baumartig, wo dann der ganze Strauch, bei 4 — 5 Fuß reiner Schaͤftlinge, eine Höhe von 12— 16 Fuß erreicht, und eine gedruͤckte, ſehr ſperrige Krone treibt, während die gewöhnliche Höhe nicht über 8 — 10 Fuß beträgt; außer dem Hauptſtamme ſchießen aus den Wurzeln viele ſchwaͤchere Nebenſtaͤmme auf. Die alte Ninde iſt ſchwaͤrzlich oder dunkelbraun mit Roſtgrau melirt, und feinriſſig; die juͤngern braͤun⸗ lich oder aſchgrau, und die der jüngften Triebe weißgrün und feindruͤſig. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt, ſperrig und verworren durch einander; beſonders die Zweige, die außerdem hin und wieder, vorzuͤglich an den Spitzen, mit langen, ſtarken und aͤſtigen ſtechenden Dornen bewaffnet ſind. Die Wurzeln dringen auf lockerem Boden 1 ¼ — 2 Fuß tief ein, und verbreiten ſich dergeſtalt, daß oft ein einziger Strauch durch feine Wurzelbrut eine ganze Gegend nach und nach überzieht. Das Blatt. Die an den Enden der Zweige dicht ſtehenden, aufgeſchwollenen, ſtumpfen braunen Knospen, welche man im Winter als rundliche braune Blaſen bemerkt, geben dem Strauche ein eigenes hoͤckriges Anſehen. Die Ende Aprils oder im Mai ausbrechenden ungeſtielten ſommergruͤnen Blaͤt— ter ſtehen im Allgemeinen wechſelweis und einzeln, nach den Zweigſpitzen hin aber rund herum und faſt buͤſchelartig dicht zufammen, find 2— 3 Zoll lang, ½ Zoll breit, linien⸗lanzettfoͤrmig, ſtumpfſpitzig, glattrandig und barſch, oberwaͤrts dunkelgruͤn, unten glaͤnzend ſilberweiß dicht geſchuppt, mit erhabener gelber Mittelrippe; ſie faͤrben ſich im October ſchmutzig-dunkelgelb und fallen Anfangs No vember ſpiralfoͤrmig gedrehet ab. Die Bluͤthe erſcheint im April oder Mai, und iſt in der Regel ganz getrennten Geſchlechts, ſo daß ſich auf dem einen Stamme bloß maͤnnliche, und auf dem andern bloß weibliche Blumen finden, doch trift man auch zuweilen maͤnnliche und weibliche Blumen zugleich auf einem Stamme. Die männlichen Blumen ſtehen buͤſchelartig unter den Blättern zwiſchen einer einſchaaligen Knospe und einem Blaͤtterzweige, haben einen kleinen in 2, unten verwachſene, oben anfangs zuſammenhaͤngende, ſich allmaͤhlig aber trennende Lappen getheilten gruͤngelblichen Kelch, an deſſen Grunde ein bald abfal- lendes Deckblaͤttchen ſteht, keine Krone und 4 ſehr kurze Staubfaͤden mit laͤnglichen eingebogenen, dop⸗ pelten gelben Staubbeuteln. Die weiblichen Blumen ſitzen einzeln in den Winkeln der unteren Blätter, haben einen kleinen roͤhrigen, 2theiligen, ſilberfarbenen Kelch, oben mit roſtbraunem Rande, die Krone fehlt, und auf dem rundlichen gruͤnen Fruchtknoten ſteht ein ſehr kurzer Griffel mit großer fleiſchiger, hellgelber Narbe. Die Frucht und der Samen. Die im September reifenden, verkehrt-eifoͤrmigen kleinen Beeren ſind aͤußerlich goldgelb, mehr oder weniger dunkel punctirt, und glaͤnzend, duͤnnhaͤutig, im Innern mit einem ſauren, faͤrbenden Safte und einem einzelnen rundlichen rothbraunen, gelblich umhaͤuteten Kern angefuͤllt. Beſchaffenheit des Holzes. Grob, doch kurzfaſerig, hart und glatt, nach der Rinde gruͤnlich oder gelblich-weiß, im Kern braͤunlich und geflammt. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt im noͤrdlichen Europa und Aſien die ebenen Meeres-Ufer, im ſuͤdlichen Europa dagegen oft die nackteſten Felſen. In Deutſchland findet er ſich nicht nur an den ſandigen Ufern der Nord- und Oftfee, ſondern auch am Rhein, an der Aar und andern großen Fluͤſſen haͤufig. Naͤchſt dem Sandboden, iſt ihm Mergel und Kalkboden der liebſte. Fortpflanzung. Laͤßt ſich durch den Samen, welcher im Herbſt oder Fruͤhjahre in flache Rinnen geſaͤet wird, leicht vermehren, da indeß die jungen Pflanzen gewöhnlich erſt nach 8 Wochen, oder gar im zweiten Jahre aufgehen, wo ſie mit 2 rundlichen Samenlappen auf der Oberfläche erſcheinen, und nur ſehr langſam wachſen, ſo zieht man die Vermehrung durch Wurzelbrut, Ableger und Stecklinge vor. HIPPO PH AE. 145 Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Erſteres ſetzt man auf gutem Boden in's 15 — 20% letztere ins 30 — 40e Jahr und darüber, Nutz en. Gehoͤrt unter die Zier-Pflanzen, wird aber auch wegen ſeines ſperrigen Wuchſes und ſeiner ſtechenden Dornen zu lebendigen Hecken herangezogen, und macht ſich zu Bindung des Flug⸗ ſandes und der Sandduͤnen vorzüglich nüslih. Das harte Holz nimmt Beitze und Farbe leicht an, laͤßt ſich gut poliren und wird von Schreinern und Drechslern zu allerlei kleinen Geraͤthſchaften, zu Spatzierſtoͤcken, Pfeifenroͤhren u. d. m. benutzt. Die belaubten Zweige enthalten Faͤrbeſtoff, und aus den gelbfaͤrbenden Beeren bereiten nicht nur die Apotheker eine Latwerge, ſondern nach Linnee, die Fiſcher des bothniſchen Meerbuſens einen weinbruͤhartigen dicken Saft, der den friſchen Fiſchen einen angenehmen Geſchmack mittheilt; von dem Huͤhner-Gefluͤgel, und ganz vorzuͤglich von den Faſanen, werden die Beeren mit großer Begierde gefreſſen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. In ſo fern dieſer Strauch bei Vorbereitung des Erdreichs zum Anbaue beſſerer Holzarten, von Nutzen iſt und, vermoͤge der ihm eigenen großen Reproductionskraft, ſelbſt auf dem unfruchtbarſten Bo⸗ den noch einigen Ertrag gewährt, ift derſelbe auch unter die dem Waasholzbetriebe anheimfallenden wirthſchaftsfaͤhigen Holzarten mit aufzunehmen. Die Hiebszeit faͤllt ſodann wie gewoͤhnlich in den Fruͤhjahrs-Monat März. Feinde und Krankheiten kennt man nicht. Erklärung der Abbildung. . Ein Zweig mit männlichen Blumen; . ein desgleichen mit weiblichen Blumen; die maͤnnliche und die weibliche Blume vergroͤßert; ein Zweig mit reifen Beeren; ein Samenkorn. „ * 9 S XXVII. ILE X. Huͤlſe. EINN. GEN ed. e .NS 172. Claſſe IV. TETRANDRIA. Ordnung IV. TETRAGYNIA. Gattungs- Character, Die Zwitterblume. Der Kelch Aſpaltig. Die einblaͤttrige, radfoͤrmige Krone Atheilig. Staubfaͤden 4. Der Griffel fehlt, und ſtatt deſſen ſitzen 4 Narben auf dem Fruchtknoten. Die Frucht eine Aſamige Beere. Die maͤnnliche Blume. Wie bei der Zwitterblume, nur fehlt die Narbe und der Frucht knoten. 146 IL LEX. 48. ILEX AQUIFOLIUM. Gem ein ee Te Tafel XXXVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter eirund, am Rande wellenförmig großgezaͤhnt, die oberen Spitzen der Zähne mit einem ſteifen, ſtechenden Dorn beſetzt; immergruͤn und glaͤnzend. Synonymie. ILEX AQUIFOLIUM. Willd. Linn. I. 2. p. 707. N: 1. Fer : Borkhauſen II. p. 1015. Ne 243. — — Bechſtein II. p. 731. Ne 156. ann Burgsdorf II. p. 257. Ne 82. — — Duͤ Roi und Pott J. p. 453. — — b Hartig VI. 1. p. 185. = Guimpel und Hayne p. 14. Franz. LE HO Ux. — Engl. Tuz coumon HOLLv. Provinzial- Namen, Huͤlſen, Huͤlſenbaum, Huͤlſenſtrauch und Huͤlsdorn, Hoͤlſcheholz, Hoͤlgeholz, Hoͤſtrauch, Holſt, Hulſt, Huͤlſch, Stechpalm, Stecheiche, Stechweide, Stechbaum, Stechlaub und Stechapfel, Maͤuſe— Myrten⸗Chriſtzwiebel- und Zwieſel⸗Dorn, Walddieſtelſtrauch, Schradel, Klee- Kleeſe- und Kloſebuſch, Wintergruͤn. Abbildungen. Blackwell T. 205. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 326. Cramer 1. 31. Reitter und Abel T. 82. Guimpel und Hanne J. 5. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- und baumartig, 1— 6 Fuß hoch, 8 Zoll bis 1 Fuß unten ſtark; die ganze Hoͤhe des Strauches oder Baumes betraͤgt unter guͤnſtigen Umftänden zwiſchen 10 — 20, ja nicht ſelten 30 — 40 Fuß. Die ältere Rin de ſchwarzgrau und faſerig, die jüngere hin— gegen aͤußerlich gruͤn geſtreift, inwendig gelb, und von unangenehmem Geruch. Die Aeſte und Seitenzweige, welche, ſo wie die jungen Stämme, mit einer ſtarken Markroͤhre verſehen ſind, ſtehen wechſelweis und ziemlich angeſchloſſen aufwärts. Die Wurzeln. Die mittlere pfahlartige Hauptwurzel dringt 1½—3 Fuß tief ein, die Sei⸗ tenwurzeln laufen bei 5 — 8 Fuß weiter Verbreitung flach. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehende Knospe ſtumpfſpitzig, eiformig und braunroͤthlich- gruͤn. Die immergrünen Blätter ſtehen wechſelweis wie die Knospen, find 2 — 3½ Zoll lang, 1—1% Zoll breit, eirund, am Rande buchtig oder wellenförmig groß gezaͤhnt, die Zähne mit ſteifen ſtechenden ILE XN. 147 Dornen beſetzt, pergamentartig, ſteif und beiderſeits glatt; oben dunkelgruͤn und glaͤnzend, unterwaͤrts hell- oder gelbgruͤn und matt, von vielen deutlichen Adern, vorzuͤglich aber von einer ſtarken, erhabenen Mittelrippe durchzogen; der Stiel 2 — 3 Linien lang. Die Bluͤthe. Die zu 5 — 6 und mehreren auf kurzen Stielen Ausgangs Mai oder Anfangs Ju ni buͤſchelartig aus den Blattwinkeln hervorbrechende Bluͤthe iſt eigentlich vermiſchten Geſchlechts, wie der Ahorn, indem man Zwitter- und eingeſchlechtige maͤnnliche auch weibliche Blumen auf einem Stamme beiſammen, und wiederum jede beſonders auf verſchiedenen Staͤmmen findet; weshalb auch einige Botaniker dieſen Strauch unter die Polygamia in die 23e Claſſe ſetzen. Der kleine bleibende Kelch iſt Aſpaltig und gruͤn, die einblaͤttrige, radfoͤrmig ausgebreitete, ſchmutzig-weiße Krone mit 4 rundlichen Abſchnitten, umſchließt bei der Zwitterblume 4, mit kleinen eirundlichen, blaßrothen Beuteln ver- ſehene pfriemenfoͤrmige Staubfaͤden, in deren Mitte ſich auf eirundlichem gruͤnen Fruchtknoten 4 ſtumpfe, gelbliche Narben ohne Griffel befinden, welche bei der maͤnnlichen Blume, wie die Staubfaͤden bei der weiblichen fehlen; zuweilen findet man Zwitterblumen, wo der Kelch und die Krone ſich in 5 Ab- ſchnitte theilt, und die Anzahl der Staubfaͤden wie die der Narben 5 ift. Die Frucht und der Samen. Die im September und October reifenden rundlichen, genabelten, ſcharlachrothen Beeren ſind fleiſchig, und enthalten 4 laͤngliche, braͤunlichgelbe geſtreifte, harte Samen oder Kerne; fie bleiben bis zum Fruͤhjahre an den Zweigen ſitzen. An Varietaͤten, welche man vorzuͤglich in Gaͤrten findet, giebt es: a. die buchsblaͤttrige Huͤlſe mit kleinen, rundlichen, am Rande verſilberten, mehr oder weniger rothbedornten Blaͤttern; b. die dickblaͤttrige Huͤlſe; die Blätter find dicker, gleichfoͤrmig gefägt, auf den Spitzen der Saͤgezaͤhne bedornt; die Igelhuͤlſe, bei welcher die Blätter auf dem Rande und der ganzen Oberflaͤche bedornt ſind; d. die dornloſe Huͤlſe, mit Blaͤttern ohne Dornen; e. die geſchecktblaͤttrige Huͤlſe, mit gelbgeſcheckten, rothbedornten Blaͤttern; . die gelbfruͤchtige, und g. die weißfruͤchtige Hülfe mit gelben und weißen Beeren. Beſchaffenheit des Holzes. Fein langfaſerig, knochenfeſt und zaͤhe, im Innern weiß, gelblich oder gruͤnlich, mit braͤunlichem oder ſchwaͤrzlichem Kerne hat das Holz eine ſo außerordentliche Schwere, daß es im Waſſer unterſinkt. 5 * Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Außer Europa, wo ihn vorzuͤglich die vaterlaͤndiſchen Waldungen in Weſtphalen, am Harze und in der Umgegend von Braunſchweig, ferner im Mecklenburgiſchen und Holſteiniſchen auf— zuweiſen haben, findet man dieſen Strauch auch in Japan und Virginien. Er liebt einen ſchat— tigen Stand und guten ſchwarzen oder fettigen, lehmigen, mit Sand gemengten Boden. Fortpflanzung. Unter den verſchiedenen Methoden, die Huͤlſe fortzupflanzen, iſt die Ausſaat, wobei entweder gleich die reifen Beeren, oder die durch Waſchen davon getrennten Samen in etwas dicht getretene Rinnen gezettelt und nur wenig bedeckt, aber ſchattig und friſch gehalten werden muͤſſen, die leichteſte, wie man dies in den Waldungen, wo oft ganze Gegenden davon überzogen find, zu bemerken genugſam Gele- genheit hat. Die durch Abſenker der unteren Zweige, ſo wie durch Oculiren, als wodurch die Varietaͤten ſich nur allein vermehren laſſen, iſt hingegen nicht ohne Schwierigkeit, beſonders die erſtere, da die Zweige nur ſelten Wurzeln ſchlagen. Im zweiten, auch nicht ſelten erſt im dritten Jahre erſcheinen die jungen Pflanzen mit zwei rundlichen Samenlappen, und nachdem dieſelben zwei Jahre alt geworden, 2 5 38 148 5 EN werden fie im Monat Au guſt, welches nach gemachter Erfahrung für die Verpflanzung des Ilex uͤber⸗ haupt die zweckmaͤßigſte Zeit iſt, in die Baumſchule verſetzt, wo fie bei ſtets ſchattiger Haltung noch einige Jahre bis zum Verſetzen ins Freie verbleiben. Die Pflanzung ſelbſt muß, um ſich eines guten Erfolgs uͤberzeugt zu halten, mit dem Ballen, und außerdem mit Vorſicht geſchehen, daß die Wurzeln nicht beſchaͤdigt werden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Von ſehr langſamen Wuchſe erreicht die Huͤlſe erſt mit dem 100 — 150 Jahre als Baum ihre Vollkommenheit; ihre Lebensdauer erſtreckt ſich dagegen gar oft auf 200 Jahre. Nutzen. Waͤhrend der Strauch mit ſeinen Varietaͤten Engliſchen Gaͤrten und Luſtwaͤldern zur wahren Zierde gereicht, wird er außerdem, da er die Scheere recht gut verträgt, in manchen Gegenden Eu— ropa's, vorzuͤglich in Holland, haͤufig zu lebendigen Hecken herangezogen; denn der Schutz, den dieſe ſchon durch ihre Dichtigkeit gegen Menſchen und Thiere gewaͤhren, wird durch die natuͤrlichen Waffen der Blaͤtter erhöht. Das Holz, welches polirt und ſchwarz gebeizt völlig dem Ebenholze gleicht, und im trockenen Zuſtande eine ſolche Haͤrte und Feſtigkeit erhaͤlt, daß es ſich nur mit den ſchaͤrfſten Schneide-Inſtrumenten verarbeiten läßt, wird zu mancherlei feinen Schreiner- und Drechsler-Arbeiten, als zu Fourniren, mathematiſchen und mechaniſchen Inſtrumenten, Wetzhoͤlzern fuͤr Raſirmeſſer, zu Rollen, Kloben und Raͤderwerken in hoͤlzernen Uhren u. ſ. w. benutzt. Aus der um Johannis ge- ſchaͤlten und durch zwoͤlfſtuͤndiges Kochen in Brunnenwaſſer von dem Baſte getrennten, hierauf an feuchte Orte zur ſchleimartigen Auflöfung gebrachten grünen Rinde läßt ſich mittelſt Zuſetzung von Nuß⸗ und Stein-Oel ein ſehr guter Vogelleim bereiten, der ſelbſt im ſtrengſten Winter nicht friert, und auch zu erweichenden Umſchlaͤgen bei harten Geſchwulſten verwandt wird. Die Blaͤtter benutzte man vordem eben ſo haͤufig gegen die Gicht, wie man noch jetzt zuweilen die Beeren gegen Steinſchmerzen und Kolik anwendet, oder ſich derſelben als Abfuͤhrungsmittel bedient. Die wilden Tauben, beſonders die Turteltauben, lieben fie fehr, und aus den Samen bereitet man in Corſica ein kaffeeartiges Getraͤnk. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. In den Waldungen des mittlern und noͤrdlichen Deutſchlands wird der Huͤlſenſtrauch mit Recht als eine der beſſern Holzcultur hoͤchſt nachtheilig werdende Wucherpflanze ausgerottet. Feinde und Krankheiten. Das Rothwild und die Schaafe, verbeißen den Strauch ſeiner Knospen wegen, und laſſen ihn an ungeſchuͤtzten Orten ſelten zu einer beſonderen Hoͤhe heranwachſen. Eigentliche Krankheiten kennt man nicht. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Zweig mit Bluͤthe und Frucht (Beeren); 2. der Fruchtknoten vergrößert; 3. eine Beere queer durchgeſchnitten, um die Lage der Samen zu zeigen; „ 4. ein Samenkorn. XXIX JUGLANS. Wallnuß. LINN. GEN. e d. VI. N? 1071. Claſſe XXI. MONOECIA. Ordnung VII. POLYANDRIA. Gattungs⸗Character. Die männliche Blume. Ein Kaͤtzchen, deſſen übereinander liegende einblüthige Schuppen die Stelle des Kelchs vertreten. Die Krone btheilig. Staubgefaͤße 18 — 24. Die weibliche Blume erſcheint einzeln, oder zu dreien und mehreren traubenartig, in Knos⸗ pen⸗Geſtalt. Der Kelch Aſpaltig. Die Krone äblaͤttrig. Griffel 1, mit 2, ſelten 3 zuruͤck geſchlagenen Narben. Der Fruchtknoten eifoͤrmig. Die Steinfrucht einſamig. Der Same eine harte gefurchte Nuß. 49. JUGLANS REGIA. Gemeine Wallnuß. Tafel XXXVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen wechſelweis, find aus 5 — 7, auch 9 ſehr kurzgeſtielten, ovalen, am Rande ungezaͤhnten, glattſeitigen Fiedern oder Blaͤttchen ungleichpaarig zuſam⸗ mengeſetzt; der gemeinſchaftliche Blattſtiel ziemlich lang. Synonymie. JUGLANS REGIA. Willd. Linn. IV. 1. p. 455. N. 1. — — Borkhauſen I. p. 744. Ne 134. — — Bechſtein IV. p. 372. N. 40. — — Duͤ Roi und Pott J. p. 461. Ne 1. Franz. LE NO VER. — Engl. TE COMMON WALNUT—TREE, Provinzial⸗Namen. Gemeiner, großer, auch welſcher Nuß- oder Wallnußbaum. Abbildungen. Blackwell T. 246. Cramer T. 22. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 20 — 30 Fuß und höher ohne Aſt, 1½ — 2 Fuß unten ſtark, walzenfoͤrmig, mit großer, ſtumpf kegelfoͤrmiger, dichter Krone; die Höhe des ganzen Baus 150 JUGLANS. mes beträgt 60 — 80 Fuß. Die alte Rinde aſchgrau, der Länge nach riſſig, und ſehr oft mit einem hochſchwefelgelben Flecht uͤberzogen, die juͤngere von gleicher Farbe, aber glatt, und die juͤngſte oliven⸗ braun, meiſt weiß punktirt und glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, etwas ſperrig und lang geſtreckt. Die Wurzeln. Die Hauptwurzel iſt pfahlartig und dringt auf gutem Boden 3—4 Fuß ein, die Seitenwurzeln laufen flacher 1 — 2 Fuß tief, und ſtreichen 15 — 20 Fuß, auch noch weiter vom Stamme aus. Das Blatt. Die kleinen, ſtumpf kegelförmigen, vierſchuppigen gruͤnen Knospen ſtehen wechſelweis uͤber den weißlichen Narben der im vorigen Herbſt abgefallenen Blaͤtterſtiele, und bald nach dem Er— ſcheinen der männlichen Bluͤthe (Monat Mai) brechen aus ihnen die ungleich paarig, zu 5 — 7, auch wohl zu 9 gefiederten, 12 — 16 Zoll langen, 6—7 Zoll breiten ſommergruͤnen Blaͤtter hervor. Die ſehr kurz geſtielten Fieder-Blaͤttchen, von denen regelmaͤßig zwei und zwei gegenuͤber, und zwar die kleinſten unten ſtehen, eins, das größte, aber mit langem Stiele die Spitze bildet, find ausgewachſen 3—4 Zoll lang, 1½ — 2 Zoll breit, oben ſtumpf nur wenig zugeſpitzt, am Grunde keilfoͤrmig oder ſchief abgerundet, auch wohl ſchwach herzfoͤrmig eingeſchnitten, ganzrandig, nur ſelten nach der oberen Spitze hin einzeln ſeicht gezaͤhnt, glatt, unterwaͤrts jedoch, vorzuͤglich in der Jugend, auf den ſtark erhabenen Rippen und in den Achſeln der Nerven mehr oder weniger weißlich behaart, im Fruͤhjahr und Anfang des Sommers hellgruͤn, ſpaͤterhin dunkel, und im Herbſt, wo ſie gegen Mitte Octobers der erſte Froſt abwirft, olivenbraͤunlich; der ſtarke, runde, am Grunde gerinnelte Haupt-Blattſtiel bis zu den erſten Fiedern 1 — 3 Zoll lang. Sowohl die Blätter als Knospen haben einen ſtarken, oran⸗ genartigen, angenehmen Geruch. Die Bluͤthe. Halbgetrennten Geſchlechts, erſcheinen im Monat April und Maͤrz maͤnnliche und weibliche Blumen auf einem Stamme, und zwar die männlichen immer fruͤher als die weiblichen, deren Ausbruch gewöhnlich mit dem der Blätter zugleich erfolgt. Die maͤnnliche Blume, ein unmit⸗ telbar aus den Seitenknospen der vorjaͤhrigen Triebe einzeln hervorbrechendes, abſtehendes, oder bogen⸗ foͤrmig herabhaͤngendes, 2 — 3 Zoll langes, lockeres gruͤnes Kaͤtzchen, mit uͤber einander liegenden ovalen, 5 — mal eingeſchnittenen einbluͤmigen Kelchſchuppen, unter deren jeder am Rande 18 hervorragende, kurzgeſtielte Staubgefaͤße befeſtigt ſind. Die weiblichen Blumen erſcheinen als kleine, gelbgruͤne Knos⸗ pen, einzeln, oder zu 2 — 3, auch mehreren, faſt ungeſtielt, traubenartig zuſammenſitzend, auf den Spitzen der juͤngſten Triebe. Der Kelch ift Aſpaltig oder zaͤhnig, die ſpitzige, zuweilen roͤthliche Krone Ablaͤttrig, der große, eifoͤrmige Fruchtknoten druͤſig behaart, der Griffel kurz, mit 2 auch 3 ſehr großen, umgebogenen, zerriſſenen und warzigen gruͤngelben Narben. Die Frucht und der Samen. Die Frucht eine große eiförmige, grüne, weißpunctirte glatte Steinfrucht, welche mit dicker, trockner Fleiſchhuͤlle, eine zweitheilige, runzlige und gefurchte, hart⸗ ſchalige, braͤunlichgelbe Nuß, mit einem, durch zwei größere und zwei kleinere holzichte Scheidewaͤnde, in vier ungleiche, doch nicht ganz getrennte Theile geſpaltenen, hoͤckrigen, gelblich umhaͤuteten, weißen wohlſchweckenden Kern ganz umſchließt. Sie reift im September und October, wo dann die Fleiſchhuͤlle fi) zweiklappig ſpaltet, und die Nuß gerade herah ausfaͤllt. Varietaͤten. Unter den Früchten und Nüffen bemerkt man folgende, groͤßtentheils durch den Standort des Baumes hervorgebrachte Verſchiedenheiten. die Pferde-Nuß, welche in ſchattigem Stande auf feuchtem Boden waͤchſt; zwar größer und duͤnnſchaliger, aber von nicht beſonderem, waͤſſrigen Geſchmack iſt. Die Stein- oder Gruͤbel⸗Nuß. Sie wächſt auf ſandigem, trocknen Grunde, iſt kleiner und haͤrter, als die gemeine, hat holzichtere Scheidewaͤnde, die fo tief in den Kern dringen, daß man ſie nicht ganz herausziehen kann, und einen äußerft angenehmen, füßen Geſchmack. Die ſpaͤte Wallnuß, welche erſt gegen Johannis ausſchlaͤgt. om JUG LAN S. 151 d. Die zweimal tragende Wallnuß, welche zweimal im Jahre bluͤhen und reife Fruͤchte tragen ſoll. 3 Beſchaffenheit des Holzes. An jungen Stämmen ift das Holz weiß, weich und bruͤchig, die Markroͤhre ſtark, bei alten Staͤmmen hingegen iſt daſſelbe roͤthlich-gelb, zuweilen auch gruͤnlich, dunkel⸗ geflammt und maſerig, vorzuͤglich bei den Wurzelſtöͤcken, hart, feſt, zaͤhe, kurzfaſerig und ſchwer. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Das eigentliche Vaterland des Wallnußbaumes iſt unſtreitig Perſien, und von hier aus wurde derſelbe, unter dem Namen welſcher Nußbaum uͤber Italien durch ganz Europa bis nach Finnland hinauf verbreitet, fo daß man ihn gegenwärtig überall in Deutſchland, zum Theil ſelbſt in Waldun⸗ gen, ganz beſonders häufig indeß in der Pfalz angebauet findet. Ein geſchuͤtzter, der Sonne zu: gewandter Stand, und ein ſchwarzer, fetter, lehmiger, oder Kalk- und Mergel boden iſt ihm erforderlich; zu trockner, ſandiger, oder feuchter Boden bewirkt ſein baldiges Ausgehen. Fortpflanzung. Im Herbſt (Monat October) oder Frühjahr (Monat März) werden die Nuͤſſe in geſchuͤtzter Lage und gut aufgelockertem Boden 2 Zoll tief eingeſteckt und bedeckt, worauf die jungen Pflanzen nach der Herbſtſaat im folgenden Fruͤhjahre, bei der Fruͤhjahrs-Ausſaat aber nach 8 — 10 Wochen, unter Zuruͤcklaſſung der Samenlappen, mit zwei gewöhnlichen roͤthlichen Keimblaͤttchen hervorkommen; da indeß die jungen Staͤmmchen wegen ihrer langen Pfahlwurzel nicht ohne Schwierigkeit verpflanzt werden koͤnnen, fo thut man wohl, die Nüffe gleich an dem für den kuͤnftigen Baum beſtimmten Orte einzuſtecken, oder zuvor in naſſem Sande keimen zu laſſen, und dann den Wurzelkeim vorſichtig etwas abzuſtutzen. Bei eigentlichen Pflanzſchulen werden die Nuͤſſe in Rinnen 2— 2 ½ Fuß von einander ge⸗ ſteckt, und wenn dies, wie es bei der Zaͤrtlichkeit der jungen Pflaͤnzchen am beſten, im Fruͤhjahr geſchieht, bei trocknem Wetter ſowohl vor als nach dem Keimen gelinde begoſſen; vor dem vierten oder fünften Jahre, wo erſt die Staͤmmchon zur Auspflanzung ſtark genug ſind, darf man ſie aber uͤberhaupt nicht, und dann auch nur im Sommer (Monat Juli) und mit großer Vorſicht beſchneiden, daß die Krone nicht verletzt werde, weil ſich ſonſt in die ſchwammige Markroͤhre leicht Feuchtigkeiten einſaugen, die ſpaͤterhin zur Faͤulniß Anlaß geben. So leicht auch die jungen Wallnußſtaͤmme in freier Lage vom Froſt leiden, ſo kann man ſie hiergegen durch Ueberdecken und Umbinden von Stroh doch ziemlich ſicher verwahren. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Sehr ſchnellwuͤchſig von Natur, erreicht der Wallnußbaum ſchon im 60 — Sole Jahre ſeine Voll- kommenheit, und ſeine Lebensdauer reicht ſelten uͤber 100 Jahre. Nutzen. Zur Anpflanzung als Alleebaum an Landſtraßen und oͤffentlichen Promenaden, auch in großen Gärten und überall wo feine weit ausſtreichenden Wurzeln und dicht belaubten Aeſte durch Entziehung der Nahrung, Verſchattung und Aetzung anderen Gewaͤchſen nicht nachtheilig werden, ganz beſonders aber zur Anpflanzung um Gehoͤfte auf dem Lande, wo er ſich ſchon allein, wie bekannt, als ein trefflicher Blitzableiter nuͤtzlich macht, iſt der Wallnußbaum ſowohl wegen feiner Schnellwuͤchſigkeit und ſeines kuͤhlenden Schattens, als vorzuͤglich wegen ſeines ſchaͤtzbaren Holzes und ſeiner Fruͤchte ſehr zu empfehlen, zumal er ſehr bald, gewöhnlich ſchon im 20 Jahre, Früchte trägt; die Bäume muͤſſen in⸗ deß nicht zu nahe zuſammen, ſondern wenigſtens 20 Fuß von einander entfernt ſtehen, wenn ſie gut gedeihen ſollen. Das Holz, vorzuͤglich das untere dunkele und flammige Stamm- und Wurzelholz zu Meublen, als Schraͤnken, Commoden, Tiſchen und Stuͤhlen, ferner zu Gewehrſchaͤften u. ſ. w. verar- 39 152 JUGLANS. beitet, iſt eines unſerer beften deutſchen Nutzhoͤlzer, indem es ſich nicht leicht wirft, oder reißt, eine fehr gute Politur und dem Mahagoniholze voͤllig aͤhnliche Beitze annimmt, die bis zur Schwaͤrze des Eben— holzes geſteigert werden kann, außerdem aber, wenn es nicht in der Saftzeit, ſondern im Herbſt oder Winter gefaͤllt, und vor dem Verbrauch gut ausgetrocknet worden, eine ungemeine Dauer beſitzt, wie dies die als Familienſtuͤcke von einer Generation auf die andere vererbten, zum Theil oft Zahrhun- derte alten Kleiderſchraͤnke unſerer Vorfahren beweiſen, bei denen das Nußbaumholz hoͤher in Ehren ſtand, als jetzt, wo es durch das auslaͤndiſche Mahagoniholz faſt ganz verdraͤngt iſt; nur das friſch ver— arbeitete Holz wird vom Wurm gern angegriffen. Die Hitzkraft des Holzes und der Kohle haͤlt nach oberflächlichen Verſuchen etwa das Mittel zwifchen dem Ellern- und Birkenholze. Die wohlſchmeckenden Nüffe dienen zur Verzierung der Weihnachtsbaͤume fuͤr Kinder, werden aber auch ſo gut roh wie durch Koch oder Apotheker kuͤnſtlich zubereitet, von Jedermann gern gegeſſen; bei haͤufigem Genuß ver⸗ urſachen indeß die rohen Nuͤſſe Huſten, Betäubung und, im Gegenſatze zu der Wirkung der eingemach⸗ ten gruͤnen Schale, welche magenſtaͤrkend iſt, leicht Magenbeſchwerde. Zur Maͤſtung der Truthaͤhne, deren Fleiſch davon beſonders ſchmackhaft wird, eignen ſich die Nuͤſſe nicht minder ſehr gut, doch muͤſ— ſen ſie ganz, d. h. ſammt der harten Schale eingekroͤpft werden, und ſteigt man ſodann bis dahin, daß die Haͤhne völlig fett find, bis zu einer Quantität von 12, 15 und mehreren Stuͤck taͤglich. Das Pflaumen-Muß mit der gruͤnen Schale gekocht, bekommt eine dunklere Farbe und angenehmeren Geſchmack. Das Nuß-Oel wird gleich dem Oliven-Oel an Speiſen und zur Oel-Malerei verbraucht, weniger aber zum Brennen in Lampen, weil es ſich zu ſchnell verzehrt. Mit den Oelkuchen werden die Schafe, wie auch das Rind- und Federvieh gefüttert; mit der grünen Nußſchale, der Rinde, den Blaͤttern und Zweigen wird braun und ſchwarz gefaͤrbt, und der Abſud davon toͤdtet nicht nur die Wanzen, ſondern iſt auch ein ſehr gutes Mittel die Stechfliegen von den Pferden abzuhalten. Der ge⸗ trockneten Fruͤhlings-Knospen bedient man ſich als Gewuͤrz. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Zu wenig noch in unſeren deutſchen Waldungen angebauet, laͤßt fi) über die zweckmaͤßigſte forſt⸗ liche Behandlung des Wallnußbaumes nur aus der Erfahrung bei einzelnen Anpflanzungen urtheilen, doch aber ſo viel mit Sicherheit annehmen, daß die Erziehung deſſelben zu Baumholz an dem aͤuße⸗ ren Saume des Waldes allerdings die vortheilhafteſte Art ſeines Anbaues iſt, und daß ſodann die Faͤllungszeit in die Herbſt- und Winter-Monate fallen muͤſſe. Feinde und Krankheiten. Die aͤtzende Bitterkeit des Laubes und der Rinde iſt eine ſichere Schutzwehr gegen Beſchaͤdigungen aller laubfreſſenden Thiere. Der Froſt verurſacht dagegen in ſtrengen Wintern ſtarke Riſſe in der Laͤnge des Stammes (Eisborſten), auch theilweiſes Abſterben der Zweige und Aeſte; wenn inzwiſchen nicht der Stamm ſelbſt zu ſehr gelitten hat, ſo ſchlaͤgt der Baum mit dem 2. oder Zi Jahre wie⸗ der aus. Auch an der Kernfaͤule ſterben viele Baͤume ab. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Zweig mit maͤnnlicher und weiblicher Bluͤthe; eine einzelne Schuppe des maͤnnlichen Bluͤthen-Kaͤtzchen, vergrößert; der Fruchtknoten in ſeiner Ausbildung zur Frucht; die reife Frucht mit der grünen Hülle, in natürlicher Größe; . Diefelbe der Länge nach bis auf die Nuß durchgeſchnitten; die reife Nuß im Laͤngen-Durchſchnitte, um den Kern zu zeigen; der Kern ſelbſt im Querdurchſchnitt. A m XXX. JUNIPERUS Wachholder. LINN. GEN. ed. VI. Ne 1134. Claſſe XXII. DIOECIA. Ordnung XIII. MONADELPHIA. Gattungs⸗- Character. Die männliche Blume. Ein dachziegelartig dichtgeſchupptes Kaͤtzchen. Die Krone fehlt. Staubgefaͤße 2, 3 bis 7 unter jede Schuppe. Die weibliche Blume. Ein ähnliches, etwas kuͤrzeres, nicht fo dichtgeſchupptes Kaͤtzchen, unter jeder Schuppe, auf einem eifoͤrmigen Fruchtknoten, einen kurzen Griffel, oder ſtatt deſſen Zroͤhrige Narben enthaltend. Die Frucht eine rundliche fal- ſche oder Scheinbeere. 50. JUNIPERUS COMMUNIS. Gemeiner Wachholder. Tafel XXXIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter. Immergruͤne Nadelblaͤtter mit ſtechender Spitze, welche zu dreien quirlfoͤrmig ausgebreitet oder geſpreitzt zuſammenſtehen; ungeſtielt. Synonymie. JUNIPERUS COMMUNIS. Willd. Linn. IV. 2. p. 853. N. 10. — Borkhauſen I. p. 763. Ne 140. — — Bechſtein IV. p. 751. Ne 170. —— — Burgsdorf II. 1. p. 300. N? 100. — — Dü Roi und Pott J. p. 486. N? 1. oo —— Hartig VI. 1. p. 230. 5 —— Guimpel und Hayne p. 271. Franz. LE GENEVRIER ORDINAIRE. — Engl. THE COMMON JUNIPER. Provinzial⸗Namen. Gemeiner deutſcher, auch ſchwediſcher Wachholderbeerſtrauch oder Baum, Weg-, Weck-, Rack- oder Reckholder, Jach-, Mach- und Wachhandelbaum, Feuerbaum, Krametſtrauch, Kronewecken, Dexen- oder Duxenſtrauch, Feldcypreſſe. Abbildungen. Blackwell T. 187. v. Oelhofen J. 22. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 255. Cramer T. 44. Reitter und Abel T. 100. Guimpel und Hayne T. 206. 154 JUN ERIER US. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- und baumartig, 3— Fuß hoch, 5—6 Zoll, zu— weilen 1 Fuß unten ſtark, gewöhnlich aber kruͤpplich, und mit ſehr ſperriger oder haͤngender, uneigent- licher Krone, beſonders am weiblichen Stamme; der ganze Strauch erreicht eine Höhe von 10—12, und wenn er baumartig iſt, von 20 — 30 Fuß. Die Rinde alter Stämme iſt rothgrau, der Länge nach aufgeriſſen, inwendig mit einer dichten, blaͤttrigen, weißgelblichen Baſtlage, die juͤngere rothbraun, und die der jüngften Triebe grün, von einem Nadelblatt zum andern erhaben geſtreift. 8 Die Aeſte und Zweige ſtehen ungeregelt und ſperrig, und hängen wegen ihres zarten Wuchſes mehrentheils herab. Die Wurzeln, oft ſtaͤrker als der Stamm, laufen flach auf der Oberflaͤche, oder 1— 2 Fuß tief in den Boden greifend, ziemlich weit verbreitet umher, und haben nicht ſelten merkwuͤrdige Auswuͤchſe. Das Blatt. Die Knospe klein, kegelfoͤrmig und ſpitzig, gelb- oder rothbraͤunlich. Die im— mergruͤnen Nadelblaͤtter, von welchen die juͤngſten Ende Aprils buͤſchelartig auf den Spitzen der jungen Triebe hervorbrechen, die aͤltern aber zu dreien quirlfoͤrmig geſpreitzt tiefer herabſtehen, %—%, Zoll lang, pfriemenfoͤrmig, dreiſeitig, ziemlich hart und ſtechend, am untern Ende etwas hohl, auswärts grün, inwendig weißlich, bei ſtrengen Wintern an den jungen Zweigen violettbraun; ungeſtielt. Die Bluͤthe. Sie iſt ganz getrenntgeſchlechtig, ſo daß ſich maͤnnliche und weibliche Bluͤthen auf verſchiedenen Stämmen befinden, und erſcheint im Monat Mai an den vorjährigen Trieben in den Achſeln der Nadelblätter. Das kaum merklich geſtielte, laͤnglich⸗ eifoͤrmige, dachziegelartig geſchuppte gruͤne männliche Kaͤtzchen ſteht aufgerichtet und enthält mehrentheils 10 Blumen, von denen jederzeit drei und drei als dreieckige Schuppen quirlfoͤrmig an der Achſe gegen einander über ſtehen, jede Blume aber 4 und mehrere Staubfaͤden mit hervorragenden gelblichen Staubbeuteln umſchließt; doch findet man auch männliche Kaͤtzchen, an welchen die untern 6—8 Schuppen keine Staubfaͤden enthalten, ſondern dieſe an der obern Spitze ohne Schuppendecke dicht zuſammenſitzen. Der Blumenſtaub iſt oft ſo haͤufig, daß er bei geringer Erſchuͤtterung des Stammes alle in der Naͤhe befindlichen Gegenſtaͤnde mit einem Schwefel-Puder uͤberdeckt. Die eiförmigen, abgeſtumpften, dachziegelartig geſchuppten gruͤnen weiblichen Kaͤtzchen ſchließen mit den oberen Schuppen 3, auf einem rundlichen gruͤnen Fruchtknoten ſtehende, ſehr kurze roͤhrige Griffel ein, deren ſtumpfe Narben oben mit einer Oeffnung verſehen ſind, in welcher ſich ein weißes Safttroͤpfchen zeigt. Die Frucht und der Samen. Gleich nach geſchehener Befruchtung wachſen die obern Schup⸗ zuſammen und bilden fo eine Zſamige, erbſengroße, rundliche falſche oder Schein-Beere mit gewuͤrz⸗ haft ſchmeckendem Fleiſche, die aber erſt im zweiten Jahre zu ihrer, an der blauſchwarzen Farbe Eennt: lichen Vollkommenheit und Reife gelangt, und bis zu der naͤchſtjaͤhrigen Bluͤthezeit an den Zweigen ſitzen bleibt; weshalb man in gleicher Zeit Bluͤthe, halb- und ganzreife Beeren auf einem Stamme findet. Die Samen haben eine laͤngliche Geſtalt. Varietaͤten. Als ſolche koͤnnte man den ſchwediſchen Wachholder annehmen, welcher faſt im⸗ mer einen baumartigen ſchlanken Wuchs zeigt, und längere, ſchmaͤlere, auch ſpitzi— gere Nadelblaͤtter treibt. Beſchaffenheit des Holzes. Lang- und feinfaſerig, ſehr feſt, zähe und elaſtiſch inwendig weiß⸗ lich- oder roͤthlichgelb und von ſtarkem, aromatiſchen Geruch. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt überall in Deutſchland, und zwar ganz außerordentlich häufig im Schwarzburgi— ſchen, außerdem aber im ganzen nördlichen Europa, vorzüglich in Rußland und Schweden. Er bewohnt ſowohl die Gebirge als Ebenen, verträgt ſchattige und freie Lage gleich gut, und liebt einen trockenen, ſandigen oder kalkigen Boden. > U} N IPE RN US. 155 Fortpflanzung. Sie geſchieht, befonders bei großen Anlagen, meiftens durch den Samen, indem man die Beeren im Herbſte in Rinnen legt, und dieſe etwa 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt, oder auf zuvor beackertem Boden wie das Getreide ausſaͤet und unteregget, worauf dann die jungen Pflanzen im naͤchſten und zweiten Fruͤhjahre mit drei nadelfoͤrmigen Samenblaͤttchen aufgehen; will man jedoch ſeinen Zweck in kurzer Zeit und mit weniger Muͤhe erreicht ſehen, ſo muß man, wo im Walde junge Pflaͤnzchen zu haben ſind, ſolche, wie andere Nadelholz-Pflanzen, im Herbſte oder Fruͤhjahre gleich mit dem Bollen an den für fie beſtimmten Ort ſetzen, und werden hierzu vorzugsweiſe die an ſchattigen Orten aufge⸗ wachſenen geradſchuͤſſigen Pflanzen gewählt, weil dieſe ſich mit mehr Leichtigkeit als die aus freier Lage durch Huͤlfe der Scheere nicht nur zu einer baumartigen, ſondern auch zu jeder andern beliebigen Ge- ſtalt heranziehen laſſen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Mit dem 50 — 60. Jahre hat der Wachholder als Baum feine Vollkommenheit erreicht, feine Lebensdauer erſtreckt ſich aber auf 80 Jahre und daruͤber. Nutz en. Man bauet den Wachholder als Zierpflanze in Gaͤrten, benutzt ihn aber auch mit gleichem Vortheil wie die Huͤlſe (Ilex aquifolium) zu lebendigen Hecken. Das Holz iſt wegen feiner großen Feſtigkeit und faſt an Unverwesbarkeit grenzenden Dauer, indem es von keinem Inſekt ange- griffen wird, für Inſtrumentenmacher, Schreiner und Drechsler ein hoͤchſt ſchaͤtzenswerthes Material. Das Geſtraͤuch angezuͤndet und die Beeren auf Kohlen geworfen, dient uͤberhaupt zu Raͤucherwerk, insbeſondere bei faulichten, anſteckenden Krankheiten. Der übrige Nutzen, den die Beeren in oͤkonomi⸗ ſcher Hinſicht und als Arzneimittel gewaͤhren, iſt indeß noch weit ausgedehnter. Außerdem, daß ſie als Gewuͤrz an vielen Speiſen verbraucht werden, verfertigt man aus denſelben den Wachholderſaft und Oel, mit deren Fabrication man ſich vorzuͤglich im Schwarzburgiſchen (namentlich in der Gegend von Arnſtadt und Rudolſtadt) beſchaͤftigt, von wo aus dieſe Producte durch ganz Deutſchland verſandt wer— den; ferner dienen fie zur Bereitung des Wachholderbrannteweins, in den Niederlanden unter dem Na⸗ men Genevre allgemein bekannt, fo wie fie denn auch beim Bierbrauen verwandt werden, und in Frankreich wie in Schweden machen ſich die armen Leute durch bloßes Aufgießen von Waſſer ein gefun- des Getraͤnk daraus. Die Verdauung foͤrdernd und Harn treibend, werden ſie als Heilmittel gegen Magenkrampf, Waſſerſucht und Steinuͤbel verordnet; in der Thier-Arznei-Kunde aber, als ein der Faͤul— niß entgegen wirkendes Reizmittel, bei naſſen Jahren den Schafen unters Futter geſchuͤttet oder einge— geben. Viele Singvoͤgel, wie z. B. ſaͤmmtliche Droſſeln-Arten, und unter dieſen vorzüglich die Scha— cker⸗ oder Krammetsvoͤgel, wie auch die Seidenſchwaͤnze, welche ſich zur Herbſtzeit als Zugvoͤgel ein- ſtellen, lieben ſie außerordentlich, und werden dadurch im Winter ſchaarenweiſe angelockt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Im Allgemeinen gehoͤrt der Wachholderſtrauch da, wo er dem Anbau beſſerer Holzarten hinderlich wird, unter die Unhoͤlzer oder Waldunkraͤuter, wo man ihn indeſſen nur benutzt, um den Boden fuͤr den Anbau anderer Holzarten empfaͤnglich zu machen, wie z. B. auf duͤrren, der Sonnen— hitze ausgeſetzten Flächen, iſt er oft von Werthe. Beſondere Feinde und Krankheiten ſind nicht bekannt. 40 156 FUNTPUER US. Erklärung der Abbildungen. Ein maͤnnlicher Bluͤthen-Zweig; das männliche Bluͤthen-Kaͤtzchen, ſtark vergrößert; ein weiblicher Bluͤthenzweig mit reifen Samen; ein weibliches Bluͤthen-Kaͤtzchen, ebenfalls ſtark vergrößert; . eine reife Beere im Querdurchſchnitt. S 51. )))) ⁵ ⁵ ⁵9 8 Stinkender Wachholder oder Sadebaum. Tafel XI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſind pfriemenfoͤrmig, ſtehen paarweis gegenuͤber, oder zu dreien quirlfoͤrmig, am Grunde zuſammenhaͤngend, über einander liegend, oder mit den Spitzen auswaͤrts gebogen, und gehoͤren zu den immergruͤnen Nadelblaͤttern. Synonymie. JUNIPERUS SABINA. Willd. L inn. IV. 2. p. 852. Ne 6. — ee Borkhauſen I. p. 772. N? 143. — —— Bechſtein IV. p. 754. Ne 171. —— a Duͤ Roi und Pott I. p. 504. Ne 5. —— Guimpel und Heyne p. 270. Franz. SABINIER — Engl. THE COMMON SA VIN. Provinzial⸗Namen. Sage⸗, Sadel-, Sathe-, Säben=, Segel-, Seegen-, Seven-, Sieben und Siegenbaum oder Strauch, Roßſchwanzbaum, Kindermord. Abbildungen. Blackwell T. 214. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 572. Guimpel und Hayne T. 205. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig und meiſtens ſchief oder kruͤpplich, 3 — 4 Fuß hoch, 4— 5 Zoll unten ſtark; die ganze Höhe des Strauches betraͤgt nicht über 10 — 12 Fuß, und ſeine uneigentliche Krone hat ein ſehr ſperriges, buͤſchelartiges Anſehen. Die alte Rinde graubraun und faſerig aufgeriſſen, die juͤngere roth- oder gelbbraun mit Grau gemiſcht und glatt, die juͤngſte hellgruͤn. KUNIDIPIEIROUIS. 157 Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt, meiſt abwechſelnd und, mit Ausnahme der jungen, ſich mehr anſchließenden und dicht, faſt fiederartig geſtellten Triebe, ſehr ſperrig nach unten gebogen. Die Wurzeln ſind flachlaufend und ſtark, wie bei dem gemeinen Wachholder. Das Blatt. Die kleine gelbbraͤunliche Knospe ſpitz und ſchuppig; die dachziegelartig über ein- ander liegenden, oder mit der Spitze ſperrig auswaͤrts gebogenen immergruͤnen Nadelblaͤtter paarweis gegenuͤber, auch zu dreien im Quirl ſtehend, / — ½ Zoll lang, pfriemenfoͤrmig, feinſpitzig, am Grunde abgerundet und zuſammengewachſen, oben blaͤulichgruͤn und glatt, unterwaͤrts hellgruͤn und erhaben. Die Bluͤthe. Ganz getrennten Geſchlechts, männliche und weibliche Blumen auf verfchie- denen Staͤmmen, erſcheint dieſelbe faſt in aͤhnlicher Geſtalt, nur etwas verkleinert, und die weibliche mehr hakenfoͤrmig zurückgebogen, wie bei dem gemeinen Wachholder, im Monat Mai auf den Spitzen und an den Seiten der vorjaͤhrigen Triebe. Die Frucht und der Samen. Die herabhaͤngenden, roͤthlich- auch weißlich-blau bedufteten, anfangs grünen, im zweiten Jahre (Monat September) reifenden und dann blauſchwarzen, falſchen oder Schein-Beeren aͤhneln im aͤußern und innern Bau ebenfalls denen des gemeinen Wachholders, find indeß, fo wie auch der Samen, etwas größer und nicht ganz fo rundlich. Der ganze Strauch hat einen ſehr unangenehmen, wanzenaͤhnlichen Geruch. Varietaͤten. a. mit groͤßern, cypreſſenartigen Nadeln; b. mit ſehr feinen, faſt denen der Tamariske gleichenden Nadeln; c. mit gelb- und weißbunten Nadeln, wovon oft ganze Reihen erſcheinen. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei dem gemeinen Wachholder, mit Ausnahme des Geruchs, welcher bei dieſem hier beſchriebenen Strauche ſehr unangenehm iſt, und deshalb zu dem Namen ftin- kender Wachholder Veranlaſſung gegeben hat. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Im ſuͤdlichen Eu ropa iſt Portugal, Spanien, Italien und die Schweiz das eigentliche Vaterland dieſes Strauches, doch kommt derſelbe nicht weniger in Krain, im Salzburgiſchen, auch weiter noͤrdlich, wie in den waͤrmern Gegenden von Sibirien haͤufig vor, und vertraͤgt unſer nord— deutſches Clima ſehr gut; ſein vorzüglicher Standort find ſchattige Gebirgs-Waldungen, deren Boden aus ſandigen oder kalkigen Beſtandtheilen gemengt iſt. Fortpflanzung. Sie geſchieht durch den Samen auf gleiche Weiſe, wie bei der vorbeſchriebenen Art, und erſcheint das junge Pflaͤnzchen zu gleicher Zeit und in gleicher Geſtalt wie bei jener; außerdem aber noch mit gutem Erfolg durch Ableger und Stecklinge. . Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Beides tritt um 10 — 15 Jahr früher als bei dem gemeinen Wachholder ein. Nutzen. Von ſehr geringer Bedeutung in oͤkonomiſcher Hinſicht, wiegt derſelbe die Nachtheile und oft ſehr gefaͤhrlichen Folgen nicht auf, welche durch unvorſichtigen Genuß des aus den Zweigen bereiteten öligen Getraͤnks, für Schwangere erwaͤchſt, und da ſogar liederliche Dirnen, beſonders auf dem Lande, ſich ſolchen Mittels abſichtlich bedienen, die Frucht abzutreiben, ſo ſollte auch die Anpflanzung dieſes Strauchs eben ſo wenig im Allgemeinen geduldet werden, wie der oͤffentliche Verkauf des daraus be⸗ reiteten oberwaͤhnten Getraͤnks in den Apotheken laͤngſt nicht mehr geſtattet wird. Die erſte Erfindung 158 JUNIPERUS. dieſes Mittels wird einer gewiſſen Sabine Schuld gegeben, und ſoll auch nach ihr dieſer Strauch ſeinen Namen erhalten haben. Durch den ſtarken Geruch der ins Zeug gelegten gruͤnen Zweige vertreibt man die Motten, der Landmann aber bedient ſich derſelben gegen die Wuͤrmer der Pferde, und mit dem Pulver der getrockneten Blätter werden die Auswuͤchſe alter Wunden und Geſchwuͤre vertrieben. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wie bei dem gemeinen Wachholder. Feinde und Krankheiten. Desgleichen. Erklaͤrung der Abbildung. Ein maͤnnlicher Bluͤthenzweig; ein Zweig des weiblichen Stammes mit reifen Beeren; eine reife Beere im Querdurchſchnitt; ein einzelnes Samenkorn. * 9 52. XXXL. LED UM. Porſt. LINN. GEN. ed. VI. Ne 546. Claſſe X. DECANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs- Charakter. Die Zwitterblume. Der Kelch Sfpaltig, die Krone 5öblaͤttrig. Staubfaͤden 10. Die Samenkapſel rundlich, Sfächrig, am Grunde öfach aufſpringend und vielſamig. CC Sumpf- Porſt. Tafel XLI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen ungeregelt, wechſelweis, gegenuͤber und zu dreien quirlfoͤrmig, find gleich- breit, rosmarienfoͤrmig, am Rande umgerollt, unterwaͤrts filzig und kurzgeſtielt. i Synonymie. LEDUM PALUSTRE. Wild. Linn. II. 1. p. 602. Ne 4. —— Borkhauſen II. p. 899. Ne 178. 5 . Bechſtein IV. p. 744. N. 166. Burgsdorf II. 1. p. 259. Ne 83. L E D U M. | 159 LEDUM PALUSTRE Du Roi und Pott J. p. 517. — 5 Hartig VI. 1. p. 187. — — Guimpel und Hayne p. 67. Franz. LE ROSMARIN SAUVAGE. Engl. THE SMAL WILD ROSMARX. Provinzial⸗Namen. Pors, Porſch, Poſt, Poſtkraut, Kien-, Kierin-, Kuhn- auch Tannen⸗Porſt, Kuͤhnroſt, wilder oder Moor-Rosmarin, weiße Heide, Bienen-, Hart- und Zeitheide, Bauern-, Bienen-, Läufer, Motten⸗, Mutter-, Schaben-, Wanzen- und Warzen⸗Kraut, Granze, Saug- oder Saͤuggranzen-Kraut, Sau⸗ und Saugtanne. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 329. Reitter und Abel 1.83. Guimpel und Hayne J. 51. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 6—8 Zoll hoch, ½ — 1 Zoll unten ſtark, rund, oben in mehrere Aeſte und Zweige getheilt, zuweilen aber auch fehlend; der ganze Strauch erreicht eine Höhe von 2—4 Fuß. Die alte Rinde braun und feinriſſig, die junge gruͤn, mit einem braͤunlichen Filz uͤberzogen. Die Aeſte und Zweige ftehen ungeregelt, abwechſelnd und gegenüber, find ſchlank und ſchießen, unten etwas bauchig nach außen gebogen, gerade in die Hoͤhe. Die Wurzeln ſtreichen 1 — 2 Fuß tief, 5 — 6 Fuß weit, und treiben viele Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Die im April oder Mai aus kleinen, anliegenden, ſpitzigen, braͤunlich-gruͤnen Knospen hervorbrechenden winter- oder immergrünen Blätter ſtehen in verſchiedener Richtung, haͤufig niederwaͤrts zeigend, und ohne beftimmte Ordnung, bald abwechſelnd, bald paarweis oder quitl- foͤrmig gegenuͤber, ſind 1 Zoll und daruͤber lang, bandfoͤrmig, 1½— 2 Linien breit, ſteif, anfangs flach, ſpaͤterhin am Rande nach unten umgerollt, ungezaͤhnt, oben ſtumpf zugeſpitzt, am Grunde ver⸗ ſchmaͤlert ablaufend, die Oberflaͤche durch tiefliegende Adern runzlich, und glaͤnzend dunkelgruͤn, unterwaͤrts von einer ſtark erhabenen Mittelrippe und vielen Seitenadern durchzogen, anfaͤnglich weiß, dann roſt⸗ braunfilzig; der Stiel 2— 3 Linien lang. Die Bluͤthe iſt zwitterlich und erſcheint als ſchoͤn geſtaltete Schirmtraube, von betaͤubendem, unangenehmen Geruch, im Juni auf den Spitzen der jungen Triebe. Die ½ — 7 Zoll langen, duͤn⸗ nen Blumenſtiele fein behaart, der Kelch klein, 5fpaltig und grün, die flach ausgebreitete Krone 5sblaͤtt— rig und weiß, die etwas hohlen Blaͤtter verkehrt eifoͤrmig; der Fruchtknoten laͤnglichrund und grün, der Griffel lang, umgeben von 10 gleichlangen, fadenartigen, weißen Staubfaͤden mit weißlichen Staub⸗ beuteln, die Narbe ſtumpf und öslappig. Die Frucht und der Samen. Die noch mit dem bleibenden Kelch verſehene, abwaͤrts haͤn⸗ gende Samenkapſel laͤnglich, seckig und sfaͤchrig, vor der Reife (im October) gelbbraͤunlich, mit vielen weißen Punkten uͤberſtreut, dann roſt- oder dunkelbraun. Der in den Faͤchern befindliche viele, aͤußerſt kleine, laͤngliche, oben zugeſpitzte braͤunliche Samen fällt bei dem, am Grunde des Kelchs er— folgenden Sfpaltigen Aufſpringen der Kapſel aus, und wird als ein Spiel der Winde weit fortgetrieben. Beſchaffenheit des Holzes. Langfaſerig und zaͤhe, inwendig weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt im noͤrdlichen Deutſchland, namentlich auf dem Harze, und ganz beſonders in der Umgegend von Bremen und Verden, wie uͤberhaupt im noͤrdlichen Europa (Schweden u. 50 w.), in Aſien und America auf Torfbruͤchen, Moraͤſten und Sümpfen. 41 160 EE D UM. Fortpflanzung. Im natürlichen Zuſtande verbreitet ſich dieſer Strauch durch Samen und Wurzelbrut außeror— dentlich ſchnell, fo daß ſehr bald ganze Flächen davon uͤberzogen werden; ſehr ſchwierig und von kurzer Dauer iſt indeß ſeine kuͤnſtliche Vermehrung, die bis jetzt nur durch Auspflanzung mit dem Torfballen in ein dem Mutterboden durch Kunſt ähnlich bereitetes Erdgemenge von Sand, Moos und Torferde in feuchter We hat gelingen wollen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Wee e Er waͤchſt 6—8 Jahre bis zur eigentlichen Vollkommenheit, und feine Lebensdauer erſtreckt ſich auf 12— 15 Jahre. Nutzen. Als Zier-Pflanze moͤgte die artig geſtaltete, honigreiche Schirmblume der einzige Theil des ganzen Gewaͤchſes ſein, der einige Empfehlung verdiente, wenn ihr Geruch, der beſonders im Sommer und Herbſt ſehr ſtark iſt, weniger unangenehm wie der aller übrigen Theile deſſelben wäre. In of— ficineller Hinſicht if dieſer Strauch fruͤherhin vorzuͤglich als krampfſtillend verordnet, auch wegen feiner berauſchenden Kraft haͤufig ſchon ſtatt des Hopfens beim Bierbrauen verwandt. Der uͤble Geruch der grünen Zweige vertreibt Motten und Wanzen, und das aus denſelben gekochte Waſſer die Läufe vom Rindvieh und von Schweinen. Die Zweige im Fruͤhjahr beim Ausbruch der Knospen abgeſchnitten, getrocknet und in der Lohmuͤhle zerſtampft, geben eine vortreffliche Gerberlohe, das aus denſelben ge⸗ zogene Oel mit dem Oel der Birkenrinde vermiſcht, dagegen mittelſt Einreibens dem Juchtenleder den bekannten ſtarken Geruch. Fuͤr das Elennwild iſt das Geſtraͤuch eine Lieblings-Aeſung. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Außerdem, daß der Strauch zur Bildung des Pflanzen-Torfs weſentlich beitraͤgt, iſt kein forſt⸗ licher Nutzen bekannt, vielmehr wird derſelbe den Waldunkraͤutern beigezaͤhlt. Eigentliche Feinde und Krankheiten giebt es wohl nicht. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig mit alten Samenkapſeln; der nackte Fruchtknoten mit dem Griffel und den männlichen Staubgefaͤßen, vergrößert; die geſchloſſene reife Samenkapſel; dieſelbe aufgeſprungen, etwas vergroͤßert; und ein Samenkorn mit der häufigen Hülle, ſtark vergrößert. * * 9 XXXIL LIGUSTRUM. Liguſter. LINN. GEN. ed. VI. Ne 367. Claſſe II. DIANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungsd- Character, Die Zwitterblume. Der Kelch einblättrig, glockenfoͤrmig, Amal ſchwach gezähnt. Die Krone einblaͤttrig, trichterfoͤrmig, in 4 Abſchnitte getheilt. Staubgefaͤße 2, in⸗ wendig an der Krone befeſtigt. Griffel 1, kurz. Die Narbe geſpalten. Die Frucht eine kugelige, glatte, 4faͤchrige, Afamige Beere. 5% LIGUSTRUM VULGARE. Gemeiner Liguſter. Tafel XIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter lanzettfoͤrmig, ſtumpf zugeſpitzt, ſtehen gepaart gegen einander uͤber und ſind kurz geſtielt. Synonymie. LIGUSTRUM VULGARE. Willd. Linn. I. 1. p. 41. Ne 1. — Borkhauſen II. p. 1011. Ne 242. — — Bechſtein IV. p. 583. N? 16. — —ͤ— Burgsdorf II. 1. p. 223. Ne 44. — — Duͤ Roi und Pott J. p. 523. Ne 1. ei ann Hartig VI. 1. p. 163. 5 5 Guimpel und Hayne p. 9. Franz. LE TROENE COMMUN. — Engl. TE COMMUON Prıver. Pro vinzial⸗Namen. Kain-, Rein⸗ oder Rhein- auch Roͤhrenweide, Reinbeerbaum, Rheinbeſing, und Reinbeſingbeerſtrauch, Reinwunder, Spaniſche Weide, wilde Weide, Caſſelſche Weide, Mund-Weide, Schul- und Zaunweide, Bahn⸗„Ban⸗, Bein-, Geis⸗, Greis⸗, Gries, Heck-, Hel-, Kahl-, Kehl-, Kleinweiden-, Weinbein- und Weißbeinholz, Bein-, Geis, Glas-, Gries, Roͤhren- und Weidenhuͤlſe, Beinhoͤlzle, deutſches Braun— und Braͤunheil, Dinten- oder Eiſenbeerſtrauch und Staude, weißer und unaͤchter Hartriegel, Hartreder und Haͤrtern, Ken⸗, Kern⸗, Kien⸗ und Klingerten, Kerngerſte, Gruͤn-, Gruͤnfaul-, Gruͤnſel- und Heckenbaum, Chingert, Gimpelbeerſtaude, Henne-, Hunds⸗ und Scheißbeere. 162 LIST RAUM. Abbildungen. g Blackwell T. 140. Miller T. 162. 2. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 344. Cramer T. 42. Abel und Reitter T. 43. Gu impel und Hayne J. 1. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 3—4 Fuß hoch, 4— 5 Zoll unten ſtark, in viele dicht ſtehende Aeſte und Zweige zertheilt; der ganze Strauch wird 10 — 12 Fuß hoch, hat ein freund- liches, buſchiges Aeußere und treibt viele Wurzel- oder Nebenſchuͤſſe. Die alte Rinde braͤunlichgrau oder graubraun und glatt, die jüngere aſchgrau, einzeln weiß punktirt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen theils, beſonders die letzteren, gegenuber, theils ungeregelt, und haben einen ziemlich angeſchloſſenen Wuchs. Die Wurzeln, deren aͤußere Rinde ein ſchwaͤrzliches Anſehen hat, ſtreichen 1 — 4 ½ Fuß tief und 8 — 10 Fuß weit vom Stamme. Das Blatt. Die gegenuͤber ſtehenden Knospen, klein und rundlich, wenig zugeſpitzt, vierſchup⸗ pig und braun. Die oft ſchon Ausgangs Maͤrz erſcheinenden, etwas aufgerichteten ſommergruͤnen Blätter find 2 Zoll lang, über % Zoll breit, lanzettfoͤrmig, kurz zugeſpitzt, am Rande wie auf beiden Flaͤchen glatt, dick und feſt, oberhalb dunkelgruͤn und glaͤnzend, unten hellgruͤn und matt, von einer erhabenen, oben tiefliegenden Mittelrippe der Laͤnge nach durchzogen und kurzgeſtielt, faͤrben ſich gegen den Spaͤtherbſt hochgelb, zuweilen roſtbraun, und fallen im November ab, bleiben aber auch oft, vor- zuͤglich die juͤngern, in gelinden Wintern und da wo der Strauch geſchuͤtzt ſteht, ohne ihre grüne Farbe zu verlieren, oder ſolche in Roth auch Violett verändernd bis zum naͤchſten Fruͤhjahr ſitzen. Die Bluͤthe. Bluͤthen- und Zweig-Knospen weit ſtaͤrker als die Blattknospen, ſechsſchuppig, vierkantig, gleichmäßig in eine kurze Spitze ablaufend und rothbraun. Die zu Ende Junius oder Anfang Julius auf den Spitzen der jungen Triebe in aufgerichteter, eirundlicher Trauben- oder Straus⸗Geſtalt erſcheinenden zwitterlichen Blumen, deren angenehmer Geruch, wo mehrere Staͤmme zuſammenſtehen, die nahe Luft erfüllt, find kurzgeſtielt, und am Grunde des Stieles mit einem bald ab- fallenden, lanzettfoͤrmigen Deckblaͤttchen verſehen. Der kleine Kelch glockenfoͤrmig, einblaͤttrig, in 4 ſeichte, ſtumpfe, zahnaͤhnliche Abſchnitte getheilt, und hellgruͤn, die trichterfoͤrmige, einblaͤttrige Krone mit 4 flach ausgebreiteten, laͤnglich⸗eifoͤrmigen, blattaͤhnlichen Abſchnitten, milchweiß, innerhalb derſelben 2 kurze weiße Staubfaͤden, mit großen, eirunden, gefurchten, blaßgruͤnlich-gelben Staubbeutel angeheftet, auf dem rundlichen gruͤnen Fruchtknoten ſteht ein weißer Griffel mit rundlicher, oben eingeſchnittener Narbe. Die Frucht und der Samen. Die Frucht eine rundliche, oben etwas gedruͤckte, Anfangs gruͤne, zur Zeit der Reife, im October, ſchwarze, dickhaͤutige Beere, deren braunrothes bittres Fleiſch 2 oder 3 eifoͤrmige, auf einer Seite platt gedruͤckte, glänzend ſchwarzbraune Samen mit weißem Kern umſchließt. Varietaͤten. a. der buntblaͤttrige Liguſter mit ſchoͤn gelb- oder weißbunten Blaͤttern; b. der immergruͤne Liguſter mit ekwas ſchmalern und ſpitzigern ausdauernden Blättern. Beſchaffenheit des Holzes. Weiß mit weißlicher Markroͤhre, feinfaferig, glatt, zaͤhe und außer⸗ ordentlich hart, an jungen Schuͤſſen ſehr biegſam und elaſtiſch. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt ganz Europa, ſo wie das nördliche Aſien, und findet ſich in Deutſchland, wenn auch nicht grade beſonders haͤufig, doch uͤberall in den Vorbergen, Feldhoͤlzern und Hecken. Ein mit Sand gemengter lockerer, leichter Boden iſt ihm der liebſte, doch kommt derſelbe auch in jedem nicht zu naſſen oder trocknen Boden gut fort. LIGUSTRUM. 163 a Fortpflanzung. Man bezweckt dieſelbe ſowohl durch Ausſaat, als durch Wurzelbrut, Ableger und Stecklinge. Bei der erſteren Art der Vermehrung wird der im Herbſt geſammelte, an einem trockenen Orte bis zum Fruͤhjahr aufbewahrte Samen auf friſchem Boden einzeln in flache Rinnen gezettelt und bedeckt. Nach Verlauf eines Jahrs, alſo im naͤchſten Fruͤhjahre, erſcheinen ſodann die jungen Pflanzen mit zwei eirundlichen Samenblaͤtt— chen uͤber der Erde, und nachdem fie 4— 5 Zoll hoch geworden, werden fie in die Pflanzſchule, aus dieſer aber bei einer Höhe von 1— 1½ Fuß im Fruͤhjahre weiter an ihren eigentlichen beſtimmten Platz verſetzt. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Der Strauch waͤchſt 15 — 18 Jahre, bevor derſelbe feine eigentliche Vollkommenheit erreicht hat, und dauert über 25 —30 Jahre bei voller Geſundheit aus. Nutz e n Sowohl der ziemlich raſche, unter Anwendung der Scheere dicht verzweigte Wuchs, als die artigen Blaͤtter und Bluͤthen empfehlen den Liguſter als Zierſtrauch bei Anlegung von Boskets, wie nicht weniger zu lebendigen Hecken, Lauben und Verdeckungen der Mauern und Waͤnde alter Ge— baͤude. Des Holzes bedienen ſich die Drechsler und Schnitzler zu Fertigung mancherlei Geraͤthſchaften, die Schuhmacher aber zu Pfloͤcken, und die jungen biegſamen Zweige dienen zu Wieden, Baͤndern und feinen Korbgeflechten; es hat einen hohen Hitzgrad, und die Kohle eignet ſich vortrefflich zur Be— reitung des Schießpulvers. Sowohl mit dem Holze als der Rinde faͤrbt man die Wolle gelblich, außerdem aber ruͤhmte man wohl ehedem Blaͤtter und Beeren in Waſſer gekocht als ein wirkſames Mittel zum Gurgeln bei Hals-Entzuͤndungen. Die Beeren liefern ferner durch Zuſetzung von Saͤuren, Salzen und ſonſtigen Beſtandtheilen verſchiedene Farben; wie z. B. mit Eiſenvitriol, Alaun und Gummi eine treffliche Dinte zum Schreiben, mit Eiſen- und Kupfervitriol blau, mit Sode braun, mit Glau⸗ berſalz und Salmiakgeiſt roth, mit Urin purpur, und mit Potaſche gruͤn. Mit dem rothen Safte faͤrbt man großentheils die Weine. Aus den Bluͤthen ſaugen die Vienen Honig. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Gehoͤrt unter die geringen Schlaghoͤlzer, und wird als ſolches da, wo er in den Forſten vorkommt, am vortheilhafteſten bei 15 — 20jaͤhrigem Umtriebe, in welchem er am ſtaͤrkſten vom Stock und aus den Wur⸗ zeln treibt, bewirthſchaftet. Die Hiebszeit iſt der Fruͤhjahrs-Monat Maͤrz, ſpaͤteſtens Anfang Aprils. Feinde und Krankheiten. Unter erſtere moͤgten die Raupen des Liguſter- und Hummel-Daͤmmerungsfalters (Sphinx Ligustri und Sphinx bombyliformis) fo wie der im ſuͤdlichen Deutſchland heimiſche Blaſen-Pfla— ſterkaͤfer (Lytta vesicatoria) zu rechnen fein, welche ſaͤmmtlich die Blätter und jungen Triebe zerfreſſen. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; i a eine aufgeſchnittene Blumenkrone mit den zwei maͤnnlichen Staubgefaͤßen, und ein einzelnes Kronenblatt mit einem Staubgefaͤße, beides vergroͤßert; der Fruchtknoten mit dem Griffel, desgl. vergroͤßert; ein Zweig mit reifen Beeren; eine durchgeſchnittene reife Beere, um die Lage der Samenkoͤrner zu zeigen, und ein einzelnes Samenkorn, beides in natuͤrlicher Groͤße. * * 9e m 42 XXXIII. LONICERA. Lonicere. LINN. GEN. e d. VI. N? 233. Claſſe V. PENTAND RIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterbluͤthe. Der Kelch klein, 5zähnig, am Grunde von mehreren Deckblaͤttchen umgeben. Die Krone lang⸗roͤhrenfoͤrmig, oben 2lippig geſpalten. Staubfaͤden 5. Griffel 1. Die Narbe rundlich. Die Frucht eine 2—4faͤchrige, vielſamige Beere. 54. LONICERA PERICLYMENUM. Deutſche Lonicere. Tafel XLIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter laͤnglich⸗eirund, meiſtens unverwachſen gegenuͤberſtehend, kurzgeſtielt. Synonymie. LONICERA PERICLYMENUM. Willd. Linn. I. 2. p. 984. Ne 6. —— Bechſtein IV. p. 741. N: 135. —— Bugs dorf II p 227 N71. — Dü Roi und Pott I. p. 545. Ne 1. —— Hartig VI. 1. p. 169. Ne 5 — — Guimpel und Hayne p. 17. CAPRIFOLIUM VULGARE. Borkhauſen II. p. 984. Ne 6. — GERMANICUM. Franz. LE CHEVRE-FEUILLE D’ALLEMAGNE. — Engl. Tuer WIID HonxEY-Sucktr. Provinzial: Namen, Gemeine oder geſchlungene, auch Geisblatt-Lonicere, wildes, gemeines, rauhes oder glattes, auch getrenntblaͤttriges Wald-Geisblatt, wildes Caprifolium, Geisblatt, Geis-, Wald-, Speck⸗, Baumz, Dorn⸗ und Zaun⸗ Lilie, wilde Ranken, Waldwinde, Waldrebe, Waldmeiſter, Waldgilgen, wildes oder deutſches Jelaͤngerjelieber, Zaun- oder Heckenkirſchen, Klem-, Konfort- und Gilgen-Alfranken, Georgen⸗ und Jericho-Roſen, Mennikenskraut. Abbildungen. Blackwell J. 25. Kerner Abbild. ökon. Pfl. T. 442. Reitter und Abel J. 71. Guimpel und Hayne J. 7. a LONICGER’A. 165 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, an Baͤumen, Hecken und Zaͤunen, auch anderen Gegenſtaͤnden empor rankend, oder liegend, 1—5 Fuß lang, 1— 2 Zoll unten ſtark, oft fehlend und gleich über der Wurzel in mehrere Aeſte zertheilt; die Höhe des ganzen Strauchs beträgt 15 — 20 Fuß. Die alte Rinde grau und glatt, oder, beſonders am unteren Stamme, blaͤttrig aufgeriſſen, die juͤngere braͤunlich, auch gruͤnlich, mehr oder weniger weiß behaart. Die Aeſte und Zweige ſtehen zuweilen ungeregelt, meiſtens aber Seite wechſelnd paarweis gegen einander uͤber, beſonders die juͤngeren, und ſind, wie der Stamm, rankend. Die Wurzeln laufen ſehr flach, kaum ½ Fuß tief, wuchern indeß 20 — 30 Fuß auch weiter nach allen Seiten fort, und treiben haͤufige Ausſchuͤſſe, ſo daß nicht ſelten ganze Strecken davon uͤber— zogen werden. Das Blatt. Die gegenuͤber in den Winkeln der vorjaͤhrigen Blaͤtter ſtehenden Knospen ei— foͤrmig, meiſt 4 — 6ſchuppig, am Grunde braͤunlich, oben mattgruͤn. Die gleichfalls gegenüber ſtehenden fommergrünen Blätter, deren Ausbruch Ausgangs März oder im April erfolgt, ausgewachſen 3—4 Zoll lang, 2 — 2%, Zoll breit, laͤnglich-eirund, am Grunde keilfoͤrmig, oben ſtumpf zugeſpitzt, auf beiden Flächen, wie an dem zuweilen etwas nach unten umgerollten Rande glatt, oberwaͤrts dun— kelgruͤn, der Länge nach von einer flachen, gelblichen Mittelrippe durchzogen, unten mattgruͤn, die Mittelrippe und vielen Seitenadern ſtark erhaben und weiß, die jüngften Blätter zottig weiß behaart; fie faͤrben ſich gegen Mitte Octobers gelblich oder blutroth und fallen ab, oder bleiben auch wohl, vorzüglich die juͤngern, bei gelinden Wintern an den Zweigen hängen. Der Blattſtiel an den untern Blättern J Zoll lang, an den oberen, etwas verwachſenen, zunaͤchſt unter der Bluͤthe aber fehlend. Die Bluͤthe, welche aus den oberen Spitzblaͤttrn vom Monat Juni bis Ausgang Auguſts auf langen, rundlichen Stielen hervortreibt, iſt zwitterlich, bildet gewoͤhnlich drei Koͤpfe, von denen der mittelſte, der größefte und blumenreichſte, wiederum aus drei, dicht über einander fiehenden, am Grunde von zwei großen und zwei kleinen Deckblaͤttchen unterſtuͤtzten öblumigen Quirlen zuſammengeſetzt ift, fo daß der ganze Kopf 18 Blumen faßt, die zu den Seiten ſtehenden zwei kleineren Köpfe dagegen, jeder in zwei Quirlen, nur 12 Blumen enthalten, und verbreitet einen ſehr angenehmen Geruch. Der Blumenkelch klein, 5zähnig und gruͤn, die Krone lang roͤhrenfoͤrmig, nach oben etwas gebogen und ſich erweiternd, Llippig zuruͤckgeſchlagen oder gerollt, die Oberlippe Amal rundlich und kurz eingefchnit- ten, die Unterlippe ganzrandig abgerundet und haarig, aͤußerlich hochroth, faſt violett, inwendig weiß, und am Grunde mit kleinen, rundlichen, weißen Honigbehaͤltniſſen beſetzt; der Fruchtknoten eifoͤrmig und gruͤn, der bogenfoͤrmig lang herausragende Griffe weiß, mit runder, gruͤnlicher Narbe; die 5 kuͤr—⸗ zeren weißen Staubfaͤden mit laͤnglichen, gerieften, gelben Staubbeuteln verſehen. Die Frucht und der Samen. Die meiſtens aus fo vielen ungeſtielten, erbſengroßen, rund⸗ lichen, ſchwarz genabelten rothen Beeren als Blumen zuſammengeſetzte walzen- oder kopffoͤrmige Frucht reift im Auguſt und S eptember; jede der Beeren enthält in einem rothen, etwas gummoͤſen Safte 2—4 plattgedruͤckte Samen von gelblicher Farbe. Varietaͤte n. Der Strauch varürt mit Blaͤttern und Bluͤthen; denn es giebt dergleichen mit laͤnglich⸗eirunden, faſt lanzettfoͤrmigen Blättern; mit buchtig, eichenblattaͤhnlich eingeſchnittenen Blaͤttern (das eichenblaͤttrige Geisblatt), und mit gelb und weiß gefleckten oder geraͤnderten Blaͤttern; ferner mit bleichrothen, oder fleiſchfarbenen, und und f. mit gelben oder weißen Bluͤthen. = = mo ® 166 E N DGHRSA. Das Holz lang-grobfaferig und dicht, auf dem Schnitt weiß; die jungen Schößlinge und Zweige beſitzen eine große Biegſamkeit. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt uͤberall im mittleren Europa, wie auch, wenn gleich ſparſam, in Daͤnemark, Schweden und Rußland, mithin nicht weniger in ganz Deutſchland, vorzuͤglich an den Vorber⸗ gen, in Feld- oder Buſchhoͤlzern und Hecken wild. Nimmt mit jedem auch noch ſo mageren Boden vorlieb, wenn dieſer nur nicht zu naß iſt, oder aus reinem Sande beſteht; denn man trifft den Strauch ſowohl in Steingeröllen als Bruͤchern an, wo er, in ſofern die flachen Wurzeln nur einiges Erdreich gewinnen Eönnen, an Felſen und Ellern-Stangen freudig emporſchlingt. Fortpflanzung. Sie geſchieht ſowohl durch den Samen, welcher im Herbſt und Fruͤhjahr auf lockerem, guten, ſchattigen Boden flach ausgeſaͤet wird, als auch, und zwar mit groͤßerer Leichtigkeit, durch Ableger, Stecklinge und Pflanzung junger Schoͤßlinge. Der Samen liegt bei der Herbſtausſaat 8 Monat, bei der Fruͤhjahrs-Saat aber über ein Jahr in der Erde, und keimt ſodann mit 2 eirundlichen Sa⸗ menblaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Erreicht feine Vollkommenheit in 10 — 12 Jahren, dauert indeß 20 — 30 Jahre aus. Nutz en. Der raſche rankende Wuchs dieſes Strauchs und der angenehme Geruch ſeiner Bluͤthen, machen ihn zu einer der vorzuͤglichſten Zierpflanzen, deren man ſich bei Anlegung von Luſtgebuͤſchen, Lauben und dieſen ähnlichen Bogengaͤngen, fo wie zur Bekleidung der Wände u. f. w. bedient; die duftenden honig⸗ reichen Bluͤthen locken indeß viele Inſecten, vorzuͤglich die Gattung der Nachtfalter herbei, welche flat⸗ ternd mit ihrem langen Saugrüſſel Nahrung aus denſelben ziehen. Das Laub freſſen Schafe und Ziegen, beſonders die letzteren gern, woher der Strauch den Namen Caprifolium erhalten hat. Die Beeren ſind eine Lieblingsſpeiſe mancher Singvoͤgel, wie unter andern der Miſteldroſſel und Garten⸗ grasmuͤcke. Der Saft faͤrbt blaues Papier hochroth und ſoll purgiren. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. So wenig auch dieſer Strauch einzeln in gut beſtandenen Waldungen ſonderlich nachtheilig wird, ſo gehoͤrt derſelbe doch da wo er ſich auf freien Plaͤtzen in Menge findet und den jungen Pflanzen beſſerer Holzarten hinderlich wird, unter die ſogenannten Forſt⸗Unkraͤuter. 7 Feinde und Krankheit. a a Außer den Schafen und Ziegen zerfreſſen die Blaſen-Pflaſterkaͤfer (Lytta vesicatoria) und andere Inſecten die Blaͤtter. Krankheite n, außer denen, welche hierdurch entſtehen, ſind nicht bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Zweig mit der Bluͤthe; f » 2. ein kleiner Zweig mit reifen Beeren; 3. zwei Samenkoͤrner, ſaͤmmtlich in natürlicher Größe. ON GERA. 167 55. LONICERA CAPRIFOLIUM. Durchwachſene Lonicere. ae e, b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter theils getrennt gegen einander über ſtehend, eiförmig, ſtumpf zugeſpitzt und kurzgeſtielt, theils in der Mitte verwachſen und ungeſtielt, theils, die oberſten Blätter, dergeſtalt ſcheibenartig verwachſen, daß fie von dem Stengel gleichſam durchſtochen erſcheinen; am Rande und auf beiden Flaͤchen glatt. Synonymie. LONICERA CAPRIFOLIUM. Willd. Linn. I. 2. p. 982. N. 1. en en Bechſtein IV. p. 713. N. 136. — — Duͤ Roi und Pott I. p. 548. N? 2. — Guimpel und Hayne p. 16. CAPRIFOLIUM ITALICUM. Borkhauſen II. p. 1037. und 1676. N? 251. Franz. LE CHEVRE-FEUILLE D’ITALIE. — Engl. Tue ITALIEN HONEY-SUCKLE. Provinzial-Namen. Durchwachſenes, welſches oder italiaͤniſches Geisblatt, welſche oder durchwachſene Specklilie, Gar⸗ ten⸗Jelaͤngerjelieber, Durchwachs, Gilgenkonfort, Waldlilie, Waldwinde, Zaͤunling. Abbildungen. Kerner Abbild. ökon. Pfl. T. 31. Guimpel und Hayne J. 6. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, in die Höhe rankend oder liegend, 1— 5 Fuß lang, 1—3 Zoll unten ſtark, auch fehlend, und nahe uͤber dem Boden in Aeſte zertheilt; der ganze Strauch wird 20 — 30 Fuß hoch. Die alte Rinde roſtgrau, unten am Stamme aufgeriſſen, die jüngere braͤunlichgelb oder hellgruͤn und glatt. Aeſte, Zweige und Wurzeln wie bei der vorhergehenden Art. Das Blatt. Stand, Geſtalt und Zeit des Aufbruchs der Knospe wie bei der deutſchen Lonicere; die fommergrünen Blätter unterſcheiden ſich jedoch dadurch, daß fie mehr ſtumpf geformt und Fürzer geſpitzt, daß ferner nur die unteren etwas geſtielt, die folgenden dagegen in der Mitte, und die ober— ſten zwei überhaupt dergeſtalt zuſammengewachſen und verwachſen find, daß fie ein einziges fcheiben- artiges, ovales, hohles Blatt bilden, deſſen Mittelpunkt von dem Bluͤthen-Stengel gleichſam durchſtochen erſcheint; auch find fie auf der unteren Flaͤche weniger ſtark geadert. Die Bluͤthe, welche früher, ſchon im März erſcheint, unterfcheidet ſich von der deutſchen Lonicere gewöhnlich durch ihre hellere, mehr fleiſchfarbene Roͤthe, auch ſtehen die 2 oder 3 Blumen-Quirle, von denen die unteren dicht auf den Blaͤttern ſitzen, nicht ſo gedraͤngt zuſammengeſchoben, wodurch das 168 LO NICE R A. Ganze die bei jener eigentliche Kopf-Form verliert, und faſt regenſchirmartig wird, die Oberlippe der roͤhrigten Krone iſt ferner gewoͤhnlich nicht 4, ſondern nur Zmal ſeicht -eingefchnitten. Die Frucht und der Samen wie bei der vorhergehenden Lonicere, die Beeren ſind aber etwas laͤnglicher, hellroͤther, und ſtehen, wie die Bluͤthe, in mehr getrennten Quirlen. Beſchaffenheit des Holzes. Iſt dieſelbe wie bei jener. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt nicht nur im ſuͤdlichen Europa, Italien und Frankreich, ſondern auch in Oeſter— reich, Krain, Boͤhmen und der Pfalz bis in's noͤrdliche Deutſchland an Weinbergen, ſonnigen Anhoͤhen, in Waldungen, Hecken und an Zaͤunen wild, und nimmt mit jedem nicht zu naſſen oder duͤrren Boden vorlieb; ein lockerer Kalkboden iſt ihr indeß der liebſte. Fortpflanzung, Alter der ee und moͤgliche Lebensdauer auch Nutzen, forſtwirthſchaftliche Duke Feinde und Krankheiten, ganz wie bei der vorhergehenden Art, wobei noch zu bemerken iſt, daß die zuweilen abſterbenden Aeſte und Zweige durch neuere, aus den Wurzeln bald wieder erſetzt werden, und daß ſich dieſer Strauch durch den noch angenehmeren Geruch ſeiner Bluͤthen vorzugsweiſe zum kuͤnſtlichen Anbau in Gärten ꝛc. qualificirt. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein Bluͤthenzweig; 2. eine aufgeſchnittene Blumenkrone mit den männlichen Staubgefaͤßen, etwas, und » 3. ein maͤnnliches Staubgefaͤß beſonders, ſtark vergrößert; » 4. der Fruchtknoten mit dem Griffel, ebenwohl ſtark vergrößert; » 5. ein kleiner Zweig mit reifen Beeren; » 6. eine einzelne Beere im Querdurchſchnitt, um die Lage der Samen anſchaulich zu machen; » 7. ein Samenkorn. 56. LONICERA XYLOSTEUM. Gemeine Heken- Konicere. Tafel XLIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen unverwachſen gegen einander über, find eirund zugeſpitzt, ganzrandig, feinbehaart und geſtielt. Synonymie. LONICERA XYLOSTEUM. Willd. Linn. I. 2. p. 986. Ne N N Bechſtein IV. p. 644. Ne 66. TAOFENFTEICHENR AL, 169 LONICERA XYLOSTEUM. Burgsdorf II. l. p. 226. N. 46. — er: Dü Roi und a DS N —— —— Hartig . pe 167 N 5 Guimpel und Hayne p. 19. XYLOSTEUM VULGARE. Borkhauſen II. p. 1038. N? 252 und p. 1680. Franz. LE CHAMAECERISIER DES HAIES. — Engl. Tue FLY HONEY SucKLE. Provinzial-Namen. Gemeine, rothbeerige, auch Fliegen-Heckenkirſche, Ahl-, Floh-, Fluͤh-, Fluͤck⸗, Hunds- oder Hunds⸗ beer⸗, Laͤuſe-, Purgir-, Zune, Teufels-, Zaun- und Zwergkirſchenſtrauch, Baum-Walpurgismeien, Wel⸗Wolpermei, Wolſpertmei, Wolpermei, Bein-, Beinroͤhr-, Buͤn-, Frauen-, Maͤrter-, Mettern⸗, Mutter-, Roͤhr⸗, Soͤhl- und Sellen-, Teufels-, Teufelsmartern-, Tabacksroͤhr- und Zweckholz, Zaͤum⸗ ling, Haͤrtern, Weißroͤhrle, Berg-, Brech-, Grimſen- auch Waldwinde, Waldrinde, Faß⸗ und Foßpie⸗ pen, falſche Schießbeere, Sproͤtzern und Stroͤtzern. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 330. Abel und Reitter T. 46. Cramer J. 40. Guimpel und Hayne I. 9. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1—1Y, Fuß lang, 1½— 2 Zoll fiber der Wurzel ſtark, oft ganz fehlend, wo dann mehrere Aeſte neben einander aus dem Wurzelſtocke aufſchießen; der Strauch erreicht überhaupt nur eine Höhe von 6— 10 Fuß. Die obere Rinde älterer Stämme weiß— lich rothgrau, etwas gefurcht und blaͤttrig, an den juͤngern Trieben auf der Sonnenſeite blaͤulichroth und ſparſam weich behaart, die untere Rinde weißgruͤn. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen etwas ſperrig gegen einander über, ungeregelt nur . wenn der eine junge Seitentrieb an ſeiner vollkommenen Ausbildung behindert wurde. Die Wurzeln find ſehr faferig, und laufen bei 10 — 15 Fuß weiter Verbreitung, flach und ver— worren unter dem Boden hin. Das Blatt. Die paarweis gegen einander über ſtehenden Knospen kegelfoͤrmig, langgeſpitzt, 4— 6 ſchuppig, grauweiß und haarig. Die ſommergruͤnen Blaͤtter brechen im Maͤrz und April hervor, ſtehen, wie die Knospen, paarweis gegenuͤber, ſind ausgewachſen 2 Zoll lang, 1½ Zoll breit, eirund, nach oben gewöhnlich breiter und ſtumpf zugeſpitzt, am Grunde verſchmaͤlert oder ſchwach herzförmig ab— gerundet, ganzrandig und dick, auf der Oberflaͤche hellgruͤn, von einer gelblichen Mittelrippe durchzogen, unterwaͤrts weißlichgruͤn und erhaben adrig, auf beiden Flaͤchen, beſonders indeß auf der unteren, fo wie auch am Rande ſammetartig ſehr fein weiß behaart, der rundliche Blattſtiel 7, Zoll lang; ge⸗ gen Mitte Octobers faͤrben ſie ſich bleichgelb oder, die juͤngſten, roͤthlich und fallen ab. Die Bluͤthe. Auf einem gemeinſchaftlichen, etwa 1 Zoll langen, duͤnnen, aufgerichteten Stiele, in einem gemeinſchaftlichen Kelche zu zweien am Grunde dicht zuſammenſitzend, oben ſich ſchwach nach außen ſperrend, erſcheinen Mitte Mai's in den Achſeln der Blaͤtter, alſo doppelt gepaart gegen einander über, die ſchmutzig gelbweißen Zwitterblumen. Der an den entgegengeſetzten aͤußeren Seiten der Blumen von zwei ſchmalen, ſpitzigen, grünen Deckblaͤttchen unterſtuͤtzte gemeinſchaftliche grüne, weich— behaarte Kelch oben in 5 ſcharfe, der beſondere, gleichgefaͤrbte kleinere Kelch dagegen in 5 ſtumpfe Zaͤhne geſchnitten, die Krone kurz roͤhrenfoͤrmig, am Grunde eng, hoͤckrig und gruͤn, oben etwas bauchig und in 2 vachenförmig weit geöffnete, roͤthlich beraͤnderte Lippen gefpalten, die Oberlippe breit, am Saume Amal ſtumpfgezaͤhnt und grade ſtehend, die Unterlippe ſchmal, zungenfoͤrmig, ganzrandig und 170 LBORNETIGHEFTREN! zuruͤckgerollt, 5 im Innern der Röhre angeheftete, lange, weißliche, fein behaarte Staubfaͤden mit großen, laͤnglich-eirunden, getheilten gelben Staubbeuteln, ſtehen aufgerichtet um den auf einem laͤnglich— runden, gruͤnen Fruchtknoten befeſtigten gelbgruͤnen, fein behaarten Griffel, deſſen etwas ſchiefrundliche, gruͤne Narbe warzig iſt. Die Frucht und der Samen. Die, gleich der Bluͤthe, zu zweien auf einem gemeinſchaftlichen Stiele in den Achſeln der Blaͤtter doppelt gepaart gegenuͤber ſtehenden, rundlichen, auf der inneren Flaͤche etwas platt gedruͤckten, auch oft verwachſenen, hochrothen, ſchwarz genabelten Beeren reifen im Auguſt und September, enthalten einen roͤthlichen bitteren Saft, und 2—4 auch 6 ovale, roth—⸗ gelbliche Samenkerne. 5 b Varietaͤten. Duͤhamel bemerkte eine 5 a. mit gelben, und b. mit weißen Beeren. Beſchaffenheit des Holzes. Lang und grobfaſerig, dicht, feſt, zaͤhe und ſehr hart, daher es auch Beinholz (Xylosteum) genannt wird; auf dem Schnitt gelblich-weiß und glatt; die jungen Schoͤß— linge ſehr biegſam. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Hat mit der deutſchen Lonicere Vaterland und Boden gemein, und die Fortpflanzung geſchieht auf gleiche Weiſe; die jungen Pflänzchen erſcheinen mit zwei kleinen eirunden weißlichen Samen⸗ blättchen, und werden im 47 oder Sten Jahre an den für fie beſtimmten Ort verſetzt. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Erreicht feine Vollkommenheit früher, ſchon im 10% oder 12¹ Jahre, und wird nicht über 20 Jahre alt. Nutzen. 5 \ Man pflanzt den Strauch wegen feiner Bluͤthe und Frucht zur Abwechſelung in Boskets, auch zu niederen Hecken an, wobei er den Schnitt ſehr gut verträgt. Das Geſtraͤuch hitzt ſtark und hin⸗ terlaͤßt eine vorzuͤgliche Aſche; die geraden jungen Schuͤſſe dienen zu Pfeifenroͤhren, Lade- und Peitſchen⸗ ſtoͤcken, ferner zu Schuſterpfloͤcken, Weberkaͤmmen, Rechenzaͤhnen, und in Liefland ſelbſt zu Stricknadeln; die Ruſſen ziehen aus dem Holze ein ſchwarzes, ſchweres Oel, welches ſie aͤußerlich durch Einreiben gegen Geſchwulſt, innerlich aber gegen Bruſtſchmerzen und rheumatiſche Krankheiten, ſo wie auch gegen Scorbut und kraͤtzartige Ausſchlaͤge gebrauchen. Die Blaͤtter werden von Schafen und Ziegen gefreſſen, und aus den Bluͤthen holen die Bienen Honig; eine ſonderliche Benutzung der Beeren iſt aber nicht bekannt, da fie ſelbſt von den Voͤgeln nicht einmal gern gefreſſen werden; bei Menſchen bewirken fie Erbrechen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Das Geſtraͤuch dient, wo es in Schlaghoͤlzern vorkommt, zu geringem Waasholz, iſt indeß keines eigentlichen forſtlichen Anbaues wuͤrdig. Beſondere Feinde und Krankheiten ſind nicht bekannt. LONI CE R A. 171 Erklaͤrung der Abbildungen. Ein bluͤhender Zweig; ein Zweig mit reifen Beeren; eine aufgeſchnittene Krone mit den maͤnnlichen Staubgefaͤßen; die letzteren vergrößert; das Piſtill mit dem Kelch und Fruchtknoten, vergroͤßert; zwei reife Samenkerne. * 9 9 N ER NETT Schwarze Lonicere. Tafel XLIV. 5. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegenüber ſtehend, Länglich-eirund, auf beiden Flächen und am Rande glatt, kurzgeſtielt. Synonymie LONICERA NIGRA. Willd. Linn. I. 2. p. 985 Ne 8. — Bechſtein IV. p. 646. Ne 67. —— — Burgsdorf II. 1. p. 227. als Varietaͤt von L. Xylosteum. — — Duͤ Roi und Pott J. p. 563. Ne 7 —— = Hartig VI. 1. p. 168. N? 2 — Guimpel und Heyne p. 18. XYLOSTEUM NIGRUM. Borkhauſen II. p. 1041. N. 253 und p. 1680. Franz. LE CHAMAECERISIER A FRUIT NOIR. — Engl. IE BLACK-BERRIED UPRIGHT HONEY-SUCKLE. Provinzial:Namen, Schwarze Hedenz, Teufels auch Zweikirſche, ſchwarze Schieß- auch Hundsbeere, ſchwarzes See- lenholz, aufrechte Waldwinde. Abbildungen. Reitter und Abel II. T. 4. Schmidt Oeſtr. Baumz. I. 110. Guimpel und Hayne J. 8. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1—1½ Fuß lang, 1½ — 2 Zoll ſtark, oft ganz fehlend und gleich uͤber der Erde in mehrere Aeſte zertheilt; die ganze Hoͤhe des Strauchs betraͤgt 6 — 10 Fuß. Die äußere Rinde an Stamm und Aeſten brungrau, glatt und glänzend, ſich faden- foͤrmig abloͤſend, an den jungen ſchwachen Zweigen rothbraun und glatt; die innere grün. 44 172 E O NI E R A. Die Aeſte, Seitenzweige und Wurzeln wie bei der naͤchſtvorhergehenden Art. Das Blatt. Die gepaart gegenuͤber ſtehenden Knospen eirundlich, faſt vierkantig, 6ſchuppig und braun, die Schuppenraͤnder weißlich. Die im Mai erſcheinenden ſommergruͤnen Blätter ſtehen gepaart und etwas aufgerichtet gegen einander über, find ausgewachſen 2½ Zoll lang, 1½ Zoll breit, laͤnglich-eirund, unten ſich verſchmaͤlernd, oder wenig abgerundet, oben ſehr ſtumpf, faſt unmerklich zu⸗ geſpitzt, auf beiden Flaͤchen wie am Rande glatt, an letzterem jedoch zuweilen wellenfoͤrmig ausgeſchweift, oben dunkelgruͤn, unten mattgruͤn, mit weißer Mittelrippe, dünn, und durch die, in der Jugend mit weichen Haaren beſetzten Adern, nach innen etwas zuſammengerollt und runzlich; der Y, Zoll lange Blattſtiel iſt gerinnelt; fie färben ſich vor dem ſchon Anfang Octobers erfolgenden Abfall meiſtens dunkelroth. Die Bluͤthe erſcheint zu gleicher Zeit und faſt eben fo geſtaltet, wie bei der gemeinen Heckenkirſche, zu zweien doppelt gepaart gegen einander uͤber in den Achſeln der Blaͤtter, doch iſt der duͤnne violette Blumenſtiel länger, 1 — 4% Zoll lang, und oft zum Drittheil feiner Länge in die Rinne des Blatt- ſtiels und der Mittelrippe gedrückt, alſo mehr liegend als bei jener, die Deck- und Kelchblaͤtter ſind ſchmaler und kuͤrzer, letztere roͤthlich gezaͤhnt, die Krone iſt äußerlich ſchmutzig-weiß, und dicht roth geſtreift, im Innern ganz weiß, die aufgerichtete, Amal rundlich gezaͤhnte Ober- und zuruͤckgerollte, glattrandige Unterlippe inwendig fein behaart, die Staubbeutel ſind roͤthlich, und die am Grunde zu⸗ weilen verwachſenen Fruchtknoten gruͤn. Die Frucht und der Samen. Die am Grunde zuweilen verwachſenen, erbſengroßen, feinge⸗ furchten, oben mit einem Nabel gekroͤnten ſchwarzen Beeren haben einen ſchwarzrothen ſcharfen Saft, und enthalten in 2 Fächern 3 — 10 ovale roͤthliche Samenkerne; fie reifen im September, zum Theil auch ſchon im Auguſt. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei der gemeinen Hecken-Lonicere Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt die niederen, ſandigen und kalkigen Gebirge Frankreichs, der Schweiz, Oeſterreichs, Schwabens und Sachſens, findet ſich aber beſonders haͤufig an den Waldbaͤchen, wie auch an den aͤußeren Berggrenzen des Thuͤringer Waldes, und liebt einen guten, friſchen Boden mehr als den trocknen. Fortpflanzung. Wird in etwas geſchuͤtzter Lage auf gleiche Weiſe durch den Samen u. ſ. w. vorgenommen, wie bei der deutſchen Lonicere. Alter der Vollkommenheit, moͤgliche Lebensdauer, Nutzen, forſtwirthſchaftliche Qualification u. |. w. ganz wie bei der vorhergehenden gemeinen Hecken⸗Lonicere. Erklaͤrung der Abbildung. N: 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. eine aufgeſchnittene Blumenkrone, vergroͤßert; » 3. ein maͤnnliches Staubgefaͤß, und » 4. der weibliche Stempel, desgleichen vergroͤßert; 5 die reifen Beeren. L O NI C E R A. 173 58. ONE R ACO ERK U LEA. rener. Tafel XLV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter, gedraͤngt gegen einander uͤber ſtehend, verkehrt eirund, oder nach oben und unten verſchmaͤlert, ſtumpfſpitzig, ganzrandig, und in der Jugend fein behaart, kurzgeſtielt. Synonymie. LONICERA COERULEA. Willd. Linn. I. 2. p. 988. Ne 14. —— Bechſtein IV. p. 661. N. 78. — — Duͤ Roi und Pott J. p. 568. N 9. —— Hartig VI. p. 159. Ne 4. Guimpel und Hayne. p. 20. IS KIA COERULEA. Borkhauſen II. p. 1043. N. 255. und p. 1682. Franz. LE CHAMAECERISIER A FRUIT BLEU. — Engl. THE BLEU-BERRIED UPRIGUT HONEY-SUCKLE. Provinzial⸗Namen. Blaubeerige Heckenkirſche, blaue Zwergheckenkirſche, blaue Hundsbeere und hochſtaͤmmiger Alpen⸗ zaͤunling. Abbildungen. Schmidt Oeſterr. Baumz. I. 114. Guimpel und Hayne T. 11. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1—1 Fuß lang, 1—1Y, Zoll unten ſtark, oft ganz fehlend, und dicht auf dem Boden in mehrere Aeſte zertheilt; der Strauch erreicht uͤberhaupt eine Höhe von 4—6, auch zuweilen 7 Fuß, und hat ein rundbuſchiges Aeußere. Die alte Rinde graugelb und blaͤttrig, die jüngere braunroth und glatt, die jüngfte gelbroth oder grün. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ziemlich gedrängt und etwas ſperrig gegeneinander über, die Jahrstriebe ſind kurz. Die Wurzeln laufen flach und feinverzweigt 6—8 Fuß weit umher. Das Blatt. Die Knospen gegen über ſtehend, eifoͤrmig, 4 — 6ſchuppig und braun. Die gleich⸗ falls gegenüber ſtehenden ſommergruͤnen Blaͤtter brechen im Mai buͤſchelartig hervor, find 1½ — 2 Zoll lang, / — 1 Zoll breit, jung verkehrt-eirund, ausgewachſen faſt lanzettfoͤrmig, an beiden Enden etwas verſchmaͤlert, oder abgerundet, ſtumpfſpitzig, ganzrandig, auf der Oberflaͤche hellgruͤn und glatt, unterwaͤrts gelblich mattgruͤn, netzfoͤrmig ſchwach erhaben geadert, und, wie 90 am Rande, in der Jugend fein behaart; der Stiel iſt kaum 2 Linien lang; ſie fallen gelb gebleicht im Oetober ab. 174 ION F A. Die Bluͤthe. Die gegen Mitte Mai in den Blattwinkeln auf einem ſehr kurzen gemeinſchaft⸗ lichen Stiele doppelt gepaart gegenüber erſcheinenden Zwitterblumen weichen ſowohl in der aͤußeren Geſtalt ihrer Krone als Fruchtknoten von denen der vorhin beſchriebenen Loniceren bedeutend ab; indem erſtere oben nicht in zwei rachenfoͤrmig geöffnete Lippen, ſondern in 5 flach ausgebreitete, gleich große, ovale, ſcharfgeſpitzte Abſchnitte geſpalten iſt, und letztere dergeſtalt mit einander verwachſen find, daß zwei Blumen nur auf einem gemeinſchaftlichen Fruchtknoten zu ſtehen ſcheinen, weshalb denn auch ver— ſchiedene Botaniker aus dieſer und der folgenden Lonicere eine eigene Gattung unter der Benennung Iskia gebildet haben; der unter jeder einzelnen Blume befindliche kleine grüne Kelch, deſſen oberer Rand gleich den am Grunde des gedoppelten Fruchtknoten ſich findenden 2 lanzettfoͤrmigen, ſpitzigen grunen Deckblaͤttchen weichhaarig ift, hat 5, kaum bemerkbare kurze, ſtumpfe Zähne. Die Kronenabſchnitte find gelb und aͤußerlich fein behaart, die Spitzen derſelben aber, ſo wie die am Grunde auf der einen Seite hoͤckrige Röhre, gruͤnlich Stand, Zahl, und Geſtalt der Staubgefaͤße und Griffel übrigens wie bei der gemeinen Hecken-Lonicere. Die Frucht und der Samen. Die aus dem verwachſenen doppelten Fruchtknoten zu einer gedoppelten eifoͤrmigen, ſchwarzblauen Beere erwachſende Frucht mit dunkelrothem Safte reift im Auguſt und September, und enthält in 4 Faͤchern 8 — 12 und mehrere laͤngliche, roͤthliche Samen. Beſchaffenheit des Holzes. Das ältere gruͤnlich-gelb, feſt und hart, das jüngere der Zweige gruͤnlich-weiß und bruͤchig. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt vorzuͤglich auf den Gebirgen Sibiriens, der Schweiz, Oeſterreichs, der Steyer⸗ mark, in Kaͤrnthen und Krain, außerdem aber auch in Böhmen und Mähren nicht ſelten; ein leichter, friſcher Waldboden iſt ihr der liebſte. Fortpflanzung, wie bei der deutſchen Lonicere. Alter der Vollkommenheit ꝛc., Nutzen und forſtwirthſchaftliche Qualification, auch Feinde und Krankheiten übrigens wie bei der gemeinen Hecken-Lonicere. Erklaͤrung der Abbildung. N: 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. ein Zweig mit reifen Beeren; » 3. eine geöffnete Krone; 4. der gedoppelte Fruchtknoten mit den Griffeln der zwei Blumen, vergroͤßert; » 5. zwei männliche Staubgefäße, desgleichen vergrößert. L ONI CE R A. 5 59. LEONIC ERA ALPIG . Alpen⸗Lonicere. Tafel XLV. b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter gegenuͤber ſtehend, laͤnglich eirund, langſpitzig, der Rand etwas gewellt, glatt und mit feinen Haaren beſetzt, geſtielt. Synonymie. LONICERA ALPIGENA. Willd. Linn. I. 2. p. 987. N. 12. Se — Bechſtein IV. p. 660. Ne 77. —— — Duͤ Roi und Pott I. p. 565. Ne 8. — — Hartig VI. 1. p. 169. N. 3 Gu impel und Hayne p. 20. IS KIA ALPIGENA. Borkhauſen II. p. 1042 und 1682. N. 254. Franz. LE CHAMAECERISIER DES ALPES A FRUIT ROUGE ET JUMEAU. — Engl. THE RED - BERRIED UPRIGHT HONEY Suckte. Provinzial-Namen. Alpkirſche, Alpenheckenkirſche, Alpen-Zwergkirſche, aufrecht ſtehende Heckenkirſche mit rothen Beeren, Hundskirſche, Purgirkirſche, Beinhuͤtzlein und Bergkrieſſen. Abbildungen. Miller T. 167. Fig. 2. Guimpel und Hayne I. 10. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1½ — 2 Fuß lang, 1½ —3 Zoll unten ſtark, zuweilen ſehr kurz oder ganz fehlend; die Höhe des ganzen Strauchs beträgt zwiſchen 3 —7 Fuß. Die alte Rinde braungrau und blaͤttrig, die jüngere aſchgrau und glatt, die juͤngſte braͤunlich- oder roͤthlich- gelb. Die Aeſte und Zweige ſtehen Seite wechſelnd gegen einander über, find geradſchuͤſſig und ſtark. Die Wurzeln laufen flach und verbreiten ſich 5 — 6 Fuß weit vom Stamme. Das Blatt. Die gegenuͤber ſtehende, angedruͤckte Knospe kegelfoͤrmig, 4— 6 auch mehrſchuppig, unten vöthlih braun, oben gelblich. Die ſommergruͤnen Blätter haben gleichen Stand wie die Knospen und Zweige, erſcheinen Ausgangs April und im Mai, find 3—5 Zoll lang, 1½—2 Zoll breit, laͤnglich-eirund, oder eirund⸗ lanzettfoͤrmig, langgeſpitzt, am Grunde keilfoͤrmig verſchmaͤlert, der etwas umgewellte Rand glatt, mit einzelnen feinen Haaren beſetzt, die obere Släche dunkelgruͤn und glatt, die untere etwas heller gelblich, erhaben geadert und glaͤnzend, der Blattſtiel Ai Zoll lang und gerinnelt; ſie faͤrben ſich gegen October gelb, auch roth, und fallen ſodann bei Hinterlaſſung einer pferdehufartigen Narbe ab. ; 5 176 LON TLCE R A. Die Bluͤthe erſcheint gegen Mitte des Mai, und kommt ſowohl hinſichtlich ihres Standes als ihrer äußeren Geſtalt der etwas kleineren Bluͤthe des letztvorhergehenden Strauchs ganz gleich; der am Grunde verwachſene und durch 2 lange lanzettfoͤrmige Deckblaͤttchen unterſtuͤtzte Kelch 5zaͤhnig und gruͤn, die rachenfoͤrmig geoͤffnete, aͤußerlich roth oder violett, inwendig weiß gefaͤrbte Krone am Grunde der Roͤhre auf einer Seite hoͤckrig, die Oberlippe 4zaͤhnig und gerade, die Unterlippe zungenförmig, nach unten zuruͤckgerollt, die 5 Staubfaͤden mit laͤnglichen, gelben Staubbeuteln laͤnger, der Griffel eben ſo lang als die Krone, der doppelte Fruchtknoten am Grunde verwachſen, oben ganz wenig getheilt. Die Frucht und der Samen. Die Frucht eine verwachſene oder doppelte, ſchwarz genabelte, rothe Beere reift im Auguſt und September, hat eine farbenloſe, fleiſchartige Maſſe, und enthaͤlt in 4 Faͤchern 12 ovale, roͤthliche Samenkerne, von welchen aber kaum 3 — 4 ihre völlige Ausbildung erhalten. Beſchaffenheit des Holzes. Langgrobfaſerig und zaͤhe, innerlich gelbweiß. 8 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Man trifft dieſen Strauch auf den Pyrenaͤiſchen Gebirgen, in der Schweiz und in Oeſter reich, vorzüglich in Kaͤrnthen und Krain, außerdem jedoch auch in Baiern und Schleſien; er liebt einen ſchattigen Stand und guten, fettigen Boden. Fortpflanzung wie bei der deutſchen Lonicere. Alter der Vollkommenheit u. ſ. w. wie bei der gemeinen Hecken-Lonicere; die Beeren erregen Erbrechen. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; eine geoͤffnete Krone, vergroͤßert; ein maͤnnliches Staubgefaͤß, ſo wie auch der Fruchtknoten mit dem Griffel, vergroͤßert; eine reife Beere, und ein Samenkorn in natuͤrlicher Groͤße. S * 9 0 m XXXV. MESPILUS. Mispel. LINN. GEN. ed. VI. N: 625. Claſſe XII. ICOSANDRIA. Ordnung IV. PENTAGYNIA. Gattungs-Charakter. Die Zwitterbluͤthe. Der Kelch 5fpaltig und flach; die Krone ᷑blaͤttrig. Staubgefaͤße viele. Griffel 2 — 5, ſelten 1. Die Frucht eine vom Kelch gekroͤnte, oben offene, 2 — ßſamige Steinfrucht. MESPILUS. 177 60. MESPILUS GERMANI CA. Gemeine Mispel. Tafel XLVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen wechſelweis, find groß, lanzettfoͤrmig, ſtumpf zugeſpitzt, oberwaͤrts glatt, unten filzig, am Rande gezaͤhnt oder glatt, kurzgeſtielt. Synonymie. MESPILUS GERMANIC A. Willd. Linn. II. 2. p. 1010. a ander Borkhauſen II. p. 1369. N. 503. N us mal Bechſtein IV. p. 479. N. 92. Me — un Burgsdorf II. 1. p. 206. N. 32. een — Duͤ Roi und Pott J. p. 591. N. 1. 5 i en Hartig VI. 1. p. 151. NE, er: Sun Guimpel und Hayne p. 92. Franz. LE NEFLIER DES BOIS. — Engl. TUE COMMON OR GERMAN MEDLA k. Pro vinzial⸗-Namen. Wilder Mispelſtrauch oder Baum, Maͤspel⸗, Mespel⸗, Mespelein-, Mespeln-, Naspel⸗, Näspel-, Nespel⸗, Heöpel-, Hespeleinſtrauch oder Baum, Espel, Nospel, Wispel, Wispeltüte, Alpenkirſche, Dreckſack. Abbildungen. Blackwell T. 154. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 277 — 279. Reitter und Abel 32 Guimpel und Hayne T. 69. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- und baumartig, 4—6 Fuß lang, 4 — 6 Zoll unten ſtark, gewoͤhnlich etwas ſchief, krumm, oder gedrehet, ſelten ganz grade, die Krone ſehr unregelmaͤßig und ſperrig; der ganze Strauch oder Baum erreicht nur eine Hoͤhe von 12— 15 Fuß. Die alte Rinde dunkelbraun- grau, der Länge nach ſperrig aufgeriſſen, die jüngere roͤthlich- grau, fein aufge: ſprungen, und mit einzelnen roſtgrauen Druͤſen punctirt, die juͤngſte rothbraun, oder olivengruͤn und roſtgrau, auch weißlich⸗gruͤn dicht behaart. 8 Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt, meiſtens abwechſelnd und ſperrig, und die Endſpitzen der Seitentriebe laufen haͤufig in ſtarke, ſtechende Dornen aus, welche ſich nur bei dem cultivirten Stamme nach und nach verlieren. Die Wurzeln dringen 1½ — 3 Fuß tief, und breiten ſich 6— 8 Fuß weit aus. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehenden Knospen eiförmig, zugeſpitzt, 8 — 10ſchuppig und glaͤnzend rothbraun, die ſpitzigen Schuppen am Rande fein weißhaarig. Die im Mai zum Ausbruch kommenden, abwechſelnd ſtehenden Blätter ſommergrüͤn, 4—5 Zoll lang, 1½— 2 Zoll breit, lan⸗ zettfoͤrmig, an beiden Enden verſchmaͤlert, oben ſtumpf zugeſpitzt, am Rande glatt, oder flach rundlich 178 MESPILUS. gezaͤhnt, auf der Oberfläche dunkelgruͤn und glatt, durch die tiefliegenden Rippen und Adern etwas runzlich, unterwaͤrts hellgruͤn, ſtark erhaben gerippt und geadert, und mit einem feinen weißen Filz uͤberzogen, kurz vor dem Abfall, Ausgangs October, gelb, oder hochroth und gelb gemiſcht; der ge— rinnelte, roͤthliche filzige Blattſtiel kaum Y, Zoll lang. Die Bluͤthe erſcheint im Juni einzeln auf den Spitzen der jungen Triebe und iſt zwitterlich; der Blumenſtiel ſehr kurz, ſtark, hellgruͤn und weißhaarig, der gleichfarbige behaarte Kelch Sfpaltig und flach, die Kelchabſchnitte ſchmal und langſpitzig, länger als die großen, rundlichen, weißen, oder roͤth⸗ lich durchſchimmernden Kronenblaͤtter, deren 5 flach ausgebreitet radfoͤrmig zuſammenſtehen, der gruͤne Fruchtknoten rundlich, oben etwas platt, die auf demſelben aufrecht ſtehenden 3 — 5 Griffel etwas kuͤrzer als die Staubfaͤden, welche ſich meiſtens zu 20 — 25 in einer Blume finden, und doppelte, eirundliche, braͤunlich-gelbe Staubbeutel tragen. Die Narbe tellerfoͤrmig und gruͤn. Die Frucht und der Samen. Die mit dem ſtehengebliebenen Kelche umſchloſſene, faſt halb kugelig runde, oben mit einer tiefen fuͤnfſtrahligen Narbe verſehene Steinfrucht reift im October, wo ſie eine braͤunlich- gelbe Farbe bekommt, und ſodann abfällt; ihr Fleiſch iſt trocken, faſt mehlig, weiß und nur dann einigermaßen ſchmackhaft, wenn die Frucht durch laͤngeres Liegen anfaͤngt in Gaͤh⸗ rung über zu gehen; im Innern derſelben finden ſich 5 harte, gefurchte, braͤunliche Nuͤſſe, die einen eirundlichen weißen Kern enthalten, ſich aber ſelten alle vollkommen ausbilden. Varietaͤten. Man findet in den Gaͤrten veredelte Staͤmme ohne Dornen, mit mehr gezähn- ten Blättern, größeren Bluͤthen und größeren, aud) ſchmackhafteren 3 Fruͤchten. Beſchaffenheit des Holzes. Lang, aber feinfaſerig, zaͤhe, hart und ſchwer, im Kern dunkel⸗ braun, nach außen zu weißgelblich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Das ſuͤdliche Europa, als Frankreich, Italien, die Schweiz und das ſuͤdliche Rußland iſt das eigentliche Vaterland dieſes Strauchs, doch findet er ſich auch an vielen Orten des mittleren Deutſchlands, wie z. B. auf dem oͤſtlichen Kalkfloͤtz-Gebirge des Thuͤringer Waldes, und laßt fi) aus feinem dortigen Standorte folgern, daß ein trockner kalkiger Boden ihm beſonders zu⸗ traͤglich iſt. Fortpflanzung. a Durch den Samen laͤßt ſich dieſelbe bewirken, indem man die Nuͤſſe im Herbſt oder Fruͤhjahre Yo Zoll tief legt und mit Erde bedeckt; da indeß auf dieſe Weiſe die Nuͤſſe gewoͤhnlich erſt nach 2 Jahren keimen, ſo vermengt man ſie lieber gleich nach ihrer Reife mit feuchtem Sande, laͤßt ſie uͤber Winter darin an einem dem Froſt nicht zu ſehr ausgeſetzten Orte liegen, und bringt ſie im naͤchſten Fruͤhjahr in's Miſtbeet, wo ſodann die jungen Pflanzen ſchon nach 8 — 10 Wochen mit 2 rundlichen Samenblaͤttchen aufgehen. Hierauf verſetzt man die jungen Pflaͤnzchen bei 4 — 5 Zoll Entfernung, in die Baumſchule, laͤßt ſie dort bis zum zweiten Herbſte ftehen, bringt fie dann 9 — 10 Zoll von einan⸗ der, und im Atem oder 525 Herbſt an den Ort ihrer Beſtimmung. Wird der Boden immer friſch er⸗ halten, ſo laͤßt ſich der außerdem ſehr langſame Wuchs dieſes Strauchs zwar beſchleunigen, am ſchnell⸗ ſten kommt man jedoch zum Zweck mittelſt Pfropfen deſſelben auf wilde Birn- und Weißdorn⸗Staͤmme, oder durch Abſenker. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Bei dem langſamen Wuchſe bedarf der Strauch bis dahin, wo er ſeine Vollkommenheit erreicht, eines Alters von 20 — 25 Jahren, und ſeine Dauer belaͤuft ſich auf etwa 40 Jahre. MESPILUS. 179 f Nutz en. Der vorzuͤglichſte Grund, warum man die Mispel in Gärten und Wieſen-Hecken auf dem Lande anpflanzt, iſt wohl eigentlich die Benutzung der Fruͤchte, welche, wenn ſie erſt teig oder moll gewor— den ſind, einen ganz angenehmen weinſaͤuerlichen Geſchmack bekommen, durch oͤfteren Genuß aber Ver— ſtopfung herbei führen; zahme und wilde Schweine und das Rothwild lieben fie ſehr. Hiernaͤchſt bietet das Holz ein treffliches Material zu mancherlei Geraͤthſchaften dar, die Zaͤhheit, Feſtigkeit und Dauer beſitzen muͤſſen, wie z. B. zu Forkenſtielen, Handhaben, Kaͤmmen, Raͤderwerk u. ſ. w., und kommt in dieſer Hinſicht, wie auch uͤbrigens in der Hitzkraft, ſowohl im rohen als verkohlten Zuſtande dem Birnbaumholz gleich. Die jungen Zweige, wie die Rinde und Blaͤtter, enthalten Gerbeſtoff. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Eignet ſich wegen des langſamen Wuchſes zum eigentlich forſtlichen Anbaue weniger als zur An⸗ pflanzung in Thiergaͤrten, und moͤgte in erſterer Beziehung hoͤchſtens nur fuͤr den Niederwaldbetrieb mit 20 — 25jaͤhrigem Turno einigermaßen zu empfehlen ſeyn. Die Abtriebszeit faͤllt ſodann in den Monat März. Feinde und Krankheiten. Beſondere Feinde kennt man nicht, und als Krankheiten nur die bei hoͤherem Alter eintre— tende Gipfelduͤrre und Kernfaͤule. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. ein Zweig mit reifer Frucht. 61. MESPILUS COTONEASTER. Quitten Mispel. Tafel XLVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter eifoͤrmig, glattrandig, etwas zugeſpitzt, filzig und geſtielt. Synonymie. MESPILUS COTONEAST ER. Willd. Linn. II. 2. p. 1012. N. 5. Bechſtein IV. p. 658. N. 75. Burgsdorf II. 1. p. 207. N. 51. eee NL e e ee e 9% Duͤ Roi und Pott J. p. 625. N. 11. Guimpel und Hayne p. 94. CRATAEGUS Borkhauſen II. p. 1366. N. 502. Franz. LE NEFLIER COTONEASTER — Engl. THE Dwarr OuINcB. 46 Bu 180 MESPILUS. Provinzial-Namen. Rothe Quitten⸗Mispel, niedrige, kleine Mispel, Zwerg-Mispel, Stein-Mispel oder Mespel, wilde Quitten, Berg⸗Quitten, Quittenbeerſtrauch, Wildkuͤttenbeere, wilde Kuͤttenbeeren, Hirſchbirle, Fluͤhbirle. : Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 474. Reitter und Abel J. 51. Guimpel und Hayne J. 71. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, „—1 Fuß lang, 1½ — 2 Zoll unten ſtark, in nicht ſehr viele Aeſte zertheilt; der ganze Strauch iſt dornlos und erreicht eine Höhe von 3 — 5 Fuß. Die alte Rinde dunkelbraun-grau und glatt, die jüngere glänzend rothbraun, und die juͤngſte heil gruͤn mit einem weißen Filz uͤberzogen. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd und faſt ſperrig. Die Wurzeln laufen flach unter dem Boden 4— 5 Fuß weit vom Stamme aus. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehende Knospe klein, eirund, etwas zugeſpitzt, 3 — 4ſchuppig und braun. Die im April ſich entwickelnden Blaͤtter ebenwohl abwechſelnd, und groß und klein unter einander ſtehend, find ſommergruͤn, ¼ — 1½ Zoll lang und ½ — 1 Zoll breit, rundlich -eifoͤrmig, ganz kurz und ſtumpfſpitzig, am Rande ungezaͤhnt und nur ſparſam wimperartig behaart, oben glaͤn— zend dunkelgruͤn und glatt, durch die vertieften Adern fein gefurcht, unten hellgruͤn und weißgefilzt, die Mittelrippe und Adern erhaben, der Blattſtiel 2 — 3 Linien lang, gefilzt, oben etwas gerinnelt, und am Grunde oft mit zwei bald abfallenden ſchmalen, hochgelblichen Nebenblaͤttchen verſehen. Sie faͤrben ſich im October hochgelb oder roth, kruͤmmen ſich und fallen ab. Die Bluͤthe. Die nach dem Ausbruch der Blätter im Monat Mai einzeln, oder zu zweien, dreien, auch in kleinen Schirmtrauben zu fuͤnf bis ſechs, auf den Spitzen der ſeitwaͤrts an den Aeſten befindlichen kurzen Blaͤtterzweige erſcheinenden Zwitterblumen glockenfoͤrmig; der Kelch 5zähnig, und wie die 5 Kronenblaͤtter, welche nicht viel groͤßer als die Kelchabſchnitte ſind, der Blumenſtiel und die am Grunde befindlichen ſchwachen Deckblaͤttchen hellgruͤn mit roth gemiſcht und weißwollig, der Frucht— knoten glatt und grün, die auf demſelben ſtehenden 2, ſelten 3, 4 oder 5 Griffel gruͤnlich- weiß, die Narbe rundlich und flach, die vielen, nach der Mitte hin gebogenen, gruͤnlich-weißen Staubfaͤden, deren meiſt 20 ſind, mit blaßgelben Staubbeuteln verſehen. Die Frucht und der Samen. Der Fruchtknoten erwaͤchſt zu einer laͤnglich-runden, oben ge⸗ drückten und tief genabelten rothen Steinfrucht, welche im September reift und mit ihrem gelblichen, mehligen, unſchmackhaften Fleiſche 2, auch mehrere, durch den Nabel faſt von außen ſichtbare kleine, platte, ovale, gelbliche Steine umſchließt. Varietaͤten. In Sibirien hat man eine ſolche mit ſchwarzen Fruͤchten, welche hier unter dem Namen Ruſſiſche Zwerg-Mispel bekannt iſt. Beſchaffenheit des Holzes. Langfaſerig, zaͤhe, feſt und gelblich-weiß auf dem Schnitt. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Wähft außer dem nördlichen Aſien faſt durch ganz Europa, vorzuͤglich in dem gebirgigen Theile, ſo unter andern in Frankreich und der Schweiz; in Deutſchland findet man den Strauch nicht nur im Thuͤringer Walde, ſondern auch am Harz, namentlich in der Umgegend von Elbin- i gerode und Ruͤbeland; er liebt einen trocknen, kalkſteinigen Boden und ſonnige Lage. MESPILUS. 181 Fortpflanzung. Geſchieht auf gleiche Weiſe wie bei der vorhergehenden Quitten-Mispel, und auch die jungen Pflaͤnzchen erſcheinen jener aͤhnlich. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Das erſtere tritt mit dem 10t oder 12! Jahre, und letztere mit dem 20 — 25 Jahre ein. Nutz en. Wird zur Abwechſelung in Boskets und Garten-Hecken gepflanzt. Das ſtaͤrkere Holz dient zu Handgefaͤßen in kleinere Werkzeuge, ferner zu Ladeſtoͤcken, Tabacks-Roͤhren u. dgl. m., die jungen Ruthen verwendet man aber zu Beſen, und das Geſtraͤuch uͤberhaupt zur Feuerung. Die Fruͤchte werden von den Droſſeln-Arten und manchen andern Vögeln, auch von den Mäufen gern gefreſſen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Der Forſtmann kann auf den Anbau dieſes unbedeutenden Strauchs keine Ruͤckſicht nehmen. Qualificirt ſich hoͤchſtens zu geringem Waas holz. Eigentliche Feinde und Krankheiten kennt man nicht. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; ein Zweig mit reifen Fruͤchten; eine einzelne Blume ohne Kronenblaͤtter, vergroͤßert; eine reife Frucht im Querdurchſchnitt; ein Samenkorn (Stein). . 62. MESPILUS OXYACANTHA. Hagedorn - Mispel, Tafel XLVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd, find drei- bis fünf-lappig, die Lappen gezaͤhnt, am Grunde keilfoͤrmig, oben ausgebreitet, geſtielt. Synonymie, MESPILUS OXYACANTHA. Du Roi und Pott I. p. 618. Ne 9. — Guimpel und Hayne p. 95. 182 MESPILUS. CRATAEGUS OXYACANTHA. Willd. Linn. II. 2. p. 1005. e Borkhauſen II. p. 1346. N. 492. Erle — Bechſtein IV. p. 575. N. 12. N — Burgsdorf II. 1. p. 192. N. 40. 5 —— Hartig VI. 1. p. 149. Franz. L'AUBEDIX k. — Engl. Tuer WIIIE HAWTHORN. Provinzial-Namen. Hagebot, Hagedorn, Hagehat, Hageaͤpfel, Hagapfelſtrauch, Weißdorn, gemeiner, kleiner Weißdorn, Heckenweißdorn, Wittdoren, Mehlbaum, Mehlſtrauch, Mehlbeeren, kleiner glaͤnzender Mehlbeerſtrauch, Mehlfaͤßchen, Mehlfaͤſſerchenſtrauch, Mehlfaͤuſtchen, Mehlhoſen, Mehlhoſenholz, Mehlplatten, Moller- oder Muͤllerbrod, Haynerholz, Heinzemaͤnner, Heinzemaͤnnerſtrauch, Heinzerleinsdorn, Unſer lieben Frauen Birnlein. Abbildungen. Blackwell T. 149. Kerner Abbild. ökon. Pfl. T. 198. Cramer J. 33. Reitter und Abel T. 40. Guimpel und Hayne J. 72. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch-, ſelten baumartig, 3— 5 Fuß lang, 6 —8 Zoll über der Wurzel ſtark, nur im dichten Schluſſe ganz gerade, gewöhnlich ſchief und knorrig; der am Stamme, vorzüglich aber an den Aeſten und Zweigen ſtark und ſpitzig bedornte Strauch erreicht uͤberhaupt eine Höhe von 12 — 16 Fuß, und wenn er baumartig iſt, zuweilen 20 — 25 Fuß, breitet ſich weit aus und treibt eine gedruͤckte ſehr ſperrige Krone. Die alte Rinde ſchwarzgrau, der Laͤnge nach etwas riſſig, auch wohl querblaͤttrig, die jüngere gruͤnlich- oder weißgrau und glatt, die juͤngſte gruͤn, auch roͤthlichgrau oder violett. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt, meiſtens aber abwechſelnd, und haben einen gedraͤngten, ſich durchkreuzenden verworrenen Wuchs. Die Wurzeln dringen 2— 3 Fuß tief und laufen wie die Aeſte und Zweige verworren durch einander 5 —7 Fuß weit vom Stamme aus, ihre Farbe iſt ſchwaͤrzlich. Das Blatt. Die kleinen rundlichen, ſechsſchuppigen, glaͤnzend-rothbraunen Knospen ſtehen wie die Blaͤtter meiſtens gegen einander uͤber. Letztere brechen im April oder Mai hervor, ſind ſommergruͤn, 2 Zoll lang, 1½ Zoll breit, oben durch zwei tiefe und zuweilen mehrere ſeichte Ein- ſchnitte in 3 — 5, oder auch wohl 7 gezähnte, ſtumpfgeſpitzte Lappen getheilt, nach dem Stiele zu keil— foͤrmig, lederartig dick und hart, auf der Oberflaͤche glaͤnzend dunkelgruͤn und glatt, unterwaͤrts matt hellgrün, gelblich erhaben gerippt und geadert, im October, wo fie abfallen, hochgelb, auch wohl roth oder violett; der Blattſtiel mißt 7 — 1¼ Zoll und iſt oben gerinnelt. Die Bluͤthe. Mitte Mai erſcheinen die nicht ſonderlich angenehm, aber ſtark riechenden, oft am Grunde des Stieles mit einem lanzettfoͤrmigen Deckblaͤttchen verſehenen zwitterlichen Blumen in Schirmtrauben an den Spitzen der jungen Zweige. Der kleine Kelch etwas geſperrt 5zähnig, glatt und gruͤn, die Krone aus 5 rundlichen, etwas hohlen weißen Blättern zuſammengeſetzt, und von 20 — 25 weißen Staubfaͤden mit hochrothen Staubbeuteln umgeben, finden ſich auf einem rundlichen grunen Fruchtknoten 1 —3 meiſtens 2 aufrecht ſtehende, am Grunde verwachſene, mattgruͤne Griffel mit rundlicher gruͤner Narbe. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine faſt walzenfoͤrmige, anfangs gruͤne, ſpaͤterhin dun⸗ kelrothe, ſchwaͤrzlich-braun und ſtark genabelte Steinfrucht reift im October, bleibt indeß zuſammen⸗ MESPILUS. 183 getrocknet den Winter durch an den Zweigen haͤngen; das gelbliche Fleiſch iſt trocken und mehlig, und ſchließt 1—3 laͤngliche, auf der inneren Seite abgeplattete, harte Nüffe mit weißem, bitterlich ſchme— ckenden Kerne ein. 8 Varietaͤten. a. Die Blaͤtter ſind oben mehr oder weniger tief eingeſchnitten, breit, rundlich, oder verſchmaͤlert, auch giebt es b. Straͤuche mit weiß- oder gelbgeſchaͤckten und ganz einfarbig rothen Blättern; c. mit rothen, einfachen und gefuͤllten Blumen, und d. mit weißen oder gelben Fruͤchten. Beſchaffenheit des Holzes. Das alte Holz iſt ſehr kurzfaſerig, dicht, feſt, hart, elaſtiſch, glatt und ſchwer, roͤthlich weiß, fein roth durchadert, das juͤngere weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Man findet dieſen Strauch durch ganz Europa in ebenen und niedrig belegenen” Laubhölzern, Gebuͤſchen und Hecken, vorzuͤglich auf kalkigem, mit Lehm oder Thon vermengten Boden. Fortpflanzung. Ganz wie bei den vorhergehenden Mispel-Arten. Wenn man keine wilde Pflanzen haben kann, werden die Nuͤſſe oder Samen gewöhnlich gleich im Herbſt in die Erde gebracht, wo fie dann 18 Monate liegen, und hierauf mit 2 eirunden Samenblaͤttchen aufgehen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Der Strauch waͤchſt langſam, weshalb er zu feiner Vollkommenheit ein Alter von 20 — 25 Jahren bedarf, und dauert 50 — 60 Jahre, auch laͤnger, geſund aus. Nutz en. Eignet ſich wegen feiner angenehmen Bluͤthe und Frucht ſehr gut zum Anbaue in Boskets und Luſtgaͤrten, ferner zum Pfropfen der deutſchen Mispel und anderer Obſtarten, ganz beſonders indeß zu lebendigen Hecken, welche unter der Scheere, die er recht gut vertraͤgt, außerordentlich dicht verwachſen, und durch die vielen Dornen fuͤr Menſchen und Thiere faſt undurchdringlich werden, auch außerdem ſehr dauerhaft ſind. Das Holz giebt ſehr ſtarke Hitze und hinterlaͤßt eine vorzuͤgliche Aſche Als rohes Nutz-Material giebt es die feſteſten Getriebſtoͤcke, Beil- und Hammerhelme, Drillinge, Kaͤmme in Räder, Nägel, Dreſchflegel und andere Geraͤthſchaften, auch vorzuͤgliche Spatzier-, Eis- und Geheſtoͤcke für Wanderer, indem man die jungen ſchlanken Schuͤſſe, nachdem ihnen die Dornen bis auf eine beliebige Laͤnge abgeſchnitten, erſt mit der Rinde im Feuer baͤhet, und dann in geloͤſchtem Kalke roth⸗ braun beizet. Die Wellen werden zum Schutz junger Pflanzſtaͤmme, ſo wie auch zur Reinigung der Sode in den Gradierwerken der Salinen benutzt. Mit der Rinde faͤrbt man gelb ꝛc. und auf die durch Wißmuth gebeitzten wollenen Zeuge ein ſchoͤnes Mordork. Die Blumen geben den Bienen Ho⸗ nig und Wachsſtoff. Die Früchte werden im Winter von Maͤuſen und Voͤgeln, beſonders von den Krammetsvöͤgeln und Maiſen gefreſſen; in der Schweiz brauet man ſogar ein dem Bier ähnliches Ge- traͤnk davon, in anderen Gegenden aber wird mittelſt eines Zuſatzes von Malz Branntewein aus ihnen gebrannt, und in Schweden bereitet man mit ſauern Aepfeln und vielem Zucker einen angenehm fäuer- lich⸗ſuͤß ſchmeckenden Saft daraus. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Qualificirt ſich nur zum 10 — 15jaͤhrigen Buſchholzbetriebe auf trockenen Kalkſteinflaͤchen, wo nichts Beſſeres wachſen will, wird aber auch oft durch ſeine Zudringlichkeit dem Gedeihen beſſerer Holz⸗ arten hinderlich, und dann zum Waldunkraut. 47 184 MESPILUS. Feinde und Krankheiten. Zu erſteren gehoͤrt vorzuͤglich die Raupe des Weißdorn⸗Tagfalters (Papilio crataegi Linn.), welche die Blaͤtter und Bluͤthen noch vor, oder bald nach ihrer Entwickelung zerfrißt; außer der hier⸗ durch entſtehenden Kraͤnklichkeit iſt keine beſondere bekannt. „ * „ Erklaͤrung der Abbildung. . Ein blühender Zweig; ein Zweig mit veifen Früchten; eine Blume ohne Kronenblaͤtter, vergrößert; eine reife Frucht im Querdurchſchnitt; eine einzelne Nuß. MORUS Maulbeere. LINN. GEN. ed. VI. N? 1055. Claſſe XXI. MONOECIA. % Ordnung IV. TETRANDRIA. Gattungs⸗Character. Die maͤnnliche Blume. Ein Kaͤtzchen, der Kelch Aſpaltig, mit 4 langen Staubfaͤden, deren Staubbeutel gedoppelt ſind, die Krone fehlt. Die weibliche Blume. Ein Kaͤtzchen, der Kelch Ablaͤttrig, die Krone fehlt, und auf dem Fruchtknoten ſtehen 2 Griffel. Die Frucht eine vielſamige falſche oder Scheinbeere. i ORTY BN Weiße Maulbeere. Tafel XLIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen wechſelweis, find herzfoͤrmig, bisweilen gelappt, ungleich gefägt, glatt und geſtielt. ) Da nicht nur männliche und weibliche Blumen getrennt auf verſchiedenen Staͤmmen vorkommen, ſondern ſich auch ſolche Staͤmme finden, die nur allein Zwitterblumen tragen, ſo gehoͤrt die Gattung Morus eigent⸗ lich in die 238 Claſſe der Polygamia. Ein Maulbeerſtamm der letzteren Art, zugleich der einzige Maul— beerſtamm uͤberhaupt, findet ſich in dem Herzoglichen Park bei Braunſchweig; er blͤͤhet alljaͤhrlich ſehr voll, ohne daß = auch nur eine einzige rein⸗maͤnnliche oder weibliche Blume darunter zeigt, und alle Blumen bringen Fruͤchte mit Samen. 5 MORUS. 185 Synonymie. MORUS ALBA. Willd. Linn. IV. 1. p. 368. N? 1. — — Borkhauſen I. p. 635. N. 107. — — Bechſte in IV. p. 483. Ne 94. — — Duͤ Roi und Pott J. p. 647. Ne 4. — — Guimpel und Hayne p. 185. Franz. LE MURIER BLANC. — Engl. TUR WHITE MUIBERRWY-TREE. Provinzial⸗Namen. Maulbeerbaum, gemeiner, auch weißer Maulbeerbaum. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 120. Guimpel und Hayne J. 138. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 8— 12 Fuß lang, 8 — 12 Zoll unten ſtark, rund und grade, mit rundlicher, ſperriger Krone; die Höhe des ganzen Baumes beläuft ſich zwiſchen 25 — 30 Fuß. Die alte Rinde braungrau und aufgefprungen, die jüngere roͤthlich grau und glatt, die der juͤngſten Triebe gruͤn. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen zum Theil ungeregelt, meiſtens aber, beſonders die Zweige, abwechſelnd, ihr Wuchs iſt kurz geſtreckt und ſperrig. Die Wurzeln, von denen die eigentliche Stammwurzel pfahlartig 3—4 Fuß tief in den Boden dringt, breiten ſich 12 — 15 Fuß weit aus und haben eine ſchwarzgraue Farbe. Das Blatt. Die etwas ſpaͤt, gegen Ende Mai aus 4 — 6ſchuppigen ovalen, rothbraͤunlichen Knospen erſcheinenden ſommergruͤnen Blätter ſtehen wechſelweis, find 1½ — 2½ Zoll lang, 1½/ —2 Zoll breit, und verſchiedenartig, rundlich oder eifoͤrmig, mit kurzer, ſtumpfer oder langer Spitze ge— ſtaltet, ſaͤmmtlich aber am Grunde herzfoͤrmig ausgeſchnitten, am Rande bald mit, bald ohne buchtige oder lappige Einſchnitte, und mehr oder weniger gleichfoͤrmig ſtumpf geſaͤgt, oben dunkel, unten hell— oder gelbgruͤn, mit hellgelben, oben vertieften, unten erhabenen Rippen und Seiten-Adern, auf beiden Seiten glatt, 1 — 1½ Zoll lang, rundlich, ſchwach gerinnelt geſtielt, und fallen im Anfange Octobers roſtbraͤunlich gelb, auch gefaͤrbt und etwas zuſammengerollt ab. Die Bluͤthe, welche nach dem Ausbruch der Blaͤtter, und meiſtens aus den Achſeln derſelben, Ende Mai's und im Juni einzeln oder zu zweien, auch dreien, auf J / Zoll langen rundlichen Stielen als ein kleines gruͤngelbliches Kaͤtzchen hervorbricht, iſt voͤllig vermengten Geſchlechts, denn man findet maͤnnliche, weibliche und Zwitterblumen getrennt auf verſchiedenen Staͤmmen und auf einem Stamme gemeinſchaftlich beiſammen. Die bloß maͤnnlichen Bluͤthenkaͤtzchen ſind laͤnger als die zwitter⸗ oder weiblichen, /, Zoll lang und hängen aufgelockert ſchlaff herab, der grüne Kelch iſt Afpal- tig, die Krone fehlt, und 4 gruͤnliche Staubfaͤden mit gedoppelten weißgelben Staubbeuteln ſpringen bogenfoͤrmig hervor, auch findet ſich eine Spur von unfruchtbarem Griffel. Die mehr rundlichen gelb- grünen weiblichen Blumen haben einen bleibenden, Atheiligen, grünen Kelch, die Krone fehlt, und 2 zuruͤckgebogene, gelbliche Griffel ſtehen auf einem eirundlichen, gelbgruͤnen Fruchtknoten; die Zwitter— blumen haben beide Geſchlechtstheile zugleich, doch ſind die Staubfaͤden kuͤrzer. Die Frucht und der Samen. Die aus vielen einſamigen Fruchtknoten zuſammengeſetzte Frucht erwaͤchſt zu einer brombeeraͤhnlichen, blaßgelben, falſchen oder Scheinbere, mit widerlich füß ſchme— ckendem Safte, und reift im Monat Auguſt. 186 MORUS. Varietäten findet man außer denen, welche bei Beſchreibung der Blätter angegeben, mit vo— then und ſchwarzen Beeren auf verſchiedenen Staͤmmen. Beſchaffenheit des Holzes. Blaßgelb, fein kurzfaſerig, ziemlich feſt und ſchwer. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Stammt eigentlich aus Aſien, China, Perſien und Syrien, iſt aber von da uͤber Grie⸗ chenland, Spanien, Italien und Frankreich zu Anfang des vorigen Jahrhunderts auch nach Deutſchland gebracht, wo er ſich durch ſeine große Verbreitung laͤngſt das Buͤrgerrecht erworben hat; ſelbſt im noͤrdlichen Deutſchland findet er ſich des Seidenbaues wegen ſehr haͤuſig im Freien angepflanzt, vorzuͤglich in Preußen, wo man die Anzahl der jetzt zu ſolchem Behuf vorhandenen Staͤmme allein auf 1,200,000 angiebt, und nur bei ſtrengen Wintern erfrieren hier zuweilen die juͤngſten Triebe. Er liebt einen geſchuͤtzten, ſonnigen Stand und friſchen guten Boden, kommt aber auch in den waͤr⸗ meren Gegenden Deutſchlands auf nicht zu trocknem Sandboden ſehr gut fort. Fortpflanzung. Sie geſchieht im Fruͤhjahr, und zwar nicht nur durch den Samen, welcher, nachdem er zwei Tage vor der Ausſaat im Flußwaſſer eingequellt, und hierauf abgelüftet, auf zubereitetem lockeren Bo⸗ den gegen Ende Aprils einzeln in flache Rinnen gezettelt, leicht, ) hoͤchſtens 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt, und bei trocknem Wetter gelinde begoſſen wird, wonach dann die jungen Pflanzen innerhalb 7—8 Wochen mit 2 rundlichen Samenlappen zum Vorſchein kommen, ſondern auch durch Wurzel: ſproſſen, Stecklinge, Ableger und Pfropfen; wo es jedoch auf die Erziehung eines ſchlanken, ge⸗ ſunden und dauerhaften Baumes abgeſehen wird, iſt die erſtere Methode (die Vermehrung durch den Samen) den letzteren, die man vorzuͤglich nur bei Erziehung niedriger Heckenſtaͤmme in Anwendung bringt, weit vorzuziehen. Die aus dem Samen erzogenen jungen Pflanzen laͤßt man, den Winter uͤber mit Laub bedeckt, zwei Jahre ruhig ſtehen, dann aber werden ſie bei 1 Fuß Entfernung in das mitt⸗ lere, und wenn fie fi mit den Wurzeln berühren, bei 2 — 8fuͤßiger Entfernung in das Zzte Feld der Baumſchule gebracht, wo fie mit Huͤlfe des Meſſers zu ſchlanken Staͤmmchen von 7 — 8 Fuß Höhe herangezogen und dann ins freie verſetzt werden. Heckenſtaͤmme kann man ſchon von dem mittleren Felde aus ins Freie verſetzen, ohne daß es noͤthig iſt, ſie zuvor zu beſchneiden. Die Varietaͤten laſſen ſich nur durch Ableger, Wurzelſproſſen, Stecklinge und Pfropfen vermehren. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Hat etwa im 40e Jahre die hoͤchſte Stuffe feines Zuwachſes erſtiegen, feine Dauer erſtreckt ſich aber auf 60 — 70 Jahre. Nutz en. Weder der ſperrige Wuchs, noch die unſcheinbare Bluͤthe und Frucht empfiehlt den weißen Maul- beerbaum zur Anpflanzung fuͤr's Auge; ſehr groß und ausgedehnt iſt indeß neben der Benutzung des Holzes, welches nicht allein zur Feuerung, zu mancherlei feiner Tiſchler- und Drechslerarbeit, ferner zu Faͤſſern, Tubben, Eimern und andern dergleichen kleinern Waffer-Geräthen, ſondern auch, befonders das untere Stamm- und Wurzelholz, mit Alaun und Weinſtein zur gelben Färbung verbraucht wird, — die der Blaͤtter behuf des Seidenbaues; indem man gefunden hat, daß die Blaͤtter des weißen Maulbeerbaumes zu Fütterung der Seidenwuͤrmer vor denen des nordamerikaniſchen rothen und ſchwar— zen Maulbeerbaumes bei weitem den Vorzug verdienen ). Die Blätter dienen ferner zur Fütterung ) Auf einen ausgewachſenen geſunden Maulbeerbaum werden im Durchſchnitt 25 — 30 Pfund Laub, zur Erzeugung von 1 Pfund Seide aber 100 — 120 Pfund Laub gerechnet; wenn daher die vorhin erwähnten 1,200, 00 Stamm MOR US. 187 der Schafe und Ziegen, und wurden vordem, gleich der Wurzel- Rinde, in der Medicin gebraucht. Noch ſoll, nach mehrfach in Frankreich angeſtellten Verſuchen, die Rinde ein gutes Papier, das junge Reiſerholz aber, auf dieſelbe Weiſe wie der Flachs oder Hanf behandelt, einen guten Faden zur Lein— wand und zum Naͤhen geben. