o EEE? ve. une ee ee Te Te a pothekergarten Anleitung zur Kultur und Behandlung der in Deutſchland zu ziehenden mediciniſchen, ſowie zu 5 Eſſenzen gebrauchten Pflanzen. Für Apotheker und Gärtner, Land⸗ und Gartenbeſitzer Es > Bi doc und Düngerkunde. Von . 8. Jäger. wi 2. c und verbeſſerte Aufl. Geh. Mk. 3,—. en ! gr zu jedem Gartenbuch. Der pratiſche Obſtgärtner. Von H. Jäger. g Mit 259 Illuſtrationen. 855 5 Die Daunſchule. 4. Aufl. Mk. 3,78. 2. Der Obstbau. 3. Aufl. Mk. 3,50. t Der Obſtbaaumſchnitt. 4. Aufl. Mk. 3,50. Die 3 3 Theile in einem Bande Sr = m. I: der valle emu üfegärtner. Von | . Jäger. 8 Mit 151 Illustrationen. | = . Grunbfäge für den Gemüsebau. 3 Auf. Mk. 2.50. er Kultur der Gemüſearten. 4. Aufl. Mk. 2,50. 3. Die Gemüſetreiberei in Miſtbeeten x. 4. Aufl. Mk. 2,50. e = . in einem Bande a: geb. Mk. 8, 50. Der Apotheliergarten. Anleitung zur Kultur und Behandlung der in Deutſchland zu ziehenden medieiniſchen, ſowie zu Eſſenzen gebrauchten Pflanzen. Für Apotheker und Gärtner, Land- und Gartenbeſitzer von ++ “ 9. Jäger. Großh. Sächſ. Hofgarteninſpector. Dritte vermehrte und verbeſſerte Auflage. Mit 33 in den Text gedruckten Abbildungen. — 4 — Hannover, Verlag von Philipp Cohen. 1890. Vorwort. Die vorliegende kleine Schrift behandelt die naturgemäße Kultur der in Deutſchland zu ziehenden Pflanzen mit medieiniſchen Eigenſchaften, vorzugsweiſe derjenigen, welche häufig gebraucht werden, ſowie der, welche den meiſten Vortheil bringen, endlich ſolcher, die wegen ihres ſeltenen Vorkommens in wildem Zuſtande und wegen Verwechſelung und Verfälſchung angebaut zu werden verdienen. Ganz gemeine Pflanzen, bei welchen keine Verwechſelung möglich iſt, und jene, welche vorausſichtlich ſtets in hinreichender Menge wildwachſend geſammelt werden können, wurden ganz weg⸗ gelaſſen. Dies geſchah auch mit ſolchen, welche nicht mit Vortheil zu kultiviren ſind, und ſelbſtverſtändlich mit allen, deren Kultur nicht möglich oder räthlich iſt. Da dies kleine Werk nur eine praktiſche Kulturanweiſung ſein ſoll, ſo hielt ich die botaniſche Beſchreibung der vorkommenden Pflanzen für überflüſſig. Dieſelbe hätte das Buch leicht noch einmal ſo ſtark gemacht, alſo auch vertheuert. Wer dieſe Pflanzen botaniſch genau kennen lernen will, findet hierzu gute Bücher genug, findet die botaniſche Be⸗ ſchreibung der einheimiſchen Pflanzen in jeder vaterländiſchen a Flora, die der fremden in allgemeineren beſchreibenden botaniſchen Werken. Um das Aufſuchen und die Kenntniß der betreffenden Pflanzen zu erleichtern, habe ich bei den meiſten auf ihre Ab⸗ bildung in zwei bekannten, ſehr verbreiteten Kupferwerken hin⸗ gewieſen, nämlich auf Hayne's „Naturgetreue Darſtellung und Beſchreibung der Arzneigewächſe“, und Plenk's „Icones plan- darum medicinarum ete.“ Da nicht alle Arzneipflanzen abgebildet werden konnten, ſo beſchränkte ich mich auf die Abbildung der ſogenannten Giftpflanzen, deren Kenntniß zur Vermeidung von die der Vanille hinzu. Daß ich auch einige fremde Pflanzen aufnahm, deren Kultur bei uns noch nicht verſucht worden iſt, Gefahr und Mißbrauch beſonders nothwendig ſchien, und fügte — EV... Vorwort. wird man nicht mißbilligen, da es von großer Wichtigkeit iſt, Neues einzuführen und zu verſuchen. Daſſelbe gilt von ſolchen Pflanzen, welche zur Zeit wenig oder nicht mehr im Gebrauch ſind, ferner von denjenigen, welche zwar in anderen Ländern gebräuchlich und geſucht, bei uns aber zur Zeit noch nicht ein- geführt ſind. Auch bei den Arzneimitteln macht ſich die Mode geltend. Vergeſſene Pflanzen werden in Folge glücklicher Kuren wieder hervorgeſucht, neue fremde jährlich eingeführt, während andere bewährte mit Unrecht zurückgeſetzt und ihrerſeits vergeſſen werden, um vielleicht ſpäter wieder in die Mode zu kommen. Was alſo jetzt nicht beachtet wird, kann in zehn Jahren oder ſpäter einen großen Ruf erlangen und ſehr geſucht ſein. Solche Pflanzen durften daher nicht übergangen werden. Ich habe jedoch keineswegs jede Pflanze mit unbedeutenden oder zweifelhaften Heilkräften aufgenommen, und diejenigen, welche von den Gelehrten als „obſolet“ betrachtet werden, meiſtens weggelaſſen. Die Kulturangaben ſtützen ſich entweder auf eigene Erfahrungen oder ſichere Angaben, manche auf ſichere Schlüſſe, die ich aus Vaterland, Standort, Familienähnlichkeit ꝛc. ziehen konnte. Ich kenne die Kultur der meiſten Arzneipflanzen aus botaniſchen Gärten, in denen ich beſchäftigt war, aus dem Beſuch verſchiedener Kräutergärten und Gegenden, wo Pflanzen zum Arzneigebrauch gezogen werden, hielt mich längere Zeit in dem botaniſchen Garten der Ecole de Médecine in Paris auf, legte einen wiſſenſchaft⸗ = Apothekergarten an, und kultivire ſelbſt verſchiedene Arznei⸗ pflanzen. Wenn ich hie und da den Gebrauch und die Heilkräfte der Pflanzen andeutete, ſo geſchah es, nicht um Rath zu ertheilen, ſondern nur, um ihre Nützlichkeit hervorzuheben. Nur zwei Pflanzen erlaubte ich mir förmlich zu empfehlen, nämlich die Balſampappel und den Lebensbaum. Sollte ich hierin zu weit gegangen ſein, ſo bitte ich die Herren Aerzte deshalb um Ver⸗ zeihung. Eiſenach, im October 1858. : Der Verfaſſer. Vorwort zur 1 Auflage. In vielen Fällen iſt bei Büchern Kürzung eine weſentliche Verbeſſerung. Eine ſolche tritt bei dieſer neuen Auflage des „Apothekergartens“ ein, denn ich habe davon 60 Pflanzen geſtrichen und nur 12 wurden hinzugefügt. Bei der erſten Auf⸗ lage verführte das Streben nach Vollſtändigkeit zur Aufnahme vieler unbedeutender Pflanzen, die lebt beſſerem Wiſſen und längerer Erfahrung weichen mußten. Dagegen bemühte ich mich, einzelne wichtige Kulturen vollſtändiger zu geben und wo es möglich war, Preiſe und Erträge aufzufinden und anzugeben. Wie weit ſich die Wirkung der erſten Auflage erſtreckt hat, dafür geben zahlreiche Briefe aus faſt allen Ländern Europas, ſowie aus Amerika Zeugniß. Manche enthielten günſtige Mit⸗ theilungen über die Erfolge, verſuchte Kulturen und Dank für die Belehrung, und dieſe waren angenehm. Weniger kann ich daſſelbe von der Mehrzahl der Zuſchriften ſagen, welche vom Verfaſſer noch eingehendere Belehrung und Mittheilungen, Samen und Pflanzen oder die Mittheilung von Bezugsquellen verlangten. Einige Briefſchreiber hatten es ſich ſo bequem gemacht, daß ſie nicht einmal die überall leicht zu bekommenden Pflanzen oder Samen aus den Fragenbriefen weggelaſſen. Wenn ich dennoch allen Wünſchen gerecht zu werden bemüht war, ſo geſchah es, weil ich durch bereit- und opferwilliges Entgegenkommen die Verbreitung 8 dieſer noch in den Windeln liegenden Kulturen fördern wollte. So ſehr mir das auch jetzt noch am Herzen liegt, ſo bitte ich doch die eventuellen Frageſteller, daß ſie erſt das Buch genau anſehen, wo ſie ſodann meiſtens finden werden, was ſie fragen wollen. Ausdrücklich erkläre ich, daß ich ſelbſt weder Samen noch Pflanzen von mediciniſchen Gewächſen liefern kann, ſowie, daß ich für noch ſeltene Pflanzen keine andern Bezugsquellen weiß, als im Buche angegeben. Um jedoch meinerſeits entgegenkommend zu ſein, habe ich die Adreſſen einiger Samenhandlungen, ſowie eein Verzeichniß der von ihnen geführten medieiniſchen Pflanzen beigegeben. Ganz ſeltene Pflanzen ſind nur aus botaniſchen Garten zu beziehen, werden aber dort nicht käuflich, ſondern im 4 günſtigen Falle tauſchweiſe abgegeben, Samen wohl ee 3 =. | * im Frühling 1873. | „ „„ 2 Vorwort zur dritten Auflage. Die Nothwendigkeit einer dritten Auflage zeigt mir, daß dieſes Buch, trotz eines kleinen Berufsleſerkreiſes, viel benutzt worden iſt. In dieſer neuen Bearbeitung habe ich mich beſtrebt, mein Buch durch Hinzufügung manches Neuem und Vervollſtändi⸗ gung von ſchon Vorhandenem noch nützlicher zu machen. Manche der neu herangezogenen Pflanzen ſollten nur dazu dienen, neue Verſuche zu machen, wie in früheren Auflagen auch. Man wird ſie leicht an ihrer kurzen Behandlung erkennen. Ich warne ſehr vor dem Beſtreben, die Kultur von ſeltenen Pflanzen vorzuziehen, wie es nach mir zugekommenen Briefen manche gern thun. Wer Nutzen haben will, muß hauptſächlich die gangbarſten Pflanzen anbauen. Will er es mit noch nicht eingeführten Pflanzen ver⸗ ſuchen, ſo ſchaffe er ſich vorher Gewißheit, ob er Abnehmer findet. Denjenigen, welche noch andere Belehrung ſuchen, nenne ich einige bei früheren Auflagen nicht bekannte Bücher: 1. Göppert „Die offizinellen und techniſch wichtigſten Pflanzen der Gärten“ (Görlitz 1852, Verlag von Remer). 2. Sköller „Anbau der Arzneigewächſe“ (Leipzig 1843, Verlag von Hentze). 3. Schmidt „Handbuch der mediciniſchen und Farbekräuter“ (Gotha 1832, Verlag von Henneberg). ; Eiſenach, im Winter 1889. f Der Verfaſſer. Erſte Abtheilung: Ein⸗ und zweijährige medieiniſche Bilanzen] Sbweite e 81. Aspidium ft. Aspisidium. 15 116 l. Krauſemünze ſt. Krauſeminze. * 153 I. Armeria ft. Armerica. 158 2 Veratrum 1 Verathrum. Register der lateinischen Namen. A. Achillea Ageratum . . moschata — — nobilis — — Puamia . . . Aconitum Camarum . . — ferox (virosum).. —"Napellus-. , — neamontanum . — — Stoerkeanum . Acorus Calamus . . . Actaea racemosa -. . . Adiantum pedatum . . Aesculus Hippocastanum Aethusa Meum Agrimonia Eupatorium . 2 See Agropyrum repens . . a Alo& abessinica . — — capensis (Ineida) “= SUCCOEME — — yobars ; Aloysia eitriodora . . Althaea officinalis W A Amygdalus communis x — — var amora persica Angeyelus officinalis. FC Anchusa tinctoria . Anemone pratensis . . — — Pulsatilla. . . Anethum Foeniculun . — — Angelica Archangelica . — — officinalis ‚Coretolium | veoiens . - W Anthemis T . ro Inn ,. Antirrhinum Linaria Apium Petroselinum Apocynum androsaemifolium — — cannabinum Archangelica officinalis Arctium Lappe. Armeria vulgaris Aristolochia Clematitis . . = Jong.» v.e — — rotunda . » . — — Serpentaria . . - Armoraeia rusticana . . - Arnica montana Artemisia Absinthium — Abrotanum CCC Ahl. coerulescens Lercheana glaeialis mutellina palmaa .. . pauciflora itt Santonica. . . C vallesıaca - :. Arum canariense . . . — — maculatum . . — — italicum . . » Asarum europaeum . . Asclepias Vincetoxeium Asperula odorata . . Asphodelus albus. Ar ER camphorata . . . Draeuneulus. . . X Seite. Athamanta Meum . 118 Atropa Belladonna 87 — — Mandragora . 113 Bi Balsamita suaveolens . 135 Benzoin odoriferum . 170 Berberis aristata . 161 — — Chitria en, 161 1862 — — vulgaris 161 Bignonia Catalpa . 164 — — sempervirens. Borago officinalis. „ 88 Bryonia alba SI ee dien ee Bryophyllum calycinum . . 162 Bulbocagnos cavus 91 O. Cactus Opuntia 163 Calamintha alpina en, Caleitrappa Hippophaestrum . 28 Calendula offieinalis . 2 2 Calycanthus floridus. 163 — — laevigatus. 164 — — oeeidentalis . 164 Capsicum annuum 24 — — baccatum . 24 — — indicum 24 Carduus marianus ; 25 Carlina acaulis 89 Carthamus tinetorius . 0 Carum Carvi en 26 Cassia marylandia . . . . 90 Catalpa syringaefolia . . 164 Centaurea benedieta . . 3 = Mae. . 28 ? 28 Cerasus virginana . 5 Cheiranthus Cheiri 29 Chelidonium Glaueium . . 40 Chenopodium ambrosioides. 29 Chironia Centaurium. . . 39 SQichorium Intybuns 30 „ tt Limieifuga Serpentaria . . . 66 Citrus aurantium . „ Cnieus benedietus. 51 Gelsemium sempervi Pens Clematis erecta Cochlearia Armoracia — — officinalis. Colchicum autumnale Conium maculatum . Convolvulus Jalappa . Coriandrum sativum . Corydalus bulbosa — — tuberosa Crocus sativus . Cucumis sativus . Cucurbita Melopepo . SS Cuminium Cyminum . Cyclamen europaeum Cydonia vulgaris . Cynanchum montspeliacum — — Vincetoxinm . Cynara Scolymus . Cynoclossum offiemale . Cyperus longus an Daphne Mezereum . Datura Stramonium . . Delphinium Staphis-agria : Dietamnus albus . . — Fraxinella. . Digitalis purpurea Dorema armeniacnm . Dracocephalum Moldavica i E. Eebalium agreste . eine Erigeron canadense . Erythraea Centaurium Eucaliptus Globnlus . Euryangium Sumbul F. Foenieulum offleinale ae wulke:. Frittillaria imperialis . Fumaria bulbosa cava —— rm.ofienahe 2 >, . Galeopsis grandiflora ochroleuea a * * * * * . % Gentiana acaulis . — — Centaurium . — Jutea — pannonica . — punctata . — purpurea Geum urbanım . .. Glaueium luteum . Glyeyrrhiza echinata . — — glabra 3 Gnaphalium arenarium . Gratiola officinalis H. Hedera Helix . Helichrysum arenarium . Helleborus niger . — — virdis . Humulus Lupulus Hyoscyamus niger — — Scopolia Hyssopus officinalis. E Imperatoria Ostruthium Inula Hellenium . - Ipomea Purga . . . » Ipomea Orizabensis. — — Schiedeana — — Jalappa . Iris florentina . . - Juglans regia . . Juniperus Sabina . L. Laetuea sativa 2 — — virosa 2 Lappa major 5 — — offieinalis . — — tomentosa . Laserpitium latifolium — — minor Seite. . 102 . ar 8 Lavandula vera 8 — — Spica v. Iatifolia £ Ledum Jatifolium . . . » — — palustre . Leontodon Taraxacum . . Levistieum offieinale . Ligustieum Levistieum Lilium candidum . Linaria vulgaris Lippia eitriodora . Lobelia inflata . M. Malva sylvestris . x Mandragora officinalis. Marrubium vulgare . Marum verum Matricaria Chamomilla . — — Parthenium . Melilotus coerulea — — offieinalis . a Melissa officinalis Mentha crispata — — crispa Valerii Cordü . r ee — pipes — rotundifolia . . - a — sylvestris var. erispa . 22ͤ ͤ Menyanthes trifoliata Meum athamanticum. . . Mirabilis dichotoma . Mirabilis longiflora . . Momordica Elaterium . . Monarda eoceina. . . » — — didym .... Ms Wein: - . 2... Myrrhis odorata . . . - 2 N. 5 Narsissus Psendo-Nareissus Nasturtium offieinale Nephrodium Filix mas een macrophylla rustiea . 114 . 114 5 116 114 114 115 437 18 . 46 . 46 47 2118 118 eur. ee XII Seite. Nigella sativa. * 48 Nymphaea alba . . . . 120 O. Oeimum Basilieum . 49 „ . . .: 48 — — minimum 49 Oenanthe crocata . 124 e .. 49 Oenothera biennis . i 50 Opuntia vulgaris 163 Opuntia Raffinesquiana. . . 163 R 121 „ mascula — 42 — — militaris . 388 — — Morio . 121 Origanum Majorana . 50 = Smyrnaeum 12 Tulgre RE », Paeonia corallina . . . 14 r :.. 0 Panax quinquefoliuns 125 — Schin-Seng ; . 125 Papaver Rhoeas 55 „ deen m a) Paris quadrifolia . . . . 126 Pastinaca sativa 52 Persica vulgaris 160 Pelargonium roseum . 173 Petroselinum satirum . 21 Peucedanum armeniacum . 99 FETT Cervaria . * Phaseolus vulgaris . . 80 Phellandrium aequaticum . . 49 | Pbysalis Alkekengi i 52 Puhxytolacea decandra . . . 127 Pim m ee . . wire — = Peimpine nn — Sings 128 Plantago arenaria. . 54 7 — — Psyllium . 53 Plectranthus fruticosus 174 . . — . - . 8 — . 8 Be J EEE EEE Polypodium Filix mas Populus balsamifera . Prunus Avium . — Cerasus Lauro cerasus . Mahaleb . — — Padu . — — virginiana Ptarmica moschata — — vulgaris Pulmonaria offieinalis Pulsatilla pratensis — — vulgaris Pyrethrum carneum . — — Partbenium — — roseum — — Tanacetum 2rros Oydonia:;..» = Pyrethrum caucasieum . — — cinerariaefolium . — — rotundifolium . . Ranunculus bulbosus — — Fiäara :.. 2. — — flammula — — sceleratus Rapuntium inflatum . Raphanus sativus. . Rhamnus cartharticus australe . compactum Emodi . ; hybridum . . — palmatum. . Khaponticum — Bis. -, — undulatum . .» Rhus radicans . . . - — — Toxieodendron . „ae — e == + Mira 25% — damascena . „ ( Rosmarinus officinalis Rubia tinetoria Rubus fruticosus . — — Idaeus . Rumex acetosa — — montag — — Patientia . „ — — tuberosus . — — nepalensis. . Ruta graveolens S. Salvia offieinalis Selarea Sambucus Ebulus — — nigra Sambulus moschatus Salicornia herbacea Sanguinaria canadensis . Saponaria officinalis. Sartureja hortensis Scandix Cerefolium — — odorata Seilla maritima n Scolopendrium offfeinale 5 = Scopolina atropoides . . _ Sempervirum tectorum . Silybum marianum Sinapis alba — nigra Sisymbrium Nasturtium -Sium Sisarum . . . Solanum Dulcamara — — Lpyeopersicum . e Nigrum..', 5 Spigelia Anthelmia 5 — — marylandica . Spilanthus Acmella _ 1 * . Veratrum album Spilanthus oleraceus . Spiraea tomentosa Stachys receta . . . Statice Armeria . . » Symphitum offieinale . 2 Tanacetum Balsamita — — einerariaefolium . Fr wage... a Taraxacum offieinale. . . Teucrium Marum. . . . — — Scor dium Thuja occidentalis Thymus alpinus — — vulgaris Tilia grandifolia . — — parvifolia . Tormentilla erecta Trigonella Foenum-graecum Triticum repens . . Tropaeolum majus 8 5 Valeriana celtica . Valeriana officinalis. se 8 Vanilla aromatica. . — — planifolia . Verbascum phlomoides . — — thapsoides — — Thapsus „„ — — Lobelianum . . — —nigrum .. 2% Verbena triphylla ee 3 55 . .. 1 Regiſter der deutſchen Namen. Seite. ö Seite. A. | ng rg oder Narden. 157 Ab % Be F 157 — 8 > 1 I — — großer, weißer BJU!!! ., . 106 Aegyptiſcher Kümmel 34 — r miſcher 157 Aeſcherwu z JP ns. . er EEE ee = Bellamkrant u 2.75: 288 Alant, wahrer 109 Ar . :.:....3. ..°% 175 Alkanna, ET Sallamfiraud) : .. .. 222.248 RER eng Vaftienteant - -:*. 2°... 00 mm Alpenthymian Br 89 Baſilicum, großes 49 Alpenveilchen 5 96 5 kleine Alraun ER ; 113 Baſtard⸗Rhabarbe . 139 FVV eee „„ = anernlabad .. ; -. 00% we... 1 Nag, Pie Ameritaniſcher Hanf... 66 — — römifcher 3 Ammoniafgumm n 99 . — Sareptanifcher Wurm: . 78 Andorn, weißer 555 Sein wel er . 153 Angelikawurz F Belladonna 8 87 Anis, gemeiner 53 Benediktenfraut . . . 102 ee 21 Benzoin⸗Lorbeer ee ET 118 Berberitze, aſiatiſche . . 161 ma. 02,779 eg ee 161 Jo „ 0... . 18 — — italieniſcher. 82 Bergpeterſilie große 86 — gefleckt. 79 Bertramwurzel, deutſche 2 — VVV u a N nie Mu ie. en 39 Baff 117 = wagen oder weißer 2 105 ee es. - 'n „WV a Bittere Mandel „ 22 3 Bitterſüß „ Rn B. Bitterwurz S Bärendill „ meln 5 we „ — 1 1 3 B f 1 Wen 109° — ee 118 Blauer Honigklne 42 Seite Seite Blutwurs -. - -» 7.02. ..155 Engelwurz, zahme, 8 3 „„ 0.005.008 — — wilde 3 %% milch d e r N 5 2 Arombeere „ „au 2, . 3846| Gngliihes Srass Dumm !!. ß ꝗ¶ VV . Brumm iam, gelber, rothen. == pPünktir tert Be — — purpurrother 102 C. — — roth „ e ig 5 24 — — ſtengelloſer 5 der, ſogen. nordamerikaniſche 191 — — ungariſcher, a. > Centifolienrvſe VVV weißer re‘ J dd Chriftuspolme . . 55 | Eid, große 112 Ehailmu .:... 106 | Cebbros 3 ee Wonne iii Gebr Citronen kraut . . 160-172 Erdſcheibe. 96 Citronenmeliſſſe . 114 Erzengelwur z. 22 Corian de ür ae en 99 ä wmiſchte 8 * p . Eſſigroſe 3 ˙ 184 rrwurz, lane 08 ig 8 ® ® e e,, ee 2 Damascenerroſe 2 183 Fallkraut l i 75 Deutſche Bertrammurzel . .. 19 | Sarrnkraut Hirſchzun gen 150 me ee. a SR ER 8 ? ie ne 180 Ban ar m Feige, indianiſche 163 Dorau, , 0 . Dioſten, Smyrniſcher Feigendiſtel Feigwarzenkraut. „ „„ » * — * — . — — — — — . . — — — — — — — ww — = ee 1 = Feldkümmel 26 — — R ER ld i ivi 5 51 Daaden, medac | 15 5 e ige 5 51 Dragunn )) 8 . ider 130 Fenchel, Anis- . 1 en — Florentine — — gemeiner 3 E. — — ſalieniſcher 20 —AW . 160 — — Schweine.. 118 Cberwurz, gemeiner, weißer . . 89 | Fieberfle. . . ee 7 Edle Kamill 0 Fieberkraut ene . ibe i 3 190 er — wahres — — 2 4 „ Filziger Spierftrauch ni. 5120 | Singerhud, role ! * . 5 Seite. — ls Fliegenfänger re 72 a 53 Flohſame. 5 5 53 Florentiner Schwertel 8 111 Franzöſiſcher Lavendel 170 Frauendiſtel 8 25 Frauenflachs 113 Frauenhaar, Nordameritaniſches. 67 135 —. 8 62 124 Froſchpeterlein 49 Froſcheppig 138 G. Gänſefuß, wohlriech., wurmtreib. 30 Galgant, wilder 2 Gartenſalat . = A Gartenbaldrian 157 RD Gartencentifolienroſe . 1 VV f.. . . . . 84 JJ— ..: . . . .. 30 Gartenmeliſſe ve MA Gartenmohn, weißer oder blauer 51 Gartenpaſtinake 52 ß Gartenſalben . 8 Gartenſcharlacc ch 55 Gartenthymian 192 .. Germer, ſchwarzeer . 158 VVV e vürzſt 2 1 i 5 e 5 5 124 5 5 888 1 * ” 136 2 3 31 „„ ey „„ i e eee e .. . .„... 2.206 Goldblume⸗Sand „„ 3 Hornmohn, gelber. Goldlack . Sottesgnadenkraut . Gottvergeſſen f Grasnelke Griechiſches Heu Grindkraut Gummibaum, neufaltänbifcer od. blau⸗ Gurke, gemeine . — — Eſels⸗ oder S Soringe Gurfenfraut . Haarſtrangwurzel Hagebuttenroſe Hahnenfuß 5 — — brennender — giftiger — — knolliger 5 Saale . .-. € Hanf, ameritaniſcher : Harnkraut, N Haſelwurz Haſenpappel, große „%% ³ W Hauswur zel Heil aller Welt Heilcaetns Heildiſtel Heilwurz Helenenkraut. Helmerchen 8 8 8 derbſtzeitloſe A 6, Herzminze Himbeere Himmelbrand . Himmelfahrtsblümlein . Hirſchwurzel 3 re... Hirſchzungenfarrn Hochwu wur, . Hohlwurz Hohlzahn, großer gelber Holderſtrauch Hollander 0 5 blauer ; * . — - . VVV JFF. c eise Pundsläufte rüde Hundswürger Hundszung e * Jalappa; wahre, mexikaniſche — = — 3 . eſuitenthee Indianiſche Feige Indiſche Kreſſe. 1 Indiſches Harnkraut 1 Ingwer, deutſcher Rn Inſectenpulver⸗Pflanze ar Johannisbeere, rote . . . Fr Te Sohannisblume . . . . . enn K. Käſepappel, große Kaiſerkrone — . * * ——B Kalmus 5 Kamille, edle Aber römische N — — rothe oder * e Kapueiner⸗Kreſſe . . Kardobenedictenfraut . . . Kaſtanie, Roß⸗ gemeine 3 FV Kabel. 2 a e . 5 . Klatſchroſe e e . Königskerze, gemeine . . ene Körbel oder Kerbel. . — — Anis: 8 — — ausdauernder. — — ſpaniſcher Kornblume, blaue Kornmohn Kornroſe Kornwuth, weiße, zottige. Kraftwurz, ächte — — amerikaniſche. Krappwurzel Krauſe⸗Minze 8 — ie 2% Kreuzblume, gemeine V Kreuzdorn. . . 2 Kreuzwurzel, bittere — — gemeine Kreſſe, indiſche Küchenſchelle, hängende Wieſen Kümmel, ägyptiſcher . . 116 . 146 75 . 114 . 116 128 128 5 161 180 128 128 — — — gemeiner, Wieſen⸗ — — griechiſcher . — — römiſcher N . . 61 68— 70 68 SS SSt XVIII Lobelie, giftige. Lobelia, e Löffelkraut Löwenzahn Löwenmaul, wildes 8 — — Benzoin Lorbeerkirſche. . Lorenzkraut, Sankt. Lucianskraut, Sankt Lungenkraut (Andorn) M. Märzbecher Magdblume . Magenklee. Magwurz Mahalebkirſche Magiſtrenzwurzel Majoran, wilder — — Garten⸗ Malve, ſchwarze. Mandel, bittere gemeine : Mariendiftel . Marienflachs Maulbeere, ſchwarze Meerrettig 1 f erwurz Melle, Garten⸗ oder Citronen⸗ — Türkiſche Melonenkürbis 8 Meſerich Merikaniſche dale Milchbuſch Minze, englische — — grüne — — Krauſe⸗ — . — — Pfeffer⸗ gemeine — 5 Oelnußbaum i g X Pappel, weiße ee Roux Seite. Muscatellerbeere 2232 Muscatellerſalbe . » .„. Das Mutierraut . . . ..... 0 Km Mutterkümmel . Due N. Nabelkraut 5 „ Nachtkerze, zweijährige. . 50 Nachtſchatten, gemeiner Iomaner 57 — rankender 188 Nackte Jungfer Saum Napellenkraut . 5 Narde, wilde (Haſelwurz). 83 Nardenbaldrian : 157 Narziſſe, gemeine Wieſen⸗ 119 Natterknöterich 5 129 Nelkenwurz WW Merenfarr n Nieß kraut 130 Nießwurz, grüne 107 ea. - 106 — — weiße 157 — — falſche . 107 Nirblume . . 120 Nordamerikaniſche Schlangenwurzel 66 Nordamerikan. Takamahakbaum 5 Nordamerikaniſches Wurmfraut . O. Ochſenzunge, e ennig Oelmagen a en a r gemeiner — — hin ve — n.... p. | Bappel, Ballen. ..:. 4=&. 175 — — ſchwarze (Malen) 8: a N) Paſternak, gemeiner . 52 —. T ccholipflan e Pein. Peterfilie, armene e Perſiſches Inſectenpulver. . . 131 Pfaffenröhrlein „ Pfefferkraut (Satureja) 3 Pfefferminze, gemeine Pfennigſalae f Helle, große Rt 118 — — weiße, gemeine 128 * Pomeranze . 164 1 Porſt, breitblätteriger Per. 5172 1 — — Sumpf... 4172 e „Sr en | nn, |.“ Purgirwegedorn ee Purgirwinde, mexikaniſche 3 — T ſpindelförmige, haarige. ; Quede . ni ‚315 Quittenftrauh - 222.0 8 R. Ragwurzel, groe 2 no, Rainfarn „ Ranunkel, blaſenziehender. . 135 N „„ 50 aus, Garten, oder Wein = Rettig, ſchwarzer 33 Rhabarber, Band ⸗ . — — gemeiner oder ce 138 . handförmiger . . . 137 — — oitindifcher, Nepal’ ſcher 138 — — * . . | Sandmegrih . . » 5 9 — — e cle 187 — krauſer, oder we „ 1 XIX Seite. Römiſcher Beifuß oder pg ee 161 Römiſcher Koriander. 48 Römiſcher Kümmel. . 34 — — Lavendel 158 Romai . Roſe, Centifolien⸗ „ — — Damascener⸗ . 183 — — franzöftiche . 184 Roſe, Moſchus⸗ . 184 — — wilde Bagebutten 4 „ Roſengeranium 41 11 o 186 — — wilder 172 BOB . CC — — Lucianskraut — — Lucienholz. Sandflohkrau:r?:B » . . Sandgoldblume 5 Rothe Johannisbeere . . 182 Rother Fingerhuit 36 Nuhrwuerr̃ z „ S. e 0 e Safran ar 3% — — falfcher . 2 5 Salat, Garten: . . 33 e Salbey, F 3 den... V Sammetroſe 333 Sanct Lorenzkraut. „„ 3 Sn * 147 emeiner . Sauerdorrn „„ Souerhrie : . 2... g 1 5 — — römiſcher od. Franjfier 1 ie: I = 97 XX Schlafktaut 8 e Schlangenknöterich Schlangenkraut 8 Schlangenwurzel, ſchwarze 3636 — — virginiſche . 73 ain 52 Schwalbenwu z 97 — — Scamonium 95 Schwarze Johannisbeere. Schwarze Maulbeere . Schwarzkümmel 48 Schwarzwurzel . 2 Schmweinefendel . 8 Schweinsbrod . „„ Schwertel, Florentiner 5 Schwindelkörner. 33 Schwindel kraut 288 Seeg rape ae Smmfelk ̃ũ xx 3 Seeroſe, weine 120 S [( 165 Seifenkraut, gemeines 149 Senegawurzel 129 Senf, Ichwarzer . 3 50 — — weißer oder gelber 5 eee 8 90 Seenbaum . . . 169 a a a \, Siebenzeiten . -. . . . ee A Sommerlinde te Sommermajoran 50 Spaniſcher Pfeffer. ee 24 Spechtwurz e i Speichelwurzel, wahre . „ S lwurz 3 Spierſtrauch, filziger 18 E 8 IV Spikenari. en 160 8 engliſcher 1 — 1 3 Se nine 2 Stabmurz . ae . 160 Stalkut . . . 3 5 Stehapfel . . 5 F .- .© ...2)..008 | eee, „29.0, 090 ee, 20022278 Veilchentaback 8 ! ee 9 Walbengels s 8 Stephansnau nnn 55 Seiniſekk un Sternflockenbluumne 28 Sternleber kraut 2 38 Stiefmütterchen Stockroſfſ e Strenzwurzel e i 22 BE Süßholz 5 103 — — ſtacheliges 8 . 105 Süßkirſche k 176 Sumach, giftiger 181 1572 Gumbulpflange = zn 99 T. Taback, türkiſch. ungar. e 48 — — virginiſcher ur net „ Taxus 190 Takamahakbaum, nordamerikan. 175 887 Teufelsauge 3 Theriakwurzel, deutſche, weiß 128 Theriakskraut 157 Thymian, franzöſiſcher. 192 eee, 20, e Tolklirſg get Todtenblummmm 00200 Tol 34 Torment 155 Traubenkirſche N — virginiſche SE, Trompetenbauum. . » 164 „ . .. . :. . zu V. Vanille, wahre Veilchenwurz 1 Be Virginiſcher Baldrian 1 at 1 9 Seer Er aubenkirſche „ Waldnachtſchatten Walkenbaum . Wallnußbaum e Vonzenbeere Waſſerbathengel » Waſſerfen chte Waſſerknoblauc h Waſſerkörbel Waſſerſchierling. Watſcher lig Wel a wor bende } a rie € Weichſel Weinraute Wermuth, bittrer, ge gemeiner 5 — — xömiſcher — = ſchweizer Wetterdiſtel . Wieſenbertram . — — küchenſchelle — kümmel Wieſennarziſſe, gemeine Wilde Engelwurz Wilder Nard . — — REN 55 mohn . Wildes Löwenmaul Winde, virginiſche . Winterlinde iendſee GM), Wohlverley . l Wolfskirſche F — * * © S Zieland XXI Seite. Wollkraut, weißes 61 Wann Gen 8 Wütherich . 0 32— 91 Wunderbaum (Ricinus) 5 55 — — (Reimblatt, Augenblatt) 162 Wunderblume (Mirabilis . 46 Wurmbeifuß (ſareptaniſcher). . 78 1 — — ſibiriſchenr Wurmkraut, fübameritanifches — 5 — — falſches. ee 180 C „ — — nordamerikaniſches 3 152 fiche 79 ö 1 85 188 5 „78 Wurmwidriger Gänſefuß ee. Wurmwidrige Spigelia . . 141 N. Mop, gemeiner 2.208 2 Zaunrübe. Zeiland Zehrwurz .. Zeitloſe „„ * I 8 Zuckerwurzel Zwiebelhahnenfu⸗ Zuckerroſe. Via ante weten, . werben Buiekener,, oder ſie werden dem Futter und Doſtbau i über- 3 Einleitung. Der Anbau von Pflanzen zum medieiniſchen Gebrauch iſt zwar keineswegs neu, indem ſchon in den Gärten der Klöſter im Mittelalter fremde und einheimiſche „heilſame“ Kräuter gezogen, ſonſt in jedem Hausgarten wenigſtens einige zu Hausmitteln viel gebrauchte Pflanzen ſorgſam gepflegt wurden. Auch werden ſchon länger einzelne ſtark gebrauchte Arzneipflanzen im Großen gebaut. Seine volle Entwickelung und Ausbildung wird jener Anbau aber doch erſt in der Zukunft finden. Dieſe hängt ganz mit der . Ber Land und Forſtwirthſchaft zuſammen. i Je mehr ſich die Land. und Forſtwirthſchaft derbollkeu dane deſto ſeltener werden die einheimiſchen mediciniſchen Pflanzen werden, ſo daß endlich Mangel darin eintreten wird und die Aerzte zu ähnlichen fremden Mitteln greifen müſſen. Wo die Landwirthe ihren Vortheil erkannt haben und nicht dem Stumpfſinn und der Trägheit verfallen find, verſchwinden die unbenutzten Brachfelder und 5 Lehden, worauf ſo viele Arzneipflanzen wuchſen. Durch den Anbau der Hackfrüchte und fleißiges Beackern, Behacken und Zi werden die Ackerunkräuter zerjtört, deren Samen bei einer jorgfältigen 5 ıswahl und Reinigung des Saatgutes gar nicht in das Feld ge⸗ angen. Die ſteilen Halden und Waſſerriſſe, Gräben und Sümpfe Wachholdergebüſchen, Haiden, die aufgeſchwemmten Uferboden, mageren Schaftriften ꝛc. werden in eine geregelte Feld- oder Holzkultur ge— nommen. Die verwilderten Hecken- und Feldraine mit ihren Dorn- büſchen und Neſſeln verſchwinden. Aber mit ihnen auch die kräftig— ſten Arzneigewächſe; denn jene ſind vorzugsweiſe die Orte, wo ſie in Menge wuchſen und zum Theil noch jetzt gedeihen. Dieſer eintretende Mangel hat ſich ſchon längſt fühlbar gemacht, und zunächſt haben Apotheker, ſpäter nach ihrem Beiſpiele die kleinen Landwirthe, außer fremden Arzneipflanzen, auch die geſuchteſten, einträglicheren einheimiſchen angebaut, bis manche endlich ſo vor— theilhaft zeigten, daß jetzt ganze Feldfluren von ihrer Kultur ein— genommen werden. Ich erinnere nur an Süßholz, Eibiſch⸗ oder Altheewurzel, Bertramwurzel, die Minzenarten, Kamillen, Engel- wurz, Baldrian, Coriander, Anis, Malven, gefleckten Schierling ꝛc., welche in Thüringen, Franken, Böhmen, Sachſen und anderen Orten Deutſchlands ſchon im Großen gebaut werden, während Frankreich, Belgien, Holland und England ihre Aufmerkſamkeit wieder anderen Pflanzen zugewendet haben. Es iſt durch ſichere Nachrichten er— wieſen, daß ſchon im Mittelalter viele Arzneipflanzen in den Gärten der Klöſter und Burgen gezogen wurden, und man findet noch jetzt viele derſelben in der Nähe von Kloſter- und Burgruinen wild wachſend. Die Aerzte oder vielmehr die oberſten Sanitätscollegien ſträubten ſich in neuerer Zeit lange gegen den Gebrauch der kulti⸗ virten Arzneipflanzen, und ließen lieber erwieſen falſche Droguen fort und fort anwenden. Sie nahmen an, daß die kultivirten Pflanzen nicht die Wirkſamkeit der wilden haben und deshalb ver- werflich ſind, und ſtellten dieſe Grundſätze auch in den meiſten Pharmakopöen auf. Sie haben hierin weder ganz Recht noch ganz Unrecht. Es iſt erwieſen, daß ſich die Eigenſchaften vieler Pflanzen 5 je nach der Bodenverſchiedenheit verändern, daß manche in den nahrungsreichen Garten- und Feldboden ſehr an Wirkſamkeit ver⸗ lieren oder dieſelbe verändern. Bei vielen anderen iſt es aber nicht . der Fall, und die Verſchlechterung beſteht dann blos in den Köpfen der Theoretiker. Es giebt ſogar einige Pflanzen, welche durch die Kultur kräftiger und beſſer werden, z. B. der Dragun, wovon die wilde | Art faſt kein Aroma befigt, die Minzenarten u. a. m. g Bekanntlich .?ꝛedmmc˖eꝛů Nn: &1.. RER r . erreichen aromatiſche Kräuter ihre größte Wirkſamkeit und Stärke auf ſteinigem, trockenem, ſonnigem Boden. Gleichwohl zieht man Pfeffer⸗ und Krauſeminze, Meliſſe, Thymian, Salbey, Lavendel, Wermuth ꝛc. allgemein in den Gärten, und die Sanitätscollegien haben nichts dagegen einzuwenden, weil es keine wilden Pflanzen giebt. So hat ſich nach und nach die Zahl der kultivirten medicini- ſchen Pflanzen vermehrt, und jede neue Pharmakopöe nimmt es in dieſem Punkte weniger gewiſſenhaft. Schon bereitet man Salep aus einheimiſchen angebauten Orchisarten, Aconitin von Garten- eiſenhut, Lactucarium von Gartenſalat, zieht gefleckten Schierling und Belladonna, Baldrian, Römiſche Kamillen, Veilchenwurz, Königs⸗ kerze, Nießwurz, ſchwarzes Bilſenkraut, Stechapfel, Enzian ꝛc. Bereits beſtehen in Frankreich förmliche Kräutergärten, worin eine Menge dieſer Pflanzen gezogen werden, und in Deutſchland befaſſen ſich einige Pharmaceuten (mir fallen eben nur die Herren Apotheker in Blankenburg und Wernigerode am Harz ein) mit einem ſehr ausgedehnten Anbau mediciniſcher Pflanzen. Sehr bedeutend iſt der Anbau der Römiſchen und der Gemeinen Kamille in dem Dreieck zwiſchen Leipzig, Altenburg, Zeitz, beſonders in den Fluren von Kieritz, Breitingen, Ramsdorf, Lobſtedt, Böhlen. In dem Gleißethale unterhalb Jena, gegen Bürgel zu, beſonders in den Dörfern Jena⸗Löbnitz, Laſen, Peitwitz, Kulmsdorf, ſowie an dem Seitenthale, durch welches ſich von Jena nach Bürgel die Chauſſee zieht, iſt der Anbau vieler officieller Pflanzen ſeit langer Zeit im Gebrauch; während er ſich im weſtlichen Thüringen, namentlich an der mittleren Unſtrut und der Goldnen-Aue, für welche Gegend das Städchen Cölleda der Hauptſtapelplatz iſt, immer mehr ausbreitet. Es handelt ſich hauptſächlich darum, jeder Pflanze denjenigen Stand⸗ ort und Boden, in welchem ſie wildwachſend die intenſivſten Kräfte = erreicht, diejenige Behandlung zu geben, welche ihr naturgemäß ift. Daß dies nicht in jedem gewöhnlichen Garten und auf jedem guten Felde möglich iſt, muß zugegeben werden. Eine vollkommene Apothekergärtnerei wird alſo auch nur inſofern möglich ſein, wenn man auf einem beliebigen Grundſtück nur diejenige Pflanze baut, welche daſelbſt ihren geeigneten Standort findet. Es verdient erwähnt zu . 5 die se ne, und . in Berlin. 8 Sohn, von der Mutter auf die Tochter. Manche hatten wohl gar 5 Brückner, Lampe & Comp. erklärt hat, daß die auf den reich ge— düngten „Rieſelfeldern“ der Stadt Berlin, ſelbſt die das Inſekten— pulver liefernden Pflanzen den im Handel vorkommenden in keiner Weiſe etwas nachſtehen. Dieſe Handlung beſtellte 1888 Lieferungen von 200 kg herba aconit, 400 kg Belladonna, 400 kg herba Hyoscimarin, 200 kg herba Daturae, welche jedoch von den Rieſelfeldern nicht geliefert werden konnten. Der Anbau von Arzneigewächſen eignet ſich ſeiner ganzen Art nach mehr für den kleinen, als großen Grund— beſitzer. Man braucht zu manchen nur ein kleines Stück Land, hat viele Handarbeit und kann die Familienglieder beſchäftigen. Der größere Grundbeſitzer kann ſich nur mit ſolchen Kulturen einlaſſen, wo größere Maſſen gebaut werden und nicht mehr Handarbeit erfordern, als bei den gebräuchlichen Feldpflanzen. Alle am meiſten ge= bräuchlichen Apothekerpflanzen kann kein Grundbeſitzer bauen, ſelbſt wenn er ein ganzes Gut dazu verwenden wollte. Manche wird man gar nicht in Gärten und auf Feldern bauen können. Das iſt aber eben der Vortheil dieſes Anbaues, daß ſich hierzu Plätze eignen, welche bis jetzt völlig unbenutzt geblieben ſind, und die ſich auch in Zukunft nicht zum Feld⸗, Obſt⸗ und Garten bau, oder zu Wieſen eignen. Steile Berge mit kümmerlicher Vegetation, Sümpfe, Hohlwege, Wäldchen, die Park⸗ pflanzung, Felſen, Sandflächen, Dünen, angeſchwemmte Kiesbänke, Weg⸗ und Eiſenbahnränder, ſchlechte, einſchürige Waldwieſen, neue Waldſchläge und Lichtungen ꝛc., ſelbſt Mauern und Teiche können zu ſolchem Anbau benutzt werden und ſo einen Ertrag liefern, der manchmal ſehr bedeutend werden kann, und wobei zahlreiche Menſchen, beſonders Frauen und Kinder, Beſchäftigung finden. Schon dieſer eine Grund müßte, ſo ſcheint es mir, genügen, zum Anbau von medieiniſchen Pflanzen zu bewegen. Es kommen aber noch andere hinzu. Wir bekommen nämlich jetzt eine Menge von Apothekerkräutern falſch, ſogar abſichtlich verfälſcht. Die un⸗ freiwillige Verfälſchung iſt wohl die gewöhnlichſte. Das Geſchlecht der Kräuterkenner und Sammler unter dem Landvolke iſt faſt aus⸗ geſtorben. Sonſt vererbte ſich die Kenntniß vom Vater auf den 1 1 eins der uralten i ſeltſamen, i bald nach Erfindung der Buchdrucker⸗ a 8 kunſt gedruckten Kräuterbücher, worin die Wiſſenſchaft der Heilkunde mit Zauberei und Hexerei ſeltſam vermiſcht iſt, und dieſer ſeltene Schatz blieb Familiengeheimniß und Eigenthum. Dieſe Leute wußten zugleich eine Menge von Mitteln in allerlei Krankheiten, ſtanden halb und halb im Rufe der Zauberei und wurden verehrt und ge— fürchtet, dabei viel in Anſpruch genommen. Noch zu Anfang dieſes Jahrhunderts gab es viele dergleichen Leute. Sie waren aber bei der neuen Aufklärung nicht mehr zeitgemäß, fanden keinen rechten Glauben und wenig Beſchäftigung mehr, und wo dies nicht der Fall war, da wurde ihnen von den Aerzten und Regierungen das Handwerk gelegt. Das Kräuterſammeln ſelbſt war nicht mehr ſo einträglich. Eine Menge von Kräutern, mehr als die Hälfte aller früher gebräuchlichen, wurden mit Einrichtung von Pharmakopöen obſolet, d. h. nicht mehr von den Aerzten verordnet, obſchon noch viele ſich als Hausmittel und in Drogueriehandlungen hielten. Die Kräuter wurden ſeltener, die Handarbeit als Taglöhner und Hand⸗ werker lohnte auch in den Gebirgen, wo die Heimat der Kräuter- ſammler iſt, beſſer, ſo daß ſich nur noch die für andere Arbeit zu ſchwachen und kein Handwerk treibenden Perſonen zum Kräuter⸗ ſammeln entſchloſſen, und keine beſondere Neigung zu dieſem Geſchäfte mehr hinzog. Mit kurzen Worten: das Kräuterſammeln wird jetzt häufig von gleichgültigen unwiſſenden Perſonen ausgeführt. Kein Wunder, daß unter ſolchen Umſtänden bei dem Sammeln der Kräuter eine Menge Verwechſelungen vorkommen, die von den Auf⸗ käufern, meiſt Beſitzern von Droguenhandlungen, nicht immer be a merkt werden können. Anzunehmen iſt endlich, daß oft abſichtliche SR Fälſchungen vorkommen, wo an echten Pflanzen Mangel iſt. Sollten unter ſolchen Umſtänden die auf eine der Natur nach⸗ geahmten Weiſe gezogenen Kultur⸗Arzneipflanzen, von deren Echtheit b man ſich überzeugen kann, nicht den Vorzug verdienen? Nach meiner 5 Meinung iſt daran kein Zweifel, und auch viele Apotheker ng 1 jo und find mit den Vorſchriften der Pharmakopöe nicht einver⸗ ſtanden. — Ein weiterer Vortheil des Anbaues iſt ferner, daß N und ſelbſt trocknen und aufbewahren und ſofort früh ve ee kann. a Syrien 28 ep. viele ne Wein | man ftets die gewünfcten Pflanzen zur rechten Zeit grün haben = ſtets friſch, d. h. nicht über ein Jahr alt fein und mit ganz be⸗ ſonderer Sorgfalt geſammelt, getrocknet und aufbewahrt werden müſſen. Weiß der Apotheker, ob die aus den Droguenhandlungen bezogene Waare wirklich ſo friſch iſt, wie ſie ſein ſollte? Ich glaube nicht. In vielen Fällen läßt es ſich allerdings erkennen, in vielen anderen aber wiederum nicht. Bezieht er aber derartige Kräuter aus erſter Hand oder läßt ſie ſich ſelbſt friſch in das Haus bringen, ſo viel er braucht, ſo iſt er ſeiner Sache gewiß, Es ließen ſich noch manche andere Vortheile des Anbaues ſolcher Pflanzen vom rein mediciniſch⸗pharmaceutiſchen Standpunkte aus anführen, es mag aber mit dieſen wichtigſten genug ſein. Den Gewinn für Land- und Gartenbeſitzer habe ich bisher nur ange⸗ deutet Ich könnte durch Zahlen beweiſen, daß dieſer in vielen Fällen die höchſten Erträge durch den Anbau der gebräuch⸗ lichſten Feldpflanzen weit übertrifft. Ich glaube, daß Fälle, wie z. B. der durch den Anbau der ſchwarzen Malve in Mittel- franken erzielte Reingewinn von 600 Mark per baieriſches Tag⸗ werk von 400 Ruthen (= 1,3345 preuß. Morgen) auf nur mittelmäßigem Boden,“) nicht vereinzelt daſtehen würden, wenn fie auch zu den Seltenheiten gehören, weil wenig Droguen einen ſo ſtarken Abſatz haben, daher ihr Anbau nicht ſo im Großen betrieben werden kann. In die Reihe der allgemeinen im Großen gebauten Feldpflanzen können verhältnißmäßig nur wenige ſolcher Pflanzen eintreten, denn ein ausgedehnter Anbau würde bald Ueberfüllung des Marktes und niedrigere Preiſe herbeiführen. Ich will dieſe Kultur für größere Landbeſitzer daher nur inſofern befürworten, als ſie dadurch die oben erwähnten unbenutzten Plätze nutzbar machen können. Zieht man freilich die auch in den Apotheken und bei der 5 Liqueurfabrikation gebräuchlichen Handelspflanzen, als Anis, Fenchel, Coriander, Kümmel, Schwarzkümmel ꝛc. hinzu, fo eignet ſich ihr Anbau auch für den großen Grundbeſitzer. Es handelt ſich in vielen Fällen auch nicht um den Anbau ausſchließlich zum Arzneigebrauche, ſondern um eine Nebenbenutzung. Der zu Oel angebaute Mohn ) Man vergleiche: „Die Kultur der ſchwarzen Malve von F. J. Dochnahl. Nürnberg 1856“, jedoch auch was ich bei dieſer Kultur gegen dieſe Ertragsberechnung bemerkt habe. ur = . „ z. B. kann grüne Köpfe für die Apotheken abgeben, die jedenfalls mehr abwerfen als zu Oel, das Ufergebüſch liefert Faulbaumrinde, der Teich Calmus, die Wieſe Colchicum (Zeitloſe), indem man die Zwiebeln beim Umarbeiten der Wieſe ausgräbt und die zur Aus- breitung der ſchädlichen Pflanzen dienenden Samen abpflücken läßt, die einſchürige Gebirgswieſe Arnicawurzeln und Blüten, die magere Bergtrift Pulsatilla, wilde Cichorie und andere Pflanzen, das Klee— feld Stiefmütterchen ꝛe. Ich darf hier nicht unerwähnt laſſen, daß das Sammeln von Apothekerpflanzen in Feldern und Wieſen oft recht nachtheilig werden kann. Wie viel wird z. B. bei dem Sammeln der blauen Korn— blumen, Klatſchroſen und anderer Getreideunkräuter im Felde ver⸗ dorben, wie werden die Wieſen durch das Ausgraben mancherlei Wieſenpflanzen beſchädigt. Dieſes Alles wird aufhören, wenn die Feldbeſitzer den Anbau ſelbſt in die Hand nehmen. Wer Apothekerpflanzen bauen will, muß zunächſt zu erfahren ſuchen, welche Pflanzen am meiſten verlangt werden, für welche zur Zeit, wegen Mangel an wildwachſenden, Abſatz zu erwarten iſt. Man wird ſogar wohlthun, ſich vorher Abſatzquellen auszumachen und ſich mit Apothekern und Droguenhandlungen in Verbindung zu ſetzen. Darauf muß ſich der Erzieher die nöthigen Kenntniſſe über den natürlichen Standort, über die Bodenverhältniſſe und die Kultur zu verſchaffen ſuchen. Dann erſt wird man ſich die für die Oert⸗ lichkeit paſſenden, Abſatz verſprechenden Pflanzen echt zu verſchaffen ſuchen. Dies iſt die größte Schwierigkeit bei der ganzen Sache; denn wenn man auch die bereits in Kultur ſich befindlichen Pflanzen leicht bekommen kann, ſo wird man doch viele blos mit Beiſtand eines guten Kräuterkenners wild aufſuchen, andere ſich aus botaniſchen Gärten verſchaffen müſſen. Manche dürften ſogar auf dieſem Wege nicht zu erlangen ſein, und mit der Einführung ſolcher können ſich natürlich nur Apotheken, botaniſche Gärten und wirkliche Apotheker- gärten befaſſen. Dieſe müßten ſich auch um die Einführung be⸗ rühmter, in Deutſchland ſelbſt in den botaniſchen Gärten noch ſeltener f = oder nicht vorhandenen Pflanzen bemühen. So z. B. um die echte SBerpentaria oder Schlangenwurzel, die man in Amerika von einem . Sur, berjcjiebener Be eh die berühmte Burmfan- Be pflanze (mehrere Artemisia aus den Kaukaſusgegenden), die Acmella, die Lobelia inflata, die Spigelia anthelmintica, Veronica anthelmintica ꝛc., die man nur vom Auslande bezieht Mit manchen Pflanzen wird man allerdings nie gute Erfolge haben, indem ſie ſich wohl anbauen laſſen, aber in unſerm Klima an Kraft verlieren oder andere Be— ſtandtheile bekommen. Bei manchen iſt es aber auch blos Vorurtheil, weil man den Anbau entweder noch gar nicht oder nicht genügend verſucht hat. Hiervon haben wir in neueſter Zeit ein auffallendes Beiſpiel an der rothen Kamille, welche das echte perſiſche Inſekten— pulver liefert, indem nach den neueſten Verſuchen ſelbſt in dem kalten Sommer von 1856 gewachſene Pflanzen ein ſehr wirkſames Pulver lieferten. Man muß auch bedenken, daß das örtliche Klima in Deutſchland ſehr verſchieden iſt. Was in Pommern oder Oldenburg nicht gut gedeiht, wird vielleicht ſchon am Fuße des Harzes voll- kommen; und was hier nicht fortkommt, am Rhein, in Oeſterreich und andern Gegenden. Endlich bieten die Illyriſchen Provinzen Oeſterreichs, Südtyrol und Ungarn, und die Schweiz, welche ich in dieſer Angelegenheit zu Deutſchland zähle, die beſten, warmen Lagen. Namentlich erreichen die einjährigen Pflanzen in unſern langtagigen Sommern eine große Vollkommenheit. Allgemeine Kulturregeln. Wir theilen die ſämmtlichen mediciniſchen Pflanzen in drei Ab⸗ theilungen, welche durch Gleichheit oder Aehnlichkeit der Kultur ſich von ſelbſt bilden, nämlich 1. in ein- und zweijährige, 2. in aus⸗ dauernde oder perennirende und 3. in holzartige medieiniſche Pflanzen. Um Wiederholungen zu vermeiden, will ich einige Worte über all- gemeine Kulturarbeiten vorausſchicken. Die ein⸗ und zweijährigen Arzneigewächſe ſind in der Kultur 5 nicht verſchieden. Die erſteren werden meiſtens im Frühjahr vom März an, zuweilen im Herbſte vom Auguſt an, manche auch im Sommer als Nachfrucht angeſäet. Die zweijährigen werden immer im Sommer und Herbſt vom Mai bis October geſäet. Wo es die an Kultur erlaubt, wird das Land gejätet, gelockert und die Saat verdünnt. Die Ernte dieſer Pflanzen beginnt bei einigen ſchon im re Sommer als Blütenernte, bei den meisten im Herbſt als Samen- oder Wurzelernte. Die meiſten dieſer Pflanzen werden ganz wie Gemüſe und Getreide im Freien breitwürfig, beſſer aber in Reihen geſäet. In den meiſten Fällen iſt die Reihenſaat vorzuziehen, weil ſo der Boden leichter und beſſer rein gehalten und behackt werden kann. Nur einige werden in Miſtbeeten gezogen und ſpäter in das freie Land gepflanzt. Die Bearbeitung des Landes im Kleinen ge— ſchieht nach Art der Gärtner mit Spaten ꝛc., im Großen mit Pflug, Furchenzieher, Egge ꝛc. Viele dieſer Pflanzen ſind zum allgemeinen Gebrauch als Würze, andere zur Liqueurfabrifation oder zu wohl— riechenden Eſſenzen geſucht, daher im Großen gebaut und ein gang— barer Handelsartikel. — Da die einjährigen Pflanzen eine kurze Wachsthumszeit haben, ſo können in unſeren heißen Sommern mit den langen Tagen auch viele Pflanzen aus wärmeren Gegenden, ſelbſt tropiſche, im Freien gezogen werden. Bei den ausdauernden oder perennirenden krautartigen Pflanzen, das ſind ſolche, deren Stengel jedes Jahr bis auf den Boden ab- ſterben und ſich alljährlich neu bilden, einſchließlich Knollen und Zwiebeln, muß man diejenigen unterſcheiden, wo die Wurzeln und die, wovon blos Stengel, Blüten, Blätter oder Samen zur Be- nutzung kommen. Die erſteren werden faſt wie die einjährigen Pflanzen behandelt, d. h. aus Samen gezogen oder durch Wurzel⸗ ſtücke und Stocktheilung vermehrt, in Reihen gepflanzt und nach Art der Hackfrüchte kultivirt. Die Pflanzen, wovon nur oberirdiſche Theile benutzt werden, bleiben dagegen Jahre lang auf demſelben Platze, und man ſorgt nur dafür, daß das Unkraut ausgejätet und wo es nöthig iſt, der Boden gelockert und zuweilen auf paſſende Weiſe gedüngt wird, obſchon es im Falle von Nahrungsmangel beſſer iſt, den Platz zu wechſeln, als zu düngen. Einige Pflanzen müſſen jedoch alle zwei Jahre umgelegt werden, weil fie, wie z. B. die Minzenarten, ſonſt ſchlecht werden, indem der Hauptſtock abſtirbt und ſich Nebenpflanzen bilden, oder weil die Pflanzen ſich zu art ausbreiten. Das Umpflanzen wird ſchon durch die Verbreitung von 45 Unkräutern in den Pflanzungen geboten. Es geſchieht bei allen 08 ſehr früh in Vegetation tretenden Pflanzen | im 5 3 ä en bei allen . im 1 und Avril. 