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Ueber die eigentlich rein forſtwirthſchaftliche Behandlung des weißen Maulbeerbaumes hat bis jetzt wohl noch kein deutſcher Forſtmann ausreichende Erfahrungen ſammeln koͤnnen, da der Baum bis jetzt überhaupt zu wenig in den Forſten angebauet iſt; Vergleiche feines Wachsthums-Verhaͤltniſſes mit dem anderer Holzarten laſſen indeß mit Wahrſcheinlichkeit vorausſetzen, daß dieſelbe derjenigen aͤhn— lich ſeyn muͤſſe, welche bei der Birke (Betula alba) in Anwendung kommt. Wo der Maulbeerbaum des Seidenbaues wegen angezogen wird, mithin die Erzeugung moͤglichſt großer Blaͤtter-Maſſen die Haupt⸗Tendenz bleibt, iſt es noͤthig, den Baͤumen einen ſolchen Stand zu geben, daß Licht und Sonne von allen Seiten frei einwirken koͤnne, weshalb eine Entfernung derſelben von 16 — 18 Fuß rathſam ſcheint. Feinde und Krankheiten. Ein zu guter, fetter Boden erzeugt Rothfaͤule und Entzuͤndung; Gipfelduͤrre und Kern— faͤule treten aber gewoͤhnlich als Beweis der Ueberſtaͤndigkeit ein. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; eine vergroͤßerte maͤnnliche Blume; ein vergroͤßertes maͤnnliches Staubgefaͤß von der inneren und aͤußeren Seite; eine vergrößerte weibliche Blume, welche zur Frucht übergeht, ebenfalls vergrößert; eine ausgewachſene, reife Scheinbeere, in natuͤrlicher Groͤße. nn — wm XXXVL MYRICA Gagel. LINN. GEN. ed. VI. Ne 1107. Claſſe XXII. DIOECIA. Ordnung IV. TETRANDRIA. Gattungs⸗Character. Die maͤnnliche Blume, ein ſchuppiges Kaͤtzchen, bei welchem die mondfoͤrmigen, ſtumpf⸗ zugeſpitzten Schuppen die Stelle des Kelchs vertreten; die Krone fehlt, und unter jeder Schuppe finden ſich 4, ſelten 6 Staubgefaͤße. Die weibliche Blume, ein gleichartig geſchupptes Kaͤtzchen, ebenfalls ohne Kronenblaͤtter, unter jeder Schuppe ein eifoͤrmiger Fruchtknoten mit 2 fadenfoͤrmigen Griffeln. Die Frucht eine aus mehreren runden, einfaͤchrigen, einſamigen Nuͤſſen gebil- dete Steinfrucht. Maulbeeren ſaͤmmtlich, wie es der Fall iſt, behuf des Seidenbaues benutzt werden, fo laͤßt ſich nach dem hohen Preiſe der Seide und den uͤbrigens ſehr geringen Productions-Koſten an Taglohn, welche pro Pfund noch nicht einmal auf 3 Ggr. kommen (f. Nr. 142. des Allgemeinen Anzeigers der Deutſchen. Spalte 1549 — 1556. Jahr- gang 1827.) leicht berechnen, welche außerordentliche Revenuͤe dem Preußiſchen Staate dadurch alljaͤhrlich zufließt, und wie ſehr die weitere Verbreitung dieſes Zweigs der Induſtrie zu wuͤnſchen iſt. 48 188 MYRICA. m 64. | Me de Lee. Gemeiner Gagel. Tafel L. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechselnd, find lanzettfoͤrmig, oben breit, ſtumpf zugeſpitzt, am Grunde keilförmig, der Rand nach der Spitze zu geſaͤgt, kurz geſtielt. Synonymie. MYRICA GALE. Will d. Linn. IV. 2. p. 745. N. 1. re ie Borkhauſen I. p. 526. Ne 44. en Ze Bechſtein IV. p. 778. Ne 18. en — Burgsdorf II. p. 247. N. 74. Er ar Se Hartig VI. 1. p. 204. —— — Guimpel und Hayne p. 260. Franz. Le PIMENT ROYAL — Engl. TE SWEET GALE OR MVYRTLE. Provinzial-Namen, Gagel, Gerbermyrte, Oelmyrte, Heidelbeermyrte, Sumpfmyrte, niederlaͤndiſche Torfmyrte, bra⸗ banter Myrte, Myrtenheide, gemeine Myrika, gemeiner Kerzen- oder Wachsſtrauch, gemeine Kerzen oder Wachsbeere, deutſcher Kerzenbeerſtrauch, deutſcher Talgbuſch, Rauſch, Pors, Porſch und Poſt. Abbildungen. Reitter und Abel T. 74. Guimpel und Hayne T. 200. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, auch liegend, ſtrauchartig, ganz kurz oder, wie gewoͤhnlich, faſt fehlend und gleich in oder nahe uͤber der Erde in viele Aeſte zertheilt, wie deren auch viele aus den Wurzeln aufſchießen. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt, meiſtens abwechſelnd, haben einen vom Grunde aus ſehr bauchigen, aufrechtſtrebenden, ſperrigen, knotigen Wuchs, und erreichen bei geringer Staͤrke von wenigen Linien eine Höhe von 1— 3 Fuß. Die aͤltere Rinde braun, riſſig und ſchwach behaart, die juͤngſte grün oder roͤthlich, mit hellen, faſt durchſichtigen Harzpuncten ſparſam uͤberſtreuet. Die Wurzeln wuchern 7% Fuß tief flach unter dem Boden hin, und breiten fi) 5 — 6 Fuß weit aus. Das Blatt. Die kleinen eirundlichen, wenig zugeſpitzten, 4 — 6ſchuppigen, braunen Knospen ſtehen abwechſelnd, wie die aus ihnen Ausgangs Mai hervorbrechenden ſommergruͤnen Blätter; dieſe find ausgewachſen 1 — 2 Zoll lang, ½ — 7 Zoll breit, lanzettfoͤrmig, oben breiter als unten, etwas ſtumpf abgerundet und kurz geſpitzt, nach dem Grunde zu keilfoͤrmig verſchmaͤlert ablaufend, der Rand nach oben zu auf jeder Seite 3 — 4mal ſpitzig gezaͤhnt, uͤbrigens glatt, auf der Oberflaͤche dunkelgruͤn und glatt, unterwaͤrts hellgruͤn, mit einem feinen weißgruͤnlichen Filz uͤberzogen und, wie die junge i Rinde, mit durchſichtigen Harzpuncten uͤberſtreuet, die erhabene Mittelrippe iſt gelblich weiß, der Blatt⸗ ſtiel kaum 2 Linien lang; braͤunlich auch gelb gefärbt, fallen fie im October ab. MYRICGCA. 189 Die Bluͤthe erſcheint ganzgetrennt-geſchlechtig, maͤnnliche und weibliche Blumen auf ver- ſchiedenen Staͤmmen kurz vor und mit dem Ausbruch der Blaͤtter zu Anfang des Mai als kleine ei— rundliche, geſchuppte Kaͤtzchen zur Seite an den oberen Enden und auf der Spitze der Zweige; das größere männliche Blumenkaͤtzchen braun, unter jeder der rundlichen, ſtumpf zugeſpitzten Schuppen mit 4 — 6 gedoppelten gelben Staubgefaͤßen, das kleinere weibliche grüne Kaͤtzchen dagegen unter jeder Schuppe mit 2 fadenfoͤrmigen, gebogenen rothen Griffeln verſehen. Die Frucht und der Samen. Die aus mehreren rundlichen, lederartig umhaͤuteten, ſchwach ge— zaͤhnten, unterwaͤrts harzig gelbkoͤrnigen, einfaͤchrigen und einſamigen Nuͤſſen gebildete braune Stein— frucht reift im October, wo dann die obere lederartige Hülle aufſpringt, und die, in einer zwei- theiligen hornartigen Schale einen eifoͤrmigen, gelblichen Kern enthaltenden Nuͤſſe ausfallen. Beſchaffenheit des Holzes. Lang-feinfaferig und zaͤhe, von Farbe bleichgelb; der Geruch def- ſelben, ſo wie des ganzen Strauchs, iſt ſtark und gewuͤrzhaft. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt vorzuͤglich in dem noͤrdlichen Europa und Amerika, außerdem aber auch in der Schweiz; Deutſchland hat ihn in Baiern, Holſtein, der Umgegend von Bremen und am Harze aufzuweiſen, uͤberall aber kommt er nur auf Torf-Mooren und Suͤmpfen vor, wobei es uͤbrigens gleich iſt, ob dieſe in Gebirgen oder Ebenen gelegen ſind. Fortpflanzung. Der Natur uͤberlaſſen, vermehrt ſich dieſer Strauch durch Samen und Wurzelbrut außeror— dentlich ſchnell, und auf gleiche Weiſe kann man denſelben auch in unſern Gärten cultiviren. Die Aus⸗ ſaat geſchieht im Herbſt, gleich nachdem der Samen feine Reife erhalten, in flache Rinnen auf leich- tem feuchten Boden, und nach 18 Monaten erſcheint das junge Pflaͤnzchen mit 2 eirunden Samenblätt- chen uͤber der Erde. = Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Erreicht feine Vollkommenheit in 6—8 Jahren, und ſeine hoͤchſte Lebensdauer dürfte ſich nicht über 15 — 48 Jahre erſtrecken, während welcher Zeit die älteren abſterbenden Aeſte und Zweige immer wieder durch neue erſetzt werden. Nutz en. Des Wohlgeruchs wegen, der ſich auch im Freien, beſonders nach einem warmen Regen, ſtark ver- breitet, in verſchloſſenen Zimmern aber gern Kopfweh erzeugt, wird er zur Abwechſelung in Garten— Anlagen mit aufgenommen und zu mancherlei wohlriechenden Sachen verwandt. Der Blaͤtterabſud mit Waſſer vertreibt ſowohl Motten und Wanzen, wie Laͤuſe und Floͤhe aus Betten und Kleidungen; die Bluͤthen dienen zur gelben Färbung auf Wolle; die Früchte liefern Wachs, wiewohl nicht in ſo reichem Maaße wie der eigentliche Wachs-Gagel (Myrica cerifera) aus Nordamerika, und wurden in Schweden fruͤherhin ſtatt des Hopfens zum Brauen des Bieres benutzt, welches davon einen bitteren, berauſchenden, Kopfweh erregenden Geſchmack bekommt. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Kann hoͤchſtens zur Austrocknung von Suͤmpfen gebraucht werden, und iſt eigentlich, gleich allen uͤbrigen nutzloſen Wald-Pflanzen, unter die ſogenannten Waldunkraͤuter zu rechnen. Beſondere Feinde und Krankheiten ſind nicht bekannt. 190 MYRICA. Erklärung der Abbildung. Ein Zweig mit maͤnnlichen, und ein Zweig mit weiblichen Bluͤthen-Kaͤtzchen; ein kleiner Blaͤtterzweig; die vergrößerte Schuppe eines männlichen Kaͤtzchen mit den Staubgefaͤßen; ein vergroͤßerter weiblicher Fruchtknoten mit den zwei Griffeln; eine einzelne reife Nuß, und ein einzelnes Samenkorn, beides etwas vergroͤßert; eine Steinfrucht in natuͤrlicher Groͤße. e ww XXXVII. ONONIS. Hauhechel. LINN. GEN. ed. VI. N? 863. Claſſe XVII. DIADELPHIA. Ordnung IV. DECANDRIA. Gattungs-Character. Die Zwitterblume ſchmetterlingsfoͤrmig; der Kelch 5fpaltig; die Krone Ablaͤttrig, das Fahnenblatt geſtreift; Staubfaͤden 10; Griffel 1. Die Frucht eine aufgeblafene ſtielloſe Hülſe. 65. , Stachlige Hauhechel. Tafel LI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen gedreiet, auch einzeln, die einzelnen Blaͤttchen ſind klein, oval, am Rande grob gezaͤhnt, ſtumpfſpitzig, auf beiden Flächen fein behaart, der Haupt⸗ ſtiel iſt kurz. Synonymie. ONONIS SPINOSA. Willd. Linn. III. 2. p. 989. N. 2 — Borkhauſen II. p. 990. Ne 225. — — Bechſtein IV. p. 775. Ne 14. — =— Burgsdorf II. 1. p. 250. Ne 76. —— — Hartig F p 201. Fe 4 Fe ee Guimpel und Hayne p. 166. Ne 124. Franz.: L’ARRETE-BEUF EPINEUX. — Engl. TE ınornen BEST-HARROW. ONONIS. ö 191 Provinzial-Namen. Dornige Hauhechel, Heuhechel, Hachel- oder Haͤckelkraut, Harnkraut, Hartelheu, Heuſchel, Aglar— kraut, Stachel-, Stahl- und Stuhlkraut, Ochſenburre, Ochſenbruch, Ochſenkraut, Katzenſperre, Wetzſtein— kraut, Schmalhefe, Pflugſtert, Weiberkrieg, Weixen. Abbildungen. Abel und Reitter T. 76. Guimpel und Hayne T. 124. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht oder liegend, ſtrauchartig, ſehr kurz in mehrere ſchwache Aeſte zertheilt, oder überhaupt fehlend; der ganze Strauch wird nicht über 1 — 2 Fuß hoch und hat eine etwas breit gedruckte, buſchichte Form; die ältere Rinde roͤthlichbraun, die jüngere grün und klebrig, einzeln flaumartig fein behaart. Die Aeſte und Seitenzweige, welche mehrentheils alljaͤhrlich bis auf einige Zoll über der Wurzel abſterben, ſtehen abwechſelnd, aufrecht, geſtreckt und ſperrig, oder legen ſich und nur die am Ende meiſtens bedornten jungen Zweige ſchießen bauchig in die Hoͤhe. Die Wurzeln ſind ſtark und zaͤhe, greifen oft über 1 Fuß tief ein, und breiten ſich 2—3 Fuß weit aus. Das Blatt. Die gruͤnlichen Knospen ſtehen abwechſelnd und ſind aͤußerſt klein. Die in Mai hervorbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter haben gleichen Stand, ſind gedreiet oder, vorzuͤglich an den oberen Zweigſpitzen, einfach, am Grunde des gemeinſchaftlichen, etwa / Zoll langen Blattſtiels mit zwei laͤnglichen zuſammengewachſenen Nebenblaͤttchen beſetzt; die einzelnen Blaͤttchen / — ½ Zoll lang, / — 7 Zoll breit, umgekehrt eifoͤrmig, am Rande bis über die Hälfte grob gezaͤhnt, auf der oberen Fläche dunkel-, unterwaͤrts hellergruͤn, auf beiden Seiten einzeln, kurz und behaart; gelblich gefärbt fallen fie im October ab. Die Bluͤthe iſt zwitterlich und erſcheint vom Monat Juni bis Auguſt einzeln oder gepaart in den Achſeln der Blaͤtter; der bleibende Kelch iſt groß, lanzettfoͤrmig, 5fpaltig, gruͤn und behaart, die ſchmetterlingsfoͤrmige Krone beſteht aus einem rundlichen, hoch- oder blaßrothen Fahnenblatt, zwei ſchmalen, weißen Fluͤgelblaͤttchen und einem weißen, rothgeſtreiften Schiffchen, 10 unter ſich verwachſene weiße Staubfaͤden mit gelblichen Staubbeuteln umgeben den aus ihrer Mitte hervorragenden, auf einem eifoͤrmigen, gruͤnen, fein behaarten Fruchtknoten ſtehenden, geſchweiften, weißgruͤnen Griffel mit ſpisiger Narbe. Die Frucht und der Samen. Die Frucht iſt eine von dem Kelch umſchloſſene, eirunde, bau— chige, ſehr fein behaarte, roſtbraͤunliche Huͤlſe, welche im September bis October reift, und 2 rundliche, dunkelbraune Samenkerne enthaͤlt. Varietaͤten. a. Mit ganz weißer Bluͤthe; b. mit unbewaffneten Aeſten, und ſcheint es faſt, als ob dieſe Spielart und die ſtinkende Hauhechel (Ononis hircina) eine und dieſelbe Pflanze ſey, welche Meinung auch Herr Profeſſor Hayne in Berlin theilt. Beſchaffenheit des Holzes. Eigentliches Holz findet ſich nicht, die dafuͤr anzunehmende rohr⸗ artige Maſſe iſt faſerig, inwendig gelblich weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt uͤberall in Deutſchland, und wahrſcheinlich auch in allen uͤbrigen Laͤndern Europens, auf Aengern, Triften und duͤrren Feldern, in hoher und niedriger Lage. 49 192 | oN NS. Fortpflanzung. Geſchiehet ſowohl durch den Samen als durch Ablegen der auf der Erde hinſtreichenden Aeſte oder Zweige und durch Wurzelbrut. Der Samen wird im Herbſt nach der Reife, oder im Monat April, nachdem derſelbe zwei Tage vorher eingeweicht, einzeln in flache Rinnen geſaͤet, mit Sand be- ſiebet und bis zum Aufgehen gelinde begoſſen; er keimt im erſteren Falle nach 8 Monaten, im letzteren 4—6 Wochen nach der Ausſaat mit 2 rundlichen Samenlappen. Die jungen Pflanzen werden im dritten Fruͤhjahre bei 9 Zoll Entfernung in den oberen Theil der Baumſchule, und wenn fie ½ Fuß hoch geworden, ins Freie verſetzt. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. In 5 — 6 Jahren hat der Strauch ſeine Vollkommenheit erreicht, ſeine Lebensdauer laͤßt ſich aber auf 8 — 10 Jahre annehmen, in welcher Zeit die abſterbenden Aeſte immer durch neue erſetzt werden. Nupen In Gärten dient der Strauch wegen feiner ſchoͤnen Bluͤthe zur Zierde, und außerdem hat man ihn zur Daͤmmung des Flugſandes empfohlen; die Schafe freſſen die jungen Triebe auf der Weide recht gern, das Rindvieh aber nimmt dieſe nur im Nothfall an; aus den Bluͤthen holen die Bienen Honig; er iſt reichhaltig an Farbeſtoff, indem er die mit Alaun vorbereitete Wolle ſchwefelgelb, die mit Eiſenvitriol geſottenen Tuche aber gruͤn färbt; in früherer Zeit wurde die Hauhechel, vorzuͤglich die Wurzel fuͤr harntreibend gehalten, auch wohl den Pferden als Purgirmittel eingegeben, wovon man indeß ſpaͤterhin abgekommen iſt. Für den Ackerbau iſt dieſer Strauch ein ſehr laͤſtiges Unkraut, und eben ſo auch fuͤr den Wald, in ſo fern er nicht, wie vorerwaͤhnt, zur Daͤmmung des Flugſandes angewandt wird. Beſondere Feinde und Krankheiten kennt man nicht. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. ſtellt das Fahnenblatt; » 3. die Fluͤgelblaͤttchen und » 4. das Schiffchen, etwas vergrößert, vor; » 5. der Fruchtknoten mit dem Griffel, vergrößert; » 6. eine Blume mit den Staubgefaͤßen und dem Griffel, jedoch ohne Kronenblaͤtter, desgleichen etwas vergroͤßert; » 7. eine geſchloſſene und geöffnete reife Huͤlſe. XXXVIII. PINUS. Fichte. LINN. GEN. ed. VI. N. 1077. Glaffe XXI. MONOECIA. Ordnung VIII. MONADELPHIA, Allgemeiner Gattungs- Character, Die männliche Blume. Ein aus vielen, an einer gemeinſchaftlichen Achſe befeſtigten Elei- nen kapſelartigen Schuppen, oder eigentlich aus vielen Staubgefaͤßen gebildetes laͤnglich- rundes Kaͤtzchen; der Kelch fehlt, inſofern man nicht die geöffneten Schuppen dafuͤr anſehen will; auf jedem der Staubfaͤden finden ſich 2, auf der untern Flaͤche und zu beiden Seiten mit den Schuppen verbundene laͤngliche, ein- faͤchrige Staubbeutel; die Krone fehlt. Die weibliche Blume. Ebenfalls ein aus vielen, um eine gemeinſchaftliche Achſe einfach oder gedoppelt dachziegelartig ſtehenden Schuppen gebildetes Kaͤtzchen; die Krone fehlt, und unter jeder der die Stelle des Kelchs vertretenden inneren Schuppen finden ſich 2, aus druͤſenartigen Fruchtknoten mit einer auffigenden, unterwaͤrts gekehrten, oft zweiſpaltigen Narbe beſtehende Blumen. Die Frucht ein holzig ſchuppiger Zapfen. A ABIE TES. Tannen Fichten. Beſonderer Gattungs-Character. Die Nadeln (Blaͤtter) ſind immergruͤn, ſtehen einzeln und kammartig, die bei der Reife des Zapfens abfallenden Schuppen aber gedoppelt. 66. e,, „%% o PENN Tafel Li. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Nadeln ſind breit, oben ſtumpf und wenig ausgeſchnitten, unterwaͤrts durch drei erha⸗ bene gruͤne und zwei vertiefte weiße Streifen der Laͤnge nach bezeichnet. Synonymie. PINUS ABIES. Borkhauſen I. p. 372. N. 1. = — Bechſtein IV. p. 515. N? 107. == == Burgsdorf II. 1. p. 288. N? 98. — — Dü Roi und Pott II. p. 133. N? 15. — — Hartig VI. 1. p. 208. N? 1. 5 PICE A. Willd. Linn. IV. 1. p. 504. Ne 26. — — Guimpel und Hayne p. 213. Franz.: LE SA PIV A FEUILLES D'Ir. — Engl. THE SILVER-LEAVED FIAT REE. 194 8 PINUS. Provinzial-Namen, Edel⸗Tanne, gemeine, weiße Tanne, Silber-, Tax-, Maſt⸗, Rauch-, Kreutz- und Wald-Tanne, Tanne mit Taxblättern, Tannenbaum, Danne, Tenne, Fichte, Edelfichte, auch Maſtbaum. Abbildungen. Blackwell T. 203. v. Oelhafen T. 5—8. v. Lengefeld T. 1— 3. Kerner dfon. Pfl. T. 468. Cramer T. 25. Reitter und Abel T. 98. Gu impel und Hayne J. 156. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 100 — 120 Fuß lang ohne Aſt, 6— 8 Fuß über der Wurzel ſtark, vollkommen rund und ſehr gerade, mit weniger pyramiden- als walzenfoͤrmiger, et⸗ was ſtumpfer, aſtreicher Krone; die Höhe des ganzen Baumes, des hoͤchſten unter allen deutſchen Na⸗ delhoͤlzern, und deſſen Aeußeres einen ſehr imponirenden Anblick gewährt, beträgt nicht ſelten über 160 — 180 Fuß. Die äußere alte Rinde dunkelbraun, mit einem der Maſtbuͤchen-Rinde faſt ähnlichen aſch- oder weißgrauen Ueberzuge (daher der Name Weißtanne), glatt, warzig, oder blaͤttrig aufge— ſprungen und trocken, die jüngere mehr gruͤnlichgrau und roſtfarben fein behaart, die innere Rinde rothbraun, dünne, fpröde und harzreich. Die Aeſte und Seitenzweige. Erſtere ſtehen meiſtens zu ſechs quirlfoͤrmig rund um den Stamm, und bezeichnen fo durch die Anzahl ihrer ½ — 2 Fuß von einander entfernten Quirle ziemlich genau das Alter deſſelben; die Richtung ihres Wuchſes geht bei jungen Baͤumen etwas ſpitzwinklich, nach oben, bei mittelwuͤchſigen horizontal, und bei alten Baͤumen, beſonders wenn dieſe frei ſtehen, nach unten geſenkt vom Stamme aus; fie find ſtark und lang geſtreckt, ſterben aber, je nachdem der Baum mehr frei oder in gedraͤngtem Schluſſe ſteht, im letzteren Falle nach und nach zum großen Theile hart am Stamme ab, welches der Forſtmann reinigen nennt; die Seitenzweige ſtehen auf zwei Sei⸗ ten etwas ſpitzwinklicht wagerecht gegen einander über. Die Wurzeln. Die ſtarke Pfahlwurzel geht gerade nieder, dringt wie die 6—8 Fuß weit ſtreichenden Seitenwurzeln auf gutem Boden 3 — 4 Fuß tief ein, und ſchuͤtzt fo den Baum gegen die den Fichten gefaͤhrlich werdende Einwirkung der Stuͤrme. Das Blatt. Die im Monat Mai aus gegenuͤberſtehenden, eirundlichen, ſtumpfen, 16 — 20ſchup⸗ pigen, roſtbraunen Knospen mit dem jungen Triebe buͤſchelartig hervorbrechenden immer- oder win- tergrünen Nadeln ſtehen einzeln ohne Scheide, unten etwas gedrehet, zu zweien, neben oder hinter einander, zweireihig, kammartig an den Zweigen, ziemlich ſpiralfoͤrmig rund herum dagegen an dem jungen Stamme und Stammtriebe, find 7 Zoll lang, ½ Zoll breit, linienfoͤrmig, oben an der Spitze wenig ausgeſchnitten, breit gedruͤckt, ſteif, oberwaͤrts der Länge nach tief gefurcht, und glaͤnzend dunkel⸗ grün, unterwaͤrts mit drei erhabenen grunen, und zwei dazwiſchen liegenden vertieften, ſehr fein punc⸗ tirten blauweißen Laͤngsſtreifen verſehen; ſie fallen zum Theil, ſo wie der Zweig mehr und mehr in dichten Schatten tritt, wie die Aeſte und Zweige ſelbſt, ohne beſtimmte Ordnung nach und nach, mei— ſtens aber im October ab. Die Bluͤthe, welche man ſchon im Herbſt, und zwar die maͤnnliche ſehr haͤufig, die weibliche hingegen nur ſparſam an den oberen Spitzen der 2— Jjaͤhrigen jungen Gipfelzweige, als länglich ei⸗ runde, ſchuppige, dunkel- oder roſtbraune Knospen bemerkt, erſcheint in Kaͤtzchengeſtalt halb⸗getrennt geſchlechtig, maͤnnliche und weibliche Blumen auf einem Stamme, gegen Mitte Mai; das %, Zoll lange, eirunde, in der Mitte gefurchte maͤnnliche Kaͤtzchen iſt aus zahlreichen, um eine gemeinſchaft⸗ liche Achſe dicht geſtellten Staubfaͤden mit. zweihoͤrnigen, kammartigen, doppelten gelben Staubbeuteln gebildet, welche ſtatt des Kelchs von kleinen rothen, zuruͤckgebogenen Schuppen halbmondfoͤrmig ein⸗ geſchloſſen find; die weibliche Blüthe, ein aufrecht ſtehendes 1 Zoll langes, eirundes, dunkelrothes PPENFUTS! 195 Zäpfchen, mit dachziegelicht über einander liegenden, anfaͤnglich etwas ſperrigen, nach der Befruchtung fi) aber ſchließenden, herzförmigen Schuppen, und hinter dieſen ſtehenden, bleibenden, ſpitzigen Deckblaͤtt⸗ chen, enthaͤlt unter jeder der Schuppen zwei druͤſenartige Blumen. Die Frucht und der Samen. Die Frucht, ein aufrecht ſtehender, 6—8 Zoll langer, 2— 2% Zoll dicker, faſt cylinderfoͤrmiger, holziger Schuppen-Zapfen, reift gegen Ende Septembers, wo ſich dann die Sonnſeite braun, die Schattenſeite olivengruͤn färbt, die Schuppen ſammt den zu zweien unter jeder derſelben befindlichen Samen von der Spindel trennen und abfallen, letztere aber einem duͤr⸗ ren Reiſe gleich bis zum Fruͤhjahre ſtehen bleibt; die glaͤnzend dunkelbraunen Samenkörner ſind groß, dreieckig, keilfoͤrmig zugeſpitzt, platt, faſt ganz von einem oben ſchief abgeſchnittenen duͤnnen, roſt⸗ gelben, leicht zerbrechenden Flügel umſchloſſen, und von ſehr ſtark riechendem balſamiſchen Oele durch— drungen, weswegen dieſelben leicht in Faͤulniß uͤbergehen und ſich nicht gut laͤnger als zum naͤchſten Fruͤhjahre keimfaͤhig erhalten laſſen. Beſchaffenheit des Holzes. Weniger harzreich als das der übrigen Nadelhoͤlzer, ſehr leicht, duͤnn⸗ und geradſpaltig, fein⸗langfaſerig, weich, zaͤhe und elaſtiſch, auf dem Schnitt weiß; das Gewicht eines Cubik⸗Fußes beträgt, nach Hartig: ganz friſ h 59 Pfund. halb teoce n 48 „ ganz dur 36% » Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Im mittlern Europa, zwiſchen dem 45ften bis Sehen Grade nördlicher Breite, findet ſich die Weißtanne in mehr oder weniger zuſammenhaͤngenden Beſtaͤnden uͤberall, am haͤufigſten aber auf den Mittelgebirgen der Schweiz, (wo ſie z. B. den Monte Rosa noch bis zu einer abſoluten Hoͤhe von uͤber 6000 Par. Fuß erſtiegen hat,) Tyrols, Baierns und Schwabens, in Boͤhmen, Sach— fen und Thüringen; aͤußerſt ſparſam dagegen am Harze, wo fie als urſpruͤnglich natürliche Be⸗ wohnerinn eben ſo wenig als ihre Gattungs-Verwandten, die Kiefer und Lerche, vorkommt, auch ihre Cultur wegen der mehr nördlichen Lage des Gebirges und hieraus entſpringenden un⸗ guͤnſtigen Verhaͤltniſſe des Clima's, oder weil die Verſuche nur im Kleinen, auch wohl in ungeſchuͤtzter Lage vorgenommen werden mußten, bis jetzt noch nie recht hat gelingen wollen. Selbſt in dem afia- tiſchen Antheile Rußlands, über den 127i Grad oͤſtlicher Länge hinaus, als in Georgien, Kaukaſien, Taurien, Podolien, Permien, am Ural, Kolywan, Altai und Muſſart, Seni- ſai, Baikal u. ſ. w. trifft man fie noch an; doch auch hier wie in Europa ſcheint der 58fe Breiten⸗ grad die natuͤrliche Grenze ihrer Vegetation gegen Norden zu bilden, und im Allgemeinen uͤberhaupt der Grundſatz feſtzuſtehen, daß da, wo die Obſtbaumzucht und der Getreidebau aufhört, auch von dem An— baue der Weißtanne kein ſonderlicher Erfolg mehr zu erwarten iſt. Wegen ihrer tiefgehenden Wurzeln verlangt ſie einen verhaͤltnißmaͤßig 1½ — 3 Fuß tiefen, friſchen guten Boden, und iſt ihr ein Erdge— menge von Lehm mit feinem Grande oder Steinchen, deſſen obere Decke aus etwas Damm— erde beſteht, imgleichen ein nicht zu dichter Kalkboden beſonders willkommen, hingegen ein naſſer oder mooriger, wie ein zu duͤrrer oder ſandiger Grund, zuwider; ferner iſt ihr, vorzuͤglich in der Ju— gend, ein geſchuͤtzter, mäßig ſchattiger Stand ein Haupterforderniß, und in Beziehung auf die Güte (Feſtigkeit, Dauer und Hitzkraft) des Holzes, die ſuͤd⸗ oder nord ⸗oͤſtliche Gebirgs-Expoſition zutraͤglicher als die rein noͤrdliche, obgleich ſie ſich hier ſchneller und hoͤher ausreckt als dort. Fortpflanzung. Sie geſchieht in der Regel durch natuͤrliche und kuͤnſtliche Beſamung oder Pflanzung, doch hat man auch wohl ſchon, und nicht ohne Gluͤck, Verſuche gemacht, die Weißtanne durch Pfrop— fen, Ablactiren, Abſenken und Stecklinge zu vermehren; Verſuche, die, ſo unanwendbar ſie auch 5 50 196 PINUS. im Großen find, dennoch immerhin merkwuͤrdig bleiben werden, da ſie zur Berichtigung des fruͤherhin allgemein geherrſchten Vorurtheils beigetragen haben, daß die zu ſolcher Vermehrungsart erforderliche Reproductionskraft ausſchließlich nur dem Laubholze eigen ſei, und ſomit uͤberhaupt die Moͤglichkeit be⸗ zweifelt wurde, Nadelhoͤlzer auf eine andere Weiſe als aus dem Samen zu erziehen. Dieſelben Regeln, welche bei der natürlichen Beſamung der Rothbuche in Anwendung kommen, treten auch bei der Weißtanne ein; denn ſelten ſtreuet auch ſie den Samen weit uͤber den Bereich ihrer Aſtverbreitung hinaus, weil dies nicht ohne ſtuͤrmiſche Luftbewegungen geſchehen kann, die in der Jahrs— zeit, wo der Samen abfliegt (Monat September) eben nicht Statt finden; eben wie die Rothbuche, iſt auch ſie durch tiefgreifende Wurzeln geeignet, im iſolirten Stande dem Andrange der Stuͤrme ziemlich ſicher zu widerſtehen, und eben wie die jungen Pflanzen der Rothbuche, verlangen auch die der Weiß⸗ tanne in ihrer frühen Jugend Schutz gegen Froſt und Hitze. Man giebt daher dem natuͤrlich zu ver⸗ jüngenden Waldbeſtande mittelſt des Dunkelſchlages zunaͤchſt eine ſolche Stellung, daß ſich die aͤußer⸗ ſten Zweigſpitzen der Samenbaͤume faſt beruͤhren, und unter dem Schutz und Schatten derſelben der überall gleichmäßig von der Natur ausgeſtreuete Samen fi unbehindert entwickeln konne, als wozu, nach Befinden der Umſtaͤnde, je nachdem das Clima milde oder rauh, und die Gebirgs- Erpofition mehr nord⸗, oſt⸗ oder ſuͤdlich ift, mithin der junge Anwuchs weniger oder mehr Schutz bedarf, bei 120 jaͤhri⸗ gem Umtriebe 250 — 300 Stämme, bei höherem Turno von 160 — 180 Jahren aber, weil der ein⸗ zelne Baum bis zu dieſem Alter einen größeren Flaͤchenraum zu feiner Ernährung bedarf, auch vermoͤge ſeiner mit der lichteren Stellung an Umfang zunehmenden Aſtverbreitung eine größere Flaͤche beſamen kann, ſchon 150 — 200 Staͤmme auf den Rheinlaͤnd. Normal-Morgen von 160 Ruthen hinreichend ſind. In einer ſolchen Stellung verbleibt der Waldbeſtand bis zum naͤchſt (gewoͤhnlich alle 6(— 7 Jahre) eintretenden Samenjahre, wo dann noͤthigenfalls der Boden, wie bei der kuͤnſtlichen Ausſaat, zur Auf nahme des Samens empfaͤnglich gemacht wird, ruhig; ſobald indeß, nach hinreichend erfolgter Beſa⸗ mung, der junge Anwuchs 3 Jahre alt iſt, nimmt man, unter Auswahl der ſtaͤrkſten Staͤmme und mit moͤglichſter Vorſicht (am ſicherſten bei hohem Schnee und nicht zu ſtarkem Froſt), durch den Lichtſchlag die Haͤlfte der Samenbaͤume weg, und wenn derſelbe endlich bei einer Höhe von 6 — 8 Zoll ſtark ge⸗ nug geworden, ohne beſondere Gefahr der freien Einwirkung der Atmoſphaͤre preisgegeben zu werden, mit gleicher Vorſicht wie bei dem Lichtſchlage, durch den Abtriebsſchlag den ſtehen gebliebenen Reſt. Zu der kuͤnſtlichen Beſamung, welche wegen ihrer Wohlfeilheit, und weil man damit raſcher von der Stelle kommen kann, bei weitläuftigen Culturen im Allgemeinen mehr als die Pflanzung an⸗ ſpricht, auch auf flachgruͤndigem Boden vor jener wirklich den Vorzug behauptet, werden die Zapfen gegen Mitte Septembers, ſobald ſich die oberen Spitzenſchuppen oͤffnen, behutſam abgebrochen, und bei mäßiger Ofenwaͤrme auf dräthernen oder von feinen Ruthen geflochtenen Horten (Buberten) und in Saͤcken, auch wohl an der Sonne auf untergelegten Laken von grober Leinwand fo lange hin und her geſtoßen und geharkt, bis ſich die Schuppen ſammt den Samen von der Spindel getrennt haben. Der durch Harken und Sieben von den Spindeln und Schuppen, und durch Ruͤtteln, Reiben und Wurfeln von den Flügeln völlig zu befreiende Samen wird ſodann, inſofern das herrſchende Clima im Frühjahr keine ſpaͤte Nachtfröͤſte befürchten laͤßt, noch in demſelben Herbſt, nachdem die ihm nachgehenden Zugvoͤ⸗ gel fortgeſtrichen ſind, bis zum Eintritt des Froſtes, etwa Mitte Novembers, im entgegengeſetzten Falle aber, weil ſich derſelbe, wie früher bemerkt, wegen feiner oͤligen Subſtanz ohne Gefahr des Ver⸗ derbens nicht mehrere Jahre conſerviren laͤßt, auf luftigen Böden dünn aufgeſchuͤttet, und bei fleißigem Umſtechen moͤglichſt trocken aufbewahrt, im naͤchſten Fruͤhjahre bis Ende Mai's ausgeſaͤet. Iſt die zu beſamende Flaͤche mit Geſtraͤuch, Heide, Moos, Gras, oder uͤberhaupt Unkraut ſo ſehr uͤberwachſen und vernarbet, daß die freie Entwickelung des ausgeſtreueten Samens behindert werden koͤnnte, ſo wird der Boden zuvor, wie es grade zweckdienlich ſcheint, durch eiſerne Rechen und Eggen leicht auf⸗ geriſſen, oder, wenn dies nicht hinreichend, durch Abhauen, Ausraufen u. ſ. w. von dem Unkraut erfor⸗ derlichermaßen befreiet; beſſer iſt es unter ſolchen Umftänden indeß immer, den Boden mittelft breiter, PINUS. 197 ſcharfer Hacken nur in Plaͤtzen von etwa 3 — 4 Fuß Größe, oder Rinnen von ½ — 1 Fuß Breite und 4 Fuß Entfernung, flach abzuplaggen, und in dieſe Plaͤtze oder Rinnen den Samen zu ſtreuen, auf dem übrigen Flaͤchenraume dagegen das nicht zu hohe Geſtraͤuch und Unkraut zur Schutzwehr der jungen Pflanzen gegen Froſt und Hitze ſtehen zu laſſen, als daſſelbe gänzlich wegzuraͤumen; in Gebirgs-Gegen⸗ den muß man aber die Rinnen ſtatt bergab, horizontal der Bergwand entlang ziehen, auch die Plag⸗ gen, mit der Raſenſeite unten gekehrt, hart an den unteren Rand der Plaͤtze oder Rinnen legen, und an denſelben, auf dem entbloͤßten Boden, den Samen herausſtreuen, damit nicht ſtarke Thauwetter und Regenguͤſſe das lockere Erdreich ſammt dem Samen in das Thal ſchwemmen, auch uͤberdies, wenn die Bergwand eine füdliche Lage hat, der Boden nicht zum Verderben der jungen Pflanzen von den auf prallenden Sonnenſtrahlen zu bald ausgedoͤrret wird; nur da wo der Graswuchs nachtheilig iſt, ſaͤtt man den Samen in die Mitte der Plaͤtze oder Rinnen. Am mißlichſten iſt die kuͤnſtliche Ausſaat auf friſch bearbeitetem Boden, beſonders wenn derſelbe entweder aus leichten, ſandigen Erdarten beſteht, welche die Feuchtigkeit zu raſch einſaugen und verdunſten, wo dann Stürme und Regenguͤſſe, Froſt und Duͤrre durch Entwurzelung und Vertrocknen der jungen Pflanzen gleich nachtheilig wirken, oder zu bindend iſt, und das Waſſer in der Oberflaͤche feſthaͤlt, wodurch bei der Herbſtſaat die Pflanzen ebenfalls leicht er— frieren; nur bei der Zwiſchenſaat von Hafer, den man im Herbſt vorſichtig uͤber den jungen Pflaͤnzchen abſchneidet, iſt hier einigermaßen, außerdem aber hoͤchſt ſelten auf Gedeihen der Cultur zu rechnen. Am ſicherſten dagegen geſchieht die kuͤnſtliche Ausſaat unter dem Schutz und Schatten noch vorhan— denen Laub- oder Nadelgehoͤlzes auf aͤhnliche Weiſe, wie bei der natürlichen Beſamung gezeigt worden; weshalb man denn auch bei Umwandlung von anderen Holzbeſtaͤnden in Weißtannen, danach verfaͤhrt, d. h. das alte Holz nach und nach, und nicht eher gaͤnzlich wegnimmt, bis der junge Nachwuchs ſtark genug iſt, feines Schutzes entbehren zu konnen. — Nachdem der Samen ausgeſtreuet iſt, wie dies bei der Vollſaat aus freier Hand, bei Plaͤtzeſaaten jedoch, zur Bezweckung gleichmaͤßiger Ausſaat, mittelſt eines kleinen hölzernen oder blechernen, die beduͤrftige Koͤrner-Quantitaͤt (2 — 3 Quentchen für jede Plagge) enthaltenden Maͤßchens, und bei der Rinnenſaat mittelſt eines kleinen Trichters geſchieht, aus deſſen unterer, mit dem Finger beliebig zu verſchließenden Oeffnung der zuvor von den Fluͤgeln gerei⸗ nigte Samen herausfaͤllt, wird derſelbe, auf großen Flächen durch Eggen, Rechen und Dorn ⸗Schlepp⸗ buͤſche, auf kleinen Saatplaͤtzchen aber mit der Hand oder einem Dornſtrauche entweder bloß mit dem wunden Boden in enge Berührung gebracht, oder, z. B. bei lockerem, von ſchuͤtzendem Geſtraͤuch u. ſ. w. entblößten Grunde, / — ½ Zoll tief untergekratzt, und hierauf die beſamte Fläche, zur Unterſcheidung von der nichtbeſamten, mit Saͤgeſpaͤnen oder dergleichen uͤberſtreut, auch außerdem, wo es nicht zu viel Koſten verurſacht, zur Beſchattung mit Reiſig leicht uͤberdeckt; ganz vorzuͤglich aber durch Aufftellung von Knaben mit Klappern, oder ſonſt zweckmaͤßige Vorkehrungen, als fleißiges Schießen früh Morgens und Abends u. ſ. w., gegen die laͤſtigen Beſuche der wilden Tauben und anderer Zugvögel geſchuͤtzt, welche erſtere, wenn dies nicht geſchieht, da wo fie häufig find, in kurzer Zeit die ganze Ausſaat zu ſich nehmen. — Die Koſten ſolcher kuͤnſtlichen Saat⸗Culturen betragen, excl. der Samen-Einkaufsgelder, nach Verſchiedenheit des Bodens und der Cultur-Art ſelbſt, durchſchnittlich zwiſchen 2 — 3 Krhlr. fuͤr den Rheinl. Normal-Morgen; die Samen-Quantität iſt aber mit gleicher Ruͤckſicht auf Boden und Clima eben fo verſchieden, und für den Morgen bei der Vollſaat auf 60 — 80 Pfund oder 6— 8 Braunſchweigiſche Himpten mit, und 40 — 50 Pfund oder 3 — 4½ Braunſchw. Himpten ohne Fluͤ⸗ gel, bei der Plaͤtze- und Riefenſaat dagegen zu // — ½ weniger anzunehmen. Der Samen liegt bei der Herbſtſaat bis zum naͤchſten Fruͤhjahre (Monat April) bei der Fruͤhjahrsſaat aber nur 4—6 Wochen in der Erde, und geht dann als ein anderthalb Zoll hohes, langwurzliches Staͤmmchen mit fünf, felten ſechs ſternfoͤrmig geſtellten, langen, feinen Nadelblaͤttchen, zwiſchen welchen bald noch fünf kleinere Keimnadeln zum Vorſchein kommen, auf. Die Pflanzung bewährt ſich hauptſaͤchlich bei Nachbeſſerungen luͤckiger Plaͤtze in Saat⸗ und Pflanz⸗Culturen, ferner bei foͤrmlichen Bloͤßen-Culturen auf frei und hoch gelegenen, gutbodigen oder 198 PINUS. moorigen Gebirgsflaͤchen, wo Clima, Schneedruck, Kraut und Graswuchs, Heide, Moos und andere, zu dem Heere der ſogenannten Forſtunkraͤuter gehörende Pflanzen durch ihren verdaͤmmenden Wuchs der Beſamung hinderlich werden, und endlich uͤberall da, wo Weide⸗Servitute keine mehrjährige Schonung geftatten, oder fonft dringende Umftände, Holzmangel u. ſ. w. die moͤglichſt ſchnelle und ſichere Wald⸗ Erziehung nothwendig machen. — Rechnet man zu den gewoͤhnlichen Pflanzkoſten, die ſich bei den Fichten⸗Culturen am Harze, wenn die Pflanzung in vierfüßiger Entfernung vorgenommen wird, pro Morgen (à 160 O Ruthen Rheinland.) auf 4 — 5 Thaler belaufen, auch die Koſten, welche die mei- ſtens vorhergehende kuͤnſtliche Erziehung der Pflänzlinge veranlaßt, und hoͤchſtens etwa noch 1 Kthlr. betragen, ſo iſt zwar nicht zu leugnen, daß Pflanzungen im Allgemeinen immer hoͤher zu ſtehen kom⸗ men als Beſamungen; werden indeß die bei der Pflanzung vorkommenden verſchiedenartigen Beſchaͤfti⸗ gungen, als Anfertigung der Pflanzloͤcher, Ausſtechen, Transportiren, Einſetzen und Pflanzen der Pflaͤnz⸗ linge, nach Maaßgabe der dazu erforderlichen Kraftanſtrengung und Geſchicklichkeit unter das arbei⸗ tende Perſonal richtig vertheilt, dergeſtalt, daß z. B. zu Anfertigung der Pflanzloͤcher auch Kinder von 10 — 12 Jahren verwandt werden, welche für halben Tagelohn und weniger, oft eben ſo viel thun als Erwachſene, und das Ganze wird unter gehoͤriger Aufſicht in fabrikmaͤßiger Ordnung betrieben, ſo läßt ſich manche Erſparung machen, und der Unterſchied der beiderſeitigen Koſten iſt in Gegenden, wo man nicht gezwungen iſt, die Arbeiter zu einem übermäßigen Lohne zu bedingen, um nur welche zu ha⸗ ben, nicht fo hoch, als aus dem vorhin aufgeſtellten Koſten⸗Verhaͤltniſſe beider Cultur-Arten hervorgeht, beſonders wenn man die leider oft gemuͤſſigten Geld-Ausgaben für Nachbeſſerungen in den Beſamungen, und den mehrjährigen früheren Zuwachs der Pflanzung mit in Anſchlag bringt; wenigſtens hat es bei den Fichten⸗Pflanz⸗Culturen am Harze einzelne Faͤlle gegeben, wo guͤnſtige Local-Verhaͤltniſſe, guter Boden, Naͤhe der Pflanzkaͤmpe und eine zahlreiche, Arbeit ſuchende Bevoͤlkerung es moͤglich machten, das Tauſend Pflanzenbuͤſchel für achtzehn Gutegroſchen in die Erde zu bringen, obwohl das treffliche Gedeihen der Cultur zeigt, daß die Arbeit mit aller Sorgfalt betrieben wurde. 9 Pflanzen werden nicht nur aus den zu gedrängt ſtehenden natürlichen und kuͤnſtlichen Befa- mungsplaͤtzen genommen, ſondern auch in eigends dazu auf gutem Mittelboden und in geſchuͤtzter Lage, den Pflanzorten moͤglichſt nahe vorgerichteten, gegen Vieh und Wild durch eine leichte Befriedigung von Ricken, Zaungeflechten oder Graͤben geſicherten Kaͤmpen erzogen. Bei Bearbeitung des Kampbodens iſt es zweckmaͤßig, nach geſchehener Reinigung von Unkraut, Wurzeln und Steinen, die ganze Flaͤche ½ — 1 Fuß tief aufhacken, ebnen, und fo wenigſtens ein halbes Jahr bis zur Beſamung liegen zu laſſen; die Ausſaat, welche im Fruͤhjahre bei feuchtem Wetter, mäßiger Erdbedeckung von Y, Zoll, und wenn es noͤthig ſcheint, unter Mitanwendung der Zwiſchenſaat von Hafer vorgenommen wird, geſchieht meiſtens in 4 — 8 Zoll breiten, 9 — 12 Zoll unter ſich entfernten Rinnen, und iſt dieſe Rinnſaat der Vollſaat darum vorzuziehen, weil ſich die Arbeiter beim Fortſchaffen des Graswuchſes und Ausſtechen der Pflanzen freier bewegen koͤnnen, folglich mehr thun, und nicht ſo viel Schaden durch Zertreten der Pflanzen anrichten, als bei jener. Je nachdem die eine oder andere Methode angewandt und die Flaͤche theilweis oder ganz beſamt wird, rechnet man das Vier- bis Sechsfache der vorhin angegebenen Sa— men⸗Quantitaͤt, für den Rheinl. Morgen etwa 200 bis 300 Pfund. Der Geld-Aufwand eines ſolcher— geſtalt vorgerichteten Fichten-Kampes von 1 Morgen Umfang, beträgt am Harze, wo die Befriedigung meiſtens aus Ricken beſteht, welche zu drei oder vier, 2 Fuß über einander, in 6 — 8 Fuß hohe und 8 — 10 Fuß entfernt geſetzte Pfaͤhle geſchoben werden, nach einer zehnjährigen Durchſchnitts-Berechnung, zwiſchen 40 — 50 Rthlr., incl. der Koften für das Ausſtreuen des Samens; es werden aber auf dieſer Flaͤche bei der Rinnen⸗Saat, wenn die Rinnen 12 Zoll unter ſich Entfernung haben, zwiſchen 180 bis 240,000, und wenn ſie 9 Zoll entfernt ſind, an 320,000 Pflanzenbuͤſchel erzogen, womit bei einer Pflanz⸗Entfernung von 4 Fuß O (= 2560 Buͤſchel pro Morgen), die ſehr bedeutende Flaͤche von 75 — 125 Morgen (à 160 QORuthen) bepflanzt werden kann. Soll die Buͤſchel-Pflanzung, wobei die jungen Pflanzen mittelſt halbrunder, oder auch gerader, PETIN US; 199 nach unten ſich verſchmaͤlernder Spaten von 6 Zoll oberem Durchmeſſer, ſammt dem Erdballen ausge⸗ hoben werden, als die zweckmaͤßigſte aller Nadelholz⸗Pflanz-Methoden, und bei der Fichten⸗Pflanzung am Harze, wie überhaupt faſt in ganz Nord-Deutſchland üblich, in Anwendung kommen, ſo hat man nicht nöthig, d en Kamp durch Kreuzwege in beſondere Saat- und Pflanz-Felder abzutheilen, ſondern laͤßt die jungen Pflanzen unter ſteter Reinhaltung von nachtheilig werdendem Gras und Unkraut bis zu der Hoͤhe von etwa 5 — 6 Zoll heranwachſen, und verſetzt ſie dann ins Freie; ſoll hingegen die Pflanzung mit einzelnen Stämmen von 1 und mehreren Fuß Höhe (ſelbſt 6— 8 Fuß hohe und hoͤhere Weiß⸗ tannen⸗Staͤmme laſſen ſich mit gehöriger Vorſicht noch verpflanzen) verrichtet werden, fo iſt zu Erziehung derſelben die Anlegung von Pflanzfeldern, auf welche ſie, nach Maaßgabe ihrer zunehmenden Hoͤhe und Ausbreitung der Zweige und Wurzeln, erſt in 1, und dann in 2, auch mehrfuͤßige Entfernung gebracht werden, nothwendig. — Ausgedehnte Wald -Pflanzungen werden zur Vermeidung jedes Zeitverluſtes ſo— wohl im Herbſt als Fruͤhjahr vorgenommen, und zwar im Herbſt vom Monate September bis zum Eintritte des Froſtes, im Fruͤhjahr vom Monat Maͤrz, wenn der Froſt aus der Erde iſt, bis die Knos⸗ pen treiben; doch hat im Allgemeinen die Herbſtpflanzung auf trockenem Boden, wenn Mangel an Waſſer in der Naͤhe das Anſchlaͤmmen der Erde unthunlich macht, vor der im Fruͤhjahre den Vorzug, daß dies Anſchlaͤmmen durch Regen und Schmelzen des Schnees ſehr bald ohne alle Koſten von der Natur be— ſorgt wird, folglich die jungen Pflanzen ſich früher und beſſer bewurzeln, und der Sonnenhitze im Som⸗ mer kraͤftigeren Widerſtand leiſten konnen. — Obwohl die Entfernung, nach welcher die Nadelholz— Pflanzen ins Freie geſetzt werden, nicht an allen Orten gleich iſt, ſondern zwiſchen 3 — 6 Fuß, und wenn es gerade nur darauf ankommt, in kurzer Zeit und mit geringen Huͤlfsmitteln (Arbeitern, Pflan⸗ zen und Geld) große Flaͤchen zu bewalden, wohl noch weiter beſtimmt wird, ſo moͤgte dennoch, ohne auf ſonſt einen anderen Zweck, als die ſichere Erziehung eines regelrechten Waldbeſtandes, Rüd- ſicht zu nehmen, die Horizontal-Entfernung von 4 Fuß U oder in Verband, fuͤr Gebirge und Ebe⸗ nen am zweckmaͤßigſten ſeyn; indem hierbei die Staͤmme hinreichend dicht ſtehen, ſich durch fruͤhen Schluß gegen unabwendbare widrige Naturereigniffe (Froſt und Duͤrre) bald vollkommen zu ſchuͤtzen, einen ſchlan⸗ ken, nutzbaren Schaft, und nach Gewaͤhrung anſehnlicher Zwiſchennutzungen, in dem Alter ihrer, die ei⸗ gentliche Haupt-Erndtezeit beſtimmenden Vollkommenheit, einen vollgeſchloſſenen Baumort von 250 — 300 Stamm pro Morgen zu bilden; wiederum aber auch nicht zu dicht, um durch Schneedruck zu leiden und ſich vor dem Eintritt einer geregelten Zwiſchennutzung durch Verkuͤmmerung der Nahrung im Wuchſe unter einander zuruͤckzuhalten. — Die Pflanzlöcher, deren Umfang und Tiefe mit dem der Wurzeln oder Erdballen der Pflänzlinge im richtigen Verhaͤltniß ſtehen muß, werden gewoͤhnlich unmittelbar vor der Pflanzung, und zwar auf größeren Flaͤchen in moͤglichſt geraden Linien, nach vorgeſteckten Richtſtangen und der beſtimmten Pflanz-Entfernung abgeſchnittenen Maaßſtoͤcken angefertigt; bei dem Pflanzgeſchaͤfte ſelbſt hat man aber dahin zu ſehen, daß weder Stamm noch Wurzel, am wenigſten indeß der obere Herztrieb gequetſcht oder ſonſt unnöthig beſchaͤdigt werde, und daß zwiſchen den Wurzeln oder dem ſie umgebenden Erdballen und den inneren Wänden der Pflanzloͤcher keine, durch Waſſerfuͤllung Faͤulniß und Auffrieren der Pflanzen bewirkende leere Zwiſchenraͤume entſtehen; erlaubt iſt es dagegen, bei ſchon et⸗ was herangewachſenen Staͤmmchen die das Pflanzgeſchaͤft erſchwerende lange Pfahlwurzel etwas abzu⸗ ſtutzen; auch kann man, wenn es zum beſſeren Gedeihen, vornehmlich zur Befoͤrderung des Hoͤhenwuchſes nuͤtzlich ſcheint, die untern Zweige bis auf einige Zoll Länge am Stamme wegnehmen. — Die Wind⸗ Befeſtigung durch 6— 8 Fuß hohe Stangen, welche auf den Seiten des Stammes in 1 — 2 Fuß Ent⸗ fernung eingeſetzt, und mittelſt Strohſeilen unter ſich und mit dem Stamme dergeſtalt verbunden werden, daß dieſer nach allen Richtungen gleichmaͤßig angezogen wird, findet wohl bei ſtarken Staͤmmen von 8 Fuß Hoͤhe und daruͤber Statt, bei kleineren von 4 — 8 Fuß iſt dieſelbe aber nur auf leichtem Boden und in gaͤnzlich freier Lage noͤthig, auch hierzu ſchon eine, nahe an den Stamm geſetzte kurze Stange von wenigen Fuß Laͤnge hinreichend, und bei noch geringern Pflanzen, wie wir ſie gewoͤhnlich im Walde verwenden, iſt ſie ganz uͤberfluͤſſig. — Der Transport der Pflanzen geſchieht in Tragkoͤrben oder groͤ⸗ 51 200 PINUS. fern, den bekannten Kohlenkoͤrben ähnlichen, auf einer Schlitten - Schleife befeilaten Blecht - Behältniffen, durch Menſchen oder Pferde; doch futtert man, zur Vermeidung heftiger Erſchuͤtterungen, wodurch die Erdballen zerfallen, zuvor den Boden derſelben mit einigen Lagen feiner Zweige neſtartig aus, und ſetzt dann die Pflanzenbuͤſchel, etwa 40 — 50 Stück auf einen Tragkorb gerechnet, in 3 — 4 Schichten über einander behutſam ein. Pflaͤnzlinge ohne Erdballen mit Sicherheit vor dem Verderben an entfernte Orte zu transportiren, iſt nur bei der ſorgfaͤltigſten Verpackung ihrer Wurzeln in naſſes Moos oder Gras moͤglich; weil ohne dieſe Vorſicht der in den Wurzeln vorhandene harzige Pflanzenſaft ſich an der Luft verhaͤrtet, folglich das Wiedereindringen aͤußerer Feuchtigkeit nicht zulaͤßt, und der Stamm vertrocknen muß. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Bis zum sten Jahre iſt der Zuwachs der Weißtanne duͤrftig, und ſteht ſelbſt dem der Roth-⸗Fichte nach, von da an aber hebt er ſich zusehends, und bald mit jener an Schnelligkeit wetteifernd, dauert derſelbe, unter guͤnſtigen Verhaͤltniſſen, bei ſtetem Steigen, fuͤr den regelmaͤßig behandelten Waldbeſtand 120 — 130 Jahre, für den einzelnen Baum dagegen 180 — 200 Jahre und darüber, alſo länger als der aller uͤbrigen in Deutſchland vegetirenden Nadelhoͤlzer aus, fo daß man Bäume von 280 — 300 Jahren findet, die noch voͤllig geſund ſind; wovon außer den vielen ſchon bekannten Beiſpielen, die Bei⸗ lage des 351. Stuͤcks der Herzoglich Braunſchweigiſchen Landzeitung vom Jet Maͤrz 1828, noch ganz kuͤrzlich eins der ſeltenſten anführt: indem hier von einer in der Fuͤrſtlich Waldburg-Wolfsegg— ſchen Forſt, zu Ende des Jahrs 1827, durch den Sturm umgeworfenen, etwa 300jaͤhrigen Weißtanne die Rede iſt, die bei 243 Fuß Hoͤhe und 26 Fuß 3 Zoll umfang (anderthalb Fuß uͤber der Erde ge— meſſen) 19 Klafter Holz-Maſſe (à 216 Cubik⸗Fuß äußeren Raum) enthalten haben ſoll. Nutzen. Wer dieſen Baum, gleichſam die Koͤniginn deutſcher Nadel- Wälder, in der majfeſtaͤtiſchen Größe ſeiner Vollkommenheit auf dem von der Natur ihm angewieſenen Standorte erblickt, und den raſchen, kraͤftigen, himmelanſtrebenden Wuchs mit der, durch die Beſchraͤnktheit des Flaͤchen-Raumes unſerer ge⸗ wohnlichen Baum-Gaͤrten beſtimmten Horizontalhoͤhe vergleicht, bis wohin ſich der Kunſtfleiß des Gaͤrt— ners erheben darf, wird ſich bald uͤberzeugen, daß nicht dieſer, ſondern nur der Forſtmann im Stande iſt, durch naturgemaͤße Erziehung den Anfprüchen vollſtaͤndig zu genügen, zu denen wir in Bezug⸗ nahme auf die vortheilhafteſte Art ſeiner Benutzung berechtigt find; wenn auch die, den meiſten baum⸗ artigen Nadelhölzern eigene Unvertraͤglichkeit mit dem Schnitt der Scheere hier nicht ſo vorwaltend waͤre, wie fie es iſt, da jede gewaltſame Störung des Hoͤhenwuchſes baldiges Erkranken, wenn nicht voͤlliges Abſterben des Stammes nach ſich zieht. — Durch ſeine Leichtigkeit, in kleinen und großen Stüden zur Floͤße trefflich geeignet, gewährt das geſammte Nadelholz, fo auch das der Weißtanne, zunaͤchſt den wichtigen Nutzen, daß es zu jeder beliebigen Verwendung als Brenn-, Baus, Bloch- und ſonſtiges Nutz⸗Material mit geringen Koſten in ferne Gegenden geſchafft werden kann, wohin der Transport des Laubholzes zur Achſe oft unmoͤglich iſt. Als Brenn-Material ſteht das Stammholz der Weißtanne im Werthe dem der uͤbrigen deutſchen Nadelhoͤlzer zwar nach, denn es verhaͤlt ſich die Hitzkraft eines Cubikfußes gegen die des Buchenholzes ohhh nach Hartig wie 4 fl. 12 Kr. zu 6 fl. oder nach v. Werneck wie 697 zu 1000, und verkohlt wie 704 zu 1000; dagegen hat das Stockholz bei der Feuerung mit jenem gleichen Werth, auch gewinnt man aus dem Holze der Weißtanne mehr Aſche und Pottaſche als aus dem Fichten-Holze (18 Berliner Scheffel Aſche geben etwa 1 Zentner Pottaſche), und als Bloch-, Bau-, Werk- oder ſonſtiges Nutz- Mate— rial uͤbertrifft es in dem Alter ſeiner Vollkommenheit an Guͤte nicht nur dieſes und das der Kiefer, ſondern auch in mancher Hinſicht ſelbſt das der Lerche, welchem es nur bei feiner Verwendung unter'm ois 201 Waſſer und in der Erde an Dauer nicht ganz gleich kommt. So liefert z. B. der ausgewachſene Stamm vermöge feiner außerordentlichen Länge, Stärke und Geradwuͤchſigkeit das ſchoͤnſte Blochholz zum Ver— ſchneiden in Bohlen, Bretter, Duͤhnen, Latten u. ſ. w., zugleich aber auch wegen ſeiner Zaͤhheit, Elaſti— citaͤt und Leichtigkeit im trockenen Zuſtande, die trefflichſten Maſtbaͤume und ſonſtiges Marine- (fogenann- tes Hollaͤnder-) Holz zu den groͤßeſten Kriegs- und Handels-Schiffen, und Tauſende ſolcher Stämme werden aus Thuͤringen und dem Schwarzwalde auf der Weſer, dem Rhein und der Elbe, der Nord— und Oſt⸗See jährlich zugeführt; ferner dient das ſtaͤrkere Baumholz in Ermangelung des eichenen zu Wellen für Muͤhl⸗, Hammer- und andere Getriebs-Werke, und beweiſt hier, wie auch beim Waſſer- und Bergbaue, in ſeiner Verwendung zu Roͤhren, mancherlei Schachtholz, Kunſtſtangen, Fahrtſchenkeln u. ſ. w., vorzuͤglich aber beim Haͤuſerbaue, fuͤr welchen es denn auch zugleich die Schindeln zur Bedachung her— giebt, eine große Dauer, wie dies die zum Theil uͤber 500 Jahre alten Gebaͤude am Thuͤringer Walde, deren Holz meiſtens noch jetzt knochenfeſt iſt, zur Genuͤge darthun; vermoͤge ſeiner Elaſticitaͤt iſt das Balkenholz zum Tragen ſchwerer Laſten tauglicher als das Eichenholz, weshalb im Wuͤrtembergiſchen und Badenſchen die Hollaͤndiſchen Holzhaͤndler daraus die Unterlager zu ihren ungeheuer großen, oft den Werth von drei Tonnen Goldes uͤberſteigenden Holzfloͤßen erbauen, welche ſie auf dem Rhein hinab in die Niederlande fuͤhren. Den aus dem Holze der Weißtanne gefertigten Fußboͤden, Meublen und ſon— ſtigem Haus- oder Kuͤchen-Geraͤthe, als Tiſchen, Milchſchraͤnken, Kaͤſebaͤnken, Faͤſſern, Wannen und Troͤ⸗ gen, Kuͤbeln, Tubben, Eimern, Tellern u. ſ. w. iſt keines dergleichen von anderem einheimiſchen Nadel— holze an aͤußerer Sauberkeit zur Seite zu ſtellen, und von feiner Verarbeitung zu Schachteln, Siebrän- dern und den bekannten Nuͤrnberger Schnitzwaaren, wozu es ſich durch ſeine Leicht- und Geradſpaltigkeit, Weichheit und Feinheit beſonders eignet, naͤhren ſich in Thuͤringen die Bewohner ganzer Ortſchaften, z. B. faſt das ganze Amt Sonnenberg im Herzogthum Meiningen. Für den Orgelbauer und Inſtrumentenmacher erſetzt es bei Verfertigung der Pfeifen und Reſonanzboͤden zu Forte-Piano's, Harfen, Guitarren, Zittern und andern Saiten-Inſtrumenten das Amerikaniſche Fichtenholz, und dem Mechani- kus dient es zu mancherlei Arbeiten, die dem Einfluß der Luftveraͤnderung widerſtehen ſollen, als zu Ba— rometern, Thermometern und andern Sachen; es laͤßt ſich roth und tief ſchwarz beizen. In den Wald— doͤrfern benutzt man die duͤnnen Zweige entweder ſchon gefaͤllter, oder doch bald zu faͤllender Baͤume zur Streu fürs Vieh. Die zur Bedeckung kleiner Ställe und Hütten dienende Rinde enthält Gerbe- ſtoff, und außerhalb derſelben ſammelt ſich in beulenartigen Blaſen, als ein helles, fluͤſſiges, wohlriechen- des Harz, der gemeine Terpentin, deſſen Gewinnung durch Beſteigen der Baͤume mittelſt Steigeiſen und Aufſchneiden der Blaſen vorzuͤglich in der Schweiz betrieben wird; kocht man aber die um Johannis gebrochenen jungen Zapfen zerhackt im Waſſer, ſo ſetzt ſich auf der Oberflaͤche ein Oel ab, welches ab— geſchoͤpft das eigentliche Terpentin-Oel liefert; nicht minder giebt auch der ausgepreßte Samen ein wohlriechendes Oel. Der in heißen Sommern die Nadeln ſtark befallende, ſogenannte Honigthau bietet den Horniſſen, Wespen, Bienen und Hummeln reichliche Nahrung. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Da uͤberhaupt allen Nadelhoͤlzern die Reproductionskraft, oder das Vermoͤgen, verſtuͤmmelte Theile ihres Koͤrpers durch neue Schoͤßlinge aus Stock und Wurzeln zu erſetzen, nur unter dem zufälligen Zus ſammenwirken beſonders guͤnſtiger Umſtaͤnde in der fruͤheren Jugend nicht ganz abzuſprechen, auf keine Weiſe aber wie dem Laubholze dergeſtalt eigen iſt, darauf nur entfernt eine kuͤnſtliche Walderziehung, wie die des Nieder- (beſſer eigentlich Ausſchlag-) Waldes begründen zu koͤnnen, ſo bleibt der Hoch— (oder Samen-) Waldbetrieb, wobei die Wiedererzeugung des Waldes natuͤrlich oder kuͤnſtlich aus dem Samen bezweckt wird, das einzige Ziel ihrer forſtwirthſchaftlichen Behandlung. Mit der Fichte ver— trägt ſich die Weißtanne, vermöge der ziemlichen Gleichartigkeit ihres Wachsthums, in einer gemiſchten Erziehung ſehr gut, und hat dieſelbe noch den beſondern Nutzen, daß alsdann die Fichte durch die tiefer bewurzelte Weißtanne unterſtuͤtzt, dem Sturme mehr Widerſtand leiſtet; doch nicht nur mit der Fichte, 202 PIN US. ſondern auch mit der Roth buche vermifcht, läßt ſich die Weißtanne ſehr gut bewirthſchaften, und zwar um ſo vortheilhafter, da man die Erfahrung gemacht hat, daß Nadelholz⸗Beſtaͤnde dieſer Art, wegen der in den Laubhölzern ſich haͤufiger aufhaltenden Vögel, dem Inſectenfraß weniger als die ungemiſchten ausgeſetzt find; vorzusehen hat man ſich aber zugleich an Orten, wo die Rothbuche einen hoͤheren Werth, als die Weißtanne hat, daß bei dieſer vermiſchten Erziehung nicht jene durch dieſe nach und nach ver⸗ draͤngt werde, welches um ſo leichter geſchehen kann, als der Samen der Weißtanne in der Regel haͤu⸗ figer waͤchſt als bei der Rothbuche, und durch feine Flugbarkeit bei eintretendem Winde ſich weit um den Mutterſtamm verbreitet. — Der Umtrieb wird bekanntlich im Allgemeinen nach dem Alter be⸗ ſtimmt, in welchem der Waldbeſtand die hoͤchſte Stufe des Zuwachſes erſtiegen hat, und faͤllt demnach für die Weißtanne in das 120 — 1308 Jahr; doch macht der Bedarf oder vortheilhaftere Abſatz bes ſonders ſtarker Baumſtaͤmme von dieſer Regel eine Ausnahme, und ſtellt den Turnus zuweilen auf 150 bis 180 Jahre hinaus. Die periodiſchen Zwiſchen- oder Vor-Nutzungen an ſchwachwuͤchſigem, unterdrückten Holze (Aus plaͤnterungen und Durchforſtungen) beginnen gewoͤhnlich mit dem 30 bis 4ofen Jahre, auch wohl früher, wie es der von Boden und Clima, ſo wie von dem Schluß des Beſtandes abhängige Grad des Zuwachſes zufällig erheiſcht, und wiederholen ſich unter gleichen Ruͤckſich— ten bis dahin, wo die natuͤrliche Regeneration des Waldes durch Stellung des Beſamungsſchlages ein— tritt, in der Regel alle 20 — 30 Jahre; bei dieſen Zwiſchennutzungen bleibt aber in den verſchiedenen Alters-Perioden ungefähr folgende Zahl der wuͤchſigſten Stämme auf dem Normal-Morgen von 160 DRuthen ſtehen: im 40 fen Jahre 1800 — 2000, im HoF Jahre 600 — 800, im 80. Jahre 300 — 400, im 100fen Jahre 250 — 300, im 1208er Jahre, wenn hier nicht der gaͤnzliche Abtrieb eintritt, als für welchen Fall, wie bei der natuͤrlichen Verjuͤngung bereits bemerkt, in der Zwiſchenzeit vom 1008 Jahre bis dahin, die Hälfte der Bäume weggenommen wird, 200 — 250, im 140. Jahre 150 — 200, und im 160ſten Jahre 120 bis 150. — Der Hieb ſelbſt, welcher mit Ausgang Januars anfängt, und nach Einigen bis Maͤrz, nach Anderen aber, bei ſchleuniger Abborkung des gefaͤllten Holzes zur Verhuͤtung des Borkenkaͤfers, bis Monat Juni dauert, weil nach der Erfahrung das um dieſe Zeit gefaͤllte Holz am dauerhafteſten ift Y), wird in moͤglichſt regelmaͤßigen ſchmalen Schlägen, und zwar im Allgemeinen auf ebenem Terrain wie in Gebirgen, jederzeit von Nordoſt nach Suͤdweſt, alſo an den noͤrdlichen Bergwaͤnden von unten nach oben, und an den ſuͤdlichen von oben nach unten gefuͤhrt, um ſowohl die natuͤrliche Wiederbeſamung, als den Schutz des bleibenden Waldbeſtandes gegen die von Suͤdweſt und Weſt her mitunter zu fuͤrchtenden Fruͤhjahrs- und Herbſtſtuͤrme ſicher zu ſtellen; an ſehr ſteilen, ſelbſt für den, am Harze noch bei 30 — 35 Grad Boͤſchung anwendbaren Handſchlitten unzu— gaͤnglichen hohen Gebirgswaͤnden aber, wenn Wege und kuͤnſtliche Holzrutſchen zur Fortſchaffung des Holzes fehlen, auch wohl gar nicht, oder doch nur mit zu hohen Koſten angelegt werden koͤnnen, und das gefaͤllte Holz, ſey es behuf der Floͤße oder. Köhlerei u. ſ. w. nothwendig in das Thal geſchafft wer— den muß, der Transport deſſelben alſo nur durch Stuͤrzen, und folglich in den Licht- und Abtriebs⸗ ſchlaͤgen der natürlichen Verjuͤngungs-Hauungen mit dem Ruin des bereits erzogenen jungen Anwuchſes verbunden, zu bewirken ſteht, ohne Ruͤckſicht auf natürliche Wiederverjuͤngung, als reiner Abtriebsſchlag von unten nach oben, gleichviel es mag die Lage derſelben noͤrdlich oder ſuͤdlich und die Hauung ſelbſt in einem oder mehreren Jahren durchzuführen ſeyn; weil das Herabſtuͤrzen des Holzes durch den ſtehenden Ort, wenn naͤmlich der Hieb von oben nach unten gefuͤhrt wuͤrde, nur in ) In wiefern die in der Forſt⸗ und Jagdzeitung, Jahrgang 1827. Nro. 152. und Jahrgang 1828. Nro. 52., wieder⸗ um zur Sprache gebrachte Behauptung unſerer Altvordern: daß naͤmlich das bei Vollmond gefaͤllte Bauholz dem Schwamm und Inſectenfraß mehr als das zur andern Zeit gefällte unterworfen ſey, gegruͤndet iſt, daruber mögte ſich zwar in unſerer, an deßfallſigen Erfahrungen armen Gegenwart nicht mit Beſtimmtheit urtheilen laſſen; doch iſt dieſelbe für jeden vorurtheilsfrei denkenden Forſtmann und Bauverſtaͤndigen wichtig genug, Verſuche der Art, Ähnlich wie die des jetzt Königlich Preußiſchen Ober- Landforſtmeiſters Hartig zu Berlin (f. deſſen »Verſuche über die Dauer der Hoͤlzerze Stuttgart und Tuͤbingen 1822), wovon wir die Mittheilung der Reſultate mit dem guößz ten Intereſſe entgegenfehen muͤſſen, wenigſtens im Kleinen anzuſtellen. INS 203 wenigen Faͤllen, und nie ohne hohe Koſten und Beſchaͤdigung des Beſtandes moͤglich iſt. Die wohl ſchon vorgekommene Behauptung: daß der Boden durch das Herabſtuͤrzen des Holzes bei ſteilen Gebirgs- Hauungen von unten nach oben, mehr als bei ſolchen in entgegengeſetzter Richtung aufgeriſſen wür- de, iſt eben ſo wenig practiſch zu rechtfertigen, wie die Beſchaͤdigung des Bodens, als Nachtheil fuͤr die Wiedercultur, uͤberhaupt wenig erheblich iſt, inſofern das Stuͤrzen nur nicht in zu ſchmalen Bahnen, ſondern der ganzen Breite der Hauung nach geſchieht; da bei dem Holzſtuͤrzen doch nur die Rede von Scheitholz, alſo von an und für ſich leichten Holzſtuͤcken ſeyn dürfte, indem das ſtaͤrkere Bloch— und Bauholz bekanntlich nicht geſtuͤrzt, ſondern rund herabgeſchleift wird, das Stuͤrzen und Schlei— fen ſelbſt aber meiſtens im Winter vorgenommen werden kann, wo der Boden hart und außerdem mit Schnee uͤberdeckt iſt. Sehr nachtheilig kann dagegen der Anhieb von oben nach unten bei Hauun— gen werden, die erſt in mehreren Jahren durchzufuͤhren ſind, wenn die durch das Holzſtuͤrzen in ge— ſchloſſenen Orten beſchaͤdigten Staͤmme erkranken, und ſo zur Vermehrung des leidigen Borkenkaͤfers ꝛc. Veranlaſſung geben, und moͤgte daher die Frage wichtig erſcheinen, auf welche Weiſe, bei fo bewandten Local-Umſtaͤnden, die Fortſchaffung des Holzes aus den Vornutzungen zu bewerkſtelligen ſey, die bei Mangel an Abfuhrwegen und Holz-Rutſchen jeden Falls durch den geſchloſſenen Ort geſchehen muß: hier bleibt kein anderes Auskunftsmittel uͤbrig, als ſo lange die Faͤllungs- und Transportkoſten den Werth des ausgehauenen Holzes nicht uͤberſteigen, die geringen Staͤmme als Ricke, Vietsbohnen- und Hopfenſtangen u. ſ. w. heraustragen, und die ſtaͤrkeren Nutz-Staͤmme bei theilweiſer Belaſſung ihrer Hecke, als Hemmemittel, unbearbeitet, rund herunterſchleifen zu laſſen; im andern Falle aber auf den Ertrag der Vornutzungen lieber theilweis Verzicht zu leiſten; weil es immer beſſer iſt, nicht zu gedraͤngt ſtehende Waldbeſtaͤnde, wie dieſe uͤberhaupt an ſo ſteilen Bergwaͤnden ſelten ſind, vor dem gaͤnzlichen Abhiebe gar nicht, als auf eine fuͤr ſie und den Beſitzer gleich nachtheilige Weiſe anzugreifen. Die Rodung der Stoͤcke wird in den Licht- und Abtriebsſchlaͤgen der natürlichen Verjuͤngungs-Hauungen nur dann vorgenommen, wenn ſie ohne Nachtheil des jungen Anwuchſes geſchehen kann, bei dem reinen Abtriebe ohne vorhergegangene natuͤrliche Verjuͤngung aber jederzeit, und moͤglichſt bald nach dem Hiebe des Stammholzes, um die Wieder-Cultur nicht aufzuhalten, und liegt in dieſer unbehinderten, fuͤr die Kohlung ſehr wichtigen Stoͤckebenutzung, deren Ertrag die Koſten der kuͤnſtlichen Wiedercultur weit uͤber— ſteigt, ſchon ein Hauptgrund, warum der reine Abtrieb an Orten, wo die natuͤrliche Verjuͤngung durch dunkele Beſamungsſchlaͤge einigermaßen mißlich ſcheint, den Vorzug verdient. Feinde und Krankheiten. Zaͤhlt man die Feinde dieſes Baumes in der Reihefolge auf, wie ſie ſchon waͤhrend ſeiner fruͤ— heſten Entwickelung aus dem Keime bis in das hoͤhere Alter fuͤr ihn nachtheilig und verderbend werden, ſo ſind unter den ſamenfreſſenden Voͤgeln, außer einigen Finkenarten, dem Berg- und Schlag— Finken, (Fringilla montifringilla und Fr. coelebs) und dem Fichten-Kreuzſchnabel (Loxia curvi- rostra), die wilden Tauben die erſten, und unter dieſen wieder die Ringeltaube (Columba pa- lumbus), wenn ſie ſo haͤufig ſind, wie am Harze, wo ſie oft in Schwaͤrmen von mehreren Hunderten auf die Fichten-Saat⸗Culturen fallen, die aͤrgſten, indem ihre Gefraͤßigkeit mit der Größe ihres Koͤrpers im richtigen Verhaͤltniß ſteht, und bei Nichtanwendung zweckmaͤßiger Schutzmittel, worüber bei Abhand- lung der Fortpflanzung das Noͤthige geſagt worden, unglaublichen Schaden bringen, wie ſehr leicht zu berechnen iſt, wenn man, wie gewiß billig, annimmt, daß jede einzelne Taube, innerhalb 3 — 4 Wochen, taͤglich 1 Loth Samen wegfrißt. Hierauf folgt das Weidevieh und Wild, und zwar unter erſterem vornehmlich das Rindvieh, Schaaf und die Ziege, unter letzterem aber das Damwild und Reh; denn alle dieſe Thier-Gattungen hegen für das Verbeißen der jungen Pflanzen, fo weit ſie ſolche errei— chen koͤnnen, große Vorliebe, ja das Wild ſchaͤlt, bei Mangel an Aeſung, ſelbſt noch die 20jaͤhrigen jun- gen Stangenbeſtaͤnde; weshalb die Ausdehnung der Schonungszeit wenigſtens bis dahin, wo der Herztrieb dem Viehe entwachſen iſt, und Beſchraͤnkung des Wildſtandes bis auf eine unſchaͤdliche - 52 204 PINUS. Stärke bei dem Anbaue der Weißtanne hoͤchſt nothwendig wird; ſoll das Huthvieh, wovon die Ziege jedoch gaͤnzlich auszuſchließen, zur Verminderung des Graswuchſes ja fruͤher hinein getrieben werden, ſo darf dies nicht vor Mitte des Sommers, auch nicht bei trockenem Wetter fruͤh Morgens geſchehen, wenn der Thau noch auf den jungen Pflanzen liegt, weil das Vieh, um dieſen abzulecken, die jungen Triebe mit abſchlaͤgt, und muß dieſes Eintreiben überhaupt mehr einem flüchtigen Durchzuge, als einer förmlichen Huͤthung gleichen. Dann kommen an verſchiedenen Inſeeten, Kaͤfern und Raupen, vor welchen auch der erwachſene Baum nie ſicher iſt, zuerſt der von Bechſtein genau unterſchiedene Tan⸗ nen⸗Borkenkaͤfer (Bostrichus abietiperda), der, fo viel bis jetzt bekannt, nur allein die Weißtanne angreift; ſodann der berüchtigte gemeine Borkenkaͤfer (Bostrichus typographus); der Fichten-Bor— kenkaͤfer (Hylesinus piniperda), der ſich vorzuͤglich durch die Zerftörung der Markroͤhre in den jungen Trieben der Kiefer verderblich beweiſt; auch der im Sten Stuͤck der allgemeinen Forſt- und Jagd— Zeitung, Jahrg. 1828, wegen ſehr nachtheiliger Beſchaͤdigung der Wurzeln und Rinde 3 — 7 jähriger Kiefern- Pflanzen angeklagte Kiefern-Rüffelfäfer (Curculio Pini) und die Raupe der Nonne (Phalaena Bombyx Monacha), welche ſaͤmmtlich, wenn fie ihr Unweſen in den Fichten⸗ und Kiefern⸗ Waldungen treiben, auch die naheſtehende Weißtanne nicht verſchonen; ferner einige Nadelwickler (Phalaena Tortrix piceana und Ph. T. pinetana) u. a. m., und den Beſchluß wuͤrden wiederum die Vögel, als beſonders der vorbemerkte Fichten-Kreuzſchnabel, und einige zu der Meiſen-Familie gehörende Mitglieder, als die Tannen- und Hauben-Meiſe (Parus ater und P. cristatus) machen, inſofern nicht auch das Eichhorn unter die Feinde gerechnet werden muͤßte. Was den Schaden der Käfer durch ihre Zerſtorung der unter der Rinde befindlichen Saftgefaͤße ſchon erwachſener Staͤmme betrifft, wobei ſich der Tannen- und gemeine Borkenkaͤfer vor allen andern auszeichnet, fo iſt ſolcher um fo größer, als meiſtens nur die mittelwuͤchſigen Beſtaͤnde ein Opfer dieſer Zerſtoͤrung werden, weil die Rinde jüngerer Stämme in eben der Maaße zu harz- oder ſaftreich, dünn - und wenig Schutz bietend iſt, wie die der alten trocken, hart und dick, und deshalb keine von beiden geeignet ſeyn kann, den Forderungen der Borken-Kaͤfer ſo zu genuͤgen, wie die Rinde der Staͤmme von mittlerem Alter; doch kann dieſer Schaden jetzt, wo man die Naturgeſchichte jener Käfer und die zweck— maͤßigen Mittel zu ihrer Vertilgung in der Schule trauriger Erfahrung genugſam ſtudirt und kennen gelernt hat ), bei gehoͤriger Aufmerkſamkeit und Thaͤtigkeit des Betriebs-Perſonals im Ganzen genom—⸗ men nie ſehr erheblich werden, am wenigſten aber ſich je zu einer ſolchen Groͤße wieder geſtalten, wie wir ihn wohl fruͤher in unſern Deutſchen Nadelwaͤldern, namentlich in den, zu dem Koͤniglich Preußiſchen Regierungs-Bezirke Liegnitz gehörenden Rudolſtaͤdter Waldungen durch den Tannen-, und am Harze durch den gemeinen Fichten-Borkenkaͤfer erlitten haben; als an welchem erſteren Orte noch in dem Sommer 1812 uͤber 900 Klafter Weißtannen, in den letztgenannten Waldungen aber in der letzteren Hälfte des vorigen Jahrhunderts, und zwar insbeſondere in den Jahren 1778 — 1786, wo die Vermehrung des Kaͤfers fo groß war, daß der damalige Chur-Braunſchweigiſche Berghauptmann, nach⸗ herige Churſaͤchſiſche Ober-Berghauptmann von Trebra, die Zahl der Larven in einem einzigen Stamme auf 80,000 berechnete, allein in dem einſeitig Königlich Hannoverſchen Antheile über 2 Mil lionen trocken gewordener Fichten-Staͤmme gefaͤllt werden mußten — weil zunaͤchſt nur die kranken Stämme, und die gefunden erſt dann von ihnen angegriffen werden, wenn bei ſorglos beachteter Ver— mehrung ihrer Brut, Mangel an weiterer Nahrung ſie dazu zwingt. Viel und mannigfaltig, zum Theil ſehr ſinnreich und beluſtigend ſind zwar der vorgeſchlagenen Mittel geweſen, welche aus den Berathungen uͤber die Vertilgungen des gemeinen Borkenkaͤfers am Harze in jener bedruͤckten Zeit hervorgegangen, ) Zu den beſten, über die Zerſtoͤrung des gemeinen Borkenkaͤfers erſchienenen Werken, gehoͤrt unſtreitig zunaͤchſt Gme⸗ lins » Abhandlung über die Wurmtrockniß am Harze, Leipzig 1787, und dann von Sierstorpff, »über einige Inſectenarten, die den Fichten-Waldungen vorzüglich ſchaͤdlich find,« Helmſtedt 1794; auch findet fi darüber in dem A9ften und 50ſten Stu des Braunſchweigiſchen Magazins vom Jahre 1798 ein fhägenswerther Aufſatz, unter der Ueberſchrift: »die Wurmtrockniß des Harzes, deſſen Verfaſſer ſich Illiger nennt. PINUS. 205 da von der allgemeinen Noth gedrängt, Jedermann, nicht nur Doctoren und Profeſſoren der Phyſik und Chemie, ſondern ſogar die Diener des Mars ſich berufen gefuͤhlt, ihr Urtheil daruͤber auszuſprechen, und waͤhrend daher die Einen gerathen, den Kaͤfer mittelſt der Electriſir-Maſchine, wobei die Baͤume mit Eiſendraht umzogen werden ſollten, und durch Raͤucherwerk zu toͤdten oder zu verjagen, haben die Anderen durch den Donner der Kanonen, oder wenn auch dies nicht helfen wuͤrde, mit Feuer und Schwerdt (Axt) ihm und dem Walde ſelbſt den Garaus machen wollen; allein keines dieſer Mit- tel wollte und konnte bei reiflicher Ueberlegung dem Zweck entſprechen, und fo mußte der ſorgfaͤltiger pruͤfende Forſtmann, dem das Wohl feiner Waldungen im Grunde denn doch immer am meiſten am Herzen liegt, zuletzt das Beſte thun ). — Ordnung und Reinlichkeit im Betriebe, daß wo mög- lich überhaupt kein Holz, um fo weniger zur Saftzeit gefaͤlltes, ungeſchaͤlt uͤber Sommer im Walde liegen bleibt, wenn dies nicht etwa dazu dienen ſoll, den im Fruͤhjahre ſchwaͤrmenden Kaͤfer aufzufangen; ferner forgfältige Aufſuchung und Zugutemachung aller vom Winde geſchobenen und angebrochenen, oder durch Schneedruck u. ſ. w. erkrankten Stämme, ganz vorzuͤglich aber moͤglichſt ſchnelle Ausſpaͤhung, Faͤllung und Abborkung der vom Kaͤfer bereits angegangenen Stämme, wobei man in ungewiffen Fällen auch ſelbſt die naͤchſt ſtehenden gefunden Bäume nicht ſchonen darf, und Verbrennung der Borke ſammt der ſich darunter befindenden jungen Brut, ſowie die Schonung aller Inſecten freffenden Vögel, als Spechte, Finken, Meiſen, Gras- mücken, Häher u. dergl. m., find Mittel, deren practiſche Ausführung bei dem ausgedehnteſten Be— triebe eben fo gut thunlich wie hinreichend ſeyn wird, der Vermehrung des Borkenkaͤfers in Tannen: und Fichten-Waldungen vorzubeugen. Je nachdem das Wetter heiter und windſtill, oder regnicht und ſtuͤrmiſch iſt, fallt der Käfer den Baum hoch oder niedrig, meiſtens jedoch in der Mitte an; die vom Käfer angegangenen Stämme erkennt man aber zuerſt an den Nadelknopf-großen runden Bohrloͤchern, und dem aus dieſen gefallenen roſtbraunen Mehl, welches bei heiterem ſtillen Wetter nahe am Stamme auf den Aeſten liegt, und ſpaͤterhin an der nach und nach entſtehenden hochgelben Faͤrbung, ſowie dem bald folgenden Abfallen der Nadeln. Nicht weniger gefaͤhrlich fuͤr die Weißtanne als dieſe Kaͤfer, ſind die bezeichneten Raupen, welche ſich von den Blaͤttern und Nadeln der Holzpflanzen naͤhren, und zwar vor allen die Raupe der Nonne, die im Nothfall weder Kraut noch Gras verſchont, und da wo ſie ſich erſt eingeniſtet hat, oft ungeach— tet der zweckmaͤßigſten Vertilgungs-Mittel ungeheure Verwuͤſtungen ſowohl in Laub- als Nadel-, ganz beſonders aber freilich in den Kiefern-Waldungen anrichtet, weil es außer der menſchlichen Kraft liegt, dem weit ſchweifenden, raſchen Fluge des Nachtſchmetterlings feſte Grenzen zu ſetzen. Ein ſolcher Fall hat in den Jahren 1794 — 1797 die Voigtlaͤndiſchen, Litthauiſchen und Weſtpreußiſchen Waldun⸗ gen betroffen, woſelbſt, nach Vater Bechſteins Mittheilung *), die Vermehrung dieſer Raupe jo weit ge— gangen, daß außer den Raben und Haͤhern, denen ſie als Leckerbiſſen ein ſehr willkommener Gaſt ge⸗ weſen, faſt alle uͤbrigen thieriſchen Waldbewohner die Gegend verlaſſen haben, und nur die Gaͤnſe der benachbarten Ortſchaften, wiewohl mit ſonderbarer Eilfertigkeit, um recht bald das Waſſer wieder zu er reichen, hineingelaufen ſind, ſich einen Kropf voll zu holen. Auf Veranlaſſung des damaligen Koͤniglich Preußiſchen Kreis- Directorii zu Hof, find in dem Jahre 1796, meiſtens durch Kinder, an Puppen und Schmetterlingen 3676 ½ Schenkmaaß, jedes etwa 1000 Stuͤck enthaltend, oder überhaupt 3,676,500 Stuͤck dieſes Inſects geſammelt, und jedes Maaß iſt mit 6 Kreuzern bezahlt; rechnet man nun, daß unter den geſammelten Inſecten nur die Haͤlfte weiblichen Geſchlechts geweſen (es hat ſich dies zu dem maͤnnlichen aber faſt wie 2 zu 1 verhalten), und daß jedes Weibchen mindeſtens 50 Eier gelegt haben ) Man leſe hierüber den im Hercinifhen Archive, erſter Band, erſtes Stuͤck, S. 103, befindlichen, mit der Ueber⸗ ſchrift »die Fichtes bezeichneten, ſehr intereſſanten Aufſatz des jetzt Koͤnigl. Hannoverſchen Forſtraths Waͤchter (vormals Forſtſchreiber zu Clausthal) und die vorbemerkte Schrift des Hofraths und Profeſſors Gmelin, bei wel- cher ſich auch die Beläge zu dem Obengeſagten finden. **) Siehe deſſen Forſt-Inſectologie. Gotha 1818, S. 306 — 309. 206 I würde, fo wurde für einige hundert Thaler die wahrſcheinliche Brut von 91,912,500 Stuͤck Raupen vernichtet. Zu den allgemeinen Schutz- und Vertilgungs-Mitteln dieſer, wie a der übrigen Raupen, gehört außer der Schonung aller Inſecten freffenden Voͤgel, vorzüglich der Raben, Doh— len und Haͤher, die Anzuͤndung kleiner Nacht- oder Leuchtfeuer, durch deren Schein der in ruhigen Naͤchten umher flatternde, oder durch Schuͤtteln und Klopfen der Baͤume aufzujagende Schmetterling an- gezogen, ſich gleich Schneepflocken zu Tauſenden in die Flamme ſtuͤrzt; jedoch dürfen dieſe Feuer nicht auf der Seite angezuͤndet werden, wo ſich in der Naͤhe noch verſchont gebliebene Tannen- und andere Nadel- oder Laubholz-Beſtaͤnde finden, damit nicht der Schmetterling dorthin geleitet werde. Sehr zweckmaͤßig iſt ferner naͤchſt dem Eintreiben der Schweine, die Iſolirung des angegriffenen Di- ſtrictes durch Gräben, deren Waͤnde moͤglichſt glatt weggeſtochen ſeyn muͤſſen, um das Wiederheraus- kriechen der auf ihrer Wanderſchaft hineingefallenen Raupen zu erſchweren, wo es dann ein Leichtes iſt, dieſe Gaͤſte in großer Anzahl zu zertreten; wirkſamer aber noch die Vernichtung des Schmetter— lings ſammt Eiern, Puppen und Raupen, ſowohl durch Entaͤſten, Schuͤtteln, Abfegen, Abkratzen und Ableſen der befallenen Stämme, fruͤh Morgens und bei regnichtem Wetter, wo Schmet- terlinge und Raupen, Schutz ſuchend, ſich unten am Stamme aufzuhalten pflegen, als durch Abraͤu— mung der obern Moos- und Nadeldecke mittelſt breiter, ſcharfer Hacken, und vorſichtige Verbrennung derſelben, welches Geſchaͤft am zweckmaͤßigſten im Winter vorgenommen wird, und wo— bei noͤthigen Falls ſelbſt die Gemeinden mitzuwirken verpflichtet, die Arbeiter aber wegen der ſich in die Poren der Haut ſetzenden, Entzuͤndung erregenden Haare der Raupen, mit Handſchuhen verſehen ſeyn muͤſſen. Hat jedoch deſſen ungeachtet das Peſt-Uebel bereits zu ſehr uͤberhand genommen, und alle dieſe Mittel ſcheinen nicht hinreichend, ſo bleibt nichts weiter uͤbrig, als den angegriffenen Holzbeſtand theil— weis oder ganz im Winter niederzuhauen, die Staͤmme zu entaͤſten und abzuborken, und Aeſte wie Borke dem Feuer zu uͤbergeben. Nur durch energiſche Anwendung ſolcher Mittel kann es moͤglich werden, den Verwuͤſtungen dieſes Inſectes wirklich Einhalt zu thun, wenn anders nicht zufällig die Na⸗ tur ſelbſt durch anhaltend kalte, regnichte Witterung als Erretterinn auftritt. Den Kreuzſchnaͤbeln, Meiſen und Eichhoͤrnchen, erſteren und letzteren vorzüglich wenn kein Samen gewachſen, dienen bei harten Wintern die maͤnnlichen Bluͤthen-Knospen der Fichte und Tanne zur Nahrung, indem ſie aber auf dieſe Weiſe ihren Lebensunterhalt friſten, beißen ſie die jungen Triebe ab, die dann um fo häufiger unter den Bäumen liegen, je größer die Fülle an Bluͤthenknospen iſt; weshalb denn auch der Forſtmann aus der Menge ſolcher abgebiſſenen Triebe, die er Abſpruͤnge nennt, mit Recht auf ein reiches Samenjahr ſchließt. Ueber die Krankheiten der Weißtanne iſt zu bemerken, daß, wie vorhin bei der Fortpflanzung erwähnt, die jungen Pflanzen im Fruͤhjahre durch ſpaͤte Nachtfroͤſte, und im Sommer durch die Duͤrre leiden; außerdem aber bekommen auch die ſtarken Stämme im Winter nicht ſelten Froſtriſſe, die zu Krebs- und brandartigen Schaͤden ausarten. Ein zu feuchter, oder zu tiefer, lettiger Bo⸗ den erzeugt ferner die Rothfaͤule, wobei die aͤußeren Holzringe ſich ſo ſtark auflegen und ſo viel Nahrungsſaft einſaugen, daß ſich die inneren Lagen nicht gehörig verholzen koͤnnen, ſondern in Faͤul⸗ niß uͤbergehen, wie ein zu magerer Grund die Auszehrung und ſchwarzen, rußartigen Ausſchlag, der den ganzen Stamm, beſonders aber die Aeſte uͤberzieht, und die Miſtel (Viscum album), welche ſich oft auf den erkrankten Staͤmmen einfindet, beſchleunigt deren Abſterben. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Zweig mit maͤnnlichen, und » 2. ein Zweig mit weiblichen Bluͤthen-Kaͤtzchen, in natuͤrlicher Größe; » 3. eine ſtark vergrößerte Deckſchuppe des weiblichen Kaͤtzchens; » 4. eine desgleichen ſtark vergrößerte, aufgeſprungene maͤnnliche Samenkapſel; » 5. ein vergroͤßertes Nadelblatt; PEN WS: 207 N. 6. ein reifer Zapfen in natürlicher Größe; » 7. ein ſolcher theilweis entſchuppt; » S8. eine einzelne Schuppe, nebſt dahinter liegender Deckſchuppe, von der Ruͤckſeite, in natür- licher Groͤße; „ 9. eine ſolche Schuppe nebſt den zwei Samenkoͤrnern von der Vorderſeite, und » 10. ein befluͤgeltes Samenkorn, etwas vergroͤßert. B. Piceae. Eigentliche⸗Fichten. Beſonderer Gattungs-Character. Die Nadeln (Blaͤtter) ſind immergruͤn, pfriemenfoͤrmig, drei- oder vierkantig; ſtehen einzeln und ohne Scheide, abwechſelnd oder ſpiralfoͤrmig rund um Stamm und Zweige; die einfachen holzi— gen Schuppen des haͤngenden Zapfens ſind mit der Spindel feſt verwachſen, und erſt nachdem der Samen ausgeflogen, faͤllt der Zapfen ab. 67. RNS PE-. Gemeine Roth Fichte. Tafel LM. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Nadeln ſteif, ſtechend ſpitz, oben etwas einwaͤrts gebogen und einfarbig hellgruͤn. Synonymie. PINUS PICEA. Borkhauſen I. p. 382. Ne 2. — — Bechſtein IV. p. 521. Ne 108. == —— Burgsdorf II. 1. p. 293. N? 99. — — Duͤ Roi und Pott II. p. 136. N. 18. == Hartig IV. 12797212. N 2. — ABIES. Willd. Linn. IV. 1. p. 506. Ne 32. — — Gu impel und Hayne p. 215. Franz.: LA PE SSE OU LE SAPIN ROUGE. — Engl. TUE common Pıren-Fir. Provinzial: Namen. Fichte, Fichte, Feuchte, rothe Fichte, Roth-, Schwarze, Graͤnen⸗, Pech⸗, auch Harz Fichte, Sächfi- ſche und Norwegiſche Fichte, Tann-Fichte, Ficht: auch Feucht-Tanne, Tanne, Tannenbaum, Roth- und Schwarz-Tanne, Pech- und Harz-Tanne, Pechbaum, Graͤnbaum, Granen- und Graͤnenholz, Kiefe und Daren. Abbildungen. Blackwell T. 203. v. Oelhafen T. 9 — 16. v. Lengfeld J. 3—4. Cramer T. 24. Reit⸗ ter und Abel T. 99. Guimpel und Hayne J. 157. 208 PINUS. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft, aufrecht ſtehend, baumartig, im geſchloſſenen Stande erwachſen 180 — 200 Fuß hoch, gleichmaͤßig in der Stärke abnehmend 5 — 6 Fuß im unteren Durchmeſſer ſtark, faſt cirkelrund, ſehr gerade, und 80 Fuß, auch hoͤher aſtrein; im freien Stande kuͤrzer und von unten bis oben hinauf mit ſtarken, niedergeſtreckten, von Bartmoos behangenen Aeſten und Zweigen dicht beſetzt; die Krone, durch die ſich nach der oberen Spitze zu verkürzenden Aeſte, ſchoͤn pyramidenfoͤrmig. Die alte Rinde braungrau und blaͤttrig aufgefprungen, unten am Stamme zuweilen etwas riſſig, die juͤngere rothbraun (daher der Name Rothfichte), und überall mit größeren oder kleineren, rundlichen, an der unteren Seite abgelöften und aufgewellten, duͤnnen, bruͤchigen Schuppen bedeckt, die juͤngſte roſtroth oder gelb, durch die Narben der abgefallenen Nadeln haͤcklich rauh und harzig. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen, wie bei der Weißtanne, erſtere zu 3 — 7 quirlförmig, letztere gabeläftig gegen einander über wagerecht oder herabhaͤngend an alten iſolirten, aufwärts ſtre⸗ bend an jungen Staͤmmen. Die Wurzeln ſtreichen 6 — 8 Fuß weit vom Stamme aus, greifen aber, bei alten Staͤmmen oft flach zu Tage liegend, ohne eine Pfahlwurzel zu bilden, ſelten über 1 — 2½ Fuß tief ein, weshalb die Fichte ſo leicht vom Winde umgeworfen wird. Das Blatt. Aus ſchon im Herbſt bemerkbaren, eirunden, oben ſpitzigen, 18 — 20 ſpitz⸗ſchup— pigen roſtbraunen Knospen, deren meiſtens vier bis ſechs quirlartig auf der Spitze des Stammtriebes, und drei gabelaͤſtig an den Zweigenden zuſammen ſitzen, brechen die winter- oder immergruͤnen Na⸗ deln zugleich mit dem jungen Triebe gegen Mitte des Mai hervor. Sie ſtehen einzeln und ohne Scheide, abwechſelnd oder ſpiralförmig dicht gedrängt rundherum, und zwar an den Zweigtrieben von unten zu beiten Seiten aufwaͤrts geſcheitelt, etwas bauchig-kammfoͤrmig, am Stammtriebe dagegen faſt aufliegend in die Höhe; find kurz, eigentlich wohl gar nicht geſtielt, / -/ Zoll lang, pfriemenfoͤrmig, durch zwei oder drei Laͤngenfurchen drei- oder vierkantig, kurz aber ſtechend zugeſpitzt, einfarbig glänzend hell- gruͤn, ſteif und elaſtich, und fallen, gleich den Nadeln der Weißtanne, ſobald ſie verſchattet werden, oder die ſich mit der Zeit verhaͤrtende Rinde ihnen keine Nahrung mehr zufließen laͤßt, nach und nach, ge— woͤhnlich mit dem fünften oder ſechsten Jahre ab, fo daß fie an den älteren Zweigen nur noch zwei reihig geſtellt erſcheinen. Nadeln und weibliche Bluͤthen haben, wie die harzige Rinde, einen ſtarken aromatiſchen Geruch, der im Fruͤhjahre in der Nähe von Fichten-Waldungen die Atmoſphaͤre erfüllt. Die Bluͤthe. Aus gleichgefaͤrbten, nur etwas ſtaͤrkeren, rundlicheren Knospen wie die der Zweig— triebe, erſcheint dieſelbe halbgetrennten Geſchlechts, maͤnnnliche und weibliche auf einem Stamme, ge— gen Mitte des Mai als kleine vielſchuppige Kaͤtzchen; die weibliche meiſtens auf den oberen Spitzen der zwei⸗ bis achtjaͤhrigen Gipfelzweige, die maͤnnliche mehr an den Seiten derſelben, und bei frei ſtehenden Staͤmmen uͤberall, unten wie oben, mithin auch in weit groͤßerer Menge. Das ſchoͤn rothgeſchuppte maͤnnliche Kaͤtzchen, wenn es die roſtbraͤunliche Knospenhuͤlle abgeſtreift hat, wird in Geſtalt und Farbe ſehr treffend mit einer reifen Erdbeere verglichen, ſobald indeß die vor jeder Schuppe befindlichen 2 kelch- und kronenloſen Staubgefaͤße ihren Samenſtaub fahren laſſen, der in bluͤthenreichen Jahren oft fo häufig waͤchſt, daß er mit Huͤlfe des Windes zu undurchſichtigen Wolken-Maſſen gebildet, auf ſtun— denweite Strecken Alles wie mit einem Schwefelpuder uͤberdeckt *), verliert ſich die rothe Farbe, und nach dem gaͤnzlichen Abbluͤhen, wo die Schuppen anfangen ſich von der Spindel zu trennen, erſcheint daſſelbe roſtgelb. Schon als Bluͤthe der Form des ausgebildeten Zapfens aͤhnlich, ſteht das ſammtartig, dunkel⸗ oder hell violettroth, felten grün gefärbte weibliche Zaͤpfchen mit ſperrig geöffneten, am “ 55 ſolcher merkwuͤrdiger Fall ereignete ſich im Fruͤhjahre 1827 am Harze, in der Umgegend von Goslar, wo man diefen Schwefelpuder noch auf dem Grauhöfer Felde in Gräben Über Schuh hoch durch Wind und Waſſer zuſammen⸗ getrieben fand. \ PIN IU S. 209 Rande ſanft ruͤckwaͤrts gebogenen, eirundlichen, oben ſtumpf ausgenagten Schuppen, faſt ſenkrecht in die Hoͤhe, bis die zu 2, mit niedergekehrten Narben unter jeder Schuppe befindlichen weiblichen Blumen befruchtet ſind; alsdann ſchließt es ſich, und ſenkt ſich, die rothe Farbe ins Gruͤnliche verbleichend, nach unten, um ſo herabhaͤngend ſeine fernere Ausbildung zu abwarten, die ſehr ſchnell von ſtatten geht. Die Frucht und der Samen. Gegen Auguſt deſſelben Jahrs hat der kegelfoͤrmige Zapfen feine völlige Größe, zwiſchen 5 — 6 Zoll Länge und 1½ Zoll Durchmeſſer, und im October ſeine voͤl— lige Reife erreicht, wie dieß die roſt- oder gelbbraune Farbe der verholzten, ſchief viereckigen, am Rande pergamentartigen Schuppen anzeigt; die von laͤnglich eirunden, gelblich-weißgrauen, durchſichtigen Flügeln zur Hälfte eingefchloffenen, ſchief herzfoͤrmigen, ſchwarzbraunen Samen mit weißem, öligen Kern, wo— von, wie fruͤher ihre Blumen, zwei unter jeder Schuppe neben einander in niſchenartiger Hoͤhlung liegen, fliegen aber erſt im Maͤrz des naͤchſten Fruͤhjahrs, wenn Regen und Sonnenſchein durch ihre Wechfel- wirkung die Schuppen oͤffnen, aus, und werden dann vermoͤge ihrer Leichtigkeit und verhaͤltnißmaͤßig großen Fluͤgel, mehrere hundert Schritte weit vom Winde fortgetrieben. Nachdem der Samen abgeflo— gen, ſchließen ſich die Schuppen wieder dicht auf einander, und kurz vor, oder waͤhrend dem Ausbruch der neuen Triebe, faͤllt der Zapfen ab und verwittert, ohne daß vorher, wie bei der Weißtanne, eine Trennung der Schuppen ſtatt findet, da dieſe mit der Spindel feſt verwachſen ſind. Varietaͤten. Man hat bis jetzt vorzuͤglich folgende bemerkt: a. die frühe oder weiche Roth-Fichte, welche 14 Tage fruͤher bluͤhet, ihre ſtaͤrkeren, roſtbraunen Zapfen früher reifet, und ein weicheres Holz hat; die ſpaͤte oder harte Roth-Fichte mit gruͤnen jungen, und roſtgelben, laͤn— geren, ſchlankeren alten Zapfen, welche ſpaͤter reifen; ihr Holz iſt härter und roͤthlicher; die ſtarre oder ſteife Roth-Fichte. Sie treibt kurze, ſtarke, in die Hoͤhe ſtehende Aeſte, viele, mit kammfoͤrmig geſtellten, kurzen, dicken, dunkelgruͤnen Nadeln dicht beſetzte Seitenzweige, und hat ein krauſes, ſtruppiges oder borſtiges Anſehen; die ſchlanke oder Hangel-Roth-Fichte, ein ſehr maleriſcher Baum. Stamm und Aeſte find ſchlanker, die wenigen ſehr dünnen, weit hinein entnadelten ru: thenartigen Seitenzweige haͤngen oft ſchlaff und troddelnd herab, die gewoͤhnlich ſchon mit dem vierten Jahre abfallenden Nadeln ſind laͤnger und duͤnner, die Zapfen ſchlanker und in der Jugend gelbgruͤn; fie findet ſich auf dem Schmal- kelder und Stutzhaͤuſer Reviere des Thuͤringer Waldes, auch am weſt— lichen Harze ohnweit des Weges von der Kaltenbirke nach Seeſen, und im Lautenthaler Reviere; die geſcheckte Roth-Fichte mit theils gelblich-weißen, theils halb weißen, halb grünen Nadeln; Bechſtein fand fie im Gothaiſchen auf dem Wal- tershaͤuſer Reviere an der Tabarzer Höhe; die Baſtard-Roth-Fichte, auch Baſtard-Fichte (Pinus hybrida), als die merkwuͤrdigſte Varietaͤt unter allen, da ſie einen kraͤftigen Beweis mehr abgiebt, daß die Erzeugung von Pflanzen-Baſtarden, die, obgleich unter den boh—⸗ nen⸗, kohl- und zwiebelartigen, auch anderen Garten- und Feld-Gewaͤchſen, dem Gaͤrtner, wie dem Oekonomen, ſchon laͤngſt als ein leidiges Spiel der freien Natur bekannt, dennoch ſo mancher gelehrte Naturforſcher, noch in unſern heu— tigen Tagen, wenn nicht uͤberhaupt fuͤr ein bloßes Poſſenſpiel der Phantaſie hält, doch nur dem menſchlichen Kunſtfleiße als ein Meiſterſtuͤck anrechnet *) u So 2 2 » — ) Man leſe hieruͤber die in der Schulbuchhandlung zu Braunſchweig, unter dem Titel »die Baſtard⸗E im Pflanzenreiche,« zu Anfang des Jahrs 1828 erſchienene, von der Koͤnigl. Preuß. Akabemie der Wiſsenſchaften zu Berlin mit Recht gekroͤnte Preisſchrift des Doctors Wiegmann. 210 PINUS. ſelbſt unter den baumartigen Holz⸗Pflanzen nicht mehr zu den ſeltenen Wunder: werken der Schoͤpfung gehoͤrt, und moͤchte in dieſer Beſtaͤtigung auch der Grund zu ſuchen ſeyn, warum bei den gleichzeitig bluͤhenden Weiden die Ent⸗ deckung von neuen und immer neuen Arten (Species) nie ein Ende nehmen wird. Dieſe Baſtard-Fichte, wovon hier die Rede iſt, ſoll durch eine Vermi⸗ ſchung des Bluͤthenſtaubes der Weißtanne (Pinus Abies) mit dem der Roth— Fichte entſtanden ſeyn, und Vater Bechſtein, der ſie in einem ſolchen, aus die⸗ fen beiden Nadelhoͤlzern gebildeten melirten Waldbeſtande auf dem Walters- haͤuſer und Stutzerbacher Forſtreviere im Thuͤringer Walde angetroffen hat, liefert davon folgende Beſchreibung, wonach fie denn allerdings in dem aͤußeren Habitus der Weißtanne wie der Roth-Fichte gleich aͤhnlich iſt. Der Stamm iſt ſehr regelmaͤßig, hoch und gut gewachſen; die Rinde weder glatt noch gerade ſchuppig, ſondern ſparſam ſchuppenfoͤrmig aufgeriſſen und roͤthlich grau; die völlig kammfoͤrmig geſtellten Nadeln find breit, zweifurchig, oben ſtumpf zugeſpitzt und einfarbig dunkelgruͤn. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr harzreich, grob-langfaſerig, weich und elaſtiſch, auf dem Schnitt gelblich-weiß, um den Aeſten und die Grenzen der jährlichen Holzauflagen (Jahrringe) bezeich- nend, der Spalt⸗Laͤnge nach roſtroͤthlich geflammt oder geſtreift; faſt eben fo leicht- und gerad-, doch nicht fo fein-fpaltig, wie das Holz der Weißtanne, auch nicht ganz fo ſchwer: nach Hartig wiegt ein Cubikfuß: ih 57½ Pfund. Halte m. . 44 „ und ganz trocken 31% * Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Leichter in dem ganz rauhen Clima des Nordens, als unter dem warmen Himmelsſtriche des Suͤ— dens ausdauernd, iſt die Roth-Fichte eigentlich nur die natuͤrliche Bewohnerinn des mittlern und noͤrdli— chen Europas und Aſiens, vom 45ſten bis 60ſten Breitengrade, wo fie fi allenthalben, auf den hoͤch— ſten Urgebirgen, wie in den niederen Ebenen, in groͤßeſter Ausdehnung und von kraͤftigſtem Wuchſe, aber gleich der Weißtanne auf den mittleren Ketten-Gebirgen Deutſchlands, in Baiern, Oeſterreich, Thuͤringen, Sachſen, Schleſien und Boͤhmen findet. Auffallend mag es vielleicht ſcheinen, wenn die Fichte die ſuͤdlichen Alpen der Schweiz, namentlicht den Monte Rosa noch bis zu einer abſoluten Höhe von 7000 Par. Fuß uͤber der Meeres-Flaͤche freudig hinanſteigt, während fie am Harze, deſſen ganzer oberer Rüden in einer Laͤngen- und Breiten-Ausdehnung von ſieben, und zwei und einer halben Meile, mit nahe an 7 der geſammten Grundfläche von etwa 500,000 Wald-Morgen (A 160 U Ruthen), ihr faſt ausſchließlich angehört, ſchon in der geringen Höhe von etwas uͤber 3000 Fuß (unter der Kuppe des Brockens) zur zwergartigen Geſtalt verkrüppelt. Die hier wirkende Urſache liegt indeß in der Verſchiedenheit der ortlichen Lage beider Gebirge; indem das Erſtere (das Alpen-Ge⸗ birge) von vorliegenden Bergmaſſen geſchuͤtzt, ſich nördlich dem Aequator unter dem A6ften Breitengrade ausdehnt, wo die Vegetationsgrenze mit der Schnee-Linie erſt in der abſoluten Höhe von 8 — 9000 Par. Fuß zuſammenfaͤllt, hingegen das Letztere (der Harz) durchaus jeder aͤußeren Schutzwehr erman— gelnd, ſich unter dem 52H Grade nördlicher Breite hervorhebt, wo die Sonne durch das ſchraͤgere Auffallen der Strahlen einen großen Theil ihrer erwaͤrmenden Kraft verloren, und deshalb die Grenzlinie der Schnee Region ſich ſchon faft um 4000 Par. Fuß tiefer herabgeſenkt hat, mithin aber auch die Vegetation um eben fo viel früher aufhört. Sie kommt in jeder Gebirgslage und auf jedem nicht gar zu magern oder naſſen Grunde fort, mag er uͤbrigens auch etwas ſteinig ſeyn, wie dies die von zahllo⸗ fen Truͤmmern verwitterter Granit⸗Bloͤcke uͤberlagerten Berghoͤhen und Thalwaͤnde der naͤchſten Umge⸗ PEN 211 bung des Brockens beweiſen, die zum Theil mit den trefflichſten Fichtenbeſtaͤnden prangen, obgleich hier die Ernährung des einzelnen Baumes mitunter ſeltſam genug von Statten geht, da z. B. mancher Stamm, auf nacktem Felſen ſtehend, feine, dieſen feſt umklammernde Wurzeln 4 — 5 Fuß tief in den Spalten und Riſſen der anlagernden Steinmaſſen herabſtrecken muß, um den Boden zu erreichen. Eine maͤßig hohe, nordoſt-, oſt- oder ſuͤdoͤſtliche Gebirgs-Expoſition, und ein maͤßig trockener, aus Lehm, kleinen Steinchen, Kies oder Sand vermengter guter Gebirgsboden iſt ihrem Gedeihen indeß vorzüglich förderlich und liefert ein dem Eichen-Holz nahe kommendes, feſtes, dauerhaftes Holz; mildes Clima und zu fetter, Kalk- oder Baſalt-Boden bewirkt zwar einen außerordentlich ſchwelgeriſchen Wuchs, verkuͤrzt aber auch zugleich die Lebensdauer des Baumes, und das ſchwammige, oft ſchon im mitt— leren Alter rothfaule Holz iſt weder zum Verbrennen noch zu ſonſt einer Benutzung ſonderlich tauglich. Fortpflanzung. Auf gleiche Weiſe wie bei der Weißtanne, kann dieſelbe ſowohl durch natuͤrliche und kuͤnſtliche Beſamung, als durch Pflanzung u. ſ. w. bewirkt werden; da indeß die Fichte vermoͤge ihrer flach laufenden Wurzeln außer Schluß und Schutz dem erſten kraͤftigen Windſtoß unterliegen muß, dagegen ihr Samen nicht nur wegen ſeiner groͤßeren Leichtigkeit, ſondern auch, weil er zu einer Zeit abfliegt, wo Winde aus Weſten zu den faſt taͤglichen Erſcheinungen gehoͤren, dem Boden in weiterer Entfernung, als der Samen der Weißtanne vom Mutterſtamme zugeführt wird, fo ſtellt man den zur natürlichen Beſamung beſtimmten Fichten-Beſtand nicht gern wie bei jener in ſogenannte Dunkel- und Licht— ſchlaͤge, als wobei ſelbſt im guͤnſtigen Falle des Gelingens die für den Huͤttenbetrieb durch Verkoh—⸗ lung ſo hoͤchſt wichtige und eintraͤgliche Benutzung des Stockholzes verloren geht, und uͤberdieß der junge Nachwuchs durch das Herausfahren des Materials leidet, ſondern hauet ihn in regelmaͤßigen ſchmalen Streifen, die der Laͤnge nach von Suͤdoſt nach Nordweſt laufen, und in ihrer Breite die Grenze einer moͤglichſt vollſtaͤndigen Beſamung (auf ebenem Terrain und an ſuͤdlichen Bergwaͤnden 80 bis hoͤchſtens 100, an nördlichen Bergabhaͤngen aber 150 Schritte) nicht uͤberſteigen dürfen, widrigen Falls, wo es die Localitaͤt, ohne Windfall zu befürchten, zulaͤßt, Wechſel- oder Springſchlaͤge dergeſtalt angelegt werden muͤſſen, daß zwiſchen zwei abgetriebenen Schlaͤgen ein zur Wiederbeſamung derſelben noͤthiger Streifen Holz ſtehen bleibt, rein ab. Der Harz-Forſtmann wird zwar jedem Verſuche, die Fichte na- tuͤrlich zu verjüngen, wenigen Werth beilegen, und, ſich auf die tägliche Erfahrung ſtuͤtzend, mit Recht behaupten, daß wenigſtens für feine, dem Sturm und Graswuchs ſo ſehr ausgeſetzte nördliche Gebirgs⸗ Heimath, außer der Pflanzung nur die kuͤnſtliche Ausſaat aus der Hand, der einzige ſicher zum Ziele führende Weg ſey; weil nur allein dieſe, bei zweckmaͤßiger Aufbewahrung des Samens, die Möglichkeit geſtattet, in Ausfuͤhrung der Hauungen und Culturen ſtets Herr ſeines Willens zu bleiben, d. h. die Hauungen zu jeder Zeit anzulegen, wann und wo fie den Regeln der Forſtwirthſchaft und der Befriedi- gung des Beduͤrfniſſes am beſten entſprechen, und ohne mit aͤngſtlicher Sorge auf die Wiederkehr eines Samenjahrs zu warten, nicht nur die Cultur dem Hiebe unausgeſetzt auf dem Fuße folgen zu laſſen, ſondern auch den durch Sturm und Kaͤfer, Waldbrand oder ſonſtige Ungluͤcksfaͤlle erzwungenen, den in— nern wirthſchaftlichen Verhaͤltniſſen des Forſthaushaltes Gefahr drohenden Vorgriffen am ſchnellſten zu be— gegnen; gleichwohl laͤßt ſich aber doch im Allgemeinen weder die Möglichkeit noch der Nutzen einer na- tuͤrlichen Wiederverjuͤngung der Roth-Fichte in hierzu geeigneten Gegenden in Zweifel ziehen, wenn nur die Schlaͤge richtig geſtellt ſind, und der Boden bis dahin, wo der noͤthige Samen waͤchſt, nicht zu ſehr verraſet, oder wenn dieß geſchehen, zu rechter Zeit wund gemacht wird, worüber die Go- thaiſchen Reviere im Thuͤringer Walde den ſprechendſten Beweis liefern. Hinſichtlich des bei der kuͤnſtlichen Ausſaat und Pflanzung anzuwendenden practiſchen Verfah— rens gilt alles das, was hieruͤber bei der Weißtanne geſagt worden. Die Gewinnung des Samens, womit ſich am Harze ein großer Theil der aͤrmeren Volks-Claſſe, ſowohl durch Einſammeln der Zapfen, als auch durch wirkliches Ausklaͤngen derſelben auf Rechnung der resp. Landesherrſchaften oder ſonſtiger 54 212 PINUS. Privatunternehmer beſchaͤftiget, To daß, wie man behauptet, im Jahre 1811, wo der Samen ſehr reich— haltig gewachſen, außer dem eigenen ſechsjaͤhrigen Waldbedarf, für mehr als 30,000 Rthlr. Fichten— Samen ins Ausland, beſonders nach Rußland und Daͤnemark hin verkauft ſeyn ſoll, und das Pfund zu 6— 8 Pf. zu haben war, geſchieht, nachdem die vom Monat October bis Maͤrz gebrochenen Zapfen auf luftigen Böden abgetrocknet find, durch Ausklopfen in Saͤcken oder Ausklaͤngen auf eigends dazu vorgerichteten Darren und Ausklaͤngemaſchinen, im Sommer an der Sonne, im Winter in geheitzten Stuben, wobei dann zugleich die entſamten Zapfen als Feuermaterial dienen. Ein Braunſchweigiſcher Himten Zapfen liefert ſodann 1¾ — 2 Pfund entfluͤgelten Samen, ein Himten gefluͤgelter Samen aber 10 Pfund entfluͤgelten oder 8½ Pfund ganz reinen Samen, und der Preis eines Pfundes entfluͤgelten Samen differirt am Harz gewoͤhnlich zwiſchen 10 bis 18 Pf. Die Fluͤgel werden entweder trocken, oder, was aber nicht ſo gut iſt, nach vorhergegangener maͤßiger Anfeuchtung, abgerieben und durch Wur— feln oder beſondere Staubmuͤhlen fortgeſchafft. Der ſo gewonnene, abgetrocknete Samen laͤßt ſich auf bretternen Böden bei oͤfterem Umſtechen 3 — 4, auch wohl 5 Jahre keimfaͤhig aufbewahren, will man ihn aber auf noch längere Zeit gut conſerviren, fo ſchuͤttet man die Zapfen an kuͤhlen, gegen Mäufe- fraß geſicherten Orten auf, und klaͤngelt alle Jahre nur den Bedarf aus. Die Ausſaat geſchieht von Monat April bis Mitte Mai ohne eigentliche Erdbedeckung, es ſey denn, daß der Boden leicht oder ſandig waͤre, und gedeiht am beſten in flach-kuhlenartigen Vertiefungen an der Nordſeite alter ſtehen gebliebener, oder auf den dichtgetretenen blößigen Stellen Herbſts zuvor gerodeter Stoͤcke, ſonſt aber auch uͤberall, wo ſie der Sonne und dem Graswuchs nicht zu ſehr ausgeſetzt iſt, beſonders wenn die Saatplaͤtze zur Beſchattung mit feinem Reiſig uͤberdeckt werden koͤnnen; eine Zwiſchenſaat von Kiefern oder Birken, welche letztere ohnehin ſehr mißlich iſt, und noch ſeltener als Schutzmittel, dem eigentlich beabſichtigten Zweck entſpricht, hält man am Harz eben ſo uͤberfluͤſſig, wie die Beſchuͤtzung der Saat gegen Zugvoͤgel, beſonders der wilden Tauben, eine ganz unerlaͤßliche Bedingung iſt. Nach 4— 6 Wochen er— ſcheint das kleine Pflaͤnzchen mit gelblichem Stamme und 9, anfänglich) noch mit der Hülle bedeckten, ſtrahlenfoͤrmig geſtellten, ſchwachen Nadeln, worauf meiſtens bald ein neuer ½ Zoll hoher, fein aber reich benadelter Trieb folgt, und fo waͤchſt es bei Verlängerung der Jahrstriebe fort bis zum vierten, fünf ten Jahre, wo die Aeſte anfangen ſich quirlſtaͤndig zu ſtellen. Bei der Vollſaat rechnet man, mit Ruͤckſicht auf Boden und Clima, auf den Normalmorgen zu 160 O Ruthen Rheinlaͤndiſches Maaß, 25 — 50 Pfund S 4 — 7%, Braunſchweigiſchen Himten gefluͤgelten, und 16 — 40 Pfund = 1— 2 Braunſchweigiſchen Himten entflügelten Samen, bei der Plaͤtze- und Riefen-Saat ½ oder ½ weniger, und bei Pflanzkaͤmpen das 6 — Sfache der Vollſaat. Die Auspflanzung der Roth-Fichte in Buͤſcheln beginnt am zweckmaͤßigſten nach dem zweiten Jahre, weshalb man hierbei eigentliche Pflanzkaͤmpe entbehren kann, und dauert bis zum fünften, hoͤch— ſtens ſechsten Jahr; einzelne Staͤmme koͤnnen aber, wenn man die Koſten und das Riſico des Mißlin— gens nicht achtet, noch von 10 — 12 Fuß Höhe verpflanzt werden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Wenn gleich die Roth-Fichte in der Fülle ihrer Kraft mit der Weißtanne im Wachsthum wetteifert, ja dieſe in der Jugend uͤbertrifft, und es beſonders in der Vorzeit nicht an Beiſpielen ihrer möglichen koloſſalen Ausbildung gefehlt hat, wie deren einige namentlich in »Stuͤbners Denkwuͤrdigkeiten des Fuͤr— ſtenthums Blankenburg« dergeſtalt erwähnt werden: daß noch in der letzten Haͤlfte des vorigen Jahrhunderts, in dem zum Oberforſt Blankenburg gehoͤrigen Reviere Huͤttenrode zwei Fichten ge— hauen ſeyn ſollen, von denen die ſtaͤrkſte ſo hoch und ſtark geweſen, daß von ihrer Holzmaſſe ein gan- zer Meiler zu pptr. 30 Malter (à 80 Cubikfuß) habe errichtet werden koͤnnen; ſo wird ſie doch nie ganz die Hoͤhe und Staͤrke jener erreichen, weil ſie in dem hierzu erforderlichen Boden und Clima an und fuͤr ſich eine zu kurze Lebensdauer beſitzt, auch außerdem zu vielen von außen einwirkenden Unfaͤllen unterworfen iſt, die ihre Lebenszeit noch mehr verkürzen. Mit dem 100fen bis 120. Jahre hat der PINUS. 213 Fichten⸗Beſtand die hoͤchſte Stuffe des Zuwachſes erſtiegen, und der einzelne Baum dauert ſelten uͤber 200 Jahre aus. & - Nutz en. Dieſer, in Deutſchland wohl allgemein bekannt, kommt dem der Weißtanne mit folgender Aus— nahme voͤllig gleich. Die Roth-Fichte iſt dem Kunſtgaͤrtner weniger abhold als die Weißtanne, denn ſie vertraͤgt den Schnitt der Scheere, und laͤßt ſich daher zu lebendigen Hecken, Pyramiden, Kronen und andern Decorationen heranziehen, außerdem aber auch verdient ſie als Forſtbaum bei dem Anbaue hochliegender, flachgruͤndiger Gebirge unſtreitig vor jener den Preis. Als Brenn-Mate— rial benutzt, geht das Holz der Roth-Fichte dem der Weißtanne vor, denn es verhaͤlt ſich die Hitz⸗ kraft deſſelben zu der des Buchen-Holzes boch. . nach Hartig wie 4 fl. 43 Kr. zu 6 fl. oder nach v. Werneck wie 706 zu 1000, und verkohlt wie 735 zu 1000. Als rohes Nutz-Material (Bloch-, Bau-, Werk- und Geraͤtheholz) gewaͤhrt es dagegen, nach dem Ausſpruch mehrerer unſerer beſſeren Forſtſchriftſteller neuerer Zeit, nur in der Jugend durch größere Dauer einigen Vortheil, und im Alter muß es jenem, wegen minderer Zartheit, Feinſpaltigkeit und Elaſticitaͤt, nicht nur bei der Verarbeitung zu feinen Spalt- und Schnitz-Arbeiten, ſondern uͤberall bei jedem Ver— brauch nachſtehen, wenn nicht vielleicht, da der Standort des Baumes (Clima und Boden) ſo großen Einfluß auf die Feſtigkeit des Holzes hat, unſere nordiſche Harz-Fichte, von dem gemeinſamen Urtheil der unter ihrem duͤſteren Schatten grau gewordenen Gebirgs-Bewohner, die ihr Obdach und Alles uͤbrige, was zur Leibes Nahrung und Nothdurft gehoͤrt, mittel- oder unmittelbar zu verdanken haben, und es gewiß nicht unterließen, die ſich ihnen taͤglich darbietende Gelegenheit zu ernſten Betrachtungen uͤber die mannichfachen guten Eigenſchaften, ſo auch uͤber die Dauer dieſes fuͤr ſie ſo unſchaͤtzbaren Baumes zu benutzen, unterſtuͤtzt, berechtigt ſeyn duͤrfte, in ſolcher Beziehung Einſage gegen jenen an— ſcheinend ſchiedsrichterlichen Ausſpruch zu thun; wenigſtens giebt es, wie am Thüringer Walde für die Weißtanne, fo auch am Harze für die Roth-Fichte in ſtehenden Gebaͤuden die vor 400 — 500 Jahren erbauet, und deren Holz, wenn auch gerade nicht mehr knochenfeſt, denn doch jetzt immer noch ſo be— ſchaffen iſt, daß ſie leicht noch ein Jahrhundert ſtehenden Fußes erleben koͤnnen, Beweiſe genug, die fuͤr eine weit groͤßere Dauer der Roth-Fichte ſprechen, als man ihr im Allgemeinen zutraut. Die oberen Quirl-Ende der aus den Vornutzungen gewonnenen Stämme werden zu Weihnachtsbaͤumchen und Quirlen, die im Maͤrz geſchnittenen unteren ruthenartigen Zweige dagegen zu Verfertigung der Dohnen fuͤr den Krammetsvogelfang benutzt, und geben die dauerhafteſten Wieden zum Anbinden der Hecken, jun— ger Obſtbaͤume und Reiſigwellen, und aus den mit Aſche und Waſſer gekochten feineren Wurzeln be— reiten die Lapplaͤnder Stricke und Koͤrbe. Den unter der Rinde befindlichen markigen, ſuͤßen Splint eſſen in Schweden und Norwegen die armen Leute, und die Knospen werden den Pferden als Arznei gegeben. Statt des aus dem feineren, oͤligen Harze der Weißtanne zu gewinnenden Terpentins, lie— fert das groͤbere Harz der Roth-Fichte, welches durch ſtreifenweiſes Aufreißen der Rinde (ſogenanntes Harzſcharren) gewonnen wird, das weltbekannte Pech, das man zu Verdichtung der Schiffe, Troͤge und ſonſtiger Behaͤltniſſe, als Wein-, Bier- und Eſſig-Faͤſſer, gegen das Durchdringen des Waſſers und anderer Fluͤſſigkeiten, auch zu Fackelſtoͤcken, Pechkraͤnzen u. ſ. w. verbraucht; woraus man ferner durch Ko- chen mit Eſſig das Geigenharz (Kolophonium), durch Zuſatz von Talg aber das Schuſterpech bereitet, und aus deſſen Ruͤckſtande, den Pech-Griefen, der Kienruß gebrannt wird. Nicht weniger wird aus dem durch langſames Ausſchwitzen, mittelſt eigends dazu erbauter Oefen, aus Stamm- und Wurzelholz, be— ſonders aus dem letzteren gezogenen harzig oͤligen Safte der durch feine mehrfache Benutzung gleichfalls allgemein bekannte Theer gewonnen, und aus den jungen Zapfen und Samen der Roth-Fichte Laßt ſich ein aͤhnliches, wenn gleich nicht ſo feines Oel bereiten, wie aus den Zapfen und Samen der Weißtanne; 214 p IN US. auch hat man bei den Schmelzwerken zur Oker⸗Huͤtte am Harze Verſuche gemacht, die Fichtenzapfen zur Feuerung zu benutzen. Die Gewinnung des Pechs und Theers iſt vorzuͤglich a Thüringen und am Schwarzwalde zu Haus; am Harze findet ſie indeß nicht ſtatt, und zwar das Pechſieden aus dem Grunde nicht, weil man die Bemerkung gemacht hat, daß das Harzſcharren durch Erkranken der Staͤmme zur Vermehrung des Borkenkaͤfers beiträgt, deren Unheil bringende Folgen noch zu friſch im Andenken ſind. Die Aus dunſtung der Fichten-Waldungen ſoll den Lungenſuͤchtigen heilſam feyn. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wie die Weißtanne, eben ſo laͤßt ſich auch die Roth-Fichte nur als Hoch- oder Samenwald— baum bewirthſchaſten, und mit Ausnahme der Umtriebszeit, welche für dieſe letztere, mit Ruͤckſicht auf Boden und Clima, wie auf die Art ihrer Benutzung zu Brenn-, Bau- oder Blochholz, zwiſchen das 90 — 1208. hoͤchſtens 150 ft Jahr faͤllt; daß ferner die Vornutzungen bei dieſer gewöhnlich früher eintre— ten, und daß aus Gruͤnden, die vorhin, auch theils ſchon bei Abhandlung der Weißtanne entwickelt worden, der reine Abtrieb, wobei die Wiedercultur aus der Hand geſchieht, fuͤr dieſelbe mehr als die natuͤrliche Verjuͤngungs⸗Hauung anſpricht, gelten hier auch alle die für jene uͤbrigens gegebenen Betriebs⸗Regeln. Der Hieb wird unter allen Local-Umſtaͤnden moͤglichſt von Nordoſt nach Suͤd— weſt gefuͤhrt, beginnt im Spaͤtwinter, Anfangs Februar, und hoͤrt vor dem Safttriebe auf. Feinde und Krankheiten. Sind dieſelben, wie bei der Weißtanne, nur daß die Roth-Fichte im Allgemeinen durch Verbeißen des Viehes, durch Froſt und Auszehrung weniger, durch Inſectenfraß, vornemlich den des ge— meinen Borkenkaͤfers und durch Rothſaͤule aber mehr als jene, und am meiſten durch Sturmwinde lei— det, wodurch z. B. im Jahr 1800, als der bekannte Orkan durch ganz Europa wuͤthete, allein in dem Koͤnigl. Hannoverſchen Antheile des Harzes nahe an 450,000 Stämme (in den übrigen Antheilen mehr oder weniger) in einer Nacht niedergeworfen wurden. Da wo ein uͤbermaͤßiger Wildſtand vorhanden, hat man freilich traurige Beiſpiele, daß im Winter ſelbſt 15 — 20 jaͤhrige ſchoͤn geſchloſſene Beſtaͤnde durch das leidige Schälen völlig zu Grunde gerichtet wurden; außerdem aber iſt eine 10 — 15jaͤhrige Schonung gegen das Wild, und eine 8 — 10jaͤhrige ge— gen das Weidevieh meiſtens hinreichend, wenn die Cultur nur im Fruͤhjahre, ſo lange die jungen Triebe noch weich ſind, und bei trockenem Wetter des Morgens, ſo lange der Thau noch auf denſelben liegt, verſchont, oder doch mit Vorſicht, bloß durchtreibend behuͤtet werden. Wegen Abwendung des Bor⸗ kenkaͤfers u. ſ. w. iſt das Noͤthige bei der Weißtanne bemerkt. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Zweig mit männlichen und weiblichen Bluͤthen-Kaͤtzchen, in natürlicher Groͤße; 2 — » 2. ein reifer Zapfen in feiner natürlichen Größe und Form; 3. ein ſolcher im Laͤngen- und Querdurchſchnitte, um die Lage der Schuppen und Samen zu ſehen; » 4, eine einzelne Schuppe des ausgebildeten reifen Zapfens, in welcher ſich die zwei Samen befinden; » 5. ein einzelnes ausgebildetes reifes Samenkorn; ; » 6. die einzelne Kelch-Schuppe des weiblichen Kaͤtzchens mit den zwei Blumen von der in⸗ nern, und eine ſolche Kelch-Schuppe von der äußern Seite geſehen, jene in vergrößerter, dieſe in natuͤrlicher Geſtalt. — C. Pini. Kiefern: Fichten. Beſonderer Gattungs⸗Character. Die Nadeln (Blätter) find immergruͤn und ſtehen zu zwei bis fünf in einer Scheide; die Deckblaͤtt⸗ chen der Bluͤthe fallen ab; die feſtgewachſenen Schuppen der rundlich ei- oder kegelfoͤr⸗ migen Zapfen find keulenartig, oben genabelt; der geflügelte Samen reift erſt im zwei⸗ ten Herbſt und fliegt mit dem dritten Fruͤhjahr ab. 68. Fd Gemeine Kiefer. Tafel LIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Nadeln ſtehen zu zweien, ſelten zu dreien in einer Scheide, find 1½ bis 2 Zoll lang, pfrie⸗ menfoͤrmig, kurz aber ſcharf geſpitzt, auf der untern Flaͤche etwas hohl, am Rande ſehr fein geſaͤgt, etwas gedreht und graugruͤn. Synonymie. PINUS SYLVESTRIS. Willd. Linn. IV. 1. p. 494. Ne 1. — Borkhauſen I. p. 408. Ne 7. Bechſtein IV. p. 507. Ne 106. Burgsdorf II. 1. p. 82. Ne 97. Duͤ Roi und Pott 2. P. 16. Ne 1. Hartig VI. 1. p. 216. Ne 3. Guimpel und Hayne p. 207. Franz. LE PIN SAUVAGE — Engl. Tue WIILD PIxx. | Provinzial- Namen, Kiefer oder Kiffer, Kiene, Kienbaum, Kien- und Kuͤhnholz, Kien- und Weiß-Fohre, Fuhre, Fohre, Foͤhre, Feure, Fuͤre, Forche und Faͤrche, Forchel, Forlle, Fohren⸗, Föhren-, Forchel-, Fackel⸗, Kern-, Grau⸗, Graͤn⸗, Gruͤn⸗, Meerziegen-, Schleiß⸗ und Spannholz, Ficht⸗, Mädel-, Maͤndel⸗, Zirbel⸗, Zir⸗ kel⸗, Feſten⸗, Harz⸗, Theer- und Schmierbaum, Kientanne, Tanne, Fichte, auch wilde Roth-, Kuh— Kraͤh⸗ und Kraͤtzfichte, Perge, Dale, Laͤllen, Tanger und Ziege. Abbildungen. Blackwell T. 190. v. Lengefeld T. 5 — 6. v. Gleichen T. 28. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 472. v. Oelhafen T. 1 — 4. Cramer IJ. 26. Abel und Reitter T. 97. Guimpel und Hayne J. 153. 55 216 PINUS. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 80 — 120 Fuß hoch, 3 — 4 Fuß über der Wurzel ſtark, rund und gerade, im Schluß 50 — 60 Fuß hinauf aſtrein, freiſtehend nicht fo hoch, ſtark und lang beaͤſtet; die Krone volläftig und rundlich. Die alte Rinde dick, roͤthlich- oder braungrau, mit riemenartigen Laͤngs⸗ und feinen durchbrochene Querriſſen, etwas blaͤttrig aufgeſprungen, die jüngere heller, die obern Hautlagen blaͤttrig, oft flatternd wie bei der Birke, und die jüngfte u oder olivenbraͤunlich, graulich geſtrichelt und von Nadelſcheide zu Nadelſcheide gefurcht. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen, wie bei der Weißtanne und Fichte, erſtere quirlfoͤrmig zu 3 — 7, durch die Anzahl der Quirle ziemlich genau das Alter des Baumes bezeichnend, und faſt wagerecht, letztere gabeläftig mit aufgerichteten Spitzen, wodurch das Aeußere der Kiefer kraus und buſchig erſcheint. Die Wurzeln. Die Pfahlwurzel greift, wenn es der Boden geſtattet, 3 — 4 Fuß tief ein, und giebt dem Stamme einen ſehr feſten Stand; die Seitenwurzeln laufen 6 — 8 Fuß, auch weiter, aber flach. Das Blatt. Gleichzeitig mit dem jungen Triebe brechen im Mai die immergrünen Nadeln aus eirunden, ſtumpf zugeſpitzten, 18 — 20 und mehrſchuppigen roſtbraunen, harzig uͤberzogenen, auf der Spitze des Stammtriebs zu 3 — 7 quirlſtaͤndig, an den Zweigen zu 2 — 3 gabelaͤſtig ſitzenden Knospen hervor. Sie ſtehen paarweiſe, felten zu dreien, in einer kurzen, unten holzigen und gerin— nelten, roſtbraunen, oben abgeſtutzten und grauhaͤutigen Scheide, abwechſelnd oder ſpiralfoͤrmig an jun⸗ gen Stamm- und Zweig-Trieben rund herum, bei älteren Zweigen mehr an den oberen Spitzen, find 1½ — 2 Zoll lang, kurz aber ſcharf zugeſpitzt, auf der Unterflaͤche etwas hohl und ſehr fein geſtreift, auf der oberen ein wenig gewoͤlbt, am Rande kaum bemerkbar fein geſaͤgt, unten gewoͤhnlich gedrehet, oben einwaͤrts gekruͤmmt und von graugruͤner Farbe, welche den Kiefern-Waldungen ein duͤſteres, melan⸗ choliſches Anſehen giebt, fallen uͤbrigens aus gleichen Urſachen, wie bei der Weißtanne und Fichte, aber fruͤher, ſchon nach drei Jahren, wo ſie gemeiniglich im Herbſt gelb werden, gegen den Nachwinter oder das Fruͤhjahr ab. Die Bluͤthe erſcheint in Kaͤtzchengeſtalt halbgetrennten Geſchlechts, männliche und weibliche auf einem Stamme, von Mitte Mai bis Mitte Juni, und zwar die maͤnnliche einzeln auf dem oberen Ende oder an den Seiten der vorjaͤhrigen Zweige, uͤbrigens unten wie oben am Stamme, die weib- liche dagegen zu zweien bis vieren, gegen einander uͤber ſtehend, felten einzeln, an der Spitze der dieß— jaͤhrigen Triebe, und meiſtens nur oben am Stamme. Die ſchwefelgelbe männliche Bluͤthe beſteht aus mehreren oder vielen kleinen eirundlichen, ſchuppigen Samenbehaͤltniſſen, welche parthienweis ei— oder walzenfoͤrmig rund um das untere Ende des nach dem Verbluͤhen aus ihnen hervorſchießenden neuen Zweigtriebes geſtellt, wie um einer Achſe zuſammen ſitzen, und waͤchſt ſehr oft ſo haͤufig, daß wenn der Samenſtaub aus den gedoppelt auf jedem Schuͤppchen befindlichen kappenartigen, rundlichen Staubbeuteln abfliegt, und durch eintretenden Platzregen niedergeſchlagen wird, gleiche Erſcheinungen ſtatt finden, wie ſolche vorhin bei der Roth-Fichte bemerkt worden, und der gemeine Mann Schwefelregen nennt. Das weibliche Blüthen-Käschen iſt aus vielen ziegeldachartig fiber einander liegenden, ſperrig geoͤffneten, etwas zuruͤckgebogenen Schuppen gebildet, von denen die äußeren haͤutig und gruͤn, die inneren aber fleiſchig und violettroth ſind, auf der Spitze eine hornartige Erhoͤhung, und am Grunde zwei eirunde Fruchtknoten enthalten, deren nach unten gekehrte Narben zweiſpaltig ſind; einem kleinen abgeſtutzten Fe⸗ derbuſche aͤhnlich, ſteht es bis zur Befruchtung gerade in die Höhe, nachdem jedoch dieſe vor fi) gegan- gen, ſchließen ſich die Schuppen wiederum feſt auf einander, und der kleine, ſich nach unten ſenkende Zapfen, welcher bis Monat Juli deſſelben Jahrs, wo die rothe Farbe ins Olivengruͤne übergeht, und die vertrocknete hornartige fleiſchige Erhöhung nur noch als ein gelbbraͤunlicher Fleck auf der Spitze der Schuppen erſcheint, zu der Größe einer ſtarken Haſelnuß erwaͤchſt, bildet ſich erſt in dem darauf fol- genden zweiten Jahre aus. IE. I IN /ULSI 217 Die Frucht und der Samen. Ende Juli des zweiten Jahrs hat der ſtumpf kegel- oder Ereifelförmige bucklichte Zapfen feine völlige Größe, d. h. eine Länge von 2, und eine Breite von 1 Zoll erreicht, und im October, alſo 18 Monate nach der Bluͤthezeit, ſeine Reife, die man an der oliven⸗ oder graubraunen Farbe der feſt angeſchloſſenen, verholzten, langen, ſchmalen, auf der ſtumpf dreieckigen Spitze mit einer eingedruͤckten, in vier Rippen auslaufenden Narbe verſehenen Schuppen er⸗ kennt; die eirundlichen, gedruckten, unten etwas zugeſpitzten, und von einem ungleichſeitig lanzettfoͤrmi⸗ gen, gelblich-weißgrauen, durchſichtigen Fluͤgel mantelartig zur Haͤlfte eingeſchloſſenen, ſchwarzgrauen, inwendig weißkernigen, oͤligen Samen, wovon ſich unter jeder Schuppe 2 befinden, fliegen aber erſt im folgenden Fruͤhjahre, Monat April oder Mai, wo ſich die Schuppen weitſperrig öffnen, mithin erſt nach 3 Jahren ab; weshalb man denn auch im Fruͤhjahre außer der Bluͤthe, halb- und ganzreife Zapfen auf einem Baume findet. Varietaͤten. Als ſolche unterſcheidet man bei dieſer Kiefer folgende: a. Die fruͤhzeitige oder weiche gemeine Kiefer, die gewoͤhnlichſte von allen, welche früher blüht, ihre Samen früher reifet, und fi) außerdem durch Schnell- wuͤchſigkeit, fo wie durch einen höhern, ſchlankern und ſtaͤrkern Stamm, auch durch groͤßere Nadeln auszeichnet. Die ſpaͤte oder harte gemeine Kiefer. Sie waͤchſt langſamer, treibt einen kuͤrzern, ſperrig-beaͤſteten Stamm, kuͤrzere, ſteifere Nadeln, ſpaͤter erſcheinende rothe maͤnnliche Bluͤthe und hat ein feſteres Holz. Die geſcheckte gemeine Kiefer, mit theils ganz weißen oder gelblichen, und theils halb-weißen oder gelben und halb-gruͤnen Nadeln, welche fruͤher abfallen; ſie iſt ſelten. Die ſchottiſche oder rothe gemeine Kiefer, welche außer Schottland in ſehr wenigen Gegenden Europas, z. B. in Oberungen und Gallizien wild ges troffen, und von vielen Botanikern unter der Benennung Pinus (sylvestris) rubra, für eine beſondere Art gehalten wird; fie hat eine roͤthlich- braune Rinde und roͤtheres Holz, traͤgt groͤßere, ſchoͤn roſenrothe maͤnnliche Bluͤthen— kaͤtzchen, kleinere, duͤnnere und ſpitzigere Zapfen, und ihre kuͤrzeren, heller grü- nen Nadeln fallen ſpaͤter ab. i Moͤchte auch noch die in mehreren botaniſchen Werken als eine eigene Art aus⸗ gegebene Bergkiefer (Pinus montana) hierher gehoͤren, die nur in der Wol⸗ kenregion der hoͤchſten Alpen Tirols, Oeſterreichs, der Schweiz und Wuͤr— tembergs vorkommt, und ſich auch nur in Folge dieſes unguͤnſtigen Standorts, durch ihren verkruͤppelten, auf dem Boden hinkriechenden Wuchs von der ge— meinen Kiefer unterſcheidet. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr harzig, grob- und langfaſerig, feſt, zaͤhe, gerad- und leicht⸗ ſpaltig, im Kerne roſtgelb, nach außen hin gelblich-weiß, auf den aͤußeren Grenzen der Jahrsringe dunkler geflammt; ein Cubikfuß Stammholz wiegt: 8 ir} = D friſch n RT . 