4 V Pflanzen geſchieht wie bei den perennirenden Gartenblumen, und iſt je nach der Wachsthumsart der Pflanze verſchieden. Ueber die Kultur der holzartigen und in Strauchform wachſenden Pflanzen iſt nichts anderes Allgemeines zu ſagen, als daß hierbei hauptſächlich der Standort geeignet ſein muß. Die Härte des Klimas macht ſich beſonders bei dieſen Pflanzen geltend, und es daher un- möglich manche derſelben mit Nutzen zu ziehen. Sie werden zum Theil im Garten, häufiger noch an wüſten Plätzen als Gebüſch ge— zogen und dann nur nebenbei zu mediciniſchen Zwecken benutzt. Sie machen am wenigſten Arbeit, doch muß bei einigen der Boden 2 Fuß tief rigolt werden, z. B. bei Roſen, Kirſchlorbeer, Gift- ſumach ꝛc. Die meiſten Sträucher vertragen und verlangen von Zeit zu Zeit ein ſtarkes Zurückſchneiden auf altes Holz, um kräftigere Triebe zu erhalten. Wenig läßt ſich über den Boden allgemein Giltiges ſagen, da die Anſprüche ſehr verſchieden ſind. Güte des Bodens iſt keine Bedingung zum Anbau, ja eben ſo oft ein Hinderniß, indem üppiges Wachsthum manche medieiniſche Eigenſchaft ſchwächt. Düngung mit friſchem Miſt iſt im allgemeinen ausgeſchloſſen, bei einigen Pflanzen jedoch anwendbar. So beweiſt z. B. der Rosmarin, daß die ſtärkſte Düngung das Aroma und ätheriſche Oel nicht beeinträchtigt. Flüſſige Düngung erweiſt ſich in vielen Fällen ſehr nützlich Bei kleinen Kulturen iſt Compoſtdüngung, wenn einmal gedüngt werden muß, die beſte. Ernte, Aufbewahrung und Verkauf. Bei der Ernte hat man die Anbauprodukte zu unterſcheiden, ob es Blätter, Blüthen, Früchte oder Wurzeln ſind. Als allgemeine Vorſchrift gilt. daß alle Blätter und Blüthen, ſo viel als es geht im Schatten und ohne Anwendung von Feuerwärme getrocknet werden. Es kommen aber Ausnahmen genug vor, denn wenn an⸗ ö haltende Regen das Trocknen im Schatten ſo verhindern, daß Fäul⸗ niß und Moder entſteht, dann iſt es beſſer, die Droguen in geheizten ö Räumen zu trocknen und in ſchönen Tagen der Sonne auszuſetzen 45 und = Wenden zu trocknen. Fällt die Ernte in die kühlen 5 — 11 — Herbſttage, ſo kann das Trocknen zu einer längeren Aufbewahrung und Verſendung nur durch Heizwärme ermöglicht werden. Das häufige Umwenden zerbrechlicher Blätter und Blüthen darf nur angewendet werden, wenn das Trockenwerden auf andere Weiſe nicht möglich iſt, weil dabei die Waare leidet. Härtere Produkte können natürlich ohne Schaden oft umgewendet und darum ſtärker aufgeſchüttet werden. Zerbrechlichere müſſen aus demſelben Grunde möglichſt dünn ausgebreitet werden. Das Trocknen der Blätter und Blüthen geſchieht theils auf Rahmen mit Draht⸗ oder Bindfadengeflecht, theils nur auf großen Papierbogen, theils auf dem bloßen Boden. Ein großer Theil der Arzneipflanzen wird mit den Stengeln abgeſchnitten, in nicht zu ſtarke Bündel zuſammenge⸗ bunden und an luftiger Stelle unter Dach, am beſten an der Schattenſeite eines Gebäudes, aufgehängt. Wer viele Arzneipflanzen baut, wird ſich einen luftigen Trockenboden einrichten und auf dem- ſelben einen glatten, gut zuſammengefügten Fußboden machen laſſen. Der Bodenraum ſelbſt bekommt Lattengeſtelle zum Aufſetzen der Trockenrahmen und Aufhängen der Kräuterbündel. Die Früchte mit fleiſchiger Umhüllung werden ſelten getrocknet, ſondern meiſt friſch verkocht, oder durch Einweichen und Gährung von ihrem Fleiſche befreit. Trockenſamen werden ganz wie Getreide, Hülſenfrüchte u. a. m. behandelt. Früchte, welche gern von Vögeln gefreſſen werden, darf man nicht zu lange hängen laſſen. Dies gilt beſonders von Hollunderbeeren und Mahalebkirſchen. Das Trocknen der Wurzeln iſt im Frühjahr meiſt nicht ſchwierig, im Sommer leicht, dagegen aber im Herbſt bei kühler oder naſſer Witterung oft recht ſchwierig. Wo es angeht und dem Anſehen und Verkaufs- werth der Wurzeln nicht ſchadet, ſoll man ſtärkere Wurzeln zer⸗ ſchneiden, wenigſtens ſpalten. Man muß ſich aber vorher Gewißheit verſchaffen, ob ſolche Waare wie ganze Wurzeln bezahlt wird. Am beſten gelingt das Trocknen, wenn man die Wurzeln wie 22 an > Fäden anſchnürt. Wer den höchſten Preis für ſeine Droguen erzielen will, 1 2 ſie aufbewahren können, jo lange als es ſich mit der Güte verträgt, 5 daher gut verpacken. Leider haben die Produzenten an vielen Orten . . a Re 5 ihre FR 8 5 der Ernte an Aufkäuf „ in kleinen Partien zu verkaufen, oft ſchon Vorſchuß von den Kauf⸗ leuten, müſſen daher dieſelbe zu niedrigſten Preiſen hergeben. Dieſe Gewohnheit wurzelt leider in Verhältniſſen, die Niemand abſtellen kann, und ſo kommt es, daß die Erzeuger oft über 50 Procent verlieren. Am beiten kommen fie noch weg, wenn größere Produ— centen ihres Ortes oder der Umgegend Käufer werden. Da es oft nicht der Mühe lohnt, kleine Partien von Trockenwaare an Groß⸗ händler (Droguiſten) zu verkaufen, ſo iſt es zweckmäßig, wenn mehrere kleine Producenten ihre Erzeugniſſe zuſammen thun. Droguen, die ſich halten und preiswürdig ſein ſollen, müſſen vollkommen trocken verpackt werden. Daher muß das Verpacken bei trocknem Wetter geſchehen. Hierbei iſt aber zu beachten, daß Blätter und Blüthen nicht ſo dürr ſind, daß ſie beim Eindrücken zerbröckeln. . Zum Verpacken dienen, je nach der Waare, Säcke, Körbe oder Fäßer und Kiſten. Wenn der kleine Züchter ſeine Producte friſch verkaufen kann, ſo thut er in vielen Fällen wohl daran. Friſche Waare koſtet meiſtens nur die Hälfte, oft noch weniger. Erſte Abtheilung. Ein⸗ und zweijährige mediciniſche Pflanzen. — Althaea rosea (av. Alcea rosea Z. Stockroſe, ſchwarze Malve, Halsroſe, ſchwarze Pappel, Baummalve. Hayne, Bd. 2. Taf. 26, Plenk Taf. 542. Malvaceae. Man benutzt zum Arzneigebrauch nur die Spielart mit ſchwarz⸗ rothen Blumen als ſogenannte ſchwarze Malven (Flores Malvae ar- boreae v. hortensis), beſonders als Halsmittel. Neuerdings hat aber der Verbrauch der Blumen zum Färben des Rothweins in Frankreich und als neuentdecktes ausgezeichnetes, den Indigo erſetzen⸗ des Farbemittel ſo zugenommen, daß der in der Gegend von Nürn⸗ berg ſchon lange gebräuchliche Anbau ungemein an Ausbreitung ge⸗ wonnen hat, und z. B. in dem Dorfe Wilhermsdorf allein jährlich 150 Centner Blumen gebaut werden, wovon zur Zeit der Centner immer noch mit 30—40 Gulden bezahlt wird. Die meiſten Malven⸗ blumen gehen nach England, da Frankreich zum Färben ſeiner Roth ⸗ weine ſelbſt genug producirt und davon noch ausführt. Das baieriſche Tagwerk (— 1,3345 Preuß. Morgen) trägt nach Do nahl, ) je nach der Güte des Bodens, 10—30 Centner Blumen 5 mit den Kelchen, und bringt 600 Mark reinen Gewinn. Dir = ungeheure Ertrag bei W ka verlockt ſehr b Anbau. 55 5 D Die Kultur der N Malve von 8. 0 nf . auch hier empfohlen werden ſoll, ja er erſcheint noch äußerſt lohnend, ſelbſt wenn der Preis um mehr als die Hälfte herabgehen ſollte. In Mecklenburg erzielte ein Anbauer von / Morgen jährlich 3½, Centner trockene Waare, welche mit 75 Mark pro Centner be⸗ zahlt wurden. Dies war ein Ertrag von 787 Mark. Die Malve iſt zwar eine mehrjährige Pflanze, die ſich durch Zertheilen vermehren läßt, wird jedoch meiſt aus Samen vermehrt und als zweijährige Pflanze kultivirt. Nur die Pflanzen mit ge— füllten Blumen vermehrt man durch Zerſchneiden der Stöcke Man ſammelt den Samen von den gefüllteſten Blumen, weil dieſe die beſte, viele gefüllte Blumen hervorbringende Nachzucht geben, und gefüllte Blumen bei dem Verkaufe mehr in's Gewicht fallen. Sehr guter Samen giebt ¼ gefüllte Blumen. Man muß auch darauf ſehen, daß die Samenpflanzen ſehr dunkle Blumen haben; denn die ſchwarze Malve iſt eine Spielart der rothen, welche immer wieder in die Mutterſorte übergeht. Man läßt die Malven ungefähr bis zum dritten Theile des Stengels blühen und ſammelt die Blumen davon erſt wenn ſie abfallen, darauf ſchneidet man die obere Hälfte des Stengels ganz ab. Nur auf dieſe Weiſe bekommt man voll⸗ kommenen Samen, der Ende Auguſt reif wird. Man nimmt zur Ausſaat gern zweijährigen, wenigſtens keinen ganz friſchen Samen, ſäet ihn vom Mai bis Ende Juni in lockere Gartenerde, breit oder dünn in Reihen, und bedeckt ihn ſtark. Im Juli ſind die ſo ge⸗ zogenen Pflanzen ſtark genug, um auf das beſtimmte Land verpflanzt zu werden. Läßt man das Feld brach liegen, was den Ertrag der Malven ſehr befördert, ſo wird das Land im Frühjahr tief gepflügt oder gegraben, wobei halb verweſter Stallmiſt darauf gebracht wird. Bringt man den Miſt ſchon vor Winter oder zeitig im Frühjahr unter die Erde, ſo kann man ihn auch friſch anwenden. Kurz vor dem Pflanzen wird noch einmal geackert oder gegraben, darauf geeggt | oder mit dem Rechen geebnet. Hat man fein leeres Land, jo kann man nach der Kornernte Ende Juli die Stoppel bearbeiten, mit altem Miſt düngen und darauf pflanzen. Noch beſſer eignen ſich die Malven nach Frühtartoffeln. Man kann auch den Samen jo- Er gleich an Ort und Stelle ſäen und legt ihn dann reihenweiſe in die 3. "7 beim Eee N oder mit dem eee e x _ Die Pflanzen müſſen ſtets in Reihen ſtehen, damit man das Land dazwiſchen bearbeiten und das Abpflücken der Blumen bequem vornehmen kann. Die Entfernung richtet ſich nach der Güte des Bodens und der Lage. In gutem Boden und freier Lage kann man den Reihen 80—90 em, den Pflanzen in den Reihen 50 cm Ub- ſtand geben. Bei den Pflanzen muß man die tief gehenden Wurzeln mit Vorſicht ausgraben, damit die Faſerwurzeln nicht abreißen. Die Hauptſache iſt, wie bei jeder Feldpflanzung, daß man ſtarke, kräftige Pflanzen hat, die am Wurzelſtock die Stärke eines Federkiels haben. Das Pflanzen geſchieht wie bei anderen Pflanzen mit dem Setzholz, weil das Pflanzen mit der Hand der langen Wurzeln wegen nicht angeht. Man wählt dazu, wie bei Kohl und Rüben, womöglich feuchtes Wetter. Es iſt gut, die Wurzeln vor dem Pflanzen in einen dünnen Brei von verdünnter Miſtjauche und Lehm oder Kuh⸗ miſt und Lehm zu tauchen. Geſchieht die Pflanzung ſpät im Sommer, ſo iſt das Behacken des Landes meiſtens entbehrlich, und darf kurz vor Winter nicht mehr geſchehen. 8 8 Ehe Kälte eintritt, muß man die Erde etwas um die Stöcke ziehen, damit dieſe gegen Näſſe und auch etwas gegen Froſt geſchützt ſind. Tritt ſtrenge, ſchneeloſe Kälte ein, ſo muß auf jede Pflanze eine Hand voll Streu gedeckt werden, weil ſonſt die Ernte verloren gehen kann. Wo Moos viel zu haben iſt, thut man am beſten, im Spätherbſt auf jede Pflanze einen Büſchel Moos zu decken. Auch Nadelholzzweige geben hinlänglich Schutz. Dieſe Bedeckung wird Mitte bis Ende März wieder weggenommen. Hierauf wird das Land geebnet und tief behackt, wobei man die Erde zwiſchen den Reihen etwas erhöhen kann, damit die Feuchtigkeit den Pflanzen zu gute kommt. Bei der weiten Pflanzung halte ich eine Zwiſchenkultur von friſchen einjährigen Pflanzen, welche ſchon im Juli abgeerntet find, für möglich, z. B. gemeine Kamille. Das ſollte jedenfalls geſchehen, . wenn viele Pflanzen ausgewintert ſind. Fehlt mehr als die Hälfte der Pflanzen, jo pflanzt man die h 8 wi er Er leere Plätze entſtehen. 1 : Will man recht kräftige dienen 1 eine auberorbentiche ne Blumen muß man vorſichtig jein, damit man nicht die Nebenknospen 55 — 16 — Ernte, ſo wende man eine flüſſige Düngung nach Regenwetter an, was auf im Jahre vorher gedüngtem Boden ſtets der Fall ſein ſollte. Hierzu eignet ſich Miſtjauche, künſtliche, durch Auswäſſerung von Miſt erzeugte Jauche und Guano. Herr Heſſel, Pfarrer in Wilhermsdorf in Mittelfranken, welcher die Kultur dieſer wichtigen Pflanze in dieſem Orte einführte, düngte ſein Land nur flüſſig und braucht an künſtlichem Dünger auf 1 Tagwerk ¼ Centner Guano. ½ Centner Knochenmehl und ½ Centner Sodagyps. Er gießt zu 2 Maß dieſer Stoffe einen Eimer Waſſer, welcher zum Begießen von hundert Stöcken ausreicht. Uebrigens wende man dieſen Dünger- guß ſehr vorſichtig an, denn zu ſtark, verbrennt er die Pflanzen, welche davon braune Blätter bekommen und unvollkommene Blüten bringen. Auf magerem Boden kann man dieſen Guß 2—3 mal vornehmen, was ſich reichlich durch größere Blumen bezahlt macht. Die Malven werden in gutem Boden bekanntlich über 2m hoch und legen ſich bei naſſem Wetter und Sturm leicht um. Dies iſt die größte Unannehmlichkeit bei der ganzen Kultur, und dichte Pflanzung, d. h. nicht enger als 50 cm, ſchützt am erſten dagegen. Man darf dieſe Pflanzen, wenn es irgend geht, nicht aufrichten, weil ſie ſonſt oft locker und bei Wind unten am Wurzelſtock abge⸗ dreht werden. Legen ſich ganze Reihen ſo, daß das Abernten der Blumen unmöglich wird oder nur mit Beſchädigung geſchehen kann, ſo muß man Pfähle ſchlagen und die Stöcke mit Fäden aufrecht erhalten. Das Einernten der Blüten iſt eine ſchwierige Arbeit, weil es täglich geſchehen muß, viel Zeit beanſprucht und die Pflanzen be⸗ deutend hoch ſind. Würden die Malven im Felde ſo hoch wie im Garten, ſo wäre das Sammeln der Blumen ohne Treppe gar nicht möglich. Ueberhaupt thut ein leichtes, ſchmales Treppchen gute Dienſte und verhindert das ſonſt ſo häufige Abbrechen der Stengel. Eine geübte Perſon kann an einem Nachmittage, wo das Sammeln in der Regel geſchieht, ein ganzes Tagwerk durchpflücken. Droht Regen, ſo geſchieht es Vormittags, bei abwechſelnder Witterung jeder 5 Zeit, ſowie die Stöcke abgetrocknet ſind. Bei dem Abreißen der 1 beſchadigt und abwärts ziehend die Haut vom Stengel ſchlitzt. Tritt ** anhaltender Regen ein, ſo kann oft mehrere Tage lang nicht geſammelt werden. Man lieſt dann die abgefallenen Blüten auf und miſcht ſie unter die anderen, mit dem Kelch (der grünen Umhüllung) gepflückten. Doch dürfen zum medieiniſchen Gebrauch nicht viele kelchloſe Blumen geſammelt werden, während ſie zum Färbergebrauch beſſer ſind, freilich weniger in's Gewicht fallen und dem Züchter Nachtheil bringen. Die Blumen müſſen vollſtändig trocken eingebracht und ganz dünn auf einem luftigen Boden getrocknet werden. Jede Tagesernte wird allein geſchüttet. Hat man nicht hinlänglich Bodenraum, ſo trocknet man die Blüten auf großen Tüchern oder Hürden im Freien, ohne ſie ganz dürr werden zu laſſen. Bei großer Hitze iſt es beſſer, im Schatten zu trocknen. Dieſe Blumen kann man auf dem Boden handhoch aufſchütten. Blühen die Malven noch in den Herbſt hinein, ſo muß man Feuerwärme anwenden, indem man die halb trocknen Blumen in Säcke thut und der Wärme des Backofens ausſetzt oder an einen warmen Ort hängt. Will man die Malvenblüten auf einem Speicherboden ohne Geſtelle trocknen, ſo muß man für jedes Tag⸗ werk (40000 Fuß) Land, 4000 Fuß Trockenraum haben. Die ziemlich trocknen Blumen werden bis zur Zeit des Verpackens auf Haufen an einem luftigen Orte aufbewahrt. Die ſchwarze Blumenkrone trocknet früher als der grüne Kelch, und man muß ſich bei der Unterſuchung nach dieſem richten. Sollten die Blüten bei dem Verpacken jo ſpröde und trocken fein, daß ſie ſich zer- bröckeln, ſo feuchtet man die ausgebreitete Waare vermittelſt eines Haarbeſens etwas an, packt fie jedoch nicht eher zuſammen, als bis man ſieht, daß nicht zu viel Waſſer hineingekommen iſt. Die Ernte beginnt im Juli und dauert manchmal bis in den October. Die ſchwarze Malve gedeiht in jedem Boden und in jeder Lage. Reichlichen Ertrag giebt ſie jedoch nur in gutem Boden und in ſüdlicher Lage. Der Standort muß vollkommen frei und ſonnig ſein, doch iſt einiger Schutz gegen Wind wünſchenswerth und eine hohe Lage jedenfalls verwerflich. Wenn nun aber auch guter Boden die Ergiebigkeit ſehr vermehrt, ſo iſt doch zum medieiniſchen Gebrauch ein Mittelboden ohne ſtarke Düngung vorzuziehen. Auch die Höhe der Pflanzen iſt ein Grund, die eee at in 0 | Däger, der Abotbeker Gurk. 3. auß. „„ 8. = — erſter Güte zu pflanzen. In ſchwerem Boden gedeihen ſie beſſer als in leichtem; doch zeigen die Sandfelder um Nürnberg, daß man ſie auch auf Sandboden ziehen kann. Der Ertrag ſtellt ſich nach Dochnahl folgendermaßen: Zu 1 Pfd. trockner Malven gehören 800 — 1000 Blumen mit Kelchen. Ein kräftiger Stock mit einfachen Blumen giebt 200 - 800 Blumen, alſo nach Befinden /—1 Pfd.; ein gefüllter 100—400 Blüten, wovon 600 auf 1 Pfd. gehen. Da auch kelchloſe Blüten dazwiſchen kommen, ſo braucht man auf gutem Boden in geſchützter Lage 2 Pflanzen zur Erzeugung von 1 Pfd. trockner Malven, auf ſchlechterem 6 Pflanzen. Ein baieriſches Tagwerk hat Raum für 6000 Pflanzen, welche in geringem Boden 1000, in gutem 3000 Pfund liefern. Im erſtern Falle ergiebt ſich ein Bruttoertrag von 300 fl., im letztern von 900 fl., Mittelertrag 600 fl., wobei der Centner nur zu 30 fl. gerechnet iſt. Man erzieht bei Nürnberg auf ſchlechtem Boden ſogar von einem Tagwerk 12 Centner, im Werthe von 360—480 fl. Herr Dochnahl erhielt in ſchlechtem Gartenboden von 300 Pflanzen auf 20 Ruthen 50 Pfd. trockene Malven zu 20 fl.; außer dem Samengewinn, wovon er 20 000 St. Pflanzen erzog und mit 45 fl. verkaufte. Die Aus⸗ gaben ſtellen ſich für ein Tagwerk auf 110 fl. im erſten Jahre, 70 fl. im zweiten Jahre, zuſammen 180 fl, alſo durchſchnittlich 60 fl. jährlich. Nach Abzug dieſer Koſten bleibt Reingewinn: auf geringem Boden 240 fl., auf gutem Boden 840 fl., im Durch⸗ ſchnitt 540 fl., auf mittelmäßigem Boden 360 fl. Eine Angabe aus Thüringen ſtellt für guten Sandboden auf: 40 Centner vom preuß. Morgen (was unglaublich erſcheint), von 200 C. auf Schwemmboden, 10 C. auf ſchlechtem Sandboden. Dieſen ſehr günſtigen Angaben gegenüber darf nicht ver⸗ ſchwiegen werden, daß dieſelben von namhaften Autoritäten nicht als maßgebend betrachtet werden, inſofern es ſich um eine allge meine Ertragsberechnung handelt. Der Droguiſt Heerdeg en in Nürnberg jagt: Die ſchwarze Malve wird bald überbaut werden und dann im Preis bedeutend ſinken; daher iſt ein größerer Anbau nicht zu rathen. Auch iſt der Ertrag der Pflanze keineswegs fiber, ebenſe wenig als der Preis und Abſaß der Blüte bei Er weitem nicht jo groß, als angegeben u. ſ. w. Andere fprechen ſich dahin aus, daß die ſchwarze Malve von kleinen Wirthen Anbau verdient, ſelbſt wenn der Preis pr. Centner auf 30 Mk. herabgehe. Kaufmann Grözinger in Cannſtadt, welcher den Export faſt ſämmtlicher in Württemberg gebauter Malven in den Händen hatte, warnt vor dem gänzlichen Aufgeben der Kultur, in Folge des in einem Jahre eingetretenen niedrigen Preiſes von 16 bis 20 fl. pr. Centner (welcher Mühe und Koſten noch deckt), welcher in 6 Jahren nur einmal vorgekommen ſei, denn ſchon die eingetretene Beſchränkung des Anbaues müſſe den Preis wieder auf 25 — 30 fl. bringen. Es werde noch lange nicht fo viel produzirt, als der Handel brauche. Schließlich will ich noch hervorheben, daß ich den Anbau der Malve nur in milden Gegenden für zweckmäßig, hohe rauhe zu und Seeküſten dagegen für ungeeignet halte. Ob der in den Gärten ſeit zehn Jahren aufgetretene jo jchäd- liche Malvenpilz, welcher kurz vor der Blütezeit die Blätter zer⸗ ſtört, auch bei der Feldkultur beobachtet worden iſt, vermag ich nicht anzugeben. In dieſem Falle iſt die Ernte vernichtet. Man muß dann die Blätter und Stengel verbrennen und darf auf dem verſeugten Lande mehrere Jahre keine Malven bauen. Anacyclus officinalis L. A. Pyrethrum Schrad. Wahre Speichel- oder Bertramwurzel, deutſche Bertramwurzel. Hayne, Bd. 9. Taf. 46. Compositae. Die kultivirte ein⸗ oder zweijährige Form von A. Pyrethrum Schrad., welche eine ausdauernde Wurzel hat und in Arabien, Syrien ꝛc. wild wächſt, gehört zu der Familie der Compoſiten (Synanthereae). Man kultivirt fie in Thüringen und bei Magde⸗ burg im Großen. Gebräuchlich iſt die Wurzel, deutſche Bertram⸗ oder wahre Speichelwurz (Rad. Pyrethri germanici s. communis), von der Dicke eines Federkieles und 10—20 em lang. Im Herbſt zu ſammeln und ſchnell zu trocknen. — Der feine Samen wird wie 85 Kümmel, Coriander und Möhren, jedoch etwas dicker geſäet und « 2* A ee ſchwach bedeckt, im Felde nur eingewalzt, im Garten leicht mit dem Rechen bedeckt. In den wärmſten Gegenden Deutſchlands kann der Same im Herbſt geſäet werden, in den übrigen erſt im April. Das Land darf nicht friſch gedüngt ſein, am beſten nach beſömmerter, gedüngter Brache. Der Boden muß locker und gut ſein, und iſt lehmiger Sandboden oder ſchwarzer Aueboden am beſten. — Bekanntes Zahnwehmittel, zur Erzeugung von Speichel gekaut. Die Pflanze, welche die Samenhändler unter dieſem Namen führen, ſoll häufig falſch, ſoll Anthemis austriaca ſein. Alſo Vorſicht! Anethum Foeniculum L. Foenieulum vulgare, F. officinale 47. Gemeiner Fenchel. Hayne, Bd. 7, Taf. 18, Plenk, p. med. 216. Umbelliferae. Der gemeine Fenchel iſt eine bekannte Doldenpflanze, die im Garten als Würze und im Großen zur Samengewinnung häufig gebaut wird. Gebräuchlich iſt die Wurzel, das Kraut und der Same, Rad., Herb. et Semen Foeniculi vulgaris s. acris. — Liebt ſehr guten Boden, jedoch in zweiter Tracht (nicht friſch gedüngt). Man ſäet zeitig im Frühjahr in Reihen oder dünn breitwürfig, ungefähr 10 Pfd. pr. Morgen Preuß. Nach dem Auflaufen der Saat gejätet, bei der Reihenkultur behackt. Die Samenernte tritt im Auguſt ein, liefert 4—5 Centner und einen Reinertrag von 90 — 100 Mark pro Morgen. Gedeiht auch in ſteinigem, beſonders kalthaltigem Boden und wird in Thüringen, ſowie bei Leipzig, Lützen u. a. O. vielfach gebaut. Man kann den Fenchel ſehr gut Kraut und Wurzel werden als Hausmittel, die Samen häufig Auf gleiche Weiſe wird der ſüße oder Florentin FCtalieniſche) Fenchel gebraucht und gezogen, deſſen junge Stengel auch als Salat gegeſſen werden. Ferner der Anis— fenchel (Pariſer Anis, Griechiſcher Kümmel), mit noch einmal ſo großem, dickem Samen als die des gemeinen F. Dieſe Abart liefert einen noch beſſeren Salat als der vorige. Bei der Ernte ſchneidet man die früher reifende Mittel- oder Hauptdolde einzeln ab (was jedoch nur bei der Reihenſaat angeht), ſpäter die ganzen Stengel mit der Sichel, wenn die meiſten Samen gelb und hart werden. Nach dem Dreſchen wird der Same gewurft, wobei die nicht völlig reifen Samen abgeſondert werden und eine geringere Waare liefern. Das Stroh kann verfüttert oder zu Häckſel geſchnitten in der Brennerei verwendet werden, wovon der Branntwein einen angenehmen Geſchmack und Süße bekommt. Der Ertrag ſtellt ſich in Thüringen auf 8—9 Centner per preuß. Morgen. Ich empfehle beſonders den Anisfenchel oder Pariſer Anis, welcher in Deutſchland noch nicht gebaut wird, zum Anbau. Anethum graveolens IL. Dill. Hayne, Band 7. Tafel 17. Umbelliferae. Das Kraut dieſer allbekannten Pflanze wird meiſt nur in der Küche benutzt, der Samen, als Semen Anethi, in Apotheken aber gebraucht. — Anbau und Ernte ganz wie beim Fenchel (ſ. d.). Angelica sylvestris L. Wald⸗ oder wilde Engelwurz. Hayne, Band 7. Taf. 9, Plenk, Taf. 198. Umbelliferae. Als Radix und Semen Angelicae sylvestris ſind die Wurzeln und Samen in der Thierheilkunde gebräuchlich. Man kann ſie ganz wie die zahme Angelika (ſ. d.) kultiviren. Sie wächſt auch auf naſſen Stellen, iſt jedoch kaum kulturwürdig. Apium Petroselinum L. Petroselinum sativum Hoffin. Gemeine Peterſilie, Peterlein. Hayne, Band 7. Taf. 23, Plenk 218. Umbelliferae. Außer dem Samen (Semen Petrolesini), der in Pulverform 5 win, eg man noch die 1 Blatter . ie = a Wurzel. Der Same iſt ein Volksmittel gegen Kopfungeziefer, darf aber nicht über 3 Jahr alt ſein. Die Kultur iſt bekannt. Will man jedoch reichlich Samen ernten, ſo muß man die zu dicht ſtehenden Pflanzen ausziehen und zwiſchen den Reihen hacken. Die als Gemüſe gezogene ſtarke Peterſilienwurzel iſt in Apotheken nicht zu gebrauchen, ſondern es muß die dünnere oder Schnitt⸗ peterſilie ſein. Samenhändler und Gärtner, welche für den Markt viel Peterſilie bauen, können ihren Ueberfluß an Samen und die ſonſt als unütz im Frühjahre weggeworfenen Wurzeln an Apotheker verkaufen. Die Peterſilie trägt erſt im zweiten Jahre Samen. Archangelika officinalis Hon. Angelica officinalis Mönch, A. Archangelica Z. Angelikawurz, zahme Engelwurz, Erzengelwurz, Bruſtwurzel. Hayne, Band 7. Taf. 8. Plenk 197. Umbelliferae. Die wahre Engelwurzel oder Angelika wird hauptſächlich ihrer Wurzel (Radix Angelicae sativae) wegen angebaut, welche zur Bereitung des ſogenannten engliſchen Bittern, zum Einmachen (Candiren) und außerdem häufig in den Apotheken gebraucht werden. Hauptſächlich werden die noch weichen Stengel zum Candiren in Zucker benutzt. Der Same wird nicht mehr, das Kraut mit den Stengeln ſelten verlangt Obſchon dieſe Pflanze von Natur in feuchten Bergwäldern wächſt, ſo gedeiht ſie doch in nicht zu heißer Lage und zu trocknem Boden, auch gut in Acker⸗ und Gartenboden, und wird, z. B. im Gleißethale bei Jena auf den dortigen unfruchtbaren Kalkfeldern in Menge zum Arznei⸗ gebrauch, in Schweden, Norwegen und Großbritannien dagegen in Gärten zum Einmachen gebaut. Man ſäet den Samen ſogleich nach der Reife, vom Auguft an, in nicht friſch gedüngten, tief bearbeiteten Boden dünn in Reihen oder breitwürfig wie Möhren, oder man erzieht Pflanzen und ſetzt dieſe im October in Reihen von 20 30 em Abſtand. Deer Boden braucht nicht gut zu fein, muß aber tief gegraben oder is mit dem Untergrundpflug bearbeitet werden, denn die Ergiebigkeit 8 eines e rl von der Seh der Be: ab. a ea „ werden die Reihenfelder einmal behackt. Die Wurzel muß von ſtarken zweijährigen Pflanzen im zweiten Frühjahre oder im Spät⸗ herbſt vorher geſammelt, ſchnell getrocknet und gut verſchloſſen an einem trocknen Orte aufbewahrt werden. Die Wurzeln werden in Stücke geſchnitten, jedoch nicht geſpalten, wenn fie nicht außer⸗ gewöhnlich dick ſind. Zeigen ſich im erſten Jahre Blütenſtengel, ſo müſſen dieſe abgeſchnitten werden, weil ſonſt die Wurzeln ſchwach bleiben und hart werden. Braucht man nicht alle übrig bleibenden Pflanzen zu Samen, ſo ſchneidet man im Mai des zweiten Jahres die Stengel ab, worauf ſich an den Wurzeln junge Pflanzen bilden, die zur Fortpflanzung benutzt werden können. Das Ueberzuckern (Candiren) der Stengel, womit von Frank⸗ reich aus ein ſtarker Handel betrieben wird, geſchieht auf folgende Art. Im Mai und Juni, wenn die Stengel höchſtens einen Fuß hoch ſind, werden ſie abgeſchnitten, dünn geſchält, in fingerlange Stücken geſchnitten und in kochendes Waſſer geworfen, wo ſie in wenigen Minuten weich werden. Man läßt das Waſſer darauf in einem Sieb ablaufen, und bringt ſie in einen Keſſel mit abge⸗ ſchäumtem Zucker, wo ſie bei gelindem Feuer 10 bis 12mal auf⸗ kochen müſſen. Hierauf werden die Stengel vorſichtig ausgeſchöpft und in die bereitſtehenden Einmachgläſer gethan, dann wie anderes Eingemachte aufbewahrt. Sie gelten als ein ſtärkendes Magen⸗ mittel und werden nach Tiſch zur Beförderung der Verdauung gegeſſen. Borago officinalis L. Boretſch oder Gurkenkraut. Hayne, Band 3. Taf. 38, Plenk Taf. 77. Boragineae. Der Boretſch wird bei uns weniger als in anderen Ländern gebraucht. Officinell ſind die Blätter und Blumen (Herb. et flores Boraginis), erſtere zu Extract aus friſchen Blättern zur Blütezeit, die Blumen als Beſtandtheil der Floribus quatuor cordialis, um dieſen Kräutern ein ſchönes Anſehen zu geben. Die Kultur beſchränkt ſich auf das Ausſähen des Samens und Verziehen der 5 zu dicht ſtehenden Pflanzen. Liebt guten B aden des Gemüte u gartens. Das trockne Kraut iſt nicht gebräuchlich, überhaupt der Verkauf nur ein gelegentlicher und ſeltener. Calendula officinalis L. Gemeine Ringelblume, Todtenblume. Hayne, Band 9. Taf. 47, Plenk Taf. 639. Compositae. Man benutzt das Kraut von der blühenden Pflanze und die Blumen (Herba und Flor. Calendulae), beide ſchnell getrocknet und gut an trocknen Orten aufbewahrt. Die Blumen werden ganz geſammelt, ſoweit ſie gelb ſind. Das Kraut wird ſelten verlangt, dagegen ſind die Blüten immer noch ein an vielen Orten hoch- geſchätztes Wundmittel. Man zerpflückt ſie, füllt ſie in eine Flaſche und hängt dieſe verkorkt in die Sonne. Nach einiger Zeit ſammelt ſich auf dem Boden ein ätheriſches Oel, welches das gewünſchte Produkt iſt. Man ſäet den Samen dünn an Ort und Stelle und bedeckt ihn ſtark. Gedeiht auch auf trocknen Stellen und darf überhaupt nicht in ſehr gutem Boden gezogen werden. Die Blumen dienen auch zum Verfälſchen des Safrans. Capsicum indicum Lobel. C. annuum Z. Spanischer Pfeffer, annuum I. Hayne, Band 10. Taf. 14, Plenk Taf. 107. Solanaceae. Man gebraucht die Früchte der langen Spielart, wenn fie reif ſind, als Piper hispanicum s. Capsicum indicum. Dieſe Pflanze verlangt Wärme, muß im Miſtbeet erzogen und dann an einer warmen Stelle des Gartens in Entfernungen von 15 —18 cm gepflanzt werden. Der Cayennepfeffer iſt eine Abart mit kleinen beerenartigen Früchten, wahrſcheinlich C. baccatum L., welche auf gleiche Weile gezogen wird, aber noch mehr Wärme bedarf. Man benutzt hier⸗ von die Samen. Bekannt iſt die Benutzung der Schoten in der Küche, der grünen zu Pfeffergurken und Pickles, der 1 au = * . w. 5 ir, BE us Carduus marianus L. Silybum marianum Gärtner, Marien: Frauen oder Silberdiſtel. Hayne, Band 7. Taf. 30, Plenk 601. Compositae. Von diefer auf Schutthaufen und in Gärten verwilderten zweijährigen Pflanze ſind die Samen als Stechkörner (Semen Cardui Mariae) gebräuchlich. Man ſäet ſie in guten Gartenboden, bedeckt den Samen ſtark, und ſorgt, daß die Pflanzen 30 em von einander ſtehen. Die Pflanze blüht und fruchtet im zweiten Jahre, und bildet im erſteren eine hübſche Gartenzierde. Die reifen Samen werden auf einer Hechel aus dem ſtacheligen Kopfe befreit, und halten ſich Jahre lang friſch, ſelbſt tief in der Erde keimfähig, ſo daß an Plätzen, wo dieſe Diſtel ſtand, noch nach Jahren Pflanzen aufgehen. — Scheint jetzt wenig mehr im Gebrauch. Carthamus tinctorius L. Saflor, falſcher Safran. Plenk, Taf. 600. Compositae. Der in Deutſchland gebaute Saflor heißt in den Apotheken Flores und Semen Carthami gallici, s. germaniei, und man gebraucht davon, jedoch ſelten, die Blumen und Samen als heftiges Purgir⸗ mittel, im Handel die Blumen auch zum Verfälſchen des Safrans. Es giebt vom Saflor zwei Abarten, Nonne und Mönch genannt, wovon nur die erſtere mit ungeſtachelten Stengeln und kleinen Blättern angebaut wird, die größere nur als Zierpflanze. Der Saflor wird hier und da im Großen auf dem Felde gebaut, im April auf ungedüngten Boden in Reihen dünn geſäet und blüht im Juli und Auguſt. Er gedeiht am beſten in ſandigem, humus⸗ reichem Lehm, aber auch in Thonboden, Mergel- und thonigem Kalkboden. In Bodenarten, wo Eiſen (in Thonverbindungen) gänzlich mangelt, färben die Blumen ſich nicht roth, arten wenig⸗ ſtens bald aus. Die Lage muß warm ſein und es verlangt der Saflor eigentlich ein Weinklima und ſüdliche Lage. Ausſaat von Mitte März bis April. Saatquantum bei Reihenſaat von 30 em Entfernung 9 Berliner Metzen 7 den preuß. * Bei a Reihenſaat wird mindeſtens einmal gehackt, wozu ſich am beiten Kornhacken zum Ziehen oder größere Reihenhacken eignen. Die Samen reifen bis zum September. Man ſammelt die vom Juli bis Auguſt blühenden Blütchen ohne Köpfe, indem man ſie glatt über dem Diſtelkopfe abſchneidet und zwar, wenn die hellrothe Farbe in ein feuriges Dunkelroth übergeht, bei ganz trocknem Wetter wie Malven, trocknet ſie ſchnell im Schatten und bewahrt ſie ſehr trocken auf. Zur Erhaltung der Waare dient es, wenn man die getrockneten Blüten auf fußhohe Häufchen ſetzt, mit einem Brette und einem Stein beſchwert und jeden Tag umhäufelt. Dies geſchieht einige Male, bis ſich der Haufen nicht mehr erhitzt. Unterläßt man dieſes Verfahren, ſo erhitzen ſich oft die Blumen in Fäſſern und Kiſten und verlieren die Farbe. Ertrag ſehr ver- ſchieden, durchſchnittlich 50 Pfund, zuweilen 120 Pfund getrockneter Blumen und 700 — 800 Pfund Samen per Morgen. Die nicht verkäuflichen Samen liefern ein gutes Oel. 8 Carum Carvi I. Kümmel, Wieſen⸗ oder Feldkümmel. Hayne, Band 7. Taf. 19, Plenk Taf. 214. Umbelliferae. Da die Wieſen nicht genug und nicht gehörig reifen Kümmel liefern, ſo wird er häufig im Großen gebaut. Der Anbau iſt um ſo mehr zu empfehlen, da der Kümmel zugleich eine gute Futter⸗ pflanze iſt, die man benutzen kann, ohne der Samenernte zu ſchaden. Der K. kommt in jedem Boden fort, gedeiht aber am beiten in einem ſandigen oder kalkigen Lehmboden, beſſer in etwas feuchter als in trockner Lage. Er liebt reiche Düngung, gedeiht aber noch beſſer nach einer ſtark gedüngten Vorfrucht, als in friſcher Düngung. Man ſäet den Samen breitwürfig oder in Reihen an Ort und Stelle. Die Ausſaat wird im April vorgenommen, und es muß das Land dazu gut und mehrmals beackert ſein, damit das Unkraut vertilgt wird. Legt man das Kümmelfeld durch Pflanzen an, 8 8 geſchieht es nach dem Abernten der Vorfrucht im Auguſt, am beiten auf kleine Dämme. Indeſſen iſt dieſe Methode nicht vortheilhaft, aa fie a theuer kommt. und bei trockner e es 3 BR Mehrmaliges Auflockern befördert das Wachsthum ſehr, auch hat man durch Anhäufeln den Ertrag erhöht. Von den im Frühjahr breitwürfig geſäeten Pflanzen kommen die meiſten erſt im zweiten Jahre darauf zum Samentragen, daher führt die Ausſaat im Auguſt ſchneller zum Ziele, das Pflanzen noch ſchneller, wenn man zweijährige, d. h. im Frühjahre vorher geſäete Pflanzen dazu nimmt. Man kann Kümmel auch zwiſchen Sommergetreide wie Klee ſäen, und erntet im folgenden Jahre im Juni und Juli. Hierzu braucht man 6 Pfund Samen. Allein in Reihen von 30 em Entfernung geſäet, iſt der Samenbedarf geringer und die Ernte ergiebiger. Eine dritte Art des Kümmelbaues iſt die Stufen⸗ ſaat (flache Saatgruben). Man macht 30—40 em von einander mit der Hacke breite Saatſtufen von der Größe einer Untertaſſe und ſäet darauf etwa / Fingerhut voll Kümmel. Von dieſen tragen die ſtärkſten Pflanzen im folgenden Jahre Samen, andere im zweiten, viele erſt im dritten Jahre. Unterdeſſen gehen durch Samenausfall eine Menge Pflanzen auf, jo daß ein Land 5—6 Jahre Ernten geben kann. Nach dieſer Zeit iſt das Land ſo verunkrautet, daß es umgepflügt werden muß, wobei die tauglichen Pflanzen zu anderen Anpflanzungen ausgeleſen werden können. Im Herbſt kann das Kümmelkraut abgemäht oder abgeweidet werden, ohne die Samenernte zu ſchmälern, ſelbſt im Frühjahre des zweiten Jahres noch von den Schafen abgeweidet werden. Man muß den Kümmel vor der völligen Reife abſchneiden, in Bunden nachreifen laſſen, und entweder auf dem Felde auf Tüchern dreſchen oder ſehr früh am Tage auf mit Tüchern belegten Wagen einfahren In der Gegend von Halberſtadt, wo viel Kümmel gebaut wird, findet man den Anbau zwiſchen Raps oder Korn am vortheilhafteſten. Der Raps wird mit dem Kümmel gleichzeitig geſäet und zwar gedrillt 25 —30 em übers Kreuz. Der Kümmel bildet Reihen, während auf dem Kreuzungspunkte (der Saatreihen) einige Raps pflanzen zu ſtehen kommen. Nach dem Aufgehen im Herbſt wird mit der Maſchine behackt, um alles Unkraut zu vertilgen. Da dern Kümmelſamen nur ſchwach bedeckt werden darf, jo müſſen beim Drillen ſämmtliche Gewichte von der Maſchine (von den „Drill. ſchuhen“) entfernt werden. Aus demſelben Grunde muß auch das 28 Walzen mit einer leichten Walze geſchehen. Iſt das Kümmelfeld 4 nach dem Abernten der Zwiſchenfrucht ſtark mit Unkraut bedeckt, ſo bleibt nichts übrig, als die Schafe einige Tage auf das Feld zu laſſen oder alles abzumähen. Nach einigen Tagen werden die Kümmelpflanzen wieder ſichtbar und das Feld kann behackt werden. Ertrag 90— 100 Mark Reingewinn vom preuß. M. im Minimum. Von 1!/ Morgen wurden 10 Scheffel geerntet. Centaurea Calcitrapa L. Calcitrapa Hippophaestum Gärtn. Sterndiſtel, Sternflockenblume. Plenk, Taf. 736. Compositae. Die Sterndiſtel wächſt zwar an vielen Orten an ſandigen, mageren Plätzen wild, wird aber mit Vortheil angebaut, wozu man die ſchlechteſten, trocknen Felder und Sandflächen verwenden kann. Man benutzt das Kraut, die Wurzel und den Samen (Herba, Rad. und Semen Caleitrapae s. Cardui stellati), ſchneidet das Kraut während der Blüte, und gräbt die Wurzel nach dem Abſterben der Pflanze. Will man das grüne Kraut und zugleich die Wurzel benutzen, ſo läßt man die Hälfte des Stengels bis zum Herbſt ſtehen. Das Einſammeln der Sterndiſtel erfordert Vorſicht, da die ganze Pflanze mit Stacheln beſetzt iſt. Man ſäet den Samen wie Saflor im April, erntet das Kraut im Juli, die Wurzeln und Samen im September und Oktober. Da die Pflanze zweijährig iſt, ſo kann ſie auch im Frühher bſt angeſäet werden. Das Kraut wird auch grün häufig benutzt. — Wird ſelten verlangt und ſcheint nicht empfehlenswerth. Centaureae Cyanus L. Blaue Kornblume. a Hayne, Bd. 7. Taf. 32, Plenk, Taf. 635. Compositae. Zur Zeit mag wohl der Anbau der Kornblumen wenig lohnend fein; da aber bei verbeſſerter Feldkultur die Ackerunkräuter ver- 8 ſchwinden, jo kann bald die Zeit kommen, wo man Kornblumen 8 Sri mit Vortheil baut. Man benutzt die Blumen (Flores Cyani), jedoch nur die blauen Strahlenblümchen ohne den Kopf. Die Ausſaat geſchieht ziemlich dicht auf nicht friſch gedüngtes Land im April bis Mai, wohl auch ſchon im Herbſt bald nach der Samenreife in Reihen. Die Blumen dürfen nur geſammelt werden, wenn ſie eben aufgeblüht ſind, weil die länger blühenden beim Trocknen die ſchöne blaue Farbe verlieren, daher werthlos ſind. Cheiranthus Cheiri L. Goldlack, Gelbveilchen. Hier und da werden die Blüten des Goldlacks in Apotheken begehrt und wer in Gegenden, wo dieſe Pflanzen im Freien über⸗ wintert, Ueberfluß an Blumen hat, mag dieſelben ſammeln und trocknen oder friſch verkaufen. Vermuthlich werden ſie zur Be⸗ reitung von wohlriechenden Eſſenzen wie Veilchen benutzt. Das Pfund wurde mit 5—6 Mark bezahlt. Die meiſten Blumen werden ſog. Buſchlack mit vielen Stengeln geben. Chenopodium ambrosioides L. Jeſuitenthee. Plenk plant med. Taf. 168. Chenopodeae. Dieſe mexicaniſche Pflanze liefert den berühmten Jeſuitenthee (Herb. Chenopodii ambrosioidis s. Botryos mexicana), und kann in warmen Lagen bei uns gezogen werden, da die übrigen ſüdamerika⸗ niſchen einjährigen Arten ſehr gut gedeihen. Man fäet die Pflanzen entweder an Ort und Stelle in Reihen von 30 em Entfernung, oder man zieht ſie wie den Taback unter Fenſtern an, ſo daß ſie Ende Mai in das Freie gepflanzt werden. Dieſes letztere Ver⸗ fahren iſt vorzuziehen, und man erzieht nur ſo reifen Samen. Das Kraut wird mit der grünen Blüte geſammelt. Die Pflanze joll bereits in Oeſterreich und bei Raſtatt in Baden verwildert ſein, was, wenn es wahr iſt, über das N der un feinen _ Zweifel läßt a ae Chenopodium anthelminticum L. Wurmtreibender Gänſefuß. Dieſe Panze wird zwar in botaniſchen Werken als Strauch angegeben, iſt aber nur eine hochwachſende einjährige Pflanze, die jetzt ſchon in Gärten als Zierpflanze eingeführt iſt, wozu ſie meiner Meinung nach nicht ſchön genug iſt. Der Same (Semen Cheno- podii anthelmintici), wovon das amerikaniſche Wurmſamenöl kommt, wird nur in guten warmen Lagen reif, ganz wie die verwandte Quinoa. Man könnte dieſen amerikaniſchen Wurmſamen überall ziehen, wo Mais gut reif wird. Saat in Reihen wie Hanf, jedoch ſehr dünn, auf gutem Boden im April, ſpäter Behackung. Dieſe Pflanze verdient Verſuche, ſcheint aber nicht zu großen Hoffnungen zu berechtigen, wenn es nicht gelingt, Santonin (der wirkſame Stoff bei Wurmmitteln) daraus darzuſtellen. Cichorium Intybus L. Wegwart, Hundeläufte. Hayne, Bd. 2. Taf. 24, Plenk Taf. 586. Compositae. Obſchon nur die Wurzel der wildwachſenden Pflanze die Radix Cichorii sylvestris liefert, die zur Kaffeeverfälſchung im Großen angebaute ſtarke Wurzel der kultivirten Pflanze aber nicht zu gebrauchen iſt, ſo kann doch auch die erſtere an unfruchtbaren Orten zwiſchen Steingeröllen und auf mageren Triften künſtlich fortgepflanzt werden, und ſo einen Ertrag liefern. Man würde zu dieſem Zwecke den Boden etwas rauh machen und den Samen im Frühjahre ausſtreuen. Oder man bricht trockne Triften um, und ſäet fie mit geeignetem Grasſamen und Kleeſamen an, unter welche man in ziemlicher Menge Samen von der wilden Cichorie miſcht. Die wilde Cichorie iſt zwar eine ausdauernde Pflanze, — 1 Cnicus benedictus Gaertner. Centaurea benedicta L. Kardobenedictenkraut, Heildiſtel, Spinnerdiſtel. Hayne, Bd. 7. Taf. 43, Plenk Taf. 634. Compositae. Dieſe im Orient und in Südeuropa wildwachſende 50 — 60 cm hohe Pflanze liefert das in großem Ruf ſtehende Benedictenkraut (Herba Cardui benedicti) und die ſogenannten Stechkörner, welche von Landleuten noch gegen Seitenſtechen verlangt werden. Das Kraut wird kurz vor der Blüte ohne Stengel geſammelt und im Schatten getrocknet. Es wird von den Thierärzten am meiſten gebraucht und iſt ein Beſtandtheil der Sindiſchen Latwerge. Man ſäet den Samen im April in Reihen wie Saflor, und erntet das Kraut im Juni und Juli, den Samen im September. Wird ſchon an mehreren Orten gebaut, und hat ſich nach mir aus Ungarn zugegangeuer briejlicher Mittheilung als ſehr einträglich gezeigt. Cochlearia officinalis L. Scharbocksheil, Löffelkraut. Hayne, Bd. 5. Taf. 28, Plenk Taf. 512. Cruciferae. Das Löffelkraut wächſt an feuchten Orten, kann aber auch in jedem frischen Garten- und Feldboden gezogen werden, wie es ſchon längſt der Fall iſt. Man benutzt das friſche Kraut, wie das trockne, und den Samen (Herb. und Semen Cochleariae). Das Kraut wird vor der Blüte abgeſchnitten. Die Samen verlangen manche Apotheker mit den Stengeln vor der völligen Reife. Uebrigens . verlangt man friſche Blätter zu jeder Jahreszeit. Man ſäet den Samen im Auguſt breitwürfig oder eng in Reihen wie kleine Gemüſe und hat dann nichts daran zu thun, als etwa das Unkraut en auszujäten. Hier und da 3 man eee e Es ee Conium maculatum L. Schierling, großer und gefleckter Schierling, Wütherich ꝛc. Hayne, Bd. 1. 31, Plenk Taf. 183. Compositae. 8 Das Kraut (Herba Cicutae s. Conii) ſoll zwar von 8 wild⸗ : wachſenden Pflanze e se man a aber 12 5 8 ze Erfurt 10—12 Mark iſt. 5 ſich der kultivirten bedient, und dieſe nicht ſchlechter gefunden. Um ein gutes Kraut zu gewinnen, muß man den Schierling in zweiter oder dritter Tracht auf magern Boden und in ſonniger Lage erziehen, dann iſt er ſicher beſſer, als der in feuchtem Gebüſch wild erwachſene. Die Pflanze wird auf feuchtem guten Boden 2 m hoch, auf trocknem 1—1½ m, muß daher weitläufig in Reihen geſäet werden, wenn man nicht die Pflanzung anwendet. Man ſäet den Samen im Sommer bis September, wovon man meiſtens im folgenden Jahre ſtarke, ergiebige Pflanzen gewinnt. Das Kraut wird kurz vor dem Blühen geſammelt, ſchnell getrocknet und ſehr trocken in verſchloſſenen Gefäßen aufbewahrt. Man muß ſich hüten, ſchwache Stengel und dicke Blattſtiele zu ſammeln, weil dieſe langſam trocknen und die Waare verſchlechtern. Man kann auch den Schierling friſch verkaufen, jedoch nur an Apotheker, die Extract bereiten. Der Schierling iſt ein ſtarkes Gift. Coriandrum sativum IL. Coriander, Schwindelfraut. Hayne, Bd. 7. Taf. 13, Plenk Taf. 204. Umbelliferae. Man gebraucht von dieſer Doldenpflanze nur die Samen, Schwindelkörner (Semina Coriandri), jedoch mehr zu anderm als medicinifchen Gebrauch in großer Menge, und baut ſie jetzt in Thüringen zunehmend an. Am meiſten bauen die Dörfer Schwanſee, Rudſtedt, Walſchleben, Dittelſtedt, Noſſe und Dachwig, zwiſchen Erfurt und Weimar, aber auch höher gelegene Ortſchaften weſtlich der Unſtrut. Man ſäet den Samen gewöhnlich breitwürfig, doch iſt die Reihenſaat vorzuziehen, beſonders in ſchwerem harten Boden. Er liebt zwar guten Boden gedeiht aber auch in ſteinigen Feldern, beſonders in Kalkboden. Man ſäet zeitig im Frühjahre und erntet den Samen vor der völligen Reife, weil er leicht ausfällt. Die ſchon reifen Körner ſchüttelt man auf dem Felde auf Tücher. Ertrag 5—10 Ctr. per Morgen, an der 3 durchschnittlich Jäger, der Apotheker⸗Garten. 3. Aufl. N ne Cucumis sativus L. Gemeine Gurke, Kukummern. Plenk Taf. 698. Die Gurke wird nur nebenbei zum Gebrauch für Kranke ver⸗— werthet. Man gebraucht die friſchen Gurken oder vielmehr den Saft davon, ſelten die Samen (Semina Cucumeris), wozu auch alte tauglich ſind. Cucurbita Pepo und Melopepo L. Gemeiner Kürbis und Melonentürbis. Auch von den Kürbisarten werden die Samen als Semina Cucurbitae zur Gewinnung eines milden Oels gebraucht, und können auf dieſe Weiſe verwerthet werden, wo man viele Kürbis zu anderen Zwecken baut und Samen übrig hat. Cuminum Cyminum L. Römiſcher Kümmel, Mohrenkümmel, Mutterkümmel, ägyptiſcher oder Gartenkümmel. Hayne Bd. 7. Taf. 11, Plenk Taf. 192, Compositae. Bisher iſt der römiſche Kümmel in Deutſchland kaum gezogen worden, was jedoch in warmen Lagen möglich iſt. Man gebraucht die Samen (Semina Cumini s. Cymini), welche im Geſchmack dem gemeinen Kümmel ähnlich, jedoch ſchärfer und widerlicher ſind. Da er eine einjährige Pflanze iſt, ſo ſäet man ihn im April und erntet ihn im Auguſt und September. Datura Stramonium L. Gemeiner Stechapfel, Tollkraut. Hayne Bd. 4 Taf. 7, Plenk Taf. 96. Solanaceae. Officinell it das Kraut und der Same (Herb. und Semen Daturae s. Stramonii). Man braucht erſteres friſch äußerlich, we trocknet vielfach, und fertigt auch Cigarren davon, die Schwind 5 5 ſüchtigen empfohlen werden. Wo einmal Samen vom Stechapfel ausgefallen iſt, kommt die Pflanze Jahre lang wieder, und iſt deshalb auch in ganz Europa verwildert. Die zweckmäßigſte Kultur iſt, daß man die Pflanzen auf Saatbeeten erzieht und im Mai 50—60 em von einander auspflanzt. Sie gedeiht vortrefflich auf Schutthaufen, ſcheint demnach Kalk zu bedürfen. Die reifen Samen⸗ kapſeln ſpringen auf, ſo daß beim Ernten Vorſicht nöthig iſt. Da die Pflanze eine der giftigſten iſt, ſo iſt große Vorſicht nöthig. Die Blätter können 3 — 4 mal gepflückt werden. Berliner Droguen⸗ Großhandlungen bezahlen für ein Kilo trockne Blätter 55—60 Pfennige. Delphinium Staphis agria L. Stephanskraut, Läuſekraut. Plenk Taf. 434. Ranunculaecae. En Das Stephanskraut iſt eine im ſüdlichen Europa an unbebauten 85 ‚Stellen m 9 ir W von 58 bie. } — oder Läuſekörner (Semina Staphidi s. agriae) gewonnen werden. Dieſelben ſind narkotiſch giftig und werden als Pulver und in Salben gegen Läuſe angewendet. Auch von D. officinale, welches in Südeuropa kultivirt wird und dem vorigen ſehr nahe ſteht, gewinnt man Läuſekörner. Der Same liegt lange in der Erde, muß daher vor der Saat im April eingeweicht werden. Man ſäet ihn auch wohl ſchon vor Winter. — Verlangt guten Boden und warmen Stand und wird am beſten in Reihen geſäet. Verpflanzen läßt ſich dieſes Delphinium nicht gut. Digitalis purpurea L. Rother Fingerhut. Hayne, Bd. 1. Taf. 45, Plenk Taf. 506. Serophulariae. = Zum mediciniſchen Gebrauch ift nur die rothe, wild wachſende 5 a 8 ſehr giftigen Plane res jede rn aber : 8 verwerflich, weshalb man auch die Zucht durch Waldſamen zuweilen wieder erneuern muß. Man wendet jetzt nur noch die Blätter (Herba Digitalis purpurea) an, und muß dieſe mit größter Sorgfalt ſammeln, da darauf die ganze Wirkung ankommen ſoll. Die Blätter ſollen nur dann geſammelt werden, wenn der Blütenjtengel ſchon halb ausgewachſen iſt. Der Stiel und die ſtarke Mittelrippe ſollen vor dem Trocknen entfernt werden, ſo daß nur das weiche Blatt bleibt. Wenn man auch dieſe Sorgfalt nicht anwenden will, ſo ſammle man wenigſtens nur ganz friſche grüne Blätter ohne Blattſtiel. Man ſäet den feinen Samen im Mai in gutes Garten- fernten Reihen 15 —20 em von einander. Ich pflanze den Fingerhut ſtets reihenweiſe zwiſchen andere höhere Pflanzen, welche gegen „ Ende des Sommers entfernt werden, und benutze ſo nicht allein das Land doppelt, ſondern bekomme ſo auch durch die Beſchattung viel üppigere Pflanzen. Der Boden darf nicht zu nahrhaft und nie in friſcher Düngung ſein, muß aber viel Pflanzenhumus ent⸗ halten. Dagegen iſt Düngung mit Pflanzenhumus nützlich. Mit Beobachtung dieſer Sorgfalt und bei der Wahl eines trocknen ſonnigen Standortes werden die Blätter der kultivirten Pflanze gewiß eben ſo kräftig wirken wie die wild wachſenden, welche häufig im Schatten und auf dem kräftigſten Humusboden ſtehen. Waldeigenthümern empfehle ich die Kultur des Fingerhuts im Walde, zu welchem Zwecke man nur den Samen auf etwas rauh gemachtem Boden an Waldrändern, im lichten Hochwald und zwiſchen den Saatbänken auf Holzſchlägen auszuſtreuen braucht. Das Trocknen geſchieht auf Hürden in der Sonne möglichſt ſchnell. Die trockene Waare muß in gut verſchloſſenen Gefäßen aufbewahrt werden, am beſten zerkleinert in Gläſern an einem dunkeln Orte. Kiſten und Fäſſer müſſen mit Papier ausgeklebt ſein. Dracocephalum Moldavica L. Moldauiſcher Drachenkopf, türkiſche Meliſſe. Hayne, Bd. 8. Taf. 32, Plenk Taf. 493. Labiatae. Dieſe 30 — 50 em hohe ſchönblühende Pflanze, welche auch zur Zierde in den Gärten gezogen wird, liefert die ſogenannte türkiſche Meliſſe, welche ähnlich wie die gemeine Meliſſe gebraucht wird und in den Apotheken unter dem Namen Herba Moldavicae, Melissae turticae, Cedronella bekannt iſt. Man ſäet den Samen im April breitwürfig oder in Reihen und ſchneidet das ganze Kraut vor der Blüte ab. Die türkiſche Meliſſe iſt in Deutſchland nur in Ziergärten zu finden, ſoll aber in den Donauländern ge⸗ fragt ſein. Erigeron canadense L. Canadiſches Berufskraut. Compositae. Eine in Deutſchland verwilderte, aus den botaniſchen Gärten fſtammende Pflanze von 30 —50 em Höhe, wovon das Kraut mit den Blumen und Samen (Herba cum Floribus et Seminis Erige- rontis canadensis) gebraucht wird. Man ſäet den feinen Samen breitwürfig und zieht ihn blos leicht mit dem Rechen unter. Die Ernte tritt im Juli und Auguſt ein, wenn die unterſten Blumen ſchon Samen haben. Man läßt die Pflanzen ziemlich dicht ſtehen. — Die Pflanze wird bis jetzt in den deutſchen Apotheken nicht verlangt, hat aber anderwärts großen Ruf und wird gegen Diarrhöen angewendet. Erythraea Centaurium Persoon. Chironia Centaurium Id., Gentiana Cent . Tauſendgüldenkraut, rother Aurin. Hayne, Bd. 1. Taf. 29, Plenk Taf. 157. Gentianeae. Ein kleines, in Waldwieſen auf trocknen, ſonnigen Stellen wildwachſendes Kraut, aber meiſt ſehr dünn ſtehend und mühſam zu ſammeln, daher mit Vortheil zu kultiviren. Man gebraucht den oberen blühenden Theil der Pflanze (Herba s. summitates Centaurii minoris) und ſammelt ſie im Auguſt. Man muß den Samen im Herbſt oder zeitig im Frühjahr wie Lein auf mageren, trocknen Plätzen ausſäen, oder man ſtreut ihn auf wenig ergiebige trockene Wieſen und läßt die Pflanze verwildern. Fumaria offlcinalis L. Erdrauch, Grindkraut. Plenk 8 545. Fumariaceae. Dieſe kleine Pflanze wächſt zwar häufig in Gärten als em 3 unnd auf Schutthaufen wild, da man ſie aber meiſt friſch verwendet, 8 f 1 it es gut, fie in geringer Menge und di in Gärten F als Urkraut wachſenden zu benutzen. Man ſammelt die Blätter ohne Stengel (Herba Fumariae) und kann die nicht friſch ver— langten auch trocknen. Der Same wird im Frühjahr dünn breit⸗ würfig geſäet und liefert bis zum Juli taugliche Pflanzen. Galeopsis ochroleuca Lamark. Galeopsis grandiflora Eh. Großer gelber Hohlzahn, weiße, zottige Kornwuth. Labiatae. Dieſe kleine Pflanze wächſt häufig in Getreidefeldern, vor⸗ züglich in Sandboden wild, und liefert den ſogenannten Blanken⸗ heimer Thee, auch einen Hauptbeſtandtheil der Lieber'ſchen Aus⸗ zehrungskräuter, und war lange Zeit ein Geheimmittel. In den Apotheken heißt ſie Herba Galeopsidis ochroleucae. Man ſammelt die ganze blühende Pflanze ohne Wurzeln im Juli und Auguſt, und erzieht ſie aus Samen, im erſten Jahre auf trocknen Plätzen. Zu Verſuchen geeignet. Glaucium luteum Scopoli. Chelidonium Glaucium Z. Gelber Hornmohn. Papaveraceae, Wächſt nur an Seeküſten und auf ſandigen Bergen wild und wird, da Kraut und Wurzeln neuerdings wieder ſehr empfohlen werden, mit Vortheil anzubauen ſein, wo man geeigneten ſandigen Boden und trockene ſonnige Plätze findet. In den Apotheken heißt es Herba et Radix Glaucii lutei. Man ſäet den Samen im Mai Aud erntet die Pflanze im zweiten N wenn 2 ſchen RR N c e 15 u SE Hyoscyamus niger L. Schwarzes Bilſenkraut, Zigeunerfraut, Teufelsauge, Hühnertod, Schlafkraut. Hayne, Bd. 1. Taf. 28, Plenk Taf. 97. Solaneae. Da das Bilſenkraut zwar häufig wild, aber nirgends in Menge wächſt, auch in vielen Gegenden gar nicht vorkommt, ſo wird es ſchon längſt kultivirt. Officinell iſt Kraut und Same (Ierba et Semen Hyoscyami). Da das Kraut während der Blüte geſammelt werden muß, ſo fällt hierbei der Samengewinn weg. Ueberhaupt wird dieſer wegen der feinen Samen nie groß ſein, und man läßt daher nur das nicht verkäufliche Kraut zu Samen ſtehen. Das Kraut wird auch friſch verlangt. Man ſäet den Samen im Frühjahr dünn in Reihen auf mageren, trocknen Boden ae in ſonniger Lage, und bearbeitet den Boden nicht weiter. Das Trocknen der Blätter muß ſchnell vor ſich gehen. Das ſchwarze Bilſenkraut iſt ſtark narkotiſch giftig. Ehedem wurde die berühmte Hexenſalbe davon gemacht. Ertrag auf 3,02 Aren 21 Kilo, welche Berliner Droguenhandlungen mit 33 Mk. bezahlten. Wächſt auf Schutt und Steinboden, wurde aber auch auf den Berliner Rieſel⸗ feldern brauchbar angebaut. Lactuca virosa IL. Giftlattich, giftiger Salat. Compositae. Eine zweijährige Pflanze, die aber einjährig kulti⸗ virt wird und ſelten wild vorkommt. Man gebraucht das Kraut (Herba Lac- tucae virosae und Intiby angusti) und den aus⸗ fließenden verhärteten Saft (Lactucarium). Man ſam⸗ melt die Blätter von der in Samen geſchoſſenen Pflanze, ehe ſie zu blühen beginnt, und trocknet ſie ſchnell. Wird die friſche Pflanze zur Bereitung des Extractum Lactucae virosae verlangt, ſo giebt man den ganzen Stengel, bevor er hart wird, denn dieſer enthält den meiſten 5 25 Milchſaft, woraus das Lactucarium beſteht. Das Lactucarium, welches übrigens noch häufiger vom gemeinen Gartenſalat gewonnen wird, iſt eine Art Gummi, welches auch manchmal von ſelbſt an den Stengeln ent⸗ ſteht, wenn Milchſaft austritt und vertrocknet. Dieſes durch Ver⸗ en wundung herbeizuführen und jo das natürliche Lactucarium zu gewinnen, iſt ſo mühſam und zeitraubend, daß die Koſten nicht herauskommen, ſelbſt wenn man es durch Kinder machen ließe, was des ſcharfen narkotiſchen Giftes wegen bedenklich iſt. Man baut den Giftlattich an trocknen ſonnigen Orten auf ungedüngtem Lande und ſäet dünn in Reihen, die einmal behackt werden. Da die Pflanze über 1 m hoch wird, fo muß man ſie nicht zu dicht ſtehen laſſen. Die Pflanzen werden noch kräftiger, wenn man den Samen im Auguſt ausſäet, durchwintert und im April oder auch ſchon im Oktober in Reihen von 30 em Entfernung und 15 em von einander pflanzt. Es iſt zwar Vorſchrift, daß man die Pflanze von trocknem mageren Boden nehmen ſoll, allein da es ſich um vielen Milchſaft handelt, ſo glaube ich, es würde für die Apotheker vortheilhafter ſein, die friſch einzukochenden Pflanzen auf gutem Boden zu ziehen. Lactuca sativa L. Gartenſalat, Lattich. Auch der gemeine Gartenſalat und der langblätterige, ſogenannte romaniſche Salat (Spargelſalat, Sommerendivien), ſowie Lactuca angustana werden in den Apotheken gebraucht, und das meiſte gewöhn⸗ liche Lactucarium wird wohl davon bereitet. Man nimmt an, daß die Salatarten mit ſchwarzem Samen geeigneter ſind. Wer viel Salat baut, kann, wenn ganze Beete ſchoſſen und nicht zu Samen ſtehen bleiben ſollen, den Verſuch machen, die Stengel in Apotheken zu verwerthen. Wollte man Salat blos zu dieſem Zwecke anbauen, ſo müßte man Sorten nehmen, die keine feſten Köpfe bilden und daher leicht in Samen ſchießen. Lobelia inflata L. Rapuntium inflatum Id. Aufgeblaſene Lobelie. Lobeliaceae. 