60 Pfund. halbtrocken 48 „ und ganz duͤ rie 36% >» Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt im mittleren und noͤrdlichen Europa und Aſien, und kommt, obgleich nicht von Na— tur fürs Gebirge beſtimmt, wo ihr Wuchs kurzſchaͤftig und ſtruppig iſt, doch auf den Alpen Lapp- lands unterm 67Fen Grade nördlicher Breite noch vor. In Deutſchland hat Brandenburg und die Lauſitz die ausgedehnteſten und ſchoͤnwuͤchſigſten Kiefern-Waldungen aufzuweiſen; am Harze findet 218 PINUS. fie ſich dagegen im Okerthale, wohin fie wahrſcheinlich durch Zugvoͤgel vertragen, in wenigen kuͤm⸗ mernden Exemplare nur als Natur-Merkwürdigkeit, da fie dort außerdem nirgends urſpruͤnglich wild angetroffen wird. Sie liebt einen etwas tiefen, mit Lehm vermengten friſchen ſandigen Boden, und gedeihet ſelbſt auf reinem Flugſande, nie aber auf feuchtem Grunde, und wenn ſie auch in der Jugend auf dieſem und mancherlei anderem bindenden oder flachgruͤndigen Erdreich ſich von anſcheinend gutem Wuchſe zeigt, ſo wird man doch ſpaͤterhin eine auffallende Abnahme an Zuwachs oder Guͤte des Holzes bemerken. Fortpflanzung. Auch die Kiefer laͤßt ſich, wie die Weißtanne und Fichte, durch natuͤrliche und kuͤnſtliche Aus— ſaat, durch Pflanzung ꝛc. vermehren; doch hat die Saat, welche hinſichtlich des Gelingens, beſonders auf freiliegenden, der Sonne ausgeſetzten Flächen unſtreitig die leichteſte unter allen Laub- und Nadel⸗ holz⸗ Saaten ift, und deshalb nicht ſelten zum Schutz jener dient, vor der mißlicheren Pflanzung große Vorzuͤge. Die natürliche Ausſaat bewirkt man entweder durch Dunkel- oder Beſamungsſchlaͤge, wobei die Samenbaͤume in ſolcher Entfernung ſtehen, daß ſich die aͤußern Zweigſpitzen 10 — 12 Fuß entfernt bleiben, und zur Nachbeſamung der luͤckig gebliebenen Plaͤtze einige der ſtaͤrkeren Stämme übergehalten werden, uͤbrigens aber, weil die jungen Pflanzen keinen Schatten vertragen, ſtatt des Lichtſchlages gleich der reine Abtrieb zu führen iſt, oder durch ſchlagweiſen kahlen Abtrieb, in der Richtung von Mor⸗ gen nach Abend; die künſtliche dagegen durch Ausſtreuung des Samens in Rinnen oder Plaͤtzen u. ſ. w. mit der Hand; auch kann man ſtatt des ausgeklaͤngten Samens gleich die Zapfen ausſtreuen, oder unabgebrochen mit den Zweigen einſtecken und ſich ſo natuͤrlich entſamen laſſen. Die Gewinnung und Aufbewahrung des Samens iſt dieſelbe wie bei der Fichte, und werden die Zapfen zur Befoͤrderung des leichteren Aufſpringens erſt im Spaͤtwinter gebrochen, wenn ſich der Terpentin, womit die Schuppen zuſammengekittet find, durch Regen und Schnee aufgelöft hat; am leichteſten erhält man indeß den Samen, wenn man die Zapfen 48 Stunden in Waſſer weichet, und hiernach auf Horten ausgeſchuͤttet an der Sonne oder bei maͤßiger Ofenwaͤrme aufſpringen laͤßt. Die Vorbereitung des Bodens zur Ausſaat iſt bei der Weißtanne beſchrieben, in ſo fern derſelbe nicht aus reinem Flugſand beſteht, fuͤr welchen Fall er zuvor durch mehrere, 40 — 60 Schritte unter ſich entfernt, und mit der Front der Windſeite entgegengeſetzt gezogene Flechtzaͤune von 4 Fuß Höhe, oder durch dachziegelartig dicht geſteckte Nadelholzzweige, deren Spitzen dahin zeigen, wohin der Wind wehet, auch Ueberſtreuen von Grasſamen ſtehend gemacht werden muß, und die Ausſaat geſchieht, bei / — ½ Zoll hoher Erdbedeckung auf freiliegenden Flaͤchen, im Herbſt, und Fruͤhjahr ſobald der Schnee weg iſt, auf gleiche Weiſe wie bei jener; 5 — 6 Wochen nach der Fruͤhjahr-Ausſaat geht das kleine Pflaͤnzchen mit roͤthlichem Stamm und 5 — 6 weichen Nadeln, welchen bald noch 1 Zoll hoher Trieb mit einfachen, gegen die Spitze zu doppelten weichen Nadeln folgt, auf. Bei der Vollſaat rechnet man auf den Normal-Morgen 20 — 25 Braunſchweigiſche Himten Zapfen, oder 16 Pfund — 2½ Braunſchweigiſchen Himten geflügelten, und 12 Pfund oder Y% Braunſchweigiſchen Himten entflügelten Samen, bei der Plaͤtze- oder Riefen— Saat aber ½ oder ½ weniger, und bei Anlegung von Saatkaͤmpen das 6 — 8fache der Vollſaat. Pflanzungen, wozu die jungen Kiefern von 3 — 5 Jahren am tauglichſten find, geſchehen im Herbſt und Fruͤhjahr auf gleiche Art wie bei der Fichte und Weißtanne, gerathen aber, wie ſchon vorhin erwaͤhnt, ſelten ſo nach Wunſch, wie Beſamungen, weil ſie gewoͤhnlich auf leichtem, ſandigen Boden vorgenommen werden muͤſſen, welcher den jungen Staͤmmchen bei trockenem Wetter weder die gehoͤrige feſte Stellung, noch den ihnen beduͤrftigen Grad von Feuchtigkeit geben kann, wodurch oft die meiſten derſelben, wenn nicht gänzlich abſterben, doch in einen kraͤnkelnden Zuſtand gerathen, der dann wahrſcheinlich wiederum Veranlaſſung iſt, daß der Kiefern» Rüffeltäfer (Curculio Pini) unter ihnen feine zerſtoͤrende Werkſtaͤtte aufſchlaͤgt. PT INAU: SS: 219 Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Obwohl die Kiefer an Schnelligkeit des Wuchſes die Weißtanne und Fichte übertrifft, und als Be: ſtandbaum wohl eigentlich ſchon im 70 — 80jaͤhrigen Alter ihre Vollkommenheit erreicht hat, fo waͤchſt dennoch der einzelne freiſtehende Baum, ohne Fallen des Zuwachſes und bei ſteter Geſundheit, bis uͤber 150 Jahre fort, und erreicht nicht ſelten ein Alter von mehr als 200 Jahren. Bis zu welcher außerordentlichen Länge und Stärke die Kiefer auf dem ihr angemeſſenen Standorte gelangen kann, be— weißt die von Dü Roi, in deſſen Werke über die Harbkeſche wilde Baumzucht, Theil 1. pag. 31, angeführte Behauptung des Churſaͤchſiſchen Oberforſtmeiſters Oppeln von Brunokowsky: daß in deſſen Geſchaͤfts-Bezirk mehrere Kiefern gefaͤllt ſeyen, deren jede eine zu Blochholz benutzte reine Schaft— laͤnge von 128 Fuß gehalten habe. Nutz en. Eben wie die vorhergehende Weißtanne und Fichte, ſo iſt auch die Kiefer nur als Forſtbaum an ihrem Platze, und ganz beſonders ſcheint ſie von der Natur dazu beſtimmt, die unwirthbaren Heide— und Sandwuͤſten fuͤr die menſchliche Geſellſchaft nutzbar zu machen; doch bedient man ſich nichts deſto weniger mit Vortheil ihrer Schnellwuͤchſigkeit bei Anlegung kleiner Luſtwaͤlder. Die Benutzung ihres Holzes zur Feuerung iſt unter allen Nadelhoͤlzern die vortheilhafteſte, weil es die meiſte Hitzkraft beſitzt, die ſich zu dem Rothbuchen nach Hartig roh und verkohlt wie etwa 4 fl. 19½ Kr. zu 6 fl. 1 oder nach v. Werneck wie 832 zu 1000 verhält, wenn das Holz aber recht harzreich iſt, ein noch guͤnſtigeres Verhaͤltniß darbietet, und überall wo es mehr auf ſchnelle als nachhaltende Wirkung des Feuers ankommt, unuͤbertrefflich iſt. Beim Berg⸗ und Grubenbau, beim Waſſer-, Schiff-, Bruͤcken- und Haͤuſerbau benutzt es der Zimmer— mann auf gleiche Weiſe, wie das Holz ihrer vorhergehenden Gattungs-Geſchwiſter, denen es auch in der Dauer in ſo fern gleich kommt, als es von voͤllig ausgewachſenen Staͤmmen genommen wird, und eben ſo dient es auch dem Schindelmacher, Schreiner, Boͤtticher und Wagner, wie uͤberhaupt dem Geraͤthe-, Werk- und Nutzholzarbeiter, dem Inſtrumentenmacher und Orgelbauer faſt mit gleichem Vortheil wie jenes, nur muß es bei feiner Verarbeitung zu Schränken und ſonſtigen Haus— und Kuͤchen-Geraͤthen zuvor recht ausgetrocknet ſeyn, widrigenfalls es lange Zeit einen ſehr unangeneh— men, ſtarken, harzigen Geruch behält, der ſich allen in denſelben oder nur in der. Nähe befindlichen Kleidungsſtuͤcken und Nahrungsmitteln mittheilt, ja dieſe letzteren faſt ungenießbar macht. Aus den für die Theerſchwelerei ſehr ergiebigen Wurzeln und untern Stammenden werden, wiewohl an ſtehenden Baͤumen mit Unrecht, die zum Feueranmachen ſo beliebten Kienſpaͤhne gehauen, und aus dem groͤbern und feinern Harze wird nicht nur Pech und Kienruß, ſondern auch Kienoͤl gewonnen. Die Rinde enthaͤlt Gerbeſtoff, und die innern feinen Lagen derſelben benutzt der Lapplaͤnder zu Brot; die zarten Triebe werden aber ſtatt des Hopfens verwandt, und das davon gebrauete Bier ſoll nicht nur einen guten Geſchmack bekommen, ſondern ſich auch laͤnger halten und geſund ſeyn; ferner laͤßt ſich aus den Sproſſen ein Extract ziehen, der ſich ſehr lange haͤlt, und wovon eine Kanne mit 36 Kannen Waſſer gekocht, ein aͤhnliches Getränk giebt. Die männlichen Bluͤthen werden von Bienen, Hummeln u. ſ. w., wenn ſich ihnen keine beſſere Nahrung darbietet, gern beſucht; wohingegen ſie den Schaafen ſchaͤdlich find. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Schon bei vorhergehender Erwaͤhnung des Nutzens iſt bemerkt, daß die Kiefer von der Natur faſt ausſchließlich dazu beſtimmt zu ſeyn ſcheint, unfruchtbare Heiden und Sandwuͤſten nutzbar zu machen, und in dieſer Beziehung iſt ſie denn auch fuͤr den Forſtmann ein ganz unſchaͤtzbarer Baum, deſſen Stelle 56 220 PINUS. ſich durch keine andere Holzart ganz erſetzen läßt; der Betrieb auf Hoch- oder „ iſt uͤbri⸗ gens wie bei der Weißtanne und Fichte. Der Umtrieb richtet ſich nach der beabſichtigten Verwen— dung des Holzes zu Bloch-, Bau- oder Brennholz, und fällt hiernach in das 904— 1205 Jahr, wo⸗ bei die Vornutzungen mit dem 28ſt Jahre beginnen, und, wenn man auf natürliche Wiederverjuͤngung keine Ruͤckſicht nehmen will, es faſt gleichgültig iſt, von welcher Seite her der Ort angehauen wird; weil bei minderer Hoͤhe und gleich ſtarker Pfahl-Wurzel, die Kiefer mehr als die Weißtanne dem Sturme Trotz bieten kann; wie denn auch deshalb Kiefern-Windfaͤlle ſelten ſind. Die beſte Hiebszeit iſt der Nachwinter bis zum Safttriebe, in fo fern ſich nicht in der Folge mit Beſtimmtheit erwei⸗ fen läßt, daß das im Safte bis Monat Juli gefaͤllte Holz eine hinreichend größere Dauer hat, den durch die Abfuhr deſſelben dem jungen Anwuchſe mitunter drohenden Schaden auszugleichen. Feinde und Krankheiten. Außer dem Hudeviehe und Wilde, wovon die jungen Beſtaͤnde durch Verbeißen und Schaͤlen oft hart mitgenommen werden, und außer den ſamenfreſſenden Voͤgeln, welche auf die Saat— Culturen fallen, ſind unter den mancherlei Inſecten, welche ſich von den Nadeln oder Saͤften der Kie— fer naͤhren, folgende Raupen und Kaͤfer die gefaͤhrlichſten Feinde: Zunaͤchſt die Raupe des Kiefern— ſpinners (Phalaena Bombyx pini), des Nonneninners (Phal. Bomb. monacha), der Kiefern— eule (Phal. Bomb. spreta), des Kiefernſpanners (Phal. Geometra piniaria), der Kienmotte (Phal. Pinea turionella) und des Kiefernfhwärmers (Sphinx pinastri), ſodann aber der gemeine und der Kiefern-Borkenkaͤfer (Bostrichus typographus und Bostr. pinastri), der Fichten-Bor— kenkaͤfer (Hylesinus piniperda), welcher die Markroͤhre der jungen Zweige zerftört, und der Kiefern— Ruͤſſelkaͤfer (Corculio pini). Auch giebt es mehrere Arten der Blatt-Wespe (Tenthredo), als T. bini, T. pinastri, T. abietis und T. erythrocephala, welche ſich von den Nadeln der Weißtanne, Fichte, Kiefer und Lerche naͤhren, und dadurch fuͤr das Gedeihen dieſer Holzarten nachtheilig werden; vorzuͤglich in der Jugend, wo man oft ganze Staͤmme von ihnen kahl gefreſſen findet. Was die Beſchaͤdigung durch Hudevieh, Wild, Vogel und Raupen betrifft, fo find die dagegen anzuwendenden Maßregeln be: reits bei Abhandlung der Weißtanne angedeutet worden; nicht weniger ift auch dort des gemeinen und Kiefern⸗Borkenkaͤfers gedacht, und bleibt daher hier nur noch die Erwaͤhnung der gegen den Fichten⸗ Borkenkaͤfer (Hylesinus piniperda) zu ergreifenden Vertilgungs-Mittel uͤbrig, die aber darin beſtehen, daß man, ſobald ſich dieſer Kaͤfer zeigt, die von ihm ergriffenen Zweige abſchneidet und verbrennt. Außerdem, daß die jungen 4 — 6jaͤhrigen Kiefern bisweilen im Fruͤhjahr die Nadeln abwerfen, wel- ches man Schuͤtten nennt, und von einem unterwaͤrts feuchten Boden herzuruͤhren pflegt, kennt man naͤchſt der Roth⸗ und Kernfaͤule, wovon die erſtere bei zu fettem oder feuchtem, die andere aber bei feſtem lettigen, das Eindringen der Wurzeln behindernden Boden entſteht, keine beſondere Krankheit, wovon die Kiefer befallen wird. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Zweig mit männlicher und weiblicher Bluͤthe, woran ſich zugleich ein junger Zapfen vom vorigen Jahre befindet; ein entſamter Zapfen mit aufgeſperten Schuppen; die einzelne Schuppe deſſelben von verſchiedenen Seiten; und Rein Samenkorn, ſaͤmmtlich in natürlicher Groͤße. zZ 280 > 7 PNs 221 69. PFEN:U p eM T-TO; Si Ki fe. Tafel LV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Nadeln ſind groͤber und ſteifer als an der gemeinen Kiefer, am Rande ſehr fein und ſcharf gefägt. Synonymie. PINUS PUMILIO. Willd. Linn. IV. 1. p. 495. N. 3. — — Borkhauſen J. p. 423. N. 8. — — Bechſtein IV. p. 540. N. 114. — — Gu impel und Hayne p. 210. — MONTANA. Du Roi und Pott II. p. 41. N. 2. Franz. LE PIN DE MONTAGNE, OU TORCHE-Pın. — Engl. THE WILD OR DWARF MOUNTAIN PIN. Provinzial-Namen. Kleine Alpen- oder Krummholzkiefer, Krummholzbaum, wahres Krumm- oder Kienholz, Felſen- und liegende Alpen- Loͤwen- Loͤſſel- auch Leg- und Rothfoͤhre oder Fuhre, Laͤgger, oder Leckerſtaude, Leckerte, Latſche, Laͤtſche, Lack- und Gruͤnholz, Zerm, Zuͤrm, Serpe, Doſenbaum nnd Sandrine. Abbildungen. Bruckmann J. Fig. 1. Guimpel und Hayne J. 154. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baum- und ſtrauchartig, 10 — 15 Fuß hoch, 8 — 10 Zoll unten ſtark, oder, und zwar meiſtens, 40 — 50 Fuß lang auf den Boden ausgeſtreckt, hier und da Wur⸗ zeln einſchlagend und nur mit dem aͤußerſten Ende 4— 6 Fuß in die Hoͤhe ſteigend, zuweilen auch ganz fehlend und gleich über der Erde in viele Aeſte zertheilt. Die alte Rinde dunkel- rothbraun oder aſch— grau, dick, runzlich, rauh und grob, doch nicht fo riſſig wie bei der gemeinen Kiefer, die jüngere gleich— gefärbt und durch die von den abfallenden Nadeln hinterlaſſenen warzigen Erhabenheiten ſehr hoͤckrich, rauh und ungleich. 8 Die Aeſte und Seitenzweige. Die ſtarken biegſamen Aeſte ſtehen quirlfoͤrmig oder ungeregelt, ſtrecken ſich aber oft 10 — 15 Fuß lang in verſchiedenen Kruͤmmungen auf dem Boden fort, nicht felten in dieſen Wurzeln ſchlagend, und erheben ſich nur mit den aͤußerſten Spitzen einige Fuß hoch; die kur— zen, ſtarken Seitenzweige ſtehen gabeläftig oder ebenfalls ungeregelt, dicht, oder zerſtreut, am Grunde etwas bauchig abgebogen, gerade auf, und ſind unten nackt, oben gedraͤngt mit Nadeln beſetzt. Die Wurzeln. Wie bei der gemeinen Kiefer, nur dringt die Pfahlwurzel nicht ſo tief. Das Blatt. Die immergruͤnen Nadeln brechen, wie bei jener, gleichzeitig mit dem jungen 222 PL ANAUFSL Triebe im Monat Mai und Juni hervor und ſtehen, ebenfalls paarweiſe, nur in einer mehr geriſſenen, vierfachen, rothbraͤunlichen oder gelblichen langen Scheide aufrecht zuſammen, ſind etwas breiter und dicker, auch ſteifer und dunkler gruͤn, uͤbrigens eben ſo geformt, und fallen auch in gleicher Zeit nach und nach ab. - Die Bluͤthe. Stand, Form und Farbe wie bei der gemeinen Kiefer; doch find die Kaͤtzchen etwas groͤßer, die zwiſchen den eirundlichen Staubbehaͤltniſſen der männlichen Blume ſtehenden Schuppen etwas länger, und die Bluͤthenzeit faͤllt in der eigentlichen Heimath etwas ſpaͤter. Die Frucht und der Samen. Der nicht haͤngende ſondern aufrecht ſitzende Zapfen iſt rundlicher, reift etwa 14 Tage ſpaͤter, und der kleinere gefluͤgelte Samen fliegt ſpaͤter ab. Beſchaffenheit des Holzes. Etwas groͤber, feſter und zaͤher, auch harzreicher und ſchwerer wie bei der gemeinen Kiefer. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt die hohen Alpen der Schweiz, in Ungarn, Krain, Salzburg, Schleſien, Bai— ern und Corſica, wo ſie die undurchdringlichſten, einem kuͤnſtlichen Verhaue aͤhnliche Dickungen bil— det, und wird hier ſowohl auf trockenem, flachgruͤndigen Felſenboden, als auf Moor und Torfgrunde angetroffen. Fortpflanzung. Hierzu bedient man ſich gemeiniglich nur der kuͤnſtlichen Ausſaat, welche ſowohl im Herbſt als Fruͤhjahr vorgenommen werden kann, und wobei die im Monat November oder April gebroche— nen Zapfen auf gleiche Weiſe wie bei der vorhergehenden Kiefer und Fichte ausgeklaͤngt werden. Der Samen wird im Fruͤhjahr nach Aufgang des Schnees ausgeſtreut und nur ſehr wenig mit Erde be— deckt, und kommt 4— 5 Wochen nachher mit 5 kleinen Nadeln zum Vorſchein. Pflanzungen ſind fuͤr den heimathlichen Boden ſelten anwendbar. 5 Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Das Wachsthum dieſer Zwergkiefer iſt bis zum 5m und 6ten Jahre ſehr ſchwach, und ſelbſt im 30d. Jahre hat ſie in ihrer Heimath bei 20 Fuß Laͤnge kaum eine untere Staͤrke von zwei Zoll er⸗ reicht, ſo daß es hoͤchſt ſelten iſt, einen aufrecht ſtehenden Stamm von 18 — 20 Fuß Hoͤhe und 1 Fuß untern Durchmeſſer zu finden. Nach 60 — 70 Jahren hat ſie erſt bei unmerklicher Zunahme an Dicke ihren Laͤngenwuchs vollendet, und ihre eigentliche Lebensdauer laͤßt ſich auf 100 — 200 Jahre annehmen. Nutz en. In engliſchen Anlagen qualificirt fi) dieſe Kiefer ſehr gut, nackte trockene Hügel damit zu bekleiden, und waͤchſt ſie hier, durch das mildere Clima beguͤnſtigt, nicht ſelten zu einem 18 — 20 Fuß hohen Baume mit langgeſtreckten Aeſten heran. In den holzarmen Alpengegenden liefert ſie ein ſehr ſchaͤtzbares Brenn-Material. Die zaͤhen ſchlanken Aeſte und Zweige werden zu Faßbaͤnden und Wieden benutzt, und das fluͤſſige, durchſichtige Harz, von ſtarkem balſamiſchen Geruch, welches aus den abgeſchnittenen Aeſten und Zweigen haͤufig fließt, und man vorzuͤglich auf den karpathiſchen Gebirgen ſammelt, wird in Geſtalt eines natürlichen Balſams, das im Fruͤhjahr aus den jungen Trieben de— ſtillirte Del aber unter dem Namen Krummholzoͤl in den Apotheken und von den herumreiſenden Medicinkraͤmern verkauft; letzteres erregt heftige Wallungen des Bluts, und wirkt nachtheilig auf die Geſundheit, ſo oft es auch als Hausmittel von dem Landmanne verbraucht wird. PINUS. 223 Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Nur in ſolchen hochgelegenen Gebirgs-Gegenden, wo kein anderes Nadelholz wachſen will, kann der Forſtmann aus dem Anbaue der Zwergkiefer Nutzen ziehen. Das Alter der Haubarkeit, ſo wie die zweckmaͤßigſte Zeit des Hiebes moͤgte, wie bei der gemeinen Kiefer, erſteres zwiſchen 80 — 100 Jahre, letztere im Spaͤtwinter anzunehmen ſeyn. Feinde und Krankheiten giebt es auf dem heimathlichen Boden für dieſe Holzart wohl nicht, ſobald ſie indeß in milderem Clima angebaut wird, iſt ſie denſelben Zerſtoͤrungen und Unfaͤllen unterworfen, welche auf die gemeine Kiefer einwirken. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Zweig mit männlicher und weiblicher Bluͤthe, an welchem ſich auch ein halbwuͤchſiger Zapfen vom vorigen Jahre befindet; ein entſamter alter Zapfen in natürliche Größe; eine einzelne Schuppe des reifen Zapfens von der innern Seite, um die Lage der Samen zu ſehen; ein einzelnes Samenkorn; die einzelne Schuppe eines weiblichen, und die Schuppe einer männlichen Blume, beide vergrößert. 88 — 9 5 D. Larices. Lerchen-Fichten. Beſonderer Gattungs- Character, Die Nadeln (Blätter) find ſommergrün und ſtehen in Buͤſcheln abwechſelnd, auch gegen ein- ander über; der holzige, doppelt geſchuppte eifoͤrmige Zapfen ſteht aufrecht, die Schuppen find feſt an der Spindel verwachſen; der geflügelte Samen reift im Herbſt deſſelben Jahrs und fliegt im naͤchſten Fruͤhjahre ab. 70. FF Gemeiner Lerchenbaum. Tafel LVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Nadeln ſtehen zu 20 — 25 buͤſchelartig, zuruͤckgebogen, find linienfoͤrmig, weich und ohne eigentliche Spitze. 57 224 PINUS. Synonymie PINUS LARIX. Willd. Linn. IV. 1. p. 503. N. 24. = Borkhauſen I. p. 444. N. 17. u; = Bechſte in IV. p. 500. N. 105. 8 = Burgsdorf II. 1. p. 276. N. 96. 8 == Duͤ Roi und Pott II. p. 85. N. 11. == == Hartig VI. 1. p. 225. N. 5 = = Guimpel und Hayne. p. 211. Franz. La MELEESE D' EUROPE. — Engl. THE COMMON LARCH-TREE, Provinzial⸗Namen. Lärche, Lerche, auch Lorche, Laͤrchen- oder weißer Laͤrchenbaum, Leer-, Lier-, Löͤhr⸗, Lorch, Schön- und Rothbaum, Laͤrch- oder Lerchen-, Leer- und Brechtanne, Terpentinbaum, europaͤiſche Ceder und Schoͤnholz. Abbildungen. Blackwell T. 477. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 455. v. Oelhafen T. 17 — 21. Cramer T. 28. Reitter und Abel T. 96. Guimpel und Hayne T. 155. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 60 — 80, zuweilen 100 Fuß hoch, ganz allmaͤhlig in der Stärke abnehmend 4 — 5 Fuß unten ſtark, ſehr gerade und faſt zirkelrund, mit kegelfoͤrmiger Krone; im Schluſſe 50 — 60 Fuß ohne Aſt, bei freiem Stande kurzſchaͤftiger, und in der Jugend un⸗ ten etwas krumm oder ſaͤbelfoͤrmig. Die alte Rinde rothgrau und dick, der Laͤnge nach ſtark, in die Quer aber nur blaͤttrig aufgeriſſen, die juͤngere braun, aſchgrau uͤberzogen und roſtgrau geſtrichelt, oder braͤunlich mit gelblichen Laͤngsſtreifen und glatt, die der jungen Triebe gruͤngelb, braͤunlich geſtrichelt und von den kurzen holzigen Schuppendecken der abgefallenen Nadeln hoͤckrig. Die Aeſte oder Seitenzweige. Weniger quirlfoͤrmig als bei den übrigen vorbeſchriebenen Na⸗ delhoͤlzern um den Stamm ſtehend und nach dem Gipfel ſich verkuͤrzend, ſenken ſich die Aeſte ſanft bo— genfoͤrmig ausgeſchweift, mit gehobenen Spitzen zur Erde; die ungeregelt oder abwechſelnd ſtehenden Ian: gen ſchlaffen Seitenzweige erſcheinen meiſtens haͤngend. Die Wurzeln. Die Pfahlwurzel geht 3 —4 Fuß tief, und die flacheren Seitenwurzeln ſtrei⸗ chen 5—6 Fuß weit vom Stamme aus. Das Blatt. Die graubraunen, kreiſelartig geringelten, auf dem Rande mit vielen roſtfarbigen, fein langharig gewimperten, haͤutigen Schuppen beſetzten holzigen Bluͤthen- und Nadel-Knoſpen ſtehen abwechſelnd und ſpiralfoͤrmig um die Zweige, und im Monat April brechen aus ihnen die ſtark ge wuͤrzhaft riechenden, 1 Zoll langen, linienfoͤrmigen, ſtumpf zugeſpitzten, auf der Unterfeite mit einer erha⸗ benen Rippe verſehenen weichen, glatten, hellgruͤn gefärbten Nadeln zu 20 — 25 in flach ausgebreiteten Buͤſcheln hervor. Sie ſind ſommergruͤn und fallen zu Anfang Novembers gelb gefaͤrbt ab. Die Bluͤthe. Gleichzeitig mit den Nadelbuͤſcheln erſcheint, wie bei allen Fichten-Arten, fo auch bei dem Lerchenbaume, maͤnnliche und weibliche Bluͤthe halbgetrennten Geſchlechts auf einem Stamme; die männliche als ein kleines, Y, Zoll langes, rundliches, nieder- oder ſeitwaͤrts gebogenes Kaͤtzchen, mit 2 auf dem Schuppen-Rande befindlichen gelben Staubkolben, nicht nur an den Seiten der Zweige, ſondern auch zuweilen ſelbſt an den 2 — 6jaͤhrigen Stammtrieben; die weibliche dagegen als ein an den Seiten der Zweigenden ſtehendes, von einem Nadelbüſchel unterſtütztes 7. Zoll langes, aufgerichtetes PINUS. 225 Kaͤtzchen mit federbuſchartig, ſperrig zuruͤckgebogenen, hoch- oder roſenroth, auch weißlich gefaͤrbten, eirund⸗ lichen, oben herzfoͤrmig ausgeſchnittenen, auf der Ruͤckſeite mit einem hervorragenden ſchmalen, gruͤnen Deckblaͤttchen verſehenen Schuppen, wovon jede innerhalb am Grunde 2 druͤſenartige Narben als weib- liche Blumen enthaͤlt. Die Frucht und der Samen. Nachdem das weibliche Kaͤtzchen befruchtet, erwaͤchſt daſſelbe mit dicht angeſchloſſenen, nach und nach ſich verholzenden Schuppen in aufrechter Stellung zu einem 1% Zoll langen, 7½— 1 Zoll dicken, eirunden, etwas bogig aber ſtark und gefurcht geſtielten, braun- oder roſtgelben Zapfen aus, an welchem in den Winkeln der mit der Spindel feſt verwachſenen, umgekehrt herzfoͤrmigen Schuppen die dunkeln Spitzen der Deckblaͤttchen hervorſtehen; welcher im Monat October oder No vember deſſelben Jahrs zur Reife gelangt, und gegen März und April des naͤchſten Fruͤh⸗ jahrs die kleinen eirundlichen, plattgedruͤckten, etwas zugeſpitzten, mit einem halbherzfoͤrmigen, gelbgrauen, glänzenden und durchſichtigen Flügel verſehenen graubraunen, oͤligen Samen, deren 2 unter jeder Schuppe befindlich ſind, bis auf 120 Schritte weit vom Mutterſtamme ausſtreuet, hiernach aber faſt noch ein volles Jahr mit aufgeſperrten Schuppen ſitzen bleibt. Varietaͤten. Auch bei dem Lerchenbaume findet man einige, groͤßtentheils von dem Standorte herruͤhrende Abweichungen, naͤmlich: a. den fruͤhbluͤhenden oder weichen Lerchenbaum, welcher Nadeln und Bluͤthen früher treibt, den Samen früher reift, und die Nadeln früher abwirft; er hat ein roſtgelbliches Holz; den ſpaͤtbluͤhenden oder harten Lerchenbaum, der Bluͤthen und Nadeln fpäter treibt, den Samen ſpaͤter reift und auch die Nadeln nicht fo früh abwirft, außerdem aber ein roſtbraͤunliches feſteres Holz hat, und c. den Lerchenbaum mit kriechenden Aeſten (Pinus Larix repens). Beſchaffenheit des Holzes. Fein- langfaſerig, zaͤhe, feſt und elaſtiſch, leicht- und geradſpaltig, im Kern roſtgelb oder braͤunlich roth, nach außen weißlich, auf den Grenzen der Jahrsringe dunkel ge⸗ flammt oder geſtreift, und ſehr harzreich. Gruͤn iſt es das ſchwerſte, ausgetrocknet aber naͤchſt dem roth⸗ fichtenen das leichteſte unter den bisher beſchriebenen Nadelhölzern; nach Hartig wiegt ein Cubikfuß = ganz fkiſche ß RER 61 Pfund. halbtrocken; . 46 » Hanz dürre ana 32 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort, Das urſpruͤngliche Vaterland dieſes Baumes ſind unſtreitig die Gebirge des ſuͤdlichen Europa's, der Schweiz, Frankreichs, Ungarns, in Kaͤrnthen, Krain, Tyrol, Steyermark, Salz— burg, Böhmen, Schleſien und Aſien, bis etwa zum 46ſt Grade noͤrdlicher Breite, wo er noch in einer Vertical-Hoͤhe von mehr als 6800 Par. Fuß uͤber der Meeresflaͤche gefunden wird; allein ſeine große Nutzbarkeit und Ausdauer gegen das kaͤltere Clima hat veranlaßt, daß man ihm im mitt⸗ lern wie ſelbſt im noͤrdlichen Europa ſchon laͤngſt das Buͤrgerrecht zuerkannt hat, und ſo iſt er denn auch gegenwaͤrtig in Deutſchland mehr oder weniger allenthalben heimiſch geworden. In Gebirgen wie auf Ebenen, und in jedem nicht feuchten oder zu trockenen, flachen Erdreich freudig gedeihend, zeigt ſich gleichwohl fein Wuchs auf dem etwas tiefgruͤndigen ſchwarzen, mit Lehm und Sand oder Kies vermengten friſchen Floͤtz-Boden der Kettengebirge am vorzuͤglichſten. Fortpflanzung. Sie geſchieht natürlich und kuͤnſtlich auf dieſelbe Art wie bei der Weißtanne, Fichte und Kie— fer, auch wird der Lerchenſamen auf gleiche Weiſe wie bei dieſer letzeren Holzart gewonnen, und wuͤrde man, da der Lerchenſamen kleiner iſt (auf ein Pfund gehen 70,000 bis 80,000 Koͤrner), bei der kuͤnſtli⸗ 226 PINUS. chen Ausſaat ſchon mit einer geringeren Samen⸗Quantitaͤt wie bei jenen auskommen koͤnnen, wenn nicht gemeiniglich ein großer Theil der Körner taub wäre; weshalb man denn, hierauf Ruͤchſicht neh⸗ mend, in der Regel fuͤr den Normal-Morgen bei der Vollſaat 18 — 20 Pfund S2 Braunſchweigiſchen Himten gefluͤgelten und 14—16 Pfund Braunſchweigiſchen Himten ungeflügelten Samen, bei der Plaͤtze- und Riefen⸗Saat aber einige Pfund weniger, und bei der Anlage von Saat- oder Pflanz-Kaͤmpen, wenn der Samen nicht zu theuer iſt, das 4 — 6fache rechnet. Die Ausſaat ge⸗ ſchieht im Frühjahr (Monat April) mit ½ Zoll hoher Erdbedeckung, worauf nach 4— 5 Wochen die jungen Pflaͤnzchen mit 6 — 7 aufgerichteten feinen weichen Nadeln aufgehen. Schon im erſten Jahre wachſen fie 3 —6 Zoll hoch, in dem naͤchſten werden fie in die Pflanzſchule gebracht, und nach 3— 4 Jahren, wo ſie eine Hoͤhe von 2— 3 Fuß erreicht haben, find fie zur Ausflanzung in' Freie, welche am ſicherſten im Herbſte, nach dem Abfall der Nadeln beginnt, am tauglichſten, obgleich ſie fi auch noch in einem Alter von 6 — 8 Jahren mit gehöriger Vorſicht verſetzen laſſen. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Die außerordentliche Schnellwuͤchſigkeit des Lerchenbaumes, die von keiner andern Nadelholzart er⸗ reicht wird, und fo groß iſt, daß 42jaͤhrige Stämme von 103 Fuß Hoͤhe und 2 Fuß Dicke im Diame⸗ ter nicht gar ungewoͤhnlich ſind, iſt zwar Urſache, daß der Kampf um die Exiſtenz durch Entziehung der Nahrung, da wo mehrere Stämme beiſammen ſtehen, ſehr früh beginnt, und der Beſtandesbaum ſchon in dem Alter von 60 — 70 Jahren fein oͤkonomiſch haubares Alter erreicht; gleichwohl aber kann man mit Zuverſicht annehmen, daß der einzelne freiſtehende Baum unter günftigen ortlichen Ver— haͤltniſſen, bei ſtetem Steigen des Zuwachſes in der Staͤrke, 200 Jahre und aͤlter wird. Auch die Mannbarkeit des Lerchenbaumes tritt ſehr früh ein, da man ſchon 8 — 12jaͤhrige junge Stämme Bluͤthen und Zapfen tragend findet. Nutzen. Schnellwuͤchſigkeit und ein freundliches Aeußere empfehlen den Lerchenbaum fuͤr den Anbau in Luſt⸗ waͤldern ſehr, von hoͤherem Werth als alle uͤbrigen Nadelhoͤlzer erſcheint er aber durch die Hand des Forſtmanns angebauet, da er mit gleicher, jenen eigenen Nutzbarkeit des Holzes, eine Dauer deſſelben gegen Faͤulniß und Wurmfraß vereinigt, der beim Verbrauch im Waſſer ſelbſt das der Eiche und Eller nicht gleich kommen ſoll; weshalb man in Rußland und an andern Orten ganze Schiffe da- von erbaut. Die Hitzkraft des Holzes verhaͤlt ſich zu dem rothbuchenen oh . nach Hartig wie 4 fl. 51½ Kr. zu 6 fl. oder nach v. Werneck wie 766 zu 1000, und in gleichem Verhaͤltniß ſtehen auch die Kohlen. Die Rinde wird zum Gerben und Braunfaͤrben benutzt. Das wohlriechende, feine, kriſtallhelle Harz, welches aus der Rinde des älteren Holzes ſchwitzt, wird in Frankreich Bijon genannt, und oft als peru⸗ vianiſcher Balſam verkauft; das durch Anbohren bis auf den Splint im Frühjahr und im Sommer ge wonnene, etwas groͤbere Harz liefert aber den eigentlichen venetianiſchen Terpentin; die in warmen Ge genden, beſonders in Frankreich, in den erſten Sommer-Monaten aus der Rinde junger Stämme ſchwi⸗ tzenden, und zu klebrigen, ekelhaft ſuͤßlichen Koͤrnern vertrocknenden Saͤfte, kennt man in den Apothe— ken als Manna von Briangon; der weiter im Innern des Holzes befindliche gummiartige Saft, der oft aus den wunden Stellen alter Baͤume fließt, oder durch Ausbrennen derſelben bis auf das Mark, her⸗ abtröpfelt, und fi dann in der ausgebrannten Hoͤhlung verhaͤrtet, iſt dagegen in Rußland unter den Namen Orenburgiſches Gummi ein bekannter Handels-Artikel, und mit der durch Auskochen des Holzes im Waſſer erhaltenen Lauge vertreibt man durch Beſtreichen der Bettſponden u. ſ. w. die Wanzen. Der Lerchenſchwamm (Agaricus laricinus) wird bei dem Viehe als Purgier- und ſonſtiges Heil- mittel verwandt, und aus den männlichen Bluͤthen ſammeln die Bienen Kitt und Futterbrei. DE N.US: 227 Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Obwohl man aus den Wurzeln abgehauener Lerchen-Staͤmme neue Schoͤßlinge treiben ſieht, fo wird doch, wie bei der Weißtanne, Fichte und Kiefer, auch hier der Betrieb auf Hochwald gerichtet, der Umtrieb ſelbſt aber nach dem localen Beduͤrfniß an Brenn- Bau- oder Blochholz, auf 60 — 80 oder 100 Jahre feſtgeſtellt, und der Hieb im Spaͤtwinter gefuͤhrt; die Vornutzungen treten ſehr fruͤh ein. Zur gemiſchten Erziehung eignet ſich der Lerchenbaum wegen ſeiner in der Jugend alle uͤbrigen Na⸗ delhoͤlzer uͤberragenden Schnellwuͤchſigkeit nur in ſofern, als derſelbe zu Nachbeſſerungen ſchon ziemlich herangewachſener junger Beſtaͤnde verwandt wird. Feinde und Krankheiten. Der Schaden, welchen das Hudevieh und Roth-Wild dem jungen Anwuchſe durch Verbeißen und Schaͤlen zufuͤgt, iſt bekannt genug, auch zerſchlagen die Edel- und Damhirſche wie die Reh— boͤcke in der Brunft- und Fegezeit mit dem Gehoͤrn manchen jungen Stamm, und iſt deshalb eine zweckmaͤßige Schonungszeit von 15 — 20 Jahren nothwendig. Die den Saat-⸗Culturen der übrigen Nadelhoͤlzer nachtheiligen ſamenfreſſenden Vögel, wohin vorzuͤglich die wilden Tauben und einige Finken⸗Arten gehören, find auch für den Saat-Anbau der Lerche beſchwerlich, und eben fo, wie die meiſten der bei jenen aufgezaͤhlten ſchaͤdlichen Inſecten, als der gemeine Borkenkaͤfer, die Raupe des Nonnenſpinners, die Kien-Blattwespe u. a. m. keine Nadelholzart verſchonen, wenn fie ſich erſt ausgebreitet haben, wird auch dieſe von ihnen angegriffen; da indeß der Lerchenbaum die Nadeln jährlich abwirft, fo kann die Verwuͤſtung der ſich von dieſen naͤhrenden Raupen nie fo allgemein wer⸗ den wie bei den vorbeſchriebenen Nadelhoͤlzern, oder wie fie durch die Gattung der Borkenkaͤfer (Bostri- chus) vorzüglich durch den noch nicht vor langer Zeit entdeckten Lerchen-Borkenkaͤfer (Bostr. laricis) herbei geführt wird; welcher ſich, gleich dem gemeinen Borkenkaͤfer, durch die Rinde bohrt, und die un⸗ ter derſelben liegende Safthaut zerſtoͤrt. Die gegen dieſe Feinde anzuwendenden Schutz- und Vertil⸗ gungs-Mittel ſind bereits früher angebemerkt worden. Zu den Krankheiten des Lerchenbaums gehört die Rothfaͤule, Gipfeldürre und Auszeh— rung, wovon die Urſache in einem zu nahrhaften, naſſen oder feſten thonigen Boden liegt. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein Zweig mit maͤnnlichen und weiblichen Bluͤthen-Kaͤtzchen; » 2. ein Nadelzweig mit halbreifem Zapfen; » 3. ein reifer Zapfen; „ 4. eine einzelne Schuppe des reifen Zapfens von der innern Seite mit den gefluͤgelten Samen; » 5. ein einzelnes gefluͤgeltes Samenkorn, und „ 6. eine einzelne Schuppe des weiblichen Kaͤtzchens von der Ruͤckſeite, ſaͤmmtlich in natuͤrli⸗ cher Groͤße. 58 XXXIX. POPULUS. Pappel. LINN. GEN. ed. VI. N? 1123. Claſſe XXII. DIOECIA. Ordnung VII. OCTANDRIA. Gattungs⸗Character. Die männliche Blume. Ein langes, ſchlaffes, cylinderfoͤrmiges Kaͤtzchen mit ziegeldachartig uͤber einander liegenden einblumigen Schuppen; die den Kelch vertretende obere Deckſchuppe keilförmig, am Rande zerſchlitzt, die darunter liegende Kronen-Schuppe geſtielt, becher— foͤrmig und glattrandig, mit 8 — 16, auch 24 — 28 Staubgefaͤßen beſetzt. Die weibliche Blume. Ein eben fo geformtes ſchlaffes Kaͤtzchen mit gleichartigen Kelch- und Kronen⸗Schuppen. Die Fruchtknoten eifoͤrmig, mit einem kaum ſichtbaren Griffel und einer vierſpaltigen Narbe; die etwas gebogene Samen-Kapſel zwei- oder dreiſpaltig, einfaͤcherig, mit vielen, am Grunde haarig bewollten, kleinen Samen. 71. POPULUS NIGER A. Schwarze Pappel. Tafel LVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter dreieckig, lang zugeſpitzt, am Rande geſaͤgt, auf beiten Seiten glatt und dick, lang geſtielt. Synonymie. POPULUS NIGRA. Willd. Linn. IV. 2. P. 408. Ne 7. — Borkhauſen J. p. 538. Ne 49. — Bechſtein IV. p. 383. Ne 43. — Burgsdorf II. 1. p. 159. Ne 10. Dü Roi und Pott II. p. 217. Ne 5. — Hartig VI. 1. p. 112. Ne 2. — Guimpel und Hayne p. 268. Franz. LE PEUPLIER NOIR. Engl. TuE BLACK PO PLAR. ||| Provinzial-Namen, Gemeine Pappel oder Pappelbaum, ſchwarzer Pappel⸗ oder Poͤppelbaum, ſchwarze Pappehveide, Pippel, Saare, Sarbaum, Sarbachbaum, Saarbauch, Sarbacher, Saarbacken, Salbenbaum, Fel⸗, Fellen⸗, Maden⸗ und Wollenbaum, ſchwarze Espe, ſchwarzer oder Schwarz⸗Alberbaum, ſchwarze Alber⸗ nen, Schwarzalber, Bollenholz, Bollen, Bellen. ODU. 229 Abbildungen. Blackwell T. 248, I. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 194. Reitter und Abel T. 10. Cra⸗ mer J. 11. Guimpel und Hayne J. 204. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 30 — 40 Fuß lang ohne Aſt, ſehr gerade und rund, im unterſten Diameter 3 — 4 Fuß dick, mit ſchoͤner, rundlich kegelfoͤrmiger, ſtark- und vollaͤſtiger Krone; die Höhe des ganzen Baumes beläuft ſich auf 80 — 100 Fuß. Die alte Rinde aſchgrau, von vielen ſchwaͤrzlichen, tiefen Laͤngs- und flachen Querriſſen durchzogen (daher der Namen Schwarz-Pappel), die jüngere weißlich-gruͤn, weiß punctirt und, wie die gelblich-gruͤne der jüngften Triebe, glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd; erſtere kraͤftig, gerad- und weitgeſtreckt, nur nach dem Gipfel zu etwas angeſchloſſen, weiter herunter am Stamme faſt wagerecht; letztere ſperrig mit aufwaͤrts gebogenen Spitzen. Die Wurzeln. Die eigentliche Pflanzwurzel dringt 4 —5 Fuß tief ſenkrecht in die Erde, die übrigen ſtreichen flacher 15 — 20 Fuß weit vom Stamme, und treiben, wo fie zu Tage liegen, häufige Schoͤßlinge. . Das Blatt. Die abwechfelnd ſtehenden Knospen laͤnglich eirund, lang zugeſpitzt, glänzend voft- braun, aus 3— 5 kleinen und 2 größeren, langen Schuppen zuſammengeſetzt, und mit einem firnißar⸗ tigen Harz überzogen, welcher, beſonders bei den männlichen Stämmen, von ſtarkem balſamiſchen Ge⸗ ruch iſt. Die nach vollendeter Bluͤthe (Monat Mai) ausbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter ſtehen gleichfalls abwechſelnd auf 2— 3 Zoll langen aufgerichteten, gelblichen oder roͤthlichen, an beiden Enden etwas zuſammengedruͤckten, in der Jugend mit einzelnen Haaren beſetzten Stielen; find 3 Zoll lang, 2%, Zoll breit, dreieckig oder deltafoͤrmig, unten zuweilen etwas abgerundet und dadurch faſt vierſeitig, oben in eine lange zahnloſe Spitze auslaufend, am Rande rundlich geſaͤgt, jeder Saͤgezahn auf der Spitze mit einer kleinen Druͤſe verſehen, pergamentartig dick, auf beiden Seiten glatt, oben grasgruͤn, unten etwas heller und matt, die Mittelrippe erhaben; kurz vor dem gegen Ende Septembers bis Mitte Octobers erfolgenden Abfallen gelb. Die Bluͤthe erſcheint vor dem Ausbruch der Blätter gegen Ende März oder Aprils aus 3—5 ſchuppigen gleichgeſtalteten Knospen wie die der jungen Triebe, und iſt ganz getrennten Ge— ſchlechts, fo, daß männliche und weibliche Blumen abgefondert auf verſchiedenen Stämmen vorkommen, Die 1½ Zoll langen rundlichen, lockern maͤnnlichen Kaͤtzchen ſind aus doppelten, ziegeldachartig uͤber einander liegenden graugelblichen Schuppen gebildet, von denen die keilfoͤrmigen, am Rande zerſchlitzten oberen Deckſchuppen den Kelch, die geſtielten becherfoͤrmigen, glattrandigen, 8 — 16 auch 28 auf ſehr kurzen haarartigen Traͤgern befeſtigte große viereckige, purpurrothe Staubkolben enthaltenden unteren Schuppen aber die Stelle der Krone vertreten. Die weibliche Blume iſt in ihrer aͤußeren Geſtalt der maͤnnlichen aͤhnlich, ſtatt der Staubgefaͤße findet ſich indeß ein ſehr kurz geſtielter eifoͤrmiger gruͤner Fruchtknoten mit ſehr kurzem Griffel und einer vierſpaltigen, an der Seite etwas angehefteten gelblichen Narbe. Die Frucht und der Samen. Nach geſchehener Befruchtung der weiblichen Blumen fallen die Schuppen derſelben ſaͤmmtlich ab, die allgemeinen und beſondern Blumenſtiele verlaͤngern ſich, und ſtatt des fruͤhern Kaͤtzchens, erſcheint jetzt eine aus vielen einzelnen, rundlich geſtellten, zwei- oder dreiklappi⸗ gen einfaͤchrigen Samenkapſeln gebildete Traube, die im Monat Juni reift, wo dann die Kapſeln aufſpringen und der mit einer feinen ſilberfarbenen Wolle umgebene, ſehr kleine rundliche Samen weit umherfliegt Varietaͤten. Zuweilen, wiewohl ſelten, findet man Spielarten mit weiß- oder gelbgeſchekten Blaͤttern. 230 POPULUS. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, weich und zaͤhe, oder roͤthlich; ein Cubikfuß wiegt nach Hartig auf dem Schnitt weiß, im Kern gelb ffeiſ hh; 50% Pfund. halb trocken 38 „ und ganz duͤrr 24½ » Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. 5 Findet ſich durch ganz Europa, mithin auch überall in Deutſchland in Biefen- Gründen, an Teich- und Bachufern und fonftigen feuchten Platzen, iſt aber in Schweden erſt ſeit kurzer Zeit ange- baut. Liebt einen freien Stand und friſchen, lockern Boden, kommt indeß auch auf trocknem Erd⸗ reich recht gut fort. Fortpflanzung. Sowohl durch den Samen, als durch Stecklinge und Wurzelbrut laͤßt ſich dieſer Baum ohne große Muͤhe fortpflanzen. — Kuͤnſtlich durch Ausſaat: indem man den bei maͤßiger Ofenwaͤrme aus den aufſpringenden Kapſeln gewonnenen Samen auf wunden Boden oder in flache Rinnen zettelt, ganz leicht mit Sand uͤberdeckt und maͤßig feucht haͤlt, worauf nach 5 — 6 Wochen das junge Pflaͤnzchen mit rundlichen wolligen Samen- und dreieckigen Keimblättchen aufgeht; durch Steck- oder Setz— linge aber, indem man 3 —4jaͤhrige Zweigſchuͤſſe von 2 Fuß Länge oben und unten ſchraͤg wegſchnei— det, mit dem unteren Ende auf geſchuͤtzten, maͤßig feuchten Boden 6 Zoll tief ſteckt, und bis zu einer pflanzmaͤßigen Staͤrke von 2 Zoll Durchmeſſer heranwachſen laͤßt, oder gleich 6—8 Fuß hohe, 2 Zoll ſtarke, an beiden Enden ſchraͤg und ſcharf abgeſtutzte Stangen 15 Zoll tief einſetzt, wie bei der gemei⸗ nen weißen Weide. — Die Ausſaat geſchieht gleich nach Einſammlung des Samens, alſo im Juni oder Juli, das Setzen und Pflanzen dagegen im April, und muͤſſen die Setzloͤcher nicht, wie gewoͤhn⸗ lich, mit einem Pflanzeiſen eingeſtampft, ſondern mit dem Spaten ausgeſtochen oder gegraben werden, damit die Setzlinge lockeren Boden faſſen und deſto leichter Wurzel ſchlagen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Seinen größten Zuwachs hat dieſer Baum in 40 — 50 Jahren vollendet, und nach 70 —80 Jah⸗ ren ſtirbt er an den Folgen des Alters, meiſtens an der Kernfaͤule ab; bis zu welcher rieſenmaͤßigen Stärke derſelbe indeß im höheren Alter gelangen kann, darüber findet fi im 2852 Stuͤck der allgemei- nen Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung vom Jahre 1829 ein merkwuͤrdiges Beiſpiel angeführt: indem daſelſt eines noch vor 50 Jahren beim Schloſſe Vippach (in Thuͤringen) unweit der Mühle geftandenen Schwarz: Pappelſtammes von 72 Fuß Hoͤhe und 24 Ellen Umfang gedacht wird. Nutzen. Man pflanzt die Schwarz-Pappel an Seegeſtade, an die Ufer der Fluͤſſe, Bäche und Teiche und in Wieſenhecken, ferner zu Alleen und auch in groͤßeren Luſtgaͤrten an, nimmt hierzu aber Staͤmme einerlei Geſchlechts, und zwar vorzugsweiſe maͤnnliche, welche einen hoͤheren ſtaͤrkeren, Wuchs haben; denn wo beide Geſchlechter zuſammen ſtehen, wird durch den weit fliegenden Samen in kurzer Zeit die ganze Gegend von ihrer Brut uͤberzogen. Das leichte Holz hat als Brennmaterial im Allgemei— nen zwar nur geringen Werth, nach Hartig verhält ſich die Hitzkraft deſſelben zu dem Buchenholze namlich wie 3 fl. 5 Kr. zu 6 fl. oder nach v. Werneck wie 496 zu 1000. Als rohes Nutz-Material dient es dagegen zu mannigfachem Gebrauch, und in der Schaftzeit auf dem Stamme geſchaͤlt und erhaͤrtet, ſoll es eine ſolche Feſtigkeit erhalten, daß es ſich nicht nur zum Verbauen ARnes. 231 im Trocknen, zum Verſchneiden in Bretter zu Fußboͤden u. ſ. w. ſehr gut qualificirt, ſondern auch die daraus geſchnittenen Kloͤtze zum Auspflaſtern der Pferdeftälle beſſer, die aus dem ſtarken Aſtholze zuge— richteten Palliſaden aber faſt eben ſo gut wie die von Eichenholz ſind; es laͤßt ſich ferner braun und ſchwarz beizen und poliren, und deshalb zu Tiſchlerarbeiten verwenden; außerdem fertigt man Backtroͤge, Mulden, Schaufeln, Holzſchuhe, Teller und allerlei Schnitzwaaren daraus, und der Drechsler verarbeitet es zu Spinnraͤdern, Buͤchſen und dergleichen Sachen gern. Das Mark wird von den Nordlaͤndern ſtatt des Korks zu Stoͤpſeln benutzt, und die Rinde um die Netze beim Fiſchen ſchwimmend zu erhalten; aus dem Baſte verfertigt man in Schweden Netze. Die Zweige geben Faſchinen zum Waſſerbau, und im Winter gutes Schaf-Futter. Aus den friſchen Trieb- und Bluͤthenknospen, die in einigen Gegenden Saarbollen genannt werden, wird in den Apotheken das Pappelöl (populneum), fo wie die bekannte Pappelſalbe, auch ein wohlriechender Balſam und Wachsſeife bereitet, und in Italien preßt man aus den zerſtampften, in ſiedendem Waſſer eingeweichten Knospen Wachs zu Lichten, die nicht nur ſehr gut brennen, ſondern auch einen angenehmen Geruch verbreiten; den Bienen geben ſie Kitt, wie die Bluͤthen Wachs- und Honigſtoff. Mit den Blaͤttern ſo wie mit der Rinde wird gelb gefaͤrbt, und aus der Wolle der Samen kann man ſehr feines Papier, wenn ſie aber mit Baumwolle verſetzt wird, gewirkte Zeuge und Huͤte fabriciren. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Obwohl die Schwarzpappel, wie alle ihre Gattungsgeſchwiſter, im Allgemeinen den Oeconomen mehr als den Forſtmann zu intereſſiren, ja von dieſem wegen ihrer geringen Hitzkraft und unwillkommenen ſtarken Vermehrung, wodurch mancher andere Baum verdraͤngt wird, wohl gar unter die mehr ſchaͤdli— chen als nuͤtzlichen Holzarten gerechnet zu werden pflegt, ſo darf man doch nur den vorbeſchriebenen vielfachen Nutzen, mit der außerordentlichen Schnellwuͤchſigkeit und Leichtigkeit ihres Anbaues zu einem gemeinſamen Werthverhaͤltniß vereinigt, dem Nutzen anderer, für nuͤtzlicher erachteten Holzarten mit un- partheiiſch prüfendem Blicke gegenüber ſtellen, um ſich von dem Ungrunde ſolcher Vorurtheile hinlaͤng— lich zu überzeugen. Eine 120jährige Buche, auf gutem Boden gewachſen, enthaͤlt z. B. nicht Yo, auf ſchlechtem aber wohl kaum s fo viel cubiſche Holzmaſſe als drei in dieſem Zeitraume und auf gleichem Boden erwachſene 40jaͤhrige Pappeln; das Verhaͤltniß der Hitzkraft der Erſtern zu dieſer iſt aber nur wie 2 zu 1, und unmöglich iſt es, daß die ſonſtige Nutzbarkeit, und vorzüglich die Dauer des Buchen— holzes die der Pappel um das 5fache überfteigen ſollte; im Gegentheil geht hieraus der unumftößliche Beweis hervor, daß die Pappel unter Umſtaͤnden, z. B. in flachbodigen holzarmen Land-Gegenden, vor der Buche bei weitem den Vorzug verdient. Bei ihrem wirthſchaftlichen Anbaue laͤßt man ſie entweder zu einem 40 bis 50jaͤhrigen vollkommenen Baum heranwachſen, oder benutzt ſie als Schlag- und Kopfholz bei 7 bis 8, auch 10jaͤhrigem Umtriebe; der Hieb faͤllt für das Baumholz in den Herbft nach dem Abfall des Laubes (Monat November), und waͤhrt, wenn man dem Holze eine vorzuͤgliche Dauer geben will, bis uͤber den Safttrieb hinaus, fuͤr das Schlag- und Kopfholz dagegen in den Fruͤhjahrs-Monat Maͤrz. Feinde und Krankheiten. Unter die mancherlei inſectenartigen Feinde gehoͤrt vorzuͤglich die Raupe des Weidenſpinners (Phalaena Bombyx salicis), welche zuweilen den ganzen Baum entblaͤttert; außerdem aber die Raupe des Espenſpinners (Phal. Bomb. Anastomosis); auch giebt es mehrere Arten Bockkaͤfer (Cerambyx), deren Larven ſich in das Holz freſſen, z. B. den Schwarzpappel-Bockkaͤfer (C. populneus), und nicht ſelten iſt es, daß man die jungen Triebe und Blätter mit Blattlaͤuſen (Aphis bursaria), ganz uͤberſaͤet findet. Außer der Roth- und Kern⸗Faͤule, welche frühzeitig eintritt und wovon die letztere hauptſaͤchlich die aus Setzſtangen erzogenen Staͤmme ergreift, weil bei dieſen durch das Weghauen des Wurzel⸗ und Zopfendes gleich in der fruͤhen Jugend der Grund zum Einfaulen des Stammes gelegt 59 232 POPULUS. wird, zeigt ſich auf den Aeſten und Zweigen oft ein, das Wachsthum behindernder, ſchwarzer rußarti— ger Ueberzug. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein blühender männlicher und ein desgleichen weiblicher Zweig; ein Zweig mit Blaͤttern und einer Kapſelfruchtraube; die einzelne männliche Blume oder Krone mit den Stau derſeite und eine männliche Deck- oder Kelchſchuppe, in natürlicher Größe; . ein Staubbeutel, jo wie eine weibliche Blume mit Kelch: und Kronenſchuppe, auch Fruchtknoten, vergrößert. bgefaͤßen von der Ruͤck- und Vor⸗ Peer BED N 755 ö Re ee Tafel LVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter eirundlich, ſtumpfeckig, gelappt und gezaͤhnt, oben glänzend grün, unten weißfilzig; der Blattſtiel lang. Synonymie. POPULUS CANESCENS. Willd. Linn. IV. 2. p. 802. N? Bechſtein IV. p. 386. N? 44. - Guimpel und Hayne p. 263. —— ALBA. Borkhauſen I. p. 534. N. 47. — — Burgsdorf II. 1. p. 155. N. 8. — — Duͤ Roi und Pott II. p. 211. Ne 3. a — DR Ie e Franz. LE PEUPLIER BLANC. — Engl. Tux wHITE PO DLR. Provinzial-Namen. Weiße auch Schnee-Pappel, weißer Pappelbaum, Weiß- oder Wißespe, Weißalber, Weißbolle, Weißbaum, weiße Pappelweide und weißer Saarbaum, Albe, Albele, Albielbaum, Abelken, Alber- und Albeerenbaum, Bell- oder Bollweide, Belle oder Bolle, Alaprobſt, deutſcher Silberbaum, Papier- und Wunder-, auch Saarbachsbaum, Aspe, Heiligen- und Goͤtzenholz, Lawele. Abbildungen. Reitter und Abel T. 8. Guimpel und Hayne T. 201. POPs 233 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, ſchlank, gerade und rund, 40 — 50 Fuß hoch ohne Aſt, 3 — 5 Fuß im untern Durchmeſſer ſtark, mit der geſpreizten oder rundlich kegelfoͤrmigen Krone eine Hoͤhe von 100 Fuß erreichend. Die alte Rinde ſchwaͤrzlich aſchgrau, der Laͤnge und Queer nach in ſchwaͤrzlichen Laͤngs-Vierecken aufgefprungen, unten am Stamme in tiefen Laͤngs-Furchen aufgeriſſen, die juͤngern graugrun oder gelblich und glatt, die der jüngften Triebe aber mit einer dichten, weißgrauen Wolle bekleidet und von den Narben der abgefallenen Blätter hoͤckerig. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd oder ungeregelt ſchraͤg aufwaͤrts, lang geſtreckt, beſonders nach der Lichtſeite, und ſperrig. 5 Die Wurzel. Die Pfahlwurzel geht 4 —5 Fuß tief gerade nieder, die fein verzweigten Sei⸗ tenwurzeln laufen aber flach 20 — 25 Fuß vom Stamme und treiben haͤufige Sproſſen. Das Blatt. Aus rundlichen dunkelbraunen, 3—5fhuppigen, wechſelſtaͤndigen Knospen kom— men zu Anfang des Mai die gleichfalls abwechſelnd ſtehenden, 2— 6 Zoll langen, 2½ — 5 Zoll breiten, laͤnglich runden, dreilappigen, an der Baſis oft mit kleinen Nbenlappen verſehenen ſommergruͤnen Blaͤtter hervor; die Seitenlappen ſind zuweilen ausgebreitet, und endigen ſich in einer runden, auch wohl etwas verſchmaͤlerten Spitze, der mittlere Lappen iſt oft lang vorgezogen, ſtumpf zugeſpitzt und am Rande undeutlich gezaͤhnt; die Oberfläche dunkelgruͤn und glänzend, die untere Seite, fo wie der 1½ —2 Zoll lange runde Blattſtiel mehr oder weniger mit einem dichten ſilberweißen Filz uͤberzogen und erha— ben gerippt; ſie fallen gegen Ende Octobers auf der Oberflaͤche gelblich gebleicht ab. Die Bluͤthen, welche ſich in ganz getrennten Geſchlechtern auf verſchiedenen Staͤmmen finden, brechen aus laͤnglich eirunden, kurz zugeſpitzten, 6ſchuppigen, braunroͤthlichen oder rothgelben, aſchgrau beftäubten, auch wohl glänzenden Knospen Ende März oder Anfangs April, alfo noch vor dem Aus⸗ bruch der Blätter hervor, und erſcheinen als walzenfoͤrmige, dachziegelartig doppelt-geſchuppte Kaͤtzchen von 3 — 5 Zoll Länge, bei denen, gleich wie bei der vorbeſchriebenen und den folgenden Pappeln, die obere Deckſchuppe als der Kelch, und die unterliegende als die Krone angeſehen werden muß. Bei dem längern gelbbraͤunlichen maͤnnlichen Kaͤtzchen find die Deckſchuppen keilfoͤrmig, ſehr wenig getheilt und behaart, die unterliegenden faft trichterfoͤrmig, ſchief abgeſchnitten und mit 4 — 8 hochrothen Staubbeu⸗ teln verſehen; die geſtielten kuͤrzeren, gelb- und braͤunlichgruͤn gemiſchten weiblichen Kaͤtzchen haben laͤnglich lanzettfoͤrmige, feinhaarig gefranzte Kelch- und kurze abgeſtutzte Kronenſchuppen, welche letztere den eifoͤrmigen, gelbgruͤnen Fruchtknoten mit faſt aufſitzender 3 oder Aſpaltiger Narbe umſchließen. Die Frucht und der Samen. Die nach der Befruchtung von den Schuppen befreieten Frucht⸗ knoten erwachſen zu rundlichen, wie bei der vorhergehenden Pappel geſtalteten Samenfapfeln, und die Samen, welche gleichfalls wie bei jener mit einer feinen Wollkrone verſehen find, reifen zu Ende des Mai und fliegen dann aus. Beſchaffenheit des Holzes. Weich, zaͤhe und geradſpaltig, weiß oder gelblich von Farbe, uͤber der Wurzel und im Kerne bisweilen mit geflammten Adern geziert, auch wohl gemaſert, und eben ſo leicht als das der Schwarzpappel. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in den flacheren Gegenden Deutſchlands, Englands, Frankreichs und Schwedens, auch in Perſien und am Caucaſus, mit allerlei nicht zu bindendem Boden vorlieb nehmend, jedoch ein mäßig feuchtes, mit etwas Sand vermengtes, lockeres, fruchtbares Erdreich jedem andern vorziehend. Fortpflanzung. Sie geſchiehet durch den Samen, leichter aber durch Stecklinge, Setzſtangen und Wurzel: ſchoͤßlinge wie bei der Schwarzpappel. 234 POPULUS. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Hat in 40 — 50 Jahren den Hoͤhenwuchs vollendet, fo wie überhaupt den ſtaͤrkſten Zuwachs bei Geſundheit erreicht, und ihre Lebensdauer ſteigt meiſtens nicht über 70 — 80 Jahre hinaus. Nutzen. Ganz wie bei der vorhergehenden Art, mit welcher die Weißpappel in jeder Beziehung gleichen Werth hat, läßt ſich das Holz zum Verbauen im Innern, zu Fußböden, zu allerlei Schreiner-, Boͤtti⸗ cher⸗ und Drechsler-, auch Bildhauer- und Stellmacher-Arbeiten, fo wie zu Troͤgen, Mulden, Schau— feln u. ſ. w. verwenden; das junge Holz und die Aeſte geben Hopfenſtangen und Weinpfaͤhle, die Wurzel liefert eine ſehr ſchoͤne Maſer, deren Aeußeres durch einen Aufguß von Scheidewaſſer, worin Eiſen aufgelöft, noch ſehr gewinnt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wegen ſeiner außerordentlichen Schnellwuͤchſigkeit und Reproductionskraft bauet man dieſen Baum in holzarmen Gegenden auf wuͤſten ſandigen Plaͤtzen an, und benutzt ihn hier als Baum-, Schlag— oder Kopfholz unter gleichem Umtriebe wie bei der Schwarzpappel, mit welcher auch die Zeit des Hiebes uͤbereinkommt. Feinde und Krankheiten Wie bei der Schwarzpappel. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein blühender männlicher und ein desgleichen weiblicher Zweig; . ein Zweig mit Blättern; . eine weibliche Blume und „die Deckſchuppe derſelben, in natürlicher Größe; . biefe letztere vergrößert. * © a Ro» m 73. f Zitterpappel. Tafel LIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter rundlich, zuweilen eckig, am Rande rundlich gezahnt, auf beiden Seiten glatt, lang geſtielt. Synonymie. POPULUS TREMULA Willd. Linn. IV. 2. p. 803. N. 4. —— Borkhauſen I. p. 530. Ne 46. OHNE S 235 POPULUS TREMULA. Burgsdorf II. 1. p. 157. Ne 46. Bechſtein IV. p. 308. Ne 18. —ä . Duͤ Roi und Pott II. p. 213. Ne 1. —ͤ Hartig VI. 1. p. 109. Ne 1. — Guimpel und Hayne p. 266. | Franz. LE PEUPLIER TREMBLE. — Engl. TE ASPEN-TREE. Provinzial-Namen. Zitter, Zitterbaum, Zitterespe, Lof-, Lauf und Baberespe, Aspenbaum, Aspe, Aespe, Espe, Söpe, Aſche, Aſchenbaum, Eſche, Flatter⸗, Flitter⸗, Klapper⸗, Pappel⸗, Pattel⸗, Rattel⸗, Baber⸗, Bober-, Faul⸗, Lof⸗, Loof- und Loheſche, Pappel, Flatterpappel, Libyſche Pappel, Ratteler, Heſſe, Rauſchen, Kackfieſten. Abbildungen. Blackwell T. 248. Kerner, Abbild. oͤkon. Pfl. T. 518. Cramer T. 13. Reitter und Abel T. 9. Guimpel und Hayne T. 203. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, ſchlank, gerade und rund, im geſchloſſenen Stande bis zu den unteren Aeſten 40 — 50 Fuß hoch, 2 — 4 Fuß über der Wurzel dick, mit ſtumpf keilfoͤrmi⸗ ger oder rundlicher Krone; feine ganze Höhe beträgt an 80 auch 100 Fuß. Die alte Rinde iſt weiß- auch gruͤnlichgrau oder olivengruͤn mit ſchwaͤrzlichen, warzenartigen Flecken, und roͤthlichen Laͤngs- und Queer⸗Riſſen, die der juͤngern Aeſte braͤunlich-aſchgrau, weißpunktirt und glatt, die juͤngſte an den Stammlohden weiß weichhaarig. Die Aeſte und Seitenzweige. Die Aeſte ſtehen abwechſelnd oder ungeregelt, die untern faft wagerecht, ſind kuͤrzer geſtreckt, aber mit mehreren aufwaͤrts gehobenen, durch die Narben der abgefalle— nen Blätter, hoͤckrigen Seitenzweigen abwechſelnd beſetzt, als bei der Schwarz- und Weißpappel. Die Wurzeln. Während die Hauptwurzel faſt pfahlartig etwa 2— 3 Fuß tief ſchraͤg in die Erde dringt, laufen die uͤbrigen Seitenwurzeln 30 — 40 Fuß weit flach unter der Oberflaͤche hin, und unglaublich iſt die Menge der aus ihnen emporſchießenden Sproͤßlinge. Das Blatt. Aus abwechſelnd ſtehenden, kegelfoͤrmigen, zugeſpitzten, 6ſchuppigen, roſtbraunen, glän- zenden und klebrigen Knospen kommen zu Anfang Mai die Blaͤtter hervor. Sie ſind ſommer— gruͤn, am erwachſenen Stamme 2— 2½ Zoll lang und faſt eben fo breit, rundlich oder etwas eckig und kurz zugeſpitzt, am Rande tief und ungleich rundlich gezaͤhnt, oben glaͤnzend grasgruͤn, unten heller mit einer erhabenen Mittelrippe und ungeregelten Seitennerven verſehen, 2— 3 Zoll lang geſtielt und zittern bei jeder geringen Luftbewegung (daher die Benennung Zitterpappel), an jungen Staͤm⸗ men, vorzuͤglich an den Wurzellohden find fie aber größer, oft 3 Zoll lang und 2%, Zoll breit, dreieckig oder herzfoͤrmig, am Grunde wenig abgerundet, oben lang zugeſpitzt, am Rande ſchaͤrfer gezaͤhnt, auf der Oberflaͤche haarig, unten graufilzig, kuͤrzer geſtielt und zittern nicht; ſie fallen im October hoch— roth oder gelbgefaͤrbt ab. Die Bluͤthe. Ganz getrennten Geſchlechts kommt dieſelbe aus gleichgeſtalteten, doch etwas groͤßeren Knospen wie die der Blaͤtter, ſchon im Maͤrz, ja zuweilen noch waͤhrend des Froſtes und alſo fruͤher, wie die Bluͤthen aller uͤbrigen Pappeln hervor. Die maͤnnliche Blume beſteht aus einem ſchlaff herabhaͤngenden, 4 Zoll langen, walzenfoͤmigen, dachziegelartig-geſchuppten, grau-, weiß⸗ und rothgemiſcht gefärbten Kaͤtzchen, deſſen braͤunliche Deckſchuppen am Rande mit langen grauen Haa⸗ ren beſetzt, und an deſſen unterliegenden Kronenſchuppen 8 ſchoͤn purpurroth gefärbte Staubbeutel befe- ſtigt find. Dieſer an Geſtalt ganz gleich iſt die etwas kuͤrzere weibliche Blume, nur daß ſie ſtatt 60 236 POPULUS. der Stauborgane einen eirunden Fruchtknoten mit rother, warziger, oder 4— 5 lappiger Narbe enthaͤlt. - Die Frucht und der Samen iſt wie bei den vorhergehenden Pappel-Arten geſtaltet. Varietaͤten. An einerlei Standorte bemerkt man a. eine fruͤhe, und b. eine fpäte Zitter-Pappel, welche Blätter und Bluͤthen 14 Tage früher oder ſpaͤter treibt; auch ſoll es, vorzuͤglich in Nordamerika, eine Zitter-Pappel mit großen, tiefgezaͤhnten, glatten Blaͤttern geben. Beſchaffenheit des Holzes. Weich, grob-langfaſerig, poroͤs, weiß und leicht. Nach Hartig wiegt ein Cubikfuß ganz ll) „a. 50%, Pfund. Halben 39 ni gan oe. 28% » Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich im ganzen noͤrdlichen Europa bis zum Polarkreiſe in Gebirgen und Ebenen unter den Laubhoͤlzern allenthalben, und kommt auf Thon- und Kalk⸗, wie auch auf ſandigem Boden, vor, waͤchſt jedoch hier weder fo ſchnell, hoch und ſchlank, wie auf friſchem fruchtbaren Erdreich, und treibt klei⸗ nere Blaͤtter; am vorzuͤglichſten im Wuchs zeigt ſich die Zitter-Pappel auf etwas feuchtem Grunde an den noͤrdlichen und oͤſtlichen ſanften Abhaͤngen und in den flachen Thaͤlern der Vorberge bei etwas freiem Stande. Fortpflanzung. Außer der Vermehrung durch den Samen, nach Art der Schwarz-Pappel, wobei die jungen Pflaͤnz⸗ chen 5 — 6 Wochen nach der Ausſaat mit rundlichen, wolligen ſamen- und herzfoͤrmigen Keim blaͤtt⸗ chen aufgehen, geſchieht dieſelbe auch wohl durch Stecklinge, welche man aber, da ſie viele Wurzeln treiben, 8 Fuß weit auseinander pflanzen muß. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. In 50 — 60 Jahren hat der Baum feine Vollkommenheit erreicht, nichts deſtoweniger aber dauert er, ſelbſt bei dem Eintritt der Kernfaͤule, unter guͤnſtigen Local⸗Umſtaͤnden über 100 Jahre aus, und er- reicht alsdann im untern Durchmeſſer eine Staͤrke von 10 — 12 Fuß, fo daß ein ſolcher Stamm mehr denn 30 Klafter Holz liefert. Nutz en. Wie das Wachsthum und die Beſchaffenheit des Holzes dieſes Baumes dem der Schwarz- und Weiß⸗Pappel faſt ganz gleich kommt, (die Hitzkraft verhaͤlt ſich z. B. zu der der Buche Lohse nach Hartig, wie 4 fl. 46%, Kr. zu 6 fl. oder nach v. Werneck, wie 634 zu 1000 und verkohlt wie 518 zu 1000); ſo iſt auch die Benutzung deſſelben zur Feuerung, zum Verbauen u. ſ. w. ganz wie bei jenen, nur iſt noch hinzuzufügen, daß die Kohle ihrer größeren Leichtigkeit wegen zur Pulveriſirung, und die Aſche zur Seifenſiederei, die Rinde aber nicht nur zum Ledergerben und ſtatt der bekannten Lichtſpaͤhne zum Brennen, ſondern, wie die grünen Blaͤtterzweige, zum Gelbfärben verbraucht wird, auch das De- coct derſelben fruͤherhin gegen Scorbut und andere Krankheiten in Anwendung kam, und daß die mit grün, belaubten Espenwellen gebrannten Dach-Ziegeln eine blaͤuliche Glaſur und hoͤhere Dauer er⸗ halten. Rinde und junge Zweige friſch gefaͤllter Staͤmme gereichen dem Wilde zur Winteraͤſung. POPULUS. 237 Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Der Forſtmann ſieht die Zitterpappel im Walde zwar nicht recht gern, beſonders, weil fie mit ihrem Wurzelausſchlage alles überzieht, und ihr abfallendes Laub eine für die übrigen jungen Holz⸗ Pflanzen ſchaͤdliche Beitze beſitzt, doch ſollte man fie wegen der Leichtigkeit ihres Anbaues, wegen ihrer außerordentlichen Schnellwuͤchſigkeit, und da fie wenigſtens kein ganz ſchlechtes Brennholz, dagegen aber in nadelholzarmen Gegenden ein ſchaͤtzbares Bau- und ganz vorzuͤgliches Nutzholz liefert, auch bei ſtrengen Wintern durch ihre Faͤllung auf den im naͤchſten Fruͤhjahre zum Hiebe kommenden Schlaͤgen zur Erhaltung der Roth-Wildbahn mehr als alle koſtſpielige Wildfuͤtterungen beiträgt, nicht ganz dar⸗ aus verbannen; um ſo weniger, als ſie, ohne ſonderlich zu verdaͤmmen, einen ziemlich dichten Stand vertragen kann, und bei der ſtarken Reproductions-Kraft ihrer Wurzeln ſich deshalb trefflich zum Schla g⸗ holzbetriebe, beſonders auf ſolchen verödeten, wuͤſten Plaͤtzen qualificirt, wo kein beſſeres Bauholzwach⸗ ſen will. Wo ſie im Hochwaldbetriebe unter andern Holzarten vorkommt, wird ſie, in ſofern es die noͤthige Erhaltung des Schluſſes geſtattet, mittelſt der Durchforſtungen im 40 — 6often Jahre nach und nach weggenommen; im Schlagholzbetriebe aber mit den uͤbrigen Hoͤlzern zugleich. Im erſtern Falle geſchieht der Hieb vom Monat November bis Ausgang Februars, im letztern aber kurz vor dem Safttriebe, alſo etwas fpäter. Feinde und Krankheiten. Das Roth⸗, Dam- und Rehwild, ferner Pferde, Schafe und Ziegen lieben die junge Rinde und die Blaͤtter ſehr, auch der Biber und Haſe zernagt die Rinde gern, und außer mehrern der bei den vorbeſchriebenen Pappeln bemerkten Inſecten, fällt der Pappelblattkaͤfer (Chrysomela po- puli) ſo zahlreich auf die Blaͤtter, vorzüglich auf die der Wurzelausſchlaͤge, daß ſie alle ſkeletirt er⸗ ſcheinen. Schwaͤmme an Stamm und Aeſten ſind die Vorboten der Kernfaͤule, und Schroff-Mooſe die Anzeige eintretender Gipfel duͤrre. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Zweig mit männlichen, und ein Zweig mit weiblichen Bluͤthen; ein Blaͤtterzweig; eine einzelne maͤnnliche und eine einzelne weibliche Blume; eine aufgeſprungene Samenkapſel; ein reifes Samenkorn: alles in natürlicher Groͤße. DON BED 238 POPULUS. 74. POPULUS DILAT ATA. Pyramiden ⸗ Pappel. | Tafel LX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter deltafoͤrmig, zugeſpitzt, gefägt, auf beiten Seiten kahl. Synonymie. POPULUS DILATATA. Willd. Linn. IV. 2. p. 804. Ne 8. PYRAMID ALIS. Borkhauſen I. p. 541. N? 50. Bechſte in IV. p. 390. N. 46. NIGRA ITALICA. Du Roi und Pott II. p. 220. N? 6. ITALICA. Hartig VI. p. 115. N. 4. Franz. LE PEUPLIER DE LOMBARDIE. — Engl. Tue LoMBARDY POPTAR-TREFE. \ Provinzial⸗Namen. Lombardiſche, italieniſche und (wiewohl unrichtig) caroliniſche Pappel, Belle, Boͤlle, Sandbelle, Feldbaum. Abbildungen. Schkuhr's bot. Handb. IV. T. 330. b. F. 4. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 70— 100 Fuß hoch, ſelten aber 12 — 15 Fuß lang, ohne Aſt, ſondern von unten bis oben in 3 —4 Fuß langen quirlartigen Abſaͤtzen voͤllig pyramidenfoͤr⸗ mig dicht beaͤſtet, 3 — 4 Fuß im unteren Durchmeſſer ſtark und meiſtens ſpannruͤckig. Die alte Rinde gelbgrau, in der Laͤnge ſchwaͤrzlich aufgeriſſen, und mit gleichfarbigen Mooſen und Flechten beſetzt, die jüngere gruͤnlich⸗, grau und glatt, aber vertieft getüpft, und die der juͤngſten Triebe hell- oder gelblich⸗ grun, auch wohl roͤthlich, etwas kantig und mit feinen Druͤſen punktirt. Die Aeſte und Seitenzweige. Erſtere ſtehen faſt quirlartig, letztere abwechſelnd, beide aber dicht angeſchloſſen. Die Wurzeln ſtreichen nur 1 — 1½ Fuß tief, dagegen 20 — 30 Fuß weit und in unzaͤhligen Veraͤſtelungen vom Stamme aus und treiben, wie alle Pappeln, haͤufige Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Aus abwechſelnd ſtehenden, eiförmigen, lang zugeſpitzten, 3 — 5 ſchuppigen, glaͤn⸗ zend rothbraunen, den der Schwarzpappel ſehr aͤhnlichen, aber mit einer mehligen Maſſe angefuͤllten Knospen, von denen ſich die Triebknospen durch eine größere Anzahl ihrer zu 4 und 4 über= und in einander geſchobenen Schuppen unterſcheiden, kommen zu Anfang des Mai auf 1, — 2 Zoll langen bo⸗ gigen, runden, an beiden Enden etwas gedruͤckten, gelben oder roͤthlich angeflogenen Stielen die gleich- falls abwechſelnd ſtehenden ſommergruͤnen Blaͤtter hervor. Diefe find 2%, Zoll lang und faſt eben fo breit, deltafdrmig oder an der Baſis ſchraͤg weggeſchnitten und dann ſchief viereckig, lang zugeſpitzt, am Rande etwas eingebogen, rundlich geſaͤgt, ſtark, auf beiden Seiden glatt, oben dunkelgrasgruͤn und HUS. 239 glänzend, unten matt weißlichgruͤn, und von einer erhabenen weißlichen Mittelrippe durchzogen. Gelb: gruͤn gefärbt fallen fie Ende Ocobers ab. Die Bluͤthe kommt aus gleichgeftalteten Knospen, wie die der Blätter, ſchon im März hervor, ift ganz getrennten Geſchlechts und der der Schwarzpappel vollkommen ähnlich. Sie befteht aus 2— 4 Zoll langen cylinderfoͤrmigen Kaͤtzchen, von denen die männlichen, als die größeren, mit 8 — 12, beim Aufbluͤhen von ihren Deckſchuppen befreieten rothen Staubbeuteln, die weiblichen aber mit einem eirunden gelbgruͤnen Fruchtknoten und einer geſpaltenen rothen Narbe verſehen ſind. Die Frucht und der Samen. Ganz der vorhergehenden Pappeln aͤhnlich, kommt aber im mittleren und noͤrdlichen Deutſchland hoͤchſt ſelten vor, da man hier faſt nur allein maͤnnliche Staͤmme findet. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig, ſehr zaͤhe, ſchwammig, weich und weiß. Ein Cubikfuß wiegt: ganz friſch zen nee . 51 Pfund. Habe a. 38 3 ür 2 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Urſpruͤnglich im ſuͤdlichen Europa und Aſien, in Italien, der Lombardie, in Taurien und am Caucaſus zu Hauſe, iſt ſie jetzt auch in ganz Deutſchland voͤllig eingebuͤrgert und vertraͤgt unſere haͤrteſten Winter. Sie liebt einen freien Stand und gedeihet am beſten in maͤßig feuchter Dammerde und auf nicht gar zu ſumpfigem Wieſengrunde, nimmt aber auch mit dem trockenſten Sandboden vorlieb. Fortpflanzung. Da der Samen ſchwer zu erhalten, die Vermehrung durch Steck- und Setzlinge dagegen fo außer- ordentlich leicht iſt, daß ſelbſt 30 — 40 Fuß hohe Staͤmme oben und unten abgeſtutzt und mit dem un⸗ tern Stumpf in die Erde geſetzt, bei einiger Pflege durch Angießen ſicher neue Wurzeln treiben, ſo iſt dieſe und die Vermehrung durch Wurzelſproͤßlinge die gewoͤhnlichſte. Die 5 — 6 Fuß langen, ½ — / Zoll dicken Zweige 8 — 12 Zoll tief, 3 Fuß von einander ſchraͤg eingeſteckt, niedergebogen und feſt gehackt, bewurzeln ſich bald und bilden durch häufige Ausſchlaͤge in kurzer Zeit ein dichtes Gebuͤſch. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. In 25 — 30 Jahren hat die Pyramiden-Pappel ihren Hoͤhenwuchs vollendet, und laͤnger als 60 — 80 Jahre dauert fie bei ſteter Zunahme in der Stärke felten aus. Nutzen. Wegen ihres ſchnellen und maleriſch ſchoͤnen, pyramidenfoͤrmigen Wuchſes ſchickt ſich dieſe Pappel ganz vorzuͤglich zur Anpflanzung in Alleen und auf Terraſſen, und wird auch allgnmein dazu benutzt. Das Holz gleicht nicht nur dem der vorhergehenden Arten an innerer Güte völlig, ſondern übertrifft es fo- gar und laͤßt ſich deshalb auf ganz gleiche Weiſe verwenden. Als Brenn-Material giebt es eine ſtaͤrkere und ſtetere Hitze als das der übrigen Pappeln; auf dem Stamme in der Saftzeit geſchaͤlt und getrocknet, giebt es ſehr gutes Bauholz, als Balken und Sparren, und ſoll ſo dauerhaft ſeyn, daß man in Frankreich die ſtaͤrkeren Stämme zu Schiffs-Maſten verbraucht. Dem vorbereiteten Tuche giebt das Holz eine braune, die Rinde ſammt den zu Korbmacher- und ſonſtigen Flecht-Arbeiten taugli- chen jungen Zweigen und Blättern aber eine ſchoͤne gelbe und mit einem Zuſatz von Krapp hoch— braunrothe, ſehr dauerhafte Farbe; die gelbe Faͤrbung ſoll ſelbſt Vorzuͤge vor der der Quercitronen-Ei⸗ chenrinde haben. Die Knospen werden eben ſo benutzt, wie die der Schwarzpappel. 61 240 POPULUS. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. In forſtwirthſchaftlicher Hinſicht verdient dieſe Pappel-Art für holzarme Gegenden mehr Ruͤckſicht wie die uͤbrigen, deren Holz weder ſo ſchnellwuͤchſig iſt, noch ein ſo gutes Feuer- und beſſeres Nutz⸗ Material liefert. Als Kopfholz behandelt, kann fie alle 6— 8 Jahre, als Bauholz in etwas dich⸗ tem Stande erzogen aber alle 30 — 40 Jahr abgetrieben werden. Die Hiebszeit wie vorhin. Feinde und Krankheiten. Die Raupen des Weidenſpinners (Phalaena Bombyx salicis) entblättern zuweilen ganze Allee⸗ Anlagen, und eben ſo dient ſie den Blattläufen und andern, den Pappeln ſchaͤdlichen Inſecten zum hauptſaͤchlichen Tummel⸗Platze, fo daß wohl ſelten ein unbeſchaͤdigter Zweig oder Blatt gefunden wird. Um der Verheerung der Raupen Einhalt zu thun, muß man dieſe wie ihre Puppen ſorgfaͤltig abſuchen. Ein naſſer Stand uͤber Thonlagern erzeugt die Auszehrung, und das Alter die Kernfaͤule. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender maͤnnlicher und . ein desgleichen weiblicher Zweig; ein Blaͤtterzweig; „die einzelne Deckſchuppe und deine männliche Blumenſchuppe mit den Staubbeuteln in natürlicher, ein einzelner Staubbeutel dagegen in vergroͤßerter Geſtalt. S S - XI. PRUNUS. Pflaume. LINN. GEN. e d. VI. N? 620. Claſſe XXII. ICOSANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Allgemeiner Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der Kelch unterſtaͤndig, Sfpaltig; die Blumenkrone Sbläfterig; Staubfaͤden 16 — 20 und mehr auf dem Kelche befeſtigt; der Fruchtknoten eirund, der Griffel fadenfoͤrmig, faſt eben fo lang als die Staubfaͤden; die Narbe kreisrund; die Stein— frucht fleiſchig, rund oder breitgedruͤckt, und eine gleichgeſtaltete, mit einer erhabenen Nath verſehene, harte Nuß enthaltend, deren innerer mandelartig umhaͤuteter Kern weiß iſt. A. Pruni. Eigentliche Pflaumen. Beſonderer Gattungs- Character, Die Blumen ſtehen einzeln oder zu zweien, felten mehr als dreien beiſammen; die Stein- frucht iſt mehr fleiſchig als waͤſſerig ſaftig; die Blaͤtter ſind kurz geſtielt. PRUNUS. 241 {iR PRUNUS DOMESTICA. Gemeine Zwetſchen⸗-Pflaume. Tafel LXI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen wechſelweiſe, find lanzettlich-eifoͤrmig, zugeſpitzt, am Rande geſaͤgt, unterhalb weichhaarig. Synonymie. PRUNUS OECONOMICA (SYLVESTRIS). Borkhauſen. II. p. 1401. Ne 514. DOMESTICA. Willd. Linn. II. 2. p. 995. Ne 29. — Bechſtein IV. p. 455. Ne 75. — —— Duͤ Roi und Pott II. p. 238. N? 1 — Guimpel und Hayne p. 85. Franz. LE PRUNIER. — Engl. TUR PLUM TREE. Provinzial⸗Namen. Zwetſchen⸗, Zwetſchgen-, Zwetſchken-, auch Zwespen- und Quetſchenbaum, wilder oder gemeiner Pflaumenbaum, Bauern-Pflaume. Abbildungen. Blackwell T. 309. Cramer T. 20. Guimpel und Hayne T. 64. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, gerade und rund, 10 — 15 Fuß hoch ohne Aſt, unten 1 Fuß und daruͤber im Durchmeſſer ſtark, mit etwas gedruͤckter ausgebreiteter Krone; die Hoͤhe des ganzen Baumes beträgt oft 30 — 40 Fuß. Die alte Rinde dunkelbraun und aſchgrau gefleckt, rauh und riſſig, die an jungen Staͤmmen und Aeſten aber aſchgrau und glatt, und die der juͤngſten Triebe im Schatten olivengruͤn, auf der Sonnenſeite gelbroth oder rothbraun. Die Aeſte oder Seitenzweige. Erſtere ſtehen ungeregelt oder abwechſelnd und, vorzuͤglich im Alter, die unteren meiſt gerade ab; letztere haben gleichen Stand, doch iſt ihr Wuchs mehr aufſtrebend, wodurch das Aeußere der Krone ein krauſes Anſehen erhaͤlt, und ſind an juͤngeren wilden Staͤmmen auf der Spitze ſo wie an den Seiten ſparſam bedornt. Die Wurzeln greifen, wo es der Boden geſtattet, 3 — 4 Fuß tief ein, ſtreichen aber bei zarter Verzweigung nicht uͤber 5 Fuß weit. Das Blatt. Die Anfangs Mai aus eifoͤrmigen, ſcharf zugeſpitzten, öſchuppigen, dunkelbraunen Knospen hervorbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter ſtehen abwechſelnd auf ½ Zoll langen Stie⸗ len, find 2—3 Zoll lang, 1½ — 2 Zoll breit, elliptiſch oder lanzett-eifoͤrmig, an beiden Enden ver- ſchmaͤlert, oben zugeſpitzt, am Rande einfach ſtumpf geſaͤgt, oben grasgruͤn und etwas runzlich, unten heller gefaͤrbt, mit ſtark erhabenen Adern, und auf dieſen wie auf der ganzen Flaͤche fein behaart. Sie 242 p R UN US. liegen bis zu ihrer Entwickelung zuſammengerollt in den Knospen, und fallen im October grün oder gelbgebleicht ab. e Be i Die Bluͤthe. Aus gleichgefärbten, aber groͤßern und rundern Knospen wie die der Blaͤtter, und faſt gleichzeitig mit dieſen erſcheint im Mai auch die Bluͤthe. Die Blumen mid zwitterlich und ſtehen auf kurzen, einblumigen Stielen, einzeln oder zu zweien, ſelten mehr als dreien zuſammen; der ee foͤrmige, unterſtaͤndige Kelch öſpaltig und hellgruͤn, die Einſchnitte deſſelben abſtehend und haarig, die Krone ausgebreitet 5blättrig und gruͤnlich weiß, die Blaͤtter groß, eirundlich, am Grunde genagelt, am Rande etwas ausgefreſſen und hohl; meiſtens 16, doch auch 20 und mehrere Staubfaͤden, faſt eben ſo lang als die Kronenblaͤtter, und doppelte, eifoͤrmige, ſchwefelgelbe Staubbeutel tragend, ſind auf dem Kelche angeheftet, aus der Mitte derſelben erhebt ſich aber auf dem eirundlichen gruͤnen Fruchtknoten der faſt eben ſo lange gelblichgruͤne Griffel mit gleichgefärbter ſcheibenfoͤrmiger Narbe. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine ovale, etwas gedruckte, ſchwarzblaue, im Spätherbft hellblau bereifte Steinfrucht (die Zwetſche), die im September und October reift und in ihrem rothgelblichen ſaͤuerlich-ſuͤßſchmeckenden Fleiſche eine von dieſem fi) ablöfende, laͤngliche, breitgedruͤckte und mit einer erhabenen Nath verſehene harte Nuß verbirgt, deren innerer weißer Kern von einer braͤun⸗ lichen Haut uͤberzogen iſt. Varietaͤten. Viel und mannigfaltig ſind zwar die Veraͤnderungen, die ſich durch ſorgfaͤltige Cul⸗ tur in der ganzen äußeren Geſtalt der Pflanzen, und ganz beſonders in der der Blaͤtter, Bluͤthen und Fruͤchte derſelben hervorbringen laſſen; allein unwahrſcheinlich iſt es dennoch, daß, wie die meiſten Bo— taniker behaupten, alle die verſchiedenen Arten von Gartenpflaumen, die wir bis jetzt kennen, nur den Zwetſchenbaum zum alleinigen Stammvater haben ſollten, und wie Willdenow ſchon fruͤher bezwei— felte, daß z. B. die Mirabelle eine bloße Abart deſſelben ſey, ſo hat Bechſtein ſpaͤterhin die Ent⸗ deckung gemacht, daß auch die Spitz⸗, Spillings-, Sau-, rundliche Wein- und Roßpflaume jede von einem beſonderen Stammvater entſproſſen iſt, und will es faſt den Anſchein gewinnen, als ob die Baſtarderzeugung der rundfruͤchtigen Pflaumen unter ſich und mit unſerer Zwetſche bei Vermehrung der Varietaͤten eine Hauptrolle ſpiele. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, dicht, hart und zaͤhe, weiß, im Kern ſchoͤn roth oder violettbraun geſtreift und geflammt, und von mittlerer Schwere. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt urſpruͤnglich das nördliche Aſien und die ſuͤdlichen Länder Europa's, wo man z. B. ſchon in Ungarn, Slavonien und Dalmatien ganze Wälder davon findet. In Deutſch— land wird der Zwetſchenbaum zwar eigentlich nur als Obſtbaum in Gaͤrten, an oͤffentlichen Wegen und ſonſtigen unbebaueten Plaͤtzen in der Naͤhe der Ortſchaften cultivirt, doch findet er ſich auch nicht ſelten in den nahen Hecken, Feldbuͤſchen und Vorbergen, wohin Voͤgel und Maͤuſe, auch ſelbſt Menſchen die Kerne hinvertragen, verwildert. Er ſteht gern frei und liebt einen fetten ſchwarzen, mit etwas Sand vermengten Boden. Fortpflanzung. Geſchieht ſowohl durch die im Herbſte etwa ½ Zoll tief in die Erde geſteckten Steine, aus wel- chen dann im naͤchſten oder zweiten Fruͤhjahre die jungen Pflanzen mit zwei verkehrt eirunden Samen- lappen zum Vorſchein kommen, als durch Wurzelausläufer, durch Auspflanzung wilder Staͤmme, die man ſich leicht in großer Menge verſchaffen kann, und auf manche andere kuͤnſtliche Weiſe z. B. durch Propfen, Oculiren und Copuliren der veredelten Sorten; doch muß dieß letztere bei jungen Staͤmmen an dem Orte ihrer feſten Beſtimmung geſchehen, wenn man eines guten Erfolgs ſicher ſeyn will; auch auf Kirſchenſtaͤmme laͤßt ſich die Pflaume pfropfen u. |. w. PER UN US. 243 Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Erſteres möchte fih auf 30 — 40, letztere aber auf 50 — 60 Jahre annehmen laſſen. Nutz en. Des Holzes, mehr aber noch der Fruͤchte wegen, und weil er keine große Wartung bedarf, auch weder durch Froſt noch Hitze ſonderlich leidet, iſt dieſer Baum fuͤr den Oeconomen und aͤrmeren Landmann von hohem Werth, und wird deshalb von dieſem in den Grab- und Grasgaͤrten haͤufig angebaut. Das Holz von mehr als mittlerer Hitzkraft (im Verhaͤltniß zu den Buchen etwa wie 800 zu 1000), ſuchen Schreiner und Drechsler zu mancherlei feinen Arbeiten, und kann man deſſen ohnehin ſchoͤne natuͤrliche Farbe durch Sieden in Lauge mit Kalkwaſſer vermiſcht, noch ſehr erhoͤhen. Aus der Rinde wird ein kaffeebrauner Lack bereitet, und das aus derſelben in Tropfen hervorquellende durchſichtige, dunkelgelbe, ſuͤßlich ſchme— ckende Gummi wird haͤufig ſtatt des arabiſchen Gummi verbraucht. Die wohlſchmeckenden geſunden Fruͤchte conſumirt man friſch, oder trocknet ſie in Backoͤfen zum kuͤnftigen Bedarf, wobei denn die vor dem Trocknen von der Haut und dem Steine befreieten, unter dem Namen Prunellen beſonders geſchaͤtzt ſind, und in beiderlei Geſtalt gewaͤhren ſie fuͤr den Landmann eine ſehr ergiebige Ertragsquelle; ſo daß aus manchen Gegenden Deutſchlands jaͤhrlich mehrere 1000 Malter dergleichen getrocknet nach den Nie- derlanden und anderen Laͤndern ausgefuͤhrt werden. Friſch genießt man die beſſeren Sorten vom Baume gefluͤckt, oder benutzt ſie zu Suppen und allerlei Backwerk, macht ſie mit Eſſig und Gewuͤrz ein und bereitet aus ihnen ein wohlſchmeckendes Muß, das ſich in Steintoͤpfen, durch Uebergießen von Talg u. ſ. w. wohl verwahrt, mehrere Jahre hält; aus den ſchlechteren Sorten brennt man Brantewein, der beſonders' in Polen ſtark getrunken und in Slavonien Racky oder Slivavicza genannt wird, und mit Aepfeln ver⸗ miſcht in Gaͤhrung gebracht, geben ſie einen angenehmen leichten Wein. Die abgezogenen Kerne ge— trocknet, zerſtampft und ausgepreßt, geben ein gelbes wohlſchmeckendes Oel, friſch aber eine Art Man— delmilch, und dem aus denſelben abgezogenen Brantewein einen Perſico-Geſchmack; auch laͤßt ſich die be— kannte Blauſaͤure aus ihnen herſtellen. Die Bruͤhe von gedoͤrrten Zwetſchen giebt dem Rauchtaback einen guten Geſchmack und Geruch, weshalb ſich der Kaufmann ihrer bedient, den ſchlechtern Taback zu veredeln und den halbverdorbenen wieder tauglich zu machen; die wurmſtichigen und abgefaulten Fruͤchte dienen als Abfallobſt zum Futter fuͤr das Vieh, beſonders der Schweine. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Der deutſche Forſtmann ſchaͤtzt dieſen Baum wegen ſeiner Fruͤchte zwar nicht minder hoch wie der Oeconom und Landmann, und zieht ihn deshalb oft mit der groͤßten Uneigennuͤtzigkeit fuͤr den Dienſt⸗ nachfolger in feinen Gärten forgfältig an; allein im Walde, wo die Verſchattung der übrigen Hölzer nur wenige Fruͤchte deſſelben erwarten laͤßt, wird er gewoͤhnlich nur als Brennholz beachtet, und da wo er ſich unter den Schlaghoͤlzern als Fremdling zufällig findet, mit dieſen zugleich abgehauen. An⸗ ders moͤchte vielleicht der Jaͤger denken, da Schwarz- und Rothwild, auch der Dachs die Früchte ſehr liebt, und, wie ſehr verzeihlich, auf den Triften an die Stelle der Kopfhainen den Pflaumenbaum wuͤn⸗ ſchen, wenn er nur nicht befuͤrchten müßte, daß Menſchen und Voͤgel ſich die Haupterndte anmaßen und dem armen Wilde wohl kaum die Nachleſe verbleiben wuͤrde. Feinde und Krankheiten. Zu den Erſteren gehoͤrt, außer mehreren Spannern, ganz vorzuͤglich die Raupe des Ringel— vogels (Phalaena Bombyx neustria), welcher feine 150 —300 Eier ſchon im vorhergehenden Sommer in Geſtalt eines 7 Zoll breiten Ringes dicht gedrängt um Aeſte und Zweige legt; denn im naͤchſten Fruͤhjahre verlaſſen die jungen Raupen ihre Eier ſehr zeitig, und nachdem ſie ſich zum Schutz gegen die Kaͤlte große Gewebe in den Winkeln der Zweige erbauet haben, uͤberziehen ſie von hieraus den ganzen 5 62 244 PR U NU S. Baum und freſſen ihn von Bluͤthen und Blaͤttern kahl; ja nicht ſelten 1 Raupe in ſo gro Anzahl vorhanden, daß faft Fein Baum von ihr verſchont bleibt, u dann bie aa Obſterndte ganz. lich verloren geht. Nicht minder und auf gleiche Weiſe ſchaͤdlich iſt aber auch die Raupe des Weis— dorn⸗Tagfalters (Papilio crataegi), des Apfelfpinners (Dh. Bomb. Monacha), des Stielei- chenſpinners (Ph. Bomb. Quercus) und des Kirſchenſpinners (Ph. Bomb. lanestris). Krankhei— etn kennt man an dieſem Baume weiter nicht, als daß er im Alter leicht gipfeldürr und kernfaul wird, auch oft, in Folge eines zu ſchattigen Standes oder ſchlechten Bodens, von Schwaͤmmen und Mooſen überzogen an der Auszehrung abſtirbt; doch ſieht man häufig, beſonders in naſſen Fruͤh⸗ jahren, durch unvollkommene Befruchtung oder dieſer vorhergehende Stiche von blattlausähnlichen Inſec⸗ ten in den Fruchtknoten veranlaßt, viele Fruͤchte zu Mißgeſtalten, ſogenannten Taſchen, auswachſen. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Zweig mit Bluͤthen; . ein Zweig mit reifer und verkruͤppelter Frucht (der vorerwaͤhnten Taſche); . eine vergrößerte Blume ohne Kronenblaͤtter; 8 der Stein oder die Nuß, und der Kern, beide in natuͤrlicher Groͤße. => WW DD m * 76. ECV Hafer⸗ Pflaume. Tafel LXII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd, find eirund, meiſt ſtumpf einfach gefägt, und unten, wie auf dem Blattſtiele, zottig behaart. Synonymie. PRUNUS INSITITIA. Willd. Linn. II. 2. p. 996. Ne 30. Borkhauſen II. 1398. Ne 513. —— — Bechſtein IV. p. 453. N: 74. — —— Duͤ Roi und Pott II. p. 246. Ne 3. —— Sen Guimpel und Hayne p. 86. Franz. LE CREQUIER — Engl. TR BULLAGE-TRER. Provinzial⸗Namen. Wilde Hafer⸗, Kreiken⸗ oder Kriechen-Pflaume, Kreike, Kreke, Krieken, Krieche, Schweinekrieche, Kriechenbaum, Kriechling, Kruͤcheln, Krucken, Hafer, auch Pflaumenſchlehe, große zahme Schlehe, Bilze, Pilzen, Zipparten, Zipperten, Fluder, Pfluder, Schlupfen, Prieſter. PR UN US. | 245 Abbildungen. Blackwell T. 305. Kerner Abbild. ökon. Pfl. T. 533. Guimpel und Hayne T. 65. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baum- und ſtrauchartig, kaum 4— 6 Fuß lang ohne Aſt, un- ten ½ Fuß dick und der ganze Baum mit der vieläftigen rundlich⸗kegelfoͤrmigen krauſen Krone 18 — 20 Fuß hoch. Die alte Rinde aſchgrau, ſchwaͤrzlich- oder graubraun, von tiefen Laͤngen- und flacheren Querriſſen blaͤttrig aufgeſprungen, die jüngere heller, rothgrau punktirt und glatt, die der juͤngſten Triebe roth oder violettbraun und graufilzig. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen theils ungeregelt, theils abwechſelnd, wie bei der vorigen Art, aber mehr, faſt ſpitzwinklicht angeſchloſſen, die Enden und oft auch die Seiten der Zweige ſind mit ſpitzigen Dornen beſetzt. Die Wurzeln ſtreichen 1 — 1½ Fuß tief und nicht viel uͤber 4 Fuß weit. Das Blatt. Die ſommergruͤnen Blätter welche im April erſcheinen, kommen aus dunkel⸗ braunen 10= und mehrſchuppigen, kegelfoͤrmigen Knospen hervor, und liegen in dieſen bis zu ihrer Entwickelung zuſammengerollt wie bei der Zwetſchen⸗Pflaume; fie ſtehen abwechſelnd auf ½ Zoll langen grünen oder vöthlichen, behaarten Stielen, find 2 Zoll lang, 1¼ Zoll breit, eirund, am Grunde zuweilen verſchmaͤlert und oben meiſt mit einer ſtumpfen Spitze verſehen, am Rande einfach ſeicht geſaͤgt, auf den Saͤgezaͤhnen mit kleinen Druͤſen beſetzt, oben dunkelgruͤn, glatt und etwas runzlich, unten mattgruͤn und weich, auf den ſtarken hervorſtehenden Adern aber ſteif weißlich behaart; ihr Abfall erfolgt im October und November, bis wohin ſie ſich zum Theil gelb, auch wohl roͤthlich färben. Die Bluͤthe erſcheint im April gleichzeitig mit den Blättern, und kommt aus ahnlichen, doch etwas flärkeren Knospen hervor. Die Zwitterblumen ſtehen auf kurzen, weißlich behaarten, einblumi⸗ gen Stielen, einzeln oder zu. zweien, ſelten mehreren zuſammen. Der unterſtaͤndige gelbgruͤne Kelch iſt Sfpaltig, die druͤſig berandeten Abſchnitte ſind ausgebreitet; die 5 weißen Kronenblaͤtter rundlich, offen, nur wenig ausgehoͤhlt und etwas kleiner als die der gemeinen Pflaume, uͤbrigens eben wie dieſe gena⸗ gelt; 19— 22 weiße Staubfäden, von denen meiſtens Y, kuͤrzer als die übrigen iſt, ſtehen aufgerichtet auf dem Kelche und ſind mit gelben, Aknöpfigen, vierkantigen Staubbeuteln verſehen; der rundliche gruͤne Fruchtknoten traͤgt einen aufrechtſtehenden gelbgruͤnen Griffel mit ſcheibenfoͤrmiger, am Rande ein- bis vierfach ſeicht eingeſchnittener Narbe. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine im September reifende Steinfrucht (Kreiken— pflaume), gleicht in ihrer aͤußeren Geſtalt und Farbe voͤllig der gemeinen Schlehe, iſt aber doppelt ſo groß, auch laͤnger geſtielt, und ihr grünliches, feſt am Steine ſitzendes Fleiſch haͤlt im Geſchmack, wie der Stein an Groͤße und Form, ziemlich das Mittel zwiſchen dieſer und der vorhergehenden Zwetſchen-Pflaume. Varietaͤten. Auch dieſe Hafer-Pflaume iſt man noch immer geneigt fuͤr den Stammvater an⸗ derer Pflaumen-Arten, z. B. der Damascener-Pflaume zu halten, obgleich ſich der Ungrund die⸗ ſer Behauptung laͤngſt erwieſen hat, da ſich letztere durch den Samen in derſelben Art fortpflanzt. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, hart und feſt, wie das der vorhergehenden Pflaume, auch von gleicher Farbe und Schwere. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in Deutſchland, ſo unter andern auch am Harz und im Thuͤringer Walde, in England und der Schweiz wild, kommt aber nicht haͤufig vor, und liebt einen etwas feſten, aus Thon, Lehm oder Letten und Sand oder Kalk vermengten friſchen Boden; imgleichen einen ge⸗ ſchuͤtzten, ſchattigen Stand. 246 | p R UN US. Fortpflanzung. Geſchieht wie bei der vorhergehenden Art. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Bildet ſich um 10 Jahr fruͤher aus, und wird auch nicht ſo alt als der Zwetſchenbaum. Nutzen. Von dem Holze und den Früchten gilt daſſelbe, was bei der vorigen Art geſagt iſt, nur find die letztern von geringerer Guͤte, weshalb denn auch dieſer Baum nicht ſo haͤufig wie jener, und meiſt nur darum angebaut wird, edlere Pflaumen- oder Kirſchen-Sorten durch Propfen oder Oculiren auf ihn zu verflanzen. N Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes ſo wie Feinde und Krankheiten hat er ebenfalls mit dem vorhergehenden Pflaumenbaum gemein. Erklaͤrung der Abbildung. N: 1. Ein Zweig mit Bluͤthen; » 2. ein Zweig mit reifen Fruͤchten; » 3. der Stein oder die Nuß; 4. der innere Kern. 1, Belle N. BIN. O,SA, Schlehen⸗ Pflaume. Tafel LXIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter elliptiſch, oben zugeſpitzt, an der Baſis etwas ſchmaͤler und abgerundet, auf der Oberſeite glatt, unten haarig, am Rande einfach ſtumpf geſaͤgt, der Stiel kurz. Synonymie. PRUNUS SPINOS A. Willd. Linn. II. 2. p. 999. Ne 32. N : Borkhauſen II. p. 1394. Ne 512. Bechſtein IV. p. 580. Ne 15. Burgsdorf II. 1. p. 184. Ne 43. Duͤ Roi und Pott II. p. 247. Ne 4. Hartig VI. 1 p. 148. Ne 4. i Guimpel und Hayne. p. 87. Franz. L’EPINE NOIR. — Engl. TAE BTACK Tuorn. ||| || ER UN US. f 247 Provinzial⸗-Namen. Schlehe, Slehe, auch Slene, Schlehen-Baum oder -Strauch, Heckenſchlehe, Schlehendorn, Schwarz— dorn, Heckdorn, Spinling, wilder Kriekenbaum, Kietſchken, Kietschken- und Heckpflaume, Kertſche. Abbildungen. Blackwell J. 494. Cramer J. 34. Reitter und Abel T. 43. Guimpel und Hayne J. 66. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1—2 Fuß hoch, 3 —4 Zoll ſtark, meiſtens von unten auf mit Aeſten verſehen und einen dichten 3 — 6 Fuß hohen Buſch bildend; nur in ſehr dichtem Schluſſe erzogen kommt er zuweilen als ein Baͤumchen von 12 — 16 Fuß Höhe, 4— 5 reiner Schaft⸗ länge und 6— 9 Zoll unterem Durchmeſſer vor. Die alte Rinde iſt braͤunlich-ſchwarz und rauh, die jüngere etwas heller und glatt, die der juͤngſten Triebe dunkelroth-braun und fein weißlich behaart. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ungeregelt und abwechſelnd, mit dem knotigen Stamme faſt einen rechten Winkel bildend und ſich durchkreuzend ſehr gedraͤngt, die Spitzen der Zweige endigen ſich in langen, ſtarken, ſtechend ſpitzen Dornen. Die Wurzeln dringen auf gutem Boden 3 Fuß tief ein und ſtreichen, viele Ausſchuͤſſe treibend, oft 15 — 20 Fuß weit. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehenden Knospen ſind rundlich, ſtumpf geſpitzt, 6ſchuppig und dunkelbraun. Die gleich zu Ende Aprils erſcheinenden dichtgeſtellten, ſommergruͤnen Blätter find gleichfalls wechſelſtaͤndig, / Zoll lang, grün oder violettroth gerinnelt geftielt, ausgewachſen 1—1Y, Zoll lang und ½ Zoll, auch etwas darüber breit, elliptiſch, zugeſpitzt, am Grunde ſchmaͤler und abge- rundet, am Rande ungleich geſaͤgt, die Oberſeite glatt, die untere feinhaarig und durch hervorſtehende Adern etwas runzlich; bei ihrem im October und November erfolgenden Abfall erſcheinen fie gelb- gruͤn, auch ganz gelb gefaͤrbt, zuweilen roͤthlich beraͤndert Die Bluͤthe. Vor dem Ausbruch der Blaͤtter, etwa Mitte Aprils, oft aber auch ſchon Aus- gang März, kommen an den Seiten der Zweige aus etwas kleineren, aber gleichgeſtalteten Knospen wie die der Blaͤtter, auf einzelnen oder zu zwei beiſammen ſtehenden, kurzen haarigen Stielen die Zwit— terblumen zum Vorſchein, und zwar gewoͤhnlich in ſolcher Menge, daß der Strauch wie von Schnee uͤberdeckt ausſieht. Der olivengruͤne, flach ausgebreitete Kelch iſt 5, ſeltener 8 oder 10ſpaltig, und eben ſo vielblaͤtterig iſt denn auch die Krone, deren Aeußeres der vorhergehenden Pflaumen-Bluͤthe an Form und Farbe völlig gleicht, nur daß fie kleiner iſt. Der zur Hälfte großeren, zur Hälfte kleineren Staubfaͤden mit nierenförmigen, getheilten gelben, rothbraun beraͤnderten Staubbeuteln find 18 — 24, ja zuweilen, z. B. bei den vielblaͤttrigen Blumen, 30 — 40 auf dem Kelche befeſtigt; der eirundliche grüne Fruchtknoten iſt unterſtaͤndig und traͤgt meiſtens nur einen, in den mehrblaͤttrigen Blumen jedoch zwei getrennte oder zuſammengewachſene Griffel mit ſcheibenartiger Narbe. Zu bemerken iſt noch, daß zwar die meiſten Blumen mit fruchtbaren Staubbeuteln, aber unvollkommenen Narben verſehen ſind, weshalb ſo wenige Frucht bringen. Der ſtarke ſuͤßliche Geruch der Schlehenbluͤthe bewirkt Kopfweh. Die Frucht und der Samen. Die erſtere, eine im November reifende Steinfrucht Schlehe) iſt klein, rundlich, etwas platt gedruͤckt und ſchwarzblau, im Spaͤtherbſt von einem hellblauen Reif uͤber⸗ zogen; das gruͤne bitterſchmeckende, zuſammenziehende Fleiſch umſchließt eine gleichfalls rundliche, etwas gedruͤckte, mit einer erhabenen Nath verſehene Nuß oder Stein, deren innerer weißer Kern mandelartig gelbbraun umhaͤutet iſt. Sie bleibt meiſtens bis zum Fruͤhjahr an den Zweigen ſitzen, wo ſich dann der herbe, zuſammenziehende Geſchmack des etwas mehlig gewordenen Fleiſches mehrentheils verloren hat. Varietaͤten. Hierunter gehört der Schlehenſtrauch: a. mit gefuͤllten Blumen, 248 PRUNUS. b. mit weißen Früchten, und e. mit gelb- oder weißgeſcheckten Blaͤttern. Beſchaffenheit des Holzes. Fein ⸗kurzfaſerig, ſehr hart, glatt, zaͤhe, elaſtiſch und ſchwer, von Farbe roͤthlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt ganz Europa und wird in Deutſchland auf trocknen Huͤgeln, im Felde und Walde, an Wegen und Gartenzaͤune in Menge gefunden; waͤchſt am liebſten auf einem lehmigen, lettigen mit Kalk vermengten Boden, kommt aber auch auf jedem noch fo magern Kalk- und anderem nicht zu naſſen Boden fort. Fortpflanzung. Kann auf gleiche Weiſe geſchehen wie bei den vorhergehenden Pflaumenarten, doch wuchert dieſer Strauch durch die vielen Ausſchuͤſſe ſeiner weit umherſtreichenden Wurzeln ſo ſehr, daß jede andere Fortpflanzung unnoͤthig iſt. Die im Herbſt oder im Frühjahr ½ Zoll tief geſteckten oder in Rinnen gelegten Steine keimen meiſtens erſt im dritten Fruͤhjahre, und dann mit zwei rundlichen Samenlappen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Der Hoͤhenwuchs iſt mit dem 15ten Jahre beendigt, nicht fo aber der Wuchs in die Staͤrke, der bis zum Abſterben des Strauches, 30 — 40 Jahre, fortdauert. Nutz en. Die weit wuchernden Wurzeln machen dieſen Strauch zu lebendigen Hecken um Gaͤrten zwar nicht beſonders brauchbar, deſto beſſer aber zu dergleichen Schutzhecken um groͤßere Feld⸗ und Holzkaͤmpe im Freien, wo er vermoͤge ſeines dichten Wuchſes und ſeiner ſtaͤrkeren, ſtechenden Dornen gegen Vieh und Wild beſſere Dienſte leiſtet als der Weißdorn, und nebenher einen ſichern Zufluchtsort fuͤr junge Hafen, Rebhühner und Wachteln gegen das Raubzeug gewährt. Seiner Dornen wegen eignet er fi) denn auch nicht nur zum Schutze todter Befriedigungen gegen das Ueberſteigen naſchluſtiger Buben oder verliebter Abenteurer, ſondern ganz vorzüglich zum Schutze junger Pflanzanlagen auf Triften und offenen Platzen, indem man das abgehauene Strauchwerk um die Staͤmme bindet, und den Salinen iſt er in den Gradierwerken zum Durchlaufen und Reinigen der Salzſole eben ſo ganz unentbehrlich, wie für den Bäder ein treffliches Heiz-Material der Backoͤfen. Das ſtaͤrkere Stammholz wird von Drechs— lern und Inſtrumentenmachern ſehr geſucht, und die in dichten Hecken gewachſenen ſchlanken dornigen Wurzelſchüſſe dienen dem Fußreiſenden als zuverläffige Waffen gegen Anfaͤlle von Raͤubern, Woͤlfen und tollen Hunden. Die Rinde enthaͤlt Gerbeſtoff, faͤrbt mit Lauge abgekocht wollene Zeuge roth und iſt ein Verwahrungsmittel der Kaͤſe vor der Faͤulniß; auch bei der Schwindſucht, bei Wechſelfiebern und andern Krankheiten ſoll ſie, zu rechter Zeit und in richtigem Maaße angewandt, nicht ohne heilſame Wirkung, im entgegengeſetzten Falle aber von gefaͤhrlichen Folgen ſeyn. Die dem Aufbluͤhen nahen weißen Bluͤthenknospen mit Waſſer oder Milch gekocht, fuͤhren ab, und werden von dem gemeinen Manne, vorzüglich auf dem Lande, in dem Glauben, daß ſie blutreinigende Kräfte beſitzen, als Fruͤh⸗ jahrskur verbraucht, und in den Apotheken wird daraus ein ſogenanntes Acacienbluͤthwaſſer gezogen. Die herben Fruͤchte, welche gleichfalls abfuͤhren, ſind in ihrem rohen Zuſtande nur erſt nach ſtarken Herbſtfroͤſten einigermaßen genießbar, dagegen werden fie theils mit Zucker, Eſſig und Senf eingemacht, theils friſch oder gedoͤrrt unter Pflaumen gekocht, zur angenehmen Speiſe; man bereitet aus ihnen den bekannten magenſtaͤrkenden Schlehenwein, brennt Brantewein davon, oder zieht andern Spiritus da⸗ mit ab, und mit Aepfelmoſt und Brantewein vermiſcht, liefern ſie den Englaͤndern und Schiffern den ſogenannten Rumpunſch oder Oportoz auch benutzt man die unreifen Fruͤchte in den Gerbereien, PRUNUS. 249 und mit einem Zuſatz von Vitriol zur Bereitung einer dauerhaften ſchwarzen Farbe und Dinte; die wenig geröfteten bittern Blätter dagegen als Thee. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Dem Wachsthume anderer Holzarten hinderlich, wird er freiwachſend im Walde nur dann ge— duldet, wenn der Strauchholz-Bedarf fuͤr die Saline dies nothwendig macht; fuͤr welchen Fall man ihn auf unfruchtbare wuͤſte Plaͤtze in den Vorhoͤlzern und Feldbuͤſchen verweiſet. Feinde und Krankheiten. Die Schlehen- und Vogelkirſch-Motte (Phalaena [Tinea] pruniella und Phal. [Tinea] pa- della) frißt im Frühjahr Bluͤthen und Blätter, und findet fi oft in großer Menge ein. Von Krank— heiten leidet der Strauch wenig; nur das Alter fuͤhrt die Auszehrung herbei. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; ein Zweig mit reifen Fruͤchten; eine geöffnete Bluͤthe ohne Kronenblaͤtter, worin man den Fruchtknoten ſieht, vergrößert; eine Frucht im Querdurchſchnitt; der Stein. nenn B. Cerasi. Kirfh: Pflaumen oder Kirſchen. Beſonderer Gattungs-Character. Die Blumen ſtehen zu 2— 5 in ſtielloſen oder ganz kurz geſtielten Schirmen; die Steinfrucht iſt mehr ſaftig als bei den eigentlichen Pflaumen; die Blaͤtter ſind langgeſtielt. 78. RU N US AVL M. Schwarze Suͤß kirſche. Tafel LXIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd, ſind oval-eirund, langzugeſpitzt, am Rande doppelt geſaͤgt, un⸗ terwaͤrts etwas rauh, in der Jugend unten feinhaarig; die Blattſtiele zweidruͤſig. Synony mie. PRUNUS AVIUM (SYLVESTRIS.) Willd. Linn. II. 2. p. 991. N. 19. — — — Bechſtein IV. p. 351. Ne 31. — — —— Burgsdorf II. 1. p. 180. N. 17. 250 PRUNUS. PRUNUS AVIUM (SYLVESTRIS). Dü Roi und Pott. II. p. 256. N. 7. a. Hartig VI. 1. p. 146. Ne 1. (VAR.). Guimpel und Hayne. p. 85. CERASUS DULCIS (NIGRICANS). Borkhauſen II. p. 1414. Ne 518. Franz. LE MERISIER A FRUIT NOIR — Engl. THE BLACK WILD CHERY-TREE. Provinzial-Namen. Wilder Kirſch⸗ auch Vogelkirſchbaum, ſchwarze Vogelkirſche, Bauern-, Tiſſel⸗, Back⸗, Suͤß⸗, Wald⸗ oder Holz-, Hafer⸗ und Rheiniſche-Kirſche, Quiſſel⸗, Twießel⸗, Zwieſel⸗ auch Wiß⸗, Wispel⸗, Karſe⸗, Kaſſe⸗ Koſte⸗, Kois⸗, Kebs⸗, Elſen⸗ und Waſſerbeere, Kaͤrſten, Kreeben, Griespe, Grinſy. Abbildungen. Blackwell T. 425. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 567. Cramer T. 16. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, im Schluſſe erwachſen nicht ſelten 20 — 25 Fuß hoch aſtrein, 2— 3½ auch 4 Fuß unten dick, rund und gerade, mit der kegelfoͤrmigen oder rundlichen Krone oft eine Höhe von 60 — 80 Fuß erreichend. Die aus vier uͤber einander liegenden trennbaren Schichten gebildete Rinde iſt lederartig und glatt, an alten Stämmen dunkel⸗aſchgrau, der Länge und Quere nach nur wenig blaͤttrig aufgeſprungen, die juͤngere heller aſchgrau, mit einzelnen ſchmalen, ſchaͤ⸗ bigen Querflecken, die jüngfte rothbraune mit weißdruͤſigen Flecken, die mit der Zeit groͤßer werden und im Alter die ablöͤsbaren Querſtreifen bilden; aus der aufgeritzten Rinde fließt ein dickes gelbrothes Gummi. Die Aeſte und Seitenzweige. Die ſtarken Aeſte ſtehen abwechſelnd oder ungeregelt, langge— ſtreckt und weniger gedraͤngt, als bei den vorhergehenden Pflaumen-Arten, ſchraͤg aufwaͤrts; die Zweige haben gleichen Stand, bilden aber ſchlankere gerade Schuͤſſe. Die Wurzeln dringen 2 — 3 Fuß tief und ſtreifen, haͤufige Ausſchuͤſſe treibend, in feinen Ver⸗ zweigungen 6 — 8 Fuß weit vom Stamme. Das Blatt. Die aus wechſelſtaͤndigen, kegelfoͤrmigen, zugeſpitzten, öſchuppigen braunen Knospen im April oder Mai erſcheinenden fommergrünen Blaͤtter ſtehen auf 1½ — 2 Zoll langen, ober: waͤrts gefurchten, nahe am Grunde der Blaͤtter mit zwei oder vier ſchraͤg gegen einander uͤber ſitzenden rothbraunen Druͤſen verſehenen Stielen, find ausgewachſen 3 — 4 Zoll lang, halb fo breit, oval-eirund, nach dem Stiele zu oft verſchmaͤlert, oben langzugeſpitzt, am Rande in den Winkeln der doppelten groben Saͤgezaͤhne druͤſig, oben grasgruͤn und glatt, durch die vertieften Seiten-Adern etwas runzlich, unten mattgruͤn, mit erhabener Mittelrippe und Seitennerven, und an den Adern ſparſam mit Haͤrchen beſetzt; ſchwefelgelb, mit hoch roſenroth gemiſcht gefaͤrbt, fallen ſie um Mitte Octobers ab. Die Bluͤthe bricht gleichzeitig mit den Blaͤttern aus etwas dickeren, rundlicheren, dunkelbraunen Knospen der vorjaͤhrigen Zweige hervor und iſt zwitterlich. Die Blumen ſtehen zu zwei bis fuͤnf, als ungeſtielte Schirmtrauben auf 1½ — 2 Zoll langen Stielen, die ſich am Grunde in einer großen, vier⸗ oder ſechsblaͤttrigen, rothbraͤunlich- oder gelbgruͤnen, am Rande gebraͤmten, abfallenden Hülle ver— einigen. Der unterſtaͤndige Kelch glockenfoͤrmig und 5fpaltig, die roͤthlichen Abſchnitte zuruͤckgebogen, offen; die 5 großen Kronenblaͤtter oval, oben meiſt herzfoͤrmig eingeſchnitten, hohl und milchweiß; 20 — 30 aufgerichtete weiße Staubfäden von ungleicher Länge, und oben mit 2knoͤpfigen gelben Staub⸗ beuteln verſehen, ſtehen zum Theil innerhalb, zum Theil auf dem Rande des Kelchs, und von dem ei⸗ a hellgruͤnen Fruchtknoten erhebt ſich ein einfacher weißer Griffel mit tellerförmiger gruͤngelblicher arbe. PRIUNIUIS: 251 Die Frucht und der Same. Erſtere eine am Grunde eingedruͤckte, auf einer Seite ſchwach ge- furchte, ſchwarze, rothſaftig-fleiſchige Steinfrucht (Kirſche) von ſuͤßem Geſchmack, die im Juli reift; der Stein rundlich, auf einer Seite mit einer erhabenen Nath verſehen; der innere Kern weiß, mit ei— ner gelbbraͤunlichen Haut umgeben. Varietaͤten, welche durch die Cultur dieſes und des folgenden wilden Stammes entſtanden, ſind: a. die Knorpelkirſche, mit groͤßern Kirſchen, faͤrbendem Safte und hartem Fleiſche; b. die Blutkirſche, mit groͤßeren Fruͤchten, faͤrbendem Safte und weichem Fleiſche; Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗kurzfaſerig, dicht, zaͤhe, ziemlich hart, glatt und ſpaltig, hell oder roſtroͤthlich, von vielen dunkleren, glänzenden Spiegeln und Flammen die Quere durchzogen. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt faſt durch ganz Europa in allen Laubwaldungen wild, und wird in Deutſchland ſo— wohl auf Gebirgen, wie in flachen Landgegenden haͤufig, beſonders aber in den Vorbergen und Feld— hoͤlzern angetroffen. Liebt einen freien Stand und gedeihet am beſten auf etwas friſchem, ſchwarzen oder aus Lehm mit Kalk oder Sand vermengten Boden, nimmt aber auch mit jedem andern, nicht gar zu trockenen, thonigen oder naſſen Grunde vorlieb, wenn er nur ſo beſchaffen iſt, daß der Stamm Wurzel faſſen kann; zu fetter Boden taugt eben ſo wenig, wie ein zu magerer, und in naſſem Boden geht der Kirſchbaum bald ganz aus. Fortpflanzung. f Wo man keine wilde Staͤmme im Walde u. ſ. w. findet, geſchieht dieſelbe durch Ausſaat der Frucht: ſteine, welche im Herbſt oder Fruͤhjahr in Rinnen gelegt und ½ Zoll hoch mit Erde bedeckt werden, aber oft über ein Jahr liegen und erſt im 27e Fruͤhjahre mit 2 verkehrt-herzfoͤrmigen, hellgruͤnen Sa- menlappen aufgehen. Mit dem dritten Jahre werden die jungen Pflanzen in 1 Fuß Entfernung auf das mittlere Feld der Baumſchule, ſobald ſie aber zuſammenwachſen, noch einmal in 2 Fuß Ent⸗ fernung und mit dem 6ten Jahre an den Ort ihrer Beſtimmung verſetzt. Die veredelte Spielart laͤßt ſich nur durch Propfen, Oculiren und Copuliren vermehren; uͤbrigens kann man auch die ſaure Kirſche auf die ſuͤße propfen, nur nicht umgekehrt die ſuͤße auf den ſauren Stamm, weil erſtere einen ſtaͤrkeren Wuchs hat, als letztere, und folglich ſolche Stämme ein widernatuͤrliches Anſehn erhalten, indem ſie oben ſtark, unten ſchwach ſind, aus welchem Grunde ſie denn auch leicht vom Winde abge— brochen werden. Das Propfen geſchieht am ſicherſten, wenn der junge Stamm an dem ihm kuͤnftig zu— gedachten Platze ſteht. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Sein Wachsthum in die Höhe hat dieſer Baum mit dem 5ofen Jahre vollendet, in die Staͤrke waͤchſt er aber ungleich länger fort, und obwohl er ſelten über 50 — 80 Jahre geſund bleibt, fo kann er doch uͤber 100 Jahre alt werden, wo er dann die Stärke einer Eiche erlangt. i Nutz en. Auch ohne Veredelung der Fruͤchte, die den Anbau in Gaͤrten, am Wege u. ſ. w. ſo vorzuͤglich empfehlen, verdient der Schwarzkirſchbaum ſchon ſeines Holzes wegen von Wald- und Gartenbe⸗ ſitzern große Beruͤckſichtigung; denn wiewohl dieß als Brenn-Material dem Buchenholze nicht ganz gleich kommt, indem es ſich zu dieſem, nach v. Werneck, F wie 791 zu 1000, und verkohlt wie 778 zu 1000 verhält, ſo liefert der ſchoͤne gerade Stamm dagegen eines der beſten deutſchen Werk- und Nutzhoͤlzer für Schreiner, Drechsler und Inſtrumentenmacher. Es laͤßt ſich in dünne Brettchen ſchneiden und nimmt 64 252 PR UN US. eine ſchoͤne Politur an, ſo daß es die daraus gefertigten gebeitzten Meublen von denen des Mahagoni⸗ holzes faſt nicht unterſcheiden laͤßt; beſonders machen ſich aber die geflammten maſerigen Wurzelſtoͤcke zu fournirten Arbeiten ſehr gut. Auch fertigt man daraus in Italien ſehr dauerhafte Eſſigfaͤſſer, und behauptet, daß ſich in denſelben der Eſſig beſonders gut conſervirt; das jüngere Stangenholz giebt aber vortreffliche Faßbaͤnde und Reifſtangen. Die aͤußere Rinde enthält Faͤrbeſtoff und dient zur Berei⸗ tung eines Lacks, und die innere, unter Rauchtabak gemengt, giebt demſelben einen angenehmen Geruch; auch ſoll fie officinelle Kräfte haben, und z. B. bei Wechſelfiebern die Stelle der Chinarinde vertreten. Das Kirſch-Gummi, welches bei geringer Verletzung aus dem Holze und der Rinde fließt, wird haͤufig fir Gummi⸗Arabicum verbraucht, und der Verkauf deſſelben in Frankreich zu einem beſondern Handels⸗ zweige gemacht. Die wilden Früchte (Kirſchen) dienen Mardern, Maͤuſen und Vögeln, vorzüglich den Droßeln, Grasmuͤcken und Kernbeißern zur Nahrung, und wo ſie ſich haͤufig finden, z. B. in der Schweiz und dem Schwarzwalde, bereitet man daraus einen Brantewein, das ſogenannte Kirſchwaſſer, womit ein ſtarker Handel getrieben wird; die veredelten Fruͤchte werden roh gegeſſen, gekocht, mit Zucker eingemacht und zu mancherlei Backwerk verbraucht, und es giebt Gegenden in Deutſchland, z. B. die Bergſtraße in Thuͤringen, wo der Handel mit gedoͤrrten Kirſchen ſo bedeutend iſt, daß große Sum⸗ men damit gewonnen werden; ja in Savoyen lebt ein großer Theil der Einwohner faſt ganz allein da⸗ von. Der ausgepreßte Saft mit Zucker und Gewuͤrz vermiſcht, giebt den bekannten Kirſchwein; die Kerne laſſen ſich, wie die bittern Mandeln, zum Kochen benutzen und geben zerſtampft und ausge⸗ preßt ein helles Oel. Die Bluͤthen werden von den Bienen beſucht, und das Laub freſſen Schafe und Ziegen gern. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Man zieht den Kirſchbaum vermiſcht mit andern Schlaghoͤlzern zu Brenn- und Nutzholz, und haut ihn entweder alle 12 — 15 Jahre ab, oder laͤßt ihn, wie im Hochwalde, einzeln zu ſtarken Nutz- ſtaͤmmen heranwachſen. i f Feinde und Krankheiten. Die Raupen des Weißdornfalters (Papilio erataegi) und manche andere Inſecten, worunter auch der Maikaͤfer (Scarabaeus melolontha L.) gehoͤrt, zerfreſſen die Blätter, und mehrere Ruͤſſel⸗ käfer⸗Arten (3. B. Curculio cerasi et C. pomorum) die Bluͤthen und jungen Fruͤchte. Aeußere Be⸗ ſchaͤdigungen am Stamme und an den Aeſten bewirken Gummiausfluͤſſe, die, wenn man ſie nicht zu rechter Zeit mit Baumwachs oder dem bekannten Forſytſchen Kitt verklebt, leicht brandig werden. Zu nahrhafter Boden erzeugt die Rothfaͤule, und ein zu magerer, außer Verkruͤppelung des Stammes, die Auszehrung. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein blühender Zweig; ein Zweig mit reifen Früchten; . eine veredelte Frucht; . ein getrennter Kelchabſchnitt mit den Stauborganen, und . der Fruchtknoten mit dem Griffel und der Narbe, beide vergrößert; . der Stein, und . die eine Hälfte deſſelben, worin man den Kern ſieht, beide in natürlicher Größe. S M N Y — P R UN U. 253 79. PN UN neee N: D- As Rothe Suͤßkirſche. Tafel LXV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter eirund⸗lanzettfoͤrmig, lang geſpitzt, am Grunde oft herzfoͤrmig ausgeſchnitten, am Rande doppelt grobgeſaͤgt, in den Winkeln der Saͤgezaͤhne druͤſig. Synonymie. PRUNUS RUBICUNDA (SYLVESTRIS) Bechſtein IV. p. 355. N. 32. VARIA (KUBELLA). Ehrharts Beitraͤge B. 7. p. 128. — » AVIUNM (VAR). Burgsdorf II. 1. p. 181. Ne 17. „„ MAR.) Duͤ Roi und Pott II. p. 258. Ne 7. b. S — (la) Hartig VI. 1. p. 146. N. 1. —— Guimpel und Hayne p. 83. CERASUS DULCIS (VA K.). Borkhauſen II. p. 1416. Ne 518. b. Franz. LE MERISIER A FRUIT ROUGE. — Engl. TUE RED WILD COUERRY-TREE. Provinzial: Namen, Außer den Namen der vorhergehenden Schwarzkirſche führt dieſer Baum noch folgende: Lichtkirſche, Rothkirſche, ſuͤße Rothkirſche, gelbe auch rothe Vogelkirſche, rother wilder Vogelkirſchbaum. Abbildungen. Reitter und Abel T. 17. Guimpel und Hayne T. 63. Beſondere Beſchreibung. Dieſer von den meiften Botanikern bisher für eine bloße Varietaͤt, und nur allein von Bechſtein als ſtaͤndige Art aufgeführte Kirſchbaum iſt nichts weniger als eine bloße Varietaͤt, da man noch nie gefunden hat, daß aus ſeinen Frucht-Kernen Staͤmme mit ſchwarzen Fruͤchten hervorgegangen ſind; doch gleicht er dem Schwarzkirſchbaum, mit Ausnahme der rothen, weißſaftigen Fruͤchte, auf den erſten Blick völlig, und nur Bechſtein, der vielleicht haͤufig Gelegenheit fand, beide Baͤume in jedem Alter genau mit einander zu vergleichen, fuͤhrt noch folgende Unterſcheidungsmerkmale an, die der Verfaſſer aber weder bei dem Originale der Abbildung, noch bei anderen dergleichen Stämmen alle bemerkt hat. Der Schaft, ſo wie der ganze Baum, ift höher, gerader, ſtaͤrker; die Krone iſt regelmaͤßiger, mehr kegelfoͤrmig und ſchoͤner; die Aeſte ſtehen an jungen Staͤmmen faſt ganz quirlfoͤrmig, wie bei den Nadelhoͤlzern; die Rinde alter Baͤume iſt graubraun und in die Quere unregelmaͤßig aufgeſprungen, an jungen Staͤm⸗ men hellkaſtanienbraun, weißdruͤßig punctirt und mit einer feinen zerriſſenen Oberhaut graulich uͤberzo⸗ gen; die Blätter find mehr zugeſpitzt, am Grunde oft herzfoͤrmig ausgeſchnitten; der Blattſtiel iſt kurzer, zottig und meiſt dunkelroth; die Blumenkrone kleiner; der Griffel ſehr lang; die Fruͤchte ſind kleiner, das Holz iſt feſter, zaͤher und ſchwerer, aber weißer und weniger flammicht. — PRUNUS. Heimath, Fortpflanzung, Alter, Nutzen, forſtwirthſchaftliche Qualification, ſo wie Feinde und Krankheiten, ganz wie bei dem Schwarzkirſchenbaum. Von ihm ſtammen alle weißfleiſchigen veredelten Suͤßkirſchen, z. B. die Marmorkirſche u. ſ. w. ab, die in der aͤußeren Form und in Geſchmack noch mehrerere Unterabtheilungen bilden. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; 5 » 2. ein Zweig mit reifen Fruͤchten und „ 3. eine veredelte Frucht, alles in natürlicher Größe. 80. PR N.U S CE RA SS. Sauerkirſche. Tafel LXVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen wechſelweiſe, find laͤnglich-eifoͤrmig, doppelt geſaͤgt, auf beiden Seiten platt und geſtielt. ; Synonymie. PRUNUS CERASUS (SYLVESTRIS). Willd. Linn. II. 2. p. 991. N? 18. > Bechſtein IV. p. 447. Ne 71. Burgsdorf II. 1. p. 183. N. 30. Dü Roi und Pott II. p. 262. N? 8. Hartig VI. 1. p. 147. N. 2. N Guimpel und Hayne. p. 82. CERAS US ACID A. Borkhauſen II. p. 1419. N? 518. Franz. LE CERISIER ORDINAIRE. — Engl. THE COMMON OR KENTISH-CHERRY. Provinzial⸗Namen. Sauerkirſchbaum, ſchwarzer Sauerkirſchbaum, gemeine ſaure Kirſche, ſaure Bauernkirſche, gemeiner, wilder, ſaurer, auch zahmer Kirſchbaum, gemeine Gartenkirſche, wilde Bloder-, Blut-, Hecken-, Bauer: und Bierkirſche, Kaſe⸗, Karſe⸗, auch Kaͤſebeere, Karſen, Karſten, Weichſel, wilder Weichſelbaum, wil- der Emmerling und Sauerpflaume. Abbildungen. Blackwell T. 449. Reitter und Abel T. 30. Guimpel und Hayne T. 62. DRUNES. 255 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baum- und ſtrauchartig, als Baum 6 — 10, als Strauch 4—6 Fuß hinauf ausgeaͤſtet, rund, aber ſelten ganz grade, / — 1 Fuß unten ſtark, mit der ſperrigen gedruckten Krone ohngefaͤhr 12 — 15, hoͤchſten 25 Fuß hoch. Die alte Rinde ſchwaͤrzlich⸗aſchgrau, laͤngs und quer aufgeriffen und blaͤttrig, die jüngere kaſtanienbraun und glatt, die der juͤngſten Triebe braungruͤn, fein rothgrau umhaͤutet, und einzeln druͤſig weiß punctirt, übrigens von gleicher Beſchaffenheit wie die der beiden vorhergehenden Kirſchen-Arten. Die Aeſte und Seitenzweige ſind ſchwach, ſtehen theils ungeregelt, theils abwechſelnd; die Aeſte ſchraͤg aufwärts und ſperrig, die duͤnnen langen Zweige meiſtens niederhaͤngend. Die Wurzeln ſtreichen 1 — 2 Fuß tief und 8 — 10 Fuß weit, und treiben viele Wurzelſproſſen. Das Blatt. Aus wechſelſtaͤndigen, eifoͤrmigen, zugeſpitzten, öſchuppigen, glatten, braunen Knos— pen entwickeln ſich die ſommergruͤnen Blaͤtter gegen Ende Aprils. Sie ſtehen zu mehrern beiſam⸗ men, oder einzeln wechſelweis wie die Knospen auf Y, Zoll langen druͤſenloſen, oben gerinnelten, beim Ausbruch an der Baſis mit zwei kleinen lanzettfoͤrmigen, am Rande ſehr feingezaͤhnten roͤthlichen Neben⸗ blaͤttchen verſehenen Stielen, find 3 — 3½ Zoll lang und 2 Zoll breit, länglich=eirund, unten verſchmaͤ⸗ lert, oben in eine ſtumpfe oder lange Spitze auslaufend, am Rande rundlich-einfach, nur hin und wie⸗ der doppelt gefägt, ſteif und auf beiden Seiten glatt, oben dunkelgrün und glänzend, unten matt hell⸗ grün und von einer ſtark erhabenen Mittelrippe nebſt vielen Seitenadern durchzogen; fie färben ſich ge— gen Mitte Octobers ſchoͤn blutroth und fallen dann ab. Die Bluͤthe, welche gleichzeitig mit dem Ausbruch der Blätter an den vorjaͤhrigen Zweigen er: ſcheint und ſich ſo ſchnell entwickelt, daß der Baum blaͤtterlos und wie beſchneiet ausſieht, bricht aus ſtaͤrkeren, oben mehr zugerundeten, übrigens aͤhnlichen Knospen wie die der Blaͤtter hervor, und bildet eine einfache, kurz, aber dick geftielte, 3 — 5blumige, etwas uͤberhaͤngende Dolde, die am Grunde mit 2 oder mehreren wechſelſtaͤndigen, grobgeſaͤgten Blättern, und 3 —4, die allgemeine Blumendecke ver⸗ tretenden, lanzettfoͤrmigen oder gelappten, ſcharf, auch wohl ſtachelhaarig gezaͤhnten, hohlen Deckblaͤttern verſehen iſt. Die Zwitterblumen ſtehen auf 2— 2½ Zoll langen, glatten, runden Stielen; der un⸗ terſtaͤndige braͤunlich-gruͤne und klebrig glänzende Kelch iſt oben in 5 zuruͤckliegende, lanzettfoͤrmige Ab⸗ ſchnitte geſpalten, die ausgebreiteten, oben nach innen etwas umgerollten 5 weißen Kronenblaͤtter ſind eirund, am Grunde genagelt; auf dem Kelche ſtehen 30 lange, oben etwas einwaͤrts gebogene Staubfaͤ⸗ den mit getheilten, nierenfoͤrmigen gelben Staubbeuteln, und in ihrer Mitte ſteht auf einem eirundlichen, gruͤnen Fruchtknoten der hervorragende gruͤnliche Griffel mit tellerförmiger, auf der einen Seite kaum ſichtbar eingeſchnittener, gelblicher Narbe. Die Frucht und der Samen. Die im Auguſt reifende rothſaftig-⸗fleiſchige Steinfrucht ift rundlich, ſchwarz oder dunkelroth und von zuſammenziehend ſaurem Geſchmack. Stein und Kern glei⸗ chen denen der vorhergehenden Art. Varietaͤten. Außer dieſer vorbeſchriebenen, findet man, wie bei der Suͤßkirſche, zunaͤchſt noch eine rothfruͤchtige Sauerkirſche mit durchſichtiger Haut und weißem oder ungefaͤrbtem Safte, die ſich in der Fortpflanzung durch die geſteckten Steine gleichbleiben ſoll, und daher Ehrhart wie Bech— ſtein, Erſterer unter dem Namen Prunus acida, Letzterer aber unter der Benennung Pr. Caproniana wohl mit Recht fuͤr eine conſtante Art ausgiebt, und von dieſer, der vorhergehenden Sauerkirſche und der Strauchkirſche (Pr. Chamaecerasus Lin), welche in Suͤddeutſchland zu Hauſe iſt, ſtammen alle übrigen veredelten Sauerkirſch-Sorten, wie z. B. die Maikirſche, Lothkirſche u. a. m., deren großere Fruͤchte theils füß theils ganz ſauer von Geſchmack find, ab. Noch giebt es Sauerkirſch⸗ ftämme mit frucht⸗ und unfruchtbaren halbgefuͤllten Blumen, deren Staubgefaͤße ſich zum Theil in Kronenblaͤtter verwandelt haben, ſo daß man dieſer letztern oft 20 und mehr zaͤhlt. 65 256 PRUNUS. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗kurzfaſerig, feſt, zaͤhe und hart, in der Jugend weißlich, im Alter gelblich-oder braunroth mit dunklen Flammen. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Nicht nur in ganz Deutſchland, ſondern faſt durch ganz Europa findet ſich die Sauerkirſche als Baum oder Strauch in den Laubholzwaldungen der Vorberge und Feldhoͤlzer, ſo wie in den Ge⸗ buͤſchen und Hecken nahe gelegener Ortſchaften wild, und obwohl man behaupten will, daß dieſelbe eigentlich aus Nord-Aſien ſtammt, wo ſie am ſchwarzen Meere ſehr haͤufig waͤchſt, und von dort⸗ her zuerſt durch Lucullus, als dieſer aus dem Kriege gegen den Koͤnig Mithridates in Pontus um das Jahr 680 nach Erbauung Roms zuruͤckkehrte, alſo vor mehr als 1900 Jahren, unter der lateini⸗ ſchen Benennung Cerasus (abgeleitet von Ceraſunt, einer Stadt in Natolien am ſchwarzen Meere) nach Italien gebracht ſeyn ſoll, ſo kann dieſelbe gegenwaͤrtig in Deutſchland doch nicht anders als voͤllig nationaliſirt betrachtet werden. Sie waͤchſt auf jedem Boden, am liebſten aber auf lockerem Kalk- und fruchtbarem Gartenboden. Fortpflanzung. Geſchieht wie bei den uͤbrigen Kirſchen durch Ausſaat der Steine, Wurzelſproſſen, auch durch Pfropfen und Oculiren. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Wie bei der ſchwarzen Suͤßkirſche, da indeß der Stamm weder ſo hoch noch ſtark als bei jener wird, ſo iſt auch die Benutzung des Holzes für den Schreiner nicht fo ausgedehnt. Die Steine (Kerne) werden zu Bereitung des fo beliebten Kirſch-Ratafia benutzt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Mit Ruͤckſicht auf ſeinen niedern Wuchs, wird dieſer Strauch oder Baum nur als Schlagholz benutzt, und da wo er ſich unter andern Schlaghoͤlzern findet, mit dieſen im 15 — 25 oder 30 jaͤhrigen Umtriebe weggehauen. Feinde und Krankheiten ſind dieſelben wie bei der Suͤßkirſche. Erklaͤrung der Abbildung. Ne J. Ein bluͤhender Zweig; „ 2. ein Zweig mit reifen Fruͤchten. C. Padı. Traubenkirſchen. Beſonderer Gattungs- Character, Die Blumen ſtehen in wechſelſtaͤndigen einfachen Trauben an den Seiten, oder (wie bei P. Mahaleb.) in einfachen Schirmtrauben auf den Spitzen der Zweige. PRUNUS. 257 81. e eee Traubenkirſche. Tafel LXVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter eirund, auch eilanzettfoͤrmig, oben zugeſpitzt, am Rande ſcharf doppelt gefägt, der Blattſtiel mit zwei gegenuͤberſtehenden kleinen Druͤſen beſetzt. Synonymie PRUNUS PADUS. Willd. Linn. II. 2. p. 984. Ne 1 Bechſtein IV. p. 424. Ne 59. — — Burgsdorf II. 1. p. 182. N. 29. — — Duͤ Roi und Pott II. p. 280. Ne 13. — —— Hartig VI. 1. p. 147. Ne 3 — Guimpel und Hayne p. 77. VULGARIS. Borkhauſen II. p. 1426. Ne 521. Franz. LE PUTIET, OU CHERISIER A GRA P PES. — Engl. THE COMMON BirEL- CHERRY-TREE. Provinzial⸗Namen. Deutſche Trauben⸗, Traubel⸗, Buͤſchel⸗, Ahl⸗, Alp⸗, Alt⸗, Ohl⸗, Ochel⸗, Olt⸗, Oel⸗, Hohl-, Vogel, Elſter⸗, Tauben⸗ und moskovptiſche Lorbeer-Kirſche, Ahl-, Alt-, Olt-, Olant⸗, Faul⸗, Stink⸗, Stein-, Hunds⸗, Elſter⸗, Huͤneraugen⸗, Mais, Bierlein⸗, Toͤlpelgens⸗, Wiede⸗, Kitſch⸗, deutſcher Drachen-, auch Heren= und falſcher Faul⸗-Baum, Elſen⸗, Eler-, Haus, Faul⸗, Kaul, Kutſchel⸗, Kinſchel-, Kiritſchel—, Scheiß⸗, Schieß- und Twieſelbeere, Pabſt-, Kandel- und ſchwarze Weide, Haarholz, ſchwarz Bendel gemeines Lucien⸗ und Hexenholz, Ale, Alex, Alpen, Apen und Alaſaſa, Ehlen, Eler, Epen, Elpen, Elpel, Elren, Scherben, Pabſt, Scherbenpabſt, Scherbken Scherpen, Waſſerſchlinge und Drutenbluͤh. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 195. Cramer J. 41. Abel und Reitter J. 29. Guimpel und Hayne T. 59. a Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baum- und ſtrauchartig, im erſten Fall auf 12 — 16 Fuß aſtrein, und 1— 2 Fuß dick, ſelten aber ganz rund ſondern meiſtens ſpannruͤckig; mit der ſchoͤnen pyra⸗ midenfoͤrmigen Krone 30 — 40 Fuß hoch. Die alte Rinde ſchwaͤrzlich-aſchgrau, laͤngs- und querriſſig der Erle aͤhnlich, die jüngere dunkelbraun mit hellen warzigen Querflecken, die jüngfte anfangs gruͤn, dann roͤthlich-braun und mit vielen grauweißen Drüfen uͤberſaͤet. Rinde und friſches Holz hat einen ſtark widerlich-bittern Geruch. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd und wenig gedraͤngt, und zwar die erſtern 258 p RU NU S. unten am Stamme langgeſtreckt, faſt haͤngend, weiter hinauf, immer kurzer werdend, wagerecht, und zuletzt aufwaͤrts ſtrebend, wodurch der Baum ein pyramidaliſches Anſehn bekommt, die letzteren ebenfalls nur wenig angeſchloſſen. Die Wurzeln dringen 2½ — 3 Fuß ein, breiten ſich in zarten Verzweigungen 6— 8 Fuß aus, und treiben viele Schoͤßlinge. Die Blätter brechen, ſehr fruͤh ſchon zu Anfang Aprils, aus wechſelſtaͤndigen, großen, kegel⸗ foͤrmigen, lang zugeſpitzten, Sſchuppigen, rothbraunen Knospen hervor, ſtehen wechſelweiſe auf J — 7. Zoll langen, runden, oberwaͤrts gerinnelten, grünen oder roͤthlichen, nahe unter dem Blatt mit zwei ge- genftändigen kleinen Druͤſen, am Grunde aber mit zwei lanzettfoͤrmigen hinfaͤlligen Nebenblaͤttchen ver- ſehenen Stielen, und ſind ſommergruͤn, ausgewachſen 3 — 4½ Zoll lang und 2 — 2½ Zoll breit, laͤnglich⸗rund, an der Baſis etwas ſchmaͤler, zuweilen ſtumpf oder ſchief weggeſchnitten, oben in eine kurze Spitze auslaufend, am Rande ſcharf, mitunter doppelt geſaͤgt, auf der Oberſeite grasgruͤn und glatt, von den tiefliegenden Adern aber etwas wellenfoͤrmig und runzlich, unten blaßgruͤn und in der Jugend in den Winkeln der ſtark erhabenen Mittelrippe und Seiten-Adern kurz behaart; gelb und hoch— roth gemiſcht gefaͤrbt, fallen ſie in der letzteren Haͤlfte des Monats October ab. Die Bluͤthe erſcheint auf der Spitze der vorjährigen Zweige um Mitte oder Ende Mai's, nach völliger Entwickelung der Blätter aus aͤhnlichen, nur etwas ſtaͤrkeren Knospen, in Geſtalt einer 5—6 Zoll langen, etwas haͤngenden, am Grunde mit 2— 3 Blaͤttern verſehenen einfachen Traube. Die lang⸗ geſtielten Zwitterblumen ſtehen ſpiralfoͤrmig abwechſelnd am gemeinſchaftlichen Blumenſtiele und ſind anfaͤnglich durch lanzettfoͤrmige, bald hinfaͤllige Deckblaͤttchen unterſtuͤtzt; der abfallende Kelch iſt unterſtaͤn⸗ dig, eifdrmig, Sfpaltig, von gruͤner, gelb- und rothbraͤunlicher Farbe, die am Rande roͤthlich behaarten gruͤnen Abſchnitte an der Spitze zugerundet und abſtehend; die etwas ausgehoͤhlten Kronenblaͤtter, deren 5 radfoͤrmig zuſammenſitzen, verkehrt eirund, am Rande fein gekerbt und ſchneeweiß; 20 — 30 mit gel- ben Staubkolben verſehene lange, aufrecht ſtehende Staubfaͤden von ungleicher Laͤnge, innerhalb des obern Kelchrandes angeheftet, und der in ihrer Mitte auf einem eiförmigen gruͤnen Fruchtknoten ſtehende Griffel mit einer tellerfoͤrmigen gelben Narbe gekrönt. Ihr Geruch iſt unangenehm und erregt Kopfweh. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine laͤnglich-runde, faſt herzfoͤrmige, auf einer Seite mit einer ſchwachen Furche verſehene ſchwarze, ſaftig-fleiſchige Steinfrucht, (Kirfehe), welche im Auguſt und September reift; der Stein kugelich, rauh und auf einer Seite etwas eckig, der innere Kern weiß, mit einer braunen Haut bedeckt. Beſchaffenheit des Holzes. Lang⸗feinfaſerig, feſt, zaͤhe und hart, auch mittelmäßig ſchwer, in der Jugend weiß, im Alter gelb oder roͤthlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. In ganz Europa und im noͤrdlichen Aſien bis zum Polarkreiſe hinauf, wird dieſer Baum uͤberall da, wo auch die vorbeſchriebenen Kirſchen-Arten gern zu wachſen pflegen, als in den Vorbergen, Feldbuͤſchen und Hecken, wild angetroffen; doch liebt er einen maͤßig ſchattigen Stand mehr als den freien, und einen maͤßig feuchten Boden mehr als den trocknen, weshalb er ſich vorzuͤglich nur an den noͤrdlichen Abhaͤngen, in den Thaͤlern und Niederungen, an den Bachufern und andern feuchten Plaͤtzen findet, und weicht alſo in dieſer Hinſicht von jenen ab. In Thuͤringen iſt er ſehr gemein, und auch am Harze gehoͤrt er nicht unter die ſeltenen Holzarten. Fortpflanzung. Sie geſchieht ſowohl durch Stecken der Steine als durch Wurzelbrut, wie bei den uͤbrigen Kirſchen, außerdem aber auch ſehr leicht durch Ableger und die junge Pflanze kommt, wie bei jenen, im naͤchſten oder zweiten Frühjahr mit zwei eirundlichen grasgruͤnen Samenlappen zum Vorſchein. PER IUAN URS: 259 Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Erſteres hat er im 40ſte oder 5ofen Jahre erreicht, letztere erſtreckt ſich aber über 60—80 Jahre hinaus. 5 Nutz en. Der artigen Bluͤthe wegen bauet man die Traubenkirſche als Strauch oder Baum in Boskets und Luſtwaͤldern an; außerdem benutzt man ſie aber auch zu lebendigen Hecken, die dicht verwach— ſen und den Schnitt vertragen, und zu Uferbefriedigungen. Das harte Holz giebt ein eben ſo gutes Brenn⸗Material wie die Schwarzkirſche, und wird als Werk- und Nutzholz, eben wie jenes, zu allerlei feinen Schreiner- und Drechsler-Arbeiten, zu Flintenſchaͤften u. ſ. w. verbraucht; aus den friſch gehauenen Spaͤnen ſchwelt man auf dem Schwarzwalde ein Oel, das in der Thierarzneikunde als ein ſpezifikes Mittel gegen das ſogenannte Aufſtoßen des Rindviehes angewandt wird. Die zaͤhen jungen Zweige liefern Wieden, auch Eimer- und Tubbenbaͤnder. Aus der Rinde alter Staͤmme bereitet man durch Zuſaͤtze eine dauerhafte braunrothe und mehrere andere Farben, aus der juͤngern aber ein Gruͤn, womit man die Vogelnetze faͤrbt; auch ſoll ſie officinelle Kraͤfte gegen Fieber- und veneriſche Krankhei⸗ ten beſitzen, und in neuerer Zeit hat man durch Deſtillation ein Waſſer daraus zu ziehen gelernt, das in ſeiner Wirkung als Arznei und Gift dem Kirſchlorbeerwaſſer voͤllig gleich kommt. Mit den friſchen Bluͤthenzweigen ſoll man Maͤuſe, Maulwuͤrfe und Wanzen vertreiben koͤnnen. Die rohen Fruͤchte (Kirſchen) dienen nicht nur den Vögeln zur Nahrung, ſondern werden auch, mit Salz beſtreut oder in Brantewein getaucht, hin und wieder, z. B. in Lappland, Kamtſchatka und im Salzburgiſchen, trotz ihres herben Geſchmacks von Menſchen genoſſen, und ſollen gerade wegen ihres herben Saftes heilſam gegen die Ruhr ſeyn; geroͤſtet oder eingeſalzen werden fie von den Schweden und Ruſſen als eine an- genehme Speiſe zum Nachtiſch gegeſſen; letztere faͤrben auch mit dem ausgepreßten Safte Wein und Brantewein roth, und kochen ein Muß daraus, welches von ihnen wie unſer Pflaumenmuß verbraucht wird, die Kalmucken von der ausgepreßten Fluͤſſigkeit der in Milch gekochten Kirſche durch Eindicken aber eine eigene feſte Maſſe, die ſie Moiſum Chat nennen, deren ſie ſich auf ihren Reiſen zu Sup⸗ pen und kalten Getraͤnken bedienen, und die Schottlaͤnder bereiten daraus einen angenehmen Wein. Sie enthalten viel Geiſt, ſo daß 96 Pfund reifer Fruͤchte 9 Pfund Brantewein geben, der durch Zu— thun der zerſtoßenen Kerne einen angenehmen Perſikogeſchmack bekommt, und liefern einen ſcharfen Eſſig. Das Laub wird von Rindvieh und Schafen ſehr gern gefreſſen, obwohl es die Pferde nicht moͤgen. Die Bluͤthe giebt den Bienen Nahrung, und dem ganzen Baume ſchrieben die alten nordiſchen Voͤlker noch ganz beſondere Kräfte zu, indem fie glaubten, daß er der Zauberei widerſtehe, auch den Alp ver- treibe, u. ſ. w. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wie bei der Schwarzkirſche. Feinde und Krankheiten. Als beſondere Feinde zeigen ſich die Laub- und Ruͤſſelkaͤfer (Chrysomela et Curculio), welche ſich nebſt vielen anderen Inſecten in großer Menge auf dem Strauche lagern, fo daß man vor einigen Jah—⸗ ren in der allgemeinen deutſchen Gartenzeitung die Anpflanzung der Traubenkirſche in Gaͤrten ſogar als Schutzmittel der edleren Fruchtbaͤume gegen Inſectenfraß empfohlen hat; wobei es indeß erforderlich ſcheint, den Traubenkirſchſtrauch von den ihn befallenen Inſecten durch Abſchuͤtteln auf untergelegte Laken nach Sonnen⸗Untergang oͤfters zu reinigen, weil dieſe ſonſt, nachdem fie hier keine Nahrung mehr fin⸗ den, deſto ſtaͤrker auf die nahe ſtehenden Obſtbaͤume fallen duͤrften. Als Krankheit bemerkt man vor⸗ zuͤglich die Rothfaͤule. 66 260 p RUN US. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; . eine reife Fruchttraube; kein Kelchabſchnitt, vergrößert; der Fruchtknoten mit dem Griffel, desgleichen vergroͤßert; Eine reife Frucht im Querdurchſchnitt, worin der Stein zu ſehen, in natuͤrlicher Groͤße. arm DD m LI. PYRUS. Birn. LINN. GEN. e d. VI. N? 626. Claſſe XII. ICOSANDRIA. Ordnung IV. PENTAGYNIA. Allgemeiner Gattungs- Character. Die Zwitterblumen. Der Überfländige Kelch einblaͤttrig, halb Sfpaltig und bleibend, die Blu⸗ menkrone Sblaͤttrig; 20, doch auch mehr oder weniger Staubfaͤden auf dem Kelche ſtehend; der Fruchtknoten unterſtaͤndig, und auf demſelben 3 — 5 freie Griffel mit ein⸗ facher Narbe befindlich; die Frucht eine von den Kelchabſchnitten gekroͤnte, rundliche, fleiſchige Kernfrucht mit Sfächerigem Samengehaͤuſe, in jedem Fache 2 oder mehrere Samenkoͤrner enthaltend. A. Cydoniae. Quitten⸗Birnen. Beſonderer Gattungs⸗Character. Die Blumen ſtehen einzeln an ſehr kurzen, weißfilzigen Stielen auf den Spitzen der Zweige; die Griffel am Grunde wollig; die Kernfrucht groß und weißfilzig, und das mit dem Ruͤcken ans Fleiſch gewachſene geſchloſſene, Kerngehaͤuſe vielſamig. 82. TTC Gemeine Quitte. Tafel LXVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd, find dick, eifoͤrmig, ganzrandig und filzig kurzgeſtielt. Synonymie. PYRUS CYDONIA (SYLVESTRIS). Will d. Linn. II. 2. p. 1028. N: 17. ff — Borkhauſen II. p. 1295. Ne 469. ER US! 261 PYRUS CYDONIA (SYLVESTRIS). Bechſtein IV. p. 476 N: 90. Burgsdorf II. 1. p. 197. N. 50. — — — Du Roi und Pott II. p. 380 a. und b. Hartig nd es NE 3: CYDONIA VULGARIS. Guimpel und Hayne p. 106. Franz. LE CoIGNASSIER — Engl. TE QUINCE-TREE. Provinzial⸗Namen. Quitte, Quitten⸗, auch gemeiner Quittenbaum oder Strauch, Quittenbirn, Quittenapfel, Quitke, Quette, Quee, Kitte, Kuͤttenbaum. Abbildungen. Blackwell T. 137. Jacq. und Fl. Aust. vol. IV. T. 342. Reitter und Abel T. 50. Guimpel und Hayne J. 81. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, mehr ſtrauch- als baumartig, 3—4 Fuß hoch, unten kaum % Fuß dick, ſchief und ſpannruͤckig, die aͤſtige Krone ſperrig; das ganze Gewaͤchs erreicht eine Höhe von 10— 20 Fuß. Die alte Rinde dunkelrothbraun, ſchwaͤrzlich oder aſchgrau geſcheckt, die jüngere rothbraun, mit kleinen roſtfarbenen Druͤſen und weißgrauen Querflecken beſetzt, die juͤngſte olivenbraun, mit einem dichten, weißen, bald abfallenden Filze bekleidet. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen theils ungeregelt, theils abwechſelnd, einzeln, faſt wagerecht und ſperrig. Die Wurzeln dringen 3 — 4 Fuß tief und ſtreichen 10 — 12 Fuß weit vom Stamme. Das Blatt. Die gegen Ende Aprils aus eirundlichen, rothbraunen, an der Spitze etwas wolli⸗ gen, 4 — 5ſchuppigen kleinen Knospen hervorbrechenden ſommergruͤnen Blätter ſtehen wechſelweiſe auf ½ Zoll langen, am Grunde mit 2 aufgerichteten, runden, am Rande ungleich und druͤſig gezähn- ten Nebenblaͤttern verſehenen, oben gerinnelten, filzigen Stielen; find 3½ — 4 Zoll lang und 2½ — 3 Zoll breit, laͤnglich-eifoͤrmig, am Grunde abgerundet oder etwas ausgeſchnitten, oben ſtumpf zugeſpitzt, am Rande ſchwach wellenfoͤrmig geſchweift und ungezaͤhnt, dick, auf der Oberflaͤche dunkelgruͤn und glatt, unten matthellgruͤn und mit einem dünnen weißen Filze überzogen. Sie färben ſich gegen October hellgelb, der Stiel roͤthlich, und fallen dann ab. Die Bluͤthe erſcheint im Juni auf den Spitzen der jungen Triebe, nachdem die Blätter ſchon voͤllig ausgebildet ſind. Die großen wohlriechenden Zwitterblumen ſtehen einzeln auf ſehr kurzen, dicken, weißfilzigen Stielen; der uͤberſtaͤndige, bleibende, eifoͤrmige, dicke, filzige Kelch 5theilig, die flach ausgebreiteten Abſchnitte laͤnglich-eirund, ſtumpf zugeſpitzt, am Rande fein geſaͤgt, aͤußerlich und auf den Saͤgezaͤhnen ſparſam mit Druͤſen beſetzt und grasgruͤn; die 5 großen ausgebreiteten runden, am Grunde keilfoͤrmigen und genagelten, oben etwas ausgeſchnittenen, am Rande gewellten Kronenblaͤtter roͤthlichweiß, und mit vielen, vom Grunde auslaufenden dunklerrothen Adern durchzogen; 18— 22 purpurröthliche, oder violette, mit eirunden, doppelten gelben Staubkolben verſehene Staubfaͤden ſtehen auf dem Kelche; 5, auch 3 oder 6 keulenfoͤrmige, unten weißwollige, oben in eine Zmal getheilte Narbe auslaufende rothe oder gelbgruͤne Griffel ſtehen auf einem rundlichen, dichtfilzigen Fruchtknoten gedraͤngt zuſammen. Die Frucht und der Samen. Die faſt ſtiellos, in Geſtalt eines Apfels oder einer Birne erſchei⸗ nende, von den Kelchabſchnitten gekroͤnte und mit einem abzuſtreifenden weißen Filz uͤberzogene, große gelbe, koͤrnig fleiſchige Kernfrucht reift im October, und umſchließt ein herzfoͤrmiges, äußerlich mit dem 262 EI R U S. Fleiſch verwachſenes, der Laͤnge nach durch pergamentartig⸗ häufige Scheidewaͤnde in 5 Kammern getheil- tes Gehaͤuſe, welches in jeder der Kammern 2 oder 3, hoͤchſtſelten mehr uͤber einander geſchichtet lie— gende, eifoͤrmige, unten zugeſpitzte, und mit einer dunkelroth-braunen, klebrig⸗ſchleimigen Haut überzogene, inwendig weiße Samenkerne enthaͤlt. Varietaͤten. Man unterſcheidet nach der Form der Frucht und Blaͤtter folgende, von Vielen fuͤr ſtaͤndig gehaltene Spielarten: a. Cydonia oblonga, die Birn-Quitte, mit birnfoͤrmigen Früchten und laͤnglich— eirunden Blaͤttern; b. C. maliformis, die Apfel-Quitte, mit apfelfoͤrmigen Fruͤchten und faſt kreis⸗ runden Blaͤttern, und ö c. C. Lusitanica, die portugiſiſche Quitte, mit großen kreiſelfoͤrmig-kuglich⸗ ten, zartfleiſchigen Früchten und verkehrt-eirunden Blaͤttern. Beſchaffenheit des Holzes. Lang ⸗feinfaſerig, zaͤhe und feſt, anf dem Schnitt weißlich, dem Birkenholze aͤhnlich, auch faſt von gleicher Schwere. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Soll zwar, nach Behauptung einiger Naturforſcher, eigentlich aus Aſien und Griechenland ftam- men, und von dorther unter dem lateiniſchen Namen Cydonia (abgeleitet von Cydon oder Kydon, einer Stadt auf der Inſel Creta) zuerſt nach Italien gebracht ſeyn; allein obgleich der deutſche Name Quitte oder Kutte dieſe Behauptung zu beſtaͤtigen ſcheint, fo hat man ſich doch ſpaͤterhin uͤberzeugt, daß der Quittenſtrauch an den Ufern der Donau, in Oeſterreich und in andern ſuͤddeutſchen Ge— genden wild waͤchſt, und alſo deutſchen Urſprungs iſt. Im mittlern und noͤrdlichen Deutſch— land findet er ſich in Hecken und Gebuͤſchen verwildert, in Gärten aber als Fruchtbaum ziemlich all⸗ gemein verbreitet. Fortpflanzung. Geſchieht theils durch den Samen, theils durch Wurzeltriebe, Ableger und Stecklinge. Die Samenkerne werden im Herbſt in Rinnen gelegt, und Y, Zoll hoch mit Erde bedeckt, wonach denn im naͤchſten Frühjahr die jungen Pflanzen mit 2 eirunden Samenlappen zum Vorſchein kommen. Nach 2 Jahren, wo fie eine Höhe von 6 — 8 Zoll erreicht haben, werden fie in das untere Feld der Baumſchule, und von hieraus nach 4— 8 Jahren an den für fie beſtimmten Ort verpflanzt. Die Ab⸗ arten werden durch Propfen und Oculiren vermehrt. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres fallt ohngefaͤhr ins Soft Jahr, doch kann der Quitten-Strauch 40 — 60 Jahre alt werden. Nutzen. Wird ſeiner Fruͤchte wegen als Strauch zu lebendigen Hecken, als Baum aber in Gaͤrten erzogen, und hier vorzuͤglich dazu verwandt, edlere Sorten Birnen durch Propfen an Spalieren oder in niedern Staͤmmen zu erziehen. Das Holz von mittler Hitzkraft verarbeitet der Schreiner und Drechs— ler; die Rinde enthaͤlt Faͤrbeſtoff. Die herben Fruͤchte werden gekocht und eingemacht als magenſtaͤr— kend genoſſen, und geben, unter anderm Obſt getrocknet oder gekocht, dieſem einen angenehmen Geſchmack; der Conditor benutzt ſie zu allerlei Backwerk, und der Apotheker zur Bereitung mancherlei Arzneien. Der ausgepreßte Saft mit Zucker in Gaͤhrung gebracht, liefert einen wohlſchmeckenden, leichten, geſunden Wein, ohne Zucker nebſt den Kernen zu Spiritus abgezogen, aber guten Brantewein. NIRO S. 263 Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Hat in forſtwirthſchaftlicher Hinſicht nur ſehr geringen Werth, wird indeß, wo er ſich zufaͤllig un⸗ ter den uͤbrigen Schlaghoͤlzern findet, und Niemand ſeiner zur Auspflanzung in die Gaͤrten begehrt, mit jenen gleichzeitig abgetrieben. Feinde und Krankheiten. Die meiften der den übrigen Kern- und Steinfruchtſtaͤmmen durch Aus- und Abfreſſen der Bluͤthen und Blaͤtter gefaͤhrlichen Inſecten, welche bei der Zwetſchen-Pflaume erwaͤhnt ſind, befallen auch die Quitte, und eben ſo iſt dieſelbe auch gleichen Krankheiten, wie jene, unterworfen. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; ein maͤnnliches Staubgefaͤß; die Griffel; eine reife Quitten-Birne; ein reifer Quitten=Apfel im Laͤngs⸗Durchſchnitt; ein reifes Samenkorn, alles in natürlicher Größe. S % B. Mali. Apfel⸗Birnen oder Aepfel. Beſonderer Gattungs- Character, Die Blumen ſtehen zu 3—5 in ſtielloſen Schirmen, die Frucht iſt rundlich, am Stiele etwas vertieft oder eingedruͤckt, die Kapfelfächer find verbunden. 83. PI RUS M ALU S. enz Apfel Tafel LXIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter eirund, zugeſpitzt, am Rande gefägt, auf der Oberfläche etwas haarig, geſtielt. Synonymie. PYRUS MALUS (SYLVESTRIS) Willd. Linn. II. 2. p. 1017. Ne 9 Bechſtein IV. p. 419. Ne 57. — — Burgsdorf II. 1. p. 196. Ne 22. 5 Hartig VI. 1. p. 143. N. 1 — —— Duͤ Roi und Pott. II. p. 368. Ne 15. a. 67 || | 264 P IR US. PYRUS MALUS (SYLVESTRIS) Guimpel und Hayne. p. 102. ; Borkhauſen II. p. 1265. Ne 456. Franz. LE PoMMIER SAUVAGk. — Engl. TE CRAB. Provinzial-Namen. Holzapfel, wilder Apfel, wilder Apfelbaum, Wald-, Buſch- und Sauapfel, Hoͤltgeapfel, Apfelbirn, Apfelwildling, Sauapfel⸗, Höltgen-, Hoͤlten⸗, Helmenting⸗, Holzſtoͤckling⸗ und Holzſtroͤmlingbaum, Holz⸗ ſtoͤckling, Hoͤltgen, Hoͤttche, Wildling. Abbildungen. Blackwell T. 178. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 581. Reitter und Abel T. 22. Cramer T. 19. Guimpel und Hayne J. 78. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 8— 12 Fuß hoch aſtrein, ziemlich gerade und rund, 1—1½ Fuß unten ſtark, mit gedruͤckter, volläftiger und ſperriger Krone; die ganze Höhe des Baumes beträgt 20 — 30 Fuß. Die alte Rinde braͤunlich-aſchgrau und blaͤttrig geſchuppt, die jüngere grau braͤunlich, mit aſchgrauen Flecken bedeckt und etwas rauh, die juͤngſte im Schatten gruͤnlich, auf der Sonnenſeite rothbraun, aſchgrau punktirt und glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, oder ungeregelt, ihr Wuchs iſt knieicht und ſperrig, nicht ſelten wagerecht; die Seitenzweige endigen ſich meiſtens in ſcharfſpitzige Dornen. Die Wurzeln. Die Hauptwurzel dringt oft pfahlartig 3 — 4 Fuß tief in den Boden, die Sei- tenwurzeln ſtreichen flacher 6—8 Fuß weit vom Stamme und treiben viele Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehenden Knospen find eirundlich, oben ſtumpf, 6ſchuppig, auf den Schuppen⸗Raͤndern weißhaarig gefranzt, glatt und braunroth. Die gegen Anfang Mais erſcheinen— den ſommergruͤnen Blätter ſtehen abwechſelnd, find 2— 2½ Zoll lang, 1½ Zoll breit, am Grunde abgerundet oder etwas ausgeſchnitten, oben kurz oder laͤnglich zugeſpitzt, am Rande ſcharf einfach, auch doppelt ſaͤgezaͤhnig, oberwaͤrts dunkelgruͤn, in der Jugend auf den Adern etwas behaart, unten glaͤnzend hellgruͤn und glatt, mit erhabener Hauptrippe und wenigen Seitenadern; der Blattſtiel ½ Zoll lang, oben flach gefurcht, gruͤnlich-gelb oder roͤthlich, am Grunde mit fein-lanzettfoͤrmigen, vöthlichen, abfallen— den Nebenblaͤttchen beſetzt. Gegen Ende Octobers fallen fie hochgelb oder hellroth gefärbt ab. Die Bluͤthe. Die Knospe iſt gleichgeſtaltet wie die der Blätter, aber dicker, und enthaͤlt außer der Bluͤthe 3 — 5 Blaͤtter, die ſich mit jener zu gleicher Zeit entwickeln. Die großen wohlriechenden Zwitterblumen ſtehen auf ½ — 7 Zoll langen, dicken, weichhaarigen Stielen zu 3 — 5 in ſtielloſen Schirmtrauben; der uͤberſtaͤndige Kelch eirund, weißlich gruͤn und 5fpaltig, die flach zuruͤckgeſchlagenen, mit der Spitze niederwaͤrts gebogenen Abſchnitte inwendig gefilzt; die 5 großen hohlen Kronenblaͤtter oben blaßroth, mit vielen vom Grunde auslaufenden hochrothen Adern durchzogen, unten weiß und ge— nagelt; 20 — 25 aufrecht ſtehende weiße Staubfaͤden, mit großen nierenfoͤrmigen, getheilten gelben Staub— beuteln ſind theils auf, theils an dem inneren Rande des Kelchs befeſtigt, und umſchließen zuweilen 4, meiſtens aber 5, auf dem eirundlichen Fruchtknoten vereinigte glatte „gruͤne Griffel mit laͤnglichen, war- zigen gelben Narben. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine kleine, rundliche, oben und unten eingedruͤckte von den Kelchabſchnitten gekroͤnte, glatte, gelbe oder rothbaͤckige Kernfrucht (der Apfel), die im October reift, und mit weißem, herben Fleiſche ein rundliches Samengehaͤuſe umſchließt, deſſen jede der 5, im Mit— telpunkte vereinigten, nach außen hin aber durch pergamentartig haͤutige Scheidewaͤnde getrennten Kam— mern 2 eirunde, zugeſpitzte, etwas plattgedruͤckte, braunumhaͤutete, inwendig weiße Samenkerne enthaͤlt. PY RUS. | 265 Varietaͤten. Wenn ſchon die Menge der Spiel-Arten ſehr bedeutend iſt, welche Clima, Boden und fleißige Cultur in der Groͤße, Form und Geſchmack der Fruͤchte unter den Pflaumen hervorgebracht haben, ſo iſt die der Aepfel und Birnen ungleich größer, ja die der letztern weit über hundert anzuneh⸗ men, wie wir aus den Namen- Verzeichniſſen der in Frankreich, der Wiege europaͤiſcher Pomologie, bis jetzt gezogenen Sorten erſehen; allein eben fo wie bei den Pflaumen die Scheidung zwiſchen wirklichen Arten und Abarten noch immer groͤßtentheils in naͤchtliches Dunkel gehuͤllt iſt, eben ſo auch bei den Aepfeln und Birnen, da z. B. Hayne in ſeinem Werke, betitelt: »Abbildung und Beſchreibung der deutſchen Holzarten« den Johannis- oder Paradies-Apfel (Pyrus Malus paradisiaca) und den Filz-Apfel (Pyr. Mal. dasyphyllus) nur als Spielarten annimmt, waͤhrend Bechſtein, Pallas, Willdenow und noch Andere mit Beſtimmtheit beide Aepfel für ſtaͤndige Arten erklären. Für den Zweck dieſes Werkes würde es zu weit führen, auch nur die in unſerem mittlern und noͤrdlichen Deutſchland vorkommenden vielen Kernobſt-Sorten aufzunehmen, und fo möge es genügen, hier zu be- merken, daß die Fruͤchte der aus den Kernen veredelter Aepfel und Birnen gezogenen Staͤmme, ohne weitere Veredelung durch Cultur, zwar nie die Vollkommenheit der des Mutterſtammes erreichen, aber auch niemals ganz in den Zuſtand der des wilden Stammes zuruͤckfallen, ſondern, nach Verſchiedenheit des Cli— mas und Bodens, zwiſchen beiden gewoͤhnlich das Mittel halten, wie das Aeußere des Stammes ſelbſt, der von hohem und niedrigen Wuchſe, bedornt und unbedornt erſcheint, und daß es mit Huͤlfe der aus dem warmen Aſien heruͤber gebrachten natürlich edlen Arten hauptſaͤchlich die Baſtarderzeugung ſeyn duͤrfte, der wir den Reichthum unſerer Aepfel- und Birnen-Sorten zu danken haben. Außer in der Frucht und mehren oder minderen Bedornung des Stammes, variirt der Apfel und Birn-Baum auch noch in der Geſtalt der Bluͤthen und Farbe der Blätter, welche erſtere zuweilen gefuͤllt und letztere gelb- oder weißbunt geſcheckt erſcheinen. Beſchaffenheit des Holzes. Kurz⸗feinfaſerig, glatt und zaͤhe, doch nicht ganz ſo dauerhaft wie bei dem folgenden Holzbirnbaum, auf dem Querſchnitt weißlich, im Kern meiſtens rothbraͤunlich geflammt und mittelmaͤßig ſchwer. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Man findet den Holzapfelbum, außer in ganz Europa, auch im noͤrdlichen Aſien, und in Deutſchland (z. B. in Thuͤringen und am Harze) in den Laubwaldungen uͤberall verbreitet; vorzuͤglich aber an den geſchuͤtzten oͤſtlichen und nördlichen Abhaͤngen der Vorberge, fo wie in Feldbuͤ— ſchen und Hecken, ſeltener dagegen in dem hoͤhern Gebirge, wo ſein Wuchs niedrig und ſtruppig erſcheint. Seine groͤßte Vollkommenheit erlangt er uͤbrigens auf einem friſchen, aus Thon, Kies und Sand be— ſtehenden, mehr bindenden als lockern Boden, und auf tiefem Kalk- und Baſalt-Bodenz doch nimmt er auch mit jedem andern nicht zu magern oder naſſen Erdreiche vorlieb. Fortpflanzung. Natuͤrlich pflanzt ſich der wilde Stamm durch die abfallenden, auch wohl vom Menſchen und. Thieren zufaͤllig vertragenen Fruͤchte oder Kerne fort, ſeine kuͤnſtliche Vermehrung geſchieht aber ſo— wohl durch den Samen als durch Wurzelſchoͤßlinge und Pflanzung. Bei der kuͤnſtlichen Aus- ſaat, welche man im April vornimmt, werden die uͤber Winter in den Früchten gelaffenen, oder in friſchem Sande gut aufbewahrten Samenkerne 48 Stunden vorher im Flußwaſſer geweicht, und nachdem ſie wieder leicht abgetrocknet ſind, auf friſchen lockern Boden in Rinnen gelegt, / Zoll hoch mit Erde bedeckt und bei trockenem Wetter gelinde begoſſen; die meiſtens innerhalb 4— 6 Wochen mit 2 eirunden Samenlappen erſcheinenden jungen Pflanzen werden im naͤchſten Fruͤhjahre auf das mittlere Feld der Baumſchule in 1 Fuß Entfernung gebracht, ſobald ſie aber zuſammenwachſen, d. h. Zweige und Wurzeln ſich zu ſehr nähern, im dritten Fruͤhjahre noch einmal, und zwar 3 Fuß weit aus einander verſetzt, und bleiben hier fo lange ſtehen, bis fie eine Höhe von 6—8 Fuß und Stärke von 1 1% Zoll 266 F erreicht haben, wo man ſie dann im Fruͤhjahre, Monat April, oder im Gente nach dem Abfall der Blaͤtter, im Monat October und November, ins Freie verpflanzt. Die veredelten Sorten werden durch Pfropfen, Oculiren und Copuliren ſowohl auf wilde e als auf Quitten⸗ und Weißdornſtaͤmme vermehrt, und waͤhlt man hierzu unter den Apfelſtaͤmmen vorzugsweiſe die glatteſten oder am wenigſten bedornten aus, deren wilde Fruͤchte ſich den veredelten am meiſten naͤhern; weshalb es denn auch eigentlich Regel iſt, junge Stämme vor ihrem Fruchttragen nicht zu veredeln. Sollen die Bäume viele und gute Früchte tragen, fo ift es ferner ein Haupterforderniß, ſie nicht in Schatten, auch nicht auf naſſen oder zu fetten Boden, und nicht ſo nahe zuſammen zu pflanzen, daß ſich die Zweige erreichen koͤnnen, oder die freie Einwirkung der Athmoſphaͤre behindert wird; denn je mehr der Obſt⸗ baum dem Lichte und der Sonne ausgeſetzt iſt, je mehre und ſchoͤnere, ſchmackhaftere Fruͤchte wird er bringen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt bis zu ſeiner vollkommenen Ausbildung in die Hoͤhe 60 Jahre, und erreicht bei freiem Stande ein Alter von 80 — 100 Jahren, wo dann aber der Stamm gaͤnzlich hohl erſcheint. Nutzen. Der Fruͤchte wegen pflanzt man den wilden Apfelſtamm in Thiergaͤrten, den veredelten dage— gen in Gras- und Grabgaͤrten, an offentlichen Straßen und auf ſonſt unbebauten oͤden Platzen an; auch läßt ſich der wilde Stamm im Nothfall zu lebendigen Hecken heranziehen. Das Holz verhält fih als Brenn-Material zu dem Rothbuchen wie 775 zu 1000, und wird wegen fei- ner Feſtigkeit nicht nur von dem Schreiner, Drechsler, Mechanikus und andern in Holz arbei— tenden Kuͤnſtlern zu Linealen, Reißbrettern, mathematiſchen und allerlei ſonſtigen Inſtrumenten, zu Holz⸗ ſchnitten, Druckerformen u. |. w. verbraucht, ſondern es giebt auch ein ſehr gutes Wagner-, Getriebs— und Maſchinen⸗Holz, als Schlittenkufen, Eggebalken, Hammerſtiele, Handhaben, Radkaͤmme u. ſ. w. Die junge Rinde mit Alaun verſetzt, benutzt man zum Gelbfaͤrben; die Bluͤthen geben den Bienen Futterbrei und Honig; die Fruͤchte aber Nahrung fuͤr Wild und zahmes Vieh, Wein, Spiritus, Eſſig und eine eigene Säure, die man Apfelfäure nennt; die Benutzung der edlern Frucht roh, gekocht und gebacken zur Speiſe, bedarf wohl keiner beſondern Erwaͤhnung, da ſie hinlaͤnglich bekannt iſt; das aus den Kernen gepreßte Oel iſt ſehr ſchmackhaft. 5 Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Giebt zwar ein ganz gutes Schlaghoz, allein der groͤßte Nutzen, den der Apfelbaum im Walde gewaͤhrt, iſt fuͤr den Jaͤger berechnet, da Roth- und Schwarzwild der Fruͤchte halber ſich aus weiter Ferne in die damit bepflanzten Reviere zieht, und zugleich von dem Austritt auf die Felder zurück ge- halten wird, aus welchem Grunde ihn denn auch der Forſtmann als Markbaum auf die Niederwald Schlaͤge und ſonſtige Grenzpunkte, wie nicht weniger auf Triften und offene Hude-Plaͤtze pflanzt. Feinde und Krankheiten. Wie bei der Zwetſchen-Pflaume, zu deren Feinden ſich hier noch die Raupe des Fruͤhbirn— ſpinners (Phalaena Geometra brumata) geſellt. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein bluͤhender Zweig; ein Fruchtzweig; eine Frucht im Querdurchſchnitt, und ein Samenkorn, alles in natürlicher Größe. 2 8 DD m ERS! 267 C. Pyri. Eigentliche Birnen. Beſonderer Gattungs - Character. Die Blumen ſtehen zu 3—5 und mehreren in geftielten Schirmtrauben; die Frucht iſt gegen den Stiel zu meiſt ſpitzig, und die inneren Kapſelfaͤcher derſelben ſind unverbunden. 84. P YVRUS COMMUNIS. Wilde Holz ⸗Birn. Tafel LXX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter eirund, zugeſpitzt, am Rande geſaͤgt, auf beiden Seiten glatt, geftielt. Synonymie. PYRUS COMMUNIS (PYRASTER) Willd. Linn. II. 2. p. 1016. Ne 6. Bechſtein IV. p. 314. Ne 19. — —ͤ— — Duͤ Roi und Pott II. p. 346. Ne 13. —— —— Guimpel und Hayne. p. 99. —— PYRASTER. Borkhauſen II. p. 1287. N? 466. —— Burgsdorf II. 1. p. 194. N. 21. Hartig VI. p. 144. Ne 2. Franz. LE POIRIER SAU VAGE. — Engl. TE WILD PEAR-TREE. Provinzial-⸗Namen. Wilde Birn, Waldbirn, Feld-, Sau-, Wuͤrz- und gemeine Birn, Birnwildling, wilder Birnbaum, Holz-, Feld- und Saubirnbaum, Geißbohnen-, Kodden-, Krutſchen- und Knoͤtelbaum, Hoͤltikbeer- und Hoͤltgebeerbaum, Hoͤltgen und Hutzeln. Abbildungen. Blackwell T. 453. v. Gleichen J. 15. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 586. Cramer T. 19. b. Reitter und Abel T. 21. Guimpel und Hayne J. 75. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 10 — 20 Fuß und Höher ohne Aſt, 1½ —2 Fuß im untern Durchmeſſer ſtark, gerade und rund, die nicht ſehr vollaͤſtige Krone kegelfoͤrmig; die Höhe des ganzen Baumes zwiſchen 60 — 80, bisweilen 100 Fuß. Die Rinde des alten Stammes ſchwaͤrz⸗ lich-graubraun, in die Länge und Quer viereckt dickſchuppig aufgeriſſen, die jüngere braun und mit we- nig Grau untermiſcht, uͤbrigens wie die olivengruͤne der juͤngſten Triebe weiß punktirt und glatt. 68 268 PYRUS. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd oder ungeregelt, und ziemlich angeſchloſſen; die Zweige ſind mehr oder weniger ſtechend ſpitz bedornt Die Wurzeln. Die Pfahlwurzel geht 4 — 5 Fuß tief, die Seitenwurzeln breiten ſich aber in vielen Verzweigungen 10 — 15 Fuß vom Stamme aus, und treiben, wo fie näher unter der Ober- fläche des Bodens liegen, gern Sproͤßlinge. Das Blatt. Aus abwechſelnd ſtehenden, glänzend dunkelbraunen, weißlich bepuderten, etwas kan⸗ tig kegelfoͤrmigen, ſcharfgeſpitzten, sſchuppigen Knospen erſcheinen Ende Aprils oder Anfang Mai's die gleichfalls abwechſelnd geſtellten, am Grunde des 1—1½ Zoll langen, gelbgruͤnen oder roͤthlichen, oben gerinnelten Stieles, von fein⸗lanzettfoͤrmigen Nebenblaͤttchen unterſtuͤtzten, eirunden, unten ſchwach herzfoͤrmig ausgeſchnittenen, oben zugeſpitzten, am Rande ſeicht gezaͤhnten, auf der Oberflaͤche glaͤnzend dunkel⸗, unten matt hellgruͤn gefärbten und vielgeaderten, in der Jugend weich behaarten, weiterhin beiderfeits glatten ſommergruͤnen Blaͤtter von feſter Subſtanz, deren ausgewachſene Größe 2½ Zoll in der Laͤnge und 1½ Zoll in der Breite betraͤgt; Anfangs gelb oder roͤthlich, zuletzt braun gefärbt fallen ſie Ende Octobers ab. Die Bluͤthe entwickelt ſich gleichzeitig, auch meiſtens in Geſellſchaft mit den Blaͤttern, aus aͤhnlichen, doch etwas dickern Knospen oft in ſolcher Fuͤlle, daß davon die Blaͤtter verdeckt werden, und der Baum gleichſam wie beſchneiet ausſieht. Die 1½ Zoll lang und wollig geſtielten, am Grunde des Stiels mit einem bald abfallenden fein-lanzettfoͤrmigen Deckblaͤttchen verſehenen großen, ſchoͤnen und wohlriechenden Zwitter- Blumen ſtehen zu 3 —6 in Schirmtrauben-Geſtalt abwechſelnd über einander an einem 1½ Zoll langen, ſtarken, nach oben ſich verduͤnnenden, hellgruͤnen, wolligen Hauptſtiele. Der uͤberſtaͤndige, bleibende hellgruͤne und wollige Kelch 5fpaltig, die lanzettfoͤrmigen Abſchnitte nach unten flach zuruͤck— gebogen; die ausgebreitete Krone 5rblaͤttrig, die Blaͤtter verkehrt eirund, am Grunde genagelt, oben etwas ausgehoͤhlt und weiß, mattroth angeflogen; 18 — 22 weißliche Staubfaͤden mit purpurrothen ge- theilten Staubfaͤden ſtehen auf und an dem Kelchrande, und aus ihrer Mitte ragen 5, am Grunde un⸗ ter ſich und mit dem eirundlichen, grünen, wolligen Fruchtknoten vereinigte wollige Griffel mit einfachen gelblich-gruͤnen Narben hervor *). Die Frucht und der Samen. Die kleine rundliche, oben eingedruͤckte und von den Kelchab— ſchnitten gekroͤnte, nach dem Stiele etwas ſpitzig zulaufende gruͤngelbe, roſtbraͤunlich punktirte, fleiſchige Kernfrucht (Birn) reift im October, wo ſich die obere Haut der in den, durch pergamentartig haͤu— tige Scheidewaͤnde abgeſonderten, (unverbundenen) 5 Kammern des Kerngehaͤuſes ſich findenden 5— 15 Samenkerne ſchwarzbraun färbt; das Fleiſch zunaͤchſt dem Kerngehaͤuſe iſt hartkoͤrnig, oder, wie man zu ſagen pflegt, ſteinicht, (ein characteriſtiſches Merkmal der Birn, da ſich dieſe Steine im Apfel niemals finden) und hat einen herben zuſammenziehenden Geſchmack, der ſich erſt ſpaͤterhin, wenn die Frucht moll wird, etwas verliert. Varietaͤten. Ob alle die bereits bekannten zahmen Gartenbirnen (Pyrus communis do- mestica) als bloße Spielarten von dieſer wilden Holzbirn allein herſtammen, wie Linnée und die meiſten der aͤltern Botaniker behaupten, oder zum Theil und wie weit Spielarten und Baſtard— Erzeugniſſe verſchiedener Stammeltern ſind, daruͤber muß freilich die Zukunft erſt voͤllige Gewißheit geben; doch wird, wie auch ſchon bei Beſchreibung des Holzapfels bemerkt worden, dies Letztere mehr als wahrſcheinlich, wenn man die auffallenden Abweichungen in der Groͤße, Form, Farbe und Geſchmack der Fruͤchte mit der Eigenthuͤmlichkeit unſerer wilden Holzbirn in Vergleichung zieht; wenigſtens hat man in neueren Zeiten die im ſuͤdlichen Europa heimiſche Schneebirn (Pyrus nivalis) und die ) Daß bei gelinden Wintern der Apfel- und Birnbaum in unſern Gärten zuweilen in einem Jahre zweimal bluͤhet, geſchieht nicht ſelten; iſt doch im 25er Stuͤcke der Allgemeinen Forſt- und Jagd-Zeitung vom Jahr 1825 bemerkt, daß in England ein Birnbaum in einem Jahre ſogar viermal gebluͤhet und zweimal Fruͤchte getra— gen hat. ERS 269 folgende Hanbutten-Birn (Pyrus Pollveria) bereits für wirklich ſtaͤndige Arten erklart. Auch die wilde Holzbirn varürt wie der Holzapfel in der mehren und wenigern Bedornung der Zweige und Farbe der Blaͤtter. Beſchaffenheit des Holzes. Kurz⸗feinfaſerig, hart, zaͤhe, glatt und ſchwer, auf dem Querſchnitt nach außen weißlich, im Kern roͤthlich oder braun geflammt; beſonders das Stock- und Wurzelholz alter Staͤmme. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort, ſo auch Fortpflanzung, wie bei dem wilden Holzapfelbaum. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Bis zum Aofer Jahre waͤchſt der Baum ſehr ſchnell, und in 70 —80 Jahren hat er ſeine Vollkommenheit erreicht; allein wiewol derſelbe nach dieſer Zeit im Kerne abſtirbt, dauert er dennoch über 100 — 150 Jahre aus. Nutzen. Da der Birnbaum hoͤher und ſtaͤrker wird, das Holz aber nicht nur feſter und zaͤher iſt, ſondern auch mehr Hitzkraft beſitzt, als das des Holzapfelbaumes, (es verhält ſich dieſe zu dem Roth buchenholze nach Hartig, wie 4 fl zu 6 fl. oder nach von Werneck, wie 837 zu 1000); fo iſt auch die Benutzung deſſelben ausgebreiteter wie bei jenem. Das Holz wird zu Meublen, Schranken, Kommoden, Tiſchen, Stuͤhlen, auch Toiletten verarbeitet; die Fruͤchte geben ebenfalls Moſt zu Wein, Brantewein und Eſſig, wenn gleich ihre Saͤure von der des Apfels ſehr abweichend iſt, und aus 24 Pfund Samen⸗Kernen erhält man 3 Pfund Hel, welches im Geſchmack das Baumoͤl übertrifft. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes, ſo auch Feinde und Krankheiten, wie bei dem Holzapfelbaum. Erklaͤrung der Abbildung. N! I. Ein Bluͤthenzweig; „2. ein Fruchtzweig; 3. eine reife Frucht, im Laͤngendurchſchnitt, um die Lage der Samenkerne zu zeigen. 270 P YR US. 85. P. RU S PO DUV. E ENR TIA Hanbutten Birn. Tafel LXXI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter eirund, ſcharf zugeſpitzt, am Rande ſcharf geſaͤgt, auf der Oberflaͤche glatt, unter⸗ waͤrts filzig, geftielt. a Synonymie. PYRUS POLLVERIA. Willd. Linn. II. 2. p. 1016. Ne 7. Bechſtein IV. p. 349. Ne 30. Duͤ Roi und Pott II. p. 358. N. 14. Guimpel und Hayne p. 101. POLLVILLERIANA. Borkhauſen II. p. 1251. N. 451. von Muͤnchhauſen, deſſen Hausvater t. 3. p. 333. Duͤ Hamel Traité des arbres fruitiers t. 1. P. 327. Franz. LE POIRIER AZEROLIER. — Engl. TUE AZEROLE PEAR-TREE. Provinzial⸗Namen. Pollwiller⸗Birn ), Azerolen- und Lazarolen-, Mehl, Mispel-, Horniſſen⸗, Roth: und Alteweiberbirn. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 413 und 414. Guimpel und Hayne J. 76. Bechſtein Forſt⸗ bot. IV. T. 9. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 10— 20 Fuß hoch ohne Aſt, 1½ — 2 Fuß über der Wurzel dick, gerade und rund; mit der wenig aͤſtigen Krone, deren Aeußeres kegelfoͤrmig erſcheint, erreicht der ganze Baum eine Höhe von 60 — 80 Fuß. Die alte Rinde graubraun, weißlich gefleckt, runzlich und aufgeſprungen, die juͤngere braun und etwas gefurcht, die juͤngſte braͤunlich gruͤn, mit wei— chen weißen Haaren bekleidet. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd oder ungeregelt, die untern kurzen, nur ſparſam bezweigten Aeſte ziemlich wagerecht, die uͤbrigen wie die Zweige mehr angeſchloſſen. Die Wurzeln. Außer der Pfahlwurzel, welche 3 —4 Fuß tief ſenkrecht in den Boden dringt, laufen die uͤbrigen Seitenwurzeln in 1— 2 Fuß Tiefe 10 — 15 Fuß weit aus, hier und da junge Schoͤßlinge hervortreibend. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehenden Blaͤtter- und Bluͤthen-Knospen eirund, ſtumpfſpitzig, ) Der Botaniker Bauhin gab dieſem Baume den Namen Pollwiller-Birn (P. pollvilleriana), weil er ihn in dem Garten des Freiherrn v. Pollwiller fand. BAY RUS 271 Sſchuppig und braun, die Schuppenränder weißlich behaart. Die Ende Aprils oder Anfangs Mai einzeln, auch in Buͤſcheln von 5 — 6, allein oder mit der Bluͤthe vergeſellſchaftet erſcheinenden ſommer— grünen Blaͤtter ausgebildet 3 — 5 Zoll lang, 2— 3 Zoll breit, eifoͤrmig, am Grunde verſchmaͤlert und abgerundet, oben ſcharf-geſpitzt, am Rande unordentlich einfach oder doppelt geſaͤgt, auf der Ober— fläche glänzend dunkelgruͤn und glatt, nur an der Mittelrippe wenig weißhaarig, unterwaͤrts mattgruͤn, erhaben ſtark gerippt, geadert und weißfilzig, die Mittelrippe ſparſam braundruͤſig, der oben gerinnelte, wollige Blattſtiel 1 Zoll lang; Ende Octobers fallen ſie gruͤn, gelb, roͤthlich oder braun gefaͤrbt ab. Die Bluͤthe erſcheint, wie vorbemerkt, gleichzeitig und in Geſellſchaft mehrerer Blaͤtter aus einer Knospe Ende Aprils oder Anfangs Mai. Die auf Z,—1 Zoll langen hellgruͤnen, weißfilzigen, am Grunde mit ſehr ſchmalen lanzettfoͤrmigen Abfallblaͤttchen verſehenen Stielen, zu 6 — 12 in gabelaͤſtigen Schirmtrauben zuſammenſtehenden wohlriechenden Blumen ſind zwitterlich; der bleibende, uͤberſtaͤndige, hellgruͤne, weißfilzige Kelch 5ſpaltig; die ausgebreitete flache Krone öblaͤttrig und weiß, die Blaͤtter ver— kehrt eifoͤrmig, etwas hohl und zuweilen zwiſchen den Kelchausſchnitten herauswachſend; 18 — 20 pfrie⸗ menfoͤrmige Staubfaͤden, nicht ſo lang als die Kronenblaͤtter, und aufgerichtete, zweifurchige, roͤthliche Staubbeutel tragend, ſtehen auf oder an dem Kelchrande, und 4 — 5, ſeltener 2— 3 fadenfoͤrmige, un- ten mit Wolle verbundene gelbgruͤne Griffel, mit einfacher rundlicher Narbe, auf einem eifoͤrmigen filzi- gen Fruchtknoten. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine kleine ovale, oben platt abgerundete und einge⸗ drückte, von den Kelchabſchnitten gekroͤnte, unten nach dem Stiele ſpitz ablaufende gelbroͤthliche, auf der Sonnenſeite rothbaͤckige, glatte, fleiſchige Kernfrucht (Birn), mit einem aus 4 oder 5, durch haͤutige Scheidewaͤnde getrennte Kammern gebildeten unverbundenen Samengehaͤuſe, deſſen jede der Kammern oder Faͤcher 2 laͤnglich-ovale, ſchwarzbraun umhaͤutete Samenkerne enthaͤlt, reift im September und October, und ihr ſodann gelbliches, mehliges, zunaͤchſt dem Kernhauſe ſehr ſteiniges Fleiſch iſt von faſt widerlich füßem Geſchmack. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, feſt und zaͤhe, wie das Holz der Holzbirn, auch von gleicher Farbe und Schwere. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in den Laubwaͤldern und Gebuͤſchen Deutſchlands, z. B. in Thuͤringen, auch am Harze, ferner im Oldenburgiſchen und in der Umgegend von Bremen, kommt aber nur ſparſam vor; alle ſonſtige Eigenthuͤmlichkeiten hinſichtlich des Standorts, ſo wie Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit und Lebensdauer, Nutzen, forſt⸗ wirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes, auch Feinde und Krankheiten, mit dem vorhergehenden wilden Holzbirnbaum gemein. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein Bluͤthenzweig; „ 2. ein maͤnnliches Staubgefaͤß und „ 3. die fünf Griffel vergrößert; 4. die Frucht in natuͤrlicher Groͤße. 2.9 's. D. Azaroli. Azerol-Birnen. Beſonderer Gattungs-Character. Die Blumen ſtehen in aufgerichteten gabelaͤſtigen Schirmtrauben auf den Spitzen der Zweige, und enthalten 2— 3, ſelten mehr Griffel; die aufrechtſtehenden Fruͤchte ſind klein, das Fleiſch iſt trocken und mehlig, und ſtatt des regelmäßig 5faͤchrigen Kerngehaͤuſes der eigentlichen Birn finden ſich meiſtens nur 2 oder 3 häufig ausgekleidete Höhlun- gen, deren jede 2, oft auch nur 1 Samenkorn enthält. 86. PVR. -S RLX. Mehl⸗Azerole. Tafel LXXII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter eifoͤrmig, nach dem Grunde rundlich ablaufend, oben zugeſpitzt, am Rande doppelt geſaͤgt, ſtark⸗ und vielrippig, oberwaͤrts dunkelgruͤn und glatt, unten dicht weißfilzig, geſtielt. Synonymie. PYRUS ARIA. Willd. Linn. II. 2. p. 1021. Ne 19 — Bechſtein IV. p. 334. Ne 25. 55 — Dü Roi und Pott II. p. 334. N! 9 — Guimpel und Hayne p. 104. AZAROLUS ARIA. Borkhauſen II. p. 1229. N. 444. CRATAEGUS — Burgsdorf II. 1. p. 191. N. 24. S ORB US — Hartig NEBEN Franz. L’ALISIER BLANC. — Engl. TE WHITE BEANM-TREE Provinzial-Namen. Mehlbeere, Mehlbeerbaum, Mehlbeerhagedorn, Mehlbirne, großer, auch rother Mehl- Maͤl- und Maͤhlbaum, Mehlfäfferhen, weißer Elzbeerbaum, Adels-, Arls-, Atlas-, Fiſch- und Vogelbeerbaum, Frauen-, Els- und Thelsbirne oder Birlebaum, wilder Sperber-, Spier- oder Spierlings- und Spier- apfelbaum, Meerkirſchen⸗, Oxel⸗, Flieder⸗ und Qualſterbaum, Silberlaub-, Weißlaub, Weißlaͤubern, Witt- loͤbern, rother Eßling und Sporapfel. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 555. Reitter und Abel T. 24. Guimpel und Hayne J. 79. (Gleicht dem folgenden Pyr, decipiens). PYRUS. 273 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 10—15 Fuß hoch ausgeaͤſtet, 1 — 1½ Fuß im un⸗ tern Durchmeſſer ſtark, ziemlich gerade und rund, oder ſpannruͤckig; die wenig aͤſtige Krone am jungen Stamme kegelfoͤrmig, am alten ausgebreitet, und mit derſelben beträgt die ganze Höhe des Baumes 30 — 50 Fuß. Die alte Rinde dunkelbraun weißgefleckt und glatt, nur in ſehr hohem Alter unten am Stamme feinriſſig und blaͤttrig, die juͤngere gelb- oder rothbraun, mit undeutlichen weißen Punkten ſpar⸗ ſam uͤberſtreuet, die juͤngſte von gleicher Farbe, mit weißem Filz überzogen. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd oder ungeregelt, einzeln und etwas ſperrig. Die Wurzeln. Wo es der Boden geſtattet, dringt die Hauptwurzel pfahlartig 3 — 4 Fuß tief ein, und die Seitenwurzeln ſtreichen 8 — 10 Fuß weit, treiben aber nur wenige, geradaufſtehende Sprof- fen aus der Oberfläche. Das Blatt. Im Monat Mai brechen aus abwechſelnd ſtehenden eirunden, Sſchuppigen, unten rothbraunen, oben gruͤnlichen, auf den oberſten Schuppenſpitzen weißfilzigen Knospen einzeln oder zu mehreren, allein oder zugleich mit der Bluͤthe, aber früher als dieſe, die ſommergruͤnen dicken ſteifen Blätter hervor. Ausgebildet erreichen fie eine Länge von 3 — 4 Zoll, und eine Breite von 2½ Zoll; ihre aͤußere Geſtalt iſt eifoͤrmig, unten verſchmaͤlert abgerundet, oben meiſtens nur kurz zugeſpitzt, am Rande doppelt ſaͤgezaͤhnig, oder einzeln etwas breit gezaͤhnt, die Zaͤhne ſcharf geſaͤgt, die Oberflaͤche glaͤnzend dunkelgruͤn und glatt, die Unterflaͤche dicht weißfilzig, einzeln ſchwarz ſtachelhaarig, und außer der ſtarken Mittelrippe von 11— 14 erhabenen ſtarken Seitennerven durchzogen, der Blattſtiel // 7 Zoll lang, ſtark, rund, gerinnelt und weißfilzig; ſie faͤrben ſich oberwaͤrts im October erſt gelb, dann roſtbraun, und fallen nach innen zuſammengerollt ab. Die Bluͤthe erſcheint Ende Mai's, oft erſt Anfangs Juni, als veraͤſtelte vielblumige Schirmtraube auf den Spitzen der Zweige. Die flach ausgebreiteten Zwitterblumen ſtehen auf ½ Zoll langen weißfilzigen Stielen; der uͤberſtaͤndige bleibende weißfilzige Kelch öſpaltig und ausgebreitet, die Krone Sblättrig, die Blaͤtter verkehrt eirund, oben etwas ausgehoͤhlt und weiß; 18 — 20 dünne weiße, zur Hälfte kuͤrzere, zur Hälfte längere Staubfaͤden, kuͤrzer als die Kronenblaͤtter, mit weißlich-gelben Staub⸗ beuteln, ſtehen auf und an dem innern Kelchrande, und 2, ſelten 3, am Grunde vereinigte weißlich— gruͤne Griffel mit rundlicher, etwas getheilter Narbe in ihrer Mitte auf dem ovalen weißfilzigen Frucht⸗ knoten. Die meiſten Blumen fallen ab, ohne Fruͤchte anzuſetzen. Die Frucht und der Samen. Die zu 4—6 auf feinbehaarten gelbbraͤunlichen Stielen mei- ſtens aufrechtſtehenden kleinen Kernfrüchte (Beeren) find elliptiſch, oben vertieft genabelt, anfangs gruͤn und zartwollig, nach der Reife (im Monat October) aber kirſchroth und glatt; das gelbliche Fleiſch iſt trocken und mehlreich, und enthält ein nach der Anzahl der Griffel gebildetes 2 — gfaͤchriges Kerngehaͤuſe, jedes der lederartig ausgekleideten Fächer aber 2, auch wohl nur 1 vollkommenen eiförmi- gen, braunumhaͤuteten Samen-Kern. Erſt in den Wintermonaten December und Januar fallen die Beeren ab. : Varietaͤten. Man findet Verſchiedenheiten in der Geftalt und Farbe der Blätter und Früchte, die ſich bald dem hier beſchriebenen Mehlbeerbaume (Pyr. Aria), bald dem Elzbeerbaume (Pyr. torminalis) nähern, und die Bechſtein (ſiehe deſſen Forſtbotanik IV. Gotha 1821) unter folgenden Bemerkungen als ſtaͤndige Arten aufnimmt: a. Pyrus rotundifolia. Die rundbaͤttrige Azerole, mit rundlichen, am Rande rundlich⸗lappenartig eingeſchnittenen, doppelt gefägten, auf der Oberfläche glat- ten, unterwaͤrts weißlich-gruͤnen, filzigen, wenig nervigen Blaͤttern. . Pyrus semilobata. Die Baſtard-Azerole, mit eirunden, doppelt⸗geſaͤgten, am Grunde abgerundeten, oben etwas herzfoͤrmig eingeſchnittenen, 2—3 lappigen, oberwaͤrts glänzend hellgruͤnen, unterwaͤrts ſtark filzigen und gelbgruͤnen Blaͤttern. S 274 P IR US. c. Pyrus decipiens. Die taͤuſchende Elzbeere, mit ovalen, ſcharf eingeſchnit— tenen, lappigen, ſpitzig und doppelt geſaͤgten, auf der Oberflaͤche mattglaͤnzend dunkelgruͤnen, auf der Unterflaͤche wenig filzigen und graulich-gruͤnen Blättern. d. Pyrus semipinnata. Die halbgefiederte Orel-Azerole, mit eirundsläng- 5 lichen, am Grunde meiſt keilfoͤrmig zulaufenden, tief, faſt halbgefiederten, grob und einfach geſaͤgten, auf der Oberfläche dunkel glaͤnzend-gruͤnen und glatten, unterwaͤrts filzigen, wenig nervigen und graugruͤnen Blaͤttern. Da indeß die fuͤr dieſe Annahme aufgeſtellten Gruͤnde zum Theil ſchwankend ſcheinen, ſo ſind, mit Ausſchluß der folgenden Art, welche Bechſtein fuͤr einen Baſtard von dem Mehl- und Elzbeerbaume Hält, die übrigen hier um fo weniger aufgenommenen, als im andern Falle die Zahl der Abbildungen vermehrt, und dadurch dies Werk ohne beſondern Nutzen vertheuert ſeyn wuͤrde. Beſchaffenheit des Holzes. Lang-feinfaferig, ſehr feſt, zaͤhe und dauerhaft; auf dem Quer⸗ ſchnitt gelblich-weiß, im Kern braͤunlich, oft geflammt; ein Cubikfuß wiegt: ſriſchh 57 Pfund. halbtrocken ee Hane dar t i 2 8E 38 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Kommt faſt uberall in den gebirgigen Laubwaldungen Eu ropa's, in Rußland, Schweden, Sachſen, Franken, Schwaben, Tyrol, in der Schweiz und in England, auch im noͤrdlichen Aſien (z. B. auf dem caucaſiſchen Gebirge) vor; im mittleren Europa jedoch häufiger als im nörd- lichen, wo er ſich z. B. am Harze nur ſelten findet. Wo das Klima nicht zu rauh iſt, vertraͤgt er einen ziemlich hohen Gebirgsſtand, wie dies ſein Vorkommen auf den Urgebirgen des Thüringer Wal- des beweiſet, fein vorzuͤglicher Stand find indeß die mittaͤglichen Wände des Floͤtzgebirges und die die— ſem angehoͤrenden Erdarten, beſonders die nicht zu bindenden Falfigen; auch liebt er den freien Stand mehr als den ſchattigen, weshalb ihm die Schlaghölzer mehr als die Hochwaldungen zuſagen. Fortpflanzung. Sie geſchieht durch den natuͤrlichen Abfall der Beeren, welche Maͤuſe und Voͤgel weiter vertragen, oder durch kuͤnſtliche Ausſtreuung derſelben fo wie der Samenkerne in Rinnen, wobei die Beeren /, die Samenkerne aber ¼ Zoll hoch mit Erde bedeckt und, wenn das Wet— ter trocken iſt, gelinde begoſſen werden, im Frühjahr, (Monat April). Nach 4 — 6 Wochen, oft aber auch erſt im zweiten Fruͤhjahr, erſcheinen die jungen Pflanzen mit roͤthlichen Keim- und ovalen Samen— laͤppchen. Pflanzſtaͤmme erzieht man in beſondern Baumſchulen, bei 1 — 2 Fuß Standentfernung, und die Pflanzung geſchieht im Frühjahr und Herbſt; auch durch Propfen und Oculiren auf Birn— ſtaͤmme geht die Vermehrung leicht von Statten. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. In 80 — 100 Jahren hat der Baum feine vollkommene Hoͤhe erreicht, fein Lebensalter erſtreckt ſich indeß auf 200 Jahre, und obgleich der Stamm in dieſer Zeit gewoͤhnlich hohl wird, ſo traͤgt er doch Laub und viele Fruͤchte. Nutz en. Blätter, Bluͤthen und Früchte empfehlen durch ihr Aeußeres den Mehlbeerbaum zur Anpflanzung in Luſtwaͤldern und Alleen. Das Holz hat mit dem Holzbirnbaum gleiche Hitzkraft, und dürfte ſich wegen ſeiner großen Feſtigkeit und Dauer, die vielleicht Veranlaſſung zur Beilegung des Namens Metallo gegeben hat, zu Bauholz vorzuͤglich eignen, wenn ihm nicht von der Natur die hierzu erforderliche NIR LUIS. 275 Stärke verſagt würde, aus welchem Grunde es denn meiſtens nur zu allerlei Geraͤth e-, Werk- und anderm Nutzholze verbraucht wird. Fuͤr Muͤhlen und Maſchinen giebt es Radzaͤhne, Keile, Stam— pfen, Preſſen, Schrauben, Walzen, Wellen, Kaͤmme, Weberſpuhlen und Spindeln, und der Stellmacher, Schreiner, Drechsler, wie der Bildhauer und Inſtrumentenmacher, verarbeiten es zu Achſen, Meubeln, Handgriffen, Formen, Modellen, Floͤten u. ſ. w.; es laͤßt ſich ſehr gut poliren und beitzen. Die un⸗ ſchmackhaften mehligen Fruͤchte werden in Schweden roh gegeſſen; außerdem aber gereichen ſie nicht nur dem Wilde, den Mardern und Voͤgeln zur Nahrung und zur Maͤſtung der zahmen Schweine, ſon⸗ dern fie geben auch Eſſig und Brantewein, und in theuren Zeiten hat man fie gemahlen unter Y, Gerſte oder Rocken ſelbſt zu Brot verbacken. Die Bluͤthen beſuchen die Bienen, und das Laub nebſt den jungen Zweigen benutzt man ſowohl zur ſchwarzbraunen Faͤrbung auf Wolle, als zur Fütterung für Schafe und Ziegen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Er eignet ſich ſowohl zum Hoch- als Niederwaldbetriebe, und wird da, wo er ſich unter an— deren Laubhoͤlzern vorfindet, mit dieſen gleichzeitig abgetrieben; außerdem nimmt man das beſte Abtriebs⸗ alter für den Baum mit dem sofern — 100.2 Jahre, für den Stockausſchlag aber mit 12 — 15, auch 25 — 30 Jahren an, und der Hieb ſelbſt fallt für das Baumholz in die Wintermonate December bis Mitte Februar, fuͤr das Schlagholz in den Monat Maͤrz. Feinde und Krankheiten Zu den bedeutenden Feinden gehoͤrt das Wild und Hudevieh, von welchen die Samenloden und jungen Stockausſchlaͤge verbiſſen werden, zu den geringern hingegen, außer einer eigenen Art Gall— wespe, die durch ihren Stich auf der unteren Blattſeite viele kleine Galläpfel erzeugt, faſt ſaͤmmtliche den Bluͤthen der Pflaumen, Aepfel und Birnen ſchaͤdlichen Inſecten. Als Hauptkrankheit, wovon der Baum im hohen Alter befallen und getödtet wird, zeigt ſich die Kernfaͤule. Erklaͤrung der Abbildung. N 1. Ein Bluͤthenzweig; » 2. ein Zweig mit reifen Fruͤchten; » 3. eine Frucht in der Länge durchgeſchnitten, um die Lage der Samenkerne zu ſehen; 4. ein einzelnes Samenkorn. 87. PYRUS DECIPIENS. Falſche Mehl- oder Elzbeer-Azerole. Tafel LXXIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter eifoͤrmig, am Rande mit breiten, tiefen, ſcharf geſaͤgten Zaͤhnen, auf der Oberflaͤche ſchwachglaͤnzend dunkelgruͤn, unterwaͤrts graugruͤn und nur wenig gefilzt, geſtielt. 70 276 bp VR US. Synonymie. PYRUS DECIPIENS. Bechſtein IV. p. 343. N. 28. CRATAEGUS HYBRIDA. Deffen Diana I. p. 81. AZAROLUS Borkhauſen II. p. 1239. N. 448. SORBUS ARIA INTERMEDIA. Hartig VI. 1. p. 133. Nez Provinzial-⸗Namen. Spitzblaͤttrige Azerole und taͤuſchender Elzbeerbaum. Abbildungen. Bechſtein Forſtbot. IV. T. 7. und deſſen Diana 112. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 12— 18 Fuß hoch aſtrein, 1½ — 2 Fuß über der Wurzel ſtark, gerade, aber gewöhnlich fpannrüdig, die wenig und kurzaͤſtige Krone ſchoͤn pyramidenfoͤr⸗ mig, und mit derſelben erreicht der Baum eine Höhe von 50 — 60 Fuß. Die alte Rinde rothgrau, marmoraͤhnlich weißgefleckt und glatt, nur an ſehr alten Stämmen der Länge nach feinriſſig aufgeſprun⸗ gen, und durch eben ſolche feine Querriſſe in dünne, ſich ablöfende Blätter getheilt, faſt wie am Apfel— baume; die juͤngere kaſtanienbraun und, wie die hellere jüngfte, mit weißen Quer- und Rundflecken bedeckt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen an jüngern Stämmen abwechſelnd, an aͤltern, wo viele derſelben abgeſtorben ſind, ungeregelt und wenig gedraͤngt, doch ziemlich angeſchloſſen. Die Wurzeln gehen 3 —4 Fuß tief und 8 — 12 Fuß weit unter dem Boden fort, ohne ſonder— lich viele Ausſchuͤſſe zu treiben. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehenden eirunden, oben abgeſtumpften 6 — Sfehuppigen, rothbraunen Knospen auf den Schuppenraͤndern fein weißhaarig; die im Mai hervorbrechenden, auf 1 — 1¼ Zoll langen dünnen, oben gerinnelten Stielen ſtehenden ſommergruͤnen Blätter 4— 5 Zoll lang, 27 — 3 Zoll breit, oval, nach dem Stiele und der Spitze zu rundlich ablaufend, am Rande breit und ziem— lich tief, nach oben verjuͤngt zulaufend doppelt ſaͤgezaͤhnig, dünn, faſt fladdrich, und außer der Mittelrippe von 8— 10 zarten Seitennerven durchzogen, oberwaͤrts mattglaͤnzend dunkelgruͤn, unten gelbgrau-gruͤn, wenig filzig und nur ſehr ſparſam mit ſchwarzen Stachelhaaren beſetzt; fie faͤrben ſich gelb oder roͤthlich marmorirt, zuletzt rothbraun, und fallen fpäter (Ende Octobers und Anfang Novembers), auch nicht ſo zuſammengerollt wie beim Mehlbeerbaum, ſondern flach ab. Die Bluͤthe erſcheint Anfangs Juni, ebenfalls in aͤſtiger Schirmtrauben-Geſtalt, auf den Spitzen der Zweige wie beim Mehlbaume, und eben ſo ſind auch die Zwitterblumen gleich wie bei dieſem geſtaltet und gefaͤrbt; doch ſind die runden Knospen, Fruchtknoten und Blumenſtiele dicker, und wie die tiefer geſpaltenen, ſpitzeren Kelchabſchnitte weniger gefilzt, Staubgefaͤße zählt man oft 24 — 29, meiſtens aber 20. Die Frucht und der Samen. Erſtere, gleichgeſtaltet in der Form, aber größer und ſchmack— hafter wie die Mehlbeere, reifen im October, wo ſie hell umbra-braun, und zuweilen, wie die Stiele, weißpunktirt erſcheinen, und enthalten in 2 Faͤchern des Kernhauſes nur 2 eirunde, gedruͤckte, Faftanien- braun behaͤutete Samenkerne. Beſchaffenheit des Holzes. Es iſt noch feſter und dauerhafter wie vom Mehlbaume, und hat mit dieſem gleiche Hitzkraft. ; IIR US. 277 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bechſtein, der dieſen Baum, wie vorhin bemerkt, für einen Baſtard vom Mehl- und Elzbeer- baume hält, verſetzt auch feine Heimath dorthin, wo dieſe beiden Stammeltern zuſammen ſtehen; vor- zuͤglich haͤufig fand er ihn im Gothaiſchen und in Franken, jenſeit des Thuͤringer Waldes. Auch im hieſigen Herzoglichen Park bei Braunſchweig ſtand noch vor kurzer Zeit ein ſolcher, Bluͤthen und Fruͤchte tragender Stamm, von welchem die zu dieſer Beſchreibung gehoͤrende Abbildung genommen, der aber leider ausgegangen iſt. Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer, Nutzen u. ſ. w. wie beim Mehlbeerbaume. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Bluͤthenzweig; „ 2. eine Blume ohne Kronenblaͤtter; » 3. die reife Frucht. 88. PV RUS TORMINAL IS. Elzbeer⸗Azerole. Tafel LXXIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter im aͤußern Umfange ſtumpf⸗eifoͤrmig, ſpitz⸗lappig tief eingeſchnitten, die untern Lappen etwas ſperrig abſtehend, im Alter beiderſeits glatt, langgeſtielt. Synonymie. PYRUS TORMINALIS. Willd. Linn. II. 2. p. 1021. N. 21. Bechſtein IV. p. 330. Ne 24. —— — Duͤ Roi und Pott II. p. 341. Ne 12. = Guimpel und Hayne p. 105. AZAROLUS — Borkhauſen II. p. 1235. Ne 447. CRATAEGUS — Burgsdorf II. 1. p. 189. Ne 20. S ORB US Hartig u ted 3s Nee Franz. L'ALISIER TORMINAI. — Engl. TUR WILD HAW TREE. Provinzial⸗Namen. Elze, Elſe⸗ und Elſenbeere, Als⸗, Wels, Alſe⸗, Aller, Aelſche⸗, Ar-, Adlers⸗, Atlas⸗, Adeleſch-, Hut⸗ tel⸗, Iltis⸗, Eiſen⸗, Darm⸗ und Mehlbeere oder Mehlbeerenbaum, Elſenbaum, Egel-, Aele⸗, Arle-, Arls-, Alſch-, Atlas-, Abraſch-, Hoͤrliken, Hoͤrnicken-, Sorſt-, Speyer-, Sperber-, Zuͤrgel- und Drachenbaum, Elzbeerbirn, Egelbirn, Elſch-, Eierlins- und Eiſchbirle oder Birlebaum, Egele, Ehle, Ehelein, Elge, 278 „ e e Elritze und Eitze, Elz= und Darmbeerenhagedorn, Arkirſche, Ar-, Arſch⸗, Aeſch- und Eſcheroͤslein, Serſch, Serfsstnieinfiuauih" zahmer falfcher Vogelbeerbaum, ahornblaͤttriger wilder Spier- und Spohrapfel, wil- der Sperberbaum mit braunen Beeren. Abbildungen. Kerner Abbild. öͤkon. Pfl. T. 62. Cramer T. 17. Reitter und Abel T. 20. Guimpel und Hayne T. 80. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 12 — 18 Fuß hoch ausgeaſtet, e Fuß im untern Durchmeſſer ſtark, und ziemlich ſchlank, aber meiſtens ſpannruͤckig, die Wenig aſtige Krone pyra⸗ midenförmig, die Höhe des ganzen Baumes 50 — 60 Fuß. Die alte Rinde cee und ſchup⸗ pig aufgeriſſen, faſt wie am Birnbaum, die jüngere dunkel⸗rothbraun, grau und weiß gefleckt und glatt, die jüngfte olivenbraun, weiß punktirt. a a Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd oder ungeregelt und wenig gedrängt; die unte— ren Aeſte etwas ſperrig, die oberen wie die brüchigen Zweige ſpitzwinklich angeſchloſſen. Die Wurzeln. Die Hauptwurzel geht auf lockerem Boden pfahlartig über 3—4 Fuß tief; die Seitenwurzeln breiten ſich 8 — 10 Fuß weit aus und treiben häufige Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Die Knospen ſtehen abwechſelnd, find eirund, oben ſtumpf, 8ſchuppig, hellbraun, oder olivengruͤn, mit braͤunlichen Schuppenraͤndern und glaͤnzend glatt. Die zu Anfang Mai's ausbre— chenden ſommergruͤnen Blaͤtter ſtehen abwechſelnd auf 1½ — 2 Zoll langen, oberwaͤrts gerinnelten, in der Jugend fein behaarten Stielen, find 3 — 4 Zoll lang, 3½ Zoll breit, in ihrer äußeren Umfangs- linie rundlich- eifoͤmig, am Grunde abgerundet, gerade oder ſchwach herzfoͤrmig ausgeſchnitten, auf den Seiten meiſtens in 7, auch 5 ſpitzige Lappen abgetheilt, von denen die ſperrig abſtehenden untern die größten, und wie die naͤchſtfolgenden kuͤrzeren, meiſtens einfach, der mittlere aber doppelt ſcharf geſaͤgt, auch oft noch in kleine Nebenlappen oder geſaͤgte Zähne geſchnitten iſt, oben glänzend dunkel-, unten matt- gelbgruͤn, beiderſeits glatt, nur in der Jugend auf der unteren Flaͤche, beſonders auf der ſtarken Mittel- rippe und den von dieſer auslaufenden 5 — 6 Seitennerven grauroͤthlich behaart; vor ihrem Abfalle im October ſchoͤn hellroth, zuletzt rothbraun gefaͤrbt, fallen ſie, ohne ſich zuſammenzurollen, ab. Die Bluͤthe erſcheint als aͤſtige ſperrige Schirmtraube zu Ende Mai's oder Anfangs Juni auf den Spitzen der Zweige. Die Blumen find zwitterlich, der uͤberſtaͤndige, bleibende Kelch Sfpaltig, weiß— lich⸗gruͤn und wie die Blumen⸗Stiele filzig; die Krone ösblaͤttrig, die flach ausgebreiteten Blätter ver— kehrt eirund, oben etwas hohl und milchweiß; auf dem Kelchrande und innerhalb an den Seiten deſſelben find 18 — 21 weiße Staubfaͤden mit getheilten, gelblich-weißen Beuteln, in der Mitte des vertieften Blumenbodens aber 2, auch zuweilen 3—4 gruͤngelbe Griffel mit einfacher rundlicher Narbe befindlich. Die Frucht und der Samen. Die elliptiſch geformten, anfangs grunen, zur Zeit der Reife, im October, graubraunen Kernfruͤchte (Beeren) enthalten ein 2 — Afächeriges ausgehaͤutetes Kernge— haͤuſe, und in jedem Fache 2 ovale braͤunliche Samenkerne; vom Froſt, oder auf dem Lager teig ge— worden, iſt ihr Fleiſch wohlſchmeckend. Varietaͤten. Dieſelben Abarten, welche bei dem Mehlbeerbaume aufgefuͤhrt find, koͤnnen auch als Abkoͤmmlinge dieſes Baumes angeſehen werden. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr feinfaſerig, außerordentlich hart, feſt und zaͤhe, auf dem Querſchnitt weiß⸗ oder roſtgelb, mit roth⸗ und ſchwarzbraunen ſchmalen, auch breiten Streifen; ein Cubik— fuß wiegt nach Hartig: sn arena 8 57% Pfund. Halht rocken 48 „ PERF U?S: 279 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt allenthalben in den Laubwaldungen Europa's, am meiſten indeß unter dem gemaͤßigtern Himmelsſtrich deſſelben; noͤrdlich, z. B. am Harze, dagegen nur ſparſam; auch in Aſien, z. B. am Caucaſus, findet er ſich. Er liebt die Vorberge und Ebenen, einen etwas ſchattigen Stand und maͤßig bindenden Boden. Fortpflanzung. Geſchieht auf gleiche Weiſe wie bei dem Mehlbeerbaume und zu derſelben Zeit; auch eben ſo geſtaltet, wie bei dieſem, erſcheinen die jungen Pflanzen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Von ſehr langſamen Wuchs, erreicht der Baum erſt in 100 Jahren ſeine Vollkommenheit, und ſeine Lebensdauer erſtreckt ſich auf 200 — 300 Jahre. Nutzen. Die Art der Benutzung iſt zwar ganz dieſelbe, wie beim Mehlbeerbaumez allein die größere Feſtigkeit und mehrere Hitzkraft des Holzes, welche letztere ſich zu dem Buchenholze, nach Hartig, hh wie 5 fl. 36 Kr. zu 6 fl. oder nach v. Werneck wie 845 zu 1000, und verkohlt wie 885 zu 1000 verhaͤlt, geben dem Elzbeerbaume ſowohl als Brenn-, wie als Nutz⸗Material, beſonders aber als letzteres fuͤr den Tiſchler zu Meubeln u. ſ. w., vor jenem den Vorzug. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Der Elzbeerbaum vertraͤgt jede Art von Waldwirthſchaft, wiewohl der Stockausſchlag im Nieder⸗ walde gegen die uͤbrigen Schlaghoͤlzer im Wuchſe zuruͤck bleibt, und verdient wegen ſeiner großen Nutz⸗ barkeit fleißiger, als wohl bisher uͤblich geweſen, angebauet zu werden. Das Baumholz wird im Herbſt und Winter, das Stangenholz aber zu gleicher Zeit wie die uͤbrigen Schlaghoͤlzer, alſo kurz vor dem Safttriebe, gehauen. Feinde und Krankheiten. Wie beim Mehlbeerbaume. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Blüthenzweig; „ 2. ein Fruchtzweig mit reifen Beeren; 3. ein Samenkorn. XLII. QUERCUS. Eiche. x LINN. GEN. ed. VI. N? 1070. Claſſe XXL MONOECIA. Ordnung VII. POLYANDRIA, Gattungs-Character. Die männliche Bluͤthe. Ein troddelartig herabhaͤngendes, lockeres Kaͤtzchen. Der Kelch halb 5 — 7ſpaltig; die Krone fehlt; Staubgefaͤße 5 — 10, gewoͤhnlich aber 8. Die weibliche Bluͤthe erſcheint in Knospengeſtalt. Der bleibende Kelch einblaͤttrig, glattrandig, ſchuppig und ſcharf; die Krone fehlt; Stempel oder eigentlich Narben 2 — 5, meiſtens jedoch 4. Die Frucht eine am Grunde vom Kelche mehr oder weniger eingeſchloſſene, laͤnglich-eirunde, glatte, unten abgeſchabte einſamige Nuß mit lederartiger Schaale. 89. QUERCUS PEDUNCULATA. Stiel⸗Eiche. Tafel LXXV. | Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd, ſind laͤnglich-verkehrt-eirund, am Rande ungleich vertieft rund— lich gelappt, feſt, beiderſeits glatt, und ganz kurz geſtielt. Synony mie. QUERCUS PEDUNCULATA. Willd. Linn. IV. 1. p. 450. N! 65 Borkhauſen I. p. 677. Ne 114. „ — Bechſtein IV. p. 222. N? 1. —— — Duͤ Roi und Pott II. p. 393. Ne 2 — Guimpel und Hayne p. 188. — FOEMINA. Burgsdorf II. 1. p. 131. Ne 2. r Hartig VI. 1. p. 70. N 2. Franz. LE CUENE-BIAN c. — Engl. Tue ENJGLISIU OAR. Provinzial⸗Namen. Eiche, Eche, Eicke, Eecke, Eichbaum, gemeine und große Eiche, Fruͤh⸗Eiche, Sommer-, Auguft, Auft, Wald⸗, Maſt, Roth⸗, Loh-, Bau-, Tannen-, Haſel⸗, Frauen-, Vier-, Ver-, Ferkel- und Furkel-Eiche, weibliche, langſtielige und breitblaͤttrige Eiche, Aecker-, Ecker, Heiſter-, Druden- und Druidenbaum. Abbildungen. Blackwell T. 487 Kerner Abbildungen oͤkonomiſcher Pflanzen T. 592. Cramer IT. 2. Abel QUERECUS. 281 und Reitter T. 2. v. Sierstorpff, über die vorzuͤglichſten Holzarten ) Thl. 1. T. 2. Guimpel und Hayne T. 140. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, im Schluſſe und unter ſonſt guͤnſtigen Verhaͤltniſſen aufgewachſen 50 — 60 Fuß hoch, ohne Aſt, ſchlank, gerade und rund, nur allmaͤhlig nach oben in der Stärke abnehmend, 6 —8 und mehrere Fuß über der Wurzel dick; die ſtark- und volläftige, dichtbelaubte Krone bei 30 — 40 Fuß Ausbreitung felten regelmaͤßig geformt, meiſtens gedruͤckt; der ganze Baum er- reicht eine Höhe von 100 — 180 Fuß und ein Ehrfurcht gebietendes Aeußere. Die alte Rin de dick, hart und trocken, aͤußerlich ſchwarz- oder braungrau, faſt netzartig in der Laͤnge und Quere tief aufge⸗ borſten, inwendig roſt-rothbraun, die jüngere weniger dick, roͤthlich- oder graubraun, und nur ſchwach⸗ riſſig, die jüngfte dünn, graugruͤn und glatt. Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd und ungeregelt; die ſtarken Aeſte faſt wagerecht, weitgeſtreckt und einzeln, die ſchwaͤcheren von knieigem Wuchs, wie die kurzen aufwaͤrts ſtrebenden Zweige ziemlich gedraͤngt. Die Wurzeln, von der Natur dazu beſtimmt, tief aus dem Schooße der Erde ihre Nahrung zu ziehen, dringen auf gutem Boden 6— Fuß tief ein, die Pfahlwurzel in zwei oder mehrere Hauptaͤſte getheilt ſenkrecht, die 15 — 20 Fuß langen Seiten-Wurzeln in ſchraͤger Richtung, und fo, gleich wie von rieſigen Armen an den Boden gefeſſelt, vermag kein Sturm den Baum in ſeinen Grund— feſten zu erſchuͤttern. Die Blätter. Die aus 16 dachziegelartig in einander geſchobenen, roſtbraunen, gelbberän- derten kleinen Schuppen gebildeten ovalen, oben zugerundeten Knospen ſtehen abwechſelnd, wie die im April oder Mai aus ihnen hervorbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter. Dieſe mit kurzen, kaum Y, Zoll langen, oben gerinnelten Stielen verſehen, find ausgewachſen 3 —4 Zoll lang, 2— 2%, Zoll breit, an den Stockausſchlaͤgen aber oft doppelt fo groß, laͤnglich-verkehrt-eirund, am Rande ungleich, meiſtens vier bis fünf Mal tief eingeſchnitten oder bogig abgerundet gelappt, am Grunde meiſt herzför- mig ausgeſchnitten, auf der Oberfläche glaͤnzend-dunkelgruͤn, unterwaͤrts mattgelb- oder blaͤulich⸗weiß⸗ grun, die erhabene Mittelrippe nebſt den zur Seite auslaufenden 4— 5 Hauptnerven weißlich. Sie farben ſich Ende Octobers gelb, hierauf rothbraun, und fallen entweder bei eintretendem Froſte im November etwas zuſammengerollt ab, oder bleiben, beſonders an den jungen Stockausſchlaͤgen, bis zum naͤchſten Fruͤhjahr hängen, wo fie dann von den aufſchwellenden Knospen der jungen Blätter verdrängt werden. N Die Bluͤthe erſcheint gleichzeitig mit den Blaͤttern, und zwar halbgetrennten Geſchlechts, die maͤnnliche am Grunde, die weibliche auf den Spitzen der jungen Triebe, maͤnnliche und weibliche auf einem Stamme; die männliche als ein geſtieltes, 2—3 Zoll langes, troddelnd herabhaͤngendes, lockeres, gruͤnlich⸗gelbes, aus 10 und mehreren Blumen gebildetes Kaͤtzchen, von denen jede einen 5 — Ytheiligen, fein behaarten Kelch, keine Krone, und 5 — 10 Staubfaͤden mit eifoͤrmigen, doppelten Staubbeuteln enthält; die weibliche als eine kleine rothe Knospe, deren 2— 3 an einem Y,—1 Zoll langen gemeinſchaftlichen Stiele ſitzen, jede einen bleibenden halbkugelfoͤrmigen, lblaͤttrigen, äußerlich faſt dachziegelartig warzig geſchupp⸗ ten, gruͤnlich-gelben, gerippten und rothgeraͤnderten filzigen Kelch, keine Krone, und auf dem eirunden Fruchtknoten eine 3 — 5theilige Narbe enthaltend. Die Frucht und der Samen. Nach geſchehener Befruchtung waͤchſt der Fruchtknoten zu einer walzenfoͤrmigen, an beiden Enden abgerundeten, oben mit einer kurzen Stachelſpitze (dem verhaͤrteten ) In dieſem und dem von Burgsdorf unter ähnlichem Titel herausgegebenen Werke find obs unſtreitig die ausfuͤhr⸗ lichſten Abhandlungen uͤber die Naturgeſchichte, Erhaltung und Benutzung der Eiche enthalten, die es jemals gegeben hat, weshalb der Verfaſſer hinſichtlich deſſen, was der geehrte Leſer in der folgenden Beſchreibung vermiſſen follte, darauf hinweiſen muß. 282 Q-UHENBNCHUNS: Stempel) verſehenen, am Grunde aber zu / von dem nach und nach ſich verholzenden, becherfoͤrmigen Kelche eingeſchloſſenen, lſamigen Nuß (Eichel), mit anfangs grüner, zuletzt leberbrauner, pergamentaͤhn⸗ licher Schale, und etwas gefurchtem, rothbraun-faſerig umhaͤuteten weißen Kern von ſehr herbem Geſchmack. Sie reift im October, und fällt dann bei Zuruͤcklaſſung des Kelches gerade herab. Von dem 3— 4 Zoll langen Fruchtſtiele hat dieſer Baum den Namen Stiel-Eiche erhalten. Varietaͤten. Als ſolche zeichnet ſich vorzuͤglich aus: a. die geſcheckte Stiel⸗Eiche, mit weiß⸗ und gruͤn⸗geſcheckten, duͤnneren Blaͤt⸗ tern und weiß- auch rothgeſtreiften Zweigen; b. die rothe Stiel- oder Blut-Eiche, mit blutrothen Blaͤttern, und e. die ſpitzblaͤttrige Stiel-Eiche, mit ſpitzgelappten Blättern. Außer dieſen aber findet man nicht nur d. und e. früh- und fpätblühende Eichen, die Blätter und Bluͤthen fruͤher oder foäter treiben, und eben fo auch ihre Fruͤchte fruͤher oder ſpaͤter reifen, ſondern noch eine Menge anderer, die ſich in ihren aͤußeren abweichenden Merkmalen der Blätter, Bluͤthen und Früchte bald der hier beſchriebenen Stiel-, bald der fol⸗ genden Trauben-Eiche naͤhern, meiſtens aber beider Charakter zugleich an ſich tragen, und daher vielleicht durch Vermiſchung des Samenſtaubes entſtanden, alſo Baſtarde, vielleicht aber auch zum Theil wirkliche ſtaͤndige Arten ſind. Es gehoͤren dahin, nach Bechſtein, z. B. 5 . die Roſen⸗Eiche (Quercus rosacea, oder Q. pedunculata rosacea), mit am Rande roſenartig gekruͤllten Blättern, kuͤrzern Fruchtſtielen wie bei der Gtiel- Eiche, aber laͤngern als bei der Trauben-Eiche, und bald einzeln, bald trauben— artig zuſammenſitzenden, langen, dünnen Früchten; die Leder⸗Eiche (O. coriacea), mit großen ſteifen, lederartigen Blaͤttern, in der Geſtalt denen der Stiel-Eiche aͤhnlich, und mit einzelnen oder zu 2— 4 zuſammenſitzenden großen Fruͤchten; bh. die Baſtard⸗Eiche (O. hybrida), bei welcher Blätter und Früchte abwechſelnd, bald wie bei der Stiel-, bald wie bei der Trauben-Eiche geſtielt und geſtellt ſind; i. die taͤuſchende Eiche (Q. decipiens), die im aͤußeren Wuchſe des Stammes und der Aeſte, ſo wie der Geſtalt der Blaͤtter, ganz der Stiel-Eiche gleicht, aber Früchte wie die Trauben - Eiche trägt. Noch finden ſich unter den Eichen oft auffallende Verſchiedenheiten hinſichtlich des Wuchſes der Aeſte und Zweige, welche entweder aufwaͤrts gerichtet und dicht angeſchloſſen ſtehen, wie bei der Pyramiden-Pappel (ein ſolches Exemplar findet ſich ohnweit des Landſtaͤdtchens Babenhauſen, ein an— deres im hieſigen herzoglichen Park), oder zur Erde haͤngen, wie bei einzeln ſtehenden Fichten. Erſtere nennt Bechſtein die ſchoͤne Stiel-Eiche, letztere aber die Trauer-Eiche. Beſchaffenheit des Holzes. Kurz- und feinfaſerig, hart, feſt, zaͤhe und poroͤs, auf dem Quer— ſchnitt nach außen, wie alles junge Holz, mehr oder weniger gelblich-weiß, im Kerne dagegen braͤun— lich, oft geflammt. Ein Cubikfuß wiegt, nach Hartig, de le 69 Pfund. Halb token 8 ” Gand dür; 44% » Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. a In dem aͤußeren Verhalten ihres Wachsthums, mit beſonderer Beziehung auf den hiebei zu beruͤck— ſichtigenden Einfluß des Clima's, der Roth-Buche aͤhnlich, wird die Stiel-Eiche als treue Begleiterin 1 QUERCUS. 2083 jener nicht nur faſt in ganz Europa, ſondern auch im nördlichen Aſien, bis zum 60ſen Breiten⸗ Grade angetroffen, wenn gleich ihr Vorkommen im Verhaͤltniß zu dem der Rothbuche mehr ſparſam als haͤufig zu nennen iſt, da reine Beſtaͤnde von einigem Umfange, wie ſie theilweis der Speſſart noch aufzuweiſen hat (die 30 — 40jaͤhrigen und jüngeren allenfalls ausgenommen), faft unter die Selten⸗ heiten gehören, mittelwuͤchſige Bäume von 70 — 100 Jahren aber wohl eigentlich ganz fehlen. Nach dem höheren Alter zu urtheilen, deſſen fie unter den verſchiedenartigen climatiſchen Verhaͤltniſſen zu erreichen fähig iſt, wenn nur der Boden die erforderliche Nahrung ſpendet, beſitzt die Stiel-Eiche zwar immerhin eine ihr eigenthuͤmliche größere Ausdauer als die Buͤche; deſſen ungeachtet aber laͤßt ſich doch aus der allmaͤhligen Abnahme ihres Zuwachſes und der Feſtigkeit des Holzes, ſo wie aus der Abnahme ihres Vorkommens ſelbſt, der unzweifelhafte Schluß ziehen: daß fie weder dem warmen Suͤ— den, noch dem kalten Norden, ſondern zunaͤchſt, eben wie die Büche, hauptſaͤchlich nur dem unter die gemaͤßigte Zone Europa's fallenden Laͤnderſtriche, dem deutſchen Boden, angehoͤrt; hier aber wiederum in den, die aufgeſchwemmte, Floͤtz- und Uebergangs-Gebirgsformation bildenden, aus Mergel, Lehm und Letten, oder Thon mit Sand und Dammerde vermengt beſtehenden, tiefgruͤndigen Erdſchichten der Ebenen, Vor- und Mittel-Gebirge, fo wie bei oſt- und weſtlicher Lage am vorzuͤglichſten gedeihet, und in dem Anfange der flachgruͤndigen Urgebirgs-Formation, wie dieſe für den Harz theilweis ſchon bei 2000 Fuß Erhebung über dem Spiegel der Oſt-See vorherrſchend hervortritt, die hoͤchſten Punkte ihrer auf Ertrag berechneten Vegetations-Graͤnze im Gebirge findet. Sie kommt zwar auf allerlei Bo— den fort, und waͤchſt z. B. in feuchtem, fetten Boden ſehr üppig, allein ihr mit ſtarkem Splint uͤberleg⸗ tes weißes Holz iſt ſchwammig, und nie von ſolcher Nutzbarkeit wie das, welches der vorhin beſchriebene, vorzuͤglich der aus Lehm und Sand vermengte Boden erzeugt; auf trockenem aus Sand, Kies oder Kalk beſtehendem, der Sonne ausgeſetztem Boden, waͤchſt die Eiche in der Jugend raſch und treibt, als Schlag⸗ holz bewirthſchaftet, haͤufigen Ausſchlag, bildet ſich aber, weil ihre Pfahlwurzel, die wenigſtens einen 3 — 4 Fuß tiefen Grund verlangt, nicht durchdringen kann, nie zu einem ordentlichen ſchlanken Nutz— ſtamme aus, und ſtirbt hier uͤberhaupt als Baum fruͤher ab. Fortpflanzung. Sie geſchieht im Allgemeinen durch den natürlichen Abfall, oder durch Fünftliche Ausſaat des Samens (Eicheln) und durch Pflanzung, und zwar mit geringer Abweichung auf gleiche Weiſe wie bei der Rothbuche. Behuf der natuͤrlichen Ausſaat, welche das Vorhandenſeyn ſamentragender Mutterſtaͤmme vor: ausſetzt, wird der Wald-Beſtand dergeſtalt regelmaͤßig durchhauen, oder in einen Dunkel- (Befamungs-) Schlag geſtellt, daß die ſtehenbleibenden Stämme ſich faſt mit den Zweigſpitzen berühren, um ſowohl, mittelſt der hierdurch bewirkten Beſchattung, den Boden gegen das Austrocknen, fo wie gegen das Ueber— handnehmen von Kraut und Graswuchs zu ſchuͤtzen, als auch das Wegtreiben der oberen Laubdecke vom Winde zu verhuͤten, und insbeſondere eine moͤglichſt gleichmaͤßige, vollſtaͤndige Beſamung zu foͤr— dern, und wählt man hierzu, nach Verſchiedenheit der mit dem Alter der Bäume im Verhaͤltniß ſtehen— den Aſtverbreitung, auf den Rheinl. Normalmorgen von 160 UORuthen 100 — 200 der ſchlankeſten, ge- ſundeſten Stämme aus. Tritt ſodann ein ergiebiges Maft- oder Samen-Jahr ein, welches in unſerem mittleren und noͤrdlichen Deutſchland gewoͤhnlich alle 5 — 7 Jahre der Fall iſt, wird der Boden, wenn es noͤthig ſcheint, kurz vor dem Abfall der Eicheln entweder durch einzutreibende Schweine umgebrochen, oder durch Menſchen mittelſt der Hacke wund gemacht, nach dem Abfall derſelben aber durch ſchwere, aus ſtarken fperrigen Aeſten und Zweigen gebildete Schleppbuͤſche oder Eggen, mit Huͤlfe eines Pferdes, oder mittelſt eiſerner Rechen durch Menſchen oberflaͤchlich geebnet, um den Eicheln die noͤthige Laub- und Erdbedeckung zu geben, ohne welche ſie im Winter leicht verfrieren, und hierauf der Diſtrict in ſtrenge Hege gelegt. — Nachdem der junge Aufſchlag erfolgt, muß demſelben ſchon im zweiten Jahre durch eine regelmaͤßige Auslichtung, wobei etwa die Haͤlfte der Samenbaͤume wegzunehmen, Luft gemacht werden, 2 284 UE RC US. weil die Eiche in ihrer Jugend durchaus keinen anhaltenden hate 1 ai = 1 bung dieſer Auslichtung nur um wenige Jahre, Gefahr laufen Ren ſich in 5 8 eee * 15 ter getaͤuſcht zu ſehen; und wenn nun endlich der Aufſchlag die Hoͤhe er 2—3 Fuß y hat, folg der Abtriebsſchlag, oder die gaͤnzliche Hinwegnahme alles Oberholzes. in Die kuͤnſtliche Ausſaat, wozu bei trockenem Wetter die geſandecteg, RR Einen ge⸗ ſammelt werden, weshalb man weder die zuerſt, noch die zuletzt Ane Aided die eee wurm⸗ ſtichig oder verkuͤmmert ſind, geſchieht ſowohl nach Art der Getreideſaat, und ein dann Vollſaat ge— nannt, als in Riefen, Plaͤtzen und durch Stecken, und zwar am wenigen au der ben 2 Natur vorgeſchriebenen Zeit, im Herbſt, bald nach geſchehener Einſammlung der N . zum ante des Froſtes; nur im Nothfall im Fruͤhjahr, weil die Erfahrung gelehrt hat, daß niche nur ie im Winter aufbewahrten Eicheln bei aller angewandten Sorgfalt dennoch zum großen n iar Rane verlieren, ſondern auch die aus der Herbſtſaat hervorgehenden jungen Pflanzen einen ze nf raſchern Wuchs haben. Iſt man indeß durch nicht zu beſeitigende Hinderniſſe gezwungen, sur Fruͤhjahrs— Ausſaat zu ſchreiten, welche ſodann im April vorgenommen wird, ſo muß man die Eee nachdem ſie zuvor, bei mehrmahligem Umharken des Tages, auf gedielten luftigen Boͤden EUR find, ee l der hier, oder im Freien auf, vor der Entwendung durch Menſchen und Thiere geſicherten Plaͤtzen, in kleinen mit Laub oder Moos durchſchichteten Haufen aufgefchüttet, und unter einer Bedeckung von Laub, Moos, Stroh u. ſ. w. gegen den Froſt geſchuͤtzt, oder durch Eingraben in die Erde, Verſenken in dichten Faͤſſern unters Waſſer, oder endlich, die ſicherſte Methode unter allen, durch Einſchichten in trocknen Sand, bis dahin moͤglichſt gut zu erhalten ſuchen. — Die Bearbeitung des Bodens zur Aus— ſaat richtet fi nach der Größe ſeines aͤußern Flaͤchen-Umfanges, fo wie nach feiner innern Beſchaffen— heit und der vorzunehmenden Cultur-Art. Hat z. B. die Flaͤche Umfang genug, und der Boden iſt nicht zu ſteinig, noch von ſtarken Wurzeln durchzogen, ſo daß Pflug und Egge angewandt werden koͤn— nen, fo iſt für die Voll- und Riefenſaat dieſe Art von Bearbeitung die leichteſte; beſſer und wohlfeiler aber noch, wo ſich Gelegenheit dazu findet, die, das Terrain dem Landmann gegen unentgeltliche Urbarmachung zur freien Benutzung als Ackerland, beſonders zum Kartoffelbau, auf einige Jahre zu überlaffen. Doch bleibt es überall, wo man ſich des Pfluges ausſchließlich für die Holzcultur bedient, und keine eigentliche Bearbeitung zum Getreide- oder Kartoffelbau vorhergeht, Regel, den Boden nicht zu tief, und nur in ſchmalen Furchen aufzureißen, damit nicht ſtatt der obern guten Erde die un— tere ſchlechte oben auf komme, auch das feſte Erdreich ſich nicht in Schollen zur Seite ſchiebe, ſondern moͤglichſt klar zerfalle, und die Eichelſaat keine höhere Erdbedeckung als etwba von 1½ — 2 Zoll erhalte, wie dies alles bei breiten, tiefen Furchen nicht zu erreichen iſt. Flaͤchen, die durch ihre Unbedeutenheit an Umfang, oder mangelhafter Beſchaffenheit des Bodens, den Betrieb mit dem Pfluge nicht zulaſſen, werden für die Riefen- oder Plaͤtze ſaat mit der Hacke bearbeitet. — Bei der Vollſaat, wobei die Aus— ſaat der Eicheln vor und auch nach dem Umpfluͤgen geſchehen kann, und durch nachheriges Uebereggen die gleichmaͤßige Erdbedeckung bekoͤmmt, rechnet man auf den Rheinl. Wald-Morgen 660 Pfund 830 Braunſchweigiſche Himten, bei der Riefen⸗Saat aber, wobei die Riefen 3— 4 Fuß weit von ein⸗ ander entfernt gezogen, und die Eicheln in 2 — 3 Zoll Entfernung eingelegt werden, 330 Pfund — 15 Braunſchweigiſche Himten, und bei der Plaͤtzeſaat, wobei die Eicheln in 3—4 Fuß entfernten, 8 — 12 Zoll ins Gevierte haltenden Plaͤtzen, zu 4—6 Stüd auf jeden Platz, nach Art der Kartoffeln ſeicht und locker untergehackt werden, 180 Pfund — 9 Braunſchweigiſche Himten. — Zum Schutz der jungen Saat uͤberſtreuet man zuletzt die Flaͤche entweder mit Roggen oder Hafer, je nachdem die Ausſaat im Herbſt oder Fruͤhjahr vorgenommen wird, und ſchneidet dieſen im Sommer mit Vorſicht uͤber den jun— gen Pflanzen ab; auch wohl mit Birken Samen, jedes jedoch nur zu %, hoͤchſtens , der ſonſt üblichen Quantität. — Wenn Eichen mit andern Holzarten vermiſcht aus dem Samen erzogen werden und aufwachſen ſollen, fo muß die Quantität jeglicher Samenart nach dem beabſichtigten Miſchungsgrade beſtimmt werden, in welchem demnaͤchſt ein ſolcher Beſtand erſcheinen ſoll. OQUERCUS. 285 Die Eicheln liegen bei der Herbſt-Saat bis zum naͤchſten Frühjahr, bei der Frühjahrs - Saat aber 4— 6 Wochen in der Erde, und erſcheinen alsdann, unter Zuruͤcklaſſung der Samenlappen, mit 2 länglichen, etwas gewoͤlbten, purpurrothen Keimblaͤttchen. Wie bei der Roth-Buche, fo auch bei der Eiche, verdient die Pflanzung als Bloͤßen-Cultur auf freien, hochgelegenen Flaͤchen, und als Nachbeſſerung luͤckiger Beſtaͤnde, vor der Ausſaat den Vor⸗ zug, bei dem Anbau auf Triften oder offenen Hude-Plaͤtzen, bleibt ſie aber das einzige Mittel, zum Zweck zu gelangen. — Man nimmt die noͤthigen Pflaͤnzlinge entweder aus den Licht- und Abtriebsſchlaͤgen na= tuͤrlicher Beſamungen, oder erzieht ſie theils wie vorhin gezeigt, theils in eigends dazu vorgerichteten Pflanz⸗Kaͤmpen; nie bedient man ſich aber gern der in ſchattigen Dickungen aufgeſchoſſenen jungen Pflanzen, welche zwar einen ſehr ſchlanken Wuchs, doch ſelten die hierzu im Verhaͤltniß erforderliche Staͤrke und Feſtigkeit, auch ſtatt der zu ihrem kuͤnftigen Fortkommen weſentlich noͤthigen Seitenwur⸗ zeln, gewoͤhnlich nur lange, ſtarke Pfahlwurzeln haben, und daher wenig geeignet ſind, den ihnen bei der Ausflanzung ins Freie mehrfach drohenden Kampf ſtandhaſt zu beſtehen. — Zu Herrichtung des Pflanzkamps waͤhlt man einen tiefgruͤndigen, friſchen guten Boden, in noͤrdlicher, etwas geſchuͤtzter Lage, auch wo moͤglich in der Naͤhe des zu bepflanzenden Terrains und eines kleinen Quellwaſſers, um den jungen Pflanzen den Transport abzukuͤrzen, und in trocknen Sommern den Mangel an Regen durch Begießen wenigſt fuͤhlbar zu machen; laͤßt ihn in dem zu Erziehung der beduͤrftigen Pflanzen-Menge erforderlichen Umfange von Steinen und Wurzeln reinigen, und durch mehrmaliges Umpfluͤgen und Eggen wie zum Getreidebau bearbeiten; dann durch Kreuzwege in mehrere, wenigſtens in 3 Felder thei— len, und endlich mit einer gegen Beſchaͤdigung durch Wild und andre Thiere ſchuͤtzenden, dichten, dau— erhaften Befriedigung umgeben. Hat man nun außerhalb des Kamps auf natuͤrlichen und kuͤnſtlichen Beſamungs⸗Plaͤtzen zufällig junge Pflaͤnzchen in hinreichender Menge, fo bedarf es zu Erziehung der— ſelben der Anlegung eines beſondern Samenbeetes nicht, ſondern man hat nur noͤthig, ſie dort auszu⸗ heben und gleich in die Pflanzſchule zu ſetzen; im entgegengeſetzten Falle aber legt man die Eicheln auf dem hierzu abgetheilten Felde in 2— 3 Fuß entfernt gezogene, 1½ Zoll tiefe Furchen 2— 3 Zoll von einander, oder ſteckt fie in dieſer Entfernung und Tiefe in Löcher, welche mit Huͤlfe eines hoͤlzernen, unten verſtaͤhlten ſpitzigen Inſtruments, nach einer gezogenen Gartenſchnur gemacht ſind, giebt ihnen hierauf durch vorſichtiges Ueberharken die beduͤrftige Erdbedeckung, und begießt ſie ſo oft es noͤthig ſcheint. Sind die jungen Pflanzen zu Tage, müffen fie von Kraut- und Graswuchs rein gehal— ten, auch ebenfalls bei trockenem Wetter taͤglich Morgens und Abends gelinde begoſſen, im naͤchſten Herbſt aber, zum Schutz gegen die Kaͤlte, mit Laub uͤberdeckt werden. Im folgenden, ſpaͤteſtens im Len Fruͤhjahre bringt man fie bei 1 Fuß Entfernung auf das erſte Pflanzfeld, und laͤßt ſie hier unter glei⸗ cher Pflege, wie vorhin, einige Jahre ſtehen, bis ſie die zur Auspflanzung auf gehegte Plaͤtze, in die Licht⸗ und Abtriebsſchlaͤge, oder dieſen gleichaltrigen Nachwuchs noͤthige Hoͤhe von etwa 3 Fuß erlangt haben; will man indeß ſtaͤrkere Stämme zur Anpflanzung auf Triften u. ſ. w. erziehen, fo hebt man ſie zu der Hoͤhe von 3 Fuß nochmals aus, ſchneidet ihnen mittelſt eines krummen, ſogenannten Baum⸗ meſſers, zu Befoͤrderung des Hoͤhenwuchſes, die unteren Zweige dicht vor dem letzten Holzringe am Stamme ſcharf weg, ſtutzt auch wohl die Spitzen der naͤchſt daruͤberſtehenden nebſt den Wurzeln, und bringt ſie jetzt in 2 Fuß Entfernung auf das 2te Pflanzfeld, von woaus ſie dann, nachdem ihnen von Zeit zu Zeit, am beſten um Johannis jeden Jahrs, die unteren Zweige genommen, und ſie zu dem beabſichtigten Zwecke hoch und ſtark genug ſind, an den Ort ihrer feſten Beſtimmung kommen. — Beim Ausheben, welches bei geringen Stämmen bis zu 3 Fuß Höhe, mittelſt eines gewöhnlichen Grab-⸗Spatens, bei flärfern aber mit einem eignen, ſpatenaͤhnlichen ſtarken Pflanzeiſen geſchiehet, werden zuerſt die Seiten— Wurzeln, im Verhaͤltniß zu der Höhe des Stammes, ½ — 1½ Fuß von dieſem entfernt, rundherum durch tiefe, etwas ſchraͤg nach dem Mittelpunkte des Kreiſes gerichtete Stiche ſcharf abgeſtochen; ſo— dann biegt man den Stamm behutſam auf die Seite, ſticht auch die uͤbrigen ſenkrecht ſtreichenden Wurzeln zu ½ — 1 Fuß Länge ſcharf ab, und hebt ihn nun mit dem Erdballen vollends aus. Geſchieht 286 OU ER GUS. die Verpflanzung mit dem Ballen, wie dieſe zwar ſehr zu empfehlen, bei ER FERIEN aber meiſtens zu koſtſpielig wird, ſo hat man nach geſchehener Herſtellung des l Verhaͤltniſſes zwiſchen Zweig und Wurzeln, wobei zunaͤchſt alle gequetſchten oder eingeſplitterten 1 ſcharf weggeſchnitten, auch die Pfahlwurzeln bis auf einige Zoll Laͤnge geſtutzt werden muͤſſen, nur dafuͤr zu ſorgen, daß die zu transportirenden Staͤmme nicht durch heftiges Stoßen oder Ruͤtteln, wodurch der Erdballen zerfal— len könnte, leiden; im andern Falle aber wird das die Wurzeln umgebende Erdreich bei ſtarken Staͤmmen erſt durch vorſichtige ſtumpfe Schlaͤge mit dem Nacken einer Hacke in ſeiner inneren Verbindung locker, und hierauf mit den Händen völlig losgemacht. — Die Pflanzlöcher, deren Weite und Tiefe ſich nach dem Wurzel⸗Umfang der Pflanzſtaͤmme richten muß, werden auf kleinen Plaͤtzen, z. B. bei Nachbeſſerungen lückiger Beſtaͤnde, nach dem Augenmaß, auf groͤßern Flaͤchen dagegen mittelſt einer gezogenen Schnur in moͤglichſt graden Linien nach gleichſchenklichen oder gleichſeitigen Drei-, Vier-, oder Fuͤnfecken, von 8 — 16 Fuß Entfernung, und zwar bei der Fruͤhjahrs-Pflanzung ſchon im Herbſt, bei der Herbſt— Pflanzung aber im Fruͤhjahr zuvor dergeſtalt angefertigt, daß man zuerſt den obern Raſen duͤnn abſte— chen, und hierauf die mit dem Spaten oder einer Hacke los und locker gearbeitete Erde, nach Vers ſchiedenheit ihrer Guͤte in zwei Haufen getrennt, dicht daneben auf die Seite bringen läßt. — Beim Pflanzen ſelbſt, ſetzt Einer der Arbeiter den Stamm, nach der vor dem Ausheben durch Rothkreide auf der aͤußeren Rinde leicht bezeichneten Richtung gegen Norden oder Suͤden, ſenkrecht auf die Grundflaͤche des Pflanzlochs, und haͤlt ihn in dieſer Stellung, waͤhrend der Andere, wenn die Pflanzung ohne Bal⸗ len geſchieht, die Wurzeln in eine moͤglichſt ungezwungene Lage bringt, und mit guter Erde ſorgfaͤltig umfuttert, daß keine leere Zwiſchenraͤume bleiben, zu deren Vermeidung der Pflänzling gleichzeitig oͤfters auf und nieder bewegt werden muß; ſind indeß die Wurzeln bedeckt, wird das Erdreich entweder noch mit Waſſer breiartig angeſchlemmt, oder mit den Füßen fanft zuſammengedruͤckt, dann der uͤbrige Raum des Pflanzlochs mit der ſchlechteren, oder, was beffer iſt, zur Seite friſch gegrabenen guten Erde voͤllig ausgefüllt, und zuletzt, um das Austrocknen zu verhuͤten, die Oberflache mit dem abgeſchaͤlten Raſen, die Grasſeite unten gekehrt, einige Zoll vom Stamme entfernt belegt. Iſt der Boden feucht oder flachgruͤn— dig, ſo laͤßt man wohl, ſtatt der Pflanzloͤcher, nur den oberen Raſen abſchaͤlen, ſetzt den Pflaͤnzling auf die wunde Stelle und bildet um denſelben einen die Wurzeln hinreichend bedeckenden 1 — 1½ Fuß hohen Erdhuͤgel; doch wird auf dem eigentlich naſſen und mageren Boden nie ein ausgezeichnet nutzbarer Baum gezogen werden, ſo freundlich auch die Pflanzung anfaͤnglich ausſehen mag, weil Wachsthum und Guͤte des Holzes zu ſehr von der Beſchaffenheit des Bodens abhaͤngt, und mit beiden eine weſentliche Veraͤnderung vorgeht, ſobald die niederwaͤrts ſtrebenden Wurzeln unter dieſem kuͤnſtlichen Erdwalle den natuͤrlichen Pflanzboden durchbrechen und den tieferen ſchlechten Grund erreichen; Rothfaͤule oder Gipfeldürre find ſodann die baldige Folge. — Um die Pflaͤnzlinge auf freiliegendem Terrain gegen Wind und Schnee druck zu ſchuͤtzen, werden die kleinern von 4 — 6 Fuß Höhe ebenfalls behuͤgelt, die groͤßern von mehr als 6 Fuß Hoͤhe aber mit einem, entweder ſchon vor Bedeckung der Wurzeln mit Erde, auf der Mit— tagsſeite ſenkrecht dicht am Stamme, (zugleich zum Schutz gegen die Sonne) oder nach Beendigung des Pflanzgeſchaͤfts, auf der Nordſeite ſchraͤg eingeſchlagenen, am untern Ende einige Fuß hoch gebrann— ten und mit Theer beſchmierten Eichen- oder Fichten-Pfahle verſehen, und außerdem zu Abhaltung des Weideviehes und Wildes mit Dorn-Strauchwerk umbunden; das Abreiben der Rinde an dem Pfahle zu verhuͤten, umfuttert man den Stamm auf der anzubindenden Stelle mit Moos, Gras, Schilf oder Stroh, und eben ſo muͤſſen auch die Staͤmme, welche ohne Ballen an einigermaßen entfernte Orte trans— portirt werden ſollen, durch Verpacken in naſſes Moos, Gras u. ſ. w. gegen das Vertrocknen der Wurzeln ſorgfaͤltig verwahrt werden. Die Varietäten laſſen ſich mit Sicherheit nur durch Pfropfen und Oculiren vermehren, nicht aber durch den Samen, aus welchem meiſtens der gewoͤhnlich wilde Stamm wieder hervorgeht. „„ 287 Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Wenn die Erfahrung lehrt, daß die Stiel-Eiche als Beſtandesbaum unter guͤnſtigen örtlichen Verhaͤltniſſen in dem Alter von 160 — 180 Jahren ihre oͤkonomiſche Haubarkeit erreicht, fo weiß man doch auch, daß der einzelne freiſtehende Baum unter ſtetem Steigen des Zuwachſes über 2 — 300 Jahre geſund ausdauert, und daß es wohl ehedem, zur Zeit, als man die Eiche zur Koͤnigin der Waͤl— der erhob, Baͤume von mehr als 1000jaͤhrigem Alter gegeben hat, deren Beſchreibung gewiß Mancher der jetzigen Generation, fuͤr ein Maͤhrchen zu halten geneigt iſt, da es verlorne Muͤhe ſein wuͤrde, in unſern heutigen Waldungen ein derſelben entſprechendes Original aufzuſuchen. Unter den vielen, aus ſchriftlichen Nachrichten bis jetzt bekannten Beiſpielen von ſehr alten und außerordentlich ſtarken Ei- chen, moͤchten indeß folgende zu den merkwuͤrdigſten gehoͤren, nach deren Anfuͤhrung man ſich die ver— ſchiedenen Zwiſchenſtufen bis zu dem Maaße unſerer jetzigen Eichen denken muß. Plinius erwaͤhnt zweier zu Heraklea im Pontus bei den Altaͤren des Jupiters geſtandenen Eichen, welche vom Her— kules gepflanzt ſein ſollen, und alſo zu ſeiner (Plinius) Zeit, wenigſtens 1200 Jahr alt geweſen ſein müßten. — 3 Meilen von Osnabruͤck ſtand ferner ehedem eine Eiche an der Landſtraße, die 12 Fuß im Durchmeſſer hatte, und bei welcher der König von England, Georg der 22e, nie vorbeireiſete, ohne auszuſteigen und ſich an ihrem Anblick zu ergoͤtzen. — Zu Bemel an der Lehne, im Darmſtaͤdti— ſchen, ſteht jetzt noch eine Eiche, die 15 Fuß im Durchmeſſer haͤlt. — Im Dorfe Oppen, bei Welau in Oſtpreußen, befand ſich vordem ein ungeheurer Eichbaum von 18 Fuß Durchmeſſer; auch ſtand nicht weit von Blanford, in der Grafſchaft Dorſet, noch in den 1750% Jahren eine Eiche, unter dem Namen Damorys-Eiche bekannt, die mehr denn 22 Fuß im Durchmeſſer hielt, und auf dem Landgute der Lady Stourton in Yorkfhire eine andere, die im Jahre 1776 beinahe 85 Fuß hoch war, und nicht weniger als 26 Fuß im untern Durchmeſſer hatte. Allein alle dieſe Eichen ſind noch gering zu nennen, im Vergleich zu dem Baume, welcher ſich, zur Zeit der Koͤnigin Anna von Eng— land, als Hauptmaſt auf dem Kriegsſchiffe, der Royal Sovereige genannt, befunden, indem dieſer bei 90 Fuß Höhe, 35 Fuß im Durchmeſſer gehalten haben fol. (S. Pag. 26. d. 7. Stuͤcks der All gemei⸗ nen Forſt- und Jagd-Zeitung vom Monat Januar 1829 *). Schon in den aͤlteſten Zeiten galt die Eiche, wegen ihres moͤglich erreichbaren hohen Alters und koloſſalen Wuchſes, fuͤr das Sinnbild des Erhabenen und Ehrwuͤrdigen, fuͤr das Symbol der Kraft und Staͤrke. Unter dem hehren Schatten der Eiche opferten die alten Deutſchen ihrem Gott Teut; ohne Eichenlaub wurde von den Druiden kein Opfer verrichtet, und ſelbſt der Holzſtoß, auf welchem die Opfer— thiere verbrannt wurden, mußte mit Braͤnden von Eichenholz angezuͤndet werden; ja mit Recht laͤßt ſich wohl behaupten, daß nur dann erſt die Grundpfeiler des deutſchen Heidenthums voͤllig zuſammenbrachen, und die chriſtlichen Lehren dauernden Eingang fanden, als Bonifacius und ſeine Juͤnger es unternah⸗ men, zu Bekraͤftigung ihres Glaubens, dieſen der Gottheit geweihten Baum zu faͤllen, und Angeſichts der ſie umgebenden zweifelmuͤthigen Schaaren von den Goͤttern ungeſtraft ſolches Wagſtuͤck vollbrachten. Nur aus Eichen⸗Laub wanden die Römer ihre Sieger-Kraͤnze, nur aus Eichen-Laub die Buͤrger-Krone, die höchfte der militairiſchen Auszeichnungen, die einem roͤmiſchen Buͤrger wiederfahren konnte, vor der ſelbſt die Senatoren eine fo hohe Achtung hegten, daß fie ſich von ihren Sitzen erhoben, wenn ein damit Ver— liehener in ihre Verſammlung trat. Und regt ſich nicht ſelbſt jetzt noch in unſerer deutſchen Bruſt ganz unwillkuͤhrlich ein Funken jener heiligen Ehrfurcht, wenn wir, ſinnend bei dem Anblick einer alten grau⸗ bemooſten Eiche, den ſo manche Erinnerung denkwuͤrdiger Ereigniſſe umfaſſenden Zeitraum meſſen, den dieſer Baum durchlebte? Fuͤhlt ſich nicht noch jetzt der um die Nachwelt bekuͤmmerte Forſtmann vor ) Gewiß hat fi hier ein Druckfehler eingeſchlichen, und es ſoll ſtatt Durchmeſſer Umfang, oder, ſtatt 35 Fuß, 35 Zoll Durchmeſſer heißen; denn phyſiſch unmöglich ſcheint es, Stämme von ſolcher Koͤrpermaſſe uͤberhaupt nur zu Maſtbaͤumen anwenden zu koͤnnen. 7 iO 288 QUERCUS. Allem beſonders heiter ergriffen bei dem Anblick einer, ſeinen Fleiß und Muͤhe lohnenden Eichen-Pflan— zung? Greift nicht noch jetzt der deutſche Krieger und Jaͤger lieber nach der entferntern Eiche, als nach jedem ihm naͤher ſtehenden Baume, ſeinen Mitgenoſſen durch einen aufgeſteckten Zweig des Tages er— rungene Ehre und Gluͤck zu verkuͤnden? — Nutzen. Unter den in Deutſchlands Waͤldern vorkommenden Holzarten iſt die Stiel-Eiche wohl unſtreitig einer der nutzbarſten Baͤume, die es giebt; aber auch nur im Walde, nicht in Gaͤrten und kuͤnſtlichen Anlagen kann ſie den großen Zweck erfuͤllen, fuͤr den ſie von der Natur beſtimmt iſt. Als Brennholz ſteht die Stiel-Eiche gegen mehrere andere Hoͤlzer zwar auf einer mittleren Stufe, denn es verhaͤlt ſich die Hitzkraft derſelben gegen die der Roth-Buche bei gleicher Koͤrper— Maſſe, nach Hartig, eh e wie 5 fl. 28 Kr. zu 6. fl. oder nach von Werneck wie 846 zu 1000 und verkohlt wie 912 zu 1000; auch brennt die Flamme ſchlecht, ſpringt und praſſelt und giebt einen ſcharfen, beißenden Rauch. Als rohes Nutz⸗Material ſteht ſie dagegen hoͤher als alle uͤbrigen Holzarten, ſelbſt hoͤher als die naͤchſtfol— gende Trauben-Eiche, da ihr Holz nicht nur zaͤher und dauerhafter iſt, ſondern ſich auch beſſer ſpaltet und hobelt, und uͤbrigens wie bei jener, ſeine Untauglichkeit zu feinen Spalt⸗ und Schnitz-Arbeiten abgerechnet, faſt jede Art von Benutzung geſtattet, mit dieſer Eigenſchaft zugleich aber im Trocknen wie im Naſſen, der Luft ausgeſetzt oder in der Erde verwandt, eine ganz unuͤbertreffbare Dauer verbindet, wie dieß die noch eiſenfeſte Beſchaffenheit des von den Roͤmern zu ihren in England erbauten, erſt kuͤrzlich entdeckten Ciſternen verwandten Holzes, mehr aber noch die gleiche Beſchaffenheit eines bei Oartlands vor 60 Jahren in der Themſe gefundenen Eichen-Pfahls beweiſet, der Behuf einer Vertheidigungs-Anſtalt, wo: durch Caſſereranus die Landung Caͤſars erſchwerte, vor 1843 Jahren eingerammt worden; weshalb denn auch ihr Holz zum Lande, Gruben- und Erdbau, zum Waſſer-, Muͤhlen- und Schiffsbau, kurz uͤberall, wo es nicht zum Tragen in horizontaler Lage beſtimmt iſt, als wozu es ſich wegen ſeiner eigenen Schwere nicht wohl eignet, am meiſten geſucht wird. Fuͤr den Landbau liefert ſie Schwellen, Saͤulen, Staͤnder, Riegel und Fenſterrahmen, auch Bretter zu Fußboͤden und Treppen in Wohngebaͤuden, ſo wie auch Bohlen und Krippen in die Viehſtaͤlle, ferner Palliſaden, Streben, Planken und Zaun— pfaͤhle zu Befriedigungen um Hof und Gaͤrten; fuͤr den Erdbau: Brunnenpfaͤhle und Waſſerroͤhren; für den Waſſerbau: Pfaͤhle und Bohlen zu Roͤſten, Schleuſen, Waſſerarchen, Wehren, Flußbetten und Waſſerwaͤnden, Bruͤcken und Gerennen; fuͤr den Muͤhlen- und Maſchinenbau, außer dem gewoͤhn— lichen hierbei noͤthigen Land- und Waſſerbauholz, Wellen, Felgen und Schaufeln zu Waſſerraͤdern, Stam— pfen, Troͤge, Rinnen, Schlitten und Preſſen; für den Schiffsbau, Maſten und alles übrige zu dem Gerippe erforderliche Holz, vorzuͤglich das Knie- und Plankenholz. Der Stellmacher: verarbeitet das Eichenholz zu Ackerwalzen, Wagendeichſeln, Naben, Speichen und Felgen der Raͤder, zu Pfluͤgen und mancherlei andern Acker-Geraͤthſchaften; der Boͤtticher das geſpaltene Holz zu Budden, Kuͤbeln, gro— ßen und kleinen Faͤſſern und Gefaͤßen, die jungen Stangen aber zu Reifen, Faß- und Eimerbaͤndern; der Schreiner verfertigt aus dem untern Stamm- und Wurzelholze alter Baͤume Meubeln, als Schraͤnke, Kommoden, Tiſche, Stuͤhle u. ſ. w. die lackirt oder gebohnt ein ſehr gutes Anſehen haben, aus den ge— ſchnittenen Brettern aber Kaͤſten, auch anderes Hausgeräthe. Die untern knorrigen ſtarken Stammab- ſchnitte dienen zu Hackekloͤtzen. Die Rinde, beſonders die junge, enthält viele und ſtarke Gerberlohe, und wird zu dieſem Zwecke auch fo häufig verbraucht, daß fie in manchen Gegenden oft einen höhern Preis als das Holz ſelbſt hat; der mit dieſer Lohe befeuchtete Flachs und Hanf vöftet ſchneller, und die gebrauchte Lohe in Ballen geformt, wird als Brenn-Material, außerdem aber in den Treibbeeten und zum Ausſtreuen der Fußwege in Gärten benutzt; die junge Rinde wird auch nicht ſelten Stellvertreter QUERCUS. 289 der Chinarinde. Die Früchte (Eicheln) dienen dem Roth- und Schwarz: Wild zur vorzuͤglichen Nah- rung; auch kann man Rindvieh, Schafe und ganz beſonders die Schweine damit mäften, bei welcher letztern Benutzungsart fie dem Forſteigenthuͤmer oft einen nicht unbedeutenden Nebengewinn für Aus— theilung von Leſezetteln oder Eintreiben der Schweine gewaͤhren; bei voller Maſt rechnet man ſodann im Durchſchnitt 25 — 30 Bäume auf ein Schwein. Nach gehoͤriger Keimung geſchroten, geben fie vie- len und guten Brantwein — (4 Malter Eicheln geben 64 Maaß); der aus den ausgeſchaalten, in Wuͤr⸗ fel geſchnittenen und hierauf gebrannten Eicheln gezogene Kaffee iſt ſowohl magenſtaͤrkend, als auch den Kindern gegen ferophulöfe Krankheiten ſehr heilſam. Die durch Inſektenſtiche entſtehenden Gallaͤpfel und Knoppern, welche vorzuͤglich aus den ſuͤd— deutſchen Gegenden zu uns kommen, benutzt man zur ſchwarzen oder violetten Faͤrbung, und mit einem Zuſatze von Eiſenvitriol zur Bereitung der gewoͤhnlichen ſchwarzen Dinte. Das von Kopfholzſtaͤmmen im Auguſt gewonnene Laub giebt ein gutes Winterfutter fuͤr Schaafe, Ziegen und Rindvieh, dahinge— gen das jüngere Laub bei den Letztern Blutharnen verurſachen fol. Der Eichenblaͤtter-Schwamm (Agaricus quercinus) und Eichenloͤcher-Schwamm (Boletus igniarius) mit Salpeterlauge gekocht, dient als Feuerſchwamm. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Die Eiche laͤßt ſich nicht nur im Hoch- und Niederwalde, in reinen und mit andern Laubhoͤl— zern, der Buche, Ulme, Eſche und dem Ahorn vermiſchten Beſtaͤnden vortheilhaft bewirthſchaf— ten, ſondern ſie liefert auch als Kopfholz behandelt, einen hohen Ertrag. Bei oberflaͤchlicher Verglei— chung der nach dem Wachsthum der Hoͤlzer beſtimmten Haubarkeit ſcheint es zwar faſt, als ob ſich die Eiche, unter andern Holzarten, z. B. der Roth-Buche gemiſcht, zu Bloch- und Bauholz mit mehr Nu- Gen im Nieder- als im Hochwalde erziehen laſſe, weil das ihr zu Erreichung ſolcher Staͤrke bedürftige Alter, von 160 — 180 Jahren, nicht mit dem der Rothbuche angemeſſenen Turno von 100 — 120 Jahren uͤbereinſtimmt, und ſie (die Eiche) folglich, da ihre Faͤllung in jenem Alter wohl ſelten ganz ohne Nachtheil fuͤr den beigemiſchten, nicht gleichzeitig haubaren Beſtand geſchehen kann, ſehr oft einen zweimaligen Abtrieb deſſelben (200 — 240 Jahre) uͤberleben muß; wenn man indeß annimmt, daß die Eiche zur völligen Ausbildung ihres natuͤrlich möglichen Hoͤhen-Wuchſes, den wir doch bei Erziehung eines zu Bauholz tuͤchtigen Nutzbaumes zu bezwecken ſuchen, wenigſtens eines 3 — 4 Fuß tiefen guten Bodens, und eines ſteten, wenigſtens 60 — 70jährigen Schluſſes bedarf; daß ferner die Eiche auf gutem Boden bei voͤlliger Geſundheit ein Alter von 300 Jahren und daruͤber erreichen, mithin einen zweimaligen Umtrieb der Buche unbedenklich aushalten kann, ja in dieſem Alter erſt recht nutzbares, ſtarkes Bau-Holz zu liefern im Stande iſt; daß aber fuͤr den Niederwald in der Regel nur der zur Erziehung der Buche und Eiche als Baum weniger taugliche flachgruͤndige Boden gewaͤhlt wird, und daß bei dem im Nie— derwalde üblichen Umtriebsalter des Unterholzes von 15 — 30 Jahren, die weit vor Erreichung ihres na- tuͤrlichen Hoͤhenwuchſes außer Schluß geſtellte Eiche ſtatt in der Hoͤhe fortzuwachſen, meiſtens nur in der Staͤrke und ganz vorzuͤglich in der Aſtverbreitung zunimmt; ſo moͤchte ſchon hierin der Gegenbeweis liegen, daß die zu Bauholz beſtimmte Eiche im Niederwalde keinesweges ganz an ihrem Orte ſteht. Es laͤßt ſich aber auch außerdem practiſch beweiſen: daß der auf gutem Boden bei anhaltendem Schluſſe im Hochwalde geſtandene hoͤhere und ſchlankere, tiefer bewurzelte Baum durch Verſchattung und Entziehung der Nahrung fuͤr den im zweiten Umtriebe zu erziehenden gemiſchten Beſtand weit weniger ver— derblich wird, als der auf flachem Boden im Niederwalde erzogene kurzſchaͤftige Baum, deſſen weit⸗ geſtreckte Aeſte und Wurzeln nichts unter ſich aufkommen laſſen, und ergiebt ſich hiernach die Wahrheit der Behauptung: daß die Erziehung der Eiche zum hohen, ſtarken und geraden Nutzbaume, im ge— miſchten Hochwalde mit weit mehr Nutzen als im Niederwalde verknüpft iſt, vollſtaͤndig erwieſen. Nur da kann die Erziehung der Eiche zum hohen ſtarken Baume im Niederwalde mit der gemiſchten im Hochwalde allenfalls gleichen Nutzen haben, wo ſie auf gutem Boden an den aͤußern Gren— 290 Gu Us. zen der Betriebsflaͤche reine Parthien bildet, und unabhaͤngig von dem Betriebe des übrigen Schlagholzes als wirklich reiner Hochwald bewirthſchaftet wird, außerdem aber niemals, und der Königlich Preußiſche Staatsrath, Ober-Land-Forſtmeiſter Hartig, ſagt deshalb in fei- nem trefflichen Lehrbuche für Foͤrſter, 75 Aufl. 2 ter Band pag. 52, nach Voranfuͤhrung der Gründe, welche ſolcher Vermiſchung im Hochwalde das Wort reden: — »Die Vermiſchung der Buchen— (Hoch-) Waldungen mit Eichen iſt daher allenthalben zu empfehlen und zu beguͤnſti⸗ gen «). — Bei der wirthſchaftlichen Behandlung junger ungemiſchter Eichen-Beſtaͤnde zu Erziehung eines Hochwaldes, treten von da an, wo der Abtriebsſchlag geführt iſt, dieſelben Regeln ein, welche bei dem Rothbuchen-Hochwaldbetriebe gelten; da indeß der Eichen-Hochwaldbetrieb wenigſtens einen Zeit— raum von 160 — 180 Jahren umfaſſen muß, um einigermaßen ſtarkes Bauholz zu liefern, ſo wird in verſchiedenen Zwiſchen-Nutzungen bis zur naͤchſten Wiederverjuͤngung auf den Normal-Morgen im Durch—⸗ ſchnitt folgende Anzahl der ſchlankeſten, gefundeften Stämme übergehalten: im 40jaͤhrigen Alter 1800, im 60jaͤhrigen Alter 600, im SOjährigen Alter 400, im 100jaͤhrigen Alter 300, im 120jaͤhrigen Alter 200, im 140 jaͤhrigen Alter 150, und im 160jaͤhrigen Alter 100 Staͤmme, welche, wenn jetzt nicht der Abtrieb eintritt, bis zum 180jaͤhrigen Alter ſtehen bleiben. — Bei gemiſchten Hochwald-Beſtaͤnden, wo eine andere Holzart, z. B. die Buche, kuͤnftig den Hauptbeſtand ausmachen ſoll, wird die Eiche zur natürlichen Wiederverjuͤngung in dem Grade dieſes beſtimmten Miſchungsverhaͤltniſſes uͤbergehalten, nach erfolgtem Aufſchlage aber forſtmaͤßig ſo weit weggenommen, daß bei dem Abtriebsſchlage der Buche, im 100 — 120ſen Jahre, nur 2 — 4, hoͤchſtens 6 der wuͤchſigſten 100 — 120jaͤhrigen Eichen auf dem Normal⸗Morgen ſtehen, und zwar vorzugsweiſe an dem aͤußeren Saume oder den das Terrain durch— ſchneidenden Wegen, damit, wenn ihre Faͤllung vor dem abermaligen Abtriebe des übrigen Beſtandes noͤthig wuͤrde, dadurch ſo wenig Schaden als moͤglich verurſacht werde. Rathſam iſt es indeß, hier wie auch beim Niederwald-Betriebe, die uͤbergehaltenen Eichen von den nach ihrer lichtfreien Stel— lung am Stamme ausſchießenden Schmarotzer- oder ſogenannten Waſſerreiſern, welche durch Entzie— hung der Nahrung dem Wachsthum, beſonders dem Hoͤhenwuchſe außerordentlich nachtheilig ſind, und auf magerem Boden das gaͤnzliche Abſterben des Baumes bewirken koͤnnen, von Zeit zu Zeit zu befreien, bis der junge Anwuchs wiederum die Hoͤhe erreicht hat, durch ſeinen Schluß zu Huͤlfe zu kommen. Ganz vorzuͤglich qualificirt ſich die Eiche zum ungemiſchten Niederwaldbetriebe, zumal in Ge— genden, wo die Rinde Werth hat, indem die Stoͤcke nicht nur ſehr gedraͤngten Ausſchlag treiben, ſon— dern auch dieß Reproductionsvermoͤgen uͤber 150 Jahre behalten, und kann man den Umtrieb zu Wa— ſen oder Knuͤppelholz beliebig auf 12 — 40 Jahre beſtimmen. Wo es auf gleichzeitige Erziehung von ſtarken Bauholz-Staͤmmen ankommt, und z. B. ein 30jaͤhriger Umtrieb des Unterholzes feſtgeſtellt iſt, laͤßt man nach und nach an Oberholz fo viele der ſchlankeſten Eichen-Staͤmme ſtehen, daß ſich kuͤnftig bei jedesmaligem Abtriebe des Unterholzes auf dem Normal-Morgen 2 Staͤmme von 30 Jahren, 2 Staͤmme von 60 Jahren, 2 Staͤmme von 90 Jahren, 2 Staͤmme von 120 und 2 dergleichen von 150 Jahren vorfinden. Um dieß aber, auf Holzdiebſtahl, Schneedruck und ſonſtige Ungluͤcksfaͤlle Ruͤck— ſicht nehmend, ſicher zu bewirken, iſt es erforderlich, für die bei jedem Abtriebe wegkommenden 2 ſtar— ken Bäume von 150 Jahren, wenigſtens 10 — 12 ſchlanke, ſtaͤmmige, 6—8 Fuß hohe junge Eichen pro Morgen anzupflanzen, da die Erfahrung gelehrt, daß die aus dem Samen oder vom Stock im dichten Schluß erzogenen jungen Staͤmme zwar hoch, aber ſelten ſtark genug ſind, den Wechſel ihres Standes mit dem plotzlich freien ſtandhaft zu ertragen; damit von dieſen bis zum naͤchſten 222 Umtriebe des Unterholzes (nach 30 Jahren) wenigſtens 8, im Zen Umtriebe (nach 60 Jahren) aber wenigſtens *) Wenn wir uns in den heutigen Niederwaldungen noch mitunter mancher ſchoͤn gewachſenen ſtarken nutzbaren Eiche zu erfreuen haben, ſo muͤſſen wir dieß lediglich dem in fruͤherer Zeit angewandten, (übrigens freilich fehlerhaften) Plaͤnter- und ſogenannten Compoſitionsbetriebe danken, wobei das Holz bis zum Hiebe wenigſtens ein Alter von 60 — 70 Jahren erreichte, nicht aber der gegenwaͤrtigen regelmaͤßigen Niederwaldwirthſchaft, deren Ent: ſtehung uͤberhaupt noch zu neu iſt, als daß man ihr die Erziehung ſolcher Baͤume zuſchreiben könnte. 5 ER aus) 291 6 Stämme ftehen bleiben. Bei der Kopfholzzucht auf Viehtriften ꝛc. werden die jungen Ausſchüſſe alle 7 — 8 Jahre gehauen. — Die beſte Hiebszeit der Eiche fällt der Regel nach für den Hochwald in die Winter-Monate December bis Mitte Februars, weil das in dieſer Zeit gefaͤllte Holz die groͤßeſte Dauer hat *), auch die Abfuhr deſſelben auf dem Schnee am wenigſten nachtheilig für den jungen Nach— wuchs iſt; fuͤr den Niederwald und den Kopfholzbetrieb aber die Monate Maͤrz und April, weil bei fruͤherem Hiebe die entäfteten Stämme durch den Froſt leiden, und nur wenn man die Rinde zur Lohe oder das grüne Laub zu Schaf- und Ziegenfutter benutzen will, für den erſtern Fall im Mai, und fuͤr letztern, eigentlich nur bei der Kopfholzzucht anwendbaren Fall, im Auguſt, alfo nach dem 2ten Jahrestriebe. Feinde und Krankheiten. Das Rothwild (vorzüglich das Reh) und Weidevieh gereicht dem nicht eingehegten jungen Eichen-Anwuchſe gar oft zum Verderben, und eben ſo iſt es nicht ſelten, daß die zur Herbſtzeit in den Saat⸗Kaͤmpen gelegten Eicheln den Maͤuſen zur Winterkoſt dienen, die zarten Wurzel-Keime der Pflan- zen dagegen von der Larve des Maikaͤfers (Scarabaeus Melolontha) zerfreſſen werden *); fo wie denn auch die Maikaͤfer ſelbſt in manchen Jahren ganze Eichen-Diſtricte ihrer jungen Blätter und Bluͤ— then berauben, und dadurch alle Hoffnung auf Maſt vereiteln koͤnnen. Gegen die Beſchaͤdigung durch das Wild ſchuͤtzt ein ſtrenger Beſchuß, gegen die des Weideviehes aber eine 20 — 30jährige Schonung, und zur Vertilgung der den Eichelſaaten nachtheilig werdenden Maͤuſe und Mäikaͤfer, iſt kein beſſeres Mittel, als die zu beſamende Flaͤche vorher durch Schweine, denen ſie eine ſehr willkommene Speiſe find, tuͤchtig umbrechen zu laſſen. Der Nußhaͤher (Corvus glandarius) und das Eichhorn (Scyu- rus vulgaris) naͤhren ſich ebenfalls im Herbſt und Winter von den Eicheln, doch kann man dieſe darum grade nicht ſehr ſchaͤdlich nennen, weil fie anderſeits durch Vertragen derſelben auch manchem Staͤmmchen fein Daſein geben. Bedeutenden Schaden thun die Raupen des Viereichenſpinners (Phalaena Bom byx processionea), des Apfelſpinners (Ph. Bomb. Monacha), des Weißbuchenſpinners (Ph. Bomb. neustria), des Weißdornſpinners (Ph. Bomb. chrysorrhoea), und des Kahneichenwick— lers (Ph Tortrix viridana), welche ſaͤmmtlich ſich von den jungen Blättern naͤhren, fo wie auch die Eichenrinden-Gallwespe (Cynips Quercus corticis), welche, indem fie ihre Eier über den Wurzeln der jungen Eichen ablegt, dort knotige Auswüchfe veranlaßt, woran oft tauſende ſolcher Stämme abfter- ben. Außer dieſen giebt es aber noch mehrere, theils zu dieſen genannten, theils zu andern Gattungen gehoͤrende Inſecten, die der Entwickelung der Bluͤthen und Blaͤtter hinderlich und in Bechſteins In— ſectologie, Gotha 1818 u. a. guten Werken aufgeführt find; fo z. B. die Eichenblatt-Gallwespe (Cynips Quercus) und die Eichenbeer-Gallwespe (C. Quercus baccarum), durch deren Stich auf der untern Blattflaͤche die bekannten Gallaͤpfel und kleinen kegelförmigen, durchſichtigen Gallen entſtehen; ferner die Eichenbluͤth-Gallwespe (C. Querc. pedunculi), durch deren Stich die männlichen Blu— men in kleine rundliche Gallaͤpfel auswachſen, die einzeln oder zu mehreren an den ſodann fortgruͤnen— den langen Bluͤthenſtielen, der kopffoͤrmigen Bluͤthe und Frucht der Platana aͤhnlich, ſchlaff herunter— ) Ob das auf dem Stamme geſchaͤlte und abgetrocknete Holz eine noch höhere Dauer gegen den aͤußern Einfluß der Atmoſphaͤre bekoͤmmt, wie man behauptet, iſt aus der mehreren Dichtigkeit, die es dadurch erhaͤlt, zu ſchließen, wahr⸗ ſcheinlich; gewiß iſt es aber auch, daß ſolches geſchaͤlte und abgetrocknete Eichen-Holz mehr, oder wenigſtens eben ſo ſehr dem Wurmfraß unterworfen iſt, wie das ungeſchaͤlte. ) Daß die Larven der Maikäfer durch Benagen der Wurzeln, auch jungen 3 — Gjährigen Kiefern-Anlagen ſehr gefährlich werden, ja dieſe theilweis ganz ruiniren koͤnnen, wie man im Fruͤhjahre 1829 in den ohnweit Helmſtedt belegenen Herzoglich Braunſchweigiſchen Waldungen bemerkt hat, gehoͤrt unter die Merkwuͤrdigkeiten neuerer Zeit, da bis jetzt noch kein Forſtmann davon öffentlich Erwähnung gethan hat; daß die Maikaͤfer ſelbſt indeß bei ungewoͤhnlich ſtarker Vermehrung zur wirklichen Landplage werden koͤnnen, daruͤber finden ſich in Keaumur hist. des insectes. 2. B 27 und in Stettlers Schweizer Chronik p. 278. ſehr merkwuͤrdige Beiſpiele aus der Vorzeit aufgezeichnet. So ſind fie unter andern wegen ihrer Verheerungen im Jahre 1479 zu Lauſanne vor das geiſtliche Gericht citirt, und foͤrm⸗ lich mit dem Bannfluch belegt, im Jahre 1735 aber im Elſaß zu ihrer Vertilgung oͤffentliche Proceſſionen angeſtellt. 74 292 QUERCUS. hängen; auch die Knoppern-Gallwespe (C. Quere. calieis), nach deren Stich ſich die weiblichen Blumen in die ſogenannten Knoppern verwandeln, u. a. m. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Zweig mit männlicher und weiblicher Bluͤthe; E „ 2. ein Zweig mit den ausgebildeten Fruͤchten (Eicheln) und einem auf der Unterſeite des Blatts befindlichen Gallapfel; „ 3. der Kelch von einer mannlichen Blume mit einem einzelnen Staubgefaͤß, ſehr vergroͤßert; „ 4. eine weibliche Blume, desgleichen fehr vergrößert. 90. R S;.6.0: Bebsr. Trauben:-Eide. Tafel LXXVL Allgemeine Kennzeichen der Art, Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd, ſind laͤnglich-verkehrt-eirund, am Rande ziemlich regelmaͤßig ver— tieft rundlich gelappt, von feſter Subſtanz, beiderſeits glatt, nur in der Jugend un— terwaͤrts etwas weichhaarig und lang geſtielt. Synonymie. QUERCUS ROBUR. Willd. Linn. IV. 1. p. 450. N? 64. Borkhauſen I. p. 674. Ne 113. Bechſtein IV. p. 238. N. 2. „ Dupgsdor, USE DE ION FT Duͤ Roi und Pott II. p. 390. N? 1. Wartig II. „ p 65 N Guimpel und Hayne p. 187. Franz. LE Cu£ne-RovrE — Engl. TuE COMMON OAK. Provinzial-Namen. Winter-, Winterſchlag- und Wintertvauben-, Eis⸗, Eisholz⸗, Spaͤt⸗, Stein⸗, Harz⸗, Berg-, Truf, Treufel⸗, Loh⸗, Gruͤn⸗, Duͤrr⸗, Knopper⸗, Klump⸗, Kleb-, Kohle, Heide-, Roth-, Schwarz- und Vier: Eiche, auch gemeine Eiche. Abbildungen. Br Gleichen T. 29. v. Sierstorpff, über die vorzuͤgl. Holzarten Th. 1. T. 3. Reitter und Abel T. 1. Cramer J. 1. Guimpel und Hayne J. 139. OU E.RICLU Si 293 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, im Schluß und auf gutem Boden erwachſen, 30 bis 40 Fuß, auch oft noch weiter hinauf aſtrein, 5 — 7 Fuß im unteren Durchmeſſer ſtark, ſchlank, gerade und rund; im freien Stande, auf ſchlechtem Boden und im rauhen Clima dagegen kuͤrzer und aͤſtiger. Die Krone iſt weniger vollaͤſtig und dichtbelaubt, als bei der Stiel-Eiche, uͤbrigens eben fo unregel— mäßig und gedruckt, und mit derſelben erreicht der Baum unter guͤnſtigen Verhaͤltniſſen eine Höhe von 100 — 120 Fuß. An alten Baͤumen ift die Rinde aͤußerlich hell aſchgrau, ziemlich regelmaͤßig fein und tief der Laͤnge nach aufgeborſten, inwendig roſtrothbraun, an juͤngern Staͤmmen braungrau, mehr rauh als eigentlich riſſig, und an ganz jungen Staͤmmen, ſo wie an den ſchwaͤchern Aeſten und Zwei— gen olivengruͤn und glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen zwar ebenfalls abwechſelnd, oder ungeregelt wie bei der Stiel-Eiche, aber einzelner, nicht fo lang geſtreckt, und find auch nicht fo dicht belaubt als bei dieſer. Die Wurzeln haben gleichen Bau wie bei der vorerwaͤhnten Art, greifen aber nicht ganz ſo tief ein. 5 Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehenden, aus 16, dachziegelartig uͤber einander liegenden, etwas haarigen Schuppen gebildeten Knospen ſind eifoͤrmig, oben etwas zugeſpitzt und hell-roſtbraun; die aus denſelben zu Anfang oder gegen Mitte Mai hervorbrechenden, Y Zoll lang, oberwaͤrts platt ge— druͤckt geſtielten ſommergruͤnen Blätter find nach ihrer völligen Ausbildung 3 —4 Zoll lang, 2— 2 Zoll breit, oft noch größer, laͤnglich-verkehrt-eirund, oben abgerundet und in einen oder zwei, auch drei kurze, runde Lappen auslaufend, am Grunde verſchmaͤlert und meiſt herzfoͤrmig ausgeſchnitten, am Rande ziemlich regelmaͤßig vier- bis fuͤnfmal, mehr oder weniger tief und bogig, rundlich gelappt, auf der Oberflaͤche glaͤnzend dunkel-, unten matt gelbgruͤn, uͤbrigens beiderſeits glatt, nur in der Jugend unter— waͤrts etwas weichhaarig, oben vertieft, unten erhaben gerippt und geadert, und von feſter Subſtanz; ſie brechen im Fruͤhjahr ſpaͤter aus als die der Stiel-Eiche und fallen gelb oder roſtbraun gefaͤrbt im Herbſt auch ſpaͤter ab, wenn ſie nicht bis ganz zum Wiederausbruch des jungen Laubes zuſammengerollt an den Zweigen haͤngen bleiben, wie dieß bei dem Stockausſchlage meiſtentheils der Fall iſt. Die Bluͤthe, welche gleichzeitig mit den Blättern, folglich ebenfalls fpäter als die der vorhergehen— den Stiel-Eiche erſcheint, iſt eben wie dieſe halbgetrennt-geſchlechtig, auch ganz gleichgeſtaltet. Die maͤnnlichen Blumen kommen an den Enden der vorjaͤhrigen Zweige haufenweiſe aus den Knos— pen, und hängen als geſtielte, lockere, fadenfoͤrmige Kaͤtzchen ſchlaff herab; der hellbraͤunliche, feinbe— haarte Kelch iſt 7 — Itheilig, und innerhalb deſſelben ſtehen 5 —8, auch mehrere gelblich-gruͤne Staub— gefaͤße mit gleichgefaͤrbten, eifoͤrmigen doppelten Staubkolben, die Krone fehlt; die ganz kurzgeſtielten, kronenloſen weiblichen Blumen ſitzen zu 2— 5 und mehreren traubenartig in den Blattwinkeln an den Spitzen der dießjaͤhrigen Triebe, der bleibende einblaͤttrige, ſchuppige Kelch iſt gelbgruͤn, und die faſt ſitzende 5, oder Stheilige Narbe ſchoͤn dunkelroth. Die Frucht und der Samen. Eben wie die Blumen, ſo ſitzen auch die Fruͤchte oder Ei— cheln traubenartig zuſammen, daher die Benennung Trauben-Eiche. Sie aͤhneln zwar in ihrem Aeußern und Innern den Früchten der Stiel-Eiche ſehr, doch find fie kleiner, nicht fo ſchlank und ſelten kommen ſie alle zur völligen Ausbildung; auch tritt ihre Reifezeit erſt gegen Ende Octobers, alſo fpd- ter ein, welches Urſache iſt, daß die fruͤhen Herbſtfroͤſte ſo leicht den gehofften Maſtſegen vereiteln. Varietaͤten. Auch bei der Trauben-Eiche bemerkt man mehrere Abarten, als z. B. a. die fruͤhbluͤhende und b. die ſpaͤtbluͤhende Trauben-Eiche; .die krausblaͤttrige Trauben-Eiche, deren Blätter länger, ſchmaͤler und am Rande mit ſcharfen Einſchnitten verſehen ſind; die hellblaͤttrige Trauben-Eiche, bei welcher die Blaͤtter hellgruͤn, faſt Y — 294 OU E RAUS: durchſichtig, und durch die dunkelgruͤnen Adern wie geſcheckt oder gewaͤſſert er- ſcheinen; f e. die geſchecktblaͤttrige Trauben-Eiche mit weißgeſcheckten Blättern. . die ſchon bei der vorhergehenden Art erwähnte lederblaͤttrige Trauben— Eiche (Quercus coriacea) und g. die gleichfalls vorhin beſchriebene taͤuſchende Trauben-Eiche (Querens decipiens). Beſchaffenheit des Holzes. Poroͤſer, bruͤchiger und weniger zaͤhe, auch nicht fo dunkel von Farbe, als das Holz der Stiel- Eiche, aber ſchwerer; denn ein Cubikfuß wiegt nach Hartig, fei); 71 Pfund. Helb trocken 60 5 gan dür 46%, » Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Das Vaterland der Stiel-Eiche gehört auch der Trauben-Eiche an, und beide halten ſich gewoͤhn— lich in Geſellſchaft unter ſich und mit der Rothbuche zuſammen; doch vertraͤgt die Trauben-Eiche das kalte Clima beſſer als das warme, weshalb man fie nicht ſoweit in Suͤden, als jene (die Stiel-Eiche), dagegen tiefer hinab in den Norden, hier bis zum safen Breitengrade antrifft. Aus gleichen Urſachen, und weil ſie wegen ihrer flacher ſtreichenden Wurzeln ſchon mit einem weniger tiefen Boden vorlieb nimmt, ſteigt die Trauben-Eiche denn auch in Gebirgen höher hinauf als die Stiel-Eiche, und liefert hier ein feſteres Holz, als auf dem tieferen guten Boden der Thaͤler, Vorberge und Ebenen. R Fortpflanzung. Wie bei der Stiel⸗Eiche. f . Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Im Allgemeinen bemerkt man, daß die Trauben⸗-Eiche langſamer waͤchſt, ſich folglich auch ſpaͤter ausbildet und auf dem ihr zukommenden Standorte ein hoͤheres Alter erreicht, als die Stiel-Eiche, doch erreicht fie nicht ganz die Höhe und Staͤrke dieſer Letzteren, und da fie ſelten oder nie in ganz reinen Beſtaͤnden vorkommt, ſo faͤllt die Zeit ihrer oͤkonomiſchen Benutzung als Beſtandesbaum mit der Stiel— Eiche zuſammen. Nutzen. Iſt ganz derſelbe wie bei der vorhergehenden Gattungs-Verwandtinn, der Stiel-Eichez doch hat das Holz der Trauben-Eiche eine um weniges höhere Hitzkraft, denn es verhält ſich hierin zu der des Rothbuchenholzes, Dh nach Hartig, wie 5 fl. 30 Kr. zu 6 fl. oder nach v. Werneck wie 853 zu 1000, verkohlt aber wie 912 zu 1000, und 10 Pfund Aſche geben 26 Loth calcinirte Pottaſche; dahingegen ſteht es bei ſeiner Verwendung als rohes Nutz-Material dem Stiel-Eichen Holze nach, indem es ſich weder fo gut verarbeiten läßt, noch die Dauer beſitzen ſoll wie jenes, wenn es dem Wechſel von Naͤſſe und Trockniß ausgeſetzt wird. Die Eicheln ſind wegen ihrer Kleinheit, auch weil ſie haͤrter und von herberem Geſchmack ſind, weni— ger nutzbar fuͤr das Maſtvieh, und fallen deshalb vorzuͤglich dem Roth- und Schwarzwild, dem Auer hahn, den Raben, Dohlen und Haͤhern, zur Nahrung anheim. RHAMNUS. 295 Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes, ſo wie auch Feinde und Krankheiten. Wie bei der Stiel⸗Siche. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Bluͤthenzweig mit männlichen und weiblichen Blumen; rechts zur Seite deſſelben ein maͤnnlicher Blumen-Stiel mit Gallaͤpfeln; ein Zweig mit noch nicht voͤllig reifen Fruͤchten oder Eicheln; der Kelch von der maͤnnlichen Blume mit einem Staubgefaͤß, bedeutend vergroͤßert; eine weibliche Blume, und 8 die Narbe derſelben desgleichen, vergroͤßert; die aus dem Kelche gefallene reife Frucht oder Eichel, in natuͤrlicher Groͤße. 3 — „ XLII. RHAMNUS. Wegdorn. LINN. GEN. e d. VI. N? 265. Claſſe V. PENTANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Allgemeiner Gattungs-Character. Die Bluͤthe zwitterlich, getrennten und vermengten Geſchlechts. Der Kelch 4 — 5fpaltig, roͤhrig, die Röhre glockig oder kreiſelfoͤrmig; die Krone aus 4 — 5 ſpreu- oder ſchuppenarti⸗ gen kleinen Blaͤttchen gebildet, welche zwiſchen den Kelchſpalten auf der Muͤndung der Roͤhre eingefugt find; 4 — 5 Staubgefaͤße ſtehen vor den Blumenblaͤttern oder find von dieſen eingeſchloſſen; die Narbe ſeicht oder tief 2 —4ſpaltig. Die runde fleiſchige Steinfrucht 2—Afächerig, die Fächer einſamig. A. ARMATUS. Bewaffneter oder eigentlicher Wegdorn. Beſonderer Gattungs-Character. Die Blumen ſtehen am Grunde der Zweige in kleinen ſitzenden Dolden oder gebuͤſchelt; der Kelch 3 — Aſpaltig; die Krone 3 —4blaͤttrig; die gegenſtaͤndigen Aeſte mit einem Dorn endigend, der ſpaͤterhin achſelſtaͤndig wird. 296 R H A MN U S. 91. RH AMNUS CATHARTIC US. Gemeiner Wegdorn. Tafel LXXVIL Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegenſtaͤndig, gebuͤſchelt, eirund, zugeſpitzt, am Rande fein gekerbt, mit convergiren⸗ den Hauptadern, und geſtielt. Synonymie. CATHARTICUS. Willd. Linn. I. 2. p. 1092. N. 1. Borkhauſen II. p. 1147. N. 404. — Bechſtein IV. p. 553. N. 4. — — Burgsdorf II. 1. p. 214. N. 39. Fe Dü Roi und Pott II. p. 463. N? 1. — Härtig W 1 p. 158. MT. — Guimpel und Hayne p. 23. eo = > — 2 = 2 I Franz. LE NERPRUN — Engl. THE PURGING BUCKTHORN. Provinzial⸗Namen. Wegdorn, Kreuzdorn, gemeiner Kreuzdorn, gemeiner abfuͤhrender oder purgirender Kreuzdorn, Wa— chenbeerdorn, Weich-, Wehr, Werſen⸗, Wie⸗, Faͤrbe⸗, Hirſch⸗, Hirſe-, Purgir⸗, Stech- und Amſelbeerdorn, Schla⸗, Schlag-, Scheiß⸗, Schieß-, Felb-, Dinten-, Blaſengruͤn-, Wachen- und Amſelbeere, Kreuzholz, Hunds⸗, Hundebaum⸗, Sinn⸗, Blaſengruͤn- und Haarholz, Kreuzbeer-, Werſen-Werſtenbeer- und Faͤrbe⸗ ſtrauch, Faͤrbekoͤrner, Saft-, Sinn- und Blaſengruͤn. Abbildungen. Blackwell T. 135. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 457. Schkuhr T. 46. Flor. Dan. T. 850. Reitter und Abel J. 39. Cramer T. 35. Guimpel und Hayne J. 13. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch-, zuweilen auch baumartig, im Schluß erwachſen 4— 6 Fuß hoch ausgeaͤſtet, 4 — 6 Zoll im untern Durchmeſſer ſtark, ziemlich ſchlank und gerade, mit der rund— lich ſperrigen Krone eine Höhe von 15 — 20 Fuß erreichend; in freiem Stande aber niedriger und bu— ſchig. Die alte Rinde dunkelbraun mit Grau durchmiſcht, die jüngere gruͤnlichbraun mit einzelnen weißlichen Flecken, die jüngfte weißgrau, hin und wieder rothbraun durchſchimmernd. Die Aeſte und Seitenzweige. Erſtere ſtehen ungeregelt ſperrig aufwärts; Letzere faft rechtwink— lich, ſchief -oder gerade-gekreuzt gegen einander über und endigen ſich in ſpitzige Dornen, wodurch der Strauch den Namen Kreuzdorn erhalten hat. Die Wurzeln ſtreichen 1 — 3 Fuß tief, 8 — 10 Fuß weit und treiben viele Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Die Knospen gegenftändig auch abwechſelnd geſtellt, eifoͤrmig, oben geſpitzt, öſchup⸗ RHAMNUS. 297 pig und braun. Die im Mai büfchelartig hervorbrechenden ſommergruͤnen Blätter ſtehen auf / bis 1 Zoll langen, oben gerinnelten, in der Jugend einſeitig- flaumhaarigen Stielen, an deren Grunde ſich bald⸗ hinfaͤllige pfriemenartige Nebenblättchen befinden, find 1½— 2 Zoll lang, 1— 1½ Zoll breit, völlig oval, oben kurz zugeſpitzt, am Rande fein gekerbt, beiderſeits glatt, auf der Oberfläche dunkel-, unter— waͤrts gelblich matt⸗gruͤn, und die erhabene weißliche, anfangs weichhaarige Mittelrippe von wenigen, meiſtens 3 Paar dergleichen, bogig nach der obern Spitze zulaufenden Seitenadern durchzogen; gruͤn oder gelblich gefärbt, fallen fie Ende Oetobers ab. ; Die Bluͤthe. Die nach dem völligen Ausbruch der Blätter, Ende Mai's oder Anfangs Juni, aus den Winkeln der hinfaͤlligen Knospenhuͤllen und Blätter, am Grunde der jungen Triebe zu 3 — 5 buͤſchel⸗ artig erſcheinenden Blumen ſtehen auf einblumigen, // Zoll langen Stielen, und find eigentlich vermengt— geſchlechtig; denn man findet auf manchen Straͤuchern bloß maͤnnliche Blumen mit vollkommenen Staubgefaͤßen, aber fehlenden, oder doch unvollkommenen Griffeln ohne Narbe, waͤhrend andere bloß weib— liche Blumen mit Staubfaͤden ohne Beutel, und wieder andere vollkommene Zwitterblumen tragen, denen nur wenige maͤnnliche untermengt ſind. Der Kelch in 4 lanzettfoͤrmige, flach ausgebreitete, gelbgruͤne Ab— ſchnitte geſpalten, die bei der maͤnnlichen Blume groͤßer als bei der weiblichen und Zwitterblume ſind, und deren Spitzen ſich etwas nach unten kruͤmmen; die 4 ſchmalen Kronenblaͤtter von der Länge der vor ihnen in den Winkeln der Kelchabſchnitte geradeaufſtehenden Staubfaͤden gruͤnlich, die 4 eifoͤrmigen, ge— furchten Staubbeutel weißgelb, der aufrechtſtehende lange, oben viertheilige Griffel, wie die 4 rundlichen Narben weißlichgruͤn. Die Frucht und der Samen. Die oben etwas gedruͤckte und genabelte, runde, ſchwarze Stein- frucht, mit gruͤnſaftigem, bitteren Fleiſche, enthalt 4 Faͤcher, und in jedem Fache einen eckig- eifoͤrmi⸗ gen, rothbraunen Stein; ſie reift im September, bleibt aber bis zum Fruͤhjahr an den Zweigen ſitzen. Varietaͤten. Man trifft zuweilen Straͤucher, a. mit 5theiligen Blumen-Griffeln und 5famigen Steinfruͤchtenz b. mit kurzhaarigen Blatt- und Blumenſtielen und unterwaͤrts kurz— haarigen Blaͤttern. Beſchaffenheit des Holzes. Fein kurzfaſerig, ſehr feſt und hart, auf dem Querſchnitt nach au- ßen weißgelblich, im Kerne roͤthlich oder rothbraun geflammt und glaͤnzend glatt. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt durch ganz Europa und auch im noͤrdlichen Aſien, wenn gleich nicht ſehr haͤufig, in den Vorbergen, Feldhoͤlzern und Hecken, vorzüglich aber in den flachen ſchattigen Thal-Gruͤnden auf thonigem, mit Kalk oder Dammerde vermengten, recht friſchen Boden. Fortpflanzung. Natürlich pflanzt ſich dieſer Strauch ſowohl durch Wurzelbrut, als durch die abfallenden oder von den Voͤgeln verſchluckten Fruͤchte, deren harte Samenkoͤrner unverdauet wieder abgehen, haͤufig fort, und eben fo leicht laͤßt er ſich kuͤnſtlich, nicht nur durch Abſenker und Stecklinge, ſondern auch durch den Samen vermehren, indem man die ausgewaſchenen und uͤber Winter im Sande aufbewahrten Samenkoͤrner 48 Stunden vor der Ausſaat einweicht, hierauf etwas abluftet, dann einzeln in Rinnen zettelt, / Zoll hoch locker mit Erde bedeckt, und bei trockenem Wetter fleißig begießt. Die Ausſaat ge— ſchieht im April, und zum Theil ſchon im Sommer, zum Theil aber auch erſt im Fruͤhjahre darauf kom⸗ men die jungen Pflanzen mit 2 eirunden Samenlappen zum Vorſchein. Will man die Pflanzen zu le: bendigen Hecken heranziehen, muͤſſen ſie im Herbſte des zweiten Jahres 1 Fuß weit auseinander in die Baumſchule verſetzt werden, von wo fie dann bei zwei Fuß Höhe im Herbſt an den Ort ihrer Ber ſtimmung kommen. 298 RHAMNUS. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Langſam wachſend, erreicht der Strauch erſt im 30ſten Jahre feine vollkommene Ausbildung, und ſeine Lebensdauer erſtreckt ſich nicht ſelten uͤber 100 Jahre hinaus. Nutz en. Wird, wie vorhin bemerkt, zu Anlegung lebendiger Hecken, auch wohl zu Luſtgebuͤſchen verwandt, obwohl der Strauch ſich hierzu weder durch ſeine Blaͤtter und Bluͤthen, noch durch ſeinen langſamen Wuchs beſonders empfiehlt. Das juͤngere Holz in Wellen gebunden giebt ein gutes Brenn-Mate⸗ rial, das ſtaͤrkere, beſonders das ſchoͤn geflammte maſerige Wurzelholz benutzt dagegen der Schreiner und Drechsler zu ausgelegten Arbeiten, und der Schnitzler zu den ſchoͤnſten Pfeifenkoͤpfen. Die friſche Rinde färbt gelb, die getrocknete aber braun, und innerlich gebraucht bewirkt fie Erbrechen. Die rei⸗ fen Fruͤchte werden von den Voͤgeln, beſonders von den Droßeln geſucht und in den Apotheken als Purgirmittel verbraucht; den größten Nutzen leiſtet fie indeß als Faͤrbe-Material, indem man Wolle, Les der und Papier mit den unreifen Beeren gelb, auch gruͤn, mit den reifen Beeren aber ſcharlachroth und braun faͤrbt, und den ausgepreßten Saft mit Alaunwaſſer vermiſcht, in Blaſen an einem warmen Orte aufgehangen, zu dem bekannten Saft- oder Blaſengruͤn (Verd de vessie) zuſammentrocknen laͤßt, womit in Frankreich ein nicht unbedeutender Handel getrieben wird. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Ohne gerade des forſtlichen Anbaues wuͤrdig zu ſeyn, wird dieſer Strauch, wo er ſich im Walde findet, als Schlagholz behandelt. Feinde und Krankheiten. Die Raupe des Kreuzdorn-Tagfalters (Papilio rhamni) zerfrißt die Blaͤtter, und die Folgen des Alters oder zu ſchlechten Bodens aͤußern ſich durch Kernfaͤule und Auszehrung. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; . ein Zweig mit reifen Steinfruͤchten oder Beeren; . eine einzelne männliche Blume, etwas vergrößert; eine weibliche Blume, desgleichen vergrößert; der Fruchtknoten mit dem Griffel, ſo wie ein maͤnnliches Staubgefaͤß, vergroͤßert, und die Frucht und Samenkoͤrner in natuͤrlicher Größe. D » B. INERMIS. Unbewaffneter Wegdorn. Beſonderer Gattungs-Character. Die Blumen ſtehen in den Achſeln der Blätter gebuͤſchelt, wie die der vorhergehenden Art, der Kelch 4 — sſpaltig, die Krone 4 — sblaͤttrig, die wechfelftändigen Zweige ohne End— Dornen. RHAMNUS. 299 92. R H AMNUS FRANGU LA. Glatter Wegdorn. Tafel LXXVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter abwechſelnd ſtehend, elliptiſch, glattrandig, oben rund zugeſpitzt und geſtielt, die Sei⸗ ten-Adern laufen nach dem Rande aus. Synonymie. RHAMNUS FRANGULA. Willd. Linn. I. 2. p. 1098. Ne 20. Bechſtein IV. p. 556. Ne 5. —— — Bürge deef I 1.0.2965 Ne 55% — —— Dü Roi und Pott II. p. 469. Ne 2. — —U— Hartig VI. p. 160. Ne 2. Guimpel und Hayne p. 24. FRANGULA VULGARIS. Borkhauſen II. p. 1157. Ne 412. Franz. LA BOURDAINE. — Engl. TIE BLACK BERRY-BEARING AL DER. Provinzial⸗Namen. Faulbaum, gemeiner Faulbaum, Läufer, Maͤuſe⸗, Wiede-, Drachen-, Elſe-, Spargel, Sporgel-, Sporgelbeer-, Grind-, Spill-, Stink-, Huͤneraugen-, Purgir- und deutſcher Rhabarberbaum, Spörgel- und Schießbeerenſtrauch, Pulver-, ſchwarzes Pulver-, Läufer, Sperker-, Sporken-, Sproͤtzer⸗, Zapfen-, Zwecken-, Pinnen⸗, Beeren-, Hinz, Gild⸗, Grind⸗, Schwarz, Butterſtiel- und Grundholz, Faul⸗, Schieß⸗, Schoß ⸗, Scheiße, Kintſchel- und Knitſchelbeere, Ahl-, Almer-, Amſel-, Droſſel-, Hohl- und Vogelkirſche, Spicker, Spoͤcker, Spricker, Sproͤcker, Sproͤtzer, Spracken und Spraͤtzern, Bauch-, oder Buckborſte, ſchwarze Erle und Flurbirnlein. Abbildungen. Blackwell T. 152. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 150. Cramer T. 43. Reitter und Abel T. 55. Guimpel und Hayne J. 14. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- und baumartig, 4 — 6 Fuß hoch aſtrein, 3 — 9 Zoll unten ſtark, gerade und ſchlank, oft aber auch ganz kurz uͤber dem Boden in mehrere ſehr gerade Schuͤſſe getheilt, oder von mehreren ſchlanken Wurzel- Ausſchuͤſſen umgeben; die Krone ungeregelt, rund⸗ lich oder, wie gewoͤhnlich, fladdrig und gedruͤckt; die Höhe des ganzen Strauches oder Baumes 15 — 20 Fuß. Die alte Rinde ſchwaͤrzlichgrau, durch weißliche Druͤſenpunkte etwas rauh, die jüngere violettbraun und weiß punktirt, die an den juͤngſten Trieben grau, dunkel- oder braunroth angeflogen und ſchwach weichhaarig. 76 300 RHAMNUS. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd oder ungeregelt und wenig gedraͤngt, am Grunde ziemlich angeſchloſſen, oben abwaͤrts gebogen. Die Wurzeln gehen 2—3 Fuß tief, und breiten ſich nicht über 5 — 6 Fuß aus. Das Blatt. Die Knospe) wechſelſtaͤndig, nur zuweilen gegeneinander uͤber geftellt und kegelig, 4 kleinere ſpitzige braune Schuppen ſind von 2 größeren, gruͤnlichen, weißbehaarten Schuppenblaͤttchen locker umgeben. Die im Mai ausbrechenden fommergrünen Blätter wechfelftändig, wie die Knospen, ausgewachſen 2½ Zoll lang, 1½ Zoll breit, elliptiſch, oben ganz kurz und ſtumpf zugeſpitzt, am Rande etwas umgewellt, beiderſeits glatt, oben dunkel⸗grasgruͤn und glaͤnzend, unten gelblich mattgrün, mit erhabener weißlicher, in der Jugend weichhaariger Mittelrippe, und 6 — 7 Paar dergleichen parallel nach dem Rande laufenden Seitenadern, der Stiel // Zoll lang, oben etwas gerinnelt, gruͤn oder roͤth— lich, und anfaͤnglich ſchwach flaumhaarig, die bald hinfaͤlligen Nebenblätter pfriemenartig; ſie faͤrben ſich im October gelb oder roͤthlich, auch wohl gelb- und rothgeſcheckt und fallen dann bald ab. Die Bluͤthe erſcheint von Ende Mai's bis Auguſt, zuweilen auch noch im Herbſte, in den Ach— ſeln der Blattſtiele an den jungen Trieben, und die auf einblumigen, 2), Zoll langen Stielen gepaart oder zu 5, buͤſchelig geſtellten Blumen find zwitterlich; der glockige gruͤne Kelch in 5 ovale, zugeſpitzte, weißliche Kelchabſchnitte geſpalten, in deren Winkeln ſich auf ſehr kurzen, von den rundlichen, kappen— foͤrmigen Kronenblaͤttern umhuͤllten grünen Trägern 5 geſtielte, eirundliche, weißgelbe Staubbeutel befin⸗ den; der uͤberſtaͤndige Fruchtknoten rundlich, und, wie der kurze dicke Griffel nebſt der rundlichen getheil— ten Narbe, gruͤn. Die Frucht und der Samen. Die im September, auch wohl früher oder ſpaͤter reifende kleine runde, oben etwas plattgedruͤckte, anfangs rothe, zuletzt ſchwarze Steinfrucht umſchließt mit blau— grauem, widerlich füßem Fleiſch 2 oder 3 braͤunliche, oben gelbknoͤpfige Steine (Samen), deren eine Seite platt, die andere aber erhaben, und deren innerer Kern weiß iſt. Bei der Ungleichheit der Bluͤthezeit trifft man im Herbſt oft an einem Strauche reife Fruͤchte und Blumen zugleich. Varietaͤten. a. Der geſchecktblaͤttrige Faulbaum mit gelb- oder weißlich geſcheckten Blaͤttern; b. der monſtroͤs bluͤhende Faulbaum. Die 5 Kelchabſchnitte der Blume wach— ſen zu großen zungenfoͤrmigen, gruͤn- und weißgeſtreiften Blaͤttern, die Kronen— ſchuppen aber zu kleinen lanzettfoͤrmigen, weißlichen Blaͤttern, und der Stempel zu einem Blattzweige aus; c. der gelbfruͤchtige Faulbaum mit gelben, ſtatt ſchwarzen Steinfruͤchten. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗kurzfaſerig, pords und nur ſehr mittelmäßig hart, an jungen Staͤmmen gelblichweiß, mit roͤthlichem Kern, die Markroͤhre der Zweige rothgelb, an alten Staͤmmen roͤthlich, dunkler geflammt, und von geringer Schwere. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Im mittleren und noͤrdlichen Europa, auch im noͤrdlichen Aſien iſt dieſer Strauch in den Vorbergen, Landhoͤlzern und Hecken, an Graͤben und Gewaͤſſern ſehr gemein. Er liebt einen ſchat— tigen Stand und einen mehr feuchten als trockenen, fruchtbaren Boden, deſſen Haupt-Gemengtheile aus Dammerde, Thon, Kalk und Sand beſtehen. Fortpflanzung. Geſchieht wie bei dem vorhergehenden gemeinen Wegdornz der Samen liegt bei der Herbſtaus— ſaat bis zum Monat Mai des naͤchſten Fruͤhjahrs, bei der Fruͤhjahrs-Ausſaat aber meiſtens ein Jahr in der Erde, und geht dann, wie die Kirſchen, mit 2 eirundlichen Samenlappen auf. e ; 5 1 5 5 Det äußeren Geſtalt nach moͤchte man die Blatt⸗Knospe dieſes Strauchs wohl nur als Schein-Knospe anneh⸗ men konnen. i d RHAMNUS. 301 Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Mit dem 20d Jahre hat der Strauch feine völlige Ausbildung in der Höhe erreicht, feine Lebens— dauer kann man jedoch auf 80 — 90 Jahre annehmen. Nutz en. Als Zierſtrauch wird er mitunter in Europa, vorzuͤglich aber in dem aſiatiſchen Rußland ange⸗ bauet. Als eigentliches Brenn-Material hat das Holz keinen ſonderlichen Werth, die aus demſel⸗ ben gebrannte Kohle liefert, dagegen wegen ihrer Leichtigkeit und Feinheit das beſte Material zur Ber reitung des Schieß-Pulvers (daher die Benennung Pulverholz), und wird hiezu am haͤufigſten ver⸗ wandt. Die Benutzung des Holzes durch den Schreiner und Drechsler, iſt unbedeutend zu nennen und beſchraͤnkt ſich nur auf die feineren Arbeiten. Mit der friſchen Rinde und den unreifen Fruͤchten faͤrbt man wollene, auch andere Zeuche ſchoͤn hochgelb; reif und mit Zuſatz von Laugen-Salz u. ſ. w. färben die letztern aber roth, violett und gruͤn, und die Rinde braun; die innere Wurzelrinde gekocht, giebt einen Abſud, deſſen man fi), beſonders in früherer Zeit, als Purgir-Mittel, fo wie gegen Waſſerſucht und Fuß⸗Geſchwulſt bei Menſchen und Thieren bedient hat; in Milch gekocht vertreibt fie die Kraͤtze, und in Butter die Raude der Schafe und Hunde. Die reifen Fruͤchte lieben die Voͤgel, unter andern vorzüglich die Grasmuͤcken, und aus den Fruchtſteinen (Samen) läßt ſich ein Brennol preſſen. Die honigreichenden Bluͤthen werden von den Bienen beſucht. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wo die Verkohlung des Holzes zur Bereitung des Schieß-Pulvers nicht in Anwendung kommt, hat dieſer Strauch für den Forſtmann kein Intereſſe; im Gegentheil ſucht man ihn dort aus den Schlaghoͤlzern, wohin er ſeiner Natur nach gehoͤrt, ſo viel als moͤglich zu verbannen, um beſſeren Holzarten, die von ihm unterdruͤckt werden, Luft zu machen. Das zur Verkohlung beſtimmte Stangen- und Zweigholz wird im Juli gehauen, gleich geſchaͤlt und getrocknet, das zu Brenn-Material beſtimmte aber zu der Zeit, wo die uͤbrigen Schlaghoͤlzer gehauen werden, alſo im Monat Maͤrz und April. Feinde und Krankheiten, Die Raupen des Faulbaum-Tagfalters (Papilio Argiolus) zerfreſſen die Blaͤtter und Bluͤthen; Krankheiten, außer denen des Alters, z. B. die Kernfaͤule, ſind aber nicht bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Bluͤthenzweig; „ 2. ein Fruchtzweig; „ 3. ein einzelnes Staubgefaͤß, vergrößert; » 4. der Fruchtknoten mit dem Stempel und der Narbe, desgleichen vergroͤßert, und „ 5. ein Fruchtſtein in natürlicher Größe. XIIII. RIBES. Johannisbeere. LINN. GEN. ed. VI. N? 281. Claſſe V. DPENTAND RIA. Ordnung I. MONOGYNIA,. Allgemeiner Gattungs-Character. Die Zwitterbluͤthe. Der Kelch überftändig, die Rohre mit dem Fruchtknoten verwachſen, der Schlund glockig oder faſt flach, der Saum 5fpaltig, die Spalten ausgebreitet oder zuruͤckgeſchlagen; die Krone 5sblaͤttrig, die Blaͤtter am Rande des Schlundes eingefugt; Staubfaͤden 5; der Griffel 2ſpaltig, mit ſtumpfen Narben; die Frucht eine von dem Kelch gekroͤnte, rundliche, einfächrige, vielſamige Beere. A. INERMIA. Unbewaffnete oder eigentliche Johannisbeeren. Beſonderer Gattungs-Character. Die Blumen ſtehen zu 5 — 10 an einem gemeinſchaftlichen Hauptſtiele in aufgerichteten oder über hängenden Trauben (nur bei Ribes nigram iſt die eine der Trauben 1blumig), die Aeſte und Zweige ohne Stacheln. 93. RIB ES RUB RUM. Gemeine Johannisbeere. Tafel LXXIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen wechſelweis, find meift 5lappig, die unteren Lappen kleiner als die beiden fol— genden, der mittlere der groͤßte, am Rande gezaͤhnt, am Grunde ſeicht ausgeſchnitten, langhaarig und geſtielt. Synonymie. RIBES RUBRUM. Willd. Linn. IV. 2. p. 1153. Bechſtein IV. p. 648. N? 68. 5 Burgsdorf II. 1. p. 240. Ne 66. Duͤ Roi und Pott II. p. 501. Ne 1. Das np s Ni. Guimpel und Hayne p. 26. VULGARE. Borkhauſen II. p. 1050. Ne 260. Franz. LE GROSSEILLIER A FRUIT ROUGE. — Engl. THE RED CURRANT. Net: RIB E S. 303 Provinzial⸗-Namen. Johannisbeere, rothe und weiße Johannisbeere, Johannisbeerſtrauch, wilder rother Johannisbeer⸗ ſtrauch, Johannisbeerſtrauch mit rothen oder weißen Beeren, Johannistrauben, Johannistraͤublein, rothe oder weiße Trauben, Straußbeerenſtrauch, Weinbeerſtrauch, Riebs, Riebiſel, Riebiſelſtrauch, Ruͤbſel, Ruͤ— bitzel, Ruͤbitzelſtaude, Koßberten, Jibern, Fuͤrwitzlein. Abbildungen. Blackwell T. 285. Flor. Dan. T. 967. Schkuhr J. 48. Reitter und Abel T. 66. Guim- pel und Hayne J. 26. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch-, mit Huͤlfe der Kunſt in Gärten zuweilen baumartig, % — 3 Fuß hoch entaͤſtet, 1— 2 Zoll über der Wurzel ſtark, gerade und rund; die Aeſte und Zweige mitgerechnet, erreicht der Strauch eine Höhe von 4—8 Fuß, und bildet ſich zu einem dichten, etwas gedruckten rundlichen Buſch oder Baͤumchen aus. Die alte Rinde ſchwaͤrzlich- oder dunkel- rothbraun, die Oberhaut ſich baͤnderartig ablöfend, die jüngere hell-rothbraun oder roͤthlich-aſchgrau. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, unten angeſchloſſen, oben ſperrig, auswaͤrts gebogen. Die Wurzeln gehen 1 — 2 Fuß tief, 2— 3 Fuß weit, und treiben nahe am Stamme gern Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehenden Knospen eiförmig, oben ſtumpfſpitzig, 4 — 6ſchuppig und dunkelbraun. Die im Mai hervorbrechenden ſommmergruͤnen Blätter ſtehen ebenfalls abwech— ſelnd auf 1 — 2 Zoll langen, oben gerinnelten, ſparſam ſehr fein behaarten, gelbgruͤnen Stielen, find ausgewachſen 2— 2½ Zoll lang, faſt eben fo breit, 5lappig, die unteren Lappen kleiner als die übrigen, ſtumpf zugeſpitzt, am Grunde ſeicht ausgeſchnitten, am Rande ungleich grob gezaͤhnt, auf der Oberfläche dunkelgruͤn, glatt und vertieft geadert, daher etwas runzlich, unterwaͤrts mattgruͤn, die erhabene Mittel- rippe nebſt Seitennerven ſehr fein behaart; im October fallen ſie gruͤn oder gelblich gefaͤrbt ab. Die Zwitterbluͤthe erſcheint Ende Aprils, allein oder in Geſellſchaft mehrerer Blätter, an den vorjäh- rigen Zweigen als eine aus 10, auch mehr oder wenigern, an einem, mit einzelnen feinen Haaren und kleinen Druͤſen beſetzten Hauptſtiel ſpiralfoͤrmig abwechſelnd geſtellten kurzſtieligen Blumen gebildete, 2— 3 Zoll lange, ſchlaff herabhaͤngende Traube. Die Blumen am Grunde des Stieles mit einem kleinen eirunden, gelblichen Deckblaͤttchen verſehen, der bleibende uͤberſtaͤndige Kelch flachglockig, inwendig um den Griffel einen ſchwach erhabenen Rand bildend, 5fpaltig, gelbgruͤn und kahl, die Abſchnitte ſtumpf, am Rande umgerollt; die etwas heller gefärbte Krone aus 5, in den Kelchſpalten ſtehenden, kaum ſichtbaren ftum- pfen Blaͤttchen zuſammengeſetzt,zwiſchen welchen, am Rande des weiten flachen Blumenbodens regelmaͤßig vertheilt, 5 ganz kurze Staubfaͤden mit doppelten weißlichen Beuteln befindlich; der kleine rundliche Frucht⸗ knoten und der aufrechtſtehende kurze, zuruͤckgebogene zweiſpaltige Griffel gelbgruͤn. Die Frucht und der Samen. Die im Juni und Juli reifenden erbſenfoͤrmigen, oben von den Kelchabſchnitten gekroͤnten, ſaͤuerlich ſaftigen Beeren glänzend hellroth, einfaͤchrig, und viele durch— ſcheinende, eifoͤrmige, langgeſpitzte, gelbbraune Samenkerne enthaltend. Varietaͤten. Dieſer Johannisbeerſtrauch varüürt in der Farbe der Blätter und der Früchte; denn man findet ihn: 5 a. mit gelb und gruͤn geſcheckten Blaͤttern; b. mit hochgelb gefleckten, fleiſchfarbenen und weißen Beeren. Beſchaffenheit des Holzes. Grob⸗langfaſerig, ziemlich hart, zaͤhe und biegſam, aber wenig elaſtiſch; auf dem Querſchnitt weißlich-gelb. 77: 304 RIB ES. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Als Vaterland des Johannisbeerſtrauchs kann man außer Deutſchland wohl das ganze noͤrd— liche Europa und Aſien, als eigenthuͤmlichen Standort deſſelben aber die niedern Anhoͤhen und Ebe— nen annehmen, wo er ſich in den nicht zu ſchattigen Laub-Waldungen und Gebuͤſchen, an den Ufern der Fluͤſſe, Teiche und an Gräben, auf lockerem ſchwarzen Boden am haͤufigſten findet und am beſten ge— deihet, uͤbrigens aber auch in jedem andern magern Erdreich, ſelbſt in den Riſſen alter Mauern und auf faulenden Weidenſtämmen, wohin die Kerne durch den Wind und durch Voͤgel vertragen ſind, fortkoͤmmt. Fortpflanzung. Sie geſchieht durch Ausſtreuung der Beeren oder ihrer Kerne, durch Wurzelbrut, Able— ger und Stecklinge, auch wo man, wie beſonders in England, auf die Veredlung der Früchte Ruͤckſicht nimmt, durch Oculiren. Bei der Vermehrung durch den Samen, welches Geſchaͤft im Freien durch die Voͤgel, in Gaͤrten aber mittelſt kuͤnſtlicher Ausſaat verrichtet wird, zettelt man den Samen gleich nach der Reife der Beeren oder im Fruͤhjahre (Monat April) auf lockerm Boden in Rinnen, bedeckt ihn / Zoll hoch mit Erde, und nach Verlauf von einem Jahre, bei der Ausſaat im Sommer aber gewoͤhnlich ſchon im naͤchſten Fruͤhjahre, keimt die junge Pflanze mit 2 kleinen rundlichen Samen— blaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. 8 — 10 Jahre bedarf der Strauch zu feiner vollkommenen Ausbildung, und obwohl man in Gaͤr— ten einzelne Beiſpiele hat, daß derſelbe uͤber 15 Jahre geſund ausdauert, ſo ſtirbt er doch, durch neue Wurzelſchoͤßlinge ſich verjuͤngend, meiſtens in dieſem Alter ab. Nutz en. Außer den Beeren, die man roh, auf Backwerk, eingemacht und als Gefrornes genießt, ferner zu Bereitung eines wohlſchmeckenden, kuͤhlenden Gelee's, ſtark berauſchenden Weins, Brantweins und ſcharfen Eſſigs verwendet, iſt der Strauch wenig nutzbar, da ſein Holz, von geringer Staͤrke, nur in Wellen gebunden zur Feuerung brauchbar iſt, weshalb man ihn denn auch nur in Gaͤrten oder auf wuͤſten Plaͤtzen kuͤnſtlich anbaut; er vertraͤgt den Schnitt und laͤßt ſich an Spalieren, zu kleinen Baͤum— chen und lebendigen Hecken leicht heranziehen, liefert aber in dieſer letztern Geſtalt, bei ſtarkem Beſchnei⸗ den, weniger und ſchlechtere Fruͤchte, und dauert uͤberhaupt nicht ſo lange aus, wie bei freiem, der Sonne ausgeſetzten Stande. Um einen angenehmen Wein zu erhalten, miſcht man den aus den Beeren gepreß⸗ ten Saft mit gleicher Quantität Waſſer, thut auf jedes Maaß ſolcher Miſchung % Pfund Zucker, laͤßt dieſe Maſſe in einem Faͤßchen bei ſtetem Nachfüllen voͤllig ausgaͤhren, welches ohngefaͤhr 6 Wochen dau— ert, hierauf zugeſpundet etwa ein halbes Jahr ruhig liegen und ſodann auf Bouteillen ziehen; der auf ſolche Weiſe bereitete Wein haͤlt ſich, bei immer zunehmender Staͤrke, 10 und mehrere Jahre. 1 Maaß Saft mit 4 Loth Zucker verſetzt, liefert einen ſtarken Weingeiſt. Die Bluͤthen geben den Bienen, die wilden Beeren den Voͤgeln Nahrung; auch kann man mit den letzteren auf Tuch gelb, mit der Rinde und dem jungen Holze aber braun faͤrben. : Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Gehoͤrt zu den unbedeutenden Holzpflanzungen, die im Walde weder ſonderlich nutzen noch ſchaden und dem Buſchholzbetriebe anheimfallen. N 1 Feinde und Krankheiten. Unter die vorzuͤglichſten Feinde, welche Blaͤtter und Bluͤthen zerfreſſen, gehoͤrt wohl der Stiel— RIBES. 305 Eichenſpinner (Phalaena Bombyx Quercus), der Hopfen-Tagfalter (Papilio C. album) und die Nußbaum⸗Eule (Phalaena Noctua pyramidea), wo indeſſen Obſtbaͤume in der Nähe ſtehen, die von andern Inſecten befallen ſind, wird von dieſen auch der Johannisbeerſtrauch oft heimgeſucht, und ſeiner Blaͤtter beraubt. Als Krankheit zeigt ſich im Alter die Kernfaͤule. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; eine einzelne Blume, ſtark vergrößert; ein maͤnnliches Staubgefaͤß, und der weibliche Griffel, desgleichen ſehr vergrößert; . ein Zweig mit reifen Beeren, und . ein Samenkorn, in natürlicher Größe. * r o 94. RI B ES ALPIN U M. Alpen⸗ Johannisbeere. Tafel LXXX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd, find klein, Zlappig, am Rande grob geſäaͤgt und geſtielt. Syn o ny mi e- RIBES ALPINUM. Willd. Linn. I. 2. p. 1154. Ne 5. Borkhauſen II. p. 1055. N. 262. Bechſte in IV. p. 651. Ne 70. Burgsdorf II. 1. p. 238. N? 64. Duͤ Roi und Pott II. p. 506. Ne 2. Harkig VI. 1. p 1 EN, Guimpel und Hayne p. 31. Franz. LE GROSSEILLIER DE MONTAGNE, ET A FRUITS TAD ES. — Engl. THE ALPINE CURRANT, Provinzial-Namen. Alpen- oder Berg-Johannisbeerſtrauch, Berg- oder wilde Johannisbeere, Johannisbeerſtrauch mit Stachelbeerblaͤttern, wildes Johannistraͤublein, Straußbeere, Straußbeerenſtrauch, auch Rauch-, Reich⸗, Rech- und Rechenbeere, Rechenbeerſtrauch oder -Staude, Paſſelbeer- und Corintenſtrauch, falſcher Co— rinten⸗ oder Roſinenbaum, füße, auch wilde Kraus-, Folk- und Fraubeere, Weinbeerle, Mehldroſſel, wilde Kirſchen, Gottesvergeſſene Beere. 306 RIBES. Abbildungen, Kerner Abbild. ökon. Pfl. TI. 531. Cramer J. 38. Reitter und Abel T. 64. Guimpel und Hayne T. 21. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, zuweilen „ — 2 Fuß hoch aſtlos, zn Zoll im unteren Durchmeſſer ſtark, gerade und rund, zuweilen aber auch ganz fehlend, und nahe uͤber der Wur— zel in zahlreiche Aeſte und Zweige zertheilt, mit welchen der Strauch eine Hoͤhe oh 3—10 Fuß er⸗ reicht. Die alte Rinde rothbraun, mitunter fleckweis in Aſchgrau uͤbergehend, die Oberhaut ſparſam blaͤttrig aufgeſprungen, die juͤngere braͤunlich aſchgrau und glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd und bilden meiſtens ſehr grade, ſchlanke Schuͤſſe. Die Wurzeln laufen in 1 Fuß Tiefe 2 — 3 Fuß weit unter dem Boden hin und treiben häufige Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Die Knospen ſtehen abwechſelnd, find eifoͤrmig, oben rundlich geſpitzt, 4 — 6ſchup⸗ pig und braͤunlich-weißgrau. Die abwechſelnd ſtehenden ſommergruͤnen Blaͤtter, welche im Mai her— vorbrechen, 1½ — 2 Zoll lang, Y,— 1½ Zoll breit, 3, zuweilen auch undeutlich Slappig, die tief-einge— ſchnittenen Lappen, von denen der mittlere etwas vorgezogen, zugeſpitzt, am Rande, beſonders nach dem Grunde zu, tief und grob, geſpitzt geſaͤgt, oberwaͤrts hellgruͤn, etwas haarig und druͤſig, unterwaͤrts mattgelb oder weißlich-gruͤn und glaͤnzend-glatt, die 3 Hauptnerven einzeln, lang und weißlich behaart, der Blattſtiel 5 — 7 Zoll lang, gefurcht, druͤſig und ebenfalls behaart; fruͤh im October fallen fie gruͤngelb ab. Die Bluͤthe erſcheint zu Ende Aprils oder Anfangs Mai faſt in aͤhnlicher Geſtalt wie die der vor— hergehenden rothen Johannisbeere, doch nie allein, ſondern immer in Geſellſchaft mehrerer Blaͤtter aus einer gemeinſchaftlichen Knospe, auch nicht mit haͤngenden, ſondern mit aufrechtſtehenden Trauben, und obwohl man ſehr oft, vorzuͤglich am Grunde der Traube, vollkommene Zwitterblumen bemerkt, fo find doch die meiſten Straͤucher ganz getrennten Geſchlechts; die 1 — 2 Zoll lange männliche Bluͤthen— traube 20 — 30, die kuͤrzere weibliche 2 — 5blüthig; die maͤnnliche Blume größer als die weibliche, die Deckblaͤtter derſelben aber kleiner; die eirundlichen, abgeſtutzten, flach ausgebreiteten 5 Kelchſchnitte gelb- gruͤn, mit braunroͤthlichem Anfluge, wie die 5 kleinern weißlichen Kronenblaͤtter; die 5 Staubfaͤden kurz, in der weiblichen Blume ohne, oder mit unvollkommenen, in der maͤnnlichen und Zwitterblume aber mit vollkommenen, doppelten, weißgelblichen Staubkolben; der in der maͤnnlichen Blume fehlende weibliche Fruchtknoten unterſtaͤndig und gelb, wie der 2ſpaltige Griffel, die Narbe roth. Die Frucht und der Samen. Die zu 2 — 4, hoͤchſtens 5 in aufgerichteten Trauben ſtehenden kleinen, durchſichtigen, vielfamigen rothen Beeren, welche im Juli reifen, gleichen aͤußerlich den Fruͤch— ten des vorbeſchriebenen rothen Johannisbeerſtrauchs vollkommen, ihre innere Subſtanz iſt aber ſchleimig und von widerlichſuͤßem Geſchmack. Die eifoͤrmigen Samen gruͤnlich-gelb. Beſchaffenheit des Holzes. Sehr feſt und zähe, von Farbe gruͤnlich- weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Die Laub⸗Waͤlder und Hecken der bergigen Gegenden Deutſchlands, (Boͤhmen, Thuͤringen, der Harz u. ſ. w.) Englands, der Schweiz, in Heſterreich, Schweden, Rußland, vorzüglich in Lappland und dem nördlichen Afien bis zum 658en Breitengrade. Nimmt mit jedem nicht zu naſſen Boden vorlieb, und waͤchſt gern in ſchattiger Lage Fortpflanzung. Wie bei der vorigen Art, RIBES. 307 Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer, Der Strauch waͤchſt 10—12 Jahr, ehe er ſich ausgebildet hat, und erreicht ein Alter von 15—20 Jahren. Nutz en. Der Abwechslung wegen, auch wohl zu lebendigen Hecken, pflanzt man die Alpen-Johannis⸗ beere in Boskets und Gaͤrten an. Der Nutzen des Holzes bei der Feurung iſt unbedeutend; dagegen giebt es gute Pfeifenroͤhre, Ladeſtoͤcke, Rechenzaͤhne und manches andere geringe Material, wozu ein hartes Holz erfordert wird. Die unſchmackhaften, in Franken deshalb vielleicht gottesvergeſſen genann⸗ ten Beeren ſollen in gichtiſchen Krankheiten heilſam ſein, dienen außerdem aber nur zur Nahrung der Voͤgel. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes, auch Feinde und Krankheiten wie bei dem rothen Johannisbeerſtrauch. Erklaͤrung der Abbildungen. Ein Bluͤthenzweig; . eine vollkommene Zwitterblume, vergrößert; . ein Zweig mit halb- und ganz-reifen Beeren; . ein Samenkorn, in natürlicher Größe. > oo DD 95, R I B E S NI GR UH M. Schwarze Johannisbeere. Tafel LXXXI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd, find 3 — slappig, die Lappen zugeſpitzt, der mittlere länger als die uͤbrigen, am Rande grob geſaͤgt, unterwaͤrts goldfarben punktirt und lang geſtielt. Synony mie. RIBES NIGRUM. Willd. Linn. I. 2. p. 1156. Ne 8. Borkhauſen II. p. 1058. N? 263. Bechſtein IV. p. 650. N? 69. Burgsdorf II. p. 239. N. 65. Du Roi und Pott II. p. 508. Ne 3. 78 | | 308 RI B E S. RIB ES NIGRUM. Hartig VI. 1. p. 174. N. 3. Guimpel und Hayne. p. 31. Franz. LE GROSSELLIER A FRUIT NOIR. — Engl. TUE COMMON BLACK CURRANT, Provinzial⸗Namen. Schwarzer Johannisbeerſtrauch, ſchwarzes St. Johannistraͤublein, ſchwarzer Riebs oder Riebiſel, Stink⸗, Gicht, Pfaffen- und Jungfernbaum, Gicht⸗, Bocks- und Ahlbeerenbuſch oder Strauch, Wanzen— ſtrauch, ſchwarze falſche Stachelbeere, Gicht-, Bocks-, Zeit-, ſchwarze Zeit-, Braun-, Braͤun⸗, Brenne-, Pfaffen⸗, Pfeffer⸗, Wendel-, Junfern-, Aal-, Ahl-, Ala- und Alantbeere; Aalboſin und Aalbeſinge. Abbildungen. Blackwell T. 285 Fig. 6. Reitter und Abel T. 65. Guimpel und Hayne J. 22. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig 1—2 Fuß hoch ausgeaͤſttet, zuweilen aber auch ganz kurz, ziemlich gerade und rund, 3 — 4 Zoll über der Wurzel ſtark; mit Einſchluß der Aeſte und dichtbe— laubten Zweige erreicht der Strauch eine Höhe von 6— 8 Fuß und darüber, und bekommt eine rund— liche, oben ausgebreitete, gedruͤckte Geſtalt. Die alte Rinde ſchwaͤrzlich-braun, grau uͤberlaufen und in ſeichten, ſchmalen Furchen aufgeſprungen, die jüngere rothbraun, mit ungeregelten roſtgrauen Flecken, uͤbri— gens wie die roͤthliche oder roſtgraue juͤngſte Rinde glatt. N Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, die erſteren etwas ſperrig, die letztern ange— ſchloſſen, und ſind, nach Verhaͤltniß ihrer Laͤnge, ſtaͤrker wie bei allen uͤbrigen Riebs-Arten. Die Wurzeln gehen 2— 3 Fuß tief und 3—4 Fuß weit, wobei die flacher laufenden häufige Ausſchuͤſſe treiben. N Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Knospen eiförmig, ſechsſchuppig und dunkelbraun, mit gold- farbnen Druͤſen punctirt, die Schuppen am Saume weißhaarig fein bebraͤmt. Die ſommergruͤnen Blaͤtter, welche Anfangs Mai erſcheinen, ähneln in ihrer aͤußeren Geſtalt denen des rothen Johan— nisbeerſtrauchs ſehr, doch find fie größer, 2½ — 3 Zoll lang, auch dicker und fetter anzufuͤhlen, und haben einen eigenthuͤmlichen Bocks- oder katzenaͤhnlichen Geruch, die 3 (auch 5) Lappen, von denen der mittlere der größte, find tiefer eingeſchnitten und ſchaͤrfer zugeſpitzt, der Rand iſt einfach grob oder dop— pelt ſpitzig gezaͤhnt, die Oberfläche grasgruͤn und glatt mit vertieft liegenden Rippen und Adern, die untere Seite mattgelbgruͤn und, wie die Knospen, mit vielen kleinen goldfarbenen, glaͤnzenden Druͤſen punctirt, deren Ausduͤnſtung man den widerlichen Geruch zuſchreibt, Rippen und Adern erhaben, und, wie der 2 — 3 Zoll lange rundliche Blattſtiel, fein behaart; ſchmutzig gelb- oder braunroth gefaͤrbt, fal⸗ len ſie gegen Ende Octobers ab. Die Bluͤthe iſt zwitterlich und entſpringt um Mitte des Mai aus den Trieb⸗ und Blaͤtter-Knos⸗ pen in wenigen, 1 in zwei ungleich langen, uͤberhaͤngenden, am Grunde mit 2 lanzettfoͤrmigen, braungelben Deckblaͤttchen verſehenen, weißfilzigen oder flaumhaarigen Trauben, von denen die groͤßere 3 —4 Zoll lang, und 5 — , ſelten mehr, die andere, kaum ein Drittel fo lang, ö ; aber nur eine einzelne ge⸗ ſtielte Blume traͤgt; der uͤberſtaͤndige, glockenfoͤrmige, ſparſam mit roſtbraͤunlichen Puncten beſtreuete gelbgruͤne Kelch in 5 zuruͤckgeſchlagene, laͤnglichrunde, gelbgruͤne, blaͤulichroth beraͤnderte Abſchnitte geſpal⸗ ten; die gleichgeformten, aber kleineren und nicht zuruͤckgeſchlagenen 5 Kronblaͤtter, zwiſchen welchen 5 längere, aufrechtſtehende, gruͤnlichgelbe Staubfaͤden mit doppelten eirunden, gelblichen Staubbeuteln auf dem Kelchrande angeheftet find, äußerlich gelb, inwendig roth; der rundliche Fruchtknoten und aufgerichtete Griffel grasgrün, die gleichgefaͤrbte Narbe ganz kurz geſpalten. Die Frucht und der Samen. Die bei ſorgfaͤltigem Anbaue faſt Schlehen großen, im Walde R IABAETS 309 aber kleineren, rundlichen, mit den bleibenden Kelchabſchnitten gekroͤnten, dickhaͤutigen Beeren reifen im Auguſt, wo fi die Oberhaut blaulichſchwarz färbt, und enthalten in ihrem blaͤulichrothen, markigen Fleiſche viele eirundliche, unten zugeſpitzte, gelbbraͤunliche Samenkerne; ihr Geſchmack iſt, ungeachtet des uͤblen Geruchs, nicht ganz unangenehm. Beſch affenheit des Holzes, wie bei den vorhergehenden Johannisbeeren. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich uͤberall in Europa und Aſien, wo man den rothen und Alpen-Johannisbeer— ſtrauch antrifft, doch nicht ſo hoch im Gebirge als der letztere; liebt einen ſchattigen Stand und fri⸗ ſchen ſchwarzen Boden. Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Ebenfalls wie bei den vorhergehenden Johannisbeer-Arten, und jenen, beſonders der erſtern, aͤhn⸗ lich iſt auch der Nutz en, weshalb denn auch dieſer Strauch nicht minder in Gaͤrten angebaut wird. Die Beeren werden roh gegeſſen, und gereichen wild wachſend zur Nahrung mancher Thiere, vorzüglich der Bären und Voͤgel. Aus dem Safte laͤßt ſich, auf gleiche Weiſe wie bei der rothen Johannisbeere, ein dem Muskateller aͤhn⸗ licher Tiſch-Wein und ſtarker Brantwein herſtellen, der wegen ſeiner, den Beeren ſo wie dem ganzen Strauche eigenen urintreibenden Wirkung gegen Waſſerſucht und Steinſchmerzen getrunken wird, und mit Rum und Gewuͤrz abgezogen, erhaͤlt man aus demſelben den wohlſchmeckendſten Ratafia; ſie (die Beeren) liefern ferner eine dauerhafte violette und braune Farbe. Der ſchnell abgebruͤheten und wieder getrock— neten Blaͤtter bedient man ſich als Thee gegen die Gicht, wovon der Strauch den Namen Gicht⸗ baum u. ſ. w. erhalten hat, und der Knospen, um dem Weine und Biere einen angenehmen Ge— ſchmack zu geben. Forſtwirthſchaftliche Qualification, auch Feinde und Krankheiten hat dieſer Strauch mit den vorbeſchriebenen Johannisbeeren gemein. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; . eine aufgeſchnittene Blume, vergrößert; . ein Staubgefaͤß und der Griffel, desgleichen vergrößert; . ein Zweig mit reifen Beeren; . ein Samenkorn, in natürlicher Größe. oo a O — 310 RIBES. B. ARMATA. Bewaffnete oder uneigentliche Johannisbeere. Beſonderer Gattungs-Character. Die Blumen ſtehen einzeln, feltener zu 2 — 3, an einem gemeinſchaftlichen Hauptſtiele; die Aeſte und Zweige find mit abloͤsbaren Stacheln beſetzt. 96. FFB F ROSS R e Wilde Stachelbeere. Tafel LXXXII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd, find 3 —slappig, am Rande rundlich grob gezaͤhnt, der Stiel haarig. i Synony mie. RIBES GROSSULARIA. Willd. Linn. I. 2. p. 1158. N. 15. Bechſtein IV. p. 654. Ne 72. UVA CRISPA. Borkhauſen II. p. 1064. Ne 366. — — Burgsdorf II. p. 241. N? 67. — — — Du Roi und Pott. II. p. 511. Ne 5. . 2 Sarg al ep 15 NA Gu impel und Hayne p. 33. Franz. LE GROSSEILLIER EPINEUX SAUVAGE — GOOSEBERRY. Engl. TUE WILD PRICKLY Provinzial-Namen, Stachel, Stick- und Stichbeere, gemeine Zaun- oder Hecken auch kleine wilde Stachelbeere, gemei⸗ ner und wilder, auch weißlicher Stachelbeerſtrauch, Rauchbeerſtrauch, rauhhaarige Stachelbeere, Rauh-, Rauche, Kloster“ Kluſter, Chriſt, Chriſtoph⸗, Chriſtohren⸗, Graſſel,, Grafel-, Groſſel⸗ Gruſel⸗, Grunzel-, Kraͤuſel⸗, Kreuz, Kreuzel-, Krufchelz, Laus⸗, Gruͤn⸗ und Rufferl, Fleiſch⸗ und Agreſtbeere, Grunzel, Grünzel, Agras, Agres, Ackras, Agreſch, Stechaberle, Aiter- und Eiter⸗botzen oder butzen, Katerbatze, Mauſchel, Morı- ſel, Mukeze, Mucnetze, Chriſt, Weg⸗ und Stechdorn, Spinellen, Spunellen und wilde Erbſen. Abbildungen. Blackwell T. 277. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 499. Reitter und Abel T. 67. Guim⸗ pel und Hayne T. 23. RIB E S. 311 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, / — 1 Fuß hoch entaͤſtet, 1—2 Zoll unten ſtark, gerade und rund; die ganze Hoͤhe des rundlich buſchigen Strauchs 3 — 4 Fuß. Die alte Rinde ſchwaͤrz⸗ lich oder braun, mit ſchmalen weißgrauen Laͤngsſtreifen, die Oberhaut fein aufgeriffen, die jüngere weiß⸗ lichgelbgrau und glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, unten ſpitzwinklig angeſchloſſen, oben auswaͤrts⸗ gebogen; die jüngeren Triebe ſo wie die Blaͤtter und Bluͤthenknospen ſind am Grunde mit 3, ſeltener 1 oder 2, in der Rinde verwachſenen, abloͤsbaren, geſpreizt ſtehenden, pfriemenartigen, ) — / Zoll langen, ſehr ſcharfſpitzigen, weißgelbgrauen Stacheln beſetzt, die mit dem ten oder An Jahre abfallen. Die Wurzeln dringen 1—2 Fuß tief ein, breiten ſich in vielen zarten Verzweigungen 3—4 Fuß weit aus und treiben haͤufige Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Die Knospen ſtehen abwechſelnd, find kegelfoͤrmig, oben zugeſpitzt, 6ſchuppig, roſt⸗ grau und weißlich fein behaart. Die abwechſelnd ſtehenden ſommergruͤnen Blaͤtter brechen im Monat Maͤrz hervor, ſind 1½ — 2 Zoll lang, meiſt eben ſo breit und Zlappig, durch einen tiefen Einſchnitt der Seitenlappen faſt Slappig, am Rande mehr oder weniger tief rundlich grobgezaͤhnt, oberwaͤrts hell- gem mit vertieften Adern und runzlich, unten gelblichgraugruͤn, ſtark erhaben gerippt und geadert, in der Jugend, wie der /½— / Zoll lange, oben gerinnelte Blattſtiel fein weißlich behaart, gegen den Herbſt, wo ſie im Monat October gelb oder rothgefaͤrbt abfallen, aber glatt. Die Bluͤthe. Zugleich mit den Blättern erſcheinen die Zwitterblumen im März, einzeln oder zu zweien, auch dreien, an einem gemeinſchaftlichen Hauptſtiele; die beſondern Bluͤthenſtiele ſind kurz und von ungleicher Laͤnge, die einblumigen Stiele in der Mitte oder naͤher unter der Blume zwei kleine gegenfländige Deckblaͤtter tragend, von welchen das eine breite, eiförmige den Blattſtiel umgiebt, das andere ſchmale zuweilen mit dem breiten verwachſen iſt, oder auch fehlt, die zweiblumigen Stiele nahe an der Theilung noch ein drittes Deckblatt enthaltend. Der bleibende Kelch überftändig, glockig, öſpaltig und grün, die zungenfoͤrmigen Spalten zuruͤckgeſchlagen, inwendig gelb, am Rande bläulich- roth; die aufgerichteten 5 Kronenblaͤtter halb fo lang als die Kelchſpalten, eirund und weiß; die zwi— ſchen denſelben auf dem Kelch-Rande ſtehenden 5 Staubfaͤden weißgruͤn, ihre doppelten eifoͤrmigen Staub⸗ beutel gelb, ganz ſchwach ins Roͤthliche ſchimmernd; der unterſtaͤndige gruͤne Fruchtknoten rundlich und, wie der gleichgefaͤrbte, tief zweiſpaltige Griffel (dieſer bis an die Theilung), fein ſteif behaart, die Haare bei den veredelten Sorten zuweilen auf der Spitze mit roͤthlichen Druͤſen beſetzt; die Narbe rund. Die Frucht und der Samen. Die kleinen runden, mit den Kelchabſchnitten gekroͤnten, gruͤnen, dicht behaarten, ſuͤßſaftigen Beeren reifen im Juli, und enthalten viele, mit einer gallertartigen Maſſe umgebene, durchſcheinende, laͤnglichrunde, braͤunliche Samenkerne. Varietaͤten. Je weiter der Stachelbeerſtrauch dem kalten Norden zuwaͤchſt, oder die rauhen Ge⸗ birge hinanſteigt, wo die ſchoͤpferiſche Kraft des Bodens, Lichts und Sonnenſcheins mehr und mehr ver— fiegt, je kleiner, dichter behaart, einfarbiger und unſchmackhafter find feine Früchte, und in eben dem Maaße umgekehrt, find dieſe größer, glatter und verſchieden gefärbt, auch wohlſchmeckender, jemehr der— ſelbe ſich den Ebenen des waͤrmeren Himmelsſtrichs zuwendet, weshalb man denn in den ſuͤdlichen Gegen— den Deutſchlands ſchon wilde Straͤucher findet, deren Fruͤchte einen auffallenden Unterſchied in ihrer Ge— ſtalt, Farbe und Geſchmack nicht verkennen laſſen, und ſo durch die Natur veredelt, und durch forgfältigen Anbau in Gärten noch mehr vervollkommnet, hat man von dieſer wilden Stachelbeere in England bis jetzt an hundert verſchiedene Abarten gezogen, die ſich theils durch ihre Groͤße und Form, theils durch ihre rauhe oder glatte Oberflaͤche, ſo wie durch ihre gruͤne, gelbe, weißliche und hell- oder dunkelrothe Farbe, auch endlich durch ihren mehr oder weniger angenehmen Geſchmack von einander unterſcheiden. 312 | RIBES. Beſchaffenheit des Holzes. Grob- und kurzfaſerig, ziemlich feſt, zaͤhe und hart, auf dem Schnitt gelblichweiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich in ganz Europa und dem noͤrdlichen Aſien bis zum 65722 Breiten-Grade, und kommt wild vorzuͤglich in ſteinigen Gegenden, lichten Waldungen, Feldbuͤſchen und Hecken vor, waͤchſt aber auch, da kein Boden fuͤr ihn zu mager iſt, auf Felſen, altem Gemaͤuer und faulenden Staͤm⸗ men, als Weiden u. ſ. w.; veredelt haben ihn die Gärten der aͤrmſten Bauerhuͤtten wie der größten Pallaͤſte aufzuweiſen. . Fortpflanzung. Natürlich und kuͤnſtlich geſchieht dieſelbe durch den Samen, durch Wurzelbrut, Ableger und Stecklinge wie bei der rothen Johannisbeere, und aͤhnlich wie bei dieſer erſcheint auch erſt im gen Fruͤhjahre die junge Pflanze mit zwei kleinen rundlichen Samenblaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Im wilden Zuſtande erreicht der Strauch mit dem 6 — 7ten Jahre feine Vollkommenheit, und neue Wurzelſchuͤſſe treibend, ſtirbt er mit dem 10ten Jahre ab; bei forgfältiger Pflege, wie fie ihm in den Gaͤrten zu Theil wird, erreicht er jedoch zuweilen ein Alter von 15 Jahren. Nutzen. Wird, ſeiner wohlſchmeckenden Fruͤchte wegen, fuͤr Boskets und Gaͤrten in Buſchgeſtalt oder zu niedern lebendigen Hecken herangezogen, die ſehr dicht verwachſen, der Nutzen des Holzes iſt ſehr unbedeutend. Die wilden reifen Beeren ſind eine Beute der Voͤgel, Marder, Maͤuſe und aͤrmeren Menſchen, die veredelten zu pfluͤcken, ſcheuet ſich indeß ungeachtet der abwehrenden Stacheln die zarteſte Damenhand nicht; unreif werden die veredelten Beeren in Rahm oder als Gemuͤſe an junges Gefluͤgel, Huͤhner und Tauben gekocht, und eingekocht mit Zucker in wohlverſchloſſenen glaͤſernen Flaſchen aufbewahrt, zieren ſie als Leckerbiſſen fuͤr den Winter die feinſten Tafeln; ſie enthalten vielen Spiritus, und von dem ausgepreßten Safte bereitet man auf dieſelbe Weiſe, wie bei der rothen Johannisbeere, einen dem Ungariſchen an Geſchmack nahe kommenden angenehmen Wein, ohne mehr als 4 — 6 Loth Zucker auf ein Maaß noͤthig zu haben, da die Stachelbeeren nicht die ſcharfe Saͤure beſitzen, welche der Johannisbeere eigen iſt. Die Bluͤthe giebt den Bienen Nahrung, und Zweige und Blaͤtter faͤrben vorbereitete wollene Zeuge Vigogne. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes gehoͤrt unter die Forſt-Unkraͤuter. Feinde und Krankheiten. Die Raupen des Stachelbeerenſpanners (Phalaena Geometra grossulariata) und der Sta⸗ chelbeer-Eule (Ph. Noctua ribis. Bechſtein), auch andere Inſecten, vorzuͤglich aber die ebengedach⸗ ten, entblaͤttern oft den ganzen Strauch. Als eigentliche Krankheit zeigt ſich in Folge des Alters die Kernfaͤule. 1 Erklaͤrung der Abbildungen. N: 1. Ein Bluͤthenzweig; » 2. die einzelne Blume, fo wie „» 3. ein Staubgefaͤß, und RO BINI A. 313 N. 4. der Fruchtknoten mit dem Griffel, ſtark vergroͤßert; 5. ein wilder Fruchtzweig; „6. verſchiedene Arten veredelter Beeren, und 7. die Samenkerne in natuͤrlicher Größe. XLIV. ROBINIA. Robinie. LINN. GEN. e d. VI. N? 879. Claſſe XVII. DIADELPHIA. Ordnung IV. DECANDRIA. Gattungs-Character. Die Zwitterblume. Der Kelch klein, einblaͤttrig und Jzaͤhnig, der obere Zipfel zuweilen 2ſpaltig. Die Krone ſchmetterlingsfoͤrmig, die Fahne groß, rund und offen, die Flügel und das Schiff laͤnglich. Staubfaͤden 10, meiſtens 9 verwachſen, 1 freiſtehend. Griffel 1, lang, vorn aufwaͤrts ſteigend, die Narbe rundlich und rauh. Die Frucht eine lange, zuſammengedruͤckte, bucklige Huͤlſe, mit 6—8, ſelten mehren nierenförmigen Samen. 97. RO BINIAPSEUDO- ACA CIA. Gemeine Robinie. Tafel LXXXIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd, und find aus 11— 19 auf mehreren elliptiſchen, ganzrandigen, auf der Spitze mit einem feinen Stachel verſehenen Fiederblaͤttchen zuſammengeſetzt, deren Stiel nicht über ein / Zoll lang iſt. Synonymie. ROBINIA PSEUDACACIA. Willd. Linn. III. 2. p. 1131. Ne 1. S EUDO-ACA CIA. Borkhauſen II. p. 939. Ne 211. Bechſtein IV. p. 404. Ne 53. — Du Roi und Pott II. p. 155. Ne 1. Hartig VI. 1. p. 140. Franz. L’Acacıa COMMUN. — Engl. TUE COMMON ACA CIA OR LOCUST-TREE. | Provinzial-Namen, Robinienbaum, gemeine, falſche, unaͤchte, weißblühende, auch wohlriechende Acacie, unächter, vir⸗ 314 ROBINIA. ; giniſcher, amerikaniſcher wohlriechender Schotendorn, amerikaniſcher Erbſenbaum, Heuſchrecken⸗, Wunder⸗ und Suͤßholzbaum, Courbarill. Abbildungen. Munting T. 8. Du Hamel t. 2. T. 42. Schmidt oͤſterr. Baumzucht T. 32. Kerner Ab⸗ bild. oͤkon. Pfl. T. 204. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, im Schluſſe 20 — 25 Fuß hoch ohne Aſt, 2— 2 Fuß uber der Wurzel ſtark, gerade und ziemlich rund, im freien Stande kurzſchaͤftiger, meiſtens etwas ſchief und gewunden; die ganze Hoͤhe des ausgewachſenen Baumes betraͤgt unter guͤnſtigen Umſtaͤnden, mit Einſchluß der breiten, abgerundeten oder gedruͤckten Krone, zwiſchen 50 — 60 Fuß. Die Rinde al ter Staͤmme graubraun, dem Wuchſe des Holzes folgend, in mehr oder weniger gerader oder gewunde⸗ ner Linie furchenartig der Laͤnge nach, und fein in die Quere aufgeriſſen, die juͤngere braun oder oliven⸗ gruͤn, nur ſchwach gefurcht oder glatt; von ſehr feſter zaͤher Subſtanz, hat ſie, friſch abgezogen, einen dem Suͤßholz aͤhnlichen Geruch und Geſchmack. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, erſtere an dem im Schluſſe befindlichen Stamme ſpitzwinklich aufwaͤrts, an dem freiſtehenden faſt wagerecht und weitgeſtreckt; die bogenfoͤrmig überhangen- den Zweige und Blattſtiele ſind am Grunde mit 2 oder 3 in der Rinde verwachſenen, kurzen, ſtar⸗ ken, breitgedruͤckten, ſpitzigen braunen Stacheln beſetzt. Die Wurzeln. Die Herzwurzel dringt in ſenkrechter Richtung 2 — 3 Fuß tief in den Bo⸗ den, die Seitenwurzeln breiten ſich aber, bei faſt gleicher Tiefe, über 8 — 10 Fuß weit in zahl- loſen feinen Verzweigungen aus und treiben vielen Ausſchlag. Das Blatt. Die Knospen liegen uͤber der dreieckten Narbe des im letzten Herbſt abgefallenen Blattſtiels unter der Rinde verborgen und ihre Entwickelung erfolgt im Mai. Die abwechſelnd ſtehen— den ſommergruͤnen Blätter find 12 — 14 Zoll lang, und aus 11 — 19, auch mehreren, an einem unten verdickten gemeinſchaftlichen Hauptſtiele abwechſelnd gegenuͤbergeſtellten, 1%, — 2¼ Zoll langen, % — 1 Zoll breiten, elliptiſch geformten, glattrandigen, oben mit einem feinen Dornſtachel verſehenen, auf der Oberflaͤche hell-, unten blaugrünen, beiderſeits glatten, des Nachts und an trüben regnichten Ta- gen ſich zuſammenlegenden Fieder-Blaͤttchen zuſammengeſetzt, wovon die unteren die kleineren ſind, und deren / Zoll langer Stiel am Grunde mit einem ſehr kleinen, fadenaͤhnlichen, bald hinfaͤlligen Neben— blaͤttchen beſetzt iſt; gelblich gefärbt oder grün verwelkt fallen fie gegen Mitte Octobers ab. Die Bluͤthe erſcheint Anfangs Juni als einfache, herabhaͤngende Traube von angenehmem Ge— ruch, die ½ Zoll lang geſtielten, am Grunde des Stiels durch ſehr kleine hinfaͤllige Nebenblaͤttchen un— terſtuͤtzten 15 — 20 Zwitter-Blumen ſind abwechſelnd ſpiralfoͤrmig um den Hauptſtiel geſtellt. Der Kelch glockig, unten gruͤn, oben rothgelb, in einen ſtumpfen und 3 ſpitze Zaͤhne auslaufend; die Krone ſchmetterlingsfoͤrmig und weiß, das Fahnenblatt groß, rund und flach, oben ſchwach herzfoͤrmig ausge ſchnitten, unten kurz genagelt, inwendig, wie die Spitzen der ſchmalen langgenagelten Fluͤgelblaͤtter, gelb⸗ lich, auf der Ruͤckſeite roͤthlich, das zweiblaͤttrige zuſammengedruͤckte Schiff fo lang als die Seitenblaͤtter und halb kreisrund; 10 lange, vorn aufwaͤrts ſteigende, gruͤnlichweiße Staubfaͤden mit getheilten gelben Staubbeuteln, von welchen gewoͤhnlich 9 in einem Cylinder verbunden und 1 freiſtehend, umſchließen ei⸗ nen gleichgeſtalteten, nur etwas laͤngeren gruͤnen Griffel mit rundlicher bebarteter Narbe; der Fruchtkno⸗ ten laͤnglich, breitgedruͤckt und gruͤn. 1 85 a de A eine 2 — 3 Zoll lange, / Zoll breite, platt zufam- e e ee un 1 Samenkoͤrner bucklich aufgetriebene, feinge— ee e 5 9 Violett ſchimmernder Farbe, die bis zum näch- C 105 9 — eibt, dann aufſpringt und den Samen ausfallen 0 15 — 20 Schritte weit vom Winde fortgetrieben wird. RO BINI A. 315 Varietaͤten. Man unterſcheidet vornehmlich a. die ſtachelloſe und b. die gelbblühende gemeine Robinie. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗kurzfaſerig, zaͤhe, poroͤs und ſchwer, das ältere Holz gelblich, im Kerne braunroth geflammt und geadert, mit ſeidenartigem Glanz, das juͤngere weiß auf dem Schnitt. Getrocknet wird es außerordentlich hart, und verliert gegen die Eiche und Buche nur wenig von ſeinem ſpecifiſchen Gewicht; denn nach Hartig wiegt ein Cubicfuß feiſch e I 60 Pfund. halbtrocken 3 50 gan dürft 42/ » Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. In den waͤrmeren Gegenden von Nordamerika und Aſien (Virginien und Sibirien) urſpruͤng⸗ lich zu Hauſe, iſt dieſer Baum zuerſt nach Frankreich, und von dort aus in dem vorigen Jahrhundert auch zu uns nach Deutſchland heruͤber gewandert, wo er gegenwärtig, wenigſtens durch feine Anpflan— zung in Luſtgaͤrten, faſt allenthalben wohl bekannt iſt. Er verlangt einen gegen ſtarken Froſt, Schnee— druck und Sturm geſchuͤtzten Stand, und wiewohl ihm nicht leicht ein Boden zu ſchlecht iſt, ſo liebt er doch den friſchen, mit vieler Dammerde vermengten, lockeren Boden vorzugsweiſe, weßhalb er denn auch im nördlichen Deutſchland als Wald baum allenfalls nur in den Ebenen und am Fuße der nie— dern Vorberge ſeinen Platz findet, und hier die Vegetations-Grenze der Rothbuche noch nicht erreichen, viel weniger uͤberſchreiten darf, wenn man einigermaßen die Vortheile genießen will, die man ſich von feiner Schnellwuͤchſigkeit verſpricht, wie dies die in den 1780 oder 9or Jahren in den Vorbergen der zum ehemaligen Fuͤrſtenthum Blankenburg gehörenden Harz-Waldungen gemachte Anlage, die durch Sturm und Schneedruck faſt gaͤnzlich zu Grunde gerichtet wurde, genugſam beſtaͤtigt hat. Fortpflanzung. Sie wird durch natuͤrliche und kuͤnſtliche Ausſaat des Samens, ſo wie durch Pflanzung und Wurzelbrut bezweckt. Bei der kuͤnſtlichen Ausſaat werden die im October geſammelten und ge— trockneten reifen Huͤlſen an einem luftigen, gegen Naͤſſe und Feuchtigkeit geſchuͤtzten Orte bis zum naͤch— ſten Fruͤhjahr aufbewahrt, dann Ende Aprils oder im Mai die ausgeſtreiften Samen auf gutem, lo— ckern, der Morgen- und Mittagsſonne ausgeſetzten, gegen Kaͤlte und rauhe Winde aber moͤglichſt geſchuͤtz— ten Gartenboden in 1 — 2 Fuß weit entfernten Rinnen einzeln ausgeſtreut, Y, Zoll hoch mit Erde be— deckt, und bei trockenem Wetter gelinde begoſſen; wonach in etwa 14 Tagen die junge Pflanze mit 2 nierenfoͤrmigen Samenlappen, denen bald ein rundliches Keim- und das gewöhnliche Fiederblatt folgt, auf der Oberflaͤche erſcheint. Nur bis zur Mitte des Sommers hat man noͤthig, die jungen Pflanzen bei trockener Witterung Abends oder Morgens maͤßig zu begießen, denn nach dieſer Zeit, wo ſie ſchon eine Höhe von 3 — 5 Fuß haben, und durch ihre uͤberhaͤngenden blaͤtterreichen Zweige den Boden ges gen nachtheilige Wirkungen der Sonne hinreichend ſchuͤtzen, wuͤrde das Begießen nur dem zur Ausdauer im Winter nöthigen Verholzen der Staͤmmchen hinderlich fein; doch muͤſſen fie jederzeit von Unkraut rein gehalten, und im naͤchſten Winter durch eine hohe Laubdecke vor dem Froſt moͤglichſt in Schutz ge— nommen werden. Mit dem zweiten Jahre, wo ihre Zweige ſchon in einander greifen und einen fo ſtar— ken Schatten werfen, um auch kein Unkraut unter ſich aufkommen zu laſſen, iſt jede kuͤnſtliche Nachhuͤlfe zur Forderung ihres Gedeihens uͤberfluͤſſig; mit dem dritten Fruͤhjahre pflanzt man fie aber bei 4 — 6 Fuß Entfernung ins Freie, und läßt nur die für Alleen oder engliſche Anlagen beſtimmten Pflänzlinge allenfalls noch 2 — 3 Jahr bei dieſer Entfernung in der Baumſchule ſtehen. Die zu Baumholz be- ſtimmten Pflanzſtaͤmme werden bis zur Krone hinauf ausgeſchneitelt, die fuͤr den Unterwuchs beſtimmten bleiben aber von dem Meſſer verſchont, oder werden nach geſchehener Pflanzung, zur Vermehrung des 80 316 ROBINIA. Stamm- und Wurzel-Ausfhlages, nahe über der Erde abgeſchnitten; die Pflanzloͤcher werden im Herbſte vorher gemacht und gut aufgelockert, und die Pflanzung ſelbſt muß gegen Weidevieh und Wild (unter andern auch gegen die Haaſen, welche die Rinde gern abnagen) gut befriedigt werden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Bis zum vierzigſten Jahre hat der Baum bei 1½ Fuß unterm Durchmeſſer ſeinen Hoͤhenwuchs, und im ſechzigſten Jahre ſeine eigentliche Vollkommenheit erreicht; deſſen ungeachtet aber waͤchſt der— ſelbe in die Staͤrke noch lange fort, und erlangt zuweilen, bei voller Geſundheit, ein Alter von 80 bis 100 Jahren. Nutzen. Schnellwuͤchſigkeit, freundliche Belaubung und ſchoͤne wohlriechende Bluͤthe qualificiren dieſen Baum zur Anpflanzung in Luſtgaͤrten und Alleen, und unter der Scheere zu lebendigen Hecken heran— gezogen, bildet er, mit Huͤlfe ſeiner ſtarken ſpitzigen Stacheln, fuͤr Garten und Feld eine ziemlich ſichere, dauerhafte Schutzwehr gegen frevelnde Menſchen und Thiere, beſonders wenn man die jungen Staͤmme, nach verſchobenen Vierecken verflochten, in einander verwachſen laͤßt. Das Holz liefert ein treffliches Feuer-Material, denn ſeine Hitzkraft verhält ſich zu der des rothbuchenen, nach Hartig, wie 4 fl. 475%, Kr. zu 6 fl. oder nach v. Werneck, wie 751 zu 1000. Wegen ſeiner außerordentlichen Feſtigkeit, Haͤrte und Dauer wird es nicht nur beim Haͤuſer-, Erd— und Waſſerbaue, zu Schwellen, Unterlagern, Brunnenpfaͤhlen, Waſſerroͤhren, Pfoſten, Pfaͤhlen und Planken, ſondern auch zu allerlei Wagner-, Schreiner- und Drechsler-Arbeiten verwandt, und die ganz eigene Textur und Farbe des alten Stamm- und Wurzelholzes geben den daraus gefertigten Meu— blen und anderm Hausgeraͤthe ein vorzuͤgliches Aeußere; ferner eignet ſich das von Kopfſtaͤmmen und Wurzel- Ausſchlaͤgen gewonnene 3 — Ajährige Stangenholz ganz vorzüglich zu Bohnen-, auch Hopfen⸗ ſtangen und Weinpfaͤhlen, deren letztere man, wie Du Roi S. 522 des zweiten Theils feiner Harb— keſchen wilden Baumzucht berichtet, in Frankreich aus einem zjaͤhrigen Wurzel-Ausſchlage von ei- nem halben Morgen Umfang 10,000 Stuͤck gehauen hat. Die Bluͤthe wird von den Bienen beſucht, und das Laub giebt ein gutes Futter fuͤr Schafe und Ziegen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wo Clima und Boden das Fortkommen der Robinie fo beguͤnſtigt, wie in Frankreich oder im ſuͤdlichen, auch noch im mittleren Deutſchland, da iſt ihr forſtlicher Anbau überhaupt, und beſonders fuͤr holzarme Gegenden, ſehr zu empfehlen; fuͤr unſer noͤrdliches Deutſchland hingegen, und insbeſondere fuͤr die freiliegenden Gebirge deſſelben, wo es der kalten, truͤben und ſtuͤrmiſchen Tage eben ſo viele oder mehr, als der heiteren giebt, und der Winter nicht ſelten den Wald noch im gruͤnen Kleide mit ſtarkem Froſt, ja ſelbſt mit erdruͤckenden Schnee-Maſſen uͤberfaͤllt, da muß fie ungeachtet ihrer, unter andern oͤrt⸗ lichen Verhaͤltniſſen ganz vorzuͤglichen Eigenſchaften, den an ſolche Wechſelfaͤlle beſſer gewoͤhnten, ſchnell wachſenden heimiſchen Holzarten, wie dem Ahorn, der Ulme und Eſche, nachſtehen; es ſey denn, daß man der Vorliebe zu dem Fremdartigen ein Opfer bringen, und den ſehr unſicheren Gewinn dem ge wiſſen vorziehen wollte; ihr forſtwirthſchaftlicher Betrieb bleibt hier lediglich auf den Niederwald be ſchraͤnkt. Zu Bau- und Nutzholz wird der Baum mit dem 40 — 6often Jahre, und zwar im Winter gehauen; der Abtrieb des Stangen und Kopfholzes geſchieht dagegen: erſterer mit dem 12 — 15ten, letzterer mit dem 8 — 10 Jahre, im Fruͤhjahre, kurz vor dem Ausbruch des Laubes. Fuͤr dieſe letzteren beiden Betriebsarten ſpricht beſonders die ungewoͤhnliche Reproductionskraft, welche der Robinie eigen iſt; denn nicht nur, daß der Stock, auf angemeſſenem Stande, bis in ſein hohes Alter ſehr viele Ausſchuͤſſe treibt, ſondern man findet auch ſehr häufig Ajährige Stammlohden von 8 — 10 Fuß Höhe ROSA. 317 und Y,—1 Zoll Durchmeſſer, 12 — 15jaͤhrige aber zu 6 — 8 Zoll ſtarken ſpaltigen Stangen heran⸗ gewachſen .). Feinde und Krankheiten. Außer dem Wild und Weidevieh, wovon die Robinie in der Jugend leidet, ſind Sturm, Froſt und Schneedruck dem jungen Anwuchs wie dem ſchon erwachſenen Baume nicht minder ver— derblich; an der Kernfaͤule und Gipfelduͤrre aber ſtirbt der Stamm in Folge des Alters oder un— paßlichen Bodens ab. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Bluͤthenzweig; das Fahnenblatt; . ein Seitenblatt; das Schiff; der Kelch mit den Staubfaͤden und Griffel, von den Kronenblaͤttern entbloͤßt; der Griffel allein; . eine aufgeſprungene reife Huͤlſe; . ein reifes Samenkorn. O AO M C XLV. ROSA. Roſe. LINN. GEN. ed. VI Ne 631. Claſſe XII. ICOSANDRIA. Ordnung V. POLYGYNIA. Allgemeiner Gattungs-Character. Die Zwitterblume. Der bleibende Kelch uͤberſtaͤndig, einblaͤttrig, tief Sfpaltig, die Spalten lan⸗ zettfoͤrmig verlaͤngert, an der Spitze ohne, oder theilweis auf einer, auch wohl auf beiden Seiten mit kleinen Nebenlappen verſehen; die Krone 5blättrig, die Blaͤtter rundlich, ganz oder ausgeſchnitten und kurz genagelt; Staubfaͤden viele, dem Kelch— rande eingefügt, die Staubbeutel pfeilfoͤrmig getheilt; Griffel viele, kurzhaarig, mit ſtumpfen Narben; der Fruchtknoten unterſtaͤndig, rundlich. Die Frucht eine mit dem Kelch gekroͤnte, kugelfoͤrmige oder laͤngliche, duͤnnfleiſchige, einfaͤchrige, vielſamige, roth oder ſchwarz gefärbte, glatte oder behaarte Beere oder Samenhuͤllez; die Samen laͤnglicheifoͤrmig, borſtig und ſehr hart. 9 Ueber die vortheilhafteſte Art des Anbaues und der Benutzung dieſes Baums hat uns der ſehr verdienſtvolle Koͤniglich Baierſche Regierungsrath Medikus zu Münden, in feiner Abhandlung, uͤberſchrieben: »Unaͤchter Acacienbaum. Leipzig 1794.« die ausfuͤhrlichſte Anleitung geliefert. 318 R O S A. A. Roſen mit mehr runden als laͤnglichen Fruͤchten. 98. ROSA L UT EA. o Tafel LXXXIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd, und ſind aus 5 — 7, ſelten mehreren kleinen ungeſtielten, verkehrt eirunden, kurz geſpitzten, am Rande meiſtens doppelt gezaͤhnten und druͤſigen, unter⸗ waͤrts auf den Rippen ſchwach behaarten, duͤnnen Fiederblaͤttchen zuſammengeſetzt. Synonymie. ROSA LUTEA. Willd. Linn. II. 2. p. 1064. N. 2. Burgsdorf II. 1. p. 235. N. 63. Bechſte in IV. p. 642. N. 65. Dü Roi und Pott II. p. 550. Ne 4. Guimpel und Hayne p. 111. CHLOROPHYLLA. Borkhauſen II. p. 1310. Ne 475. EGLANTERIA. Hartig VI. 1. p. 179. N. 3. Franz. LE ROSIER A FLEUR JAUNE. — Engl. TIE YELLON Rose. Provinzial⸗Namen. Einfache gelbe Roſe, gelbe Feldroſe, Wein-, Balſam- und wohlriechende Roſe, Eglanter⸗, Eſſig⸗, Duͤnen⸗ und Engelthier-Roſe. Abbildungen. Reitter und Abel T. 63. Guimpel und Hayne T. 84. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, nur zuweilen in Gaͤrten, Gebuͤſchen und Hecken baumartig, 3 — 4 Fuß hoch ohne Seitenaſt, im Freien dagegen meiſtens bald uͤber der Erde in mehrere ſchlanke Aeſte oder Nebenſtaͤmme zertheilt, 1½ — 2 Zoll im untern Durchmeſſer ſtark und rund; die Höhe des ganzen Strauchs beträgt zwiſchen 6 — 10 Fuß, und feine aͤußere Form iſt nach Ver⸗ ſchiedenheit des Standes, buſchig rund, oder ungeregelt ſperrig ausgebreitet, oben gedruͤckt; die alte Rinde braun und riſſig, oft mit gruͤnlich hellgrauen Flechten uͤberzogen, die juͤngere rothbraun, und, wie die oliven⸗ oder bräunlichgrüne Rinde der jüngften Triebe, mit abloͤsbaren, gerade abſtehenden, ſehr ſpitzen, gelblichen Stacheln beſetzt, übrigens glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, und ſind meiſtens, beſonders an jungen Staͤm⸗ men, von geradem, ſchlanken Wuchs. ROSA. 319 Die Wurzeln laufen /½ — 1½ Fuß tief und 6— 8 Fuß weit unter dem Boden hin, wobei fie viele gerade aufſchießende, ſehr ſchlanke, ſtachelnreiche Sproſſen treiben. Das Blatt. Die Knospe wechſelſtändig, rundlich-oval, 6ſchuppig, unten grün, oben roͤthlich. Die Anfangs Mai hervorbrechenden wechſelſtaͤndigen, ſommergruͤnen Blaͤtter 4 — 6 Zoll lang, einfach und ungleich paarig gefiedert, der gemeinſchaftliche Hauptſtiel druͤſenborſtig, am Grunde zuweilen mit ein zeln feinen Stacheln beſetzt, und von zwei gegenſtaͤndigen, lanzettfoͤrmigen, oben ausgeſperrten und ge— ſpitzten, am Rande druͤſig gefranzten, gelbgruͤnen Nebenblättchen gleichſam beflügelt; die 5 — 7, ſeltener 9 ungeſtielten Fiederblaͤttchen 1 Zoll lang, ; Zoll breit, verkehrt-eirund, dünn und glatt, am Rande mei- ſtens doppelt, doch mitunter auch einfach ſcharf und druͤſig gezähnt, oben grasgruͤn, unten heller, und auf den Rippen einzeln druͤſig weiß behaart; nach gefallenem Regen oder zerrieben, geben ſie einen ſehr an— genehmen, weinartigen Geruch (woher die Benennung Weinroſe), und gegen Ende October, bis wo— hin ſie ſich gelb faͤrben, fallen ſie ungetrennt von dem Hauptſtiele ab. Die Bluͤthe iſt zwitterlich und erſcheint im Juni einzeln oder zu zweien an den Spitzen der Zweige. Der Blumenſtiel faſt 1 Zoll lang, gruͤn und glatt; der aufgeblaſene, einblaͤttrige gruͤne Kelch in 5 ausgeſpreizte, lange, lanzettföͤrmige, aͤußerlich druͤſenborſtige, rauhe, am Rande weißhaarige, inwen- dig blaßblaugruͤne, glatte Abſchnitte geſpalten, von welchen, meiſtens gekreuzt gegenuͤber, zwei doppelt ge— fiedert, einer einfach und zwei unbefiedert ſind; die Krone aus 5 großen, eirunden, oben herzfoͤrmig oder lappig ausgeſchnittenen, hohlen, gelben Blaͤttern gebildet; die Staubfaͤden, deren viele (nach Haller 20 — 90) ſtrahlenartig auf dem Kelchrande ſtehen, lang und gelb, wie ihre großen, getheilten, pfeilfoͤr— migen Staubbeutel; Griffel viele, kurz, gelb und haarig, an der Seite des Knopfes befeſtigt, die Narben rundlich und flach; der Fruchtknoten rundlich, gruͤn und glatt; ihr Geruch iſt unangenehm. Die Frucht und der Samen. Die im October reifende und dann dunkel ſcharlachrothe, ſpaͤ⸗ terhin aber ſich glänzend ſchwarz färbende Frucht oder Samenhuͤlle faſt kugelrund, glatt, oben von den Kelchabſchnitten gekrönt, duͤnnfleiſchig, einfaͤchrig und vielſamig; die Samenkoͤrner, von denen ſel⸗ ten mehr als 8 vollkommen ausgewachſen find, laͤnglich- oval, roͤthlich gelb, ſehr hart und borſtig behaart. Varietaͤten. Man findet in den Gaͤrten bisweilen eine Spielart mit aͤußerlich gelben, nur am Rande roth angelaufenen, inwendig aber ganz rothen Kronenblaͤttern, roͤthlichen Staubbeuteln und purpurfarbenen Narben; die ſogenannte o ſterreichiſche oder tuͤrkiſche Roſe, welche Jaquin (hort. austr. Vol. III. p. 1. t. 1.) Rosa bicolor, die zweifarbige Roſe, Du Roi (Harbk. Baumz. 1. Aufl. Bd. 2. S. 347.) aber Rosa punicea oder die roͤthliche Roſe nennt. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig, ſehr dicht, feſt, hart und glatt, auf dem Schnitt gelblich; die Markroͤhre weit und ſehr poroͤs; abgeſchnitten reißen die Stämme von unten bis oben ſehr tief, gewöhnlich bis zur Markroͤhre auf. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Wird am haͤufigſten in England, Italien und dem ſuͤdlichen Deutſchland angetroffen, iſt aber auch in dem noͤrdlichen Deutſchland, als in Preußen, namentlich in der Ukermark bei Anger— muͤnde und Schmargendorf, ſo wie im Braunſchweigiſchen, am Harz, Hils und andern Or— ten, an den huͤgeligen Vorhoͤlzern, Feldbuͤſchen und Feldrainen, deren Boden vielen Kalk, die Haupt⸗ Erdart aller Roſen, enthaͤlt, nicht ſelten. Fortpflanzung. Die leichteſte Methode, welcher man ſich bei Vermehrung der Roſen bedient, iſt die durch Wurzel» ſchoͤßlinge und Ableger, doch pflanzt man die ſeltneren, an ein warmes Klima gewoͤhnten Arten auch wohl durch Oculiren und Pfropfen auf heimiſche Staͤmme fort; die langweiligſte dagegen iſt die durch Ausſaat, wobei man, ſtatt der Fruͤhjahrs-Ausſaat, mit den nackten Samen, welche oft 1— 2 Jahre in der Erde liegen, die reifen Früchte ſchon im Herbſt auf gutem Gartenboden in ½ Zoll tiefe 81 320 ROSS HA! Rinnen legt und bis zur Keimung mäßig feucht haͤlt. Wie bei allen Roſen, ſo auch bei dieſer, keimen die jungen Pflanzen mit 2 eirunden Samenblaͤttchen, und ihr Wuchs iſt in den erſteren Jahren ſehr ſchwach. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres nimmt man zu 10 — 12, letzteres zu 15 — 20 Jahren an. Nutzen. Der Strauch ziert durch ſeine großen gelben Blumen die Gaͤrten und Luſtgebuͤſche, und laͤßt ſich zu lebendigen Hecken verwenden; das Holz iſt aber, wegen der großen Markroͤhre und ſeiner Ge— neigtheit zum Aufreißen, wenig nutzbar, und wird, außer der Feuerung, nur zu feinen ausgelegten Ar- beiten, Drechſeleien, Rechenzaͤhnen und dergl. verbraucht. Die Benutzung der Rinde, Zweige, Wur— zeln, Blätter, Fruͤchte und Samen iſt zwar dieſelbe, wie bei der weiterhin folgenden Hundsroſe (Rosa canina), kommt aber im mittleren und noͤrdlichen Deutſchland, wo der Strauch nicht ſo haͤufig als jener angetroffen wird, ſelten in Anwendung. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Mag die Roſe in den Gaͤrten ihr Recht als Koͤnigin der Blumen geltend machen und fuͤr die Symbolik der Alten von hoher Bedeutung ſein, der Forſtmann duldet ſie im Walde als Unkraut nicht. Feinde und Krankheiten. Für Blumenliebhaber find vorzüglich folgende, den Bluͤthen und Blättern gefährliche Feinde be merkenswerth: der Roſenſpinner (Phalaena Bombyx dispar L.), der Fruͤhbirnſpinner (Ph. Bomb. quereifolia L), der Hainebuchenſpinner (Ph. Bomb. carpini W.), der Kirſchenſpinner (Ph. Bomb. lanestris L.), die Garten- und Heckenroſen-Wickler (Ph. Tortrix Bergmanniana et Ph. T. rosana I.), der Hollunderſpanner (Ph. Geometra sambucaria), die Ahorneule (Ph. Noctua tra- pezina L.), die Feldroſenblattwespe (Tenthredo rosae L.), die Roſengallwespe (Cynips ro- sae L.), der ſchwarzaftrige Schmalbockkaͤfer (Leptura melanura L). Unter Krankheiten rech⸗ net man, als Folge des Alters und ſchlechten Bodens, die Abzehrung. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Bluͤthenzweig; eine Frucht; . diefelbe im Laͤngsdurchſchnitte; . ein einzelnes Samenkorn, ſaͤmmtlich in natürlicher Größe. SS oo — ROSA. 321 99. ROSA VILLOSA. Weichhaarige Roſe. Tafel LXXXV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd und find zu 5 — 7 ungleich-paarig gefiedert, die Fiederblaͤttchen ungeſtielt, eifoͤrmig, kurz geſpitzt, am Rande doppelt ſcharf geſaͤgt und mit Druͤſen be⸗ ſetzt, auf der Ober- und Unterflaͤche behaart, auf letzterer außerdem mit Druͤſen uͤber⸗ ſtreut, der gemeinſchaftliche Blattſtiel ſteifhaarig. Sn o ny mi e. ROSA VILLOSA. Willd. Linn. II. 2. p. 1069. Burgsdorf II. 1. p. 234. Ne 54. ä I Bechſtein IV. p. 639. Ne 62. Duͤ Roi und Pott. II. p. 562. Ne 8. Gu impel und Hayne p. 116. ——— POMIFERA. Borkhauſen II. p. 1315. Ne 478. Hartig VI. 1. p. 179. Ne 4. Franz. LE VERITABLE EGLANTIEI. — Engl. TIE APPLEROSE. Provinzial-Namen. Rauhe Roſe, große runde Hage- oder Hanebuttenroſe, wilde, rauhe Hagenbuttenroſe, große, aͤpfel⸗ tragende Heckenroſe, Wiepen, großer, rauhblaͤttriger Wiepenſtrauch. Abbildungen. Reitter und Abel F. 54. Guimpel und Hayne J. 88. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, im Schluſſe erwachſen faſt baumartig, 5 — 6 Fuß hoch ohne Seitenaſt, ſehr ſchlank, gerade und rund, im freien Stande kuͤrzer, 2 — 2½ Zoll über der Wurzel ſtark, die Krone ungeregelt, buſchig rund oder auseinander geſperrt; unter guͤnſtigen Umſtaͤnden erreicht der Strauch eine Hoͤhe von 10 — 15 Fuß und daruͤber. Die Rinde des alten Stammes braungrau und riſſig, die jüngere rothbraun und, wie die grüne, auf der Sonnenſeite braͤunlichrothe Rinde der jungen Zweige, glatt, einzeln, beſonders am Grunde der Zweige und Blattſtiele, mit ablög- baren, oft zu zweien gegenuͤber oder ſchraͤg neben einander geſtellten, unten breit gedruͤckten, oben ſchwach hakenfoͤrmigen und ſpitzen, in der Jugend roſenroth, ſpaͤterhin braungelb gefärbten Stacheln beſetzt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, ihr Wuchs iſt ſchlank. Die Wurzeln, welche „u — 1½ Fuß tief und 8 — 10 Fuß weit auslaufen, treiben in der Naͤhe des Stammes viele hohe, ſchlanke Schoͤßlinge. 322 ROSA. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Knospen rundlich⸗eirund, 6ſchuppig, am Grunde grün oder roͤthlich. Die ſommergruͤnen Blaͤtter, welche im Mai ausbrechen, 5 — 6 Zoll lang, aus 5, auch wohl 7 gegen einander überftehenden, 1Y, Zoll langen, 1 Zoll breiten, eifoͤrmigen, meiſt kurz geſpitzten, am Rande doppelt ſcharf geſaͤgten und mit kleinen rothbraunen Druͤſen beſetzten, auf der Oberfläche fein- und dichthaarigen, etwas runzlichen, unten ſtaͤrker behaarten und erhaben gerippten, nach der Spitze klebrig druͤſigen, oberwaͤrts dunkel-, unten blaͤulich-hellgruͤn gefärbten, weichen Fiederblaͤttchen gebildet, von denen die untern die kleinſten ſind, und nur das Spitzenblatt geftielt iſt; der gemeinſchaftliche Blattſtiel ſtark, dicht kurzhaarig, nach dem Grunde zu einzeln mit kurzen feinen Stacheln und geſtielten Druͤſen beſetzt, und mit 2, fluͤgelartig gegenüber ſtehenden, lanzettfoͤrmigen, an den Spitzen zuweilen etwas ges zähnten, am Rande abſtehend kurzhaarigen und, wie auf der Unterflaͤche, druͤſigen, beiderſeits weichhaari⸗ gen, gelbgruͤnen, von innen nach außen roth ſchattirten Afterblaͤttchen verwachſen; ihr Abfall erfolgt im October. Die Bluͤthe. Im Juni erſcheinen die großen wohlriechenden Zwitterblumen einzeln oder zu zweien bis vieren auf den Spitzen der Zweige; der Blumenſtiel 1 — 1¼ Zoll lang und gruͤn, auf der Sonnenſeite braunroth; der einblaͤttrige Kelch 5ſpaltig, die ausgeſpreizten, lanzettfoͤrmigen, ſehr lang⸗ gefpigten Abſchnitte, von welchen drei ein- oder zweiſeitig befiedert und zwei unbefiedert find, aͤußerlich gruͤn, inwendig kurz weißwollig; die 5 Kronenblaͤtter hohl, oben meiſtens herzfoͤrmig ausgeſchnitten und blaͤulich blaßroth, die zu mehr als 20 in Kreisform auf dem Kelchrande befeſtigten Staubfaͤden weiß, ihre eirunden getheilten Staubbeutel blaßgelb; die vielen, im Mittelpunkte dicht zuſammengeſtellten Griffel ſehr kurz, ihre flachen rundlichen Narben gelb oder blaßroth und haarig; der unterſtaͤndige Frucht⸗ knoten faſt kugelrund und gruͤn, uͤbrigens, wie der Blumenſtiel und die Kelchabſchnitte, druͤſig- ſteif— haarig. g Die Frucht und der Samen. Die von den Kelchabſchnitten gekroͤnte Frucht (Hagebutte) groß, elliptiſch und glatt, mit zerſtreueten Druͤſenborſten beſetzt, zur Reifezeit, im Auguſt und October, ſchoͤn dunkel⸗, purpur⸗, nachher ſchwarzroth, in einer einfaͤchrigen, duͤnn⸗fleiſchigen Hülle viele laͤnglich- ei⸗ runde, roͤthlichgelbe, borſtenhaarige, harte Samen enthaltend. Varietaͤten. Dieſer Roſenſtrauch variiert nicht nur in der Form der Fruͤchte, welche zuweilen, mehr rund als elliptiſch, die Groͤße einer Wallnuß erreichen, und dann Roſenaͤpfel genannt werden, ſondern auch in der Form der Blaͤtter, welche oft voͤllig lanzettfoͤrmig erſcheinen. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig, dicht, feſt und glatt, mit ſtarker Markroͤhre, auf dem Schnitt gelblich; wie bei allen Roſen, iſt auch das Holz dieſer weichhaarigen Roſe dem Aufreißen unterworfen. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Deutſchland, z. B. Thuͤringen, Franken und die Rheingegend, und faſt ganz Europa kann man als Vaterland dieſer Roſe annehmen; ſie waͤchſt an freien Orten überall auf Thon-, Lehm— und Kalkboden, beſonders aber auf dem letztern. Fortpflanzung. Geſchieht, wie bei der vorhergehenden Art, durch Ausſaat, Ableger und Wurzelſproſſenz; die Spielarten pfropft oder oculirt man indeß auf wilde Staͤmme, vorzuͤglich an den Spitzen der in Gebuͤſchen aufgeſchoſſenen ſchlanken Wurzelſproſſen, welche ſich ſodann zu artigen Baͤumchen ausbilden. Bei der Ausſaat keimt die junge Pflanze mit 2 eirundlichen Sam enblaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. a Der 0 wagt 10 — 12 Jahre bis zu feiner Vollkommenheit, bringt fein Alter auf 15 — 20 Jahre und verjuͤngt ſich fortwährend durch immer neue Wurzelſproſſen. ROSA. 323 Nutzen, wie bei der gelben und Hundsroſe; auch ſchaͤtzt man vorzugsweiſe die als Roſenaͤpfel bekannten Fruͤchte der vorbemerkten Spielart, welche mit Zucker und Eſſig, oder mit Zucker und einem geringen Zuſatz von Weinſteinſaͤure und Zimmt eingemacht, ſehr wohlſchmeckend ſind. Die Fruͤchte des wilden Stammes benutzte man ſonſt als Arzneimittel unter dem Namen: Fructus Cynobati. Forſtwirthſchaftliche Qualification, auch Feinde und Krankheiten, wie bei der vorhergehenden Art. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. ein maͤnnliches Staubgefaͤß und » 3. ein weiblicher Griffel, beide vergrößert; » 4. die reife Frucht; » 5. dieſelbe im Laͤngendurchſchnitt und 06 . ein Samenkorn, in natürlicher Größe. 100, ROSA PIMPINELLIFOLIA ). Pimpinellblaͤttrige Rose Tafel LXXXVL Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd, find zu 5 — 9, auch 11 ungleich-paarig gefiedert, die Fieder⸗ blaͤttchen ungeſtielt, klein, verkehrt-rundlich-eifoͤrmig, am Rande einfach ſcharf geſaͤgt, der gemeinſchaftliche Blattſtiel glatt, einzeln mit ſehr feinen Stacheln beſetzt. Syn on yu mie. ROSA PIMPINELLIFOLIA. Willd. Linn. II. 2. p. 1067. Ne 7. Borkhauſen II. p. 1304. N? 472. —ĩ— — Bechſtein IV. p. 690. Ne 114. ) Nach den Angaben verſchiedener Botaniker ſoll ſich dieſer Roſenſtrauch durch einen niedrigern Wuchs, durch große und kleine, untereinander gemiſchte Stacheln und durch rothgefaͤrbte Blumen von der Erdroſe (Rosa spinosissima) unter: ſcheiden, allein nach mehrfach angeſtellten Beobachtungen ſind dieſe ſaͤmmtlichen Merkmale, unter verſchiedenen Local⸗ Umſtaͤnden, auch der Erdroſe eigen, weshalb v. Haller, v. Burgsdorf, Hartig und andere Naturforscher beide Ar⸗ ten unter dem Namen dieſer letzteren vereinigen, und den abweichenden Strauch nur als Varietaͤt annehmen. 82 324 K O S A2 ROSA PIMPINELLIFOLIA. Où Roi und Potk II. p. 545202} Guimpel und Hayne. p. 114. S bpINOSISSIMA. Burgsdorf II. 1. p. 236. N. 77. N Hartig VI. 1. p. 180. N! 6. Franz. LE ROSIER DES AT PES A PETITE FLEUR RO UG E. — Engl. TE SuATLL BURNET-LEAVED Rose. Provinzial⸗Namen. Pimpinellenroſe, niedrige pimpinellenblaͤttrige Roſe, bibernell⸗, auch klein- und rundblaͤttrige Roſe, vieldornige oder vielſtachlige Roſe, Erd-, Hafer⸗, Heide-, Korn-, Berg:, Feld⸗, Dünen= und Frauen⸗ roſe, Mariendorn, Marterndorn, ſchottiſche Zwergroſe. Abbildungen. Reitter und Abel T. 77. Guimpel und Hayne T. 86. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, %— 1 Fuß hoch aſtlos, / — 1 Zoll über der Wurzel ſtark und rund, oft aber auch ganz fehlend und nahe unter oder uͤber dem Boden in mehrere Aeſte zertheilt; der ganze Strauch erreicht felten über 4 — 5 Fuß Höhe und hat meiſtens eine ſehr ge⸗ druͤckte Geſtalt. Die alte Rinde roͤthlichbraun, mehr oder weniger haͤufig mit ablösbaren, groͤßern und kleinern, ſehr ſpitzigen, geraden, am Grunde etwas breitgedruͤckten, gelblichgefaͤrbten Stacheln beſetzt, die jüngere grünlich, zwiſchen den Stacheln roͤthliche Borſtenhaare. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, ziemlich gedraͤngt und verworren durch einander in die Hoͤhe, oder legen ſich, wenn der Standort nicht guͤnſtig iſt, mit 1 Fuß hoch erhabnen Zweig⸗ ſpitzen auf den Boden hin. Die Wurzeln laufen ½ — 1 Fuß tief, 6 — 8 Fuß weit, und treiben viele aufgerichtete, ſehr dornige Schoͤßlinge. Das Blatt. Die im Monat Mai aus wechſelſtaͤndigen, rundlich-eirunden, roͤthlichbraun gefaͤrb— ten Knospen hervorbrechenden, dem Pimpinellblatt ähnlichen, ſommergruͤnen Blätter zu 5, 7, 9 oder 11 ungleich-paarig gegen einander uͤberſtehend gefiedert; die 3 — 4 Zoll langen Fiederblaͤttchen, von denen die obern die größten find, mit Ausnahme des Spitzblattes ſtiellos, / — / Zoll lang, u — ½½ Zoll breit, verkehrt-rundlich-eirund, am Rande ſcharf geſaͤgt, auf der Oberfläche dunkel, unten blaßgruͤn, beiderſeits glatt, nur am Grunde der Mittelrippe ſparſam behaart; der gemeinſchaftliche Blattſtiel glatt, einzeln ſehr feinſtachlig, die mit demſelben fluͤgelartig verwachſenen, gruͤnlich-gelben Nebenblaͤttchen an der Spitze druͤſig und ſaͤgenartig gezaͤhnt. Sie färben ſich gegen October gelblich und fallen dann ab. Die Bluͤthe erſcheint im Mai und Juni einzeln an den Spitzen der Zweige und iſt zwitter— lich. Der uͤberſtaͤndige und bleibende, aufgeblaſene, einblaͤttrige, glatte Kelch tief in 5 lanzettfoͤrmige, langgeſpitzte, ungefiederte, grüne, am Rande und inwendig weißhaarige Abſchnitte geſpalten; die 5 hoh— len, oben herzfoͤrmig ausgeſchnittenen, wohlriechenden Kronenblaͤtter weiß, kaum merklich roth angeflogen; die vielen ſtrahlenfoͤrmig auf dem Kelchrande angehefteten Staubfaͤden mit herzfoͤrmigen, getheilten Staub⸗ beuteln, und die im Mittelpunkte derſelben auf dem Fruchtknoten ſtehenden vielen weiblichen Griffel gelb; die Narbe rundlich, der unterſtaͤndige Fruchtknoten rund, glatt und grün. Die Frucht und der Samen. Die faſt kugelrunde, oben mit den Kelchabſchnitten gekrönte, glatte, duͤnnfleiſchige, einfächrige, vielſamige Frucht im Oktober, wo fie reift, ſchwarzroth, nachher ganz ſchwarz; die „„ harten, borſtigen Samen roͤthlich. Varietaͤten. Der Strauch variürt in den Blumen, welche bald faſt ganz weiß, bald blaßroth erſcheinen. ROSA. 325 Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei den vorhergehenden Roſen, fein- langfaſerig, dicht, feſt, hart, glatt und gelblich, die Markroͤhre ſtark. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich faſt durch ganz Europa auf trocknen Huͤgeln, in Feld- und Wieſenhecken und an den Waldſaͤumen, und liebt beſonders den kalkſteinigen Boden. Jartyflauzun g. Durch Ausſtreuung der Samen, durch Ableger und Wurzelbrut, wie bei der gelben Roſe, und eben, wie bei dieſer, erſcheint auch die junge Pflanze mit 2 eirunden Samenblaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 7 — 8 Jahre, und dauert 10 — 15 Jahre aus, wonach der Mutterſtamm abſtirbt und ſich durch neue Wurzelſproſſen verjuͤngt. Nutzen. Dient als Zierſtrauch zur Abwechslung in Gaͤrten und Boskets, und laͤßt ſich zu lebendigen Hecken verwenden; der übrige Nutzen iſt aber hoͤchſt dürftig, da das Holz, außer zur Feuerung, ſelten eine eigentlich nutzbare Stärke erreicht, und die Früchte ſehr klein und trocken find; die Blumen werden von den Bienen beſucht. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Gehoͤrt unter die Forſtunkraͤuter. Feinde und Krankheiten. ' Wie bei der gelben Roſe. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; der weibliche Griffel, vergrößert; die reife Frucht; . diefelbe durchgeſchnitten und ein einzelnes Samenkorn, in natuͤrlicher Groͤße. * 9 . 326 R O S A. 10. ROSA CGINN AMO ME A. e Nor Tafel LXXXVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd, ſind ungleich-paarig zu 5 — 7 gefiedert, die Fiederblaͤttchen laͤng⸗ lich⸗oval, zugeſpitzt, am Rande einfach ſcharf geſaͤgt, unterwaͤrts etwas filzig und un⸗ geſtielt. Synonymie. ROSA CINNAMOMEA. Willd. Linn. IV. 2. p. 1065. N. 5 —— Borkhauſen II. p. 1307. N? 473. — — Bechſtein IV. p. 641. N. 64. — — Duͤ Roi und Pott II. p. 547. Ne 3 — — Guimpel und Hayne p. 113. Franz. LE ROSIER CANELLE. — Engl. TuE CINNAMOM-ROsSF. Provinzial⸗Namen. Mai⸗, e Wein⸗ und kleine zimmetriechende Roſe. Abbildungen. Guimpel und Hayne J. 85. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 3 — 5 Fuß hoch ohne Seitenaſt, 1 — 3 Zoll unten ſtark und rund; ausgewachſen betraͤgt die ganze Hoͤhe des Strauchs zwiſchen 12 — 15 Fuß, ſeine obere Krone iſt ausgebreitet und gedruͤckt, nicht ſelten überhangend. Die alte, wie die junge Rinde ſchoͤn dunkelroth und glatt, unter den juͤngſten gruͤnlichen Zweigtrieben mit zwei gegenſtaͤndigen, wenig nach unten gebogenen, am Grunde breitgedruͤckten, oben ſpitzigen, gelblich-weißen, leicht abloͤsbaren Stacheln beſetzt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd und ziemlich angeſchloſſen aufwärts, breiten ſich aber, vorzuͤglich die erſten, da ſie fuͤr ihre Laͤnge zu ſchlank und ſchwach find, weiter oben hinauf mei- ſtens uͤberhaͤngend aus. Die Wurzeln dringen nicht über 7 — 1 Fuß tief in den Boden, und verbreiten ſich in zarten Ver— zweigungen 6 — 8 Fuß vom Mutterſtamme, in deſſen Nähe fie viele Ausſchuͤſſe treiben. Das Blatt. Die rundlich -eirunden, oben abgeſtumpften, öſchuppigen, braunrothen Knospen ſtehen abwechſelnd, wie die im Mai aus ihnen hervorbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter; letztere ſind 4 — 5 Zoll lang, meiſt zu 5, doch auch zu 7 ungleich-paarig gefiedert; die gegenftändigen Fiederblaͤttchen un— geftielt, 1, — 1½ Zoll lang, %, Zoll breit, die untern kleiner als die obern, laͤnglich-oval, oben zuge- ROSA. 327 ſpitzt, unten abgerundet, am Rande einfach ſcharf geſaͤgt, auf der Oberfläche dunkelgrün und glatt, un terwaͤrts grau- oder blaͤulichgruͤn und filzig, oben vertieft, unten erhaben gerippt und geadert; der Haupt blattſtiel vöthlich, mit weißem Filz überzogen, unten zuweilen einzeln gerad- und feinſtachelig, die gegen— über ſtehenden, flügelartig mit demſelben verwachſenen Nebenblaͤttchen lanzettfoͤrmig, geſpitzt, am Rande geſaͤgt, in der Mitte gelblich, am Stiele roth, der aͤußere Saum gruͤn; gegen Mitte Octobers faͤrben ſie ſich gelb oder roth, und fallen dann ab. Die Bluͤthe, welche Ende Mai's oder Anfangs Juni einzeln oder zu zweien auf den Spitzen der Zweige erſcheint, iſt zwitterlich und hat einen ſchwachen, zimmetartigen Geruch (woher die Benen— nung Zimmet⸗Roſe). Der Kelch uͤberſtaͤndig, einblaͤttrig, tief in 5 lanzettfoͤrmige, ſehr langgeſpitzte, un⸗ gefiederte, gruͤne, weißfilzige Abſchnitte geſpalten; die 5 oder mehreren Kronenblaͤtter rundlich, oben ſeicht ausgeſchnitten, dunkelroſenroth und Hohl; die radfoͤrmig geſtellten vielen Staubfaͤden weiß, mit getheilten gelben Staubbeuteln; die in ihrer Mitte dicht zuſammengedraͤngten vielen Griffel gruͤn oder roͤthlich, ihre etwas eingeriſſenen, flachen, rundlichen Narben gelbgruͤn; der unterſtaͤndige, kugelige Fruchtknoten, wie der 3, Zoll lange Blumenſtiel, grün, auf der Sonnenſeite braunroth und glatt. Die Frucht und der Samen. Die im September reifende, von den Kelchabſchnitten gekroͤnte, rundlich⸗eirunde, rothe, glatte Frucht duͤnnfleiſchig, einfaͤchrig und vielſamig; die Samen laͤnglich- oval, hart, rothgelb und borſtig. Varietaͤten. Man findet wilde Straͤuche mit halb- und ganz- gefuͤllten Blumen. Beſchaffenheit des Holzes, wie bei der vorhergehenden Roſenart. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. In manchen Gegenden Deutſchlands, z. B. Franken und Thuͤringen, ſo auch in Frank— reich, Italien und der Schweiz, beſonders aber in Gallizien, iſt dieſer Roſenſtrauch in Hecken und Gebuͤſchen, auf leichtem, kalkſteinigen Boden nicht ſelten. Fortpflanzung. Geſchieht durch Ausſaat, wie bei der gelben Roſe, am ſchnellſten aber durch Ableger und Wur⸗ zelbrut. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Der Hoͤhenwuchs endigt mit dem 7 — Sten Jahre, die Lebensdauer mit dem 1552 Jahre. Forſtwirthſchaftliche Qualification, auch Feinde und Krankheiten, wie bei den vorhergehenden Roſen. Erklaͤrung der een Ein Bluͤthenzweig; . ein maͤnnliches Staubgefaͤß und der weibliche Griffel, vergrößert; die reife Frucht; . diefelbe durchgeſchnitten, und ein Samenkorn in natürlicher Größe. oo a 9 — 83 328 ROSA. B. Roſen mit mehr laͤnglichen, als runden Fruͤchten. | 102. ROSA AL B A. We ß Ro fe. Tafel LXXXVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd, find zu 5, auch 3 und 7 ungleich-paarig gefiedert, die Fieder⸗ blättchen ungeftielt, oval, zugeſpitzt, am Rande einfach tief und ſcharf geſaͤgt, unter⸗ waͤrts, wie der gemeinſchaftliche Blattſtiel, wollig, letzterer einzeln beſtachelt. Synony mie. ROSA ALBA. Willd. Linn. II. 2. p. 1080. N? 39. Borkhauſen II. p. 1334. Ne 487. Bechſte in IV. p. 640. Ne 63. Burgsdorf II. 1. p. 235. N. 62. ——ů — DiRo und Pott II. p. 579. N? 15 Guimpel und Hayne p. 127. Franz. LE ROSIER BLANC. — Engl. THE COMMON GREAT WIITE ROSE. Provinzial⸗Namen. Einfache weiße Roſe, weiße Feldroſe, wilder weißer Roſenſtrauch, Hatſchapetſche. Abbildungen. Blackwell T. 73. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 662. Reitter und Abel J. 62. Guim⸗ pel und Hayne T. 96. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, freiſtehend nahe uͤber dem Boden in mehrere Staͤmmchen getheilt, in Hecken zuweilen 3 — 4 Fuß hoch aſtlos, ſchlank und gerade, 1½ — 2 Zoll über der Wurzel ſtark und rund; der ganze Strauch, deſſen Krone meiſtens eine ſperrige, gedruͤckte Geſtalt hat, 8 — 10 Fuß hoch. Die alte Rinde grau und braun geſtreift, die junge gruͤn und glaͤnzend glatt, am Stamme, Aeſten und Zweigen mit einzelnen, auch wohl zu 2 oder 3 beiſammen, abwechſelnd ſtehenden, hakenfoͤrmig ſchwach nach unten gebogenen, an der Wurzel breitgedruͤckten, oben ſcharf ſpitbzigen, gelblich⸗ gefaͤrbten, abloͤsbaren Stacheln beſetzt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, unten am Stamme angeſchloſſen, oben aus⸗ waͤrts gebogen. 8 Die Wurzeln laufen / — 1 Fuß tief und 6 — 8 Fuß weit; die nahe unter der Oberflaͤche lie⸗ genden treiben viele ſchlanke und gerade Ausſchuͤſſe. ROSA. 329 Das Blatt. Die Knospe wechſelſtaͤndig, rundlich-eirund und ö6ſchuppig, oben roͤthlich, unten Die im Mai ausbrechenden gebogenen ſommergruͤnen Blätter zu 5, auch 3 oder 7 un- gleich⸗paarig gefiedert und 4 — 5 Zoll lang; der Hauptſtiel wollig, oben gerinnelt, unten einzeln be ſtachelt, am Grunde roͤthlich und flügelartig mit 2 gegenftändigen, lanzettfoͤrmigen, am Rande ſcharf und druͤſig gezaͤhnten, gelbgrünen, unterwaͤrts wolligen Afterblaͤttchen verwachſen; die ſtielloſen Fiederblaͤttchen 1% — 2 Zoll lang, 1¼ Zoll breit, eirundlich, kurz geſpitzt, der Rand einfach, tief und ſcharf geſaͤgt, die Oberfläche dunkelgruͤn und glatt, durch die vertieft liegenden Adern etwas runzlich, die Unterflaͤche matt— grün und kurz weißwollig, gitterartig erhaben gerippt und geadert; gruͤn oder gelblich gebleicht, fallen ſie im October ab. Die Bluͤthe erſcheint im Juni, einzeln oder zu zweien an den Spitzen der Zweige, auf 2— 2½ Zoll langen, dicht⸗ und fein⸗druͤſenſtachlichen oder borſtigen, am Grunde von einem lanzettfoͤrmigen, gelb gruͤnen Deckblaͤttchen eingeſchloſſenen, aufgerichteten gruͤnen Stielen, und iſt zwitterlich. Der Kelch uͤberſtaͤndig, aͤußerlich dunkelgruͤn und borſtig, inwendig weißwollig, in 5 eilanzettförmige, langgeſpitzte Abſchnitte geſpalten, von welchen meiſtens 3 laͤnger, gefiedert und ſcharf geſaͤgt, 2 aber kuͤrzer, ungefiedert und nur am Rande weißhaarig bebraͤmt ſind; die eigentliche Blume oder Krone groß, offen, 5blättrig, milchweiß und von ſchwachem, nicht unangenehm ſuͤßlichen Geruch, die Blätter rundlich- herzfoͤrmig; die vielen Staubfaͤden, welche dem Kelche kreisförmig eingefügt find, kurz und weiß, die Staubbeutel oval, vierfurchig und ſchwefelgelb; die im Mittelpunkte der Blume dicht zuſammenſtehenden vielen Griffel kurz, gelbgruͤn und behaart, ihre etwas gefurchten runden Narben grün; der Fruchtknoten birnfoͤrmig, dunkel⸗ gruͤn und borſtig. Die Frucht und der Samen. Die laͤnglich-ovale, oben krugformige und von dem Kelch ge— kroͤnte, glatte oder an der Baſis wenig borſtige Frucht reift im September, wo ſie eine hoch- oder dunkelrothe Farbe bekommt; die von der dünnen Fleiſchhuͤlle umſchloſſenen vielen Samen oval, orange— gelb, borſtig und ſehr hart. Varietaͤten. Durch forgfältige Pflege erzieht man in den Gärten Spielarten mit halb- und ganz⸗gefuͤllten Blumen. Beſchaffenheit des Holzes. Wie bei der weichhaarigen Roſe— gruͤn. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Das eigentliche Vaterland dieſer Roſe iſt das ſuͤdliche Europa, außerdem Oeſterreich, Krain und andere Gegenden des ſuͤdlichen Deutſchlands; doch findet ſie ſich auch ſchon im mitt— lern Deutſchland, an den Feld- und Wieſenhecken, auf trocknem, lockern Kalkboden. Fortpflanzung. Wie bei den vorhergehenden Roſenarten. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Waͤchſt 8 — 10 Jahre, und dauert nicht über 15 Jahre aus. Nutzen. Man pflanzt dieſen Roſenſtrauch zur Zierde in Gaͤrten und Boskets, der uͤbrige Nutzen iſt unbe⸗ deutend, und nur in Gegenden, wo er haͤufig vorkommt, nutzt man die Bluͤthen zu wohlriechenden Waſſern, ſo wie die Fruͤchte zu Suppen u. ſ. w. auf bekannte Weiſe. Forſtwirthſchaftliche Qualification, Feinde und Krankheiten. Auch hierin unterſcheidet ſich die weiße Roſe nicht von den uͤbrigen Arten; denn ſie gehoͤrt, ſo gut wie jene, unter die Forſtunkraͤuter, und dieſelben Feinde und Krankheiten, welche jenen verderb⸗ lich werden, ſind auch dieſer nachtheilig. a 330 ROSA. Erklarung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; „ 2. ein Griffel, ſtark vergrößert; „ 3. die reife Frucht; „ 4. dieſelbe im Laͤngendurchſchnitt. 103. ROSA CANINA. Hun ds Ro ſe. Tafel LXXXIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd, und find aus 5 — 7 laͤnglich⸗eifoͤrmigen, ſpitzigen, am Rande einfach ſcharf geſaͤgten, glatten, ungeſtielten Fiederblaͤttchen zuſammengeſetzt; der Haupt⸗ blattſtiel ſtachlig. Synonymi e. ROSA CANINA. Willd. Linn. II. 2. p. 1077. Borkhauſen II. p. 1324. N. 481. Bechſtein IV. p. 630. Ne 55. Burgsdorf II. 1. p. 234. N. 61. Duͤ Roi und Pott. II. p. 576. N. 14. I pHurtig nn; r N Gu impel und Hayne p. 124. Franz. LE ROSIER SAUYAGE OU ROSE DE CUIEN. — Engl. TE Doc Rose. Provinzial-Namen. Gemeine wilde Roſe, Hager, Hagedorn, Hagebutten, Hahn, Ham⸗, Han-, Horn-, Haid⸗, Hain⸗ Heck-, Zaun-, Dorn, Feld⸗, Korn⸗ und Buttelroſe, Hage, Hahn, Ham-, Han⸗ und ee na Hiefen⸗, Hüften, Wiegen⸗, Feldwiegen⸗, Schlafkauz⸗ und Schlafkunzſtrauch, Hage-, Hahn, Ham⸗ 195 Hainbotte, ⸗butte, ⸗butze oder -büttchen, Hage⸗, Hahne und Hainhuͤften, Hahnehoͤdchen Hahnellbschen und Hanewuͤpten, Wipen, Wiepken, Wiebchen und Wieken, Huͤften, Hiften, Huͤſen Siefen und Hiffen Buttelhuͤfen, Hainhecken, Heinzerlein, Hatſcha- und Hetſchepetſch, Hetſcherl, Kippen 155 9 „ Abbildungen. Blackwell T. 8. Reitter und Abel T. 61. Cramer T. 36. Guimpel und Hayne J. 94. ) Viele dieſer und noch andere ſchmutzige N i uͤbri i e tzige Namen find auch den übrigen wilden Roſenarten eigen, der Weitlaͤuftigkeit ROSA. 331 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, freiſtehend nicht uͤber 2 — 3 Fuß, in dichten Hecken und Buͤſchen aber 4 — 5 Fuß und zuweilen noch höher ohne Aſt, 2 — 3 Zoll über der Wurzel ſtark, ſchlank, gerade und rund; mit den Aeſten und Zweigen an Bäumen, alten Mauern und Gebaͤuden hin⸗ aufſteigend, erreicht der Strauch eine Hoͤhe von mehr als 20 Fuß, und breitet ſich uͤber 10 — 12 Fuß aus ). Die alte Rinde grau mit Roſtbraun melirt und blaͤttrig aufgeſprungen, die jüngere mehr roth— braun und, wie die jüngfte dunkelgruͤne, zuweilen roͤthlich angelaufene Rinde der Zweige, glatt; die ein sn oder etwas entfernt zu zweien, abwechſelnd ſtehend in der Rinde verwachſenen, hakenfoͤrmig ruͤck— waͤrts gebogenen, am Grunde breitgedruͤckten, oben ſcharf zugeſpitzten Stacheln am aͤltern Stamme gelb— grau, trocken und leicht abloͤsbar, an Aeſten und Zweigen blutroth, friſch und feſt ſitzend. Die Aeſte und Seitenzweige, welche abwechſelnd ſtehen, ſchlank und biegſam ſind, klettern, wo ſich hierzu Gelegenheit findet, hoch hinauf, oder neigen ſich im andern Falle bogenfoͤrmig nach außen zurück. Die Wurzeln ſtreichen / — 1½ Fuß tief und 6 — 8 Fuß weit unter dem Boden hin, und treiben, beſonders in der Nähe des Mutterſtammes, viele ſchlank und ſchnell aufſchießende Sproſſen. Das Blatt. Die abwechſelnd ſtehenden Knospen gleichen in ihrer Form und Farbe denen der vorhergehenden und folgenden Roſenarten; fie find rundlich-eirund, 6ſchuppig, am Grunde grün, oben roͤthlich. Die im Mai hervorbrechenden Blaͤtter ſind ſommergruͤn, 3 — 4 Zoll lang, und aus 5. — 75 ſelten 9, ungeſtielten, laͤnglich-eifoͤrmigen, / — 1½ Zoll langen, / — 5, Zoll breiten, ſcharf zugeſpitzten, am Rande ſcharf einfach, nach der obern Spitze zuweilen doppelt geſaͤgten, beiderſeits glatten, oben dun⸗ kel⸗, unten mattgruͤnen und erhaben gerippten und geaderten, auf der Mittelrippe einzeln fein geſtachelten, mehrentheils hohlen Fiederblättchen zuſammengeſetzt, von welchen das Spitzblatt das größte iſt; der grüne Hauptſtiel bis zum erſten Fiederblatt etwa / — 1 Zoll lang und ſtark, oben gerinnelt, unterwaͤrts ein⸗ zeln mit hakenfoͤrmigen feinen Stacheln und roͤthlich bedruͤſeten Haaren beſetzt, am Grunde mit zwei lanzettfoͤrmigen, oben fluͤgelaͤhnlich ausgeſpreizten und ſcharf geſpitzten, am Rande druͤſig geſaͤgten, gelb: grunen Nebenblättchen verwachſen. Gruͤngelb gebleicht, auch wohl roͤthlich angeflogen, fallen fie in der Mitte Octobers ab, und nur bei gelinden Wintern ſieht man um Weihnachten noch Blaͤtter an den juͤngeren Zweigen. Die Bluͤthe iſt zwitterlich, und erſcheint im Juni einzeln oder zu zweien, ſelten dreien beiſam⸗ men, aus den Spitzen der Zweige. Der Blumenſtiel 1 — 1¼ Zoll lang, ſtark und glatt; der Kelch überftändig, einblaͤttrig und tief öſpaltig, aͤußerlich dunkelgrün oder etwas roͤthlich und einzeln fein be— haart, inwendig hellgruͤn und weißwollig dicht behaart, die Abſchnitte oval, ſehr lang geſpitzt, zwei derſelben auf beiden Seiten gefiedert, einer einſeitig, und zwei ungefiedert, am Rande mit druͤſigen Saͤge⸗ zaͤhnen beſetzt; die 5 großen, herzfoͤrmigen, hohlen Kronenblaͤtter oben und an den Seiten nicht ſelten lappenartig tief ausgeſchnitten, blaßroth und wohlriechend; die kreisfoͤrmig auf dem Kelche ſtehenden vie⸗ len kurzen Staubfäden und ihre großen getheilten Staubbeutel gelb; die im Mittelpunkte der Blume dicht zuſammengedraͤngten vielen Griffel kurz, hellgruͤn und haarig, mit kopffoͤrmigen, gruͤnlichgelben oder roͤthlichen warzigen Narben; der unterſtaͤndige Fruchtknoten birnfoͤrmig, gruͤn und glatt. Die Frucht und der Samen. Die 1 Zoll lange, % Zoll dicke, laͤnglich eiformige, von den ) Ein gewiß ſeltenes, noch lebendes Beiſpiel hievon findet ſich an der alten Kapelle im Innern des Domhofes zu Hil⸗ desheim (Königreich Hannover); und ſollte die dort allgemein herrſchende Sage: daß dieſer Strauch aͤlter als die Ka⸗ pelle ſelbſt ſei, Glauben verdienen, wie dies nicht unwahrſcheinlich wird, da das untere Stammende deſſelben ſich in einer, dem Anſcheine nach, bei Auffuͤhrung der Mauer abſichtlich gelaſſenen Oeffnung nach dem Inneren des Gebaͤudes zu ver⸗ liert, ſo duͤrfte man, da die Kapelle wiederum aͤlter als der Dom iſt, deſſen Gruͤndung, vom Kaiſer Ludewig dem Frommen, in das Jahr 818 unſerer Zeitrechnung fällt, wohl annehmen koͤnnen: daß, fo viel bis jetzt bekannt, dieſer Roſenſtrauch der Altvater der gefammten Roſen-Familie Deutſchlands, vielleicht auch wohl ganz Europa's iſt. 84 339 ROSA. Kelchabſchnitten befreiete, glaͤnzend glatte, rothe Frucht (Hagebutte) reift im September und Octo— ber, und enthaͤlt in ihrem duͤnnſchaligen Fleiſche viele ovale, zugeſpitzte, roͤthlichgelbe, borſtige, harte Samen. Varietaͤten. Zuweilen bemerkt man Spielarten mit hochrothen, und wieder andere mit ganz weißen Blumen; auch bleibt es wohl noch unentſchieden, ob die vom Vater Bechſtein (in der vierten Auflage feiner Forſtbotanik) aufgefuͤhrten Arten, als: die Feldroſe (Rosa glaucina), die Glanzroſe (Rosa nitens), die Heckenroſe (Rosa dumalis) u. a. m. nicht gleichfalls, wenigſtens zum Theil, bloße Spielarten der Hundsroſe ſind, wenn wir ſie nicht fuͤr Baſtarde dieſer und der folgenden Art (Rosa arvensis) annehmen duͤrfen, da, mit Ausnahme der Griffel, die Charaktere derſelben zwiſchen die⸗ ſen beiden ſchwanken. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich außerhalb Deutſchland in ganz Europa, wie auch in Sibirien und Lappland, in Zaͤunen, Feldhecken und Buͤſchen überall und häufig, vorzuͤglich auf kalkſteinigem, lockern, trocknen Boden. Fortpflanzung. Sie geſchieht, wie bei der gelben Roſe, durch Ausſaat, Ableger und Wurzelſproſſenz doch zieht man auch bei dieſer Roſe die letzteren Vermehrungsarten, der groͤßeren Leichtigkeit wegen, vor. Die im Fruͤhjahre, Monat April, einzeln in / Zoll tiefe Rinnen gelegten Samen keimen im naͤch⸗ ſten oder zweiten Fruͤhjahre mit 2 kleinen, eirunden Samenlappen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Der Strauch waͤchſt gewoͤhnlich 8 — 10 Jahre, und ſtirbt im 15 — 20 Jahre ab, erreicht aber auch, wie Eingangs der Beſchreibung erwaͤhnt, nach Verſchiedenheit des Standortes zuweilen ein ſehr hohes Alter. Nutz en. Der ganze Strauch dient zu lebendigen Hecken, zur Bekleidung alter Mauern und Gebaͤude, ſo wie zum Pfropfen und Oculiren edlerer Roſenarten. Das Holz verwendet man außer der Feuerung nur zu feinen Drechſeleien, ausgelegten Arbeiten, Rechenzaͤhnen u. ſ. w. Holz und Wurzeln faͤrben dunkelbraun, die Rinde ſchmutziggelb. Nach Pallas bereiten ſich die Tartaren aus den kleingeſchnittenen Zweigen und Wurzeln einen magenſtaͤrkenden Thee, und die Ruſſen an der Wolga aus den Blumenblaͤttern Brantwein; letztere (die Blumenblaͤtter) benutzt man ferner friſch zu Roſenwaſſer, Roſeneſſig, Roſenhonig, Roſenſyrup, Roſenoͤl (nach Profeſſor Spielmann zu Straßburg giebt 1 Pfund Roſenwaſſer 3 Grane des koſtbarſten Roſenoͤls, das an Geruch Alles in der Natur übertreffen fol) n) und Roſenpomade, getrocknet aber, mit mehreren anderen Roſenblaͤttern, zur hauptſaͤchlichen Füllung der bekannten Pot-pourris (Riechtöpfe); die innere Blume enthält Honigſtoff. Die friſchen, durch den Froſt etwas teig gewordenen Fruͤchte (Hagebutten) werden von den Krammets— voͤgeln geſucht, auch wohl von Kindern gegeſſen, von den borſtigen Samen gereinigt, verbraucht man ſie indeß im Haushalt friſch und getrocknet nicht nur in Milch gekocht, zu Suppen, unter getrocknetem Obſt, Roſinen und anderen Speiſen, ſondern man kocht auch am Harze, mit geringem Zuſatz von Fliedern⸗ muß oder Mohrruͤbenſaft, ein wohlſchmeckendes geſundes Muß daraus, deſſen Verkauf ins platte Land der aͤrmeren Claſſe eine kleine Erwerbsquelle darbietet, und getrocknet und gebrannt hat man ſich ihrer ſchon als Surrogat des Kaffee's bedient; in Gaͤhrung geſetzt, geben fie Eſſig und Spiritus. Die mon⸗ ) 8. Instit. chem. p. 188. ROSA. 333 ſtröſen borſtigen Gewaͤchſe, ſogenannten Schlafaͤpfel, welche aus dem Stich der Roſengallwespe (Cy- mips rosae) entſtehen, hielt man in früheren Zeiten für heilſam gegen Durchfall und Kropf, und legte ſie, als Schlaf bewirkend, kleinen Kindern in die Wiege. Das Laub freſſen Schafe und Ziegen. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Gehoͤrt, wie alle Roſen, unter die Forſtunkraͤuter. Feinde und Krankheiten. Zu den gewoͤhnlichen Feinden rechnet man, naͤchſt der vorhinbenannten Roſengallwes pe (Cy- nips rosae), die Ahorn-Eule (Phalaena noctua trapezina), die Schlehen-Motte (Ph. Tinea pru- niella) und den Rofenfpinner (Ph. Bombyx dispar), deren Raupen Blüthen und Blätter zerfreſſen. Von eigentlichen Krankheiten, außer denen des Alters, z. B. der Abzehrung, leidet der Strauch wenig. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤhenzweig; . ein maͤnnliches Staubgefaͤß und ein weiblicher Griffel, beides ſtark vergrößert; . die reife Frucht und . ein einzelnes Samenkorn, in natürlicher Größe. * b D m 104. ROSA ARVENSIS. Kriechende Feld⸗Roſe. Tafel XC. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd und find 3 — 5, auch 7zaͤhlig gefiedert; der allgemeine Blattſtiel auf der unteren Seite mit einzelnen hakenfoͤrmigen Stacheln und geſtielten Druͤſen be⸗ ſetzt; die Fiederblaͤttchen oval, oben ſpitzig, am Rande faſt doppelt ſaͤgenartig, beider⸗ ſeits glatt und ungeſtielt. Synonymie. ROSA ARVENSIS. Willd. Linn. II. 2. p. 1066. N? 6. —— — Bechſtein IV. p. 693. Ne 154. — — — Guimpel und Hayne p. 126. ern HERPORHODON. Borkhauſen II. p. 1312. Ne 476. 2 REPENS. Rau enumer. ros. p. 40. Franz. Ly BOSIER RAM PANT E. 334 ROSA. Provinzial⸗Namen. Kleine Feldroſe, weiße wilde kriechende Roſe, wilde weiße Roſe, Hatſchapetſche. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 95. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs ſtrauchartig, freiſtehend meiſtens nahe uͤber der Erde in 10 — 12 Fuß lange, niederliegende, ſchlanke Aeſte getheilt, deren aͤußerſte Zweige nur 1 — 2 Fuß aufrecht in die Hoͤhe wachſen, in dichten Hecken und Gebuͤſchen dagegen, welche den kletternden Stengeln zur Stuͤtze dienen, zuweilen 4 — 5 Fuß hoch ohne Aſt, und 1 — 2 Zoll über der Wurzel ſtark, gerade und rund; die Hoͤhe des ganzen Strauchs zwiſchen 12 — 16 Fuß. Die alte Rinde rothbraun, die juͤngere glaͤnzend hellgruͤn und, jene wie dieſe, mit abwechſelnd ſtehenden, ſeicht ruͤckwaͤrts gekruͤmmten, ſpitzen, anfangs grünen, ſpaͤterhin gelblichen Stacheln beſetzt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd. ; Die Wurzeln, nicht über 1 — 1% Fuß tief in den Boden greifend, laufen zart verzweigt 6 — 10 Fuß weit vom Mutterſtamme und treiben aus der Oberflaͤche viele Sproͤßlinge. Das Blatt. Die abwechſelnd flehenden Knospen rundlich-oval, 6ſchuppig, unten gruͤn, oben mattroth angeflogen. Die wechſelſtaͤndigen | ommergruͤnen Blätter, deren Ausbruch im Mai erfolgt, 4 — 5 Zoll lang und ungleich, zu 3 — 7, gefiedert; der ſtarke Hauptſtiel etwas gebogen, oben gerin- nelt, unterwaͤrts einzeln feingeſtachelt und glatt, oder ſparſam druͤſenborſtig, am Grunde mit 2 lanzett⸗ foͤrmigen, oben fluͤgelartig ausgeſpreizten und geſpitzten, am Rande druͤſig gezaͤhnten und behaarten, blaͤu⸗ lichgrüͤnen Afterblaͤttchen verwachſen; die ungeſtielten Fiederblaͤttchen, von denen das untere Paar klei⸗ ner als die Übrigen, und das Spitzblatt am größten iſt, , — 1½¼ Zoll lang, ½6 — / Zoll breit, bald rundlich-, bald laͤnglich-eirund, mehr oder weniger kurz zugeſpitzt, am Rande ſcharf einfach, nach der Spitze zu auch wohl einzeln doppelt ſaͤgezaͤhnig, die Oberfläche dunkel-, die untere blaͤulich mattgruͤn, ſtark erhaben gerippt und geadert, beiderſeits glatt; ihr Abfall erfolgt gegen Ende Octobers. Die Bluͤthe iſt zwitterlich, und erſcheint im Monat Juni oder Juli einzeln oder, als After- dolde, zu 3 — 5, an einem gemeinſchaftlichen glatten oder druͤſenborſtigen, rauhen rothen Hauptſtiele, auf den Spitzen der Zweige. Die Blume Goſe) nicht ganz fo groß als die der Hundsroſe, mild: weiß und von ſchwachem, nicht unangenehmen Geruch. Der aufgeblaſene Kelch uͤberſtaͤndig, einblaͤttrig, tief 5fpaltig, blaͤulichgruͤn und mit weißlichem Filz überzogen, inwendig dicht weißwollig behaart, die Ab⸗ ſchnitte oval, lang geſpitzt, ganz oder einzeln, oft nur zahnartig, befiedert; die 5 Kronenblaͤtter rundlich⸗ herzfoͤrmig, zuweilen faſt lappenartig eingeſchnitten; die auf dem Kelchrande angehefteten vielen Staub— faͤden gelblichweiß, mit ſchwefelgelben Staubkolben, in der Achſe ihres Kreiſes viele, zu einer aufgerich— teten Saͤule ſchraubenartig verbundene, lang hervorragende, weißliche glatte Griffel, mit kopffoͤrmig ver: einigten gelbgruͤnen Narben umgebend; der unterftändige Fruchtknoten laͤnglich- oder rundlich- eirund, blaͤulichgruͤn und glatt. Die on und der Samen. Die Ben noch mit den aufgerichteten trockenen Griffeln ver- . he 5 ne ae 1 1 8 ee dunkelrothe glatte Frucht a ‚ et mit dünner Fleiſchhuͤlle viele eifoͤrmige, harte, hochgelb gefaͤrbte, bor⸗ ſtige Samen. VVV miſchung des Blüͤthenſtaubes der vorhinbeſchrieb A er ee enen u und dieſer Kriechroſe manche, von Bech— ge Arten erklaͤrte Baſtarde entſtanden ſind. ROSA. 335 Beſchaffenheit des Holzes. Dieſe bleibt ſich wohl bei allen Roſenarten gleich, und bedarf daher keiner wiederholten Beſchreibung. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in England, Schweden, Daͤnemark, der Schweiz und auch in Deutſchland, auf Feldern, Huͤgeln und in Gebuͤſchen, beſonders in den kalkbodigen Gegenden, wild. Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit, Nutzen u. ſ. w., a bei der Hundsroſez; doch iſt dieſer Roſenſtrauch, vermoͤge ſeines mehr kletternden Wuchſes, zur Be⸗ es von Lauben, Gebäuden u. f. w. noch geſchickter, die Benutzung der Bluͤthen und Fruͤchte hingegen nicht ſo allgemein, als bei jener. Die ſchaͤdlichen Inſekten (Feinde) find bei Beſchrei⸗ bung der gelben Roſe aufgezaͤhlt. Erklaͤrung der Abbildung. N. 1. Ein Bluͤthenzweig; » 2. die reife Frucht, und » 3. dieſelbe im Laͤngendurchſchnitt, in natürlicher Größe; » 4. ein Samenkorn, vergrößert. 105. ROSA RU BIGINO SA. Roſtfarbige Roſe. Tafel XCI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, 5 — 7, ſeltener zaͤhlig gefiedert; der Hauptſtiel mit roͤthlichen Druͤ⸗ fen beſetzt, unterhalb einzeln feinſtachlig, am Grunde mit zwei lanzettfoͤrmigen, druͤſigen Afterblaͤttchen verwachſen; die ungeſtielten Fiederblaͤttchen rundlich-eirund, kurz geſpitzt, am Rande doppelt⸗ſaͤgenartig und druͤſig, auf der Oberfläche dunkelgrün und glatt, unten mattgruͤn, die erhabenen Rippen haarig, außerdem die ganze Fläche mit geftiel- ten roſtfarbenen Druͤſen beſetzt, und klebrig. Synony mie. ROSA RUBIGINOS A. Willd. Linn. II. 2. p. 1073. N. 21. — Borkhauſen II. p. 1328. Ne 484. wen a Bechſtein IV. p. 701. Ne 124. Hartig VI. 1. p. 178. Ne 2. ren — Duͤ Roi und Pott II. p. 573. Ne 13. Guimpel und Hayne p. 121. EGLANTERIA. Burgsdorf II. p. 232. N. 53. Franz. LE ROSIER-EGLANTIER ODORANT. — Engl. Tue SWEET BRIER Rose. 85 336 ROSA. Provinzial⸗Namen. Wohlriechende und wilde wohlriechende Roſe, Duͤnenroſe, Wein-, auch wilde Weinroſe, Eglanter-, kleine Eglanter⸗, Emgelthier⸗, Eſſig⸗ und Riechroſe, Riechhahn, wohlriechender Hagebuttenſtrauch, wohl riechender wilder Roſenſtrauch und Wichdorn. Abbildungen. Reitter und Abel T. 53. Guimpel und Hayne T. 91. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, freiſtehend kaum 1 — 2 Fuß, in Hecken und Ge⸗ buͤſchen aufgewachſen aber 3 — 4 Fuß hoch ohne Seitenaſt, gerade und rund, 1 — 2 Zoll uͤber der Wurzel ſtark; mit Einſchluß der gedruckten, dichtblaͤttrigen Zweigkrone erreicht der Strauch unter guͤnſti⸗ gen Umftänden zuweilen eine Höhe von 10 — 12 Fuß. Die alte Rinde roſtbraungrau und feinriſſig, die jüngere braunroth und glatt, jene mit weißlichen, trockenen, dieſe mit gelben und friſchen, hakenfoͤr⸗ mig ruͤckwaͤrts gebogenen, am Grunde breitgedruͤckten, oben ſpitzigen, ablösbaren, großen Stacheln, zwi⸗ ſchen welchen ſich an den jungen Zweigen oft noch eine Menge dergleichen kleinere, ſehr feinſpitzige be⸗ findet, zerſtreut beſetzt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen wechſelweis, ihr Wuchs iſt kurz, ſtaͤmmig und ſperrig. Die Wurzeln, welche u — 1 Fuß tief und 6 — 8 Fuß weit unter dem Boden fortlaufen, trei— ben in der Naͤhe des Mutterſtammes viele ſtaͤmmige, krausbeblaͤtterte Sproſſen hervor. Das Blatt. Die Knospen wechſelſtaͤndig, klein, rundlich-oval, 6ſchuppig und fat ganz roth, nur am Grunde gruͤnlich. Die im Mai hervorbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter ungleich-paarig, zu 5 und 7, ſeltener 9, gefiedert, und 3 — 4 Zoll lang; der gemeinſchaftliche Blattſtiel roſtroth bedruͤſet, unterwaͤrts ſparſam feinſtachlig, ganz am Grunde mit 2 gegenſtaͤndigen, ſchmalen, oben ausgeſperrten und ſcharfgeſpitzten, am Rande rothdruͤſig bebraͤmten, gelbgruͤnen Afterblättchen pfeilartig verwachſen; die meiſtens hohlen Fiederblaͤttchen, von welchen, wie wohl bei allen Roſenarten, das untere Paar am klein— ſten, und das obere Spitzblatt das größte iſt, / — 1 Zoll lang, / — , Zoll breit, eirund, kurz zuge⸗ ſpitzt, am Rande fein und ſcharf einfach, auch doppelt geſaͤgt, die Saͤgezaͤhne von kurzgeſtielten, kleinen, roſtrothen Druͤſen gleichſam gefranzt, auf der Oberflaͤche dunkelgruͤn mit vertieften Adern, runzlich und glatt, unten matt⸗gelbgruͤn, auf den erhabenen Rippen und Adern fein behaart, und uͤbrigens die ganze Fläche mit vielen kurzgeſtielten, roſtfarbenen, nur beim Ausbruch des Blattes und im Schatten gelbgruͤ⸗ nen, klebrigen Druͤſen dicht uͤberſtreuet, wovon der Strauch feinen Namen erhalten hat; fie geben, zwi— ſchen den Fingern gerieben, einen ſehr angenehmen wein- oder apfelſaͤuerlichen Geruch, und fallen im Dec- tober, gruͤn oder ſchmutziggelb gebleicht, ab. Die Bluͤthe. Die einzeln oder zu zweien, auch wohl mehreren, an den Spitzen der Zweige ſtehen⸗ den, ſtark und wohlriechenden Zwitterblumen erſcheinen im Juni und Juli auf kurzen, ſelten uͤber 1¼ Zoll langen, kurz- und ſteif⸗, faſt ſtachelborſtigen und von vielen roſtroͤthlichen Druͤſen uͤberſtreueten, a unde aber von 2 oder 3, den Afterblättern des Blattſtieles ähnlichen, Deckblaͤttchen unterſtuͤtzten, A = uͤberſtaͤndige, . borſtendruͤſige und grüne, inwendig weißhaarige Kelch tief 5 e 1 langgeſpitzte Abſchnitte geſpalten, von denen meiſtens zwei ganz gefiedert, ei— ne 1 Saume weißhaarig gefranzt ſind; die 5 hohlen, wohl ganz weiß; viele weißlichgelbe 1 0 10 e eee F en ne 5 mit hoch . gefurchten Staubbeuteln ſtehen geben eine Menge kurzer, weißlicher Griffel mit rundlichen, war⸗ 15 gelbgruͤnen Narben; der laͤnglich-, auch rundlich-eifoͤrmige gruͤne Fruchtknoten glatt oder drüſen⸗ orſtig. a ROSA. 337 Die Frucht und der Samen. Die im September reifenden und dann von den Kelchab- ſchnitten gekrönten oder befreieten, rundlichen oder eiförmigen Früchte dunkel- purpurroth und glatt, auch 11 einzeln druͤſenborſtig, duͤnnfleiſchig, einfaͤchrig und vielſamig; die Samen eifoͤrmig, hart, gelb und orſtig. Varietaͤten. Es giebt Sträucher mit einfachen und gefuͤllten Blumen von verſchiedener ro— ther oder weißer Farbe; die Früchte find aber bald kugelig, rundlich- oder laͤnglich-eirund, bald groß, bald klein, glatt oder dichtborſtig, fo daß hiernach die Beantwortung der Frage über Abſtam— mung und Vaterland der fo hochgefeierten Moosroſe (Rosa muscosa) wohl nicht mehr zweifelhaft ſein kann. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Die Vor⸗ und Feldhoͤlzer, Buͤſche und Hecken huͤgliger, trockner, kalkſteiniger Gegenden Deutſchlands, wie ganz Europa's. Fortpflanzung. Wie bei den uͤbrigen Roſen, geſchieht dieſelbe durch Ausſtreuung des Samens, durch Abſen— ker, Wurzelbrut, Pfropfen und Oculiren, und wie bei jenen, erſcheinen auch hier die aus dem Samen gezogenen jungen Pflanzen nach 1 — 2 Jahren mit 2 kleinen, eirundlichen Samen lappen uͤber der Erde. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 6 — 8 Jahre, und dauert 15 — 20 Jahre aus. Nutzen. Des gewoͤhnlichen wilden Strauchs bedient man ſich zu lebendigen Hecken, wohingegen die, als Abkoͤmmling deſſelben, vorhin erwaͤhnte Moosroſe von allen ihren uͤbrigen Geſchwiſtern unſtreitig der ſchoͤnſte Zierſtrauch unſerer Gaͤrten iſt. Holz, Blaͤtter, Bluͤthen und Fruͤchte nutzt man auf bekannte Weiſe; von den Blaͤttern bereiten ſich die Landleute mancher Gegenden ee einen nicht uͤbelſchmeckenden, harntreibenden Thee. Forſtwirthſchaftliche Qualification, auch Feinde und Krankheiten, wie bei den vorbeſchriebenen Roſenarten. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein Bluͤthenzweig; „ 2. die reife Frucht; „ 3. ein Samenkorn. XLVI. RUBUS. Brombeere. LINN. GEN. ed. VL N? 632. Claſſe XII. ICOSANDRIA. Ordnung J. POLYGYNIA. Gattungs- Character. Die Zwitterblume. Der 5theilige Kelch unterftändig; die Krone sblaͤttrig; Staubfaͤden viele (20 und mehr), dem Kelche eingefügt; Griffel eben fo viele (20 und mehr), als ei⸗ rundliche Fruchtknoten auf dem ſchwach erhabenen Befruchtungsboden vorhanden ſind; die Frucht eine zuſammengeſetzte, vielſamige Beere. 106. R U. B US TDA EUS. Gemeine Brom- oder Himbeere. Tafel XCII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, ungleich zu 3 oder 5 gefiedert; der Hauptſtiel lang, oben rinnenfoͤrmig, unten einzeln feingeſtachelt und wollig; die, mit Ausnahme des Spitzblattes, ungeftiel- ten Fiederblaͤtter eirundlich, ziemlich lang geſpitzt, am Rande zuweilen 1 — 2 Mal faſt fiederlappig eingeſchnitten und ungleich tief geſaͤgt, auf der Oberfläche glatt, unten mit weißwolligem Filz uͤberzogen. S. h n ö nh mt e. RUBUS IDAEUS. Willd. Linn. II. 1. p. 1081. Ne 4. f Borkhauſen II. p. 1437. Ne 525. Burgsdorf II. 1. p. 261. Bechſtein I d 762, NA. Duͤ Roi und Pott. II. p. 598. Ne 3. Hartig in p. 191. N3:4, Guimpel und Hayne p. 128. Franz. LE FRAMBOISIER. — Engl. TAE PRICKLY RASPBERR x. Provinzial-Namen. Him⸗ und Haarbeerſtrauch, Himbeerſtaude, Himbackbeere, Himmel-, Himpel, Hind-, Hink⸗ Huͤng⸗, Hunk⸗ Haar⸗, Hohl, Holl, Hom⸗, Honig- und Madebeere, Him- und Himpelbrem, rothe und officinelle Brombeere. Abbildungen. Blackwell T. 289. Cramer T. 48. Guimpel und Hayne J. 97. R UB US. 339 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft oder Stengel, deren in der Regel mehrere auf einem gemeinſchaftlichen Wurzelſtocke zuſammen ſtehen, ſtaudenartig, von aufrechtem, oben niedergebogenen Wuchſe, bis zur aͤußerſten Spitze 3 — 6 Fuß hoch, ½ — ½ Zoll unten ſtark und rundlich; die Rinde im erſten Lebensjahre hellgrau⸗ gruͤn, im zweiten roͤthlich und mit vielen gleichgefaͤrbten, kleinen, geraden, borſtenartigen Stacheln beſetzt. Die Seitenzweige ſtehen abwechselnd, einzeln und ſperrig. Die Wurzeln laufen nicht über Y, Fuß tief, 2 — 3 Fuß weit und treiben viele junge Aus⸗ ſchuͤſſe. Das Blatt. Die grünlichbraunen, weißlich behaarten, wechfelftändigen Knospen kegelförmig zu⸗ geſpitzt, aus 2 Huͤll⸗ und 3 lockeren Seitenſchuppen gebildet. Die abwechſelnd ſtehenden, zu 3 — 5 un: gleich-paarig gefiederten, ſommergruͤnen Blaͤtter entwickeln ſich im April, ſind 5 — 7 Zoll lang, der Hauptſtiel gerinnelt, ſparſam fein geſtachelt und wollig; die, mit Ausnahme des groͤßeren Spitzblattes, un⸗ geſtielten Fiederblätter 2 — 3½¼ Zoll lang, 1%, — 2 Zoll breit, eirundlich, lang geſpitzt, die Seitenflaͤchen neben der Mittelrippe meiſtens von ungleicher Breite, der Rand einfach, grob und tief, oder doppelt ges ſaͤgt, zuweilen auch wohl ein- oder mehrmal faſt fiederlappig eingeſchnitten, die Oberflaͤche vertieft ge— adert, runzlich-glatt und hellgruͤn, die unteren weiß und mit dichtem Filz uͤberzogen, auf den ſtark er⸗ habenen gelblichen Rippen und Adern einzeln fein geſtachelt; vor dem Abfall, Ausgangs November, gruͤnlichgelb oder roͤthlich. Die Bluͤthe. In Geſtalt kleiner, aufrechtſtehender Schirmtrauben entwickeln ſich die Zwitter— blumen im Mai und Juni aus den Winkeln der Blätter und an den Spitzen der Zweige. Der in wenige, 2, 3— 5 zartere Aeſte zertheilte, / — 1½ Zoll lange, gemeinſchaftliche Blumenſtiel blaßgruͤn, wol- lig und fein geſtachelt; der gleichgefaͤrbte und bekleidete bleibende unterftändige Kelch in 5, etwas zuruͤck— gebogen ausgeſpreizte, breit lanzettfoͤrmige, ſcharf geſpitzte Abſchnitte geſpalten; die 5 kleineren, aufgerichteten, bald abfallenden, eirunden Kronenblaͤtter und die auf dem Kelchrande angehefteten vielen (20 und mehrere) Staubfaͤden weiß, letztere mit getheilten, faſt herzfoͤrmigen, gelblichen Staubbeuteln verſehen; die aus dem Mittelpunkte dicht zuſammengedraͤngt ſich erhebenden vielen weißlichen Griffel länger als die Staub⸗ faͤden, und ſich mit ihren etwas getheilten, gelbgruͤnlichen Narben zu dieſen hinneigend, jeder auf dem allgemeinen Befruchtungsboden mit einem rundlichen, grünen, etwas haarigen Fruchtknoten ver wachſen. Die Frucht und der Samen. Nach geſchehener Befruchtung und dem hierauf folgenden Abfall der Kronenblaͤtter waͤchſt der Befruchtungsboden zu einem faſt 74 Zoll langen, weißgelblichen, markigen Kegel aus, die Fruchtknoten werden durch den, ſich mehr und mehr anhaͤufenden waͤßrigen Saft aufge⸗ ſchwellt, und fo entſteht eine, aus vielen kleinen Beeren zuſammengeſetzte, kopffoͤrmige, füßfaftige und wohl- riechende rothe Frucht (die Himbeere), welche in jeder der kleinen Beeren ein nierenfoͤrmiges, hartes, weißgelbliches Samenkorn oder Nuß enthaͤlt, im Juli und Auguſt reift, und ſich ſodann von dem koniſchen Befruchtungsboden abſtreifen laͤßt, oder von ſelbſt loͤſet und abfällt. Varietaͤten. An zu ſchattigen Orten und auf ſehr nahrhaftem Boden geraͤth der Strauch oft in einen kraͤnklichen Zuſtand, und verliert dann manche der ihm unter andern Umſtaͤnden eigenthuͤmlichen Merkmale, obgleich ſein aͤußerer Wuchs ſehr ſchwelgeriſch iſt; ſo findet man ihn z. B. a. mit hohen und ſtarken, aber ſtachelloſen Stengeln; b. mit ungefiederten oder einfachen, großen, nierenfoͤrmigen Blaͤttern und größeren, meiſtens jedoch unfruchtbaren Blumen; auch c. mit größeren, aber waͤſſerigern und unſchmackhafteren, hellrothen, gel— ben oder weißen Beeren. 5 Beſchaffenheit des Holzes. Die den roͤhrig⸗ markigen Stengel umſchließende, dünne, holzige Subſtanz fein⸗langfaſerig, im Querſchnitt weiß. 5 86 340 R UD S Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich durch ganz Europa, alſo auch in Deutſchland, in Hecken und lichten Waldungen auf trockenem, ſteinigen Boden Überall, und ſelbſt in Gebirgen von mehreren 1000 Fuß Hoͤhe, z. B. am Harze, ſieht man ihn an den mittaͤglichen Bergwaͤnden fehr üppig vegetiren; fein liebſter Stand⸗ ort ſind indeß die niederen, rollſteinigen Vorberge, wo er leider oft genug der Holzcultur hinderlich wird. Fortpflanzung. Man ſaͤet entweder den ausgewaſchenen Samen im Monat April in ſeichte Rinnen, oder hebt im Frühjahr und Herbſt die einjaͤhrigen Wurzelſproſſen aus, welche ſehr leicht angehen. Vom Licht und der Sonnenwaͤrme ausgeſchloſſen, kann der Samen viele Jahre in der Erde liegen, ohne an ſeiner Keimkraft zu verlieren; woher es kommt, daß man zuweilen junge Schlaͤge gleich im erſten Jahre mit Himbeergeſtraͤuch überzogen ſieht, wo man vor dem Abtriebe keine Spur davon bemerkte. Die junge Pflanze keimt mit 2 ſehr kleinen, ovalen, gruͤnen Samenlappen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Schon mit dem 2ten Jahre hat der Strauch fein Wachsthum vollendet, und auch zugleich die hoͤchſte Stufe ſeines Alters erreicht; denn ſobald die Stengel Fruͤchte getragen, ſterben ſie ab, um neuen Wurzel⸗ trieben Platz zu machen. Nutzen. Dieſer beſteht, außerdem, daß man den Strauch zur Bekleidung der Garten-Stakette und alten Mauern verwendet, nur in der Zugutemachung der Fruͤchte oder Beeren, welche man roh, mit oder ohne Wein, Milch und Zucker genießt, und durch deren Einſammeln ſich daher viele der aͤr— meren Bergbewohner uͤber Sommer naͤhren; doch ſollen ſie, nüchtern im Uebermaß genoſſen, hautartigen Ausſchlag erzeugen, und, obwohl den Baͤren eine Lieblingsſpeiſe, doch von den Voͤgeln nicht geſucht wer⸗ den, den Gaͤnſen aber wirkliches Gift ſein. Man macht ſie ein, kocht Syrup und Gelee's oder Juleps davon, und bereitet aus ihrem rohen Safte Wein und Spiritus, wie auch Eſſig und kuͤhlende Getraͤnke, die bei hitzigen Fiebern und faulichten Krankheiten ſehr heilſam ſind; der Pole macht ſich ſeinen Himbeer⸗ math daraus, und auf der Inſel Skya bedient man ſich ihrer, ſtatt der Citronen, zum Punſch. Von einer Forſtwirthſchaftlichen Qualification dieſes Stauden⸗Gewaͤchſes kann wohl keine Rede ſein; vielmehr iſt daſſelbe ſtreng unter die ſogenannten Forſt⸗Unkraͤuter zu rechnen, deren ſich der Forſtmann moͤglichſt zu erwehren ſuchen muß. Feinde und Krankheiten. Zu den Feinden gehört die Ahorneule (Phalaena noctua trapezina), der gemeine Zangen- kaͤfer (Forficula auricularia), fo wie die Gaͤrtner- und Aprilsſchnacke (Tipula hortulana et Marci), welche die Blaͤtter und Bluͤthen zerfreſſen, und endlich die ſich in den reifen Beeren leider ſo haͤufig findende weiße Fliegenmade. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Stengel; 2. die männlichen Staubbeutel, ſehr ſtark vergrößert; 3. ein Kronenblatt, in natuͤrlicher Größe; » 4. die Stempel, ſtark vergrößert; f 5 der Kelch mit dem koniſch erhabenen Befruchtungsboden, von welchem die reife Frucht ab- geſtreift, in natuͤrlicher Groͤße; RUBUS. 344 ein Zweig mit reifen und unreifen Fruͤchten oder Beeren; . ein einzelnes Beerchen durchgeſchnitten, und ein Samen in natürlicher Größe; derſelbe ſtark vergrößert. oe a 0 107 f RU BUS FRUTICOSUS. he ee e a e | e e e Tafel XCIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, 3 — 5fingerig, der gemeinſchaftliche Blattſtiel grün, gerinnelt und mit ſtark zuruͤckgebogenen, ſcharfen Stacheln beſetzt; das einfache Blaͤttchen eirund, zuge— ſpitzt, am Rande doppelt und ſcharf geſaͤgt, oben glatt, unterhalb auf der erhabenen Mittelrippe einzeln geſtachelt und, wie die Adern, dicht mit feinen weißen Haaren bedeckt. nn on v mie RUBUS FRUTICOSUS. Willd. Linn. II. 2. p. 1084. N? 13. Borkhauſen II. p. 1441. Ne 526. Burgsdorf II. 1. p. 261. Ne 84. — — Bechſtein IV. p. 784. N? 25. — = Dü Roi und Pott II. p. 594. N. 1. Hartig VI. 1. p. 194. Ne 2. Guimpel und Hayne p. 136. Franz. LA RON CE ORDINAIRE OU MURE DE RENJ ARD. — Engl. THE COMMON BRAMBLE OR BLACKBERRY, Provinzial⸗Namen. Bronn⸗, Broom⸗, Bromm⸗, Brommer⸗, Brom: und Brumbeere, Kraſſel⸗, Kratz⸗, ſchwarze Kratz, Rham⸗ und Rabetbeere, Bronn⸗, Broom⸗, Bromm-, Brom- und Brumbeerenſtrauch oder Staude, gemei⸗ ner, hoher, großer und polniſcher Brombeerſtrauch, große ſchwarze Brombeerſtaude, ſtrauchartige Him⸗ i beere, Bramen, Bremen, Bromen, Bramerken und Brum. Abbildungen. Blackwell T. 45. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 539. Reitter und Abel T. 84. Gu im⸗ pel und Hayne T. 103. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft oder Stengel ſtaudenartig, bis zur aͤußerſten Spitze 6 — 10 Fuß hoch, 7. — 1 Zoll unten ſtark, ſchlank und aͤſtig, der Laͤnge nach fuͤnffurchig; an Geſtraͤuchen und anderen Gegenſtaͤn⸗ 349 R UB US. den hinauf rankend, oder, da viele Stengel aus einem gemeinſchaftlichen zelne entſpringen, im Freien einen großen, verworren durchwachſenen, bogig überhängenden Buſch bildend, deſſen auf dem Bo: den liegende Zweige nicht ſelten Wurzeln einſchlagen, aus welchen wiederum neue Staͤmme oder Stengel aufſchießen. Die alte Rinde braͤunlich⸗ oder weißgrau und blaͤttrig, die jüngere rothbraun, zuweilen dunkelroth und glatt, uͤbrigens, jene wie dieſe, dicht mit hakenfoͤrmig-ruͤckwaͤrts gebogenen, zuſammen⸗ gedruͤckten, ſcharfſpitzigen, ablösbaren, gelblichen Stacheln beſetzt, die jüngften Triebe grün, auf der Licht⸗ ſeite dunkelroth, filzig und fein geſtachelt. Die Aeſte und Zweige ſtehen abwechſelnd und ſperrig. Die Wurzeln laufen nur ſeicht unter der Oberflache hin, breiten ſich indeß weit aus und uͤber— ziehen mit ihren häufigen Sproͤßlingen in kurzer Zeit die ganze Umgegend. Das Blatt. Die Zweig: und Blaͤtter-Knospen, welche ſich zwiſchen den, am Grunde des Blatt⸗ ſtiels befindlichen, linien⸗ oder lanzettfoͤrmigen Nebenblaͤttchen entwickeln, klein, kegelfoͤrmig, zugeſpitzt, ſchuppig und roth. Die im April ausbrechenden ſommergruͤnen Blaͤtter wechſelſtaͤndig, an den jungen Trieben aus 3, an den aͤlteren Stengeln und Zweigen aus 5 ovalen, zugeſpitzten, am Rande doppelt und ſcharf geſaͤgten, oberwaͤrts dunkelgruͤnen, gerunzelten und glatten, nur in der Jugend ein- zeln fein behaarten, unterhalb gelbgruͤnen, auf den erhabenen Rippen und Adern weißfilzigen oder fein dichtbehaarten, 1/ — 3 Zoll langen und 1 — 25 Zoll breiten, etwas gewellten Blaͤttchen zufammen- geſetzt, von welchen das obere groͤßere Spitzblatt am laͤngſten geſtielt, die unterſten beiden, als die klein— ſten, dagegen mitunter faſt flielos und, wenn 5 Blaͤttchen zuſammen ſtehen, mit den Spitzen ruͤckwaͤrts zeigend, gefingert geſtellt find; der Hauptblattſtiel 2 — 3 Zoll lang, oben gerinnelt und, wie die be= ſonderen Blätterftiele, mit kurzen Haaren und feinen, ſehr ſcharfſpitzigen, gekruͤmmten Stacheln bekleidet, die ſich ſelbſt auf der Mittelrippe der unteren Blattflaͤche noch fparfam fortſetzen. Gruͤn oder hochroth gefaͤrbt, wirft ſie der Froſt im October und November ab, doch bleiben auch viele bis zum Fruͤh⸗ jahre gruͤn an den Zweigen haͤngen. Die Bluͤthe erſcheint vom Monat Mai bis September auf den Zweigſpitzen und aus den oberen Winkeln der Blaͤtter, und die zu 5 — 10, auch mehreren, durch kurze, haarige und feinſtachlige Stielchen mit dem gleichartig bewaffneten, ſtarken Hauptſtiele ſchirmfoͤrmig verbundenen Blumen ſind zwitterlich. Der unterſtaͤndige und bleibende, einblaͤttrige, gelbgruͤne, filzige Kelch in 5 flach geſpreizte oder zuruͤckgeſchlagene, faſt dreieckige, langgeſpitzte, druͤſenloſe, hohle Abſchnitte geſpalten; die roſenartige Krone aus 5 verkehrt- rundlich- eifoͤrmigen, oben zuweilen ausgenagten, weißen oder roͤthlichen, runzlig— hohlen Blaͤttchen gebildet; und die von 20, auch mehreren, auf dem Kelchrande befeſtigten, mit doppel- ten gelblichen Beuteln verſehenen, langen, weißen Staubfaͤden umgebenen vielen fadenfoͤrmigen, oben getheilten, blaßgruͤnen Griffel am Grunde des allgemeinen Befruchtungsbodens, jeder mit einem beſon— deren eirundlichen gruͤnen Fruchtknoten verwachſen. Die Frucht und der Samen. Die Frucht oder Brombeere bildet ſich auf gleiche Weiſe aus, und iſt auch in allen ihren einzelnen Theilen eben ſo geſtaltet, wie die vorhin beſchriebene Himbeere, von der fi ſich nur durch die anfangs gruͤne, ſpaͤterhin aber glaͤnzend ſchwarze, oft von blaͤulichem Herbſtduft bene Farbe und weinſaͤuerlichen Geſchmack unterſcheidet. Sie reifet vom Auguſt bis October, je nachdem die Bluͤthe fruͤher oder ſpaͤter erſcheint, und die Befruchtungswerkzeuge (Griffel und Staubfaͤden) bleiben vertrocknet ſitzen. Varietaͤten. Auch dieſer eee erleidet nach Verſchiedenheit ſeines zufälligen Stand⸗ ortes, und ganz Hippe durch die Garten-Cultur, mancherlei Veraͤnderungen an Blaͤttern, Bluͤthen und Fruͤchten; denn man findet ihn: a. 575 5 oder zerriſſenen Blaͤttern, welche Abart Will— er 15 Be 1075 e pag. 416.) and Andere unter dem er mit Ba für ſtaͤndig erklärt haben; en Blättern; RUBUS. 343 6. mit gefuͤllter Bluͤthe, wobei zugleich die Stengel dunkelviolett oder roth, die Blaͤtter aber auf der unteren Flaͤche dicht weißfilzig erſcheinen, und d. mit weißer Frucht. Beſchaffenheit des Holzes. Die weite Markroͤhre gelbbraͤunlich, das eigentliche Holz ſein-lang⸗ faſerig und zaͤhe, auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Iſt in ganz Deutſchland ein ſehr bekannter Strauch, und waͤchſt nicht nur durch ganz Europa bis zum 61 en Grade noͤrdl. Breite, ſondern auch in Sibirien, und (nach Gronov) ſelbſt in Virginien, in lichten Waldungen, ſo wie in Hecken und an Graͤben uͤberall, und am vorzuͤglichſten auf friſchem, ſchwarzen, lockeren Boden. Fortpflanzung. Sie geſchiehet durch Ausſtreuung des Samens im Fruͤhjahre, wie bei der Himbeere, welcher auch die junge Pflanze bei ihrem Erſcheinen aus der Erde ganz aͤhnlich ſieht; leichter indeß durch Wur— zelſproſſen und Ableger. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Sobald die 2jährigen Ranken Früchte getragen haben, ſterben ſie ab, und neue Schoͤßlinge treten an ihre Stelle; weshalb es ſchwer iſt, über das wahre Alter dieſes Gewaͤchſes Auskunft zu geben. Nutzen. Die vielen, Kleidung und Haut verletzenden Stacheln, womit dieſer Strauch bewaffnet iſt, ſind wohl hauptſaͤchlich Urſache, daß er nicht häufiger in unſern Garten angebauet wird, da die Fruͤchte faſt gleichen Nutzen, wie die des vorbeſchriebenen, ſo beliebten Himbeerſtrauchs gewaͤhren; ſie werden roh, mit und ohne Zucker, auch wohl in Milch oder Wein und auf Kuchen gegeſſen, und find, auf jede Weiſe zus bereitet, eben ſo wohlſchmeckend, als geſund. Des ausgekochten und mit Waſſer vermiſchten oder zu Gelee verdickten, rothen Saftes bedient man ſich als Arznei in hitzigen, faulichten Krankheiten, und roh zur Faͤrbung weißer Weine, z. B. in der Provencez ſo wie ſich denn auch nicht nur ein eigner, ſehr ange⸗ nehmer Wein und Brantewein, ſondern ein ſehr ſtarker Eſſig daraus bereiten laͤßt, welcher letztere nach der Behauptung des verdienſtvollen Landdroſten v. Muͤnchhauſen (f. d. Hausvater, 3. Theil, S. 476.) von ganz beſonderer Guͤte gewonnen wird, wenn man die unreifen Beeren trocknet und zu Pulver zer— ſtampft, mit Wein uͤbergießt. Die aus dem geringen Holze in Gruben gebrannten Kohlen laſſen ſich zu Schießpulver verwenden; das Laub, welches ſich an den Ranken oft bis zum Fruͤhjahr gruͤn erhaͤlt, gereicht dem Rothwild, beſonders den Rehen, zur willkommenen Winteraͤſung, giebt mit verſchiedenen Zuſaͤtzen mancherlei Farben, und wird ſehr oft von dem Landmanne auf alte Beingeſchwuͤre gelegt; die abgekochten zarten Zweigſpitzen liefern ein heilſames Gurgelwaſſer gegen innere Halsgeſchwulſt; das ganze Gewaͤchs enthält aber Gerbeſtoff und iſt eine gute Schutzwehr der jungen Haaſen und Reb— huͤhner gegen den Raubvogel; aus den Bluͤthen holen die Bienen und Hummeln Nahrung. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Obwohl ſich zwar nicht laͤugnen laßt, daß in wildreichen Waldungen manches junge Staͤmmchen dem Schutze des Brombeerſtrauchs ſein Daſeyn verdankt; ſo iſt dieſes Gewaͤchs doch im Allgemeinen, und beſonders auf jungen Schlaͤgen, dem Holzanbau mehr zum Schaden als Nutzen, weshalb es, zu der Claſſe der Wald⸗Unkraͤuter gehörig, von dem forſtlichen Bannfluche auch nicht befreiet werden kann [0] 1 344 R U B US. Feinde und Krankheiten. Als hauptſaͤchlicher Feind zeigt ſich die Raupe der Ahorn-Eule (Phalaena Noctua trapezina Linn.), und der Schlehen-Motte (Tinea pruniella Linn.), ſo wie der Zangenkaͤfer (Forficula auri- cularia Linn.). Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; ein Staubgefaͤß, ſtark vergrößert; der weibliche Befruchtungsboden, mit den Fruchtknoten und Griffeln in natürlicher Größe; . das Piſtill, ſtark vergrößert; Fein Zweig mit reifen Früchten; Fein einzelnes Beerchen, im Querdurchſchnitt; ein Samenkorn, vergroͤßert; der Kelch mit den vertrockneten Staubgefaͤßen und dem erhabenen weiblichen Befruchtungs⸗ boden, von welchem die reife Frucht abgeſtreift iſt, in natuͤrlicher Groͤße. O ao u 108. RUBUS NEMOROSUS,. Wald ⸗ Brombeere. Tafel XCIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd und zu 3 — 5 gefingert, an einem, mit faſt geraden Stacheln beſetzten, rundlichen Hauptſtiele; die einzelnen Blaͤttchen eirund, am Rande ſcharf und doppelt gefägt, auf beiden Seiten zottig, das Spitzblatt lang-, die übrigen Blaͤttchen ganz kurz⸗ oder ungeſtielt. Synonymie. RUBUS NEMOROS US. Willd. Berl. Baumzucht II. p. 411. Ne 9. au Bechſtein IV. p. 788. Ne 27. 3 a Guimpel und Hayne p. 133. Provinzial⸗Namen. Wald⸗Himbeere, und die meiſten, oder alle dem vorhergehenden Strauche beigelegten Benennungen. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 101. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft oder Stengel ſtaudenartig, mehrzaͤhlig aus einem gemeinſchaftlichen Wurzelſtocke entſpringend, 4 — 6 Fuß hoch, % — „, Zoll unten ſtark und rund, an Zaͤunen, Hecken und Gebüfchen RUBUS. 345 DE im Freien niederliegend und nur felten zu einem 2— 4 Fuß hohen, flachbogig uͤber— ee aͤſtigen Buſch erwachſend; auf friſchem Boden, von Gras oder Moos feucht gehalten, be— Wien ſich die niedergeſtreckten Stengel und treiben neue Sproſſen. Die aͤltere Rinde rothbraun und mit gleichgefaͤrbten, feinen, nur am Grunde etwas breitgedruͤckten, geraden Stacheln beſetzt; die jün- gern s grun oder roͤthlich, zwiſchen den Stacheln dicht borſtenhaarig. Die Aeſte oder Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, wenig gedraͤngt und ſperrig. Die Wurzeln laufen J — 1 Fuß tief und 5 — 6 Fuß weit, wobei fie viele Ausſchuͤſſe treiben. Das Blatt. Die kleinen kegelförmigen, zugeſpitzten und ſchuppigen, weichhaarigen, roͤthlichgruͤ— > Knospen entwickeln ſich zwiſchen den am Grunde des Blattſtieles befindlichen linien-lanzettfoͤr⸗ migen Nebenblaͤttchen, und im April brechen die, an den jungen fruchtbaren Zweigen zu 3, an den aͤl— teren Stengeln zu 5 gefingerten, wechſelſtaͤndigen, fommergrünen Blätter hervor. Der gemeinſchaft— liche Hauptſtiel 2 — 3 Zoll lang, rund und dicht behaart, oben gerinnelt; die einzelnen Blattchen, von welchen das größere Spitzblatt ziemlich langgeſtielt, die übrigen kleineren aber faſt ftiellos find, 1Y,— 3 Zoll lang, und / — 2%, Zoll breit, oval, oben ſcharf zugeſpitzt, am Rande einfach und doppelt ſcharf geſaͤgt, auf der Oberflaͤche grasgrüͤn, unterwaͤrts etwas matter, mit erhabenen Rippen und Adern, auf beiden Seiten zottig behaart; ihr Abfall erfolgt bei eintretendem Froſt, im Monat October und No— vember, ſehr oft aber auch erſt im Nachwinter und Frühjahr, wo fie durch die aufſchwellenden Knos- pen der folgenden Blaͤtter verdraͤngt werden. Die Bluͤthe, welche vom Monat Mai bis Auguſt als einfache, aufgerichtete, 5 und mehr- blu— mige Traube auf den oberen Zweigſpitzen und in den Achſeln der Blätter erſcheint, iſt zwitterlich. Der Hauptſtiel, wie auch die einzelnen Blumenſtielchen, geradſtachlich, weichbehaart und druͤſig; der Kelch unterſtaͤndig, bleibend, einblättiig und öſpaltig, die hohlen, flach ausgeſpreitzten Abſchnitte ei- lanzettfoͤr⸗ mig, langgeſpitzt, druͤſig und grün; die roſenfoͤrmige Krone 5blättrig, die Blätter ſchwach ausgehoͤhlt, eirundlich, ganzrandig, auch wohl ausgenagt, und von mattrother oder weißer Farbe; die mit doppelten gelblichen Beuteln verſehenen, aufgerichteten, langen, weißen Staubfaͤden zu 20 und mehreren auf dem Kelchrande angeheftet, und die in ihrer Mitte zuſammengedraͤngten vielen fadenfoͤrmigen, oben getheilten roͤthlichen Griffel auf dem Befruchtungsboden jeder in einem beſondern eirundlichen, grünen Fruchtkno⸗ ten endigend. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine, der vorhinbeſchriebenen Art ganz ähnliche, zu— ſammengeſetzte, ſchwarze oder blaubeduftete, rothſaftige Beere, welche im Auguſt und Septem— ber reift, und in jedem der einzelnen kleinen Beerchen ein eirundes, gelbliches, hartes Samenkorn enthaͤlt. Varietaͤten. Der Profeſſor Hayne zu Berlin, dem wir eine ſehr genaue Unterſuchung der zu der Gattung Rubus gehoͤrenden Glieder verdanken, hat in ſeinen forſtbotaniſchen Heften, pag. 135, un⸗ ter dem Namen Rubus corylifolius eine beſondere Art beſchrieben, und auf Tafel 102 abgebildet, de⸗ ren Stengel gefurcht und geſtachelt, wie bei der hohen Brombeere (K. fruticosus), die Blätter aber auf beiden Seiten zottig behaart find, wie bei dieſer Wald-Brombeere (R. nemorosus); der Verfaſſer dieſes Werks enthält ſich jedoch für jetzt eines weitern Urtheils uͤber die Ständig= oder Unſtaͤndigkeit dieſer, fo wie aller übrigen, hier nicht beſchriebenen und abgebildeten Arten, welche in unſerem mittleren und nördlichen Deutſchland vorkommen ſollen. Beſchaffenheit des Holzes. Die ſchwache Holzlage, welche ſich um der gelbbraͤunlichen Mark⸗ röhre bildet, fein⸗langfaſerig, zaͤhe und weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich uͤberall, wo die vorbeſchriebene und folgende Art vorkommt, und liebt einen etwas feuch⸗ ten, lockern Boden. 346 RUBUS. Fortpflanzung. Dieſe wird ſowohl durch den im Fruͤhjahre ausgeſtreueten, leicht bedeckten Samen, als auch, und zwar vorzuͤglich, durch Aushebung der Wurzelſproſſen und Einſenken der einjaͤhrigen, nicht bluͤhenden Stengel bewirkt; die junge Pflanze keimt gewoͤhnlich erſt im zweiten Jahre mit 2 kleinen, ei⸗ rundlichen, gruͤnen Samenlappen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Die Stengel wachſen 2 Jahre, wie indeß bei allen übrigen Kubus. Arten, fo laͤßt ſich auch bei die⸗ ſer uͤber die moͤgliche Lebensdauer des Wurzelſtocks nichts Gewiſſes beſtimmen. Nutz en. Kommt dem der hohen Brombeere ganz gleich. Forſtwirthſchaftliche Qualification, wie auch f Feinde und Krankheiten, hat ſie ebenfalls mit jener gemein. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. ein ſtark vergroͤßertes Staubgefaͤß; » 3. ein desgleichen vergroͤßertes Piſtill; » 4. der weibliche Befruchtungsboden mit den Stempeln in natürlicher Größe; » 5. der Kelch mit dem kegelfoͤrmigen weiblichen Befruchtungsboden, von welchem die reife Frucht abgeſtreift iſt, ebenfalls in natuͤrlicher Groͤße; . ein Zweig mit reifen Beeren; » 7. ein einzelnes Beerchen durchgeſchnitten; „ 8. ein vergroͤßertes Samenkorn. D 109. RU BUS CAESIUS. Acker ⸗ Brombeere. Tafel XCV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen wechſelweis, und ſind meiſtens aus 3 ovalen, lang und ſcharf geſpitzten, am Rande ſcharf einfach oder doppelt geſaͤgten, oberwaͤrts dunkelgruͤnen und faſt kahlen, unten hell⸗grasgruͤnen und mehr oder weniger weichhaarigen Blaͤttchen gefingert zu⸗ V von When nur das größere Spitzblatt geſtielt, die Seitenblaͤtter aber ſtiellos ſind; der gemeinſchaftliche Blattſtiel lang und ſtachelig. R U B US. 347 Synonymie. RUBUS CAESIUS. Willd. Linn. II. 2. p. 1084. Ne 12. Bar Borkhauſen II. p. 1443. Ne 597. ne; Burgsdorf II. 1. p. 261. Ne 87. 55 5 Bechſtein IV. p. 789. Ne 28. 5 55 Duͤ Roi und Pott II. p. 597. Ne 2. . N Hartig VI. 1. p. 195. Ne 3. aa Imre Guimpel und Hayne p. 131. Franz. LE RON CE DES CAMPS OU DES HAIES. — Engl. THE DWARF BRANBLE. Provinzial- Namen. Acker⸗Brombeerſtrauch, Ackerbramen oder Ackerbremen, Acker-, Bram- und Brombeere, Bocks-, Bran-, Tauben⸗, Trauben-, Fuchs⸗, Kratz⸗ und Kratzelbeere, Bocks- und Ackerbeerenſtrauch, blaue Brombeere, blaue Bram⸗, Bran-, Kratz⸗, auch Kratzebeere, kriechende Brom- und Himbeere. Abbildungen. Blackwell T. 45. Kerner Abbild. ökon. Pfl. T. 469. Reitter und Abel T. 87. Guim- pel und Hayne T. 100. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft oder Stengel. Mehrzaͤhlig aus einem gemeinſchaftlichen Wurzelſtocke entſpringend, ſtaudenartig, 4 — 5 Fuß hoch, ½ — ½ Zoll unten ſtark und rund, an Hecken und andern nahen Gegenſtaͤnden hinaufrankend, oder durch Gras und Getreide in den verſchiedenartigſten Windungen flach über den Boden fortwuchernd und allenthalben Wurzel ſchlagend. Die Rinde der zweijährigen Sten- gel, dem Sonnenlichte ausgeſetzt rothbraun, an ſchattigen feuchten Orten dagegen gruͤn, wie die juͤngere, übrigens, jene wie dieſe, mit vielen Borſten und ſchraͤg-ruͤckwaͤrts ſtehenden kurzen, geraden und ſcharf— ſpitzigen, ablösbaren feinen Stacheln von der Farbe des Stengels, beſetzt. Die Aeſte oder Zweige ſtehen abwechſelnd und ſperrig. Die Wurzeln dringen auf lockerem Boden nicht ſelten uͤber 1 Fuß tief ein, und ſtreichen, auf der Oberflaͤche eine Unzahl junger Sproſſen treibend, weit verzweigt umher. Das Blatt. Die zwiſchen den linien-lanzettfoͤrmigen, fein behaarten Nebenblaͤttchen in der obern Achſel des Blattſtieles hervortreibenden, wechfelftändigen kleinen Knospen kegelig, zugeſpitzt, kaum merk⸗ lich geſchuppt und roͤthlichgruͤn, auf der Spitze weichhaarig. Die abwechſelnd ſtehenden ſommergruͤ— nen Blätter, deren Ausbruch im April erfolgt, Sfingerig, oder aus 3 einzelnen, gefingert ſtehenden Blaͤttchen zuſammengeſetzt, ſeltener einfach; der Blattſtiel an den gefingerten Blättern 2 — 3½ Zoll lang, an den einfachen Blaͤttern kurz, oben gerinnelt, weich behaart und feinſtachlig; die Fingerblaͤttchen, von welchen nur das größere Spitzblatt geſtielt iſt, faſt lederartig dick und feſt, 2 — 3 ½ Zoll lang, 1% — 2½¼ Zoll breit, eiförmig, langgeſpitzt, am Rande ſcharf doppelt gefägt, oder ſaͤgezaͤhnig, die beiden un: teren Blaͤtter an der nach außen gekehrten, etwas breiteren Seite außerdem mit einem abſtehenden Lap⸗ pen verſehen, oberhalb dunkelgrün und durch vertieft liegende, behaarte Adern etwas runzlig, unten blaͤu⸗ lich⸗hellgruͤn, erhaben gerippt und geadert, die Mittelrippe feinſtachelig und, wie mehr oder weniger die ganze Flaͤche, mit kurzen, weichen Haaren bekleidet; die ſich an dem Bluͤthenſtiele mitunter findenden einfachen Blaͤtter ganz, oder in 3, ſperrig⸗abſtehende, blattaͤhnliche Lappen getheilt, gen au leider Beſchaffenheit, wie die vorbeſchriebenen Fingerblaͤtter. Dunkelroth gefärbt, werden fie meiſtens im Spät- herbſt durch den Froſt abgeworfen. Ei Die Bluͤthe ift zwitterlich, und erſcheint im Juni und Juli an den Enden der Zweige in 88 348 RUBUS. aufgerichteten, 5 oder mehrblumigen Schirmtrauben, auch wohl einzeln oder gepaart, in den Achſeln der Blaͤtter. Der Schirmſtiel, ſo wie die beſonderen Blumenſtielchen weichbehaart, ſtachlig und gruͤn, die Blumen ſelbſt roſenartig; der unterſtaͤndige und bleibende, einblaͤttrige Kelch in 5 ausgeſpreitzte, eirunde, langgeſpitzte, aͤußerlich weißbehaarte und borſtendruͤſige, grüne oder roͤthliche, inwendig weißfilzige Ab⸗ ſchnitte geſpalten; die Krone aus 5 verkehrt⸗ eiförmigen, oben ausgeſchnittenen, blaͤulich- weißen, ſeltener vöthlichen, etwas hohlen und runzlichen Blaͤttern zuſammengeſetzt; viele, mit getheilten, runden, weißgelben Beuteln verfehene, aufgerichtete weiße Staubfaͤden find dem Kelche eingefügt; die vielen, auf dem Bez fruchtungsboden dicht zuſammengedraͤngten, und jeder mit einem beſonderen eifoͤrmigen, glatten, gruͤnen Fruchtknoten verwachſenen, weißgruͤnen Griffel ſo lang oder laͤnger als die Staubfaͤden, die Narbe rundlich. Die Frucht und der Samen. Die blaubedufteten, ſchwarzen Beeren, von aͤhnlicher Geſtalt und Beſchaffenheit, als die des vorhin beſchriebenen hohen Brombeerſtrauchs, reifen im Auguſt und September. Beſchaffenheit des Holzes, wie bei den übrigen Brombeeren-Arten. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt durch ganz Deutſchland und Europa in Wäldern und Feldern und auf allerlei Bo⸗ den, am liebſten aber auf kalkſteinigem oder mit Lehm vermengtem, fetten Ackerboden, zur Plage und zum Verdruß des Landmanns; woher denn auch die Benennung Ackerbrombeere ihren Urſprung hat. Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit, Nutzen u. ſ. w. Hieruͤber iſt das Noͤthige bei Abhandlung der vorhergehenden beiden Arten geſagt; bemerkt muß indeß noch werden: daß dieſe Ackerbrombeere ſich wegen der tiefer und weiter ſtreichenden Wurzeln zur Anpflanzung in Gaͤrten durchaus nicht eignet, und daß man ſich ihrer, als einer der aͤrgſten Wucher— pflanzen, im Walde wie auf dem Felde, ſo wie uͤberall, wo ſie ſchaͤdlich werden kann, durch tiefes Aushacken und Umpflügen, wobei noͤthigen Falls die ausgeriſſenen Ranken und Wurzeln, in Haufen zus ſammengetragen, verbrannt werden, moͤglichſt bei Zeiten zu erwehren ſuchen muß. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; . ein Zweig mit reifer Frucht; . ein einzelnes Beerchen durchgeſchnitten, in natürlicher Größe; . ein Samenkorn, vergroͤßert. 0 XLVIL SALIX. Weide ). LINN. GEN. ed. VI. Ne 1098. Claſſe XXII. DIOECIA. Ordnung II. DIANDRIA. Gattungs-Character. Die maͤnnliche Blume. Ein meiſtens aufgerichtetes, cylinderfoͤrmiges Kaͤtzchen; der uneigentliche Kelch eine kleine, laͤngliche, einblumige Schuppe, unter welcher ſich 2, ſelten 1, 3, 5 oder mehrere Staubgefaͤße und eine, dieſe unterſtuͤtzende, kleine walzenfoͤrmige, einfache oder doppelte Honigdruͤſe befinden; die Krone fehlt. 5 Wer dieſer, an Stoff zu Nachforſchungen noch immer Vergleichung der in den vielen Beſchreibungen angezeig ſo reichhaltigen Pflanzen-Gattung durch gruͤndliche Pruͤfung und ten Merkmale, welche ihre zahlreichen Familienglieder charakteri⸗ SAE. 349 Ein gleichgeſtaltetes und geſchupptes Kaͤtzchen; jede, die Stelle des Kelchs kronenloſe, einblumige Schuppe einen eifoͤrmigen Fruchtknoten mit kurzem, getheilten Griffel und zweiſpaltigen Narben enthaltend. Die Frucht eine eirundlich— pfriemenfoͤrmige, einfaͤchrige, zweiklappige Kapſel mit vielen ſehr kleinen, wolligen Samen. Die weibliche Blume. vertretende, A. Mit glatten, gezaͤhnten Blättern. 110. SALIX TRIAND RA. Dreimaͤnnige Weide. Tafel XCVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, lanzettformig, unten abgerundet, oben zugeſpitzt, auf beiden Flaͤchen kahl, der Rand gefägt, am Grunde des wenig druͤſigen Blattſtiels meiſtens mit zwei kleinen, nierenfoͤrmigen, unregelmaͤßig gefägten Afterblaͤttchen beſetzt. Syn o ny mi e. SALIX TRIANDRA. Willd. Linn. IV. 2. p. 654. Ne 3. — — Borkhauſen I. p. 577. Ne 70. Bechſtein IV. p. 613. Ne 38. Duͤ Roi und Pott. III. p. 3. Ne 1. —— - — Guimpel und Hayne p. 219. ſiren ſollen, nur einige Aufmerkſamkeit widmet, und hierbei die, ſey es durch Verſchiedenheit des Standortes (Boden und Clima u. ſ. w.), oder zufällige (unnatuͤrliche?) Geſchlechtsvermiſchung verſchiedener Arten (Baſtarderzeugung) ent: ſtandenen mannichfaltigen Abſtufungen findet, wonach die einzelnen Glieder unter ſich in nähere oder entferntere Ver— bindung treten, wird auch gewiß die Schwierigkeit einer natuͤrlichen haltbaren Trennung der Stammarten von den Varietaͤten nicht verkennen, und ſich verſucht fuͤhlen, entweder dem ſchon vorhandenen Heere ſtaͤndig erklaͤrter Arten abermals neue Species zuzufuͤhren, wodurch ſich ſchon ſo Mancher einen unſterblichen Namen erworben hat, oder aber daſſelbe theilweis aufzulöfen und dafür ein neues Reſerve-Corps von Varietäten zu bilden. Der um die Botanik ſehr verdiente Profeſſor Hayne in Berlin hat (f. die in der Flittnerſchen Buchhandlung daſelbſt im Jahre 1822 erſchienene dendrologiſche Flora) in der Umgebung ſeines Wohnortes 60 verſchiedene, ſogenannte ſtaͤndige Weiden⸗Arten aufgefunden, die mehrentheils unſerem vaterlaͤndiſchen deutſchen Boden entſproſſen ſind, und von denen ſchon fruͤher Willdenow 59 beſchrieben hat, ungeachtet „ erſt nach Linnse's Zeiten entdeckt wurde, aͤußert indeß (pag. III. der Vorrede jenes Werkes) zugleich mit vieler Wahrheitsliebe: wie es ſehr zweifelhaft ſey, ob alle dieſe Arten mit Recht fuͤr ſtaͤndig angeſprochen werden koͤnnten. Dem Forſtmann, wie dem Oekonomen und Freunde der einfachen Natur / kann nun im Grunde weniger daran liegen, eine theure Gallerie ſaͤmmtlicher, zum Theil wohl mit Unrecht für ſtändig erklaͤrter einheimiſcher Weidenarten, als vielmehr unter dieſen nur eine Auswahl ſolcher zu erhalten, deren Legitimität ſich durch das auf natuͤrlichem Wege verbreitete Vorhandenſeyn des beiderſeitigen (männlichen und weiblichen) gleich⸗ artigen Geſchlechts erwieſen hat, und ſo iſt denn auch ruͤckſichtlich deſſen, nicht aber um gegen eingewurzelte Vorurtheile und Meinungen anzukaͤmpfen, wozu die Führung vollſtaͤndigerer Beweiſe noͤthig würde, wie fie die gegenwaͤrtige Zeit liefern kann, in dieſem Werke die von den meiſten Botanikern angenommene Zahl derſelben ſehr bedeutend reducirt, in der Hoffnung, dadurch gerade keinen Vorwurf verdient zu haben. 350 SALIX. SALIX AMYGDALINA. Burgsdorf IL 1. p. 163. N. 26. — Hartig VI. 1. p. 122. N. 4. Franz. LE SAULE A FEUILLES D’AMANDIER. — Engl. THE SMOOTH WILLOW. Provinzial-Namen. Dreifaͤdige Weide, Pfirſch-, Pfirſich-, Mandel-, Buſch⸗, Bruch-, Erd⸗, Platz⸗, Korb⸗, Pfahl, Schlid-, Schaͤl⸗, Haͤger⸗, Haar: und Waſſerweide. Abbildungen. Kerner Abbild. öͤkon. Pfl. T. 388. Reitter und Abel T. 26. Guimpel und Hayne J. 159. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- und baumartig, 6 — 10 Fuß hoch, ½ — 1½ Fuß unten ſtark und rund; mit Einſchluß der kegelig-abgeſtumpften oder rundlich-buſchigen Krone die ganze Höhe des Strauchs oder Baums 15 — 20 und mehrere Fuß. Die alte Rinde aſchgrau, mehr oder weniger in Streifen der Laͤnge nach aufgeſprungen und abſchaͤlend, die juͤngere roth- oder gelbbraͤunlich und glatt, die der jüngften Triebe grau- oder grasgruͤn, auf der Sonnenſeite olivenfarben. e Die Aeſte und Seitenzweige, von geſtrecktem Wuchſe, ſtehen ſpiralfoͤrmig⸗abwechſelnd und wenig angeſchloſſen; an jungen Staͤmmen ſehr biegſam, nimmt dieſe Eigenſchaft mit dem hoͤheren Alter des Stammes allmaͤhlig ab und verliert ſich zuletzt ganz, ſo daß ſie mit gleicher Leichtigkeit wie die Zweige der Bruchweide in den Gelenken abſpringen und brechen. Die Wurzeln ſtreichen /, — 1Y, Fuß tief und 3 — 4 Fuß weit, wobei die flachlaufenden gern Ausſchuͤſſe treiben. Das Blatt. Die ſpiralfoͤrmig⸗abwechſelnd, gedrängt und angeſchloſſen ſtehenden Knospen ein⸗ blaͤttrig, kegelfoͤrmig, unten etwas breit gedruͤckt, ſcharfkantig und braͤunlichgelb, oben zugeſpitzt, glaͤnzend⸗ rothbraun und glatt, ihre inneren Schuppen weißwollig. Die Ende April oder Anfangs Mai in glei⸗ cher Ordnungsfolge hervorbrechenden, anliegenden, ſommergruͤnen Blätter 3 — 5 Zoll lang, / — 1 Zoll breit, lanzettfoͤrmig, unten ſtumpf abgerundet, oben zugeſpitzt, am Rande regelmaͤßig, fein und druͤ⸗ fig geſaͤgt, auf der Oberfläche glänzend dunkelgruͤn, die Mittelrippe heller, unterhalb mattgruͤn, mit er⸗ habener gelblicher Mittelrippe, und ſehr vegelmäßig von dieſer auslaufenden, aber nur zur Hälfte erha⸗ benen Seitenadern, beiderſeits glatt, ziemlich feſt und von ſehr bitterem Geſchmack; der / — ½ Zoll lange, oben ſchwach gerinnelte und mit einzelnen Druͤſen beſetzte Blattſtiel am Grunde von zwei aufge— klappten, nierenfoͤrmigen, unregelmaͤßig gezaͤhnten Afterblaͤttchen unterſtuͤtzt. Hoch⸗ oder gruͤngelb gefaͤrbt fallen ſie Ende Octobers ab. Die Bluͤthe erſcheint mit dem Ausbruch der Blätter im April oder Mai, und zwar in der Re⸗ gel getrennt⸗geſchlechtig (maͤnnliche und weibliche auf verſchiedenen Stämmen), als aufrechtſtehende, geſtielte, am Stiele mit 4 ſchmalen Blaͤttchen beſetzte, / — 1 ½ Zoll lange, dünne, walzenfoͤrmige, zie⸗ geldachartig klein und dichtgeſchuppte, vielblumige Kaͤtzchen, in deren einzelnen Blumen die Krone fehlt, der Kelch aber durch ein laͤnglich-ovales, gruͤnes, am Saume graubehaartes Schuͤppchen vertreten wird, welches bei der männlichen Blume 3, am Grunde, von kleinen doppelten Honigbehaͤltniſſen unterſtüͤtzte, oben mit rundlichen, getheilten gelben Beuteln verſehene, lang hervorragende weiße Staubfaͤden, bei der weiblichen dagegen einen geſtielten, ei⸗lanzettfoͤrmigen, grünen, braͤunlich-geſpitzten Fruchtknoten mit ganz kurzem leigentlich wohl fehlenden), ruͤckwaͤrts gebogen-zweiſpaltigen, gelblichen Griffel und getheilten Narben bedeckt. Zuweilen findet man Bluͤthenkaͤtzchen, die oben maͤnnliche, unten weibliche Blumen ent⸗ halten, und Zwitterkaͤtzchen genannt werden koͤnnten. Die Frucht und der Samen. Erſtere ein aus vielen geſtielten, laͤnglich-eiformigen, langge⸗ ſpitzten, zweiklappigen, einfaͤchrigen und vielfamigen Kapſeln (den fruheren Fruchtknoten) gebildetes, trau⸗ SALIX 351 benartiges, graugruͤnes Kaͤtzchen, welches von Ende Juni bis Mitte Juli reift, wo dann die Kapſeln von der oberen Spitze aus aufſpringen, und der ſehr kleine ſchwaͤrzliche, weißwollige Samen vom Winde weit fortgetrieben wird. 5 Varietaͤten. Ob die von andern Botanikern beſchriebene Mandelbaͤttrige Weide, fo wie die Band- und Hoppeſche Weide (Salix amygdalina. S. undulata et Hoppeana), mehr als bloße Abarten der dreimaͤnnigen Weide ſind, moͤge dahin geſtellt bleiben; doch ſcheint ihre große Aehnlichkeit mit dieſer zu ſolcher Vermuthung wenig zu berechtigen. : Beſchaffenheit des Holzes. Kurzfaferig, ſchwammig, weich, leicht und bruͤchig, auf dem Schnitt weiß, im Kern gelb oder braͤunlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt in Europa und Sibirien die freien ſandigen Ufer der Fluͤſſe und Baͤche, liebt mithin einen leichten, feuchten Grund, und ſtirbt auf feſtem Thon oder trockenem Boden ab. Fortpflanzung. Geſchieht durch naturliche und künſtliche Ausſaat auf wundgemachtem Boden, wonach die junge Pflanze innerhalb 4 Wochen mit 2 kleinen, linienfoͤrmigen, gruͤnen Samenblaͤttchen aufgeht; auch durch eingegrabene Wurzeln und Wurzelausſchuͤſſe; am haͤufigſten indeß durch zweijaͤhrige Stecklinge (Zweigabſchnitte) von 6 — 10 Zoll Länge, die an beiden Enden ſchraͤg und ſcharf abge⸗ ſtutzt, Anfangs April fo tief geſteckt werden, daß mehrere Treibaugen unter und über die Erde kom⸗ men, oder durch 4 — 6jaͤhrige, 6 — 8 Fuß lange, oben und unten abgeſtutzte Setzſtangen (meiſtens Aeſte von Kopfweiden), welche man Mitte Maͤrz hauet, hierauf 14 Tage ins Flußwaſſer ſtellt, und dann in 1 — 1½ Fuß tief ausgegrabene (nicht geſtampfte) Löcher bringt, wie bei den übrigen Fluß⸗ Weiden. Stecklinge und Setzſtangen treiben bald eine Menge zarter Saug-Wurzeln und Zweigſchuͤſſe, und an Ufern mehrreihig in 2 — 3 Fuß Entfernung geſteckt oder geſetzt, verwachſen fie fo in einan⸗ der, daß ſie einen faſt undurchdringlichen, lebendigen Damm bilden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Hat in 15 — 20 Jahren ihren Hoͤhenwuchs vollendet, und erreicht ein Alter von 40 — 50 Jah⸗ ren, auch wohl noch daruͤber, wenn gleich ſie meiſtens ſchon fruͤher kernfaul wird. Nutzen. Nicht nur, daß man ſich dieſer Weide zu lebenden Anlagen, zu Flechtzaͤunen und Dammwuͤrſten (Zweig⸗Waaſen oder Wellen von 16 — 18, auch mehrere Fuß Länge und verſchiedener Stärke) bei Befeſtigung der Ufer und Ausfuͤllung der Waſſergraͤben bedient, fo benutzt man auch die ſchlanken Aeſte und Zweigſchuͤſſe zu Faßbaͤndern, Wieden und allerlei groben und feinen Flecht-Arbeiten, als Fiſchreuſen, Horten, Trag-, Hand- und Strickkoͤrben u. ſ. w., wobei zu den feineren, weißen oder gefaͤrbten Sachen die einjährigen Schuͤſſe am beſten find, das Schneiden derſelben aber im Auguſt, und die Schaͤlung der Rinde, wegen des ſchnellen Auftrocknens, unmittelbar nach dem Abſchneiden geſchehen muß. Das übrige zu dieſer vorbemerkten Verwendung nicht taugliche Holz dient meiſtens zur Feuerung, obgleich es wenig Hitzkraft beſitzt; nur ſelten wird das ſtaͤrkere Stammholz zu Schaufeln, Molden und anderem leichten Hausgeraͤthe verarbeitet. Die Rinde enthaͤlt Gerbeſtoff; das Laub wird gruͤn und getrocknet von Rindvieh, Schafen und Ziegen gefreſſen, aus den Bluͤthen holen die Bienen Honig und Wachs, und die feine Haarwolle der Samen laͤßt ſich auf gleiche Weiſe benutzen, wie bei der folgenden Lorbeer-Weide. 89 352 Ä | SAUER Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Kommt im Walde nicht häufig vor, und gehört auch, mit Ausnahme ihres Anbaues an Waldbaͤ⸗ chen, Fluͤſſen und Moraͤſten, uͤberhaupt nicht unter die des dortigen Anbaues wuͤrdigen Holzarten. Der Kopfholzbetrieb iſt am uͤblichſten, und der Abtrieb der Kopfſtangen geſchieht ſodann alle 4 — 6 Jahre im Monat Maͤrz. Feinde und Krankheiten. Der Weiden-Furchtkaͤfer (Adimonia caprea) und andere auf den übrigen Weiden vorkom⸗ mende Inſecten naͤhren ſich von den Blaͤttern und Bluͤthen, und an der Duͤrrſucht, Kern- und Weiß⸗ faͤule ſtirbt der Baum im hoͤhern Alter ab, wenn nicht ein unpaßlicher Standort oder andere Urſachen dieſe Krankheiten früher herbeiführen; daß die aus Setzſtangen gezogenen Weiden, beſonders die Kopf- weiden, fruͤher als die aus dem Samen gezogenen der Kernfaͤule unterworfen ſind, iſt bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein männlicher, und . ein weiblicher Bluͤthenzweig; ein Blaͤtterzweig; . eine Schuppe des männlichen Kaͤtzchens mit den Staubgefaͤßen, und . eine ſolche ohne Staubgefaͤße, um die Honigdruͤſe zu ſehen, beide vergrößert; . eine weibliche Blume ohne Kelchſchuppe, in natuͤrlicher Groͤße; dieſelbe mit der Schuppe verbunden, ſtark vergrößert; . eine aufſpringende Samenkapſel, fo wie . die einzelnen Samen in natürlicher Größe; der letztere vergrößert. O A M o m — D 111. S ALIXPENTAND RA. t Tafel XCVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, groß, oval, oben zugeſpitzt, unten abgerundet, am Rande fein ge⸗ ſaͤgt, auf beiden Flaͤchen kahl, der Blattſtiel oben mit Druͤſen beſetzt. Synonymie. SALIX PENTAN DRA. Willd. Lin n. IV. 2. p. 658. Borkhauſen I. p. 594. Ne 81. Burgsdorf II. 1. p. 166. N? 34. Bechſtein IV. p. 487. Ne 96. Duͤ Roi und Pott. III. p. 14. Ne 2. SMI IX. 353 SALIX PENTANDRA. Hartig VI. 1. p. 126. Ne 9. . Gu impel und Hayne p. 221. Franz. W’OSIER ROUGE — Engl. Tue SWEET WIILLOW. Provinzial⸗Namen. Lorbeerblaͤttrige Weide, Woll⸗, Baumwollen⸗, Bitter, Waſſer⸗, Fieber⸗, Strich⸗, Stroh⸗, Schaaf⸗, Faul⸗ und wohlriechende, auch wilde Weide, glatte Saalweide, Halſter, Hilſter, Jalſter, Wilſter, Zolſter und Zulſter. 5 Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 263. Reitter und Abel J. 34. Guimpel und Hayne J. 161. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, im Schluß und auf gutem Boden 18 — 20 Fuß lang ohne Aſt, 1 — 2 Fuß unten ſtark, gerade und rund, mit Einſchluß der rundlich-kegelfoͤrmigen Krone eine Hoͤhe von 30 — 40 Fuß erreichend; freiſtehend oder auf ſchlechtem Boden weniger hoch und ſchlank, oft nur ſtrauchartig. Die alte Rinde aſchgrau, dick, hart und trocken, eichenartig in die Laͤnge und Quer aufgeriſſen, die jüngere braunroth oder olivenfarben, glänzend, glatt und weich; ihr Geſchmack iſt zuſammenziehend, herbe und bitter. Die Aeſte und Seitenzweige wechſelſtaͤndig, von etwas ſperrigem Wuchſe und bruͤchig. Die Wurzeln dringen nicht uͤber 1 — 1% Fuß tief in den Boden, breiten ſich 4 — 5 Fuß weit aus und ſind, wie wohl alle Weidenarten, zu Ausſchußtrieben geneigt. Das Blatt. Die ſpiralfoͤrmig⸗wechſelſtaͤndigen Knospen groß, eirund, oben zugeſpitzt, einblaͤttrig, rothbraun und glänzend glatt. Die ſommergrünen Blätter, deren Ausbruch noch im April oder Mai erfolgt, 3 — 4 Zoll lang, 1½ — 2 Zoll breit, eirund, unter der Mitte etwas eingezogen, oben zugeſpitzt, am Rande fein-, auch meiſtens drüfig-gefägt und feſt, auf der Oberfläche dunkel, unterhalb mattgruͤn, gelblich erhaben gerippt und geadert, und von Lorbeerblätter-ähnlihem Glanz, Geruch und Geſchmack (woher die Benennung »Lorbeerweide , ½ - 14 Zoll lang und etwas breit und druͤſig geſtielt, der Stiel am Grunde von zwei kurz dauernden, kleinen, laͤnglichen, ſaͤgerandigen Afterblaͤttchen umfaßt; ihr Abfall beginnt bei eintretendem Froſt im November, der ſie gruͤn, gelb geadert, abwirft. Die Bluͤthe erſcheint an den Spitzen der kleinen Seitenaͤſtchen Ende Mai's, alſo nach dem Aus— bruch der Blaͤtter, in Kaͤtzchengeſtalt und iſt getrennt-geſchlechtig. Die aufrechtſtehenden oder etwas uͤberhaͤngenden, filzig geſtielten, 1 — 2 Zoll langen und bis zu ½ Zoll dicken, walzenfoͤrmigen, vielblu⸗ migen Kaͤtzchen ſind ziegeldachartig, klein, dicht und filzig oder zottig weichbehaart geſchuppt; die ovalen Schuppen des kuͤrzeren, wohlriechenden maͤnnlichen Kaͤtzchens braͤunlich, jede unterhalb 5 — 6, doch auch mehr oder weniger, lang hervorragende, weißliche, am Grunde von Honigdruͤſen unterſtuͤtzte Staub⸗ faͤden mit rundlichen, doppelten gelben Beuteln, die mehr laͤnglichen graugruͤnen Schuppen des laͤngeren und duͤnneren weiblichen Kaͤtzchens aber einen geſtielten, laͤnglich- eirundlichen, langgeſpitzten grünen, glat ten Fruchtknoten mit kurzem, ausgeſperrt⸗zweiſpaltigem Griffel und getheilten, gelben Narben bergend; ſo⸗ wohl in der maͤnnlichen, als in der weiblichen Blume fehlt die Krone, und der Kelch wird nur durch die beſchriebenen Schuppen vertreten. Die Frucht und der Samen. Das aus vielen langgeſtielten und geſpitzten, eifoͤrmigen, aid klappigen, einfaͤchrigen und vielfamigen, graugruͤnen Kapſeln traubenartig zuſammengeſetzte, ſchlaffe Kaͤtz⸗ chen reift im September, und oft im October erſt fliegt der ſehr kleine e ſchwarze Samen, deſſen ihn umgebende Haarwolle am laͤngſten und feinſten unter allen Weidenarten it, ab. 0 Varietaͤten. Faſt ſcheint es, als ob die Meyerſche Weide (Salix Meyeriana), wenn nich ein Baſtard von dieſer und der vorhergehenden Weide (S. triandra), doch nur eine aus den Eigenthuͤmlich⸗ keiten ihres Standortes zufällig entſtandene Spielart ſei. 354 | SIA E IX. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig, zaͤhe, feſt und leicht, auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Man findet fie nicht nur in Deutſchland, z. B. in Nieder- und Oberſachſen, ſehr haͤufig, ſondern auch in den meiſten Laͤndern Europa's, ſelbſt noch in Lappland, und zwar vorzuͤglich in den ebenen Gegenden, an alten ſandigen Waſſergraͤben, Bach- und Fluß⸗Ufern, an Teichen und Seen, fo wie uͤberhaupt auf moorigem, oder feuchten, leichten Grunde, der ihr eigenthuͤmlich zugehoͤrt. Fortpflanzung. Geſchieht am zweckmaͤßigſten und haͤufigſten durch Stecklinge oder Setzſtangen; der natuͤrlich angeflogene Samen liegt 8 Monat in der Erde, und keimt, wie bei allen Weiden-Arten, mit 2 kleinen, linienfoͤrmigen, grünen Samenblaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Sehr ſchnell wachſend erreicht fie ſchon in 25 — 30 Jahren ihren vollkommenen Hoͤhenwuchs, und wird, meiſtens zwar kernfaul, 60 — 70 Jahr alt. Nutz en. Obwohl dieſe Weide zum Uferbaue eben ſo brauchbar, auch ihr Holz als Werk- und Geraͤthe⸗ holz feſter und zaͤher und zur Feuerung beſſer, wie das der uͤbrigen Flußweiden iſt, ſo eignen ſich doch ihre bruͤchigen Zweige zur Korbarbeit nicht ſonderlich; dagegen iſt die Rinde, als Stellvertreter der Chinarinde, faſt nutzbarer wie die der Bruchweide und enthaͤlt vielen Gerbeſtoff; das Laub faͤrbt gelb und wird ſammt den im Herbſt geſchnittenen, abgetrockneten Zweigen den Ziegen und Schafen zum Winterfutter vorgeworfen; aus der Bluͤthe ziehen die Bienen Futterbrei und Honig, und aus der, mit % oder / Baum- oder Schafwolle unterkrempelten, langen, zarten Samenwolle, welche wir unter verſchiedenen Namen, als z. B. Weidenwolle, maͤrkiſcher, ſchleſiſcher, ſaͤchſiſcher und thuͤrin⸗ giſcher Baumwolle aus der Mark, Schleſien, Sachſen und Thuͤringen beziehen, fabricirt man, wie aus der Samenwolle der Pappeln (beſonders der Espe, Populus tremula) und anderer Weiden, Strümpfe, Huͤte und Zeuge, vorzuͤglich indeß Watten zum Unternaͤhen in Matratzen und Kleider. Die Erfindung dieſer Benutzungsart iſt zwar nicht neu, denn ſchon vor 40 Jahren hat der verſtorbene Hofrath Gle⸗ ditſch viele trefflich gelungene Verſuche der Art angeſtellt, indeß ſcheint die von Bechſtein beſchriebene Manier, wie man zunaͤchſt die rohe Samenwolle am leichteſten und reinſten gewinnt, vor anderen be⸗ kannten den Vorzug zu verdienen, und deshalb würdig, hier ganz kurz angeführt zu werden. Sobald naͤmlich die oberen Spitzen der Samenkapſeln gelblich werden und anfangen ſich zu oͤffnen, laͤßt man die Kaͤtzchen durch arme Kinder für ein Billiges in Koͤrben ſammeln, ſchuͤttet fie an einem von der Sonne oder dem Ofen erwaͤrmten, gegen Zugluft voͤllig geſchuͤtzten Orte auf untergelegte Laken, etwa drei Fin⸗ ger hoch, aus, nimmt dann in Verlauf einiger Tage die den Kapſeln entſtiegene Wolle nach und nach behutſam ab, daß die leeren Kapſeln zuruͤckbleiben, und verwahrt ſie hierauf in leinenen Beuteln oder Saͤcken gegen Naͤſſe und Feuchtigkeit zu weiterem Verbrauch. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Im Allgemeinen iſt der Nutzen dieſer, wie der vorhergehenden Weide, gegen den anderer Holzarten, zu gering, um ſie fuͤr den forſtlichen Anbau geradezu zu empfehlen; wo ſich indeß nicht abzutrocknende, moorige Stellen und Waldgewaͤſſer finden, mag ihr, naͤchſt der Eller und Schwarzpappel, in der Reihe der uͤbrigens vorkommenden Flußweiden auch wohl ein Plaͤtzchen zu goͤnnen ſeyn. Zu Brennmaterial erzogen, erfolgt der Hieb regelrecht im Monat Maͤrz; das zu einer anderweitigen Benutzung beſtimmte ſtarkere Baumholz hauet man indeß früher, oder ſchaͤlt und trocknet es zuvor auf dem Stamme, wie die Pappel. S K I NX. 355 Feinde und Krankheiten. Zu den Erſteren rechnet man den Lorbeerweiden— ner und die Baumweiden⸗Eule (Phalaena Bomb Bomb. Vinula et Ph. Noctua Pacta), ven; fodann den Weidenholz-Spin das Holz frißt und durch foͤrmli „den Weiden- und Bandweiden-Spin⸗ yx Anastomosis, Ph. Bombyx salicis, Ph. deren Raupen ſich von den Blättern und Bluͤthen der Weide naͤh⸗ ner (Ph. Bomb. cossus), deſſen Raupe ſich unter der Rinde in che Minengaͤnge daſſelbe zerſtoͤrt; auch die Weiden-Gallwespe (Cynips salicis), durch deren Stich und eingelegte kleine Eier an den Spitzen der Zweige die aus zuſammengehaͤuften, unregelmaͤßigen Blaͤttern gebildete, ſogenannte Weidenroſe entſteht; den Goldweiden— Blattkaͤfer (Chrysomela vitellinae), der, ſo wie feine Larven, die Blätter ſkelettirt, u. a. m.; zu den Krankheiten aber vorzuͤglich die Kern- und Weiß faͤule. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein männlicher, und ein weiblicher Bluͤthenzweig; ein Blaͤtterzweig; . eine männliche, und deine weibliche Blume, beide vergrößert; eine aufgeſprungene Samenkapſel, und . ein Samenkorn, beides in natürlicher Größe. Io an Bro» 112. nn E PTTS: Bruch⸗Weide. Tafel XCVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, groß, lanzettfoͤrmig, lang und ſcharf geſpitzt, am Rande druͤſig geſaͤgt, feſt, oben glaͤnzend glatt, unten filzig, die Mittelrippe ſtark, die feinen Seitenadern ſchwach erhaben; der Blattſtiel filzig und mit einzelnen Druͤſen beſetzt. Synonymie. SALIX FRAGILIS. Willd. Linn. IV. 2. p. 669. Ne 31. Borkhauſen I p. 572. Ne 61. Bechſtein IV. p. 401. Ne 51. — — Burgsdorf II. 1. p. 164. N. 27. — Duͤ Roi und Pott III. p. 20. Ne 5. Hartig ere e ig un = Guimpel und Hayne p. 227. Franz. LE SAULE CASSANT. — Engl. TUR en 356 S N ETX. Provinzial⸗Namen. Brech⸗, Knack⸗, Knacker⸗, Kraack⸗, Glas⸗, Spring-, Sprock⸗, Sprook⸗, Sproͤck⸗, Sproͤckel⸗, Sproͤdel⸗ Bitter⸗, Fieber⸗ und Roß⸗Weide, braune, ſproͤde und muͤrbe Weide, hohe Bachweide- und Felber. Abbildungen. i Kerner Abbild. öͤkon. Pfl. T. 598. Reitter und Abel T. 27. Guimpel und Hayne T. 167. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 20 — 30 Fuß hoch, 3 — 4 Fuß unten ſtark, gerade und rund, die Krone ſtumpf⸗kegelfoͤrmig und licht, die Höhe des ganzen Baumes zwiſchen 40 — 50 Fuß. Die alte Rinde braun⸗- oder roͤthlichgrau, in ſchmalen Furchen der Länge nach tief und ſchuppig aufge⸗ riſſen, die jüngere heller, oft ins Olivengruͤne ſchimmernd und flach riſſig, die juͤngſte gelblich-graugruͤn, auch wohl roͤthlich und glatt, mehr oder weniger mit Druͤſen beſetzt. Die Aeſte und Seitenzweige von kurzem, ſtraffen und ſperrigen Wuchs, ſtehen ſpiralfoͤrmig ab⸗ wechſelnd und ſind ſehr bruͤchig, beſonders die zarteren Zweige, welche bei geringer Biegung in den Ge⸗ lenken abſpringen, ſo daß ſie ſich mit der Hand abſtreifen laſſen und, von Schnee oder Glatteis belaſtet, haͤufig abfallen, weshalb man ſelten Baͤume mit vollaͤſtiger Krone findet. Die Wurzeln ſtreichen 1 — 2 Fuß tief, 6— 8 Fuß weit, und treiben Ausſchlag. Das Blatt. Die uͤber Sommer in den oberen Blattwinkeln ſich entwickelnden, dicht anliegenden Knospen laͤnglich- oval, zugeſpitzt, einblaͤttrig, gelb- oder roͤthlichbraun und glänzend glatt, ihre 2 inne ren groͤßeren Schuppen gelbbraun. Die Ende Aprils oder im Mai hervorbrechenden, wechſelſtaͤndigen, ſommergruͤnen Blätter dick und feſt, 3 — 5 Zoll lang, %, bis über 1 Zoll breit, lanzettfoͤrmig und ſcharf geſpitzt, am Rande drüͤſig geſaͤgt, oberwaͤrts glänzend dunkelgruͤn und glatt, die Mittelrippe gelb, unten mattgruͤn und filzig, ſtark erhaben gelb gerippt und zart geadert, der Blattſtiel / — 7 Zoll lang, gerinnelt, gelb und glatt oder ſparſam druͤſig, am Grunde zuweilen von 2 kleinen herzfoͤrmigen, gezaͤhn⸗ ten Nebenblaͤttchen unterſtuͤtzt. Gruͤn oder gelb gebleicht, auch wohl roſtfarben gefleckt, wirft ſie der Froſt im October und November ab. Die Bluͤthe erſcheint in Kaͤtzchen-Geſtalt mit dem Ausbruch der Blätter an den oberen Enden der Zweige und iſt ganz getrennt⸗geſchlechtig; doch findet man auch mitunter einzelne Zwitter⸗Kaͤtzchen, die maͤnnliche und weibliche Blumen tragen. Maͤnnliche und weibliche Kaͤtzchen ſind ziegeldachartig geſchuppt, beide ſtehen auf ½ Zoll langen, mit 4, ſelten 3 oder 5 kleinen, ſchmalen, geſaͤgten Blaͤttchen abwechſelnd beſetzten, filzigen Stielen, und in beiden Blumen wird der Kelch durch die Schuppe vertreten, waͤhrend die Krone ganz fehlt; unter der eifoͤrmigen, gruͤnlichgelben, feinbehaarten Schuppe des 1% — 2 Zoll langen, kuͤrzeren, aber dickeren männlichen Kaͤtzchen ragen 2, von kleinen Honigdruͤſen unterſtuͤtzte, oben mit großen, gedoppelten und gefurchten gelben Beuteln verſehene, lange weiße Staubfaͤden heraus; wo⸗ hingegen ſich unter der etwas ſchmaleren, gleichgefaͤrbten, weißhaarigen Schuppe des 2— 2½ Zoll lan⸗ gen, duͤnneren weiblichen Kaͤtzchens ein kurzgeſtielter, unten verſchmaͤlert abgerundeter, oben langſpitzig⸗ke⸗ gelfoͤrmiger, glatter, gruͤner Fruchtknoten mit kreuzaͤhnlich geſpaltener gelber Narbe hervorhebt. Die Frucht und der Samen. Erſtere ein aus vielen geſtielten, zweiklappigen, einfaͤchrigen, glatten Samenkapſeln zuſammengeſetztes ſchlaffes, graugruͤnes Kaͤtzchen, welches Ende Juni reift; der Samen aͤußerſt klein, ſchwarz und mit feiner Haarwolle umgeben. Varietaͤten. Man findet zuweilen Spielarten, die haͤufige Zwitterkaͤtzchen tragen, oder deren Blätter an den unteren Zweigenden kleiner, verkehrt eirund und am Rande kaum ſicht⸗ bar geſaͤgt ſind. Beſchaffenheit des Holzes. Kurz⸗feinfaſerig, ſchwammig, mittelmäßig feſt, ſproͤde und leicht, in⸗ wendig weiß. SALIX. 357 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Die Bruchweide waͤchſt durch ganz Europa bis zu dem hoͤchſten Norden, wo fie ſelbſt noch auf den Inſeln des Eismeeres vorkommt, und iſt in Deutſchland ſehr gemein; ihr vorzuͤglichſter Standort ſind zwar die leichtbodigen, ſandigen Ufer an Baͤchen, Fluͤſſen, Suͤmpfen, Teichen und Seen, doch kommt ſie auch auf jedem anderen nicht zu trockenen oder feſten Boden fort. Fortpflanzung. Wo ſchon erwachſene Staͤmme beiderlei Geſchlechts vorhanden ſind, hat man bei der faſt jaͤhrlich wachſenden reichlichen Menge an Samen meiſtens weniger nöthig, ihrem Anbau kuͤnſtlich zu Huͤlfe zu kommen, als ihrer uͤbergroßen Vermehrung durch Wegnahme der maͤnnlichen oder weiblichen Staͤmme Schranken zu ſetzen; im anderen Falle geſchieht dieſelbe aber, wie bei der weißen Weide, durch Aus- ſaat, eingelegte Wurzeln, Stecklinge und Setzſtangen. Der Samen keimt nach 4 Wochen mit 2 ſehr kleinen, linienfoͤrmigen Samenblaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres tritt mit dem 30 — 40ſken Jahre ein, und letztere erſtreckt ſich auf 60 — 90 Jahre, wobei aber der Stamm gewoͤhnlich kernfaul und hohl iſt. Nutzen. Mit Ausnahme der Flechtarbeit und alles deſſen, wozu ein biegſames Holz erfordert wird, iſt der⸗ ſelbe dem der uͤbrigen Weiden voͤllig gleich. Das ſtarke Holz laͤßt ſich ſowohl zum Verbauen, als zu Schreiner-, Drechöler- und mancherlei Schnitzarbeit verwenden, wie das der Schwarzpappel, iſt aber feſter und übertrifft auch als Brennmaterial nicht nur dieſes, ſondern alles andere Weidenholz, denn es verhaͤlt ſich in ſeiner Hitzkraft zu dem buchenen roh wie 538 zu 1000, und verkohlt » 548 » 1000; auch iſt die Rinde als Repraͤſentant der Chinarinde weit wirkſamer. Die Ausgangs Auguſt abgeſchnit⸗ tenen und leicht getrockneten Blaͤtterzweige werden den Ziegen und Schafen als Winterfutter vor⸗ geworfen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Fuͤr den Forſtmann hat die Bruchweide mit der Pappel gleichen Werth und Betrieb, und da ſie, eben wie jene, wohl nie in eigentlichen Beſtaͤnden vorkommt, ſich auch zur Anzucht ſolcher nur in ſeltenen Faͤllen qualificirt, ſo richtet ſich ihre forſtwirthſchaftliche Behandlung nach den uͤbrigen zur Mehrzahl beigemiſchten Hoͤlzern; ein 30jaͤhriger Turnus, wie dieſer bei der Niederwaldwirthſchaft vorkommt, möchte ruͤck⸗ ſichtlich ihrer Schnellwuͤchſigkeit im Allgemeinen am vortheilhafteſten ſeyn, und will man ja noch ſtaͤr⸗ keres Baumholz, wie es in einem ſolchen Betriebe vorfällt, erziehen, jo koͤnnen hierzu einige aus den Samen erzogene, oder beſonders ſchoͤnwuͤchſige Staͤmme an Stellen, wo ihre beliebige Faͤllung keinen Nachtheil bringt, als Laßreidel bis in den 2ten Umtrieb uͤbergehalten werden. Feinde und Krankheiten. Als Feinde kennt man den gemeinen Weiden- und Weidenholz-Spinner (Phalaena Bom- byx salieis et Ph. Bomb. cossus Linn.); ferner die Baumweiden⸗Eule (Ph. Noctua pacta Linn.), die Weiden -Öallwespe (Cynips salicis Bechſtein) und den Goldweiden-Blattkaͤfer (Chrysomela vitellinae Linn.), deren Schaden bei den vorhergehenden Weiden-Arten angegeben iſt; als Krankheiten zeigt ſich indeß ausſchließlich die Kern- und Weißfaͤule. 358 | nnd, Erklärung der Abbildung. * Ein männlicher, und ein weiblicher Bluͤthenzweig; . ein Blaͤtterzweig; . eine einzelne männliche, und . eine weibliche Bluͤthen-Schuppe mit den Befruchtungswerkzeugen, vergrößert; . ein ausgeſchnittenes Stuͤck vom Blattrande, desgleichen vergrößert, um die auf den Saͤge⸗ zaͤhnen befindlichen Warzen zu zeigen. SO AB OD _ 113. & | SALIX PRAECOX. Frühe Weide. Tafel XCIX. 8 Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, laͤnglich⸗lanzettfoͤrmig, am Grunde verſchmaͤlert, oben ſcharf geſpitzt, am Rande fein und druͤſig geſaͤgt, beiderſeits glatt, nur in der Jugend unterhalb weiß⸗ lich weichhaarig, der Blattſtiel gruͤn oder roͤthlich. 5 Sy nonymie. SALIX PRAE COX. Willd. Linn. IV. 2. p. 670. Ne 32. Bechſtein IV. p. 403. Ne 52. Guimpel und Hayne p. 228. —— BIGEMMIS. Borkhauſen I. p. 571. Ne 66. Provinzial⸗Namen. Fruͤhzeitige Weide, zweiknospige Weide und Bruchweide. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 168. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, unter guͤnſtigen Umſtaͤnden 20— 25 Fuß lang, 3 —4 Fuß im unteren Durchmeſſer ſtark, gerade und rund; die Krone rundlich⸗kegelfoͤrmig und nur maͤ⸗ ßig beäftet, der ganze Baum 40 — 50 Fuß hoch. Die alte Rinde grün- oder gelblich -grau und fein⸗ riſſig, die jüngere dunkelrothbraun oder gelbgruͤn, auf der Sonnenſeite carminroth und glänzend glatt, hin und wieder fein bedrüͤſet, die jüngften Triebe mit anliegenden, weichen, weißen Haaren beſetzt. i Die Aeſte oder Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, und haben einen bauchigen, etwas ſchlankeren Wuchs, als die der Bruchweide, brechen uͤbrigens mit gleicher Leichtigkeit wie dieſe. Die Wurzeln dringen auf gutem Boden 1 ¼ — 2 Fuß tief ein und breiten fi) 8 — 10 Fuß weit aus, wobei die flachlaufenden viele Schoͤßlinge treiben. N A 8680 Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen, dicht anliegenden Knospen laͤnglich, einblaͤttrig, oben zwei⸗ ſpaltig ba glänzend rothbraun, die Deckſchuppe inwendig weißfilzig. Die ſommergruͤnen Blaͤtter, welche a 5 zweiten Haͤlfte Aprils hervorbrechen, 2½ — 3 Zoll lang, etwa %, Zoll breit, laͤnglich⸗ . unten verſchmaͤlert, oben ſcharfgeſpitzt, am Rande fein und druͤſig geſaͤgt, auf der Ober— fläche glänzend dunkel-, unterhalb matt graugruͤn, in der Jugend ſparſam weißlich behaart, der gruͤngelbe oder roͤthliche Blattſtiel / — , Zoll lang, oben gerinnelt und ebenfalls feinhaarig, die am Grunde deſſelben ſich findenden kleinen Nebenblaͤttchen lanzettfoͤrmig, feingeſpitzt und geſaͤgt; ihr Abfall erfolgt bei eintretendem Froſt im October und November. Die Bluͤthe, welche um die Mitte des Monats März, alſo lange vor dem Ausbruch der Blätter, in der Geſtalt aufrecht oder abſtehender, walzenfoͤrmiger, dachziegelartig geſchuppter Kaͤtzchen erſcheint, ift ganzgetrennt⸗geſchlechtig. Die männlichen Kaͤtzchen 1 — 1¼ Zoll lang, 7, Zoll dick und durch die N Haare der Schuppen zottig ſilberweiß, die Schuppen oval, braun, am Grunde honigdruͤſig, und jede mit 2 langen, duͤnnen, weißen, an den Spitzen große, doppelte und gefurchte, hochgelbe Beutel tragenden Staubfaͤden verſehen; die ſchlankeren, weniger zottigen, graugruͤnen weiblichen Kaͤtzchen 1½ — 2 Zoll lang, Geſtalt und Farbe der Schuppen wie bei dem maͤnnlichen, und der unter jeder derſelben befindliche gruͤne Fruchtknoten ſitzend, der Griffel lang, die Narbe zweiſpaltig und gelb. Die Frucht und der Samen. Das Anfangs Juni reifende Fruchtkaͤtzchen 3 Zoll lang und ſchlaff, die kurzgeſtielten, glatten, braunen Samenkapſeln oval, zweiklappig, einfaͤchrig und vielſamig; der Samen klein, ſchwarzbraun und wollig langbehaart. Beſchaffenheit des Holzes. Kurz⸗ feinfaſerig und ſchwammig, nur ſehr mittelmäßig feſt, fpröde und leicht, auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Man findet dieſe Weide vorzüglich im ſuͤdlichen Europa, als in Italien und Frankreich; doch kommt ſie auch in Oeſterreich, Kaͤrnthen, Krain, Tyrol, Salzburg und anderen Gegen- den Deutſchlands vor. Sie bewohnt die Ufer der Bäche, Fluͤſſe, Teiche und Suͤmpfe, und liebt mit- hin einen leichten feuchten Boden. Fortpflanzung. Wie bei der vorhergehenden Art. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer, Nutzen u. ſ. w. Desgleichen, doch waͤchſt ſie noch etwas ſchneller als jene, und behauptet man uͤberhaupt, daß ſie die ſchnellwuͤchſichſte aller Strauch-Weiden-Arten ſei. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Zweig mit männlichen, und . ein Zweig mit weiblichen Bluͤthen-Kaͤtzchen; ein Blaͤtterzweig; . eine männliche, und eine weibliche Bluͤthen-Schuppe, beide ſtark vergrößert. DD — * 91 360 SALIX. 114. SALIX VITELLINA. Dotter:Reide. Tafel C. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, laͤnglich lanzettfoͤrmig, an beiden Enden verſchmaͤlert, oben ſcharf zu⸗ geſpitzt, der Rand fein geſaͤgt, die Oberflache glatt, unterwaͤrts, wie der kurze Blattſtiel, haarig. Synonymie. SALIX VITELLINA. Willd. Linn. IV. 2. p. 668. N? 30. Borkhauſen 1. p. 568. N? 65. — — Burgsdorf II. 1. p. 164. N. 28. 5 — — Bechſtein IV. p. 399. N? 50. mare en Hartig VI. 1. p. 120. N? 2. — —— Duͤ Roi und Pott III. p. 16. N! 3. 55 — Guimpel und Hayne p. 226. Franz. LE Franc-Osier OU OSIER A ECORCE JAUNE. Engl. THE YELLOW WILLOW. Provinzial⸗Namen. Gelbe Weide, gelbe Band-, Bind-, Haar-, Korb-, Kiefer- und Perlweide, rothe und braune Bandweide, Goldweide, Band-, Berl-, Pfahl-, Häger-, Schlick- und Waſſerweide, Maiholz und Ja⸗ cobsholz. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 461. Reitter und Abel T. 28. Guimpel und Hayne I. 166. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, oft 25 — 30 Fuß hoch aſtrein, 3 — 4 Fuß über der Wurzel ſtark, gerade und rund; mit Einſchluß der ſtark und dicht beaͤſteten kegelfoͤrmigen Krone er⸗ reicht der Baum eine Hoͤhe von 50 — 60 Fuß, auch wohl daruͤber. Die alte Rinde aſchgrau und gefurcht der Länge nach aufgeriſſen, die jüngere braͤunlichgruͤn und glatt, die juͤngſte doffer> oder orange⸗ gelb, bisweilen weißfilzig. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd und angeſchloſſen; nur an den aͤlteren oder freiſtehenden Staͤmmen pflegen die ſchlanken Zweige einen der Trauerweide (Salix babylonica) aͤhn⸗ lichen, uͤberhaͤngenden Wuchs anzunehmen. Die Wurzeln ſtreichen in 1% — 2 Fuß Tiefe 8 — 10 Fuß weit vom Stamme. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndige Knospe eirund, einblaͤttrig und rothbraun, am Grunde etwas breit gedruͤckt, oben zugeſpitzt und weißlich ſeidenhaarig. Die Ende Aprils oder Anfangs Mai her⸗ vorbrechenden wechſelſtaͤndigen ſommergrünen Blätter laͤnglich-lanzettfoͤrmig, 3 — 4 Zoll lang, ½— 7 ae breit, an beiden Enden verſchmaͤlert, oben ſcharf zugefpist, am Rande einfach feingefägt, nach der Spitze zu etwas druͤſig, oberhalb glänzend dunkelgruͤn und kahl, unten matt graugruͤn und ſeidenhaarig, STAAT 361 der ½ Zoll lange, feinbehaarte Blattſtiel, wie die erhabene Mittelrippe, gelb; gelbgruͤn oder rothgelb gefaͤrbt und mit Roſtflecken bedeckt, fallen fie gegen Anfang No vembers ab. Die Bluͤthe iſt ganz getrenntgeſchlechtig und erſcheint als aufgerichtete, walzenformige, haarig geſchuppte, graugruͤne Kaͤtzchen, von 1½— 2 Zoll Länge, gleichzeitig mit den Blaͤttern auf Y — Y, Zoll langen, von drei oder vier kleinen ſchmalen Blaͤttchen beſetzten Stielen; die maͤnnlichen Kaͤtzchen enthalten unter jeder einzelnen Schuppe meiſtens 2, ſeltener 3 lange weißliche Staubfaͤden mit großen, doppelten Staubbeuteln, wohingegen ſich unter den Schuppen des weiblichen Kaͤtzchens ein kleiner, ſitzender, ke⸗ gelfoͤrmiger, gruͤner Fruchtknoten mit zweiſpaltiger, gelblicher Narbe befindet. Die Frucht und der Samen. Die lockern, ſchlaffen Fruchtkaͤtzchen reifen im Juni, wo dann die braͤunlichen Samenkapſeln aufſpringen und der fein-weißwollige zarte Samen abfliegt. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗kurzfaſerig, ſchwammig und leicht, doch ziemlich feſt und zaͤhe, beſonders das jüngere Holz der Aeſte und Zweige; auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in ganz Europa und überall wo ſich die weiße Weide findet, der ſie auch hinſichtlich der Fortpflanzung, des Alters der Vollkommenheit und moͤglichen Lebensdauer ganz gleicht; doch iſt ſie dieſer, was die Benutzung betrifft, noch vorzuziehen, da ſie nicht nur zur Flecht⸗ arbeit, ſo wie zu Faßbaͤnden und Wieden, ſondern auch fuͤr den Schreiner u. ſ. w. ein beſſeres Material liefert, und bleibt deshalb, wenn auch nicht gerade für den Forſtmann, doch für den Oekonomen und Techniker ein ſehr ſchaͤtzenswerther Baum. Feinde und Krankheiten. Zu den erſteren gehören vorzuͤglich der Weiden- und Weidenholz-Spinner (Phalaena Bom- byx salicis et Ph. Bomb. Cossus), die Weiden-Gallwespe (Cynips salicis) und der Gold⸗ weiden-Blattkaͤfer (Chrysomela vitellinae L.); und zu letzteren, welche dieſe Weidenart mit ihren übrigen Geſchwiſtern gemein hat, die Kern- und Weißfaͤule. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Zweig mit maͤnnlichen, und . ein Zweig mit weiblichen Bluͤthen; ein Blaͤtterzweig; . eine männliche Bluͤthenſchuppe, vergrößert; . eine weibliche Bluͤthenſchuppe, in natuͤrlicher Größe; . eine folche vergrößert; . eine reife weibliche Samenkapſel; . eine ſolche aufgeſprungen. n o NO mn 8 362 S 115. SALIX SILESIACA. Schleſiſche Weide. Tafel Cl. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter wechſelſtaͤndig, oval, oben zugeſpitzt, am Rande feingefägt, in der Jugend weich⸗ haarig, ſpaͤterhin kahl und nur auf der untern Seite die Mittelrippe nebſt Blattſtiel zart behaart. Synony mie. SALIX SILESIACA. Willd. Linn. IV. 2. p. 660. N. 15. Bechſtein IV. p. 676. Ne 93. Schkuhrs bot. Handbuch IV. p. 231. Guimpel und Hayne. p. 224. Abbildungen. Schkuhrs bot. Handbuch IV. I. 317. Guimpel und Hayne J. 164. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, bis / Fuß lang, 1 — 2 Zoll unten ſtark und rund, oft ganz fehlend; der Strauch wird nicht über 3 —4 Fuß hoch, und hat eine gedruͤckte, buſchichte Geſtalt. Die alte Rinde graubraun und, wie die juͤngere braune oder purpurrothe, glatt, die der juͤngſten Triebe gruͤn und weichhaarig. Die Aeſte und Zweige ſtehen abwechſelnd und bauchig in die Hoͤhe. Die Wurzeln laufen ½ Fuß tief und 2— 3 Fuß weit unter dem Boden hin und treiben viele Sproſſen. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Knospen eirund, wenig zugeſpitzt, einhuͤllig und braunroth. Die im Mai hervorbrechenden ſommergruͤnen Blätter ſtehen abwechſelnd, find oval, 2 — 2½ Zoll lang, 1½ — 1%, Zoll breit, oben geſpitzt, unten etwas verſchmaͤlert abgerundet, der Rand fein geſaͤgt, beide Flächen in der Jugend hellgruͤn und weichhaarig, ſpaͤterhin die Oberflaͤche dunkelgrün und kahl, die untere bläulich-maftgein nur auf der erhabenen gelben Mittelrippe, wie der 4 Zoll lange gelbe Blattſtiel, weich behaart, am Grunde des Letzteren mit 2 kleinen gegenſtaͤndigen, herzfoͤrmigen, fein⸗ geſaͤgten Afterblaͤttchen verſehen; ihr Abfall erfolgt Ende Octobers. Die Bluͤthe ganz getrenntgeſchlechtig. Die aufgerichteten, walzenförmigen, haarig geſchupp⸗ ten Kaͤtzchen erſcheinen vor Ausbruch des Laubes im April; die männlichen find 1 Zoll lang, unter jeder Schuppe 2 lang hervorragende, weißliche, mit doppelten gefurchten gelben Beuteln verſehene Staub⸗ faͤden befindlich; die lockeren, roͤthlich geſtielten weiblichen Kaͤtzchen 2 Zoll lang, die Schuppen-Spitze nackt, der unter den Schuppen ſtehende laͤnglich-eirunde, glatte, gruͤne Fruchtknoten lang und haarig ge⸗ ſtielt, oben in einem etwas verlängerten Griffel mit zweiſpaltiger, an den Spalt-Enden eingeſchnittener, gelblicher Narbe auslaufend. Die Frucht und der Samen. Die Reife der ſpindelfoͤrmigen, ſchlaffen, gruͤnlichen Fruchtkäschen erfolgt im Juni und Juli; die Samenkapſeln langgeſtielt, zweiklappig, einfaͤchrig und vielfamig, der Samen ſehr klein, ſchwaͤrzlich und von langer weißer Haarwolle umgeben. Beſchaffenheit des Holzes. Weicht von der der vorbeſchriebenen Weiden nicht ab. ALI. 363 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt die Schleſiſchen Gebirge, und liebt einen lockern, feuchten Boden. Fortpflanzung. Sie geſchieht, wie bei den uͤbrigen Weiden, und eben ſo erſcheinen auch die jungen Pflaͤnzchen mit 2 linienfoͤrmigen, gruͤnlichen Samenlappen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Der Strauch waͤchſt Ss — 10 Jahr, und wird nicht über 15 — 20 Fahr alt. Nutzen. Als Zierſtrauch unſerer Gaͤrten iſt dieſe Weide wohl beliebt, außerdem aber kein beſonderer Nutzen bekannt. Feinde und Krankheiten. Die meiſten der Infecten, welche die uͤbrigen Weiden überfallen, greifen auch dieſe an, und nicht weniger iſt ihr der Kirſchen-Spanner (Phalaena Geometra hirtraria) gefährlich. Eigentliche Kran E- heiten, welche nicht von Inſecten oder gewaltſamen Verletzungen und dem Alter herruͤhren, kennt man nicht. Erklaͤrung der Abbildung. 1. Ein Zweig mit maͤnnlichen, und 2. ein Zweig mit weiblichen Bluͤthenkaͤtzchen; 3. ein Blaͤtterzweig; 4. eine maͤnnliche Bluͤthenſchuppe, ſtark vergroͤßert; 5. eine Schuppe des weiblichen Bluͤthenkaͤtzchens, und 6. eine Samenkapſel, ebenfalls in ſehr vergroͤßerter Geſtalt. 116. eee, ee Bach Weide. Tafel cu. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter abwechſelnd, auch ſchraͤg gegen einander uͤberſtehend, lanzettfoͤrmig, oben breiter als unten, am Rande nach der Spitze zu fein geſaͤgt, in der Jugend wollig, ſpaͤterhin kahl, die Mittelrippe ſtark, der Blattſtiel kurz. Synonymie. SA EIN HETUT X. Wild. Linn. IV. 2. p. 672 N 37 Borkhauſen I. p. 560. N? 61. — — Burgsdorf II. 1. p. 168. N 58. e e Bechſtein IV. p. 617. Ne At. 92 364 SALIX. SALIX HELIX. Duͤ Roi und Pott III. p. 24. N. 7. Hartig VI. 1. p. 123. Ne 6. —ͤ— Guimpel und Hayne p. 229. Franz. L’OSIER-ROSE. Engl. Tue ROSE-WILLOW. Provinzial⸗Namen. Gelbe auch rothe Bach- oder Bandweide, rothe Weide, Band⸗, Hagen⸗, Haar⸗, Haͤge⸗, Heck; Heckroſen⸗ Roſen⸗, rothe Roſen⸗, Schuß⸗ und Strauchweide, kleine und niedrige Strauchweide, zaͤhe und kleine Dammweide, rother Wilgenbaum. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 599. Reitter und Abel T. 58. Guimpel und Hayne T. 170. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, zuweilen 4 — 5 Fuß ohne Aſt, meiſtens aber ganz kurz, auch wohl fehlend, 3 — 4 Zoll unten ſtark, ziemlich gerade und rund, die Hoͤhe des ganzen Strauchs nicht über 10 — 12 Fuß; ſein Aeußeres buſchicht. Die alte Rinde gruͤngrau, aſchgrau ge⸗ fleckt und fein der Laͤnge nach aufgeriſſen; die jüngere braͤunlich⸗gruͤn, mit roſtfarbenen Flecken und Punc⸗ ten und glatt, die jüngfte grad= oder gelbgruͤn. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, auch wohl ſchraͤg oder gerade gegen einander uber, find ſchlank und biegſam, und haben einen etwas bauchig angeſchloſſenen Wuchs. Die Wurzeln, welche ſelten uͤber 1 Fuß tief gehen, und 3 — 4 Fuß vom Stamme auslaufen, treiben haͤufige Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Die Knospen ſitzen ungeregelt, bald abwechſelnd, bald neben⸗ oder gegeneinander über, find ei⸗ oder laͤnglich eirund, geſpitzt, einhuͤllig rothbraun und glatt, kurz vor dem, Ende Aprils erfolgenden Ausbruch am Grunde hellroth oder gelblich. Die etwas abſtehenden, ſomm ergruͤnen Blätter haben gleichen Stand wie die Knospen, ſind 3 Zoll lang, ½ Zoll breit, lanzettfoͤrmig, unter der Mitte nach dem Stiele zu verſchmaͤlert ablaufend und glattrandig, oberwaͤrts erſt breiter werdend, dann ſcharf zugeſpitzt, der Rand fein ſaͤgezaͤhnig, duͤnn, auf der Oberfläche glänzend dunkel, unten mattblaͤulich⸗ graugrün, in der Jugend gefilzt, die Mittelrippe ſtark und, wie der ganz kurze, oben gerinnelte Blatt⸗ ſtiel, gelb; gelblich gebleicht fallen ſie in der Hälfte Octobers und Anfang Novembers ab. Die Bluͤthe erſcheint in ganzgetrennten Geſchlechtern gleichzeitig mit den Blaͤttern auf kur⸗ zen, mit 3 kleinen lanzettfoͤrmigen, langgeſpitzten Blaͤttchen beſetzten Stielen. Die aufgerichteten, walzen⸗ foͤrmigen, dachziegelig, rothbraun und haarig geſchuppten männlichen Kaͤtzchen etwas uͤber 1 Zoll lang, unter jeder Schuppe einen verwachſenen oder doppelten, langen weißlichen Staubfaden, mit großem, doppelt oder vierfach getheilten und gefurchten, rundlichem gelben Staubbeutel enthaltend; die kuͤrzern, uͤbrigens aber gleich geſtalteten und gefaͤrbten weiblichen Kaͤtzchen, mit einem ſitzenden, eirunden, ſehr fein behaar⸗ ten Fruchtknoten verſehen, deſſen kurzer Griffel fadenartig, die Narbe zweiſpaltig und gelb iſt. Die Frucht und der Samen. Die Fruchtkaͤtzchen, welche Ende Juni's reifen, ſind locker und ſchlaff, die Samenkapſeln eirund, gelblich und weißwollig, der Samen ſehr fein, ſchwaͤrzlich und von langfadiger weißer Haarwolle umſchloſſen. i Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig, weich, zaͤhe und weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Dieſe, durch ganz Europa verbreitete und in Deutſchland ſehr gemeine Weide bewohnt die ufer der Bäche, Fluͤſſe, Teiche und Seen, und kommt überall, ſowohl im Walde, wie auf Feldern und Wieſen, wo ſich ein naſſer, lockerer Boden findet, vor. SEA IDIE DK 365 Fortpflanzung. Die leichteſte und gewöhnlichſte Manier ift die durch Wurzelbrut und Stecklinge. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Den Hoͤhenwuchs hat dieſer Weiden⸗Strauch mit dem 1oten oder 15 en. Jahre erreicht, und feine Lebensdauer erſtreckt ſich nicht über 20 — 25 Jahr. Nutz en. Unbeachtet von Jedermann, der, durch die aͤußere Geſtalt getaͤuſcht, dieſe Weide nur als Brenn⸗ Material betrachtet und den inneren Werth nicht kennen lernt, den ſie fuͤr die Befriedigung ſo mancher anderen Beduͤrfniſſe hat, gehört fie gleichwohl zu den nuͤtzlichſten aller Strauchweiden. Sie liefert dem Korbmacher zu den feineren Arbeiten die zarteſten, zaͤheſten und weißeſten Ruthen, dem Gärtner die dauerhafteſten Wieden zum Anbinden junger Baͤumchen, Hecken und Weinranken, dem Bötticher Eimer- und Tubbenbaͤnder, und laͤßt ſich durch lebende Anlagen zur Befeſtigung der Ufer, wie durch Flechtzaͤunne zur Bindung des Flugſandes trefflich verwenden, weshalb fie denn auch für den Forſtmann ſehr oft von Werth iſt. Von allgemeinem Intereſſe fuͤr die Maͤnnerwelt wird dieſer Strauch aber, wenn es, wie man im Vertraun behauptet, wahr iſt, daß ſich das ſchoͤne Geſchlecht ſeiner Ruthen zu den zierlichen, verhaͤngnißvollen Koͤrbchen bediene, die bisweilen, als Symbol der Liebe — zur Freiheit, verabreicht werden. Feinde und Krankheiten. Wie bei den vorhergehenden und folgenden Weiden-Arten, und iſt zu den Feinden noch insbe⸗ fondere die Weidenſchoß-Schnacke (Tipula salicis Schr.) zu zählen, welche in die jährigen Schoͤß⸗ linge ihre Eier legt, und dadurch die an jenen oft vorkommende ſchlauchartige Geſchwulſt erzeugt. 8 Erklaͤrung der Abbildungen. Ein Zweig mit maͤnnlichen Bluͤthenkaͤtzchen; . ein Zweig mit weiblichen Bluͤthenkaͤtzchen; . ein Blaͤtterzweig; . eine maͤnnliche, und . eine weibliche Bluͤthenſchuppe; beide ſtark vergrößert. ron m B. Mit zottigen Blättern. 117. SALIX BICOLOR. Zweifarbige Weide. Tafel (III. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechfelftändig, oval, unten etwas verſchmaͤlert abgerundet, oben zugeſpitzt, glattrandig, die Oberfläche glänzend glatt, die untere in der Jugend weichhaarig, geſtielt. 366 S AD IX. Synonymie. SALIX BICOLOR. Willd. Linn. IV. 2. p. 691. N. 76. — — Borkhauſen I. p. 611. N? 96. — 5 Bechſtein IV. p. 683. N? 102. — Guimpel und Hayne p. 238. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 180. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, /e — 1 Fuß lang, 1½ — 2 Zoll unten ſtark und rund, oder ganz kurz uͤber dem Boden in mehrere, bauchig ausgebreitete Aeſte zertheilt, wodurch der Strauch, deſſen ganze Höhe 4 — 5 Fuß betraͤgt, eine buſchichte Geſtalt bekommt; die alte Rinde graubraun und feinriſſig, die jüngere rothbraun, durch die Narben der abgefallenen Blätter höderig, die juͤngſte olivenfarbig und weichhaarig. Die Aeſte oder Seitenzweige ſtehen abwechfelnd.- Die Wurzeln gehen ½ — 1 Fuß tief, breiten ſich in zarten Verzweigungen 2 — 3 Fuß weit vom Mutterſtamme aus, und treiben haͤufigen Ausſchlag. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Knospen ſitzend, eifoͤrmig, ſtumpf zugeſpitzt, die einblaͤttrige Hülle rothbraun. Die Ausgangs April hervorbrechenden, ruͤckwaͤrts gebogenen ſommergruͤnen Blätter gleichgeſtellt wie die Knospen, 1% — 2 Zoll lang, / — 1 Zoll und etwas darüber breit, eifoͤrmig, am Grunde wenig verſchmaͤlert abgerundet, oben kurz zugeſpitzt, glattrandig und dick, oberwaͤrts glaͤn⸗ zend dunkelgruͤn, auf der Unterflaͤche graugruͤn, in der Jugend weichhaarig, die erhabene Mittelrippe, wie der Blattſtiel, gelb, letzterer / — ½ Zoll lang und gerinnelt, unten etwas breit gedruͤckt und von aͤußerſt kleinen, bald hinfaͤlligen Afterblaͤttchen unterſtuͤtzt; ihr Abfall erfolgt Ende Octobers bis Mitte Novembers. Die Bluͤthe erſcheint in ganzgetrennten Geſchlechtern, kurz vor oder gleichzeitig mit den Blaͤttern. Die faſt ſitzenden, aufgerichteten, walzenfoͤrmigen Kaͤtzchen dachziegelig und haarig geſchuppt, der kurze Stiel mit 2 oder 3 kleinen ſchmalen, anliegend weißlich behaarten Blaͤttchen beſetzt; das maͤnn⸗ liche 1 Zoll lang, die 2 unter jeder einzelnen Schuppe deſſelben befindlichen langen Staubfaͤden weiße und große, doppelte, gefurchte Beutel tragend; der unter den Schuppen des weiblichen Kaͤtzchens ſtehende Fruchtknoten laͤnglich-eifoͤrmig, gruͤn und ſeidenartig behaart, der Griffel kurz, die Narbe zweiſpaltig und gelb. a Die Frucht und der Samen. Das Ende Ju ni's reifende Fruchtkaͤtzchen graugruͤn; die geſtielten Kapſeln eirund, zweiklappig, einfaͤchrig und viele ſehr kleine, weislich haarwollige Samen enthaltend. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗kurzfaſerig und weich, doch ziemlich zähe; auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt die Alpen Schottlands und den Harz, kommt aber wahrſcheinlich auch noch in an— deren hohen Gebirgen Deutſchlands vor, und liebt einen ſumpfigen, wenigſtens feuchten Boden. Fortpflanzung. Geſchieht auf bekannte Weiſe durch Ausſtreuung des Samens, durch Wurzelbrut und Stecklinge. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 10 — 15 Jahre, und dauert nicht uͤber 20 Jahre aus. SAM LEX. 367 Nutzen. Wenn ihn nicht etwa ſein freundliches Aeußere zur Zierpflanze in engliſchen Anlagen erhebt, ſo iſt der Nutzen dieſes Strauchs ſehr unbedeutend; denn ſeine kurzen, knotigen Aeſte und Zweige geben kaum eine taugliche Wiede, und eignen ſich eben fo ſchlecht zur Feuerung; für den Forſtmann hat der⸗ ſelbe daher wenigen oder gar keinen Werth. Feinde und Krankheiten. Außer den bei den uͤbrigen Weiden vorkommenden Feinden, kann hier noch des Graslinden— Spinners (Phalaena Bombyx Cassinia) erwähnt werden, deſſen Raupen die Blätter zerfreſſen. Erklaͤrung der Abbildung. Ne. 1. Ein maͤnnlicher Bluͤthenzweig; a » 2. ein Blaͤtterzweig; » 3. eine einzelne Bluͤthenſchuppe des männlichen Kaͤtzchens, ſtark vergrößert. 118. SALIX ARGENT EA. Silber: Weide. Tafel CIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter, welche abwechſelnd ſtehen, klein, oval, mit ruͤckwaͤrts gebogenen Spitzen, glattrandig und auf beiden Flaͤchen weich behaart, unterwaͤrts ſilberfarben, der Blattſtiel ſehr kurz. Synonymie. S ALIX ARGENTEA. Willd. Linn. IV. 2. p. 693. Ne 80. — Bechſtein IV. p. 684. Ne 105. Guimpel und Hayne p. 240. — LANATA. Borkhauſen I. p. 619. N? 101. Provinzial⸗Namen. Silberblaͤttrige Weide, Wollweide, niedrige, breitblaͤttrige und aufrechte Weide. Abbildungen. Guimpel und Hayne, T. 182. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 4 — % Fuß lang, 1 — 2 Zoll ſtark und rund, meiſtens jedoch gleich uͤber dem Boden in mehrere 2 — 3 Fuß hohe, ſperrige, dicht bezweigte Aeſte zertheilt. Die aͤltere Rinde braun⸗ oder rothgrau, die jüngere gelblich, die der jüngften Triebe fein behaart. a . Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen wechſelweis. 93 368 SAU Die Wurzeln laufen kaum ½ Fuß tief unter dem Boden hin, breiten ſich 2 — 3 Fuß weit aus, und erleichtern durch zahlreiche Sproſſen die Fortpflanzung. Das Blatt. Die kleinen eirunden, mit rothbrauner, einblaͤttriger Huͤlle umſchloſſenen Knospen ſtehen wechſelweis, wie die, Mitte Aprils aus ihnen hervorbrechenden, ½ — ¼½ Zoll langen und /½ -, Zoll breiten, eirunden, mit der Spitze und dem glatten Rande ruͤckwaͤrts gebogenen, auf beiden Flächen, beſonders auf der unteren, ſeidenartig behaarten, oberwaͤrts graugrünen, unten ſilberfarbenen, 2 Linien langgeſtielten ſommergruͤnen Blätter, deren Abfall im October erfolgt. Die Bluͤthe. Die ganzgetrenntgeſchlechtig, auf verſchiedenen Staͤmmen, noch vor dem Aus⸗ bruch der Blätter ſich entwickelnden abſtehenden männlichen und weiblichen Bluͤthenkaͤtzchen 1 Zoll lang, ſehr kurz geſtielt, am Stiele mit einigen Blättern beſetzt, walzenfoͤrmig, dachziegelig und haarig ge— ſchuppt, die Schuppen eirund und braun, und unter einer jeden derſelben, bei dem maͤnnlichen Kaͤtzchen 2, am Grunde mit Honigdruͤſen beſetzte, lange, fadenförmige, oben mit runden doppelten, gefurchten gelben Beuteln verſehene, weiße Staubfaͤden, bei den weiblichen Kaͤtzchen aber ein aufrechtſtehender, langgeſtielter, laͤnglich⸗eifoͤrmiger, ſeidenhaariger Fruchtknoten, mit kurzem getheilten Griffel, und zweiſpaltiger, gelber Narbe befindlich. Die Frucht und der Samen. Erſtere ein herabhaͤngendes lockeres Kätzchen, deſſen im Juni reifende, langgeſtielte, eirunde, zugeſpitzte, zweiklappige, einfaͤchrige, gelbbraͤunliche Kapſeln viele, aͤußerſt feine, von zarter Seidenwolle umgebene, braͤunliche Samen enthalten. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, weich und leicht, doch ziemlich zaͤhe, inwendig weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in England und Deutſchlaud auf ſandigen Triften, und liebt mithin einen trocknen, lockern Boden. Fortpflanzung. Geſchieht in der Regel durch Abſenker und Stecklinge, welche letztere aber auf etwas friſches Erdreich gebracht werden muͤſſen, wenn ſie bald Wurzel ſchlagen ſollen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Das Alter, wo der Strauch zu wachſen aufhört, laͤßt ſich zu 8 — 10 Jahr, und ſeine hoͤchſte Lebensdauer zu 15 — 20 Jahre annehmen. Nutzen. Außerdem, daß man den Strauch im Nothfall zur Feuerung verwendet, und daß er, wie alle Weiden, Gerbeſtoff beſitzt, iſt kein beſonderer Nutzen bekannt; doch werden die weichen Blaͤtter und jungen Triebe von den Schafen und Ziegen gefreſſen, und der Forſtmann ſieht ihn, wo er ſich auf verodeten Flächen findet, als ein Schutzmittel anzubauender befferer Holzarten, wohl nicht ganz ungern. Feinde und Krankheiten. Zu den ubrigen feindlichen Inſecten, von welchen die geſammte Strauch-Weiden- Gattung leidet, zaͤhlt man noch die Feldroſen-Blattwespe (Theuthredo rosae L.) Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein maͤnnlicher, und » 2. ein weiblicher Bluͤthenzweig; » 3. ein Blaͤtterzweig; » 4, eine maͤnnliche, und 5 ed eine weibliche Bluͤthen-Schuppe, beide bedeutend vergrößert. SM | 369 119. SALIX REPENS. Kriechende Weide. Tafel CV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter wechſelſtaͤndig, angeſchloſſen, oval⸗lanzettfoͤrmig, zugeſpitzt, oben kahl, unten ſeiden⸗ haarig, der Blattſtiel ganz kurz. Synonymie. SALIX REPENS. Willd. Linn. IV. 2. p. 693. Ne 31. Bechſtein IV. p. 685. Ne 106. Guimpel und Hayne. p. 241. DET RESS A. Borkhauſen I. p. 612. Ne 97. Franz. LE SAULE DE PRIME. Provinzial⸗Namen. Sumpfweide, Alpen-Moorweide, niedergedruͤckte Weide. Abbildungen. Guimpel und Hayne, T. 183. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft ſtrauchartig und meiſtens gleich über der Erde in viele niederliegende oder 1½ — 2 Fuß ſich erhebende, knotige, dichtbezweigte und belaubte Aeſte zertheilt. Die ältere Rinde braͤunlich, oder olivengruͤn und glatt, die der jungen Triebe hellgrau, mit dicht anliegenden, kurzen weißen Seidenhaaren bedeckt. Die Aeſte und Seitenzweige wechſelſtaͤndig und zaͤhe. d Die Wurzeln / — ½ Fuß tief, und fein verzweigt 2 — 3 Fuß weit ſtreichend. Das Blatt. Die kleinen eirunden, kurz geſpitzten, braunen Knospen mit einblaͤttriger Hülle, ſtehen abwechſelnd, wie die im April aus ihnen ſich entwickelnden, anliegenden ſommergruͤnen Blaͤt— ter. Letztere Y, bis etwas über %, Zoll lang, /½ — Zoll breit, laͤnglich-oval, oder oval-lanzettfoͤrmig, geſpitzt, glattrandig, oberwaͤrts glaͤnzend-dunkelgruͤn und kahl, nur in der Jugend wenig behaart, unten weißgrau und mit dicht aufliegenden Seidenhaaren bedeckt, 1 — 2 Linien lang und weißhaarig geſtielt; ſie fallen im October gelblich gebleicht ab. Die Bluͤthe. Ganzgetrenntgeſchlechtig erſcheinen die /½ Zoll langen, faſt eirundlichen, dachziegelig und fein behaart geſchuppten graugruͤnen Kaͤtzchen auf kurzen, mit mehreren kleinen ſchmalen Blaͤttern beſetzten Stielen nahe vor dem Ausbruch des Laubes. Die unter den männlichen Blüthen- ſchuppen befindlichen 2 langen, fadenfoͤrmigen Staubfaͤden ſind mit rundlichen, doppelten ur gefurchten gelben Beuteln verſehen; der unter der weiblichen Bluͤthenſchuppe ſtehende geſtielte, kegelfoͤrmige Frucht- knoten iſt zottig oder glatt und gruͤn, der Griffel kurz, mit 2 eingeſchnittenen gelblichen e Die Frucht und der Samen. Das kurze lockere Fruchtkätzchen reift im Juni; die Kapſeln 370 S AL IX. ſind eirund, geſpitzt, gelb oder roͤthlich- hellbraun, und faſt kahl; der ſehr braͤunliche Samen iſt lang und wollig weißbehaart. a 5 Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, weich und zaͤhe, inwendig weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich in England, Frankreich, Deutſchland, Schweden und Rußland ſowohl auf den fruchtbodigen und trockenen Ebenen, als auf dem moorigen Torfgrunde der Gebirge. Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit und Nutzen, auch Feinde und Krankheiten, : wie bei der vorbeſchriebenen Silberweide. Erklärung der Abbildung. . Ein männlicher, und ein weiblicher Bluͤthenzweig; . ein Blaͤtterzweig; eine männliche, und . eine weibliche Bluͤth enſchuppe, beide ſtark vergrößert; . ein reifes Fruchtkaͤtzchen mit aufgeſprungenen Samenkapſeln. S O ο » 5 120. | SALIX ROSMARINIFOLIA. Rosmarinblaͤttrige Weide. Tafel CVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Blätter wechſelſtaͤndig und ſcharf angeſchloſſen, gleich breit-lanzettfoͤrmig, an beiden Enden verſchmaͤlert, oben geſpitzt, glattrandig, auf der Oberfläche ſparſam, unterwaͤrts dicht ſeiden⸗ artig behaart und faſt ſitzend kurzgeſtielt. Di o Synonymie. SALIX ROSMARINIFOLIA. Willd. Linn. IV. 1. p. 697. N? 1. Borkhauſen J. p. 588. Ne 77. — — Burgsdorf II. 1. p. 169. N? 59. — — Bechſtein IV. p. 689. Ne 112. —äͤ— — Hartig VI. 1. p. 123. Ne 7. Gu impel und Hayne p. 244. Franz. LE SAULE A FEUILLES DE ROMARIN. Engl. TUR ROSEMARY LEAVED WıLLow. Provinzial⸗Namen. Rosmarienweide, ſchmal- und ſpitzblaͤttrige Grund⸗ und Moorweide, kleine Buſch-, Band-, Haar-, Krebs⸗ und Strauch-, auch Girlweide. STATIATZX: 371 Abbildungen, Reitter und Abel J. 59. Guimpel und Hayne T. 186. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft ſtrauchartig, gleich über der Erde in mehrere, 1—3 Fuß hohe, dünne, ſchlanke an runde, ſcharf angeſchloſſene, nicht ſehr zahlreich bezweigte Aeſte zertheilt, von welchen die unteren meiſtens liegend. Die Rinde der Aeſte braun, die der einjährigen Zweige braungelb, und die der jüng- ſten Triebe weißgrau, ſeidenartig behaart. Die Aeſte und Seitenzweige wechfelftändig, biegſam und zaͤhe. Die Wurzeln laufen kaum ½ Fuß tief und 2 — 3 Fuß weit unter dem Boden fort. s Das Blatt. Die Knospen wechſelſtaͤndig, klein, eirund und dunkelbraun, ihre obere Huͤlle einblaͤttrig. Die abwechſelnd und ſcharf angeſchloſſenen, aufrecht ſtehenden fommergrünen Blätter brechen noch zu Ende Aprils aus, find 1 Zoll lang, kaum etwas über 2 Linien breit, lanzettfoͤrmig, an beiden Enden verſchmaͤlert, oben zugeſpitzt, glattrandig, auf der Oberfläche glänzend dunkelgrün, mit einzelnen Seidenhaaren beſetzt, unterwaͤrts, wie der Y, Linie lange Blattſtiel, ſilberfarben, anliegend, fein und dicht behaart; die zuweilen uͤber Sommer am Grunde der oberen Blätter erſcheinenden, bald ab- fallenden 2 kleineren Afterblättchen von gleicher Beſchaffenheit, nur feiner geſpitzt. Sie faͤrben ſich vor dem im October erfolgenden Abfall gelblich. 5 Die Bluͤthe, welche ſich gleichzeitig mit den Blättern zeigt, ganzgetrenntgeſchlechtig, maͤnn— liche und weibliche auf verſchiedenen Stämmen aufrechtſtehend, kurzgeſtielt, am Stiele mit 3 oder 4 ſperrigen Blättern beſetzt, dachziegelartig und haarig geſchuppt. Die männlichen Kaͤtzchen 1 Zoll lang, walzenfoͤrmig, die Schuppen laͤnglich, oben abgeſtutzt und rothbraͤunlich, am Grunde honigdruͤſig, und mit 2 langen fadenfoͤrmigen, runde, doppelte und gefurchte gelbe Beutel tragenden Staubfaͤden ver⸗ ſehen; die weiblichen kuͤrzer, faſt eifoͤrmig, die Schuppen klein, der Fruchtknoten aufrecht ſtehend, geſtielt, laͤnglich-oval und weißlich-haarzottig, der Griffel lang hervorgeſtreckt, die Narbe ſperrig geſpalten und gelb. Die Frucht und der Samen. Das aus vielen langgeſtielten, laͤnglich- eifoͤrmigen, geſpitzten, gelbbraͤunlichen Kapſeln gebildete lockere Fruchtkaͤtzchen reift im Juni, wo dann der ſehr kleine haar— wollige Samen abfliegt. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, ſchwammig, zaͤhe, leicht und weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Außer Deutſchland trifft man dieſen Strauch in Schweden und England auf naſſen Wieſen und Triften, Torfmooren und Grabenaufwuͤrfen haͤufig. Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit und Nutzen, ſo wie auch f Feinde und Krankheiten, wie bei der Silber-Weide. Erklaͤrung der Abbildung. Ein maͤnnlicher, und . ein weiblicher Bluͤthenzweig; ein Blaͤtterzweig; . eine männliche, und eine weibliche Bluͤthen-Schuppe; beide ſtark vergrößert. BO DD m 94 372 SALIX. 121. SALIX FUSCA. Braune Weide. Tafel CVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wecfelftändig, oval⸗lanzettfoͤrmig, oben ſpitzig, am Rande glatt, auf der Oberfläche kahl, unten ſilberfarben, kurz behaart und ſehr kurzgeſtielt. Synonymie. SALIX FUSCA. Willd. Linn. IV. 2. p. 694. N. 82. Bechſtein IV. p. 686. Ne 109. Duͤ Roi und Pott III. p. 38. N? 12. Hartig VI. 1. p. 128. Ne 12. Guimpel und Hayne p. 242. ARENARIA. Borkhauſen I. p. 608. N? 94. . Burgsdorf II. 1. p. 170. Ne 70. Franz. LE SauLE DE SAINT LEGER. Engl. THE BROWN WITT OW. Provinzial ⸗Namen. Sandweide, kleine niedrige Sandweide, kleine rauhe Bruchwerftweide, kleiner Feld- und Sand⸗ werft, niedrige glatte Feldweide, Acker⸗ und Steinweide. Abbildungen. Reitter und Abel T. 70. Guimpel und Hayne T. 184. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft ſtrauchartig, nahe über der Erde in mehrere niederliegende, dünne, knotige runde Aeſte zertheilt, deren gedrängt zuſammenſtehende, dichtbeblaͤtterte Zweige ſich 3 — 4 Fuß hoch erheben, und dem Strauche ein breitgedruͤcktes, buſchiges Anſehen geben. Die aͤltere Rinde gelbbraun und glatt, die der juͤngſten Triebe weißgrau, mit Silberhaaren bedeckt. Die Aeſte und Zweige ſtehen abwechſelnd, ſind biegſam und zaͤhe. Die Wurzeln laufen / Fuß tief und 2 — 3 Fuß weit, und treiben vielen Ausſchlag. Das Blatt. Die abwechſelnd und ſehr gedraͤngt ſtehenden Knospen klein, eirundlich, ſtumpf⸗ geſpitzt, einhuͤllig und braun. Die Ende Aprils oder Anfangs Mai hervorbrechenden, abwechſelnd geſtellten und anliegenden ſommergruͤnen Blätter 1 Zoll lang, / Zoll breit, ei⸗lanzettformig, geſpitzt und glattrandig, auf der Oberflaͤche grun, unterhalb weiß, und beiderſeits, jedoch unten mehr als oben, mit dicht anliegenden, feinen weißen Seidenhaaren bedeckt; der kaum 1 — 2 Linien lange, gleichfalls behaarte Blattſtiel am Grunde zuweilen mit ſehr kurz dauernden, lanzettfoͤrmigen, ſcharfgeſpitzten Neben⸗ blaͤttchen beſetzt; ihr Abfall erfolgt im October. Die Bluͤthe iſt ganzgetrenntgeſchlechtig, und erſcheint um weniges fruher, oder gleichzeitig mit den Blättern. Die aufrechtſtehenden Y, — 54 Zoll langen, faſt eifoͤrmigen, graugruͤnen Kaͤtzthen dachziegelig und haarig geſchuppt, am Stiele, welcher ſehr kurz iſt, mit 3 oder 4 Blaͤttchen, von Ge ſtalt und Farbe der vorbeſchriebenen, beſetzt; die mannlichen Blüthenſchuppen braun, mit 2 langen, dünnen, SA ILIE X. 373 weißen, doppelte und gefurchte Beutel tragenden Staubfaͤden verſehen; die weiblichen gleichgefarbt, der aufrechtſtehende, kegelförmige, ſeidenartig behaarte Fruchtknoten geſtielt, der Griffel kurz und doppelt geſpalten, die Narbe gelb. Die Frucht und der Samen. Die kleinen lockeren Fruchtkaͤtzchen reifen im Juni, wo dann die geſtielten Kapſeln, wie bei allen Weiden, von der Spitze herunter aufſpringen, und der feine, braͤunliche, haarwollige Samen abfliegt. Varietaͤten. Vergleicht man die Kennzeichen dieſer Weide mit denen der unter N? 119 beſchrie— benen Salix repens, fo find die Unterfheidungs- Merkmale, wonach beide als ſtaͤndige Arten beſtimmt werden, ſo unbedeutend, daß man unwillkuͤrlich auf die Vermuthung geraͤth, es ſey die eine aus der andern als Abart hervorgegangen, und war denn auch aus dieſem Grunde die hier beſchriebene Salix fusea bereits zur Ausſcheidung aus der Reihe der ſtaͤndigen Weiden beſtimmt, als das, dieſerhalb von mehreren wiſſenſchaftlichen Verehrern der Pflanzenwelt, deren ſchiedsrichterliche Competenz wohl keinem Zweifel unterliegen kann, erbetene Urtheil die Aufnahme derſelben einſtimmig fuͤr nothwendig erklaͤrte; weshalb ſie hier noch nachtraͤglich hinter der Loorbeerweide folgt. ; Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, weich, zaͤhe und leicht; auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich in Rußland, Schweden, Deutſchland, Frankreich und England auf feuch— tem und trockenen leichten Boden. Fortpflanzung. Die Vermehrung geſchieht auf gleiche Weiſe, wie bei den übrigen Strauchweiden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 8 — 10 Jahre, und wird 15 — 20 Jahre alt. Nutzen. Das Geſtraͤuch dient zur Feuerung und zum Gerben, das Laub zum Futter fuͤr Schafe und Ziegen, und aus den Bluͤthen holen die Bienen Honig. Feinde und Krankheiten. Die gewöhnlichen aller Strauch-Weiden, und nennt man als Feinde vorzuͤglich die Feldroſen⸗ Blattwespe (Tenthredo rosae), fo wie die Schenkel-Blattwespe (T. femorata L.). Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein maͤnnlicher, und „ 2. ein weiblicher Bluͤthenzweig; 3. ein Blaͤtterzweig; „ 4. eine männliche, und „ 5. eine weibliche Bluͤthenſchuppe; beide ſtark vergrößert. 374 SALIX. 122. SALIX AURITA. Salbei⸗ Weide. Tafel CVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, verkehrt-eirund, kurzgeſpitzt, nach der Spitze zu undeutlich wellen- foͤrmig gezaͤhnt, oberwaͤrts weichhaarig, unten ungleich geadert und zottig, am Grunde des kurzen Blattſtiels mit 2 gegenſtaͤndigen, halb herzfoͤrmigen Afterblaͤttchen beſetzt. Synonymie. S ALIX AURITA. Willd. Linn. IV. 2. p. 700. N? 96. Borkhauſen I. p. 615. Ne 99. Burgsdorf II. 1. p. 170. Ne 69. Bechſtein IV. p. 621. N? 46. Geige : . Guimpel und Hayne p. 246. Franz. LE SAULE A OREILLETTES. Engl. THE SMALL ROUND-EARED WILLOW. Provinzial- Namen, Ohrweide, geöhrte Weide, kleiner rauher und rundblaͤttriger Werft oder Werftweide, kleiner breit- blaͤttriger Werft, kleiner Sandwerft, Sandwerft mit rundlichen Blaͤttern, und Kampfweide. Abbildungen. Reitter und Abel T. 69. Guimpel und Hayne T. 188. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1 — 2 Fuß lang, 3 Zoll unten ſtark und rund, oder fehlend und gleich über der Erde in viele, 6— Fuß hohe, dicht bezweigte und belaubte, ſperrige, zaͤhe Aeſte zertheilt. Die aͤltere Rinde gruͤngrau und, wie die braͤunliche juͤngere, glatt, die der juͤng⸗ ſten Triebe weißfilzig. Die Aeſte und Zweige ſtehen ungeregelt, meiſtens aber abwechſelnd, find biegſam und zaͤhe. Die Wurzeln laufen / — ½ Fuß tief und 3 — 4 Fuß weit, und treiben haͤufigen Ausſchlag. Das Blatt. Die Knospen ſtehen abwechſelnd, find eirund, ſtumpf geſpitzt, einſchalig und dun- kelbraun. 5 wechſelſtaͤndigen fommergrünen Blätter, welche Ausgangs April herausbrechen, 1— 1% Zoll lang, 7, — 1 Zoll breit, verkehrt⸗eirund, kurzgeſpitzt, am Rande, nach der etwas zuruͤckgebogenen Spitze hin, an undeutlich gezaͤhnt, dick und ſteif, oberwaͤrts grün, mit anliegenden Seidenhaaren, unten weißgrau, netzfoͤrmig erhaben geadert, runzlich und haarzottig; am Grunde des 1½ — 2 Linien langen, runden, filzigen Stieles mit 2 gegenftändigen, ungeſtielten, halb herz- oder ohrförmigen gezähn⸗ ten Nebenblaͤttern beſetzt; fie fallen gelblich gefärbt im October ab. 5 Die Bluͤthe erſcheint Ausgangs Mai oder Anfangs April, alſo vor dem Ausgang der Blätter, in ganzgetrennten Geſchlechtern auf verſchiedenen Stämmen. Die ganz kurz- oder ungefielten, dachziegelig und haarig geſchuppten Kätzchen länglich-eirund, die männlichen 1 Zoll lang, %, Zoll dick SAUREN 379 und weißzottig, die weiblichen kuͤtzer, ſchlanker und grauweiß; die unter den einzelnen Schuppen der erſtern ſtehenden 2 langen, fadenartigen, ſehr fein behaarten Staubfaͤden, mit doppelten, gefurchten, gel⸗ ben Beuteln; der unter den Schuppen der letzteren befindliche aufrechtſtehende Fruchtknoten geſtielt, kegel⸗ foͤrmig und weißhaarig, mit aufſitzender, ruͤckwaͤrts gebogener, zweiſpaltiger, gelblicher Narbe; maͤnnliche und weibliche Bluͤthenſchuppen, welche, wie bei allen Weiden, die Stelle des Kelchs vertreten, auf dem Blumenboden mit Honigdruͤſen beſetzt. Die Frucht und der Samen. Die Fruchtkaͤtzchen locker, die Samenkapſeln von der Ge ſtalt des Fruchtknotens, zweiklappig, einfaͤchrig und vielſamig; der haarwollige, ſehr kleine braͤunliche Samen reift im Juni. 5 Varietaͤten. Die Blaͤtter ſind bisweilen gelbgefleckt. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, weich, zaͤhe, leicht und weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Iſt durch ganz Europa verbreitet, und kommt in Waͤldern, Wieſen und Feldern auf ſumpfi⸗ gem, feuchten Boden an Gewaͤſſern, Graͤben und Hecken haͤufig vor. Fortpflanzung. Geſchieht in der Regel durch Stecklinge, ſeltener durch den Samen, welcher mit linienförmigen Samenlappen aufgeht. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 8 — 10 Jahre in die Höhe, und dauert 15 — 20 Jahre aus. Nutzen. Dem der vorhergehenden Weidenart gleich. Feinde und Krankheiten. Sind die gewöhnlichen aller Strauch-Weiden; als Feind zeigt ſich unter andern der Pappel⸗ blattkaͤfer (Chrysomela populi), welcher die Blätter zerfrißt. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Zweig mit männlichen, und ein Zweig mit weiblichen Bluͤthenkaͤtzchen; ein Blaͤtterzweig; . eine männliche, und keine weibliche Bluͤthenſchuppe, beide ſtark vergrößert. * 9 vo m 95 376 SALIX. 123. SALIX CAPREA. Sıhl!:- Weide Tafel CIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, groß, eirund, oben zugeſpitzt, am Rande gewellt und flach gezaͤhnt, oberwaͤrts glatt, unten filzig, der Blattſtiel haarig und am Grunde mit 2 gegenſtaͤndigen, halbrunden, gezaͤhnten kleinen Afterblättchen beſetzt. Synonymie. S ALIX CAP RE A. Willd. Linn. II. 2. p. 703. N? 101. Borkhauſen I. p. 621. N? 103. Bechſtein IV. p. 489. Ne 98. Burgsdorf II. 1. p. 165. Ne 33. — — —— Duͤ Roi und Pott. III. p. 32. Ne 10. Hartig IV. 1. p. 124. Ne 8. Guimpel und Hayne. p. 249. Franz. LE SAULE-OSIER OU MARCEAU. Engl. TIE COMMON SALLOW. Provinzial⸗Namen. Saal⸗„ Salz, Sael⸗, Sohl⸗, Söhl-, Seil-, Berg-, Hohl-, Horr-, Palm-, Geiß- und Werftweide, rundblaͤttrige Saal- oder Sohlweide, große breike Seilweide; Sale, Sallen, Salche, Saele, Seile, Sohle, Soͤhle und Solle, Salenholz, Werft, großer, rauher und breitblaͤttriger Werft oder Werftſtrauch, Strich⸗ oder Streichpalmen, Palmkatze, Pfeifenholz und Wildkatzenſtrauch. Abbildungen. Cramer J. 14. Reitter und Abel J. 33. Guimpel und Hayne T. 192. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baum- und ſtrauchartig, unter guͤnſtigen Umſtaͤnden, d. h. auf gutem Boden und in maͤßigem Schluſſe erwachſen, 12 — 18 Fuß hoch ohne Aſt, 1 Fuß uͤber der Wurzel ſtark, gerade und rund, mit rundlicher, wenig- und ſperrig⸗aͤſtiger Krone; als Baum erreicht dieſe Weide ſodann eine Hoͤhe von mehr als 30 Fuß, waͤhrend ſie in freiem Stande und auf magerem, trockenen Boden als ein rundlicher, buſchiger Strauch von verſchiedener, minderer Groͤße erſcheint. Die Rinde des alten Stammes gelblich oder aſchgrau, mit faſt regelmaͤßigen Laͤngs⸗ und feinen Querriſſen, die juͤngere braun⸗ oder graugruͤn und glatt, die der juͤngſten Triebe gelbgruͤn, auf der Sonnenſeite rothbraͤunlich, vor dem Verholzen ſilberfarben fein behaart. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, am Baume ſperrig, am Strauche ſcharf an⸗ geſchloſſen, oben ausgebreitet, und find ſehr biegſam und zaͤhe. Die Wurzeln ſtreichen 1 — 1½ Fuß tief und 6 — 10 Fuß weit, wobei die flachlaufenden eine Menge Ausſchuͤſſe hervortreiben. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Blatt-Knospen dick, jedoch kleiner als die der Bluͤthe, eirund, etwas kantig, einhuͤllig, dunkelbraun und glatt. Die Ausgangs April oder Anfangs Mai SAT IX. 377 hervorbrechenden fommergrünen Blätter groß, 2%, — 3 Zoll lang, 1½ — 1½ Zoll breit, oval, oben kurz zugeſpitzt, am Grunde verſchmaͤlert, der Rand vom Stiele herauf bis faſt zur Haͤlfte glatt, von da an bis zur Spitze gewellt und rundlich ſeicht gezaͤhnt, auf der Oberfläche dunkelgruͤn, ſchwach runzlich und glatt, ſparſam mit feinen Haͤrchen bekleidet, unterwärts mattgraugruͤn, ſtark erhaben ge⸗ adert und weiß gefilzt, der Blattſtiel ½ Zoll lang, behaart und unten mit 2 gegenſtaͤndigen, gezaͤhnten kleinen Afterblaͤttchen beſetzt; gruͤnlich oder hochgelb gefaͤrbt, erfolgt ihr Abfall Ende Octobers. Die Bluͤthe iſt ganzg etrenntgeſchlechtig, und erſcheint Ausgangs Maͤrz oder Anfangs April an den Seiten der obern Zweigenden. Die auf ſehr kurzen, weißwolligen und von 8 — 10, auch wohl 12 ovalen, weißbehaarten Deckblaͤttchen, den inneren Knospenſchuppen, beſetzten Stielen aufrecht⸗ ſtehenden Kaͤtzchen ſind 1 — 1½ Zoll lang, ½ Zoll dick, walzenfoͤrmig, und aus dachziegelig uͤber ein⸗ ander liegenden, ovalen, honigdruͤſigen, füberfarben langbehaarten braunen Schuppen gebildet, unter welchen ſich bei den maͤnnlichen 2 lang herausragende, fadenfoͤrmige, weiße Staubfaͤden mit rundlichen, doppelten und gefurchten gelben Beuteln, bei dem weiblichen dagegen ein aufrechtſtehender, geſtielter, ke⸗ gelfoͤrmiger, weißbehaarter Fruchtknoten mit kurzem Griffel, und zwei-, zuweilen auch vierſpaltiger gel⸗ ber Narbe befindet; die Blumenkrone fehlt, und ſtatt des Kelchs dient die Schuppe. Die Frucht und der Samen. Das lockere Fruchtkaͤtzchen 2½ — 3 Zoll lang, /½ — 7 Zoll dick, und bogig abſtehend; die im Mai reifenden geſtielten, bauchig-kegelfoͤrmigen, langgeſpitzten, grünen, weißlich behaarten Samenkapſeln zweiſpaltig, einfächrig und vielſamig; die ſehr feinen, braͤunlich ge⸗ faͤrbten Samen von langer weißer Haarwolle eingeſchloſſen. Varietaͤten. Die Blätter variiven in ihrer äußeren Form nach dem Alter und Standort des Stam— mes, jo daß fie bald größer, bald kleiner, bald mehr rundlich, bald laͤnglich, bald gezähnt, bald glattrandig vorkommen; auch findet man nicht felten Zwitterkaͤtzchen mit männlichen und weiblichen Blumen zugleich. Beſchaffenheit des Holzes. Langfaſerig, weich, feſt, leichtſpaltig und zaͤhe, auf dem Querſchnitt nach außen hin weiß, im Kern roͤthlich oder braun, oft geflammt, und ziemlich ſchwer; ein Cubikfuß wiegt nach Hartig friſch . 47 Pfund. halb trocken .... 40 » ganz trocken.... 35 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort, Unter den in Deutſchland heimiſchen Weiden-Arten moͤchten wohl nur wenige ſein, deren Vor— kommen ſich fo weit erſtreckt, wie das der Sahlweide; denn man findet fie durch ganz Europa, und im noͤrdlichen Aſien ſelbſt den Polarkreis uͤberſchreitend, noch auf den Inſeln des Eismeeres. Sie kommt in hoher und niedriger Lage, und auf trockenem wie auf naſſem Boden fort, waͤchſt aber in niedriger, oder doch nur maͤßig hoher, etwas geſchuͤtzter Lage und auf friſchem guten Kalk— oder Baſalt- auch Sandboden am liebſten. Fortpflanzung. Wo die Natur dies Geſchaͤft nicht beſorgt, wie dies aber vermöge der Leichtigkeit des Samens, den der Wind halbe Stunden Weges forttreibt, meiſtens, und zwar oft leider mehr, als man wuͤnſcht, der Fall iſt, kann die Vermehrung durch Auszetteln des friſch gereiften Samens auf lockern, feuchten Boden bewirkt werden; doch bedient man ſich hierzu zweckmaͤßiger der Stecklinge, womit man in kurzer Zeit mit Sicherheit und wenigen Koſten eine große Flaͤche bebauen kann. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Maͤßig freiſtehend waͤchſt die Sahlweide 30 — 40 Jahre, und dauert wohl 50 — 60 Jahre geſund aus, obgleich fie in dichtem, dumpfen Schluſſe unter andern Hoͤlzern kaum ein Alter von 10 — 15 Jahren erreicht. 378 IX. Nutzen. Fur den Anbau in Gärten und engliſchen Anlagen empfiehlt ſich die Sahlweide nicht beſon⸗ ders, doch bleibt ſie darum ſchon als Brennmaterial ein nuͤtzlicher Baum, da ſich die Hitzkraft des Holzes zu dem buchenen roh ... nach Hartig wie 4 Fl. 35 Kr. zu 6 Fl. oder nach v. Werneck wie 694 zu 1000 5 und verkohlt wie 755 zu 1000 verhaͤlt; einen außerordentlich hohen Ertrag liefert ſie indeß wegen der Leichtſpaltigkeit und Zaͤhheit ihres Holzes durch den Verkauf der 4 — 5jaͤhrigen Stangen an Korb- und Siebmacher, welche aus den dünn gefpliffenen Striemen Tragkörbe, Tobelkiepen, und große und kleine Siebe fertigen, und ift wohl fruͤherhin am Thuͤringerwalde, wo ſich mitunter ganze Ortſchaften von dieſer Arbeit naͤhren, das Klafter ſolchen Stangenholzes mit 20 — 25 Reichsthalern bezahlt; der Boͤtticher benutzt das junge Holz zu Faßreifen, Cimer- und Tubbenbaͤndern, und die Kuhhirten ſpleißen daraus Glocken⸗ bügel für ihre Heerden, wodurch leider mancher nuͤtzlicher zu verwendende Stamm geopfert wird. Die weiche Kohle wird zur Bereitung des Schießpulvers und als Reißkohle beim Zeichnen verbraucht. Die Rinde dient zu mancherlei Flechtarbeiten, als Hand- und Bienenkoͤrben, ſo wie, vorzuͤglich in Daͤ⸗ nemark und Rußland, zum Gerben des feinen Handſchuh- und Juftenleders; auch liefert fie mit ver- ſchiedenen Zuſaͤtzen mehrere Farben, läßt fi vermengt mit Erlenrinde zum Schwarzfaͤrben wollener und leinener Zeuge verwenden, und wirkt als Medicin auf gleiche Weiſe wie die Chinarinde. Die Bluͤthe giebt den Bienen im Fruͤhjahr die erſte und reichliche Nahrung, fo daß zu Benutzung dieſer Zeidelweide nicht felten Hunderte von Bienenſtoͤcken in den Wald gefahren werden, und die Samenwolle wird, wie bei der vorbeſchriebenen Lorbeerweide angeführt, mit Baumwolle verkrempelt, zu Watten u. |. w. verarbeitet; der bluͤhenden Zweige bedienen ſich aber die Katholiken ſtatt der Palmzweige zur feſttaͤg⸗ lichen Weihe, woher der Name Palmweide. Die gruͤne Rinde nebſt Blättern und jungen Trieben wird von Schafen und Ziegen gern gefreſſen, und das Rothwild dadurch bei ſtrengen Wintern ſicherer als durch koſtſpielige Heu-Fuͤtterungen erhalten; ob indeß bei ſtarkem Wildſtande der Schaden, welchen die durch desfallſige Winterſchlaͤge angezogenen Rudel den angrenzenden Eichen- ꝛc. Auf- und Aus⸗ ſchlage drohen, ſobald dies Subfiftenz-Mittel unzureichend, nicht größer als die Erſparung der Heu⸗ Futterungskoſten iſt, moͤge dahin geſtellt bleiben. Auch darf eine ſolche Fuͤtterungserſparung nicht in Gegenden angewandt werden, wo die Sahlweide zu irgend einem anderen Zwecke, als zur Feuerung, beſtimmt iſt; indem z. B. die im Winter gefaͤllten Stangen gleichermaßen an Spaltbarkeit verlieren, wie die Wurzelſtoͤcke an Reproductionskraft. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Die Sahlweide eignet ſich zwar zu jeder Art von Forſtbetriebe, in ſofern der Turnus des ge waͤhlten Betriebes ihren Wachsthumsverhaͤltniſſen angemeſſen iſt, kann jedoch im Allgemeinen nur da einer beſondern forſtwirthſchaftlichen Beruͤckſichtigung, durch Erziehung foͤrmlicher Beſtaͤnde, würdig ge funden werden, wo ſich das Stangenholz mit aͤhnlichem Vortheile wie am Thuͤringerwald abſetzen laßt; da es im anderen Falle noch edlere Holzarten giebt, welche auf dem ihr (der Sahlweide) zum guten Gedeihen beduͤrftigen Boden nicht nur mit faſt gleicher Schnellwuͤchſigkeit einen gleichen oder hoͤhern Werth, ſowohl als Brenn- wie als Nutzmaterial verbinden, ſondern auch, weil fie einen gedraͤngteren Stand vertragen, außerdem im Ganzen genommen mehr Holzmaſſe liefern, ohne dabei durch Einwuchern anderen Laubholzbeſtaͤnden, an deren Reinerhaltung gelegen iſt, fo gefährlich zu werden, wie fie es wirklich iſt. Wo die Sahlweide einzeln gemiſcht unter andern Laubhoͤlzern vorkommt, wird ſie, im Hoch⸗ walde, fo weit man ihrer zur Erhaltung des Schluſſes nicht bedarf, durch die erſteren periodiſchen Zwiſchennutzungen, im Niederwald- oder Schlagholzbetriebe aber durch den reinen Abtrieb gleich⸗ zeitig mit den uͤbrigen Hoͤlzern weggenommen; wo ſie indeß den Hauptbeſtand bildet, und zugleich auf SA LL X. 379 ihre Benutzung für die Korb-, Schachteln- und Siebmacher Ruͤckſicht genommen wird, waͤhlt man fuͤr das Baumholz einen 30 — 40 jährigen, für das Stangenholz einen 5 — 20jaͤhrigen, und für das Kopfholz einen 4 — 5jaͤhrigen Umtrieb, und die Hiebszeit faͤllt ſodann fuͤr das Baumholz in die Wintermonate, fuͤr das Stangen- und Kopfholz hingegen in den Monat Maͤrz. Bei dem Schlag⸗ und Kopfholzbetriebe iſt die Reproductionskraft der Sahlweide ſo ſtark, daß man einjährige Schuͤſſe von 6 — 8 Fuß Länge findet, weshalb fie ſich hierzu vorzugsweiſe qualificirt. Feinde und Krankheiten. Außer den bei der Lorbeerweide genannten Inſecten, wozu noch der Weiß weiden-Spinner (Phalaena Bombyx palpina L.) und der Bachweiden-Tagfalter (Papilio Iris L.) zu zählen iſt, kann und muß man das Rothwild, welches im Winter die jungen Stangen ſchaͤlet, und insbeſondere die Hirſche und Rehboͤcke, welche das Baſt der Gehoͤrne gern daran abſchlagen, als ſehr arge Feinde der Sahlweide betrachten; desgleichen fuͤgt auch der Haſe bei tiefem Schnee, durch Abnagen, der jungen Rinde derſelben bedeutenden Schaden zu. Gewoͤhnliche Krankheiten, wie die Kern- und Weißfaͤule und die Duͤrrſucht, hat ſie mit den uͤbrigen baumartigen Weiden gemein; beſondere kennt man nicht. Erklaͤrung der Abbildung. Ein maͤnnlicher, und . ein weiblicher Bluͤthenzweig; . ein Blaͤtterzweig; . eine männliche, und . eine weibliche Bluͤthenſchuppe; beide ſtark vergrößert. ron m 124. SALIX ACUMINATA. Werft Weide. Tafel (X. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechfelftändig, laͤnglich⸗eifoͤrmig, unten ſchmal ablaufend, oben breiter und lang ge- ſpitzt, am Rande wellenfoͤrmig, die untere Haͤlfte glatt, die obere rundlich ſtumpfgezaͤhnt, auf der Oberfläche faſt kahl, unterwaͤrts filzig, und am Grunde des mittelmäßig langen Stiels mit zwei kleinen gegenftändigen Nebenblaͤttchen beſetzt. Synonymie SALIX ACUMINATA. Willd. Linn. IV. 2. p. 704. N. 104. Borkhauſen I. p. 625. N? 105. — Burgsdorf II. 1. p. 167. N! 56. Bechſtein IV. p. 622. N? 48. — Hartig VI. 1. p. 127. N? 10: — Duͤ Roi und Pott III. p. 36. N? 11. Guimpel und Hayne p. 251. Engl. THE OBLONG-LEAVED SALLOW. 96 I Franz. LE SAULE POINTU. 