5 . Eine erſt neuerdings aus Nordamerika nach Europa gekommene, aber ſehr geſchätzte Arzneipflanze, die man beſonders als ätheriſche 5 Tinctur bei Engbrüſtigkeit anwendet. In der nordamerikaniſchen 5 Pharmakopöe iſt fie als Brechmittel aufgenommen unter dem Namen Herba s. Folia Lobeliae inflatae Der Gebrauch ſoll Vor- ſicht verlangen und hat ſelbſt Todesfälle bewirkt, weshalb ich ſie als Giftpflanze bezeichne. In Amerika heißt ſie auch Indian Tabacco. Nach Whitlav ändert ſich die Wirkſamkeit dieſer Pflanze gleich dem Taback auf verſchiedenem Boden, und wurde am inten⸗ ſivſten an feuchten Standorten befunden. Die Pflanze wird 30 —40 em hoch, blüht ſehr ſchön und wird am beſten im April in eng beiſammenſtehende Reihen auf feuchtem Boden geſäet. Man ſchneidet das Kraut kurz vor oder beim Beginn der Blüte ab, trocknet es ſchnell und verwahrt es an einem dunkeln Orte. — Malva sylvestris L. Waldmalve, große Haſen-, Pferde-, Käſepappel. Hayne, Bd. 2. Taf. 28, Plenk Taf. 540. Malvaceae. Wächſt zwar überall, jedoch ſelten in Menge wild, und iſt daher zur Kultur zu empfehlen. Man gebraucht die Malven⸗ blumen (Flores Malvae vulgaris) mit den Kelchen und ſammelt ſie bei gutem Wetter. Der Anbau in Reihen auf gutem, jedoch nicht frisch gedüngtem Boden und die Ausſaat im April wird wohl die beſten Erfolge liefern. Matricaria Chamomilla E. Wahre Kamille, Helmerchen. Hayne, Bd. 1. Taf. 3, Plenk Taf 617. Compositae. Daß der Anbau dieſer überall in Getreidefeldern wachſenden kleinen Pflanze ſchon jetzt lohnend iſt, beweiſen die Felder davon zwiſchen Altenburg und Leipzig und anderwärts. Die Feldkamillen werden auch immer mehr verſchwinden, je ſorgfältiger die Felder bearbeitet und die Saatfrüchte gereinigt werden. Man jammelt bekanntlich die friſch aufgeblühten Blumen, welche als Kamillen (Herba Chamomillae vulgaris s. Chamaemeli) bekannt ſind. Die wahre Kamille iſt ſofort an dem hohlen Fruchtboden kenntlich, während dieſer bei der zum Verwechſeln ähnlichen Stinf- oder Hundskamille (Anthemis Cotula J.) voll iſt. Auch die Samen find ſehr verſchieden. Uebrigens unterſcheidet ſie ſchon der Geruch. Man kann die Kamillen vom April bis Auguſt anſäen, denn ſie brauchen vor der Ausſaat bis zur Blüte kaum 8 Wochen. Sie eignen ſich daher auch ſehr gut nach Frühkartoffeln, auf früh abge- räumtes Erbſenland, ſelbſt auf Kornſtoppel. Der Boden braucht nur aufgehackt und eben gemacht zu werden. Der Same wird nur leicht bedeckt oder auch blos feſtgewalzt. Wo einmal Kamillen reifen Samen gebracht haben, kommen ſie immer von ſelbſt wieder. Ich ſelbſt ziehe eine Menge in einer Baumſchule, wo ſie früher 5 ſtanden und nun als Unkraut aufgehen. Da das Abpflücken den Blüten viel Zeit wegnimmt, ſo bedient man ſich bau mit 2. eh ttheil eines ee re oder einer Art Da NN ui +: u Melilotus coerulea Lam. Siebenzeiten*), Siebengeruch, blauer Honigklee. Leguminosae-Papilionaceae. Dieſer in den Südalpen wild wachſende, auch in den Gärten als Zierpflanze vorkommende Honigklee wird faſt nur noch in der Schweiz angebaut, um dem Käſe einen aromatiſchen Geſchmack zu geben, namentlich den Kräuterkäſe zu bereiten. Der Geruch dieſer Pflanze wechſelt je nach Temperatur und Tageszeit, ſo daß ſich daraus der Glaube verbreitet hat, ſie wechſele ſieben Mal des Tages den Geruch (daher der Name). Der Geruch hat mit dem der Tonkabohne Aehnlichkeit, hält ſich Jahre lang und theilt ſich der Wäſche und den Kleidern mit. Die Stengel mit den Blättern der im Aufblühen begriffenen Pflanze gelten daher als ein guter Schutz gegen Motten. Der Anbau unterſcheidet ſich nicht von dem der Bertramwurzel (Anacyelus officinalis). Zum Hausgebrauch hat man leicht an einigen Pflanzen im Garten genug. Der Boden darf nicht gedüngt oder ſehr nahrhaft ſein, ſonſt verliert das Aroma. Aehnlich wird Melilotus officinalis benutzt und kann ſo gezogen werden, findet ſich aber häufig auf trocknen Wieſen. — Preis pr. 50 Kilo 14 Mk. Mirabilis longiflora L. und dichotoma L. Falſche Jalappa, Wunderblume. Plenk Taf. 138 u. 139. Nyetagineae. Früher glaubte man, daß die echte Jalappe von der Mirabilis Jalappa und den oben genannten kommen, was längſt als Irrthum erkannt iſt. In warmen Lagen und geeignetem Boden beſitzen alle drei Arten, am ſtärkſten jedoch die obengenannten, beſonders M. dichotoma, Purgirkräfte. Man glaubt, daß von M. longiflora die Radix Matalistae komme. Gegenwärtig wird dieſe Wurzel in Apotheken nicht gebraucht, und wohl ſelten als Hausmittel ver⸗ langt, man kann aber nicht wiſſen, ob ſie nicht wieder in Gebrauch kommt. Zu letzterem Zwecke erzieht man die Pflanzen im Miſt⸗ | ) Nicht zu verwechſeln mit Tri onella Foenum ecum, welche Ä ebenſo genannt wird. 5 5 a beet und pflanzt ſie Mitte Mai 50 cm von einander auf tiefes, gutes Land in ſonnige, warme Lage. Es ſind ſchöne Zierpflanzen, die des Abends einen der köſtlichſten Gerüche aushauchen. Momordica Elaterium L. Ecbalium agreste Neichenb. E. officinale Nees v. E Eſelsgurke, gemeine Spritzgurke. Hayne, Bd. 8. Taf. 45, Plenk Taf. 693. Cucurbitaceae. Die Spritzgurke iſt eine am Boden liegende gurkenartige Pflanze mit 5— 6 em langen rauhborſtigen, fait ſtachligen Früchten von Geſtalt einer Gurke, aber nur 10 em lang. Officinell iſt die Frucht, Cucumis asininus, welche heftig draſtiſch purgirend wirkt. Es giebt zwei Arten der Benutzung. Entweder man ſchneidet die Gurken im Augenblick völliger Reife (die ſich dadurch anzeigt, daß der Stiel bei der leiſeſten Berührung abbricht und der Saft mit den Samen weit wegſpritzt) vorſichtig ab und läßt den Saft in ein Gefäß ſpritzen und in der Sonne trocknen. Dies giebt das weiße Elaterium (Blat. album), eine graue zerreibliche Maſſe, welche ſchon in der Doſis zu ¼ Gran heftig purgirt. Zweitens kocht man die ganze Frucht aus, und dickt den Saft zu einer ſteifen grünen Maſſe, dem Elaterium nigrum, ein, welches ſchwächer wirkt. Man muß ſich bei dem Abnehmen der reifen Früchte hüten, daß nichts in die Augen kommt, und es iſt ein ſehr gefährlicher Scherz, wenn man von Jemandem die Stiele abreißen und ſo den Saft auf ihn ſpritzen läßt. Obſchon dieſe Pflanze im Orient heimiſch iſt, ſo reift die Frucht bei uns in guten Lagen, wenn man die Pflanzen im Miſtbeet oder Töpfen anzieht, jedes Jahr vollkommen, während die von ſelbſt aufgehenden oder ins Freie geſäeten nur die erſten Früchte zeitigen. Man pflanzt fie in gutem Boden 80 em von einander. Auf großen Abſatz iſt nicht zu rechnen, wohl aber dieſe Pflanze im Auge zu behalten. Nicotiana Tabacum L. N. macrophylla Sprengel, virginiſcher Taback, mit den Unterarten, maryländiſcher und türkiſcher Taback u. a. m. Plenk Taf. 99. Solaneae * Da der gewöhnlich gezogene, Wochen lang an der Er = phingende Taback einen großen Theil ſeiner narkotiſchen Wirkung : = verloren hat und als Mediein nicht angewendet werden darf, fo muß man ihn beſonders zu dieſem Zwecke als Herba Nicotianae ziehen und behandeln. Dies kann jedoch nur in warmen Lagen und auf geeignetem Boden geſchehen, denn nur bei großer Wärme wird der Taback kräftig und fein und nur in geeignetem Boden ſtark und fett. Am beſten gedeiht er in Sandboden, wo er jedoch kein kräftiges Blatt liefert. Kalter Thonboden eignet ſich in unſerm gemäßigten Klima nicht für den Taback. Der Anbau iſt bekannt. Man ſammelt die ausgewachſenen Blätter nach und nach, und trocknet ſie entweder ſchnell in der Sonne oder in künſtlicher Wärme, was gegen den Herbſt beſonders bei dem dickrippigen virginiſchen Taback nöthig iſt. Die trocknen Blätter werden ſogleich in gut ſchließenden Gefäßen verwahrt. Man gebraucht in Amerika jetzt allgemein die friſchen Blätter gegen Geſichtsroſe. Seitdem die Zollkontrolle bei uns peinlich ſtreng geübt wird, kann man | kaum zur Kultur rathen, außer wenn man Taback für den Handel zieht. 5 Nicotiana rustica L. Bauern- oder Veilchentaback, türkiſcher-ungariſcher grünblü hender Taback. Plenk, Taf. 100. 5 Auch dieſer Taback wird auf gleiche Weiſe verwendet und zubereitet. Die Wirkung der Herba Nicotianae rusticae ſoll etwas von der des Virginiſchen Tabacks abweichen, er iſt übrigens viel länger im mediciniſchen Gebrauch. Nigella sativa L. Schwarzkümmel, ſchwarzer oder römiſcher Coriander. Hayne, Bd. 6. Taf. 18, Plenk Taf. 438. Helleborea. Der Schwarzkümmel, auch „wilde Jungfer in Haaren“ genannt, wird ſchon häufig im Großen angebaut, beſonders bei Erfurt, wohl auch zur Zierde in Gärten. Man gebraucht den u Ihwarzen rundlichen Samen (Semen Nigellae s. Melanthii) in den A hpotheken, bereitet ein Oel davon und würzt Speiſen damit, — denn er riecht und ſchmeckt angenehm muscatartig. Dieſe Ver⸗ wendung ſcheint jedoch nur in der Türkei im Gebrauch, und kommt bei uns kaum vor. Man baut den Schwarzkümmel auf unge⸗ düngtem aber guten, nicht zu leichten Boden. Man macht die Ausſaat im April, gewöhnlich breitwürfig, und thut meiſt nichts an dem Felde, da Unkraut nicht leicht dazwiſchen aufkommt. Der Ertrag iſt 6—9 Centner reifer Schwarzkümmel vom Morgen. Der Preis iſt ſehr verſchieden und ſchwankt zwiſchen 18 —48 Mk. vom Morgen. Ebenſo iſt die Nachfrage ſchwankend. Ocimum Basilicum L. Baſilienkraut, großes Baſilicum. Hayne, Bd. 11. Taf. 3, Plenk Taf. 491. Labiatae. Dieſes Küchengewürz, welches auch in Töpfen zur Zierde und des angenehmen Geruchs wegen gezogen wird, braucht man zu aromatiſchen Bädern, auch innerlich, zu Kräuterſchnupftaback, Fabrikation wohlriechender Waſſer u. ſ. w, und führt den Namen Herba Oeimi eitrati s. Basilici. Man behandelt die Pflanzen ganz wie den ſpaniſchen Pfeffer, ſucht jedoch womöglich eine Stelle von einer ſonnigen Mauer aus, und pflanzt ſie in lockere, fette Erde. Ocimum minimum L. Kleines Baſilicum. Dieſes iſt noch ſtärker und gewürzhafter, deshalb auch als Zierpflanze beliebter. Zum mediciniſchen und techniſchen Gebrauch dient es, als Herba Basilici minimi, wie das vorige, und verdient den Vorzug. Oenanthe Phellandrium Lam. Phellandrium aquaticum L. Waſſerfenchel, Roßfenchel, Waſſer⸗ körbel, Froſchpeterlein. Hayne, Bd. 1. Taf. 40, Plenk Taf. 210. Umbelliferae. 45 Dieſe ſich durch unterirdiſche Triebe (Stolonen) verbreitende Pflanze kann auch als ausdauernd angenommen werden, obſchon die Hauptpflanze immer im zweiten Jahre abſtirbt, und deshalb i die Kultur zweijährig iſt. Man benutzt die Samen (Semina Jäger, der Apotheker⸗Garten. 3. Aufl. . 5 ä ii BE Phellandrii s. Foenieuli aquatici). Wenn man dazu Gelegenheit, d. h. Waſſergräben und ſeichtes ſtehendes Waſſer hat, iſt die Kultur aus dem Grunde zu empfehlen, weil er häufig verfälſcht in den Handel kommt und von falſchen Pflanzen, z. B. vom Sium lati- folium und angustifolium, ſelbſt vom Waſſerſchierling (Cicuta virosa) geſammelt wird, indem dieſe Pflanzen einige Aehnlichkeit haben und an gleichem Standort wachſen. Man ſäet entweder den Samen ſogleich nach der Reife auf einen beſonderen feuchten Platz und verſetzt die Pflanzen im zweiten Jahre in den Schlamm der Gräben und Teiche, oder man pflanzt die Wurzelausläufer auf gleiche Weiſe. Der Same muß vollkommen reif ſein. — Preis 15—18 Mk. pr. Centner. Oenothera biennis L. Zweijährige Nachtkerze Rapontika. Plenk 295. Onagrariae. Die Rapontika iſt eine an vielen Orten zur Nahrung benutzte und kultivirte Salatwurzelpflanze, die aber auch als Radix Onograe s. Rapunculi von den Aerzten verordnet wird. Man ſammelt die Wurzel im erſten Jahre im Spätherbſt. Der Same wird im April oder Mai geſäet. Die Pflanzen, welche man im Juli und Auguſt auf guten, aber nicht friſch gedüngten Boden (am beſten nach gedüngtem Frühgemüſe oder nach Erbſen) auspflanzt, bekommen 40 em Abſtand, da ſich die Blätter ſehr am Boden ausbreiten. Die Pflanze blüht im zweiten Jahre ſchön gelb. Wo ſie einmal reifen Samen gebracht hat, kommt fie immer von ſelbſt wieder, und iſt deshalb auch, obſchon fremd in Deutſchland und Europa, überall an kieſigen Flußufern und auf Schutthaufen verwildert. Iſt, wo man ſie zum Küchengebrauch anbaut, nur gelegentlich zum Arznei⸗ gebrauch zu verwenden. Origanum majorana Z. Majoran, Garten⸗ oder Sommermajoran. Hayne, Bd. 8. Taf. 9, Plenk Taf. 494, Labiatae. 1 Der Gartenmajoran wird als Herba Majoranae s. Samsuchi 5 zu Umſchlägen, Bädern, ſelten innerlich angewendet. Seine Kultur — . iſt bekannt und hier von der Gartenkultur nicht verſchieden. Er liebt leichten guten Boden in friſcher Kraft und warmen Standort. Man ſäet im März in Miſtbeete und ſetzt die Pflanzen im Mai etwa 15 em von einander. Papaver Rhoeas L. Klatſchroſe, wilder Feldmohn, Kornroſe, Kornmohn. Hayne, Bd. 6. Taf. 38, Plenk Taf. 418. Papaveraceae. Da das Sammeln der rothen Mohnblütenblätter (Flores Rhoeados, Papaveris erratici) in den Getreidefeldern oft ſchwierig iſt, jedenfalls gegen den Willen der Beſitzer geſchieht, ſo lohnt es wirklich der Mühe, ein Stück mit Feldmohn allein anzubauen, was auf gleiche Weiſe wie bei den Kornblumen (Centaurea Cyanea) geſchieht. Das Sammeln muß bei ganz trocknem Wetter geſchehen. Man bereitet Tinctur und Syrup davon aus friſchen Blättern. Sie iſt leicht mit Papaver Argemone, noch mehr mit P. dubium zu verwechſeln, unterſcheidet ſich aber durch die Größe der ſchwarzen Stelle am Grunde der Blumenblätter und größere Blüten. Wahr⸗ ſcheinlich hat die rothblühende gefüllte Gartenſpielart von P. Rhoeas dieſelben Kräfte, und dürfte ſich zum Anbau wegen des größeren Ertrags empfehlen, wenn Unterſuchungen die Brauchbarkeit der⸗ ſelben ergeben ſollten. Papaver somniferum L. Weißer oder blauer Gartenmohn, Oelmagen, Feldmohn. Hayne, Bd. 6. Taf. 40, Plenk Taf. 417. Die Kultur des Mohns bleibt ſich zwar gleich, ob er zum Samengewinn als Oelfrucht oder zum mediciniſchen Gebrauch gebaut wird, allein die Benutzung und das Sammeln iſt ein Anderes. Man zieht zu dieſem Zwecke vorzüglich die Spielart mit weißlichen einfachen Blüten und großen länglichen, auch bei der Reife geſchloſſen bleibenden Samenkapſeln (Mohnköpfen) und weißen Samen (Mohnkörnern), wovon man die unreifen Samen⸗ kapſeln (Capita Papaveris) und den Mohnſamen (Semen Papaveris albi) benutzt. Die Kapſeln müſſen geſammelt werden, wenn ſie kaum ausgewachſen und noch milchend ſind, dann ſchnell zu trocknen, 5 m EB ANI. Ä TITN GAF DEN. a wenn fie nicht grün verlangt werden. In Südfrankreich zieht man zum mediciniſchen Gebrauch eine beſondere Spielart mit langen Köpfen, und verkauft ſie als levantiſchen Mohn. Auch die Opiumbereitung iſt in Deutſchland ſchon vielfach verſucht worden, z. B. in Erfurt, Bernburg, Nürnberg u. ſ. w., auch hat man bereits Opium im Großen fabricirt, es hat jedoch noch keine rechte Geltung bekommen können. Da die drientaliſchen und indiſchen Opiumarten ſo oft verfälſcht auf den Markt kommen und gegen⸗ wärtig Opium von den Aerzten viel verordnet wird, ſo wäre eine beſſere Opiumerzeugung im Inlande wünſchenswerth. Der Apotheker Blitz in Erfurt hat die Beobachtung gemacht, daß das Opium aus blauem Mohn mit ſchwarzem Samen mehr Morphium, das aus weißem Mohn mehr Narkotin enthält. Pastinaca sativa L. Gemeiner Paſternack, Paſtinake, Gartenpaſtinake. Hayne, Bd. 7. Taf. 16, Plenk Taf. 227. Umbelliferae. Die Gartenpaſtinake iſt zwar eine Gemüſepflanze, die friſche Wurzel wird aber auch Schwindſüchtigen und anderen Kranken als diätiſches Mittel verordnet, weshalb ſie an Orten, wo dieſes Gemüſe nicht allgemein gebräuchlich iſt, zu dieſem Zwecke kultivirt werden kann. Man ſäet den Samen im Auguſt dünn in Reihen auf tief gearbeitetes gutes, aber nicht friſch gedüngtes Land und behackt zweimal. Ernte im folgenden Jahre, bei Frühjahrsſaat im erſten. Physalis Alkekengi L. Judenkirſchen, Schlutten. Solaneae. Eigentlich Staude (A) mit fleiſchiger Wurzel, aber zweijährig zu ziehen. Wurde ſchon früher mediciniſch verwendet, dann wieder vergeſſen. Seitdem man aber in Erfahrung gebracht hat, daß die berühmten Pariſer Gichtpillen daraus bereitet werden, iſt das Mittel wieder ſehr geſucht. Es iſt mir nicht möglich geweſen zu erfahren, welcher Theil der Pflanze officinell verwendet wird. Die 5 1 der IR. der Zweige ſtehende Frucht eee kann es ae nicht jein, denn fie wird ohne Wirkung von Kindern gegeſſen. Die Pflanze wird etwa 40 em hoch und hat beſtaubt ausſehende läng- liche Blätter. — Da ſie wild an Weg⸗ und Feldrändern, beſonders auf Kalkboden wächſt, ſo würde man ſie unter ähnlichen Verhältniſſen ziehen müſſen. Pimpinella Anisum L. Anis, Enis. Hayne, Bd. 7. Taf. 22, Plenk Taf. 223. Umbelliferae. Der Anisſamen (Semen Anisi vulgaris) und Anisöl iſt vielfach im Gebrauch, und wird deshalb im Großen angebaut. Er liebt leichten, kalkhaltigen Boden, und wird wie Fenchel kultivirt, bei Erfurt allein mit Produktion von etwa 3000 Ctr. jährlich Man braucht ungefähr 10 Pfd. Ausſaat pr. Morgen und erntet 3—4 Centner Anisſamen, welcher durchſchnittlich einen Werth von 50 Mark pr. Ctr. hat. Die Reihenſaat iſt vorzuziehen, gewöhnlich ſäet man aber breitwürfig und eggt den Samen unter. Meiſtens müſſen die Felder einmal gejätet werden. Der Same fällt leicht aus, und es iſt gut, vor der allgemeinen Reife die Mitteldolden auszuſchneiden, weil dieſe ſonſt beim Raufen verloren gehen. Weniger gekannt als der Samenbau iſt die Benutzung der Spreu und der Stengel zum Oelgewinn. In Thüringen bereiten Erfurt, ſowie die Dörfer Walſchleben, Dachwig, Großrudſtedt und Schloßvippach ſolches Anisöl, und es wird von dort durchſchnittlich die Quantität von 3500 Pfd. ausgeführt und mit 10 Mk. per Pfd. verkauft. 12½ Pfd. Samen geben 15 Loth, 100 Pfd. der ſonſt werthloſen Spreu 21 Loth Anisöl. Reinertrag 120 — 130 Mk. pro Morgen, den Centner nur zu 18—20 Mk. gerechnet, während er zuweilen 36—40 Mk. koſtet. Hierzu kommt noch die Benutzung der Spreu zu Oel. Plantago Psyllium L. Flohſame, Flohkraut. Hayne, Bd. 5. Plenk Taf. 62. Plantagineae. Eine kleine aus Nordafrika ſtammende Pflanze, welche den Flohſamen der Apotheken (Semen Psyllii) liefert, und durch Ausſaat auf ſandigen trocknen Plätzen gewonnen wird. — ß Plantago arenaria Waldstein et Kit. Sandflohkraut, Sandwegerich. Hayne, Bd. 5. Taf. 16, Plantagineae. Wächſt auch in Deutſchland hin und wieder auf unfruchtbaren Sandflächen, und liefert ebenfalls Flohſamen, nach der preußiſchen Pharmakopöe ſogar vorſchriftsmäßig. Wer unfruchtbare Sand- ſtrecken hat, mag dieſe durch den Anbau dieſer Pflanze nutzbar machen, obſchon die Flohſamen wenig mehr im Gebrauch find, Pyrethrum Parthenium Smith. Matricaria Parthenium I. Mutterkraut, Magdblume. Wahres Fieberkraut. Hayne. Bd. 6. Taf. 20, Plenk Taf. 168. Compositae. Dies iſt eigentlich eine ausdauernde Pflanze, die aber zu— weilen erfriert, und in kühleren Lagen nur bei zweijähriger Kultur nutzbarer wird, während in wärmeren bei zeitiger Saat die Blüte noch im erſten Sommer gewonnen werden kann. Man gebraucht das Kraut mit den Blumen (Herba cum Floribus Matricariae s. Parthenii, H. febrifuga) faſt wie Kamillen, in neuerer Zeit jedoch nicht häufig mehr. Der Same wird dünn auf ein Gartenbeet geſäet und ſchwach bedeckt. Im Juni verſetzt man die Pflanzen 20 em von einander auf ungedüngtes Land in ſonniger trockner Lage. So lange die Beete voll bleiben, braucht man ſie nicht zu erneuern. Raphanus sativus L. Schwarzer Rettig. Hayne, Bd. 1. Taf. 41. Cruciferae. Da der ſchwarze Rettig neuerdings wieder mehr in Gebrauch gekommen iſt, Rettigbonbons u. ſ. w. bereitet werden, er auch als Radix Raphani nigri noch immer officinell iſt, ſo will ich hier wenigſtens auf dieſe Nebenbenutzung aufmerkſam machen. Man hat frühe und ſpäte Rettige, und muß beide anbauen, die ſpäten auch in Kellern und Gruben den Winter über aufbewahren. | — Ricinus communis L. Oelnußbaum, Chriſtuspalme, Wunderbaum. Hayne, Bd. 10. Taf. 48, Plenk Taf. 690. Euphorbiaceae. Der Wunderbaum liefert das vielgebrauchte Rieinusöl, aus den Ricinuskörnern (Semen Ricini vulgaris. Cataputiae majoris) bereitet. Der Anbau in wärmeren Gegenden von Deutſchland iſt ſehr zu empfehlen, da Alles darauf ankommt, friſchen Samen zu haben, was bei aus den ſüdlichen Ländern bezogenen nicht immer der Fall iſt. Er kann jedoch nur in den wärmſten Gegenden ſtatt⸗ finden, denn in Norddeutſchland und den rauheren Gegenden Süddeutſchlands bringt der Ricinus ſelten reifen Samen. Bei dem Anbau verfährt man wie mit Mais, mit dem er auch das Bedürfniß eines ſehr nahrhaften, lockeren Bodens gemein hat. Die Pflanzen brauchen 1 m Abſtand. Man kann an Ort und Stelle ſäen oder im Mai pflanzen. Der Ricinus erfriert leicht, verhält ſich alſo wie Gurken, Bohnen und Taback. Salicornia herbacea L. Glasſchmalz, Seegrappe, Meerſalzkraut. Chenopodeae. Eine niedrige Pflanze mit jaftigen Blättern, die nur in Salzboden wächſt, alſo nur um Salinen (wenn hier der Boden ſalzig iſt), und am Meere in ſüdlichen Gegenden gebaut werden kann. Sonſt wurde die Soda hauptſächlich von dieſer Pflanze gewonnen, ſeitdem man ſie aber aus Kochſalz bereitet, hat dieſe Art Gewinnung faſt aufgehört. Dagegen bearbeitet man die Salicornia in neuerer Zeit zur Gewinnung von Kleeſalz. Man ſäet die Pflanze dicht in Reihen, wie Ackerſperk, und verbrennt ſie zu Aſche, ſowie ſie Frucht angeſetzt hat. Salvin Sclarea Z. Gartenſcharlach, Muscatellerſalbey. Labiatae. a Die Blätter (Herba Sclareae) gehören zu den ſtärkſten aromatiſchen Mitteln, auch thut man ſie in den Wein, um ihm . Muscatellergeſchmack zu geben. Man erzieht ſie in warmen Lagen und auf trocknem Boden. Der Same wird dünn in Reihen geſäet. Die Pflanze iſt zweijährig, giebt alſo im zweiten Jahre Ertrag. Die Blüten beſitzen weit mehr Aroma und duften ſo ſtark, daß man ſie tauſend Schritt weit riecht, wenn ſie getrocknet werden. Zu Wein möchte ich nur die Blüten empfehlen. Schwache Bei- miſchung giebt eine Art Rieslinggeſchmack, welcher jedoch leicht zu ſtark und dann unangenehm wird. Zu einem Eimer Wein oder Apfelwein genügt eine kleine Handvoll Blüten. Satureja hortensis L. Bohnenkraut, Saturei. Hayne, Bd. 6. Taf. 9, Plenk Taf. 486. Labiatae. Das als Küchengewürz bekannte Bohnenkraut wird, mit den Blumen geſammelt, als Herba Saturejae auch in der Medicin gebraucht und zu Bädern verwendet. Saat im April; dünn, in engen Reihen. Scandix Cerefolium L. Anthriscus cerefolium Hofm. Körbel oder Kerbel. Hayne, Bd. 7. Taf. 14, Plenk 205. Umbelliferae. Das Kraut vom gemeinen Körbel, wie er im Gemüſegarten gezogen wird, iſt auch als Herba Cerefolii s. Chaerophylli zum medieiniſchen Gebrauch zuweilen geſucht. Der Anbau iſt bekannt, und ich bemerke nur noch, daß man im Sommer nie viel auf einmal ſäen darf, weil er ſogleich Blütenſtengel treibt, und ſchwach an Blättern bleibt. Sinapis nigra und alba L. Schwarzer und weißer Senf. Hayne, Bd. 8. Taf. 40, Plenk Taf. 524. Oruciferae. Der Senf wird bekanntlich im Großen gebaut und vielfach verbraucht. Er verlangt lockeren, kräftigen Boden, wie Oelfrucht, und wird wie Sommerraps behandelt. Die Reihenſaat iſt vor⸗ n a zuziehen. Die Ausſaat geſchieht im März, nachdem das Land 57 — ſchon im Herbſt gepflügt und vor dem Beſtellen nochmals geackert und geeggt worden iſt. Wendet man die Reihenſaat an, ſo wird das Feld nochmals behackt, zum erſten Male mit Handhacken, ſpäter mit Pferdehacken, wobei man die zu dicht ſtehenden Pflanzen fo lichtet, daß ſie endlich 18 em von einander in den Reihen ſtehen. Man braucht bei der Breitſaat 3 Pfd., bei der Reihenſaat 2 Pfd. Samen. Wer Senf baut, rechnet natürlich auf die Benutzung in der Küche. Der weiße Senf (Semen Sinapis albae, Semen Erucae) ſcheint neuerdings vorgezogen zu werden, wenigſtens baut das mittlere Thüringen viele tauſend Centner weißen Senf, aber faſt keinen ſchwarzen mehr. Solanum Lycopersicum Miller. Liebes⸗ oder Paradiesapfel, Tomate. Plenk Taf. 129. Solaneae. Man gebraucht die Früchte (Mala aurea v. Lycopersica) äußerlich gegen Blutgeſchwüre, häufiger jedoch das davon bereitete Muß als diätiſches Mittel. In Nordamerika, wo täglich Tomaten⸗ ſauce auf den Tiſch kommt, ſchätzt man es als Verdauungsmittel, und kocht die Früchte für den Winter ein. Man kultivirt dieſe Pflanze wie ſpaniſchen Pfeffer und Baſilikum in nicht fettem Boden und in warmer Lage. Will man eine recht gute Ernte, ſo bindet man die langen Triebe ſpalierartig an, und entſpitzt ſie, ſo wie genug Früchte angeſetzt haben, damit ſich keine jungen mehr an⸗ ſetzen, welche doch nicht zur Reife kommen. Nur die großfrüchtigen Sorten find kulturwürdig ). Solanum nigrum L. Gemeiner oder ſchwarzer Nachtſchatten. Hayne, Bd. 2. Taf. 40, Plenk 120. Der Nachtſchatten iſt zwar ein gemeines Unkraut, es giebt aber Gegenden, wo es nicht vorkommt, und in den Gemüſegärten, ) Die Sorten und Küchenverwendung findet man in meinem eben i in 5 gleichem Verlage erſchienenen . zweites wee i wo es am liebſten wächſt, wird es nicht geduldet. Da nun das Kraut (Herba Solani nigri) faſt nur friſch gebraucht wird, fo kann es in manchen Fällen zweckmäßig ſein, dieſe Pflanze zu ziehen. Man wird es in dieſem Falle breitwürfig ſäen und keine Bearbeitung daran nöthig haben. Zum Anbau eignen ſich auch Schutthaufen. Während der Nachtſchatten in manchen Gegenden mit 25 Mk. der Centner bezahlt wird, iſt in den meiſten Deutſchlands gar keine Nachfrage. Spigelia Anthelmia L. Südamerikaniſches Wurmkraut, Wormgrass. Plenk Taf. 88. Gentianeae. Dieſe einjährige Pflanze iſt in Amerika ein berühmtes Wurm⸗ kraut, und kommt als Herba Spigeliae Anthelmiae wiewohl ſelten nach Europa. Friſch iſt die Pflanze ein gefährliches Gift, wovon ſchon die Ausdünſtung nachtheilig werden kann und = 7 womit auf den Antillen häufig Vergiftungen ausgeführt werden. Als beſtes Gegengift rühmt man den Zucker. Da die Pflanze im Vaterlande ziemlich hoch im Gebirge wächſt, ſo könnte in warmen Lagen der Anbau vielleicht gelingen. Man ſäet den Samen auf fruchtbares Gemüſeland in friſcher Dün⸗ gung, weil es in Weſtindien nur auf fetten Feldern wächſt. Spilanthes Acmella L. Ucmelle oder indiſches Harnkraut, wahre Fleckblume. Compositae. Man brauchte ſonſt die oſtindiſche Acmelle vielfältig auch in Europa, allein der hohe Preis dieſes Arzneimittels (es koſtete die Unze 22 holländiſche Gulden) ließ den Gebrauch faſt abkommen. Nach Erfahrungen in den botaniſchen Gärten läßt ſich aber die Acmellapflanze jo gut wie die nachbeſchriebene Parakreſſe an warmen Plätzen auch in Deutſchland ziehen, und jedenfalls iſt der Anbau eines Verſuches werth und Apothekern zu empfehlen. Man wird wohl thun, die Kultur ganz wie diejenige der als Zierde gebräuchlichen Sommergewächſe zu betreiben, den Samen ie im April in Miſtbeete oder Töpfe zu ſäen und Mitte Mai in's Freie an einen warmen Platz in guten Boden zu pflanzen. Vielleicht glückt ſogar die Ausſaat in's Freie. Spilanthes oleracea Jacg. Parakreſſe, Paraguay⸗Roux. Die Parakreſſe (Cresson de Para) wird in deutſchen Gärten als Zierblume, ferner zum Küchengebrauch, endlich auch zum medieiniſchen Gebrauch als Zahnwehmittel gezogen, und hat ſich in letzterer Eigenſchaft neuerdings Ruf erworben. Man ſammelt das Kraut mit den Blumen (Folia s. Herba et Flores Spilanthes oleracei), gebraucht es auch wohl friſch als Zahnwehmittel, indem man es kaut. Anzucht im Miſtbeet und an ſonnigen Stellen auf gutem Boden. Trigonella foecum graecum L. Griechiſches Heu, Kuhhornklee, Siebenzeiten. Hayne, Bd. 8. Taf. 41, Plenk Taf. 573. Papilionaceae. Dieſe Pflanze wird in Thüringen und Franken der Samen wegen gezogen und es hat ſich der Anbau in Thüringen auf neue Diſtricte verbreitet, muß daher lohnend ſein. Die Gegend von Erfurt produzirt etwa 4000 Centner jährlich. Die Samen, Bockshornſamen (Semen foeni graeci) werden vielfältig beſonders auch von Thierärzten benutzt. Die Kultur iſt ganz wie Anis, Fenchel, Coriander u. ſ. w. Da alles auf ſchöne, ausgebildete Samen ankommt, ſo muß man dünn ſäen, wozu pr. Morgen ungefähr 20 Pfund Saatgut gehören. Man darf ihn nicht ſtark bedecken, und muß nach dem Eggen walzen. Es iſt zweckmäßig, ſehr dünn große Bohnen (Vicia Faba) mit zu ſäen, an denen ſich die ſchwachen Pflanzen feſthalten. Man erntet, wenn der größte Theil der Schoten reif iſt, ohne auf die Reife aller zu warten, weil ſonſt der beſte Same ausfällt. Ertrag 90 —120 Mk. pr. Morgen. 5 — 614 Tropaeolum majus L. Kapuzinerkreſſe, indiſche Kreſſe. Plenk Taf. 44. Tropaeoleae. Von dieſer bekannten Gartenblume werden Kraut und Blumen (Herba et Flores Nasturtii indici s. Cardami majoris) als antijcorbu- tiſches Mittel benutzt. Daß die Blumenknospen und weichen Samen wie Kapern eingemacht werden, iſt bekannt. Man mag gelegentlich von dem mediciniſchen Gebrauch Nutzen ziehen, wenn man dieſe Kreſſe auch nicht blos deshalb kultivirt. Anzucht der Pflanzen im Miſtbeete und Auspflanzen nach Mitte Mai an Geländer oder andere Stützen. Wächſt bekanntlich über 2 m hoch, und kann auch über Mauern herabhängen und an Häuſern gezogen werden. An warmen Orten legt man den Samen im April ſogleich in's Freie. Verbascum Thapsus Schrader. Gemeine Königskerze, Wollkraut, Himmelbrand. Hayne, Bd. 12. Taf. 38. Verbascineae. * Verbascum thapsoides Schrader. Wollige Königskerze, weißes Wollkraut, Fackelkerze. Hayne, Bd. 12. Taf. 39. Verbascum phlomoides L. Königskerze, Fiſchkörnerkraut. Hayne, Bd. 12. Taf. 40. Von dieſen drei wildwachſenden Pflanzen werden die Blätter (Herba Verbasci) und die Blumen ohne Kelche (Flores Verbasci) geſammelt. Da man aber nie viele Pflanzen auf einer Stelle antrifft, ſeitdem man keine Brachfelder mehr unbebaut liegen läßt, und Schutthaufen faſt die einzigen Standorte ſind, iſt die Kultur zu empfehlen und bereits hie und da verbreitet. Der größeren Blumen wegen verdient v. Thapsus den Vorzug. Man behandelt die Pflanzen ganz wie den rothen Fingerhut, baut ſie jedoch auf trocknen, ſonnigen Plätzen in ſandigem oder ſteinigem Boden an. Das Sammeln der Blüten ohne Kelche muß bei trocknem Wetter jeden Tag, nachdem der Die Blüten werden ohne vieles Umwenden und Drücken ſchnell getrocknet und ganz trocken in gut verſchloſſene Gefäße gelegt, ohne ſie einzudrücken, erſt in Büchſen und Töpfe, ſpäter, wenn dieſe voll ſind, in mit Papier ausgeklebte Kiſten oder Tonnen. Ein ganz trockner Aufbewahrungsort iſt durchaus nothwendig. Der Same wird benutzt, um Fiſche damit zu betäuben, ganz wie Cocolskörner, wird aber in Apotheken nicht geführt. Preis der Blüten 1—1,20 Mark, der Blätter geringer. Viola tricolor L. Stiefmütterchen, Ackerveilchen, Freiſamkraut, Sammtveilchen. Hayne, Bd. 3. Taf. 4 u. 5, Plenk Taf. 614. Violariae. Zu Herba Jaceae s. Violae tricoloris nimmt man ſowohl das wilde Ackerveilchen als auch das Gartenſtiefmütterchen, jedoch nicht die neuen großblumigen verſchieden gefärbten Sorten, weil dieſes Baſtarde von anderen Veilchenarten ſind, ſondern nur von dem durch Kultur veränderten Feldſtiefmütterchen mit blau, weiß und gelben Blumen, mit hohen Stengeln, kleinen, nicht ſaftigen Blättern und ohne ſtaudenartigen Wurzelſtock. Obſchon dieſe Form in neuerer Zeit ſelten vorkommt, ſo findet man ſie doch noch manchmal verwildert in ſonnigen Grasgärten und Kleefeldern. Zum wirklichen Anbau für Apotheken benutzt man nur das kleinblumige Ackerſtiefmütterchen, mit hellgelben und weißlichen Blumenblättern. Das Land, worauf die Stiefmütterchen gezogen werden, muß gut, aber keineswegs fett ſein. Man ſäet den Samen im März oder April in Reihen, begießt ihn bis zum Keimen reichlich, und behackt die Beete mehrmals. Oder man ſäet im Sommer, pflanzt im September und erntet im Mai des folgenden Jahres, während die einjährigen erſt im Juli und Auguſt blühen und nie ſo ergiebig ſind. Man kann auch die Stiefmütterchen in Kleefeldern, beſonders in Esparſette (weil dieſer dünn ſteht und ſpät gemäht wird), verwildern laſſen, wenn man Samen dazwiſchen ſtreut und dann etwas gute Erde zur Deckung auffüllt. Die Pflanzen werden, ehe ſie voll blühen, abgeſchnitten, ſo weit ſie mit Blättern beſetzt ſind. Das Stiefmütterchen gehört zu den ſogenannten Blut⸗ reinigungskräutern und wird nur als Thee getrunken. Zweite Abtheilung. Ausdauernde oder perennirende krautartige medieiniſche Pflanzen oder Stauden. Achilles nobilis L. Edle Schafgarbe. Compositae. Die edle Schafgarbe iſt der gemeinen ähnlich, hat aber einen viel kräftigeren, angenehmeren, kampherartigen Geruch, und es wird dieſe Art überall, wo ſie zu haben iſt, vorgezogen, weshalb man ſie anbauen ſollte. Sie liefert Herba und Flores Millefolii nobilis. Man muß dazu trocknen, nicht nahrhaften Boden und eine ſonnige Lage wählen. Die Anpflanzung geſchieht durch Zertheilen der Stöcke und Ausſaat, und man giebt den einzelnen Pflanzen mindeſtens 20 em Abſtand. Bevor die Stauden den ganzen Platz einnehmen und förmlich verraſen, kann man die Beete behacken. Läßt das Wachsthum nach, ſo legt man ein neues Beet an. Ich empfehle den Anbau auf trocknen Wieſen, indem man bei der Anſaat Samen darunter miſcht, bei beſtehenden Wieſen aber die Maulwurfshaufen bepflanzt. Auf dieſe Art werden zugleich ſchlechte Wieſen verbeſſert, denn dieſe Pflanze iſt ein gutes Viehfutter. Achillea Ageratum L. Balſamgarbe, gelbe Schafgarbe. Plenk Taf. 300. 8 f Dieſe liefert die Summitates Agerati, Eupatorii Mesues, welche einen ſehr angenehmen Balſamgeruch haben, aber in Deutſchland — . 2 ſelten gebraucht werden. Man ſammelt das Kraut, d. h. die Blätter und Blumen. Der Anbau iſt wie bei A. nobilis. Auch die gemeine Schafgarbe (Achillea millifolium) wird vielfach als Heil⸗ mittel angewendet, jedoch mehr als Hausmittel. Sie iſt überall ſo häufig, daß der Anbau ſchwerlich lohnend iſt. Achillea Ptarmica, welche im Habitus ganz von den übrigen Arten abweicht und an feuchten Ufern wächſt, galt früher als Heil⸗ mittel und wurde grün gegen Zahnweh gekaut. Aconitum Napellus L. Wahrer Eiſenhut, Sturmhut, Napellenkraut u. ſ. w. Helleboreae. Aconitum neamontanum Willd. A. Stoerkeanum Reichenbach, A. Napellus Stoerk,, A. Camarum L. Giftiger Eiſenhut. Hayne, Bd. 12. Taf. 15, Plenk Taf. 435. Beide Pflanzen, welche viel⸗ fach verwechſelt werden, liefern die Herba Aconiti s. Napelli, woraus das jetzt auch in der Homöopathie ſo häufig ange⸗ wendete Aconitin bereitet wird. Die Arzneikenner ſind ſelbſt im Streit, welche von beiden Pflanzen kräftiger wirkt und giftiger iſt, doch entſcheiden ſich die meiſten für A. neamontanum, welches auch von der preußiſchen Phar⸗ makopöe vorgeſchrieben iſt. Unſere Abbildung zeigt die als A. Na- pellus Sioerk, betrachtete Art. Beide ſind ſtark narkotiſch giftig. Der ſtarke Verbrauch dieſes Arzneimittels hat ſchon längſt zum Anbau zu mediciniſchen Zwecken dieſer Pflanzen, welche auch als Zierblumen häufig in 8 ; D N 2 — = er “_ 6 — — u Bar den Gärten gezogen werden, geführt, und ſicher liefern die in nicht zu nahrhaftem Boden an ſchattigen Stellen gezogenen Pflanzen ein ebenſo brauchbares Kraut, wie die wildwachſenden. Die Pflanzen vermehren ſich leicht durch Theilung, bleiben aber im erſten Jahre der Pflanzung ſchwach. Man ſammelt die Blätter des Eiſenhutes zu Anfang der Blütezeit, und trocknet ſie ſchnell. Nach einigen Pharmakopöen ſoll man auch die fleiſchige Wurzel mit den Blättern benutzen. Es wird gut ſein, hin und wieder die Beete ungeſtört zu laſſen, damit durch das alljährliche Abſchneiden die Pflanzen nicht ſchwach, weniger ergiebig und wohl auch weniger wirkſam werden. Wechſelt man ſo mit dem Schneiden der Beete ab, ſo kann man große Pflanzungen davon in Parkanlagen machen und zugleich eine Gartenzierde haben. Dieſe Pflanzen verlangen einen Abſtand von mindeſtens 50 em und, einmal gepflanzt, nur Lockerung des Bodens im Frühjahre. In Betrachtung iſt zu ziehen A. ferox (virosum) vom Himalaya aus Nepal, eine furchtbare Giftpflanze, in Indien Biſch genannt, wovon ſchon ein Gran Extract kleine Thiere in wenigen Minuten tödtet. Nach anderen Pflanzen dieſer Gegend zu ſchließen, muß ſie bei uns im Freien zu kultiviren ſein. Acorus Calamus L. Kalmus, deutſcher Ingwer. Hayne, Bd. 6. Taf. 31, Plenk Taf. 24. Aroideae. Die Kalmuswurzel, oder vielmehr der Wurzelſtock (liegende Stamm) dieſer Pflanze hat bekanntlich eine im Norden allgemein verbreitete Anwendung, und die Radix Calami aromatici wird vielfach gebraucht, er wächſt aber gleichwohl nicht allzuhäufig, und iſt, wie man ſagt, nur aus den Gärten ſeit dem ſechszehnten Jahr⸗ hundert verwildert. Wer in ſeinen Beſitzungen Sümpfe, Gräben und Teiche hat, thut daher wohl, die Pflanze künſtlich zu ver⸗ 8 mehren und anzupflanzen, und wird dadurch einen nicht unbedeuten⸗ | . 0 Jäger, der Apotheker⸗Garten. 3. Aufl. 5 3 . 5 „„ 3 den Nutzen haben. Man gräbt die Wurzeln zur Herbſtzeit, wenn die Gräben und Teiche der Fiſcherei oder des Ausſchlemmens wegen trocken gelegt werden und die Sümpfe und Lachen zugänglich ſind. Hierzu bedient man ſich am beſten eines Miſthakens, mit dem man die im Schlamm kriechenden Wurzelſtöcke leicht ausreißt und an's Trockne zieht. Sie werden dann vom Schlamm gereinigt, von den eigentlichen Wurzeln befreit und dünn geſchält, darauf getrocknet, wenn es ſein muß, unter Anwendung künſtlicher Wärme. Die Anpflanzung geſchieht einfach dadurch, daß man die alten Stöcke in viele kleine mit Wurzeln verſehene Stücke zerreißt und dieſe in den Schlamm legt, bevor das Waſſer angelaſſen wird. Das Waſſer darf nicht über 12—15 em Tiefe haben. Man ver⸗ wechſele dieſe Pflanze nicht mit dem ſehr ähnlichen Waſſerſchwertel oder falſchen Kalmus, welcher ſchöne gelbe Blüten hat, aber keinen Geruch. — Der Centner gut behandelter, geſchälter trockner Wurzeln koſtet 18— 20 Mk. Zum Candiren in Zucker nimmt man friſche Wurzeln. Actaea racemosa L. Cimicifuga Serpentaria Pars). Nordamerikaniſche oder ſchwarze Schlangenwurzel. Ranunculaceae. Dieſe bei uns als Zierde in den Gärten vorkommende Pflanze iſt die gegen den Biß der Klapperſchlangen von den Indianern angewendete Schlangenwurzel (Radix Actaeae S. Christophorianae americanae, Cimicifugae Serpentariae) der Nordamerikaner, ſcheint aber in Europa kaum im Gebrauch. Dieſe Pflanze breitet ſich mit den Blättern ſehr aus, und braucht deshalb einen Abſtand von 50 — 60 cm. Man pflanzt fie auf nahrhaften, nicht zu trocknen Gartenboden. Da ſich die Stöcke nicht ſtark beſtocken, ſo iſt es zweckmäßig, ſie aus Samen zu erziehen, den ſie reichlich anſetzt. Säet man dieſen im Frühjahr, ſo werden die daraus erzogenen Pflanzen vom dritten Jahre an ſtarke Wurzeln liefern. c re Adiantum pedatum Willd. Nordamerikaniſches Frauenhaar. Filices. Plenk Taf. 18. Das Nordamerikaniſche Frauenhaar wird in Frankreich unter dem Namen Capillaire de Canada gern angewendet und iſt eine ſehr ſchöne Zierpflanze, die man an ſchattigen Plätzen ziehen kann. Es ſoll ganz wie das Europäiſche echte Frauenhaar (A. Capillus Veneris) wirken. Man ſammelt die ausgewachſenen Blätter, ehe ſie gelb werden, was zeitig im Sommer der Fall iſt. Es verlangt Waldboden mit Humus gemiſcht, und wird durch Zertheilen der Stöcke vermehrt. Bodenlockerung und Bearbeitung findet dabei nicht ſtatt. Agrimonia Eupatoria L. A. odorata. Odermennig, Steinwurzel, Heil-aller-Welt. Hayne, Bd. 2. Taf. 19, Plenk Taf. 364. Sanguisorbeae. Dieſe in Amerika und in Deutſchland auf Waldwieſen wild wachſende, im Herbſt blühende, angenehm riechende Pflanze iſt bei uns wenig mehr im Gebrauch. Sollte dies je wieder der Fall ſein, worauf neuere Empfehlungen hindeuten, ſo kann man zur Gewinnung der Herba und Radix Agrimoniae dieſe Pflanze an Waldrändern, wo kein Gras wächſt, anbauen, ohne gutes Land zu opfern. Sie wird ſich leicht aus Samen vermehren laſſen. Althaea officinalis L. Eibiſch, Altheewurzel, weiße Pappel, Heilwurz u. ſ. w. Hayne, Bd. 3. Taf. 25, Plenk Taf. 638. Malvaceae. Der Eibiſch wächſt am Meeresſtrande und feuchten Plätzen hier und da wild, wird aber ſchon längſt mit Vortheil im Großen angebaut, beſonders in Franken bei Erlangen, Forchheim u. a. Orten. Man benutzt vorzüglich die Wurzel (Radix Althaeae), Altheewurzel, ſeltener Kraut und Blumen (Herba und Flores Alth.) Sie verlangt 2 E guten humusreichen Boden, am beſten lehmigen Sandboden und eine etwas feuchte Lage. Man erzieht die Pflanzen aus Samen, ſeltener durch Stocktheilung, und pflanzt fie 50 —60 em von ein⸗ ander in tief gelockerten Boden. Nach 2—3 Jahren iſt die Wurzel brauchbar, und wird ſpät im Herbſt ausgegraben und friſch geſchält, wohl auch zum Trocknen in Scheiben geſchnitten. Man kann den Boden zum Zwiſchenbau für andere Gewächſe benutzen, da die Pflanzen zwar hoch werden, aber wenig beſchatten. Der Anbau dieſer Pflanze zehrt das Land ſehr aus, und man muß zuweilen die Plätze wechſeln. Doch zieht ſie, wie die Kleearten, die Nahrung mehr aus der Tiefe. Anchusa tinctoria L. Falſche Alkanna, färbende Ochſenzunge. Hayne, Bd. 10. Taf. 11, Plenk Taf, 80. Boragineae. Die Alkannawurzel (Radix Alkannae, Alkannae spuriae) dient nur zum Färben gewiſſer Fette, als Pomade u. ſ. w., wird daher wenig gebraucht. Die Pflanze wächſt in Südeuropa auf Gebirgen wild, kann aber in den würmeren Gegenden Deutſchlands angebaut werden. Man zieht ſie aus Samen (der jedoch nur in guten, warmen Lagen reift), oder durch Wurzelſtücke und Zertheilung der Wurzeln. Die Alkanna verlangt guten, nicht mit friſchem Miſt gedüngten Boden und tiefe Bearbeitung, ſowie öftere Lockerung. Man giebt den nicht hoch werdenden Pflanzen in den Reihen 15—20 em Abſtand und den Reihen 30 em Entfernung. Es wird gut ſein, im Spätherbſt das Beet mit Laub zu bedecken. Anemone pratensis L. Pulsatilla pratensis Miller, Wieſenküchenſchelle, hängende Küchenſchelle. Hayne, Bd. 1. Taf. 23, Plenk Taf. 454. Dieſe und die folgende Pflanze liefern Herba Pulsatillae, Ph ulsatiliae vulgaris s. coeruleae, H. Nolae culinariae, welches Arzneimittel häufig, beſonders in der Homöopathie angewendet wird, weshalb die wildwachſenden Pflanzen wahrſcheinlich in kurzer Zeit nicht mehr ausreichen werden und der Anbau um ſo eher lohnen wird, da man hierzu unfruchtbare Bergtriften benutzen kann. Man benutzt davon die Blätter, vorzüglich von 4. pratensis, wie es von den meiſten Pharmokopben vorgeſchrieben wird, wes⸗ halb man auch dieſe bei dem Anbau bevorzugen ſoll. Die Blätter werden geſammelt, wenn ſie vollkommen ausgewachſen ſind, man thut aber wohl, wenn man nicht alle Blätter von einer Pflanze ſammelt, um dieſe nicht zu ſchwächen. Der natürliche Standort iſt auf höheren, im Frühling feuchten, im Sommer trocknen, unfruchtbaren Grasplätzen und ſchlechten Waldwieſen, auf Falk haltigem Boden, und der Anbau wird nur auf dieſem vollkommen gelingen. Die Anpflanzung ge⸗ ſchieht durch Stocktheilung im Herbſt, weil die Pflanzen ſchon im erſten Frühling nach dem Schmelzen des Schnees Blätter treiben. Man könnte ſie auch aus Samen erziehen, den man im Herbſt ausſäet. Die Pflanzen können dicht ſtehen, ohne Reihen zu bilden. Eine Bearbeitung des Bodens iſt nicht nöthig, nicht ein⸗ mal rathſam, und man hat nur das etwa überhand nehmende Un- kraut zu vertilgen. Von Zeit zu Zeit (etwa alle 6— 10 Jahre), kann man die Pflanzung erneuen und dabei den Platz wechſeln. A. pratensis verträgt und ver⸗ langt mehr Feuchtigkeit als Pul- satilla. Die Blätter müſſen ſchnell getrocknet und gut aufbewahrt werden. Man benutzt jedoch viel häufiger die friſchen, als die trocknen Blätter. Das Gift beider . ſcheint nicht beſonders gefährlich zu ſein. a 2 Ss . nn Anemone Pulsatilla L. Pulsatilla pratensis Miller. Küchenſchelle, Kuhſchelle, Oſterblume :c. Hayne, Bd. 1. Taf. 22, Plenk Taf. 455. Ranunculaceae. Anthemis nobilis L. Edle oder römiſche Kamille, Romai. Hayne, Bd. 10. Taf. 47, Plenk, Taf. 619. Compositae. Die römiſche Kamille wird außer Deutſchland wie die gemeine Kamille gebraucht, obſchon ſie anders wirken ſoll, und bei uns in anderen Fällen verordnet wird. Gleichwohl iſt der Verbrauch dieſer Kamillen ziemlich ſtark und nimmt von Jahr zu Jahr zu, wie der vermehrte Anbau und gute Preis in ſächſiſch⸗altenburg⸗ ſchen Kamillengegenden beweiſt. Die meiſten Blüten gehen nach England, Rußland und Amerika. Am ſtärkſten hat ſich der Kamillenbau im Süden und Weſten von Leipzig bis Altenburg entwickelt, und es iſt der Bahnhof zu Kieritz an der ſächſiſch⸗ „ bayeriſchen Bahn der Hauptſtapelplatz für dieſe Waare, von wo aus jährlich viele Tauſend Centner verſchickt werden. Man benutzt nur die Blumen (Flores Chamomillae romanae s. C. nobilis). Dieſe Pflanze verlangt mittelmäßigen Boden, ſonnigen, trocknen Standort und öfteres Umpflanzen, weil die Pflanzungen oft lückenhaft werden, und die Pflanzen mit ihren kriechenden Stengeln ineinanderwachſen und faulen. Die Fortpflanzung geſchieht leicht durch Stocktheilung. Die Pflanzung geſchieht im April in ungedüngtes Land, indem es in fettem Boden wenig Blüten giebt. Die Pflanzen werden zerriſſen und getheilt, und bekommen einen allſeitigen Abſtand von 20 em. Bleibt das Land unkrautfrei, ſo wird nicht behackt, außerdem wird es nöthig, um das Unkraut zu vertilgen. Iſt das Frühjahr nicht zu trocken, ſo breiten ſich die Pflanzen ſchnell raſen⸗ artig aus und bedecken den Boden. Die Blütezeit beginnt im Juli und dauert bis zum Herbſt. Man pflückt ſie einzeln ab (da ſie nicht wie die gemeine Feldkamille ausgekämmt werden können), und zwar, wenn die gelben Scheibenblümchen (die gelbe Mitte) ſichtbar werden. Faßt man die Blüten oben mit zwei Fingern, ſo bleiben ohne beſondere Vorſicht die Stiele an der Pflanze. Das Trocknen