380 SALIX. Provinzial⸗Namen. Werft, gemeiner und großer, auch ſpitzblaͤttriger Werft, Palmen- Werft, Werftſtrauch, kleine und ſpitzblaͤttrige Sahlweide. 8 Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 642. Reitter und Abel T. 56. Guimpel und Hayne J. 193. E Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch- oder, wie wohl ſeltener, baumartig, 3 — 4 Fuß hoch ausgeaͤſtet, 4 — 5 Zoll unten ſtark und rund, meiſtens aber etwas geſchoben, im freien Stande oft ganz fehlend; die Hoͤhe des ganzen, oben ausgebreiteten Strauchs, oder ſperrig⸗aͤſtigen Baͤumchens 10 — 12 Fuß. Die alte Stammrinde gruͤnlich-aſchgrau, hin und wieder warzig roſtgrau gefleckt, nach den Wur⸗ zeln herab etwas riſſig, die jüngere braun- oder olivengruͤn und glatt, die jüngfte, gleichgefaͤrbt, mit leichtem weißlichen Filz uͤberzogen. Die Aeſte und Seitenzweige wechſelſtaͤndig, ziemlich ſchlankſchuͤſſig, biegſam und zaͤhe. Die Wurzeln laufen u — / Fuß tief und 4 — 5 Fuß weit unter dem Boden hin, und ver— kuͤndigen ihr Gebiet durch reichen Ausſchlag. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Knospen eirund, ſtumpf, einhuͤllig, hellbraun und filzig. Die Ausgangs April oder Anfangs Mai hervorbrechenden wechſelſtaͤndigen Blaͤtter ſommergruͤn, 3 Zoll lang, 1 Zoll breit, laͤnglich-eifoͤrmig, oben breiter als unten, und langgeſpitzt, unten verſchmaͤlert ablaufend, der Rand wellenförmig, die untere Hälfte glatt, die obere rundlich-ſtumpfgezaͤhnt, auf der Oberfläche dunkelgruͤn, leicht gerunzelt und glatt, einzeln mit Seidenhaaren beſetzt, unterwaͤrts mattgruͤn, gelblich erhaben gerippt und geadert und weißfilzig, der Blattſtiel Y, Zoll lang, gefilzt, und am Grunde von 2 kleinen gegenſtaͤndigen, nierenfoͤrmigen, gezaͤhnten Abfall- oder Afterblaͤttchen eingefaßt. Sie faͤrben ſich gegen Ausgang Octobers hochgelb, und fallen dann ab. Die Bluͤthe erſcheint Ende März oder Anfangs April in Geſtalt 1 Zoll langer, Y Zoll dicker, walzenfoͤrmiger, dachziegelig geſchuppter Kaͤtzchen, auf kurzen, mit 4 — 6 kleinen ei⸗lanzettfoͤrmigen, weiß⸗ behaarten Deckblaͤttchen beſetzten Stielen, und iſt ganzgetrenntgeſchlechtig; die am Grunde mit einfachen Honigdruͤſen beſetzten Schuppen ſind unterwaͤrts braun, oben durch dicht anliegende Haare zottig ſilberweiß, bei den männlichen Kaͤtzchen größer und breiter, als bei den weiblichen, auch länger behaart; unter den Schuppen des männlichen Kaͤtzchens ragen 2 lange, dünne Staubfaͤden, mit großen, doppelten und gefurchten gelben Beuteln heraus, unter denen des weiblichen findet ſich dagegen ein auf- rechtſtehender, langgeſtielter, bauchig-kegelfoͤrmiger, langgeſpitzter, grüner, weißbehaarter Fruchtknoten, mit ſperrig⸗zweiſpaltiger, gelber Narbe. Die Frucht und der Samen gleichen dem der vorbeſchriebenen Sahlw eide vollkommen, nur daß ſie nicht ganz ſo groß ſind, und reifen auch zu gleicher Zeit. Varietaͤten. Bei der Werftweide variirt die Geſtalt der Blätter ebenfalls nach der Ver⸗ ſchiedenheit des Alters und Standortes, fo daß fie bald rundlicher, bald ſchmaler, ſpitziger und glatt: oder gezaͤhntrandig vorkommt; auch findet man in kuͤnſtlichen Anlagen 8 Varietaͤten mit gruͤn⸗ und gelbgeſcheckten Blättern. Beſchaffenheit des Holzes. Weich, feſt, zaͤhe und leicht, 5 dem Schnitt weiß, im Kern röthlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Die Werftweide iſt in Deutſchland und England, wo ſie in den Buſchhoͤlzern, auf Wieſen und an den Ufern der Bache, Fluͤſſe, Teiche und Seen, wie auch an alten Gräben angetroffen wird, SVN UI TAX? 381 ein ſehr bekannter Strauch; findet ſich auch wahrſcheinlich in den übrigen Ländern Europa's, und wenn man fie dort nicht zu finden glaubt, möchte dies wohl nur von ihrer Verwechſelung mit der Sahl— weide herkommen, womit ſie, den niedrigern, dichter verzweigten Wuchs, fo wie die ſchmalern Blätter und kleinere Bluͤthe abgerechnet, große Aehnlichkeit hat. Liebt einen friſchen, jedoch nicht ſumpfigen, lockern Boden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 10 — 15 Jahr, und dauert Aber 20 Jahr aus. Nutzen. Hieruͤber laͤßt ſich nichts weiter ſagen, als daß man den Strauch, da er ziemlich dicht verwaͤchſt, und den Schnitt vertraͤgt, hin und wieder zu lebendigen Hecken anpflanzt; das ſtaͤrkere Holz zur Feuerung, die ſchlanken Schuͤſſe zu mancherlei unbedeutendem Flechtwerk, und das Laub als Futter fuͤr Schaafe und Ziegen benutzt; auch daß die Bienen aus den Bluͤthen Honig holen, und die Samenwolle auf gleiche Weiſe, wie bei den übrigen Weiden, benutzt werden kann. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Hat fuͤr den Forſtmann keinen Werth, im Gegentheil iſt der Strauch im Walde, wo er das Fort⸗ kommen beſſerer Holzarten behindert, wohl eigentlich mehr ſchaͤdlich, als nuͤtzlich. Feinde und Krankheiten. Durch den Stich einer Gallwespe (Cynips) entſtehen monſtroͤſe Auswuͤchſe, womit zu Zeiten der ganze Strauch, Zweige, Blätter und Bluͤthen, überzogen iſt, und außer den, bei den vorhin be⸗ ſchriebenen Strauch-Weidenarten angeführten Inſecten macht ſich noch als Feind der Pappelnſchwaͤr— mer (Sphinx populi L.), der Seidenfall- und Weidenblattkaͤfer (Chrysomela sericea et Chr. viminalis L.), ferner der zweiblaͤttrige Schnellkaͤfer (Elater bipustulatus L.), und der Wei⸗ dendaͤmmerungs- und Bandweidentagfalter (Sphinx ocellata et Papilio Ilia L.) bemerkbar. Die Krankheiten, wovon dieſer Strauch befallen wird, ſind bei den vorhergehenden Strauchweiden angegeben. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein Zweig mit männlichen, und . ein Zweig mit weiblichen Bluͤthenkaͤtzchen; ein Blaͤtterzweig; . eine männliche, und . eine weibliche Bluͤthenſchuppe, beide ſtark vergrößert. N m 382 SA UI 125. SALIX VWIMINALIS. Korb: eide Tafel (XI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechfelftändig, ſehr lang, gleichbreit lanzettförmig, unten verſchmaͤlert, oben lang geſpitzt, am Rande flach wellenfoͤrmig ausgeſchnitten, zuweilen etwas gezaͤhnt, auf der Oberflache kahl, unterwaͤrts ſilberfarben gefilzt, mittelmaͤßig geſtielt. Synonymie. SALIX VIMINALIS. Willd. Linn. IV. 2. p. 706. N. 109. Borkhauſen I. p. 584. Ne 74. Burgsdorf II. 1. p. 168. Ne 57. Bechſtein IV. p. 624. Ne 50. Hartig VI. 1. p. 199, N Duͤ Roi und Pott III. p. 29. Ne 9. Guimpel und Hayne p. 251. Franz. LE SAULE A LONGUES FEUIIIES. Engl. TEE Osıer WILL OW. Provinzial⸗Namen. Große Korb-, Haar-, Flachs- und Krebsweide, Haar-, Hanf-, Band-, Seil-, Spitz⸗, Schuß f Grund⸗, Elb⸗, Ufer⸗, Waſſer⸗, Krebs-, Fiſcher-, Aehmts-, Armets- und Arintsweide, weiße Fiſcher⸗ weide, Kaneyen, Kneyen und Kneyenbuſch. f Abbildungen. Reitter und Abel T. 57. Guimpel und Hayne J. 194. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauch-, ſelten baumartig, 3 — 5 Fuß hoch ausgeaͤſtet, 3 — 4 Zoll über der Wurzel ſtark und rund; ausgewachſen erreicht der Strauch eine Höhe von 15 — 18 Fuß und ein ſperrig-buſchiges Anſehen. Die alte Rinde gelbbraun, rauh und riſſig, die jüngere gelb- lichgruͤn mit roſtbraͤunlichen Warzen und Druͤſen, die jüngfte gruͤngrau und feinhaarig. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, und find geradſchuͤſſig, biegſam und zähe. „Die Wurzeln liegen meiſtens nicht über 1 Fuß tief in dem Boden, ſtreichen aber 5 — 6 Fuß weit, und ſind ſehr fein in und durch einander verzweigt. Das Blatt. Die Knospe, welche ſich in den obern Blattwinkeln entwickelt, wechſelſtaͤndig, an⸗ geſchloſſen, klein, eiförmig, geſpitzt, einhuͤllig, dunkelbraun, roͤthlich beſtaͤubt und glatt. Die angeſchloſ⸗ ſenen ſommergruͤnen Blaͤtter erſcheinen faſt gleichzeitig mit der Bluͤthe gegen Ende Aprils, und ſind gleichbreit⸗lanzettfoͤrmig, 5 — 6 Zoll lang, % — / Zoll breit, oben lang geſpitzt, unten verſchmaͤlert, am Rande ſeicht wellenfoͤrmig ausgeſchnitten, nach der Spitze zu oft undeutlich gezaͤhnt, auf der Ober⸗ fläche glaͤnzend⸗dunkelgruͤn und glatt, durch die vertieft liegenden Adern etwas runzlich, unterhalb grau⸗ weiß, mit ſeidenartigem, ſilberfarbenen Filz bedeckt, die erhabene Mittelrippe, wie der ½ Zoll lange, E SM LIVE XZ 383 unten breit gedruͤckte, filzige Blattſtiel, ſtark, ſteif und gelb; die bald abfallenden Nebenblaͤttchen, welche man an den obern Zweigſpitzen zuweilen bemerkt, ſind klein, lanzettfoͤrmig und am Rande gezaͤhnt. Ende Octobers fallen ſie gruͤn oder gelblich gebleicht ab. Die Bluͤthe. Die ganzgetrennten Geſchlechts auf verſchiedenen Stämmen im April erſchei— nenden Kätzchen abwechſelnd und aufrecht ſtehend, ungeftielt, am Grunde von 2 — A kleinen weiß- und weichhaarigen Nebenblaͤttchen in Geſtalt der übrigen Blätter unterſtuͤtzt, walzenfoͤrmig und dachziegelartig geſchuppt; die maͤnnlichen Kaͤtzchen 1 ¼ Zoll lang, % Zoll dick, unter jeder der ovalen, wenig ge⸗ ſpitzten, auf der Oberflaͤche weißlich-langbehaarten, unterwaͤrts rothbraunen Schuppen, mit 2 langen fadenfoͤrmigen, weißen Staubfaͤden verſehen, auf deren Spitzen ſich große, doppelte, runde, gelbe Staub⸗ beutel befinden; die etwas größeren und ſchlankern weiblichen Kaͤtzchen unter jeder der etwas kleinern Schuppen einen ſitzenden, eirund⸗lanzettfoͤrmigen, weißlich -weichbehaarten Fruchtknoten mit langem, duͤn⸗ nen, gelblichen Griffel und ſperrig tiefgeſpaltener gelber Narbe enthaltend. Die Frucht und der Samen. Die dem Fruchtknoten aͤhnlich geſtalteten, etwas eckigen Sa— menkapſeln reifen im Juni, wo dann der fehr feine gelbbraͤunliche, wollige Samen abfliegt. Beſchaffenheit des Holzes. Grob-langfaferig, weich, zaͤhe und leicht, auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Bewohnt die Ufer der Bäche, Flüffe, Teiche und Seen, und kommt in Deutſchland, wie überhaupt im ganz nördlichen Europa haͤufig vor. Fortpflanzung. a Geſchieht, wie bei den uͤbrigen Strauchweiden, durch den Samen und durch Stecklinge, und faſt gleichgeſtaltet wie bei jenen, erſcheinen auch die jungen Pflaͤnzchen 3 — 4 Wochen nach der Aus— ſaat mit 2 kleinen laͤnglichen Samenblaͤttchen uͤber der Erde. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres laͤßt ſich auf 10 — 15, letzteres auf 25 — 30 Jahre annehmen. Nutz en. Die Korbweide iſt eine der nuͤtzlichſten Strauch-Weiden, welche Deutſchland aufzuweiſen hat; denn nicht nur, daß fie ſich zum Sandbaue und zur Befeſtigung der Fluß-Ufer und Teich-Daͤmme ſehr vortheilhaft benutzen laͤßt, ſo dienen auch ihre ſchlanken, zaͤhen Zweige zu Faſchinen, Wieden und allen groͤbern Flechtarbeiten der Korbmacher, und ihr, wiewohl ſchwaches, Holz hat einen ziemlich hohen Hitzgrad. Die Bluͤthen gereichen den Bienen, und das Laub den Schaafen und Ziegen zur Nahrung. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Nur bedingungsweiſe, z. B. in ſandigen, von Gewaͤſſern durchſchnittenen Waldcggende wo DE Korbflechtarbeit einen Zweig der Staats-Oekonomie ausmacht u. ſ. w., läßt ſich dieſe Weide Ene die des wirthſchaftlich geregelten Anbaues wuͤrdigen Forſtpflanzen rechnen; die Zeit 85 Benutzung richtet fi indeß nach dem jederzeitigen Bedarf, und kann das Schneiden der Nai fuͤr den Korbmacher nach dem Verholzen der jungen Schuͤſſe den ganzen Sommer und Herbſt hindurch geſchehen. Feinde und Krankheiten. Unter den inſectenartigen Feinden find die Weiden- und Pappel-Blattkaͤfer (Chryso- mela viminalis et Chr. populi), welche mit ihren Larven in manchen Jahren den Strauch faſt blät- terlos freſſen, die ſchaͤdlichſten. Eigentliche Krankheiten, außer denen des Alters, kennt man nicht. 97 384 S ALIX. Erklärung der Abbildung. . Ein männlicher, und dein weiblicher Bluͤthenzweig; ein Blaͤtterzweig; 5 . eine männliche, und eine weibliche Bluͤthenſchuppe, beide vergrößert. ron» 126, S A I. IX RIP R La, Ufer⸗Weide. Tafel CXII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, angeſchloſſen, faſt gleichbreit-lanzettfoͤrmig, am Rande vom Grunde herauf bis faſt zur Haͤlfte glatt, von da an bis zur Spitze druͤſig gezaͤhnt, oberwaͤrts grasgruͤn und weichhaarig, unterhalb gerunzelt und weißfilzig, der Stiel kurz. Synony mie. SALIX RIPARIA. Willd. Linn. IV. 2. p. 698. N? 91. Bechſtein IV. p. 627. Ne 53. Guimpel und Hayne p. 245. — INCANA. Borkhauſen I. p. 587. N. 76. Franz: LE SAULE DRAPE. Abbildungen. Sturms Deutſche Flora I. Heft 25. T. 14. Gu impel und Hayne T. 187. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, im Schluß zuweilen 4 — 6 Fuß hoch entatet, außerdem aber meiſtens nahe uͤber der Erde in mehrere Aeſte zertheilt, 2 — 5 Zoll uͤber der Wurzel ſtark und rund; die Höhe des ganzen Strauchs, einſchließlich der Zweige, 6 — 12 Fuß. Die ältere Rinde dunkelroth⸗ oder ſchwaͤrzlich-braun und glatt, die jüngere ins Gelbliche gemiſcht und weich⸗ haarig. Die Aeſte und Zweige ſtehen abwechſelnd, und bilden ſchlanke, faſt gerade aufgehende Schuͤſſe. Die Wurzeln, welche reichlichen Ausſchlag treiben, laufen nicht über 7, Fuß tief und 4 — 5 Fuß weit. 5 ER Das Blatt. Die Knospe wechſelſtaͤndig, eirund, oben ſtumpf, oder doch nur unmerklich geſpitzt, und dunkelbraun. Die ſommergruͤnen Blaͤtter, welche gegen Ende Aprils und im Mai ausbrechen, 3 — 4 Zoll lang, % Zoll, auch wohl etwas daruber breit, faſt gleichbreit-lanzettfoͤrmig, am Rande von unten herauf zur Hälfte glatt, die obere Hälfte rundlich und druͤſig gezaͤhnt, auf der Oberfläche SA TAX 385 grasgruͤn, mit graulichen, dicht anliegenden, weichen Haaren beſetzt, unterhalb gerunzelt und weißfilzig, der hochgelbliche oder roͤthliche, weißgefilzte Stiel 2 Linien lang; ihr Abfall erfolgt im October. Die Bluͤthe erſcheint vor dem Ausbruch der Blaͤtter in ganzgetrennten Geſchlechtern als auf⸗ gerichtete, walzenfoͤrmige, dachziegelig über einander liegend geſchuppte Kaͤtzchen. Die maͤnnlichen Kaͤtzchen J — 1 Zoll lang, ½ Zoll breit, ungeſtielt, am Grunde von 3 — 4 ſchmalen, gezaͤhnten Nebenblaͤttchen unterſtuͤtzt, die Schuppen rundlich, unterhalb grüngelb, nach oben mit wenigen kurzen Seidenhaaren beſetzt, die 2 langen, fadenförmigen, gelblich weißen Faͤden mit doppelten, runden, hoch—⸗ gelben Staubbeuteln verſehen. Die weiblichen Kaͤtzchen laͤnger, und ſchlanker als die maͤnnlichen, die Schuppen etwas laͤnglicher und roͤthlich gelb gefärbt, der Fruchtknoten kegelfoͤrmig, am Stiele abgerun- det, oben lang geſpitzt, gruͤnlich und glatt, der Griffel pfriemenfoͤrmig, mit viertheiliger Narbe. Die Frucht und der Samen. Die Samen-Kapſeln, welche im Juni reifen, kegelförmig, oben zugeſpitzt, zweiklappig, gelblich braun und glatt. Der Samen ſehr klein, laͤnglich, braun und von zarter Haarwolle umgeben. Beſchaffenheit des Holzes. Lang- feinfaſerig, weich, zaͤhe und leicht, auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Kommt in Oeſtreich, Baiern, Salzburg und Tyrol an hohen Flußufern, wie auch zuweilen in den feuchtbodigen Vorbergen vor. Fortpflanzung. Wie bei der vorhergehenden Art. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 15 — 18 Jahr, und erreicht ein Alter von 35 — 40 Jahren. Nutzen. Wie bei der vorbeſchriebenen Korbweide. Unter den mancherlei Inſecten, welche ſich als Feinde der uͤbrigen und dieſer Weiden zeigen, findet ſich vorzuͤglich auch der Weiden-Widderkaͤfer, (Clytus salicis SCHRANK). Beſondere Krankheiten bemerkt man nicht. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein männlicher und . ein weiblicher Bluͤthenzweig; ein Blaͤtterzweig; . eine männliche und eine weibliche Bluͤthenſchuppe, beide ſtark vergrößert. e EN 386 SALIX. 127. SALIX ALBA. Weiße Weide. Tafel CXIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechfelftändig, ſchmal-lanzettfoͤrmig, langgeſpitzt, am Rande rothdruͤſig fein gezaͤhnt, auf beiden Seiten, beſonders unterwaͤrts, ſeidenartig behaart, auf der Oberfläche lebhaft grün und glänzend, unten gruͤnlich-grauweiß, am Grunde des ſehr kurzen gelblichen Blatt⸗ ſtiels zuweilen mit zwei kleinen, ſpitzigen, kurzdauernden Nebenblaͤttchen beſetzt. Synonymie. S ALIX ALB A. Willd. Linn. IV. 2. p. 710. N. 116. — Borkhauſen I. p. 581. N. 73. — — Burgsdorf II. 1. p. 162. N. 11. —̃ . — Bechſtein IV. p. 396. Ne 48. — ͥ —— Hartig VI. 1. p. 119. N? 1. — — Du Roi und Pott III. p. 27. N. 8. — Su impel und Hayne p. 254. Franz. E'O STIER BLANC. Engl. Tue WIITE WILLOWò. Provinzial⸗Namen. Gemeine Weide, gemeine weiße und Silber-Weide, weiße Vruchweide, große Weide, Allee-, Baums, Kamp⸗, Kolbe, Kopf, Gerber⸗, Pappel- und Pott-Weide, mürbe, auch zaͤhe und bittere Weide, Falbe, Falbinger, Felbe, Felber, weißer Felber, Felbinger, Welge, Wilge, Wilgenbaum, Weicheln, Wicheln und Wuͤchel. Abbildungen. Blackwell T. 237. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 454. Cramer J. 15. Reitter und Abel T. 11. Gu impel und Hayne T. 197. 0 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, unter guͤnſtigen Umftänden 40 — 50 Fuß hoch ohne Aſt, 3 „gerade und rund, mit ſtarkaͤſtiger, meiſt rundlicher Krone; die Hoͤhe des ganzen Baums 60 — 80 Fuß. Die Rinde alter Staͤmme braͤunlich oder aſch⸗ grau, ſchmal und tief in der Laͤnge und ſchuppig in die Quere aufgeriſſen, die jüngere graugruͤn und glatt, mit einzelnen kleinen roſtfarbenen Querflecken, die juͤngſte rothbraun oder gelblich, an den noch nicht verholzten Trieben gruͤn, mit weißem Filz uͤberzogen. Die Aeſte und Zweige ſtehen abwechſelnd, erſtere ſperrig, letztere ziemlich angeſchloſſen, und bilden ſchlanke, biegſame Schüffe. Die Wurzeln dringen nicht über 1 — 2 Fuß tief in den Boden, breiten ſich aber fein verzweigt 6 — 8 Fuß weit aus, wobei die juͤngern flachlaufenden gern Ausſchuͤſſe treiben; nur Staͤmme auf gutem Boden aus dem Samen gezogen, bilden eine pfahlaͤhnliche Herzwurzel. S LIFE 387 Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen, anliegenden, kleinen Knospen kegelförmig, zugeſpitzt, ein⸗ huͤllig, hell- oder dunkelbraun und glatt, nur an der Spitze ſehr fein behaart. Die gleichfalls wech⸗ ſelſtaͤndigen Blätter, deren Ausbruch im April erfolgt, ſommergruͤn, 3 — 4 Zoll lang, 7 — Ya Zoll breit, ſchmal⸗lanzettfoͤrmig, langgeſpitzt, am Rande ſehr fein ſaͤgenartig und rothdruͤſig gezaͤhnt, auf der Oberflaͤche lebhaft gruͤn, unterhalb gruͤnlich-weiß und auf beiden Seiten, beſonders auf der untern, mit dicht anliegenden Seidenhaaren bedeckt, der oberhalb gerinnelte Blattſtiel nicht uͤber 2 Linien lang, anfangs weißfilzig, ſpaͤterhin gelb und glatt, am Grunde mit kurzdauernden, kleinen ſpitzigen Nebenblaͤttchen beſetzt; der Abfall erfolgt im October und November, bis wohin ſich das Blatt gelb oder gelbgruͤn faͤrbt und druͤſenartige Roſtflecken bekommt. Die Bluͤthe erſcheint nach dem Ausbruch der Blaͤtter, Anfangs oder Mitte Mai, in ganzge⸗ trennten Geſchlechtern auf verſchiedenen Staͤmmen. Die wohlriechenden gelbgraugruͤnen maͤnnlichen und weiblichen Kaͤtzchen aufrechtſtehend, 1½ — 2 Zoll lang, ½ — 0 Zoll dick, walzenförmig, dachziegel⸗ artig und fein behaart geſchuppt, ½ — 1 Zoll lang, gruͤnweiß und filzig geſtielt, am Stiele mit 4—6 kleinen, ſchmalen Blaͤttchen beſetzt; die Schuppen des maͤnnlichen Kaͤtzchens 2 lang herausragende, fa⸗ denfoͤrmige, am Grunde verwachſene und von zwei Honigdruͤſen unterſtuͤtzte, weißliche Staubfaͤden, mit doppelten, rundlichen, hochgelben Staub- Beuteln, die des weiblichen nur eine Honigdruͤſe, einen ge⸗ ſtielten, kegelfoͤrmigen, gruͤngelblichen, platten Fruchtknoten, mit ſehr kurzem geſpaltenen Griffel und ſtumpfen, gelblichen Narben enthaltend. Kelch und Krone fehlen an beiden Bluͤthen. Die Frucht und der Samen. Die im Juli reifenden, kegelförmigen, zweiklappigen, einhuͤlligen und vielſamigen Kapſeln gelbgruͤn und glatt, der Samen fein, laͤnglich, gelbbraun und wollig weiß behaart. Beſchaffenheit des Holzes. Kurz- feinfaſerig, ſchwammig und weich, doch ziemlich zaͤhe, auf dem Querſchnitt weiß, im Kern roͤthlich; ein Kubikfuß Stammholz wiegt, nach Hartig, U OB ns 65 Y6 Pfund. Halb stocken 46 » UND ganz dur 32 » Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in ganz Europa, auch im noͤrdlichen Aſien, an Teichen, Fluͤſſen und Baͤchen wild, und kommt auf allerlei, nur nicht zu bindendem oder ganz trocknem Boden fort; kuͤnſtlich angebauet iſt ſie, außer den gedachten Orten, auf feuchten Viehtriften und Weide-Aengern ein ſehr gemeiner Baum. Fortpflanzung. Dieſe laßt ſich zwar ſowohl durch natürliche und kuͤnſtliche Ausſaat, als Dun) Wurzel: brut und Stecklinge oder Setzſtangen bewirken; doch iſt die letztere Bene die allgemein be= liebteſte und leichteſte. Bei der natürlichen Fortpflanzung, welche das . 3 und weiblicher Staͤmme bedingt, wird der abfliegende leichte Samen au — 150 1 5 5 Winde fortgefuͤhrt, und uͤberall, wo ſich in dieſer Entfernung friſcher 9 70 1 man binnen wenigen Jahren eine gedraͤngte Nachkommenſchaft ſich erzeugen Nen Bei der kuͤnſtlichen 1 RR den die Kaͤtzchen, fobald ſich die Spitzen der Kapfeln gelblich färben, ur anfangen aufaufpringen, wie bei den Pappeln abgeftreift, und an fonnigen, gegen un Zugluft geſchuͤtzten Orten en Finger hoch aufgeſchuͤttet, bis der wollige Samen den Kapſeln entſteigt, worauf man denſelben abnimmt, mit 1 35 vermiſcht, bei feuchter, ruhiger Luft in ſeichten Rinnen 5 5 en gemachtem Boden e . und bei trocknem Wetter in den erſten 14 Tagen durch maͤßiges Begießen 1 5 feucht 5 Die innerhalb 4 — 6 Wochen mit 2 linienfoͤrmigen „ zum 1 3 11 5 Pflaͤnzchen werden, in ſofern ſie zum Auspflanzen beſtimmt ſind, u dem = a in die ER ; und von hieraus, nach Erlangung der noͤthigen Hoͤhe und Staͤrke, an ihren weitern Beſtimmungsor 1 . 7 „ . 5 . e 8 10 388 SALIX. Zoll langer, oben und unten ſchraͤg und ſcharf abgeſchnittener Zweige, und zu der mit Seeed Bei jähriger Aeſte, welche im Monat März, wo man die Weiden koͤpft, zu 8 — 12 Fuß Länge gehauen, an beiden Enden ſcharf abgeſtutzt, und nachdem ſie 14 Tage mit dem untern Ende im Flußwaſſer ge⸗ ſtanden, Anfangs April in 1 — 2 Fuß tief ausgegrabene Loͤcher geſetzt werden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Mit dem 35 — Aoften Jahre hat die weiße Weide ihren Hoͤhenwuchs, ſo wie uberhaupt ihren hoͤchſten Zuwachs in die Staͤrke vollendet, doch ſieht man nicht ſelten Kopfſtaͤmme von 70 — 80 Jahren, die, obwohl einem Schilderhauſe gleich, bis faſt auf die Rinde von der Kernfaͤule ausgehoͤhlt, dennoch gruͤne Aeſte und Zweige treiben. ö Nutzen. Das leichte Holz dieſer Weide gewaͤhrt in ſeiner Verwendung zu Bau⸗, Werk⸗ und Geraͤthe⸗ Material faſt gleichen Nutzen, wie das der Pappeln, und iſt in holzarmen Gegenden oft das einzige Feuerungsmaterial der Landbewohner; die Hitzkraft deſſelben verhaͤlt ſich, nach Hartig wie 3 Fl. 8% Kr. zu 6 Fl. und nach v. Werneck wie 507 zu 1000. Die zaͤhen Aeſte und Zweige werden zu Faſchinen, Faßreifen, Tubben⸗ und Eimerbaͤndern, Flechtzaͤunen, zu Wieden zum Anbinden lebendiger Hecken, junger Baͤume, zur Befeſtigung der Holz⸗ flößen und zum Binden des Getreides, auch zu allerlei Korbarbeit benutzt; die zuſammenziehende, bittere Rinde dient ſehr häufig zum Gerben des feinen Leders, färbt Seide und Wolle zimmtbraun, und wird gegen Wechſel- und andere Fieber ſtatt der Chinarinde verordnet; die eingekochte und mit Alaun ver⸗ ſetzte Brühe giebt eine ſchoͤn braune Lackfarbe für die Maler; aus den Bluͤthenkaͤtzchen holen die Bie⸗ nen Honig, auch laͤßt ſich durch Deſtillation ein angenehmes Getränk daraus herſtellen; die jungen Blaͤt⸗ terzweige, im Auguſt gehauen, geben getrocknet ein gutes Winterfutter für Ziegen und Schaafe. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Zum forſtlichen Anbau wenig geeignet, iſt es nur der Oeconom und Landmann, der ſich mit ihrem Anbau beſchaͤftigt; dieſer pflanzt fie aber, wie vorhin erwähnt, und zwar in 8 — 16füßiger Entfernung, an die Ufer der Fluͤſſe und Baͤche, auf Teichdaͤmme, feuchte Triften und Weide⸗Aenger, und laͤßt fie entweder zu hohem, ſtarken Baumholz, oder, wie meiſtens der Fall, zu Kopfbäumen heranwachſen. Das Baumholz wird bei 35 — 40jährigem Alter im Spaͤtwinter, das Kopfholz dagegen bei 4 — 6 oder Sjährigem Alter im März gehauen. Feinde und Krankheiten. Die Raupe des Weidenſpinners (Phalaena Bombyx salicis Lin.) zerfrißt die Blaͤtter; die Raupe des Weidenholzſpinners (Ph. Bomb. Cossus Lin.) durchnagt den Stamm in minenartigen Gaͤngen, und durch den Stich der Weiden-Gallwespe (Cynips salicis Lin.) entſtehen die ſogenann⸗ ten Weidenroſen, in welchen ſich die eingelegten Eier dieſes Inſects ausbilden und entwickeln. Zu den Krankheiten gehört hauptfählih die Weiß- und Kernfaͤule, beſonders die letztere, woran die meiſten Stämme, und zwar die Kopfſtaͤmme in der Regel abſterben, da durch das Abſtutzen der Setz⸗ ſtangen hierzu der Grund gleich in der fruͤheſten Jugend gelegt wird. Erklaͤrung der Abbildung. 1. Ein maͤnnlicher, und 2. ein weiblicher Bluͤthenzweig; „ 3. ein Blaͤtterzweig; 4. eine maͤnnliche, und 5. eine weibliche Bluͤthenſchuppe, beide ſtark vergrößert. 389 XLVIIL SALVIA. Salbei. LINN. GEN. ed. VI. N: 39. Claſſe II. DIANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs-Character. Die Zwitterblume. Der bleibende Kelch glockenfoͤrmig, 2theilig oder lippig, die Oberlippe 2 — 3, die Unterlippe 2zaͤhnig; die Krone rachenfoͤrmig; Staubgefaͤße 2, der Krone eingefügt; Fruchtknoten 4; Griffel 1, mit 2theiliger Narbe; die Frucht Anackte Samen. 128. SALVIA OFFICINALIS. Gemeine Salbei. Tafel (XIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter gegenuͤberſtehend, lanzettfoͤrmig, am Rande fein gekerbt, oberwaͤrts vertieft, unten erhaben gerippt und geadert, auf beiden Seiten, beſonders in der Jugend, fein behaart, die obern Blaͤtter kurz, die untern langgeſtielt, der Stiel filzig. Synonymie. SALVIA OFFICINALIS. Willd. Linn. I. 1. p. 129. N? 7. Borkhauſen II. p. 1172. Ne 417. Bechſtein IV. p. 805. Ne 47. Franz. LA SAU GE. Engl. THE SAGE. Provinzial⸗Namen. Salbei, officinelle, auch Küchen= oder Garten⸗Salbei, Salbeiſtrauch, Salvei, Salve, Salber und Scharbei. Beſondere Beſchreibung. Der Schaftſtengel ſtrauch-, oder, wie wohl richtiger, ſtaudenartig, nahe uͤber dem Boden in mehrere aufrecht ſtehende, 1 — 3 Fuß hohe, unten / Zoll ſtarke, buſchig⸗ verzweigte Aeſte zertheilt, oft auch ganz fehlend; die zweijährigen Stengel graubraun und rund, die jüngeren gruͤnlich weißgefilzt und faſt vierkantig. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen gegen einander über. Die Wurzeln laufen kaum Y, Fuß tief und 1 Fuß weit. Das Blatt. Die Knospen gegenüber ſtehend, klein, zweiblaͤttrig, geſpitzt und weißgruͤn. Die im Mai hervorbrechenden, gegenſtaͤndigen, imm ergruͤnen, herben und bittern, ſteufrlechenden, dicken Blaͤtter einfach, 2½ — 3 Zoll lang, / — 1½ Zoll breit, lanzett⸗ eifoͤrmig, oben ſtumpflich geſpitzt, 390 | Verka: am Grunde keilförmig ablaufend, auch wohl undeutlich geherzt, oder mit kleinen rundlichen Blaͤtter⸗ anſaͤtzen verſehen, am Rande ſehr fein gekerbt, auf der Oberflaͤche vertieft, unten erhaben gerippt und netzfoͤrmig geadert, oberhalb hell-, unten grauweiß⸗gruͤn, auf beiden Seiten, beſonders auf der untern, dicht anliegend fein weißlich behaart und runzlich, der Blattſtiel / — 1 ½ Zoll lang, gerinnelt und weißfilzig; ihr Abfall erfolgt ohne beſtimmte Zeit nach und nach. Die Zwitterbluͤthe erſcheint vom Juli bis September an den Spitzen der vorjaͤhrigen Zweige, und bildet 6—8, meiſtens Y,—1 Zoll von einander entfernt ſtehende blattloſe, 4 — 5blumige Quirle. Der grüne, braunroth geſtreifte, glockenfoͤrmige Kelch Llippig, die Oberlippe 3, die untere mal tief gezaͤhnt, die Zahnſpitzen krautſtachlich; die roͤthlichblaue, den Kelch überragende, rachenfoͤrmige Krone ebenfalls Alippig, die Oberlippe helmfoͤrmig ausgeſchnitten, die Unterlippe zuruͤckgebogen, mit ausgerundetem mitt⸗ leren Ausſchnitt; im Innern der Oberlippe zwei kurze weißgruͤne Faͤden, und 2 quer darüber liegende gleichgefaͤrbte, am Grunde mit einer gelbbraͤunlichen rundlichen Druͤſe, oben mit doppelten gelbbräun- lichen Beuteln verſehene, kurze Staubfaͤden angeheftet; der auf einem 4doppelten, verwachſenen, grünen Fruchtknoten ſtehende Griffel lang, dünn und gruͤn, die Narbe ungleich⸗zweitheilig. Die Frucht und der Samen. Die Frucht aus vier, am Grunde des bleibenden Kelchs be⸗ findlichen, kleinen nackten, rundlichen Samen gebildet, welche vom September bis November reifen und im Fruͤhjahr (Monat Maͤrz) ausfallen. Varietaͤten. Man findet deren a) mit roͤthlichen, auch weiß- und gelbgeſchaͤckten, mit groͤßern oder kleinern und geoͤhrten Blaͤttern; a b) mit rothen und weißen Blumen. 5 Beſchaffenheit des Holzes. Die aͤußere dünne Holzlage der Stengel fein- kurzfaſerig und wenig hart, im Innern weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt in Spanien, Frankreich, Italien, Krain, Kaͤrnthen und Schleſien wild, und wird in unſern Kuͤchen-Gaͤrten häufig angebauet; liebt einen ſchattigen Stand und guten lockeren Boden. Fortpflanzung. Der Samen wird im Fruͤhjahr, Monat Maͤrz, auf Beeten oder in Toͤpfen ausgeſtreuet, ganz leicht mit Erde bedeckt und mäßig feucht erhalten, worauf derſelbe nach 4 — 6 Wochen mit 2 kleinen, rundlichen Samenblaͤttchen keimt; oder man bewirkt die Vermehrung durch Zertheilung des Wurzelſtocks. a Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Obwohl die 2 — Zjährigen ſamentragenden Stengel abſterben, fo wird doch dieſer Verluſt durch neue Triebe, welche aus dem Wurzelſtocke alljaͤhrlich aufſchießen, reichlich erſetzt, und dauert auf ſolche Weiſe dieſes Staudengewaͤchs 8 — 10 Jahre aus. Nutz en. Der nutzbarſte Theil dieſer Pflanze ſind die Blaͤtter, welche wegen ihres gewuͤrzhaften Geſchmacks in der Küche und wegen ihrer officinellen Kräfte in den Apotheken benutzt werden. Sie geben wenig, aber ſehr weſentliches Del; mit Waſſer oder Wein einen magenftärfenden Aufguß, abgekocht ein vorzuͤg⸗ liches Gurgelwaſſer bei Halsentzuͤndungen, werden zu Umſchlaͤgen, Baͤhungen und Baͤdern verordnet, ſind nervenſtaͤrkend und widerſtehen der Faͤulniß, weshalb man fie zum Reinigen der Zähne und zur Stär- kung des Zahnfleiſches verordnet; außerdem enthält das ganze Gewaͤchs außerordentlich viel Gerbeſtoff, und die Schafe bekommen danach beſonders wohlſchmeckende Milch. find SAMBUCUS. 391 nicht bekannt. Feinde und Krankheiten Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; . eine aufgefchnittene Blumenkrone, in welcher die Staubgefaͤße zu ſehen, vergroͤßert; . ein einzelnes Staubgefäß, und der vierdoppelte Fruchtknoten mit dem Griffel, desgleichen vergroͤßert. IB 0 XLIX. SAMBUCUS. Hollunder. LINN. GEN. ed. VI. Ne 372. Claſſe V. PENTANDRIA. Ordnung III. TRIGYNIA. Gattungs-Character. Die Zwitterblume. Der Kelch einblaͤttrig, oben öſpaltig; die Krone radfoͤrmig, einblaͤttrig und ötheilig; Staubgefaͤße 5, Stempel 1, mit 3 ſtumpfen Narben; die Frucht eine einfächrige, 3famige, ſaftige Beere; der Samen laͤnglich, halb erhaben und eckig. 129. S AMB UCUS NIGRA. Schwarzer Hollunder. Tafel CXYV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegen einander uͤberſtehend, 5 — 7fach gefiedert, die Fiederblaͤtter eirund, oben lang und ſcharf zugeſpitzt, am Rande fein und ſcharf geſaͤgt, beiderſeits glatt, nur die unteren Hauptnerven fein behaart, der gemeinſchaftliche Blattſtiel lang, oben gefurcht, die Stiele der Fiederblaͤttchen kurz, am Grunde mit 2 gegenſtaͤndigen, aufgerichteten, ſpitzigen, bald abfallenden Nebenblaͤttchen beſetzt. Synonymie. S AMB UC US NIGRA. Willd. Linn. I. 2. p. 1495. Ne 3. Borkhauſen II. p. 1160. N? 413. Burgsdorf II. 1. p. 211. N. 37. — „ ci 435: N63 — — Du Roi und Pott. III. p. 41. N. 1. — — Hartig IV. 1. p. 156. N. 1. Guimpel und Hayne. p. 44. Franz. LE SUREAU ORDINAIRE OU A FRUIT NOIR. Engl. Tue ut BLACK ELDER. 392 SAMBUCUS. Provinzial⸗Namen. Hollunder, gemeiner Hollunder, gemeiner ſchwarzer Hollunder- oder Hollunderbeer⸗Strauch, Hohler, Holler, Holder, ſchwarzer und gemeiner Holder, Stech⸗, Rech-, Reck- und Braunholder, Flieder, ge⸗ meiner und ſchwarzer Flieder, Flidder, Flitter, Flieder- und Vliederbaum oder Strauch, Keilecke auch Keiſecke, ſchwarzer Vogelbeerſtrauch, Hitſchele, Zibken, Schebicken, Schuͤbicken, Schibbecke, Schibken, Schibchen, Schuͤbicken⸗ und Schirbickenbeerſtrauch oder- Staude, Schotſchken, Schetſchken, Zetſchken, Quitſchen, Quebecken, Resken, Albere, Albeern, Al- und Alshorn, Ahlhornbaum, Elhorn und Ellern. Abbildungen. Blackwell J. 151. Reitter und Abel T. 37. Cramer T. 32. Guimpel und Hayne J. 34. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baum- und ſtrauchartig, im Schluß erwachſen gerade, oft 6 — 10 Fuß hoch ohne Aſt, im Freien etwas ſchief ſtehend und kuͤrzer, auch meiſtens von vielen ſchlanken, ſtarken und geraden, markreichen Stockausſchuͤſſen umgeben, 1 Fuß und darüber im untern Durchmeſſer dick und rund, mit der rundlichen oder breitgedruͤckten, ziemlich vollaͤſtigen Krone 18 —2⁵ Fuß hoch. Die alte Rinde gelb-, weißlich- oder rothgrau, korkartig, und der Länge nach in kuͤrzeren oder laͤngern Wellenlinien aufgeriſſen, die juͤngere gleichgefaͤrbt und glatt, mit kleinen erhabenen Warzen uͤberſtreuet, die der jüngften, noch nicht verholzten Triebe dunkel-grasgruͤn, die innere grüne Rinde von ſtarkem, widerlichen Geruch. Die Aeſte und Seitenzweige. Erſtere ſtehen ungeregelt, bald gegen einander uͤber, bald ab— wechſelnd und faſt wagerecht; letztere in der Regel kreuzfoͤrmig und ſperrig gegen einander uͤber. Die Wurzeln dringen auf gutem Boden 2 — 3 Fuß tief ein, und verbreiten ſich in vielen Ver⸗ zweigungen 6 — 8 Fuß weit. Das Blatt. Die, wie die Zweige, gekreuzt gegenuͤberſtehenden, kegelfoͤrmigen, oben geſpitzten, violetten Knospen ſechsſchuppig. Die im Maͤrz hervorbrechenden gegenſtaͤndigen, ſommergruͤnen Blätter ungleichpaarig zu 5 — 7 gefiedert, 5 — 8 Zoll lang, 4 — 6 Zoll breit, der gemeinſchaftliche Stiel 1½ — 2 Zoll lang, heller oder dunkeler grasgruͤn, oberwaͤrts gefurcht, am Grunde moldenfoͤrmig die junge Knospe umſchließend; die Fiederblaͤtter 2 — 3 Zoll lang, 1½ oben lang und ſcharf geſpitzt, nach unten verſchoben abgerundet oder verſchmaͤlert zulaufend, am Rande mit einfachen, zuweilen auch doppelten, tiefen, ſpitzigen, etwas gebogenen Saͤgezaͤhnen verſehen, auf bei⸗ den Flaͤchen glatt, nur auf den erhobenen Hauptnerven der unteren ſparſam fein behaart, oben dunkel⸗ gras, unten gelbgruͤn, der Stiel 2 — 3 Linien lang und gelblich, am Grunde von zwei gegenſtaͤn⸗ digen, aufgerichteten, bald abfallenden, kleinen ſpitzigen Nebenblaͤttchen beſetzt; ihr Geruch iſt, wie der der untern Rinde, ſehr ſtark und widerlich. Grün oder ſchmutziggelb gefärbt, erfolgt ihr Abfall im October. 5 Die Bluͤthe erſcheint Ausgangs Juni, bisweilen auch wohl im Herbſt noch einmal auf den Spitzen der jungen Zweige, in Geſtalt eines 3 — 4 Zoll langgeſtielten, 3 — 5theilig zeraͤſtelten, flachen Afterſchirmes; die einzeln oder zu 2 — 4, auf kuͤrzern oder laͤngern zarten Stielchen neben oder uͤber⸗ einander ſtehenden Zwitterblumen klein und von widerlich-ſuͤßem Geruch. Der Hauptſtiel, wie die von dieſem ausgehenden Aſtſtielchen gruͤn, erſterer einzeln behaart, letztere glatt, am Grunde mit einem bald abfallenden, laͤnglich-runden Deckblaͤttchen beſetzt; der einblaͤttrige, gelbgruͤne Kelch Sfpaltig, die Spalten eirundlich; die einblaͤttrige, gelblich-weiße Krone in 5 radfoͤrmig ſtehende, ruͤckwaͤrts gebogene, eirundliche, ausgehoͤhlte Abſchnitte getheilt; die vor den Winkeln der Kronabſchnitte ſtehenden 5 kurzen Staubfaͤden weiß, mit großen, doppelten, herzformigen, gelben Beuteln; der bauchige Fruchtknoten weiß, mit 3 — 4 rundlichen, gleichgefaͤrbten Narben. SAMBUCUS. 393 Die Frucht und der Samen. Die im Auguſt und September reifenden, erbſengroßen, widerlich ⸗ſuͤßſaftigen Beeren anfangs grün, zuletzt ſchwarzroth, im Innern 3 laͤngliche, halberhabene, eckige, gelbbraune, harte Nuͤſſe oder Samen enthaltend; der Hauptſtiel und die Stieläfte bläulich- oder blutroth. Varietaͤten. Hierher gehoͤrt: a) der zerriſſen- oder peterfilienblättrige ſchwarze Hollunder mit doppelt gefie- derten Haupt- und ſchmalen, tief eingeſchlitzten Fiederblaͤttern (Sambucus [nigra] laciniata;) b) der geſchaͤcktblaͤttrige ſchwarze Hollunder mit gelb- oder weißgeſchaͤckten Blaͤttern; und e) der ſchwarze Hollunder mit rothen, gruͤnen, oder weißen Beeren. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗kurzfaſerig, zaͤhe, glatt, hart und ſchwer, auf dem Schnitt gelb, faſt dem Buchsbaumholz gleich, beſonders im hoͤhern Alter, wo es, nach dem allmaͤhligen Ver⸗ ſchwinden der Markroͤhre, nicht ſelten braun geflammterſcheint. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort, Wird in ganz Deutſchland, ja faſt in ganz Europa, bis zum 57ſten Grade noͤrdlicher Breite, wie auch in Nordaſien und Japan, in Laubwaldungen und Feldhecken, an Teichen, Fluͤſſen, alten Graͤben u. ſ. w. wildwachſend angetroffen; liebt einen ſchattigen Stand und etwas friſchen, tie— fen, lockern, ſchwarzen oder fetten Boden, weßhalb man ihn auf Schindaͤngern und Luderplaͤtzen, in Gaͤrten, an den Miſtpfuͤtzen und Appartements der Bauergehoͤfte am gedeihlichſten findet; koͤmmt aber auch auf trockenem Boden, ſelbſt auf altem verfallenden Gemaͤuer fort. Fortpflanzung. Dieſe geſchieht durch den natuͤrlichen Abfall der Beeren, durch kuͤnſtliche Ausſaat oder das Vertragen des Samens durch Voͤgel, durch Wurzelſproſſen und Pflanzung. Der gleich nach der Reife ausgeſtreuete Samen laͤuft im naͤchſten Fruͤhjahre mit 2 eirundlichen, grünen Samenblätt- chen auf, und treibt dann noch in demſelben Jahre eine 2 — 3 Fuß hohe, krautartige Pflanze mit langer Pfahlwurzel. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt, obgleich in der fruͤhen Jugend außerordentlich ſchnell, dennoch 50 — 60 Jahre in die Hoͤhe und Staͤrke, und erreicht ein Alter von 80 Jahren, auch daruͤber. Nutzen. Außer der Feuerung wird das aͤltere, gut ausgetrocknete feſte Holz von dem Schreiner, Drechsler, Uhrmacher, Müller und Mechanikus zu ausgelegten und andern kleinen Arbeiten, als Linealen, Maaß⸗ ſtaͤben, Spulen bei Zwirn- und Spinn⸗Maſchinen, zu Buͤchſen, Kaͤmmen u. ſ. w. benutzt, und der 2— 3 jährigen geraden, markreichen Schoͤßlinge bedient ſich die Jugend zu Fertigung von Meiſenkaͤſten, Quer⸗ pfeifen, Platz- und Spritzbuͤchſen, des Marks ſelbſt aber zu den bekannten Wippermaͤnnchen. Die im Frühjahr geſammelte innere grüne Rinde ſoll offieinelle Kräfte beſitzen, dient zur gelben Färbung des Sattlerleders und uͤberhaupt zur Bereitung verſchiedener Farben. Mit den gruͤnen Blaͤttern will man die Wanzen, Raupen und Erdfloͤhe vertreiben, und der Aufguß davon 2050 als harntreibend, gegen die Waſſerſucht heilſam ſein. Die Bluͤthe friſch mit Milch und einigem „ giebt die bekannte wohlſchmeckende Hollundermilch, friſch oder getrocknet mit kochendem Waſſer uͤbergoſſen aber den nicht weniger wohlbekannten, ſchweißtreibenden Hollunder-Thee, der gegen 3 bei Alt und Jung ganz vorzuͤgliche Dienſte leiſtet, ſo daß der beruͤhmte nn RI EIN in Scjnepfen- thal, von der Unuͤbertrefflichkeit dieſes Hausmittels überzeugt, (er hatte nämlich das ſeltene Gluͤck, keinen 394 SAMBUCUÜS. feiner Zöglinge durch Krankheit zu verlieren, und ſchrieb dies faſt lediglich dem angewandten Hollunder thee zu) einſt ſeinen Soͤhnen befahl, ihm als Denkmal den Hollunder auf ſein Grab zu pflanzen; man verwendet ſie zu Backwerk, deſtillirt einen ſtark ſchweißtreibenden Geiſt, und preßt im faulenden Zu⸗ ftande ein fehmerzftillendes Oel daraus. Von den reifen Beeren naͤhren ſich im Herbſt die meiſten € 0 . w_-* unſerer inſectenfreſſenden Vögel, als Rothkehlchen, Rothſchwaͤnzchen und Grasmuͤcken, weßhalb ſich denn auch der Vogelfaͤnger ihrer zur Lockſpeiſe bedient. Der ausgepreßte Saft roh oder zu Muß eingekocht, womit man, unter dem Namen Keilecken⸗, Keiſecken⸗, Hollunder- oder Fliedermuß, in manchen Gegenden, z. B. in Thuͤringen und am Harze, Handel treibt, wirkt ebenfalls ſchweißtreibend, und wird deshalb bei Bruſt⸗ und Halsentzuͤndungen aͤrztlich verordnet; das Pflaumenmuß damit gekocht, bekommt eine dunklere Farbe, einen angenehmen Geſchmack und haͤlt ſich laͤnger; nimmt man zu 4 Maaß ausgekochtem Saft 1 Pfund Zucker, laͤßt dieſe Maſſe 1 Stunde kochen, dann abkuͤhlen, und hierauf in einem offenen Gefaͤß durch einen in weiße Hefe getauchten Semmelſchnitt in Gaͤhrung bringen, ausgegohren aber auf einem Faͤßchen 4 — 6 Monate auslagern, und dann auf Bouteillen ziehen, fo erhält man eine Art Mus- katellerwein von ſehr angenehmen Geſchmack; der von den Fruͤchten des weißbeerigen Hollunders aus⸗ gepreßte und mit Zucker, Ingwer und Gewürznelken ausgegohrne Saft giebt einen dem Frontignac aͤhn⸗ lich ſchmeckenden Wein; ferner geben die Beeren ziemlich ſtarken Brantewein und ſehr ſcharfen Eſſig, farben das mit Alaun gebeizte leinene Garn braun, und liefern überhaupt ſchoͤn blaue und violette Far⸗ ben; unreif mit Eſſig und Salzwaſſer eingemacht, laſſen ſie ſich an Speiſen wie Kappern benutzen. Der Samen iſt als ein Abfuͤhrungsmittel unter dem Namen Grana Actes bekannt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Der Hollunder wird im Walde nicht angebauet, und wo er dennoch unter andern Buſch- oder Baumhoͤlzern vermiſcht vorkommt, wird er mit dieſen gleich behandelt. Feinde und Krankheiten. Zu den ſogenannten Feinden gehört der Hollunderſpinner (Phalaena Geometra sambucaria Lin.) und der goldgrüne Metallkaͤfer (Cetonia aurata Lin.), welche die Bluͤthe zerſtoͤren; ſo wie auch die Hollunder-Blattlaus (Aphis sambuci Lin.), wovon die jungen Schoͤßlinge oft ganz be⸗ deckt ſind; auch ſchlagen Hirſche und Rehe gern daran. Krankheiten kennt man außer der Kernfaͤule und Gipfelduͤrre, welche ſich im höheren Alter einfinden, nicht. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; . die offene Blumenkrone mit den Staubgefäßen, und der offene Kelch mit dem Stempel, beides ſtark vergroͤßert; . ein Zweig mit reifen Beeren; . ein einzelnes Samenkorn, vergrößert. ro m & 2 SAMBUCUS. 395 130, SAMBUCUS RACEMOSA. Trauben-Hollunder. Tafel CXVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegen einander uͤberſtehend, zu 5 — 7 ungleichpaarig gefiedert, die Fiederblaͤttchen ei⸗lanzettfoͤrmig, oben lang und ſcharf geſpitzt, unten meiſtens ungleich verſchmaͤlert oder rundlich ablaufend, am Rande ſcharf geſaͤgt und beiderſeits glatt, der Hauptblattſtiel lang, oberwaͤrts gerinnelt, und am Grunde mit 2 oder 4 kleinen rundlichen, dicken Nebenblaͤttchen beſetzt, die Fiederblattftiele ſehr kurz. Synonymie SAMBUCUS RACEMOS A. Willd. Linn. I. 2. p. 1496. Ne 5. — Borkhauſen II. p. 1165. N? 415. = — Burgsdorf II. 1. p. 213. Ne 38. 5 8 Bechſtein IV. p. 594. Ne 21. — — Duͤ Roi und Pott III. p. 50. Ne 5. —— — Hartig VI. 1. p. 157. Ne 2. — Guimpel und Hayne. p. 45. Franz. LE SUREAU A FRUITS EN GRAPPES. Engl. THE REDBERRIED MOUNTAIN ELDER. Provinzial⸗Namen. Wilder und rother Hollunder, Wald-, Berg-, Stein- und Hirſch-Holler, Hollder, oder Hollunder, Bergelhorn, Kelke, Kefke, Keſtke, Relken, Reßken, Reſtken, Schiebchen, Schiebzen, Zwitſchen, Zwitſchen⸗ ſtaude, Zwitſchenbeere, Schalaſter, Schalaſterbeere und Wandelbaum. Abbildungen. Kerner Abbild. öͤkon. Pfl. T. 71. Cramer J. 32. b. Reitter und Abel T. 38. Guimpel und Hayne J. 35. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig von 3 — 5 Fuß Höhe, nur im Schluß erwachſen in Baumgeſtalt 6 — 8 Fuß hoch, 4 — 6 Zoll unten dick, ziemlich gerade und rund; der ganze Strauch, deſſen Aeußeres gedruͤckt, dicht und buſchig erſcheint, ſelten über 10 — 15 Fuß. Die alte Rinde gelb- oder roͤthlich-grau, aufgeſprungen und zerſtreut mit feinen Warzen beſetzt; die der jüngeren Triebe gruͤn oder roͤthlich, ſeicht gefurcht und einzeln behaart. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen gedrängt und ſperrig, die Aeſte ungeregelt, die Zweige gegen einander uͤber und bilden nicht ganz ſo ſchlanke, doch eben ſo markreiche Schuͤſſe, wie bei dem ſchwarzen Hollunder. Die Wurzeln dringen auf gutem Boden 3 Fuß und tiefer ein, breiten ſich 4 — 5 Fuß weit aus, und find von weicher, faft krautartiger Subſtanz. 100 396 SAMBUCUS. Das Blarr. Sie aus den obern Achſeln der Blätter ſich entwickelnden, gegenuͤber ſtehenden Knospen aus 6, etwas abſtehenden, grünen, violett berandeten Schuppen gebildet, und von bauchig * Fegelförmiger Geſtalt. Die im März aus denſelben hervorbrechenden fommergrünen Blätter zu 15 l 5 — 7, auch wohl zu 3 — 9 ungleichpaarig gefiedert. Die Fiederblaͤtter, von denen das Spitzblatt am breiteſten und größeften, mehr oder weniger ei⸗lanzettfoͤrmig, 3 — 3% Zoll lang, 1% — 1%, Zoll breit, langgeſpitzt, nach dem Grunde ungleich verſchmaͤlert oder abgerundet zulaufend, am Rande ſcharf 8 gefägt, auf der Oberfläche lebhaft-, unten weißlich⸗gruͤn, ſtark erhaben gerippt und wellenfoͤrmig ge⸗ adert, übrigens beiderſeits glatt; der Hauptblattſtiel 2 — 2½ Zoll lang, oben gerinnelt und, wie die kaum 2 Linien langen Fiederblattſtiele, bläulich- oder blutroth, am Grunde mit 2 — 4 kleinen rund⸗ lichen, dicken, gruͤngelben, roth geraͤnderten Abfallblaͤttchen ba Sie färben ſich im October gelb: lich, und fallen bei dem erſten Froſt ab. Die Bluͤthe erſcheint im April auf den Spitzen der jungen Zweige als eine aufgerichtete, ei⸗ runde, dicht zuſammengeſetzte Traube, mit ſtarkem gefurchten, blutrothen Hauptſtiele und kurzen, duͤnnen, gleichgefaͤrbten Aſtſtielchen. Die Zwitterblumen find klein, der einblaͤttrige Kelch Sfpaltig und grün; die einblaͤttrige flache Krone in 5 eiförmige, ruͤckwaͤrts gerollte, gruͤnlich-gelbe Abſchnitte getheilt; 5 kurze weiße Staubfaͤden, mit großen, doppelten gelben Beuteln, ſtehen vor den Kron-Einſchnitten; der Frucht⸗ knoten rundlich und weiß, die Narbe mit einem ſchwarzen Fleck verſehen. Die Frucht und der Samen. Die eirunden, mit dem Kelch genabelten, anfangs gruͤnen und gefurchten, dann hochrothen, waͤßrich-ſaftigen Beeren reifen im Juli und Auguſt, und enthalten 3 laͤnglich- runde, gelbbraͤunliche, harte Samen. Beſchaffenheit des Holzes. Kurzfaſerig, zaͤhe, ſehr hart und ſchwer, auf dem Durchſchnitt gelblich, die ſtarke Markroͤhre der jungen Schuͤſſe weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Kommt in den gebirgigen Gegenden des mittleren Europa's, beſonders im Thuͤringer-Walde haͤufig, dagegen am Harze 1 vor, und liebt einen hohen Stand auf trockenem oder ſteinigen Boden. Fortpflanzung. Wie bei dem ſchwarzen Hollunder. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Hat in 10 — 15 Jahren au vollkommene Hoͤhe erreicht, und wird ſelten uͤber 20 — 25 Jahre alt. Nutz en. Wird feiner artigen Bluͤthe und Früchte wegen als Zierſtrauch in engliſchen Anlagen angepflanzt, der uͤbrige Nutzen iſt unbedeutend. Das Holz giebt ein duͤrftiges Feuerungs-Material, wird aber we gen ſeiner Feſtigkeit von dem Drechsler, Mechanikus, Uhrmacher u. ſ. w. auf dieſelbe Weiſe wie das Holz des ſchwarzen Hollunders benutzt, und eben ſo werden auch die reifen Beeren von den inſecten⸗ freſſenden Voͤgeln, vorzuͤglich den jungen, an kalten, regneriſchen Tagen aufgeſucht; gedoͤrret und ausge⸗ preßt geben fie ein leidliches Brennoͤl, und aus dem Safte ſoll man in der Tuͤrkei ſcharfen Eſſig her⸗ fielen. Die Blätter dienen dem Rothwild, wie dem Rindvieh, auch Schaafen und Ziegen zur Nah⸗ rung, und werden, wie die Zweige, auf vorbereitetem Tuche zur Faͤrbung verwandt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wie bei dem ſchwarzen Hollunder. SOLANUM. 397 Feinde und Krankheiten. Außer dem Wild- und Weidevieh, wodurch dieſer Strauch ſehr leidet, beſonders da die Hirſche und Rehboͤcke mit beſonderer Vorliebe daran ſchlagen, und außer den beim ſchwarzen Hollunder aufge⸗ führten Inſecten, Eönnte man noch den Fruͤhbirnſpanner (Phalaena Geometra brumata Lin.) unter die Feinde zählen. Als Krankheit bemerkt man nur die Kernfaͤule und Gipfelduͤrre. Erklaͤrung der Abbildung. . Ein blühender Zweig; die Blumenkrone mit den Staubgefaͤßen, ſo wie der Kelch mit dem Stempel, vergrößert; ein Zweig mit der reifen Beerentraube; eine einzelne Beere im Querdurchſchnitt, und ein Samenkorn, beides in natuͤrlicher Größe. * S opn m L. SOLANUM. Nachtſchatten. LINN. GEN. ed. VI. N? 251. Claſſe V. PENTANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der einblaͤttrige Kelch halb Sfpaltig; die radfoͤrmig gefaltete Krone halb Stheilig, Staubgefäße 5, mit cylinderfoͤrmig zuſammengeneigten Staubbeuteln; dem In⸗ nern der Krone eingefügt; Stempel 1, der aufgerichtete Griffel lang und dünn, mit keil— foͤrmiger Narbe; die Frucht eine 2faͤchrige, mehrſamige Beere; der Samen linſenfoͤrmig. 131. SOLANUM DULCAMARA. Kletternder Nachtſchatten. Tafel CXVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, eirund, langgeſpitzt, unten herzfoͤrmig ausgeſchnitten, glattrandig, nahe unter der Baſis mehrentheils mit einem oder zwei gegenſtaͤndigen Mina nee Abſaͤtzen oder ungeſtielten Afterblaͤttchen verſehen, auf der Oberfläche . haardruͤſig ee unten er⸗ haben geadert, die laͤngs durchlaufende Mittelrippe beiderſeits erhoͤhet, der Blattſtiel ziemlich lang, oben breitlich, mit erhabener Kante. ee 398 SOLANUM. Synonymie. SOLANUM DULCAMARA. Willd. Linn. I. 2. p. 1028. N. 15. Borkhauſen II. p. 1031. N! 249. 5 — Burgsdorf II. 1. p. 246. N! 73. W Bee Bechſtein IV. p. 783. Ne 24. en — Hartig VI. 1. p. 190. Gu impel und Hayne p. 21. Franz. LA MORELLE GRIMPANTE, Engl. TUE COMMON NIGHT SCHADE. Provinzial⸗Namen. Nachtſchatten, rother und ſteigender Nachtſchatten, Waldnachtſchatten, Alp-, Alpf- und Alfranken, Altfranke, Altfranken, Altfrankenholz, Alpkraut, Hirſch-, Hinſch- und Hintſchkraut, wildes Je⸗ laͤnger⸗ je⸗lieber, Maͤuſeholz, wilde Rebe, Zaun- und Saurebe, Stinkwurz, wilde Stinkwurz, Stinkteufel, Scheißbeere, Bitterſuͤß und Qualſter. Abbildungen. Reitter und Abel J. 73. Guimpel und Hayne J. 12. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft oder Stengel. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, an Baͤumen und Geſtraͤuch regel⸗ los hinauf rankend, 2 — 3 Linien unten ſtark und rund, oben etwas eckig; das ganze Gewaͤchs 8 — 12 Fuß hoch. Die ältere Rinde grau- oder braͤunlichgelb gemiſcht, mit abloͤsbarer, dünner Oberhaut, die jüngere gelb- oder blaͤulichgruͤn geſtreift und glatt. Die Zweige ſtehen abwechſelnd. Die Wurzeln laufen % — 1 Fuß und tiefer 5 — 6 Fuß weit unter dem Boden fort und trei⸗ ben vielen Ausſchlag. Das Blatt. Die wechfelftändigen Knospen klein, rundlich und braun, kaum ſichtbar weißlich behaart. Die im Mai zum Ausbruch kommenden, gleichfalls wechſelſtaͤndigen fommergrünen Blätter einfach, 3 — 3 ½ Zoll lang, 1 — 2 Zoll breit, laͤnglich-eirund, oben lang geſpitzt, am Grunde herz foͤrmig ausgeſchnitten, oder, beſonders die oberen Blaͤtter, ſpondonartig mit einem auch zwei gegenſtaͤn⸗ digen kleinern ohraͤhnlichen Abſaͤtzen verſehen, der Rand gewellt und glatt, die Oberfläche glänzend dun- kelgruͤn, mit einzelnen kleinen behaarten Drüfen beſetzt, die untere hellgruͤn, erhaben gerippt und geadert, der Stiel 1 — 2 Zoll lang, oben plattgedruͤckt, mit einer erhabenen Kante, die ſich der Laͤnge nach auf der Rippe durch das ganze Blatt zieht. Gelblich-gruͤn gebleicht erfolgt ihr Abfall im October. Die Bluͤthe erſcheint Ende Juni oder Anfangs Juli in Geſtalt einer 2 — 3 Zoll lang geſtiel⸗ ten, ſperrig veraͤſtelten, afterſchirmartigen Traube. Die Blumen ſind zwitterlich; der unterſtaͤndige, kleine einbläftrige Kelch 5zaͤhnig, oder ſpaltig und grün; die große radfoͤrmige Krone Stheilig und lilla⸗ farben oder violett; 5 kurze, weiße Staubfäden mit cylinderfoͤrmig zuſammengeneigten, langen, hochgel⸗ ben Beuteln im Innern der Krone eingefügt; Stempel 1, der Fruchtknoten oval und, wie der lange Griffel, gruͤn, die Narbe keilförmig. Die Frucht und der Samen. Die im September und October reifenden, eifoͤrmigen, an⸗ fangs glänzend grünen, zuletzt ſchoͤn hochrothen, weichen, durchſichtigen, ſaftigen Beeren von bitter⸗ ſuͤßem Geruch und Geſchmack, zweifaͤchrig und vielſamig; der kleine linſen⸗ oder bohnenfoͤrmige harte Samen weißlichgelb mit zerſtreueten Puncten. Varietaͤten. Zuweilen findet man dergleichen a) mit gelb- oder weißgeſchaͤckten Blättern; b) mit weißen Blumen. . 9 eh SOLANUM. ä : 399 Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig, weich, zaͤhe und gelblich, oder gruͤnlich-weiß, mit ſtarker, ſchwammiger, etwas hohler, gruͤnlich-weißer Markroͤhre, und von ſtarkbrandigem Geruch; das e hat einen anfangs bittern, nachher füßlichen Geſchmack, daher der Name Bitterfü ß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Kommt durch ganz Europa in Bruͤchern, an Seen, Teichen, Fluͤſſen und Baͤchen, ſo wie in Gebuͤſchen und Hecken haͤufig vor, und liebt einen feuchten oder friſchen Boden und ſchattigen Stand. Fortpflanzung. Dieſe bewirkt man durch Ausſtreuung des Samens in ſeichte Rinnen auf Gartenbeeten, auch durch Ableger, Stecklinge und Wurzelſproſſen (die einzige Manier, wodurch ſich die Varietaͤten vermehren laſſen) ſehr leicht. Die Ausſaat geſchieht im April; der Same liegt meiſtens bis zum Fruͤhjahr, und geht dann mit zwei kleinen eirundlichen, grünen Samenblaͤttchen auf; die jungen Pflanzen muͤſſen feucht erhalten werden, wenn ſie raſch wachſen follen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Obwohl die bluͤhenden Zweige jederzeit abſterben, ſo waͤchſt dieſer Strauch dennoch 8 — 10 Jahre bis zu ſeiner Vollkommenheit, und erreicht ein Alter von 15 Jahren, auch wohl noch daruͤber. Nutzen. Der huͤbſchen Bluͤthe und Fruͤchte wegen ſieht man dieſen Strauch oft als Zierpflanze in Luſt⸗ gaͤrten und die ſowohl tief- als weitwuchernden Wurzeln möchten ihn, in Ermangelung brauchbarerer Holz⸗ arten, zum Anbau an die Teich- und Bachufer empfehlen. — Die ſchlanken Schuͤſſe benutzt man zu Baͤndern um Kannen und kleine Faͤßchen, auch wohl zu Korbgeflechten. Das ganze Gewaͤchs aber beſitzt officinelle Kraͤfte, und wird in mancherlei Krankheiten fuͤr Menſchen und Vieh verordnet, obgleich der Genuß der Beeren an und fuͤr ſich gefaͤhrlich iſt; das Geſtraͤuch dem Viehe um den Hals gebunden, ſoll die Engbruͤſtigkeit oder den ſogenannten Alp, der Geruch des Holzes aber Ratten und Maͤuſe vertreiben, und der Jaͤger bedient ſich des Holzes theilweis zur Fuchs-Witterung, wie verſichert wird, mit gutem Erfolg. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Gehoͤrt zu den Waldunkraͤutern. Feinde und Krankheiten. Die Raupen der Ahorn-Eule (Phalaena Noctua trapezina Linn.) zerfreſſen Blätter und Bluͤthe, weshalb man fie zu den Feinden rechnet; eigentliche Krankheiten kennt man dagegen nicht. u; Erklarung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; die Krone, und der Kelch, beides etwas vergroͤßert; . eine Fruchttraube; * der Samen. Bi; ar O m 101 = 40 * LL S O RB US. Ebfrefbe. = * LINN. GEN. ed. VL Ne 623. . Claſſe XII. ICOSANDRIA. Ordnung III. TRIGINIA. Gattungs- Character. Die Zwitterblume. Der Kelch überſtändig, einblättrig und Sfpaltig, die Krone Sblättvig; Staubgeſez 20, dem Kelche eingefugt; Stempel 3 — 4, mit kolbiger Narbe; die Kern⸗ . frucht oder Beere nach der Anzahl der Kapſelfaͤcher 3 — 5 und meheſemig; der Same 5 laͤnglich⸗ oval, oben geſpitzt. 132. I SORBUS AUCUPARTA. Wilde Ebereſche. 5 Tafel XVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter abwechſelnd ſtehend und zu 11 — 17 ungleichpaarig gefiedert; die Fiederblättchen gegenüberſtehend, laͤnglicheirund, am Grunde ungleichſeitig ablaufend, oben ſcharf geſpitzt, am Rande einfach, ſelten doppelt, ſcharf gezaͤhnt, beiderſeits glatt, unterwaͤrts mit erha⸗ benen, in der Jugend feinbehaarten Rippen und Adern; der gemeinſchaftliche Hauptſtiel lang und ſtark, oberwaͤrts gerinnelt, die Fiederblattſtielchen ſehr kurz. Synony mie. SORBUS AUCUPARIA. Willd. Linn. II. 2. p. 1008. N. 1. — — Burgsdorf II. 1. p. 198. Ne 23. — Bechſtein IV. p. 319. Ne 21. Be, Hartig VI. 1. p. 136. Ne 5. . Guimpel und Hayne p. 89. 5 fen I. p. 1291. N. 468. 2 * Duͤ Roi und Pott II. p. 307. N 15 Franz. LE SORBIER SAUVAGE OU DES OISELEURS. Engl. THE QUICKEN-TREE. PYRUS a N, Provinzial⸗Namen. Gemeine Eber⸗ Aber⸗, Faul⸗, Beer und Waldeſche, Ebreſche und Abreſche, Eber⸗ und Aberaſche, Ebereſchen⸗, Erſchen⸗ Ebritz⸗, Ebiſch⸗, Ewiſch⸗, Gaͤrmiſch⸗, Guͤrmſch⸗, Hanroſch-, Pilber-, Philberlein⸗ Lim⸗ 5 wilder Sorben⸗, Sperber⸗, Spierlings⸗ und Speierlings-, Qualfter-, Quicken⸗ und Quitſchen⸗ ſche, Eibſch⸗, Eibriſch⸗, Ebiſch⸗, Ebritz⸗, Pil⸗, Phil⸗, Quicken, Quitſchel⸗, Quitz⸗ und * Mooſch⸗, Maß ⸗, Meel⸗, Stink⸗ und Vogelbeere, Schneiſen-, Dohnen-, Droßeln-, . 9 65 8 SEO RB S. > Zippen⸗, Quitfch-, Maß: und Vogelbeerbaum, Ehfche, Eſch⸗ und Arfhröfel, Eſchrüͤſſel, Areſſel und Araſſel, Quitſche, Quitſchern, Qualſter, Auer⸗ und Waldaͤſchern, Wieleiſch und Oreckſack. „ Abbildungen. Blackwell J. 173. Reitter und Abel T. 23. Cramer T. 18. Guimpel und Hayne J. 67. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 15 — 20, unter beſonders guͤnſtigen Umftänden aber auch nicht ſelten 25 — 30 und mehrere Fuß hinauf aſtrein, und 1½¼ — 2 Fuß über der Wurzel ſtark, gerade und rund, oben in einer mehr oder weniger dicht verzweigten, rundlich- kegelfoͤrmigen oder ge⸗ druͤckten Krone endigend; die ganze Hoͤhe des, nur auf felſigem oder ſehr ſandigem Boden in Strauch—⸗ geſtalt erſcheinenden Baumes zwiſchen 40 — 60, ja zuweilen 80 Fuß Hoͤhe und daruͤber. Die alte Rinde hellaſchgrau und ungeregelt flach aufgeriſſen, die juͤngere graubraun und glatt, die der juͤngſten Zweige rothbraun, mit weißen Punkten uͤberſtreuet. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, in der Jugend ziemlich angefchloffen, im Alter ſperrig. Die Wurzeln ſtreichen auf gutem Boden tief, beſonders die mittlere Herzwurzel, welche oft pfahl— artig 3 — 4 Fuß tief eindringt, und 8 — 12 Fuß weit umher, wobei die feicht laufenden Thauwur— zeln gern Ausſchlag treiben. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Knospen aus 4 — 6 ſpitzigen Schuppen gebildet, eirund, lang und ſcharf zugeſpitzt, unten braun, oben weiß weichhaarig. Die Anfangs Mai ausbrechenden wech ſelſtaͤndigen ſommergruͤnen Blätter zu 11 — 13, auch 15 — 17 ungleichpaarig gefiedert, 5 — 6 Zoll lang und etwas uͤber 4 Zoll breit, der ſtarke, roͤthliche Hauptſtiel oben gerinnelt; die gegenſtaͤn⸗ digen Fiederblaͤttchen laͤnglich-eirund, 2 Zoll lang, 1 Zoll breit, am Grunde ungleichſeitig und ziemlich ſtumpf ablaufend, oben verſchmaͤlert, ſcharf geſpitzt, der Rand einfach, hoͤchſt felten doppelt, feinſpitzig geſaͤgt, auf der Oberfläche dunkel-, unterwaͤrts gelblich-gruͤn, mit erhabenen, in der Jugend feinbehaar⸗ ten, roͤthlichen Rippen und Adern, übrigens der Regel nach beiderſeits glatt, der Blattſtiel aͤußerſt kurz. Anfangs hochgelb oder hellroth, ſpaͤterhin braun gefaͤrbt und einwaͤrts zuſammengerollt, fallen ſie im October ab; ihr Geruch iſt bitter, und wenn ſie gerieben werden, ſehr widerlich. Die Bluͤthe erſcheint Ende Mai's und Anfangs Ju ni, als aͤſtig Schirmtraube, auf dem Spitzen der jungen Triebe, und hat ebenfalls einen bittern, unangenehmen Geruch. Der Saen wie die Aſtſtielchen ſind gelbgruͤn oder roͤthlich, mit weißer Wolle überzogen und am Oral it 20er BR hinfaͤlligen Afterblaͤttchen beſetzt; die kleinen Blumen find zwitterlich, der Kelch oss, Aae ſpitzig öſpaltig und gelbgruͤn, mit weißer Wolle bekleidet; an . offen, Fon 5blättrig u ſchmutzig⸗weiß, die etwas hohlen Blaͤttchen zwiſchen den Kelch-Einſchnitten angeheftet; die von 20 duͤn⸗ nen weißen, oben mit gelben Beuteln beſetzten Staubfaͤden e 3 — 4 aufrecht ſtehenden Stem⸗ pel mit kolbiger Narbe und mattgruͤn, wie der unterſtaͤndige wan n g Die Frucht und der Samen. Die erbſengroßen, rundlichen, oben faltig eingedruͤckten und ſchwarz genabelten, glaͤnzend hellrothen Beeren oder Kernfruͤchte reifen gegen ir 5 haben ein orangefarbenes, mehr ſaftiges als mehliges Fleiſch von 5 herbem, ſaͤuerlichen Geſchmack und enthalten in einem 3 — Afaͤchrigen Gehaͤuſe 6 — 8 eifoͤrmige, geſpigte, rothgelbe Samenkerne, von welchen aber ſelten mehr als die Haͤlfte zur vollkommenen Ausbildung gelangt. Varietaͤten. Man unterſcheidet n a. eine fruͤh- und ſpaͤtbluͤhende Ebereſche, mit größeren hell- und kleineren dunkelrothe — 5 Fruͤchten, welche letztere, wie f i a er b. die gef Häcktblättrige Ebereſche, mit weiß- oder gelblich geſchaͤckten Blättern, gewöhnlich auf trocknem, fandigen oder fteinigen Boden vorkommt. 402 Ä „ SO RB Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, zaͤhe, feſt und glatt, auch ziemlich hart und ſchwer; denn ein Kubikfuß wiegt nach Hartig 6 ich;; 59 Pfund. N halbtrocken. Sl A, m? und ganz duͤrr. .. 42 N Die innere Farbe des jungen oder nach außen befindlichen Holzes weiß, nach dem Kern zu braun gemiſcht, auch wohl ſchwaͤrzlichbraun geflammt und nicht ſelten maſerig. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Unter allen belaubten Baum = und hohen Strauchholzarten giebt es außer der Weiß⸗Birke (Betula alba) wohl keine, welche gegen das kalte Klima weniger empfindlich iſt, und das warme weniger ſucht, als die wilde Ebereſche; denn obwohl man ſie durch ganz Europa und einen großen Theil Aſiens verbreitet findet, fo wird fie doch in den nördlichen Gegenden dieſer Länder am häufigften, in den ſuͤd⸗ lichen dagegen nur felten angetroffen. Sie erſteigt im Süden die Alpen, wie im Norden die hoͤchſten Gebirge bis faſt zum Culminationspuncte hinauf, wo alle Vegetation aufhoͤrt, und iſt in Lappland, Island, ja ſelbſt auf dem Libanon heimiſch. Aber auch hinſichtlich des Bodens macht, naͤchſt der Birke, außer ihr wohl keine unſerer Holzarten weniger Anſpruch, als dieſe Ebereſche, wie dies ihr Vor⸗ kommen auf Felſen, altem Gemaͤuer und ſelbſt auf alten eingefaulten Weidenkoͤpfen, wohin fie durch Voͤgel verpflanzt worden, beweißt. In Norddeutſchland bewohnt fie vorzuͤglich die gutbodigen, lichtbewaldeten Laubholz-Vorberge, wo fie an Schnellwuͤchſigkeit die Eiche und Buche weit uͤbertrifft; doch kommt ſie auch uberall in nicht zu ſchattigem Stande und nicht zu naſſem Boden noch üppig fort, und nur auf ganz trocknem, ſandigen oder ſteinigen Erdreich kuͤmmert ſie zur Strauch-Geſtalt herab. Fortpflanzung. f Selten wird man nöthig haben, hierbei die kuͤnſtliche Ausſaat in Anwendung zu bringen, da durch den natürlichen Abfall der Fruͤchte, und das Vertragen derſelben oder ihrer Samen durch Marder, Maͤuſe und beerenfreſſende Vogel, beſonders der Droßeln, für die Fortzucht im Walde meiſtens hinlaͤnglich ge⸗ ſorgt iſt, und es mithin dort nur des Aufſuchens der jungen Pflanzen bedarf; wo indeß dieſer Fall eintritt, werden die im October geſammelten reifen Fruͤchte im Herbſt, oder ihre durch Faͤulniß und Auswaſchen erhaltenen Samen im Frühjahr (Monat März) auf gutem lockeren Boden in Rinnen gezettelt, / Zoll hoch mit Erde bedeckt, und nur im Fruͤhjahr, bei ſehr trockner Witterung, zuweilen gelinde begoſſen. Im Mai, alſo 8 Monat nach der Herbſt- und 6 Wochen nach der Fruͤhjahrs⸗Saat, erſcheinen die jungen Pflanzen mit zwei eirunden hellgruͤnen Samenblaͤttchen über der Erde; im zweiten Herbſt werden ſie aber aus dem Samenbeet, 1 Fuß weit unter ſich entfernt, in die Baumſchule ge⸗ bracht, wo fie dann zur Auspflanzung an den für fie beſtimmten Ort, welche im Herbſt und Fruͤh⸗ jahr vorgenommen werden kann, ſtehen bleiben. Die Spielart mit geſchaͤckten Blaͤttern laͤßt ſich nur durch Propfen, Oculiren und Copuliren vermehren, doch muß der zu pfropfende za auf mas germ Boden ſtehen, wenn fie nicht wieder ausarten ſoll. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. 60 bis 80 Jahre bedarf die wilde Ebereſche, bevor ſie ihre vollkommene Ausbildung als Baum erreicht hat, nicht ſelten aber erlangt ſie im freien Stande, bei vollkommener Geſundheit, ein Alter von 100 — 120 Jahren, und dann eine ſolche Stärke, daß ein einziger Stamm eine Holzmaſſe von 1 — 1½ Klafter liefert. Nutz en. Wuchs, Blätter, Blüthen und Früchte, und weil er auf jedem nicht zu naſſen Boden gut fort⸗ kommt, empfehlen dieſen Baum zur Anpflanzung in engliſchen Anlagen und Alleen ganz vorzuͤglich; S O MRU S 403 auch laſſen ſich Aepfel und Birnen darauf pfropfen. Das Holz liefert ein recht gutes Brenn Material, da ſich die Hitzkraft deſſelben zu der des buchenen — nach v. Werneck oh eie 769 zu 1000 8 und verkohlt wie..... 732 » 1000 verhaͤlt; groͤßer noch iſt indeß der Nutzen, welchen daſſelbe als Werk und Geraͤthe-Material gewaͤhrt, denn es hobelt ſich ſehr glatt, nimmt Politur, Beize und Farbe an, giebt Walzen, Schrauben, Preſſen, Formen, Modelle, Hebel, Radkaͤmme, Nagel und Keile zu Fabrik- und Muͤhlwerken, auch Löffel, Teller, Handgriffe, Schafte in Spieße, Stiele, Faßreife, Tubben- und Eimerbänder u. ſ. w., und wird dieſer— halb in manchen Gegenden ſehr geſchaͤtzt; aus den langen Thauwurzeln werden dem Bambusrohre aͤhn— liche Spazierſtoͤcke gefertigt. Die Rinde und jungen Zweige werden zum Gerben benutzt, und die Blaͤtter zum Futter fuͤr Schaafe und Ziegen. Aus den Bluͤthen holen die Bienen Honig; den Fruͤchten wird aber nicht nur von vielen kleinen beeren- und ſamenfreſſenden Voͤgeln, als Droßeln, Kernbeißern, Dompfaffen, Rothkehlchen, Grasmuͤcken, Meiſen und Seidenſchwaͤnzen nachgegangen, wes— halb man ſich ihrer zur Lockſpeiſe in den Schneuſen und auf den Herden bedient, ſondern auch von dem Auer- und Haſelwild, von den Raben „Elſtern, Dohlen und Haͤhern, Mardern und Maͤuſen, und das Wildprett At fie, zum oͤftern Leidweſen der Vogelſteller, mit Heißbegierde; dem zahmen Federvieh giebt man ſie als Winterfutter, und den Schaafen wie den Ziegen find fie geſund. Recht reif gewor- den, oder, noch beſſer, gefroren, geben ſie, mit Gerſtenmalz vermengt, einen ſtarken, dem Ratafia aͤhn⸗ lichen, nur etwas bittern Brantwein; die Ruſſen bereiten aber daraus ein beſonderes Getraͤnk unter dem Namen Nalis ka, und, in gehörige Gaͤhrung geſetzt, erhält man aus demſelben einen aͤußerſt ſcharfen Eſſig; fie enthalten eine eigenthuͤmliche Säure. Sie laſſen ſich ferner auf gleiche Weiſe wie die Krons— oder Preußelbeeren bereiten, und ſchmecken dann nicht uͤbel, nur darf dabei Honig, Zucker oder Syrup nicht geſpart werden; das daraus gekochte Muß treibt den Schweiß. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Die wilde Ebereſche qualificirt ſich vorzugsweiſe zur Schlagholzwirthſchaft, und liefert bei 20 — 30jaͤhrigem Umtriebe anhaltend reichlichen, ſtarken Ausſchlag, wo fie indeß in Baumoͤrtern vor- kommt, deren Turnus uͤber 60 — 80 Jahre hinausgeht, muß ſie waͤhrend der Vornutzung und zwar, zur Vermeidung des Stock- und Wurmfraßes, in den Winter-Monaten weggenommen werden. Zu Baumholz erzogen, moͤchte ſie ſich bei der Schlagholzwirthſchaft als Oberſtaͤnder am beſten befinden. Feinde und Krankheiten. Außer dem vorgedachten Hochwild, den Schafen und Ziegen, welche ſich von den Blaͤttern naͤhren und dadurch ſchaͤdlich werden, findet ſich unter den Inſecten nur die Spindelbaum-Motte (Phalaena Tinea evonymella), welche Baum und Strauch angeht, dann aber auch ſolche oft ganz kahl frißt. Die Gipfeldürre und ihre gewöhnliche Begleiterin, die Kernfaͤule, welche ſich in Folge des Alters oder ſchlechten Bodens einfinden, find die einzigen oder hauptſaͤchlichſten Krank— heiten, die man bis jetzt bemerkt hat. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein Bluͤthenzweig; „ 2. ein einzelnes Blumenblatt; „ 3. der von den Kronenblaͤttern entbloͤßte Kelch mit den Befruchtungswerkzeugen, vergrößert; „ 4. ein Fruchtzweig; 5 „ 5. eine einzelne Kernfrucht oder Beere im Querdurchſchnitt, und „ 6. ein Samenkern, beides in natuͤrlicher Groͤße. 102 404 SORBUS. 133. 5 SORBUS, HTBRI DA Baſtard⸗Ebereſche. Tafel CXIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, zur Hälfte gefiedert oder tief eingeſchnitten, der übrige Theil doppelt gezaͤhnt, die aͤußere Hauptform laͤnglich-eirund mit etwas ſtumpfer Spitze, die obere Fläche glatt, die untere filzig, der Blattſtiel von mittler Laͤnge. Synonymie. SORBUS HYBRID A. Willd. Linn. II. 2. p. 1008. Ne 2 Bechſtein IV. p. 327. Ne 23. — Hartig VI. p. 137. Ne 6. PYRUS Du Roi und Pott. II. p. 315. Ne 3 AZAROLUS PINNATIFOLIA. Borkhauſen II. p. 1245. Ne 449. Franz. LE SORBIER BATARD. Engl. TEE BASTARD-SERVICE-TREE. Provinzial- Namen, Nordiſcher, auch Baftard-Wogelbeerbaum, Baftard-Speierling und halbgefiederte Azerole. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pflanzen T. 208. Reitter und Abel T. 2. Oed. Fl. Dan. T. 301. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, meiſtens baumartig, von 15 — 30, auch 40 Fuß Länge, ohne Aſt und 1½ — 2 Fuß unterer Stärke, gerade und rund; mit der rundlich⸗kegelfoͤrmigen, ziemlich dicht verzweigten Krone erreicht der Baum auf gutem Boden oft eine Hoͤhe von 60 — 80 Fuß. An alten Staͤmmen erſcheint die Rinde braun, in Weißgrau gemiſcht und, mit Ausnahme des untern, etwas flachriſſigen Stammendes, glatt, am jüngern Holze gelbbraun und an den jungen Trieben gruͤnlich, mit weißer Wolle uͤberzogen. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen ahwechhed an jungen Staͤmmen ſpitzwinklich aufwaͤrts, an alten ſperrig. . Die Wurzeln. Je nachdem der Boden beſchaffen iſt, ſtreichen ſie tiefer oder Ache ſo daß die Herzwurzel zuweilen pfahlartig 3 — 4 Fuß tief eindringt, zuweilen ganz fehlt, waͤhrend die Seiten⸗ wurzeln 8 — 12 Fuß weit um ſich greifen und auf freien Plaͤtzen freudigen, hochſchuͤſſigen Ausſchlag erzeugen. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Kübs pen 6ſchuppig, kantig, eirund und gruͤnlich⸗braun, die Schuppenraͤnder weißhaarig. Die wechſelſtaͤndigen, fommergrünen Blätter, deren Ausbruch im Mai erfolgt, laͤnglich-eirund, 3 — 4 Zoll lang, 1% — 2½ Zoll breit, zur Hälfte gefiedert oder ſchmal⸗ lappig tief eingeſchnitten, zur Hälfte, nach der Spitze oder Baſis zu ſich verjuͤngend, doppelt gezaͤhnt, auf der Oberfläche dunkelgruͤn und glatt, unterwaͤrts weißfilzig, erhaben gerippt und geadert; der gleichfalls SORBUS. 405 weißgefilzte Blattſtiel J. — 1%, Zoll lang, oben gerinnelt. Ihr Abfall erfolgt im October, bis wo- hin ſie 5 gelb oder, beſonders an den jungen Schuͤſſen, hochroth faͤrben. a Die Bluͤthe iſt zwitterlich und erſcheint zu Ende Mai oder Juni in großen, gefilzt geſtielten, dichtblumigen Schirmtrauben auf den Zweigſpitzen. Die Blumen find aus einem einblaͤttrigen, 5zaͤhni⸗ gen, weißbewollten, gelbgruͤnen Kelch, einer öfach hohl und eirund-blaͤttrigen, milchweißen Krone ge: bildet, aus deren Mitte 3 — 4, am Grunde mit einem unterſtaͤndigen, gemeinſchaftlichen eirundlichen, weißwolligen Fruchtknoten verwachſene, rundlich und gruͤn benarbte, weiße Griffel, von 15 — 20 laͤngern, dünnen, weißen, hochgelbbebeutelten Staubfaͤden umgeben, hervorſtehen. Die Frucht und der Samen. Die im September reifenden, oben eingedruͤckten und von dem bleibenden Kelch ſchwarzbenabelten, carmoiſinrothen Beeren oder Kernfruͤchte mit orangegelbem, bitter ⸗ſaͤuerlich und herbe ſchmeckenden Fleiſch, enthalten ein 3 — Kfaͤchriges Kerngehaͤuſe, und in jedem Fache 2 ovale, unten geſpitzte Samen, die aber ſehr ſelten oder nie alle zur vollkommenen Ausbil- dung gelangen. 5 Varietäten. Man findet Stämme, deren Blätter, Bluͤthen und "Früchte vorzugsweiſe bald der naͤchſtvorhergehenden wilden Ebereſche, bald dem fruͤher beſchriebenen Mehlbeerbaum (Pyrus Aria) aͤhnlich find oder, wie überhaupt der ganze Baum in allen feinen uͤbrigen Theilen, zwiſchen beiden das Mittel halten; weshalb man ihm den Namen Baſtard⸗Ebereſche (Sorbus hy- brida) gegeben, und, da die wohl oft verſuchte Erziehung aus dem Samen, ſo viel bekannt, jeder— zeit ohne Erfolg geblieben ift, auch, nach Vater Bechſteins Ausſagen *), fein Vorkommen ſich be— ſonders nur auf die nahe Umgebung beſchraͤnkt, wo beide vorgenannte Holzarten zuſammenſtehen, ſpaͤ⸗ terhin, vielleicht nicht mit Unrecht, auf die Vermuthung gekommen iſt, daß derſelbe uͤberhaupt nur ein aus der Baſtard-Erzeugung dieſer hervorgegangenes Produkt ſey. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, zaͤhe, hart und glatt; das junge weiß oder gelblich, das alte im Kern braͤunlich, zuweilen dunkelbraun und geflammt, auch ziemlich ſchwer. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Kommt in Gothland, Thüringen und Franken, wahrſcheinlich aber auch an andern Orten, auf Kalk- und Baſaltboden vor, und zwar, wie vorbemerkt, vorzuͤglich in Geſellſchaft der wilden Ebereſche und des Mehlbeerbaums, mit denen er folglich gleichen Stand und Boden liebt. Fortpflanzung. Sollte die Erziehung deſſelben aus dem Samen noch als moͤglich erwieſen werden, ſo geſchieht dieſe auf gleiche Weiſe, wie bei der vorhergehenden Art, im andern Falle bleibt zur ſichern Vermehrung dieſes Baums kein Mittel weiter übrig, als denſelben auf elterliche Stämme zu pfropfen oder, zu oculiren, welches Mittel indeß wohl weniger für den Forſtmann, als den Kunſtgaͤrtner in Anwendung kommen duͤrfte. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 60 — 80 Jahre in die Hoͤhe und Staͤrke, und ſeine Lebensdauer laͤßt ſich auf 100 Jahre annehmen, nach welcher Zeit der Baum an den Folgen des Alters erkrankt und abſtirbt. Nutzen. Auch die Baſtard⸗Ebereſche empfiehlt ſich durch ihr Aeußeres als Zierpflanze zum Anbau in engliſchen Luſtgaͤrten und Alleen, und ihr Holz wird, außer der Feuerung, von dem Schreiner, Drechsler und Wagner, Muͤhlen- und Maſchinenarbeiter auf gleiche Weiſe benutzt wie das der wilden ) S. deſſen Forſtbotanik, 4te Auflage. Gotha 1821. S. 330. 406 ; SORBUS. Ebereſche, dieſem aber, wegen feiner mehreren Zartheit, Zaͤhigkeit und Härte, vorgezogen. Nicht we⸗ niger gewähren die Blätter, Bluͤthen und Früchte gleichen Nutzen wie bei jener, und letztere werden, um der Kerne willen, von den Kernbeißern, Dompfaffen und Meiſen dergeſtalt nachgeſtellt, daß man ſelten einen unbeſchuͤtzt ſtehenden Baum findet, deſſen Fruͤchte nicht meiſtens ſchon vor der Reife ab⸗ oder ausgefreſſen ſind; ſie geben auch einen guten Brantwein, enthalten aber nicht die den Fruͤchten der wilden Ebereſche eigene ſcharfe Saͤure. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes, f auch Feinde und Krankheiten, wie bei der mehrgedachten wilden Ebereſche. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein Bluͤthenzweig; » 2. ein Zweig mit reifen Früchten; » 3. eine einzelne reife Frucht, quer durchgeſchnitten; » 4. die einzelnen Samen, Alles in natürlicher Größe. 134. S ORB US DOMESTI CA. Zahme Ebereſche. Tafel EXX: Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter ſtehen abwechſelnd und find zu 11 — 15 ungleichpaarig geſiedert; die gegenſtändigen Fiederblaͤttchen laͤnglich⸗lanzettfoͤrmig, oben geſpitzt, am Rande einfach, groß und ſcharf geſaͤgt, oberwärts glatt, unten filzig, der Hauptblattſtiel ziemlich lang und rund, die Fie⸗ derblattſtiele ſehr kurz. Synony mie. SO RBUS DOME STICA. Willd. II. 2. p. 1009. Ne 3. Bechſtein IV. p. 324. Ne 22. Hartig VI. 1. p. 135. Ne 4. Guimpel und Hayne. p. 91. *) PYRUS Duͤ Roi und Pott II. p. 312. Ne 2. MALUS SORBUS. Borkhauſen II. p. 1284. N. 465. Franz.: LE CORMIER. Engl. THE TRUE SERVICE. ) Die Abbildung ift unrichtig. SORBUS. 407 Provinzial⸗Namen. Zahmer Seasiberrbeun, zahmer Speier- und Spierling-, auch Sperber» und Sporbaum, Sperber, Spier⸗ — Spörling, Sper⸗, Speier-, Spier⸗, Spor- und Sorbapfel, Sper-, Spier- und Sporz, auch Sorbbirn, Aer- und Arſchitzen, Aſch- und Eſcheritzen, Eſchroͤslein, Adeleſche, Drecktaͤke, Malzmaſen und Zarfen. ! Abbildungen, Blackwell I. 174. Kerner Abbild. öfon. Pfl. T. 93. Cramer I. 21. Reitter und Abel T. 3. Guimpel und Hayne T. 68. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, unter günftigen Verhaͤltniſſen, d. h. im Schluß und auf gutem Boden erwachſen, 35 — 40 Fuß lang ohne Aſt, 2 — 3 Fuß im untern Durchmeſſer ſtark, meiſtens grade und rund; mit der ſtumpf⸗kegelfoͤrmigen oder rundlichen, nicht ſehr vollaͤſtigen, aber ziemlich dicht verzweigten Krone erreicht der ganze Baum eine Hoͤhe uͤber 80 Fuß. Die alte Stammrinde ſchwaͤrzlich-braun, längs und quer ſchuppig aufgeborſten, die jüngere rothbraun und glatt, die der jungen Zweige und Triebe weißwollig. Die Aeſte und Zweige ſtehen abwechſelnd und angeſchloſſen, beſonders in der Jugend. Die Wurzeln. Die Herzwurzel dringt auf gutem Boden pfahlartig 3 — 4 Fuß tief, und die Seitenwurzeln breiten ſich 8 — 12 Fuß weit aus. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen, 6ſchuppigen Knospen kegelfoͤrmig mit ſcharfer Spitze, die Schuppen unten olivengruͤn, oben rothbraun, wollig und klebrig. Die ſich im Mai aus denſelben ent⸗ wickelnden fommergrünen Blätter 6 — 8 Zoll lang, 3 — 4 Zoll breit und, mit Ausſchluß des Spitzblatts, aus 10 — 14, an einem runden, weißlich⸗gruͤnen oder roͤthlichen, filzigen Hauptſtiele ge⸗ paart gegenübergeftellten 1½ — 2 Zoll langen, 72 Zoll breiten, laͤnglich-lanzettfoͤrmigen, von der Spitze zur Hälfte herab einfach ſaͤgezaͤhnigen, oberwaͤrts dunkelgruͤnen und glatten, unterwaͤrts weißgruͤnen und noch heller erhaben gerippten filzigen, aͤußerſt kurz geftielten, einfachen Fiederblaͤttchen zuſammen⸗ geſetzt. Erſt gelb, dann ſchoͤn roth und zuletzt braun gefärbt, fallen fie, nach innen zuſammengerollt, im October ab. Die Bluͤthe. Die auf den Spitzen der jungen Triebe ſtehenden Knospen dicker und ſtumpf⸗ ſpitziger als die Blattknospen; die zu Ende Mai oder Anfangs Juni in zerſtreut- und ſperrig⸗aͤſtigen Schirmtrauben hervorbrechenden, weißwollig geſtielten Blumen zwitterlich; der bleibende, weißwollige gruͤne Kelch öſpaltig, die radfoͤrmige, offne, milchweiße Krone 5hlättrig, die eirunden und hohlen Blaͤttchen in den Einſchnitten des Kelches angeheftet, und von 20 fadenfoͤrmigen, weißen Staubfaͤden mit gelben Beuteln umgeben, ſtehen in der Mitte 5 kürzere, an der Baſis vereinigte, gruͤnliche Stempel mit kolbigen Narben. { Die Frucht und der Samen. Wenn gleich die meiſten Blumen Fruͤchte anſetzen, ſo kommen doch nur wenige der Letztern zur Ausbildung. Die aͤußere Geſtalt derſelben iſt, wie die des wilden Holzapfels oder Birne, bald rund, bald, und zwar gewoͤhnlich, laͤnglich, weßhalb man ſie denn auch hiernach Spier⸗Apfel oder Spier-Birnen nennt. Sie reifen im September und October und erſcheinen dann gelb mit roth gemiſcht, auch wohl auf der Sonnenſeite ganz roth, der eingedruͤckte Nabel ſchwarz. Das von dem etwas mehligen, herbe ſchmeckenden Fleiſch umſchloſſene Kerngehaͤuſe iſt 5faͤchrig, und in jedem Fache finden ſich 2 laͤnglich-eirunde, wenig geſpitzte, glaͤnzend⸗ſchwarzbraun umhaͤutete, inwendig weiße Samenkerne, die aber nicht immer alle vollkommen ſind. 8: Varietaͤten. Dieſe beftehen in der vorhin erwaͤhnten abweichenden runden oder laͤnglichen Geſtalt der Fruͤchte. 103 408 S ORB US. Beſchaffenheit des Holzes Dicht feinfaferig, feſt und zaͤhe, ſehr hart, glatt und ſchwer; das juͤngere auf dem Schnitt gelblich-weiß, das ältere roͤthlich, im Kern oft dunkelbraun geflammt und maſerig. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Das eigentliche Vaterland der zahmen Ebereſche iſt das ſuͤdliche Europa, als Italien, Frank⸗ reich, die Schweiz, Oeſterreich, Schwaben, Franken u. ſ. w., doch findet ſie ſich auch im mittleren Deutſchland, z. B. in Thuͤringen, nicht ſelten, und kommt in einzelnen Exemplaren ſogar am oͤſtlichen Harze in der Umgegend Blankenburgs vor. Liebt einen nicht zu hohen, etwas geſchuͤtzten, ſchattigen Stand und guten, friſchen Kalk- oder Baſaltboden, weßhalb man ſie in Thalgruͤnden und an den oͤſtlichen und mitternaͤchtlichen Bergwaͤnden am haͤufigſten trifft. Fortpflanzung. Wie bei der wilden Ebereſche, legt man, in Ermangelung der hatäktiehen Fortzucht, entweder die reifen Fruͤchte im Herbſt, oder die ausgenommenen Kerne derſelben im Fruͤhjahre (Monat Maͤrz) in Rinnen, bedeckt fie. / — % Zoll hoch mit lockerer Erde, und haͤlt den Boden maͤßig feucht, worauf die jungen Pflanzen 8 Monat nach der Herbſt- und 6 Wochen nach der Fruͤhjahrs-Ausſaat, mit 2 verkehrt⸗eirunden, dunkelgruͤnen Samenlappen und rothen Stielchen zum Vorſchein kommen; auch durch Propfen und Oculiren auf wilde Birn- und Staͤmme der vorhergehenden Ebereſch-Arten laͤßt ſich die Vermehrung bewirken. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt langſamer, aber anhaltender als die wilde. und Baſtard-Ebereſche, fo daß der Baum erſt nach 100 Jahren ſein vollkommenes Wachsthum und ein Alter von 150 — 180 Jahren erreicht; vor dem 40ſten Jahre trägt derſelbe ſelten reife Früchte. Nutz en. Nicht nur daß ſich die zahme Ebereſche als Zierbaum in engliſchen Anlagen und Alleen ſehr gut ausnimmt, fo kommt auch die Benutzung des Holzes der des wilden Holzbirn- und Elzbeer- baums (Pyrus communis et torminalis) und der vorhin beſchriebenen wilden Ebereſche völlig gleich; die Rinde wird aber zum Gerben verwandt. Die reifen Fruͤchte, wenn ſie teig geworden, koͤnnen gegeſſen werden, auch ſollen ſie heilſam gegen die Ruhr ſein, und geben einen ganz vorzuͤglichen Eſſig und Brantwein; Schwarz- und Rothwild aͤſ't ſie gern. Die Bienen holen aus den Bluͤthen Honig, und das Laub freſſen Schaaf und Ziegen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Eignet ſich zur Schlag- und Baumholzwirthſchaft. Das Stangenholz wird gleichzeitig mit dem der übrigen Laub-Holzarten im März, und das Baumholz im Winter gehauen. Feinde und Krankheiten Die Raupe des Fruͤhbirnſpanners (Phalaena Geometra brumata) und alle übrige Inſecten, welche durch Zerfreſſen der Bluͤthen und Blaͤtter unſern Apfel- und Birnbaͤumen ſchaden, ſind auch als Feinde dieſes Baums anzuſehen, und manche Bockkaͤferarten (Cerambyx) oder deren Larven freſ— ſen ſich in den Stamm und zerſtoͤren denſelben durch ihre minenartige Gaͤnge. Auf unpaßlichem naſſen Boden und im hoͤhern Alter zeigen ſich als Hauptkrankheiten: Kernfaͤule, Gipfeldürre und Auszehrung, wobei der Baum mit Schorf-Moſen und Schwaͤmmen uͤberzogen wird. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein Bluͤthenzweig; » 2. eine reife Frucht; „3. dieſelbe im Querdurchſchnitt. 409 LI. SPARTIUM. Pfriemen. LINN. GEN. ed. VI. Ne 858. Claſſe XVII. DIADELPHIA. Ordnung IV. DECAND RIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der Kelch glockig und 5zähnig, zuweilen Llippig, die Krone ſchmetterlings⸗ foͤrmig; Staubfaͤden 10, wovon neun in einem Cylinder verwachſen und nur zuweilen der zehnte frei iſt; Stempel 1, der geftielte Fruchtknoten wie der aufſteigende lange Griffel, haarig; die Frucht eine zuſammengedruͤckte, einfaͤchrige vielſamige Huͤlſe; der Samen nierenfoͤrmig. 135. SPARTIUM SCOPARIUM. Beſen⸗Pfriemen. Tafel CXXI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter ſtehen abwechſelnd, ſind klein und erſcheinen einfach oder gedreiet, die einzelnen Blaͤttchen verkehrt eirund oder laͤnglich, auch wohl ſtumpf oder etwas ſpitzig, glattrandig und auf beiden Flaͤchen, wie der kurze oder laͤngere Blattſtiel, fein weiß behaart. Synonymie. SPARTIUM SCOPARIUM. Willd. Linn. III. 2. p. 933. Ne 19. 8 1 mn Borkhauſen II. p. 966. Ne 219. — Burgsdorf II. 1. p. 236. Ne 60 . 5 Bechſtein IV. p. 758. Ne 4. —— Hartig VI. 1. p. 181. . Duͤ Roi und Pott III. p. 52. Guimpel und Hayne p. 156. Franz: LE GENET COMMUN. Engl. THE COMMON BROOM. Provinzial⸗Namen. Pfriemen, gemeine Pfriemen, auch Pfriemenholz und Pfriemenkraut, Stech⸗, Pfingſt- und Heide⸗ pfriemen, Beſen- und Pfingſtpfriemenkraut, Reh- und Beſenkraut, Gaſt, Gaͤſt, Ginſt, Gienitz und Gunſt, Gaſter, Geſter, Gelſter, Ganſter, Genſter, gruͤner Genſter, Geneſter und Geneſte, Ginſter, Gienſter, Guͤnſter, gruͤner Guͤnſter und Genieſter, Grauſen, Griechſche, Grinſche, Grintſche, Grinitſch und Grinz, Gruͤnling und Gruͤnſpan, Bram, Bramen, Brahmbeſſen, Bran, Branen, Bromen und Brehern, Haſenbramen und Haſenſcheide, Haſengeil, Hafen: und Rehheide, Vitſchen, Witſchen, Kuͤh⸗ und 410 SPARTIUM. Kuͤhnſchoten, Kuh-, Kühe und Kurſchroͤten, Kunſchruten, Wildholz, Schachkraut, Frauenſchnel und Frauenſchuͤchel, deutſche Kapern und Pfingſtblume. Abbildungen. Blackwell T. 244. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 246. Cramer T. 50. Reitter und Abel T. 60. Guimpel und Hayne T. 116. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 7 — 1 Fuß lang, ½ — 1 Zoll unten dick und rund, oft aber auch ganz kurz oder fehlend und gleich uͤber dem Boden in mehrere, oben ſperrig auseinander ſtehende, ſchlanke, ſtraffe Aſtſtaͤmme zertheilt; die Hoͤhe des ganzen Strauchs im wilden Zuſtande 3 — 4, in Gärten und ſonſtigen kuͤnſtlichen Anlagen cultivirt aber 6 — 10 Fuß; die dußere Geſtalt deſſelben buſchig. Die Stammrinde braͤunlich, oder aſchgrau und riſſig, die jüngere dunkel⸗ oder heller grün, fuͤnfkantig und glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd uud ſpitzwinklich angeſchloſſen geradeaus. Die Wurzeln find ſtark, ſtreichen auf gutem Boden 1 — 2 Fuß tief und 3 — 4 Fuß weit. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen, kaum bemerkbar kleinen Knospen rundlich und gruͤn. Die gegen Mitte Mai hervorbrechenden, abwechſelnd ſtehenden, kleinen ſommergruͤnen Blaͤtter an den Zweigſpitzen einfach und faſt ſitzend, weiter herab gedreiet, wie beim Klee, und / — ½ Zoll auch länger geſtielt, Y, — ½ Zoll lang, faſt halb fo breit, verkehrt eirund oder laͤnglich, ſtumpf oder etwas ſpitzig, ganzrandig und auf beiden Seiten, wie am Stiele, fein weißhaarig; fie fallen Anfangs Oe⸗ tober ab. 5 Die Bluͤthe erſcheint im Juni, auch wohl im Herbſt (September und October) noch ein⸗ mal, wechſelſtaͤndig und einzeln auf / — ½ Zoll langen, rundlichen, glatten, meift bogigen Stielen an den Seiten der Zweige und iſt zwitterlich. Der einblaͤttrige grüne Kelch Alippig, die Oberlippe in 2, die Unterlippe in 3 kurze, ſtumpfſpitzige Zaͤhne geſpalten; die ſchoͤn hochgelbe, inwendig roth— geſtreifte, ſchmetterlingsfoͤrmige große Krone aus 4 geſtielten Blättern, nämlich aus einem faſt herzfoͤr⸗ migen, zuruͤckgebogenen Fahnenblatt, 2 ovalen oder nierenförmigen, fluͤgelartigen Seitenblättern und dem kielartig hohlen, aufwaͤrts gebogenen Schiffsblatt zuſammengeſetzt; 10 lange, ausgeſchweifte, weiße Staubfaden mit doppelten, pfeilfoͤrmigen, hellbraunen Beuteln, von welchen neun in einem Cylinder verwachſen ſind, und nur einer frei ſteht, umſchließen den lang heraus ragenden, pfriemenfoͤrmigen gruͤ⸗ nen Griffel mit laͤnglicher, glatter, an der Spitze druͤſiger Narbe; der laͤngliche, grüne Fruchtknoten haarig. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine 2 — 2½ Zoll lange, faſt Y Zoll breite, oben geſpitzte, bohnenfoͤrmige, äußerlich ſchwarzbraune, inwendig gelbliche, auf der Ruͤckennath behaarte Huͤlſe, welche im Au guſt und September reift, dann von oben herab aufſpringt und 12 kleine, nieren⸗ förmige, glaͤnzend glatte, gelbbraune Samen ausfallen laͤßt. Varietaͤten. An ſehr ſchattigen Orten findet man bisweilen Sträucher mit weißer Bluͤthe. Beſchaffenheit des Holzes. Feinkurzfaſerig, dicht, zaͤhe und hart, das Stammholz auf dem Schnitt weiß, im Kern braun geflammt, das Wurzelholz gelblich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt durch ganz Europa auf ſandigem, lettigen Boden und kommt in Deutſchland, unter andern auch am oͤſtlichen Harz, auf dem niedern Vor- und Mittelgebirge ſtrichweis ſehr haͤufig vor. Fortpflanzung. Wo man dieſe beabſichtigt, geſchieht fie durch den natürlichen Ausfall oder kuͤnſtliche Aus⸗ ſtreuung des Samens auf wunden Boden im Herbſt oder Frühjahr und mißraͤth hoͤchſt ſelten, SPARTEUM. - 41¹ Bei der Herbſtſaat liegt der Same 8 Monat, bei der Frühjahrs⸗Ausſaat hingegen, welche im März oder April vorgenommen wird, 4 — 6 Wochen in der Erde, und geht dann mit 2 kleinen, rund⸗ lichen, gruͤnen Samenblaͤttchen auf; die jungen Pflanzen wachſen ſehr ſchnell und koͤnnen noch in dem naͤchſtfolgenden Herbſt oder Fruͤhjahr verpflanzt werden. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 6 — s Jahre und dauert 10 — 15 Jahre aus, wobei in harten Wintern die jungen Schuͤſſe, zuweilen aber auch ſelbſt die Stämme, bis auf die Wurzel abſterben und dann durch neue Schoͤßlinge erſetzt werden. Nutz en. Wird der ſchoͤnen Bluͤthe wegen nicht ſelten in Luſtgaͤrten angebauet, im Freien gewaͤhrt das Geſtraͤuch aber dem Rothwild gute Aeſung, und den Hafen wie den Birk⸗, Haſel- und Rebhuͤhnern Schutz gegen rauhe Wetter und Raubthiere; auch kann man daſſelbe, außerdem daß das ſtaͤrkere Stamm- und Wurzelholz zu feinen Drechſeleien und eingelegten Arbeiten verwandt wird, zum Winter⸗ futter für Schaafe und Ziegen benutzen, und auf einer Gips- oder Krapp⸗Muͤhle zerquetſcht, giebt man es in England, zur Erſparung an Hafer, Stroh und Heu, ſelbſt den Pferden. Es dient in England zum Gerben des feinen Kalbleders und ſtatt des Hopfens bei Bierbrauen, in Frankreich dagegen zur Bereitung des bekannten Geniſtenſalzes; ferner dient es zur gelben und braunen Faͤrbung wollener Zeuche, zur Fertigung von Kehrbeſen, zur Streu fuͤrs Vieh, und, in Wellen gebunden, für holzarme Gegenden zur Heizung der Stuben, Back⸗, Brau- und Brennöfen. Geroͤſtet ſoll man aus dem abgezogenen Baſt einen ſtarken, hanfartigen Faden gewinnen, der ſich zu grober Leinwand verarbeiten laͤßt, und aus den entrindeten zarten Zweigen will man ſogar ein ſtarkes gutes Schreibpapier fabriciren koͤnnen. Die Bluͤthen⸗ knospen macht man in Braband als Kapern ein, die Bluͤthe ſelbſt aber giebt den Bienen Wachs und Honig und faͤrbt, mit Urin verſetzt, auf Blau ſchoͤn gruͤn; auch laͤßt ſich daraus eine gute Maler⸗ farbe bereiten. Die gebrannten oͤlreichen Samen ſind in theuren Zeiten als Surrogat des Kaffee benutzt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Im Allgemeinen wird die Beſen-Pfrieme unter die der Holzcultur ſchaͤdlichen Pflanzen oder fo- genannten Waldunkraͤuter gerechnet, weil der Boden von ihr zu ſehr ausgeſogen wird, und es aus dieſem Grunde ſchwer haͤlt, da wo ſie einmal im Uebermaß vorhanden iſt, Holz-Anſaaten empor zu bringen; doch kann man ſich derſelben hinwiederum bei Holzculturen an nackten, trocknen, ſuͤdlichen Bergwaͤnden mit Vortheil bedienen, indem man durch ihre Anſaat den Boden vorbereitet und den jun⸗ gen Holz-Pflanzen den hier hoͤchſt beduͤrftigen Schutz und Schatten gewaͤhrt; nur muß man nicht ver⸗ ſaͤumen, nach Erreichung dieſes Zweckes fie durch Aushauen im Mai und Ju ni, ehe der Samen reift, zu rechter Zeit fortzuſchaffen. N Feinde und Krankheiten. Zu den erſteren muß man alle Thiere zählen, welche ſich von ihr nähren, als z. B. unter den vierfuͤßigen das Rothwild, die Schaafe und Ziegen, unter den Inſekten aber die Gaͤrtner- und Aprilſchnake (Tipula hortulana et Marci L.). Krankheiten, außer den Folgen des Froſtes und Alters kennt man nicht. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; das Fahnenblatt; die Seiten- oder Fluͤgelblaͤtter; das Schiff; der Kelch mit den Befruchtungs-Werkzeugen; S * 9 104 412 LIIL. SPIRAEA. Spierſtaude. LINN. GEN. ed. VI. Ne 630. Claſſe XII. ICOSANDRIA. Ordnung IV. PENTAGYNIA. Gattungd- Character, er Die Zwitterblume. Der bleibende einblaͤttrige Kelch halb Sfpaltig; die rundlich 5bläftrige Krone dem Kelche eingefügt; 20 und mehrere Staubfaͤden mit rundlichen Beuteln auf dem Druͤ⸗ ſenkreiſe des innern Kelchrandes angeheftet; 3 — 5 oder mehrere fadenfoͤrmige Griffel mit knöͤpfigen Narben am Grunde mit eben ſo vielen Fruchtknoten jerbunden; die Frucht eine laͤngliche, geſpitzte, zweiklappige und einfaͤchrige, nur wenige kleine, zugeſpitzte Samen enthaltende Rapfel. 136 SPIRAEA SALICIFOLIA. Weidenblaͤttrige Spierſtaude. Tafel (XXII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, eirund⸗ lanzettförmig, am Rande abwechſelnd mit kleinen und groͤßern ſcharfſpitzigen Saͤgezaͤhnen beſetzt, bun e glatt und kurz geſtielt. S y n o nymie. SPIRAEA SALICIFOLIA. Willd. Linn. II. p. 1055. Ne 2. Borkhauſen II. p. 1452. Ne 530. Bechſtein IV. p. 671. Ne 87. Du Roi und Pott III. p. 59. Ne 2. Guimpel und Hayne p. 108. f Franz.: LA SPIREE A FEUILLES DE SAULE. Engl.: THE WIILOW-IEAVD SPIRAEA. N 4 Provinzial⸗Namen. 5 Spiree, Spier⸗ und Speierſtaude oder ⸗ſtrauch, gemeine ſchmal⸗ und bee Spier oder Speierſtaude. Abbildungen. Schmidt oͤſterr. Baumz. T. 50. Kerner Abbild. öͤkon. Pflanzen I. 155. Guimpel und Hayne T. 82. SPIRAEA. | 413 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, ganz kurz oder, wie meiſtens der Fall, unmittel- bar über dem Wurzelſtock in viele 4 — 6 Fuß hohe, ſchlanke, unten nicht über / — %, Zoll ſtarke, zart und dicht verzweigte, oben buſchig uͤberhaͤngend ausgebreitete Aſtſtaͤmme zertheilt. Die Rinde des altern Holzes gelbbraun und blaͤtrig, die jüngere rothgelb und geſtreift, die der jüͤngſten Triebe mehr oder weniger gruͤngelb und glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd. Die Wurzeln laufen ½ Fuß tief und 3 — 4 Fuß weit umher, wobei ſie, beſonders in der Naͤhe des Wurzelſtocks, viele ſchlanke Ausſchuͤſſe treiben. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Knospen ſehr klein, eirundlich, ſtumpf und braun. Die wech⸗ ſelweis ſtehenden, einfachen, f om mergruͤnen Blätter, deren Ausbruch im Mai erfolgt, 2 ½ — 3 Zoll lang, 4,—1 Zoll breit, eirund ⸗lanzettfoͤrmig, oben geſpitzt, am Rande abwechſelnd mit groͤßeren und kleineren, fharf-fpigigen Saͤgezaͤhnen verſehen, beiderſeits glatt, auf der Oberfläche hell, unterwärts etwas grau oder blaͤulich⸗gruͤn mit erhabener gelblicher Mittelrippe, der kurze, breitliche Stiel gelblich. Sie färben ſich zu Anfange Oktobers gruͤngelb, mitunter auch roth, und fallen gegen Ende deſſelben Monats ab. Die Bluͤthe erſcheint zu Anfang Juni bis Ausgang Juli auf den Spitzen der Zweige in auf⸗ rechtſtehenden, aus vielen, doppelt und dicht, aber ſperrig zuſammengeſetzten Blumen gebildeten, Eegel- foͤrmigen Trauben. Die Blumen ſind zwitterlich, der grüne Kelch faſt dreieckt, Sfpaltig und an dem obern Rande inwaͤrts mit einer kreisfoͤrmigen Reihe roſtroͤthlicher Druͤſen beſetzt; die fleiſchfarbene, flache, radfoͤrmige Krone eirundlich, siblaͤttrig und dem Kelche eingefuͤgt; 20 und mehrere fadenartige, dunkelfleiſchfarbene Staubfaͤden mit rundlichen blaßrothen Beuteln ſtehen auf dem vorbemerkten Druͤſen⸗ kreiſe des Kelchs; 5 gleichgefaͤrbte Griffel mit rundlichen, weißlichen Narben, am Grunde mit eben ſo vielen, dicht zuſammenſtehenden, ſpitzigen Fruchtknoten verwachſen. Die Frucht und der Samen. Die kleinen braͤunlichen Fruchtkapſeln reifen im September und Oktober, und enthalten mehrere ſehr feine, laͤngliche, braune Sam en. Varietaͤten. Man kennt folgende Spielarten, die zum Theil von Einigen, z. B. von Bork⸗ hauſen, fuͤr wirkliche Arten gehalten werden: a. Die lanzettblaͤttrige Spierſtaude mit völlig lanzettförmigen, oben ſcharf zugeſpitzten, am Rande groß und klein ſaͤgezaͤhnigen Blaͤttern; b. die weidenblaͤttrige Alpen-Spierſtaude mit lanzettfoͤrmigen, am Rande ſtumpf ein⸗ fach geſaͤgten, graugruͤnen Blaͤttern, und c. die weißbluͤhende Spierſtaude mit weißen Blumen. Beſchaffenheit des Holzes. Fein kurzfaſerig, wenig feſt und hart, auch ſehr leicht; auf dem Schnitt gelblich⸗weiß, mit ſtarker, weißer Markröhre. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Wohnt vorzüglich in Aſien und Nordamerika, findet ſich aber auch haͤufig in Oeſterreich, Baiern, Boͤhmen, Schleſien und am Rhein, und kommt verwildert faſt allenthalben in Deutſchland vor; die weidenblaͤttrige Alpen⸗Spierſtaude ſoll urſpruͤnglich aus Sibirien, und die weißbluͤhende aus Nordamerika ſtammen. Liebt einen leichten, mehr trocknen als feuchten Boden, und mehr die Ebenen als Gebirge. s Fortpflanzung. Läßt ſich durch Ausſtreuung der Samen in flache Rinnen, fo wie durch Abſenker, Wurzel- ſproſſen und Stecklinge ſehr leicht vermehren. Der Same ar im et re März) gefäet und keimt nach 4 — 6 Wochen mit 2 ſehr kleinen, eifoͤrmigen, gruͤnen Samenblaͤttern. 414 SPH R A EA. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Waͤchſt 8 — 10 Jahre und dauert bisweilen uͤber 15 Jahre geſund aus. Nutzen. Iſt feiner ſchoͤnen, langdauernden Bluͤthe wegen einer der vorzuͤglichſten Zierſtraͤucher unſrer Gärten und Luſtgebuͤſche. Die ſtaͤrkern ſchlanken Schuͤſſe werden zu Feen ge das er ſchwaͤchere Geſtraͤuch aber zur Feuerung benutzt. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Da der Hauptnutzen dieſes Strauchs nur in der Zierde ſeiner Bluͤthen beſteht, ſo wird ſich der mehrverlangende Forſtmann ſeiner im Walde nicht beſonders 9 Feinde und Krankheiten Zu den Erſtern rechnet man die Raupen der Ahorn-Eule und lee Motte (Phalaena Noctua trapezina et Ph. Tinea pruniella) welche Blaͤtter und Bluͤthen zerfreſſen; Krankheiten, außer den natürlichen Folgen des Alters, kennt man aber nicht. Erklarung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Zweig; » 2. der Kelch mit den Stempeln, und „3. eine Samenkapſel, beides vergrößert; „ 4. die letztere, wie 5. der Samen, in natürlicher Größe. IIV. STAPHYLEA. Pinpernuß. LINN. GE ed. VI. Ne 374. Claſſe V. PENTANDRIA. Ordnung III. TRIGYNIA. Gattungs⸗Charakter. Die Zwitterblumen. Der Kelch sſpaltig und glockig hohl; die Krone 5bläftiig, am Grunde mit einem krugfoͤrmigen Honigbehaͤltniß verſehen; Staubgefaͤße 5, fadenfoͤrmig mit nie⸗ renfoͤrmigen Beuteln dem Kelche eingefügt; Griffel 2— 3 aufrechtſtehend, unten mit einem 2 — Zdoppelten, eirunden Fruchtknoten verwachſen, die Narbe rundlich; die Fach eine 2 — gzfaͤchrige, häufige aufgeblaſene Kapſel oder Fruchtbalg mit 2, höchſt felten 3 run⸗ den, groß genabelten, ſehr harten Nuͤſſen oder Samen. STAPHYLEA. 415 137. STAPHYLEA PINNATA. Gemeine Pimpernuß, Tafel (XXIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegenuͤberſtehend und, dem Wallnußblatt ahnlich, aus 5, auch wohl 3 oder 7 un⸗ gleichpaarig an einem langen, faſt 5 kantigen, rundlichen Hauptſtiele gegenüber geſtellten, mit Ausnahme des Spitzblattes und des unterſten Blatt-Paares, ſtielloſen, eirund lanzett⸗ foͤrmigen, geſpitzten, am Rande ſehr fein geſaͤgten, glatten, einfachen Fiederblaͤttchen zuſam⸗ mengeſetzt. Synonymie. STAPHYLEA PINNATA. Willd. Linn. I. 2. p. 1497. N. 2. Borkhauſen II. p. 868. Ne 476. — — Burgsdorf II. 1. p. 221. N. 42. — — Bechſtein IV. p. 592. Ne 20. — —— Duͤ Roi und Pott III. p. 78. N? 1. — — Hartig VI. 1. p. 166. Guimpel und Hayne. p. 46. Franz.: LE STapLER OU Nez COUPE. Engl. THE FIVE LEAVED BLADDER-NUT. Provinzial⸗Namen. Pimpernuß, Pimpernuͤßlein, Pimpernuͤßle, gefiederte Pimpernuß; gemeiner, auch genueſiſcher Pim⸗ pernuß⸗Strauch oder Baum, Klapper⸗, Blatter, Blaſen- und Judennuß, Todtenkopf, Todtenkoͤpfli, Todtenkopf⸗- und Todtenkoͤpfli⸗Strauch oder Baum, wilder Piſtacien⸗ oder Zuͤrbisnüßchen⸗Strauch, Roſen⸗ kranzſtaude, Paternoſterſtrauch und abgeſchnittene Naſe. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 234. Reitter und Abel T. 42. Guimpel und Hayne T. 36. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, zuweilen bau m⸗, gewohnlich aber ſtrauchartig, auf gutem Boden im Schluß erwachſen 5 — 8 Fuß hoch ausgeaͤſtet, 6 — 8 Zoll unten ſtark, gerade und rund, auf ſchlechtem Boden und im freien Stande 1 — 2 Fuß lang, 1 — 2 Zoll ſtark oder fehlend, wo dann aus dem Wurzelſtocke 3 — 5 oder mehrere Staͤmme aufſchießen; in Baumgeſtalt mit lichtaͤſtiger, rund⸗ licher, faſt uͤberhaͤngender Krone 15 — 20, als ein- oder mehrſtaͤmmiger, ausgebreiteter Strauch 8 — 12 Fuß hoch. Die alte Rinde gelblich- oder aſchgrau und feinriſſig, die jüngere r und, wie die olivengruͤne, druͤſig fein geſtrichelte und punktirte Rinde der Zweige, glatt, die juͤngſten Triebe glaͤnzend hellgruͤn. d | Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen unten ſpitzwinkelig angeſchloſſen, oben bogig ausgebreitet, durch das Abſterben des einen oder andern am Strauch gegen einander über, am Baume die erſteren, 105 416 STAPHYLEA. Aſtes, mitunter ungeregelt oder wechfelftändig; ſehr merkwürdig iſt es, daß die Zweige Schuͤſſe mit Wuͤlſten treiben, aus welchen ſich die Knospen der jungen Seitentriebe entwickeln. Die Wurzeln laufen 1 Fuß tief und 5 — 6 Fuß weit und treiben vielen Ausſchlag. 5 Das Blatt. Die gegenſtaͤndigen Knospen zweiſchuppig, oben zugeſpitzt, am Grunde faſt zwei⸗ ſchneidig breit zuſammengedruͤckt, grün oder olivenbraun. Die, dem Wallnußblatt aͤhnlichen, fommer- grünen Blätter, deren Ausbruch im Mai erfolgt, ungleichpaarig und einfach gegen einanderuͤber ſtehend gefiedert, 8 — 10 Zoll lang und 4 — 6 Zoll breit, der gemeinſchaftliche, bogige, filzige Blattſtiel faſt fuͤnfkantig, unter dem erſten Fiederblattpaare oben gerinnelt, und hier, wie ganz am Grunde, mit gegen⸗ ſtaͤndigen kleinen, lanzettfoͤrmigen, gelblichen, bald abfallenden Nebenblaͤttchen beſetzt; die 5, ſeltener 3 oder 7 Fiederblaͤttchen, von welchen das untere Paar kurz⸗, das groͤßere Spitzblatt lang- und das mittlere Paar ungeſtielt, ja oft mit dem Stiele verwachſen erſcheint, 2 — 3 Zoll lang, 1— 1%, Zoll breit, eirund⸗lanzettförmig, oben geſpitzt, am Rande fein geſaͤgt, beiderſeits glatt, auf der Oberflaͤche hell⸗, unten mattgruͤn und erhaben geadert; gelbgrün oder roͤthlich gefaͤrbt, erfolgt ihr Abfall gegen Ende Octobers. Die Bluͤthe iſt zwitterlich, und entſpringt Ende Mai's oder Anfangs Juni aus den oberen Winkeln der jungen Triebe in 6 — 8 Zoll langen, bogig herabhaͤngenden, einfach- und doppeltaͤſtigen Trauben; die troddelartig, abwechſelnd und gegenuͤber ſtehenden Blumen am Grunde des Stiels mit einem lanzettfoͤrmigen feinen Deckblaͤttchen beſetzt, der Kelch glockenfoͤrmig und tief in 5 eirunde, hohle, weiße, roͤthlich berandete Abſchnitte geſpalten; die 3 Kronenblaͤtter von gleicher Laͤnge und Farbe, nur etwas ſchmaͤler; die 5 fadenförmigen, weißen Staubfaͤden einfache, laͤngliche, gelbrothe Beutel tragend; die 2 oder 3 gelbgruͤnen Stempel aus einem gleichgefaͤrbten, doppelten, eirundlichen Fruchtknoten und pfriemen⸗ foͤrmigen Griffeln, mit rundlichen, wenig gefpaltenen roͤthlichen Narben zuſammengeſetzt. Die Frucht und der Samen. Die Frucht reift im September und October, und bildet dann eine von Luft aufgeblaſene wallnußgroße, runde, 2 — Sfpißige, weißgelbe, 2 — zfaͤchrige, haͤutige Kapſel oder Fruchtbalg mit 2, ſeltener 3 runden, etwas kantigen, gelbbraunen, auf der Seite der Anheftung weiß genabelten, ſehr harten Nuͤſſen, deren gruͤnlicher Kern bitterſchmeckend iſt. Varietaͤten. Es giebt dergleichen mit weißgeaderten Blaͤttern. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗kurzfaſerig, feft, hart, glatt und leicht, inwendig grünlich-weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Das eigentliche Vaterland des Pimpernußſtrauchs iſt das ſuͤdliche Europa, als Spanien, Frankreich, Italien und die Schweiz; doch findet er ſich auch im ſuͤdlichen und mittleren Deutſchland, z. B. in Oeſterreich, Tyrol u. ſ. w. in Vorhoͤlzern, Hecken und Gebuͤſchen. Liebt einen ſchattigen Stand und friſchen, guten Boden. b Fortpflanzung. Geſchieht durch natürliche oder Fünftliche Ausſaat, wobei man letztern Falls den Samen in Rinnen legt, 1 Zoll hoch mit Erde bedeckt und maͤßig feucht erhaͤlt. Die gewoͤhnlich nach einem Jahre mit 2 großen, lanzettfoͤrmigen, gruͤnen Samenlappen erſcheinenden jungen Pflanzen werden, wenn fie 3 — 4 Zoll hoch find, zunaͤchſt in die Baumſchule gebracht, und von hier bei 1 — 3 Fuß Hoͤhe beliebig verwandt; auch durch Wurzelbrut iſt die Vermehrung ſehr leicht. f Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erſteres laͤßt ſich auf 10 — 15, und letztere auf 20 Jahre beſtimmen. Nutz en. Ziert durch ſeinen Wuchs, Blaͤtter und Bluͤthen unſere Gärten und Luſtgebuͤſche, und laßt ſich unter der Scheere zu lebendigen Hecken heranziehen. Das Holz wird von Drechslern benutzt, und TAMARDX. 417 gewährt ein duͤrftiges Feuer⸗Material; der halb geöffneten, mit Salz und Eſſig eingemachten Bluͤthen bedient man ſich in manchen Gegenden an den Speiſen als Kapern; aus den Fruͤchten fertigen ſich aber die aͤrmeren Katholiken Roſenkraͤnze. Die Nußkerne find genießbar, auch läßt ſich ein Oel daraus preſſen. Das Laub freſſen die Ziegen und Schafe Forſtwirthſchaftliche Qualification. Wo ſich der Strauch zufallig im Walde unter andern Laubhoͤlzern findet, wird er als geringes Waasholz abgebuſcht. Feinde und Krankheiten. Wie vorbemerkt, werden die Blaͤtter nebſt jungen Trieben von Schaafen und Ziegen abgefreſſen, und die Raupen der Ahorn-Eule (Phalaena Noctua trapezina) zernagen Blaͤtter und Bluͤthen; Krankheiten, außer denen des Alters, ſind nicht bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; der Befruchtungsboden mit den Stempeln und Staubgefaͤßen, vergrößert; ein Fruchtzweig; eine Nuß in natuͤrlicher Groͤße. * „ b LV. TAMARIX. Tamarisken. LINN. GEN. ed. VI. Ne 375. Claſſe V. PENTANDRIA. Ordnung III. TRIGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der bleibende Kelch 5fpaltig, die demſelben eingetiefte, flach-offne Krone doppelt ſo groß und rundlich sblaͤttrig; 5 oder 10 haarige Staubfaͤden mit rundlichen Beuteln ſtehen frei oder ſind mit einander verwachſen; Stempel 1 mit geſpitztem Frucht⸗ knoten und 3 Narben, der Griffel fehlt. Die Frucht eine laͤngliche, dreieckige, einfaͤch⸗ rige, dreiſpaltige Kapſel mit vielen ſehr kleinen, an der Spitze wolligen Samen. 138. TAMARIX GERMANI CA. Deutſcher Tamarisken. Tafel CXXIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig Iinienförmig, fleiſchig, glatt, dicht anliegend und ſitzend 418 TAMARIX. Synonymie. TAMA RIX GERMANIC A. Willd. Linn. I. 2. p. 1499. N. 4. Borkhauſen II. p. 895. Ne 185. — Bechſtein IV. p. 608. N. 34. Duͤ Roi und Pott III. p. 88. Gu impel und Hayne p. 49. Franz. LE TAMARIX D’ALLEMAGNE. Engl. TUE GERMAN TAMARISK WITH YELLOW BARK, || | Provinzial⸗Namen. Tamariskenſtrauch, deutſcher, auch deutſcher gelber Tamariskenſtrauch und Margrispelſtaude. Abbildungen. Blackwell T. 331. Oeder Fl. Dan. T. 234. Mill. T. 262. 2. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T, 742. Reitter und Abel T. 12. Guimpel und Hayne T. 38. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, / — 1½ Fuß lang und Y, — ½ Zoll ſtark, meiſt aber gleich uͤber dem Wurzelſtocke in mehrere ruthenartige, ſchlanke, gerade und runde, zart ver⸗ zweigte Aſtſtaͤmme getheilt, welche einen bauchig- rundlichen, 6 — 10 Fuß hohen Buſch bilden. Die aͤltere Rinde braunroth, oft mit aſchgrauem Ueberzuge und glatt, die der jungen Triebe gruͤn. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd und ziemlich angeſchloſſen, am Grunde von einem kurzdauernden, anliegenden, lanzettfoͤrmigen, ſpitzigen Afterblaͤttchen unterſtuͤtzt; die eigentlichen Blaͤtterzweige von 1 — 1 ¼ Zoll Länge fallen im Herbſte ab. Die Wurzeln laufen flach 1 — 3 Fuß weit unter dem Boden hin und wuchern durch häufigen Ausſchlag. Das Blatt. Die wechſelſtaͤnbigen Knospen kaum bemerkbar, ſpitzig und grün. Die Anfangs Mai ausbrechenden, abwechſelnd und faſt ſchuppenartig dicht uͤber einander liegenden ſommergrünen Blaͤttchen ſtiellos, 7s — ½e Zoll lang, fein linienfoͤrmig, glatt, fleiſchig, und von blaͤulich-gruͤner Farbe; ihr Abfall erfolgt gegen Ende Octobers, da indeß die Blaͤtterzweige mit abfallen, jo haben einige Botaniker hiervon Veranlaſſung genommen, dieſe als Fieder-Blattſtiele oder Fiederblaͤtter anzuſprechen. Die Bluͤthe erſcheint vom Juni bis September in 3 — 5 Zoll langen, aufgerichteten, dicht⸗ blumigen Aehren an den Spitzen der Zweige. Die kurzgeſtielten, am Grunde des Stiels mit einem, denſelben umſchließenden, lanzettfoͤrmigen, gruͤnen, abfallenden Deckblaͤttchen verſehenen Blumen find zwitterlich; der grüne Kelch iſt in 5 lange, lanzettfoͤrmige, ſpitzige Abſchnitte geſpalten, die flach offne Krone aus 5, zwiſchen den Kelchabſchnitten ſtehenden, eirundlichen, blaͤulich hellroth gefärbten Blättchen zuſammengeſetzt; 10 kurze, dünne, weiße Staubfaͤden von abwechſelnd ungleicher Länge, und mit getheil- ten herzfoͤrmigen, dunkelrothen Beuteln, ſind am Grunde roͤhrenartig verwachſen, und der rundliche, zugeſpitzte, gelblich-gruͤne Fruchtknoten iſt mit 3 zuruͤckgebogenen, flachen, warzigen grünen Narben verſehen. Die Frucht und der Samen. Die dreikantig⸗kegelfoͤrmigen, zugeſpitzten, einfaͤchrigen, gelb⸗ braͤunlichen Samenkapſeln, welche im Sommer und Herbſt reifen, und dann von der Spitze aus weitgeſperrt, dreiſpaltig aufſpringen, enthalten viele ſehr kleine, an der Spitze wollig behaarte, braͤun⸗ liche Samen. Beſchaffenheit des Holzes. Kurz⸗grobfaſerig, leicht und ſproͤde⸗bruͤchig, auf dem Schnitt gelblich⸗ weiß, mit ſtarker weißer Markröhre. TA M A B. I, X. 419 Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich in Sibirien und am Caucaſus, wie auch im ſuͤdlichen und mittleren Deutſch— land an den Ufern der Fluͤſſe und Baͤche, z. B. an der Donau und am Rhein, und liebt einen leichten, lockern, feuchten Boden. f Fortpflanzung. Geſchieht weniger durch den Samen, welcher im Herbſt oder Fruͤhjahr in ſeichte Rinnen ge⸗ u Rn als durch Abſenker und Stecklinge. Die jungen Pflanzen keimen in demſelben Fruͤh⸗ jahr mit 2 kleinen rundlichen, gruͤnen Samenlappen. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Waͤchſt 8 — 10 Jahre, und dauert 18 — 20 Jahre aus, wobei fi die abſterbenden Aſtſtaͤmme durch neue Schoͤßlinge erſetzen. Nutz en. Gehört feiner ſchoͤnen Bluͤthe wegen unter die beliebteſten Zierſträucher für Boskets, Gärten und engliſche Anlagen, bei der Feu erung hingegen iſt er von ſehr geringem Werth. Die zuſammen⸗ ziehende bittere Rinde benutzt man zum Gerben, auch ſchreibt man ihr officinelle Kkaͤfte zu. Die friſchbelaubten Zweige liefern das bekannte Tamarisken-Oel, und werden ſtatt des Hopfens beim Bierbrauen, mit verſchiedenen Zuſaͤtzen aber zum Faͤrben verwandt; die zarten Triebe derſelben benutzen die Mongolen zum Thee. Die Samenkapfſeln vertreten bei der Schwarzfaͤrberei die Stelle der Gallaͤpfel, und die Samenwolle wird zu gleicher Benutzung wie die Weidenwolle empfohlen. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Kommt im Walde wohl nur ſehr ſelten, oder gar nicht vor, und verdient hier auch keine Beruͤck⸗ ſichtigung. Feinde und Krankheiten ſind nicht bekannt. Erklärung der Abbildung, Ne 1. Ein blühender Zweig; » 2. eine einzelne Blume, und „ 3. eine einzelne Samenkapſel; letztere beide vergrößert. 106 420 FHN LINN. GEN, ed. VI. N. 1135. Claſſe XXII DIOECIA. Ordnung XIII. MONADELPHIA. Gattungs⸗Character. Die männliche Blume. Geſchuppt, rundlich⸗knospenförmig; der Kelch fehlend, oder, wenn man die Schuppen der Knospe dafür annehmen will, Ablättrig; die Krone fehlend; Staubfaͤden mehrere, am Grunde verwachſen, die Beutel ſchildfoͤrmig⸗rund, am Rande Smal gezaͤhnt, oder verwachſen Sdoppelt. Die weibliche Blume. Eine laͤnglich- runde ſchuppige Knospe; der Kelch fehlend oder, wenn die Schuppen dafür gelten ſollen, Ablaͤttrig; die Krone fehlend; der Fruchtknoten eifoͤrmig, mit ſtumpfer Narbe ohne Griffel; die Frucht eine fleiſchige, einſamige falſche Steinfrucht; der Samen eine harte Nuß, 139. | TAXUS BACCGCATS Gemeine Eibe. Tafel CXXIV. b. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Nadel⸗Blaͤtter ſtehen einzeln und abwechſelnd, zweireihig, geradeaus oder kammfoͤrmig in die Höhe, find breitlich-linienfoͤrmig, oben etwas gebogen und kurz geſtielt. Synonymie. TAXUS BACCATA. Willd. Linn. IV. 2. p. 856. Ne 1. Borkhauſen I. p. 775. Ne 145. Burgsdorf II. 1. p. 255. N. 81. Bechſtein IV. p. 535. Ne 112. Duͤ Roi und Pott III. p. 91. — — Hartig VI. 4. p. 483. Guimpel und Hayne p. 257. Franz.: L’Ir. Engl.: TE common VEW. Provinzial⸗Namen. Eibe, Eiben, Eie, Eife, Eifen-, Ebe, Eben, Eve, Ibe, Iben, If⸗, Ife, Ifen, Ive, Tax, Taxus und Haageie, Eiben⸗, Eien⸗, Eifen⸗, Eben⸗, Even, Echen⸗, Iben⸗, Ifen⸗, Tax⸗, Taxus, Gyen⸗ und Bogenbaum, deutſcher, nordiſcher, pommerſcher und italieniſcher Taxus, deutſches Ebenholz. UA. 421 Abbildungen. Blackwell J. * 25 Kerner Abbild. ökon. Pflanzen J. 165. v. Oelhafen Abbild. T. 23. und 24. Cramer J. 27. Reitter und Abel T. 81. Guimpel und Hayne J. 208. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baum- und ſtrauchartig, in erſterer Geſtalt zuweilen 15 — 20 Fuß hoch entaͤſtet, 1%, — 2 Fuß im untern Durchmeſſer ſtark, gerade und rund, mit rundlich kegel- oder pyramidenförmiger, volläftiger, dicht bezweigter und benadelter, duͤſterer Krone; die ganze Höhe des Baumes 40 — 50 Fuß und darüber. Die Rinde alter Stämme rothgrau oder braun mit abfallenden Blaͤtter⸗ ſchuppen, die der juͤngern roſtbraun, der Länge nach ſchwach und ſchmal gefurcht, die juͤngſte grün, roth⸗gelb geſtrichelt. Die Aeſte und Seitenzweige. Erſtere ſtehen in Quirlen, letztere zweiſeitig und ſperrig gegen einander über, und neigen ſich beim freien Stande, durch das Gewicht der Nadeln gedrückt, zur Erde, beſonders in der Jugend. Die Wurzeln dringen 1% — 2 Fuß tief in den Boden und breiten ſich 6 — 10 Fuß weit aus. Das Nadelblatt. Die gegen einander uͤber ſtehenden Knospen eirundlich, ſtumpf, 6ſchuppig und roſtbraun. Die zweireihig, abwechſelnd und einzeln, geradeaus oder kannenfoͤrmig aufgerichtet ſte⸗ henden kurzgeſtielten immergrünen Nadelblaͤtter, deren Ausbruch im Mai erfolgt, 1 — 1Y, Zoll lang, breitlich⸗linienförmig, fäbelförmig gebogen, oben kurz und ſcharf gelblich zugeſpitzt, oberwaͤrts erhaben und glaͤnzend dunkelgruͤn mit hochliegender Laͤngsrippe, unten zu den Seiten der Mittelrippe etwas hohl und matt gruͤnlich⸗gelb; ſie dauern 3 — 5 Jahre, und fallen dann nach und nach, meiſtens im Oc⸗ tober, ab. Die Bluͤthe erſcheint bis zum Aufbruch (Anfangs Mai) als eine am Grunde kreisfoͤrmig zwei⸗ veihig geſchuppte, roſt- oder gelbbräunliche Knospe in ganzgetrennten Geſchlechtern, d. h. männliche und weibliche auf verſchiedenen Stämmen, auf der untern Seite der juͤngſten Zweige, in den Achſeln der Nadelblaͤtter. Kelch und Krone fehlen ſowohl bei der maͤnnlichen als weiblichen Bluͤthe, in⸗ ſofern man nicht die untern 4 Schuppen für den erſteren annehmen will; bei der gedruͤckt⸗ rundlichen maͤnnlichen Bluͤthe finden ſich mehrere, am Grunde zu einer Saͤule verbundene kurze Staubfaͤden mit rundlichen, nach dem Aufſpringen aber ſchildfoͤrmigen, am Rande 6 — Smal gezähnten, gelbbräun- lichen Beuteln; bei der weiblichen, mehr laͤnglichen Bluͤthe bemerkt man dagegen in dem vertieften, fleiſchigen Blumenboden einen herausſtehenden laͤnglich⸗runden, grünen Fruchtknoten ohne Griffel, mit ſtumpfer, durchbohrter Narbe. Wie bei den uͤbrigen Nadelhoͤlzern, wachſen auch bei der gemeinen Eibe ungleich mehr männliche als weibliche Bluͤthen, fo daß von dem puderartigen, ſchwefelgelben Samen- ſtaube nicht ſelten der Boden und alle in der Nähe befindlichen Gegenſtaͤnde uͤberdeckt werden. Die Frucht und der Samen. Die durch den fortwachſenden fleiſchigen Fruchtboden gebildete laͤnglich-runde, oben offne und hohle, hochrothe falſche Steinfrucht, welche den zu einer kleinen rundlichen, oben zugeſpitzten, harten ſchwarzen Nuß mit weißem, ſehr bittern Kern herangewachſenen nackten Fruchtknoten mantelartig umgiebt, reift im Auguſt und September. Varietaͤten. Nach Verſchiedenheit des Standortes will man deren zwei unterſcheiden, nämlich: a) die deutſche Eibe von beſonderer Haͤrte und Dauer, b) die italiänifhe Eibe mit ſchmalen Nadelblaͤttern, welche im noͤrdlichen Deutſchland vom Froſt leidet, und daher weniger gut als jene fortkommt. Beſchaffenheit des Holzes. Kurz ⸗feinfaſerig, feſt und elaſtiſch, sähe, ſehr n ziemlich ſchwer, doch weniger harzreich als das übrige Nadelholz; im Innern das jüngere weißlich-gelb, das ältere rothbraun, der Kern dunkel geflammt. 422 T AM N. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Gehört vorzuͤglich dem gemäßigten Laͤnderſtrich Europa's, zwiſchen dem 45 und 60e Grade noͤrdlicher Breite an, als Schottland, Preußen, Deutſchland, die Schweiz, iſt aber auch in dieſer Breite im nördlichen Aſien, z. B. in dem untern Theile Sibiriens und am Gaucafus, zu Hauſe; obwohl ſie uͤberall ſelten in eigentlichen Beſtaͤnden, ſondern meiſtens nur eingeſprengt in den Waldungen vorkommt. Als Abkoͤmmling alter deutſcher Urwaͤlder findet ſie ſich in Baiern, im Salzburgiſchen, auf dem Thuͤringer Walde und am oͤſtlichen Harze. Liebt einen ſchattigen Stand und friſchen, guten Baſalt- oder kalkſteinigen Boden. Fortpflanzung. Dieſe wird ſowohl durch den natuͤrlichen Abfall und kuͤnſtliche Ausſaat der Steinfruͤchte oder ihrer Nuͤſſe, als durch Abſenker und Stecklinge bewirkt. Will man ſich der kuͤnſtlichen Ausſaat bedienen, fo ſtreuet man die geſammelten reifen Früchte im Herbſt (Monat October) oder deren aus⸗ gewaſchene, im Winter unter feuchtem Sande aufbewahrten Nuͤſſe im Fruͤhjahr (Monat April) in Rinnen, und bedeckt fie ½ Zoll hoch mit Erde. Die im zweiten oder dritten Frühjahr mit 4 linien⸗ foͤrmigen, ſternaͤhnlich flach ausgebreiteten, hellgruͤnen Samenblaͤttchen erſcheinenden jungen Pflanzen bedeckt man im Winter mit Laub, pflanzt ſie bei 5 — 6 Zoll Hoͤhe in die Baumſchule, und wenn ſie 1 — 2 Fuß hoch geworden, an den Ort ihrer Beſtimmung. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Sehr langſam im Wuchs, bedarf die Eibe zu ihrer vollkommenen Hoͤhen-Ausbildung einen Zeitraum von 150 — 200 Jahren, und in der Stärke noch immer zunehmend, erreicht fie bei völliger Geſund⸗ heit oft ein Alter von 500 — 600 Jahren. Zu Tortingal in Schottland zeigt man den Reiſenden einen Eibenbaum von 53 Fuß Umfang, welcher, ungeachtet der Stamm durch den Zahn der Zeit man⸗ telartig hohl gefreſſen und mehrere Fuß breit aufgeborſten iſt, dennoch fortwährend grüne Zweige traͤgt. Vergleicht man den coloſſalen Umfang dieſes Baums mit dem ihm eigenen langſamen Wuchſe, ſo laͤßt ſich nicht ohne Grund annehmen, daß derſelbe nahe an 1000 Jahre alt ſeyn muͤſſe. (S. Forſt⸗ und Jagd⸗Zeitung, Jahrgang 1825, vom Monat September, Stuͤck 70.) Nutz en. Die Eibe vertraͤgt den Schnitt der Scheere, und laͤßt ſich zu ſehr dichten lebendigen Hecken, Py⸗ ramiden und allerlei ſonſtigen Zier⸗-Figuren heranziehen, worauf in älterer Zeit viel Fleiß verwandt worden. Das Holz hat viel Hitzkraft, liefert ein ſehr feſtes, dauerhaftes Werkmaterial, und laͤßt ſich, dem Ebenholz aͤhnlich, beizen und poliren, weshalb er vom Schreiner, Drechsler und Inſtrumenten⸗ macher, da wo er zu haben iſt, zu Tiſchen, Schraͤnken, Komoden, Kaͤſtchen und mancherlei anderem Hausgeraͤthe, zu Schachſpielen, Flöten, Oboes, Clarinetten, Pfeifenroͤhren, Bogen in Armbruͤſten u. ſ. w. haͤufig verarbeitet wird. Auch will man, ſelbſt nach neueren in Frankreich gemachten Erfahrungen, be⸗ haupten, daß die Eibe gegen verſchiedene innere Krankheiten heilſam ſey, und insbeſondere, wie ſchon von Burgsdorf anfuͤhrt, das geraspelte Holz mit Teig vermengt gebacken, in Portionen von einigen Loth des Tages eingenommen, gegen die ſchrecklichen Folgen des tollen Hundebiſſes ſchuͤtze; laͤugnen laͤßt es ſich aber auch dagegen eben fo wenig, daß der Genuß der Beeren für Kinder und ſelbſt erwach⸗ ſene Perſonen eben fo hoͤchſt gefährlich iſt, wie fuͤr das Vieh der Fraß der jungen Nadelzweige. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Laͤßt ſich zwar in reinen Beſtänden und auch unter anderen Nadel- oder Laubhoͤlzern gemiſcht, zu Baumholz heranziehen, und ſchlaͤgt ſogar vom Stocke wieder aus, der langſame Wuchs des Holzes PD. WLEERA, 425 bis dahin, wo es eine einigermaßen brauchbare Stärke erlangt (in 200 — 300 Jahren), iſt indeß Urfahr 8 ungeachtet deſſen vielſeitigen Nutzens, den es gewährt, dennoch der Forſtmann im Allge⸗ 3 n Werth darauf legt. Wo ganze Beſtaͤnde vorkommen, oder die Erziehung ſolcher beabfid- tigt wird, iſt, mit Ausnahme des hoͤhern Turnus und des längeren Zeitraums, wo Vornutzungen ein⸗ treten, der Betrieb dem der Fichte völlig gleich, wo dies aber nicht der Fall iſt, richtet ſich derſelbe nach dem der beigemiſchten Holz⸗Arten. Feinde und Krankheiten. Das Weihwil aft die jungen Pflanzen, gleich nachdem fie aus dem Samen aufgehen, ſehr gern; außerdem ſind eigentliche Feinde eben ſo wenig, als beſondere Krankheiten bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Zweig mit maͤnnlichen, und ein ſolcher mit weiblichen Bluͤthen; ein Zweig mit ganz⸗ und halbreifen Fruͤchten; . ein einzelner aufgeſprungener männlicher Staubbeutel, und Reine vollkommen ausgebildete männliche Bluͤthenknospe, beides vergrößert. a LVII. TILIA Linde. LINN. GEN. ed. VI. N? 660. Claſſe XIII. POLYANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der Kelch ötheilig; die Krone 5blätteig, zuweilen außerdem noch mit ſchma⸗ len Nebenblaͤttchen verſehen; Staubgefaͤße ſehr viele (30 und mehr) mit getheilten Beuteln; Stempel 1, der Fruchtknoten rundlich, der Griffel duͤnn und aufrechtſtehend, die Narbe getheilt; die Frucht eine rundliche, 4 — 5faͤchrige und eben fo vielſamige Kapſel. 140. TILIA PARVIFOLIA. inter: Linde. Tafel CXXV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, rundlich, am Grunde ſchief herzfoͤrmig ausgeſchnitten, oben geſpitzt, am Rande geſaͤgt, beiderſeits kahl, und nur in den Achſeln der Nerven auf der untern Flaͤche roſtfarben gebaͤrtet, der Stiel lang, rundlich und glatt. 107 424 see Synonymie. TILIA EUROPAEA. Willd. Linn. II. 2. p. 1161. N. 1. 6. —ůů CORDATA. Burgsdorf II. 1. p. 188. Ne 19. Duͤ Roi und Pott III. p. 114. Ne 2. ———— PARVIFOLIA. Borkhauſen II. p. 1216. N. 438. —ͤ— — Bechſtein IV. p. 362. Ne 34. — u ee Hartig VI. 1. p. 107. Ne 2. Guimpel und Hayne p. 141. Franz.: LE Tırrav. Engl.: TAE FEMALE LIM ECT REE. Provinzial⸗Namen. Stein⸗, Sand-, Berg-, Wald-, Brand- und Oſt⸗Linde, kleine, ſpaͤte, harte und wilde Linde, klein⸗, ſchmal⸗, glatt, hart- und blaublaͤttrige Linde, auch glattblaͤttrige Winter⸗Linde. Abbildungen. Reitter und Abel T. 19. Guimpel und Hayne T. 106. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 15 — 20 Fuß hinauf entaͤſtet, 2 — 3 Fuß im untern Durchmeſſer ſtark und ziemlich gerade, meiſtens aber ſpannruͤckig und mit knotigen Wuͤlſten be⸗ deckt; einſchließlich der 20 — 30 Fuß und weiter ausgebreiteten, rundlich- kegelfoͤrmigen, oder ſpitzigen, ſtark und dicht beaͤſteten und verzweigten, vollbelaubten Krone, erreicht der Baum eine Hoͤhe zwiſchen 50 — 60 Fuß. Die alte Rinde ſchwarzbraun, der Länge nach in Schlangenlinien ſchmalgefurcht aufgeriſſen, die juͤngere olivenbraun und glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, die unteren Aeſte bei freiem Stande des Baums faſt wagerecht, und weit geſtreckt. Die Wurzeln. Die Hauptwurzel dringet auf gutem Boden 4 — 5 Fuß tief ein, und die Seitenwurzeln breiten ſich 15 — 20 Fuß weit aus, wodurch der Stamm gegen die heftigſten Stuͤrme ſicheren Schutz erhält, und eher zerſplittert, als aus dem Boden geworfen wird. Das Blatt. Die wechſelſtändige Knospe eifoͤrmig, etwas nach innen gebogen, aͤußerlich zwei⸗ blaͤttrig oder ſchuppig und glatt, und anfangs, wie die innere Füllung, gruͤn, ſpaͤterhin ſchmutzig roth⸗ braun. Die zu Mitte oder Ende Mai's hervorbrechenden, wechſelſtaͤndigen, ſommergruͤnen Blätter 2½ 3 Zoll lang, und 2 — 2 Zoll breit, rundlich, mit vorgezogener Spitze, am Grunde ſchief herzfoͤrmig ausgeſchnitten, der Rand einfach oder unordentlich faſt doppelt, ſaͤgenartig ſcharf gezaͤhnt, auf der Oberfläche ſchwaͤrzlich-dunkel⸗, unten blaͤulich⸗gruͤn, beiderſeits glatt und nur in den Ader- oder Ner⸗ venwinkeln der Unterflaͤche roſtbraun wollig gebaͤrtet, der Stiel 1½ — 2 Zoll lang, rund und, wie die unterwaͤrts erhabene Mittelrippe und zarten Seitenadern, gruͤnlich-gelb; fie färben ſich zu Anfang Oe⸗ tober hochgelb, auch wohl braͤunlich und fallen dann in den letzten Tagen dieſes Monats ab Die Bluͤthe, deren ſtarker, angenehm ſuͤßlicher Geruch die Luft erfüllt, erſcheint um die Mitte des Monats Juli auf 3 — 3½ Zoll langen, in der Mitte mit einem zur Hälfte verwachſenen, lanzettfoͤr⸗ migen, glattrandigen, gruͤngelben Deckblatt verſehenen Stielen, als eine ſperrig zeraͤſtelte, 5 — 6 und mehrblumige Dolde, und iſt zwitterlichen Geſchlechts. Der flach ausgebreitete Kelch tief in 5 ſchmale, mehr oder weniger zugeſpitzte, grünlich⸗weißgelbe, wenig ausgehoͤhlte Abſchnitte geſpalten; die flache Krone aus 5 faſt gleichgeſtalteten, oben jedoch etwas mehr abgerundeten und uͤberhaupt noch weißlicher gefarbten Blättern zuſammengeſetzt; viele (30 und mehrere) fadenfoͤrmige weiße Staubfaͤden, mit gefheil- ten ſchwefelgelben Beuteln, ſtehen frei um den fuͤnfkantigen, haarigen gruͤnen Fruchtknoten, von welchem TILIA. 425 ſich ein einzelner glatter weißer Griffel, mit ſternfoͤrmig ausgebreiteter, fuͤnftheiliger weißer Narbe, ſaͤu⸗ lenfoͤrmig emporhebt. Die Frucht und der Samen. Die verkehrt eirundliche, ſchwach fuͤnfkantige, oben kurzgeſpitzte, gelb- graubraune, wollige, lederartige Samenkapſel reift nach der Mitte Octobers, ift 5fächrig, und enthaͤlt in jedem der 5 Faͤcher ein einzelnes roſtfarbenes Samenkornz doch iſt es ſelten, daß ſich mehr als eins dieſer 5 Samenkoͤrner zu der vollkommenen eifoͤrmigen Geſtalt ausbildet, wodurch denn die Kapſel meiſtens ſchief erſcheint. Gleich den übrigen Linden, trägt auch dieſe Wiuter⸗Linde faſt alljaͤhrlich und zwar ſehr reichlich Samen, und die in Buͤſcheln herabhaͤngenden Kapſeln, deren natuͤrlicher Abfall erſt im Winter erfolgt, laſſen den entblaͤtterten Baum ſchon in der Ferne von jeder anderen Holzart leicht unterſcheiden. Varietaͤten. Außerdem daß Boden und Clima mancherlei Veraͤnderungen in der Groͤße und Geſtalt der Blaͤtter und Bluͤthe hervorbringen, ſo trifft man auch Spielarten mit gelblich— weißen Blättern. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig und weich, ziemlich dicht, feſt, zaͤhe und glatt, im In⸗ nern roͤthlich- gelb; übrigens leicht. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Die Winter⸗Linde ift nicht nur in ganz Deutſchland, vorzuͤglich in Franken und Thuͤringen, ein ſehr bekannter Baum, der ſich in Laubwaldungen, wie auch in und um Staͤdten und Doͤrfern durch Natur und Kunſt faſt überall verbreitet vorfindet, ſondern fie waͤchſt auch durch ganz Europa, in Polen, Rußland und in Aſien, bis über den 63d. Grad nördlicher Breite hinaus. Sie kommt in jeder Lage und auf jedem nicht zu trocknen oder naſſen Boden gut fort, weshalb man ſie auf den rauheſten Gebirgen, ſo weit die Laubholz-Vegetation hinauf ſteigt, noch antrifft, gedeihet indeß in einem friſchen, ſchwarzen, oder aus Baſalt, Kalkſtein, Lehm und Dammerde— vermengten Erdreich der geſchuͤtzten Vorberge, Thaͤler und Ebenen am vorzuͤglichſten. Fortpflanzung. Hierzu kann man ſich zwar der Abſenker, und, an ſchattigen maͤßig feuchten Orten, auch wohl der Stecklinge auf uͤbliche Weiſe bedienen, doch iſt die Ausſaat vorzuziehen, da die Erfahrung ge⸗ lehrt haben ſoll, daß die auf dieſem Wege erzogenen Staͤmme einen kraͤftigeren Wuchs haben, auch ein höheres Alter erreichen, und wird hierbei folgendermaßen verfahren. Man ſaͤet den im October ge fammelten Samen auf gutem ſchwarzen Boden ſogleich in Rinnen und giebt ihm ½ Zoll hohe lockere Erdbedeckung; die im naͤchſten Fruͤhjahre mit 2 gelappten Blaͤttchen kommenden jungen Pflanzen muͤſſen etwas feucht gehalten, und dürfen wegen ihres langſamen Wuchſes nicht vor dem Zt Jahre aus dem Samenbeet genommen werden; alsdann aber werden ſie bei 1 Fuß Entfernung in den mittleren Theil der Baumſchule und ſpaͤterhin, wenn Zweige und Wurzeln anfangen in einander zu wachſen, noch einmal in 3füßiger Entfernung verpflanzt, in welcher fie dann fo lange ſtehen bleiben, bis fie die zum Aus- pflanzen an den fuͤr ſie beſtimmten Ort erforderliche Hoͤhe von 12 — 15 Fuß erreicht haben. Die Auspflanzung, wobei es, mit Ausnahme der erſteren, nothwendig wird, den jungen Staͤmmen = Zweige im Verhaͤltniß mit dem Wurzelumfange von unten nach oben pyramidaliſch abzuſtutzen, den Gipfel aber, zur Foͤrderung des Hoͤhenwuchſes, unverſehrt zu laſſen, geſchieht am ſicherſten mit dem Ballen, und zwar im Herbſt. K Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebens dauer. Als geſunder Baum hat die Winter⸗Linde die hoͤchſte Stufe ihrer Vollkommenheit mit dem 15024 Jahre uͤberſchritten; dagegen fehlt es nicht an Beiſpielen, daß fie unter guͤnſtigen Umſtaͤnden, wiewohl immer bei progreſſiver Abnahme der Güte ihres Holzes, ein Alter von 300 — 500 Jahren und darüber 496 1/1 HH! erreicht. Sehr wahrſcheinlich iſt es, daß die im Dorfe Stegaryd in Smoland geſtandene Linde, welcher die Familie des unſterblichen Linnée ihren Namen verdankt (im Schwediſchen wird naͤmlich die Linde Linn genannt), eine Winter-Linde geweſen, da die Linneeifhe Beſchreibung der dort vor⸗ kommenden Species (Linne hat nur eine beſchrieben) mit der Charactere dieſer ſehr genau uͤbereinſtimmt. Wegen des hohen Alters und hohen, ſchattenreichen Wuchſes ſtand die Linde bei unſern deutſchen Vor⸗ fahren als ein heiliger Baum in großem Anſehn. Unter ihrer gegen Sonne und Regen ſchuͤtzenden, dichten Laubbedachung wurden einſt, und werden es an vielen Orten auf dem Lande noch jetzt, die Be rathungen uͤber das Wohl der Gemeinde gehalten; unter ihr ruhete das bejahrtere Alter von den müh- ſeligen Tagesgeſchaͤften, während, daſſelbe umkreiſend, ſich die ruͤſtige Jugend an Spiel und Tanz ergoͤtzte. Als Sinnbild des Ernſtes, der Feier und Schwermuth unter uns aufgenommen, findet ſie ſich haͤufig in der Naͤhe der Kirchen und auf den Gottesaͤckern angepflanzt, wo ſie mit ſchauerlichem Gefluͤſter die Ruheſtaͤtte der Schlummernden umſchattet, die dem Morgenroth eines ſchoͤneren Tages entgegenharren, und die Wehklagen der Liebenden hoͤrt, deren gluͤckliches Band die ſtarre Hand des Todes zerriſſen. Nutz en. Wuchs, Blaͤtter und wohlriechende Bluͤthe, Alter und Dauer eignen die Linde ganz vorzuͤglich zum Zier- und Alleebaum ), zu Grenzmarken und zur Befeſtigung der Erdwaͤlle um Feſtungen ıc. wozu fie in Holland häufig verwandt wird, und nicht ohne inniges Bedauern kann man in ſolcher Be⸗ ziehung ſehen, wenn, wie es gegenwärtig leider der Fall iſt, einem von Italiens Boden heruͤber gewan⸗ derten Fremdlinge, der Pyramiden-Pappel, der Vorzug eingeraͤumt wird. Sie vertraͤgt den Schnitt und laͤßt ſich daher zu Lauben und lebendigen Hecken heranziehen. Das Holz zum Verbrennen benutzt, hat geringen Werth, und nur die Kohle wird zum Zeichnen und zur Bereitung des Schieß—⸗ pulvers geſucht; da es ſich indeß weder wirft, noch ſchwindet, einen hohen Grad von Leichtigkeit, Zart⸗ heit und Glaͤtte beſitzt, auch eine treffliche Beize annimmt und dem Wurmfraß wenig unterworfen iſt, ſo wird es von dem Schreiner, Drechsler, Mulden- und Bildhauer, Formſchneider und Schnitzler ſehr geſchaͤtzt, und zur Fertigung von Tiſchen, Schraͤnken, Stühlen und Kaͤſebaͤnken in die Wohn- und Molkenſtuben der Landleute, zu Mulden, Bilderraͤhmen, Formen, Laubwerk, Holzſchuhen, Tellern, Löffeln, Bechern, Reißbrettern, Meßtiſchen, Linealen u. dgl. ſehr häufig benutzt. Aus der dicken Rinde alter Bäume fertigen die Ruſſiſchen Bauern Wagen- und Schlittenkoͤrbe, Kaſten und Haus⸗ und Stallbedachungen; auch hat der Marquis de Vilette aus der Rinde ein rothbraunes, glattes, zum Drucken, Schreiben und Zeichnen brauchbares Papier, Ruͤge dagegen aus derſelben „durch Kochen mit roͤmiſchem Alaun und Niederſchlagung mit einer Aufloͤſung von Kali, eine roſenrothe Lackfarbe bereitet; vorbereitetes Tuch faͤrbt man damit nußbraun. Aus dem durch Einweichen der im Fruͤhjahre geſchaͤlten jungen Zweig-Rinde ſich abloͤſenden, vor dem Gebrauche getrockneten zarten Baſte fabricirt man in Frankreich, Rußland, Schweden und manchen Gegenden Deutſchlands Decken und Matten zum Ver⸗ packen der Kaufmannswaren, Bienen- und andere Körbe, Fiſchreuſen, Peitſchen, dauerhafte Linien zum Trocknen der Waͤſche, die man wegen ihres Nichtabſchmutzens ſehr gern hat, Stricke, Garn, Zeuch, Huͤte und Schuhe, deren letztere in Rußland Millionen geflochten werden; in aͤlteren Zeiten bediente man ſich dieſes Baſtes auch zum Schreiben ſtatt des Papiers, und Munting verſichert, daß er ein auf Lindenbaſt geſchriebenes Buch geſehen habe, welches über 1000 Jahre alt geweſen ſey. Das friſche und getrocknete Laub freſſen Schaafe und Ziegen, und Schäfer hat daraus, in aͤhnlicher Art wie de Vilette aus der Rinde, ein haltbares graues Papier fabricirt. Die Bluͤthe giebt den Bienen reichlichen Wachs- und Honigſtoff, ſo wie das auf den Apotheken ſehr haͤufig in Anwendung kommende Lindenbluͤthwaſſer, und durch Deſtillation guten Weingeiſt. Die herben zuſammenziehenden Samen⸗ 9 G0 der ſchoͤnſten Linden⸗Alleen Deutſchlands iſt unſtreitig die bei Hannover, welche nach dem Herrenhauſiſchen arten fuͤhrt. III. 427 kapſeln ſollen wirkſam gegen den Durchfall ſeyn, und geben, wie auch der aus dem Stamme gezapfte Saft, Oel und Brantwein. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Da die Linde auf unſerem vaterlaͤndiſchen Boden nie zuſammenhaͤngende Waldungen bildet, wie ſolche Polen und Rußland aufzuweiſen hat, ſondern nur ſprengweiſe uuter andern Laubholzarten vor: kommt, auch wegen ihrer wenigen Tauglichkeit zu Bau- und Brennholz eines eigentlich wirthſchaftlichen Anbaues, als Waldbaum, nicht wuͤrdig befunden werden kann, ſo muß ſich hier der Forſtbetrieb fuͤr ſie lediglich nach dem der anderen praͤdominirenden Holzarten richten; doch eignet ſie ſich hinſichtlich ihres Wachsthums zur Hoch- und Niederwaldwirthſchaft, wie zur Kopfholzzucht gleich gut, und die Zeit des Hiebes fällt für fie, als ſtarken Nutzbaum, in das 120% bis 150% Jahr. Der Wuchs des Stock⸗ und Kopfholzes iſt eben ſo raſch, wie kraͤftig und ausdauernd, und möchte dieſe Betriebsart zur Gewinnung des Baſtes jeder andern vorzuziehen ſeyn. Feinde und Krankheiten. Wo die Linde ſparſam vorkommt, wird der junge Auf- oder Ausſchlag ſchon des Fremdartigen wegen vom Roth- (Hoch- und Reh) wild, wie nicht weniger vom Rindvieh, von Schaafen und Ziegen haͤufig verbiſſen und geſchaͤlt, auch ſchlagen die Hirſche und Rehboͤcke gern daran, und die Haſen zer⸗ nagen in ſtrengen Wintern die jungen Staͤmme bis auf die Wurzel, wodurch ſie freiliegenden lebendigen Hecken und Baumſchulen großen Nachtheil bringen, wenn nicht ihren gaͤnzlichen Untergang bereiten. Auf den Blättern finden ſich folgende ſogenannte feindliche Inſecten: die Linden-Schildlaus (Coccus tiliae L.), die Lin den-Blattlaus (Aphis tiliae L.), der Linden- und Weiden-Daͤmmerungs⸗ falter (Sphinx tiliae et Sp. ocellata L.), der Linden⸗Spanner (Phalaena Geometra prodroma- ria. W.), der Roß kaſtanien⸗Spinner (Phalaena Bombyx Aesculi. W.), die Buchen-Gallwespe (Cynips fagi. I.), durch deren Stich die kleinen kegelförmigen hochrothen Gallen auf der Oberflaͤche der Blätter entſtehen, und mehrere andere; doch find fie ſaͤmmtlich, mit Ausnahme der erſtgenannten Schild: laus, welche die jungen Zweige oft in ſolcher Maſſe bedeckt, daß dieſe wie glaſirt ausſehen, und dann durch Ausſaugen des Saftes die ſtaͤrkſten Alleebaͤume zu Grunde richtet, wenig nachtheilig. Die Kern⸗ faͤule iſt die gewoͤhnlichſte Krankheit, woran der Baum im Alter leidet und endlich abſtirbt. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; . ein vergrößertes Staubgefaͤß; . ein desgleichen vergroͤßerter Stempel; ein Kapſelbuͤſchel, und . ein einzelnes Samenkorn in natürlicher Größe, Do su JUN Ze 108 428 1 1 n 1 K. a 141. De Gemeine Linde. Tafel CXXVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, größer als bei der vorhergehenden Art, rundlich, an der Baſis herz⸗ foͤrmig ausgeſchnitten, mit lang vorgezogener Spitze, am Rande geſaͤgt, beiderſeits glatt, auf der Unterflaͤche matt gefaͤrbt, und in den Aderwinkeln mit graubraunen, auch wohl gelblichen Baͤrten oder Druͤſenhaaren verſehen; der rundliche, glatte Blattſtiel im Allge⸗ meinen, und beſonders im Verhaͤltniß zu der Größe der Blätter, kuͤrzer als bei der T. parvifolia. 5 Synonym i e. TILIA VULGARIS. Bechſtein IV. p. 364. Ne 35. Guimpel und Hayne. p. 144. I COMMUNIS. Hartig VI. 1. p. 109. Ne 3. Provinzial⸗Namen. Glatte und glattblaͤttrige Linde, Wald⸗ und Winter⸗Linde, auch ſpaͤte Linde. Abbildungen. Guimpel und Hayne I. 107. Beſondere Beſchreibung ). Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, 20 — 25 Fuß hoch ohne Aſt, 3 — 4 Fuß über der Wurzel ſtark, gerade und rund; die mehr rundliche als kegelfoͤrmige Krone ſtark und dicht beaͤſtet und beblaͤttert, die Hoͤhe des ganzen Baumes 60 — 70 Fuß. Die Rinde alter Staͤmme ſchwarzgrau, der Länge nach aufgeriffen, die jüngere ſchwaͤrzlich- oder olivenbraun und glatt, mit vielen grauweißen Flecken und Punkten uͤberſtreuet, die juͤngſte roͤthlich angeflogen und etwas warzig. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, und mehr ſpitz- als rechtwinklich ausgebreitet. Die Wurzeln ſtreichen tief, die Herzwurzel oft 4 — 5 Fuß, und 15 — 20 Fuß weit. Das Blatt. Die Knospe wechſelſtaͤndig, gedruͤckt- eirund, Aſchuppig, gelbgrün und glatt, die aͤußeren beiden Schuppen ſchwach gehoͤckert. Die wechſelſtaͤndigen ſommergruͤnen Blaͤtter, deren Aus⸗ ) Vergleicht man den aͤußeren Habitus dieſer Linde und ihr natürliches Verhalten hinſichtlich des Wachsthums, der Zeit des Aufbruchs und Abfalls der Blaͤtter und Bluͤthe „auch Reife der Frucht, mit der vorhergehenden und folgenden Linde, ſo muß man die zwiſchen dieſen beiden gleichgetheilte Aehnlichkeit bewundern, und wohl verzeihlich ſcheint es hiernach, wenn Linnse, Willdenow und alle übrigen Botaniker, bis auf Hayne, fie nur für eine durch Veraͤn⸗ derung des Clima's und Bodens hervorgebrachte Spielart der kleinblaͤttrigen Winter⸗Linde hielten; doch pflanzt fie ſich der Regel nach durch den Samen in ihrer eigenthuͤmlichen Geſtalt unverandert fort, und dieſer Umſtand, verbunden mit ihrem häufigen Vorkommen (fie foll die gemeinſte aller Linden Deutſchlands ſeyn) ſpricht nicht nur gegen jene Annahme, ſondern widerlegt auch die außerdem nicht ohne Wahrſcheinlichkeit anzunehmende Entſtehung aus der Baſtarderzeugung der Winter- und Sommer⸗Linde. III. 429 bruch Anfangs Mai erfolgt, 3 — 31, Zoll lang und faſt eben fo breit, rundlich- herzfoͤrmig, die Spitze vorgezogen, der Rand regelmaͤßig oder ungleich mit großen und kleinen kurzgeſpitzten Saͤgezaͤhnen beſetzt, beiderſeits glatt, die Oberflaͤche dunkel-, die untere matt hellgruͤn, gelblich erhaben gerippt und geadert, und in den Aderwinkeln, beſonders zunaͤchſt der Hauptrippe, mit graubraunen oder graugelblichen, wol⸗ ligen Baͤrten verſehen, der ſtarke rundliche und glatte Stiel meiſtens nur halb fo lang, oder kuͤrzer als das Blatt und gelb, auf der Sonnenſeite roͤthlich; Anfangs October fallen ſie gelb oder braͤunlich gefaͤrbt ab. i se Die Bluͤthe, in allen ihren einzelnen Theilen der Winter⸗Linde ähnlich, nur etwas groͤßer und von ſchwaͤcherem Geruch, erſcheint als Doldentraube von 2 — 6 Stuͤck in den letzten Tagen des Mo⸗ nats Juni bis zur Mitte Juli. Der Blumenſtiel eben ſo lang, oder kuͤrzer als das Blatt; der 5fpal- tige Kelch gruͤnlich-weiß, die Abſchnitte ſpitzig, die Sblättrige Krone gelblich-weiß, die Blaͤttchen oben abgerundet; Zahl, Stand, Geſtalt und Farbe der Staubgefäße, auch des Stempels, mit Ausnahme des etwas helleren Fruchtknotens und der aufrecht ſtehenden ötheiligen Narbe, ganz wie bei der Winter— Linde. Die Frucht und der Samen. Wie die Bluͤthen um einige Tage früher zum Ausbruch kommen, fo reifen auch die Samenkapſeln um etwas fruͤher als bei der Winter⸗Linde, mit welcher ſie uͤbrigens in Geſtalt und Farbe ſehr genau übereinftimmen, nur daß ſie wenig groͤßer ſind. Varietaͤten. Man findet Baͤume, deren Blaͤtter und Bluͤthen denen der Winter- oder Sommer⸗ Linde, beſonders der erſteren, ſehr aͤhnlich ſind, ſo daß es oft ſchwer hält, fie von derſelben zu unter⸗ ſcheiden. Beſchaffenheit des Holzes. Zartfaſeriger und weißer, wie bei der Winter⸗Linde, uͤbrigens von gleicher Beſchaffenheit. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Hat mit der vorhergehenden und folgenden Linde gleiches Vaterland, und liebt auch gleichen Stand und Boden, kommt indeß, beſonders in den noͤrdlichen Gegenden Deutſchlands, haͤufiger als dieſe, und auf lehmigem Boden mehr als auf Kalkboden vor. Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit u. ſ. w. Wie bei der Winter⸗Linde, doch waͤchſt fie raſcher, und erreicht einen höheren, ſtaͤrkeren, glatteren Schaft; auch hat das Baſt Vorzuͤge vor dieſer. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; die Staubgefaͤße, wie der Stempel, ſehr vergroͤßert; „die reifen Samenkapſeln, und der reife Same, beides in natürlicher Größe. x nPBon. 430 P IIII IA. 142. TILIA PAUCITITFLORX. Sommer- Linde. Tafel (XXVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, die größten unſerer deutſchen Linden, rundlich, am Grunde ſchief⸗ herz⸗ foͤrmig ausgeſchnitten, oben geſpitzt, am Rande geſaͤgt, auf der Oberfläche weichhaarig, unterwaͤrts zottig, in den Aderwinkeln faſt baͤrtig, der Stiel halb ſo lang, oder kuͤrzer als das Blatt, ſtark und rund, zunaͤchſt unter dem Blatte verdickt. Synonymie. TILIA EUROPAEA. Willd. Linn. II. 2. p. 1161. Ne 1. a. Burgsdorf II. 1. p. 185. N. 18. Du Roi und Pott III. p. 106. N. 1 GRANDIFOLIA. Borkhauſen II. p. 1210. Ne 437. Bechſtein IV. p. 357. Ne 33. Hartig VI. 1. p. 105. Ne 1 PAUCIFLORA. Guimpel und Hayne p. 145. Franz.: LE TIELEUL DES B018 OU D’HOLLANDE. Engl.: THE COMMON LIxRE- TREE. Provinzial⸗Namen. Linde, gemeine Linde, Lindenbaum, groß-, breit⸗ und rauhblaͤttrige, auch wenigblumige Linde, rauhblaͤttrige Sommerlinde, Waſſer⸗, Gras⸗ und Fruͤhlinde, weiche, hollaͤndiſche und Hamburger Linde, Baſtholz. Abbildungen. Blackwell T. 469. Reitter und Abel J. 18. Cramer IJ. 9. Guimpel und Hayne J. 108. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, im Schluß erwachſen 30 und mehrere Fuß hoch ausgeaͤſtet, im Freien kuͤrzer, 4 — 6 und mehrere Fuß im unteren Durchmeſſer ſtark, gerade und rund, mit großer herz- oder ſtumpf⸗kegelfoͤrmiger, ſtark⸗ und dichtaͤſtiger und verzweigter, vollbelaubter Krone; der ganze Baum erreicht eine Höhe von 60 — 80 Fuß. Die alte Rinde roͤthlich⸗dunkelbraun, furchenartig der Länge nach aufgeſprungen, die jüngere dunkelaſchgrau und warzig, die juͤngſte oliven⸗ gruͤn oder braunroth, einzeln roſtfarben fein gefleckt oder weiß punktirt, die jungen noch nicht voͤllig verholzten Triebe olivengruͤn und weißbehaart, faſt zottig. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, am Grunde ſpitzwinklich angeſchloſſen, hoͤher hinauf weit ausgebreitet. Die Wurzeln. Die faſt pfahlartige Herzwurzel dringt auf gutem Boden 4 — 5 Fuß tief ein, und die Seitenwurzeln ſtreichen 20 — 25 Fuß, oft noch weiter, vom Stamme aus umher. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen, eirunden, oben etwas nach innen gekruͤmmten Knospen find aus 8 Schuppen zuſammengeſetzt, von welchen die 2 aͤußeren, eine große und eine kleine, rothbraun und FEE IX. 431 glatt, die 6 inneren aber grün und haarig ſind. Die wechſelſtaͤndigen ſommergruͤnen Blaͤtter 3 — 6 Zoll lang, 2½ — 5 Zoll breit, rundlich, mit kvorgezogener Spitze, am Grunde mehr oder weniger tief ſchief herzfoͤrmig ausgeſchnitten, die Seitenflaͤchen neben der Mittelrippe ungleich groß, der Rand groͤßer und kleiner, fein weißſpitzig gefägt, auf der Oberfläche dunkelgrün und weichhaarig, unten matt gelbbruͤn und haarzottig, mit ſtark erhabener gelblicher Rippe und Adern, deren Achſeln gruͤngelblich ſchwach gebaͤr— tet ſind; der zottige Blattſtiel 1%, — 2 Zoll lang, ſtark und rund, zunaͤchſt unter dem Blatte verdickt. Meiſtens gelbgefaͤrbt erfolgt der Abfall wie der Ausbruch um 8 Tage fruͤher, als bei der letztbeſchriebe⸗ nen Art. Die Bluͤthe, welche von Mitte Juni bis Anfangs Juli, alſo fruher, als bei der Winter- und gemeinen Linde, erſcheint, uͤbrigens aber wie dieſe geſtaltet und nur größer iſt, bildet eine einfache, 2 — 3 blumige Dolde. Der faſt zur Haͤlfte von einem großen, lanzettfoͤrmigen, glattrandigen, gruͤngelben Deck⸗ blatte umſchloſſene Bluͤthenſtiel iſt ſtets kuͤrzer als das Blatt; der Kelch vertieft und in 5 eirunde, ge— ſpitzte gruͤnlich-gelbe Abſchnitte gefpalten, am Grunde der Vertiefung mit Honigſaft angefuͤllt; die zuruͤck⸗ geſchlagenen 5 größeren Kronenblätter lanzettlich⸗verkehrt⸗eirund und hell ſchwefelgelb; 30 und mehrere, am Grunde oft partienweiſe verwachſene, fadenfoͤrmige weißgelbe Staubfaͤden mit laͤnglich- nierenfoͤrmigen, getheilten hochgelben Beuteln, ſtehen um einem rundlichen, weißbehaarten Fruchtknoten, deſſen ſaͤulenartig aufgerichteter, nackter weißer Griffel mit einer ſeicht 4, ſelten Sthäiligen dicklichen Narbe verſehen iſt. Die Frucht und der Samen. Die ſchwachbewollten, lederartigen, braͤunlichen Samen ka p⸗ ſeln, die größten unſerer deutſchen Linden, verkehrt-rundlich-eirund, und in 4 — 5, aͤußerlich durch erhabene Naͤthe oder Rippen bezeichnete, 1ſamige Faͤcher getheilt, wovon jedoch gewoͤhnlich nur eines ein vollkom⸗ menes, ovales, roſtbraunes Samenkorn im October zur Reife bringt. Varietaͤten. Auf kraͤnkelnden Stämmen findet man zuweilen weißbunte, auch ganz weiße Blätter; Bechſtein gedenkt aber pag. 366 feiner Forſtbotanik (Gotha 1821), unter dem Namen Baſtard⸗Linde (Tilia hybrida), noch einer von ihm entdeckten beſonderen Art, die fi) von der Som- mer⸗Linde hauptſaͤchlich durch groͤßere, ungleicher geformte, faſt welk ſcheinende, runzliche, glatte, nur unter⸗ waͤrts auf der Mittelrippe und den Adern behaarte, und in den Aderwinkeln olivenbraun ſchwach gebaͤrtete, glatt geſtielte Blätter, fo wie durch mehr (zuweilen 8 — 9) blumige, Bluͤthendolden und eigene auf: gerichtete Geſtaltung der Narbe unterſcheidet. a Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig, weich, zaͤhe, glatt, weiß und leicht; ein Cubikfuß wiegt ſriſ oh; 54 Pfund Halb trocknn AU, sanztrodene en me. 29 * Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt, gleich den vorhergehenden Linden, durch ganz Eu ropa, auch in Aſien bis zum 63ften Grade noͤrdlicher Breite, kommt jedoch in den ſuͤdlichen Gegenden haͤufiger vor, als in Norden, und liebt überhaupt mehr das Mittel- als rauhe Hochgebirge, weshalb es ſcheint, als ob fie etwas zaͤrtlicher als jene ſey. J Fortpflanzung. Dieſe geſchieht auf gleiche Weiſe, wie bei der Winter-Linde. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Die Sommer⸗Linde waͤchſt raſcher als die vorhergehende Winter- und gemeine Linde, und bedarf, um geſundes ſtarkes Nutzholz zu liefern, zu ihrer vollkommenen Ausbildung kaum 80 — 100 Jahre; indeß wächſt ſie, wiewohl ihr Stamm kernfaul und hohl wird, noch lange in die Staͤrke fort, und erreicht, nach dem allgemeinen Urtheil, unter allen Linden das hoͤchſte Alter, das ſich auf 800 — 1000 Jahre anneh⸗ 109 432 11 L IA. men laͤßt, da, ſo viel man weiß, alle die wegen ihres hohen Alters denkwuͤrdig gewordenen Lindenbaͤume dieſer Species angehören. Unter den vielen Beiſpielen, welche von dem hohen Alter der Sommer-Linde zeugen, hat die Geſchichte beſonders folgende aufgezeichnet. Zunaͤchſt die ſtarke Linde zu Neuſtadt am Kocher (auch an der Linde genannt) im jetzigen Koͤnigreiche Wuͤrtemberg, welche im Jahre 1665 bei 65 Fuß Hoͤhe uͤber 27 Fuß Umfang gemeſſen, und deren auf mehr als 100 Saͤulen ruhende Aeſte ſich fo weit ausbreiteten (man giebt die Schattenflaͤche derſelben auf %, Morgen an), daß darunter ein kleiner Markt gehalten, oder von mehreren Parthieen Kegel geſchoben werden konnten; ein im Jahre 1773 vom Sturme abgebrochener Aſt gab 7 Klafter Holz. Sie wurde im Jahre 1809 auf den Rechtsſpruch des weiſen Magiſtrats gefaͤllt, und ihr Alter wird auf 1000 Jahr geſchaͤtzt. Sodann die Nuͤrnberger Linde, die 45 Fuß Umfang und 60 Fuß in der Hoͤhe mißt; ſie iſt zweimal ausgebrannt, ſo daß ein Mann zu Pferde bequem durchreiten kann. Ferner fuͤhrt Miller eine von ihm ſelbſt gemeſſene Som⸗ mer⸗Linde an, die anderthalb Fuß uͤber der Erde noch 10 Ellen im Umkreiſe hatte, und ſagt von einer andern in Norfolk, deren ſtaͤrkſter Durchmeſſer über der Wurzel 16 Ellen, der kleinſte aber 8 ½ Elle be⸗ tragen habe. Auch bemerkte Lonicerus ſchon, daß zu ſeiner Zeit in dem Kloſter St. Alban zu Mainz ſich eine Linde befand, deren Aeſte wegen ihres großen Umfangs von 22 ſteinernen Saͤulen geſtuͤtzt werden mußten; und noch im Jahre 1803 exiſtirte die große Linde am Eingange von Troms, einem kleinen Dorfe unweit der Abtei Diſſentis, an deren Fuße Peter von Suchtingen, Abt von Diſſentis, Hans Brünn, Herr von Ratſuns, und Graf Haus von Sachs im Jahre 1424 den erſten Bund beſchwo⸗ ren, welcher dem Graubuͤndtner Lande die Freiheit verſchaffte. Nutzen, forſtwirthſchaftliche Qualification, auch Feinde und Krankheiten. Ganz wie bei der Winter⸗Linde, doch eignet ſich die Sommer⸗Linde hinſichtlich ihres raſchern, hö- heren und ſchoͤnern Wuchſes zum Alleebaum vorzuͤglicher als jede andere Lindenart. Der Werth des Stammholzes verhaͤlt ſich zu dem der Buche ! roh wie 4 $1.,5%, Kr. zu 6 Fl. oder wie 682 zu 1000, und verkohlt wie 680 zu 1000; das Knuͤppelholz iſt noch ſchlechter. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 4. Eine Bluͤthendolde in natürlicher Größe; „ 2. ein Blaͤtterzweig mit reifen Samenkapſeln; der Stempel, vergroͤßert. LVIIIL. ULEX. Heckſamen. LINN. GEN. ed. VI. N? 881. Claſſe XVII. DIADELPHIA. Ordnung VI. DECANDRIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblume. Der bleibende Kelch 2blättrig, das obere Blatt meiſt 2zaͤhnig, das untere 3zähnig; die Krone ſchmetterlingsartig mit zweiblaͤttrigem Schiffchen, oben ausgeſchnittenem Fah⸗ nenblatt und zwei ſchmalen Fluͤgelblaͤttchen; Staubgefaͤße 10, wovon 9 verwachſen und 1 frei⸗ ſtehend; die Frucht eine aufgeblaſene Huͤlſe mit wenigen plattgedruͤckten, rundlichen Samen. DEN 433 143. ULEX EUROPAEUS. Europaͤiſcher Heckſamen. Tafel CXXVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter abwechſelnd und ungeregelt am Grunde der Dornen ſtehend, ſpitzig, faſt nadelfoͤrmig, zottig behaart und ſtiellos. Synonymie. ULEX EUROPAEUS. Willd. Linn. III. 2. p. 969. N. 1 Seen Borkhauſen II. p. 984. Ne 232. — Bechſtein IV. p. 738. Ne 160. Guimpel und Hayne p. 164. Franz. L’Asonc. Engl. TuE ScoRPIONS-THORN. Provinzial⸗Namen. Europaͤiſcher Uler, Heck- auch Haideſamen, Haideginſter, europaͤiſcher Stech- und ſtacheliger Ginſter, ſtachelige Pfriemen, Scorpionpfriemen und Scorpionkraut. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 123. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft oder Stengel. Wuchs aufrecht, ſtrauch- (nach Einigen kraut-) artig, 1— 1½ Fuß hoch, ½ — 1 Zoll uͤber der Wurzel ſtark, gerade und rund; zuweilen aber auch nahe uͤber der Erde in mehrere ſchlanke biegſame Aeſte zertheilt, das ganze Gewaͤchs 4 — 5 Fuß hoch. Die alte Rinde glatt und grau, die juͤngere gefurcht und gruͤn. Die Aeſte und Zweige ſtehen abwechſelnd und find mit 1 — 1½ Zoll langen, ſteifen, ſtechenden, grünen, plattgedruͤckten und gefurchten, fünf bis ſiebenaͤſtigen Dornen dicht beſetzt. Die Wurzeln gehen auf gutem Boden 1 — 2 Fuß tief und breiten ſich 3 — 4 Fuß weit aus, wobei ſie viele Schoͤßlinge treiben. Das Blatt. Die zerſtreut am Grunde der Dornen ſitzenden kleinen Knospen zündlich gruͤn und zottig. Die im April und Mai hervorbrechenden immergruͤnen Blätter einfach, / — 1 Zoll lang, 1 Linie breit, linienfoͤrmig mit ſcharfer Spitze, glattem ungezaͤhnten Rande, an den älteren Zweigen beiber- ſeits kahl, an den jungen Trieben aber, wie dieſe ſelbſt, gelbzottig, uͤbrigens grasgruͤn und ſtiellos, die kleinen Afterblaͤttchen rundlich; ihr Abfall erfolgt nach und nach. Die Bluͤthe, welche in Monat Mai und Juni, auch wol im Herbſte noch einmal, auf kurzen Stielchen einzeln in den Blattachſeln oder auf den Dornen der Zweigſpitzen erſcheint, iſt zwitterlich. Der große, 2blaͤttrige, rachenfoͤrmige gruͤnliche Kelch, wie der Blumenſtiel, dicht gelblich behaart und blei⸗ bend, am Grunde von zwei kleinen eirunden, ſchuppenartigen, braunen Deckblaͤttchen unterſtuͤtzt. Die große ſchmetterlingsartige, hell- oder rothgelb gefärbte Krone sblaͤttrig, das Fahnenblatt eirund, oben ausge— 434 1 UL EX. ſchnitten, die Schiff- und Seitenblaͤtter ſchmal und ſtumpf; die zehn Staubfaͤden, von denen neun in einer Rohre verwachſen und nur Einer freiſtehend, lang, bogig und gruͤnlich-weiß; die ovalen, doppelten Staub⸗ beutel ſchwefelgelb; der Fruchtknoten laͤnglich, zuſammengedruͤckt und haarig, und der weit herausragende, bogige Griffel gelblich, mit faͤcherartig ausgebreiteter Narbe. Die Frucht und der Samen. Erſtere, langer als der Kelch, eine aufgeblaſene, ſchwarze, zottige Huͤlſe mit etwas gebogener Spitze, reift im Auguſt und September und enthält 3 — 4 rundlich⸗ herzfoͤrmige, harte, dunkelbraune Samen. Beſchaffenheit des Holzes. Lang ⸗feinfaſerig, ziemlich hart und feſt, auf dem Schnitt weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Man findet dieſen Strauch in England, Daͤnemark, Deutſchland und Frankreich auf tro⸗ ckenem, unfruchtbaren Boden ziemlich haͤufig. Fortpflanzung. Sie geſchieht durch natuͤrliche und kuͤnſtliche Ausſaat des Samens und durch Wurzelbrut. Der in flache Rinnen geſtreute, nur ganz wenig bedeckte Samen liegt neun Monat und keimt dann mit 2 kleinen laͤnglichen Blaͤttchen. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 5 — 10 Jahre, dauert aber 20 und mehrere Jahre aus. Nutzen. Eignet ſich, feiner ſchoͤnen, wohlriechenden Bluͤthen wegen, zur Zierpflanze für Gärten und Boskets, und wird in holzarmen Gegenden zur Feuerung benutzt, der Dornen wegen zuvor auf einer Mühle zer- quetſcht, liefert das junge Geſtraͤuch aber gutes Futter fuͤr Rindvieh und 99 5 Aus der Bluͤthe laͤßt ſich eine ſchoͤngelbe Farbe bereiten. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Gehoͤrt im Allgemeinen unter die ſogenannten Forſtunkraͤuter. Feinde und Krankheiten. 380 den Feinden zaͤhlt man die Raupe der Ahorn-Eule (Phalaena Noctua trapezina L.) und den Schneeſpringſchwanz (Podura nivalis L.); eigentliche Krankheiten find dagegen nicht bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. N: 1. Ein Bluͤthenzweig; » 2, 3 und 4, die fünf Kronenblaͤtter, naͤmlich N. 2. das Fahnenblatt, Ne 3. die Schiffs⸗ und Ne 4. die Seitenblaͤttchen; : » 5. die aufgeſchnittene Bluͤthe ohne Kronenblaͤtter; » 6. die Huͤlſe (Frucht) und „ 7. ein Samenkorn; Alles in natuͤrlicher Groͤße. 435 LIX ULMUS. Ulme. LINN. GEN. ed. VI. Ne 316. Claſſe V. PENTANDRIA. Ordnung II. DIGYNIA. Gattungs - Character, Die Zwitterblume. Der Kelch meiſtens 5, ſehr oft aber auch 4, 6 bis Sfpaltig, runzlich und gefaͤrbt; die Krone fehlt; Staubgefäße meiſtens 5, oft aber auch 4, 6 — 8 (die Zahl derſelben richtet fich nach der der Kelchſpalten); Stempel 1, entgegengeſetzt zuruͤckgebogen, zweitheilig, mit wolligen Nar⸗ ben; der Fruchtknoten rundlich und flach; die Frucht eine 1ſamige, durchſichtig umhaͤutete Flügel: frucht; der Samen in der Mitte der Flügelhaut ſitzend, oval und platt zuſammengedruͤckt. 144. a ULMUS CAMP EST AIS. Gemeine Ulme. Tafel CXXIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, ſchief-oval, mit ſcharfer, mehr oder weniger gekruͤmmter Spitze, am Grunde ungleich, die eine Seite kuͤrzer als die andere, ſchraͤg weggeſchnitten, der Rand unor⸗ dentlich doppelt geſaͤgt, beiderſeits weichhaarig und rundlich kurz geſtielt. Synonymie. ULMUS CAMPEST RIS Willd. Linn. I. 2. p. 1324. Ne 1. Borkhauſen I. p. 834. Ne 167. — — Burgsdorf II. 1. p. 137. N. 4. era Duͤ Roi und Pott III. p. 161. Ne 1. — Bechſtein IV. p. 253. Ne 4. —— Hartig u hr; EN: 1, Guimpel und Hayne p. 37. Franz. LORME LISSE OU SAUVAGE. Engl. THE COMMOM ET M. Provinzial⸗Namen. Ulme, Uelme, Ulmbaum, gemeine, weiße, wilde, haſel⸗, rauh ud breitblaͤttrige Ulme, glatte Feld⸗ ulme, Glattulme, Ulme mit glatter Rinde, Ulmerbaum, Urle, Elme, Efe, Effern, Effernbaum, Epe, Epen, holz, Fliegen⸗ und Leimbaum, Ruͤſter, weiße Ruͤſter, weiße Bergruͤſter, breitblaͤttrige Ruͤſter, gemeine rauh⸗ blaͤttrige und frühe Ruͤſter, Riſter, Reuſter, Ruͤßbaum, Ruſt, Ruͤſche, Ruͤſtholz, Stein und Rauhlinde, Yen, Ilme und Ulme, Baſtilme, Iper, Ipern, wilde Ypern, Bindbaſt und Wagnerholz. Abbildungen. Reitter und Abel T. 4. Cramer T. 5. Guimpel und Hayne T. 27. 110 436 ULMUS. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, im Schluß erwachſen 30 — 40 Fuß hinauf ohne Aſt, 2 — 4 Fuß Über der Wurzel im Durchmeſſer dick, gerade und rund; die faſt ſchirmartig, ſperrig und lichtbeaͤſtete, nicht beſonders vollblaͤttrige Krone, nach Maaßgabe des Standortes, im früheren Alter zu- weilen kegelfoͤrmig, ſpaͤter in der Regel flach gedrückt und weit ausgebreitet; die Höhe des ganzen ausge⸗ wachſenen Bames 80 — 100 Fuß. Die alte Rinde roͤthlich-graubraun, eichenartig, doch weniger tief, unregelmaͤßig in die Laͤnge und ſchuppig in die Quere aufgeriſſen, die juͤngere olivengruͤn, einzeln weiß punctirt, auch wohl roͤthlich gefleckt und glatt. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd. Die Wurzeln find ſtark; die pfahlartige Hauptwurzel dringt auf gutem Boden 6 — 8 Fuß i tief, die übrigen ſtreichen 15 — 20 Fuß weit umher und treiben häufigen Ausſchlag. 5 Das Blatt. Die ſpiralfoͤrmig⸗ wechſelſtaͤndigen Knospen klein, kegelfoͤrmig, geſpitzt und äußerlich aus 6 dicht anliegenden, ſtumpfen, dunkelbraunen oder ſchwaͤrzlichen, feinbehaarten Schuppen zuſammenge⸗ ſetzt. Die wechſelſtaͤndigen ſommergruͤnen Blätter, deren Ausbruch im Mai erfolgt, den Hafelblättern aͤhnlich, einfach, 3 — 5 Zoll lang, 2 — 3 Zoll breit, verkehrt eirund, oben mit langer, meiſtens geboge⸗ ner oder gedreheter Spitze, am Grunde ungleichſeitig ſchraͤg weggeſchnitten, am Rande ungleich, oben zu⸗ weilen faſt lappig, doppelt gezaͤhnt, auf der Oberfläche dunkel, unterhalb hell-gruͤn, mehr oder weniger in den Achſeln der ſtark erhabenen Hauptrippe und parallel laufenden Seitenadern weißwollig; der kurze, 2 — 3 Linien lange, runde Stiel zottig. Gelb oder, im trockenen Zuſtande, braun gefärbt und nach innen zuſammengerollt, erfolgt ihr Abfall im October, nur an beſchnittenen Hecken zuweilen erſt im Frühjahr. Die Bluͤthe erſcheint Ende März oder Anfangs April, alſo vor dem Ausbruch der Blätter, in faſt ungeſtielten, rundlichen Buͤſcheln an den Seiten der Zweigenden, und iſt zwitterlich. Die einzelne Blume ſehr kurz geſtielt, der Kelch meiſtens 5, auch wohl 4, 6 oder Sfpaltig, glockenfoͤrmig und gruͤn, die Abſchnitte dunkel- oder hellroth; die Krone fehlt; Staubgefaͤße fo viele als Kelchabſchnitte, die faden⸗ foͤrmigen Traͤger weißgruͤn, die doppelten nierenföͤrmigen Beutel nach außen violett, inwendig gelblich; der Fruchtknoten plattgedruͤckt und gruͤn, mit zwei entgegengeſetzt ruͤckwaͤrts gebogenen, gleichgefaͤrbten rundlich und roth benarbten Griffeln. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine in kurze oder ungeſtielte dichte Buͤſchel zufammen- geſetzte Fluͤgelfrucht; Letzterer ein mit rundlichem, oben ſeicht ausgeſchnittenen, ſehr duͤnnen, graugelbli⸗ chen, dunkeler geaderten, glattrandigen Fluͤgel ſcheibenartig umgebener leichter, ovaler, platter Kern von roſtgelber Farbe, reift im Mai und Juni, wo er dann durch den Wind oft mehrere hundert Schritte vom Mutterſtamme fortgetrieben wird. Varietaͤten. Die Feld⸗Ulme varüirt zunaͤchſt in den Blättern, welche auf gutem Boden größer und runder, nach der Spitze zu durch zwei gegenuͤberſtehende, große lappenartige Zähne faſt dreiza- ckig, auf magerm oder ſonſt umpaſſenden Boden dagegen klein und mehr laͤnglich erſcheinen; auch giebt es Stämme mit weiß⸗geſchaͤckten Blättern. Außerdem aber ſieht man hin und wieder, fo auch 3. B. auf der Wall-Promenade um Braunſchweig, einzelne Exemplare, deren ſparſam korkartig gefluͤgelte Zweige Veranlaſſung geben, ſie entweder fuͤr Baſtarde von der unter Tab. 131 weiterhin aufgefuͤhrten Kork⸗Ulme (Ulmus suberosa), oder, wie ſchon Roͤhling gethan (ſ. d. Flora von Deutſchland, umge⸗ arbeitet von Mertens und Koch, 2er Band pag. 327.), dieſe Letztere ſelbſt für eine Spielart der Feld- Ulme zu halten; für welchen Fall denn auch die von Bechſtein und andern Botanikern angeführte hohe Ruͤſter (Ulmus excelsa) und Hain-Rüfter (Ulmus nemorosa) hierher gehören möchten. Beſchaffenheit des Holzes. Langfaſerig und porös, feſt, zähe und elaſtiſch, in der Jugend weiß⸗ gelblich, im Alter rothbraun, zuweilen dunkel geflammt und maſerig. Das Gewicht eines Cubik- Fußes Stammholz beträgt nach Hartig ganze ftiſchnmn : 62½ Pfund, ö ULMUS. 437 gänz trocken Lu gun g . 50 Pfund Gand !!! 36%, » Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Kommt durch ganz Europa vor, beſonders in den noͤrdlichen Landſtrichen, obgleich ſie nicht über den 60 feen Breitengrad hinaus ſchreitet, und iſt in den Laubwaldungen der Mittelgebirge, Vorberge und Ebenen Deutſchlands, auch in Feld⸗ und Wieſenhecken daſelbſt ſehr gemein. Auf Baſalt und mit Dam merde ſtark vermengtem Kalk oder lehmigen, tiefen, guten Boden der Ebenen, Thaͤler und nord⸗oͤſtlichen ſanften Bergabhaͤnge waͤchſt ſie am vorzuͤglichſten, doch nimmt ſie auch mit jedem andern, weniger guten Erdreich und Lage vorlieb. Fortpflanzung. Bei der Schnellwuͤchſigkeit des Holzes, und weil der Baum faſt jaͤhrlich reichlichen Samen traͤgt, kann man dieſelbe da, wo nur einige Mutterſtaͤmme vorhanden find, der Natur völlig uͤberlaſſen, wo indeß ſolche fehlen, verfaͤhrt man kuͤnſtlich auf folgende Weiſe. Sobald der Samen reift, d. h. die Sub⸗ ſtanz des Kernes mehlig und der Fluͤgel welk wird, ſtreift man denſelben ab, ſchuͤttet ihn auf luftige Bretterboͤden etwa ½ Fuß hoch, trocknet ihn bei taͤglichem öfteren Umharken völlig ab, und packt ihn hierauf, wenn er nicht gleich verſaͤet werden ſoll, wie dies jedoch, als der Natur am angemeſſenſten, ſehr zu empfehlen iſt, in Faͤſſer oder Saͤcke, worin er ſich an trockenen Orten mehrere Jahre aufbewahren laͤßt, ohne an feiner Keimkraft ſonderlich zu verlieren. Bei der Ausſaat, welche, wenn fie im Frühjahr vorge⸗ nommen wird, im April geſchehen muß, wird der Samen auf gutem Boden in flachen Rinnen, oder auf wund gemachten Plaͤtzen ausgeſtreuet und, zur Verhuͤtung des Forttreibens vom Winde, entweder maͤßig angeſchlaͤmmt, oder mit einer leichten Erdbedeckung verſehen, worauf derſelbe bei der Sommerſaat ſchon nach 2 — 3 Wochen, bei der Fruͤhjahrsſaat dagegen erſt in 6— 8 Wochen, mit roͤthlichen Keimen und 2 kleinen verkehrt⸗eirundlichen, ſperrig abſtehenden Samenlappen aufgeht, denen bald zwei, dem ausge⸗ wachſenen Blatte ähnliche Keimblaͤttchen folgen. Auf den Rheinl. Morgen zu 160 UERuthen rechnet man bei der Vollſaat etwa 12 Hbt. oder 24 Pfund, bei der Riefen- und Plaͤtze-Saat aber die Hälfte. Noch in dem erſten Jahre waͤchſt die junge Pflanze 3 — 4 Zoll hoch, und ſchon im 2ten oder Zten Jahre, bei einer Höhe von 1½ — 2 Fuß, Laßt fie ſich zum Auspflanzen ins Freie, z. B. in die Licht⸗ und Abtriebsſchlaͤge benutzen; will man indeß ſtaͤrkere Staͤmme zu Anpflanzungen auf aͤltere Wald⸗ bloßen, Viehtriften und Alleen erziehen, fo kann dies nur in eigentlichen Baumſchulen geſchehen, und wird hierbei ein mehrmaliges Verpflanzen der jungen Staͤmmchen in 1, 2 — 3 fuͤßige Entfernung und periodi⸗ ſches Ausſchneiteln der überflüffigen Aeſte nothwendig. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Obgleich die Feld-Ulme über 150 Jahre alt wird, und bis dahin fortwaͤhrend in die Staͤrke zu- nimmt, ſo laͤßt ſich doch bei dem raſchen Wuchſe derſelben das Alter ihrer oͤkonomiſchen Benutzung nicht höher als auf 80 — 100 Jahre annehmen; indem fie oft ſchon vor dem 100ſſen Jahre von der Kern- faͤule angegangen wird, die mit ſolcher Schnelligkeit um ſich greift, daß der Stamm 10 — 15 Jahre ſpaͤter bis auf die Rinde ausgehoͤhlt, und aufgeborſten einem Schilderhauſe gleicht. Nutzen. Bei den Alten wurde die Ulme als ein Sinnbild des Todes und der Trauer zur Umpflanzung der Denkmaͤler verwandt ), und wir benutzen ſie im lebenden Zuſtande außer dem Walde zu Alleen, ) So z. B. ſagt die Geſchichte, daß die Griechen das zu Ehren ihres von Hektor erſchlagenen Anfuͤhrers Proteſilaus bei Troja errichtete Denkmal mit Ulmen umpflanzt haͤtten. 5 438 ULMUS. auch, mit Hülfe der Scheere, zu Boskets, Hecken und Lauben. Als Brenn-Material verhaͤlt ſich das Stammholz zu dem buchenen ohh nach v. Werneck, wie 908 zu 1000, oder nach Hartig, wie 5 fl. 13½ Kr. zu 6 fl. verkohlt aber wie 879 zu 1000. Als Bau⸗, Nutz⸗ und Werk-⸗Material wird es indeß, da es unter allen Holzarten die Abwechſelung von Naͤſſe und Trockniß am beſten vertraͤgt, geſucht, ja beim Verbauen in und uͤber der Erde an manchen Orten dem Eichenholze gleich und höher geſchaͤtzt, wiewohl es dieſem, wie dem Lerchenholze, beim Waffer-, Schiffs- und Muͤhlenbaue nachſteht. Es wird, wenn es gut ausgetrocknet iſt, zu jeder Wagen⸗ und faſt zu aller Geſchirrarbeit benutzt, und liefert, beſonders das alte maſerige und geflammte Stock⸗ und Wurzelholz, ſehr wackre, dauerhafte Meubeln, Gewehrſchaͤfte u. ſ. w. Die Aſche enthaͤlt viele Pottaſche und giebt gute Lauge. Die junge Rinde des Stangenholzes dient zur Lohe und gelben Faͤrbung wolle⸗ ner Zeuche; in Norwegen und Schweden wird ſie von der aͤrmeren Volks-Claſſe gemahlen unter Korn⸗ mehl zu Brot verbacken. Das junge zaͤhe Baſt benutzt man als Binde-Material, auch zur Fertigung von Bienenkorben, Matten und mancherlei anderer Flechtarbeit. Friſch und getrocknet giebt das Laub ein nahrhaftes Futter fuͤr Rindvieh, Schaafe und Ziegen. Die gruͤnen Fruchtbuͤſchel mit Oel und Eſſig zubereitet, ſollen einen guten Salat geben, wohingegen die reifen Samen von den u Hühnem und anderen kleinen ſamenfreſſenden Voͤgeln nachgegangen werden. Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Die Ulme eignet ſich zu jeder Holzwirthſchaft, und ſollte daher vom Forſtmanne fleißiger, als wohl fruͤher geſchehen, angebauet werden/ wo ſie indeß zur Zeit noch nirgends in reinen Beſtaͤnden vorkommt, muß ihr Betrieb einſtweilen dem der ihr beigemiſchten praͤdominirenden Holzarten untergeordnet bleiben. Als ſtarkes Baum holz fallt die Hiebszeit in das 80 — 100% Jahr ihres Alters, und zwar in die Wintermonate; als Schlagholz, wozu ſie ſich vermoͤge ihrer Schnellwuͤchſigkeit und der ſtarken, anhaltenden Reproductionskraft uͤberhaupt ſehr gut, wegen ihrer geringen Verdaͤmmrung aber zu Ober⸗ holz ganz vorzuͤglich qualificirt, wird fie bei 18 bis 40, und reſp. (als Oberbaum) 60jaͤhrigem Alter, kurz vor oder während dem Safttriebe im Fruhjahre gehauen; die Kopfſtangen nutzt man in glei⸗ cher Jahreszeit wie das Schlagholz alle 8 — 12 Jahre. Feinde und Krankheiten. Die jungen Pflanzen finden an dem ganzen vierfüßigen wiederkaͤuenden Thiergeſchlechte, die er— wachſenen Stämme aber unter den Inſecten an den Ulmenblattlaͤuſen und Ulmenblattſaugern (Aphis et Chermes Ulmi), welche die Blätter zerfreſſen und durch Erzeugung einer Maſſe von Blaſen ganz verunſtalten, ſehr arge Feinde; auch zeigen ſich als ſolche zuweilen die Raupen des Weiß bu⸗ chen⸗, Weidenholz- und Waldlinden-Spinners (Phalaena Bombyx neustria, Ph. Bomb. cos- sus et Ph. Geometra defoliaria). Auf zu magerem wie zu fetten Boden und im fpäteren Alter über» haupt iſt die Kernfaͤule die gewoͤhnlichſte Urſache, woran der Baum erkrankt und abſtirbt. Erklaͤrung der Abbildungen. Ein bluͤhender Zweig; ein Zweig mit reifenden Samenbuͤſcheln; eine einzelne Blume, vergroͤßert; ein gefluͤgeltes und ein ungefluͤgeltes reifendes Samenkorn, beides in natürlicher Größe. „ * „ ULMUS. 439 145. ULMUS EFF USA. Trauben ⸗ Ulme. Tafel CXXX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter wechfelftändig, groß, ſchief⸗ eiförmig, oben lang und ſcharf zugeſpitzt, unten ungleichſei⸗ tig ablaufend, am Rande ungleich doppelt geſägt, unterwärts mit erhabenen behaarten Nerven; der Stiel kurz. Synonymie. ULMUS EFF USA. Willd. Linn. I. 2. p. 1325. Ne 3. Bechſtein IV. p. 265. Ne 8. Guimpel und Hayne p. 39. —— RACEMOS A. Borkhauſen I. p. 851. Ne 171. —— SAT IVA. Hartig VI. 1. p. 89. Ne 2. S CAB RA. Du Roi und Pott III. p. 170. Ne 2. Franz. L’ORME-TILLEUL. Engl. TE BRITISH EILM. Provinzial⸗Namen. Groß-, breit⸗ und haſelblaͤttrige Ulme, engliſche breitblaͤttrige Ulme, Haſel-Ulme, rauhe Ulme, lang⸗ ſtielige Ulme, Urle, engliſche Rüfter, Waſſer- und langſtielige Blumen⸗Ruͤſter, Flatter⸗ und hollaͤndiſche Ruͤſter. Abbildungen. Guimpel und Hayne T. 29. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, unter guͤnſtigen Umſtaͤnden 40 — 45 Fuß hoch, ohne Aſt und von 3 — 4½ Fuß unterem Durchmeſſer, gerade und rund, mit licht beaͤſteter, aber voll⸗ bezweigter, unregelmaͤßiger, mehrentheils plattgedruͤckter Krone; die Hoͤhe des ganzen Baumes zwiſchen 80 — 100 Fuß. Die Rinde alter Staͤmme graubraun und riſſig, die juͤngere gelbbraun, mit zerſtreuten weißlichen Puncten, und oft ſehr warzig, die der jungen Triebe fein behaart. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd, die Erſteren an der Baſis ziemlich angeſchloſſen, weiter hinauf aber nach außen geſtreckt, die Letzteren faſt rechtwinklig ſperrig ab. Die Wurzeln gehen auf gutem Boden ſehr tief, die Herz- oder Pfahlwurzeln oft 6— 8 Fuß, 15 — 20 Fuß weit, und treiben, nahe unter der Oberfläche liegend, häufigen Ausſchlag. Das Blatt. Die ſpiralfoͤrmig allwechſelnd ſtehenden 6ſchuppigen Knospen kegelförmig, ſtumpf und von ſchwarzbrauner Farbe. Die gleichſtaͤndigen, Anfangs Mai heraus brechenden ſommergruͤnen Blätter, die größten unter allen Ulmenblaͤttern, einfach, 3 — 5 Zoll lang, 2 — 3 Zoll breit, ſchief eiför- mig, oben lang und ſcharf zugeſpitzt, am Grunde ungleichſeitig ablaufend, der Rand ungleich doppelt ge⸗ fägt, die Oberfläche dunkelgrün, ſparſam kurz und ſcharf behaart, und durch Maſſen von beutelartigen Blaſen oft ganz entſtellt, die Unterſeite mattgruͤn und, wie der kurze runde Stiel, lang- und weichhaarig, beſonders auf den ſtark erhabenen Nerven; ihr Abfall erfolgt Ende Oktobers. 111 AAO ULMUS. Die Bluͤthe erſcheint vor dem Ausbruche der Blaͤtter Ende Maͤrz oder Anfangs April in mehr oder weniger dicht zuſammengeſetzten, ſchirmtrauben⸗ ähnlichen Buͤſcheln, an den Seiten der jungen Zweige. Die ungleich lang geſtielten Blumen find zwitterlich; der glockenfoͤrmige Kelch 6 — Sfpaltig, oder zaͤhnig und gruͤn, die Zaͤhne roͤthlich; die Krone fehlt; Staubgefaͤße ſo viele als Kelchſpalten, die Träger dünn und weißlich, die doppelten nierenfoͤrmigen Staubkolben auf der Außenſeite violett, auf der inneren gelb lich; Stempel 1, mit gespaltenen, entgegengeſetzt ruͤckwaͤrts gebogenen, gruͤnlich⸗weißen, borſtendruͤſigen Grif⸗ feln und flachen rundlichen Narben, der breitlich gedruͤckte Fruchtknoten gruͤn. Die Frucht und der Samen. Die in Buͤſcheln zuſammenſtehenden, langgeſtielten, nackten Sa- men (Fluͤgelfruͤchte) oval, plattgedruͤckt und graubraun, mit duͤnnem, eiförmigen, oben meiſt bis auf die Spitze des Samens geſpaltenen, am Rande weißlich gefranzten Fluͤgel, reifen im Juni. Varietaͤten. Als ſolche möchte man wohl fuͤglich die von Borkhauſen (Theil I. pag. 854. No, 172) aufgeführte Flatter⸗Uulme annehmen koͤnnen, da bei mehrfach angeſtellten Prüfungen der bemerkte Unterſchied nichts weniger als haltbar erſcheint. Beſchaffenheit des Holzes. Auf trockenem Boden ſehr feinfaſerig, dicht, zähe und hart, auf naſ— ſem Boden groͤber und weniger feſt, aber ſchwerer. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Iſt, wie die vorhergehende Feld-Ulme, in Deutſchland ſehr gemein, und liebt auch, wie dieſe, einen friſchen, guten Baſalt- oder Kalk⸗Boden; weshalb man fie auf den Ebenen und in den Thä- lern der Vor⸗ und Mittelgebirge am haͤufigſten trifft. Fortpflanzung, Alter der Vollkommenheit, Nutzen u. A w. Wie bei der Feld-Ulme. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; ein Fruchtzweig; eine vergroͤßerte Blume; ein vergroͤßertes Piſtill; ein geflügeltes und ein ungefluͤgeltes Samenkorn in natuͤrlicher Groͤße. S* ee 146, ULMUS SUBEROSA. Kork⸗ Ulme. Tafel CXXXI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter wechſelſtaͤndig, ſchief⸗eirund, oben langgeſpitzt, am Grunde ungleichſeitig abgeſchraͤgt, der Rand ungleich doppelt geſaͤgt, die n ſcharf, die untere auf den Rippen und 1 weich behaart; der Stiel kurz. UEMU:S. 441 Synonymie. ULMUS SUBEROSA. Willd. Linn. I. 2. P. 1304. N. 2. Borkhauſen I. p. 841. Ne 169. — Bechſtein IV. p. 261. Ne 6. en Hartig VI. 1. p. 90. M 3. Guimpel und Hayne p. 38. Duͤ Roi und Pott III. p. 171. Ne 3. S ATIVA. Burgsdorf II. 1. p.134. Ne 3. Franz.: LIO RME RUD E OU YPpREAU. Engl.: THE SMALL-LEAVED ELA. Provinzial⸗Namen. Rauhe, hohe, kleinblaͤttrige, weiße, graue, rothe und hollaͤndiſche Ulme, Ulme mit aufgeſprungener Rinde, Urle, Hagebuchen-, auch Bau-, Berg-, Kork: und Waſſer⸗Ruͤſter, rothe und kleinblaͤttrige Ruͤſter, Ruſche, Rauh⸗ und Steinlinde, Ilme, Wiecke, glattblaͤttrige Wiecke, Steck⸗ und Baſtwiecke, Wietzer. Abbildungen. Reitter und Abel T. 3. Guimpel und Hayne J. 28. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, baumartig, oft 20 — 25 Fuß aſtrein, 1½ — 3 Fuß unten dick, gerade und rund; die nicht ſehr vollaͤſtige, ſperrig verzweigte Krone unregelmaͤßig, meiſtens gedruͤckt. Die alte Rinde graulich-roſtbraun, der Länge nach ungeregelt rinnenfoͤrmig, von ſchwaͤchern Querriſſen durchbrochen, aufgeſprungen, die juͤngere roſtgrau, auch wohl weißlich geſtrichelt oder punktirt, und mit Ausnahme der zwei- bis dreijährigen korkartig geflügelten Zweige, wovon dieſe Ulme ihren Namen hat, glatt, die jüngfte ſparſam behaart. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd. Die Wurzeln, von denen die Hauptwurzel auf gutem tiefen Boden pfahlartig 6— 8 Fuß ſenkrecht hinabſtreicht, breiten ſich 15 — 20 Fuß weit im Umkreiſe aus und erzeugen vielen Ausſchlag. Das Blatt. Die wechſelſtaͤndigen Knospen klein, kegelig geſpitzt, öſchuppig und ſchwaͤrzlich braun. Die gleichfalls wechſelſtaͤndigen ſommergruͤnen Blaͤtter kommen Anfangs Mai zum Ausbruch, ſind 2 — 4 Zoll lang, 1 — 2 Zoll breit, verſchoben eiförmig, oben lang geſpitzt, unten ungleichſeitig ſchraͤg ablaufend, auf der Oberflaͤche dunkelgruͤn, und ziemlich dicht, kurz und ſcharf, unterwaͤrts in den Winkeln der ſtark erhabenen Rippen und Adern aber faſt wollig, lang und weich behaart; der rundliche Stiel 2 — 3 Li⸗ nien lang. Im Oktober fallen ſie, gelblich oder roſtbraun gefaͤrbt und nach innen zuſammengerollt, ab. Die Bluͤthe kommt im März oder April an den Seiten der jüngern Zweige in Buͤſchelform zum Vorſchein, wie die der gemeinen Ulme, mit welcher fie auch, wie nicht weniger die etwas kleinere F luͤ⸗ gelfrucht, in allen ihren einzelnen Theilen genau uͤbereinſtimmt. Varietaͤten. In ſo fern die Kork-Ulme nicht ſelbſt eine Varietaͤt der gemeinen Ulme iſt, wie dieß indeß aber ſehr wahrſcheinlich wird, ſo finden ſich doch gleiche Abaͤnderungen in der Groͤße, Form und Farbe der Blaͤtter u. ſ. w. an derſelben, wie bei dieſer. Beſchaffenheit des Holzes. Auch dieſe ſtimmt mit der der gemeinen Ulme uͤberein, und wenn man behauptet, daß das Holz der Kork-Ulme feſter ſey, ſo kommt dieß wol nur allein von dem langſa⸗ meren Wuchſe, in Folge des trockenen Bodens her, auf welchem dieſe im wilden Zuſtande faſt ausſchließ⸗ lich gefunden wird. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Hat mit den vorbeſchriebenen Ulmen gleiches Vaterland, kommt indeß, wie vorhin geſagt, wildwach⸗ ſend i der Regel nur auf trockenem, mageren Boden vor. IL | 442 | VACCINIUM Fortpflanzung u. ſ. w. Ganz wie bei der gemeinen Ulme. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; ein Fruchtzweig; eine einzelne Blume, vergroͤßert; der gefluͤgelte und der ungeflügelte Samen, beides in natuͤrlicher Größe. in onen S LX. VACCINIUM. Heidelbeere. LINN. GEN. ed. VI. N? 483. Claſſe VIII. OCTANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs: Character, Die Zwitterblume. Der Kelch einblätterig und 4 — Sſpaltig; die Krone einblaͤttrig, oben 4 — 5theilig; Staubgefaͤße 8 — 10, zuweilen in einer Röhre e Stempel 1; die Frucht eine vielſamige fleiſchige Beere. = 147, VACCINIUM MYRTILLUS, Gemeine Heidelbeere. Tafel CXXXII Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter wechſelſtaͤndig, oval, ſtumpf geſpitzt, am Rande ſehr fein geſägt, die Saͤgezaͤhne drüſig, beiderſeits glatt und kurz geſtielt. Synonymie. VACCINIUM MYRTILLUS. Willd. Linn. II. 1. p. 348. Ne 1 N Burgsdorf II. 1. p. 253. Ne 79. Borkhauſen II. p. 1068. Ne 369. Bechſtein IV. p. 767. Ne 7 Du Roi und Pott III. p. 120. Ne 1 Hartig VI. 1. p. 197. Ne 1 Guimpel und Hayne p. 54. Franz. L' AIREILE. Engl TUE BIACK- WHORT OR COMMON BLUE BERRY. | li VACCINTUM. 443 Provinzial⸗Namen. 19 ſchwarze und blaue Heidelbeere, Heidelbeerſtaude und -Strauch, Heidel, Heidelſtaude und Heidelſtrauch, ſchwarze und blaue Beere, ſchwarze Preißel- und Moos- Beere, Blau⸗, Schwarz, Wald⸗, Bick⸗ Bir, Bickel⸗, Puͤckel⸗, Puckel⸗, Birk, Birkel, Roß⸗, Staudel⸗ Gadel-, Gandel -, Griffel, Myrthen-, Krack⸗, Eigel⸗, Aigel⸗, Sib- und Kuhthekenbeere, Pickel- und Waldbeerſtrauch, Waldbeerſtaude, Beſinge, Beſige, ſchwarze Beſinge, ſchwarzer Beſingsſtrauch, Kuhtacken, Kuhdacken und Bebern. Abbildungen.“ Kerner Abbild. öͤkon. Pfl. T. 487. Cramer T. 49. N. 1 — 2. Reitter und Abel T. 79 Guimpel und Hayne J. 41. 5 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht ſtaudenartig, nahe über oder unter der Erde in mehrere bau— chig und buſchig aufſchießende, 17% — 2 Fuß hohe, 2 Linien dicke, runde Aeſte zertheilt; die alte Rinde braunroth und runzlich, die der jüngeren Triebe grun, mit, der Länge nach, blaͤttrig geflügelter Oberhaut, wodurch dieſelben gewunden⸗vierkantig erſcheinen. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd. Die Wurzeln wuchern, nach Verſchiedenheit des Bodens, / — ½ Fuß tief und 2 Fuß weit um⸗ her, und treiben häufige Ausſchuͤſſe. Das Blatt. Die ſpiralfoͤrmig⸗wechſelſtaͤndigen, dicht anliegenden, eis oder kegelförmigen Knospen gruͤnlich⸗weiß; die im Mai hervorbrechenden, einfachen, ſommergruͤnen Blätter 1Y, Zoll lang, ½ Zoll breit, eirund mit ſtumpfer Spitze, am Rande fein geſaͤgt, die Saͤgezaͤhne mit aͤußerſt kleinen, geſtielten weißlichen Druͤſen beſetzt, beiderſeits glatt, oberwaͤrts glaͤnzend-dunkelgruͤn, unten weißlich-mattgruͤn und erhaben gerippt, der Stiel ſehr kurz und platt gedruͤckt; Ende Septembers oder Anfangs Oktober fallen ſie, gelblich oder hell-, auch wohl dunkelroth gefaͤrbt, ab. Die Bluͤthe. Ende May's oder Anfangs Juni, zuweilen auch wol im Au guſt noch einmal, entſpringen die kleinen kurzgeſtielten, unterwaͤrts haͤngenden Zwitterblumen einzeln aus den Achſeln der Blaͤtter. Der Kelch einblaͤttrig, glatt und gruͤn; die glockig aufgeblaſene, an der Muͤndung verengte und in 5 kleine zuruͤckgeſchlagene Zaͤhnchen getheilte, glatte Krone weiß, auf der Sonnenſeite hochroth ange⸗ flogen; 10, ſeltener 8 — 12, auf dem Kelchrande regelmaͤßig vertheilte, weiße, mit orangefarbenen, gabel⸗ foͤrmigen Anfägen verſehene Staubgefäße find oben in eine Roͤhre verwachſen, und umgeben den auf ei⸗ nem rundlichen gruͤnen Fruchtknoten fäulenartig ſtehenden, herausragenden gelben Griffel mit ſtumpfer Narbe, Die Frucht und der Samen. Die im Auguſt und September reifenden, anfangs gruͤnen, dann ſchwarzblauen, nebelfarben bedufteten, erbſengroßen, runden, oben platt gedruͤckten und mit dem Kelche gekroͤnten, violetten, ſaftig⸗ fleiſchigen, angenehm weinſaͤuerlich ſchmeckenden Beeren Sfährig und viel⸗ ſamig; der Same ſehr klein, eirund, gelblich und hart. Varietaͤten. An ſehr ſchattigen, naſſen Orten trifft man dergleichen a. mit ganz weißen oder weiß und gruͤn geſchaͤckten Blaͤttern; b. mit weißen, waͤſſerig ſchmeckenden Beeren. i a Beſchaffenheit des Holzes. Lang feinfaſerig und zaͤhe, auf dem Schnitt gelblich⸗ weiß. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Dieſer Strauch gehoͤrt vorzuͤglich dem noͤrdlichen Europa an, wo man ihn bis zum 64ſten Grade verbreitet findet, und wo er die licht⸗ oder ganz unbewaldeten Gebirge und Ebenen oft in großer Ausdeh⸗ nung bedeckt; z. B. am Harze und in den noͤrdlich deſſelben gelegenen Landgegenden um Braun: ſchweig u. ſ. w.; im ſuͤdlichen Europa bewohnt er nur das hohe Gebirge. Liebt einen trockenen, ſan⸗ digen oder kieſigen er und geht auf kalkigem Erdreich aus. 12 444 VAGCINIUM. Fortpflanzung. Naturlich geſchiehet dieſelbe ſowohl durch den ausfallenden, oder von Vögeln vertragenen Samen, als durch Wurzel⸗Auslaͤufer leider nur zu leicht, in Garten kann dieſelbe aber nur durch Pflanzung mit dem Ballen geſchehen, und geraͤth uͤberdies ſelten. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Das Erſtere laßt ſich auf 4 — 6, und das Letztere auf 8 — 10 Jahre annehmen; in dieſem Zeit⸗ raume ſterben die meiſten Staͤmme ab, und werden durch neue Wurzelſpröͤßlinge erſetzt. Nutzen. Das Geſtraͤuch liefert Gerbeſtoff, auch ein duͤrftiges Brenn-Material. Die Blätter geben Futter für's Hornvieh, Schaafe und Ziegen, auch Aeſung fürs Rothwild, im Schatten an der Luft getrocknet, aber einen ganz angenehm ſchmeckenden Thee. Die reifen Beeren, deren Einſammlung an vielen Orten eine Erwerbsquelle fuͤr die aͤrmere Volksclaſſe darbietet, werden roh ohne weiteres, oder mit Milch, auch mit Wein und Zucker, wie die Erdbeeren, gegeſſen; ferner zu Suppen, Muß und mancherlei Backwerk be⸗ nutzt, und in Lappland ſogar unter den aus Rennthiermilch bereiteten Kaͤſe gemengt, deffen Wohlgeſchmack von Reiſenden ſehr geruͤhmt wird; fie geben guten Brantwein und Effig, deſſen letztern man ſich in Schottland zu Punſch und kuͤhlenden Getraͤnken häufig ſtatt des Citronenſaftes bedient, und find friſch, wie getrocknet, gegen den Durchfall von heilſamer Wirkung; Droſſeln und wilde Tauben, beſonders die Ringeltauben, naͤhren ſich davon, und die zahmen Tauben damit gefüttert, ſollen ſehr fett und wohlſchme⸗ ckend werden. Der ausgepreßte Saft dient mitunter zur Faͤrbung und Verbeſſerung unſerer Rothweine, und liefert, unter alten Franz⸗ oder Rheinwein mit reichlichem Zuſatz von Zucker, den bekannten Heidel⸗ beerwein; auch laͤßt ſich eine ſchoͤn blaue, violette und rothe Farbe daraus herſtellen, die indeß wegen ih⸗ rer ſehr geringen Haltbarkeit wenigen Werth hat, und meiſtens nur bei der Faͤrbung des Papiers in An⸗ wendung kommt. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Der Heidelbeerſtrauch iſt wol unſtreitig eins der gefaͤhrlichſten Unkraͤuter, die es im Walde geben kann, indem nicht nur die jungen Holz⸗Culturen unter feinem Schatten erſticken, ſondern der Boden durch ſeine weitſtreichenden, in einander verzweigten Wurzeln dergeſtalt ausgeſogen wird, daß es ſchwer haͤlt, au⸗ ßer der Birke, Fichte, Kiefer und Lerche, eine andere Holzart darauf fortzubringen. Feinde und Krankheiten Außer dem Hainbuchen-Spinner (Phalaena Bombyx carpini), deſſen Raupe die Bluͤthen und jungen Blätter zernagt, find keine Feinde bekannt, und Krankheiten, außer der des Alters, kennt man eben ſo wenig. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Bluͤthenzweig; ein Zweig mit reifen Beeren; eine ſtark vergroͤßerte Blume ohne Kronenblaͤtter; ein ſtark vergrößertes Staubgefaͤß; die reife Beere im Querdurchſchnitt, und der Samen, beides in natürlicher Größe, En nn VACCINIUM. 445 148, VACCINIUM ULIGINOSUM. Naufh-Heidelbeere Tafel CXXXIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechſelſtaͤndig, verkehrteirund, oben abgerundet, am Grunde keilfoͤrmig, am Rande und auf beiden Flaͤchen glatt; der Stiel ſehr kurz. Synonymie. VACCIUNIM ULIGINOSUM. Willd. Linn. II. 1. p. 350. Ne 5 rei 0 Borkhauſen II. p. 1071. Ne 370. rer — — Burgsdorf II. 1. p. 252. Ne 78. een. —— Bechſtein IV. p. 769. Ne 8 — Duͤ Roi und Pott III. p. 123. Ne 2 e N Hartig VI. 1. p. 198. N: 2. Asp sel Guimpel und Hayne p. 56. Franz. L’AIRELLE VAINEE. Engl. THE MARSH BILBERRY. Provinzial- Namen. Gemeine und große Rauſchbeere, großer Heidelbeerſtrauch, Moos- und Sumpf- Heidelbeere, Zrunkel-, Tunkel⸗, Tringel, Drumpel-, Irgel-, Koss, Koſt⸗, Krom⸗, Krack⸗, Kran-, Jaͤger⸗, Gagel⸗, Jugel⸗, Bruch-, Moor- und Nebelbeere, Kuhtheken, große Kuhtheken, Krakbeſinge, Puttegnaten, große Puttegnaten und Bullgrafen. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 488. Reitter und Abel T. 78. Guimpel und Hayne 1.942, Befondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig und meiftens nahe über der Erde in 1½ — 2 Fuß hohe, 1½ — 2 Linien dicke, runde, buſchig verwachſene Aeſte zertheilt. Die aͤltere Rinde graubraun, mit feinen Laͤngsſtreifen, uͤbrigens glatt; die jüngere grün. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd und ſperrig. Die Wurzeln ſtreichen J — ½ Fuß tief und 1 — 2 Fuß weit, und treiben auf der Oberflaͤche des Bodens häufig Schößlinge. Das Blatt. Die dicht anliegende kleine Knospe eirund, wenig geſpitzt und braun. Die wech⸗ felftändigen, ſommergruͤnen, ſteifen Blätter, deren Ausbruch im Mai erfolgt, einfach, 1 Zoll lang, ½ Zoll breit, verkehrt-eirund, oben ſtumpf abgerundet, nach dem, hoͤchſtens 1 Linie langen, glatten Stiele zu keil— foͤrmig ablaufend, am Rande, wie auf beiden Seiten, glatt, die obere Seite glaͤnzend lebhaft gruͤn, die untere weißlich mattgruͤn, mit hellern, faſt durchſichtigen Rippen und Adern; ſie fallen im September und Oktober ab. Die Bluͤthe erſcheint im Mai und Juni einzeln, auch wohl gepaart, an den Spitzen der Zweige 446 VAGCINIUM. als kleine langſtielige, niederhaͤngende Glocken und iſt zwitterlich. Der bleibende Kelch gruͤn, mit 4 — 5 weißen oder roͤthlichen, ſpitzigen Abſchnitten; die Krone eirund, mit verengter, 4 — Stheiliger Muͤn⸗ dung und roͤthlich⸗weiß; 8 unverwachſene, geftielte, weißgruͤne Staubgefaͤße, mit getheilten, roͤthlich⸗gelben Beuteln, ſtehen auf dem Kelchrande, und auf einem rundlichen, grünen Fruchtknoten "erhebt ſich aus ihrer Mitte der fadenfoͤrmige, gleichgefaͤrbte Griffel mit rundlicher Narbe. Die Frucht und der Samen. Erſtere eine im Juli und Au guſt reifende, laͤnglich- runde, faſt vierkantige, ſchwarzblaue, waͤſſrig-weißfleiſchichte, geſchmackloſe, vielſamige Beere, deren häufiger Ge⸗ nuß betäubend iſt, daher die Benennung Rauſchbeere. Letzterer klein, nierenfͤrmig und von braͤunlich⸗ gruͤner Farbe. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig und zaͤhe, auf dem Schnitt weißlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Als Bewohner ganz Europa's, beſonders des noͤrdlichen, wo man ihn ſelbſt in Kamt— ſchatka und Groͤnland noch haͤufig antrifft, ſteigt dieſer Strauch, die ſchattigen Suͤmpfe und Torf⸗Moore verfolgend, denen er ausſchließlich angehört, aus den Ebenen bis zu den hoͤchſten Gebir- gen hinauf. Fortpflanzung. Geſchieht auf gleiche Weiſe, wie bei der gemeinen Heidelbeere, auch durch Abſenker, und iſt nicht ſehr ſchwierig. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt 4 — 6 Jahre und dauert nicht uͤber 8 — 10 Jahre aus, wobei die aͤlteren Zweige abſter⸗ ben und den an ihrer Stelle treibenden jüngeren Platz machen. Nutz en. Das Geſtraͤuch dient in holzarmen Gegenden zur Feuerung, wird aber auch haͤufig, z. B. in Ita⸗ lien, zum Gerben benutzt, und die Aſche liefert eine ſcharfe Lauge. Die reifen Beeren, welche außer den hoͤchſten Gegenden des Nordens wenig oder gar nicht gegeſſen werden, und eigentlich nur den Voͤgeln zur Nahrung gereichen, geben, in Gaͤhrung geſetzt, ſehr ſtarken Spiritus. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Gehört, wie die gemeine Heidelbeere, unter die Forſtunkraͤuter, und hat mit dieſer gleiche Feinde und Krankheiten. Erklaͤrung der Abbildung. N? 1. Ein Bluͤthenzweig; „ 2. ein Zweig mit reifen Beeren; „ 3. ein Staubgefaͤß in vergrößertem Maaßſtabe; » 4. der Kelch mit dem Piſtill, ſowie „ 5. die reife Beere im Querdurchſchnitt, und „ 6. der Samen; ſaͤmmtlich in natuͤrlicher Größe. VACCINIUM. 447 149. VACCINIUM VITIS IDAEA. Rothe Heidelbeere. Tafel CXXXIV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechfelftändig, verkehrt⸗eirund, oben ſeicht ausgeſchnitten, unten ſchief ablaufend, am Rande ruͤckwaͤrts gerollt und, wie auf der Oberfläche, glatt, unterwaͤrts fein druͤſenbor⸗ ſtig; der Stiel ſehr kurz. Synonymie. VACCINIUM VITIS IDAEA. Willd. Linn. II. 1. p. 354. Ne 24. Burgsdorf II. 1. p. 255. N? 93. = 5 Borkhauſen II. p. 1073. Ne 371. — U — Bechſtein IV. p. 800. Ne 42. — —ͤ— Duͤ Roi und Pott III. p. 126. Ne 3. e en Hartig VI. 1. p. 199. Ne 3. Guimpel und Hayne p. 57. Franz. L’AIRELLE PONCTUEE Engl. THE RED BILBERRV. Provinzial⸗Namen. Krons⸗, Krauss, Kraus, Kreu⸗, Krack⸗, Krom⸗, Rauſch⸗, Praus⸗, Praiſel⸗, Preifel-, Preiſels⸗, Preiffel-, Preuſſel⸗, Pefel:, Pickel, Buͤcke⸗, Buckel⸗, Bikkel⸗, Strick⸗, Stein⸗, Griffel⸗, Hammer-, Hoͤlper⸗, Holperle⸗, Mehl- und Grandenbeere, Steinbeerlein, auch rothe Steinbeere, Krons-, Preuſel- und Preußelbeerſtrauch oder ⸗Staude, rothe Beſingſtrauch, Hammer, Krack⸗ und Peſelbeſien, Moos-, Moſt⸗ und Mußjackel, ⸗Jaͤck⸗ chen oder ⸗Jaͤcken, Hoͤlperle, Hoͤlperchen, kleiner Rauſch und Granten. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. T. 343. Cramer T. 49. Fig. 3 und 4. Reitter und Abel T. 93. Guimpel und Hayne T. 43. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht oder liegend, ſtrauchartig und kurz, meiſtens ſchon in oder doch nur wenige Zoll uͤber dem Boden in mehrere ½ — 1 Fuß hohe, 1 — 1½ Linien dicke, rundbauchig auf: ſchießende, oben uͤberhaͤngend ausgebreitete Aeſte zertheilt. Die ältere Rinde graubraun, weißlich kurz und dicht behaart, und von den Narben der abgefallenenen Blätter knotig, die jüngere oliven= oder hell⸗ gruͤn. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen abwechſelnd. 5 Die Wurzeln ſtreichen Y, Fuß tief und 1 — 2 Fuß weit, wobei fie viele Sproͤßlinge treiben. Das Blatt. Die Knospen wechſelſtaͤndig, ſehr klein, vierſchuppig und roͤthlich-gruͤn. Die dem Buchsbaumblatt aͤhnlichen, immergruͤnen Blätter, welche im Mai hervorbrechen, aach, dick, ſeſt und ſteif, / — 1 Zoll, auch wohl darüber lang, und halb fo breit, verkehrt eirund, 110 ſeicht ausgeſchnitten, 448 VAC CINI UV. mit kaum merklich vortretender Mittelrippe, nach dem Grunde ſchief ablaufend, der Rand nach unten etwas umgerollt und glatt, die Oberfläche glänzend dunkelgrün, die untere matt⸗gelbgruͤn, mit ſchwach erha⸗ benen Adern und ſehr feinen, als Punkte erſcheinenden, ſchwaͤrzlich-kurzborſtigen Druͤſen; der Stiel ſehr kurz. Braun gefaͤrbt, fallen ſie im dritten oder vierten Sommer oder Herbſt ab. Die Bluͤthe erſcheint vom Mai bis September auf den Spitzen der Aeſte und Zweige in klei⸗ nen, überhängenden, kurz und einblumig geſtielten, 6 —8 zwitterblumigen Trauben, jede Blume am Grunde des Stiels von einem rundlichen, zugeſpitzten, wimperigen Deckblaͤttchen unterſtuͤtzt; der bleibende Kelch Aſpaltig und gruͤn, die Krone einblaͤttrig, mit 4 ſtumpfſpitzigen, ruͤckwaͤrts gerollten Ausſchnitten, glocken⸗ foͤrmig und weiß oder roͤthlich angeflogen; 8 unerwachſene Staubgefaͤße, mit dicken, weißen, haarigen Traͤ⸗ gern und hell-orangefarbenen, zweihoͤrnigen Beuteln, find den inneren Seitenwaͤnden der Krone eingefügt; der lang herausſtehende Stempel gruͤn mit ſtumpfer Narbe. Die Frucht und der Samen. Die erbſenfoͤrmigen, oben mit dem Kelch gefrönten, anfangs weißen, zuletzt dunkelroth gefärbten, mehlig-fleiſchigen Beeren von bitterſaͤuerlichem Geſchmack, reifen im September und Oktober, und enthalten in 4 Faͤchern viele, ſehr kleine, laͤngliche, gelbliche, harte Samen. Beſchaffenheit des Holzes. Lang⸗feinfaſerig und zaͤhe, von Farbe gelblich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Wie bei der gemeinen Heidelbeere, in deren nachbarlichen Geſellſchaft die rothe Heidelbeere auch mei⸗ ſtens und oft ſo haͤufig vorkommt, daß man große Flaͤchen von ihr bedeckt ſieht; vertraͤgt aber einen noch höheren, Fälteren Stand, weshalb fie denn auch die Gebirge bis zu einer ſolchen Höhe hinaufſteigt, wo jene nicht mehr fort will, wie z. B. den Brocken u. ſ. w., und ſogar die Inſeln des Eismeeres bewohnt. Fortpflanzung und Alter. N Ganz wie bei der gemeinen Heidelbeere; die Pflanzung gedeihet uͤbrigens ſicherer als bei dieſer. Nutz en. Desgleichen; doch werden die reifen Beeren, wegen ihres herben Geſchmacks, den ſie nur nach eingetretenem Froſte etwas, nie aber ganz verlieren, weniger roh, als mit Eſſig und Zucker eingemacht ge⸗ geſſen, in welcher Geſtalt fie ſich Jahre lang aufbewahren laſſen, und als gewoͤhnliche Zugabe des Bra⸗ tens, auf den Tiſchen ſchlichter Buͤrger-Familien, wie auf fürftlihen Tafeln, felten fehlen, ja ſelbſt den Kranken zu genießen erlaubt ſind, auch wohl, wenigſtens das Muß und der Saft davon, aͤrztlich verordnet werden; weshalb die Zubereitung des letzteren, unter dem Namen Preußel- oder Kronsbeerenmuß, ſogar ein nothwendiger Artikel der Apotheken geworden iſt. Die Benutzung der Beeren mit Gerſte zu Bier, oder des Saftes, mit Honig und Weingeiſt in Gaͤhrung geſetzt, zu Wein und Eſſig, iſt wol nur wenig mehr uͤblich, als die Benutzung derſelben zum Färben; wenigſtens iſt bis jetzt daruͤber nicht viel bekannt. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Gehört, wie der gemeine Heidelbeerſtrauch, unter die verderblichften Forſtunkraͤuter. Feinde und Krankheiten. Auch hier gleicht dieſer Strauch der gemeinen Heidelbeere. Erklaͤrung der Abbildung. Ne 1. Ein bluͤhender Strauch; » 2. ein Zweig mit reifen Beeren; » 3. die aufgeſchnittenene, auseinandergeſchlagene Krone, und VACCINIUM 449 Ne 4. ein Staubgefäß, vergrößert; » 5. die reife Beere durchgeſchnitten, und » 6. der Samen in natürlicher Größe. 150. VACCINIUM OXYCOCCOS. Mpo05- Heidelbeere, Tafel CXXXV. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter wechfelftändig, eirund, geſpitzt und beiderſeits kahl, mit glattem, nach unten umgeroll⸗ ten Rande und ſehr kurzem Stielchen. Synonymie. VACCINIUM OXYCOCCOS. Willd. Linn. I. 2. p. 334. Ne 25. eo. Burgsdorf IL 1. p. 254. Ne 88. zn eu Borkhauſen II. p. 1076. Ne 372. en Bechſtein IV. p. 819. Ne 61. * — Hartig VI. 1. p. 200. Ne 4. eh en Guimpel und Hayne p. 58. Franz. L’AIRELLE CANNE BERGE. Engl TE MOOR-BERRx. Provinzial⸗Namen. Sumpf⸗, Moor, Moos, Moſel⸗, Moſt⸗, Mieſch⸗, Fem⸗, Fehm⸗, Winter, Schnee⸗, Kranich, Kron⸗ und Affenbeere, Sumpf Preußel Beere, Rauſchgruͤn, Viehbeſinge und Gichtkraut. Abbildungen. Reitter und Abel T. 88. Guimpel und Hayne T. 44. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs wurzelartig liegend, zuweilen einige Zolle lang, etwa 1 Linie dick und rund, mit vielen feinen, in den Boden greifenden Saugwurzeln; die aͤltere Rinde kaffeebraun mit roſt⸗ grauer Oberhaut, die jüngere braͤunlichroth und glatt. Die Aeſte und Zweige. Die wechſelſtaͤndigen, 8 — 12 Zoll langen, zarten, an dem untern, auf dem Boden fortkriechenden Ende nicht minder fein bewurzelten, ſparſam blaͤttrigen, ſchlangenartig gewun⸗ denen Zweige ragen kaum 4 — 6 Zoll hoch aus dem Mooſe hervor. i Die Wurzeln laufen in fehr feinen Verzweigungen bis / Fuß tief und % Fuß ae Das Blatt. Die ſehr kleinen gruͤnlichen Knospen ſtehen wechſelweis wie die Blätter. Diefe Letz teren, welche meiſt nach einer Seite gerichtet, im Mai hervorbrechen, ſind immer- oder wintergruͤn, ſteif, ½ Zoll lang, 2 Linien breit, eirund mit kurzer Spitze und glattem, nach unten gebogenen Rande, 450 VACCINIUM beiderſeits kahl, auf der Oberfläche gras, unterwaͤrts weißlih- grün, mit erhabener weißer Mittelrippe, der Stiel ſehr kurz; ohne ſich gerade an eine beſtimmte Zeit zu binden, fallen ſie nach und nach ab. Die Bluͤthe erſcheint im Mai einzeln, oder zu zwei, auch dreien, auf den Spitzen der Zweige an langen fadenfoͤrmigen, purpurrothen, weißbehaarten Stielen, und iſt zwitterlich; der kleine bleibende Kelch rundlich⸗Aſpaltig; die Krone ganz zuruͤckgeſchlagen, Ablaͤttrig und ſchoͤn hochroth, der Blaͤtterſaum weiß; 8 Staubgefaͤße mit kurzen, breitgedruͤckten, braunrothen, weißbehaarten Trägern und tief geſpaltenen, zwei⸗ hoͤrnigen, gelben Beuteln ſtehen um einen langen, duͤnnen, hochrothen Stempel mit ſtumpfer rundlicher Narbe. Die Frucht und der Samen. Die runden, oben abgeplatteten und mit dem Kelch gekrönten, ſaͤuerlich ſchmeckenden rothen Beeren reifen im Oktober; die zahlreichen kleinen, harten, gelbbraͤunlichen Samen find in 4 Kammern oder Fächer eingeſchloſſen. Beſchaffenheit des Holzes. Die duͤnne Holzlage gelblich und zaͤhe. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Waͤchſt durch ganz Europa, ſowohl in den Ebenen als Gebirgen, auf bemoostem, f umpfigen Torfboden. Fortpflanzung. Obwohl man dieſen Erdholzſtrauch durch Pflanzung auf ſchattigem feuchten Boden in den Gaͤrten anziehen kann, ſo dauert derſelbe doch ſelten uͤber einige Jahre aus. Der Samen liegt 15 Monat in der Erde, und geht dann mit ſehr kleinen ovalen Samenblaͤttchen auf. Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Erreicht in 4 — 5 Jahren feine Vollkommenheit, und dauert hoͤchſtens 6 — 8 Jahre aus. Nutzen. Die Anpflanzung des Strauchs zur Zierde der Gaͤrten iſt wenig uͤblich. Die Bluͤthen wer⸗ den von den Bienen beſucht. Die reifen Beeren werden wie die Preußelbeeren roh und eingemacht, auch wohl, z. B. in England, in Backwerk gegeſſen, und ſind eine Lieblingsſpeiſe der Kraniche, auch an⸗ deren wilden huͤhnerartigen Geflügels und der Krammetsvögel. Der Saft wird in Rußland zu Punſch benutzt, giebt mit Waſſer ein angenehmes Getraͤnk, und in Gaͤhrung geſetzt, ſtarken wohlſchmeckenden Eſſig. Die im Schatten getrockneten Blaͤtter verbraucht man an einigen Orten zu Thee. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Iſt dem Anbau der übrigen Holzarten weder nuͤtzlich, noch nachtheilig. Feinde und Krankheiten. Zu den erſteren rechnet man die Raupe des Hain buchen⸗-Spinners (Phalaena Bombyx 1 eigentliche Krankheiten kennt man dagegen nicht. Erklaͤrung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; ein kleiner Zweig mit reifen Fruͤchten; ein ſtark vergrößertes Staubgefaͤß; . eine reife Beere im Querdurchſchnitt, und der Samen in natuͤrlicher Groͤße. * N m 451 LXL VIBURNUM Schneeball. LINN. GEN. ed. VI. Ne 370. Claſſe V. PENTANDRIA. Ordnung III. TRIGYNIA. Gattungs⸗ Character. Die Zwitterblume. Der Kelch Sfpaltig; die Krone 5blättrig; Staubgefaͤße 5; Stempel 1; auf den Fruchtknoten 3 ſitzende Narben. Die Frucht eine 1ſamige Steinfrucht, mit 1ſamiger platter Nuß. 151. VIBURNUM OPULUS. Gemeiner Schneeball. Tafel CXXXVI. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter gekreuzt gegeneinanderuͤberſtehend, einfach, dreilappig, die Lappen ſpitz, einzeln groß und klein geſaͤgt, am Grunde abgerundet; auf der Oberflaͤche glatt, unten fein kurzhaarig; der Stiel mittelmaͤßig lang und ſtark, oben unter dem Blattanfange druͤſig. Synony mie. VIBURNUM OPULUS. Willd. Linn. I. 2. p. 1490. N? 16. Burgsdorf II. 1. p. 220. N. 52. — — Bechſtein IV. p. 564. Ne 7. tee ae .. Duͤ Roi und Pott III. p. 130. N“ 1. — Hartig e p46. N Guimpel und Hayne p. 42. OPULUS GLANDULOSA. Borkhauſen II. p. 1007. N. 241. Franz. L’OuIER Engl. Tuer MARSH-EL DER. Provinzial⸗Namen. Schneeballen, gemeiner und wilder Schneeballenſtrauch, Schwalken, Schwalkenbaum, Schwalkenbeere, gemeiner Schwalkenbeerſtrauch oder Baum, Schwall⸗, Schwalbes⸗, Schwalbis⸗ und Schwalges⸗, auch Oroſſelbeere, Schwall, Schwalbis⸗ und Schwalgenbeerenbaum, Schwelken, Schwelgen, Schwelken- und Schwelgenbaum, Schwelgenbeere, Schieß⸗, Scheiß⸗ und Schweißbeere, rother und heller Schieß⸗ oder Scheiß⸗ auch Schweißbeerbaum, Calinihen, Callinihen, Calinchen- und Calinſchenbeere, Caninienbeerſtrauch, Galinken, Galingenbeerſtrauch oder Baum, Halinken, Halinkenbaum, Kalinken, Kalinkenbaum, Kalinken⸗ beere und Kalinkenbeerbaum, Kalunke, Kolkbeere, Talinkenbeerſtrauch, Malinen, Malinenſtrauch oder Baum Fakelbeere, Fackelbeerſtrauch oder Baum, Fackelbaum, Fruͤhbeerſtrauch, Gimpel, en Strauchholz, Gaͤnſe⸗, Groſe⸗ und Waſſerflieder, Waſſerflitter, Waſſer⸗, Sumpf, Bach-, Bed, un Hirſch⸗, Maaß⸗ und 452 VIBURNUM Marshelder oder Holder, Waſſerholunder und Waſſerahorn, Waſſer⸗ und Dampfbeerenſtaude oder Strauch, wilder Roſenholder, wilde Golder⸗ und Holderroſe, Eibel⸗, Leber⸗ und rothe Blutbeeren, Salbenbaum. Abbildungen. Kerner Abbild: oͤkon. Pfl. T. 532, Cramer . 39. Abel und Reitter T. 52. Guimpel und Hayne T. 32. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 3 — 4 und mehrere Fuß hoch ausgeaͤſtet, 2 — 3 Zoll über der Wurzel ſtark, ziemlich gerade und rund, die Krone rundlich, gedruͤckt; die Höhe des ganzen Strauchs 10 — 15 Fuß. Die alte Rinde roſtgelblich mit feinen Laͤngsriſſen, lederartig und ſehr zaͤhe, die jüngere grau- oder gruͤnweiß, auch wol roͤthlich, der Länge nach 6kantig aufgefprungen. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen wenig gedrängt und ſperrig, gekreuzt gegeneinander über, doch ſterben von den erſten die nach innen des Strauchs gerichteten haͤufig ab, wodurch der ſonſt regel⸗ maͤßige Stand derſelben unterbrochen wird. Die Wurzeln gehen 2 — 3 Fuß tief, breiten ſich 5 — 6 Fuß weit aus und treiben gern Ausſchlag. Das Blatt. Die gekreuzt gegenſtaͤndigen Knospen verkehrt⸗eirund, ſtumpf, Ablaͤttrig und hoch⸗ roth, kaum merklich ins Gruͤne ſchimmernd. Die im Mai zum Ausbruch kommenden, mit den Knospen gleichen Stand habenden einfachen, ſommergruͤnen Blätter 3½ — 4 Zoll lang, 2½ — 3 Zoll breit, in drei, am Rande weitlaͤuftig groß und klein, ſcharf geſaͤgte, kurze, aber ſpitzige Lappen getheilt, von de⸗ nen die zur Seite ſtehenden wiederum mit zwei lappenartigen Ausſchnitten verſehen ſind, wodurch das Ganze faſt slappig erſcheint, am Grunde etwas eingebuchtet oder abgerundet, oberwaͤrts grasgruͤn und glatt, unten weißlich⸗mattgruͤn, kurz⸗weichhaarig, und außer den 3 Hauptrippen von vielen die Laͤnge und Quere laufenden erhabenen Seitenadern durchzogen, daher runzlich. Der ſtark gefurchte Stiel 1 Zoll lang, zunaͤchſt unter dem Blattanfange mit 2 — 6 laͤnglichen Druͤſen beſetzt, am Grunde aber von 2— 4 hinfaͤlligen, pfriemförmigen Nebenblaͤttchen unterſtuͤtzt; im Oktober färben fie ſich blutroth und fallen dann ab. Die Bluͤthe erſcheint zu Anfang Juni in großen, ſchoͤnen, flachen, radfoͤrmigen Afterſchirmen auf den Spitzen der Zweige. Die den aͤußeren Ring des Kreiſes bildenden größeren Blumen find ohne Ge- ſchlechtswerkzeuge und daher unfruchtbar, die im Innern des Kreiſes ſtehenden / kleinere Blumen hin⸗ gegen zwitterlichen Geſchlechts; an jenen, wie an an dieſen, iſt der Kelch Sfpaltig und gruͤn, die Krone verkehrt⸗eirund 5blaͤttrig und weiß; bei den Zwitterblumen ſieht man zwiſchen den Kronblaͤt⸗ tern auf kurzen weißen Traͤgern 5 ovale, doppelte, gelbe Staubbeutel, und auf dem Grunde des Befruch⸗ tungsbodens einen aufgerichteten laͤnglichen grünen Fruchtknoten mit 3 ſitzenden rundlichen Narben. Die Frucht und der Samen. Die rundlichen, oben etwas eingedrückten und mit einem, aus den vertrockneten Narben gebildeten feinen Dorn verſehenen, glänzend rothen, Afamigen Stein⸗ oder Kernfruͤchte mit waͤſſerigem, ſaͤuerlich ſchmeckendenden Fleiſch, reifen im Oktober, bleiben aber meiſtens bis zum Wiederausbruch des Laubes an den Zweigen hängen. Der mit einer ſchleimigen Fleiſch⸗ maſſe überzogene Stein oder Kern faſt herzfoͤrmig, flach und von dunkel- roſenrother Farbe. Varietaͤten. a. mit gelb- oder weißgeſcheckten Blättern; b. mit ballfoͤrmigen Bluͤthen, der eigentliche Schneeball, deſſen ſümmtläche Blumen unfruchtbar ſind. Beſchaffenheit des Holzes. Lang⸗feinfaſerig, dicht und hart, das jüngere weißgelblich, mit großer weißer Markroͤhre, und uͤbelriechend, das alte im Kern braͤunlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Iſt faſt durch ganz Europa bis nach Sibirien verbreitet, und kommt auf allerlei Boden und in VIBURNUM 453 jeder nicht zu hohen Lage fort, liebt indeß ein ſchattiges kalkſteiniges, friſches Erdreich vorzugsweiſe; in Vorholzern und auf den Wieſenhecken und Gräben trifft man ihn am häufigften. Fortpflanzung. Im Freien geht dieſelbe durch Stock- und Wurzelausſchlag und durch den natürlich abgefal⸗ lenen oder von Voͤgeln vertragenen Samen von Statten; auf kuͤnſtlichem Wege dagegen ſaͤet man die einzelnen Steine im Herbſt oder Fruͤhjahr in ½ Zoll tiefe, dicht getretene Rinnen, wo dann nach Verlauf von 1 — 2 Jahren die jungen Pflanzen mit 2 verkehrt⸗ eirunden Samenlappen erſcheinen und zur weiteren Erziehung derſelben fuͤr Gaͤrten, Anlagen ꝛc. in die Baumſchule gebracht werden. Auch kann man den Strauch durch Ableger, Wurzelſproſſen und Stecklinge vermehren, der einzige Weg, auf wel⸗ chem ſich die obgedachten Varietaͤten fortbringen laſſen. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer. Waͤchſt, obwohl ſehr raſch, doch 15 — 20 Jahre, bevor derſelbe feinen vollkommenen Hoͤhewuchs erreicht hat, und ſoll bei fortwaͤhrender Zunahme in die Staͤrke ein Alter von 60 Jahren und daruͤber erreichen. Nutzen. Schnellwuͤchſigkeit, Blätter und Bluͤthe, beſonders die der Spielarten und Frucht, empfehlen den ge⸗ meinen Schneeball als Zierſtrauch fuͤr Bosquets, auch zu lebendigen Hecken u. ſ. w. ſehr. Das Holz dient roh und verkohlt zur Feuerung, und läßt ſich in der Jugend zu Pfeifenroͤhren, ſpaͤterhin aber zu allerlei Drechſeleien und kleinen Geraͤthen, ſelbſt zu Inſtrumenten benutzen. Die Blumen geben den Bie⸗ nen Honig und Wachs, und aus den reifen Fruͤchten, ſo wenig ſie auch in Deutſchland außer Vogel⸗ fangen beachtet werden, bereiten nach Kalms Berichte die Ruſſen Suppen und Bruͤhen, die Tartaren und Curlaͤnder dagegen Brantwein und Eſſig. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Eignet ſich nur zum Waasholzbetriebe. Feinde und Krankheiten. Der Schirmbluͤthen-Schmalbockkaͤfer (Leptura testacea et rubra Linn.) zerfrißt die Bluͤthe. Beſondere Krankheiten außer der des Alters ſind nicht bekannt. Erklarung der Abbildung. 1. Ein Bluͤthenzweig; 2. ein Zweig mit reifen Fruͤchten; 3. die Krone der Zwitterblumen mit den Staubgefäßen, vergrößert; „ 4. der Kelch mit dem Piſtill, ſo wie 5. eine reife Beere im Querdurchſchnitt, und 6. der Stein oder Kern, Alles in natürlicher Größe. 454 VIBURNUM 152. VIBURNUM LANT ANA. Wolliger Schneeball. Tafel CXXXVII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gekreuzt gegenuͤberſtehend, laͤnglich⸗eifoͤrmig, oben geſpitzt, am Grunde abgerundet oder faſt herzfoͤrmig ausgeſchnitten, am Rande fein geſaͤgt, unterhalb filzig, mit netzfoͤrmig erhabe⸗ nen Adern, der Stiel mittelmaͤßig lang, ſtark und filzig. Synonymie. VIBURNUM LANT ANA. Willd. Lin n. I. 2. p. 1489. Ne 11. Burgsdorf II. 1. p. 219. Ne 41. Borkhauſen II. 2. p. 1108. Ne 388. Bechſtein IV. p. 567. Ne 8 5 . Duͤ Roi und Pott III. p. 137. Ne 3 5 Hartig VI. 1. p. 162. N. 2 Gu impel und Hayne p. 41. Franz.: LA VIORNE Ob MANCIENNE Engl.: TRE COMMON WAYFARING- TREE, Provinzial⸗Namen. Lantanen⸗Schneeball, Schlinge, Schling⸗ und Schlingenſtrauch oder Baum, Schlinge und Schlung⸗ beere, Schlingbeerbaum, Roth⸗, Koth⸗ und Wegſchlinge, Koth⸗ und Weißſchlingenbaum, wolliger Schwal⸗ kenbeerſtrauch, Band⸗ und Mehlſtrauch, kleiner und geaderter Mehlbaum oder -Strauch, Wiede, Wiedel, Wiedern und Wielern, Wied⸗, Wiedel⸗ und Wiederbaum, Kandelwiede, Papſt, Papſtbaum, Papſt⸗, tuͤrkiſche und ungariſche Weide, Schergenpapſt, Schericken, Scherben, Scherbiken und Scherpken, Pat: und Petſcher⸗ ben, Pabel, Pappelſtaude und Pappelſtrauch, Rothſchwelken, Ortowin, Ortuinenſtrauch, tuͤrkiſches Holz, tuͤrkiſches Pfeifen⸗ und Roͤhrchenholz, Buͤgelholz, Haus, Kandel⸗, Kaul⸗, Kaukel⸗, Schiede⸗, Schieß-, Scheiß⸗ und Schietbeere, Holderbetteln und Holdernettel, Schwindelbeerſtrauch und Baum, tyroler Schwindelbeeren, Geißelſtuͤckenſtrauch, Niele und Waldrebe. Abbildungen. Kerner Abbild. oͤkon. Pfl. I. 116. Reitter und Abel T. 41. Guimpel und Hayne I. 31. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1 — 4 Fuß, auch höher hinauf ge 223 Zoll im unteren Durchmeſſer ſtark, ziemlich gerade und rund, mit Einſchluß der ſehr unregelmaͤßig, mei⸗ ſtens glatt geformten, ſperrig beäfteten Krone erreicht der ganze Strauch eine Höhe von 10 — 15 Fuß. Die alte Stammrinde roͤthlich-grau und unregelmaͤßig aufgeriſſen, die der juͤngeren She mit gruͤn⸗ oder gelblich⸗ weißem Filze bekleidet. Die Aeſte und Seitenzweige ſtehen gekreuzt gegenüber. Die Wurzeln gehen auf gutem Boden 2 — 3 Fuß tief und 4 — 5 Fuß weit, treiben aber weni⸗ ger Ausſchlag, als die der vorbeſchriebenen Art. VIBURNUM 433 Das Blatt. Statt eigentlicher Knospen findet man nur zwei anliegende, feſt zuſammengedruͤckte, lanzettfoͤrmige, harte Blaͤttchen, aus welchen ſich im Mai die gekreuzt gegenuͤberſtehenden, einfachen, 4 — 5 Zoll langen, 2 — 3 Zoll breiten, laͤnglich eiförmigen, oben geſpitzten, an der Baſis abgerundeten oder geherzt ausgeſchnittenen, am Rande regelmäßig fein geſägten oder gezaͤhnten, oberhalb dunkel-, unten weißlich⸗grun gefilzten, und ſtark erhaben gerippten und geaderten, dicken, ſteifen, ſommergruͤnen Blaͤt⸗ ter mit 1 — 1¼ Zoll langen, dicken, oberhalb gerinnelten, weißlich filzigen Stielen entwickeln, die zu Ende Oktobers ſchmutzig⸗-gelbgruͤn gebleicht abfallen. i Die Bluͤthe, deren aus mehreren gleichartigen Blaͤttchen, wie die der Blaͤtter, gebildete und ſchon im Winter ſtark angeſchwollene Knospen an den Spitzen der Zweige ſtehen, erſcheint zu Ende Mai's als eine rundliche, meiſtens 7ſtrahlige Dolde, auf kurzem, dicken, weißgruͤn gefilztem Stiele, und ſaͤmmtliche, am Grunde des Stielchens von einem lanzettfoͤrmigen Deckblaͤttchen unterſtuͤtzte, Blumen find zwitter⸗ lich. Der bleibende kleine hellgruͤne Kelch Sſpaltig, die flache Krone aus 5 verkehrt rundlich ⸗eifoͤrmigen weißen Blattchen zuſammengeſetzt; die auf 5 langen, dünnen, weißen, bogig aufgerichteten Faͤden befindli⸗ chen getheilten Staubbeutel nierenförmig und ſchwefelgelb; der lanzettfoͤmige Fruchtknoten hellgruͤn, mit 3 ſitzenden, dicken, abgerundeten gelben Narben. Die Frucht und der Samen. Die anfangs grünen, dann ſchmutzig- rothen, zuletzt aber ſchwar— zen, eiförmigen, oben etwas eingedruͤckten und von den Kelchblaͤttchen gekrönten runzlichen Früchte reifen im Oktober und enthalten eine gruͤnlich-braune, ſchwaͤrzlich gefurchte, platte Nuß. Varietaͤten. Es giebt dergleichen mit gelb- oder weiß-geſcheckten Blättern. Beſchaffenheit des Holzes. Fein⸗langfaſerig, feſt, zaͤhe, biegſam und weich, auf dem Schnitt gruͤnlich⸗weiß, mit ſtarker gelblicher Markroͤhre. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Man findet dieſen Strauch ziemlich haufig in Thüringen, Schleſien, im Saalfreife, auch am Harze, in Oeſterreich, Tyrol und uͤberhaupt im ganzen mittleren und ſuͤdlichen Europa, wie in Nordamerika, in Buſchhoͤlzern und Hecken, vorzuͤglich auf Kalk- und Thonboden und in ſchattiger Lage. Fortpflanzung. Wie bei der vorbeſchriebenen Art. Die junge Pflanze keimt im zweiten Fruͤhjahre mit 2 rundlichen, dicken Samen: Blättchen. Alter der Vollkommenheit und mögliche Lebensdauer, Waͤchſt 15 — 20 Jahre, und foll 60 — 80 Jahre ausdauern; feine Schnellwuͤchſigkeit in der Zu- gend ift fo groß, daß man Jahres⸗Schuͤſſe von 5 — 6 Fuß Hoͤhe findet. Nutz en. Das duͤſtere Anſehen dieſes Strauchs empfiehlt ihn zur Anpflanzung a 5 vs eben nicht; dagegen werden die 2 — 3jährigen ſchlanken biegſamen Schuͤſſe 9 ‚häufiger zu 8 5 z. B. zu Ruhl in Thuͤringen, wo man dieſe Arbeit ordentlich W betreibt, 3 die ‚festigen Röhre unter dem Namen tuͤrkiſche, polniſche und ungariſche Pfeifen oder ene (Ortuinen⸗)Roͤhre einen ſehr einträglichen Handelsartikel ausmachen; das ſtaͤrkere ſpaltige Holz liefert ſehr WAunzalte Meg e für die Gewehre, die ſchwachen Ruthen aber Reitgerten, kleine Saphönber; Dohnenbügel und porabalifie Wieden zum Aufbinden der Hecken, des Waas⸗ (Wellen⸗) Holzes, Ds ea u e le Seusmng iſt das Holz nicht ſonderlich. Aus der Rinde bereitet man Vogelleim, und die ese werden Bi nur im Nothfalle zum Vogelfange benutzt, ſondern ſie ſollen auch zum Gurgelwaſſer bei Halsentzuͤndungen nuͤtzlich fein, und in manchen Gegenden ſelbſt von armen Leuten gegeſſen werden. 5 115 456 VIBURNUM Forſtwirthſchaftliche Qualification und Zeit des Hiebes. Wie bei dem gemeinen Schneeball. Feinde und Krankheiten. Zu den Erſteren gehoͤrt der Schlingſtrauch-Spanner (Phalaena Geometra furvata W.) und der Seiden⸗Fallkaͤfer (Crypthocephalus sericeus F.). Beſondere Krankheiten kennt man nicht. Erklärung der Abbildung. Ein bluͤhender Zweig; die reife und unreife Frucht; ein Staubgefaͤß und das Piſtill mit dem Kelch, beides vergroͤßert; die reife Nuß in natürlicher Größe. * „„ u * * LXIL VINCA Sinngrün. LINN. GEN. ed. VI. N? 295. Claſſe V. PENTANDRIA. Ordnung I. MONOGYNIA. Gattungs⸗Character. Die Zwitterblumen. Der Kelch Sfpaltig, die Krone einblaͤttrig und roͤhrenfoͤrmig, mit Stheili- gem Rande, Staubgefaͤße 5, der Krone eingefügt, Stempel 1 (2 Fruchtknoten, 1 Staubweg), die Frucht 2 lange, runde, einfaͤchrige, einklappige Balgkapſeln mit nackten, walzenfoͤr⸗ migen Samen. } 153. VINCA MINOR Kleines Sinngruͤn. Tafel CXXXVIII. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blaͤtter gegenuͤberſtehend, lanzettfoͤrmig, nach unten verſchmaͤlert, am Rande glatt, beiderſeits kahl, der Stiel kurz. Synonymie. f VINCA MINOR. Willd. Linn. I. 2. p. 1232. Ne 1. Borkhauſen II. p. 919. Ne 198. Bechſtein IV. p. 826. Ne 68. VIN CA. 457 VINCA MINOR. Hartig VI. 1. p. 207. Guimpel und Hayne p. 36. Franz. LA PETITE PERVEN CHE. Engl. THE SMAL PERIWINKLE. Provinzial⸗Namen. Inn⸗, Immer⸗, Ewig⸗, Winter, Wein-, Berg-, Beer, Sider⸗ und Todtengruͤn, Todtenviole und Tod⸗ tenmyrte, Jungfernkranz, Maͤdchenkraut, Maͤgdepalme, Baͤrwinkel, Lorbeerwinde, Finkenohren, wilde Su⸗ nige, Streit, Streitwicken und Stryten. Abbildungen. Guimpel und Hayne J. 26. Beſondere Beſchreibung. Der Schaft oder Stengel, niederliegend, ſtrauchartig, ſehr kurz oder ganz fehlend, mit 1 — 2 Fuß weit auf dem Boden hinkriechenden und haͤufig Wurzel ſchlagenden Zweigen, deren belaubte Spitzen ſich kaum 6 — 8 Zoll hoch erheben. Die aͤltere Rinde braͤunlich geſtreift, ſtumpfkantig und glatt, die juͤngere gruͤn. Die Zweige ſtehen ungeregelt. Die Wurzeln laufen flach und ½ — 1 Fuß weit. Das Blatt. Die Knospen gegenuͤberſtehend, faft vierkantig, ſtumpf und gruͤn. Die gegenſtaͤn⸗ digen, im Mai hervorbrechenden, immergruͤnen, einfachen Blätter 1 — 1½ Zoll lang, ½ — / Zoll breit, lanzettfoͤrmig, am Grunde verſchmaͤlert, glattrandig, dick, ſteif und feſt, oberhalb glaͤnzend⸗dunkelgruͤn, unten matt⸗hellgruͤn, mit kurzem, an den Seiten fein gefranzten Stiele; fie fallen nach und nach ab. Die Bluͤthe iſt zwitterlich und erſcheint vom April bis September einzeln auf 1 Zoll lan⸗ gen Stielen in den Blattachſeln der Zweigſpitzen. Der bleibende Kelch geſpitzt, Sfpaltig und grün, die ſchoͤn violettblaue Krone einblätterig und roͤhrenfoͤrmig, mit großem, flachen, ötheiligen Rande; 5 Staub: faͤden mit laͤnglichen gelben Beuteln der Krone eingefuͤgt; Stempel 1, beſtehend aus zwei Fruchtknoten mit 1 ſaͤulenfoͤrmigen, rundlich benarbten Staubwege. Die Frucht und der Samen. Zwei von dem bleibenden Kelche gemeinſchaftlich umſchloſſene, 3 Zoll lange, runde, ſpitze, einfaͤcherige und einklappige, gelbbraune Balgkapſeln reifen im Auguſt und November, und enthalten mehrere nackte, walzenfoͤrmige, dunkelbraune Samen. Varietaͤten. Man trifft dergleichen a mit ſilber- und goldgeſcheckten Blättern; b. mit einfachen und gefüllten Blumen von hellblauer, weißer und hell- und dun- kelrother Farbe. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, zaͤhe und weißlich. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Findet ſich faſt durch ganz Europa, in England, Frankreich und Deutſchland, hier auch am Harze, in ſchattigen, mit Felſen und Stein uͤberlagerten Gegenden, am haͤufigſten aber auf Kalk⸗ boden, und ſieht man oft ganze Strecken davon wie mit einem gruͤnen Teppich uͤberzogen. Fortpflanzung. Sie geſchieht durch Ausſtreuung des Samens im November und März auf leichten Garten⸗ boden, wo dann nach 7 — 11 Monaten dies junge Pflaͤnzchen mit 2 rundlichen, hellgruͤnen S men. blaͤttchen erſcheint, und durch Wurzelausſchuͤſſe; die Spielarten laſſen ſich nur auf dieſe letztere Weiſe vermehren, wenn ſie ſtaͤndig bleiben ſollen. 454 NG Alter der Vollkommenheit und moͤgliche Lebensdauer. Waͤchſt einige Jahre, und dauert nicht über 5 — 6 Jahre aus. Nutz en. Iſt ein allgemein beliebtes Ziergewaͤchs der Gärten und Bosquets, und dient als Sinnbild des immerdauernden Gluͤckes und der Unſchuld bei freudigen wie bei traurigen Familien⸗Ereigniſſen, auch anderen Feſt⸗ und Feierlichkeiten zu Kraͤnzen und Garnirungen, weshalb denn der ſpeculative Kunſtgaͤrt⸗ ner ſein beſonderes Augenmerk darauf zu verwenden pflegt. Das ganze Gewaͤchs enthaͤlt Gerbeſtoff, und wurde fruͤher ſogar als officinell zu Gurgelwaſſer und Thee verordnet; auch bediente man ſich deſſen zur Klärung truͤber Weine. Daneben iſt es eine ſehr willkommene Winteraͤſung für das Rothwild. Forſtwirthſchaftliche Qualification. Wenn auch wohl nicht beſonders ſchaͤdlich, doch völlig nutzlos für den Forſthaushalt, kann man diefen Erdholzſtrauch nicht anders als unter die Forſtunkraͤuter rechnen. Feinde und Krankheiten. Sind unbekannt. Erklaͤrung der Abbildung. N: 1. Ein bluͤhendes Gewaͤchs; » 2. eine aufgeſchnittene Krone, um die 5 zu zeigen; „ 3. das Piſtill und „ 4. ein Staubgefaͤß, vergrößert; » 5. die Balgkapſeln, in natürlicher Größe. LXII. VISCUM. Miſtel. LINN. GEN. ed. VI N. 1105. Claſſe XXII. DIOECIA. Ordnung IV. TETRAND RIA. Gattungs⸗Character. Die männliche Blume. Der Kelch Afpaltig; die Krone fehlt; Staubgefäße A, ohne Träger, auf dem Kelche ſitzend. Die ze Blume. Kelch und Krone wie bei der maͤnnlichen Blume; Stempel 1, ohne Staubweg, die Narbe unmittelbar auf dem Fruchtknoten ſitzend; die Frucht eine ena e rige, Afamige Beere, der Samen faſt herzförmig, ſtumpf und glatt. VISCUM 459 154. VISCUM ALBUM. Weiße Miſtel. Tafel CXXXIX. Allgemeine Kennzeichen der Art. Die Blätter gegenuͤberſtehend, lanzettfoͤrmig, oben ſtumpf, unten ſtark verſchmaͤlert, am Rande und auf beiden Flächen glatt, übrigens dick und feſt, der Länge nach von 3 — 5 ſchwachen Ner⸗ ven durchzogen und ſtiellos. Synonymie. VIS C UM ALBUM. Willd. Linn. IV. 2. p. 737. N. 1 Burgsdorf II. 1. p. 264. N? 84. — Borkhauſen II. p. 1047. Ne 258. — — Bechſtein IV. p. 746. Ne 167. — — — Hartig VI. 1. p. 188. — — Guimpel und Hayne p. 256. Franz. LE GUI. Engl. Tue MISSELTOE. Provinzial- Namen, Miſtel, Meftel, Mispel, Eichen-, Tannen und Obftmiftel, Alpranken, Aff⸗ und Offholter, Marentaken und Marentocken, Ginſter, Kenſter, Kinſt, Kinſter, Kuͤnſter, Kunſt, Kleiſter, Kreuzholz, Heiligenheu, Heil aller Schaͤden, Engelchen und Vogelleim. Abbildungen. Cramer T. 46. Reitter und Abel T. 85. Guimpel und Hayne J. 198. 8 Beſondere Beſchreibung. Der Schaft. Wuchs aufrecht, ſtrauchartig, 1 — 4 Zoll lang und ½ — 1 Zoll dick, oder, wie meiſtens der Fall, gleich am Urſprunge in mehrere ausgebreitete, 1, hoͤchſtens 3 — 4 Fuß hohe, gabelfoͤr⸗ mig gegliederte Aeſte und Zweige getheilt. Die Rinde dick, glatt und gruͤn. Die Wurzel dringt durch die junge Rinde in den Splint der Zweige anderer Holzarten und breitet ſich hier, ſich von dem Nah⸗ rungsſafte derſelben labend, mehr und mehr, ſelten jedoch über / — 1 Fuß weit aus. Das Blatt. Die gegenüberfigenden Knospen blattfoͤrmig, ſtumpf, glatt und grun. Die im März und April hervorbrechenden immergruͤnen Blaͤtter an den Spitzen der Zweige einzeln gegenuͤberſtehend, einfach, 1½ — 2 Zoll lang, / — ½ Zoll breit, lanzettfoͤrmig, oben ſtumpf, nach unten zu ſehr ſtark ver⸗ ſchmaͤlert, dick, feſt und trocken anzufuͤhlen, am Rande, wie auf beiden Flaͤchen, glatt, der Laͤnge nach von 3 ſichtbaren und zwei unter der Oberhaut verborgenen Nerven durchzogen, dunkel- oder hell- (gelblich-) grün und ſtiellos; ihr Abfall erfolgt nach und nach. Die Bluͤthe, welche zu 3, weniger 5 Blumen zuſammen, ſehr frühzeitig, im Februar und März, in den Theilungswinkeln der Zweigſpitzen erſcheint, iſt meiſtens ganz getrennt— geſchlechtig, doch findet man zuweilen auch Straͤucher, die maͤnnliche und weibliche Blumen zugleich tragen. Die maͤnnliche Blume beſteht aus dem oval 4 — öblaͤtterigen gruͤnen Kelch, mit 4 kleinen eirunden, gelben Staubgefaͤßen ohne Träger, die Krone fehlt; die weibliche Blume hingegen, bei welcher zwar ebenfalls die Krone fehlt, 116 460 VIS C UM. aus einem Ablaͤtterigen Kelch und einem unterſtaͤndigen, rundlichen, gruͤnen Fruchtknoten mit e darauf ſitzender, ſtumpf ausgeſchnittener Narbe. Die Frucht und der Samen. Die Frucht, eine zu 3, ſelten 5, beiſammen ſitzende runde, oben etwas platt gedrückte und noch mit den Kelchſpitzen genabelte, glatte, durchſichtige, klebrig⸗ſchleimige, ſuͤß⸗ lich ſchmeckende, weiße, lſamige Beere, reift im December. Der Samen ſtumpf herzförmig, breit ge⸗ druͤckt und glatt. Beſchaffenheit des Holzes. Feinfaſerig, mittelmaͤßig hart und von gruͤnlich⸗weißer Farbe. Heimathlicher und eigenthuͤmlicher Standort. Dieſer Schmarotzerſtrauch findet ſich durch ganz Deutſchland, wie uͤberhaupt im mittleren Europa, auf Straͤuchern und Bäumen, vorzuͤglich auf Obſt⸗ (Apfel- und Birn⸗ Wannen, auch auf Lin⸗ den, Eichen, Fichten, Vogelbeeren u. ſ. w. 1 Fortpflanzung. Sie geſchieht ſowohl durch den natuͤrlich ausfallenden reifen Samen, welcher, von kleberigem Safte uͤberzogen, an den Zweigen haͤngen bleibt und hier auf der lockern Rinde zarte Wurzeln ſchlaͤgt, die ſich nach und nach bis zu dem Splinte hindurch ſaugen, um aus dem Safte die beduͤrftige Nahrung einzuziehen; als durch verſchiedene Arten von Vögeln, z. B. die Miſteldroſſel, den Seidenſchwanz und Dompfaffen, welche die Beeren im Winter mit großer Begierde freſſen, die verſchluckten Samen unverdaut durch die Gedaͤrme gehen und zufaͤllig auf die Zweige fallen laſſen, wo dann der mit abgehende Koth dem Samen als Kitt zum Ankleben, wie auch zugleich als Dung⸗ und Schutzmittel dient. Nach den 1 von Willdenow und Sikur mehrfach angeſtellten Verſuchen iſt die kuͤnſtliche Vermehrung, durch An⸗ kleben des Samens auf die junge Rinde, wenn nicht ganz unmöglich, wenigſtens doch ſehr mißlich. Der Samen keimt nach 15 Monaten mit 2 kleinen ovalen, grünen Blaͤttchen. Lebensdauer. Wächſt 6 — 10 Fahre, und ſoll bis 15 Jahre ausdauern. Nutzen. Das Geſtraͤuch wird von Kuͤhen, Schafen und Ziegen gern gefreſſen, und ſoll im Winter ſtatt des Kohls als Lockſpeiſe der Haaſen dienen. Die galliſchen Druiden hielten den Miſtel fuͤr heilig, beſonders den Eichenmiſtel, und benutzten ihn bei manchen ihrer auf Aberglauben beruhenden thoͤrichten Handlungen; auch ſind noch in den ſpaͤteren Zeiten aus gleichen Urſachen die Zweige (Tacken) als ſehr bewaͤhrtes Mit⸗ tel gegen den Alp und das Marendruͤcken angewandt. Aus der Rinde und dem Safte der Beeren laͤßt ſich ein guter Vogelleim kochen. 5 Forſtwirthſchaftliche Qualification. Zwar weniger im Walde als fuͤr die tun e nachtheilig, gehoͤrt der Miſtel immerhin unter die Forſtunkraͤuter. n 5 Feinde und Krankheiten. Sind nicht bekannt. Erklaͤrung der Abbildung. Ein Zweig des weiblichen Strauchs mit reifen Beeren und Bluͤtheknospen; 2 2. ein Zweigabſchnitt vom maͤnnlichen Strauch; \ * 3. die maͤnnliche Blume in der Entwickelung, ſo wie 5 3 „4. die weibliche Blume, ſtark vergrößert; N 5. Eine durchſchnittene reife Beere, in Ne der Samen zu Ice, in Be Größe. , be ee. Miller 5 C Ah: 22 ee, e, ee. Hude GE: NY 7 4 Mitler $ eben . dei: . 2 | 2 p., PRO f . & . . 8 5 . ü 7 r = . — | (etc . Hue. Ae. He Miller > Feteme HR: RT 3 ,, bes. Mater. EEE! ı Muller 5 m. AH - . — a r e N 7 — 7 „ / «. ee. A u. 5 * N — 7 4 er, * , . eee, ce N * WR Welten N . 2 D . e. Gael, due. 1 — * > wer f — . , ⁵⁰qJʒͤ ,, , , * . n u. A — , u; Ale. le. Serge. ER 228 2 N . — ul, % e 88 o e 6 ” SAN, 8 SEN 8 | . e, 2 HU. 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Aalen, 22 — ehe Hungen, 22 7 5 9 / ) * ei 4 5, | U 8 1 % 2 Iulen- nr 2 feckenk. ll, K b | | Aechenkh, lab. | Achank. bit N O. > 1 * N ; er CHR, 8 7 8 9 ' * t Hi x N ‘ 0 5 L ** 4 / h “ * N . . 5 . 0 * * . \ — 0 m \ - * \ a ' cd ee 22 Huch erh 8 dl. * . N — — — — W > es, gere, | L e Maßand, U KAukenk. IR. Archank. g. ILL 1 eee, Ankenh.tith. N EL (= ai Arckent x 22 MOOS TEOHEOTOLAS. | | * | Arckenh. Ji tv. N ; ; Abcnecch Selb. 5 Arhandı I. x r ; „ » — \ g D * . \ N . ns m I 2 * 1 = zz % > I — | . 5 ne — — ER x . . 1 2 . = 7 Ak. Trede lat. IS SS — & * $ mn = * — U / „ 1 x . 7 * ö 7 * 1 5 / 8 ’ * } f * „ f * [3 4 . . 1 Henle, Mh. * Arche. l. : K. e 42 0 * 2 g, eme ArchenkÜÄR # eue 22 1 Anchenk. LH. r r.. 8 A 5 8 De: STEIN ERS! Arhenk. all. “ Ce eee. Se A 1 „ .. . er | 2 N W 5 \ x | | N > U | . * — 5 . | * | N AN 5 N \ * 2 5 ; 4 — „ N An | J i 5 F = N ® : j 5 8 N N N PR * 8 . u BIN 7 „ 2 5 i 2 R ; 77 0 x ; 5 # = . + r * x 05 ® : 8 5 8 D Be N ER agent ne Archenk: 22 I, — 5 — — — — — 22 4:09. Archenk. All ; . DDD Archenk fil Sad,. f, . 5 D . * * 8 7 \ = Au Helle. ra BR. LO: 2 Ärchenh,. li H. Arch on Ch. ne | | e, Arcbenk. (dk 5 \ ah 5 eee, e, f 22 22 Arete fü I. FR 4 I S S = 2 a > e . 2 - 08 > ER HLHL. AÄrchenk Ä . 5 \ x Bet, 1 a 8 g 22 Se. — a Archenh. LER. E N x 22 Arch eil. 5 — ES 222 „ Tab 129 e 222 Sn | 5 | I BR g.. Archenk: Abl, . A, reh end. CR. \ \ ate g 2 N CHOR | 4 eee, A rchenk. 2 : 0 6 „ PER 8 g ee N 6 N) f 5 1 N NE . 1 N \ N 1 eee mee, geen, 1 Archenk. AL ; JE | PN 2 a eee, , FÄHT Ärckenk. 2 0 „ c. N AÄrcenh. LI, A heul, ; 2 ; Aalen. 42 — 22 g , Wach der Natur gemalt v. A. Kolh. , Streuber di Rothe. Fa ee DEUUMR. 2. 2 | , elle, „ Zr ,, * eee, 3 Ian Zee, ham,, 6 ele, le, 5 eee voeraten. & eee, calbarlieıs 9 Pants. vltnunde 70 Iotenum drama M Hebe, eee, St. Strender & Kothe Nach der-Natar gemalt , A. Kothe * G „ GUN OSE. 9 eee, ee. H Bella ala. 2 . 2 73 Ala, el, lee, 2 22 lee eee, . % 22 l, Tele, Nach der Mater gemalt v.A. Hothe. Se. v. Strescher d Role. eule. 2 ele, alla, * Nach der Natır genatt i A Hege. 5 a ee Tal 144 J. Pamus domesitea. 4 er: ; vr Fe Selle, 2 - d 2 eG 70 . efemum. , . Nach der Natur gemalt v. A. Kothe. Tag US Sl, weihen, 2 1 1 eee. Seele, S St & Hu. 5 Cibumam ee, ee, 2 22 Lampe 4 A 5 Alen, , 2 8 . H, 22 1 78 Sele, torminal, A. Sele, Aria. 76 ee, ia. , Inu Samt. Hachv der Natur gemalt, v A. Keothe, St. 1 Streuber & Kothe Inhalts = Anzeige dieſes fuͤnfundzwanzigſten Heftes. Abbildung des größten Theils der in den vorhergegangenen 24 Heften beſchriebenen jungen Holz = Pflanzen, ſo wie ſolche aus dem Keime erzogen. Zur Nach ei i he Mit dieſem 25ten Hefte iſt der erſte Theil des Werkes, welcher die Beſchreibung und Abbildung der im mittleren und nördlichen Deutſchland wildwachſenden Holz- Arten enthält, geſchloſſen. Sobald die zur Deckung der Koſten erforderliche Zahl an Subſeribenten auf den zweiten Theil, in welchem die fuͤr unſer mittleres und noͤrdliches Vaterland mit Nutzen anzubauenden ſuͤddeutſchen und auslaͤndiſchen, vorzuͤglich nordamerikaniſchen, baumartigen Holzarten abgehandelt werden ſollen, nur einigermaßen genügend erſcheint, wird auch dieſer, und mit demſelben zugleich die Einleitung, herausgegeben werden. Vollſtändige Beſchreibung und Abbildung der r amtlichen (Sol arten, welche im mittlern und nördlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtnaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. 1 Kre bes, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber. e Heft. Braunſchweig, Druck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. Sem Für Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber. und herausgegeben F. L. Krebs, Zweites Heft. Braunſchweig, Druck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. Vollſtaͤn dige Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet Herzoglich le 5 mmtl Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. 5 ef = S & = 2 2 2 E 0 5 N 0 @ 8 8 ne 2 Se S = 2 = = . 2 E 5 fa Vollſtaͤn dige Beſchreibung und Abbildung im mittlern und nördlichen Deutſchland wild wachſen. Sue Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber⸗ Drittes def Braunſchweig, Druck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. Snhaltö- Anzeige dieſes dritten Heftes. i : 15. Betula alba. IX. Die Gattung Betula, 16. Betula pubescens, mit ee 17. an 18. — kruticosa. X. Die Gattung Carpinus. 19. Carpinus Betulus. x > — Castanea. 20. Castanea vesca. XII lemi 21. Clematis vitalba. XUL. — — CLolutea. 22. Colutea arborescens (Der Schluß der letzten Gattung im naͤchſten Heft.) an Beſchreibung und Abbildung der ſammtlichen ol arten, welche im mittlern und noͤrdlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Hülfsmitteln bearbeitet und heraus gegeben on F Krebs Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber⸗ Fünftes Heft. Braun ſchweig, Druck und Papier von Friedrich Vie weg und Sohn 3 % 5 ID Ne 8 N Inhalts- Anzeige dieſes vierten Heftes. XIII. Die Gattung Colutea. 23. Colutea arborescens. Fortſetzung des dritten Heftes, 23. Cornus mascula. 155 — _ sanguinea, 25. Corylus Avellana, 26. — tubulosa. 27. Cytisus Laburnum. 28. — austriacus. NIE Daphne. 29. Daphne Mezereum. XIV. Die Gattung Cornus. VV Corylus. | XV 0.2 Cytisus. N (Der Schluß der letzten Gattung im naͤchſten Heft.) Vollſtaͤn dige Beſchreibung und Abbildung ammtlichen olzarten, im mittlern und nördlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur, Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber AN AN Sechstes Heft. Braunſchweig, | Druck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. 0 8 0 Snhaltd-Anzeige dieſes fünften Heftes. XVII. Die Gattung Daphne. 29. Daphne Mezereum. (Schluß der im vierten Hefte angefange⸗ AA 71 . Hon 5 nen B Art.) XVIII. Die Gattung Elaeagnus. 30. Elaeagnus angustifolia, N XX. — XXI. XXII. — — Empetrum. 31. Empetrum nigrum 32. Erica vulgaris. ne 33. — Teiralix. 34. Evonymus europaeus. — Evonymus. 435. — latifolius, 36. — verrucosus. — Pagus. 37. Fagus sylvatica, (Der Schluß der letzten Gattung im naͤchſten Heft.) Vollſtaͤn dig e Beſchreibung und Abbildung olzarten, im mittlern und nördlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und heraus gegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber. Siebentes Heft. Braunſchwei g, Oruck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. Bollftändige Beſchreibung und Abbildung der ſammtlichen DSdolzarten, welche im mittlern und noͤrdlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von u Steh, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber. Acht ß Heft Braun ſchweig, Druck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. 5 1 Vollſtaͤn dige Beſchreibung und Abbildung Ss s ſammtlichen i a welche im mittlern und noͤrdlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur BR Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. N Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber. %% Derr Braun ſchweig, Druck und Papier von Friedrich Vie weg und Sohn Vollſtaͤn dig e Beſchreibung und Abbildung der . ammtlich en ol Karten, welche im mittlern und nördlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und heraus gegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber. eEiftes Hort. BSraunfhmweig, Druck und Papier von Friedrich Vieweg un d Sohn Vollſtaͤn dige Beſchreibung und Abbildung der welche im mittlern und noͤrdlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber⸗ 3 woͤlftes Heft. ſammtlichen Sr \zarten, Braunſchweig, Oru ck und Papier von Friedrich Vie weg und Sohn. Vollſtaͤn dige Beſchreibung und Abbildung der ſammtlicheen (Volsarten, im mittlern und noͤrdlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber. Dreischntes Defte BSraunfdmweig, Dru ck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. Bollftändige Beſchreibung und Abbildung amtlichen Ssolzarten, welche im mittlern und nördlichen Deutſchland wild wachſen. Für Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Hülfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber, und Mitgliede der Landes Forſt⸗E Vie rz e hn k e Heft. Braun ſch wel g, Drud und Papier von Friedrich Vie weg und Sohn. olzarten, 8 mmtlichen fa = — = S = = — vu 2 = = S — S — = a S — —5 — = = — — 2 ber = 2 — 2 — nd > — = 8 Fu Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Hulfsmitteln bearbeitet und herausgegeben F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber, und Mitgliede der Landes⸗Forſt⸗Examinations⸗Commiſſton. un f z e h n t e 8 F Heft. Braun ſchwei g, Druck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. Bollftändige Beſchreibung und Abbildung der ſammtlichen (olxarten, welche im mittlern und noͤrdlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. L. Krebs, g Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber, und Mitgliede der Landes⸗Forſt⸗Examinations⸗Commiſſton. Sechzehn tes Heft. Braunſchweig, Drud und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn. Snhalts » Anzeige dieſes ſechzehnten Heftes. XLV. Die Gattung Rosa. (Fortſetzung der im vorhergehenden Hefte angefange⸗ nen Beſchreibung.) XLVI. Die Gattung Rubus. Gortſetzung folgt im naͤchſten ſiebenzehnten Hefte.) | 101. Rosa cinnamomea. (Fortſetzung und Schluß.) 102. — alba. 103. — Canina. 104. — arvensis. 105. — rubiginosa. 106. Kubus idaeus. (Fortſetzung und Schluß im naͤchſten Hefte.) Bollffändige Beſchreibung und Abbildung der ammtlichen ol arten, DA re welche im mittlern und nördlichen Deutſchland wild wachſen. Zur Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Dekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet un d herausgegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber, und Mitgliede der Landes⸗Forſt⸗Ex⸗ Streben, Braunfhweig, Drud und Papier von Friedrich Vie weg und Sohn AS AS as ER N 7 Vollſtaͤn dig e Beſchreibung und Abbildung 5 Holzarten, welche im mittlern und nördlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber, und Mitgliede der Landes⸗Forſt⸗Eraminations⸗Commiſſion. %%% ( Heft. Braun ſchweig, Druck und Papier von Friedrich Vie weg und Sohn Inhalts-Anzeige dieſes zwanzigſten Heftes. (125. Salix viminalis. XLVII. Die Gattung Salix. (Fortſetzung und Schluß.) (Fortſetzung und Schluß der im ſiebenzehn⸗ 126. 8 riparia. ten Hefte angefangenen Beſchreibung.) s 127 Alba. XLVIII. Die Gattung Salvia. 128. Salvia officinalis. 8 igra. XLIX. — — Sambucus. 129. e — racemosa. L. — — Solanum. 130. Solanum dulcamara. (Fortſetzung und Schluß im naͤchſten ein und zwanzigſten Hefte.) Vollſtaͤn dige Beſchreibung und Abbildung 8 ERISD) \ SZ der I SE ammtlichen olzarten, welche im mittlern und noͤrdlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. L. Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber, und Mitgliede der Landes ⸗Forſt⸗Examinations⸗Commiſſion. YerB Neungehntes Heft. Braun ſchweig, Druck und Papier von Friedrich Vie weg und Sohn. Vollſtaͤn dige Beſchreibung und Abbildung der ſammtlichen welche im mittlern und noͤrdlichen Deutſchland wild wachſen. Fuͤr 7 Gutsbeſitzer, Forſtmaͤnner, Oekonomen und Freunde der Natur. Nach den beſten Huͤlfsmitteln bearbeitet und herausgegeben von F. e Krebs, Herzoglich Braunſchweigiſchem Forſtſchreiber, und Mitgliede der Landes-Forſt-Examinations-Commiſſion. 3 wanzigſtes Heft. Braunſchweig, Druck und Papier von Friedrich Vieweg und Sohn, Inhalts Anzeige diefes vierundzwanzigſten Heftes. LX. Die Gattung Vaccinium.“ (Schluß.) LXI. Die Gattung Viburnum. II ines LXIII. — Viscum. 134. Vaccinium Vitis Idaea. ae Oxycoccos. 136. Viburnum Opulus. 131% — Lantana. 138. Vinca minor. 139. Viscum album.