im Schatten muß ſchnell vor ſich gehen, damit die Waare ganz weiß bleibt, denn nur ſolche iſt zu gutem Preis verkäuflich. Der Preis ſchwankt zwiſchen 25-60 Pfg. pr. Pfd. und hat ſchon 1,20 Mk. betragen. Da ſich die Kamille trocken in Fäſſern gut verpackt mehrere Jahre gut hält, ſo heben Bauern, welche nicht nothwendig Geld brauchen, die Waare bei zu niedrigen Preiſen auf, bis beſſere kommen. Die Preisſchwankungen beſtimmen den Reingewinn. Zuweilen beträgt der Rohertrag von einem Altenburger Acker von 200 zehnelligen Quadratruthen (= 2,5245 preuß. Mg.) 2000 Mk. Andere Angaben nennen 600 Mk. Roh⸗ ertrag vom preuß. Morgen. Die Sammel- und Trocknenkoſten ſind ſehr bedeutend, ſelbſt wenn Kinder mit dazu verwendet werden. Apocynum cannabinum L. Amerikaniſcher Hanf. Apocyneae. Bis jetzt ift dieſe Pflanze nur in Nordamerika, Rn Vater 1 lande, gebräuchlich, und die Wurzel wird als Radix Apocyni an rn FE nabini wie Ipecacuanha und als Diureticum verordnet. Die gebräuchliche Wurzel iſt kriechend und durchzieht den Boden in kurzer Zeit wie ein Netz, läuft auch in das benachbarte Land und wird dadurch läſtig. Man giebt den Pflanzen 45 cm Abſtand und läßt ſie nach dem zweiten Jahre verwildern und ungeſtört, nur das ſchädliche Unkraut beſeitigend, denn nur ſo kann man im dritten oder vierten Jahre auf gute Ernten rechnen. Man thut wohl, das Land nicht zu wechſeln, um nicht den Garten damit zu verunreinigen, und braucht meiſt gar nicht neu zu pflanzen, da jedes in der Erde bleibende Wurzelſtück eine neue Pflanze bildet. Aus den Stengeln läßt ſich ein feiner Flachs (indianiſcher Hanf) bereiten. Apocynum androsaemifolium L. Fliegenfänger oder Mückenwürger. Apocyneae. N, Dieſe ſcharf giftige Pflanze wird in Nordamerika fait ganz wie Apocynum cannabinum gebraucht, und erregt Brechen, äußerlich Entzündung, Blaſen und Geſchwüre. Sie findet ſich längſt als Zierpflanze in den Gärten, und wird wie die vorige behandelt. Auf Rabatten wird ſie bald läſtiges Unkraut, da ſich die Ausläufer weit verbreiten. Artium Lappa Willd. Lappa major Gärt., Lappa officinalis Al., Lappa tomentosa Lam. und L. minor DC, Klette, Klettenwurzel. Compositeae. Mag man von der Wirkſamkeit der Klettenwurzel denken, wie man will, Thatſache iſt, daß dieſelbe in großer Menge zur Dar⸗ ſtellung des ſogenannten Klettenwurzelöls (welches angeblich auf Haarerzeugung wirken ſoll) verbraucht wird, und die Kultur darum lohnend fein müßte. Man kann fie wie ausdauernde Wurzel- gemüſe in gutem aber ungedüngtem Boden erziehen, und gedeiht ſie beſonders gut auf Schutthaufen. Die große Pflanze erfordert weiten Stand in Reihen und vermehrt ſich durch Samen, Neben⸗ wurzeln und Wurzelſtücke. Zur Erzeugung ſtarker Wurzeln ge⸗ hören drei Jahre. Die Pflanze iſt eigentlich zweijährig, d. h. ſie blüht im zweiten Jahre, ohne jedoch ganz abzuſterben. Behandelt man ſie wie Archangelika (Angelika), ſo wird der Erfolg ſicher gut ſein. Aristolochia Serpentaria Rafinesque. Virginiſche Schlangenwurzel, virginiſcher Baldrian. Aristolochia. Eine Gebirgspflanze Nordamerika's, unſerer gemeinen Oſterluzei etwas ähnlich, jedoch in allen Theilen größer. Nach Geiger's pharmaceutiſcher Botanik (2. Aufl.) wird die berühmte Schlangen wurz (Radix Serpentariae virginicae) von verſchiedenen Pflanzen geſammelt; jo von A. hastata, A. tomentosa (Siphioca tom.), offi- . einalis Nees ab E. (A. Serpentaria oblonga) ete. Die echte Pflanze, oder vielmehr die richtige A. Serpentaria möchte mithin ſchwer zu a bekommen ſein. Man würde fie an ſonnigen, trocknen Plätzen bauen und am beſten halb verwildern laſſen. Alle nordamerika⸗ niſchen Ariſtolochien vermehren ſich leicht durch Samen, den man auf guten Gartenboden ausſäet. Aristolochia longa L. Langer Oſterluzei. Hayne, Bd. 9. Taf. 20, Plenk Taf. 649. Aus Südeuropa, aber bei uns im Winter aushaltend. Sie liefert die Radix Aristolochiae longae verae, welche ſtärker wirkt, als die einheimiſche A. Clematitis, und wahrſcheinlich dieſelbe ent- behrlich macht. Aristolochia rotunda L. Runder Oſterluzei. Hayne, Bd. 9. Taf. 22, Plenk Taf. 648. Ebenfalls aus Südeuropa, und als Radix Aristolochiae rotundae verae wie die vorige verwendet. Die Pflanzen verlangen tiefen Boden, der jedoch ſteinig und ſchlecht ſein kann, und die letzteren wachſen auch auf Kiesbänken an Flußufern gut. Man kann ſie aus Samen ziehen oder durch Zertheilen der Stöcke ver⸗ mehren. A. rotunda vermehrt ſich auch durch die zum Arznei⸗ gebrauch dienenden, einer Kartoffel ähnlichen Wurzelknollen. Aristolochia Clematitis L. Gemeiner Oſterluzei. Hay ne, Bd. 9. Taf. 24, Plenk Taf. 650. Der gemeine Oſterluzei iſt zwar jetzt faſt nur in der Thier⸗ heilkunde gebraucht, aber die davon geſammelte dünne Wurzel und das Kraut (Radix und Herba Aristolochiae longae vulgaris tenuis) werden neuerdings auch von anderen Aerzten mehr berückſichtigt 5 und wieder empfohlen. Die Blätter werden ſeit undenklichen Zeiten zur Heilung von Geſchwüren angewendet. Dieſe Pflanze 7 Sr | wächſt keineswegs jo häufig, daß ihr An⸗ bau überflüſſig wäre. Man findet ſie nur an ſonnigen Bergen zwiſchen Steingeröllen und lichtem Gebüſch, an Hecken und ähn⸗ lichen unfruchtbaren Orten, beſonders auf Kalkboden. Aus dieſem Standorte läßt ſich die künſtliche Kultur leicht folgern. Die Pflanze iſt ſtark giftig. — Das Kraut wird mit 15 Pfg., die Wurzel mit 70 Pfg. pr. Pfd. bezahlt. Amoracia rusticana Gaertner. Cochlearia Armoracia I. Meerrettig, Krän. Hayne, Bd. 5. Taf. 29, Plenk Taf. 415. Cruciferae. Der gemeine Meerrettig, deſſen Wurzel (Radix Armoraciae s Raphani rusticani) friſch verordnet wird, ſollte in jedem Apotheker⸗ garten vorräthig ſein, da er als Gemüſepflanze in vielen Gegenden nicht gebaut wird. Die Kultur iſt bekannt. Arnica montana L. Wohlverlei, Fallkraut, Sankt Lucianskraut, Johannisblume ꝛc. Hayne, Bd. 6. Taf. 7, Plenk 623. Compositae. Die Arnica iſt eins der berühmteſten Arzneimittel und neuer⸗ dings beſonders durch die Homöopathen bevorzugt, auch im Volke als die beſte Heilpflanze gekannt und geſucht. Man benutzt davon Wurzel, Kraut und Blumen (Radix, Herba, Flores, Arnicae), am meiſten die Blumen, am ſeltenſten das Kraut. Da dieſer Pflanze ſehr nachgeſtellt wird, und ſie nur auf höheren Gebirgswieſen, welche nicht oder nur einmal im Juli gemäht werden, wild wächſt, ſo kann es kommen, daß ſie wildwachſend ſelten und theuer wird, und dann könnte man ſie im Großen anbauen. Dies geht jedoch nur in den oben bezeichneten Lagen an, allenfalls auf rauhen Hochebenen und in kalten Waldgegenden mit feuchtem, moorigem Boden mit vielen Niederſchlägen, da die Arnica in der wärmeren, trocknen Ebene nicht fortkommt. Man hätte die Kultur dieſer Pflanze wie folgt zu betreiben. Schlechte einſchürige Wieſen oder Triften, vorzugsweiſe mit Moorboden, in geeigneter Lage werden umgepflügt, geeggt und ſo zubereitet, daß Grasſamen darauf geſäet werden kann. Unter dieſen miſcht man 1 Arnicaſamen und ſäet unmittelbar nach der Reife des Samens im Auguſt oder zeitig im Frühjahr. Das Land wird nach der Ausſaat leicht mit der Dorn- egge überzogen und feſtgewalzt. So wird man ſchon im folgenden Jahre eine beſſere Heuernte machen, darf aber das Gras nicht zu hoch werden laſſen und es zu kurz hauen, damit die Arnicapflanzen nicht Schaden leiden. Nach 3 —4 Jahren find die Wurzeln ſtechbar und im zweiten giebt es ſchon Blumen in Menge. Wenn man die Wurzeln haben will, wird die Wieſe zeitig im Frühjahr oder im Spätherbſt umgegraben, wobei man die Wurzeln auslieſt und ſchnell trocknet. Man kann nun dieſelbe Wieſe wieder friſch beſäen, und ſo werden ſchlechte Wieſen bald in gute verwandelt, und liefern einen bedeutenden Gewinn, der den des Graſes wohl zehnfach überſteigt, ohne viel Arbeit zu verurſachen. Dieſer Anbau verdient auch aus dem Grunde eingeführt zu werden, weil oft falſche Wurzeln, namentlich von der Goldruthe (Solidago Virga aurea) und dem doldigen Habichtkraut (Hieracium umbellatum) für Arnica geſammelt werden. Die Blumen werden an heiteren Tagen und nach dem Abtrocknen des Thaues abgepflückt und ſchnell getrocknet. Dabei vermeidet man das Einſammeln der angefreſſenen, verkrüppelten Blumen, weil in dieſen die Larven und Puppen einiger Inſekten (Artherix maculatus und Musca Arnica) ſich aufhalten, welche die trocknen Blumen zerſtören und verunreinigen. Da aber auch geſund „ ausſehende Blumen dieſe enthalten können, fo iſt es gut, die ganzen Blumen in Sieben über Kohlen oder im Backofen zu trocknen, damit jene Inſekten ſterben. Man thut am beſten, die Strahlenblumen ohne die ganzen Köpfe zu ſammeln, wie beim Saflor, wodurch man eine beſſere, geſuchtere Waare erhält, wie ſie ſogar in mehreren Pharmakopöen vorgeſchrieben iſt. — Wurzeln und Blüten werden mit 45 Pfg., Blätter mit 25 Pfg. pr. Pfund bezahlt. Artemisia Absinthium L. Gemeiner Wermuth, bitterer Beifuß, Alſei ꝛc. Hayne, Bd. 2. Taf. 41, Plenk Taf. 600. Compositae. Dieſe aus Südeuropa ſtammende Pflanze wird als Hausmittel faſt in jedem Garten gezogen, jedoch ſelten ſo häufig, daß die Apotheken und noch mehr die Fabriken von Abſinth⸗Branntwein ihren Bedarf bekommen könnten“). Der Wermuth iſt eine Pflanze von trocknen Gebirgen und Steingeröllen, muß daher, wenn die gebräuchlichen Summitates v. Herba Absinthii ihre ganze Kraft bekommen ſollen, auf mehr trocknem, ungedüngtem Boden gezogen werden. Am beſten wird er auf alten Bergwerks- und Steinbruchs⸗ halden, an ſteinigen Hohlwegen und ähnlichen Orten gezogen, wo die Pflanzung zugleich den Boden befeſtigt. Man ſchneidet den obern Theil des blühenden Stengels ganz ab und thut die noch friſchen, grünen Blätter vom untern Stengel dazu. Die Anpflanzung geſchieht durch Zertheilung der Stöcke oder durch Samenpflanzen, die man in gutem Gartenboden erzieht. Man giebt den Pflanzen 50—60 em Abſtand. Einmal im Boden feſtgewurzelt kann der Wermuth meiſt viele Jahre ſtehen, ohne irgend Arbeit zu ver⸗ urſachen oder erneuert zu werden, und man hat nur die etwa entſtehenden Lücken auszubeſſern. Es kommt aber auch vor, daß alte Stöcke im Winter abſterben, und es iſt auf gut zu bearbeiten⸗ *) Nach Geiger's pharmaceutiſcher Botanik kommt der echte Schweizer ⸗ Abſinth (Absinth de Suisse, Extrait d Absinth) von einigen Arten der hohen Alpen, nämlich A. spicata, Vallesiana, mutellina, glacialis, den ſogenannten Honigkräutern. Man benutzt dieſe allerdings gern, jedoch nit allein, ſondern auch Wermuth und Ai ed were. I = De Arten von Achillea, beſonders A. moschata. a dem Boden gut, öfter junge Pflanzen aus Samen anzuziehen, in Steinboden aber das Ausfallen des Samens zur Anzucht junger Pflanzen an Ort und Stelle und deren Aufkommen zu begünſtigen. Artemisia Dracunculus L. Eſtragon, Dragun. Auch dieſe beliebte Gartenpflanze wird außer zur Küchenwürze in Apotheken gebraucht, obſchon nicht oft. Man nimmt auch hier das Kraut mit den blühenden Spitzen (Herba et Summitates Dracunculi). Der Eſtragon liebt lockern, guten Gartenboden und einen trocknen, ſonnigen Standort. Die Wurzel iſt kriechend, und man pflanzt die Staude auf dieſe Weiſe fort, indem man die Wurzeln in Stücke ſchneidet und in die Erde legt. Artemisia alba Pallas. A. paueiflora Stechmann. Sareptaniſcher Wurmbeifuß, Wurmſampflanze. Man glaubt, daß von den Blumenköpfen dieſer Pflanze der meiſte Wurmſame der Apotheken kommt. Sie werden in den Steppen der Wolga, vorzüglich in der Nähe von Sarepta im ſüdlichen Rußland von den Kalmücken geſammelt und als Semen Cinae v. Cynae in den Handel gebracht. Zum Anbau dieſer Pflanze dürften ſich ſonnige, trockne Plätze in Sandgegenden eignen. Die Kultur wird nicht mehr Mühe machen als die des Wermuth. Artemisia albida Ledebour. A. Lercheana Stechmann. Sibiriſcher Wurmbeifuß. Auch von dieſer im mittleren Sibirien, um Aſtrachan und anderen Orten wild wachſenden Pflanze wird Wurm- oder Zittwer⸗ ſame (Semen Cynae, Singe, Santoniei) geſammelt und als levantiſcher Wurmſame über Petersburg in den Handel gebracht. Es iſt kein Zweifel, daß ſich dieſe Pflanze bei uns kultiviren läßt, und wahr⸗ ſcheinlich, daß ſie in geeigneten warmen Lagen Süddeutſchlands oder Ungarns ein kräftiges Produkt liefern wird. Das Schwierigſte iſt, ſich die echten Pflanzen zu verſchaffen. Dies könnten Gärtner am erſten, wenn ſie den Bodenſatz aus den RE. Be Wurmſamenfäſſern von friſcher Waare ausſäeten ; denn obgleich nur blühende Köpfchen geſammelt werden, ſo möchten doch wohl zuweilen reife Samen darunter ſein. Dieſe Wurmſamenpflanzen verdienen beſondere Aufmerkſamkeit und Beachtung. Die Kultur würde ſich faſt nur auf die Anpflanzung beſchränken. — Uebrigens ſind die Pflanzen⸗ und Kräuterforſcher immer noch ſehr zweifelhaft, welche Pflanze den echten, beſten Wurmſamen liefert. Der ſogenannte levantiſche ſoll aus Perſien und der Bucharei kommen, aber auch dieſer kommt über Rußland zu uns, und man weiß nicht, ob er von A. alba und albida kommt. In Berückſichtigung find zu ziehen Artemisia coerulescens (A. palmata und Santonica Zam.), vom Mittelmeer, in Iſtrien als Wurmmittel und gegen Fieber geſchätzt, welche vielleicht zur Be⸗ reitung von Santonin tauglich ſind, und an ſandigen Orten in warmen Lagen leicht zu kultiviren ſein würden. Ferner iſt bei der Liqueurfabrikation zu berückſichtigen: der ungemein aromatiſche Kampher⸗Wermuth (A. camphorata). Arum maculatum L. Gefleckter Aron, Zehrwurz, Magwurz. Aroideae, Die Aronspflanze wächſt in feuchten Laubwäldern und an Hecken, jedoch nur zerſtreut. Die Aronswurzeln (Radix Aronis s. Ari) werden nicht häufig angewendet, ſind jedoch als Hausmittel ſehr im Gebrauch. Man ſammelt die Knolle im Spätſommer und ſchält fie bis auf das Weiße. Friſch iſt fie ſehr ſcharf und gefähr- lich, weshalb man den Aron auch mit Recht zu den Giftpflanzen zählt. Das Gift ſcheint aber mehr in den Blättern enthalten zu ſein. Trocken verliert die Wurzel faſt alle Schärfe, und wird wegen der außerordentlichen Menge von Satzmehl (Stärke), nämlich 70%, eine Nährpflanze. Um die Wurzel friſch und kräftig zu erhalten, muß man ſie in feuchtem Sand im Keller aufbewahren. — Zum Arzneigebrauch die Aronswurzel anzubauen, möchte nicht lohnen, wenn man auch im Garten oder in einem Wäldchen an einer feuchten, ſchattigen Stelle einige Stöcke hegt, um Jemandem davon geben zu können. Aber die außerordentliche = 2 a Menge von Stärkemehl, welches die Knollen enthalten, berechtigt zu der Annahme, daß man unſer Aron eben ſo gut zur Bereitung von Arrow. root, dieſem jetzt fo geſuchten Kräftigungsmittel für Kinder und Schwache benutzen kann, wie die oſtindiſchen Arten von Arum und Colocasia. Daß die trockne Kolle ganz unſchädlich wirkt 155 8 . 1 3 und auch die friſche durch Kochen und Auswäſſern ihre ſchädlichen Eigenſchaften verliert, iſt längſt feſtgeſtellt. Im Norden von Slavonien ſammelt man allgemein die Knollen für den Winter als gute Speiſe. ii ia Ich empfehle ſehr, an geeigneten Stellen Verſuche mit dem Anbau dieſer Pflanze zu machen, was allerdings zunächſt von Apothekern ſelbſt in die Hand genommen werden müßte, um erſt in Erfahrung zu bringen, wie ſich die Stärkemehlbereitung ein- richten läßt, und ob ſich daraus wirkliches Arromw-root bereiten läßt. Man wähle zum Anbau feuchtes Land in nördlicher, wenig- ſtens nicht in ſüdlicher Lage, das auf gewöhnliche Weiſe zubereitet wird. Hierauf ſucht man im Spätſommer, wenn die rothen Samen⸗ beeren die Pflanze noch erkennen laſſen, wilde Pflanzen auf, ſucht die größeren Knollen aus, um ſogleich Verſuche damit anzuſtellen, und legt die kleineren wie Bohnen in Reihen 12—15 em von einander, die Reihen 20—30 cm entfernt. Einige kann man enger, andere weiter legen, um in Erfahrung zu bringen, auf welche Art am meiſten gewonnen wird. Das Land dürfte nicht friſch gedüngt ſein, könnte jedoch eine Verbeſſerung durch Compoſt⸗ oder Lauberde erhalten. Das Auslegen der Knollen könnte vom September bis November geſchehen, worauf man das ganze Land 14 em hoch mit Laub bedeckt. Im Frühjahr erſcheinen die Triebe, ſo wie der Boden nicht mehr gefroren iſt, und im Mai iſt die Vegetationszeit ſchon vorüber. Ob die Pflanzen mehr Ertrag liefern, wenn ſie behackt werden, oder wenn das Land ungelockert bleibt, muß durch Verſuche feſtgeſtellt werden. Jedenfalls kann ein Aronfeld nicht viele Arbeit machen, weil die Vegetationszeit ſo kurz iſt. Im Sommer, wenn die Blätter abſterben, muß das Unkraut vertilgt werden. Den Samen müßte man wohl abſchneiden, weil ſich dieſer auf Koſten der Knolle ausbildet. Man kann auch ver⸗ ſuchen, ein Stück mit Miſtjauche, Aſche u. a. m. zu düngen und zwar ſchon im erſten Frühjahr. Die verwandten Arum, welche man im Sommer in Ziergärten im Freien kultivirt, wachſen nach Düngerguß ungeheuer, und dringen mit den Wurzeln tief in die Unterlage von Miſt, welche man ihnen giebt. Auf dieſe Weiſe behandelt, könnte die an der wilden Pflanze nicht größer als ein Taubenei werdende Knolle die Größe einer mäßigen Kartoffel erreichen und reichlichen Ertrag geben. Wie lange die Knollen in der Erde bleiben müſſen, kann ich nicht angeben. Wahr⸗ ſcheinlich nur ein Jahr; denn die übrigen Arum- Arten bilden 1 5 Jager, der Apotheker⸗Garten. 3. Aufl. we 6 : „ . alljährlich eine neue Knolle über der alten, welche abſtirbt. Bei der Ernte im Auguſt werden die kleinen Knollen zum Auslegen benutzt. Ein Schälen der Knollen iſt zur Bereitung von Arrow- root nicht nöthig. Arum italicum Miller. Italieniſcher Aron. Dieſe Pflanze hat größere Knollen und Blätter, dürfte daher zum Anbau unſerm gemeinen Aron vorzuziehen ſein, mit dem es übrigens alle Eigenſchaften gemein haben ſoll. Die Wurzeln kommen meiſt zerſchnitten als Radix Ari gallici in den Handel. Ich ziehe dieſe Pflanze der ſchönen weißgeaderten Blätter wegen ſchon längſt zur Zierde in gewöhnlichem Gartenboden und Gebüſchrändern. Arum canariense. Canariſcher Aron. Dieſe Pflanze wird ſeit 10 Jahren in Nordfrankreich zur Gewinnung von Arrow⸗xoot mit Glück angebaut, beſonders auf der Inſel Guernſey. Ein gewiſſer Martin erzeugte 1862 bereits 3 Centner. Er wird dort auf ſehr humusreichem Boden gezogen. Das Auslegen der Knollen, wozu man die kleinſten nimmt, geſchieht im Herbſt, die Ernte im Juli und Auguſt des zweiten oder dritten Jahres Man legt ſie in 40 em entfernten Reihen 15 em tief in Reihen ziemlich dicht, weil von ſehr trocknen Knollen viele erſt im zweiten Jahre treiben. Im Herbſt des zweiten Jahres erhält das Land eine Oberdüngung, welche zur Decke liegen bleibt. Bei uns würde es ſich vielleicht mehr empfehlen, die Knollen im Herbſt aus der Erde zu nehmen und froſtfrei in Sand zu durchwintern, im Mai, nachdem dieſelben an einem warmen Orte gekeimt, wieder zu legen. Man könnte dann ſtets die ſtärkſten Knollen verarbeiten. Dieſelben werden größer als ein Hühnerei. Auf 38 Quadratmeter wurden 60 Pfd. Arrom-root gewonnen, und würde ein Hectar 18,940 Francs Brutto eintragen, da das Pfund mit 1 Schilling engl. 5 engl. ver- werthet wurde. a — 83 — Asarum europaeum L. Haſelwurz, wilder Nard. Hayne, Bd. 1. Taf. 44, Plenk Taf. 358. Aristolochiae. Die Haſelwurz iſt ein Arzneimittel von altem Ruf, jetzt aber faſt nur als Hausmittel und von Thierärzten angewendet. Man benutzt Wurzel und Kraut (Radix cum Herba Asari) gewöhnlich zuſammen, und ſammelt ſie im Auguſt, wo die Blätter, welche erſt im Juni ſich neu bilden, vollkommen ausgewachſen ſind. Es iſt zweckmäßig, Blätter und Wurzeln allein zu ſammeln, obſchon es von den Kräuterſammlern gewöhnlich nicht geſchieht. Die Pflanze wächſt auf Kalkboden in den meiſten bergigen Laubwäldern Deutſch⸗ lands, iſt aber doch nicht gemein. Im Schatten kommt ſie in jedem nicht ganz kalkloſen Boden fort, und wird in den Gärten der ſchönen Blätter wegen an ſolchen Orten anſtatt des Raſens angepflanzt. Die Haſelwurz zum Verkauf in Menge anzubauen, möchte kaum lohnend ſein. Viehbeſitzer ſollten jedoch ſtets eine ſchattige Stelle im Garten oder an einer Hecke damit bepflanzen. Einmal ange⸗ pflanzt erfordert die Haſelwurz gar keine Pflege, und man läßt ſie ungeſtört ſtehen, bis man die Wurzeln braucht. Aus den zu Staub geriebenen, im Auguſt geſammelten Blättern macht man einen Schnupftaback, der dem Spaniol an Wirkung gleichkommt und unfehlbar Naſenfluß hervorbringt. Sie bilden einen Beſtandtheil des bekannten Schneeberger Schnupftabacks, und es genügt eine ſchwache Priſe unter einer Doſe voll anderen Schnupftaback, um auf Nieſen und Schnupfen zu wirken. Asperula odorata L. Waldmeiſter, Herzfreude, Meſerig, Sternleberkraut ꝛc. Plenk Taf. 53. Stellatae. Wenn der Gebrauch des Maiweintrinkens ſo bleibt, wie ſeit den letzten zwanzig Jahren, ſo wird der Waldmeiſter bald aus den Wäldern verſchwinden, ſo ſehr wird ihm nachgeſtellt. Er wächſt ohnedies nicht gerade häufig, kommt nur in Laubwäldern vor, jedoch nicht überall. Es ſcheint mir daher ſehr an der Zeit, den Waldmeiſter künſtlich anzupflanzen, ſei es, um die Herba Matri sylvae s. Hepaticae stellatae in die Apotheken zu liefern, ſei es zur 6 * ; ey Bereitung von Maiwein. Das letztere halte ich für wichtiger, und in Gegenden, wo der Waldmeiſter nicht im Walde geſammelt und angeboten wird, halte ich es für ein vortheilhaftes Unternehmen, dieſe liebliche Pflanze in Menge zu erziehen und zu Maitrank zu verkaufen. Ich legte ſchon ſelbſt eine künſtliche Pflanzung in einem ſchattigen, nach der Nordſeite abfallenden Wäldchen meines Gartens an, und verfuhr, weil mir erſt alle Pflanzungen mißglückten, folgender⸗ maßen. Ich ſteckte den Waldmeiſter in der Blüte an einen ſchattigen, feuchten Platz, und behandelte ihn als Stecklinge, welche ſich auch bald bewurzelten. Hierauf machte ich an verſchiedenen Stellen des Wäldchens mehrere flache Gruben von 25 em Weite, füllte dieſe mit Haide⸗ und Lauberde und pflanzte 6—10 Pflänzchen hinein. Den Boden zwiſchen dieſen Pflanzungen ließ ich ganz unberührt. Nach drei Jahren war der Boden des ganzen Wäldchens mit Waldmeiſter überzogen. Holt man Pflanzen aus dem Walde, ſo muß es im Juli und Auguſt geſchehen, und man ſehe zu, daß man die langen unter dem trocknen Laube hinkriechenden Wurzeln, aus denen bei jedem Knoten die Stengel mit den Blüten zum Vorſchein kommen, möglichſt unverſehrt erhält und ſie ſchnell wieder pflanzt. Ich halte das Pflanzen auf einige Plätze mit guter Erde für die Hauptſache, weil mir, wie geſagt, andere Pflanzungen in den bloßen Waldboden mißlangen. Man muß die gepflanzten Stöcke mit Laub bedecken und anfangs feucht halten. Der Boden eines ſolchen Platzes darf nicht von Laub gereinigt werden. Als dies bei mir einige Mal geſchehen war, ging der Waldmeiſter ſofort zurück. Man kann auch ſehr ſchattig gelegene Beete mit Waldmeiſter bepflanzen, und verfährt dabei ganz wie bei Maiblumen. Auch dieſe Beete bedeckt man mit Laub oder halb verweſter Lauberde. Eine Waldmeiſteranlage macht gar keine Arbeit, und bleibt Jahre lang unberührt. Das ſchöne grüne duftige Kraut mit den leuchten⸗ den weißen Sternenblümchen gereicht jedem Garten zur Zierde, und man zieht in Paris den Waldmeiſter ſogar in Töpfen, die man ſchon im Februar auf den Markt bringt. In großen Städten ziehen Gärtner bereits Waldmeiſter in Miſtbeeten, um ihn ſchon im März zu haben, indem fie Käſten mit Fenſtern über paſſende Beete ſetzen und dieſe durch warme Miſtumſätze erwärmen. Die „ Anzucht aus Samen (welchen man von den größern Handelsgärtnern Erfurts beziehen kann, iſt nicht ſchwierig, indem man denſelben in flache Käſten oder Samenſchüſſeln in ſandige Laub- oder Haideerde ſäet und im folgenden Herbſt an Ort und Stelle pflanzt, darauf ſtark mit Laub bedeckt. Waldmeiſterpflanzen, welche zufällig in ein lichtes Roſenbeet gekommen waren, bildeten noch ſtärkere höhere Stengel als auf ihrem angewieſenen Standpunkte und wurden ſo hoch, daß ſie zu Sträußen verwendet werden konnten. Da getrockneter Waldmeiſter ebenſo wirkſam iſt wie friſcher, daher ſehr gut zu Maitrank und Thee verwendet werden kann, ſo empfiehlt es ſich, bei viel Vor⸗ rath, die Pflanze zu trocknen. Man ſchneidet zu dieſem Zwecke die ganzen Stengel kurz vor der Blüte ab, und trocknet ſie im Schatten. Asphodelus ramosus L., A. albus Miller und A. luteus L. Affodil. Asphodeleae. Die Affodilpflanzen, wovon früher die fleiſchigen Wurzeln als Radix Asphodeli in allen Apotheken zu finden waren und noch jetzt in Droguenhandlungen zu bekommen ſind, kommen neuerdings wieder in Aufnahme und werden im ſüdlichen Frankreich im Großen angebaut, um eine Art Salep oder Arrow-root, d. h. ein ſehr feines, nahrhaftes Satzmehl daraus zu bereiten. Die ſüd⸗ licheren und wärmeren Gegenden Deutſchlands würden ſich eben falls zum Anbau dieſer Pflanzen eignen, da ſie ſelbſt in Nord⸗ deutſchland unbedeckt den Winter aushalten. Sie verlangen guten, jedoch nicht friſch gedüngten Boden, und müſſen drei Jahre auf einem Platze ſtehen, wenn die Zwiebeln groß werden ſollen. Man erzieht die Pflanzen leicht aus Samen und giebt ihnen einen Abſtand von 15—25 cm in den Reihen, dieſen ſelbſt 30 em. Die Beete werden öfter behackt, wobei die Zwiebeln zu ſchonen ſind. Polypodium L. Nephrodium B. Männliches Farnkraut, Nierenfarrn. Plenk, Taf. 19. Filices. | Dieſes häufig in feuchten Laubwäldern, beſonders in Bergen wild wachſende Farrnkraut liefert die gebräuchliche männliche Farrn⸗ ; krautwurzel (Radix Filieis maris), welche in den Apotheken jährlich — 88 — friſch angeſchafft werden muß, deshalb auch in den Wäldern ſehr abnimmt, beſonders auch, da ihr als Gartenpflanze und zur Zimmerverzierung nachgeſtellt wird. Wer daher Wald oder ein Wäldchen, oder auch nur ſchattige Bachufer beſitzt, kann dieſes Farrnkraut künſtlich anpflanzen und es ſo verwildern laſſen, daß große Maſſen vorhanden ſind. Im Falle, daß die Pflanzung ſo nichts einbringen ſollte, giebt ſie noch eine gute Streu, die beſon⸗ ders zur Bedeckung zarter Pflanzen und zum Einpacken von Obſt, zerbrechlichen Waaren ꝛc. verwendet wird. Dabei wird der Wald ungemein verſchönert. Man holt ſich ſtarke Pflanzen zeitig im Frühjahr oder auch im Sommer bei Regenwetter, gut mit Wurzeln verſehen aus dem Walde und pflanzt ſie hie und da im Walde, beſonders an feuchteren mit viel Humus bedeckten Stellen an. Hier vermehren ſie ſich nach und nach von ſelbſt. Wollte man ſie aus Samen (Sporen) erziehen, jo hätte man die am ſtärkſten mit Samen verſehenen Blätter abzureiben und im Walde zu zerſtreuen, oder man legt ſie ganz mit der Unterſeite auf den etwas rauh gemachten Boden und belegt ſie mit Steinen, Erdſtücken, faulem Holz ꝛc., damit ſie feſt aufliegen und der Wind ſie nicht verweht. In ſolchen Waldſtellen darf das Laub nicht, wenigſtens nur zum Theil entfernt werden. Sollte es irgendwo zu dick liegen, ſo iſt es hingegen wegzunehmen. Man gräbt die ſogenannte Farrnwurzel vom Juli bis September aus, reinigt ſie von Wurzelfaſern und trockner alter Subſtanz, und trocknet ſie gut. Uebrigens iſt es nicht die Wurzel, ſondern der ganze Stock oder Stamm ohne Blätter, welcher das berühmte wurmtreibende Heilmittel liefert, weshalb auch die ſtarken Pflanzen immer ſeltener werden, und der Anbau um jo nöthiger erſcheint, da dieſes Farrnkraut in vielen Gegenden doch gar nicht vorkommt, weil es an geeigneten Plätzen fehlt. Auch in etwas feuchten Haiden und im Sommer ausgetrockneten Torfmooren läßt ſich das Farrnkraut künſtlich verwildern und ſomit im Großen ziehen. i Athamanta Cervaria Z. Peucedanum Cervaria Cussone. Hirſchwurzel, große Bergpeterſilie. Plenk, Taf. 185. Umbelliferae. Da die echte Hirſchwurzel (Radix Cervariae nigrae, s. Gentianae nigrae) häufig mit anderen Wurzeln verwechſelt wird, ſo iſt die e u. 88 Kultur zu empfehlen. Man verfährt dabei wie mit der Engel⸗ wurz (ſiehe die erſte Abtheilung), und erntet ſtarke Wurzeln im dritten Jahre nach der Ausſaat. Die Samen werden nur ſelten gebraucht, die Wurzeln von Thierärzten als Bärwurzel (Meum athamanticum). Atropa Belladonna L. Tollkirſche, Teufelsbeere, Wolfskirſche, Belladonna ꝛc. Hayne, Bd. 1. Taf. 43, Plenk Taf. 125. Solaneae. Dieſe furchtbare Giftpflanze iſt eins der kräftigſten Heilmittel, i beſonders auch von den Homöopathen ſehr bevorzugt. Sie wurde 5 a ſchon im Mittelalter in Kloſter- und Burggärten gezogen, und vielleicht auch jetzt noch kultivirt. Wo es ſich mit gehöriger Sicher⸗ heit und ohne Schaden für Kinder, die ſich von den firjchen- ähnlichen Beeren verlocken laſſen, ausführen läßt, mag der künſt⸗ liche Anbau lohnend ſein. Will man ſie nicht förmlich im Garten haben, wo ſie an halbſchattigen, jedoch auch ſonnigen Plätzen gut fortkommt, ſo kann ſie auf Holzſchlägen und Lichtungen künſtlich vermehrt werden. Die Belladonna liebt tief gelockerten, ſandigen, humus reichen Boden, wie der Fingerhut. Junge Pflanzen laſſen ih leicht aus Samen erziehen, auch ſchneidet man bei dem Aus- graben die ſchwachen Wurzeln ab und legt ſie wieder. Benutzt wird das Kraut und die Wurzel (Herba und Radix Belladonnae s. Solani furiosi). Die Blätter werden zur Blütezeit geſammelt, die Wurzeln von dreijährigen Pflanzen gegraben. Da die Belladonna in gutem Boden 1½ m hoch wird und eine große Ausbreitung erreicht, jo muß man den Pflanzen 50—60 em Abſtand geben. Die Blätter werden auch friſch gebraucht. Ich empfehle beſonders die Kultur auf Waldſchlägen und in Schonungen (jungen Saaten oder Pflanzungen), wo ſie, ohne den Waldbäumen Nachtheil zu bringen, wenigſtens ſechs Jahre lang zwiſchen den Saatreihen oder Pflanzlinien gezogen werden, alſo wenigſtens zwei Ernten geben können. Der einzige Nachtheil könnte beim Ausgraben durch Verſchüttung der Holzpflanzen entſtehen, was ſich durch Vorſicht vermeiden läßt. Man ſäet den Samen entweder im Herbſt in das Freie oder im Frühjahre in ein mäßig warmes Miſtbeet, um die erſtarkten Pflanzen an den bleibenden Platz zu pflanzen. Die Blätter können dreimal gepflückt werden. In Berlin wurde der Ertrag getrockneter Blätter von 2,12 Are mit 27 Mk. bezahlt. Da, ſo viel ich weiß, die Früchte (Tollkirſchen) nicht benutzt werden, ſo könnte man ſie, zur Verhütung von Unglück, unreif entfernen. Bryonia alba N. und B. dioica Jeg. Zaunrübe, Gichtrübe, Hundsrübe, Hundskürbis ꝛc. Hayne, Band 6. Taf. 23 und 24, Plenk Taf. 700 (nur dioica). f Cucurbitaceae. 3 wei gurfenartige, hochwachſende Schlingpflanzen, die nan an Stangen auf ungedüngtem Boden oder im Gebüſch, dem eigentlichen re wilden Standorte, ziehen kann. Man benutzt davon die Wurzeln (Rad. Bryoniae s. Vitis alba s. Uvae anginae), welche im Herbſt oder erſten Frühling gegraben, in Scheiben zerſchnitten und ſchnell getrocknet wird. Wenn männliche und weibliche Pflanzen neben⸗ einander ſtehen, ſo bekommt man häufig Samen, aus welchem ſich leicht Pflanzen erziehen laſſen. Man ſäet ihn auf guten Garten- boden dünn in Reihen, ſteckt ſpäter Erbſenreiſer dabei und läßt die Knollen bis zum Abſterben in der Erde. Erſt im Herbſt oder im folgenden Frühjahre legt man dieſe Knollen an den beſtimmten Platz mindeſtens einen Fuß von einander, wo ſie die Größe einer Kohlrübe erreichen. Calamintha alpina Lamark. Thymus alpinus Z. Alpenthymian. Labiatae. Dieſe kleine Pflanze macht einen Beſtandtheil des Schweizer⸗ thees aus, geht in den Apotheken unter dem Namen Herba Clinopodii minoris, und kann leicht aus Samen erzogen und wie Meliſſe und ähnliche Pflanzen angebaut werden. Man giebt den Pflanzen nur 15 em Abſtand, und ſchneidet das Kraut mit den Blumen im Juni. Iſt außer den Alpengegenden ſelten in Apotheken geſucht. Carlina acaulis L. Gemeine oder weiße Eberwurz, Wetterdiſtel, Mariendiſtel ꝛc. Hayne, Band 10. Taf. 45, Plenk 598. Compositae. Dieſe Pflanze liefert die Eberwurzel oder Roßwurzel (Rad. Carlinae s. Carlinae humilis, s. Chamaeleontis albi), ehemals eins der berühmteſten Arzneimittel und noch jetzt immer von Thier⸗ ärzten geſucht. Ich will weniger einen wirklichen Anbau empfehlen, als die Verbreitung der auf trocknen Kalkbergen wachſenden Pflanze, da ſie an Stellen wächſt, wo kaum etwas anderes fortkommt. Man vermehrt ſie durch die bei dem Ausgraben ſtärkerer Wurzeln abgeriſſenen kleinen Pflanzen. Verſtändige Kräuterſammler ſollten bei dem Ausgraben dieſer und ähnlich zu vermehrenden Pflanzen ſtets die nicht brauchbaren Pflanzen und Theile ſofort in das „ gemachte Loch wieder pflanzen, und ſo ihren Verdienſt auch für die Zukunft ſichern. — Der Centner Wurzeln wird mit 12—18 Mark bezahlt. Cassia marylandica L. Maryländiſcher Sennesblätterſtrauch. Cassieae. In Nordamerika werden die Blätter dieſer Pflanze ganz wie bei uns die alexandriniſchen Sennesblätter gebraucht, und es wird die Pflanze zu dieſem Zwecke an verſchiedenen Orten der Union angebaut. Die Blätter ſind unter dem Namen Foliae Sennae marylandicae s. americanae bekannt. Bei uns ſtirbt der holzige Stengel jeden Winter bis auf den Boden ab, weshalb ich die Pflanze auch zu den Stauden zähle, während fie in Amerika 1¼ bis 2m hoch und holzig wird. Sie hält zwar in ganz Deutſch⸗ land den Winter unbedeckt aus, dürfte jedoch mit Vortheil zum Arzneigebrauch nur in guten warmen Lagen, vorzüglich in Wein⸗ gegenden angebaut werden. Die Kultur macht keine Schwierigkeit. Man bearbeitet den Boden vor der Pflanzung tief (was am beſten durch Rigolen geſchieht), giebt den Pflanzen 50 em Zwiſchenraum, vermehrt ſie durch Zerreißen der Stöcke oder durch Samen, den man aus Amerika bezogen, und hackt und reinigt das Land, ſo oft es nöthig iſt. Clematis erecta L. Brennkraut. Plenk Taf. 441. Ranunculaceae. Das Brennkraut iſt nicht in die Pharmakopöen aufgenommen, wird aber friſch als Blaſen ziehendes Mittel angewendet und vielleicht einſt mehr berückſichtigt. Man benutzt Kraut und Blumen (Herb. et Flores Clematidis erectae s. flammulae Jovis). Die auch im Garten als men gezogenen gen erhalten 40—60 cm Abſtand. Pr Cicuta virosa L. Waſſerſchierling, Wütherich, Watſcherling ꝛc. Umbelliferae. Der Waſſerſchier⸗ ling iſt eine der furcht⸗ barſten Giftpflanzen Europas und ſeit langer Zeit hie und da als Arznei benutzt. Gegenwärtig wenden ihn die Aerzte kaum an, doch iſt er in der bayeriſchen und ſchwe⸗ diſchen Pharmakopöe aufgenommen. Man gebraucht davon die Wurzel und das Kraut (Rad. et Herb. Cicutae aquaticae.) Ich will den Anbau nicht empfehlen, und nur darauf aufmerk⸗ ſam machen, zugleich warnen, indem im Volke leicht Miß⸗ brauch getrieben werden könnte. Vor einigen Jahren kam hier in der Gegend eine Vergiftung vor, indem die Frau eines Tage⸗ löhners eine am Ufer gefundene Wurzel für Sellerie hielt. Der Waſſerſchierling wächſt in ſtehenden flachen Waſſern. Corydalis bulbosa Persoon. C. tuberosa Decand. Fumaria bulbosa cava L. Bulbocapnos cavus Bernhardi, Hohlwurz, hohler Lerchenſporn zc. Hayne, Bd. 5. Taf. 1, Plenk Taf. 546. Fumariaceae. Die Wurzel oder Knolle dieſer zierlichen in Bergwäldern wachſenden erſten Frühlingsblume wird von Thierärzten als Radix Aristolochiae cavae s. rotundae vulgaris gebraucht. Da die Knollen a Ele friſch wirkſamer find, aber im Herbſt, wenn man fie graben muß, wild nicht gut aufzufinden ſind, indem das Kraut ſchon im Juni abſtirbt, ſo kann man ſie anbauen. Hierzu braucht man nicht einmal gutes Land, denn ſie wachſen leicht in jedem Gebüſch und vermehren ſich durch Samenausfall von ſelbſt in Maſſe. Hierdurch erhalten die Büſche zugleich die lieblichſte Frühlingszierde. Will man ſie förmlich anbauen, wozu ein ſchattiger Platz gehört, der ſonſt kaum zu benutzen iſt, ſo arbeitet man den Boden nicht tief um, weil ſonſt das Ausgraben beſchwerlich wird, läßt auch die Pflanzen völlig ungeſtört bis zum Ausgraben. Läßt man die Pflanzen Samen tragen, ſo vermehren ſie ſich von ſelbſt. Man kann ſie jedoch auch künſtlich anſäen und ſammelt dazu den Samen ſchon Ende Mai. Colchicum autumnale L. Herbſtzeitloſe, nackte Jungfer ꝛc. Hayne, Bd. 6, Taf. 43, Plenk Taf. 49. Colchiaceae, Ms Dieſe ſcharf giftige ö | | Pflanze iſt jetzt noch auf ph VGBieſen jo allgemein, daß der Anbau kaum empfohlen werden kann. Da man ihr aber ſo nachſtellt und ſie wegen ihrer Schädlich⸗ keit auszurotten ſucht, ſo kann die Zeit kommen, wo man ſie zu medici⸗ niſchen Zwecken anzu⸗ bauen genöthigt ſein kann. Vorläufig mag man ſie nur benutzen, wo ſie von ſelbſt vorkommt, im Som⸗ mer die grünen, halbreifen Samen, im Herbſt die Blumen, und bei Um⸗ arbeitung der Wieſen die Wurzeln im Juni und Sn Juli ausgraben. Dieſe drei Pflanzentheile führen die Namen Semen, Flores und Radix Colchici. Die Samen der im Herbſt blühenden Pflanze bilden ſich erſt im Frühjahr und wachſen im Mai, einer Blütenknospe gleichend, über die Blätter hervor, wo man ſie ſchon, um der größeren Verbreitung entgegen zu arbeiten, abpflücken ſollte. Sie liebt feuchten Wieſenboden. Wollte man ſie anbauen, ſo würde ſie ähnlich wie der Safran zu behandeln ſein, oder man müßte ähnlich wie bei Arnica verfahren und eine Wieſen⸗ kultur einrichten. Das Colchicum wird jetzt häufig gebraucht. b Crocus sativus IL. Safran. Hayne, Bd. 6. Taf. 25, Plenk Taf. 38. Irideae. Der echte Safran iſt zwar in Kleinaſien zu Hauſe, wird aber ſchon längſt in Oeſterreich, zwiſchen Wien und Linz, vorzüglich in den Fluren von Mölk, Kirchau, Meiſſau, Wagram, Ragelsbach, Schrattenthal, im Tullnerfeld häufig im Großen angebaut, gleich⸗ wohl nicht einmal genug für den Bedarf des Kaiſerſtaates. Auch in Böhmen, Mähren und öſterreichiſch Schleſien wird neuerdings Safran gezogen. Zwar wird der meiſte Safran nicht zu medieini⸗ ſchem Gebrauch verwendet, aber auch der Bedarf zu dieſem Zwecke iſt bedeutend. Bekanntlich iſt der Safran die Narbe (der weibliche Blütentheil) einer im Herbſt blühenden Crocusart. Man kann annehmen, daß der Safran überall gezogen werden kann, wo Wein noch reif wird, und man muß ſich wundern, daß der Anbau ſich noch nicht weiter verbreitet hat. Der Safran liebt eine gegen Norden geſchützte ebene oder wenig nach Süden, Oſten oder Weſten abhängige Lage und guten, mehr trocknen als feuchten Boden, iſt alſo eine Pflanze für weite geſchützte Thäler und Hügelgegenden. Ein etwas feuchtes Klima, alſo die Nähe von Waſſer und feuchten Wieſen ſcheint dem Safran beſonders günſtig zu ſein, denn in nebel- reichen Jahren iſt der Ertrag in den genannten Gegenden höher als in heiteren. Gegen die Kälte iſt der Safran ganz nenen und er bedarf keiner Bedeckung. Die Kultur iſt in Oeſterreich folgende). Der Boden 25 durch eine Brache mit mehrmaligem Pflügen oder Graben und „) Eine noch ausführlichere Kulturangabe enthält der 2. Band der 2 Agronomiſchen Zeitung von Dr. W. Hamm, 3 5 . ; u Pflügen recht locker vorbereitet und vom Unkraut gereinigt, damit das Jäten ſpäter nicht zu viele Arbeit und Koſten macht. Auf ſehr gutem Boden kann man auch unmittelbar nach Weizen und Roggen Safran bauen, und bearbeitet dazu das Land ſo klar wie möglich. Im Auguſt wird in dieſem Falle kurzer Miſt (am beſten Schafmiſt) untergegraben oder tief untergepflügt. Mit dem Legen der Zwiebeln oder Kiele beginnt man Ende Auguſt oder Anfang September. Man zieht mit der Hacke 15 cm von einander ent⸗ fernte Reihen oder Gräben, wozu jedenfalls ein Furchen- oder Reihenzieher zweckmäßiger wäre. Die Zwiebeln werden 8 em von einander und gegen 15 cm tief gelegt, darauf mit dem Rechen oder auf andere Weiſe bedeckt. Es verſteht ſich von ſelbſt, daß die Zwiebeln vorher gereinigt und etwas nach der Größe ſortirt ſind. Bei günſtiger, d. h. feuchter Witterung treiben die Zwiebeln bald und zwar erſt Blüten, die ſchon Ende September erſcheinen, während ſich die Blätter erſt im Oktober ausbilden. Bis Mitte Oktober iſt die Blütezeit meiſt vorüber. Im Frühjahr ſterben die Blätter ab, ſie werden aber vorher abgemähet oder vom Vieh abgeweidet. Bald darauf wird das Land tief behackt und gereinigt, überhaupt im Sommer von Unkraut rein gehalten. Im zweiten Jahre treiben die Zwiebeln früher und bringen noch dreimal ſo viel Blumen als im erſten Jahre; ebenſo im dritten. Nach drei Jahren werden die Zwiebeln in der Regel herausgenommen, im Schatten getrocknet, gereinigt, zertheilt und im Auguſt von Neuem gelegt. Man läßt ſie höchſtens vier Jahre in der Erde. Dieſem habe ich hinzuzufügen, daß es zweckmäßiger wäre, die Zwiebeln ſchon im Juli zu legen, damit ſie ſchon im erſten Jahre ſich bis zur Blüte beſſer bewurzeln können und reicher und voll⸗ kommener blühen. Alle im Herbſt in Vegetation tretenden Zwiebeln bilden, in der Erde bleibend, ſchon um dieſe Zeit neue Wurzeln, folglich iſt es nicht naturgemäß, ſie ſo lange trocknen zu laſſen. Ferner ſcheint es mir zweckmäßig, die Felder 5—6 Jahre zu laſſen, weil ich beobachtet habe, daß alle Crocus-⸗Arten vom dritten bis ſechſten Jahre an Blütenreichthum zunehmen, wenn man ſie in der Erde läßt. Man müßte dabei freilich eine flüſſige oder andere künſtliche Zwiſchendüngung vom dritten Jahre an anwenden. Die in A im Sommer kahl liegenden Felder, aus denen doch das Unkraut nicht ſo rein gejätet wird, könnten zum Anbau von Kamillen dienen, die man nach dem Behacken im April oder Mai ſäet und im Juni oder Juli erntet. Die entzogene Nahrung müßte durch flüſſigen oder Streudünger nach dem Abernten der Kamillen erſetzt werden, auch dürfte man ſie nur dünn in Reihen ſäen. Jedenfalls iſt zu verſuchen, ob dieſer Zwiſchenanbau den Ertrag an Safran ſo ver⸗ ringert, daß kein Nutzen dabei iſt. Ich glaube es nicht, da meine Crocusbeete, welche ich im Sommer oft mit ſtark zehrenden Blumen beſetze, eben ſo ſchön blühen, als ob ſie leer blieben. Das Wichtigſte bei dem Safranbau iſt das Sammeln und Trocknen. Die Blüten werden wie alle Blüten nur an trocknen Tagen nach früh 10 Uhr, beſſer noch Nachmittags geſammelt, was, je nach der Witterung, 2—3 Wochen lang faſt täglich geſchieht. Das Löſen, d. h. Abkneipen der Narben wird meiſt noch denſelben Abend und in den Morgenſtunden vorgenommen. Die Narben werden ſofort am nächſten Tage in Sieben über den Kohlen oder in Oefen und Backöfen ſo ſcharf getrocknet, bis ſie hart ſind. Nach Marquart gehören zu einem Pfund lufttrocknen Safrans 60,000 Blumen, welche im Garten gezogen wurden, nach Angaben aus Oeſterreich gegen 200,000 Narben. Auf den öſterreichiſchen Morgen oder Joch von 1600 —Klaftern (= 2,2543 Morgen preuß.) werden durchſchnittlich 7—8 Pfund geerntet, die auf dem ſogenannten Simonimarkt (am 28. Oktober) in Krems mit 25 —30 fl. Conv.⸗M. pr. Pfd. bezahlt werden. — Der Safran wird bald mehr roth, bald gelblich. Da nun der rothe einen beſſeren Preis hat, ſo iſt es zweckmäßig, im letzten Jahre vor dem Legen während der Blüte die Stöcke mit rothen Narben oder die gelben, wenn deren weniger ſind, durch Stöckchen zu bezeichnen. Oft mag aber auch die Farbe Eigenthümlichkeit des Bodens, mancher Stellen eines Feldes ſein, oder von der Witterung, der Zeit des Sammelns und vom Trocknen herrühren. Wer ſich die Mühe geben will, den Safran zu klauben, d. h. ſortiren, bekommt einen beſſern Preis. In Nürnberg, wo die Safranverfälſchung durch beigemiſchte Ringelblumenblätter und Saflorblütchen ſtark betrieben wird, färbt man den hellen Safran. „ Cyclamen europaeum L. Erdſcheibe, Erdbrod, Schweinsbrod, Alpenveilchen ꝛc. 3 Bd. 13. Taf. 8. Plenk 85. Primulaceae. Dieſe ſchöne Pflanze, der ge⸗ / 0 wöhnliche Bewoh⸗ ner unſerer Blumen⸗ fenſter, wo ſie beſſer gedeiht und ſchöner blüht, als in den ſonnigen Laubwäl⸗ dern der Voralpen und den Bergen Oeſterreichs, iſt von jeher als Giftpflanze angeſehen worden. Obſchon ſie mir gar wenig gefährlichund nicht ſchärfer er⸗ 1 als Fadert andere einheimiſche nicht als giftig betrachtete Pflanzen, ſo will ich doch der allgemeinen Annahme nicht widerſprechen und führe ſie ebenfalls als Giftpflanze auf. Friſch wirkt die Wurzel oder vielmehr der unterirdiſche rübenartige Stamm ſehr ſcharf, heftig purgireud, ſelbſt wenn man ſie nur auf den Leib legt. Trocken hat die als Radix Cyclaminis s. Arthanitae in Apotheken vorkommende Knolle faſt alle Schärfe verloren, und gebraten kann ſie ſogar als völlig unſchädlich gegeſſen werden. Das Cyclamen kommt bei uns unbedeckt im Freien fort, doch iſt es gut, die Erde im Winter mit Laub zu bedecken. Junge Pflanzen zieht man aus Samen, den man ſogleich nach der Reife in lockere Erde, am beſten in Töpfe oder Samennäpfe ſäet. Im Anfang bedürfen die jungen Pflanzen Lauberde, ſpäter mit Lehm und Steinen ver⸗ miſcht. Der Boden muß trocken, und daher, wenn er feucht iſt, mit einer Steinunterlage zum Abzug der Feuchtigkeit verſehen ſein. Will man Erdſcheiben trocknen, was jedoch nicht zu empfehlen iſt, ſo muß man große Knollen in der Mitte durchſtechen. Der Anbau zu mediciniſchen Zwecken kann nicht als einträglich und leicht empfohlen werden, indem der Gebrauch friſcher Knollen ſelten vorkommt. . Cynanchum Vincetoxium Persoon. Asclepias Vincetoxium Z. Gemeine Schwalbenwurz, Hundswürger, Sankt Lorenzkraut. Hayne, Bd. 6. Taf 30, Plenk Taf. 154. Asclepiadeae. Die gemeine Schwalbenwurz iſt nicht ſelten an felſigen, zer⸗ klüfteten Bergen und in niedrigem Gebüſch an ſonnigen Bergen, beſonders auf Kalkboden. Sie kann auf ſteinigen Flächen in trocknen Lagen gebaut werden. Bei Menſchen iſt die Schwalben⸗ oder Giftwurz (Radix Vincetoxici sem. Hirundinariae) kaum mehr gebräuchlich, außer als Hausmittel, dagegen wird ſie von den Thierärzten vielfach angewendet. Sie wird im Herbſt oder im erſten Frühjahr geſammelt. Die Pflanze wird als giftig betrachtet und wirkt, zumal friſch, heftig brechenerregend und purgirend. Cynanchum monspeliacum L. Scammonium⸗Schwalbenwurz. Von dieſer Pflanze ſoll im ſüdlichen Frankreich, wo ſie wild wächſt, eine Sorte des als heftiges Purgir⸗ mittel bekannten Scammo⸗ niums (Scammonium galli- cum), eine Art Gummi oder Harz bereitet werden, während das echte aus Afrika kommende von einem Convolvulus ſtammt. Ich empfehle dieſe Pflanze Apothekern zum verſuchs⸗ weiſen Anbau, und gebe hierbei eine Abbildung. Man würde ſie an warmen, ſonni⸗ gen, trocknen Stellen ziehen müſſen und lange ungeſtört im Boden laſſen. Man / benutzt davon das Kraut N oder vielmehr den Milchſaft. Jäger, der Apotheker⸗Garten. 3. Aufl. 5 CV 7 14 Q 5 ik 1 „ Cynara Scolymus L. Artiſchocke. Dieſe auch in Deutſchland häufig angebaute Gemüſepflanze wird in Apotheken neuerdings vielfach wieder verwendet, namentlich in England. Aus den Blättern (Folia Cynarae) bereitet man Extract und Tinctur, noch häufiger benutzt man den Saft aus friſchen Blättern, der ſo bitter iſt, daß er von keiner einheimiſchen Pflanze darin übertroffen wird. Die Kultur iſt bekannt und kann hier nicht beſprochen werden, da die Pflanze als Medicinalgewächs zu unbedeutend iſt und ſchwerlich zu dieſem Zwecke vorgenommen wird“). Cynoglossum offinale, Hundszunge. Boragineae. Dieſe hübſche Wieſenpflanze wird benutzt, um mit dem grünen oder getrockneten Kraute Ratten und Mäuſe aus Gebäuden zu vertreiben. Kann auf feuchten Wieſen nebenbei angebaut werden. — In den Apotheken wird ſie ſchwerlich verlangt. Cyperus longus L. Lange Cyperwurz, wilder Galgant. Cyperaceae, Cypergräſer. Dieſe im ſüdlichen Europa (auch in der Schweiz und Süd⸗ tirol) an Gräben wachſende Pflanze wird 40 —50 cm hoch und hat einen ſchiefen unterirdiſchen Wurzelſtock, ähnlich wie Iris und Calamus. Dieſe knolligen Wurzeln waren ſonſt als Radix Cyperi longi officinell, werden aber jetzt nur noch wenig gebraucht und kommen in Apotheken nicht vor. Dagegen wird ſie neuerdings von Parfümeriefabriken geſucht und namentlich zum ſogenannten eng⸗ liſchen Honig verwendet. Der natürliche Standort giebt denen, welche in füblicheren Gegenden dieſe Pflanze anbauen wollen, Winke über die Kulturbedingungen. Ausführlich in meinem „Gemü ärtner“, zweiter Theil, wovon a unlängſt die 5. Auflage in gleichem Verlage erſchienen iſt. * E ADE Dictamnus Fraxinella Persoon. D. albus L. Diptam, Aeſcher⸗ oder Eſcherwurz, Spechtwurz. Hayne, Bd. 6. Taf. 7, Plenk Taf. 325. Diosmeae. Eine vielfach in Gärten zur Zierde gezogene Pflanze mit ſchönen Blumen und wohlriechenden ſchönen Blättern. Officinell iſt die Wurzel oder vielmehr Wurzelrinde (Radix Dictamni albi s. officinalis s. Fraxini pumilae) welche ſonſt ein Geheimmittel gegen Epilepſie war. Man ſammelt die Wurzel im Frühjahr, und würde wohl thun, von ſtärkeren friſch die Rinde vom innern Kern abzu- ſtreifen, weil nur dieſe gebraucht wird. Die Pflanze läßt ſich durch Theilung nicht gut vermehren, weshalb man ſie aus Samen er⸗ zieht. Dieſer beſteht aus großen glänzenden Kernen, die ein ganzes Jahr in der Erde liegen können, ehe ſie keimen. Man giebt den Pflanzen 40 em Abſtand. Die Spechtwurzel gedeiht auch in ſchattigen Lagen und im lichten Laubwalde. Dorema armenicum Don. Peucedanum Nees v. E. Ammoniakgummi. Umbelliſerae. Diefe in ihrem Vaterlande Perſien und Armenien 1¼ bis 1% m hoch werdende Staude liefert das Gummi ammoniacum. Man ſagt, daß dieſes in Folge der Stiche von Inſekten auslaufe und ſich häufig anſetze; es bildet ſich aber auch von ſelbſt und in Folge jedes leichten Druckes an den Stengeln. Da die Pflanze bei uns aushält, ſo wird ſie zu Verſuchen empfohlen. Sie liebt ſteinigen Boden. Euryangium Sumbul Kaufm. Wahre Sumbulpflanze. Die wahre Sumbulpflanze der Bucharei, welche die berühmte Sumbulwurzel liefert, iſt erſt neuerdings wieder aufgefunden und durch den Botaniker Fedſchenko an den botaniſchen Garten in Moskau geſchickt worden, von wo ſie ſich allerdings langſam ver⸗ breiten wird. Sie ſteht den Ferula, welche das Asa foetida liefern, nahe, iſt alſo eine Umbellifere. Ueber die Möglichkeit ihres n- baues läßt ſich jetzt noch nichts beſtimmen. Es ſollte aber doch 5 — 100 — auf dieſes ſo berühmt gewordene Heilmittel aufmerkſam gemacht werden. Uebrigens benutzen die Perſer unter dieſem Namen zwei andere Pflanzen, Nardostachys Jatamense und ein Zwiebelgewächs. Fritillaria imperialis L. Kaiſerkrone. Liliaceae. ſchon im Juli und Auguſt, weil fie ſpäter beginnen. Die Pflanze ſoll ſchon tödtlich Die Kaiſerkrone, deren ſtinkende Zwiebeln ſonſt in den Apotheken geführt wurden, iſt neuerdings wieder als eine ungemein viel Satzmehl enthaltende Pflanze zum Anbau im Großen empfohlen. Wenn dieſes Stärkemehl Arrow⸗ root, Salep und ähnliche Stoffe erſetzen kann, ſo mag die Bereitung des⸗ ſelben als Nebengewinn allenfalls lohnen; wenn man aber glaubt, ge⸗ wöhnliche Stärke daraus zu gewinnen, ſo möchte dabei wenig verdient wer⸗ den, da die Zwiebeln mindeſtens drei Jahre in der Erde liegen müſſen, ehe ſie ſtark genug wer⸗ den. Man erntet ſie ſchon wieder zu wachſen gewirkt haben, weshalb ich ſie auch als Giftpflanze aufführe. Schon der aus den Blüten träufelnde Honig verurſacht tropfenweiſe Erbrechen. — 101 — Gentiana lutea L. Gelber und rother Enzian, Bitterwurz, Hochwurz 2c. Hayne, Bd. 13. Taf. 28, Plenk Taf. 156. Gentianeae. Dieſe ſehr geſuchte Pflanze wächſt auf den höheren Alpen und hie und da auf Bergen in Mitteldeutſchland. Der Verbrauch an Enzianwurzel zu Branntwein und die Verwüſtung der Wurzel- gräber iſt aber ſo groß, daß ſtarke Pflanzen und Wurzeln ſelbſt in den Alpen nicht häufig zu finden ſind. Man ſollte ſie daher im Großen anbauen, was keine Schwierigkeiten macht. Die Wurzeln führen den Namen rother Enzian (Radix gentianae rubrae) und werden daumsdick und in tiefem Boden ſehr lang, obſchon man ſie an den wilden Standorten ſelten lang erhält, weil ſie feſt in den Untergrund dringen und abbrechen. Die Anpflanzung geſchieht durch Samen. Man bereitet im Halbſchatten ein Beetchen von Heide- oder ſandiger Lauberde, drückt die Erde feſt, ſäet den Samen darauf, drückt ihn feſt und bedeckt ihn leicht oder gar nicht. Darauf wird das Beet mit Moos belegt und häufig gegoſſen. Nach einigen Wochen, wenn die Pflänzchen erſcheinen, entfernt man das Moos nach und nach, legt aber etwas Reiſig als Schatten auf die Saat. Die Pflänzchen werden noch klein auf ein anderes Beet mit lockerer Erde 5—8 em von einander verpflanzt und bleiben hier bis zum folgenden Jahre oder wenn ſie ſchwach ſind, länger. Hierauf werden fie 30—40 em weit in gewöhnlichen Garten- oder Feldboden an trockne Stellen gepflanzt, der aber rigolt und wie zu Meerrettig zubereitet ſein muß, weil die Wurzeln über 80 em tief eindringen, und nur in gelockertem Boden vollſtändig ausgegraben werden können. Aus dieſem Grunde iſt auch der Anbau des Enzians auf ſteinigem Boden, obſchon er daſelbſt gut gedeiht, ganz unzweckmäßig. Die Beſchaffenheit des Bodens mag übrigens beliebig ſein, denn er wächſt faſt in jeder Bodenart, ſcheint jedoch im Kalkboden vorzugsweiſe zu wuchern. In den Alpen wächſt er oft auf reinem Humusboden, wie er in der Region der Alpenroſen eine feuchte, ſchwammige Decke auf dem Urfels bildet, jedoch dringen die Wurzeln der älteren Pflanzen in den felſigen Untergrund. . Man gräbt die Wurzeln im Spätherbſt oder im erſten Frühjahr, — 102 — und ſpaltet die ſtärkeren. — Der Centner Enzianwurzel in Scheiben oder geſpalten koſtete 18—28 Mk., doch möchten wohl bald für dieſen Preis keine mehr zu bekommen ſein. Damit die Wurzeln ſich nicht verzweigen, ſollte man ſie beim Pflanzen nicht einkürzen. Gentiana purpurea L. Purpurrother Enzian. Iſt von Anſehn der vorigen ähnlich, hat aber roth punktirte Blumen und bleibt kleiner, iſt daher, obſchon zum mediciniſchen Gebrauch eben ſo gut, zum Anbau nicht zu empfehlen. Daſſelbe gilt von der Gentiana pannonica Scop., ungariſcher rother Enzian, und Gentiana punctata L., punktirter Enzian. Die letztere iſt der vorigen ähnlich, jedoch größer, und liefert ſtärkere Wurzeln, wächſt auch in Schleſien und Mähren, und gedeiht gut im Garten. Gentiana acaulis L. Stengelloſer Enzian. Dieſe beliebte ſchöne Gartenblume iſt nur in Italien unter dem Namen Gentianella officinell, ſoll aber die bitterſte Wurzel unter allen haben und nach Richard überhaupt die bitterſte aller Pflanzen ſein, weshalb ſie zur Berückſichtigung zu empfehlen iſt. Die Wurzeln ſind weder lang noch dick, meiſt nicht über einen Strohhalm ſtark, dabei aber ſehr zahlreich. Die Pflanze kommt nur in etwas feuchten Bodenarten gut fort, und vermehrt ſich leicht durch Stocktheilung. Viel Gewinn verſpricht der Anbau nicht, aber wo dieſer ſchöne Enzian häufig im Garten gezogen wird, ſollte man wenigſtens die Wurzeln bei dem Umlegen und Zer⸗ theilen der Pflanzen ſammeln und als Zuſatz zu Branntwein benutzen. Geum urbanum L, Benediktenkraut, Nelkenwurz, Igelkraut ꝛc. Hayne, Bd. 4. Taf. 33, Plenk, Taf. 415. Potentilleae. Di.ieſe die Nelkenwurz (Rad. Caryophyllatae, Gei urbani s. Sana mundae) liefernde Pflanze wächſt zwar überall wild, kann — 103 — jedoch nicht immer im gehöriger Menge gejammelt werden. Will man fie anbauen, jo ſäet man den Samen an trocknen, ſonnigen Orten (nie in guten Gartenboden, weil hier die Wurzel das Aroma nicht erhält) reihenweiſe oder wie Klee. Die Pflanze wird nur 15—25 cm hoch, beſtockt ſich, und vermehrt ſich leicht durch Theilung. Sie liebt feuchten Wieſenboden. Glycyrrhiza glabra L. Süßholz, Lakritzenwurzel. Hayne, Bd. 6. Taf. 42, Plenk Taf. 570. Papilionaceae. Dieſe Pflanze liefert das ſpaniſche oder deutſche Süßholz (Rad. Liquiritiai s. Glyeyrrhizae hispanicae et germanicae) der Apotheken. Um Bamberg werden bekanntlich mehrere hundert Morgen Land damit bebaut, doch liefern dieſe Anlagen nicht den hundertſten Theil, weshalb wir auch unſer Süßholz und den daraus bereiteten Lakritzenſaft meiſt aus Spanien bekommen. Der Anbau dieſer Pflanze verdient daher große Beachtung, kann freilich nur mit Vortheil in ſandigem Boden betrieben werden, weil in jeder andern Bodenart das Ausgraben der Süßholzwurzeln zu ſchwierig iſt. Der Boden muß tiefgrundig und ſandig ſein. Wollte man in den norddeutſchen Sandebenen den lehmigen Untergrund mit der Sanddecke durch Rigolen untermiſchen, ſo würde ſich das dortige magere Land ſehr gut zu Süßholz eignen und gut ver- werthen, denn daß der Anbau lohnend iſt, zeigen die Aecker bei Bamberg, welche man ſonſt durch Gemüſebau bis auf den höchſten Ertrag bringt, alſo nicht zum Süßholzbau verwenden würde, wenn der Nutzen nicht groß wäre. Zudem geſtattet das Süßholz, welches nur ſchwache Stengel bildet, die ſchon im Spätſommer zum Füttern des Rindviehes abgeſchnitten werden, einen Zwiſchenanbau von anderen jährigen Arzneipflanzen verſchiedener Art, ſelbſt von . Gemüſe, indem die Wurzeln des Süßholzes ihre Nahrung aus der Tiefe holen, alſo nur durch ihre | Ren: ſtören. 1 ung die BIER 1 1 — 104 — Man vermehrt das Süßholz wie den Meerrettig durch Wurzelſtücke, welche zum Verkauf zu ſchwach ſind. Die Wurzeln ſind meiſt mit Augen verſehen, denn das Süßholz pflanzt ſich naturgemäß durch dieſe fort, und treiben überall Stengel, wo ſie der Oberfläche nahe kommen. Man ſchneidet 20 —30 em lange Stücke, und legt ſie ſchräg wie Meerrettig in 50 em entfernte Gräben, 40 — 50 em von einander, oder pflanzt ſie mit dem Pflanzer in ein ſenkrechtes Loch. Damit keine Pflanzen ausbleiben und das Nachbeſſern erſpart wird, thut man wohl, ein Jahr vorher ein Schulbeet anzulegen, in welche man die Wurzelſtücke dicht beiſammen legt, damit ſich Keime und Saugwurzeln bilden, und man nur ſolche an Ort und Stelle pflanzt. Die Pflanzung geſchieht im zeitigſten Frühjahr. Das Land wird im Herbſt vorher 53 cm tief rigolt und dabei gedüngt. Einmal gepflanzt braucht das Süß⸗ holz wenig Abwartung, die nur in einmaligem Behacken und Ver⸗ tilgen des Unkrautes beſteht. Zieht man andere Pflanzen dazwiſchen, ſo fällt auch dieſe Arbeit weg, indem ſie ſchon für die Zwiſchen⸗ pflanzen verrichtet wird. Nach drei bis vier Jahren hat man die erſte Süßholzernte, die das Schwierigſte bei dem Anbau iſt, indem es darauf ankommt, alle Wurzeln aufzufinden und auszugraben. Die Bamberger Gärtner halten dieſe Arbeit für das Gärtner⸗ meiſterſtück, indem ſie das Ausgraben einer Pflanze mit allen unverſehrten Wurzeln verlangen. Bleiben Wurzeln in der Erde, ſo ſind dieſe nie wieder auszurotten. Da dies nun oft vorkommt, jo baut man das Süßholz meiſt 4—6 Male hintereinander, ſo daß ein Feld 20—25 Jahre davon eingenommen if. Man thut dann am beſten, das Land bei dem Ausgraben der Wurzeln förmlich zu rigolen, ſo daß die Erde gewechſelt wird. Wenn die Pflanzungen immer von gleicher Ergiebigkeit ſein ſollen, ſo muß man jedes Frühjahr ſo viel Land neu anpflanzen, als ausgegraben wird. Man kann auch einen einfachern Bau betreiben und das Süßholz nach einmaliger Anlage verwildern laſſen, indem man ſtets die ſtarken Wurzeln ausgräbt, die ſchwachen in der Erde läßt, bis dieſe ſtark genug werden. Man begnügt ſich dann damit, die größten Lücken neu anzupflanzen. Versuche müſſen zeigen, ob die 1 vermehrten Arbeitskoſten bei dem geregelten Anbau durch höheren — 105 — Ertrag ſich bezahlt machen!). — Ertrag vom bayeriſchen Tag ⸗ werk (= 1 Morgen 60 Rth. preuß.): nach 3 Jahren 4—6 Centner, nach 6 Jahren 9 Ctr., nach 9 Jahren 14 Ctr. Der Preis ſchwankt zwiſchen 8— 30 fl. pr. Ctr., wobei beſonders die Stärke maßgebend iſt. Glycyrrhiza echinata L. Stacheliges Süßholz. Hayne, Bd. 6. Taf. 41, Plenk Taf. 581. Dieſe Pflanze liefert das ſogenannte ruſſiſche Süßholz (Rad. Liquiritiae rossicae), welches in Südrußland und an Fluß⸗ und Seeufern der Donauländer, in Ungarn ꝛc. wild wächſt. Die Wurzeln ſind ſtärker, der Anbau iſt daher in Bezug auf die Menge ergiebiger. Das ruſſiſche Süßholz iſt jedoch ſchlechter, und ſoll, in Deutſchland angebaut, faſt werthlos ſein. Gratiola officinalis L. Gnadenkraut, Gottesgnadenkraut, Gichtkraut, Purgirkraut, wilder oder weißer Aurin ꝛc. Hayne, Bd. 3. Taf. 13, Plenk Taf. 15. Scrophulariaceae. Das Gnadenkraut wächſt zwar in vielen Gegenden häufig auf feuchten Wieſen und Ufern, fehlt aber in manchen ganz, und wird „) Die Kultur des Süßholzes iſt jo verwickelt, daß ich Solchen, welche Pflanzungen anlegen wollen, die Abhandlung in William Löbe's „Anleitung zum Anbau der Handelspflanzen“, ſechſte Abtheilung: Arznei · 5 und e (Hannover, Verlag von der 8 . i 1 zum Anbau derſelben veranlaſſen, was ſchon lange im Garten zur } ſehr häufig mit anderen Pflanzen verwechſelt. Dieſes letztere ſollte zum Anbau veranlaſſen. Man benutzt die ganze Pflanze mit der Blüte und die Wurzel (Herba et Radix Gratiolae), welche heftig purgirend und friſch brechenerregend wirken, weshalb dieſe Pflanze auch als Giftpflanze aufgeführt wird. Sie vermehrt ſich leicht aus Samen, den man ſogleich an Ort und Stelle in eng bei⸗ ſammenſtehende Reihen ſäen kaun. Die Pflanze liebt feuchten Boden. Helichrysum arenarium Decand. Gnaphalium arenarium IZ. Sand-Goldblume, gelbes Mottenkraut. Hayne, Bd. 5. Taf. 5, Plenk Taf. 613. Compositae. Dieſe die Flores Stoechadis citrinae liefernde Pflanze wächſt in den Sand⸗ und Haidegegenden an Waldrändern und unfrucht⸗ baren Stellen zwar wild, kann aber an ſolchen, zu nichts Beſſerem geeigneten Plätzen auch künſtlich vermehrt werden. Sie pflanzt ſich durch Stocktheilung fort, und man läßt ſie ohne Boden⸗ bearbeitung raſenartig wachſen. Dieſe Pflanze hält den Flug⸗ ſand zuſammen und hat prächtige Blumen, die als n geſucht ſind. Helleborus niger L. Schwarze Nießwurz, Chriſtwurz, Winterroſe ꝛc. Hayne Bd. 1. Taf. 7 und 8, Plenk Taf. 446. Helleborea. Die Seltenheit der ſchwarzen Nießwurz in Deutſchland ſollte Zierde der Fall iſt. Die gebräuchliche Wurzel heißt in den Apotheken Radix » Hellebori s. Ellebori nigri s. Melampodii, und wird über 2 em dick. Von den Kräuterſammlern wird ſie häufig verwechſelt und ver⸗ fälſcht, nicht nur mit an⸗ IN deren Nießwurzarten, ſon⸗ % dern auch mit anderen Pflanzen. Die Nießwurz iſt ſtark narkotiſch giftig. Man pflanzt die Nießwurz in beliebigen Gartenboden, jedoch nicht an naſſe Plätze, und kann ſie auch unter Bäumen ziehen. Vermeh⸗ 8 i rung durch Stocktheilung, Entfernung 30 em. Auf gutem, d. h. mit Humus verbeſſertem Boden erreichen die Wurzeln im dritten Jahre nach der Pflanzung eine brauchbare Größe. Man darf ſie nicht oft durch Umgraben und Behacken ſtören. Die Wurzeln werden im März gegraben. Helleborus viridis L. Grüne Nießwurz, falſche Nießwurz, Bärenfuß. Hayne, Bd. 1. Taf. 9, Plenk Taf. 447. Dieſe Nießwurz kommt häufiger wild vor, und wird meiſt als echte Nießwurz geſammelt und verkauft, denn die aus der Schweiz bezogene Nießwurz iſt oft nichts anderes. In den eng ; liſchen Apotheken iſt die Wurzel als R. Hellebori viridis gebräuch⸗ lich, in Deutſchland, Frankreich und anderen Ländern geht ſie als ſchwarze Nießwurz. Die Wirkung ſoll übrigens bei beiden Pflanzen gleich ſein, nur ſoll H. viridis ſchärfer und ſtärker wirken. In der Größe, Form der Blätter und Blüten ſind beide einander ähnlich, doch find fie ſehr verſchieden, denn das Blatt von II. niger iſt — 108 — dunkelgrün, ſteif und glänzend, das von viridis, weich, ſchmaler, blaſſer und matt, die Blüte iſt bei viridis grün und ſteht weit über die Blätter hervor, bei H. niger iſt fie weiß, größer und an kürzeren Stengeln. Im Anbau iſt H. viridis leichter zu behandeln, denn ſie wächſt ſelbſt im Gebüſch, vermehrt ſich leichter, und wächſt überhaupt ſchneller. Man würde alſo gut thun, die echte ſchwarze Nießwurz nur dann anzubauen, wenn ſie ausdrücklich verlangt wird, ſonſt aber die grüne zu liefern, da es erwieſen iſt, daß in norddeutſchen Apotheken ſelten die ſchwarze vorkommt. Unſere Abbildung ſtellt dieſe Pflanze dar. Humulus Lupulus L. Hopfen. Urticeae. Der zum Bierbrauen allgemein gebräuchliche weibliche Hopfen iſt ein kräftiges Heilmittel, beſonders zu Bädern. Hierzu eignet ſich auch der in den Hecken wachſende. Dieſe Nebenbenutzung ſei hiermit in Erinnerung gebracht, da Hopfen im Kleinen oft nicht käuflich zu haben und abgelagert wenig kräftig iſt. Hyssopus officinalis L. Yiop, gemeiner Yjopp. Hayne, Bd. 6. Taf. 18, Plenk Taf. 465. Labiatae. Dieſe in Südeuropa wild wachſende Pflanze wird ſchon ſeit dem Mittelalter bei uns in den Gärten gezogen und iſt ſogar ein häufiger Bewohner des Küchengartens, obſchon fat Niemand Ge⸗ brauch davon macht. In Apotheken wird das Kraut (Herba Hyssopi) jetzt auch nicht mehr ſo allgemein gebraucht als ehedem, doch iſt es immer eine begehrte Drogue. Man ſammelt die weichen Spitzen vor der Blüte. Der Mop verlangt trockne, ſonnige Plätze und nicht zu nahrhaften Boden. Er läßt ſich leicht aus Samen erziehen, den man ſogleich wie Salbei, Meliſſe und ähnliche Pflanzen in 30 em von einander entfernte Reihen ſäen oder ſpäter ſo pflanzen kann. Man ſieht ihn häufig als Einfaſſung in den Gemüſegärten. en einer Fläche von 0,74 Aar zog man 36 Kilo 340 Pfg. — 109 — Imperatoria Ostruthium L. 2 Meiſterwurz, Kaiſerwurz, Aſtrenz, Magiſtrenz⸗ oder Strenzwurzel ꝛc. Hayne, Bd. 7. Taf. 15, Plenk Taf. 279. Umbelliferae. Wächſt auf den höheren Gebirgen der Schweiz und des ſüdlichen Deutſchland, hie und da auch in der Ebene, und liefert die Meiſterwurz (Rad. Imperatoriae albae, s. Ostruthii, s. Magi⸗ strantiae etc.), welche von mehrjährigen Pflanzen zeitig im Frühjahr geſammelt wird. Sie hat im Geſchmack einige Aehnlichkeit mit der Engelwurz, der ſie auch im Anbau faſt gleicht (ſ. daſelbſt), nur mit dem Unterſchied, daß die Wurzel, wenn ſie nicht ausgegraben wird, Jahre lang jährlich einen Stengel treibt. Vermehrung durch Samen, den man bald nach der Reife ſäet. Die Meiſterwurz wird jetzt nur noch in der Thierheilkunde gebraucht, hier jedoch ſehr häufig. Inula Helenium L. Wahrer Alant, Helenenkraut u. ſ. w. Hayne Bd. 6. Taf. 44, Plenk Taf. 624. Compositae. Von dieſer Waldpflanze gebraucht man die ſtarke Wurzel (Rad. Inulae, Enulae, Helenii etc.) getrocknet in Apotheken und in Zucker candirt als verdauungsfördernde Nachtiſchſpeiſe. Man baut den Alant ſchon hie und da auf Bergen, z. B. in Golmsdorf, Löberſchütz und Jenalöpnitz bei Jena. Er gedeiht auf jedem Boden, darf jedoch nicht in fettem Boden ſtehen. Die ſtarke Pfahl⸗ wurzel verlangt tiefen Boden und die große bis 1½ m hoch werdende Pflanze 50 em Abſtand. Man ſäet den Samen im Garten auf guten Boden und pflanzt die Sämlinge noch denſelben Sommer oder im folgenden Frühjahre. Die Fortpflanzung kann auch durch ſchwache mit Augen verſehene Wurzeln geſchehen. Das Ausgraben geſchieht im Herbſt, wobei man die oft 3 cm ſtarken Wurzeln ſpaltet, jedoch nicht ſchält (weil ſie an der Rinde erkennbar ſind), und ſchnell trocknet. Zum Candiren nimmt man die friſchen Wurzeln und verfährt wie bei den Stengeln der Angelika. — 110 — Ipomoea Purga Wenderoth. Ipomoea Schiedeana Zucearini, Ipomoea Jalappa Nuttal, Convolvolus Jalappa Schiede. Convolvolaceae. Wahre Jalappa, mexicaniſche Purgirwinde. Hayne, Band 12. Taf. 33 und 34. Die wahre Purgirwinde oder Jalappa wurde erſt in dem vorigen Jahrzehnt von Schiede aus Mexico nach Deutſchland gebracht, jpäter von Baron von Karwinsky, und zuerſt vom Medicinal⸗ aſſeſſor und Apotheker Wild in Kaſſel, ſpäter im botaniſchen Garten zu München mit beſtem Erfolg kultivirt. Die in Deutſchland gezogenen Pflanzen enthielten nach den in München von Widemann angeſtellten Unterſuchungen mehr als noch einmal ſo viel Harz (der wirkſame Stoff), als die im Handel vorkommenden importirten Wurzeln, und es wurde das Harz ebenſo wirkſam gefunden. Tauſend Theile enthielten 227,5 Harz, ferner Mannit, braune Säure, eſſig⸗ ſaures Kali x. Da die Jalappenwurzel Radix Jalappae s. ponde- rosae, Gialappae s. Mechoacannae nigrae) theuer iſt, und vielfach verfälſcht wird, auch friſch am beſten iſt, ſo ſollten die mit ſo vielem Glück begonnenen Anbauverſuche fortgeſetzt werden. Lebende Pflanzen davon bekommt man in den größeren botaniſchen Gärten, könnte aber auch keimfähige Samen aus Mexico beziehen. Man pflanzt die Knollen im April, beſſer noch erſt in einem Miſtbeet angetrieben und ſchon mit Keimen verſehen, im Mai in guten, tiefgelockerten, aber nicht friſch gedüngten Gartenboden wie Kartoffeln. Die Lage muß warm ſein. Ueberhaupt dürften ſich hauptſächlich Weingegenden, wo die Herbſtfröſte vor Oktober nicht eintreten, zum Anbau der Jalappa eignen, weil dieſe Pflanze erſt im Herbſt blüht, und die Güte der Wurzel davon abhängt, daß die Pflanze ſich ausbilden kann. In ihrem Vaterlande wächſt die Purgirwinde nur in ſchattigen Wäldern und auf feuchtem Boden; es dürfte jedoch bei der Kultur der gegenſeitige Schatten den Pflanzen genügen. Die Wurzeln erreichten in Deutſchland im zweiten Jahre eine Größe von kleinen Runkeln oder mittleren Kohlrüben, und wurden im Winter theils bedeckt, ſo daß der Boden Nicht frieren konnte, theils herausgenommen und froſtfrei aufbewahrt. — 111 — Angetriebene, ſchon mit Stengeln verſehene Knollen im Mai aus⸗ gepflanzt, könnten vielleicht ſchon im erſten Jahre brauchbare Knollen geben. Die Fortpflanzung geſchieht durch Brutknollen, welche dieſe Pflanze wie die Kartoffel anſetzt. Man giebt den Pflanzen 40 — 50 em Abſtand, behackt und behäufelt fie, und giebt jeder eine kleine Bohnenſtange oder hohe Reiſer wie Erbſen, denn ſie rankt als echte Winde 3 m hoch, und erfreut durch ſchöne rothe Blumen. Die Wurzel muß in 4 Stücke geſpalten und langſam über Feuer, am beſten an Fäden, wie Obſt, getrocknet werden. Ipomoea Orizabensis Pelletan. Haarige oder ſpindelförmige Purgirwinde. Nach brieflichen Mittheilungen von Dr. Schiede aus Mexico muß auch die Ipomoea Orizabensis, welche am Vulkan Orizaba in bedeutender Meereshöhe wächſt, auf gleiche Weiſe in den günſtigeren Gegenden Deutſchlands zu kultiviren ſein. Man neunt ſie in Mexico Purga maoho, d. h. männliche Purga. Dieſe Pflanze unterſcheidet ſich von der ächten Purgirwinde durch eine bis 45 cm lange ſpindelförmige Wurzel, haarige Stengel, Blätter-, Blatt⸗ und Blumenſtiele, mehr dunkelrothe Blumen und tiefeingeſchnittene, herzförmige, ſtarkbehaarte Blätter. Die Wurzel iſt jetzt ſchon in ganz Europa bei den größeren Droguiſten zu finden, noch mehr aber in Nordamerika. Sie führt den Namen Radix Jalappae levis s. fusiformis, kommt wohl auch als Jalappenſtengel (Stipites Jalappae) in den Handel. Einige nehmen an, daß das jetzt vor⸗ kommende Scammonium nichts anders iſt, als durch ſtarke Hitze gebräuntes Harz dieſer Jalappenwurzel. Ich empfehle dieſe noch ſeltene Pflanze zu Anbauverſuchen, da ſie mehr Kälte verträgt, als die ächte Jalappe. Da die Stengel ſich ſo wenig winden, daß ſie ſich ohne Stütze halten, ſo würden die Stangen oder vo. dabei entbehrlich ſein. Tris florentina L. Veilchenwurz, florentiner Schwertel. Plenk Taf. 56. Irideae. = Dieſe Iris wird häufig in Gärten gezogen, wo man le: m 5 8 Ae davon hat. Sie ähnelt der e Sadie 6. } en — 112 — germanica), hat aber weißliche Blumen. Von ihr kommt die Veilchenwurz (Rad. Ireos florentinae), welche in Toscana auf Feldern gebaut wird und auch bei uns in trocknen, ſonnigen Lagen mit Vortheil gebaut werden kann. Sie liebt etwas ſchweren Boden, wird wenigſtens darin kräftiger von Geruch. Man pflanzt ſie durch Wurzelſtücke oder Knollen (eigentlich liegender unterirdiſcher Stamm) wie Kalmus fort, und giebt den Pflanzen 30 — 40 cm Abſtand. Um ſtarke Veilchenwurzeln zu bekommen, muß man die Pflanzen 3 Jahre ſtehen laſſen. Sie werden im Herbſt gegraben und geſchält, wo ſie auch trocken eine weiße Farbe behalten. Laserpitium latifolium L. Weiße Hirſchwurz, weißer Enzian. Plenk Taf. 179. Umbelliferae. Sie wächſt vorzüglich auf Kalkboden in ſonnigen Gebüſchen und liefert den weißen Enzian (Rad. Gentianae albae s. Cervariae albae), welcher vorzüglich von Thierärzten gebraucht wird. Anbau wie bei Angelika und Meiſterwurz. Verlangt trockne Lage und ſchweren Boden. Levisticum officinale Koch. Ligusticum Levisticum L. Liebſtöckel, großer Eppich. Hayne, Band 7. Taf. 6, Plenk Taf. 196. Umbelliferae. In den Apotheken benutzt man nur noch die Wurzel (Radix), in der Thierheilkunde auch häufig die Blätter (Herba Ligustici s. Levistici). Man findet dieſe dem Sellerie ähnliche, aber größere Pflanze häufig in Bauerngärten. Die Wurzel wird im Frühjahre gegraben. Die Pflanze verlangt tiefen, friſchen Boden und 50 —60 cm Abſtand. Sie vermehrt ſich durch Stocktheilung. Die noch aroma⸗ tiſcheren Samen werden kaum mehr gebraucht. = — 113 — Linaria vulgaris Miller. Antirrhinum Linaria Z. Wildes Löwenmaul, Frauen oder Marien- flachs, Stallkraut, Nabelkraut ꝛc. Hayne, Bd. 6. Taf. 33, Plenk Taf. 507. Scrophulaceae. Man ſammelt von dieſer ſonſt auf Brachfeldern häufig wachſenden Pflanze das Kraut mit den Blumen (Herba Linariae). Sie liebt trocknen Boden und ſonnigen Standort. Anzucht aus Samen und durch Stocktheilung. Abſtand 15—18 cm. Zum Anbau genügt der ſchlechteſte Boden. Lilium candidum L. Weiße Lilie. Liliaceae. Die prächtige Gartenblume wird gegen Brand angewendet, auch macht man aus den friſchen Blüten das bekannte Weiß⸗ lilienöl (Oleum Liliorum alb.). Die Kultur iſt bekannt. Man wird überhaupt die medieiniſche Benutzung nur nebenbei eintreten laſſen. Mandragora officinalis Miller. Atropa Mandragora L. Alraun. Plenk Tafel 126. Solaneae. 5 Dieſe Pflanze war einſt faſt die berühmteſte des Alterthums, wurde wie heutzutage das Morphium gebraucht, war aber noch mehr als Zaubermittel berühmt, zu welchem Zwecke man künſtliche Alraunen machte und andere Wurzeln dafür ausgab. Jetzt ſind noch die Blätter, die Wurzel und Früchte (Schlafäpfel) als Fol., Herb. Cortex radicum und Fructus Mandragorae gebräuchlich. Ich führe ſie nur der Merkwürdigkeit wegen auf, weil ſie in den Köpfen abergläubiſcher Leute noch immer als ein wichtiges Heil⸗ mittel gilt, denn bei uns iſt ſie nicht officinell und kaum irgendwo zu haben. Man kann ſie wie die Belladonna (S. 87) ziehen, muß aber die Pflanze im Winter mit Laub bedecken. a N 1 der Apotheker⸗Garten. 3. N 5 | > — 114 — Marrubium vulgare L. Weißer Andorn, Lungenkraut, Gottvergeſſen u. ſ. w. Plenk, Taf. 487. Labiatae. Eine aromatiſch bittere Pflanze, die naturgemäß auf trocknen Feld⸗ und Wegrändern wächſt und wie Meliſſe angebaut werden kann. Man benutzt das Kraut (Herba Marrubii albi s. Prasii), welche zur Blütezeit mit den Blumenſpitzen geſammelt wird. Als Hausmittel braucht man den friſchen Saft. Dieſe Pflanze begnügt ſich mit dem ſchlechteſten Boden, wenn er nur trocken iſt. Melissa officinalis L. Garten⸗ oder Citronenmeliſſe. Hayne, Bd. 6. Taf. 32, Plenk Taf. 500. Labiatae. Dieſe allbekannte, geſuchte Pflanze wird bereits überall in Gärten gezogen, wo man fie meiſt als Einfaſſung pflanzt. Sie liefert das Meliſſenkraut (Herba Melissae citratae s. romanae), welches in großer Menge verbraucht wird. Man zieht die Pflanzen aus Samen oder durch Stocktheilung und giebt ihnen guten Boden, ſonnige Lage und trockene Plätze, weil ſie ſonſt die aromatiſchen Eigenſchaften nicht bekommt. Die Pflanzen bekommen 30 em Abſtand und werden alle 5—6 Jahre umgepflanzt. Mentha crispa Geiger. M. sativa L., M. sylvestris var. erispa, M. crispa Valerii Cordi. Krauſeminze. Hayne, Bd. 11. Taf. 38, Plenk Taf. 467 (die echte Krauſeminze i vorſtellend). Labiatae. Unter dem Namen Krauſeminze gehen in den Gärten und Apotheken drei ganz verſchiedene Pflanzen, die ſich auch im Geruch unterſcheiden. Die echte Linnee ſche, von der preußiſchen Phar⸗ makopöe vorgeſchrieben, iſt die von Hayne und Plenk unter den angegebenen Nummern abgebildete. Sie wird 40— 50 em hoch, hat viereckige Stengel und einen über die Nebenblätter vorſtehenden Er Blütenkopf. Dieſe Minze ift beſonders in den Gärten des nord⸗ „ öftlichen Deutſchlands zu finden, alſo auch in den Apotheken, welche — 115 — ihren Bedarf aus der Gegend entnehmen. Die zweite Art iſt die weiße Minze, Mentha sylvestris crispa, eine Spielart der Roßminze oder Waldminze, welche in den Apotheken und Gärten von Weſt⸗ deutſchland als Krauſeminze bekannt iſt. Endlich findet ſich in den Gärten als Seltenheit noch eine dritte Art, welche man für die vorzüglichſte von allen hält, nämlich M. sativa T., die auch den Namen Herzminze, Gartenminze führt. Auch die weiter unten genannte M. crispata geht als Krauſeminze und iſt in den preußi⸗ ſchen Rheinländern allgemein als ſolche in den Apotheken. In den Apotheken heißt das Kraut aller Abarten Herba Menthae erispae. Bei Berlin wurden auf 0,68 Are 17½ Kilo geerntet und mit 50 Pfg. pr. Pfd. bezahlt. Mentha piperita. Gemeine Pfefferminze. Hayne, Bd. 11. Taf. 37, Plenk Taf. 468. Auch hiervon giebt es verſchiedene Abarten, doch zieht und gebraucht man nur noch die kultivirte Gartenpfefferminze, welche die Herba Menthae piperitae liefert. Nach Sebilotte bringt die Pfefferminze vom Hectar 1700 Francs Reingewinn. In England gewinnt man vom Acre (— 1584 pr. Mg.) 4—5 Kilo Pfefferminzöl. Bei Berlin zog man auf einer Fläche von 0,68 Are 20½ Kilo, welche pr. Pfd. mit 1,40 Mk. bezahlt wurden. Die meiſte Pfefferminze wird in Thüringen gebaut und es wird eine Sekundäreiſenbahn, die Saal-Unftrutbahn, ſpottweiſe die Pfefferminzbahn genannt. Der Haupthandelsplatz iſt das preußiſche Städtchen Cölleda. Mentha viridis L. Grüne oder engliſche und römiſche Minze. Hayne, Bd. 11. Taf. 36. Officinell ſind die Blätter als Herba Menthae romanae s. acutae. In England wird dieſe Art vor allen anderen wie hier Pfeffer⸗ und Krauſeminze gebraucht und viel tultivirt. Sie hat einen ganz abweichenden Geruch und Geſchmak. | | . — 116 — Mentha crispata Schrader. Grüne Kauſeminze. Hayne, Bd. 11. Taf. 35. Dies wird nur für eine Abart der grünen oder römiſchen Minze gehalten und geht als Krauſeminze, wie ſchon bei dieſer erwähnt wurde. : Außer den genannten Minzenarten find noch mehrere in den Officinen geſucht, jedoch kaum zur Kultur zu empfehlen, da eine durch die andere erſetzt wird. Man ziehe alſo vor allem Pfeffer⸗ minze und womöglich die echte kopfblütige Krauſeminze, vielleicht noch die rundblätterige (M. rotundifolia) und die grüne Minze, je nachdem die eine oder andere verlangt wird. Die Kultur der Minzenarten iſt bei allen gleich. Sie lieben einen mehr feuchten als trocknen guten Boden, welcher ziemlich Humus oder alten Dünger enthält, weil ſie naturgemäß an Ufern in ſchlammiger mit verweſten Pflanzentheilen vermiſchter Erde wachſen. Das Wichtigſte bei der Kultur iſt öfteres Umpflanzen, wobei es am beſten iſt, die Plätze ganz zu wechſeln. Die Minzen verbreiten ſich nämlich durch Wurzelſproſſen oder Ausläufer nach allen Seiten. Dieſe bilden neue Pflanzen, während die alten bald abſterben und große Lücken in den Beeten hinterlaſſen. Aus dieſem Grunde müſſen die Minzenanlagen alle zwei Jahre umge⸗ pflanzt werden. Um die Bodenlockerung im erſten Jahre zu erleichtern, pflanzt man die Stöcke in 15 em entfernte Reihen 12 15 cm auseinander. Man kann die Anlage auch aus Samen machen, was jedoch nicht ſehr gebräuchlich iſt. Nur bei der Anlage ganzer Felder wäre es vortheilhaft. Will man die Minzen im Großen bauen, ſo legt man die zertheilten Pflanzen zeitig im Frühjahr während des Pflügens in die Furche und tritt ſie hinter⸗ her an. Beim Anbau im Großen giebt man ſich nicht immer die Mühe des Umpflanzens, ſondern gräbt oder hackt die Felder um, eggt und walzt ſie hinterher. Hierdurch entſteht eine Art von Verpflanzen durch Wechſeln des Platzes. Andere graben oder hacken nur die Stellen, wo keine Pflanzen mehr ſtehen, nach dem letzten Schnitt im September um und bepflanzen ſie mit daneben — 17 — ausgeſtochenen Minzenbüſchen. Alle dieſe Verpflanzarten ſind jedoch ſehr unvollkommen und können das wirkliche Umpflanzen auf einen anderen Platz ſchon darum nicht erſetzen, weil die Felder bald mit Unkraut überzogen werden. In gutem Boden kann die Minze dreimal in einem Sommer geſchnitten werden, vorausgeſetzt, daß es rechtzeitig regnet oder daß bei großer Trockenheit bewäſſert wird. Das Schneiden darf erſt geſchehen, wenn ſich an den Hauptſtengeln Knospen zeigen, weil ſonſt die Minze ihr ſtärkſtes Aroma noch nicht erreicht hat und ſo ſtark eintrocknet, daß ſie nicht in's Gewicht fällt. Der zweite und der ſelten vorkommende dritte Schnitt liefert eine geringere Qualität, wobei die Stengel mit verwendet werden. Es iſt zweckmäßig und erhöht den Ertrag ſehr, wenn man nach dem erſten und zweiten Schnitt eine leichte Compoſtdüngung anwendet, indem man Dünger⸗ erde oder alten Dünger über das Beet ſtreut, ſo daß die Düngung ungefähr 2 em hoch liegt. Hierzu iſt beſonders alter fetter Teich⸗ ſchlamm, welchen man ein Jahr lang mit Miſtjauche begoſſen hat, oder den man mit irgend einer Pulverdüngung (Guano, Abtritts⸗ pulver, Aſche ꝛc.) oder mit Stallmiſt vermiſcht, ſehr zweckmäßig. Das Schneiden der Minze geſchieht im Garten mit dem Meſſer, im Großen mit Sicheln und Senſen. Es iſt zweckmäßig, die Blätter friſch von den Stengeln zu pflücken, um Raum beim Trocknen zu erſparen, auch weil bei dem Entblättern trockner Stengel die Blätter leicht brechen. Man ſchneidet die Minze meiſt vor der Blüte, doch verlangt man zur Bereitung von ätheriſchem Oel auch blühende oder mit Knospen verſehene Pflanzen. Ueber⸗ haupt wird Pfeffer⸗ und Krauſeminze oft grün verlangt. Menyanthes trifoliata L. Bitterklee, Biberklee, Fieberklee, Magenklee ꝛc. Hayne, Band 3. Taf. 14, Plenk, Taf. 87. Gentianeae. Dieſe ſchönblühende, in Waſſergräben, Sümpfen und Teichen wild wachſende Pflanze kommt in manchen Gegenden gar nicht wild vor, und verdient unter Verhältniſſen wie Calmus und andere Waſſerpflanzen angebaut zu werden, wobei man wie bei Calmus verfahren kann. Man benutzt die Blätter (Herba Trifolii fibrini), — 118 — welche im hohen Sommer, wenn ſie vollkommen ausgewachſen ſind, geſammelt werden. Man benutzt ſie auch häufig friſch, ein Grund mehr, für den Anbau dieſer ſchönen Pflanze zu ſorgen, wo ſie nicht von ſelbſt wild wächſt. Die Blume gleicht faſt einer Hyacinthe. Der Centner Bitterklee koſtet 25 Mk., Wurzeln 20 Mk. Meum athamanticum Jacg. Athamantha Meum L. Aethusa Meum Murray. Bärendill, Bärwurz, Schweinefenchel ꝛc. Hayne, Bd. 8. Taf. 12, Plenk Taf. 525. Umbelliferae. Obſchon die Herz: oder Bärwurzel (Radix Mei, Anethi ursini) faſt nur noch bei Thieren angewandt wird, giebt man jedoch zu dieſem Zwecke faſt immer die falſche Bärwurzel, nämlich die Hirſch⸗ wurzel (Ligusticum Cervaria), die dafür geſammelt wird und in vielen Apotheken allein vorkommt, ſo verlohnt es der Mühe, die echte Bärwurzel anzubauen. Man verfährt hierbei ganz wie bei der (Archan- gelica) Engelwurzel und ähnlichen Pflanzen. Die Wurzeln erreichen im zweiten und dritten Jahre nach der Ausſaat ihre Ausbildung und werden im Spätherbſt gegraben. Den Samen ſäet man am beſten bald nach der Reife. Monarda didyma L. M. coccinea. Rothe Monarde. Labiatae. Dieſe ſchöne Gartenpflanze liefert den beliebten Oswego- oder Pennſylvaniſchen Thee, welchen man im Sommer von den nicht zu harten, alten Blättern ſammelt. Die Monarden werden 1 m hoch, beſtocken ſich ſehr ſtark, müſſen deshalb 50 em von einander gepflanzt und alle 3 Jahre zertheilt werden. Der Verbrauch beſchränkt ſich nur auf das Haus. Der Thee hat einen lieblichen Geſchmack. i Myrrhis odorata Scop. Scandix odorata J. Ausdauernder Körbel, ſpaniſcher oder Aniskörbel. Plenk Taf. 206. Umbelliferae. | Man gebraucht die Blätter dieſer Gartenpflanze (Herba Myrrhidis, Cieutariae odoratae) zur Frühlings⸗Kräuterkur und den — 119 — ausgepreßten Saft als Bruſtmittel. Auch die getrockneten Blätter werden gebraucht und zwar als Taback, den man bei Engbrüſtigkeit raucht. Der Aniskörbel liebt etwas trocknen Boden und warme Lage. Man behandelt ihn wie Liebſtöckel, doch wird er nicht ſo groß. Er vermehrt ſich leicht aus Samen. Die Nachfrage nach dieſer Pflanze iſt ſelten. Narcissus Pseudo — Narcissus L. Amaryllideae, Gemeine Wieſennarziſſe, Märzbecher u. ſ. w. Die Blumen dieſer ſchönen Pflanze ſind neuerdings als kräftiges Heilmittel empfohlen worden, weshalb der Anbau Be⸗ achtung verdient, beſonders, weil man damit eine große Gartenzierde erhält. Die Zwiebeln, welche man ſonſt als Radix Nareissi syl- vestris v. Bulbocodii in den Apotheken führte, werden jetzt nicht mehr gebraucht. Will man die Narziſſen der Blüten wegen an⸗ bauen, ohne Land dafür zu opfern, was ich ſehr empfehle, ſo ziehe man ſie in der Wieſe oder im feuchten Grasgarten. Wollte man eine größere Anlage machen, ſo müßte der Boden umgegraben werden. Man legt dann im Herbſt in 10 em tiefe Furchen die Zwiebeln 10—12 cm von einander, bedeckt fie wieder und ſäet im Frühjahr Grasſamen an. Will man jedoch weniger Zwiebeln legen und den Boden nicht ganz umarbeiten, ſo ſticht man nur an ver⸗ ſchiedenen Stellen, beſonders wo Maulwurfshaufen liegen und dünnes Gras ſteht, Löcher aus und legt in dieſe 3—10 Zwiebeln, je nach der Größe der Löcher. Die Narziſſen blühen im März, ſterben ſchon im Mai wieder ab, und benachtheiligen den Gras⸗ wuchs nicht im Geringſten. Sollte dieſe Arzneipflanze mehr in Gebrauch kommen, ſo empfehle ich die gefüllt blühende Spielart, welche als Narziſſe van Sion in den Gärten gezogen wird, und mehr ins Gewicht fällt. Nasturtium officinale R. Brown. Sisymbrium Nasturtium K. Brunnenkreſſe. Hayne, Bd. 5. Taf. 32, Plenk Taf. 525. Cruciferae. Die als Salat und Kochgemüſe ſo beliebte Brunnenkreſſe wird friſch auch als Arznei verordnet. Obſchon dies nun nicht ſo häufig — 120 — vorkommen mag, daß darum der Anbau lohnte, jo ift doch dieſe Nebenbenutzung um ſo eher mitzunehmen, als man dazu auch die bereits Stengel bildende Kreſſe im ſpätern Frühjahr benutzen kann. Zum Anbau der Brunnenkreſſe gehört ein ſogenanntes weiches und im Winter nicht zufrierendes fließendes Waſſer. Die Kultur iſt umſtändlich und ungewöhnlich, als daß ſie mit kurzen Worten erläutert werden könnte, und ihre Bedeutung als Apothekerpflanze zu gering, um ihr in dieſem Buche eine ausführliche Abhandlung zu widmen.“) Nymphaea L. Weiße Seeroſe, weiße Nixblume oder Seemummel. Hayne, Bd. 4. Taf. 35, Plenk Taf. 429. Nympheaceae. Obſchon dieſe Pflanze, deren Wurzel und Blume ſonſt als Radix und Flores Nympheae albae officinell waren, nicht mehr von den Aerzten verordnet wird, ſo ſteht doch die Wurzel als Schwarz⸗ wurzel bei den Bauern in manchen Gegenden noch in großem Anſehn, und man bezahlt an die Herumträger gern bis 1 Mk. für eine mäßig große Wurzel von etwa 30 cm Länge und 5—6 cm Durchmeſſer. Dieſe werden bei Viehkrankheiten gebraucht und liegen bei manchen Landleuten fortwährend im Tränkeimer. Wer daher Teiche hat, kann dieſe Pflanze nebenher anbauen und in Gegenden, wo die Wurzel geſucht iſt, eine größere Rente davon haben, als von den Fiſchen, die übrigens keinen Nachtheil davon haben. Das Waſſer muß zum Anbau der Seeroſe wenigſtens 50 em tief ſein. Man verſchafft ſich ſchwächere Wurzeln (eigentlich ſind die ſogenannten Wurzeln liegende Stämme) oder Köpfe von ſtarken Wurzeln, legt dieſe in den Schlamm, wenn der Teich trocken liegt und legt Steine darauf, weil ſie ſonſt ſchwimmen, bevor fie Wurzeln bilden. Die Ernte ift jedesmal, wenn der Teich gefiſcht wird und ausgetrocknet iſt. Die im Frühjahr gegrabenen ſind beſſer verkäuflich. Man benutzt ſie nur friſch. In Teichen, wo zahme Enten und Schwäne gehalten werden, iſt dieſe Pflanze nicht zu ziehen, weil dieſe Thiere die jungen Blätter abfreſſen. ) Ausführlicheres in „H. Jäger's Gemüſegärtner“ II. Theil, 4. Aufl. 1888. d — 21 — Orchis mascula L. Große Ragwurzel, männliches Knabenkraut. Plenk Taf. 71. Orchideae. Orchis Morio L. Kleine Ragwurzel. Plenk Taf. 72. Orchis militaris Dec. Helmartiges Knabenkraut. Orchis fusca Jacq. Braunes Knabenkraut. Aus dieſen Arten von Ragwurz oder Knabenkraut, welche ſämmtlich eiförmige Knollen beſitzen, wird neuerdings Salep ge⸗ wonnen, der dem drientaliſchen in keiner Weiſe nachſtehen joll. Sie wachſen ſämmtlich in lichten Wäldern und auf feuchten Wald- wieſen wild, manche ſogar ziemlich häufig. Da aber die Wurzeln ſehr tief ſtecken, ſo iſt das Ausgraben beſchwerlich und nicht lohnend; auch laſſen es ſich die Wieſenbeſitzer nicht gefallen. Es iſt daher gewiß ein vortheilhaftes Unternehmen, das Knabenkraut zum Salepgewinn im Großen anzubauen. Im Orient wird bereits ſeit langer Zeit Salep angebaut, und auch in Franken ſind ſchon im Großen glückliche Verſuche mit dem Anbau auf dem Felde gemacht worden. Im Orient ſoll Orchis rubra und papilionacea zum Salepgewinn angebaut werden, welche Arten, wenn man fie erſt in genügender Menge hätte, gewiß auch bei uns gezogen werden können, da ſie mit dem bei uns eingebürgerten Safran unter gleichen Verhältniſſen wachſen. Dies wäre indeſſen kaum ein Gewinn, da die einheimiſchen Arten bei guter Kultur gewiß ſich noch vergrößern. Die größten Knollen hat nach meiner Beob- achtung Orchis fusca, das braune Knabenkraut, und dieſes dürfte — 12 — daher zur Kultur vorzuziehen fein. Ohne die orientalische und in Franken verjuchte Kultur zu kennen, ſchlage ich folgende auf die Natur der Pflanze und ihren wilden Standort gegründete Kultur vor. Man legt die Knollen im Herbſt wie Safranzwiebeln auf im Jahre vorher gedüngtes, feuchtes Land 9—12 cm tief, und läßt ſie zwei Jahre in der Erde, ohne den Boden tief zu lockern und hat nur für Ausrottung des Unkrautes zu ſorgen. Ein zweites mehr naturgemäßes Verfahren, wobei man kein Land opfert, iſt eine Nachahmung der Kultur der Arnica und der Narziſſe. Man bricht im Spätſommer nach der Grummeternte ſchlechte, etwas feuchte Wieſen um, macht den Boden gehörig durch Pflügen und Eggen klar, und legt die ſchwachen Knollen oder Zwiebeln 7 em tief und eben jo weit in 15 cm entfernte Reihen, wozu man die Ackerfurche benutzen kann. Im Frühjahr darf dies nicht geſchehen, da die Orchis um dieſe Zeit ſchon junge Wurzeln haben. Zum Legen nimmt man die zu ſchwachen Brut- und Seitenzwiebeln, welche alljährlich ſich neu anſetzen. Man kann nun das Land im Frühling mit Grasſamen beſäen und ſo zwei Jahre davon Nutzen ziehen. Der rechte Zeitpunkt des Ausgrabens iſt der Nachſommer. Wie lange die Knöllchen liegen müſſen, um große Knollen zu werden, kann ich nicht beſtimmen. Ich bemerke indeſſen, daß es nicht vortheilhaft iſt, dieſelben mehrmals blühen zu laſſen, weil die Knolle, woraus die Blüte entſteht, jedesmal nach dem Blühen abſtirbt, und nur die ſich daneben anſetzende Knolle, welche im folgenden Jahre blühen würde, guten Salep liefert. Es ſind nämlich immer zwei Wurzelknollen nebeneinander, wovon die eine ſtets abſtirbt, oder vielmehr ihren Stoff zum Blühen hergiebt. Man gräbt die Knollen im Spätſommer aus, reinigt ſie, überbrüht ſie mit kochendem Waſſer“) und trocknet ſie ſchnell auf Hürden in einem Backofen, Obſtwelkofen oder an ähn⸗ lichen Trockenanſtalten, oder man reihet ſie auf Fäden, die in einem geheizten Raume aufgehängt werden. Das Schwierigſte iſt, ſich + 15 Nach neueren Erfahrungen ſoll es unzweckmäßig ſein, die Knollen „ re das Satzmehl ſich dadurch verwandelt und weniger — 12 erſt einen größern Vorrath von Knollen zu verſchaffen. Man muß zu dieſem Zwecke die ganzen Pflanzen ausgraben, wenn ſie noch nicht völlig abgeſtorben ſind, und im Schatten einſchlagen bis zur Legzeit. Dieſelben finden ſich in allen grasreichen Gebirgen, maſſenhaft im Rhöngebirge“). Der Salepbau kann in Zukunft ein wichtiger Kulturzweig werden, denn der Verbrauch ſteigert ſich jetzt in Europa von Jahr zu Jahr. Die Orchisarten mit getheilten, handförmigen Knollen liefern den ſogenannten Händchensſalep, und kommen beſonders bei den Droguiſten in Frankfurt a. M. zum Verkauf, werden aber nicht angebaut, ſondern im Vogelsberg und Speſſart geſammelt. Das Pfund koſtet davon kaum 1 Mk., während andrer einheimiſcher Salep mit 3 Mk. bezahlt wird. In Frankfurt werden jährlich etwa 6000 Pfd. runder Salep und 8000 Pfd. Händchensſalep in den Handel gebracht, Letztere können zum Anbau nicht empfohlen werden. Origanum vulgare L. Wilder Majoran, gemeiner Doſten, Wohlgemuth. Hayne, Bd. 8. Taf. 8, Plenk Taf. 495. Labiatae. Der gemeine Doſten wächſt an ſteinigen trocknen Orten, namentlich an Kalkbergen, und kann unter ähnlichen Verhältniſſen auf trocknen Plätzen gebaut werden. Man ſammelt die blühenden Spitzen (Herba s. Summitates Origani vulgaris). Anzucht durch Samen in Reihen. Der Centner koſtet 12— 18 Mk. Origanum Smyrnaeum L. Wohlgemuth, Smyrniſcher Doſten. Dieſe aromatiſche Pflanze kann wie Meliſſe und ähnliche Pflanzen auf trocknem Boden in ſonnigen Lagen gebaut werden. Doch iſt der Verbrauch jetzt ſelten. ae 3 ; „) Die Apotheker in den Rhönſtädtchen Gersfeld, Biſchoffsheim der Apotheker Geheb in Geiſer an der Ulſter, ſelbſt die von Fulda würden am ſicherſten Salepörut verſchaffen können. „„ 2 Oenanthe crocata L. Giftige Rebendolde. Plenk Taf. 226. Umbelliferae. Dieſe ſehr giftige Pflanze wächſt in Frank⸗ reich und England in Sümpfen, woauch Kraut und Wurzel (Herba et Radix Oenanthes succo croceo) officinell ſind. Bei dem Anbau hätte man wie bei 0. Phellan- drium (Waſſerfenchel) zu verfahren. Wenn man die friſchen, länglichen, wie Möhren riechenden Wurzeln öfter mit bloßen Händen anrührt, ſo ent⸗ ſteht Geſchwulſt, Jucken, Brennen und ſelbſt Fieber. Noch ſchärfer und tödtlich iſt der gelbe Milchſaft, welcher dieſer Pflanze den botaniſchen Beinamen gab. Paeonia officinalis L. Paeonia corallina Poll. Gichtroſe, Pfingſtroſe, Klatſchroſe, Freiſamroſe u. ſ. w. Ranunculaceae. Beide Arten werden häufig von Apothekern und Gelehrten verwechſelt, wer ſie aber nur einmal neben einander geſehen hat, wird ſie ſicher nicht mehr verwechſeln. Da man in den Apotheken keinen Unterſchied macht, ſo iſt es zweckmäßig, zum Apotheker ⸗ gebrauch (oder vielmehr Nebe ngebraud, denn große Pflanzungen lohnen bei der allgemeinen Verbreitung dieſer beliebten Gartenpflanze nicht), nur die gemeine ſtark riechende Pfingſt⸗ oder Gichtroſe anzubauen, und zwar die reine Art mit dunkelrothen Blumen, weil nur dieſe in den Apotheken geſucht ſind. Man zieht natürlich nur die gefüllte Art, weil dieſe den Garten mehr zieren, länger blühen und mehr Blumenblätter liefern, und weil die Samen nicht mehr geſucht ſind. Die Kultur dieſer beliebten Gartenblume iſt bekannt. Man giebt jeder Pflanze wenigſtens 60 em Zwiſchenraum und läßt ſie Jahre lang ungeſtört. In kleine Stücke zertheilte Pflanzen brauchen mehrere Jahre, ehe es wieder ſtarke Stöcke werden. Der Boden muß gut, eher trocken als feucht und von Baumwurzeln frei ſein. Man ſammelt die Blumenblätter an ſchönen hellen Tagen, wenn ſie vollkommen trocken ſind, und trocknet ſie ſchnell im Schatten, ſchließt ſie auch ſpäter von Licht und Luft ab, weil ſonſt die Farbe verloren geht. Die Wurzeln werden trocken wenig gebraucht, deshalb braucht man auch nur die bei dem Umpflanzen überflüſſigen Wurzeln an die Apotheken zu geben. Will man friſche Wurzeln, die des Saftes wegen am meiſten angewendet werden, ſo braucht man nicht die ganze Pflanze auszugraben, ſon⸗ dern nimmt nur die ſtärkſten äußeren Wurzelknollen ab. Panax Schin — seng N. v. Esenb. Aechter Ginſeng oder Kraftwurz, und P. quinquefolius L., die Kraftwurz. Araliaceae. Der große Ruf der wahren Ginſeng, welcher in China das berühmteſte aller Heilmittel iſt, und wunderbar bei körperlichen und geiſtigen Erſchöpfungen wirken ſoll, dürfte zu Verſuchen mit der Kultur dieſer Pflanze aufmuntern. Der natürliche Standort des Ginſeng im nördlichen China verſpricht, andern bereits kultivirten Pflanzen jener Gegenden nach zu ſchließen, guten Erfolg. Man hätte ihn auf einem ſandigen oder ſteinigen Boden zu bauen, welcher dem Steppenboden ähnlich iſt. Die Wurzeln von Form und Größe einer kleinen Möhre (Carotte) wachſen an einem — 126 — kriechenden Wurzelſtocke. Weitere Anleitung zu geben verbietet der problematiſche Charakter der Pflanze und deren Kultur. Ich bemerke noch, daß jetzt ächte Pflanzen in den botaniſchen Gärten Rußlands eingeführt worden ſind. Paris quadrifolia L. Einbeere. Hayne, Bd. 3. Taf. 7. Asparagineae. Die Einbeere iſt kaum mehr in Apotheken im Gebrauch, und ich führe ſie blos als eine bei dem Landvolke noch als ſehr heil⸗ kräftig angeſehene, dabei aber gefürchtete Giftpflanze auf. Ehedem Ny m 1 waren Wurzeln, Kraut und Beeren (Rad. Herb. et Baccae Paridis) offieinell. Auch neuerdings ſoll die Einbeere wieder in der Homöopathie Beachtung gefunden haben. r 2 — 127 — Phytolacca decandra L. Kermesbeere. Phytolacceae. Früher benutzte man die Blätter und reifen Beeren innerlich und äußerlich, jetzt nur noch die reifen Beeren, um Zuckerwaaren und Gelatine damit ſchön roth zu färben, weil man ſie für unſchädlich hält, und ſie ſogar zu dieſem Zwecke von der Geſund⸗ heitspolizei vorgeſchrieben werden. Allein man hat beobachtet, daß ſie purgiren, und daß ſogar das Fleiſch von Vögeln, welche die reifen Beeren freſſen, wie z. B. in Nordamerika Tauben, dieſe Eigenſchaft annimmt. Giftig ſind beſonders die Wurzeln und unreifen Beeren, während das junge Kraut ohne Schaden wie Spinat gegeſſen wird. Die Kermesſtaude wird ſchon lange in europäiſchen Gärten kultivirt, ſonſt mehr als jetzt, weil man die Beeren als rothes Farbemittel anſtatt Cochenille benutzte. Die Pflanze wird über 2 m hoch, braucht daher wenigſtens 0,80 m Abſtand, und verlangt tiefen Boden in trockner Lage, weil ſie an feuchten Plätzen den Winter nicht aushält. Man erzieht fie Leicht aus Samen, den man in ein Miſtbeet oder in guter Erde an warmer Stelle im Freien ausſäet. Dieſe Phytolacca iſt eine impoſante Zier⸗Blattpflanze. Phytolacca drastica Poeppig. Ich mache auf diefe von Poeppig auf den chilenischen Anden erſt in neuerer Zeit entdeckte, von den Indianern Chili's als Ab⸗ führungsmittel allgemein gebrauchte und als Herba Purga v. Pireun auch in den Apotheken eingeführte Pflanze vorläufig nur auf⸗ merkſam, wenn ſie vielleicht einſt bei uns in Gebrauch kommen ſollte. Da ſie an der Schneegrenze wächſt, ſo hält ſie unſeren Winter ohne Zweifel aus, wie man nach anderen Pflanzen ſchließen kann. Die knollige Wurzel ſoll ähnlich wie Veilchenwurzel, Calmus und ähnliche Pflanzen wachſen und ſich ſo ausbreiten, daß der Boden davon wie gepflaſtert erſcheint. Die wachen ia wirkt Fu in Gaben von 10 Gran. a Pimpinella Saxifraga L. Gemeine weiße Pimpinelle, Steinpeterlein, weiße deutſche Theriak⸗ wurzel ıc. Hayne, Bd. 7. Taf. 20, Plenk Taf. 221. Obſchon dieſe Pflanze häufig wild wächſt, ſo iſt doch ihr ſtarker Verbrauch ein Grund, dieſelbe anzubauen. Sie liefert die ſo viel gebrauchte weiße Pimpinellwurzel (Radix Pimpinellae albae s, minoris). Man ſäet den Samen dünn in enge Reihen wie Anis und ähnliche Pflanzen, behackt das Land und gräbt die Wurzeln im dritten Jahre zeitig im Frühling. Zum Anbau eignen ſich nur trockne Plätze, die ganz ſchlechten Boden haben können. Nicht zu verwechſeln mit der Gartenpimpinelle. Polygala vulgaris L. Gemeine Kreuzblume, Kreuzwurzel, Himmelfahrtsblümlein u. ſ. w. Plenk Taf. 548. Polygaleae. Polygala major Jacg. Große Kreuzblume. Beide Pflanzen liefern die gemeine Kreuzwurzel (Radix Poly- galae vulgaris), von der erſteren benutzt man auch Stengel und Blätter. Die P. vulgaris wächſt allenthalben auf trocknen Wieſen, beſonders in Waldgegenden; da es ſich aber um Wurzelgewinn handelt, ſo könnte man verfahren wie bei Arnica montana, und die Wieſen zeitweiſe umarbeiten, um die Wurzeln zu gewinnen, was zweckmäßiger ſcheint. Zum Anbau empfiehlt ſich beſonders die nur in Unteröſterreich, Mähren und Ungarn wachſende Kreuz⸗ blume Polygala major, welche eine dickere Wurzel liefert, die auch ſonſt häufig als R. Polygalae hungaricae s. majoris in Apotheken kam, während die gemeine Kreuzwurzel ſehr ſchwach iſt. Polygala amara L. Bittere Kreuzwurz Hayne, Bd. 13. Taf. 22, Fig. 3, Plenk Taf. 547. Wächſt nicht ganz ſo häufig wie die vorige auf trocknen, mit Haidekraut durchwachſenen graſigen Plätzen und dürren Waldwieſen, — 129 — iſt noch kleiner und kann wie jene gebaut werden. Man benutzt von ihr die ganze Pflanze in der Blüte und Wurzel (Herba cum radice Polygalae amarae), und zwar mehr als die vorigen Arten. — Ich kann und will die Kreuzblumen als Kulturpflanzen nicht empfehlen, wollte ſie aber nicht unerwähnt laſſen. Polygala Senega L. Senega⸗ oder Klapperſchlangenwurzel. Plenk Taf. 549. Dieſe in Nordamerika an trocknen, ſonnigen Hügeln und Grasplätzen wild wachſende Pflanze wird allgemein gegen den Biß der Klapperſchlangen gebraucht und gegenwärtig auch in Europa angewendet. Man benutzt die Wurzel (Radix Senegae, Senekae, s. Polygalae virginianae) und gräbt fie zeitig im Frühjahr, benutzt ſie aber auch friſch jeder Zeit. Der Anbau dieſer ſelbſt in botaniſchen Gärten noch ſeltenen Pflanze kann nicht ſchwer fallen, indem er in nichts von dem der übrigen nordamerikaniſchen Stauden abweicht. Die Pflanze wird ungefähr 30 em hoch und muß in trocknem Boden ſtehen. Ich empfehle ſie zur Beachtung. Auf gleiche Weiſe werden Polygala sanguina und purpurea verwendet, welche ſich durch die ſchönen rothen Blumen auch für den Garten empfehlen. Polygonum Bistorta L. Schlangenkraut, Natterknöterig. Hayne, Bd. 5. Taf. 19, Plenk Taf. 306. Polygoneae. N Der Schlangenknöterig wächſt nicht ſelten auf bergigen feuchten Wieſen, kann aber auf ſolchen begünſtigt werden, indem man ihn wie Arnica auf ſchechten Wieſen erzieht, um die Wurzeln (Rad. Bistortae) zu erhalten. Man fängt neuerlich an, dieſe kräftige Pflanze wieder mehr zu beachten. 5 | Jäger, der Apotheker⸗Garten. 3. Aufl. d . 0 x 5 — 130 — Ptarmica vulgaris Decand. Achillea Ptarmica I. Nießkraut, Wieſenbertram, weißer Doran, i wilder Dragun. Hayne, Bd. 9. Taf. 44, Plenk Taf. 633. Compositae. Da man von dieſer häufig auf feuchten, guten Wieſen wachſen⸗ den Pflanze nur die Wurzel braucht, welche ohne große Beſchädigung nicht gegraben werden kann, ſo iſt ihr Anbau zu empfehlen, wobei man wie bei Arnica verfahren kann, indem man die Pflanze auf Grasplätzen verwildern läßt und von Zeit zu Zeit ausgräbt. Die Anpflanzung geſchieht durch die ſproſſenden, weit auslaufenden Wurzeln, welche man bei dem Umarbeiten des Bodens in Stücke zerſchnitten nur in die Furchen und Gräben zu werfen braucht, denn ſie wachſen wie Unkraut. Sonſt waren auch Kraut und Blumen als Herba et Flores Ptarmicae officinell. Uebrigens wird die Wurzel jetzt ebenfalls nicht oft angewendet. Wächſt auf Wieſen⸗ boden. Die ſchöne Gartenſpielart mit gefüllten Blüten gedeiht aber in jedem Gartenboden. Ptarmica moschata Decand. Achillea moschata Jarg. Honigkraut. 5 Dieſe auf den höheren Alpenwieſen wachſende Pflanze iſt wichtiger als die vorige und verdient ihrer Seltenheit wegen an⸗ gebaut zu werden. Man benutzt davon das Kraut mit den Blumen (Herba Genipi veri), welches einen Hauptbeſtandtheil des ſogenannten Schweizerthees bildet, und wovon man Liqueure (Esprit d' Iva) und andere beliebte Präparate bereitet. Man könnte ſie in etwas feuchten Orten auf höheren Gebirgen ähnlich wie Arnica anbauen. Gelänge der Anbau auch in tieferen Lagen, ſo könnte dieſe Pflanze eine ſehr wichtige für den Apothekergarten werden. Sie geht auch unter dem Namen Iva moschata. Pulmonaria offleinalis L. Lungenkraut. Hayne, Bd. 2. Taf. 44, Plenk Taf. 73. Boragineae. Sollte dieſe ehedem berühmte Pflanze je wieder zu Ehren tommen, was immerhin möglich ift und erſt kürzlich der Fall war, indem man ein Geheimmittel gegen Lungenſchwindſucht daraus n — 131 — bereitete, ſo könnte man ſie in lichten Laubwäldern anbauen, indem man ſie verwildern ließe, alſo nur die einmalige Mühe des Pflanzens hätte. Man benutzt das Kraut (Herba Pulmonariae maculosae) während der Blüte, welche ſchon im März und April eintritt. Dieſe Pflanze wächſt nur auf Kalkboden. Pyrethrum, welche das Inſektenpulver liefern. Die große Nachfrage nach Inſektenpulver, welches urſprünglich nur aus Perſien kam, hat zu ausgedehnten Kulturen geführt, namentlich in Dalmatien und gegenwärtig iſt das letztere geſuchter und verbreiteter als das Perſiſche. Der Umſtand, daß die auf dem nahrhaften Boden der Berliner Rieſelfelder gezogenen Pflanzen eben ſo kräftig wirkend gefunden wurden, wie das importirte, weiſt darauf hin, daß dieſe Kulturen auch in anderen Gegenden als ſehr einträglich empfohlen werden können. Die Pflanzen, deren Blüten dieſes Pulver liefern, ſind außer dem Perſiſchen Pyrethrum care- num und roseum, welche beide wahrſcheinlich nur Abarten von Pyrethrum caucasicum ſind, das in Dalmatien, beſonders auf der Inſel Leſina häufig angebaute P. cinerariaefolium Tree., P. rotundi- folium W. et Vieti (Tanacetum einerariaefolium F. Waldsteini) aus den Karpathen. Von dieſen wird das aus den Blüten von P. cinerariaefolium bereitete Pulver als das kräftigſte, wirkſamſte gehalten, am ſchwächſten ſcheint Pyrethrum roseum zu wirken. Beiläufig bemerkt, benutzt man auch hier und da in Kaſernen, Krankenhäuſern ꝛc. auch die Blüten von Chrysanthemum Leucanthemum, die Rupfblume oder große Wieſenkamille zum Vertreiben der Flöhe, indem man ſie in das Bettſtroh ſteckt. Pyrethrum carneum und roseum Bieberst. Rothe Kamille, inſektenwidriges Fieberkraut. Compositae. Dieſe beiden Pflanzen liefern das in neueſter Zeit jo berühmt gewordene perſiſche Inſektenpulver. Die Pflanze iſt zwar ſchon lange in den botaniſchen Gärten, wurde jedoch nicht weiter beachtet. Durch Dr. Karl Koch's Reife durch die Kaukaſusländer wurde das = 5 Inſektenpulver und die daſſelbe liefernde Pflanze bekannt. Hier⸗ durch aufmerkſam gemacht, bezogen Wiener Kaufleute dieſes Pulver, aber die Pflanze wurde nicht weiter beachtet. Erſt durch Herrn von Fölkerſahm in Kurland erfuhr man neuerdings wieder Näheres, und er verbreitete ſeit 1853 auch Originalſamen, welchen er durch Fürſt Woronzow, dem Gouverneur von Kaukaſien, erhielt. Das P. roseum und carneum, welche beide das perſiſche Inſektenpulver liefern, find ausdauernde Stauden von einem Fuß Höhe mit zier- lichen, tief eingeſchnittenen Blättern oder einzeln ſtehenden großen hellrothen Blumen, die auch vielfach zur Gartenzierde empfohlen worden ſind, wozu ſich jedoch nur die ſchönen gefüllten Spielarten eignen. P. roseum unterſcheidet ſich von carneum durch etwas dunklere Blüten, ſoll aber auch ſonſt unterſcheidende Merkmale haben, übrigens in unſeren Gärten gar nicht vorhanden ſein. Die Pflanze wächſt in den Vorbergen von Transkaukaſien wild und wird in der Gegend von Alexandropol häufig geſammelt. Bei uns wächſt ſie auf jedem Boden in trockner, ſonniger Lage gut, darf aber zur Gewinnung des Inſektenpulvers nur in magerem Boden gezogen werden. Nach Koch's Angabe wächſt die rothe Kamille am häufig⸗ ſten und in beſonderer Ueppigkeit auf Kalk und Mergelboden, eine Bodenart, die ja überall ſehr verbreitet, wohl aber nicht nothwendig iſt. Die Kultur iſt ſehr einfach und nicht von der anderer mehr⸗ jährigen Pflanzen abweichend. Es iſt zwar eine ausdauernde Staude, man thut aber wohl, ſie öfter aus Samen neu zu erziehen, weil alte Pflanzen ſchlecht werden, und die Theilung nicht ſo kräftige Pflanzen liefert. Man ſäet den feinen Samen (welcher jetzt faſt in jeder Samenhandlung billig und echt zu bekommen iſt) im April oder Mai auf guten Gartenboden ſehr dünn aus und bedeckt ihn ſchwach. Sobald die Pflanzen im Juli ſtark genug ſind, pflanzt man ſie einzeln ungefähr 10—15 em von einander auf ein Gartenbeet, von welchem ſie im folgenden Frühling an die Stelle, wo ſie bleiben ſollen, gepflanzt werden. Iſt jedoch das Land, wo der Anbau ſtattfinden ſoll, ſehr locker und gut gearbeitet, ſo kann man ſtarke Pflanzen (die man durch dünne Saat erhält) ſogleich an Ort und Stelle pflanzen. Wer vielen Samen hat, könnte ſogar in Reihen an Ort und Stelle ſäen und die zu dicht * — 133 — ſtehenden Pflanzen verziehen. Jede Pflanze erhält 15 —20 cm Abſtand. Es iſt gut, zwiſchen je 5—6 Reihen einen Fußweg abzutreten, damit man bei dem Abpflücken der Blumen, welches im Juni faſt täglich wiederholt wird, nicht den Boden der Beete zu feſt tritt. Das Behacken der Beete iſt jedes Jahr nur einmal nöthig, nämlich im erſten Jahre nach der Ausſaat vier Wochen nach dem Pflanzen, die übrigen Jahre ſtets im April, ehe ſich Blütenſtengel bilden, wobei auch die Pflanze von trocknen Blättern gereinigt wird. Dies iſt die ganze Arbeit. Um das Austrocknen des Bodens zu erſchweren, zugleich, um den Pflanzen etwas Schutz gegen Kahlfröſte zu geben, bedecke man den Boden mit Nadeln oder alten Sägeſpänen, die man dicht um die Pflanze ſtreut, ohne das Herz zu bedecken, wohl auch zu gleichem Zweck läßt man ſämmtliche alte Blätter bis zum Frühjahre an den Pflanzen. Das Land darf nicht ganz friſch gedüngt ſein. Man düngt entweder zeitig im Frühjahr vor der Ausſaat, oder pflanzt auf Land, welches im Jahre vorher ſtark gedüngt worden iſt. Ob man ſpäter die Beete mit den Pflanzen düngen kann und darf, muß erſt durch Verſuche über die Güte des ſo gezogenen Pulvers entſchieden werden. Jedenfalls ſcheint es mir zweckmäßiger, von Zeit zu Zeit eine friſche Pflanzung anzulegen, als alte zu düngen. Die Kultur hat, wie man ſieht, gar keine Schwierigkeit. Auch die Bereitung des Pulvers iſt nicht mühſam. Die Blumen werden an einem vollkommen trocknen Tage ohne Stiel abgepflückt, ſobald ſie vollſtändig aufgeblüht ſind. In Kaukaſien trocknet man die ganzen Köpfchen, und läßt ſie nach vollkommener Trockenheit in eigens dazu eingerichteten Mühlen mahlen. Bei dem Trocknen muß man fleißig wenden, damit kein Moder entſteht. Da die Blütezeit in die Monate Juni und Juli fällt, ſo trocknen ſie auch im Schatten, was jedenfalls vorzuziehen iſt. Doch kann man ſie an ſehr ſchönen Tagen auf Hürden oder Tüchern in die Sonne legen und mehrmals umwenden. Blumen, welche noch nicht voll⸗ kommen trocken ſind, verderben eingepackt unfehlbar. Beim Trocknen gehen / des Gewichtes verloren. Zu einem Pfund gehören gegen 1000 trockene Blumen. Geringere Quantitäten zerſtößt man in einem Mörſer zu feinem Pulver, nachdem man die Blumen in — 134 — einer Temperatur von 30 Grad, aber ja nicht wärmer, 10— 12 Minuten lang getrocknet hat, was auf einer mit Papier belegten Herd⸗ oder Ofenplatte oder im Backofen geſchehen kann. Bei ſtärkerer Erhitzung geht die Kraft verloren. Die grünen Theile der Blumenhülle werden vor dem Stoßen durch ein Sieb beſeitigt, ſo daß nur die Blumen in das Pulver kommen. Echtes Pulver darf nur einen ſchwachen, eigenthümlichen, von Kamillen ganz ver⸗ ſchiedenen Geruch haben. Stark nach Kamillen riechendes Pulver ſoll mit ſolchen und anderen verwandten Arten verfälſcht ſein. Man bewahrt das Pulver in verſchloſſenen Büchſen und Gläſern ganz trocken auf. Das Inſektenpulver tödtet oder betäubt Inſekten jeder Art. Beſonders wird es gegen Flöhe angewendet, indem man die damit behafteten Thiere damit beſtreut oder es auf und zwiſchen Bettſtroh ſtreut. Bei Wanzen wendet man eine ſtarke Abkochung, oder noch beſſer einen kalten Extrakt durch Waſſer oder Weingeiſt ausgezogen, an, welchen man in die Wanzenritzen tröpfelt. Auch von Läuſen aller Art befallene Pflanzen reinigt man mit dieſem Extract. Fliegen ſterben ebenfalls, wenn man Zucker damit befeuchtet. Bei ſchwacher Anwendung des Pulvers oder Extractes ſollen die Thiere nur davon laufen oder betäubt werden, ſich aber in der Luft wieder erholen. Auch die läſtigen Schaben werden damit vertrieben. Pyrethrum caucasicum, welches unter den perſiſchen Pflanzen am meiſten geſchätzt wird, hat kleinere Blumen als das wahrſcheinlich davon abſtammede P. carneum und roseum Pyrethrum cinerariaefolium aus Dalmatien hat graugrüne breitere Blätter als die kaukaſiſchen Pflanzen und bildet größere Stengel. Die öſterreichiſche Regierung ſorgt für eine größere Verbreitung der Kulturen durch niedrige Preiſe des ächten Samens. Auf der Inſel Liſina wurde 1888 der Doppelcentner trockener Blumen mit 250 Gulden bezahlt. Auf einem Hectar gut kultivirten Landes erntete man 10— 20 Doppelcentner Blumen, von 1 Hektar 2000 bis 2500 Gulden Werth.“ Die Droguenhandlung von Riede u. Comp. in Wien, welche echtes dalmatiniſches Inſektenpulver führt, würde vielleicht den Bezug von Samen vermitteln können. b i — 135 — Pyrethrum Tanacetum Dec. Balsamita suaveolens Persoon, Tanacetum Balsamita L. Frauenminze, Balſamkraut. Hayne, Bd. 2. Taf. 5, Plenk Taf. 612. Compositae. Die Frauenminze iſt in den Apotheken jetzt ſelten im Gebrauch und führt dort den Namen Herba Balsamitae s. Costi hortorum. Deſto beliebter iſt ſie bei dem Landvolke, und in einigen Gegenden findet man ſie in jedem Bauerngarten. Mir ſcheint, daß man dieſe balſamiſch riechende Pflanze mehr beachten und zur Bereitung von Wohlgerüchen verwenden ſollte. Im Anbau verlangt ſie einen ſonnigen Platz und trocknen Boden. Man giebt den Pflanzen durch⸗ gängig 50 em Abſtand. Ranunculus Flammula L. Brennender Hahnenfuß, Blaſen ziehender Ranunkel. — 136 — Ranunculus sceleratus L. Gifthahnenfuß, Froſcheppig. Ranunculus bulbosus L. Knolliger oder Zwiebelhahnenfuß. Dieſe drei Arten ſind nur noch als Blaſen ziehende Mittel im Volksgebrauch, höchſtens wird R. bulbosus hie und da von den Aerzten angewendet. Von einem Anbau kann daher nicht wohl die Rede ſein, und ich erwähne ſie blos als ſcharfe Giftpflanzen. R. bulbosus hat einige Aehnlichkeit mit R. sceleratus, bleibt aber niedriger, hat ſchmutzig ausſehende Blätter und eine knollige Wurzel. R. sceleratus iſt ein furchtbares Gift, das ſchon äußerlich Geſchwüre hervorbringt. | — 137 — Ranunculus Ficaria L. Scharbodskraut, Pfennigſalat, Feigwarzenkraut. Hayne, Bd. 5. Taf. 7, Plenk Taf. 460. Ranunculaceae. Dieſe kleine zierliche Frühlingspflanze, deren große goldgelbe Blumen eine der erſten Zierden der nackten Gebüſche bilden, wird zwar jetzt trocken nicht mehr in Apotheken geführt, iſt aber als Herba et Radix Ficariae s. Chelidonii minoris officinell. Man benutzt die Blätter zu Frühlingskuren, außerdem zu Gemüſe und Salat (welcher, beiläufig geſagt, ſehr ſchlecht und hart iſt), die Knöllchen äußerlich als Hausmittel. Von einem förmlichen Anbau dieſer Pflanze kann nicht wohl die Rede ſein; wer aber ein Wäldchen oder auch nur Gartengebüſche hat, kann ſie dort ver⸗ wildern laſſen. Wenn man nur 10 Knöllchen pflanzte, ſo würde man doch in einigen Jahren ſchon das ganze Gebüſch voll haben. Rhéum. Rhabarber. Je mehr man ſich Mühe gegeben, die ächte Rhabarberpflanze ausfindig zu machen, deſto mehr iſt man zur Ueberzeugung gekommen, daß unter den in Europa bekannten Arten wahrſcheinlich die ächte Rhabarberpflanze nicht iſt. Nach dem Apotheker Colau, Vorſteher der k. ruſſiſchen Niederlage in Kiachta giebt es aber nur eine ächte Art. Wir müſſen daher die folgenden in den Handel kommen⸗ den Arten von Rheum einzeln betrachten. Rheum officinale Boulton, s. R. palmatum. Rheum palmatum L. Handförmiger Rhabarber, ruſſiſcher oder moskowitiſcher Rhabarber. Hayne, Bd. 12. Taf. 6, Plenk Taf. 322. Polygoneae. Von dieſer Art mit tief eingeſchnittenen, handförmigen Blättern ſoll der echte ruſſiſche oder moskowitiſche Rhabarber (Radix Rhei rossici v. moscovitiei) kommen. Sie wird in England kultivirt und als Radix Rhabarbari anglici in den Handel gebracht. Auch in Frankreich zieht man dieſen Rhabarber mit anderen Arten, die 5 als franzöſiſcher Rhabarber in den Handel kommen, namentlich bei — 138 — Chatenay, Sceaur und anderen Orten. Das Vaterland iſt die Grenze von China gegen Rußland und die Tatarei. Sie wächſt weniger üppig als andere Arten. Dieſe Art iſt als R. tanguticum vor etwa zehn Jahren durch Samen maſſenhaft verbreitet worden, allerdings als Zierpflanze, die Blätter ſcheinen weniger geſchlitzt (eingeſchnitten) als bei dem als Blattzierpflanze längſt verbreiteten R. palmatum. Es iſt wohl kaum zweifelhaft, daß dieſe Art mit R. officinale identiſch iſt. Rheum australe Don. R. Emodi Vallich. Oſtindiſcher oder Nepal'ſcher Rhabarber. Hayne, Arzneipfl., Bd. XII., Taf. 10. Dieſe Art iſt erſt neuerdings in Europa bekannt geworden und ſtammt vom Himalayagebirge, wo ſie in einer Meereshöhe von 9000 bis 16,000 Fuß wild vorkommt. Dieſe Pflanze ſoll den chineſiſchen oder indiſchen Rhabarber liefern, der auch unter dem Namen tatariſcher, däniſcher, holländiſcher Himalayarhabarber vor⸗ kommt und den lateiniſchen Namen Rad. Rhéi chinensis v. indiei führt. Die Pflanzen und Wurzeln erreichen eine bedeutende Größe. Rheum compactum L. Aus der Tatarei und China, wird von Manchen ebenfalls für die Stammpflanze des ruſſiſchen Rhabarbers gehalten. Sie wird in Frankreich in der Provence als indiſcher Rhabarber kultivirt und kommt mit anderen als Radix Rhabarbari gallici in den Handel. Rheum Ribes L. Von dieſer in Perſien und Syrien wachſenden Pflanze ſoll der perſiſche Rhabarber der Droguenhandlungen kommen. Man zꝛeieht fie nur der Blattſtiele wegen und bereitete ſchon vor Jahr⸗ phiunderten den angenehm ſchmeckenden Roob⸗Ribes daraus. — 139 — Rheum Rhaponticum L. Gemeiner pontiſcher Rhabarber, Rhapontik. Hayne, Bd. 12. Taf. 7, Plenk Taf. 320. Dies iſt die älteſte bekannte Art aus Sibirien, namentlich in der Gegend von Udinsf und am kaſpiſchen Meer. Man leitet davon die echte Radix Rhapontici ab, und nennt ihn auch ſibiriſchen Rhabarber, der gegenwärtig meiſt nur von Thierärzten gebraucht wird. Er wird in England, Frankreich und auch hier und da in Deutſchland (bei Enzersdorf in Unteröſterreich, früher auch in der Rheinpfalz) kultivirt und wohl in den meiſten Droguenhandlungen wird man europäiſche nachgebaute Wurzeln von dieſer Art haben. Rheum undulatum L. Krauſer oder wellenblätteriger Rhabarber. Hayne, Bd. 12. Taf. 8, Plenk Taf. 321. Mit großen, am Rande wellenförmig gebogenen Blättern, aus der chineſiſchen Tatarei und Sibirien. Sie liefert ſogenannten buchariſchen Rhabarber, iſt mit R. Rhaponticum nahe verwandt und wird wie dieſe benutzt. Man baut dieſen Rhabarber ſchon längſt in Frankreich, beſonders im Iſere⸗Departement und in Süd⸗ rußland. Rheum hybridum Murray. Baſtard⸗Rhabarber. Es ſoll dieſe Pflanze ein Baſtard von R. Rhaponticum und R. palmatum ſein, die aber auch in der Mongolei wild vorkommen ſoll. Er gedeiht kultivirt am leichteſten, wird aber hauptſächlich der Blattſtiele wegen angebaut, wozu man übrigens neuerdings künſtlich erzeugte Baſtardformen vorzieht. n Man ſieht aus obigen Bemerkungen, daß die Gelehrten und Droguenkenner über die verſchiedenen Arten des Rhabarber noch ſehr im Dunkeln ſind, und die echten Pflanzen der im Handel vorkommenden Sorten keineswegs genau bekannt ſind. Man hat ſogar guten Grund zu glauben, daß von China aus ſelbſt von . = — 140 — ganz anderen Pflanzen gewonnene Wurzeln als echter Rhabarber nach Europa geſchickt werden, z. B. von der weiter unten erwähnten Ampferart. i Die Theuerung dieſes Handelsartikels und der Umſtand, daß auch ſchlechte und falſche Wurzeln aus Aſien kommen, hat ſchon lange zum Nachanbau dieſer wichtigen Arzneipflanze geführt. Allein die Erfolge ſind bis jetzt nicht befriedigend ausgefallen, da die wirkſamen Beſtandtheile in den in Europa gezogenen Wurzeln ſehr gering befunden worden ſind. Dies iſt jedoch kein Grund, warum man nicht endlich ein vorzügliches Produkt erzielen ſollte, ſobald man die Pflanze unter ähnlichen Verhältniſſen wie in ihrer Heimath zieht. Dies geben ſelbſt Arzneigelehrte zu, und in der von Nees v. Eſenbeck, Dierbach und Marquart bearbeiteten pharma⸗ ceutiſchen Botanik von P. L. Geiger heißt es wörtlich, daß die Waare ſchlecht iſt: „ohne Zweifel, weil man die Art der Vegetation dieſer Gewächſe und die Bedingungen, die zu ihrem Gedeihen nöthig find, noch nicht genau kannte.“ Wir haben auch in Europa ſchon hie und da vorzügliche Wurzeln gebaut, die manchem echten Rhabarber nicht nachſtanden, alſo die Möglichkeit gezeigt, beſſere Wurzeln als gewöhnlich zu bauen. So in Frankreich und neuer⸗ dings in Mähren und Ungarn. Außer dem franzöſiſchen, welcher ſchon einen Namen im Handel hat, hat ſich beſonders der mähriſche als vorzüglich bewährt, während der in Ungarn gebaute bei weitem geringer iſt. Es ſcheint, daß das mähriſche Hochland ein beſonders für den Rhabarber geeignetes Klima hat. Da die Gegenden am Himalaya neuerdings von vielen Reiſenden, namentlich auch von deutſchen Reiſenden, darunter Gärtnern, botaniſch durchforſcht worden ſind, ſo werden wir ohne Zweifel bald Nachrichten über die Kultur des als eine der beſten Sorten bekannten indiſchen Rhabarbers (R. palmatum) in Nepaul und Thibet erhalten; denn es iſt erwieſen, daß dieſe Pflanze dort in großer Ausdehnung kultivirt wird, und daß der ſogenannte chineſiſche Rhabarber großen- theils von dieſer Pflanze ſtammt, und nur auf verſchiedenen Wegen zu uns kommt. In Mittelaſien wächſt der Rhabarber in einer Meereshöhe von 8—11,000 Fuß, unter Verhältniſſen, welche denen der Alpen in einer Höhe von 4—6000 Fuß entſprechen. Zwei — 141 — auf Gütern des Fürſten Schwarzenberg in Velden eingerichtete Rhabarberpflanzungen in einer Höhe von 3200 Fuß gaben unter dem 472“ 16“ der Breite vorzügliche Erfolge. Ich will die Vorſchriften, welche Geiger“) für den Anbau von Rhabarber giebt, hier wörtlich wiedergeben. „Die erſte Be- dingung zur Erzielung guter Rhabarber iſt ein zweckmäßiger Standort auf Gebirgen, je höher deſto beſſer. Zweitens ſoll man die Pflanzen ſo wenig wie möglich, beſſer gar nicht bebauen, ſondern die Samen an ſchicklichen Plätzen ausſtreuen, oder in gehöriger Entfernung von einander legen, und übrigens die Pflanzen ganz ſich ſelbſt überlaſſen. Drittens dürfen die Wurzeln nicht zu früh gegraben werden; friſch müſſen die Wurzeln im Durchſchnitt wenigſtens armdick ſein; dünnere ſind noch nicht gehörig ausgebildet und darum weniger gehaltreich an wirkſamen Theilen. Viertens iſt wohl das Spätjahr zum Ausgraben weit geeigneter als der Frühling; denn ſobald der Bildungstrieb erwacht, erleiden die Säfte eine Veränderung, die nur nachtheilig für die Wurzeln ſein kann. Fünftens iſt auf das Trocknen die größte Sorgfalt zu ver⸗ wenden. Anfangs müſſen die ſaftigen Wurzeln an einem trocknen luftigen Orte zum Welken gebracht, dann in künſtlicher Wärme, die anhaltend und gleichförmig iſt, aber 25 — 30“ R. nicht über⸗ ſteigen darf, möglichſt ſchnell und vollſtändig ausgetrocknet werden.“ Dieſem habe ich wenig hinzuzufügen. Die Bemerkung betreffend, daß man den Rhabarber auf Ge⸗ birgen „je höher, deſto beſſer“ bauen ſolle, darf nicht ſo genau genommen werden, denn ſonſt könnte es ja Jemandem einfallen, den Kamm des Rieſengebirges oder gar Hochalpenwieſen mit Rhabarber bebauen zu wollen, was allerdings auch nicht zu den Unmöglichkeiten gehört, aber doch in Deutſchlands Klima zu abweichend von dem natürlichen Vorkommen dieſer Pflanzen wäre. Anders wäre es, wenn man auf dem warmen Südabhange der Alpen in höherer Lage Rhabarber bauen wollte. Zudem verlangt der Rhabarber unbedingt tiefen Boden, der auf höheren Gebirgen ) Geiger's Pharmaceutiſche Botanik, II. Auflage, bearbeitet von Nees v. Eſenbeck und Dierbach, Seite 384. u 4 Be nur in Vertiefungen zu finden iſt. Der natürliche Standort iſt die Steppe, die Hochebene Mittelaſiens, wo aufgeſchwemmtes Land vorherrſchend und der Boden tief hinab locker iſt. Darum braucht man dieſe Pflanze aber nicht in dem fetten Boden der Niederungen zu bauen, wie den Küchenrhabarber. Weit wichtiger ſcheint mir die Bodenbeſchaffenheit in Bezug auf Feuchtigkeit und Beſtandtheile. Sicher iſt, daß in feuchtem Boden und in fetter, düngerreicher Erde nie guter Rhabarber gezogen werden kann, weil durch die Feuchtigkeit des Bodens die Wurzel zu ſaftreich, durch die große Nahrhaftigkeit zu locker an Zellen, alſo wohl groß, aber grobfaſerig und wenig gehaltreich werden würde. Was die chemiſche und phyſikaliſche Beſchaffenheit des Bodens anbelangt, in welchem vor⸗ züglicher Rhabarber wächſt, ſo wiſſen wir noch wenig darüber, und es wäre höchſt wünſchenswerth, wenn die Reiſenden Aſiens ſich Gewißheit darüber zu verſchaffen juchten. Man weiß nur, daß der beſſere Rhabarber in einem tiefgrundigen jand- und kalkreichen Lehm wächſt, welcher nie anhaltend feucht iſt, aber aus der Tiefe immer etwas Feuchtigkeit an ſich ziehen kann, denn in Boden mit Felsuntergrund litten die Pflanzen zu ſehr von Trockenheit. Es liegt der Gedanke nahe, daß Salz- und Gypsboden, ſowie Gyps⸗ und Kalidüngung vortheilhaft auf die Güte der Wurzeln einwirken mögen, weil das vorzügliche Gedeihen der Pflanze auf wenig nahr⸗ haftem Gypsboden beobachtet wurde. Wem an der Einführung des Rhabarberbaues in Deutſchland etwas gelegen iſt, der ſollte erſt kleine Verſuchsanpflanzungen in verſchiedenen Bodenarten machen. Ueber die Kulturangabe von Geiger, daß man den Samen nur ausſtreuen oder legen und dann ſeinem Schickſale überlaſſen ſolle, bemerke ich, daß nur Unkenntniß mit der Natur des Rha⸗ barbers ſolche Vorſchriften machen kann. Sicher iſt es einerlei, ob eine Pflanze an Ort und Stelle geſäet wird, oder ob man ſie als Pflanze dahin bringt, wenigſtens kann dies auf die Beſchaffen⸗ heit der künftigen Stoffe keinen Einfluß haben. Es verlangt aber die Rhabarberſaat eine ſehr lockere gute Erde und ſorgfältige Be⸗ handlung. Ich will nun die eigentliche Kultur der Rhabarberpflanze angeben, wobei ich die Erfahrungen, welche man bei dem Anbau a in Europa gemacht hat, mit den Bedingungen zur Erzeugung einer mediciniſch guten Wurzel zu vereinigen ſuchen werde. Da die Vermehrung durch Abnehmen junger Pflanzen ſelten möglich iſt, weil keine an der alten Knollenwurzel ſitzen und man zur Erzeugung von Augen und Nebenpflanzen den Kopf der Mutterpflanze ab- ſchneiden müßte, ſo zieht man die Pflanzen meiſtens aus Samen, der bei uns vollſtändige Keimfähigkeit erlangt. Man ſäet ihn bald nach der Reife in lockere, humusreiche, ſandige Erde in Reihen, zieht nach dem Aufgehen die zu dicht ſtehenden Pflanzen aus und verſetzt ſie im zweiten Jahre an den beſtimmten Platz mindeſtens 80 em von einander. Die zeitige Herbſtſaat ſcheint ſich beſſer zu bewähren, als die Saat im Frühling. Man kann auch drei Pflanzen nahe zuſammenpflanzen, muß ihnen dann aber über 1 m Abſtand geben. Das Land wird vorher mindeſtens 50 em tief rigolt, wobei man unten hinein zerkleinerte Knochen, Knochenmehl, wollene Lumpen und ähnliche langſam wirkende Düngſtoffe, in ſehr magern Boden wohl auch etwas Schafmiſt eingräbt. Sollte bei dem Rigblen zu viel ſchlechter Boden in die Höhe kommen, jo lockert man blos den Untergrund auf und verbeſſert ihn durch Humus bildende Stoffe. Zur guten Erhaltung des Bodens lockert man im Frühjahre mit Spaten oder Harke, was jedenfalls der Pflanze nur nützlich ſein kann. Da die Pflanzen ſchon Ende Juli abſterben, ſo kann man zwiſchen dem Rhabarber Gemüſe, welche nicht tief wurzeln oder andere mediciniſche Pflanzen, welche im Spätſommer erſt an Aus breitung gewinnen, ziehen, wozu ſich am beſten ſpät geſäete Kamillen eignen möchten. Sollte dann und wann eine Düngung nöthig werden, was aber nur dann der Fall wäre, wenn die Pflanzen kümmerlich wachſen, ſo ſchlage ich eine Düngung mit Knochenmehl, Gyps, Staßfurter Kaliſalz, von thieriſchem Dünger aber vorzüglich Schafmiſt vor. Dieſes letztere aus dem Grunde, weil die Völker Aſiens, welche Rhabarber bauen, faſt nur Dünger von Schafen und Ziegen verſchiedener Art haben, auch weil der Schafmiſt den Boden warm macht. Ich bemerke noch, daß das Land, auf welchem man Rhabarber ziehen will, einen durchlaſſen⸗ den Untergrund haben und trocken ſein muß, denn abgeſehen von . dem Umſtande, daß auf feuchtem Boden kein guter Rhabarber . 5 — 14 — zu ziehen ift, ſcheut die Pflanze auch ſehr die Näſſe des Unter⸗ grundes. In Mähren, wo man im Znaimer Kreiſe, ſowie einige Stunden ſüdlich von Brünn Pflanzungen angelegt hat, welche ſchon jetzt jährlich 3000 —4000 Centner produciren, werden die Felder nach dem Abſterben der Blätter der Länge und Quere nach mit dem Pfluge gelockert. Im Winter bedeckt man jeden Stock mit einem Häufchen Miſt, behäufelt im Frühjahr die aufgedeckten Pflanzen mittels des Pflugs und behackt einige mal. Bei der Anlage wird ziemlich reichlich Miſt in einer Tiefe von 50 em untergebracht. In nahrhaftem Boden haben die Pflanzen in ſechs Jahren die nöthige Stärke erreicht. Da aber alle Sachkenner darin überein⸗ ſtimmen, daß der Rhabarber vor dem ſiebenten Jahre keine guten Wurzeln liefere, und Pallas, der erfahrene aſiatiſche Reiſende, ſagt, daß 10— 12 Jahre zur vollkommenen Reife und Erzeugung der eigenthümlich rothen Farben der Wurzeln erforderlich ſind, ſo iſt es zweckmäßig, die Pflanzen älter werden zu laſſen. Das Ausgraben der Wurzeln geſchieht am beſten ſchon im Spätſommer, wenn die Pflanzen eben abgeſtorben ſind, weil ſich im Spätherbſt ſchon wieder die Triebkraft regt, und im Frühjahre der Rhabarber eine der am erſten treibenden Pflanzen iſt. Die Wurzel kommt geſchält oder mundirt, halb geſchält (indem nur die ſchwarze rauhe Rinde leicht abgekratzt iſt), auch ganz roh in den Handel. Jedenfalls bekommt man eine verkäuflichere Waare, wenn man die ſchwarze Rinde leicht abſchält, wobei nicht einmal viel an Gewicht verloren geht. Zum Trocknen ſchneidet man die Wurzeln in Stücken, deren Größe ſich nach der Stärke der Wurzeln richtet. Der chineſiſche Rhabarber, welcher über Kiachta nach Moskau kommt und als der beſte gilt, beſteht trocken aus runden und eckigen Stücken von 5—7 em Länge und bis 8 em Durch⸗ meſſer. Bei dem ſogenannten indiſchen Rhabarber, welcher zur See über Canton nach Europa kommt, ſind die Stücke mehr gleich⸗ mäßig, glatter abgeputzt und daher nicht ſo höckerig wie bei dem moskowitiſchen, auch nicht jo lang und oft eylinderiſch oder auf deiner Seite ausgehöhlt, auf der anderen gewölbt (comver). Zu ſtarke Wurzeln werden geſpalten, wodurch die eben beſchriebenen — 145 — Stücken entſtehen, weil der innere markige Theil eintrocknet. Faſt ſämmtliche Stücke ſind durchbohrt, weil ſie auf Fäden geſchnürt zum Trocknen aufgehängt werden. Nach einer anderen Lesart rühren die Bohrlöcher von der Unterſuchung der ruſſiſchen Grenzbeamten her, um die Farben der innern Wurzeln zu unterſuchen. Auch bei uns wird man nicht anders verfahren können, wobei man ſich einer ſtarken, langen Nadel bedient. Zum ſchnellen Trocknen gehört bei uns eine künſtliche Temperatur von 30 Grad. Wahrſcheinlich kann man Obſtdarren mit Luftzügen dazu verwenden. — In Gegenden, wo die Wurzeln ſchon im Auguſt gegraben werden können, iſt vielleicht das Trocknen im Freien möglich, vorausgeſetzt, daß die Witterung hundstagsmäßig warm iſt. Der obere Theil der Wurzel iſt am vollkommenſten, gehaltreichſten, kann daher auch von der Spitze geſondert und zu beſſern Preiſen verkauft werden. Alle ſchwammigen Stücken und Wurzeln müſſen aus⸗ geſchieden werden. Der in Mähren gebaute Rhabarber wurde an Ort und Stelle mit 72—76 Gulden verkauft, wird aber gegenwärtig, wo dieſe Drogue ſo im Preiſe geſtiegen iſt, vielleicht mit 100 Gulden und höher bezahlt werden. Vom preußiſchen Morgen wurden 8 —9 Jahre nach der Anlage 20 Centner Wurzeln geerntet. Was die anzubauenden Sorten anbelangt, ſo beſchränke man ſich auf Rüéum palmatum R. Emodi und australe, welche beide den vorzüglichſten Rhabarber liefern. Erſterer iſt nicht ſo ergiebig an Wurzeln, weil er überhaupt nicht ſo groß wird. R. Emodi wächſt kräftiger und gedeiht bei uns ſehr gut. In Berlin gezogene ſorg⸗ fältig unterſuchte Wurzeln wurden als dem ächten chineſiſchen Rha⸗ barber ſehr naheſtehend erkannt. Sämmtliche Arten ſind in den europäiſchen Gärten ächt zu haben, da man ſeit einem Jahrzehnd große Sorgfalt auf dieſe Pflanzengattung verwendet hat, um ſie als Gemüſe und zur Weinproduction, hie und da auch als Zierpflanzen | zu ziehen. In England und Nordamerika baut man in neuerer Zeit große Maſſen von Rhabarber, deren Stengel zu Compot, Torten und Kuchen wie Obſt allgemein verwendet werden und beliebt find. * wohlthätigen Wirkung dieſes köſtlichen Nahrungsmittels kann füglich Jäger, der Apotheker⸗Garten. 3. Aufl. 8 3 „ — 146 — ein mediciniſch⸗diätiſcher Werth beigelegt werden. Man kocht auch ſchon ſeit langer Zeit eingedickten Stengelſaft von R. Ribes, der als Roob Ribes und Syrupus petiolarum Rhéi (Rhabarberſtengelſyrup) bekannt iſt. In neuerer Zeit bereitet man aus Rhabarberſtengeln oder vielmehr Blattſtielen einen Champagner, der von vorzüglicher Güte ſein ſoll, ſchon im Großen. Zu dieſem Nebengebrauche der Blätter nimmt man R. Ribes, undulatum und hybridum, beſonders letztern, da er die dickſten, ſüßeſten Stengel hat und bei uns ſehr gut gedeiht. In neueſter Zeit kultivirt man aber verbeſſerte Spiel- arten, die unter dem Namen Elford-, Prinz Albert⸗, Myatts-, Victoria⸗Rhabarber ꝛc. bekannt find und ſich durch Stärke und Feinheit des Blattſtieles auszeichnen. Zu Wein nimmt man vorzugs- weiſe die Prinz Albert genannte Kulturſorte. Ob man die Blätter zum Küchengebrauch benutzen kann, ohne der Güte der Wurzeln zu ſchaden, muß bezweifelt werden. Rubia tinctoria L. Färberröthe, Krappwurzel. Hayne, Bd. 11. Taf. 42, Plenk Taf. 57. Stellatae. Da ſo viele Krappwurzel in Frankreich zur Färberei gezogen wird, ſo iſt der Anbau blos zu mediciniſchem Gebrauch nicht zu empfehlen, kann aber einen Nebengewinn abwerfen. Man gebraucht die Wurzel (Rad. Rubiae tinctorum), welche nicht unter drei Jahre alt ſein darf. Zum Anbau gehört tiefer lockerer Boden, faſt wie zu Süßholz, weil ſonſt das Ausgraben zu beſchwerlich iſt, und eine warme Lage in Weingegenden. Man erzieht die Pflanzen aus Samen, die in Reihen geſäet werden. Im Winter werden die Pflanzen zum Schutz gegen Froſt gehäufelt. Rumex Patientia L. Engliſcher Spinat, Gartenampfer, falſcher Mönchsrhabarber. Plenk Taf. 282. Polygoneae. Dieſe Pflanze iſt eigentlich nicht mehr officinell, aber mich auf Geiger und andere glaubwürdige Autoren ſtützend, fordre ich zu Verſuchen auf, dieſe Pflanze als Stellvertreter des Rhabarbers zu an . indem 1 8 die Meinung ausſprechen, Rumex Patientia ſei 1 als Rhabarberſurrogat viel beſſer als der bisher in Europa gebaute wirkliche Rhabarber. Geiger gab ſich die Mühe, ſtarken Wurzeln ganz das Anſehen des echten Rhabarbers aus Rußland zu geben, ſo daß ſelbſt Kenner ihn nach genauer Unterſuchung für echten ruſſiſchen Rhabarber erklärten. Nur der Geruch war noch etwas abweichend. Viele ſind auch der Meinung, daß vieler aus China kommende ſogenannter Rhabarber nichts anderes als die Wurzel einer Art von Rumex iſt, wahrſcheinlich von R. tuberosus Roxb. oder R. nepalensis. — Will man dieſen Ampfer anbauen, ſo pflanzt man ihn in tief bearbeiteten guten Boden, ſo daß jede Pflanze 40— 50 em Abſtand hat, damit man ſtarke Wurzeln erzielt. Dieſe dürften nach dem dritten Jahre ſtechbar ſein, könnten aber, wie der Rhabarber, durch Alter nur an Güte gewinnen. Nach meiner Erfahrung erreicht die Wurzel dieſer Pflanze nie eine Stärke, welche ſie dem echten Rhabarber ähnlich machen könnte; und wird alt holzig. Rumex acetosus L. Gemeiner Sauerampfer. Hayne, Bd. 13. Taf. 6, Plenk Taf. 280. Rumex scutatus L. Römiſcher oder franzöſiſcher Sauerampfer. Rumex montanus L. Bergampfer. Dieſe drei Sorten werden in Gärten gezogen und nebenbei zu mediciniſchen Zwecken verwendet. Die beſte Sorte iſt R. scutatus. Die Kultur iſt allbekannt. Ruta graveolens L. Gartenraute, Weinraute. Hayne, Bd. 6. Taf. 8, Plenk Taf. 332. Rutaceae. Dieſe allbekannte Gartenpflanze wird nebenbei zum mediciniſchen Gebrauch, jedoch nur friſch benutzt, und braucht nicht e dazu | angebaut werden. Die Kultur iſt bekannt. a 10° . — 148 — Salvia officinalis L. Gartenſalbey. Hayne, Bd. 6. Taf. 1, Plenk Taf. 19. Labiatae. Dieſes zwar überall angepflanzte Gartengewächs wird gleich⸗ wohl nicht in hinreichender Menge gezogen, wenigſtens aus den meiſten Gärten nicht in den Handel gebracht. Man benutzt die Blätter (Herba s. Folia Salviae hortensis) zur Zeit ihrer voll- kommenen Ausbildung. Will man Salbey im Großen bauen, ſo ſäet man den Samen dünn in Reihen, und läßt nur ſo viele Pflanzen ſtehen, daß jede 30 em Abſtand hat. Der Boden muß gut und trocken, die Lage ſonnig ſein. Die Salbey iſt eigentlich ein kleiner Strauch, ſtirbt bei uns meiſt jeden Winter bis auf den Boden ab, oder wird alljährlich abgeſchnitten. Bei Berlin zog man auf einer Parzelle von 0,66 Ar 7¼ Kilo, wovon das Kilo mit 75 Pfg. bezahlt wurde. Sambucus Ebulus . Attich. Hayne, Bd. 4. Taf. 16, Plenk Taf. 230. Der Attich war ehedem eine geſchätzte Heilpflanze, und man gebrauchte die Wurzelrinde, die Stengelrinde, Blätter und Beeren. Gegenwärtig benutzt man in Apotheken nur noch die Beeren, wovon das Roob Ebuli, welches wirkſamer als Hollundermuß iſt, bereitet wird. Sehr häufig wendet man den ausgepreßten Saft an, um aus Weißwein Rothwein zu machen oder hellem Rothwein eine ſchönere Farbe zu geben. Dieſe Beimiſchung ſoll zugleich dem Weine einen angenehmen Geſchmack ertheilen und ihn ſcheinbar ſtärken, d. h. berauſchender machen. Nach Dr. K. Koch, dem orientaliſchen Reiſenden, wird der berühmte Wein von Kacheth ebenfalls mit Attichbeeren zubereitet. Der Anbau des Attichs zu dieſem Zwecke dürfte am beſten lohnen. Dieſe Pflanze liebt guten tiefen, etwas feuchten Boden, vermehrt ſich leicht durch Stod- teilung und verlangt 50 em Abſtand. Wenn man blos Beeren ziehen will, ſo verurſacht eine Attichpflanzung gar keine Arbeit. = . Dieſe Pflanze verbreitet ſich ſchon durch Wurzelſproſſen. — 149 — Sambulus moschatus. Moihuswurzel. Umbelliferae. Der große Ruf, welchen die Moſchuswurzel von Rußland her, als ausgezeichnetes Mittel bei Cholera verbreitete, hat zwar in Weſteuropa ſich nicht erhalten können, allein damit iſt der Unwerth dieſer Pflanze noch nicht beſtimmt, und ſicher wird eine Pflanze mit ſo hervorragenden Eigenſchaften weiter unterſucht und verſucht werden. Außerdem hat der ſtarke Balſamgehalt (9 Proc. in Aether löslicher Balſam) zur Verwendung in Parfümerie geführt. Aus dieſem Grunde mag der Anbau immerhin verſucht werden, wozu man ſich jedoch die noch ſehr ſeltene Pflanze aus ruſſiſchen botaniſchen Gärten verſchaffen müßte, da ſie bis jetzt nicht nach Deutſchland gelangt iſt. Die Moſchuswurzel wächſt auf Steppenboden, wie der Ginſeng (Panax) in der Bucharei und würde in trocknem ſandigen Boden ungedüngt zu kultiviren ſein. Wahrſcheinlich iſt die Anzucht aus Samen nicht ſchwer; doch müßte derſelbe bald nach der Reife geſäet werden, alſo in Europa gereift ſein. Sanguinaria canadensis L. Blutkraut. Papaveraceae. Von dieſer auch bei uns in Gärten gezogenen kleinen Pflanze kommt ein kräftiges, bisher jedoch nur in Nordamerika angewendetes Heilmittel, die Blutwurzel (Rad. Sanguinariae). Auch die Samen werden verordnet. Die Wurzel erregt Erbrechen und ſoll wie Digitalis und Stramonium wirken. Die Bekanntſchaft dieſer Heil⸗ mittel verdanken wir den canadiſchen Indianern. Die Pflanze blüht zeitig im Frühling und kann ganz wie Pulsatilla gezogen werden, oder man läßt ſie im Gebüſch verwildern. Saponaria officinalis L. Gemeines Seifenkraut, Speichelwurz. Hayne, Bd. 2. Taf. 2, Plenk Taf. 146. Sileneae. Der mediciniſche Verbrauch des Seifenkrautes iſt nicht fo ſtark, ; daß nicht die wildwachſenden Pflanzen den Bedarf liefern könnten; 3 — 150 — aber deſto größer iſt der Verbrauch bei der Woll- und Seiden⸗ färberei zur Beſeitigung des Fettes, daher auch Abſatz ſtets ſicher. Man benutzt die Wurzel (Radix Saponariae rubrae), ſeltener das Kraut. Das Seifenkraut wächſt naturgemäß an ſteinigen Orten zwiſchen Geröllen und auf Kiesbänken an Flußufern, braucht aber doch guten, lockern Boden, um reichen Ertrag zu liefern. Will man Seifenwurzel im Großen ziehen, ſo ſäet man entweder den Samen im Herbſt, ohne ihn einzueggen, nur mit der Walze dar⸗ über ziehend, oder man legt Wurzelſtücke in die Ackerfurchen, wovon jedes eine Pflanze bildet. Die Wurzeln werden im Herbſt gegraben, was ſehr umſtändlich iſt, da ſie tief gehen und man auch die feinen Wurzeln mithaben muß, weil dieſe die wirkſamſten ſind. Die Wurzeln werden gewaſchen und auf Bündel gebunden. In gutem Boden erhält man ſchon im erſten Jahre brauchbare Wurzeln. Scilla maritima. Giftzwiebel. Die in Italien wildwachſende und kultivirte Pflanze wurde von jeher als ein Mittel gegen die ſchädlichen Ratten und Mäuſe gezogen und iſt in allen Apotheken zu haben. Sie wird friſch verwendet und tödtet ſicher. Obgleich keine ſchöne Pflanze, ſieht man ſie doch häufig in den Fenſtern armer Leute. Wenn man in Erfahrung brächte, daß die Kultur lohnend iſt, ſo könnte man die Zwiebeln im Sommer im Freien in ſehr ſandige Erde auspflanzen und im Herbſt herausnehmen und trocken froſtfrei durchwintern, etwa wie Gladiolus. Ohne dieſe Kultur beſonders zu empfehlen, fordere ich doch zu Verſuchen auf. Scolopendrium officinale Willd. Hirſchzungenfarn. Felices. Die ſonſt hochgeachteten, dann faſt vergeſſenen Hirſchzungen⸗ blätter (Herba Scolopendrii s. linguae cervinae) werden neuerdings wieder empfohlen und geſucht, weshalb auch der Anbau zu empfehlen iſt. Man pflanzt die Stöcke an ſchattige, etwas feuchte Stellen, aan beſten zwiſchen künſtliche Felſen, wo man fie ungeſtört Jahre — 151 — lang ſtehen läßt. Bei der Pflanzung muß man etwas Lauberde anwenden. Die Blätter werden im Herbſt geſchnitten; da dieſe aber den Winterſchutz des Strunkes bilden, ſo iſt es zweckmäßig, dieſes etwas mit Laub, Nadeln oder Moos zu bedecken. Scopolina atropoides Schultes. Hyoscyamus Scopolia L. Walkenbaum. Soloneae. Eine erſt neuerdings als kräftiges Heilmittel wieder beachtete Pflanze, die der Belladonna in der Wirkung ähnlich ſein ſoll und vielleicht fpäter auch bei uns in Gebrauch kommt. Sie wächſt in Illyrien, namentlich bei Görz in Laubwäldern, kommt aber auch hier und da verwildert vor. Man benutzt die Wurzel und das Kraut (Radix et Herba Scopolinae). Die Wurzel iſt kriechend und verbreitet ſich daher ſehr weit, ſo daß man die Pflanze aus dem Garten nicht wieder los wird. Sie verwildert im Gebüſch, blüht vor dem Austreiben der Blätter und ſtirbt zeitig im Sommer wieder ab. Es ſcheint mir auch das Beſte, dieſe Pflanze ſo ver⸗ wildern zu laſſen, weil ſie naturgemäß behandelt, gewiß kräftiger bleibt und keine Mühe macht. Die Wurzeln bleiben an der Ober⸗ fläche des Bodens, ſind daher leicht auszugraben. Sempervivum tectorum L. Hauswurzel, Hauslauch, Dachwurzel, Donnerkraut. Hayne, Bd. 6. Taf. 14, Plenk Taf. 372. Die Blätter des Hauslauchs (Herba Sempervivi s. Sedi majoris) werden nur friſch gebraucht, und ſelten von den Aerzten verordnet. Deſto gewöhnlicher iſt ihre Anwendung als Haus mittel. Von einem Anbau in Maſſe kann nicht die Rede ſein, und es genügt die bisherige Kultur auf Mauern und Dächern, wie ſie in den Dörfern gebräuchlich iſt. Will man den Hauslauch anpflanzen, ſo legt man ein Raſenſtück mit den Wurzeln nach oben auf die Mauer, und ſteckt kleine Pflanzen bei noch feuchtem Frühlingswetter in Löcher, oder befeſtigt ſie oben darauf mit Häkchen. Wer Felſen hat, kann dieſe damit bepflanzen. — 12 — Sium sisarum L. Zuckerwurzel, Zuckermerk. Plenk Taf. 188. Umbelliferae. Die Zuckerwurzel iſt ein bekanntes und beliebtes Gemüſe, wird aber auch als diätiſches Mittel bei Bruſtkrankheiten verordnet. Da die Zuckerwurzel nicht allenthalben als Gemüſe angebaut wird, fo iſt es zweckmäßig, dieſelbe im Apothekergarten zu ziehen. Man kultivirt ſie wie Paſtinaken, ſäet den Samen im Herbſt auf nicht friſch gedüngten aber guten Boden, behackt die Beete und erntet im folgenden Herbſt. Man kann die Zuckerwurzel auch durch Wurzelſtücke mit Keimen fortpflanzen. Spigelia marylandica L. Nordamerikaniſches Wurmkraut. Plenk Taf. 89. Gentianeae. Die in Nordamerika häufig gebrauchte Pflanze kommt jetzt auch nach Europa, wo ſie ſchon längſt als ſchöne aber ſeltene Blume in Gärten gezogen wird. Man benutzt Kraut und Wurzeln (Herba et Radix Spigeliae marylandicae) als Wurmmittel, wozu jedoch nach Ausſage des amerikaniſchen Arztes Griffith nur friſche Wurzeln zu gebrauchen ſind, ein beſonderer Grund, ſie bei uns anzubauen. Die Pflanze wird ungefähr 30 cm hoch, breitet ſich nicht ſehr aus, und liebt guten, aber trocknen Boden und einen warmen, ſonnigen Standort. In kälteren Gegenden muß man die Stöcke im Winter mit Laub bedecken. Stachys recta L. Berufskraut, Gliedkraut, Abnehmkraut. Hayne, Bd. 4. Taf. 12. Labiatae. 5 Eine durch den Volksaberglauben ſehr bekannte Pflanze, die aus dieſer Urſache von den Aerzten wohl mehr als billig zurück geſetzt wird. Sie wächſt auf fteinigen, ſonnigen Plätzen und kann an ſolchen gezogen werden. Man benutzt das Kraut (Herba — 153 — Statice Armeria L. Armerica vulgaris Willd. Grasnelke, Engliſches Gras. Plumbagineae. Von dieſer bekannten Garten-Einfaſſungspflanze war ſonſt das Kraut (Herba Statices) officinell. Neuerdings wurden von Ebers in Breslau die friſch getrockneten Blumen im Infuſum (Aufguß) als ein vorzügliches diuretiſches Mittel empfohlen. Aus dieſem Grunde verdient die Pflanze um ſo mehr Beachtung, da ſie als Einfaſſung den Garten ziert. : Symphytum officinale L. Schwarzwurzel, Beinwell. Hayne, Bd. 3. Taf. 37, Plenk Taf. 76. Boragineae. Das Ausgraben der Wurzeln dieſer Wieſenpflanze ſtößt auf Hinderniſſe, weil gerade die beſten, etwas feuchten Wieſen davon betroffen werden. Da nun neuerdings mehrere Autoritäten dieſe alte Arzneipflanze zur größern Beachtung empfehlen, ſo dürfte vielleicht der Anbau lohnen. Man benutzt die Wurzel (Rad. Symphyti, Consolidae majoris), welche zeitig im Frühjahr gegraben wird. Kultur wie Althaea officinalis. Verlangt feuchten Wieſenboden. Tanacetum vulgare L. Rainfarn, Wurmkraut, falſcher Wurmſame. Hayne, Bd. 2. Taf. 6, Plenk Taf. 611. Compositae. Mit den jetzt ſchon ſeltenen Feldrainen wird auch der Rain⸗ farn ſo ſelten werden, daß man ihn kultiviren muß, wenn er nicht, wie ſo viele Pflanzen, die nicht mehr zu bekommen find, im Arznei⸗ gebrauche ausgeſchieden wird. Die etwa Im hohe Pflanze wächſt auf jedem Boden, und begnügt ſich mit dem ſchlechteſten. Man 8 benutzt Kraut, Blumen und Samen (Herba, Flores, Semen, Tanaceti), | beſonders die Blumen und Samen innerlich und äußerlich, die blühenden Stengel auch zur Vertreibung von Motten und anderer 8 läſtiger Inſekten. Die Pflanze vermehrt ſich durch Stocktheilung. a muß mindeſtens 50 em von einander gepflanzt werden, und erfor⸗ = dert nicht die geringfte Bearbeitung. — Preis der Blüten und . Blätter 2½, der Samen 40 Pfg. pr. Pfd. 8 =: - : wi . > nicht überall zu bekommen. Man gebraucht den — 154 — Taraxacum offcinale Wigg. Leontodon Taraxacum L. Löwenzahn, Milchbuſch, Pfaffenröhrlein. Compositeae. Obſchon dieſe Pflanze in allen gemäßigten Ländern bis zum Norden und hoch im Gebirge als läſtiges Unkraut in Gemüſe⸗ gärten und im Gartenraſen wild wächſt, ſo iſt doch bei dem großen Verbrauch der Anbau um ſo lohnender, da die Wieſenwurzeln ſchwach ſind und deren Ausſtechen wegen Verderben des Bodens, (obſchon dadurch der Graswuchs verbeſſert wird,) nicht geſtattet wird. Hierzu kommt, daß die Blätter einen frühen geſunden Salat (pis-en-lit der Franzoſen) geben, welcher unbeſchadet des Wurzelgewinns benutzbar iſt. Die Wurzel erreicht nur in gut gedüngtem, tief gelockertem Boden eine anſehnliche Größe, und man behandelt ſie deshalb ganz wie Wurzelgemüſe. Saat in Reihen, bei dichtem Aufgehen die Pflänzchen auf 7—9 em verdünnt, im Sommer einige mal behackt, ſo lange es die ausgebreiteten Blätter nicht verhindern. Die Blüten werden ſtets abgepflückt, damit der Samen nicht reift und die Umgebung mit Unkraut überzieht. Die Wurzeln ſind meiſt im zweiten Jahre brauchbar, und werden, wie die Blätter friſch verbraucht. Es giebt Aerzte, welche den Milch- ſaft faſt bei jeder Störung im Unterleibe verordnen, und Leute, welche den Salat als Frühlingskur gebrauchen. Derſelbe kann nur gebleicht genoſſen werden, da grüne hart und ſchrecklich bitter ſind. Am leichteſten geſchieht das Bleichen, wenn man das Beet oder ein Stück davon 10 em hoch mit Sand, lockerer Erde, Sägeſpänen u. ſ. w. bedeckt. Indem die Blätter durch dieſe Bedeckung wachſen, bleiben ſie hellgelb und ſchmecken zart wie Endivian. Teucrium Scordium L. Knoblauchsgamander, Waſſer⸗ oder Lachenknoblauch, Waſſer⸗Bathengel. Hayne, Bd. 8. Taf. 3, Plenk Taf. 476. Wächſt auf feuchten Wieſen und an Ufern, jedoch nur ſtellen⸗ — 15 — obern Theil der blühenden Pflanze (Herba Scordii), jedoch in neuerer Zeit weniger, als fie ihrer bedeutenden Kräfte wegen ver- dient. Kultur auf feuchten Plätzen. Tormentilla erecta L. Tormentill, Blutwurz, Ruhrwurz. Hayne, Bd. 2. Taf. 48, Plenk Taf. 411. Rosaceae. Obgleich dieſe Pflanze ſehr gemein auf trocknen ſonnigen Grasplätzen iſt, ſo wird doch das Einſammeln der Wurzeln, wie bei allen Wieſenpflanzen, ſchwierig gemacht. Gleichwohl möchte ich den Anbau vorläufig noch nicht als einträglich empfehlen. Man gebraucht die Wurzel (Radix Tormentillae), welche im Frühjahre geſammelt werden muß. Man müßte die Pflanzen aus Samen erziehen, und entweder den Samen ſogleich wie Klee (jedoch nicht bedeckt, ſondern nur gewalzt, weil er ſehr fein iſt) ſäen oder auf Gartenbeeten Pflanzen davon ziehen, was indeſſen wohl zu umſtänd⸗ lich iſt. Der Tormentill verlangt trocknen Boden und ſonnige Lage, und dürfte nicht auf gedüngtem Boden gezogen werden. Triticum repens L. Agropyrum repens . B. Quecke. Plenk Taf. 32. Gramineae. Es iſt nicht meine Meinung, daß man Land mit Quecken verderben ſoll, wenn andere Kulturen darauf möglich ſind. Aber es giebt öde Sandflächen, angeſchwemmte Sandbänke, Dünen und ähnliche Plätze, wo man durch Quecken den Boden befeſtigen und zugleich aus den Wurzeln einen Gewinn ziehen kann, und leider auch Gärten, Felder und beſonders Baumſchulen, wo dieſes ſchlimme Unkraut überhand genommen hat. Man ſammelt die Wurzel (Radix graminis), Graswurzel im Spätſommer, Herbſt und im erſten Frühjahr, wo ſie am zuckerreichſten iſt. Der Anbau geſchieht durch Saat wie bei Wieſen. Samen 1 bei großen Samenhändlern . 1 — 156 — Valeriana offleinalis L. Gemeiner wilder Baldrian, Katzenkraut. Hayne, Bd. 3. Taf. 32. Valerianae. Der Baldrian kommt in vielen Formen vor, die durch den Standort erzeugt worden find. Zum Arzneigebrauche dient nur die auf trocknen ſteinigen Bergen wachſende kleine Art, welche gar nicht ſo häufig iſt, weshalb ſie ſchon länger künſtlich gezogen, namentlich auf den trocknen Kalkbergen der ſogenannten Gleißedorfer unweit Jena förmlich angebaut wird. Der gelungene und einträgliche Anbau dieſer kleinen Wurzel zeigt ſo recht, daß dies auch mit anderen Pflanzen der Fall ſein kann. Man benutzt die Wurzeln (Radix Valerianae minoris s. sylvestris), welche erſt im dritten Jahre im Spätherbſt oder Frühjahr gegraben werden darf. Will man guten Baldrian ziehen, ſo wähle man hochliegende, ſteinige oder unfruchtbare Felder in trockner Lage. Wenn der Anbau lohnen ſoll, ſo muß die Anlage durch Samen ſtattfinden, weil das Legen der bei dem Ausgraben als zu ſchwach befundenen aus- ſchlagsfähigen Wurzeln zu viele Zeit wegnimmt. Der Same wird auf das flach geackerte oder behackte Feld geſtreut, ohne ihn unter⸗ zueggen und blos feſtgewalzt. Da der Same leicht ausfällt und nicht auf einmal reif wird, ſo muß man die Stengel abſchneiden, wenn ſich die erſten reifen Samen zeigen. Obſchon der Berg⸗ baldrian ſelten über 50 em hoch wird, ſo darf man ihn doch nicht zu dicht ſäen, und beſſer iſt es, ihn in engen Reihen anzubauen. Das Feld wird von Unkraut gereinigt, aber nicht behackt. Damit die Sorte ächt bleibt, wäre es gut, von Zeit zu Zeit, wenn eine Ausartung bemerkt würde, von wilden Pflanzen geſammelten Samen anzuſäen. Beim Trocknen muß man die Katzen von den Wurzeln fern halten. Die Wurzeln werden gewaſchen, raſch im Freien abgetrocknet und im Schatten völlig trocken gemacht. Sollten die Wurzeln ſpät im Herbſt geerntet werden, ſo hat man ſich zu hüten, daß fie in noch weichem Zuſtande nicht gefrieren. 5 — 157 — Valeriana Phu L. Großer, weißer oder Gartenbaldrian, römiſcher B., Theriakskraut u. ſ. w. Hayne, Bd. 3. Taf. 33, Plenk Taf. 28. Dieſe Art findet man faſt nur in Gärten, und ſie liefert einen ſchlechtern Baldrian, den Gartenbaldrian (Rad. Valerianae majoris s. hortensis), der meiſt nur von Thierärzten verordnet wird, und überhaupt in den Apotheken ſelten zu finden iſt. Die Wurzel oder vielmehr der liegende Wurzelſtock iſt viel ſtärker, als bei dem Berg⸗ baldrian. Valeraina celtica L. Celtiſcher oder Nardenbaldrian. Hayne, Bd. 3. Taf. 28, Plenk Taf. 29. Dieſe berühmte auf den hohen Alpen wachſende Heilpflanze wird in Deutſchland kaum mehr angewendet, iſt aber in den Alpen⸗ ländern überaus geſchätzt, und wird ſtark geſammelt, um ſie über Trieſt nach dem Orient auszuführen. Man gebraucht davon die Wurzel (Nardus celtica, spica celtica), welcher dünner iſt als Baldrianwurzel, und ungemein ſtark, jedoch ſehr angenehm aromatiſch riecht. Der Anbau des Nardenbaldrians könnte vielleicht in hohen Gebirgsgegenden, wo Arnica gedeiht, gelingen und würde wie gemeiner Baldrian behandelt. 8 Veratrum album L. Weiße Nießwurz, Weißer Germer. Plenk Taf. 46. Colchiaceae. — 1585 — Verathrum Lobelianum Bernhardi. Plenk Taf. 47. Beide nahe ver wandte Arten liefern die ſogenannte weiße Nießwurz (RadixHelle- borialbi), unter welcher man den Mittel- oder Wurzelſtock verſteht. Sie wird wie gelber Enzian kultivirt, und hat auch in den Blät⸗ tern einige Aehnlich⸗ keit mit dieſer Pflanze, gedeiht aber auch im Schatten und auf feuch⸗ term Boden. Die An⸗ zucht aus Samen iſt etwas ſchwierig deshalb die Vermehrung durch Stocktheilung vorzu⸗ ziehen. Die Pflanze iſt giftig und hat ſchon häufig den Tod verur⸗ ſacht. Veratrum nigrum. L. a Schwarzer Germer. 5 Verdient die Beachtung der Pharmaceuten, indem ſie die Eigenſchaften des weißen Germer haben ſoll. Sie wird der ſchönen Blätter wegen in Gärten gezogen. 2: Dritte Abtheilung. Holzartige medieiniſche Pflanzen. Aesculus Hippocastanum L. Roßkaſtanie, gemeine Kaſtanie. Hayne, Bd. 1. Taf. 42, Plenk Taf. 293. Hippocastaneae. Man benutzt vom Kaſtanienbaum die Rinde und die reifen Früchte (Cortex et Fructus Hippocastani). Die Rinde wird von 3—5jährigem Holze geſammelt und im Frühjahr bei Eintritt des Saftes abgezogen. Die Früchte werden mannigfach verwendet, unter anderm als Nießmittel, und die meiſten ſogenannten Kräuter⸗ ſchnupftabacke (z. B. das bekannte geheime Nießmittel von Mejo und Schneeberger Schnupftaback) beſtehen hauptſächlich aus Kaſtanien, zu welchem man noch etwas Wohlriechendes, zuweilen auf Nieß⸗ wurz und gepulverte Haſelwurzblätter miſcht. Bei dieſer Pflanze kann natürlich nur von einer gelegentlichen Nebennutzung die Rede ſein. Alos abissinica Lam. A. succortrina Lam. A. capensis Clucida). A. vulgaris Lam. Aloe. Plenk Taf. 50 und 51. Liliaceae. Von dieſen vier Alosarten, vielleicht noch von anderen, kommt vorzüglich die berühmte Alos (Alos succotrina v. Lucida), eine der älteſten Arzeneien. Es iſt nicht meine Meinung, daß man die Alos ſelbſt ziehen ſoll, und ich erwähne ſie blos, weil man hie und da einzelne Aloöpflanzen in den Zimmern ſieht, wovon man = — 160 — gelegentlich die Blätter in Branntwein thut, oder Bekannten mit einem Stück aushilft, wohl gar auf Wunden legt, indem man ihnen Heilkraft zuſchreibt, während wahrſcheinlich nur der Schleim eine abſchließende Wirkung ausübt und die augenblickliche Kühlung angenehm wirkt. Die ächte Alos hat ſägezähnige, rinnenförmig gebogene lange Blätter und violettbraunen trocknen Alosſaft. Will man ſie zur Abführung benutzen, was ich jedoch nicht empfehlen möchte, ſo laſſe man den Saft in heißem Waſſer oder Branntwein ausziehen. Amygdalus communis L. var amara. Gemeine bittre Mandel. Hayne, Bd. 10. Taf. 31, Plenk Taf. 385. Amygdaleae. Die ſo häufig in der Medicin gehrauchten Mandeln können in den beſſeren Lagen des ſüdlichſten Deutſchlands im Großen gezogen werden, und ſind noch lange nicht ſo verbreitet, wie ihre Ein⸗ träglichkeit es veranlaſſen ſollte. Allerdings ſind die ſüßen Mandeln noch mehr geſucht. Gegenwärtig ſind die halb ausgewachſenen Früchte ein gut bezahlter, ſehr geſuchter Artikel, indem man ſie friſch mit anderen Früchten in Zucker einkocht. Die friſchen Blätter thut man in ſchlecht ſchmeckende Milch, wovon fie einen mandel- artigen Geſchmack bekommt. Ebenſo benutzt man von Pfirſichbäumen die Amygdalus per- sica L. (Persica vulgaris Decand.), die ſchwach Blauſäure haltigen Blätter, um Speiſen, beſonders Milch einen mandelartigen Geſchmack zu geben. Natürlich baut man dieſe Bäume nur ihrer Früchte wegen. Artemisia Abrotanum L. Eberreis, Stabwurz, Citronenkraut, Gartenhahn u. ſ. w. Hayne, Bd. 11. Taf. 22, Plenk Taf. 609. Compositae. Eine bekannte Gartenpflanze, die beſonders auf den Dörfern allgemein verbreitet iſt. Es iſt ein kleiner 30—50 em hoher Strauch oder vielmehr eine Staude, mit holzigen Stengeln, der trocknen, ſonnigen Standort verlangt. Man ſammelt das — 161 — Kraut mit den Blumen, die ſpät im Sommer, oft auch gar nicht zum Vorſchein kommen. Die Pflanze erfriert zuweilen, ſchlägt aber wieder aus der Wurzel aus. Artemisia pontica L. Römiſcher Beifuß oder Wermuth. Eine ſtark aromatiſche Pflanze von ſtrauchartigem Wuchs wie die vorige, doch meiſt nicht ſo hoch, welche nicht ſo bitter, dagegen viel aromatiſcher iſt als gemeiner Wermuth. Man baut ſie längſt in Gärten, obſchon die Apotheker bei uns kaum Gebrauch davon machen. Die blühenden Spitzen (Summitates Absinthii pontici v. romanae) dienen zur Bereitung von aromatiſchen Liqueuren, unter anderen auch des berühmten Schweizer-Wermuth (Extrait d' Absinth), obſchon der ächte oder beſte von den Genipkräutern (Ptarmica moschata) kommen ſoll, Pflanzen, die (mit Ausnahme von Artemisia Mutellina, welche auf Gebirgen gebaut werden könnte) nicht kulturfähig ſind. Kultur wie die vorige. Berberis vulgaris L. Sauerdorn, Kreuzdorn, Beberitze u. ſ. w. Hayne, Bd. 1. Taf. 41, Plenk Taf. 252. Berberideae. Man bereitet aus dem friſchen Safte der Beeren (Baccae Berberidis) den Syrupus und Roob Berberum, färbt damit ſogenannte Kraftkügelchen und andere Conditorwaaren, und kocht aus ihnen eine angenehm ſchmeckende als Limonade dienende Gallert. Auch der eigenthümlich gelbe Farbeſtoff des Holzes, welchen man Berberin genannt hat, wird neuerdings wieder mediciniſch angewendet. Da die Berberitze eine ſehr verbreitete Garten- und Heckenpflanze it, ſo benutzt man ſie nur nebenbei. Ich empfehle die Berberitze ohne Kern, ferner B. sanguinolenta, mit größeren Früchten. Berberis aristata Decand. Berberis Chitria Don. Aſiatiſche Berberitze, Chitra. Von den höheren Regionen des Himalaya in Nepaul. Dieſer Strauch liefert nach Royle das wahre Lyeium indicum des Dios ⸗ corides. Es iſt ein Extract, der, aus dem Holze bereitet, in 5 Jäger, der Apotheker⸗Garten. 3. Aufl. 5 Ir. ee — 162 — großen Quantitäten zum Arzneigebrauche ausgeführt wird und eine der berühmteſten Arzneien Indiens bildet. Die Früchte werden ebenfalls getrocknet ausgeführt. Dieſe und die nächſtfolgende Berberis ſind ſchon in den europäiſchen Gärten eingeführt und halten unſere Winter aus. Vielleicht läßt ſich Nutzen daraus ziehen. Sie verlangen eine gute Lage, in welcher der Winter nicht zu ſtreng iſt. Berberis ilieifolia Roxburgh. Auch aus dieſer Art wird das Lycium (in Indien Ruzat genannt) bereitet, und das Holz liefert eine ſchöne gelbe Farbe. Dieſer lange grüne Strauch iſt bei uns ſehr bekannt. Bryophyllum caleyinum Salisb. Wunderbaum, Keimblatt, Augenpflanze. Crassulaceae. Eine im ſüdlichen Aſien wachſende und beſonders in China wegen ihrer heilſamen Eigenſchaften in Gärten gezogene Pflanze, die nicht allein ihren Ruf nach Europa verbreitet hat, ſondern auch ſelbſt zu uns gekommen iſt und hier (wenigſtens in Deutſchland) eine beliebte Topfpflanze bei den ärmeren Leuten und auf dem Lande geworden iſt. Den Namen Keimblatt und Wunderbaum hat fie von der großen Fortpflanzungsfähigkeit, indem aus jedem Blatt- einſchnitt, wenn man das Blatt auf Erde, ja ſelbſt nur an einen feuchten Ort oder in ein Buch legt, ſich eine neue Pflanze bildet. Augenblatt heißt es wegen der wohlthätigen kühlenden Wirkung auf entzündete Augen. Es ſoll auch Wunden heilen, zu welchem Zwecke man es voneinander ſchneidet, ſo daß zwei Theile von der Größe des Blattes entſtehen. Die Blätter find in manchen Gegen ⸗ den ſo geſucht, daß man ſelten eine blätterreiche Pflanze aufbringt. Ich kultivire dieſe Pflanze einzig aus dem Grunde, um Leidenden, welche ihre ganze Hoffnung darauf ſetzen, ihre Illuſion nicht zu rauben, und verſchenke die Blätter, deren Wirkung dieſelbe ſein wird, wie die dem Alos und jedes andern Blattes mit ſchleimigem 5 ee: Die en und Kultur im warmen Zimmer iſt 125 — 163 — leicht. Man legt unten in den Topf zerſchlagene Steine oder Scherben zum Waſſerabzug. Aus einem Blatte kann man in einem Sommer 50 Pflanzen ziehen. Cactus Opuntia L. a Opuntia vulgaris M.. und O. Raffinesquiana. Indianiſche Feige, Feigendiſtel, Heilcactus. 8 Cacteae. Auch dieſer Fremdling iſt bei manchen Leuten ein beliebtes Mittel um Wunden zu heilen, Schwären zu erweichen u. ſ. w., und man ſieht dieſen Gliedercactus, vorzugsweiſe Cactus genannt, häufig an den Fenſtern. Er liebt einen warmen Platz, verträgt bis 10 Grad Kälte, wie auch ſein vereinzeltes Vorkommen in Süd⸗ tirol (bei Botzen) und bei Domodoſola am Fuße des Simplon beweiſt, wohin wohl der Same durch Zugvögel, welche die Beeren (Indianiſche Feigen) freſſen, getragen worden iſt. Die Pflanze | beſteht aus Gliedern, von denen jedes eine Pflanze bildet, wenn ö man es abſchneidet, welken läßt und in die Erde ſteckt. Die Pflanze liebt ſandigen Lehm und Steinunterlage, kann im Winter Wochen lang trocken ſtehen und braucht Jahre lang nicht umgepflanzt zu werden. Bei dem Gebrauch auf Wunden entfernt man erſt ſorg⸗ fältig die wenigen Stacheln und ſchneidet die Blattglieder von ein⸗ ander. Es ſollen auch andere Cactusarten ohne Stacheln zu gleichem Zwecke verwendbar ſein. Opuntia Raffinesquiana aus Nordamerika, wo ſie noch bei Albany und Boſton wild vorkommt und 15 Grad Kälte aushält, wird auch in Deutſchland ſeit einigen Jahren im Freien gezogen. Sie gedeiht in jedem lockern, ſandiglehmigen Boden, ſo bald derſelbe trocken wird, und bildet, wenn ſie nicht in kalten Wintern erfriert, Pflanzen von 50 —80 em Höhe. Calycanthus floridus L. | Gewürzſtrauch. 8 Dieſer in Gärten beliebte kleine Strauch aus Nordamerika verdient die Aufmerkſamkeit der Aerzte, und wurde auch ſchon . . Gmelin zum Arzneigebrauche vorgeſchlagen. Noch mehr ſcheint = — 164 — mir geeignet, um wohlriechendes Oel aus dem Holze und ein feineres aus den Blumen zu bereiten. Die welkenden Blumen geben dm Wein einen köſtlichen ananasartigen Geſchmack. Der Balſamgeruch des Holzes iſt ſo ſtark, wie ihn keine andere bei uns im Freien aushaltende Pflanze beſitzt. Der Gewürzſtrauch kommt überall fort, gedeiht aber beſſer in warmer Lage. Calycanthus laevigatus und occidentalis (macrophyllus) können zu gleichem Zwecke dienen, doch iſt letzterer in Mitteldeutſchland gegen Kälte empfindlich. Catalpa syringaefolia Sims. Bignonia Catalpa L. Lichterbaum, Trompetenbaum. Bignoniaceae. Man gebraucht von dieſem ſchönblühenden, bei uns häufig in Gärten vorkommenden nordamerikaniſchen Baum die Früchte, ſchoten⸗ artige Kapſeln (Siliquae Catalpae) gegen Engbrüſtigkeit, und fie ſind in Italien ein Hauptmittel dagegen. Der Saft der friſchen Wurzel ſoll bei Augenkrankheiten gute Dienſte leiſten, jedoch giftige Eigenſchaften haben. Im mittlern und nördlichen Deutſchland bringt dieſer ſchöne Baum keine reifen Früchte und erfriert jeden ſtrengen Winter bis auf altes Holz; in Süddeutſchland, d. h. in den beſſeren Lagen, dagegen ſetzt er ſtets Samen an, der zum Arzneigebrauch benutzt werden könnte. Citrus. Orange, Pomeranze, Citrone. Alle Arten von Citrus, beſonders aber die bittere Pomeranze (C. Aurantium) haben Arzneikräfte, die man, wo dieſe Bäume im Großen in Orangerien gezogen werden, benutzen kann. Geſucht ſind die Blüten, welche man ohnedies zur Schonung der Bäume theilweiſe abpflücken ſollte, die Blätter, welche man bei dem Be⸗ ſchneiden gewinnt, die unreifen abfallenden Früchte, endlich die halb- reifen und reifen Früchte. Auf dieſe Weiſe liefern Pomeranzen⸗ bäume einen kleinen Nebengewinn. Auch werden fortwährend von Magenkranken friſche Blätter verlangt, bei deren Abpflücken man ſich aber in Acht nehmen muß, daß die Zweige nicht zu ſehr entblättert — 165 — werden, weshalb man nur die älteſten Blätter und die Spitzen der Zweige nimmt, welche ohnedies abgeſchnitten würden. Will man eine geringe Anzahl von Blüten oder reifen Früchten ſelbſt ver⸗ wenden, ſo beſitzt man in ihnen angenehme Mittel, um Getränke und feines Backwerk zu würzen. Die Blüten werden in Zucker eingekocht, die Früchte halb oder ganz reif zu Biſchof verwendet, indem man die äußere Schale in Wein oder gutem Weingeiſt, Rum u. ſ. w. ausziehen läßt. Cydonia vulgaris Persoon. Pyrus Cydonia L. Quittenſtrauch. Pomaceae. Dieſer bekannte Obſtſtrauch iſt ſehr wichtig für die Medicin. Man benutzt beſonders die Früchte, um Schleim (Gelée) davon zu kochen, ſowie die Samen, letztere jedoch ſelten. Die Quitten werden entweder friſch an die Apotheker gegeben oder zerſchnitten und bei Feuerwärme getrocknet. Ihre Verwendung iſt ſehr mannichfach. Zum Küchen⸗ und Nachtiſchgebrauch iſt die Birnquitte, welche einen mildern Geſchmack hat, zum mediciniſchen Gebrauch die Apfelquitte vorzuziehen. Man zieht die Sträucher aus Ausläufern, Bäumchen durch Veredlung auf Birnen. Sie lieben einen warmen Standort und guten etwas feuchten Boden. Daphne Mezereum L. Seidelbaſt, Kellerhals, Zieland oder Zeiland ꝛc. Hayne, Bd. 3. Taf. 43. Thymeleae. Der Seidelbaſt iſt eine wichtige Arzneipflanze, wächſt zwar überall in ſchattigen, feuchten Laubwäldern, aber lange nicht ſo häufig, um den Bedarf zu liefern. Dazu kommt, daß dieſer kleine Strauch das Abſchneiden der Aeſte und des Stammes nicht gut verträgt und nicht ſo leicht ausſchlägt wie andere Holzarten, indem ſich alle Augen am obern Theile der Zweige befinden und ſelten am alten Holze verborgene Augen (Adventivknospen) erſcheinen. Die abgeſchnittenen Sträucher ſtehen daher auch nach dem Schneiden Jahre lang, ehe ſie wieder rechten Trieb bekommen, und ſchlagen noch am erſten am Wurzelſtock aus. Man benutzt davon den Baſt — 166 — oder vielmehr die ganze Rinde (Cortex Mezerei s. Thymeleae), ſelten die Beeren (Kellerhalskörner, Semina Cocognidii), welche ſehr giftig wirken und den Tod herbeiführen können. Aus der Rinde wird der meiſte ſogenannte Zugtaffet bereitet, und ſie iſt das am wenigſten ſchmerzende Exutorium. — Der Seidelbaſtſtrauch erfordert eine eigene Kultur, welche auf nur einmalige vollſtändige Abnutzung der Pflanze berechnet iſt, weil, wie geſagt, auf die Ausſchlags⸗ fähigkeit nicht ſicher zu zählen iſt. Daß er keine Feld- und Garten- pflanze werden kann, braucht kaum erwähnt zu werden. Es können da⸗ her auch nur diejenigen den Anbau betreiben, welche ſchattigen, feuchten Laubwald ihr Eigenthum nennen. Zwar kommt der Seidelbaſt auch im freien Garten fort, beſonders wenn der Boden etwas ſchwer und feucht iſt, allein ich möchte für ſolche Plätze, welche an⸗ ders zu benutzen ſind, den Seidelbaſt nicht em⸗ pfehlen, weil derſelbe keinen bedeutenden Gewinn abwirft, während die Waldkultur nur nebenbei und ohne Opfer von Land betrieben wird. Auch an ſchattigen Bachufern kann der Anbau ſtattfinden, wenn dieſe nicht zu grasreich ſind, was der Seidelbaſt nicht verträgt. Die Kultur wird am beſten auf folgende Weiſe betrieben. Man macht in geeigneten Waldſtücken, beſonders an nördlichen und öſtlichen Ab⸗ hängen, weniger auf der Südſeite zwiſchen dem Gebüſch flache Gräben wie zur Holzanſaat, bringt in dieſe, wenn der Boden zu thonig und feſt ſein ſollte, etwas halbverweſtes Laub (friſche Laub⸗ erde) oder andre ſchwarze Walderde, und legt die Samenkörner bald nach der Reife im Herbſt 10—15 em von einander fo tief — 167 — wie eine Erbſe oder Bohne. Zur Samengewinnung muß man einige alte Sträucher ſtehen laſſen, und zwar an nicht zu ſehr durch Gebüſch gedrückten Stellen. Dieſe können auch im Park oder Garten ſtehen, wo die herrlichen Blüten, die erſten des Jahres, und die ſchönen ſcharlachrothen Beeren eine große Zierde bilden. Die aufgegangenen Pflänzchen hütet man vor dem Ueberwuchern von Unkraut. Die zu dicht ſtehenden werden im zweiten oder dritten Jahre ausgehoben und weiter verſetzt, ſo daß die Sträucher mindeſtens 30 em von einander ſtehen und ältere Sträucher eine Hecke bilden. Das Wachsthum geht langſam, ſo daß es vor dem ſechſten Jahre kaum Pflanzen zum Abſchneiden giebt. Die Erntezeit iſt der Winter, bevor die Blüten ſich röthen, jedoch ſtets, wenn Holz ſchon Saft hat, weil ſich ſonſt die Rinde nicht abziehen läßt. Man ſucht möglichſt lange Streifen zu bekommen, und wickelt dieſe, bevor ſie ganz trocken ſind, zu einem Knäuel zuſammen. Die abgeſchnittenen Sträucher läßt man bis zum folgenden Jahre ſtehen, und wartet ab, ob ſie austreiben. Geſchieht dies nicht, ſo gräbt man die noch lebenden unteren Theile mit der Wurzel aus, und ſchält auch von dieſer die Rinde ab. Unterdeſſen muß man an einer andern Stelle neue Saaten und Pflanzungen anlegen, ſo daß man alle Jahre oder in längeren Pauſen ein Stück ſchneiden kann. Ein ſolches Wäldchen gewährt durch die herrlichen, wohl⸗ riechenden, ſchon vom Februar an erſcheinenden Blüten nebenbei großen Genuß. Eucalyptus globulus. Blau⸗Gummibaum. Myrtaceae. Immergrüner Baum aus Neuholland, wo er eine Höhe von über 150 m erreicht. Blätter in jüngeren Jahren länglich eirund, unten weiß, oben weißlich grün, an älteren Bäumen faſt halbmond⸗ förmig geformt, mehr dunkelgrün und glänzend. Aus den Blättern und den jungen eckigen Zweigen wird jetzt eine Tinctur bereitet, welche nach den neueſten Erfahrungen das Chinin bei Wechſelfieber vollſtändig erſetzt, mithin einen hohen Werth und eine Zukunft hat. Zuerſt als Hausmittel in Südfrankreich benutzt, wurde es durch — 18 — Dr. Lorenſen in Wien zuerſt ärztlich verordnet, vom Apotheker Dr. Lomatſch bereitet und eingeführt, nach dieſer Zeit an vielen Orten. Von Greifswald wird berichtet, daß dort auf Anordnung des Profeſſor Mosler Hunderte von Fieberkranken mit dieſer Tinctur erfolgreich behandelt worden ſind. Alle hierzu verwendeten Blätter wurden deutſchen Gärten entnommen. Da Eucalyptus globulus leicht zu ziehen und ungemein ergiebig iſt, ſo empfehle ich Apothekern, welche einen geeigneten Ueberwinterungsraum haben, ſowie Gärtnern die Kultur dieſes Baumes. Da derſelbe etwa ſeit 10 Jahren als Blattzierpflanze in Gärten gezogen wird, ſo findet in ſolchen Fällen die Benutzung in Officinen nur nebenbei ſtatt. Dieſer E. iſt einer der am ſchnellſten wachſenden Bäume. Junge im Frühling aus Samen gezogene Pflanzen im Mai in das freie Land gepflanzt und immer rechtzeitig gegoſſen, erreichen zuweilen eine Höhe von 12½ m und einen Kronenumfang von 3 m. Die Krone bildet einen dicht verzweigten Buſch. Einjährige durchwinterte Pflanzen werden im zweiten Jahre noch größer. Die Pflanzen länger als 2—3 Jahre aufzuheben iſt nicht räthlich, da fie zu groß werden. Sie verlangen Haide- oder Moorerde mit Sand und im Sommer viel Waſſer. Das Auspflanzen geſchieht Mitte Mai, das Einpflanzen Anfang October; denn obſchon der E. 3—4 Grad Kälte verträgt, ſo kommen doch nur zeitig eingepflanzte Exemplare gut durch den Winter. Die Ernte der Blätter und ſchwachen Zweige fällt mit dem Einpflanzen zuſammen, indem man 5 die Pflanzen zurückſchneidet. Pflanzen, welche erfrieren ſollen, ſchneidet man Ende Oktober. Im Winter muß der Eucalyptus ein helles Local haben, welches vollkommen froſtfrei gehalten wird, alſo ein ſogenanntes Kalthaus mit einer Minimaltemperatur von 2— 3 Grad. Der Same iſt jetzt in allen großen Samenhandlungen zu haben. Er iſt ſehr fein. Junge Pflanzen ſind im Mai billig. Gelsemium sempervirens Mich. (Bignonia sempervirens.) Virginiſche Winde. Eine holzige Schlingpflanze, die im ſüdlichen Nordamerika unter dem Namen gelber Jasmin häufig an Lauben und Häuſern . zur Zierde angepflanzt wird. Mit ſehr wohlriechenden Blüten. — 169 — Man benutzt die friſchen Blüten zu wohlriechenden Waſſern, die Rinde der Wurzeln äußerlich gegen rheumatiſche Nervenſchmerzen. Könnte im ſüdlicheren Europa angebaut werden. Hedera Helix L. Epheu. Hederaceae, Da man die friſchen Blätter ſehr häufig auf Fontanelle und Seidelbaſtwunden legt, um die Eiterung gelind zu erhalten, ſo iſt es zweckmäßig, ſich der großblätterigen Art (Irländiſcher, H. ybernica) zu bedienen. Ich mache auf dieſe Nebenbenutzungen dieſer beliebten Garten⸗ und Zimmerpflanze aufmerkſam. Iuglans regia L. Wallnußbaum. Juglandeae. Man benutzt die grünen Fruchtſchalen und die unreifen Nüſſe, noch häufiger die getrockneten Blätter als Thee gegen Drüſen⸗ krankheiten (Scropheln), und kann alljährlich in der Apotheke des Ortes eine Portion verwerthen, ohne bei der Kultur dieſes beliebten Fruchtbaumes an den mediciniſchen Gebrauch zu denken. Juniperus Sabina 4. Sadebaum, Sevenbaum. Plenk, Taf. 87. Coniferae. Da die Aerzte ſehr vorſichtig mit der Anwendung dieſes ſtark auf die weiblichen Geburtstheile wirkenden Mittels ſind, und außerdem nur zu oft Mißbrauch damit getrieben wird, ſo genügen die in den Gärten zu findenden Sträucher. Man benutzt die Zweigſpitzen (Herba Sabinae). Der Strauch breitet ſich auf der Erde aus und riecht widerlich, iſt daher nicht leicht mit anderen ähnlichen Wachholderarten zu verwechſeln. Er lebt trocknen Boden und ſonnigen Standort. . = er u = 19 — Laurus Sassafras 2. Saſſafrasbaum. Der in Nordamerika wild wachſende Saſſafrasbaum gedeiht in den milderen Gegenden Deutſchlands ebenfalls und findet ſich, obſchon ſelten, in den Gärten. Man benutzt die Rinde und das Holz der Wurzel (Cortex et Lignum Sassafras), welche als Arznei⸗ mittel einen großen Ruf haben. Verſuche damit wären in den wärmſten Gegenden Süddeutſchlands gelegentlich anzuſtellen. Laurus Benzoin L. Benzoin odoriferum Nees. Benzoslorbeer. Dieſer in Nordamerika einheimiſche, auch in Deutſchland in den Gärten vorkommende, ſtarkriechende Strauch verdient größere Aufmerkſamkeit. Er liebt ſandigen Haideboden und ein wärmeres Klima, gedeiht jedoch auch in Norddeutſchland. Lavandula vera Decand. Lavandula Spica var. angustifolia J. Wahrer oder franzöſiſcher Lavendel, Spicke. Hayne, Bd. 8. Taf. 38, Plenk Taf. 471. Labiatae. Lavandula spica Decand. L. Spica v. latifolia L. Breitblätteriger oder Italieniſcher Lavendel. Hayne, Bd. 8. Taf. 38. Von dieſen beiden Pflanzen kommt der Lavendel und man benutzt die Blumen, ſeltener das Kraut (Flores et Herba Laven- dulae s. Spicae), woraus ſo koſtbare Wohlgerüche bereitet werden. Der italieniſche Lavendel erfriert in den meiſten Gegenden Deutſch⸗ lands, würde ſich jedoch für wärmere Gegenden Süddeutſchlands ſehr gut eignen, und eine Pflanze für die unfruchtbaren ſonnigen Berge in Südtirol und anderen ſüdlichen öſterreichiſchen Provinzen fein. Derſelbe hat ſtärkere medieinifche Wirkung und einen viel ſtärkern durchdringendern Geruch als der franzöſiſche Lavendel, welcher ſchwächer aber lieblicher duftet. Zur Bereitung ätherifcher OQiele iſt der italieniſche vorzuziehen, denn von dieſem giebt ein Pfund trockne Blüten 5 Drachmen, während man vom franzöſiſchen nur 2 Drachmen erhält. Dennoch wird in Deutſchland der Anbau des franzöſiſchen Lavendels den Vorzug erhalten, und man zieht in den Gärten faſt nur dieſen, da er unſern Winter beſſer überdauert. In den Gärten benutzt man den Lavendel meiſt als Einfaſſung, wozu er ſich ſeines hohen Wuchſes wegen indeſſen wenig eignet. Will man ihn im Großen bauen, wie es hier und da geſchieht, ſo wähle man ſonnige trockne Plätze, am beſten an Bergen, mit gutem aber nicht fettem Boden. Jeder ſteile und ſteinige Berg kann dazu benutzt werden, wenn er nur einen warmen Abhang hat. Die Anzucht geſchieht am leichteſten durch Samen, den man auf ein Gartenbeet ſäet, um Pflanzen zu erziehen. Dieſe werden im zweiten Jahre durchſchnittlich 30 em von einander in Reihen gepflanzt. Auch durch Zerreißen alter Stöcke kann man den Lavendel vermehren, und thut dies, wenn es Lücken auszubeſſern giebt, oder die Anlage erneuert werden ſoll, was alle 4— 5 Jahre geſchehen ſollte, indem man bemerkt hat, daß die Blumen von älteren Pflanzen viel weniger Lavendelöl geben. Dieſe werden tiefer gepflanzt, als ſie früher ſtanden. Manche Lavendelanlagen dauern viele Jahre ohne beſondere Pflege, andere werden ſchon nach 5—6 Jahren ſchlecht und müſſen verlegt werden. Läßt die Triebkraft nach, ſo ſchneidet man die kleinen Sträucher nahe am Boden ab, wodurch ſie ſich wieder verjüngen. Zugleich giebt man eine Compoſt⸗ oder andere trockene Düngung. In magern Boden iſt zuweilen eine Düngung mit halbverweſtem Miſt, Knochenmehl und ähnlichen Düngerſtoffen nothwendig. Der Boden braucht nur einmal im Frühjahr behackt zu werden, um das Unkraut zu ver⸗ tilgen. Sollten ausdauernde Unkräuter zwiſchen die Lavendelſtöcke wachſen und überhand nehmen, ſo müſſen die Stöcke ausgegraben und neu gepflanzt werden. Bei neuen Anlagen iſt es zweckmäßig, den Boden 40 em tief zu rigolen. Die Blütenköpfe oder vielmehr Aehren werden vor dem völligen Entfalten geſammelt und im Schatten getrocknet. Sie finden immer Abſatz, und werden in 2 großer Menge verbraucht. Die Blätter ſchneidet man mit den Zweigen, um dabei die Stöcke zugleich zu verjüngen. — In Eng-. land iſt der Ertrag von 1 Acre 10—12 Pfund, in ſeltenen aber bis 24 Pfund ätheriſches Oel. — 172 — Ledum palustre L. Sumpfporſt, Wilder Rosmarin, Mottenkraut, Balſamſtrauch. Hayne, Bd. 4. Taf., 21. Plenk Taf. 337. Ericeae. Dieſer ſchönblühende immergrüne Strauch mit jo mohl- riechendem Holze, daß er den Namen wilder Rosmarin und Balſamſtrauch mehr als irgend eine Pflanze verdient, wächſt hie und da in feuchten Nadelwäldern und Waldſümpfen, namentlich im nordöſtlichen Deutſchland in großer Menge. Wer geeignete Plätze in ſeinen Beſitzungen hat, mag dieſen Strauch anpflanzen und ver- wildern laſſen. Die erſte Anlage macht man am beſten durch Samenpflanzen, die man auf einem mit Haide- oder Moorerde gefüllten ſchattigen Gartenbeete wie Enzian (Nr. 160) zieht. Die Zweige (Herba Ledi palustris s. Rosmarini sylvestris) ſchneidet man im Sommer, wobei die mit Samen verſehenen zurückgelaſſen oder entblättert werden. Ledum latifolium L. James oder Labradorthee. Breitblätteriger Porſt. Dieſer Strauch unterſcheidet ſich von dem vorigen nur durch breitere, mehr runde Blätter und einen etwas abweichenden Geruch. Er liefert den James⸗ oder Labradorthee, und kann ganz wie der gemeine Porſt gezogen werden. Für einige wenige Pflanzen bereitet man ein Beet mit Haide- oder Moorerde wie zu Rhododen- dron und Azalea, zwiſchen denen man das Ledum latifolium auch häufig als Zierpflanze in den Gärten ſieht. Lippia citriodora Kuntz. Verbena triphylla L.. Aloysia citriodora Ortega. Citronenkraut. Verbenaceae. Dieſer in Südamerika wachſende und bei uns nicht ſelten in den Gärten gezogene Strauch liefert eines der angenehmſten Thee⸗ ſurrogate, und kann in vielen Fällen in der Hauswirthſchaft die C.itronenſchale erſetzen, jo nahe verwandt iſt der Geruch der Blätter 5 dem Citronengeruch. Er iſt deshalb auch zu Punſcheſſenzen zu ver- = > wenden. e eee im Kauen eignet 1 dieſe Pflanze — 13 — bei uns nicht, weil man ſie im Topf halten und im Winter froſt⸗ frei durchwintern muß, wohl aber zum Hausgebrauch. Will man es ſich leicht machen, ſo ſetzt man die Pflanze Mitte Mai aus dem Topfe in ein Gartenbeet, ſchneidet die Zweige ſtark zurück, erntet nach und nach die Blätter und ſammelt ſie ſämmtlich im September, und pflanzt den Strauch im Anfang October wieder in ein Gefäß. Man durchwintert die Pflanze froſtfrei im Gewächshaus, Zimmer oder Keller, jedoch nicht warm, denn im Winter muß ſie ruhen und blätterlos bleiben. Da die Fabrikation wohlriechender Eſſenzen eine Unmaſſe von Blättern verbraucht, ſo wird dieſe Pflanze in Südfrankreich im Großen gebaut. Zu gleichem Zweck könnte es auch in allen ſüdlich der Alpen gelegenen Ländern geſchehen. In dieſem Falle empfiehlt ſich die Heckenkultur mit zeitweiliger Ver⸗ jüngung durch Abſchlagen des alten Holzes. Morus nigra L. Schwarze Maulbeere. Artocarpeae. Man kocht aus den Früchten der im Garten gezogenen ſchwarzen Maulbeeren einen eingedickten Saft, den Syrupus Mororum, welcher auch hie und da in den Apotheken zu finden iſt. Pelargonium roseum Willd. Roſengeranium. Geraniaceae. Dieſe bekannte wohlriechende Zimmerpflanze wird in den Mittelmeergegenden, beſonders von den deutſchen Anſiedlern in Algier in Maſſe gezogen und in Südfrankreich zur Deſtillation eines wohlriechenden Oeles benutzt, mit welchem Roſenöl verfälſcht werden ſoll, das aber auch zu vielen andern Parfümmiſchungen dient. Man ſchneidet die Pflanze zur Zeit, wo die Blüte beginnt, in Algier dreimal und zwar nahe am Boden ab. Da der Geruch dieſer Pflanze ſelbſt im Norden noch ungemein ſtark iſt, ſo wäre zu verſuchen, ob die ſehr einträgliche und müheloſe Kultur nicht auch anderwärts in warmen Gegenden und Lagen lohnt und ob — 174 — dies Product genug ätheriſches Oel enthält. Dieſes Pelargonium verlangt magern Boden, und wird leicht aus Stecklingen gezogen, welche in einigen Monaten zu ſtarken Pflanzen heranwachſen. Da in den Ländern, für welche dieſes Buch beſtimmt iſt, das Pelargo- nium nicht im Freien durchwintert, ſo muß es alljährlich durch Stecklinge erzogen und froſtfrei durchwintert werden. Wenn man ſie im Auguſt in 15 cm mit ſandiger Erde gefüllte Töpfe ſteckt, kann man Hunderte auf einem kleinen Platze durchwintern. Ende Mai des folgenden Jahres werden ſie aus den Töpfen in das freie Land gepflanzt. Plectranthus fruticosus L’Her. Mottenkönig. Labiatae. Dieſe in Südafrika einheimiſche Pflanze findet man jetzt ſchon hie und da als Zimmerpflanze, wozu ihre Schönheit jedoch keines⸗ wegs berechtigt. Dagegen iſt ſie als das wirkſamſte Mittel gegen die Kleidermotten bekannt und als „Mottenkönig“ berühmt gewor⸗ den, und es ſoll ſchon die Anweſenheit der Pflanze genügen, um die Motten zu vertreiben, alſo am Eierlegen zu verhindern. Sicherer wird dieſer Zweck erreicht, wenn man die abgeſchnittenen Zweige oder Blätter in die gegen Motten zu ſichernden Räume legt. Geſchieht dies mit friſchen Blättern, ſo muß die Zeit des Motten⸗ flugs beachtet werden. Trockene Blätter legt man in Schränke und Kammern. Der Geruch iſt nicht auffallend ſtark, auch nicht ſo widerlich wie Wermuth und nicht ſo flüchtig wie von Campher. Wer weniger Blätter braucht, ſchneidet die Pflanzen nach der Blüte zurück, worauf ſie verpflanzt werden und bis Herbſt wieder voll und buſchig ſind. Will man größere Maſſen ziehen, ſo pflanzt man alte Pflanzen an eine recht ſonnige, warme Stelle des Gartens, jedoch nicht in fetten Boden, und ſchneidet die Blätter bei heißem Wetter im Auguſt, kann ſie auch nach und nach von unten her abſchneiden Man erzieht die Pflanzen leicht durch Stecklinge im Frühling i und Sommer, wo man den Stecklingszweig in Sägeſpäne oder Sand ſteckt und mit einem Glaſe bedeckt. Sie überwintern gut im Pogostemon Patschouly Endl. Plectranthus graveolens. Patſcholipflanze. Labiatae. Alles, was über den Mottenkönig geſagt wurde, gilt auch von der Patſcholipflanze, dabei hat dieſelbe einen ſo angenehmen Geruch, daß er bei den meiſten Menſchen als Parfüm gilt. Die friſche Pflanze riecht bei weitem angenehmer, als das als Patoſcholi bekannte, beſonders bei vornehmen und vornehm ſcheinenden jungen Herren beliebt, vielen Menſchen aber gründlich verhaßt iſt. Die Patſcholi iſt ebenfalls ein Halbſtrauch wie Plectranthus fructicosus und wird ebenſo behandelt. Obſchon die Benutzung zum Parfüm bei uns nicht unmöglich iſt, da die Blätterproduction eine große und der Geruch vollkommen ſtark iſt, ſo will ich doch daſſelbe nicht voranſtellen, ſondern die Pflanze hauptſächlich als Mottengegner, wie Plectranthus empfehlen, wozu ſie weit angenehmer iſt. Der Geruch hat eine ſolche Dauer, daß kein anderer Pflanzengeruch damit zu vergleichen iſt. Reibt man ein Blatt mit den Fingern, ſo riechen Finger oder Handſchuh noch Tage lang angenehm. Ein Blatt kann ein kleines Zimmer angenehm (weil ſchwach) durch⸗ duften, während viele durch die Stärke des Geruchs unerträglich werden. Eine Cigarrenſpitze, welche mit Spiritus gereinigt worden war, in welchem Patſcholiblätter gelegen hatten, gab beim Rauchen nach zwei Jahren noch den intenſiven Patſcholigeruch von ſich, was natürlich nicht angenehm iſt. Man kann ſich denken, wie wirkſam ein ſolcher Geruch ſein muß. Vermehrung und Kultur wie die vorige. Die Pflanze wächſt leicht und hoch und muß fortwährend durch Zurückſchneiden ver⸗ jüngt erhalten werden, wobei man von einer Pflanze zum Haus⸗ bedarf hinreichend Blätter bekömmt. Die Patſcholipflanze iſt gegen ⸗ wärtig bei Handelsgärtnern ſchon ſelten zu haben. In Erfurt bei F. C. Heinemann ſicher zu bekommen. Populus balsamifera L. Balſampappel, nordamerikaniſcher Takamahakbaum. Salicinae. Obſchon alle Pappeln balſamiſches Weichharz Haben, 8 1 dieſe doch die kräftigſte. Aus den Knospen gewinnt man 5 — 176 — gemeine Takamahakharz (Takamahaka communis), welches unbe⸗ greiflicher Weiſe jetzt bei uns zum Arzneigebrauch gar nicht mehr vorkommt, und in mediciniſchen Büchern kaum erwähnt wird. Ich ſage „unbegreiflicher Weiſe“, denn wer den Balſamſpiritus nur einmal angewendet hat, oder deſſen Wirkung bei der Heilung friſcher Wunden, welche nicht eitern ſollen, beſonders bei Quetſch⸗ wunden und überhaupt wo kein glatter Schnitt vorhanden iſt, geſehen hat, wird die Balſampappel für eine der wichtigſten zum allgemeinſten Gebrauche zu empfehlenden Heilpflanzen erklären. Um den Spiritus zu bereiten, ſammelt man die Knospen, wenn ſie eben klebrig zu werden anfangen, was ſchon im März der Fall iſt, und übergießt ſie in einem verſchloſſenen Gefäß mit einem ſtarken Branntwein oder Weingeiſt. Das Gefäß wird wohlver⸗ ſchloſſen einige Woch en in die Sonne oder an einen andern warmen Ort geſtellt. Wenn die Flüſſigkeit dunkelbraun und dick geworden iſt, filtrirt man ſie, und hebt ſie in einem verſchloſſenen Glaſe auf. Wahrſcheinlich würde eine Eindickung dieſer Flüſſigkeit zur Steif⸗ heit einer Salbe noch beſſer ſein. Den Spiritus tröpfelt man auf die friſchen Wunden, wenn ſie noch bluten und legt ein damit getränktes Läppchen oder Charpie darauf. Nach zwei bis drei Tagen iſt gewöhnlich die Wunde ſchon zugeheilt, wenn nicht böſe Säfte oder andere Unfälle ſie ſchlimm machen. Auch die jungen Blätter benutzt man, um ſie auf geſchwollene Theile zu legen, ebenſo zu ſtärkenden Bädern. In Amerika braucht man die Balſampappel ſehr häufig, und in Deutſchland iſt ſie bei Allen, die Wunden ausgeſetzt ſind, vorzüglich bei Handarbeitern ein hoch⸗ geachteter Baum.“) Prunus Avium L. Gemeine Süßkirſche. Amygdaleae. | Ich mache hier auf die Bereitung des vortrefflichen Kirſch⸗ branntweins (Schweizer Kirſchwaſſer) aufmerkſam, wozu beſonders *) Die Herren Medieiner mögen mir verzeihen, daß ich bei dieſer Gelegenheit eine ärztliche Verordnung gegeben habe. Aber ich habe ſo viele Erfahrungen über die Nützlichkeit der Balſampappel in meiner Umgebung gemacht, daß ich mit völliger Sicherheit Rath ertheilen kann. D. V. 1 die ſchwarzen Vogelkirſchen verwendet werden. Auch die Stiele werden zu mediciniſchem Gebrauch aufgekauft. Prunus Cerasus L. Sauerkirſche, Weichſel. Dieſe iſt für den Krankengenuß noch mehr geſchätzt als die Süßkirche. Beſonders rühmt man hierzu die Oſtheimer Zwerg⸗ weichſel, welche an ſonnigen Kalkbergen, ſelbſt im ſchlechteſten Boden wie Schlehengebüſch gezogen werden kann. Die Sauer⸗ kirſchenſtiele werden noch mehr geſucht, als von Süßkirſchen. Prunus Padus L. Traubenkirſche, Ahle. Von dieſem bei uns in Gärten, Hecken und Buſchhölzern wachſenden Baum benutzt man, obſchon ſelten, die Rinde (Cordex Pruni Padi), die man von jüngeren Zweigen im Frühjahre ſammelt. Sie muß jedes Jahr friſch eingeſammelt werden. Die Beeren geben viel und guten Branntwein. Prunus virginiana L. Cerasus virginiana Michaux, Virginiſche Traubenkirſche. Dieſer in Nordamerika einheimiſche, bei uns in Gärten häufige Baum, hat eine noch wirkſamere Rinde als die gemeine Traubenkirſche und iſt in Amerika als Cortex Pruni virginianae officinell. Man kann daraus ein flüchtiges Oel bereiten, welches ſo giftig (blauſäurehaltig) iſt, daß zwei Tropfen eine ſtarke Katze in einigen Minuten tödten. Der Baum wächſt ohne alle Pflege in jedem Boden und kommt in deutſchen Landſchaftsgärten viel vor. Prunus Laurocerasus Loiseleur. Kirſchlorbeer, Lorbeerkirſche. Hayne, Bd. 4. Taf. 41, Plenk Taf. 383. Amygdaleae. Deieſes iſt die wichtigste aller Arten von Prunus für den Apothekergarten, und die einzige, welche man wirklich zum medieini⸗ | ſchen Gebrauch anbaut und zwar mit „ Gewinn, weshalb e eee ee a 1 18 Apotheker nicht beſſer thun können, als in ihrem Garten Sträucher davon anzupflanzen. Der Kirſchlorbeer iſt bei uns ein Strauch von 1—2 m Höhe, in milderen Gegenden bildet er einen kleinen Baum, und hält ſelbſt an den Seeküſten Norddeutſchlands ohne eine Bedeckung aus, während er im Innern des Landes, wo kein Weinklima herrſcht, gegen ſtrenge Kälte verwahrt werden muß. Er iſt ein ſehr ſchöner Strauch mit immergrünen glänzenden Blättern, der etwas Aehnlichkeit mit dem Orangebaum hat und wie dieſer in Kugel- und Pyramidenform gezogen werden kann. Die Pflanzen werden aus Stecklingen und aus Samen vermehrt; letzteres iſt jedoch nicht ſehr gebräuchlich, da die Stecklinge ſehr leicht wachſen. Man ſteckt kleine Zweige vom vorjährigen oder letzten Triebe im Frühling vor dem Treiben oder nach Ausbildung des Frühjahrs⸗ betriebes im Sommer, in ein ſchattiges Miſtbeet, oder auch nur an eine ſchattige Stelle des Gartens in gute Erde, und hält die Stecklinge feucht, bis ſie bewurzelt ſind. Die im freien Lande ſtehenden bewurzelten Pflanzen werden im erſten Winter mit trockener Streu am beſten mit Nadeln bedeckt. Will man nicht den Verkauf der Blätter als Nebenſache betreiben, ſondern Maſſen davon ziehen, ſo legt man heckenähnliche Pflanzungen an, zu welchen man den Boden 80 em tief rigolt. Die einzelnen Sträucher können 50 — 80 em von einander gepflanzt werden, je nach dem Boden und Klima, denn wenn man bedecken muß, ſo hält man die Sträucher immer niedrig, und kann enger pflanzen. In Gegenden, wo der Kirſchlorbeer nicht vom Froſt leidet, pflanzt man davon förmliche Gebüſche. Die Pflanzungen machen keine andere Arbeit 5 als das Bedecken, wo dieſes nöthig iſt. Dies geſchieht im November oder Dezember, wenn Kälte eintritt. Zehn Grad Kälte ſchaden dem Kirſchlorbeer noch nichts. Man belegt den Boden 15—20 cm hoch mit Laub, biegt die Sträucher nieder und deckt eine ſtarke Lage Tannenreiſig oder Schilf darüber. Die Zwiſchenräume kann man mit Nadeln oder Laub ausfüllen; doch iſt dies nur in ſehr kalten Gegenden nöthig. Stroh muß man bei der Bedeckung zu vermeiden ſuchen, weil es die Mäuſe anzieht, und dieſe gern die ältere Rinde an den Kirſchlorbeerſträuchen abſchälen. Muß man 9 ſich aber deſſelben bedienen, fo jei die Umhüllung locer und hohl. — 19 — Die Ernte der Blätter wird vorgenommen, wenn dieje voll- kommen ausgewachſen und hart ſind, oder wenn man ſie in Apotheken braucht. Zu kleinen Lieferungen blattet man die älteſten Blätter ab, ohne zu ſchneiden. Bei der Haupternte im Herbſte dagegen ſchneidet man alle Zweige auf einige Augen zurück, wohl auch ganze Aeſte heraus, wenn dies der Pflanzung zuträglich erſcheint. Die weichen Spitzen kann man wie Blätter benutzen, blättert dieſe alſo nicht davon ab. Wo ſich der Abſatz für die Kirſchlorbeer⸗ blätter auf den Bedarf von einigen Apotheken beſchränkt, genügen 10 größere Sträucher, von welchen man, ohne ſie allzuſehr zu ſchneiden, leicht 30 — 40 Pfund Blätter gewinnen kann. Wenn die Pflanzungen viele Jahre auf demſelben Platze ſtehen, ſo iſt ihnen eine wiederholte Düngung mit Miſtjauche, Miſt oder eine Auffüllung des Bodens mit nahrhafter Erde von großem Nutzen. Prunus Mahaleb L. Ungariſche, wohlriechende oder Steinweichſel, Mahalebkirſche. Dieſer, die wohlriechenden Pfeifenröhre (Sankt Luzienholz) liefernde 15 —20 Fuß hohe Strauch wächſt in Oeſterreich auf Ge⸗ birgen und findet ſich häufig in den Gärten. Man benutzt die Kerne, welche als Mahaleb⸗ oder Morgatz⸗Samen in den Handel kommen und bei der Fabrikation wohlriechender Seifen (Mandel⸗ ſeife) verwendet werden. Dieſe Seife gilt in Italien und Illyrien als Conſervationsmittel gegen die Sonne, alſo zur Erhaltung des Teints. Sonſt war auch das Holz offieinell und noch jetzt genießt man in manchen Gegenden den eingekochten, mit Zucker vermiſchten Fruchtſaft als abführend löſendes Mittel. Die ungariſche Weichſel wächſt in jedem Boden, ſelbſt auf dem ſteinigſten, verlangt jedoch einen ſonnigen trockenen Standort. Um die Kerne zu gewinnen, läßt man die ſchwarz werdenden Beeren (Kirſchen), welche alle Zweige maſſenhaft bedecken, in einem Gefäß mit Waſſer gähren, worauf ſie in einem Siebe mit den Händen und Hülfe eines ſtumpfen Birkenbeſens rein gewaſchen werden. Die kleinen Kirſchen werden gern von Vögeln gefreſſen, müſſen daher abgenommen werden, ſowie ſie ſchwarzbraun werden. Sie fallen leicht ab, e e N . größtentheils geſchüttelt werden. 1 — 180 — Rhamnus Frangula L. Faulbaum, Pulverholz. Hayne, Bd. 15. Taf. 44. Plenk Taf. 141. Rhamneae. Dieſe im Mittelalter ſehr gebräuchliche, den theuren Rhabarber erſetzende Pflanze iſt bis auf die neuere Zeit ganz außer Gebrauch gekommen. Erſt ganz vor Kurzem wurde ſie von Dr. Grumbrecht in Hamburg wieder außerordentlich empfohlen, namentlich bei Hämorrhoidalbeſchwerden, wo ſie den Rhabarber vollkommen erſetzen ſoll. In Folge davon ſchenkten ihr auch die preußiſchen Militär- ärzte Aufmerkſamkeit, und es ſoll die Faulbaumrinde (Cortex interior Frangulae s. Alni nigrae) in die neue preußiſche Pharma⸗ kopöe aufgenommen werden. Man benutzt die innere grüne Rinde von älterm Holze und ſammelt ſie, wie alle Rinden im Frühjahre, bevor die Blätter austreiben. Wer Ufergebüſche oder wüſte Plätze in feuchten Lagen hat, kann nichts Beſſeres thun, als darin dieſen ſehr häufig wachſenden Strauch zu bevorzugen, zumal da das Holz die beſten Kohlen zur Pulverbereitung giebt. Man kann die Sträucher alle ſechs Jahre auf Stockausſchlag abhauen, und wird ſo das geeignete Holz erhalten. Dieſe Rinde bildet übrigens einen Hauptbeſtandtheil der meiſten Pulver und Pillen, welche als Geheimmittel verkauft werden. Die friſche Rinde gekaut wird in manchen Gegenden gegen Zahnſchmerz verwendet. Rhamnus catharticus L. Kreuzdorn, Purgirwegedorn. Hayne, Bd. 5. Taf. 43, Plenk Taf. 140. Die Beeren dieſes kleinen Baumes oder Strauchs, im Volke Bruſtbeeren genannt, haben als Hausmittel immer Geltung behalten und werden häufig als Abführung gebraucht. Auch die Rinde (Cortex spinae cervinae s. domesticae, Rhamni cathartici) war früher officinell. Jetzt führt man in den Apotheken nur noch den Syrupus domesticus als Abführungsmittel. Vielleicht kommt dieſes ſehr kräftig wirkende, aber wie es ſcheint, Vorſicht erfordernde Heilmittel durch den verwandten Faulbaum wieder mit zu Ehren. Der Strauch wächſt an ſonnigen, ſteinigen Bergen hie und da wild, “181 - und läßt ſich leicht aus Samen erziehen. Von dieſer Pflanze werden auch zwei bekannte Farben, das Saftgrün und Schüttgelb gewonnen. Rhus Toxicodendron Michaux. Rh, radicans ZL. Giftſumach. Hayne, Bd. 9. Taf. 1. Terebinthaceae. Der Giftſumach aus Nordamerika iſt eines der furchtbarſten Pflanzengifte. Man benutzt von ihm die Blätter (Folia, Rhois 7 Toxicodendri) und jam- melt diejelben im Som⸗ RR 5 Kl P mer, wenn ſie ganz u a ausgewachſen find, jedoch Na / nicht während der Blüte- zeit. Es iſt ein ſchöner rankender Strauch, den man durch Schneiden kurz halten kann, ſo daß er keine Stützen braucht und den Umfang eines Brombeerbuſches be⸗ kommt. Wo er einmal eingewurzelt iſt, iſt er ſchwer wieder aus dem Boden zu bringen und wurzelt ſogar in Mauern ein. Man ſammelt die | Blätter mit Hand⸗ g | VW ſchuhen, und verbun⸗ . 4 ; denem Geſicht. Am beiten ſchneidet man fie mit einer Scheere ab und läßt fie ſogleich irn ein Gefäß fallen, denn die Berührung der Blätter bringt heftige Entzündung, der daraus träufelnde Milchſaft ſchmerzliches un- . A, welches Jahre lang m und zu Zeiten . mehrere Jahre lang ſchmerzhafte Entzündung und Geſchwulſt miberhelh us 1 Seitdem ließ ha den ee aus roten. — 182 — wiederkehrt ). Schon die Ausdünſtung bringt Gefahr. Man trocknet die Blätter im Schatten an einem Orte, wo ihre Aus⸗ dünſtung nicht ſchaden kann; meiſtens werden ſie jedoch im friſchen Zuſtande zu Extract verarbeitet. Man wird aus dieſen Angaben ſehen, daß dieſe Pflanze ſich nicht zum Anbau für Jedermann eignet, und eigentlich nur in wirklichen Apothekergärten und von Apothekern ſelbſt gezogen werden ſollte. Man giebt dem Giftſumach einen ſonnigen Platz, am beſten auf einem Steinhaufen, wo er verwildern, oder an einer Mauer, wo er hinaufranken und ſich in den Ritzen feſtwurzeln kann. Es iſt gut, den Platz durch einen Zaun abzuſperren, damit keine Kinder dazu kommen können. Ich bemerke hier beiläufig, daß es überhaupt zweckmäßig wäre, die etwa kultivirten Giftpflanzen auf einem beſonders umzäunten Platze zu ziehen. Ribes rubrum L. Rothe Johannisbeere. Ribes nigrum L. Schwarze Johannisbeere, Wanzenbeere, Muscatellerbeere. Grossulariae. Die häufige Verwendung dieſer beiden Pflanzen, auch in Apotheken iſt bekannt. Von der erſtern benutzt man blos die reifen Beeren, von der ſchwarzen Johannisbeere auch die Blätter und Stengel (Folia, Stipites Ribesiorum nigrorum). Ich mache hier auf dieſe Nebenbenutzung aufmerkſam. Eine verbeſſerte Sorte, welche in Nordamerika ſtark gebaut und zu eingedicktem Saft und Spirituoſen verwendet wird, iſt Blak naples oder Cassis royal of Naples mit größeren ſüßen Früchten und ſehr reichtragend. V Ich habe ſelbſt den Fall erlebt, daß einer meiner Arbeiter, welcher ſich in der Baumſchule mit dieſem Strauche zu ſchaffen machte, an der Hand und an einer Stelle des Beines, wohin er mit dieſer gekommen war, — 13 — Rosa. Oelroſen. Rosaceae. Seitdem man den Standort der in Bulgarien, hauptſächlich im Thale von Kaſanlick (Kiſanlik), ſüdlich vom Schippkapaſſe gebauten Oelroſen kennen gelernt hat, ſind auch in Deutſchland Verſuche mit der Gewinnung von Roſenöl gemacht worden, und man hat er— fahren, daß daſſelbe ebenſo gut iſt, als das ſogenannte orientalische. Zuerſt wurden Roſen zum Roſenölgewinne bei Leipzig gezogen und das erzielte Oel von einer Leipziger Droguenhandlung gekauft.“) Außer den nachſtehend genannten Sorten gilt beſonders Rosa alba suaveolens und Rosa damascena trigontipetala als beſonders geeignet zum Oelgewinne. Rosa centifolia L. Gartencentifolienroſe. Rosaceae. Dieſe und andere ſtark riechende hellfarbige Roſen liefern die Flores Rosarum pallidarum s. incarnatum. Man trocknet ſie im Schatten und bewahrt ſie an einem trocknen dunklen Orte wohl verſchloſſen auf. Wer hauptſächlich auf viele Blätter ſieht, pflanze vorzugsweiſe die große Centifolie an. Moosroſen find eben jo gut. Die Blätter davon dienen zur Bereitung von Roſenwaſſer und werden gern gekauft. Rosa damascena Miller. Damascenerroſe. Zu dieſer Roſenart gehören ſehr verſchiedene Gartenroſen, unter anderen auch einige der mehrmals blühenden Land⸗Monats⸗ roſen. Die Blätter haben eine etwas dunklere Farbe, zum Theil ) Anmerkung. In neueren Zeiten hat ſich beſonders der Beſitzer der großen Baumſchulen in Zöſchen bei Merſeburg, Dr. Dieck, um die Kenntniß der in Bulgarien gebauten Oelroſen und Einführung der dortigen Sorten verdient gemacht. Wer ſich näher darüber unterrichten will, findet Bel —— rung in den erſten Heften der „Gartenflora“ 1889. (Verlag von Paul en Paray u. Co., Berlin). Seite 1165. 1 8 — 184 — einen noch ſtärkern Geruch als die von Centifolien, und dienen im Orient am häufigſten zur Bereitung von Roſenwaſſer und Roſenbl. In den Apotheken heißen ſie Flores Rosarum damascenarum. Dieſe Roſen ſind meiſt nicht ſo gefüllt, wie die Centifolien, geben daher auch weniger Blätter. Man darf nur rothe Roſen ſammeln, denn es giebt unter den Gartenſpielarten auch weißliche und weiße, die zwar eben ſo gut riechen, aber die Waare durch ihre Untermiſchung weniger verkäuflich machen würden. Rosa gallica Gesner. Franzöſiſche Roſe, Eſſigroſe, Apothekerroſe, Sammetroſe, Zuckerroſe ꝛc. Unter den vielen prächtigen Sorten dieſer Art kann man nur die mit dunkelrothen Blumen gebrauchen, denn es giebt auch hellrothe, weißlich und viele geſtreifte. Dieſe Roſen liefern die ſtark riechenden dunklen Roſenblätter (Flores Rosarum rubrorum), welche in den Apotheken ſehr geſucht ſind. Zum wirklichen Medicingebrauche ſoll zwar blos die aufblühende einfache und halbgefüllte Sorte geſammelt werden; aber ſeitdem man dieſe Roſenblätter nicht eigentlich mehr als Arznei giebt, nimmt man es mit dieſer Vorſchrift nicht mehr genau. Rosa moschata Gesner. Moſchus⸗ oder Biſamroſe. Eine hochwachſende, ſogenannte rankende Art mit zahlloſen kleinen Blumen auf einem Zweig. Aus dieſer Roſe ſoll das beſte orientaliſche Roſenöl (Oleum Rosarum aetherum) bereitet werden. Sie kann nur an warmen Mauern oder in den wärmſten Gegenden des ſüdlichſten Deutſchlands und der Schweiz mit Vortheil gezogen werden. Wer ein zu Roſen geeignetes Grundſtück in warmer Lage 5 und mit gutem Boden hat, und ein beſonderer Roſenfreund iſt, — 185 — möge die Roſen in großer Maſſe ziehen, und aus dem Verkauf der Blätter einen Gewinn ziehen, der im ungünſtigſten Falle die Koſten der Unterhaltung deckt, denn an eine gute Verwerthung des Bodens durch Roſenzucht iſt wenigſtens in Deutſchland nicht zu denken, indem die Roſenblätter nicht ſo hoch im Preiſe ſtehen. Man muß das Vergnügen mit einrechnen, und hält dabei ſeinen Roſengarten reinlich, indem keine verblühten Roſen den Stock verunſtalten und keine braunen Blätter den Boden bedecken. Uebrigens dürfen die Roſen nicht etwa ſchon verblüht ſein, wenn man fie zum Trocknen abſchneidet, aber ſie können ſo weit aufgeblüht ſein, daß ihre ſchönſten Augenblicke vorüber ſind, und der Anblick nicht mehr gefällt. So mögen Perſonen verfahren, die einen Nebengewinn aus Roſen ziehen wollen. Wem dagegen daran gelegen iſt, ein ganz ausgezeichnetes Produkt zu gewinnen, der ſammle die Roſen, wenn ſie eben im Aufblühen begriffen ſind, wo ſie den beſten Wohlgeruch entwickeln. Man bedient ſich zum Abſchneiden am beſten einer ſogenannten Roſenſcheere. Die Blätter werden von den Kelchen gethan und ſchnell getrocknet, bis ſie ſich zerreiben laſſen. Alsdann werden fie in ein Sieb gethan, damit Inſectenlarven und Kelch⸗ theile u. ſ. w. durchfallen. Man ſalzt auch friſche Roſenblätter ein; in Deutſchland kommt dies jedoch kaum vor. Der Umſtand, daß in den Balkangegenden, namentlich bei Kiſanlik, Karlowa, Sopat, Philippopel, Rhodope u. a. m., das in rauheren Gebirgsgegenden gezogene Roſenöl für feiner gilt, giebt der Hoffnung Raum, daß auch andere nördlichere Gegenden zur Erzeugung des echten Roſenöls geeignet ſind. Man erzeugt es dort von Rosa moschata, damascena und sempervirens mit einfachen Blüten, welche geſammelt werden ehe ſie aufblühen. Die Deſtillation iſt ſehr einfach, indem man 10—20 Theile Roſen in 50 Theile Waſſer deſtillirt. Die erſten 3—4 überdeſtillirten Flaſchen werden nochmals zu der kochenden Maſſe gegoſſen. 500 Pfund friſche Roſenblätter geben etwa ein Pfund Oel, welches an Ort und Stelle 360380 Mk. koſtet. Das Roſenöl wird ſchon an Ort und Stelle mit Geraniumöl verfälſcht, und es iſt dieſe Fälſchung nur durch den Temperaturgrad des Gerinnens, welcher beim echten — 186 — Oele 12 bis 13 Grad R. iſt, zu erkennen. Ueber die Kultur der Roſen habe ich wohl nicht zu ſprechen nöthig, da ſie allgemein bekannt iſt “). Rosa canina L. Feld⸗ oder Hagebuttenroſe. Die gemeine wilde Roſe mit langen hellrothen Früchten liefert die meiſten im Handel und Hausgebrauch vorkommenden Roſenäpfel oder Hagebutten. Eben ſo wichtig, ja vielleicht nach genauer Kenntniß der Beſtandtheile von größter Wichtigkeit ſind die Kerne oder Samen. Dieſe geben, eine Stunde lang gekocht, einen Thee, der wie chineſiſcher, ſtark mit Vanille gewürzter Thee ſchmeckt. Der Vanillegeſchmack iſt ſo ſtark und fein, daß er von ächter Vanille nicht zu unterſcheiden iſt. Wenn es der Chemie gelänge, dieſen Vanilleſtoff auszuziehen, ſo daß man auch andere Getränke und Speiſen damit würzen könnte, ſo würde die ausländiſche Vanille überflüſſig. — Wer einen unfruchtbaren, ſonſt nutzloſen Berg hat, mag neben anderen Holzarten auch wilde Roſen dort anpflanzen. Er wird ſich nicht nur der ſchönen Blüten und Früchte erfreuen, ſondern kann auch einen kleinen Ertrag davon ernten, wäre es auch nur die Fruchternte für den eigenen Bedarf. Rosmarinus officinalis L. Rosmarin. Labiatae. . Ich erwähne den duftenden Rosmarin blos in der Weiſe wie einige andere fremde Pflanzen, die man hegt, um ſie gelegentlich zu benutzen, da von Gewinn bei der Kultur in nordiſchen Gegenden nicht die Rede ſein kann. Dagegen könnte man in manchen ſubalpiniſchen Gegenden, z. B. bei Riva, Roveredo, Botzen in Tirol. bei Görz in Illyrien u. ſ. w., ſehr gut Rosmarin im i . bauen, ebenſo in Wallis und Teffin in der Schweiz. Hier 3, Aechte Roſen zu Roſenöl würden vielleicht durch die Firma Iherſen und Comp. in Kiſanlik in Bulgarien zu beziehen ſein, welche das beſte ouſenöl in das Abendland liefert. Dr. Died in Genc bei Werebung 5 F 75 — 187 — könnte man den Rosmarinſtrauch ganz wild wachſen laſſen, ihn aber jährlich beſchneiden. um die gebräuchlichen Rosmarinſtengel (Herba Rosmarini s. Anthos) und Blüten zu ernten. Ferner könnte man ihn vielleicht mit noch größerm Gewinn auf gutem Boden heckenartig ziehen. In den meiſten Gegenden Deutſchlands durch⸗ wintert man den Rosmarin im Keller oder Gewächshaus, und pflanzt ihn im Sommer in's Freie. Er verträgt ſtarke Düngung, ohne von ſeinem Geruch einzubüßen. Rubus idaeus L. Himbeere. Potentilleae. Der Nutzen und Gebrauch der Himbeeren iſt bekannt, und es iſt kaum zu erklären, warum die ſo einträgliche, wenig Arbeit und Aufwand verurſachende Pflanze noch nicht häufiger im Großen angebaut wird, da doch die Waldhimbeeren nur den geringſten Theil des Bedarfs liefern, und neuerdings der Himbeerſaft tonnen⸗ weiſe bereitet wird. Man kann nur die rothbeerigen Sorten gebrauchen, und wird wohlthun, die wohlriechenderen davon auszu⸗ wählen, da hierin auch ein Unterſchied iſt. In Amerika wendet man die Blätter der Himbeere bei anhaltenden Durchfällen an, die ein Thee davon, mit Ingwer gekocht, ſicher ſtillen ſoll. Auch bei weiblichen Unregelmäßigkeiten und Geburtswehen giebt man Himbeer⸗ blätter. Das wäre ein wohlfeiles Mittel. Das Gute liegt oft unbekannt ſo nahe. Rubus fruticosus L. Brombeere. Die Brombeeren werden als eingedickter Saft verordnet. Mau hat davon großfrüchtige beſſere Gartenſorten, und ſchätzt beſonders die amerikaniſchen, z. B. Kittatinny, Dorchester, Wilson's Early u. a. m., während die berühmte New-Rochelle oder Lawson nicht 8 überall gedeiht. Man erzieht die Brombeeren in Reihen von we 1550 m Entfernung an Spalieren oder Pfahlreihen. Das abg... tragene Holz wird alljährlich ausgeſchnitten, die Ausbildung dern — 188 — neuen Fruchtranken durch Abſchneiden der Spitzen im Auguſt befördert. Zum Anbau eignen ſich ſteinige Abhänge, an denen jedoch der Boden nicht ſchlecht ſein darf. Sambucus nigra L. Hollunder, Holderſtrauch, Flieder. Sambueinae. Der große mediciniſche Nutzen dieſer Pflanze iſt jo bekannt, daß ich kein Wort darüber zu ſagen brauche. Wo kein Obſtbaum ſtehen kann, kann noch ein Fliederbaum ſtehen, ſelbſt im tiefſten Schatten. Jetzt ſammelt man nur noch die Beeren und Blüten. Will man Blumen zum Verkauf trocknen, ſo muß man ſie bei ganz trocknem Wetter pflücken, wenn noch keine Blümchen abfallen, die kleinen Döldchen von dem allgemeinen Stiel befreien und erſtere ſchnell im Schatten trocknen. Die Beeren dürfen nicht zu lange am Strauche bleiben, weil ſie zahlreichen Vögeln zur Nahrung dienen. — Der Centner Blüten koſtet 30—35 Mk. . Solanum Dulcamara L. Bitterſüß, rankender Nachtſchatten, Waldnachtſchatten. f Solaneae. Da man von Bitterſüß die holzigen Stengel (Stipites Dulca- marae), das ſind die ganzen oberen Theile der Pflanze, ſammelt, ſo kann die ohnedies nicht häufige Pflanze nicht gemein werden und verſpricht Abſatz. Wild wächſt ſie an ſchattigen Ufern in Erlenſümpfen, an Waldrändern, Hecken und feuchten Felſen, und wer ſolche Plätze hat, mag den Nachtſchatten dort anpflanzen und verwildern laſſen. Man ſchneidet im Herbſt oder Frühling die verholzten letzten (einjährigen) Triebe ohne Blätter und unreifes Holz. Die Wurzeln ſollen ein noch kräftigeres Heilmittel ſein. Die blauen Blumen ſehen ſehr zierlich aus und ſind ein Ufer⸗ ſchmuck; doch blühen die alljährlich geſchnittenen Sträucher nicht reich. Die Beeren wirken heftig brechenerregend und purgirend, werden deshalb auch für giftig gehalten, und find wegen ihrer chen rothen Farbe Kindern gefährlich. Da der Rahtichatten eine kletternde Pflanze ift, jo muß er andere Sträucher zur Stütze — 189 — haben und in dieſe hineinwachſen oder herabhängen können. Ge⸗ wöhnlich verbreiten ſich die Zweige am Ufer über das Waſſer, über welches ſie zierlich herabhängen. Es iſt dies eine Pflanze, die man nur am Waſſer ſieht. — Der Centner geſchnittene Stengel koſtet 12—15 Mk. Spiraea tomentosa L. Filziger Spierſtrauch. Von dieſem ſchönen Gartenſtrauch gebraucht man in ſeinem Vaterlande Nordamerika die Blätter als toniſches adſtringirendes Mittel gegen Diarrhöen. Dieſe Spiräa iſt eine unſrer ſchönſten im Garten, gedeiht aber nicht überall, und verlangt entweder einen friſchen, ſandigen Thonboden oder Haide, Moor- und andere = Humuserde, dabei einen etwas feuchten Standort. Sie vermehrt ſich in geeignetem Boden von ſelbſt durch Samenausfall. i — 190 — Teucrium Marum L. Marum verum. Katzengamander, Amberkraut. Labiatae. Man zieht dieſen kleinen zierlichen Strauch häufig im Zimmer, wo man die zerriebenen Blättchen als Riechmittel gegen Kopfweh benutzt. Wenn man ſtark daran riecht, ſo empfindet man eine ähnlich ſtechende Wirkung in der Naſe wie vom Salmiakgeiſt. Innerlich gebraucht man das Kraut als Pulver oder Thee. Es würde gewiß lohnen, dieſe Pflanze zu medieiniſchen Zwecken zu erziehen, indem ein Frühlingsſteckling, im Mai in ein Gartenbeet gepflanzt, bis zum Herbſt einen anſehnlichen Buſch bildet, wenn man ſie nicht ſo gegen Katzen ſchützen müßte, indem dieſe den Geruch ſo lieben, daß ſie die Zweige zerkratzen, ſich darauf wälzen und ſo die Pflanzen verderben. Das Katzenkraut wächſt in jedem Boden, verlangt aber Sonne und ſcheut große Feuchtigkeit. Man benutzt in Apotheken die blühenden Spitzen (Summilates Mariveri v. Cyriaci). Will man jedoch eine ſchöne grüne, buſchige Pflanze zum Hausgebrauch haben, ſo muß man durch immerwährendes Abkneipen der Spitzen das Blühen verhindern. Taxus baccata L. Eibenbaum. Taxineae. Dieſer ſchöne immergrüne Baum, welcher auch bei uns an Kaltfelſen als Strauch wild vorkommt, liefert die Taxuszweige (Summitates Taxi), welche in neuerer Zeit wieder in den Apotheken gebraucht werden. Der Taxus bildet ſchöne Hecken und eine 5 prächtige Gartenzierbe, wird daher überall einen Plah verdienen 3 * Giftpflanze auf, weil er allgemein dafür ge⸗ halten wird, obſchon ſeine giftigen Eigen⸗ ſchaften nicht erwieſen, und die ſchönen rothen Beeren der weiblichen Pflanze von Kindern ohne Schaden gegeſſen worden find, Der Taxus wächſt in jedem Boden und an jedem Platze, liebt jedoch mehr Schatten und ſchweren Boden. Thuja occidentalis L. Lebensbaum, ſogenannte Nordamerikaniſche Ceder. Conifereae. Dieſer bei uns in Gärten ſo häufige immergrüne Baum wird jetzt nur noch ſelten in Apotheken verlangt, während er in ſeinem Vaterlande Nordamerika als Hausmittel ſehr geſchätzt iſt und beſon⸗ ders von den Canadiern gegen Rheumatismus gebraucht wird, indem man aus dem aus den Zweigen (Ramuli arboris vitae) gewonnenen ätheriſchen Oel eine Salbe und Seife bereitet. Eine beſondere Auf⸗ merkſamkeit und Beachtung verdient der Lebensbaum für aromatiſche Dampfbäder anſtatt der Fichten und Kiefern, indem er ſich gegen Gicht und Rheumatismus als ganz außerordentlich wirkſam gezeigt — 192 — hat.“) Der Lebensbaum wächſt in jedem Boden, liebt aber feuchten Standort und Schatten, aber nicht unter Bäumen. Man zieht daraus ſehr ſchöne Hecken; und kann die beim Beſchneiden abfallen⸗ den Zweige verwerthen. Thymus vulgaris L. Wahrer, Franzöſiſcher oder Gartenthymian. Hayne Bd. 11. Taf. 2, Plenk Taf. 489. Labiatae. Dieſe kleine ſtrauchartige Pflanze findet man häufig in den Gärten als Einfaſſung, wozu ſie ſich auch ſehr gut eignet. Man ſammelt die Zweige mit den Blumen (Herba Thymi), was im Juli und Auguſt der Fall iſt, wenn die Pflanzungen jedes Jahr geſchnitten werden. Der Thymian liebt mehr trocknen als feuchten Boden und eine ſonnige Lage. In kalten Wintern ohne Schneedecke erfriert er zuweilen, weshalb es auch zweckmäßig iſt, die Reihen im Herbſt mit Erde anzuhäufeln oder Nadeln von Fichten und Kiefern dazwiſchen zu ſtreuen. Am ſchnellſten kommt man zu einem Vorrath von Pflanzen, wenn man den Samen dünn an Ort und Stelle in Reihen ſäet. Alte ſchlecht gewordene Pflanzungen kann man zwar durch Theilen der Stücke und tieferes Pflanzen (Umlegen) erneuen, allein die Erneuerung durch Samen iſt faſt vorzuziehen. Tilia parvifolia Ehrhart. Winter: oder Steinlinde. Tilia grandifolia Host. Sommer: oder großblätterige Linde. Tiliacea. Man ſammelt bekanntlich von dieſen beiden einheimiſchen Bäumen die Blüten, die als Lindenblütenthee allgemein geſchätzt und benutzt werden. Ich erwähne ſie hier nur beiläufig. — Preis 24 30 Mk. der Centner. 5 0 Die Zweige wurden zerkleinert unter den upboben der Badewanne gethan, 8 d nur der en tage 1 1 — Vanilla aromatica Swarz. Vanilla planifolia Aiton. Wahre Vanille. Plenk Taf. 74 und 75. Orchideae. Man wird ſich wundern, daß ich auch dieſe Pflanzen des tropiſchen Urwaldes als Kulturpflanze für Deutſchland aufführe. Gleichwohl iſt in Europa und auch in Deutſchland ſchon an mehreren Orten in Gewächshäuſern Vanille gezogen worden, nicht nur als Seltenheit einige Schoten, ſondern pfundweiſe, die nach Art der ausländiſchen Vanille zubereitet, ſich an Güte von derſelben nicht verſchieden zeigten und bald Käufer fanden. Die erſte Vanille in Europa wurde im botaniſchen Garten zu Lüttich gezogen und ich theile hier vor⸗ zugsweiſe mit, was Herr Profeſſor Charles Morren darüber in dem „Bulletin de PAcademie royale des sciences et belles lettres de Bruxelles 1837“ berichtet. Seitdem vergeht aber wohl kein Jahr, wo nicht in einem Garten Deutſchlands Früchte der Vanille reifen. Die Vanillepflanze, welche dort Samen trug, iſt V. planifolia, deren Früchte nicht die Güte der V. aromatica haben ſollen. Sie ſtand an einer 12 m hohen Drachenpalme Dracaena Draco), an deren Stamm ſie feſt wurzelte. Am 16. Februar 1836 öffneten ſich die erſten Blüten und am 16. Februar 1837 fiel die erſte reife Frucht ab. Die Blumen wurden ſämmtlich künſtlich befruchtet. Dieſe Pflanze trug 54 Schoten, die zuſammen reif ein Gewicht von drei Pfund hatten. Sechszehn Blumen ſetzten nicht an. Im folgenden Jahre hatte dieſelbe Pflanze mehrere Hunderte von Früchten angeſetzt. Herr Morren glaubt, daß die Pflanze durch Durchbohren der Zweige mit Nadeln und Brennen derſelben, wie er es in Lüttich anwenden ließ, zum Blühen zu bringen iſt. Ich bezweifle mit Anderen die Nützlichkeit dieſes Verfahrens, und glaube, daß die Vanille ſtets blüht, wenn ſie der Sonne ausgeſetzt wird und alt genug iſt. Allen⸗ falls könnte das Umlegen von Drahtringen die Blütenbildung befördern. Sehr wahrſcheinlich ſcheint es mir endlich, daß die 5 Pflanzen erſt dann anſetzen, wenn ſie höher geworden ſind. Man bat auch anderwärts ohne eine künſtliche Verwundung Früchte gezogen, unter anderen auch von V. aromatica im Orchideenhauſe des Senator Jeniſch in Flottbeck bei Hamburg unter der Kultur des | | %% ZJag er, der Apotheker⸗Garten. 3. Aufl. — 194 — Herrn Kramer. Hier ſtand die Pflanze unten an einem alten Weidenſtamm, der Sonne einigermaßen ausgeſetzt, und bedeckte eine ganze Wand. Eine Vanillepflanze, welche Früchte tragen ſoll, muß wenigſtens fünf Jahre alt ſein. Zu ihrer Kultur gehört ein heißes Treib⸗ haus, am beſten ein ſolches, worin Orchideen gezogen werden. Aber auch ein Ananas: oder Piſanghaus iſt zur Kultur geeignet, und die Vanille nimmt darin gar keinen anders verwendbaren Platz ein, bringt daher durch ihren Ertrag einen reinen Mehr⸗ gewinn. In einem ſolchen Hauſe pflanzt man die Vanille entweder an einen mit Rinde bekleideten Baumſtamm oder Balken, oder an eine Hinter⸗ oder Seitenwand des Hauſes, welche mit Baumrinde, Kork oder Tuffſteinen be⸗ kleidet iſt. Die Zweige der kletternden Pflanze bilden nämlich in feuchter Luft an jedem Glied Wurzeln und wurzeln in der Rinde oder dem Stein feſt, von hier ihre meiſte Nahrung beziehend. Am dauer⸗ hafteſten würden Tuffſteine ſein, die man mit Cement in die Mauern ſelbſt befeſtigen kann. Rinde bröckelt bald ab, und bringt dadurch oft Störung hervor. Dagegen find dünne Korktafeln, welche man an der Wand befeſtigt, ganz vorzüglich. Der weichholzige Strauch 1 1 Vanilla aromatica Swarz. (Abbildung S. 194.) — 15 — theilt ſich von unten auf in zahlreiche Aeſte, die man ſo vertheilt, daß die ganze Wand damit bekleidet iſt. Wenn die Vanille im üppigſten Wachsthum iſt, ſo ſchlingt ſie ſich um Stangen, benachbarte Pflanzen und ſendet eine Menge von Luftwurzeln von den höchſten Zweigen bis in die Erde, wie in ihrem heimatlichen Urwalde. In dieſem Zuſtande beginnt ſie zu blühen, und zwar, wie jetzt vielfach beobachtet wurde, ohne eine künſtliche Vorrichtung. Der Standort muß ſo ſein, daß die Pflanze etwas Sonne bekommt, ohne ihr gerade ausgeſetzt zu ſein, und ſie müßte in den Mittagsſtunden beſchattet werden, wenn der Standort ſehr ſonnig ſein ſollte. Die Erde kommt nur in der Jugend in Betracht, denn ſpäter zieht die Pflanze alle Nahrung aus der Luft und den Körpern, woran ſie wurzelt. Man pflanzt ſie in eine Miſchung von grober Haideerde mit Torfmoos und Steinen vermiſcht. Die Temperatur des Hauſes darf ſelbſt im Winter nicht unter 15 Grad ſein und kann ſich im Sommer bis auf die höchſte, in einem ſolchen Treibhaus vor⸗ kommende Wärme ſteigern. Die Blüten erſcheinen vom Februar bis Juli. Je ſpäter dies der Fall iſt, deſto ſicherer iſt der Frucht⸗ anſatz. Jede Blume muß künſtlich befruchtet werden, weil in unſeren Treibhäuſern die Inſekten fehlen, welche dies Geſchäft im Vaterlande der Vanille verrichten. Dies geſchieht auf bekannte Weiſe, indem man den Blumenſtaub (den Befruchtungsſtoff) auf die Narbe (weiblicher Geſchlechtstheil) bringt. Die Befruchtung iſt jedoch bei der Vanille, wie bei allen Orchideen nicht ſo leicht, wie bei anderen Pflanzen, und gelingt nur ſicher, wenn man keinen Pinſel dabei anwendet. Man hebt die über der Pollenmaſſe (dem Blumenſtaub) des Staubbeutels liegende Schuppe mit einem ſpitzen Meſſer ab, nimmt den ganzen Staubbeutel mit einer Pincette her⸗ aus, und betupft damit die Narbe. Hat man wenig gute Pollen, ſo ſchneidet man den Staubbeutel in Stücke, und trägt nur ein ſolches Theilchen auf die Narbe über. Wenn die Befruchtung „angenommen“ hat, wie die Gärtner ſagen, ſo verblüht die Blume ſehr ſchnell, und die Frucht beginnt ſich zu bilden. Dieſe wächſt 5 ſehr ſchnell, und erreicht eine Länge von 15 em. Die Frucht reift nach 10—11 Monaten, je nachdem die Temperatur des Hauſes und die Sommermärme * Um dieſe Zeit wird fie gelb, ſpäter braun, m — 196 — und ſtrömt den köſtlichſten Wohlgeruch aus, auch träufelt aus den ganz reifen, ſich öffnenden Schoten ein ſtark duftendes Oel, das geſammelt werden kann, aber nicht wie Vanille riecht. Ueber die Zeit des Abnehmens und die Zubereitung zur Auf- bewahrung müſſen erſt noch Erfahrungen geſammelt werden. In Südamerika ſammelt man, wie es heißt, die Schoten unreif. In Europa ließ man ſie völlig reif werden, bis ſie abfallen wollten. Wahrſcheinlich iſt derjenige Zuſtand der Frucht am beſten, wenn ſie gelb zu werden beginnt und ſtark zu duften anfängt.“) Nach Aublet's Mittheilung werden die Früchte unreif abgenommen, in kochendes Waſſer getaucht und nach dem Abtrocknen mit feinem Oel beſtrichen. Im Nachtrag zu Geigers pharmaceutiſcher Botanik wird angegeben, daß die Vanille in Lüttich nach dieſem Verfahren zubereitet worden ſei. Allein Herr Morren ſagt in dem oben genannten Artikel ſelbſt, daß die Methode von Aublet in Europa nicht geeignet ſei. Nach dem neuern Reiſenden Schiede läßt man in Mexico, woher die beſte Vanille (Vanille du leg der Spanier, grande Vanille der Franzoſen) kommt, die reifenden Früchte vorerſt einige Tage an einem ſchattigen Orte welken, worauf man ſie in der Sonne trocknet, ſorgfältig vor Regen ſchützt und in Bündel zu 50 Stück in Blech⸗ kiſten legt. Nach anderen Angaben läßt man ſie erſt in wollenen Decken ſchwitzen, wovon die Schoten dunkel werden, dann werden ſie in der Sonne getrocknet. Auch ſoll man die Schoten vor dem Trocknen ¼ Stunde lang in ſiedendes Waſſer halten, und voll⸗ kommen trocknen, d. h. nicht hart, denn dies wird gute Vanille nie, — in geöltes Papier einwickeln. Aus Allem ſcheint hervorzugehen daß man nur auf ein ſorgfältiges Trocknen zu ſehen hat, übrigens die ſtark duftende Frucht in verſchloſſenen Gefäßen aufhebt. Das Trocknen müßte bei uns wohl bei künſtlicher Wärme geſchehen, die jedoch 30 Grad nicht überſteigen dürfte. — Weitere Belehrung werden Diejenigen, welche Vanille bauen wollen, ſich leicht verſchaffen können. i Ich muß hier der Angabe mehrerer Autoren widerſprechen, welche ſagen, daß die Vanille am Mutterſtocke nicht dufte, ſondern den Geruch erſt bei künſtlicher Behandlung entwickele. Die Früchte duften ſehr ſtark, und erfüllen das ganze Treibhaus, was auch Herr Morren erwähnt. ee Wenn man bedenkt, daß eine einzige Pflanze mehrere Hundert Schoten tragen kann, wovon 54 Stück 1,5 Kilo wogen, ſo läßt ſich bei dem bekannten hohen Preiſe der Vanille berechnen, wie groß der Gewinn des künſtlichen Anbaues werden kann. Um ſo weniger iſt es zu begreifen, daß nach Bekanntwerden verſchiedener ganz gelungener Verſuche, von den vielen heißen Treibhäuſeru, welche jetzt die Gärten beſitzen, jo wenige zum Vanillebau auf Speculation benutzt werden, zumal, da die Vanillenpflanzen keinen für andere Pflanzen nothwendigen Platz wegnehmen. Anhang. Der Medicin⸗Kränterban in Thüringen. Von Oberſtabsarzt Dr. Schwabe in Weimar. (Separatabdruck aus dem Correſpondenzblatt des Allgemeinen ärztlichen Vereins von Thüringen, 1876, Nr. 4 u. 5.) Unter den Bodenerzeugniſſen unſeres ſo reich geſegneten Thüringer Landes nehmen die durch ihre Heilwirkung berühmten, für unſeren Arzneiſchatz nothwendigen Kräuter, Blüten, Samen und Wurzeln eine hervorragende Stelle ein. Ein großer Theil dieſer mediciniſchen Kräuter wächſt wild; ein kleinerer Theil derſelben dagegen iſt in Thüringen der Cultur anheimgefallen, und zwar letztere in einer Qualität und Quantität, welche gerade dieſem Zweige der Ackerwirthſchaft einen Ruf verſchafft haben, der weit über die Grenzen unſeres engeren Vaterlandes hinausgeht, und für die Conſumenten wie den Wohlſtand der mit dem Anbau beſchäf⸗ tigten Gemeinden von nicht zu unterſchätzender Bedeutung ſind. Durch Cultur werden vorzüglich gewonnen: Mentha piperita, Mentha erispa, Levisticum officinale, Archan- gelica-offieinalis, Valeriana officinalis, Cnicus benedictus, Ruta graveolens, Salavia officinalis, Rhus Toxicodendron, Melissa offici- = ; nalis, Hyssopus officinalis, Saponaria officinalis, Fenchel, Kümmel, Koriander und Taback (beſonders im Regierungsbezirk Erfurt, außerdem in Barchfeld und Waſungen gebaut). = Ganz beſonders iſt es unſer Thüringen, welches bei der aus. geſprochenen Neigung ſeiner Bewohner für Blumen und Pflanzen ⸗ zucht, bei der Beſchaffenheit ſeines Bodens und der dem großen Strom der modernen Induſtrie weniger ausgeſetzten Lage mit Hartnäckigkeit an dem alten Kräuterbau feſtgehalten und ihn all⸗ mälig zu einer erfinımenöiertfen. und rühmlichen 3 — 199 — entwickelt hat. Hierzu kommt noch ein anderer Grund. Mit der mehr und mehr zunehmenden Agricultur des Landes, welche ein theilweiſes Verſchwinden oder doch Seltenerwerden vieler wild- wachſender Pflanzen bedingte, wurde man nach und nach zu der rationellen Cultur ſolcher, bei uns heimiſchen Kräuter gedrängt, theils um dieſelben in größerer Menge zuſammen zu haben, theils um unter dem Einfluſſe einer regelrechten Bewirthſchaftung eine Verfeinerung derſelben herbeizuführen. Aber auch viele bei uns nicht einheimiſche Pflanzen ſind in dem Maaße in Mitteldeutſch⸗ land der Cultur anheimgefallen, ſo daß ſie jetzt einen wichtigen Zweig der Landwirthſchaft bilden und eine nicht zu unterſchätzende Quelle des Wohlſtandes für viele Theile unſeres engeren Heimath⸗ landes geworden ſind. Wenden wir uns nun einer genaueren Betrachtung derjenigen Gegenden zu, in denen bereits ſeit einer langen Reihe von Jahren der Anbau der oben genannten officinellen Pflanzen in hoher Blüte ſteht, ſo iſt in erſter Linie Cölleda mit nächſter Umgebung aufzuführen. es Bereits im Jahre 1817 verſuchte ein kleiner Grundbeſitzer Namens Engelhardt, einzelne bis dahin nur in Gärten gezogene der oben bezeichneten Pflanzen im Felde anzubauen, ein Unter⸗ nehmen, welches ſeitens eines gewiſſen Kirchner in Cölleda fort⸗ geſetzt wurde und bei der durch das wiederholte heftige Auftreten der Cholera in den 30er Jahren mehr und mehr geſteigerten Nach⸗ frage beſonders nach Krauſeminze und Pfefferminze durch die beiden Söhne deſſelben, die Gebrüder Kirchner eine Ausdehnung gewann, welche ſich jetzt zum Theil weit über die Grenzen Deutſchlands hinaus erſtreckt und durch die Güte und Menge des ine Materials beſtimmend für die Preiſe deſſelben iſt. Abgeſehen von 5 bis 6 Ackerbürgern, welche in dem 8 4000 Einwohner haltenden Cölleda einen bedeutenden Getreidebau treiben, beſchäftigt ſich der bei weitem größte, aus kleinen Häuslern beſtehende Theil der Einwohnerſchaft, ſowie die in einem Umkreis 2 von 3 bis 4 Stunden herumliegenden Ortſchaften: Groß und = Klein⸗Neuhauſen, Orlishauſen, Frohndorf, Stödten, Oberheldrungen, Kannewurf, Büchel und Gorsleben mit den Anbau von benen i i . : — 200 — Krauſeminze, Pfefferminze, Liebſtöckel, Angelika und Alantwurzel und dergl. und ohne Zweifel iſt der mehr und mehr ſteigende Wohlſtand jener Gegend zum guten Theil Folge jener gewinn— bringenden Induſtrie. | Während in den meiſten genannten Ortſchaften der Bau mediciniſcher Kräuter erſt jpäter begann, wurde er in Groß⸗Neu⸗ hauſen durch einen unbemittelten, aber intelligenten Mann, Namens Vogel, ſchon vor 60 bis 70 Jahren eingeführt, von wo er bald auch in das benachbarte Klein⸗Neuhauſen kam. Noch vor 50 Jahren holten die in beiden Neuhauſen wohnenden Anbauer von Baldrian die Pflänzchen zur Frühjahrszeit in dem 1795 ausgetrockneten See bei Schwanſee in der Gegend von Erfurt. Schon vor Tages⸗ anbruch wanderte eine Karawane von Pflanzern nach dieſem, 4 bis 5 Stunden entfernten Orte, um erſt nach Einbruch der Nacht reich beladen zurückzukehren. Später zogen ſie dann die Baldrianpflanzen ſelbſt aus Samen. Es ſcheint, als ob der lockere ſchwarze Humusboden jener Gegenden, der reichlich mit Stalldünger verſehen wird, ſich beſonders gut zum Anbau dieſer Pflanzen eigene, da in dem mehr ſteinigen Terrain nach dem Höhenzuge der Finne, wie nach dem Ettersberge zu vielfache Verſuche zu einer ähnlichen Kultur vollſtändig ſcheiter⸗ ten. Aber auch in den oben genannten günſtigeren Bodenlagen eignen ſich nur beſtimmte Gegenden zum Anbau beſtimmter Pflanzen. So werden in der unmittelbaren Umgebung von Cölleda: Krauſe⸗ minze, Pfefferminze, Baldrian, Liebſtöckel, Angelika und Alant⸗ wurzel von außerordentlicher Größe und dem intenſivſten Aroma gezogen, während ſchon in dem nur eine Stunde entfernten Neu⸗ hauſen die Pfefferminze z. B. dergeſtalt ausartet, daß die Stiele roth, die Blätter verkrüppelt, ohne beſtimmten Geruch werden und des ätheriſchen Oels jo ermangeln, daß fie zur Deſtillation nicht verwendet werden können. Während größere Lieferanten wie z. B. die Gebrüder Kirchner 5 50 bis 60 Morgen bebauen, bepflanzen die kleinen Häusler nur 1 bis 2 Morgen und verkaufen dann ihre Producte an Ort und Stelle oder verwenden fie ſelbſt auch zur Gewinnung des ätheriſchen Oels. So befinden ſich in dem kleinen Ort an 30 Deſtillationen, — 201 — welche das dort fabricirte Pfefferminz und Baldrianöl entweder in Cölleda ſelbſt verkaufen oder nach außerhalb liefern. Um nun auf die Cultur der einzelnen Pflanzen etwas genauer einzugehen, ſo wird 1) die Angelika-Wurzel durch Samen gezogen, der in einem leichten, gut gedüngten Boden im Herbſte ausgeſäet wird. Die im Frühjahr hervorkeimenden Pflanzen werden, um das Land von Unkraut zu befreien, 2 bis 3 Mal umgehackt, erreichen bei günſtiger Witterung eine Höhe von 3 bis 4 Fuß, und es werden dann im Herbſt die Wurzeln ausgegraben, gewaſchen, zerſpalten, an Bindfäden gereihet und zum Trocknen aufgehangen, um entweder als Droguen in den Handel gebracht oder zur Deſtillation von ätheriſchem Oel benutzt zu werden. Um Samen zu gewinnen, muß die Pflanze zweijährig ſein. Sie wird dann 5 bis 6 Fuß hoch und liefert in auseinandergehenden Dolden einen dem Paſtinak ähnlichen Samen. Ein gleiches Verfahren wie bei der Angelika findet 2) bei der Baldrianpflanze ſtatt. Dieſe zerfällt in Wald⸗ und Wieſen⸗Baldrian und wird entweder wild wachſend an den Stellen ihres natürlichen Vorkommens aufgeſucht oder aus Samen, der im Frühjahr ausgeſäet wird, gezogen und im Herbſt ausgegraben. Die Waldpflanze iſt kleiner als die durch Cultur erzogene, hat jedoch ſtärkere Wurzeln mit weniger daran hängenden Fäden, während die cultivirte zwar höher iſt, jedoch kleinere Wurzeln mit vielen Neben⸗ faſern hat, die, bevor die Wurzel in den Handel gebracht wird, geſäubert und vermittelſt eiſerner Kämme gereinigt werden. Wo es angeht, wird der gewaſchene Baldrian auch auf den abgemähten Wieſen ausgebreitet und getrocknet, wodurch das mühſame Anreihen erſpart wird. Aus der Wurzel wird durch Deſtillation ein hell⸗ grünes, ätheriſches Oel bereitet, während das bei dieſer Prozedur gebildete Baldrianwaſſer zur Gewinnung von Baldrianſäure be⸗ nutzt wird. 3) In gleicher Weiſe wie Angelika und Baldrian wird auch 8 die Alantwurzel aus Samen gezogen. Dieſelbe kommt theils 5 ungeſchält, theils geſchält (geſchabt) in den Handel, während aus . a _aögefcabten Abfällen üferifües Dei gewonnen wird. 4) Liebſtöckel wird entweder durch Samen gezogen, der aus der 5 bis 6 Fuß hohen Samenpflanze gewonnen wird, oder auch durch Seitenſchößlinge, die am Kopfe der Wurzel hervor⸗ brechen, weiter verpflanzt. Ein ausgeſprochenes ätheriſches Oel ſcheint Liebſtöckel nicht zu haben und wird das in großen Fabriken durch Deſtillation gewonnene Product erſt durch Zuſatz gewiſſer Stoffe gebildet. 5) Die Seifenwurzel wird im Frühjahr geſäet und, ohne weiter verpflanzt zu werden, im Herbſt ausgegraben, getrocknet und theils in ganzen Wurzeln, theils geſchnitten in Bündeln in den Handel gebracht. Von Kräutern werden in Cölleda und Umgegend beſonders gezogen: Pfefferminze, Krauſeminze, Cardobenedicten, Wermuth, Salbei und ſchwarze Malven. 5 Der bei Weitem bedeutendſte Handelsartikel iſt die Pfeffer⸗ minze, die zuerſt im Jahre 1817 aus den Gärten in die Flur verpflanzt, damals auf gutgedüngten, vermittelſt Spaten umge⸗ grabenen Gartenbeeten gebaut wurde. Sie wurde hier im Früh⸗ jahr eingepflanzt, durch fleißiges Hacken und Reinigen des Erd⸗ bodens zum Weitergedeihen gebracht und im Juli oder Auguſt geerntet. Obwohl die Pflanze in den letztgenannten Monaten zur Blüte kommt, iſt es bis jetzt noch nicht gelungen, Samen daraus zu gewinnen, vielmehr geſchieht die Fortpflanzung durch die Wurzel ſelbſt und zwar ſo, daß dieſe mit den im Herbſt nach der erſten Ernte neu getriebenen Ausläufern auf den in großer Anzahl bepflanzten Morgen Landes durch den Ackerpflug aus der Erde herausgeworfen, auf friſch zurecht gemachte Pläne gefahren und in die durch den Pflug gezogenen Furchen jo eingelegt wird, daß a Wurzel an Wurzel zu liegen fommt. Bei der von Mitte Juli bis Auguſt jtattfindenden Ernte, welche bei angehender Entwickelung der Blüthenriſpen beginnt, abgeftreift, auf Böden getrocknet und dann in den Handel gebracht. n bie, Ene ee ene dann Deere ee oe ee, — 203 — Das Pfefferminzöl, welches ſchon in der Mitte der 20er Jahre durch Deſtillation gewonnen und Dank der Reellität ſeiner Verfertiger vor den Verfälſchungen mit Kienöl oder Ol. Terebinthi und Rosmarini bewahrt, (eine Verfälſchung, die auch häufig in der Weiſe ſtattfindet, daß die genannten Oele zu dieſem Zwecke gleich mit dem Menthakraut gemiſcht in den Deſtillirapparat gegeben und ſo die Oele gemiſcht abdeſtillirt werden) ſich eines außerordentlichen Rufes erfreut, wird derartig bereitet, daß die in einem großen Dampfkeſſel entwickelten Dämpfe durch ein darüber ſtehendes, mit dem Kraut und der Wurzel der Pflanze gefülltes Faß hindurch⸗ ſtrömen und durch ein Kühlrohr in das Kühlſchiff geleitet, in einen Clyinder gelangen, in welchem ſich Oel und Waſſer ſcheiden. Dieſes gewöhnliche Oel kommt entweder als ſolches in den Handel oder wird noch einmal gereinigt in der Weiſe, daß es mit fein pulveriſirter Holzkohle und zwar auf 1 Pfd. Oel 1 Nöſel Kohle innig zu Brei verrieben und mit Waſſer und Potaſche verſetzt einer nochmaligen Deſtillation unterworfen wird. In gleicher Weiſe wie bei der Pfefferminze geſchildert, findet der Anbau der Krauſe minze (blos Spielart der erſteren) und die Bereitung ihres ätheriſchen Oeles ſtatt. Die Meliſſe wird aus Samen gezogen: die kleinen Pflänzchen werden einen Fuß breit von einander geſetzt und erreichen eine Höhe von 1 bis 1½ Fuß, ſind wohlriechend und werden die Blätter ebenfalls von dem abgeſchnittenen Stengel abgeſtreift. Die mehrjährigen Pflanzen ſind dem Winterfroſt leicht unterworfen und eignen ſich deshalb mehr zur Cultur in den Gärten, als auf der Flur. i Die Cardobenedieten werden im Frühjahr aus Samen gezogen, kurz vor Eintritt der Blütenentwickelung abgeſchnitten und 5 auf Böden getrocknet in den Handel gebracht. 5 | Wermuth, dem Froſt weniger unterworfen, als die vorher⸗ 4 5 genannte Meliſſe, wird aus Samen gezogen: die einen Fuß breit x von einander geſetzten Pflanzen erreichen eine Höhe von 2 Fuß 5 — 204 — und kommen in zwei Sorten, als Wermuth mit Blüten oder Wermuth mit Blättern in den Handel. In größeren Fabriken wird ein ätheriſches Oel daraus gewonnen, die jedoch in Cölleda nach dieſer Richtung hin angeſtellten Verſuche haben kein günſtiges Reſultat erzielt. Salbei, Yſop und Lavendel werden meiſt in Gärten gebaut und kommen nur in kleinen Partien in den Handel. Dagegen hat man in der letzten Zeit angefangen, auch die ſchwarzen Mal ven in der Flur zu cultiviren. Die mehr⸗ jährigen Pflanzen erreichen in gut gedüngtem Boden eine Höhe von 5 bis 6 Fuß und kommen die Blüten abgepflückt und auf Böden getrocknet in den Handel, ſind aber gewaltigem Aufſteigen und Rückſchlagen der Preiſe unterworfen. Nichts beweiſt wohl deutlicher den enormen Umſatz dieſes Handelsartikels für jene Gegend, als ein kurzer Blick auf die folgende Tabelle, deren Zahlen, durch die Gefälligkeit der Gebrüder Kirchner den Geſchäfts⸗ büchern entnommen, die während der Jahre 1870 bis 1873 gemachten Lieferungen repräſentiren, wobei noch beſonders zu bemerken iſt, daß dieſelben nur ungefähr / des Geſammtumſatzes der Gegend von Cölleda ausmachen und der Anbau der medici⸗ niſchen Kräuter ſeit 1873 in ſtetem Steigen begriffen iſt. Außer in Cölleda und nächſter Umgebung findet der Anbau 5 mediciniſcher Kräuter in mehr oder weniger entwickelter Weiſe noch in manchen anderen Orten Thüringens ſtatt. So iſt zunächſt zu erwähnen, daß dieſe Cultur bereits ſeit dem Jahre 1780 in ziemlich großem Maßſtabe im Gleiße⸗ Thal betrieben wird und zwar mit nachfolgenden Pflanzen: Archangelica, Levisticum, Aconitum, Lactuca virosa, Rhus Toxi- peregrina, Nigella damascena ſtatt sativa, Althaea officinalis, Glyeyrrhiza glabra (einzeln cultivirt), Imperatoria Ostruthium, Inula Helenium, Helianthus annuus und tuberosus, Anthemis 'obilis, Calendula officinalis, Mentha erispa und ee Salvia ein: ui Melissa officinalis. f # codendron, Cnicus benedictus, Saponaria, Paeonia corallina und Be 1870 | 1871 | 1872 | 1873 8 Pflanzen. * reis à Centner. Fu Bid. MD. | Bid. Pfd. Prefferminzfraut . . . 20330 49192 | 40694 39554 24—150 AM - Krauſemin ze 6515 9631 8821 6576| 24-150 A Meliſſe d d IR e Salbe: 4, ii — | u 1. Wermue h 5481 3136 8685| 5487 JJ. 8 f 325 — — — Cardobenedieten . 2549 2227 2669 1441 Angelikawurzel . . 59882 23687 56856 | 94549 1,75—30 „A CVVVVVVVVC ei 55401 28288 31870 19499 15—45 A —B ͤ 21881 15478 | 15956 12566 15—16 4 GVV Er 13425 | 8686 | 31890 6—23 A Ceifenwurzel » .» . . . 4970 2144 3235 — 15—45 4 - - f PMfeeinz e!!! 77 — 303 380 1 Pfd. 12—30 4 Krauſeminzbk l. — — 291 515 1 Pfd. 12—30 4 Angela,. 70 — 72 35 1 Pfd. 18—45 % Balbriandl 1120.55 : — — 19 | 1Pfd.24—36 A Recht bedeutend iſt ferner der Kräuterbau, der in Jena und deſſen Umgebung betrieben wird. Derſelbe wurde vor ungefähr 130 Jahren durch Michael Tonndorf dort eingeführt und haben ſeit jener Zeit wechſelweiſe 1, bald auch 2 bedeutendere Pflanzer ſich fortdauernd mit dieſer Kultur beſchäftigt. Die Flur beſteht dort aus verſchiedenen Bodenarten; ganz beſonders gedeihen gut daſelbſt im Lehmboden: Rad. Saponariae, Rad. Althaeae, Angelica, Levisticum, Inula, Petroselinum, wie auch Mentha piperita und erispa und Melisse. Salbei und Päonien werden größtentheils in mehr ſteinigem Terrain an den Bergen gezogen. Auch Radix Bardanae, die ſonſt als Unkraut unter dem Getreide und auf Triften häufig und in Menge vorkommt, wird dort in gutem Boden cultivirt und ge⸗ ſammelt. Unter den benachbarten Ortſchaften Jena's beſchaftigen ſich beſonders Jenalöbnitz, Graitſchen, Golmsdorf und Löberſchütz mit dem Anbau mediciniſcher Kräuter. In Löberſchütz wird neben Königskerze, Malve und Althee noch Datura, Origanum, Stramo - nium, Majorana, Tormentilla und ſtellenweiſe auch Pimpinella, 85 Achillea und Matricaria cultivirt, desgleichen i in Frau e — 206 — Anethum graveolens, Coriander, Cichorie, Bardana, Cnicus benedictus, Carduus marianus, Salvia, Melissa, Althaea rosea, ſeltener Artemisia abrotanum und Borago. Ferner iſt zu er- wähnen Erfurt,“) ſchon im frühen Mittelalter eine Central⸗ und Muſterſtätte für Land⸗ und Gartenbau, jetzt wohl die unbe⸗ ſtrittene Königin der Blumen⸗ und Samenzucht. Die ätteſten Nachrichten weiſen darauf hin, daß dort bereits 1290 der Bau des Färberwaid ſtark betrieben und allmälig zu hoher Blüte entwickelt wurde. Später verfiel dieſe Cultur, da der dadurch gewonnene Indigo reichlicher in ausländiſchen Pflanzen enthalten iſt und billiger aus ihnen hergeſtellt wird, und es mahnt nur noch hier und da der Anblick eines, einem Mühlſteine ähnlichen und früher zum Zerquetſchen der Pflanze beſtimmten Waidſteines an die alte Zeit. Jetzt werden in der nächſten Umgebung von Erfurt beſonders i noch Coriander, Anis, Foenum graecum, gelber Senf und Mohn zu Arzneizwecken gebaut, wie in den entfernteren Ortſchaften Ring⸗ leben, Dachwig, Walſchleben, Herbsleben und Gebeſee Meliſſe, Pfefferminze, Krauſeminze. Majoran, Baldrian, Yſop, Angelika, Alant und Liebſtöckel. Wenn wir nicht Erfurt, wie in allen anderen Zweigen des Landbaues, auch an der Spitze der von uns beſonders abgehandelten Cultur erblicken, ſo mag das daran liegen, daß die reiche und blühende Stadt die Kräfte und Mittel in ſich fand, mit der Zeit fortzuſchreiten und ihren Schwerpunkt von dieſem einfachen Zweige der Induſtrie weg auf Garten⸗ und Blumencultur zu verlegen, die mehr dem modernen Geſchmacke huldigt, die, wenn ſie vielleicht auch ebenſo viel Aufmerkſamkeit und Mühe, doch nicht die ſchwere Handarbeit verlangt, wie ſie der Pflanzer mediciniſcher Kräuter zu verrichten hat und die endlich, ohne Zweifel nicht ſo beeinflußt von äußeren Verhältniſſen, einen ſicheren und günſtigeren Ertrag liefert i = die eben geſchilderte Cultur. N 5 = Erfurt hat unter einer ftarfen Humusſchicht Sand und dann en Na . een dur 3 Keuperuntergrund. Der Boden iſt wärmer, als in der a Zuletzt iſt noch zu bemerken, daß der rationelle Anbau medi⸗ einiſcher Kräuter und der Handel mit denſelben auch im Harz in hoher Blüte ſteht. Gebaut werden in Gernrode, Weſterhauſen, Quedlinburg, Rieden, Ballenſtedt, Paulsfelde ꝛc. hauptſächlich folgende Pflanzen: Calendula, Stramonium, Meliſſa, Mentha piperita und crispa, Pyrethrum roseum, Verbascum, Foeniculum, Anisum, Petroselinum, Coriandrum, Rubus Idaeus, Absynthium, Basilicum, Borago Cardo- benedicti, Cochlearia, Hyssopus, Thymus, Majorana, Ruta, Salvia, Aconitum, Althaea, Angelica, Gentiana, Levisticum, Saponoria, Valeriana, ſowie außer ihrem häufig wilden Vorkommen noch: Uva Ursi, Myrtillus, Hyoscyamus, Melilotus, Belladonna ete. Die hauptſächlichſten Handlungen find in Blankenburg Hampe, Werni- gerode Forke, Quedlinburg Hamann, Halle Rathe, Gernrode Münzel, und beſchäftigt ſich letztere Apotheke als Specialität mit der Cultur von Folia Stramonii, Herba Absynthii, Card. bened., Hyoscyam, Hyssopi, Serpylli, Thymi, Rutae und Salviae. Zweiter Anhang. Verzeichniß von Apothekerpflanzen, von welchen Samen von Samenhandlungen zu beziehen find”). Aethusa Cynapium. Cnicus Benedictus. Agrimonia Eupatorium. Colchicum autumnale. Althaea officinalis. Conium maculatum. — — rosea nigra. Crocus sativus (Zwiebeln). Ammi majus. Cucubalus baceiferus. Anchusa officinalis. Cuminium Cyminum. Angelica officinalis. Cynoglossum offieinale. — — sylvestris. Datura Stramonium. Anemone Pulsatilla. Delphinium Staphysagriae. Anthemis nobilis. Dracacephalum moldavicum. — — arvensis. \ Echium vulgare. Arnica montana. 5 Erythraea (Chironia) Centaureum. Artemisia Absynthium. Euphrasia Odontites. — — vulgaris. — — officinalis. Arum maculatum. Fumaria officinalis. Asperula odorata. Galega officinalis. Aspidium Filix mas. Galium Mollugo. Atropa Belladonna. — — verum. Blitum (Chenopodium) Bonus-Hen- | Geum rivale und urbanum. rieus. | Glyeirrhiza glabra. Brassica Eruca. Helleborus foetidus. Betonica officinalis. Humulus Lupulus. Bryonia alba. Hyoscyamus niger. — — dioica. | Hyssopus officinalis. Bupleurum rotundifolium. Inula Helenium. Calendula officinalis. Lactueca virosa. Cannabis indica. Lappa tomentosa (Klette.) Cardamine pratensis. Leontodon Taraxacum. Carduus Marianus (Silybum). Linaria vulgaris. Carlina acaulis. Levisticum officinale. Carthamus tinctorius. Malva Alcea. Chelidonium majus. Matricaria Chamomilla. Cicuta virosa. — — inodora. ) Nicht jede der größern Samenhandlungen führt alle dieſe Pflanzen, ſogar nicht jedes Jahr genau dieſelben. Meine Angaben ſtützen ſich auf ver⸗ ſch Cataloge, unter denen der von Haage und Schmidt in Erfurt der reichhaltigſte iſt. Die meiſten haben ſehr wenige mediciniſche Pflanz Außer⸗ dem noch viele in dieſem Buche nicht genannte Pflanzen und fell lich alle Zier- und Nutzpflanzen, welche in Gärten gezogen merden, die zugleich — 209 — Marrubium vulgare. Melissa officinalis. Mentha crispa. — — piperita. Nepeta Cataria. — -- nuda, latifolia. Nieotiana (Taback) viele Arten. Nigella sativa. Ocimum m. Arten. Onopordon, Acanthium. Origanum vulgare. Paeonia officinalis. Papaver Rhoeas. Peucedanum officinale. Phellandrium aquaticum. Pimpinella Anisum. Plantago Psyllium. Polygala amara. Primula officinalis. Rhamnus infectorius. Ranunculus bulbosus. Ricinus communis u. viele a. Arten. 4 Salvia Selarea. Satureja hortensis. Serophularia nodosa. Sesamum orientale. Sisymbrium offieinale. Solanum Dulcamara. Solanum nigrum. Spilanthes oleracea. Symphitum offieinale. Tanacetum vulgare. Tamus communis. Teucerium Botrys. — — Chamaedrys. Tropaeolum majus. Thymus Serpyllum. Thymus vulgare. Trifolium coeruleum (Melilotus). Valeriana officinalis. Verbascum Thapsus. Verbena offfeinalis. Veronica officinalis. Viola tricolor. Die Aukhobpfanzungen und ihre Verwendung, mit beſonderer Rückſicht auf fremde 55 Holzarten und Weidenzucht. Zugleich als Mittel zu länd⸗ 5 lichen Verſchönerungen. | € | Von H. Jäger. a Für Gutsbeſitzer, Forſtleute, Gemeinde und Gifenbahndorfände, = | Gärtner ein höchſt wichtiges Werk, welches die Refultate 2 jähriger Praxis enthält. 85 „„ Cie cart. m > ER zum e Auban der Handelsgewächſe. 8 Jede Lieferung iſt illuſtrirt. el ee Ma 3 Fabrikpflanzen. Mt. 250. 3: Geſpinnſtpflanzen. Mk. 3,—. 4. Oel⸗ ewa, Mk. 2,.—. 5. Farbenpflanzen. Mk. 1L—. =. 6. Arznei⸗ und Specereipflanzen. Mk. 1.—. 25 Diaſſelbe vollſtändig in einem Bande Mk. 11,—. 555 Von r. W. Löbe. „5 Mit u Illuſtrationen. er Die einzige Scat welche eine vollſtändige Unterweiſung über Arten, . und e vo Bi der 3 Handelspflanzen 8 und bis eutſchen Reiches 125 ente cke. 5 = efier. C. en a